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Full text of "Zeitschrift der Deutschen Geologischen Gesellschaft"

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JULES    MARCOU 


^ 


FOR  THE  PEOPLE 

FOR  EDVCATION 

FOR  SCIENCE 


LIBRARY 

OF 

THE  AMERICAN  MUSEUM 

OF 

NATURAL  HISTORY 


i 


Zeitschrift 


der 


Deutschen  geologischen  Gesellschaft. 


^i  ^^a'     f  •IVff'.c? 


III.  Band. 

1851. 


y" 


Mit  einundzwanzig  Tafeln. 


Berlin,  1851. 

Bei  Wilhelm  Hertz  (Bessei'sche  Buchhandlung). 

Bchrenslrafse  No.  44. 


•9%-v^m* 


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Inhalt. 


Seite. 

A.  Verhandlungen    der    Gesellschaft     .     .       1.107.209.331 

B.  Briefliche   Mi  1 1 h eilunge n  der  Herren  Websky,  Reuss         12 

V.  Strombeck,  Goeppert,  v.  Schaüroth,  Meyn 133 

Oellacher  ,    ZiNCKEN,    Jasche,    Ferd.  Koemer,   Fr.  V.   Hauer, 

L.  Besser 2-2'2 

Emmrich,  Spengler,  v.  Krenski,  Geinitz 3S4 

C     Aufsätze. 

H.  Abicii.  Verzeichniss  einer  Sammlung  von  Versteinerungen 
von  Dhagestan,  mit  Erläuterungen  (mitgetheilt  von  L. 
V.  Buch.) 15 

Reuss.     lieber   die  fossilen  Foraminiferen   und  Entoniostraceen 

der  Septarienthone  der  Umgegend  von  Berlin 49 

OvERWEG.  Geognostische  Bemerkungen  auf  der  Reise  von  Phi- 
lippeville  über  Tunis  nach  Tripoli  und  von  hier  nach  Mur- 
zuk  in  Fezzan 93 

Roth.     Bemerkungen  über  die  Verhältnisse  von  Predazzo     .     .     140 

Reuss.       Ein    Beitrag   zur   Paläontologie    der    Tertiärschichten 

Oberschlesiens 149 

Goeppert.     Ueber  die  Flora  des  Uebergangsgebirges     ....     185 

v.  Grüenewaldt.  Ueber  die  Versteinerungen  des  schlesischen 
Zechsteingebirges.  Ein  Beitrag  zur  Kenntniss  der  deut- 
schen Zechsteinfauna 241 

Goeppert.    Ueber  die  Stigmaria  ficoides  Buon'Gn 278 

Zerrenner.  Ueber  die  in  der  Umgegend  von  Pössneck  auftre- 
tenden Gebirgsarten  und  die  Verbreitung  der  die  Zech- 
steinformation paläontologisch  charakterisirenden  Petre- 
fakten  in  den  Gliedern  dieser  Formation 303 

Otto   Weber.     Zur    näheren    Kenntniss    der    fossilen    Pflanzen 

der  Zechsteinformation       315 

A.  Erman  und  P.  Herter.     Bericht   über    eine  Nachgrabung  in 

der  Baumannshöhle  im  Herbst  1851 320 

Otto    Weber.      Ueber     die    Tertiärflora    der    niederrheinischen 

Braunkohlenformation 391 


IV 

Seite. 

V.  ScHAUROTii.     Ucber  das  Vorkommen  des  Semionotus  Bergeri 

im   Keuper  bei  Coburrj       4u5 

L.  Meyn.     Neue    Beobachtungspunkte   mitteltcrtiärer  Schichten 

in   Lauenburg   und  Holstein 411 

Ernst  Boll.  Geognostischc  Skizze  von  Meklenburg  als  Erläu- 
terung zu  der  von  der  deutschen  geologischen  Gesellschaft 
herauszugebenden  gcognostischen  Uebersichtskarte  von 
Deutschland 43(3 

Hermann  Roemer.  Erläuterungen  zu  den  ersten  zwei  Blättern 
einer  gcognostischen  Karte  des  Königreichs  Hannover,  die 
Gegend  zwischen   iJUdcshcvn  und  Norditeim  umfassend      .     478 

F.  O'V.ALD.  Ueber  einen  Fund  von  siebenzehn  Stück  Zäh- 
nen des  Ptychodus  latissimus  in  einer  riäncrkalkgrubc 
bei   Tcplili 531 

RiciiTi:R.     Erläuterung    zu    der  gcognostischen  Uebersichtskarte 

des  ostthüringischen  Grauwackengebiets 536 

C.    BuuN.NER.      Ueber    die     Hebungsverhältnisse    der    Schweizer 

Alpen • 554 

Richter.     Ueber  thüringische  Graptolithen 563 

Beyricii.     Bemerkungen     zu    einer    gcognostischen    Karte    des 

nördlichen  Harzrandes  von  Langeisheim  bis  Blaukenburg  .    567 


Zeitschrift 

der 

Deutsclien  geologisclieii  GfescIIscliaft. 

1.  Heft  (November,    December  1850,  Januar  1851.) 
A.    I^erhauf11iing:en  der  Gfeselliscliaft. 


].     Protokoll  der  November- Sitzung. 

Verhandelt  Berlin  den  6.   November   1830. 

Der  stellvertretende  Vorsitzende  Herr  v.  Carnall  eröffnet 
die  Sitzung  mit  der  Anzeige  von  dem  Beitritt  folgender 
neuer  Mitglieder: 

des  Herrn  Kaht,  Berg-Inspektors  in  Hohappel, 

vorgeschlagen  durch  die  Herren  v.  Buch,  v.  Carnall 
und  Ewald 

und  des  Herrn  Brankowic,    Bergwerks -Ingenieurs  zu 

Belgrad, 

vorgeschlagen  durch  die  Herren   v.  Bncn ,    G.  Rose 
und  V.  Carnall. 

Folgende  Werke  wurden  als  der  Gesellschafts-Bibliothek 
zugegangen  angemeldet : 

Von  den  Herren  Schnizlein  und  Frickhinger  die  zweite 
Auflage  der  geognostisch- topographischen  Karte  vom  Wör- 
nit%-  und  AltmüJdthal  und  deren  Umgebungen.  In  einem 
begleitenden  Schreiben  der  Verfasser  wird  hervorgehoben, 
dass  diese  zweite  Auflage  sich  von  der  ersten  durch  neu  ein- 
getragene spätere  Beobachtungen  insbesondere  bezüglich  der 
Grenzen  des  Lias  und  Keupers  so  wie  des  Vorkommens 
von  Granitstellen  unterscheidet,  und  dass  die  in  Leoniiard 
und  Bronn's  Jahrbuch  1849  Taf.  IX.  von  Herrn  Schafhaetjtl 
ohne  Kenntnissnahme  dieser  zweiten  Auflage  publicirte  Karte 
noch  die  Irrthümer  oder  unerledigten  Stellen  der  ersten  un- 
verändert  wiedergegeben  hat. 

Z  eils,  (1.  d.  geol.  Ges.  III.  1.  1 


von  Herrn  IlAn)i>'(;Kii  1)  Naturwissenscliaftliohe  Ab- 
handlungen, III.  Band;  2)  Berichte  über  die  Mittheikingen 
von  Freunden  der  Naturwissenschaften,  V.  und  VI.  Band; 

Statuten  und  0.  Heft  der  Jahrbücher  des  Vereins  der 
Naturkunde  für  das  llerzogthum  Nassau,  eingesendet  vom 
Herrn  Fridolin  Sandbercer  zum  Austausch  gegen  die  Zeit- 
schrift der  deutschen  geologischen  Gesellschaft; 

Archiv  des  Vereins  der  Freunde  der  Naturgeschichte  in 
Mecklenburg,  4.  Heft; 

von  Herrn  Barrande  Graptolites  de  Boheme  1850; 

von  Herrn  v.  Hagenoiv  Karte  von  Neuvorpommern 
und  Eugen. 

Der  Vorsitzende  theilte  darauf  das  Wesentlichste  der 
Verhandlungen  mit,  Avelche  in  der  allgemeinen  Versammlung 
zu  Greifswald  gepflogen  worden. 

Es  erfolgte  sodann  den  Statuten  gemäss  die  Neuwahl 
des  Vorstandes  für  das  nächste  Geschäftsjahr.  Dieselbe  fand 
in  der  Weise  statt,  dass  auf  den  Antrag  eines  iNÜtgliedes 
und  unter  Zustimmung  der  Versammlung  die  bisherigen  Vor- 
standsmitglieder veranlasst  wurden,  die  Geschäfte  fortzufüh- 
ren. Gleichzeitig  wurde  denselben  für  ihre  Mühwaltung  von 
der  Gesellschaft  ein  Dank  votirt. 

Herr  EiiitE.NP.ERG  gab  neue  Corrcspondenz -Nachrich- 
ten aus  «Sy.  Pctershurg  über  den  Aral  -  See  und  besonders 
über  die  in  dessen  Umgebung  vorkommenden  Kreide-  und 
Nvmimulitcn- Kalk- Felsen,  von  denen  er  aufsein  Ansuchen 
kleine  sehr  charakteristische  Stücke  erhalten  hatte,  die  vor- 
gelegt wurden.  Als  Resultat  der  mikroskopischen  Analyse 
wurde  bemerkt,  dass  die  Kreide  des  Aral-Sees  in  Central- 
Asien  eben  so  wie  die  europäische,  afrikanische,  amerikani- 
sche und  westasiatische  des  Anti- Libanon  aus  mikroskopi- 
schen Polythalamicn  vorherrschend  gebildet  ist,  dass  diesel- 
ben kleinen  ringförmigen  Morpholithe  überall  die  feinste 
Zwischenmasse  bilden  und  dass  auch  dieselben  Species  der 
unsichtbar  kleinen  Polythalamicn  dort  wie  überall  vorherr- 
schend sind.    Zugleich  wurde  bemerkt,  dass  geringe  Schlannn- 


3 

Anhänge  einer  Felsprobe  der  Insel  Lasarew  im  Aral-See 
bereits  haben  erkennen  lassen ,  dass  der  Boden  des  Aral- 
Sees  mit  ausgezeichneten  Seebildungen  erfüllt  sei,  welche 
keinen  Zweifel  übrig  lassen,  dass  dieser  See  nicht  sowohl 
ein  durch  Verdunstung  salzig  gewordenes  Süsswasser-Bassin 
ist,  dass  er  vielmehr  als  der  Ueberrest  jenes  grösseren  Mee- 
resbeckens allerdings  sich  kenntlich  macht,  von  welchem 
Herrn  v.  Humüoldt's  gelehrte  Forschungen  in  dem  Werke 
Asie  centrale  bereits  so  viele  geschichtliche  Andeutungen 
beigebracht  haben. 

Derselbe  legte  dabei  auf  Herrn  v.  Hlmboldt's  Veran- 
lassung eine  geographische  Skizze  des  Aral-Sees  nach  den 
neuesten  glücklichen  russischen  Bemühungen  vor,  welche  Herrn 
V.  Humboldt  zur  vorläufigen  Kenntniss  übergeben  worden  ist. 

Herr  v.  Carnall  theilte  mit,  dass  Professor  Goeppert, 
welcher  in  Veranlassung  der  k.  preuss.  Regierung  während 
der  letzten  Universitäts-Ferien  die  Flora  des  westphälischen 
Steinkohlen  -  Gebirges  untersuchte,  in  einem  Tlioneisenstein- 
Flöze  dieses  Gebirges  eine  Menge  von  S  üss  Avasßermu- 
s  c  h  e  1  n  gefunden  habe. 

Nach  anderweitigen  Mittheilungen  ist  das  Flöz  in  den 
Werksteinbrüchen  bei  Kirchhörde  zuerst  entblösst  worden. 
Dasselbe  befindet  sich  8— lOLachter  im  Plangcnden  des  zu 
den  liegendsten  Steinkohlen -Flözen  des  westphälischen  Ge- 
birges gehörenden  Carl -Flözes  und  unmittelbar  auf  einem 
zehnzölHgen,  wie  das  Carl -Flöz  aus  magerer  Kohle  beste- 
henden, Flözchen.  Das  Flözfallen  geht  gegen  Norden  mit 
GO  bis  70  Graden.  Die  Mächtigkeit  des  Eisenstein -Flözes 
beträgt  22  Zoll.  Eine  davon  entnommene  Stuffe  ist  in  dem 
Laboratorium  des  Prof.  Liep.i«  zu  Giessen  analysirt  worden 
und  enthielt: 


\  * 


4 

Dichten  Spatheisenstein  oder  kohlensaures  Eisen- 
Oxydul     '■^3^ 

Bitterspath 3,1-5^ 

Kalkspath 2,7-2- 

Thonerde 7,0-^ 

Wasser 1,6  | 

Kohle 13,7  ^ 

100,0  ^ 
Aus  dem  kohlensauren  Oxydul  berechnet  sich  ein  Eisen- 
Gehalt  von  nahe  34  Procent. 

Dieser  kohle-haltige  Eisenstein  scheint  dasselbe  zu  sein, 
was  auf  den  schottischen  Gruben  ^,hl((ck  hmid"  heisst  und 
als  Schmelz-Material  sehr  geschätzt  wird. 

Theils  durch  Steinbruchsbetrieb,  theils  durch  Schürf- 
arbeiten ist  das  Eisensteinflöz  auch  an  vielen  anderen  Punk- 
ten auf  eine  streichende  Länge  von  mehr  als  3000  Lachtern 
bekannt  geworden  und  scheint  mit  demjenigen  identisch  zu 
sein,  welches  bei  Nieder hqfen  und  BergJtofen  erschürft  wor- 
den ist.  Es  sind  darauf  eine  grosse  Anzahl  von  Muthungen 
eingelegt,  doch  fehlt  es  noch  an  Aufschlüssen  über  das  Aus- 
halten des  Flözes  in  seiner  j\lächtigkeit  und  Beschaffenheit. 
Die  Süsswassermuscheln  (es  sollen  Unionen  sein)  fin- 
den sich  auf  dem  ersterwähnten  Punkte  im  Eisenstein  ein- 
geschlossen und  besteht  deren  Schaale  meistens  aus  Schwe- 
felkies. Dieser  kommt  aucli  ausserdem  in  dünnen  Blättchen 
häufig  im  Eisenstein  vor,  w^onaeh  dessen  Verhüttung  keine 
günstigen  Kesultatc  vers])richt.  Ueberdies  ist  wegen  des 
Muschel-Einschlusses  auch  ein  Gehalt  von  Phosphorsäure  zu 
vermuthen. 

Ein  anderes  ähnliches  Eisenstein-Flöz  ist  bei  Horde  auf 
der  Steinkohlen -Grube  Freie  Vogel  und  Unverhofft  aufge- 
schlossen und  unter  dem  Namen  Approbirt  genuithct  wor- 
den. Dasselbe  besteht  aus  zwei  Packen  (Bänken).  Eine 
Probe  aus  dem  Unterpacken  hielt  nach  einer  Aniilyse  des 
Direktors  Slhnabi;l: 


kohlensaures  Eisenoxydul  .     .     .     69,12|^ 

Eisenoxyd 8,26 1 

kohlensaure  Magnesia    ....       3,11-2^ 

kohlensauren  Kalk 2,86-^ 

Wasser 6,20^ 

Kohle 7,48| 

Kiesel-Rückstand 3,20 1^ 

100,23 1 
Mithin  an  regulinischem  Eisen  .     39,15-^ 

an  Kohle 7,48| 

Der  Oberpacken  dieses  Flözes  enthielt  nur  24,68 1  Ei- 
sen, dagegen  32,03-5-  Kohle. 

Dergleichen  Flöze  sind  in  neuerer  Zeit  auf  vielen  ande- 
ren Steinkohlengruben  bekannt  geworden,  theils  in  unmittel- 
barer Berührung  mit  Kohlenflözen,  theils  in  einiger  Entfer- 
nung von  diesen.  Ihre  Mächtigkeit  wechselt  zwischen  {  und 
4  Füssen. 

Am  längsten  (seit  1834)  bekannt  ist  das  Kohleneisen- 
stein-Flöz im  Kohlenfelde  Friederike  bei  Boc/iimi  von  14 
bis  17  Zoll  Stärke,  welches  mit  zwei  entfernten  Querschlä- 
gen durchfahren  ist,  im  weitern  östlichen  Fortstreichen  aber 
seinen  Eisengehalt  verliert  und  in  reine  Kohle  übergeht. 

Ein  in  neuester  Zeit  entdecktes  Eisenstein  -  Flöz ,  im 
Kohlenfelde  Carl  Wilhelm  bei  Stiepel,  liegt  unmittelbar  über 
einem  mächtigen  Steinkohlenflöze,  ist  42  Zoll  stark,  und  be- 
steht aus  Brauneisenstein,  welcher  diesen  Zustand  nur 
durch  eine  Zersetzung  des  kohlensauren  Eisenoxyduls  ange- 
nommen haben  mag,  und  im  Einfallen  wahrscheinlich  in  den 
gewöhnlichen  Sphärosiderit  übergeht.  Nach  einer  Analyse 
von  Schnabel  enthält  dieser  Eisenstein  54-^,  nach  einer 
Schmelzprobe  von  Ro3ipf  41yj  Eisen. 

Ausser  diesen  compakten  Eisenstein-Flözen,  kommt  der 
Sphärosiderit  in  den  milden  Schieferthon-Schichten  des  west- 
phälischen  Steinkohlen-Gebirges  häutig  in  Knollen  und  Nie- 
ren vor,  welche  sich  indessen  noch  nicht  in  solcher  Menge 
vereinigt  auflinden  Hessen,    um  eine  bauwürdige  Lagerstätte 


zu  geben.  Es  lässt  sich  jedoch  erwarten,  tlass  jetzt,  nach- 
dem die  Aufmerksamkeit  auf  dercrleithen  Vorkommnisse  an- 
geregt  ist,  vielleicht  auch  hierin  noch  glückliche  Aufschlüsse 
zu  machen  sein  dürften. 

Der  Redner  schloss  mit  der  Bemerkung,  dass  auch  in 
anderen  Steinkohlen-Ablagerungen  das  Vorkommen  von  Koh- 
leneisensteinen bisher  noch  nicht  genügend  beachtet  worden 
sei,  indem  namentlich  die  sogenannten  Wachen,  Hornstreifen, 
versteintes  Kohl  etc.  nichts  anderes  als  dergleichen  Eisen- 
steine sein  dürften.  Allerdings  würde  ihrer  Verhüttung  oft 
der  Umstand  entgegen  stehen,  dass  sich  in  ihnen  häufig 
Schwefelkies  eingemengt  findet. 

Herr  Bevkk  ii  trug  einen  von  Herrn  Hekmaisx  Karsten 
aus  Venezuela  eingesandten  Brief  vor ,  in  welchem  die  geo- 
gnostischen  Verhältnisse  jenes  Theils  von  Südamerika  ge- 
schildert sind,  und  gab  Erläuterungen  hierzu  an  einer  mit 
dem  Briefe  gleichzeitig  eingegangenen  geognostischen  Karte 
des  östlichen  Theils  von  Venezuela*). 

Herr  v.  Carivall  legte  eine  Karte  des  Kreises  Hagen 
(im  TTnnrFiT  Maassstabe)  vor,  welche  zum  Theil  nach  älte- 
ren Beobachtungen,  grösstentheils  aber  nach  den  Untersu- 
chungen des  Bergreferendars  Huyssen  von  diesem  geognos- 
tisch  colorirt  worden  ist,  und  ein  interessantes  Detail  enthält 
von  den  dortigen  oberen  Scliichtcn  des  rheinischen  Grau- 
wacken-Gebirges  und  dem  unteren  Theile  der  westphälisclien 
Steinkohlen-Formation,  insbesondere  auch  von  den  Zwischen- 
bilduntrcn  —  dem  flözleeren  Sandstein  und  Einlagerungen 
von  Alaunschiefern,  welche  letzteren  auf  dieser  Karte  in 
vielfacher  Anzahl  und  ausgedehnter  zusammenhängender  Er- 
streckung angegeben  werden. 

Herr  Ewald  sprach  über  die  Entwicklung  und  Ver- 
breitung des  Bath-  oder  Great-Üolitlis  als  eines  Mittelgliedes 
zwischen  Unteroolith  und  Kelloway-Bildungen  mit  besonde- 
rer Rücksicht    auf  die  versteinerungsreichen  Eisenoolithe  des 


*)    S,  Zeitöchrirt  15d.  II.  Ö.  33f>.  Taf.  X. 


Mont  du  Chat  in  Savoyen  und  die  den  Ammonites  Herveyi 
enthaltenden  Sandsteine  der  Porta  Westphalica. 
Hierauf  wurde  die  Sitzung  geschlossen. 

V.  AV.  o. 

V.  Caknall.     Ewald. 


2.    Protokoll  der  December-Silzung. 

Verhandelt  Berlin  den  3.  December  1850. 

Der  stellvertretende  Vorsitzende  Herr  v.  Carnall  er- 
öftiiet  die  Sitzung.  Das  Protokoll  der  November- Sitzung 
M'ird  verlesen  und  angenommen. 

Der  Vorsitzende  macht   hierauf  bekannt,   dass  der  Ge- 
sellschaft als  Mitglieder  beigetreten  sind; 
Herr  Edouard  de  Verneuil  in  Paris 

vorgeschlagen  durch  die  Herren  L.  v.  Buch,   G.  Rose 
und  Beyrich; 
Herr  H.  Abich 

vorgeschlagen  durch  die  Herren  L.  v.  Bl'ch,  G.  Kose 
und  V.  Carnall; 
Herr  Hugo  v.  Krenski 

vorgeschlagen  durch  die  Herren  Prinz  v.  Sciioenaich- 
Carolath,  Beyrkii  und  v.  Carnall. 
Als  Geschenke  für  die  Bibliothek  sind  eingegangen 
von  Herrn  Lyell:  On  the  structure  of  Volcanos ; 
durch   Herrn   v.    Carnall  :    Das  Tageblatt   der  Ver- 
sammlung der  Naturforscher  und  Aerzte  zu  Greifswald. 
Herr  v.  Carnall  legt  sodann  das  erste  Heft  des  Albums 
für  Freunde  des  Bergbaues,  herausgegeben  von  Carl  Heuch- 
ler, zur  Ansicht  vor. 

Herr  Beyrich  theilte  einen  Brief  von  Herrn  F.  Roemer 
in  Bonn  mit  und  legte  zwei  von  Herrn  H.  Roemer  in  Hil- 
desheim  eingesendete,  geognostisch  kolorirte  Blätter  der 
PAPEN'schen  Karte  vor,  nämlich  die  Sektionen  Hildesheim 
und  Eimheck.     Sie   sind   zur  Veröffentlichung  bestimmt  und 


8 

enthalten  namentlich  für  Jura  und  Kreide  ein  genaueres, 
durch  Farben  unterschiedenes  Detail,  Ein  Anschluss  an  die 
von  Herrn  v.  Sti{03ii{E(  k  für  das  Herzogthuni  Braunschweig 
entworfenen  geognostischen  Karten  ist  zu  hoflen. 

Herr  v.  Bucu  machte  sodann  Mittheilungen  aus  dem 
Bulletin  der  Brüsseler  Akademie. 

HeiT  V.  Carnall  legte  geognostische  Karten  und  spe- 
cielle  Profile  eines  Theils  der  Anatolischen  Küste  der  Ge- 
gend zwischen  Ainasry  und  Tirla  -  Aghasy  vor,  die  ihm  von 
Herrn  Schlehak  übergeben  waren. 

Hierauf  ward  die  Sitzung  geschlossen. 
V.  w.  0. 

V.  Caknall.     Roth. 


3.     Protokoll  der  Januar -Sitzung. 

Verhandelt  Berlin  den  8.   Januar  1800. 

Der  stellvertretende  Vorsitzende  Herr  v.  Cakinall  er- 
öffnet die  Sitzung ;  das  Protokoll  der  December-Sitzung  wird 
verlesen  und  mit  einem  Nachtrage  des  Herrn  v.  ÜAitiNALL 
angenommen. 

An  Briefen  sind  eingegangen: 
Von  Herrn    v.  Hagenovv    in  (ireifsivald  vom  5.  Januar 
1851    mit  der  Bemerkung,    dass   die  Karte  von  Neu- 
vorpommern einiger  Nachträge  wegen  erst  in  einigen 
Monaten  vollendet  sein  werde. 
Von  Herrn  Mi:y.\  in  Segeberg  mit  einem  Aufsatze  über 

Erdfälle  für  die  Zeitschrift. 
Von  Herren    H.   und   A.    Schlagintweit   in    München 
mit    einem  Aufsätze   zur  Kenntniss   der  Gletscher  für 
die  Zeitschrift. 
Von  Herrn  Delesse  in  Paris  mit  einem  Aufsatze  über 
Serpentin  für  die  Zeitschrift,  den  Herr  Rammel.skeug 
nach  dem  Wunsche  des  Verfassers  übersetzen  wird. 
Von  Herrn    v.  SxKü.MiiEtK  in  /hmmscliweig ,   Nachricht 


über   das    bei  Liebenhall  in  der  Nahe   von   Sahgüter 
erbohrte  Stcinsalzlager  entliaitend. 
Zum  Austausch   gegen  die   Zeitschrift  der   Gesellschaft 
ist  eingegangen 

Jahresbericht  des  naturwissenschaftlichen  Vereins  in  Halle; 

zweiter  Jahrgang. 
Archiv  für  wissenschaftliche  Kunde  von  Russland;  Band  9 
Heft  1  und  2. 
Für  die  Bibliothek  sind  als  Geschenke  eingegangen: 
Von  Herrn    x.  Caknall:    3  Bände  des  bergmännischen 
Taschenbuches    für    Oberschlesien    und   Vortrag    des 
Freiherrn    v.  Beüst   am  Wernerfeste   in  Freiherg  ge- 
halten   über    die  Fortschritte    des   sächsischen  Berg- 
und  Hüttenwesens  seit  1817. 
Von  Herrn  Hehl  :  die  geognostischen  Verhältnisse  Wür- 

tembergs  mit  Karte.  Stuttgart  1850. 
Der  Vorsitzende  zeigt  an,  dass  der  zeitige  Handelsmi- 
nister Herr  v.  d.  Heydt  genehmigt  habe  die  Bibliothek  der 
Gesellschaft  in  dem  Lokale  der  oberberghauptmannschaftli- 
chen  Bibliothek  aufzustellen;  dass  ferner  die  Verwaltung  der 
Bibliothek  und  der  Drucksachen  der  Gesellschaft  einem  Gustos 
zu  übertragen  sei. 

Derselbe  theilt  die  Erklärung  des  Herrn  Tuch  mit,  dass 
von  der  Uebersichtskarte  von  Deutschland 

Platte  I.  (Norddeutschland)  Ende  März, 
Platte  IL  (Süddeutschland)  Ende  Mai 
fertig  zu  stellen  sein  werde. 

Ferner  legt  Herr  v.  Carnall  Schafhaeutl's  geognosti- 
sche  Untersuchungen  des  südbaierischcn  Alpengebirges,  Mün- 
chen 1851,  zur  Ansicht  vor. 

Herr  Graf  v.  Bellst  theilt  Notizen  über  einige  spani- 
sche Mineralvorkommnisse  und  den  Zustand  des  Berg-  und 
Hüttenwesens  in  Spanien  mit. 

Herr  Bevrich  trägt  den  oben  erwähnten  Brief  des  Herrn 
V.  Strombeck  vor. 

Herr  G.  Rose    spricht   über    einige   von  Herrn  Jasche 


10 

in  Ilsenburg  eingesendete  Stufen  und  theilt  einige  Bemer- 
kungen über  die  Vertheilung  der  Turmaline  mit.  Herr  Ram- 
MELSBEiu;  hat  die  Tunnaline  in  zwei  Hauptgruppen :  in 
dunkle  litliionfreie  und  in  helle  durchsichtige  lithionhaltioe 
getheilt.  Die  erste  Hauptgruppe  enthält  im  ersten  Gliede 
ihrer  Formel  stets  ein  Bisilikat,  die  zweite  ein  Trisilikat. 
Die  erste  Hauptgruppe  zerfällt  in  Magnesiaturmaline  mit  dem 
Maximum  an  Talkerde,  in  Magnesiaeisenturmaline  mit  einem 
mittleren  Gehalt  an  Talkerde  und  Eisenoxyd  und  in  Eisen- 
turmaline  mit  dem  Maximum  an  Oxyden  des  Eisens  und  sehr 
wenig  Magnesia.  Die  beiden  ersten  Gruppen  der  ersten 
Hauptgruppe,  also  die  Magnesia-  und  Magnesiaeisenturma- 
line kommen  in  den  krystallinischen  Schiefern  vor ;  die  dritte 
hingegen,  die  Eisenturmaline  enthaltend,  findet  sich  in  den 
Graniten  und  zwar  nicht  als  Gemengtheil ,  sondern  nur  in 
den  Drusenräumen  und  in  den  gangförmig  vorkommenden 
Graniten.  Die  zweite  Hauptgruppe,  enthaltend  die  durch- 
sichtigen lithionhaltigen  Turmaline  mit  Eisen  und  Mangan 
und  mit  nur  sehr  wenig  Mao-nesia  findet  sich  in  den  Grani- 
ten  mit  Lepidolith  und  in  gangförmig  auftretenden  Graniten. 

Herr  Rammklsbekg  theilt  sodann  den  Aufsatz  des  Herrn 
E.  DE  Beaumoint  über  die  vulkanischen  und  metallischen 
Ausströmungen  aus  dem  Bulletin  de  la  socie'te'  geologique  de 
France^  Tome  4  seconde  s^rie,  im  Auszuge  mit  und  begleitet 
ihn  mit  Bemerkungen. 

Herr  Ewald  spricht  über  die  bei  Pola  in  Istrien  und 
bei  Sta.  Croce  in  den  Belluncser  Alpen  vorkommenden  Ru- 
disten,  namentlich  Radioliten  und  Caprinen,  welche  von  den 
übrigen  in  den  Alpen  vorhandenen  Formen  dieser  Familie 
wesentlich  abweichen.  Während  die  Rudistenschichten  von 
Pola  und  Sta.  Croce  hauptsächlich  durch  den  Radiolites  cornu 
pastoris  charakterisirt  werden,  sind  es  die  übrigen  Rudisten- 
schichten der  Alpen  wie  sie  sich  in  den  Salzburger  und  in 
den  proven9alischen  Alpen  entwickelt  finden,  durch  Hippuri- 
tes  cornu  vaccinum  und  organisans.  Diese  verschiedenen 
Formen  sind   von  u'OuüKiAY  zu  einer  und  derselben  Zone, 


11 

seiner  dritten  Rudistenzone,  vereinigt  worden;  es  ist  indess 
zu  bemerken,  dass  sie  zweien ,  wenn  aucii  unmittelbar  über 
einander  folgenden,  doch  wohl  zu  unterscheidenden  Niveau's 
angehören,  von  denen  das  des  Radiolites  cornu  pastoi-is 
das  tiefere  wäre.  Die  Schichten  des  Hippurites  cornu 
vaccinum  entsprechen  genau  dem  norddeutschen  Pläner- 
kalk,  die  Schichten  des  lladiolites  cornu  pastoris  würden 
zwischen  diesem  und  den  Exogyra-columba- Schichten  ihre 
Stelle  finden. 

Hierauf  ward  die  Sitzung  geschlossen. 
V.         w.         o. 
\.  Caknall.    Koth. 


12 
B.    Briefliche  Mittheilimg'eii. 


1.     Herr  Webskv  an  Herrn  G.  Rose. 

Kupfcrherg,  den  18.  Juli  1850. 

Interimistisch  betraut  mit  der  Leitung  des  Betriebes  in 
Ktip/crberg ,  meinem  jetzigen  Wohnsitz,  führt  mich  mein 
kleines  Amt  zu  der  Untersuchung  der  Erzlagerstätten  nörd- 
lich oder  östlich  des  riesengebirger  Granites,  vielleicht  bringe 
ich  im  Laufe  der  Zeit  einige  Thatsachen  von  allgemeinem 
Interesse  zu  Wege.  Bei  dieser  Gelegenheit  möchte  ich  nur 
einiger  oryctognostischer  Vorkommen  erwähnen,  Avelche 
wunderbarer  Weise  im  Publikum  unbekannt  geblieben  sind, 
und  doch  manches  Ausgezeichnete  haben.  Die  einstmals 
auf  kobalthaltige  Arsenkiese  bebaute  Glimmerschieferlagc 
von  Qucrhach  wurde  von  mir  vor  einigen  Tagen  besucht. 
Ich  fand  auf  den  Halden  ausser  den  bekannten  Fossilien 
auch  sehr  schönen  Automolit  und  einen  hellen  Epidot;  erste- 
rer  ist  nach  einer  qualitativen  Probe  ganz  wie  der  schwedi- 
sche zusammengesetzt,  und  enthält  neben  AI,  Zn  auch  Fe 
oder  Fe  und  eine  Spur  von  Mg.  Von  beiden  Vorkommen 
kann  ich  Ihnen  ein  Exemplar  zur  geneigten  Verfügung  stel- 
len, dem  ich  noch  ein  Stück  von  einem  in  Knp/erbc/g  über- 
fahrenen ,  in  seiner  Stellung  noch  wenig  bekannten  Gange 
beifüge,  der  auf  einer  Feldspath  ähnlichen  Basis,  neben  Bunt- 
kupfererz auch  als  jüngste  Bildung  verschiedene  Zersetzungs- 
produktc  zeigte,  in  denen  Krystalle  von  Weissbleierz  und 
Molybdänbleispath  vorkommen.  Ueberhaupt  scheint  die  sehr 
weit  hinaufreichende  Gangbildung  in  Kup/crherg  mit  dem 
Erscheinen  von  amphibolischcn  Sekretionen  und  Trümmern 
von  Quarz  und  Feldspath  zu  beginnen. 

•  Ich  habe  auch  bemerkt,  dass  lediglich  in  Altenherg  wirk- 
licher Arsenikkies  (Schwefelarseneiscn)  und  zu  Qiierbach  auf 
Klüften  vorkon)mt,  sämmtliche  andere  auf  Arsen  benutzte 
Mineralien  der  hiesigen  Gegend  dagegen  dem  Arsenikalkies 
(Arseneisen   mit  etwas  Schwefel)  angehören,   und   habe  ich 


13 

durch  vorsichtiges  Befreien  von  der  Gebirgsart  zum  Thell 
sehr  schöne  Kry stalle  gefunden. 

Unter  den  Edelsteinen  von  der  Iseriviese,  die  der  Stein- 
schneider Bergmann  in  Warnihrunn  verarbeitet,  sind  mir 
einige  gute  Krystalle  von  Zirkon  und  ein  dunkelrother  Spi- 
nell aufgestossen ;  auch  habe  ich  Bruchstücke  von  grünem 
und  braunem  (in  der  Querrichtung)  TurmaHn  gefunden ;  eines 
derselben  zeigt  die  unregelmässig  neunseitige  Säule,  die  grade 
Endfläche,   das  primitive  und  zweite  stumpfere  Rhomboeder. 

Am  Fusse  des  Bleiberges  ist  mir  auch  mit  Pistacit  und 
Kalkspath  recht  hübscher  Prehnit  vorgekommen ,  und  in 
einer  hiesigen  Sammlung  ein  Stück  von  der  Juliane  zu  Ru- 
delsfadt  gezeigt  worden,  welches  sehr  schöne  Krystalle  von 
Sprödglaserz  zeigt. 


2.     Herr  Relss  an  Herrn  Beyrich. 

Prag,   den  20.  Januar  1851. 

Ich  habe  in  dem  letztverflossenen  Herbste  bei  Gelegen- 
heit einer  vorgenommenen  Untersuchung  der  Braunkohlen- 
gebilde des  nordwestlichen  Böhmens  (des  Egerer  Bezirkes), 
etwa  4  Stunden  von  Fran%e7ishad  entfernt,  einen  bisher  un- 
bekannten erloschenen  Vulkan  — •  den  zweiten  bisher  in  Böh- 
men —  gefunden.  —  In  den  cyprisreichen  Braunkohlen- 
Schlefcrthonen  des  Egerer  Bezirkes  habe  ich  den  aus  den 
Frankfurter  Tertlärthonen  schon  lange  bekannten  Leblas 
Meyeri  Ag.  in  Menge  gefunden  —  wie  ich  glaube  ein  neuer 
Beweis  des  miocänen  Alters  der  nordböhmischen  Braunkohle. 

Tvacj,  den  30    Januar   1851. 

Ich  muss  Sie  noch  benachrichtigen,  dass  vor  Kurzem 
auch  in  Böhmen  Bernstein  aufgefunden  worden  ist  und  zwar 
eine  mehrere  Zoll  grosse  honiggelbe  Masse,  eingewachsen 
in  einer  Pechkohle,  welche  dem  Plan  er  angehört.  Der  Fund- 
ort   ist    in    Skutsch    bei  Richenburg  im   Chrudimer   Kreise. 


14 

Der  Bernstein  erwies  sich  bei  einer  vom  Professor  RodiLr- 
DF.H  hierselbst  vorgenommenen  cliemischen  Untersucliung 
schwefelhaltig,  wie  der  aus  den  miocänen  Sandsteinschichten 
Galiziens.  In  letzteren  habe  ich  eine  Menge  Foraniiniferen 
gefunden ,  übereinstimmend  mit  denen  des  Wiener  Beckens. 
Es  ist  das  ein  neuer  Beweis  dafür,  dass  auch  in  älteren  Zeit- 
epochen Bäume  existirt  haben  müssen,  welche  Bernstein  ab- 
gesondert haben.  Es  sind  weitere  Untersuchungen  eingeleitet 
worden.  Vielleicht  gelingt  es  auch  Ilolzfragmente  in  Ge- 
sellschaft des  Bernsteins  aufzufinden,  welche  uns  über  die 
Beschaffenheit  des  Bernsteinbaumes  der  Kreidefbrmation.  der 
von  Pinites  succifer  Goepi'ERT  wohl  verschieden  sein  muss, 
belehren  könnten. 


15 

C.    Aufsätze. 

].     Verzelchnlss    einer  Sammlung  von  Versteinerungen 
von  Dhageslan,  mit  Erläuterungen. 

Von  Herrn  H.  Ar.icH. 

(Mitgetheilt  von  Herrn  L.  v.  BacH.) 
(Hierzu  Taf.  I.  u.  II.) 

1.  Inoceramus  sulcatus,  mit  Inoceramus  latus  (wie 
fast  immer)  vereinigt. 

Nur  fünf,  nicht  sehr  scharfe  Rippen,  die  am  Schnabel 
zu  drei  vereinigt  sind.  Die  Inoceramen  dieser  Art  von  der 
perte  du  Rhone  zerspalten  sich  tiefer  und  öfter. 

Von  den  Bergen,  welche  die  Festung  Akouscha  umge- 
ben, im  oberen  Theile  des  östlichen  Koysuthales,  an  den  ho- 
hen Thalrändern  der  ausgezeichneten  Schlucht  von  Haujuhira 
auf  dem  Wege  von  Akouscha  nach  Temir-chan-choma  über 
die  Amiich' sehe  Wasserscheide.  Ganze  Schichten  werden 
davon  gebildet,  mit  Exogyra  haliotidea. 

Akouscha  liegt  in  einem  hohen  Gebirgsthale,  selbst  schon 
4399  par.  Fuss  über  dem  Caspisee  und  wird  ringsumher  von 
sehr  hohen  Bergen  eingeschlossen.  Gegen  Westen  zieht 
sich  der  Tourtschidag  fort,  7339  Fuss  hoch,  nach  Osten 
der  Tschotcnoum,  8850  Fuss  hoch,  und  der  folgende 
Charikxila  von  7470  par.  Fuss  Höhe.  Der  Pass  von 
Hmvjidara,  über  welchen  der  Weg  von  Akotiseha  nach  Der- 
hent  hinläuft,  ist  4752  par.  Fuss  hoch  und  berührt  den  Fuss 
des  Charik%üa.  Alle  diese  Berge  bestehen  aus  ganz  gleichem 
Kalkstein,  so  hoch  sie  auch  sein  mögen,  selbst  die  am  An- 
fange des  Koysuthales  sich  erhebenden  Berge  des  Haupt- 
kammes des  Kaukasus.  Die  organischen  Reste  im  Kalkstein 
erlauben  durchaus  keinen  Zweifel,  dass  er  nicht  zur  Kreide- 
bildung gehören  sollte. 

Der  Ausfluss  des  Soulak,  wo  beide  Koysu  sich  verbin- 
den, liegt  499  Fuss  hoch;  die  Spalte,  durch  welche  hier  alle 


16 

Gewässer  eines  nahe  an  zehntausend  Quadrat werst  Fliichen- 
raum  einnehmenden  Berglandes  sich  mäclitig  tobend  ihren 
Auso'ano;  erzwinocn,  ist  nicht  mehr  als  10^—12  Fuss  breit- 
Tsc/iirjourt,  an  der  Stelle,  wo  der  Soulak  die  letzten  Tertiär- 
Vorberge  durchbricht  und  in  die  Steppe  tritt,  liegt  nur  255 
Fuss  über  dem  Caspisee,  Von  der  Höhe  des  21)88  par.  Fuss 
hohen  Gndunihaschi,  der  scharfe  Contreescarpen  des  ersten  bo- 
genförmigen Vorwalles  des  mächtigen  Systems  des  Salatau, 
durch  dessen  Querschlucht  der  Soulak  tritt,  —  aus  Kreide- 
schichten gebaut,  —  habe  ich  das  lehrreiche  Gebiet  panora- 
misch auf  Grundlage  mit  dem  Taschenseptanten  gemessener 
horizontaler  Winkel,  aufgenommen.  Durch  diese  Operation 
lansweilte  ich  vier  Stunden  lang  ein  Detachement  Füsiliere, 
die  mich  vor  heimtückischen  Schüssen  unartiger  Salatauer 
zu  schützen  hatten,  was  auch  einem  halben  Bataillon  sechs 
Stunden  lang  auf  der  Höhe  des  5773  par.  Fuss  ansteigen- 
den Gümrischen  Kammes,  nahe  über  derSoulakschlucht,  be- 
o'eo'nete.  Der  Weg  von  Temir-chati-choura  nach  Gümri,  wo 
tief  im  Grunde  des  Koysuthales  von  der  Gluth  der  freitref- 
fenden Mittagssonne  im  Schutz  der  senkrechten  Felswand 
die  Feige  neben  der  besten  Hebe  reift,  führt  über  diesen 
Kamm,  längs  welchem  Guerillasbanden  unausgesetzt,  oft  zu 
400  bis  500  Mann,  schwärmen  und  das  tiefer  liegende  Land 
bis  tZ/owr«  zu  beunruhigen  pflegen.  Die  neue  Veste  Tschkarti 
wird  dergleichen  Besuche  für  die  Folge  erschweren. 

2.  Ammonites  Mayorianus  (Phtet,  JMolh/si/ues 
fossiles  de  Geneve,  tab.  2.  fig:  5.)  aus  der  Familie  der  Li- 
«■ati.  Er  ist  von  A.  Emerici  d'Ohü.  ])1.  51.  wohl  nicht 
verschieden.  Sieben  Einschnitte  der  Seite  folgen  sich  bei  1 
Zoll  Durchmesser;  diese  lilinschnitte  neigen  sich  auf  dem 
Kücken  nach  vorn  hin.  Zwischen  ihnen  laufen  viele  feine 
Falten  über  die  Seite.  Die  Suturflächc  ist  senkrecht, 
welches  Pictet  gut  anzeigt,  u'OniiiGNV  nicht.  .Die  Hälfte 
der  Seite  ist  involut.  Die  letzte  Windung  verhält  sich  zum 
Durchmesser  wie  40:100.  Die  Seite  ist  kaum  gebogen. 
Vom  Akouschagebirge.         Dieser  Ammonit,  der  eine  ziem" 


17 

liehe  Grösse  erreicht,   ist   einer  der  häufigsten.     Er  ist  dem 
Gaiilt  besonders  eigen. 

Die  Familie  der  Ligati  d'Orbigny  ist  durch  die  Ein- 
schnürungen ihrer  Seiten  bemerkenswerth.  Nie  zeigen  die 
Arten  dieser  Abtheilung  Knoten  oder  Zähne  oder  hochste- 
hende, zerspaltene,  den  Kücken  zertheilende  Eippen.  Auch 
sind  die  Seiten  nur  wenig  gewölbt,  daher  die  Breite  der 
Windung  unter  ihrer  Höhe  zurückbleibt.  Diese  Abtheilung 
ist  auszeichnend  für  untere  Kreidebildungen. 

3.  Ammonites  clypeiformis.  Scheibenförmig.  Die 
Dicke  ist  nicht  die  Hälfte  der  Höhe.  Die  flache  Seite  ist 
ohne  Knoten  und  Falten;  wahrscheinhch  ist  die  Schale  un- 
gemein dünn  und  sehr  fein  gestreift.  Auch  die  Lobenzeich- 
nung  ist  kaum  sichtbar.  Die  Windungen  wachsen  sehr 
schnell  in  der  Höhe :  die  vorige  zur  letzten  Windung  Avie 
34  :  100,  diese  letzte  Windung  zum  Durchmesser  wie  55  :  100. 
Auch  ü'ORBiGiNY  (Pal.  franc.  cret.  I.  137.  tab.  42.)  bestimmt 
diese  Verhältnisse  auf  gleiche  Art.  Auch  er  hat  keine  Lo- 
ben gesehen,  sagt  aber,  dieser  Ammonit  erreiche  zuweilen 
die  Grösse  von  einigen  Füssen  an  Durchmesser  (Quenstedt, 
Cephalopoden  tab.  8.  fig.  15"a.).  Es  bleiben  zwei  oder  drei 
Hülfsloben  unter  dem  unteren  L  aterallobu  s,  den  Herr 
Quenstedt  mit  weniger  Uebcrsicht  der  Ammonitenbildung 
Naht  lob  US  nennt,  als  habe  die  Naht  (Sutur)  Einfluss  auf 
diesen  Lobus.  Dadurch  wird  aber  das  bewunderungswür- 
dige und  durch  alle  Formen  gleichbleibende  Gesetz  verdeckt 
und  verdreht,  dass  beharrlich  sechs  Vertiefungen  (Lo- 
Jben)  am  Umfang  des  Ammonitenmantels  umberstehen ,  die 
eine  Beziehung  zur  inneren  Einrichtung  des  Thieres  sehr 
wahrscheinlich  machen. 

4.  Inoceramus  sulcatus,  Exogyra  laciniata, 
ein  kleiner  B  e  1  e  m  n  i  t  in  feinkörniger  Kreide ;  obere  Krei- 
deschichten des  Hawjidara.  Vorherrschend  ist  der  Inocera- 
mus und  ganze  Schichten  bildend. 

Die  Kreidemauer  des  Hawjidara  wird  nach  Osten  zu 
von  zwei   Querschluchten   durchbrochen,    durch    welche   die 

Zeits.  il.  il.  geol-,  Ges.  III.  1.  2 


18 

Wässer  des  Systems  abziehen.  In  der  einen,  durch  welche 
der  Weg  nach  l)ja7igourai  führt,  liegt  das  Dorf  Duranghi. 
Hier  kommen  glatte  Inoceramen  nebst  Pecten  zum  Vorschein. 

5.  Terebratula  nuciformis  (Sow.  t.  5Ü2.,  T.  gib- 
siana  Sow.  537.  fig.  4.)  Der  Unterschied  von  T.  depressa 
Sow.  ist  sehr  gering.  Beide  bleiben  in  der  Grösse  einer  Ha- 
selnuss  zurück.  Sie  gehören  zu  den  ,, einfach  gefallenen" 
und  iu  diesen  zu  den  Concinneen ,  deren  iSIitte  der  Ventral- 
schale höher  steht  als  der  Rand.  Beide  besitzen  einen 
Schlosskanten winkel ,  der  von  einem  rechten  Winkel  wenig 
abweicht.  Der  Sinus  der  Dorsalschale  verbreitet  sich  über 
etwas  mehr  als  ein  Drittheil  der  Seiten.  Die  Seiten  der 
Schale  fallen  senkrecht  gegen  einander.  Fünfunddreissig 
feine  Falten  bedecken  den  Rücken,  von  denen  8  bis  10  im 
Sinus  liegen.  T.  nuciformis  hat  Schlosskanten,  die  ein  Drit- 
theil länger  sind  als  die  abgerundeten  Seitenkanten ;  bei  T. 
depressa  sind  diese  Schlosskanten  kürzer. 

Im  Kalkstein  von  der  obersten  Schicht  des  Tourtschi- 
dag.  Ein  Plateau  von  8  Werst  Länge,  dem  Gebirgszuge 
zwischen  Karakoysu  und  Jasikumisch-Koijsu  angehörig.  Es 
ist  die  charakteristische  und  am  meisten  verbreitete  Tcrebratel 
in  dem  dichten  und  grobsplittrigen  Kalke  von  Dhagcstan. 

G.  Terebratula  biplicata  angusta,  mit  der  vori- 
gen vereinigt,  wie  überall  im  Ncocomicn  {IJaute-Rive,  Scha7i- 
delah).  Die  Sinusfaltcn  der  Ventralschalc  stehen  sehr  nahe, 
daher  ist  die  Dorsalwulst  eng  und  scharf. 

A  n  m  c  r  k  u  n g.  Auf  der  Terrasse ,  wo  ich  diese  Tcre- 
brateln  zuerst  fand,  entdeckte  ich  brauchbaren  Fasertorf  in 
nesterförmigen  Lagen.  Er  hat  noch  in  demselben  Sommer 
den  alljährlich  auf  dem  Tourtschidag  campirenden  Opera- 
tionstruppen ein  sehr  willkommenes  Brennmaterial  geliefert. 

7.  Pholadomya  donacina  in  braunem,  sehr  sandi- 
gem Kalkstein.     GoLuirss  t.  157.  f.  8. 

Eine  llaui)tmuschel,  in  (jicsellschalt  mit  riesigen  Pornen 
(Pcrna  MuUetii?)  unmittelbar  unter  den  Kalken  des  Tourt- 
schidag  mit  Tereb.    nuciformis,    üatrca  Milletiana,    bei  dem 


19 

Herabsteigen  vom  Tourtschidagplateau  in  einer  transversalen 
Schlucht  noch  vor  dem  Rande  des  Plateau  nach  dem  Koysu- 
thale  abwärts. 


Ravin  am  Rande   des  Plateau 
des  Tourtschidag. 


a.  Kalk  mit  Versteinerungen  der  Nr.  5.  6.  und  8. 

b.  Lockere  Schichten  mit  Nr.  7.  etc. 

8.  Eine  andere  charakteristische  Versteinerung  für  den 
Tourtschidagkalk  bildet  die  Ostrea,  die  stets  mit  Terebratula 
nuciformis  und  biplicata  vereinigt  vorkommt,  nämlich: 

Ostrea  Milletiana  D'ORB.pl.472.  f.  5.  Kammförmige, 
breite  Falten,  8  bis  9  auf  der  Seite.  Diese  Falten  gehen 
nicht  von  einem  Hauptstamm  an  den  Seiten  herab,  sondern 
abwechselnd  im  Kreuz  auf  dem  Rücken.  Dies  unterscheidet 
sie  sehr  von  Ostrea  gregaria;  auch  das  Ohr  an  der  rechten 
Seite. 

9.  Exogyra  haliotidea.  Die  rechte  Seite  ist  ganz 
eben,  eingebogen.  Der  Kiel  sehr  scharf.  d'Orp..  pl.  478. 
f.  1  —  2.  GoLDFuss  t.  88.  £  1.  Auf  dem  Plateau  des 
Tourtschidag  mit  Ostrea  Milletiana. 

10.  Höchst  feinkörnige,  weisse  Oollthe.  Die  kleinen 
Körner  sind  mehr  elliptisch  als  rund,  und  nicht  selten  hohl. 
Ob  Cypris?  Vom  Tourtschidag  unmittelbar  unter  den  Te- 
rebrateln  und  Austern,  und  wohl  mit  ihnen  wechselnd. 

11.  Thetis  minor  d'Orb.  pl.  387.  f.  4.  Die  sonderbar 
fast  ganz  kugelförmige  Bivalve,  deren  Schloss  noch  nicht 
gehörig  bekannt  ist.  Die  Schale  ist  äusserst  fein,  mit  vielen 
feinen,  flist  nur  durch  die  Loupe  sichtbaren  Punkten  oder  Lö- 
chern ,  Avelche  in  Längsreihen  stehen.  Der  Manteleindruck, 
der  an  der  hinteren  Seite  mit  sehr  spitzem  Ausschnitt  bis 
nahe  unter  den  Buckel   sich   heraufzieht,    ist  der  Muschel 

2* 


20 

ganz  eigenthüinlich.  Er  fängt  an  in  der  Mitte  des  liinteren 
Miiskeleindrucks,  und  endigt  sich  unter  dem  vorderen  Mus- 
keleindruck. Aus  Geoden  im  Sandstein,  der  2 — 300  Fuss 
mächtig  ist,  in  den  unteren  Schichten  im  Thalc  des  Koysu. 

Die  Unterschiede  der  von  i/Ohuk.ny  aufgeführten  drei 
Arten  von  Thetis,  die  er  auszeichnend  für  drei  verschiedene 
Schichten  der  Kreideformation  hält,  sind  so  wenio;  hervor- 
tretend,  dass  man  näheren  und  wesentlicheren  Bestimmungen 
dieser  Unterschiede  noch  entgegen  sehen  muss.  Cfr.  Nr.  29. 

Diese  Muscheln  liegen  im  Innern  sehr  bituminöser,  dem 
Cementstein  ähnlicher  Concretionen  von  vollkommenster  Ku- 
gelgestalt,  deren  Grösse   von  den  Dimensionen  einer  Bombe 
bis  zu  15  und  18  Fuss  im  Umfange  gefunden  wird.     Diese 
merkwürdigen  Konkretionen,   die  nicht  selten  von  Kalkspath- 
und Aragonitadern  gangförmig  durchsetzt  werden,  die  sich  nach 
dem  Mittelpunkte  der  Kugel  zu  schaaren,  und  dort  oft  Dru- 
senräume mit  Kry Stallkrusten  bekleidet  veranlassen,  finden  sich 
eingeschlossen  in  mächtigen  Schichten  eines  lockeren,  thoni- 
gen  Sandsteins,  der  oft  eine  so  weiche  und  zerreibliche  Be- 
schaffenheit   besitzt ,    dass    die    Schichten  sandigen  Lehmen 
oder  Mergeln  oleichen.   Diese  weichen  Massen,  die  sich  gross- 
tcntlieils  und  mit  Brausen  in  Säuren  lösen,  durchlaufen  mehr- 
fache Abänderungen  von  grün-  und  gelblichbraun  und  zeigen 
sich  genetisch    verbunden  mit  einem  aschgrauen   Kalkstein, 
der   leicht  an  der  Atmosphäre  in  Zersetzung  übergeht  und 
an  der  Oberfläche  das  trügerische  Ansehen  eines  Sandsteins 
gewinnt.  —  Es  gewinnen  diese  Schichten,  deren  Lagerungs- 
verhältnisso    sie    dem  Tourtschidagkalk   unterordnen,  in  den 
unteren  Tiialstufcn  des  Koysu-Flussgebietes  eine  bedeutende 
Mächtigkeit,    deren    Gesammtwerth    wohl   bis    150    und    200 
Fuss  angeschlagen  werden  kann.     Diese  lockeren  Schichten, 
so  wie  die  A^on   ihnen  eingeschlossenen  Koidcretionen  enthal- 
ten  nun    die   zahlreichsten   und    wohlerlialtensten    Versteine- 
rungen,   die  ich    bis  jetzt   irgendwo  im   ]\aukasus  gefunden 
habe.      Unter   diesen    werden  die  Cephak>poden  durch  zahl- 
reiche Arten,  oft  bis  zur  riesigen  Grösse  repräeentirt.    Stücke 


21 

von  j  bis  j  Fuss  im  Durchmesser  sind  nicht  ungewöhnlich, 
ja  einzelne  Bruchstücke  führten  auf  einen  Durchmesser  des 
ganzen  Thicres  von  2^  Fuss.  —  Brachiopoden  erscheinen  in 
ausserordentlicher  Meno-e  durch  alle  Schichten  und  concen- 
triren  sich  oft  in  weit  verbreiteten  Nestern.  Unter  den  Bi- 
valven  gelangen  Perna,  Pinna,  glatte  und  gefaltete  Exogyren, 
Ostreen  zu  ungewöhnlicher,  Pholadomya,  Mytilus,  Astarte, 
Panopaea  und  Area  zu  ansehnlicher  Grösse. 

12.  Ammonites  Milletianus  ist  der  häufiQ;ste  in 
diesen  Geoden.  Pictet  Gres.  vert.  tab.  5.  fig.  1.,  d'Ohb. 
tab.  77.  Er  gehört  zur  Familie  der  „Angulicostati"  von 
d'Orbigny.  Zwei  scharfe  Kanten  begrenzen  den  flachen, 
aber  im  Verhältniss  zur  Seite  nur  schmalen  Rücken.  Die 
Falten  laufen  über  den  Rücken  weg,  ohne  bedeutend  nach 
vorn  hin  vorzutreten.     Keine  Zähne  auf  den  Kanten. 

Die  Falten  des  Am.  Milletianus  heben  sich  scharf  über 
der  senkrechten  Suturfläche  und  sind  deutlich  zurückgeschla- 
gen. Bis  zur  Mitte  senken  sie  sich ,  steigen  aber  nun  fort- 
während bis  zur  Rückenkante.  Seit  dem  ersten  Viertel 
setzen  sich  Ncbenfalten  zwischen  den  Hauptfalten  ein,  und 
auch  sie  erreichen  ihre  grösste  Höhe  an  der  Rückenkante,  wie 
es  den  Kreideammoniten  gemäss  ist.  25  Falten  stehen  an  der 
Suturkante,  57  am  Rücken.  Die  Seite  ist  nur  leicht  ge- 
wölbt; auch  ist  nur  ein  Viertheil  der  vorletzten  Windung 
umwickelt,  daher  alle  inneren  Windungen  frei  liegen.  Die 
Höhe  der  letzten  Windung  verhält  sich  zum  Durchmesser 
wie  42,4  :  100  bei  1|  Zoll  Grösse;  die  vorletzte  Windung 
zur  letzten  wie  50  :  100,  welches  kein  besonders  schnelles 
Anwachsen  ist. 

Sowohl  bei  Genf,  Perte  du  Rhone,  Saxonet ,  Rejwsoir, 
als  auch  in  allen  von  d'Okbigny  angeführten  Orten  ist  Am- 
monites Milletianus  bestimmend  für  den  Gault,  oder  für  die 
den  Neocomien  der  Kreidebildungen  unmittelbar  bedeckenden 
Thon-  und  Sandschichten. 

13.  Ammonites  Deshayesii.  Edward  Forbes, 
Quarterly  Journal  of  the  G.  S.  n.  3.  /^/.   V.  f.  2. ,    die  beste 


22 

Abbildung.  d'Oub.  pl.  85.  flg.  1—4.  Fragment  mit  einem 
Stück  von  AÜierfield  ( Wi^ht)  verglichen ,  welches  wieder 
nach  Leymerie's  Originulstückcn  bestimmt  war. 

Zu  den  Angulicostati  gehörend.  Allein  zwei  Kanten  am 
Rücken  treten  nicht  besonders  hervor.  Die  starken  Rippen 
oder  Falten  werden  gegen  den  Rücken  immer  stärker,  und 
die  Rippen,  in  welche  die  Hauptrippen  sich  zertheilen,  sind 
au  der  Rückenkante  am  stärksten  und  verlieren  sich  gegen 
die  Sutur  herab,  so  dass  sie  selten  oder  nur  sehr  niedrig  die 
Hauptrippe  erreichen.  Das  ist  ein  Charakter  der  mei- 
sten der  Kreideammoni  ten,  der  sie  nicht  selten  leicht 
von  Juraammoniten  unterscheiden  lässt. 

Die  Falten  oder  Rippen  des  Am.  Deshayesii  sind  in 
der  Mitte  etwas  nach  vorn  hin  gebogen,  auch  auf  dem  Rük- 
ken,  über  den  diese  Falten  mit  bedeutender  Stärke  hinlaufen. 
Die  sekundären  Falten  setzen  sich  erst  zwischen  den  grös- 
seren ein  auf  der  Mitte  der  Seite,  da  wo  die  Hauptfal- 
ten  sich  biegen.  Das  Ganze  ist  scheibenförmig;  die  Win- 
dungen sind  fast  gar  nicht  involut,  daher  sind  alle  inneren 
Windungen  sichtbar.  Die  letzte  Windung  verhält  sich  zum 
Durchmesser  wie  43:  lOÜ;  die  vorletzte  Windung  zur  letz- 
ten wie  53  :  100. 

D'Ojujigny  hat  im  Dorsalsattel  dieses  Ammoniten  zwei 
gleich  grosse  Loben  angcgelien.  Allein  Fokuks  zeichnet, 
wie  es  die  bei  Ammoniten  nie  sich  verläugncnde  Symmetrie 
will,  einen  grösseren  Lobus  in  der  Mitte  des  Sattels,  zwei 
kleinere  zur  Seite.  Nicht  anders  zeigt  es  das  kaukasische 
Stück.  D'Okuigny's  Unterscheidungen  der  Loben  in  solche, 
die  in  parlies  paires,  und  andere  die  in  pariies  hnpdires  ge- 
theilt  sein  sollen,  scheinen  nicht  gehörig  begründet  und  be- 
ruhen wahrscheinlich  auf  Täuschung. 

Wenn  dieser  Ammonit  zum  Gault  gehören  soll,  wie 
d'Ohhk.-.ny  will,  so  kann  es  nur  in  den  tieferen  Schichten 
sein.     Auf  der  Insel    IVight  ist   er  mit  anderen  zum  N^oco- 


23 

niien  gehörenden  Formen  vereinigt.  Iübetson  und  Forbes 
Geol.  Journ.  Nr.  2. 

Geode  des  Tuurtschidag. 

13  a.  Ammonites  fi  ssicostatus.  Phillips  l'o/X:- 
sJdre  I.  pl.  2.  fig.  49.  d'0«b.  cre't.  pl.  76.  Pictet  Grcs 
vert.  pl.  5.  fig.  2. 

Zu  den  Angulicostati  d'Okb.,  doch  ist  der  Bücken  rund 
gegen  die  Seite,  ohne  scharfe  Kanten.  Der  Ammonit  ist 
mehr  aufgebläht  als  Am.  Deshayesii,  daher  die  Breite  der 
Höhe  wenig  nachgiebt.  Starke  Rippen,  auf  der  Mitte  der 
Seite  wenig  gebogen ,  flexuos ,  laufen  zum  Rücken ,  wo  sie 
wie  gewöhnlich  bei  Kreideammoniten  am  stärksten  sind; 
eben  so  stark  sind  sie  auf  dem  Rücken  mit  einer  sichtbaren 
Biegung  nach  vorn.  Zwischen  den  Hauptrippen  setzen  sich, 
schon  wenig  über  der  Suturkante  neue  Rippen  oder  Falten 
ein,  die  bis  zum  Rücken  an  Stärke  zunehmen,  und  auf  dem 
Rücken  selbst,  mit  gleicher  Stärke  wie  die  Hauptrippen,  sich 
nach  vorn  biegen.  Auf  Am.  Deshayesii  zertheilen  sich  die 
Rippen  erst  auf  der  Mitte  der  Seite.  24  Rippen  stehen  an 
der  Sutur,  sie  haben  sich  auf  dem  Rücken  bis  40  vermehrt; 
in  Stücken  von  1^  Zoll  Durclimesser.  Die  letzte  Windung 
ist  zum  Durchmesser  wie  42  :  100,  die  vorletzte  Windung  zur 
letzten  wie  52  :  100. 

Die  Zertheilung  der  Rippen  geschieht  nur  selten  aus 
einem  so  bestimmten  Punkt,  als  es  Pictet  und  d'Okbigjxy 
angeben.  Der  Natur  mehr  gemäss  ist  in  dieser  Hinsicht  die 
Abbildung  von  Phillips. 

Aus  den  Geoden  des  Tourtschidag.     Unterer  Gault. 

14.  Ammonites  Mille  tianus,  wie  Nr.  12.  Das 
Anwachsen  ist  etwas  schneller.  Die  Höhe  der  letzten  Win- 
dung verhält  sich  zur  vorletzten  wie  100  :  44.  20  Rippen 
stehen  unten,  50  am  Rücken.  Tourtschidag-Geode,  Akou- 
scha,  in  braunem  gUmmrigen  Sandstein. 

15.  Ammonites  Martini.  Angulicostati.  Den  Coro- 
nariern  sehr  ähnlich.  Nur  \  Zoll  gross.  Der  Rücken  ist 
breit  und  flach,   und  die  Suturfläche  fast  von  der  Höhe  der 


24 

halben  Seite,  wodurch  ein  sehr  tiefer  Nabel  entsteht.  Die 
Breite  des  Mundes  übertrifl't  hieidurch  die  Höhe  genau  um 
das  Doppelte.  Die  Falten  erheben  sieh  an  der  Suturkante 
abwechselnd  zu  Spitzen,  über  den  Eücken  hin  sind  sie 
schwächer.  22  Falten  an  der  Suturkante.  Ein  Ilülfslobus  an 
der  Sutur. 

16.  Amraonites  Calypso  d'Orb.  cret.  pl.  52.  Ein 
Stück  von  nur  7  Linien  Grösse,  daher  kaum  für  eine  Be- 
stimmung genügend;  doch  ist  es  deutlich,  dass  es  zu  den 
Heterophyllen  der  Kreidebildung  gehöre.  Der  Charakter 
dieser  Gestalten  ist  folgender:  sie  sind  alle  ganz  involut, 
scheibenförmig,  wachsen  schnell  in  der  Höhe;  sie  sind  ohne 
Falten ,  nur  mit  feinen  Linien  auf  der  Schale  bedeckt ,  und 
die  kleinen  Sättel  ihrer  Loben  sind  löfFelförmig  gestaltet. 
Fast  stets  gehen  fünf  oder  sechs  Vertiefungen  oder  Kinnen 
über  die  Seite.  Der  kleine  Ammonit  vom  Tourtschidag  ist 
mit  zwei  Kinnen  versehen.  Die  letzte  Windung  ist  zum 
Durchmesser  wie  56  :  lÜO,  die  vorletzte  Windung  zur  letz- 
ten wie  24  :  100,  daher  ist  sie  noch  nicht  ein  Drittheil  so 
hoch,  welches  ein  sehr  schnelles  Anwachsen  ist. 

17.  Ammonites  Duvalianus;  Fragment.  lyOiiu. 
pl.  50.  Von  der  Familie  der  Fimbriati.  Ohne  Knoten 
oder  Spitzen  und  mit  breitem  und  tiefem  Nabel ,  daher  mit 
freistehenden  Windungen.  Nur  feine  Linien  bedecken  die 
Seiten.' 

Am.  Duvalianus  wird  durch  die  Menge  der  Kinnen 
besthnmt.  Sie  stehen  am  Rücken  näher  aneinander,  als  der 
Kücken  breit  ist,  zehn  bis  zwölf  auf  einer  Windung.  Die 
MundöfFnung  ist  viereckig  mit  sanfter  Wölbung  des  brei- 
ten Kückens.  Eine  senkrechte  Suturflächc,  welche  ein  Drit- 
theil der  Breite  einnimmt,  ist  höchst  auszeichnend.  Vorletzte 
Windung  zur  letzten  wie  56:100,  letzte  Windung  zum 
Durchmesser  wie  SS  :  100.  Auch  die  Breite  wächst  schnell, 
die  der  vorletzten  Windung  zur  letzten  wie  48:100.  Sie 
wird  nahe  doppelt  so  breit. 


25 

Nach  d'Orbigny  gehört  dieser  Ammonit  zu  den  unteren 
Kreidebildungen.     Sehen  in  den  Geoden  vom  Tourtschidag. 

17a.  Ammonites  infundibulum,  d'Okb.  pl.  30. 
Rücken  und  Seite  laufen  zusammen  in  sanfter  Biegung  bis 
zur  Sutur;  ohne  Spur  von  Suturkante  oder  Fläche.  Da 
auch  hierbei  der  Ammonit  völhg  involut  ist,  so  entsteht  für 
jede  Seite  die  Form  eines  weiten  Trichters.  Die  Schale  ist 
sehr  dünn,  ohne  Knoten  und  Falten,  nur  mit  feinen  Streifen 
bedeckt.  Der  Mund  ist  ganz  rund,  weil  die  Breite  so 
schnell  wächst,  dass  die  letzte  Windung  vollkommen  doppelt 
so  breit  wird  als  die  vorletzte.  Der  Durchmesser  verhält 
sich  zur  letzten  Windung  wie  100:58.  Das  Stück  ist  nur 
8  Linien  gross  und  gehört  zu  den  Heterophyllen. 

Geoden  des  Tourtschidag.    Obere  Neocomienschichten. 

18.  Ammonites  Rhotomagensis.  Bruchstück. 
Eine  Reihe  von  Knoten  auf  der  Suturkante,  die  nur  ange- 
schwollene Falten  sind,  von  der  Sutur  selbst  herauf,  dann  eine 
flache  Seite  ohne  Knoten,  in  welcher  der  obere  Lateral  sich 
hei'absenkt,  eine  neue  Knotenreihe  nahe  dem  Rücken,  endlich 
noch  eine  andere  auf  der  Rückenkaute  selbst ,  das  sind  die 
auszeichnenden  Merkmale  dieser  Ammonitenart;  die  bei  jeder 
Kammer  hervortretenden  Spitzen  des  Sypho  verlieren  sich  in 
grösseren  Stücken.  Der  Ammonit  ist  fast  gar  nicht  involut, 
nimmt  aber  schnell  an  Breite  zu.  Er  gelangt  zu  sehr  be- 
deutender Grösse,  bis  zu  zwei  Fuss  im  Durchmesser.  Aus 
dem  Thal  von  Gergebü,  östlich  von  Äkouscha  und  Kot- 
schalmaki,  aus  beinahe  senkrecht  erhobenen  Schichten,  die 
unmittelbar  auf  Kalkstein  lagern.  Aus  oberen  Schichten  der 
Kreidebildunsjen. 

Ohnerachtet  die  flache  knotenlose  Seite,  die  den  oberen 
Lateral  aufnimmt,  und  der  breite  Dorsalsattel,  in  dem  ein 
Sekundärlobus  sich  herabsenkt,  der  vollkommen  die  Grösse 
des  unteren  Laterals  erreicht,  diesen  Ammoniten  der  Familie 
der  Armaten  einreiht,  so  hat  doch  d'Orbigny  geglaubt,  die 
Formen  mit  mehrfachen  Knotenreihen  am  Rücken  in  eine 
besondere,  von  ihm  Rhotomagenses  genannte  Abtheilung  brin- 


26 

gen  zu  können.  Auch  würde  tlicsc  Trennung  sich  rechtfer- 
tigen, wenn  man  bestiuimt  nachweisen  könnte,  tlass  die  bei- 
den auf  der  Rückenkante  stehenden  Knotenreihen  keine  An- 
scliwellungen  der  Falten,  sondern  wirkhch  Zähne  sind. 
Häufig  stehen  sie  nicht  ganz  in  der  Richtung  der  Falten  und 
sind  meistens  viel  schärfer. 

Das  aber  ist  immer  das  bestimmteste  Merkmal  der  An- 
wesenheit von  Zähnen  am  Rücken,  die  wahrscheinlich  Ein- 
drücke von  Saugnäpfchen  an  den  Fangarmen  sind,  dass  diese 
Zähne  sich  nicht  in  der  Richtung  der  Seitenfalten  befinden, 
sondern  ihnen  schi  ef  aufgesetzt  sind.  Anschwellungen  der 
Falten  am  Rücken,  wie  bei  Ammonites  interruptus,  Bucklandi, 
wenn  auch  noch  so  sehr  hervortretend,  lassen  sich  doch  leicht 
nur  als  Fortsetzungen  der  Seitenfalten  erkennen. 

19.  Ein  Gemenge,  wie  so  häufig  am  Strande  der  See, 
in  dem  sich  unterscheiden  lassen:  Ammonites  Martini, 
d'Okb.  pl.  58.  fig.  7.;  ein  sehr  kleiner  Toxoceras  (Ba- 
culit),  d'Okb.  pl.  118.  f.  1.;  Pleurotomaria  elegans 
i)'Oj{B.  pl.  190.     Doch  wohl  alles  N^ocomien. 

Aus  den  lockeren  Schichten  unter  den  Kreidegliedei-n 
im  Innern  der  schönen  Combe  des  Kolibeghi.  Der  obere 
Kalkstein  dieser  mächtigen  Wölbung  ist  ein  Glied  in  der 
Kette  von  Plöhen,  welche  die  Anuichsche  Wasserscheide  bil- 
den. Die  Schichten  mit  den  Konkretionen  Nr.  19.  lagern 
auf  kalkig-sandigem ,  allmälig  in  festes  eisenschüssiges  Mu- 
schelkonglomerat übergehendem  grauem,  thonigem  Kalkstein, 
in  dem  Exogyra  reniformis,  Serpula  und  kleine,  in  Bohnerz 
verwandelte,  thurmförmige  Univalven  kenntlich  sind.  Mit 
dem  Kreideringe,  der  die  Combe  gegen  Süden  abschliesst,  hat 
man  die  niedrigste  Depression  der  Anuichschen  Wasserscheide 
mit  einer  absoluten  Höhe  von  4200  par.  Fuss  überschritten. 
Man  durchficht  dann  die  Combe  und  verlässt  sie  durch  die 
jenseitige  einzige  Querschlucht,  die  den  nördlichen  Theil  des 
Kreideringes  durchschneidet,  der  sich  um  die  hohe  Wölbung 
des  Kolibeghi  legt,  in  dessen  Verlängerung  die  Wasserscheide 
nunmehr  immer  in  bedeutender  Höhe  bis  zur  Sulakschlucht 


27 

fortsetzt.  Es  ist  hier  unstreitig  die  schwächste  Stelle  in  der 
natürlichen  Verschanzung  der  grossen  Umwallung  des  Dha- 
gestanischen  Berglandes.  Die  Strasse  von  Kiwiuch  und 
Akouscha  führt  durch  diese  Pässe  nach  Temirchaiischoura^  in- 
dessen machen  die  grosse  Nähe  des  Feindes  und  die  vielen 
kleinen  parallelen  Wälle  der  immer  in  h.  3  und  h.  3|-  strei- 
chenden, aufgerichteten  Kreideschichten,  die  quer  durchschnit- 
ten werden,  sie  sehr  gefährlich,  da  man  überall  einen  Hin- 
terhalt zu  befürchten  hat. 

Das  Stück  Nr.  19,  ein  Mustercabinet  aller  Vorkomm- 
nisse in  diesen  Schichten,  liegt  höher  als  Nr.  11. 

20.  Pleurotomaria  elegans,  d'Orb.  cr^t.  IL  pl. 
190.  Sie  ist  aus  dem  vorigen  Gemenge,  und  nur  sehr  klein, 
doch  erkennt  man  sie  leicht,  weil  sie  breiter  als  hoch  ist; 
mit  einem  weiten  Nabel,  der  innere  Windungen  zu  sehen  er- 
laubt, mit  einem  Winkel  von  85  Grad  an  der  Spitze.  Die 
Seiten  sind  schwach  gewölbt,  fast  eben,  mit  feiner,  gitterar- 
tiger Zeichnung.     Eine  scharf  hervortretende  Carina. 

21.  Serpula  flagellum,  Golüfuss  tab.  69.  mit 
kleinen  Belemniten  und  Thetis  minor.  Aus  gleichen  Kon- 
kretionen. 

22.  Buccinum,  kleiner  Kern  mit  sehr  gewölbter 
Windung,  canaliculirt  an  der  Basis,  sonst  unbestimmbar. 
Aus  Nr.  19.  (Q\)  Buccinum  angulatum  Fitton  tab.  23.  f.  5.?) 

23.  Rostellaria  macrostoma,  Fitton  tab.  18. 
fig.  23.  An  der  Gleichheit  der  Muschel  von  Blackdown  mit 
der  kaukasischen  ist  kaum  zu  zweifeln,  ohnerachtet  Fitton's 
Abbildung  dem  Schnabel  eine  zu  grosse  Länge  zu  geben 
scheint.  Denn  ganz  auszeichnend  für  beide  sind  nur  zwei 
Finger,  welche  mit  scharfem  Grat  auf  der  letzten  Windung 
hervortreten,  und  dann  weit  auseinander  laufend  einen  Flü- 
gel begrenzen,  ohne  dass  eine  weitere  Flügelfortsetzung  an 
den  oberen  Windungen  herabliefe.  Auf  diesen  oberen  Win- 
dungen wird  der  untere  Grat  bedeckt,  so  dass  nur  der,  der 
vorigen  Windung  zunächst  stehende  unbedeckt  bleibt  und  die 
Mitte  der  Windung  einnimmt.     Nur  feine  Querstreifen  be- 


28 


decken  die  Windungen,  etwa  fünf  zwischen  den  beiden  Gra- 
ten, andere  fünf  bis  zur  Sutur.  Lüngsstreifen  zeigen  sich 
nur  im  starken  Lichte,  Knoten  aber  und  Spitzen  auf  der 
Carina  und  den  Seiten  gar  nicht.  Das  ist  dieser  Art  beson- 
ders eigenthümlich. 

Aus  den  Geoden  der  Nr.  11.  mit  Ammoniten.  Bildet 
häufig  ganze  Schwärme,  nesterweis  zusammen.  Unterer 
Grünsand.     Neocomien. 

24.  Terebratula  nuciformis,  Sow.  t.  502.  f.  3. 
Da  diese  Terebratel  nicht  blos  häufig  vorkommt,  sondern 
sogar  ganze  Schichten  bildet,  wie  ungefähr  Terebratula  va- 
rians  in  Juraschichten,  so  verdient  sie  eine  ausführlichere 
Beschreibung. 

Sie  gehört  zu  den  einfach  gefalteten,  und  unter 
diesen  zu  den  Concinneen,  deren  Mitte  auf  der  Ventralschale 
höher  steht  als  der  Rand.  Sie  ist  ungefähr  von  der  Grösse 
einer  Haselnuss,  selten  wohl  grösser.  Der  Schlosskanten- 
winkel  ist  ein  rechter;  der  Schnabel  mit  der  üefFnung  etwas 
abstehend  von  der  Schlosslinie;  die  Schlosskanten  sind  et- 
was länger  als  die  gerundeten  Seitenkanten.  Feine  Falten 
bedecken  die  Schale,  acht  bis  neun  im  breiten  und  im  Grunde 
ganz  flachen  Sinus ;  zwölf  bis  vierzehn  Falten  auf  der  Seite, 
daher  einige  dreissig  über  die  ganze  Schale.  Serpula  tuba 
FiTTON  tab.  lü.  fig.  2.  zieht  sich  oft  zwischen  den  Terebra- 
teln  durch. 


Akouschatsai. 
Akouscha 


a.    Lehmiges   Alluvium   von   gelblicher  Farbe  mit  Ge- 
schieben. 


29 

b.  Lehmig  sandige  Schichten  mit  einzelnen,  meistens 
sehr  grossen  Muscheln,  Exogyra,  Ostrea,  Ammoniten. 

c.  Cementsteinkugeln  einschliessende  thonig  -  lockere 
Schichten,  dunkelgrau,  mit  vielen  Versteinerungen, 
besonders  einer  sehr  grossen  Bivalve,  nach  Fragmen- 
ten des  Schlosses  zu  urtheilen  einer  Perna  (Mulletii 
wie  Nr.  25.) 

d.  Schichten  von  thonigem  Mergel  mit  vielen  Ammoniten. 
Die  Stellunsf   der  Terebratula  nucifbrmis  ist  zwischen  a 

und  b;  im  oberen  Neocomien. 

Auch  ist  diese  Terebratel  völlig  übereinstimmend  mit 
der,  welche  eine  Schicht  bildet  au  Moni,  am  Saleve  bei 
Genf. 

25.  Perna  Mulletii,  Ley3ierie  Mein,  de  la  Soc. 
gehl.  V.  pl.  ii.  ßg.  1  —  3.  Ed.  Forbes  quart.  joiirn.  geol. 
1845.  pl.  1.  fig.  1  —  4.  DvNKER  und  Meyer  Paläont.  I. 
pl.  24.  fig.  14.     d'Orb.  cret.  pl.  401. 

Das  kaukasische  Stück  deckt  genau  ein  ganz  gleiches 
von  Atherfield  auf  der  Insel  Wight.  Diese  genaue  Ueber- 
einstimmung  der  organischen  Formen  mit  denen  von  Black- 
down,  von  Wio'ht  und  im  mittleren  Frankreich  ist  sehr  über- 
raschend.  Es  ist  eine  ausgezeichnete  Neocomiengestalt.  Aus 
den  Schichten  b  und  c  des  Akouschathales. 

26.  Perna  Mulletii,  einzelne  Fragmente  aus  diesen 
Schichten  mit  Thetis  major,  Anomia  laevigata,  glänzend  und 
sehr  feinblättrig,  und  Rostellaria  macrostoma.  Aus  einer 
Geode  in  sehr  dunkelem  Kalkstein. 

27.  Pinna  Robinaldina,  d'Orb.  pl.  330.  fig.  \.  2. 
Sowohl  in  Grösse  als  auch  in  anderen  Kennzeichen  ist  sie 
wunderbar  genau  der  D'ORBicNv'schen  Beschreibung  und 
Abbildung  gemäss.  Sie  ist  nur  wenig  über  zwei  Zoll  lang, 
dabei  sehr  ausgezeichnet  durch  den  scharfen  Winkel,  mit 
welchem  die  Seiten  zusammenstossen.  Er  beträgt  nur  einige 
dreissig  Grad.  Im  Durchschnitt  ist  diesem  scharfen  Winkel 
nur  ein  abgerundeter  entgegengesetzt  (d'Orb.  fig.  3.),  dage- 
gen   sind  die   beiden   stumpfen  Winkel  des   Rhombus,   den 


30 

der  Durclischnitt  bildet,  so  flach,  dass  es  nur  eine  leichte 
Aufblähung  der  Seitenflächen  zu  sein  scheint.  Die  vierzehn 
Längsrippen,  eng  vom  stumpferen  Rhombuswinkel,  von  der 
Ligaraentseite  ausgehend,  verlieren  sich  gegen  die  Mitte, 
ohne  überhaupt  sich  sehr  stark  zu  erheben,  und  auf  der 
Pallealseite  sind  nur  noch  die  häufigen,  Avenig  erhabenen, 
aber  breiten  Anwachsstreifen  sichtbar. 

Eine  ausgezeichnete  Neocomienmuschel  aus  den  Schich- 
ten b  und  c  des  Akouschathales.  Sie  scheint  im  mittleren 
Frankreich  nicht  selten,  ist  auch,  wie  d'Okbigny  wahrschein- 
lich aus  eigner  Ansicht  versichert,  von  Fitton  zu  Äther field 
auf  der  Insel  Wight  gefunden  und  (p.  204.)  namenlos  auf- 
geführt worden. 

28.  Anomia  laevigata,  Fitton  tab.  14.  fig.  6. 
d'Okb.  cret.  755.  pl.  489.  fig.  4 — G.  Ein  ganzes  Konglome- 
rat dieser  silberglänzenden  dünnschaligen  Muschel.  Kaum 
sind  darauf  die  Anwachsstreifen  bemerklich.  Der  Buckel  der 
höheren  Schale  liegt  auf  der  Seite.  Sic  ist  nur  wenige  Li- 
nien gross  und  mit  rundem  Umfang.  Einige  Thetis  major 
werden  von  ihr  eingeschlossen. 

Neocomien.  Es  ist  eine  mit  grosser  Regelmässigkcit 
durcli  die  Ablagerungen  des  Akouschathales  hindurciizie- 
honde  feste  Muschelbank,  zwischen  den  Schichten  b  und  c. 
Sie  scheint  sowohl  in  Frankreich  wie  in  England  selten  zu 
sein.  Fitton  führt  sie  nur  einmal  auf,  von  Sandgate  bei 
Folkstone. 

29.  Thetis  major,    d'Orb.   pl.  387.     Aus  der  Ano- 

miaschicht  des  Akouschathales.  Zwei  Stücke 
zeigen  auf  beiden  Seiten  gleichförmig  den 
auftallenden  Mantelausschnitt  etwas  anders, 
als  ihn  d'Oiwügny  abbildet.  Zwar  geht 
auch  hier  am  hinteren  Theil  der  Ausschnitt 
ganz  spitz  bis  fast  unter  den  Buckel :  allein 
noch  einmal  hebt  er  sich  in  der  Mittegogen  die  vordere  Hälfte, 
und  sinkt  dann  erst  herab,  um  sich  dem  Muskeleindruck  an 
seiner  tiefsten  Stelle  anzufügen. 


31 

30.  Belemnites,  Bruchstück,  klein,  mit  einer  breiten 
Rinne.     Selten  in  den  Geoden  des  Akouschathales. 

31.  Terebratula  nuciformis.  Der  rechte  Schloss- 
kantenwinkel,  einfache  Falten,  breiter  und  flacher  Sinus, 
Schlosskanten  länger  als  die  abgerundeten  Seitenkanten,  hori- 
zontale Stirn ,  sind  Kennzeichen ,  welche  die  Terebratel  als 
nuciformis  bestimmen.  Die  Falten  sind  jedoch  breiter,  als 
die  der  Terebrateln  vom  Tourtschidag.  Sieben  Falten  im 
Sinus,  neun  auf  jeder  Seite.  Aus  den  Schichten  des  Akou- 
schathales. 

32.  Aucella  caucasica  (Avicula  sp.).  Taf  Il.fig.  1. 
a — c.  Mit  den  Kennzeichen,  welche  Graf  Keyserling  der  Au- 
cella zuschreibt  (Beob.  taf  16.).  Das  kleine  Ohr  der  flachen 
unteren  Schale  ist  sehr  hervortretend.  Die  Wulst  der  oberen 
Schale  ist  sehr  breit  und  hoch,  fällt  aber  seitwärts  schnell 
herab,  flügelartig  gegen  den  unteren  Rand  der  vorderen  Seite, 
was  diese  Art  sehr  von  den  moskauer  Aucellen  unterscheidet. 
Die  untere  Schale  ist  ganz  flach  und  eben  mit  starken  weit 
abstehenden  concentrischen  Anwachsstreifen.  Feine  Längs- 
streifen ziehen  sich  wellig  über  die  Fläche.  Auch  die 
obere,  gewölbte  Schale  ist  stark  in  die  Länge  gestreift. 
So  würde  diese  Muschel  gleichsam  in  der  Mitte  stehen  zwi- 
schen der  Avicula  speluncaria  des  Zechsteius,  die  zw^ischen 
Wulst  und  Flügel  mit  einer  Rinne  versehen  ist,  und  Aucella 
Pallasii  von  Moscau,  deren  Wulst  ohne  Flügel  gegen  den 
Rand  abfällt. 

Diese  ausgezeichnete  Muschel  findet  sich  in  Schichten, 
welche  im  Thale  von  Akouscha  alle  vorigen  bedecken  und 
zwar  dergestalt,  dass  es  höchst  schwierig  ist,  eine  Grenze 
zwischen  beiden  zu  finden.  Lockere  und  thonige,  nach  oben 
zu  immer  kalkiger  werdende  Mergel  führen  rasch  in  graue 
Plänerschichten  mit  Exogyren  und  Inoceramen.  Die  festen 
Krcidekalkc  mit  Ananchyten  von  bedeutender  Grösse  und 
weiter  hinauf  mit  Feuersteinknollen  bilden  die  obere  Etao-e. 
welche  zu  den  steilen  Felsmauern  der  hochaufgerichteten 
Formation  emporführen. 


32 

33.  Ein  sehr  vollständiges  Stück  der  Aucella  cau- 
casica;  wahrscheinlich  zum  Gault  gehörig. 

34.  Ostrea  disjuncta  (s.  Taf.  II.  Fig.  2).  Vom 
dicken  Hau})tstamm  der  Mitte  lösen  sich  auf  der  rechten 
(convcxen)  Seite  vier  oder  fünf  Aeste,  wie  eine  Zerspaltung 
des  Hauptstammes.  Die  sechs  oder  sieben  Falten  der  linken 
(concaven)  Seite  verbinden  sich  nicht  unmittelbar  mit  dem 
Hauptstamme,  sondern  sind  noch  von  diesem  durch  eine 
Rinne  geschieden.  Mit  Hahnenkamra-Kändern  und  Seiten. 
In  braunem  feinkörnigem  Sandstein  bei  Duschouschn  und 
Choppa. 

Sie  zeigt  sich  in  Schichten  von  mehreren  Fuss  Mäch- 
tigkeit bald  im  Liegenden  der  Geoden  mit  Ammoniten 
führenden  Lager.  Nach  unten  zu  werden  diese  Ostrea-füh- 
renden  Kalkschichten  immer  fester  und  nehmen  die  Natur 
eines  derben ,  grauen ,  nicht  bituminösen  Kalksteins  an ,  der 
heller  und  heller  und  grobsplittrig  Avird.  Die  Versteinerun- 
gen sind  dann  im  Innern  oft  mit  zierlichen  Kalkspath-Skale- 
noedern  bekleidet. 

35.  Ostrea  wie  die  vorige  ebenfalls  mit  einer  Rinne, 
Avelchc  die  kleineren  Falten  der  linken  Seite  vom  mittleren 
Hauptstamm  trennt.  Im  Innern  ganz  mit  kleinen  Kalkspath- 
Skalenoedern  erfüllt.     Von  Choppa. 

Bald  hören  die  Ostreen  auf;  die  Versteinerungen  wer- 
den spärlich,  und  erkennbar  treten  nur  vereinzelte  gefaltete 
Terebrateln  auf.  So  ist  es  bei  Choppa,  wo  die  Verhältnisse 
in  der  Querschlucht,  welche  die  merkwürdige  Felsmauer 
durchbricht,  studirt  werden  können. 

36.  Oolithischer Kalkstein  mit  einQ;cschlos9ener  Terc- 
bratula  nuciformis.     Choppa  unter  der  Ostreenschicht. 

Der  untere,  dichte  grobsplittrige  Kalkstein  dieser  Gruppe 
schliesst  auch  Tcrebratula  biplicata  ein,  also  wieder  die 
Ilauptgestalten  vom  Tourtschidng.  Der  nun  folgende  Kalk- 
stein, von  oolithischer  Nntur  tritt  unter  dem  vorigen  häufig 
in  grosser  Mächtirrkcit  und  Ausdehnunc;  auf.  Er  bildet  als 
oberste  Bedeckung  häufig   die  Überfläche  der  grossen,  ge- 


33 

wölbten  Bergmassen,  die  sich  zu  Erhebungstbälern  öffnen 
oder  als  Plateauhöhen  durch  die  tiefen  Spaltungen  von  den 
benachbarten  Formationsgliedern  getrennt  eine  besonders 
wichtige  und  interessante  Bedeutung  gewinnen.  Dieser  geo- 
logisch für  Daghestan  so  überaus  wichtige  Kalkstein  ist 
durch  und  durch  erfüllt  und  buchstäbHch  nur  zusammen- 
gesetzt aus  organischen  Eesten  und  zwar  Torzüglicli  aus 
kleinen  Polyparien  und  feinen  Crinoideentrümmern,  die  stets 
in  weissen,  milchigen  Kalkspath  umgewandelt  sind. 

37.  Manon  macrostoma,  Eoemer  Kreide  tab.  I. 
flg.  9.  im  oolithischen  Kalkstein  mit  kleinen,  glatten  nicht 
näher  zu  bestimmenden  Terebrateln.     Von  Charikzlla. 

38.  Sehr  weisser  Oolithkalkstein,  ganz  durchzogen  mit 
scheibenförmigen,  punktirten  Bruchstücken  von  Korallen. 
Vom  Rande  des  prächtigen,  ringförmigen,  elHptischen  Erhe- 
bungsthaies des  Charikzila  7470  Fuss  über  dem  Caspisee.  Diese 
Felsart  ist  beinahe  gleich  mit  der  No.  10,  auf  dem  stark  ge- 
gen Osten  geneigten  Tourtschidag-Plateau  7339  paris.  Fuss 
hoch,  wo  sie  unmittelbar  unter  den  Ostreen  der  No.  8  liegt. 

39.  Korallenfragmente  vereinigt,  wie  No.  38,  mit  einge- 
schlossenen glatten  Terebrateln,  die  an  Terebratula  ta- 
rn arindus,  FiTTON  tab.  14  fig.  9  durch  kreisförmigen 
Umfang  und  an  Terebratula  faba,  Fitton  tab.  14  fig. 
10  erinnern.     Vom  obern  Rande  des  Charikzila. 

40.  Kern  einer  Avicula  im  weissen,  oolithischen  Ko- 
rallenkalkstein; die  Korallen  sind  kleine  Bruchstücke,  welche 
grösstentheils  wahrscheinlich  zu  Manon  peziza  Goldf.  ge- 
hören. Die  Avicula  zeigt  durch  Eindrücke,  dass  ihre  Schale 
in  der  Länge  gestreift  gewesen  sei.  Sie  ist  an  den  Buckeln 
sehr  aufgebläht  und  übergebogen,  und  von  hier  zieht  sich 
die  Wulst  sehr  schief  gegen  den  Rand.  Sie  fällt  fast  senk- 
recht gegen  den  Flügel  der  vorderen  Seite.  Länge  und 
Breite  der  Muschel  sind  fast  völhg  gleich,  ungefähr  einen 
Zoll  gross.  Ohne  Zweifel  ist  die  Art  neu,  da  in  den  Abbil- 
dungen ähnliche  Formen  sich  nicht  auffinden  lassen.  Vom 
Charikzila,  obere  Höhen,  mit  den  vorigen. 

Zelts,  d.d.  geo!.  Ges.  III.  1.  3 


34 

41.  Terebratula  nuciformis.  Bruchstück  mit  er- 
haltener Schale,  waß  in  dem  weissen  Kalkstein  nur  selten 
vorkommt. 

Von  den  Höhen  des  elliptischen  Thalrandcs  des  Charik- 
zila-Systemcs  hinabsteigend  auf  steil  gegen  Nordost  einfallen- 
den Schichten  des  erwähnten  weissen  Kalksteins  erreicht 
man  in  der  noch  immer  sehr  ansehnlichen  Höhe  von  5279 
par.  Fuss  eine  andere  Einsattelung  der  Wasserscheide,  die 
ich  mit  dem  Namen  der  Anuichschen  Ijczeichnc.  Als  fla- 
ches Querjoch  von  dem  unteren  flacheren  Gehänge  des  Cha- 
rikzila  sich  abzweigend  führt  dieser  Sattel  zu  den  in  paralleler 
Richtung,  also  gleichfills  li.  3,  aufgerichteten  Kreidewällen 
hinüber,  die  in  der  Nähe  des  Dorfes  Ulla  aga  zu  niedrigen 
Hügeln  hinabsinken,  an  der  Stelle,  wo  sich  die  grösste  De- 
pression der  Anuichschen  Wasserscheide  von  4200  Fuss  über 
dem  Caspisee  einstellt.  Auf  dem  Passe  am  Charikzila  ste- 
hen wieder  die  hellgelben  und  grauen,  schiefrigen,  sandstein- 
artigen Schichten  mit  kalkigem  Bindemittel  an,  und  schlies- 
sen  viele  Geoden  eines  sehr  festen  grauen  Kalkes  ein,  die 
sich  sehr  reich  an  Versteinerungen  erweisen.  Unter  ihnen, 
ausser  den  schon  von  Akouscha  her  bekannten ,  linden  sich 
ganz  häufig: 

42.  und  43.  Cyprina  rostrata,  Fitton  tab.  i7 
fig.  1  ,  d'Okd.  pl.  271.  Die  Muschel  ist  zuweilen  3  bis 
4  Zoll  gross  und  gleicht  vollkonmien  d'Okki(;is\'s  Abbildung 
und  Beschreibung.  Eine  ausgezeichnete  Form  des  Ndoco- 
mien,  und  wieder  eine  Hindeutimg  wie  sehr  die  Produkte 
dieser  Formation  in  den  daghestanischen  Bergen  mit  denen 
im   mittleren  Frankreich   und   zu  Blackdown  übereinstinnnen. 

44.  Trigonia  alaeformis.  Bruchstück  und  nur  ein 
Kern ,  doch  unverkennbar.  Diese  Trigonia  ist  nicht  selten 
auf  dem  Pass  unter  Charikzila. 

Das  isolirte  Kalkplatcau  des  Tschounoudag  ZAvischen 
Kumuk  und  Chosrek,  an  dessen  Zusammensetzung  ein  aus- 
gezeichnet schöner,  cavernöser  Dolomit  viclleicJit  noch  einen 
grösseren  Antheil  ninnnt,  als  die  Korallcnbänke  des  weissen 


35 

Kalksteins,  bezeichnet  den  bedeutenden  Punkt  der  Anuich- 
schen  Wasserscheide,  wo  die  Schiefer  und  die  sie  oberhalb 
begrenzenden  Grausteine  und  braungelblichen  Sandsteine  kei- 
nen ferneren  Antheil  an  der  Bildung  der  letzteren  mehr  neh- 
men. Diese  mächtig  emporragende  Bastion  mit  ihren  fern- 
hin wcisslich  leuchtenden  Kalkmauern  ist  der  vorzüglichste 
Observationspunkt  für  eine  geologische  Thatsache,  von  der 
ein  wichtiger  orographi scher  Grundzug  vom  inneren  Da- 
ghestan  abhängt.  Wenn  man  auf  dem  Höhenpunkte  des 
Tschounou,  da  wo  das  Plateau  im  scharfen  Winkel  mit 
senkrechten  Felswänden  steil  abstürzend,  gegen  Südost  en- 
digt und  die  absolute  Erhebung  8850  par.  Fuss  beträgt,  die 
Magnetnadel  in  die  Nordlinie  des  Kompasses  einspielen  lässt, 
80  fällt  die  Linie  h.  3.^  mit  der  Richtung  eines  Längcn- 
thales  zusammen,  welches  ganz  im  Charakter  der  dolomiti- 
schen Jurakalkbildungcn  in  der  Längenaxe  des  Tschounou- 
plateau  fortzieht,  und  dessen  Axe  zugleich  die  einer  syncli- 
nalischen  Schichtenstellung  ist,  die  den  Bau  des  ganzen  Ber- 
ges schon  aus  der  Ferne  deutlich  erkennbar  beherrscht.  In 
ihrer  Verlängerung  vom  Tschounou  ab  über  das  daghestanische 
Gebiet  hinaus  wird  diese  Linie  die  Demarkationslinie  zwi- 
schen dem  Schiefer-  und  dem  Kalkterrain.  Die  scharfen 
Ränder  der  Steilabstürze  der  grossen  Plateauhöhen  des 
Tourtschidag  und  von  Ginis,  des  Schamadan  gara  (Koffer- 
berg) und  der  avarischen  Wölbung,  die  den  caucasischen 
Kämmen  zugewandt  sind,  fallen  in  diese  Linie,  die  noch 
Sanz  in  der  Ferne  die  unter  dem  Namen  der  andischcn 
Pforte  bekannte  Einsattelung  des  andischcn  Zuges  durchsetzt. 
Auf  diese  Weise  zerfällt  das  innere  Daghestan  in  zwei 
geognostisch  eben  so  bestimmt  von  einander  gesonderte,  als 
orographisch  verschieden  constituirte  Hälften,  von  denen  die 
bei  weitem  grössere  dem  Schiefer,  die  andere  dem  Gebiet 
der  Kreideformation  mit  seinen  isolirten  Plateauhöhen  und 
seinen  parallelen  Felsmauern  angehört.  Die  Hauptstärke  der 
Fortifikation  der  grossen  Naturfestc  liegt  entschieden  in  die- 
sem T heile.     Die  Oberfläche  der   Plateauhöhcn  des  ganzen 

3* 


36 

zerstückelten  und  labyrinthischen  Kalkgebietes  befindet  sich 
im  Niveau  einer  Ebene,  deren  südlicher  Eand  durch  die  so 
eben  angedeutete  Linie  zu  begrenzen  sein  würde  und  die 
gegen  Nordost  mit  der  schwaclien  Neigung  von  einigen  Gra- 
den sich  abwärts  senkt.  Indem  nun  eine  Anzahl  solcher 
parallelen  Erhebungsrichtungen,  die  sämmtlich  mit  der  Axen- 
richtung  des  kaukasischen  Zuges  zusammenfallen,  in  geringen 
Intervallen  von  einander,  nördlich  von  jener  Grenzlinie  auf 
früher  zusammenhängende  ausgedehnte  Flözbildungen  ge- 
wirkt haben ,  entstand  ein  Gebirgsland  von  so  bedeutender 
Breite,  dessen  Bau  so  vielfach  an  die  Bildung  von  Porrentrvij 
erinnert.  Dass  es  bei  so  beschaffenen  geologischen  Verhält- 
nissen zu  dem  vollständigen  Abschlüsse  der  andischen  und 
anuichschcn  Wasserscheide  und  somit  zur  Isolirung  des  ge- 
sammten  Flussgebietes  des  Soulak  von  allen  caspischen  Zu- 
flüssen kommen  konnte,  erklärt  sich  durch  das  Zusammen- 
wirken zweier  sich  durchkreuzender  Erhebungsrichtungen. 
Die  nicht  zu  bezweifelnde  und  mehrfach  durch  die  Strei- 
chungslinie aufgerichteter  Kreideglieder  angedeutete  Erhe- 
bungsaxe  in  h.  9  durchzieht  Avarien  der  Länge  nach,  und 
trifft  die  Schlucht  des  Soulak.  Es  unterliegt  keinem  Zwei- 
fel, dass  die  frappanten  orographi sehen  Erscheinungen,  wel- 
che das  nördliche  Daghestan  so  cigenthümlich  und  vielleicht 
einzig  in  seiner  Art  gestalten,  als  nothwendige  Folge  der 
Doppelwirkung  jener  beiden  Erhebungsrichtungen  ihre  natür- 
liche und  ungezwungene  Erklärung  finden  können.  Eine 
Erörterung,  bei  welcher  der  gewiss  sehr  bedeutende  Antheil 
nicht  zu  vergessen  ist,  den  die  \yirkung  der  Gewässer  auf 
die  Vertiefung  der  ursprünglichen  Spaltungen  zur  Darstel- 
lung der  jetzigen  engen  und  tiefen  Schluchten  gehabt  ha- 
ben muss. 

Die  Erhebung  des  Tschounou  hatte  besonders  die  un- 
mittelbar unter  dem  Kalke  auftretenden  Bil(lunc:cn  blos!TeleG;t. 
Sie  bestehen  aus  hellen,  kalkigen  Mergeln,  die  sich  platten- 
förmig  ablösen  vmd  schliessen  plattgedrückte  Gcoden  von 
der    verschiedensten    Grösse    in  Menge   ein.      Sic  sind    von 


37 

rostbrauner  Färbung  und  bald  dem  Cementstein,  bald  mehr 
dem  Sphärosiderit  ähnlich.  Nur  einmal  gelang  es  mir  den 
deutlichen  Steinkeru  einer  Versteinerung  in  diesen  Geoden 
zu  finden,  einen  Ammoniten.  Diese  hellen,  plattenförmigen 
Mergel  werden  mit  dunkeler  Färbung  immer  schiefriger  und 
thonreicher;  sie  wechseln  mit  kalkig  schiefrigen  Lagen  die 
sonderbare  dem  Tutenmergel  ähnliche  Strukturverhältnisse 
zeigen.  Die  Zwischenlager,  welche  diese  grauen  leicht  zer- 
bröckelnden absolut  versteinerungsleeren  Massen  bilden,  sind 
sehr  mächtig  von  50  bis  100  Fuss.  In  untergeordneten 
lockeren  Schichten,  von  thonig  sandiger  Beschafienheit  und 
dunkelgrauer  Färbung,  erscheinen  Geoden  von  verschiedener 
und  sehr  bedeutender  Grösse,  mit  gangförmigen  und  trümmer- 
artigen Ausfüllungen  von  Kalkspath  und  thonigem,  kohlen- 
saurem Eisenspath.  Manche  Geoden  aus  sehr  bituminösem 
Kalkstein  enthalten  viele  und  deutliche  Versteinerungen.  Aus 
einer  solchen  Geode  ist 

45.  Eine  Sammlung  ausgezeichneter  Muscheln  aus 
unteren  Kreidebildungen  1)  Ammonites  Hugardianus 
d'Oiib.  pl.  86  von  der  Familie  der  Cristati  d'Orb.  Der 
scharfe  ßand  mit  dem  Sypho  steht  am  ganzen  Umfange 
weit  hervor.  Die  Falten  schwellen  auf  zu  beiden  Seiten 
dieses  Bandes,  gehen  aber  nicht  darüber  hin.  Die  Falten 
zertheilen  sich  auf  der  Mitte  der  Seite  zu  drei  anderen,  und 
werden  auf  der  Seite  von  2^  Zoll  Höhe  wohl  an  sechszig 
erreichen.  Bruchstück,  was  keine  Messungen  gestattet.  2)  B  e- 
lemnites  subfusiformls  d'Orb.  pl.  4  fig.  9,  nur  die 
obere  Spitze.  3)  Astarte  formosa  d'Orb.  pl.  262,  Fit- 
ton tab.  16  fig.  16.  Ohngefähr  zwölf  Anwachsfalten  be- 
decken die  Seite  der  etwas  dreieckigen  Muschel.  Diese 
Falten  sind  hoch,  nicht  scharf,  sondern  oben  wie  abgeplattet 
und  polirt.  Sie  sind,  selbst  in  dieser  Geode,  nicht  selten. 
4)Turritella  sexlineata,  Koemer  Kreide  tab.  11  fig.  22, 
difficilis  d'Orb.  pl.  151  fig.  18  —  20.  Eine  in  ihren  Formen 
etwas  veränderliche  Turritelle.  Sechs  grössere  Streifen  ge- 
hen concentrisch  über  die  Windungen,    zwischen  denen  fei- 


38 

nere  Streifen  sich  einsetzen.  Vom  Tschounou  auf  der 
anuichschen  Wasserscheide. 

Noch  einmal  crsclieinen  unter  diesen  Schichten  kalkrei- 
che Zwischenlager,  in  welciieu  Eisenoxyd  durch  ochrige 
Färbung  sich  verräth;  allmälig  führen  sie  in  einen  wirkli- 
chen, gleichfalls  eisenreichen  Sandstein.  Diese  Uebergangs- 
zone  wird  durch  das  Vorkommen  von  Belemniten  bezeichnet, 
die  mehr  die  kalkigen  Schichten  bewohnen.  Diese  Bildung 
sewinnt  nun  eine  ausserordentliche  Mächtigkeit  unterhalb 
des  Tschounou ,  und  entwickelt  eine  Reihe  von  Schichten, 
welche  an  den  bunten  Sandstein  erinnern  konnten.  Kohlen- 
spuren verkünden  schon  in  höheren  Schichten,  in  Form  un- 
deutlicher Pfianzenreste ,  die  bald  auftretenden  Kohlen- 
schiefer  mit  Pflanzenabdrücken.  Diese  Schichten 
lagern  immer  auf  sehr  festen,  sandigen  Thonschichten  und 
haben  im  Dache  gewöhnlich  einen  festen  grauen  Sandstein. 
Im  Wechsel  mit  solchen  Schichten  kommen  schwache  häufig 
sich  wiederholende  Kohlenflöze  vor,  deren  Substanz  das 
Mittel  zwischen  Glas-  und  Pechkohle  hält  und  jedenfalls  sehr 
brauchbar  sein  würde,  da  die  Kohle  sich  aufbläht  und  ver- 
koakungsfähig  ist;  indess  ist  es  ohne  Bohrung  nicht  gelungen 
mächtigere  Schichten  als  5  bis  6  Zoll  aufzufinden. 

40.  Nucula  Scapha  d'Oub.  pl.  301  fig,  1.  Kern  in 
den  Zwischenschichten  zwischen  Kalkstein  und  Sandstein, 
die  nicht  selbst  aus  Sandstein  bestehen ,  sondern  aus  höchst 
feinkörnigen  kleinen  Kugeln,  die  Muschelbrut  zu  sein  schei- 
nen.    Tschounou. 

47.  Scalaria  canaliculata  d'Okb.  pl.  154  fig.  1. 
Etwa  vierzehn  Längenstreifen  ziehen  sich  an  einer  Windung 
herab,  welches  diese  Art  wohl  der  von  d'Okbiginy  beschrie- 
benen an  die  Seite  stellt.  Ein  grösserer  Kern  einer  Bivalve 
in  diesem  Sandstein  hat  die  dreieckige  Form  eines  Douax, 
ist  aber  sonst  unbestinnnbar. 

48.  Bivalve  in  braunem  Kalkstein  über  dem  Sand- 
stein des  Tschounou. 

Die  gcsammte  Kohlensandsteinformation  bildet  eine  meh- 


39 

rere  Werst  breite  Zone,  deren  Längenaxe  wieder  in  h.  3  bis 
h.  4  zieht  und  zugleich  die  Axe  anticlinalischer  Neigung  der 
oft  bis  zum  Vertikalen  aufgerichteten  Sandsteine  ist.  Unter- 
halb des  Tschounou- Plateau  zwischen  dieser  mächtigen 
Bergpartie  und  der  ihr  nordöstlich  gegenüberliegenden  des 
Böhödag  erleidet  die  anuichsche  Wasserscheide  eine  tiefe 
Einsattelung,  die  bis  auf  die  belemnitenführenden  kalkigen 
Schichten  und  die  oberen  hellen  Sandsteine  unter  denselben 
niedergeht.  Die  Strasse  vom  Kumuichschen  Dorfe  Tcmdi 
nach  dem  Kaitachischen  Distrikt  Cioibiga  führt  über  diesen 
Pass,  dessen  absolute  Höhe  6498  par.  Fuss  beträgt.  So  ist 
auch  dieses  breite  Querjoch  zwischen  zwei  sich  gegenüber- 
liegenden Bergmassen  wiederum  als  eine  natürliche  tiefer  lie- 
gende Brücke  zu  betrachten,  welche  über  die  Kluft  hinweg- 
führt, welche  jetzt  zwei  mächtige  Kalksysteme  (obere  Kreide- 
schichten) von  einander  trennt,  die  einst  zu  einem  Ganzen 
verbunden  waren.  An  der  senkrechten  Wand  der  Korallen- 
und  Crinoideenkalke  des  Böhödag  führt  ein  naher  Verbin- 
dungsweg nach  dem  jenseitigen  Akouscha  schlängelnd  empor 
zu  ausgedehnten  Alpenhöhen ,  die  das  Thal  von  Akouscha 
im  Halbkreis  umringen  und  mit  massig  steilem  Abfall  die 
Wasserscheide  gegen  Ost  und  Nordost  bis  zur  Höhe  des 
Charikzila  überführen. 

Zu  welcher  Formation  die  kohlenführenden  Sandsteine 
zu  rechnen  sind,  wird  sich  leichter  bestimmen  lassen,  wenn 
die  ergiebige  Steinkohlenformation  im  oberen  Cuban  näher 
gekannt  sein  wird.  Gewiss  hat  man  bei  Bestimmung  der 
geognostlschen  Stellung  solcher  Schichten,  zumal  auf  der 
Nordseite  des  Kaukasus,  die  grösste  Vorsicht  nöthig,  indem 
wir  erwarten  dürfen  den  plötzlichen  und  unerwarteten  Auf- 
lagerungen jüngerer  Formationen  auf  älteren,  mit  Uebersprln- 
gung  ganzer  intermediärer  Abtheilungen  eben  so  zu  begeg- 
nen, wie  Im  europäischen  Russland. 

Als  Ergebniss  comblnirender  Induktion  wird  es  wahr- 
scheinlich, dass  die  ganze  daghestanische  Sandsteinformation 
ihre  Stellung   unmittelbar    über   der   Fundamental-Schiefer- 


40 

formation  des  centralen  Gebirges  einnimmt.  Die  Formation 
dieser  Schiefer  ist  aber  ebenfalls  nicht  bestimmt.  Von  dem 
wirklichen,  der  Natur  des  Daclischiefers  des  Transitionsge- 
birges sich  etwas  nähernden  Thonschicfer,  so  wie  ich  ihn 
im  Innern  der  tief  einschneidenden  Samurthäler  und  auf  den 
Kämmen  der  Centralkette  fand,  findet  ein  alhn'aligcr  Ueber- 
gang  statt,  in  weniger  feste,  weniger  feinschiefrige  und  mehr 
plattenförmig  sich  ablösende  Schiefer  die  selbst  ganze 
Reihenfolgen  von  schwärzlichen  mergelschiefrigen  Schichten 
mit  sphärosideritartigcn  Einschlüssen  in  sich  aufnehmen  und 
mit  Beibehaltung  von  plattenförmiger,  immer  noch  den  Schie- 
fercharakter tragender  Schichtung  in  wirkliche  aber  jedenfalls 
sehr  eigenthümliche  Sandsteine  übergehen,  welche  zu  den 
obersten  Bildungen  der  ganzen  Formation  gehören.  Ge- 
wöhnlich sind  diese  schiefrigen  Sandsteine  von  grauer  Fär- 
bung, von  festem,  feinem  und  dichtem  Korn  und  erscheinen 
identisch  mit  den  Grausteinen,  die  in  Wechsel  mit  den  wah- 
ren Thonschiefern  in  den  Batschinischen  und  Ossetinisclien 
Hochthälern  angetroffen  werden.  Indessen  verbreitet  sich 
diese  sandsteinführende  Schieferetage  über  weite  Räume  auch 
mit  solchen  Gesteinsmodificationen,  dass  man  wieder  an  den 
bunten  Sandstein  erinnert  wird. 

Im  Akbithale  treten  warme  Quellen  von  40,6  Grad  R. 
aus  einem  Wechsel  von  Schiefern  und  sehr  eisenschüssiii'cn 
Sandsteinen  hervor,  die  hier  sehr  stark  mit  schwefelsauren 
Salzen  durchdrungen  sind,  und  wie  überhaupt  sämmtliche 
Schieferschichten  im  Samurgebiete  in  dem  Zustande  der  ge- 
waltsamsten Aufrichtungen,  Krümmimgen  und  Verwerfungen 
sich  befinden.  Weiter  aufwärts  am  Samur  in  den  Thä- 
lern,  die  nach  Daghestan  hinüber  führen,  erscheinen  die  zu 
dieser  Etage  gehörigen  Saudsteine  nicht  so  häufig  und  im- 
mer nur  in  der  oberen  Höhe  der  Thalränder.  Man  würde 
über  die  wahre  Natur  dieser  helleren  Schichten,  die  scharf 
von  dem  Grundthon  des  dunkelen  Schiefergebietes  abstechen, 
in  Zweifel  bleiben,  wenn  die  herabgerollten  Stücke  nicht  Auf- 
schluss  gäben.     Im  Inneren  von  Daghestan  endhch  gewinnt 


41 

die  Vorstellung  sicheren  Grund,  dass  die  kohlenführende  Ab- 
theilung eine  obere  Fortsetzung  der  in  den  Schieferbildungen 
sei.  Es  kommt  darauf  an  zu  wissen,  zu  welcher  Formation 
man  diese  Schieferbildungen  rechnen  solle.  Zu  dieser  Be- 
stimmung sind  die  folgenden  Versteinerungen  von  grossem 
Werth,  die  ich  nach  vielem  vergeblichen  Suchen  innerhalb 
der  bereits  zur  entschiedenen  Schieferformation  gehörigen 
Schichten  gefunden  habe,  welche  der  tiefe  Spalt  des  kou- 
mouichschen  Koysu  zwischen  Stadt  und  Festung  Kumusch 
durchschneidet.  Graue  sandsteinartige  plattenförmig  sich 
ablösende  Schichten,  die  selbst  zu  bedeutenden  Bänken  an- 
wachsen, wechseln  hier  mit  Schiefermergeln,  die  nach  unten 
hinab  Thonschiefern  immer  gleicher  werden  und  auf  den  Zwi- 
schenräumen der  Schichtenabsonderungen  feine  Gypsablage- 
rungen  zeigen.  Sehr  feste  und  dunkele  schiefrige  Grausteine, 
feinkörnig,  unempfindlich  gegen  Säuren,  bilden  in  compacten 
Schichten  das  Liegende,  in  dem  der  tobende  Fluss  Koysu  sein 
Bett  gegraben  hat.  Streichen  der  Schichten  h.  3i-,  Einfallen 
mächtig  gegen  Nordost.  Die  schiefermergeligen  Schichten 
umschliessen  Concretionen  eines  dunkelen  bituminösen  sehr 
festen  kalkigen  Gesteins  von  bedeutenden  Dimensionen  und 
so  sehr  mit  dem  Grundgestein  verwachsen,  dass  es  kaum 
davon  zu  trennen  ist.  In  diesen  fand  ich  schwarze  verkie- 
selte  Hölzer  mit  Besten  von  wirklicher  Kohlensubstanz  in 
Verbindung  mit  ganz  eigenthümlichen  Versteinerungen;  die 
auffallendste  ist  ein  Ammonit. 

49.  Ammonites  strangulatus  Taf.  II.  Fig.  3a,  b, 
nach  einem  Bruchstück  mit  Benutzung  einer  an  Ort  und  Stelle 
verfertigten  Zeichnung.  D'Orb.  pl.  49  fig.  8 — 10.  Wenigstens 
sind  die  vorzüglichsten  Kennzeichen  mit  dieser  Abbildung  über- 
einstimmend. Der  Ammonit  ist  fast  gar  nicht  involut,  so  dass 
die  letzte  Windung  nur  mit  sehr  geringem  rinnenartigen  Ein- 
druck auf  der  vorigen  liegt.  Da  er  nicht  schnell  wächst,  so  liegen 
alle  Windungen  frei  und  das  Ganze  ist  scheibenförmig.  Die 
Mundöffnung  ist  fast  kreisrund.  Sechs  oder  sieben  Einschnü- 
rungen  zeigen  eben  so  viele   Mundreste,    die  von  Wülsten 


42 

begrenzt  werden.  Dieses  und  die  feine  Streifung  nach  vorn 
hin,  ohne  Knoten  auf  den  Seiten  zeichnet  den  Ammoniten  aus. 
Er  gehört  in  die  Abtheihuig  der  Fimbriati.  Letzte  Win- 
dungshöhe zum  Durchmesser  wie  30  :  100.  —  Grössere  ge- 
rippte Aramonitenfragmente  auf  dem  Stück  sind  zu  unvoll- 
ständig um  irgend  eine  Bestimmung  zu  erlauben.  Ncocomien. 
Kumusch  Koysu.     In  schwarzem  Kalkstein. 

50.  Mytilus  falcatus.  D'Ouk.  pl.  341  fig.  11-13. 
Von  j  Zoll.  Mit  einem  fein  und  enggestreiften  conischen 
Saurier-Zahn  in  schwarzem  Kalkstein.     Koysu. 

51.  Mytilus.  Glatt,  nur  mit  flachen  Anwachsstreifen. 
Ohne  Einbiegung  der  Seite.  Unvollständig.  Dennoch  ist 
er  unter  den  bisher  bekannt  gemachten  nicht  aufzufinden. 
Koysu.     2j  Zoll  gross. 

52.  Ammonites  st  rangulatus.  Vid.  49.  Viele 
Stücke  vereinigt,  mit  braunen  Holzspänen  dazwischen.  Koysu. 

Hundert  Werst  in  Südost  von  Dttgheslan  liegt  der  Schach- 
dag,  13200  Fuss  hoch.  Auf  der  sanft  gewölbten  Plattform 
seines  Gipfels  habe  ich  am  3.  September  1847  im  reinsten 
Dolomit  aufgelesen : 

53.  Ostrea  carinata.  D'Oub,  pl.  474,  im  gelben 
Dolomit.     Schagdag. 

54.  Astrea  angulosa,  Goldkl.ss  tab.  23  fig.  7.  Im 
Dolomit.  Innere  Kerne,  mit  dem  äusseren  Bande.  Die  La- 
mellen sind  zerstört.  Schachdag.  Mit  ihnen  finden  sich  Am- 
moniten, die  Am.  biplex  ähnlich  sind,  Steinkerne  auf  das 
zierlichste  von  perlmutterglänzenden  Rhombocdcrn  gebildet ; 
auch  Terebrateln  auf  steinigen  Oasen  in  der  weiten  Schnee- 
wüste der  Gipfelhöhe,  die  durch  das  Zerfällen  hervorragen- 
der Klippen  entstanden  und  sich  alljährlich  vom  Schnee  be- 
freien, während  die  unveränderliche  Kuppe  des  ewigen  Eises 
selbst  noch  einige  Tausend  Fuss  unter  dem  Gipfel  zur 
Bildung  von  Schneegletschern  Veranlassung  giebt. 

Schon  in  der  Mitte  des  August  war  ich  dem  Gipfel  des 
merkwürdigen  Tschalburdag ,  dem  Nachbar  des  Schachdag, 
ganz  nahe,    als  ein  herabrollendes  Dolomitstück  meine  letzte 


43 

Barometerröhre,  und  mit  ihr  alle  die  Hoffnungen  zernichtete, 
die  ich  an  die  Hinführung  dieses  Instruments  bis  nach 
Lenkoran  und  bis  zum  Sabalan  bei  Ardehil  geknüpft  hatte. 
Noch  dieselbe  Nacht  fand  mich,  vom  Monde  begünstigt,  auf 
dem  Wege  über  den  10,296  par.  Fuss  hohen  Hauptkamm 
des  Caucasus  nach  dem  jenseits  liegenden  Kutkaschin.  Von 
hier  legte  ich  die  nahe  an  300  Werst  weite  Reise  nach  Ti- 
ßis  zu  Pferde  und  auf  dem  Postkarren  in  der  glühenden 
Sonnenhitze  zurück.  In  IHßis  grassirte  die  Cholera  noch 
heftig.  Anderen  Tages  erkrankte  ich  am  Fieber,  befreiete 
mich  aber  nach  wenigen  Tagen  davon,  versorgte  mich  auf 
das  Neue  mit  drei  mir  noch  verbliebenen  Barometerröhren, 
wie  mit  gutem  Quecksilber  und  gelangte  noch  mit  einem 
guten  Reservebarometer  versehen  auf  demselben  Wege,  den 
ich  gekommen,  am  1.  September  wieder  nach  Korusch  in 
7752  Fuss  Höhe  am  Schachdag.  Die  schnelle  Ersteigung 
des  Schachdag  bestätigte  nur  hier  wiederum  die  am  Alaghez 
gemachte  Erfahrung ,  dass  eine  angestrengte  Erhebung  über 
die  Schneeregion  das  beste  Mittel  ist,  sich  ganz  vom  Fieber 
zu  befreien. 

Der  Schachdag  bildet  den  culminirenden  Höhenpunkt 
eines  wahrhaft  alpinischen  Kalksystems,  welches  vom  Tschal- 
burdag  im  Samurthale  beginnend  in  naher  paralleler  Rich- 
tung mit  dem  caucasischen  Kamm  sich  etwa  50  Werst  ab- 
wärts gegen  Südost  erstreckt.  Dem  orographischen  Charak- 
ter der  daghestanischen  Kalkbildungen  getreu,  wendet  der 
Schachdag  seine  mächtigen  Abstürze  dem  Schiefergebiete  des 
Kaukasuskammes  zu.  Gegen  Nordost  entwickelt  das  System 
auf  ausgedehnten  und  sanftgeneigten  Plateaustuffen,  be- 
günstigt durch  die  bis  zu  einer  Höhe  von  6738  Fuss  und 
darüber  ansteigenden  thonreichen  Tertiärschichten,  den  vollen 
Reichthum  einer  Flora,  die  an  Ueppigkeit  und  Mannigfaltigkeit 
Alles  übertrifft,  was  ich  in  den  begünstigtsten  Theilen  der 
caucasischen  Gebirgswelt  bisher  gesehen  habe.  Tiefe  Thäler 
dringen  von  dieser  nordöstlichen  Seite  in  das  System,  durch- 
strömt von  wasserreichen  Zuflüssen  des  Samur,  aber  nur  das 


44 

Thal  von  Sessa  durchsetzt  als  Ilauptbaranco  das  ganze  Sy- 
stem vollständig  in  seiner  Mitte  und  scliliesst  seinen  inner- 
sten Bau  auf. 

55.  Nerinea  nobilis,  Goldfuss  tab.  176.  fig.  9. 
soviel  sich  an  völHg  umwachsenen  Stücken  erkennen  lässt. 
Von  den  Höhen  des  Tschalburdag  im  rothen  sandigen  Kalk- 
stein, wie  von  der  AVand  bei  Wien.  Dlbois  hatte  dieselbe 
und  in  gleichem  Kalkstein  vom  Mt.  Sardal  pres  d Heleneii- 
dorf  ä  1  mille  de  Gandjas.     Mittlere  Kreide. 

56.  Terebratula  nuciformis  mit  feiner  Faltung, 
zugleich  mit  Terebratula  biplicata  angusta,  zum  Neo- 
comien.     Untere  Etage  des  Schachdag. 

56  a.  Terebratula  aus  dem  Nerineenkalke  des  Tschal- 
burdag, im  rothen  Kalkstein.  Eine  grosse  glatte;  auf  dem 
Rücken  mit  sehr  flacher  Carina  und  mit  am  Schlossrande  um 
ein  Geringes  über  die  Dorsalschale  vorstehender  Ventral- 
schale, welches  den  meisten  glatten  Terebrateln  der  Kreide 
eigenthümlich  ist.  Auffallend  ähnlich  der  Terebratula  ner- 
viensis  ü'Akchiac  Tourtia  pl.  5.  f.  3.  Dubois  hat  dieselbe 
Terebratel  aus  Kreide  von  Shak  Boulack  in  Karabagh  ge- 
sammelt. 

57.  Kalkspathdruse  im  Dolomit  vom  Schachdag. 

58.  Mactra,  ein  Konglomerat  von  Schalen  in  tertiä- 
rem Muschelkalk,  die  ich  bis  zu  einer  IJühe  von  6738  Fuss 
auf  dem  nordöstlichen  Abhänge  des  Schachdagsystems  ge- 
funden habe.  Es  ist  dieselbe  Mactra,  welche  ich  in  Menge 
theils  in  lockcrem,  lehmigem  Boden,  theils  den  festen  Schich- 
ten angehörig,  in  dem  unteren  Theilc  des  Tafelberges  bei 
Tarki  fand.  Die  Schichten,  welche  noch  jetzt  im  Caspisee 
lebende  Geschlechter  beherbergen,  lagen  über  den  Mactren. 

59.  Mactra  von  derselben  Art  von  Tarki. 

Am  Fusse  der  Steilabstürze  der  Kalk-  und  Dolomitfor- 
mation des  Schachdag  kann  man  mit  der  grössten  Deutlich- 
keit die  unmittelbare  Auflagerung  derselben  auf  der  Schie- 
ferformation erkennen.  Die  kohlenführenden  Sandsteine  der 
oberen   Etage  werden  hier  vertreten  durch  feste,  plattenför- 


45 

mige  sandige  Schiefermergel,  in  welchen  ganz  dünne,  wie 
Gllmmerblättchen  aussehende  Gypsblättchen  liegen ;  indess 
wechseln  auch  diese  mit  wirklichen  Sandsteinen ,  die  den 
Uebergang  der  Schiefer  vermitteln.  Eine  Axe  antiklinaler 
Neigung  durchsetzt  in  der  Richtung  zwischen  h.  3  —  4  das 
merkwürdige  Hoch-  und  Längenthal,  welches  zwischen  dem 
Schachdagsystem  und  dem  kaukasischen  Hauptstamm  sich 
ausdehnt  und  durch  zwei  Querjoche,  welche  flache  sattelför- 
mige Pässe  bilden,  in  mehrere  Abtheilungen  zerfällt.  Ge- 
nau innerhalb  dieser  Axe  anticlinaler  Neigung  befindet  sich 
unweit  des  Dorfes  Kinulughi  in  einem  zu  den  Dolomitwän- 
den  des  nahen  zum  System  des  Schagdag  gehörenden  Kis- 
selkaja  emporziehenden  Querthale  die  Stelle,  wo  bedeutende 
Quellen  desselben  Kohlen wasserstofFgases,  wie  bei  Baku  die 
im  Ganzen  nur  wenig  bekannten  ewigen  Feuer  des 
Schagdag  unterhalten.  Das  Gas  tritt  hier  unmittelbar  aus 
Klüften  des  mit  dem  Schiefer  wechselnden  Sandsteins.  Die 
gegenüberliegende  Wand  der  tief  einschneidenden,  rechtwink- 
lig auf  die  Erhebungsaxe  gerichteten  Schlucht  zeigt  das  an- 
gedeutete anticlinale  Neigungsverhältniss  im  deutlichsten  Profil. 
Die  absolute  Erhebung  der  Oertlichkeit  beträgt  7834  Fuss 
über  dem  Gaspisee.  Dicht  neben  den  Feuern,  die  niemals, 
durch  meteorologische  Ereignisse  erstickt  werden,  stand  ein 
üppiges  Gerstenfeld  in  vollen  Aehren.  Es  möchte  hier  wohl 
einer  der  bedeutendsten  Höhenpunkte  sein,  bis  zu  welchen 
noch  CereaHen  auf  den  nördlichen  Abhängen  des  südöstli- 
chen Kaukasus  vorkommen.  Die  sanfte  Abdachung,  welche 
vom  Gebirge  ab  auf  dieser  ganzen  Seite  des  Kaukasus  bis 
zum  Meere  stattfindet,  trägt  gewiss  zur  minder  schnellen 
Abnahme  der  Wärme  mit  der  Höhe  bei,  und  mag  wohl 
einer  der  mitwirkenden  Gründe  sein,  welche  die  Kulturver- 
hältnisse in  dem  ganzen  Gebirgsgebiete  mit  Einschluss  vom 
eigentlichen  Daghestan  bis  zu  Höhen  hinaufführen,  wo  im 
centralen  Theile  des  Kaukasus  schon  läno;st  die  Möglichkeit 
der  Agrikultur  und  mit  ihr  jede  Ansiedelung  verschwunden 
ist.     Das  grosse  und  schöne  Dorf  Konisch  zwischen  Tschai- 


46 

hv%  und  Schagdag  liegt  7752  Fuss  über  dem  Caspisec,  und  baut 
vortrefflichen  Roggen ,  Weizen  wenig.  —  Nirgends  leistete 
mir  das  Barometer  wichtigere  Dienste,  als  in  diesen  Ge- 
birgslUndcrn.  wo  man  in  Bezug  auf  Abschätzung  absoluter 
Höhen  den  grössten  Täuschungen  ausgesetzt  ist.  Ich  war 
erschreckt,  meine  beiden  Barometer  in  Cuha  von  337  Linien 
auf  dem  Wege  von  Baku  nach  J)e)hc?it  bis  316  Linien  flillen 
zu  sehen,  und  glaubte  sie  verdorben,  da  es  unmöglich  war, 
mich  durch  das  Auge  zu  überzeugen,  dass  ich  vom  Meere 
ab  einen  Abhang  von  dieser  Höhe  erstiegen  hatte.  Ich 
schätzte  Criha  5  bis  600  Fuss  höchstens  über  dem  Meere. 
Später,  von  den  Höhen  hinter  Derhent  war  das  Verhältniss 
in  dem  schönen  Panorama  über  das  Talassuanische  Gebiet 
nach  dem  Schachdag  und  Kaukasus  in  der  scharf  gezogenen 
Neigungslinie  der  gegen  das  Gebirge  wie  ein  Glacis  anstei- 
genden Tertiärablagerungen  besser  zu  erkennen,  und  nun 
wurde  es  klar,  weshalb  auch  Cuba  so  hoch  liegen  müsse. 

Es  ist  nun  wohl  sehr  beachtungswerth,  dass  eine  Linie, 
welche  von  dem  Punkte  der  ewigen  Feuer  ab  innerhalb  der 
Streichungsrichtung  der  Schieferformation  gegen  Südost  ge- 
dacht wird,  in  etwa  60  Werst  P^ntfernung  die  heissen  Quel- 
len von  39,5  R.  von  Kunakent  und  in  1 75  Werst  Entfernung 
die  unerschöpflichen  centralen  Naphtaemanationen  von  Ap- 
scheron ,  so  wie  die  Gasquellen  der  ewigen  Feuer  von  Cy- 
ragnni  trifft.  Durch  sorgfältige  Untersuchungen  habe  ich 
mich  überzeugt,  dass  diese  Linie  ^xx'i  Apschcron  eine  Linie 
unverkennbarer  thermalen  Einwirkung  ist.  Aus  einer  Rcilie 
von  einigen  dreissig  Quellen-  und  Brunnenbeobachtungen 
war  es  erlaubt,  die  Bodentemperatur  auf  Apscheron  auf  12  ° 
R.  annähernd  zu  bestimmen.  Nun  zeigte  sich  für  die  Naphta 
und  das  Brenngas  folgendes  thermale  Verhalten.  Die  braune 
wie  Gallenflüssigkeit  aussehende  Naphta  (2te  Sorte)  aus  60 
bis  90  Fuss  tiefen  Brunnen,  die  täglich  ein  jeder  bis  zu 
70  und  90  Pud  liefern,  13,6  R.  Die  weisse,  wie  trüber 
Rheinwein  aussehende  Naphta  nahe  bei  den  Gasquellen  (Iste 
Sorte)    15,7  R.     Die  Gastemperatur  iu  nicht  entzündet  gc- 


47 

■vvesenen  Quellen  gemessen,  16,2  R.  Schweflige  Mineral- 
quelle unweit  Balachani  16,8  und  19,6  im  Maximum;  die 
stärkste  thermale  Manifestation  auf  Apscheron  überhaupt. 

Aber  die  Sandsteinschiefer,  an  mehreren  Stellen  auch 
von  einer  Erhebungsrichtung  in  h.  9  afficirt,  aus  welchen  ich 
unter  der  Tertiär-  und  Alluvial-Bedeckung  weiter  in  Nord- 
west vom  centralen  Gebiet  von  Apscheron  schwarze  Naphta 
treten  sah,  scheinen  mit  den  Sandsteinen  unter  dem  Schach- 
dag  identisch.  Es  möchten  also  wohl  recht  alte  Bildungen 
sein,  welche  die  Recipienten  für  die  ungeheuren  Ansammlun- 
gen der  Naphta  auf  Apschei'on  bilden.  Ich  habe  mich  in 
einem  anderen  Aufsatze  bemüht  den  Zusammenhang  nach- 
zuweisen, der  zwischen  der  Konfiguration  des  ganzen  Ge- 
bietes von  Schamachie  an  und  der  Lage  wie  der  relativen 
Vertheilung  der  Gas-  und  Naphtaquellen,  der  Salsen  und 
Schlammvulkane  früherer  Zeit,  so  wie  der  Salzquellen  und 
der  Thermen  stattfindet;  ein  Zusammenhang,  der  richtig  auf- 
gefasst  den  wesentlichsten  praktischen  Nutzen  zu  gewähren 
vermag  und  auch  bereits  wirklich  gebracht  hat.  Im  Mai 
1847  wurde  ich  auf  meiner  Durchreise  nach  Daghestan  von 
dem  Direktor  der  Kakinischen  Mineralproductengewinnung 
über  meine  Ansichten  befragt  in  Betreff  der  Möglichkeit, 
die  Naphtaproduktion  noch  zu  vermehren,  die  schon  damals 
aus  72  Brunnen  etwa  200,000  Pud  jährlich  betrug.  Auf 
Grund  meiner  gemachten  Wahrnehmungen  rieth  ich  zur 
Anlage  neuer  Brunnen  von  möglichst  weiten  Dimensionen 
und  in  massigen  Entfernungen  von  einander  an  einer  früher 
bezeichneten  Stelle. 

Diese  Brunnen ,  obschon  nach  einer  mangelhaften  Me- 
thode, wurden  gemacht.  Der  erste,  im  vorigen  Herbst  (1847) 
beendigt,  hat  fortgefahren,  40  Pud  täglich  zu  liefern;  ein 
zweiter  von  noch  grösseren  Dimensionen  giebt  jetzt  alle  24 
Stunden  eine  Ausbeute  von  HO  Pud  Naphta,  eine  Quanti- 
tät, die  sich  allein  aus  diesem  einen  Brunnen  auf  etwa  39000 
Pud  jährlich  beläuft, -und  ungefähr  einen  Ertrag  von  24000 


48 

Rubel  Silber  sicherstellt,  einschliesslich  des  Gewinnes  aus 
dem  40  Pud  Brunnen. 

Wenn  man  von  den  Feuern  am  Schachdag  ab  die  so 
eben  in  ihrer  südöstlichen  Richtung  betrachtete  Linie  nach 
Nordwest  verfolgt,  trifft  sie  die  40  "  R.  besitzenden  heissen, 
schwefehgen  Quellen  von  Akti,  und  wird  dann  in  weiterer 
Verlängerung  die  ligne  de  faite  des  kaukasischen  Haupt- 
kammes. —  Die  bisher  angeführten  Verhältnisse  bestimmen 
nun  die  orographische  und  geologische  Stellung  des  Schach- 
dag hinreichend,  und  gebieten  denselben  als  den  Culmina- 
tionspunkt  der  südlichsten  Grenzlinie  des  geognostischen  Ho- 
rizonts zu  betrachten,  welcher  die  Kalkbildungen  des  ge- 
sammten  daghestanischen  Gebietes  einschliesst.  Der  Erhe- 
bungsakt, welcher  unter  Mitwirkung  der  stärksten  dolomitischen 
Einwirkung  die  Flözbildungen  des  Schachdag  ihrem  ur- 
sprünglichen Zusammenhange  mit  den  analogen  daghestani- 
schen Ablagerungen  entzog,  scheint  derselbe  gewesen  zu 
sein,  der  den  Kaukasuskamm  aufrichtete  und  die  gewaltige 
Spalte  eröffnete,  welche  das  heutige  Samurthal  bildet. 

Als  sprechender  Zeuge  dieses  Ereignisses  erhebt  sich 
dem  Schachdag  und  Tschalbuzdag  gegenüber,  auf  der  linken 
Saraurseite  die  pyramidale,  hoch  und  mächtig  emporragende 
Felsenkuppe  des  Yaiadag  von  gleichen  lithologischen  und 
paläontologischen  Charakteren,  wie  die  Kalkbildung  des 
Schachdagsystems.  Noch  jetzt  fluthet  der  Samur  in  vereng- 
ter Thalschlucht  über  Dolomit  und  Kalktrümmer  hin,  welche 
das  Samurthal  zwischen  dem  Tsciialbuz  und  Yaiadag  aus- 
füllen und  als  die  Reste  jenes  früheren  Zusammenhanges  in 
Anspruch  genommen  werden  müssen. 

Innerhalb  des  weiten  Gebietes,  welches  der  Gesichts- 
kreis vom  Schachdag  umfasst,  habe  ich  auf  dreimonatlichen 
Wanderungen  an  keiner  Stelle  ein  krystailinisches  Gestein 
anstehend  getroffen,  und  mein  Hammer  hat  ein  solches,  mit 
Ausnahme  einiger  seltenen  PorphjT-  und  Grünsteingerölle 
im  Flussbette  des  Sousack  nicht  berührt. 

Tiflis,    im  Mai   1848. 


49 


2,     lieber  die  fossilen  Foraminiferen  und  Entomostra- 
ceen  der  Septarienthone  der  Umgegend  von  Berlin. 

Von  Herrn  Prof.  Dr.  Aug.  E.  Eeuss  in  Prag. 

Hierzu  Taf.  III.  bis  VII. 

Herr  Prof.  Beyrkh  hat  vor  vi^enigen  Jahren  in  seinem 
trefflichen  Aufsatze  *)  über  die  Septarienthone  der  Umge- 
gend von  Berlin  nachgewiesen,  dass  dieselben  ihren  Petre- 
facten  nach  den  eocänen  Tertiärschichten  ano;ehören.  Er  hat 
zugleich  ausser  Zweifel  gesetzt,  dass  sie  mit  den  Thonen 
von  Boom  und  Baesele  in  Belgien ,  mit  dem  von  Walle  bei 
Celle,  und  wahrscheinlich  auch  von  Bredenheck  bei  Holtense?i 
am  Deister  vollkommen  identisch  sind.  Herr  Prof.  Beyrich 
hat  dadurch  nicht  nur  die  geognostische  Kenntniss  Nord- 
deutsclilands  mit  einem  neuen,  wahrscheinlich  Aveit  verbrei- 
teten und  auf  eigenthümliche  Weise  geghederten  Schichten- 
komplex bereichert ,  sondern  auch ,  was  von  viel  grösserer 
Wichtigkeit  ist,  einen  sichern,  festen  Horizont  geboten,  von 
dem  man  bei  Beurtheilung  der  anscheinend  so  einförmigen 
und  ihrem  petrographischen  Charakter  nach  so  wenig  von 
einander  abweichenden  Formationen  der  norddeutschen  Ebene 
ausgehen  muss.  Es  ist  dadurch  der  gcognostischen  For- 
schung in  diesem  Ländergebiete  eine  ganz  neue  —  die  ein- 
zig wahre  —  Bahn  geöffnet,  und  manche  aus  dem  bisherigen 
Mangel  eines  solchen  scharf  bezeichneten  Ausgangspunktes 
nothwcndig  hervorgegangene  Verwirrung  der  Begriffe  dürfte 
dadurch  beseitigt  werden. 

Ob  und  in  wiefern  der  neue  schöne  Fund  und  die  dar- 
aus gezogenen  unzweifelhaften  Schlüsse  des  Herrn  Prof. 
Beyrich  auch  auf  die  Braunkohlengebilde  der  südlich  an- 
grenzenden Länder  eine  Anwendung  finden  können  und 
werden,  ist  nach  den  von  mir  bisher  vorgenommenen  Unter- 
suchungen  sehr  zweifelhaft.      Es    scheint   sich  vielmehr  so- 


*)  In  KAr.sTE.N's  Archiv.  1848.  Bd.  '22.  Heft  I.  pag.  1  ff. 
Zcits.  (1.  d.  gcol.  Ges.  III.  f.  4 


50 

wohl  aus  meinen  älteren  Beobaclitungcn ,  als  auch  aus  den 
im  verflossenen  Herbste  bei  der  Untersuchung  des  Egerer 
Bezirkes  gewonnenen  Resultaten  zu  ergeben,  dass  die  Braun- 
kohlengebilde des  nördlichen  Bölimens  nicht  den  eocänen 
Schichten  zuserechnet  werden  können,  vielmehr  miocän,  ein 
SüsswasserUquivalent  der  bis  über  die  Ostgrenze  Böhmens 
vordringenden  meerischen  Miocänschichten  des  Wiener  Bek- 
kens  sein  dürften.  Durch  den  gänzlichen  Mangel  mariner 
Ablagerungen  in  der  böhmischen  Braunkohlenformation  wird 
eine  Vergleichung  derselben  mit  den  norddeutschen  wohl 
eine  sehr  missliche;  die  zahlreichen  bisher  darin  aufgefunde- 
nen Petrefacten  deuten  aber  überall  mit  überwiegender  Waiir- 
scheinlichkeit  auf  eine  Analogie  mit  jüngeren  Tertiärschich- 
ten. So  die  überaus  reiche  Flora,  die  in  den  norddeutschen 
Braunkohlengebilden  noch  nirgend  nachgewiesen  ist;  die  zum 
Theil  mit  Formen  der  Tertiärschichten  von  Hochheim,  Wies- 
laJen  und  Weisenau  übereinstimmenden  Land-  und  Süss- 
wasserschnecken;  endlich  der  von  mir  jüngst  in  den  Cypris- 
reichen  Braunkohlenthonen  des  Egerer  Bezirkes  in  Menge 
aufgefundene  Lebias  Meyeri  Agass.  ,  der  schon  früher  aus 
ganz  ähnUchen  Schichten  bei  Fraiikftirt  a.  M.  bekannt  ge- 
worden war. 

Doch  dem  sei ,  wie  ihm  wolle ;  in  Beziehung  auf  die 
geognostischen  Verhältnisse  Norddeutschlands  ist  die  Ent- 
deckung des  Hrn.  Prof.  Bjeyrsch  von  der  grössten  Wichtig- 
keit, und  mit  ihr  beginnt  in  den  dortigen  Forschungen  eine 
ganz  neue  Epoche. 

Seit  einer  Keihe  von  Jahren  mit  dem  Studium  der  ter- 
tiären Foraminiferen  und  Entomostraceen,  und  in  der  letzten 
Zeit  vorzugsweise  mit  denen  der  Eocängebilde  der  östlichen 
Alpen  beschäftigt,  musste  es  mir  ein  hohes  Interesse  gewäh- 
ren, auch  mit  den  Foraminiferen  des  oben  erwähnten  neuen 
eocänen  Gebildes  der  Septarienthone  näher  bekannt  zu  wer- 
den. Herr  Prof.  Beykicji  bot  mir  bald  Gelegenheit,  diesen 
Wunsch  zu  erfüllen,  indem  er  mir  mit  gewohnter  Güte  wie- 
derholt Proben  der  Septarienthone  von  Jkrmsdorf  imd  Freien- 


51 

wähle  zur  Untersuchung'  mittheilte.     Die  Resultate  derselben 
übertrafen  meine  Erwartung. 

Es  gelang  mir,  in  dem  mir  zu  Gebote  stehenden  Mate- 
riale  65  gut  bestimmbare  Species  von  Foraminiferen  zu  ent- 
decken. Jedoch  muss  die  Zahl  der  darin  enthaltenen  Arten 
noch  viel  bedeutender  sein,  nach  den  zur  genauen  Bestim- 
mung nicht  genügenden  Trümmern  zu  urtheilen ,  welche  ich 
nebstbei  in  nicht  geringer  Anzahl  antraf.  Sie  gehörten  be- 
sonders den  Gattungen  Dentalina ,  Marginulina ,  Robulina, 
Polymorphina,  Operculina,  Textularia,  Triloculina  und  Quin- 
queloculina  an,  deren  Arten  mithin  durch  fortgesetzte  For- 
schungen noch  eine  wesentliche  Vermehrung  zu  erwarten 
haben. 

Von  den  angeführten  65  Arten  sind  mit  Ausnahme  einer 
einzigen  —  der  Fissurina  alata  m.  —  alle  übrigen  vielkara- 
merig,  und  zwar  gehören  16  den  Stichostegiern,  28  den  He- 
licostegiern ,  13  den  Enallostegiern  und  nur  7  den  Agathi- 
stegiern  an.  Die  Armuth  an  der  letzten  Gruppe  angehörigen 
Arten  ist  eine  die  Foraminifcrenfauna  des  Septarienthones 
charakterisirende  Eigenthümlichkeit;  denn  in  allen  übrigen 
Tertiärfaunen,  besonders  der  des  Pariser  Beckens,  walten  die 
Agathistegier  sowohl  an  Fülle  dtr  Arten,  noch  mehr  aber 
an  Individuenreichthum  über  alle  übrigen  Gruppen  vor.  Im 
Septarienthone  ist  dagegen  die  Zahl  der  Arten  sehr  gering 
und  selbst  diese  sind  ungemein  spärlich  vertreten. 

Ebenso  auffallend  ist  die  geringe  Entwickelung,  welcher 
sich  das  Genus  Textularia  erfreut.  Jedoch  gilt  dies  nur  von 
der  Mannigfaltigkeit  der  Species ;  die  Individuenfülle  ist  bei 
beiden  vorhandenen  Arten  sehr  gross;  ja  sie  sind  beinahe 
die  individuenreichsten  sämmtlicher  Foraminiferenarten  des 
Septarienthones. 

Unter  den  Helicostegiern,  welche  die  grösste  Artenzahl, 
nämlich  0,43  der  Gesammtsumme  umfassen,  sind  Eobulina 
(mit  10  Species)  und  Rotalina  (mit  9  Species)  die  artenreichsten 
Gattunsfen.  Aber  von  den  KobuHnaarten  erfreut  sich  keine, 
von   den   Rotalinen  dagegen  ß.  Ungeriana  und   Partschiana 

4* 


52 

d'Orb.,   R.  granifera  m.  und  in  geringerem  Grade  auch  R. 
Girardana  und  umbonata  m.  einer  reicheren  Entwickelung. 

Unter  den  übrisjen  Ilehcosteoiero-attuno-en  hat  nur  Gau- 
dryina  noch  eine  grössere  Individuenl'ülle  aufzuweisen,  alle 
anderen  sind  nur  spärlich  vertreten,  zum  grossen  Theile  selbst 
sehr  selten. 

Die  Enallostcgier  sind  mit  Ausnahme  der  zwei  schon 
oben  erwähnten  Tcxtularlen  durchsfchends  seltene  Erschei- 
nungen.  Dasselbe  gilt  in  noch  höherem  Grade  von  den 
Agathistegiern,  unter  denen  nur  Sphaeroidlna  variabilis  m. 
etwas  häufiger  angetroffen  wird. 

Stellt  man  eine  Vergleichung  zwischen  den  Foramini- 
fercn  der  beiden  von  mir  untersuchten  Lokalitäten  —  Herms- 
dorf und  Freienivalde  —  an,  so  fällt  zuerst  die  weit  grössere 
Seltenheit  dieser  Fossilreste  an  dem  letztgenannten  Orte 
in  die  Augen.  Er  hat  bisher  nur  20  Species  geliefert,  von 
denen  aber  nur  4  (mit  Ausnahme  der  Clavulina  communis 
d'Oiib.  alle  äusserst  selten)  ihm  eigenthümlich  sein  dürften. 
Alle  übrigen  hat  er  mit  Hermsdorf  gemeinschaftlich,  und  es 
ist  wohl  nicht  unwahrscheinlich,  dass  von  den  erwähnten  4 
Arten  sich  noch  eine  oder  die  andere  auch  bei  Hermsdorf 
vorfinden  werde-  Dass  36  Arten  bisher  nur  in  dem  Herms- 
dorf er  Thone  angetroffen  worden  sind,  darf  bei  der  reicheren 
Entwickelung  der  Foraminiferen  überhaupt  an  dieser  Loka- 
lität nicht  in  Verwunderung  setzen. 

Im  Ganzen  weisen  also  die  Foraminiferen  eine  vollkom- 
mene Uebereinstimmung  der  Thone  von  Hermsdorf  und 
Freienwalde  nach.  Auffallend  ist  aber  die  ungleiche  AVeise, 
auf  welche  die  verschiedenen  Arten  an  beiden  Lokalitäten 
repräsentirt  sind.  AVährend  bei  Hennsdorf  mehrere  Rotali- 
nen.  Dentalinen,  Robulinen,  Gaudryinen,  Textularien  zusam- 
men die  Hauptmasse  bilden,  wird  diese  bei  Freiemoalde  fast 
ganz  von  Rotalina  Partschiana  d'Ohjj.  zusammengesetzt,  in- 
dem sie  beinahe  f  der  gesammten  Foraminiferen  ausmacht, 
Avährend  sie  bei  Hermsdorf  nur  selten  vorkönunt.  Ausser- 
dem treten  bei  Freienwalde  nur  Textularia  laccra  m.,  Rota- 


53 

Hna  Ungeriana  d'Okb.  und  Gaudryina  siphonella  m.  noch 
etwas  häufiger  auf;  alle  übrigen  Species  sind  nur  als  Selten- 
heiten zu  betrachten. 

Vergleicht  man  dagegen  die  Foraminiferen  des  Septa- 
rienthones  mit  denen  anderer  tertiärer  Schichtenkomplexe,  so 
ergeben  sich  daraus  einige  interessante  Resultate. 

Das  Auffallendste  ist  wohl  die  Uebereinstimmung  von 
13  Arten  mit  solchen  aus  den  jüngeren*)  Tertiärschichten 
des  Wiener  Beckens,  des  Steinsalzlagers  von  lVieltc%ka  und 
den  sogenannten  Subapenninenschichten  von  CastelV  arquato. 
Sie  sind:  Glandulina  laevigata  d'Ohb.,  Dentalina  consobrina 
und  elegans  d'Okb.,  Nonionina  buUoides  d'Okb.,  N.  quin- 
queloba  m.  **),  Rotalina  Akneriana,  Boueana,  Partschiana 
und  Ungeriana  d'Orb.  ,  Clavulina  communis  d'Okb.  ,  Glo- 
bulina  gibba  und  aequalis  d'Okb.  und  Quinqueloculina  te- 
nuis  Cz.  Wenn  in  Beziehung  auf  einige  derselben,  die 
glatten  und  mannichfachen  individuellen  Schwankungen  unter- 
liegenden Dentalinen  und  Globulinen  wirklich  ein  Identifici- 
ren  verschiedener  Species  stattgefunden  haben  könnte,  so  ist 
dies  doch  in  Hinsicht  auf  die  scharf  charakterisirten  Nonio- 
ninen,  Rotalinen  und  die  Clavulina  nicht  wohl  denkbar,  um 
so  weniger,  da  von  ihnen  nicht  etwa  nur  einzelne  Exemplare 
zur  Vergleichung  vorlagen,  sondern  ganze  Reihen,  indem 
die  Clavulina  communis,  Rotalina  Ungeriana  und  Partschiana 
sowohl  bei  Wien ,  als  in  den  Septarienthonen  häufig  auftre- 
ten. Und  doch  konnte  bei  der  genauesten  Untersuchung 
kein  einziges  genügendes  Unterscheidungsmerkmal  entdeckt 
werden ,  so  sehr  meine  Bemühungen  auch  dahin  gerichtet 
waren. 


*)  Ich  gebrauche  hier  das  Wort  miocän  absichtlich  nicht,  weil  mei- 
ner schon  mehrftvch  ausgesprochenen  Ueberzeugung  nach  eine  scharfe 
Grenze  zwischen  Miocän  und  dem,  was  man  bisher  unter  Pliocän  ver- 
standen hat,  überhaupt  nicht  existirt.  Es  scheint  mir  besser,  beide  unter 
dem  Begriffe  des  Juugtertiären  zusammenzufassen  im  Gegensatz  zu  dem 
Alttertiären :  den  Nummulitenschichten  und   den  Eocängebilden. 

**)  Zuerst  von  mir  im  Salzthon  von  Wieliczka  aufgefunden. 


54 

Alle  übrigen  52  Species  —  also  0,76  der  Gesammt- 
summe  —  zeigten  sich  aber  von  jüngeren  Formen,  so  ähn- 
lich sie  ihnen  mitunter  sein  mocliten,  bestimmt  vei'schieden. 

Ein  anderes  merkwürdiges  Resultat,  welches  ich  durch 
die  Vergleichung  der  Foraminiferen  der  8eptarienthone  ge- 
wann, ist  dies,  dass  keine  einzige  derselben  mit  irgend  einer 
der  zahlreichen  mir  bekannten  Arten  des  Pariser  Grobkalkes 
identisch  gefunden  wurde.  Und  doch  hätte  man  einige 
solche  Species  zu  finden  erwarten  sollen,  da  auch  unter  den 
Konchylien  Herr  Prof.  Beykkh  einige  übereinstimmende 
Arten  nachgewiesen  hatte.  Ucbrigens  weicht  die  Pariser 
Foraminiferenfauna  auch  schon  in  ihrem  Gesammthabitus  durch 
das  ungemeine  Hervortreten  der  Agathistegier  von  der  des 
Septarienthones  wesentlich  ab. 

Mit  den  Foraminiferen  des  Londonclay,  der  dieselben 
jedoch  überhaupt  in  geringer  Anzahl  zu  beherbergen  scheint, 
war  mir  leider  nur  eine  sehr  beschränkte  und  mangelhafte 
Vergleichung  möglich,  da  ich  nur  wenige  Arten  von  daher 
besitze.  Mit  den  10  Arten,  welche  mir  zu  Gebote  standen 
und  die  ich  grossentheils  der  Güte  des  Herrn  Morris  ver- 
danke, stimmte  keine  einzige  aus  dem  Septarienthon  überein. 

Eben  so  wenig  war  dies  der  Fall  mit  den  in  der  jüng- 
sten Zeit  von  mir  in  den  Nummulitenschichten  der  östlichen 
Alpen  aufgefundenen  zahlreichen  Arten. 

Von  dem  Thone  von  Boo7n  mid  Baesele  in  Belgien,  der 
nach  Hrn.  Prof.  Beyrich  mit  dem  Jlernisdor/er  vollkommene 
Identität  zeigt,  konnte  ich  mir  trotz  aller  Bemühungen  keine 
Probe  verschaß'en.  Die  in  ihm  etwa  enthaltenen  Foramini- 
feren sind  mir  daher  auch  ganz  unbekannt  geblieben. 

Dagegen  erhielt  ich  durch  die  zuvorkonnnende  Güte 
des  Herrn  Oberbergrath  Jugler  eine  kleine  Partie  des  Tho- 
nes  von  Walle  bei  Celle,  der  ebenfills  Foraminiferen  führt, 
wenngleich  in  geringer  Anzahl.  Nebst  mehreren  unbestimm- 
baren Trümmern  lieferte  er  10  Arten,  von  denen  nur  eine, 
Cristellaria  Jugleri  m.,  die  ich  weiter  unten  ebenfalls  be- 
schreiben und  abbilden  werde,  ihm  eigenthündich  ist.     Eine 


55 

zweite',  ebenfalls  in  dem  Thone  von  Hermsdorf  und  Freien- 
walde nicht  vorfindige,  stimmt  mit  Eotalina  Dutemplei  d'Orb. 
aus  den  Wiener  Tertiärschichten  überein.  Sämmtliche  übri- 
gen, nämhch:  Nonionina  affinis  m.,  Eotalina  Ungeriana  und 
Partschiana  d'Orb.,  R.  Girardana,  bulimoides  und  umbonata 
m.,  Gaudrjina  siphonella  m.  und  Textularia  lacera  m.  sind 
von  mir  auch  in  den  Berliner  Septarienthonen  gefunden  wor- 
den. Ein  neuer  Beweis  für  die  schon  von  Hrn.  Prof.  Bey- 
KicH  aus  anderen  Gründen  dargethane  vollkommene  Identität 
der  beiderlei  Schichten.  Bei  Walle  waltet,  wie  bei  Freien- 
walde, Eotalina  Partschiana  d'Orb.  über  die  übrigen  Ar- 
ten vor. 

Eine  mir  ebenfalls  durch  die  Gefällio;keit  des  Herrn 
Oberbergrathes  Jugler  zugekommene  Probe  der  grauschwar- 
zen von  VoLGER  beschriebenen  Lüneburger  Thone  war 
ganz  foraminiferenleer. 

Die  übrigen  Tertiärthone  Norddeutschlands  konnte  ich 
nicht  zum  Gegenstande  meiner  Untersuchungen  machen,  da 
es  mir  unmöglich  war,  Proben  davon  zu  erlangen,  wie  es 
überhaupt  schwer  hält ,  sich  dergleichen  zu  verschaffen ,  da 
immer  noch  dem  kleinsten  organischen  Leben  nur  von  weni- 
gen Seiten  die  gebührende  Aufmerksamkeit  geschenkt  wird, 
obwohl  ihm  sein  Werth  in  Beziehuno;  auf  die  Charakterisi- 
rung  der  Schichten  nicht  abgesprochen  werden  kann. 

Die  Zahl  der  Cyprideen,  denen  ich  bei  Untersuchung 
der  Foraminiferen  zugleich  meine  Aufmerksamkeit  zuwandte, 
ist  in  den  Berliner  Septarienthonen  nur  sehr  gering.  Ich 
entdeckte  bisher  nur  zwei  Arten,  Cytherina  Beyrichi  m.  und 
Cypridina  echinata  m.,  welche  beide  sowohl  bei  Hermsdorf 
als  auch  bei  Freienwalde  vorkommen.  Beide  sind  mir  bis 
jetzt  aus  keinen  anderweitigen  Schichten  bekannt  geworden. 

Ehe  ich  zur  Beschreibung;  der  einzelnen  Foraminiferen- 
species  schreite,  gebe  ich  hier  der  leichteren  und  schnelleren 
Uebersicht  wegen  noch  eine  tabellarische  Zusammenstellung 
derselben. 


56 


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Fissurina  alata  m 

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Glandulina  laevigata  d'Orb. 

II. 

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L. 

Nodosaria  Ewaldi  m.      .     . 

H. 

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conspurcata  m. 

H. 

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— 

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Dcntalina  soluta  ra.  .     .     . 

H. 

— 

— 

— 

— 

— 

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Philippii  m.    .     . 

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F. 

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— 

— 

— 

— 

Buchi  m.    .     .     . 

H. 

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— 

— 

— 

— 

— 

dispar  m.        .     . 

H. 

— 

— 

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— 

— 

— 

consobrina  d'Orb. 

H. 

— 

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w. 

— 

— 

— 

acuticauda  m.     . 

H. 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

spinescens  m. 

H. 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

elegans  d'Orb.     . 

H. 

— 

— 

W. 

Wz. 

— 

— 

emaciata  m. 

H. 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

obliquestriata  m. 

H. 

F. 

— 

— 

— 

— 

— 

pungens  m.     . 

H. 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Marginulina  tumida  m.  .     . 

H. 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Frondicularia  seminuda  m. 

H. 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Spirolina  Humboldti  m. 

H. 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Cristcllaria  galcata  m.  .     . 

H. 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Robulina  galeata  m.       ,     . 

H. 

F. 

— 

— 

— 

— 

— 

angustimargo  m. 

H. 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

dimorpha  m.   .     . 

H. 

— 

— 

— 

— 

— 

umbonata  m.  .     . 

II. 

F. 

— 

— 

— 

— 

— 

nitidissima  m. 

— 

F. 

— 

— 

— 

— 

— 

trigonostoma  m.  .     . 

— 

F. 

— 

— 

— 

— 

— 

ncglecta  m.     .     . 

H. 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

incompta  m.    .     . 

II. 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

depauperata  m.    .     . 

n. 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

deformis  m.     .     .     . 

H. 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Nonionina  bulloidcs  d'Orb. 

H. 

F. 

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w. 

Wz. 

J. 

— 

quinqucloba  m,  . 

H. 

— 

— 

— 

Wz. 

— 

— 

affinis  m 

H. 

F. 

Wa. 

— 

— 

— 

— 

placenta  m.  .    .     . 

H. 

F. 

— 

— 

— 

— 

— 

Rotalina  Girardana  m.  .     .     . 

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F. 

Wa. 

— 

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— 

Akneriana  d'Orb.     . 

H. 

F. 

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57 


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Eotalina  Boueana  d'Orü 

H. 





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Partschiaua  d'Orb. 

H. 

F. 

Wa. 

w. 

Wz. 

J. 

— 

umbonata  m.    .     . 

H. 

F. 

Wa. 

— 

— 

— 

granosa  m.       .     '. 

H. 

F. 

— 

— 



— 

Ungeriana  d'Orb. 

H. 

F. 

Wa 

w. 

Wz. 

— 

— 

contraria  m.     .     . 

H. 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

bulimoides  m.  .     , 

H. 

F. 

Wa. 

— 

— 

— 

Uvigeriua  gracilis  m.       .     . 

H. 

F. 

— 

— 

— 

— 

— 

Clavulina  communis  d'Orb. 

— 

F. 

— 

w. 

Wz. 

— 

L. 

Gaudryina  siphonella  m.     • 

H. 

F. 

Wa. 

— 

— 

— 

— 

Chilostomella  cylindroicles  m. 

H. 

F. 

— 

— 

— 

— 

— 

Globulina  gibba  d'Orb.  .     . 

H. 

— 

— 

w. 

Wz. 

J. 

L. 

aequalis  d'Orb.  . 

H. 

— 

— 

w. 

Wz. 

J. 

— 

inflata  m.  .     .     . 

H. 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

amplectens  m.     . 

H. 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

guttula  m.       .     . 

H. 

— 

— 

— 

— 



— 

amygdaloides  m. 

H. 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Guttulina  semiplana  m. 

H. 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Polymorphina  dilatata  m.  . 

H. 

F. 

— 

— 

— 



— 

lanceolata  m. 

H. 

F. 

— 

— 

— 

— 

— 

Bolivina  Beyrichi  m.      .     .     . 

H. 

F. 

— 

— 

— 

— 

— 

Textularia  lacera  m.       .     . 

H. 

F. 

Wa. 

— 

— 



— 

attenuata  m.      .     . 

H. 

F. 

— 

— 

— 

— 

— 

Biloculina  turgida  m.      .     . 

H. 

F. 

— 

— 

— 



— 

Triloculina  valvularis  m.     .     . 

H. 

— 

— 

— 

— 



— 

enoplostoma  m.     . 

H. 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

turgida  m.    .     .     . 

H. 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Quinqueloculina  impressa  m.  . 

H. 

— 

— 

— 

— 



— 

tenuis  Czcz.  . 

H. 

F. 

— 

w. 

Wz. 



— 

Sphacroidina  variabilis  m. 

H. 

F. 

— 

— 

— 

— 

— 

58 


Beschreibung  der  einzelnen  Arten. 

A.     Monostegia  d'Orb. 

Fis  surina  m. 

1.     F.  alata  ra.  (Taf.  III.  Fig.  1.). 

Testa  late  ovali,  svperne  acuta,  hifenie  rotundata,  com- 
pressa^  rnargine  ca?'inato -alata,  tenuissime  punctulata-,  aper- 
tura  hrevi  liyieari.  —   Long.  =0,4  mm. 

Gehäuse  breit  oval,  oben  kurz  zugespitzt,  unten  gerun- 
det, zusammengedrückt,  ziemlich  gewölbt,  am  liandc  mit 
einem  schmalen  dünnen  flügelartigen  Saume  eingefasst.  Die 
Oberfläche  fast  glatt,  nur  mit  entfernten  äusserst  feinen 
Punkten  besetzt.  Die  quere  lineare  Mündung  kurz.  Ist 
der  F.  carinata  m.  aus  dem  Salzthone  von  Wielicxka  sehr 
ähnlich,  welche  aber  am  Rande  wohl  scharf  gekielt,  aber  nicht 
geflügelt,  dagegen  mit  deutlichen  vertieften  Punkten  dicht 
besetzt  ist. 

Selir  selten  bei  Hermsdorf. 

B.     Polystegia. 
I.    Stichostegia  d'Orb. 

Glandulina  d"Oub. 

1.     Gl.  laevigata  d'Orb. 

D'Okbigay  ybrwwm?/'.  foss.  da  bass.  tcrt.  d.  Viennep.  29, 
/.  1./.  4,  5. 

Ganz  übereinstimmend,  nur  etwas  breiter  als  die  i>*Ou- 
BiGNY'sche  Abbildung,  welche  Form  aber  auch  an  anderen 
Orten  mit  der  typischen  vorkömmt. 

Sehr  selten  bei  Ihrmsdorf  und  FreieniiHilde.  —  Ausser- 
dem bei  Baden,  Nussdorf,    M'öllersdorf,  Gnnxing  im  Wiener 
Becken ;  im  Salzthone  von  Wielicxka;  im  Subapcnninentlione 
von  CastelV  arquato.     Noch  lebend  im  adriatischen  Meere. 
Nodosaria   d'Ohb. 

\.     N.  Ewaldi  m.  (Taf.  III.  Fig.  2.). 

Testa  elongatissima ,  gracili ,  utrinqne  acuminata,  laevi- 


59 

gata;  loculis  numerosis ,  elongatis ,  superne  convexiusculis ,  ul- 
timo in  rostrum  tenuissimum  producto. 

Bisher  nur  in  Bruchstücken  vorgekommen.  Gehäuse 
sehr  lang  und  dünn,  glatt,  beiderseits  zugespitzt.  Zahlreiche 
Kammern ,  die  oberen  stark  verlängert ,  wenigstens  dreimal 
so  hoch  als  breit,  cylindrisch,  oben  nur  sehr  wenig  verdickt 
und  durch  sehr  schwache  Einschnürungen  gesondert.  Die 
unteren  Kammern  weniger  verlängert,  vollkommen  cylindrisch, 
ihre  Näthe  gar  nicht  vertieft.  Die  letzte  Kammer  verlängert 
sich  in  einen  langen  feinen  Schnabel,  der  die  sehr  feine  OefF- 
nung  trägt.     Die  Schalenoberfläche  glatt. 

Sehr  verwandt  der  N.  longiscata  d'Orb.  (1.  c.  p.  32.  t.  1. 
f,  10—12.)  und  N.  irregularis  d'Okb.  (1.  c.  p.  32,  33.  t.  1.  f.  13, 
14.)  aus  den  Tertiärschichten  des  Wiener  Beckens,  sich  aber 
von  ihnen  schon  durch  die  Beschaffenheit  der  Oeffhung  leicht 
unterscheidend. 

Auch  N.  capillaris  m.  aus  dem  böhmischen  Pläner  ist 
sehr  ähnlich,  hat  aber  weniger  verlängerte,  vollkommen  wal- 
zige Kammern. 

Selten  bei  Hermsdorf. 

2.     N.  conspurcata  m.  (Taf  III.  Fig.  3.). 

Testa  crassa  subconica,  confertim  spinulosa;  loculis  "i — 4, 
strangulatis,  primo  rnucronulato  tdtimoque  rostrato  glohulosis. 
—  Long.  =  0,8  m?n. 

Der  N.  aculeata  d'Orb.  (1.  c.  p.  35,  36.  t.  1.  f  26,  27.) 
aus  dem  Wiener  Becken  verwandt.  Gehäuse  verhältniss- 
mässig  dick,  aus  3 — 4  Kammern  bestehend,  die  durch  ziem- 
lich breite,  aber  wenig  tiefe  Einschnürungen  gesondert  sind. 
Zuweilen  sind  diese  jedoch  auch  viel  breiter  und  stärker. 
Die  erste  Kammer  ist  kugelig,  unten  mit  einer  sehr  kurzen 
Spitze  versehen  und  etwas  grösser,  als  die  nächstfolgende 
schwach  verlängerte,  elliptische.  Die  letzte  Kammer  ist  am 
grössten,  kugelig  und  in  einen  feinen  Schnabel  ausgezogen, 
der  die  enge  nackte  Mündung  trägt.  Die  Oberfläche  mit 
spitzen  Rauhigkeiten  dicht  bedeckt. 

Selten  bei  Hermsdorf. 


60 

Dentalina  d'Orü. 

1.  D.  soluta  m.  (Taf.  III.  Fig.  4.). 

Testa  elongata,  parum  arcuatct;  loculis  paucis  glohosis ; 
intersliliis  strcmgulatis  latis;  loculo  primo  mucr07inlato,  tdtinio 
in  sipltonem  brevem  producto:  apertura  nuda.  —  Long,  = 
1,0  — 1,4  mm. 

Gelläuse  nicht  sehr  lang,  aber  schlank,  wenig  gebogen. 
Vier  kugelige  oder  breit  ovale  Kammern,  welche  durch  breite 
und  tiefe  Einschnürungen  geschieden  sind.  Die  erste  Kam- 
mer fast  vollkommen  kugelig  und  mit  einer  kurzen  und  fei- 
nen Centralspitze  versehen.  Die  letzte  verschmälert  sich 
allmälig  zu  einer  kurzen  dünnen  ßohre,  welche  die  nackte 
Mündung  trägt.     Die  Schalenoberfläche  glatt. 

Sehr  selten  bei  Hermsdorf. 

2.  D.  Philipp ii  m.  (Taf.  III.  Fig.  5.). 

Testa  hrevi  crassa,  rectct;  loculis  3,  primo  glohoso  apicu- 
lato^  medio  minore  ohlongo,  ultimo  cotivexo  ohliquo,  superne 
acuto ;  suturis  latiusculis  sulcatulis;  apertura  radiata.  — 
Long.  =  1,6  7nm. 

Das  kurze  ziemlich  dicke  und  gerade  Gehäuse  zeigt 
nur  drei  Kammern  von  sehr  verschiedener  Gestalt.  Die  erste 
ist  kugelig,  grösser  als  die  zweite  und  trägt  am  unteren  Ende 
einen  kurzen  Centralstachel.  Die  mittlere  länglich,  höher 
als  breit,  wenig  gewölbt.  Die  oberste  gross,  besonders  auf 
der  vordem  Seite  gewölbt,  daher  ungleichseitig,  oben  in  eine 
Spitze  verlängert,  auf  der  die  von  einem  Strahlenkranz  um- 
gebene Mündung  sitzt.  Die  breiten,  nicht  sehr  tiefen  Näthe 
sind  mit  kurzen  Längsfurchen  geziert. 

Sehr  selten  bei  Freienwalde. 

3.  D.  Buchi  m.  (Taf.  III.  Fig.  6.). 

Testa  suhrecta,  crassiuscula,  suturis  longitudinaliter  sul- 
catula,  caeterum  laevi;  loculis  convexis,  primo  majore  glohoso 
mucronulato,  ultimo  ovato  ohliquo:  apertura  radiata.  —  Long. 
=   1,8  —  2,2  mm. 

Ziemlich  gross  und  dick ,  fast  gerade,  einer  Nodosaria 
ähnlich,   aber  mit  nicht  centraler,   von  einem  Strahlenkranze 


61 

eingefasster  Mündung.  Die  Kammern  gewölbt,  durch  deut- 
liche Einschnürungen  getrennt,  in  welchen  man  10— 14  kurze 
feine  Längsßilten  wahrnimmt ,  die  an  den  untei'sten  Nüthen 
am  längsten  sind  und  sich  auch  über  den  unteren  Theil  der 
Kammern  erstrecken.  Die  erste  Kammer  ist  grösser  als  die 
nächstfolgenden,  kugelig  und  unten  mit  einer  kurzen  Central- 
spitze  versehen ;  die  letzte  dagegen  schief  eiförmig.  Die 
übrigen  Kammern  sind  beinahe  gleich  gross,  so  dass  das 
Gehäuse  nach  unten  nur  sehr  Avenig  an  Dicke  abnimmt. 
Die  Oberfläche  der  Kammern  glatt. 
Sehr  selten  bei  Hermsdorf. 

4.  D.  dispar  m.  (Taf.  III.  Fig.  7.). 

Testa  elongata  ,  temii ,  subrecta,  deorsum  incrassata:  lo- 
culis  disparihus;  primo  globuloso,  mucro7mto\  ultimo  elongato- 
ovato ;  reliqtds  suhvylindricis.  —  Long.  =  0,4  w;;?. 

Ist  der  D.  consobrina  d'Oiuj.  (1.  c.  p.  46.  t.  2.  f  1  —  3.) 
sehr  ähnlich,  unterscheidet  sich  aber  durch  viel  o-erinoere 
Dimensionen,  die  mehr  excentrische  Münduno-  und  die  stär- 
kere  Verdickung  des  unteren  Theiles  des  Gehäuses.  Es  ist 
sehr  klein,  verlängert  und  schlank,  kaum  gebogen  und  nimmt 
nach  abwärts  etwas  an  Dicke  zu,  so  dass  die  zwei  untersten 
Kammern  die  dicksten  sind.  Die  erste  der  5  —  6  Kammern 
ist  fast  kugelig,  unten  kurz  gestachelt  und  von  der  nächst- 
folgenden nur  durch  eine  nicht  vertiefte  Nathlinie  gesondert. 
Die  letzte  Kammer  ist  verlängert  schief- oval,  die  übrigen 
fast  cylindrisch,  nur  im  unteren  Theile  eine  schwache  Wöl- 
bung verrathend.  Nur  die  obersten  Näthe  sind  schwach  ein- 
geschnürt.    Die  etwas  excentrische  Mündung  nackt. 

Sehr  selten  bei  Hermsdorf. 

5.  D.  consobrina  d'Orb. 
D'Orbigny  ].  c.  p.  46,  47.  t.   2.  f  1-3. 
Wechselt  sehr  in  der  Form  und  Zahl  der  Kammern. 
Nicht   selten  bei  Hermsdorf.     Es  findet    sich    dort  auch 

eine  Varietät ,  welche  ein  schlankeres  Gehäuse  mit  zahlrei- 
cheren längeren  Kammern  besitzt,  sonst  aber  mit  der  typi- 
schen Form  übereinstimmt. 


&2 

Findet  sich  auch  bei  ßade?i  im  Wiener  Becken. 

6.  D.  acuticauda  m.  (Taf.  III.  Fig.  8.). 

Testa  elongata,  gracili,  purum  arcuata,  deorsum  sensim 
atte7iuata  et  longe  aciiminatu ,  laevigata ;  loculis  numerosis, 
tnmsversis,  hrevihus,  sulcylindricis :  auturis  linear ihus ;  aper- 
iura  nuda.  —  Long.  =  0,8 — 1,2  mm. 

Aehnlich  der  D.  elegans  d'Okb.  (1.  c.  p.  45.  t.  1.  f.  52  — 
56),  aber  sich  leicht  durch  den  Mangel  des  Stachels  am  un- 
teren Ende  unterscheidend.  Das  Gehäuse  ist  lang,  sehr 
schlank,  und  veidünnt  sich  nach  abwärts  allmälig  bis  zur 
dünnen  Spitze,  ohne  dass  aber  die  letzte  Kammer  am  unteren 
Ende  einen  Stachel  darböte.  Die  Kammern  zahlreich  (15  — 
16),  nicht  schief,  kurz,  mit  Ausnahme  der  obersten  eben  so 
breit  als  hoch,  walzenförmig,  nur  durch  lineare  Näthe  ge- 
schieden. Die  Mündung  nackt,  die  Schalenoberfläche  glatt, 
glänzend. 

Selten  bei  Hermsdorf. 

7.  D.  spinescens  m.  (Taf.  111.  Fig.  lü.). 

Testa  elongata,  gracili,  arcuata,  in/erne  attenuata  et  mu~ 
Cfonulata,  stiperne  in  roslrum  breve  producta;  loculis  10 — 12, 
superioriljus  cojivexis  strangulatis^  hasi  hinc  inde  spinulis  de- 
orsum spectantihus  ornata;  inferiorihus  cyliiidricis.  —  Long. 
—  0,9—1,0  mm. 

Gehäuse  verlängert,  gebogen,  schlank,  nach  abwärts  sich 
allmälig  verdünnend.  Zahlreiche  Kammern  (10 — 12),  die 
oberen  gewölbt,  durch  vertiefte  Näthe  geschieden  und  an  der 
Unterseite  mit  einzelnen  kurzen  nach  abwärts  gerichteten 
Spitzen  besetzt.  Die  unteren  cylindrisch,  mit  nur  linearen 
Käthen.  Die  erste  Kammer  ebenso  breit,  wie  die  nächst- 
folgende, mit  sehr  kurzer  Ccntralspitze ;  die  letzte  in  einen 
kurzen  Schnabel  verlängert,    der  die  nackte  Mündung  trägt. 

Die  sehr  ähnliche  D.  Adolphina  d'Okh.  (1.  c.  p.  51. 
t.  2.  f  18  —  20.)  aus  dem  Tegel  von  Bade?i  bei  ^yien  unter- 
scheidet sich  durch  ihre  viel  gewölbteren  kugeligen  Kam- 
mern ,  die  tiefen  Näthe,  die  zahlreicheren  regelmässiger  ge- 


63 

stellten    spitzigen  Höcker  und  die   kürzere  Stachelspitze  der 
ersten  Kammer. 

Selten  bei  Herms^orf. 

8.  D.  elegans  u'ürb. 
D'Orbigxy  1.  c.  p.  45.  t.   1.  f.  52-^56. 

Diese  in  der  Form  imd  relativen  Grösse  der  Kammern 
sehr  wechselnde  Art  findet  sich  nicht  selten  bei  Hennsdorf. 
—  Ausserdem  bei  Nussdorf  und  Buden  im  Wiener  Becken, 
bei  Felsö - Lapugy  in  Siebenbürgen,  bei  Stolschitza  in  Krain 
und  im  Salzthone  von    JVieliczka. 

9.  D.  emaciata  m.  (Taf.  III.  Fig.  9.). 

Testa  elongata,  gracili,  arcuata,  laevi ;  loculis  namerosis 
(11  — 12),  elUpticis ;  suturis  angustis  excavatis ;  loculo  primo 
mucronuluto,  ultimo  acuto.  —  Long.  ■=■  0,7 — 1,5  mm. 

Gehäuse  verlängert,  schlank,  wenig  gebogen ,  nach  ab- 
wärts sich  sehr  langsam  verschmälernd.  Kammern  zahlreich, 
elliptisch  ;  die  oberen  länger  als  breit.  Die  erste  geht  unten 
in  einen  kurzen  Stachel  über,  die  letzte  ist  oben  kurz  zuse- 
spitzt.  Sie  werden  durch  schmale  vertiefte  Näthe  gesondert ; 
nur  zwischen  den  untersten  Kammern  sind  dieselben  linien- 
förmig. 

D.  emaciata  ist  sehr  ähnlich  der  D.  elegans  d'Orb.,  un- 
terscheidet sich  aber  durch  das  schlankere  Gehäuse,  die  län- 
geren, schmäleren  elliptischen  Kammern. 

Sehr  selten  bei  Hermsdorf. 

10.  D.  obliques triata  m.  (Taf.  III.  Fig.  11,  12.). 
Testa  elongata,  subarcuata,  suhci/lhidrica,  deorsum  parum 

attenuata ;  suttiris  et  interdum  loculis  quoque  inferioribus  oblique 
striatis ;  loculis  8 —  10,  elongatis,  parum  convexis ;  primo  mu- 
cronulato,  paullulum  majore;  ultimo  elongato;  suturis  im- 
pressiusculis.  —  Long.  =  1,5  —  2,5  mm. 

Gehäuse  verlängert,  schwach  gebogen,  abwärts  nur  we- 
nig verschmälert,  fast  Avalzenförmig,  glatt,  nur  in  den  Näthen 
mit  10 — 13  schrägen  Längsfältchen.  Zuweilen  setzen  sich 
dieselben  als  feine  erhabene  Linien  auch  über  die  äussere 
Fläche    der    untersten  Kammern  fort.      8  —  10  verlängerte, 


64 

sehr  wenig  gewölbte,  fast  cylindrische  Kammern,  welche 
durch  ziemlich  breite,  aber  nur  schwach  vertiefte  Näthe  ge- 
trennt werden.  Die  erste  Kammer  wenig  grösser  als  die 
nächstfolgende  und  am  untern  Ende  mit  einem  Stachel  be- 
setzt; die  letzte  verlängert-oval,  oben  zugespitzt.  Die  Mün- 
dung nackt. 

Bei  Hermsdorf  nicht  selten ;  bei  Freienwalde  dagegen 
sehr  selten. 

11.     D.  pungens  m.  (Taf.  III.  Fig.   13.). 

Testa  elongata,  deorsum  in  apicem  te?iuissimu7n  sensim 
attenuata ,  longitudinaliter  tenuistriata\  loculis  plurimis  par- 
vis,  suturis  mininte  excavatis.  —  Long.  =  ? 

Das  Gehäuse  ist  lans;  und  verschmälert  sich  nach  unten 
allmälig  zur  feinen  Spitze.  Die  Oberfläche  ist  mit  feinen 
erhabenen,  zuweilen  etwas  schrägen  Streifen  bedeckt;  nur 
die  ersten  Kammern  sind  fast  glatt.  Die-Kammern  sind  sehr 
zahlreich  (19  —  20),  breiter  als  hoch,  flach,  durch  schwache 
wenig  vertiefte  Näthe  geschieden;  die  untersten  sehr  klein 
mit  linearen  Näthen.  Die  Form  der  letzten  Kammer  und 
die  Bcschafi^enheit  der  Mündung  ist  mir  unbekannt,  da  sie 
bei  allen  bisher  von  mir  aufgefundenen  Exemplaren  fehlte. 

Von  den  in  ihrer  ganzen  Ausdehnung  gestreiften  Exem- 
plaren der  vorigen  Species  unterscheidet  sich  D.  pungens 
durch  die  zahlreicheren  viel  kleineren,  besonders  nach  abwärts 
sehr  an  Grösse  abnehmenden,  kaum  gewölbten  Kammern 
und  das  bis  zur  feinen  Spitze  verdünnte  Gehäuse. 

Sehr  selten  bei  Hermsdorf. 

Ausser  den  oben  beschriebenen  Arten  fand  ich  in  den 
Septarienthonen  noch  Bruciistücke  mehrerer  anderer  Species, 
welche  aber  zu  einer  genaueren  Bestimmung  nicht  hinreichten. 
Marginulina  d'Okk. 

1.     M.  tumida  m.  (Taf  III.  Fig.  14.). 

Testa  ohlonga,  hrevi,  infer?ie  obtiisa,  supcrne  acuta,  suh- 
cylindrica,  laevignta\  loculis  paucis  ohliqiiis:  su Iuris  obsolet is ; 
apertiira  radiata.  —  Long.  =  1   mm. 

Gehäuse  kurz  und  dick,  fast  walzig,  nach  abwärts  sich 


65      ' 

wenig  verschraälerncl.  Das  untere  Ende  nur  schwach  vor- 
wärts gebogen,  das  obere  zugespitzt.  Kammern  wenig  zahl- 
reich (4  —  5),  schief,  nicht  gewölbt;  die  letzte  gross ,  die 
Hälfte  des  ganzen  Gehäuses  einnehmend ;  die  Näthe  undeut- 
lich, durch  nur  bei  starker  Vergrösserung  erkennbare  Li- 
nien angedeutet.  Die  excentrische  Mündung  mit  einem 
Strahlenkranze ;  die  Schalenoberfläche  glatt. 

Ist  der  M.  simiHs  d'Orb.  (1.  c.  p.  69.  t.  3.  f.  15,  16.) 
ähnlich,  aber  hinreichend  davon  verschieden. 

Sehr  selten  bei  Hermsdorf.  Mit  ihr  in  Gesellschaft  vor- 
kommende Bruchstücke  einer  anderen  Art  von  Marsinulina 
waren  nicht  vollständig  genug,  um  eine  nähere  Bestimmung 
zu  gestatten. 

Frondicularia  Defr. 

1.     F.  seminuda  m.  (Taf.  III.  Fig.  15,   16.). 

Testa  elongata,  nngustissi?na,  valde  compressa,  infer^ie  lon- 
gitudinalüer  striata,  supernenuda;  loculis  ?iu77ierosis  (15  —  20), 
arcuatis;  suturis  superiorihus  wipressh.  —  Long.  =  1 — 2  mm. 

Eine  sehr  ausgezeichnete  Form ,  sehr  verlängert  und 
schmal,  stark  zusammengedrückt,  gegen  die  ziemlich  schar- 
fen Ränder  sich  verdünnend.  Der  untere  Theil  des  Gehäu- 
ses zeigt  jederseits  3  —  6  nach  oben  etwas  divergirende  er- 
habene Längsstreifen,  die  sich  mitunter  beinahe  bis  zur 
Hälfte  der  Schale  hinauf  erstrecken ,  oft  aber  auch  auf  das 
unterste  Ende  beschränkt  und  undeutlich  sind.  Die  Kam- 
mern sehr  zahlreich  (15  —  20),  niedrig,  oben  bogenförmig, 
nicht  winklig.  Die  Näthe  zwischen  den  oberen  Kammern 
sind  besonders  im  mittleren  Theile  etwas  vertieft,  die  unte- 
ren nur  durch  feine  Linien  angedeutet. 

Nicht  selten  bei  Hermsdorf. 

II.    Helicostegia  d'Orb. 

a.    Nautiloidea    d'Orb. 

Spirolina  LAi>n^. 
1.     Sp.  Humboldti  m.  (Taf.  IH.  Fig.   17,  18.). 
Testa   superne  partim.,    spira  magis  compressa  et  margine 

Zcils.d.  d.  geol.  Ges.  III,  t.  5 


66 

(mgulatcr,    loculis   convexiusculis ,    ultimo   superne   atfemiato] 
apertura  6blonga\  superficie  asper a.  —  Long.  =  0,7 — 2,1  ?nfn. 

Der  gerade  gestreckte  Theil  des  Gehäuses  ist  wenig 
zusammengedrückt,  so  dass  der  Querschnitt  breit  elliptisch 
erscheint  und  die  Seitenränder  gerundet  sind.  Der  spiral 
eingerollte  Theil,  der  im  erwachsenen  Zustande  die  Hälfte 
des  ganzen  Gehäuses  ausmacht,  ist  stärker  zusammengedrückt, 
mit  winkligem  Rande.  Das  Gewinde  zeigt  keinen  Nabel. 
Die  Kammern,  deren  5  —  G  den  gewundenen  Theil  zusam- 
mensetzen, sind  ziemlich  gross,  etwas  gewölbt  und  durch 
massig  vertiefte  Näthe  gesondert.  Die  letzte  Kammer  ist 
hoch  und  oben  in  eine  stumpfe,  etwas  in  die  Quere  gezogene 
Spitze  verlängert,  welche  die  längliche  Mündung  trägt.  Die 
Schalenoberfläche  ist  mit  groben  Rauhigkeiten  dicht  bedeckt. 

Junge  Exemplare  sind  ganz  spiral  eingerollt  und  tra- 
gen in  der  Mitte  der  vorwärts  gerichteten  Mundfläche  die 
längliche  Mündung. 

Nicht  selten  bei  Hermsdorf. 
Cristcllaria  Lamk. 

1.     Cr.  galeata  m.  (Taf.  IV.  Fig.  20.). 

Testa  ovata,  compressa,  inferne  rotunthita,  antice  in  ro- 
strum  hreve  producta,  margine  acutangiila ;  loculis  anguslis 
planis ;  Ultimi  facie  anteriore  inflexa,  angusta)  ore  radiale.  — 
iJiam.  =  0,5  m7n. 

Oval,  zusammengedrückt,  an  dem  Rande  scharfwinklig, 
unten  gerundet,  oben  in  einen  vorwärts  gerichteten  kurzen 
Schnabel  verlängert  vmd  dadurch  eine  holmfürmige  Gestalt 
erlangend.  Kammern  8  —  9,  schmal,  wenig  gebogen,  flach; 
die  Näthe  nur  durch  feine,  bei  starker  Vergrösserung  erkenn- 
bare Linien  angedeutet.  Die  Mundfläche  der  letzten  Kam- 
mer von  oben  nach  unten  ausgeschweift,  schmal,  lanzettlich. 
Die  feingestrahlte  Mündunjj  sitzt  auf  einem  kurzen  schnabel- 
förmigen  Höcker. 

Sehr  selten  bei  Hermsdorf. 


67 

Robulina  d'Orb. 

1.  K.  galeata  m.  (Taf.  IV.  Fig.  21.). 

Testa  ovata  compressa,  hasi  rotundata,  superne  acu7ninata, 
margine  leite  aiatat  loculis  paucis  (5),  vix  convexiusculis ; 
ultimo  antice  excuvato;  suturis  costulatis.  —  Diani.=  1,9  ?n7/i. 

Eiförmig,  stark  zusammengedrückt,  unten  breit  gerun- 
det, oben  zugespitzt,  am  ßande  mit  einem  breiten  dünnen 
flügclartigen  Saum  umgeben.  Fünf  fast  ebene  dreiseitige 
wenig  gebogene  Kammern.  Die  Mundfiäche  der  letzten 
schmal,  lanzettlich,  jederseits  von  einer  erhabenen  Leiste  ein- 
gefasst.  Die  Näthe  äusserlich  durch  eine  schmale  niedrige 
radiale  Rippe  bezeichnet. 

Von  R.  cultrata  d'Orb.  (1.  c.  p.  96,  97.  t.  4.  f.  10—13.) 
unterscheidet  sich  unsere  Species  durch  das  mehr  eiförmige, 
oben  scharf  zugespitzte,  stärker  zusammengedrückte  Gehäuse 
und  die  weniger  zahlreichen  Kammern. 

Sehr  selten  bei  Hermadorf  und  bei  Freiemvalde. 

2.  R.  angustimargo  m.  (Taf.  IV.  Fig.  22.). 

Testa  discoidea,  valde  compressa,  anguste  marginato-cari- 
nata;  loculis  7 — 8  angustis,  arcuatis,  planis ;  suturis  costula- 
tis; apertura  semiradiata.  —  Diam.  =  1,2 — 1,4  mm. 

Fast  kreisförmig,  stark  zusammengedrückt,  am  Rücken 
schmal  gesäumt  -  gekielt ,  ohne  Nabelscheibe.  Die  flachen 
Kammern  (7  —  8)  schmal  und  stark  gebogen.  Die  Mund- 
flache  der  letzten  Kammer  schmal  eiförmig,  seicht  vertieft, 
jederseits  von  einer  schmalen  erhabenen  Leiste  eingefasst. 
Die  Mündungsspalte  in  der  oberen  Hälfte  von  feinen  Strali- 
len  umgeben. 

Sehr  selten  bei  Hermsdorf. 

3.  R.  dimorpha  m.  (Taf.  IV.  Fig.  23.). 

Testa  suhovali,  compressa,  dorso  anguste  carinata ;  loculis 
8,  tdtimis  quatuor  convexiusculis,  primis  quatuor  planiusculis, 
per  suturas  costulatas  separatis ;  apertura  semiradiata.  — 
Diam  =0,9  mm. 

Gehäuse  etwas  höher  als  breit,  breit  oval,  stark  zusam- 
mengedrückt,   platt,  am  Rücken    mit   einem   sehr   schmalen 

5* 


68 

glatten  nicht  sehr  scharfen  Kiel  versehen.  8  schmale  geboo-ene 
Kammern  im  letzten  Umgange;  die  ersten  4  flach  und  durch 
erhabene  leistenartige  Näthe  geschieden ;  die  letzten  4  etwas 
gewölbt  mit  breiten  vertieften  Näthen.  Die  Mundfläche  der 
letzten  Kammer  schmal  lanzettförmig ,  seicht  vertieft ,  von 
zw'ci  Avenig  erhabenen  Leisten  eingefasst.  Die  enge  Mund- 
spalte im  oberen  Theile  von  feinen  Strahlen  umgeben. 
Sehr  selten  bei  Henyndorf. 

4.  K.  umbonata  m.  (T.  IV.  Fig.   24.). 

Testa  le?iticulari ,  compressa^  co?ivexa,  margine  angtiste 
carinata;  disco  umhilicali  largo,  parum  convexo;  loculis  sex 
latiusculis,  obliquis;  ultirtii  facie  anteriore  excavata,  hrevi.  — 
Diam   =  0,45 — 0,55  mm. 

Fast  kreisförmig,  zusammengedrückt,  gewölbt,  am  Rande 
mit  einem  scharfen  Kiele,  mit  sehr  grosser  aber  flacher  Na- 
belscheibe. Sechs  breite  schräge  Kammern,  deren  Käthe 
nur  bei  starker  Vergrösserung  als  feine  Linien  sichtbar  wer- 
den. Die  Mundfläche  der  letzten  Kammer  sehr  kurz,  breit, 
flach  vertieft,  jederseits  von  einer  schmalen  erhabenen  Leiste 
eingefasst.     Oberfläche  glänzend  glatt. 

Selten  bei  Hermsdoj-f  und  Freienwalde. 

5.  R.  nitidissima    m.  (Taf.  IV.  Fig.  25.). 

Testa  discoidea ,  valde  compressa,  nitidissima,  margine 
carinato-alata ;  disco  umhilicali  ohsoletn ;  loculis  8  triatigulari- 
bus  planis ;  sutiiris  vix  conspicuis:  apertura  semiradiata.  — 
Diam.  =  0,85  mjn. 

Scheibenförmig-,  wenig  höher  als  lang,  stark  zusammen- 
gedrückt, am  Rande  mit  einem  schmalen  lamellösen  Saume 
eingefasst ;  mit  einer  ziemlich  grossen  Nabelscheibe,  die  aber 
ohne  Absatz  unmittelbar  in  die  Umgebung  übergeht.  Acht 
dreieckige  ganz  flache  Kammern,  deren  gerade  Näthe  selbst 
bei  starker  Vergrösserung  kaum  sichtbar  sind  und  nur  bei 
durchfallendem  Lichte  sich  als  feine  Linien  zu  erkennen  ge- 
ben. Die  Mundfläche  der  letzten  Kammer  schmal  und  hoch 
dreieckig,  vertieft,  jederseits  von  einer  erhabenen  Leiste  ein- 
gefasst.    Die  Mündung  eine  enge  Spalte,    im  oberen  Theile 


69 

von  einem  feinen  Strahlenkränze  umgeben.     Die  Oberflüche 
des  Gehäuses  glatt  und  stark  spiegelnd. 
Sehr  selten  bei  Freienwalde. 

6.  R.  trigonostoma  m.  (Taf.  IV.  Fig.  26.). 

Testa  (liscoidea,  convexa ,  (mgustissinie  carinata;  disco 
umhilicali  ohsoleto;  lomilis  %  suharcuatis  planis\  apertura  tri- 
gona,  margine  elevato  cincta ,  superne  radiata.  —  Diam.  = 
1,6  mm. 

Gehäuse  kreisförmig,  gewölbt,  am  Rücken  mit  sehr 
schmalem  scharfem  Kiel,  mit  flacher  undeutlicher  Nabel- 
scheibe. Acht  schmale  etwas  gebogene  fast  ganz  ebene 
Kammern  mit  linienförmigen  Näthen.  Nur  die  Näthe  zwi- 
schen den  letzten  Kammern  sind  sehr  seicht  vertieft.  Die 
Mundfläche  der  letzten  Kammer  ist  breit  und  niedrig,  von 
schmalen  erhabenen  Leisten  eingefasst  und  in  der  Mitte 
seicht  rinnenartig  vertieft.  Die  verhältnissmässig  breite  OefF- 
nung  ist  dreieckig,  tiefer  als  gewöhnlich  herabgerückt  und 
von  einem  erhabenen  Rande  eingefasst.  Ueberdies  befindet 
sich  über  derselben  an  der  Spitze  des  Gehäuses  ein  feiner 
Strahlenkranz. 

Sehr  selten  bei  Freienwalde. 

7.  R.  neglecta  m.  (Taf.  IV.  Fig.  27.). 

Testa  orhiculari,  convexa,  dorso  acute  angulata,  laevi- 
gata\  disco  umbilicali  magno  convexiusculo ;  loculis  10  an- 
gustis  arcuatis  planis ;  suturis  linearihus  obsoletis ;  apertura 
semiradiata.  —   Diam.  =  1 — 1,25  mm. 

Kreisförmig,  ziemlich  gewölbt,  am  Rücken  scharfwink- 
lig, aber  nicht  gekielt,  mit  grosser  etwas  gew^ölbter  Nabel- 
scheibe. Zehn  flache  massig  gebogene  Kammern ,  deren 
Näthe  selbst  bei  starker  Vergrösserung  nur  als  feine  Linien 
erscheinen.  Die  Mundfläche  der  letzten  Kammer  niedrig, 
aber  breit,  in  der  Mitte  rinnenartig  vertieft.  Die  Mündungs- 
spalte in  ihrer  oberen  Hälfte  von  feinen  Strahlen  umgeben. 

Die  ähnliche  R.  austriaca  d'Orb.  (1.  c.  p.  103.  t.  5. 
f.  1,2.)  aus  dem  Wiener  Becken  unterscheidet  sich  durch 
geringere  Wölbung  und  die  viel  kleinere  flache  Nabelscheibe. 


70 

Sehr  selten  bei  Hermsdorf, 

8.  R.  incompta  m.  (Taf.  IV.  Fig.  28.). 

Testa  suhorhiculari,  compressa,  dorso  acutanguhi  ^  cari- 
natn,  laevignta',  loculis  sex  arcuatis  plaTiis,  snturis  linear ibus 
ohsoletis ;  apertura  semiradiatd.   —    Diain.  =  1   mm. 

Fast  kreisförmig,  nur  wenig  höher  als  lang,  stark  zu- 
sammengedrückt, am  Rücken  scharfwinklig,  gekielt,  ohne 
Nabelscheibe,  mit  6  bogenförmigen  flachen,  dicht  an  einander 
schliessenden  Kammern.  Die  Näthe  bei  starker  Vergrösse- 
rung  als  sehr  feine  undeutliche  Linien  wahrnehmbar.  Die 
Mundfläche  der  letzten  Kammer  schmal  und  hoch  dreieckig, 
Beicht  vertieft,  jederseits  von  einer  schmalen  erhabenen  Leiste 
eingefasst.  Die  Spaltmündung  in  ihrer  oberen  Hälfte  von 
feinen  Strahlen  umo-eben.  Schalenoberflächc  glatt,  srlasig 
glänzend. 

Von  der  sehr  ähnlichen  R.  dcpauperata  m.  durch  die 
viel  geringere  Wölbung,  den  scharfen  Rücken  und  die  schmä- 
lere, niclit  rinnenartig  vertiefte  Mundflächc  verschieden. 

Sehr  selten  bei  Hennsdorf. 

9.  R.  depauperata  m.  (T.  IV.  Fig.  29.) 

Testa  discoldea,  conve.ra,  dorso  angulosa^  laevigatu ,-  lo- 
culis ^  arcuatis  planis ;  suturis  ohsoletis;  apertura  radiata. — 
Diam.  =  0,55 — 0,7  mm. 

Gehäuse  fast  kreisförmig,  gewölbt,  am  Rücken  einfach 
winklig,  ohne  Nabelscheibe.  Die  5  breiten  gebogen  -  drei- 
eckigen Kammern  sind  flach  und  kaum  zu  unterscheiden,  da 
die  Näthe  bei  starker  Vergrösserung  nur  als  sehr  undeutli- 
che nicht  vertiefte  feine  Linien  erscheinen.  Die  jMundfläche 
der  letzten  Kammer  ziemlich  breit  dreieckig,  in  der  Mi(te 
rinnenartig  vertieft.  Die  Spaltmündung  im  oberen  Theile  von 
feinen  Strahlen  umgeben. 

Sehr  selten  bei  Hermsdorf. 

10.  R.  deformis  m.  (Taf.  IV.  Fig.  30.). 

Testa  ovata,  inßata ,  super ne  acuta.,  hasi  late  rotun- 
data,    antice  truncata .,  dorso  anguste  carinala,  laevi ;   loculis 


71 

3    manifest is    planis;     suturis    linearibus;    apertura   angusta 
tenui-)na/ ginatd.   ■ —  Diain.  =  0,9  7m?i, 

In  der  Gestalt  der  Cristellaria  ovalis  in.  aus  dem  böh- 
mischen Pläner  (Reuss  Kreideverstein.  I.  p.  34.  t.  8.  f.  49; 
t.  12.  f.  19;  t.  13.  f.  60—63)  sehr  ähnlich,  eiförmig,  im  un- 
teren Theile  stark  gewölbt,  aufgeblasen,  oben  zugespitzt,  am 
unteren  Ende  breit  gerundet,  vorne  fast  gerade  abgestutzt,  am 
Kücken  mit  einem  schmalen  scharfen  Kiel  versehen,  der  aber 
die  vordere  Fläche  freilässt.  Es  sind  nur  drei  ganz  flache  et- 
was gebogene  breite  Kammern  sichtbar,  deren  Nätlie  bei  star- 
ker Vergrösserung  sich  als  feine  Linien  zu  erkennen  geben. 
Selten  treten  sie  als  zarte  linienförmige  Leistchen  hervor. 
Die  vordere  Fläche  des  Gehäuses  bietet  eine  breite  ovale  ab- 
gestutzte, nur  seicht  vertiefte,  unten  allmälig  in  die  Wölbung 
des  übrigen  Gehäuses  übergehende  Fläche  dar.  Der  obere 
Theil  derselben  —  die  Mundfläche  der  letzten  Kammer  — 
ist  jederseits  von  einem  scharfen  linienförmigen  Leistchen 
eingefasst.  Die  Mundspalte  sehr  enge  und  von  einem  zarten 
erhabenen  Kande  umgeben.  Ihre  obere  Hälfte  ist  überdies 
von  feinen  Strahlen  umkränzt,  die  jedoch  nur  bei  der  Seiten 
ansieht  des  Gehäuses  sichtbar  werden.  Die  Oberfläche  des 
Gehäuses  glatt,  glänzend. 

Sehr  selten  bei  Hermsdorf. 
Nonionina  d'Orb. 

1.  N.  bulloides  d'Orb. 
D'Okbigny  1.  c.  p.  107.  t.  5.  f.  9,  10. 

Von  der  tertiären  Form  nicht  zu  unterscheiden. 

Ziemlich  häufig  bei  Herinsdorf ,  seltner  bei  Freienwalde. 
Ausserdem  bei  Nussdorf,  Möllersdorf,  Grin%ing  bei  Wien; 
im  Salzthone  von  Wielicxka,  im  Tegel  von  Felsö-Lapugy  in 
Siebenbürgen;  im  Subapenninenthon  von  CasteW  arquato. 

2.  N.  quinqueloba  m.  (Taf.  V.  Fig.  31.). 

Testa  suborbiculari,  quinqueloha,  compressa,  dorso  rotun- 
data,  laevigata;  loculis  5  convexis,  late  triangularibus ;  aper- 
tura angusta,  formam  ferri  equini  exhihente.  —  Diam.  = 
0,3  mm. 


72 

Sehr  klein,  fast  scheibenförmig,  massig  zusammenge- 
drückt, mit  gerundetem  fünflappigera  Rücken  und  im  Cen- 
trum mit  der  Andeutung  eines  engen  Nabels.  Fünf  breit 
dreieckige  gewölbte  Kammern,  die  durch  vertiefte  Näthe  ge- 
sondert werden.  Die  Mundfläche  der  letzten  Kammer  schmal 
hufeisenförmig,  wenig  gewölbt.  Die  Mündung  enge,  sehr 
verlängert,  hufeisenförmig.  Die  Schalenoberflächc  glatt, 
glänzend. 

Sehr  selten  bei  Hcrmsdorf.  —  Wurde  von  mir  zuerst 
im  Salzthon  von  Wielic%ka  gefunden,  wo  sie  ebenfalls  selten 
vorkömmt. 

3.  N.  affin is  m.  (T.  V.  Fig.  32.). 

Testa  discoidea,  compressa,  umhilicdta,  externe  rotundata, 
subtilissime  punctata;  loculis  10  angustis ,  complanatis ,  suh- 
ai'cuatis\  ultimo  antice  convexiusculo ;  orificio  seinüunari, 
hrevi.  —  Diam.  =  0,28 — 0,3  m?». 

Das  kleine  Gehäuse  scheibenförmig,  stark  zusammen- 
gedrückt, im  Umkreise  gerundet,  im  Centrum  enge  genabelt, 
mit  sehr  leinen  Punkten  dicht  besäet.  Zehn  schmale  flache 
wenig  gebogene  Kammern  mit  linien förmigen  Näthen.  Die 
Mundfläche  der  letzten  Kammer  wenig  höher  als  breit,  massig 
gewölbt.  Mündung  kurz,  halbmondförmig.  -  In  der  Form 
steht  sie  der  N.  punctata  d'Okb.  (1.  c.  p.  lli.  t.  5.  f.  21, 
22.)  nahe. 

Nicht  gar  selten  bei  Hennsdorf,  sehr  selten  bei  Freien- 
loalde. 

4.  N.  placenta  m.  (Taf.  V.  Fig.  33.). 

Testa  7najuscula,  orhiculnri,  valde  compressa,  plana,  dorso 
suhangulata  ,  anguste  unibilicata,  grosse  remoteque  punctata ; 
loculis  10  angustis  suhrectis  convexiusculis\  facie  antica  lo- 
culi  Ultimi  lanceolata.  —  Diam.  =  0,8  — 1,8  mm. 

An  dieser  verhältnissmässig  grossen  Sjjccies  ist  merkwür- 
diger Weise  nie  die  Schale  erhalten.  Ich  länd  stets  nur  die 
aus  Brauneisenstein  oder  gelblichem  Kalkmergel  bestehenden 
Steinkerne.  Deshalb  ist  es  auch  nicht  ganz  vollkommen 
sicher  gestellt,  dass  sie  wirklich  zur  Gattung  Nonionina  ge- 


73 

hört,  obwohl  es  der  ganze  Habitus  und  die  an  wenigen 
Exemplaren  wahrnehmbaren  Spuren  der,  wie  es  scheint,  klei- 
nen halbmondförmigen  Mündung  sehr  Avahrscheinlich  machen. 
Das  Gehäuse  ist  kreisförmig,  kuchenförmig  zusammenge- 
drückt, am  Eande  etwas  winklig,  im  Centrum  sehr  enge  ge- 
nabelt, an  der  Oberfläche  mit  entfernten  ziemlich  grossen, 
in  fast  regelmässig  ausstrahlende  Reihen  gestellten  Grüb- 
chen besetzt.  Die  10  Kammern  sind  schmal,  fast  gerade, 
etwas  gewölbt  und  daher  durch  seicht  vertiefte  Näthe  ge- 
sondert. Die  Mundfläche  der  letzten  Kammer  hoch,  lanzett- 
förmig, wenig  gewölbt. 

Ziemlich  selten  bei  Freiemvalde ,  sehr  selten  bei  Herms- 
dorf. 

Operculina  d'Orb. 

Im  Septarienthone  von  Hermsdorf  fand  ich  ein  unvoll- 
'  ständiges  Exemplar  einer  Operculina,  welche,  wie  O.  incerta 
d'Oub.,  O.  punctata,  iuvolvens,  anglgyra  m.  im  äusseren  Ha- 
bitus sich  den  Cyclolinen  nähert,  aber  spiral  eingerollt  ist 
und  an  der  letzten  Kammer  eine  deutliche  Mündung  besitzt. 

b.  Turbinoidea  d'Orb. 

Rotalina  d'Orb. 

1.     R.  Girardana  m.  (Taf.  V.  Fig.  34.). 

Testa  laevigata,  orbiculari^  superne  convexa,  umbüicata^ 
margine  acutangula ;  anfractihus  2,  ultimo  cmgusto  subangti- 
lato;  loculis  10  suhtus  brevibus  convexis,  superne  triangulari- 
bus  subarcuütis.  —  Diam.  =  0,5 — 0,65  mm. 

Gehäuse  kreisrund,  unten  flach  oder  fast  concav,  indem 
der  letzte  auf  der  unteren  Fläche  stumpfgekielte  Umgang 
über  den  inneren  vorragt ;  oben  stark  gewölbt,  tief  aber  nicht 
weit  genabelt;  am  Rande  ziemlich  scharfwinklig  und  durch 
die  Näthe  schwach  gekerbt.  Das  Gewinde  flach,  nicht  her- 
vorstehend, vielmehr  etwas  eingesenkt.  Nur  zwei  Umgänge 
sichtbar,  indem  auf  dem  innersten  Theile  des  Gewindes  äusser- 
lich  keine  wahrnehmbar  sind.  Der  äusserste  Umgang  ist 
schmal  und  auf  der  unteren  Fläche  durch  die  vertieften  Näthe 


74 

gekerbt,  so  dass  die  10  schmalen  etwas  gewölbten  Kammern 
desselben  perlenschnurartig  an  einander  gereiht  erscheinen. 
Am  inneren  Umgang  ist  keine  Abtheilung  in  Kammern  zu 
unterscheiden.  Auf  der  oberen  Fläche  erscheinen  die  Kam- 
mern schmal  dreieckig,  etwas  gebogen,  ihre  Nüthe  linienfür- 
mig  und  nur  gegen  den  Nabel  hin  etwas  mehr  vertieft.  Die 
Mundfläche  der  letzten  Kammer  hoch,  schmal,  wenig  ge- 
wölbt. Die  Mündung  eine  schmale  Spalte  am  inneren  Rande 
der  letzten  Kammer  zwischen  Nabel  und  Rand  des  Gehäu- 
ses.    Schalenoberfläche  glatt. 

E.  öüldanii  d'Okb.  (h  c.  p.  155.  t.  8.  f.  10—12.)  ist 
ähnlich,  unterscheidet  sich  aber  durch  4  deutliche  Umgänge, 
den  engeren  Nabel  und   die  geringere  Wölbung  der  Fläche. 

Nicht  selten  bei  Herins(loi'f\  selten  bei  Freienioalde. 

2.  R.  Akneriana  d'Üuk.? 
D'OiiBiGiW  L  c.  p.  150.  t.  8.  f.  13-15. 

Bei  Hermsdorf  und  Freienwalde  finden  sich  seltene  Exem- 
plare, die,  obwohl  sie  nicht  vollkommen  mit  der  D'OniiiGiw' 
sehen  Abbildung  und  Beschreibung  übereinstimmen,  doch 
wohl  mit  ihr  vereinigt  werden  müssen,  um  so  mehr,  da  die 
Abweichungen  mir  nicht  wesentlich  scheinen  und  gleiche 
Differenzen  auch  bei  anderen  Rotalinaarten  eine  gewöhnliche 
Erscheinung  sind. 

R.  Akneriana  findet  sich  überdies  häufig  bei  JSussdur/ 
unweit    Wien. 

3.  R.  Boueana  d'Okb. 
D'Okbigny  1.  c.  p.  152.  t.  7.  f.  25—27. 

Sehr  selten  bei  HennsdorJ.  —  Ueberdies  in  den  Ter- 
tiärschichten des  Wiener  Beckens  bei  iSussdorJ  ^  Baden  und 
Grinzing  unweit  Wien ;  bei  Kastei  in  Mähren ;  im  Salzthone 
von   Wieliczka. 

4.  R.  Partschiana  d'Okb. 

D'OuBiGxNY  1.  c.  p.   153.  t.  7.  f.  28-30;  t.  8.  f.  1—3. 

Stimmt  mit  den  Exemplaren  aus  dem  AViencr  Becken 
o-anz  überein:  nur  sind  beinahe  stets  nicht  mehr  als  7  Kam- 
mern  im  letzten  Umgang  vorhanden. 


75 

Selten  bei  Hermsdorf ;  sehr  häufig  dagegen,  die  Haupt- 
masse sämnitlicher  Foraminiferen  bildend  bei  Freienvmlde,  — 
Auch  bei  Nxissdorf,  Baden  und  31  aller sdurf  bei  Wien;  im 
Tegel  von  Felsö-Lapugij  in  Siebenbürgen  ;  im  Salzthone  von 
Wielic%ka;  im  Subapenninensande  von  Siena, 

5.  R.  umbonata  m.  (Taf.  V.  Fig.  35.). 

Testa  suhorhicvlata,  depressa,  siibtus  medio  umbonata,  su- 
perne  convexa,  margine  lohato-carinata  ;  afifractibus  3,  internis 
olsoletis:  loculis^,  suhtus  oblo?igis  angustis,  planis,  superne  tri- 
angtilaiibus,  convexiusculis ;  superficie  laevi.  --  Diam.  =  0,35 
—   0,45  m7n. 

Verwandt  der  R.  Dutemplei  d'Orb.  (1.  c.  p.  157,  t.  8. 
f.  19 — 21).  Kreisförmig,  niedergedrückt;  die  obere  Flache 
stark  gewölbt,  die  untere  der  Peripherie  zunächst  eben.  Die 
inneren  sehr  undeutlichen  Windungen  erheben  sich  aber  zu 
einem  kleinen  gerundeten  Knopfe.  Der  Rand  fünflappig, 
scharf  gekielt.  Der  letzte  der  drei  Umgänge  mit  fünf  Kam- 
mern, welche  auf  der  unteren  Seite  flach  und  nur  durch  sehr 
feine  linienförmige  Näthe  angedeutet  sind.  Auf  der  oberen 
Fläche  sind  sie  breit  dreieckig,  etwas  gewölbt  und  durch  be- 
sonders gegen  den  Rand  hin  zu  breiten  seichten  Furchen  ver- 
tiefte  Näthe  geschieden.  Die  letzte  Kammer  oben  am  meisten 
gewölbt ;  ihre  Mundfläche  schmal,  wenig  convex.  Die  Ober- 
fläche des  Gehäuses  glatt,  glasig  glänzend. 

Nicht  selten  bei  Hermsdorf,  selten  bei  Freie^iwalde. 

6.  R.  granosa  m.  (Taf.  V.  Fig.  36.). 

Testa  orbiculari,  depressa,  utrinque  modice  convexa,  superne 
disco  umbilicali parvo piano  ornata,  margine  aar inata, punctata', 
spira  grosse  granosa;  anfr actus  tiltimi  lati  loculis  10  planis 
arcuatis;  suturis  linearibus.  —   Diam.  =  0,35 — 0,4  mm. 

Aehnlich  der  R.  Ungeriana  d'Orb.  (1.  c.  p.  157.  t.  8. 
f.  16  —  18.),  aber  gekielt  und  ungenabelt. 

Gehäuse  kreisrund,  niedergedrückt,  unten  schwach,  oben 
etwas  stärker  gewölbt,  am  Rande  gekielt,  auf  der  Oberfläche 
mit  einer  sehr  kleinen  ganz  flachen  Nabelscheibe.  Die  in- 
neren Windungen  der  Spira  sind  auf  der  Unterfläche  mit  ge- 


76 

tlrängtcn  groben  Körnchen  besetzt,  daher  nicht  imterschelcl- 
bar.  Der  letzte  ziemlich  breite  Umgang  zählt  zehn  schmale 
bogenförmige  ganz  flache  Kammern,  deren  Grenzen  nur 
durch  feine  NathHnien  angedeutet  sind.  Die  Schalenobcr- 
fläche  ist  mit  entfernten  vertieften  Punkten  bedeckt ,  die  auf 
der  oberen  Seite  feiner  sind. 

Nicht  selten  bei  Hermsdorf,  selten  bei  Freienwalde. 

7.  ß.  Ungeriana  d'Okb. 
D'Orbigivy  1.  c.  p.  157.  t.  8.  f.  16  —  18. 

Stimmt  ganz  mit  den  Wiener  Exemplaren  überein ;  nur 
sind  die  Kammern  auf  der  Spiralseite  mehr  schief  bogen- 
förmig, als  an  der  D'ÜRBiGNY'schen  Abbildung,  was  aber 
auch  bei  den  meisten  Wiener  Exemplaren  der  Fall  ist. 

Sehr  häufig  bei  Hermsdorf,  nicht  selten  bei  Freienwalde. 
—  Auch  bei  Baden,  Möller sdorf  vcaiS.  Grin%ing  bei  Wien:  im 
Tegel  von  Felsö-Lapugij  in  Siebenbürgen  und  von  Stolschitza 
in  Krain;  im  Salzthon  von   Wielic::ika. 

8.  R.  contraria  m.  (Taf.  V.  Fig.  37.). 

Testa  ovata,  convexa,  margine  crassa^  rotundata;  spira 
complanata ;  anfractibus  2 ;  loculis  7  partim  arcuatis,  compla- 
iiatis^  superne  triangularihus ;  iiltimo  convexo\  aper  Iura  an- 
gusta  fissa,  margini  teslae  subparallela.  —  Diam.  =  0,4  — 
0,5  mtn. 

Im  Umrisse  der  R.  Brongniarti  d'Okij.  (1.  c.  p.  158. 
t.  8.  f.  22 — 24.)  sehr  ähnlich,  aber  durch  den  abgerundeten, 
nicht  gekielten  Rand,  die  viel  grössere  Wölbung  des  Ge- 
häuses und  die  Lage  der  Mündung  wesentlich  davon  ver- 
schieden. 

Gehäuse  eiförmig,  niedergedrückt,  gewölbt,  unten  stär- 
ker als  oben,  mit  dickem  gerundetem  Rande.  Zwei  Umgänge, 
die  sehr  schnell  zunehmen ;  der  letzte  mit  sieben  Kammern, 
welche  unten  etwas  bogenförmig  und  flach ,  oben  dreiseitig 
und  schwach  gewölbt  sind.  Die  letzte  Kammer  ist  auf  der 
oberen  Fläche  stark  gewölbt.  Die  Mündung  eine  schmale 
ziemlich  lange  Spalte,  welche  aber  nicht  wie  bei  den  ül)rigen 
Rütalinen  parallel  dem  inneren  Rande  der  letzten  Kammer  ist, 


77 

sondern  darauf  senkreckt  steht  und  den  inneren  Theil  der 
Kammerwand  selbst  in  zwei  ungleiche  Theile  spaltet.  Die 
Oberfläche  glatt,  glänzend. 

Nicht  selten  bei  Hermsdorf. 

9.     R.  bulimoides  m.  (Taf.  V.  Fig.  38.). 

Testa  elevata,  pupiformi,  S7iperne  dilatata,  hast  acuta, 
laevigata;  spira  elevata;  atifractihus  3  manifestis:  loculis  7 
angustis ,  convexiusculis\  facie  superiore  suhumbilicata;  aper- 
tura  tejiui,  elongata.  —  Jltit.  =  0,35  —  0,45  mm. 

Unterscheidet  sich  durch  die  erhabene  Spira  und  die 
hoch  thurmförmige  Gestalt  von  allen  übrigen  Eotalinen.  Sie 
steht  in  dieser  Beziehung  den  Buliminen  nahe. 

Das  Gehäuse  verkehrt-eiförmig,  einer  Pupa  oder  einem 
Bulimus  ähnlich,  oben  breit,  und  sehr  enge  genabelt,  unten 
zugespitzt.  Die  Spira  sehr  erhaben,  aus  3  deutlichen  Um- 
gängen bestehend.  Der  letzte  mit  7  schmalen  Kammern, 
welche  gewöhnlich  schwach  gewölbt,  zuweilen  aber  auch  fast 
flach  und  dann  durch  kaum  vertiefte  Näthe  gesondert  sind. 
Im  ersten  Fall  ist  das  obere  Ende  des  Gehäuses  viel  breiter 
als  im  letzteren.  Die  Münduns;  eine  lange  aber  sehr  schmale 
Spalte  am  inneren  Rande  der  letzten  Kammer.  Die  Ober- 
fläche glatt.  Uebrigens  ist  die  Schale,  wie  bei  den  meisten 
anderen  Rotalinen,  bald  rechts,  bald  links  gewunden. 

Ziemlich  häufig  bei  Hermsdorf  ^  sehr  selten  bei  Freien- 
walde. 

Uvigerina  d'Orb. 

1.     U.  gracilis  m.  (Taf  V.  Fig.  39.). 

Testa  elongata,  tenui,  superne  acuminata ,  hasi  ohtusa\ 
anfractihus  distinctis ;  localis  glohulosis  inaequalihus ,  aspei^u- 
lis\  suturis  profundis;  apertura  angustissime  marginata.  — 
Long.  =  0,3  —  0,4  mm. 

Das  sehr  kleine  Gehäuse  verlängert,  schmal,  fast  lan- 
zettförmig, oben  zugespitzt,  unten  stumpf.  Die  Umgänge 
deutlich  und  wie  die  kugeligen  Kammern ,  durch  schmale 
aber  tiefe  Näthe  geschieden.  Die  Oberfläche  der  Kammern 
ist  mit  Ausnahme   der  oberen  Hälfte  der  letzten  mit  feinen 


78 

Rauhigkeiten  dicht    bcdeciit.      Die  Mündung   nur  mit  einem 
wenig  deutliclien  Saume  umgeben. 

Ziemlich  häufig  hei  Hennsdorf,  sehr  selten  hei  Freien- 
ivalde. 

Clavulina  u'OiiB. 

1.     Cl.  communis  d'Okb. 

D'OUBK.NY  1.  c.  p.    190,   l'J7.  t.    i2.  f.    1,  2. 

Selten  bei  Freienwalde. 

Uebrigens  im  Tegel  von  Baden  und  Möllersdur/  und  im 
Leithakalk  von  Nus s darf  hai  Wie?i,  im  Tegel  von  Fehö-La- 
pug//  in  Siebenbürgen;  im  Salzthone  von  fVieliczka;  im  Sub- 
apenninenthon  von  Aatnipp  bei  Osnabrück.  Noch  lebend  im 
mittelländischen  und  adriatischen  Meere. 
Gaudryina  d'Ühu. 

1.     G.  siphonella  m.  (Taf.  V.  Fig.  40—42.). 

Testa  obconica  aut  snbcylindrica,  basi  a?igustata,  subtiliter 
rugosa.  Pars  inferior  spiralis  teres,  anfrartibus  loculisque  qui- 
nis  obsolelis;  pars  superior  paruin  conipressa  loctdis  alternis, 
transversis  couvexiusculis ,  suturis  parum  excavatis ,  ultimo 
superne  convexo',  apertura  inter  marginem  interninn  et  api- 
cem  loculi  ultimi  intennediu,  transversa,  parva,  siphunculo 
brevi  te7iuique  insidente.  —  Long.  =  0,5 — 1,(3  nmi. 

Gehäuse  verlängert,  nach  abwärts  allmälig  sich  verdün- 
nend, verkehrt  konisch,  oder  sich  nur  sehr  langsam  und  we- 
nig verschniälernd,  fast  walzig,  am  unteren  Ende  dann  schnell 
zur  stumpfen  Spitze  zusammengezogen.  Die  Oberfläche  der 
Scliale  mit  feinen  Rauhigkeiten  bedeckt. 

Der  untere  Theil  des  Gehäuses  eine  thurmförmige  ge- 
rundete Spirale  bildend,  mit  mehreren  undeutlichen  Umgän- 
gen, jeder  mit  5  durch  kaum  erkennbare  Näthe  geschiedenen 
Kammern. 

Der  obere  Theil  ist  schwach  zusammengedrückt,  an  den 
Rändern  breit  gerundet ,  und  besteht  aus  zweireihig  altcr- 
nirenden,  ziemlich  hohen  und  liist  gleich  breiten,  queren,  et- 
was gewölbten  Kannnern  mit  schwach  vertieften  Näthen. 
Die  letzte  Kannncr,  oben  stark  gewölbt,  trügt  in  der  Mitte 


79 

zwischen  dem  inneren  Eande  und  dem  Gipfel,  auf  einem 
kurzen  und  dünnen,  von  oben  nach  unten  etwas  zusammen- 
gedrückten Eöhrclien  die  kleine  in  die  Quere  verlängerte  und 
auf  der  inneren  Seite  schwach  eingebogene  Mündung. 

Nach  der  Anordnung  der  Kammern,  deren  ältere  sich 
nach  dem  Typus  der  Helicostegier,  die  jüngeren  nach  dem 
der  Enallostegier  aneinanderreihen,  gehört  die  in  Rede  ste- 
hende Species  jedenfalls  der  Gattung  Gaudryina  an.  Dage- 
gen stimmt  die  Lage  und  Beschaffenheit  der  Mündung  mit 
der  Gattungsdiagnose  nicht  überein.  Bei  Gaudryina  soll 
nämlich  die  Mündung  eine  einfache  Querspalte  sein,  wie  bei 
Textularia,  Avelche  sich  hart  an  die  vorletzte  Kammer  an- 
legt, während  sie  bei  G.  siphonella  von  der  bezeichneten 
Stelle  weit  entfernt  ist  und  überdies  noch  auf  einer  röhren- 
förmio;en  Verlängeruno;  steht.  Unsere  Art  könnte  daher 
wohl  den  Typus  einer  besonderen  Gattung  abgeben,  wenn 
es  nicht  andere  Species  gäbe,  welche  einen  deutlichen  Ueber- 
gang  zu  den  typischen  Formen  von  Gaudryina  darbieten. 
So  liegt  die  Mündung  bei  G.  badenensis  aus  dem  Tegel  von 
Baden  bei  Wien  (Reuss,  neue  Foraminiferen  aus  den  Schich- 
ten des  Österreich.  Tertiärbeckens  in  den  Denkschriften  der 
k.  Akad.  d.  Wissensch.  Naturw.  Klasse.  1850.  I.  pag.  374, 
375.  T.  47.  fig.  14.)  noch  der  vorletzten  Kammer  zunächst, 
ohne  sie  aber  mehr  zu  berühren,  indem  sie  schon  durch  eine 
schmale  lippenförmige  Brücke  davon  getrennt  ist. 

Bei  der  anderwärts  beschriebenen  G.  ruthenica  m.  aus 
dem  oberen  Kreidemergel  von  Lemherg  befindet  sie  sich  so- 
gar auf  der  Spitze  der  letzten  Kammer.  G.  siphonella  steht 
also  in  dieser  Beziehung  in  der  Mitte  zwischen  den  beiden 
genannten  Species  und  bildet  das  vermittelnde  Uebergangs- 
glied  zwischen  den  beiden  Extremen,  den  typischen  Gau- 
dryinen  und  der  G.  ruthenica.  Freihch  ist  die  Mündung 
bei  allen  übrigen  Arten  einfach  und  nackt,  während  sie  bei 
der  UermsdoT^/er  Species  von  einer  röhrigen  Verlängerung 
getragen  wird.     Dieser  Unterschied  dürfte  aber  nach  meiner 


80 

Ansicht  kaum  liinreiclicn ,  um    die  Aufstcllunir   eines   selbst- 
ständigen  Genus  zu  begründen. 

Gemein  bei  Hermsdorf  und  Freienwalde. 

III.    Enailostegia  d'Orb. 

a.     Cryptostegia  m.   *). 

Chilostomella  m. 

1.     Ch.  cylindroides  m.  (Taf.  VI.  Fig.  43.). 

Testa  elongato-elliptica  ,  suhcylindi'ica,  utrinqite  late  ro- 
tundata ;  suhira  inferiore  in  siiium  Imigum  obtusatum  pro- 
ducta.', apertura  lata  nngustissima',  lahio  latiusculo.  —  Lo7ig. 
=  0,6 — 0,7.  fn?n. 

Ich  hatte  diese  Species  früher  mit  der  sehr  ähnlichen 
Ch.  Czizeki  m.  (1.  c.  p.  380.  t.  48.  f.  13.)  ^aus  dem  Tegel 
der  Umgegend  von  Wien  vereinigt.  Die  genaue  Untersu- 
chung zahlreicherer  Exemplare  hat  mich  aber  von  der  Selbst- 
ständigkeit der  Species  überzeugt.  Sie  unterscheidet  sich 
von  der  Ch.  Czizeki  durch  das  langgezogene,  gleichbreite, 
fast  cylindrische ,  an  beiden  Enden  zugerundete  Gehäuse, 
durch  die  ganz  enge  Mündung  und  die  grössere  Breite  der 
die  Mündung  schirmförmig  überdeckenden  Oberlippe.  Die 
Nath  auf  der  unteren  Fläche  ist  in  eine  lange  fast  gleich- 
breite, am  Ende  gerundete  Bucht  ausgezogen,  die  weit  über 
die   Mitte  der  Schalenlängc  hinausreicht. 

Selten  bei  Hermsdorf  \  etwas  häufiger  bei  Freiemvalde. 

b.     Poly morphin idea  d'Oiuj. 

Globulina  i>'Oj{I!. 

1.     Gl.  gibba  d'Oku. 

D'Okiug.w  1.  c.  p.  227,  228.  t.  13.  f  13,  14. 

Selten  bei  Herntsdorf.  Ziemlich  häufig  dagegen  bei 
Nussdorf  und  Baden  unweit  Wien\  im  Salzthon  von  Wic- 
licxka;  im  Subapcnninensandc  von  ^i//7(/;y>  hoi  Osnahriick\  im 

•■')  Die  Charaktere  der  Cryptostcgicr  überhaupt,  so  wie  clor  Gattnng 
Cliilostuiiiclla  in.sLcsonderc,  habe  icli  näher  auseinandergesetzt  in  dem 
Aufsätze  über  neue  Fornniiuifercn  d.  AVicn.  Tert.  Beck,  in  den  Denk- 
schriltcn   d.  k.  Akad.  d.  Wisscnsch.  Naturw.  Kl.   1850.  I.  p.  37S,  379. 


81 

Subapenninenmergel  und  Sande  von  CasteU  arqnato  und 
Siena.  Auch  noch  lebend  im  mittelländischen  und  adriati- 
schen  Meere. 

2.  Gl.  aequalis  d'Okb.? 
D'Orbigny  1.  c.  p.  227.  t.  13.  f.   M,  12. 

Bei  Hennsdorf  kommen  seltene  Exemplare  einer  GIo- 
bulina  vor,  die  in  der  Form  ganz  mit  Gl.  aequalis  überein- 
stimmt, aber  die  Mündung  auch  von  einem  Kranze  feiner 
ziemlich  langer  Strahlen  umgeben  hat.  Ob  sie  von  Gl.  ae- 
qualis wirklich  verschieden  sei,  oder  ob  dieser  Species  bei 
vollkommen  frischen  wohl  erhaltenen  Exemplaren  ebenfalls  eine 
gestrahlte  Mündung  zukömmt,  ist  nicht  entschieden.  Unter 
den  Exemplaren  aus  dem  Wiener  Becken  befinden  sich  voll- 
kommen glänzende,  die  ebenfalls  einen  Strahlenkranz  besitzen, 
sonst  aber  mit  der  i/ORBiGiN\'schen  Gl.  aequalis  ganz  über- 
einstimmen. 

Gl.  aequalis  findet  sich  bei  Nttssdor/  und  Pötxleinsdorf 
unweit  Wien,  bei  Kostel  in  Mähren,  bei  Rndelsdo//  in  Böh- 
men ;  im  Salzthone  von  Wieliczka  und  im  Subapenninen- 
sande  von  CasteW  arquato. 

3.  Gl.  inflata  m.  (Taf.  VI.  Fig.  45.). 

Testet,  suhglobosa,  hast  rotundata,  superne  acuta',  suturis 
linearibus;  ore  radiato.  —  Lo?tg.  =  0,7 — 0,8  mm. 

Fast  kugelig,  unten  breit  gerundet,  mit  sehr  breit-ellip- 
tischem Querschnitt.  Näthe  linear,  nur  bei  starker  Vergrös- 
serung  wahrnehmbar.  Mündung  gestrahlt ;  Oberfläche  glasig 
glänzend. 

Unterscheidet  sich  von  Gl.  gibba  d'Orb.  durch  den 
nicht  runden,  sondern  breit  elliptischen  Querschnitt. 

Selten  bei  Hennsdorf. 

4.  Gl.  amplectens  m.  (Taf.  VI.  Fig.  44.). 

Testa  late  ovata,  ve?itricosa,  superne  acuta,  hast  late  ro- 
tundata,  laevi,  nitida;    localis  lateraiibus  amplis ,   ultimo  am- 
plissimo ,     intermedia  fere   ahscondito:    apertura    radiata.    — 
Long.  =  0,7  mm. 

Gehäuse  breit-eiförmig,    bauchig,  oben  kurz  zugespitzt, 

Zeits,  d.  d.  gcol.  Ges.  III,   1.  Q 


82 

unten  breit  gerundet,  im  Querschnitt  kreisförmig  oder  nur 
wenig  zusammengedrückt,  an  der  übertiäche  glatt  und  glän- 
zend. Die  seitlichen  Kanunern,  besonders  die  letzte  gross, 
umfassen  die  mittlere  zum  grossen  Theile,  so  dass  von  ihr 
nur  ein  sehr  kleiner  Abschnitt,  an  der  einen  Fläche  des  Ge- 
häuses aber  last  gar  nichts  sichtbar  ist.  Mündung  gestrahlt. 
Sehr  selten  bei  Hennstlorf. 

5.  Gl.  guttula  m.  (Taf.  VI.  Fig.  4G.). 

Testet  ovata,  hasi  oblique  rotuiulatu,  snperne  acuini/mta, 
laevigata,  nitida;  suturis  lifiearihus;  ore  radiato.  —  Long.  = 
0,4 — 0,45  Tnm. 

Eiförmig,  unten  etwas  schief  gerundet,  oben  lang  zuge- 
spitzt,  glasig  glänzend.  Käthe  sehr  fein,  linienförmig,  nur 
bei  sehr  starker  Verorösserung  sichtbar.  Münduno-  fein 
gestrahlt. 

Selten  bei  Hermsdorf. 

6.  Gl.  amygdaloides  m.  (Taf.  VI.  Fig.  47.) 
Testa  ovata,  inaequaliter  conipressiuscula,  snperne  acuta, 

hasi  rotundata,  laevigata :  suturis  linearibus  ;  apertura  radiata.  ** 
—  Long.  =  0,8 — 1,1  ?n?n. 

Gehäuse  eiförmig,  oben  zugespitzt,  an  der  Basis  gerun- 
det, ungleich  zusanuuengedrückt,  so  dass  der  eine  der  zuge- 
rundeten Ränder  etwas  dicker  ist  als  der  andere.  Die  dritte 
Kammer  ist  besonders  auf  der  einen  Schalenfliiche  nur  in 
geringer  Ausdehnung  sichtbar.  Die  Näthe  geben  sich  nur 
bei  stärkerer  Vero^rösseruno;  als  feine  durchscheinende  Linien 
zu  erkennen.  Die  Münduno;  ist  irestrahlt.  Von  der  sehr 
ähnlichen  Gl.  guttula  unterscheidet  sich  die  in  Kede  stehende 
Species  durch  das  breitere ,  etwas  stärker  und  ungleich  zu- 
sammengedrückte Gehäuse. 

Sehr  selten  bei  Ilermsdorf. 
Guttulina  d'Ükh. 

1.     G.  semiplana  m.  (Taf.  VI.  Fig.  48.). 

Testa  ovata,  superne  acuniitiala,  hasi  rotundata,  inaequa- 
liter co}npressa,  nitida ;  loculis  ohlongis  convexiusculis :  orificio 
radialu.  —  Long.  --  0,5 — 0,ü  van. 


a3 

Eiförmig,  oben  lang  zugespitzt,  unten  breit  gerundet, 
auf  der  einen  Seite  gewölbt,  auf  der  andern  stark  zusammen- 
gedrückt, glänzend  glatt.  Die  länglichen  Kammern  massig 
gewölbt,  die  Näthe  wenig  vertieft.  Die  kleine  Mündung  von 
einem  Strahlenkranze  umgeben. 

Selten  bei  Hermsdoi'f. 

Polymorphina  d'Orb. 

1.  P.  dilatata  m.  (Taf.  VI.  Fig.  49.). 

Testa  ovata,  compressa,  utri?ique  amta,  mnrgine  angulata, 
subaequüatei-alis ,  laevigata ;  loculis  anguslis ,  snbarcuatis ; 
aper  iura  radiata,  —  Long.  =  0,9 — 1,1  7nm. 

Eiförmig,  stark  zusammengedrückt,  an  den  Rändern 
winklig,  oben  und  unten  zugespitzt,  wenig  ungleichseitig, 
glatt.  Die  Kammern  schmal,  verlängert,  gebogen,  flach ;  die 
erste  am  gewölbtesten.     Die  Mündung  gestrahlt. 

Sehr  selten  bei  Hennsdo7-f  und  Freiemoalde. 

2.  P.  lanceolata  m.  (Taf.  VI.  Fig.  50.). 

Testa  elongata,  lanceolata.,  titriiique  acuta,  parum  com- 
pressa,  laevigata;  loculis  convexiusculis,  suhspiraliter  disposi- 
tis;  apertura  radiata.    —  Long,  =  1,2  7mn. 

In  der  Gestalt  der  P.  acuta  d'Okb.  (1.  c.  p.  234.  t.  13. 
f.  4,  5 ;  t.  14,  f.  5 — 7)  ähnlich.  Gehäuse  verlängert,  lanzett- 
förmig, an  beiden  Enden  zugespitzt,  wenig  zusammengedrückt, 
glatt.  Kammern  etwas  gewölbt,  in  einer  Spirale  um  die 
Axe  geordnet,  nicht  einfach  zweireihig,  wie  bei  den  typischen 
Polymorphinen.     Mündung  gestrahlt. 

Sehr  selten  bei  Hei-msdorf  und  Freiemvalde, 

Trümmer  einiger  anderer,  von  den  eben  beschriebenen 
abweichender  Arten  Hessen  wegen  ihrer  unvollständigen  Er- 
haltung keine  sichere  Bestimmung  zu. 

c.  Textularidea  d'Orb. 

Boli  V  ina  d'Okk. 
1.     B.  Beyrichi  m.  (Taf.  VI.  Fig.  51.). 
Testa  lanceolata,    compressa,  superne  oblusa,  hast  acuta, 

6* 


84 

margine  suh spinulosa ;  loculis  laliusctdis,  ohliquis^  margine  in 
spinulam  terminalis.  —  Long.  =  {),6 — 0,7  7n7n. 

Verkehrt  lanzettförmig,  etwas  breiter  als  B.  antiqua 
d'Orb.  (1.  c.  p.  240.  t.  14.  f.  11  — 13),  wenn  auch  nicht  so 
breit,  wie  B.  dilatata  ni.  (Denkschriften  d.  k.  Akad.  d.  Wiss. 
1850.  I.  p.  381.  t.  48.  f.  15.);  oben  stumpf j  unten  zugespitzt, 
zusammengedrückt,  an  den  Rändern  scharf  und  mit  feinen 
abwärts  stehenden  Spitzen  besetzt.  Kammern  jederseits  acht 
bis  neun,  ziemlich  hoch,  schräg,  jede  nach  aussen  in  eine 
kurze,  mitunter  aber  auch  sehr  undeutliche  dornige  Spitze 
endigend.  Näthe  sehr  seicht,  etwas  bogenförmig.  Schalen- 
oberfläche sehr  fein  und  gedrängt  punktirt. 

Nicht  selten  bei  Hermsdorf,  sehr  selten  bei  Freienwalde. 
T  e  X  t  u  1  a  r  i  a  Defr. 

1.  T.  lacera  m.  (Tab.  VI.  Fig.  52,  53.). 

Testa  cuneiformi  aut  deltoidea ,  vulde  compressa ,  acute 
carinata\  carina  lamellosa  lacero-spimdosa ;  localis  numerosis 
angustis  ohliquis,  vix  convexis ;  superßcie  punctulata.  —  Long. 
=  0,56  —  1,4  mm. 

Gehäuse  breiter  oder  schmäler  keilförmig,  zuweilen  del- 
toidisch ,  stark  zusammengedrückt ,  am  Rande  mit  einer 
schmalen  lamellösen  dornig  -  zerschlitzten  Ausbreitung.  Die 
Kammern  zahlreich,  niedrig,  schräg,  nur  im  mittleren  Theile 
schwach  gewölbt.  Die  Oberfläche  der  Schale  ist  mit  sehr 
feinen  Rauhigkeiten  bedeckt ,  welche  nur  auf  dem  gewölbte- 
ren Theile  jeder  Kammer  etwas  gröber  erscheinen.  Die  obere 
Fläche  der  zwei  letzten  Kammern  sehr  wenig  convcx,  schräg 
gegen  den  Rand  abdachend. 

Sehr  ähnlich  der  T.  carinata  d'Oub.  (1.  c.  p.  247.  t.  14. 
f.  32 — 34.),  aber  doch  hinreichend  davon  verschieden. 

Sehr  gemein  bei  Herinsdorf;  nicht  selten  bei  Freieiiwalde. 

2.  T.  attenuata  m.  (Taf.  VI.  Fig.  54.). 

Testa  (tfigusle  cutieiformi  vel  lanceolata,  valde  compressa 
marginihus  acute  carinata,  quajidoqtie  subalata,  asperula;  lo- 
culis numerosis  angustis,  ohliquis,  convexiusculis.  —  Long. 
■=  0,1  — 1,4  7ni/i, 


85 

Der  vorigen  Species  sehr  ähnlich,  lanzett-  oder  schmal 
keilförmig,  noch  stärker  zusammengedrückt,  an  den  Eändern 
scharf  gekielt,  zuweilen  mit  einer  sehr  schmalen  ungleichen 
lamellösen  Ausbreitung.  Kammern  zahlreich,  niedrig,  schräg. 
Der  obere  Theil  jeder  Kammer  ragt  schwach  gewölbt  her- 
vor, während  der  über  der  nächstunteren  Nath  liegende  Theil 
in  Gestalt  einer  breiten  seichten  Furche  erscheint.  Die  Scha- 
lenoberfläche mit  etwas  gröberen  Rauhigkeiten  bedeckt,  als 
bei  T.  lacera. 

Sehr  gemein  bei  Hermsdorf ',  nicht  selten  bei  Freiemcalde. 

IV.    Agathistegia  d'Orb. 

a.    Miliolidae    d'Orb. 

Biloculina    ij'Okb. 

1.     B.  turgida  m.  (Taf.  VII.  Fig.  55.). 

Testa  subcirculari.  turgida,  laevigata,  utrinqtie  aequaliter 
rotundata,  margine  angulata\  loculis  convexis ;  aper tura  trans- 
versa elliptica,  unidentata:  deute  magno,  apice  dilatato.  — 
Diam.  =  0,6 — 1  7nm. 

Gehäuse  fast  kreisförmig,  gewölbt,  oben  und  unten  gleich- 
massig  breit  gerundet ,  am  Eande  ziemlich  scharfwinklig, 
glatt.  Die  Kammern  gewölbt;  die  letzte  umfasst  die  vor- 
letzte mit  einem  ringsum  gleichen,  ziemlich  breiten  Saume. 
Mündung  eine  grosse  quere  Ellipse,  in  die  der  grosse,  an 
der  Spitze  beiderseits  stark  ausgebreitete  Zahn  hineinragt. 

Unterscheidet  sich  von  der  ähnlichen  B.  clypeata  d'Orb. 
(1.  c.  p.  263.  t.  15.  f.  19  —  21.)  durch  den  fast  kreisrunden 
Umriss,  den  gleichbreiten  Saum,  den  die  letzte  Kammer  um 
die  vorletzte  bildet,  und  den  grösseren  Zahn. 

Sehr  selten  bei  Hermsdorf  und  Freienivalde. 

b.  Multiloculidae  d'Orb. 

Triloculina  d'Orb. 
1.     T.  valvularis  m.  (Taf.  VII.  Fig.  56.). 
Testa  late  ovata,  inßata,  utrinque  ohtusa,  lateraliter  laie 
rotundata;  loculis  ultimis  maximis  suhamplectentibtis,  convexist 


86 

penes  suturas  lineares  impressis  ;  apertura  formani  ferri  equini 
iinitante ;  deute  maximo  setnicircuUiri.  —  Jlt.=  0,7 — 1,2  7nni. 

Verwandt  der  T.  anibigua  und  granimostouia  m.  aus  dem 
Salzthone  von  Wielicxka.  Gehäuse  breit -oval,  stark  ge- 
wölbt, fast  aufgeblasen,  oben  und  unten  sehr  stumpf,  seitlich 
breit  gerundet.  Die  letzten  zwei  Kammern  sehr  gross,  fast 
umfassend,  stark  gewölbt.  Zunächst  den  feinen  linienförmi- 
gen  Näthen  sind  sie  durch  breite  aber  seichte  den  Näthen 
parallele  Furchen  rinnenartig  ausgehöhlt.  Die  mittlere  Kam- 
mer ist  nur  in  sehr  geringem  Umfange  sichtbar,  indem  sie 
durch  eine  lamellare  Ausbreitung  der  seitlichen  Kammern 
zum  Theile  verdeckt  wird.  Die  Mündung  wird  durch  einen 
grossen  halbkreisförmigen  Zahn  zum  grössten  Theile  ver- 
schlossen, so  dass  nur  eine  hufeisenförmige  Spalte  übrig 
bleibt,  die  auf  der  Seite  der  Mittelkammer  enger  ist,  als  auf 
der  Eückenseite.     Schalenoberfläche  glatt. 

Sehr  selten  bei  Hermsdorf. 

2.     T.  enoplostoma  m.  (Taf.  VII.  Fig.  57.). 

Testa  ovali,  inflata,  subtrigotia,  utrinque  rotundata,  lae- 
vigata;  loculis  lateralibus  magnis,  arcuatis,  C07ivexis,  externe 
late  rotundatis ;  medio  convexiusculo :  orificio  semiiii7iari  an- 
guslo;  dente  magfio  semielliptico .   —  Alt.  -~  0,8 — 1,05  mm. 

Der  T.  grammostoma  m.  aus  dem  Salzthone  von  Wie- 
lic%ka  nahe  verwandt.  Gehäuse  oval,  aufgeblasen,  im  Quer- 
schnitte etwas  dreiseitig,  mit  abgerundeten  Winkeln,  an  bei- 
den Enden  stumpf  Die  letzten  zwei  Kammern  gross,  ge- 
bogen, stark  gewölbt,  aussen  breit  gerundet.  Die  vorletzte 
zunächst  der  Verbindungsnath  mit  der  dritten  Kammer  mit 
einer  dieser  parallelen  Längsfurche  versehen.  Die  mittlere 
Kammer  in  massigem  Umfange  sichtbar,  etwas  gewölbt.  Die 
Mündung  eine  enge  halbmondförmige  Spalte,  indem  der  übrige 
Theil  von  dem  grossen  halbelliptischen  Zahne  ausgefüllt  wird. 
Die  Oberfläche  der  Schale  glatt,  glänzend. 

Sehr  selten  bei  Hermsdorf. 

'i.    T.  turgida  m.  (Taf  VII.  Fig.  58.). 

Testa  late  ovali,   stibtrigona,  inßata ,   laevigata;  loculis 


m 

lateralilms  vakle  arcuatis  medioque  convexis;  suturis  profutidis; 
apertura  ampla  dentatu ;  dente  parvo,  apice  dilatato,  —  Long, 
=  0,5  min. 

Breit-oval,  oben  und  unten  stumpf,  im  Querschnitt  etwas 
dreiseitig,  stark  gewölbt,  an  der  Oberfläche  glatt.  Die  seit- 
lichen Kammern  stark  gebogen,  aussen  breit  gerundet,  fast 
abgestutzt  mit  zugerundeten  Winkeln,  und  um  die  im  weiten 
Umfange  sichtbare  mittlere  Kammer  stark  gewölbt.  Die 
Käthe  tief.  Die  Mündung  ziemlich  gross,  gezähnt.  Der 
Zahn  klein,  an  der  Spitze  beiderseits  ausgebreitet. 

Sehr  selten  bei  Hermsdorf. 

Einige  andere  ebendaselbst  vorgefundene  Arten  gestatte- 
ten wegen  der  Seltenheit  und" Mangelhaftigkeit  der  Exem- 
plare keine  nähere  Bestimmung. 

Quinqueloculina  d'Okb. 

1.  Q.  impressa  m.  (Taf.  VlI.  Fig.  59.). 

Tesla  üvuli  laevigata ,  utrinque  ohtusa ;  loculis  ßexuosis 
convexis;  lateralibus  extus  late  rotundatis ;  apertura  uniden- 
tata;  dente  simpUce  exigtio.  —  Diam.  =  0,4 — 0,45  ww. 

Sehr  breit  -  oval ,  an  beiden  Enden  stumpf,  mit  glatter 
Oberfläche.  Die  Kammern  gebogen,  gewölbt,  mit  sehr  tief 
eingeschnittenen  Näthen.  Die  seitlichen  Kammern  aussen 
breit  gerundet.  Die  Mündung  mit  einem  kleinen  einfachen 
Zahn. 

Selten  bei  Hermsdorf, 

2.  Q.  tenuis  Cziz.  (Taf.  VII.  Fig.  60.). 

Q/TA7.YM.  in  Haidinger's  naturwissenschaftl.  Abhandl.  1848 
II.  1.  p.  14«J.  t.   13.  f.  31—34.  —  Reuss  in  den  Denk- 
schriften  der   k.  Akad.  der  Wissensch.  1850.  I.  p.  385. 
t.  50.  f.  8. 
Stimmt    mit    den    Exemplaren    aus    der   Umgegend  von 
Wien  und  aus   dem  Salzthone   von   Wielic%ka  überein.     Der 
am  oben  erwähnten  Orte  gegebenen  Beschreibung  muss  aber 
noch    beigefügt    werden,    dass   die   Seiten   der  zwei   letzten 
Kammern  nicht  nur  seicht  ausgehöhlt  sind,  sondern  auch  jede 
zwei  schmale  den  Käthen  parallele  Längsfurchen  zeigen. 


88 

Nicht  selten  bei  Hermsdorf^  sehr  selten  bei  Freienwalde. 

Es   dürften  an  ersterem  Orte   noch  andere  Species  von 
Quinquclociilina  vorkommen ;    wenigstens    scheinen    von    mir 
aufgefundene  Trümmer  darauf  hinzudeuten. 
Sphaeroidina  d'Orb.*) 

1.     S.  variabilis  ra.  (Taf.  VII.  Fig.  61—64.). 

Testa  stibsphae7'ica,  laevigata;  loculis  4,  5  vel  6  manife- 
stis,  convexis,  glohosis ,-  snturis  profundis ;  apertura  semilunari, 
edentnla.  —   Diam.  =  0,2 — 0.35  mm. 

Gehäuse  beinahe  kugelig,  glatt.  An  der  Oberfläche  sind 
bald  nur  vier,  selten  fünf,  am  seltensten  sechs  Kammern  sicht- 
bar, die  eine  verschiedene  Anordnung  zeigen. 

Wenn  nur  vier  Kammern  an  der  Oberfläche  erscheinen, 
so  stehen  die  letzten  drei  Kammern  im  Dreiecke  und  die 
viertletzte  liegt  auf  der  drittletzten  (Fig.  61.).  Seltner  beob- 
achtet man  sie  an  der  Stelle ,  wo  die  drei  letzten  Kammern 
zusammenstossen.     (Fig.  62.). 

Bei  Gegenwart  von  fünf  Kammern  befinden  sich  gewöhn- 
lich vier  in  einer  Ebene,  indem  zwischen  die  drei  im  Dreieck 
gestellten  Kammern  noch  eine  vierte  eingeschoben  ist,  Aväh- 
rend  die  fünfte  gewöhnlich  auf  dem  Vereinigungspunkte  der 
vier  anderen  liegt.     (Fig.  63.). 

Wenn  sechs  Kammern  an  der  äusseren  Fläche  vorhanden 
sind,  ist  ihre  Stellung  gewöhnlich  sehr  veränderlich  und  un- 
regelmässig (Fig.  64.). 

Die  Kammern  sind  stark  gewölbt,  kugelig  und  durch 
tiefe  Näthc  getrennt.  Die  halbmondförmige  fast  stets  zahn- 
lose Mündung  liegt  gewöhnlich  auf  der  oberen  Seite  des  Ge- 
häuses am  inneren  Rande  der  letzten  Kammer,  bald  rechts, 
bald  links,  indem  die  Kammern  bald  rechts,  bald  links  ein- 
gerollt sind.  Selten  befindet  sich  die  Mündung  an  einer 
Seitenfläche  des  Gehäuses. 

S.   variabilis   ist  der  S.  austriaca   d'Okb.    (Reuss  1.  c. 


*)    Ucbcr    die  Guttungscharaktero   von  Sphaeroidina  siehe  Riuiss  in 
den  Denkschriften  der  k.  Akad.  der  Wissensch.   18r)0.  I.  pag.  386,  387. 


89 

p.  387,  388.  t.  51.  f.  3 — 19.)  sehr  ähnlich,  unterscheidet  sich 
aber  durch  constante  viel  geringere  Grösse,  tiefere  Näthe  und 
die  zahnlose  Mündung. 

Gemein  bei  Hermsdorf,  nicht  selten  bei  Freiemvalde. 


Foramini  "eren  des  Thones  von  Walle  bei  Celle. 

1.  Cristellaria  Jugleri  m.  (Taf.  IV.  Fig.  19.). 
Testa    oblonga   conipressa ,  superne  acuta,  basi  spiralüer 

involuta  rohmdata ,  dorso  ucutangula,  laevi,  nitida;  localis  10 
angustis  subarctiatis  ^  planis',  suturis  linearihus;  facie  antica 
loculi  Ultimi  latiuscula,  lanceolata,  convexa ;  apertura  radiata. 
—  Alt.  =  1  ?nfn. 

Lang  eiförmig,  oben  zugespitzt,  unten  spiral  eingerollt 
und  gerundet,  am  Rücken  scharfvvinklig,  an  der  Oberfliiche 
glatt,  glasig /glänzend.  Zehn  niedrige  schwach  gebogene  ebene 
Kammern,  deren  untere  einen  vollkommen  spiralen  Umgang 
bilden.  Die  Näthe  treten  nur  als  dunklere  Linien  hervor. 
Die  Mundfläche  der  letzten  Kammer  lang  und  schmal  ellip- 
tisch, gewölbt;  die  Mündung  gestrahlt.  —  Sehr  selten. 

2.  Nonionina  affinis  m.  —  Sehr  selten. 

3.  ßotalina  Girardana  m.  —  Sehr  selten. 

4.  Rotalina  Dutemplei  d'Okb.  (1.  c.  p.  157.  t.  8. 
f.  19—21).  —  Selten. 

5.  Rotalina  Partschiana  d'Okb.  —  Ziemlich  ge- 
mein. 

6.  Rotalina  umbonata  m.  —  Sehr  selten. 

7.  Rotalina  Ungeriana  d'Orb.  —  Sehr  selten. 

8.  Rotalina  bulimoides  m.  —  Sehr  selten. 

9.  Gaudryina  siphonella  m.  —  Sehr  selten. 
10.     Textularia  lacera  m.  —  Sehr  selten. 


Entomostraceen  des  Septarienthones  von  Hermsdorf 

und  Freiemvalde. 

1.     Cytherina  Beyrichi  m.  (Taf.  VIL  Fig.  65.). 
Testa  late  elliptica,  iitidnque  late  rotundata,  postice  pa- 


90 

rum  angustata,  parum  convexa\  mm'gine  uf7'oque  subarcuato\ 
dorsi  postica  parte  convexiorc,  sjiperficie  subtiliter  et  inaequa- 
liter  punvtulnta .  —  Long.  :=  0,8  vim. 

Der  C.  ampla  m.  aus  dem  Grobkalke  des  Pariser  Bck- 
kens  sehr  ähnlich,  aber  durch  die  grössere  Breite  und  etwas 
abweichende  Form  der  Schale  davon  unterschieden.  Die 
Schalenklappen  sind  sehr  breit -elli})tisch,  hinten  nur  we- 
nig schmäler  als  vorn,  wenig  gewölbt,  am  stärksten  im  hin- 
•  leren  Theile  des  Rückens,  so  dass  derselbe  zum  hinteren  Ende 
steil  abfällt,  nach  vorn  hin  sich  aber  ganz  allmälig  abdacht 
und  beide  vereinio-ten  Schalen  im  Längsdurchschnitte  keil- 
förmig  erscheinen.  Etwas  vor  der  Mitte  des  Eückens  zu- 
nächst dem  oberen  Rande  bemerkt  man  eine  schwache  huf- 
eisenförmige Depression,  deren  Concavität  nach  dem  genann- 
ten Rande  hinsieht.  Der  untere  Rand  nur  im  mittleren 
Theile  fast  gerade,  in  die  Rundung  des  vorderen  und  hin- 
teren Endes  allmälig  übergehend.  Der  obere  Rand  sehr  we- 
nig gebogen.  Die  Schalenoberfläche  mit  ziemlich  gedrängten 
und  feinen  Grübchen  bedeckt. 

Selten  bei  Hermsdorf  und  Freienionlde. 

2.  Cypridina  echinata  in.  (Taf  VII.  Fig.  Ofi.). 

Testa  ovata,  antice  late  rolundatu  et  compressa,  postice  in 
loh  um  triangulärem  compressuin  termi?iatu,  partim  convexiiy 
maxime  in  dorsi  parte  postica,  marginata,  tota  echinata', 
margine  utroque  subrecto,  inferiore  hreviore.  —  Long.  = 
0,7  77im. 

Schalen  eiförmig,  vorn  breit  gerundet,  hinten  in  einen 
kurzen  zusammengedrückten  —  dreieckigen  Lappen  endigend  ; 
vorn,  hinten  und  unten  mit  einem  ziemlich  breiten  und  dicken 
stachligen  Saume  eingefasst.  Der  obere  und  untere  Rand 
fast  gerade,  etwas  nach  vorn  divergirend;  der  untere  kürzer 
und  sehr  wenig  eingebogen.  Der  Rücken  wenig  gewölbt, 
am  meisten  im  hinteren  Theile,  von  avo  er  sich  allmäÜLi"  nach 
vorn  abdacht.  Die  ganze  Schalenoberfläche  mit  gedrängten 
unregehnässigen  kürzeren  und  längeren  spitzigen  Stachclhök- 


91 

kern  besetzt,  welche  stellenweise  in  ziemlich  regelmässige 
concentrisehe  Reihen  geordnet  sind. 

Ist  sehr  verwandt  der  C.  asperrima  m.  aus  dem  Tegel 
des  Wiener  Beckens  (Reüss  in  Haidinger's  naturwissensch. 
Abhandl.  1850.  III.  1.  p.  74.  t.  10.  f.  5.),  der  C.  coelacantha 
m.  aus  dem  Salzthone  von  Wielic%ka  (1.  c  p.  74.  t.  11.  f.  5.) 
und  der  C.  hystrix  m.  aus  dem  böhmischen  Tegel  (1.  c.  p.  74, 
75.  t.  10.  f.  6.);  unterscheidet  sich  aber  von  allen  durch  die 
Form  der  Schalenklappen  und  die  Beschaffenheit  der  Stacheln 
hinlänglich. 

Sehr  selten  bei  Hermsdorf  und  Freientoalde. 


Erklärung  der  Abbildungen. 

Taf.  III.  Fig.  1.  Fissurina  alata  m.     a.  Von  vorn,  b.  von  der  Seite. 

-  III.     -     2.  Nodosaria   Ewaldi  m.    a.  Oberes  Ende,  b.  unteres  Ende. 

-  III.     -     3.  Nodosaria  conspurcata  m. 

-  III,     -     4.  Dentalina  soluta  m.    b.  Bruchstück  eines  andercu  Indivi- 

duums. 

-  III.  -  -     5.  Dentalina  Pliilippii  m. 

-  III.     -     b.  Dcntalina  Bucbi  m. 

-  III.     -     7.  Dentalina  dispav  m. 

-  III.     -     8.  Dentalina  acuticauda  m. 

-  III.     -     9.  Dentalina  emaciata  m. 

-  III.     -  10.  Dentalina  spinesccns  m. 

-  III.     -  11.  Dentalina   obliquestriata   m.    b.  Zwei  Kammern   stärker 

vergrössert. 

-  III.     -  12.  Dieselbe,   das  untere  Ende  stark  vergrössert. 

-  III.     -  13.  Dentalina  pungens  m. 

-  III.     -  14.  Marginulina  tumida  m.     b.   Obere  Ansicht. 

-  III.     -  15,  16.  Frondicularia    seminuda   m.     b.    Zwei  mittlere  Kani- 

mern  stärker  vergrössert,  c.  das  untere  Ende  desglei- 
chen, Fig.  16.  das  untere  Ende  eines  anderen  Indivi- 
duums stark  vergrössert. 

-  III,     -   17.  Spirolina  Humboldti  m.    a.  Seitliche,  b.  vordere,  c.  obere 

Ansicht. 

-  III,     -  18.  Dieselbe  im  jugendlichen  Zustande    a,  von  der  Seite,    b. 

von  vorn. 

-  IV,     -  19.  Cristellaria  Jugleri  m,    a.  Seitliche,  b,  vordere  Ansicht. 

-  IV,     -  20.  Cristellaria  galeata  m.    a.  Seitliche,    b.  vordere  Ansicht. 

-  IV.     -  "21.  Robulina  galeata  m. 

-  IV.  -  22.  Robulina  angustimargo   m. 
.  IV,  -  23.  Robulina  dimorpha  ra. 

-  IV.  -  24.  Robulina  umbonata  m.        I      ^    Seitliche,    b.  vordere 

-  IV,  -  25,  Robulina  nitidissima  m.         >  Ansicht, 

-  IV,  -  26.  Robulina  trigonostoma  m. 

-  IV,  -  27.  Robulina  neglecta  m, 

-  IV,  -  28.  Robulina  incompta  m. 
..  IV,  -  29.  Robulina  depauperata   m. 


92 

Taf.  IV.  Fig.  30.  Robulina  deformis  m.           ) 

V.  -  31.  K(Jiiioniiia  (luiiKiueloba  m.    (    a.  Seitliche,    b.   vordere 

V.  -  32.  Nonionina  affinis  m.              ^               Ansicht. 

V,  -  33.  Nonionina   ])lacenta  m.          J 

V.  -  34.  Rotalina  Girardana  m.  > 

-  V.  -  35.  Rotalina  umbonata  m.  (    a.  Untere,  b.  obere,  c.  seit- 

-  V.  -  36.  Rotalina  granosa  m.  (              liehe  Ansicht. 
V.  -  37.  Rotalina  contraria  m.  ) 

-  V.  -  38.  Rotalina  bulimoides  m.     a.  Vordere,  b.  hintere,  c.  obere 

Ansicht 
V.     -     39.  Uvigerina  gracilis  m.    a.  Vordere,  b.  hintere  Ansicht. 
V.      -     40,  41.    Gaudryina    siphonclla    m.     a.    Seitliche,     b.     obere 

Ansicht. 

V.  -     42.  Dieselbe  im  juger.dlichen  Zustande,    a.  Seitliche,  b.  obere 

Ansicht, 

-  VI.     -     43.  Chilostomella  cylindroides  m.    a.    Obere,   b.    untere,    c. 

seitliche  Ansicht. 

VI.  -     44.  Globulina  amplectensm.    a.  Vordere,  b.  hintere  Ansicht. 

-  VI.     -     45.  Globulina  inflata  m.     a.  Vordere,    b.  hintere,    c.  obere 

Ansicht. 

-  VI.     -     46.  Globulina  guttula  m.    a.  Vordere,  b.  obere  Ansicht. 

-  VI.     -     47.  Globulina  amygdaloides  m.      a.  Vordere,    b.  hintere,   c. 

obere  Ansicht. 

-  VI.     -     48.  Guttulina  semiplana  m.    a.  Vordere,  b.  hintere,  c,  obere 

Ansicht. 

-  VI.     ->     49.  Polymorphina  dilatata  m.    a.  Vordere,  b.  obere  Ansicht. 

-  VI.     -     50.  Polymorphina  lanceolata  m.     a.   Vordere,  b,  hintere,  c. 

obere  Ansicht. 

-  VI.     -     51.  Bolivina  Beyrichi  m.     a.  Vordere,  b.  seitliche  Ansicht. 

'     vi-     '     ?^'  i^-  7^'"^^",!  ^^'r""'!  a.  Vordere,  b.  obere  Ansicht. 

-  VI.     -     54.  Textularm  attenuata  m.    ) 

-  VII.    -     55.  Biloculina  turgida  m.    a.  Vordere,  b.  seitliche,  c.  obere 

Ansicht. 

-  VII.    -  56.  Triloculina  valvularis  m. 

-  VII.    -  57.  Triloculina  enoplostoma  m. 

-  VII.    -  58.  Triloculina  turgida  m. 
=  VII.  -  59.  Quinqueloculina  impressa  m. 

-  VII.    -  60.  Quinqueloculina  tenuis  m. 

-  VII.   -  61.  Sphaeroidina  variabilis  m.  mit    4  sichtbaren   Kammern. 

a.   Obere,  b.  untere,   c,  d.  seitliche  Ansicht. 

-  VII.    -     62.  Desgleichen.     Obere  Ansicht. 

-  VII.   -     63.  Dieselbe  mit  5  sichtbaren  Kammern,    a.   Obere,  b,  un- 

tere Ansicht. 

-  VII.   -     64.  Dieselbe  mit  6  sichtbaren  Kammern,     a.   Obere,  b.  un- 

tere Ansicht. 

■     ZU    '    ^^  Cytherina  Beyrichi  m.    )   ^   g^itüche,  b.  untere  Ansicht. 

-  VII.    -     66.  Cypndina  echinata  m.    ) 


Vordere,   b.  hintere, 
c.  obere  Ansicht. 


93 


3.     Geognostlsche  Bemerkungen  auf  der  Reise  \ou  Phi- 
lippemlle  über   Tiuiis  nach   TrlpoU  und  von  hier  nach 

Murzuk  in  Fezzan. 

Von  Herrn  Dr.  0\t:r\\t:g  *). 

Bei  Philippeville  in  Algerien  habe  ich  zuerst  den  afri- 
kanischen Boden  betreten.  Ich  sah  Thonschiefer  und  Talk- 
schiefer in  fast  senkrecht  aufgerichteten  Schichten;  Proben 
mit  ausführlichen  Etiketten  befinden  sich  in  dem  Packet,  das 
ich  von  Tripoli  aus  an  Ritter  Bixsen  und  an  Prof  Ritter 
adressirt  habe  **).  —  Das  Dampfschiff  brachte  uns  nach 
Bona-,  neben  den  Ruinen  von  Hipporegius  sah  ich  Talk- 
schiefer, krystallinischen  Kalkstein  [I.]  und  zwischen  ihnen 
Schiefer  mit  eingesprengten  Granaten  [2.];  davon  sammelte 
ich  Proben.  Den  Eisenstein,  der  hier,  wie  nach  Fouknet 
überhaupt  immer  da,  wo  Granatschiefer  mit  krystallinischem 
Kalkstein  vorkommt,  auftritt,  sah  ich  nicht.  —  Aus  dem  dichten 
Kalkstein,  versteinerungslos,  der  Tunis  umgiebt,  konnte  ich 


*)  Anmerkung  der  Redaktion.  Die  nachfolgend  bekannt  ge- 
machten Beobachtungen  des  Herrn  Dr.  O.erweg  bilden  den  Inhalt  eines 
Schreibens  an  Herrn  Prof.  G.  Rose  aus  Fez-ian-Tar/relin,  eine  Tagereise 
westlich  Yon  Murzuk,  vom  14.  Juni  1850.  Dieses  Schreiben  wurde  noch 
nicht  benutzt  in  dem  ersten  Bericht  über  Herrn  Dr.  Bartu's  und  Dr. 
Overweg's  Begleitung  der  J.  RiciiARDSoN'schen  Reiseexpedition  zum  Tschad- 
»See  und  in  das  innere  Afrika,  welchen  Herr  Prof.  C.  Ritter  nach  den 
bis  Ende  Juli  1850  in  Berlin  eingegangenen  Originalberichten  der  beiden 
Reisenden  in  den  Schriften  der  Gesellschaft  für  Erdkunde  in  Berlin  ver- 
öffentlicht hat.  Die  letzterem  Berichte  beigefügte  Kartenskizze  ist  zur 
Orientirung  für  die  Reise  von   Tripoh  nach  Murzuk  zu  vergleichen. 

**)  Die  aus  Tripoli  von  Dr.  Overweg  abgesendete  geognostische  Samm- 
lung ist  in  Berlin  angelangt  und  in  dem  Königlichen  Mineralien-Kabinet 
niedergelegt.  Die  Unterzeichneten  hielten  es  für  nützlich,  den  Beobach- 
tungen Overweg's,  soweit  sie  sich  auf  diese  Sammlung  beziehen,  nach 
den  vorhandenen  Stufen  einige  erläuternde  Anmerkungen  beizufügen. 
Um  den  eigenen  Betrachtungen  des  muthigen  Reisenden  in  keiner  Weise 
vorzugreifen,  enthielten  sie  sich  jeder  ausführlicheren  vergleichenden  Dar- 
stellung. 

Berlin,  im  März  1851.  G.  Rose.     Bevrich. 


94 

• 

Nichts  machen.  Mehrfache  Excursionen  führten  uns  nach 
der  Trümmerstätte  Karthago' s.  Von  den  dort  anstehenden 
Gesteinen ,  einem  Conglomerat-Sandstein  und  einem  mürben 
Kalkstein  (in  den  Grabhöhlen)  sandte  ich  Stücke.  Zu  der 
von  Dr.  Barth  in  seinem  Reisebuch  gegebenen  Ansicht,  das 
Terrain,  auf  dem  Karthago  gebaut,  sei  einst  eine  Insel  ge- 
wesen, habe  ich  zu  bemerken,  dass  wir  uns  überzeugt  haben, 
wie  das  feste  Gestein,  aus  dem  die  Landenge  besteht,  das- 
selbe ist,  aus  dem  das  Vorgebirge  besteht,  dass  man  also 
einen  bedeutend  höheren  Stand  des  Meeres  nachzuweisen  hat, 
wenn  man  annehmen  will,  das  Vorgebirge  sei  einst  eine  In- 
sel gewesen. 

Die  schönen  grossen  Marmorsäulen  und  vielen  anderen 
Trümmersteine  erregten  mein  Interesse;  mit  Hülfe  des  fran- 
zösischen Generalconsuls  Baron  Tiikis  habe  ich  eine  Samm- 
lung derselben  von  20  Stück  gemacht.  [3,]  Ich  glaubte,  sie 
würde  in  Berlin  nicht  unlieb  sein,  zumal  da  vor  Jahren  L. 
V.  Buch  sich  einmal  mit  karthagischen  Bausteinen  beschäf- 
tigt hat. 

Unsere  Landreise  von  Tunis  nach  S/ax  führte  durch 
die  Schichten  des  festen  weissen  Kalksteins,  deren  zum  Theil 
hohe  und  steile  Gipfel  den  Golf  von  Tunis  einschlössen.  Bei 
Hammamat  kamen  wir  wieder  ans  Meer,  und  hier  fand  ich 
an  der  Küste  die  mürben  Kalksteine  mit  unzähligen  tertiä- 
ren Muscheln ,  von  denen  ich  eine  Anzahl  beigepackt.  [4.] 
Bis  '^usa  führte  der  Weg  längs  der  flachen  Küste;  von  Susa 
nach  Sfax  ritten  wir  durch  ein  bergiges  Land;  Schichten 
von  bunten  Mergeln,  gypshaltig,  waren  hie  und  da  biosgelegt. 

Der  Baustein  in  Sfax  ist  der  Kalkstein  der  flachen 
Kerkenna~\vi^(Ax\ ;  die  Versteinerungen  darin  dieselben  wie 
die  von  Hammamat.  —  Ein  kleines  Fahrzeug  führte  uns 
über  die  kleine  Syrte;  selbst  fern  vom  Ufer  stiesscn  wir 
oft  auf  den  Grund  des  flachen  Meerbusens.  Am  Ufer 
bei  Mehares ,  ein  Paar  Stunden  südlich  von  ^S/ax ,  fand  ich 
tertiäre  Ver8teinerun2;en.  Vom  südwestlichen  AMnkcl  des 
Busens  aus,  Gahs  gegenüber,  sahen  wir  im  Süden  eine  Berg- 


95 

reihe  in  mehreren  deutlich  zu  unterscheidenden  parallelen 
Zügen  sich  von  Ost  nach  West  erstrecken.  Wir  hatten  links 
die  flache,  reichbebaute  Insel  Dschcrbi,  anscheinend  aus  Sand- 
und  Thonboden  bestehend. 

In  Sarsiss  landeten  wir,  die  grossen  Murex  sind  von 
hier.  15.] 

Der  Weg  nach  Tripoli  führte  uns  durch  das  flache,  oft 
ganz  öde  Küstenland,  Sandsteppen,  grosse  Salzlachen,  Boden 
bedeckt  mit  weisser  Salzkruste,  dann  und  wann  begraste  und 
bekrautete  Steppen.  Südlich  vom  See  von  Bihmi  überschrit- 
ten wir  die  tunesische  Grenze.  Dr.  Gümpreiht  spricht  in 
seinem  Buch  über  die  vulkanische  Thätigkeit  auf  dem  Fest- 
lande von  Afrika  (das  mir  ein  sehr  nützlicher  Reisebegleiter 
ist)  von  „in  neuerer  Zeit  fast  zuerst  bekannt  gewordenen 
Thermalquellen  Tunesiens,  hart  an  der  Tripolitanischen 
Grenze;"  unsere  Nachfragen  bei  verschiedenen  Bewohnern  des 
Grenzstriches  waren  vergeblich,  man  kannte  die  Quellen  nicht. 

Ein  Paar  Wochen  unseres  langen  Aufenthalts  in  Tripoli 
(der  verbraucht  wurde  durch  arabische  Studien,  vielfache  liei- 
eevorbereitungen  meist  sehr  materieller  Art,  Sonnenbeobach- 
tungen zur  Bestimmung  des  Uhrfehlers  unserer  über  Malta 
geschickten  Chronometer)  verwendeten  wir  auf  eine  Excur- 
sion  ,,in  die  Berge."  Ungefähr  parallel  mit  der  Küste  von 
Mesurata  bis  südlich  von  Gabs  zeigt  sich  eine  oft  steil  abfal- 
lende Bergreihe.  In  der  Nähe  von  Tripoli  unterscheidet  man 
3  Abtheilungen.  Im  Südwesten  durchschneidet  der  Weg 
nach  Gadames  das  Gebirge  Jefran  (auch  einfach"  D  sehe - 
bei  genannt),  gerade  südlich  von  Tripoli  ist  das  oliven-  und 
safranreiche  Ghariano'ebiro-e  und  östlich  bis  Mesurata  er- 
streckt  sich  das  kornreiche  Tarhonagebirge,  voll  von  Trüm- 
mern römischer  Niederlassungen,  von  Kastellen,  Grabmonu- 
menten etc. 

Zuerst  wandten  wir  uns  südwestlich  über  Sauia  zum 
D  sehe  bei.  Bald  hinter  iSama  sahen  wir  vor  uns  eine  an- 
sehnliche Bergreihe  im  Süden  sich  erheben,  von  der  wir  auf 
unserem  Küstenweg    von   Sarsiss    nach    Tripoli   gar  Nichts 


96 

gesehen  hatten.  Vor  den  stellen  Bergwänden  war  ein  nie- 
drigeres ,  welliges  Hügelland  vorgelagert ;  ich  habe  es  auf 
den  Etiketten:  ,, Vorberge  des  Dschebel  Jefran"  bezeichnet. 
[6.]  Ich  fand  hier  die  regelmässigen  unzähligen  Kegel  aus 
festen  Kalksteinen,  bunten  (rothen,  blaugrünen,  gelben)  Mer- 
geln und  Gyps  in  ganz  horizontalen  Schichten  bestehend; 
die  Abfälle  der  Hügel  waren  sanft  und  rund  herum  regel- 
mässig gebildet ,  die  Köpfe  waren  schroffe  Massen :  es  war 
immer  der  dichte  Gyps,  der  in  zersprengten  Blöcken  die 
oberste  Schicht  bildete.  Proben  aller  Gesteine,  auch  einige 
Versteinerungen  im  Kalkstein  von  einer  Lokalität  ,.nahe  dem 
Gasr  Uled  ben  Iran"  habe  ich  eingepackt.  [7.j 

Ein  steiler  Gebirgspass  führte  uns  auf  die  Höhen  des 
Bergzuges;  wir  fanden  uns  auf  dem  Rande  eines  sich 
weit  und  breit  nach  Süden,  Osten  und  Westen  ausdehnen- 
den, fast  wagerechten  Plateaus ;  die  höchste  Höhe ,  die  ich 
mit  dem  Kochinstrument  gemessen  (auf  Grundlage  der  gleich- 
zeitigen Barometerbeobachtungen  des  Dr.  Dickson  zu  Tri- 
poli)  war  der  Eiischet  -  es  -  Svffet  (mit  einem  römischen 
Grabmonument)  2800  engl.  Fuss;  das  türkische  Kastell  Gasr 
Jefran,  auch  Gasr  Dschebel  ist  2150  Fuss,  ungefähr 
die  mittlere  Höhe  des  Plateaus.  Die  wasserlose  und  daher 
dürre  Hochfläche  ist  von  tiefen  Wasserrissen,  den  Wadi's, 
eingeschnitten;  mit  dem  grössten  Interesse  habe  ich  die 
schönsten  Beispiele  grossaiiiger  Thalbildungen  durch  Regen- 
wasser gesehen.  Das  Plateau  bricht  ])lötzlich  ab,  terrassen- 
förmig, in  abwechselnd  steilen  oder  sanfteren  Abhängen  (nach  . 
der  Natur  der  festeren  oder  mürberen  Schichten)  senkt 
sich  die  Wand  des  AVadis  herab,  der  eine  gegenüberliegende 
parallele,  genau  ebenso  gebildete  entspricht.  Alle  Schichten 
sind  durchaus  horizontal,  und  es  lassen  sich  einzelne  festere 
Schichten  an  den  kurzen  schroffen  Terrassen ,  die  sie  al- 
lenthalben im  oleichen  Niveau  bilden,  leicht  überall  hin  ver- 
folgen.  Die  einzelnen  Schichten  lassen  sich  ausser  an  den 
Abhängen  der  grossen  Wadi's,  wo  sie  nur  selten  vom  Schutt 
höherer   Schichten    überdeckt    sind,    am   Besten    in  Neben- 


97 

wadi's  Studiren,  wo  der  terrassenförmige  Thalboden,  der 
bis  zur  Höhe  des  Plateaus  führt,  der  Reihe  nach  aufsteigend 
von  allen  horizontalen  Schichtflächen  gebildet  wird.  Die  tief- 
sten Schichten  in  den  Wadi's  waren  meist  dieselben  bunten 
Mergel  und  die  Gypse,  die  ich  in  den  „Vorbergen"  gese- 
hen ;  darüber  folgen  Reihen  von  Sandstein  (wenig  mächtig), 
Mergel  und  vorzüglich  Kalksteinschichten.  Aus  den  ober- 
sten Kalksteinen  mit  Feuersteinen  sind  die  Trigonien, 
Belemnitenb ruchstücke  etc.;  von  allen  andern  Gestei- 
nen liegen  ebenfalls  Proben  bei.  (Alles  aus  dem  grossen  Wadi 
unter  dem  Gasr  Jefran.)  [8.]  Einige  Gesteinsstücko  tra- 
gen die  Etikette:  ,, Kickiah."  Es  ist  dies  ein  östlicher 
Theil  des  Jefran gebirges,  nach  dem  Gharian  hin.  [9,] 

Von  vulkanischen  Bildungen  war  im  ganzen  Jefran 
keine  Spur  zu  entdecken.  Die  Berge  mit  schönster  Kegel- 
form ,  meist  vor  den  Ausgängen  der  grossen  Wadi's  in  die 
Küstenebene,  bestanden  alle  aus  horizontalen  Schichten  se- 
dimentärer Gesteine. 

In  einem  grossen  Wadi,  dem  Wadi  Rabija,  der  Grenze 
zwischen  dem  Kickiah  und  Ghariangebirge  sah  ich  das 
erste  vulkanische  Gestein.  Weisse  Kalksteinhügel  waren 
durchbrochen  von  einem  spitzen  Kegel  schwarzen  Gesteins. 
Es  war  ein  Basalthügel,  der  Gipfel  aus  schönen  Säulen 
gebildet,  das  einzige  Gestein  mit  Oliv  in,  das  ich  über- 
haupt in  Tripolitanischen  Bergen  gesehen.  [10.]  Ohne  die 
fast  horizontalen  Kalksteinschichten  verändert  oder  gestört 
zu  haben,  bedeckte  der  Basalt  den  Kalkstein;  Stücke,  halb 
Basalt,  halb  Kalkstein,  liegen  bei. 

Vor  dem  nördlichen  Ausgang  des  weiten  Wadi  Ra- 
bija in  die  Tripolitanische  Küstenebene  liegen  2  Kegel,  aus 
sandiger  Fläche  sich  erhebend;  es  ist  der  Mantrus,  von 
dessen  Gestein  Proben  beihegen.   [H.] 

Einige  Stunden  südöstlichen  Ansteigens  brachten  uns 
wieder  auf  die  Hochflächen  und  zu  dem  Gasr  Gharian  (oder 
Gasr  Turk).  Im  Dschebel  Jefran  waren  die  Hochflächen  dürr 
gewesen ;    nur   wo  sie  sich  zu   den  Wadi's   senkten ,   waren 

Zeifs.  i).  il.  Ljcol.  Ges.  III.  f.  7 


98 

Datteln,  Oelbäume  und  viel  Feigenbäume  gepflegt.  Die 
Hochfläche  von  Gharian  ist  nicht  steinig  wie  jene,  sie  ist 
von  höheren  Höhen  umkränzt,  fetter  rother  Lehmboden  be- 
deckt sie ;  darauf  gedeihen  auf  das  Ueppigste  Oelbäume  und 
Saffranfelder;  in  den  fetten  Boden  hinein  höhlen  sich  die 
Menschen  ihre  unterirdischen  Wohnungen.  Nördlich,  ein 
paar  Stunden  von  dem  Gasr,  überragt  die  Höhen  ein  mäch- 
tiger Kegelberg,  der  Tekut;  von  dem  schönen  Gestein 
mit  den  grossen  weissen  Krystallen  liegen  mehrere  Stücke 
bei.  [12.]  Der  Berg  bildet  eine  ausgezeichnete  Kraterform. 
Der  Mantel  ist  ein  regelmässiger  Kegel,  an  einer  Seite  auf- 
geschlitzt ;  im  Innern  steiles  Abfallen ,  so  schroff',  dass  das 
Ansteigen  fast  nur  von  der  Aussenfläche  möglich  ist. 

Vom  Tekut  liegen  nur  wenige  Stunden  gegen  Westen 
die  Man trus berge,  und  zwischen  ihnen  sind  einige  Kegel 
vulkanischen  Ausseliens.  Sonst  habe  ich  im  Ghariange- 
birge  kein  vulkanisches  Gestein  gesehen.  Erst  nahe  dem 
Tarhon  adistrikt  zeigten  sich  vulkanische  Kegel  und  bald 
ein  mächtiges  Gebiet  vulkanischer  Thätigkeit.  Proben  vom 
Gestein  des  die  anderen  Höhen  überragenden  Messids  und 
anderer  Höhen  habe  ich  gesandt.  [13.]  An  einer  Lokalität 
in  der  Fläche  waren  poröse  schwarze  Gesteine  [14.],  ganz 
identisch  mit  den  Beniolider  Laven,  die  im  ganzen  Lande 
als  Hand  müh  Isteine  gebräuchlich  sind,  und  die  mich 
lebhaft  an  unsere  rheinischen  Niedermendiger  Mühl- 
steine erinnerten. 

Indem  Tarhonadistrikt ,  wo  die  Höhen  sich  lange 
nicht  so  hoch  wie  in  den  östlichen  Zügen  erheben ,  {Schei- 
schara  auf  der  Plateaufläche  ist  nur  lÜOÜ  Fuss  über  dem 
Meer)  war  wieder  alle  Spur  vulkanischer  Thätigkeit  ver- 
schwunden. Bei  Scheischara  fand  ich  in  einer  mergeligen 
Schicht  eine  Anzahl  von  Versteinerungen,  meist  kleine  Exo- 
gyren,  von  denen  ich  eine  Anzahl  beigepackt.  [15.J 

Herr  Prof.  Eiike.nberg  hatte  mich  beauftragt,  nach  dem 
Vorkommen  des  Tripels  zu  forschen,  und  ob  in  Tripoli 
Handel  damit  getrieben  werde.     Vielfältige  Nachfragen  nach 


99 

dem  Vorkommen  sind  vergeblich  gewesen,  Handel  wird  nicht 
damit  getrieben;  der  Tripel,  der  in  Tripoli  in  Gebrauch  ist, 
und  den  ich  bei  einem  Uhrmacher  gesehen,  kommt  aus  Ita- 
lien. —  Die  Thapsia  sylphium  Viviam  habe  ich  nicht 
gesehen,  und  aus  Bengasi  Exemplare  zu  erhalten  war  schwie- 
rig, da  die  Kommunikation  mit  Bengasi  selten  ist.  Die 
Winke,  die  Herr  Prof.  Ehrenberg  so  gütig  war  mir  aufzu- 
schreiben, sind 'mir  sehr  wichtig  und  ich  versäume  nicht,  ih- 
nen zu  folgen. 

Die  verschiedenen  Gesteinsstücke,  von  denen  ich  bisher 
gesprochen,  habe  ich  in  Tripoli  eingepackt,  und  aus  einem 
Briefe  des  Engl.  Generalconsuls ,  G.  W.  Crowe  Esq.,  den 
ich  in  Mur%uk  erhielt,  hörte  ich,  dass  sie  schon  nach  Malta 
abgegangen  sind;  es  wird  also  wohl  schon  vor  Ankunft  die- 
ses Briefes  Alles  in  Ihren  Händen  sein. 

Ein  zweites  Packet  habe  ich  von  den  Gesteinsstücken 
gemacht,  welche  ich  auf  der  Reise  von  Tripoli  nach  Mur%uk 
gesammelt;  es  ist  Mitte  Mai  mit  einer  Karawane  nach  TVz- 
/?o/«  abgegangen,   wo  es  wohl  Ende  Juni  ankommen  wird.  [10.] 

Zwischen  Tripoli  und  den  Bergen  ist  die  Küstenfläche 
zum  Theil  eine  tiefe  Sandwüste  mit  bewegUchen  Sandhü- 
geln ;  um  Tripoli  ist  sie  in  Gärten  und  Palmpflanzungen 
umgewandelt.  Wo  die  von  den  Bergen  herabkommenden 
Wasserläufe  sie  bisweilen  bewässern,  ist  schöner  Ackerboden. 

Zwischen  dem  Gharian  und  der  Hammäda  (die  beim 
Brunnen  Tab on iah  ansteigt)  ist  das  Terrain  eine  horizon- 
tale, steinige,  vegetationslose  Hochfläche,  aus  horizontalen 
sedimentären  Schichten  gebildet,  unterbrochen  durch  häufige 
weite,  grüne  Wadi's,  den  natürlichen  Kanälen  des  Regen- 
wassers, die  sich  meist  von  Ost  nach  West  erstrecken.  Vul- 
kanische Gesteine  zeigen  sich  nur  im  Gharian  und  südlich 
von  demselben  bis  eine  Tagereise  von  Misda.  Südlich  von 
Misda  aber  habe  ich  keine  Spur  derselben  gefunden.  Die 
Schichten  sind  Kalksteine  und  Sandsteine.  Im  Kalkstein 
sind  Feuersteine  aller  Farben,  meist  schwarz ;  Versteinerun- 
gen   sind    selten,    nur   stellenweise  die  Exogyren   ungemein 


100 

häufig.  Aus  dem  Sandstein  sind  die  grossen  Bivalven  des 
Wadi  Tagidscha.  In  ungefähr  derselben  llegion,  wo  auf 
Lyojn's  Karte  „B<iS'iltfragniente  gestreut  über  Kalkstein" 
verzeichnet  sind,  sah  ich  häufig  den  hellen  Kalkboden  mit 
glänzend  schwarzen  Steinchen  bedeckt;  angeschlagen  waren 
es  schwarze  Feuersteine.  Von  dem  Kalkstein  und  den  klei- 
Feuerstein  „pebbles"  habe  ich  Proben  eingepackt. 

Die  Hamm  ad  a  ist  ein  ganz  ebenes,  brunnenloses,  von 
keinem  Wadi  durchschnittenes  Plateau,  vom  Taboniah  bi8 
el  Hessi  in  demselben  Niveau  sich  erstreckend  und  so  wenig 
Auszeichnendes  darbietend,  dass  die  Karawanenführer  Stein- 
pyramiden aufgerichtet  haben,  um  als  Zeichen  des  Weges  zu 
dienen;  in  der  Nacht  zieht  man  nach  dem  Polarstern  sich 
richtend.  Es  ist  also  hier  kein  Gebirge  Harudsch  el 
Aswad  vorhanden,  wie  Kiepert  es  auf  seiner  trefMichen 
Karte  (1849)  angiebt.  Der  meist  ganz  vegetationsleere  Bo- 
den ist  mit  kleinem  Steingrus  bedeckt.  Eine  Auswahl  der 
verschiedenartigen  Steinchen  (Kalksteine,  Feuersteine),  die 
den  Boden  glatt  bedecken,  habe  ich  mitgeschickt.  Nach  Sü- 
den bricht  die  Hammäda  in  steilen  Pässen  ins  W^adi  el 
Hessi  hinab;  nach  Norden  setzt  sie  sich  fort  in  die  nur 
wenig  niedrigeren  Hochflächen ,  die  bis  Gharian  sich  ein- 
ander folgen  und  nur  durch  die  tiefen  und  weiten  Wadi's 
unterbrochen  werden. 

Der  steile  Pass  des  Absturzes  der  Hammada  in  das 
Wadi  el  Hessi  legt  bunte  Mergel  und  braune  (äusserlich 
glänzend  schwarze)  Sandsteinschichten  blos,  in  letzteren  die 
vielen  Brachiopoden. 

Zwischen  dem  Wadi  el  Hessi  und  dem  Wadi  Schiati 
ist  eine  Region  pechschwarzer  Felsen,  des  ödesten  Anschns, 
von  der  wir  in  unserer  Kafla  immer  nur  als  von  den  ^,dread- 
fid  black  mountains''  redeten.  Aus  dem  Boden,  der  mit 
glänzend  schwarzen  Steinen  wie  gepflastert  ist,  ragen  schroffe, 
oft  überhängende  Felskuppen  hervor ;  steile  Pässe,  schwierig 
für  die  Kanicele,  führen  über  Bergrücken  mit  unter  den  Füs- 
sen khngenderv  Steinen.     Das  Gestein  ist  ein  Sandstein, 


101 

theils  durchdrungen  von  Eisenerz,  und  dann  ganz  schwarz 
oder  braun,  theils  schneeweiss  und  nur  an  der  der  Luft  aus- 
gesetzten Oberfläche  mit  einer  dünnen  glänzend  schwarzen 
Kruste  versehen.  Verwittern  diese  Sandsteine,  so  geben 
sie  gelben  Sand,  der  an  den  Fuss  der  Hügel  und  oft  bis 
auf  deren  Gipfel  zusammengeweht  wird,  und  die  einzigen 
Stellen  für  spärliche  Krautvegetation  giebt.  Der  ganze  Cha- 
rakter dieser  Gegend,  das  klippige  Ansehn,  das  Klingen 
der  Steine,  der  Glanz  der  schwarzen  Flächen  (,,des  eisen- 
haltigen Basalts"  nach  Hornebiann),  die  eisenerzdurchdrun- 
genen Sandsteinmasseu,  Alles  stimmt  vortrefflich  mit  dem, 
was  HoRNEMANN  vom  Harudsch  el  Aswad  angiebt,  und 
was  Lyon,  Oudnev  und  Denham  von  den  Sudahbergen 
(zwischen  Sohia  und  Zeig/um^  ganz  entsprechend  dem  west- 
östlichen Bergzuge  zwischen  el  Hessi  und  Schiati)  sa- 
gen. In  Guimprecht's  Buch,  Seite  198  und  201  finden  sich 
die  Beschreibungen  dieser  Berge.  Richardson,  der  mir  auf 
dem  oft  genannten  Wege  (zwischen  Hessi  und  Schiati)  im- 
mer von  Neuem  schwarze  Sandsteinstücke  als  Basalt  brachte, 
versicherte  mich,  dass  die  schwarzen  Felsen  von  Sokna  ge- 
nau dieselben  seien,  wie  die,  welche  wir  sahen;  und  der 
englische  Konsul  Gagliuffi  in  Mur%uk  erzählte ,  als  er  in 
seinem  Hause  meine  gesammelten  Stücke  sah ,  gerade  so 
seien  die  Steine  von  Sokna,  er  habe  viele  aufgehoben,  die 
auf  der  oberen  Seite  schwarz,  und  auf  der  unteren  weiss  ge- 
wesen. Ich  glaube  daher,  dass  der  Dschebel  Assoud 
und  der  Harudsch  el  Aswad  Sandsteingebirge  sind;  der 
Irrthum  ist  um  so  erklärlicher,  wenn  man  liest,  wie  Oudney 
noch  bei  Ghat  sich  konnte  durch  ähnliche  Sandsteine  täuschen 
lassen:  f,The  extemal  surface  of  this  sandstone soon  acquires 
a  shining  hlack  like  hasalt \  so  much  so,  t/tat  J  have  several 
times  been  deceived,  tili  J  took  up  the  specimen."  — 

Da  wir  HorneMxVnjn's  und  Lyoin's  Keisewerke  nicht  bei 
uns  haben  und  nur  eine  unvollständige  Ausgabe  von  Oud- 
ney's  etc.  Reise,  so  kann  ich  jetzt  nicht  auf  mehr  Einzelhei- 
ten eingehen. 


102 

Im  weiten  Wadi  Schiati  ragen  einzelne  kegelförmige, 
schwarze  Sandsteinberge  aus  dem  Sandboden  heraus ,  der 
gelbe  Sand  ist  oft  bis  auf  die  Gipfel  hinaufgeweht.  Der 
Landstrich  zwischen  dem  Wadi  Schiati  und  dem  Wadi 
Rarbi  ist  ein  Sandgebirge;  Berge  und  tiefe  Thäler  aus 
losem  Sand,  steile  Sandabhänge,  scharfe  Sandrücken.  Nur 
an  einer  Stelle  sah  ich  unter  dem  Sand  den  nackten  mürben 
Sandstein  anstehen;  ich  zweifle  jedoch  nicht,  dass  aller  Sand 
hier  an  Ort  und  Stelle  gebildet,  d.  h.  Verwitterungsprodukt 
eines  loseren  Sandsteins  ist.  Die  tiefsten  Thäler  haben  Brun- 
nen mit  nahem  Wasser  (3 — 10  Fuss  tief)  und  oft  schöne 
Palmpflanzungen. 

Nach  Ogrefe  steigt  der  Weg  hinab  ins  weite  flache 
Wadi  Rarbi ,  wo  die  Brunnen  grosse  Höhlungen  sind ,  das 
Wasser  ein  paar  Fuss  unter  dem  Thalniveau. 

Bei  Tekerfiba  steigt  man  in  steilen  Pässen  die  südliche 
Thal  wand  des  Wadi's  über  Sandsteine  und  Kalksteine  hinan, 
aus  deren  horizontalen  Schichten  die  gesammelten  Proben 
von   Tekertiha  sind. 

Die  sandigen  Hochflächen  südlich  bis  Mtirzuk  boten  mir 
Nichts  dar.  In  flachen  Vertiefungen  wurden  wir  oft  über- 
rascht von  dem  herrlichen  Grün  der  dichten  Gruppen  von 
Talhabäumen  (Mimosa  falcata);  in  tieferen  Mulden  auf 
der  Hochfläche  sind  Brunnen  mit  nahem  Wasser,  und  umher 
cultivirte  Stellen,  Dattelpflanzungen  und  Gärten  mit  spärli- 
chem Getreide.  Murzuk  liegt  in  einer  solchen  Mulde  und 
zwar  in  deren  tiefstem  Punkt.  Die  Murzuker  Mulde  ist  al- 
lenthalben in  der  Runde  von  Sandhügeln  umschlossen.  Die 
oberste  Kruste  des  Bodens  ist  mit  Salz  imprägnirt;  die  ste- 
henden Wasser  um  die  Stadt  bilden  daher  Salzlachen.  Diese 
Läse  und  die  stinkenden  Salzlachen  um  die  Stadt  machen 
dieselbe  wohl  wirklich  zu  einem  ungesunden  Ort. 


103 


Anmerkunoen  der  Herren  G.  Rose  und  Beyiuch. 

[1.]  Die  Sammlung  enthält  2  Stücke  körnigen  Kalksteins;  der  eine 
von  grauer  Farbe  bildet  nach  der  Etiquette  eine  mächtige  Einlagerung 
im  Gneiss  am  Fusse  des  Hügels  mit  den  Ruinen  von  Hipporegius;  er 
enthält  Magnetkies  durch  die  ganze  Masse  fein  eingesprengt;  der  zweite 
lichte  graulichweiss  nnd  grobkörniger  wie  der  vorige,  ist  aus  dem  Stein- 
bruche des  Berges  Bu-Hamsa  bei  Bona  und  bildet  eine  Einlagerung  im 
gt-anatenführenden  Talkschiefer. 

[2.]  Die  beiden  übersendeten  Stücke  vom  Bu-Hamsa  sind  ein  et- 
was verwitterter  grauer ,  in  Thonschiefer  übergehender ,  doch  auf  den 
Schieferungsflächen  noch  glänzender  Glimmerschiefer,  der  ausser  den  klei- 
nen schwarzen  Körnern  vom  Granat  kleine  prismatische  Krystalle  von 
graulichschwarzera  Staurolith  enthält. 

[3.]  Die  kleine  interessante  Sammlung  besteht  hauptsächlich  aus 
verschiedenen  Marmorarten ,  worunter  eine  schneeweisse  grobkörnige  Va- 
rietät, die  dem  Parischen  Marmor  ähnlich  ist,  eine  graulichweisse,  meh- 
rere weisse  mit  grünem  Glimmer  streifenweise  gemengte  (Cipolin),  ferner 
andere  dichtere  roth  und  weiss  sehr  angenehm  gefleckte  Varietäten  etc- 
Dann  findet  sich  darunter  der  schöne  rothe  und  grüne  Porphyr ,  der  so 
häufig  im  Alterthum  verarbeitet  wurde ,  der  schöne  antike  ägyptische 
Granit,  ein  schöner  Syenit  mit  fleischrothem  Feldspath ,  weissem  Oligo- 
klas ,  schwarzer  Hornblende  und  schwarzem  Glimmer ,  ein  grauer  Por- 
phyr mit  weissem  Feldspath ,  wenigem  Quarz  und  vielen  sechsseitigen 
Tafeln  schwarzen  Glimmers ,  dann  flasriger  Gneiss  mit  schwarzem  und 
weissem  Glimmer,  Kieselschiefer,  Serpentin  <  eine  grüne  obsidianähnliche 
Masse,  die  in  einem  zweiten  Stück  porös  und  °bimsteinartig  ist,  ein  Stück 
von  einem  Mosaikfussboden  u.  s.  w. 

[4.]  Die  Muscheln  von  Hammamat  bei  Susa  sind  theils  vollkommen 
freigelegte  Schalen ,  theils  in  einem  Gestein  eingebacken ,  welches  ein 
Agglutinat  von  groben  ungleichen ,  durch  reichliches  Kalkbindemittel  zu- 
sammengehaltenen Quarzkörnern  genannt  werden  kann.  Die  Masse  ist 
von  lichter  Farbe,  von  geringer  Festigkeit,  und  kann  im  Gestein  sowohl, 
wie  nach  den  eingeschlossenen  Muscheln,  dem  ganz  jungen  Tertiär-  oder 
Quatcrnärkalk  von  Palermo  verglichen  werden.  Die  von  Overweg  ge- 
sammelten Muscheln  sind . 

1)  Venus  Gallina  L. 

2)  Pectunculus  pilosus  L. 

3)  ?   Area  imbricata  Poli. 

4)  Cardium  tuberculatum  L. 

5)  Cardium  edule  L. 

6)  Lucina  lactea  Poli. 

7)  Natica  011a  M.   de  S. 

8)  Cerithium  vulgatum  Brg. 

9)  Buccinnm  Pusio  L. 
10)  Buccinum  mutabile  L. 


104 

11)  Cohimbella  rnstica  L. 

12)  Fasciolaria  liguavia  L 

13)  Conus  mcditerraneus  Buug. 

14)  Strombus  coronatus  Defr. 

Mit  Ausnahme  des  Strombus  coronatns,  welcher  in  Sicilien,  wie  an- 
derwärts in  Italien  bis  in  die  jüngsten  Tertiärablagcrungcn  hinauf  fossil 
vorkümmt,  gehören  sämmtliche  aufgeführte  Arten  zu  den  gemeinsten 
nnd  verbreitetsten  lebenden  Bewohnern  des  Mittelmeeres.  Bei  Bestim- 
mung der  Arten  sind  Philippi's  Benennungen  im  zweiten  Bande  der  Enu- 
meratio  moUuscorum  Siciliae  angenommen. 

[5.]     Fehlen  in   der  SammUmg. 

[6.]  Die  Sammlung  enthält  3  Stücke  vom  „Wadi  el  Schieb,  Vor- 
berge des  Dschebel-Jefran.     Den  8.  Februar  1850  " 

a)  Kalkstein  von  lichter,  weisslich  grauer  Farbe,  voller  organischer 
Reste.  Alle  Schalen  sind  verschwunden ,  nur  die  hohlen  Räume 
zurückgeblieben.  Erkennen  lassen  sich  Eindrücke,  welche  Rudisten 
angehören  mögen  und  eine  Area.     Näheres  ist  nicht  bestimmbar. 

b)  Ein  Stück  rother  krystallinisch-köruiger  Kalkstein,  ohne  organische 
Reste. 

c)  Gyps,  kleinkörnig  ins  dichte  gehend,  mit  zerstreuten  oder  in  Adern 
vertheilten  blättrigen  Partien,  von  graulichweisser  Farbe. 

[7.]  „Eine  Viertelstunde  südlich  vom  Gasr  Uled  bei  Jrnn.  Vor- 
berge des  Dschcbel  Jefran.     Den  8.  Februar  1850": 

a)  Gelblicher  feinkörniger  schiefriger  Sandstein  mit  vielen  sehr  kleinen 
weissen  Glimmerschüppchen. 

b)  Ein  rother  verhärteter  Thon. 

c)  Gelblich-weisser  Kalkstein  (bittererdchaltig ,  wenig  brausend),  mit 
undeutlichen  nnd   ganz    unbestimmbaren  Spuren  organischer  Reste. 

[8.]  1)  „Von  den  tiefsten  Schichten  unter  dem  Abhänge  des  Gasr 
Jefran.     Den  9.  Februar  1850": 

a)  Grünlich-grauer  Mergel,  wenig  brausend. 

b)  Gyps  aus  diesem  Mergel.  Eine  Druse  verwachsener  linsenförmiger 
Krystalle. 

c)  Sandstein  „zwischen  den  Mergeln  mit  Gyps".  Gelb,  fleckig,  von 
feinem  Korn,  die  Quarzkörner  ohne  Bindemittel  locker  aneinander 
liegend. 

2)  „Feuersteinknollen  im  Kalkstein.  Gasr  Jefran.  Den  9.  Fe- 
bruar 1850" : 

Drei  Stücke  weissen  Kalksteins,  worin  Steinkerne  einer  Trigonia,  de- 
ren Schale  zerstört  ist.  Die  Aussenseite  der  Schale  war  von  Hornstein 
oder  Feuersteinmasse  überzogen,  weiche  in  unregclmässig  unebener  Be- 
grenzung von  der  umgebenden  Kalkstcinmasse  sich  scheidet.  Die  Steiu- 
kerne  zeigen  das  Schloss  und  die  Form ;  an  dem  einen  Stück  ist  glück- 
lich ein  beträchtlicher  Theil  der  äusseren  Oberfläche  im  Abdruck  beob- 
achtbar. Die  Muschel  stimmt  in  allen  wesentlichen  Merkmalen  überein 
mit  Trigonia  sinuata  Pauk.  (d'Oku.  Pal.  terr.  crct.  T.  III.  pl.  293). 
Das  hintere  Feld  der  Schale  erscheint  im  Abdruck  in  einiger  Entfernung 
vom  Wirbel  ganz   glatt ;   die   concentrischen    stumpfen  Rii)pen    der  Mitte 


105 

sind  von  ungefähr  gleicher  Breite  mit  den  Zwischenräumen.  Zwei  Stücke 
stimmen  in  Form  und  Grösse  mit  der  kleinsten  der  d'Orbigny  sehen  Fi- 
guren (1  c.  fig.  3.) ;  das  dritte  hat  etwa  die  Grösse  der  Fig.  4.  bei  d'Or- 
bigny.    Die  von  Ovekweg  erwähnten  Belemniten-Bruchstücke  fehlen. 

c)  „Anstehendes  Gestein  vom  Gipfel  des  Enschet-es-Suifet,  einer  be- 
deutenden Höhe  zwischen  Dschebel-Jefran  und  Dschebel-Kicklah  Den 
II.  Februar  1830." 

Das  Gestein  ist  Kalkstein  von  weisser,  etwas  ins  röthliche  gehender 
Farbe,  durchzogen  von  Höhlungen  organischer  Reste,  ähnlich  dem  Ge- 
stein vom  Wadi  el  Schieb  in  den  Vorbergen  des  Dschebel-Jefran.  Auch 
hier  scheinen  Rudisten  vorhanden  zu  sein,  jedoch  nicht  näher  zu  be- 
stimmen. 

[9.1     „Von  Scherfe  im  Kicklah-Gebirge.  Den  tl.  Febr.   1850." 

Zwei  Stücke  dichten  weissen  Kalksteins  „aus  dem  Hangenden  von 
bunten  Mergeln  mit  Gyps."  In  dem  Gestein  sind  Höhlungen  von  lang- 
thurmfurmigen  Gasteropoden  mit  zahlreichen  "Windungen  zu  erkennen ; 
vielleicht  Nerinea  ?  jedoch  nicht  zu  bestimmen. 

„Aus  dem  Liegenden  von  bunten  Mergeln  mit  Gyps."  Ein  Stück 
bräunlich-gelber    schwarzfleckiger  Kalkstein,  ohne  organische  Einschlüsse. 

[10.'  Basalt  von  schwärzlich-grauer  Farbe  mit  vielen  eingewach- 
senen kleinen  Körnern  und  Krystallen  von  Olivin. 

[11.]  Phonolith  von  graulich-grüner  Farbe  und  mit  sehr  vielen  aber 
sehr  kleinen  eingewachsenen  tafelartigcn  Krystallen  von  glasigem  Feld- 
spath,  die  wie  gewöhnlich  mit  ihrer  Hauptfläche  ungefähr  parallel  liegen, 
wodurch  der  Hauptbruch  des  Gesteins  uneben  und  glänzend  erscheint, 
während  der  Querbruch  matt  und  splittrig  ist,  und  uur  die  glänzenden 
Querschnitte  der  eingemengten  Feldspathkrystalle  zeigt ,  die  aber  nur 
etwa  Haardicke  haben. 

[1-2.J  Phonolith  von  graulich-grüner,  doch  etwas  lichterer  Farbe 
wie  der  vorige,  und  mit  wenigeren,  aber  grösseren  eingemengten  Kry- 
stallen glasigen  Feldspaths,  die  2  — 3  Linien  gross  und  1  —  1^  Linien  dick, 
scharf  begrenzt  und  stark  durchscheinend,  wenngleich  mit  vielen  kleinen 
Rissen  durchsetzt  sind.  Kleine  Körnchen  von  Magneteisenerz,  sowie 
dünne  prismatische ,  unregelmässig  begrenzte  Krystallo  von  schwarzer 
Hornblende,  und  gelbe  stark  glänzende  Krystalle  von  Titanit  sind  hier 
und  da  in  der  Masse  eingesprengt. 

[13.]  Phonolith,  der  durch  seine  Gemengtheile  sehr  merkwürdig 
ist;  die  Grundmasse  ist  dunkler  graulich-grün,  wie  bei  dem  vorigen,  und 
die  eingemengten  Feldspathkrystalle  sind  weniger  durchscheinend  und 
schneeweiss ;  ausserdem  finden  sich  aber  darin  Krystalle  von  graulich-weis- 
sem,  stark  durchscheinendem  und  stark  glänzendem  Nephelin,  die  auf  der 
Bruchfläche  des  Gesteins  sehr  scharf  begrenzte  Sechsecke  von  ^ — 3  Linien 
Durchmesser  bilden.  So  deutlich  krystallisirte  Nephelin-Krystalle  sind  in  dem 
Phonolith  anderer  Orte  nicht  bekannt;  denn  die,  welche  in  dem  Phonolith  vom 
Mezen  voi-kommen ,  sind  kleiner ,  undurchsichtiger,  und  finden  sich  deut- 
lich erkennbar  nur  auf  Klüften.  In  Chlorwasserstofi'säure  gelegt,  wandelt 
sich  dieselbe ,  wie  bei  jedem  Phonolith ,  sehr  bald  in  eine  gelbliche  steife 
Gallerte  um,  in  der  eine  Menge  kleiner  glänzender  Hexaeder  von  Chlor- 
Zelts.  <i.  (1.  geol.  Ges.  in.  I.  8 


106 

natriura  liegen ;  der  Phouolith  selbst  ist  nun  sehr  licht  grünlich-weiss  und 
erdig  geworden ,  und  man  erkennt  nun  besonders  deutlich  eine  grosse 
Menge  kleiner  und  feiner  schwärzlich-grüner  Fasern  und  Körnchen  von  wahr- 
scheinlich Hornblende,  die  auch  schon  mit  der  Lupe  in  den  durchschei- 
nenden Rändern  eines  jeden  frischen  Phonoliths  zu  sehen  sind ,  und  die 
die   Ursache  der  grünen  Färbung  des  Phonolithes  ausmachen. 

[14.]  Grünlich-schwarzer,  blasiger  und  sehr  poröser  Basalt,  mit 
nur  sparsam  eingewachsenen  Körnern  von  Olivin.  In  den  grösseren  Höh- 
lungen sitzen  hier  und  da  kleine  undeutliche  Drusen  eines  nicht  bestimm- 
baren Zeolithes. 

[15.]     Aus  dem   Tarhona-Distrikt  enthält  die   Sammlung  ; 

a)  „Anstehendes    Gestein    von    Scherschara    (lUÜO    Fuss    Meereshöhe), 
oben  im   Wadi  Messid.     Dschebel  Tarhona.     Den  21.  Febr.  1850." 

Das  Gestein  ist  theils  ein  grünlicher  Dolomit,  theils  ein  Kalkmergel 
von  gleicher  Farbe ,  beide  erfüllt  von  Exogyren ,  welche  in  ersterem  Ge- 
stein nur  die  hohlen  Räume  zurückliessen ,  in  letzterem  mit  der  Schale 
erhalten  sind.  Die  Muschel,  nicht  über  Zoll  gross,  ist  für  eine  kleine 
Abänderung  der  Exogyra  conica  Sow.  zu  halten.  Der  Wirbel  der 
linken  gewölbten  Klappe  ist  stark  spiral  gedreht;  die  Schale  ist  hoch 
gewölbt  mit  breit-  und  stumpfgekieltem  Rücken.  Am  Wirbel  sind  keine 
Radialrippeu.  Die  flache  Klappe  mit  gleich  stark  eingerolltem  Wirbel 
hat  an  der  vorderen  Seite  erhabene  schuppig-blättrige  Anwachsstreifen. 

b)  „Vom    Ausgang    des    Wadi    Messid.     Tarhona.      Den   22.    Februar 
18ÖU" : 

1)  Bräunlich-gelber,    zum    Theil    krystallinisch -körnig-blättriger    Kalk- 
stein, voll  Schalen  von  Exogyra  conica. 

2)  Weisser    feinkörnig-krystallinischer    Kalkstein    mit   Hornsteinconcre- 
tiouen. 

c)  „Anstehendes  Gestein  des  Bulasgal  im  Dschebel  Tarhona.     Den  21. 
Februar  1850." 

Ein  weisser  krystallinisch-körniger  Dolomit  oder  dolomitischer  Kalk- 
stein  (in  Salzsäure  nur  schwach  brausend). 

[16.J  Dieses  zweite  Packet  ist  bis  jetzt  nicht  in  Berlin  angelangt. 
Zu  dem  folgenden  Theile  des  OvEnwEc'schen  Berichtes  werden  erläuternde 
Bemerkungen  nachträglich  gegeben  werden,  wenn  die  betreffende  Samm- 
lung in  Berlin  wird  eingetroft'eu   sein. 


Druck   von  J.  F.  Starcke  in  Berlin. 


Zeitschrift 

der 

Deiitsclien  gcologisclien  Gesellscliaft. 

2.  Heft  (Februar,  März,  April   1851.)       - 


A.    Vertiatifllniig^en  «ler  Gesell  Schaft. 

I.     Protokoll  der  Februar-Sitzung. 

Verhandelt  Berlin  den  5.  Februar  1851. 

^ach   Eröffnung    der   Sitzung    durch    den    stellvertretenden 
Vorsitzenden  Herrn  v.  Carnall  wird  das  Protokoll  der  Ja- 
nuar-Versammlung verlesen  und  angenommen. 
Als  Mitglied  ist  der  Gesellschaft  beigetreten: 
Herr  Salinen-Inspektor  Edmund  Schmidt  m  Schwe?ini?igen, 
vorgeschlagen  durch  die  Herren  Fraas,  Beyricii  und 
V.  Carnall. 
Als  Geschenke  für   die  Bibliothek  der  Gesellschaft  sind 
an  Schriften  eingegangen: 

Von  Herrn  Jaeger  in  Stuttgart:  Ueber  die  fossilen  Säuge- 

thiere  Würtembergs.     Breslau  und  Bonn  1850. 
Von  Herrn  Roth:   Die  Kugelformen  im  Mineralreich  und 
deren   Einfluss   auf  die  Absonderungsgestalten   der  Ge- 
steine.     Dresden  und  Leipzig  1844. 
Von  Herrn  Herbst   in    Weimar:   Taschenbuch   der  wich- 
tigsten Entwickelungsmomente   der  Erde  und  ihrer  Be- 
wohner.    Weimar  1850. 
Von  Herrn  Reuss: 

a.  Neue  Foraminiferen  im  österreichischen  Tertiärbecken, 

b.  Fossile    Entomostraceen    im    österreichischen   Tertiär- 
becken. 

Zum  Austausch  gegen  die  Zeitschrift: 

Archiv  für  die  wissenschaftliche  Kunde  von  Russland. 
Band  9  Heft  3. 

Zeits.  d.  d.  geol.  Ges.  III.  2.  9 


108 

Ferner  ist  von  ITerrn  Ri:rss  für  die  Zeitschrift  der  Ge- 
sellschaft eingesendet  worden  ein  vVufsatz :  lieber  die  Fora- 
niiniferen  und  Entoniostracccn  in  den  Se[)tarienthoncn  der 
Um2;cn;end  von  Jlerlin. 

Jlerr  v.  Caunall  legt  ein  Probehlatt  der  Tafeln  zu 
den  Texanischen  Versteinerungen  des  Herrn  F.  1voemi;h  in 
llonn  vor. 

Herr  Br\'RU  h  trägt  einen  Brief  des  Herrn  Ri:ii8s  (d.  d. 
10.  Jan.  1851.  Prag)  vor,  Mittheilungcn  über  die  Gegend 
von  Egej-  enthaltend. 

Herr  G.'  Rose  hielt  einen  Vortrag  über  den  lScri)entin ; 
er  zeigte,  dass  die  von  mehren  Mineralogen  für  acht  gehal- 
tenen Krystalle  des  Serpentins  von  S/cutternd  bei  Modion  in 
Norwegen  Pseudomorphosen  von  Serpentin  nach  Olivin  sind, 
indem  er  mehre  Krystalle  der  Kclnigi.  Sammlung  vorlegte, 
die  im  Innern  noch  unzersetzten  Olivin  entiialten,  der  nach 
der  Oberfläche  zu  alhnälig  in  Serpentin  übergeht.  Er  theilte 
eine  mit  einem  Stücke  des  einen  Krystalls  angestellte  Ana- 
lyse mit,  wonach  dasselbe  noch  (SQ\  Olivin  enthält  und  wi- 
derlegte dann  die  übrigen  Einwände,  die  man  gegen  die 
Annahme  gemacht  hat,  dass  die  Serpentinkrystalle  von  3fo- 
diim  Pseudomorphosen  nach  Olivin  sind.  Der  Redner  be- 
trachtete sodann  die  übrigen  Pseudomorphosen  des  Serpentins 
nach  Olivin,  wie  die  vom  Fassnthnle  in  Tyrol  und  rechnete  hie- 
her  auch  den  von  Di  khknoy  beschriebenen  Villarsit,  von  dem 
schon  IIi;ii.MAiNiN  gezeigt  hat,  dass  seine  Form  mit  der  des 
Olivins  übereinstimmt.  Von  den  Pseudomorphosen  des  Ser- 
pentins nach  andern  Formen  beschrieb  er  ausführlich  nur  die 
sehr  schönen  Pseudomorphosen  nach  Hornblende  und  Augit 
von  EdstOTi  in  Pcnnsylvanicn,  die  sich  in  mehren  Stücken  der 
Könifil.  Sammlung  linden  und  zwar  durch  Glätte  der  Flüchen 
und  Schärfe  der  Kanten  so  ausgezeichnet,  dass  man  die 
Neigungen  der  Flächen,  wenn  man  letztere  befeuchtet  (wo- 
durch sie  auf  einige  Minuten  Glanz  erlialtcn)  mit  dem  Re- 
llexionsgoniometer  messen  kann.  Herr  Rose  rechnet  zu  die- 
sen Pbcudümorphoscn    nuch    das    von   ihm   bei  einer  früheren 


109 

Gelegenheit  als  Diallag  beschriebene  Mineral  aus  der  Nach- 
barschaft des  Auschkul  im  Ural,  von  dem  Her>l\>n  gezeifft 

^  OD 

hat,  dass  es  die  Zusammensetzung  des  Serpentins  habe  und 
widerleQ;t  die  x\nsicht  Herman>'s,  dass  es  auch  die  Form 
des  Olivins  theile;  es  ist  vielmehr  eine  Pseudomorphose  von 
Serpentin  nach  Diallag. 

Alle  Krystalle,  die  man  als  dem  Serpentin  angehörig 
aufgeführt  hat,  ergeben  sich  sonach  als  Pseudomorphosen  und 
der  Redner  hält  auch  den  Serpentin  als  amorphe  Masse  gar 
nicht  der  KrystaUisation  fähig.  Substanzen  von  derselben 
Zusammensetzung  wie  der  Serpentin  kommen  allerdings,  wenn 
auch  nur  unvollkommen,  krystallisirt  vor:  doch  rechnet  Herr 
Rose  dahin  nur  den  Chrysotil.  Den  Schillerspath ,  wenn 
er  auch  dieselbe  Zusammensetzung  haben  sollte  wie  der  Ser- 
pentin ,  hält  er  ebenfalls  für  pseudomorph  und  zwar  nach 
Augit,  mit  dem  er  stets  noch  verwachsen  vorkommt.  Aber 
nicht  nur  Krystalle  in  Serpentin  umgewandelt  kommen  vor, 
sondern  auch  derbe  Massen  wie  Dolomit,  Gabbro,  Eklogit, 
Weissstein,  Hornblendeschiefer,  Quarz  u.  s.  w.  finden  sich 
so  mit  Serpentin  verwachsen,  dass  man  nicht  anders  anneh- 
men kann  als  dass  auch  diese  Massen  in  Umwandlung  be- 
griffen sind.  Aus  seinen  Betrachtungen  zieht  Herr  Rose 
das  Resultat,  wo  und  in  wie  grossen  Massen  der  Serpentin 
auch  vorkomme,  nie  sei  er  ein  ursprüngliches  Gestein,  son- 
dern stets  ein  solches ,  welches  sich  erst  durch  spätere  Zer- 
setzungsprocesse  aus  andern  gebildet  habe. 

Herr  Roth  sprach  sodann  über  die  Verhältnisse  von 
Preda%%o  im  Fleimser  Thale ,  Südtyrol.  Er  theilte  Analysen 
der  zwei  dort  vorkommenden  marmorähnlichen  Gesteine  mit, 
die  zu  den  Formeln  Ca  C  +  Mg  H  und  2  Ca  C  H-  Mg  H 
fuhren.  Er  erörterte  sodann,  dass  die  in  Contakt  mit  diesen 
Gesteinen  befindlichen  plutonischen  Massen  keine  Umände- 
rung in  ihnen  bewirkt  haben  können;  dass  vielmehr  nur  an 
den  Berührungsflächen  die  in  den  Spalten  eindringenden 
Tagewässer  Kieselsäure  u.  s.  w.  in  den  Kalk  hineingeführt 
haben. 

9* 


110 

Die  an  der  Grenzfläche  auftretenden  krystallisirten  Mi- 
neralien Granate,  Idokrasc  u.  s.  w.,  die  in  einer  Krystallhüllc 
einen  körnigen  mit  C  Ca  gemengten  Inhalt  zeigen,  schienen 
ihm  keine  andere  Entstehung  als  die  auf  nassem  Wege  zu- 
zulassen. 

Das  serpentinähnliche,  grüne  Gestein,  das  oft  als  Sahl- 
band  zwischen  dem  Kalke  und  den  plutonischen  Massen  auf- 
tritt, kann  nicht  als  Serpentin  bezeichnet  werden,  da  es  sich 
von  ihm  durch  viel  geringeren  S  i  gehalt  und  einen  bedeuten- 
den Gehalt  an  AI  unterscheidet. 

Herr  Herjlvnn  S ch lag iat weit  sprach  über  die  Bewe- 
aun";  und  die  Oscillationen  der  Gletscher. 

An  allen  Gletschern  bewegt  sich  der  Rand  langsamer 
als  die  Mitte.  An  den  rcgelmässigsten  Gletschern  igt  dabei 
die  Schnelligkeit  nahe  dem  Ende  geringer  als  an  den  höher 
gelegenen  Theilen ;  allein  Unregelmässigkeiten  der  Thalsohlc, 
Senkungen  oder  grössere  Mulden  haben  einen  bedeutenden 
Einfluss  auf  die  Veränderungen  der  Geschwindigkeit.  Die 
letzteren  sind  auch  von  den  Jahreszeiten  abhängig,  indem 
die  grösste  Beschleunigung  in  die  ersten  Sommermonate  iällt; 
Wärme  oder  bedeutende  atmosphärische  Niederschläge  be- 
wirken gewöhnlich  sehr  rasch  eine  Vermehrung  der  Schnel- 
ligkeit, indem  durch  das  Eindringen  des  (Schmelz-  oder 
Regen-)  Wassers  in  die  Kanäle  das  absolute  Gewicht  des 
Gletschers  vermehrt,  und  so  der  Widerstand  durch  Reibung 
verhältnissmässig  vermindert  wird.*)  In  der  angegebenen 
Epoche  verbindet  sich  das  Schmelzen  der  winterlichen  Schnee- 
massen mit  dem  Schmelzen  an  der  (Oberfläche  des  Gletschers 
um  denselben  reichlich  mit  Wasser  zu  durchtränken.  Die 
Schnelligkeit  der  Bewegung  im  Herbste  kommt  an  allen 
Gletschern  dem  Jahresmittel  am  nächsten. 

Die  Grösse  der  Bewegung  ist,   verglichen  mit  den  Di- 


*)  Die  Reibung  findet  gewöhnlich  zwischen  dem  Boden  nnd  dem 
losen  Eise  statt.  Im  Sommer  wenigstens  ist  der  Gletsclier  mit  dem 
Boden  nicht  zusammcngefroren. 


111 

mensionen  und  mit  den  starren  äusseren  Formen  der  Glet- 
scher, bis  wellen  überraschend.  30  bis  40  Centimeter  in  24 
Stunden  kömmt  an  einzelnen  Stellen  aller  grösseren  Gletscher 
vor;  das  absolute  Maximum,  was  bisher  (von  Forbes  am 
Glacier  des  Bois)  beobachtet  wurde,  betrug  132  Centimeter 
den  Tag.  Die  Richtung  fällt  dabei  gewöhnlich  mit  der  Län- 
genaxe  des  Gletschers,  oder,  was  dasselbe  ist,  mit  der  Rich- 
tung des  Thaies,  in  dem  er  liegt,  zusammen ;  jedoch  können 
auch,  durch  lokale  Verhältnisse  bedingt,  seitliche  Abweichun- 
gen sowohl  gegen  den  Rand  als  gegen  die  Mitte  stattfinden. 

Als  Beispiele  für  die  Grösse  der  Bewegung  und  ihre 
Vertheilung  auf  einzelne  Punkte  können  die  folgenden  Zah- 
len dienen. 

I.  Gleichzeitige  mittlere  Schnelligkeit  (für  24  Stunden) 
der  Beobachtungspunkte  auf  der  Pasierze,  Aug.  und  Septbr. 
1848: 


Linie 

A. 

a' 

5,9 

Ctm. 

a^ 

11,1 

•  • 

Linie 

B. 

b' 

0,7 

b^ 

18,2 

b^ 

22,8 

b* 

28,2 

b^ 

24,4 

b« 

9,1 

b^ 

8,4 

Linie 

C. 

c' 

33,0 

c^ 

43,0 

Die  mittlere  Schnelligkeit  der  3  Bcobachtungslinien  für 
Punkte  gleicher  Entfernung  vom  Ufer  verhielt  sich  wie  folgt : 
A  =  0,01,  B  ==  1,  C  =  1,83. 

II.  Beobachtungen  über  die  Bewegung  auf  den  Glet- 
schern der  Oet%lluder  Gruppe  (1847): 

Iliutereisgletscher;  Linie  A  Zufluss  der  Kessel  wände 

a'    12,19  Ctm. 
II  i  n  t  e  r  e  i  s  g  1  e  t  s  c  li  e  r ;    Linie  B  in  der 

Nähe  der  Rofnerhütte b'      7,08     „ 


112 

Vernagtgletscher;  Linie  A  Platte!    .     a'     5,98  Ctm. 

a-    12,91     „ 
Veruagtgletscher;    Linie  B    Ueber- 

gangsstelle  im  Brand b'      6,00     „ 

b^     9,43     „ 
b^     7,92     „ 
(Vergl.    iu  Beziehung    auf  die  Lage    der   Blöcke   und 
Pfähle   für  I.  und  II.   die    beiden   Gletscherkarten   Bd.   IL 
Taf.  XIL  und  XIIL  dieser  Zeitschrift.) 

III.  Relative  Schnelligkeiten  am  Glacier  des  Bois;  Juli, 
August  und  September  1842.  Schnelligkeiten:  (nach  Prof. 
FORBES)  *) 

Station  Tal^fre. 
E'     0,674  Ctm. 
E^     0,925     „ 
Station   Couvercle  und   Tacul. 
Rechts  C       0,479  Ctm. 

B'     0,574     „ 
Links  B^     0,678     „ 
B=*     0,722     „ 
Station   l'Angle. 
A       0,770  Ctm. 
Station   Montanvert. 
D'      1,000  Ctm. 
D^      1,398     „ 


D'l 


1,375 


D«      1,356     „ 

Der  absolute  Werth  von  D^  (=  1,000)  ist  1579,8  engl.  Zoll 
für  die  Zeit  vom  27.  Juni  bis  17.  Sept.  =  48  Ctm.  für  den  Tag. 

IV.  Auf  dem  Aarglctscher  fand  Agassiz  als  Mittel  der 
Sommerbewegung  21.  Juli  bis  24.  September  1845  folgende 
Schnelligkeiten  in  Centimetern  für  24  Stunden**): 


*)   Travels  Ihrough  Ihe  Alps   Ist  cdit.  S.   l'i  i. 
**)  Systeme  glaciairc  S,  45i,  438  u.  401. 


113 


Stiition   r Hotel. 

Fiiiöteraar :  Lauteniar : 

Flahl  VIII.     9,8  Ctm.  Plhlil  XII.      7,3  Ctm. 

„     VII.     13,5     „  „     IX.       14,4     „ 

Station    Brandlamm. 


Fiusteraar : 

Lauteraar : 

Pfahl  VII. 

6,8  Ctm. 

Pfahl  V.     10,0  Ctm. 

»     VI. 

9,0     „ 

„     IV.  14,3     „ 

„     V. 

13,7     „ 

„     III.  17,1      „ 

„     IV. 

14,2     „ 

„     II.     16,8     „ 

„    III. 

15,5     „ 

„     I.      16,6     „ 

„     II. 

lü,4     „ 

Station 

Bär  eni  tz. 

Finsteraar: 

Lauteraar : 

Pfahl  V. 

5,0  Ctm. 

Pfahl  11.    7,Ü  Ctm. 

„     IV. 

6,7     „ 

,,     1.      8,8     „ 

„     III. 

7,2     „ 

„     IL      7,4     „ 

Die  Ursache  der  Bewegung  ist,  wie  vorzüglich  die  Ver- 
theiluiig  derselben  zeigt,  in  einer  Verschiebbarkeit  der  Masse 
zu  suchen ,  worauf  Fokbes  zuerst  hinc-ewiesen  hat.  Es  ist 
dabei  nur  die  Frage,  ob  diese  Verschiebbarkeit  durch  eine 
Plasticität  des  Eises  an  sich  hervorgebracht  wird,  oder  ob 
am  Gletscher  einzelne,  durch  ßisschen  und  kleine  Spalten 
isolirte  Theile  ihre  gegenseitige  Stellung  verändern,  ohne  dass 
ihre  Masse  selbst  plastisch  ist.  Versuche,  die  der  Redner 
über  das  Verhalten  des  Eises  oegen  äusseren  Druck  an- 
stellte*),  scheinen  ihm  sehr  für  das  letztere  zu  sprechen,  da 
das  Eis  sich  stets  als  einen  sehr  spröden,  ungemein  leicht 
zersplitternden  Körper  zeigte. 

Die  Oscillationen  der  Gletscher,  d.  h.  die  Veränderun- 
gen ihrer  absoluten  Grösse  hängen  grossentheils  mit  den 
Schwankungen    der    mittleren  Jahrestemperatur    zusammen; 


*)   Vergl.  ToGG.  Ann.  Band  LXXX.   Seite  177.    Ucber  die  physika- 
lischen Eigenschaften  des  Eises. 


114 

specieller   mit  der  Grösse  der  Wärme  im  Sommer    und  der 
Schneemenge  des  Winters.    Sehr  oft  tragen  auch  Bedeckun- 
sen    von   Schutt     und    verwittertem    Gesteine    dazu  bei    die 
Gletscher  zu  vergrossern,  indem  sie  die  Oberfläche  derselben 
vor  dem  Abschmelzen  schützen ;  solche  Vergrösserungen  zei- 
gen dann  mit  der  Temperatur  der  dazu  gehörigen  Jahre  kei- 
nen  nothvvendigen    Zusammenhang.     Die   grössten    Unregel- 
mässigkeiten  treten  aber   dann  ein,    wenn  ein  Gletscher  bei 
seiner  Ausdehnung  zugleich  stark  geneigte  Stellen  der  Thal- 
sohle erreicht.     Die  damit  verbundene  Zerklüftung  und  Zer- 
spaltung   der  Masse   trägt  in  solchen  Fällen  sehr  wesentlich 
zu  den  raschen,  fast  plötzlichen  Vergrösserungen  bei,  welche 
bei  einigen  Gletschern  bisweilen  sich  zeigten. 
Hierauf  ward  die  Sitzung  geschlossen. 

v.         w.         o. 
V.  Cakinall.     Roth. 


2.     Protokoll  der  Miirz-^  Sitzung. 

Verhandelt  Berlin  den  5.  Milrz   ISJI. 

Nach  EröfFnuno;  der  Sitzuns;  durch  den  stellvertretenden 
Vorsitzenden  Herrn  v.  Cakxall  wird  das  Protokoll  der  Fe- 
bruar-Sitzung verlesen  und  angenommen. 

An  Geschenken  für  die  Bibliothek  der  Gesellschaft  sind 
eingegangen : 

Durch  Herrn  Haidinger:    Jahrbuch   der   K.   K.    geologi- 
schen lleichsanstalt.     I.  Jahrgang  No.  2. 
und  zum  Austausch  gegen  die  Zeitschrift : 

das  Korrespondenzblatt  des  zoologisch  -  mineralogischen 
Vereines  in  J{ege?isburg.  Jahrgang  HI.  1849  und  Jahr- 
gang IV.  1S5Ü, 
die  Verhandlungen  des  naturliistorischcn  Vereines  der  preus- 
sischcn  liheinlande  und  Westplialcns.  Jahrgang  VII. 
Bogen  24      33  mit  Tafel  VII. 


115 

Herr  v.  Carnall  legte  ein  Probeblatt  nach  der  vom  Er- 
finder Chalkoforma  genannten  Manier  vor,  welche  Schnellig- 
keit der  Ausführung  und  Billigkeit  der  Herstellung  vereinigt^ 

Herr  Beyricu  sprach  über  die  von  den  Herren  Guido 
und  Fridolix  Sanijbergek  in  dem  zweiten  Hefte  ihres  Wer- 
kes über  die  Versteinerungen  der  Uebergangsformation  in 
Nassau  gegebene  systematische  Anordnung  der  palaeozoischen 
gekamraerten  Cephalopodenschalen.  Die  Ansicht  des  Redners 
geht  dahin,  dass,  entsprechend  der  jetzt  allgemein  angenom- 
menen Ansicht,  welche  durch  die  Abhandlungen  des  Herrn 
V.  Buch  ,,  Ueber  Ammoniten  und  über  ihre  Sonderung  in 
Familien"  ihre  erste  Begründung  erhalten,  das  erste  Erfor- 
derniss  einer  natürlichen  Anordnung  auch  der  palaeozoischen 
gekammerten  Cephalopodenschalen  die  Sonderung  der  beiden 
Familien  der  Nautileen  und  Ammoneen  sei ,  und  dass  das 
System  der  Herren  Sandrerger,  in  welchen  diese  Trennung 
ganz  beseitigt  wurde ,  nicht  das  natürliche  Verwandtschafts- 
verhältniss  ausdrücke.  Gleichwie  die  Turrilitcn  stets  nur  für 
thurmförmig  aufgerollte  Ammoniten  erklärt  wurden,  ist  Bar- 
rande's  Trochoceras  nur  für  eine  turrit  gewordene  Nauti- 
leenform  zu  halten  und  darf  nicht,  wie  das  System  der  Her- 
ren Sandberger  will,  zuerst,  der  unsymmetrischen  Form 
Avegen,  einer  Verbindung  von  Gattungen  gegenüber  gestellt 
werden,  in  welchen  die  alten  Ammoniten  und  Nautileen  un- 
gesondert vermischt  sind.  Die  Gattungen  Goniatites,  Cly- 
menia  und  Bactrites  können  nicht ,  als  einander  näher  ver- 
wandte Formen,  mit  einander  verbunden  den  übrigen  Nauti- 
leen entgegengesetzt  werden,  weil  die  Clymenien,  wie  vielfach 
durch  Herrn  v.  Buch  gezeigt  wurde,  nichts  anderes  als 
wahre  Nautilen  mit  ventralem  Sipho  und  die  Bactriten  nichts 
anderes  als  wahre  Orthoceratiten  mit  dünnem  randlichen  Si- 
pho (nicht  gestreckte  Goniatiten)  sind.  Das  von  den  Her- 
ren Sandrerger  angegebene,  die  drei  nicht  natürlich  zu- 
sammenhängenden Gattungen  vermeintlich  verbindende  Merk- 
mal  „die  trichterförmige  Siphonaldute",  im  Gegensatz  gegen 
eine    röhrenförmige  oder    cylindrischc  den  übrigen  Nautileen 


116 

zukommende  Siphonaldute  beruht  auf  einer  Verwechselung 
des  Dorsallobus  der  Goniatiten  und  der  übrigen  Ammoniten 
mit  der  von  Queivstedt  zuerst  für  wesenthch  erklärten  Si- 
phonaldute der  Nautileen. 

Herr  v.  Cahnall  legte  eine  lieilie  Profile  von  den  Koh- 
lenlagern an  der  Kuhr  vor  und  begleitete  sie  mit  erläutern- 
den Bemerkungen,  an  die  sich  ein  Vortrag  des  Herrn  Jacoh 
über  denselben  Gegenstand,  namentlich  über  die  Quantität 
der  Kohle  und  das  Auftreten  der  dortigen  Eisensteine  an- 
schloss. 

Herr  Bevkicu  macht  darauf  aufmerksam ,  dass  die  von 
Herrn  Richter  im  dritten  Heft  des  zweiten  Bandes  der  Zeit- 
schrift der  Gesellschaft  alsPhycodes  abgebildete  Pflanzen- 
form  die  grösste  Uebereinstimmung  zeige  mit  der  von  Herrn 
James  Hall  *)  aus  dem  Trentonkulke  von  Newijork  unter  dem 
Namen  Butotrephis  ?  caespi  tos  a  abgebildeten  Gestalt. 

Hierauf  ward  die  Sitzung  geschlossen. 
v.         w.        o. 
V.  Caknall.     Kotii. 


'.\.     Prolokoll   der  April-Sitzung. 

Verhandelt  Berlin  den  2.  April   1851. 

Der  stellvertretende  Vorsitzende  Herr  Karsten  eröffnet 
die  Sitzung.  Das  Protokoll  der  März-Sitzung  wird  verlesen 
und  angenommen. 

Der  Vorsitzende  zeigt  an,  dass  der  Gesellschaft  als  Mit- 
glieder beigetreten  sind: 

Sir  lioDERKK   laiPEY   MüRtlllSON, 


*)  Description  of  new  spccies  of  fossils  and  observations  vpon  sumc 
olher  species  prcvionshj  not  well  hnown ,  from  (he  Trcnton  limcslune. 
By  James  Hall.  1'.  1H.3  pl.  1  —  4  in:  T/iird  atntual  rcport  of  ihr 
Slalc-Vatiinet  of  Nalural  hislorij  and  ihe  kisloilcal  and  anlujuarian  col- 
Icclion,  annexed  therelo.      Albany   IhöO. 


117 

vorgeschlagen  durch  die  Herren  L.  v.  Buch,  v.  Car- 

NALL    und   A.    SCHLAGINTU  EIT  ; 

Herr  Dr.  Friedrich  Pf  äff,   Privatdocent  an  der  Uni- 
versität Erlangen^ 

vorgeschlagen  durch  die  Herren  Weiss,   v.  Carnall 
und  Beyrich  ; 
Herr  Professor  A.  Erman  in  Berlin, 

voreeschlag-en  durch  die  Herren  v.  Carnall,  G.  Rose 
und  Beyrich. 
Als  Geschenke  für  die  Bibliothek  sind  eingegangen  : 
Von    Sir  R.    J.    Murchison:     On    the   earlier   vulcaidc 
rocks  of  the  Papal  States  and  the  adjacent  parts  of  Itahj  (aus 
dem  Quarterhj    Journal  of  the  geological  society  of  London 
for  August  1850    Vol.   VI.) 

Von  Herrn  Zerrenner:  Anleitung  zum  Gold-,  Platin- 
und  Diamanten- Waschen  aus  Seifengebirge,  Ufer-  und  Fluss- 
bettsand.    Leipzig  1851. 

Der  Vorsitzende  legte  das  nördhche  Blatt  der  zur  Her- 
stellung der  geologischen  Karte  von  Deutschland  bestimmten 
topographischen  Unterlage  zur  Ansicht  vor. 

Herr  Beyrich  berichtete  über  den  Inhalt  der  geognosti- 
schen  Sammlung,  die  von  Herrn  Overweg  auf  dem  Wege 
bis  Tripolis  angelegt  worden,  und  zeigte  einige  der  aus- 
gezeichneteren Exemplare  zur  Ansicht  vor. 

Herr  Adolph  Schlagintvveit  theilte  einige  Bemerkun- 
gen über  seine  geologischen  Beobachtungen  in  den  Alpen 
mit.*)  Derselbe  hob  hervor,  dass  hypsometrische  Bestim- 
mungen besonders  in  einem  Gebirgszuge  von  so  bedeutender 
und  wechselnder  Erhebung  wie  die  Alpen  für  geognostische 
Beobachtungen  ebenso  wie  für  alle  physikalische  Untersu- 
chungen von  Wichtigkeit  seien.  Es  wurden  aus  den  ver- 
schiedenen Bestimmungen  einige  specielle  Zahlen  angeführt : 
z.  B.  das  Hochthor,  ein  Pass  in  den  Tauern,  8,128  par.  Fuss; 


*)     Vergl.    Untersuchungen    über    die   physikalische    Geographie   der 
Alpen  von  Herm.  Schlagimweit  und  Adolph  Schlagintweit,  1850. 


118 

das  Firnmeer  des  Pasterzengletschers,  der  liöchste  Punkt 
desselben  an  dem  Kamm  1Ü34Ü  p.  F.;  die  Joliannishütte, 
an  dem  Eande  dieses  Gletschers,  welche  zu  einem  längeren 
Aufenthalte  benutzt  werden  konnte  7581  p.  F.;  Dorf  Heili- 
genblut in  Kärnthen  4Ü04  p.  F. ;  der  Grossglockner ,  erste 
Spitze  12(188  p.  F.;  zweiter,  höchster  Gipfel  12158  p.  F.; 
Dorf  Vent  5791p.  F.;  die  Bauernhöfe  von  Rofen  5989  p.  F.; 
es  sind  dieses  die  höchsten  bewohnten  Punkte  des  Oetztha- 
les,  während  in  den  südlichen  und  südwestlichen  Alpen  klei- 
nere Dörfer  selbst  noch  zwischen  G2Ü0  und  6300  Fuss  sich 
befinden.  Der  Gipfel  des  Similaun  11135  F.,  der  Wild- 
spitze 11489  F.,  der  Weisskugel  11840  F.  Es  sind  dieses 
die  höchsten  Berge  der  Oetzthaler  Gruppe.  Drei  Pässe : 
Jaufen  und  Timbls  im  nordwestlichen  Tyrol  64G0  und  7782 
p.  F. ;  die  Wasserscheide  zwischen  dem  Drau-  und  Eisack- 
thale,  eine  breite  Einsattelung  in  der  Längenspalte  des 
Pusterthaies  41Ü8  p.  F. 

Aus  den  Beobachtungen  über  die  geognostischen  Ver- 
hältnisse der  Oetzthaler  Gruppe  und  der  Tauern,  zweier 
Gruppen  in  den  östlichen  Centralalpen,  wurde  hervorgehoben, 
dass  in  dem  ganzen  Gebiete  des  Oetzthales  sich  kein  Granit 
findet.  Glimmerschiefer  und  Hornblendegesteine  mit  einigen 
Gneissstreifen  setzen  hauptsächlich  das  Gebirge  zusammen. 
Zu  erwähnen  ist,  dass  der  Gneiss  nicht  selten,  besonders 
aber  an  einer  Stelle,  wo  er  an  einer  jähen  Terasse  das  Thal 
durchsetzt,  bei  der  Verwitterung  in  eine  Keihe  grosser, 
scharfkantiger  Blöcke  zerfällt,  während  der  Glimmerschiefer 
nur  kleineren  Gruss  bildet,  der  bei  der  Verwitterung  vom 
Wasser  hinvveggeführt  wird.  Diese  Blockanhäufungcn  könn- 
ten dann  zuweilen  für  eine  alte  Moräne  gehalten  werden, 
während  man  sich  durch  eine  nähere  Untersuchung  leicht 
überzeugen  kann,  dass  sie  ganz  aus  dem  unterliegenden 
Gueisse  bestehen,  der  überdies  hier  in  den  höheren,  noch 
ziemlich  entfernten  Gletscherregionen  gar  nicht  vorkömmt. 
In  den  letzteren  breitet  sich  Glinimerschiefcr  mit  etwas  llorn- 
blendeschiefer   bis  zu  den  höchsten  Theilen  in  mannigfachen 


119 

Modifikationen  aus,  mit  Beimischungen  von  Talk,  Granaten, 
und  an  einigen  Stellen  von  etwas  Feldspath.  Nahe  dem 
Gipfel  des  Plateibcrges  (10241  F.),  avo  das  letztere  der  Fall 
ist,  beobachtet  man  ein  sehr  grobkörniges  Gefüge  von  Quarz, 
Glimmer  und  etwas  Feldspath.  Das  sehr  verwitterte  Ge- 
stein hat  manche  Aehnlichkeit  mit  einigen  grobkörnigen  Gra- 
niten des  Böhmerwaldes.  Hier  jedoch  war  es  nur  eine,  lokal 
sehr  beschränkte  Modifikation  des  Glimmerschiefers,  mit  dem 
auch  sein  Glimmer  völlig  übereinstimmte.  Etwas  südlich 
von  dem  Hauptkamme  bemerkt  man  einige  grosse  Stöcke  von 
sehr  krystallinischem  Kalke,  rings  umgeben  von  den  Schiefern. 
Die  Gipfel  und  Wände,  welche  er  zusammensetzt,  sind  schon 
von  weitem  durch  ihre  helle  Farbe  kenntlich.  Im  Polseier- 
thale  und  auf  der  linken  Seite  der  Brennerspalte  im  Pfitsch- 
thale  treten  ähnliche  Stöcke  von  Kalk  zusammen  mit  sehr 
brüchiaen  Talk-  und  Kalkschiefern  auf.  Auch  können  zur 
Vergleichung  noch  die  grossen  Kalkmassen  des  Ortles  er- 
wähnt werden,  sowie  die  Einlagerungen  von  schönem  Mar- 
mor in  den  krystallinischen  Schiefern  bei  Naturns  im  Etsch- 
thale,  welcher  seit  lange  in  grossen  Quantitäten  gebrochen 
wird. 

In  Beziehung  auf  die  Tauern  beschränkte  sich  der 
Redner  auf  die  Verzweigungen  des  Möllthales  in  den  Um- 
sebuno-en  des  Grossglockners,  in  welchen  der  sonst  vorhcrr- 
sehende  Glimmerschiefer  und  Gneiss  durch  sehr  ausgedehnte 
Lager  von  Kalkglimmerschiefer,  mit  Chlorit-  und  Talkschie- 
fer, einzelnen  reinen  Kalklagen  und  Serpentin  fiist  völlig 
verdrängt  wird.  Kalk  und  Glimmer  bilden  ein  sehr  inniges 
gleichförmiges  Gemenge,  welches  in  seinen  äusseren  Charak- 
teren ganz  dem  Glimmerschiefer  oder  Gneisse  gleicht.  Je- 
doch findet  sich  fast  stets  noch  etwas  Quarz  beigemengt. 
Dieses  Gestein  setzt  bei  weitem  die  grösste  Masse  der  Berge 
dieses  Gebietes  zusammen.  Der  Chloritschiefer  zeigt  sehr 
vielfache  Modifikationen  und  enthält  fast  stets  etwas  Quarz, 
Talk  und  kohlensauren  Kalk.  Als  seltenerer  Gemengtheil 
desselben,  welcher  an  einigen  Stellen  auftritt,  darf  der  Feld- 


120 

spath  erwähnt  werden,  dessen  Vorkommen  ganz  analog  jenem 
an  der  Krimi  ist ,  welches  durch  Herrn  v.  Rostuokn  beob- 
achtet wurde.  Der  Chloritschiefer  bildet  besonders  in  den 
oberen  ßegionen  zahlreiche,  zuweilen  sehr  ausgedehnte  Lager. 
Die  beiden  vorzüglichsten  sind  jene ,  welche  das  Pasterzen- 
thal einschliessen  und  dort  auf  der  einen  Seite  die  Gipfel 
der  Freiwände  und  des  Sinibaleck,  auf  der  anderen  den 
mächtigen  Kamm  des  Grossglockners  zusammensetzen.  Sie 
besitzen  dort  eine  Mächtigkeit  von  3000  —  4000  Fuss,  und 
reichen  bis  zu  den  höchsten  Punkten  dieses  Berges,  welchen 
der  Redner  aus  Chloritschiefer  gebildet  fand,  nicht  aus  Kalk- 
glimmerschiefer, Avie  man  häufig  nach  Geschieben  vermuthet 
hatte.  Der  Serpentin  ist  in  Stöcken  und  Lagern  von  wech- 
selnder Mächtigkeit  vorhanden,  seine  Grenze  gegen  das  um- 
gebende Gestein  ist  im  Allgemeinen  nicht  sehr  scharf,  indem 
Serpentin,  Chlorit-  und  Talkschiefer  oft  mannigfach  verästelt 
und  kaum  zu  unterscheiden  sind.  Diese  kalkhaltigen  Schie- 
fergebilde, welche  in  dem  oberen  Mollgebiete  so  entwickelt 
sind,  lassen  sich  auch  in  den  angrenzenden  Thälern  noch  in 
schmäleren  Streifen  verfolgen  und  bilden  eine  mächtige  Ein- 
lagerung in  dem  Zuge  der  Tauernkette.  Die  Lage  der 
Schichten  ist  dabei  von  jener  in  dieser  AljDengruppe  im  Allge- 
meinen nicht  verschieden,  indem  sie  ziemlich  regelmässig  von 
Westen  nach  Osten  streichen,  auf  der  südlichen  Abdachung 
mit  verschiedenen  Winkeln  nach  Süden,  Südwesten  und  Süd- 
osten fallen,  auf  dem  Kamme  zuweilen  fast  senkrecht  stehen,' 
und  nördlich  davon  steiles  Nordfallen  zeigen,  welches  auch  in 
den  Thälern  der  Gastein,  Arl  u.  s.  w.  sich  wiederholte.  — 

Die  Veränderungen  der  Oberfläche  durch 
Erosion  und  Verwitterung  sind  in  den  Alpen  unge- 
mein bedeutend,  und  ein  Studium  derselben,  sowie  der  hy- 
drographischen Verhältnisse  im  Allgemeinen  scheint  auch  für 
Betrachtungen  über  die  Entstehung  der  Thäler  und  die  all- 
gemeine  Configuration  und  Bildung  des  Gebirges  nicht  ohne 
Interesse  zu  sein.  Der  liedner  führte  aus  verschiedenen 
Beobachtungen ,    welche    er   angestellt   liatte ,    in    Kürze   an : 


121 

dass    der   Einfluss   der  Firn-   und    Gletscherraassen  auf  die 
Alpenflüsse  sich  nicht  nur  durch  eine  Vermehrung,    sondern 
auch   durch    die   verschiedene   Vertheihing  der  Wassermasse 
in  den  Monaten  geltend  macht.    In  einer  gewissen  Tiefe  ha- 
ben  ferner   alle  grösseren  Seeen  nahezu  constante  Tempera- 
turen zusammenhängend   mit  dem  Dichtigkeitsmaximum  des 
Wassers.      Der   vertikale   Abstand    dieser    Schichte  von   der 
Oberfläche    ist    nach    der  Wassermasse,    der  Form  des  See- 
beckens   und   nach    den  Jahreszeiten  sehr   verschieden.     Die 
Schnelligkeit    der   Gebirgsflüsse    ist    im    Vergleiche    zu  den 
Strömen    der  Ebene    nicht   in  demselben  Maasse  grösser  als 
ihre  Neigung,    weil   ihre   Masse   so   bedeutend    geringer   ist. 
Ein   Maximum,    welches    sich    in    dem  regelmässigen  Laufe 
vieler  Flüsse  der  Querthäler  findet,   liegt  häufig  zwischen  7 
und   11    par.  Fuss  in  der   Sekunde.     Ihre    Schnelligkeit  ist 
aber  auch  an  anderen  Stellen   so   bedeutend,   dass  sie  stets 
hinreicht  um  kleinere  Geschiebe  zu  bewegen.  Ihre  erodirende 
Wirkung  wird  ferner  dadurch  erhöht,  dass  das  Wasser  über 
zahlreiche  Unebenheiten  des  Bettes  herabstürzt,  und  dadurch 
momentan    eine  weit  grössere  Geschwindigkeit  erlangt,   dass 
ferner  die  Menge    der  Suspensionen  besonders  in  den  Glet- 
scherbäclien   und  auch  in  allen  Alpenflüssen  im  Allgemeinen 
sehr  gross  ist.    Durch  die  Kraft  der  Erosion  Avurde  das  Bett 
der  Flüsse  sehr  tief  in  das  feste  Gestein  eingeschnitten;  diese 
Rinnen  erreichen  in  den  Thalengen,  welche  zwei  Becken  ver- 
binden, ihre  grösste  Ausdehnung,  weil  die  Neigung  hier  weit 
bedeutender   ist  und   die   Wassermasse   enger   zusammenge- 
drängt wird.     Hier  tritt   auch  zuweilen    der  Fall   ein ,   dass 
grössere  Unebenheiten  der  Thalsohle  und  hervorstehende  Fel- 
senmassen durchnagt  werden  mussten,  welche  eine  theilweise 
Aufstauung    des  Wassers    bewirkt    hatten.     Solche    Stellen 
werden  in  den  Alpen  mit  dem  Namen  „Klamm"  bezeichnet. 
Man    übertrug  jedoch  zuweilen  diesen  Namen  auf  die  Thal- 
enge überhaupt  und  verknüpfte  damit  den  Begriff,    dass  der 
ganze  Verbindungsweg  zwischen  zwei  Betten  die  Folge  einer 
solchen  Erosion  sei,  welche  den  Ausfluss  des  oberen  Sees  in 


122 

den  unteren  bewirkt  hätte.  Abgesehen  davon,  dass  die  Cha- 
raktere dieser  Thalengen  von  den  vertikalen,  parallelwandi- 
gen  Einschnitten  der  Flüsse  in  plateanartig  ausgebreitete 
Gebirgsmassen  sehr  abweichen,  ist  auch  die  enorme  Höhe 
der  Bergmassen  zu  beiden  Seiten  zu  berücksichtigen ,  wel- 
che sehr  häufig  4Ü0Ü  bis  5000  Fuss  beträgt.  Man  kann  oft 
noch  au  den  Wänden  bis  mehrere  Hundert  Fuss  hoch  die 
Spuren  der  Wasserwirkungen  verfolgen,  und  ein  solcher  Damm 
genügte  vollkommen,  um  bedeutende  Wassermassen  aufzu- 
stauen, Avährend  eine  vollständige  Entfernung  der  Gestein- 
massen in  der  ganzen  Thalenge  durch  die  Erosion  oder  den 
Druck  der  Wassermassen  wohl  sehr  unwahrscheinlich  ist.  — 
Die  plötzlichen  Entleerungen  grösserer  Wassermassen,  be- 
sonders der  Gletscherseeen  nehmen  an  den  Phänomenen  der 
Erosion  und  des  Gesteintransportes  ebenfalls  einen  bedeuten- 
den Anthcil.  Bekannt  sind  die  mächtio-en  Ueberschwemmun- 
gen  des  Bagnethales,  wobei  nach  Escher  530  Millionen  Cu- 
bikfuss  sich  plötzlich  entleerten.  Im  Oetzthale  konnte  der 
Redner  ähnliche  Erscheinungen  beobachten,  wo  durch  das  be- 
deutende Vorrücken  des  V^ernagtgletschers  bis  zur  gegen- 
überstehenden Thalwand  das  Wasser  aufgestaut  wurde,  und 
die  plötzlich  entleerte  Masse  250  Mill.  Cubikfuss  erreichte. 
Auf  den  Gang  und  den  Verlauf  dieser  Fluthen  ist  die  Ab- 
wechslung von  Becken  und  Thalengen  von  grossem  Einflüsse, 
indem  in  den  ersteren  das  Wasser  wie  hinter  einer  Schleuse 
aufgestaut  wird,  die  Geschiebe  und  den  Sand  ablagert,  und 
sich  in  den  Engen  auf's  Neue  mit  denselben  belädt ;  es  wird 
so  das  Volumen  des  entleerten  Wassers  von  der  Masse  des 
bewegten  und  an  verschiedenen  Punkten  wieder  abgelager- 
ten Gesteines  bei  weitem  übcrtrolfen.  Durch  ähnliche  Vor- 
gänge, durch  die  Verwitterung  und  die  dadurch  bewirkte 
Erdbildung  und  Ansammlung  von  Felsentrünunern ,  welche 
oft  als  Erdstürzc  und  Bergfälle  in  die  Tiefe  stürzen,  werden 
die  Thalsühlen  eben  so  wie  die  Abhänge  der  Berge  im  Laufe 
der  Zeit  vielfach  verändert.  —  Aus  den  Untersuchungen  über 
die  Temperatur  der  Quellen  und  die  Linien  gleicher  Boden- 


123 

wärme  in  den  Alpen  hob  der  Eedner  zunächst  nur  einen 
Punkt  hervor,  nämhch  den  Zusammenhang,  welcher  sich  sehr 
allgemein  zwischen  der  Temperatur  des  Bodens,  und  der 
Masse  und  Erhebung  einzelner  Alpenzüge  zeigte. 

Es  steigen  nämlich  die  Isogeothermen  stets  höher  in  den 
centralen  Gruppen  und  sinken  in  den  niederen  Zügen  und  an 
dem  Rande  des  Gebirges.  Der  Grund  davon  liegt  wohl  in 
der  geringeren  Wärmestrahlung ,  welche  bei  gleicher  Höhe 
in  dem  massenhaften  Gebirgszuge  stattfindet,  in  der  grösse- 
ren Gesteinmasse,  welche  dort  in  demselben  Niveau  noch 
dem  erwärmenden  Einflüsse  der  Sonne  ausgesetzt  ist  und  in 
der  beförderten  Leitung  der  Wärme  aus  den  tieferen  Erd- 
schichten. Es  weist  uns  diese  Betrachtung  auf  den  innigen 
Zusammenhang  der  Bodentemperatur  mit  der  Masse  der  ab- 
gelagerten Schichten  hin.  Sir  John  Herschel  und  Cii. 
B  ABB  ACE  (B  ahb  age  Ninth  ßridgewater-Treatise.  See.  edit. 
1838.  P.  209  und  225)  hatten  ebenfalls  auf  diese  Verhält- 
nisse im  Allgemeinen  aufmerksam  gemacht  und  auf  ih- 
ren Zusammenhang  mit  geologischen  Phänomenen ,  mit  der 
Ausdehnung  und  Zusammenziehung  der  Felsenschichten  und 
mit  manchen  metamorphischen  Processen.  Wird  nämlich  die 
Mächtigkeit  der  Sedimente  an  irgend  einem  Punkte  sehr  er- 
höht, (ohne  dass  zu  gleicher  Zeit  bedeutende  Hebungen  oder 
Senkungen  eintreten)  so  muss  auch  die  Vertheilung  der  Erd- 
wärme eine  Veränderung  erleiden.  Die  Isogeothermen  wer- 
den, wie  nach  den  angeführten  direkten  Beobachtun- 
gen sicher  geschlossen  werden  kann,  allmälig  weiter  nach 
aufwärts  rücken ,  und  die  tieferen  Schichten  werden  so  in 
eine  höhere  Temperatur  kommen ,  als  bei  ihrer  ersten  Bil- 
dung. Ist  die  Höhe  der  Schichten  sehr  bedeutend,  so  kann 
diese  Temperaturdifferenz  gross  genug  werden,  um  manche 
Umwandlungen  und  Veränderungen  der  Gesteine  zu  er- 
leichtern. 

Herr  II.  Rose  berichtete  über  die  Auffindung  des 
Oxydes  eines  neuen  Metalls,  welches  Herr  Bergemann  in 
Bonn  aus  einem  Mineral  von  Brevig  in  Norwegen  dargestellt 

Zei'ts.d.  d.  geol.   Ges.  III.  2.  10 


124 

hatte.  Dasselbe  hatte  Herr  Bergeälvisn  von  dem  Minera- 
lienhändler  Herrn  Dr.  Kkantz  crhahen,  der  dasselbe  Orangit 
nennt.  Es  besteht  im  Wesentlichen  aus  dem  Silikate  des 
neuen  Oxyds.  Dasselbe  hat  in  seinem  Verhalten  viele  Aehn- 
lichkeit  mit  der  Zirkonerde,  Herr  Bergemann  nennt  das 
Metall  Donarium. 

Hierauf  ward  die  Sitzung  geschlossen. 

V.  w.  0. 

Karsten.      Roth. 


4.     Verwaltung  der  Geselischafts-Bibliothek. 

In  Erwägung  des  zunehmenden  Bestandes  der  Bücher- 
und  Karten-Sammlung  und  bei  der  Aussicht  auf  eine  weitere 
Vermehrung  derselben,  insbesondere  aber  um  die  Benutzung 
zu  erleichtern  und  um  bei  der  Ausleihung  theils  ein  gleich- 
massiges  Verfahren  einzuführen ,  theils  möglichen  Verlusten 
vorzubeugen,  erschien  es  nothwendig, 

1.  die  Sammlung  in  einem  passenden  Lokale  aufzustellen, 

2.  zur  Verwaltung  einen  Gustos  anzunehmen, 

3.  diesem    zugleich    die    Einnahme    und    Ausgabe    der 
Drucksachen  der  Gesellschaft  zu  übertragen,  und 

4.  über  die   ganze  Verwaltung   eine   Geschäfts-Ordnung 
festzustellen. 

Indem  das  Lokal ,  in  welchem  sich  die  Bibliothek  der 
Bergwerks- Abtheilung  des  Handels-Ministeriums  befindet 
(Oranien-Strasse  No.  98)  den  nöthigen  Kaum  zur  Aufstel- 
lung eines  Schrankes  für  die  Gesellschafts-Sammlungen  etc. 
darbot  und  der  dortige  Gustos  sich  zur  Verwaltung  der  letz- 
teren bereit  erklärte,  wurde  hierzu  die  Genehmigung  des 
Herrn  Ministers  erbeten,  welche  derselbe  mittelst  nachfolgen- 
den Erlasses  ertheilte: 

Auf  den  mir  von  Euer  etc.  in  der  Eingabe  vom  18.  De- 
cember  d.  J.  geäusserten  Wunsch,    will  ich,  wie  hier- 


125 

durch  geschieht,  unter  dem  Vorbehalte  des  Widerrufs, 
gerne  gestatten,  dass  die  Bücher-  und  Karten- Samm- 
lungen der  geologischen  Gesellschaft  in  dem  Lokale 
der  Bibliothek  der  fünften  Abtheilung  meines  Mi- 
nisteriums aufgestellt,  und  unter  Ihrer  Coutrole  von 
dem  Custos  derselben,  Geheimen  Kanzlei  -  Secretair 
Cla3Iann,  beaufsichtigt  werden. 
Der  Minister  für  Handel,  Gewerbe  und  öftentliche  Arbeiten. 

(gez.)     V.  D.  Heydt. 

Hiernach  ist  für  die  Verwaltung  der  besagten  Sammlung 
eine  Geschäfts  -  Ordnung  entworfen  und  festgestellt  worden, 
welche  den  geehrten  Mitgliedern  im  Nachfolgenden  zur  ge- 
fälligen Kenntnissnahme  und  mit  dem  Bemerken  mitgetheilt 
wird,  dass  Herr  Clamann  die  darin  angegebenen  Geschäfte 
bereits  übernommen  hat. 

Crescbäfts  -  Ordnung 

für  die  Verwaltung  der  Bücher-  und  Karten- 
Sammlung  und  für  die  Bewahrung  der  Druck- 
sachen   der  deutschen  geologischen    Gesellschaft. 


I.     Allgemeine   Bestimmungen. 

§.  1.  Nach  §.  8.  des  Statuts  der  Gesellschaft  bildet 
dieselbe  eine  Bücher-  und  Karten- Sammlung  und 
zwar  durch  Tausch  und  Geschenke. 

§.  2.  Die  Sammlung  wird  in  Berlin  aufbewahrt  und 
ihre  Verwaltung  ist  Sache  des  dortigen  Vorstandes  der  Ge- 
sellschaft, welche  die  Ausgabe  der  Bücher  etc.  einem  Custos 
überträgt. 

§.  3.  Zur  Benutzung  sind  nicht  nur  die  in  Berlin  woh- 
nenden, sondern  auch  die  auswärtigen  Mitglieder  der  Ge- 
sellschaft, andere  Personen  aber  nur  dann  berechtigt,  wenn 
für  dieselben  durch  ein  Gesellschafts -Mitglied  Gewähr  ge- 
leistet wird. 

§.  4.  Eines  besonderen  Nachweises  der  Mitgliedschaft 
bedarf  es  bei  dem  Begehr  eines  Werkes  nicht,  da  diese  durch 

10* 


126 

(las  beiin^Custos  niedergelegte  Mitglieder  -  Verzeichuiss  dar- 
gcthan  wird. 

§.  5.  Die  Verpflichtung  zur  Rückgabe,  beziehungsweise 
zum  Ersätze  eines  entliehenen  Werkes  ruht  allein  auf  dem- 
jenigen, welcher  den  Empfangschein  (§.  26  und  34)  ausge- 
stellt, beziehungsweise  für  einen  Dritten  Gewähr  geleistet 
hat  (§.  3.). 

§.  6.  Die  auswärtigen  Mitglieder  haben  neben  dem 
Porto  für  den  bezüghchen  Briefwechsel  die  Kosten  der  Zu- 
und  liücksendung  des  Buches  etc.  zu  tragen. 

§.  7.  Manuscripte  und  Original -Zeichnungen  werden 
nicht  ausgegeben,  sondern  können  nur  im  Bibliothek-Lokale 
eingesehen  Averdcn. 

§.  8.  Der  Custos  (§.  2.)  hat  auch  die  Versendung  der 
Zeitschrift  zu  überwachen  und  die  im  Bestände  befindlichen 
Exemplare,  so  wie  alle  sonstigen  Drucksachen  der  Gesell- 
schaft zu  verwahren. 

II.     Behandlung  der   eingehenden    Sachen. 

§.  9.  Einsendungen  für  die  Bibliothek  sind  an  den  Vor- 
stand zu  Händen  des  Geh.  Bergrathes  v.  Caknall  zu  adres- 
siren.  Erfolgen  dieselben  auf  dem  Buchhändler- Wege,  so 
sind  sie  an  die  BESSEii'sche  Buchhandlung  zu  spediren. 

§.  10.  Sollten  dergleichen  einem  anderen  Vorstands- 
oder anderem  hiesigen  Gesellschafts  -  Mitgliede  zugehen ,  so 
hat  dasselbe  die  Gegenstände  zum  Vortrags  -  Journal  abzu- 
geben. 

§.  11.  Der  Eingang  wird  im  Vortrags- Journal,  so  wie 
in  der  Notiz  zur  Tagesordnung  für  die  nächste  Gesellschafts- 
Sitzung  vermerkt,  das  eingegangene  Werk  dem  Archivar 
und  von  diesem  dem  Custos  zugestellt,  welcher  letztere  unter 
dem  Decretc  die  Uebernahme  bescheinigt  und  das  Decret 
zum  Journal  zurückgiebt. 

§.  12.  lieber  eingegangene  Sachen,  sie  mögen  Ge- 
schenke oder  zum  Austausch  bestimmt  sein ,  werden  den 
Einsendern  besondere  Empfangbescheinigungen   nicht  gege- 


127 

ben,  sondern  sie  ersehen  den  Eingang  aus  den  Sitzungs- 
Protokollen  und  dem  von  Zeit  zu  Zeit  in  der  Zeitschrift  ver- 
öffentlichten Kataloge  der  Bibliothek. 

§.  13.  Der  Custos  trägt  jedes  Werk  mit  seinem  voll- 
ständigen Titel  in  das  Zugangs-Journal  ein  und  bezeichnet 
dasselbe  auf  dem  Titelblatte  mit  dem  Gesellschaftsstempel. 

§.  14.  Bücher,  welche  lose  oder  doch  nur  geheftet  ein- 
gehen, werden  in  festen  Pappband  gefasst : 

Dunkelroth  mit  gelbem  Schnitt,   schwarzem  Titelpa- 
pier am  Rücken,  mit  Gold-Lettern. 

Bei  Lieferungen  erfolgt  das  Einbinden  erst,  wenn  ein 
vollständiger  Band  vorhanden.  Dasselbe  wird  von  dem  Custos 
besorgt,  welcher  die  Buchbinder-Rechnungen  halbjährig  bei- 
bringt. Dieselben  sind  von  ihm  und  dem  Archivar  zu  be- 
scheinigen und  dem  Vorstande  zur  Zahlung-s  -  Anweisuns: 
vorzulegen. 

§.  15.  Von  der  Zeitschrift  der  Gesellschaft  sind,  nach 
Vollendung  eines  Bandes,  je  drei  Exemplare  einbinden  zu 
lassen  und  bei  der  Bibliothek  zu  vereinnahmen. 

§.  i  6.  Der  von  dem  Custos ,  unter  Anleitung  des  Ar- 
chivars, zu  führende  Katalog  wird  am  Schlüsse  jeden  Jahres 
vollständig  nachgetragen. 

§.  17.  Alljährlich  findet  eine  vollständige  Revision  des 
Bibliothek-Bestandes  durch  ein  Mitglied  des  Vorstandes  statt, 
lieber  den  Befund  Avird  ein  Protokoll  aufgenommen  und 
zum  Vortrags-Journal  abgegeben. 

III.     Tausch-Verkehr. 

§.  18.  Ein  Austausch  eingesendeter  Werke,  welches  in 
der  Regel  nur  Zeitschriften  sein  werden,  kann  nur  gegen  ein 
einfaches  Exemplar  der  Zeitschrift  der  Gesellschaft  statt- 
finden. Von  dieser  werden  die  denselben  Zeitraum  umfas- 
senden Hefte  verabfolgt,  insoweit  von  älteren  Heften  über- 
haupt noch  Exemplare  vorräthig  sind. 

§.  19.  Gehen  andere  Werke  als  Zeitschriften  zum 
Austausch  ein  oder  verlangt  der  Einsender  mehr,   als  §.  18. 


128 

besagt,  so  hat  der  Vorstand  der  Gesellschaft  darüber  beson- 
ders zu  bestimmen. 

§.  20.  Der  Antrag  auf  den  Austausch  muss  bei  der 
Einsendung  ausdrücklich  gestellt  sein,  widrigenfalls  das  ein- 
gegangene Werk  als  Geschenk  angesehen  wird. 

§.21.  Ist  aber  einmal  ein  Tausch-Verkehr  angeknüpft, 
80  braucht  bei  Einsendung  der  Fortsetzungen  der  Antrag 
(§.  20.)  nicht  wiederholt  zu  werden. 

§.  22.  Bleiben  dergleichen  Fortsetzungen  ein  Jahr  lang 
aus:  so  wird  der  Tausch  -  Verkehr  als  abgebrochen  angese- 
hen und  die  diesseitige  Absendung  eingestellt.  Zur  Wieder- 
anknüpfung bedarf  es  dann  eines  neuen  Antrages  (§.  20.). 

§.  23.  Nach  dem  Eingange  eines  Antrages  auf  Tausch- 
Verbindung  wird  der  Gustos  durch  ein  Decret  des  Vorstan- 
des einfürallemal  zur  Versendung  angewiesen,  hat  aber  im 
Falle   von  §.  22.  deren  Einstellung  zur  Anzeige  zu  bringen. 

§.  24.  Die  Tausch  -  Exemplare  werden  auf  demselben 
Wege  versandt,  wie  alle  anderen  Exemplare  der  Zeitschrift. 
Insoweit  dieselben  aus  dem  Bestände  zu  entnehmen  sind, 
hat  sie  der  Gustos  der  BESSEu'schen  Buclihandlung  zuzu- 
stellen, mit  Angabe  der  Adresse  und  einem  Vermerk,  ob 
dieselben  auf  Kosten  der  Gesellschaft  zu  spediren  sind.  Das 
letztere  geschieht,  wenn  die  hergesandten  Bücher  kosten- 
frei eingegangen. 

IV.    Ausleihung  der  Bücher  etc. 
ö.     An  Berliner  Mitglieder. 

§.  25.  Zur  Abholung  und  Rückgabe  von  Büchern  etc. 
sind  die  Vormittagsstunden  von  10  bis  12  Uhr  des  Montags 
und  Freitags  bestimmt. 

§.  20.  Das  verlangte  Werk  wird  von  dem  Gustos  nur 
gegen  einen,  den  vollständigen  Titel  angebenden,  die  Namens- 
Unterschrift  und  die  Wohnung  des  Entleihers  enthaltenden^ 
auch  mit  dem  Datum  versehenen  Empfangschein  ausge- 
geben. 

§.  27.     Bei   einer  Ausgabe   an   Nicht -Mitglieder   muss 


129 

der  Empfangschein  von  dem  Caventen  (§.  3.)  mitunterzeich- 
net sein. 

§.  28.  Das  entliehene  Werk  ist  binnen  längstens  vier 
Wochen  nach  dem  Empfange  zur  Bibliothek  zurückzuge- 
ben. Zu  einem  längeren  Gebrauch  ist  die  Genehmigung  des 
Vorstandes  der  Gesellschaft  nachzusuchen. 

§.  29.  Geschieht  dies  nicht,  so  wird  der  Entleiher  auf 
seine  Kosten  zur  Zurückgabe  aufgefordert  und  ihm  dazu  eine 
letzte  Frist  gestellt.  Nach  fruchtlosem  Ablauf  dieser  Frist 
wird  das  ausgebliebene  Werk  auf  Kosten  des  Entleihers  neu 
angeschafft. 

§.  30.  Dasselbe  findet  statt,  wenn  das  Werk  beschä- 
digt oder  beschmutzt  zurückkommen  sollte,  in  welchem  Falle 
der  Gustos,  bei  eigener  Vertretung  des  Schadens,  die  liück- 
nahme  zu  verweigern  hat. 

§.31.  Wird  ein  ausgeliehenes  Werk  anderweitig  und 
dringend  begehrt,  so  kann  dasselbe  vor  dem  Ablauf  der  in 
§.  28.  allgemein,  oder  nach  §.  29.  besonders  festgestellten 
Frist  eingefordert  werden,  was  jedoch  in  diesem  Fall  auf 
Kosten  der  Gesellschaftskasse  geschieht. 

§.  32.  Wer  auf  ergangene  Aufforderung  binnen  der 
ihm  dazu  gestellten  Frist  den  Geldbetrag  für  ein  nicht  zu- 
rückgeliefertes oder  beschädigtes  Werk  nicht  einzahlen  sollte, 
verliert  das  Recht  auf  Benutzung  der  Bibliothek. 


"O 


b.    An  auswärtige  Mitglieder. 

§.  33.  Mitglieder  der  Gesellschaft,  welche  nicht  in 
Berlin  wohnen,  haben  den  Antrag,  Werke  aus  der  Biblio- 
thek geliehen  zu  erhalten,  brieflich  an  den  Vorstand  der  Ge- 
sellschaft zu  richten. 

§.  34.  Ist  in  dem  Antrage  das  verlangte  Werk  genü- 
gend bezeichnet:  so  vertritt  derselbe  den  Empfangschein 
(§.  26.). 

§.  35.  In  dem  Antrage  ist  anzugeben,  auf  welchem 
Wege  das  Werk  dem  Antragsteller  zugesandt  werden  soll 
(vergl.  §.  6.).    Fehlt    diese  Angabe,    so   erfolgt   die   Absen- 


130 

düng  mit  der  Post,  und  zwar  als  Paket,  ohne  besonderes 
Antwortschreiben. 

§.  3G.  Der  Antrag  wird  in  das  Vortrags-Journal  ein- 
jretra<Ten  und  durch  ein  von  dem  Vorsitzenden  und  dem  Ar- 
chivar  zu  vollziehendes  Decret  der  Custos  zur  Absendung 
angewiesen. 

§.  37.  Die  Benutzungszeit  (§.  27.)  wird  bei  auswärti- 
gen Mitgliedern  auf  längstens  zwei  Monate  bestimmt. 
Im  Uebrigen  gelten  auch  hierin  die  §§.  28  bis  32. 

§.  38.  Bei  der  Rücksendung  ist  auf  eine  sorgfältige 
Verpackung  zu  sehen.  Für  den  aus  mangelhafter  Verpackung 
entstehenden  Schaden  haftet  der  Entleiher. 

§.  39.  lieber  die  Ausgabe  der  Bücher  etc.  an  hiesige 
und  auswärtige  Entleiher  führt  der  Custos  ein  Journal,  in 
welchem  dieselben  bei  dem  Wiedereingange ,  unter  Angabe 
des  Tages  der  Eückkunft,  zu  löschen  sind. 

§.  40.  Bei  den  Revisionen  (§.  17.)  ist  das  Journal 
(§.  39.)  mit  den  vorzulegenden  Empfangscheinen  (§.  26.)  und 
mit  den  Decreten  (§.  36.)  zu  vergleichen. 

§.41.  Auslagen  an  Porto-,  Verpackungs-  und  anderen 
Kosten,  sind  von  dem  Custos  halbjährig  in  einer  Note  zu- 
sammenzustellen und  diese  ist  dem  Vorstande  zur  Zahlungs- 
Anweisung  vorzulegen. 

§.  42.  Ueber  diejenigen  Kosten,  welche  von  den  Ent- 
leihern zu  ersetzen  sind,  legt  der  Custos  besondere  Nach- 
weisungen  vor  und  der  Vorstand  verfügt  deren  Einziehung. 

§.  43.  Sind  solche  Kosten  (§.  42.)  nicht  beizutreiben 
gewesen,  so  können  sie  durch  einen  Beschluss  des  Vorstan- 
des auf  die  Gesellschaftskasse  übernommen  werden ;  dies 
jedoch  mit  Ausnahme  der  Kosten  eines  nicht  zurückgeliefer- 
ten oder  beschädigten  und  darum  neu  anzuschaffenden  Wer- 
kes, deren  Verrechnung  allein  durch  die  allgemeine  Ver- 
sammlung verfügt  werden  kann.  Fälle  dieser  Art  sind  bei 
Vorlegung  der  Jahres-ßechnung  zur  Sprache  zu  bringen. 


131 


V.  Bestände  an  Drucksachen. 

§.  44.  Die  nicht  sofort  ausgegebenen  Exemplare  der 
Zeitschrift  befinden  sich  im  Gewahrsam  des  Custos. 

§.  45.  Ueber  Einnahme  und  Ausgabe  an  dergleichen 
führt  der  Custos  ein  besonderes  Journal. 

§.  46.  In  dem  Journal  (§.  45.)  ist  als  Einnahme  die 
Gesa mmt zahl  der  hergestellten  Exemplare  vorzutragen. 

Ein  Theil  derselben  wird  jedoch  von  dem  Buchbinder 
unmittelbar  der  BESSEii'schen  Buchhandlung  zugestellt,  wel- 
che darüber  nach  Anweisung  des  Archivars  ein  Versendungs- 
Reglstcr  führt,  dies  dem  Custos  sogleich  nach  jedesmaliger 
Spedition  vorlegt  und  ihm  über  die  Zahl  der  Exemplare  eine 
Uebcrnahme- Bescheinigung  zustellt.  Das  Register  sowohl, 
als  auch  die  Bescheinigung  muss  getrennt  angeben,  wie  viel 
Exemplare 

a.  an  die  Mitglieder  versandt, 

b.  an  Mitglieder  zum  ermässigten  Preise  verkauft, 

c.  zum  Tausch-Verkehr  bestimmt  und 

d.  von  der  Buchhandlung  zum  Verkauf  übernommen 
worden  sind. 

§.  47.  Das  Register  (§.  46.)  kann  gleich  für  einen  län- 
geren Zeitraum  angelegt  werden  und  Avird  vierteljährig  nur 
nachgetragen.  Unter  einem  jeden  Nachtrag  vermerkt  der 
Custos,  dass  er  die  nachgewiesene  Zahl  in  dem  Journale 
(§.  45.)  in  Einnahme  und  Ausgabe  gebracht  hat. 

§.  48.  Exemplare,  welche  im  Laufe  des  Vierteljahres 
aus  dem  Bestände  entweder  von  dem  Custos  direkt  versandt 
oder  zu  diesem  Behuf  an  die  Buchhandlung  verabfolgt  sind, 
werden  im  Journal  (§.  45.)  einzeln  in  Ausgabe  gestellt. 

§.  49.  Bei  den  Bibliothek -Revisionen  (§.  17.)  ist  das 
Journal  (§.  45.)  abzuschliessen,  der  daraus  sich  ergebende 
Bestand  nachzuzählen  und  die  Richtigkeit  unter  dem  Ab- 
schlüsse zu  vermerken;  im  Falle  einer  Unstimmigkeit  aber 
dem  Vorstande  Anzeige  zu  machen. 


132 

§.  50.  Der  besseren  Uebersicht  wegen  sind  die  Exem- 
plare nicht  anders  als  geheftet  in  Gewahrsam  zu  nehmen. 

§.51.  Enthalten  dieselben  Tafeln,  deren  Colorirung 
ausgesetzt  geblieben  ist,  so  werden  diese  Tafeln  uneingehef- 
tet  besonders  aufbewahrt.  Bei  späterem  Begehr  findet  die 
Colorirung  nach  Bedürfniss  statt  und  die  Tafeln  werden  den 
bezüglichen  Heften  bei  der  Versendung  lose  beigefügt. 

§.  52.  Auch  die  Bestände  an  anderen  der  Gesellschaft 
gehörigen  Drucksachen,  als:  besondere  Abhandlungen,  Kar- 
ten ,  gedruckte  oder  lithographirte  Formulare  etc.  werden 
dem  Gustos  zur  Verwahrung  und  zur  Notizführung  über 
Einnahme  und  Ausgabe  übergeben.  Die  Ausgabe  erfolgt 
auf  besondere  Anweisungen  des  Vorstandes.  Die  Eevisionen 
(§.  17.)  sind  auch  auf  diese  Gegenstände  zu  richten. 

Berlin,  den  29.  Juni  1849. 

Der  Vorstand  der  deutschen  geologischen  Gesellschaft. 
L.  V.  Buch.      v.  Carnall.      Karsten.     G.  Kose.     Kam- 

MELSßEKG.      BeYKICU.      EvvALU.      RoTH.      TaMNAU. 


133 


B.    Briefliche  MitUieilung^en. 


1.     Herr  v.  Stromueck  an  Herrn  Beyricii. 

Braunschweig,  den  15.  März  1851. 

In  dem  Beitrage  zur  Kenntniss  des  hiesigen  Muschel- 
kalks (Bd.  I.  S.  185  der  Zeitschrift  der  deutschen  geologi- 
schen Gesellschaft)  wird  einer  Muschel  unter  der  Benennung 
Pterinea  polyodonta  gedacht.  Es  ist  dies  keine  Pte- 
rinea,  sondern  eine  Ger villia;  denn  es  haben  sich  seitdem 
daran  über  den  Zähnen ,  auf  einer  glatten ,  sehr  klaffenden 
schmalen  Fläche  senkrechte,  unter  einander  parallele  Liga- 
ment-Grübchen gezeigt.  Von  diesen  sind  vier,  von  vorn  bis 
etwas  über  die  Mitte  des  Schlossrandes  hinaus,  wie  es  scheint 
mit  unbestimmten  Zwischenräumen,  vertheilt,  deutlich  erkenn- 
bar. Nach  hinten  zu  werden  sie  minder  tief,  und  es  könnte 
wohl  sein,  dass  hier  noch  1  bis  2  andere  Grübchen  vorhan- 
den waren,  die  sich  der  Beobachtung  entziehen.  So  hat 
Gervillia  polyodonta  im  Schlosse  eine  grosse  Aehnllchkeit 
mit  GerviUia  aviculoides  Sow.  aus  dem  oberen  Jura.  Immer- 
hin bleibt  es  jedoch  auffallend,  dass  bei  jener  die  Fläche  mit 
den  Ligament-Grübchen  nur  äusserst  selten  erhalten  ist.  Die 
Schale  mag-  an  dieser  Stelle  sehr  dünn  und  leicht  zerstörbar 
gewesen  sein.  Im  Uebrigen  wüsste  ich  an  der  Beschreibung 
der  Muschel  a.a.O.  nichts  zu  berichtigen  oder  hinzuzufügen, 
als  wie  etwa ,  dass  sie  nicht  gleichklappig  gewesen  zu  sein 
scheint.  Zwar  habe  ich  beide  Schalen  zusammenhängend 
noch  nicht  gesehen,  doch  sind  bei  einer  Mehrzahl  von  Exem- 
plaren durchschnittlich  die  linken  Klappen  stärker  gewölbt 
als  die  rechten,  erreichen  indessen  keineswegs  den  Grad  der 
Ungleichheit,  als  bei  Gervillia  socialis. 

An  Pterinea  Goldfussi  (ib.  S.  189)  haben  sich 
deutliche  Ligament-Gruben  bis  jetzt  noch  nicht  gezeigt,  wohl 
aber  Spuren  davon.  Hiernach  und  aus  der  Analogie  mit  der 
obigen  Versteinerung  steht  mit  grosser  Wahrscheinlichkeit  an- 


134 

zunehmen,  dass  auch  sie  eine  Gervillia  ist.  Das  Genus 
Pterinea  wird  somit  als  dem  Muschelkalke  noch 
fremd  zu  betrachten  sein,  eine  Annahme,  der  ich  mich 
nunmehr  um  so  mehr  anschliesse,  als  Sie  die  Muschclkalk- 
Pterineen  schon  längst  nicht  recht  haben  anerkennen  wollen, 
und  auch  Herr  Credxer  ,  wie  er  mir  kürzlich  schrieb ,  an 
der  polyodonta  Ligament-Gruben  gesehen  hat. 

Bei  dieser  Gelegenheit  erlaube  ich  mir,  Sie  auf  die 
grosse  horizontale,  aber  geringe  vertikale  Ver- 
breitung der  Gervillia  polyodonta  aufmerksam  zu  machen. 
Sie  kömmt  in  der  Nähe  von  hier  im  Schaumkalke  der  un- 
teren Abtheilung  des  Muschelkalks  nicht  nur  auf  dem  Elme, 
dem  Dorme,  der  Asse  und  dem  Heeseberge  vor,  sondern 
auch  am  Horst-  und  Ausberge  zwischen  IVerfit'gerode  und 
Benzi'ngerode,  am  Kappenberge  bei  Gehliardshagen  (Amt  Sal- 
der), am  Huy  unweit  Halber stadt,  überall  ziemlich  häufig. 
Ferner  ist  sie  in  den  gleichen  Schichten  von  Rüdersdorf  bei 
Berlin  nicht  selten ,  und  endlich  erhalte  ich  soeben  die  Mu- 
schel durch  die  Güte  des  Herrn  Crednek  von  Schaf stedt  bei 
Merseburg  und  vom  Geizenberge  bei  Schnepfenthal,  westlich 
von  Gotha^  ebenfalls  aus  dem  Schaumkalke.  Ein  anderes  Ni- 
veau, als  diese  Schichten  der  unteren  Abtheilung,  ist  ihr, 
mindestens  hier  in  der  Gegend,  gänzlich  fremd,  und,  wie  es 
scheint,  auch  an  andern  Orten,  sofern  nicht  Avicula  Albertii 
MuENSTER  bei  GoLDF.  Tab.  116  Fig.  9  des  bunten  Sandsteins 
damit  übereinstimmt.  Aus  dem  mehr  südlich  auftretenden 
Muschelkalke  ist  Gervillia  polyodonta  noch  nicht  bekannt. 
Es  wäre  zu  wünschen ,  dass  ihr  dortige  Gcognosten  einige 
Aufmerksamkeit  schenkten,  damit  auch  da  der  schöne  Ho- 
rizont, der  durch  den  Schaumkalk  (im  südwestlichen  Deutsch- 
land vielleicht  von  anderer  petrographischer  Beschaffenheit) 
im  unteren  Muschelkalke  gewonnen  wird,  der  mehreren  Ürien- 
tirung  zu  Hülfe  kömmt. 


135 

2.     Herr  Goeppert  an  Herrn  v.  Gaunall. 

Breslau,  den  10.  Juni  1851. 

In  Schlesien  wurde  an  vielen  Orten  im  aufgeschwemm- 
ten Lande  als  Geschiebe  (niemals  in  Braunkohlenlagern) 
Bernstein  gefunden,  welcher  fast  durchgängig  zu  der  im 
Handel  am  meisten  geschätzten  milchweissen  Qualität  gehört. 
Ich  habe  an  100  Orte  verzeichnet,  wo  man  dergleichen  beob- 
achtet hat,  wo  er  offenbar  ebensowenig,  wie  anderswo,  bis 
jetzt  in  seiner  primären,  sondern  offenbar  schon  in  seiner 
sekundären  Lagerstätte  sich  befindet.  Das  grösste  Stück, 
von  welchem  ich  je  hier  Nachricht  erhielt,  entdeckte  man 
im  vorifjjen  Jahre  in  der  alten  Oder  bei  Klei7i-Kletsclikau  nicht 


O' 


weit  von  Breslau.  Es  wiegt  G^  Pr.  Pfund  und  ist  von  unregel- 
mässig dreieckiger  Form.  Die  längste  Seite  hat  etwa  7  bis 
8  Zoll,  die  beiden  anderen  Seiten  jede  5j  bis  6  Z.  Länge. 
Im  Durchmesser  misst  es  etwa  6  bis  Gj  Z.  In  der  Mitte 
befindet  sich  ein  tiefer  Eindruck,  von  mehreren  Zoll  Länge 
und  1  bis  Ij  Z.  Breite,  wie  etwa  von  einer  Wurzel,  an  wel- 
cher wohl  offenbar  des  Stück  gesessen  haben  mag,  wie  denn 
gewiss  die  grösseren  Stücke  Bernstein  nicht  vom  Stamme, 
sondern  von  den  harzreicheren  Wurzeln  des  Bernsteinbaumes 
einst  ausgesondert  wurden.  Die  Farbe  des  Bernsteins  ist 
milchweiss,  eine  Verwitterungskruste,  wie  sie  der  Erdbern- 
stein zeigt,  gegenAvärtig  nicht  mehr  vorhanden,  obschon  sie 
wohl  nicht  gefehlt  haben  mag,  da  die  Oberfläche  deutlich 
Spuren  von  Abschaben  und  Abkratzen  an  sich  trägt.  Das 
merkwürdige  werthvolle  Stück  ist  zur  Zeit  noch  verkäuflich. 


3.     Herr  v.  Schalroth  an  Herrn  Zerrenner. 

Coburg,  den  17.  Juni  1851. 

Obgleich  die  Anwesenheit  von  Kalktuffablagerungen  in 
Thälern  verschiedener  Kalksteingebirge  eine  bekannte  Sache, 
das  allmälige  Zunehmen  dieser  Tufflager  schon  längst  beob- 


136 

achtet    und    die   richtige   Erklärung  ihrer   Entstehungsvveise 
gegeben  worden  ist,  so  hoffe  ich  doch,  dass  die  nachfolgenden 
Bemerkungen  von  Dir   und    manchem  Deiner  Freunde  nicht 
ohne  Interesse   aufgenommen   werden   dürften.     Nordwestlich 
von  Schalkau  herkommend,    über    Weissenhrunn  in   südöstli- 
cher Richtung  fortsetzend,  zieht  sich  ein  dem  mittleren  Strei- 
chen des  Thüringer  Waldes  gleichlaufender  Höhenzug  herab; 
der  Kücken   desselben   besteht  aus  Muschelkalk ,   welcher  in 
halber  Berghöhe  der   oberen  Abtheilung  der  Formation   des 
bunten    Sandsteins,    also   den    in   Thüringen   oft  so   mächtig 
auftretenden  rothen  Thonen  aufgelagert  ist.     Diesem  Höhen- 
zuge ist  bei    Weissenhrunn ,   rechtwinkelig  auf  seine  Axe  ein 
kleines  Thal  eingeschnitten,  an  dessen  Ausgange  sich  das  ge- 
nannte Dorf  und  unmittelbar  oberhalb  desselben  das  fragliche 
Tufflager  befindet.     Die  Tuffablagerung  verdankt  ihre  Ent- 
stehung lediglich  einigen  mächtigen  Quellen,  welche  den  un- 
tersten Lagen   des  Muschelkalks    entspringen,  das  Tufflager 
zum    Theil    durchnässen    oder  überfflessen  und  jenseits    des 
Lagers  als  Bach  der  im  Haupt-Thale  fliessenden  Itz  zueilen. 
Diese  Quellen   sind ,    obgleich  nicht  auffallend  kalkhaltig,   in 
der   nassen  Jahreszeit   sehr  ergiebig  und   arbeiten  —  indem 
sie  einen  Theil  ihres  Gehalts  an  doppelt  kohlensaurer  Kalk- 
erde ,    welchen    sie  auf  ihrem  Wege  durch  den  auflagernden, 
zerklüfteten  Muschelkalk   aufgenommen  haben,    an  das  Tuff- 
lao;cr  als  kohlensaure  Kalkerde  wieder  abgeben  —  ununter- 
brochen  an  der  Fortbildung  des  Tufflagers.     Es  ist  jetzt  je- 
doch nur  der   nördliche  Theil  des  Lagers  der  W^irkung  des 
Wassers  ausgesetzt,  während  der  südliche  trocken  liegt  und 
abtrebaut    wird    um    zu   technischen   Zwecken  verwendet   zu 
werden.    Man  findet  daher  jetzt  auch  nur  jenen  bewässerten 
Theil   im  Zunehmen    begriffen  und  zwar   in  einer  horizontal 
fortschreitenden  llichtung,    indem    hier   die  Tuffbildung   nur 
an   den  steilen   Wänden  der  in   einer  Schlucht  anstehenden 
Tufffelsen    stattfindet.     Die  Tuffbildung    wird   durch 
das  immerwährende  Wachsthum  der   die  Felsen- 
wände  bedeckenden   Moose   und   Gräser   ausser- 


137 

ordentlich  befördert,  ja  ich  möchte  behaupten  nur 
möglich  gemacht.  Höchst  anziehend  ist  es  zu  beobach- 
ten, wie  durch  verschiedene  Pflanzenspecies  die  verschiedenen 
Structuren  hervorgerufen  werden  und  selbst  eine  Textur  der 
Masse  bedingt  wird.  So  bilden  z.  B.  Gräser  die  röhren- 
förmigen und  stängeligen  Incrustate  und  geben  dadurch,  dass 
bei  ihnen  dem  Wasser  ein  schnellerer  Durchgang  gestattet 
und  demselben  also  weniger  Gelegenheit  zur  Verdunstung 
und  Ausfällung  von  kohlensaurer  Kalkerde  geboten  ist,  einen 
festen,  sinterähnlichen  Tuff,  während  diejenigen  Tuffe,  wel- 
che von  Moosen  ihre  Formen  entlehnt  haben,  rücksichthch 
ihrer  Structur,  weit  von  jenen  über  Halme  und  Stängel  ge- 
bildeten Tuffen  abweichen.  Die  Moose  sind  es  aber  haupt- 
sächlich, welche  die  Tufffelsen  mit  einer  dichten  Decke  über- 
kleidend, dem  aussickernden  Wasser  den  Durchgang  erschwe- 
ren, so  dass  eine  vollständigere  Ausfällung  von  kohlensaurer 
Kalkerde  möglich  ist.  Die  nächste  Folge  hiervon  ist,  dass  das 
Zunehmen  der  Tuffmasse  um  so  schneller  erfolgt  je  mehr  die 
vorhandene  Vegetation  geeignet  ist  eine  dichte  Decke  zu 
bilden,  wo  denn  auch  ein  um  so  weniger  festes  und  durch- 
löchertes Produkt  entsteht.  Den  thätigsten  Antheil  an  unse- 
rer Tufffelsenbildung  nehmen  Hypnum  molluscum  Hedvv. 
und  Didy  modon  capillaceus  Heuu.,  von  welchem  daserstere 
e.inen  löcherigen  festen  T  uff  mit  glatter,  übersin- 
terter Oberfläche  derHöhlungen  bildet,  letzteres 
aber  einen  lockeren  und  porösen  Tuff  entstehen 
las  st.  Schliesslich  bemerke  ich  noch,  dass  wie  in  andern 
gleichalterigen  Tuffablagerungen,  auch  in  dem  unserigen  ver- 
schiedenartige Blätterabdrücke  und  Schnecken  zu  finden  sind. 


4.     Herr  Meyn  an  Herrn  Bevrich. 

Segeberg,  den  30.  Mai   1851. 

Sehr  erfreut  war  ich  über  das  in  handlicher  Weise  von 
Bernhard  Cotta  herausgegebene  Verzeichniss  der  geognosti- 


138 

sehen  Karten  unseres  Jahrhunderts,  weil  es  eine  grosse  Be- 
quemlichkeit gewäiircn  konnte.  Allein  bei  näherer  Betrach- 
tung habe  ich  einen  Theil  meiner  Freude  wieder  verloren. 
Das  ganze  Büchlein  ist  nämhch  so  voll  von  Druckfehlern, 
dass  es  den  Charakter  der  Zuverlässigkeit  und  somit  der 
Brauchbarkeit  dadurch  vollständig  verliert.  Zum  Theil  sind 
die  Titel,  die  in  fremden  Sprachen  lauten,  barbarisch  entstellt, 
zum  Theil  sind  die  Namen  verdruckt,  und  da  sich  dies  zum 
Theil  auf  die  bekanntesten  Namen  mitbezicht  —  Caknall 
(Carnal),  Pkttko  (Pcttke),  Steiningkr  (Steiniegcr),  Sedg- 
vvicK  (Sedwich),  Bakevvell  (Bakwell),  Lyell  (Lyall)  — 
so  weiss  man  durchaus  nicht,  wie  man  mit  den  unbekannteren 
Namen  daran  ist.  Wenn  aber  solche  Druckfehler  in  den  leicht 
zu  controlirenden  Namen  auftreten,  so  verschwindet  natürlich 
das  Vertrauen  auf  die  schwer  zu  controlirenden  Zahlen  und 
die  Citate  durchaus. 

Ein  anderer  fast  noch  grösserer  Uebelstand  ist  die  Un- 
vollständitifkeit  des  Verzeichnisses.  Ich  urthcile  dabei  vor- 
läufig  nur  von  dem  Gebiete,  das  mir  zunächst  liegt  und  mich 
am  meisten  interessirt,  nämlich  von  Schleswig -Holstein  und 
Dänemark.  Würde  jeder  auf  seinem  Gebiete  so  grosse  Män- 
gel entdecken,  so  wären  freilich  die  Lücken  grösser  als  die 
Mittheilungen. 

Herr  Cotta  citirt  nämlich  über  dieses  Gebiet  nur: 
Foiiciiiiai\lmer's    Uebersichtskarte    in   dessen  Programm 
,,Danmarks  geognostishe  Forhold  1835".    Seitdem  aber  sind  to- 
tal abweichende  geognostische  Karten  thcils  unter  Forch- 
iiam3Iek's  Dircction,  thcils  mit  Beiträgen  anderer  erschienen: 

1.  Eine  geognostische  Karte  von  Dänemark  und  den 
deutschen  Herzogthümern  als  Nebenkarte  auf  der  grossen 
Uebersichtskarte:  „Kongeriget  Dunmark  med  llertugdömmet 
Slesvig,  u darbet det  afO.N.v.  Olsen,  udgivet  af  det  kon gelige 
danske  Videnskahernes  Selskah  iSii.  2  Blad  Median folio.  1841. 

2.  Geognoslisk  Kort  over  Danmark  og  de  närmeste  Na- 
lolnnde  1843  in  Adolph  Frederik  Jlergsöe's  den  d<(nske 
Stafs  Statistik  /ihsle  Bind  1844. 


139 

3.  Geoo'nostische  Karte  der  Ilerzogthümer  Sclileswi"*- 
Holstein  1847  aus  der  lithographischen  Anstalt  von  Dklius 
in  Jierlin. 

4.  ZiMMi'KMANN  Versucli  einer  orographisch-gcognosti- 
schen  Beschreibung  der  Umgegend  von  Hainhurg  mit  einer 
geognostischen  Karte  in  den  Mittheilungen  aus  den  Verhand- 
lungen der  naturwissenschaftlichen  Gesellschaft  in  Hamburg 
1846. 

5.  VoLGEK  geognostische  Skizze  des  Segeberger  Kalk- 
berges in  Volgek'b  Beiträgen  zur  geognostischen  Kenntniss 
des  norddeutschen  Tieflandes,  erster  Beitrag   1840. 

Ueber  Bornholm  sind  allerdings  zwei  Karten  aufgeführt 
worden,  nämlich : 

i.  Gaui.ii:i{  und  Ravveut  Karte  von  Bornholm  in  ,,liorn- 
holm  heskrevet  paa  en  Jlejsc  in  Aaret  1815.    Kj'öhenhavn  1819." 

2.  FoKniHAM.-MER  Karte  von  Bornholm  in  ,,/Je  liorn- 
holmske  Krdformatio7ier  1837." 

Ausgelassen  daf^egen  ist: 

O  Do 

1.  Geognostisk  Kort  over  Bornhnlm   1818  und 

2.  Korter  over  Kulegnene  paa  Bornholni 

u.    Kuh'gnen  imellem   Husle  og  Rönne  1818, 

h.    Kuhgncn  söndeii  for  JVJnne   1818; 
sämmtlicli  in    ,Jierelning  om  en  Lhidersögehe  over  liornholms 
Minerah  ige  ^   du/ ort    1818  e/ler   kongelig  Befaling   af  IL  C. 
Oersted  og  L.   EsmarcJi.      Kjöbenhavn   1819." 

Island,  das  wichtigste  Vulkangebiet  Europa's,  über  wel- 
ches docli  Kkij(;  V.  NiDDA  Karten  geliefert,  das  sich  sogar 
in  Bergiiaus  physikalischem  Atlas  vertreten  findet,  ist  gänz- 
lich ausgelassen.  Auch  die  Färöer  sind  ganz  vergessen  und 
doch  existirt  von  diesen  eine  Karte  mit  eigenem  Titel:  „Geo- 
g?iostisk  Kort  over  Färöerne"'  als  Beigabe  zu  F(>J4(  uiiammer's 
Abhandlung  ,,Oin  Färöernes  geognosliske  lieskaj/en/ied''  in  den 
naturwissenschaftlichen  Schriften  der  dänischen  Akademie 
Theil  2.    18'^G. 


Zelts.  .1.  il.  ^eol.  G.;s.  III.  2.  11 


140 
€.    An f^ ätze. 

1.     Bemerkungen  über  die  Verhältnisse  von  Predazzo. 

Von  Herrn  J.  Eoth. 

Die  eigenthümliche  chemische  Zusammensetzung  des  von 
entschieden  pkitonischen  Gebirgsarten  durchbrochenen  Mu- 
schelkalkes von  Can%acoli  bei  Predcnxo  führt  unmittelbar  zu 
der  Frage:  ist  dieses  Gebilde  ein  Produkt  der  durch  die 
feurig  flüssig  aufgestiegenen  Gesteine  ausgeübten  Metamor- 
phose oder  ist  es  eine  vu'sprüngliche  Bildung? 

Basische  wasserhaltige  Verbindungen,  aus  Ca  C  -f- 
Mg  H  oder  aus  2  Ca  C  -f-  Mg  H  bestehend,  sind,  so  weit 
meine  Kenntniss  reicht,  bisher  nur  von  zwei  Orten  mit  Be- 
stimmtheit bekannt:  nämlich  von  Predaz%o  und  unter  den 
sofTcnannten  Auswürflingen  des  Vesuvs,  die  sich  im  Tuffe 
des  Monte  Somma,  namentlich  im  fosso  gründe,  finden.  Die 
vom  ersten  Fundorte  haben  Leonardi,  Petzholdt*),  Da- 
MOUK  **)  und  ich***)  untersucht.  Kl^vprothI)  giebt  eine 
Analyse  ,,des  blauen  Kalksteins  vom  Vesuv",  der  nach  iimi 
58  I  Ca,  28,50  {|-C  und  11- H  ausser  einigen  unwesentlichen 
Bestandtheilen  enthält.  Da  Klapkotii  mit  Na  C  fällte  und 
den  Niederschlag  nicht  auf  Magnesia  untersuchte,  sondern 
ihn  als  reinen  Ca  C  bestimmte,  so  entspricht  seine  Analyse 
nicht  der  vorher  angegebenen  Formel.  Von  mir  angestellte 
Analysen  an  Stücken,  (aus  der  im  Königl.  Mineralien-Cabi- 
net  befindlichen  IiüFF>iANJ\'schen  Sammlung,)  ft)  die  ich  der 
Güte  des  Herrn  G.  llo.SE  verdanke,  haben  die  Anwesenheit 
der  Magnesia  ergeben.  Die  Methode  der  Untersuchung  Avar 
der  von  mir  in  Euijmamn's  Journal  a.  a.  O.  angegebenen  ähn- 


*)  Beiträge  zur  Geognosie  von  Tyrol.     18i3.     S.  194  etc. 
**)  Bullet,  de  1(1  soc.  geol.  de  France.    Deitx.  ser.   Toni.   \.  j>.   1052 
1847  und  Lkonii.  und  Bn.  Jahrb.   184S.  S.  583. 

***)  EiiDMANN  Journal  für  prakt.   Chemie.    Bd.  5-2.    S.  346.    1851. 
-I")  Beiträge  zur  ehem.  Kenntniss  der  Mincralliürpcr.   Bd.  5.   S.  91. 
1810. 

fl)  Als:  „Auswürfling.     Kalkstein?     I''osso  (/raudc.^^  bezeichnet. 


141 


lieh,  nur  wendete  ich  statt  der  Luftpumpe  einen  Aspirator  an; 
zwischen  ihm  und  dem  zur  Aufnahme  des  Wassers  bestimm- 
ten Chlorcalciumrohre  wurde  der  Sicherlieit  wogen  noch  ein 
zweites  Chlorcalciumrohr  eingeschaltet,  das  jedoch  keine  Ge- 
wichtszunahme zeigte.  Die  von  mir  untersuchten  Stücke 
zeigen  die  von  Klaproth  angegebenen  Merkmale:  Härte  = 
3,  dicht,  von  feinem  Korn,  in's  Splittrige  übergehend;  nur 
die  Farbe  ist  hell -bläulich -grau.  Das  spec.  Gewicht  des 
Pulvers  (bei  26  °  C.)  beträgt  2,5340,  das  ganzer  Stücke  (bei 
12-1"  °  R.)  2,524.  Schwefelsäure  und  Kohle  waren  nicht  auf- 
zufinden, wohl  eine  Spur  Cl  und  Phorphorsäure.*) 
Folgendes  sind  die  Resultate  meiner  Analysen : 

I.     1,365  Gr. 


C  ) 
H  i    ' 

.  0,546       = 

40,00   ^ 

Ä\ 

'äe 

.     0,005       = 

0,366^ 

Si 

Ca     . 

.  0,48608  = 

35,61    1 

Mg    . 

.  0,35588  = 

24,61    f 

1,372Ü6  = 

100,586-^ 

11.     1,052  Gr. 

C     . 

.  .  .  0,312 

r=  29,66-°- 

Si 

AI 

•  .  .  0,0065 

-     0,62 1 

¥e 

Ca    . 

.  .  .  0,37296 

=  35,45^ 

Mg. 

.  .  .  0,24912 

=  23,68^ 

0,94058 

=  89,4 1| 

H«) 

.   10,59| 

100,00f 


*)  Der  von  Kobell  (Erdm.  Journ.  36.  304)  untersuchte  Kalkmagnesit, 
ein  Hvclromagnesit,  in  dem  ein  Thcil  (die  Hälfte?)  der  Magnesia  durch 
Kalk  ersetzt  wird,  ist  ein  Verwitterungsprodukt  dieser  oder  ähnlicher 
Kalke.  Damol:r  fand  in  Predcr^io  reinen  Hydromagnesit  in  den  Spalten 
des  Prcdazzites. 

**)  Aus   dem  Verlust. 

11* 


142 

III.     2,7115  Gr. 
C  =  0,7865  =  29,01 1 

IV.     0,973  Gr. 
C  =  0,280  =  28,88  C 

V.     0,897  Gr. 
H  =  1,055  =  11,75| 

VI.     1,0205  Gr. 
H  =  0,110  =  10,78^ 
Die  Bestimmung  der  C  ist  überall  zu  hoch  ausgefallen, 
weil  eine  bedeutende  Erwärmung  der  salzsauren  Lösung  nö- 
thig  war,  die  einen  kleinen  Verlust  und  somit  eine  Erhöhung 
in  der  Bestimmung  der  C  herbeiführte. 

Die  Formel:  Ca  C  -h  Mg  H  verlangt 


Ca    =  28  = 

35,44 1 

Mg  =  20  = 

25,32 1 

C      =  22  = 

27,85  ^ 

li      =     9  = 

ll,39if 

79  =  1 00,00  {;- 

Somit  ist  das  Vorhandensein  einer  Predazzit- artigen 
Verbindung  auch  am  Vesuv  erwiesen. 

Was  nun  die  LagerunKsverhältnisse  des  Predazzites  an- 
langt,  so  geben  die  Briefe  und  Abhandlungen  der  Flerren 
V.  Buch  und  v.  Hujmkoldt*)  ein  so  klares  Bild,  dass  kaum 
etwas  hinzuzufügen  bleibt.  Am  Fusse  des  Berges  von  Can- 
%acoli  liegt  ein  dunkelgrauer,  dichter  Kalk,  oft  mit  schwarzen 
Streifen ,  die  ihm  ein  Ansehen  von  Schichtung  geben ,  ohne 
dass  er  jedoch  gerade  in  der  Richtung  dieser  Streifen  spalte, 
(wie  Petzholdt  1.  c.  S.  201  bemerkt).  Dunkle  Ilornsteinpar- 
tieen  durchziehen  ihn  häufig.  Höher  hinauf  wird  der  Kalk 
lichter  und  in  noch  grösserer  Höhe  vollkommen  schneeweiss 
und  das  Gefüge  ist  ein  grossblättrig-krystallinisches.  Die  che- 
mische Zusammensetzung  der  oberen  Partie  ist  2  Ca  C  -+- 
Mg  H,   bei  2,034  spec.  Gewicht,   die  der  unteren  Ca  C  + 


*)  Armut,  de  Cliim.  et  Pliys.  Bd  23.  S.  261    und    306.      Leonh.    und 
Bu.  Mincral-Taschcnb.  18i2i.  S.  3J'j   und  311. 


143 

Mg  H  bei  2,57  spec.  Gewicht  nach  Da:mour  und  von  2,5724 
nach  Leoxardi.  Eine  genaue  Grenze,  wo  der  licht  gewor- 
dene Kalk  aus  der  einen  Varietät  in  die  andere  übergeht, 
vermaoj  ich  nicht  anzus;eben.  Petzholdt  hat  die  Verbin- 
düng  2  Ca  C  H-  Mg  H  Predazzit  genannt,  ich  werde  vor-- 
läufig  die  aus  Ca  C  H-  Mg  H  bestehende  der  Kürze  wegen 
als  Pencatit  bezeichnen,  zum  Andenken  an  den  um  die  Kennt- 
niss  der  Tyroler  Verhältnisse  hochverdienten  Grafen  Marzari 
Pencati,  der  zuerst  auf  P/edazzo  aufmerksam  machte. 

Das  Wasser  entweicht  aus  dem  Predazzit  zwischen 
360"  und  400",  Beweis,  dass  es  chemisch  gebunden  ist,  und 
die  Zusammensetzung  nach  atomistischen  Verhältnissen  be- 
weiset, dass  C  Ca  und  Mg  H  nicht  ein  Gemenge,  sondern 
in  chemischer  Verbindung  sind.  So  lange  die  Kalke  von 
Predazzo  für  reine  Kalke  oder  Dolomite  galten,  —  und  ihr 
äusseres  Ansehen  berechtigte  dazu  —  konnte  der  Metamor- 
phismus seine  Ansprüche  an  sie  geltend  machen ;  aber  wie 
wasserhaltige  Verbindungen  mit  einem  so  grossen  bis  ll-^- 
steigenden  Wassergehalt,  der  schon  bei  400"  abgegeben  wird, 
der  metamorphischen  Theorie  das  Wort  reden  sollen,  ist  nicht 
abzusehen.  Dazu  kommt,  dass  die  schwarze  Bänderung  des 
Pencatites  von  Eisenoxydoxvdulhydrat  herrührt,  das  bei  höherer 
Temperatur  sich  gewiss  oxydirt  hätte ;  man  müsste  denn  eine 
spätere  Reduktion  des  schon  oxydirten  annehmen  wollen.  Aber 
die  Vertheilung  in  fast  parallelen  Streifen,  mag  man  dieser 
oder  jener  Annahme  folgen,  spricht  für  einen  Absatz  aus 
wässriger  Lösung.  Auch  dass  die  unreineren  mit  fremden 
Substanzen,  namenthch  Si  gemengten  Partieen  sich  unten 
und  die  reineren  sich  später  und  oben  ablagerten,  entspricht 
durchaus  den  Gesetzen  der  Sedimentirung.  Mit  der  Reinheit 
der  krystallinisch  ausgeschiedenen  Substanzen  nimmt  noth- 
wendig  die  Schichtung,  ein  Resultat  eingeschalteter  fremder 
Materien,  ab,  daher  auch  die  Dolomite,  so  weit  sie  rein  sind, 
durchaus  keine  Schichtung  zeigen. 

Wäre  wirklich  durch  die  hohe  Temperatur  der  plutoni- 
schen  Gesteine    eine   Schmelzung    eines   schon    Mg  haltigen 


144 

Muschelkalkes  eingetreten ,  wie  Fournet  annimmt,  *)  oder 
wäre  die  kalzinirte  Masse  des  Predazzites  einige  Zeit  der 
Luft  ausgesetzt  geblieben,  so  hätte  die  Mg  ohne  Zweifel 
Kohlensäure  und  Wasser  aufgenommen,  —  eine  Er- 
scheinung, die  noch  in  der  Bildung  des  Hydromagnesites,  der 
durch  die  Einwirkung  der  Tagewasser  aus  dem  Predazzite 
ausgelaugt  wird ,  fortwährend  vor  sich  geht.  Wie  liessc 
sich  nach  der  metamorphischen  Theorie  die  verschiedene  Zu- 
sammensetzung zweier  Gesteine  erklären,  die  so  nahe  neben 
einander  wie  Predazzit  und  Pencatit,  denselben  ändernden 
Einflüssen  ausgesetzt  waren? 

Erhitzt  man  den  Predazzit,  so  wird  zuerst  das  Mg  H 
zersetzt ;  es  bilden  sich  kleine  Höcker  von  Mg ,  und  die 
ganze  Masse  wird  matt  und  porzellanartig;  auch  nach  langer 
Berührung  mit  Wasser  erhält  die  Masse  ihr  ursprüngliches, 
krystallinisches  Ansehen  nicht  wieder,  weil  die  chemische 
Verbindung  von  Ca  C  mit  dem  Mq,  H  nicht  wiederherge- 
stellt  wird.  Das  durchaus  nicht  poröse  Gefüge  des  Gesteins 
spricht  gegen  eine  etwaige  spätere  Aufnahme  von  Mg  H  zu 
etwa  vorhandenem  Ca  C. 

Eingesprengt  findet  sich  in  dem  Marmor  Brucit,  dessen 
Blätter  so  innig  mit  Predazzit  durchzogen  sind,  dass  die 
Bildung  beider  durchaus  gleichzeitig  sein  muss.  Und  vom 
Brucit,  mit  einem  Gehalt  von  30-^  Wasser,  wird  schwerlich 
eine  andere  Entstehung  als  auf  nassem  Wege  behauptet 
werden  können. 

Alle  diese  Thatsachen  beweisen  mir  hinreichend,  dass  in 
Predaxxo  die  aufgestiegenen  platonischen  Gesteine  in  der 
ganzen  Masse  des  Predazzites  und  des  Pencatites  durch- 
aus keine  Veränderung  bewirkt  haben.  Bei  der  schwa- 
chen Wärmeleitungsfähigkeit  ähnlicher  Gesteine  z.  B.  des 
Marmors  erscheint  solches  Resultat  höchst  natürlich.  Welche 
Bedingungen  die  Aussonderung  des  Predazzites  und  Penca- 


*)    Annal,    des   scienccs    physiq.    et    tialur,    etc.   de   la  soc.   royalc  de 
Lyon.    Bd.  9.  1840.  p.  X  VI. 


145 

tites  aus  ihren  wässrigen  Lösungen  herbeiführten,  vermao- 
ich  nicht  anzuo;ebeu.  Meine  Versuche  diese  Verbiuduno-en 
künstlich  herzustellen  sind  bis  jetzt  ohne  Resultat  gebheben. 
Das  ist  kein  Grund,  an  ihrer  Bildung  auf  nassem  Wege  zu 
zweifeln;  so  wenig  wie  sie  für  den  Anhydrit  zu  zweifeln 
ist,  der  z.  B.  als  Pseudoraorphose  nach  Steinsalz  vorkommt,*) 
obwohl  er  bis  jetzt  nicht  auf  nassem   Wege  dargestellt  ist. 

Ob  und  wie  weit  sich  von  Cmizacoä  aus  die  Ablao-eruno* 
der  Predazzit  -  artigen  Kalke  erstreckt,  vermag  ich  nicht  an- 
zugeben, da  die  Lokalität,  wie  schon  Stdder**)  angiebt,  das 
Verfolgen  der  Schichten  nicht  gestattet.  Ob  ferner  das  von 
SxuDEii  beschriebene  Vorkommen  an  den  palle  rabbiose  hie- 
her  gehört,  muss  ich  unentschieden  lassen.  Um  so  mehr  als 
am  Monzonberg  ein  weisser  grosskörnig-krystallinischer  Mar- 
mor vorkommt,  der  nach  der  mir  gefälligst  mitgetheilten 
Analyse  des  Herrn  v.  Gruenewaldt  nur  aus  Ca  C  mit 
Y  bis  1|  Mg  C  besteht. 

Die  Verwitterungsverhältnisse  des  Predazzites  weichen 
von  denen  der  Dolomite  ab.  Die  Dolomite,  die  aus  1  Atom 
Ca  C  und  1  Atom  Mg  C  und  unbestimmter  Menge  Ca  C 
bestehen,  geben  an  schwache  Säuren  zunächst  den  über 
ein  Atom  vorhandenen  Ca  C  ab,  während  Ca  C  -h  Mg  C 
zurückbleibt. 

Aus  dem  Predazzit  dagegen  wird  fast  die  ganze  Menge 
der  Mg  ausgelaugt;  es  bleibt  nach  Damour's  und  meinen 
Versuchen  fast  reiner  Ca  C  übrig  und  die  Mg  wird  als 
Hydromagnesit  oder  als  Kobell's  Kalkmagnesit  abgesetzt. 
Ganz  analog  scheint  das  Verhältniss  auf  Bttte***)  zu  sein, 
so  viel  sich  nämlich  aus  den  unvollkommenen  Analysen  er- 
sehen lässt.  In  der  Mitte  der  Kalkmasse  ist  der  Mggehalt 
am  grössten  (17-2-  C  Mg)   und   der   Grenze   nahe,    wo   die 


*)  Blum  Pseudomorphosen.  1S43.  S.  222. 
**)  Zeitschrift  für  Mineralogie.  Jahrg.  1829.  S.  2G1. 
***)  Bryce:    on    ike    Ugnites    and    aUercd  Dolomites    of  thc   Island 
of  Bule  in  Philos.  Magaz.     Thlrd  Series.  No  23i.  1849.  S.  90. 


146 

Rückzugsspalten  des  Grünsteins  oder  Basaltes  den  Tage- 
wassern freien  Spielraum  gewähren ,  ist  er  bis  auf  1  ~  ge- 
fallen. Die  Angabe  von  4,45^  Water,  coaly  matter  and  car- 
lonic  und  in  der  Analyse,  wovon  doch  für  1,12-J7  Fe  nur 
0,68  "If  C  abzuziehen  sind ,  die  Zunahme  des  Kalkes  durch 
die  Verwitterung,  die  doch  in  einem  gewöhnlichen  Dolomite 
abnehmen  müsste,  haben  mich  auf  die  Vermuthung  geführt, 
dass  auch  dort  eine  wasserhaltige  basische  Verbindunoj  von 
Ca  C  mit  Mg  H  vorhanden  sei*). 

Ackere  Beobachter  geben  an,  dass  in  Preda%%o  das  durch- 
brechende und  durchbrochene  Gestein  (Granit  und  Kalk)  auf 
der  Grenzfläche  vielfach  in  einander  greifen  ohne  eigentliche 
Gänge  zu  bilden  (s.  Stüder  1.  c);  Reuss**)  und  Cotta***) 
sehen  Gänge  von  Dolerit  oder  Granit  in  einer  Mächtigkeit 
von  2  bis  3  Fuss  in  den  Kalkstein  eindringen.  Ein  Rei- 
bungskonglomerat ist  auch  von  mir  nicht  gesehen  worden. 

Alle  Beobachter  stimmen  darin  überein,  dass  in  der  Nähe 
des  Granites  der  Kalk  nur  noch  schwach  mit  Säuren  brauset; 
er  wird  kieselig,  nimmt  Glimmer  (oder  Chlorit?)  auf  und  an 
dieser  Grenze  finden  sich,  wie  so  häufig,  nach  Herrn  v.  Buni's 
Bemerkung,  Vesuviane  und  Granaten,  die  in  Preduxzo  zuerst 
von  Herrn  Boi  k  beobachtet  wurden.  -)-)  Da  wo  der  Granit 
in  den  Kalkstein  gangföi'mig  eindringt,  findet  sich  ein  grü- 
nes serpentinähnliches  Saalband ,  das  sich  nach  Reuss  viel- 
fach in  den  Kalk  verästelt.  Dies  Gestein  enthält  über  \0~ 
H,  ist  vielfach  mit  Kalkblättchen  durchzogen,  und  ein  Aus- 
laugungsprodukt  aus  dem  plutonischen  Gestein,  wohl  gemengt 
mit  den  Auswaschungsprodukten  des  Kalkes.  Es  ist  eine 
Contaktbildung ,    möglich    geworden   durch   den    Zutritt   des 


*)  LKONiiAnn :  Basaltgebildc,  183'2,  Bd.  IT.  S.  233  erwähnt  einen 
Kalk  aus  der  Kähc  von  Giant's  Caiiscuay,  der  nach  Mkmu;/.  da  C(ista 
aus  Ca  /jSJ,  C  37  ;  ,  H  (?)  12  2  bestehen  süll.  Ich  habe  das  Original 
nicht  auflinden  können. 

**)   Leo.mi.  und  Br.  Jahrb.   1840.  S.   154. 
***)   Lkomi.  und  Bii.  Jahrb.  1848.  S.  132. 
f)   Lkomi.  Mineralog.  Taschenb.  für   1824.  S.  308. 


147 

Wassers  zu  zwei  verschieden  verwitternden  Gesteinen,  von  de- 
nen der  Granit  die  Thonerde,  das  Eisen,  die  Phospiiorsäure 
und  vielleicht  einen  Theil  des  Kalkes  und  der  Magnesia 
hergab. 

So  weit  der  Kalk  kieselig  geworden,  ist  in  der  That 
eine  Metamorphose  mit  ihm  vorgegangen.  Die  Menge  der 
(J  fand  ich  in  einem  Versuche  auf  G, 25^  gesunken,  bei 
einem  in  Säure  unlöslichen  Rückstande  von  77,50-3-,  der 
sich  zum  Theil  wie  Granat  und  Idokras  verhielt.  Ob  diese 
Bildungen  ein  Produkt  des  Zusammenschmelzen s  sind  oder 
nicht,  wird  sich  kaum  entscheiden  lassen.  Drittel-Silikate 
wie  Granat  und  Idokras  können  feurig-flüssig  Avohl  neben 
Ca  C  bestehen;  es  gelingt  nach  Mitscueulich  nicht,  mehr 
als  ein  Atom  Si  mit  drei  Atomen  Ca  zusammenzuschmelzen. 
Aber  eine  andere  Thatsache  verdient  alle  Aufmerksamkeit. 
Die  Idokrase  ohne  irgend  äusserliche  Zeichen  von  Verwitte- 
rung enthalten  im  Innern  kleine  Kalkspathpartieen.  Von  aus- 
sen vollständig  intakt  erscheinende,  gut  auskrystallisirte  grüne 
Granaten,  in  dem  glimmerigen  Kalke  liegend,  zeigen  beim 
Zerschlagen  nur  eine  Hülle  von  Granatsubstanz,  während  der 
Inhalt  aus  einer  körnig-splittrigen  Granatmasse  mit  kohlen- 
saurem Kalk  gemengt  besteht.  Vom  Vesuvian  führt  Bi- 
8CHOF*)  nach  Fkeiesleben  **J  ein  ähnliches  Vorkommen  aus 
der  Gegend  von  Schwar%etiherg  im  Erzgebirge  an :  „meist 
zeigen  sich  die  Vesuviankrystalle  nur  in  rindenartigen  Um- 
rissen von  einigen  Linien  Stärke  und  das  Innere  des  Um- 
risses besteht  aus  dem  nämlichen  Gemenge  von  Kalkstein 
und  Tremolith  wie  die  Masse  des  ganzen  Lagers ;  bisweilen 
ist  das  Innere  theilwcise  mit  Vesuvianmasse,  meist  von  stäng- 
liger  Absonderung,  ausgefüllt,  die  nach  wohl  noch  ein  Korn 
Bleiglanz  oder  brauner  Blende  enthält." 

Bischof  nimmt  den  Gehalt  an  Ca  C  in  den  Granaten 
für  ein  Zersetzungsprodukt,   allein   mir  scheint,   wenigstens 


*)  Lehrb.  d.  ehem.  und  physik.  Geologie  Bd.  2.  S.  504. 
**)  Magazin  für  die  Oryktographic  v.  Sachsen.     Heft  6.  S.  112, 


148 

in  dem  hier  erwähnten  Falle,  wo  die  Flächen  durchaus  glän- 
zend sind  und  keine  Spur  von  Verwitterung  vorhanden  ist, 
die  Deutung  eben  so  nahe  zu  liegen,  dass  die  Mengung  von 
Ca  C  zur  Substanz  des  Granates  die  Krystallisation  des  letz- 
teren gehindert  habe. 

Von  der  Grenze  des  Granites  sich  entfernend  sieht  man 
den  Kalk  weniger  kieselig,  weniger  glimmerreich  werden 
und  allmälig  in  reinen,  weissen  Predazzit  übergehen.  Die- 
ser allmälige  Uebergang  macht  die  Bildung  der  Granaten 
und  Idokrase  auf  wässrigem  Wege  wahrscheinlich.  Eine 
scharfe  Grenze  zwischen  ihnen  und  dem  Kalke  würde  sie 
weit  eher  als  Resultat  der  Schmelzung  erscheinen  lassen. 


149 


2.     Ein   Beitrag   zur  Paläontologie   der  Tertiärschichten 

Oberschlesiens. 

Von  Herrn  Prof.  Dr.  Aug.  E.  Reuss  in  Prag. 
Hierzu  Taf.  VIII.  und  IX. 

Eine  ebenso  interessante  als  wichtige  Bereicherung  hat 
die  Kenntniss  der  norddeutschen  Tertiärgebilde  neuerdings 
durch  die  im  vorigen  Jahre  erfolgte  Entdeckung  von  Tertiär- 
schichten erfahren,  die  schon  bei  flüchtiger  Betrachtung  ihrer 
zahlreichen  Versteinerungen  eine  grosse  Verwandtschaft  mit 
den  Tertiärschichten  des  Wiener  Beckens  nicht  verkennen 
Hessen.  Sie  wurden  von  dem  Prinzen  von  Schoenaich-Ca- 
iioLATH  an  mehreren  Punkten  aufgefunden  und  zwar  unmit- 
telber  dem  Muschelkalk  aufgelagert  und  von  Sand-  und  Ge- 
röllschichten bedeckt,  bei  Miechowitz,  bei  Mikultsc/ät%,  nörd- 
lich von  Zabr%e  dicht  am  Wege  nach  Biskupit%,,  und  weiter 
östlich  im  Süden  des  Vorwerkes   Wesöe. 

Eine  kurze  briefliche  Notiz  darüber  liest  man  im  dritten 
Hefte  der  Zeitschrift  der  deutschen  geologischen  Gesellschaft 
von  1850.  S.  1.84.  Herr  Prof.  Bevricu  hatte  die  Güte,  mich 
von  dem  Funde  in  Kenntniss  zu  setzen  und  zur  näheren  Un- 
tersuchung der  in  den  fraglichen  Schichten  enthaltenen  klei- 
neren Fossilreste  aufzufordern,  um  auch  in  dieser  Beziehung 
die  von  ihm  zugleich  ausgesprochene  Ansicht,  dass  die  mehr 
kalkigen  Schichten  von  3Iiechoivit%  den  Wiener  Leithakalk, 
die  thonigen  von  MikuUschit%  aber  den  Tegel  repräsentiren, 
zu  bestätigen. 

Ich  habe  demnach  die  mir  übersandten  Proben  einer  se- 
nauen  Untersuchung  unterzogen  und  besonders  in  denen  vom 
erstgenannten  Fundorte  eine  die  Erwartung  weit  übertreffende 
Menge  und  Mannigfaltigkeit  von  Petrefakten  gefunden.  Ich 
lasse  auf  den  nächstfolgenden  Seiten  zuerst  ein  Verzeichniss 
derselben  folgen,  um  sodann  einige  kurze,  sich  daraus  erge- 
bende Bemerkungen  beizufügen. 


150 

I.  Die  Schichten  von  Miechount%  hinterlassen  nach  sorg- 
fähigem Schlämmen  einen  kalkigen  Rückstand,  der  dem  des 
Leithakalkes  von  Steinabninii,  Enzersdorf  u.  s.  f.  im  Wie- 
ner Becken  zum  Verwechseln  ähnlich  ist.  Es  gilt  dies  selbst 
von  den  darin  in  reicher  Menge  vorfindigen  kleinen  kugelig- 
knolligen,  oft  selbst  ästigen,  aus  dünnen  konzentrischen  La- 
gen bestehenden  Kalkmassen ,  die  ich  fi-ühcr  für  Koste  von 
Nulliporen  ansah  und  als  N.  ramosissima  beschrieb ;  welche 
aber  nach  späteren  genaueren  Untersuchungen  grösserer  Exem- 
plare nichts  als  Kalkkonkretionen  sind ,  deren  Bildung  der 
der  bekannten  Erbsensteine  ganz  analog  sein  dürfte. 

In  dem  Schlämmrückstande  fand  ich  70  Species  von 
Foraminiferen,  57  Bryozoen  und  1 1  Entomostraceen,  welche 
eine  nähere  Bestimmung  gestatteten.  Eine  nicht  unbedeu- 
tende Anzahl  von  Bruchstücken  oder  zu  schlecht  erhaltenen 
Exemplaren  anderer  Species  musste  für  den  Augenblick  un- 
beschrieben bei  Seite  gelegt  werden. 

I*    Foraminiferen. 

1.     Orbulina  uni versa  d'Okb. 

D'Okbigay  Foraminif.  /oss.    du    btiss.  tert.  de  Vieniie 

1846.  p.  22.  t.   1./.   1. 
Selten.    —    Auch   im  unteren  Tegel*)   von  Badtti,    im 


*)  Die  Annahme  so  zahlreicher  tertiärer  Schichten,  wie  man  sie 
früher  im  Wiener  Becken  aufslellen  zu  müssen  glaubte,  lässt  sich  keines- 
wegs vertheidigen.  Nirgends  kann  man  ihre  unuiittclbare  Ucberlagerung 
nachweisen  und  grossentheils  dürften  sie  wohl  nur  durch  Lokalverhältnisse 
bedingte  verschiedene  Facies  eines  und  desselben  gleichzeitig  gebildeten 
Schichtcnkomplcxes  darstellen.  Höchstens  kann  man  drei  Schichtcngrup- 
pen  unterscheiden ,  die  aber  auch  nicht  scharf  von  einander  gesondert 
sind,  sondern  durch  zahlreiche  Mittelglieder  in  einander  vcrfliessen.  Die 
tiefsten  Schichten  bestehen  aus  Tegel,  dem  ante  reu  Tegel,  der  fast  keine 
Bryozoen  enthält.  Er  wird  hauptsächlich  durch  den  Tegel  von  Baden 
und  Mollersdorf  rcpräscntirt.  In  höhcrem  Niveau  liegen  andere  Tegel- 
schichten, die  sehr  reich  an  Foraminiferen  und  Entomostraceen,  aber  arm 
an  Bryozoen  sind,  —  der  obere  Tegel.  Er  nimmt  schon  viele  Formen 
aus  dem  Lcithakalk  auf,  wie  z.  B.  Amphistegina,  Ilctcrostegina,  Polysto- 
niella,   Truncatulina,  Asterigcrina  planurbis   u.  s.  w.    Ilieher  gehören  die 


151 

oberen  von  Leitersherg  (Steiermark);  im  Salzthon  von  Wie- 
lic%ka ;  im  Sande  von  llohitsch ;  im  Leithakalk  von  Steina- 
brunti;  in  den  Subapenninenmergeln  von  Siena  und  lebend 
im  adriatischen,  mittelländischen  und  atlantischen  Meere. 

2.  Glandulina  laevigata  d'Okb. 
D'Orbigny  1.  c.  p.  29.  t.   1.  f.  4,  5. 

Sehr  selten.  —  Unterer  Tegel:  Badeii  und  Mölkrsdorf; 
oberer  Tegel:  Grm%mg;  Salzthon:  Wielic%.ka;  Leithakalk: 
Nnssdorf;  Subapenninenthon :  Siena.  Lebend  im  adriatischen 
Meere. 

3.  Dentalina  elegans  d'Orb. 
D'Orbigny  1.  c.  p.  45.  t.   1.  f.  52 — 56. 

Nicht  selten.  —  Unterer  Tegel :  *  Baden  *) ;  oberer  Te- 
gel: Felsö-  Lnjn/gy  (Siebenbürgen)  und  vom  *  Leitersherger 
Tunnel  (  Steiermark  ) ;  Salzthon  :  Wielicxka ;  Leithakalk : 
*Nussdo7-/. 

4.  Dentalina  inornata  d'Orb. 
D'Orbigny  1.  c.  p.  44.  t.  1.  f.  50,  51. 

Sehr  selten.  —  Unterer  Tegel:  Baden. 

5.  Dentalina  obtusata  n.  sp.  (Taf.  VIIL  Fig.  1.). 
2 — 3  mm.  lang.    Massig  gebogen,  nicht  sehr  schlank,  oben 

zugespitzt,  unten  stumpf  und  sich  nur  wenig  verschmälernd. 
7 — 10  Kammern,  die  ersten  mit  seichten  linienförmigen  Nä- 
then ;  die  übrigen  gewölbt  und  durch  deutlich  vertiefte  Näthe 
geschieden.     Die  erste  Kammer  beinahe  kugelig,  etwas  grös- 


Tegel  von  Gritizmg,  Fehö-Lapugy,  RiideJsdorf,  Kralotca,  vom  Leilersber- 
ger  Tunnel  u.  a.  m.,  der  Salzthon  von  Wieliczka ,  und  wohl  auch  der 
bernsteinführende  Sand  von  Lembsrg ,  der  Sand  von  Pülzlemsdorf  n.  s.  f. 
Diese  Tcgelschichten  setzen  bis  in  die  oberste  Gruppe,  den  Lei  thak  alk, 
fort ,  mit  welchem  hie  und  da  Tegellagen  wechseln.  Er  zeichnet  sich 
besonders  durch  eine  grosse  Fülle  von  Bryozoen  aus.  Von  Foraminife- 
rcn  sind  Asterigerina  planorbis,  Polystomella  crispa,  Rotalina  Boueana 
und  Akncriana,  Truucatulina  lobatula,  Amphistegina  Haueri,  Heteroste- 
gina  costata  u.  v.  a.  in  ihm  gewöhnlich  in  grosser  Menge  zusammen- 
gehäuft, während  Lingulinen,  viele  Dentalinen,  Marginulinen,  Cristellarien, 
Kobulina  echinata  und  imperatoria  u.  a.  ihm  ganz  fehlen. 

*)    Das    dem  Fundorte    vorgesetzte  Sternchen  bezeichnet  das  häufige 
Vorkommen  der  Species  an  diesem  Orte, 


152 

ser  als  die  nächste ;  nur  zuweilen  mit  einer  Andeutung  einer 
sehr  kurzen  feinen  Spitze.  —  Selten. 

6.  Dentalina  Verneuili  d'Oiuj. 
D'ÜRBiGN\  1.  c.  p.  48.  t.  2.  f.  7,  8. 

Nicht  selten.  —  Unterer  Tegel :  Budefi. 

7.  Dentalina  bifurcata  d'Okb. 
D'Okbigny  1.  c.  p.  50.  t.  2.  f.  38,  39. 

Selten.  —  Unterer  Tegel:  Baden;   oberer  Tegel:   Felsö- 
Lapugy  (Siebenbürgen);  Leithakalk:  JSussdorf. 

8.  Lin  gulin  a  rotundata  d'Okb. 
D'Okbigny  1.  c.  p.  61.  t.  2.  f.  48,  öl. 

Sehr  selten.  —  Unterer  Tegel:  Baden. 

9.  Lingulina  costata  d'Okb. 
D'Okbig^y  h  c.  p.  62.  t.  3.  f.  1  —  5. 

Sehr  selten.  —  Unterer  Tegel:  Baden. 

10.  Marginulina  pedum   d'Okb. 
D'Okbigxy  \.  c.  p.  68.  t.  3.  f.  13,  14. 

Selten.  —  Unterer  Tegel:  Baden. 

11.  Marginulina  vaginella  n.  sp.  ( Taf.  VIII. 
Fig.  2.). 

1,75  mm.  lang.  Verlängert  scheldenförmig,  seitlich 
massig  zusammengedrückt,  oben  schräg  zugespitzt,  unten 
gerundet ,  glatt.  Im  Umriss  der  M.  ensis  liss.  aus  dem 
Böhmischen  Pläner  sehr  ähnlich.  Man  unterscheidet  8  —  9 
iiiedrige,  wenig  schräge,  nicht  gewölbte  Kammern  nur  mit 
Mühe ;  die  Näthe  sind  nicht  vertieft,  sehr  undeutlich  linien- 
förmig.  Die  Jiauchseite  ist  viel  winkliger  als  die  Kücken- 
seite, im  unteren  Theile  des  Gehäuses  selbst  scharf  und  mit 
einer  Andeutung  eines  llügelartigen  Saumes  besetzt.  An  den 
Seitenflächen  bemerkt  man  zunächst  dem  unteren  Ende  nicht 
selten  2-3  kurze  schräge  etwas  erhabene  Linien.  —  Sehr 
selten. 

12.  Marginulina  semicostafa  n.  sp.  (Taf.  VIII. 
Fig.  3.). 

1,75  mm.  lang.  Gchäiiso  länglich,  scheidenförmig,  ver- 
hältnissmässig  dick,   im  (^uerecimitt  oben  fast  kreisrund,  un- 


153 

ten  breit  eiförmig;  am  oberen  Ende  schräg  zugespitzt,  am 
unteren  etwas  schief  gerundet.  Nur  die  4  obersten  wenig 
schrägen,  schwach  gewölbten  Kammern  sind  durch  sichtbare 
Näthe  geschieden.  Die  letzte  Kammer  ist  glatt;  auf  den 
nächsten  3  Kammern  bemerkt  man  jederseits  5 — 6  schmale 
aber  scharfe  Längsrippen,  die  sich  fast  alle  nur  bis  zur  vier- 
ten Nath  heraberstrecken.  Nur  die  mittlere  Rippe  verläuft 
bis  zum  vorderen  unteren  Theile  des  Gehäuses.  Sämmtliche 
Rippen  sind  schräge  vorwärts  gerichtet  und  zwar  desto  schrä- 
ger, je  näher  sie  der  Bauchseite  liegen,  auf  welcher  die  vor- 
dersten unter  spitzem  Winkel  zusamraenstossen.  Die  Mün- 
dung sitzt  auf  einem  an  der  Kückenseite  gelegenen  gestrahl- 
ten Höcker  der  letzten  Kammer.  —  Sehr  selten. 

13.  Marginulina  hirsuta  d'Orb. 
D'Orbigny  1.  c.  p.  69.  t.  3.  f.  17,  18. 

Selten. —  Unterer  Tegel :  Baden;  oberer  Tegel:  Leiters- 
/y^/-§w  Tunnel  (Steiermark);  Leithakalk:  Nussdorf;  Subapen- 
ninenmergcl :  Siena.     Lebend  im  adriatischen  Meere. 

14.  Cr i Stellaria  auriformis  n.  sp.  (Taf  VIIL 
Fig.  4.). 

2  mm.  lang.  Länglich,  ohrförmig,  oben  zugespitzt,  un- 
ten gerundet,  stark  zusammengedrückt,  im  Umfange  scharf- 
winklig, Spiral  eingerollt.  8  ziemlich  schmale  dreieckige, 
sehr  wenig  gewölbte,  durch  schwach  vertiefte  Näthe  geson- 
derte Kammern.  Die  Mundfläche  der  letzten  stark  gewölbt. 
Die  Nabelgegend  etwas  vertieft.  Die  Mündung  steht  auf 
einem  spitzigen  gestrahlten  Höcker.  In  der  Umgebung  des 
Nabels  und  am  Rande  der  zwei  letzten  Kammern  bemerkt 
man  gewöhnlich  einige  kleine  runde  Knötchen.  —  Sehr 
selten. 

15.  Cri Stellaria  inops  n.  sp.  (Taf  VHL  Fig.  5.). 

0,6  mm.  lang.  Eiförmig,  stark  gewölbt,  oben  kurz  zu- 
gespitzt, unten  gerundet,  im  Querschnitt  sehr  breit  eiförmig, 
fast  rund.  Nur  4  grosse  dreieckige ,  etwas  gewölbte  Kam- 
mern mit  schmalen  seichten  Näthen.  Die  Mundfläche  der 
letzten  Kammer  niedrig,  aber  breit,  beinahe  halbmondförmig, 


154 

gewölbt.     Oberfläche  glatt.     Die  Alündung  gestrahlt,  auf  der 
Endspitze  der  letzten  Kammer.  —  Sehr  selten. 

16.  liobulina  angulata  n.  sp.  (Taf.  VJJI.  Fig.  6.). 

0,9 — 1  mm.  im  Durchmesser  haltend.  Linsenförmig  zu- 
sammengedrückt, im  Umfange  eckig  und  scharfwinklig,  ohne 
Nabel,  glatt.  7  dreiekige  flache  Kammern  mit  geraden,  sehr 
wenig  erhabenen  Nathlinien.  Die  Mundfläche  der  letzten 
Kammer  schmal,  seitlich  zusammengedrückt,  in  der  Mitte 
einen  gerundeten  Längskiel  bildend.  —  Sehr  selten. 

17.  Kobulina  cultrata  d'Okb. 
D'Okbigny  l  c.  p.  DG.  t.  4.  f.  10—13. 

Gemein.  —  Unterer  Tegel :  *  Heiden;  oberer  Tegel:  Felsö- 
Laimgy  (Siebenbürgen);  Leithakalk:  *  Aussdorf ;  Subapenni- 
nenmergel:  Siena.     Lebend  im  adriatischen  Meere. 

18.  Eobulina  ornata  d'Okb. 
D'Okbigny  1.  c.  p.  98.  t.  4.  f.  16,  17. 

Sehr  selten.  —  Unterer  Tegel:  Baden. 

19.  Kobulina  calcar  d'Okb. 
D'Okbigny  1.  c.  p.  99.  t.  4.  f.  18—20. 

Ziemlich  gemein.  —  Unterer  Tegel :  Baden :  oberer  Te- 
gel: *Rudehdorf  (Böhmen),  Fcls'ö-Lapugy  (Siebenbürgen); 
Subapenninenmergcl :  Sie7ia.     Lebend  im  adriatischen  Meere. 

20.  Kobulina  echinata  d'Orb. 
D'Okbigny  1.  c.  p.  100.  t.  4.  f.  21,  22. 

Gemein.  —  Unterer  Tegel:  Baden;  Subapenninenmer- 
gcl: Siena.     Lebend  im  adriatischen  Meere. 

21.  Kobulina  simplex  d'Okb. 
D'Okbig.ny  1.  c.  ]).   102.  t.  4.  f.  27,  28. 

Sehr  gemein.  —  Unterer  Tegel :   Baden;  Sand:  Lemherg. 

22.  Kobulina  intermedia  d'Okb. 
D'Okbigny  1.  c.  p.  104.  t.  5.  f.  o,  4. 

Sehr  gemein.  —  Unterer  Tegel:  liaden;  Salzthon:  Wie- 
lic%kai  Leithakalk:  Aussdorf;  Subapcnninensiind:  CastelV 
urquato. 

23.  Kobulina  imperatoria  d'Okb, 
D'Okbigny  1.  c.  p.   104,  t.  5.  f.  5,  6. 


155 

Sehr  selten.  —  Unterer  Tegel:  Baden;  oberer  Tegel : 
Felsö-Lapugij  (Siebenbürgen);  Subapenninenmergel:  Sie?ia. 

24.  Nonionina  communis  d'Okb. 
D'Okbigny  1.  c.  p.  lOG.  t.  5.  f.  7,  8. 

Sehr  selten.  — Oberer  Tegel:  Grm%ing;  Salzthon:  Wie- 
liczkii;  Leithakalk:  *  IStissdorf -,  miocäner  Grobkalk :  *  Bor- 
deaux; Subapenninenmergel:  Siena,  Astrupp.  Lebend  im 
adriatischen  Meere. 

25.  Nonioniua  Boueana  d'Ohb. 
D'Orbigny  1.  c.  p.  108.  t.  5.  f.  11,  12. 

Selten.  —  Unterer  Tegel:  MöUersdorf;  oberer  Tegel: 
*Gnn%ing,  Riidelsdorf  (Q'6\iincx\)-,  Salzthon:  WieUc%ka\  Sand: 
Ro/ätsch;  Leithakalk:  Nussdorf,  Enxersdorf\  Subapenninen- 
schichten:  *CastelV  argiiato,  Astrupp. 

2G.     Nonionina  Soldanii  d'Okb. 

D'Orbigny  1.  c.  p.  109.  t.  5.  f.   15,  IG. 

Selten,  stets  sehr  klein. —  Unterer  Tegel:  *  Baden,*  Möl- 
ler sdorf\  oberer  Tegel:  *Grin%ijig,*J(udehdor/,  Felsö-Lupugij; 
Salzthon:  *Wieltc%ka:  Sund:  Ro/iitsc/i ;  Ijeithnkiük  :  Aussdor/, 
Enzersdorf ^  Freihä/il  (Steiermark);  Subapenninenschichten: 
CasteW  arquato,  Siena,  Astrupp. 

'11.     Nonionina  bulloides  d'Obb. 
D'OiiBiGNY  1.  c.  p.   107.  t.  5.  f.  9,  10. 

Sehr  selten.  —  Unterer  Tegel:  Müllersdorf,  artesiseher 
Brunnen  in  Wien;  oberer  Tegel:  Grinxing ,  Fehö-Lapvgy ; 
Salzthon:  Wieliczka;  Leithakalk:  Nussdorf;  Subapenninen- 
schichten :   CasteW  arquato,  Siena. 

28.     Polystomella  Fichteliana  d'Orb. 
D'Orbigny  1.  c.  p.  125.  t.  6.  f.  7,  8. 

Sehr  selten.  —  Oberer  Tegel:  *Grin%ing,  Rudclsdorf, 
Fels'ö-Lapugy ;  bernsteinführcnder  Sand  von  Lemherg ;  Salz- 
thon: Wieliczka;  Leithakalk:  Niissdorf,  *Enzersdorf,  Kostel 
(Mähren),  TfÄrrsrng- (Steiermark)  ;  Subapenninensand:  CasteW 
arquato. 

Zelts,  cl.  (i.gCMl.ties.  III.  '.i.  12 


156 

29.  Polystomella  Ungeri  Rss. 

Reu.ss    Denkschriften   d.    k.  Akad.    d.  Wissensch.    zu 
Wnm.  1850.  I.  p.  369.  t.  48.  f.  2. 
Sehr  selten.    —   Bernsteinführender  Sand  von  Lemberg; 
Leitliakalk:    TFarxing    und     St   Nikolai  (Steiermark),    En- 
zersdorf. 

30.  Polystomella  crispa  Lamk. 
D'Orbigny  1.  c.  p.   125.  t.  6.  f.  9—14. 

Aeusserst  gemein.  —  Unterer  Tegel:  ßaden,  artesischer 
Brunnen  in  Wien;  oberer  Tegel:  *Griii%ing ,  *Rudehdorf. 
Kraloiva  (Ungarn);  Sand:  Rohitsch,  Pöt%leinsdorf\  Salzthon : 
Wielicz/ca  ;  Leithakalk :  *A\issdor/',  *£nzersdor/',  *Steinabrnnn  ; 
*Kostel  und  *yikolsburg  (Mähren) ;  *  Freibühl,  *  Wur%ing  und 
*St.  Nikoldi  (Steiermark);  mioeäner  Grobkalk:  Bordeaux; 
Subapenninenschichten :  *CasteU  arquato,  Siena,  Lebend  im 
adriatischen,  mittelländischen  und  atlantischen  Meere. 

31.  Rotalina  Boueana  d'ükb. 
D'Oküignv  1.  c.  p.  152.  t.  7.  f.  25—27. 

Aeusserst  gemein.  —  Unterer  Tegel:  *Baden;  oberer 
Tegel:  Grinzing;  Salzthon:  Wieliczka ;  Leithakalk:  *Nuss- 
dorf,  En%ersdor/,  Kostel  (Mähren).  Lebend  im  adriatischen 
Meere. 

32.  Rotalina  Sehr  eiber  si  u'Okb. 
D'Orui(;ny  1.  c.  p.  154.  t^8.,  f.  4— G. 

Sehr  selten.  —  Unterer  Tegel:  *ßa(/ew,  Möller sdorf, 
Wien:  oberer  Tegel:  lludelsdorf  {V>(A\n\QXi')\  Leithakalk. • 
*]Stasdorf. 

33.  Rotalina  Soldanii  d'Oijb. 
D'üiiiüCAY  1.  c.  p.   155.  t.  8.  f.  10  —  12. 

Sehr  selten.  —  Unterer  Tegel:  Jiaden:  oberer  Tegel: 
Grinxing ,  FehöLnpngy  (Siebenbürgen),  Orlau  (Mähren); 
Leithakalk :  Nussdorf;  Subapenninenmergel :  Sicna.  Lebend 
im  adriatischen  Meere. 

34.  Rotalina  Akneriana  d'Obu. 
D'Okbk.ny  1.  c.  p.   15G.  t.  8.  f.   13  —  15. 

Gemein.  —  Bernsteinführender  Sand:   Lrniherg:  Leitha- 


157 

kalk:  *Nussdorf,  *Wu/%tng;   Subapenuinensand:    CastelV  ar- 
quato. 

35.  E-otalina  cryptompliala  Rs.s. 

Reuss  Denkschr.   d.  k.  Akad.  d.  Wissens,  zu    Wieii. 
1850.  I.  p.  371.  t.  47.  f.  2. 
Sehr  selten.  —    Oberer  Tegel:    *  Rudels  dorf  {ViXi\\vi\m), 
Grinxing ;  Salzthon:    Wieliczka -,  Leithakalk:  Emersdorf, 

36.  liotalina  Dutemplei  d'Okk. 
D'Okbigny  1.  c.  p.   157.  t.  8.  f.   19—21. 

Ziemlich  häufig.  —  Unterer  Tegel:  *  Buden,  *Jlöllers- 
dorf\  oberer  Tegel:  Grin%ing,  Leitersdorf  er  Tunnel  (Steier- 
mark), Rudelsdorf  (Böhmen),  Felsö-Lapugy  (Siebenbürgen) ; 
Salzthon:  Wielicxka;  Sand:  Ro/ätsch,  Lemherg;  Lcithakalk: 
*Nussdorf,  *En%ersdorfy  Steinabrun7i ,  /"mÄ/V/i/  (Steiermark) ; 
Subapenninensand :  CasfeW  arqiiato. 

37.  Rotalina  Brongniarti  d'Okk. 
D'Okbigny  1.  c.  p.  158.  t.  8.  f.  22-24. 

Sehr  selten.  —  Unterer  Tegel:  *Bade?i;  oberer  Tegel: 
Grinxmg;  Leithakalk:  *Nussdor/,  Enzersdorf;  Subapenninen- 
schichtcn :  CastelV  arquato,  Siena.  Lebend  im  adriatischen 
Meere. 

38.  Globigerina  diplostoraa  Rss. 

Reüss  1.  c.  L  p.  373.  t.  47.  f.  9,  10;  t.  48.  f.  1. 
Aeusserst  selten.  —  Unterer  Tegel:  *  Raden.,  Möllers - 
dorf:  oberer  Tegel :  *Grmzing,  Orlau  (Mähren) ,  Feh'6-La- 
//?/^7/ (Siebenbürgen);  Sand:  Rohitsch:  Leithakalk:  ISiissdorf, 
En%ersdorf,  Eichkogel  bei  Gumpoldskirchen,  Wur%ing  (Steier- 
mark). 

39.  Globigerina  triloba  Rss. 
Reuss  1.  c.  I.  p.  374.  t.  47.  f.  11. 

Gemein.  —  Unterer  Tegel:  *  Baden,  Möllersdorf -,  obe- 
rer Tegel :  *Grmzmg,  *  Orlau  (Mähren),  *  Leiter  sherger  Tunnel 
(Steiermark),  '^Felsö-Lapugy  (^^\(^Q.x\)aüxgQn)\  Salzthon:  Wie- 
lic%ka\  Sand:  *  Rohitsch;  Leithakalk:  Wurzing  und  *St.  Ni- 
kolai (Steiermark),  Steinahrunn,  En%ersdorf\  Subapenninen- 
schichten:  *  CastelV  arquato,  Sie7ia,  Astmpp. 

12* 


158 

40.  Truncatulina  Boueana  d'Okh. 
D'Oi{Iji(;ny  1.  c.  p.  IGl).  t.  9.  f.  24- 2Ö. 

Sehr  selten.  —  Unterer  Tegel:  MöUersdorf;  oberer 
Tegel:  lludelsdorf ,  Fclsö -  Lapugtj :  Salzthon  :  TFüliczia; 
Leithakalk :  Nnssdor/,  FreihiUd,  Enzersdorf;  Subapenninen- 
sand :  CusteW  arquato. 

41.  Truncatulina  lobatula  d'Orb. 
D'Okbigny  1.  c.  p.  1G8.  t.  9.  f.  18—23. 

Nicht  selten.  —  Oberer  Tegel:  *Grin%ing ,  Rudelsdorf; 
Salzthon:  Wielic%ka;  bernsteinf'ührender  Sand:  *]^emberg; 
Leithakalk :  * JS'ussdorf,  Steinahrunn,  Gumpoldskirchen,  *En%ers- 
dorf,  Kostet  und  ISikohhurg  (Mähren),  *lFurzifig  und  *SY. 
ISikolai  (Steiermark);  Subapenninenschichten:  ^Castell'  ar- 
quato, Siena.     Lebend  im  adriatischen  Meere. 

42.  Anomalina  badenensis  d'Orb. 
D'Orbigny  1.  c.  p.  171.  t.   10.  f.   1—3. 

Wegen  der  grossen  Seltenheit  und  des  nicht  vollkom- 
menen Erhaltungszustandes  bleibt  die  Bestimmung  etwas  zwei- 
felhaft. —  Unterer  Tegel:  liaden ;  oberer  Tegel:  Grmzing 
Leitersberger  Tunnel. 

43.  Anomalina  austriaca  d'Orb. 
D'Orrigny  1.  c.  p.  172.  t.  10.  f.  4  —  9. 

Sehr  selten.  —  Oberer  Tegel :  Grin%ing  ;  Salzthon :  Wie- 
lic%ka;  Leithakalk:  Nussdorf. 

44.  Rosalina  obtusa  d'Orb. 
D'Orrigny  1.  c.  p.  179.  t.  11.  f.  4—6. 

Sehr  selten.  —  Unterer  Tegel:  Baden:  oberer  Tegel: 
Grin%hig,  Rudelsdor/'  (Böhmen),  0/-/«^  (Mähren);  Salzthon: 
Wt'eliczka;  Leithakalk:  Sussdorf,  En%ersdorf ,  St.  Nikolai 
(Steiermark) ;  Subapenninensand  :    CasleW  arquato. 

45.  Bulimina  aculeata  Czizkk. 

Reuss  Denkschr.  d.  k.  Akad.  d.  "Wiss.  zu  Wien  1850. 
L  p.  374.  t.  47.  f.  13. 
Sehr   selten.    —    Oberer  Tegel:    Grmzing,    liudelsdorf; 
Salzthon:     Wielicxka;    bernsteinlührender     Sand:    Lemberg ; 


159 

Leithakalk:  Eichkogcl  bei  Gumpoldsh'rchen :  Subapenninen- 
sand:    CastelV  arqiiato. 

46.  Uvigerina  striatella  n.  sp.  (Taf.  VIII.  Fig.  7.). 
0,5^ — 0,7  mm.  lang.    Eiförmig,    ziemlich  bauchig,  unten 

stumpf  zugespitzt ,  am  oberen  Ende  mit  kurzer  ungelippter 
Mündungsröhre.  Kammern  gewölbt.  Die  Näthe  mit  Aus- 
nahme der  untersten  vertieft ,  aber  schmal.  Die  Oberfläche 
mit  gedrängten  feinen,  oft  gebogenen  und  gespaltenen  erha- 
benen Streifen  bedeckt.  —  Sehr  vereinzelt. 

47.  Uvigerina  pygmaea  d'Orb. 
D'Orbigny  1.  c.  p.  190.  t.  H.  f.  25,  26. 

Die  nicht  seltenen  Exemplare  weichen  nicht  unbedeutend 
von  der  typischen  Form  ab,  w'as  aber  bei  der  grossen  Ver- 
änderlichkeit der  Uvigerinen  überhaupt  in  den  Dimensionen 
und  der  Skulptur  zu  einer  spezifischen  Unterscheidung  nicht 
hinreichen  dürfte.  Sie  sind  alle  kürzer  und  verhältnissmäs- 
sig  dicker;  die  nicht  sehr  zahlreichen  scharfen  Rippen  ragen 
stark  hervor  und  lassen  mitunter  die  obere  Hälfte  der  letzten 
Kammer  frei. 

Unterer  Tegel:  *  Baden,  *J\Jöllersdorf;  oberer  Tegel: 
Grinzing,  Orlau,  Felsö-Lapugy ;  Salzthon:  Wielicxkw,  Sand: 
Rohitsch;  Leithakalk:  *Nussdorf,  Freibiihl',  Subapenninen- 
mergel:  Siena,     Lebend  im  adriatischen  Meere. 

48.  Uvigerina  asperula  Czizek. 

U.  asperula  und  U.  Orbignyana  Czizek  in  Haidin- 
ger's   naturwissens.  Abhandl.    1848.   II.   p.  146,   147. 
t.  13.  f.  14—17. 
Nicht  selten.  —  Unterer  Tegel:   Baden \   oberer  Tegel: 
Felsö-Lapugij ;  Salzthon:  *Wielic%ka. 

49.  Verneuilina  spinulosa  Rss. 
Reuss  1.  c.  I.  p.  374.  t.  47.  f.  12. 

Sehr  selten  und  immer  grösser,  als  die  Exemplare  von 
andern  Fundorten.  Die  Stacheln  der  gekielten  Seitenränder 
sind  an  den  gewöhnlich  abgerollten  Exemplaren  nur  selten 
wahrzunehmen. 

Oberer  Tegel:   Grin%ing,  Rudelsdorf;   Leithakalk:  Nuss- 


160 

dorf,  En%ersdorf,    lVt/r%tng;    Subapenninenschicliten:  CastelF 
arquato,  Astrupp. 

50.  Cla  vuli  na  coram  unis  d'Okb. 
D'Okisu.ny  1.  c.  p.  196.  t.  12.  f.  1,  2. 

Selten ;  stets  kleiner,  als  die  ty})ische  Form ;  die  einzel- 
nen Kammern  sehr  unregelmässig ,  abwechselnd  auf  einer 
Seite  höher  als  auf  der  andern,  so  dass  sie  dem  Gehäuse 
das  Ansehen  eines  Enallostegiers  geben.  Es  kommen  solche 
anomale  Formen  jedoch  auch  unter  den  typischen  der  um- 
hegend von    Wien  vor. 

Unterer  Tegel:  *Bftden,  *  Möller  sdorf -.  oberer  Tegel: 
Felsö-Lapugij,  Orlau,  Leitersherger  Tunnel ;  Salzthon :  Wie- 
liczka;  Subapenninenschichten :  CastelV  arquato ,  Astrupp. 
Lebend  im  adriatischen  und  mittelländischen  Meere. 

51.  Cassidulina  oblonga  ßss. 
Reu8S  1.  c.  I.  p.  376.  t.  48.  f.  4. 

Sehr  selten.  —  Oberer  Tegel:  Grinzing,  Felsö-Lapugi/; 
Salzthon:  Wieliczka;  Tegel  im  Leithakalke:  Eichkogcl  hei 
Gu7tipoldskirche7i. 

52.  Ehrenbergina  serrata  Rss. 
Reuss  1.  c.  L  p.  377.  t.  48.  f.  7. 

Sehr  selten.  —  Unterer  Tegel :  Bade?i. 

53.  Asterigerina  planorbis   d'Okb. 
D'Okbigay  1.  c.  p.  205.  t.  11.  f.   1—3. 

Sehr  selten.  —  Oberer  Tegel:  *Griming,  Felsö-Lapugy 
(Siebenbürgen),  Orlau  (Mähren),  Leitersberger  Tunnel  (Steier- 
mark) ;  bernstciuf ührender  Sand :  Lemherg ;  Salzthon :  Wie- 
lic%ka ;  Leithakalk :  *Aussdor/,  *En%crsdorf,  *Kostel  und  *M- 
kolshurg  (Mähren),  St.  Nikolai  und  *  fJlirzing  (Steiermark); 
Subapenninenschichten:  Kassel,  Astrupp,  Siena,  *Castell'  ar- 
qtiato. 

54.  Amphistegina  Haueri  d'Ork. 
D'Oki{1(,>y  1.  c.  p.  207.  t.  12.  f.  3—5. 

Aeusserst  gemein.  —  Unterer  Tegel:  Möllersdorf  {^ehv 
selten);  oberer  Tegel:  *Grinzing;  Salzthon:  Uieliczka  (sehr 
selten);   Leithakalk:    '^ Aussdorf,    *En%ersdorf,  *Garschenthal, 


161 

*  Kostet  und  *Nikolshurg  (Mähren),  *St.  Nikolai  und  *Wur- 
%ing  (Steiermark),  *Mörl)isc/i  {Ungarn)',  Subapeuninenschich- 
ten:  Bünde,  Casteir  arquato. 

55.  Amphistegina  mammillata  d'Orb. 
D'Orbigxy  1.  c.  p.  208.  t.  12.  f.  6—8. 

Selten.  —  Oberer  Tegel:  Grin%ing;  Lcithakalk:  *Nuss- 
doif. 

56.  Amphistegina   rugosa  d'Orb. 
D'Orbigny  1.  c.  p.  209.  t.  12.  f.  9—11. 

Sehr  selten.  —  Leithakalk:  Nussdorf. 

57.  H  eterostegina  costata  d'Orb. 
D'Okbigny  1.  c.  p.  212.  t.  12.  f.  15—17. 

Aeusserst  gemein.  —  Oberer  Tegel:  *Griji%ing,  Rudels- 
dorf;  Salzthon:  Ifieliczka;  Leithakalk:  *  Nussdorf ,  En%ers- 
dorf,  Steinabrunn,  *  Wurzing  (Steiermark) ;  miocäne  Tertiär- 
schichten: Dax. 

58.  Globulina  aequalis  d'Orb, 
D'Orbigny  1.  0.  p.  227.  t.  13.  f.  11,  12. 

Selten.  —  Oberer  Tegel:  Rudelsdorf \  Saud:  Pötzlcins- 
dorf,  Lemberg ;  Leithakalk:  Nussdotf,  Kostet;  Subapenninen- 
sand:  CastelF  arquato. 

59.  Globulina  spinosa  d'Orb. 
D'Orbiginy  1.  c.  p.  230.  1.  13.  f.  23.  24. 

Selten.  —  Oberer  Tegel:  Gri?i%ing;  Leithakalk:  *  Nuss- 
dorf, En%ersdorf\  gelber  Subapenninenmergel :  Castelf  ar- 
quato. 

60.  Guttulina  austriaca  d'Orb. 
D'Orbigny  1.  c.  p.  223.  t.  12.  f.  23—25. 

Sehr  selten.  —  Unterer  Tegel :  Baden,  Mötlersdorf;  obe- 
rer Tegel :  Grin%ing ;  Salzthon :  Wieticxka ;  Leithakalk : 
Nussdorf;  gelber  Subapennineusand:    Castett  arquato. 

61.  Guttulina  problema  d'Orb. 
D'Orbigny  1.  c.  p.  224.  t.   12.  f.  26—28. 

Sehr  selten.  —  Unterer  Tegel :  Mötlersdorf;  oberer  Te- 
gel: Grin%ing;  bernsteinführender  Sand :  Lemberg;  Salzthon: 
Wielic%ka;   Leithakalk:   Nussdorf,    ffurzifig;   Subapenninen- 


162 

schichten:  Kassel,  Steiia,  CastelV  arquato.     Lebend  im  adria- 
tischeii  Meere. 

G2.     Polymorphina  digitali  s  d'Ork. 
D'Okük.ny  1.  c.  p.  233.  t.  14.  f.  1—4. 

Ziemlich  häufig.  Mit  den  typischen  Exemplaren  kom- 
men kürzere  und  breitere  vor,  die  aber  in  den  übrigen  Merk- 
malen ganz  übereinstimmen.  —  Oberer  Tegel :  Riidebdorf 
(Böhmen),  Felsö-Lapugij  (Siebenbürgen);  Leithakalk:  *Xuss- 
(lorf,    Wurzing  und  *Freibiihl  (Steiermark). 

03.  Virgulina  Schreibersana  Czizek. 

CzizEK  in  Haidinger's  naturwissensch.  Abhandl.  1848. 

IL  p.   147.  t.  13.  f.  18-21. 
Acusserst  selten.  —  Unterer  Tegel:  linden;  oberer  Te- 
gel:  Gri/izing;  Rudelsdorf,  Felsö-Lupiigt/;  bernsteinf'ührender 
Sand:   Leinherg\    Salzthon:    IVieliczka',    Leithakalk:   Enzers- 
dorf;    Subapenninenschichten :  Astn/pp^  CastelV  arquato. 

04.  Grammostomum  (Valvulina)  dilatatum  n.  ep. 
(Taf.  VIII.  Fig.  8.). 

0,9  —  1  mm.  lang.  Breit  ciförmig-rhombuidal,  von  vorne 
nach  hinten  zusammengedrückt,  in  der  Mitte  am  dicksten  und 
gegen  die  scharfwinkligen  Ränder  sich  allmälig  abdachend. 
Kammern  breit ,  aber  niedrig,  nicht  sehr  schief.  Näthe  nur 
wenig  ausgesprochen.  Das  obere  und  untere  Ende  des  Ge- 
häuses stumpf;  seine  Oberfläche  mit  feinen  Punkten  bedeckt. 
Die  Mündung  eine  breite  enge  Querspalte  am  Gipfel  der 
letzten  Kammer.  —  Aeusserst  selten. 

05.  Text ularia  carinata  d'Orb. 
D'Okbig.ny  1.  c.  p.  247.  t.   14.  f.  32—34. 

Selten.  —  Unterer  Tegel :  Baden,  *  Möllersdorf ;  oberer 
Tegel :  *Grinzing,  * Rudelsdorf,  *  Felsö- Lapugy ,  Leitersherger 
Tunnel;  Salzthon:  \Vielic%ka\  Lcithakalk:  *iSussdorf\  Sub- 
apenninenschichten :  Astrupp^  Siena.  Lebend  im  adriatischen 
Meere. 

60.     Textularia  pala  Czizek. 

CzizEK  in  Haiüiisger's  natuvwissens.  Abhandl.    1848. 
U.  p.  148,  t.  13.  f.  25—27. 


163 

Selten.  —  Unterer  Tegel :  Hadert,  Möllersdorf  \  oberer 
Tegel:  Grin%ing,  Fehö-Laimgi/;  Salzthon:  Wieliczka-,  Leitha- 
kalk :  Nussdorf,  En%ersdorf ,  Steinabrunn  ,  Mkolshurg ;  Sub- 
apenninenschichten :   Bünde,  *VastelV  arquato. 

67.  Textularia  deperdita  d'Okb. 
D'Okbigny  1.  c.  p.  244.  t.  14.  f.  23—25. 

Sehr  selten.  —  Unterer  Tegel:  Möllersdorf  \  Salzthon: 
Wielic%ka ;  Leithakalk :  JSussdorf. 

68.  Textularia  Mayeriana  d'Orb. 
D'Orbigny  1.  c.  p.  245.  t.  14.  f.  26—28. 

Gemein.: — Unterer  Tegel:  Baden;  Salzthon:  Wtelic%ka\ 
Lcithakalk:  Nussdorf  Kostel;  Subapenninenschichten:  Astrupp, 
*Castell'  arquato. 

69.  Textularia  subangulata  d'Orb. 
D'Orbiglny  1.  c.  p.  247.  t.^  15.  f.  1—3. 

Sehr  selten.  —  Unterer  Tegel:  Möllersdorf \  Salzthon: 
Wielic%ka',  Leithakalk:  '^'JSussdorf. 

70.  Sphaeroidina  austriaca  d'Orb. 

Reu8S  Denkschr.  d.  k.  Akad.  der  Wissens,  zu   Wien. 

1850.  L  p.  387.  t.  51.  f.  3—19. 
Sehr  selten.  —  Unterer  Tegel :  Haden.,  Möllersdorf  \  obe- 
rer Tegel:  Grin%ing,  liudelsdorf,  Orlau,  Leitersdorf  er  Tun- 
nel, Felsö-Lapugy;  Salzthon:  '^  Wielicxka;  Leithakalk:  *l\uss- 
dorf 

II.    Ilryozoen. 

1.     Cellaria  marglnata  Rss. 
Reuss  in  HaIdinger's  naturwissensch.  Abhandl.   1848. 
II.  p.  59.   t.   7.  f.  28,  29.    —    Glauconome    marginata 
GoLDF.  Fetref.  Germ.  I.  p.   100.  t.  36.  f.  5. 
Sehr  gemein.  —  Auch  im  Leithakalk  von  JSussdorf,  Ei- 
senstadt, linst,  Mörhisch,  En%ersdorf  Sfeitiabrunn ;  im  gelben 
Subapenninensand  von  Castell'  arquato,  im  Steinsalz  von  Wie- 
lic%ka\  im  Crag   von  Suff^olk   und    Walton   on   the  ]Sare\    in 
den  Subapenninenmergeln  von  Astrupp,  Freden,  Diekhoh  und 
Luithorst. 


\ 


164 

2.  Cellaria  Michelini  Rss. 
Eeüss  1.  c.  p.  61.  t.  8.  f.  1,  2. 

Ziemlich  häufig.  —  Leithakalk :  Nussdor/,  Garschenthal, 
Kostel  (Mähren),  Wur%ing,  St.  Nikolai,  (hossing  und  Kalen- 
herg  (Steiermark),  Eisenstadt,  Rust  und  Mörhisch  (Ungarn); 
Steinsalz :    Wielicnka. 

3.  Vincularia  cuculla t a  Rs.s. 

Cellaria  cucullata  Reuss  1.  c.  p.  60.  t.  7.  f.  31. 
Ziemlich  selten.  —   Leithakalk:  Mörhisch  und  Eisenstadt 
(Ungarn),  Grossing,    Wurzing  und  <SV.  IS'ikolai  (Steiermark). 

4.  Vaginopora  polystigma  Rss. 
Reuss  1.  c.  p.  73,  74.  t.  9.  f.  2. 

Nicht  selten.  —  Leithakalk:  Steinahrun7i  (OesteiTcich), 
Kostel  (Mähren),  Eisenstadt ,  Mörhisch  und  Kroishach  (Un- 
garn),  JVurzing  und  *S7.  Äikolai  (Steiermark). 

5.  Vaginopora  geminipora  Rss. 
Reuss  1.  c.  p.  74.  t.  9.  f.  3,  4. 

Bruchstücke  ziemlich  häufig.  —  Leithakalk :  Nussdorf 
bei  Wien,  Eisenstadt  vmd  Mörhisch  (Ungarn),  Grossi?ig  (Steier- 
mark) ;  Steinsalz :    Wieliczka. 

6.  Eschara  macrochila  Rss. 
Reuss  1.  c.  p.  65,  66.  t.  8.  f.  14. 

Sehr  seltene  kleine  Bruchstücke.  —  Leithakalk  von  Ei- 
senstadt in  Ungarn. 

7.  Eschara  punctata  Phil. 

Philippi  Beitr.    zur  Kcnntn.  d.  Tcrtiärverst.  d.  nord- 

westl.  Deutschlands  p.  38.  t.  1.  f.  19.  —  Reuss  1.  c. 

p.  69.  t.  8.  f.  25. 

Sehr  selten.  —  Leithakalk :  Kostel,    Wurxing,  Eisenstadt, 

Mörhisch-,  Subapenninenmergel:  Diekhoh;  Crag  von  SiiJ'olk. 

8.  Eschara  stichopora  n.  sp.   (Taf.  VIII.  Fig.  9.). 
Aehnlich  der  E.  syringopora  Rss.  1.  c.  p.  68.  t.  8.  f.  23. 

Kleine  zusammengedrückte  Stämmchen  mit  in  regelmässigen 
alternirenden  Längsreihen  stehenden  halbcylindrischen  massig 
gewölbten  Zellen,  die  im  obersten  Theile ,  der  die  grosse 
runde,  von  einem  wulstigen  Rande  umgebene  Mündung  trägt, 


165 

am  meisten  vorragen.  Sie  sind  durch  breite  nicht  sehr  tiefe 
wellenförmige  Längsfurchen  äusserlich  gesondert.  Unter  der 
Mündung  steht  eine  kleine  runde  Nebenpore;  zuweilen  auch 
zu  jeder  Seite  der  Mündung  unmittelbar  auf  dem  sie  umge- 
benden Rande  eine  noch  viel  kleinere.  Die  äussere  Zellen- 
wand trägt  jederseits  1-^2  ziemlich  regelmässige  Längsreihen 
kleiner  runder  Grübchen.  —  Sehr  selten. 

9.  Eschara  varians  Rss. 
Eeuss  1.  c.  p.  70.  t.  8.  f.  30,  31. 

Bei  jüngeren  Zvveigchen  sind  die  Zellen  äusserlich  durch 
deutliche,  selbst  ziemlich  tiefe  Furchen  geschieden.  Nur  an 
alten  Aesten  verschwindet  diese  Trennung  fast  ganz.  Ein 
solcher  Zweig  ist  1.  c.  f.  30.  dargestellt. 

Häufig.  —  Lcithakalk:  Eisetistadt  (Ungarn),  Nussdorf, 
Emersdorf  (Oesterreich),  Kalenherg  (Steiermark). 

10.  Eschara  polystomella  Kss. 
Reuss  1.  c.  p.  70.  t.  8.  f.  27,  28. 

Nicht  selten.  —  Leithakalk:  JSussdoi'f,  Steinahunn,  Ka- 
lenherg, Grossing,  Eisenstadt,  Mörhisch ;  Steinsalz :    Wielicxka. 

11.  Eschara  obesa  Rss. 
Reuss  I.  c.  p.  68.  t.  8.  f.  21. 

Selten.  —  Leithakalk:  Nussdorf. 

12.  Bicellaria  granulifera. 

Bactridium  granuliferum  Reuss  1.  c.  p.  56.  t.  9.  f.  6. 

Oft  sind  die  Höcker  nicht  so  stark  entwickelt,  als  an 
manchen  der  österreichischen  Exemplare.  Gewöhnlich  be- 
merkt man  nur  zwei  sehr  kleine  Körner,  eines  am  äusseren, 
das  andere  am  inneren  Rande. 

Nicht  selten.  —  Leithakalk :  Nussdorf,  Enzersdorf,  Stei- 
nahrunn  (Oesterreich),  Kostel  (Mähren),  (zrowm^-  (Steier- 
mark), Eisenstadt,  Mörhisch,  Rust  (Ungarn);  Steinsalz:  Wie- 
lic%ka ;  gelber  Subapenninensand :  CastelV  arquato, 

13.  Bicellaria  elliptica. 

Bactridium  ellipticum  Reuss  1.  c.  p.  56.  t.  9.  f.  7,  8. 
Nicht   selten.   —    Leithakalk:    ]Sussdorf\  oberer  Tegel: 
Felsö-Lapugi/. 


106 

i4.    Retepora  Riibeschi  Rss. 

.,,,1)  .].   Reuss  1.  c.  p.   48.  t.  G.  f.  35—37. 

Bei  der  1.  c,  gegebenen  Beschreibung  ist  zu  berichtigen, 
dass  die  Nebenporen  nicht  senkrecht  spaltenl'örraig,  sondern 
rundlicii  sind.  Die  vertikalen  Linien  sind  nur  sehr  selten 
wahrzunehmen.  Auch  an  der  lebenden  R.  cellulosa  ist  solch' 
eine  Nebenpore  vorhanden. 

Sehr  gemein.  —  Leithakalk:  Ai/ssdorf,  Ste/'nabn/nn. 

15.  M  e  m  b  r  a  n  i  p  0  r  a  r  o  b  u  s  t  a  Rss.  (Taf. VIIL  Fig.  i  0.) 
Die  ziemlich  grossen  Zellen  stehen  in  alternirenden  aus- 
strahlenden Reihen ,    sind   breit  elliptisch  und  fast  kreisrund, 
in  ihrer   ganzen  AVeite   geöiFnet,   tief.     Die   ziemlich  dicken 
Scheidewände  tragen  am  oberen  Rande  eine  feine  Längsfurche. 

Selten.  —  Leithakalk:  Btsc//o/swart  {Mähren) ,  Kalen- 
herg  (Steiermark). 

16.  Membranipora  appendiculata. 

Cellepora  appendiculata  Relss  1.  c.  p.  96.  t.  11.  f.  22. 
Sehr  selten.  —  Leithakalk:  Eisenstadt. 

17.  Membranipora  loxopora  (Taf.  VIII.  Fig.  11.) 
Cellepora  loxopora  Reuss  1.  c.  p.  97.  t.  11.  f.  24. 
(pessima). 

Die  Zwischenwände  der  langelliptischen  Zellen  sind  sehr 
schmal  und  tragen  nur  am  schmäleren  Ende  der  Zelle,  wo 
sie  etwas  breiter  werden,  eine  zarte  Längsfurche.  AV^o  je 
3—4  Zellen  zusammenstossen,  steht  auf  der  breiteren  Zwi- 
schenwand eine  schräge,  bald  rechts,  bald  links  gerichtete 
schlitzförmige  Nebenpore. 

Selten,  auf  Pectenschalen  aufsitzend.  —  Lcithakalk:  Ei- 
senstadt \  Sand  von  Satschan  bei  Austerlitz. 

18.  Cellepora  globularis  Bkünn. 
Reuss  1.  c.  p.  70.  t.  !).  f.   11 — 15. 

Häufig.  —  Ueberall  im  Leithakalk.  Steinsalz :  }Viclic%ka ; 
Subapcnninensand:  CasteW  anjuato;  Mergel  von  Astrupp  bei 
Üsnuhriick. 

19.  Cellepora  (Discopora)  angulosa  Rss. 
Reuss  1.  c.  p.  93.  t.   II.  f.  10. 


167 

Nicht  selten.  —  Leithakalk:  Nussdorf,  Steinabrumi,  En- 
%ersdorf  (Oesterreich),  Kostel,  Hischofswart  (Mähi'en),  Wur- 
%ing,  Freibiihl,  Kalefihe?-g,  Reiche7iburg  (Steiermark),  Gross- 
hoßiin,  Kroisbach  (Ungarn);  Nummilitenmergel  von  N6mtift 
(Steiermark). 

20.  Cellepora  (Discopora)  tenella  Ess.  (Taf.  VIII. 
Fig.  12,  13.). 

Reuss  1.  c.  p.  94.  t.  11.  f.  16. 
Die  Entdeckung  zahlreicherer  Exemplare,  besonders  im 
Leithakalk  von  Kostel  und  En%ersdorf,  giebt  eine  Gelegen- 
heit, die  Beschreibung  dieser  Species  zu  vervollständigen  und 
zum  Theil  zu  berichtigen.  Die  Form  der  Zellen  -wechselt 
wahrscheinlich  nach  dem  verschiedenen  Alter  ungemein,  so 
dass  man  die  Extreme  sehr  leicht  für  verschiedene  Species 
halten  kann,  wenn  nicht  eine  zahlreiche  Reihe  von  Zwischen- 
formen zur  Vergleichung  zu  Gebote  steht.  Die  Figur  1.  c. 
t.  11  f.  16.  stellt  ein  solches  Extrem  dar. 

Bei  andern  Exemplaren  verschwindet  die  die  Zellen 
trennende  erhabene  Zwischenwand  allmälig,  so  dass  bald  nur 
stellenweise  eine  Andeutung  vorhanden  ist,  bald  aber  auch 
jede  Spur  davon  fehlt.  Ihre  Stelle  nimmt  nun  eine  sehr 
schmale  Längsfurche  ein,  die  aber  auch  manchmal  kaum  be- 
merkbar ist  (Taf.  VIII.  Fig.  13.).  Die  Zellenwand  ist  ge- 
wöhnlich ganz  flach,  nur  selten  etwas  gewölbt.  Die  runde, 
unten  in  einen  sehr  kurzen  breiten  Spalt  verlängerte  Mün- 
dung ist  bald  eingesenkt,  ohne  Randwulst,  (Taf.  VIII.  Fig. 
13.),  bald  wieder  von  einem  ziemlich  breiten,  aber  wenig  er- 
habenen gerundeten  Rande  umgeben  (Taf.  VIII.  Fig.  12.). 

Sehr  oft  ist  gar  keine  Nebenpore  vorhanden  (Taf.  VIII- 
Fig.  13.);  öfters  steht  wieder  eine  schmale  schlitzförmige 
Nebenpore  auf  dem  Zellenbauche  unter  der  Mündung  (Taf. 
VIII.  Fig.  12.  und  1.  c.  t.  11.  f  16.),  und  zwar  entweder 
unmittelbar  auf  der  flachen  Zellen  wand  oder  auf  einem  Höcker; 
oder  man  bemerkt  eine  kleine  rundliche  Nebenpore  hart  zur 
Seite  der  Mündung  (Taf.  VIIL  Fig.   12.). 

Selbst  die  Punktirung  der  Zellenoberfläche  wechselt;  sie 


168 

ist  bald  gröber,  bald  feiner,  bald  mit  entferntem,  bald  mit 
gedrängtem,  stets  ungleichen  Grübchen,  stets  aber  so  tief, 
dass  die  Zellenwand  dazwischen  wie  mit  kleinen  Höckern 
besäet  erscheint. 

Die  I.e.  t.  10.  f  IG.  abgebildete  C.  tegulata  Rss.  (p.  86.) 
von  Nussdo?/  gehört  ebenfalls  hieher.  Es  ist  eine  flache 
Varietät  ohne  Nebenporen,  mit  Randwulst  um  die  Mündung, 
die  durch  Abnutzung  rund  erscheint. 

Selten.  —  Leithakalk:  E7i%ersdorf,  Steinahrun?i ,  Auss- 
dorf, Kostet,  Eisenstadt,  Kroishach. 

21.  Celle pora  (Escharina)  cryptostoma  R.ss.  (Taf. 
IX.  Fig.  14.). 

Einflicher  Ueberzug,  aus  kleinen  ovalen,  stark  gewölb- 
ten, fast  walzigen  Zellen  bestehend.  Die  Zellenwand  ver- 
längert sich  nach  oben  in  ein  kurzes  Hörn,  welches  die  bei- 
nahe runde,  nicht  sehr  grosse  Mündung  fast  ganz  verdeckt, 
so  dass  sie  nur  von  oben  her  sichtbar  wird.  Zuweilen  ist 
das  Hörn  grösser  als  in  der  Abbildung;  öfters  auch  an  der 
Spitze  durchbohrt. 

Selten.  —  Leithakalk:  Kostet,  Garschaühal. 

22.  Cellepora  (Escharina)  serrula ta  R.ss. 
Reüss  1.  c.  p.  85.  t.  10.  f  12. 

Sehr  seltene  Bruchstücke.  —  Leithakalk:  Eisc?istadt. 

23.  Cellepora  (Escharina)  incisa. 

Eöchara  incisa  M.  Edwards  (J?in.  d.  sc.  mit.  leSer. 

Zoot.  'VI.  t.  ü.  f  2.    —    Mitui-Liis  Iconogr.    zoophyt. 

p.  328.  t.  78.  f.  7.). 

Cellepora  goniostoma  Reuss  1.  c.  ]).  87.  t.  10.  f.  18. 
Sehr    seltene    Bruchstücke.    —    Leithakalk:    Eisenstadt, 
Steinabrunn.      Nach   Michei.kn    bei    Doue    und    Thorigtie'  in 
Frankreich  und  bei  Sndbourne  in  England. 

24.  Cellepora  (Escharina)  Poppelacki  R.ss.  (Taf. 
IX.  Fig.  15.). 

Einschiclitigcr  Ueberzug.  Zellen  elliptisch  -  eiförmig, 
massig  gewölbt,  mit  ziemlich  grossen  unregelmässigen  Grüb- 
chen bedeckt.    Mündung  endständig,  gross,  rund,  von  einem 


169 

schmalen  erhabenen  Saume  ringförmig  eingefasst.  An  man- 
chen Zellen  findet  man  in  der  Mitte  der  Zellenwand  eine 
Andeutung  einer  grössern  Pore. 

Sehr  selten.  —  Leithakalk:  Kostet. 

25.  Cellepora  (Escharina)  scripta  Ess. 
Reuss  1.  c.  p.  82.  t.  9.  f.  28. 

Selten.  —  Leithakalk:  Nussdorf,  Steinahrunn  (Oester- 
reich),  St,  JSikolai,  Kalenherg  (Steiermark),  Eisenstadt  (Un- 
garn);  Subapenninenmergel :  Doberg  bei  Bünde. 

26.  Cellepora  ( Escharina)  Endlicheri  Rss.  (Taf. 
IX.  Fig.  16.). 

Eei-.ss  1.  c.  p.  82.  t.  9.  f.  27. 

Die  Nebenpore  am  unteren  Mündungsrande  fehlt  zuwei- 
len ganz. 

Sehr  seltene  kleine  Bruchstücke.  —  Leithakalk :  Kreis- 
hadi,  Bischof sxcart,  Steinahrutm;   Sand:  Satschan. 

27.  Cellepora  (Escharina)  gastropora  Rss.  (Taf. 
IX.  Fig.   17.). 

Zellen  eiförmig,  gewölbt,  mit  massig  grosser,  unten  sich 
etwas  verschmälernder  und  abgestutzter  Mündung.  In  der 
die  einzelnen  Zellen  trennenden  tiefen  Furche  steht  eine  Reihe 
entfernter  Poren.  Neben  und  etwas  unterhalb  der  Mündung, 
meistens  auf  der  linken  Seite,  selten  auf  der  rechten  oder 
auch  beiderseits,  ein  ziemlich  grosser  fast  kugeliger  Höcker, 
der  am  Gipfel  eine  kleine  runde  oder  länghche  Pore  trägt. 
Eine  andere  Nebenpore  befindet  sich  auf  der  übrigens  glatten 
unverzierten  Bauchwand,  gewöhnlich  in  der  Mitte  zwischen 
dem  unteren  Ende  der  Zelle  und  der  Mündung,  doch  zuwei- 
len auch  etwas  höher  oder  tiefer. 

Sehr  selten.  —  Leithakalk:  Eisenstadt,  St.  JSikolai. 

28.  Cellepora  (Escharina)  Barrandei  Rss. 
Retjss  1.  c.  p.  92.  t.   11.  f.  9. 

Selten,  auf  Pectenschalen  aufsitzend.  —  Leithakalk :  Ei- 
senstadt. 

29.  Cellepora  (Escharina)  Dunkeri  Rss. 
Reuss.  1.  c.  p.  90.  t.  10.  f.  27. 


170 

Auf Pecten  aufsitzend  sehr  selten.  —  Leithakalk :  Krois- 
lach;  Sand:  Satsc/um  bei  Austerlit%. 

30.  Cellepora  (Escharina)  megalota  Rss. 
Reuss  1.  c.  p.  8,  82.  t.  10.  f   1. 

Sehr  seltene  Fragmente.  —  Leithakalk:  Kostet,  St.  Ni- 
kolai,  Morhisch]   Nummulitenmergel:   ISeustift  (Steiermark). 

31.  Cellepora  (Marginaria)  formosa  Ess. 
Eeuss  1.  c.  p.  95.  t.  11.  f  18. 

Sehr  selten.  —  Leithakalk :  Steinahrtinn,  Enzersdorf,  Bi- 
sc/to/hva/t,  Eisenstadt ;  Nummulitenmergel :  Neustift  bei  Ober- 
burg. 

32.  Crisia  Edwardsi  Rss. 
Eeuss  1.  c.  p.  53.  t.  7.  f  20. 

Crisia  Hörnesi  Eeuss  1.  c.  p.  54.  t.  7.  f.  21. 

Beide  gehören  derselben  Species  an  und  sind  nicht 
scharf  geschieden.  Cr.  Hörnesi  dürfte  nur  die  altern  Zvveig- 
chen  umfassen,  die  daher  breiter  und  flacher  sind  und  die 
Begrenzung  der  einzelnen  Zellenröhren  äusserlich  weniger 
deutlich  wahrnehmen  lassen. 

Gemein.  —  Leithakalk:  Nussdorf,  En%ersdorf,  Steina- 
brunn  (Oesterreich),  Kostet  (Mähren),  Freihüht,  Grossing, 
St.  Nikolai  (Steiermark),  Eisenstadt,  ßJörbisc/t,  Kroisbach, 
Jlust  (Ungarn);  unterer  Tegel:  Bade?i;  oberer  Tegel:  Kostet; 
Steinsalz:  ff'ieliczka;  Subapenninensand:  CastelP  arquato ; 
Crag:  Svffolk. 

33.  Crisia  Hau  er  i  Ess. 
Eeuss  1.  c.  p.  54.  t.  7.  f  22—24. 

Sehr  selten.  —  Leithakalk :  Nussdorf,  Enzersdorf^  Stei- 
nabrunn,  Grossing;  Steinsalz:  Wieticxka:  Subapenninensand: 
Cnsteir  arquato. 

34.  Pustulopora  anomala  Ess. 
Eeuss  1.  c  p.  41.  t.  (1.  f   13—20. 

Gemein.  —  Leithakiilk:  Nussdorf,  Enzersdorf,  Steina- 
brunn,  Garsr/tent/tat  (OeBterreicU),  Kostet  (Mähren),  Grossing, 
St.   Nikolai,   Kaienberg   (Steiermark) ,    Eisenstadf,    AJörbisc/t, 


171 

Kroisbach,  /^wj/ (Ungarn)  ;  Steinsalz:    Wielicxha ;  gelber  Sub- 
apenninensand  von  Castell'  arquato. 

35.  Pustulopor a  sparsa  Kss. 
Reuss  1.  c.  p.  41.  t.  6.  f.  12. 

Dürfte  wohl  nur  eine  Varietät  der  vorigen  Species  dar- 
stellen. 

Selten.    —  Leithakalk:  Kostet,  Eisefistadt. 

36.  Cricopora  pulchella  Rss. 
Reuss  1.  c.  p.  40.  t.  6.  f.  10. 

Sehr  selten.  —  Leithakalk:  Kostet,  Grossing,  Eisenstadt, 
Mörhisch :  Subapenninensand :  Castelt  arquato. 

37.  Fasciculipora  rugulosa  Rss.  (Taf.  IX.Fig.  18.) 
Aestig.  Aeste  nach  oben  breiter  werdend,  zusammenge- 
drückt, aussen  mit  unregelmässigen  ringförmigen  Streifen  und 
Runzeln  bedeckt.    Das  wenig  gewölbte  freie  Ende  der  Aeste 
mit  kleinen  gedrängten  ungleichen  eckigen  Poren  besetzt. 

Sehr  selten. 

38.  Idmonea  pertusa  Rss. 
Reuss  1,  c.  p.  45.  t.  6.  f.  28. 

Selten.  —  Leithakalk :  Nussdor/,  En%ersdorf,  Steina- 
hrunn,  Gursclienfhal,  Kostet,  Grossing,  Katenberg ,  Eisenstadt, 
Mörbisch ;  Steinsalz  :    Wietic%ka. 

39.  Idmonea  foraminosa  (Taf  IX.  Fig.    19.). 
Idmonea  cancellata  (Goldf.)  Reuss  1.  c.  p.  4G.  t.  5. 
f.  25—27;  t.  0.  f  33. 

AVurde  von  mir  früher  fälschlich  mit  Retepora  cancellata 
Goldf.,  welche  eine  Reteporidea  k'Ork.  ist,  verwechselt. 

Die  jüngeren  Aeste  sin.d  an  der  hinteren  Fläche  beider- 
seits fast  gekielt.  Die  hintere  Fläche  selbst  ist  flist  eben 
oder  wenig;  a;ewölbt  und  ihre  oedränotcn  Poren  stehen  in 
Längsreihen.  Die  Vorderseite  ist  sehr  schmal,  stellt  fast  nur 
einen  zugerundeten  Winkel  dar,  so  dass  der  Querschnitt  bei- 
nahe keilförmig  oder  lang  vierseitig  wird.  Die  an  den  jüng- 
sten Zweigchen  nur  dreizähligen  Porenreihen  sind  quer  und 
ragen  stärker  hervor. 

Aeltere  Aeste  sind  dick ;  die  hintere  Seite  gewölbt,  ihre 

Zeils,  il  d.  geol.  Ges.  III.  -*.  13 


172 

Seitenkanten  verschwunden.  Die  vordere  Fläche  gleichbreit 
und  durch  Abrundung  aller  Kanten  der  Querschnitt  rundlich- 
vierseitig. Die  Poren  an  der  Hinterfläche  sind  nicht  mehr 
in  regelmässige  Längsreihen  geordnet.  Die  Querreihen  der 
Mündungen  sind  4  —  G  zählig ,  rückwärts  und  abwärts  ge- 
krümmt; die  Poren  kaum  vorragend,  höchstens  die  vorder- 
sten 1-2  (Taf.  IX.  Fig.  19.). 

Nicht  selten.  —  Lcithakalk:  Nussdorf,  Freihiihl ,  Gros- 
sing,   Wurzing,  Kroishach,  Eisenstallt,  ßJörhisch,  Ilust. 

40.  Idmonea  undata  (Taf.  IX.  Fig.  20.). 
Idmonca  disticha  (Golüf.)  Reuss  1.  c.  p.  45,  46.  zum 
Theil. 

Gabelästige  Stämmchen ;  die  jüngeren  im  Querschnitte 
fast  dreiseitig,  vorne  stumpf  gekielt.  Auf  den  dachförmig 
abschüssigen  Seitenflächen  stehen  die  Mündungen  zu  3  —  4 
in  fast  queren ,  kammförmig  vorragenden  alternirenden  Rei- 
hen, die  vorne  fast  zusammenstossen,  nur  durch  eine  schmale 
Vertiefung  geschieden  sind. 

Bei  älteren  Aesten  wird  die  Vorderseite  breiter,  der 
Querschnitt  trapezoidal.  Die  queren  Porenreilien  stehen  am 
vorderen  Ende  weiter  von  einander  ab.  An  den  Seitenflächen 
ist  die  Begrenzung  der  einzelnen  Zellenröhrcn  durch  feine 
Längslinien  angedeutet. 

Die  Rückenseite  am  breitesten,  an  den  jüngeren  Zweigen 
beinahe  eben  oder  nur  sehr  wenig  gewölbt,  ja  zuweilen  selbst 
rinnenförmig  vertieft.  An  den  älteren  Aesten  wird  sie  mehr 
gewölbt,  an  den  Seitenkanten  abgerundet.  Nie  ist  von  Längs- 
linien, Furchen  oder  Poren  eine  Spur  wahrzunehmen.  Die 
Fläche  ist  nur  mit  feinen  ungleiclicn,  mit  der  Konvexität 
aufwärts  gerichteten  queren  Bogenlinien  geziert. 

Häuflg.  —  Lcithakalk:  JSussdorf,  E?ners(Ior/,  Steinn- 
hrunii^  Koslel,  iFurzing,  Eise?istadf,  Kroishach,  Mürhisc/t,  /tust; 
gelber  Subajienninensand  von  CastelV  urquato. 

41.  Idmonea  tenuisulca. 

Idmonea  disticha  (Goldf.)  Rluss  1.  c.  p.  45,  4G.  zum 
Theii. 


173 

Gabelästig  mit  schlanken  Aestchen ;  der  vorigen  Species 
sehr  ähnlich;  aber  die  Rückenseite  mehr  gewölbt,  an  den 
Seiten  weniger  kantig,  ohne  Querlinien ,  dagegen  mit  feinen 
unterbrochenen  Längsfurchen,  auf  deren  Grunde  zarte  Poren 
zu  bemerken  sind.  Die  Mündungen  stehen  zu  je  drei  in 
etwas  schräg  aufwärts  gerichteten  hervorragenden  Querreihen 
verbunden. 

Selten.  —  Im  Leithakalk  überall ,  aber  selten ,  mit  der 
vorigen  Art. 

42.  Hornera  hippolithus  Defr. 

Defrance  Altas  d.  Dict.  d.  sc.  nat.  t.  46.  f.  3.  — 
Bro>\\  Lethaea  geogn.  p.  880.  t.  36.  f  1.  —  Micke- 
LiN  Iconogr.  zooph.  p.  168.  t.  46.  f.  18.  —  Reuss  1. 
c.  p.  43.  t.  6.  f.  23,  24.  —  D'Archiac  in  Menü  de 
la  soc.  gM.  d.  Fr.  1850.  IL  Vol.  III.  2.  p.  408.  t.  8- 
f.  21. 

Hornera  hippolitha  Blaiivville  Actinol.  p.  419.  t.  68. 
f.  3.  —  M.  Edwards'  Ann.  d.  sc.  nat.  II.  Vol.  IX.  t.  1 1. 
Stimmt  bis  auf  etwas  gröbere,  öfter  unterbrochene  Längs- 
streifen auf  der  Rückseite  und  etwas  stärkere  Stämmchen 
ganz  mit  Exemplaren  aus  dem  Pariser  Becken  überein.  Obige 
Kennzeichen  dürften  wohl  zur  Aufstellung  einer  besonderen 
Species  nicht  hinreichen. 

Nicht  selten.  —  Leithakalk:  Nussdor/.,  Steinalrunn.,  En- 
%ersdorf\  Kostet,  Grossing,  Eisenstadt,  Kroishach,  M'6rhisch\ 
Steinsalz:  Wieliczka-,  unterer  Tegel:  Baden;  Crag:  Su^olk. 
Ueberall  im  Grobkalk  des  Pariser  Beckens. 

43.  Hornera  verrucosa  Rss.  (Taf.  IX.  Fig.  21.). 
Unterscheidet  sich  von  der  vorigen  Art,  der  sie  übrigens 

ähnlich  ist,  durch  die  dickeren  Stämmchen,  deren  Rückseite 
mit  gröberen  unregelmässigen  Längsfurchen  bedeckt  ist.  Die 
erhabenen  Zwischenräume  derselben  sind  mit  entfernten  klei- 
nen spitzigen  Höckerchen  bedeckt,  die  an  abgeriebenen  Exem- 
plaren nur  sehr  wenig  hervortreten.  Die  Vorderseite  zeigt 
unterbrochene,  aber  gröbere  Längsfurchen,  als  H.  hippolithus, 
aus   denen  sich   die  ebenfalls  grösseren  ringförmig  vorragen- 

13* 


174 

den  Mündungen    erheben.     Jede  derselben  hat  oberhalb  und 
unterhalb  eine  Nebenpox'e,    wie  man  sie  auch  an  II.  hippoli- 
thus  wahrnimmt  und  wie  sie  d'Archiac  abbildet. 
Selten. 

44.  Hornera  seriatopora  Rss. 
Rei.ss  1.  c.  p.  44.  t.  6.  f.  25,  26. 

Ziemlich  häufig.  —  Leithakalk :  Aussdorf,  Steinabrunn, 
En%ersdo7f,  Mör bisch. 

45.  Hornera  biloba  Rss. 
Reus.s  1.  c.  p.  43.  t.  6.  f.  21. 

Selten.     -    Leithakalk:  Nussdorf,   Wur%ing,  Eisenstadt. 

46.  Tubulipora  congesta  Rss. 
Reuss  1.  c.  p.  49.  t.  7.  f.  1—3. 

Gemein.  —  Leithakalk:  Nussdorf,  Enzersdorf ,  Gar- 
schent/ial,  Kostet,  Freibühl,  Eisenstadt,  Mörbisch,  Rust;  Stein- 
salz :    Wieliczka. 

47.  Tubulipora    plumula. 

Diastopora  plumula  Rei'ss  I.e.  p.  51.  t.  7.  f.  11 — 13. 
Sehr  selten  und  klein. —  Leithakalk:  Eisenstadt,  Krois- 
barh ;   Sand :  Satschan. 

48.  Diastopora  sparsa  Rss. 
Reuss  1.  c.  p.  51.  t.  7.  f.   10. 

Seltene  Bruchstücke.  -  Leithakalk:  Bischofswart  (Mäh- 
ren), Eisenstadt  (Ungarn),  Rcichenburg  (Untersteiermark). 

49.  Diastopora  flabellum  Rss. 
Rei:ss  1.  c.  p.  51.  t.  7.  f.  9. 

Selten,  auf  Pectenschalen  aufsitzend.  -  Leithakalk:  Ei- 
se?istadt. 

50.  O  b  elia  pluma. 

Defrancia  pluma  Relss  1.  c.  p.  39.  t.  6.  f.  7. 
Ziemlich  häufig.  —  Leithakalk :  Eisenstadt,  Mörbisch. 

51.  Alecto  divaricata  Rss. 
Reuss  1.  c.  p.  53,  t.  7.  f.  18. 

Sehr  selten,  auf  Pectenschalen  aufsitzend.—  Leithakalk: 
Eisenstadt. 


175 

52.     Heteropora  stellulata  Rss. 
Reuss  1.  c.  p.  35.  t.  5.  f.  21,  22. 

Häufig,  meistens  niedrig,  scheibenförmig,  wenig  gewölbt, 
wie  bei  Eisenstadt,  selten  knollig  oder  knopf'förmig.  —  Lei- 
thakalk:  Kostet^  Eisenstadt,  M'6rhisch\  Sand:  Satschan  hei 
Austerlifz  ;  Steinsalz  :  Wielicxka  ;  Nummulitenmergel :  TSeustift' 

i53.     Thalamopora  Buchi  Rss.  (Taf.  IX.  Fig.  22.). 

Sehr  ähnlich  der  Thalamopora  cribrosa  Roem.  (Cerio- 
pora  cribrosa  Goldf.  1.  c.  I.  p.  36.  t.  10.  f.  16.),  Walzig- 
keulenförmig ,  äusserlich  durch  unregelmässige  quere  und 
schiefe  tiefe  Einschnürungen  in  gewölbte  Lappen  zerschnit- 
ten. Von  diesen  Furchen  erstrecken  sich  Scheidewände  in 
das  hohle  Innere  des  ganzen  Polypenstockes,  das  dadurch  in 
unregelmässige  Abtheilungen  gesondert  wird,  die  durch  OelF- 
nungen  mit  einander  in  Verbindung  stehen. 

Die  äussere  Oberfläche  ist  mit  ohne  Ordnung  stehenden 
kleinen  ungleichen  eckigen  eingesenkten  Poren  bedeckt,  die 
im  oberen  Theile  des  Polypenstockes  durch  feine  Furchen 
verbunden  sind,  wodurch  das  Ganze  ein  feinrunzliges  Anse- 
hen gewinnt. 

Sehr  selten. 

54.  Defrancia  dimidiata  Rss. 
Reuss  1.  c.  p.  39.  t.  6.  p.  6. 

Selten.  —  Leithakalk:  En%ersdorf,  Steinahrunn,  fiar- 
schenthal.  Kostet,  Wur%ing,  Eisenstadt  \  gelber  Subapenninen- 
sand  von  CastelV  arquato. 

55.  Defrancia  (Domopora)  prolifera  Rss. 
Reuss  1.  c.  p.  37.  t.  6.  f.  1  a— e. 

Ziemlich  häufig,  die  meisten  Exemplare  einfach,  nicht 
proliferirend.  —  Leithakalk  :  Kostet,  Eisenstadt,  Mörbisch,  Rust. 

56.  Defrancia  (Domopora)  Goldfussi. 
Defrancia  stellata  (Golds.)  Reuss  1.  c.  p.  37.  t.  6.  f.  2. 

Ist  von  Ceriopora  stellata  Goldf.  (1.  c.  I.  t.  11.  f  11, 
Domopora  stellata  d'Orb.)  aus  dem  Kreidetuff  von  Maestricht 
verschieden.  Mehr  stimmt  unser  Fossil  aber  mit  der  Cerio- 
pora stellata  Goldf.  aus  dem  Mergelgrand  von  Essen  (1.  c.  I. 


176 

t.  30.  f.  12.)  überein,  obwohl  sie  auch  davon  verschieden  scheint. 
Es  niusste  daher  der  Name  geändert  werden.  Bei  manchen 
Exemjjlaren  sind  die  radialen  Rippen  ganz  verwischt. 

Kicht  selten.  —  Leithakalk:  A'ussdorf,  Eisenstudt,  Mör- 
bi'sr/i,  Kostet^  \V'ur%ing^  Freibii/il,  St.  Ailolfn;  Subapenninen- 
meroel  von  Freden  und  Luithorst, 

TT" 

57.     Pclagia  Beyrichi  Rss.  (Taf.  IX.  Fig.  23,  24.) 

Pilzförmig,  mit  einem  ziemlich  dicken,  bald  sehr  kurzen, 
bald  etwas  längeren  Stiele  festsitzend;  oben  sich  ausbreitend, 
becherförmig,  in  der  Mitte  vertieft.  Der  Rand  mit  8  — 13 
sehr  kurzen  radialen  Rippen ,  durch  welche  er  gekielt  er- 
scheint. Selten  treten  sie  sehr  stark  in  Gestalt  von  Zacken 
hervor;  meistens  bilden  sie  nur  schwache  Höcker;  ja  an  ein- 
zelnen Exem[)laren  verschwinden  sie  ganz  und  der  Rand  er- 
scheint unzertheih.  Die  Oberliäche  des  Polypenstockea  ist 
dicht  mit  feinen  etwas  eckigen  Poren  bedeckt,  die  auf  der 
Uuterliäche  kleiner  sind,  als  auf  der  oberen. 

Selten. 

Endlich  muss  noch  einer  Anthozoe  aus  der  Familie  der 
Tabulatae  M.  Eüw.  Erwähnung  geschehen,  die  in  den  Ter- 
tiärschichten von  Miechou'it%  nicht  selten  aufgefunden  wird. 
Es  ist  Chaetetes  pygmaeus  Rs.s.  (1.  c.  p.  30.  t.  5.  f.  6.) 
Gemein.  Ijeithakalk  :    JSussdorf,  Kostet,  Enzersdor/,  Mör- 

hisc/i',  Steinsalz:    If  ielic%ka, 

III.    Kntoinostracccii. 

1.     Cythere*)  Müller i  v.  Msrii. 

Leoisu.  u.  Buo.NxN's  Jahrb.  1830.  p.  G2;  1833.  p.  446. 


*)  Ich  vertausche  den  von  mir  gebrauchten  Namen  Cythcrina  Lamk. 
nach  Straiss',  Mijünstkii's,  Mii-nk  Edwaiids',  Baiud's,  M'Coy's,  Cohnuei.'s  u. 
a.  Vorgange  mit  dem  Namen  Cythere  Müll. ,  welcher  das  llocht  der 
Priorität  für  sich  hat.  Ebenso  substituire  ich  für  Cypridina  bei  den  der 
Gruppe  der  Marginatao  und  Cornutao  angchürigcn  Arten  den  von  R. 
Ju.Mis  (/l  muiiocjr(ii>k  of  llte  viitomostr.  of  tko  crcl.  (jroup  of  EhqIimuI 
1849)  eingeführton  Namen  Cythereis,  da  die  liieher  gehörigen  Fossilreste 
mit  der  von  Milnk  Ei)\VAMr)s  (llisl.  iDilitr.  iL  rruslarrs  \'ol.  ,}.)  aufgo- 
Btellten  Gattung  Cypridina  nichts  gemein  haben.     Für  andere  im  Schloss- 


177 

Cytherina  Mülleri  Roem.    ebendaselbst    1838.  p.  516. 

t.  6.  f.  G.   —  Reu8s  die  fossilen  Entomostraceen  des 

österreicliischen  Tertiärbeckens  in  Haidlngek's  naturw. 

Abhandl.  III.  p.  55.  t.  8.  f.  21. 
Sehr  selten.  —  Oberer  Tegel:  G'riming,  liudelsdorf, 
Kraloww,  Leithukalk:  Nussdor/ ,  (iuinfahren ,  Enxersdorf; 
Subapenninenniergel  des  nordwestlichen  Deutschlands;  Ter- 
tiärsand  von  Klcln-Spduioen  (Belgien),  von  Herrn  Bosqüet 
gütigst  rnitgethcilt. 

2.  Cythere  Haueri  Roem. 
RoEMER  1.  c.  1839.  p.  430. 

Cypridina  Haueri  Reuss  1.  c.  p.  70.  t.  9.  f.  28. 
Ziemlich  häufig.  —    Oberer  Tegel :   (j!rin%ing,  Rudelsdorf; 
Leithakalk:  *]Sussdorf^  *Stetnabrmm,  *\Vur%ing,*St.  ISikolai, 
*Freibii/d,    Kostet,    * Enxersdorf  \    gelber    Subapenninensand: 
CastelJ^  arguato. 

3.  Cythere  punctata  v.  Mstk. 
V.  Muenster  1.  c.  1830.  p.  02. 
RoEMER  1.  c.   1838.  p.  515.  t.  6.  f.  5. 
Cypridina  punctata  Reuss  1.  c.  p.  68.  t.  9.  f.  24. 

Nicht  zu  selten, —  Oberer  Tegel:  (i!rm%ing\  Leithakalk: 
*  Nussdorf,  Enzersdor/',  *  Kostet,  ISikolsburg,  *Freihüht,  *VVuj'- 
xing,  *«S'/.  JMkolai,  Rust ;  Subapenninensand :  CastelV  arquato ; 
Tertiärschichten  von  Palermo. 

4.  Cythere  cicatricosa  Rss. 
Reuss  1.  c.  p.  67.  t.  9.  f.  21. 

Selten,  —  Oberer  Tegel :  Grm%ing,  Rudelsdorf;  Leitha- 
kalk: Enzersdorf;  miocäner  Grobkalk:  Bordeaux;  Subapen- 
ninensand :   Castetf  arquato. 


bau  und  der  Schalenform  verschiedene  Arten  von  Cypridina  und  Cythe- 
rina m.  wende  ich  auch  die  von  Jones  gebrauchten  Namen  Cythereis 
und  Bairdia  an,  wenn  sie  auch  keine  selbstständigen  Gattungen,  sondern 
nur  Unterabtheilungen  von  Cythere  darstellen  dürften.  Ausführlichere 
Mittheilungen  behalte  ich  mir  für  eine  andere  Gelegenheit  und  einen  an- 
deren Ort  vor. 


178 

5.  Cythere  cinctella  Rss. 
Relss  I.  c.  p.  67.  t.  9.  f.   19. 

Selten.  —   Oberer  Tegel :  liudehdorf. 

6.  Cythere  hastata  Rss. 
Reus8  1.  c.  p.  69.  t.  9.  f.  26. 

Selten.  —  Oberer  Tegel:  Grinning,  Rudelsdorf;  Leitha- 
kalk: ISussdorf,  Enzersdor/,  Gdinf  (ihren,  Garsche/d/ial,  Kostet, 
St^  ISikolai,  Wurxivg;  Salzthon:  Wielicxka;  bernsteinführen- 
der Sand :  Lernberg. 

7.  Cythere  (Cythereis)  Kostelensis  Rss. 
Reu.ss  ].  c.  p.  68.  t.  9.  f.  22. 

Sehr  selten.  —  Unterer  Tegel:  zwischen  At%gersdorf 
und  yütmannsdorf-.  oberer  Tegel :  Grinxing ;  Steinsalz :  JlYe- 
li'czku;  Leithakalk:  ISussdorf,  Enxersdorf,  Steiriahrunn,  Kostet, 
Nikotshurg. 

8.  Cythere  (Cythereis)  verrucosa  Rss. 
Reu.s«  1.  c.  p.  8ü.  t.  10.  f.  16. 

Sehr  selten.  —  Oberer  Tegel:  Rudelsdorf ^  Grin%ing; 
Leithakalk:  ISussdorf  St.  ISikolai;  Salzthon:    Wieticzka. 

9.  Cythere  (Cythereis)  asperrima  Rss. 
Reuss  1.  c.  p.  74.  t.  10.  f.  5. 

Sehr  selten.  Unterer   Tegel:    *  Möller  sdorf ,   Baden., 

Moosbrun?i;  oberer  Tegel:  Grinzing ;  Salzthon:    Wieliczka. 

10.  Cythere  (ßairdia)  subdeltoidea  v.  Mstk. 
V.  Mle.vster  1.  c.  1830.  p.  64;  1835.  p.  446. 
Cytherina  subdeltoidea  RoexMER  1.  c.  1838.  p.  517. 
t.  6,  f.  16;  Kreideverstein,  p.  105.  t.  16.  f.  22.  —  Rei.ss 
Verstein.  d.  böhm.  Kreidefbrm.  p.  16.  t.  5.  f.  38;  die 
foss.  Entomostr.  des  IViener  Tertiärb.  p.  49.  t.  8.  f.  1. 
Cythere  trigona  BostiuEi'  Descr.  des  entomostr.  foss.  de 
Id  craie  de  Maestricht.    p.  8.  t.   1.  f.  3. 

Bairdia   subdeltoidea   R.  Jones  A   monograph   of  the 

e7itomostr.  of  the  cret.  group  of  England.    1849.  p.  23. 

t.  5.  f.  18  a~f. 

Selten. —  Oberer  Tegel:  liudehdorf  \  Leithakalk:  ä«jj- 

dorf,    Steinahrunn,    St.  ISikolai,     Wurzing    Frcihiihl ,    Kostet, 


179 

liust;  Subapenninenmergel  des  iiordwestliehen  Deutschlands; 
gelber  Subapenninensand  von  CasteW  ctrquato ;  Eocänschich- 
ten  von  Huuteville  in  der  Normandie  und  auf  der  Insel 
Wight;  Miocänschichten  von  Virginien  —  Nordamerika  — ; 
Coralline  Crag  von  8utto?i  und    Walton  (nach  R.  Jones). 

Im  Planer  Böhmens  und  Sachsens ,  im  unteren  Kreide- 
mergel von  Lemförde ,  in  der  weissen  Kreide  von  Roi/un; 
im  Kreidetuff"  von  Maestiicht, 

Nach  R.  Jones  auch  lebend  an  den  Küsten  von  Nord- 
britannien, Manilla,  Mauritius,  Bahama  und  Australien  (?). 

11.     Cythere  (Cy therella)  t u m i d a  Ess. 
Reuss  1.  c.  p.  57.  t.  8.  f.  29. 

Sehr  selten.  —  Oberer  Tegel:  Grin%ing\  Leithakalk: 
ISussdojf,  Enxersdorf^  St.  Nikolai;  Sand  von  Mauer  bei  Wien. 


Die  vorstehende  Liste  umfasst  die  bedeutende  Anzahl 
von  139  Arten,  von  denen  70  den  Foraminiferen,  1  den  An- 
thozoen,  57  den  Bryozoen  und  1 1  den  Ostracoden  angehören. 
Ueberbhckt  man  sie  etwas  genauer,  so  findet  man,  dass  von 
allen  diesen  Petrefakten  nur  13  bisher  anderwärts  noch  nicht 
beobachtet  worden  sind  und  zwar  8  Foraminiferen  (Denta- 
lina obtusata,  Marginulina  vaginella  und  semicostata,  Cristella- 
ria  auriformis  und  inops,  Robulina  angulata,  Uvigerina  stria- 
tella  und  Grammostomum  dilatatum)  und  5  Bryozoen  (Eschara 
stichopora,  Fasciculipora  rugulosa,  Hornera  verrucosa,  Tha- 
lamopora  Buchi  und  Pelagia  Beyrichi).  Alle  übrigen  sind 
schon  aus  den  Tertiärschichten  des  Wiener  Beckens  bekannt 
geworden  und  theils  von  d'Orbigny  und  Czizek,  theils  von 
mir  beschrieben,  eignen  sich  also  zu  einer  Vergleichung  der 
Schichten  in  Beziehung  auf  ihre  paläontologische  Bedeutung 
vollkommen. 

Fragen  wir  nun,  welche  von  den  Schichten  des  genann- 
ten Tertiärbeckens  sie  vorzugsweise  repräsentiren ,  so  stellt 
es  sich  bei  näherer  Vergleichung  heraus,  dass  sie  für  keine 
derselben  ausschliesslich  bezeichnend  sind.  Wir  finden  in 
dem  Gesteine    von  Miechowit%  Petrefakten    aus    allen    weiter 


180 

oben  erwähnten  drei  Gruppen  vereinigt.  Da  die  Zahl  der  Ver- 
steinerungen, die  einer  dieser  Gruppen  allein  eigen  sind,  über- 
haupt nur  sehr  gering  ist,  vielmehr  die  grösste  Anzahl  derselben 
durch  alle  Gruppen  hindurch  geht,  wenn  auch  in  sehr  ver- 
schiedener Häufigkeit,  so  kann  es  bei  unserer  Vcrgleichung 
auch  nicht  so  sehr  auf  solche  ausschliessend  bezeichnende 
Species  ankommen ;  wir  müssen  sie  vielmehr  auf  solche  stützen, 
die  in  einer  der  Gruppen  die  Höhe  ihrer  Entwicklung  errei- 
chen und  ihr  dadurch  ein  eigenthümliches  Gepräge  er- 
theilen. 

Unter  allen  3Jiechoivitzer  Forami niferen  befinden  sich  9, 
welche  fast  nur  in  den  tiefsten  Schichten  des  Wiener  Beckens 
—  im  unteren  Tegel  von  Baden  und  Möllersdorf  —  auftre- 
ten, nämlich  Dentalina  inornata  und  Verneuili,  Lingulina  ro- 
tundata  und  costata,  Marginulina  pedum,  Robulina  ornata  und 
echinata,  Ehrenbergina  serrata  und  Clavulina  communis.  Sie 
würden  also  auf  eine  Annäherunij;  der  MiecJioxvit%er  Schieb- 
ten  zum  unteren  Tegel  hindeuten.  Dasselbe  ist  der  Fall  mit 
Cythereis  asperrima,  welche  im  oberen  Tegel  nur  sehr  selten, 
im  Leithakalk  gar  nicht  vorkömmt. 

Viel  grösser   ist  dagegen  die  Zahl  jener  Foraminifcren, 


die  durch  ihre  vorwiegende  Entwicklung  dem  Leithakalk  ins- 
besondere angehören,  obwohl  sie  fast  durchgehends  auch  im 
oberen  Tegel  angetroffen  werden,  der  überhaupt,  als  vermit- 
telndes Glied  zwischen  vmterem  Tegel  und  Leithakalk,  die 
Versteinerungen  beider  theilweise  in  sich  zu  vereinigen  scheint. 
Zu  diesen  den  Leithakalk  bezeichnenden  Foraminifcren  ge- 
hören :  Polystomella  Ungeri  und  crispa,  Rotalina  Akneriana, 
Truncatulina  lobatula,  Verneuilina  spinulosa,  Astcrigerina 
planorbis,  Amphistegina  Ilaueri ,  mammillata  und  rugosa, 
Heterostegina  costata,  Globulina  spinosa,  Polystomella  digita- 
lis.  Unter  den  üstracoden  sind  besonders  Cytiiere  ilaueri, 
punctata  und  hastata  und  Bairdia  subdeltuidea  dahin  zu  rech- 
nen, da  der  Leithakalk  sie  in  vorwiegender  Menge  beherbergt. 
Die  übrigen  Foraminifcren  gehen  meistens  durch  alle  3 
Grup[)cn  hindurch,  während  die  anderen  Cyproiden  doch  we- 


181 

nigstens  iu  ziemlich   gleicher  Anzahl  auch  im  oberen  Tegel 
wiederkehren. 

Zu  ganz  ähnlichen  Resultaten  gelangt  man,  wenn  man 
nur  die  bei  Miechowüz,  häufig  vorkommenden  Foraminiferen 
berücksichtigt.  Der  grÖsste  Theil  derselben  wird  durch  die 
Helicostegier  gebildet,  zu  denen  44  Species,  also  fast  63-^ 
der  Gesammtzahl  gehören.  Viel  sparsamer  sind  die  Stichoste- 
gier mit  13  Arten  und  die  Enallostegier  mit  12  Arten  -ver- 
treten. Höchst  auffallend  ist  es  aber,  dass  die  Agathistegier, 
die  in  den  Wiener  Tertiärschichten  doch  eine  so  überaus 
reiche  Formenfülle  darbieten,  den  Miechoivitzer  gänzlich  feh- 
len ,  denn  von  der  überdiess  selten  vortiudigen  Sphaeroidina 
austriaca  ist  es  noch  zweifelhaft,  ob  sie  überhaupt  zu  den 
Agathistegieru  zu  rechnen  sei.  —  Von  allen  Gattungen  wal- 
ten besonders  Rotalina  (mit  7  Arten)  und  Robulina  (mit  8 
Arten)  vor.  Von  denselben  Gattungen  sind  es  aber  auch  ei- 
nige Arten,  welche  sich  durch  die  Menge  ihrer  Individuen- 
anzahl auszeichnen.  Von  den  häufis;  vorkommenden  Arten 
gehören  Kobulina  echinata  und  simplex  vorzugsweise  dem 
unteren  Tegel,  Robulina  calcar  dem  oberen  Tegel,  Kotalina 
Akueriana,  Polystomella  crispa,  Amphistegina  Haueri  und 
Heterostegina  costata  dem  Leithakalk  an.  Robulina  cultrata 
und  intermedia,  Rotalina  Boueana  und  Dutemplei,  Globige- 
rina  triloba  und  Textularia  Mayeriana  gehen  wieder  durch  alle 
Gruppen  hindurch. 

Anders  verhält  es  sich  dagegen  mit  den  Bryozoen,  wel- 
che fast  ohne  Ausnahme  bisher  nur  im  Leithakalk  des  Wie- 
ner  Beckens  gefunden  wurden,  also  für  diesen  wahrhaft  be- 
zeichnend sind. 

Aus  diesen  Betrachtungen  scheint  sich  zu  ergeben,  dass 
man  die  kalkigen  Mergel  von  Miechawitx,  nicht  wohl  einer 
isolirten  Schichtengru])pe  des  Wiener  Beckens  parallelisiren 
könne,  sondern  dass  sie  vielmehr  mit  grosser  Wahrschein- 
lichkeit sämmtliche  drei  Gruppen  desselben  zugleich  reprä- 
sentiren  dürften.  Man  darf  aber  dabei  keineswegs  übersehen, 
dass  sie   ihren   Petrefaktcn   nach  viel  mehr  zu  den  obersten 


182 

derselben  —  dem  Leithakalke  —  hinneigen,  als  zu  den  übrigen, 
da  sie  mit  ihm  den  grösseren  Theil  der  Petrefakten  gemein- 
schaftlich besitzen.  Ich  halte  es  übrigens  für  überflüssig, 
hier  näher  zu  berühren,  dass  ich  bei  der  Begründung  meiner 
eben  ausgesprochenen  Ansicht  immer  nur  die  von  mir  unter- 
suchton Fossilreste,  die  Foraminiferen,  Bryozoen  und  Cyproi- 
den  im  Auge  hatte,  ohne  den  aus  den  übrigen  grosseren  Pe- 
trefakten etwa  sieh  ergebenden  Schlüssen  in  irgend  einer 
Beziehung  vorgreifen  zu  wollen. 


II.  Die  mergeligen  dem  Wiener  Tegel  im  äusseren  An- 
sehen sehr  ähnlichen  Schichten  von  Miknltschitz  sind  viel 
ärmer  an  Versteinerungen.  Sie  lieferten  nur  16  Arten  Fora- 
miniferen, wenige  unbestimmbare  Bruchstücke  von  Cyproiden, 
aber  keine  Spur  von  Bryozoen.  Die  gefundenen  Arten  waren 
folgende : 

1.  Dentalina  Verneuili  d'Okb. 

2.  Marginulina  hirsuta  d'Ojib. 

3.  Robulina  clypeiformis  d'Orh. 
D'Okbigny  1.  c.  p.  101.  t.  4.  f.  23,  24. 

Auch  im  unteren  Tegel  von  Baden  und  im  Leithakalk 
von  ISnssdorf. 

4.  Nonionina  Boueana  d'Okb. 

5.  Nonionina    Soldanii  d'Obb. 
G.     Rotalina  Haueri  d'Obb. 

D'Obbk.-ny  1.  c.  p.  151.  t.  7.  f.  22—24. 
Auch  im    unteren  Tegel    von  *li(iden   und    M'nllersdorf ; 
im    oberen  Tegel    von    dnnzing  und  FeUö-Lnpugy :   in   den 
Subapenninenschichten  von  Siena. 

7.  Kotalina  Schreibersi  d'Obb. 

8.  Rotalina  Dutemplei  d'Obb. 

9.  Rotalina  cryptomphala  Rss. 

10.  Anomalina  badenensis  d'Orb. 

11.  Globigerina  triloba  Rs.s. 

12.  Globigerina  diplostoma  Rss. 

13.  Uvigerina  pygniaea  d'Obb. 


183 

14.  Clavulina  communis  d'Orb. 

15.  Textularia  carinata  d'Okb.  und 
10.     Textularia  abbreviata  d'Orb. 

D'Orbigny  1.  c.  p.  249.  t.  15.  f.  9-12. 

Auch  im  unteren  Tegel  von  *Baden  und  Möllersdorf  \ 
im  oberen  Tegel  von  (irin-Jng  und  FeUö-Lapugij  \  im  Salz- 
thon  von  lVielic%ka\  im  Leithakalk  von  Nitssdoj-f;  im  gelben 
Subapenninensand  von  CastelV  arquato ;  in  den  Subapennineu- 
mergeln  von  Siena. 

Von  diesen  Petrefakten  sind  nur  drei  (Rotalina  Haueri, 
Robulina  clypeiformis  und  Textularia  abbreviata)  von  mir  bei 
Mieclwwitz,  nicht  aufgefunden  worden.  Alle  aber  kommen, 
mit  Ausnahme  der  etwas  häufigeren  Textularia  carinata,  in 
dem  MikultschiUer  Thone  nur  sehr  vereinzelt  vor.  Keine 
einzijre  derselben  ist  für  den  Leithakalk  ausschliesslich  be- 
zeichnend;  ja  es  fehlen  die  Species  ganz,  welche  bei  Mie- 
chowilz  und  anderwärts  in  ihm  die  Höhe  der  Entwicklung 
erlangen.  Es  ist  keine  Spur  von  Ampliistegina ,  Heteroste- 
gina,  Polystomella,  Asterigerina,  Truncatulina  u.  s.  w.  wahr- 
zunehmen. Alle  aufgefundenen  Formen  haben  auch  die  Wie- 
ner Tegelschichten  geliefert.  Dentalina  Verneuili  gehört 
ganz  dem  unteren  Tegel  an,  Rotalina  Haueri,  Anomalina 
badenensis,  Clavulina  communis  und  Textularia  carinata  sind 
dem  unteren  und  oberen  Tegel  gemeinschaftlich  und  treten 
im  Leithakalk  nur  an  wenigen  Lokalitäten  und  höclist  ver- 
einzelt auf.  Rotalina  cryptomphala  ist  vorzugsweise  im  obe- 
ren Tegel  entwickelt,  wenn  sie  auch  den  höheren  Schichten 
nicht  ganz  fehlt.  Alle  übrigen  Arten  sind  über  alle  Schich- 
tengruppen gleichmässig  vertheilt ,  daher  für  keine  bezeich- 
nend. Berücksichtigt  man  nun  noch  den  gänzlichen  Mangel 
der  für  den  Leithakalk  charakteristischen  Bryozoen,  so  ist 
man  wohl  zu  dem  Ausspruche  berechtigt,  dass  die  Thon- 
schichten  von  Mikultschitz  ein  Aequivalent  des  Wiener  Te- 
gels sind,  wobei  sich  ein  etwas  grösseres  Hinneigen  zum 
oberen  Tegel  nicht  ganz  verkennen  lässt. 


184 

Erklärung    der    Abbildungen. 


a.  Seitliche,   b. 
Bauchausicht. 


Taf.   VIII.  Fig.  1.  Dentalina  obtusata  S.   151. 

-  VIII.     -     2.  Marginulina   vaginella  S.  152. 

-  VIII.     -     3.  Marginulina  semicostata  S.  153. 

-  VIII.     -     4.  Cristellaria  aurifonnis  S.   153. 

-  VIII.     -     5.  Cristellaria  inops   S.    153. 
.     VIII.     -     6.  Rübulina  angulata  S.   154.  J 

-  VIII.     -     7.  Uvigerina  striatella    S.   159.     a.    Vordere,    b.    hintere 

Ansicht. 

-  VIII.     -     8.  Grammostomum  dilatatum  S.  Ib2.  a.  Vordere,  b.  obere 

Ansicht. 

-  VIII.     -     9.  Eschara  stichopora  S.   164. 

-  VIII.     -  10.  Membranipora  robusta  S.  160. 

-  VIII.     -  11.  Membranipora  loxopora  S.   166. 

-  VIII.     -  12,  13.  Cellepora  tenella  S.   Iü7. 

Taf.  IX.  Fig.   14.  Cellepora  cryptostoma  S.  16S.    a.  Ansicht  einiger  Zel- 
len von  oben,    b.  Profilansicht  zweier  Zellen. 
.     IX.     -       15,  Cellepora  Poppelacki   S.   168. 

-  IX.     -       16.  Cellepora  Endlicheri  S.   169. 

-  IX.     -       17.  Cellepora  gastropora  S.   169. 

-  IX.     -       18.  Fasciculipora    rugulosa  S.   171.     a.    Ein  Ast    von   der 

Seite,  b.  von  oben  gesehen. 

-  IX.     -       19.  Idmonea  foraminosa  S.   171.     a.  Vordere,   b.  seitliche 

Ansicht ;  c.   Querschnitt  eines  älteren  Astes. 

-  IX.     -       20.  Idmonea  undata  S.   172.     a.   Vordere,    b.  hintere  An- 

sicht ;    c.   Querschnitt. 

-  IX.     -       21.  Hornera   verrucosa   S.   173.     a.   Vordere,   b.    Rücken- 

ansicht. 

-  IX.     -      22.  Thalamopora  Buch!  S.   175. 

-  IX.     -       23.  Pelagia  Beyrichi  S.  17().    a.  Seitliche,  b.  obere  Ansicht. 

-  IX.     -       24.  Pelagia  Beyrichi  mit  unzertheiltem  Rande. 


185 

3.     Ueber  die  Flora  des  üebergangsgebirges. 
Von  Herrn  Prof.  Dr.  H.  R.  Goeppert, 

Schon  seit  einer  Reihe  von  Jahren  habe  ich  während 
der  verschiedenen  auf  Veranlassung  des  hohen  königh  Mi- 
nisteriums für  Handel,  Gewerbe  und  öifendiche  Arbeiten 
unternommenen  Reisen,  welche  zunächst  die  Untersuchung 
der  Flora  des  älteren  Steinkohlengebirges  betrafen,  auch  der 
älteren  Flora  des  Üebergangsgebirges  besondere  Aufmerksam- 
keit gewidmet  und  bin  jetzt  im  Stande  das  auf  diese  Weise 
gesammelte  Material  durch  den  Druck  veröffentlichen  zu 
können,  wenn  nicht  etwa  ausser  meiner  Berechnung  liegende 
Verhältnisse  dies  verhindern. 

Ich  begreife  unter  dem  Namen  des  Üebergangsge- 
birges alle  die  verschiedenen  Schichten,  welche 
älter  als  die  Steinkohlenformation  sind,  also  die 
jüngere  Grauwacke  Schlesiens  und  Sachsens ,  welche  wahr- 
scheinlich dem  Millstone  grit,  dem  liegenden  Sandstein  der 
englischen  Kohleuformation  analog  ist,  dann  den  Posidonomyen- 
schiefer  des  Harzes  und  Nassau's,  den  Kohlenkalk,  die  ältere 
rheinische  Grauwacke  oder  die  Spiriferensandsteine  und  ana- 
loge Schichten  in  Nordamerika,  im  Allgemeinen  mit  dem  Na- 
men der  devonischen  Schichten  bezeichnet,  so  wie  endlich 
auch  die  silurische  Formation  als  Schichten,  in  denen  man 
Pflanzen  gefunden  hat.  Das  Werk  selbst  enthält  folgende 
6  Abschnitte: 

1.  Uebersicht  des  Vorkommens  des  üebergangsgebir- 
ges In  allen  Theilen  der  Erde. 

2.  Vorkommen  von  Pflanzenresten  und  Art  der  Erhal- 
tung derselben. 

3.  ^Vorkommen  des  Üebergangsgebirges  in  Schlesien 
(wegen  der  grossen  Zahl,  fast  der  Hälfte  der  bis  jetzt  be- 
kannten Pflanzen  dieser  F'ormation  als  besonderer  Abschnitt 
bearbeitet). 

4.  Systematische  Beschreibung  der  fossilen  Pflanzen 
des  üebergangsgebirges. 


186 

5.  Ergebnisse  in  paläontologischer  und  geologischer 
Hinsicht. 

6.  Erklärung  der  Tafeln,  deren  40  in  Quart  und  Folio 
die  Beschreibungen  der  Pflanzen  zu  erläutern  bestinnnt  und 
auch  bereits  vollendet  sind. 

Inzwischen  erlaube  ich  mir  hier  die  Gesammtübersicht 
sämmtlicher  Arten  nebst  ihren  Fundörtern  in  systematischer 
und  geologischer  Hinsicht  folgen  zu  lassen  und  daran  die 
Hauptergebnisse  dieser  Untersuchungen  zu  knüpfen. 

A.    jSyisteinatische  Uebersicht 

der  fos  silen  Pflanzen,    welche  in   den   Schichten 
unterhalb    der    älteren    Kohlenformation    oder    in 
dem  sogenannten    Uebergang  sgebi  rge    angetrof- 
fen  werden. 

I.     Fueoides. 

Confervites   acicularis   m. 
Zu  Steinsberg  bei  Dietz  im  Nassauischen  im  Cypridinen- 
schiefer.  (F.  und  G.  Sandberger.)  —  Devonische  Formation. 
Chondrites   antiquus    Sternr. 
"Unmittelbar  an  der  Schicht  mit  Spirifer  macropterus  zu 
Kammenau  bei  Ems.     Uebergangsschiefer  an   den  Ufern  der 
Mosel  bei  Bradenhach,  Lmj,  aus  dem  Condethal  bei  Mmnin- 
gen  und  am  Ehein  bei  iMederldhnstein.   (Wirtgek.)  —  Ael- 
tere  devonische  Schichten  (Spirifercnsandstein). 

Im  Ueberganoskalk  auf  der  Insel  Linoe  bei  Christiunia 
in  Norwegen.  Im  Schieferthon  des  Berges  Billingen  zu  Lilla 
Lyckc  und  zu  Vorring  in  Westgothland  so  wie  in  Dalekar- 
lien.  —  Aeltere  devonische  Schichten. 

In  Kärnthen.  —  Aeltere  devonische  Schichten.  ^ 
In  New- York.   —  Obere  silurische  Schichten  (Clinton- 
Gruppe). 

Chondrites    circinnatus  Stehmj. 
Uebery-anasformation    zu    Ulibiick   in    der  Kinnekullc    in 
Westgothland.   -    Aeltere  devonische  Schichten. 


187 

Chondrites  Nessigii   F.  A.  Roemer. 

Uebergangsformation  im  Harz  am  Rammeisberge.  —  Ael- 
tere  devonische  Schichten  (Spiriferensandstein). 

Chondrites    tenellus    F.  A.  Roemer. 

Uebergangsformation  im  Harz  bei  Schule?iberg.  (Roe- 
mer.) —  Jüngere  Grauwacl^  angeblich  -svechsellagernd  mit 
Posidonomyenschiefer. 

Buthotrephis   antiquata  Hall. 
Im  kieselhaltigen  Sandstein  bei  Chazy  in  der  Grafschaft 
Clinton  im  Staate  New- York.  —  Silurische  Formation  in  der 
zweiten  Etage  (von  unten  nach  oben)  der  untersten  Abthei- 
lung. 

Buthotrephis   gracilis  Hall. 
Zu  Jacksonburg   und  Middleville  in  der  Grafschaft  Her- 
kimer  im  Staate  New- York.  —  Silurische  Formation  in  der 
vierten  Etage  der  untersten  Abtheilung  im  Trentonkalkslein. 

Buthotrephis   succulenta  Hall. 
Glen's  Fall  im  Staate  New-York,  —  Silurische  Forma- 
tion in  der  vierten  Etage  der  untersten  Abtheilung  im  Tren- 
tonkalkstein. 

Buthotrephis  flexuosa  Hall. 
Arthur's  Steinbruch  zu  Jackson  in  der  Grafschaft  Was- 
hington im    Staate  New-York.    —    Silurische   Formation   in 
der  sechsten  Etage  der  untersten  Abtheilung  in  der  Hudson- 
flussgruppe. 

Buthotrephis   subnodosa  Hall. 
Grafschaft  Lewis,    Lorat7ie   in  der  Grafschaft  Jefferson 
und    zu  PalasJci  in  der  Grafschaft  Oswego  im  Staate  New- 
York.    —    Silurische  Formation   in   der   sechsten  Etage  der 
untersten  Abtheilung  in  der  Hudsonflussgruppe. 

Sphenothallus   angustifoliu  s   Hall. 
Zwischen    den    Dörfern    Canajoharie   am   Mohawk    und 
Sckoharie  in  New-York.—  Silurische  Formation  in  der  sechsten 
Etage  der  untersten  Abtheilung  in  der  Hudsonflussgruppe. 

Zeits.  il.  .1.  seol.  Ges.  III.  2.  14 


188 

Sphcnothallus  latifoliiis  ITai.i. 
Im    Centnini    der   HudsonHussoruppc    bei   Scliohnrie   in 
New -York.  —    Silurische  Formation   in   der   sechsten  Etage 
der  untersten  Abtlieilung  in  der  Iludsonflussgruppe. 
lialiserites  Dechenianus  m. 
In  llheinpreussen   in  Thonschiefern   bei  Horlitniscn ,    am 
Einfi"angc  des  Brohhhales  um  CohlcTiz,  bei   Valleiidar,    Win- 
ningeti    und   Capel/e?i.     Im  Nassauischen  bei  Uackefihnrg.  — 
Aeltere  devonische   Schichten  (Spiriferensandstein). 
Sphaerococ  cites  dentatus  Steumj. 
In  Kalkschichten  bei  Quebeck  in  Canada.   —    Silurischc 
Formation.      WahrscheinHch    im   Trentonkalkstein    oder    der 
vierten  Etage  der  untersten  Abthcllung. 

Sphaerococcites    Serra  Sternb. 
In  Kalkschichten   bei  (lueheck  in  Canada.  —   Silurische 
Formation.      Wahrscheinlich    im   Trentonkalkstein    oder    der 
vierten  Etage  der  untersten  Abtheilung. 

Sphaerococcites    lichenoides  m. 
In  Cypridinenschiefer    zu  Steinsherg   bei  Dietz   im  Nas- 
sauischen.   (F.  und  G.  Sandberger.)  —    Cypridinenschiefer 
der  devonischen  Formation. 

Delesserites   antiquus    m. 
In  feinkörnio;em  Sandstein  im  unteren  Gosethal  bei  Cos- 
lar.  —  Aeltere  devonische  Schichten  (Spiriferensandstein). 
Palaeophycus  tubularis    Hall. 
Im    kalkhaltigen   Sandstein   an    zahlreichen    Lokalitäten 
längs  des  Mohawkthales,  besonders  bei  Amsterdam ;  ferner  ge- 
genüber dem  Dorfe  Fort-Phtin;  längs  der  Eisenbahn;  Caiia- 
johdrie;  n\\  Osten  von  der  Palatine-ßrücke  und  an  mehreren 
Orten.    —   Silurischc    Formation    in   der   zweiten  Etage   der 
untersten  Abtheilung. 

Palaeophycus  irregularis  HalL. 
Im    kalkhaltigen   Sandstein    unter    der   vorigen    Art    bei 
Chdzt/  Grafschaft  Clinton,  nahe  an  Keescville  in  der  Grafschaft 
Esecx,    zwischen    dem  Kieselhügel    und  Amsterdam    im  Mo- 


189 

hawkthal.  —  Silurische  Formation  in  der  z\A'eiten  Eta^'c  der 
untersten  Abtheilung. 

Palaeophycus  rugosus  HxVll. 
Im  Trentonkalkstein  in  Middleville,  Westeanada  und  un- 
ter dem  Hillprospekt.  —  Silurische  Formation  in  der  vierten 
Etage  der  untersten  Abtheilung  im  Trentonkalkstein. 
Palaeophycus    simplex  Hall. 
In  der  letzten  schaligen  Abtheilung  des  Trentonkalksteins 
zu    Middleville   in   der    Grafschaft    Herkimer.   —    Silurische 
Formation  in  der  zweiten  Etage  der  untersten  Abtheiluug. 
Palaeophycus  virgatus  Hall. 
In  den  Schichten  der  Hudsonflussgruppe  in  der  Nachbar- 
schaft  von  Lotion    und  Salern  in  der  Grafschaft  Washinoton. 
—  Silurische  Formation  in  der  sechsten  Etage  der  untersten 
Abtheilung  in  der  Hudsonflussgruppe. 

Harlania  Hallii  m. 
In  New-York,    Virginien,  Canada  und  Pensylvanien.  — 
Silurische  Formation   der   ersten  Etage   im   Medinasandstein 
der  oberen  silurischen  Abtheilung. 

Phytopsis  tubulosa  Hall. 
An    verschiedenen  Lokalitäten  längs  des  Mohawkthales, 
bei  Amsterdam,  Fort-Piain,  St.  Jo/insville,  Canaj'o/iarie  in  New- 
York.  —  Silurische  Formation  in  der  vierten  Etage,  dem  so- 
genannten Vogelaugenkalkstein  der  untersten  Abtheilung. 
Phytopsis   cellulosa  Hall. 
Zu  H^atertoivn  und  an  anderen  Orten  am  schwarzen  Fluss 
und  im  Champlainthal  in  New-York.  —  Dieselbe  Formation 
wie  die  vorige  Art. 

Scolecolithus  linearis  Hald. 
Im  Potsdamsandstein  sparsam  im  Thale  des  Champlain- 
Sees,  in  Rollsteinen  im  östhchen  Theile  von  New-York,  fer- 
ner in  demselben  Sandstein  zu  IScxo-Yersey,  am  Susquehanna 
und  an  anderen  Orten  in  Pensylvanien,  Spuren  davon  durch 
Maryland  und  Virginien  bis  Tenessee.  —  Silurische  Forma- 
tion in  der  ersten  Etage  der  unteren  Abtheilung  in  dem  Pots- 
damsandstein. 

14* 


190 

Fucoides  auriformis  Hall. 
Im  westlichen  Staate  von  New-York  und  dem  benach- 
barten Canada.  —  Silurischc  Formation  in  der  ersten  Etage 
im  Medinasandstein  der  oberen  silurischen  Abtheilung  (eine 
mehrere  hundert  Fuss  mächtige  rothe  Sandsteinbildung,  wel- 
che die  Grenze  zwischen  der  oberen  und  unteren  Abtheilung 
der  silurischen  Formation  bildet). 

II.     Equi  s  etaceae. 

Equisetites  r  ad  latus  Stehnf. 
Im  Thal  St.  Amarin  im  Departement  des  oberen  Rhein. 

—  Devonische  Schichten? 

Calamites   transitionis  m. 
Im  Grauwackensandstein  zu  Leohschütz,    Tost  in  Ober- 
schlesien,   Lands h ut ,    Bügendorf,    Hiiynichen  in  Sachsen.  — 
Schichten  unter    der  Kohlenformation  analog  dem  Liegenden 
der  englischen  Kohlenformation. 

Bei  Neuhof  und  Lauterherg  im  Harz ,  Grauwacke  des 
Puchthales.  —  Aus  der  mit  Posidonomyenschiefern  angeblich 
abwechselnden  jüngeren  Grauwacke. 

Calamites    cannaeformis  Schloth. 

Bei  Landshut.  —   Schichten  unter  der  Kohlenformation. 

Calamites   Koemeri   m.    (C.  Gocpperti    Küemlk). 

Im    Thonschiefer    bei  Friedersdorf    und   Bögendorf    bei 

Schiveidnitz.,  im  Grauwackensandstein  zu   Ber?ida/f  bei   Leob- 

schütz.    Bei  (ii-und  und  im  Innerstethaie  im  Harz.  (Roemkr.) 

—  Schichten  unter  der  Kohlenformation. 

Calamites   dilatatus  m.  (C.  distans  Roemlh). 
Im  Grauwackensandstein  zu  Berndau  bei  Leohschiilx.  — 
Scliichtcn  unter  der  Kühlenformation. 

Buntehock  im  Harz.  —  Jüngere  Grauwacke. 

Calamites    tenuissimus  m. 
Im  Dachschiefer  zu  Grät%  bei  Troppnu,  Friedersdorf  und 
Bögendorf  bei  Schweidnitz.  —    Schicht  unter  der  Kohlenfbr- 
niation,  wohl  älter  als  die  Landshuter  Schichten  und  als  jün- 
gere Grauwacke  zu  bezeichnen. 


191 

Calainites   obliquus  m. 

In  Schiefern    bei  Hausdorf  in   der  Grafschaft  Glatz.  

Kühlenkalkformatiou. 

Calamites   variolatus    ni. 

Ln  Grauwackensandstein  bei  La/idshut.  —  Schichten 
unter  der  Kohlenformation  analoj^  dem  Lieo;enden  der  eno-H- 
sehen  Kohlcnformation. 

Calamites    Voltzii   Bkongn. 

Ira  Schieferthon  des  anthracitartigen  auf  Gneuss  ruhen- 
den Kohlenlagers  zu  Derghaupten  und  Zundsweiler  im  Gross- 
herzogthum  Baden  am  westlichen  Rande  des  Schwarzwaldes 
zwischen  Offeiihurg  und  Lahr.  —  Schichten  unter  der  Koh- 
lenformation. 

Stigmatocanna    Volkmanniana  m. 
Grauwackensandstein  bei  La?idshut  und  zu  Berndau  bei 
Leohschätz.  —  Schichten  unter  der  Kohlenformation. 
Anarthrocanna  deliquescens  ra. 
Grauwackenartiges  Gestein  amjenisei  im  Altai.  (Tschi- 
KATSCUEFF.)  —  Schichten  unter  der  Kohlenformation? 
Anarthrocanna   tuberculosa    m. 
Grauwackenkonglomerat  bei  Landshut.  —  Schichten  un- 
ter der  Kohlenformation  analog  dem  Liegenden  der  englischen 
Kohlenformation. 

Anarthrocanna  approximata   m. 
Lautenthal  im  Harz.  —  Jüngere  Grauwacke. 
Anarthrocanna  stigraarioides  m. 
Zu  Uckersdorf  im  Nassauischen.   (F.  und  G.  Sandber- 
GER.)  —  In  Posidonomyen schiefer. 

Bornia  scrobiculata  Sternb. 
Grauwackenkonglomerat    bei    Lattdshut.      Haynickeii   in 
Sachsen.  —  Schichten  unter  der  Kohlenformation. 

In  der  Grauwacke  der  Clausthaler  Silberhütte.  —  Jün- 
gere Grauwacke  angeblich  abwechselnd  mit  Posidouomyen- 
öchiefer. 


192 

III.     Astcrophyllites. 

Asterophyllites    elegans   in. 
Im    schiefrigcn  Gestein   zu  Hausdorf  In    der  Grafschaft 
Glatz.  —  Kohlenkalk. 

Asterophyllites  pygmaeus  Brongn. 
Ohne  Aveitere  Angabe  des  Fundortes.  —  Grauwacke. 

Asterophyllites   Rocmeri  m. 
In  dichtem  Sandstein  des  Rammeisberges  zu  Goshir.  — 
Aeltere  devonische  Schichten  (Spiriferensandstcin). 
Asterophyllites   Hausmannian  us   m. 
Lonau   bei  Har%herg  am   westlichen  Fusse   des  Harzes. 
(KoEMER.)  —  Jüngere  Grauwacke. 

IV.     Filices. 

Zygopteris  Tubicaulis  m. 
In  kalkhaltigen  Grauwackensandsteinknollen  zu  Glätzisch 
Falkenberg  in  der  Grafschaft  Glatz.  —  Kohlenkalk. 

Gyropteris   sinuosa  m. 
In  kalkhaltigen  Grauwackensandsteinknollen  zu  Glätzisch 
Falkenberg  in  der  Grafschaft  Glatz.  —  Kohlenkalk. 
Sphenopteris    re  fr  acta  m. 
In  kalkhaltigen  Grauwackensandsteinknollen  zu  Glätzisch 
Falke?iberg  in  der  Grafschaft  Glatz.  —  Kohlenkalk. 
Sphenopteris    p  a c h  y  r  r h a  c  h  i  s  m. 
Ilerborn  im  Nassauischen.  (F.  und  G.  Sandbergek.)  — 
Im  Posidonomyenschiefer. 

Sphenopteris    petiolata   m. 
Herborn  im  Nassauischen.  —   Im  Posidonomyenschiefer. 

Sphenopteris    obtusiloba    m. 
Grauwackenschiefer  bei  \ja?idshut  mit  Cyclopteris  teuui- 
lolia.  —  Schichten  unter  der  Kohlenformation. 
Sphenopteris  Halliana  m. 
Im    westlichen  Thcilc    von  New -York.   —    In    der  Che- 
munggruppe  der  devonischen  Formation. 


193 

Sphenopteris  Beyrichiana    in. 
Hayniclieti  in  Sachsen.  —   Schichten  unter  der  Kohlen- 
förmation. 

Sphenopteris   anthriscifolia   m. 
Beim  Dorfe  Aforino  im  Altai  im    Bassin   Kusnatzk.  — 
Jüngere  Grauwacken schichten  unter  der  Kolilenformation. 
Sphenopteris    imbricata    m. 
Beim    Dorfe  Aforino    im   Altai   im  Bassin  Kusnatzk.  — 
Jüngere  Grauwackenschichtcn  unter  der  Kohlenformation. 
Hymenophyllites  Gersdorfii  m. 
Grauvvackenschiefer   bei    Landshut.    —    Schichten    unter 
der  Kolilenformation. 

Trichomanit es  grypophyllus  m. 
Grauvvackenschiefer    bei    Elbcrfeld.    —     Posidonomycu- 
schieler. 

Hymenophyllites  Species  (jedoch  nur  eine  Fieder). 
Grauwackenschiefer  zu  licrnduu  hQiLeobschütx. —  Schich- 
ten unter  der  Kohlenformation. 

Hymenophyllites   Species  (Fragment). 
Weüburg  in  Nassau.  —  Im  Posidonomyenschiefer. 

Hymenophyllites  dissectus  m. 
Im  Schieferthon  des  auf  Gneuss  ruhenden  anthracitarti- 
gen  Steinkohlenlagers  zu  Berghaupten  am  westlichen  Ktuide 
des  Schwarzvvaldes  zwischen  OJfenburg  und  Lahr.  Desglei- 
chen an  mehreren  Punkten  der  Steinkohlenformation  Frank- 
reichs.  —  Schichten  unter  der  Kohlenformation. 

Trichomanites  Species  (nur  2  kleine  Fiedern). 
Berndau  bei  Leobschiitz.  —  Schichten  unter  der  Kohlen- 
formation. 

Neuropteris    Loshii   BrOxNgn. 
Grauwackensandstein  bei  Lafidshit.  —  Schichten  unter 
der  Kohlenformation.     (In   der  Kohlenformation    zu  Zwickau, 
England  und  Frankreich.) 

Odontopteris    Stiehleriana   m. 
Im    Thonstein   von   der  Trift   bei    Wiegersdorf  oberhalb 
der   Bielsteinsklippe    bei  llilefeld,    (welcher  Thonstein   nach 


194 

Stiehler's  Mittheilungen  unter  dem  Thonporphyr  Hegt),  der 
zur  Formation  des  ältesten  Sandsteins  inclusive  Steinkohlen- 
flözes bei  Ihlefeld  gehört.  —  Schichten  unter  der  Kohlen- 
formation. 

üdontopteris    imbricata   ni. 
Herborn  im  Nassauischen.  (F.  und  G.  Sandbergeu.)  — 
Im  Posidonomyen schiefer. 

Cyclopteris   flabellata  Bhonj.n. 
Im  Schieferthon   des  auf  Gneuss  ruhenden  anthracitarti- 
gen  Steinkohlenlagers   zu  Berglmupten  am  westlichen  Rande 
des  Schwarzwaldes  zwischen  Offenhurg  und  Lahr.  —  Schich- 
ten unter  der  Kohlenformation. 

Cyclopteris    dissecta    m. 
Grauwackenschiefer  zu  Hausdorf  m  der  Grafschaft  Glatz. 
—  Kohlenkalk. 

Cyclopteris    tenuifolia  m. 
Grauwackenschiefer  bei   Landshut.   —    Schichten  unter 
der  Kohlenformation. 

Cyclopteris   Bockschii   m. 
Grauwackenschiefer    bei    Hausdorf    in     der    Grafschaft 
Glatz.  —  Kohlenkalk. 

Cyclopteris    frondosa   m. 
In   kalkhaltio;em  Grauwackenkonolomerat    bei    GUitzisch 
Falkenherg  in  der  Grafschaft  Glatz.  —  Kohlenkalk. 
Cyclopteris    Species   (Fragment). 
Grauwackenschiefer    zu     Berndau    bei    LeobschUl%.    — 
Schichten  unter  der  Kohlenformation. 

Cyclopteris  Species  (Fragment). 
Ilerbornseelbach  bei  Herhorn  im  Nassauischen.  —  Posi- 
donomyenschiefer. 

Cyclopteris  Species  (Fragment). 
Bei  Hausdorf  in  der  Grafsciiaft  Glatz.  —  Kohlcnkalk. 

Cyatheites  asper   m. 
Im  Schieferthon  des  auf  Gneuss  ruhenden  antluacitarti- 
gen  Steinkohlenlagers    zu  licrghunptcn  am  westlichen  Rande 
des  Schwarz  Waldes  zwischen  Offenhurg  wuA  Lahr. —  Schich- 


195 

ten  untei-  der  Kohlenformation.     Desgleichen  in  der  Kohlen- 
formation zu  Mofitrelais  und  zu  St.  George  Chatelaison. 
Pecopteris    stricta    m. 
Grauwackenschiefer   bei    Landshut.    —    Schichten   unter 
der  Kohlenformation. 

V.     Lycopodiaceae. 

Dactylopteris    Stiehleriana  m. 
In  der  Grauwacke  am  neuen  Wege  am  Wall  im  Thier- 
garten   zu    Wernigerode,  (Stiehler.)  —    Aeltere  Grauwacke 
analog  dem  Spiriferensandstein  im  Nassauischen? 
Lycopodites  acicularis   m. 
Kumendorf  bei  Freiburg  in  Schlesien.  —  Kohlenkalk. 

Lycopodites   S  tiehlerianus  m. 
Im   Thonstein  von   der  Trift    bei    Wiegersdorf  oberhalb 
der  Bielstelnsklippe   bei  Ihle/eld.    (Stiehler.)    —    Schichten 
unter  der  Kohlenformation. 

Lepidodendron    hexagonum   m. 
Grauwackenkonglomerat   bei  Landshut.     Grauwacke  bei 
Lauterherg  am  Harz.  —  Schichten  unter  der  Kohlenförmation. 
Lepidodendron   squamosum   m. 
Kalkhaltige  Grauwacke  bei  Glätzisch  Falkenberg  in  Schle- 
sien. —  Kohlenkalk. 

Sagenaria  aculeata    Presl. 
Im  Grauwackenschiefer  bei  Hultschin.  —  Schichten  un- 
ter der  Kohlenformation. 

Sagenaria  depressa  m. 
Uckersdorf  im  Nassauischen.  —  Posidonomyenschiefer. 

Sagenaria   Veltheimiana  Presl. 
Grauwackensandstein  bei  Landshut  und  zu  Bernduu  im 
Leobschützschen.    (Ruecker.)  —    Schichten  unter  der  Koh- 
lenformation. 

Im  Magdeburgischen.  —  Grauwacke. 

Im  Harze  bei  Lautenthal.  —  Posidonomyenschiefer. 

Sagenaria   Roemeriana    m. 
(irund  im  Harz.  —  Jüngere  Grauwacke. 


19() 

Satienaria  acuminata  m. 
Hnusdorf   in    der    Grafschaft    Glatz    und    Lands/mt.  — 
Schichten  unter  der  Kohlenformation. 

Sagenaria  geniculata  ni. 
Bei  Laute/ithal  im  Harz.  —  Posidonomyenschiefer. 

S  arenaria  remota  m. 
Zu  liemdau  bei  LeohschiU%  in  Obcrschlesien.    —  Grau- 
wackc  gleicli  den  Schichten  unter  der  Kohlenlurmation. 
S  a  s  e  n  a  r  i  a   c  o  n  c  a  t  e  n  a  t  a  m. 
Ln?idshiit  in  Schlesien.  —  Grauwackc  gleich  den  Schich- 
ten unter  der  Kohlenformation. 

Satjenaria  chemungcnsis  ni. 
Im   westlichen  Theilc   von  New-York.    —    In  der  Clic- 
munggruppe  der  devonischen  Formation. 

Sagenaria  Spccies. 
Clausthal  im  Harz.  —   Jüngere  Grauwacke. 
Sagenaria  Spccies  (Knorria  cylindrica  Roi:;ii.). 
Bei  (irund  im  Harz.  —  Jüngere  Grauwacke. 
Sagenaria  Species  (Knorria  Jugleri  Roe.m.  in  DiiNKLK 
und  V.  Mevek  Palaeont.  HI.  1.   Tab.  VII.  Fig.  17.). 
Clausthal  im  Harz.  — ■  Jüngere  Grauwacke. 

Sagenaria  Species. 
Ca%enovia    im  Staate  New-York.    (SniAtrEH.)    —    Ha- 
miltonschichten,  nnttlerc  devonische  Formation. 

Sagenaria  Species. 
Koblenz.  —  Aeltere  rheinische  Grauwackc. 

Sagenaria  Species  (Asi)idiaria  attcnuata). 
Grauwacke     des     Clausthuler    Pochtliales.     —     Jüngere 
Grauwacke. 

Ancistrophyllum   stigmariaeformc  ni. 
Grauwackensandstein  bei  Landshut.  —   Schichten  unter 
der  Kohlcnfbrmation. 

Ancistrophyllum    stigmariaeformc    [i    minutum    m. 
Grauwackensandstein    zu    Bcrndau    bei   Leobschütx.    — 
Schichten  unter  der  Kohlenlbnnation. 


197 

Decheiiia    euphorbioides    m. 
Grauwackensandstein  bei  Landshut.  —    Schichten  unter 
der  Kühlenformation. 

Didymophyllon    Schottini    ni. 
Grauwackensandstein  bei  Landshut.  —    Schichten  unter 
der  Kohlenformation. 

Cardiocarpou   punctulatum    Goepp.  et  Bekgek. 
Mit  Produkten  zu  Ehersdorf.  —  Kohlenkalk. 

Megaphytum   Kuhianum  m. 
Grauwacke  bei  Kutscher  in  Oberschlesien.  —  Schichten 
unter  der  Kohlenformation. 

Megaphytum    remotissimum    m. 
Grauwacke  bei  Berndau  (Leobschütz).  —  Schichten  un- 
ter der  Kohlenformation. 

Megaphytum  dubium  m. 
Grauwacke  bei  Landshut.  —    Schichten  unter  der  Koh- 
lenformation. 

Megaphytum   Hollebeni  m. 

Grauwacke  am  Rothenberge  bei  Saalfeld.  —  Grauwacke. 

Knorria  imbricata  Sterne. 
Im  Grauwackenkonglomerat  bei  Landshut  und  bei  Adel- 
nau  bei  Freiburg.  —  Schichten  unter  der  Kohlenformation. 

Im  Grauwackenschiefer  bei  Ca%enovia,  Madison,  im  Staate 
New- York.  —  Mittlere  devonische  Schichten  in  der  Hamil- 
tongruppe. 

Im  Harz  und  bei  Magdeburg.  —  Grauwacke. 

Knorria  longifolia  m. 
Grauwackenschiefer    bei    Kittelwit%    bei    Leobschütz.    — 
Schichten  unter  der  Kohlenformation. 

Knorria  acicularis  m. 
Grauwackenschiefer    bei    Kittelwitz    bei    Leobsc hdt%.    — 
Schichten  unter  der  Kohlenformation. 

Knorria   Schrammiana  ra. 
Grauwackenschiefer    bei    Kittelwitz    bei    Leobschütz.    — 
Schichten  unter  der  Kohlenformation. 


198 

Knorria  polypliylla   F.  A.  Kokm. 
In    der  Grauwacke    zu    Voigtslusl    unweit   Clausthal   im 
Harz.  —  Jüngere  Grauwacke. 

Cd 

Knorria   Goepperti    F.  A.  Rofm. 
In    der    Grauwacke    zwischen  Neuhof  und  Lauterbers: 
Desgleichen  in   denselben  Schichten  bei  Strasslerg.  —  Jün- 
gere Grauwacke. 

Knorria  megastigma  F.  A.  Roiot. 
In  der  Grauwacke  zwischen  Neuliqf  und  Ijauterberg.  — 
Jüngere  Grauwacke. 

Knorria  Jugleri  F.  A.  IIoemku  Verst.  des  Ilarzgebirij. 

T.  I.  F.  10. 

In  der  Dorothea  bei  Clausthal.  —   Jün2;erc  Grauwacke. 


o 


VI.     Noe  o-o-era  tili  eac. 


Ö  ö 


Noeggerathia   obliqua   ni. 
Im    Grauwackenschiefer    bei    Gliitzisch    Falkenberg.    — 
Kohlcnkalk. 

Noeggerathia    abscissa  m. 
Im  Grauwackenschiefer    bei   Benidau    und   Mockerlasit'<: 
bei  Leohschütz.  —  Schichten  unter  der  Kohlenformation. 

Noeggerathia   ovata  m. 
Im  Grauwackenschiefer   bei   Hermlau   und    Mockerlasit% 
bei  Leobschütz.  —  Schichten  unter  der  Kohlenfbrmation. 

Noegger  at  h  ia  aequalis    m. 
Am  rechten  Ufer  der  Inia  im  Altai  im  Bassin  von   Kur- 
nat%k.  —  Jüngere  kalkhaltige  Grauwacke  oder  Schichten  un- 
ter der  Kohlenformation. 

Noeggerathia    distans   m. 
Am  rechten  Ufer  der  Inia  im  Altai  im  Bassin  von  Kur 
nat%k.  —  Jüniiere  kalkhaltige  Grauwacke  oder  Schichten  un- 
ter  der  Kohlcnlbrmation. 


199 

Vn.     Stigmarieae. 

Stigmaria  ficoides   Brongn. 
Stigmaria   ficoides   ß    undulata   m. 
Grauwackenschiefer   bei  Landshut.    —    Schiciiten  unter 
der  Kohlenforination. 

Stigmaria   ficoides   s  sigillarioides  m. 
Grauwackenscliiefer   bei  Landshut.   —    Schichten  unter 
der  Kohlenformation. 

Stigmaria   ficoides    C  inaequalis  m. 

Grauwackenschiefer  bei  Landshut.    —    Scliicliten   unter 
der  Kohlenformation. 

Stigma ria   ficoides    i)  clliptica  m. 
Grauwackenschiefer  bei  Landshut.    —    Schichten    unter 
der  Kohlenformation. 

Stigmaria  ficoides   xAnabathra  m. 
Glätzisch  Falkenberg .  —  Kohlenkalk. 

Stigmaria  ficoides  X   laevis. 
Herhornseelhach  im  Nassauischen.  (F.  und  G.  Sandber- 
GER.)  -  -  Posidonomyenschiefer. 

VIII.     Sigillarieae. 

SigiUaria    minutissima  m. 
Im    Dachschiefer     zu    Bögendorf    bei    Schweidnitx.    — 
Schichten  unter  der  Kohlenformation. 

S  igillaria  Voltzii  Brongn. 
Im  Schieferthon   des  auf  Gneuss  ruhenden  anthracitarti- 
gen  Steinkohlenlagers  zu   Berghaupten  am  westlichen  Rande 
des  Schwarzwaldes  zwischen  Offenhurg  und  Lahr.  —  Schich- 
ten unter  der  Kohlenformation. 

SigiUaria  densifolia  Brongn. 
Im  Schieferthon  des  auf  Gneuss  ruhenden  anthracitarti- 
gen  Steinkohlenlagers  bei  Berghaupte?i  am  westlichen  liande 
des  Schwarzwaldes  zwischen  Offenburg  und  Lahr.  —  Schicii- 
ten unter  der  Kohlenformation. 


200 

Sigillaria   undulat.i  ni. 
Grauvvackenkonglomcrat  bei  Landshut.  —  Schichten  un- 
ter der  Kohlenformation. 

SigiUaria   Vanuxemi  ni. 
In   Allen's   Steinbruch   bei   dem  Dorf'e    Oirego  in    New- 
York.  —  Chemunggruppe  der  devonischen  Formation. 

IX.     Coniferae. 

Protopitys   Bucheana  m. 
Kalkhahiges  Grauwackenkonglomerat  bei   Glätzisch  Fal- 
kenherg.  —  Kohlenkalk. 

Araucaritcs   Beine rtianus  m. 
Kalkhaltiges  Grauwackenkonglomcrat  bei  Glätzisch  Fal- 
ke7iherg.  —  Kohlenkalk. 

Araucaritcs  Tschikatscheffianus  m. 
Am  rechten  Ufer  des  Jenisei  im  Altaigebirge.  —  Schich- 
ten unter  der  Kohlenformation. 

II.    Geologische   Uebersicht 

der  fossilen  Pflanzen  des  üebergangsgebirges  ge- 
ordnet   nach    den    Abtheilungen   der   Uebergangs- 

formation. 

I.     Silurische   Formation. 

A.     Untere   silurische  Formation. 
1.     Potsdam  Sandstein. 
Scolecolithus  linearis  Halüejmann. 

2.     Kalk  führen  der    Sandstein. 
Palaeophycus  tubularis  Hall. 
Palaeophycus  irregularis  Hall. 
Buthotrephis  antiquata  Hall. 
3.     Birdseye-  oder   Vogclaugenkalks  tein. 
Phytopsis  tubulosa  Hall. 
Phytopsis  cellulosa  Hall. 

4.     Trcntonkalkstein. 
Palaeophycus  rugosus  Hall. 


201 


Palaeophycus  simplex  Hali,. 
Buthotrephis  gracilis  Hall. 
ßuthütrephis  succulenta  Hall. 
Sphaerococcites  Serra  SteKxMJ.  *) 
Sphaerococcites  dentatus  Sterku. 
5.     Utlkaschicht  en. 
Sphenothallus  angustifolius  Hall. 

G.     Hudsonflussgruppe. 
Palaeophycus  virgatus  HxVLL. 
Buthotrephis  subnodosa  Hall. 
Sphenothallus  latifolius  Hall. 
B.     Obere    silurische    Formation. 
Medinasa  nd  stein. 
Harlania  Hallii  m. 
Fucoides  auriformis  Hall. 

Clintongruppe. 
Chondritcs  antiquus  Sterke. 

IL     Devonische   Schichten. 


Europa: 
A eitere  oder  rheinische 
Grauwacke   (Spiriferen- 

s  and  stein). 
Haliserites  Dechenianus  m. 
Chondritcs  antiquus  Sternb. 
Chondritcs  Nessigii  F.  A. 

Roem. 
Sagenaria,  Species. 
Delesserites  antiquus  ni. 
Asterophyllites  Roemeri  m. 
Dactylopteris  Stiehleriana  m. 


Amerika: 
Hamilton  schichten. 

Knorriae,  Species. 

Sagenariae,  Species. 

C li  e ni  u  n  g s c h i c  h  t e n. 

Sphenopteris  Halllana  ni. 

Sagenaria  chemungcnsis  ni. 

Sigillaria  Vanuxemi  ni. 


*)  Diese  beiden  schon  von  Adoijmi  Brongniaht  beschriel)enen  Fucoi- 
den  werden  in  Kalkschichten  bei  Quebeck  angetroffen,  welche  Gegend 
die  amerikanischen  Geologen  zum  Trentonkalkstein  rechnen,  obschon  sie 
dieser  fossilen  Eeste  nicht  gedenken.  Vielleicht  sind  es  auch  keine  Pflan- 
zen,  sondern   Graptolithen,  was  ich  gar  nicht  für  unwahrscheinlich  halte. 


202 

C y  [) r i  d i n  c n s c lii c f e r. 
Confcrvites  acicularis  in. 
Splmerococcites  liclienoides  ni. 

111.     Kohlenkalk. 

Asterophyllites  elegans  m. 

Calamites  transitionis  m. 

Zygopteris  Tubicaulis  m. 

Gyropteris  siuuosa  m. 

Sphenopteris  refracta  ni. 

Cyclopteris  dissecta  m. 

Cyclopteris  Bockschii  ni. 

Cyclopteris  frondosa  m. 

Cyclopteris,  Species,  Fragment, 

Lycopodites  acicularis  ni. 

Cardiocarpon  punctulatum  Goepp.  et  Bi;i{«.ki{. 

Lepidodendron  squamosum  in. 

Noeggerathia  obliqua  m. 

Stigmaria  ficoides  /.  Anabathra  m. 

Protopitys  Bucheana  m. 

Araucarites  Beinertianus  ra. 

IV.     Posidonomycnschiefer.*) 

Anarthrocanna  stigmarioides  m. 
*Bornia  scrobiculata  Sieunh. 
Sphenopteris  pachyrrhacbis  ni. 
Sphenopteris  petiolata  m. 
Hymenophyllites,  Species,  Fragment. 
Odontopteris  imbricata  in. 
Cyclopteris,  Species,  Fragment. 


"')  Nach  F.  A.  Rokmkr  sollen  im  Harz  die  Schichten  jüngerer  Grau- 
wackc  mit  rosiclonomycn.schicfer  abwechseln,  welche  Ansicht  jedoch  von 
Dkciiin  (Verh.  d.  naturhist.  Vereins  d.  Rheinl.  Jahrg.  7.  ISöO,  S.  1S(>.) 
nicht  theilt,  daher  ich  auch  die  Flora  dieser  beiden  Formationen  trennte, 
jedoch  die  mit  einem  Sternchen  bezeichnete,  die  beiden  gemeinschaft- 
lich sind. 


203 


*  Lepidodendron  hexagonum  m. 
Sagenaria  depressa  m. 

*  Sac^enaria  Veltheimiana  m. 
Sagenaria  Roemeriana  m. 
Sagenaria  geniculata  F.  A.  Roemek. 
Knorria  polyphylla  F.  A.  Roemer. 
Knorria  Jugleri  F.  A.  Roe3ier. 
Knorria  Goepperti  F.  A.  Roemer. 
Knorria  megastigma  F.  A.  Roemer. 
Stig-maria  ficoides  X  laevis  m. 


*o' 


V.     Jüngere   Grauwacke   des  Harzes,    Sachsens, 
Schlesiens    analog    dem    Liegenden    der    engli- 
schen  Kohlenformation*). 

Equisetites  radiatus  Sternb. 
f  Calamites  transitionis  m. 
f-j- Calamites  cannaeformis  Schloth. 
Calamites  Roemeri  m. 
Calamites  dilatatus  m. 
Calamites  tenuissimus  m. 
Calamites  obliquus  m. 
Calamites  variolatus  m. 
Calamites  Voltzii  Brongn. 
Stigmatocanna  Volkmanniana  m. 
Anarthrocanna  approximata  m. 
Anarthrocanna  tuberculosa  m. 
Anarthrocanna  deliqiiescens  m. 
Bornia  scrobiculata  Sterne. 
Asterophyllites  pygmaeus  Brongn. 
Asterophyllites  Hausmannianus  m. 
Sphenopteris  Beyrichiana  m. 
Sphenopteris  anthriscifolia  m. 


*)  Die  mit  einem  stehenden  Kreuz  bezeichneten  Arten  kommen  auch 
im  Kohlenkalk,  die  mit  zwei  Kreuzen  versehenen  zugleich  auch  in  der 
Steinkohlenformation  vor, 

Zeits.  d.  d.  geol.  Ges.  III.  2.  15 


204 

Sphenopteris  imbricata  m. 

Sphenopteris  obtnsiloba  ni. 
f-|-IIymcnoj)hyllites  Gersilorfli  m. 

Ilymenophyllites  spec.  fragin. 
ff  Hymenophyllites  dissectus  in. 

Trichomanites  grypophyllus  m. 

Trichomanites  spec.  fragm. 
ff  Neuropteris  Loshii  Bkongn. 

üdontopterls  Stiehleriana  m. 

Cyclopteris  flabellata  Bkongn. 

Cyclopteris  tenuifolia  ni. 
ff  Cyatheites  asper  m. 

Pccopteris  stricta  m. 

Noeggerathia  aequalis  m. 

Noeggerathia  distans  m. 

Noeggerathia  ovata  m. 

Noeggerathia  abscissa  m. 

Lycopodites   Stiehleriauus  ni. 

Lepidodendron  hexagonum  ni. 

Sagenaria  VeUheiiniana  ni. 
ff  Sagenaria  aculeata  Presl. 
f  Sagenaria  acuminata  m. 

Sagenaria  reraota  m. 

Sagenaria  concatenata  m. 

Sagenariac  spec.  fragra. 

Ancistrophylhun  stigmariaefonne  m. 

Dechenia  euphorbioides  in. 

Didymophyllon  Schottini  m. 

Megaphytum  Kuliianum  m. 

Megaphytum  remotissimum  m. 

Megaphytum  dubiuni  m. 

Megaphytum  llollebeni  Ung. 

Knorria  imbricata  Stkunh. 

Knorria  longifblia  in. 

Knorria  acicularis  m. 

Knorria  Schrammiana  in. 


205 


Stigmaria  ficoidcs  BkoinGxN. 
Stigmaria  ficoides  [3  uatlulata  m. 
Stigmaria  ficoides  s  sigillarioides  ni. 
Stigmaria  ficoides  C  inaequalis  m. 
Stigmaria  ficoides  i)  elliptica  m. 
Sicfillaria  minutissima  m. 
Sigiilaria  Voltzii  Bkoagn. 
Sigillaria  densifolia  Bkojngn. 
Sigiilaria  imdulata  m. 
Araucarites  Tschikatschefiiaiius  in. 


€.    Grg^ebnisse« 

Wenn  ich  auch  voraussetzen  darf,  dass  binnen  wenigen 
Jahren,  namentlich  nach  Veröffentlichung  dieser  Arbeit,  man 
im  Uebergangsgebirge  bald  eine  viel  grössere  Zahl  von  Ar- 
ten entdecken  dürfte,  (50  beobachtete  ich  auf  einem  im  Ver- 
hältniss  zur  Ausdehnung  der  Uebergangsformation  sehr  klei- 
nen Areal  allein  in  Schlesien),  so  will  ich  doch  nicht  unter- 
lassen schon  jetzt  einige  Schlussfolgerungcn  nach  der  gegen- 
wärtigen Erkenntniss  derselben  zu  ziehen. 

1.     Landpflanzen  fehlen  in    den  ältesten   oder 
silurischen  Schichten,  wie  die  in  dieser  Hinsicht 
ganz    besonders    werthvollen    Forschungen    der 
amerikanischen    Geologen   für  Amerika    nachge- 
wiesen haben.     Hoffentlich  wird    man  auch   balc 
in    Europa   Aehnliches   beobachten.     Seepflanzer 
und  zwar  Fucoiden   beginnen   auf  unserer  Erdr 
die  Vegetation.    Jedoch  können  wir  nicht  behaupten,  ob 
schon  mehrere  von  ihnen  wie  z.  B.  Harlania  Hallii  eine  seh 
eigenthümliche  Organisation  zu  besitzen  scheinen,    (worübc  - 
erst    spätere  Forschungen  uns  Aufschluss  ertheilen  können^ , 
dass    diese    erste  Vegetation    sich  so  auffallend  verschiedeu 
von  der  unsrigen    zeigte ,   wie   dies   von  der  Landvegetatioii 
der  Steinkohlenformation  im  Vergleich  zu  der  gegenwärtige! \ 
gesagt  werden  muss. 

15* 


206 

2.  In  Amerika  wie  in  Europa  treten  die  er- 
sten Landpflanzen  und  zwar  nur  sehr  vereinzelt 
auf,  beginnen  jedoch  schon  mit  bekannten  Fami- 
lien und  Gattungen  der  Steinkohlenflora  (Lyco- 
podiaccen,  Filices  und  Asterophylliten)  vermischt  mit  See- 
j)flanzcn  (Fucoiden) ,  welche  letztere  gewisse  Schichten  wie 
die  der  Cypridinenschiefer  vielleicht  ausschliesslich  einnehmen. 

3.  Im  Kohlen  kalk  sind  die  Pflanzen  schon 
zahlreicher,  Fucoiden  scheinen  zu  fehlen,  wenigstens  sind 
sie  bis  jetzt  noch  nicht  gefunden.  Zu  den  vorhin  genannten 
Familien  der  Landptianzen  treten  Farrn  in  grösserer  Man- 
nigfaltigkeit hinzu,  wie  auch  Stigmarien,  Sigillarien,  Nögge- 
rathien  und  Coniferen,  letztere  zum  Theil  ohne  Jahresringe. 
Bei  der  srerinsen  Zahl  der  Farrn  lässt  sich  das  Vorherrschen 
der  Neuropteriden  wahrnehmen,  was  auch  in  den  jüngeren 
nächstfolgenden  Formationen  der  Fall  ist.  Nächst  ihnen  tre- 
ten die  Sphenopteriden  zuerst  hier  auf.  Pecopteriden  er- 
scheinen erst  in  den  folgenden  jüngeren  Schichten. 

4.  Die  Flora  des  Posidonomyenschiefers  ist 
von  der  der  jüngeren  vielleicht  dem  Millstone  grit  der  eng- 
lischen Kohlenformatiun  zu  parallelisirenden  Grauwacke,  hin- 
sichthch  der  Gattuns-en  und  Arten  nicht  wesentlich  verschie- 

CD 

den ,  ja  selbst  in  verschiedenen  Gegenden  wie  am  Harz  und 
in  Schlesien  haben  sie  mehrere  Arten  gemeinschaftlich.  Fu- 
coiden fehlen  gänzlich,  Equiseten  namentlich  Calamiten,  Farrn 
insbesondere  die  Gru})pe  der  Neuropteriden  und  Sphenopte- 
riden herrschen  vor,  (Pecopteriden  sind  nur  durch  ein  Paar 
Arten  vertreten).  Nur  eine  Art,  die  Sagenaria  acuminata,  hat 
diese  Formation  mit  der  älteren  des  Kohlcnkalks  gemein,  meh- 
rere dagegen,  (J  an  der  Zahl,  (Calamites  cannaeformis,  Sphc- 
nopteris  obtusiloba,  Hymenophyllites  dissectus,  Cyatheites 
asper,  Sagenaria  aculeata)  mit  der  jüngeren  der  Steinkohlen- 
formation. 

5.  Die  Gesammtzahl  sämnUlichcr  in  diesen  verschiede- 
nen Gebirgsschichten  bis  jetzt  entdeckten  Arten  inclusive  von 
'J  gewiss    verschiedenen ,    aber  nur  Iragmentarisch  erhaltenen 


207 


Filices 


I 


Arten,  so  dass  sie  nicht  charakterisirt  werden  konnten,    be- 
trägt 121,  welche  folgenden  Familien  angehören: 

Fucoiden 24  Arten, 

Equiseten 14 

Asterophylliten .  .     4 

Sphenopterides  .  .  16 

Neuropterides    .  .  10 

Pecopterides    ...     3 

Noeggerathiae  .  .     5 

Lycopodiaceae  .  .  36 

Sigillarieae  ....     5 

Stigraaria     ....     1 

Coniferae 3 

121  Arten. 
Sämmtliche  Hauptfamilien  der  Kohlenformation  mit  allei- 
niger Ausnahme  der  auch  in  dieser  Formation  nur  sparsam 
beobachteten  Cycadeen  und  Palmen  sind  unter  ihnen  vertre- 
ten. Hieraus  scheint  nun  allerdings  hervorzugehen,  wie 
auch  Broagmaiit  schon  behauptete,  dass  in  der 
langen  Periode  von  dem  ersten  Erscheinen  der 
Vegetation  der  Erde  bis  auf  den  rothen  Sand- 
stein, der  die  Steinkohlen  bedeckt,  keine  we- 
sentliche Verschiedenheit  in  der  Vegetation  in 
den  verschiedenen  Schichten  gefunden  werde. 
Ob  aber  wirklich  die  hier  aufgestellte  doch  auch  unverkenn- 
bar sich  herausstellende  Reihenfolge  der  Entwickelung  der 
Vegetation  sich  ferner  noch  als  richtig  bestätigen  wird,  müssen 
wir  von  der  Zukunft  erwarten,  obschon  ich  es  nicht  bezweifle. 
SiiAKPE  und  BuNBUKY  fanden  angeblich  in  Portugal  grosse 
Kohlenlager  und  Landpflanzen  mit  entschieden  silurischen 
Versteinerungen ;  freilich  dagegen  sprechende  Beobachtungen, 
die  wohl  noch  der  Bestätigung  bedürfen. 


Druck  von  J.   F.  öturcke  in   Berlin. 


Zeitschrift 

der 

Deutschen  geologischen  Gesellschaft. 

3.  Heft  (Mai,  Juni,  Juli  1851.) 

A.    Verhandlnng^en  der  Greselliscliaft. 

1.     Protokoll  der  Mai -Sitzung. 

Verhandelt  Berlin  den   1.  Mai  1851. 
J^ach  Eröffnung  der  Sitzung  durch  den  Vorsitzenden,  Herrn 
V.  Carnall,   wird  das  Protokoll  der  April-Sitzung  verlesen 
und  genehmigt. 
-  Der  Gesellschaft  ist  als  Mitglied  zueretreten : 
Herr  Dr.  Frick  in  Zürich 

vorgeschlagen  durch  die  Herren  Weiss,  Beyrich  und 
V.  Carnall. 
Für  die  Bibliothek  sind  einoeg-anffen : 

1)  Als  Geschenk  der  holländischen  Gesellschaft  der 
Wissenschaft  zu  Harlem : 

Naturkundige  Verhandelingen  van  de  hollandsche  Maat- 
schappij  der  Wetenshappen.  Tu'eede  Ve7%ameling.  le  deel. 
Leiden  1851.  —  Dem  im  begleitenden  Schreiben  ausgespro- 
chenen Wunsche  der  holländischen  Gesellschaft  der  Wissen- 
schaften entsprechend ,  wird  derselben  die  geologische  Ge- 
sellschaft, mit  Dank  das  erhaltene  Geschenk  aufnehmend,  die 
bisher  publicirten  Theile  ihrer  Zeitschrift  zugehen  lassen. 

2)  0/  the  vents  of  hot  vapour  in  Tosca7iy  and  their 
relations  to  ancient  lines  of  fracttire  and  eruption.  By  Sir 
liod.  Imp.  Murchison.  (From  the  quart.  joiirn.  of  the 
geol.  soc.  of  London  for  Nov.  1850.  Vol.  VI.)  —  Als  Ge- 
schenk des  Verfassers. 

3)  Dr.  AVessel  :    Descriptio   geognostica  regionis  oribus 

Zcits.  d.  d.  geol.  Ges.  III.  3.  16 


210 

viadrinis  circumjectae.     Dissertatio  geognostica.    —    Als  Ge- 
schenk des  Verfassers. 

Der  Vorsitzende  theilt  liiernächst  der  Gesellschaft  den 
Inhalt  verschiedener  an  den  Vorstand  eingegangener  Schrei- 
ben mit: 

Herr  Fraas  in  Bahlingen  erklärt  seine  Bereitwilligkeit, 
den  bei  der  allgemeinen  Versammlung  in  Grei/swald  ihm 
zugeschriebenen  Theil  der  Arbeiten  für  Herstellung  der  von 
der  Gesellschaft  zu  bearbeitenden  geognostischen  Uebersichts- 
karte  von  Deutschland  zu  übernehmen, 

Herr  v.  Minmcekode  in  Dürrenherg  bietet  bei  den  Ar- 
beiten für  die  geologische  Karte  für  die  Gegenden  von  Mer- 
sehiirg ,  Zeitz  und  JSaumhurg  seine  Mitwirkung  an ,  welche 
die  Gesellschaft  mit  Dank  annimmt. 

Herr  Dr.  Behäi  in  Stettin  verspricht  der  Gesellschaft  in 
nächster  Zeit  die  Resultate  seiner  Untersuchungen  über  die 
o-eof>nostischen  Verhältnisse  der  Gegend  von  Stettin  mitzu- 
theilen. 

Ein  zweites  Probeblatt  der  Tafeln  zu  dem  von  Herrn 
Fehd.  Roe3IEk  in  Bonn  unter  Beihilfe  der  Gesellschaft  be- 
arbeiteten Werke  über  texanische  Kreideversteinerungen  wird 
von  dem  Vorsitzenden  zur  Ansicht  vorgelegt. 

Hierauf  sprach  Herr  AincH  in  einem  umfassenden  Vor- 
trage über  den  geologischen  Bau  des  caucasischen  Gebirges. 
Der  Redner  gab  zuerst  eine  Darstellung  von  der  eigenthüm- 
lichen  orographischen  Configuraiion  des  Caucasus,  und  führte 
specicll  die  geologischen  Verhältnisse  des  nordwestlichen 
Theiles  des  grossen  in  seinem  ganzen  Umfange  durchforsch- 
ten Gebirgssystems  aus.  Die  Versammlung,  welche  mit  leb- 
haftestem Interesse  dem  inhaltreichen  Vortrage  gefolgt  war, 
erhielt  vom  Redner  die  erfreuliche  Zusicherung  einer  aus- 
führlicheren Mittheilung  für  die  Zeitschrift  der  Gesellschaft. 

Hierauf  wurde  die  Sitzung  geschlossen. 
V.         w.         o. 
V.  Caknall.     Bevkk  h. 


211 


Protokoll  der  Juni -^  Sitzung. 


Der  Vorsitzende,    Herr  Karsten,    eröffnet  die  Sitzung. 
DasPiotokoll  der  Mai-Sitzung  wird  verlesen  und  genehmigt. 
Der  Gesellschaft  ist  als  Mitglied  beigetreten : 
Herr  Professor  Dr.  Bralk  in  Berlm 

vorgeschlagen  durch  die  Herren  L.  v.  Buch,  Ewald 
und  Beyrich. 
Für  die  Bibliothek  der  Gesellschaft  ist  eingegangen: 
Archiv    für    wissenschaftliche    Kunde    von   Russland. 
Band  9.  Heft  3. 
Briefliche  Mittheilungen  der  Herren  Haidiivger,  F.  Sand- 
berger,   Reuss    und  V.  Strombeck   wurden  zum  Vortrage 
gebracht.     Herr   Haidinger   giebt  der    Gesellschaft  die   er- 
freuliche  Zusicherung,    für    den    österreichischen    Staat    die 
Leitung   der   erforderlichen  Arbeiten    zu  der   geognostischen 
Uebersichtskarte    von    Deutschland    übernehmen    zu    wollen. 
Desgleichen    erklärt  sich  Herr  Sandberger   bereit,    den  zu 
Greifsivald  ihm   überwiesenen  Theil  der  Arbeit  übernehmen 
zu  wollen. 

Herr  Tamnau  legte  einige  Stücke  von  Süsswasserkalk 
mit  Planorben  und  Lymnäen  aus  Böhmen  vor,  deren  Ge- 
stein durch  eine  Meno;e  von  eingeschlossenen  schwarzen 
Krystallen ,  —  theils  Plornblende ,  theils  Augit  —  ein  fast 
porphyrartiges  Ansehen  hat.  Redner  nimmt  an,  dass  diese 
Krystalle  aus  den  in  der  Nachbarschaft  verbreiteten  vulkani- 
schen Tuffbildungen  ausgewaschen  und  mechanisch  mit  dem 
sich  niederschlagenden  Kalk  gemischt  seien. 

Herr  Beyrich  theilt  hi€rnach  die  Resultate  mit,  zu  wel- 
chen eine  Untersuchung  der  von  Herrn  Ferd.  Roemer  in 
tertiären  Thonen  der  Gegend  von  Osnabrück  aufgefundenen 
Conchylien  geführt  hat.*)    Von  eocänen  Arten  befinden  sich 


*)  Ferd.  Roemer  :  Vorläufige  Notiz  über  die  Auffindung  einer  eocä- 
nen Tertiärbildung  in  der  Gegend  von  Osnabrück.  Band  II.  dieser  Zeit- 
schrift S.  233  fgg. 

16* 


212 

darin  nur  einige  wenige  und  nur  solche,  'welche  durch  das 
ganze  Tertiürgebirgc  verbreitet,  also  auch  in  miocänen  und 
pliocänen  Tcrtiärbildungen  gekannt  sind,  wie  Typhis  horri- 
dus  und  Dcntalium  entalis.  Von  charakteristischen  Arten 
jüngerer  (miocäner  und  pliocäner)  Tertiärbildungen  treten 
hervor  Conus  antediluvianus  Brug.,  Pyrula  reticulata  Lam., 
Fusus  politus  Rein.,  Natica  Guilleniini  Payr.,  Turritella  sub- 
angulata  Broc.  ,  Cytherea  multilamella  Lam.,  Isocardia  Cor 
Lam.,  Limopsis  aurita  Broc,  Liniopsis  niinuta  Phil.  Die 
tertiären  Thone  von  Osnahrück  können  hiernach  nicht  für 
eine  eocäne  Tertiärbildung  gehalten  werden,  sondern  dürften 
in  der  nächsten  Altersverbindung  stehen  mit  den  länger  schon 
gekannten  Tertiärmergeln  von  Osnahrück,  welche  denen  des 
Doberges  bei  Bünde  und  den  Ablagerungen  von  Freden, 
Dieckholz  und  Kassel  gleich  stehen.  Von  Interesse  ist,  dass 
sich  unter  den  Conchylien  von  Bersenhrück  die  drei  Arten 
befinden,  welche  Goldfüss  von  Griffel  bei  Wintersivyck  in 
Geldern  beschrieben  hat,  Astarte  concentrica,  Cardita  cha- 
maeformis  und  Isocardia  Cor.  Eine  Vergleichung  des  Tho- 
nes  von  Osnahrück  mit  dem  Septarienthon  der  Mark  Bran- 
denburg ist  unstatthaft. 

Redner  schloss  an  vorstehende  Mittheilung  einige  wei- 
tere Betrachtungen  an  über  die  Beziehungen  zwischen  den 
verschiedenen  norddeutschen  Tertiärbildungen  und  den  bel- 
gischen Systemen,  welche  Du3ro>'T  in  dem  am  10.  Novem- 
ber 1849  in  der  belgischen  Akademie  der  Wissenschaften 
gelesenen  Bericht  über  die  geologische  Karte  von  Belgien 
unterscheidet.  Die  sämmt liehen  norddeutschen  Tertiär- 
bildungen dürften  nur  den  drei  von  Dumokt  für  miocän  er- 
klärten Systemen,  dem  Systeme  t07igrien,  ritpelien  imd  hol- 
derien,  gleichstehen.  Den  sichersten  Horizont  giebt  das 
Systeme  rupelien  ab,  welches  die  Thone  von  Boom  und  Baesele 
einschiicsst,  denen  der  Septarienthon  der  Mark  Brandenburg 
vollkommen  ident  ist.  Diesem  System  können  vielleicht  noch 
in  Norddcutschland  als  ein  jüngeres  sandiges  Glied  die  Ab- 
lagerungen angehören,  aus  welchen  das  Sternberger  Gestein 


213 

herstammt.  Dem  Sf/steme  tongrien  können  mit  Sicherheit 
die  grünen  sandigen  oder  thonigsandigen  Ablagerungen  pa- 
rallelgestellt werden  ,  welche  in  der  Gegend  von  Magdeburg 
theils  das  Braunkohlengebirge,  theils  unmittelbar  das  ältere 
Flözgebirge  bedecken ,  und  welche  vom  Redner  unter  der 
Benennung  des  Magdeburger  Sandes  unterschieden  wurden. 
Dem  Sijsthyie  holderien  dürften  die  typisch  miocänen  Ablage- 
rungen der  Gegend  von  Osnabrück ,  Bände,  Hüdeslieim  und 
Kassel  zugestellt  werden,  wahrscheinlich  auch  die  in  Holstein, 
auf  der  Insel  Sylt  und  die  von  Lüneburg.  Die  Frage ,  ob 
es  richtiger  sein  würde,  die  beiden  älteren  Systeme,  das 
Systeme  tongrien  und  rtipelien,  obereocäne  oder  unterniiocäne 
Tertiärbildungen  zu  nennen,  bedarf  noch  einer  weiteren  Prü- 
funfj  und  ist  vielleicht  gleichgültig.  Der  aus  den  Lagerungs- 
Verhältnissen  deducirten  Ansicht  Dumont's,  dass  die  Thone 
des  Systeme  rupelien  nicht ,  wie  d'Archiac  glaubte ,  dem 
London-clay  gleichstehen,  sondern  noch  über  dem  die  Aequi- 
valente  des  Pariser  Grobkalkes  in  der  Gegend  von  Brüssel 
bedeckenden  Systeme  tongrien  als  eine  entschieden  jüngere 
Bildung  folgen,  muss  man  bei  Vergleichung  der  norddeut- 
schen Verhältnisse  beipflichten.  Der  Septarienthon  der  Mark 
Brandenburg  ist,  wie  die  mit  den  Thonen  von  Boojn  ganz 
übereinstimmende  Conchylienfauna  desselben  zeigt,  kein  Lon- 
don clay.  Für  die  norddeutschen  Verhältnisse  wird  das 
Resultat  wichtig,  dass,  wenn  man  fest  auf  die  relativen  Al- 
tersbestimmungen der  belgischen  Tertiärbildungen  durch  Du- 
MONT  fussen  darf,  die  ältesten  norddeutschen  conchylien- 
führenden  Tertiärablagerungen,  man  möge  sie  noch  eocän 
oder  schon  miocän  nennen,  jünger  sind  als  der  Grobkalk 
von  Paris  und  der  London-clay. 

Hierauf  wurde  die  Sitzung  geschlossen. 
V.  w.  o. 

Karsten.     Beyrich 


214 

3.     Protokoll   der  Juli-Sitzung. 

Verhandelt  Berlin   den  '2.  Juli   1851. 
Der  Vorsitzende,  Herr  v.  Caunall,  eröffnet  die  Sitzung. 
Das  Protokoll  der  Juni-Sitzung  wird  verlesen  und  genehmigt. 
Als  Mitglied  ist  der  Gesellschaft  beigetreten: 
Herr  v.  Labecki,    technischer  Rath  in  der  Bergwerks- 
Abtheiluns  des  Finanz-Ministeriums   zu    Warschau 
vorgeschlagen  durch  die  Herren  Karstex,    Noegge- 
RATH  und  V.  Carnall. 
Für  die  Bibliothek  der  Gesellschaft  sind  eingegangen: 

1)  Jahrbuch  der  Kaiserlich -Königlichen  geologischen 
Reichsanstalt.     1850.    I.  Jahrgang.  No.  2.  April,  Mai,  Juni. 

2)  Archiv  für  wissenschaftliche  Kunde  von  Russland. 
Band  9.  Heft  4. 

3)  Address  delivercd  al    the    anniversary  meeting  of  the 
geological  society  of  Lo7idon ,   on  the  2  ist  of  February  1851. 
By  Sir  Charles  Lyell,    President  of  the   Society.     London 
1851.  —  Als  Geschenk  des  Verfassers. 

Der  Vorsitzende  legt  der  Gesellschaft  eine  von  einer 
geognostischen  Karte  begleitete  Abhandlung  des  Bergge- 
schwornen  Herrn  Wagner  im  Revier  Oderberg  vor,  betref- 
fend die  in  muldenförmigen  Vertiefungen  abgesetzten  Eisen- 
steinlagerstätten des  rheinischen  Schiefergebirges  im  Agger- 
und  Wiehlthale.  Der  Verfasser  wird  jcrsucht  werden,  die  Ab- 
handlunfr  in  der  Zeitschrift  der  Gesellschaft  zu-  veröffentlichen. 

Herr  G.  Rose  legete  der  Gesellschaft  eine  aus  dem  Me- 


O' 


teoreisen    von   Schwetz   geschnittene   Platte  vor   und   machte 


Ö 


eine  Mittheilung  über  die  Entdeckung  dieser  Eisenmassc. 
Dieselbe  wurde  im  vorigen  Jahre  bei  den  Erdarbeiten  für 
die  Ostbahn  auf  dem  linken  Ufer  des  Schwarzwassers  bei 
Schtvetz  an  der  Weichsel  etwa  4  Fuss  unter  der  Oberfläche 
gefunden;  sie  wurde  von  den  Arbeitei-n  in  mehrere  Stücke 
zerschlagen,  was  in  der  Masse  schon  voi-handene  natürliche 
Klüfte,  nach  der  Beschaffenheit  der  Oberfläche  derselben  zu 
urtheilen,  erleichterten ;   ein  Theil  derselben  wurde  auch  aus- 


215 

gesclimiedet.  Die  Königl.  Mineralien  -  Sammlung  gelangte 
in  den  Besitz  aller  Stücke,  welche  zusammengelegt  auch 
noch  ziemlich  ein  Ganzes  ausmachten  und  43  Pfund  8 j  Loth 
Preuss.  wogen.  Einige  Versuche  hatten  gezeigt,  dass  die 
Eisenmasse  Nickel  enthielt ;  ausserdem  fanden  sich  auch, 
wie  in  andern  Meteoreisenmassen  kleine  Stücke  Schwefel- 
eisen  eingemengt,  die  beim  Wetzen  des  Eisens  den  Geruch 
von  Schwefelwasserstoftgas  verbreiteten.  Aus  dem  einen  der 
Stücke  der  Eisenmasse  wnirde  die  oben  erwähnte  Platte  ge- 
schnitten, auf  welcher ,  nachdem  sie  der  Berichterstatter  mit 
verdünnter  Salpetersäure  geätzt  hatte ,  sehr  schön  die  Wid- 
MANSTAETTEiN'schen  Figuren  hervorgetreten  waren.  Von  die- 
ser Platte  waren,  wie  von  einer  Kupferplatte,  Abdrücke  ge- 
macht, welche  gut  gerathen  und  zur  Ansicht  vorgelegt  waren. 
Derselbe  berichtete  ferner  über  den  am  17.  April  d.  J. 
Abends  8  Uhr  bei  Gütersloh  in  Westphalen  gefallenen  Me- 
teorstein. Derselbe  war  von  dem  Colonisten  Dipenbrock, 
der  etwa  zwei  Büchsenschüsse  von  der  Stadt  wohnend  auf 
seinem  Hofe  die  Feuerkugel  gesehn  und  nach  einigen  Minu- 
ten auch  das  Geräusch  eines  fallenden  Körpers  gehört  hatte, 
am  Morgen  des  folgenden  Tages  gefunden.  Er  lag  etwas 
weiter  als  der  Colonist  vermuthet  hatte,  150  Schritte  von 
dem  Orte ,  wo  er  die  Feuerkugel  gesehen,  auf  einem  fest- 
getretenen Fusspfade,  worin  er  sich  If  Zoll  tief  eingedrückt 
hatte.  Durch  die  Bemühungen  des  Dr.  Stohliviann  in  Gü- 
tersloh kam  der  Meteorstein  ebenfalls,  fast  ganz  vollständig 
bis  auf  ein  kleines  abgeschlagenes  Stück  in  den  Besitz  der 
Köniolichen  Sammlung.  Der  zur  Ansicht  vorgelegte  Stein 
hat  ungefähr  die  Gestalt  einer  vierseitigen  an  ihrer  Spitze 
abgestumpften  Pyramide  und  wiegt  1  Pfund  26 j  Loth  Pr. 
Die  äussere  schwarze  Rinde  ist  glanzlos.  Sein  Inneres  be- 
steht aus  einer  graulich-weissen  matten  Masse  mit  unebenem 
Bruche  und  häufigen  kleinen  kugelig  abgesonderten  Stücken, 
wie  sie  so  häufig  in  den  Meteorsteinen  vorkommen.  Gedie- 
gen Eisen  ist  in  feinen  Theilen,  die  jedoch  zuweilen  die 
Grösse  eines  Stecknadelknopfes  haben,  in  der  ganzen  Masse 


216 

eingesprengt.     Der  Meteorstein   gehört  iilso  zu  der  gewöhn- 
lich vorkommenden  Art. 

Herr  G.  Rose  legte  darauf  noch  ein  neues  Vorkommen 
des  Gymnits  aus  dem  Fleimser  Thal  in  Tyrol  vor ,  das  ihm 
von  dem  Apotheker  Herrn  Oellacher  in  Innspruck  nebst 
einer  Beschreibung  und  chemischen  Analyse  zugeschickt  war*). 

Herr  Beyrich  berichtete  über  ein  von  Herrn  Krull 
beobachtetes  Vorkommen  des  Magdeburger  Sandes  auf 
der  Grauwacke  bei  Magdehurg,  über  dessen  weitere  Verbrei- 
tung daselbst  neuerhchst  einige  Mittheilungen  von  Herrn 
Dr.  Andrae  bekannt  gemacht  wurden  (die  geogn.  Verh. 
Magdeburgs  S.  14  — 16).  Herr  Krull  beobachtete  in  dem 
zwischen  Magdehurg  und  Neustadt  befindlichen  Steinbruche 
des  Herrn  G.  E.  Broesel  eine  Ablagerung  von  grünlichem, 
glauconitreichem,  thonigem  Sande,  welche  in  der  Mächtigkeit 
von  wenigen  Zollen  bis  zu  einem  Fuss  schwankend  an  allen 
Punkten  des  Bruches  unmittelbar  der  Grauwacke  aufliegt. 
Sowohl  die  Beschaffenheit  der  Masse  wie  die  zahlreich  darin 
vorkommenden  und  gesammelten  Conchylien  lassen  keinen 
Zweifel,  dass  diese  Ablagerung  dem  grünen  Sande,  Mag- 
deburger Sande,  welcher  bei  (F6?i7^r^g'^//e  und  an  anderen 
Orten  der  Gegend  von  Egeln  unmittelbar  den  Braunkohlen 
aufliegt,  zugehöre.  Unter  den  Conchylien  befinden  sich  je- 
doch mehrere  Arten ,  wie  Nucula  Deshayesiana  und  Cassi- 
daria  depressa,  welche  bisher  dem  Magdeburger  Sand  fremd 
und  nur  im  Septarienthon  gekannt  waren.  Nur  an  einer 
Stelle  des  BROESEL'schen  Steinbruches,  auf  eine  Länge  von 
20  Fuss  beobachtbar,  lag  über  jenem  grünlichen  conchylien- 
relchen  Sande  noch  eine  andre  2  —  2y  Fuss  mächtige  Schicht 
von  bläulichem ,  mit  Gelb  untermischtem  Thone,  worin  eine 
fussgrosse  septarienartige  Ausscheidung  aber  keine  Conchy- 
lien gefunden  wurden.  Vielleicht  geliört  diese  Thonschicht 
schon  dem  Septarienthon  an,  welchen  der  Berichterstatter  in 
der  Gegend   von  Magdehurg  auf  der   rechten  Thalseite   der 

*)    Siehe  in  den  briclüclicii  Mittiicüuuycu. 


217 

Elbe  in  grosser  Erstreckung  ;  zwischen  Hohemoarthe  und 
Gross-Losstau  unter  dem  bedeckenden  Diluvium  zu  Tage  ge- 
hend beobachtete. 

Herr  v.  Cahnall  gab  eine  Uebersicht  von  den  Gebirgs- 
lagen ,  welche  in  dem  Salzbohrloche  auf  dem  Hofe  der  Sa- 
line zu  Stassfurth  durchbohrt  worden  sind.  Die  Nachweisung 
der  durchstossenen  Schichten  ist  dem  gegenwärtigen  Proto- 
kolle beigefügt.  Das  Bohrloch,  welches  in  buntem  Sandstein 
angesetzt  wurde,  ging  in  Sandstein-  und  Kalkstein-Schich- 
ten und  Gyps  bis  zu  826  Fuss  Teufe  fort,  und  erreichte 
hier  das  Steinsalzgebirge,  in  welchem  noch  1025  Fuss  fort- 
gebohrt ist,  worauf  die  Arbeit  in  1851  Fuss  gesammter  Teufe 
eingestellt  wurde.  Merkwürdig  ist  das  Vorkommen  von  Bit- 
tersalz in  dem  oberen  Theile  des  Steinsalzgebirges,  so  wie 
der  Umstand,  dass  die  Zunahme  der  Temperatur  hier  nicht 
der  Tiefe  entspricht.  Man  beabsichtigt  das  Gebirge  durch 
Schachtabteufen  zu  untersuchen. 

Herr  Plettner  legte  das  Manuskript  einer  grösseren  Ar- 
beit über  das  Braunkohlengebirge  der  Mark  Brandenburg  vor, 
mit  Karten,  Profilen  und  Grubenplänen,  und  gab  in  Erwei- 
terung seiner  früheren  der  Gesellschaft  gemachten  Mittheilun- 
gen eine  allgemeine  Uebersicht  von  dem  Inhalte  derselben. 
Das  Braunkohlengebirge  in  den  untersuchten  Gegenden  ist 
eine  wesentlich  sandige  Ablagerung,  welcher  die  Braunkohlen 
eingelagert  sind  und  welche  wegen  Auflagerung  der  marinen 
Tertiärbildungen  als  eine  marine  sandige  Formation  zu  be- 
trachten ist.  Der  Sand  des  Braunkohlengebirges  zeichnet 
sich  dadurch  aus,  dass  er  stets  frei  ist  von  Feldspathbeimen- 
gung.  Als  allgemein  verbreitete  das  Braunkohlengebirge  zu- 
sammensetzende Gebirgsarten  sind  zu  unterscheiden :  der 
Formsand,  welcher  aus  ganz  kleinen  Quarzkörnern  und 
kleinen  Glimmerblättchen  besteht;  der  Kohlensand,  wel- 
cher mit  blossem  Auge  wahrnehmbare  Sandkörner  hat,  die 
nicht  eckig,  sondern  rundlich  sind;  und  der  Letten,  eine 
festere  Masse,  welche  ein  Gemisch  ist  von  Thon,  Sand,  spär- 
lich beigemengten  Glimmerblättchen  und  etwas  eingespreng- 


218 

tem  Schwefelkies.  Die  Braunkohlen  zeigen  keine  o-rosse 
Variationen,  und  die  verschiedenen  unterschiedenen  Abände- 
rungen wie  Formkohle,  Knorpelkohle  und  bituminöses  Holz 
"weichen  von  einander  mehr  nur  in  der  Festigkeit  als  in  wesent- 
lichen Merkmalen  ab.  Das  Alaun erz  unterscheidet  sich 
von  dem  Letten  nur  durch  grösseren  Schwefilkiesgehalt ;  es 
liegt  gewöhnlich  über  den  Braunkohlen,  wie  die  an  vier 
Lokalitäten  beobachtete  entschiedene  Auflagerunsi:  zeict :  nur 
an  einer  Lokalität,  bei  Bukow,  liegen  auch  noch  über  dem- 
selben Braunkohlen.  Ueber  dem  Alaunerz  liegt  der  Sep- 
tarienthon,  dessen  Lagerung  zu  den  Braunkohlen  bei 
Bukoiv,  bei  Stettin  und  bei  MUncheherg  zu  beobachten  ist. 
In  der  Reihenfolge  und  Lagerung  der  verschiedenen  Schich- 
ten, welche  das  Braunkohlengebirge  zusammensetzen,  findet 
ein  grosses  Schwanken  statt;  indess  kommt  nie  Thon  zwi- 
schen den  Flözen  vor.  Man  unterscheidet  eine  sogenannte 
liegende  und  eine  hangende  Flözpartie,  die  erstere  weniger 
verbreitete  ist  dem  Kohlensand,  die  letztere  dem  Formsand 
eingelagert.  Das  gesammte  Braunkohlengebirge  befindet  sich 
nirgend  in  ungestörter  horizontaler  Lagerung ,  sondern  oft 
sehr  stark  geneigt  und  sogar  übergekippt;  es  bildet  gewöhn- 
lich Sättel  und  Mulden  und  zeigt  Verschiebuniien  und  Ver- 
stürzungen,  wie  man  sie  sonst  nur  in  festem  Gestein  zu  fin- 
den gewohnt  ist.  Redner  ist  der  Ansicht,  dass  nur  mecha- 
nische Hebungen  diese  Lagerungserscheinungen  hervorrufen 
konnten,  und  dass  die  Hebung  vor  Ablagerung  der  Dihivial- 
formation  erfolgt  sein  muss,  deren  Schichten  überall  horizon- 
tal liegen.  In  Betreff  der  Bildungsweise  der  Kohlen  wird 
die  Ansicht  geltend  gemacht,  dass  die  Pflanzen,  welchen  sie 
ihren  Ursprung  verdanken,  nicht  an  Ort  und  Stelle  gewach- 
sen sein  können ,  vielmehr  eine  Zusammenschwemmung  des 
Materials  stattgefunden  haben  müsse.  Hierfür  spricht  die 
Mächtigkeit  einzelner  Flöze  und  der  Umstand,  dass  sich  nie 
Wurzeln  oder  Stubben  in  den  Flözen  vorfinden;  das  bitumi- 
nöse Holz  zeigt  sicii  inuner  nur  fiacli  ausgebreitet  confbrm 
der  Lage  der  Schichten,  von  welcher  Kegel  nur  bei  Ziele/nig 


219 

eine  Ausnahme  bekannt  geworden  ist.  Bernstein  ist  nie  in 
der  Braunkohle  gefunden.  Die  Bestimmung  des  Alters  des 
Braunkohlengebirges  ist  abhängig  von  derjenigen  der  auflie- 
genden marinen  Tertiärbildungen,  welchen  dasselbe  zuge- 
rechnet werden  muss. 

An  den  Vortraor  des  Herrn  Plettner  schloss  sich  eine 
Diskussion  über  das  Vorkommen  aufrechtstehender  Baum- 
stämme in  der  Braunkohle,  an  welcher  sich  besonders  die 
Herren  v.  Oeynhausen  und  v.  Caunall  betheiligten.  Von 
ersterem  Avard  namentlich  auf  das  von  Goeppert  beschriebene 
Vorkommen  des  grossen  auf  eine  Braunkohlenmasse  aufge- 
wachsenen Stammes  mit  deutlichen  Wurzeln  zu  Laasaii  bei 
Sclnoeidnit%  hingewiesen . 

Hiernächst  le2:te  der  Vorsitzende  die  beiden  Blätter  der 
von  der  Gesellschaft  o-eognostisch  zu  bearbeitenden  Karte  von 
Deutschland,  deren  Stich  jetzt  beendet  ist,  zur  Ansicht  vor. 

Herr  Rammelsberg  machte  in  Bezug  auf  den  Vortrag 
des  Herrn  G.  Rose  einige  Mittheilungen  über  das  chemische 
Verhalten  des  Meteoreisens  von  Schwetx.  Dasselbe  enthält 
Nickel  und  Kobalt.  Merkwürdig  ist,  dass  es  beim  Auflösen 
in  Säuren  nicht  den  Rückstand  hinterlässt,  der  bei  andern 
Meteoreisen ,  welche  die  WiD3iANSTAETTE?<'schen  Figuren 
nicht  so  deutlich  zeigen,  zurückbleibt.  Was  hier  zurück- 
bleibt, ist  nur  ein  kohliger  Bestandtheil,  der  mit  zufällig  zu- 
gekommenen Sandkörnern  gemengt  ist. 

Eine  neuerlich  vom  Redner  ausgeführte  Analyse  des 
Meteorsteins  von  Stan7iern  hat  das  Resultat  ergeben,  dass 
derselbe  dem  von  Juvenas  ganz  gleich  aus  Anorthit  und  Augit 
zusammengesetzt  ist. 

Derselbe  thellte  ferner  noch  den  wesentlichen  Inhalt  zweier 
von  Herrn  Delesse  in  Paris  Ihm  zugesendeten  Arbeiten  mit 
über  den  antiken  rothen  Porphyr  und  über  Syenit. 

Hierauf  wurde  die  Sitzung  geschlossen. 
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V.  Carnall.      Beyrich. 


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B.    Briefliche  Mittlieiliiiig^eu. 

I.     Herr  Oellachfk  an  Herrn  G.  Rose. 

Innsbruck,  den   10.  April   1851. 

Unser  Land  Tyrol  ist  reich  an  Mineralien,  aber  arm  an 
eigentlichen  Mineralogen.  Doch  sind  zwei  Beamte  hier,  Herr 
Baudirektions- Direktor  Liebekek  (der  vor  mehreren  Jahren 
ein  von  Haidiager  nach  ihm  benanntes  und  von  mir  che- 
misch untersuchtes  Mineral,  den  Liebenerit.  in  Südtvrol  auf- 
fand)  und  der  Baudirektions- Adjunkt  Vokhalsek,  welche 
gewiss  allen  Anspruch  auf  gebildete  Mineralogen  haben. 
Insbesondere  verdient  ihre  scrupulüse  Genauigkeit  in  Wahr- 
nehmung der  äusseren  Kennzeichen  nach  Weuaer  hervor- 
gehoben zu  Averden,  so  wie  ihr  materieller  Fleiss  in  Berei- 
sung des  Fleimser  -Fassa- Thaies ,  wodurch  es  ihnen  schon 
öfters  gelang,  neue  Mineralien  oder  wenigstens  ein  neues 
Vorkommen  aufzufinden. 

Derselbe  Fall  trat  vor  einiger  Zeit  mit  einem  gymnit- 
artigen  Mineral  aus  dem  Fleimser-Thale  ein,  wovon  ich  Ih- 
nen anruhend  einige  Stücke  zur  Prüfung  und  ferner  noch 
die  Abschrift  der  von  Herrn  Vokhau.ser  verfassten  Beschrei- 
bung desselben   übersende.*)    Es  sind  eigentlich  drei  Mine- 


*)  Die  Beschreibung  lautet,  wie  folgt : 
„Krystiillsjstem  :  Hexagonal.     Kernform :   Rhomboeder. 
Es    zeigen  sich  hie  und  da  rhomboedrischc  Absonderungen  oder  ein 
versteckter  Blätterdurchgang,  besonders  in  den  schaligcn  Absonderungen ; 
die  Scheitelkanten  zu  77  ",  die  llandkanten  zu   103  *  —  mit  dem  Hand- 
goniometer. 

Harte  des  gelben,  halbdurchsichtigen  Fossils 2,5  —  3,0 

Härte  des  weissen  musuhligen  (verhärteten)  Fossils  .     .     .     2,0 — 2,5 
Härte  des  weissen  zerrciblichen  (erdigen)  Fossils  ....     1,0 
Spec.  Gew.  des  gelben  durchscheinenden  dichten  Fossils     1,936—2,105 

Specifisches  Gewicht  des  weissen  Fossils 1,483 

Fundort;   im   h'lcimser   Thal. 
Bricht  derb,  in  dreierlei,  stets  mit  einander  verbundenen,  theils  scharf- 
getrennten, theils  ineinander  übergehenden  Gangtrümmern  im  Serpcu- 
tin.    Das  Hauptfossil  ist  körnig,  von  Haselnussgrüsse  bis  zum  Hirsekorn, 


223 

ralicn ,  wovon  das  feste  krystallisirte.  oder  wenn  mau  will, 
diclite,  das  Hauptmineral  ist;  die  beiden  andern  weissen  er- 
digen aber,  nach  meiner  Ansicht.  Verwitterungs-Produkte 
des  ersteren,  in  verschiedenen  Stadien  des  U  eberganges, 
bilden. 

Ich  habe  das  dichte,   gelbliche,   Mineral  mit  anscheinen- 


theils  schalig,  gelb,  von  lichtweingelber  Farbe  bis  in  das  dunkle  Ho- 
niggelbe. Glas-  bis  fettglänzend ;  schimmernd  bis  matt.  Durchsichtig, 
halbdurchsichtig  bis  stark   durchscheinend. 

Bruch  muschlig  bis  eben,  auch  versteckt  blättrig,  selten  ins  Splittrige. 
Dem  Aeusscrn  nach  im  Bruche,  Glänze,  Durchscheinenheit  und  Farbe  dem 
gelben  arabischen  Gummi   täuschend  ähnlich. 

Das  weisse  milchweiss  ins  Bläulichweisse;  Bruch  muschlig  bis  eben 
und  ins  Erdige.  Wachsglanz  bis  Glasglanz.  Durchscheinend  an  den 
Kanten.  Ganz  dem  milchweissen  Opal  ähnlich  und  nur  durch  die  gerin- 
gere Härte  davon  zu  unterscheiden.  Hängt  etwas,  ja  das  erdige  sehr 
stark,  an  der  Zunge  und  saugt  begierig  Wasser  ein,  wodurch  es  durch- 
scheinender wird.  Das  pulvrige  wird,  in  Wasser  gelegt,  wieder  dicht  und 
opalisirt  bei  auffallendem  Lichte  ins  Bläuliche,  bei  durchfallendem  ins 
Gelbe. 

Alle  drei  Abänderungen  sehr  spröde,  jedoch  milde. 

Das  Vorkommen  ist  stets  gemengt  in  der  Art,  dass  im  festen  weissen 
Fossil  das  gelbe  Fossil  in  Körnern  eingebettet  erscheint,  oder  in  Schalen 
von  1  —  2  Linien  Stärke  wechselt,  wobei  des  gelben  gewöhnlich  mehr  als 
des  weissen  sich  zeigt.  Das  weisse  zeigt  mehr  eine  Tcigbildung  oder 
Schalen,  welche  bald  flach  liegen,  bald  auch  gewunden  sind.  Zuweilen 
ist  das  weisse  mit  bräunlichschwarzen  Dendriten  auswendig  sowohl  als 
innen  geziert. 

Das  weisse  zerbricht  sehr  leicht  und  scheint  eine  dem  Perlstein  ähn- 
liche Struktur  zu  haben. 

Der  Strich  ist  weiss  und  glänzend  bei  dem  gelben  wie  bei  dem  weissen. 
Strichpulver  weiss. 

Je  weniger  durchscheinend,  desto  mehr  Wasser  einsaugend. 

Fühlt  sich  etwas  fettig  an. 

Wird  von  verdünnten  Säuren  nicht  angegriffen.  Das  gelbe  verliert 
aber  in  Salpetersäure  nach  längerer  Zeit  die  Farbe  und  wird  wasserhell, 
während  die  Säure  spargelgrün  sich  färbt.  Giebt  im  Glaskolben  viel 
Wasser.  Beide  Arten  verknistern  vor  dem  Löthrohr  bei  schneller  Er- 
hitzung, Avas  sie  bei  allmäliger  nicht  thun.  Bei  starker  Flamme  an  den 
Kanten  schwierig  schmelzbar.  Bei  längerem  und  starkem  Glühen  phos- 
phoresziren  sie  und  scheinen  an  den  Kanten  faserig  zu  werden  und 
graulich. 

Mit  Boraxglas  zerbröckelt  es ,  wird  weiss,  bleibt  aber  ungelöst  und 
lässt  die  Kugel  übrigens  wasserklar." 


224 

der  krystallinischer  Textur,  einer  sorgfältigen  chemischen 
Untersuchung  unterworfen,  wovon  ich  das  liesultat  hier  fol- 
gen lasse. 

Durchsichtiges   krystallinisch  es,   gelbes    Mine- 
ral vom  Fleimser    Thal   in   Tyrol: 

Kieselsäure 40,40 

Bittererde 35,85 

Wasser 22,Ü0 9S,85 

Chlor  \ 

Phosphorsäure  >  Apatit        0,77 

Kalkerde  ) 

Eisenoxyd     .     .     .     .     .       0,38 1,15 

100,00  100,00 

(2  Grammes  wurden  auf  Flusssäure  und  1  Gramme  auf 
Borsäure  besonders  untersucht;  von  beiden  aber  fand  sich 
keine  Spur  vor.) 

Obgleich  der  Gehalt  an  Apatit  in  diesem  Mineral  ohne 
Zweifel  die  Ursache  einer  äusseren  Eigenschaft  desselben, 
nämlich  seiner  ausgezeichneten  Phosphorescenz  im  Dunkeln 
und  kurze  Zeit  nach  dem  Erwärmen  ist,  somit  nicht  davon 
getrennt  werden  kann,  ohne  den  Inbegriff  aller  Eigenschaften 
zu  schmälern,  so  ist  es  doch  auch  wieder  richtig,  dass  man 
diesen  sehr  geringen  Gehalt  an  Apatit  nicht  in  die  chemi- 
sche Zusammensetzung  aufnehmen  kann,  und  er  daher,  gleich 
dem  Eisenoxyd,  als  zufälliger  Gemengtheil  angeschen  wer- 
den muss. 

Berücksichtigt  man  also  nur  obige  98,85 1  des  reinen 
Minerals  und  dividirt  man  die  einzelnen  Procente  der  Be- 
standtheile  durch  ihre  Atomgewichte,  so  verhalten  sich  die 
Quotienten  der  Kieselsäure,  Bittererde  und  des  Wassers  wie 
7,00  :  13,91  :  20,09  oder  in  ganzen  Zahlen  Avie  1:2:3. 

Hiernach  auf  98,85  ^  berechnet  würde  sich  die  Zusam- 
mensetzung des  Minerals  auf  folgende,  mit  dem  wirklichen 
Resultate  der  obigen  Analyse  übrigens  sehr  nahe  zusammen- 
stimmende Weise  darstellen: 


i^25 


Kieselsäure     .     .     .  39,87 

Bittererde  ....  35,66 

Wasser  .....  23,32 
Chlor                 ^ 

Phosphorsäure  >       .  0,77 
Kalkerde           j 

Eisenoxyd  ....  0,38 


100,00 
Die    Zusammensetzung    des    untersuchten  Minerals   ist 
daher  höchst  einfach  und  es  kommt  ihm  folgende  chemische 
Formel  zu: 

Mg  Si  4-  Mg  Ü' 
Das  Mineral  ist  somit  ein  neutrales  Doppelsalz,  beste- 
hend aus  1  Atom  einfach  Bittererde  -  Silikat  und  1  Atom 
Bittererde-Hydrat;  in  beiden  Verbindungen  verhält  sich  der 
Sauerstoff  der  Basis  zu  jenem  des  electronegativen  Bestand- 
theiles  wie  1:3. 

Wird  vom  Apatit  und  dem  Eisenoxyd  abgesehen,  so 
ergiebt  die  Berechnung  nach  obiger  Formel  folgende  procen- 
tische  Zusammensetzung  des  reinen  Minerals: 

Kieselsäure      .     40,34 
Bittererde        .     36,07 
Wasser  .     .     .     23,59 
100,00 
welches  somit  die  depurirte  reine  Zusammensetzung  des  Mi- 
nerals ist. 

Ich  habe  in  den  mir  zu  Gebote  stehenden  Werken  nach- 
gesehen und  finde  nirgends  ein  Bittererde-Mineral,  welchem 
obige  Formel  zukäme.  Gewöhnlich  sind  es  f  kieselsaure 
Bittererde  -  Verbindungen  mit  Wasser  z.  B.  Picrosmin,  Pi- 
krophyll,  Aphrodit,  Monradit  etc.  Der  Serpentin  ist  f  kie- 
selsaure Bittererde  mit  Bittererde-Hydrat  und  hat  die  com- 
plicirtere  Formel  2  Mg^  Si^  -h  3  Mg  H*^ ,  während  der 
Speckstein  nur  neutrale  kieselsaure  Bittererde  ohne  Wasser 
=  Mg  Si  und  der  Meerschaum  neutrale  kieselsaure  Bitter- 
erde mit  Wasser,  =  Mg  Si  +  2  H  ist. 

Zeits.  d.  d.  geol.  Ges.  III.  3.  17 


226 

Gleich  nach  der  Auffindung  des  Minerals  durch  Herrn 
LiEBENER,  im  Norembcr  v.  J.  wurde  das  Mineral  von  mir 
untersucht  und  da  ich  damals  durch  Wintergeschäfte  anderer 
Art  sehr  gedrängt  war,  so  schrieb  ich  Ihnen  damals  nicht; 
theils  aus  diesem  Grunde ,  theils  weil  ich  noch  in  der  Er- 
wartung einiger  Stücke  des  Minerals  war,  welches  ich  Ihnen 
einsenden  wollte-  Weil  aber  Liebener  mit  Prof.  Haidiivger 
in  Wien  in  Correspondenz  steht,  so  übergab  ich  ihm  das 
obige  Resultat  der  Analyse,  um  Herrn  Haidinger  hievon  zu 
benachrichtigen.  Letzterer  schrieb  nun  am  29.  November 
1850  an  Herrn  Liebener  seine  Ansicht  und  sprach  sich 
dahin  aus ,  dass  das  Mineral  aller  Wahrscheinlichkeit  nach 
Gymnit  sei  und  in  diesem  Falle  das  erste  bekannte  euro- 
päische Vorkommen,  indem  der  Gymnit  bisher  nur  in  Balti- 
more in  Nordamerika  aufgefunden  worden  wäre ;  Thomson 
habe  ihn  dort  untersucht  und  sein  Resultat  stimme  mit  dem 
raeinigen  sehr  nahe  zusammen ;  denn  nach  Thomson  bestehe 
der  Gymnit  von  Baltimore  aus 

Kieselsäure     .     40,16 

Bittererde  .     .     36,00 

Wasser  .     .     .     21,60 

97,76 

Diese  Achnlichkeit  ist  allerdings  sehr  gross.  Die  Quo- 
tienten der  Atomgewichte  verhalten  sich  hienach:  Kiesel- 
säure :  Bittererde  :  Wasser  =  6,96  :  13,95  :  19,20  oder  ein- 
facher =  1:2:  2,76.  Herr  Haiüinger  fügt  übrigens  bei, 
dass  er  das  Mineral  als  amorph  und  auch  in  den  durch- 
sichtigsten Stücken  keine  S[)ur  von  krystallinischem  Gefüge 
wahrgenommen  habe.     So  weit  Herr  Haidinger. 

Wie  ich  hörte,  soll  auch  v.  Kobell  in  München  dieses 
Mineral  bereits  erhalten  haben  durch  den  hiesigen  Mineralien- 
händlcr  Augustin;  was  dieser  davon  hält,  weiss  ich  nicht; 
eben  so  wenig,  ob  er  es  untersuchte,  denn  ausser  Ihnen  und 
Prof.  Haidinger  habe  ich  Niemandem  obige  Analyse  mit- 
getheilt. 

Die  Frage  ist  nun,  ist  dieses  Mineral  Gymnit  oder  eine 


227 

ganz  neue  Species?  Ich  glaube  letzteres  und  sollte  auch  die 
Zusammensetzung  ganz  die  gleiche  sein  (was  noch  sehr  die 
Frage  ist),  so  bin  ich  individuell  der  Meinung,  dass  we- 
nigstens diese  beiden  Mineralien,  der  Gymnit  von  Balti- 
tnore  und  dieses  Mineral  aus  Fleims  isomere  Species 
seien,  die  sich  wie  Kalkspath  und  Arragonit  zu  einander 
verhalten.  Denn  nach  Liebener  ist  dieses  Mineral  viel  wei- 
cher und  spröder,  als  der  eigentliche  Gymnit,  welcher  nach 
ihm  viel  härter  und  zäher  sein  soll. 

Ich  überstelle  nun  das  entscheidende  Urtheil  Ihrer 
Auctorität  und  ersuche  Sie  das  Kesultat,  wenn  Sie  einen 
interessanten  Aufschluss  erhalten,  in  öffentlichen  Blättern  den 
Freunden  der  Naturwissenschaften  vorzuführen,  üebrigens 
war  ich  der  Erste,  der  das  Mineral  untersuchte  und  Sie  kön- 
nen daher  meinen  Namen  hiebei  nennen,  wodurch  ich  mich 
geehrt  fühle;  so  wie  meine  Ansichten  hierüber. 

Vom  fraglichen  Mineral  giebt  es  übrigens ,  wie  schon 
Eingangs  erwähnt,  noch  zwei  amoi'phe  weisse  erdige  Varie- 
täten, welche  in  den  übersendeten  Stücken  deutlich  wahrzu- 
nehmen sind.  Ich  habe  hiemit  keine  quantitativen  Versuche 
bisher  noch  angestellt,  wohl  aber  einige  qualitative  vorge- 
nommen, aus  denen  hervorgeht,  dass  sie  nicht  nur  diesel- 
ben Bestandtheile  haben,  wie  das  dichte  gelbliche  Mineral, 
sondern  ausserdem  auch  noch  Kohlensäure  enthalten.  Die 
weisse,  mehr  erdige  Varietät  hat  aber  mehr  Kohlensäure,  als 
die  weisse  mehr  verhärtete  Varietät,  welche  letztere  nur  sehr 
wenig  Kohlensäure  enthält.  Man  gelangt  daher  zu  dem 
Schluss,  dass 

1)  die  beiden  weissen  Varietäten  nichts  anders,  als  Ver- 
witterungsprodukte des  untersuchten  dichten  gelblichen  Mi- 
nerals sind; 

2)  dass  das  letztere  zuerst  in  die  weisse  verhärtete 
und  diese  dann  weiter  in  die  weisse  erdige  Varietät  über- 
gehe. Die  weisse  erdige  Varietät  ist  daher  das  letztere  Sta- 
dium  der  Verwitterung  und  kann  möglicherweise  eine  für 
sich  bestehende  Species  sein; 

17* 


228 

3)  dass  der  Verwitterungsprocess  des  dichten  gelblichen, 
quasi -krystallinischen  Minerals  wesentlich  in  einer  Auf- 
nahme von  Kohlensäure  bestehe.  Ob  nun  durch  die 
Kohlensäure  der  Atmosphäre  eine  äquivalente  Menge  Was- 
ser ausgeschieden  werde  —  denn  die  zwei  erdigen  Va- 
rietäten  enthalten  viel  weniger  Wasser,  wie  das  gelbliche 
dichte  Mineral  —  oder  ob  zugleich  auch  das  Silikat  der 
Bittererde  zersetzt  werde,  in  welchem  Falle  dann  ein  me- 
chanisches Gemenge  von  (unzersetztem  Mineral)  abgeschie- 
dener Kieselsäure  und  Hydro- Carbonat  der  Bittererde,  (ähn- 
lich der  Magnesia  muria)  zurückbleiben  raüsste,  können  nur 
quantitative  Analysen  entscheiden. 

Nachträglicher   Zusatz. 

Das  gymnitartige  Mineral  entwickelt,  in  Wasser  gelegt, 
viele  Luftblasen.  Es  lässt  sich  daher  auf  gewöhnliche  Weise 
das  specifische  Gewicht  desselben  nicht  genau  bestimmen  und 
es  muss  folglich  die  Angabe  des  specifischen  Gewichts  nach 
Herrn  Vorhauser,  der  das  Mineral  im  Wasser  wog,  von  dem 
wirklichen  specifischen  Gewicht  abweichen.  Ich  habe  daher 
selbst  das  specifische  Gewicht  des  gelben  durchschei- 
nenden dichten  Minerals  auf  folgende  Weise  bestimmt : 

1,354  Grammes  des  reinen  unverwitterten  gelben  dichten 
Minerals  wurden  in  der  Luft  gewogen.  Hierauf  wurde  ein 
passendes  Gläschen  mit  eingeriebenem  Glasstöpsel  mit  destil- 
lirtem  Wasser  bei  -+-  12  "  R.  gefüllt,  welches  = 

82,492  Grammes 
wog.  Nachdem  jetzt  die  1,354  Grammes 
hineingegeben,  ein  paarmal  zur  Entwick- 
lung der  äusseren  anhängenden  Luftblasen 
geschüttelt  wurde  und  das  Gläschen  mit 
destillirtcn  Wasser  schnell  vollgefüllt  und 
zugestöpselt  worden  war,  wog  Gläschen, 
Wasser  und  Mineral  zusammen  ~  83,212 

Gewichts-Zunahme  =     0,720  Grammes 


229 

Es  sei  X  =  dem  Gewichte  des  vom  Mineral  verdrängten 
Wassers,  so  ist  x  -f-  0,720  =  1,354;  somit  x  =  0,634 

0,634  :  1,354  =  1,000  :  2,136. 
Das  Mineral  von  Fleims  hat   somit  ein  specifisches  Ge- 
wicht =  2,136. 

(Das  specifische  Gewicht  des  eigentlichen  Gymnits  ist 
nach  Haidinger's  Mineralogie  1845  pag.  515  =  2,216). 

Nachdem  obige  1,354  Grammes  Mineral  24  Stunden 
lang  im  Wasser  gelegen  hatten,  entwickelten  sich  zusehends 
eine  Menge  Luftblasen,  während  das  Mineral  schön  gelb, 
glänzend  und  helldurchscheinend  wurde.  Nach  24  Stun- 
den wurde  das  Mineral  einige  Stunden  für  sich  hingelegt, 
vollkommen  getrocknet  bei  gewöhnlicher  Lufttemperatur 
und  gewogen;  es  wog  jetzt  1,500  Grammes.  Da  nun 
1,354  :  1,500  =  100  :  110,8  so  folgt  daraus,  dass  das  Mine- 
ral 10,8 -S-  Wasser  eingesogen  hatte. 

So  leicht  das  Mineral  Wasser  einsaugt,  eben  so  leicht 
verliert  das  frischgebrochene  Mineral  einen  Theil  seines  Was- 
sergehaltes und  schon  in  der  Wärme  des  Stubenofens  ent- 
weicht ein  Theil  desselben.  Da  nun  das  gelbe  Mineral  auch 
ausserdem  leicht  verwittert  und  in  die  weissen  beiden  Varie- 
täten hiebei  übergeht,  diese  aber  gleichfalls  weniger  Wasser, 
wie  das  un verwitterte  gelbe  Mineral  enthalten,  so  mussten 
bei  der  Wasserbestiraraung  (und  überhaupt,  wie  es  sich  von 
selbst  versteht,  bei  der  Analyse)  die  reinsten  frischesten 
Stücke  aus  dem  Innern  eines  grossen  auseinandergeschlage- 
nen Stückes  genommen  werden,  da  man  sonst  immer  etwas 
weniger  Wasser  erhält. 

Ich  habe  nicht  Gelegenheit  noch  gefunden,  den  wirkli- 
chen Gymnit  zu  sehen  und  muss  mich  daher  nur  an  die 
beschriebenen  Eigenschaften  halten.  Allein  das  verschiedene 
specifische  Gewicht,  die  verschiedene  Härte  und  Sprödigkeit, 
die  nicht  vollkommen  übereinstimmende  Zusammensetzung 
(da  der  Gymnit  keinen  Apatit  enthalten  soll),  das  merkwür- 
dige Verhältniss  der  Verwitterungsmetamorphosen,  die  starke 
Luftentwicklung  im  Wasser  und  damit  verbundenen  Erschei- 


230 

nungen  und  das  Einsaugungsvermögen  für  Wasser,  die  lose 
Haltbarkeit  des  AYassers,  seine  ausgezeichnete  Phospho- 
rescenz  ,  die  besonders  bemerkt  wird,  wenn  man  im  dunklen 
Eaume  das  gepulverte  Mineral  auf  einer  Platinschale  glüht 
und  dann  die  Flamme  entfernt,  wo  es  dann  einige  Zeit  phos- 
phorisch  nachleuchtet  —  kurz,  der  Inbegriff  aller  Eigen- 
schaften verdient  gehörig  erwogen  zu  werden,  um  behaupten 
zu  können,  der  Gymnit  und  dieses  untersuchte  Mineral  seien 
eines  und  dasselbe. 


Anmerkung. 

Da  Herr  Oellacheu  die  Güte  hatte ,  mir  mit  seinem  Briefe  mehre 
Stücke  von  dem  neuen  Minerale  zu  schicken,  so  konnte  ich  mich  durch 
eigene  Ansicht  von  der  Genauigkeit  der  Beschreibung  überzeugen  ;  nur 
das  vs'as  von  der  Krystallform  desselben  gesagt  ist,  beruht  ofteiibar  auf 
einem  Irrthum ;  das  Mineral  ist,  wie  schon  Haidingeu  gesagt  hat,  voll- 
kommen amorph  und  von  Krystallisation  ist  keine  Spur  wahrzunehmen. 
Nach  den  Beobachtungen  von  Herrn  Oellacueu  ist  es  wohl  sehr  wahr- 
scheinlich ,  dass  das  dichte  und  erdige  weisse  Mineral  ein  Zersetzungs- 
produkt des  gelben  durchscheinenden  ist ;  ob  dies  nun  mit  dem  Gymnit 
übereinkommt ,  kann  ich  aus  eigener  Ansicht  nicht  entscheiden  ,  da  sich 
der  letztere  in  der  Königl.  Mineralien- Sanunlung  nicht  befindet.  Die 
Analyse  von  Thomson  stimmt  aber  vollkommen  damit  überein  und  ebenso 
die  übrige  Beschreibung  bis  auf  die  Angabe  der  Härte,  die  die  des 
Feldspaths  erreichen  soll.  Sollte  sich  diese  bestätigen ,  und  es  sich  her- 
ausstellen, dass  die  Angabc  nicht  auf  einem  Irrthum  beruht,  wie  es  sehr 
wjihrscheinlich  ist,  so  muss  der  Gymnit  wohl  getrennt  werden,  was  aber 
jedenfalls  bis  dahin  noch  auszusetzen  ist. 

Andre  dem  beschriebenen  wenigstens  sehr  ähnliche  Minerale  sind 
noch  der  Kerolith  und  der  Deweylit  von  Miildle/icld  in  Massachusets. 
Beide  gleichen  ihm  im  Aeussern  fast  vollständig,  und  kommen  wie  das 
Fleimser  Mineral  und  der  Gymnit  in  Gängen  in  Serpentin  vor.  Die  Zu- 
sammensetzung ist  nur  qualitativ  und  nicht  bedeutend  verschieden ;  der 
Deweylit  enthält  nach  der  neusten  Analyse  von  Bitusii  Kieselsäure  4''2,f)0, 
Talkerde  34,16,  Wasser  '20,25,  Thonerde  3,13  (Dana.  Mineralogie  3.  ed. 
S.  258).  Ein  solcher  geringer  Gehalt  von  Thonerde  2,57  findet  sich  nach 
Melling  auch  in  dem  Kerolith,   während  Küeiin  ihn  nicht  angiebt. 

Ein  ebenfalls  sehr  ähnliches  Mineral  ist  auch  der  Retinalit  von 
Granville  in  Canada,  doch  ist  hier  ein  Theil  der  Talkcrde  durch  Natron 
ersetzt;  er  enthält  nach  Thomson  nur  18,86  Talkcrde  und  tS,83  Natron. 

G.  Rose. 


231 


2.     Herr  Zincken  an  Herrn  Rammelsberg. 

Bernhurg,  deu   10.  Juli  1851. 

Meinem  Versprechen  gemäss,  verfehle  ich  nicht,  die 
kleinen  aber  nicht  unwichtigen  Notizen  über  einige  Quarz- 
bildungen  auf  nassem  AVege  mitzutheilen ,  über  welche  wir 
neulich  in  Berlin  uns  unterhalten  haben. 

1)  Nach  ganz  zuverlässiger  Nachricht  von  meinem  Freunde, 
dem  Herrn  Oberbergmeister  Weichsel  zu  Blimkenhurg,  fand 
sich  in  einem  Versuchsschachte  auf  Braunkohle,  welchen  der- 
selbe bei  dem  zur  Domalne  Bornumhausen  unweit  des  Städt- 
chens Seesen  am  Harze  gehörenden  Vorwerke  Langenherg 
ab-teufen  Hess,  an  einer  Stelle  die  Braunkohle  ganz  verquarzt 
und  auf  den  Kluftflächen  ganz  dicht  mit  deutlichen  und 
vollkommenen  Quarzkrystallen  besetzt,  welche  zum  Theil  in 
Scheiben-  oder  Rindenform ,  alle  von  brauner  Farbe  wie  die 
Kohle,  vorkamen.  Ich  habe  diese  auf  beiden  Seiten  mit 
Krystallen  besetzten  ßinden  gesehen  und  selbst  ein  Stück 
davon  besessen.  Ein  Analogon  findet  sich  nach  Herrn  Weich- 
sel's  Beobachtung  in  dem  untersten  Braunkohlenlager  der 
Hauptablagerung  des  Helmstedter  Braunkohlengebirges,  wo 
grössere  und  kleinere  Massen  verkalkter  (in  Stinkstein  ver- 
wandelter) Braunkohlen  mit  wunderschönem  Faserkalk  vor- 
gekommen sind.  In  beiden  Fällen  möchte  wohl  kaum  ein 
Zweifel  an  der  Entstehung  auf  nassem  Wege  erhoben  werden. 

2)  Auf  dem  Birnhaumer  Zuge  bei  JSeudor/  bricht  eine 
porphyrartige  Gangmasse  mit  einer  thonschieferartigen  gleich- 
sam zusammengeknetet  in  grössern  scharf  von  einander  ge- 
sonderten Stücken,  worüber  ich  an  einem  andern  Orte  wei- 
ter reden  werde.  Diese  zusammengeknetete  Gangmasse  wird 
von  Gangtrümmern  durchsetzt,  welche  gleichmässig  beide 
Gemengtheile  durchsetzen,  also  erst  entstanden  sein  können, 
als  dieselben  schon  verbunden  und  fest  geworden  waren. 
Wo  die  Trümmer  im  Thonschiefer  sich  befinden,  sind  sie 
von  krystallinischem  Quarz  ausgefüllt,  welcher  senkrecht  auf 


232 


den  Seitenrändern  aufgesetzt  ist  und  deshalb  an  der  Grenze 
mit  dem  Porphyrgestein,  wo  die  Trümmchen  etwas  mächti- 
ger sind,  zum  Theil  nicht  ganz  zu  deren  Ausfüllung  ausge- 
reicht hat.  AVo  die  Trümmer  das  porphyrartige  Gestein 
durchsetzen,  sind  sie  mit  Bleiglanz  ausgefüllt,  welcher  auch 
in  den  aus  Quarz  bestehenden  Theil  da  eindringt,  wo  der- 
selbe offene  Räume  darbietet.  Es  scheint  dies  Vorkommen 
nur  so  zu  erklären,  dass  die  offene  Gangspalte  aus  dem  Ne- 
bengestein gefüllt  ist.  Der  Thonschiefer  gab  den  Quarz  her, 
die  Porphyrmasse  den  Bleiglanz,  welches  auch  dadurch  an 
Wahrscheinlichkeit  gewinnt,  dass  dieselbe  viel  Bleiglanz  in 
zarten  Schnüren   auf  Klüften   enthält,  wovon   in  der  Thon- 

schiefermasse  keine  Spur  ist.  Wie 
könnte  man  hier  zweifeln,  dass  der 
Quarz  in  Wasser  aufgelöst  gewesen 
sei  als  er  sich  niederschlug  ?  In  der 
beigefügten  kleinen  Zeichnung  habe 
ich  das  Vorkommen  zu  versinnli- 
chen gesucht;  es  bezeichnen  die 
folgenden  Buchstaben  auf  derselben: 
a.  porphyrartige  Gangmasse,  h.  thon- 
schieferartige  Gangmasse,  c.  Blei- 
glanz und  d.  Quarz. 
3)  Auf  dem  so  sehr  interessanten  Gange  der  Antimon- 
grube bei  Wolfshei'g^  dessen  Hauptmasse  Quarz  ist,  kommen 
zuweilen  Drusenhöhlen  vor,  welche  ganz  mit  tropfstein-  imd 
stalaktitenförmigem  Quarz  bekleidet  sind.  Die  Oberfläche 
der  Zapfen  ist  aber  nicht  glatt,  wie  beim  Tropfstein,  sondern 
krystallinisch  und  drusig,  indem  die  Spitzen  der  nebenein- 
ander liegenden  Quarzkrystalle  hervorstehen.  Auf  dem  Quer- 
bruche sieht  man  die  strahlige  cxcentrisch  laufende  Bildung, 
wie  bei  dem  Kalksinter,  womit  sie  sehr  analog  erscheint. 
Dies  Vorkommen  ist  keineswcges  so  sehr  selten,  man  findet 
dasselbe  auf  vielen  Gängen  in  den  verschiedensten  Gegen- 
den, nur  weniger  ausgezeichnet  als  zu  Wolfsberg.  Auch  in 
diesem  Falle  kann  man  sich  nicht  enthalten,  jede  andere  Ent- 


233 

stehungsweise   des  Quarzes,   als  den  Niederschlag  desselben 
aus  einer  Flüssigkeit  auszuschliessen. 


3.     Herr  Jasche  an  Herrn  Beyrich. 

Ilsenburg,  den  12.   September  185t. 

Die  nächste  Veranlassung  meines  Schreibens  ist  ein  Irr- 
thum,  der  sich  in  den  Mittheilungen  des  Herrn  Prof.  Goep- 
PERT  über  die  Flora  des  Uebergangsgebirges,  in  dem  2.  Hefte 
des  HI.  Bandes  der  Zeitschrift  der  deutschen  geologischen 
Gesellschaft  eingeschlichen  hat  und  der  einer  Berichtigung 
bedarf.  Pag.  193  ist  Odontopteris  Stiehleriana  und  pag.  195 
Lycopodites  Stiehlerianus  aufgeführt,  als  in  den  Schichten 
unter  der  Kohlenformation.  Das  Vorkommen  an  der  Hohen 
Trift  bei  Wiegersdorf  ohnweit  Ilfeld  (nicht  Ihlefeld)  ist  mir 
seit  30  Jahren  bekannt  und  befindet  sich  im  Thonstein,  der 
im  Hangenden  und  also  hoch  über  den  Steinkohlen  liegt. 
Der  Thonstein  in  dortiger  Gegend  gehört  bestimmt  zum 
Kothliegenden.  Nach  seiner  mineralogischen  Beschaffenheit 
stellt  er  sich  dar  1)  als  fast  reiner  Thonstein,  2)  als  Haupt- 
masse des  Porphyrs  (Melaphyrs) ,  3)  als  theils  thonstein-, 
theils  wackenartige  Hauptmasse  der  Mandelsteine  (der  Thon- 
stein an  der  Hohen  Trift  steht  damit  in  unmittelbarer  Be- 
rührung), 4)  als  wirklicher  Sandstein  (z.  B.  am  Tostborn 
über  Sühhain,  ebenfalls  auf  dem  Steinkohlengebirge  ruhend), 
5)  mit  dem  Porphyr  und  die  Stelle  desselben  vertretend, 
als  feinkörniger  Diorit  mit  überwiegender  fast  basaltartiger 
Hauptmasse. 


4.     Herr  Ferd.  Roemer  an  Herrn  Beyrich. 

Paderborn,  den  7.  September  1851. 

Gemachter  Verabredung   gemäss   traf  am  5.  mein  Hil- 
desheimer  Bruder    in   Bonn   ein   und  verweilte  bei   mir  bis 


234 

zum  8.,  wo  ich  meine  Vorlesungen  schloss.  Am  D.  reiseten 
wir  über  Calais  und  Dover  in  etwa  24  Stunden  nach  Lon- 
don^ als  Pilger  zur  grossen  Weltausstellung.  Wir  verweilten 
8  Tage  in  London^  mehr  jedoch  in  den  naturhistorischen 
Sammlungen,  als  in  der  Ausstellung,  die  eigentlich  nur  den 
plausibelen  Vorwand  für  die  Eeise  hatte  hergeben  müssen, 
uns  aufhaltend.  Das  prachtvolle  Museum  of  practical  geology 
als  eine  Schöpfung,  die  erst  ganz  seit  meinem  früheren  Auf- 
enthalte in  London  entstanden  ist,  hat  mich  besonders  in 
Anspruch  genommen.  Gebäude  und  Aufstellung  der  Samm- 
lung sind  prachtvoll  und  die  Petrefaktensammlung ,  obgleich 
noch  nicht  so  sehr  ausgedehnt,  ist  doch  schon  sehr  lehrreich. 
Glücklicher  Weise  war  der  sehr  liebenswürdige  Forbk.s  und 
Saltek,  der  unter  ihm  für  die  paläontologische  Abtheilung 
beschäftigt  ist,  anwesend. 

Auch  im  British  Museum  habe  ich  dieses  Mal  viel  mir 
Interessantes  gesehen.  Für  meine  Arbeit  über  Pentatrema- 
titen  Avar  es  mir  im  Besonderen  wichtig  die  von  Phillips 
beschriebenen  GiLüLRTSO^'schen  Original  -  Exemplare  der 
Pentatrematiten   aus   Yorkshire  genau  vergleichen  zu  können. 

Von  London  machten  wir  einen  Ausflug  nach  der  Insel 
Wight,  der  eigenthch  den  besten  Theil  der  ganzen  Keise 
bildet.  Ich  habe  wahrhaft  geschwärmt  in  den  prachtvollen 
Durchschnitten,  welche  das  Meer  unter  beständiger  Erncue- 
runji  hier  blos  lefft.  Namentlich  ist  der  Durchschnitt  in  der 
Aium  Bay  (an  der  Südwestspitze  der  Insel),  wo  ein  Wech- 
sel von  marinen  und  lacustren  Tertiärbildungen  auf  Meilen 
lange  Strecken  wie  die  Blätter  eines  Buches  offen  da  liegt 
und  endlich  mit  starker  Aufrichtung  sich  an  die  weisse  Kreide 
mit  Feuersteinen  so  anlegt,  dass  man  die  Berührungsfläche 
beider  Formationen  mit  grösster  Deutlichkeit  und  Schärfe 
wahrnimmt,  über  alle  Beschreibung  prachtvoll.  Unsere 
besten  Aufschlüsse  in  Deutschland  sind  damit  verglichen 
blosse  Schmutzlöcher.  Nicht  minder  schön  sind  die  Profile 
in  der  benachbarten  Compton  Bay  bei  Freshimter  Gate  ^  wo 
die  ganze  licihenfölge  von  Schichten  von  der  weissen  Kreide 


235 

bis  zum  Wälderthon  {Chalk  marly  Upper  Gieensand,  Gault, 
Lotver  Greensand)  blos  gelegt  ist.  Wir  waren  so  glücklich 
bei  diesen  Excursionen  in  dem  Dr.  Th.  Wright  aus  Chelten- 
hcmi,  welcher  kürzlich  über  die  Tertiärbildungen  der  Insel 
Wight  einige  Aufsätze  veröffentlicht  hat,  einen  sehr  ange- 
nehmen und  unterrichteten  Führer  zufällig  gefunden  zu  ha- 
ben. Leider  konnten  wir  wegen  Kürze  meiner  Zeit  nicht 
die  ganze  Insel  in  gleicher  Weise  besuchen.  Beide,  mein 
Bruder  und  ich,  haben  aber  beschlossen  unseren  nächsten 
grösseren  Ausflug  wieder  dahin  und  überhaupt  nach  der 
Südküste  von  England  zu  richten. 

Von  der  Insel  Wight  wurden  wir  in  weniger  als  24  Stun- 
den per  Eisenbahn  und  Dampfschifl"  (über  Dover  und  Calais) 
nach  Paris  geschleudert.  Paris,  wo  ich  freilich  nur  6  Tage 
verweilte,  hat  mir  bei  diesem  ersten  Besuche  vortrefflich  ge- 
fallen, obgleich  es  uns  beiden  nach  dem  Aufenthalte  in  Lon- 
don wunderbar  klein  und  unbedeutend,  etwa  wie  Cöln  oder 
Frankfurt ,  vorkam.  Nach  London  darf  man  nur  gehen  um 
sich  zu  unterrichten.  In  Paris  dagegen  findet  man  beides, 
Belehrung  und  den  mannichfaltigsten  Lebcnsgenuss.  In  letz- 
terer Beziehung  hat  Paris  sich  mir  um  so  mehr  in  einem 
angenehmen  Lichte  gezeigt,  als  ich  an  meinem  Bruder  einen 
erfahrenen  Führer  und  an  v.  Hagenovv  nebst  Sohn  und  an- 
deren Deutschen  gute  Gesellschaft  hatte. 

Von  Sammlungen  hat  mich  diejenige  de  Verneuil's 
und  ([qv  Ecole  des  mines  vorzugsweise  beschäftigt.  Die  erstere 
ist  ein  wahrer  Schatz.  De  Verxeuil  war  in  diesem  Som- 
mer wieder  in  Spanien  gewesen.  Das  merkwürdigste  Er- 
gebniss  seines  diesjährigen  Besuchs  ist  die  Auffindung  von 
silurischen  Schichten  in  der  Sierra  Morena,  welche  dieselbe 
fossile  Fauna  und  namentlich  dieselben  Trilobiten,  wie  der 
Schiefer  von  Angers  enthalten.  Auch  Kohlenkalk  mit  Pro- 
ductus  semireticulatus  und  devonische  Schichten  hat  er  in  der 
Sierra  Morena  aufgefunden. 

Für  die  Kenntniss  der  Verbreitung  der  paläozoischen 
Gesteine    in   Frankreich  ist  die  jüngst  erfolgte  Auffindung 


236 

von  altsilurischen  Schichten  mit  zahlreichen  Trilobiten  in  der 
Nähe  von  Montpellier  von  besonderer  Wichtigkeit.  De 
Verneuil  hatte  fussgrosse  Ogygien  von  dort. 

D'Orbignv's  Sammlung  habe  ich  wegen  Abwesenheit 
d'Orbigny's  leider  nicht  gesehen.  Die  Sammlung  der  Ecole 
des  mines  ist  jetzt  prachtvoll  aufgestellt  und  wahrscheinlich 
die  best  geordnete  und  systematisch  aufgestellte  Mineralien- 
Sammlung,  welche  existirt.  Die  Petrefakten-Sammlung  ist 
noch  nicht  sehr  ausgedehnt,  aber  gleichfalls  durch  Bayle 
sehr  lehrreich  und  schön  aufgestellt  worden. 

Von  Paris  ging  ich  unter  Zurücklassung  meines  Bru- 
ders direct  in  23  Stunden  nach  Bonn  und  nach  nur  eintä- 
gigem Aufenthalt  hierher  nach  Westphalen,  wo  ich  mit  dem 
1.  September  meine  Arbeiten  habe  beginnen  können  und  nun 
noch  bis  Ende  October  fortsetzen  werde.  Durch  die  im  Bau 
begriffene  WestphUlische  Staatsbahn  zwischen  hier  und  War- 
hurg  sind  hier  vortreffliche  meine  früheren  Beobachtungen 
über  die  Zusammensetzung  des  Teutoburger  Waldes  ergän- 
zende Aufschlüsse  gemacht,  mit  deren  Untersuchung  ich  mich 
jetzt  zunächst  beschäftige. 


5.     Herr  Fr.  Ritter  v.  Haler  an  Herrn  Okyrich. 

Wien,  den  26.  October  1S51. 

Unsere  Arbeiten  sind  im  verflossenen  Sommer,  Dank 
Haidin(;ek's  zweckmässigen  Einleitungen,  sehr  wesentlich 
vorwärts  geschritten.  Die  geologische  Detailkarte  von  Un- 
terösterreich ist  vollständig  aufgenommen.  Der  Alpenkalk 
und  Wienersandstein  wurden  dabei  ganz  in  ihre  verschiede- 
nen Formationen  getrennt;  die  von  mir  angenommene  For- 
mationsfolge (Jahrb.  der  geol.  lleichsanstalt ,  185Ü,  Heft  I. 
S.  59)  hat  sich  dabei  beinahe  in  allen  wesentlichen  Punkten 
bestätigt  gefunden,  nur  die  Stellung  der  Gheder  U  und  fü 
ist   verwechselt;   durch   zahlreiche  Beobachtungen,   insbeson- 


237 

dere  durch  jene,  welche  Herr  Lipold  im  Sahathale  anstellte, 
ist  es  unzweifelhaft  geworden,  dass  die  dunkelgefärbten  Ger- 
villienschichten  unter  dem  rothen  Liasmarmor  liegen  und 
demnach  als  unterstes  Glied  des  Lias,  nicht  aber  als  unterer 
Oolith  betrachtet  werden  müssen.  Die  Trennung  der  Kalk- 
steine in  ihre  einzelnen  Formationen  bot  bei  der  Detailaus- 
führung im  Ganzen  geringere  Schwierigkeiten  als  man  er- 
wartet hatte.  Leitende  Petrefakten  wurden  an  hinlänglich 
vielen  Stellen  gefunden,  so  dass  die  Orientii'ung  an  den 
meisten  Stellen  nicht  sehr  schwer  ward.  Weit  schwieriger 
ist  die  Angelegenheit  des  Wienersandsteines,  hier  fehlen 
meist  alle  Anhaltspunkte.  Der  zum  Lias  oder  Keuper  ge- 
hörige Theil  ist  im  Allgemeinen  leicht  auszuscheiden,  weit 
schwieriger  dagegen  der  zum  N^ocomien  oder  der  Kreide 
gehörige  Theil  von  demjenigen,  der  mit  den  Nummuliten  zu- 
sammenhängt und  eocän  ist.  Sehr  gefreut  hat  es  mich  aus 
einem  eben  von  Emimrich  erhaltenen  Schreiben  zu  ersehen, 
dass  auch  seine  neuesten  Untersuchungen  in  den  baierischen 
Alpen  keine  Widersprüche  mit  den  unsrigen  enthalten. 

Ausser  den  Aufnahmen  in  Unterösterreich,  welche  na- 
türlich die  Hauptkräfte  der  geologischen  Reichsanstalt  im 
Laufe  des  Sommers  in  Anspruch  nahmen,  wurden  noch,  ge- 
boten durch  technische  Aufgaben,  specielle  Aufnahmen  ein- 
zelner Gebirgspartieen  in  anderen  Theilen  der  Monarchie 
vorgenommen.  So  fertigte  Foetterle  eine  Karte  der  Arva, 
welche  sehr  geeignet  scheint  die  Richtigkeit  der  von  Ihnen 
über  das  Auftreten  dortiger  Kalkgesteine  ausgesprochenen 
Ansichten  zu  bestätigen.  Die  Liaskalke  bei  Schloss  Arva 
durchbrechen  in  der  That  den  AVienersandstein  und  sind  von 
jüngeren  Gebilden,  Jura,  Neocomien,  endlich  Karpathen Sand- 
stein bedeckt.  Weiter  südlich  bei  Malatina  liegen  unter 
dem  Karpathensandstein  ebenfalls  Nummulitenschichten,  und 
unter  diesen  folgen  Kalksteine,  die  an  mehren  Orten,  beson- 
ders deutlich  bei  Pannilz,  echte  Neocomien-Versteinerungen, 
Crioceras ,  Ammonites  Grasianus ,  Apt.  Didayi  u.  s.  f.  ent- 
halten.   Auf  Zeuschner's  Karte   sind  sie   als  Lias  bezeich- 


238 

net.  Es  spricht  demnach  auch  hier  nichts  dafür  die  Num- 
niulitengesteine  einer  äheren  als  der  Eocänformation  zuzu- 
weisen. 

Ich  selbst  machte  im  Spätherbste  eine  Reise  in  den  öst- 
lichsten Theil  von  Ungarn  in  das  Biharer  Comitat  und  voll- 
endete eine  Karte  des  östlichen  Theiles  desselben  bis  zur 
Siebenbürgischen  Grenze.  Dieselbe  umfasst  circa  50  Qua- 
dratmeilen einer  bisher  noch  beinahe  gar  nicht  bekannten 
Gegend.  Eine  Centralaxe  von  Glimmerschiefer ,  die  nach 
Nordwest  zu  gegen  Micske  und  St.  Job  sich  unter  Tertiär- 
sand verliert,  ist  von  buntem  Sandstein  überlagert,  auf  diesen 
folgt  schwarzer  dünngeschichteter  Kalkstein,  wie  er  auch  in 
den  Nordalpen  zunächst  die  Decke  des  bunten  Sandsteines 
bildet,  dann  auf  dem  linken  Körös-Ufer  eine  mächtige  Masse 
von  grauem  Kalkstein ,  mit  denselben  Höhlen ,  Trichtern 
u.  s.  w.  wie  am  Karst;  am  rechten  Körös-Ufer  ist  der  letz- 
tere nur  in  einigen  kleinen  Partieen  vorhanden.  Weiter  ge- 
gen Grosswardein  zu  herrscht  Tertiärsand,  in  dem  hin  und 
wieder  Braunkohlen  und  Asphalte  vorkommen. 

Eine  Untersuchung  der  Gosauablagerungen  in  der  Gosau 
selbst  und  bei  St.  Wolfga7ig  hat  Reuss  durchgeführt.  Er 
hat  die  Ueberzeugung  gewonnen,  dass  die  Gesammtmasse 
der  sogenannten  Gosauschichten  nicht  weiter  in  einzelne 
Etagen  getrennt  werden  könne,  indem  die  durch  ihren  über- 
raschenden Keichthum  an  einzelnen  Petrcfakten  ausgezeich- 
neten Schichten  ,  z.  B.  die  Hippuritenbänkc  ,  die  Schichten 
mit  Actaeonellen  und  Nerineen  u.  s.  w.  nur  Lokalbildungen 
sind,  die  bald  höher  bald  tiefer  in  der  ganzen  Masse  auftre- 
ten. Die  ganze  Formation  parnllellsirt  er  mit  der  Craie 
chLoritee  oder  dem  Si/sthne  turonien  von  d'üukigkv.  Schich- 
ten die  der  weissen  Kreide,  oder  gar  der  Eocänformation 
entsprechen  würden,  fehlen  gänzlich  in  der  Gosau. 

Reisen,  die  Hkckl  nach  Comen  bei  G(J/-%  und  Ettings- 
UAU.SKN  erst  in  die  IJegj/iälia  bei  Tokai/,  dann  in  den  Pils- 
ner und  Berauner  Kreis  in  Böhmen  unternahmen ,  lieferten 
überaus  reiche  Ausbeute  an  Fischen  und  Pflanzen. 


239 

Auch  in  Wiefi  hat  der  Sommer  Manches  zur  Entwicke- 
lung  und  Vollendung  gebracht.  Von  unserem  Jahrbuche 
wurden  das  3.  und  4.  Heft  für  1850,  dann  das  1.  Heft  für 
1851  ausgegeben,  das  2.  und  3.  Heft  für  1851  werden  in  etwa 
3  Wochen  vollendet  sein,  so  dass  wir  nicht  mehr  wie  bisher  hin- 
ter der  Zeit  zurückbleiben  werden.  Von  Hoernes's  Mollusken 
des  Wiener  Tertiärbeckens  ist  die  erste  Lieferung,  enthal- 
tend das  Geschlecht  Conus  vollendet,  eben  so  von  Ettings- 
hausen's  „Tertiärfloren  der  österreichischen  Monarchie"  die 
erste  Lieferung ,  enthaltend  die  Flora  der  Tertiärschichten 
der  Umgebungen  von  Wien.  Beide  Hefte  werden  nächster 
Tage  versendet  werden.  Die  Uebersiedlung  der  nun  schon 
sehr  ausgedehnten  Sammlungen  der  geologischen  Reichs- 
anstalt in  das  neue  Lokal  im  Fürstlich  LicuTENSTEiN'schen 
Palais  auf  der  Landstrasse  ist  glücklich  bewerkstelligt  und 
die  Aufstellung  in  den  prachtvollen  Sälen  desselben  nahezu 
vollendet. 


6.     Herr  Dr.  Leopold  Besser   an  Herrn  A.  v.  Humboldt. 

Cahla  bei  Jena,  den  7.  August  1851. 

Vor  kurzer  Zeit  sind  an  der  nördlichen  Abdachung  eines 
unserer  kahlen  Muschelkalkberge,  etwa  100  Fuss  über  der 
jetzigen  Thalsohle  etwa  10 — 12  Fuss  unter  der  Ackerkrume 
der  betreffenden  Felder,  auf  von  einer  2 — Szölhgen  Thon- 
schicht  abgehobenen  Sandsteinplatten  Hautreliefs  von  den 
Fährten  des  Chirotherium  Berthii  gefunden  worden,  die  den 
bei  Hessberg  gefundenen  in  einer  Welse  gleichen,  dass  man 
glauben  könnte,  die  jetzt  hier  gefundenen  Platten  hätten  den 
damals  gemachten  Zeichnungen  zum  Vorwurf  gedient. 

Bis  jetzt  haben  sich  auf  der  15.  Sandsteinplattenschicht 
6  von  Morgen  nach  Abend  in  2elligen  Abständen  parallel 
streichende  Fährten  des  Chirotherium  Berthii  gefunden.  Nach 
der  jetzigen  Chorographie  des  Thaies  liefen  die  Thiere  vom 


240 

Thal  schräg  am  Bergabhang  hin  einer  Höhe  zu.  Schritte 
und  Dimensionen  der  betreffenden  Grössen*)  gleichen  den 
von  BuRMEiSTEii  Über  die  Hessberger  Fährten  gemachten 
Angaben  durchaus  (cf.  dessen  Geschichte  der  Schöpfung 
pag.  492).  Vierzehige  Fährten  eines  anderen  Thieres  finden 
sich  in  den  wechselndsten  Kichtungen,  ohne  Kegel  gruppirt, 
zwei  Schichten  tiefer. 


*)  Länge  des  Eindrucks  der  grösseren  Hinterfüsse  =12  Zoll  Leipz. 
Maass.  Entfernung  vom  hinteren  Rande  eines  rechten  his  zu  dem  eines 
linken  Hinterfusses  25  Zoll,  ausgemessen  an  einer  am  25.  Juli  d.  J.  ge- 
hobenen Platte. 


241 


C.    Anf Sätze. 

lieber  die  Versteinerungen  des  schlesischen  Zechstein- 
gebirges.   Ein  Beitrag  zur  Kenntniss  der  deutschen 

Zechsteinfauna. 

Von  Herrn  Dr.  Moritz  v.  Gruenewaldt. 

(Hierzu  Taf.  X.) 

Durch  die  Abhandlung  des  Herrn  v.  Dechen:  lieber 
das  Flözgebirge  am  Nordabfall  des  Riesengebirges  *)  wurde 
das  Auftreten  der  Zechsteinformation  in  diesem  Theile  von 
Deutschland  zuerst  litterarisch  bekannt.  Das  massenhafte 
Auftreten  des  Productus  horridus  hai  Logau**),  an  dem  nord- 
westlichsten Punkte  der  von  dort  bis  Siebeneichen  nach  Süd- 
ost streichenden  schmalen  Kalksteineinlagerung  zwischen  dem 
Rothliegenden  und  dem  bunten  Sandstein,  begründete  ausser 
den  Lagerungsverhältnissen  auch  paläontologisch  die  Stellung 
dieser  Schichten;  jedoch  blieb  der  Productus  horridus  bis 
zur  Gegenwart  die  einzige  von  dort  her  bekannte  Versteine- 
rung, indem  die  durch  Herrn  Prof.  Beyrich  in  Schlesien 
später  gesammelten  Petrefakten  bisher  nicht  beschrieben  wor- 
den sind. 

Seitdem  wir  uns  gewöhnt  haben  ,,den  Reichthum  der 
Naturwissenschaften  nicht  mehr  in  der  Fülle,  sondern  in  der 
Verkettung  des  Beobachteten"  zu  sehen,  gewinnt  jede  That- 
sache  an  Bedeutung,  die  sich  dem  vorhandenen  naturhistori- 
schen Wissen  anreiht ;  und  unter  diesem  Gesichtspunkte  habe 
ich  es  unternommen  die  schlesischen  Zechsteinversteinerungen 
zum  Gegenstande  einer  Inaugural-Dissertation  zu  machen, 
nachdem  Herr  Prof.  Beyrich  die  Güte  hatte  mir  das  eigen- 
händig von  ihm  gesammelte  Material  zu  diesem  Zwecke  vor- 


*)  Karsten's  Archiv  für  Mineralogie  Band  XI.  p.  84—171. 
**)  V.  Dechen  1.  c.  p.  104. 
Zeits.d.  d.  geol.  Ges.  III.  3,  *  18 


242 

zuschlagen.  Der  Wunsch,  dass  meiner  Arbeit  eine  ausge- 
dehntere Veröffentlichung  zu  Theil  Averde,  als  durch  den 
officiellen  Druck  in  lateinischer  Sprache  gewöhnlich  erreicht 
wird,  ist  die  Veranlassung,  dass  sie  in  den  Blättern  der 
deutschen  geologischen  Gesellschaft  eine  Aufnahme  gefun- 
den hat. 

Die  Schilderung  der  Lokalfauna  einer  Formation,  wie 
sie  die  nachfolgenden  Blätter  liefern,  kann  in  zwei  Beziehun- 
gen zu  Resultaten  führen. 

Einerseits  verhilft  die  Auffindung  wohl  erhaltener  For- 
men und  ihre  Vergleichung  mit  bereits  beschriebenen  oft  zu 
einer  angemesseneren  Abgrenzung  der  entsprechenden  Gattun- 
gen und  Arten.  Diese  Seite  ist  es,  die  durch  das  vor  Kur- 
zem in  den  Schriften  der  palaeonlogruphical  society  erschie- 
nene Wei'k  von  William  King:  a  Motiograph  of  the  Per- 
mian  fossils  qf  England  1850,  zur  Hauptsache  wird,  indem 
eine  so  umfassende  und  kritische  Arbeit  Gesichtspunkte  der 
Vergleichung  eröffnet,  die  bei  der  bisher  zerstreuten  Litte- 
ratur  der  Engländer  über  diesen  Theil  ihrer  Paläontologie 
früher  nicht  vorhanden  waren. 

Andrerseits  ist  es  von  Wichtigkeit  bei  Schichten  von 
muthmasslich  bedeutender  geographischer  Ausdehnung,  die 
wie  die  Zechsteinformation  nur  au  einzelnen  Punkten  ihrer 
Erstreckung  durch  Dislokationen  der  Erdkruste  cntblösst 
wurden,  über  den  lokalen  Charakter  der  eingeschlossenen  or- 
ganischen Reste  unterrichtet  zu  sein. 

Wie  die  Kreideformation  in  ihrer  Erstreckung  von  Sü- 
den nach  Norden,  da  wo  sie  in  den  Alpen  erscheint  und  das 
Becken  des  Mittelmeeres  umlagert,  eine  andere  Fauna  ein- 
schliesst  als  in  Mitteldeutschland  und  an  den  Küsten  der 
Nord-  und  Ostsee,  so  scheint,  wenn  man  anders  der  Ansicht 
Muiiciiiso]\'s  beipflichtet,  dass  die  permischen  Schichten  des 
russischen  Keiches  zum  Theil  ein  Aequivalcut  der  deutschen 
und  englischen  Zcchsteinbildungen  sind,  bei  diesen,  in  iiirer 
Ausdehnung  von  Westen  nach  Osten  ein  ähnlicher  Unter- 
schied stattzuüudcn. 


243 

Ohne  auf  dieses  Verhältniss  näher  einzugehen  genügt 
es  zu  bemerken,  dass  schon  1835  Quenstedt*)  auf  die 
Identität  des  deutschen  und  englischen  Zechsteins  hinwies, 
während  die  umfassendsten  Vergleiche  über  diese  Formation 
sich  in  dem  ersten  Bande  der  Geologie  Russlands  von  Mur- 
CHisoN,  DE  Verneuil  Und  dem  Grafen  Keyserling  vorfinden. 
Das  gänzliche  Fehlen  des  in  Deutschland  und  England  so 
massenhaft  auftretenden  Productus  horridus  in  dem  eiffent- 
liehen  permischen  System  ist  die  hervorragendste  Thatsache 
für  den  abweichenden  Charakter  der  östlichen  und  westlichen 
Fauna. 

Die  Auffindung  und  Beobachtung  einer  Grenze  oder 
etwaiger  üebergänge,  falls  solche  vorhanden  sein  sollten, 
wären  vorzüglich  geeignet  über  die  geologische  Bedeutung 
dieser  Abweichung  aufzuklären ;  eine  Aufgabe,  die  nur  durch 
specielle  Beobachtung  lokaler  Faunen  von  beiden  Seiten  her 
gelöst  werden  könnte.  Da  die  polnischen  Zechsteinverstei- 
nerungen nicht  beschrieben  sind**),  ist  die  schlesische  Fauna, 
vom  Westen  ausgehend,  gegenwärtig  diejenige,  die  am  wei- 
testen nach  Osten  zu  bekannt  ist,  und  so  unbedeutend  die 
bis  jetzt  daselbst  aufgefundene  Anzahl  von  Species  im  Ver- 
hältniss zu  den  überhaupt  bekannten  Arten  der  Formation 
ist,  wird  ihre  Zusammenstellung  auch  unter  diesem  Gesichts- 
punkte nicht  jedes  Interesses  ermangeln. 

Von  den  Fundorten    verdient  der  bei  Logau,   an  dem 


*)  Quenstedt  über  die  Petrefikate  des  thüringischen  und  englischen 
Zechsteins.  Wiegmann's  Archiv  für  Naturgeschichte.  Erster  Jahrgang, 
2.  Band  p.  75.   1835. 

**)  Obgleich  Püsch  in  seiner  geognostischen  Beschreibung  von  Polen 
und  der  übrigen  Nordkarpathenländer  Th.  I.  p.  209.  1833  noch  gegen 
den  Zechstein  als  selbstständige  Formation  überhaupt  auftritt ,  und  sein 
lokales  Vorhandensein  in  Polen  nicht  kennt,  ist  es  ausser  Zweifel  gestellt, 
dass  er  daselbst  nicht  fehlt.  Eine  Bemerkung  über  diesen  Gegenstand 
findet  sich  in:  Leopold  v.  Buch  über  Productus.  Nachträge  zu  p.  37. 
Die  Berliner  Sammlung  besitzt  ausgezeichnete  Exemplare  des  Productus 
horridus  von  Zagdansko  bei  Kielce,  vermuthlich  aus  einer  kupferhaltigen 
Kalksteineinlagerung  des  rothen  Sandsteins  wie  Pusch  sie  1.  c.  Bd.  I.  p,  199 
beschreibt. 

18* 


244 

ausser  zweien  Spccies  alle  angeführten  Arten  neben  einander 
in  der  vorzügliclisten  Erhaltung  vorgekommen  sind,  einer 
besonderen  Erwähnung.  Nach  den  Angaben  des  Herrn  Prof. 
Beyrich  durchschneidet  man  auf  dem  Wege  von  Logau 
nach  ]Sau?nburg  den  Zechstein ,  wo  die  Strasse  hart  an  das 
Queissgehänge  herantritt.  Das  Streichen  ist  Nordwest  nach 
Südost.  Auf  die  alten  verlassenen  Brüche  daselbst  beschränkt 
sich  das  Vorkommen  des  Zechsteins  bei  Logau.  Der  Kalk- 
steinbruch, der  noch  gegenwärtig  im  Betrieb  ist,  ist  seiner 
Ansicht  nach  für  Muschelkalk  zu  halten,  da  er  sich  mehr 
im  Hangenden  befindet,  und,  wie  die  Versuchsschürfe  des 
Herrn  v.  Dalwitz  in  Logau  gezeigt  haben,  durch  zwischen- 
gelagerte Sandsteine  von  lichter  Farbe  (bunten  Sandstein) 
vom  Zechstein  getrennt  ist.  Die  ganze  Masse  der  Zech- 
steinformation ist  hier  eine  dünngeschichtete  Kalksteinbiklung 
von  nicht  mehr  als  ungefähr  30  Fuss  Mächtigkeit,  welcher 
die  Dolomite  so  wie  bei  Flohrsdorf  und  Giessmannsdorf  ganz 
fehlen. 

Ein  anderer  Fundort,  vorzüglich  für  die  nachfolgend 
beschriebenen  Korallen  ist  der  bei  G iessmaniisdorf  .*^  Sie 
finden  sich  nach  Prof.  Beyrich  in  einem  alten  verlassenen 
Zechsteinbruch  nahe  beim  Hofteich  **)  an  dem  Seijfersdorf 
mit  Giessinannsdorf  verbindenden  Wege  nach  dem  Seiffen- 
bach  hin. 

Andere  Fundorte,  an  denen  Herr  Prof.  Beyrich  Ver- 
steinerungen fand,  sind  bei  Flohrsdorf^**),  JSeukirch  und 
Prausmtz-\),  Polnisch  Hundorf ^\)  und  Gröditzherg \-\-\). 

Um  dem  Vorwurf  einer  ungleichmässigen  Behandlung 
des  Gegenstandes  zu  entgehen,  braucht  wohl  kavun  bemerkt 
zu  werden  wie  sehr  der  Paläontolog  von  der  Beschaffenheit 


*)  V.  Dechen  1.  c.  p.  100. 

**)  nicht  Jlulleich.    v.  Dechen. 

***)  V.  DisCiiEN  1.  c.  p.   105  Anmcrk. 

f)  V.  Deciiivn  1.  c.  p    114. 

ff)  V.  Deciikn  1.  c.  p.  IIT). 

fff)  V.  Decuen   1.  c.  p.  12."». 


245 

und  dem  Umfange  des  vorhandenen  Materials  abhängt.  Wo 
dasselbe  dazu  aufforderte,  ist  näher  auf  den  Gegenstand  ein- 
gegangen worden,  Avährend  in  anderen  Fällen  ein  einfaches 
Anführen  des  Vorkommens  hinreichend  erschien.  Die  bei- 
gefügte Kupfertafel  ist  von  Troschel  in  Berlin  gezeichnet 
und  ausgeführt. 


I.    Mollusca. 

a.  Cephalopoda. 

Genus:  Nautilus   Linke. 

Nautilus  Freieslebeni  Geinitz. 

Geinitz  Gaea  von  Sachsen  p.  95.    Derselbe  Verstei- 
nerungen des  deutschen  Zechsteingebirges  p.  6.  Tab.  III. 
fig.  7  a,  b,  c.  1848.    King  Monogr.   of  the  Perm,  fus- 
sils  ect.  p.  216.  FL  XVIl.ßg.  13,  14,  15,  16,  20. 
Ein  Stück   von  dem  Rücken  eines  Nautilus,  zu  Logau 
gefunden,    gehört    wahrscheinlich     dieser    bis    jetzt    nur    in 
Deutschland  und  England  sicher  nachgewiesenen  Species  an.*) 

b.  Gasteropoda. 

Genus:   Turbo    Lamarck. 
Turbo  Taylorianus   King   (Taf  X.   Fig.  7.). 
King   Mon.   of  the   Perm.  foss.  ect.  p.  207.  PI.  XVJ. 
fig.  25  u.  26. 
„So  breit  als  hoch;  bauchig;  mit  zahlreichen  fadenartigen 
Streifen;    Mündung  kreisförmig;    Gewinde  niedergedrückt." 
King. 

Diese  kleine  Art  (das  grösste  von  King  bestimmte 
Exemplar  misst  nach  seinen  Angaben  ~  Zoll)  unterschei- 
det   sich   von   dem  in   Geinitz's  Versteinerungen  des  deut- 


*^    Geol.   Rtiss.    1845.    Tome  I.    p.  226:    „Schidrowa  on    the  Dwina. 
Perhaps  a  fragmenl  of  Cyrthoceras," 


246 

ßchen  Zechsteingebirges  p.  7  Tab.  III.  Fig.  14  beschriebenen 
und  abgebildeten  Trochus  helicinus  v.  ScHLoxHEnr,  durch 
die  gleichmässige  fadenartige  Streifung,  während  sicli  an  jener 
Art  an  dem  oberen  Rande  der  Windung  eine  vorspringende 
Leiste  bemerkbar  macht.  Unser  Exemplar  dieser  bisher  in 
Deutschland  nicht  beschriebenen  Art  ist  Taf.  X.  Fig.  7  ab- 
gebildet.    Es  zählt  4  Windungen  und  ist  bei  Logau  gefunden. 

Genus:   Loxonema  Phillip«. 
Loxonema   Geinitziana  King  (Taf.  X.  Fig.  8.). 

„Klein;  pfriemförmig ;  glatt;  mit  zahlreichen  Windun- 
gen; die  Oeffnung  nahe  kreisförmig;  die  AVindungen  flach 
convex."    Kixg. 

Zwei  gleichfalls  bei  Logau  aufgefundene  spitzthurmför- 
mige  Exemplare  haben,  wie  die  von  King  beschriebenen,  bei 
einer  Grösse  von  ungefähr  \  Zoll  8  Umgänge.  Da  die  Art 
bisher  in  Deutschland  nicht  beschrieben  worden  ist,  findet 
sich  Taf.  X.  Fig.  8  eine  Abbildung  derselben. 

c.  Conchifera. 
Genus:  Myophoria  Bronn. 

Ungleichseitige,  gleichschalige  Muscheln.  Vorn  gerun- 
det, nach  hinten  verlängert.  Der  hintere  Theil  gewöhnlich 
durch  einen  Kiel  abgetheilt,  der  von  der  Spitze  dos  Wirbels 
nach  unten  verläuft.  Die  mehr  oder  weniger  angeschwolle- 
nen Wirbel  überragen  den  Schlossrand.  In  der  rechten  Schale 
zwei  Zähne,  in  der  linken  bei  vollständig  entwickeltem 
Schlosse  drei.  Seitenzähne  fehlen.  Der  vordere  Zahn  der 
rechten  Schale  und  der  mittlere  der  linken  entsprechen  ein- 
ander in  der  Form,  sind  dick,  nach  innen  gerichtet  und  zu- 
weilen mit  einer  Furche  versehen.  Der  hintere  der  rechten 
Schale  und  der  vordere  und  hintere  der  linken  sind  leisten- 
förmig  und  randlich.  Das  Ligament  äusserlich.  Die  Scha- 
len sind  gewöhnlich  glatt,  aber  fein  conccntrisch  gestreift. 
Der  Kiel  ist  häufig  von  einem  oder  mehren  anderen  we- 
niger scharf  abgesetzten  begleitet. 


247 

In  den  Annais  and  Maga%ine  of  Natural  History  for 
November  1844  hatte  King  für  gewisse  ungleichseitige  Con- 
chiferen  des  englischen  Magnesian  limestone,  die  von  James 
SovvERBY  in  No.  55  der  Mineral  Conchologij  unter  dem 
Gattungsnamen  Axinus,  als  Axinus  obscurus  mit  dem  Axi- 
nus  angulatus  des  Londonthones  vereinigt  worden  waren, 
nachgewiesen,  dass  sie,  sich  von  letzterer  Form  weit  unter- 
scheidend, nicht  nur  einer  anderen  Gattung,  sondern  sogar 
einer  ganz  anderen  Familie  angehören.  Er  schlug  den  Gat- 
tungsnamen Schizodus  vor,  wegen  des  gespaltenen  Zahnes 
seines  Schizodus  truncatus  und  stellte  die  Gattung  in  die 
Familie  der  Trigoniden  ;  so  dass,  wie  die  Myophorien  in  der 
Trias  den  eigentlichen  Trigonien,  die  erst  im  Jura  auftreten, 
vorhergehen,  Schizodus  diese  im  Zechstein  imd  Kohlengebirge 
paläozoisch  repräsentiren  sollte. 

Durch  eine  schriftliche  Mittheilung  an  Herrn  de  Ver- 
NELUL  gingen  diese  Beobachtungen  in  die  1845  erschienene 
Geologie  de  la  Russie  dEurope  et  des  montagnes  de  tOural 
par  E.  DE  Verneuil,  R.  J.  Murchisoj*  et  le  comte  Keyser- 
LEMG  über. 

Prof.  Geuvitz,  der  in  seinem  Grundriss  der  Versteine- 
rungskunde 184G  eine  hierher  gehörige  Art  des  deutschen 
Zechsteins  als  Corbula  Schlotheimi  zur  Gattung  Corbula*) 
gestellt  hatte,  schloss  sich  in  seinen  Versteinerungen  des 
deutschen  Zechsteingebirges  1848  gleichfalls  dem  KiiNG'schen 
Gattungsnamen  an. 

In  dem  vor  Kurzem  erschienenen  Werke  von  King  ist 
eine  ausführliche  Mittheilung  seiner  Ansichten  p.  185  — 190 
gegeben  und  PI.  XIX.  fig.  8  und  PI.  XV.  fig.  29  durch 
Zeichnungen  erläutert.  Er  knüpft  einen  Vergleich  mit  Bronn's 
Gattung  Myophoria  an,  der  er  Schizodus  nahe  verwandt  hält ; 


*)  Geinitz  (Grundriss  1846.  p.  414)  „glaubt"  an  dieser  Art  einen 
Mantelausschnitt  beobachtet  zu  haben.  Dem  widerspricht  King  in  seinem 
neuesten  Werke  mit  so  viel  Entschiedenheit,  dass  wir  uns,  obgleich  un- 
sere Exemplare  keine  Beobachtung  der  Mantellinie  zulassen,  mit  Hinzu- 
ziehung anderer  Analogieen  dem  letzteren  angeschlossen  haben. 


248 

da  ihm  aber  nur  die  Abbildung  eines  einzigen  linken  Schlos- 
ses von  Myophoria  aus  dem  grossen  GoLDFuss'schen  Werke 
bekannt  war,  ist  er  verhindert  die  Beziehungen  weiter  durch- 
zuführen. Er  geht  darauf  zu  einem  Vergleiche  des  Schlos- 
ses von  Schizodus  truncatus  mit  dem  der  einzigen  lebenden 
Trigonia  über,  das  er  p.  183  PI.  XIX.  fig.  8  analysirt;  und 
der  scharfsinnigen  Deutung  dieser  Charaktere  verdanken  wir 
das  erste  Licht,  das  über  die  zoologische  Verwandtschaft  der 
Zech  steinformen  mit  der  Familie  der  Trigoniden  verbreitet 
worden  ist. 

Eine  reiche  Auswahl  von  Mjophorienschlössern  aus  dem 
Eüdersdorfer  Muschelkalke,  die  ich  zur  Vergleichung  mit 
der  anzuführenden  Art  des  schlesischen  Zechsteins  benutzen 
konnte,  setzte  mich  in  den  Stand  die  Untersuchung  über 
Beziehungen  zu  dieser  Gattung,  die  King  aus  Mangel  an 
Material  fallen  gelassen  hatte,  wieder  aufzunehmen.  Das 
Resultat  derselben  ist  eine  solche  Uebereinstimmung  der  in- 
neren und  äusseren  Charaktere,  dass  ich  mich  berechtigt 
glaube  die  Gattung  Schizodus  King  mit  Myophoria  Bronn 
zu  vereinigen.  Dieses  Verfahren  erscheint  dadurch  noch 
mehr  gerechtfertigt,  dass  die  Gattung  Myophoria,  bis  jetzt  als 
eine  leitende  Form  der  Triasgruppe  angesehen,  noch  ent- 
schiedener devonisch  nachzuweisen  ist;  worauf  ich  später 
zurückkommen  werde. 

Bevor  wir  zu  einer  Vergleichung  der  Myophorien  des 
Zechsteins  mit  denen  des  Muschelkalkes  übergehen,  ist  es 
nothwendig  den  Begriff  der  Gattung ,  wie  er  aus  der  oben 
aufgestellten  Diagnose  hervorgeht,  gegen  den  der  Gattung 
Trigonia  festzustellen,  welche  von  Myophoria  häufig  nicht 
getrennt  wird. 

"Was  zuvörderst  die  Streifung  der  Zähne,  ein  constantes 
Merkmal  der  Trigonien,  anbetrifft,  so  ist  sie  von  Bronn  in 
seiner  neuen  Auflage  der  Lethaea  in  die  Gattungsdiagnose 
von  Myophoria  gleichfalls  aufgenommen.  Da  er  sie  selbst 
nicht  beobachtete,  so  beruft  er  sich  auf  E^lmrich  und  Golo- 
Fuss,  welcher  letztere   sich   hauptsächlich  auf  ALiitun  be- 


249 

zieht.     V.  Strombeck*)    bezieht   sich    bei  seinen  Angaben 
gleichfalls  auf  Goldfuss  und  Alberti. 

E^DiRicH**)  und  Alberti***)  haben  die  Streifung  jeder 
an  einem  Steinkerne,  von  denen  der  eine  Myophoria  vulgaris,  der 
andere  Myophoria  curvirostris  zugeschrieben  wird,  beobachtet. 

Ohne  diese  Angaben  zu  deuten  führe  ich  die  Beobach- 
tung einer  Reihe  von  Schalen  vorzüglich  der  Myophoria  lae- 
vigata  aus  dem  E-üdersdorfer  Schaumkalke  von  einer  Schön- 
heit der  Erhaltung  an,  wie  wir  sie  sonst  bei  fossilen  Resten 
gewöhnlich  nur  in  den  jüngsten  Gebirgsformationen  anzu- 
treffen gewohnt  sind.  Die  Schlösser  dieser  Schalen ,  von 
denen  die  einer  Myophoria  laevigata  auf  der  beigefügten 
Tafel  X.  Fig.  3  abgebildet  sind,  zeigen  glatte  Zähne  und 
erweisen,  dass  die  Streifung,  die  den  Trigonien  nie  zu  fehlen 
scheint,  mindestens  kein  allgemeiner  Charakter  der  Myopho- 
rienarten  ist. 

Ausserdem  ist  bei  den  Trigonien,  obgleich  die  Schlösser 
der  rechten  und  linken  Schale  von  einander  verschieden  sind, 
eine  auffallende  Tendenz  zu  einer  symmetrischen  Entwickelung 
derselben  in  den  einzelnen  Schalen  als  unterscheidend  von 
den  auch  hierin  unsymmetrisch  organisirten  Myophorien  nicht 
zu  verkennen. 

In  dem  Schlosse  der  Trigonia  margaritacea  Lamarck, 
Taf.  X.  Fig.  5 ,  erstreckt  sich  in  der  linken  Schale  A  der 
mittlere  Zahn  c,  den  wir  mit  King  als  einen  in  der  Mitte 
eingebogenen,  nicht  wie  Lajmarck  als  zwei  Zähne  ansehen, 
gleichmässig  nach  beiden  Seiten;  ebenso  sind  die  seitlichen 
Zähne  a  und  e  gleich  gebildet.  Dasselbe  findet  bei  den 
Zähnen  b*  und  d*  der  rechten  Schale  ß  statt;  während  an 
dem   Schlosse  der  Myophoria  laevigata,    Taf.  X.  Fig.  3t), 


*)  Zeitschrift  der  deutsch,  geol.  Gesellschaft.  1849.  I.  p.  132. 
*«)  Jahrb.  1849.  p.  443. 
***)  Jahrb.  1845.  p.  673. 
\)  Da    die    beiden    abgebildeten  Schalen  verschiedenen  Individuen 
angehören  ,    stimmt   die  Grösse  der  Zähne  mit  der  der  zugehörigen  Gru- 
ben nicht  überein. 


250 

in  der  linken  Schale  A  der  mittlere  Zahn  c  schief  lieo;t  und  die 
seitlichen  a  und  e  ebenfalls  von  einander  abweichen.  Noch 
mehr  tritt  dieses  Vcrhältniss  an  der  rechten  Schale  B  her- 
vor, wo  der  vordere  Zahn  b*  in  seiner  Bildung  dem  mittlei'en 
Zahn  der  linken  Schale  entspricht,  und  wie  in  der  Diagnose 
hervorgehoben  wurde  kurz  und  dick  ist,  während  der  hin- 
tere d*  leistenförmig  und  eher  dem  entsprechenden  Zahne 
der  linken  Klappe  ähnlich  ist  als  dem  vorderen  in  derselben. 

Berücksichtigen  wir  ferner  die  bekannte  abweichende 
Verzierung  der  beiden  Gattungen,  so  scheint  trotz  der  glei- 
chen Zahnformel  f  die  fortgesetzte  Trennung  zweier  Grup- 
pen von  Arten  hinreichend  motivirt,  die  ausserdem  neben- 
einander in  denselben  Schichten  bisher  nicht  aufgefunden 
worden  sind. 

Da  von  den  Arten  des  Zechsteins  an  Schizodus  trun- 
catus  Klng,  von  diesem  Naturforscher  das  am  vollständigsten 
entwickelte  Schloss  beobachtet  und  von  ihm  daher  als  typisch 
für  seine  Gattung  Schizodus  in  dem  citirten  Werke  p.  173 
PI.  XV.  fig.  29  abgebildet  worden  ist,  wählen  wir  es  auch 
hier,  Taf.  X.  Fig.  4,  zum  Ausgangspunkt  der  Vergleichung. 

Die  drei  Zähne  a,  c,  e  des  linken  Schlosses  A  entspre- 
chen den  an  Fig.  3  mit  denselben  Buchstaben  bezeichneten 
Zähnen  der  Myophoria  laevigata  des  Muschelkalkes  und  fü- 
gen sich  in  die  ihnen  entsprechenden  Gruben  a'  c*  e*  der 
rechten  Schlösser  B  ein ,  deren  zwei  Zähne  b*  d*  in  die 
beiden  Gruben  b  d  der  linken  Schale  J  fallen. 

Die  mittleren  Zähne  der  linken  Schalen  c  sind  dick  und 
nacli  innen  gerichtet  und  entsprechen  an  beiden  Arten  in  ih- 
rer Form  den  vorderen  Zähnen  der  rechten  Klappen. 

Die  Spaltung  des  mittleren  Zahnes  der  linken  Schale 
bei  Schizodus   truncatus*),   nach  der  King  die  Gattung  be- 


*)  Bei  Myophoria  (Schizodus)  obscura,  wo  die  Schlosser  der  beiden 
Schalen,  dadurch  dass  der  vordere  Zahn  der  linken  Schale  bis  zum  Ver- 
schwinden undeutlich  wird,  am  meisten  Achulichkcit  mit  einander  haben, 
erscheint  der  mittlere  Zahn  der  linken  Schale  sowohl  als  der  vordere  der 
rechten,  wie  auch  GiiiNnz;  beobachtete,  gleichmässig  eingekerbt. 


251 

nannt  hat,  hängt  mit  einem  hohen  Anwachsen  der  den  hin- 
teren Zahn  der  rechten  Schale  d*  aufnehmenden  Leiste  x 
zusammen.  Dasselbe  hatten  wir  Gelegenheit  an  einem  Schlosse 
der  Myophoria  laevigata  zu  beobachten ,  wo  der  Zahn  da- 
durch das  Ansehen  einer  Verlängerung  nach  hinten  er- 
hielt. Dieser  Charakter  nähert  die  Myophorien  den  Trigo- 
nien,  bei  denen  der  mittlere  Zahn  nach  beiden  Seiten  hin 
symmetrisch  in  solche  aufnehmende  Leisten  ausläuft,  und  ist 
von  King  vorzüglich  benutzt  worden  um  an  der  citirten 
Stelle  die  Verwandtschaft  seiner  Gattung  Schizodus  mit 
Trigonia  darzuthun. 

Bei  Arten  mit  weniger  kräftig  entwickelten  Schlössern 
wird  der  vordere  Zahn  der  linken  Schale  zuweilen  bis  zum 
Verschwinden  undeutlich ,  wie  bei  der  in  Deutschland  häu- 
figen Myophoria  (Schizodus)  obscura*)  Sow.  Der  mittlere 
Zahn  der  linken  Schale  dagegen  so  wie  der  vordere  der 
rechten  lösen  sich  vollständig  von  der  Schale  ab  und  ragen, 
wie  mit  den  spitzen  Enden  angeheftete  Kegel,  in  dieselbe 
hinein,  was  ihnen  ein  so  fremdartiges  Ansehen  ertheilt,  dass 
es  diesem  Umstände  zuzuschreiben  ist,  wenn  die  Stellung 
dieser  Art  in  der  deutschen  Litteratur  so  lange  schwankend 
geblieben  ist. 

Bei  der  Identität  des  Schlosses,  den  analogen  Formen 
des  Umrisses  und  der  Verzierung ,  für  die  wir  auf  die  Ab- 
bildungen im  KiNc'schen**)  und  GEiNiTz'schen***)  AVerke 
hinweisen,  bleibt  unterscheidend  für  die  Arten  des  Muschel- 
kalkes, die  überhaupt  meist  dickschalig  sind,  die  den  vorde- 
ren Muskeleindruck  nach  hinten  zu  begrenzende  Leiste, 
Fig.  3y,  ein  Merkmal,  das  bei  denen  des  Zechsteins  bis 
jetzt  nicht  beobachtet  wurde. 

Obgleich  nach  King  „an  exaggerated  form  of  an  ordi- 
narij  charakter"  hat  diese  Leiste  den  Namen  für  die  Gattung 


*)  Schizodus  Schlotheimi  Geinitz. 
**)  Monograph.  of  the  Perm,  fosiils   ect.   PI,    XV.  ßg.  25 — 32. 
***)  Versteiuer.  1848.  Tab.  III.  fig.  23-32. 


252 

Myophoria  veranlasst,  und  wenn  eine  solche  Auezeichnung 
sämmtlichen  paläozoischen  Arten  fehlte,  könnte  sie  trotzdem 
zu  einer  fortgesetzten  Trennung  der  Gattung  Myophoria  von 
Schizodus  benutzt  werden. 

Wir  beabsichtigen  indessen  nachzuweisen,  dass  die  Gat- 
tung Myophoria  noch  tiefer  hinabreicht  als  in  den  Zech- 
stein*), und  bei  den  alten  devonischen  Arten  des  rheinischen 
Schiefergebirges,  die  von  Goldfüss,  dem  die  Myophorien- 
schlösser  noch  wenig  bekannt  waren,  seiner  Gattung  Mega- 
lodus  (Petref.  Germ.  Fig.  2.  auf  Tab.  CXXXII.  u.  CXXXIII.) 
zugezählt  sind,  findet  sich  dieser  Charakter  des  vorderen 
Muskeleindrucks  wieder. 

Eine  sorgfältige  Vergleichung  der  Charaktere  der  Gold- 
Fuss'schen  Arten  von  Megalodus,  auf  deren  grosse  Ver- 
schiedenheit ich  zuerst  durch  Herrn  Prof  Beyricu  aufmerk- 
sam gemacht  wurde,  zeigt  nämlich,  dass  dieselben  in  4  Grup- 
pen zerfiillen,  von  denen  jede  einzelne  eine  selbstständige 
Gattung  bildet. 

Die  erste  Gruppe  mit  Megalodus  truncatus,  und  nach 
den  Abbildungen  zu  urtheilen  vielleicht  auch  Megalodus  rhom- 
bo'idalls,  umfasst  typische  Myophoricn.  Taf  X.  Fig.  6  stellt 
das  Schloss  der  ersteren  nach  der  Natur  gezeichnet  dar,  in- 
dem auf  der  Golufuss' sehen  Abbildung,  vermuthlich  durch 
die  Stellung  der  Schalen ,  die  charakteristische  Form  des 
vorderen  Zahnes  der  rechten  Klappe  nicht  deutlich  hervortritt. 

Durch  die  Abgrenzung  des  vorderen  Muskclcindrucks 
durch  eine  Leiste  y  und  y*,  die  mehr  dreieckige,  nach  hinten 
spitz  zulaufende  Gestalt,  so  wde  einen  schärferen  Kiel,  schliesst 


*)  Schon  früher  hatte  Herr  Dr.  Ewald  der  deutschen  geologischen 
Gesellchaft  ein  Exemplar  eines  Fossils  aus  der  devonischen  Grauwacke 
von  Sinrjhofen  hei  Nassau  vorgelegt ,  das  in  seinen  äusseren  Merivuialcu 
mit  denen  der  Myophorien  des  Muschelkalkes  überraschend  übereinstimmt. 
So  interessant  diese  Thatsache  ist,  konnte  doch,  ohne  Kenntniss  der 
Schlosscharaktere  dieses  Fossils,  das  Auftreten  der  ;Myophorien  im  devo- 
nischen Uebcrgangsgcbirge  nicht  als  erwiesen  angesehen  werden.  Zeitschr. 
der  deutsch,  geol.  Gesellschaft.  1850.  Band  II.  Heft  1.  Protokoll  der  Ja- 
nuar-Sitzung p.  10. 


253 

sich  Megalodus  truncatus  Goldfuss  an  die  Arten  des  Mu- 
schelkalkes  noch  enger  an  als  an  die  des  Zechsteins. 

Taf.  X.  Fig.  6  J  giebt  das  Schloss  der  linken  Schale, 
B  das  der  rechten.*)  a  c  e  sind  die  drei  Zähne  der  linken 
Schale  und  a*  c*  e*  die  entsprechenden  Gruben  der  rechten, 
h*  d*  sind  die  zwei  Zähne  der  rechten  und  h  d  die  entspre- 
chenden Gruben  der  linken  Schale.  Der  mittlere  Zahn  der 
linken  Schale  c  und  der  vordere  der  rechten  h*  sind  wie  bei 
Myophoria  laevigata  dick  und  nach  innen  gerichtet.  Die 
concentrische  Verzierung  des  Megalodus  truncatus**)  Goldf. 
ist  ebenfalls  Myophoriencharakter  und  erinnert  an  Myophoria 
curvirostris  des  Schaumkalkes,  so  dass  kein  Zweifel  gegen 
die  beabsichtigte  Stellung  dieser  Art  erhoben  werden  kann. 

Die  drei  anderen  Gruppen  der  Gattung  Megalodus  un- 
terscheiden sich  von  den  ausgeschiedenen  Arten  sogleich 
durch  den  stark  entwickelten  Seiten  zahn. 

Die  eine  hat  ausser  dem  Seitenzahn  einen  starken  leisten- 
förmigen  Schlosszahn  und  eine  tiefe  entsprechende  Grube 
unter  jedem  Wirbel.  Der  vordere  Muskel  ist  hoch  in  die 
starke  Schlossplatte  hinaufgerückt  und  hat  in  derselben  einen 
tiefen  queeren  Eindruck  hinterlassen,  der  dem  der  Zahngrube 
sehr  ähnlich  sieht.  Hierher  gehören  Megalodus  carinatus, 
der  mir  in  Originalstücken  vorliegt,  und  nach  den  Abbildun- 
gen Megalodus  oblongus  Goldf.  tab.  CXXXII.  fig.  4.  Diese 
zwei  Arten  sind  stark  gekielt  und  die  eine  ist  von  auffal- 
lend gekrümmter  Form. 

Ihnen  schliesst  sich  Megalodus  auriculatus  Goldf.  tab. 
CXXXIIl.  fig.  1,  eine  andere  Gruppe  bildend,  durch  die 
Schlosscharaktere  nahe  au ;  unterscheidet  sich  aber  durch  die 


*)  Die  beiden  Schalen  sind  von  verschiedenen  Individuen,  woher  die 
relative  Grösse  der  Zähne  und  der  denselben  entsprechenden  Gruben  nicht 
übereinstimmt. 

**)  Um  Verwechselungen  zu  vermeiden  muss  darauf  aufmerksam  ge- 
macht werden,  dass  in  Folge  der  ausgesprochenen  Ansichten  zwei  Speciea 
desselben  Namens  in  die  Gattung  Myophoria  aufgenommen  werden.  Me- 
galodus truncatus  Goldf.  und  Schizodus  truncatus  King.  Bei  der  Prio- 
rität des  GoLDFüss'schen  Namens  dürfte  der  letztere  zu  ändern  sein. 


254 

modiolenartige  Form  und  einen  starken  Bjssusausschnitt  an 
der  vorderen  concaven  Seite. 

Die  letzte  Gruppe  endlich  wird  durch  Megalodus  cucul- 
latus  gebildet,  eine  Art,  die  durch  den  massenhaften,  un- 
förmlich angeschwollenen  Zahn  unter  dem  Wirbel  jeder  Schale, 
die  typische  Form  der  Gattung  ist.  der  sie  unserer  Ansicht 
nach  allein  angehört.  Ausser  diesem  Charakter  unterscheidet 
sie  von  den  vorigen  Arten  die  glatte  eiförmige  Gestalt  und 
der  Mangel  eines  von  oben  nach  unten  verlaufenden  Kieles. 
Die  Wirbel  sind  hoch  geschwungen,  über  dem  Schloss  ein- 
gerollt, und  im  Inneren  bemerkten  wir  an  unseren  Exem- 
plaren eine  deutliche  Leiste,  die,  wie  auch  Goldfuss  abbil- 
det ,  in  der  Gegend  des  hinteren  Muskels  vom  Schlossrand 
nach  unten  verläuft. 

Das  erste  Auftreten  der  Gattung  Myophoria  ist  somit 
schon  devonisch.  In  der  Steinkohlenformation  ist  sie  nicht 
nachgewiesen  worden,  doch  wird  es  wahrscheinlich,  dass  die 
in  derselben  vorkommende  Schizodusart  so  wie  gewisse  Stein- 
kerne dieser  Bildungen ,  die  keine  sichere  Bestimmung  zu- 
lassen, aber  in  ihrer  äusseren  Form  mit  Myophoria  überein- 
stimmen, hierher  gehören. 

Im  schlesischen  Kohlenkalke  sind  solche  Steinkerne  nicht 
selten.  Im  Zechstein  sind  in  England  4  Arten  *) ,  in  Russ- 
land 2**),  in  Deutschland  nur  eine***)  unterschieden  wor- 
den, deren  Bestimmung  nach  Abbildungen  bei  dem  je  nach 
den  Alterszuständen  sich  verändernden  Umriss  kaum  mit 
Sicherheit  auszuführen  ist. 

Im  Muschelkalk  endlich  ist  die  Gattung,  wie  bekannt, 
in  zahlreichen  sicher  unterschiedenen  Arten  entwickelt,  und 
scheint  mit  dieser  Formation  auszusterben,  da  sie  in  jünge- 
ren Schichten  neben  Trigonia  nicht  nachgewiesen  ist. 


*)  Schizodus  obscurus  SowERBV ,  S.  truncatus  Ki.nc,  S.  rotundatus 
Brown.     S.  Schlotheimi  Gki.mtz  nach  King  1.  c.  18Ö0. 

•*•■■'■)  Schizodus  Rossiciis  i>k  Viuineuil,  S.  pusilhis  Brown.  Geol. 
Jims.  1845. 

***)  Schizodus  Schlotheimi  Geinitz.     Geimtz  Verst.  1848. 


255 

Myophoria   obscura  Sowerby    1821. 

Corbula  Schlotheimi  Geinitz  Grundriss  1846.  p.  144 
Tab.  XIX.  fig.   12  a,  b.     Schizodus    Schlotheimi  der- 
selbe Verstein.  1848  p.  8  Tab.  III.  fig.  32— 33.  Schi- 
zodus  obscurus  King  Monograph    of  the  Perm,  foss. 
ect.    p.    189.   PI.   XV.   fig.  23   n.    24   und  Schizodus 
Schlotheimi  p.   191  PI.  XV.  fig.  31   u.  32.   1850. 
„Schräg  oval,    hinten   keilförmig;    vorn    gerundet;    die 
Oberfläche  convex  mit  einem  stumpfen  Kiel;  Wirbel  breit."*) 
Kino   hat   in  England  Schizodus  obscurus  und  Schizo- 
dus  Schlotheimi  als   zwei  verschiedene  Arten  von  einander 
getrennt,  indem  er  den  ersteren  Namen  auf  dickschalige  For- 
men, den  anderen  auf  dünnschalige  anwendet,  die  sich  ausser- 
dem  durch  Abweichungen  im   Umriss   von   einander   unter- 
scheiden sollen.     Da  die  schlesische  Art   weder  entschieden 
dickschalig  noch   dünnschalig  ist,    und  in  den  verschiedenen 
Exemplaren  je  nach  der  grösseren  oder  geringeren  Ungleich- 
seitigkeit  einen  Umriss  zeigt,  der  sowohl  mit  dem  des  Schi- 
zodus obscurus  als  auch  Schlotheimi  verglichen  werden  kann, 
ziehen    wir    es   vor  mit  Prof.   Geinitz  diese  beiden   Arten 
nicht  zu  trennen ;   während  die  schon  oben  erwähnte  gerin- 
gere Entwickelung   des  Schlosses,   verglichen  mit  Schizodus 
truncatus  King  ein  unterscheidendes  Merkmal  zu  sein  scheint. 
Letztere  Art,  die  in  zahlreichen  englischen  Steinkernen  vor- 
liegt,  scheint   sich  ausserdem  dadurch  auszuzeichnen,   dass 
sie,  wie  auch  King  hervorhebt,  constant  nach  hinten  zu  we- 
nig verlängert  und  stumpf  abgeschnitten  ist. 

Fundorte :   bei  Logau,  Praiisnit%  und  Polnisch  Himdorf. 

Genus:   Pleurophorus  King    1848. 

„Die  Form  ungleichseitig;  das  Ligament  äusserlich;  der 
vordere  Muskeleindruck  tief  ausgehöhlt,  hinten  oft  durch  eine 
Leiste  begrenzt;  die  Mantelhnie  ohne  Sinus.  Zwei  Haupt- 
zähne in  jeder  Klappe  nach  innen   zu  divergirend  und  sich 


'')  SowERBY  Mineral  Conchology,  Vol.  IV.  p.  12.  nach  Ki\g. 


256 

wechselseitig  in  einander  fügend;  der  Seitenzahn  linear:   der 
aufnehmende  in  der  linken  Schale."     King. 

Diese  Schlosscharaktere   werden  rudimentär  und  gehen 
in  vollkommene  Zahnlosigkeit  über. 

Es  treten  im  permischen  Systeme  Russlands  sowie  im 
deutschen  und  englischen  Zechstein  gewisse  sehr  ungleich- 
seitige Conchiferen  in  grosser  Menge  und  daher  leitend  auf, 
die  in  diesen  Schichten  durch  den  Grafen  Keyserling  sogar 
im  Petschoralande  an  den  Stromschnellen  des  Wymm  auf- 
gefunden und  in  seinem  Keisewerke  1846  abgebildet  und 
beschrieben  worden  sind.  Alle  diese  in  den  englischen,  deut- 
schen und  russischen  Arbeiten  ausführlich  besprochenen  und 
häufig  abgebildeten  Formen  zeichnen  sich  durch  ein  ganz 
nach  vorn  gerücktes  Schloss,  ein  äusseres  Ligament*),  feine 
concentrische  Anwachsstreifen  und  gewöhnlich  mehrere  ra- 
diale Linien  aus,  die  wie  bei  einigen  jurassischen  Myocon- 
chen  von  der  Spitze  des  Wirbels  nach  dem  hinteren  Theile 
zu  auseinanderlaufen.  Hinter  dem  vorderen  Muskel  pflegt 
sich  bei  sonst  dünner  Schale  eine  Leiste  vom  Schloss  nach 
unten  zu  ziehen,  sich  dem  Eindruck  desselben  mehr  oder 
weniger  anschmiegend,  die  aber  zuweilen  so  geradlinig  ver- 
läuft, dass  ihre  Beziehung  zu  dem  Muskel  zweifelhaft  er- 
scheint. 

In  Russland,  wo  diese  Formen,  wie  es  scheint,  nur 
zahnlos  vorgekommen  sind,  wurden  sie  den  Gattungen  My- 
tilus  und  Modiola  zugezählt  und  in  zwei  Arten  Mytilua 
Pallasi**)  und  Modiola  simpla  Keyserling***)  beschrieben 
und  abgebildet. 

In  Deutschland  beobachtete   Prof.   Geinitz  Zähne   und 


*)  King  will  dieses  auch  an  einem  russischen  Exemplar  beobachtet 
haben.  Hluu.  of  ihe  Perm.  foss.  ed.  p.  180.  1850.  Geol.  R%iss.  Vol.  IL 
p.  31().  1845;  Les  rtymplus  sonl  ciroitcs,  d  peiiie  creusces  pour  recevoir 
le  Ugamcnt   qtti   devait   elre  prcsqne   cvlerieur.     (Modiola  I'ullasi). 

•»)  acol.  Russ.   Vol.  II.  p.  316. 

***)  Graf  Keyskuling  Reise  ins  Pctschoraland  p.  260.  1846. 


257 

stellte  sie  nach  einer  Analogie  in  den  Charakteren  des  Schlos- 
ses zu  der  Gattung  Cardita.*) 

King  hatte  in  England  bereits  vor  der  Herausgabe  sei- 
nes Werkes  über  das  dortige  permische  System  Zähne  beob- 
achtet und  darauf  hin  seine  neue  Gattung  Pleurophorus  auf- 
gestellt, der  man  sich  in  Russland,  obgleich  brieflich  davon 
in  Kenntniss  gesetzt,  wegen  Zahnlosigkeit  der  dortigen  For- 
men nicht  anschloss.  In  diesem  Werke  erhalten  wir  jetzt 
eine  detailirtere  Darstellung  seiner  Ansichten. 

An  der  einen  Art  beobachtete  er  die  in  der  Gattunsfs- 
diagnose  wiedergegebenen  positiven  Schlosscharaktere,  die 
wegen  des  Seitenzahnes  nicht  mit  denen  von  Cardita  und 
trotz  einer  grossen  Aehnlichkeit  mit  keiner  der  verwandten 
Gattungen  Cypricardia,  Pachyodon,  Carditamera,  Corallio- 
phaga  und  endlich  Myoconcha  übereinstimmen ,  und  bildete 
für  diese,  Area  costata  Brown,  seine  neue  Gattung  Pleuro- 
phorus, deren  Diagnose  streng  auf  die  Zahnformel  gegründet 
ist.  Eine  andere  Art,  früher  bereits  unter  dem  Gattungs- 
namen Pleurophorus  veröffentlicht,**)  ordnet  er,  weil  sie 
zahnlos  ist  in  seinem  neuesten  Werke  de  Koninck's  Car- 
dioraorphen  als  Cardiomorpha  modioliformis  bei,  unter  denen 
sie  nach  den  Stücken,  die  die  Berliner  Sammlung  von  die- 
ser Gattung  besitzt,  keine  natürliche  Stellung  einzunehmen 
scheint. 

Die  schlesischen  Exemplare  gehören  nur  einer  Art  an 
und  sind  in  ihrem  ganzen  Habitus  identisch  mit  Cardita 
Murchisoni  Geinitz  ,  Pleurophorus  costatus  King  ,  Modiola 
simpla  Keyserling  und  Mytilus  Pallasi  (var.  costata)  Geol, 
Htiss.***)  Eine  Reihe  schön  erhaltener  Schlösser  zeigt  den 
Seitenzahn  wie  King  ihn  beobachtete ;  aber  statt  der  beiden 
hakenförmigen   Zähne    unter    dem   Wirbel,    die  er  in   einer 


*)  Grundriss  1846.  p.  434.  Versteiner.  1848.  p.  9. 
**)    DE  ViiRNELiL  Bull.    de    hl    Soc.  Geol.   de  France.    2me  Serie  t.    1. 
p.  3-2.  1844  nach  King,  und  Geol.  Russ.   Vol.  I.  p.  224.  1845. 
***)   Tome  II.  p.  316.   Tab.   19.  fig.  16. 
Zeits.  (1.  d.  gnol.  Ges.  III.  3.  19 


258 

Eeihe  von  Exemplaren  bis  zu  jungen  ganz  unentwickelten 
Formen  als  deutlich  entwickelt  beschreibt  und  abbildet,  findet 
sich  ebenso  constant  in  der  rechten  Schale  kaum  bemerkbar 
ein  rudimentärer  gestaltloser  Höcker,  der  mit  einer  entspre- 
chenden Vertiefung  der  linken  Schale  correspondirt. 

Bei  strengem  Festhalten  an  dem  Grundsatze,  nur  For- 
men von  identischer  Construction  des  Schlosses  derselben 
Gattung  einzuverleiben,  genügte  diese  Thatsache  um  für  die 
schlesischen  Exemplare  eine  neue  Gattung  aufzustellen ;  und 
somit  wären  diese  so  entschieden  nahe  verwandten  Formen 
nach  den  Lokalitäten  ihres  Vorkommens  in  6  verschiedene 
Gattungen:  Mytilus,  Modiola,  Cardita,  Cardiomorpha  und 
Pleurophorus  vertheilt,  deren  sechste  noch  zu  benennen  wäre. 

Da  uns  dieses  Verfahren  nicht  ohne  Ursache  unnatürlich 
erscheint ,  halten  wir  es  im  Gegentheil  für  angemessen  die 
schlesischen  Exemplare  als  eine  verbindende  Form  der  bis 
jetzt  in  verschiedene  Genera  gestellten  Species  einer  der 
Zechsteinformation  eigenthümlichen  Gattung  anzusehen,  die, 
wie  die  Gattung  Lucina  Bküg.  in  ihren  Schlosscharakteren 
schwankend,  von  Area  costata  Broun  als  einem  Extreme 
der  Zähnelung  zu  den  zahnlosen  russischen  Formen  als 
dem  Extrem  der  Zahnlosigkeit  übergeht. 

Die  grosse  Aehnlichkeit  dieser  Gruppe  von  Zechstein- 
conchiferen  mit  den  Myoconchen  des  Jura  und  Kreidegebir- 
ges, die  auch  die  Verfasser  der  Geol.  Jhiss.  so  wie  King 
hervorheben,  wird  dadurch  noch  gesteigert,  dass  die  schlesi- 
sche  Abart,  wenn  auch  in  sehr  abweichenden  Formen  dieselbe 
Zahnformel  hat  wie  Myoconcha.  *) 

Doch  auch  abgesehen  davon ,  dass  der  Schlosszahn  der 
rechten  Schale  bei  Myoconcha  eine  scharf  ausgeprägte,  auf- 
fällend lang  gestreckte  leistenförmige  Gestalt  hat  und  sich 
in  eine  eben  solche  Grube  der  linken  einfugt,  im  Gegensatz 
zu  dem  rudimentären  knoUieren  Höcker  der  schlesischen  Zech- 


*)  King  (1.  o.  p.  181)  kennt  den  Seitenzahn  bei  Myoconcha  nicht, 
doch  ist  er  an  jurassischen  Exemplaren  der  Berliner  Sammlung  deutlich 
ausgeprägt. 


259 

Steinexemplare,  ist  bei  den  Myoconchen  nie  ein  solches  Schloss 
beobachtet  worden,  wie  King  es  an  den  englischen  Exempla- 
ren beschreibt.  Ausserdem  bildet  die  Gattung  Myoconcha 
eine  natürliche  in  sich  abgeschlossene  Gruppe  des  Jura  und 
Kreidegebirges,  innerhalb  der  bis  jetzt  keine  Schwankungen 
der  Schlosscharaktere  bekannt  sind,  und  fehlt  durchaus  den 
zwischenliegenden  Formationen  der  Trias.  Eine  Vereinigung 
mit  dieser  Gattung  erschien  uns  bei  dem  gegenwärtigen 
Stande  der  Untersuchungen  daher  gewagt,  und  wir  ziehen 
es  vor  den  von  Kiing  für  eine  Art  bereits  vorgeschlagenen 
Gattungsnamen  Pleurophorus  auf  sämmtliche  der  Area  costata 
Brown,  verwandte  Formen  der  Zechsteinbildungen  mit  der 
oben  erweiterten  Gattungsdiagnose  anzuwenden. 

Ob  die  in  England,  Schlesien  und  liussland  scheinbar 
constanteu  Abweichungen  des  Schlosses ,  bei  sonst  vollstän- 
diger Identität  der  Form,  etwa  specifischer  Natur  sind,  dürfte 
nicht  eher  zu  entscheiden  sein  als  bis  man  in  allen  diesen 
Ländern  einer  Erscheinung  hinreichende  Aufmerksamkeit 
geschenkt  hat ,  deren  Bedeutung  eine  umfassende  Verglei- 
chung  der  Originale  aller  Fundorte  gewiss  am  sichersten 
entziffern  würde. 

Bis  dahin  schliessen  wir  uns  für  die  Species  dem  älte- 
sten BiiovvN'schen  Namen  an,  und  überlassen  es  künftigen 
Untersuchungen  die  Synonymie  mit  Sicherheit  festzustellen. 

Pleurophorus   costatus  Brown. 

Mytilus  Pallasi  (var.  cost.)  Geol.  linss.  T.  II.  p.  316 
tab.  19  fig.  16.  1845.  Modiola  simpla  Keyserling 
Petschoraland  p.  260  tab.  10  fig.  22  u.  tab.  14  fig.  1 
1846.  Cardita  Murchisoni  Geinitz  Grundriss  p.  434 
Taf.  XIX.  Fig,  2  a,  b,  c.  1846.  und  Versteinerungen 
u.  s.  w.  p.  9.  Tab.  IV.  fig.  1—5.  1848.  King  Mon. 
of  the  Perm./oss.  ect.  p.  181  PI.  XV.  fig.  13,  14,  15, 
16,  17,  18,  19,  20.  1850. 
Schloss-  und  Bauchrand  parallel.  Fasrige  Anwachs- 
streifen  werden  durch   drei  Linien  geschnitten,    die  von  der 

19* 


260 

Spitze    des    niedrif^en    nach  vorn    gerückten   Wirbels  radial 
nach  hinten  zu  ausstrahlen. 

Fundorte  bei  Logau,  Polnisch  Hundorf  und  Neukirch. 

Genus:   Ast  arte   Souerby. 
Astarte  Vallisneriana  King    (Taf.  X.  Fig.  2.). 

King    Monograph  of  the  Perm,  fossils  etc.  p.  195  PI. 

XVI.  fig.  1.  1850.*) 

„Leicht  ungleichseitig ;  der  Umriss  etwas  quer  oval ; 
die  Wirbel  spitz ;  die  Abdachung  des  Rückens  der  Schalen 
winklig;   concentrisch  gestreift."     King. 

Jede  Ungewissheit  über  die  generische  Stellung  dieser 
Art,  die  nach  dem  englischen  Vorkommen  in  einem  einzigen 
Abdruck  der  Aussenschale  noch  in  Zweifel  gezogen  werden 
könnte,  ist  durch  unsere  Stücke  gehoben.  Dicke  Schalen, 
zwei  divergirende  Schlosszähne,  ein  stärkerer  und  ein  schwä- 
cherer an  der  rechten,  Fig.  2  b ,  bestätigen  King's  Voraus- 
setzung ,  dass  er  es  mit  einer  Astarte  zu  thun  hatte.  Die 
concentrischen  Streifen  treten  scharf  hervor  und  die  Lunula 
so  Avie  das  Scutellum  sind  tief  eingesenkt. 

Bei  der  Seltenheit  dieser  Gattung  in  den  paläozoischen 
Formationen,  da  nur  im  Kohlenkalk  zwei  Arten  durch  lioi;- 
MER  und  \)V.  KoNiNCK  bekannt  gemacht  worden  sind,  ist 
dieses  entschiedene  Auftreten  derselben  im  Zechstein  von 
Interesse. 

Fundort  bei  Logau. 

Genus :  L  e  d  a  Sc  humacjier. 

Leda  Vinti   King  (Taf.  X.  Fig.  1.). 

King    Monograph    of  the  Perm,  fossils  ect.   PI.  XV. 
fig.  21  u.  22.  1850.    Nucula  spcluncaria  Geinitz  Verst. 
p.  9.  tab.  IX.  fig.  0  a,  b.   1848?     Nucula  Kasanensis 
Geol.  liuss.   Tome  IL  p.  312  7\ih.  XTX.ßg.  14.  18-15? 
„Die  Form  etwas  ungleichseitig.    Die  Vorderseite  kür- 


*)  Cnlalogue  184b. 


261 

zer  und  gerundet;  die  hintere  verschniiilert  und  gleichfalls 
gerundet ;  die  Wirbel  ziemlich  angeschwollen  und  etwas  nach 
hinten  gebogen.  Die  Oberfläche  mit  leicht  gewellten,  her- 
vortretenden Querlinien  gezeichnet,  welche  ungefähr  an 
dem  letzten  Drittheil  der  Schale  plötzlich  aufhören."*)  King. 

Dieser,  wie  der  vorige  bisher  in  Deutschland  nicht  ge- 
kannte Zweischaler  ist  in  zahlreichen  und  ausgezeichnet  schön 
erhaltenen  Exemplaren  im  schlesischen  Zechstein  vorgekom- 
men, und  stimmt  in  seinen  Charakteren  vollkommen  mit  der 
von  King  1844  zuerst  aufgestellten  englischen  Art  überein. 

Bezeichnend  ist  eine  flache,  breite  Leiste,  die  innerlich 
von  jedem  Wirbel  nach  der  Mantellinie  hin  verläuft  und  sich 
etwas  dem  hinteren  Ende  zuwendet.  Sie  tritt  an  Steinker- 
nen vorzüglich  hervor  und  ist  an  unserer  Abbildung  einer 
inneren  Schale  Fig.   1  h.  durch  den  Schatten  angedeutet. 

Die  von  Geinitz  in  den  Versteinerungen  des  deutschen 
Zechsteingebirges  1848  als  Nucula  speluncaria  abgebildeten 
Steinkerne  von  Kat%enstein  am  Harz,  sind,  obgleich  von 
etwas  abweichender  Form,  indem  sie  nach  hinten  weniger 
verlängert  erscheinen,  von  King  als  Synonyma  citirt. 

Die  in  der  Geol.  Russ.  1845  beschriebene  und  abgebil- 
dete Nucula  Kasanensis  des  permischen  Systems  scheint  der 
Leda  Vinti  sehr  ähnlich  zu  sein ,  besonders  wenn  man  an- 
nimmt, dass  die  unnatürlich  zugespitzte  Endigung  nach  hin- 
ten von  einer  Unvollkommeuheit  des  abgebildeten  Exempla- 
res  herrührt. 

Fundort  bei  Logau. 

Genus:   Avicula  Lamarck. 
Avicula  speluncaria   Schlotheim   1816. 
Avicula  Gryphaeoides  SowERBY  1829.  Avicula  spelun- 
caria Geol.  Russ.  Vol.  I.  p.  224.  1845.    Graf  Keyser- 


*)  Obgleich  an  einigen  unserer  Steinkerne  die  Mantellinie  scharf 
abgedrückt  ist,  zeigt  sie  keinen  Ausschnitt,  wie  King  ihn,  wenn  auch 
nur  klein,  an  seinen  Exemplaren  beobachtet  haben  will.  Die  generische 
Stellung  dieser  Species  dürfte  daher  noch  zweifelhaft  erscheinen. 


262 

LiNG  ßeise  ins  Petschoralaiid  p.  248.  1846.     Gelmtz 
Verst.   p.  10.   Taf.  IV.  Fig.  18   u.  19.    1848.     Klng 
Mon.    of  the  Perm,  fossils  ect.  (Monotis  speluncaria) 
p.   155  PI.  Xm.  fig.  5—21. 
„Nahe  halbkreisförmig;   1  j  Zoll  im  Durchmesser;  leicht 
ungleichseitig,  indem  die  hintere  Seite  die  grössere  ist;   mit 
einer  kurzen  geraden  Schlosslinie.    Die  obere  (linke)  Schale 
an  der  hinteren  Seite  gelappt ;  mit  vielen  feinen  und  wenigen 
starken  radialen  Rippen  und  ziemlich  vorragenden  Anwachs- 
streifen;   die   letzteren   an  je   einer  der  starken   Kippen   oft 
stärker  anschwellend;    der  Wirbel  gerundet,  eingebogen  und 
über    den  Schlossrand    hervorragend.      Die    kleine    (rechte) 
Schale  scheibenförmig;   fein  radial  gestreift;   der  Byssusaus- 
schnitt  tief,  beinahe  bis   in   die  Mitte  des  Schlosses  hinein- 
ragend."    King. 

Diese  Art  ist  von  King  in  seinem  neuesten  Werke  aus 
der  Gattung  Avicula  ausgeschieden  worden,  von  der  sie  sich 
durch  einen  besonders  tiefen  Byssusausschnitt,  eine  dreieckige 
Ligamentgrube  und  einen  einzigen  Muskeleindruck  unter- 
scheiden soll.  Eine  äussere  Aehnllchkeit  mit  den  Formen 
von  Bronn's  Gattung  Monotis,  deren  Charaktere  des  Byssus- 
ausschnittes  und  der  Muskeleindrücke  Kin«;  jedoch,  wie  er 
selbst  angiebt,  unbekannt  sind,  veranlassten  ihn  die  Art  die- 
ser Gattung  unterzuordnen. 

"Was  die  Zweckmässigkeit  dieser  Ausscheidung  anbe- 
trifft, so  scheint  sie  uns  auf  zu  schwankenden  Charakteren 
zu  beruhen  um  sie  als  mit  Sicherheit  begründet  anzunehmen. 
Wir  konnten  die  vermeintlich  unterscheidenden  Charaktere 
indessen  wegen  der  Erhaltung  unserer  Exemplare  an  Origi- 
nalstücken selbst  nicht  beobachten.  Dagegen  hatten  wir  Ge- 
legenheit die  betreffenden  Charaktere  an  der  typischen  Art 
der  Gattung  Monotis,  Monotis  salinaria  von  Hallstadl ,  auf 
welche  Bhonn  die  Gattung  gründete,  zu  studiren.  Sie  zeigt 
gar  keinen  Byssusausschnitt  und  ist  eine  gleichschalige  Form, 
während  Avicula  speluncaria  sich  ausser  dem  Byssusaus- 
schnitt noch  dadurch  unterscheidet,  dass  sie  im  Extrem  un- 


263 

gleichschalig  ist.    Wir  haben  es  daher  vorgezogen  bei  dieser 
Classifikation  den  äkeren  Ansichten  zu  folgen. 

Avicula  spekincaria  ist  bei  Logau  gefunden  worden. 

Genus :   G  e  r  v  i  1 1  i  a   Defrance. 

„Eine  ungleichseitige  Muschel,  oval,  dreieckig,  schief 
oder  verlängert  und  ungleichklappig.  Die  obere  (linlce)  Schale 
ist  die  gewölbtere.  In  jeder  Schale  zwei  Muskeleindrücke; 
Der  hintere  breit,  oval,  schräg,  der  Breite  nach  in  der  Mitte 
liegend,  der  andere  in  der  Mundgegend,  unter  dem  Schloss, 
oft  zweilappig,  in  einer  besonderen  mehr  oder  weniger  aus- 
gezeichneten Vertiefung.  Das  Ligament  äusserlich,  vielfach 
in  Segmente  getheilt,  die  in  quer  stehenden  Gruben  an  der 
Schlossfläche  liegen,  welche,  je  nach  den  Arten,  von  ver- 
schiedener Breite  ist.  Das  Schloss  aus  einer  veränderlichen 
Zahl  schräger  oder  längsgestellter  Zähne  bestehend,  die  in- 
nerhalb der  Ligamentfläche  liegen  und  sich  wechselseitig 
aufnehmen.  Die  Schlossgegend  bildet  eine  gerade  Linie,  in 
vordere  und  hintere  Ausbreitungen  (Ohren)  verlängert,  wie 
bei  Avicula.  Die  Ausbuchtung  der  unteren  ( rechten ) 
Schale  zur  Aufnahme  des  Byssus  fehlt  meist.  Die  Schale 
scheint  aus  zwei  Substanzen  gebildet  gewesen  zu  sein,  einer 
hornig  kalkigen ,  fibrösen  äusserlich ,  und  einer  perlmutter- 
artigen innerlich.  Die  Gerviüien  sind  äusserst  veränderlich 
in  ihrer  äusseren  Form,  im  Detail  ihrer  Schlosszähno  und 
den  Ligainentgruben."    D'Orbigny.  *) 

Da  das  Auftreten  eines  vorderen  Muskels  und  cuculläen- 
artlger  Zähne  bei  den  Gervillien  nicht  in  allen  Gattungsdiagno- 
sen gehörig  berücksichtigt  ist,  haben  wir  uns  veranlasst  ge- 
sehen die  obige  d'Orbigny's  hier  aufzunehmen ;  besonders  da 
King  auf  diese  Charaktere  hin  für  die  englischen  Zechstein- 
gervillien  neuerdings  eine  eigene  Gattung  Bakewellia**)  auf- 
gestellt hat. 


*)  Paleonlologie  Franqaise  terr.  crel.  tome  III.  p.  481.  1843. 
**)  Monogr,   of  ihe  Perm,  fossils  ect.  p.   166. 


264 

Ausser  an  den  hn  D'OuBiGiSY'öclieu  Werke  abgebildeten 
Gervillien  sind  cucullaeeiiartige  Zähne  sowohl  als  der  vordere 
Muskeleindruck  auch  in  der  deutschen  Litteratur*)  an  Ar- 
ten dieser  Gattung  aufgeführt;  und  da  beide  Merkmale 
ebenso  an  mehren  Gervillien  der  Berliner  Sammlung  aus 
verschiedenen  Formationen  deutlich  ausgeprägt  sind ,  haben 
Avir  uns  der  von  King  vorgeschlagenen  Gattung  Bakewellia 
nicht  angeschlossen. 

Gervillia   keratophaga    Sculotheim. 

Gervillia  keratophaga  Geol.  Jiuss.   VoLI.p.22A.   1845. 

GiciKiTz  Verstein.  p.  10  tab.  IV.  fig.  16  u.  17.  1848. 

Bakewellia  keratophaga  Kiivg   Mon.  of.  the  Perm./oss. 

ed.  p.  167.  pl.  XIV.  fig.  24,  25,  26,  27.   1850. 

„Eine  kleine,  fast  rhomboidale  Art  mit  stark  gewölbtem 

Rücken,    kleinem  spitzem   vorderen  und  mehr  oder  weniger 

stark  gebogenem  hinteren  Flügel ;    entweder  glatt  oder  con- 

centrisch    gestreift.      Die   Breite    des   Schlossrandes   beträgt 

gewöhnlich  7  —  11  Millimeter."     Geumtz. 

Bei  unseren  Exemplaren  ist  es  nicht  mit  letzter  Sicher- 
heit zu  bestimmen,  ob  sie  zum  Theil  Avicula  antiqua  Mleiv- 
STER  angehören,  einer  Art,  die  dieser  so  ähnhch  ist,  dass 
wir  ohne  Vergleichung  mit  Originalstücken ,  die  uns  nicht 
zu  Gebote  stehen,  die  Unterscheidung  nicht  zu  machen  wagen. 
Fundorte  bei  Logau,  westlich  von  Neukirch  und  bei 
Polnisch  Hundorf. 

d    Brachiopoda. 

Genus:   Productus   Soweuby. 

Productus   horridus   Sowekhy    1828. 

Geinitz  Verstein.  p.  15.  Tab.  VI.  lig.  1  —  14.  1848. 
KuvG  Mon.  of  the  Perm,  fossils  ect.  p.  87.  PI.  X. 
fig.  29,  30,  31  u.  PI.  XL  fig.  1—13. 


*)  Gervillia  solenoides  Defr.  Goldflss  Tclr.  Germ.  11.  lab.  C\V. 
fig.  10  b.  und  Gervillia  lata  Puii.i.ii's.  Graf  Keyserling  Petschoraland 
p.  304.  pl.  XVI.  fig.  19-23. 


265 

Diese  wichtige  Versteinerung  ist  in  den  beiden  citirteu 
Werken  neuerdings  so-  gründlichen  Untersuchungen  unter- 
worfen worden,  dass  wir  uns  damit  begnügen  ihr  Vorkom- 
men in  äusserst  zahlreichen  und  schön  erhaltenen  Exempla- 
ren zu  Logau,  Seijfersdorf,  Wittche?imi  und  bei  Gr'6dit%herg 
für  Schlesien  anzuführen. 

Genus:    Terebratula  Lhwyd. 

Terebratula  elongata    Schlotheim. 

Terebratula   elongata   Geol.  Russ.    Vol.  IL  p.  66  —  69. 

7?^-.  9  a,  b,  c,  d.  1845.    Geinitz  Versteinerungen  p.  11. 

Tab.  IV.  fig.  27  —  36.  1848.    Graf  Keyserling  Pet- 

schoraland  p.  238.  1846. 
Mehre   Exemplare  dieser   nach    Uebereinstimmung    der 
citirten  Schriftsteller   höchst    veränderlichen  Form    sind   bei 
Logau  vorgekommen. 

II.    Ci'inoidea» 

Genus:   Cyathocrinus   Miller. 

Cyathocrinus   ramosus    Schlotheim. 

Cyathocrinus  ramosus  Geiivitz  Verstein.  p.  16.  Tab. 

VII.  fig.  3—6.   1848.    Klng  Moti.  of  the  Perm.  foss. 

ect.  p,  50.  PL  VI.  fig.  15—20.  1850. 
Einige  Theile  eines  mit  Hülfsarmen  versehenen  Cri- 
noideenstieles  stimmen  in  der  Configuration  der  Gelenkflä- 
chen mit  Cyathocrinus  ramosus  überein;  woher  mit  Sicher- 
heit anzunehmen  ist,  dass  sie  dieser  im  Zechstein  bisher  allein 
gekannten  Species  angehören.  Der  Kelch  ist  neuerdings  in 
England  aufgefunden  und  von  King  in  dem  citirten  Werke 
beschrieben  und  abgebildet  worden. 

Fundort  bei  Logau  und  Mittelgiessinannsdorf. 


266 

III.    Bryozoa 

(Polyparia  ciliobrachiata  King.) 

Genus:   Phyllopora  King    1849. 

Phyllopora    Ehrenbergi   Geinitz. 

Gorgonia  Ehrenbergi   Gelmtz  Grundriss  p.  585.  tab. 
XXIII.  a.  fig.  12.   1846.    Fenestella  Ehrenbergi  Gei- 
nitz Verst.  p.  18.  tab.  VII.  fig.  10—18.   Phyllopora 
Ehrenbergi  King  Mon.  of  the  Perm,  fossils  ect.  p.  43 
Fl.   r.  ßg.  1—6.  1850. 
,,Eine  trichterförmige  Ausbreitung,  gewöhnlich  nicht  sehr 
gefältelt.    Die  Maschen  oval ;  etwas  breiter  als  die  Zwischen- 
räume ;  im  Allgemeinen  der  Länge  nach  in  Reihen  geordnet 
und    in   der    entgegengesetzten   Richtung    alternirend.     Die 
Zellen  leicht  nach  oben    geneigt;    zwei   bis    drei   auf  einem 
Zwischenraum;   mit   einer  ovalen   oder  runden  Oeffnung  und 
polygonaler  Basis.     Die  nicht  zellentragende  Oberfläche  mit 
zarten,  gewellten  Längsstreifen  bedeckt.     Die  Capillarröhren 
gebogen."     King. 

Phyllopora  Ehrenbergi  ist  in  einem  einzigen  Exemplar 
bei  Logau  vorgekommen. 

Genus:    Acanthocladia    King. 

„Eine  Thamniscidle.  Die  Stämme  mit  symmetrischen  und 
zweizeihgen,  mehr  oder  weniger  in  einer  Ebene  liegenden 
Aesten ;  selten  gegabelt.  Die  Aeste  kurz,  einfach,  zuweilen 
verlängert  und  mit  zweizeiligen  Zweigen  versehen.  Stämme 
und  Aeste  nach  der  Seite,  aie  der  imaginären  Axe  der  Ko- 
ralle zugewandt  ist,  zellentragend.  Die  Zellen  liegen  schup- 
pig übereinander  und  sind  in  Längsreihen  geordnet.  Die 
Zellenreihen  sind  von  einander  durch  eine  trennende  Leiste 
geschieden.  Die  gemmentragenden  Blasen  liegen  auf  der 
Trennungsleiste."     King. 

Sciilotiieim's  Kcratophytcs  dubius  und  anceps,  von 
Geinitz  mit  der  vorhergehenden  Art  der  Gattung  Fenestella 
untergeordnet,   sind  von  King,   als  sich  frei  verästelnde  For- 


267 

men,  von  den  Fenestellen  abgeschieden,  und  in  zwei  Gat- 
tungen getrennt,  als  Familie  der  Thamniscidien  beschrieben 
worden. 

Die  als  generisches  Merkmal  mit  Glück  auf  diese  For- 
men  angewandte  Art  der  Reproduction  findet  bei  Acantho- 
cladia  anceps,  wie  unsere  Beobachtungen  bestätigen,  durch 
Keimblasen  auf  der  die  Zellenreihen  trennenden  Leiste  statt ; 
während  Thamniscus  dubius  (Keratophytes  dubius  Schloth.) 
sich  durch  Gemmen  vermehrt,  die  oberhalb  jeder  einzelnen 
Zelle  liegen. 


"ö^ 


Acanthocladia  anceps    Schlotheim. 

Fenestella  anceps  Geinitz  Versteiner.  p.  18  tab.  VII. 
fig.  19,  20,  22.  1848.  Acanthocladia  anceps  King  Mo7i. 
of  the  Perm,  fossüs  of  England  p.  48  PL  V.fig.  13 — 18. 

„Die  Stämme  zahlreich,  aufrecht,  sich  oft  federartig 
theilend.  Die  Fiedern  (pinnules)  leicht  convex,  gewöhnlich 
einander  gegenüber  liegend  und  an  den  Enden  abgestumpft. 
Drei  bis  sechs  Zellenreihen  auf  den  Stämmen.  Die  Zellen- 
öffiiungen  mehr  oder  weniger  rund  und  etwas  abgesondert. 
Die  Capillartuben  leicht  gebogen."    King. 

Diese  Koralle,  die  stete  Begleiterin  der  folgenden,  ist 
ebenso  wie  jene  in  denjenigen  Gesteinsmassen,  in  denen  sie 
am  häufigsten  angetroifen  wird,  der  Art  erhalten,  dass  sie 
sich  mit  der  beinahe  glatten,  ganz  fein  gestreiften  Rücken- 
seite von  dem  Gestein  abgelöst  hat,  während  die  vordere, 
zellentragende  durch  ihre  rauhere  Oberfläche  am  Gestein 
haftet,  und  daher  der  Beobachtung  selten  zugänglich  ist. 

Wo  die  eigentliche  Oberfläche  blos  liegt,  zeigen  sich 
3  Zellenreihen  auf  dem  Stamm  und  zwei  auf  den  abge- 
stumpften Zweigen. 

Sehr  ausgesprochen  ist  der  Charakter,  dass  der  Stamm, 
selten  gegabelt,  sich  vielmehr  durch  die  rechtwinkelig  und 
gewöhnlich  symmetrisch  an  den  gegenüberliegenden  Seiten 
angesetzten  Aeste  ausbreitet,  die  sich  ebenso  weiter  verzwei- 
gen, während  Stamm  und  Aeste  in  der  ursprünglichen  Eich- 


268 

tung  gerade  förtwaclisen.  Dieser  Umstand  bietet  bei  man- 
gelhafter Erhaltunj>'  ein  praktisches  Unterscheidmigsmittel 
von  Thanmiscus  dubius,  bei  dem  das  Fortwachsen  durch 
Gabelung  vorlierrscht. 

Diese  Koralle  ist  wie  die  folgende  durch  ihr  häufiges 
Vorkonnnen  wichtig.  Sie  findet  sich  zahlreich  bei  Flohs- 
dorf,  Mittelgiessmannsdor/  und  Seiffersdorf. 

IV.    Polypi. 

(Polyparia  nudibrachiata  Kii\(v.) 

Genus:    Alveolites  Lamarck. 

„Poli/parium  Itipideum,  vel  incrustuns,  vel  in  massam  li- 
heram^  e  tuhulis  pluriuüs  concentricis  i7ivicem  sese  involventi- 
hus,  compositum.  Tubulae  e  cellulis  tuhulosis,  alveolfdis, 
prismaticis,  hreviusculis,  contiguis  et  paraUelis  formatae,  extus 
reticiilatim   concate7iatae."     LAiMAUtK.  *) 

Unter  diesem  Gattungsnamen  hat  Gkimtz  in  seinen 
Versteinerungen  des  deutschen  Zechsteingebirges  eine  Ko- 
ralle abgebildet,  die  King  für  identisch  mit  Stenopora  co- 
lumnaris  hält. 

Die  nachfolgende  Species  ,  die  sich  von  Stenopora  co- 
lumnaris  wesentlich  unterscheidet,  schliesst  sich  der  Gkimtz- 
schen  so  nahe  an,  dass  wir  sie  vorläufig  mit  derselben  iden- 
tificiren,  aber  bei  der  kurzen  Diagnose  seines  Werkes  und 
der  nur  unvollständigen  Uebereinstimmung  mit  den  Abbildun- 
gen die  Möglichkeit  nicht  ausschliessen  können,  dass  wir  es 
mit  einer  neuen  Species  zu  thun  haben.  Vergleichung  der 
Originale  muss  im  günstigen  Falle  auch  bei  dieser  Gelegen- 
heit die  endgültige  Entscheidung  geben. 

Alveolites  Producti    Geinit/.  (Taf.  X.  Fig.  9.). 

Geinitz  Verst.  1848.  p.  li).  Tab.  VIII.  fig.  28  —  31. 

„Diese  Art,  welche  dem  Alveolites  irregularis  dk  Koninck 

am  nächsten    stellt,   überzieht  die  Oberfläche  des  Productus 


*)  Ammanx  sans  vertebres.     Ide  cd.     Vol.  II.  p.  285. 


269 

horridus  und  seiner  Begleiter  mit  einer  dünnen  Rinde.  Ihre 
kurzen  röhrenförmigen  Zellen  haben  rundlich  vielseitige  Mün- 
dungen, und  diese  werden  durch  einen  schmalen  Rand  von 
einander  getrennt,  in  welchen  sich  engere  Poren  hier  und  da 
einsenken."     Geinitz. 

Kurze  cylindrische  Röhren  strahlen  von  einer  Ebene  aus 
und  bilden,  indem  sie  netzartig  fremde  Körper  überziehen, 
eine  einfache  Ausbreitung,  die  sich  ihrer  Zusammensetzung 
nach  in  drei  Bestandtheilen  beobachten  lässt. 

Erstens  entsteht  dadurch ,  dass  die  einzelnen  Tuben  an 
ihrem  unteren  Ende  mit  einander  verwachsen ,  eine  Basal- 
platte. Diese  ist  an  der  Aussenseite ,  mit  der  sie  den  in- 
crustirten  Körpern  aufliegt,  vollkommen  glatt,  und  löst  sich 
in  Folge  dessen  leichter  aus  dem  Gestein  als  die  eigentliche 
Oberfläche  der  Koralle,  an  der  die  Zellen  münden.  Durch 
die  dünne  Kalkplatte  schimmern  die  Tuben  hindurch,  und 
geben  dieser  platten  Fläche  ein  spitz  oval  gemaschtes  An- 
sehen.   Fig.  9  Ä  und  B. 

Die  Tuben  zweitens  erscheinen  vorzugsweise  als  eine 
Franzung  der  Ränder  der  Basalplatte,  Avie  unsere  Zeichnung 
es  Fig.  9  ^  ß  wiedergiebt.  Sie  scheinen  kurz  cylindrisch 
zu  sein,  und  wo  sie  abgelöst  sind  durch  das  Hängenbleiben 
eines  Stückes  der  Platte  zuweilen  spitz.  Sie  strahlen  von 
dieser  aus  und  erfüllen  nebeneinander  gereiht,  in  theils  auf- 
rechter, theils  geneigter  Stellung  den  Raum  zwischen  ihr 
und  der  eigentlichen  Oberfläche. 

Diese  endlich,  Fig.  9  D  und  E,  besteht  aus  feinen  sich 
netzförmig  schneidenden  Leisten,  die  kleine  rhomboidale  Ma- 
schen bilden  und  vorzugsweise  an  den  Winkeln  derselben 
mit  Tuberkeln  E  a  besetzt  sind ;  was  ihnen  eine  Aehnlich- 
keit  mit  der  von  Lonsdale  beschriebenen  Stenopora  spini- 
gera*)  des  permischen  Systems  verleiht.  Die  Tuberkeln  er- 
weisen sich  da  wo  sie  abgestossen  sind  als  hohl,  und  schei- 
nen  mit   der  Reproduction  des  Thieres  zusammenzuhängen; 


*)   Geol.  Russ.   Vol.  I.  p.  031. 


270 

ohne  jedoch ,  wie  Stenopora  coluninarls  eine  deutliche  Ver- 
mehrung durch  Zwischenschiebuno;  neuer  Tuben  zu  zeigen. 
Die  Leisten  behalten  im  Gegentheil  ihren  Charakter  und 
die  breiton  Zwischenräume  jener  Form,  an  der  die  jungen 
eingeschobenen  Tuben ,  ähnlich  wie  bei  Calamopora  Makro- 
thii,  münden,  sind  hier  nicht  zu  beobachten.  Ebenso  wenig 
zeigen  sich  transversale  Scheidewände  oder  Durchbohrungen 
der  Röhren. 

Der  Charakter  der  Inerustation  unterscheidet  diese  Ko- 
ralle von  Stenopora  spinigera,  die  Lonsdale  ,,ramose"  nennt, 
und  die  unregelmässigo  Stellung  der  Tuberkeln  von  Alveo- 
lites  Buchianus  Kinc;. 

Die  von  der  Koralle  überzogenen  Körper  zeichnen  sich 
in  Schlesien  durch  regelmässig  wiederkehrende  Formen  aus. 

Sie  sind  entweder  von  derselben  materiellen  Beschaffen- 
heit wie  der  grünliche  Kalkstein,  in  dem  die  Korallen  ge- 
wöhnlich enthalten  sind,  und  dann  flach  muldenförmig,  glatt, 
wie  die  Basalplatte,  die  sie  bedeckte,  und  in  der  Mitte  durch 
eine  Längseinsenkung  getheilt,  die  an  der  abgelösten  Platte, 
wie  Figur  9  A  a  zeigt,  als  Erhabenheit  hervortritt.  In 
Figur  9  J  Y  ist  ein  Theil  eines  solchen  Körpers ,  der  nach 
Ablösung  der  Platte  nackt  zurückblieb,  zu  sehen. 

Oder  sie  bestehen  aus  einer  rothgelben  erdigen  Masse, 
die  sich  vom  Gestein  durch  ihre  Farbe  imd  poröse  Beschaf- 
fenheit unterscheidet ,  und  bilden  dann ,  Fig.  9  C,  rundliche, 
von  der  Koralle  ringsumschlossene  Knollen. 

Diese  Species  ist  mit  der  vorigen  zusammen  häufig  bei 
Flohrsdorf^  Mütelgiessmannsdorf  und  Seiffersdorf. 


Uebersicht    der    Species    nach   ihrer   geographi- 
schen  Verbreitung. 

I.    Mollusca. 

a.    Cephalopoda. 
Nautilus   Freiesleben i.      In    England   nach    Kin« 
im    Shell- liines tone    von    Humhlc.ton    Quarn/ ,    Tunstall-Hill, 


271 

Silkstvorth,  Dalton-le-Dale  und  in  den  Schichten  zu  Whitleij- 
Quarrij.     Zu  Aldfield  in  Yorkshire. 

In  Deutschland  nach  Geinitz  :  im  unteren  Zechstein  von 
Mühitz  und  Röpsen  bei  Gera,  Corhusen  bei  Ronnehirg,  Ilme- 
nau in  Thüringen.  —  In  Schlesien  bei  Logau. 

In  Russland  nach  Murchison  ,  de  Verneuil  und  Graf 
Keyserling  bei  Schidrova  an  der  Dwina,  zweifelhaft. 

b.  Gasteropoda. 

Turbo  Taylorianus.  In  England  nach  King  bei 
Tunstall  und  Humhleton  Quarrij  im  Shell-limestone. 

In  Deutschland  bei  Logau  in  Schlesien. 

Loxonema  Geinitziana.  In  England  nach  King 
im  Shell-limestone  zu  Humhleton-Hill  und  Nosterfield. 

In  Deutschland  bei  Logau  in  Schlesien. 

c.  Conchifera. 

Myophoria  obscura.  In  England  nach  King  zu 
Garforth  Cliff  Qiuirry ,  bei  Leads  zu  Woodhall,  Yorkshire, 
Stuhhs  Hill  bei  Doncaster  und  Nosterßeld.  Bei  Kirkhy  Wood- 
house,  Notts,  Bolsover,  bei  Elmsall,  Yorkshire,  Bed/ord,  At her- 
ton, Mont07i^  Patricroft  und  Newton  in  Lancashire  und  viel- 
leicht zu  Ferjybridge',  (Schlotheimi)  zu  Durham  charakte- 
ristisch in  den  obersten  Lagen  der  permischen  Schichten  mit 
Mytilus  septifer.  Dann  zu  lioker ,  Suter-point  Bai/,  Mars- 
den,  Cleadon  Hills,  Bi/ers  Quarrt/,  gegenüber  Wunderland  und 
am  Südende  der  Black  Hall  Rocks.  Zu  Newton  bei  Man- 
chester und  Stapleton  Park. 

In  Deutschland  nach  Geinitz:  im  Kalkstein  von  Pasch- 
kowit%  bei  Mügeln  und  von  Frohburg  in  Sachsen,  von  Cosma, 
Wommerit%^  Lehiidorf ,  Zehma  bei  Altenburg.,  Iioschi(t%  bei 
Gera,  im  Zechsteindolomit  von  Könit%,  Gliicksbrunn,  Sal%un- 
gen,  Ahlstedt  bei  Schleusingen,  zwischen  Allendoif  ww^  Zizzen- 
dorf,  und  nach  Milecki  bei  Osterode^  8char%feld  und  Sachs- 
wer/en  im  Harz.  —  In  Schlesien  bei  Logau,  Prausnit%  und 
Polnisch  Hundorf. 

Pleurophorus  co  Status.  In  England  nach  King  zu 
Byers  Quarri/,  Suter  point  und  anderen  Orten  an  der  Küste 


272 

zwischen  dem  IJliitehurn  und  Marsden  Felsen.  In  den  per- 
mischen Mergeln  zu  JSewton  bei  Manchester.  Zu  Stubhs- 
Hill  bei  Doncaster.  Im  Shell-limestone  von  Himihleton  Quarnj^ 
Tunstall  Hill  und  Silksivort/i.  In  den  unteren  Schichten  zu 
W/ntlei/.  Mill-Field  Quarrt/  bei  Bishopwearmouth  und  in  der 
Breccie  von   Tyneinouth. 

In  Deutschland  nach  Geimtz  :  (Cardita  Murchisoni)  im 
unteren  Zechstein  von  Schwaara  bei  Gera,  Corbusen  bei  Ron- 
neburg,  im  Ilmenthale  bei  Ilmenau,  bei  Kamsdorf,  Könitz  in 
Thüringen,  JMiihlberg  bei  Sachswerfen,  Landwehr,  Kntxenstein, 
Osterode  und  JSeuhof  bei  Sachsa  im  Harze.  —  In  Schlesien 
bei  Logau,  Polnisch  Hundorf  und  Neukirch. 

In  Russland  nach  Mur<  hison,  de  Verneuil,  und  Graf 
Ke\.serling  bei  Itshalki  (Mytilus  Pallasi  var.  costata).  Nach 
Graf  Keyserling  bei  Kisherma  und  Üst-Joshuga  au  der 
Pinega  (Modiola  simpla). 

Astarte  Valli sner iana.  In  England  nach  King 
bei   Whitley  Qnarry, 

In  Deutschland  bei  Logau  in  Schlesien. 

LedaVinti.  In  England  nach  King  in  den  untersten 
Schichten  von  Whitley  und  Humhlcton  Quarries  und  bei 
Byers's   Quarry. 

In  Deutschland  nach  Geinitz  (Nucula  speluncaria)  bei 
Katzenstein  am  Harz?  —  In  Schlesien  bei  Logau. 

Avicula  speluncaria.  In  England  nach  King  im 
Shell -limestone  von  Humhleton  Quarry.,  Ryhope  Field-house- 
Farm,  üalton-le-Dale,  Tunstall- Hill,  Silksworth,  Hilton  North 
Farm,  am  Nordende  der  Black  Hall  Jtocks  und  bei  Castle 
Eden  Dene.  In  der  Breccie  von  Tynemouth  Cliff  bei  der 
Dogger  Hank. 

In  Deutschland  nach  Geinitz  im  unteren  Zechstein  von 
Corbusen  bei  Ronnehtrg,  im  oberen  bei  Roschiit:^  zwischen 
(■iera  und  Köstritz,  im  Zechsteindolomit  von  Vössneck,  Könitz, 
Altenstein,  Glücksbrunn  und  bei  Thal.  —  In  Schlesien  bei 
Logau. 

In  Russland   nach  Miirciiison,    de  Verneuie  und  Graf 


273 

Keyserling   bei   Ar%amas  und  nach   Graf  Keyserling  bei 

Ust-Joshuga  an  der  Pinega. 

Gervillia  keratophaga  (antiqua).  In  England  nach 
King  (keratophaga)  im  S/iell-limesto?ie  von  Humhleton  Quai-ry 
und  Tunstall -Hill  und  in  der  Breccie  von  Tynemouth-CUJf ; 
(antiqua)  im  Shell-limestone  von  Humhleton  Qicarri/^  Hylton 
North-Farm^  Southwichlane  House ,  Dalton-le-Dale ,  Ibjhope 
Field-House  Farm,  Tunstall- Hill,  Silkstvorth  und  Castle  Eden- 
Dene.  Am  Nordende  der  Black-Hall  Rocks  und  in  den  un- 
tersten Schichten  von  Whitley  Quarry.  In  den  permischen 
Mergeln  zu  Bed/ord,  Colly  hurst  und  Newton  bei  Ma7i- 
chester.  Zu  Woodhall,  Stubhs  Hill,  Collyioesten  und  zwischen 
Mar  und  Hickleton.  Zu  Hampole  in  Yorkshire  und  zu 
Kirkhy    Woodhouse,  Notts. 

In  Deutschland  nach  Geinitz:  im  unteren  Zechstein 
von  Coi'husen  in  Altenburg,  Kamsdorf,  Seissla  bei  Könitz, 
im  oberen  Zechstein  von  lioschüt%.  bei  Gera,  Herges  im 
Schmalkaldener  Kreise,  Hirschberg  bei  Ashach,  zwischen 
Allendorf  und  Zix%endorf ,  im  Dolomit  bei  Pössneck,  K'6nit% 
und  Glücksbrunn  in  Thüringen.  —  In  Schlesien  bei  Logau, 
westlich  von  Neukirch  und  bei  Pohlisch  Hundorf. 

In  Russland   nach  Murchison,  de  Verneuil  und  Graf 
Keyserling  bei  JJstlon  und  Kargula. 
d.    Brach iopo da. 

Productus  horridus.  In  England  nach  King  in 
Derby shire  im  Shell-limestone  von  Humbleton  Quarry,  zu 
Tunstall- Hill  und  üalton-le-lJale.  In  der  Breccie  von  Tyne- 
mouth  Cliff.  Im  festen  Kalkstein  von  Midderidge,  Garmunds- 
way ,  Millfield  Quarry  und  Wldtley.  Im  Kalkstein  von 
Nosterfield. 

In  Deutschland  nach  Geinitz  im  unteren  Zechstein  bei 
Gera  und  lionneburg ,  K'(mit%,  Kamsdorf ,  Grosskamsdorf, 
Wöhlsdorf  bei  lianis,  Seissla  bei  K'(mit%,  Gräfenhain  und 
Schlierbach  bei  Gotha:  bei  Büdingen  in  der  Wetterau, 
8c1imerbach^  Katterfeld,  Ilmenau  und  Thalitter.  —  In  Schle- 
sien bei  Logau,  Seiffersdorf  wn^  Wittchenuu  am  Gröditzberge. 

Zeit»,  d.  d.  geol.  Ges.  III.  i.  2Ü 


274 

In  Polen  zu  Zagdansko  bei  Kielce.  Nach  PuscH.  (Leo- 
pold V.  Buch  über  Productus.    Nachträge  zu  p.  37.) 

Terebratula  elongata.  In  England  nach  King  bei 
Tunstall  Hill,  Humhleton  Quarry ,  Dalton-le-Dale ,  Iii/hoj)e 
Field-JIouse  Farm  im  Shell-limestone.  Zu  HyltonNortk-Farm, 
Castle- Eden- Dene  und  am  Nordende  der  Black -HalUiocks. 
In  der  Breccie  von  Tynemouth. 

In  Deutschland  nach  Geinitz:  im  unteren  Zechstein 
von  Cojhusen,  Kopsen,  Milbit% ,  Schmerbach,  Asbach,  Könitx 
bei  Saalfeld,  Pössneck,  hiebenstein,  Glücksbrunn  und  im  Do- 
lomit von  Mühlberg  bei  Sachswer/efi.  —  In  Schlesien  bei 
Log  Uli. 

In  Russland  nach  Murchison,  de  Verneuil  und  Graf 
Keyserling  bei  Itshalki,  JMke/tir,  Santangulova  bei  Diomn, 
Tshelpan,  Yemangulova,  an  der  Mündung  der  Sackraara  bei 
Orenburg,  Itshegoluva  und  an  der  Suchona. 

II.  Criuoidea. 

Cyathocrinus  ramosus.  In  England  nach  King  im 
Shell  -  limesto7ie  von  Tunstall-  Hill  und  Silksivorth;  in  den 
Felsen  von  Humbleton  Hill  und  in  der  Breccie  von  l^ynemouth. 

In  Deutschland  nach  Gelmtz  :  im  unteren  Zechstein  von 
Corbusen  hei /(ofinebztrg,  he'i  Glücksbrunn,  Liebenstein,  Asbach 
bei  Schtnalkalden,  bei  Pössneck  und  Kamsdorf.  —  In  Schle- 
sien bei  Logau  und  Mittelgiessmannsdorf. 

III.  BryoKoa. 

Phyllopora  Ehrenbergi.  In  England  nach  King 
bei  Silksworth,   Tunstall-Hill  und  JJinnhleto7i  Quarri/. 

In  Deutschland  nach  Geinitz  bei  Corbusen,  Milbit:^  und 
Glücksbrunn.  —  In  Schlesien  bei  Logau. 

Acanth  ocladia  anccps.    In  England  nach  King  bei 
Dalton-le-Dale,  Tunstall- Hill,  liy holte  Fieldhouse  Farm,  Castle 
Eden- Dene,    Humbleton    Quarry  .^    Hylton    ?iorth-Farm    und' 
Ifldtley    im    Magnesian    limestone    imd   in    der    Breccie   der 
Black  Hall  liocks  luid  von   Tynemouth    Cli/f. 


275 

In  Deutschland  nach  Geiinitz  :  im  unteren  Zechstein  von 
Corbusen  bei  Ron7ieburg,  Milhit%,  Schwaara  und  Dm%  bei 
Gera,  bei  Hargisdorf  im  Mannsfeldischen,  bei  Kamsdorf, 
Pössneck,  Oppurg,  Könitx,  Liehenstein  und  Glückshrunn.  — 
In  Schlesien  bei  Flohrsdorf^  Mütelgiessmannsdorf  und  Seif- 
fersdorf. 

IV.    Polypi. 

Alveolites  Producti.  In  Deutschland  nach  Geinitz 
im  unteren  Zechstein  von  Corhtisen  im  Altenburgischen.  — 
In  Schlesien  bei  Flohrsdorf,  3Iittelgiessj7ian?isdorf  und  Seif- 
fersdorf 


Fasst  man  die  15  beschriebenen  Species  zusammen,  so 
sind  bis  jetzt  nur  4  davon :  Terebratula  elongata,  Pleuropho- 
rus  costatus,  Avicula  speluncaria  und  Gervillia  keratophaga 
in  der  ganzen  Ausdehnung  der  Formation  von  Osten  nach 
Westen,  in  den  permischen  Schichten  Russlands  sowohl  als 
in  dem  deutschen  und  englischen  Zechstein  nachgewiesen. 

Zehn  andere:  Nautilus  Freieslebeni,  Turbo  Taylorianus, 
Loxonema  Geinitziana,  Myophoria  obscura,  Productus  horri- 
dus,  Leda  Vinti,  Astarte  ValHsneriana,  Cyathocrinus  ramo- 
sus,  Phyllopora  Ehrenbergi  und  Acanthocladia  anceps  erge- 
ben sich  als  den  deutschen  und  englischen  Ablagerungen 
allein  angehörige  Formen. 

Eine  einzige  Species  endlich,  Alveolites  Producti,  ist 
bis  jetzt  nur  in  dem  deutschen  Zechstein  nachgewiesen. 

Die  schlesischen  Zechsteinablagerungen  schliessen  sich 
daher  in  ihren  organischen  Resten,  auch  abaesehen  von  dem 
Productus  horridus,  durch  eine  Mehrzahl  von  Arten  der  west- 
lichen Fauna  an,  und  die  Scheide  dieser  abweichenden  Ab- 
lagerungen einer  muthmasslich  gleichzeitigen  geologischen 
Epoche  muss  weiter  hin  nach  Osten  gesucht  werden. 

Endlich  ist  in  Beziehung  auf  die  Versuche  bestimmte 
Niveau's  in  der  Zechsteinformation  paläontologisch  zu  unter- 
scheiden  das  Zusammenvorkommen    sämmtlicher  angeführter 

20* 


276 

Arten  aussor  zweien  Korallen  in  den  nur  ungefähr  20  Fuss 
mächtigen  Kalkschichten  bei  Logau  von  Bedeutung.  Denn 
wenn  Productus  horridus  nach  Prof.  Geimtz  im  übrigen 
Deutschland  als  leitend  für  den  unteren  Zechstein*)  angese- 
hen werden  kann  und  Myophoria  obscura  (Schizodus  Schlot- 
heimi)  für  den  oberen,  so  weist  das  zahlreiche  Zusammen- 
vorkommen der  Arten  bei  Logau  den  durch  diese  Verstei- 
nerungen bestimmten  Niveau'«  nur  eine  lokale  Bedeutung  zu, 
die  nicht  in  der  ganzen  Ausdehnung  der  Formation  festge- 
halten werden  kann. 


Erläuterung   der    Tafel. 

Fig.  1.     LedaVinti. 

a  Oberfläche  dei-  linken  Schale. 

b  Innere  Seite  der  rechten  Schale. 

c  Wirbelansicht. 
Fig.  2.      Astavte  Vallisneriana. 

a  Oberfläche  der  rechten  Schale. 

b  Innere  Seite  einer  rechten  Schale. 

c  "Wirbelansicht, 

Fig.  3.     Myophoria  laevigata.      (Muschelkalk), 

A  Linke  Schale      )  ,.    ,  t    v  •  i 

„  „     ,       „  ,    ,      >   von  verschiedenen  Individuen. 
B  Rechte  Schale   ) 

a   Zahn  zu  der   Grube  a*. 
c  Zahn    zu  der  Grube  c*. 
e  Zahn   zu  der   Grube  e*. 
b*   Zahn  zu  der  Grube  b. 
d*  Zahn  zu  der  Grube  d. 

y  und  ij*  Unterstützungsleisten  des  vorderen   Muskeleindrucks. 
X  Eine  von  dem  mittleren  Zahne  der  linken  Schale  zur  Aufnahme 
des  hinteren  Zahnes  d*  der  rechten,  ausgehende  Leiste. 
Fig.  4.     Schloss  der  Myophoria  truncata  King  des  englischen  Zech- 
steins. '♦^  ■ ) 
A  Linkes  Schloss. 
B  Rechtes  Schloss. 

rt  Zahn  zu  der  Grube  ä*. 
c  Zahn  zu  der  Grube  c*. 


*)  SciiLOTiiErM  (Pctrefaktcnkunde  p.  29.^.  lS-20)  giebt  Productus 
aculcatus  auch  aus  dem  Höhlenkalkstcin  von  Gluch^lirtnin  an,  und  in 
seiner  Suiundung  finden  sich  mehrere  E.xcniplurc  aus  diesen  Dolomiten 
des  oberen  Zechsteins. 

"*)   Copienach  King  Mon.  ofllie  Perm  fossih  rlr.  PI.  AT.  /?-/.  29.  1850. 


27 


rr 


e  Zahn  zu  der  Grube  e*. 
6*  Zahn  zu  der  Grube  6. 
</*  Zahn  zu  der  Grube  d. 
Fig.  5.     Schloss  der  Trigonia   margaritacea, 
A  Linkes  Schloss. 
B  Rechtes  Schloss. 

a  Zahn  zu  der  Grube  a*. 
c  Zahn  zu  der  Grube  c*. 
c  Zahn  zu  der  Grube  e*. 
b*  Zahn  zu  der  Grube  b. 
d*  Zahn  zu  der  Grube  d, 
Fig.  6.     Myophoria  (Megalodus)  truncata   Goldf.  der   devonischen 
Grauwacke. 
A  Linke  Schale.*) 
B  Rechte  Schale. 

a  Zahn  zu  der  Grube  a*. 

c  Zahn  zu  der  Grube  c*. 

e  Zahn  zu  der  Grube  e*. 

6*  Zahn  zu  der  Grube  b. 

d*  Zahn  zu  der  Grube  d. 

y  und  y*  Unterstützungsleisten  des  vordem  Muskeleindrucks. 
Fig.  7.     Turbo   Taylorianus. 
A  Hintere  Ansicht 


I.*"    j  i  vergrössert. 

B  Ansicht  der  Mundung   ) 

C  Natürliche  Grösse. 

Fig.  8.     Loxonema    Geinitziana. 

A  Ansicht  der  Mündung 


„  „.  »     .  ,  .  i  vergrössert. 

B  Hintere  Ansicht  ) 

C  Natürliche  Grösse. 

Fig.  9.     AlveolitesProducti. 

A  Basalplatte  in  natürlicher  Grösse. 

a  Erhöhung  in  der  muldenförmigen  Vertiefung. 

ß  Tuben. 

Y  Ein  muldenförmiger  Körper  von  der  Beschaffenheit  des  Gesteins ; 
nach  Ablösung  der  Koralle  zurückgeblieben. 
B  Basalplatte  vergrössert. 

C  Ein  knolliger,  von  der  Koralle  ringsumschlossener  Körper  von   ande- 
rer materieller  Beschaffenheit  als  das  Gestein. 
D  Oberfläche  der  Koralle  in  natürlicher  Grösse. 
E  Die  Oberfläche  vergrössert. 

«  Erhaltene  Tuberkel. 

ß  Zellenmündung. 

y  Abgestossene  Tuberkel. 

d  Die  die  Zellenmündungen  trennende  Leiste. 


*)  Copie  nach  Goldfuss. 


278 

2.    lieber  die  Stigmaria  ficoides  Brongn. 

Von  Herrn  Goeppeut  in  Breslau. 

(Hierzu  Taf.   XI.  bis  XIII.) 

Ich  würde  mir  nicht  erlauben  nochmals  auf  diese  so  viel 
besprochene  Gattung  ausführlicher  zurückzukommen,  wenn 
ich  mich  nicht  aus  einer  vielleicht  zu  billigenden  Rücksicht 
auf  eine  mehrjährige  Arbeit,  die  ein  mit  Recht  übrigens  von 
mir  geschätzter  Repräsentant  der  Wissenschaft  Adolph 
Broi\g>'iart  in  seinem  jüngst  erschienenen  Tahleau  des 
genres  des  Vege'taiix  fossiles  gänzlich  ignorirt,  veranlasst  sähe 
auch  mein  Anrecht  auf  die  Fortschritte  in  der  Erkennt- 
niss  derselben  geltend  zu  machen  und  es  in  Erinnerung  zu 
bringen.  Dies  zur  Rechtfertigung  für  den  nun  folgenden 
Bericht  unparteiischer  Art  über  die  Verdienste  der  einzelnen 
Forscher  in  der  nur  allmälig  erfolgten  Erläuterung  des  un- 
geachtet vieler  Bemühungen  immer  noch  nicht  erschöpften 
Themas.  Diese  in  der  älteren  Kohlenformation  ungemein 
verbreitete  und  oft  massenhaft  vorkommende  Pflanze  ward 
zuerst  von  Petiver  (1704)  und  Volkmann  abgebildet*), 
von  Letzterem  (des  Ersteren  Werk  konnte  ich  noch  nicht 
einsehen)  Seite  106  mit  einem  Blatt  der  grossen  indianischen 
Feige  (Cactus  Opuntia)  verglichen,  und  dabei  bemerkt,  dass 
sie  wahrscheinlich  mit  der  grossen  allgemeinen  Fluth  nebst 
andern  jetzt  hier  nicht  mehr  vorkommenden  Pflanzen  aus 
fernen  Ländern  oder  aus  Indien  angeschwemmt  worden  sei. 
Man   erkennt   hier   schon    die  Andeutungen  der  früher  schon 


*)  Voi.KMANN  Silcsia  subterranea  Leipzig  1720.  Uebrigens  gehören  nur 
die  von  mir  citirten  Abbildungen  V(ii,kmann"s  zu  Stigmaria  ;  die  übrigen, 
ausser  den  Narben  noch  mit  Gliedern  und  Längsstreifen  versehenen 
Stämme,  wie  Taf.  7.  Fig.  5  u.  6,  welche  von  den  Autoren  auch  ge- 
wöhnlich hierher  gerechnet  werden,  gehören  zu  einer  Equisetacea,  die 
ich  ebenfalls  an  den  von  Voi.kmann  bezeichneten  Orten  wiedergefunden 
habe  und  unter  dem  Namen  Calaniites  aufluhrte,  gegenwärtig  aber  zu 
einer  eigenen  Gattung  erhebe  und  Stigmatocanna  Volkraanniana  nenne. 


279 

von    LuiDius   und  Kichardson  (Llidii  LithopJujl.  hritannic. 
Iclmographia    Oxon.  1698.  p.  235),    Mylius  (dessen   Saxon. 
suhterra7iea  1709.  p.  20),  und  Leibnitz  (Miscell.  Societ.  Reg. 
Berol.   T.  l.  p.   119^    geäusserten  Ansichten ,    die  fast»  gleich- 
zeitig JussiEU    (A'Hm.   de  L'Acad.   des  Sc.   an    1718.   p.  287 J 
aussprach  und  noch  weiter  ausdehnte,  indem  er  meinte,  dass 
viele  fossile  Pflanzen   gar    nicht   mehr  vorhanden  seien ,   ein 
Satz,  der  sich  auch  bei  der  vorliegenden,  von  allen  bis  jetzt 
bekannten  Gewächsen  der  Vor-  und  Jetztwelt  abweichenden 
merkwürdigen  Bildung  fortdauernd  noch   glänzend  bestätigt. 
WooDvvARD   (a/t   attempt    towards   a   natural  histori/  of  the 
fossils   of  England.     Lond.   1729.      Vol.  I.  pars  II.  p.  104  et 
Vol.  II.  p.  59)    kannte   bereits   die    Quincuncialstellung    der 
Narben,    die   er   von  abgefallenen  Blättern  herleitet,    so  wie 
die  im  Innern  der  Stämme  vorhandene  Achse.    Moranij  und 
Martin   bildeten   einzelne  Aeste,    Parkinson   einen   Stamm 
mit    einer  Achse    ab.     Die    interessantesten   Beobachtungen 
darüber    machte    Steinhauer   {Americ.  phüosoph.    Transact. 
N.  S.    Vol.  I.  p.  268./  tah.  i.  f.  1—6),  welcher  fand,  dass  die 
Aeste  sich   gabelförmig   von  einem  3  bis  4  Fuss  im  Durch- 
messer haltenden  Centralkörper   in   horizontaler  ßichtung  oft 
bis  zu  20  Fuss  Länge  erstreckten  und  mit  stumpfen  Spitzen 
endigten,  dass  die  Blätter  rundlich,  nicht  flach,  wie  Martin 
meinte,  und  gleich  den  Stämmen  ebenfalls  mit  einer  Central- 
achse  versehen   wären,     diese  Achse   höchst   wahrscheinlich 
niemals  excentrisch,  sondern  centrisch  in  der  lebenden  Pflanze 
gewesen   sei,    wie  dies   in  der  That  auch  mit  meinen  Beob- 
achtungen übereinstimmt,  und  vollständige  Exemplare  zeigen. 
Die  Achse,   bemerkt    er  sehr  richtig ,   welche  wie  die  Kinde 
eine  festere  Textur   besass,   musste,  indem  das  Innere  aus- 
faulte, und  allmälig  Thon  oder  Sand  eindrang,  von  der  Mitte 
gegen  den  Sand  hin  gedrückt  werden,  wie  man  denn  in  der 
That  auch  zuweilen  Exemplare  sieht,  in  denen  sich  die  Achse 
so  nahe  unter   der  Oberfläche,   eine  rinnenartige  Vertiefung 
bildend,  befindet,  dass  man  glauben  möchte,  sie  sei  von  aussen 
hineingedrücktj  und  gehöre  gar  nicht  zu  der  Pflanze.     Ge- 


280 

wohnlich  fände  man  die  Stämme  mehr  oder  minder  platt 
zusammengequetscht,  was  immer  hätte  geschehen  müssen, 
wenn  die  Fäulniss  derselben  gleichzeitig  mit  der  Schichten- 
bildung von  Statten  ging;  besassen  aber  die  sie  bedeckenden 
Schichten  noch  vor  der  Fäulniss  der  Pflanze  eine  gewisse 
Festigkeit,  werde  sie  in  cylindrischer  Form  erhalten,  was  frei- 
lich nur  selten,  am  häufigsten  noch  in  dem  Thoneisenstein 
der  Steinkohlenformation  oder  in  der  Grauwacke  Nieder- 
schlesiens vorkommt.  Wahrscheinlich,  meint  er  endlich,  sei 
sie  eine  Süsswasserpflanze  gewesen,  die  an  den  Orten,  wo 
man  sie  gegenwärtig  finde,  einst  gewachsen  wäre.  Selten 
sähe  man  sie  in  der  Steinkohle  selbst,  dagegen  in  allen  an- 
dern mit  ihr  vorkommenden,  besonders  in  den  mit  Sand 
gemischten  Schieferschichten,  wobei  ich  noch  bemerke,  dass 
nach  den  früher  schon  von  Herrn  v.  ÜEt  iien  gemachten  und 
später  fast  überall  von  mir  bestätigten  Beobachtungen  sich 
jedesmal  an  den  Stellen,  wo  die  Stigmaria  anfängt  häufig 
zu  werden,  und  dies  ist  gewöhnlich  das  Liegende  der  Stein- 
kohlenflöze, die  Zahl  der  andern  fossilen  Pflanzen  auffallend 
verringert.  Der  Schieferthon  erhält  so  zu  sagen  durch  die 
in  allen  Richtungen  ihn  durchsetzenden  Zweige  und  Blätter 
(Wurzeln)  eine  sogenannte  verworrene  Beschaffenheit,  wo- 
durch das  geschichtete  Ansehen  desselben  ganz  verloren  geht. 
Mit  grösster  Bestimmtheit  kann  man  und  ich  habe  mich  darin 
zu  üben  gesucht  aus  einer  solchen  Beschaffenheit  auf  das 
Liegende  eines  Flözes  schliessen.  Graf  Sternbekg  verglich 
sie  mit  baumartigen  Euphorbien,  beschrieb  sie  unter  dem 
Namen  Variolaria  ficoides,  «nd  bildete  zuerst  ihre  Blätter 
ab,  Ph.  V.  Martius  1822  jnit  Cacalien  und  Ficoideen 
(Denkschriften  der  botanischen  Gesellschaft  zu  Ilegensbnrg 
2.  Band.  1822.  S.142),  Kaü  mit  einer  Palme,  Schrank  mit 
einer  Stapelia  (Denkschriften  der  Königl.  Akademie  der 
Wissenschaften  zw  Müfichen  für  die  Jahre  1818,  1819,  1820, 
VIL  Bd.  1821.  S.  287).  Artis  (1825)  zeigte,  dass  diese 
Blätter  an  der  Spitze  gabelförmig  seien,  übersah  aber 
dabei  die  im  Thcilungswinkel  sitzende  ähnlich  geformte  nur 


281 

kleinere  Narbe.  Auolpu  Bhongniart  hielt  sie  anfänglich 
(1821)  für  eine  den  baumartigen  Aroideen  verwandte  Pflanze, 
änderte  den  von  Sternberg  gegebenen  Namen,  weil  er  schon 
in  der  lebenden  Flora  bekanntlich  als  Flechtengattung  vor- 
kommt, in  Stigmaria,  verglich  sie  aber  später  mit  Lycopo- 
diaceen  und  besonders  mit  Isoetes,  gestützt  auf  die  an  einem 
Exemplar  der  Universitäts  -  Sammlung  zu  Oxford  gemachte 
Beobachtung,  dass  von  allen  Seiten  der  schon  von  Wood- 
vvARD  erwähnten  Mittelachse  spiralig  gestellte  Gefässbündel 
nach  den  Blättern  verliefen.  Lindley  und  Hutton  {Fossil 
Fl.  of  great  Brit.  I.)  bestätigten  und  erweiterten  zunächst 
die  von  Steinhauer  angeführten  Beobachtungen,  bildeten 
Tafel  31  einen  3  — 4  Fuss  im  Durchmesser  haltenden  kuppei- 
förmigen Stamm  oder  Stock  {dorne)  ab  mit  den  sich  horizontal 
in  verschiedener  Richtung  erstreckenden  9 — 15  Aesten,  von 
denen  einige  in  ungleicher  Entfernung  zweitheilig  w^erden 
(siehe  Foss.  Fl.  Ta£  32  u.  33,  Taf.  74,  Taf.  36  und  die  von 
uns  entlehnte  Taf.  8.  Fig.  1  a.  in  den  Gattungen  der  fossilen 
Pflanzen  H.  1.2).  Sie  halten  sie,  namentlich  wegen  des  kup- 
peiförmigen Stockes  und  der  in  horizontaler  Richtung  ausgehen- 
den Aeste,  für  eine  dicotyledone  Wasserpflanze,  die  in  Sümpfen 
wuchs,  oder  in  ruhigen  seichten  Seen,  gleich  unserer  Isoetes  und 
Stratiotes,  schwamm,  ähnlich  den  Euphorbien  und  Cacteen,  in 
welcher  Ansicht  sie  noch  mehr  durch  ein  später  entdecktes 
Exemplar  bestärkt  wurden,  das  sie  im  3.  Bande  Taf.  106 
S.  47—  48.  d.  g.  S.  abbildeten  und  beschrieben,  in  dessen  Quer- 
schnitt scheinbar  Markstrahlen  und  im  Längsschnitt  Treppen- 
gefässe  sich  vorfinden.  Noch  meinen  sie,  dass  die  Vertiefung 
auf  den  Aesten  oder  Zweigen,  (a.  a.  O.  Taf.  8.  Fig.  1  d),  welche 
die  Lage  der  Achse  andeutet,  jedesmal  die  untere  Seite  eines 
Zweiges  bezeichne.  Dass  dies  Vorkommen  jedoch  auf  ganz  an- 
dern Ursachen  beruhe  und  als  etwas  Zufälliges  zu  betrachten 
sei,  geht  schon  aus  den  oben  angeführten  Beobachtungen  von 
Steinhauer  hervor.  Agassiz  (dessen  Uebers.  v.  Buckland's 
Geol.  Neufchatel  1838,  2.  Bd.  Taf.  53),  der  im  Jahre  1834 
diesen    Stamm  bei  Hutton  untersuchte,   stimmt  Buckland 


282 

und  Llvülüy's  Deutung  keineswegs  bei,  hält  die  gefurchte 
Seite  der  Aeste  für  die  obere  Fläche ,  und  meint ,  dass  die 
gedachte  Figur  die  obere  Fläche  des  nach  allen  Seiten  ver- 
zweigten Stammes  darstelle,  die  Aeste  mithin  aufwärts  wuch- 
sen, und  dass  die  mittlere  Vertiefung  der  Ausgangspunkt  des 
Wachsthums  gewesen,  wie  die  Stellung  der  Blätter,  die  von 
da  aus  in  die  Höhe  gerichtet  sind,  beweise.  Auch  glaubt 
er  auf  dem  mittleren  Theil  der  gewölbten  Seite  lanzettförmige 
Anhänge  zu  bemerken,  die  er  für  Wurzel  zu  erklären  ge- 
neigt scheint,  wozu  er  sich  um  so  mehr  veranlasst  sieht,  als 


'C5' 


es  ihm  höchst  unwahrscheinlich  dünkt,  dass  ein  so  grosser 
baumartiger  Stamm  sich  schwimmend  auf  der  Oberfläche  des 
Wassers  ohne  Anheftung  erhalten  haben  könne,  worin  ich 
ihm  ganz  beistimme,  wie  sich  später  auch  aus  der  Beobach- 
tung der  Struktur  derselben  ergeben  wird.  Lindley  und 
Hdtton  erklärten  ferner,  dass  die  Anabathra  pulcherrima  von 
WiTUAM,  so  wie  die  von  ihnen  abgebildete  Caulopteris  gracilis 
Tab.  141  ebenfalls  zu  Stigmaria  gehörten,  und  die  oben  an- 
geführten, von  Artis  aufgestellten  Arten  nur  verschiedene 
Zustände  einer  und  derselben  Art  seien,  überhaupt  die  An- 
nahme mehrerer  Arten  zur  Zeit  nicht  thunlich  erscheine, 
welche  Ansicht  ich  gleichßdls  theile.  Corda  (Stermj.  Vers. 
Flor.  d.  Vorwelt  7.  u.  8.  Heft,  S.  XXI.)  findet  nach  der 
Beschaffenheit  der  Narbe  und  des  Holzcylinders  unsere  Pflanze 
mit  der  Stammform  der  Semperviven  sehr  verwandt,  und  ist 
geneigt,  die  Stigmaria  für  ein  die  Crassulaceen,  Euphorbicen 
und  Cactusform  mit  den  Cykadeen  verbindendes  Mittelglied 
zu  erklären. 

In  dieser  gedrängten  Uebersicht  habe  ich  Alles  zusam- 
menzustellen versucht,  was  mir  nur  irgend  über  diese  Pflanze 
bekannt  ist,  und  knüpfe  daran  nun  meine  Beobachtungen,  die 
freilich  zu  einem  andern,  als  dem  von  Lusdley  und  Corda 
erhaltenen,  Resultat  führen  werden. 

Was  zunächst  den  Stock  betrifft,  von  Avclchom  excen- 
trisch  die  Aeste  ausgehen,  (dessen  Abbildung  ich  nach  Lusd- 
ley nebst  der  idealen  Darstellung  seines  Wachsthums  den  die 


283 

Sligmaria  betreffenden  Abbildungen  im  1.  und  2.  Heft  der 
Gattungen  der  fossilen  Pflanzen  Taf.  8.  Fig.  1  u.  2.  beifügte), 
so  besitze  ich  schon  seit  längerer  Zeit  ein  Exemplar  dieser 
Art.  Mein*  eben  so  kenntnissreicher  als  scharfbeobachtender 
Freund  Beinert  in  Ckarlottenbrunii  entdeckte  schon  im  Jahre 
1838  in  mit  Aesten  von  Stigmaria  überfüllten!  Schieferthon 
eine  schwach  gewölbte,  länglich  runde  Masse,  die  leider  nicht 
vollständig  und  nicht  im  Zusammenhange  mit  den  wahrschein- 
lich in  der  Nähe  liegenden  Aesten  herausgearbeitet  ward, 
aber  auf  ihrer  Oberfläche  jene  von  Lindley  beschriebenen 
Runzeln  nebst  rundlichen  Blattnarben  besitzt,  wovon  ich  einen 
Theil  in  halber  natürlicher  Grösse  Taf.  8.  Fig.  3  des  oben 
genannten  Werkes  abbildete,  und  zwar  nach  einem  Abdruck 
desselben,  weil  derselbe  noch  besser  als  das  Stück  selbst,  wie 
dies  nicht  selten  bei  nur  durch  Ausfüllung  ihres  Innern  er- 
haltenen Stämmen  der  Fall  zu  sein  pflegt,  die  charakteristi- 
schen Merkmale  zeigt.  Das  ganze,  wie  schon  erwähnt,  nur 
noch  unvollständig  erhaltene  Stück,  ist  demohnerachtet  noch 
24  Zoll  lang,  12  Zoll  breit  an  einer  Stelle,  wo  es  in  seiner 
ganzen  Breite  erhalten  scheint,  6 — 8  Zoll  dick.  Auf  der 
obern  und  untern  Seite  sieht  mau  ganz  unregelmässige,  nur 
selten  durch  Querfurchen  verbundene  Längsrisse,  die  denen 
auf  der  Rinde  alter  dicotyledonischer  Bäume,  wie  z.  B.  Ju- 
glans  regia  gleichen.  Die  zwischen  den  Längsrissen  befind- 
liche, in  Kohle  verwandelte  Rinde  der  obern  Seite  ist  flach 
gewölbt,  mit  runzliger,  mit  rundlichen  Blattnarben  besetzter 
Oberhaut  versehen ;  die  der  untern  Seite  weniger  rissig,  viel- 
leichtmehr platt  gedrückt,  von  kohliger  Rinde  entblösst,  aber  mit 
einer  grossen  Menge  kleiner  punktförmiger  Vertiefungen  ver- 
sehen, die  vielleicht  Blättern  oder  Stacheln,  oder  wohl  Wur- 
zelfasern zur  Basis  dienten.  Als  ich  diese  Masse  vorsich- 
tig nach  der  Länge  spaltete,  um  über  die  Beschaffenheit  des 
Innern  Aufschluss  zu  erhalten ,  fand  ich  2  Zoll  unter  der 
Rinde,  an  der  mit  h  bezeichneten  Stelle  eine  mit  schwach 
erhabenen,  länglich  runden,  regelmässig  spiralig  gestellten 
Narben   bedeckte,    12  Zoll  lange  und  1|  Zoll  breite  stamm- 


284 

ähnliche  Bildung  (a.  a.  O.  Taf.  9.  Fig.  4  «),  von  welcher 
aus  an  der  einen  wohlerhaltenen  Seite  (b)  bogenförmig  sieben 
nebeneinander  liegende  Aeste  auszugehen  scheinen,  die  viel- 
leicht als  Achsen  zu  den  Aesten  der  Pflanze  verliefen.  Rechts 
davon  befand  sich  ein  gleichgebildeter,  aber  nur  eine  kurze 
Strecke  mehr  bogenförmig  nach  aussen  befindlicher  Stamm; 
doch  Hess  sich  ein  Zusammenhang  mit  dem  ersteren  nicht 
wahrnehmen.  Bevor  man  aber  nicht  die  unmittelbare  Ver- 
bindung eines  solchen  Stockes  mit  den  Aesten  nachzuweisen 
vemiag,  lässt  sich  auch  mit  Gewissheit  nicht  behaupten,  dass 
er  überhaupt  zur  Stigmaria  gehöre. 

So  urtheilte  ich  früher  im  Jahre  1841,  inzwischen  habe 
ich  mich  seit  der  Zeit  in  der  That  überzeugt,  dass  wirklich 
von  einem  solchen  Wurzelstocke  von  1|-  Fuss  Durchmesser 
und  zwar  in  entschiedener  horizontaler  Richtung  dichotorae 
Aeste  oder  Zweige  ziemlich  regelmässig  nach  vier  gleich  weit 
entfernten  Seiten  also  kreuzförmig  abgehen,  und  ich  habe 
dies  überaus  merkwürdige  zu  Schatzlar  in  Böhmen  gefundene 
Exemplar  in  meiner  ersten  Preisschrift  über  die  Steinkohlen 
S.  79  näher  beschrieben  und  Taf.  25.  abgebildet. 

Leider  aber  ist  nur  die  untere  Seite  desselben  wohl  er- 
halten, die  andere  abgebrochen,  und  bleibt  es  somit  zweifel- 
haft, ob  sich  nicht  von  der  letzteren  ein  Stamm  in  senkrechter 
Richtung  fortsetzte  und  so  das  Ganze  nur  als  ein  Wurzel- 
gebilde einer  Pflanze  zu  betrachten  sei.  Jene  untere  Seite 
zeigt  nur  die  gewöhnlichen  rundlichen  Narben,  woraus  her- 
vorgeht, dass  die  Pflanze  wenigstens  mit  keiner  Pfahlwurzel 
versehen  war.  Für  ein  Wurzelgebilde  haben  die  Stigmaria 
in  der  neuesten  Zeit  insbesondere  englische  Naturforscher 
erklärt,  unter  andern  Binney  für  die  AVurzel  der  Sigil- 
laria  reniformis  (E.  W.  Binney  über  die  unlängst  bei  St. 
Helena  entdeckten  merkwürdigen  fossilen  Bäume.  Fkoiuep, 
Neue  Notizen  29  Bd.  Febr.  1844  n.  632  p.  1(>  und  E. 
W.  BiNNEY  und  Robert  Harkness  über  die  zu  St.  He- 
lens in  Lancashire  gefundenen  fossilen  Bäume.  Froriep, 
Neue  Notizen,   n.  794  Jan  1846.  S.  18;   Lond.,   Edinb.  and 


285 

Dublin,  Phil.  Mag.  Octhr.  1845)  und  ganz  neuerdings  Ri- 
chard Brown  für  die  von  Sigillaria  alternans  {Descriptio7i  of 
erect  Sigillnriae  with  conical  top  roots  found  in  the  lloof 
of  the  Sidney  Main  Goal.,  in  the  Island  of  Cape  Breton  hy 
Richard  Brown  Esq.  Quart.  Joiirn.  of  the  geol.  Soc.  of  Lon- 
don, p.  20.  Novhr.  1849.  p  354).  Um  nun  hierüber  näher 
Aufschluss  zu  erhalten,  schrieb  ich  eine  kleine  Abhandlung, 
in  welcher  ich  auf  den  gegenwärtigen  Standpunkt  der  Frage 
aufmerksam  machte  und  die  öffentliche  Aufmerksamkeit  auf 
sie  zu  leiten  suchte.  Herr  Berghauptmann  v.  Dechen  hatte 
die  Güte  dieselbe  zum  Druck  zu  befördern  und  in  ange- 
messener Zahl  an  die  praktischen  Beamten  verschiedener 
Bergämter  zu  vertheilen.  Kurze  Zeit  nach  Veröffentlichung 
derselben  erhielt  ich  schon  Nachricht  von  der  Auffindung 
eines  ohne  Zweifel  dahin  gehörenden  Stockes  im  Heinitz- 
stoUen  im  Holzhauerthal  rechts  von  der  Landstrasse  zwischen 
Friedrichsthal  und  Neunkirchen  im  Saarbrückschen,  der  we- 
nigstens dem  von  Lindley  und  mir  abgebildeten,  mehr  noch 
dem  ersteren  ähnlich  ist.  Ich  erlaube  mir  hier  die  sehr  ge- 
naue Beschreibung  und  Zeichnung  des  Herrn  Dr.  Otto 
Weber  mitzutheilen. 

„Der  in  Rede  stehende  mit  einer  Wurzel  versehene 
Stamm  wurde  im  Holzhauerthalc  bei  Gelegenheit  des  Eisen- 
bahnbaues auf  einer  Zweigbahn  der  8aarhrück-Bexhacher 
Eisenbahn  28  Fuss  unter  der  Dammerde  (vergl.  die  Skizze 
über  die  Lagerungsverhältnisse  Taf.  XL  Fig.  1,  welche  wie 
auch  die  nähern  Angaben  von  Herrn  Baumeister  Scuroers 
uns  mitgetheilt  wurde)  senkrecht  auf  der  ausnahmsweise  hier 
an  diesem  Orte  sehr  nahe  sohligen,  Gebirgsschichtung,  be- 
stehend in  Kohlensandstein  und  Schieferthon  gefunden,  und 
kam  höchst  wahrscheinlich  in  der  Mitte  einer  kleinen  Mulde 
vor;  ob  und  wie  viel  der  Schaft  des  Baumes  länger  gewesen 
ist,  lässt  sich  nicht  mit  Sicherheit  bestimmen.  Nach  über- 
einstimmenden Aussagen  der  Arbeiter  sollen  sich  noch  circa 
10 — 15  Fuss  höher  runde  Querschnitte  ähnlich  dem  des 
später  vorgefundenen  Baumstammes  in  senkrechter  Richtung 


286 

über  demselben  gezeigt  haben,  welche  vielleicht  auf  das  Vor- 
handensein eines  Stannnes  schliessen  lassen,  jedoch  leider 
nicht  mehr  herbeizuschaften  waren.  Die  Versteinerungsmasse 
ist  auch  hier  dichter  thoniger  Sphärosiderit.  *) 

Das  ganze  uns  vorliegende  Stück,  Taf.  XII.  Fig.  2,  hat 
nun  augenscheinlich  die  grösste  Aehnhchkeit  mit  einem 
Wurzelstocke,  Avobei  die  HauptwurzelstUmme  sich  ziemlich 
regelmässig  dichotomisch  theilen.  Der  Stamm  hat  mit  den 
horizontal  verlaufenden  Wurzelverästelungen  eine  Höhe  von 
9  — 11  Zoll ,  über  denselben  noch  von  2  —  4  Zoll  und  im 
Querschnitte  eine  elliptische  Gestalt  oder  auch  die  eines  re- 
gelmässigen Achtecks ,  an  welchem  zwei  gegenüberstehende 
Seiten  gleich  und  länger  sind  als  die  übrigen  6  kürzeren  gleich 
langen  Seiten.  Die  grösste  Ellipsenachse  beträgt  1  Fuss  9  Zoll, 
die  kleinste  1  Fuss  3  Zoll ;  die  beiden  schiefen  Diagonal- 
durchmesser 1  Fuss  9  Zoll.  Die  Seitenwände  sind  scharf 
rechtwinklig  abgesetzt  und  es  gehen  dann  nach  beiden  Sei- 
ten je  zwei,  alle  wenig  mehr  oder  minder  als  1  Fuss  im 
Durchmesser  betragende  fast  runde  oder  primäre  Aeste  (a) 
schon  nach  unten  ab,  welche  dann,  indem  sie  alle  4  oder 
5  Zoll  weit  ungetheilt  verlaufen ,  sich  wiederum  in  2  secun- 
däre  Aeste  {b)  mit  einem  Durchmesser  von  6 — 9  Zoll  gabel- 
förmig theilen.  Diese  geben  dann  je  zwei  tcrnäre  (cc)  ab; 
indem  diese  letzteren  sich  in  quaternäre  {dd),  quinäre  (ee) 
und  senäre  {//),  (letztere  sind  selten  erhalten),  mehr  oder 
weniger  symmetrisch  dichotomisch  theilen ,  so  gewährt  das 
Ganze  ein  höchst  regelmässiges  Ansehn,  welches  namentlich 
bei  der  Ansicht  von  oben  in  Fig.  2.  Taf.  XII.  nach  unten  hin, 
oder  in  der  Seitenansicht  in  Fig.  3.  Taf.  XII.  höchst  deutlich 
hervortritt,  wäiirend  diese  Regelmässigkeit  auf  der  entgegen- 
o-esetztcn  Seite  mehr  verwischt  wird.  An  den  vorderen  Aesten 
sind  nämlich  die  Theilungen  auch  in  der  Dicke  und  in  ihrem 
Abstände  vom  liauptstamme  alle  ziemlich  gleichförmig,  was  an 


*)  Die  Vcrsteinerungsniasse  scheint  l)ci  beiden  Stämmen,  soweit  man 
CS  beurtheilen  kunn,  keine  Fossilien  cinzuschlieHsen. 


287 

den  hinteren  nicht  so  der  Fall  ist;  da  jedoch  dieser  Umstand 
ziemlich  unwesentlich  zu  sein  scheint,  so  begnügen  wir  uns 
damit,  darauf  aufmerksam  gemacht  zu  haben  und  verweisen  auf 
die  Ansicht  der  Abbildungen,  namentlich  auf  Taf.  XII.  Fig.  2. 

Sehr  wichtig  scheint  daher  der  Umstand  zu  sein,  dass, 
so  viel  sich  bei  näherer  Untersuchung  ergeben  hat,  an  zehn 
Stellen  (bei  1  — 10)  auch  nach  unten  mehr  oder  weniger  senk- 
recht ternäre  und  quaternäre  Aeste  von  mehreren  Zollen  Durch- 
messer in  die  Tiefe  hinabsteigen ,  von  welchen  sich  einige 
auch  deutlich  wiederum  verästeln  (4  und  7).  Dagegen  scheint 
eine  Pfahlwurzel  oder  ein  Analogon  derselben  nicht  vorhanden 
zu  sein,  wenigstens  wurde  bei  vorsichtigem  Loslösen  desSchie- 
ferthons  von  allen  Seiten  her,  so  dass  nur  etwa  ein  Raum 
von  7  Zoll  im  Durchmesser  unverletzt  blieb,  Nichts  der  Art 
bemerkt.  Je  dünner  übrigens  die  Verästelungen  werden,  desto 
mehr  wird  der  Querschnitt  aus  einem  kreisförmigen  ein  ellip- 
soidischer,  und  erscheint  somit  plattgedrückt,  obwohl  damit 
durchaus  die  Behauptung  nicht  aufgestellt  werden  soll,  dass 
eine  wirkliche  Quetschung  derselben  stattgefunden  habe. 
Leider  scheint  auf  dem  Querschnitt  der  Verästelungen  eben 
so  wenig  eine  Achse  als  Struktur  sichtbar  zu  sein  und  es 
bleibt  uns  somit  nur  noch  übrig  das  Nöthige  über  die  Ober- 
flächenbeschaftenheit  des  Stammes  und  seiner  Verästelungen 
beizufügen. 

Die  von  der  kohligen  Kinde  zum  grossen  Theil  ent- 
blösste  Überfläche  des  Stammes  wie  der  Verästelungen  zeigt 
(Taf.  XI.  Fig.  4)  überall  unregelmässig  verlaufende,  hin  und 
wieder  sich  gabelnde  oder  in  undeutliche  Vertiefungen  auslau- 
fende Längsfurchen  und  ist  dabei  höchst  fein  längsgestreift, 
welche  Streifungen  ebenso  parallel,  wie  ohne  Gabelungen  ver- 
laufen. Das  letztere  ist  ebenfalls  bei  der  in  Steinkohle  ver- 
wandelten Einde  der  Fall,  an  welcher  vielleicht  manchmal 
kleine  kreisförmige  Eindrücke  vorhanden  sind,  um  welche 
die  Streifen  sich  herumlegen;  doch  ist  dies  nirgends  mit  Ge- 
wissheit nachweisbar,  so  dass  ich  auch  keine  Zeichnung  da- 
von zu  geben  vermochte. 


288 

An  einer  einzigen  Stelle  (bei/'Taf.  XII.  Fig.  2)  wurden 
bei  der  Reinigung  zwei,  drei  Zoll  lange  Stücke  aufgefunden, 
bedeckt  mit  ki-eisrunden  stigmenartigen  Eindrücken ,  die  im 
Quincunx  gegeneinandergestellt  und  von  ganz  feinen  Längs- 
streifungen  umgeben  sind.  Dieselben  stehen  allerdings  mit 
dem  nächstliegenden  quaternären  Aste  nicht  in  unmittelbarer 
Verbindung,  scheinen  jedoch  wie  aus  der  gegebenen  Abbil- 
dung hervorgeht ,  nach  ihrer  Kichtung  und  Lage  wohl  ohne 
Zweifel  unserem  Stamme  anzugehören  und  möchten  dann 
auch  wohl  dessen  Natur  zu  entscheiden  im  Stande  sein,  in- 
dem sie  mit  der  Oberflächenzeichnung  der  Stigmarien  in  der 
That  grosse  Aehnlichkeit  besitzen,  wie  Taf.  XI.  Fig.  5  deut- 
lich zeigt. 

Endlich  ist  wohl  noch  zu  erwähnen,  dass  in  dem  umge- 
benden Schieferthone,  nirgends  jedoch  in  unmittelbarem  evi- 
dentem Zusammenhange  mit  den  Verzweigungen,  sich  höchst 
zahlreiche  längliche  mit  Mittelnerven  versehene  blattartige 
Theile  vorfanden,  die  mit  den  Blättern  oder  Wurzelfasern 
der  Stigmarien  Aehnlichkeit  haben,  selbst  wohl  wie  diese 
sich  gabeln.  Narben  in  der  Gabel  sind  nicht  sichtbar.  Aus- 
drücklich bemerke  ich  noch,  dass  nirgends  an  der  feinen 
längsgestreiften  innersten  Oberfläche  des  Stammes  etwas  von 
den  Blattgefässnarben  bemerkt  wird." 

Durch  eigene  Anschauung  habe  ich  mich  von  der  Rich- 
tigkeit der  Beschreibung  dieses  interessanten  Stückes  über- 
zeugt, welches  gegenwärtig  eine  Hauptzierde  des  Bonner 
Museums  ausmacht.  Da  es  jedoch  leider  nach  oben  hin  so 
wenig  erhalten  ist,  so  entscheidet  es  doch  immer  noch  nicht 
die  Frage  über  Stigmaria  in  ihrem  Verhältiiiss  als  Wurzeln 
der  Sigillaria,  wie  dies  die  oben  citirten  Beobachtungen  von 
BiNNEY  und  Harkness  nachweisen,  so  dass  auch  BKO^(.^lAKT, 
der  sich  früher  schon  aus  anatomischen  Gründen  für  eine 
ähnliche  Ansicht  ausgesprochen  hatte,  insbesondere  durch  eine 
von  Joseph  Hooker  verfässte  Abhandlung,  die  ich  noch 
nicht  kenne,  sich  neuerlichst  {7\ibleau  des  genrvs  des  v^ge't. 
foss.  p.  56)  ganz  und  gar  für  die  von  den  genannten  Englän- 


289 

dern  zuerst  aufgestellte  Ansicht  erklärt,  obschon  er  unsere 
Gattung  wenigstens  noch  als  selbstständig  neben  Sigillaria 
passiren  lässt. 

Wenn  es  also  nun  wirklich  als  allgemein  gültig  anzunehmen 
sein  dürfte,  dass  die  Stigmarien  als  die  Wurzeln  der  Sigillarien 
anzusehen  sind,  so  müssen  diese  Wurzelstöcke  oft  von  sehr 
bedeutendem  Umfange  sein.  So  fand  ich  bereits  im  Jahre 
1837  einen  einzelnen  Stamm  oder  Wurzelast  von  -f-  Fuss 
Durchmesser  in  2  Fuss  Länge  erhalten  im  Uebergangsgebirge 
von  Lnndshut,  im  Jahre  1845  in  der  im  Nikolaier  Revier  in 
Oberschlesien  gelegenen  Leopoldsgrube  ein  Exemplar  mit 
zwei  dichotomen  Aesten,  deren  jeder  1  Fuss  dick  war  (Preis- 
schrift über  die  Steinkohle,  p.  79)  und  vor  mir  liegt  so  eben 
ein  rundes,  durch  Schicferthon  ausgefülltes,  2  Ctr.  schweres 
Stammbruchstück  aus  der  Segengottesgrube  bei  Waidenburg, 
bedeckt  mit  runzliger  Rinde  und  Narben  der  Stigmaria  von 
nicht  wenio;er  als  2  Fuss  Durchmesser  und  2  Fuss  Höhe. 
Sollte  man  nun  nicht  vielleicht  lieber  meinen,  dass  diese  ge- 
waltigen Stämme  nicht  unterirdische  Wurzeln,  sondern  nach 
oben  gewachsene,  über  die  Erde  hervorragende  Theile  dieser 
Pflanze  gewesen  wären !  Unterstützt  ward  diese  Meinung 
durch  eine  Beobachtung,  die  ich  am  6.  September  v.  J.  im  Dort- 
numder  Kohlenrevier  (bei  Kirclihörde,  ly  Meile  von  IJortnm?id) 
zu  machen  Gelegenheit  hatte.  Dort  befindet  sich  eine  senkrecht 
durch  Steinbrüche  cntblösste  Wand  von  Kohlensandstein  von 
ungefähr  lOüO  Fuss  Länge,  in  wechselnder  Höhe  von  50 — 100 
Fuss,  als  Liegendes  eines  kleinen  Kohlenflötzes  von  3  Fuss 
Mächtigkeit,  welches  wieder  zum  Flötz  Carlsbank,  einem  der 
liegendsten  Flötze  des  ganzen  Brünninghauser  Reviers  gehört. 
Auf  dieser  ganzen  grossen  Fläche  liegt  die  durch  einen  sehr 
thonreichen  Kohlensandstein  ausgefüllte  Stigmaria  in  unglaub- 
licher Menge  zu  Tage  in  zahllosen  oft  15— 20  Fuss  langen 
dichotomen  schlangenartig  erscheinenden  Verzweigungen,  und 
man  würde  sie  wo  möglich  in  noch  bedeutenderer  Länge  im 
Zusammenhange  verfolgen  können ,  wenn  sich  nicht  der  sehr 
tbonhaltige  und  von  Thonklüften  durchsetzte  Sandstein  überall 

Zeils.d.  d.geol.Ges,  III.  3.  21 


290 

plattenartig  loslöste.  Nicht  vergebens  sah  ich  mich  liier  nach 
einem  Stocke  um. 

Er  war  durch  Schieferthon  ausgefüllt ,  aber  platt  ge- 
drückt, von  randlichem  Umfang,  i-  —  2  Fuss  breit  und  fast 
eben  so  lang.  Von  der  oberen  und  unteren  Fläche  desselben 
gingen  nach  allen  llichtungen  mehre  mit  Fasern  oder  Blät- 
tern versehene  Aeste,  die  in  mehren  Fuss  Länge  bis  zu  den 
Klüften  verfolgt  werden  konnten,  durch  welche  eben  dieses 
Gestein  sich  auszeichnet.  »Sichtbar  aber  verschmälerte  sich 
dieser  Stock  in  einen  alle  übrigen  etwa  2 — 4  Zoll  breiten  Aeste 
an  Durchmesser  um  das  Doppelte  übertrcffendenAst,  der  wegen 
seines  ganzen  Verhältnisses  zu  dem  Stock  nur  als  Hauptast 
oder  Stamm  betrachtet  werden  konnte;  derselbe  nahm  mein 
grösstes  Interesse  in  Anspruch,  indem  ich  nun  hoffte  über  das 
in  Rede  stehende  Problem  Aufschluss  zu  erhalten.  Leider 
aber  stellten  sich  der  weitern  Verfolgung  desselben  die  gröss- 
ten  Schwierigkeiten  entgegen,  indem  er  nicht  auf  der  wie 
schon  erwähnt  höchst  zerklüfteten  Oberfläche  verlief,  sondern 
sich  mehr  in  das  Innere  des  Gesteins  erstreckte.  Jedoch 
gelang  es,  obschon  nicht  ohne  grosse  Gefahr  wegen  des  dar- 
über hängenden,  von  Zeit  zu  Zeit  herabstürzenden  Gesteins, 
ihn  doch  auf  4  Fuss  Länge  zu  verfolgen,  in  welcher  Aus- 
dehnung er  noch  gleichen  Durchmesser  und,  was  das  wich- 
tigste ,  auch  seine  Stigmariennatur  bewahrte ,  indem  überall 
noch  die  Narben  der  Stigmaria  sichtbar  waren  und  kein 
Uebergang  in  Sigillaria  vorhanden  war. 

Somit  bin  ich  nicht  im  Stande  die  Beobachtungen  der 
englischen  Naturforscher  für  jetzt  in  ihrer  ganzen  Ausdehnung 
bestätigen  zu  können.  Nur  darin  stimme  ich  mit  ihnen 
überoin ,  dass  ich  die  bisher  als  Zweige  und  Blätter  betrach- 
teten Gebilde  nun  auch  als  Wurzeln  und  Wurzelfasern  an- 
zusehen mich  genöthigt  sehe,  jedoch  über  ihren  Zusammen- 
hang mit  Sigillaria  noch  meine  Meinung  suspendire.  Gern 
gestehe  icii,  dass  es  mir  im  wahren  Sinne  des 
Wortes  nicht  begreiflich  scheint,  dass  die  zahl- 
reichen, u  nte  rein  an  der  in  der  ausser n  Bildung  des 


291 

Stammes  so  verschiedenen  Sigillarien,  deren  es 
über  100  giebt,  im  Bau  ihrer  Wurzeln  so  über- 
einstimmen sollten,  dass  sie  sich  alle  in  einer 
Hauptform  der  Stigmaria    vereinigten. 

Inzwischen  habeich  und  zwar  ebenfalls  in  der  westphähschen 
Kohlenformation  eine  andere  Beobachtung  gemacht,  die  zwar 
nicht  die  Entscheidung  dieser  für  mich  noch  nicht  gelösten  Frage 
betrifft,  jedoch  gewiss  in  nicht  geringerem  Grade  unsere  Auf- 
merksamkeit verdient.  Schon  vor  einigen  Jahren  hatte  ich 
in  der  schlesischen  Kohlenformation  einen  etwa  ij  Fuss  lan- 
gen ,  im  Querdurchmesser  elliptischen  Zweig  der  Stigmaria 
gefunden,  welcher,  ohne  sich  allmälig  zu  verschmälern,  plötz- 
lich in  eine  rundliche,  vielfach  gequetschte  Knolle  endigte. 
Durch  diesen  unmittelbaren  Uebergang  in  eine  knollige  Ver- 
dickung unterschied  sich  dies  Exemplar  von  bis  jetzt  bekann- 
ten Spitzen,  die  allmälig  dünner  werden  und  dadurch  sich 
eben  als  Zweigenden  charakterisiren,  wie  sie  Graf  Steknberg 
schon  kannte  und  als  eigne  Art  unter  dem  Namen  St.  melo- 
cactoides  beschrieb.  Als  ich  nun  die  Zeche  Präsident  bei 
Bochum  besuchte,  sah  ich  die  eben  erwähnte  Form  häufig 
und  hörte  von  dem  Herrn  Geschwornen  Barth,  der  darauf 
auch  schon  aufmerksam  geworden  war,  dass  dergleichen  knol- 
lenförmige Stücke ,  welche  sich  allmälig  in  eine  stumpfe 
Spitze  verschmälern ,  nicht  ganz  selten  seien.  Sie  kommen 
hier,  durch  Schwefelkies  ausgefüllt,  etwa  400  Fuss  tief,  nur 
in  dem  40  Zoll  mächtigen  Flötze  Sonnenschein,  in  dem  Gten 
bauwürdigen  dieser  bedeutenden  Grube  und  zwar  nicht  im 
Schieferthon,  sondern  in  der  Steinkohle  selbst  vor.  Als  ich 
nun  in  das  Flötz  hinabstieg,  fand  ich  zwar  mehre  einzelne 
knollenförmige  Stücke  und  rundliche  Endspitzen,  jedoch  wa- 
ren nur  einige  so  erhalten ,  dass  sie  als  vollständig  zu  be- 
trachten waren.  Wenn  dies  nicht  gelang,  hätte  man  wohl 
sehr  leicht  diese  knollenförmigen  Enden  nur  für  Verdickun- 
gen der  Wurzelzweige  erklären  können,  weil  man  derglei- 
chen, wenn  auch  nicht  in  so  kolossalem  Maassstabe  bei  Wur- 
zeln jetztweltlicher   Gewächse,   wie  z.  B.   bei  den  Wurzeln 

21  * 


292 

mehrerer  Leguminosen,  wie  Psoralea  esculenta,  Latliyrus  tu- 
berosus,  oder  Rosaceen,  wie  Spiraea  tilipendula  sieht.  Unter 
diesen  Umständen  jedoch  und  unter  Berücksichtigung  der 
Entdeckung  von  Exemplaren  verschiedener  Grösse,  die  auf 
ihrer  Oberfläche  alle  mehr  oder  minder  deutlich  die  Narben 
der  Stigmaria  zeigen,  glaube  ich  hier  unsere  Pflanze  in  ihren 
verschiedenen  Entwickelungszuständen  vor  mir  zu  sehen, 
eine  Ansicht,  die,  wenn  sie  wie  hier  überdies  noch  durch 
augenscheinliche  Beobachtungen  unterstützt  wird,  eigentlich 
an  und  für  sich  gar  nicht  auffallen  kann.  Wenn  man  näm- 
lich erwägt,  dass  eine  Pflanze  von  so  ungeheurer  Verbrei- 
tung und  selbst  kolossaler  Grösse  in  der  Kohlenformation 
sich  doch  unmöglich  im  Augenblick  ihrer  Verschüttung  oder 
ihrer  Fossilisation  ganz  allgemein  in  demselben  Zustande  der 
Entwickelung  befanden  haben  kann,  sondern  jedenfalls  jün- 
gere mit  älteren  zugleich  existirten,  so  muss  man  sich  wun- 
dern, dass  dieser  Fund  nicht  schon  längst  gemacht  worden 
ist.  Er  wird  sich  auch  an  anderen  Orten  wiederholen  und 
in  der  That  habe  ich  auch ,  aufmerksam  auf  dieses  Vorkom- 
men, fast  auf  allen  Gruben  des  gesammten  märkischen  Berg- 
wergsbezirkes ähnhche,  in  Schwefelkies  verwandelte  Bruch- 
stücke angetroffen,  wie  denn  auch  gar  kein  Grund  vorhanden 
ist  an  ein ,  auf  ein  einziges  Flötz  beschränktes  Vorkommen 
dieser  Entwickelungszustände  zu  glauben.  Im  Interesse  des 
Auf^ndens  derselben  an  anderen  Orten  nniss  ich  noch  be- 
merken, dass  diese  Stücke,  namentlich  die  knollenfönnigen, 
aber  auch  die  Zweige  häufig  mit  j  oder  ~  Zoll  dicker,  dicht 
daran  liegender,  sehr  fetter,  äusserlich  glatter  und  glänzender 
Kohle  bedeckt  sind ,  nach  deren  Entfernung  erst  die  organi- 
sche Natur  derselben,  d.  ii.  die  Narben  der  Stigniarin,  ge- 
wöhnlich von  metallischem  Glanz  des  Ausfüllungsmaterials, 
des  Schwefelkieses,  sichtbar  werden.  Man  untersuche  alle 
knollenförmigen,  sich  durch  ilire  Schwere  auszeichnenden 
Stücke,  wie  sie  gewöhnlich  auf  den  Halden  liegen  und  wird 
dergleichen  nicht  selten  finden  und  bei  näiiercr  Erkundigung 
auch  erfahren ,   dass  sie  aus  den  Steinkohlen  selbst  stammen 


293 

und  erst  nach  der  Förderung  derselben ,  als  natürlich  zur 
technischen  Benutzung  völlig  unbrauchbar,  ja  schädlich,  aus 
ihnen  ausgelesen  wurden.  —  Die  nun  folgende,  von  Abbil- 
dungen begleitete  Beschreibung  wird  dies  noch  mehr  ver- 
deutlichen. 

Taf.  XI.  Fig.  0.  Kundlich,  etwas  gequetscht,  von  etwa 
3  Zoll  Durchmesser,  auf  dem  grössten  Theil  der  Oberfläche 
mit  der  dichtanliegenden  Fettkohle  bedeckt,  nur  an  der  einen 
Stelle  durch  die  bekannten  Narben  kenntlich.  Diese  be- 
trachte ich  als  eine  der  ersten  Entwickelungsstufen. 

Taf.  XIII.  Fig.  7.  Unten  abgerundet,  oberhalb  mit  zwei 
Fortsätzen,  die  beide  erhalten  sind  und  mit  Narben  bedeckt. 
Erst  nach  der  Entfernung  einer  fast  j  Zoll  dicken  Lage  von 
Fettkohle  kamen  diese  zum  Vorschein. 

Taf  XIII.  Fig.  8.  Von  10  Zoll  Länge,  der  untere  knol- 
lige Theil  von  etwa  4  Zoll  Durchmesser,  an  dem  Punkt,  wo  der 
etwa  5  Zoll  lange  Fortsatz  nach  oben  ausgeht,  etwas  beschä- 
digt bei  a;  doch  kann  man  aus  dem  ganzen  Verhältniss  des 
Stückes  urtheilen,  dass  das  felilende  Stück  nur  zur  Vervoll- 
ständigung der  Kohle  diente.  Der  wie  schon  erwähnt  5  Zoll 
lange  Fortsatz  verschmälert  sich  allmälig  in  eine  rundliche, 
auch  an  der  Seite  etwas  abgestossene  Spitze.  Jedenfalls  liegt 
hier  ein  sehr  vollständiges  Exemplar  vor. 

Taf.  XIII.  Fig.  9.  Ein  nach  oben  nicht  vollständiges 
Exemplar,  obschon  die  nach  dieser  Richtung  hin  stattfindende 
Verschmälerung  ahnen  lässt,  dass  nicht  gar  viel  fehlt.  Hier 
vorzugsweise  abgebildet,  um  die  gequetschte  Beschaffenheit 
der  5  —  6  Zoll  dicken  Knolle  zu  zeigen ,  deren  sonst  rund- 
liche Narben  in  Folge  der  Quetschung  eine  fast  rhombische 
Gestalt  erlangten. 

Wenn  wir  diese  Bildungen  vmbefangen  betrachten  und 
nun  damit  die  Entwickelung  jetztweltlicher ,  mit  knollenför- 
migem Stamm  versehener  Gewächse  vergleichen,  wie  z.  B. 
der  Cycadeen,  Tamus  elephantipes,  so  glaube  ich  können  wir 
nur  die  Ansicht  theilcn ,  dass  sie  die  merkwürdige  fossile 
Pflanze,    welche   durch    ihre   Vegetationsmasse   zur  Bildung 


294 

der  Kohlenlager  so  unendlich  viel  beiträgt,  in  verschiedenen 
Stadien  der  Entwickelung  darstellen. 

Nach  Betrachtung  des  Central-  oder  Wurzelstockes,  über 
dessen  innere  Struktur  ich  auch  zuerst  einige  erläuternde 
Beobachtungen  veröffentlichte,  wende  ich  mich  nun  zu  der 
Beschreibung  der  Aeste,  von  der  ich  behaupte,  dass  noch 
kein  Botaniker  sie,  was  die  äussere  Form  derselben  betrifft, 
so  nach  allen  Richtungen  würdigte  und  durch  Abbildungen 
zu  erläutern  strebte,  als  dies  von  mir  in  dem  1.  u.  2.  Heft 
der  Gatt,  der  foss.  Pfl.  bereits  im  J.  1841  geschehen  ist, 
weswegen  ich  hier  darauf  zurückkomme  und  das  nur  noch 
hinzufüge .  was  von  Andern  und  mir  etwa  noch  seit  jener 
Zeit  beobachtet  ward. 

Die  Aeste  sind  in  der  Regel  zusammengedrückt,  so  dass 
sie  im  Querdurchmesser  von  elliptischer  Form,  wie  Taf.  11. 
Fig.  20.  a.  a.  O.  oder  in  länglicher  Form  erscheinen  (a.  a.  O. 
Taf.  11.  Fig.  19.).  Die  Länge  des  Durchmessers  ist  verschieden. 
Die  in  Fig.  20.  angegebene  ist  die  gewöhnliche;  selten  findet 
man  sie  grösser  und  nur  ein  einziges  Mal  sah  ich  ein  Exem- 
plar, welches  so  klein  war,  wie  Taf.  9.  Fig.  5,  a.  a.  O.,  ob- 
gleich die  Blattnaiben  keineswegs  kleiner  erscheinen,  als  bei  den 
grösseren.  An  der  nicht  häufig  anzutreffenden  Spitze  sind 
die  Aeste  abgerundet,  gabelförmige  Verzweigungen  nicht  selten 
(Taf  11.  Fig.  6.  a.  a.  O.).  In  der  Stpinkohlenfbrmation  Ober- 
schlesiens ,  wie  in  GLeiwit% ,  Künigshiitte ,  bildet  gewöhnlich 
Thoneisenstein ,  in  Niederschlesicn  ein  sehr  weicher,  an  der 
Luft  unter  Einwirkung  der  Feuchtigkeit  bald  zerfallender 
Schieferthon ,  in  dem  Uebergangsuebirgc  bei  Lnndshnt  ein 
mehr  oder  minder  grobkiesiges  Conglomerat  die  Ausfüllungs- 
masse, daher  auch  an  ersteren  Orten  die  natürliche  runde  Form 
des  Stammes  am  besten  erhalten  ist.  In  Oberschlesien  ist  die 
Rinde  des  Stammes  wie  die  der  Achse  im  Innern  aus  einer  mehr 
oder  minder  dicht  anliegenden,  kohligen  Masse  gebildet.  Im 
Uebergangsgebirge  zu  Lamlshut  findet  man ,  wie  an  allen 
dort  voi'komnienden  Stämmen ,  nur  einen  schwachen ,  leicht 
entfernbaren,  kohligen,  anthracitähnlicheu  Staub;  daher  auch 
im  Innern  die  Achse,   namentlich    bei   der   hier  häufig    sehr 


grobkörnigen  Ausfüllungsmasse,  gewöhnlich  fast  vollkommen 
verwischt  erscheint.  Die  Beschaffenheit  der  Rinde  lässt  sich 
wegen  der  wahrscheinlich  oft  unregelmässig  erfolgten  Ver- 
kohlung oder  der  fremdartigen,  auf  derselben  abgelagerten 
kohligen  Masse,  nicht  immer  leicht  erkennen,  und  erscheint 
überhaupt  sehr  verschiedenartig.  Da  man  bisher  noch  keine 
genauen  Abbildungen  der  Modificationen  derselben  besitzt, 
so  habe  ich  die  Formen,  wie  ich  sie  beobachtete,  a.  a.  O.  auch 
abgebildet.  Man  sieht  sie  bald  platt,  a,  a.  O.  Taf.  9.  Fig.  0-, 
mit  nur  schwach  angedeuteten,  von  einer  Blattnarbe  zur  an- 
dern zu  beiden  Seiten  derselben  laufenden  Längsstreifen  als 
die  in  Schlesien  häufigste  Form ;  oder  die  Längsstreifen  zwar 
einfach,  aber  so  stark  hervortretend,  dass  die  Narben  wie 
eingefasst  erscheinen,  a.a.O. Taf. 9.  Fig.  7  u.  8.,  wie  im  Ueber- 
gangsgebirge  bei  Lands/ml ,  oder  mit  einer  grössern  Zahl 
parallel  laufender,  gewundener  Längsrunzeln,  wie  a.  a.  O.  Taf.  8. 
Fig.  9.  (wohin  auch  eine  im  5.  und  6.  Hefte  von  Stekinberg's 
Versuch  einer  Flora  der  Vorwelt  auf  Taf.  15.  Fig.  6., 
aber  ohne  erläuternden  Text,  befindliche  Abbildung  gehört); 
endlich  auch  unregelmässig,  runzlig,  wie  a.a.O.  Taf  9.  Fig.  H. 
(Göppert's  fossile  Farrnkräuter,  Taf.  23.  Fig.  7.)  oder  noch 
seltener  mit  Gruben  und  Runzeln,  die  sich  sternförmig  um  die 
Blattnarbe  lagern,  a.a.O. Taf.  9.  Fig.  12.  Am  auffallendsten 
erscheint  a.a.O.  Taf  10.  Fig.  13.  eine  Form  aus  dem  Thon- 
eisenstein  in  Oberschlesien  (in  der  Sammlung  des  Geh.  Me- 
dicinal-Raths  und  Prof.  Dr.  Otto  ,  jetzt  in  der  Sammlung 
des  Königl.  Mineralienkabinettes  zu  Berlin) ,  in  welcher  die 
die  Narben  einfassenden  Längsstreifen  sehr  scharf  hervor- 
treten, und  sich  nicht,  wie  in  Fig.  7.  a.  a.  O,  mit  nach  innen 
gerichtetem  convexem  Bogen  einander  nähern,  sondern  fast 
parallel  laufen,  so  dass  der  Stamm  das  Ansehen  einer  Sigillaria 
erhält.  Da  diese  Formen  der  Rinde  bei  Stämmen  von  ver- 
schiedenem Durchmesser,  mit  und  ohne  Blätter  vorkommen, 
vermag  ich  gegenwärtig  in  der  That  noch  nicht  zu  bestim- 
men, ob  sie  verschiedenen  Gattungen  angehören  oder  ob  ver- 
schiedene Entwickelungsstufen  zum  Grunde  liegen.      Wollte 


296 

mau  vielleiclit  anuehmeu,  dass  die  Rinde  bei  allen  ursprünglieh 
glatt  war,  und  einige  vor  ihrer  Versenkung  in  die  Erdschich- 
ten trockneten,  und  sich  so  die  Rinde  runzelte,  so  wider- 
spricht dieser  Annahme  die  regelmässige  Spiralstellung  der 
Blattnarbcn,  die  gewiss  auch  dadurch  etwas  verändert  wor- 
den wäre,  und  die  grosse  Gleichförmigkeit  der  Runzeln  selbst. 
Am  fremdartigsten  erscheint  offenbar  a.  a.  O.  Taf.  9.  Fig.  13., 
doch  stimmen  alle  übrigen  Kennzeichen,  ja  selbst  die  wohlerhal- 
tene Achse  mit  den  gewöhnlichen  Formen  überein,  wie  sich  auch 
wohl  ein  Uebergang  aus  der  gewöhnlichen  Form  a.a.  O.  Fig.  6. 
durch  Fig.  7.  und  18.  in  dieselbe  leicht  erkennen  lässt.  Die 
nach  dem  Abfallen  der  Blätter  entstandenen,  von  einem  dop- 
pelten wulstigen  Rande  umgebenen  Narben  sind  im  Normal- 
zustande fast  kreisrund,  von  2  bis  3  Linien,  selten  5  Linien 
Durchmesser,  wie  a.a.O.  in  Fig.  G.  gewöhnlich  flach,  mit  Aus- 
nahme des  in  der  Mitte  befindlichen  kleinen  spitze»  oder  auch 
stumpfen  liöckerchen,  welches  auch  zuweilen  fehlt  und  dann 
eine  der  Form  desselben  entsprechende  kleine,  runde  Ver- 
tiefung zurücklässt.  Uebrigens  sah  ich  sehr  kleine  Narben,  wie 
a.a.O.  Taf.  10. Fig.  14.  (aus  der  Grauwacke  bei  Lands/mt),  am 
seltensten,  obschon  dies  merkwürdige  Stück  in  seiner  Grösse 
von  den  übrigen  nicht  abweicht,  wie  denn  auch  die  Achse 
keine  Anomalie  zeigt.  Dass  überhaupt  die  Grösse  des 
Stückes  zum  Durchmesser  der  Narben  nicht  in  gleichem 
Verhältniss  steht,  sehen  wir  an  der  Abbildung  des  kleinsten 
von  mir  beobachteten  Stammes  unserer  Pflanze  a.  a.  O.  Fig.  5., 
wo  die  Narben  ebenso,  wie  gewöhnlich,  also  viel  grösser,  als 
an  dem  oben  genannten  Stamme,  sich  zeigen.  Schon  aus  der 
Gestalt  der  Narben  kann  man  auf  die  runde  Beschaffenheit 
der  sogenannten  Blätter  oder  Wurzelfasern  schliessen,  die 
ich  aber  auch  noch  wirklich  wohl  erhalten  von  dieser 
Gestalt  in  der  Grauwacke  zu  Landshut  beobachtete,  obschon 
sie  sonst  gewöhnlich  flach  gedrückt  erscheinen.  An  der  Ba- 
sis sind  sie  ein  wenig  verschmälert,  ohne  Zweifel  auf  der- 
selben eingelenkt,  ebenfalls  von  einer  Achse  durchbohrt  (a.  a.  O. 
Taf.  10.  Fig.  15  a.),   von  3  —  0  Linien  Durchmesser,  inuner 


297 

rechtwinklig  vondenAesten  abstehend  (a.a.  O.  Taf.  9.  Fig.6.), 
woraus  man  mit  Recht  auf  eine  allmälige  und  sehr  ruhige 
Absetzung  der  sie  umgebenden  Schichten  schliessen  darf. 
Ihre  Länge  verfolgte  ich  auf  1  Fuss ,  ohne  die  Spitze,  die 
nach  AiiTis  zweitheilig  ist,  im  Zusammenhange  mit  dem 
unteren  Theile  zu  sehen ;  doch  fand  ich  häufig  einzelne  Bruch- 
stücke der  dichotomen  Spitze  (a.  a.  O.  Taf.  10.  Fig.  16.)  neben 
Stämmen  und  Blättern  der  Stigmaria  liegen ,  welche ,  wie 
man  bisher  noch  nie  beobachtete,  in  dem  Theilungswinkel  mit 
einer  ähnlichen  Narbe  (siehe  a.  a.  O.  Taf.  10.  Fig.  16  a.)  versehen 
sind.  CoRDA  (dessen  Beiträge  S.  33  Taf.  12.  Fig.  1.)  fand 
ein  Blatt,  welches  an  der  Spitze  einen  grossen  eiförmigen 
durch  eine  Längsnath  zweigetheilten  Körper,  vielleicht  eine 
terminale  Endknospe  des  Blattes  oder  eine  knollige  Ver- 
dickung, wenn  wir  es  als  Wurzelfaser  betrachten,  trägt.  Die 
Achse  der  Stämme,  welche  sich  bei  wohl  erhaltenen  Exem- 
plaren stets  in  der  Mitte  befindet ,  gibt  sich  bei  den  flach 
gedrückten  von  aussen  durch  eine  Längsfurche  zu  erkennen 
und  liegt  häufig  so  nahe  an  der  Oberfläche,  dass  sie  selbst 
von  der  Rinde  des  Stammes  nur  unvollkommen  gedeckt  wird 
(a.  a.  O.  Taf.  10.  Fig.  20a.).  Die  Oberfläche  derselben  (a.a.  O. 
Taf.  10.  Fig.  17.  und  Taf.  11.  Fig.  18a.)  ist  mit  einer  ganz  ähn- 
lichen kohligen  Masse,  wie  die  des  Stammes,  überzogen,  auf 
der  sich  ebenfalls  spiralförmig  verlaufende,  erhabene,  verkehrt- 
lanzettförmige Narben  (a.  a.  O.  Fig.  17.  u.  18  b.)  befinden,  die 
nach  unten  in  eine  sehr  schmale,  etwas  hin  und  hergebogene 
Spitze  verlaufen,  von  denen  die  Gefässbündel  nach  den  Blät- 
tern gingen,  wie  wir  dies,  wiewohl  selten,  beim  Zerspringen 
einiger  durch  recht  festen  Schieferthon  ausgefüllten  Stücke 
wahrnahmen.  *)  Die  Gefässbündel  gehen  hier  in  spitzem 
Winkel  von  der  Achse  aus;  doch  glaube  ich,  dass  sie  mehr 
in  horizontaler  Richtung  verlaufen.  —  Diese  Resultate  hatten 


*)  Um  recht  ausgezeichnete  Präparate  zu  erhalten ,  lege  man  die 
durch  Schieferthon  ausgezeichneten  Exemplare  so  lange  in  Wasser,  his 
dieselben  etwas  erweicht  erscheinen,  und  versuche  dann  das  Sprengen  in 
der  Kichtung  der  Achse. 


298 

nun  iiicine  Untersuchungen  über  die  im  Innern  uusgelüUten 
Stämme  geliefert,  bis  es  mir  schon  im  Jahre  1837  und  1838 
gelang  im  Uebergangsgebirge  bei  Glut%isch-Valkenherg  end- 
lich Exemplare  mit  Struktur  aufzufinden,  deren  Untersuchung 
ich  gleichfalls  in  jenem  AVerke  wieder  veröffentlichte  und 
hier  in  Kurzem  anführen  will,  da  auch  sie  von  Brongniart 
gänzlich  ignorirt  wird. 

Ich  fand,  dass  die  Stämme  der  Stigmaria,  wofür  man 
wenigstens  damals  die  für  Wurzeln  jetzt  erklärten  Gebilde 
hielt,  mit  einem  zelligen  aus  parenchymatösen  Zellen  gebil- 
deten Marke  versehen  waren,  in  welchem  sich  zwei  grös- 
sere Treppengefäss  e  enthaltende  Gefässbündel 
befanden.  Von  diesen  Gefässbündeln  erstrecken  sich  Zel- 
len und  Gefässe  in  horizontaler  Richtung  zu  den  Blättern, 
welche  ich  zuerst  näher  als  aus  Zellen  und  Treppengefäss- 
bündeln  bestehend  nachgewiesen  und  im  Quer-  wie  im  seit- 
lichen Längsschnitt  a.  a.  ().  abgebildet  habe.  Corda  und 
Bronginiakt's  Abbildungen  lassen  der  Vermuthung  Kaum, 
als  ob  dieselben  aus  den  Gefässbündeln  der  Holzsubstanz 
entsprängen.  Ich  vermag  nun  allerdings  auch  nicht  zu  be- 
haupten, ob  sie  alle  aus  diesen  im  Markcylinder  enthaltenen 
Gefässbündeln  entsi)ringen ,  jedoch  ist  an  ihrem  Vorhanden- 
sein ,  wie  die  in  meiner  Sammlung  vorhandenen  Exemplare 
beweisen ,  nicht  zu  zweifeln.  Es  ist  hierauf  insofern  ein 
ganz  besonderer  Werth  zu  legen,  als  sich  hieraus  eine  ganz 
unverkennbare  Verwandtschaft  mit  den  Lycopodiaceen  er- 
gibt, die  sonst  ausser  etwa  durch  die  Dichotomie  der  Zweige 
nicht  eben  mit  grosser  Entschiedenheit  hervortritt.  Den  Ver- 
lauf dieser  Gefässbündel  durch  die  Rinde  hindurch  bis  an 
das  Blatt  oder  also  bis  in  die  Wurzelfasern  habe  ich  mit 
Bestimmtheit  verfolgt.  Bromviniaut  und  Corda  hatten  an 
diesen  Stellen  nur  strukturlose  Massen  vor  sich.  Der  Holz- 
cylindcr  wird  durch  radial  excentrisch  verlaufende,  sehr  wohl 
erljaltene  Treppengefässc  verschiedener  Grösse  gebildet,  de- 
ren Struktur  besonders  deutlich  nach  der  durch  Säuren  be- 
wirkten Entfernung    des    versteinenden  Materials    hervortritt, 


299 

wie  ich  a.  a.  O.  ausführlich  auseinandersetzte.  Zwischen 
ihnen  befinden  sich  kleine  nur  aus  einer  übereinanderstehen- 
den  Reihe  von  Zellen  gebildete  Markstrahlen,  welche  auch 
Brongniaut  Ann.  d.  Mus.  d'hist.  nat.  1839.  Taf.  28.  Fig.  2 
und  3.  sehr  gut  und  naturgetreu  abgebildet.  Der  Bast  fehlt. 
Zwischen  dem  Holzcylinder  und  der  nur  aus  ziemlich  gleich- 
förmig gebildeten  Zellen  bestehenden  Rinde  befinden  sich 
einzelne  zerstreute  rundliche  Bündel  von  Treppengefässen,  die 
ich  auch  bereits  abbildete  a.  a.  O.  Tab.  13.  Fig.  8  h,  e,  aber  jüngst 
in  einem  neuerlichst  gefundenen  Exemplar  noch  deutlicher 
wahrnahm;  dieselben  verlaufen  vielleicht  auch  zu  den  Blättern, 
da  wenigstens  ihre  Zahl  und  Stellung  dem  centralen  Gefäss- 
bündel  entspricht ,  welches  wir  in  ihnen  wahrnehmen.  E  s 
lässt  sich  in  Wahrheit  nicht  läugnen,  dass  die- 
ser Bau,  wenn  man  ihn  mit  dem  der  Sigillaria 
vergleicht,  (Brongniart  1.  c.)  mit  ihm  sehr  überein- 
stimmt. Nur  die  Rinde  zeigt  nicht  die  verschiedenen  Zellen- 
lagen und  der  Markcylinder  ist  enger,  wie  dies  freilich  bei  den 
Wurzeln  der  Fall  zu  sein  pflegt,  weswegen  auch  der  Ge- 
fässcylinder  fehlt,  der  sich  hier  bei  Sigillaria  findet.  Auf 
sehr  ausgezeichnete  Weise  kann  man  dieses  Abnehmen  des 
Umfanges  in  dem  Markcylinder  der  Cykadeen  wahrnehmen, 
wenn  man  die  Durchmesser  desselben  in  den  AVurzeln  mit 
denen  des  Stammes  vergleicht. 

Jene  Blätter  oder  Wurzelfasern  der  Stigmarien  enthal- 
ten in  der  Mitte  nach  meinen  Beobachtungen  ein  aus  10  bis 
12  Treppengefässen  gebildetes  Gefässbündel,  um  welches 
sich  von  innen  nach  aussen  an  Grösse  zunehmendes  Paren- 
,  chymgewebe  so  gruppirt,  dass  eben  die  kleinsten  Zellen  sich 
um  das  Gefässbündel  befinden.  Allmälig  werden  sie  nach 
allen  Seiten  hin  grösser  bis  zu  einer  dunklen  Zone,  deren 
offenbar  ebenfalls  zellige  Struktur  nicht  zu  erkennen  ist,  und 
von  welcher  aus  man  bis  zum  Rande  die  grössten  Zellen  sieht. 
Diese  letztere  zellige  Partie  tritt  erst  aus  der  Rinde  zu, 
wie  man  deutlich  sieht,  wenn  man  das  Blatt  oder  die  Wur- 
zel bis  zu  dem  Austritt    aus    dem  Holzkörper  verfolgt,    wo 


300 

es  auch  uicht  ruiidlich  länglich,  sondern  oben  und  unten  zu- 
gespitzt erscheint  (vergl.  1.  c.  Tab.  1 5.  Fig.  38.).  Stomatien 
vermochte  ich  auf  der  Oberhaut  des  Stammes  nicht  wahrzu- 
nehmen. 

CoRDA  (Beiträge  zur  Flora  der  Vorwelt)  meint,  dass  die 
von  BuoAGNiART  Und  mir  abgebildete  Stigmaria  von  der  eigent- 
lichen Stigmaria  ficoides  verschieden  und  mit  der  Anabathra 
pulcherrima  von  Witua3i  identisch  sei,  wogegen  Bkongmart 
aus  Autopsie  sich  von  der  Selbstständigkeit  der  Letztern 
überzeugt  hält  und  meint,  dass  sie  zu  der  Gattung  Diploxy- 
lon  von  Corda  als  eine  zweite  Species  gehören  könnte.  Wenn 
es  sich  nun  fernerhin  bestätigt,  dass  wir  die  Stigmaria  als 
die  Wurzeln  von  Si2:illarien  anzusehen  haben,  so  erscheint 
es  wohl  gerathen,  dass  die  verschiedenen  Formen  der  ersteren 
nicht  wie  bisher  von  Älehren  geschehen  als  eigene  Arten» 
sondern  nur  als  Subspecies  oder  als  Varietäten  aufgeführt 
werden,  wie  ich  schon  früher  gethan  habe.  Stigmavia  melo- 
cactoides  Stlrnb.  Vers.  I.  4.  Heft  p.  XXVIII.  fällt  aus, 
weil  die  daselbst  beschriebene  Art  nichts  anders  ist  als  die 
knollenförmige  Endigung  eines  unentwickelten  Astes ;  Stig- 
maria ficoides  Corija  scheint  sich  von  der  von  mir  beschriebe- 
nen, von  ihm  St.  Anabathra  genannten  Art  nur  durch  die  netz- 
förmig porösen  Gefässe  des  Holzcylinders  zu  unterscheiden. 
Da  nun  Anabathra  Witiia31  und  Lim)Li:v  nach  Br()>«.mart's 
neuesten  Untersuchungen  als  eine  selbstständigc  Gattung  an- 
zuerkennen ht,  glaube  ich  die  Anabathra  Corda,  die  sich 
wie  gesagt  nur  wenig  von  der  Stigmaria  ficoides  unterschei- 
det, nicht  von  ihr  trennen  zu  dürfen,  lieber  die  anderwei- 
tigen von  Brom;niart  in  seinem  Prod.  im  Jahre  1828  auf- 
gestellten Arten,  wie  Stigmaria  minima,  regularis,  intermedia 
und  tuberculosa,  schweigt  er  in  seiner  letzten  Schrift,  Sie 
werden  wohl  also  auch  nur  in  das  Gebiet  der  Formen  zu 
rechnen  sein.  Stigmaria  Veltheimiana  und  reticulata  gehö- 
ren zu  den  Lycopodiaceen ,  Stigmaria  conferta  Cohda  1.  c, 
Taf.  li>.  Fig.  9,  11),  vielleicht  zu  Stigmariii,  wenn  es  nicht  eine 
entrindete  Lycopodiacee  ist.      Es  folgt   nun  schliesslich  noch 


30] 

eine  Uebersicht   der  von  mir  unterschiedenen  Varietäten  der 
Stigniaria : 

Stigmaria  ficoides  Brong. 
a)  vulgaris  m.  cortice  subrugoso,  cicatricibus  i-otiuulis 
uerjue  distantihus  aequaUbus  Ij  Un.  circit.  latis  Brong. 
/,  c.  LiNDL.  et  HuTT.  Foss.  FL  I.  p.  Ü4— HO.  t.  31,  166. 
GoEPP.  Preisschr.  über  Steinkohlen  T.  13.,  Sterne. 
Verst.  1.  c.  II.  t.  15.  f.  4,  5.  Blckland  Geol.  and. 
Mineral.  I.  p.  476.  t.  56.  fig.  8 — '11.;  Corda  Beitr. 
p.  32.  t.  12,   13.  f.  1—8. 

Stigmaria  melocactoides  Stlrnb.  Vers.  I.  p.  38. 
(comp.  LiNDL.  et  Hutt.  1.  c.  t.  33.)  Goepp.  Gatt.  d. 
foss.  Pfl.  I.  Tab.  9.  f.  6. 

Variolaria  ficoides  Sternb.  Verst.I.t.  12.f.  1—3.  p.  24. 

Ficoidites  furcatus  Art.  antedil.  Phytol.  t.  3.  p.  3.; 

Ficoidites  verrucosus  t.  10.  p.  10. 

Phytholithus    verrucosus   Martin    Derbyens.    t.   11. 
f.  12,    13;    Parkinson    organ.    remains    I.    /.  3.  y.   1.; 
Steinhader  Amer.  phil.  trans  m.  n.  Ser.  I.  p.  268.  t.  4. 
/.   1-6. 

Anthracodendron  oculatum  Volkmann  Sites,  subt. 
p.  333.  App.  t.  4.  /.  9.,  Lithophyllum  opuntiae  majoris 
facie  VoLKM. 

Schistus  variolis  depressis  et  elevatis  Morand,  die 
Kunst  auf  Steinkohlen   zu  bauen  t.  9.  f.  2 — 4. 

Cylindrus  Japideus  Beyerleus  etc.  Petiver  Gazo- 
phyl.  Dec.  II.  t.  18.  f.  2. 
ß)  undulata  m. ,  cortice  sulcis  longitudinalibus  undulatis 
1  — 6  siib  quaque  cicatrice  contractis  instrncto,  cicatrici- 
bus aequaUbus  14^  Un.  latis  rotundis.  Goepp.  Gatt.  d. 
foss.  Pfl.  Heft  1.  2.  Tab.  9.  Fig.  5  —  7,  8,  9.  Goepp. 
Fl.  d.  Uebergangsgeb.  Tab.  32.  Fig.  2. 
7)  reticulata  m.,  cortice  circa  cicatrices  reticulato-striato, 
cicatricibus  rotundis  aeqiialibus  i~  Un.  latis  Goepp. 
Gatt.  Tab.  9.  Fig.  1 1 ,  dess.  fossile  Farrnkr.  Tab.  37, 
Fig.  27. 


302 

o)   stellata  m.,   cortice  circa  cicatrices  ciliato,    striata  vel 
striis  linearibus  parallelis  excentricis  insigni,   cicatricihvs 
rolundis  aequulibus  i\  lin.  latis  Goepi'.  Gatt.  I.  Tab.  10. 
Fisf.   ^'i-'i   dessen   Preisschr.   über    Steinkohlen  Tab.  11. 
Fig.  21   u.  22. 
e)    s  i  g  i  1 1  a  r  i  o  i  d  e  8     ni . ,     cicatricibvs    rotundis    aequalihus 
1-|-  lin.    latis  in    sulcis  loniiitudinalibus   subparallelis   vel 
jmrutn ßexuosis  dispositis  Goepp.  Gatt.  I.  Tab.  lü.  Fig.  13. 
C)  inaequalis  m.,  cicalricibus  inaequalibus  1 — 2  lin.  latis 
Goepp.   Gatt.   Heft  1.  2.   Tab.  11.  Fig.  21,   dessen  Fl. 
d.  Uebergangsgeb.  Tab.  32.  Fig.  1. 
•/))    niinuta  m.,   cicatricibus   rotundis   aequalibus  minutis  1 
lin.   circiter   latis    Goepp.    Gatt,    1.  c.    Tab.  9.   Fig.  11. 
(Forma  cicatricibus  subupproxiniatis)\    Goepp.  Preisscli. 
etc.  Tab.   14.  Fig.  24.  (cicatricibus  remotis). 
U)   elliptica  m.,  cicatricibus  elliptico-oblongis  subinaequali- 
bvs  Goepp.    Fl.  d.  Uebergangsgeb.  Tab.  32.  Fig.  3. 
Ficoidcs  major  Akt.  antedil.  Phytol.   Tab.   18. 
.  Stigmaria  Soccolovvii  Eicn\v.  Urwelt  Russl.  1  Heft 
Tab.  3.  (m  format.  are?iar.  rubr.) 
i)   lacvis  m.,  cicatricibus  rotundatis  maximis  remotis,  cor- 
tice laevi. 
x)    Anabathra  m.,  structura  interna  vasis  scalariformihus 
insigni.     Stigmaria   ficoidcs    Goei»p.   1.  c.   Tab.  12 — 16. 
Stigmaria  Anabathra  Cokda  Bcitr.  p.  34.  t.  14. 
a)  in  formatione  transitionis  et  lithanthracis :  in  format.  Utk. 
frequenlissima  et  in  sc/iislis  et  in  lithanthrace  ipsa;  rariusin 
saxo  form,  arenario  ,•    [:J)    rarior  in  form,  transit.  ad  JLands- 
hut :   7)    iti    schislo    Utk.  et   in   litlianlhrace   ipsa  ad    Waiden- 
burg,  z)  in  saxo  ferruginoso  form.  Ulli.  8iles.  super,  ad  Za- 
len%e:  Q  in  format.  transit.  ad  Landsiuit :  rj  in  lifhanthrace 
ipsa  Sil.  sup.    ad  Dombrov  Cracov:    D)   in  format.  transit.  ad 
Landshut  et  in  Jiussia;  i)  in  form,  transit.  ad  Ilerborn  Nas- 
saviae :  /)  in  form,  calitir.  IransU.   (Bcrgkulk)  ad  Falkcnbcrg 
Ducat  Gün.  Sites. 


303 


3,     lieber   die  in  der  Umgegend  von  Pössneck  auftre- 
tenden Gebirgsarten  und  die  Verbreitung  der  die  Zecli- 
steinformation    palaontologisch    charakterisirenden 
Pelrefakten  in  den  Gliedern  dieser  Formation. 

Von   Herrn  Zehrejnner. 

Wer  sich  vorzugsweise  für  die  Zechsteinformation  inter- 
essirt ,  als  deren  Centralpunkt  in  Deutschland  Thüringen  zu 
betrachten  ist,  und  wer  seine  Petrefaktensammlung  mit  Ver- 
steinerungen bereichern  will,  durch  welche  die  Zechsteinfor- 
mation  paläontologisch  charakterisirt  wird,  der  findet  in  der 
Umgebung  Pöss?iecks  nicht  nur  die  wichtigsten  Glieder  die- 
ser Formation  sämmtlich  über  Tag-e  anstehend  und  also  für 
die  Beobachtung  leichter  zugänglich  als  anderwärts,  wo  sie 
erst  durch  Bergbau  aufgeschlossen  worden  sind,  sondern  er 
trifft  hier  auch  einen  guten  Theil  der  Zechsteinpetrefakten  in 
solcher  Menge  und  Schönheit  an,  dass  die  Umgegend  von 
Pössneck  allen  durch  derartige  Ei'giebigkeit  bisher  bekannt 
gewordenen  Zechsteinpunkten  Deutschlands,  wie  Gera,  Ronne- 
hurg,  Bad  Liiebenstei?i  u.  A.,  mit  vollem  Recht  zur  Seite  ge- 
stellt zu  werden  verdient.  Denn  schon  die  Altenburg,  der 
stattlichste  Berg  im  ganzen  Orlathale  in  unmittelbarer  Nach- 
barschaft der  Stadt,  ist,  nach  den  Handstücken  zu  urtheilen, 
die  man  von  seinen  Felsen  abschlägt,  mit  Korallen,  wie  Fe- 
nestella  retiformis ,  durch  und  durch  imprägnirt,  während  in 
dem  östlich  anstossenden  Galgenberge  Orthothrix  excavatus, 
Terebratula  elongata  nebst  andern  Brachiopoden  und  Con- 
chiferen,  deren  Vorkommen  bis  jetzt  in  der  Gegend  von 
P'6ss7ieck  noch  nicht  bekannt  war,  in  solcher  Weise  angehäuft 
sind,  wie  etwa  Terebratula  vulgaris  in  Schichten  des  Mu- 
schelkalkes. Hierzu  kommt  noch ,  dass  einzelne  derjenigen 
Formen,  die  man  einigen  Gliedern  der  Zechsteinformation  als 
vorzugsweises  Eigenthura  zuschrieb,  sich  hier  bald  auf-  bald 
abwärts  in  einer  grössern  Zahl  dieser  Glieder  vorfinden  und 
also  von  weitergreifender  Verbreitung  sind,  als  bisher  beob- 


304 

achtet  wurde.  Ich  rechne  hierher  z.  B.  das  Auftreten  des 
Productus  horridus  und  des  Spirifer  undulatus  im  Zechsteiu- 
doloniite,  das  desselben  Spirifer  undulatus  und  der  Gervillia 
keratophaga  im  Kupfererze  führenden,  bituminösen  Mergel- 
schiefer u.  s.  w. 

Der  Kütschaufluss,  dessen  Wasser  durch  die  Orla  der 
Saale  zugeführt  wird,  theilt  den  bergigen  Boden  Pössnecks 
in  eine  südliche  und  nördliche  Hälfte.  Die  erstere  hängt  mit 
demjenigen  Theile  des  deutschen  Grauwackcn-  und  Thon- 
schiefergebirges  zusammen,  der  im  Thüi'inger  Walde  den 
grössten  zusammenhängenden  Kaum  von  ungefähr  9  Q  Stun- 
den einnimmt  und  ziemlich  die  Hälfte  des  Herzogthums 
Sachsen  -  Meiningen  und  des  Fürstenthums  Schwarzburg- 
Rudolstadt  bedeckt,  während  sich  die  andere  im  Norden  an 
den  bunten  Sandstein  der  Rudolstädter  Heide  anschliesst. 
Zu  beiden  Ufern  des  Flusses  und  auf  beiden  Gehängen  des 
Thaies  tritt  die  Zechsteinformation  auf,  die  sich  von  Eisenach, 
Heinha/(lsbru?in,  Uinenau  und  Königsee  über  Itlankenburg 
nach  Saalfe/d  und  von  da  über  Kamsdorf,  Pössneck,  Neustadt 
an  der  üila  bis  Gera  und  /ionnehurg,  bald  auf  kürzere,  bald 
auf  längere  Strecken  verdeckt,  im  Bogen  hinzieht. 

Beide  Thalseiten,  die  mit  dem  Flusse  von  W.  nach  O. 
hinlaufen,  ohne  an  irgend  einem  Punkte  Winkel  oder  Buch- 
ten zu  bilden,  unterscheiden  sich  aber  nicht  nur  durch  die 
V^erschiedenheit  der  Gebirgsarten,  mit  denen  sie  zusammeu- 
grenzen,  sondern  auch  durch  ihre  lieliefform. 

Es  ist  bekannt,  dass  sich  das  Grauwackcn-  und  Thon- 
Bchiefergebirgc  durch  seine  Zerschnittenheit ,  durch  Bildung 
tiefer  Thäler  und  hochaufgerichteter  Thal-  und  Ufer-Wände 
vor  andern  Gebirgen  auszeichnet.  Im  Thüringer  Walde  er- 
innern recht  lebhaft  daran  die  tiefe  Lage  der  Stadt  Gräfen- 
lluU  und  das  Schvvarzathal,  das  wegen  seiner  hohen  und 
schroffen  Felswände,  die  es  namentlich  von  Hlankenhurg 
flussaufwärts  bis  iicliwar%burg  und  weiterhin,  an  vielen  Stel- 
len zu  einer  schmalen  Schlucht  einengen,  alljährlich  so  viele 
Besucher  an  sich   lockt. 


305 

In  der  Umgegend  von  Pössneck  macht  das  Grauwacken- 
und  Thonschiefergebirge  diese  Eigenthümlichkeit  nicht  gel- 
tend, obschon  es  auf  der  Südhälfte  mehrfach  unter  dem 
Zechsteingebirge  zu  Tape  austritt  und  ziemlich  bis  an  das 
rechte  Ufer  der  Kotschau  hereinreicht.  Bei  den  rundlichen 
Formen,  unter  denen  der  bunte  Sandstein  der  Rudolstüdter 
Heide,  wie  anderwärts  auftritt  und  bei  dem  Umstände,  dass 
die  vom  Zechsteingebirge  bekannten  Rücken,  welche  sich  in 
der  Umgegend  von  Kamsdorf  als  parallele  Höhenzüge  auch 
über  Tage  zu  erkennen  geben,  in  der  Umgebung  von  Föss- 
neck  ohne  derartigen  Einfluss  auf  die  Oberflächengestaltung 
geblieben  sind,  würden  demnach  beide  Seiten  des  Kotschau- 
thales  unter  einem  und  demselben,  durchschnittlich  sanften 
Böschungswinkel  ansteigen,  wenn  sich  nicht  auf  der  Südseite 
eine  Reihe  isolirter  Dolomitfelsen  erhöbe,  die  in  Gestalt  von 
Korallenriffen  hervorragen  und  dieser  Seite  ein  ziemlich  ge- 
zacktes Ansehn  verleihen.  Diese  Berge  mit  ihren  oft  uner- 
steigbaren ,  ganz  senkrechten,  von  allem  Pflanzenwuchs  ent- 
blössten,  an  Höhlen  und  Klüften  überaus  reichen  Felswänden, 
sind  zum  Theil  kegelförmig,  laufen  aber  oben  nicht  in  spitze 
Kuppen  aus,  sondern  tingen  mehr  oder  Aveniger  verbreitete, 
abgeplattete  Flächen.  Es  sind  dies  namentlich  in  der  Rich- 
tung von  AV.  nach  O.  der  cröllpaer  Berg,  der  Buchberg,  die 
öpitzer  Berge,  der  Kochsberg,  die  Haselberge,  die  Altenburg, 
die  döbritzer  und  die  Kamsenberge. 

Unter  den  hier  auftretenden  Gebirgsarten,  die  sämmtlich 
sedimentäre  sind,  bildet  der  Grauwacken schiefer  die 
älteste.  Er  steht  in  dem  Querthale  zwischen  dem  Buchberge 
und  den  öpitzer  Bergen  an,  bildet  das  Fundament  und  die 
untere  Region  der  Haselberge,  setzt  unter  dem  Dolomite 
des  Galgenberges  und  der  döbritzer  Berge  die  Ufer  der 
Griepse  und  Kamse  zusammen  und  tritt  auch  im  Südwesten 
der  Stadt  bei  der  Ausmündung  des  raniser  Weges  zu  Tage 
aus.  Er  ist  feinkörnig  und  von  röthlich grauer  und  blaulich- 
grauer  Farbe.  Streichen  und  Fallen  sind  nicht  an  allen 
Punkten  seiner  Entblössung  dieselben ;  am  deutlichsten  lassen 

Zelts,  d.  d.  geol.  Ges.  III.  .).  22 


306 

sich  diese  auf  der  Westseite  der  Haselberge  und  in  dem 
Thälchen  beobachten,  das  westlich  von  Oepitx  an  der  cröll- 
paer  Chaussee  ausmündet.  Am  sogenannten  grossen  Hasel- 
bercre,  wo  der  Grauwackenschiefer  in  Steinbrüchen  bearbeitet 
wird,  streicht  er  von  SW.  nach  NO.,  fällt  unter  einem  Win- 
kel von  45  Grad  gegen  SO.  und  setzt  mit  unbekannter 
Mächtigkeit  in  die  Teufe.  Seine  Bänke  sind  \  bis  5  Fuss 
mächtig  und  werden  bald  durch  leere  Klüfte,  bald  durch 
dünne  Lagen  derben  Quarzes,  bald  durch  einige  Zoll  mäch- 
tige Schichten  weichen  Thonschiefers  von  einander  geschie- 
den. In  der  Nachbarschaft  der  Dörfer  Wernbnrg  und  Oepitz 
wird  der  Grauwackenschiefer,  in  dem  Stücke  von  Calaraites 
transitionis  nicht  allzu  häufig  vorkommen ,  fleissig  gewonnen 
und  als  Pflaster-,  Haus-  und  Strassenbau- Material  in  den 
Handel  gebracht. 

Der  mit  dem  Grauwackenschiefer  in  ununterbrochener 
Wechsellagerung  stehende  T  hon  schiefer  zeigt  sich  am 
mächtigsten  bei  den  neuen  Fclsenkellern ,  die  fast  lediglich 
in  ihm  eingebracht  sind.  Selbstverständlich  hat  er  mit  dem 
Grauwackenschiefer  gleiches  Streichen  und  Fallen ,  unter- 
scheidet sich  aber  von  diesem  lebhaft  dadurch,  dass  dieser 
seine  ursprüngliche  Schieferung  überall  deutlich  erkennen 
lässt,  während  er  selbst  sehr  stark  transversal  geschiefert  ist. 
Von  den  mannichfaltigen  Färbungen,  unter  denen  er  auftritt, 
sind  die  blaulich-  und  bräunlichgrauen  die  vorherrschenden. 
Bei  seiner  Dickschiefrigkeit  und  dem  ihm  eigenen  Weich- 
heitsgrade lässt  er  hier  keinerlei  technische  Benutzung  zu, 
obwohl  eine  solche  in  der  Nachbarschaft ,  bei  Lehesten  in 
grossartigem  Maassstabe  stattfindet. 

Dem  Beobachter,  der,  nachdem  er  von  den  Lngerungs- 
verhältnissen  des  hiesigen  Uebergangsgcbirges  Kenntniss  ge- 
nommen hat,  zur  nähern  Untersuchung  der  Zechsteinfbrma- 
tion  schreitet,  fällt  zuvürderst  der  Unterschied  auf,  der  sich 
zwischen  dem  Streichen  und  Fallen  der  Kupferschiefer-  und 
Zechstcinschichten  und  dem  des  (irauwackcn-  und  Thon- 
schiefers kundgiobt.     flene   sind  d'esem  an  der  Ausmündung 


307 

des  raniser  Weges,  wo  er  von  W,  nach  O.  streicht  und 
60  Grad  gegen  N.  fällt,  wenn  auch  nicht  horizontal,  so  doch 
noit  einem  unbedeutenden  Fallen  von  10  Grad  gegen  O.  auf- 
und  angelagert,  welches  Fallen  im  Hohlwege  hinter  den  Fel- 
senkellern, wo  der  Thonschiefer  ebenfalls  von  W.  nach  O. 
streicht,  aber  nur  30  Grad  gegen  N.  fällt,  zu  einer  Neigung 
von  3  bis  4  Grad  herabsinkt  —  doch  wohl  ein  fernerer 
klarer  Beweis,  dass  das  Grauwacken-  und  Thonschieferge- 
birge  am  Nordostabhange  des  Thüringer  Waldes  in  seiner 
ursprünglichen  Lagerung  bereits  wieder  gestört  worden  war, 
ehe  die  GHeder  der  Zechsteinformation  über  ihm  zur  Sedi- 
mentation gelangten. 

Wie  der  Umgegend  von  Pössneck  die  Steinkohlenforma- 
tion im  engern  Sinne  und  das  Rothliegende,  welches  nicht 
nur  bei  Eisenach,  sondern  auch  am  Südabhange  des  Thürin- 
ger Waldes  bei  Neuhaus  und  Stockheim  so  mächtig  entwickelt 
ist,  gänzlich  fehlen,  so  tritt  auch  das  Weissliegende  — 
in  Hessen  unter  dem  Namen  ,, Sanderz"  bekannt  und  von  den 
Kamsdorfer  Bergleuten  schlechtweg  „Sand"  genannt  —  nur 
an  einer  einzigen  Stelle  und  zwar  in  dem  bereits  erwähnten 
Hohlwege  hinter  den  neuen  Felsenkellern  mit  einer  Mäch- 
tigkeit von  ungefähr  2  Fuss  auf.  Es  ist  ein  im  Ganzen 
hellgrauer,  conglomeratartiger  Sandstein,  dessen  eckige  Frag- 
mente fast  ohne  Ausnahme  aus  Grauwacken-  und  Thonschie- 
fer bestehen,  also  dem  Contaktgesteine  entlehnt  sind.  Kupfer- 
kies und  Kupfergrün  in  kleinen  Mengen  bilden  seine  Erz- 
führung. 

In  Bezug  auf  den  bituminösen  Mergelschiefer 
(Kupferschiefer)  zeichnet  sich  die  Umgebung  von  Pöss- 
neck vor  andern  Zechsteindistrikten  dadurch  aus,  dass  der- 
selbe hier  nicht  unmittelbar  auf  dem  Weissliegenden  ruht, 
sondern  von  einer  einige  Zoll  mächtigen  Lage  Zechstein  un- 
terteuft und  demgemäss  von  ihm  ganz  umschlossen  ist.  Auch 
durch  seine  Farbe  unterscheidet  sich  dies  Gebilde  hier  von 
anderwärtigen ;  es  findet  sich  nie  ganz  schwarz ,  sondern  in 
wenigen  Abänderungen  der  braunen  Farbe.    Sein  ausgezeich- 

22* 


308 

net  schiefriges  Gefüge,  dem  zu  Folge  man  ihn  leicht  in  | 
bis  l  Zoll  starke  Platten  spalten  kann,  erleichtert  ungemein 
das  Sammeln  der  in  ihm  vorkommenden  Petrefakten.  In  dem 
mehrerwUhnten  Hohlwege,  noch  deutlicher  im  raniser  Wege 
wird  er  durch  den  Zechstein  in  zwei  Flöze  getheilt.  Von 
dem  unteren  Flöze  sind  es  wieder  die  untersten,  dem  Weiss- 
liegcnden,  da,  wo  es  zu  Tage  ausstreicht,  am  nächsten 
liegenden  Schichten,  welche  erzführend  sind  und  das  Kupfer- 
schieferflöz im  engern  Sinne  mit  einer  Mächtigkeit  von  7  bis 
10  Zoll  constituircn.  Die  Erzführung  beschränkt  sich  auf 
Kupfergrün  und  Kupferlasur  in  unbedeutenden  Mengen,  so 
dass  der  Kupferschiefer  hier  wohl  niemals  Gegenstand  berg- 
männischer Bearbeitung  wird.  Dagegen  wurden  noch  vor 
15  Jahren  auf  der  auflässig  gewordenen  Kupfergrube 
Schmidtszeche  an  der  Ausmündung  des  raniser  und  des 
Leichweges  auf  einem  massigen  Gangrücken  oder  einer 
Gangkluft  ziemlich  alle  die  Kupfererze,  namentlich  faustgrosse 
Knollen  Kupferlasur,  gewonnen,  die  in  dem  kamsdorf-könitzer 
Bergrevier  abgebaut  werden.*) 


*)  Nach  ilen  Akten  des  Bcrgftmtcs  zu  Saalfcld  liat  von  der  Schniitlts- 
zeche  eine  einzige  Erzlicfeiimg  zur  Sdiniclzliütte  bei  Saalfeld  und  zwar 
am  1.  Decbr.  18.56  stattgefunden.     Dieselbe  bestand  in 

4  Ctr.  40rfd.    9erz  a  11»  Pfd.O    bezahlt  mit  M)  fl.  1.5  Xr.  1     franco 
4  Ctr.  75  rfd.    V  crz  a     5  Pfd.  9    bezahlt  mit     ;')  11.     S  Xr.  \  San}f(-hl. 

In  den  Befahrungsberichten  des  Bergamtes  heisst  es  n.  A. : 

„Die  in  diesem  Steinbruche  (am  raniser  Wege)  übersetzende  Kluft 
streicht  bor.  10  und  führt  ausser  etwas  Braui)s]>ath  noch  gelben  Mulm 
und  siiarsam  etwas  Kupferkies." 

„Diese  Kluft  setzt  nicht  in  das  Muttcrfiöz,  welches  grösstcntheils 
aus  Braunspath  besteht,  sondern  setzt  mit  der  Kupferschieferinge  ab." 

„Das  Flözgebirge  hat  das  Streichen  hör.  3  und  füllt  unter  einem 
Winkel  von  20  Grad  in  NW.  ein." 

Bei  einer  am  1.  Juni  1834  unternommenen  Befahrung  fand  man, 

„dass  der  hör.  10  strcicheudc  und  in  ?  einfallende,  kupfererzfüh- 
rende Gang  —  eigentlich  Gangklnft  —  zwar  noch  vorhanden,  allein  von 
solcher  Beschaffenheit  sei,  dass  denen  bis  jetzt  darauf  bauenden  Eigen- 
löhnern  der  beim  Hcrzogl.  Bergamte  gcbctenc  Aufstnnd  zur  Sammlung 
einer  Gewerkschaft  nicht  auszufertigen  sei.  Der  Gang  —  oder  vielmehr 
die  Gangklnft  —  setzt  nicht  durch  die  Flöze  durch,  sondern  geht  von 
den  Gebirgen  aus  nur  \  Lachter  in  den  Flözen  aufwärts  und  setzt  dann 


309 

Der  Zechstein,  liier  ein  grauer,  dichter,  sehr  regel- 
mässig geschichteter  Kalkstein,  hat  in  Bezug  auf  Kupfererz- 
führung dieselben  accessorischen  Gemengtheile  wie  der  Kupfer- 
schiefer, aber  in  noch  geringerer  Menge  als  dieser;  dagegen 
ist  im  raniser  Wege  das  Auftreten  von  Bleiglanz  in  ihm, 
der  in  Spuren  von  j  bis  ^  Zoll  Mächtigkeit  den  ziemlich 
horizontal  abgelagerten  Zechstein  vertikal  durchschneidet  und 
nach  der  Analyse  des  Herrn  Dr.  Ferd.  Bothe  silberfrei  ist, 
nicht  uninteressant.  Das  Vorkommen  dieser  zahlrei- 
chen Schnürchen,  die  zu  Tage  aus  gewöhnlich 
mit  Eisenocher  bedeckt  sind,  beschränkt  sich  auf 
der  Westseite  des  raniser  Weges  lediglich  auf  den 
Zechstein,  der  3  bis  4  Fuss  mächtig  unmittelbar 
unter  der  Dammerde  auftritt  und  das  obere  bitu- 
minöse Mergelschieferflöz  von  beinahe  gleicher 
Mächtigkeit  überlagert,  welches  an  dem  angege- 
benen Punkte  keine  Spur  von  ßleiglanz  enthält. 
Schwerspathgänge  dagegen,  die  ausgelaugten  Schwefelkies 
führen,  setzen  ebendaselbst  in  einer  Mächtigkeit  von  1  bis 
IG  Zoll  auf  und  scheinen  durch  beide  Glieder  der  Formation 
zu  gehen.  Die  Gesammtmächtigkeit  der  mit  dem  bitumi- 
nösen Mergelschiefer  in  Wechsellagerung  befindlichen  Zecii- 
steinschichten  mag  8  bis  10  Fuss  betragen. '  Diejenige  Schicht, 
welche  im  Contacte  mit  dem  Weissliegenden  steht,  ist  eine 
reine  Uebergangsschicht,  denn  sie  enthält  bald  Brocken,  die 
aus  Weissliegendem  bestehen,  bald  eckige  Grauwackenschie- 
fer-Fragmente  eingeschlossen.    Eine  andere,  jüngere  Schicht, 


da,  wo  die  Flöze  ganz  werden,  i-ein  ab.  Zwar  kommen  noch  Erze 
auf  der  Gangkluft  vor,  brechen  jedoch  nur  in  kleineren  Niereu, 
welche  vorzüglich  in  den  Gebirgen  liegen ,  so  dass  ein  Freibau  dieses 
Grubengeb'audes  sich  nicht  erwarten  lässt." 

Mit  Unrecht  hat  man  das  Mundloch  des  Stollens,  der  nach  den 
Akten  einige  30  Lachter  lang  ist,  verstürzt  und  dadurch  die  Gangver- 
hältnisse der  Beobachtung  völlig  entzogen.  Vor  einer  Wiederaufnahme 
des  in  Folge  schwacher  Unterstützung  zum  Erliegen  gekommenen  Berg- 
baues dürfte  die  Untersuchung  des  im  raniser  Wege  aufsetzenden,  IG  Zoll 
mächtigen  Schwerspathganges  auzurathen  sein. 


310 

welche  fast  ohne  irgend  einen  leereu  Zwischenraum  Productus 
horridus,  Spirifer  undulatus  und  Terebratula  Schlotheimi  ent- 
hält, ruht  am  Steinbruche  bei  der  Ausmündung  des  raniser 
Weges  unmittelbar  auf  dem  Grauwackenschiefer  und  enthält, 
was  beim  Zechstein  bis  jetzt  noch  nicht  bemerkt  worden  zu 
sein  scheint,  Fragmente  dieser  Gebirgsart  in  sich  einge- 
schlossen. Zu  bemerken  ist  noch,  dass  der  Zechstein  nur 
auf  der  rechten  Seite  des  Kotschauthaies  ansteht,  was  auch 
grösstentheils,  wie  bereits  oben  angedeutet,  mit  dem 

Dolomite  der  Fall  ist.*)  Dieser  körnige,  oft  bröck- 
liche  Kalkstein,  dessen  Porosität  sich  hier  bis  zur  Bildung 
mehr  als  mannshoher  Höhlenräume  steigert,  ist  völlig  erzfrei, 
aber  desto  reicher  an  Petrefakten,  namentlich  an  Korallen. 
Die  bereits  namhaft  gemachten  Hochpunkte ,  die  er  auf  der 
Südseite  des  Kotschauthaies  zusammensetzt,  erreichen  eine 
relative  Höhe  von  oü  bis  150  Fuss.  Am  Kamsenberge  kom- 
men Stellen  vor,  wo  poröser  Dolomit  Fragmente  eines  dich- 
ten, nicht  porösen,  eingeschlossen  enthält  und  dadurch  ein 
conglomeratähnliches  Ansehen  bekommt.  Technisch  wird  er 
zum  Kalkbrennen,  im  aufgelösten,  verwitterten  Zustande 
(vom  Galgenberge)  als  Gries  auf  Wegen  verwendet,  die  von 
schwerem  Fuhrwerke  nicht  befahren  werden ,  und  der  bei 
Wernhurg  am  kleinen  Haselberge,  wie  auch  der  bei  Gerte- 
wit%  gewonnene  und  „Mehlpatzen"  genannte  wird  behauen 
und  zu  Grenzsteinen,  Geländerhaltern,  Trögen  u.  s.  w.  zu- 
gerichtet. Dem  Techniker  bleibt  es  aber  unbegreiflich,  warum 
man  für  den  weimarischen  Antheil  der  Chaussee  zwisclnni 
Pöss?ieck   und  ISeustadt  a.  d.  0,rla  schon    seit  langen  Jahren 


*)  Nämlich  mit  Ausnahme  des  Steinbruchsberges  im  Nordwest  von 
Jiidewcin,  wo  er  in  und  bei  dem  östlich  vom  Berge  abgehenden  Hohl- 
wege, bald  auf  dem  Kopfe  stehend,  bald  in  M)  Grad  gegen  O.  fallenden 
Schichten,  dem  Stinksteine  an-  und  aufgelagert  ist  und  in  diesen  über- 
geht; so  wie  mit  Ausnahme  zweier  zweifelhaften  l'unkte.  Am  Wege 
hinter  der  öpitzer  Mühle  und  im  Viohwege  kurz  vor  dem  Einfalle  des 
herschdorfer  Weges  treten  zwei  Dolomitblcickc  zu  Tage  aus,  der  eine  im 
Gebiete  des  Gypses ,  der  andere  in  dem  des  Stinksteius,  die  aber  auch 
zufällig  dort  abgelegt  sein  können. 


311 

den  mürben  Dolomit  gewinnt,  verfährt  und  zerkieint,  wäh- 
rend die  festen,  schon  von  der  Natur  zerkleinten  Grauwacken- 
schiefer-Geschiebe,  die  unmittelbar  an  der  Chaussee  zu  Tau- 
senden von  Quadratruthen  im  Bette  und  Thale  der  Kamse 
liegen,  unbenutzt  bleiben. 

Der  Stinkstein  (bituminöser  Kalkstein,  bituminöser 
Kalkschiefer)  tritt  am  mächtigsten  im  Viehwege  kurz  vor- 
her ,  ehe  sich  die  Wege  nach  Hütten  und  Herschdorf  schei- 
den, auch  in  der  schlettweiner  Flur  und  am  Steinbruchsberge 
bei  Jüdewein  auf.  In  den  an  diesen  Punkten  angelegten 
Steinbrüchen  ist  er  bis  an  20  Fuss  über  Tage  entblösst  und 
setzt  mit  unbekannter  Mächtigkeit  in  die  Teufe.  Er  bricht 
in  diesen  Steinbrüchen  bei  meist  ganz  horizontaler  Lagerung 
in  Platten  von  \  bis  höchstens  4  Zoll  Stärke  und  giebt  einen 
gesuchten  Baustein  ab.  In  südlicher  Nachbarschaft  der  Vieh- 
wegsbrüche streicht  er  von  W.  nach  O.  und  fällt  10  bis 
25  Grad  gegen  Süden.  Erzführung  ist  in  ihm  noch  nie 
beobachtet  worden ;  von  Petrefakten  hat  er  Schizodus  Schlot- 
heimi  und  Orthothrix  lamellosus  in  mehr  oder  weniger  ver- 
krüppeltem Zustande  aufzuweisen.  Im  Norden  schliesst  er 
sich  an  den  bunten  Sandstein  der  Heide  an,  der  die  Saale 
bis  Cahla,  Rothemtein  und  weiterhin  begleitet. 

Gyps  setzt  mit  sehr  wenig  Unterbrechungen  (durch 
Verdeckung)  die  linken  Aussenwände  der  Ufer  und  Ufer- 
höhen an  der  Kotschau  zusammen,  die  zwischen  Oepit%  und 
Cröllpa  und  im  Norden  von  Oppurg  eine  relative  Höhe  von 
50  bis  100  Fuss  erreichen.  Er  ist  meist  dicht,  selten  fein- 
körnig, noch  seltner  blättrig  und  tritt  in  ziemlich  horizontal 
abgelagerten  Bänken  von  1  bis  3  Fuss  Mächtigkeit  auf  Seine 
Farben  spielen  zwischen  weiss  und  grau.  Erdfälle,  die  sich 
auf  den  Feldern  zwischen  dem  Viehwege  und  dem  Wege 
vorfinden,  der  die  Verlängerung  des  hohen  Gässchens  bildet, 
scheinen,  wie  so  häufig  anderwärts,  durch  ihn  veranlasst 
worden  zu  sein.  Die  Thouablagerungen ,  welche  unter  ver- 
schiedenen Mächtigkeitsverhältnisaen  über  dem  Gypse  auf- 
tretend die  Zechsteinformation  von  den  jüngeren  Formationen 


312 

zu  trennen  pflegen  und  welche  z.  B.  bei  Königsee  mächtige 
Lager  eines  leiclitflüssigen  und  deshalb  von  den  thüringschen 
Eisenhüttenwerken  sehr  gesuchten  Brauneisensteins  enthalten, 
scheinen,  eine  unbedeutende  Strecke  am  Viehwege  ausge- 
nommen, hier  gänzlich  zu  fehlen ;  desgleichen  Steinsalz  und 
Gypskrystalle ,  die  in  andern  Gegenden  Thüringens,  wie  in 
der  Höhle  bei  Reinhardshrunn,  so  ausgezeichnet  vorkommen. 
Die  Gypserde,  ein  leicht  zerreiblicher,  weisser,  weicher  Gyps 
wird  bei  Cr'öllpa  in  ansehnlichen  Quantitäten  gewonnen  und 
als  Düngmittel  verkauft. 

Die  ausschliesslich  auf  der  linken  Seite  des  Kotschau- 
thales  sich  hinziehenden  Gypsmassen  und  Stinksteinschichten 
werden  im  Norden  von  der  Formation  des  bunten  Sand- 
steines begrenzt.  Seine  Schichten  fallen  nach  Norden  unter 
einem  Winkel  von  10  bis  25  Grad  der  Saale  zu.  Das  ent- 
gegengesetzte Fallen  des  Stinksteines  im  Viehwege  nach 
Süden  lässt  an  die  Kräfte  erinnern,  deren  Thätigkeit  die 
Umgegend  von  Kamsdorf  und  K'(hiit%  ihre  parallelen  Höhen- 
züge und  Flözrücken  verdankt,  welche  Herr  Spe.xgleu  eben- 
falls in  dieser  Zeitschrift  einer  nähern  Erörterung  unterzie- 
hen wird.  Das  bunte  Sandsteingebirge ,  das  am  Nordost- 
abhange  des  Thüringer  Waldes  in  sehr  verschiedenen  Niveau- 
verhältnissen auftritt,  indem  es  z.  B.  am  Ursprünge  der 
Schwarza  12ÜÜ  Fuss  iiöher  liegt,  als  an  der  Einmündung 
dieses  Flusses  in  die  Saale  *) ,  scheint  in  verschiedenen  Hö- 
hen einen  verschiedenen  Gehalt  an  Bindemittel  zu  besitzen. 
Dieses  Bindemittel,  das  durch  Schlenunung  gewonnen  und 
als  fettige,  schliffige  Erde  unter  dem  Namen  „Mark"  in  den 
Handel  gebracht  wird,  war  den  Porzellanfabriken  früiier 
ein  unentbehrliches  Material  und  man  glaubte,  dass  die  Ge- 
gend von  Stein/leide  dieses  Material  ausschliesslich  erzeuge. 
Neucrdin2;s  sind  in  niederem  Theilen  des  bunten  Sandstein- 
gebirges  Brüche  augelegt  Avorden,  wie  bei  Pössneck  durch  die 


*)    S.  W.  Leü's   gcognostische    Monographie    der  Oberherrschaft  des 
Fürstcnthums  Schwarzburg-liiidolstadt.     S.  70. 


313 


Herren  Conta  ,  so  auch  an  der  Saale  bei  Oiiamünde,  und 
die  Verschlemmung  der  dort  gewonnenen  Sande  hat  darge- 
than,  dass  das  aus  ihnen  dargestellte  Mark  dem  zu  Stei?i- 
heide  erschlemmten  an  Güte  nachsteht ,  (weil  es  kein  so 
weisses  Porzellan  giebt  wie  das  steinheider,  auch  nicht  so 
feuerbeständig  wie  dieses  ist)  und  dass  es  in  geringerem 
procentualen  Verhältnisse  vorkommt,  indem  sich  nach  den 
mehr  als  zehnjährigen  Erfahrungen  der  Herren  Conta  der 
Markgehalt  des  bunten  Sandsteines  von  Pössneck  zu  dem 
des  steinheider  Sandes  wie  8  :  33  verhält.  Darin  mag  auch 
der  Grund  liegen,  dass  Steinheide  den  Eisenhochöfen  und 
Glashütten  des  Thüringer  Waldes  brauchbare  Gestell-  und 
Heerdsteine  liefert,  zu  denen  sich  der  bunte  Sandstein  der 
Rudolstädter  Heide  nicht  eignet. 

Die  organischen  Ueberreste,  welche  ich  in  den  Gliedern 
der  Zechsteinformation  bei  Pössneck  bis  jetzt  aufgefunden 
habe,  sind  folgende: 

(Der  Stern  (*)  bezeichnet  diejenigen  Glieder  der  deutschen  Zech- 
steinformation, in  denen  das  Auftreten  der  beistehenden  Petrefakten 
bisher  noch  nicht  beobaclitet  war.) 


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I.     Mollusken. 

a.  C  e  p  h  a  1  o  p  o  d  e  n. 
Nautilus  Freieslebeni  Gein.   . 

b.  Gasteropoden. 

Trochus  helicinus  v.  Schloth.  . 
Trochus  pusillus  Gein.       .     .     . 

c.    Conchiferen. 

Schizodus  Schlotheimi  Gein. 
Cardita  Murchisoni  Gein.       .     . 

Area  tumida  Sow 

Area  Kingiana  de  Vern.       .     . 


314 


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Gervilliii  kcratophaga  Schi.oth. 
Avicula  spcluncaria  Scui.oTii. 
Avicula  Kazanensis  de   Viüi.v.    . 
Pccten   pusillus  Schlotii.  .     . 

d.    Brachiopoden. 

Terebratula  elongata  Schlotii.  . 
Tcrehratula  Schlotheimi  v.  Buch. 
Terebratula  superstes   de  Vehn. 
Spirifer  undulatus  Sow,    . 
Spirifcr  eristatus  Schlotii. 
Orthotbrix  laniellosus  Gein. 
Orthotbrix  excavatus  Gein.    . 
Productus  borridus  Sow. 


II.     l&adiaten. 

a.    C  r  i  noidec  ii. 
Cyatboerinus  ramosus  Schloth. 
b.    Korallen. 


FenestcUa  retiformis  Schloth.    . 
Fenestella  Ehrenbergi    Gein.       .     . 
Fcnestclla  ance|)s  Schloth.    .     . 
Cüsciuiuiu  dubiura  Geln 

III.     1*1!  an  Ken. 

C  o  n  i  f  eren. 

UUmannia  Bronnii  Goepp.      .     .     . 
UUiiuinnia  frumcntaria  Goepp.   .     . 


_* 


-*+) 


.LX 


•1-t) 


t)  Einen  Stern  (*)  bicr  beizusetzen ,  bin  ioli  nur  relativ  d.  h.  in 
Bezug  auf  die  Tabelle  bcrccbtigt ,  welcbe  Geimtz  in  seinen  „Versteine- 
rungen des  deutschen  Zechsteingebirges"  S.  '23  u.  24  über  die  Verbreitung 
derselben  gegeben  hat ,  indem  Herr  Prof.  Beyiuch  bei  Gelegenheit  der 
diesjährigen  Gencral-Versaninilung  in  (lotha  mir  mündlich  die  Mitthei- 
lung machte ,  dass  das  Auftreten  des  Produetus  horridus  im  Zechstein- 
dolomite schon  V.  Schlotheim  bekannt  gewesen  sei. 

ff)  Ilerr  Dr.  C.  Otto  Weder  in  Bonn  hat  auf  mein  Bitten  die  in 
der  Zech.stcinformation  von  l'össnrrh  vorkoinmcndcn  Pflanzenreste  zu  un- 
tersuchen und  das  Resultat  seiner  freundlichen  Bemühungen  in  dem  nach- 
folgenden Aufsätze  bereits  mitzuthcilcn  die  Güte  gehabt. 


315 


4.     Zur  näheren  Kenntnlss  der  fossilen  Pflanzen  der 

Zechsteinformation. 

Von  Herrn  Dr.  C.  Otto  Weber. 

(Hierzu  Taf.  XIV.) 

Ueber  die  fossilen  vegetabilischen  Reste  des  bituminösen 
Mergelschiefers  ist  bereits  so  Vieles  geschrieben  worden,  dass 
es  überflüssig  erscheinen  könnte,  darauf  noch  einmal  zurück- 
zukommen, wenn  man  nicht  etwa  wesentlich  neue  Arten 
aufweisen  könnte.  Allein,  wie  noch  neuerlichst  Goeppert*) 
bemerkt,  bleibt  eine  Erweiterung  unserer  Kenntnisse  selbst 
über  die  häufigsten  Pflanzen  dieser  Formation  noch  immer 
zu  wünschen ,  und  es  wird  daher  jeder  kleine  Beitrag  über 
diese  lange  Zeit  räthselhaft  gebliebenen  oder  auch  gänzlich 
unrichtig  gedeuteten  Reste  willkommen  sein ,  zumal  dadurch 
die  Wissenschaft  sich  mehr  und  mehr  eines  unnützen  Bal- 
lastes provisorischer  Geschlechter  entledigt.  Hat  doch  schon 
QuENSTEDT,  vielfach  von  Muenster  bestritten,  die  sämmt- 
lichen  Arten  des  Geschlechtes  Caulerpites  wohl  nicht 
mit  Unrecht,  freilich  aber  ohne  den  Beweis  zu  führen,  für 
Coniferenreste  erklärt,  und  hat  doch  Goeppert  neuerlichst 
wieder  eine  ziemliche  Anzahl  jener  Arten  seinem  Genua 
Ullmannia  untergeordnet.  Dieses  Geschlecht  näher  zu 
beleuchten  ist  der  Zweck  folgender  Zeilen,  da  ich  durch  die 
Güte  des  Herrn  C.  Zerrenner  eine  Reihe  von  ihm  in  der 
Umgegend  von  Pössneck  aufgefundener,  ausgezeichneter 
Exemplare  zum  grössten  Theile  aus  dem  kupferer z führenden, 
bituminösen  Mergelschiefer,  welche  er  bereits  der  Naturfor- 
scherversammlung in  Gotha  vorlegte ,  zur  näheren  Unter- 
suchung erhielt.  Diese  Exemplare  haben  vor  denen  von 
Mannsfeld,  Frankenberg  und  Ilmenau  den  Vorzug,  dass  bei 


*)    Siehe    dessen  Monographie    der  fossilen  Conifercn.     Leiden   ISöO. 
S.  186. 


.     316 

ihnen  entweder  der  reine  Abdruck  oder  noch  ein  Thcil  der 
in  Kohle  verwandehen  Substanz  vorHcgt,  während  die  Um- 
risse in  keiner  Weise ,  wie  es  sonst  so  häufig  der  Fall  ist, 
durcii  Kupfererz  oder  Kalkspathkrystalle  gestört  werden. 
Dadurch  ist  es  möglich,  ein  durchaus  scharlcs  und  genaues 
Bild  von  der  Pflanze  zu  erhalten.  Leider  liegen  bis  jetzt 
keine  Früchte,  sondern  nur  Zweige  von  dem  genannten 
Fundorte  vor.  Letztere  sind  aber  jedenfalls  die  schönsten 
bis  jetzt  bekannt  gewordenen  Exemplare.  Sie  gehören,  wenn 
man  auch  anfangs  sie  thellweise  einer  ganz  neuen  Art  zu- 
zählen möchte,  doch  wohl  sämmtlich  nur  den  beiden  Arten 
Ullmannia  Bronnii  Goepp.  und  Ullmannia  frumentaria  Goepp. 
an.  Betrachten  wir  zunächst  die  jener  ersten  Art  angehöri- 
gen  Exemplare.  Es  sind  grössere  oder  kleinere  Endstücke 
älterer  und  jüngerer  Zweige.  Danach  variirt  die  Form  der 
Blätter,  insofern  diese  an  den  älteren  Zweigen  eine  bedeu- 
tendere Länge  und  Breite  erreichen ,  an  den  jüngeren  kleiner 
und  gedrängter,  immer  aber  spiralig  in  7  Reihen  dachzie- 
gelförmig  übereinander  geordnet  stehen;  die  jüngeren  Zweige 
zeigen  einen  von  den  Frankenbcrger  Exemplaren,  wie  sie 
GüEPPEiiT  in  einer  bedeutenden  Suite  sehr  gut  auf  seiner 
Taf.  20.  Fig.  8  — 15.  abgebildet  hat,  nicht  unbedeutend  ab- 
weichenden Habitus,  der  sich  aber  wie  es  scheint  aus  der 
Versteinerungsweise  erklärt,  und  die  sich  anfangs  aufdrän- 
gende Ansicht,  dass  man  eine  ganz  neue  Art  vor  sich  habe, 
nicht  wohl  zulässt.  Bei  den  Frankenbcrger  Exemplaren  sind 
die  Blätter  klein ,  mit  breiter  Basis  und  anliegend ;  hier  ste- 
hen sie  auch  von  den  jüngeren  Zweigen  ab  und  sind  stets 
an  der  Spitze  nach  einwärts  etwas  gebogen ,  länglicher  und 
mehr  zugespitzt.  Goeppekt  schreibt  aber  selbst  dieser  Art 
einen  grossen  Wechsel  der  Blattform  und  Länge  je  nach 
dem  verschiedenen  Alter  zu  und  einzelne  Exemplare  stim- 
men ganz  mit  dem  von  ihm  unter  Fig.  17.  Taf.  20.  abge- 
bildeten überein.  Auch  mao:  der  Umstand,  dass  bei  der  Art 
und  Weise  der  Versteinerung  bei  unseren  Exemplaren  eine 
weit  grössere  Genauigkeit  möglich  wurde,  als  bei  den  Fran- 


317 

kenberger  Kornähren,  das  Abweichende  erklären.  Worin 
sie  aber  besonders  abzuweichen  scheinen,  das  ist  durch  eine 
hervorstehende  Mitteh'ippe ,  welche  dem  Zweige  ganz  das 
Ansehn  einer  Araucarie  gibt.  Goeppekt  erwähnt  ausdrück- 
lich, dass  den  Blättern  der  Ullmannia  die  Mittelrippe  fehle 
und  dass  sie  hierdurch,  während  Form,  Stellung  und  Strei- 
fung an  Araucaria  erinnere,  den  Blättern  von  Dammara  sich 
annähere.     - 

Nach  wiederholter  Vergleichung  raehrer  Frankenberger 
Exemplare,  besonders  aber  derer  aus  der  Umgegend  von 
Pösmech^  möchte  ich  mich  dahin  entscheiden,  dass  die  Blät- 
ter der  Ullmannia  zwar  nicht  einen  besonders  ausgezeich- 
neten Mittelnerven  besassen,  wie  dies  besonders  dann  deut- 
lich wird,  wenn  man  ein  einzelnes  losgetrenntes  Blättchen 
von  der  einen  oder  andern  Seite  vor  sich  sieht :  man  sieht 
dann  meistens  nur  eine  feine  gleichmässige  Streifung  des 
Blattes,  wie  es  bereits  von  Goeppekt  abgebildet  wurde  und 
deutlich  bei  den  unter  Fig.  1  a.,  Fig.  3  b.  und  Fig.  5  a.  her- 
vortritt. Dagegen  war  das  Blatt  höchst  wahrscheinlich  von 
ziemlicher  Dicke  und  dreiseitiger  Gestalt,  indem  es  an  der 
Unterseite  deutlich  kielförmig  erscheint;  dies  ist  überall  da 
sichtbar,  wo  man  eben  das  Blatt  auf  der  vom  Zweige  abge- 
wandten Seite  vor  sich  sieht  und  zeigt  sich  ebenso  auch  bei 
den  gleich  näher  zu  besprechenden  Ullmannia  frumentaria 
GoEPP.  und  Ullmannia  lycopodioides  Goepp.  Angedeutet 
ist  diese  Form  des  Blattes  auch  schon  in  den  Goeppert- 
schen  Abbildungen ;  auffällend  tritt  es  hervor  in  den  Exem- 
plaren von  Pössneck,  besonders  wenn  diese  blosse  Abdrücke 
zeigen,  wie  der  in  Fig.  2.  dargestellte,  nach  einem  Gips- 
abgüsse des  Abdruckes  gezeichnete  Zweig,  wo  fast  jedes 
Blatt  diese  dreiseitige  Form  sichtbar  werden  lässt.  Nicht 
weniger  deutlich  wird  es  bei  den  Blättchen  der  Zweige, 
welche  ich  unter  Fig.  1.  und  Fig.  3.  dargestellt  habe.  Eine 
Andeutung  fiudet  sich  endlich  auch  in  dem  einzelnen  voll- 
ständigen Blatte,  welches  Fig.  5.  darstellt. 

Unter  den  Pflanzenresten  von  Pössneck  fanden  sich  aus- 


818 

serdem  noch  Zweige  der  Ullmannia  frumeutaria  Goepp.  ,  die 
aber  einestheils  nicht  so  schön  erhalten  sind,  als  die  beschrie- 
benen der  ullmannia  Bronnii ,  anderntheils  auch  Nichts  Be- 
sondres darbieten. 

In  Betreff  der  dritten  Art ,  der  Ullmannia  lycopodioides 
Goi-pp.,  welche  zu  Mannsfeld  vorkommt,  kann  ich  nicht  un- 
terlassen auf  einige  sehr  schöne  Exemplare  derselben  auf- 
merksam zu  machen,  welche  sich  im  Museum  der  Universität 
Jena  befinden.  Es  geht  aus  diesen  hervor ,  dass  auch  die 
Blätter  dieser  Art  nicht  eben,  sondern  ebenfalls  dreiseitig 
waren;  auch  sind  sie  offenbar  wie  die  der  vorigen  Arten 
nicht  lederartig,  sondern  substanzlos,  und  mehr  oder  weniger 
fleischig.  Auffallend  deutlich  wird  das  Gesagte  bei  einem 
Exemplare,  dessen  Abbildung  ich  unter  Fig.  6.  gebe  und 
welches  in  der  Sammlung  des  Museums  mit  I.  No.  81.  be- 
zeichnet ist;  die  feine  Streifung  der  Oberfläche,  die  viersei- 
tige Form  des  Blattansatzes,  die  Dreiseitigkeit  des  oben 
planen  Blattes  ist  bei  a  deutlich  sichtbar. 

Indem  ich  auf  diese  Exemplare  aufmerksam  gemacht 
und  dieselben  mitgetheilt  habe,  glaube  ich  die  Zw^eifel,  welche 
bis  jetzt  noch  immer  über  die  Blattform  des  Genus  Ullman- 
nia herrschten  und  welche  selbst  Goeppeht  nicht  gänzlich 
zu  lösen  vermochte,  beseitigt  zu  haben.  Die  cigenthümliche 
Form  der  Früchte ,  die  mehr  den  Cupressineen  ähneln ,  die 
Blätter,  welche  mehr  an  Araucaria  erinnern,  rechtfertigen 
durchaus  die  Aufstellung  einer  eigenen  Gattung. 

Unter  den  Pflanzen  von  Pössneck  befindet  sich  noch  ein 
Zweig,  der  sich  nicht  recht  mit  den  übrigen  in  Ueberein- 
stimmung  bringen  lässt,  andrerseits  aber  auch  bezüglich  der 
Blattstellung  nicht  genug  erhalten  ist,  als  dass  man  eine 
Bestimmung  wagen  dürfte.  Er  erinnert  übrigens  sehr  an 
Cupressites  Hardtii  Goepp.,  welche  Pflanze  bekanntlich  End- 
licher mit  dem  Cupressites  Ullmanni  Bjujngn.,^  also  der 
Ullmannia  Bronnii  Goi.pp.  unter  seinem  Genus  Chamaecy- 
parites,  wohl  nicht  ganz  richtig  vereinigte.  Ich  habe  diesen 
Zweig   vorläufig   unter    Fig.  7.    al)geblldct,    und    hoflPc,  dass 


319 

bessere  Exemplare   eine  genauere  Bestimmung  möglich  ma- 
chen werden. 


Erklärung    d  er  Ab  bildungen. 

Taf.  XIV.  Fig.  1  —  5.  Ullniaunia  Bronnii  aus  dem  bituminösen  Mer- 
gelscliiefcr  von  rössiieck.  —  Fig.  1.  Jüngerer  Zweig;  bei  a  einzelne 
Blättchen.  —  Fig.  2.  Nach  einem  Gipsabgüsse.  Das  Original  ist  ein 
blosser  Abdruck  mit  einzelnen  Koblenpartikcln.  —  Fig.  3.  Ziemlich 
zerstörter  Zweig,  theils  im  Abdruck,  theils  mit  Erhaltung  dea*  verkohlten 
Substanz  vorhanden.  —  Fig.  4.  Die  Erhaltung  dieses  älteren  Zweiges 
ist  ebenso  wie  die  des  vorigen.  —  Fig.  5.  Vollständiges,  älteres  Blatt, 
welches  deutlich  den  Verlauf  der  Nerven  und  nur  undeutlich  die  dreisei- 
tige Form  zeigt.  —  Fig.  6.  Ullmannia  lycopodioides  Goepp.  von  Manns- 
feld. Das  Original  gehört  zu  einer  schönen  Suite  der  nämlichen  Pflanze 
und  ist  mit  I.  No.  81.  bezeichnet,  im  Museum  zu  Jena  befindlich.  Die 
organische  Substanz  ist  zum  Theil  noch  in  Kohle  verwandelt  vorhanden, 
zum  Theil  gänzlich  zerstört  und  hier  wird  die  entstandene  Höhlung  durch 
■weisse  Kalkspathkrystalle  erfüllt  (bei  b).  —  Fig.  7.  Unbestimmbarer 
cypressenähnlicher  Zweig  von  Pössneck. 


.320 


5.    Rerlcbl   über   eine  Nachii;rabung   in  der  Baiimanns- 
liöhle  im  Herbst  1S51. 

Von  Herrn  A.  Euman  und  P.  IIeriek  in  Berlin.        I* 

Die  in  den  Kalkcjebira-cn  aller  Formationen  so  häufigen 
Höhlen  bieten  dem  Geognosten  vorzüglich  drei  Aufgaben  dar. 
Die  Entstehung  der  Höhlen  selbst  ist  zunächst  zu  erklären; 
sodann  die  Ereignisse  bei  der  Füllung  der  meisten  derselben 
mit  Thierknochen  und  diluvialem  Sand  und  Letten;  endlich 
die  Tropfstcinbildung  und  ihr  Verhältniss  zu  dem  Knochen- 
Ictten.  Wenn  diese  Fragen  auch  Anfangs  keine  gleiche 
Wichtigkeit  zu  besitzen  scheinen,  so  erhöht  sich  doch  ihr 
Interesse,  bei  näherer  Ansicht,  durch  ihren  gegenseitigen  Zu- 
sammenhang. So  kann  z.  B.  der  horizontale  Boden  der 
einzelnen  Höhlenkammern  nur  dann  als  ein  sicheres  Zeichen 
einer  später  erfolgten  Ausfüllung  dienen,  wenn  zuvor  nachge- 
wiesen ist,  dass  die  Entstehungsweise  eine  hinlängliche  Sym- 
metrie der  oberen  und  unteren  Hälfte  der  Höhle  bedingte. 
Die  Tropfsteinbildung  an  sich  ist  in  den  Höhlen  freilich 
nicht  merkwürdiger  als  in  Stollen,  Felsenkellern  u.  s.  w., 
wo  man  sie  oft  beobachten  kann.  Aeusserst  wichtig  aber  ist 
es  die  Verbreitung  ihres  Produktes  in  verschiedenen  Theilen 
der  Höhle  zu  bestimmen  und  namentlich  festzustellen,  ob 
und  in  welcher  Mächtigkeit  dasselbe  auch  imter  der  diluvia- 
len Füllung  vorkommt,  lieber  diese  und  viele  damit  zu- 
sammenhängende Fragen  könnte  nur  entschieden  werden, 
wenn  man  durch  einfache  Nachgral )ungen  oder  bergmännische 
Arbeiten  sich  eine  genaue  Kenntniss  von  den  Profilen  sol- 
cher Höhlen  verschaffte,  wodurch  man  ausserdem  zu  Auf- 
schlüssen über  die  relative  Häufigkeit  der  einzelnen  dort 
begrabenen  Thierarten  gelangen  würde.  So  einfich  ein  sol- 
ches  gründliches  Verfaiu'en  sein  mag,  so  hat  sich  dasselbe 
doch  nur  auf  eine  sehr  geringe  Anzahl  Holden  beschränkt, 
während     In     anderen    nur    ein    zufälliges,     umcgehnässigcs 


321 

Durchwühlen  stattfand,  oder  sogar  durch  die  sogenannten 
Wunder  der  Tropfsteinbildung  die  Aufmerksamkeit  der  Be- 
sucher ganz  absorbirt  wurde. 

In  recht  auffallender  Weise  hat  die  Baumannshöhle  bei 
Rüheland  bisher,  oder  doch  seit  Ij  Jahrhundert,  eine  solche 
unerspriessliche  Behandlung  erfahren ,  und  es  ist  daher  na- 
mentlich um  zu  deren  zweckmässiger  Untersuchung  aufzu- 
fordern, dass  wir  einige  Erfolge  des  Anfanges  einer  solchen 
bekannt  machen. 

Während  eines  Aufenthaltes  in  Rüheland,  zu  dem  uns 
im  August  dieses  Jahres  die  Prüfung  eines  neuen  hypsome- 
trischen Verfahrens  veranlasste,  erkundigten  wir  uns  bei  den 
Führern  der  genannten  Höhle ,  denen  wir  die  gründlichste 
Lokalkenntniss  zutrauen  mussten,  nach  dem  damaligen  Zu- 
stande der  Knochenausbeute  aus  derselben.  Es  Avar  uns 
kaum  zweifelhaft,  dass  ein  Zeitraum  von  30  Jahren  genügt 
haben  würde,  um  Buckland's  Anweisungen  zur  Auffindung 
der  Diluvialreste  auch  hier  zur  Ausführung  gebracht  zu 
haben.  Um  so  grösser  war  aber  unser  Erstaunen  als  die 
Befragten  uns  versicherten,  dass  in  der  Baumannshöhle  von 
Gesteinen  nichts  anders  als  Kalkfels  und  Tropfstein  bekannt 
seien ,  und  dass  sie  von  organischen  Resten ,  ausser  den  be- 
kannten Versteinerungen  des  Uebergangskalkes,  nur  dürftige 
Knochen-  und  Zahnfragmente  im  Tropfstein  gefunden  hätten. 
Und  in  der  That  machten  einige  Knochensplitter  den  Ge- 
sammtbestand  ihrer  Sammlung  aus,  die  sie  uns  zum  Verkauf 
vorlegten. 

Bei  mehrmali";er  Befahrung  der  Höhle  fanden  wir  alle 
Anzeichen ,  die  auf  eine  diluviale  Ausfüllung  schliessen  las- 
sen, aber  es  gelang  uns  nicht  die  Rübeländer  unsere  Ansicht 
theilen  zu  machen.  Die  Vorhersagung  eines  reichen  und 
leicht  auszubeutenden  Knochenlagers  unter  dem  Tropfstein- 
boden schien  ihnen  vielmehr  neu  und  unglaubwürdig.  Eine 
Untersuchung  der  Höhle  wurde  anfangs  gänzlich  zurück- 
gewiesen, endlich  aber  auf  den  Anfang  der  Wintermonate 
verschoben,    wo  die  Bewunderer  des  Tropfsteins   keine  Stö- 

2cits.  d.  d.  gcol.  Ges.  III.  3.  23 


n2 

rung  durch  die  Arbeiten  in  der  Höhle  zu  erleiden  hätten. 
Demgemäss  begaben  wir  uns  am  7.  October  nach  Jiitbelmid, 
und  überwanden  endlich  die  angedeuteten  Schwierigkeiten 
soweit,  dass  die  Nachgrabung  in  der  folgenden  Nacht  auf 
der  rechten  Seite  der  ersten  grossen  Höhlenkammer,  des  so- 
genannten Tanzplatzes,  unmittelbar  am  Kande  desselben  an- 
gefangen wurde.  Die  Wand  der  Höhle  fiel  an  dieser  Stelle, 
so  weit  sie  verfolgt  wurde,  fast  senkrecht,  so  dass  daraus 
auf  bedeutende  Tiefe  derselben  und  grosse  Mächtigkeit  der 
Lettenausfüllung  zu  schliessen  schien.  Die  horizontale  Tropf- 
steinschiclit,  \velche  den  Boden  bildet,  fand  sich  fj  bis  2' 
stark ,  und  auf  einem  gelblich  -  grauen  Letten  liegend ,  der 
an  einigen  Stellen  schwarz  und  bituminös ,  und  in  solchem 
Masse  mit  Knochen  erfüllt  ist,  dass  wir  80  Pfd.  derselben 
während  unsers  zweitägigen  Aufenthaltes  sammeln  konnten. 
Der  streckenartig  nach  dem  Mittel[)unkt  der  Höhle  zu  an- 
gesetzte Bau  musste  nach  ~  Lachter  eingestellt  werden ,  ehe 
er  zu  einem  Resultat  über  die  Gestalt  und  Beschaffenheit 
des  Höhlenbodens  geführt  hatte,  weil  die  Arbeiter  nicht  zu 
veranlassen  waren,  eine  regelrechte  Zimmerung  anzubringen, 
und  so  beim  Fortarbeiten  ein  Niedergehen  der  Forste  zu 
befürchten  war. 

Man  sieht  hieraus  dass  wir,  unserer  Erwartung  gemäss, 
dieselben  Verhältnisse,  welche  die  besser  untersuchten  und 
beschriebenen  Höhlen  Englands  und  Deutschlands  darbieten, 
gefunden  haben.  Ob  für  die  Baumannshöhle  dieser  Beweis  zum 
ersten  Mal  geführt,  oder  ob  eine  früher  bekannte  Thatsache 
aufs  neue  bestätigt  wurde,  scheint  uns  zwar  an  und  für  sich 
gleichgültig,  nmss  jedoch  mit  wenigen  Worten  besprochen 
werden ,  um  uns  selbst  vor  dem  Schein  eines  lächerlichen 
Plagiates  zu  schützen. 

Anfangs  glaubten  wir  allerdings  an  die  Neuheit  unserer 
Erfährung,  und  wurden  namentlich  durch  die  erwähnte  Un- 
kenntniss  der  Führer  darin  beötärkt.  Eine  genauere  Durch- 
sicht der  Höhlenlitteratur  hat  es  indess  wahrscheinlich  ge- 
macht, dass  schon  um  das  Jahr  1700  eine  Durchbrechung  jenes 


323 

Tropfsteins  stattgefunden  hat,  da  ohne  eine  solche  die  Menge 
der  Knochen,  welche  Leibnitz  damals  erhielt,  und  in  seiner 
Protogaea  beschrieb,  wohl  nicht  zu  erklären  sein  möchte. 
Siehe  Bergmann,  Physikalische  Beschreibung  der  Erdkugel 
1780,  Band  II.  pag.  268. 

Was  dagegen  die  von  Bucklaind  in  seiner  Zeichnung 
der  Baumannshöhle  (reliquiae  diluvianae  tab.  XV.)  angedeu- 
tete Durchbrechung  des  Troj^fsteinbodens ,  in  einer  der  hin- 
teren, und  in  Wirklichheit  nicht  wohl  zu  erkennenden  Kam- 
mern (h)  betrifft,  so  gestehen  wir,  dass  wir  dieselbe  mehr 
für  eine  hypothetische  Darstellung  als  für  das  Resultat  einer 
Untersuchung  halten.  Im  Text  pag.  117  — 121  sagt  näm- 
lich Buckland,  dass  er  nur  ausserordentlich  zermalmte  Kno- 
chensplitter im  Tropfstein  gefunden  habe  und  bezeichnet  ge- 
rade die  Kammer  (h)  als  eine,  deren  Knochengehalt  mit  einer 
jungfräulichen  Stalagmitenschicht  bedeckt  sei  (the  contetits  of 
lühich  are  still  gla%ed  ove?^  with  a  crust  of  virgin  Stalagmite), 
Es  scheint  uns  sogar,  dass  auch  Bucklands  Zeichnung  der 
Bielshöhle  (reliq.  diluv.  tab.  XVI.)  mehr  einen  muthmasslichen 
als  einen  beobachteten  Zustand  darstellt.  Es  soll  nämlich 
nach  dieser  Zeichnung,  wie  auch  nach  der  kurzen  zugehöri- 
gen Beschreibung,  in  der  Bielshöhle  zwar  ebenfalls  Letten 
unter  den  Stalagmiten  liegen,  derselbe  aber  völlig  frei  von 
Thierresten  sein.  Es  wäre  aber  dieses  Verhalten  für  einen 
der  Baumannshöhle  so  ähnlich  und  so  nahe  gelegenen  Punkt 
kaum  zu  erklären.  Gewiss  hat  der  Verfasser  mit  einer  sol- 
chen über  die  Beobachtungen  hinaus  gehenden  Darstellung 
nichts  weiter  als  eine  Aufforderung  zu  künftigen  Unter- 
suchungen beabsichtigt;  um  so  mehr  ist  es  zu  bedauern, 
dass  auch  für  diese,  so  viel  wir  erfahren  haben,  30  Jahre 
hindurch  nichts  geschehen  ist. 

Was  nun  zunächst  die  von  uns  gesammelten  Knochen 
betrifft,  so  stammen  sie  her  von  Ursus  spelaeus  undCanis 
spelaeus,  von  denen  der  erstere  bedeutend  prävalirt.  Das 
Uebrige  gehört  zu  einer  dem  Tiger  an  Grösse  gleichen  Art 
von  Canis  oder  Felis,    einem  grossen   Pferde,   einem 

23* 


324 

dem  Rehe  nahe  stehenden  kleinen,  und  einem  sehr 
grossen  Grasfresser.  Es  folgt  hier  ein  specielleres 
Verzeichniss  der  einzelnen  Knochen,  so  wie  wir  sie  mit 
Hülfe  der  Herren  A.  Mueller,  Güklt  und  Beyrich  be- 
stimmt haben. 


Zahl  der 


a 

o 

a 


I.    IJrsus  spelaeus» 

A.     Knochen    des   Kopfes. 

Oherschädel  von  einem  jungen  Individuum 

Oberschädel,  fragmentarisch,  von  einem  jungen  Individuum 

Stück  eines  Unterkiefers  von  einem  jungen  Individuum 

Stirnbein  eines  ausgewachsenen  Individuum       .... 

Hinterhauptbein  eines   ausgewachsenen  Individuum       .     . 

Schläfenbein  eines  ausgewachsenen  Individuum 

Scheitelbein  eines  ausgewachsenen  Individuum         .     .     . 

Gaumenbein  eines  ausgewachsenen  Individuum        .     . 

Linke  Hälfte  des  Unterkiefers  eines  ausgewachsenen  In- 
dividuums   

Vorderer  Theil  der  linken  Hälfte  des  Unterkiefers  eines 
ausgewachsenen  Individuums 

Hintertheil  der  linken  Hälfte  des  Unterkiefers  eines  aus- 
gewachsenen Individuums • 

Zusammen 

Zähne. 

Eckzähne  des  Oberkiefers 

Eckzähne  des  Unterkiefers 

Schneidezähne  des  Oberkiefers 

Schneidezähne  des  Unterkiefers 

Backzähne  des  Oberkiefers 

Backzähne  des  Unterkiefers 

Lückenzahn  eines  jungen  Individuums 

B.     Knochen  der  Wirbelsäule. 

Atlas 

Epistropheus       

Halswirbel       

Rückenwirbel 

Lendenwirbel , 

Schwanz^virbel .     , 

Stücke  von  Becken 

Pfannen  derselben   Seite  des  Körpers 

Rippen  (sehr  zahlreich;  aber  meist  in  Fragmenten,  deren 
Zusammenfügung  wir  als  zweifelhaft  unterlassen  haben). 


i) 


11 

26 
10 
13 
19 
'20 
1 


o 

13 
2 
3 
3 
3 
1 


3 


etwa  1 


325 


Zahl  der 

Ö 

«> 

u 
o 
c 

dadurch 
repräsen- 
tirten    In- 
dividuen. 

C.     Knochen  der  Gliedmassen. 

Scapula       

Os  humeri  links 

Radius  rechts 

Ulna  rechts    

Ulna  links 

Os  naviculare •     .     .     .     . 

Os  triquetrum 

Os  pisiforme       .     " 

Os  capitatum 

Os  hamatum 

erstes  rechts 

erstes  links 

zweites  rechts 

drittes  rechts 

Ossa    metacarpi      .  ^   drittes  links 

viertes  rechts 

viertes  links 

fünftes  rechts 

fünftes  links 

Os  femoris 

Tibia  rechts 

Tibia  links 

Astragalus • 

Calcaneus  rechts 

Calcaneus  links 

Os  cuneiforme  tertium 

erstes  rechts 

erstes  links 

drittes  rechts 

Ossa  metatarsi       .  ^   viertes   rechts 

viertes  links 

fünftes  rechts 

fünftes  links 

{Phalanx  prima 
Phalanx  secunda     .... 
Phalanx  tertia  (Nagelglieder) 
Verschiedene  Sesambeine. 


II.    Canis  spelaeuis. 

Epistropheus 

Halswirbel 

Trochanter  minor 

Pfanne  des  Hüftgelenkes 


1 

2 
2 
1 
1 
2 
4 


1 
1 

2 
2 
5 
1 
l 
2 
3 
9 
4 
3 

12 
2 
3 
1 
2 
2 
1 
4 
t 

2 
1 

23 
f) 
5 


2  J 


1 

2 
2 


1 

2 


1 
1 

2 
2 
5 
1 
1 
2 
3 
5 
4 
3 
6 
2 
3 
1 
2 
2 
1 
4 
1 
2 
1 
2 
1 
1 


326 


Zahl  der 

Ö 
ü 

o 
a 

dadurch 
rcpräsen- 
tirten    In- 
dividuen. 

111.     Felis   oder   Caiiis. 

Halswirbel 

1 

IV.    Kquutii. 

Letzter  oder  vorletzter  Rückenwirbel. 

V.    CrroHser  Grasiifresser. 

Unteres  Ende  der  Scapula. 

VI.    Kleiner  Ora§fresser. 

Mctatarsus. 

Die  Punkte  über  welche  Knochensammlungen ,  wie  die 
in  Rede  stehende,  aufzuklären  haben,  sind :  Erstens  die  Be- 
stimmung der  Thierarten,  die  durch  dasjenige  Ereigniss 
untergegangen  sind,  durch  welches  auch  die  Höhlen  gefüllt 
wurden.  Zweitens  die  Ermittelung  des  Zahlenverhältnisses, 
in  dem  dieselben  gestanden  haben.  Und  drittens  eine  Ent- 
scheidung über  die  Art  und  Weise,  wie  diese  Thiere  in  die 
Höhlen  gekommen  sind. 

Ueber  den  ersten  Punkt  lehrt  unser  vorstehendes  Ver- 
zeichniss  nichts  weiter,  als  das  Vorhandensein  der  erwähnten 
Thiere,  und  wir  müssen  sogar  in  Bezug  auf  dieses  noch 
bemerken,  dass  der  Metatarsus  des  rehartigen  Wiederkäuers 
zwar  mit  Tropfstein  bedeckt ,  aber  doch  so  nahe  an  der 
Oberfläche  gefunden  worden  ist,  dass  dessen  postdiluvianische 
Hereinschaffung  nicht  unmöglich  erscheint. 

Was  den  zweiten  Punkt  betrifft,  so  hat  das  von  uns 
Ausgegrabene  ein  beträchtliches  Prävaliren  von  Ursus  spelaeus 
in  dem  Knochenletten  der  Baumannsiiöhle  ausser  Zweifel 
gesetzt.  Demnächst  müssen  wir  aber  auch  hier  wieder  an 
die  Kleinheit  des  Raumes  den  wir  ausgebeutet  haben,  er- 
innern,   weil  in  Folge  derselben  das  obige  Verzeichniss  nur 


327 

allein  positive  Beweise  liefern,  d.  h.  nur  für  dcas  Vorkommen, 
aber  durchaus  nicht  für  das  Fehlen  irgend  eines  Thieres  in 
der  Baumannshöhle  entscheiden  kann. 

Beträchtlich  anders  verhält  sich  dagegen  die  Grösse  des 
contribuirenden  Raumes  zu  der  Kompetenz  unseres  Ver- 
zeichnisses bei  der  Frage,  ob  die  Knochen  vereinzelt  und  als 
ein  regelloses  Gemenge  in  die  Höhle  gespült,  oder  aber  als 
mehr  oder  weniger  vollständige  Skelette  in  derselben  vorge- 
funden und  umhüllt  worden  sind.  Denkt  man  sich  nämlich 
dass  die  Diluvialfluth  an  beliebigen  Stellen  der  Erde  Thiere 
getödtet ,  deren  Knochen  aber  erst  nach  langem  Umhertrei- 
ben auch  in  die  Höhlen  gespült  hätte,  so  würden  sich  in 
denselben  die  bekannten  Erscheinungen  der  Knochenbreccie 
aus  den  Spalten  vieler  felsigen  Küsten  des  Mittelmeeres  wie- 
derholen. Wenn  man  es  mit  einem  solchen  Sedimente  zu 
thun  hätte,  so  würde  offenbar  nur  die  Abzahlung  der  in 
einem  sehr  grossen  Räume  vorkommenden  Knochen  noch 
annähernd  die  Anzahl  der  Individuen  ergeben,  von  denen 
sie  herstammen.  Dass  man  ein  dem  äimliches  Resultat  aus 
einer  solchen  Formation  bei  Untersuchung  eines  ganz 
kleinen  Raumes  erhielte,  wäre  dagegen  ein  Erfolg  von 
äusserst  geringer  Wahrscheinlichkeit.  Eben  aus  diesem 
Grunde  glauben  wir  unserem  Verzeichniss  einige  Wichtig;- 
keit  zuschreiben  zu  müssen.  Dasselbe  zeigt  nämlich ,  dass 
die  gefundenen  Knochen  sich  auf  etwa  3  Skelette  mit  einem 
Grade  von  xAnnäherung  reduciren  lassen,  den  man  wohl  kaum 
für  zufällig  halten  kann ,  und  welcher  dann  ohne  weiteres 
diejenige  Zerstreuung  zusammengehöriger  Theile  widerlegt, 
auf  welcher  die  zuerst  erwähnte  Hypothese  basirt  ist.  In 
der  That  bestehen  die  Abweichungen  von  jener  Regelmäs- 
sigkeit einerseits  nur  in  einem  unerhebHchen  Mangel  und 
andrerseits  in  einem  beträchtlicheren  Ueberfluss  an  einzelnen 
Knochen.  In  der  letzten  Beziehung  sind  am  ausgezeichnet- 
sten das  Vorkommen  der  unteren  Eckzähne,  welches  13  und 
das  der  astragali,  welches  G  Individuen  entspricht.  Wir  fin- 
den aber  hierfür  eine  Erklärung   darin,    dass  eine  beträcht- 


328 

liehe,  leider  aber  von  uns  nicht  näher  angemerkte,  Zahl  der- 
selben aus  der  Stalagmitendcckc  herstammt ;  in  dieser  konn- 
ten sich  manche,  als  die  weniger  zersetzbaren,  ansammeln, 
während  zerstörbarere  Knochen  derselben  Individuen  ver- 
schwanden. Ihr  Prävalircn  wäre  dann  nahe  genug  ver- 
gleichbar mit  der  Ansammlung  loser  Feuersteine  über  der 
Kreide ,  aus  deren  verschwundenen  Kalkschichten  sie  her- 
stammen. Abstrahiren  wir  von  diesen  beträchtlicheren  Aus- 
nahmen, so  können  wir  unsere  Knochen  auf  drei  Skelette 
zurückführen ,  indem  wir  annehmen ,  dass  das  eine  bei  der 
Verschüttung  fast  vollständig  in  dem  Kaume  den  wir 
durchwühlt  haben ,  gelegen  hat ;  zwei  andere  aber  so  nahe 
an  demselben,  dass  Einzelnes  davon  in  ihn  gerathen 
konnte. 

Das  Vorherrschen  der  schmelzreicheren  Eckzähne  und 
der  astragali ,  welches  wir  ihrer  grössern  Solidität  zuschrei- 
ben, wurde  bekanntlich  schon  früher  von  Bucklakd  in  dem- 
selben Masse  zu  Kirkdale  beobachtet,  zugleich  aber  in  fol- 
gender Weise  als  ein  Argument  für  seine  Ansicht,  dass 
diese  Höhle  vor  ihrer  Ausfüllung  von  vielen  Generationen 
von  Hyänen  bewohnt  war,  benutzt.  Relq.  diluv.  pag.  37: 
„Mit  der  Fähigkeit  und  bekannten  Gewohnheit  der  Hyänen, 
die  Knochen  ihrer  Beute  zu  verschlingen,  stimmt  vollkom- 
men überein,  dass  die  Zähne,  zahlreiche  kleine  Knochen  der 
Hand-  und  Fusswurzeln  und  Phalangen  vorzugsweise  häufig 
und  gut  erhalten  sind;  da  sie  zu  hart  und  marklos  waren, 
um  als  Nahrungsmittel  zu  dienen."  Es  scheint  uns  hiernach 
nicht  ohne  Interesse  denselben  Umstand  in  der  Baumanns- 
höhle wiedergefunden  zu  haben,  obgleich  doch  die  in  ihr 
vorherrschenden  Knochen  einer  Thierart  angehören,  die  man 
kaum  zu  den  Fleischfressenden  rechnen ,  und  welche  in  kei- 
nem Falle  Knochen  von  irgend  einer  Species,  am  allerwe- 
nigsten aber  von  ihrer  eignen,  zernagt  und  vertilgt  haben 
kann. 

Was  schliesslich  den  anorganischen  Theil  der  Diluvial- 
füllung in  der  Baumannshöhle  betrifft,    so  haben  wir  densel- 


329 

ben  in  der  ersten  Höhlenknmmer  aus  dem  schon  oben  er- 
wähnten gelblich  -  grauen  Letten  bestehend  gefunden.  Nur 
zunächst  an  der  Tropfsteindecke  enthält  derselbe  einzelne 
Kollstücke  von  Rübeländer  Kalk.  Fremdartige  Beimen- 
gungen Hessen  sich  nur  durch  mikroskopische  Untersuchung 
nachweisen.  Die  faserigen,  in  der  Nähe  der  Knochen  häu- 
figeren, Kohlentheilchen  sind  sichtlich  animalischen  Ursprungs. 
Ferner  erkannten  wir  sehr  kleine ,  scharfkantige  Quarzparti- 
kelchen durch  die  von  ihnen  bewirkte  farbige  Lichtpolarisation. 
In  einer  der  kleinen  seitlichen  Kammern  des  hinteren  Thei- 
les  der  Höhle,  von  der  man  uns  gesagt  hatte  dass  sie  Bo- 
dekiesel  enthielte ,  fanden  wir  den  Letten  sehr  reich  an 
crbsengrossen  Gerollen,  aber  auch  diese  bestehen,  so  viel  wir 
oesehen  haben,  ohne  Ausnahme  aus  Uebero;an2;skalk.  Wir 
empfehlen  diesen  Umstand  einer  ferneren  Untersuchung,  in- 
dem es  uns  in  der  That  sehr  merkwürdig  erscheinen  würde, 
wenn  die  Diluvialfiuth  keine  Spuren  der  mannigfaltigen  be- 
nachbarten Gebirgsarten  mit  sich  geführt  hätte. 


Druck  von  J.  F.    Starcke  in  Berlin. 


^ 


Zeitschrift 

der 

Deiitsclieii  geologischen  Gesellscliaft. 

4.  Heft  (August,  September,  Oktober  1851). 


A.    Verhandlnng^en  der  Gre,^ellsc]iaft. 


J.     Protokoll  der  August -Sitzung. 

Verhandelt  Berlin  den  6.  August  1851. 

IN  ach  Eröffnung  der  Sitzung  durch  den  Vorsitzenden,  Herrn 
Karsten,  wird  das  Protokoll  der  Juli-Sitzung  verlesen  und 
genehmigt. 

Eingegangen  war  für  die  Bibliothek  der  Gesellchaft: 

1)  Extrait  du  programme  de  la  societe'  hollandaise  des 
Sciences  a  Harlem,  pour  l'annee  1851. 

Die  in  dem  Programme  für  den  Termin  des  ersten  Ja- 
nuars 1853  gestellten  Preisfragen,  so  weit  sie  geologischen 
Inhaltes  sind ,  werden  zur  weiteren  Verbreitung  als  Beilage 
zu  gegenwärtigem  Protokoll  abgedruckt  werden. 

2)  Archiv  für  wissenschaftliche  Kunde  von  Russland. 
Band  10.  Heft  1. 

Der  Vorsitzende  legt  hierauf  eine  von  Herrn  Dr.  Her- 
mann Karsten  eingesendete  neue  geognostische  Karte  eines 
Theiles  von  Venezuela  vor  und  giebt  Erläuterungen  zu  der- 
selben nach  dem  Inhalt  eines  an  Herrn  Weiss  gerichteten 
Schreibens.  Die  neue  Karte  bildet  eine  westliche  Fortsetzung 
von  der  früher  in  der  Zeitschrift  der  Gesellschaft  publicirten 
Karte  und  erstreckt  sich  in  südwestlicher  Richtung  bis  zum 
See  Maracaybo. 

Herr  Raimmelsberg  gab  darauf  eine  Mittheilung  von 
dem  Resultate    seiner   Untersuchung    des    Meteoreisens  von 

Zcils.  (I,  d.  geol.  Ges_.  III.  /(.  24 


332 

Schtvetx.  Dasselbe  enthält  5^  ~  Nickel  und  1  "-  Kobalt.  T^in 
Rückstand  von  Pliosphorverbindungen  Hess  sich  nicht  rein 
abscheiden. 

Hierauf  wurde  die  Sitzung  geschlossen. 
V.         w.         o. 
Karstln.     Beyrich. 


Extrail    du  programyne    de    la    societe  hollandaise 
des  Sciences   a   Hartem,  pour  V annee   1S51. 
(Im  Auszuge  als  Beilage  zum  Protokoll  der  August-Sitzung.) 

ha  socie'te"  a  juge'  a  propos  de  r^peter  les  questions  sui- 
vantes,  et  eile  demcmde  qv!il  y  soit  rejjondu 

twant  le  premier  janvier  1853. 

/,  ha  societe",  supposant  gue  le  terrain  meuble,  qui  borde 
les  grandes  rivieres  dans  les  colonies  hollandaises  de  T Amt^rique 
Meridionale^  recele  des  restes  importants  (Tanimaux  fossiles, 
comme  on  en  a  ti'ouve'  dans  le  voisinage  de  Buenos-Ayres  et 
dans  d'autres  pays  du  meme  conti nent ,  et  desirant  favoriser 
la  recherche  de  ces  osseme?its  importa7its ,  promet  a  celui  qui 
lui  aura  etivoy^,  avant  le  premier  janvier  1853,  des  ossements 
de  quelqve  grande  et  nouvelle  espece  de  mammifere ,  doiseau 
QU  de  reptile ,  trotive's  dans  une  des  colonies  ne'erlandaises  de 
V Amerique  Meridionale^  une  recompetise  proportio7inee  a  Vin- 
t^ret  de  Venvoi  et  dont  la  direction  de  la  societe  sc  re'serve  de 
fixer  le  montant. 

II.     ha  socif^te'  demande  une  monograplde   des    cycad^es 
fossiles. 

XI.  II  paratt  d apres  les  7'echerches  de  Mlhciiison  quil 
existe  dans  les  Alpes  orientales  des  cotiches  qui^  placees  entre 
les  plus  jeunes  des  secondaires  et  les  plus  a?icie7tnes  des  ter- 
tiaires,  fo7meraient  U7ie  sorte  de  tra7isitio7i  (mtre  ces  denxfor- 
mations  et  indiqueraient  U7ie  successio7i  graduelle,  sans  secousses 
violentes  de  Cune  a  Vautrc.  Da7is  les  e7iviro7is  de  Maeslricht, 
on  irouve  sur  les  hords  de  la  Meuse  des  couches  qui  sont  su. 
perpostes  a  la  craie  blu7iche  et  p/es  desquelles  on  remarqite  des 
couches  tertiaires.  —  Des  gdologties  de  gra/id  77ie'rite  ont  cov- 
sid&e  cette  for7/iatio7i  de  Maest/icht  c07H77ie  composee  de  cou- 
ches  de   tra/isilio7i  e/iirc  les  forniatioiis  iccondaire  et  trrliai/r, 


333 

tandis  que  dautres,  non  moins  distingue's^  l'ont  attrihuee  a  la 
formation  ci^ayeuse  dont  eile  formerait  les  couc/ies  superieui^es, 
soutetiant  que  ces  couches  sont  nettement  separe'es  des  couches 
terliaires  et  qtüelles  ne  foi'ment  qtie  les  couches  les  phis  re- 
ce?ites  des  couches  secondaires. 

La  societe'  de'sire  que  la  formation  de  Maestricht  sott  de 
nouveau  examinee  sous  ce  poi7it  de  vue  et  que  les  fossiles 
quelle  C07itient  soient  exacteme7it  compare's  u  ceux  de  la  craie 
hUuiche,  SU7-  laquelle  eile  repose ,  aiTisi  qua  ceux  des  te7Tains 
tertiaires  des  e7ivirons,  afi7i  que  ce  prohle77ie.  si  ir7iporta7it  pou7- 
la  giologie  et  la  cliTnatologie  de  Va7icie7i  77i07ide,  soit  dicide  de 
7na7iiere  a  ce  qtiil  ne  reste  plus  aucu7i  doute  a  cet  <'gard. 

XII.  La  societe  de7na7ide  une  desc7iptio7i  geologique  des 
couches  de  file  de  Java  qui  contie7inent  des  fossiles ,  eclaircie 
par  la  descriptio7i  et  par  les  figures  de  ces  fossiles ,  autant 
qu'elles  sero7it  jugees  necessai7'es. 

XIII.  Cest  surto7it  aux  anciens  7iavigateurs  hollandais, 
qtie  Von  doit  les  details  qtd  nous  sont  parve7ius  dune  grande 
espece  d'oiseati,  qui  vivait  autrefois  dans  l'ile  Maurice  et  qui 
est  77iaintenant  entiere7ne7it  detruite.  Uhistoire  et  Va7iat077ne 
de  cet  oiseau  ont  fait  tont  ncenmient  lohjet  des  recher ches 
de  MM.  SrniCKLAND  et  Mfj.ville,  et  de  M.  Hamel;  les  pre- 
miers  ont  public  leurs  observations  dans  U7i  77iagnifique  ou- 
vrage  qui  a  paru,  a  Lo7idres,  et  le  sec07id  a  consig7ie  son  tra- 
vail  dans  les  annales  scie7itifiques  de  la  societe  de  St.  Peters- 
bourg. 

ly apres  les  recherches  de  ces  savants,  on  sait  qiiune  des 
meilleures  figures  du  Dodo .,  que  les  Holkmdais  ont  nomme 
Dod  aars  (amis  en  pelote)  de  dod  (pelofe)  et  aars  (mitis) ,  se 
voit  daiis  le  tahleau  de  Roeland  Savery,  au  Musee  de  La 
Haye ;  que  quelques-u7is  des  restes  si  rares  de  cet  animal  sont 
vemis  de  la  Holla7ide^  et  meine  quun  des  deux  fragments  du 
Dodo,  que  Von  a  retrouve  a  Cope7ihugue  parmi  plnsieurs  vieux 
objets  mis  au  rebut,  provenait  de  la  vente  du  musee  que  le 
savaiit  Pai.udanus  avait  autrefois  forTUe  a  Enkhuyse,  dans  la 
JSord-Holkm  de. 

II  se  pourrait  qtiil  existdt  dxms  les  Pays-Bas  ou  aillenrs 
des  tableaux  da7is  lesquels  se  troiwent  des  figtires  de  cet  oiseau, 
e7icore  pcu  connu  des  naturalistes ;  ou  qiiil  en  fit  fait  men- 
tion  da7is  des  anciennes  relatio7is  de  voyage  ou  jusqjiäpresent 

24* 


334 

elles  TÜont  point  vU  remarquees  des  savants  et  meme  il  ne  serait 
pas  tout  a  fait  impossihle  que  quelque  anciemie  collection 
receldt  encore  quelques  fragments  de  cet  interessant  oiseau. 

La  societe  drsire  appeler  sur  cet  ohjet  T attention  des  na- 
turalistes  et  surtout  des  savants  n<' erlandais .  —  Elle  decerne- 
rait,  ponr  toute  communicatio7i  concernant  cet  oiseau,  soit  une 
mention  honorahle ,  soit  un  piHx  quelco?jque^  en  proportion  de 
limportance  de  la  comiminication ;  et  eile  accorderait  surtout 
volontiers  u7ie  rlcompense  proportionnce  a  la  valeur  du  sujet, 
a  celui  qui  lui  procurerait  pour  ses  collections  quelques  frag- 
ments du  Dodo. 

La  societe  a  proposd  cette  annce  les  questions  suiva?ites, 
et  eile  demande  qu'il  y  soit  r^pondu 

avant  le  pr emier  janvier  1853. 

/.  //  est  incontestahle  que  la  mcr  empiete  lentement,  mais 
incessamment ,  sur  le  cordon  littoral  des  deux  provinces  du 
royaume  des  Pays-lias,  la  Hollande -mir  idionule  et  la  Jlollande- 
septentrionale.  —  Comme  ce  phenomene  doit  a  la  longue 
dcvenir  inqtd/tant ,  la  societe  demande,  d'ahord,  un  expose 
exact  de  tous  les  changements  connus  que  cette  cdte  a  suhis 
dans  les  temps  antärieurs ;  ensuite ,  quelles  en  ont  ete  les 
causes ;  et  enfin ,  quels  sont  les  moyens  que  Von  pourrait  op- 
poser  aujourd hui  avec  succes  a  cet  empietement  des  eaux  de 
la  mer? 

VI.  La    societe    demande   une   monographie    des  palmes 
fossiles,  expliquöe  par  des  ßgures. 

VII.  Uuels  sont  les  vogetaux  qui  croissent  exclusivement 
sur  certains  terrains  et  dont  la  presence  peut  ainsi  indiquer 
avec  certitude  la  nature  de  ces  terrains?  JusqUa  quel  point 
peut  on  prouver ,  par  xm  exameti  expi'rimental  chimique  ou 
autre,  la  relation  mutuelle  qui  existe  entre  le  sol  de  ces  ter- 
rains et  les  vegetaux  qui  y  croissent? 

VIII.  Par  quelles  couches  a-t-on  phietre.,  en  foranl  des 
piiis  profonds  dans  divers  endroits  du  roi/awne  des  Pays  Bas'i 
Qu^a-t-Ofi  appris  par  ces  forages  sur  la  nature  gt'ologique  du 
sol  de  ce  pays? 

IX.  On  sait  que  des  mim'rau.v  a  l't'tat  cristallin  se  trou- 
ve7it  souvent  7-enfermes  da7is  dautres  mineraux  cgalniiciü 
cristallisvs,  77iais  dont  la  cfnnpnsitio7i  c/nniiqtie  et  lafor77ic  S07it 


335 

differentts.  Quels  saut  ces  mlueraux  et  coininent  peut-on  ex^ 
pliquer  leur  origine? 

XIII.  On  prctend  que  VvUvatio7i  du  sol  du  royaume  des 
Pays  -  Bas  au  dessus  du  niveau  77ioyen  de  la  mer  a  dimiuue 
depuis  les  temps  historiques  aiiUrieurs,  et  Vo7i  a  voulu  expli- 
quei-  pur  cette  diminution  de  la  luiuteur  du  sol  les  change- 
ments  que  la  Constitution  physique  de  ce  pays  a  suhis  dans  ces 
derniers  siecles. 

Cette  opinion  nu'rite  d'etre  exatninee  avec  soin,  et  Von  de- 
munde  sil  est  reellement  possihle  de  pr07wer  que  Celevation  du 
sol  des  PayS'Bas,  par  rapport  au  niveau  moyen  de  la  mer,  a 
tte  soumise  a  des  variations,  et  si  eile  les  suhit  encore  actuelle- 
ment. 

Le  prix  ordinaire  (Fune  reponse  satisfaisante  a  chacune 
de  ces  questions  est  une  mldaille  dor  de  la  valeuj-  de  iöOßo- 
rins,  et  de  plus,  une  gratification  de  150  florins  de  Hollande, 
si  la  ri'ponse  en  est  jugee  digne.  II  faut  adresser  les  reponses, 
hien  lisiblement  ecrites  en  hollandais,  fran^ais^  a?iglais,  Italien, 
latin,  ou  allemand  (en  lettres  italiques)  et  ajfranchies ,  avec 
des  billets,  de  la  maniere  usitie,  a  J.  Gr.  S.  van  Bueda,  Secre- 
taire  perpetuel  de  la  socirtc  ä  Harlem. 


2.     Drilte  allgemeine  Versammlung  der  deutschen  geo- 
logischen Gesellschaft  in  Gotha. 


<i,I.   Sitzung. 
Verhandelt  Gotha  den  22.  September   1851. 

Der  für  die  allgemeine  Versammlung  in  Gotha  im  ver- 
gangenen Jahre  gewählte  Geschäftsführer,  Herr  Credner, 
begrüsst  die  anwesenden  Mitglieder  der  Gesellschaft  und 
beantragt  die  Wahl  eines  Vorsitzenden.  Ersucht  den  Vor- 
sitz zu  übernehmen,  spricht  derselbe  den  Wunsch  aus,  dass 
das  Amt  statt    seiner  Herrn  v.  Carnall  übertragen  werde, 


336 

welclicm  es  bei  seiner  genauen  Kenntniss  der  Gesellschafts- 
angelegenheiten leicht  sein  Averde,  die  bevorstehenden  Bera- 
thungen  mit  geringcrem  'Zeitaufwandc  zu  leiten.  Der  da- 
nach erfolgten  Aufforderung  Folge  leistend,  übernimmt  Herr 
V.  Caunall  den  Vorsitz.  Zu  Schriftführern  werden  nach 
Vorschlag  des  Vorsitzenden  die  Herren  Bi:ykich  aus  iierlin 
und  GiKHEL  aus  Halle  gewählt. 

Nach  hiermit  erfolgter  Constituirung  des  Vorstandes  legt 
der  anwesende  Schatzmeister  der  Gesellschaft  die  Rechnung 
für  das  Jahr  1850  vor;  derselbe  übergiebt  zugleich  die  zu- 
gehörigen Belege  nebst  einem  Kassenabschluss  vom  10.  Sep- 
tember d.  J.  und  erläutert  den  Inhalt  dieser  Schriftstücke. 

Herr  Graf  v.  SECKEiMJORF  wird  ersucht  die  Prüfung  der 
übergebenen  Belege  behufs  Ertheilung  der  Decharge  zu 
übernehmen. 

Der  Eingang  des  Rechenschaftsberichts  des  Gesellschafts- 
Vorstandes  zu  Berliti  wird  angezeigt  und  bemerkt,  dass  der- 
selbe als  Beilage  des  heutigen  Protokolls  zum  Abdruck  kom- 
men, daraus  aber  im  Laufe  der  Verhandlungen  bei  den  ein- 
zelnen Gegenständen  dasjenige  anzuführen  sein  werde,  was 
sich  auf  diese  bezieht. 

Der  Vorsitzende  legt  darauf  elf  von  Herrn  Fekdunani) 
RoEMEii  in  Botin  eingesendete  Tafeln  von  texanischen  Kreide- 
versteinerungen vor,  welche  zur  Ausstattung  eines  grösseren 
Werkes  über  die  Versteinerungen  insbesondere  der  Kreide- 
formation von  Texas  bestimmt  und  mittelst  einer,  nach  Be- 
schluss  der  in  Greifswald  für  das  Jahr  1851  für  die  Heraus- 
gabe von  Abhandlungen  gewählten  Kommission,  gewährten 
Beihülfe  von  200  Thalern  hergestellt  worden  sind. 

Es  wird  hiermit  die  Anzeige  verbunden,  dass  für  die 
Mitglieder  der  Gesellschaft,  nach  einem  von  Herrn  Roemeu 
mit  dem  Verleger  des  herauszugebenden  Werkes  getroffenen 
Abkommen  40  Exemplare  zu  dem  ermässigten  Preise  von 
2  Thlr.  20  Sgr.  werden  abgegeben  werden.  Die  Anwesen- 
den wurden  ersucht,  falls  sie  Exemplare  zu  diesem  Preise 
wünschen,  solches  auf  die  ausgelegten  Subscriptionslisten  zu 


337 

vernicikeii.     Sie  werden  dieselben  demnäclibt  von  dem  Vor- 
stande zu   Berlin  zugesandt  erhalten.*) 

V.         w.         o. 
V.  Carnall.     Beyukjh.     Giüiju.. 


II.    Sitzung. 
Verhamlelt  Gotha  den  23.  September  1851. 

Der  Vorsitzende   zeigt   an,    dass   die   folgenden  Herren 
der  Gesellschaft  als  Mitglieder  beigetreten  sind : 
Herr  Ijualin,  Geh.  Kath  zu  Gotha, 

vorgeschlagen  durch  die  Herren  v.  Caknall,  Ckedner 

und  Beykk  II ; 
Herr  Walchneu,    Ober- Berg -Kath  und  Professor   zu 
Carlsrtihe, 

vorgeschlagen    durch   die  Herren   v.  Caunall,   Bey- 

Ri(  II  und  Zekkenner; 
Herr  Dr.  Senft,  Professor  in  Eisemuh, 

vorgeschlagen    durcli   die  Herren  Cuedjneu,   Beykich 

und  ZeiuieNiNer; 
Herr  Bax,  Bergrath  und  Salinen-Direktor  zu  Küsen, 

vor2;cschla2;en  durch  die  Herren  Ebeks,  Maktins  und 

V.  Carnael; 
Herr  Koettgek,  Salinenbeamter  zu  Käsen, 

vorgeschlagen  durch  die  Herren  Ebeu.s,  Mautiins  und 

V.  Carnall; 
Herr  Speivgler,  Berggeschworner  zu  Camsdorf, 

vorgeschlagen  durch  die  Herren  Zerreniser,  Credner 

und  V.  Carnall; 
Herr  Dr.  v.  Schauroth  in  Coburg, 


*)  Die  nicht  anwesend  gewesenen  Mitglieder  der  Gesellschaft  wollen, 
falls  sie  von  obigen  Exemplaren  zu  erhalten  wünschen,  dies  bald  gefälligst 
hieher  brieflich  anzeigen. 

Berlin,  den  2.  December  1851. 

Der  Vorstand  der  deutschen  geologischen  Gesellschaft. 
V.  Carnall. 


338 

vorgeschlagen  durch  die  Herreu  Zekklnineu,  CutDAEii 
und  V.  Carnall. 

Hierauf  macht  der  Vorsitzende  Mittheilung  von  dem 
Inhalte  verschiedener  brieflicher  Mittheilungen  der  Herren 
Fekd.  Roemer,  Zerreniner,  V,  Wersky,  Delesse  und 
Richter,  .  welche  in  Be/iht  seit  der  August-Sitzung  einge- 
gangen waren. 

Herr  Zerrenner  übergiebt  einen  Aufsatz  des  Herrn 
Spengler  in  Camsdorf,  enthaltend  eine  Beschreibung  der 
Gänge  im  Camsdorfer  Revier,  wovon  für  die  Zeitschrift  Ge- 
brauch zu  machen  sein  wird. 

Für  die  Bibliothek  der  Gesellschaft  waren  eingegangen: 

F.  Sanuberger,  die  Nassauischen  Heilquellen  mit  Karte 
vom  Taunus.  Wiesbaden  1851.  —  Als  Geschenk  des  Ver- 
fassers. 

Dr.  Hoernes,  Bericht  über  die  Bereisung  mehrerer  Fund- 
orte von  Tertiär-Petrefakten  im  Wiener  Becken.  Aus  dem 
Jahrbuche  der  Kaiserl.  Königl.  geologischen  Reichs  -  Anstalt 
1.  Jahrg.  IV.  Vierteljahr  S.  662.  —  Als  Geschenk  des  Ver- 
fassers. 

H.  V.  Meyer  und  W.  Dunker,  Palaeontographica  oder 
Beiträge  zur  Naturgeschichte  der  Vorwelt.  I.  Band.  Cassel 
1851.  —  Als  Geschenk  der  Verlagshandlung  von  Fischer. 

Dr.  V.  Hagenovv,  die  Bryozoen  der  Macstrichter  Kreide- 
bildung mit  12  Tafeln.  Cassel  1851.  —  Als  Geschenk  des 
Verfassers. 

Die  Versammlung  schritt  nunmehr  zur  Wahl  des  Ver- 
sammlungsortes für  das  Jahr  1852.  Gegen  einen  von  Herrn 
Crednek  gestellten  Antrag ,  dass  für  die  allgemeine  Ver- 
sammlung der  deutschen  geologischen  Gesellschaft  Ort  und 
Zeit  nicht  zusammenfallend  mit  der  Versammlung  der  Na- 
turforscher und  Aerzte,  wie  bisher,  bestimmt  werden  möch- 
ten >  führt  Herr  v.  Carnall  die  Gründe  aus,  welche  bei 
(Üonstituirung  der  Gesellschaft  für  die  in  das  Statut  aufge- 
nommene Bestimmung  der  Verbindungsweise  der  beiden 
Versammlungen  maassgebend  waren.    Herr  v.  Buch  stimmt 


339 

dem  Antragsteller  daliiu  bei,  dass  die  Verbliiduug  mit  der 
Versammlung  der  Naturforscher  und  Aerzte  nicht  nöthig  und 
nicht  dauernd  zu  wünschen  sei,  insbesondere  weil  dadurch 
der  deutschen  geologischen  Gesellschaft  der  Vortheil  entgehe, 
für  ihre  Zusammenkünfte  auch  einen  kleineren  und  für  ihre 
besonderen  Zwecke  günstiger  gelegenen  Ort  wählen  zu  kön- 
nen. In  gleichem  Sinne  spricht  sich  auch  Herr  Germäk 
aus.  Nachdem  hierauf  Herr  v.  Stro3ibeck  den  Vorschlas; 
gemacht  hatte,  für  dieses  Mal  die  allgemeine  Frage  fallen  zu 
lassen  und  zunächst  für  das  nächste  Jahr  zu  wählen,  und 
darauf  ein  von  anderer  Seite  gestellter  Antrag  die  Bestim- 
mungen des  Statuts,  betreffend  den  Ort  der  allgemeinen  Ver- 
sammlungen, zu  ändern,  keine  Unterstützung  erhalten  hatte, 
wurde  zum  Versammlungsort  für  1852  Wiesbaden  vorge- 
schlagen und  mit  Majorität  gewählt.  Nach  längerer  Discus- 
sion  wurde  ferner  bestimmt,  dass  die  Versammlung,  dort 
ebenso  wie  in  Gotha^  gleichzeitig  mit  der  Versammlung  der 
Naturforscher  und  Aerzte,  also  mit  dem  18.  September  be- 
ginnend ,  abzuhalten  sei.  Zum  Geschäftsführer  für  diese 
vierte  allgemeine  Versammlung  wurde  Herr  Guido  Sand- 
BERGER  in   Wiesbaden  gewählt. 

Der  Vorsitzende  veranlasste  hierauf  die  Versammlung 
zu  der  nach  §.11  des  Statuts  ihr  zukommenden  endgülti- 
gen Bestimmung  über  den  in  Greifsioald  gestellten  und  da- 
selbst mit  Majorität  unterstützten  Antrag,  dass  der  bisherige 
statutenmässig  von  den  Mitgliedern  der  Gesellschaft  zu  zah- 
lende Jahresbeitrag  von  6  und  8  Thalern  auf  4  und  6  Tha- 
ler ermässigt  werde.*)  Der  Antrag  wird  in  Betracht,  dass 
der  Kassenbestand  der  Gesellschaft  die  Ermässigung  des 
Beitrags  gestatte,  einstimmig  angenommen,  und  lautet  hier- 
nach der  erste  Satz  von  §.  9  des  Statuts  gegenwärtig  wie 
folgt : 

Jedes  Mitglied  zahlt   einen  jährlichen  Bei- 
trag   von  vier  Thalern,   welcher   für  die  in 


*)  S.  Band  II.  der  Zeitschrift  Seite  260  und  261. 


340 

Berlin  ansässigen  Mitglieder  auf  sechs  Tha- 
Icr   erhöht  wird. 

Nach  Feststelhinty  dieses  Beschhisses  wurde  der  Antracr 
gestellt,  dass  in  der  bisherigen  Versendungsweise  der  Zeit- 
schrift der  Gesellschaft  auf  buchhändlerischem  Wege  wegen 
der  häufig  dabei  vorgekommenen  unvermeidlichen  Unregel- 
mässigkeiten eine  Aenderung  getroffen  und  in  Zukunft  die 
Zeitschrift  an  sämmtlich  e  Mitglieder  unfrankirt 
mit  der  Post  versendet  werden  solle.  Nach  läno;e- 
rer  Berathung  Avurde  dieser  i^ntrag  genehmigt ,  jedoch  mit 
der  Beschränkung,  dass  es  jedem  Mitgliede  freistehe, 
für  sich  die  Beibehaltung  der  bisherigen  Zusen- 
dung auf  buchhändlerischem  Wege  zu  beanspru- 
chen, in  welchem  Falle  dasselbe  hierüber  dem  Vorstände 
zu  Berlin  Mittheilung  zu  machen  habe. 

Hierauf  berichtete  Herr  Graf  Seckendokf,  dass  er  bei 
Prüfung  der  ihm  zur  Revision  übergebenen  Rechnungen  nichts 
zu  erinnern  gefunden  habe.  Es  wurde  darauf  von  der  Ver- 
sammlung für  die  vorliegende  Jahresrechnung  von  dem  Jahre 
1850  die  Decharge  ertheilt. 

Die  Versammlung  ging  nun  zur  Berathung  des  Bud- 
gets für  185  2  über.  Der  von  dem  Vorsitzenden  vorge- 
leffte  Entwurf  desselben  wurde  in  seinen  verschiedenen  Posten 
genehmigt  und  dasselbe  wie  anliegend  (folgt  unten)  festgestellt. 

Eine  Erneuerung  des  in  (ireifswald  für  1851  gewählten 
Direktoriums  zur  Herausgabe  von  Abhandlungen*)  wird  für 
unnöthig  erklärt,  da  in  dem  Budget  für  1852  in  Folge  Herab- 
setzung des  Beitrages  der  Mitglieder  ein  Fonds  für  Ab- 
handlungen nicht  ausgesetzt  werden  konnte. 

V.  W.  0. 

V.  Carnall.     Beyrich.     Giebel. 


*)  S.  Zeitschrift  Band  II.  Seite  2i6  fgg. 


ni.  Sitzung. 
Verhandelt  Gotha  den  24.  September  1851, 

Nach  Eröffnung  der  Sitzung  brachte  der  Vorsitzende 
zunächst  den  Inhalt  eines  Schreibens  von  Herrn  Anton  Em- 
aiEKT  zu  Tr'ient  vom  17.  d.  M.  zum  Vortrage,  in  welchem 
derselbe ,  aus  Veranlassung  der  ergangenen  öffentlichen  Be- 
kanntmachung der  gegenwärtigen  allgemeinen  Versammlung, 
den  Vorschlag  macht,  unter  dem  Namen  „Germania"  eine 
Zeitschrift  für  Naturwissenschaften  und  Arzneikunde  zu  grün- 
den. Hiernach  scheint  nicht  sowohl  die  deutsche  geologische 
Gesellschaft,  an  welche  das  Schreiben  adressirt  ist,  als  die 
Versammlung  der  Naturforscher  und  Aerzte  gemeint  zu 
sein.  —  Man  beschloss  dasselbe  einfach  zu  den  Acten  zu 
nehmen. 

Die  Versammlung  ging  nunmehr  an  die  weitere  Bera- 
thung  über  die  Ausführung  der  von  der  Gesellschaft  in  Ar- 
beit genommenen  geologischen  Uebersichtskart  e 
von   Deutschland.*) 

In  Bezug  auf  die  Personen,  welche  im  vorigen  Jahre  in 
Greifswald  zur  Leitung  der  Arbeiten  für  einzelne  Distrikte 
Deutschlands  gewählt  wurden  **),  theilte  der  Vorsitzende  mit, 
dass  Herr  Krug  von  Niüda  inzwischen  von  Haiherstadt  nach 
Siegen  versetzt  sei,  mithin  die  ihm  zugedachten  Arbeiten 
nicht  ausführen  könne,  und  darum  ein  anderes  Mitglied  der 
Gesellschaft  hierzu  erwählt  werden  müsse.  Die  Wahl  fiel 
auf  den  hier  anwesenden  Herrn  Germar  aus  Halle ,  welcher 
sich  bereit  erklärte,  den  Distrikt  zu  übernehmen  und  wel- 
chem auch  alsbald  die  beiden  Blätter  der  Karte  nebst  Farben- 
tafel eingehändigt  wurden. 

Ferner  wurde  Herr  Walchner  ersucht,  die  Leitung  der 
gedachten  Arbeiten  für  die  grossherzoglich  badenschen  Län- 
der zu  übernehmen,  welche  in  Greif sioald  verbunden  mit  dem 
Königreich   Würtemberg    dem  Herrn  Fraas  zu   Bahlingen 


*)  Vergl.  Zeitschrift  Bd.  I.  S.  395  f.  f.  und  Bd.  II.  S.  249  f.  f, 
**)  a.  a.  O.  Bd.  II.  S.  251. 


342 

über  wiesen  waren.  Indem  Herr  Walciunek  sich  beifällig 
erklärte,    wurden  ihm  ebenfalls  die  Kartenbliitter  zugestellt. 

Die  Wahl  einer  engeren  Redaktions- Kommission 
für  die  Zusammenstellung  der  Distrikts-Arbeiten  zu  einem 
Ganzen  und  endgültiger  Feststellung  der  anzunehmenden 
Farbcntafel,  war  in  Gr-ei/sxvald  noch  ausgesetzt  worden.  Es 
wurde  heute  von  einem  Mitgliede  in  Antrag  gebracht,  diese 
Bestimmung  noch  weiter,  imd  zwar  bis  zur  nächstjährigen 
allgemeinen  Versammlung  zu  vertagen.  Hiergegen  wurde 
aber  eingewendet,  wie  zu  wünschen  sei,  dass  die  Karte  mög- 
lichst bald  erscheine,  während  die  Annahme  eines  solchen 
Antrages  eine  Verzögerung  herbeiführen  möchte.  Nach  län- 
gerer Berathung  kam  man  zu  dem  Beschlüsse, 

den  Vorstand  in  Berlin  zu  ermächtigen : 

a.  die  eingehenden  Arbeiten  auf  der  Karte  zusammen 
zu  stellen, 

b.  diejenigen  Thcile  der  Karte,  für  welche  bis  Ende 
Juni  18  52  Einzel- Arbeiten  oder  Distrikts-Zusam- 
menstellungen nicht  eingehen  sollten,  nach  den  be- 
treffenden Hülfsmitteln  zu  vervollständigen, 

c.  hierzu  theils  nach  der  v.  Bucn'schen  Farbentafel, 
thcils  nach  den  darüber  eingehenden  anderweiten 
Vorschlägen  eine  passende  Colorirung  zu  wählen,  und 

d.  ein  danach  kolorirtes,  auch  mit  den  anzunehmenden 
Ortsnamen  vervollständigtes  Exemplar  der  ganzen 
Karte  der  nächsten  allgemeinen  Versammlung  der 
Gesellschaft  zur  Beschlussnahme  über  die  Heraus- 
gabe der  Karte  zu  unterbreiten. 

Der  Vorsitzende  bemerkte  hierauf,  dass  dieser  Aufgabe  nur 
dann  nachzukommen  sein  werde,  wenn  die  Herren  Mitarbei- 
ter ihre  Beiträge  rechtzeitig  einsenden,  indem  sie  bei  späte- 
rem Eingange  als  Ende  Juni  k.  J.  nicht  mehr  zu  benutzen 
wären,  und  dann  sehr  zu  bedauern  sein  dürfte,  wenn  die 
Karte  nicht  gleich  bei  ihrem  ersten  Erscheinen  Alles  dasje- 
nige enthalten  könnte,  was  bis  dahin  durch  Untersuchungen 
festgestellt  ist. 


343 

Bei  der  Beschlussnahme  über  die  Herausgabe  der  Karte, 
würde  es  erwünscht  sein,  auch  zugleich  den  Preis  festzu- 
stellen, zu  welchem  die  Karte  verkauft  wird.  Dieser  hängt 
aber  im  AVesentlichsten  von  der  Zahl  der  Exemplare  ab,  auf 
deren  Absatz  mit  einiger  Sicherheit  zu  rechnen  ist,  indem 
sich  hiernach  die  Art  der  Ausführung,  insbesondere  die 
Entscheidung  über  die  Ausdehnung  des  Farbendrucks  rich- 
ten müsse.  Je  mehr  aber  an  der  Karte  durch  Farbendruck 
geschehen  kann,  um  so  niedriger  werde  sich  auch  deren  Preis 
stellen  lassen.  Voraussichtlich  dürfte  letzterer  nur  etwa  auf 
2  bis  höchstens  3  Thlr.  (für  beide  Blätter)  kommen  und 
darum  eine  Verbreitung  der  Karte  in  weiten  Kreisen  zu  er- 
warten stehen. 

Der  Vorsitzende  nahm  hieraus  Veranlassung  die  An- 
wesenden dringend  zu  ersuchen,  sich  bei  Zeiten  des  Absatzes 
der  Karte  anzunehmen,  darüber  schon  jetzt  in  dem  Kreise 
ihrer  Bekannten  Erkundigungen  einzuziehen  und  von  dem 
Ergebniss  so  bald  als  möglich  dem  Vorstande  in  Berlin 
Kenntniss  geben  zu  wollen.*) 

Herr  Zerrenneu  trug  den  Inhalt  eines  Schreibens  des 
Herrn  Spengler  zu  Camsdor/**)  vor,  über  das  Vorkommen 
einer  eigenthümlichen  Eisensteinlagerstätte  in  der  Gegend  von 
Schlei%  und  legte  als  Erläuterung  desselben  eine  Reihe  von 
Handstücken  zur  Ansicht  vor.  Bei  Betrachtung  der  letzteren 
hob  Herr  Cotta  als  bemerkenswerth  hervor,  dass  nicht  blos 
der  Eisenstein,  sondern  auch  das  begleitende  grünsteinartige 
Gestein  ein  rogensteinartiges  Gefüge  zeige  und  Herr  Cred- 
NER  erwähnte,  dass  ihm  ähnliche  Vorkommen,  wie  das  von 
Herrn  Spengler  beschriebene,  auch  in  Böhmen  bekannt  seien. 

Hierauf  schloss  der  Vorsitzende  die  heutige  Sitzung  und 
damit  auch  die  dritte  allgemeine  Versammlung  der  Gesell- 
schaft,   nachdem    die  Anwesenden    zuvor    noch    dem   Vor- 


*)  Eine  Bitte,  welche  sich   derselbe  hier  auch  an   alle  übrigen  geehr- 
ten Mitglieder  der   Gesellschaft  und  sonstige  Leser  zu  richten  erlaubt. 

V.  Cärnall. 
**}  Folgt  unten  im  Briefwechsel. 


344 

Stande    einen  Dank  für  die  übernommene  Mülnvaltung  votirt 
hatten. 

V.         w.         o. 
V.  Carnall.     Beyrich.     Gii:bel. 


Rechenschafts-Bericht  des  Vorstandes  in  Berlin 
über  die   Geschäftsführung  im  Jahre    1851. 


Berlin,  den  16,  September  1851. 

Unter  Bezugnahme  auf  den  Inhalt  der  Sitzungs-Proto- 
kolle, welche  in  der  Zeitschrift  veröffentlicht  worden  sind, 
beehrt  sich  der  für  die  Geschäftsführung  in  Berlin  bestellte 
Vorstand,  den  durch  das  Statut  der  Gesellschaft  (§.  10)  vor- 
geschriebenen Kechenschafts  -  Bericht  im  Nachfolgenden  zu 
erstatten. 

1.  Das  laufende  Geschäftsjahr  wurde  mit  der  Novem- 
ber-Sitzung angetreten,  in  welcher  auf  Ansuchen  der  Ver- 
sammlung dieselben  Personen  die  Vorstandsgeschäfte  wieder 
übernahmen.  Seitdem  sind  bis  einschliesslich  August  zehn 
besondere  Versammlungen  abgehalten  worden,  und 
zwar  an  den  durch  das  Statut  bestimmten  Tagen.  —  Neue 
Mitglieder  sind  seit  der  August-Sitzung  niclit  zugetreten.    - 

2.  Die  Ausgabe  der  Zeitschrift  anbetreffend,  so 
sind  in  diesem  Jahre  bis  jetzt  Heft  3  und  4  des  II.  und 
Heft  1  des  III.  Bandes  erschienen,  während  sich  das  2.  Heft 
dieses  Bandes  noch  unter  der  Presse  befindet.  Es  liegt  zur 
Zeit  mehr  Material  als  früher  zum  Druck  vor,  weshalb  zu 
erwarten  ist,  dass  die  nächsten  Hefte  rasclier  erscheinen  wer- 
den, obwohl  die  Herstellung  von  Holzschnitten  und  Litlio- 
graphien  leicht  Verzögerungen  herbeiführt. 

3.  Hinsichtlich  Versend un g  der  Zeitchrift,  sind 
von  mehreren  Seiten  Klagen  darüber  geführt  worden,  dass 
Hefte  theils  spät,  theils  auch  gar  nicht  eingegangen  waren. 
Um  dergleichen  Klagen  zu  begegnen ,  anderseits  aber  auch 
die  Gesellschaftskasse  nicht  mit  dem  Porto  zu  belasten,  wcl- 


345 

ches  sie  um  so  weniger  zu  tragen  im  Stande  sein  wird,  wenn 
die  Herabsetzung  der  Beiträge  schon  im  nächsten  Jahre  ein- 
tritt, dürfte  es"  sich  empfehlen : 

die  Zeitschrift  allen  Mitgliedern  mit  der  Post  unter 
Kreuzband  unfrankirt  zuzusenden  und  nur  in  den 
Fällen  den  bisherigen  Buchhändlerweg  beizubehalten, 
wenn  solches  ausdrücklich,  in  einer  an  den  unter- 
zeichneten Vorstand  zu  richtenden  Erklärung,  veran- 
lasst wird. 
Es  wird  der  allgemeinen  Versammlung  dieser  Vorschlag  zur 
Beschlussnahme  unterbreitet. 

4.  Den  Verkauf  der  Zeitschrift  anlangend,  ist 
anzuführen,  dass  derselbe  in  erfreulicher  Weise  zugenommen 
hat,  und  dass  wenn  die  diesfällige  Geld-Einnahme  nicht  noch 
höher  gewesen,  als  der  Kassen-Auszug  nachweist,  dies  nur 
darin  liegt,  dass  die  BESSEn'sche  Buchhandlung  die  entnom- 
menen Exemplare  kontraktmässig  erst  im  nächsten  Jahre  zu 
bezahlen  hat. 

5.  Die  Rechnung  von  der  Gesellschaftskasse 
für  das  zweite  Geschäftsjahr  wird  mit  dem  Bemer- 
ken vorgelegt,*)  dass  dieselbe  wie  die  vorangegangene  wie- 
der mit  dem  Kalenderjahre  (1850)  anhebt  und  abschliesst,  in 
welcher  Beziehung  hier  auf  das  darüber  im  vorjährigen  Re- 
chenschaftsberichte (§.  4)  Angeführte  verwiesen  werden  kann. 
Ueberdem  ist  es  wünschenswerth ,  diese  Termine  auch  für 
die  Folge  beizubehalten,  denn  wenn  auch  in  der  November- 
Sitzung  (dem  eigentlichen  Wechsel  des  Geschäftsjahres)  eine 
Veränderung  in  dem  Personal  des  Vorstandes  vorkommen 
sollte,  so  würden  sich  die  Ausscheidenden  doch  der  Verant- 
wortlichkeit für  die  von  ihnen  angewiesenen  Ausgaben  nicht 
entziehen  können  und  ergiebt  sich  die  Grenze  dieser  Verant- 
wortlichkeit nicht  sowohl  aus  der  Rechnung,  sondern  allein 
aus  den  Belegen. 

Unter  Bezugnahme  auf  die  Erläuterungen    des  Schatz- 


*)    Folgt  unten. 


346 

melsters   unter  dem  Abschlüsse  der  Rechnung   wird  die  ge- 
ehrte Versammlung  ersucht: 

gegenwärtige  Rechnung  abzunehmen  und  dem  unter- 
zeichneten   Vorstande    darüber    die    Decharije    zu   er- 


s^ 


thcilen. 


6.  In  Bezug  auf  die  Bemerkungen  des  Schatzmeisters 
unter  No.  1  und  6  muss  der  unterzeichnete  Vorstand  das 
Ansuchen  desselben  dringend  befürworten. 

7.  Die  daselbst  unter  No.  4  angeführte  Ucbcrsicht  von 
der  Lage  der  Kasse  am  10.  dieses  Monats  besagt: 

An  Bestand  aus.  vorigem  Jahre    ....     565  Thlr.  20  Sgr.    6  Pf. 
dazu:  Einnahme,  und  zwar 

a.  An  Beiträgen  der  Mitglieder     725  Thlr. 

b.  Vom  Verkauf  der  Zeitschrift       87      „ 

Neue  Einnahme     812     „       —     „     —  „ 


zusammen   1377  Thlr.  20  Sgr.    6  Pf. 
davon:  An  Ausgaben,    und  zwar 

a.  Laufende     .     .     709  Thlr.  20  Sgr.    6  Pf. 

b.  An  Hrn.  Roemer, 
zur  Herausgabe 
seinesWerkesetc.200     ,,       —     „     —  „ 


zusammen  969  „  20  „  6  „ 
bleibt  B  aar  bestand  408  Thlr.  -  Sgr.  -Pf. 
welcher  sich  allerdings  gegen  den  Bestand  am  10.  Septem- 
ber 1850  (797  Thlr.  25  Sgr.  6  Pf.)  um  389  Thlr.  25  Sgr. 
6  Pf.  vermindert  hat,  wobei  aber  zu  berücksichtigen  ist, 
dass  (wie  unter  No.  3  der  Erläuterungen  angegeben)  weit 
mehr  Druckkosten  als  die  laufenden  zur  Verrechnung  ge- 
kommen sind. 

8.  Ueber  das  im  Entwürfe  hier  angeschlossene  Bud- 
get für  das  nächste  Geschäftsjahr  und  dessen  Ab- 
weichungen gegen  das  zuletzt  genehmigte  Budget  ist  Nach- 
stehendes zu  bemerken: 

In  den  vorangestellten  Principien  konnten  diejenigen, 
welche  das  Verfahren  bei  Herausgabe  besonderer  Abhandlun- 
gen betreifen,    diesmal  ganz  hinweggelassen  werden ,    da  die 


347 

Lage  der  Kasse  eine  derartige  Verwendung  von  Geldern 
nicht  zulässt.  Die  anderweiten  Bestimmungen  werden  aber 
beizubehalten  sein. 

Bei  den  Beiträgen  sind  an  Mitgliedern,  welche  nicht  in 
Berlm  wohnen,  20  mehr  angenommen,  die  Zahl  der  in  Ber- 
lin wohnenden  ist  beibehalten.  In  der  Voraussetzung,  dass 
die  in  Greif sioald  beantragte  Ermässigung  des  Beitrages  um 
2  Thlr.  die  Genehmigung  der  gegenwärtigen  allgemeinen 
Versammlung  erhalten  werde,  war  die  Einnahme  unter  Ti- 
tel I.  auf  nur     840  Thlr. 

zu  berechnen,   dagegen  lässt  sich  an  Einnahme- 

ßesten  eine  Einnahme  von  etwa 200     ,, 

erwarten,  dies  macht  zusammen 1040  Thlr. 

gegen  die  Annahme  für   1851  von 1100     ,, 

weniger         60  Thlr. 

Unter  Titel  11.  sind  50  Bände  der  Zeitschrift  für  den 
Verkauf  zu  3  Thlr.  angenommen. 

Sonstige  Einnahmen  stehen  nicht  in  Aussicht. 

An  Ausgaben  sind  unter  Titel  I.  Cap.  1.  180  Thlr. 
mehr  ausgeworfen ,  weil  auf  eine  grössere  Anzahl  von  Auf- 
sätzen und  Beilagen  zu  denselben  gerechnet  werden  muss, 
und  der  Fonds  auch  schon  zeither  überschritten  wurde. 

Ebendaselbst  Cap.  2  lässt  sich  nichts  auswerfen.  Uebri- 
gens  liegen  auch  keine  Anträge  auf  Herausgabe  von  Abhand- 
lungen vor. 

Dagegen  wird  vorgeschlagen,  den  Betrag  unter  Cap.  3 
von  100  auf  150  Thlr.  zu  erhöhen. 

Titel  II.  ist  unverändert  geblieben. 

Unter  Titel  III.  hat  man  die  früher  angenommenen  Be- 
träge an  Miethen  hinweggelassen,  da  man  annehmen  darf, 
dass  die  Lokale  auch  ferner  unentgeltlich  zu  haben  sein  wer- 
den. Die  anderen  Summen  sind  um  eine  Kleinigkeit  erhöht, 
und  stellt  sich  hiernach  eine  Ermässigung  der  Titelsumme 
um  20  Thlr.  heraus. 

Die  Summen  der  Titel  IV.,  V.  und  VI.  können  ohne 
Veränderung  wieder  aufgenommen  werden. 

Zelts,  (1.  u.  geol,  Üfs.  III.  '1.  25 


348 

Nach  diesen  Vorschlägen  würde  man  sich  nicht  nur  den 
Deckungsfonds    crhahen ,    sondern   es  ergäbe  sich  auch  noch 

ein  kleiner  Bestand  von 20  Thir. 

vergleicht  man  diesen  mit  demjenigen  in  dem  letzt- 
vollzogenen Budget  von 130     „ 

und  rechnet  dazu  die  Einnahme-Reste  von  .  .  200  ,, 
so  schliesst  der  vorliegende  Budgets-Entwurf  um  350  Thlr. 
minder  günstig  ab,  als  der  des  Vorjahres  und  zwar  haupt- 
sächlich in  Folge  der  Herabsetzung  der  Beiträge,  welche  bei 
der  hier  angenommenen  Zahl  von  190  Mitgliedern  380  Tha- 
ler ausmachen  wird. 

9.  Bei  der  Verstärkung  der  Gesellschafts-Biblio- 
thek  erschien  es  nothwendig,  deren  Verwaltung  durch  ein 
besonderes  Reglement  zu  ordnen.  Diese  Verwaltung  ist  mit 
Genehmigung  des  Herrn  Handcls-Ministers  von  der  Heydt, 
dem  Custos  der  oberberghauptmannschaftlichen  Bibhothek, 
Herrn  Clamann  übergeben  worden,  welcher  auch  die  Ver- 
sendung der  Zeitschrift  besorgt  und  die  Bestände  an  Druck- 
sachen beaufsichtigt. 

10.  Die  Vorarbeiten  zu  der  geologischen  Ueber- 
sichts  karte  von  Deutschland,  namentlich  der  Stich 
der  topographischen  Grundlage  in  Kupfer  sind  nach  den  die- 
serhalb  in  Greifswald  gefässten  Beschlüssen  verfolgt  und  beide 
Blätter  bis  auf  die  Beschreibung  fertig,  auch  bereits  an  Die- 
jenigen, welche  sich  für  eine  Theilnahme  an  der  geologischen 
Bearbeitung  erklärt  hatten,  versandt  worden,  seitdem  aber 
erst  nur  einige  wenige  Einzel-Arbeiten  eingegangen. 

Der  Unterzeichnete  wird  sich  beehren,  die  beiden  Blät- 
ter auch  der  Versammluns)-  zur  Ansicht  vorzulei2;en  und  seine 
Anträge  hinsichtlich  der  ferneren  Behandlung  der  Sache  in 
den  Sitzungen  mündlich  abgeben. 

11.  Derselbe  wird  die  im  laufenden  Budget  Titel  H. 
ausgeworfenen  50  Thlr.  an  Kosten  bei  der  allgemei- 
nen Versammlung  zwar  mitbringen  und  die  Verfügung 
darüber  anheimstellen,  kann  aber  nicht  umhin  zu  bemerken, 
dass  bei   der   dormaligen  Enge  der  Kasse  und  der  bevorste- 


349 


henden  Herabsetzung  der  Beiträge  die  Ausgabe  (7)  auf  das 
dringendste  Bedürfniss  zu  beschränken  sein  möchte. 

12.  In  Bezug  auf  die  oben  erwähnte  Ermässigung 
der  Beiträge  der  Mitglieder,  über  welche  die  Ver- 
sammlung Beschluss  zu  fassen  haben  wird,  ist  hier  nur  noch 
der  Wunsch  beizufügen,  dass  sich  der  dadurch  unvermeid- 
liche Einnahme  -  Ausfall  recht  bald  durch  eine  Vermehrung 
der  Mitglieder  übertragen  möge,  und  dass  die  geehrten  Mit- 
gheder,  namentlich  in  der  nächsten  Zeit,  ihre  Beiträge  pünkt- 
lich   einsenden,   insbesondere   aber  auch  die  Rückstände  be- 


richtigen. 


V.  Carnall 

Namens  des  Vorstandes. 


Rechnung    von     der    Haupt-Kasse    der    deutschen 
geologischen    Gesellschaft    für    das    zweite    Ge- 
schäftsjahr oder  pro   185  0. 


II. 


III. 


1. 

3. 


An  Bestand  von  Anno  1819 


An  Einnahme-Resten,  fehlen. 

An  vollen  und  theilweisen  Beiträgen 
der  Mitglieder,  soweit  deren  im  Laufe  des 
Jahres  1850  zur  Kasse  eingegangen     .... 

Für  Verkauf  der  Schriften. 

Vom  Verkauf  der  Zeitschrift  durch  die  Besser- 

sche  Buchhandlung,  fehlt. 
Für  Exemplare  des  ersten  Jahrganges  an  neue 

Mitglieder 

Vom  Verkauf  von  Ahhandlungen,  fehlt. 

An  extraordinairen  Einnahmen. 

Gewinn  an  Geld  und  an  verschiedenen  kleinen 
Abzügen  von  Rechnungen  nach  Abrechnung 
verschiedener  kleiner  Verluste  an  fremdem 
Gelde  und  an  Kassenscheinen 


717 


733 


19 


22 


Summa  aller  Einnahmen     |l460 
25* 


11 


II. 
III. 


IV. 


V. 
VI. 


350 


'2. 


2. 


1. 

-2. 
.1 
•1 


An  Vorschüssen  j  ^^^^^^^^ 

An  Ausga  D  e -Ke  s  t  e  n   ) 

Für     Herausgabe     der    Schriften    und 
Karte  n. 
Für   die  Zeitschrift : 

a.  Druciv,  Papier  etc.   .     .     5-2'2  Tbl.  18  Sg.  6  Pf. 

b.  Kupfertafeln  etc.       .     .     237     „       2    „    (>  „ 

Für  den  Druck  von  Abhandlungen,  fehlt. 
Für  die  Karte  von  Deutschland,  fehlt. 

Für     Kosten     der      allgemeinen      Ver- 
sammlung   in    Greifswald       .     .     .     . 

Für    Lokal    in    Berlin, 

Heizung    und  Beleuchtung    des  Lokals   für    die 

Sitzungen 16  Thlr. 

Miethc  für  die  Bibliothek,  fehlt    ...     —     ,, 
Gegenstände  für  letztere,  fehlt     .  .     —     „ 


An  sonstigen  Ausgaben: 
Für  Abschriften     .... 


3  TW.  —  Sg.  -  Pf 


Für  Copirung  von  Karten, fehlt —  „  — 
An  Bureaukosten  ...  34  „  22 
An  Porto 59     „     29 


Extraordinaire    Ausgaben: 
Für  Inserta  etc 


Deckungsfonds,  fehlt. 


759 


19 


16 


97 


21 


6 
6 


Summa  aller  Ausgaben      |  894 


21 


Scliltiss  -  Balance. 

Die  Einnahme  beträgt    .     .     .     1460  Thlr.  11  Sgr.    6  Pf. 
Die  Ausgabe  beträgt   dagegen 


894 


21 


mithin  Bestand     565  Thlr.  20  Sgr.    d  Pf. 
der  in  das  Jahr  1851   übernommen  wird. 


Anmerkungen. 

Die  Einnahmen  sub  Tit.  I,  für  Beiträge  der  Mitglieder  sind  im 
Jahre  1850  um  307  Thlr.  geringer  gewesen,  als  nach  dem  Etat 
veranschlagt  war.  —  Der  Grund  dieses  bedeutenden  Ausfalls  liegt 
nicht  im  Mangel  an  Theilnahme  au  der  Gesellschaft,  sondern  darin, 
dass  viele  der  geehrten  Herren  Mitglieder  mit  der  Einsendung  ihrer 
Beiträge  zurückbleiben.  Es  ergeht  demnach  die  Bitte  an  die  be- 
treffenden Herren,  die  Rückstände  für  1849,  1850  und  1851  baldigst 
zu  berichtigen. 


351 

2.  Die  Einnahmen  aus  dem  Verkauf  der  Zeitschrift  durch  die  Besser- 
sche  Buchhandlung  fehlen  in  diesem  Jahre.  Es  sind  29  Exemplare 
des  ersten  Bandes  ahgesetzt;  der  Betrag  dafür  ist  jedoch  erst  in 
1851  mit  87  Thlr.  zur  Kasse  gelangt.  —  Es  ist  sichere  Aussicht 
vorhanden,  dass  der  Absatz  sich  vermehren  wird. 

3.  Die  starke  Ueberschreitung  der  Ausgaben  sub  Tit.  I.  Cap.  I.  a.  und 
b.  und  sub  Tit.  IV.  Cap.  4.  über  die  im  Etat  dafür  ausgeworfenen 
Summen  ist  nur  scheinbar,  denn  es  sind  im  laufenden  Jahre  nicht  von 
4,  sondern  von  7  Heften  der  Zeitschrift  die  Kosten  des  Druckes  und 
der  Versendung  bezahlt,  nämlich  von  4  Heften  des  ersten  Jahrgan- 
ges 1849  und  von  den  ersten  3  Heften  des  zweiten  Jahrganges  1850. 

4.  Nach  der  beiliegenden  Uebersicht  beträgt  der  Kassen-Bestand  am 
10.  September  1851  nur  408  Thlr.  während  er  sich  am  11.  Septem- 
ber 1850  auf  795  Thlr.  25  Sgr.  6  Pf.  belief,  wobei  freilich  heute 
nur  noch  die  Rechnung  für  ein  Heft  von  1850  im  Rückstande  ist, 
während  damals  vier  Hefte  von  1849  noch  zu  bezahlen  waren.  — 
Ob  es  unter  diesen  Umständen  angemessen  ist ,  die  in  Greifswald 
beantragte  und  in  anderer  Hinsicht  höchst  wünschenswerthe  Er- 
mässigung der  jährlichen  Beiträge  von  8  und  6  Thlr.  auf  resp. 
6  und  4  Thlr.  zu  beschliessen,  und  bereits  für  1852  eintreten  zu  las- 
sen, darüber  wird  die  geehrte  Versammlung  zu  entscheiden  haben. 

5.  Unter  den  Ausgaben  für  1S51  befinden  sich  200  Thlr.  für  Heraus- 
gabe des  Werkes  von  F.  Roemer  über  die  Versteinerungen  von  Texas. 
Bei  dem  nicht  glänzenden  Zustande  unserer  Kasse  dürfte  es  wün- 
schenswcrth  erscheinen ,  ähnliche  aussergewöhnliche  Ausgaben  für 
jetzt  zu  vermeiden. 

6.  Die  geehrten  Mitglieder  werden  ersucht ,  bei  Einsendung  ihrer  Bei- 
träge ihre  Namen  und  gewöhnlichen  Wohnorte  deutlich  und  leserlich 
zu  schreiben  oder  angeben  zu  lassen ,  wo  beides  aber  sich  wieder- 
holen sollte,  auch  ihre  Taufnamen  beizufügen. 

7.  Gegen  den  Kassen-Abschluss  von  1849  ist  in  Greißwahl  ein  Moni- 
tum von  3  Pfennigen  gezogen  worden,  die  sich  zuviel  in  der  Kasse 
befanden.  Die  Thatsache  ist  richtig,  aber  ihr  Grund  liegt  nicht  in 
einem  Irrthum  oder  Versehn ,  sondern  darin ,  dass  die  Bücher  der 
Gesellschaft,  —  wie  kaufmännische  Bücher  in  der  Regel,  —  wohl  in 
ganzen  und  halben  Silbergroschen,  nicht  aber  in  einzelnen  Pfennigen 
geführt  sind,  und  auch  der  heute  vorgelegte  Abschluss  für  1850  dürfte 
aus  demselben  Grunde  ähnliche  kleine  Abweichungen  enthalten. 

Berlin,  den  10.  September  1851. 

Tamnau, 
Schatzmeister  der  Gesellschaft. 


Vorstehende  Rechnung  ist  von  dem  Unterzeichneten  im  Auftrage  der 
Gesellschaft   heute   revidirt ,    und    unter  Hinweisung   auf  die  am  Schluss 


352 

beigefügten  Anmerkungen,  worin  sub  No.  7  auch  eine  Erläuterung  wegen 
einiger  weggelassenen  Pfennigansätze  gegeben,  richtig  gefunden  worden. 
Gotha,  den  '■li.  September   1851. 

Graf  V.  Seckendorf. 


Nach  dem  Beschlüsse  in  heutiger  Sitzung  der  allgemeinen  Ver- 
sammlung ist  die  I8r)0er  Jahres-Rechnung  nebst  den  dazu  gehörigen 
Belegen  für  richtig  angenommen  und  darüber  die  Decharge  ertheilt  worden. 

Gotha,  den  23.  September  1851. 

V.  Carnai.i,.     Bevrich.     Giebel. 


Budget  der    deutschen  geologischen  Gesellschaft 

für  das  dritte  Geschäft  sjahr,  von  Anfang  Novem - 

ber  1851  bis  dahin   1852,  oder  für  1852. 

Principien. 

A.  Hinsichtlich    der    G  eld -E  i  n  n  ahm  e. 

1.  Die  Einnahme  an  Beiträgen  wird  im  Budget  nicht  nach  der  wirkli- 
chen Zahl  der  Mitglieder,  sondern  nach  dem  voraussichtlichen  Ein- 
gange der  Beiträge  bemessen. 

2.  Der  Verkauf  der  Zeitschrift  findet  durch  die  BESSEii'sche  Buchhand- 
lung statt,  welche  sie  zu  einem  ermässigten  Preise  erhält,  den  Laden- 
preis aber  nicht  unter  6  Thlr.   für  den  Jahrgang  stellen  darf. 

3.  Rückliegende  Jahrgänge  werden  an  neu  eintretende  Mitglieder  zu 
3  Thlr.  für  den  Jahrgang  abgelassen. 

B.  Hinsichtlich    der    Geld- Ausgabe. 

1.  Die  einzelnen  Positionen  eines  Titels  sind  übertragbar. 

2.  Ueberschreitungen  einer  Titelsumme  rechtfertigen  sich  nur  durch 
Zunahme  der  Mitgliederzahl. 

3.  Der  Deckungsfonds  dient  sowohl  zur  Tragung  etwaiger  Mehr-Ausga- 
ben, als  auch  zur  Sicherung  gegen  Einnahme-Ausfälle. 

C.     Der    verbleibende    Geldbestand 

wird    in     das    nächstfolgende    Geschäftsjahr   zur    Verwendung    über- 
nommen . 


353 


Special-  I    Haupt- 
Summen. 

Thir.  [Sg.|l'f.|  Thlr.  |sg.|  Pf. 


2. 

3. 


2. 
3 


An  Bestand  aus  1851  .     .     .     .     . 

An  Einnahme-Resten,  und  zwar 
Beiträge  von  Mitgliedern  aus  den 
Vorjahren 

An  Beiträgen   für  1852. 

a.  Von  150  Mitgliedern  zu  4  Thlr. 

b.  Von     40     in    Berlin    wohnenden 
Mitgliedern  zu  6  Thlr.       .     .     . 


600 

240 


Sa.  Tit.  I. 

Vom  Verkauf  der   Schriften  etc. 

Für  50  Exemplare  der  Zeitschrift  zu 

3  Thlr.  für  den  Jahrgang 
Für  Abhandlungen,  fehlt. 

An  extraordinären  Einnahmen. 
An  Geschenken  in  baarem- 

Gelde 

An  Vermächtnissen  .     .      \.  fehlen. 
Vom  Verkauf   entbehrlich 
gewordener  Gegenstände- 


Summa  aller  Geld-Einnahmen 


Crcld  -  Ausgrabe. 


An  Vorschüssen 
An  Ausgabe-Resten 


fehlen. 


Für  Herausgabe  von  Schriften 
und    Karten. 
Für   die   Zeitschrift, 
a    Druck,  Papier  und  Heften      .     . 
b.  Kupfer  -    und    Steinstich ,    Holz- 
schnitt und  Colorirung       .     .     . 


130 


200 


840 


150 


1320 


450 
350 


Sa.  Cap.   1. 
Für  den  Druck  von  Abhandlun- 


gen, 


fehlt. 


Für  die  weiteren  Arbeiten  an  der 
geologischen  Uebersichts- 
karte  von  Deutschland  .     . 

Sa.  Tit.  I. 


800  — 


150 


950 


Latus      I  -  I 1  950|— 


354 


■4^ 

CS 

ü 

Geld  -  y^usgabe. 

Special-  1    Haupt- 
Summen. 

Thlr.    Sf.'.l  Pf.lxhlr.    S^'.|  Pf. 

IL 
III. 

1. 

2. 

1. 
2. 
3. 

4. 

Transport 

An  Ausgaben  bei  der  allgemeinen 
Versammlung    im  September 
1832 

Für  Lokale  in  Berlin. 

In    dem   Lokale    für    die    Sitzungen 
auf    Beleuchtung ,     Heizung    und 
Bedienung 

Ausgaben  bei  der  Bibliothek  .     .     . 

40 

■2o 

— 

— 

950 
50 

60 

120 

20 

100 

— 

— 

IV. 

Sa.  Tit.  III. 

An  sonstigen  Ausgaben. 
Für  Abschriften  aller  Art 

Für  Zeichnen-Arbeiten 

An  Büreaukosten 

An  Porto  und  Botenlöhnen    .     .     . 

20 
40 
20 
40 

— 

— 

V. 

VI. 

Sa.   Tit.  IV. 

An    extraordinären   Ausgaben. 
Inserate    in    Zeitungen    und    andere 
unvorhergesehene  Ausgaben    .     .     . 

Deckungs f ond s 

— 

— 

— 

— 

Summa  aller  Geld-Ausgaben 

— 

— 

— 

1301) 

— 

- 

Scbluss  -  Balance. 

Die  Geld-Einnahme  beträgt       .     .     1320  Thlr. 
Die  Geld-Ausgabe  dagegen  .     .     .     1300     „ 


bleibt  Bestand         -20  Thlr. 
zur  Uebernahmc  in  das  nächstjährige  Gesellschafts-Budget. 
Genehmigt    und    vollzogen. 
Gotha,  den  23.  September  1851. 

Im  Auftrage  der  allgemeinen  Versammlung. 
V.  Carnall.     Beyricii.     Giebel. 


355 

3.  Arbeiten  der  Sektion  für  Mineralogie,  Geognosie 
und  Geographie  während  der  achtundzwanzigsten  Ver- 
sammlung deutscher  Naturforscher  und  Aerzte  zu  Gotha. 

(Nach  den,  laut  Beschluss  in  der  Sitzung  vom  19.   September,  dem  Vor- 
stande   der    deutschen    geologischen  Gesellschaft    zur  Veröffentlichung  in 
der  Zeitschrift  raitgetheilten  Protokollen.) 


Den  Vorsitz  in  den  Sitzungen  der  Sektion  führte  für 
die  ganze  Dauer  der  Versammlung  Herr  Creüner  aus  Gotha. 
Das  Amt  der  Schriftführung  übernahmen  die  Herren  Hell- 
mann aus  Gotha  und  Me\n  aus  Segeberg. 

I.  Sitzung   am    19.    September. 

Der  Vorsitzende,  Herr  Credner,  stellt  den  Antrag,  dass 
in  Rücksicht  auf  die  gleichzeitig  mit  der  Versammlung  der 
Naturfoi'scher  und  Aerzte  in  Gotha  abzuhaltende  dritte  allge- 
meine Versammlung  der  deutschen  geologischen  Gesellschaft, 
die  Sektion  beschliessen  möge,  die  Protokolle  ihrer  Verhand- 
lungen, wie  dies  auch  im  vergangenen  Jahre  zu  Greifswald 
geschehen  sei,  in  der  Zeitschrift  jener  Gesellschaft  zur  Ver- 
öffentlichung gelangen  zu  lassen.  Es  stehe  zu  erwarten, 
dass  die  in  Gotha  anwesenden  zugleich  der  Sektion  angehö- 
renden Mitglieder  der  geologischen  Gesellschaft  in  diesem 
Falle  ihre  besonderen  Sitzungen  ausschliesslich  zur  Verhand- 
lung und  Berathung  der  innern  Angelegenheiten  ihrer  Ge- 
sellschaft bestimmen  würden.  Dem  gestellten  Antrag  erthei- 
len  die  Anwesenden  ihre  Zustimmung. 

Herr  Koch  schilderte  die  Kupfer-  und  Eisenregion  am 
Lake  Superior  im  Staate  Michigan,  wobei  er  eine  auf  offi- 
cielle  Vermessung  und  geognostische  Untersuchung  gegrün- 
dete Karte  dieser  Gegend  vorlegte,  und  die  geognostischen 
Verhältnisse  durch  zahlreiche,  während  seiner  vorjährigen 
Reise   an  Ort  und  Stelle  gesammelte  Belegstücke   erläuterte. 

Die  Eisenregion  auf  der  Halbinsel,  welche  sich  auf  der 
Nordseite  des  Staates  Michigan  in  den  Oberen  See  erstreckt 
und  sich  als  bergiges  Land   bis   gegen  1000  Fuss  über  den 


356 

Spiegel  desselben  erhebt,  besteht  vorherrschend  aus  krystal- 
linischem  Schiefergebirge,  namentlich  aus  Glimmerschiefer, 
Chloritschiefer,  Thon-  und  Wetzschiefer.  Fünf  schmale 
Marmorzüge  durchziehen  das  Schiefergebiet  in  der  Richtung 
von  Ost  gegen  West.  Granit  und  Grünstein  erscheinen  als 
eruptive  Gebilde  zwischen  den  schiefrigen  Gesteinen,  welche 
am  Rande  des  Berglandes  von  einem ,  seinem  Alter  nach 
noch  zweifelhaften  Sandsteine  (Red  sandstone  F )  umlagert 
werden. 

Zwischen  den  krjstallinischen  Schiefern  wurden  in  den 
Jahren  1844  und  1845  Eisenlager  entdeckt,  ausgezeichnet 
durch  ihre  ausserordentliche  Mächtigkeit  und  durch  ihre 
Zusammensetzung.  Sie  bilden  zum  Theil  wahre  Eisenberge 
von  mehreren  Tausend  Fuss  Längenerstreckung  bei  einer 
selbst  1000  Fuss  erreichenden  Breite  und  100  bis  120  Fuss 
Höhe,  welche  unter  sich  in  Zusammenhang  zu  stehen  schei- 
nen.  Sie  bestehen  vorzugsweise  aus  körnigem  Rotheisen- 
stein, durch  Umwandlung  aus  Magneteisenstein  hervorgegan- 
gen; die  vorgelegten  Belegstücke  Hessen  deutlich  kleine,  leb- 
haft glänzende  Octacder  wahrnehmen.  Neben  dem  Eisenstein 
bricht  in  geringer  Menge  Quarz  und  Eisenkiesel;  uachthei- 
lige  Beimengungen  scheinen  nicht  vorzukommen.  Die  ge- 
wonnenen Eisensteine  zeichnen  sich  daher  nicht  nur  durch 
ihren  hohen,  60  bis  70  pCt.  erreichenden  Gehalt  aus,  son- 
dern liefern  auch  ein  Eisen  von  vorzüglicher  Qualität.  Bis 
jetzt  wird  nur  Stabeisen  und  zwar  in  catalonischen  Schmie- 
den gewonnen,  welche  63  pCt.  vortrefflichen  Eisens  aus  den 
Eisensteinen  liefern;  die  Anlage  von  Hochöfen  zur  Erzeu- 
gung von  Gusseisen  steht  jedocli  in  naher  Aussicht.  Die 
neu  angelegte  Stadt  Jforcester  verspricht  der  Mittelpunkt 
einer  wichtigen  Eisenindustrie  zu  werden. 

Etwas  früher  als  das  Vorkommen  des  Eisensteines  wurde 
das  Vorkommen  von  Kupfer  in  jenen  Gegenden  namentlich 
durch  die  Bemühungen  des  Dr.  Holciiton  bekannt.  In  der 
westlich  von  der  Eisenregion  gelegenen  Kupforregion  sind 
gewaltige   Trappmassen,    aus    doleritiu-tigem    Grünstein  und 


.357 

verscliiedenartigen  Mandelsteinen  bestehend,  weit  verbreitet, 
welche  von  Conglomeraten  und  dem  oben  erwähnten  Sand- 
stein umgeben  werden.  Eine  kleine  Kalkmasse,  welche  als 
Zwischenlager  in  diesem  Bezirk  auftritt,  spricht  nach  einer 
darin  aufgefundenen  Versteinerung  für  ihre  Zugehörigkeit 
zum  silurischen  System.  Das  Kupfer  kommt  meist  im  ge- 
diegenen Zustande  vor  und  steht  mit  den  Trappgesteinen  in 
innigem  Zusammenhang.  Es  füllt  zunächst  Gänge  im  Trapp- 
gebirge aus.  Zumal  in  den  oberen  Teufen  wird  es  auf  die- 
sen von  verschiedenen  Zeolitharten,  besonders  von  Apophyllit 
und  Prehnit  begleitet.  In  den  Trappmandelsteinen  sind  die 
Gänge  am  mächtigsten  und  reichsten;  hier  umschliessen  sie 
Massen  gediegenen  Kupfers  von  staunenswerther  Grösse  und 
Keinheit.  Man  fand  gegen  160000  Pfund  schwere  Massen 
derben  gediegenen  Kupfers  von  solcher  Reinheit,  dass  es  mit 
Meissein  in  regelmässige  Stücke  zerschroten  und  so  in  den 
Handel  gebracht  werden  konnte.  Setzen  die  Gänge  aus  dem 
Mandelstein  in  festen  Grünstein  über,  so  verlieren  sie  an 
Mächtigkeit  und  verdrücken  sich  zu  schwachen  Gangtrüm- 
mern.  Setzen  sie  dagegen  in  das  angrenzende  Conglomerat- 
und  Sandsteingebilde  über,  so  nehmen  sie  zwar  oft  an  Mäch- 
tigkeit zu,  werden  aber  taub. 

Ausserdem  bricht  auch  das  Kupfer  im  Trappgestein  ein- 
gesprengt und  damit  verwachsen.  Auch  findet  es  sich  in  den 
Blasenräumen  der  Mandelsteine,  begleitet  von  verschiedenen 
Arten  der  Zeolithe,  von  Kalkspath  und  Quarz.  Besonderes 
Interesse  verdient  überdies  das  Zusammenvorkommen  von 
gediegenem  Silber  und  Kupfer.  Ersteres  bricht  haarförmig, 
drahtförmig  und  derb  neben  dem  letzteren  und  zwar  so,  dass 
trotz  des  unmittelbaren  Nebeneinandervorkommens  beider 
Metalle  das  Silber  frei  von  Kupfer  und  dieses  frei  von  Silber 
ist.  Herr  Koch  zeigte  einen  Krystall  von  Kupfer  vor,  wel- 
cher einen  scharf  abgrenzenden  Krystall  von  Silber  umschliesst. 
Auch  hatte  er  aus  der  Kupferregion  einen  von  einem  dorti- 
gen Bergmann  aus  dem  rohen  Metali  geschnittenen  ßing  mit- 


858 

gebracht,  an  welchem  man  die  scharfe  Begrenzung  des  Sil- 
bers gegen  das  Kujifer  deutlich  wahrnahm. 

Die  wichtigsten  Kupfergruben  liegen  in  der  Nähe  des 
Eagle  liivcr  und  von  Eagle  Harbour.  Weiter  gegen  Süd 
tritt  ein  Epidotgestein,  aus  dem  Mandelstein  durch  Aufnahme 
von  grünem  Epidot  hervorgehend,  auf.  Auch  dieses  führt 
gediegenes  Kupfer  und  zwar  in  lagerartigen  Massen.  Hier 
liegt  der  sogenannte  Kupferfels,  das  aus  gediegenem  Kupfer 
bestehende  Ausgehende  einer  solchen  Lagerstätte.  Schon  seit 
150  Jahren  wird  an  der  Ausbeutung  desselben  gearbeitet; 
man  findet  sogar  Spuren  von  alten  Indianer- Arbeiten,  welche 
den  jetzt  dort  wohnenden  Indianerstämmen  nicht  zugeschrie- 
ben Averden  können  und  ihnen  gänzlich  unbekannt  sind. 

Ausser  Kupfer  im  gediegenen  Zustande  kommt  auch 
Kupfererz  vor,  und  zwar  gangartig  zwischen  dichtem  Trapp- 
gestein, doch  hält  man  es  nicht  für  reich  genug,  um  es  aus- 
zubeuten. 

Herr  Koiu  knüpfte  an  diese  Schilderung  des  Mineral- 
reichthums  jener  Gegenden  einige  Betrachtungen  über  die 
Wichtigkeit,  welche  der  dortige  Bergbau  in  naher  Zukunft 
zu  erlangen  verspreche,  und  sprach  die  Ansicht  aus,  dass  es 
wohl  gerathcn  sein  möchte,  einen  Theil  der  Auswanderungen 
in  jene  Gegenden  zu  lenken. 

In  Bezug  auf  das  Nebeneinandervorkommen  von  Silber 
und  Kupfer  bemerkte  Herr  Zincken,  dass  man  nach  einem 
Brande  unter  dem  Schutt  des  Badehauses  zu  Frankenhausen 
Bracteaten  fand,  deren  ursprüngliche  Legirung  sich  in  reines 
Kupfer  und  reines  Silber  geschieden  hatte.  Das  Kupfer  war 
grossentheils  in  lloth kupferer z  übergegangen. 

Hierauf  hielt  Herr  Walciinlk  einen  Vortrag  über  das 
Vorkommen  des  Galmeis  bei  Wiesloch.  Die  Muschelkalk- 
bildung bei  Wiesloch^  welche  die  Galmei- Lagerstätte  um- 
schliesst,  liegt  in  der  Haupthebungslinie  des  Schwarzwaldes. 
In  der  ganzen  Ausdehnung  dieser  Linie  sieht  man  bedeu- 
tende Störungen  der  ursprüngliclien  Lage  der  geschichteten 
Gesteine;    die  Liasschichtcn  sind  bis  zu  (iO   Grad  aufgerich- 


359 

tet,  der  Keuper  hoch  über  das  Niveau  des  Lias  gehoben. 
Aelinliche  Störungen  zeigen  sich  an  den  Schichten  des  Mu- 
schelkalkberges,  Avelcher  bei  Wiesloch  Galmei  führt.  Anti- 
klinisch fallen  sie  von  der  Höhe  des  Berges  gegen  Ost  und 
West  steil  ab ;  auf  der  Höhe  selbst  sind  sie  in  der  Richtung 
der  Hebungslinie  gespalten.  Eine  nähere  Untersuchung  der 
auftretenden  Muschelkalkschichten  macht  es  wahrscheinlich, 
dass  sie  über  der  steinsalzführenden  Gruppe  des  Muschel- 
kalkes und  unterhalb  der  oberen  thonreichen  Schichten  dieser 
Formation  liegen. 

Schon  im  11.  Jahrhundert  wurde  im  Muschelkalk  bei 
Wiesloch  Bergbau  auf  silberhaltigen  Bleiglanz  betrieben. 
Späterhin  im  13.  und  14.  Jahrhundert  baute  man  auf  Gal- 
mei, dann  kam  der  Bergbau  zum  Erliegen  und  damit  scheint 
jede  Tradition  über  denselben  erloschen  zu  sein,  nur  ausge- 
dehnte Pingen  zeugen  von  seiner  früheren  Existenz.  Durch 
eine  zum  Behuf  des  Strassenbaues  betriebene  Steinbruchs- 
arbeit wurde  der  Muschelkalk  von  Neuem  aufgeschlossen. 
Dabei  fand  man  im  Jahre  1845  eine  weisse  erdige  Substanz. 
Sie  wurde  für  Galmei  erkannt  und  gab  alsbald  zu  ausge- 
dehnteren Versuchen  Anlass.  Mit  einem  Schacht  traf  man 
in  100  Fuss  Tiefe  auf  alte  Baue,  welche  auf  einer  ungemein 
mächtigen  Galmeilagerstätte  in  weiter  Ausdehnung  getrieben 
worden  waren.  Die  Mächtigkeit  der  Lagerstätte  beginnt  mit 
2  Fuss  und  steigt  auf  grosse  Erstreckung  hin  bis  zu  20  Fuss; 
nur  zuweilen  wird  sie  von  grossen  Muschelkalkstücken  un- 
terbrochen, welche  von  Galmei  umschlossen  werden. 

Abgesehen  von  ihrer  technischen  Wichtigkeit  ist  die  auf- 
gefundene Galmeilagerstätte  auch  hinsichtlich  ihrer  Bildung 
von  Interesse.  Alles  deutet  auf  eine  Entstehung  des  Gal- 
meis,  welcher  in  mannichfaltigen  stalaktitischen  Formen  vor- 
kommt, durch  Absatz  aus  Quellen  hin.  Sein  Vorkommen 
erinnert  vielfach  an  die  Verhältnisse,  unter  welchen  er  sich 
in  Oberschlesien  findet.  Am  verbreitetsten  ist  die  erdige 
und  dichte  rostfarbige  Abänderung  des  Galmeis;  ohne  Bei- 
mengung  von  kieselsaurem  Zinkoxyd  enthält  er  nur  kohlen- 


360 

saures  Zinkoxyd.  Zwischen  dem  Galmei  kommen  Schnüre 
und  Adern  von  ßlciglanz  vor;  diesen  sind  die  Alten  bei  ih- 
rem Grubenbetrieb  nachgegangen.  Sie  suchten  nach  Blei- 
glanz und  Hessen  den  üalmei  unbenutzt,  welcher  sich  in 
solchen  Massen  in  den  alten  Bauen  vorfand,  dass  bei  Auf- 
räumung derselben  bereits  45000  Ctr.  Galmei  gewonnen 
wurden. 

Bei  der  Aehnlichkeit  des  wieslocher  Galmeivorkommens 
mit  dem  oberschlesischen  befremdet  der  Mangel  au  Dolomit 
bei  Wiesloch.  Dagegen  findet  sich  hier  über  der  Galmei- 
lagerstätte  ein  merkwürdiges  Eisenerz,  aus  basisch  arsenik- 
saurem Eisenoxyd  bestehend.  Füglich  kann  man,  nach  den 
in  Baden,  Oberschlesien  und  Polen  gemachten  Erfahrungen 
die  Schichtenreihe  des  Muschelkalkes,  w^elche  auf  der  Stein- 
salzgruppe ruht,  als  die  erzführende  bezeichnen. 

Hierauf  sprach  Herr  Zeurenner  über  die  in  der  Um- 
gegend von  Püssneck  auftretenden  Gebirgsarten  und  das  Vor- 
kommen der  Zechsteinpetrefakten  in  den  verschiedenen  Glie- 
dern dieser  Formation  und  erläuterte  das  Besprochene  durch 
die  Vorlage  einer  Suite  von  Zechsteinversteinerungen  aus 
der  Gegend  zwischen  Saal/eld  und  Netcstadt. 


n.  Sitzung  am  20.  September. 

Nachdeni  vom  Vorsitzenden  zwei  Werke,  Band  I.  der 
Paläontographica  von  Dunker  und  H.  v.  Meyer  und  die 
Bryozoen  von  Hagenow,  welche  Herr  Fischer  in  Cassel  der 
deutschen  geologischen  Gesellschaft  zum  (beschenk  übersen- 
det hatte,  zur  Ansicht  vorgelegt  worden  waren,  sprach  Herr 
Bromeis  aus  Hanau  über  das  lagerhaftc  Vorkommen  des 
Ostcolithes  (phosj)horsanrcn  Kalkes)  im  Dolerit  der  Wetterau, 
80  wie  über  ein  Niob-  imd  Pelopsäure  haltendes,  mit  Pyro- 
chlor  übereinstimmendes  Mineral ,  Avelches  sich  in  kleinen 
Octaedcrn  im  grobkörnigen  Kalkstein  des  Kaiserstuhles  ge- 
meinsciiaftlich  mit  Titaneisen  imd  ^lagnetcisenstein  findet. 
Beide  Vorkommen  wurden  durch  Belegstücke  erläutert. 


:i6i 

Herr  v.  Klipstein  aus  Giessen  knüpfte  hieran  einige 
Mittheilungen  über  die  weitere  Verbreitung  des  phosphor- 
sauren Kalkes  in  der  Form  des  Apatites  in  den  unverwitter- 
ten Doleriten. 

Hiern'ächst  sprach  Herr  v.  Strombeck  aus  Braunschweig 
über  die  Erhebungszeit  der  Hügelketten  zwischen  dem  nörd- 
lichen Harzrand  und  der  norddeutschen  Ebene.  Diese  Hü- 
gelketten streichen  zum  grössten  Tlieil  mit  dem  Nordrande 
des  Harzes  parallel.  Die  Schichten  der  Flözgebilde,  aus 
welchen  sie  bestehen,  sind  aufgerichtet,  ja  selbst  übergekippt. 
Nicht  nur  im  Höhenzug  bei  Gebhardshagen,  sondern  auch 
noch  nördlicher  am  Elm  nimmt  man  solche  Schichtenstörun- 
gen selbst  in  den  jüngsten  Kreideschichten  wahr.  Die  Er- 
hebung erfolgte  nach  Ablagerung  der  jüngsten  Glieder  der 
Kreideformation ;  fraglich  ist  es  jedoch,  ob  auch  die  Braun- 
kohlenschichten davon  berührt  worden  sind. 

Die  Braunkohlengebilde  liegen  stets  in  den  Niederunffen 
zwischen  zwei,  aus  älteren  Sedimenten  bestehenden  Höhen- 
zügen. Dabei  ist  ihre  Schichtenlage  nicht  immer  horizontal, 
sondern  oft  stark  aufgerichtet ,  so  dass  man  sie  für  gehoben 
halten  könnte.  Besonders  auffallend  ist  die  aufgerichtete 
Lagerung  der  Braunkohle  in  der  Gegend  von  Schöppenstedt. 
Hier  dehnt  sich  der  Höhenzug  der  Asse  aus,  welcher  sich 
weiterhin  verflacht,  um  sich  dann  am  Haaseberg  wieder  an- 
sehnlich zu  erheben.  In  der  Einsenkung  zwischen  beiden 
hat  sich  Braunkohle  abgelagert,  welche  daselbst  bunten  Sand- 
stein, Muschelkalk,  Keuper,  Lias,  Hilsconglomerat  und  Hils- 
thon  überdeckt.  Hier  ist  es  evident,  dass  sich  die  Braun- 
kohle nach  der  Hebung  jenes  Höhenzuges  ablagerte.  Ebenso 
sieht  man  in  der  Gegend  zwischen  Helmstedt  und  So7nmers- 
dorf  und  zwischen  Hüterslehen  und  Hadersleben  Braunkoh- 
lengebilde  in  übergreifender  Lagerung  über  älteren  Flöz- 
schichten. Die  Hebung  jener  Höhenzüge  fand  daher  aller 
Wahrscheinlichkeit  nach  vor  Ablagerung  der  Braunkohle 
statt.  Die  Schichtenaufrichtung  der  letzteren  sinff  aus  einer 
anderen  Ursache   als   der   der  Hebung  hervor.     Wahrschein- 


362 

lieh  rührt  sie  von  der  Phisticität  der  Masse  der  Braunkohlen- 
gebilde her;  in  Folge  derselben  konnte  der  Seitendruck  den 
in  der  Mitte  der  Mulden  am  mächtigsten  entwickelten  Theil 
der  Ablageruno;  versciiieben  und  so  Schichtenstöruno'en  her- 
vorbringen. 

In  den  erwähnten  Höhenzügen  läset  sich  übrigens  auch 
noch  ein  zweites  Hebimgssystem  nacliwcisen,  welches  die 
Keupermergel  und  die  älteren  Flözgebilde,  nicht  aber  den 
unteren  Liassandstein  betroffen  hat.  Die  Kichtung  desselben 
ist  nicht  scharf  zu  ermitteln  ,  da  sich  die  ihm  angehörigen 
Hebungen  mit  den  Hebungen  des  jüngeren  Systemes  kreuzen. 

Herr  ScnwAiiZEMituG  bemerkte  hierzu,  dass  auch  in 
den  Braunkohlenablagerungen  bei  Cassel  ähnliche  Schichten- 
aufrichtungen, die  selbst  45  Grad  und  darüber  betragen, 
nicht  zu  den  seltenen  Erscheinungen  gehören.  Analoge  Bei- 
spiele hierzu  führte  Herr  Bevrich  aus  den  Braunkohlen- 
gebilden bei  Frankfurt  und  Herr  Cotta  aus  der  Braunkohle 
bei  Artern  an.  Doch  theilte  Herr  Schvvahzkkbekg  mit 
Herrn  Germar  die  Ansicht,  dass  sich  nicht  alle  derartige 
Schichtenstörungen  der  Braunkohle  auf  eine  Verschiebung 
der  Masse  zurückfüiiren  lassen,  sondern  dass  auch  wahre 
Verwerfungen  durch  den  Einiiuss  anderer  Kräfte  veranlasst 
wurden. 

Herr  Crediner  knüpfte  hieran  die  Bemerkung,  dass  sich 
beiderlei  Erscheinungen  auch  in  älteren  Formationen  wieder- 
holen ,  so  namentlich  auch  in  der  Lettonkohlengruppe  und 
den  darauf  ruhenden  Keupermcrgeln.  Die  plastischen  Mas- 
sen dieser  Gebilde  sind  in  sich  verschiebbar  und  können  bei 
hinzutretendem  Seitendruck  ansehnliche  Störungen  erleiden. 
Am  häufigsten  pflegen  diese  dem  Rand  ihrer  Ablagerung 
entlang  aufzutreten.  Bekannt  sind  die  abweichenden  Lage- 
rungsverhültnissc,  unter  welchen  die  Keupermergel  unter  den 
Muschelkalk  der  das  Leinethal  begrenzenden  Höhenzüge  bei 
Göltingen  einzufallen  scheinen.  Trotz  möglicher  Aehnlichkeit 
sind  solche  Schichtenverschiebungcn  von  Verwerfungen  doch 
wesentlich    verschieden.      Ein   nicht   uninteressantes  Beispiel 


363 


für  beide  Arten  der  Schichtenstörung  bietet  die  Gegend  des 
Seeberges  bei  Gotha, 


Seeberg 


Hahn. 


a  Gyps.  —  b  Muschelkalk.   —  c  Lettenkohle.  —  d  Keuper. 

Am  Hahn  südlich  vom  Seeberg  bilden  die  Lettenkohlen- 
schichten einen  Sattel,  auf  dessen  südlicher  Seite  die  Schich- 
ten unter  40  Grad  gegen  den  Muschelkalk  einfallen.  Am 
Seeberg  selbst  scheinen  die  Keupergypse  den  Muschelkalk 
zu  unterteufen ,  indem  sie  in  Folge  einer  über  500  Fuss 
starken  Verwerfung  in  gleichem  Niveau  mit  dem  Gyps  des 
Muschelkalkes  liegen. 

In  einem  ausführlicheren  Vortrag  gab  hierauf  Herr 
Zinkeisen  aus  Jltenbm-g  über  ein  neues  Vorkommen  vor- 
weltlicher Thierführten  Nachricht.  Diese  wurden  vor  Kurzem 
in  dem  bunten  Sandstein  bei  Kahla  gefunden.  Die  Schich- 
ten, auf  deren  unterer  Seite  sie  als  Reliefs  hervortreten,  ent- 
sprechen ihrem  Alter  und  ihrer  Lage  nach  vollständig  dem 
Vorkommen  bei  Hessberg.  Auch  in  Betreff  der  Form  und 
der  Stellung  der  Fährten  findet  mit  diesen  eine  grosse  Ueber- 
einstimmung  statt,  wie  sich  auch  aus  zwei  Platten  ergab, 
welche  zur  Ansicht  ausgestellt  wurden. 

Herr  Cotta  bemerkte  hierauf,  dass  er  Spuren  von 
Thierfährten  an  Eindrücken  im  Rothliegenden  bei  Friedrichs- 
rode  wahrgenommen  habe  und  forderte  die  Versammlung 
auf,  dieses  ungewöhnliche  Vorkommen  bei  dem  für  den 
morgenden  Tag  anberaumten  Ausflug  nach  ReinJiardtsh'unn 
in  Augenschein  zu  nehmen.  *) 

Herr  Mi:yn  aus  Segeberg  sprach  sodann  über  ein  neues 
festes  Gesteinsvorkommen  in  Holstein.    Bei  der  ausgedehnten 


*)   Leidci-    wurde  die  Ausführung  dieses  Vorschlages   durch  die  Un- 
gunst des  Wetters  verhindert. 

Zeits.  d.  d.  gcol.  Ges.  III.  h.  26 


364 

und  mächtigen  Verbreitung  des  Diluviums  im  holsteinschen 
Flachland  ist  jede  neue  Fundstätte  von  festem  anstehenden 
Gestein  von  AVcrth.  Beim  Bau  der  Eisenbahn  in  Holstein 
entdeckte  man  ein  Lager  von  weissem  Thon ,  welches  zur 
Ziegelfabrikation  ausgebeutet  wurde.  Aehnliche  Vorkommen 
auf  Helgoland  und  bei  Lüneburg  sprechen  für  Keuper,  wel- 
chem es  auch  von  Lyell  beigezählt  wurde.  In  neuerer  Zeit 
fand  sich  ein  schwarzer,  schiefriger  Stinkkalk,  wechselnd  mit 
einer  wahren  Asche  von  grauer  oder  bräunlicher  Farbe. 
Beide  Gesteinsabänderungen  sind  den  bekannten  Gliedern  der 
Zechsteinformation  täuschend  ähnlich,  wie  durch  vorgelegte 
Proben  bestätigt  wurde.  Gehören  sie  wirklich  der  Zechstein- 
formation an?  Beim  gänzlichen  Mangel  an  Versteinerungen 
und  an  Anhaltpunkten  zur  Ermittelung  der  Lagerungsfolge 
lässt  sich  diese  Frage  nicht  entschieden  beantworten.  Das 
nächste  fest  anstehende  Gestein  ist  der  Gyps  bei  Segeberg. 
Bei  den  Zweifeln,  welche  über  das  relative  Alter  dieses  letz- 
teren herrschen,  ist  jedoch  hierdurch  hinsichtlich  obiger  Frage 
nichts  gewonnen. 

Vor  dem  Schluss  der  heutigen  Sitzung  legte  Herr  Ha- 
mann aus  Artistadt  einige  neue  Mineralvorkommen  vom 
Thüringer  Wald  vor.  In  einem  grobkörnigen  albitlührenden 
Granit  zwischen  Ibihla  und  Altenstein  findet  sich  schwarzer 
Turmalin,  meist  stänglig,  bisweilen  in  prismatischen  Krystal- 
len,  gemeinschaftlich  mit  Zoisit.  Ob  einige  kleine,  braune, 
auf  Turmalin  aufsitzende  Krystalle  Zirkon  sind,  wurde  bis 
auf  nähere  Untersuchung  an  deutlicheren  Exemplaren  unent- 
schieden gelassen. 


HI.  Sitzung   am    22.    September. 

(Hierzu  Taf.  XVI.) 

Nachdem  der  Versammlung  mitgetheilt  worden  war,  dass 
von  Herrn  v.  IIollkkkn  aus  lindolstadl  und  Herrn  Engel- 
HAHDT  aus  Ohersteinach  mehrere  Versteinerungen  aus  der 
Grauwackenformation  des  Thüringer  Waldes  und  von  Herrn 


365 

E.  ScHMiD  aus  Jena  und  dem  Vorsitzenden  eine  Reihe  von 
Petrefakten  der  thüringischen  Muschelkalkformation  im 
Sitzungslokal  zur  Ansicht  ausgestellt  seien,  nahm  Herr  Credner 
Anlass,  an  einem  Gebiigsprofil  die  für  Thüringen  normale 
Zusammensetzung  und  Schichtenfolge  des  Muschelkalkes  nach- 
zuweisen, um  dadurch  zur  Beseitigung  einiger  in  dieser  Be- 
ziehung obwaltender  Meinungsverschiedenheiten  beizutragen. 

Zu  einer  Uebersicht  der  Glieder  des  Muschelkalkes 
dürfte  kaum  eine  andere  Gegend  Thüringens  so  geeignet 
sein ,  wie  das  Saal-  und  Ilmthal  zwischen  Kosen  und  Sul%a. 
Sie  reihen  sich  in  ungestörter  Lagerungsfolge  vom  bunten 
Sandstein  bis  zur  Lettenkohlengruppe  über  einander ;  erst  in 
der  Nähe  der  Saline  Stiha  hört  die  regelmässige  Schichten- 
lage auf,  man  tritt  in  das  Gebiet  der  Hebungslinie  der  Finne, 
von  welcher  Herr  Prof  Cotta  bereits  früher  Nachricht  gab 
und  deren  Einfluss  auf  die  Schichtenstellung  in  den  Eisen- 
bahneinschnitten bei  8ul%a  klar  vor  Augen  liegt. 

In  der  Gegend  zwischen  K'ösen  und  Sul%a  erscheint  vom 
Muschelkalk  die  untere  Gruppe  (Wellenkalk),  die  mittlere 
Gruppe  (Anhydritgruppe)  und  die  obere  Gruppe  (Friedrichs- 
haller  Kalkstein).  Unterhalb  Kosen  sieht  man  über  dem 
bunten  Sandstein  und  braunrothen  Mergel,  welchem  sich  an 
anderen  Punkten  {Jena,  Krannich/eld)  eine  Bank  ockerfarbi- 
gen Dolomites  anreiht ,  einen  gelblichgrauen  oder  lichtbläu- 
lichgrauen  Mergelscluefer ,  welcher  noch  zur  oberen  Gruppe 
des  bunten  Sandsteines  (Roth)  gehören  dürfte.  Auf  diesem 
ruht  die  unterste  Bank  des  Wellenkalkes,  welche  wegen  ih- 
res Reichthumes  an  Steinkernen  von  Trigonien  die  Trigonien- 
bank  genannt  zu  werden  verdient ;  Trigonia  cardissoides 
(Bronn,  nicht  Goldfuss)  ist  am  häufigsten,  ausserdem  Tri- 
gonia vulgaris,  Trigonia  curvirostris,  Modiola  Credneri  (Dun- 
ker), Melania  Schlotheimii  (Quenstedt).  Ueber  dieser  aus 
dichtem  Kalkstein  bestehenden  Trigonienbank  folgt  ungefähr 
15Ü  Fuss  mächtig  welliger,  dünngeschichteter  Kalkstein,  mit 
Steinkernen  von  Gervillia  socialis  und  Lima  lineata.  Darüber 
kommt  eine   2   bis   5  Fuss  mächtige  Bank  eines  zu  Bauma- 

26* 


366 

terial  geeigneten  Kalksteines :  er  ist  ajigefüllt  mit  Tcrcbra- 
tula  vu]ü;aris  oder  Stiel2:lieclern  von  Encrinites  liliiformis  und 
deshalb  von  Herrn  Schmid  als  untere  Tcrebratelbank  be- 
zeichnet worden.  Durch  40  bis  50  Fuss  mächtige  Schichten 
von  welligem  Kalkstein,  welche  Trigonia  orbicularis  häufig 
und  Buccinum  grcgarium  Sculoth.  nesterweise  zu  führen 
pflegen,  wird  sie  von  den  5  bis  10  Fuss  mächtigen  Schich- 
ten des  Schaumkalkes  (Mehlkalkes,  Mehlbatzen)  getrennt. 
Zahlreiche  auf  ihn  betriebene  Steinbrüche  liefern  nicht  allein 
ein  vorzügliches  Baumaterial,  sondern  auch  einen  grossen 
Keichthum  an  organischen  Ueberresten,  von  welchen  Trigonia 
curvirostris,  Trigonia  laevigata,  Trigonia  orbicularis,  Gervil- 
lia  polyodonta,  Gervillia  costata,  Gervillia  socialis,  liostellaria 
scalata,  Trochus  Hausmanni,  Pecten  discites,  Encrinites  lilii- 
formis am  häufigsten  und  bezeichnendsten  sind.  Ueber  dem 
Schaumkalk  bilden  einige  10  bis  20  Fuss  mächtige  Schich- 
ten von  welligem  Kalkstein  die  oberston  GHeder  des  Wel- 
lenkalkes, dessen  totale  Mächtigkeit  zwischen  200 — 300  Fuss 
zu  schwanken  pflegt. 

Da,  wo  die  Um  in  die  Saale  fällt,  tritt  am  linken  Tlial- 
gehänge  ein  dichter  gelblichweisser  Mergclkalk  mit  einzelnen 
Zellen  auf,  deren  Wände  mit  kleinen  Kalkspathkrystallen 
bekleidet  sind.  Versteinerungen  scheinen  ihm  hier  zu  fehlen. 
Aus  ihm  bestehen  die  unteren  Glieder  der  Anhydritgruppe. 
Auf  diesem  ebenflächig  geschichteten  und  würflig  zerklüfte- 
ten Kalkstein  ruht  ein  massiges  Vorkommen  von  regellos 
gebändertem  und  gestreiftem  Gyps,  mit  Nestern  von  späthi- 
gem Gyps  und  von  Thon  und  zelligem  Dolomit  begleitet. 
Darüber  folgt  dünngeschichteter  ebenflächiger  Mergelkalk  von 
irelbl  ich  grauer  Farbe.  Eine  aus  dichtem  Kalkstein  beste- 
hende  Zwischenschicht  zeichnet  sich  durch  den  Einschluss 
von  Hornsteinnieren  aus.  Dieser  obere  Mergclkalk  pflegt 
eine  Mächtigkeit  von  30  bis  50  Fuss  zu  erreichen.  Er  ist 
die  Fundstätte  der  Saurier-  und  Fischreste  bei  Jena  und 
Esperslctll.  Ueber  ilim  beginnt  die  obere  Gruppe  des  Mu- 
schelkalkes,   der    Friedrichshaller   Kalkstein.     Seine   unterste 


367 

Schicht  besteht  aus  einem  wulstigen  Meigclkalk,  ausgezeich- 
net durch  seine  Neigung  zur  oolithischen  Struktur  und  durch 
seinen  Reichthum  an  Terebratula  vulgaris,  Trigonia  vulgaris, 
Lima  striata,  Encrinites  liliiformis.  Nach  einer  5  bis  10  Fuss 
mächtigen  Zwischenlage  von  thonigem  Kalkstein  und  Schie- 
ferthon  folgt  über  ihm  die  Limabank.  Sie  besteht  aus  einem 
splittrigen,  meist  aschgrauen  oder  gelblichen,  oft  braun  ge- 
fleckten Kalkstein ,  welcher  sich  besonders  zu  Kalkmörtel 
eignet  und  hierzu ,  so  wie  zu  Strassenniaterial  vielfach  be- 
nutzt wird.  Die  häufigsten  Versteinerungen  in  ihm  sind 
Lima  striata,  Pecten  inaequistriatus,  Pecten  discites,  Encri- 
nites liliiformis.  Letzterer  scheint  in  den  hierauf  folgenden 
höheren  Schichten  zu  verschwinden.  Diese  bestehen  aus 
abwechselnden  Lagen  von  dichtem  thonigem  Kalkstein  und 
Schieferthon.  In  ihnen  findet  sich  zu  unterst  eine  schwache 
Bank,  welche  oft  mit  Steinkernen  von  einigen  Nucula-Arten, 
von  Ostreen  und  Dentalium  laeve  bedeckt  ist.  Ausserdem 
ist  diese  Schichtenreihe  reich  an  Ammonitcs  nodosus,  Nau- 
tilus bidorsatus ,  Pecten  laevigatus ,  welche  für  dieselbe  als 
bezeichnend  gelten  können,  sowie  an  Trigonia  vulgaris,  Ger- 
villia  socialis,  Gervillia  costata,  Lima  lineata,  Terebratula 
vulgaris.  In  ganz  besonderer  Häufigkeit  findet  sich  die  letzt- 
genannte Versteinerung  in  einer  Bank,  welche  sich  der  obe- 
ren Grenze  dieser  Schichtengruppe  nähert.  Sie  besteht  aus 
dichtem,  im  Bruch  splittrigem  Kalkstein  und  wird  wegen  ih- 
rer Festigkeit  gemeinhin  die  Glasplatte  genannt.  Oft  jedoch 
verdrängt  die  Terebratula  vulgaris,  zumeist  in  einer  kleineren 
Varietät  die  Kalkmasse  und  die  ganze  Bank  erscheint  dann 
aus  diesem  Conchyl  zusammengesetzt,  so  dass  sie  als  obere 
Terebratelbank  unterschieden  zu  werden  verdient. 

Die  Grenze  zwischen  dem  Friedrichshaller  Kalkstein 
und  der  darauf  folgenden  Lettenkohlengruppe  wird  häufig 
durch  eine  schwache  Schicht  eines  ockerfarbigen  Bittererde- 
haltenden Mergelkalkes  gebildet.  Wo  diese  Schicht  fehlt, 
beginnt  die  Lettenkohlengruppe  mit  schiefrigem,  Bittererde- 
halteuden  Mergelkalk,    in    welchem   sich  Lingula  tenuissima 


.368 

findet.  Hierauf  folgt  ein  oft  sandiger,  oder  durch  Saudstein- 
bänke unterbrochener  Schieferthon,  welclier  häuüg  ein  12  bis 
48  Zoll  mächtiges  Flöz  der  schwefelkiesrciclien  Lettenkohle 
umschliesst.  Er  wird  vom  Lettcnkohlensandstein  überdeckt. 
Es  ist  ein  grauer  oder  braunrother  Mergelsandstein,  welcher 
gewöhnlich  10  Fuss,  ausnahmsweise  40  bis  50  Fuss  Mäch- 
tigkeit (Kother  Steinbruch  bei  fiotha)  erreicht.  Calamites 
arenaceus,  seltener  Taeniopteris  vittata  und  eine  Neuropteris- 
Art  kommen  in  ihm  vor.  Durch  eine  10  bis  15  Fuss  mäch- 
tige Bank  braunrother  oder  grüner  Mergel  wird  dieser  Sand- 
stein vom  Hauptdoloiiiit  des  Keupers  getrennt.  Es  ist  der- 
selbe rauchgraue  oder  gelblichgraue  krystallinische,  oder  ocker- 
gelbe mürbe  Dolomit,  wie  er  in  Süddeutschland  imd  Loth- 
ringen vorkommt.  In  ihm  finden  sich  Zähne  und  andere 
Reste  von  Mastodonsaurus ,  ferner  Trigonia  Goldfussii,  Tri- 
gonia  vulgaris,  Trigonia  curvirostris,  mehrere  Gervillia-Arten. 

Der  Dolomit  wird  von  versteinerungslceren  bunten  Mer- 
geln überdeckt,  welche  bald  mit  regelmässig  geschichtetem, 
bald  mit  stockförmigem  Gyps  wechseln.  Höher  hinauf  ver- 
schwindet der  Gyps,  die  Mergel  nehmen  eine  lebhaftere  bunte 
Färbung  an;  zwischen  ihnen  treten  schwache  Schichten  von 
hellgrauem  Thonquarz  auf;  sie  bilden  die  300  und  mehr  Fuss 
mächtige  obere  Gruppe  des  Keupers.  Versteinerungen  finden 
sich  nur  sparsam  und  undeutlich  im  Thonquarz,  Von  den 
Sandsteinen  der  oberen  Keupergruppe  Süddeutschlands  zeigt 
sich  in  Thüringen  keine  Spur. 

Ueber  den  bunten  Keupermergcl  lagert  sich  in  der  Ge- 
gend von  Gotha  und  Eiae^iack  ein  gelblichweisser  bis  weisser, 
wohl  von  Eisenadern  durchzogener  Sandstein  ohne  mergliges 
Bindemittel;  er  entspricht  dem  Luxemburger  oder  unteren 
Liassandstein.  Wo  er  auftritt,  da  pflegen  auch  Spuren  des 
eigentlichen  Lias  nicht  zu  fehlen .  mögen  sie  aus  Liaskalk 
mit  Gryphaea  arcuata  oder  aus  Liasthon  mit  Belemnites 
paxillosus  oder  aus  Liasschiefer  mit  Monotis-Arten  bestehen. 

Herr  E.  Sciimid  bemerkte  hierzu,  dass  das  entworfene 
Bild  der  Zusammensetzung   des  Muschelkalkes   im  Saalthal 


.369 

vollkommen  entspreche  und  dass  die  bisherige  Meinungs- 
verschiedenheit weniger  in  der  Schichtenfolge,  als  in  der 
Unterabtheilung  der  Gruppen  des  Muschelkalkes  beruht  ha- 
ben dürfte. 

Herr  Credneu  zog  sodann  noch  einen  Vergleich  zwi- 
schen der  Schichtenfolge  des  Muschelkalkes  bei  Rüdersdorf 
und  der  besprochenen  Gliederung  desselben  in  Thüringen. 
Ueber  der  oberen  Gruppe  des  bunten  Sandsteines ,  deren 
Gyps-führende  Mergel  nach  dem  Ergebniss  eines  fi-üherhin 
angestellten  Bohrversuches  gegen  450  Fuss  Mächtigkeit  ha- 
ben, erscheint  am  Kessel  der  Wellenkalk,  in  seiner  Be- 
schaffenheit der  gleichen  Gesteinsgruppe  Thüringens  völhg 
entsprechend.  Er  hält  vom  Fuss  des  Kalkberges  bis  zum 
Kamm  desselben  an.  Am  nordwestlichen  Abhang  lagern  sich 
dem  welligen  Kalkstein  die  mächtig  entwickelten  Schichten 
des  Schaumkalkes  auf,  reich  an  Kostellaria  scalata,  Trigonia 
laevigata,  Trigonia  curvirostris,  Gervillia  polyodonta,  Ger- 
villia  costata  und  anderen  organischen  Ueberresten. 

Profil  des   Muschelkalkes   b  ei  Rüdersdorf. 

Krieuberg.  Kalkberg. 

Kriensee.        __^^,^ ^— -"N     Kessel. 


tl 


a  Bunter  Sandstein,  obere  Gruppe.  —   h  Wellenkalk.  —   c  Schaitnikalk.  — 
d  Anhydritgruppe.  —    e  Oolithische  Bank  und  Limabank  des  Friedrichs- 
•  haller  Kalkes.   —  (  Thoniger  Kalkstein  des  Friedrichshaller  Kalkes. 

Eine  geringe  Thaleinsenkung  trennt  den  Kalkberg  von 
dem  nordwestlich  davon  gelegenen  Krienberg.  Auf  seiner 
Höhe  wie  an  seinem  nordwestlichen  Abhang  findet  man 
Bruchstücke  der  kalkig-thonigen  Schichten  des  oberen  Mu- 
schelkalkes, mit  welchen  Ammonites  nodosus  und  Nautilus 
bidorsatus  vorkommen.  Unter  diesen  Bruchstücken,  welche 
von  zerstörten  Schichten  des  Friedrichshaller  Kalksteines 
herstammen,  sieht  man  durch  neuere  Steinbruchsarbeiten  meh- 
rere Schichten  cntblösst,  welche  den  untersten  Bänken  des 
Friedrichshaller   Kalksteines  in  Thüringen   gleich   zu  stellen 


370 

sein  dürften.  Zu  oberst  erscheint  eine  Bank  eines  dichten, 
gelblich  weissen,  durch  inliegende  glaukonitische  Körner  aus- 
gezeichneten Kalksteines,  arm  an  Versteinerungen,  von  wel- 
chen jedoch  Pecten  inaequistriatus  die  aus  den  Lagerungs- 
verhültnissen  gefolgerte  Annahme  bestätigt,  dass  diese  Bank 
der  Liuiabank  in  Thüringen  entspricht.  Wie  hier  so  folgen 
auch  bei  liüdersdorf  unter  ihr  einige  Lagen  dunkelgrauen 
Schieferthones  mit  thonigem  Kalkstein  wechselnd,  in  wel- 
chem sich  Gervillia  socialis  findet.  Darunter  liegt  eine  ge- 
gen 2  Fuss  mächtige  Schicht  von  hellgrauem  wulstigem 
Mergelkalk,  ganz  wie  die  oolithische  Bank  Thüringens ,  nur 
arm  an  Versteinerungen.  Unmittelbar  hierunter  beginnen  die 
Schichten  des  ebenflächigen,  gelblichweissen,  Bittererde-füh- 
rendcn  Mergelkalkes,  welcher  theilweise  zur  Fabrikation  von 
Wassermörtel  gewonnen  wird.  Diese  Schichten  entsprechen 
den  oberen  Gliedern  der  Anhydritgruppe  Thüringens.  Die 
grosse  Uebcreinstimmung  in  der  Schichtenfolge  des  Muschel- 
kalkes in  Thüringen  und  bei  liüdersdorf  möchte  hiernach 
nicht  zu  verkennen  sein,  wenn  auch  einzelne  Schichten,  wie 
namentlich  der  Schaumkalk  verschiedene  Mächtigkeit  erlangen. 

Herr  v.  Caknali.  und  Herr  Bkyrich  sprechen  ihre 
Uebcreinstimmung  mit  dieser  Darstellung  aus.  Herr  v.  Strom- 
beck äusserte,  dass  der  Muschelkalk  im  Braunschwcigschen 
eine  gleiche  Gliederung  wie  die  oben  angegebene  zeige,  doch 
fehle  wie  bei  lUidersdorf  die  untere  Terebratelbank.  Auch 
in  der  Umgegend  von  Cassel  kommt  diese  nicht  vor,  wie 
Herr  Duivkek  bemerkt.  Dageo-en  findet  sie  sich  im  Muschel- 
kalk  der  Umgegend  von  Meiningen  nach  der  Mittheilung  des 
Herrn  Ei>lmkicii  entwickelt. 

Auf  die  Frage,  in  welchen  Schichten  des  thüringschen 
Muschelkalkes  Steinsalz  vorkomme,  wurde  bemerkt,  dass  die- 
ses bei  Bvffle.hen  ^  Stottern/ieim  und  Arnstadt  in  einer  und 
derselben  Schichtengruppe  unterhalb  des  Friedrichshaller 
Kalksteines  und  der  oberen  ebenflächigen  Mci'gelkalkschich- 
ten  der  Anhydritgruppe  erbohrt  worden  sei,  in  welcher  sich 
auch  der  Gyps    am  Seeberg  bei   Got/ia  und  im  Saalthal  bei 


371 

Unter-Suha  finde.  Auch  bei  Sülheck  im  Leinathal  habe  man 
unter  ganz  gleichen  LagerungsverliäUnissen  in  der  mittleren 
Gruppe  des  Muschelkalkes  Gyps  mit  schwacher  Soole  durch- 
bohrt, und  unter  diesem  den  Wellenkalk,  zum  deutlichen 
Beweis  der  regelmässigen  Einlagerung  des  Salz-führenden 
Gypses  im  Muschelkalke. 

Sodann  kam  noch  das  Vorkommen  der  immer  noch  un- 
bestimmten Myaciten  des  Muschelkalkes  zur  Sprache,  wobei 
erwähnt  wurde,  dass  sie  in  Thüringen  hauptsächlich  auf  drei 
Regionen  beschränkt  zu  sein  scheinen ,  auf  die  untersten 
Schichten  des  Wellenkalkes,  auf  die  unteren  Schichten  des 
Friedrichshaller  Kalksteines  und  auf  die  Bittererde-haltenden 
Mergelkalke  der  Lettenkohlengruppe. 

Hierauf  theilte  Herr  E.  Schmld  das  Ergebniss  mehrerer 
chemisch-mineralogischer  Untersuchungen  mit.  Der  Olivin 
im  Meteoreisen  von  Atakama  erwies  sich  der  stöchiometri- 
schen  Formel  dieses  Minerales  ganz  entsprechend  zusammen- 
gesetzt. Aus  der  Untersuchung  des  Ilmenites  ergab  sich,  dasa 
der  Gehalt  desselben  an  Titanoxyd  beträchtlichen  Schwan- 
kungen unterliegt.  Am  Lindenberg  bei  Ilmenau  findet  sich 
auf  Manganerzgängen  ein  eigenthümliches,  blättrigstrahliges 
Eisenoxydhydrat,  nach  der  Formel  5  +  2  H  zusammengesetzt; 
Herr  Schmid  schlug  für  dasselbe  den  Namen  Xanthosiderit  vor. 
Weitere  Mittheilungen  desselben  bezogen  sich  auf  die  einförmige 
chemische  Zusammensetzung  der  Basalte  der  Rhön,  auf  das 
Vorkommen  von  Basaltbruchstücken  im  Phonolith  des  Teufel- 
steines und  von  Bruchstücken  der  Triasgesteine,  in  Basalt 
eingeschlossen.  Ferner  wurde  erwähnt,  dass  die  Braunkohle 
in  der  Nähe  des  Basaltes  bei  Bischofsheim  sichtliche  Verän- 
derungen erlitten  habe  und  als  Beweis  dafür  ein  in  Holzkohle 
umgewandeltes  Holz  vorgelegt.  In  Bezug  hierauf  bemerkte 
Herr  Meyn  ,  dass  sich  ähnliche  Holzkohle  von  faseriger 
Struktur  auch  anderwärts,  wo  kein  Basalt  auftrete,  und  zwar 
sowohl  in  Braunkohle,  wie  in  Torf  und  Steinkohle  vorfinde. 
Herr  v.  Carnall  erwähnte,  dass  am  Westerwald,  wo  Basalt 


372 

und  Bruunkohle  sich  bo  oft  berühren,  letztere  keine  Veräu- 
derunoj  wain-nehnien  lasse. 

Herr  Wkssel  hatte  im  Sitzunoslokal  eine  lieihe  von 
Versteinerungen  aus  den  in  Ponnnern  in  der  Nähe  der  Ost- 
seeküste  anstehenden  Gesteinen  der  Juraformation  zur  An- 
eiclit  ausgestellt  und  gab  über  das  Vorkommen  derselben 
nähere  Auskunft. 

Am  längsten  bekannt  sind  die  Schichten  des  Purtland- 
kalkes  in  der  Nähe  von  F?'it%oic  bei  Camnäu,  die  durch  einen 
darauf  betriebenen  Steinbruch  bis  auf  ein  Lager  festen,  fein- 
körnigen oolithischen  Gesteins,  das  sich  in  einer  Tiefe  von 
35  Fuss  findet,  aufgeschlossen  sind.  Dieselben  Portlandkalkc 
treten  aber  auch  an  einigen  anderen  Punkten  1  und  2  Mei- 
len südlich  von  den  vorigen  wieder  auf;  Bohrungen  zeigten 
bei  geringerer  Mächtigkeit  der  Schichten  schon  in  einer 
Tiefe  von  14  Fuss  den  oben  erwähnten  dichten  oolithischen 
Kalk,  den  zu  durchsinken  das  heftig  zuströmende  Wasser 
verhinderte.  Auch  die  unter  dem  Portland  liegenden  Schich- 
ten von  Gülzow,  Jjoeck  und  ISchuHmtcs/iagefi ,  charakterisirt 
durch  das  Vorkommen  von  Melania  striata,  sind  schon  früher 
beschrieben ,  ebenso  wie  die  braunen  Sandsteine  von  Soltin, 
denen  freilich  von  Gumprecht  nicht  der  rechte  Platz  ange- 
wiesen zu  sein  scheint.  Ammonites  Parkinsonii  und  Belem- 
nites  grandis,  von  denen  der  letztere  namentlich  sehr  häufig 
ist,  stellen  es  ausser  Zweifel,  dass  diese  Gesteine  dem  Dogger 
der  Porta  Westpludira  gleichzustellen  sind,  von  dem  lland- 
stücke  dieser  Lokalität  sich  kaum  auch  in  der  äusseren  Er- 
scheinung unterscheiden  lassen.  Zahlreiche  Bruchstücke  und 
Geröllmassen  Hessen  vermuthen,  dass  noch  ein  viertes  Glied 
der  Juraformation,  und  zwar  ein  im  Alter  zwischen  den  bei- 
den zuletzt  angeführten  stehendes,  in  jener  Gegend  zu  'J'age 
treten  möchte.  Dasselbe  aufzufinden  gelang  auch  dem  Ked- 
ner  in  den  letzten  Wochen  und  zwar  unter  Umständen,  die 
sein  Auftreten  doppelt  interessant  machen.  Eine  Mergelgrube 
südlich  vom  Dorfe  ISeniitx  zeigt  nämlich  folgende  Schiciiten- 
reihe  aufgeschlossen.     Unter   einer  Lage   von   gelbem  Thon, 


373 

der  ebenfalls  wie  die  darunter  liegenden  Schichten  nach  Nord- 
west einfällt,  liegen  weisse  Kreideniergel  von  8  Fuss  Mäch- 
tigkeit mit  Belemnites  mucronatus.  Darunter  folgt  2  bis 
3  Fuss  mächtig  ein  gelber,  brauner  oder  schwarzer,  eisen- 
schüssiger Sandstein,  der  eine  Menge  äusserst  wohl  erhalte- 
ner Versteinerungen  mit  unversehrter  Schale  enthält.  Gefal- 
tete  und  glatte  Terebratcln ,  ein  sehr  zierlicher  Nucleolites, 
Ammonites  hecticus  und  varians  nebst  sehr  zahlreichen  Hol- 
zern sind  darin  sehr  verbreitet.  Unter  diesem  Sandstein 
liegen  2  bis  3  Fuss  eines  schwarzen  sehr  kohlehaltigen  Thones, 
der  arm  an  Versteinerungen  ist.  Bis  jetzt  ist  eine  kleine 
Astarte  der  einzige  Ueberrest  aus  der  Thierwelt,  der  darin 
gefunden  wurde.  Unter  diesem  schwarzen  Thone,  im  Lie- 
genden wieder  von  einem  ähnlichen  eingeschlossen ,  liegt  ein 
sehr  weisser  Thon  2  Fuss  mächtig,  ohne  Spuren  organischer 
Reste.  Was  unter  dem  schwarzen  Thone,  der  darauf  folgt, 
liege,  war  nicht  zu  ermitteln,  da  das  Wasser  im  Grunde  der 
Grube  jede  weitere  Verfolgung  der  Schichten  verhinderte. 
Dieser  Punkt  bei  Nemit%  ist  bis  jetzt  der  einzige,  wo  sich 
der  Jura  unmittelbar  von  der  Kreide  überlagert  beobachten 
liess.  Schliesslich  legte  Redner  eine  Karte  der  Gegend  vor, 
auf  welcher  die  gegenseitige  Lage  der  Oertlichkeiten,  an  de- 
nen die  besprochenen  Gesteine  zu  Tage  treten,  zu  ersehen  war. 

Es  reihte  sich  hieran  ein  Vortrag  des  Herrn  Otto  We- 
BER  Über  die  Tertiärfiora  der  niederrheinischen  Braunkohlen- 
formation.*) 

Schliesslich  bemerkte  der  Vorsitzende,  dass  eine  Suite 
der  Cerium-haltenden  Mineralien  des  Thüringer  Waldes,  so- 
wie der  dieselben  beo;leitenden  Mineralien  und  Felsarten  im 
Sitzungslokal  zur  Ansicht  aufgestellt  sei.  Auch  beschloss  die 
Versammlung  nach  der  Sitzung  eine  Wanderung  nach  dem 
Seeberg  anzutreten. 


*)  Folgt  unten  in  Jen  Aufsätzen. 


374 


IV.   Sitzung  am   23.   September. 
Herr  Walchnkk    hielt    einen    Vortrajjc    über   die  letzte 


o 


Hebunof  des  Schwarzwaldes  und  der  Gebirfifsbilduniren  des 
Bodensee-Beckens. 

Für  den  gegenwärtigen  Bau  des  Schwarzwaldes  ist  der 
Basalt  von  wesentlicher  Bedeutung.  In  seinem  ganzen  Ge- 
biet, vom  Neckar  bei  Neckai-hischofsheim  bis  zum  Rhein  zwi- 
schen Basel  und  dem  Bodensee  treten  Basaltgebilde  auf,  zum 
Theil,  w^ie  bei  IIornberg\  die  grösste  Höhe  unter  den  Basalt- 
bergen Deutschlands  erreichend;  sie  begleiten  ihn  vorzüglich 
zu  beiden  Seiten  des  Gebirges.  In  der  Nähe  von  Neckar- 
hischofsheim  durchbricht  Basalt  die  Sandsteinmassen  der  dor- 
tigen Gegend.  Am  Wartenberg  bei  G'eisi?igen  tritt  er  von 
Basaltconglomeraten  umgeben  unter  Juragesteinen  hervor. 
Am  verbreitetsten  ist  er  im  Högau.  Mächtige  TufF-  und 
Conglomeratmassen  pflegen  die  Basalt-  und  Phonolithkegel 
zu  umgeben.  In  den  hierzu  gehörigen  Conglomeraten  finden 
sich  als  eine  bemerkenswerthe  Erscheinung  Gerülle  aus  der 
Molasse,  welche  das  Bodensee-Becken  ausfüllt.  In  den  Ba- 
saltconglomeraten bei  Singen  liegen  Bruchstücke  von  Granit 
und  Gneuss,  aus  dem  Gebiet  der  Alpen  stammend. 

Auf  der  AVcstseite  des  Schwarz waldes  erhebt  sich  das 
Basaltgebilde  bei  Maldberg\  die  Posidonomyenschiefer  des 
Lias  werden  durch  dasselbe  steil  bis  zu  80  Grad  aufgerich- 
tet. Ungleich  bedeutender  sind  die  aus  dem  Schuttland  des 
Rheinthaies  sich  erhebenden  Basalt-  und  Doleritmassen  des 
Kaiserstuhles.  Auch  hier  findet  man  Tuff-  und  Conglomerat- 
ablagerungen,  und  in  ihnen  sowie  im  Phonolith  Bruchstücke 
von  Gneuss. 

Bisher  nahm  man  an,  dass  das  Hervortreten  der  Basalt- 
gebilde des  Kaiserstuhles  und  Högaues  nach  Ablagerung  der 
Tertiärformationen  und  vor  der  Diluvialzeit  erfolgt  sei.  Es 
lassen  sich  jedoch  Thatsachen  nachweisen,  welche  hiermit 
nicht  in  Einklang  stehen.  Bei  reberlingen  sieht  man  unver- 
kennbare Ueberreste    eines  alten  Seeufers ;  auf  terrasscniür- 


375 

migen  Absätzen  des  Berggehänges  zeigen  sich  Gerolle  ab- 
gelagert und  erreichen  eine  Höhe  von  100  Fuss  über  dem 
jetzigen  Seespiegel.  Denkt  man  sich  das  Niveau  dieses  alten 
Seeufers  rückwärts  nach  dem  Högau  fortgesetzt,  so  trifft 
man  auf  die  Höhenlinie,  in  welcher  sich  die  alpinischen  Ge- 
rolle im  Högau  abgelagert  finden.  Stellt  man  diese  That- 
sache  mit  den  angeführten  Beobachtungen  über  die  Ein- 
schlüsse in  den  Basaltconglomeraten  zusammen,  so  ergiebt 
sich,  dass  die  jüngste  Hebung  jener  Gegend  durch  das  Her- 
vortreten der  Basalte  und  zwar  in  der  Diluvialzeit  erfolgte. 
Das  Gebirge  zwischen  dem  Rhein  und  der  Donau  gelangte 
durch  sie  zu  seinem  jetzigen  Niveau,  ebenso  wie  die  ßauhe- 
Alp,  wie  aus  früheren  in  der  Gegend  von  Ulm  angestellten 
Beobachtungen  des  Herrn  v.  Mandelsloh  hervorgeht. 

Nachdem  hierzu  Herr  v.  Carnall  bemerkt  hatte,  dass 
der  Basalt  der  Schneegrube  am  Riesengebirge  eine  grössere 
Meereshöhe  als  der  Basalt  des  Schwarzwaldes  erreichen 
dürfte,  sprach  Herr  v.  Strombeck  über  das  Alter  des  unte- 
ren Quaders  nordöstlich  vom  Harz. 

Von  Herrn  v.  Holleben  und  Herrn  Engelhakdt  wa- 
ren mehrere  Versteinerungen  aus  dem  Thonschiefergebiet  des 
Thüringer  Waldes  zur  Ansicht  übersendet  worden.  Herr 
CoTTA  und  Herr  Richter  geben  hinsichtlich  des  Vorkom- 
mens derselben  nähere  Erläuterung.  Der  Schichtencomplex 
der  Grauwacke  des  Thüringer  Waldes  besteht  zu  oberst  aus 
devonischen  Gebilden,  vorzugsweise  aus  Cypridinenschiefern, 
welche  schollenweise  über  einen  grossen  Theil  des  Gebirges 
verbreitet  sind.  Unter  denselben  liegt  eine  ächte  Grau- 
wacke mit  Rothenbergia  HoUebenii  (Megaphytum  Hollebenii 
Goepp.)  und  ausserdem  mit  einer  ausserordentlich  grossen 
Menge  von  anderen  Pflanzenresten,  namentlich  von  Calami- 
ten,  denjenigen  der  unteren  Schichten  des  Steinkohlengebir- 
ges ähnlich,  sowie  von  3  Farrnarten  und  von  gut  erhaltenen 
Hölzern.  Unter  dieser  Grauwacke  liegen  mächtige,  blaue 
obersilurische  Schiefer,  aus  welchen  namentlich  die  für  die 
thüringische    Industrie    wichtigen    Tafel-    und  Dachschiefer 


376 

gewonnen  werden.  Charakteristisch  sind  die  Kalkstein- 
Einlagerungen  ,  welche  immer  im  Liegenden  Alaunschiefer, 
darunter  Kieselschiefer  und  unter  diesem  Nereitenschichten 
haben.  Die  Kalksteine  enthalten  nur  Lituiten  und  mikrosko- 
pische Tentakuliten.  Die  Alaunschiefer  dagegen  enthalten 
fast  alle  Graptolithen- Arten,  welche  Herr  Barrande  be- 
schrieben hat ;  daneben  auch  mehrere  neue  Arten.  lu  den 
Nereitenschichten  liegt  Nereites  Sedgwickii.  Ein  ganz  neues 
Vorkommen  ist  das  von  Herrn  En(;elhard  eingesendete 
Cyathophyllum  und  ein  Steinkern  von  Pentamerus.  Ein  ein- 
ziges Vorkommen  ist  eine  Ogygia  im  Griffelschiefer  von 
Steinach-  Unter  dieser  Formation  findet  sich  ein  System 
von  griudichen  Grauwackengesteinen,  in  welchem  sich  bis 
jetzt  ein  Asaphus  nur  einmal,  häufig  dagegen  Phycodes  fand. 
Letzterer  kommt  auch  in  der  Nähe  von  lieichenhach  im  Vogt- 
lande und  zwar  in  petrographisch  ganz  ähnlichem  Thonschie- 
fer  vor,  welchen  Herr  Naumann  früherhin  als  versteinerungs- 
leer bezeichnete.  Es  wird  durch  obige  Versteinerung  wahr- 
scheinlich, dass  dieser  Thonschiefer  des  Vogtlandes  und  die 
bläulich  grünen  Grauwackengesteine  des  Thüringer  Waldes 
einerlei  Formation  angehören. 

Herr  v.  Carnall  legte  hierauf  eine  Karte  von  Califor- 
nien  vor  und  erläuterte  nach  ihr  die  bis  jetzt  bekannte  Ver- 
breitung und  das  Vorkommen  des  Goldes  in  diesem  Lande. 
Das  Gold  findet  sich  ursprünglich  in  zahlreichen,  mit  einan- 
der parallel  streichenden  Quarzgängen ,  welche  an  vielen 
Stellen  in  Gebirgsschluchten  entblösst  sind.  Der  Distrikt,  in 
welchem  die  goldführenden  Quarzgänge  aufsetzen,  wird  von 
zahlreichen  Thälern  durchschnitten,  deren  Richtung  die  Strei- 
chungölinie  der  Gänge  fast  rechtwinklig  durchschneidet.  Alle 
diese  Thäler  führen  daher  im  Schuttlandc  Gold,  wie  durch  die 
Lage  der  auf  der  Karte  angegebenen  Goldwäschen  nachge- 
wiesen wurde. 

Herr  Beyricii  entwarf^  mit  Vorlegung  der  zugehörigen 
Karten,  ein  Bild  von  den  geognostischen.  Verhältnissen  der 
Gegend    südlich    von   Reinere   und   des   scharf  abgegrenzten 


377 

glätzisch-böhmischen  Gebirgssystems,  zu  welchem  als  erha- 
benster Höhenpunkt  die  hohe  Mense  gehört.  Das  ganze 
Gebirgssystem  besteht  wesentlich  aus  versteinerungsleeren 
schiefnVen  Urgebirssraassen,  welche  im  östlichen  und  nörd- 
liehen  Theil  des  Gebirges  von  Gesteinen  der  Kreideforma- 
tion in  weiter  Erstreckung  bedeckt  werden.  Von  eruptiven 
Gesteinen  erscheinen  Granite  ausgedehnt  an  den  Kändern 
des  Gebirgssystems  gegen  Nord  und  AVest,  Hypersthenfels 
nur  auf  der  böhmischen  Seite  im  Spitzberg  bei  Descluiay. 
In  dem  versteinerungsleeren  Urgebirge  lassen  sich  zwei  For- 
mationen unterscheiden,  eine  ältere,  zu  welcher  alle  innig  mit 
einander  verbundenen  ausgedehnteren  Massen  von  Gneuss 
und  Glimmerschiefer  gehören ,  und  eine  jüngere,  welche  in 
regelmässiger  Lagerung  auf  der  crsteren  ruhend,  aus  Thon- 
schiefern,  grünen  Schiefern,  Plornblendeschiefern  und  Diorit- 
schiefern  zusammengesetzt  ist.  Die  mehr  krystallinischen 
Schiefer,  Hornblende-  und  Dioritschiefer  erscheinen  in  dieser 
jüngeren  Formation  mehr  als  die  liegenden  Theile,  während 
Thonschiefer  mehr  im  Hangenden  herrschend  werden.  Red- 
ner spricht  sich  dahin  aus,  dass  es  weder  hier  noch  in  ande- 
ren Tlieilen  des  schlesischen  Gebirges  möglich  sei,  wie 
Naumann  vorgeschlagen  hat,  die  Glimmerschiefer  von  den 
grösseren  Gneussmassen  zu  trennen  und  verbunden  mit  den 
Thonschiefern  als  Theile  einer  besonderen  Urgebirgsforma- 
tion  zu  betrachten.  In  der  Gegend  von  Reineiz  ist  Graphit- 
gehalt, mehr  im  Glimmerschiefer  als  im  Gneuss,  ein  sehr 
verbreitetes  Vorkommen,  concentrirt  sich  aber  an  wenigen  Or- 
ten zu  bauwürdigen  Lagern.  Die  körnigen  Kalksteinlager 
in  der  Gegend  von  Jleinerz  gehören  sämmtlich  der  Gneuss- 
und  Glimmerschieferformation  an.  Die  Granite  des  böhmisch- 
glätzischen  Gebirgssystems  durchbrechen  theils  die  Gneuss- 
und  Glimmerschieferformation,  theils  die  Formation  der  Horn- 
blende- und  Thonschiefer.  Zuweilen  von  etwas  fiasrigem 
Gefüge  und  an  einzelnen  Punkten  mit  den  durchbrochenen 
hornblendehaltigen  schiefrigen  Gesteinen  wechsellagernd  ha- 
ben sie  zu  der  irrigen  älteren  Vorstellung  von  dem  Vorhan- 


378 

denseln  einer  eigenthümlichen  Syenitfoimation  in  diesen  Ge- 
genden geführt,  während  doch  nirgend  Syenit  auftritt.  Red- 
ner glaubt,  dass  diese  Granite  von  gleichem  Alter  wie  die 
Granite  der  Gegend  von  Reichenstein,  wie  die  des  Harzes 
und  die  in  Devonshire,  in  der  Zeit  zwischen  Ablagerung  des 
unteren  (dem  Kohlenkalkstein  gleichstehenden)  und  des  obe- 
ren oder  eigentlichen  Kohlengebirges  hervortraten.  Die  ßoth- 
eisensteine  der  Gegend  von  Reiner%  sind  nicht  lagerartige, 
sondern  gangartige  Vorkommen ,  indem  dieselben,  noch  jün- 
ger als  die  Granite ,  auch  diese  durchsetzen  und  Trümmer 
des  zerrissenen  Granits,  bis  zur  Bildung  wahrer  Conglome- 
rate,  in  sich  einschliessen.  In  den  zur  Kreideformation  ge- 
hörenden Ablagerungen,  welche  das  schiefrige  Urgebirge  des 
glätzisch-böhmischen  Gebirges  bedecken,  lassen  sich  dreierlei 
Gesteine  unterscheiden:  Quadersandstein,  ein  vom  Redner 
Rauhstein  genanntes  Gestein ,  welches  zum  Theil  die  soge- 
nannten Plänersandsteine  einschliesst  und  plänerartige  Ge- 
steine. Eine  überall  gleiche  Folge  in  der  Lagerung  dieser 
Gesteine  findet  nicht  statt.  In  der  Gegend  von  Reiner%  be- 
ginnt gewöhnlich  zu  unterst  der  Rauhstein,  darüber  folgt  das 
plänerartige  Gestein  und  dann  Quadersandstein,  welcher  überall 
in  Menge  Exogyra  Columba  einschliesst;  an  andern  Orten 
treten  noch  zu  unterst  den  höher  liegenden  ganz  gleichende 
Qundersandsteine  hinzu ,  und  über  dem  höher  liegenden 
Quader  Sandstein  kann  dieselbe  Reihenfolge  noch  einmal  be- 
ginnen. Die  dreierlei  Gesteine,  welche  sich  durch  verschie- 
dene organische  Einschlüsse  nicht  wesentlich  unterscheiden, 
sind  daher  als  innig  zusammenhängende  und  verbunden  ein 
inid  dasselbe  System  des  Kreidegebirges  repräsentirende  Ab- 
lagerungen zu  betrachten,  welches  Redner  in  seiner  Gesammt- 
heit  dem  terrain  crnomanieii  i)'ÜKiMf;NY's  zurechnet.  Eine 
Unterscheidung  von  oberem  und  unterem  Quadersandstein, 
als  Theilen  verschiedener  Systeme  des  Kreidegebirges,  ist 
in  dieser  Gegend  nicht  zu  machen ,  und  ist  die  Deutung, 
welche  Redner  früher  von  den  ganz  analogen  Verhältnissen 
der  Gegend  von  Adersharh,   /{(ispenau,  Schömherg  und  Grits- 


379 

sau  gegeben  hat,  danach  zu  berichtigen.  Von  hohem  In- 
teresse ist  das  hohe  Niveau,  welches  die  Massen  des  Kreide- 
gebirges in  dem  östlichen  Theil  des  Gebirgssystems  einneh- 
men. Dieselben  Schichten,  welche  fast  horizontal  und  plat- 
tenförmig  ausgebreitet  die  östlichen  Höhen  des  Gebirges  be- 
decken, zeigen  sich  am  östlichen  Rande,  geschieden  von  den 
höheren  Ablagerungen  durch  die  Urschiefer,  in  steil  aufge- 
richteten Stellungen  und  liegen,  über  lÜOO  Fuss  tiefer,  wieder 
horizontal  in  der  Niederung  des  oberen  Neissethales.  Die 
Annahme  einer  Massenerhebung  des  ganzen  glätzisch-böh- 
mischen  Gebirgssystems  nach  Ablagerung  des  Kreidegebirges 
scheint  allein  diese  merkwürdigen  Lagerungsverhältnisse  zu 
erklären. 

Herr  Cotta  macht  in  Rücksicht  auf  die  letzterwähnte 
Hebung  darauf  aufmerksam ,  dass  die  Hebungslinie,  welche 
bei  Meissen  und  HoJienstein  Schichtenstörungen  im  Quader- 
sandstein und  Pläner  verursachte,  gegen  Südost  hin  verlän- 
gert die  Gegend  von  lieinerz  trifft,  und  Herr  v.  Cahnall 
erinnert  daran,  dass  sich  ausser  diesen  Hebungen  im  schle- 
sischen  Gebirge  noch  andere  geltend  machen,  welche  das 
Steinkohlengebirge  betrafen. 

Herr  Dr.  Berg  kr  in  Coburg  hatte  ein  Exemplar  von 
Semionotus  socialis ,  welches  im  Keupersandstein  bei  Seid- 
mnnnsdorf  unweit  Coburg  gefunden  worden  war,  so  wie  die 
Abbildungen  einiger  anderen  Arten  dieses  Geschlechtes  nach 
Vorkommen  aus  derselben  Gegend  zur  Ansicht  eingesendet. 
Herr  v.  Schauroth  aus  Coburg  nahm  hierdurch  Anlass  eine 
Sandsteinplatte  mit  einer  grösseren  Anzahl  von  Fischabdrücken 
der  ersterwähnten  Art,  welche  gleichfalls  bei  Seidr7ian7isdor/ 
gebrochen  worden  war,  vorzulegen  und  dieses  Vorkommen 
näher  zu   erläutern.  *) 

Schliesslich  entschied  sich  die  Versammlung  dafür,  den 
Nachmittag  zu  einem  Ausflug  nach  JSeudietendorf  zu  be- 
nutzen, um  das  Vorkommen  der  Lettenkohlengruppe  an  Ort 


*)    Siehe  unten  in   den   Aufsätzen. 
Zeils.  (1.  d.  geol,  Ges.  III.  H.  27 


380 

und  Stelle  zu  beobachten  und  die  von  Herrn  Lappe  aus  der- 
selben gesammelten  Versteinerungen  seiner  Einladung  fol- 
gend zu  sehen. 


V.  Sitzung   am  24.  September. 

Der  Vorsitzende  theilte  einige  Beobachtunojen  über  den 
vormaligen  Lauf  der  Gewässer  auf  der  Nordseite  des  Thü- 
ringer Waldes  mit. 

Auf  der  Nordseite  des  nordwestlichen  Theiles  des  Thü- 
ringer Waldes  nehmen  die  jetzigen  Gewässer  ihren  Ablauf 
durch  das  Hörselthal  gegen  West  hin  nach  der  Werra  und 
gehören  somit  zum  Gebiet  der  Weser.  In  früherer  Zeit  war 
der  Lauf  dieser  Gewässer  ein  anderer;  er  war  gegen  Nord- 
ost gerichtet  und  führte  dieselben  dem  jetzigen  Eibgebiet  zu. 
Die  Richtung  und  der  Weg,  welchem  sie  folgten,  lässt  sich 
auf  grössere  Erstreckung  durch  Geröllablagerungen  über  dem 
Niveau  des  jetzigen  Wasserlaufes  unverkennbar  nachweisen. 
Die  Gerolle  bestehen  aus  Porphyrarten  von  ganz  gleicher 
Beschaffenheit^  wie  die  Porphyre  von  Friedrichsj-ode  und  von 
Finsterhergen :  hier  am  Kamm  des  Thüringer  Waldes  ist  ihre 
ursprüngliche  Fundstätte.  V^on  dieser  gelangten  sie  in  die 
nächste  Umgegend  von  Gotha  uud  nach  Gräfentonna  und 
hier  in  das  jetzige  Unstrutthal.  Bald  sind  sie  auf  einen 
schmalen  Streifen  beschränkt,  bald  auf  eine  gegen  \  Stunde 
breite  Fläche  zerstreut,  im  letzteren  Fall  mächtiger  abgela- 
gert als  im  ersteren,  in  welchem  ein  rascherer  Lauf  der  vor- 
maligen Gewässer  angedeutet  zu  sein  scheint.  Die  Mäch- 
tigkeit dieser  GeröUe  erreicht  stellenweise  5Ü  bis  60  Fusa. 
Sie  bestehen  aus  bis  handgrossen  abgerundeten  Bruchstücken  ; 
doch  schliessen  sich  ihnen  in  einzelnen  Buchten  Lagen  von 
Grus  und  Lehm  an.  Allenthalben  sind  die  Geröllablagerun- 
gen unabhängig  vom  jetzigen  Wasserlauf  und  den  jetzigen 
Thaleinschnitten,  mit  Ausnahme  der  Thalenge  zwischen 
Ballstedl  und  liurgtofina.  Stellt  man  die  Meereshöhen  fest, 
in    welchen   sie    sich    finden ,   so  sinken  diese  vom  Kand  des 


381 

Gebirges  bis  da,  wo  sie  das  Unstrutthal  erreichen,  von  1200 
Fuss  bis  zu  640  Fuss  Meereshöhe  herab.  Die  mittlere  Sen- 
kung derselben  vom  Gebirgsrand  bis  zur  thüringischen  Nie- 
derung beträgt  auf  1000  Fuss  Länge  6,5  Fuss,  ganz  ent- 
sprechend dem  mittleren  Fall  des  jetzigen  Wasserlaufes  der 
Gera  und  Apfelstedt  zwischen  dem  Gebirge  und  jener  Nie- 
derung. Es  kann  keinem  Zweifel  unterliegen,  dass  die  Ge- 
rolle durch  Gewässer,  welche  sich  vom  Thüringer  Wald  dem 
Gebiet  der  Unstrut  und  somit  der  Elbe  zuwendeten,  an  ihre 
jetzige  Fundstätte  gelangten. 

Gegenwärtig  ist  der  Lauf  der  Gewässer  dieser  Gegend 
ein  anderer.  Ueber  die  Zeit,  in  welcher  die  Aenderung 
stattfand,  fehlt  es  nicht  an  festen  Anhaltpunkten.  In  der 
Nähe  von  Burgtonna  treten  nicht  nur  die  bekannten  Kalk- 
tuffablagerungen auf,  welche  in  ihren  älteren  Schichten  die 
Ueberreste  von  Elephas  und  Rhinoceros  umschliessen ,  son- 
dern es  sind  auch  die  norddeutschen  Geschiebe  bei  Ballstedt 
und  Westhausen  in  20  bis  40  Fuss  mächtigen  Conglomerat- 
bänken  verbreitet.  Oberhalb  Burgtonna  wechsellagern  die 
unteren  Kalktuff  bänke  mit  Schichten  von  nordischen  Geschie- 
ben. An  eben  dieser  Stelle  schliessen  sich  die  untersten 
Kalktuffschichten  den  Porphyrgeröllablagerungen  zugehöri- 
gen Lehmmassen  an,  welche  wie  jene  Reste  von  Elephas  und 
Rhinoceros  führen.  Der  thüringischen  Niederung  wurden 
bis  zur  Ablagerung  der  nordischen  Geschiebe  Gerolle  vom 
Thüringer  Wald  zugeführt ;  die  Zeit,  in  welcher  die  Aende- 
runs;  des  Wasserlaufes  eintrat,  fällt  in  die  Zeit  der  Verbrei- 
tung  der  nordischen  Geschiebe. 

Fragt  man  nach  der  Ursache  dieser  Veränderung,  so 
kann  soviel  als  feststehend  betrachtet  werden,  dass  eine  lokale 
Hebung  des  Bodens  zwischen  dem  Thüringer  Wald  und  der 
thüringischen  Niederung  den  Anlass  nicht  gab;  die  Por- 
phyrgerölle  sind  noch  jetzt  in  einem  dem  ursprünglichen 
Wasserlauf  entsprechenden  Niveau  verbreitet.  Dagegen  ist 
der  Einfluss  der  erodirenden  Kraft  der  Gewässer  unverkenn- 
bar.    Sie  brachte  seit  Ablagerung  der  nordischen  Geschiebe 

27* 


382 

nicht  nur  im  Gebiet  des  Keupers  die  Thalniederung  hervor, 
welche  nördlich  von  Waltershausen  über  100  Fuss  tiefer 
liegt  als  die  Porphyrgerölle ,  sie  trug  auch  zur  Bildung  der 
Thalengen  bei,  welche  in  der  Umgegend  von  Eisenach 
zwischen  100  und  200  Fuss  tief  im  Muschelkalk  eingeschnit- 
ten sind. 

Herr  Beyrich  knüpfte  hieran  die  Bemerkung,  dass  in 
gleicher  Weise  wie  in  Thüringen  nach  den  Beobachtungen 
des  Vorredners  die  zur  Diluvialformation  gehörenden  aus  dem 
Thüringer  Wald  herausgeführten  GeröUablagerungen  eingrei- 
fen  in  die  Ablagerungen  des  nordischen  Diluviums  und  sich 
nicht  als  Bildungen  von  verschiedenem  Alter  von  letzteren 
unterscheiden  lassen,  so  auch  nördlich  des  Harzes  das  aus 
diesem  Gebirge  herausgeführte  hercynische  Geröll  nicht  in 
dem  Verhältniss  einer  bestimmten  Altersverschiedenheit  zu 
den  nordischen  Diluvialablagerungen  stehe,  sondern  bald  über, 
bald  unter  letzteren  abgelagert  sei,  in  Niveauverhältnissen, 
welche  zum  Theil  ganz  unabhängig  sind  von  den  jetzigen 
Flussläufen.  Die  Gegend  von  Goslar  ist  an  der  Nordseite 
des  Harzes  besonders  geeignet  zur  Feststellung  dieser  Ver- 
hältnisse. Herr  v.  Carixall  erinnerte  an  die  ganz  analogen 
Erscheinungen,  welche  sich  im  Neissethal  zeigen,  da  wo  die 
Gei'ölle  des  schlesischen  Gebirges  mit  dem  Diluvium  in  Be- 
rührunü'  kommen. 

Hierauf  sprach  Herr  Oschatz  über  die  Methode  mi- 
kroskopischer Beobachtungen  und  empfahl  dieselben  beson- 
ders auch  zur  Untersuchung  anorganischer  Körper.  Mit 
welchem  Erfolg  pulverförmige  Gegenstände,  nachdem  man 
sie  am  zweckmässigsten  in  canadischen  Balsam  eingehüllt 
hat,  oder  dünngeschliffene  Platten  von  Krystallen  oder  Ver- 
steinerungen auf  iiu'e  Struktur  untersucht  werden  können, 
wurde  durch  mehrfache  Beispiele  und  Beobaciitungen  mittelst 
des  Mikroskopes  erläutert. 

Herr    Ejimricii    aus    Meiningen    war   durch    vicljährige 
Untersuchungen    zu   dem  Ergebniss  gelangt ,    dass  dem  Bau , 
der    nördlichen    Kalkalpen     nachstehende    Schichtonfolge    zu 


383 

Grunde  liegt;  es  folgen  nämlich  auf  den  unteren  Alpenkalk 
die  Gervilllenschichten,  dann  der  rothe  Ammonitenmarmor, 
die  den  Solenhofer  Gesteinen  nahe  verwandten  Aptychus- 
schichten,  die  dem  Neocomien  entsprechenden  Mergel  und  die 
Kreidegebilde.  Die  Angriffe,  welche  Herr  Schafhaeutl  in 
München  gegen  die  Annahme  einer  solchen  Gliederung  der 
Gesteine  der  nördlichen  Kalkalpen  gerichtet  hat,  veranlassten 
Herrn  Emmrkh  einige  Beobachtungen  zur  Unterstützung 
seiner  Ansicht  anzuführen  und  an  einem  idealen  Profil  jener 
Gebirgskette  zu  veranschauhchen. 

Hierauf  legte  Herr  Zerrejnner  einige  Belegstücke  eines 
neuen  Eisensteinvorkommens  in  der  Gegend  von  Schlei%  vor. 
Unter  den  Grünsteinen,  welche  daselbst  im  Thonschieferge- 
biet  auftreten ,  finden  sich  Abänderungen,  welche  theils  mit 
körnigem  Spatheisenstein,  theils  mit  concentrisch-schaligem, 
linsenförmigem  Thoneisenstein  durchwachsen  sind.  Die  Be- 
legstücke erinnerten  an  das  analoge  Eisensteinvorkommen  bei 
Neu-Joachimsthal  in  Böhmen. 

Vor  dem  Schluss  der  Sitzung  machte  Herr  v.  Carnall 
auf  einen  in  technischer  und  geognostischer  Hinsicht  gleich 
wichtigen  Fund  aufiiierksam,  welcher  neuerdings  in  West- 
phalen  gemacht  wurde.  Im  südwestlichen  Theil  des  Avest- 
phälischen  Steinkohlenbassins  sind  mehrere  Flöze  eines  kohle- 
haltigen thonigen  Sphärosiderites  eingelagert;  sie  entsprechen 
ihrer  Lage  und  Beschaffenheit  nach  dem  Blackband  des 
schottischen  Kohlenbassins.  Ihre  Mächtigkeit  wechselt  von 
einigen  Zollen  bis  7  Fuss,  der  Gehalt  des  Eisensteines  von  20 
bis  40  pCt.;  Schmelzproben,  welche  mit  der  Zugutemachung 
dieses  Erzes  auf  der  Sayner  Hütte  angestellt  wurden,  haben 
bereits  den  Beweis  geliefert ,  dass  sich  dasselbe  zur  Erzeu- 
gung eines  vortrefflichen  Stabeisens  eignet.  Es  geht  hieraus 
hervor,  von  welcher  Bedeutung  der  erwähnte  Fund  zu  wer- 
den verspricht. 


384 


B.    Briefliche  JTffittlieilnng^en. 


1.     Herr  Emmrich  an  Herrn  Beyrich. 

Meiningen,  den  18.  December  1851. 

Ad  voc.  ScHAFHAEUTL  bitte  ich  um  eine  Berichtigung 
eines  Druckfehlers  in  der  Zeitschrift ;  er  giebt  mir,  es  rauss 
ihm  die  Entdeckung  viele  Freude  gemacht  haben,  Schuld, 
ich  hätte  den  Haselberg  bei  Ruhpolding  über  verschiedene 
Berg-  und  Flusssysteme  ins  Berchtesgadner  Becken  versetzt, 
das  ist  aber  ein  Irrthum;  ich  wollte  gerne  beiden,  Lill  und 
Seil  AFI!  AEUTL  gerecht  sein  und  habe  die  von  beiden  fest- 
gestellten Fundorte  der  rothen  Marmore  zusammengestellt, 
es  sind  aber  leider  die  Klammern  weggeblieben,  welche  die 
LiLL'schen  Fundorte  einschliessen  sollten;  werden  diese  ge- 
setzt, so  bekommt  das  Ganze  Sinn. 


2.     Herr  Spengler  an  Herrn  Zerrenner. 

Kamsdorf,  den  28.  August  1851. 

In  circa  |  Meile  südlicher  Entfernung  von  Sc/i/eiz  kommt 
in  und  bei  dem  Orte  Oherhökmsdorf  im  Gebiet  des  grossen 
Voigtländischen  Grünsteinzuges  eine  ganz  eio"enthümliche 
Eisenstein-Lagerstätte  vor,  deren  Verhalten  mehr 
bekannt  zu  werden  verdient. 

Von  Schleiz  aus  südlich  überschreitet  man  zunächst 
Grünstein,  dann  abwechselnd  Kicselschiefcr  und  Thonschiefer 
bis  zu  der  Höhe  von  Oherhölimsdorf ,  welcher  Ort  am  An- 
fange eines  nordöstlich  nach  dem  Wiesenthal  sich  hinab- 
ziehenden muldenförmigen  Thaies  liegt. 

Hier  findet  man  in  einigen  Bauerhöfen  und  in  einem 
südlich  zum  Orte  hinausführenden  Hohlwege,  sowohl  im 
Zusammenhange  aus  dem  Thonschiefer  hervortretend,   als  in 


385 


Geschieben  auf  den  Feldern,  ßotheisenstein  von  conglo- 
meratartiger  Textur,  welches  Vorkommen  zur  Eröffnung  eines 
lohnenden  Bergbaues  und  mittelst  desselben  zu  folgenden 
Aufschlüssen  geführt  hat.  —  Mit  einem  3|-  Lachter  tiefen 
Schachte  und  zwei  Flügelörtern,  welche  von  dem  im  Hangen- 
den der  Lagerstätte  auf  33  Lachter  Länge  betriebenen  und 
bei  dem  Schachte  6  Lachter  Teufe  einbringenden  Stollen  aus 
in  südlicher  Richtung  erlängt  wurden ,  so  wie  durch  einige 
Schürfe  hat  man  dieselbe  schon  an  mehreren  Punkten  auf- 
geschlossen und  durch  Abbaue  ihre  Beschaffenheit  näher 
kennen  gelernt.  Hiernach  erscheint  die  Lagerstätte,  die  den 
Thon-  und  Glimmerschiefer  gangartig  durchbrochen  hat,  sich 
in  der  Richtung  von  NO.  nach  SW.,  dem  genannten  Grün- 
steinzuge conform,  ausdehnt,  nach  SO.  fällt  und  eine  Mäch- 
tigkeit von  1  bis  3  Lachter  besitzt,  nicht  als  ein  mit  diesen 
Gebirgsarten  gleichmässig  entstandenes,  sondern  als  ein  von 
unten  in  dieselben  eingedrungenes  Gebilde ,  wenigstens  ist 
die  Bildung  des  Eisensteins  nicht  mit  Ruhe  vor  sich  ge- 
gangen. 

Das  Vorkommen  ist  bis  jetzt  auf  eine  Länge  von  100 
Lachter  bekannt,  nach  der  Tiefe  zu  scheint  aber  die  Mäch- 
tigkeit abzunehmen,  während  sich  der  Eisenstein  nach  oben 
mehr  ausbreitet.  Li  dem  nachstehenden  Durchschnitt  sind  die 
beobachteten  Verhältnisse  übersichtlich  dargestellt. 

NW. 


SO. 


,  /,'/////'/// 


a  b  c  h  d  e 

a    Quarziger    Glimmerschiefer.    —    h    Aphanit   und  Grünsteinschiefer.  — 

c  Eisenstein-Lagerstätte.   —   d  Thonschiefer.  —   e  Massiger 

Glimmerschiefer. 


Mit  der  Abnahme  der  Mächtigkeit  findet  dem  Anschein 
nach  auch  eine  Verminderung  des  Eisengehalts  statt,   indem 


386 

ellipsoidisch  körnige  rothe  Thoneisensteinmasse,  deren  Gehalt 
oft  bis  zu  60  -2-  steigt ,  in  den  obern  Teufen  vorwaltet ;  aber 
schon  bei  5  Lachter  Teufe  unter  Tage  nimmt  die  Masse  — 
wenn  auch  noch  von  derselben  Textur  —  eine  dunkelgrüne 
Farbe  an,  das  rothe  Eisenoxyd  verschwindet  mehr  und  mehr 
und  ein  grünsteinartiges  Gestein  tritt  an  die  Stelle  des 
Eisensteins. 

Wenn  auch  die  grünsteinartige  Masse  nicht  ganz  ohne 
Eisengehalt  sein  mag,  so  scheint  sich  derselbe  doch  mehr  in 
dem  obern  Theile,  dem  Hute  der  Lagerstätte,  concentrirt  zu 
haben;  eine  in  der  Natur  zwar  nicht  seltene  Erscheinung,  die 
aber  mit  Rücksicht  auf  die  Eigenthümlichkeit  des  Vorkom- 
mens doch  besonderes  Interesse  erregt. 

Ob  bei  oder  nach  der  Bildung  der  Lagerstätte  eine 
Umwandelung  der  grünen  in  die  rothe  Masse  vor  sich  ge- 
gangen ist,  bedarf  wohl  der  weiteren  Erörterung,  desgleichen 
die  Frage  in  Betreff  der  Entstehung  der  Lagerstätte;  doch 
bin  ich  der  Ansicht,  dass  die  Anreicherung  der  Masse  in 
oberer  Teufe,  schon  bei  ihrer  Bildung  durch  metallische  Strö- 
mungen aus  dem  Innern  der  Erde  bewirkt  worden  ist. 

In  wie  fern  das  Vorkommen  von  Schwefelkies,  sowohl 
in  der  Masse  eingesprengt,  an  den  häufigen  Ablösungen  an- 
geflogen, als  auch  in  schwachen  Trümmern  an  den  dieselbe 
nach  allen  Eichtungen  durchsetzenden  Klüften  vorkommend, 
damit  in  Verbindung  steht,  will  ich  dahin  gestellt  sein  lassen. 

Das  unmittelbare  Hangende  und  Liegende  der  in  Rede 
ßtehenden  Lagerstätte  besteht  aus  Aphanit-  und  Grünstein- 
schiefer; weiter  im  Hangenden  aber  kommt  quarziger  Glim- 
merschiefer in  wellenförmiger  Lagerung  vor,  während  im 
Liegenden  etwas  entfernt  von  der  Lagerstätte  Thonschiefer 
und  massiger  Glimmerschiefer  wechseln. 

Der  Textur  nach  hat  das  Vorkommen  Aehnlichkeit  mit 
der  thürinocischen  und  voifftländischen  Grauwacke,  doch 
dürfte  es  nicht  zu  derselben  zu  rechnen  sein,  indem  sein 
massiges  Auftreten ,  die  abweichende  Scliichtenstellung  im 
Hangenden  und  Liegenden,  seine  grünsteinartige  Natur  nach 


387 


der  Tiefe  zu  und  Heine  Begleitung  von  Aphanit-  und  Grün- 
steinschiefer mehr  für  das  Eindringen  von  unten  sprechen. 


3,     Herr  v.  Krenski  an  Herrn  Beyrich. 

Katfoicilz,  den  4.  Januar  1852. 

Zwischen  Kattowit%  und  Zalenxe  und  etwa  300  Lachter 
südlich  der,  beide  Oerter  verbindenden,  oberschlesischen  Ei- 
senbahn ist  zur  Aufsuchung  von  Steinkohlenflözen  ein  Bohr- 
loch gestossen  worden,  in  dem  sich  folgende  Gebirgsschich- 
ten  fanden: 


Dammerde 

— 

Lachter 

10 

Zoll 

Gelber  Letten      .     .     . 

3 

50 

Grauer  Letten     .     . 

25 

Kieselgeröll     .     .     .     . 

15 

Feiner  weisser  Sand 

40 

Kieselgeröll     .     .     . 

72 

Grober  gelber  Sand 

1 

28 

Grauer  Letten     .     . 

— 

18 

Weisser  feiner  Sand     . 

— • 

12 

Grauer  Letten      .     .     . 

— 

65 

Grobkörniger  Sand  .     . 

35 

Grauer  Letten     .     .     . 

— 

3 

Grobkörniger  Sand  .     . 

2 

67 

Grauer  Letten     .     . 

1 

4 

Milder  Schieferthon .     . 

1 

46 

Kohlensandstein   .     . 

4 

Schieferthon     .     .     .     . 

6 

6 

Summa  20  Lachter  20  Zoll. 
Bei  der  Teufe  von  8  Lachter  53  Zoll  fand  ich  in  dem 
lettigen  Bohrschmande  ein  Exemplar  einer  Turbinolia  oder 
verwandten  Korallen-Gattung,  welche  ganz  gleich  auch  in  den 
mitteltertiären  Schichten  bei  Mikulschiit%  vorkömmt.  Obgleich 
ich   sehr  sorgsam   nachsuchte,  auch   den  Bohrschmand  aus- 


388 

wusch  und  unter  der  Loupe  betrachtete,  so  konnte  ich  doch 
keine  anderen  Versteinerungen  entdecken,  welche  das  Vor- 
kommen der  mitteltertiüren  Schichten  von  Mikulschütz  und 
Miechowit%  am  hiesigen  Orte  noch  näher  festgestellt  hätten. 
Wahrscheinlich  hat  die  Koralle  einer  höheren  Schicht  ange- 
hört, aus  welcher  sie  bis  in  die  Schicht,  wo  sie  aufgefunden 
wurde,  heruntergefallen  ist.  Da  im  Frühjahr  in  der  Nähe 
dieses  Bohrlochs  ein  zweites  gestossen  werden  soll,  so  werde 
ich  Gelegenheit  erhalten ,  die  gefundene  Spur  der  Tertiär- 
schichten weiter  zu  verfolgen.  Von  dem  Bau  der  Eisenbahn 
von  hier  nach  Pless  verspreche  ich  mir  auch  einige  Auf- 
schlüsse. 


4.    Herr  Geimtz  an  Herrn  Beyrich. 

Dresden,  den  18.  Januar  1852. 

Schon  seit  längerer  Zeit  mit  der  Bearbeitung  der  Ver- 
steinerungen der  Grauwackenformation  in  Sachsen  und  den 
angrenzenden  Länderabtheilungen  beschäftigt,  musste  ich 
nur  zu  bald  erfahren,  dass  unter  den  beschriebenen  Arten 
der  Graptolithen  noch  ein  ziemlicher  Wirrwarr  herrscht,  wel- 
cher natürlich  nur  theilweise  durch  Bakuaxde's  Musterschrift 
über  Graptolithen  gelöst  worden  ist,  indem  dieselbe -sich  nur  über 
böhmische  Arten  verbreitet.  Ich  unterwarf  deshalb  sämmt- 
liche  bis  Ende  1851  beschriebenen  und  veröffentlichten  Grap- 
tolithen-Arten  einer  strengen  Kritik,  aus  der  sich  ergeben 
hat,  dass  man  ihre  Anzahl  auf  ohngefähr  60  anschlagen  muss. 

Da  meine  Schrift,  welche  den  Titel  ,,die  Graptoli- 
then, ein  monographischer  Versuch  zur  Beurthellung  der 
Grauwackenformation  in  Sachsen  und  den  angren- 
zenden Länderabtheilungen,  sowie  der  silurischen  For- 
mation überhaupt"  führt,  bereits  unter  der  Presse  ist  und 
noch  vor  Ostern  erscheinen  wird,  so  begnüge  ich  mich,  ge- 
genwärtig nur  das  Endresultat  meiner  Beobachtungen  mit- 
zutheilen : 


389 

Familie:    Graptolithinae  Bronn. 
Gattungen : 
i.    Diplograpsus    M'Coy.      Syn.:    Diprion  Bark., 

Petalolithus  Suess. 

Zweireihige  Graptolithinen  mit  solider  Axe.  (17  Arten.) 

2.  Nereograpsus  Gein.  Syn.:  Nereites,  Myriani- 
tes,  Nemertites  etc.  Aut. 

Zweireihige  Graptolithinen,  ohne  oder  mit  nur  sehr 
weicher  Axe  in  der  Mitte  des  Stammes.  (Etwa  7  Arten.) 
Repräsentant :  Nereites  Cambrensis  Murch. 

NB.     An   den  Exemplaren   von  Saalfeld   sah   ich 

die  Zellenmündungen  deutlich. 

3.  Cladograpsus  Gein. 

Zweiarmige  oder  gabelförmige  Graptolithinen.  (7  Arten.) 
Repräsentanten:  Graptolithus  Murchisoni  Beck  und 
Graptolithus  ramosus  Hall. 

4.  Monograpsus  Gein.  Syn.:  Monoprion  und  Ras- 
trites  Barr.,  Graptolithus  Suess. 

Einreihige  Graptolithinen  mit  solider  Axe.  (28  Arten.) 

5.  Retiolites  Barr.     Syn.:  Gladiolites  Barr. 
Zweireihige  Graptolithinen,  welche  an  ihrer  Oberfläche 
mit    einer  Netzhaut   bedeckt  sind   und  eine  oberfläch- 
liche mittlere  Axe  besitzen.    (1  Art.) 

NB.     Diese  Gattung   weicht   durch   ihre  Charak- 
tere von  den  anderen  so  sehr  ab,  dass  es  unzweck- 
mässig sein  würde,  ganz  abgesehen  von  der  Prio- 
rität des   BARRANDE'scheu  Namens ,    diesen  Gat- 
tungsnamen nach  Art  der  übrigen  zu  bilden. 
Da  der  Name  Diprion  gefallen  ist,  so  musste,  des  Ein- 
klanges halber  mit   den  drei  anderen  Gattungsnamen ,    auch 
Monoprion  in  Monograpsus  verändert  werden. 

Den  Namen  ,, Graptolithus"  für  eine  einzelne  Abtheilung 
der  Graptolithinen  zu  gebrauchen,  ist  nicht  rathsam,  indem 
man  wohl  noch  lange  Zeit  sämmtliche  Graptolithinen  als 
Graptolithen  bezeichnen  wird,  wie  dies  bei  Trilobiten,  Tere- 


390 

bratein  und  Ammoniten  ja  auch,  untl  zwar  mit  allem  Rechte, 
der  Fall  ist. 

Graptolithus  gracilis  Hall,  Graptolithus  Hallianus  Prout 
und  Loplioctenium  comosum  Ricuter  weise  ich  aus  der  Fa- 
milie der  Graptolithinen  heraus  und  stelle  sie  vielmehr  zu 
den  Sertulariden. 

Die  Gattung  Rastrites  Barr,  wird  durch  den  später 
entdeckten  Rastrites  triangulatus  Harkn.,  welcher  anflings 
ein  Rastrites,  später  ein  Monograpsus  ist,  so  eng  mit  dieser 
Gattung  verbunden,  dass  ich  sie  mit  ihr  vereinige.  Finden 
sich  Birastriten,  so  schliessen  sich  diese  an  Diplogi*apsus  an. 

Bei  allen  Graptolithinen  ist  das  meistens  dünne  Ende 
des  Stammes,  von  welchem  aus  die  Zellen  oder  Zellenkeirae 
sich  nach  oben  oder  vorn  richten,  das  untere  oder  Basal- 
Ende. 

Die  Graptolithinen  lebten,  wie  ihre  lebenden  Verwandten, 
die  Virgularien,  entweder  frei  in  dem  Meere,  oder  sie  staken 
mit  einem  Basalstücke  im  Uferschlamme,  einige  waren 
vielleicht  eine  kurze  Zeit  lang  befestigt. 

Die  Oberfläche  der  im  Schiefer  liegenden  Graptolithen 
ist  sehr  häufig  in  Talk  verwandelt,  welchen  man  meistens 
als  Kieselsäure  betrachtet  hat,  und  in  mehreren  Graptolitlien- 
schiefern  sind  Spuren  von  Jod  enthalten. 


391 
C.    Anfisätze. 


I.    üeber  die  Tertiäiilora  der  niederrhelnlschen  13raim- 

kohlenformalion. 
Von  Herrn  C.  Otto  Weber. 

(Vorgetragen  in  Gotha  am  2-2.  September.) 

Es  ist  eine  auffallende  Erscheinung,  dass  bei  dem  grossen 
Reichthume  an  fossilen  Pflanzen  die  niederrheinischen  Tertiär- 
ablagerungen bis  jetzt  noch  so  gut  wie  gar  keine  Berück- 
sichtigung in  der  Litteratur  gefunden  haben.  Es  findet  dies 
vielleicht  darin  seine  Erklärung,  dass  bis  jetzt  noch  nirgendwo 
eine  einigermassen  vollständige  Sammlung  dortiger  Fossilien 
zusammengebracht  wurde.  Eine  nicht  unbedeutende  Samm- 
lung, welche  allmälig  im  Museum  zu  Poppeisdorf  bei  Bonn 
zusammengekommen  ist,  so  wie  die  regen  Bemühungen  des 
Herrn  Berghauptmann  v.  Decken  daselbst,  welcher  eine  grosse 
Reihe  von  Fossilien  unseres  niederrheinischen  Tertiärgebietes 
gesammelt  hat,  verschafften  mir  wie  auch  eigene  Anschauung 
eine  reiche  Gelegenheit  dieses  interessante  Gebiet  zu  bear- 
beiten. Da  diese  Bearbeitung  so  eben  ihre  Vollendung  er- 
langt hat  und  in  ausführlicher  Darstellung  nächstens  in  Hekm. 
V.  Me\'Er's  und  Dunkeh's  paläographischen  Beiträgen  er- 
scheinen wird,  so  wage  ich  es  Ihnen  im  Folgenden  eine 
Uebersicht  meiner  Resultate  zu  geben,  wobei  ich  nur  be- 
daure,  keine  Exemplare,  und  nur  eine  Reihe  von  freilich 
mehr  oder  weniger  flüchtigen  Copien  meiner  Zeichnungen, 
vorlegen  zu  können. 

Ehe  ich  einige  specielle  Mittheilungen  über  den  Charak- 
ter der  hier  aufbewahrten  Tertiärfloren  mir  zu  machen  er- 
laube, schicke  ich  eine  kurze  Darstellung  der  geognostischen 
Verhältnisse  des  niederrheinischen  Tertiärgebietes  voraus. 

Das  Rheinthal  von  Lin%  abwärts  bildete  um  die  Zeit 
der  Braunkohlenbildung  eine  tief  eingehende  weite  Bucht, 
aus  welcher  das  Siebengebirge  theils  bereits  gebildet,  theils 
in   seiner  Bildung  noch  begriffen ,    mehr  oder  weniger  isolirt 


392 

hervorragte.  Die  Ufer  dieser  Bucht  wurden  zu  beiden  Sei- 
ten durch  das  rheinische  Grauvvackeng'chirge  gebildet.  In  ihr 
wurden  die  einzelnen  Glieder  der  Braunkohle  abgelagert,  zum 
Theil  wohl  später  durch  den  Strom  selbst  wieder  zerstört, 
und  so  treten  ihre  Reste  nur  noch  stellenweise  an  den  jetzi- 
gen Thalgehängen  hervor.  Keineswegs  überall  aufgeschlos- 
sen ,  sind  doch  von  Li?i%  abwärts  bis  gegen  Düsseldorf  und 
Aachen  hin  auf  beiden  Seiten  des  Rheines  in  mehr  oder  we- 
niger zusammenhängender  Weise  beinahe  überall  Spuren  der 
Braunkohlenformation  nachweisbar.  Die  Glieder  derselben 
sind  im  Allgemeinen  nach  dem  Alter  ihrer  Ablagerung,  also 
von  unten  nach  oben,  folgende: 

Aeltere  Sandsteine  und  Kieselconglomerate. 

Sand,  Thon,  Trachyt-  und  Basaltconglomerate. 

Braunkohle,  Papierkohle. 

Kieselschiefer. 

Alaunthon. 

Thon. 

Sand. 

Jüngere  Sandsteine  und  Süsswasserquarze. 

GeröUe. 
Ueber  diesen  Löss  und  Diluvium.  Wenn  dieses  Schema 
nun  freilich  ein  allgemeines  Bild  der  Reihenfolge  der  Schich- 
ten liefert,  so  ist  damit  durchaus  nicht  gesagt,  dass  constant 
überall  die  nämliche  Folge  beobachtet  wird,  ebensowenig, 
dass  überall  sämmtliche  Glieder  vorhanden  sind,  vielmehr 
unterliegt  der  Schichtenwechsel  ebensosehr  manchen  Varia- 
tionen, als  die  Zahl  der  übereinander  gefundenen  Glieder. 
Ohne  in  die  Specialitäten  der  Untersuchung  eiiizugehn,  zumal 
wir  nächstens  eine  gründliche  gcognostische  Bearbeitung  des 
Siebengebirges  durch  Herrn  v.  Dechi:n  zu  erwarten  haben,  be- 
merke ich  nur  noch,  dass  die  Bildung  der  niederrheinischen 
Trachyte,  sowie  die  der  dort  etwas  jüngeren  Basalte  ziem- 
lich in  die  Mitte  der  Braun kohlenepochc  hineinlällt,  dass  die 
mit  deren  Emporhebung  oder  mit  ihrer  theilvveisen  Zerstö- 
rung verbundene  Bildung  trachytischer  und  basaltischer  Con- 


393 

glomerate,  welche  nebst  Trachyt-  und  Basaltgängen  die  we- 
sentlichsten Belege  für  die  Zeitbestimmung  der  Trachyte  und 
Basalte  abgeben,  mithin  ebenfalls  der  ßraunkohlenformation 
zwischenzuordnen  ist,  so  zwar,  dass  diese  Ablagerungen  bald 
eine  höhere  bald  eine  tiefere  Stellung  in  der  Reihenfolge  der 
Schichten  einnehmen. 

Gehen  wir  zu  der  Betrachtung  der  einzelnen  Forma- 
tionsglieder über,  soweit  sie  unseren  Gegenstand  näher  in- 
teressiren,  so  finden  sich  unter  den  älteren  Braunkohlensand- 
steinen an  folgenden  Lokalitäten  organische  Reste:  Am 
Quegsteine  hei  Königswinter  im  Siebengebirge,  wo  dieser 
Sandstein  vom  Trachytcon glomerate  überdeckt  zum  Liegen- 
den den  Braunkohlenthon  hat,  und  zu  Allrott  nicht  weit 
von  dem  vorigen  Punkte  entfernt,  am  Nordabhange  des  Pe- 
tersberges. Dieser  etwas  gröbere  und  nicht  so  dicht  ver- 
bundene Sandstein  steht  mit  der  vorigen  Lokalität  nicht  in 
unmittelbarem  Zusammenhange,  befindet  sich  aber  höchst 
wahrscheinlich  in  den  nämlichen  Lagerungsverhältnissen. 
Der  eigentlichen  Braunkohle  und  deren  Zwischengliedern 
gehören  folgende  Punkte  an:  Auf  der  rechten  Rheinseite  in 
der  Nähe  von  Lin%  am  Südabhange  des  basaltischen  Min- 
derberges auf  der  Grauwacke  aufliegend  das  Braunkohlen- 
lager vom  sog.  Stösschen;  am  Westabhange  desselben 
Berges  gegen  Unkel  zu  die  Braunkohlengrube  bei  dem  Dorfe 
Orsherg.  Der  Hauptfundort  fossiler  organischer  Reste  sind 
die  Braunkohlengruben  in  der  Nähe  der  Orte  Hott,  Gei- 
stingen  und  D ambr oic h,  wo  Blätterkohle  mit  Kiesel- 
schiefer abwechselnd  auf  dem  Trachytconglomerate  gelagert 
ist.  Auch  auf  der  söge.  Hardt  bei  Beuel  fänden  sich  in  den 
reichen  Braunkohlenlagern  einige  fossile  Pflanzen.  Auf  der 
linken  Rheinseite  verdienen  noch  die  Gruben  von  Liessem, 
Friesdorf  und  Lieblar  als  Pflanzenreste  führend  besonderer 
Erwähnung.  Einige  wenige  Blätter  sind  auch  aus  einer  fein- 
geschichteten Schicht  des  Trachytconglomerates  wne  es  das 
mittlere  Thal  des  Siebengebirges  ausfüllt,  an  der  sog.  Ofen - 
kaule  aufgefunden  worden. 


394 

Was  die  Erhaltungsweise  der  fossilen  Pflanzen  anbetrifft, 
so  ist  dieselbe  theiis  nach  dem  Zustande,  in  welchem  sich  die 
Theile  befanden,  als  sie  bedeckt  wurden,  theiis  auch  nach  der 
Beschaffenheit  des  Schlammes,  in  welchen  sie  geriethen,  eine 
sehr  verschiedene.  Im  Ganzen  tragen  sehr  wenige  Blätter 
Spuren  vorangegangener  Zerstörung,  eines  längeren  Aufent- 
haltes im  Wasser  oder  im  Feuchten  an  sich,  wie  denn  bis 
jetzt  nur  zwei  Blattpilze  nachgewiesen  wurden.  In  der  Braun- 
kohle, der  Papierkohle,  den  erdigen  Braunkohlenschiefern, 
und  oft  auch  in  den  Kieselschiefern  ist  die  in  braune  oder 
schwarze  Kohle  verwandelte  Blattsubstanz  gewöhnlich  noch 
erhalten;  so  finden  sich  auch  manchmal  noch  in  dem  Tra- 
chytconglomerate  von  der  Ofenkaule  Reste  derselben.  Lei- 
der war  es  mir  trotz  aller  Mühe  bis  jetzt  aber  nicht  mög- 
lich irgendwelche  Elementarorgane  mittelst  des  Mikroskopes 
darin  zu  entdecken. 

In  den  ßotter  Kieselschiefern  fanden  sich  wirkliche  Ver- 
steinerungen,  in  den  Sphärosideriten  und  Braunkohlensand- 
steinen nur  Abdrücke  der  organischen  Theile,  wobei  manch- 
mal die  letzten  Spuren  organischer  Substanz  in  einer  eisen- 
rostartigen  Färbung  der  Blattflächen  bestehn.  Leider  sind 
häufig  durch  die  Zerklüftungen  des  Gesteines,  besonders  der 
Braunkohleusandsteinc,  die  Theile  nicht  vollständig  zu  erhal- 
ten, und  man  kann  oft  eine  ganze  lieihe  ihrer  Spitze  oder 
Basis  beraubter  Blätter  sehen,  ehe  man  ein  vollständiges 
Exemplar  auffindet. 

Was  die  relative  Frequenz  der  Pflanzentheile  selbst  ge- 
geneinander anbelangt,  so  überwiegen  an  allen  Lokalitäten, 
wo  solche  regelmässig  eingelagert  vorkommen,  die  Blätter 
bei  Weitem.  Stengeltheile,  Früchte,  Blüthen  sintl  überall 
verhältnissmäösig  selten.  Grössere  Stämme  konunen  nur  nu 
einzelnen  Punkten  und  meistens  in  unbestimmter  Lagerung, 
nur  auf  der  Har  dt  in  aufrechter  Stellung  vor.  Mit  Ausnahme 
des  letzteren  Ortes  sind  alle  diese  Theile  nicht  mehr  in  ihrem 
ursprünglichen  Zusammenhange  und  lässt  sicli  mit  Entschieden- 
heit nachweisen,  dass  sie  durch  Ströme  oder  Winde  nn  ihren 


395 

jetzigen  Lagerstätten  zusammengeführt,  dort  in  stilleren  Buch- 
ten in  den  Sand  oder  Schlamm  eingebettet  und  so  der  Zukunft 
aufbewahrt  wurden.  Ein  Verhältniss,  wie  es  sich  mehr  oder 
minder  entschieden  bis  jetzt  noch  fast  überall,  wo  Tertiär- 
pflanzen aufgefunden  wurden,  hat  nachweisen  lassen. 

Ueber  die  Principien  der  botanischen  Bestimmung  mich 
weiter  zu  verbreiten,  halte  ich  hier  nicht  für  nöthig  und  be- 
merke nur,  dass  ich  mich  im  Allgemeinen  der  ÜNGER'schen 
Nomenklatur  angeschlossen  habe,  wie  denn  überhaupt  dessen 
Schriften  und  insbesondere  seine  neuerdings  erschienene  fos- 
sile Flora  von  t^otzla  bei  diesen  Untersuchungen  eine  unent- 
behrliche Stütze  darbieten.  Auch  erwähne  ich,  dass  fast 
sämmtliche  Pflanzen,  welche  neuen  Arten  angehörten,  um 
zu  vermeiden,  dass  nicht  etwas  bereits  Bestimmtes  als  neu 
aufgeführt  werde,  so  wie  auch  der  grösseren  Sicherheit  we- 
gen, sowohl  Herrn  Prof  ünger  als  auch  Herrn  Prof.  Goep- 
PERT  vorgelegt  wurden,  welche  beide  die  grosse  Freundlich- 
keit hatten,  mir  mit  Eath  und  That  bei  dieser  schwierigen 
Arbeit  beizustehen. 

Wie  auch  an  anderen  Orten  finden  sich  in  der  rheini- 
schen Braunkohle  nur  sehr  wenige  Sumpf-,  gar  keine  See- 
pflanzen; ein  Umstand,  der  die  oben  ausgesprochene  Be- 
hauptung über  die  Entstehung  der  Ablagerungen,  dass  näm- 
lich die  Pflanzen  nicht  am  Ort,  wo  sie  gewachsen,  versteinert 
wurden,  bestätigt.  Es  sind  die  Reste  bäum-  und  strauch- 
artiger Gewächse,  welche  nebst  einigen  Farren  und  Monoko- 
tyledonen  vorzüglich  vorkommen.  Krautartige  Pflanzen  las- 
sen sich  auch  hier  nicht  nachweisen,  ein  Umstand  der  in  der 
Art  und  Weise  des  Blattabfalls  wohl  seine  Erklärung  findet. 

Wenn  nun  Bäume  und  Sträucher  überwiegend  vorkom- 
men, so  fällt  uns  zunächst  der  grosse  Reichthum  an  Pflanzen 
mit  lederartigen  Blättern,  also  an  immergrünen  Gewächsen 
auf,  ein  Punkt,  der  wie  das  Vorkommen  von  Palmen  schon 
von  vornherein  auf  ein  wärmeres  Klima  hindeutet.  Ehe  wir 
jedoch  auf  die  Erörterung  der  klimatischen  Verhältnisse  nä- 
her eingehen,  ist  es  von  Wichtigkeit  zu  erwähnen,  dass  eine 

Zcits.  d.  d.  gcol.  Ges.  III.  4.  28 


396 

Vergleichung  der  einzelnen  Lokalitäten  in  Bezug  auf  die 
vorkommenden  Pflanzenarten  ergiebt,  dass  wir  sie  in  zwei 
Hauptgruppen  zusammenstellen  können,  deren  eine  die  Braun- 
kohlensandsteine vom  Quegstein ,  die  andere  die  Braunkohle 
von  /loli  repräsentiren.  Von  146  bis  jetzt  bekannt  gewor- 
denen Arten,  unter  welchen  66  neue,  80  bereits  an  andern 
Lokalitäten  aufgefundene,  kommen  auf  die  Braunkohlensand- 
steine 65,  auf  die  Braunkohlen  121  ,  von  welchen  102  Arten 
zu  lioti  beobachtet  wurden.  Beiden  gemeinsam  sind  55  Ar- 
ten; von  den  übrigen  10  dem  Braunkohlensandsteine  bis  jetzt 
eigen thümlichen  Arten  erfreuen  sich  übrigens  drei  Arten  ei- 
ner allgemeineren  Verbreitung  in  anderen  Tertiärfloren.  Dem 
Trachytconglomerate  von  der  Ofenkaule  sind  von  13  Arten 
nur  2  eigenthümlich,  während  die  übrigen  ziemlich  verbreitet 
sind.  Wir  können  mithin  füglich  den  Satz  aufstellen ,  dass 
in  Bezug  auf  das  Alter  kein  allzugrosscr  Zwischenraum  zwi- 
schen der  Ablagerung  der  einzelnen  Glieder  der  niederrhei- 
nischen Tertiärformation  liegt,  dass  vielmehr  der  Erdstrich, 
welcher  das  Material  zu  denselben  lieforte,  noch  mit  der- 
selben Flora  geschmückt  war. 

Die  121  zu  jfiott  u.  s.  w.  nachgewiesenen  Baum-  und 
Straucharten  reducircn  sich  auf  56,  die  65  im  Braunkohlen- 
sandsteine aufgefundenen  Species  auf  32  Geschlechter,  jene 
wiederum  auf  43 ,  diese  auf  27  Familien.  Es  ergiebt  sich 
also  schon  hieraus  eine  grosse  Mannichfaltigkeit  der  Pflan- 
zenwelt ,  wie  sie  heutzutage  vergeblich  in  unsern  Gegenden 
gesucht  wird. 

Stellen  wir  ferner  die  beiden  fossilen  Floren  mit  jetzt- 
weltlichen vergleichend  zusammen,  so  finden  sich  16  aus- 
schliesslich tropische  Formen  zu  Holt,  10  im  Braunkohlen- 
sandsteine. Hierher  rechne  ich  eine  neue  Species  Ficus,  die 
mit  der  Philippinischen  Art  Ficus  ulmifolia  Lam.  grosse 
Aehnlichkeit  hat.  Fünf  Arten  Daphnogene,  eine  Bumelia, 
ferner  Diospyros  Myosotis  Un(;er,  vier  Arten  Donibeyopsis, 
welche  der  dem  tropischen  Asien  eigenen  Büttneriacce  Dom- 
beya  nahe  verwandt  sind,  und  zu  den  Zierden  unserer  fossi- 


397 

len  Flora  gehören;  Dodonaea  prlsca  Web.,  Terminalia  mio- 
cenlca  Ung.  ;  drei  neue  Arten  Melastomites ;  indem  ich  die 
verschiedenen  Arten  Laurus ,  Myrica  Ophir  Ui\g.,  Andro- 
meda  protogaea  Ujvg.,  Malpighiastrum  lanceolatum  Ung.,  wie 
auch  drei  Pahnenarten  einem  subtropischen  Klima  zuzäh- 
len will. 

Ausschliesslich  ein  gemässigtes  Klima  erfordert  weder  zu 
Rütt  noch  in  den  Braunkohlensandsteinen  irgend  eine  Pflanze ; 
hingegen  fordern  25  Arten  von  Rutt  und  3  vom  Quegsteine 
ein  subtropisches  Klima.  Von  Rott  finden  ferner  56 ,  vom 
Quegsteine  41  Arten  ihre  Analoga  in  Pflanzen,  welche  so- 
wohl in  südlich  gemässigten,  als  auch  in  subtropischen  Zonen 
leben.  Dort  gehören  11,  hier  3  Formen  der  alten  Welt  aus- 
schliesslich an.  Dieses  sind  die  bereits  erwähnten  Dom- 
beyopsis- Arten ;  Combretum  europaeum  Web.,  Getonia  oenin- 
gensia  Ung.,  Bambusium  sepultum  Ung.,  Elaeagnus  acumi- 
nata  Web.,  Elaeoides  lanceolata  Web.,  DIospyros  Myosotis 
Ung.,  Celastrus  scandentifolius  Web.,  Zizyphus  ovata  Web., 
von  denen  jedoch  einige  auch  im  neuen  Continente  Ver- 
wandte haben. 

Den  mediterraneischen  Formen  gehören  3  Cypressen  und 
eine  dem  Oelbaura  vergleichbare  Elaeoides  lanceolata.  Allen- 
falls könnte  man  auch  zwei  Pteris-  und  einige  Ahornarten 
hieherzählen. 

Ausschliesslich  nur  im  neuen  Continente  finden  20  Arten 
von  Rott,  10  vom  Quegsteine  ihre  Analoga,  während  73  dor- 
tige und  45  im  Braunkohlensandsteine  aufbewahrte  Pflanzen 
dem  alten  und  neuen  Continente  mehr  oder  weniger  gemein- 
sam zukommen,  wobei  jedoch  zu  bemerken  ist,  dass  unter 
ihnen  25  Species  von  Rott,  16  vom  Quegsteine  solchen  Ge- 
schlechtern angehören,  die  mehr  dem  mittleren  Amerika,  als 
der  alten  Welt  zukommen.  Noch  sind  zwei  der  oceanischen 
Flora  angehörige  oder  sich  ihr  annähernde  Pflanzen  zu  er- 
wähnen :  Panax  longissimura  Ung.  und  Laurus  tristaniae- 
folia  Web. 

Als  besonders  charakteristisch  für  unsere  Flora  sind  ausser 

28* 


V' 


398 

den  drei  Palmen  besonders  5  Arten  Ceanothus,  Liquidambar 
europaeum.  Für  A'o//^  insbesondere:  Buraelia  Oreadum,  Chry- 
sophyllum  nervosissiniuni ,  Laurus  primigenia,  mehrere  be- 
kannte Acerarten,  drei  Arten  Nyssa,  Malpighiastrum  lanceo- 
latum  Ung.  Für  den  Braunkohlensandstein:  Taxites  Langs- 
dovfii  Bk.,  Quercus  grandidentata,  Apocynophyllum  lanceola- 
tum,  ßhamnus  Dechenii,  Echitonium  Sophiae. 

Vergleichen  wir  alle  diese  Umstände,  so  verlangte  eine 
solche  Pflanzenwelt  zu  ihrem  Bestehen  eine  mittlere  Jahres- 
temperatur von  18  bis  24  Grad  C.  und  entsprach  ihr  speciel- 
1er  Charakter  nicht  so  sehr  dem  der  Flora  irgend  eines 
einzelneu  bestimmten  Landes  der  Jetztwelt,  als  vielmehr  ist 
er  ein  gemischter.  Wenn  freilich  die  Flora  des  subtropischen 
Amerika  die  meisten  Analogien  bietet,  so  finden  sich  doch 
auch  Anklänge  an  Asien  und  Neuholland. 

Schliesslich  ist  es  nöthig  eine  Zusammenstellung  unserer 
Tertiärflora  mit  den  bis  jetzt  genauer  bekannt  gewordenen 
Floren  anderer  Tertiärgebiete  zu  vergleichen.  Es  sind  dies 
Sotxka,  liadohoj,  Parschlug  und  Oeningen,  da  die  übrigen  Ge- 
biete, Avie  z.  B.  die  Wetterau  bis  jetzt  leider  immer  nur  bruch- 
stückweise bekannt  sind.     Es  stellt  sich  dann  heraus,  dass 

Sotzka  mit  Rott  u.  s.  w.  21,  mit  Qnegstein  10  Arten 
von  über  lOü, 

liadohoj  mit  llott  u.  s.  w.  21,  mit  Quegstein  10  Arten, 
Parschlug  mit  Rott  u.  s.  w.  15,  mit  ilucgstein  8  Arten, 
Oe7iinge?i  mit  Rott  u.  s.  w.  10,  mit  Quegstei?i  6  Arten 
gemein  hat.  Die  Wetterau  bietet  unter  einigen  20  von  dort 
bekannt  gewordenen  Arten  15  gemeinsame.  Freilich  kann 
eine  solche  Vergleichung  nicht  zu  einem  vollständigen  lie- 
sultate  fuhren,  da  immerhin  noch  eämmtliche  Punkte  nicht 
durchgreifend  bekannt  sind.  Soviel  scheint  sich  aber  heraus- 
zustellen, dass  die  niederrheinische  Tertiärflora  ihrem  ganzen 
Charakter  nach  gewissermasscn  ein  Uebergangsglied  bildet, 
ZNA'ischen  den  Floren  von  Sotzka  und  Radoboj ,  welche  sich 
weit  mehr  noch  dem  oceanischen  Charakter  anzunähern  sciiei- 
nen,   und    denen   von  Parschlug,    wo   der  nordamerikanische 


399 


Charakter  vorwaltet  und  von  Oenmgen,  wo  er  sich  schon  sehr 
dem  mediterraneischen  nähert.  Es  würde  sich  also  die  von 
Ujnger  ausgesprochene  Behauptung,  dass  die  Flora  der  Inseln 
des  Stillen  Oceans  die  älteste  der  Jetztwelt  sei  und  nur  die 
Ueberreste  einer  früher  über  die  ganze  Erde  verbreiteten 
Vegetation  besitze,  einigermassen  bestätigen.  *) 


Uebersicht  der  niederrheinischen  Tertiärflora. 


Namen  der  Pflanzen. 


Fundorte. 

-ö 

^ 

S 

-'?■ 

a 

1) 

CO 
«5 

1,    • 

1 

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Vi 

•**i 

'l 

^ 

Fungi. 

1.  Xylomites  umbilicatus  Ung.      .     .     . 

2.  Sphaerites  regularis  Goepp.      .     .     , 

Pecopterideae. 

3.  Pteris  Göpperti  Web 

4.  Pteris  crenata  Web 

Gramineae. 

5.  Bambusium  sepultum  Ung.       .     .     . 

Smilaceae. 

6.  Smilacites  hastata  Brong 

7.  Smilacites  grandifolia  Ung 

8.  Smilax  spec.  nov.  indeterminabilis    . 

9.  Majauthemopbyllum  jjetiolatum  Web. 

Typhaceae. 

10.  Sparganium  latum  Web 

Palmae. 

11.  Flabellaria  maxima  U.ng 


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*)  Dabei  ist  jedoch  zu  berücksichtigen,  dass  L.  v.  Buch  neuerdings 
mit  Bestimmtheit  die  Gleichalterigkeit  unserer  sämmtlichen  Braunkohlen- 
ablagerungen erkannt  hat  und  wir  somit  in  Beurlheilung  solcher  seh  ei  n- 
barer  Annäherungen  sehr  vorsichtig  sein  müssen ,  zumal  solche  rein 
zufällig  und  lokal  bedingt  sein  können,  ohne  die  Gleichalterigkeit  der 
Formation  nach  zu  beeinträchtigen,  die  in  der  Wiederholung  gewisser  Leit- 
pflanzen eine  so  grosse  Stütze  findet.  (Nachträgl.  Anni.  d.  Verf.) 


400 


Namen  der  Pflanzen. 


Fundorte. 


•2. 


12.  Fasciculites  Hartigii  Goepp.   et  Stenz. 

13.  Burtinia  Faujasii  Endl 


Cupressineae. 

14.  Liboccdrites  salicornioides  Endl.   .     . 

15.  Cupressites  Brongniarti  Goepp.     .     . 

16.  Cupressites  racemosus  Goepp.        .     . 

17.  Cupressites  gracilis  Goepp.       .     .     . 

18.  Cupressinoxylon  tenerrimum  Goepp. 

19.  Cupressinoxylon  uniradiatum   Goepp. 

20.  Cupressinoxylon  pallidum  Goepp. 

21.  Cupressinoxylon  paehyderma  Goepp. 

22.  Taxodioxylon  Göpperti  Hart.       .     . 

Abictineae. 

23.  Piceites  geanthracis  Goepp.       .     .     . 

24.  Pinites  Thomasianus  Goepp.     .     .     . 

25.  Pinites  spec.   nov.  indeterminabilis    , 

26.  Pinites  spec.  nov.  indeterminabilis 

27.  Pinites  protolarix  Goepp 

28.  Pinites  ponderosus  Goepp.    .     .     . 

29.  Steinliauera  oblonga  Sternb.    .     . 

30.  Stenonia  Ungeri  Endl 

31.  Ataktoxylon  Linkei  Goepp.      .     . 

Taxineae. 

32.  Taxites  Langsdorfii  Brong.       .     . 

33.  Taxites  Aykei  Goepp 

Myriceae. 

34.  Myrica  Ophir  Ung 

Betulaceae. 

35.  Alnus  Kefersteinii  Ung 


Cupuliferae. 

36.  Quercus  grandidentata  Ung. 

37.  Quercus  lonchitis  Ung.    .  . 

38.  Quercus  lignitum  Ung.    .  . 

39.  Quercus  undulata  Web.  .  . 

40.  Quercus  Ungeri  Web.      .  . 

41.  Quercus  Buchii  Wkb.       .  . 

42.  Quercus  ilicites  Wer.       .  • 

43.  Quercus  tenerrima  Wed. 

44.  Quercus  Göpperti  Wkb.   .  . 

45.  Quercus  Orcadum   Web. 

46.  Fagus  atlantica  Ung.        .  ■ 


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401 


Namen  der  Pflanzen, 


Fundorte. 


47.  Carpinus  macroptera  BnoNG.      . 

48.  Carpinus  oblonga  Ung.    .     .     , 

Ulmaceae. 

49.  Ulmus  zelkovaefolia  Ung.     .     . 

50.  Ulmus  plurinervia  Ung.  .     . 

51.  Ulmus  Bronnii  Ung.  .     .     ..     , 

Celtideae. 

52.  Celtis  rhenana  Goepp.      .     .     , 

Moreae. 

53.  Ficus  elegans  Web 

Balsamifluae. 

54.  Liquidambar  europaeum  Al.  Bk. 

Salicineae. 

55.  Salix  elongata  Web 

56.  Salix  arcinervea  Web.     .     .     . 

57.  Salix  grandifolia  Web.     .     .     . 

58.  Populus  betulaeformis  Web.     . 

59.  Populus  styracifolia  Web.    .     . 

Laurineae. 

60.  Laurus  primigenia  Ung.  .     .     . 

61.  Laurus  styracifolia  Web.      .     . 

62.  Laurus  benzoidea  Web.   .     .     . 

63.  Laurus  tristaniaefolia  Web. 

64.  Laurus  obovata  Web.      .     .     . 

65.  Laurus  protodaphne  Web.    . 

66.  Laurus  dermatophyllon  Web.   . 

67.  Daphnogene  cinnamomifolia  Ung. 

68.  Dapbuogene  lanceolata  Ung.    . 

69.  Daphnogene  paradisiaea  Ung. 

70.  Daphnogene  elliptica  Web.  .     . 

Santalaceae. 

7L  Nyssa  obovata  Web 

72.  Nyssa  rugosa  Web 

73.  Nyssa  maxima  Web 

Elaeagncae. 

74.  Elaeagnus  acuminata  Web. 

Aristolochieae. 

75.  Aristolochia  primaeva  Web,     . 


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Namen   der   Pflanzen. 


Fundorte. 

13 

Friesdorf. 
Liessein. 

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Olea'ceae. 

76.  Praxinus  rhoefolia  Web.    .... 

77.  Elaeoides  lanceolata  Web.      .     .     . 

Apoeynaceae. 

78.  Echitonium  Sophiae  Web 

79.  Apocynopliyllum  lanceolatum  U.st,.  . 

80.  Apocynophyllum  aeuminatum  Web. 

Sapotaceae. 

81.  Chrysophyllum  nervosissimura  Web. 

82.  Bumelia  Oreadum  Ung 

Ebenaceae, 

83.  Diospyros  Myosotis  Ung 

Bignoniaceae. 

84.  Dipterospermum  bignonioides  Goepp. 

Ericaceae. 

85.  Andromeda  protogaea  U.ng.    .     .     . 

86.  Gautiera  lignitum  Web 

Corneae. 

87.  Cornus  rbamnifolia  Web         .     .     . 

88.  Cornus  acuminata  Web.     .... 

Magnoliaccae. 

89.  Magnolia  attcnuata  Web 

Araliaceae. 

90.  Panax  longissimum  Ung 

Büttneriaceae. 

91.  Dombeyopsis  Dechenii  Wi;n.  .     .     . 

92.  Dombeyopsis  pcntagonalis  Weh. 

93.  Dombeyopsis  tiliaefolia  Ung.  .     . 

94.  Dombeyopsis  Ocynhausiana  Goepp. 

Acerineac. 

95.  Acer  trilobatum  Ar,.  Bhacn.  .     . 
9().  Acer  tricuspidatum   Ai,.  Biiai'N.  .     . 

97.  Acer  prodnctum   Al.  Bhaln.  .     .     . 

98.  Acer  vjtil'uliuin  Ai,.  Biiaun.     .     .     . 

99.  Acer  intcgrilobuin  Web 

100.  Acer  indivisuni  Web 


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403 


Namen   der    Pflanzen. 


Fundorte. 

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Friesdor 
Liessem. 

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101.  Acer  dubium  Web 

102.  Acer  pseudocampestre  Ung.    .     .     . 

103.  Acer  cyclospermum  Goepp.      .     .     . 

Malpighiaceae. 

104.  Malpighiastrum  lanceolatum  Ung.  . 

Sapindaceae. 

105.  Dodonaea  prisca  Web 

Hippocastaneae. 

106.  Pavia  septimontana  Web.       .     .     . 

Celastrineae. 

107.  Celastrus  Persei  Ung 

lOS.  Celastrus  Andromedae  Ung.    .     .     . 

109.  Celastrus  scandentifolius  Web.    .     . 

Uicineae. 

110.  Hex  Parschlngiana  Ung 

111.  Hex  sphenophylla  Ung.       .     .     .     . 

112.  Hex  dubia  Web 

Rhamneae. 

113.  Zizyphus  orata  Web 

114.  Rliamnus  aizoon  Ung 

115.  Rhamnus  Dechenii  Web 

116.  Rhamnus  acuminatifolius  Web.   . 

117.  Ceanothus  polymorphus  Al.  Braun. 

118.  Ceanothus   subrotundus  Al.  Braun. 

119.  Ceanothus  lanceolatus  Ung.    .     .     . 

120.  Ceanothus  Zizyphoides  Ung.  . 

121.  Ceanothus  ebuloides  Web.       .     .     . 

Juglandeae. 

122.  Juglans  ventricosa  Brong.       .     . 

123.  Juglans  costata  Ung 

12'».  Juglans  venosa  Goepp 

125.  Juglans  acuminata  Al.  Braun.  . 

126.  Juglans  deformis  Ung 

127.  Juglans  elaenoides  Ung 

128.  Juglans  denticulata  Web 

Anacardiaceae. 

129.  Rhus  Noeggerathii  Web 

130.  Rhus  pteleaefolia  Web 

131.  Rhus  ailanthifolia  Web 


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404 


Namen   der  Pflanzen. 


Fundorte. 


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132.  Rhus  malpighiaefolia  Web.     .     . 

133.  Rhus  Pyrrhae  Unc 

Xanthoxyleae. 

134.  Xanthoxylum  Braunii  Wkb.  .     . 

Combretaceac. 

135.  Combretum  europaeum  Web. 

136.  Getonia  Oeningensis  Ung.  .     .     . 

137.  Terminalia  miocenica  Ung.     .     . 

Melastomaceae. 

138.  Melastomites  marnmiaefolia  Web. 

139.  Melastomites  miconioides  Web.   . 

140.  Melastomites  lanceolata  Web.     . 

Pomaceae. 

141.  Crataegus  incisus  Web.      .     .     . 

Rosaceae. 

142.  Rosa  dubia  Web 

Amygdaleae. 

143.  Amygdalus  persicifolia  Web.  .     . 

Papilionaceae. 

144.  Gleditschia  gracillima  Web.    .     . 

145.  Cassia  phaseolites  Ung.      .     .     . 

Plantae  incettae  sedis. 

146.  Cucubalites  Goldfussii  Goepp. 


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405 


2.     lieber    das    Vorkommen   des    Semlonotus    Bergerl 
im  Keuper  bei  Coburg. 

Von  Herrn  v.  Schauroth  in  Coburg. 

Hierzu  Taf.  XVII. 

In  manchen  Schichten  des  Muschelkalks,  Keupers  und 
Lias  kommen  Ueberreste  von  Fischen  ziemlich  häufig  vor; 
sie  bestehen  jedoch  meistens  nur  aus  Schuppen  und  Zähnen, 
während  vollständige  Individuen  nur  selten  und  in  wenigen 
Schichten  gefunden  werden.  Es  ist  daher  auch  noch  nicht 
möglich  gewesen,  manchen  verschieden  geformten,  zerstreut 
liegenden  Theilen  ihre  richtige  Stelle  anzuweisen. 

Als  ein  Fundort  vollständiger  Abdrücke  von  Fischen  ist 
die  Gegend  von  Coburg  bekannt.  Die  ersten  Nachrichten 
über  diese  bei  Coburg  vorkommenden  Fische  hat  Dr.  Horn- 
SCHUH  im  Jahre  1830  im  LzoNHARD'schen  Jahrbuche  gege- 
ben. Zwei  Jahre  später  hat  Dr.  Berger  in  einem  Schrift- 
chen, betitelt  „die  Versteinerungen  der  Fische  und  Pflanzen 
im  Sandsteine  der  Coburger  Gegend"  sieben  bis  dahin  auf- 
gefundene Platten  mit  solchen  Fischabdrücken,  von  welchen 
sechs  in  seiner  eigenen  Sammlung  und  eine  in  der  Samm- 
lung des  Herzogl.  Gymnasiums  aufbewahrt  werden,  be- 
schrieben. 

Lange  sind  diese  Fischabdrücke  nicht  wieder  vorgekom- 
men oder  unbeachtet  geblieben ,  bis  kürzlich  einer  der  be- 
kannten Fundorte  wieder  eine  Platte  mit  drei  deutlichen  Ab- 
drücken geliefert  hat.  Diese,  wie  alle  vom  Dr.  Berger  er- 
wähnten Individuen  gehören  wahrscheinlich  derselben  Art  an 
und  sind  von  demselben  in  dem  genannten  Schriftchen  als 
Palaeoniscum  arenaceum  beschrieben  worden.  Dieselbe  wei- 
ter unten  umständlich  beschriebene  Art  nannte  L.  Agassiz 
früher  Semionotus  Spixii ,  legte  ihr  aber  später  den  Namen 
Semionotus  Bergeri  bei,  der  ihr  nun  wohl  bleiben  dürfte. 

Die   neuerlich   aufgefundenen  Exemplare   scheinen   voll- 


406 

ständiger  als  die  früheren  erlialten  zu  sein ,  auch  sind  die 
Angaben  über  das  Aher  des  diese  Fische  führenden  Sand- 
Steines  theils  ungenügend,  theils,  wie  aus  einer  Bemerkung 
von  L.  Agassiz  im  LEOMiAuo'schen  Jahrbuche  vom  Jahre 
1834  hervorgeht,  und  zufolge  welcher  die  in  Rede  stehenden 
Fische  dem  Liassandstein  angehören  sollen ,  noch  unsicher, 
es  dürften  daher  einige  Bemerkungen  in  dieser  Hinsicht  nicht 
überflüssig  erscheinen. 

Als  charakteristische  Kennzeichen  dieses  Fisches  lassen 
sich  anführen  ein  länglich  eiförmiger,  nach  dem  Schwänze 
zu  etwas  verlängerter  und  verschmälerter  Körper.  Der 
Schwanz  ist  unsymmetrisch  ausgebildet,  indem  er  sich  wie 
bei  den  Heterocerken  nach  oben  hinauszieht  und  in  der  obe- 
ren Hälfte  in  einem  Winkel  von  40  Grad,  in  der  unteren 
hingegen  anfangs  senkrecht  abgestutzt  erscheint  und  sich 
endlich  nach  vorn  abrundet.  Dieser  merkwürdige  Umstand, 
welcher  hier  nicht  so  auffallend  wie  bei  den  Ganoiden  älte- 
rer Formationen  hervortritt,  vermittelt  gleichsam  den  U eber- 
gang   zu    den   Homocerken  jüngerer  Formationen.     Der  in 

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verhältnissmässiger  Grösse  zum  Körper  ausgebildete  Kopf 
ist  durch  die  erhaltenen  leistenartigen  Erhabenheiten  des 
Oberarmes  und  des  Kiemendeckels  vom  übrigen  Körper  leicht 
unterscheidbar  und  spitzt  sich  nach  vorn  in  einem  AVinkel 
von  ungefähr  GO  Grad  zu;  auch  das  Auge,  die  Hauptstirn- 
beine und  das  Zahnbein  sind  durch  entsprechende  Erhöhun- 
gen erkennbar.  Gleich  hinter  dem  Kopfe  beginnen  auf  der 
Mittellinie  des  Kückens,  sägezahnähnlich,  spitze  nach  hinten 
gerichtete  Schuppen  bis  zur  Mitte  des  Körpers,  wo  sich  dann 
die  hohe,  strahlige,  nach  hinten  allmälig  abfallende  Rücken- 
flosse erhebt.  Die  Strahlen  der  Rückenflossen  nehmen  nach 
hinten  nicht  nur  an  Höhe,  sondern  auch  au  Stärke  und  ge- 
genseitiger Entfernung  ab,  so  dass  sich  lü  deuthche  Strah- 
len unterscheiden  lassen.  Der  erste,  dem  Kopfe  am  nächsten 
liegende  Strahl  ist  mit  kleinen  Seitcnstrahlen  besetzt,  welche 
sich  an  dem  Ilauptstrahl  herab  auf  der  Rückenlinie  wie  eine 
Franze  fortsetzen.     Die  Hauptstrahlcn  dieser  und    aller  ful- 


407 

genden  Flossen  theilen  sich  gegen  das  Ende  hin  in  einer 
Ebene  zweimal  in  zwei  feinere  Strahlen  und  geben  dem 
äusseren  Theile  dadurch  ein  gestricheltes  Ansehen.  Nahe 
hinter  der  Rückenflosse  erhebt  sich  die  Rückenlinie  und  bil- 
det die  obere  Grenze  des  unsymmetrisch  ausgebildeten 
Schwanzes,  an  M'elchen  sich  die  strahlige  Schwanzflosse  an- 
schliesst ,  deren  Ausschnitt  kaum  eine  Gabelung  zu  nennen 
ist  und  deren  untere  Ausbreitung  der  oberen  nur  wenig  nach- 
steht. Hier  stehen  die  stärkeren  Flossenstrahlen  mehr  nach 
unten  an  der  verkümmerten  Schwanzhälfte;  der  oberste  und 
unterste  Aussenrand  dieser  Flosse  ist  mit  Seitenstrahlen  be- 
setzt. Die  Zahl  der  Hauptstrahlen  kommt  der  der  Rücken- 
flosse gleich,  nach  oben  werden  sie  aber  schwächer  und  ver- 
einigen sich  mit  den  vom  überwiegenden  Schwanzende  her- 
aufkommenden Seitenstrahlen.  Die  Afterflosse  endet  der 
Rückenflosse  gegenüber,  ihre  Höhe  beträgt  j,  die  Länge,  auf 
welche  sie  dem  Körper  angeheftet  ist,  j  von  jener ;  sie  zählt 
gegen  8  Strahlen,  von  welchen  die  nach  hinten  stehenden 
die  kleinsten  sind,  die  sechs  andern  aber  nach  vorn  an  Stärke 
zunehmen,  und  die  äusserste,  wie  bei  der  Rückenflosse,  mit 
Seitenstrahlen  versehen  ist.  In  der  Mitte,  dem  Anfange  der 
Rückenflosse  gegenüber,  steht  die  wie  die  Afterflosse  con- 
struirte,  aber  etwas  kleinere  Bauchflosse,  und  am  Winkel 
des  Oberarms  sitzt  endlich  die  Bauchflosse ,  an  Grösse  und 
Bauart  der  Afterflosse  ähnlich. 

Die  Schuppen  sind  in  parallele  Reihen  geordnet,  welche 
von  vorn  und  oben  nach  unten  in  einem  Winkel  von  60  Grad 
gegen  die  durch  den  Fisch  gelegt  gedachte  Längenachse  und 
die  in  |-  der  Höhe  bemerkbare  Seitenlinie  herablaufen,  am 
Rücken  oben  aber  sich  mehr  dem  Kopfe  zuwenden.  Solcher 
Reihen  lassen  sich  vom  Kopfe  nach  dem  Schwänze  bis  45  zählen, 
von  welchen  jedoch  die  letzten  8,  welche  auf  den  überragen- 
den Schwanztheil  fallen,  weniger  deutlich  sind.  Die  Schup- 
pen, welche  an  den  Seiten  des  Fisches  haften,  sind  etwas 
grösser  und  ihre  rhombische  Form  nähert  sich  mehr  der 
quadratischen,    während  die  mehr  nach  dem  Schwänze  und 


408 

besonders  die  auf  dem  ausejezoo-enen  Ende  desselben  gele^e- 
uen  Schuppen  länglich,  rhomboidisch  gestaltet  sind.  Die 
Schuppen  selbst  sind  auf  ihrer  Oberfläche  mit  einer  ihrem 
Umrisse  entsprechenden  concentrischen,  hervorstehenden  und 
fünf-  bis  sechsmal  sich  wiederholenden  Streifung  versehen,  so 
dass  anzunehmen  ist,  dass  manche  früher  als  Gyrolepis  be- 
zeichnete Schuppen  diesem  Geschlechte  angehören  dürften. 
Dieselbe  Species  ist  in  verschiedenen  Grössen  von  nahe 

5  Zoll  bis  über  7  Zoll  vorgekommen  vmd  es  wird ,  da  die 
Verhältnisse  gleich  bleiben,  die  Angabe  der  Maasse  der  ein- 
zelnen Körpertheile  eines  Exemplars  genügen. 

Auf  der  vorliegenden  mit  3  Abdrücken  versehenen 
Platte  misst  der  grösste  von  der  Kopfspitze  bis  zum  Ende 
der  Schwanzflosse  G  Zoll  3  Linien;  die  Länge  des  Kopfes  be- 
trägt 1  Zoll  7  Linien,  die  des  übrigen  Körpers  bis  zur  Schwanz- 
flosse, ohne  den  überragenden  oberen  Theil  desselben,  3  Zoll 

2  Linien,  die  Breite  des  Körpers  am  Ende  des  Kopfes  1  Zoll 

6  Linien,  die  grösste  Breite  in  der  Mitte  1  Zoll  8  Linien, 
die  Breite  am  Schwänze  8  Linien,  die  Höhe  der  Eückenflosse 
vorn  13  Linien,  hinten  7  Linien,  deren  Basis  12  Linien,  die 
Länge  der  Schwanzflosse  unten  13  Linien,  in  der  Mitte 
11  Linien,  die  Länge  der  Afterflosse  12  Linien,  deren  Basis 
5  Linien,  die  Länge  der  Bauchflosse  7  Linien,    deren  Basis 

3  Linien  und  endlich  der  Brustflosse  Länge  und  Basis  9  Li- 
nien und  4  Linien. 

Zum  Verständniss  des  relativen  Alters,  der  bathrologi- 
sehen  Stellung  jenes  fischeführenden  Sandsteines  ist  eine  all- 
gemeine Kenntniss  der  Verhältnisse  der  um  Cobu?-g  verbrei- 
teten Keuperformation  erforderlich.  Diese  Verhältnisse  lassen 
sich  nun,  wenn  wir  nur  die  vorherrschenden  Sandstein-  und 
Keupermergel-Ablagerungen  ins  Auge  fassen,  ohne  auf  eine 
ausführliche  Aufzählung  der  untergeordneten  Schichten  ein- 
zugehen, in  den  folgenden  wenigen  AVorten  zusammenfassen. 

Auf  der  Lettenkohlengruppe  ruht,  meist  durch  eine 
Gypsbildung  von  dieser  getrennt,  der  unterste  Keupersand- 
stein,  ein  bis  12  Euss  mächtiger,  schmutzig  gelblich  grauer, 


409 

dünnschichtiger  und  feinkörniger  Sandstein  mit  thonigem 
Bindemittel  und  häufigen  Glimmerschuppen  auf  den  Schich- 
tungsfugen. Hierauf  folgen  rothe  Mergel  in  bedeutender 
Mächtigkeit,  welche  erst  mit  sandigen  Schichten  eine  helle, 
grünliche  Farbe  annehmen,  und  aus  welchen  sich  eine  zweite 
Sandsteinbank  von  10  Fuss  mittlerer  Mächtigkeit  herausbil- 
det. Dieser  Sandstein  ist  hauptsächlich  der  Baustein  der 
Coburger  Gegend,  er  ist  von  mittlerem  Korne,  und  durch 
sein  thoniges  Bindemittel  meist  von  schmutzig  blaulichweisser 
Farbe.  An  den  südöstlich  zunächst  an  Coburg  gelegenen 
Bergen  ist  er  durch  Steinbrucharbeiten  vielfach  aufgeschlos- 
sen. In  seinen  oberen  Lagen  nimmt  er  durch  lagenweise 
beigemengten  grünlichen  thonigen  Mergel,  bisweilen  auch 
durch  Glimmer  oder  kohlige  Theile  eine  dünnschichtige  oder 
schiefrige  Struktur  an,  und  diese  Schichten  sind  es,  welche 
die  bis  jetzt  aus  der  Coburger  Gegend  bekannt  gewordenen 
Fische  geliefert  haben.  Es  folgt  nun  bisweilen  eine  zweite 
Gypsbildung  oder  gewöhnlich  ein  mehrfacher  Wechsel  von 
rothen  und  hellen,  bläulichgrünen  Mergeln,  welche  oft  eine 
sandige  Beschaffenheit  annehmen  oder  durch  schwache,  meist 
mergelige  wenig  mächtige  Sandsteinlagen  getrennt  sind ,  bis 
mehr  nach  oben  die  weissen  kaolinhaltigen,  zerreil)lichen,  bis- 
weilen arkoseähnlichen,  als  Scheuer-  oder  Stuben-Sand  be- 
kannten und  durch  hellgrünliche  schwache  Mergellagen  in 
mehre  Bänke  getrennten  Sandsteine  auftreten.  Hierauf  liegt 
ein  in  seiner  Beschaffenheit  mehrfach  wechselndes  Gestein, 
welches  als  dolomitischer  Kalkstein  bezeichnet  werden  kann. 
Auf  einer  Mächtigkeit  von  10  bis  20  Fuss  gleicht  dasselbe 
in  seinen  unteren  Lagen  mehr  einem  grobkörnigen  Sand- 
steine mit  kieseligem  oder  kalkigem  Bindemittel,  mit  einzel- 
nen Ausscheidungen  von  Chalcedon  oder  Mergelknollen  und 
erst  in  seinen  oberen  Lagen  wird  es  zu  einem  dolomitischen 
Kalkstein,  in  welchem  die  Nebenbestandtheile  oft  so  weit  zu- 
rücktreten, dass  derselbe  zur  Mörtelbereitung  verwendet  wer- 
den kann.  Dieser  dolomitische  Kalkstein,  welcher  um  Coburg 
die  höchsten  Punkte  bedeckt,  ist  oft  für  den  äussersten  Vor- 


410 

posten  des  am  Staffelberge  beginnenden  fränkischen  Jura- 
dolomits  angesehen  worden;  er  gehört  aber  entschieden  dem 
Keupergebirge  an,  da  an  manchen  Orten  zu  beobachten  ist, 
wie  er  wieder  von  verschieden  gefärbten  und  gemengten, 
doch  nicht  sehr  mächtigen  Mergellagen  bedeckt  wird,  auf 
welche  der  grobkörnige,  als  oberer  Keupersandstein  bekannte 
Sandstein  folgt,  der  erst  als  Grundlage  für  die  hier  in  nor- 
maler Folge  entwickelten  Liasgebilde  dient. 

Nach  Feststellung  des  relativen  Alters  dieses  fischefüh- 
renden Keupersandsteines  dürften  noch  einige  Bemerkungen 
über  das  muthmassliche  Vorkommen  von  Fährten  in  dessen 
untersten  Lagen  eine  geeignete  Stelle  finden.  Nach  Aussage 
eines  hiesigen  Steinbruchbesitzers  sollen  nämlich  früher  auch 
in  diesem  Sandsteine  dem  Chirotherium  ähnhche  Fährten 
vorgekommen  sein.  Eine  einzige,  grosse,  rechte,  angeblich 
hier  gefundene  Fussspur  besitze  ich  in  zweiter  Hand;  so 
lange  aber  dieses  Vorkommen  nicht  genügend  nachgewiesen 
werden  kann,  enthalte  ich  mich  der  weiteren  Besprechung 
dieses  Gegenstandes. 


411 


3.    Neue  Beobachtungspunkte   mitteltertiärer   Schichten 
in  Lauenburg  und  Holstein. 

Von  Herrn  L.  Meyn  in  Segeher g. 

Hierzu  Taf.  XVIII. 

Die  Eröffnung  der  Lübeck-Büchener  Eisenbahn  veran- 
lasste mich  noch  im  Spätherbst  zu  einem  Besuche  dieser 
Linie,  um  etwaige  geognostische  Aufschlüsse  in  den  Erdar- 
beiten aufzuzeichnen,  ehe  die  lebendige  Rasendecke  wieder 
Alles  verberge,  was  biosgelegt  war.  Namentlich  hoffte  ich 
auf  dieser  Strecke  hin  und  wieder  tertiäre  Schichten  ange- 
stochen zu  finden,  deren  Spuren  auf  der  Oberfläche  hier 
noch  lange  nicht  zahlreich  genug  sind,  um  ein  Bild  von  ihrer 
Verbreitung  und  Zusammensetzung  unter  derselben  zu  ge- 
währen. 

Die  dicke  Schuttlage ,  welche  ganz  Norddeutschland 
und  auch  die  drei  mit  Dänemark  verbündeten  Herzogthümer 
bedeckt,  ist  nur  an  sehr  wenigen  Punkten  unterbrochen,  in 
denen  tertiäre  Schichten  und  feste  Felsenmassen  inselarti»: 
hervortauchen.  Je  seltener  und  beschränkter  diese  Inseln 
sind,  ein  desto  freieres  Feld  hat  die  Phantasie  in  der  Con- 
struction  einer  festen  Felsenunterlage.  Statistiker,  Geogra- 
phen, Topographen  und  Reisebeschreiber  unserer  Herzog- 
thümer haben  daher  stets  die  Darstellung  des  verborgenen 
inneren  Baues  der  Lande  als  willkommenen  Tummelplatz 
für  unreife  Hypothesen  begrüsst,  und  irre  ich  nicht,  so  ist 
es  anderen  Theilen  von  Norddeutschland  in  diesem  Betracht 
nicht  besser  ergangen.  Die  Techniker,  durch  den  Mineral- 
reichthum  fremder  Länder  irre  geführt,  fanden  auf  dem  ganz 
unter  Schutt  verborgenen  Felde  Raum  für  die  ausschweifend- 
sten Hoffnungen,  und  haben  dann  theils  die  Kapitalisten,  theils 
die  Regierungen  zu  kostspieligen  und  verfehlten  Unterneh- 
mungen verleitet.  Diese  Bestrebungen  sind  um  so  verderb- 
licher, je  nachhaltiger  sie  wirken.    Niemals  aber  wurzeln  die 

Zeits.  d.  d.  geol.  Ges.  III.  4.  29 


412 

dadurch  verbreiteten  Vorurtheile  tiefer,  als  wenn  sie  in  dem 
Gewände  höherer  Einsicht  unter  die  Menge  treten.  So  sind 
namentlich  über  das  beschränkte  Gebiet  der  Umgebungen 
Hamhurgs  neuerdings  mehrere  Darstellungen  im  Druck  er- 
schienen, welche  theils  den  Maassstab  des  Flözgebirgs- 
Geognosten,  theils  den  des  Bergmannes  einem  Gegenstande 
ano-elest  haben,  der  für  beide  in  gleichem  Grade  incommen- 
surabel  ist. 

Soll  die  Aufmerksamkeit  der  Techniker,  Kapitalisten 
und  Regierungen  nicht  von  unseren  wahren,  längst  bekannten, 
und  noch  lange  nicht  genügend  ausgebeuteten  Mineralschätzen 
abgelenkt,  soll  das,  was  unser  Boden  an  nutzbaren  Minera- 
lien wirklich  noch  verbirgt,  aufgefunden  werden,  soll  endlich 
von  dem  Bau  des  Landes  der  Bewohner  ein  richtiges  Bild 
erhalten ,  so  müssen  vor  allen  Dingen  zahlreiche  Beobach- 
tungen über  die  nächste  Unterlage  des  Schuttlandes  in  den 
verschiedenen  Gegenden  gesammelt  und  gesichtet,  und  die 
grosse  Schuttebene  Norddeutschlands  muss  nicht  blos  nach 
der  Beschaffenheit  ihrer  Oberfläche,  sondern  auch  nach  ihrer 
Unterlage  in  geognostische  Provinzen  abgetheilt  werden,  die 
mit  möglichst  grosser  Schärfe  zu  begrenzen  sind.  Von  den 
Geognosten  können  namentlich  die  Spuren  tertiärer  Schich- 
ten, welche  wegen  ihres  lockeren  Gefüges  und  ihrer  Aehn- 
lichkeit  mit  Diluvialmassen  das  grosse  Publikum  meist  un- 
beachtet lässt,  nicht  sorgfältig  genug  gesammelt  werden,  denn 
was  von  noch  älteren,  namentlich  festen,  Gesteinen  aus  dem 
Diluvium  hervortritt,  pflegt  als  eine  für  den  Bewohner  des 
lockeren  Bodens  sehr  seltene  und  auffallende  Erscheinung 
bald  allgemeiner  bekannt  zu  werden. 

Meine  Hoffnung,  solche  Tertiärschichten  auf  der  Lü- 
beck-Buchener Bahnlinie  angestochen  zu  finden,  ging  nicht 
in  Erfüllung;  die  Durchschnitte  sind  nicht  so  beträchtlich, 
als  man  bei  der  hügehp-en  Beschaffenheit  des  Landes  er- 
warten  sollte,  die  Bahnlinie  liegt  in  einem  ziemlich  hohen 
Niveau  über  dem  Batzeburger  See,  die  Erdarbeiten  für  den 
Damm  durch    den  Möllner  See   sind   die  c>inzigen  grösseren, 


413 

und  alle  angestochenen  Hügel  bestehen  aus  Schichten  des 
Geschiebesandes,  oder,  innerhalb  der  Seenplatte,  aus  Ko- 
rallensand und  den  ihm  untergeordneten  Lehm-  und  Mer- 
gellagern.  So  getäuscht,  begab  ich  mich,  weil  die  Hamburg- 
Berliner  Eisenbahn  -  Gesellschaft  nun  auch  ihre  Zweigbahn 
zwischen  Buchen  und  Lauenburg  dem  Verkehr  übergeben 
hat,  nach  dem  bisher  ganz  abgelegenen  Städtchen  Lauenhurg, 
wo,  wie  ich  wusste,  grosse  Erdarbeiten  für  die  Bahnhofs- 
anlage gemacht  werden.  Diese  haben  mir  einen  besseren 
Aufschluss  gewährt. 

Die  Elbe  macht  bei  Lauenburg  einen  grossen  Bogen 
südwärts  gegen  das  hannoversche  Gebiet,  indem  sie  das  breite 
und  flache  Delta  umgeht,  durch  welches  ehemals,  von  Norden 
kommend,  die  Delvenau  sich  ergoss,  deren  Gedächtniss  jetzt 
fast  erloschen  ist,  da  sie,  seit  Jahrhunderten  (1398)  für  die 
Schifffahrt  regulirt,  unter  dem  Namen  Stecknitzkanal  hier 
eine  künstliche  Mündung  gefunden  hat,  und  nur  noch  durch 
das  vorhandene  Delta  ihre  ehemalige  Flussnatur  dokumentirt. 
Eben  oberhalb  der  Deltabildung  tritt  durch  die  sogenannte 
Palmschleuse  der  aufgestauete  Stecknitzkanal  in  ein  tieferes 
Niveau  und  läuft  von  da  noch  etwa  6000  Fuss  zwischen 
dem  hohen  Uferrande,  auf  welchem  die  Stadt  Lauenburg 
erbaut  ist,  und  dem  wagerechten  unbedeichten  Delta  weiter, 
bis  er  die  Elbe  bei  der  Frauenwerder  Schleuse  erreicht,  wo 
sie  eben  ihren  südlich  geschweiften  Bogen  vollendet  hat. 
Um  nun  den  Bahnhof  hierher  an  die  Mündung  des  Kanals, 
und  somit  unmittelbar  an  die  Elbe  zu  legen,  musste,  weil 
unter  dem  steilen  Uferrande  kein  Platz  bleibt,  die  Eisenbahn 
von  der  Palmschleuse  an  auf  dem  niedrigen  Delta  weiter 
gebaut  werden,  und  erfordert  für  die  Schienen  einen  beträcht- 
lichen Damm,  für  die  Hochbauten  eine  bedeutende  Auf- 
schüttung ,  damit  beide  gegen  das  hier  oft  sehr  gewaltsame 
Überwasser  der  Elbe  sicher  gestellt  werden. 

Die  Erde  zu  diesen  Arbeiten  wird  aus  der  Bösclmng 
des  hohen  Landes  genommen.  Dieser  steile,  in  Schluchten 
zerrissene    Rand    gegen    die  Elbe   und  den   Stecknitzkanal, 

29* 


414 

in  dessen  tiefen  Furchen  die  Stadt  Lauenburg  wie  eine  Berg- 
stadt hängt,  ist  aus  einem  weichen,  milden,  hellbraunen  Sande 
gebildet,  der  vielfach,  auch  weiter  abwärts,  die  Eibufer  zu- 
sammensetzt, und  unter  welchem  man  schon  mehrfach  unmit- 
telbar die  tertiären  Schichten  aufgefunden  hat,  ohne  sagen 
zu  können,  ob  der  Sand  selbst  zu  ihnen  gehöre  oder  nicht, 
da  er  zwar  durch  sein  gleichmässiges  Korn  grosse  Aehnlich- 
keit  mit  manchem  Braunkohlensande  hat,  aber  auch ,  wenig- 
stens gewiss  in  seinen  oberen  Teufen,  mit  grossen  Geschiebe- 
blöeken  reichlich  versehen  ist.  Von  den  mit  diesem  Sande 
bedeckten,  zwischen  je  zwei  Schluchten  herabreichenden  Hü- 
gelrücken ist  einer  bereits  gänzlich  in  den  Eisenbahndamm 
hineingeschüttet  und  hernach  der  Abstich  zu  einem  Garten 
terrassirt  worden,  in  welchem  die  aufgebrachte  Dammerde 
und  der  Rasen  die  Aufschlüsse  verbergen,  die  etwa  vorge- 
legen haben.  Ein  zweiter,  mehr  nordwärts  gelegener  Hügel 
ist  jetzt  bis  auf  beträchtliche  Tiefe  abgestochen ,  und  in  ihm 
zeigen  sich  bis  mindestens  40  Fuss  über  dem  Eibspiegel 
mächtige  und  deutliche  tertiäre  Schichten. 

So  weit  es  die  Verstürzungen  erkennen  Hessen,  liegt  zu 
oberst  ein  eisenschüssiger  4  —  6  Fuss  mächtiger  Sandstein, 
der  in  petrographischer  und  vielleicht  in  jeder  Hinsicht  dem 
von  FoucHn.viM.'MEit  so  ajenannten  Limonitsandstein  von  der 
Insel  Si/U  gleichsteht.  Nur  so  weit,  als  das  Gestein  der 
Atmosphäre  durch  eine  dünne  Sandlagc  hindurch  seit  alter 
Zeit  ausgesetzt  gewesen  ist,  besteht  das  Bindemittel  des 
Sandsteins  aus  Brauneisenstein;  wo  aber  keine  Verwitterung 
Statt  gefunden  hat,  ist  derselbe  leberfarben,  hellbräunlich  mit 
einem  Stich  ins  Grünliche  und  Bläuliche,  so  dass  ein  we- 
niger oxydirtes  Eisen,  in  verschiedenen  Gemengen  kohlen-, 
phosphor-  und  kieselsauer,  das  Bindemittel  abgiebt. 

Darunter  liegt  unmittelbar  der  ganz  schwarze,  seifige, 
sehr  plastische  und  ungemein  fest  gelagerte  Braunkohlenthon, 
der  für  die  norddeutsche  Tertiärablajirerung  so  bezeichnend 
ist.  Seine  Mächtigkeit  an  dieser  Stelle  ist  nicht  ermittelt, 
da  die  Arbeiten  nur  etwa  20  Fuss  tief  darin  stehen  und,  um 


415 

die  Beförderung  des  gewonnenen  Materiales  auf  den  Schie- 
nen zu  erlauben,  auch  nur  horizontal  tiefer  eindringen. 

So  ist  denn  zwar  der  Aufschluss  im  Ganzen  gering, 
allein  die  Art,  wie  der  Thon  daselbst  ansteht,  lässt  uns  ver- 
muthen,  dass  er  auf  ganz  gleiche  Weise  in  den  anderen 
ebenso  gestalteten  Hügeln  bei  jedem  Anstiche  des  hohen 
Uferrandes  sich  zeigen  würde,  und  dass  daher  die  ganze 
hohe  Gegend  nördlich  von  Lauenburg  einem  mächtigen 
Rücken  dieses  Gebildes  aufgelagert  sei. 

Zu  allernächst  unter  dem  Limonitsandstein  erweiset  sich 
der  Thon  minder  schwarz,  mehr  grau  und  dabei  glimmer- 
reich, ähnlich  dem  grauen  Glimmerthon  der  Insel  Sylt.  Da- 
bei enthält  er  auf  eine  eigenthümliche  Weise  Blaueisen- 
erde eingesprengt.  Das  Mineral  erscheint  in  dem  Thone 
in  platt  gedrückten,  scharf  begrenzten  Mandeln  und  zum 
Theil  ganz  unregelmässigen  Anhäufungen,  die  bis  zu  ^  Zoll 
im  Durchmesser  haben,  und  sich  ungefähr  so  vertheilen,  wie 
in  den  schalsteinähnlichen  Bildungen  der  Kalkspath.  Diese 
Schicht  hat  eine  Mächtigkeit  von  2  Fuss,  sie  ist  die  oberste 
und  bezeichnet  den  Schluss  der  Thonablagerung. 

Gleich  unterhalb  der  Vivianitschicht  finden  sich  zer- 
streute platt  gedrückte  Baumstämme,  die  zu  holziger  Braun- 
kohle geworden  sind,  und  wenigstens  so  zahlreich  vorkom- 
men, dass  die  Arbeiter  sie  sich  als  Brennmaterial  gesammelt 
und  in  Haufen  zum  Trocknen  aufgestellt  hatten.  Da  diese 
Stämme  indessen,  so  weit  sie  zu  oberst  liegen,  in  Höhlun- 
gen gleichfalls  erdigen  Vivianit  enthalten,  im  übrigen  aber 
sowohl  an  den  Aussenflächen  als  an  den  Wänden  der  Risse, 
welche,  mit  den  Fasern  parallel,  durch  die  Quetschung  ent- 
stehen, von  feinen  Gypsnadeln  bekleidet  werden,  so  scheinen 
sie  von  schwefelsauren  und  phosphorsauren  Salzen  so  durch- 
drungen zu  sein,  dass  sie  ein  schlechtes  Brennmaterial  lie- 
fern müssen. 

In  einer  anderen  Beziehung  aber  sind  sie  wichtig,  indem 
sie  den  Ursprung  jenes  mit  Vivianit  erfüllten  Treibholzes 
erklären,  das  an  der  unteren  Elbe,  besonders  in  der  Gegend 


416 

von  Stade^  angeschwemmt  wird,  und  dessen  schon  Bluimen- 
BACii  Erwähnung  thut.  Denn  in  frischem  Treibholze  kann  der 
Vivianit  nicht  entstehen ;  in  dem  Holz  der  Torfmoore  kommt 
er  deshalb  nicht  vor,  weil  er  sich  in  Torflagern  mehr  an  die 
mürben  Schichten  hält,  und  an  den  Stämmen,  welche  in  der 
Tiefe  des  Eibbettes  selbst  begraben  sind  ,  habe  ich  niemals 
dergleichen  wahrgenommen ,  wie  denn  dies  Holz  überhaupt 
durch  seine  gute  Erhaltung  und  die  angenommene  ebenholz- 
artige Beschaffenheit  eine  Bildung  ausschliesst ,  die  an  den 
Vermoderungsprozess  gebunden  zu  sein  scheint.  Das  an 
vielen  Stellen  in  den  Schichten  der  Tertiärformation  ausge- 
grabene Bette  des  Flusses  hat  offenbar  aus  dieser  seiner 
alten  Unterlage  das  sogenannte  Treibholz  geliefert,  das  also 
in  der  That  Braunkohle  ist. 

Andere  organische  Reste  als  diese  Stämme  sind  bei 
Lauenburg  in  den  Tertiärschichten  bisher  nicht  aufgefunden ; 
die  genauere  Bestimmung  des  Alters  muss  daher  nach  den 
nächsten  Nachbarschichten  von  gleicher  petrographischer  Be- 
schaffenheit geschehen. 

Einen  zweiten  Punkt  angestochener,  und  auch  zu  Tage 
ausgehender  tertiärer  Gesteine,  der  bisher  nicht  namhaft  ge- 
macht ist,  fand  ich  an  der  Hamburg-Berliner  Eisenbahn,  mit- 
ten zwischen  den  Stationen  Buchen  und  Schwarxenbeck ,  bei 
dem  Dorfe  Ml/sseji.  An  dieser  Stelle  ist  ein  bedeutender 
Durchstich  gemacht,  der  das  Dorf  in  zwei  Theile  schneidet, 
und  deshalb  überbrückt  wurde.  Schon  mehrfach  war  es  mir 
im  Vorbeifahren  aufgefallen,  dass  hier  die  sorgfältig  augelegte 
Böschung  nicht  Halt  gewinnen  wolle.  Auch  jetzt  war  die 
aufgetragene  Erde  abgeglitten,  und  bei  der  nälieren  Beob- 
achtung, welche  ich  dieses  Mal  vornahm,  zeigte  sich,  dass 
ein  schwarzer  plastischer  tertiärer  Thon  die  Ursache  der  ste- 
ten Unordnung  sei,  da  derselbe,  auch  nach  dem  anhaltend- 
sten Hegen,  wegen  seiner  festen  Packung  niemals  erweicht, 
sondern  nur  an  seinem  Ausgehenden  schlüpfrig  wird.  Auf 
der  festen  Grundlage  des  Thones  bewirkt  dann  die  schlüpfrige 
Oberfläche,    dasa    die    aufgetragenen  Massen  an  der  schiefen 


417 

Ebene  der  Böschung  nach  Art  der  Bergschlipfe  herunter- 
gleiten. 

Es  gelang  mir,  in  diesem  Thone  das  Bruchstück  einer 
tief  gereiften  Astarte  aufzufinden,  die  den  früher  zu  Lüne- 
burg, Reinbeck,  Sylt  und  Spundet  gesammelten  Astarten 
gleicht.  Ein  solches  Bruchstück  genügt  zwar  nicht,  das  Al- 
ter des  Thones  zu  bestimmen;  da  indess  die  ganz  benach- 
barten petrographisch  gleichen  Thone  von  der  Billbrücke  bei 
Reinbeck,  die  durch  eine  reiche  Fauna  charakterisirt  sind, 
einen  entschieden  miocänen  Charakter  tragen,  so  dürfte  es  in 
der  Ordnung  sein,  dies  Alter  auch  für  das  in  Lauenburg 
und  Müssen  zu  Tage  Gehende,  in  Anspruch  zu  nehmen. 

In  der  östlichen  Fortsetzung  von  der  entblössten  Stelle, 
wo  eigentlich  die  beträchtlichste  Tiefe  des  Durchschnittes 
folgt,  liegt  dieselbe  schwarze  Alaunerde,  welche  in  der  Nähe 
des  Reinbecker  Bahnhofes  angestochen  ist.  Grosse  Haufen 
derselben,  zu  irgend  einer  Benutzung  bestimmt,  finden  sich 
auf  dem  Bahnplanum ;  grössere  Massen ,  den  Abraum  des 
Durchstiches  bildend,  sind  auf  den  benachbarten  Feldern  an- 
gehäuft, alle  Vegetation  in  ihrer  Nähe  wegfressend.  Die 
Eisenbahngräben  sind  mit  dickem  vitriolischem  Ockerschlamm 
gefüllt,  und  auf  der  mühsam  angebrachten  Rasendecke  der 
Böschung  frisst  die  von  unten  herauf  dringende  alaunisch 
vitriolische  Lauge  grosse  Blossen  in  das  Gras ,  das  vor  ihr 
wie  Spreu  vergeht. 

Unter  den  daneben  aufgehäuften  ockerfarbenen  Sand- 
massen fand  ich  einen  abgeriebenen  Pectunculus  pulvinatus, 
denen  gleich,  welche  in  den  tertiären  eisenschüssigen  Sand- 
massen an  der  Billbrücke  östlich  von  Reinbeck  vorgekommen 
sind,  so  dass  auch  diese  Schicht  ihren  Repräsentanten  hier 
zu  haben  scheint,  wenn  gleich  ich  dessen  Lagerung  nicht 
mehr  aufweisen  konnte. 

Hat  die  Eisenbahn,  in  der  Richtung  nach  Hamburg  hin, 
diesen  kurzen  aber  beträchtlichen  Durchschnitt  gemacht,  so 
läuft  sie  eine  Strecke  in  dem  Thale  des  Mühlbaches,  eines 
kleinen  gen  Osten   fliessenden    Gewässers  fort.    Das   nörd- 


418 

liehe  Gehänge  dieses  Thaies  besteht  dem  künstlichen  Durch- 
stiche zunächst  aus  Wiesen ,  welche  jeder  Trockenlegung 
spotten,  und  trotz  einer  sehr  bedeutenden  Neigung  doch  zu 
oberst  am  schlüpfrigsten  sind.  Auch  hier  geht  der  schwarze 
Thon  zu  Tage  aus,  wie  mehrere  offene  Trockenlegungsarbei- 
ten mir  zeigten,  und  dieselbe  Beschaffenheit  des  Lagers, 
welche  an  den  Eisenbahnböschungen  die  Schlipfe  bewirkt, 
ist  hier  die  Ursache  einer  unheilbaren  Versumpfung  auf 
Wiesen  mit  starkem  Gefälle. 

Unsere  Geschiebethone,  welche  lange  nicht  so  steif  und 
plastisch ,  auch  nicht  so  fest  gepackt ,  ja  nach  der  Tiefe  zu 
in  der  Regel  mergelig  und  zerklüftet,  selten  so  mächtig,  und 
jedenfalls  immer  von  Sand  und  Steinen  durchschwärmt  sind, 
an  denen  sich  die  Feuchtigkeit  hinabschleichen  kann,  zeigen 
niemals  eine  so  totale  Undurchdringlichkeit  für  Wasser, 
dass  dergleichen  Versumpfungen  auf  stark  geneigten  Flächen 
eintreten  könnten.  Man  wird  daher,  wo  solche  erscheinen, 
in  ihnen  oftmals  eine  Andeutung  finden  können,  dass  schwarze 
plastische  tertiäre  Thone  nahe  unter  der  Dammerde  liegen, 
und  man  kann  in  Aufsuchung  oder  Verfolgung  dieses  Tho- 
nes  wesentlich  dadurch  geleitet  werden. 

So  unbedeutend  nun  an  sich  die  Aufschlüsse  der  tertiä- 
ren Lager  an  den  beiden  genannten  Punkten  sind,  so  schlies- 
sen  sie  sich  doch  mit  den  früher  beobachteten  Punkten  der- 
gestalt zusammen,  dass  sich  mit  ihrer  Plülfe  in  der  oben  an- 
gedeuteten Weise  eine  geognostische  Provinz,  wenn  auch 
von  geringem  Umfange,  begrenzen  lässt. 

Der  südlichste  Theil  des  Herzogthums  Lauenburg,  ein 
Dreieck  von  imgefähr  4  Quadratmeilen ,  bildet  ein  Plateau 
von  ziemlich  abgeschlossener  natürlicher  Begrenzung.  Seine 
Südspitze  hat  es  in  der  Stadt  Laucnhurg  selbst ;  seine  öst- 
liche Seite  bis  zu  dem  einsamen  Buchener  Bahnhofe  wird 
durch  das  alte  Thal  der  Delvenau,  des  jetzigen  Stecknitz- 
kanales,  gebildet,  durch  welches  hier  zugleich  die  Landes- 
grenze gegen  Mecklenburg  bezeichnet  ist.  In  dies  östliche 
Grenzthal    dacht  sich   das  Plateau   mit  mehreren  theils  be- 


419 

waldeten  Stufen  ab.  Den  Winkel  zwischen  dem  östlichen 
und  nördlichen  Abfall  macht  die  hohe  Waldpartie  von  Pötrau, 
die  sich,  von  der  Eisenbahn  gesehen,  so  malerisch  darstellt, 
wenn  man  aus  den  mecklenburgischen  Steppen  kommend, 
hier  zuerst  die  nordalbingischen  Herzogthümer  berührt.  Die 
nördliche  Grenze  wird  durch  zwei  kleine  Flüsse  gebildet, 
welche  mit  fast  gleichen  Längen  gegen  Osten  und  Westen 
fiiessen,  deren  Quellen  nahe  zusammentreten,  und  auf  deren 
Wasserscheide  die  Station  Schivar%enbeck  liegt ;  nach  Osten 
der  Mühlenbach,  der  die  Mühle  \n  Müssen,  die  malerisch 
gelegene  neue  Mühle,  und  dann  mit  der  von  Norden  kom- 
menden Steinau  vereinigt ,  unter  dem  Namen  der  letzteren 
auch  die  Pötrauer  Mühle  treibt;  nach  Westen  die  Au, 
welche  seit  alter  Zeit  die  beträchtlichen  Wasserkräfte  für  die 
reizenden  Fabrikanlagen  des  einsamen  Sachsenwaldes  gelie- 
fert hat.  Beide  Bäche  sind ,  wenn  auch  wasserreich ,  doch 
sehr  kurz  ;  ihre  Thäler  bringen  auch  keine  sehr  hervortre- 
tende Scheide  in  das  Relief  des  Landes;  doch  ist  die  Ge- 
sammteinsenkung  wenigstens  so  wesentlich,  dass  die  Berliner 
Eisenbahn,  so  weit  sie  das  Herzogthum  Lauenburg  durch- 
schneiden musste,  dem  Zuge  dieser  beiden  kleinen  Flüsse 
gefolgt  ist.  Gegen  Westen  macht  die  breitere  Bille,  deren 
vielfach  gewundenes  hochrandiges  Thal  die  Eisenbahn  hier 
sieben  Mal  überschreitet,  die  Grenze  unseres  Plateau's ,  in- 
dem sie  gleichzeitig  Lauenburg  von  Holstein  trennt.  Gegen 
Süden  endlich,  oder  richtiger  gegen  Südwesten,  wird  das 
Plateau  durch  das  breite  Elbethal  begrenzt.  In  der  oberen 
Hälfte  von  Lauenhirg  bis  Geesthacht  schrammt  der  unge- 
stüme Fluss  hart  unter  dem  Rande  desselben  hin ,  der  da- 
durch nicht  geringen  Abbruch ,  zum  Besten  des  gegenüber- 
liegenden, stets  anwachsenden ,  hannoverschen  Marschlandes 
erfährt.  Bei  Geesthacht  verlässt  die  Elbe  ihr  nördliches  ho- 
hes Ufer,  das  sie  erst  bei  Altona  wieder  berührt,  und  strömt 
bis  dahin  mitten  durch  ihre  fruchtbaren  Alluvionen.  Doch 
ist  nichts  desto  weniger  die  Grenze  des  Plateau's  eine  eben 
so  natürliche,  indem  es  gegen  die  Alluvion  der  beiderstädti- 


420 

sehen  Vierlande  mit  jener  steilen  Böschung  abfallt,  welche 
man  in  den  unteren  Flussmarschen  den  Cleve  zu  nennen 
pflegt,  und  durch  welche  die  ehemalige  Ufer-  und  Abbruchs- 
linie bezeichnet  wird.  So  ist  denn  dieses  fast  dreieckige 
Plateau  bis  auf  die  Breite  der  Wasserscheide  bei  Schivarze?i- 
heck ,  welche  kaum  eine  Viertclmeile  beträgt,  in  einem  Um- 
fange von  neun  Meilen  durch  fünf  verschiedene  Flussthäler 
natürlich  abgesondert. 

An  den  hohen  Rändern  dieses  Dreiecks  liegt  nun  eine 
Anzahl  beobachteter  Punkte  der  Tertiärformation.  Zunächst 
an  der  Ostseite  bei  Lnuenhurg  der  schwarze  Thon ,  bedeckt 
von  Limonitsandstein.  Dann  auf  der  nördlichen  Grenze  bei 
Müssen  mächtige  Alaunerde,  schwarzer  Thon  mit  Astarten,  und 
eisenschüssiffcr  Sand  mit  Pectunkeln,  der  wahrscheinlich  den 
Thon  bedeckt.  An  der  westlichen  Grenze  bei  der  Billen- 
brücke,  zunächst  Reinheck,  eine  Tertiärbildung,  deren  reich- 
liche und  wohlerhaltene  Petrefakten  in  weiteren  Kreisen  be- 
kannt geworden  sind,  und  bei  der  Naturforscherversammlung 
in  Kiel  vollständig  vorgelegt,  als  ganz  entschieden  miocän 
erkannt  wurden. 

Die  Hauptschicht  besteht  auch  hier  wieder  aus  schwar- 
zem Thon,  dessen  Mächtigkeit  mit  mehr  als  40  Fuss  schon 
durch  die  Eisenbahnarbeiten  sichtbar  wurde,  und  dessen  Pe- 
trefakten im  völlig  unversehrten  Zustande  ausgeliJset  werden 
können.  Zugleich  umschliesst  der  Thon  kleinere  und  grös- 
sere zum  Theil  zu  Schichten  sich  erweiternde  Septarien  eines 
ungemein  zähen  und  harten  Cementsteines,  in  welchem  die- 
selben Mollusken  als  Steinkerne  erscheinen,  deren  Schalen 
der  Thon  enthält.  Die  Decke  des  Thonlagers  bildet  auch 
hier  ein  eisenschüssiger  Sand  und  Saudstein  mit  vielen 
Steinkernen,  namentlich  von  Isocardien  und  Pectunkeln.  der 
nach  unten  zu  auf  seiner  Grenze  gegen  den  Thon  in  ein  sehr 
festes  und  zähes  sandiges  Sphärosideritgestein  übergeht,  wor- 
aus der  eisenschüssige  Sand  entstanden  ist ,  und  das  daher 
ziemlich    un<rlücklich  als  Grobkalk  und  mergeliger  Kalkstein 


421 

von  Anderen  bezeichnet  und  als  eigene  Schicht  von  dem 
Sandstein  unterschieden  wurde. 

Endhch  an  der  südHchen  Seite  des  Dreiecks  habe  ich 
schon  früher  einen  Punkt  beobachtet,  an  welchem  der  schwarze 
Thon  unter  der  Geschiebefbrmation  hervortaucht,  nämlicli  bei 
der  sogenannten  hölzernen  Klinke ,  einem  einzeln  liegenden 
Wirthshaus,  wo  die  Landstrasse  nach  den  Vierlanden  aus 
der  Geest  in  die  Marsch  einbiegt.  Der  tertiäre  Thon,  wel- 
cher hier  von  derselben  plastischen  Beschaftenheit  ist,  wie 
zu  Lauenhurg ,  wird  von  einem  reichlich  2  Fuss  mächtigen 
eisenschüssigen  Conglomerat  aus  Quarzkörnern  bedeckt,  wel- 
ches sich  von  der  überlagernden  Geschiebebildung  wesentlich 
unterscheidet,  und  mit  dem  Thone  gleichförmig  gelagert  ist. 

Bei  der  geringen  Ausdehnung  dieses  südlichen  lauen- 
burgischen  Plateau's,  seiner  natürlichen  Begrenzung,  und  der 
sehr  übereinstimmenden  Beschaffenheit  der  älteren  Schichten, 
die  an  allen  seinen  Bändern,  wenn  auch  nur  in  vereinzelten 
Punkten ,  unter  dem  Diluvium  beobachtet  werden ,  leidet  es 
denn  wohl  keinen  Zweifel,  dass  dieses  Ländchen,  ein  Vier- 
theil des  Herzogthums ,  von  einem  Tertiärgebirge  unterteuft 
ist,  das  durch  die  vorgefundenen  Versteinerungen  einen  mit- 
teltertiären Charakter  zeigt,  und  vielleicht  durch  lokale  Ei- 
genthümlichkeiten  die  natürliche  Absonderung  dieses  kleinen 
Gebietes  bewirkt  hat.  Die  lange  Strecke  zwischen  Geest- 
hacht und  Lauenhurg,  wo  die  Elbe  das  steile  Ufer  unmittel- 
bar benagt,  ist  gewiss,  namentlich  nach  einem  Winter  mit 
Hochwasser  und  Eisgang,  der  geeignete  Ort,  um  weitere 
Beobachtungen  zur  Bestätigung  dieser  Annahme  zu  machen; 
allein  mir  ist  es  bis  jetzt  nur  einmal  vergönnt  gewesen  dar- 
unter hinzusegeln,  eine  specielle  Untersuchung  ist  noch  nie 
vorgenommen.  ^ 

Die  Decke  der  Braunkohlenformation  in  diesem  Land- 
striche ist  überall  die  Geschiebeformation ,  reich  an  grossen 
nordischen  Felsblöcken,  welche  zum  Beispiel  in  der  Gegend 
von  Müssen  das  Material  zu  so  ungeheuren  Cjclopcnmauern 
geliefert  hat,  wie  deren  wenige  in  dem  weiten  Ländergebietc 


422 

dieser  Formation  gefunden  werden  dürften.  Speciell  ist  die 
Gegend  noch  niclit  durchstreift  worden;  nach  den  bekannten  sta- 
tistischen Verhältnissen  muss  man  voraussetzen,  dass  der 
Korallensand  mit  seinen  grossen  Blöcken  an  vielen  Stellen 
nocii  von  einem  kalkarmen  Geschiebesand  mit  kleineren 
Blöcken  bedeckt  ist. 

Die  Art ,  wie  die  Geschiebeformation  der  Braunkohlen- 
formation aufgelagert  ist,  wird  am  besten  aus  einem  Profil 
von  dem  Südrande  bei  der  hölzernen  Klinke  hervorgehen 
(Taf.  XVIII.  Fig.  1).  Der  Korallensand  liegt  abweichend 
auf  dem  eisenschüssigen  Conglomerat  der  Braunkohlenfor- 
mation  und  wird  ebenso  von  Geschiebesand  überlagert. 
Fast  das  gleiche  Profil  liefert  die  Eisenbahnböschung  bei 
Müssen. 

Sicher  wird  an  manchen  anderen  Stellen  der  Korallen- 
sand durch  sein  Aequivalent ,  den  Geschiebethon ,  ersetzt ; 
denn  ein  grosser  Theil  des  hohen  Eibufers  von  Lauenburg 
bis  Geesthacht  ist  lehmiger  Katur,  und  die  Bohrungen,  wel- 
che von  Herrn  Kammerrath  Kabell  auf  Kosten  der  Regie- 
rung in  der  Nähe  von  Schwar%enheck  an  dem  sogenannten 
Brunshorster  Hügel  unternommen  wurden  (weil  man  ein 
sandiges  Kalksteingeschiebe  im  Geschiebemergel  getroffen 
hatte!),  haben  erwiesen,  dass  die  Zusammensetzung  eben  so 
ist,  wie  in  anderen  Theilen  der  norddeutschen  Ebene,  welche 
innerhalb  des  Korallensandgebietes  liegen.  In  drei  verschie- 
denen Bohrungen  fand  man  zu  oberst  einen  lehmigen  ocker- 
braunen Sand  mit  Gerollen  3  Fuss  mächtig,  und  darunter 
noch  40  bis  50  Fuss  Lehnimergel  mit  Sand  und  Geröll  der 
verschiedensten  Art.  Dieselbe  Zusammensetzung  zeigte  sich 
an  den  Durchstichen  der  Eisenbahn  innerhalb  des  Sachsen- 
waldes und  in  der  Nähe  von  Bergedorf. 

Eine  andere  Bohrung,  welche  in  der  Nähe  der  Schwar- 
zenbecker  Försterwohnung  angestellt  wurde  nicht  weit  von 
dem  genannten  Hügel,  hat  aber  ein  so  auffallendes  Resultat 
gegeben,  dass  es  unmöglich  ist  dasselbe  zu  deuten. 

0  bis  10  Fuss  6  Zoll  ein  licht-olivengrüner   milder  sei- 


423 

figer  sand-  und  steinfreier  Thon,  eine  wahre  Walker- 
erde, mit  rostigem  Beschlag  auf  den  Klüften  im  Innern. 

10  Fuss  6  Zoll  bis  23  Fuss  ein  magerer,  aber  sand- 
freier,  zeisiggrüner  Thon,  in  welchem  bei  12  Fuss  und  bei 
18  Fuss  eine  dünne  grüne  Sandsteinlage  durchbrochen  wurde, 
welche  Glimmer  führt,  und  an  der  einen  Stelle  ein  schwach 
mergeliges,  an    der  anderen    ein  opalartiges  Bindemittel  hat. 

23  Fuss  bis  33  Fuss  6  Zoll  ein  hellgraubrauner  fetter 
Thonmergel  ohne  Sand  und  Geschiebe. 

33  Fuss  6  Zoll  bis  35  Fuss  ein  feiner  aschgrauer  Mer- 
gelsand mit  gröberen  Körnern,  die  dem  Sande  des  Korallen- 
sandes gleichen. 

Die  Originalproben  dieser  Bohrung  liegen  vor  mir, 
und  die  eben  gegebene  Beschreibung  ist  danach  entworfen. 
Die  unterste  Schicht  ist  von  einer  Beschaffenheit,  wie  sie  in 
dem  Korallen  sand  nicht  selten  vorkommt;  die  oberen  Abthei- 
lungen aber  bezeichnen  eine  34  Fuss  mächtige  Bildung  von 
einer  Zusammensetzung,  wie  sie  bisher  weder  in  Alluvionen 
noch  im  Diluvium,  noch  in  der  Tertiärformation  Norddeutsch- 
lands aufgetreten  ist.  Da  bei  einer  Reihe  völlig  unnützer 
und  unmotivirter  Bohrungen  durch  Zufall  diese  höchst  auf- 
fallende Schichtenfolge  getroifen  wurde ,  so  ist  es  sehr  zu 
beklagen,  dass  dieselbe,  obgleich  sie  ohne  Bedeckung  bis  an 
die  Oberfläche  reicht,  nicht  genauer  untersucht  wurde. 

Das  Verständniss  der  ganzen  Bildung  wird  um  so 
schwieriger  dadurch ,  dass  sie  auf  dem  Mergelsande  ruht, 
welcher  zum  Diluvium  zu  gehören  scheint.  Trotz  ihrer 
Fremdartigkeit  aber  würde  man  sie  dennoch  als  eine  durch 
lokale  Verhältnisse  so  eigenthümlich  ausgebildete  Süsswasser- 
AUuvion  betrachten  müssen,  wären  nicht  die  beiden  Sand- 
steinschichten, weiche  vollkommen  mit  den  Geschieben  von 
mergeligem  und  opalartigem  Grünsand  übereinstimmen,  die 
mit  wahren  Grünsandpetrefakten  in  grosser  Anzahl  am 
Strande  bei  Schulau  gefunden  werden. 

So  räthselhaf't  indessen  diese  Schichtenfolge  ist,  so  kann 
sie    doch  die  oben  aufgestellte  allgemeine  Behauptung  nicht 


424 

umstoasen,  dass  die  Oberfläche  des  südlichen  Lauenburgs  im 
Ganzen  ebenso  zusammengesetzt  ist,  wie  andere  Theile  von 
Lauenburg  und  Holstein. 

Die  Mächtigkeit  der  Geschiebeformation  in  den  angege- 
benen Grenzen  muss  zwischen  10  und  lUÜ  Fuss  schwanken. 
In  den  erstgenannten  Bohrlöchern  ist  sie  40  bis  50  Fuss  tief 
durchbohrt,  und  die  Braunkohlenformation  doch  noch  nicht 
getroffen ;  an  einigen  der  genannten  Beobachtungspunkte  aber 
ist  die  Geschiebedecke  sehr  dünn,  höchstens  10  bis  12  Fuss. 
Diese  verschiedene  Mächtigkeit  derselben  ist  zwar  zum  Theil 
abhängig  von  der  Erhebung  der  Oberfläche  überhaupt,  von 
den  Hügeln  und  Thälern  des  Diluviums,  andrerseits  aber 
auch  von  einer  den  Erhebungen  des  Bodens  durch- 
aus nicht  entsprechenden,  wellenförmigen  selbst- 
ständigenHügelung  in  derOberfläche  der  Braun- 
kohlen formation. 

Das  Planum  der  Eisenbahn  kann  für  die  Erörterung 
dieses  Verhältnisses  ganz  füglicli  als  eine  Horizontalebene 
gelten.  Zu  Lauenhurg,  Müssen  und  an  der  Billbrücke  erhebt 
sich  die  Braunkohlenformation  10  bis  20  Fuss  hoch  über  das- 
selbe an  anderen  Stellen ,  selbst  wo  40  bis  50  Fuss  tiefe 
Einschnitte  gemacht  wurden,  ist  sie  keincsweges  erreicht  und 
die  oben  angeführten  Bohrungen,  in  welchen  sie  nicht  ge- 
troffen wurde,  drangen  noch  ungefähr  40  Fuss  unter  das 
Planum  der  Eisenbahn,  so  dass  in  der  Oberfläche  der  Braun- 
kohlenformation Höhenunterschiede  von  wenigstens  60  Fuss 
vorkommen. 

Was  die  innere  Zusanunensetzung  der  Braunkohlenfor- 
mation  anbctrifllt,  so  ist  eigentlich  nur  der  schwarzbraune 
Thon  näher  bekannt,  der  an  einigen  Stellen  d«'is  Ausgehende 
derselben  bildet.  In  der  Nachbarschaft  dieser  Lokalitäten 
geht  dann  zuweilen  die  blauschwarze  Alaunerde  zu  Tage, 
ohne  dass  es  bekannt  ist,  ob  dieselbe  eine  Fortsetzung  des 
Thonlagers  ausmacht,  oder  aber  das  Hangende  oder  Lie- 
gende desselben.  Der  Thon  hat  eine  Decke  von  eisen- 
Bchüssigen  Schichten,  die   bald   als    eisenschüssiges    Conglo- 


425 

merat,   bald  als  Sand   und  Sandstein  mit  Petrefakten,  bald 
endlich  als  Sphärosiderit  erscheint. 

Von  den  tiefer  liegenden  Schichten  ist  wenig  bekannt, 
weil  der  schwarze  Thon  hier  im  südlichen  Lauenburg  so 
ausnehmend  mächtig  ist,  dass  er  bei  allen  gewöhnlichen  Erd- 
arbeiten undurchstochen  bleibt.  Indessen  hat  man  ihn  doch 
zur  Zeit  des  Eisenbahnbaues  mit  Bohrungen  durchteuft,  näm- 
lich an  dem  nordwestlichen  Abhänge  gegen  die  Bille.  Die 
Zeichnung  dieser  Bohrung,  so  wie  auch  die  Bahnprofile, 
welche  ganz  nahe  dabei,  jenseit  der  Bille,  also  auf  holsteini- 
schem Gebiete  bei  dem  Reinbecker  Bahnhofe  gewonnen  sind, 
finden  sich  als  Zugabe  bei  dem  Berichte  der  Naturforscher- 
Versammlung  zu  Kiel  und  bei  dem  abgesondert  herausgege- 
benen Specialbericht  über  die  Sitzungen  der  raineralogischen 
Sektion.  Durch  eine  veränderte  bürgerliche  Stellung  sind 
die  originalen  Bohrproben  jetzt  in  meine  Hände  gekommen, 
und  da  dieselben  in  jenem  Berichte  theils  ungenügend,  theils 
fehlerhaft  charakterisirt  sind,  so  beziehe  ich  mich  bei  dieser 
Darstellung  der  inneren  Zusammensetzung  unserer  lauenbur- 
gischen  Braunkohlenforraation  nur  auf  die  Bohrproben  selbst. 

Das  Bohrloch   dessen  Profil   in  dem  genannten  Berichte 
mit  No.  3    bezeichnet  ist,    wurde  auf  dem  Abhänge  unseres 
Plateau's  gegen  das  Billethal  angesetzt,   und  zwar  unmittel- 
bar in  dem  Ausgehenden  des  schwarzen  Thones,  dessen  eisen- 
schüssige Decke  durch  die  Erosion  innerhalb  des  Thaies  weg- 
gewaschen war.      Die  absolute   Höhe    des   Bohrloches    war 
35  Fuss  über  dem  Nullpunkt  der  Elbe  am  Hamburger  Pegel. 
Die  Mächtigkeit  des  schwarzen  Thones  betrug     68  F.    4  Z. 
und  er  war  bis  in  die  grösste  Tiefe  hinein  dun- 
kelschwarzbraun, fett,  zähe,  im  höchsten  Grade 
plastisch,  durchschwärmt  von  glänzenden  Ablo- 
sungsflächen,  ohne   fühlbare   Sandkörner,    aber 
voll  von  eben  sichtbaren  sllberweissen  Glimmer- 
blättchen.    Die  einzige  Unterbrechung  fand  auf 
15  Fuss  Tiefe   statt,    wo  ein  dunkelaschgraues 

Latus     68  F.    4  Z." 


426 

Transport  68  F.  4  Z. 
mit  feineren  silberweissen  Glimmerblättchen  er- 
fülltes, sehr  hartes  und  zähes  Cementccestein, 
6  Zoll  mächtig,  durchbrochen  wurde.  Da  die- 
ses Gestein  aber,  selbst  wo  es  schichtenförmisf 
auftritt,  doch  als  eine  septarienähnliche  Aus- 
scheidung des  Thones  selbst  zu  betrachten  ist, 
so  kann  es  nicht  als  eine  fremdartige  Zwischen- 
schicht gelten. 

Darauf  folgte  ein  dunkelgraubrauner  Sand,  .     19  ,,     2  „ 
feinkörnig,  doch   nicht   so   fein   als   Formsand, 
und   völlig  glimmerleer   —   eine  bisher  in  der 
nordalbingi sehen    Mlocänformation    noch     nicht 
beobachtete  Schicht. 

Nun  folgte  abermals  ein  schwarzbrauner  Thon,       1  „     6  „ 
aber  von  anderer  Beschaffenheit,    ganz  mager, 
und  im  getrockneten  Zustande  stäubend,    dabei 
mit  feinem  Sande  und  mit  sehr  vielen  und  brei- 
ten  silberweissen    Glimmerblättchen   durchsäet. 

Von  da  an  ging  bis  zum  Tiefsten  der  Bohrung       4  „  —  „ 
der   genannte    Thon    durch    Beibehaltung    des 
Glimmers  und  Zunehmen   des  Sandes   alhnälig 
in  einen  graubraunen  feinerdigen  Sand  über. 

Summa  93  F.  —  Z. 
Es  ist  nicht  unwahrscheinlich,  dass  die  in  dieser  Boh- 
rung hervortretende  Mächtigkeit  des  schwarzen  Thones,  die 
allem  Anschein  nach  auch  bei  Lnuenhurg  gleich  gross  ist, 
mit  der  Begrenzung  unseres  Plateau's  zusammenhängt,  indem 
die  umzingelnden  Flussthäler  besser  einschneiden  konnten, 
wo  die  Masse  minder  schwer  beweglich  war  als  dieser  fest 
gepackte  Thon.  Für  eine  solche  Ansicht  spricht  der  Ausfall 
der  Bohrungen  auf  dem  holsteinischen  Billufer,  in  der  Nähe 
des  obigen  Bohrloches. 

Das  dem  Reinbecker  Bahnhof  zunächst  liegende  Bohr- 
loch wurde  auf  dem  Eisenbahnplanum  in  öti  Fuss  über  Null 
des  Hamburger  Elbe})egels  angesetzt  und  zeigte: 


427 

1)  Dammerde  des  Waldbodens 3  F.    8  Z. 

2)  Sammetschwarzen  mageren  glimmerreichen 
vitriolischen  Thon 7  ,,     9  „ 

3)  Formsand,    sehr  feinkörnig  und  glimmer- 

haltig,  leberbraun, 13  ,,     3  „ 

mit  Bruchstücken  einio-er  kleiner  Schnecken 
und  Muscheln  worunter  Dentalium  und 
Pleurotoma,  und  einzelnen  gröberen  Quarz- 
körnern. 

4)  Denselben  Sand, 5  „  10  „ 

mit  einer  allmälig  steigenden  Menge  gros- 
ser Sandkörner,  sämmtlich  von  der  Grösse 

des  Hanfsamens,  und  theils  aus  durchsich- 
tigem, theils  aus  undurchsichtigem  milch- 
weissem  Quarz  bestehend,  mit  einer  grösse- 
ren Menge  dicker  und  grober  Muschelscha- 
len besonders  von  Pectunculus,  kleinen  Fisch- 
zähnen, und  Steinkernen  eines  kleinen  Conus 
von  Brauneisenstein. 

Summa    30  F.    6  Z. 

Das  zweite  tiefere  Bohrloch  auf  der  holsteinischen  Seite, 
welches  näher  nach  der  Grenze  unseres  laucnburgischen  Pla- 
tcau's  lag  und  62  Fuss  über  Null  angesetzt  wurde,  gab  im 
Wesentlichen  dieselben  Resultate,  nämlich : 

1)  Staubiger  Grand  des  Geschiebesandes  mit  Feuersteinen 
und  anderen  Geschieben,  Vegetationsreste  des  Waldbo- 
dens enthaltend 6  F.    6  Z. 

2)  Sammetschwarzer  magerer  sandiger  glira- 
merarmer  Thon 11»  —  »> 

3)  Leberbrauner    Formsand ,    wie    im    ersten 

Bohrloch 21  „  —  „ 

4)  Feiner  aschgrauer  glimmerrcicher  Formsand  8  „  —  „ 

5)  Schwarzbrauner  glimmerreicher  Formsand  14  ,,  —  ,, 

6)  Schwarzbrauner   glimmerreicher  Formsand 

Latus     60  F.    6  Z. 

Zeits.  (1.  (1.  geol,  Ges.  III.  /i.  30 


428 

Transport    60  F.    0  Z. 
gemengt  mit  Quarzkörnern  von  der  Grösse 
des  Hanfsamens 2  ,,     6  „ 

7)  Fetter  plastischer  schwarzbrauner  glimmer- 

haltiger  Thon 3  „  —    „ 

8)  Dunkelbrauner  glimmerhaltlger  Formsand         2  ,,  —  ,, 

Summa     68  F.  —  Z. 

Während  hiernach  in  dem  Plateau  sich  ein  fetter  und 
plastischer  braunschwarzer  Thon  nahezu  70  Fuss  mächtig 
erweiset,  besteht  dieselbe  Tertiärbildung  wenige  Schritte  wei- 
ter grösstentheils  aus  sandigen  Schichten  und  einem  11  Fuss 
mächtigen  Zwischenlager  mageren  schwarzen  Thones. 

Lokale  ausserordentliche  Anschwellungen  der  Thon-  und 
Mercrellaffen  sind  in  der  Geschiebeformation  Norddeutsch- 
lands  keine  Seltenheit,  sie  können  sogar  als  Regel  gelten, 
da  eine  weite  Erstreckung  dieser  Lagen  in  schichtenförmig 
gleicher  Mächtigkeit  fast  nur  der  oberflächlichen,  oft  meilen- 
weit gleichdicken  Lehmlage  und  zuweilen  einer  oberflächli- 
chen Grandlage  zukommt.  Die  in  manchen  Beziehungen 
der  Geschlcbeformation  näher  als  den  Flözbildungen  stehende 
Tertiärfbrmation  Norddeutsclilands  hat  gewiss  ähnliche  lokale 
Anschwellungen  untergeordneter  Zwischenlager  aufzuweisen, 
lind  nach  allem  Vorhergehenden  muss  man  in  der  TImt 
annehmen,  dass  der  mächtige  braune  Thon  des  südlichen 
Lauenburgs  eine  solche  lokale  Anschwellung  sei,  welche  noch 
durch  die  Geschiebeformation  hindurch  an  der  Oberfläche 
merklich  ist,  und  in  ihrer  beschränkten  Ausdehnung  die  fast 
vollständige  Absonderung  des  südlichen  Lauenburgs  durch 
die  Thäler  der  Elbe,  Bille,  Aue,  des  Mühlenbaches  der  Stei- 
nau  und  Delvenau  bewirkt  hat,  indem  namentlich  die  tiefen 
Thäler  der  Elbe,  Bille  und  Delvenau  in  die  miocäne  Grund- 
lage des  Bodens  am  leichtesten  dort  ein2:eschnitten  werden 
konnten ,  wo  hart  neben  einer  soliden  Thonraasse  sandige 
Schichten  angetroffen  wurden. 

Wenn  nun  dieses  kleine  und  so  scharf  begrün zte  Pla- 
teau überall  in  meist  unbeträchtlicher  Tiefe  von  mittcltertiä- 


429 

ren  Schichten  unterteuft  ist,  so  fragt  es  sich,  ob  nicht  auch 
das  hauptsächlichste  nutzbare  Mineral  dieser  Formation,  die 
Braunkohle,  hier  zu  erwarten  sei.  Das  Ländchen  ist  zwar 
reich  an  Holz,  aber  arm  an  Torf,  und  dies  für  häusliche 
Zwecke  dem  Holze  bei  weitem  vorzuziehende  Brennmaterial 
könnte  den  Bewohnern  durch  eine  mittelmässige  Braunkohle 
wenigstens  theilweise  ersetzt  werden. 

Einige  Meilen  aufwärts  an  der  Elbe  bei  Wettdisch-We- 
ningen  in  der  Nähe  von  D'6mit%  stehen  die  Alaunerdeschich- 
ten einer  ähnlichen  Formation  am  steilen  Eibufer  an,  und 
treten  weiter  landeinwärts  auch  auf  der  Oberfläche  des  Pla- 
teau's  zu  Tage.  In  der  Fortsetzung  dieser  Schichten  ist  bei 
Malliss  schon  1830  ein  bedeutendes  Braunkohlenflöz  aufge- 
funden ;  an  einer  Stelle  bei  noch  nicht  100  Fuss  Tiefe  ist  es  3|-, 
an  einer  anderen  bei  GO  Fuss  Tiefe  6  Fuss  mächtig,  in  grösster 
Mächtigkeit  7  Fuss,  und  wenigstens  nach  einer  Richtung  hin 
sich  7000  Fuss  weit  erstreckend.  Nordöstlich  von  da  ist  bei 
Pardäm  in  60  Fuss  Tiefe  ein  achtfüssiges  Braunkohlenlager 
erbohrt,  und  nahe  dabei  zu  Gülit%  und  Warnow  in  der 
westlichen  Priegnitz  werden  Kohlenlager,  die  gänzlich  zu 
Tage  ausgehen,  sehr  ausgedehnt  und  gegen  20  Fuss  mäch- 
tig sind,  ausgebeutet. 

Diese  den  nordalbingischen  Herzogthümern  zunächst  ge- 
legenen Punkte  eines  nutzbaren  Vorkommens  in  den  nord- 
deutschen mitteltertiären  Schichten  stellen  zwar  die  Möglich- 
keit eines  Braunkohlenlagers  im  südlichen  Lauenburg  in 
Aussicht;  doch  würde  das  sehr  dicke  schwarze  Thonlager 
das  Vorkommen  immer  in  bedeutende  Tiefe  hinabdrücken, 
und,  wenn  nicht  eine  besonders  mächtige  und  gute  Kohle  ge- 
funden wäre,  die  Ausbeute  unmöglich  machen. 

Es  bleibt  mir  nur  noch  übrig,  den  Zusammenhang  des 
betreflfenden  Gebietes  mit  Tertiärschichten  der  Nachbarschaft 
zu  erörtern. 

Die  aufgeführten  Punkte  in  Meklenburg  und  der  West- 
priegnitz  sind  nach  dieser  östlichen  Seite  hin  die  näch- 
sten, in  denen  man  die  Formation  kennt,  und  eine  unterirdische 

30* 


430 

Verbindung  beider  wohl  kaum  zweifelhaft;  nach  Süden  hin 
tritt  sie  aber  schon  in  einer  Entfernung  von  2  Meilen  wieder 
auf,  nämlich  bei  Lünehirg,  wo  eine  Reihe  von  Flözgebilden 
und  auf  ihnen  auch  die  Braunkohlenformation  gehoben  wor- 
den ist,  und  den  Geschiebesand  der  lüneburger  Haide  gleich- 
sam abgeschüttelt  hat.  Die  Identität  der  lüneburger  Petre- 
fakten  mit  der  Mehrzahl  der  an  der  Billbrücke  aufgefunde- 
nen ist  bereits  vielfach  anerkannt.  Der  Zusammenhang  bei- 
der trotz  des  tiefen  Elbthales  ist  um  so  wahrscheinlicher,  da, 
wie  wir  unten  sehen  werden,  auch  im  Elbthale  selbst  die 
Schichten  angebohrt  sind. 

Nach  Norden  hin  wird  sehr  bald  die  Korallensandfor- 
mation  des  hügeligeren  Theiles  von  Lauenburg,  Holstein  und 
Meklenburg  sehr  mächtig ,  und  die  ganze  Bodengestaltung, 
die  schroffen  Erhebungen,  die  tiefen  Seen  und  Kesselthäler 
deuten  an,  dass  hier  wahrscheinlich  die  Kreideformation  zu- 
nächst unter  den  Schuttmassen  liege,  und  nicht  durch  ein 
mächtiges  und   steifes  Thonlager  von  ihnen  getrennt  werde. 

Bisher  waren  denn  auch  in  diesem  Gebiete  noch  keine 
Punkte  von  miocänem  Alter  aufgefunden  worden.  Bei  den 
Salzbohrungen,  welche  früher  in  grosser  Anzahl  zu  Oldesloe 
vorgenommen  sind,  wurden  keine  Schichten  der  Art  getrof- 
fen. Dieses  ist  früher  behauptet  worden,  und  auch  ich  habe 
es  demgemäss  in  einer  älteren  Publikation  ausgesprochen. 
Seitdem  ich  aber  theils  auf  der  Saline  Näheres  über  die  Boh- 
rungen erfahren,  theils  die  originalen  Bohrproben  in  meine 
Hand  bekommen  habe,  kann  ich  diese  Ansicht  nur  als  einen 
Irrthum  bezeichnen.  Man  hat  zu  Oldesloe  immer  nur  im 
Korallensande  und  den  ihm  äquivalenten  oder  untergeordne- 
ten Mergeln  gebohrt,  und  dabei  sind  früher  einzelne  im 
Bohrschmand  heraufgekommene  Braunkohlenstückchen  als 
ein  Zeichen  der  Braunkohlenformation  genommen  worden. 
Diese  Erscheinung  aber  deutet,  so  weit  sich  die  Sand-  und 
Lehmmcrgel  des  Kornllensandes  erstrecken,  so  wenig  die 
tertiären  Schichten  an ,  dass  es  vielmehr  ganze  Distrikte 
giebt,  in   denen  man  kleine  BraunkohlcnstUckchen  als  einen 


431 

wesentlichen  Gemengtheil  des  Korallen sandes  namhaft  ma- 
chen muss ,  was  bei  der  bekannten ,  wenn  auch  sparsamen, 
so  doch  sehr  ausgedehnten  Verbreitung  der  ßernstein- 
geschiebe  in  dieser  Formation  sogar  von  vorn  herein  zu  er- 
warten war.  In  der  Nähe  von  Kiel  habe  ich  sogar  zusam- 
menhangende Braunkohlenflöze,  mehrere  über  einander,  40  bis 
50  Fuss  tief  im  Korallensande  eingelagert  gesehen,  wo  die 
ganzen  Flöze  aus  zusammengeschwemmten  abgeriebenen 
Braunkohlenstücken  aller  Varietäten  dieses  Minerales  bestan- 
den, und  doch  jedes  für  sich  mächtiger  und  brauchbarer  wa- 
ren als  die  originalen  Braunkohlenflöze  auf  der  Insel  Sylt. 
Dieselbe  Erscheinung  zeigte  sich  beim  Graben  eines  tiefen 
Brunnens  auf  dem  adligen  Gute  Stifft  im  südlichsten  Schles- 
wig. Auch  auf  der  Lisel  Möen  hat  man  früher  zwischen  den 
Lehmschichten  des  Korallensandes  ein  dünnes  Braunkohlen- 
lager gefunden. 

Wenn  dadurch  nun  die  irrthümlichen  Angaben  in  Be- 
treff der  Oldesloer  Bohrungen  wegfällig  werden,  so  ist  bisher 
in  dem  Seengebiete  des  östlichen  Holsteins,  nördlichen  Lauen- 
burgs  und  westlichen  Meklenburgs,  trotz  der  vielen  tiefen 
natürlichen  Durchschnitte,  welche  sich  daselbst  zeigen,  doch 
keine  Spur  derMiocänformation  weder  zu  Tage  ausgehend,  noch 
als  Liegendes  der  herrschenden  Oberflächenbildung  gefunden 
worden.  Dasselbe  bezieht  sich  auf  die  östliche  Seite  des 
ganzen  Festlandes  vom  Herzogthum  Schleswig;  erst  wo  man 
jenseit  des  Koldingfjords  Dänemark  betritt,  zeigt  am  kleinen 
Belte  sich  eine  ausgedehnte  Partie  dieser  Formation.  Auf 
der  Insel  Alsen  habe  ich  zwar  1846  in  der  Nälie  von  Son~ 
derhurg  bei  Langenvorwerk  einen  Punkt  aufgefunden,  der 
mit  den  Geschiebebänken  des  Korallensandes  und  mit  dem 
dortigen  Cyprinenthon  in  Berührung  tritt,  allein  die  Erschei- 
nung ist  dort  so  beschränkt,  und  für  das  Auftreten  der  Mio- 
cänbildungen  in  Norddeutschland  ungewöhnlich  —  wie  man 
sich  aus  Fig.  2  Taf  XVIII.  überzeugen  wird  — ,  dass  hier 
besondere  Verhältnisse  zum  Grunde  liegen  müssen. 

In  neuester  Zeit  ist  aber  auch  auf  dem  Festlande  des 


432 

bezeichneten  Gebietes  der  schwarze  Thon  an  zweien  Stellen 
beobachtet  worden. 

In  meinen  1848  erschienenen  „geognostischen  Beobach- 
tuna'en  über  die  Herzoo-thünier  Schleswia;  und  Holstein" 
sprach  ich  Seite  36  die  Ansicht  aus,  dass  zu  den  Gegenden, 
die  durch  ihren  Habitus  das  Vorhandensein  der  Braunkohlen- 
formation verriethen,  die  Ufer  der  Trave  von  Lübeck  bis 
Travemünih  zu  rechnen  seien.  Aus  einem  Briefe  des  Prof. 
Beyrich  erfahre  ich  nun,  dass  ungefähr  in  der  Mitte  dieser 
Strecke  auf  dem  rechten  Ufer  der  Trave  der  schwarze  Thon 
mit  Versteinerungen  getroffen  ist.  Bis  jetzt  habe  ich  noch 
nicht  Gelegenheit  gehabt  diese  Stelle  zu  besuchen,  für  wel- 
che ich  selbst  die  Aufgabe  bezeichnet  habe.  Eine  zweite 
Stelle,  in  der  aber  noch  keine  Petrefixkten  vorgekommen  sind, 
habe  ich  nördlich  von  Segeberg  bei  der  Ziegelei  des  adeligen 
Gutes  Muggesfelde  beobachtet,  bei  der  ein  petrographisch 
bestimmt  erkennbarer  mitteltertiärer  schwarzer  Thon  von  ei- 
nem sehr  weissen  und  schönen  Glimmersande  unterteuft  wird. 
Der  eine  dieser  Punkte  liegt  nahe  am  Meere  an  der  steilen 
Küste  der  unteren  Trave,  die  dort  eigentlich  nur  ein  Meer- 
busen ist ,  der  andere  liegt  genau  auf  der  Scheide  zwischen 
dem  see-  und  hügelreichen  fruchtbaren  Gebiete  des  Koral- 
lensandes und  der  unfruchtbaren  Haidesteppe  des  Geschiebe- 
sandes, und  beide  demnach  auf  eine  solche  Weise  an  der 
östlichen  und  westlichen  Grenze  unserer  Seenplatte,  dass  sie 
wohl  kaum  als  eine  Unterbrechung  derselben  betrachtet  wer- 
den dürften. 

Bis  andere  Gründe  dagegen  sprechen,  muss  man  daher 
annehmen,  dass  eine  unterirdische  Fortsetzung  der  südlauen- 
bursfischen  Braunkohlenformation  nach  Norden  hin  nicht 
stattfinde. 

Endlich  gegen  Westen  ist  eine  continuirliche  Kette  von 
gleichalterigen  Punkten  der  Tertiärformation  längs  des  nörd- 
lichen Eibufers  in  Holstein  schon  länger  bekannt.  Zunächst 
ist  oben  schon  des  Breiteren  die  Schichtcnfolge  von  Reinbeck 
erwähnt,  welche,   obgleich  in  unmittelbarster  Nachbarschaft, 


433 

doch  in  ihrer  speciellen  Zusammensetzung  so  durchaus  ab- 
weichend erscheint.  Der  von  da  aus  westlich  zunächst  be- 
kannte Punkt  dieser  Formation  war  das  durch  die  Bohruusfen 
in  und  bei  Hambtirg,  so  wie  in  Jlto?ia  angetroffene  schAvarze 
Thoulager,  welches  bei  Hamburg  einige  Fuss  unter,  bei  Al- 
tona  einige  Fuss  über  dem  Eibspiegel  erreicht  wird,  sich 
daher  im  Allgemeinen  der  äusseren  Configuration  des  Bo- 
dens anschliesst.  Zwischen  dieser  Stelle  und  lieinbecl:,  die 
doch  immer  noch  um  2  Meilen  von  einander  abstehen,  habe 
ich  jetzt  den  schwarzen  Thon  oben  auf  dem  beträchtlich  ho- 
hen holsteinischen  Lande  an  zwei  Stellen  zu  Tase  ausgehen 
sehen,  nämlich  1 )  nordwestlich  von  Heinbeck  auf  der  Ziegelei 
bei  Hinsche?idor/ ,  2)  nordwestlich  von  Bergedorf  bei  Loh- 
brügge am  Abhänge  gegen  einen  kleinen  Bach.  Weiter  west- 
lich von  Altana  haben  Bohrungen  in  Flottbeck  den  schwarzen 
>Thon  in  beträchtlicher  Tiefe  gefunden,  und  ebenso  soll  er  in 
Aienstüdten  angetroffen  sein.  Die  Art,  wie  er  sich  wieder  in 
Blankenese  zu  sehr  beträchtlicher  Höhe  erhebt  und  in  der 
Kuppe  des  Süllberges  erscheint,  habe  ich  früher  in  meinem 
Hefte  geognostischer  Beobachtungen  beschrieben.  Da  indes- 
sen, so  weit  es  erkennbar,  an  dieser  Stelle  keine  Korallen- 
sandschichten  sondern  nur  der  jüngere  Geschiebesand  den 
Brauukohlenthon  bedeckt,  und  an  der  steilen  Kuppe  dessel- 
ben eine  Austerbank  von  gleicher  Beschaffenheit  enthält,  wie 
die  bei  Tarbeck,  welche  Leopold  v.  Buch  beschrieben  und 
gedeutet  hat,  so  lege  ich  auch  dieses  Profil  über  die  Be- 
rührung zweier  Formationen  unter  Fig.  3  Taf.  XVHI.  mit 
an.  Der  letzte  westliche  Punkt  auf  der  holsteinischen  Geest, 
wo  diese  Bildung  bisher  bekannt  geworden  war,  ist  in  der 
Nähe  von  Schulau,  wo  der  Abhang  der  Geest  sich  im  fast 
rechten  Winkel  gegen  Norden  wendet  und  das  Elbthal  brei- 
ter werdend  auch  auf  dem  rechten  Ufer  wieder  eine  raeilen- 
weite  Marschniederung  angesetzt  hat. 

Weiter  westlich  konnte  daher  die  Formation  auch  nicht 
unter  der  Geschiebebildung  verfolgt  werden,  allein  auch  über 
die  Marschniederung  besitzen  wir  in  Betreff'  des  Vorkom- 
mens  unserer  miocänen  Schichten  einen  vorzüglichen  Auf- 


434 

scliluss  durch  die   sehr  tiefe  GlückstUdter  Bohrung,   welche 
in  60  Fuss  Tiefe  unter  dem  Marschlande  den  schwarzen  Thon 
erreicht,  und  seine  Mächtigkeit  von  mehr  als  300  Fuss  nach-* 
gewiesen  hat. 

Man  hat  die  Tiefe,  bis  zu  welcher  die  Braunkohlenfor- 
raation  bei  Glückstadt   hinabgedrückt    ist,    so  deuten  wollen, 
als   ob   ein  allmäliges  Ansteigen  ihrer   Schichten,   die  Elbe 
aufwärts ,    von  Glückstadt  bis    Wendisch  -  Weningen  in  Mek- 
lenburg  stattfinde.     Dies  Bild  entspricht  der  AVahrheit  nicht. 
In  Lauenburg  fanden   wir  eine  selbstständige  Hügelung  der 
Oberfläche  dieser  Formation  unter  dem  Diluvium.     Dieselbe 
Erscheinung  wiederholt  sich  weiter  unten ;  von  lieinheck  steigt 
die  Formation  bis  Lohbrügge,  fällt  von  da  bis  Hamburg,  steigt 
nach  Altona,  fällt  nach  Flottheck,  steigt  nach  Bla^ikenese,  fällt 
über  Schulau  nach    Glückstadt.    Diese   mehrfache   Hügelung 
ist  nur  nach  den  sehr  wenigen  bekannt  gewordenen  Punkten 
construirt,  findet  aber  in  dem  verborgenen  Theile  gewiss  nach 
viel  kleinerem  Maassstabe   statt.    Aus  diesem  Grunde,   und 
weil  die  oben  aufgeführten,    nahe  bei   einander  angestellten 
Bohrungen   so   ganz  abweichende  Kesultate   gegeben   haben, 
gewährt   das    nach   den   bekannten  Bohrungen   von  Dr.  ZiM- 
IUERMANN   in  Hamburg  construirte  und  in  Leo>'HArd's  Jahr- 
buch dargestellte  Profil,  das  die  wandelbaren  stets  sich  aus- 
keilenden  Schichten    unseres    Diluviums    ebenso .  wie   dieser 
Mitteltertiärbilduno;   nach  Art   des   Schichtenverlaufes   älterer 
Flözgebirge  behandelt,   ein  fehlerhaftes  Bild  von  der  Zusam- 
mensetzung des  hiesigen  Bodens;   und  jede  ähnliche  Arbeit, 
welche  die  im  Flozgebirge  geltenden  Grundsätze  unverändert 
auf  die  Betrachtung    der  jüngeren  Massen  iS^orddeutschlands 
übertragen    will,     muss    solche   fehlerhafte   Kesultate  liefern. 
Die  Plage,  eine  Anzahl  einzelner  Vorkommnisse  zu  kennen, 
und  für  sie  keine  zusammenfassende  Deutung  zu  haben,   ist 
mit  der  Natur   dieses  räthselhaften  norddeutschen  Schuttlan- 
des verbunden ;  sie  muss  uns  antreiben  die  Zahl  der  Anhalts- 
punkte  durch   Beobachtung  zu    vermehren,    nicht    aber   uns 
verführen,  von  dem  einen  Punkte  aus  die  Dinge  nach  Wunscli 
zu  construiren. 


435 

Ausser  den  schon  liervorgehobeneu  Punkten  ist  bei  der 
älteren  Ansicht  über  den  Verlauf  der  Tertiärschichten  ausser 
Acht  gelassen,  dass  das  Niveau,  in  welchem  bei  Glückstadt  die 
Oberfläche  dieser  Schichten  angetroffen  wird,  durchaus  nicht 
maassgebend  sein  kann,  weil  Glückstadt  auf  den  Alluvionen  eines 
grossen  und  wasserreichen  Flusses  mitten  in  dessen  älterem 
Bette  liegt,  das  an  dieser  Stelle  vielleicht  ganz  in  die  Braun- 
kohlenfornmtion  eingeschnitten  wurde.  Dass  diese  Möglichkeit 
wenigstens  vorliege,  kann  ich  ebenfalls  jetzt  nachweisen,  indem 
ich  auf  der  Glückstadt  zunächst  liegenden  hohen  Geest  zwi- 
schen Elmshorn  und  Uetersen  eine  ganz  zu  Tage  ausgehende 
mindestens  50  Fuss  über  den  Eibspiegel  sich  erhebende  Kuppe 
des  schwarzen  Tliones  aufgefunden  habe,  in  welcher  zahlreiclie 
Versteinerungen  der  miocänen  Perlode  auftreten,  die  mir 
sammt  den  übrigen  höchst  eigenthümlichen  Verhältnissen  die- 
ses Punktes  Anlass  zu  einer  speciellen  Betrachtung  geben 
werden,  da  hier  nur  eine  Uebersicht  der  westlich  von  Lauen- 
burg befindlichen  Punkte  des  tertiären  Thones  und  die  vor- 
läufige Bezeichnung  dieser  besonderen  Stelle,  an  welcher  er 
zu  Tage  geht,  beabsichtigt  war.  Dieser  Punkt  liegt  ungefähr 
zwei  Meilen  nördlich  von  Schulau  und  zwei  Meilen  südöstlich 
von  Glückstadt.  Von  da  an  nordwärts  kennt  man  im  o-anzen 
westlichen  Holstein  und  Schleswig  den  entschieden  tertiären 
schwarzen  Thon  erst  wieder  auf  der  Insel  Sylt  und  in  dem 
noch  nördlicher  gelegenen  Festlande  Schleswigs.  Ein  wahr- 
scheinlich tertiärer  Mergel,  den  ich  in  meinen  „geognostischen 
Beobachtungen"  um  ihn  von  anderen  bestimmt  zu  unterschei- 
den nach  seiner  technischen  Anwendung  vorläufig  Fayence- 
mergel genannt  und  petrographisch  charakterisirt  habe,  ist  von 
mir  auf  vielen  Punkten  in  der  zwischenliegenden  Strecke  der 
westlichen  cimbrischen  Halbinsel  nachgewiesen.  Schon  habe 
ich  über  seine  beträchtlich  weitere  Verbreitung  Data  gesam- 
melt, und  werde  ihn  sowohl,  als  seine  Verbreitung,  näher 
beschreiben,  sobald  ich  im  Stande  bin  sein  Verhältniss  zu 
der  Geschiebeformation  und  zu  dem  schwarzen  Braunkohlen- 
thon  genau  zu  bestimmen. 


436 


4.     Geognostische    Skizze    von   Meklenburg   als    Erläu- 
terung zu  der  von  der  deutschen  geologischen  Gesell- 
schaft herauszugebenden  geognoslischen  Uebersichts- 
karte  von  Deutschland. 

V^on  Herrn  Ernst  Boll  in  Neu-Brande^ihurg. 

Hierzu  Taf.  XIX. 

I.  Dilnviam. 

Der  Boden  Meklenburgs,  soweit  er  bis  jetzt  erforscht 
ist,  besteht,  mit  Ausnahme  einiger  weniger  Punkte,  aus  mäch- 
tigen Diluviallagern  von  Sand,  Thon,  Lehm  oder  Mergel, 
in  und  auf  welchen  zahllose  Gerolle  (erratische  Blöcke)  ver- 
streuet sind.  Diese  Gerolle  gehören  theils  Felsarten  an, 
welche  keine  Versteinerungen  enthalten,  theils  schliessen  sie 
deren  in  sehr  grosser  Menge  ein. 

a.  Versteinerungsleere  Gerolle.  —  Gerolle  von 
Granit,  Gneiss,  Syenit,  Diorit,  Porphyr,  Sandstein  u.  a.  m. 
kommen  in  verschiedenen  Grössen  über  das  ganze  Land  ver- 
breitet vor;  die  grössten  GeröUe  auf  der  Bodenoberfläehe, 
welche  zum  Tlieil  einen  Rauminhalt  von  einigen  Tausend 
Kubikfuss  besitzen,  gehören  indess  ausschliesslich  dem  Granit 
an.  —  Stellenweise  sind  aber  diese  Gerolle  so  ungemein 
häufig,  dass  der  Boden  förmlich  mit  ihnen  übersäet  er- 
scheint. Es  ist  dies  besonders  der  Fall  in  einigen  Strei- 
fen, welche  das  Land  in  der  Kichtung  von. NW.  nach  SO. 
durchziehen.*)  Ich  habe  dort  Felder  gesehen  (z.  B.  zwi- 
schen Sapshagen  und  Sophienhof  südlich  vom  Malchiner  See), 
auf  welchen  der  Raum  zwischen  je  zwei  benachbarten  Ge- 
rollen durchschnittlich  nur  etwa  einen  Fuss  betrug.  Auf  der 
Feldmark  des  M.  Strelitzschen  Domanialguts  JS'euhof,  im 
Amte  Feldherg,  sind  die  GeröUe  (wie  dies  an  mehreren  Or- 


*)  Auf  der  Karte  habe  ich  dieselben  durch  Striche  angedeutet,  und 
näher  beschrieben  sind  sie  in  meiner  Geognosie  der  deutschen  Ostsee- 
länder.    Ncu-Brandcnbnrg  1846.     S.  107  f. 


437 

ten  geschehen  ist,)  um  den  Acker  von  ihnen  möglichst  zu 
reinigen,  in  grossen  Haufen  zusammengetragen ;  solcher  Stein- 
haufen sind  dort  1900  vorhanden.  Auf  dem  Klützer  Ort  sind 
im  Jahre  1850  zu  den  Wasserbauten  an  der  Trave  ungefähr 
300000  Kubikfuss  Gerolle  ausgebrochen  worden ,  ohne  dass 
dort  eine  wesentliche  Verminderung  derselben  zu  spüren 
wäre.*)  Manche  Strecken  des  fruchtbarsten  Bodens  lagen 
noch  vor  wenigen  Jahrzehnten,  der  Gerolle  wegen,  unbe- 
bauet;  ein  Landgut,  welches  freilich  nicht  in  Meklenburg 
selbst,  aber  doch  dicht  an  der  Grenze  desselben  bei  Demmin 
in  einem  der  pommerschen  Geröllstreifen  liegt,  wurde  vor 
einigen  20  Jahren  für  ungefähr  20000  Thlr.  verkauft,  sodann 
einige  Jahre  später  für  28000  Thlr.,  bald  darauf  aber,  nach- 
dem der  Boden  von  Gerollen  gereinigt  war,  für  42000  Thlr. 
und  wird  von  seinem  jetzigen  Besitzer  auf  wenigstens  SOOOO 
Thlr.  geschätzt.  Diese  Beispiele  werden  genügen,  um  eine 
bestimmte  Vorstellung  von  der  Menge  der  GeröUe  in  den 
bezeichneten  Streifen  zu  geben. 

Da  Meklenburg  keine  anstehenden  Felsmassen  besitzt, 
aus  welchen  Bausteine  gebrochen  werden  könnten,  so  sind 
diese  Gerolle  von  unberechenbarem  Werthe  für  das  Land. 
Schon  seit  vielen  Jahrhunderten  als  Bausteine  verbraucht, 
sind  sie  jetzt  in  manchen  Gegenden ,  welche  von  den  vorhin 
beschriebenen  Streifen  nicht  berührt  werden,  schon  ziemlich 
selten  geworden  und  namentlich  in  den  letzten  Decennien,  in 
welchen  so  viele  Chausseebauten  ausgeführt  wurden,  sehr 
beträchtlich  im  Preise  gestiegen.  In  jenen  Streifen  aber  ist 
bis  jetzt  die  Abnahme  der  Gerolle  durch  Verbrauch  so  wenig 
zu  spüren  gewesen,  dass  die  Grundbesitzer  häufig  mit  grossen 
Kosten  sich  bemühen,  derselben  durch  Versenken  in  den  Bo- 
den oder  in  Seen  und  Teiche  möglichst  sich  zu  entledigen.**) 


*)  Archiv  des  Vereins  der  Freunde  der  Naturgeschichte  in  Mek- 
lenburg.   Heft  V.     1851.     S.  208. 

**)  Die  Beseitigung  der  1900  Steinhaufen  auf  der  Neuhöfer  Feld- 
mark, welche  kürzlich  beabsichtigt  wurde,  ist  auf  8000  Thlr.  veranschlagt 
worden. 


438 

b.  Gerolle,  welche  Versteinerungen  ein- 
schliessen.  —  Nicht  allein  lose  Petrefakten,  sondern  auch 
Gerolle,  welche  Versteinerungen  einschliessen ,  finden  sich 
überall  in  Meklenburg.  Da  sich  aber  in  dem  Vorkommen 
derselben,  hinsichtlich  der  Formationen,  denen  sie  angehören, 
einige  Besonderheiten  herausgestellt  haben,  so  wird  es  nöthig 
sein,  dieselben  nach  den  einzelnen  Formationen  genauer  zu 
betrachten. 

1.  Die  silurische  und  devonische  Formation. — 
Reste  derselben  finden  sich  im  ganzen  Lande,  und  zwar  aus 
verschiedenen  Gliedern  dieser  Formationen,  ohne  dass  bis 
jetzt  in  der  Art  ihrer  Verbreitung  bestimmte  Gesetze  sich 
bemerklich  gemacht  hätten.  Es  sind  theils  lose  Petrefiikten, 
theils  Gerolle  von  Kalkstein,  Sandstein  oder  Thonschiefer. 
Die  Kalksteingerölle  sind  sehr  häufig,  sehr  verschiedenartig 
in  ihrer  Beschaffenheit  und  erreichen  unter  den  Gerollen  die- 
ser Formationen  die  grössten  Dimensionen  (mitunter  von  mehr 
als  lOÜÜ  Kubikfuss,  liegen  aber  dann  nicht  auf  der  Boden- 
oberfläche, sondern  stecken  in  den  Diluviallagern).  Die  Ge- 
steine und  ihre  Petrefiikten  zeigen  eine  grosse  Uebereinstimmung 
mit  den  in  Schweden  anstehenden  Lagern.  So  findet  sich 
z.  B.  der  den  unteren  Schichten  der  silurischen  Formation 
angehörige  Orthoceratitenkalk  Schwedens,  hellgrau  oder  roth 
von  Farbe,  und  charakterisirt  durch  Orthoceras  duplex  Wahlb., 
ürthoceras  vaginatum  v.  S(  hl.  und  Orthoceras  undulatum  v. 
ScHL.,  ferner  durch  zahlreiche  Trilobiten-,  Trochus-  und  Euom- 
phalus- Arten,  sehr  häufig  unter  unseren  Gerollen.  Seltner 
kommen  vor  der  schwedische  Thonschiefer  von  Jndrarum 
mit  Agnostus  pisiformis  und  Olenus  gibbosus,  ferner  ein 
Kalkstein  von  oolithischer  Bildung*)  (mit  Phacites  gothlan- 
dicus  His. !),  welcher  auch  auf  der  Südspitze  der  Insel  Goth- 
land  bei  linrsrik  sich  findet  und  von  Hisingek  fälschlich 
zur  Oolithformation  gerechnet  wird,  endlich  auch  noch  ein 
weissgrauer  Sandstein  mit  Pfianzenrestcn ,  welcher    nach  F. 


•)    Dies  Gestein   ist   näher   bcschricLen  in  meiner  Geognosie  S.  122. 


439 

V.  Hagenow's  Mittheilung  völlig  mit  dem  Sandstein  bei 
Limhrishamm  in  Schonen  übereinstimmt.  *)  —  Ob  auch  der 
aschgraue  untersilurische  Kalkstein  mit  mattem,  erdigen  Bru- 
che, welcher  sehr  zahlreiche  Graptolithen  und  nebst  diesen 
fast  stets  einzelne  in  Kalkspath  umgewandelte  Orthoceratiten 
einschliesst  und  nicht  eben  selten  in  Meklenburg  vorkommt, 
in  Schweden  gleichfalls  seinen  Vertreter  finde,  ist  mir  nicht 
bekannt.  Sehr  häufig  findet  sich  unter  den  Gerollen  auch 
ein  grauer  Kalkstein  mit  splittrigem ,  oft  glänzendem  Bru- 
che ,  welcher  Chonetes  sarcinulata  de  Kon.  (Leptaena  lata 
L.  V.  B.),  Beyrichia  tuberculata  m.  (Battus  tuberculatus 
Klöd.),  Tentaculites  annulatus  und  Tentaculites  scalaris, 
sowie  Trochiten  von  Crinoideen  in  sehr  grosser  Menge,  selt- 
ner Patella  antiqua  v.  Schl.  einschliesst;  auch  von  diesem 
Gestein  ist  es  mir  nicht  bekannt,  ob  es  in  Schweden  als  an- 
stehendes Lager  angetroffen  wird. 

Was  die  sehr  zahlreichen  Petrefakten  dieser  Forma- 
tionen betrifft,  so  kann  ich  bis  jetzt  folgende  namhaft  machen : 

Trilobiten : 

Cheirurus  myops  Beyr. 

„  exsul  Beyr. 

Calymene  Blumenbachii  Brong. 
Sphaerexochus  clavifrons  Bevr. 
Phacops  Powisii  Murch.  häufig. 

„         conophthalmus  BuRM. 

„         proaevus  Burm. 
Lichas  dissidens  Bevr. 
Nileus  Armadillo  Dalm. 
Illaenus  crassicauda  Dalm. 
Asaphiis  cxpansus  Dai.m. 
Ampyx  Brückneri  in. 
Harpides  hospes  Beyr. 
Olenus  gibbosus  Dalm. 
Battus  pisiformis  Dalm.  **) 


*)  Ich  habe  diesen  Sandstein  früher  irrthümlich  zur  Kohlenformation 
gerechnet,  s.  Archiv,  d.  Ver.  u.  s.  w.     Heft  I.  S.  5.  und  Heft  III.  S.  2. 

**)  Ueber  die  Trilobiten  vcrgl  Boll  in  Dunker  und  Meyer  Pa- 
laeontogr.  Bd.  I.  S.  1'26  f.  und  im  Archiv  d.  Ver.  u.  s.  w,  Heft  IV. 
S.   159  f. 


440 

Aus   der  Klasse  der  Ratliarien  finden  sich  zahlreiche  Crinoi- 

deenstiele  und  einzelne  Glieder  derselben,  besonders  von 

Rhodocrinus  verus  Mill. 
Cyathocriuns  pinnatus   Goldf. 
Crotalocrinus  rugosus  AusT. ;  sodann 
Tentaculitcs  annulatus  v.  Scul. 

„  scalaris  v.  Schl. 

Sphaeronites  Aurantium  His. 
Caryocystites  Granatum  Wahl. 
Cornulites  serpularius  v.  Scii/„ 

Cephalopoden : 

Orthoceras  duplex  Waiilb.  häufig. 

„  vaginatum  v.  Schl.  häufig. 

„  unduhitum  v.  Schl. 

„  reguläre  v.   Sceil.  häufig. 

„  angulatum  His.  ^ 

„  Ibex  MunCH.  (=  annulatum  His.) 

„  laeve  Flemm. 

„  cinctum  Sow. 

Lituites  spec.  sehr  selten. 
Bellerophon  spec. 
Nautilus  spec. 

Brachiopoden  sind  sehr  zahlreich,  wie  z.  B. 

Chonetes  sarcinulata  de  Kon. 
Leptaena  depressa  Dalm. 
„         cuglypha  Dalm. 
Orthis  Pecten  Dalm. 
Tcrebratula  borcalis  L.  v.  B. 
,,  reticularis  Buon'N. 

Ausserdem  kommen  an  Mollusken  vor: 

Patella  antiqua  v.  Schl. 

Euoniphalus  Gualteriatus  Goldi-.  und  viele  andere  Arten. 

Fusus  Ilagenowü  Boi.l  Geogn.  t.  2,  f.   10. 

Buccinum  fusiforme  Muuch. 

Turritella,  Murchisonia,  Trochus  spec. 

Entomostraceen : 

Beyrichia  tuberculata  Boll. 

Zoophyten : 

Calamopora  gothlandica  Goldf.  häufig. 

„  spongites  Goldf.  häufig. 

Favosites  fibrosus  lonsd.  häufig. 
Cyathophyllum  cacspitosum  Goldf. 
„  Ccratitcs  Goldf. 

,,  hclianthoides   Goldf.  ^ 


441 

Cyathophyllum  pentagonum  Goldf. 

„  quadrigeininum  Goldf. 

„  spcc. 

Heliopora  interstincta  Bronn  häufig. 
Syringopora  catenata  Morr.  (=  reticnlata  Goldf  ) 

„  filiforrais  Goldf. 

Halysites  catenulata  Keys.  (=  Catenipora  escharoides  Goldf.) 

„         labyrinthica  Br. 
Ptilodictya  lanceolata  Lonsd.  (=  Flustra)  häufig. 
Oculina  coalescens  Bronn  (=  Madvepora). 
Glauconome  ?  Maltzanii  Boll  Geogn.  t.  2,  f.  8. 

„  disticha  Goldf. 

Eschara  scalpellum  Murch. 
Aulopora  conglomerata  Goldf.  ? 
Ceriopora  spec. 

Cyclolithes  praeacutus  Lonsd.  (=  Fungia  patellaris  Boll  Geogn. 
t.  2,  f.  1  ?  kommt  auch  auf  Gothland  in  den  oberen 
Schichten  der  silurischen  Formation  vor.) 

2.  Muschelkalk- Gerolle  sind  selten;  sie  sind  bis 
jetzt  nur  in  M.  Strelitz,  und  zwar  besonders  in  der  südlichen 
Landeshälfte  gefunden  worden.  Sie  kommen  in  plattenför- 
migen  Stücken  vor,  sind  von  Farbe  aschgrau  und  haben  ein 
sehr  dichtes,  feines  Korn.  Da  sie  von  dem  zunächst  anste- 
henden Muschelkalklager  bei  Rüdersdorf  durch  ihre  minera- 
logische Beschaffenheit  wesentlich  abweichen,  so  widerlegt 
sich  dadurch  die  Ansicht  derer  leicht,  welche  meinen,  diese 
Gerolle  stammten  von  dem  vielftich  in  Meklenburg  zum 
Kalkbrennen  eingeführten  Hüdersdorfcr  Gestein  her  und  seien 
nur  zufällig  verstreuet  worden.  An  Versteinerungen  habe 
ich  daraus  gesehen: 

Encrinus  liliiformis  Lam.  (nur  einzelne  Säulenglieder.) 
Ceratites  nodosus  de  Haan. 
Nautilus  bidorsatus  v.  SciiL. 
Terebratula  vulgaris  Lefr. 
Turritella  detrita  Goldf. 
Gervillia  socialis  Wissm. 
Avicula  Bronnii  Alb, 
Lima  striata  Goldf. 
Spondylus  comtus  Goldf. 

Pecten  laevigatus  Br.  i 

Ostrea  spondyloides  v.  Scul. 
Myophoria  pes-anseris  B.t. 
„  vulgaris  Br, 


442 

Mytilus  vetustus  Goi.df. 
Pleuromya  mactroides  Ao.  *) 

3,  Jura -Gerolle  sind  auf  die  östliche  Landeshälfte 
beschränkt ,  wenn  man  den  Meridian  von  Güstrow  als  Thei- 
lungslinie  annimmt;  westlich  von  demselben  habe  ich  nur  erst 
ein  einziges  dieser  Formation  angehöriges  Gerolle  gesehen. 
In  der  östlichen  Landes hälfte  sind  sie  vorzugsweise  häufig 
in  dem  Räume  zwischen  dem  Malchiner  See,  Petit^lin  und 
Neu-Brande7ihurg  (besonders  vnn Stave7ihage?i  herum!),  sowie 
in  der  südlichen  Hälfte  von  M.  Strelitz,  namentlich  bei  Dre- 
vin  unweit  Neu-Strelit%.  Von  den  einzelnen  Gliedern  dieser 
Formation  finden  sich: 

a.  Lias,  aber  nur  in  losen  Petrefakten,  welche  überdies 
nur  selten  sind,  z.  B. 

Pentficrinus  subangularis  Mill. 

Ammonites  bisulcatus  Biiuc;.  [=  Bucklundi  Sow.) 

„  Turnen  Sow. 

„  margaritatus  d'Orb.   (=:  Amaltheus  v.  Schl.) 

„  spiuatus  BuuG.  (=  costatus  Hkin.) 

„  planicosta  Sow. 

„  communis  Sow. 

„  Blagdeni  Sow. 

Pecten  aequivalvis  Sow. 
Gryphaea  arcuata  Lam.  **) 

b.  Monotis-Kalk  in  kleinen  Gerollen  mit  Avicula 
(Monotis)  substriata  Bronn  ist  bei  Neu-Strelüz  und  Rothen- 
moor  am  Malchiner  See  gefunden  worden. 

c.  Am  häufigsten  sind  die  Gerolle  des  braunen  Jura, 
welche  mitunter  die  Grösse  von  einigen  Kubikfuss  erreichen 
und  zahlreiche,  wohlerhaltene  Petrefakten  einschliessen.  Es 
sind  theils  rostbraune  Sandsteine,  welche  bisweilen  mit  klei- 
nen abgerundeten,  glänzenden  Thoneisensteinkörnern  durch- 
säet sind,  theils  graubhiue  Gesteine  aus  Kalk,  Thon  und 
Sand  gemengt,  in  denen  bald  das  eine,  bald  das  andere  die- 


*)  Vergl.  Archiv  d.  Vcr.  u.  s.  w.  Heft  II.  S.  87  ff.  Alle  diese  Ar- 
ten befinden  sich  in  der  schönen  Sammlung  des  Herrn  Gi)iiHNKii  zu  Nni- 
Strelit:,. 

**)  Alle  diese  Arten  befinden  sich  in  der  Sammlung  des  Herrn 
GonnNKR. 


443 

ser  Mineralien  vorwaltet.  Sie  gehören  grösstentlieils  dem 
oberen  braunen  Jura  an,  und  repräsentiren  besonders  den 
Kelloway  rock  und  Cornbrash.  Die  braunen  Sandsteinge- 
rölle  haben  oft  in  ihrem  äusseren  Habitus  viele  Aehnlichkeit 
mit  den  tertiären  Gerollen  des  Sternberger  Kuchens  (obgleich 
sie  nie  in  solchen  plattenförmigen  Stücken  vorkommen ,  wie 
dieser),  und  werden  von  Laien  in  der  Petrefaktenkunde  in 
der  Regel  mit  diesen  verwechselt.  Sie  gleichen  in  ihrer  mi- 
neralogischen Beschaffenheit  den  in  Pommern  bei  Solditi  und 
auf  der  Insel  Gristow  anstehenden  Lagern  des  Kelloway 
rock,  ob  auch  in  den  Petrefäkten ,  —  darüber  fehlt  es  noch 
an  genügenden  Untersuchungen. 

Charakteristisch  ist  für  diese  Gerolle  das  Fehlen  der 
Zoophyten,  Kadiarien,  Belemniten,  Nerinäen  nnd  der  Tere- 
brateln  (mit  Ausnahme  der  so  häufigen  Terebratula  varians), 
welche  an  anderen  Orten  zu  den  häufigsten  organischen  Ein- 
schlüssen des  Jura  gehören.  Von  den  zahlreichen  in  ihnen 
vorkommenden  Petrefäkten  kann  ich  bis  jetzt  namhaft  machen : 

Ammonites   Jason  Rein,  ziemlich  häufig. 
„  calloviensis  Sow. 

„  hecticus  Hön.  var.  lunula  Ziet. 

„  macrocephalus  v.  Schl.  var.  tumidus  Zikt. 

„  spec.  dem  A.   Königii  Sow.  verwandt. 

Chenopus  Philippii  D.  K. 
Tornatella  puUa  D.  K. 
Nerita  costulata  Desu. 
Cerithium  spec. 
Melania  spec. 
Trochus  spec. 
Turbo  spec. 

Dentalium  Moreanum  d'Ohb.  häufig. 
Terebratula  varians  v.  Schl.  häufig. 
Pecten  fibrosus  Sow.  häufig. 
Pecten  Lens  Sow. 

„       cingulatus  Phil. 
Astarte    pulla   Roem.   sehr    häufig. 
„        nummuliua  Roem.  sehr  häufig. 
„         polita  Roem. 
Avicula   inaequivalvis  Sow.  häufig. 
„         Braamburiensis  Phil.?  häufig. 
„         ornata  Goldf. 
Gervillia  Bronnii  D.  K. 
Zeits.  d.  d.geol.  Ges.  III.  4.  31        / 


444 

Gervillia  glabrata  D.  K. 
Lima  duplicata  Sow. 
Ostrea  sandalina  Golüf. 
Exogyra  reniformis  Goi.df. 
CucuUaea  (Area)  cucullata  Goi.pf.  häufig. 
„  pectinata  v.   M. 

„  clongata  Goldf.  ? 

Nucula  lacryuia  Sow. 

„  cuneata  D.  K. 
Pinna  lanceolata  Sow. 
Modiüla  (Mytilus)  subaequiplicata  Goldf. 

„        plicata  Sow. 
Pleuromya  tenuistria  Ag.  ?  (=  Lutiaria   decurtata  Goldf.) 
Lutraria  spec. 

Cercomya  (Sanguinolaria)  undata  Sow. 
Isocardia  spec. 
Trigonia  baceata  v.  Hag. 

„  Dunkeri  v.  Hag. 

Goniomya  Knorrii  Ag.  (=  Lysianassa  angulifera  Goldf.) 
Pholadomya  exaltata  Ag    (=  Muvehisoni  Golhf  ) 
„  canaliculata  Hokm. 

„  multicostata  Ag. 

Serpiüa  tetragona  Sow. 

„        tricarinata  Goldf. 

Ich  habe  diese  Versteinerungen  hier  ohne  weitere  8on- 
dernng  aufgeführt,  da  eine  Trennung  derselben  nach  den 
einzelnen  Forniationsgliedern  des  braunen  Jura  nicht  wohl 
ausführbar  erschien. 

4.  Die  Kreidege  rolle  Meklenburgs  breiten  sich 
über  das  ganze  Land  aus.  Diejenigen,  welche  ich  unter- 
suclit  habe,  gehören  drei  verschiedenen  Gliedern  dieser  gros- 
sen Formation  an : 

a.  8  a  1 1 h 0 1  m  s  k  al  k ,  nach  Fn.  v.  Hagenow's  Urtheil 
völlig  mit  dem  auf  der  Insel  Saltholm  und  in  Schweden  an- 
stehenden übereinstimmend,  findet  sich  eben  nicht  selten  un- 
ter unseren  Gerollen.  Er  kommt  nie  in  sehr  grossen  Blöcken 
vor,  ist  hellgrau,  oft  etwas  gelblichgrau  von  Farbe,  wird 
an  der  Oberfläche  durch  Verwitteruno;  etwas  rostflirben, 
und  besitzt  ein  dichtes ,  festes  Korn.  Seine  geognostische 
Stellung  ist  noch  zweifelhaft;  HAf;nNOU'  sucht  ihn  dicht 
unter  der  weissen  Kreide ,  Geinit/  betrachtet  ihn  als  ein 
Aequivalent  des  I'läners,      An  Fctrcfakten    sind   unsere   ihm 


445 

angehörigen  Gerolle    nicht  reich.     Am  häufigsten  finden  sich 
in  ihm: 

Terebratula  Lens  Nils,  (wohl  nicht  mit  T.  cavnea  zu  vereinigen!) 

Dentalium  glabrum  Gein.,  auch 

Pentacrinus  Bronnii  v.  Hag. 

Dentalina  sulcata  Retss. 

Cristellaria  rotulata  Lam.  sind  nicht  selten      Dagegen  sind  mir 

Ananchytes  ovata  Lam. 

„  hemisphaerica  Brong. 

Spatangus  Bucklandi  Goldf. 
Pentacrinus  Agassizii  v.  Hag. 
Crania  tuberculata  Nils. 
Pecten  septemplicatus  Nils. 
Lima  semisulcata  Nils. 
Ostrea  (Exogyra)  conica  Sow.  ? 

„      seniiplana  Sow. 
Frondicularia  elliptica  Roem.  nur  mehr  vereinzelt  vorgekommen. 

b.  Weisse  Kreide.  —  Kreidebrocken,  Feuersteine 
und  lose  Versteinerungen,  auch  kugelförmige  Schwefelkies- 
Drusen  —  alles  der  weissen  Kreide  angehörig,  sind  über  ganz 
Meklenburg  verbreitet;  die  Petrefakten  aber  finden  sich  an 
einzelnen  Orten  in  Kiesgruben  so  ungemein  häufig,  dass  man 
in  wenigen  Stunden  deren  dort  mehrere  Hunderte  sammeln 
kann.  Die  ergiebigsten  Fundorte  dieser  Art ,  welche  ich  in 
Meklenburg  kennen  gelernt  habe,  sind  bei  Krakow  und  8er- 
rahn  (südlich  von  Güstrow).  Sie  geben  hinsichtlich  ihres 
Petrefakten- Reichthums  denen  bei  Sagard  und  Bobbin  auf 
Rügen  nichts  nach,  und  gerade  so  wie  dort,  finden  sich  auch 
hier  die  Versteinerungen  der  w'eissen  Kreide  mit  denen  aus 
anderen  Formationen  gemischt,  welche  aber  an  Zahl  sehr 
hinter  ersteren  zurückstehen ;  vorzugsweise  sind  es  Trochiten 
von  Crinoideen  und  Terebrateln  aus  der  silurischen  Forma- 
tion ,  welche  den  Kreideversteinerungen  beigemengt  sind. 
Die  holsteinschen  Geognosten  haben  diese  an  Petrefakten  so 
reichen  Kieslager  mit  dem  Namen  „Korallensand"  bezeich- 
net, denn  ausser  Fragmenten  von  Radiarien  (Cidaritcnsta- 
cheln ,  einzelnen  Täfelchen  von  Seeigeln  und  Seesternen, 
Crinoideenstielen),  zahlreichen  Serpulen  und  Terebrateln,  sind 
es  vorzugsweise  Bryozoen,  welche  diesen  Reichthum  begrün- 

31  * 


446 

den.  Leider  haben  bei  letzteren  die  Zellendeckcn  und  Mün- 
dungen durch  Abreibung  so  sehr  gelitten,  dass  die  Bestim- 
mung ihrer  Arten  dadurch  ungemein  erschwert  wird. 

Ebenso  wie  die  Feuersteine  unseres  Diluviums  stimmen 
auch  die  Petrefakten  mit  denen,  welche  in  Rügens  anstehen- 
den Kreidelagern  gefunden  werden ,  so  sehr  übei'ein ,  dass 
nur  wenige  Arten  bekannt  geworden  sind,  welche  F.  v.  Ha- 
GENOAv's  Scharfblick  noch  nicht  auf  Rügen  entdeckt  hat ;  die 
Verwandtschaft  mit  den  meklenburgisclien  Kreidelagern  ist 
dagegen  weit  geringer.  In  dem  nachfolgenden  Verzeichnisse 
unserer  Diluvial-Kreidepetrefakten  habe  ich  die  auf  Rügen 
noch  nicht  gefundenen  mit  einem  Stern  bezeichnet.  *) 

Scrpula   fluctuata  Sow.  (=  undulata  v.  Hag.) 

„         subtoi-quata  v.  M. 

„         canteriata  v.  Hag. 

,,         heptagona  y.  Hag. 

„        implicata  v.  Hag. 

„         conica  v.  Hag. 

„         trochiformis  v.  Hag. 

„         graiiulata  Sow. 

„         aspera  v.  Hag. 

„         nigosa  V.  Hag. 
■"'•       „         4   Species,   welche  auf  Kügen  fehlen  und  auch   v.  Hage- 
Now   nicht  bekannt  sind. 
Belcmnites  mucronatus  v.   Scni,.  sehr  gemein. 
*         ,,  subventricüsus  Wahi.d.  selten. 

*Gasterochaena  Amphisbaena  Goldf.  spec.  nur  1  mal  in  Feuerstein. 
Pinna  diluviana  v.  Sciii,.  (rcstituta  Goiin. ) 

Inoceranuis  spec.  zahlreiche,  aber  unbestimmbare  Schalenfragmente. 
Pecten  mcmbranaceus   Nils. 

„       aratus  Ha(;. 

„       striato-costatus  GoLni".  häufig.  ' 

Lima  semisulcata  Nii-s. 
Spondylus  Hystrix  Goi.df.  häufig. 
Ostrea  vcsicularis  Lam.  sehr  gemein. 
Exogyra  Münstcri  v.  Hag. 

„  spec. 

Tcrcbratula  octoplicata  Sow. 


Humboldti  v.  Hag. 
» 


pulchclla  NiL.<;.  nicht  selten. 


*)  Dem  VcrzpichniKsc  habe  ich  „das  Quadersandsteingebirge  in 
Deutschland"  von  Geimiz  zu  Grunde  gelegt  und  l)in  nur  liin  uud  wie- 
der, wo  es  nöthig  schien,  von  seiner  Nomenclatur  abgewichen. 


447 


Terebratula  gracilis  v.  Scul.  häufig. 
^  „  spec.  verwandt  mit  T.  Dutempleana  d'Oru.  504,  1—8. 


5> 


striatula  Mant. 


„  chrysalis  v.  Schl, 

„  Locellus  Defr, 

„  Gisei  V.  Hag. 

concava  Lam. 


„  carnea  Sow.  gemein. 

„  Sowerbyi  v.  Hag. 

*Thecidca  vermicularis  Bronn  (hippocrepis  Goldf.) 
Crania  antiqua  Defr.  häufig. 
„       costata  Sow.  häufig. 

*  „       spinulosa  Nils,  selten, 

*  ,,       tuberculata  Nils. 
*Cidarites   claviger  Koen.  Stacheln. 

„         sceptrifer  Koen.  (vesiculosus  v.  Hag.)  in  Fragmenten 
„         Reussii    Gein.    (alatus    Boll    Geogn.    S.    146)    Stacheln 

zahllos. 
„         armatus  Reüss  (spinosus  Boll  1.  e.)   Stacheln  zahllos. 

*  „         pomifer  Boll  1.  c.   t.  2,  f.  3. 

„         princeps  v.  Hag.  vollständig  selten. 

„         variülaris  Brong.  Abdrücke  der  Stacheln  im  Feuerstein. 


5) 
)) 
)> 


stemmacantha  Roem.  Stacheln. 

spec.  Stacheln,    von  der  Grösse  des   C.   glandifer  Goldf. 
,,         Steinkerne,    Stacheln,    Täfelchen    zahlreich    aber   unbe- 
stimmbar. 
*Galerites  cylindricus  Lam.  (canaliculatus   Goldf.)  selten. 

,,  vulgaris  Lam.  zahllose  Steinkerne  (sogen.  Krötensteine.) 

Spatangus  Amygdala  Goldf. 

„  suborbicularis  Defu. 

Ananchyles  ovata  Lam.  als  Steinkern  gemein. 
„  striata  Lam. 

*  „  Corculum  Goldf. 

Asterias  quinqueloba  Goldf.  Täfelchen  häufig. 

„         punctata   v.    Hag.    in   Mueller's  Monogr,    der  Aachener 

Kreideform.  II.  5,  6. 
„         gibbosa  v.  Hag.  sp.  ined. 
Pentacrinus  Agassizü  v.  Hag. 
„  Klödenii   v.  Hag. 

„  Bronnii  v.  Hag,  häufig. 

*  „  bicoronatus  v,  Hag.  auch  auf  Rügen  nur  im  Diluvium! 
Bourgueticrinus   ellipticus  Geix.  (Apiocrinites  eil.  Mill.)  häufig. 
Eugeniacrinus  Hagenowii  Goldf.   häufig. 
Fungia  coronula  Goldf. 


}■ 


clathrata  v.   Hag.      V    auch  auf  Rügen  nur  im  Diluvium. 


„       radiata  Goldf. 
Turbinolia  centralis  Mant.  häufig. 


448 


*Tiirbinolia  spcc. 
Cricopora  Reussi    v.  Hag.   Mastr.    I.  13    (Ceriopora    annulata    v. 
Ha(;.  IMouog.,  Cricopora  annulata  D'Ouii.  ()15,  10— 1'2.) 
„         vcrticillata  v.  Hag.  Mastr.  I.   12.  (laevigata  u'Oitn.  0l5i 

16-lS.) 
„         cchinata  v.  Hag. 
•'•■Hornera  (Rcticulipora)  Ligeriensis  »'Oiin.  609,  1 — 6? 
Idraonea  pseudo-disticha  v.  Hag.  Mastr.  II.  9  gemein. 
„         subcompressa  v.  Hag. 
„        spec.  spec. 
Truncatula    semicylindrica  Roem.    (Retepora    truncata    v.    Hag. 

gemein.) 
Ceriopora  stellata  Goldf. 

„         nuciformis  v.  Hag.  gemein. 
„         prolifera  Goldf. 
Liclienopora  rosula  v.  Hag. 
Defrancia  diadcraa  Gor.DF.  spec. 

„         reticulata  v.  Hag.  Mast.  IV.  4. 
„         costata   V.   Hag. 
„         fungiformis  v.  Hag. 

„         limbata  v.   Hag.  (fehlt  in  Geinmtz  Quader.) 
Canalipora  articulata  v.  Hag.  hiiulig. 

„  striato-punctata  v.  Ha(;.  häulig. 

Heteropora  pustulosa  v.  Hag.  (Ceriopora  dichotoma  v.  IIag.  Mon.) 

häufig. 
Myriapora  Creplini  v.  Hag. 
Escharites  Hisingeri  v.  Hag. 

„  Rocmeri    v.  Hag.   (Entalophora  Haimcana  n'Oi'.it.  017, 

11-13.) 
„  gracilis  Gor.DF.    spec.    v.  Hag.  Mast.    I.   15  (=?   Vin- 

cularia  cenomana  d'Okb.  OOÜ,  8—10) 
VincuUnia  virgo  v.  Hag.   häufig. 
„  undulata  v.  Hag. 

,,  Lima  \.  Hag. 

„  amphora  v.  Hai;. 

Eschara  amphiconica  v.  Hag. 
„         disticha  Goldf.  häufig. 

pulchra  Bron.n  (elegans  v.  Hag.)   häufig, 
irregularis  v.  ll.u,.  häufig.    (E.  Clito  d'Oiib.  (>7'2,   1— 3?J 
ampullacca  v.  Hag.  (cenomana  n'Oiiu.  ()il2,    1— .>)  häufig. 
Matrona     v.    Hag.     (Vincularia    macropora    d'Okb.    001, 
7—9;    fehlt  bei  Gkinitz!)  häufig. 
„        spec.  spec. 
Cellepora  vespertilio  v.  Hag. 

„  gothica    V.  Hag.    (=?   Escharina  VilHersi    o'OtiB.  605, 

s.  ;>.^ 

„  armilhi    v.  Hag.   Mast.    p.  97.    (VclaniLU   v.  Hag.  Mon. 

und  Gein.  !) 


5) 


449 

Cellepora  spec.  spec. 
Luuulites  semilunaris  v.  Hag.  häufig. 
„  mitra  v.  Hag. 

„  Goldfussii  V.  Hag.  Mast.  XII.  15. 

*Siphonia    excavata  Goldf. 

*  „         diadema  Kloed. 
,,         Krausii  v.  Hag. 

*Cnemidium  turbinatum  B01.L  Geogn.  II.    11. 
„  Murchisoni  Goldk. 

*  „  alternans  Eoeji, 
„  spec.  spec. 

Achilleum  parasiticum  v.  Hag. 

*  „  clypeatum  v.  Hag.  sp.  ined. 

Die  meisten  dieser  Versteinerungen  sind  mit  rügiani- 
schen  Exemplaren  verglichen  worden,  so  dass  ihre  völlige 
Uebereinstimnmng  keinem  Zweifel  mehr  unterliegt. 

Ausser  diesen  kleinen  Gerollen  aus  der  Formation  der 
weissen  Kreide  kommen  in  der  östlichen  Hälfte  des  Landes 
auch  noch  sehr  grosse  Kreidegeschiebe  von  vielen 
tausend  Kubikfuss  Kauminhalt  vor,  welche  längere  Zeit  für 
anstehende  Lager  gegolten  haben.  Da  sie  sich  aber  in  der 
Nähe  anstehender  Lager  befinden,  und  es  überhaupt  noch  sehr 
zweifelhaft  ist,  welche  jener  liager  als  anstehende,  und  wel- 
che als  Geschiebe  zu  betrachten  sind,  so  habe  ich  sie  alle  im 
dritten  Abschnitt  gemeinschaftlich  unter  der  anstehenden 
Kreide  abgehandelt  und  sie  auch  als  solche  auf  der  Karte 
bezeichnet. 

c.  Fax öe kalk  in  kleinen  Gerollen  findet  sich,  wenn 
auch  nicht  häufig,  über  das  ganze  Land  verbreitet.  Er  ist 
nicht  sehr  hart,  gelblichgrau  oder  weissgrau  von  Farbe,  und 
stets  durchwachsen  mit  Caryophyllia  Faxoeensis  Beck  (Ca- 
lamophyllia  fax.  o'Orbig.,  Moltkia  Isis  Fokch.  et  Steenstr.). 

d.  Schliesslich  erwähne  ich  noch,  dass  ich  einzelne  Pe- 
trefakten  aus  dieser  Formation  gesehen  habe,  welche  keinem 
der  drei  vorstehend  genannten  Glieder  angehören,  wie  z.  B. 
Terebratula  diphya  L.  v.  B.,  Spatangus  Prunella  Lam.,  Scy- 
phia  infundibuliformis  Goldf.  u.  a.  m.;  dass  mir  ferner  hin 
und  wieder  einzelne  Gerolle  mit  unbestimmbaren  Petrefiikten- 
resten  aufgestossen  sind,  welche  ihrem  mineralogischen  Cha- 


450 

rakter  nach  dem  Grünsande  anzugehören  scheinen,  und 
dass  endhch  auch  der  sogenannte  Tiger  Sandstein,  dem 
sächsischen  von  Koschütz  bei  Dresdeti  völhg  gleich,  nicht 
selten  unter  unseren  Gerollen  gefunden  wird. 

5.  Aus  der  tertiären  Formation  finden  sich  Braun- 
kohlenstücke in  verschiedenen  Diluviallagern  und  Bernstein 
in  grösseren  und  kleineren  Stücken  (das  grösste  mir  be- 
kannte wog  2  Pfund  4  Loth)  in  Kieslagern  über  das  ganze 
Land  verbreitet ;  ferner  Gesteine,  welche  an  Petrefakten  sehr 
reich  sind,  und  lose  Versteinerungen,  theils  in  Kiesgruben, 
theils  in  Thonla2;ern,  —  beide  aber  nur  in  beschränkten  Yer- 
breitungsbezirken, 

a.  InM.  Strelitz  findet  sich  (aber  nur  selten)  ein  asch- 
grauer, sehr  feinkörniger  und  meistens  auch  sehr  harter 
tertiärer  Sandstein  mit  kieseligem  Bindemittel,  welcher 
viele  Petrefakten  enthält.  Leider  sind  diese  aber  so  stark 
calcinirt  und  hängen  mit  dem  sie  umschliessenden  Gestein 
so  fest  zusammen,  dass  sie  beim  Zerschlagen  desselben  mei- 
stens gänzlich  zersplittern.  Daher  ist  mir  auch  die  Bestim- 
mung der  einzelnen  Arten  noch  nicht  gelungen.  Ein  Den- 
talium  (mit  elliptischem  Queerdurchschnitt,  glänzend  und  an- 
scheinend glatt,  unter  der  Loupe  aber  feine  Längsstreifen 
zeigend,)  und  eine  Bulla  sind  ziemlich  häufig;  ferner  finden 
sich  Nucula  rostrata  Laim.?  Nucula  margaritacea  Lam.?  Area 
spec,  Voluta  suturalis  Phil.?  liingicula  striata  Puil.,  Kostel- 
laria spec,  Natica  spec,  Buccinum  spec,  Cassis  spec  u.  s.  w., 
besonders  auffallend  ist  aber  eine  sehr  grosse  Nodosaria  (gi- 
gantea  Boll  Geogn.  S.  i?!)),  welche  ich  von  der  Nodosaria 
Zippei  Reuss  8,1  (aus  der  böhmischen  Kreide)  kaum  zu  unter- 
scheiden vermag.  —  Dies  Gestein  findet  sich  in  plattenför- 
migen  Stücken,  von  denen  die  grössten  kaum  1  QFuss 
Oberfläche  und  bis  etwa  3  Zoll  Dicke  besitzen. 

b.  Der  sogenannte  Sternberger  Kuchen,  ausge- 
zeichnet durch  die  Menge  seiner  wohlcrhaltenen  Conchylien, 
findet  sich  nur  in  der  westlichen  Landcsliülfte,  und  zwar  dort 
besonders  in  dem  Kaume  zwischen  der  Lewitz,  dem  Schwe- 


451 

riner  See  und  den  Städten  Bützoiv,  Güstrow,  Goldberg  und 
Parchim;  sorgfältigere  Untersuchungen  an  Ort  und  Stelle 
werden  vielleicht  die  Grenzen  dieses  Verbreitungsbezirkes 
mit  der  Zeit  noch  etwas  verengern.  Bei  der  Stadt  Sternberg 
selbst,  wo  dies  Gestein  zuerst  die  Aufmerksamkeit  der  frü- 
heren Sammler  auf  sich  gezogen  hat,  soll  es  jetzt  schon  sehr 
selten  geworden  sein;  sehr  ergiebig  ist  die  Umgegend  des 
Dorfes  Kladow ,  bei  der  Stadt  Crivitz  gelegen.  Ausserhalb 
der  oben  angedeuteten  Grenzen  ist  der  Sternberger  Kuchen 
überaus  selten;  aus  der  ganzen  östlichen  Landeshälfte  habe 
ich  nur  einige  wenige  Stücke  gesehen,  von  denen  überdies 
bei  manchen  der  Fundort  zweifelhaft  war:  was  im  östlichen 
Meklenburg  von  Sammlern  mit  jenem  Namen  bezeichnet 
wird,  ist  in  der  Regel  GeröUe  des  braunen  Jura. 

Der  Sternberger  Kuchen  kommt  in  zwei  Haupt  for- 
men, und  zwar  an  denselben  Fundorten,  vor.  Theils  ist  es 
ein  mehr  oder  weniger  fester  brauner  Sandstein,  dessen  feine 
Körner  durch  eisenhaltiges  und  kalkhaltiges  Cement  verkittet 
sind ,  und  in  welchem  sehr  wohlerhaltene  Conchylien  in  so 
grosser  Menge  vorhanden  sind,  dass  oft  fast  das  ganze  Geschiebe 
ausschliesslich  aus  ihnen  zu  bestehen  scheint.  Diese  Ge- 
rolle kommen  in  kleineren ,  plattenförmigen  Stücken  vor; 
grösser,  als  von  etwa  1  QFuss  Oberfläche  erinnere  ich  mich 
nicht  sie  gesehen  zu  haben.  Auffallend  ist  es,  dass  während 
die  Mehrzahl  dieser  Stücke  sehr  stark  abgerieben  ist,  andere 
hinwieder  gar  keine  Spur  von  Abreibung  zeigen,  so  dass 
selbst  die  zartesten  Conchylien  völlig  unversehrt  aus  der 
Oberfläche  des  Gesteins  im  Relief  hervorragen.  Beraerkens- 
werth  ist  ferner  die  überaus  grosse  Menge  von  junger  Con~ 
chylienbrut,  welche  in  diesem  Gestein  vorkommt,  so  dass  die 
ausgewachsenen  Exemplare  (namentlich  von  Fusus,  Pleuro- 
toma,  Natica  u.  a.)  an  Zahl  gegen  die  jungen  gar  sehr  zu- 
rücktreten. 

Die  zweite  Hauptform  dieses  Gesteins  besteht  in  einem 
braunrothen,  durch  Eisenocker  gefärbten  Thonsandstein,  wel- 
cher sehr  mürbe  ist  und  nur  Steiukerne  und  Abdrücke  eben- 


452 

Jerselben  Conchylien  enthält,  welche  das  vorige  Gestein  ein- 
schliesst.  Diese  Gerolle  kommen  nicht  in  plattenförmigen 
Stücken  vor,  sondern  in  unförmlichen,  abgerundeten  Massen, 
welche  gleichfalls  keine  bedeutende  Grösse  erreichen. 

Ausserhalb  des  eigentlichen  Verbreitungsbezirkes  des 
Sternberger  Kuchens  wurde  im  Jahre  1849  durch  Herrn 
Baron  A.  v.  Maltzain  bei  Molf%ow  am  Malchiner  See  ein 
Geschiebe  gefunden,  welches  von  jenen  beiden  Hauptformen 
in  seiner  mineralogischen  Beschaffenheit  wesentlich  abw-eicht, 
aber  dieselben  Conchylien  mit  wohlerhaltenen  Schalen  ein- 
schliesst.  Es  ist  ein  gelblichhellgrauer,  thoniger  Sandstein 
und  so  locker,  dass  die  Petrefakten  sich  mit  Leichtigkeit  aus 
ihm  herauslösen  lassen. 

c.  Ebendieselben  Versteinerungen,  welche  der  Sternber- 
ger Kuchen  enthält,  werden  auch  in  grosser  Menge  lose  in 
den  Kiesgruben  bei  Fifinow  und  Angustenhof  (an  der  süd- 
östlichen Seite  des  Schweriner  Sees) ,  sowie  auch  bei  Kra- 
kow angetroffen;  einige  wenige  derselben  sind  auch  am  Eu- 
lenberge bei  Stavenhagen  gefunden  worden.  An  den  drei 
erstgenannten,  wichtigsten  Fundorten  treten  die  Bivalven  an 
Zahl  gar  sehr  gegen  die  Schnecken  zurück,  und  sehr  auf- 
fallend ist  es  mir  gewesen  ,  dass  alle  grösseren,  ausgewach- 
senen Exemplare  in  einem  äusserst  schlechten  Erhaltungs- 
zustande vorkommen,  während  die  junge  Brut  (welche  na- 
mentlich bei  Krakow  sehr  häufig  ist,)  vollkommen  wohlerhal- 
ten ist.  Die  wissenschaftliche  Bestimmung  der  Species  wird 
durch  diesen  Umstand  leider  sehr  erschwert,  denn  bei  den 
ausgewachsenen  Exemplaren  ist  die  Sculptur  der  Schale  in 
den  meisten  Fällen  so  sehr  zerstört,  dass  man  dieselbe  nur 
durch  Vergleichung  zahlreicher  Exemplare  zu  enträthseln 
vermag.  Bei  der  jungen  Brut  dagegen  ist  die  Sculptur  zwar 
in  ihren  zartesten  Einzelheiten  erhalten,  aber  dies  bringt  dem 
Pctrefaktologen  wenig  Nutzen,  da  die  Sculptur  dieser  ju- 
gendlichen Exemplare  bei  dem  weiteren  Fortwachsen  der 
Schale  (besonders  bei  Fusus  und  Fleurotoma)  sich  oft  völlig 
verändert,    so  dass  die  ausgewachsenen  Exemplare  ein  ganz 


453 

abweicliendes  Ansehen  haben.  Daher  habe  ich  denn  aucli 
eine  beträchtliche  Anzahl  dieser  Petrefakten  einstweilen  noch 
unbestimmt  bei  Seite  legen  müssen. 

Von  den  genannten  Fundorten  kenne  ich  nur  den  ersten 
aus  eigener  Anschauung.  Mein  Besuch  in  Pin^ioiv  war  aber 
nur  von  sehr  kurzer  Dauer,  und  fand  leider  zu  der  Zeit 
statt,  als  ich  mich  eben  erst  etwas  ernstlicher  mit  geognosti- 
schen  und  petrefaktologischen  Studien  zu  beschäftigen  an- 
fing. Ich  glaubte  damals  den  schlechten  Erhaltungszustand 
der  Conchylien  einer  Abreibung  derselben  durch  Wasserflu- 
then  der  Diluvialkatastrophe  zuschreiben  zu  müssen ,  und 
betrachtete  daher  diese  Petrefakten  als  auf  secundärer  Lager- 
stätte befindlich.  Seit  ich  nun  aber  jene  vorhin  erwähnte 
Beobachtung  hinsichtlich  der  jungen  Brut  gemacht,  und  sehr 
zarte  Dentalien  mit  wohlerhaltener  Spitze  aus  jenen  Lagern 
gesehen  habe,  bin  ich  geneigt,  jene  Fundgruben  als  primäre 
Lagerstätten  zu  betrachten  und  sie  zu  den  anstehenden 
tertiären  Lagern  zu  rechnen.  Wäre  nämUch  der  schlechte 
Erhaltungszustand  der  grösseren  Conchylien  Folge  einer  er- 
littenen Abreibung  durch  Diluvialfluthen,  so  hätten  die  zar- 
ten, jüngeren  Exemplare  durch  dieselbe  Kraft  noch  viel  mehr 
leiden,  ja  ganz  und  gar  zertrümmert  werden  müssen.  Es 
ist  mir  daher  wahrscheinlicher,  dass  jene  Verletzung  der 
Conchylien  einer  Verwitterung  zuzuschreiben  sei,  welche 
durch  das  von  oben  her  in  die  Kieslager  eindringende  atmo- 
sphärische Wasser  herbeigeführt  wurde,  während  die  jünge- 
ren Individuen  vielleicht  durch  eigenthümliche  Lag-erungs- 
Verhältnisse  diesen  Einflüssen  entzogen  blieben.  Leider  ist 
es  mir  bisher  unmöglich  gewesen,  genauere  Aufschlüsse  über 
die  Lagerungsverhältnisse  an  den  bezeichneten  Orten  zu  er- 
halten. —  Wenn  ich  daher  auch  diese  allerdings  noch  zwei- 
felhaften Lager  jetzt  als  anstehende  betrachte  und  sie  auch 
auf  der  Karte  als  solche  bezeichnet  habe,  so  schien  es  mir 
doch  zweckmässig  sie  schon  hier  einzureihen ,  weil  sie  in 
petrefaktologischer  Hinsicht  mit  dem  Sternberger  Kuchen 
in  der  innigsten  Verwandtschaft   stehen  und  daher  ihre  or- 


454 

gauischen  Einschlüsse    gemeinschafthch   ubgehandeh  werden 
können. 

Welche  Stellung  diese  Lager  und  der  Sternberger  Ku- 
chen in  der  lieihenfolgc  der  tertiären  Schichten  einnehmen, 
ist  noch  immer  nicht  mit  völlifjer  Sicherheit  ermittelt.  Leop. 
V.  Buch  versetzte  sie  im  Jahre  1828  in  die  Subapenninen- 
forraation  und  seinem  Vorgange  folgte  ich  in  meiner  Geogno- 
sie  der  deutschen  Ostseeländer  (S.  iüO).  Graf  v.  Mlenster 
stellte  den  Sternberger  Kuchen  im  Jahre  1835  unter  die 
eoc'anen  Lager  und  parallelisirte  ihn  mit  dem  Pariser  Grobkalk ; 
auch  Beykicii  rechnete  ihn,  sowie  den  verwandten  Septarien- 
Thon  im  Jahre  1848  der  eocänen  Formation  zu,  indem  er 
sein  Urtheil  auf  Nyst's  petrefaktologische  und  geognostische 
Arbeiten  über  die  belgischen  Tertiärschichten  begründete. 
N\ST  grenzt  nämlich  unter  den  tertiären  Lagern  Belgiens 
bestimmte  Schichten  ab,  die  er  mit  dem  Namen  Systeme 
Tongrien  bezeichnet,  und  behauptet,  dass  dies  System  durch 
seine  Petrefakten  dem  Pariser  Grobkalke  sich  anschliesse. 
Da  nun  unsere  Petrefakten  mit  dem  von  Nyst  aus  dem 
Systeme  Tongrien  beschriebenen  und  in  der  zweiten  Ausgabe 
seines  Werkes*)  auch  abgebildeten  Arten  grossentheils  iden- 
tisch sind,  so  wären  auch  unsere  Petrefakten  in  die  eocäne 
Formation  einzureihen  gewesen.  Nun  hat  es  sich  aber  s{)äter 
durch  Untersuchungen,  welche  Heuert**)  gleichfalls  über 
die  von  Nyst  dem  Systeme  Tongrien  zugerechneten  Arten 
unternommen  hat,  herausgestellt,  dass  Nyst  hinsichtlich  der- 
jenigen belgischen  Arten,  welche  er  für  identisch  mit  denen 
des  Pariser  Grobkalkcs  hielt,  sich  geirrt  hat,  und  dass  nur 
etwa  1  bis  2  Arten  übrig  bleiben,  welche  diesen  beiden  La- 
gern gemeinschaftlich  sind.  Heijeut  selbst  bringt  nun  diese 
belgischen  Schichten  in  die  Miocän form  ation  hinein,  und 
Beykich  spricht  neuerdings  brieflich  gegen  mich  die  Ansicht 


*)  Nyst  descript'wn  des  corjuilles  et  des  polypiers  fosyUes  des  terrains 
tcrl'niircs  de  lic  IjeUj'tquc.  liiuacUcs  i8i3,  Uu  (cd.  '2  arec  \L\  III 
planchcs.) 

♦♦)   LEONHAnii  und  Bhonn  Jahrbuch.     Jahrg.  1850  S.  SOU  ff. 


455 

aus,  dass  sowohl  der  Sternberger  Kuchen  als  auch  der  Septa- 
rienthon  ebendahin  zu  versetzen  seien,  und  dass  sie  wahr- 
scheinlich den  mittleren  Schichten  der  Miocänformation 
(Dumont's  Systeme  liupelien)  gleichzustellen  wären. 

Aus  dem  Sternberger  Kuchen,  von  Krakow  und  Pimiow 
kann  ich  soweit  meine  jetzigen  Untersuchungen  reichen,  fol- 
gende Versteinerungen  namhaft  machen: 

Flabellina   obliqua  Reuss  im  St.  K.  (auch  bei   IvAnsTEN.*)) 

*  „  ovata  Riiuss  im  St.  K.  (Karstex.) 

„  cuneata  Reuss  im  St.  K.  (Karsten)    =  Frondicularia 

Lingua  Boll   Geogn.  t.  2.  f.   12. 
Dentaliua  intermittens  Broxn?    (=  ?  Nodosaria    capitata  Boli,  1. 
c.  t.  2.  f.  13)  im  St.  K.  (Kabsien.) 
„        elegans  Bronn?  im  St.  K.  (Karsten.) 
,,         radicularis  Bronn?  im  St.  K.  (Karsten.) 
Planularia  intermedia  Piul.  Beitr.  I.  3S  im  St.  K.  (Karsten.) 
Robulina  subnodosa  v.  M.  ?  (=?  Nonioniua  splendida  Boll  1.  c. 

t.  2.  f.  15)  im  St.  K.  (Karsten.) 
Triloculina    orbicularis  Roem.  ?    (=  ?    Tr.    obotritica   Boll    t.   2. 

f.  l'j)  im  St.  K.  (Karsten)**) 
Lunulites  radiata  Lam.  Goldf.       ) 

„         urceolata  Lam.  Goldf.  \   ™  ^t.  K.  (Karsten.) 
Turbinolia  intermedia  v.  M.  Krakow. 

Arbacia  pusilla  Ag.  (Echinus  —  v.  M.)  im  St.  K.  (Karsten.) 
*Pecten  decussatus  v.  M.  (textus  Phil.   Beitr.!)  im  St.  K. 

„      5  spec.  im  St.  K.,   worunter   aber  keine  der  von  Karsten 
aufgeführten ! 
Area    diluvii  Lam.  im  St.  K.  (Karsten.) 

*  „       barbatula  Goldf.  im  St.  K.  (Karsten.) 

*  „  sulcicosta  Nyst  18,  9  im  St.  K. 
Pectunculus  pulvinatus  Lam.  (Karsten.) 
Trigonocoelia  aurita  Goldf.  sp.   126,  14?  im  St.  K. 

*  „  decussata  Nyst  18,  7    (aber  kleiner  als  die  Abbil- 

dung) St.  K.  Pinnow. 


*)  H.  Karsten,  Verzeichniss  der  im  Rostocker  Museum  befindlichen 
Versteinerungen  aus  dem  Sternberger  Gesteine.  Rostock  1849.  Ich 
führe  nur  diejenigen  der  von  Karsten  namhaft  gemachten  Arten  an, 
welche  ich  gleichfalls  gesehen  habe.  Die  Arten ,  welche  ich  in  meinem 
Verzeichnisse  im  3.  Heft  des  Archivs  des  Vereins  u.  s.  w.  S.  2Ü1  ff, 
noch  nicht  mit  aufgezählt  habe,  sind  mit  einem  *  bezeichnet. 

**)  Die  vorstehenden  Foraminiferen  bedürfen  einer  neuen,  sorgfälti- 
gen Revision,  seit  durch  Reuss  in  dem  verwandten  Septarienthon  eine 
so  grosse  Anzahl  neuer  Species  nachgewiesen  ist,  mit  denen  manche  der 
unsrigeu  identisch  sein  mögen. 


'   im  St.  K.  (Karsten.) 


) 


456 


Nucula  glaberrima  v.  M.  Goldp. 
„       striata  Goldf.  125,  15! 
„       fragilis  Desii.    Güldf, 
„       pygmaea  v.  M.  Goldf. 

*  „       laevigata  Sow.   Goldf. 
„       sulcata  BiioNN  (compta  Goldf.) 
„       aLbrcviata  Goldf.  im  St    K.  nach  Goldfüss! 
„       margaritacea  Lam.?  im  St.  K.  (KAnsrK\.) 

„       spec,  im  St.  K. 
Cardita  orbicularis  Buonn  var.  scalaris  Goldf.  (Kaüsten  ) 
Astartc  Kickxii  Nyst  (=?  concentrica  Goldf.  Kaust.)   im  St.  K. 
„       gracilis  v.  M.  Goldf.  im  St.  K. 
*Isocardia    Cor.    L.    zus.    mit    Cassis   mcgapol.    im  St.  K.    (Dr.  L. 
Brieckneu's  Samml.) 
Cardium  tenuisulcatum  Nyst   (=  cingulatum  Goldf.  145,  4  a.  b. 
c.)  im  St.  ,K,  (Kaüsten.) 
„         turgidum  Biiand.  Goldf.  im  St.  K.  (Karsten.) 
„         papillosum  PoLi,  Goldf.  im  St    K.  (Karsten.) 
Lucina  radula  Lam.  (=:  circinnata  Brocc.  im  St.  K.) 

„        unicarinata  Beyr.    (=   obtusa   Boll  Archiv   III.  S.  216) 
im  St.  K.  aber  sehr  klein. 
Cytherea  suberycinoidcs  Dksii.  Goldf.  ?  im  St.  K. 

„         sulcataria  Desu.  Goldf.  im  St.  K.  (Karsten.) 

*  „         splendida    Mer,?     (=     laevigata    Goldf.)    im    St.   K. 

(Karsten.) 
*Saxicava  arctica  Phil.  (Mytilus  carinatus  Goldf.)  im  St.  K. 
Mactra  triangula  Ren.  im  St.  K.  (Karsten.) 
*Neaera  cuspidata  Ford.   (Corbula  —  Goldf.)  im  St.  K.  (Karsten.) 
Corbula  rugosa  Lam.   Goldf.  im  St    K.   (Karsten.) 

„         Pisum  Sow.  (==  gibba  Olivi)  im  St.  K.  (Karsten  ?) 
„         granulata  Phil.  Beitr.  im  St.  K. 
^■■Panopaea    intermedia   Sow.  Goldf.    Steinkern   in    Ultii's   Samml. 
(Karsten.) 
Solen  ensis  var.  minor  L.  Abdrücke  im  Thonsandstein.  (Karsten.) 
*Vaginella  spec.  (=Belemnitcs  lanceolatus  Boll  Gcogn.  t.  2,  f.  16 
Creseis  Daudinii  Karst.)  im  St.  K. 
Dentalium  5  spec. 
*Sigaretus  canaliculatus  Sow.  Nyst!    in    dem  GcröUe  bei  MoUzoic 

(Karsten.) 
Natica   glaucinoides  Nyst 


...  .,        .^        ,  (Karsten.) 

neraiclausa  dow.  Nyst    ) 

„       spec.  im  St.  K.  (aber  nicht  N.  sordida  Karst.  !) 

Actaeon  clongatus  Sow.  im  St.  K.  (Karsten.) 

„         punctato-sulcatus  Phil.  Beitr.   (Karsten.) 

Hingicula  striata  Phil.  Beitr.  im  St.  K.  (Karsten.) 

Niso  tcrcbclhim  Phil,  im  St.  K.  (Kaiisien.) 

*Eulin)a  subulata  liisso   im  St.  K.  (Karsten.) 

Mclania  2  spec.  Krakow, 


457 


Turritella  communis  Risso   (Karsten). 

*  „  quadricarinata  Brocc.  spec.  7,  6  im  St.   K.   Imal. 
Rissoa  spec.  Krakotv. 

Turbo  spec.  Pinnow. 

Delphinula  carinata  Puil.  Beitr.  im  St.  K.  (Karsten.) 
Phorus  scrutarius  PiiiL.  Beitr.  im  St.  K.  (Karsten.) 
Trochus  spec.  Krakow. 

Chenopus  speciosus   v.  Schl.  spec.  Beyr.  im  St.  K.   (=  pes  car- 
bonis  Karsten.) 

„         tenuis  Boll  Archiv  III.  S.  212  im  St.  K. 

„         Sowerbyi  (J.  Sow.)  Beyr.  Krakow   und  Pinnoic. 

*  „         Parkinson!  Sow.  (Sowerbyi  Nyst  44,  4)  im  St.  K.  Pinnow. 
Tritonium  nodularium  Lam. 

„  spec. 

Typhis  horridus  Brocc.  spec.  7,  17  im  St.  K.  (Karsten.) 

„       fistulatus  V.  Schl.    spec.  Beyr.  (tubifer  Kabst.   ex  parte!) 
„       cuniculosus  Dlch.  Nyst  43,  4  (=  simplexPwiL. ;  tubifer 
Karst,   ex  parte)  im  St.  K. 
Murex   Deshayesii  Duch.  Nyst  41,  13  (Pyrula  Capito  Boi.r.  Ar- 
chiv III.   S.  210;    M.    tricarinatus  Boi  l  ib.  ein  jim- 
ges  Exemplar!     M.  pentagonus  Karst.) 
Fusus  multisulcatus  Nyst  40,  1  (Karsten.) 

„       Deshayesii  de  Kon.  Nyst.  40,  3   (Karsten.) 
„       elatior  Beyr.   (Karsten.) 

*  „       corneus  (L  )  Nyst  39,"  23  im  St.  K. 

„  elegantulus  Phil.  Beitr.  4,  16  (cancellatus  Boll  Archiv 
III.  S.  209  f.  ;  alveolatus  L  v.  Buch,  Philtvpi,  Kar- 
sten, aber  nicht  Sow.) 

„  scrobiculatus  m.  (mitraeformis  Boll  Archiv  III.  2ÜS,  ^veI- 
cher  Name  aber  schon  früher  einer  anderen  Art  er- 
theilt  ist !    Mitra  scrob.  Karst.) 

„       rugosus  Park.   Sow.   34,    1   bei  Pinnow. 

*  „       lüneburgensis  Phil.  Pinnow.    (Karsten.) 

*  „       clongatus  Nyst   38,  25  im  St.  Iv. 
„       spec.   spec.  im  St.  K. 

Pyrula  elegans  Lam.        ■\ 

„         clathrata  Lam.      >  im  St.  K.  (Karsten.) 
,,         reticulata  Lam.    J 

*Pleurotoma  belgica  v.  M.  Goldf.  )   .  ' 

,,,.,,  A/r    n  <   1™  St.  K.  (Karsten.) 

„  subdenticulata  v.  M.  u-oldf.   )  '^  •' 

„  laticlavia  Bevr.   (Karsten?) 

coronata  v.  M    Goldf.  im  St.   K.  (Karsten?) 

subdentata  v.  M.  Goldf.  im  St.  K.  (Karsten.) 

Selysii  de  Kon.   (Karsten.) 

flexuosa  v.  M.  Goldf.  (acuminata  Nyst.  42,  1)  (K\r- 

STEN.) 

„  „         [i.   ciugillata  v.  M.  Goldf. 

„  Waterkeynii  Nyst  41,  4.  (Karsten.) 


(Kakstest.) 


458 


Pleurotonia  dorsata  v.  M.   Goidi. 
„  Volgcri  Phii,. 

„  rcgularis  m;  Kon. 

„  scabra  Piiir,, 

„  acumiiiata  Sovv.   1 'iG,  4.   (Selysii  Kaust,  cx  parte?) 

*  „  dubia  Ci!.  et  JA^•.  Nyst.  /iI.  H  im   St.    K. 

,,  crispata  C;k.    et  Jan.  ?  Phii..  Eiium.  im  St.  K. 

„  spec.  spec. 

Canccllaria  cvulsa  Sow.  Boi.r,  Oeogn.  t.  2,  f.  9!  (Kahsten.) 

*  ,,  Berolinensis  Bevr.  (Kahsten.) 

*  „  elongata    Nyst    3S,  21.  Piunow ,    Krakoio    (im    St.  K. 

Karsten.) 

*  „  gianulata   Nyst   39,   14.   Pinnow,   Krahoir, 

Cassis  mcgapolituna  Beyh.  (Cassidaria  canccllata  L.  v.  B.)  Kau- 

STE.V. 

„       bclata  Beyh.  im  St.  K.  (nach  Beyrich  !) 
Cassidaria  depressa  L.  v.  B.  Bf.yr.  Karst. 

„  Buchii  Bor.i.  Archiv  V.  S.  190  ff.  im  St.  K. 

Buccinum  biiUatiim  Pmi,. 

„  serratum  Biiocc.  5,  4  bei  Pinnow. 

„         spec.  spec. 
Tercbra  tesselata  Michelotti  17,  13?  (fuscata  Boi.i,  Archiv  III. 
213.  Kvrsten)  im  St.  K. 
„         striatula  La:m.   (striata  Karst.?) 
*Volnta  Siemssenii  Bot.i-  Archiv  V.  S.   194  im  St.  K. 

*  „       semiplicata  Nyst  44,  10  im  St.  K. 

„  „  ß.  multistriata  mit  zahlreicheren  und  unregel- 

mässig vertlieilten  Quecrstreifen ;  bei  MolUow. 
Mitra  pulchella  Michelotti   13,  14?  (hastata  Karst.) 

„      spec.  spec.    (aber    nicht  M.  columbellaria  Scacc.  bei  Kar- 
sten.) 
Ancillaria  obsoleta  Nyst  45,  10  bei  Krahoic  und  Pinnotc. 
*Cünus  antediluvianus  Brocc.  2,   11   im  St.  K.  (Karsten.) 
Bullina  striata  Boi.i,  Geogn.    S.  168   (apicina   Phii,.  Karst.)  im 

St.  K. 
Bulla    conulus  Desh. 

Utriculus  Brocc,  J.   im  St.  K.  (Karsten.) 

convoluta  Brocc.  1,  7 

Brocchii  Bron.\  (ovulata  Brocc.  Karst.") 
lincata  Pmi,.  Beitr.  3,  2  im  St.  K.   (Karsten  ) 
Lignaria  L.  im   St.  K.  Karsten, 
*Bullaea   punctata  Phii.,  Enum,  Vol.  I.  t.  7,  17  im  St.  K.  (Kar- 
sten.) 
Lamna  spec.  Zähne  im  St.  K.  und  bei  Krakow. 
Oxyrrhina  spec.  ein  Zahn  im  St.  K. 
Gehörknöchelchen  von  Fischen  (Boi.i,  Geogn.  t.  2,  f.  17.) 


* 

* 

* 

} 


(1.   Am  Fussc   des  Gerichtsberges  bei  i\eu-Bra?i(1cnhi/rg 


459 

ist  ein  Lager  von  blauem  Thon  aufgeschlossen,  welches 
dieselben  Petrefakten  enthält  wie  die  von  Beyrich  beschrie- 
benen Septarienthonlager  der  Mark  Brandenburg.  Ohne 
Zweifel  hat  Beyrich  Recht,  wenn  er  diese  Thonlager  und 
den  Sternberger  Kuchen  als  gleichzeitige,  aber  durch  ört- 
liche Einflüsse  abgeänderte  Glieder  der  tertiären  Formation 
betrachtet,  und  daher  gilt  denn  auch  über  die  geognostische 
Stellung  des  Septarienthones  dasselbe,  was  oben  über  die 
Stellung  des  Sternberger  Kuchens  gesagt  ist.  —  So  weit 
dies  Thonlager  jetzt  erforscht  ist,  scheint  es  sich  nicht  mehr 
in  seiner  ursprünglichen  Lagerung  zu  befinden ;  es  ist  offen- 
bar durch  Diluvialfluthen  aufgewühlt  und  durch  fremde  Bei- 
mengungen  verunreinigt.  Ausser  losen  tertiären  Petrefakten 
enthält  es  Gerolle  plutonischer  Felsarten  und  Versteinerun- 
gen aus  älteren  Formationen,  namentlich  aus  der  Kreide,  wie 
z.  B.  Asterias  quinqueloba,  Pentacrinus  Bronnii ,  Eugenia- 
crinus  Hagenowii,  Serpula  heptagona,  Ostrea  vesicularis, 
viele  sehr  grosse,  kopfförmige  Cidariten- Stacheln  und  Kreide- 
Bryozoen.    An  tertiären  Petrefikten  wurden  bis  jetzt  gefunden: 

Cypraea  spec.  in  2  Exemplaren. 

Cassidaria. 

Tuvritella  imbricataria  Lam. 

Fusus  multisulcatus  Nyst  häufig. 

Pleurotoma  subdenticulata  v.  M.  häufig. 

„  trochiformis  Beyh. 

„  flexuosa  v.  M. 

„  Waterkeynii  Nyst. 

„  Selysii  de   Kon. 

„  regularis  de  Korv. 

Natica  glaucinoides  Nyst. 
Nucula  Deshayesiana  Duch.,  sehr  häufig. 

„       spec.  der  vorigen  nahestehend,  aber  verschieden. 
„       Chastelii  Nyst  sehr  häufig. 
„       sulcata  Bronn,  nur  ein  Bruchstück. 
Lucina  unicarinata  Beyr.  nicht  selten. 
Corbula  clava  Beyr. 

Cardita  planicostata  Liw.  Nyst  t.   17  f.   1,  nur  ein  Fragment. 
Dentalium  spec.  spec.  *) 

*)  Alle  diese  Petrefakten  befinden  sich  in  der  Sammlung  des  Herrn 
Dr.  L.  Bi\uECKNER  zu  JS eu-Brandenhurg .  —  Vergl.  über  dies  Thonlager 
meine  Geognosie  S.  160  tind  Archiv  Heft  II.  S.  89. 

Zeils.  d.  d.  geol.  Ges.  III.  4.  32 


460 

Die  Schalen  der  Bivalvcn  sind  fjist  alle  mit  Schwefel- 
kies ausgefüllt,  durch  welchen  sie  festgeschlossen  zusammen- 
gehalten werden. 

6.  Schliesslich  habe  ich  noch  zu  erwähnen,  dass  auch 
die  schwedischen  Mariekor,  deren  geognostische  Stellung 
noch  zweifelhaft  ist,  hin  und  wieder  im  Diluvium  vorkommen*), 
und  dass  sich  verkieseltes  Holz,  Bruchstücke  von  Di- 
cotyledonen-Stämmen ,  sehr  häufig  in  unserem  Lande  fin- 
det. Letzteres  ist  oft  so  stark  verwittert,  dass  es  sich  mit 
Leichtigkeit  in  die  einzelnen  Jahresringe  theilen  lässt,  selten 
aber  ist  es  von  Pholaden  (?)  durchbohrt ;  welcher  Formation 
es  angehöre,  Avage  ich  nicht  zu  entscheiden.  Holzopal 
ist  mir  nur  erst  einmal  aus  Meklenburg  zu  Gesichte  ge- 
kommen.**) 

II.    TertiärformatioD. 

Unsere  bis  jetzt  bekannt  gewordenen  tertiären  Lager 
befinden  sich  fast  säramtlich  in  dem  südwestlichen  Landes- 
theile.     Es  sind  folgende : 

1.  Zwischen  derElde,  Elbe  und  Rögnitz  sind  mäch- 
tige Lager  von  Alaunerde  vorhanden,  welche  an  der  Elbe  bei 
Wendisch-Wehningen  in  einem  steilen  Abhänge,  und  zwi- 
schen Boknp  und  liatleiifort  in  einer  Hügelkette  sogar  zu 
Tilge  stehen;  auch  bei  Loosen,  westlich  von  der  Rögnitz, 
sind  diese  Alaunlager  bei  dem  Graben  eines  Brunnens  unter 
der  Diluvialdecke  angetroffen  worden.  Sie  sind  zum  Theil 
von  grosser  Mächtigkeit,  und  wechsellagern  mit  Schichten 
von  hellgrauem ,  fettem  Thone ,  von  schwarzgrauem  Sande 
und  stellenweise  sogar  mit  zerklüftetem ,  aber  festem ,  kalk- 
haltigem Sandstein  von  geringer  Mächtigkeit.  Unter  diesen 
Schichten  ruhet  zwischen  liokup  und  Mallit%  ein  Braunkoh- 
lenlagcr,  welches  wellenförmig  von  NW.  nach  SO.  7000  Fuss 
weit  streicht   und   von  NO.    nach  SW.    muldenförmig   fällt; 


♦)   Archiv  V.  S.  L>I3. 
**)  Boi.i.  (jeognosio  S.   lü'i. 


4 

>> 

6 

5 

j> 

3 

j> 

10 

3 

»» 

8 

461 

seine   grösste   Mächtigkeit    beträgt    7  Fuss,    und   unter   ihm 
folgen  wiederum  Alaunlager.    Die  Resultate,  Avelche  bei  einer 
südlich  von  Bokiip  vorgenommenen  Bohrung  erlangt  wurden, 
werden  diese  Lagerungsverhältnisse  deutlicher  machen.*) 
49  Fuss  —  Zoll  Alaunerde. 

19     ,,     —     ,,     SchwarzgrauermitAlauntheilen  geschwän- 
gerter Sand,   Conchylien  enthaltend. 

,     Festes  Gestein,  in  der  Mitte  klüftig. 

,     Schwarzgrauer  Sand. 

,     Alaunerde  mit  Schwefelkies. 

,     Braunkohle. 
95  Fuss  —  Zoll.        ~~ 

Die  Braunkohlen  kommen  in  allen  Graden  der  Festisrkeit 
und  Umwandlung  vor  und  haben  noch  theilweise  ihre  Holz- 
textur so  vollständig  bewahrt,  dass  sie  noch  ganze  Stämme 
bilden.  In  dem  dritten  und  vierten  Decenniura  dieses  Jahr- 
hunderts wurden  sie  abgebaut,  jetzt  aber  sind  die  Gruben 
wieder  verschüttet,  weil  der  Absatz  der  Kohlen  so  geringe 
war,  dass  der  Ertrag  der  Gruben  die  Kosten  nicht  deckte. 

Petrefakten  sind  nur  in  dem  Sandstein  und  dem  vor- 
hin bezeichneten  Sandlager  gefunden  worden.  Der  Sand- 
stein hat  einen  erdigen,  rauhen  Bruch,  gelbgraue  Farbe  und 
ist  auf  der  Oberfläche  rostbraun;  auch  kommen  glänzende 
Glimmerschüppchen  in  ihm  vor.  Die  Petrefakten  sind  darin 
weit  sparsamer  als  im  Sternberger  Kuchen ;  auch  enthält  er 
nur  noch  Abdrücke  und  Steinkerne  derselben,  gleicht  aber 
durchaus  nicht  dem  oben  unter  den  Gerollen  beschriebenen 
Thonsandstein ,  bei  welchem  dies  gleichfalls  der  Fall  war. 
Es  sind  unter  diesen  Abdrücken  und  Steinkernen  noch  er- 
kennbar: 

Fusus  multisulcatns. 

Cassis  megapolitana. 

Rostellaria  speciosa. 

Natica. 

Nucula  subglobosa  Phii,.  Paläont.  vol.  I.  t.  8,  f.  5. 


*)  Auderweitige  Bohrresultate  habe  ich  in  meiner  Geognosie  S.  185if. 
mitgetheilt. 

32*       . 


462 

Cardita  orbicularis.  . 

Lunulitcs  radiata  (nach  Fr.  Hoffmamn  !*) ") 

In    dem   schwarzo-rauen   Sande    wurden    mit    erhaltener 

Schale  gefunden: 

Nucula   Chastelii. 

Pectunculus   —  ?  pulvinatus  Lvm.  ziemlich  zahlreich  und  gross. 

Natica  spec.  aber  nicht  glaucinoides  Nvst. 

Voluta  spec.  der  V.  Siemssenii  m.  ähnlich ,  aber  durch  die  über 
und  über  fein  queergestreiften  Windunjrcn  abweichend. 

Trochus  spec.  dem  Tr.  similis  Sow.  Nvst  35,  19  ähnlich,  von  wel- 
chem er  sich  aber  dadurch  unterscheidet,  dass  seine 
sämmtlichen  5  bis  6  Gürtel ,  so  wie  die  Streifen  an 
der  Basis  fein  granulirt  sind. 

Ancillaria  spec?  nur  ein  Bruchstück.**) 

Aus  diesen  Petrefakten  erhellt,  dass  der  Sandstein  jeden- 
falls dem  Sternberger  Kuchen  parallel  steht,  und  die  Nucula 
Chastelii  (so  häufig  in  dem  Septarienthon)  bringt  auch  den 
schwarzgrauen  Sand  mit  eben  diesen  Gesteinen  in  nähere 
Verbindung.  Da  die  Braunkohlen  unter  dem  Sandsteine  liegen, 
so  können  sie  auf  keinen  Fall  jünger  als  der  Sternberger 
Kuchen  und  der  Septarienthon  sein.  "Wir  haben  daher  auch 
wahrscheinlich  diese  anstehenden  Lager  in  die  Mitte  der 
miocänen  Schichten  zu  versetzen. 

2.     Ein  anderes  Braunkohlenlager  wurde  im  Jahre  1840 
am  Sonnenberge  bei  Parchim  entdeckt.    Die  Lao-erungs- 
Verhältnisse  sind  dort  folgende: 
1  Fuss  —  Zoll  Dammerde. 

10     ,,       6     ,,     Grober  Sand  und  Steine. 

30     ,,     —     „     Sandige  Alaunerde. 

21     „     —     ,,     Sehr  fette  Alaunerde. 
8     „     —     ,,     Braunkohlen. 
1     ,,     —     ,,     Brauner  Treibsand. 

71  Fuss    GZoll. 


*)  Fk.  HoFFMA.iviy  führt  in  PoGGENnoiui's  Annalen  1828.  Bd.  XII. 
S.  119  f.  noch  einige  andere  Arten  an,  welche  ich  noch  nicht  gesehen 
habe.  Da  die  Exemplare,  nach  denen  er  seine  Bestimmungen  gemacht 
hat,  sich  in  dem  Küuigl.  jMincralicn-Kubiuet  zu  llcrlin  bclinden,  so  wäre 
dort  wohl  näherer  Aufschluss  über  dieselben  zu  erhalten. 

**)    Siimmtliche   Arten  befinden  sich  in  meiner  Sammlung, 


463 

Ein  Versuch  dies  Kohlenlager  abzubauen,  ist  auch  hier 
gescheitert,  da  dasselbe  tiefer  Hegt,  als  der  Wasserspiegel 
der  nahen  Eide.  Ob  Petrefakten  dort  gefunden  worden  sind, 
habe  ich  leider  nicht  in  Erfahrung  bringen  können. 

3.  Der  Fund  eines  10  Fuss  mächtigen  Kohlenlagers 
bei  Her%feld  im  Amte  Neustadt^  welchen  ich  in  meiner  Geo- 
gnosie  8.  187  berichtete,  hat  sich  nicht  bestätigt,  obgleich 
die  von  Virck  im  Jahre  1849  dort  vorgenommenen  Bohrun- 
gen das  Vorhandensein  der  Braunkohlenformation  unwider- 
leglich dargethan  haben.  *) 

4.  Die  Kiesgruben  bei  Piniiow,  Augustenhof  waü  Kra- 
kow, rechne  ich,  wie  oben  gezeigt  ist,  jetzt  gleichfalls  zu  den 
anstehenden  tertiären  Lagern. 

5.  Wenn  auch  das  Septarienthonlager  bei  Neu- Bran- 
denburg, so  weit  es  jetzt  aufgeschlossen  ist,  mit  Diluvial- 
massen gemengt  ist,  so  ist  es  mir  doch  sehr  wahrscheinlich, 
dass  es  in  grösserer  Tiefe  in  ein  reines,  anstehendes  Lager 
übergeht  und  ich  habe  es  daher  auch  auf  der  Karte  vorläufig 
als  ein  solches  bezeichnet. 

6.  Wahrscheinlich  gehören  auch  die  Thonlager  bei 
Wittenborn  (unweit  Friedland)  und  bei  Goldberg  **j,  in  denen 
sehr  schöne  und  grosse  Gypskrystalle  gefunden  werden,  der 
tertiären  Formation  an,  obgleich  aus  denselben  noch  keine 
Petrefakten  zu  Tage  gefördert  sind,  durch  welche  die  Stel- 
lung; derselben  entschieden  werden  könnte. 

III.    Kreideformation. 

Lager,  welche  der  Kreideformation  angehören,  tauchen 
an  zahlreichen  Punkten  aus  dem  Diluvium  hervor ;  es  ist 
aber  noch  nicht  ermittelt ,  welche  dieser  Lager  anstehend 
sind,  indem  manche  früher  dafür  gehaltene  durch  neuere  Unter- 
suchungen als  losgetrennte  grosse  Kreideschollen,  welche  dem 


*)  Ai-chiv  IV.  S.  160  fF.  Auch  der  Fund  eines  Kohlenlagers  bei 
Neu-Krentzlin  (meine  Geognosie  S.  188)  beschränkt  sich  nur  auf  ein 
kleines  Braunkohlennest  im  Diluvium. 

**)   Archiv  IV.  S.  164  f. 


464 

Diluvium  eingelagert  sind,  sich  herausgestellt  haben.*)  Aller 
Wahrscheinlichkeit  nach  ist  aber  auch  in  der  Nähe  dieser 
Schollen  anstehende  Kreide  vorhanden,  und  ich  habe  daher 
auf  der  Karte  alle  jene  Kreidelager,  ohne  einen  Unterschied 
zwischen  ihnen  zu  machen,  als  zur  Kreidefbrmation  gehörig 
bezeichnet. 

1.  Weisse  Kreide  kommt  bei  Brod/uigen  (westlich 
von  Dohera?i) ,  bei  Samoiv  unweit  Gnoien,  bei  Tetercnv,  am 
östlichen  Ufer  des  Malchiner  Sees  in  einem  Streifen,  welcher 
bei  dem  pommerschen  Dorfe  LUschentin  beginnend  ,  in  süd- 
westlicher Richtung  über  die  Feldmarken  von  Malchin,  (He- 
low,  Basedow,  Jiothe?imoo7-,  Molt^ow^  Glocksin  und  Marxha- 
gen über  2  Meilen  lang  sich  hinzieht;  sodann  taucht  die 
Kreide  1  Meile  südlich  von  Marxhagen  wieder  hervor  zwi- 
schen dem  Kölpin,  dem  Fiesen-  und  Alt-Schweriner  See 
bei  den  Dörfern  Jahel,  Nosse?itin  und  Sparow,  sowie  an  dem 
südlichen  Ufer  der  beiden  ersteren  jener  Seen  und  erfüllt 
den  Raum  zwischen  ihnen  und  der  Müritz,  wo  sie  bei  Leb- 
hin, Poppentin,  Wendhof,  !Sietow  und  Uotthun  vorkommt  und 
auch  weiter  südlich  noch  bei  Vipperoiv  am  westlichen  Ufer 
der  Müritz  vorhanden  sein  soll;  diesem  letzteren  Punkte  ge- 
genüber soll  sie  auch  am  östlichen  Ufer  der  Müritz  bei 
lioggentin  und  Bahke  noch  wieder  hervortreten.  Endlich  ist 
sie  auch  noch  an  der  nördlichen  Grenze  von  M.  Strelitz  be- 
kannt, wo  sie  bei  Neddemin,  Hohenmin,  üalow,  Friedrichshof 
vmd   Wittenbor?i  vorkommt. 

Diejenigen  dieser  25  Kreidelager,  welche  ich  selbst  in 
Augenschein  genommen  habe,  weichen  von  den  Kreidelagern 
Rügens  theils  durch  die  mineralogische  Beschaßenheit  der 
Kreide  selbst,  theils  durch  ihre  Feuersteine  und  theils  auch 
durch  ihre  Petrefakten  mehrfach  ab.    Es  sind  dies  folgende: 

a.  Die  Lager  bei  Lehbin,  Wendhof  (nach  Vikck's  Mit- 
theilung), Nossenti7i,  Saloio  und  Satnow  (nach  Vikck)  zeigen 
eine  grosse  Uebereinstimmung.      Die  Kreide  erscheint  hier 


*)    Archiv  Iir.  191  ir 


465 

liiusiclitlich  ihrer  Farbe,  des  Grades  ihrer  Härte  und  Rein- 
heit der  rügianischen  völlig  gleich.  Sie  wird  bei  Lehhin  und 
Wendhof  durch  parallele  Feuersteinstreifen  in  Bänke  von 
3  bis  5  Fuss  Mächtigkeit  getheilt.  deren  Streichen  und  Fal- 
len noch  nicht  ermittelt  ist.  Die  Feuersteine  weichen  aber 
in  ihrem  Aussehen  von  den  rügianischen  auffiillend  ab;  es 
sind  nicht  lose,  knollenförmige  Massen ,  wie  auf  Jasmund, 
sondern  Platten  von  mehreren  Zollen  Dicke.  Diese  Platten 
liegen  mit  scharfen  Bruchflächen  alle  dicht  neben  einander, 
und  haben  ersichtlich  vor  der  Hebung  des  Kreidelagers, 
vollständige  und  ununterbrochene  Feuersteinschichten 
gebildet,  welche  die  einzelnen  Kreidebänke  trennten.  Auch 
ihre  Farbe  ist  sehr  eigenthümlich ;  sie  zeigen  nämlich  eine 
mit  der  oberen  und  unteren  Fläche  parallel  laufende  band- 
förmige Streifung  von  weisser,  grauer  und  schwarzer  Farbe, 
gleichsam  als  wären  sie  aus  übereinanderliegenden,  aber  fest 
verwachsenen,  verschieden  farbigen  Schichten  gebildet.  Auf 
Rügen  habe  ich  nie  eine  Spur  von  diesen  Feuersteinen  ge- 
funden, so  anhaltend  ich  auch  danach  gesucht  habe;  auch 
unter  den  zahllosen  Feuersteinen  unseres  Diluviums  sind  sie 
überaus  selten.  An  Versteinerungen  scheinen  diese  La- 
ger nicht  reich  zu  sein;  ich  fand  bei  Lehhin  ein  Säulenglied 
von  Bourguetocrinus  ellipticus ,  Terebratula  Gisei  v.  Hag. 
var.?,  2  unvollständige  Exemplare  einer  anderen  Terebratula 
und  ein  kleines  Cidariten-Schild,  aber  nichts  von  den  auf 
Rügen  so  häufigen  Serpulen  und  Bryozoen.  Bei  Wendhof 
fand  ViRCK  Ananchytes  ovata  und  Spatangus  cor-anguinum 
und  eben  diese  Arten  sammelte  G.  Brueckner  bei  Nossen- 
tin.  —  Die  Lager  bei  Nossentin,  Saloiv  (und  SamoioFJ,  so- 
weit sie  jetzt  aufgeschlossen  sind,  sind  offenbar  aufgewühlt: 
Kreide  und  bandstreifige  Feuersteine  finden  sich  hier  in  re- 
gellosem Gemenge  durcheinander,  bei  Nossentin  sogar  durch 
Diluvialmasse  etwas  verunreinigt. 

b.  Die  Lager  bei  Basedow  und  Poppentin  unterscheiden 
sich  mineralogisch  sogleich  auf  den  ersten  Blick  von  den 
vorhergehenden.     Die  Kreide  ist  weit  grauer  und  fester,   da 


466 

dem  kohlensauren  Kalk  Kieselerde  beigemengt  zu  sein  seheint. 
Die  Feuersteine  liegen  nicht  schichtenweise,  sondern  unregel- 
mässig verstreuet.  Sie  sind  weder  knollig,  wie  die  rügiani- 
schen,  noch  plattenlörmig,  wie  die  Lebbiner,  sondern  ganz 
unregelmässige,  eckige  und  scharfkantige  Stücke.  Ihre  Farbe 
ist  meistens  aschgrau  und  nur  die  seltneren,  etwas  dunkler 
gefärbten,  sind  an  den  Kanten  etwas  (aber  nur  sehr  wenig!) 
durchscheinend.  Von  Petrefakten  habe  ich  nur  bei  Poppenttn 
einige  Spuren  gefunden ;  an  beiden  Orten  enthält  die  Kreide 
ungemein  zahlreiche ,  sehr  feine ,  aus  Kieselerde  bestehende 
Nadeln  (von  Amorphozoen  ?). 

c.  Die  einander  benachbarten  Lager  von  Moltzow,  Glock- 
sin  und  Marxhagen,  und  (nach  G.  Brleckner)  auch  das  La- 
ger bei  Sparow ,  bilden  wiederum  eine  gesonderte  Gruppe. 
Die  Kreide  gleicht  an  Farbe  und  Härte  am  meisten  der  von 
Poppentin ;  Feuersteine  aber  fehlen  gänzlich  und  die  Lager 
sind  so  stark  zerklüftet  (wenigstens  bei  Molt%oiv,  welches  mir 
am  besten  bekannt  ist,)  dass  es  unter  den  würfligen  Kreide- 
stücken schwer  hält,  solche  aufzufinden,  deren  liauminhalt 
einige  wenige  Kubikzoll  erreicht.  Das  Moltzower  Lager 
aber  besteht  nicht  etwa  aus  zusammengeschwemmten  Kreide- 
trümmern, sondern  die  einzelnen  neben-  und  übereinander- 
liegenden Stücke  haben  ursprünglich  eine  einzige  compacte 
Masse  gebildet,  wie  daraus  erhellt,  dass  man  häufig  zusam- 
mengehörige Bruchstücke  eines  und  desselben  Petrefaktes 
(namentlich  Inoceramus-Arten)  in  mehreren  nebeneinander- 
liegcnden  Kreidestücken  antrifft.  Es  scheint,  als  sei  dies 
Lager  früher  einmal  durch  eine  heftige  Erschütterung  ge- 
borsten und  zertrümmert. 

Von  Glocksin  und  Marxhagen  sind  mir  keine  Petrefakten 
bekannt.  Bei  Moltzoio  sind  wohlerhaltene  Versteinerungen 
gleichflills  selten,  aber  durch  die  grosse  Sorgfalt  und  Ausdauer 
des  leider  der  Wissenschaft  so  früh  entrissenen  A.  v.  Maltzan 
sind  im  Laufe  der  letzten  12  Jahre  folgende  Arten  zu  Tage 
gefördert  worden : 

Echinus  scutiger  v.  Muenst.  sp. 


467 

Spataiigus  suborbicularis  Dkih.  nesterweise  häufig. 
Galerites  cylindricus  Lam.  desgl.   (fehlt  auf  Rügen,) 
Terebratula  Pisum  Sow.  nicht  sehr  selten. 

„  Gisei  V.  H\G.  var.  selten. 

„  Bolliana  v.  Hä.g.  sehr  häufig  (fehlt  auf  Rügen  !). 

Pecten  Faujasii  Deh',.  ?  nur  ein  Bruchstück. 
Ostrea  Hippopodium  Nii.s.  nicht  selten. 

Plicatula  spinosa  Maivt.   d'Oris.   t.  463   f.  8—10!    (^inflata  Goi.df. 
t.  107  f.  6b.  aber  nicht  Sow.)  fehlt  auf  Rügen;  2  Ex. 
Inoceramus  spec.  spec.  aber  nur  in  Bruchstücken. 
Serpula  —  intermedia  Roem. ? 
Aulopora  ramosa  v.  H\g.  auf  Ter.  BoU. 
Achilleum  parasiticum  v.  Ha.g.? 

Ceriopora  und  Cellepora  —  einige  wenige,  kleine  parasitische  Arten. 
Oxyrrhina  Mantelli  Ag.  2  Zähne.  *) 

Ausserdem  ist  auch  diese  Kreide ,  wie  die  bei  Basedow 
und  Poppentin,  voll  kleiner  Kieselnadeln. 

d.  Ueber  das  Kreidelager  im  Hainholze  südlich  von 
Malchin,  nach  Gieloiv  zu,  verdanke  ich  Herrn  Apotheker  F. 
Timm  folgende  Mittheilungen :  Die  Länge  der  Grube,  wo  die 
Kreide  gewonnen  wird,  beträgt  ungefähr  30  Schritte;  inner- 
halb dieses  Kaumes  sind  an  verschiedenen  Stellen  tiefere 
Gruben  gemacht  und  dadurch  die  Lagerungsverhältnisse  eini- 
germaassen  aufgeschlossen.  Unter  einer  Schicht  von  Damm- 
erde, etwa  1  Fuss  mächtig,  folgt  ein  fester,  eisenschüssiger 
Thonmergel,  in  welchem  einige  Kalkschichten  von  wenigen 
Zollen  Dicke  sich  befinden ;  die  Mächtigkeit  dieses  Lagers 
ist  in  den  verschiedenen  Theilen  der  Grube  verschieden, 
von  1  bis  6  Fuss.  Sodann  folgt  die  Kreide,  in  welcher  sich 
nur  vereinzelte  schwarze,  durchscheinende  Feuersteine  fin- 
den. Nach  der  Aussage  des  Kalkbrenners  soll  diese  Kreide 
der  Basedower  ähnlich  sein.  An  der  tiefsten  Stelle  der  Grube 
ist  die  Kreide  in  einer  Mächtigkeit  von  13  Fuss  aufgeschlos- 
sen; aus  Bohrversuchen,  welche  L.  Mengebier  dtiselbst  im 
Jahre  1834  ausgeführt  hat,  erhellt  jedoch,  dass  die  Mächtig- 
keit des  ganzen  Lagers  46  Fuss  beträgt.     Er  fand  nämlich: 


")   Bis  auf  den  Echinus  befinden  sich  alle  Arten  in  meiner  Sammlung. 


468 

2  Fu88    G  Zoll  Abraum. 

40     ,,     —     „     Kreide,    welche   mit  der  Tiefe  an  Rein- 
heit und  Härte  zunimmt. 
1     „       fi     ,,     Grauen,  sandigen  Thon,  mit  Kalktheilen 
vermischt. 

5U  Fuss  —  Zoll. 
Mehrere  um  die  Grube  herum  vorgenommene  Bohrungen 
zeigten,  dass  das  Lager  sich  nur  nach  Osten  hin  ausdehne, 
nach  den  anderen  Himmelsgegenden  hin  aber  bald  zu  ver- 
schwinden scheine;  wenigstens  ward  es  mit  der  Tiefe  von 
IG,   18  und  23  Fuss  noch  nicht  erreiclit. 

In  derselben  Grube  wird  weiter  nach  Süden  hin  weisser 
Sand  gegraben,  welcher  neben  und  zwischen  der  Kreide  in 
Schichten  von  grosser  Ausdehnung  vorkommt.  Er  ist  sehr 
fein,  weiss  und  enthält  keine  Spur  von  Kalk,  besteht  aus 
fast  ganz  reiner  Kieselerde ,  und  wird  daher  von  Töpfern 
und  Glasmachern  gesucht  und  ausgeführt.  In  demselben  kom- 
men nicht  selten  Nester  und  Adern  von  Eisenocker  vor,  wel- 
cher von  zersetzten  Schvvefelkiesdrusen  herzurühren  scheint.*) 

Auch  östlich  von  Malchin  auf  dem  Stadt felde  nach 
dem  pommerschen  Grenzdorfe  Lüschenti7i  zu  hat  Mlingcbier 
auf  und  an  dem  Bornberge  auf  einer  Strecke,  die  von  Osten 
nach  Westen  350  Fuss  und  von  Norden  nach  Süden  300  F. 
misst,  5  Bohrungen  angestellt,  von  welchen  die  eine  nur  bis 
auf  15  Fuss  G  Zoll  hinabgeführt  wurde,  ohne  Kreide  zu 
treffen ,  bei  den  andern  aber  wurde  in  der  Tiefe  von  20  bis 
24  Fuss  ein  Kreidelager  gefunden.  Wahrscheinlich  streicht 
dies  nach  Osten  hin  sehr  weit,  denn  nach  Gumpueciit's  An- 
gabe kommt  auch  bei  LUschentin  selbst  (auf  pommerschem 
Grund  und  Boden)  Kreide  vor.**) 


*)  lu  dem  riainholze  und,  wenn  ich  nicht  irre,  nicht  in  grosser 
Entfernung  von  dem  Kroidebrnche,  wird  auch  sehr  gute  tertiäre?) 
Walkcrerde  gegraben  ;  ich  habe  diese  Stelle  vor  6  bis  7  Jahren  einmal 
gesehen,  aber  leider  keine  Notizen  über  dieselbe  aufgezeichnet.  Auch 
bei   Warlin   unweit  Aeu-Urandcriljurg  kommt  Walkererde  vor. 

** )  Von  dem  grossen  Kalkrcichthum  der  Umgegend  von  Malchin 
giebt  auch    die  Beschaffenheit   des  dortigen  Torfes  Zcuguiss.     Herr  F. 


469 

e.  Unweit  Friedland  befindet  sich  am  Abhänge  tler 
Brömer  Berge,  welcher  dem  Dorf'e  Wittenhorti  zugekehrt  ist, 
ein  Kreidelager,  welches  zum  Behufe  des  Kalkbrennens  etwa 
ISFuss  tief  aufgeschlossen  ist.  Die  Kreide  ist  ziemlich  hart, 
sehr  weiss  und  durch  Feuersteinbänke  in  Schichten  von  1 
bis  1|  Fuss  Mächtigkeit  getheilt.  Leider  sind  meine  bei  ei- 
nem Besuche  des  Lagers  niedergeschriebenen  Notizen  in  Be- 
zug auf  die  Feuersteine  unvollständig ;  ich  glaube  aber,  dass 
diejenigen,  welche  die  Bänke  bilden,  den  rügianischen  gleich 
sind;  in  der  Grube  selbst  fanden  sich  unter  den  lose  umher- 
liegenden alle  drei  bisher  beschriebenen  Arten  durch  einander, 
jedoch  waren  die  durchscheinenden,  knollenförmigen  vorherr- 
schend. An  Petrefakten  wurde  nur  ein  Spatangus  cor-an- 
guinum  von  Herrn  Dr.  L.  Brueckner,  mit  welchem  ich  die 
Grube  besuchte,  gefunden. 

f.  Ueber  das  Kreidelager  bei  Brodhagen,  \  Meile  west- 
lich von  Doberan,  welches  ich  nicht  selbst  gesehen  habe, 
schrieb  mir  A.  v.  Maltzan  im  Jahre  1845  Folgendes :  ,,Der 
Berg,  in  welchem  sich  das  Lager  befindet,  ist  terrassenför- 
mig 00  bis  80  Fuss  tief  aufgeschlossen.  Oben  befinden  sich 
Lehmschichten ,  welche  nach  unten  zu  grau  werden  und  die 
Kreide  überlagern.  In  letzterer  finden  sich  ansehnliche  Feuer- 
steine zerstreuet  und  auch  grosse  Schwefelkiese  sollen  darin 
vorkommen ,  aber  keine  Petrefakten.  Es  wird  ein  Kalkofen 
aus  der  Grube  gespeist,  welcher  sehr  guten  Kalk  zu  Wasser- 
bauten liefert." 

Dass  manche  der  im  Vorstehenden  genannten  Kreidelao-er 
durch  genauere  Untersuchung  sich  nicht  als  anstehende 
erwiesen  haben,  ist  von  mir   schon   an  einem  anderen  Orte 


Timm   hat    eine  Analyse   der  Malchiner  Torfasche  ausgeführt  vind  gefun- 
den, dass  s'ie  in  100,00  Theilen  unter  Anderem 
46,55  kohlensauren  Kalk  und 
7,20  schwefelsauren  Kalk  enthält. 
Im  Jahre   1850  wurden  bei  Malchin  6968000  Soden  Torf  gestochen,  wel- 
che  nach  Timm's  Berechnung  in  ihrer  Asche   1380  Centner  kuhlensauren 
Kalk  und  210  Centner  schwefelsauren  Kalk  enthielten. 


470 

gezeigt  worden.*)  Die  Lager  bei  Moltzoiv  und  Rothenmour 
wurden  in  meiner  Gegenwart  durchbohrt  und  ruhen  auf  Di- 
luvialschichten; die  Lager  im  Hainholze  bei  Malchhi  und 
Samow  ruhen  auf  Thon.  Bei  einigen  anderen  sind  die  La- 
gerungsverhältnisse zweifelhaft.  Es  bleiben  aber  am  Malchi- 
ner See  und  an  den  grossen  südlichen  Seen  noch  immer  meh- 
rere Lager  übrig,  deren  Verhältnisse  zwar  noch  nicht  näher 
erforscht  sind,  deren  beträchtliche  Anzahl  und  Mächtigkeit 
es  aber  wahrscheinlich  macht,  dass  sie  die  hervorragenden 
Punkte  eines  anstehenden  und  vielleicht  unter  der  Dilu- 
vialdecke sich  weit  verbreitenden  Kreidelagers  bilden.  Schon 
im  Jahre  1825  machte  G.  Brueckner  darauf  aufmerksam, 
dass  bei  dem  grossen  Erdbeben  vom  Jahre  1755  vorzugs- 
weise die  grossen  südlichen  Seen  und  ihre  Ufer  es  gewesen 
seien,  wo  die  Schwingungen  des  Erdbodens  am  deutlichsten 
sich  zu  erkennen  gegeben  hätten,  und  dass  es  daher  wahr- 
scheinlich sei,  dass  dort  festere  Schichten  den  Boden  bilden, 
welche  mit  der  Erdrinde  in  innigerem  Zusammenhange  stän- 
den als  dies  mit  den  Diluviallagern  der  Fall  ist. 

Was  aber  die  losgetrennten  grossen  Kreideschollen  be- 
trifft, welche  in  dem  Diluvium  lagern ,  so  erklärt  sich  diese 
Erscheinung  vielleicht  dadurch,  dass  zur  Zeit  der  Diluvial- 
bildung eine  Hebung  der  anstehenden  Kreidelager  erfolgte**), 
bei  welcher  einzelne  der  oberen  Schichten  von  der  Haupt- 
masse losgetrennt  und  durch  die  Diluvialmassen  vorwärts  ge- 
schoben und  umhüllt  wurden.  Aehnliche  getrennte  und  von 
Diluvium  umschlossene  Kreideschollen  erblickt  man  auch  an 
den  steilen  Kreideufern  Rügens  zwischen  der  Dworsiede  und 
Stubenkamer  über  den  anstehenden  Lagern  an  mehreren 
Punkten.***) 

Die  meisten  Kreidelager  finden  sich  in  Meklenburg  zwi- 
schen Malchin  und  Vipperow,  in  einer  Zone,  welche  sich  von 


*)    Archiv  u.  s.  w.  Heft  III.  S.  192  f. 
*♦)    S.  meine  Geognosio  S.  260. 
***)    Zwei    solcher  Uferprofile   habe   ich    in   meiner  Geognosie  Taf.  I. 
Fig.  3  und   'i  abgebildet  und  S.  136  und  267  Anmerkung  beschrieben. 


471 

Norden  nach  Süden  6j  Meile  weit  erstreckt  und  nur  zwischen 
Marxhagen  und  Jahel  auf  \\  Meilen  unterbrochen  zu  sein 
scheint.  Von  Malchin  aus  setzen  sich  die  Kreidelager  auch 
nach  Osten  in  Vorpommern  hinein  fort;  man  kennt  sie  dort 
bei  Lüschentin,  Gnevezoiv,  Peselin,  Golchen,  Clempenow  (?), 
Wietxow  (p),  Daherkoiü  ("^J  und  Prit%enoiv.  Da  sie  nun 
2  Meilen  südlich  von  Clempenow  und  Golcheti  auch  bei  j\ed- 
clemin  in  M.  Strelitz  wieder  auftauchen,  so  könnte  man  sich 
versucht  fühlen,  auch  die  5  Kreidelager,  welche  sich  an  dem 
nördlichen  Rande  von  M.  Strelitz  von  Westen  nach  Osten 
hinziehen  (ISeddemin,  Hohenmin,  Salow,  Friedrichshof  und 
Wittenhorn)  mit  jenen  pommerschen  in  Verbindung  zu  setzen. 
Es  wäre  also  hier  vielleicht  ein  zusammenhängendes  Kreide- 
gebiet vorhanden,  welches  im  Süden  bei  Babke,  Roggentin 
und  Vipperoto  beginnt,  nordwärts  bis  Malchin  sich  erstreckt, 
dann  ostwärts  nach  Pommern  hinein  sich  wendet  und  endlich 
bei  Wittenhorn  seine  äusserste  östliche  Grenze  erreicht.  Wie 
und  ob  die  beiden  Lager  bei  Samow  und  Ihodhagen ^  sowie 
die  zahlreichen  Lager  in  der  nördlichen  Hälfte  von  Vorpom- 
mern mit  diesem  eben  bezeichneten  Kreidegebiete  im  Zu- 
sammenhang stehen,  darüber  ist  zur  Zeit  noch  nichts  er- 
mittelt. 

Zu  bemerken  ist  noch,  dass  die  Verbreitung  der  Kreide 
in  Meklenburg  von  den  orographischen  Verhältnissen 
des  Landes  durchaus  unabhängig  zu  sein  scheint.  Die  La- 
ger um  die  südlichen  grossen  Seen  herum  liegen  sämmtlich 
oben  auf  dem  breiten ,  plateauartigen  Landrücken ,  welcher 
Meklenburg  in  der  Richtung  von  NW.  nach  SO.  durchzieht*) 
und  ihre  Höhe  über  dem  Meeresspiegel  beträgt  zwischen 
220  bis  300  Fuss.  Diesen  Landrücken  durchschneidet  die 
Kreidezone  von  S.  nach  N.  und  senkt  sich  dann  von  Moltzotv 
an,  dessen  Kreidelager  noch  ungefähr  100  bis  120  Fuss  über 
dem  Meere  liegt,  schnell  in  die  Küstenebene  der  Ostsee  hinab, 
wo  sie  bei  Malchin  nur  noch  etwa  30  bis  40  Fuss  hoch  liegt. 


*)    S.  meine  Geognosie  S.  1  flf. 


472 

Jener  Landrücken  scheint  clenin;ich  erst  nach  Ablageruno; 
der  Kreide  durch  Hebuno-  entstanden  zu  sein,  und  zwar,  wie 
es  mir  wahrsclieinUch  ist,  zur  Zeit  der  Diluvialbildung, 
unter  deren  complicirten  Ursachen  vielleicht  auch  jene  He- 
bung des  Bodens  eine  nicht  unwichtige  Rolle  spielte. 

2.  Pläners andstein?  Auf  den  Feldmarken  der 
Dörfer  Hrunshaupten^  Basdorf  und  Wichmannsdorf  (westlich 
und  nordwestlich  von  Doheran)  dehnt  sich  von  Osten  nach 
Westen  wenigstens  j  Meile  lang  und  j  Meile  breit  ein  Sand- 
steinlager aus,  in  welchem  im  Jahre  1828  auf  G.  Bkieckner's 
Betrieb  Bohrversuche  angestellt  wurden.  Sic  erstreckten  sich 
bis  zur  Tiefe  von  140  Fuss  und  man  fand  abwechselnd  Schich- 
ten von  klüftigem  grauem  Sandstein  und  von  körnig-mehHg- 
tera  Sande,  von  derselben  Farbe  und  Masse  wie  der  Sand- 
stein.*) Letzterer  ist  sehr  hart  und  scheint  durchaus  keinen 
Kalk  zu  enthalten,  sondern  nur  aus  Thon  und  Quarzsand- 
körnern zu  bestehen ;  er  sieht  aber  manchen  Kalksteinen  so 
ähnlich ,  dass  man  schon  mehrfach ,  durch  den  Schein  ge- 
täuscht, ihn  zum  Kalkbrennen  zu  benutzen  versucht  hat.  Ob 
eine  sorgfältigere  chemische  Prüfung  desselben  angestellt  ist, 
ist  mir  nicht  bekannt ;  vielleicht  verhält  es  sich  mit  ihm  ähn- 
lich, wie  mit  dem  sächsischen  Plänersandstein,  welchen  Gei- 
NiTZ  beschreibt.**)  Die  graue  Farbe  des  Sandsteins  spielt 
oft  ins  Grüne,  was  von  mikroskopisch  kleinen,  dunkel-lauch- 
grünen Körnern  (Eisensilikat?)  herrührt,  die  ihm  bald  mehr» 
bald  weniger  beigemengt  sind.  Petrefakten  sind  so  selten  in 
ihm ,  dass  bis  jetzt  nur  erst  ein  einziges  Stück  in  ihm  ge- 
funden ist,  welches  leider,  bevor  es  von  einem  Kenner  ge- 
sehen wurde,  verloren  gegangen  ist.  Ob  ich  diesem  Lager 
seine  richtige  geognostische  Stellung  angewiesen  habe,  dar- 
über werden   spätere  Forschungen  entscheiden.     Dies  Sand- 


*)  S.  die  Bohrangaben  in  meiner  Geognosie  S.  210  f.  Nicht  Letten 
findet  sich  zwischen  den  Sjvndsteinschicliten  (wie  ich  a.  a.  0.  angegeben 
habe),  sondern  (nach  einer  Mittheilung  von  G.  BnurcKMiii)  der  im  Texte 
erwähnte  Sand. 

** j    (jr;i.>iTz  das  Quadersandsteiugebirge  von  Deutschland   S.  47  f. 


473 

Steinlager  liegt  am  nördlichen  Abhänge  des  396  Fuss  hohen 
Kühlungsberges  (bei  Diedrichshagen),  verschwindet  da,  wo 
dieser  weniger  steil  abfällt,  auf  eine  Strecke,  tritt  aber  sofort 
wieder  hervor,  wo  der  Abhang  nach  Norden  zu  wieder  stei- 
ler wird.  Oestlich  von  diesem  Berge  liegt  das  Kreidelager 
bei  Brodhagen ;  vielleicht  liegt  in  dem  Kühlungsberge  der 
Hebungspunkt,  durch  den  jene  beiden  Lager  zur  Erdober- 
fläche emporgebracht  worden  sind.*) 

lY.    Eruptive  Felsarten. 

1.  Gyps.  —  Im  Jahre  1825  ward  bei  dem  Flecken 
Liihtheen  im  südwestlichen  Meklenburg  beim  Abräumen  eines 
Sandhügels  nur  2  Fuss  tief  unter  der  Bodenoberfläche  die 
Kuppe  eines  mächtigen  Gypsstockes  entdeckt,  in  welchem 
man  schon  250  Fuss  tief  gebohrt  hat,  ohne  seine  untere 
Grenze  zu  erreichen.  Leider  ragt  die  Kuppe  nur  wenig  über 
der  natürlichen  Wasserlaufsohle  des  Terrains  hervor,  so  dass 
der  im  Stock  eröffnete  Bruch  wird  bald  durch  künstliche 
Mittel  entwässert  werden  müssen.  Anhydrit  ist  in  ihm  bis 
jetzt  noch  nicht  gefunden  worden  und  auch  die  Borazite 
und  Steinsalznester  von  Segeberg  und  Lüneburg  scheinen  zu 
fehlen  ;  die  blättrigen,  faserigen  und  strahligen  Varietäten  des 
Gypses  sind  selten.  Der  Bruch  hat  seine  grösste  Ausdeh- 
nung von  NW.  nach  SO.  übereinstimmend  mit  der  ursprüng- 
lichen Gestalt  der  Kuppe.  Gegen  Süden  und  Osten  sinkt 
der  Gyps  schnell  in  ein  sumpfiges  Terrain.    Gegen  NW.  soll 


*)  Nach  einer  brieflichen  Mittheilung  von  G.  Bhiii-ckivek,  welche 
ich  erst  nach  Vollendung  der  vorliegenden  Arbeit  erhielt,  wird  die  geo- 
gnostische  Stellung,  welche  ich  dem  .Sandsteinlager  zugewiesen  habe,  schon 
jetzt  sehr  zweifelhaft.  Er  schreibt  nämlich :  ,,das  Kreidelager  bei  Brod- 
hagen liegt  an  dem  nordöstlichen  Abhänge  desselben  Höhenzuges,  der 
jenes  Sandsteinlager  enthält,  und  wahrscheinKch  unter  diesem,  da  der 
Sandstein  sehr  hoch,  nahe  unter  dem  Gipfel  des  Berges  liegt,  seine  festen 
Schichten  je  tiefer,  desto  weniger  mächtig  und  seltener  werden,  und  die 
letzten  Bohrproben  kleine  Gerolle  (?)  brachten ,  worunter  ganz  kleine 
Kr  e  ides  tu  ck  eben." 


474 

der  Gyps  von  Kalkstein  überlagert  gewesen  sein,  von  wel- 
chem aber  jetzt  nur  noch  einzele  Stücke  in  dem  Abraum  zu 
finden  sind ;  ein  ähnUches  Gestein  bemerkt  man  auch  hin  und 
wieder  in  den  Klüften  ,  welche  den  Gyps  gangartig  durch- 
setzen, wie  dies  auch  bei  Segeberg  und  Lüneburg  der  Fall 
ist.  Analysen  dieses  Gesteins  hat  Herr  Oberbergrath  C. 
Karsten  in  Berlin  mitgetheilt,  und  er  zieht  aus  ihnen  den 
Schluss,  dass  der  Gyps  bei  seinem  Emporsteigen  Kalkstein- 
schichten durchbrochen,  und  diese  in  Dolomit  umgewandelt 
habe,  welcher  in  wässeriger  Auflösung  später  in  die  Klüfte 
des  Gypses  geführt,  und  dann  bei  der  Aussonderung  aus  der 
Solution  in  seine  nächsten  Bestandtheile  zerlegt  wurde.*)  — 
Auch  bei  Probst-Jesar ,  ^  Meile  östlich  von  Lühtheen,  ist 
30  Fuss  tief  unter  der  Bodenoberfläche  Gyps  aufgefunden 
worden,  welcher  aber  allem  Anscheine  nach  nur  eine  Fort- 
setzung des  Lübtheener  Stockes  ist. 

Bisher  ist  der  Betrieb  des  Gypsbruches  so  lau  gewesen, 
dass  dort  nur  ein  sehr  geringer  Theil  des  im  Lande  ver- 
brauchten Gypses  gewonnen  worden  ist,  obgleich  es  keinem 
Zweifel  unterliegt,  dass  bei  zweckmässiger  Ausbeutung  des 
Lagers  der  ausländische  Gyps  ganz  und  gar  in  Meklenburg 
entbehrt  w^erden  könnte. 

2.  Steinsalzlager  sind  zwar  bis  jetzt  in  Meklen- 
burg noch  nicht  aufgefunden  worden,  da  es  sich  aber  durch 
ßohrversuche  immer  mehr  und  mehr  herausgestellt  hat,  dass  die 
Salzquellen  ihren  Ursprung  Steinsalzlagern  verdanken, 
welche  oft  in  grosser  Tiefe  unter  ihnen  liegen,  so  ist  es  nicht 
unwahrscheinlich ,  dass  auch  unsere  aus  dem  Diluvium  zu 
Tage  kommenden  Salzquellen  mit  solchen  Lagern  in  Ver- 
bindung stehen ,  obgleich  ein  solcher  Zusammenhang  hier 
noch  nicht  direct  hat  nachgewiesen  werden  können,    und  alle 


*)  Die  vorstehenden  Angaben  sind  entlehnt  aus  einer  von  C.  Kar- 
sten im  Jahre  18'i8  in  der  Berliner  Akademie  gelesenen  Abhandlung 
„Ueber  die  Verhältnisse,  unter  welchen  die  Gypsniasscn  zu  Liairhurtj, 
Segcbcrg  und  Lühlhccn  zu  Tage  treten."  Diese  Abhandlung  befindet 
sich  auch  in  K\ksteis's  Archiv  Bd.  XXII.  :?.  578  fF. 


475 

bei  der  Sülzer  Saline  vorgenommenen  Bohrungen  noch  nicht 
zu  einem  entscheidenden  Resultate  geführt  haben.*) 

Von  den  vier  gegenwärtig  in  Meklenburg  bekannten 
Salzquellen  befindet  sich  die  eine  bei  Sülz  unweit  Conow, 
\  Meile  nördlich  von  dem  Mallitzer  Braunkohlenlager,  und 
2  Meilen  südöstlich  von  Lühtheen.  Da  Gyps  und  Steinsalz 
oft  in  unmittelbarer  Verbindung  mit  einander  vorkommen, 
wie  dies  bei  Lüneburg  unzweifelhaft  und  auch  bei  Segeberg 
sehr  wahrscheinlich  der  Fall  ist,  so  könnte  auch  die  schwa- 
che Salzquelle  bei  Süh  vielleicht  einem  Salzstocke  ihren 
Ursprung  verdanken,  welcher  in  der  Nähe  des  Lübtheener 
Gypses  sich  befindet.**)  Wo  aber  die  Salzstöcke  zu  suchen 
sein  mögen,  aus  welchen  die  Quellen  bei  Neuenkirchen  im 
Amte  Bukow,  bei  Suiten  zwischen  Sternberg  und  Brüel  und 
endlich  bei  der  Stadt  Süh  gespeiset  werden,  darüber  fehlt 
es  noch  an  allen  bestimmten  Fingerzeigen ;  vielleicht  möch- 
ten die  beiden  ersteren  in  näherer  Beziehung  zu  den  zwi- 
schen ihnen  liegenden  Sohle m miner  Bergen  stehen,  wel- 
che in  der  hohen  Burg  (nach  Oberst  Baver's  Messung)  bis 
zu  469  Fuss  sich  erheben  und  eine  auffallende  isohrte  Berg- 
gruppe in  der  Küstenebene  der  Ostsee  bilden ,  welche  wohl 
schwerlich  nur  aus  Diluvialmassen  besteht.  G.  Brueckner 
hat  darauf  aufmerksam  gemacht,  dass  auch  am  Fusse  dieser 
Berggruppe  durch  das  Vorkommen  von  Samolus  Valerandi, 
am  Kühner  See  bei  Bützow,  auf  einen  Salzgehalt  des  Bodens 
hingedeutet  würde. 

Einige  andere  urkundlich  erwähnte  Salzquellen  unseres 
Landes  haben  in  neuerer  Zeit  nicht  wieder  aufgefunden  wer- 
den können ,  vielleicht  sind  sie  nach  und  nach  versiegt.  — 
Früher  waren  mehrere  Salinen  in  Meklenburg  in  Betrieb, 
jetzt  aber   nur  noch   eine  einzige  bei  der  Stadt  Sülz  an  der 


*)  S.  Koch  in  dem  Archiv  des  Vereins  u.  s.  w.  H.  V.  S.  169  ff.  — 
Auf  der  Karte  habe  ich  die  Salzquellen  mit  einem  Kreuz  bezeichnet. 

**)  Nordwestlich  von  Liibtheen,  2^  und  2|  Meilen  von  diesem  Orte 
entfernt,  finden  sich  auch  in  der  Teldau  bei  Timkenberg  und  Soltoio 
gleichfalls  schwache  Spuren  von  Salzquellen. 

Zeits.  d.  d.  geol.  Ges.  III.  H.  33 


476 

Recknitz,  deren  4{-  bis  ölöthige  Soole  jährlich  75-  bis  80000 
Centner  Salz  liefert  und  bei  zweckmässiger  Einrichtung  noch 
mehr  producircn  könnte;  dies  Quantum  genügt  jedoch  für 
Meklenburg  nicht,  weshalb  jährlich  noch  ungefähr  60000 
Centner  englisches  und  Lüneburger  Salz  eingeführt  werden.*) 

•Js  Sfc  ^ 

Nur  dies  Wenige  ist  es,  was  nach  lange  anhaltenden 
Forschungen  bis  jetzt  über  die  geognostische  Zusammen- 
setzung unseres  Bodens  ermittelt  worden  ist.  Geognostische 
Studien  sind  überhaupt  in  Norddeutschland  um  so  schwieri- 
ger, weil  das  über  unseren  sanft  wellenförmigen  Boden  aus- 
gebreitete Diluvium  alle  anderen  hier  vorhandenen  Forma- 
tionen wie  mit  einem  geheimnissvollen,  fast  undurchdringli- 
chen Schleier  verhüllt.  Grössere  natürliche  Bodendurch- 
schnitte, wie  sie  in  den  Gebirgsgegenden  die  Wände  der 
Thäler  und  Schluchten  darbieten ,  fehlen  hier  gänzlich,  und 
auch  für  tiefere  künstliche  Durchschnitte  hat  bis  jetzt  noch 
in  Meklenburg  keine  Veranlassung  vorgelegen.  Tiefe  arte- 
sische Brunnen  sind  nicht  nöthig,  da  theils  Quellwasser  reich- 
lich vorhanden  ist,  theils  die  verborgenen  Wasseradern  der 
Erdoberfläche  sehr  nahe  liegen ;  die  Chausseen  sind  ohne 
Schwierigkeit  durch  die  Thäler  und  über  niedrige  Hügel 
hinweggeführt  worden  und  die  Eisenbahnen  durchziehen  nur 
den  südwestlichen  und  nördlichen  Landestheil,  welcher  so 
eben  ist,  dass  nur  wenige  leichte  Einschnitte  des  Bodens  zu 
ihrer  Anlage  erforderlich  gewesen  sind.  Was  von  anstehen- 
den Formationen  bisher  entdeckt  ist,  verdanken  wir  daher 
meistens  dem  Zufäll  und  der  Industrie  einiger  weniger  Pri- 
vatpersonen. —  Den  eben  erwähnten  Umständen  ist  es  daher 
auch  wohl  zuzuschreiben,  dass  geognostische  Forschungen  in 
Meklenburg  leider  noch  immer  so  geringe  Thcilnahme  finden. 
Unter    unseren   zahlreichen  Naturlreunden    sind   es   nur  sehr 


*;  Die  Geschichte  dei*  nicklcnhurgischcn  Salinen  ist  von  Koch, 
Lisch  und  Vihck.  in  den  Jahibüclierii  des  Vereins  für  mcklcnburgische 
Gcschiclitc  n.  s.  w.  Jahrg.   1810  abgehandelt  worden. 


477 

wenige,  welche  sich  lebhaft  für  dies  Studium  interessiren,  und 
dies  wirkt  wieder  nachtheilig  auf  den  Stand  der  Wissenschaft 
selbst  zurück,  indem  es  den  wenigen  Forschern  nicht  einmal 
möglich  ist,  alle  die  Fäden  weiter  zu  verfolgen,  welche  wir 
jetzt  schon  in  Händen  haben,  um  uns  in  dem  labyrinthischen 
Bau  unseres  Erdbodens  zu  leiten.  Eine  günstigere  Zeit  für 
geognostische  Studien  wird  in  Meklenburg  erst  dann  einbre- 
chen, wenn  auch  die  Industrie  den  mannigfaltigen  minerali- 
schen Schätzen  unseres  Bodens  eine  grössere  Aufmerksamkeit 
zuzuwenden  anfängt.  Denn  bei  der  geringen  Bevölkerung 
unseres  fruchtbaren  Landes  hat  man  sich  bisjetzt  daran  ge- 
nügen lassen  den  Reichthum  des  Bodens  nur  durch  land- 
wirthschaftlichen  Betrieb  auszubeuten  und  hat  von  den  mi- 
neralischen Erzeugnissen  nur  das  benutzt,  was  ohne  Mühe 
zu  erlangen  war  ;  aber  auch  dies  ist  leider  fast  durchs-ängicr 
nur  sehr  mangelhaft  geschehen. 


33 


478 


5.  Erläuterungen  /u  den  ersten  zwei  Blättern  einer 
geoonostisclien  Karte  des  Könii^reiciis  llainiover,  die 
Gegend  zwisehen  Hildesheim  und  Nordheim  umfassend. 

Von  Herrn  Heumann  Roemer  in  Hüdesheim. 

Schon  vor  längeren  Jahren  begonnene  Untersuciiungen 
der  geologischen  Beschaiienheit  der  nächsten  Umgebung  mei- 
ner Vaterstadt  erregten  in  mir  den  Wunsch ,  dieselben  nach 
und  nach  über  das  ganze  ehemalige  Fürstenthum  Hildes- 
heim auszudehnen,  um  dann  das  Ergebniss  derselben  in 
einer  dieses  Gebiet  umfassenden  geognostischen  Karte  zur 
allgemeinen  Kenntniss  zu  bringen.  Erst  während  der  Aus- 
führung  des  hierauf  gegründeten  Planes  zeigte  es  sich,  wie 
wenig  diese,  noch  dazu  der  Vergangenheit  entlehnten  geo- 
graphischen Grenzen  für  eine  solche  geognostische  Untersu- 
chung eine  angemessene  Begrenzung  abzugeben  vermochten. 
Als  sich  daher  gleichzeitig  auch  für  das  hannoversche  Land 
das  Bedürfniss  einer  genaueren  Kenntniss  der  geognostischen 
Beschaffenheit  und  damit  einer  geognostischen  Karte  des 
Landes  immer  mehr  herausstellte,  reifte  in  mir  schnell  der 
Entschluss,  die  begonnene  Arbeit  als  den  Anfang  einer  geo- 
gnostischen Karte  des  Königreichs  Hannover  anzusehen  und 
damit  auch  die  endliche  Gewinnung  einer  das  gesammte 
deutsche  Vaterland  umfassenden  geognostischen  Karte  nach 
schwachen  Kräften  fördern  zu  helfen.  Viel  später  als  ich 
hoffte,  ist  es  mir  erst  jetzt  gelungen,  der  öffentlichen  Beur- 
theilung  und  Benutzung  zwei  geognostische  Blätter  vorzu- 
legen, von  welchen  das  eine  die  Gegend  zwischen  Sarstedt 
und  Alfeld,  das  andere  aber  die  zwischen  Alfeld  und  Aord- 
heim  umfasst,  während  ihre  östliche  Begrenzung  etwa  durch 
die  Städte  Jlildes/ieün ,  Jiodenhurg ,  Gandersheitn  und  Nord- 
heiin ,  die  westliche  aber  durch  Münder,  Jiodemcerder  und 
Bevern  bezeichnet  wird. 

So   wenig   es  hier   der  Ort   ist,    noch  über  den  Nutzen 


479 

derartiger  Arbeiten  zu  reden,  so  glaube  ich  doch  anderer- 
seits das  hier  vorliegende  Erzeugniss  meiner  Mussezeit,  eben 
weil  es  nicht  die  erste  Kunde  von  den  geognostischen  Ver- 
hältnissen unseres  Landes  giebt,  sondern  dieselben  nur  er- 
weiternd sich  auf  die  bereits  früher  vorhandenen  Leistuno;en 
tüchtigerer  Männer  stützt ,  wenigstens  insoweit  rechtfertigen 
zu  müssen,  dass  ich  die  gewonnenen  Vorzüge,  insbesondere 
vor  der  geognostischen  Karte  des  nordwestlichen  Deutsch- 
lands von  Fr.  Hoffmann  mit  kurzen  Worten  hervorhebe, 
worauf  dann  die  Hauptaufgabe  dieses  Aufsatzes,  eine  ge- 
drängte Zusammenstellung  der  bei  der  Untersuchung  ge- 
machten wichtigeren  Beobachtungen  sofort  folgen  soll. 

Man  kann  dem  Talente  wie  auch  der  rastlosen  Thätig- 
keit  Hoffmann's  die  aufrichtigste  Bewunderung  zollen  und 
muss  es,  wenn  man,  wie  ich,  bei  der  Untersuchung  unseres 
Landes  fast  mit  jedem  Schritte  in  seine  Fusstapfen  tritt  und 
durch  die  von  ihm  geknüpften  Ariadnefaden  durch  so  man- 
ches Labyrinth  sicher  geleitet  wird  ;  aber  man  verkleinert  auch 
seine  Verdienste  nicht,  wenn  man,  wie  in  dem  Verlaufe  mei- 
ner Darstellung  öfter  geschehen  wird,  zeigt,  wo  derselbe 
geirrt  hat.  Vergleichen  wir  die  vorliegenden  beiden  Blätter 
mit  der  Hoff3IANn' sehen  Karte,  so  ergiebt  sich  zunächst, 
dass  schon  durch  die  blosse  Wiederholung  der  Beobachtun- 
gen eine  grössere  Zuverlässigkeit  auch  für  die  überein- 
stimmenden Theile  beider  Karten  gewonnen  ist  und  dass  die 
durch  zahlreiche  trigonometrische  Messungen  erzielte  grosse 
Genauigkeit  der  PAPEN'schen  Karte,  auf  welche  sich  meine 
Untersuchungen  aufgetragen  finden,  die  Vermeidung  einer 
grossen  Menge  Fehler  ermöglicht  hat,  welche  von  Hoff3IAnn 
auch  bei  der  grössten  Sorgfalt  nicht  vermieden  werden  konn- 
ten. Ungleich  mehr  ist  aber  noch  durch  den  vierfach  grös- 
seren Quadrat-Inhalt  der  PAPEN'schen  Karte  (7^(77717)  gewon- 
nen, da  hierdurch  nicht  blos  die  Grenzlinien  der  einzelnen 
Formationen  eine  bei  Weitem  grössere  Genauigkeit  und  Be- 
stimmtheit gewinnen,  sondern  auch  die  Möglichkeit  gegeben 
ist,  noch  acht  Gebirgs-Abtheiluugen  mehr  aufzutragen,  wel- 


480 

che  die  HoFFMANis'sche  Karte  nicht  unterschieden ,  sondern 
mit  andern  vereinigt  hat.  Es  sind  aber  auch  seit  dem  Ent- 
stehen der  HoFFMAKN'schen  Karte  zwanzig  Jahre  verflossen 
und  die  in  diesem  Zeiträume  mächtig  fortgeschrittene  Wis- 
senschaft hat  es  leicht  gemacht,  jetzt  eine  Menge  Irrthümer 
zu  erkennen  und  zu  beseitigen ,  welche  zu  jener  Zeit  nicht 
wohl  vermieden  werden  konnten.  Wir  erinnern  dabei  nur 
an  die  Kreidesandsteine,  den  Flammenmergcl  und  Hils,  wel- 
chen allen  von  Hoffmakn  eine  unrichtige  Stellung  angewie- 
sen ist.  Andererseits  sind  während  des  Verlaufes  jenes 
zwanzigjährigen  Zeitraums  durch  Bohrversuche,  durch  die 
Einschnitte  der  P^iscnbahnen  und  durch  die  verschiedenartig- 
sten Anlagen  eine  grosse  Zahl  neuer  Aufschlüsse  gewonnen, 
welche  die  Anhaltspunkte  für  zahlreiche  Verbesserungen  der 
Karte  geworden  sind  und  deren  Ausdehnung  auch  über  die 
nordöstlich  von  Hildesheün  beginnende  Ebene  möglich  ge- 
macht haben.  Endlich  glaube  ich  auch  durch  die  Bezeich- 
nung der  wichtigsten  Aufschluss-  und  Beobachtungspunkte, 
besonders  solcher ,  welche  eine  Abweichung  von  der  Hoff- 
MANN'schen  Karte  begründen ,  oder  später  wieder  eingegan- 
gen sind,  so  wie  auch  durch  die  Angabe  der  Richtung  des 
Einfallens  der  Schichten  mittelst  kleiner  Häkchen  den  Werth 
der  Karte  erhöht  zu  haben  und  hoffe  vorzugsweise  auch 
durch  die  Hinzufügung  der  interessanteren  Gebirgsprofile  und 
der  gleich  folgenden  bei  der  Untersuchung  des  Landes  ge- 
sammelten geognostischen  Bemerkungen  die  Benutzung  der 
Karte  erheblich  zu  erleichtern. 

Ich  wende  mich  jetzt  zur  Mittheilung  der  zum  Ver- 
sfändniss  der  Karte  geeignetsten  Beobachtungen ,  wobei  ich 
aber  vorzugsweise  nur  das  für  die  Wissenschaft  Interessante 
im  Auge  behalte  und  eine  mehr  populäre  Darstellung  der 
geognostischen  Verhältnisse  dieser  Gegend,  wie  solche  von 
Technikern,  Forst-  und  Landwirthen  u.  s.  w.  gewünscht 
werden  kann,  mir  für  den  hiesigen  naturhistorisciien  Verein 
vorbehalte.  Eben  so  wenig  ist  hier  der  geeignete  Ort  für 
eine  Zusammenstellung  aller  in  dem  Gebiete  der  Karte  vor- 


481 

kommenden  Versteinerungen  und  muss  in  dieser  Beziehung 
auf  die  Werke  von  Fr.  A.  Roemer,  Dunker,  Dijnker  und 
Koch,  und  Philippi  verwiesen ,  auch  auf  die  Beschreibung 
von  uns  in  grosser  Zahl  aufgefundener  neuer  Arten  hier  ver- 
zichtet werden. 

Fügt  man  beide  Blätter  der  Karte  zusammen,  so  tritt 
zunächst  die  Eigenthümlichkeit  der  von  ihr  umfassten  Ge- 
gend in  Bezug  auf  die  äussere  Erscheinung  der  so  überaus 
mannigfaltigen  Gebirgsbildungen  vor  die  Augen.  Es  ist  die 
Bildung  von  vier  grossen  Mulden,  welche  fast  das  gesammte 
Gebiet  der  Karte  einnehmen  und  zu  den  vielfachen  Aufschlüs- 
sen der  Gegend  durch  eine  so  reiche  Folge  verschiedener 
Formationen  die  Veranlassung  gegeben  haben.  Für  die  Er- 
hebung dieser  Gegend  kommen  vorzugsweise  drei  in  ziem- 
lich gleicher  Entfernung  von  einander  parallel  laufende  He- 
bungslinien in  Betracht,  deren  Richtung  genau  von  Südost 
nach  Nordwest  liegt ,  so  dass  das  Gebiet  beider  Blätter 
V.  Bucu's  nordöstlichem  Ketteusysteme  angehört,  jedoch  mit 
Ausnahme  des  Sollings,  der,  wie  es  scheint,  schon  dem  nörd- 
lichen Systeme  zugeordnet  werden  muss.  Die  nördlichste 
jener  erwähnten  drei  Hebungslinien  liegt  eine  Stunde  südlich 
von  Hildesheim  und  wird  durch  die  beiden  aus  entgegenge- 
setzter Richtung  kommenden  Arme  des  Beusterbaches  be- 
zeichnet, indem  diese  genau  auf  der  Hebungsspalte  fliessen. 
Die  andere,  mittlere  Hebungslinie  fällt  in  das  Leinethal  und 
ist  südöstlich  von  Alfeld  durch  den  Lauf  des  Flusses,  nord- 
westlich von  Alfeld  mehr  durch  die  der  Leine  entlang  ge- 
führte Landstrasse  bezeichnet.  Endlich  fällt  die  dritte  He- 
bungslinie in  den  nordöstlichen  Theil  des  Sollings.  Die 
Schichtenköpfe  des  bunten  Sandsteins  sind  aber  die  älteste 
Bildung,  welche  in  der  Richtung  dieser  genannten  Hebungs- 
linie an  den  Tag  getreten  ist  und  eben  deshalb  sind  auch  die 
drei  ausgedehntesten  Mulden  von  dem  bunten  Sandstein  an- 
gehörenden Bergreihen  eingeschlossen. 

Die  nördlichste  der  vier  Mulden  wird  durch  den 
Osterwald    bezeichnet.      Südlich    von    ihr    zwischen  Weser 


482 

und  Leine  in  einer  Längenausdelmung  von  über  sechs  Stunden 
und  mit  einem  zwei  Stunden  langen  Queerdurchmesser  erstreckt 
sich  die  grösste  Mulde,  deren  südlichste  Hälfte  unter  dem 
Namen  der  Hilsmulde  bereits  eine  geognostische  Berühmtheit 
erlangt  hat.  Oestlich  hiervon  liegt  die  dritte  Mulde,  deren 
höchste  Erhebung  die  Siebenberge  und  der  Sackwald  bilden 
und  welche  wir  mit  dem  Namen  der  Alfelder  Mulde  bezeich- 
nen wollen.  Die  vierte  Mulde  wird  in  ihrer  ganzen  Breite 
von  der  Urne  durchflössen  und  kann  der  Kürze  wegen  die 
Eimbecker  Mulde  genannt  werden.  Wenn  in  den  drei  zuerst 
erwähnten  Mulden  Gruppen  der  Kreide  das  jüngste  Glied 
bilden,  so  ist  es  in  der  letztgenannten  schon  der  Lias,  und 
während  in  den  drei  nördlicheren  Mulden  jene  jüngsten  Glie- 
der zuirleich  die  höchste  Erhebuno;  der  Mulde  über  dem 
Meere  einnehmen,  nimmt  in  der  südlichen  Eimbecker  Mulde 
der  Lias,  hier  das  jüngste  Glied,  den  tiefsten  Theil  der  Mulde 
ein.  Dies  findet  freilich  eben  in  dem  Umstände,  dass  hier 
jüngere  den  Lias  überlagernde  Kalkmassen  fehlen,  seine  Er- 
kläruno;  •  denn  auch  in  den  anderen  drei  Mulden  sind  ebenfalls 
in  dem  Lias,  welcher  den  Einflüssen  des  "Wassers  nur  ge- 
ringeren Widerstand ,  als  die  im  Liegenden  und  Hangenden 
desselben  befindlichen  Gebirgsmassen  zu  leisten  vermag,  die 
tiefsten  Thäler  dieser  Mulden  ausgewaschen.  Ueberhaupt 
wird  es  durch  eine  sorgfältige  Untersuchung  des  Gebietes 
dieser  Karte  über  jeden  Zweifel  festgestellt,  dass  zwar  nur 
in  Folge  eingetretener  Hebungen  alle  jene  mannigfaltigen 
Gebirgsschlchten  zu  Tage  getreten  sind,  dass  aber  nur  durch 
den  Einfluss  des  Wassers,  durch  das  Einschneiden  desselben 
in  die  weicheren  Thon-  und  Mergelschichten  der  für  das 
Auge  so  liebliche  und  für  den  Anbau  der  Menschen  so  för- 
derliche Gegensatz  zwischen  der  Tiefe  der  Thäler  und  der 
Höhe  jener  mannigfaltigen  Sand-  und  Kalksteinmassen,  wel- 
che wir  so  erst  Gebirge  nennen,  geschaffen  ist,  dass  mitiiin, 
hätten  jene  thonigen  und  mergeligen  Zwischenschichten  ge- 
fehlt, die  hier  untersuchte  Gegend  trotz  der  stattgehabten 
Hebung  fast  noch  als  Ebene  erscheinen  würde. 


483 

Die  von  der  nördlichsten  jener  Hebungslinien  nach  Nord- 
ost einfallenden  Gebirge  gehören,  wie  es  scheint,  einer  Mul- 
denbildung nicht  an,  obschon  sich  in  der  Richtung  von  Hot- 
tebn  nach  Sehnde  (an  der  Hildesheim-Lehrter  Eisenbahn)  der 
Muschelkalk  mit  südöstlichem  Einfallen  erhebt  und  auch  der 
Feldberg  in  der  Mitte  der  von  Hildesheim  nach  Braunschiveig 
führenden  Landstrasse  noch  eine  Erhebung  des  weissen  Jura 
mit  gleichfalls  südlichem  Einfallen  der  Schichten  zeigt,  so 
dass  durch  diese  beiden  Erhebungen  vielleicht  doch  noch  ein 
Zusammenhang  mit  den  von  unserer  nördlichsten  Hebungs- 
linie nordöstlich  gelegenen  Schichten  angedeutet  wird  und 
das  Vorhandensein  einer  fünften  Mulde  noch  nachgewiesen 
werden  kann.  Die  Entstehung  dieser  Muldenbildung  vermö- 
gen wir  übrigens  nur  durch  die  Einwirkung  von  Kräften  zu 
erklären,  welche  bei  der  Entstehung  anderer  Kettensysteme 
auch  auf  die  von  Südost  nach  Nordwest  erfolgten  Hebungen 
der  Gebirgsketten  dieser  Gegend  hier  und  da  mehr  oder  we- 
niger störend  und  meistens  in  fast  rechtwinkliger  Richtung 
einwirkten. 

Von  dieser  nur  das  Erheblichste  berührenden  Schilderung 
der  Hebungsverhältnisse  gehe  ich  zu  Mittheilungen  über 
das  Verhalten  der  einzelnen  Gebirgsbildungen  über,  welche 
innerhalb  des  Gebiets  unserer  Karte  auftreten.  Wir  haben 
hier  nur  mit  geschichteten  Massen  zu  thun. 

9er  bunte  Randstein 

ist,  wie  schon  erwähnt,  die  älteste  der  hier  in  Betracht  kom- 
menden Bildungen,  welche  den  aufgestellten  drei  Hebungs- 
linien entlang  meistens  in  zwei  parallelen  Gebirgszügen  mit 
entgegengesetztem  Einfallen  an  den  Tag  getreten  ist.  Dem 
bunten  Sandstein  der  nördlichsten  Hebungslinie  gehören  die 
Escherberge,  Hildesheimer  Wald,  Tosmerberg,  Hamberg, 
Griesberg,  der  Südwald  und  das  Gronauer  Holz  an ;  auf  der 
mittleren  Hebungslinie  tritt  der  bunte  Sandstein  in  dem 
Helleberge  unweit  Gandersheim  und  dessen  nordwestlicher 
Forterstreckung,   dem  Schönefeld,   Hahnenberge,   Schwarze- 


484 

köpf,  Brucht-,  Schlee-,  Wahr-,  Nutten-,  Bocks-  und  Röbser- 
bei-ge  bis  in  die  Nähe  von  Eime  auf.  Mit  der  dritten 
HebungsHnie  stehen  endlich  die  bunten  Sandsteine  des  Vog- 
ler, dessen  nördliche  Fortsetzung  die  Alpke  mit  dem  Eck- 
berge bei  Bodenwerder  und  der  ringförmig  gehobene  Elfas 
nebst  den  zwischenliegenden  Bergrücken  in  Verbindung. 
Ebenso  der  nordöstliche  Theil  des  SoUings,  insbesondere  der 
Eichenfuss ,  die  Uhlenstöcke  und  die  Ahlsburg  von  Fredels- 
loh.  Ausser  diesem  durch  die  erwähnten  drei  Hebungslinien 
bezeichneten  Auftreten  des  bunten  Sandsteins  ist  derselbe 
noch  in  unbedeutender  Ausdehnung  nordwestlich  von  Hildes- 
heim bei  dem  Dorfe  Giesen ,  dann  nördlich  von  Ehe  in  der 
Richtung  von  Sorswn  nach  Schulenhurg  und  endlich  in  noch 
weit  grösserer  Ausdehnung  östlich  von  Eimheck  gehoben. 

Der  bunte  Sandstein,  welcher  in  dem  Gebiete  der  Karte 
nicht  selten  eine  Mächtigkeit  von  über  tausend  Fuss  erreicht, 
gehört  hier  meistens  der  unteren,  aus  massig  stark  geschich- 
teten oder  in  mächtige  Bänke  zerklüfteten,  feinkörnigen,  mehr 
oder  weniger  glimmerreichen  eisenrothen  Sandsteinen  beste- 
henden Abtheilung  an.  Nur  diese  untere  Abtheilung  liefert 
(im  SoUing,  bei  Rellinghauseii,  Kreiensen  u.  8.  w.)  grössere 
zu  den  verschiedenartigsten  Steinhauerarbeiten  geeignete  Qua- 
der. Die  obere  Abtheilung  des  bunten  Sandsteins  besteht 
dagegen  aus  mehr  oder  weniger  dünnschiefrigen,  mit  Thon- 
schiefern  Avechsellagernden  rothen  Sandsteinen,  wie  sie  der 
nördlichen  Hebungslinie  entlang  und  bei  Giesen  sich  zeigen, 
oder  aus  rothen  glinimerreichen  Sandsteinschiefern,  welche 
im  SoUing  häufig  die  ältere  Abtheilung  überlagern  und  unter 
dem  Namen  der  Sollinger  Platten  zum  Bedecken  der  Ge- 
bäude, Fussböden  und  Fusswege  eine  überaus  grosse  Be- 
nutzung finden.  Sonst  können  diese  oberen  Schichten  als 
Bausteine  nur  selten  benutzt  werden,  obschon  dieselben  bei 
überwiegendem  Quarzgehalte  zuweilen  (bei  Wehrstedt)  fast 
gefrittet  erscheinen  und  dann  wegen  ihrer  grossen  Festigkeit 
sogar  zum  Wegebau  und  Strassenptlaster  benutzt  werden. 
Die    in  der   unteren  Abtheilung  sonst  nicht  seltenen  lieber- 


485 

i: 

gänge  in  hellgrauen  oder  weisslichen  Sandstein  mit  unter- 
geordneten Bänken  von  Rogenstein  kommen  in  den  hier 
untersuchten  Gegenden  nicht  vor.  In  der  oberen  Abtheilung 
des  bunten  Sandsteins  treffen  wir  als  jüngste  Ablagerung 
eigenthümliche  rostrothe,  sandige,  mit  Glimmerschüppchen 
gemischte  Mergel,  welche,  dem  Keupermergel  ähnlich ,  von 
Trümmern  oder  schwachen  Schichten  eines  weisslichen  Kalk- 
mergels  durchsetzt  werden  oder  damit  wechsellag-ern.  An 
der  von  Stadtoldendoi-f  nach  Lenne  führenden  Landstrasse 
sind  diese  Mergel  von  Wasserrissen  eigenthümlich  zerrissen 
und  scheinen  die  kalkigen  Zwischenschichten  hier  schon  den 
Uebergang  zum  Muschelkalk  zu  bilden.  Ebenso  sind  diese 
Schichten  neben  der  Halbmeisterei  bei  Stadtoldendorf  aufge- 
schlossen ,  wo  sie  auch  zum  Mergeln  des  Landes  vielfach 
benutzt  werden,  ferner  neben  der  Blankschmiede  bei  Forst, 
im  Thale  des  Forstbaches  und  besonders  in  der  Umgebung; 
von  Golmbach.  Südlich  von  Stadtoldendorf  unterteufen  diese 
Mergel  ebenfalls  den  Muschelkalk  am  Holzberge  bei  Macken- 
sen,  der  Eisenhütte  bei  Dassel,  Hilwartshauseti  u.  s.  w. 

Von  den  dem  bunten  Sandstein  untergeordneten  Massen 
haben  besonders  Steinsalz  und  Gyps  eine  nicht  geringe  Be- 
deutung für  unsere  Gegend.  Die  Salinen  von  Sahdetfurt, 
Heiersuni  und  Sülbeck  verarbeiten  die  den  oberen  Schichten 
des  bunten  Sandsteins  entquellende  Soole.  Gypsstöcke  treffen 
wir  im  bunten  Sandsteine  beim  Gieser-Teiche  (von  Hoff- 
mann, der  hier  auch  den  bunten  Sandstein  unrichtis;  sezeich- 
net,  nicht  angegeben).  Am  Fusse  des  Südwaldes  unweit 
Diekhohen  bei  Hildesheim  liegen  mehrere,  jetzt  nicht  mehr 
benutzte  Gypsstöcke.  Ungleich  mächtiger  aber  noch  tritt  der 
Gyps  südlich  von  Alfeld  bei  3Jeimershausen  auf  und  die 
umfangreichste  Masse  desselben  finden  wir  nördlich  von 
Stadtoldendorf,  wo  er  in  einer  Längenausdehnung  von  fast 
einer  halben  Stunde  und  in  der  Breite  einer  Viertelstunde 
mehre  hundert  Fuss  mächtig  auftritt.  Die  schneeweissen 
mächtigen  Gypsmassen  ziehen  sich  hier,  einem  Gletscher 
nicht   unähnlich,    zwischen  dem  dunklen  Grün  des  Buchen- 


486 

Waldes  in  ein  enges  Wiesenthal  und  geben  der  Gegend  ein 
höchst  eigenthüniliches  Ansehen.  Südlich  von  der  Eisenhütte 
bei  Dassel  finden  wir  in  den  oberen  Schichten  des  bunten 
Sandsteins  dünne  Thonlagen  mit  ebenso  dünnen  Gypsschich- 
ten  wechsellagern  und  mit  regelmässigem  Einfallen. 

Zu  den  untergeordneten  Massen  des  bunten  Sandsteins 
rechnen  Avir  auch  den  Eisensandstein  ,  welcher  südlich  vom 
Aulsberge  bei  Lüthorst  in  etwa  20  Fuss  tiefen  Gruben  ge- 
brochen und  auf  der  Eisenhütte  bei  Dassel  verarbeitet  wird. 
Das  Eisen  hat  sich  hier  mit  dem  ziemlich  grobkörnigen 
Sandsteine  meistens  in  grössere  Nieren  zusammengezogen,  so 
dass  die  Schichten  undeutlich  geworden  und  die  umgeben- 
den Sandsteine  fast  ganz  weiss,  auch  die  einzelnen  Quarz- 
körner oft  alles  Bindemittels  beraubt  sind  und  nur  die  La- 
gerungsverhältnisse diesem  Gesteine  hier  seine  Stelle  an- 
weisen. 

Der  Muschelkalk. 

Leider  ist  v.  Strome eck's  Beitrag  zur  Kenntniss  der 
Muschelkalkbildung  erst  erschienen,  als  schon  der  bei  Wei- 
tem grösste  Theil  der  hier  vorliegenden  Untersuchungen 
beendigt  war,  so  dass  die  Resultate  jener  Arbeit  trotz  man- 
cher wiederholter  Nachforschungen  doch  nicht  überall  mit  der 
nöthioren  Sorgfalt  zur  Vcroleichunc;  benutzt  werden  konnten. 

DO  DO 

Nachträge  zu  dem  hier  Mitgetheilten  werden  deshalb  um  so 
erforderlicher  werden ,  als  der  Muschelkalk  eine  so  überaus 
weite  Verbreitung  in  hiesiger  Gegend  hat  und  für  technische 
Zwecke  und  Bodenkultur  von  grösster  Bedeutung  ist. 

Zur  Verhütung  von  Wiederholungen  schicke  ich  als  all- 

D  O 

gemeinere  Bemerkungen  vorauf,  dass  dolomitische  Mergel 
und  Dolomit  der  mittleren  Abtheilung,  so  wie  auch  Mehl- 
stein (Schaumkalk)  der  unteren  Abtheilung  v.  Stkombeck's 
im  Gebiete  dieser  beiden  Blätter  zu  fehlen  scheinen ,  auch 
lihyncholites  hirundo  und  Trochus  Albertianus  im  Trochiten- 
kalke,  trotz  dessen  weiter  Verbreitung,  nur  einmal,  erstcrer 
bei  hiliksheini,  letzterer  bei  Immensen  angetroffen  ist. 


487 

Der  Muschelkalk  in  der  nächsten  Umgebung  Hüdesheims, 
d.  h.  nordöstlich  von  der  nördlichsten  der  drei  Hebungslinien, 
gehört  der  oberen  und  mittleren  Abtheilung  an,  welche  hier 
fast  überall  einander  begleiten,  obschon  der  grösseren  Brauch- 
barkeit wegen  in  der  Regel  nur  die  mittleren  Schichten  durch 
Steinbrüche  aufgeschlossen  sind.  Die  Schichten  der  oberen 
Abtheilung  sind  am  vollständigsten  in  den  iiteuerwald  am 
nächsten  liegenden  Brüchen  des  Osterberges  zu  erkennen, 
aber  auch  am  Rotzberge  u.  s.  w.  mehrfach  aufgeschlossen. 
Erst  auf  der  Südseite  dieser  Hebungslinie  treffen  wir  über 
Sibhesse  am  Steinberge  auch  auf  die  untere  Abtheilung  des 
Muschelkalkes  und  zwar  auf  den  jüngsten  Wellenkalk,  dünn- 
schichtige durch  die  eingeschlossenen  wurmförmigen  Concre- 
tionen  auf  den  Absonderungsflächen  unebene  wellenförmige 
Kalksteine.  Darüber,  aber  äusserlich  durch  einen  Thalein- 
schnitt getrennt,  liegt  wohl  80  Fuss  mächtig  die  mittlere 
Abtheilung,  zum  grösseren  Theil  Trochitenkalk  und  nur  in 
einer  Mächtigkeit  von  20  Fuss  auch  schön  entwickelter 
OoHthenkalk,  welcher  hier  zahlreiche  Saurierreste  umschliesst. 
In  der  weiteren  Erstreckung  dieses  Gebirges  tritt  dann  auch 
noch  die  obere  Abtheilung  auf.  Südwestlich  von  Bode?ihurg 
ist  bei  Sehlem  die  obere  Abtheilung,  am  Nussberge  auch  die 
mittlere  aufgeschlossen. 

Von  dem  auf  beiden  Selten  der  mittleren  Hebungslinie 
im  Leinethal  auftretenden  Muschelkalke  ist  nur  zu  bemerken, 
dass  auch  hier  vorzugsweise  die  mittlere  Abtheilung,  jedoch 
gewöhnlich  auch  in  Begleitung  der  oberen  auftritt.  Bei  Al- 
feld hat  die  Leine  den  Muschelkalk  durchbrochen  und  bis 
nördlich  von  Brüggen  weggewaschen.  Südlich  von  Alfeld 
bei  Immenseii  steht  jüngerer  Wellenkalk  der  unteren  Abthei- 
lung und  oolithischer  Kalk  mit  Trochitenkalk  (darin  zahlrei- 
che Exemplare  des  Trochus  Albertianus  und  kleine  undeut- 
liche Exemplare  des  Nautilus  bidorsatus)  der  mittleren  Ab- 
theilung an.  Im  Muschelkalke  bei  Heckenbeck  finden  sich 
auch  Gypsstöcke.  Am  Külf  treffen  wir  bei  Deinsen  den 
jüngeren  Wellenkalk  der  unteren  Abtheilung  ebenfalls.  Uebev 


488 

Esbeck ,  Sehlde  und  Ehe  treten  diese  Erhebungen  des  Mu- 
schelkalkes mit  den  bei  Mahlerten  und  Heiersum  vereinigten 
Armen  der  nördlichen  Hebungslinie  in  Verbindung  und  am 
Fusse  des  Schulenburger  Berges  sind  alle  drei  Abtheilungen 
des  Muschelkalkes  aufgeschlossen.  Für  den  Zusammenhang 
dieser  Muschelkalkbildungen  muss  aber  noch  bemerkt  wer- 
den, dass  der  Muschelkalk  nicht  blos  in  dem  von  Eime  nach 
Bafiteln  führenden  Fahrwege  und  auf  der  Höhe  bei  Esheck 
aufgeschlossen  ist,  sondern  auch  bei  Sehlde  noch  1843  Mu- 
schelkalk gebrochen  ist.  Westlich  von  El%e  tritt  in  den  Hö- 
hen zwischen  IVittenburg  und  Al/erde,  der  s.  g.  Finie,  vor- 
zugsweise der  Trochitenkalk  der  mittleren  Abtheilung  auf, 
ebenso  am  Abraham  und  Limberge  in  einer  langen  Reihe 
von  Steinbrüchen.  Bei  Eldagsen  bezeichnet  die  Saline,  wel- 
che unmittelbar  auf  dem  Muschelkalke  steht,  die  Grenze  des- 
selben und  ein  hier  unternommener  Bohrversuch  auf  Stein- 
salz wird  bald  auch  seine  Mächtigkeit  erkennen  lassen. 
Gegenwärtig  ist  das  im  Muschelkalk  angesetzte  Bohrloch 
415  Fuss  tief.  Dass  der  Muschelkalk  sich  auch  von  Esbeck 
bis  He?nmendorf  hinzieht,  ist  bisher  nicht  erwiesen,  denn  die 
bei  der  Tilly- Linde  unweit  Hemmendorf  gefundenen  Mu- 
schelkalkstücke scheinen  nur  Geschiebe  zu  sein. 

Untersuchen  wir  die  mit  der  Erhebung  des  Sollings  in 
Verbindung  stehenden  Massen  des  Muschelkalkes,  so  gehört 
zunächst  der  südlich  und  südwestlich  vom  Hilse  und  Ith 
gelegene  Plöhenzug  vorzugsweise  der  oberen  Abtheilung 
an,  von  Escher sluiusen  in  nordwestlicher  llichtung  bis  zur 
Weser  herrscht  aber  wieder  die  mittlere  Abtheilung  vor  und 
zwischen  lii/hle  und  Golmbach  triH't  man  fast  nur  auf  die 
Wellenkalke  der  unteren  Abtheilung.  Augenscheinlich  hat 
in  dieser  letzteren  Gegend  der  Muschelkalk  ursprünglich  ein 
grosses  Plateau  gebildet,  in  welchem  das  Wasser  nach  allen 
Kichtungen  hin  tiefe  Thäler  geschnitten  hat ,  so  dass  nur 
mehrere  hundert  Fuss  hohe,  drei-  oder  vierseitige  Pyramiden 
stehen  geblieben  sind,  welche  der  Gegend  besonders  bei 
liü/ile     einen    ganz     eigenthümlichcn     Charakter     verleihen. 


489 

Ausserdem  hat  aber  auch   die  Weser  dieses  Plateau  durch- 
brochen,   so  dass  hier  eine  mächtige  Felswand  des  Muschel- 
kalkes   ihr  rechtes   Ufer  bildet.     Nach   der   Zerstörung  des 
Muschelkalkes   hat  dann  das  Wasser  in  den  unterliegenden 
rothen  Mergeln  des  bunten  Sandsteines  noch  weniger  Wider- 
stand gefunden  und  diese  z.  B.  auf  der  Südseite  von  Golmlxtch 
tief  eingeschnitten,  und  gewährt  hier  ein  stehengebliebener  Ke- 
gel dieses  Mergels,  welchen  noch  eine  kleine  Kuppe  des  Mu- 
schelkalkes krönt,  einen  sonderbaren  Anblick.  Nur  in  der  Eim- 
becker  Mulde,    in   welcher  alle  drei  Abtheilungen  des   Mu- 
schelkalkes   ihre   Vertretung    finden,    tritt  auch   der    untere 
Wellenkalk  der  unteren  Abtheilung  in  grösserer  Ausdehnung 
auf.      Am   Bier  bei   Dassel,    wie   auch  an    anderen    Punkten 
dieser  Gegend,    wo  die  mittlere  Abtheilung  des  Muschelkal- 
kes vorherrscht,   ist  das  Gestein  meistens  sehr  fest,  dunkel- 
blaugrau und   arm    an  Versteinerungen.     In  Bezug   auf  die 
Verbreitung    des  Muschelkalkes  muss  ich  hier  aber  noch  auf 
das   tiefe  Eintreten   desselben  in  den  Solling  bei  Mackensen, 
auf  die  kleine  Muschelkalkablagerung,  welche  am  Fusse  der 
Lehmse    und  Platte    durch    den   von  Lanenburg  nach  Dellie- 
hausen   führenden   Weg  aufgeschlossen  ist,   und    die   beiden 
kleinen  Köpfe  nordöstlich  von  Sahder hehlen  aufmerksam  ma- 
chen, welche  sämmtlich  wohl  nur  als  Denksteine  einer  früher 
weiteren  Ausdehnung    des   Muschelkalkes   in  dieser  Gegend 
anzusehen   sind.     Durch  den  Herrn  Salzschreiber  Raven  ist 
auch  die  Erhebung  des  Muschelkalkes   bei  Immensen  aufge- 
funden ,  auch    glaubt  derselbe  den  Muschelkalk  bei  Ameisen 
anstehend  gesehen  zu  haben. 

Von  dem  Muschelkalke  unterjreordneten  Massen  ist  nur 
der  Gyps  zu  nennen.  An  der  Vosslade  bei  Himmelsthür  un- 
weit Hildesheim,  am  Breitestein  bei  lUihle  an  der  Weser,  un- 
weit davon  bei  Bröckeln,  dann  an  der  Gande  westlich  von 
Orxhausen  und  bei  Heckenbeck  sind  Gypsstöcke  in  den  Mu- 
schelkalk eingelagert.  Am  Fusse  der  Vosslade  und  des 
Salzberges ,  etwa  eine  Viertelstunde  unterhalb  des  Leine- 
thurms  bei  Nordheim,  wo  Hoffmann  den  Muschelkalk  nicht 


490 

beobaclitet,  aber  früher  auch  eine  Saline  gestanden  hat.  ent- 
springen auch  Salzquellen  aus  dem  Muschelkalke,  die  aber 
doch  wahrscheinlich  einen  tieferen  Ursprung  haben.  Die 
Benutzung  des  Muschelkalkes,  der  oft  eine  Mächtigkeit  von 
über  500  Fuss  erreicht,  ist  eine  sehr  ausgedehnte,  und  wo 
er  auftritt,  ist  er  eben  deshalb  durch  zahlreiche  Steinbrüche 
aufgeschlossen.  Gebrannt  liefert  er  den  besten  Mörtel,  dient 
dann  auch  zum  Weissen,  zum  Düngen  der  Felder  (Duxen) 
und  Vertilgen  der  Schnecken.  In  Ermangelung  eines  feste- 
ren Materials  wird  er  zum  Chausseebau  und  Strassenpflaster 
fast  überall  bei  uns  verwendet,  doch  ist  er  nur  zu  Fussbän- 
ken  gut  geeignet.  Als  Baustein  ist  er  gut  behauen  ein  ebenso 
dauerhaftes  als  schönes  Material. 

Der  Kcuper 

begleitet  fast  überall  den  Muschelkalk  und  nimmt  einen  nicht 
geringen  Flüchenraum  im  Gebiete  unserer  Karte  ein.  Es 
sind  aber  nur  die  beiden  oberen  Abtheilungen  des  Keupers, 
die  rothcn  bunten  Mergel  und  die  darüber  liegenden  Keuper- 
sandsteine,  welche  für  unsere  Gegend  in  Betracht  kommen. 
Auf  der  nordöstlichen  Seite  der  nördlichsten  Hebungs- 
linie läuft  auf  dem  linken  Ufer  der  Innerste  bis  zum  Dorfe 
Giesen  ein  Höhenzug,  welcher  von  Hoffmann  dem  Lias- 
sandstcin  zugerechnet  ist,  aber  zuverlässig  dem  Keupersand- 
stein  angehört.  Zwischen  diesem  Höhenzuge  und  den  da- 
hinterlicgenden  hohen  Bergzügen  des  Muschelkalkes  finden 
wir  ein  Thal,  welches  (durch  die  Trillke  und  den  Beuster- 
bach)  in  dem  rothen  Keupermergel  ausgewaschen  ist.  Der 
Keupermergel  läuft  hier  meistens  als  eine  vom  Wasser  viel- 
fach eingeschnittene  Hügelreihc  hinter  dem  bezeichneten  Hö- 
henzuge des  Keupersandsteins  her  und  ist  an  zahlreichen 
Stellen  auf jgeschlosscn ,  so  besonders  an  der  Westseite  des 
Mastberges  bei  Steuenvald,  am  Kirchhofe  bei  MoHt%herg,  fast 
überall  am  Fusse  des  Steinberges,  aber  auch  noch  dicht  bei 
Marienrode  am  Fahrwege  nach  Dickhohen  und  auf  einen 
kleinen  Raum  beschränkt,  auch  westlich  \on  Neuhojf.    Dünne 


491 

Zvvischenlagen  von  Thon  und  Sand  machen  den  Uebergang 
zum  jüngeren  Keupersandstein,  welcher  eine  Mächtigkeit  von 
nur  etwa  30  bis  50  Fuss  haben  mag  und  das  Material  zu 
allen  Kirchen  Hildesheims  geliefert  hat.  Ueber  diesem  Sand- 
stein findet  sich  eine  4  bis  6  Fuss  mächtige  Schicht  eines 
zähen  schwarzen  Lettens,  auf  welchen  dann  wieder  merglige, 
thonige  und  einige  Fuss  mächtige  Schichten  eines  dünnge- 
schichteten Sandsteines  folgen.  Diese  letzteren  Sandsteine 
sind  versteinerungsleer  und  nur  rücksichtlich  ihrer  könnte 
vielleicht  gestritten  werden,  ob  sie  noch  dem  Keupersandstein 
oder  schon  dem  darüberliegenden  Lias  zugezählt  werden 
müssen.  Bei  Klein-Escherde  und  Sorsum  ist  Keupermergel 
abgelagert,  der  sich  südlich  bis  zur  Sorsumer  Mühle  hinzieht, 
dessen  Ausdehnung  aber  nach  Norden  zu,  wo  er  wahrschein- 
lich auch  noch  vom  Lias  überlagert  sein  wird,  sich  bisher 
nicht  hat  ermitteln  lassen.  Noch  mächtiger  tritt  der  Keuper- 
mergel auf  der  Südseite  dieser  nördlichen  Hebungslinie  auf, 
wo  er  überall  dem  Muschelkalke  aufliegt.  Die  hohen  Ufer 
der  Leine  zwischen  Gronau  und  Bethein  sind  ganz  im  Keu- 
permergel ausgewaschen ,  welcher  hier  das  breite  Thal  zwi- 
schen Ehe  und  Haus-Escherde  ausfüllt.  Einige  hundert 
Schritte  nördlich  vom  Armenhause  vor  Gronati  sind  am 
Wege  nach  Bethein  am  s.  g.  Galgenberge  äusserst  dünn- 
schiefrige  Sandsteine  aufgeschlossen,  welche  dünne  bitumi- 
nöse Zvvischenlagen  mit  zahlreichen  Resten  von  Fischen,  be- 
sonders Schuppen,  einschliessen.  Schöne  Aufschlusspunkte 
des  Keupermergels  sind  bei  Bethein,  nordwestlich  von  Gro- 
nau^ bei  Barfelde  (Südende  des  Dorfes),  nördlich  von  Sibbesse, 
bei  Almstedt  u.  s.  w.  Nordöstlich  vom  Dorfe  Almstedt  finden 
wir  aber  auch  Steinbrüche,  welche  einen  ganz  eigenthümli- 
chen  sehr  feinkörnigen  Sandstein  der  Keuperbildung  um- 
fechliessen.  Auf  den  ersten  Anschein  glaubt  man  den  bunten 
Sandstein  vor  sich  zu  haben;  der  Thongehalt,  die  vielen 
Glimmerblättchen  und  die  dunkelrötldiche  Farbe  begünstigen 
diesen  Irrthum ,  der  aber  durch  die  Lagerungsverhältnisse 
vollständig    widerlegt    wird.      Eigenthümlich    sind  auch   die 

Zeits.  d.  d.  gcol.  Ges.  III.  4.  34 


492 

Concretionen  des  Eisengehaltes,  wodurch  das  Gestein  mit 
dunklen  runden  Flecken  bedeckt  erscheint,  lieber  Sehlem 
und  Graste  (Aufschluss  durch  den  Bach)  verbindet  sich  diese 
Ablagerung  des  Keupers  mit  der  von  der  mittleren  He- 
bungslinie abhängigen  Erhebung  desselben.  Einige  hundert 
Schritte  östlich  von  Dankeisheim  ist  der  Keuperraergel  mehr- 
fach aufgeschlossen ,  die  südliche  Hälfte  von  ^Vetteborn 
steht  ebenfalls  auf  dem  Keuper,  der  früher  auch  noch  in  der 
Nähe  von  Oldenrode  aufgeschlossen  war.  In  dem  Thale  von 
JFi?i%e?iburg  zieht  sich  der  Keupeimergel  bis  Alfeld  hinauf 
und  ist  hier  an  mehreren  Punkten,  namentlich  auf  dem  Felde 
nordwestlich  von  Everode  deutlich  aufgeschlossen. 

Wir  müssen  jetzt  die  nördlich  vom  Osterwalde  gelege- 
nen Ablagerungen  des  Keupermergels  erwähnen,  die  vielleicht 
schon  nach  wenigen  Jahren  nicht  leicht  mehr  nachzuweisen 
sein  möchten.  Eine  Ablagerung  desselben  von  nur  geringer 
Ausdehnung  finden  wir  zunächst  östlich  von  Boilzum,  eine 
ausgedehntere  zwischen  AI/erde  und  Eldagsen,  dann  die  bei 
der  Nonnenmühle,  welche  in  bereits  überwachsenen  Gruben 
nur  eben  noch  zu  erkennen  ist  und  mit  der  südwestlich  von 
Eldagsen  befindlichen  Ablagerung  in  Verbindung  steht.  Diese 
letztere  ist  aber  durch  eine  Mergelgrube  nordwestlich  vom 
Vorwerk  Farrensen  an  der  Hecke  beim  Kalkofen  aufgeschlos- 
sen. Die  Lao;erungsverhältnisse  der  östlich  von  Münder  auf- 
tretenden  Keupermasse  sind  mir  bisher  nicht  vollständig 
klar  geworden.  Ausgezeichnet  ist  dieselbe  durch  die  darin 
häufig  vorkommenden,  vierseitige  Prismen  darstellenden, 
grossen  Aflerkrystalle,  welche  als  Ausfüllungen  verwitterter 
treppenförmiger  Steinsalzkrystallc  durch  den  Keupermergel 
oder  Kalkspath  anzusehen  sind.  Das  Thal  südlich  und  west- 
lich vom  Osterwalde  gehört  ebenfalls  dem  Keupermergel  an, 
welcher  zunächst  durch  den  interessanten  Stollen  bei  Quant- 
hofen  aufgeschlossen  ist  und  sich  von  hier  südlich  in  das 
Thal  von  Deinsen  bis  Brnnkensen  erstreckt,  wo  er  noch  süd- 
lich vom  Orte  am  Wege  nacii  Alfeld  zu  erkennen  ist.  Nörd- 
lich von  Coppenhrügge  erreicht  der  Keuper  aber  seine  grösste 


493 

Entvvickelung  In  einer  Mächtigkeit  von  etwa  150  Fuss  und 
ist  hier  besonders  am  Ruhbrink  bei  Dörpe,  bei  Bae?iiorf, 
Brullsen  und  südlich  von  Hohnsen  mehrfach  aufgeschlossen, 
auch  finden  sich  am  ßuhbrinke  schwache  Lager  von  Keu- 
persandstein.  Diese  mächtige  Entwickelung  des  Keupers 
erstreckt  sich  auch  auf  der  Westseite  des  Ithberges  fort,  wo 
sie  bis  südlich  vom  Dorfe  Halle  eine  bedeutende  Ausdehnung 
hat,  dann  aber  nur  in  einem  schmalen  Streifen  bis  zur  Süd- 
spitze des  Hilses  bei  Voldagsen  fortsetzt  und  nur  bei  Brun- 
sen  (am  Fahrwege  nach  Stroit  und  nördlich  von  dem  zwi- 
schen Mü/denbeck  und  Brunsen  fliessenden  Bache  aufge- 
schlossen) M'ieder  eine  stärkere  Entwickelung  zeigt.  Keuper- 
sandstein  finden  wir  in  dem  ebenbezeichneten  Gebiete  nur 
nordösthch  von  Esperde  am  Rebenstein  und  dessen  Fort- 
setzung bis  südlich  von  Halle.  An  dem  von  Halle  bis 
Kreipke  führenden  Wege  sind  diese  Sandsteine,  welche  in 
den  unteren  Bänken  von  weisslich  gelber  Farbe  sind,  in  den 
oberen  aber  durch  Eisen  und  Glimraergehalt  ein  dem  bunten 
Sandstein  ähnliches  Ansehen  erhalten,  oder  durch  das  Zusam- 
menziehen der  Eisentheile  in  die  Kugelform  ein  dem  Alm- 
stedter  Keupersandstein  ähnliches  Ansehen  gewinnen.  Da 
Hoffmann  den  Keupermergel  südlich  von  Eschershausen  nicht 
mehr  angiebt ,  so  bemerken  wir ,  dass  derselbe  an  beiden 
Seiten  der  Landstrasse  von  Eschershausen  nach  Wickensen 
vielfach  aufgeschlossen  ist;  so  steht  der  Brunnen  bei  Wicken- 
sen im  Keupermergel,  welcher  auch  zwischen  Vortvohle  und 
Mainhohen  noch  aufgeschlossen  ist.  Wir  wollen  hier  auch 
noch  die  isolirte  Ablagerung  des  Keupermergels  südlich  von 
der  Weser  im  Thale  bei  Lütjenade  erwähnen,  die  aber  sonst 
überall  nichts  Bemerkenswerthes  darbietet. 

In  der  Eimbecker  Mulde,  wo  Hoffmann  dem  Keuper- 
mergel eine  bei  Weitem  zu  grosse  Ausdehnung  giebt,  be- 
deckt derselbe  die  innere  Seite  der  die  Mulde  umschliessen- 
den  Muschelkalkhöhen,  jedoch  meist  nur  in  schwacher  Aus- 
dehnung, und  nur  im  südlichen  Theile  der  Mulde  zeigt  der- 
selbe eine  bedeutendere  Entwickelung.     Die  der  Karte  zum 


34 


',  * 


494 

Grunde  Hegenden  Aufschlusspunkte  sind  Kohnsen,  wo  ein 
dunkler  fester  Keupermcrgel  mit  weisslichen  Zwischenlagen 
unmittelbar  am  Bache  neben  dem  nach  Avendhausen  führen- 
den Fahrwege  ansteht,  Vardeilsen,  Portenhagen,  südlich  davon 
am  Bache,  Liitho/st,  und  zwar  hier  an  beiden  Fahrwegen 
nach  Vor  Wohle,  Jlunnesrilck ,  nordwestlich  am  Saume  des 
"Waldes,  Wcllersen,  östlich  von  der  Mühle,  Rotenkirchen,  wo 
südlich  vom  Schlosse  neben  dem  Eiskeller  Keupermergel  und 
schwache  Schichten  des  Keupersandstcins  auftreten,  Dorrigsen, 
Iber  u.  s.  w.  Südlich  von  Sahderheide?!  in  einer  Breitenaus- 
dehnung von  mehr  als  einer  Meile  erreicht  der  Keuper  zwi- 
schen Hohnstedt  und  Her  eine  Mächtigkeit  von  1 50  bis  2U0  F. 
und  die  aus  der  Thalebene  hervorragenden  Höhen  des  Hunde-, 
Süll-  und  Süllbeckerberges  gehören  dieser  Bildung  ebenfalls 
an.  An  den  beiden  letztgenannten  Bergen  tritt  auch ,  den 
Keupermergel  überlagernd,  der  Keupersandstein  in  so  bedeu- 
tender Mächtigkeit  auf,  dass  er  als  Quader  gCAVonnen  wird. 
Zur  Beurtheilung  der  Mächtigkeit  der  beiden  oberen  Grup- 
pen der  Triasformation  in  dieser  Gegend  theilen  wir  hier  das 
Ergebniss  des  1848  begonnenen  interessanten  Bohrloches  bei 
Süllbeck  mit 

Keuper 120Fu8s. 

Muschelkalk,  meistens  sehr  gypshaltig     ...     621     „ 
Bunter  Sandstein ,   aber  nur  die  oberen  rothen 

Mergel 333     „ 

Steinsalz 120     „ 

Steinsalz  mit  Anhydritmassen  wechscllagernd  .     174     ,, 

13(i8  Fuss. 
Bei  Nordheim  ist  der  Keupersandstein  in  dünnen  Schich- 
ten neben  der  Jülicher  Oehlmühle  und,  dem  bunten  Sand- 
stein sehr  ähnlich ,  dicht  daneben  am  Galgenberge  aufge- 
schlossen, ebenso  auch  etwas  nördlicher  durch  die  nach  Han- 
nover führende  Chaussee.  Am  Leinethurme  bei  Nordheim 
stehen  am  Hasselbcvge  mächtige  eisenhaltige  Keupermergel 
von  dunkelbraunrother  Farbe  an.  Eine  bedeutende  Entwicke- 
lung   erreicht  der   Keupermergel   aber  auch   in   der    Gegend 


495 

von  Moringen,  von  wo  er  in  einer  schmalen  Zunge  bis  dicht 
vor  Fredelsloh  tritt  und  hier  durch  den  Fahrweg  nach  Lut- 
terbeck  aufgeschlossen  ist.  Etwa  in  der  Mitte  zwischen  Mo- 
ringen und  der  Sonnenberger  Mühle  tritt  der  Keupersand- 
stein  in  dünnen  Schichten  auf,  welche  in  den  untern  Lagern 
mit  mergligen  und  kalkigen  Schichten  wechseln,  zwischen 
denen  sich  ein  festes  Congloraerat  von  Kalkstückeu  und  tho- 
nigen  Massen  einschiebt,  welches  von  Fischzähnen  und  Schup- 
pen ganz  erfüllt  ist.  Die  Keupermergel  liegen  aber  unter 
dieser  Breccie. 

Von  dem  Keuper  untergeordneten  Massen  können  wir 
nur  die  Gypseinlagerungen  nördlich  von  Esperde  und  süd- 
östlich davon  im  Hagenberge  nennen.  Die  Keupermergel 
sind  der  Vegetation  sehr  günstig  und  nehmen  einen  nicht 
geringen  Theil  des  bebauten  Bodens  unserer  Gegend  ein, 
auch  werden  dieselben  zur  Verbesserung  des  Bodens,  beson- 
ders des  Sandbodens  vielfach  angewandt.  Der  Keupersand- 
stein  liefert  aber  auch  ein  gutes  Baumaterial  und  eignet  sich 
auch  wegen  seines  feinen  gleichmässigen  Korns  zu  feineren 
Sculpturen. 

Her  Elias 

nimmt  auf  dem  Gebiete  beider  Blätter  unserer  Karte  eine 
bedeutende  Ausdehnung  ein  und  haben  wir  bereits  im  Ein- 
gange dieses  Aufsatzes  gesehen,  welchen  Einfluss  sein  Vor- 
kommen auf  die  äussere  Beschaffenheit  des  Landes,  insbe- 
sondere die  Thälerbildung  in  demselben  gehabt  hat.  Wir 
beginnen  unsere  Untersuchung  auch  hier  zuerst  mit  der 
nordöstlich  von  der  nördlichen  Hebungslinie  auftretenden 
Liasbildung. 

Das  Innerstethal  ist  von  Ästenbeck  bis  Sarstedt  im  obe- 
ren Lias  ausgewaschen  und  eben  durch  diese  Auswaschung 
der  Charakter  dieses  anmuthigen  Thaies  mit  den  schroffen 
Uferwänden  auf  der  rechten  Seite  des  Flusses  bedingt.  Es 
sind  fast  überall  schiefrige  Thone,  oft  feste  Thonschiefer, 
welche  besonders  bei  den  Zwerglöchern  und  bei  Marienburg 


496 

durch  das  Zersetzen  des  zahlreichen  Schwefelkieses  und  der 
hiebei  erzeugten  Wärme  in  feste,  klingende,  sehr  feinschiefrige, 
aber  in  mächtige  Bänke  rechtwinklig  zerklüftete  Schiefer 
von  hellgrauer  Farbe  und  mit  vielem  Bitumengehalt  umge- 
wandelt sind.  In  dieser  Masse  liegen  hie  und  da  den  Schich- 
tungsflächen parallel  feste  kalkhaltige  und  von  Kalkspath- 
Adern  durchzogene  Sphärosiderite  von  2  bis  3  Fuss  Durch- 
messer mit  Monotis  substriata  v.  M.  Diese  Zersetzung  des 
Schwefelkieses  giebt  auch  den  Schwefelquellen  bei  It%urn  und 
Hasede  ihre  Entstehung;  aber  so  reichhaltig  auch  besonders 
diese  letztere  Quelle  den  Liasschiefern  entquillt,  so  ist  der 
Schwefelgehalt  doch  für  die  medicinische  Benutzung  nicht 
ausreichend.  Am  hohen  Rondel,  bei  der  Lademühle,  beson- 
ders durch  die  Anlage  der  Eisenbahn,  so  wie  auch  am  Fuss- 
wege  von  Steuerioald  nach  Hasede  sind  diese  Schiefer  wie- 
derholt aufgeschlossen  und  am  letztgenannten  Punkte  hat 
man  dieselben  sogar  zum  Mergeln  des  Landes,  jedoch  wegen 
des  geringen  Kalkgehaltes  (10  pCt.)  nur  mit  Nachtheil,  an- 
gewandt. Bei  der  Haseder  Mühle  ist  der  letzte  deutliche 
Aufschluss.  Die  bei  dem  Bau  der  Eisenbahn  aufgeschlosse- 
nen Schiefer  waren  nicht  gebrannt  und  brachen  in  Q-rossen 
Platten,  hatten  auch  mehrzöllige  kalkhaltige  Zwisclienschich 
ten.  Auf  dem  linken  Ufer  der  Innerste  hat  die  Auswaschung 
nicht  wie  auf  dem  rechten  die  Schichtenköpfe  des  Lias  ge- 
troffen und  ist  deshalb  hier  ein  mehr  abgerundetes  hügeliges 
Ufer  entstanden.  Der  Lias  zieht  sich  hier  aber  hoch  an  den 
Keupersandstein  hinauf  und  wollen  wir  die  nicht  immer  auf- 
zufindenden Grenzpunkte  desselben  etwas  näher  bezeichnen. 
Nördlich  von  Söhre  ist  die  Grenze  durch  Wasserrisse  am 
Fahrwege  nach  Barrienrode  aufgeschlossen,  dann  durch  Thon- 
gruben  und  die  Gräben  an  der  Serpentine  der  Landstrasse 
südlich  von  Ochtersum,  durch  die  Thongruben  bei  der  Trinke^ 
am  Anfänge  des  Fussweges  von  der  2\ill/ce  nach  Moritzherg 
(hier  auch  viel  Tutenmergel  und  Versteinerungen),  am  Fuss- 
wege  von  der  Schmiede  von  31oritzberg  nach  dem  Kirchhofe, 
80  wie  endlich  durch  den  Kupferstrang  am  Heiligenhäuschen 


497 

bei  Himmelsthür.  Von  der  Mächtigkeit  des  Lias  im  Inner- 
stethale  giebt  ein  in  diesem  Thone  auf  dem  Neustädter 
Markte  in  Hildesheim  (1838)  unternommener,  aber  nicht  be- 
endigter Bohrversuch  auf  Wasser  einen  Begriff,  indem  bei 
einer  Tiefe  von  500  Fuss  der  Lias  noch  nicht  durchsunken 
war.  Für  Hildesheim  und  viele  Orte  der  Umgegend  ist  der 
Lias  auch  durch  die  auf  seiner  Oberfläche  erfolgende  Was- 
seransammlung von  Wichtigkeit.  Derselbe  wird  hier  näm- 
lich fast  in  seiner  ganzen  Ausdehnung  (ehemaliges  Flussbett) 
von  einer  Geschiebe-  s.  g.  Grandablagerung  bedeckt ,  durch 
welche  das  Regenwasser  dringt  und  sich  dann  auf  dem  un- 
terliegenden Thone  ansammelt.  Fast  alle  Privatbrunnen  so 
wie  auch  die  meisten  öffentlichen  Brunnen  der  Stadt  sind 
nichts  als  auf  den  Liasthon  getriebene  Vertiefungen.  Auf 
dem  V.  WEiSBERc'schen  jetzt  MEVER'schen  Hofe  ist  diese 
Grandschicht  22  bis  24  Fuss  mächtig.  Nördlich  von  Hildes- 
heim dehnt  sich  der  Lias  weit  nach  Osten  und  Norden  in  die 
Ebene  aus  und  ist  seine  Grenze  hier  bisher  nicht  ermittelt. 
Der  bedeutendste  Aufschluss  erfolgte  bei  Anlage  der  Hildes- 
heim-Lehrter Eisenbahn  durch  den  Durchstich  des  Lühnder- 
berges  (hier  mit  vielen  Versteinerungen)  und  der  Höhen  bei 
Algermissen  und  Asel. 

Auf  der  Südseite  dieser  nördlichen  Hebungslinie  treffen 
wir  den  Lias  wieder  in  dem  Thale,  welches  die  Kreideberge 
der  Alfelder  Mulde  umgiebt.  Seine  grösste  Ausdehnung  er- 
reicht er  hier  bei  Gronau^  wo  die  Leine  westlich  von  der 
Stadt  sich  ihr  steiles  Ufer  im  Lias  ausgewaschen  hat ;  ebenso 
steht  derselbe  mit  Tutenmergel  erfüllt  auch  auf  dem  Brinke 
beim  Judenkirchhofe  vor  dironau  an,  sodann  auf  dem  Wege 
von  da  nach  Dötzui7t,  und  nördlich  von  Döt%um  treten  am 
Wege  nach  Barfelde  blaue  thonige  Kalksteine  mit  weissen 
Koogenkörnern  und  Eisenoxydhydratkörnern  auf,  welche  zahl- 
reiche Versteinerungen  als  mittleren  Lias  bezeichnen.  Bei 
Nienstedt  ist  der  Liasthon  mehrfach  aufgeschlossen ,  ebenso 
1850  in  Sibhesse  beim  Graben  eines  Brunnens  auf  der  Pfarre; 
dann   wieder  westlich   von    Wrisherghohen ,    bei   Hornsen,   in 


498 

Oldenrode  1849  beim  Bau  eines  Hauses  und  auf  dem  Auger 
östlich  vom  Dorfe.  Südöstlich  von  Win^enburg,  namentlich 
bei  der  Glashütte,  hat  der  Bach  in  den  Lias  tief  eingeschnit- 
ten und  bei  Everode  und  Hörsum  findet  man  ihn  ebenfalls 
auforeschlossen. 

Der  eigenthümliche  Thalwinkel  zwischen  Osterwald  und 
Deister,  zwischen  Springe  und  Eldagsen  gehört  ebenfalls  dem 
Lias  an,  welcher  in  Springe  durch  einen  auf  der  Domaine 
gemachten  Bohrversuch  und  an  der  Südwestseite  von  El- 
dagsen durch  den  Gehlebach,  so  wie  auch  am  Wege  von 
Eldagsen  nach  Gesiorf  durch  die  Ohe  und  verschiedene  Grä- 
ben aufsceschlossen  ist.  Den  Osterwald  unterteufend  zieht 
sich  der  Lias  auch  auf  der  Ost-  und  Südseite  des  Osterwal- 
des  hin.  Der  Schwefelbrunnen  bei  Wi'dfinghausen,  die  Zie- 
gelei von  Mehle,  der  Stollen  bei  Quanthof  und  der  Lias  ober- 
halb Dörpe  sind  hier  die  Aufschlusspunkte. 

Wir  können  uns  von  hier  sofort  zu  der  grossen  Mulde 
zwischen  Weser  und  Leine  wenden  und  finden  auch  hier 
in  dem  die  hohen  Juraketten  einschliessenden  breiten  Thale 
den  Lias  in  grösster  Ausdehnung  entwickelt.  So  ist  er  öst- 
lich vom  Schwefelbrunnen  bei  Coppenbrügge.  westlich  von 
Marienau,  bei  Hemmendorf  durch  den  in  die  Saale  fliessen- 
den Bach ,  bei  Sahhemmendorf  durch  ein  im  Dogger  ange- 
setztes Bohrloch,  westlich  von  Dei7isen  durch  die  Landstrasse, 
in  Brunkense7i  (schwefelhaltige  Brunnen)  am  Fahrwege  nacli 
Alfeld  und  bei  Immensen  ebenfalls  durch  die  Landstrasse 
aufgeschlossen.  Auch  an  dem  Südende  der  Hilsmulde  ist 
der  Lias  wieder  in  grosser  Mächtigkeit  zu  finden ;  so  südlich 
von  Stroit  am  Wege  nach  Bru?isen,  wo  er  Tutenmergel  und 
viele  Sphärosiderite  einschliesst;  östlich  von  IVenzen  an  der 
Landstrasse,  dann  nördlich  davon  durch  den  vom  Hilse  kom- 
menden Bach  und  zwar  in  mächtigen  Bänken  schwarzer 
Schiefer,  welche  dem  oberen  Lias  angehören,  aber  nicht  sehr 
reich  an  Versteinerungen  sind ;  östlich  von  IVickcnsen  im 
sog.  schwarzen  Lande  ebenfalls  durch  den  Bach  aufgeschlos- 
sen und  viele  Versteinerungen  einscidiessend ;  am  Ausgange 


499 

von  Schar/ülde?i(lürf ,  wenn  man  den  Fussweg  nach  Hohen 
einschlägt;  weiter  nördUch  im  Thale  an  der  Südseite  von 
Har derode;  in  Behrensen  auf  dem  Gute  durch  den  1848  vom 
Geschworenen  Henne  geleiteten  Bohrversuch,  endlich  auch 
im  Bache  neben  dem  von  Behrensen  nach  Coppenbrügge  füh- 
renden Fahrwege. 

In  der  Eimbecker  Mulde  bildet,  wie  schon  bemerkt,  der 
Lias  das  jüngste  Glied  und  zwar  in  einer  ungleich  grösseren 
Ausdehnung  als  dies  von  Hoffmann  angegeben  ist.  Fast 
überall  wird  der  Lias  hier  von  sandigem  Lehme  in  grosser 
Mächtigkeit  bedeckt  und  ist  deshalb  die  Feststellung  der 
Aufschlusspunkte  hier  vorzugsweise  von  Wichtigkeit.  Ein 
1849  in  Eimbeck  angestellter  Bohrversuch  auf  Wasser  hat 
nach  eingezogener  Erkundigung  Lehm  und  GeröUe  in  einer 
Mächtigkeit  von  40  Fuss  durchsunken  und  ist  dann  noch 
40  Fuss  tief  im  Thon  fortgesetzt.  Es  ist  dies  zweifellos  der 
Lias,  welchen  wir  am  sog.  ßutterberge  am  steilen  Ufer  der 
Urne  mehrfach  und  zwar  am  Besten  dicht  bei  Hullersen  auf- 
geschlossen finden.  Bei  Kohnsen  sehen  wir  den  Keuper  vom 
Lias  bedeckt  (s.  Keuper)  und  am  sog.  Lohberg  bei  Markol- 
dendor/  erhebt  sich  der  Lias  zu  einem  etwa  1 00  Fuss  hohen 
Bergrücken.  Merglige  oder  dünnschiefrige  mit  Glimmer- 
schüppchen  angefüllte  Schiefer  bedecken  hier  festere  eisen- 
haltige und  dadurch  rothbraun  gefärbte,  hie  und  da  roogen- 
steinartige  Thoneisensteine.  Das  Eisen  ist  theils  in  feinen 
Körnern  in  dem  Gesteine  vertheilt,  theils  in  concentrischen 
Lagen  thoniger  Sphärosideritnieren  erhalten  und  wird  auf  der 
Eisenhütte  zu  Dassel  gewonnen.  Die  zahlreichen  Versteine- 
rungen weisen  die  tieferen  Schichten  der  oberen  Abtheilung 
des  Lias  nach.  Bei  Ameisen  ist  der  Lias  am  Wege  nach 
Ävendhausen  und  durch  den  von  Portenhagen  kommenden 
Bach  aufgeschlossen,  ebenso  bei  Lnithorst  durch  den  Bach 
und  am  Fahrwege  nach  Ameisen;  bei  der  Domaine  Hunnes- 
rück  durch  den  Bach  am  Wege  nach  Erichshurg ,  südlich 
von  Krimmense7i  am  Wege  nach  Hoppensen  ebenfalls  durch 
den  Bach ;  neben  der  Mühle  von  Wellersen  mit  Versteinerun- 


500 

gen,  auch  auf  der  Höhe  bei  \Felle7\se71  am  Fahrwege  nach 
Hidlersen^  bei  0(lngse7i  durch  den  Bach  und  bei  Strodthagen 
nach  mir  von  verschiedenen  Personen  gemachten  Mittheikm- 
gen.  Endlich  habe  ich  den  Lias  aber  auch  noch  bei  isord- 
lieim  aufgefunden,  wo  er,  von  Hoffmann  übersehen,  durch 
die  Ziegelei  am  Wege  nach  Osterode  (Ammonites  costatus) 
aufgeschlossen  ist  und  unmittelbar  auf  dem  Muschelkalke  ruht. 
Auf  den  Lias  finden  wir  auch  in  unserer  Gegend  fast 
überall  den 

mittleren  Jura,    sog.  Dog^ger 

gelagert,  wenn  auch  meistens  nur  in  sehr  beschränkter  Mäch- 
tigkeit ,  wie  denn  auch  diese  Schichten  uns  nur  zu  wenigen 
Bemerkungen  Anlass  geben. 

Von  Hildesheim  östlich  dehnt  sich,  den  Fuss  des  Gall- 
berges bildend,  der  mittlere  Jura  in  immer  zunehmender 
Mächtigkeit  und  Ausdehnung  aus.  Bei  der  Ziegelei  und 
hinter  dem  Weghause  an  der  nach  Marienbiirg  führenden 
Landstrasse  ist  der  mittlere  Jura  in  Thongruben  längere  Zeit 
aufgeschlossen  gewesen  und  erreicht  diese  Bildung  bei  Itzum 
und  Lechstedt  ihre  grösste  Mächtigkeit,  welche  hier  wahr- 
scheinlich weit  über  100  Fuss  betragen  wird.  Die  oberen 
Schichten  des  mittleren  Jura  sind  hier  von  mehr  mergelarti- 
ger Beschaffenheit  und  ziehen  sich  ziemlich  hoch  am  Gall- 
berge hinan.  Bei  dem  genannten  Weghause  und  bei  der 
Ziegelei  hinter  Lechstedt  schliesst  er  zahlreiche  Versteinerun- 
gen  ein.  Nördlicher  noch  ist  der  braune  Jura  zwischen  Ha?- 
sum  und  Algermissen  durch  die  an  der  Eisenbahn  befindli- 
chen Gräben  aufgeschlossen  gewesen.  In  der  Alfelder  Mulde 
haben  wir  den  braunen  Jura  nur  auf  der  nordöstlichen  Seite 
bei  Heinum,  an  der  Landstrasse  bei  Wrisherghohe?i  und  an 
der  Südseite  von  Adenstedt  am  Fahrwege  aufgeschlossen  ge- 
funden. Die  Südost-  und  Nordostseite  des  Osterwaldcs,  die 
Süd-  und  Ostseite  des  Deisters  zeigen  uns  die  Thone  des 
mittleren  Jura  ebenfalls,  wenn  auch  in  geringer  Mächtigkeit. 
Der  Stollen  bei  Uiiu?ithof,  die  Schachte  auf  dem  sog.  Mehler- 


501 

Dreisch  (mit  vielen  Versteinerungen)  und  Wasserrisse  nörd- 
lich vom  Forsthause  bei  Wulfinghausen  schliessen  hier  den 
mittleren  Jura  auf.  Unterhalb  des  Kalkofens  bei  Völksen  ist 
der  mittlere  Jura  in  Thon gruben  aufgeschlossen  und  an  der 
Nordseite  von  Gestorf  ziehen  sich  dünngeschichtete  thonhal- 
tige  Kalksteine  in  fast  horizontaler  Lagerung  bis  nach  Den- 
nigsen  hin,  welche  durch  die  Monotis  decussata  v.  M.  als 
die  tiefsten  Schichten  des  mittleren  Jura  bezeichnet  werden. 
In  grösserer  Mächtigkeit,  aber  auch  als  Thon  von  häufig 
feinschiefriger  Beschaffenheit,  tritt  der  mittlere  Jura  in  der 
grossen  Mulde  zwischen  Weser  und  Leine  auf  und  heben 
wir  hier  als  Aufschlusspunkte  hervor:  den  Schwefelbrunnen 
bei  Coppenbrügge  und  den  Anger  am  Wege  von  hier  nach 
Lauenstein,  das  Bohrloch  am  Kahnstein  (1849  300  F.  tief) 
mit  zahlreichen  Versteinerungen,  die  Ostseite  von  Marienha- 
gen^  Brtmkensen,  den  Feuerteich  von  Geer%en  mit  sandigen 
und  glimraerhaltigen  versteinerungsreichen  Thonen ,  (üstrea 
Knorrii  Duinker  und  Koch)  und  die  Serpentine  beim  Stum- 
pfen Thurme.  Sodann  treflPen  wir  auf  der  Südseite  des  Hil- 
ses,  zunächst  zwischen  Voldagsen  und  Bninse?i  eine  durch 
den  Bach  aufgeschlossene  ganz  isolirte  kleine  Ablagerung 
des  mittleren  Jura  (gefurchte  Belemniten),  welcher  auch  durch 
tiefe  Wasserrisse  entblösst  bei  Menrode  mit  Versteinerungen 
auftritt.  Bei  Hol%e?i,  östlich  von  Lüerdisse7i  und  bei  Hunxen 
ist  er  wieder  durch  Bäche  und  die  zum  Ith  führenden  Fahr- 
wege, an  der  Südseite  von  Bremke  und  am  Wege  von  hier 
auf  den  Ith,  so  wie  auch  durch  die  Ziegelei  nördlich  von 
Harderode  vielfach  aufgeschlossen. 

Vom  oberen  oder  weissen  Jura  kommt  zunächst  der 

Korallenkalk 

in  Betracht.  Fast  alle  durch  schroffes  Abfallen  in  die  Thäler 
und  durch  Felsenbildung  ausgezeichnete  Gebirgszüge  unse- 
rer Gegend  gehören  den  drei  Gruppen  des  Korallenkalkes 
und  dem  darüberliegenden  Portlaudkalke  an.  Unter  dem 
Namen  Vorholz,  Spitzhut  und  Gallberg  streicht  von  Südost 


502 

nach  Nordwest  ein  Höhenzug,  welcher  sich  bei  Hildesheim 
in  die  Ebene  verliert,  so  dass  dessen  Schichtenköpfe  nur 
noch  auf  der  Steingrube  hie  und  da  aus  derselben  hervorra- 
gen. Dieser  Höhenzug  gehört  dem  oberen  Korallenkalke  an 
und  ist  besonders  am  Spitzhut  durch  Oollthenbildung  und 
zahlreiche  Einschlüsse  von  Hornfels  und  Calcedon,  so  wie 
auch  durch  die  grosse  Mannigfaltigkeit  der  darin  vorkonnnen- 
den  Versteinerungen  ausgezeichnet.  Das  Hauptgestein  ist 
ein  gelblich  weisser,  sehr  thonhaltiger,  wenig  fester  Kalkstein, 
der  nur  eine  beschränkte  Anwendung  als  Baustein  und  sel- 
tener noch  zur  Wegebesserung  findet.  Da  der  Abfluss  des  auf 
diesem  Bergrücken  niederfallenden  Regens  nach  unten  durch 
die  Thone  des  mittleren  Jura,  nach  oben  aber  durch  den  in 
der  Ebene  aufliegenden  Hilsthou  verhindert  wird,  so  entströmt 
das  Wasser  den  unteren  Schichtenköpfen  in  starken  Quel- 
len sowohl  in  dem  Einschnitte  des  Berges  beim  Spitzhut  als 
auch  vor  dem  Osterthore  der  Stadt,  woselbst  das  Fundament 
des  Quellbassins  noch  auf  dem  Korallenkalke  ruht;  eine 
grosse  Zahl  der  öfl^entlichen  Brunnen  der  Stadt  erhält  durch 
diese  Abflüsse  ihre  Speisung. 

Von  ungleich  grösserer  Bedeutung  ist  das  Auftreten  des 
Korallenkalkes  am  Deister  und  Osterwalde.  Auch  hier  sind 
es  die  oberen  Schichten ;  doch  ist  das  Gestein  ein  fester,  häufig 
oolithischer,  dunkelblaugrauer  Kalkstein,  dessen  oft  nur  zoU- 
dickc ,  oft  mehrere  Euss  mächtige  Schichten  im  Innern  dun- 
kel, nach  den  Absonderungsflächen  zu  aber  lichter  gefärbt 
erscheinen.  Nur  nördhch  und  eine  Viertelstunde  nordöstlich 
von  Völkseii  erscheint  der  obere  Korallenkalk  als  ein  fast 
weisser  Kalkstein  von  der  ausgezeichnetsten  oolithischen  Bil- 
dung, ebenso,  aber  weniger  oolithisch,  neben  dem  von  Vülkseti 
auf  die  Landstrasse  führenden  Fahrwege  in  einem  grossen 
Steinbruche.  Von  hier  westlich  nehmen  dagegen  die  Kalk- 
steine des  Korallenkalkes  das  vorher  beschriebene  Ansehen 
an,  so  am  Düsteren  Keller,  am  Bielstein ,  Speckenbrinke, 
Sark(;kopfe  und  Fahrenbrinke.  Am  Ebirsberge  und  llahr- 
berge    bei  Springe    ist    der   obere  Korallenkalk    in    grossen 


503 

Steinbrüchen  aufgeschlossen;  einzelne  Schichten  sind  hier  über 
von  äusserst  homogener  Beschaffenheit,  ganz  rein,  fast  glasig 
und  von  muschligem  Bruche.  In  noch  zunehmender  Mäch- 
tigkeit setzt  der  Korallenkalk  von  hier  als  sog.  kleiner  Deister 
oder  Hallerbruchberge,  ohne  die  angegebene  Beschaffenheit 
zu  ändern,  in  die  Wülfinghäuser  Klosterforst  bis  zum  Meh- 
ler Holze  fort  und  ist  am  Jägerhause  bei  der  Holzmühle,  so 
wie  auch  in  der  Mitte  des  Sauparkes  durch  Steinbrüche 
mehrfach  aufgeschlossen.  Am  Barenberge  und  Hohlenberge 
ist  diese  Bildung  mehrere  hundert  Fuss  mächtig.  Die  Brü- 
che des  Korallenkalkes  am  Mehlerdreisch  zeigen  eine  Ver- 
werfung der  Schichten  und  auf  der  Südwestseite  des  Oster- 
waldes,  westlich  und  nordwestlich  von  OsteTivald,  ragen  nur 
noch  einzelne  Rücken  des  Korallenkalkes  aus  dem  Schutte 
und  den  Schichten  der  jüngeren  Wälderthonbildung  hervor. 

Die  grösste  Ausdehnung  erreicht  der  Korallenkalk  in 
der  grossen  Mulde  zwischen  Weser  und  Leine.  In  dieser, 
wie  auch  in  der  Alfelder  Mulde,  bilden  die  Gebirgsarten, 
welche  jünger  als  der  Lias  sind ,  Ringgebirge ,  welche  von 
den  im  Lias  ausgewaschenen  Thälern  wiederum  ringförmig 
eingeschlossen  werden.  Korallenkalk  und  Portlandkalk  sind 
es,  welche  in  der  grossen  Mulde  zwischen  Weser  und  Leine 
jenen  ellipsoidischen  Ring  bilden,  dem  seine  Höhe  und  das 
steile  Abfallen  seiner  Schichtenköpfe,  die  sich  als  eine  senk- 
rechte Mauer  dolomitischer  Felsen  aus  dem  umgebenden 
Thale  erheben,  einen  so  eigenthümlichen  Charakter  verleihen. 
Nur  an  zwei  Punkten  hat  dieser  Gebirgsring  eine  Unterbre- 
chung erfahren.  Am  nördlichen  Ende  zwischen  Lauenstein 
und  Hemmeiidorf  ist  die  Erhebung  auf  eine  kurze  Strecke 
unterbrochen  geblieben  und  dadurch  ein  Abäuss  für  die  in- 
nerhalb dieses  Ringes  sich  sammelnden  Gewässer  gefunden; 
so  wie  denn  auch  das  hiemit  verbundene  Zerreissen  der 
Schichten  die  Spalten  geschaffen  hat,  aus  welchen  ohne  Zweifel 
die  Salzquellen  bei  Sahhemmendor/^  wohl  auch  aus  den  in 
grosser  Tiefe  befindlichen  Salzstöcken  des  bunten  Sandsteins 
emporsteigen.     Eine    ungleich    grössere  Unterbrechung  der 


504 

Erhebung  hat  aber  zwischen  Naensen  und  der  Südseite  des 
Hilses  stattgehabt,  denn  hier  lässt  sich  der  Jurakalk  überall 
nicht  nachweisen  und  ist  eben  hier  die  grösste  aller  im  Ge- 
biete dieser  Karte  vorkommenden  Verwerfungen,  welche  bis- 
her noch  überall  nicht  genügend  zu  übersehen  gewesen,  mit 
welcher  aber  wahrscheinlich  auch  die  grossartige  Gypsent- 
wickelung  dieser  Gegend  in  Verbindung  steht.  Ausserdem 
ist  dieser  Gebirgsring  aber  auch  durch  später  entstandene 
Wassereinschnitte  bei  Brimkensen,  am  Stumpfen  Thurme  und 
am  Ith  bei  Hohen  unterbrochen  worden.  Korallenkalk  und 
Portlandkalk  zeichnen  sich  im  Gebiete  dieser  Mulde  durch 
die  häufio;  erlittene  Umwandlung  in  Dolomit  und  das  hiemit 
in  Verbindung  stehende  Auftreten  einer  oft  imposanten  Fel- 
senbildung aus.  Der  Kahnstein  bei  Sal%/iemme?idor/  und 
dessen  Fortsetzungen,  der  Thüster  und  Duinger  Berg,  der 
Heimberg,  Steinberg  und  Külf,  kurz  der  ganze  nordöstliche 
Gebirgszue;  dieser  Mulde  unterscheidet  sich  aber  von  dem 
südwestlich  gelegenen  dadurch,  dass  die  dolomitische  Felsen- 
reihe des  ersteren  dem  oberen  Korallenkalke  (beim  Eökeukruge 
am  Seiter  im  Dolomit:  Nerinaea  visurgis  R.,  Pecten  fibrosus) 
angehört,  während  die  des  Ith  dem  Portlandkalke  zugehört. 
In  den  Steinbrüchen  an  der  Ostseite  von  Sahhemmendorf 
finden  wir  diesen  Dolomit  des  oberen  Korallenkalkes  am 
schönsten  ausgebildet,  als  sehr  feste,  versteinerungsleere, 
Srünlich  graue  Bänke  von  seidenartigem  Glänze  und  mit 
deutlichen  Krystallen.  In  der  weiteren  Erstreckung  dieses 
Gebirgszuges  werden  diese  Dolomite  aber  nicht  selten  loser 
und  poröser.  An  anderen  Stellen,  so  auf  der  Höhe  bei  Ma- 
rienhagen, bei  lirunkensen  u.  s.  w.  erscheint  der  obere  Ko- 
rallenkalk aber  auch  unverändert  und  reich  an  den  ihn  cha- 
rakterisirenden  Versteinerungen.  In  dem  Gebirgszuge  des 
Iths  ist  der  Korallenkalk  nur  seiton  aufgeschlossen,  am  besten 
noch  durch  den  Steinbruch  über  IIolze?i  neben  der  Landstrasse. 
Uebcrlagert  wird  der  Korallenkalk  im  ganzen  Gebiete  der 
Karte  durcii  den 


505 

Portlandknlk, 

welcher  deshalb  auch  eine  ungleich  grössere  Ausdehnung  an 
der  Oberfläche ,  als  jener  einnimmt.  Bei  HüdesJmm  zieht 
sich  der  Portlandkalk  am  östlichen  Fusse  des  Gallberges  hin, 
etwa  zur  halben  Höhe  desselben  ansteigend.  Beim  Schauf- 
lerhause, durch  die  Teiche  bei  Uppen  und  mehre  Feldgräben 
daselbst,  dann  durch  Gräben  der  Landstrasse  in  der  Mitte 
zwischen  Uppen  und  Wend/iausen  u.  s.  w.  ist  der  Portland- 
kalk als  hellgelblicher,  fast  weisser,  dünngeschichteter,  fester 
Kalkstein  mit  rauschligem  Bruche  aufgeschlossen  und  hier 
reich  an  Versteinerungen.  Ungleich  mannigfaltiger  und  aus- 
gedehnter ist  sein  Auftreten  aber  am  Deister,  Osterwalde  und 
in  der  Leine -AVeser  Mulde,  welche  letztere  wir  in  dieser 
Beziehung  zunächst  untersuchen  wollen.  Jene  vorerwähnten 
weisslichen  Portlandkalke,  hier  besonders  durch  Exogyra  vir- 
gula  Sovv.  charakterisirt  und  vielleicht  etwas  älter  als  die 
Hildesheimer  Schichten,  bedecken  den  inneren  Abhang  des 
Juraringes,  welchen  wir  oben  beschrieben  haben,  in  seiner 
ganzen  Ausdehnung.  Sahhemmetidor/  steht  auf  dem  Port- 
landkalke (ein  bei  der  Salzquelle  im  Portlandkalke  angesetz- 
ter Bohrversuch  hat  bei  136  Fuss  Tiefe  den  Portlandkalk 
und  Korallenkalk  nicht  durchsunken) ;  westlich  von  Marien- 
hagen sind  Steinbrüche  im  Portlandkalke  mit  vielen  Verstei- 
nerungen; die  hölieren  flachen  Hügel  östlich  vom  Wege  zwi- 
schen Delligsen  und  Hohenhüchen  bildet  auch  noch  der  Port- 
landkalk und  am  Seiter,  wo  sich  der  Portlandkalk  bis  zur 
höchsten  Höhe  des  Berges  hinanzieht  und  wie  z.  B.  beim 
Telegraphen  auch  dessen  First  bildet,  ist  derselbe  (in  einem 
Graben  südöstlich  vom  Telegraphen  aufgeschlossen)  vorzugs- 
weise reich  an  Versteinerungen.  In  der  westlichen  Kette 
am  Ith,  wo  die  dolomitische  Felsenwand  dem  Portlandkalke 
angehört ,  ist  derselbe  von  ungleich  grösserer  Mächtigkeit, 
indem  seine  Schichtenköpfe  hier  mindestens  ein  Drittheil  der 
Höhe  des  Gebirges  einnehmen.  Nur  die  obersten  Schichten 
und  besonders  die  des  inneren  Thalabhanges  sind  nicht  do- 
lomitisch   und   reich    an   Versteinerungen.      Einen    schönen 


506 

Aufschliiss  des  Korallenkalkes  und  Portlandkalkes  giebt  die 
Landstrasse,  welche  von  Hohen  nach  Gribienplun  führt,  einen 
noch  ungleich  interessanteren  die  Strasse  von  Lauenstein  über 
den  Ith,  wo  man  am  besten  eine  Uebersicht  über  die  grosse 
Mächtigkeit  des  Portlandkalkes  in  dieser  Gegend  gewinnt. 
Hier  findet  man  auch  dicht  an  der  Landstrasse  jene  eigen- 
thümlichen  dichten,  crystallinischen  rothbraunen  Portlandkalke, 
welche  an  die  rothen  Basalte  des  Aetna  erinnern. 

Die  innere  Seite  dieses  Gebirgsringes,  Avelche,  wie  er- 
wähnt, die  Schichten  des  Portlandkalkes  bilden,  zeigt  in  der 
Erstreckung  von  Lauenstein  bis  südlich  von  Capellenhagen 
noch  eine  mit  der  Hauptkette  parallel  laufende,  durch  Was- 
sereinschnitte oft  unterbrochene  Hügelreihe,  welche  vorzugs- 
weise durch  die  Lagerungsverhältnisse  als  noch  zum  Port- 
landkalke gehörig  sich  ausweist,  durch  mannigfaltige  Eigen- 
thümlichkeiten  aber  als  eine  obere  Abt h eilung  des 
Porti  an  dkalkes  bezeichnet  werden  muss.  Durch  den 
Umstand,  dass  diese  Kalke  unmittelbar  auf  dem  Portland  ru- 
hen und  hier  vom  Serpulitenkalke  der  Wälderthon-Bildung 
bedeckt  werden,  lässt  sich,  zumal  sie  auch  einzelne  Meeres- 
Bivalven  einschliessen,  mit  grösster  Sicherheit  bestimmen, 
dass  sie  noch  dem  Portlandkalke  angehören.  Regelmässig 
sind  es  schwarze  oder  dunkelgraue  sehr  thonhaltige  und  des- 
halb häufig  dünngeschichtete,  fast  schiefrige  Kalke.  Die  Ab- 
sonderungsflächen der  Bänke  und  Schichten  sind  weisslich 
gelb  und  bei  zunehmendem  Kalkgehalte  ist  das  Gestein  von 
muschligem  Bruch.  Am  Fahrwege  von  Lauenstein  nach 
Sahhemmendorf  sind  diese  Kalke  in  einem  Steinbruche  auf- 
geschlossen, schiefriger  und  klingend  beim  Anschlagen  er- 
scheinen sie  westlich  von  SnhJtemmendorf  an  dem  grossen 
und  kleinen  Lahde  und  am  Fusse  des  Keubcl.  Noch  voll- 
ständiger sind  diese  Schichten  am  Fahrwege  von  Eggersen 
nach  Ockensen  aufgeschlossen.  Hier  wechseln  die  vorbe- 
schriebenen, oft  sehr  dünnschiefrigcn  Schichten  mit  solchen 
von  muschligem  Bruch,  ja  auch  mit  förmlichen  Mergeln,  die 
beim  Anschlagen  in  gerundete  fast  schalige  Stücke  zerfallen; 


507 

aber  auch  einzelne  dünne  Schichten  eines  festen  Kalksteins 
lagern  sich  dazwischen  und  dicht  vor  Ockensen  sind  diese 
Schichten  so  dünnschiefrig  wie  Pappbogen  und  au  der  Ober- 
fläche auf  eigenthümliche  Weise  in  lauter  Polygone  ähnlich 
den  Durchschnittsflächen  basaltischer  Säulen  zerrissen.  Kaum 
eine  Viertelstunde  westlich  von  Föhiehansen  ist  ein  grosser 
Steinbruch,  wo  diese  Schichten  so  dünnschiefrig  wie  Papier- 
bogen erscheinen  und,  als  seien  sie  hart  gebrannt,  beim  Auftre- 
ten klingend  und  knisternd  zerspringen ;  auch  sind  dieselben 
hier  von  hell  graugelber,  oft  weisser  Farbe  und  enthalten 
zahlreich  die  für  diese  Bildung  so  charakteristische  Nucula  (?) 
(Nucula  gregaria  Dunk.  und  Koch?).  Tiefer  stehen  verstei- 
nerungsleere Schichten  eines  dolomitischen  Kalksteines.  Die 
Mächtigkeit  dieser  Bildung  möchte  ich  an  den  angegebenen 
Localitäten  zu  durchschnittlich  50  Fuss  angeben.  An  der 
östlichen  Kette  des  Jura  zeigt  sich  dieser  obere  Portland- 
kalk, ausser  nördlich  von  Sahheminendorf  nur  noch  zwischen 
Ammensen  und  JSaensen,  besonders  beim  Vorwerke  Wedeha- 
geti  aufgeschlossen.  Auf  der  Karte  ist  diese  obere  Bildung 
des  Portlandkalkes  von  der  unteren  nur  durch  eine  farbige 
Linie  unterschieden  worden. 

Wir  müssen  jetzt  aber  noch  zweier  eigenthümlicher 
Kalksteinbildungen  Erwähnung  thun,  welche  östlich  von  Am- 
mensen  auftreten  und  ebenfalls  dem  Portlandkalke  angehören. 
Die  erste  finden  wir  etwa  in  der  halben  Höhe  des  Berges 
in  mehren  unbedeutenden  Steinbrüchen  aufgeschlossen.  Es 
ist  ein  gelblich  grauer,  nicht  sehr  fester  Kalk,  ohne  Neigung 
zur  Schieferbildung  und  durch  die  grosse  Menge  darin  vor- 
kommender kleiner  Krebsscheeren  ausgezeichnet.  Wegen  des 
Einschlusses  allerdings  undeutlicher  meerischer  Zweischaler 
und  nach  den  Lagerungsverhältnissen  haben  wir  diese  Bil- 
dung dem  oberen  Portlandkalke  zuzählen  müssen,  ohne  jedoch 
mit  Bestimmtheit  angeben  zu  können,  ob  sie,  was  wir  ver- 
muthen,  über  den  vorhin  geschilderten  Schichten  liegt. 

Die  andere  Bildung  liegt  jedenfalls  tiefer,  obschon  in 
grösserer  Höhe   des  Bero-es   und  sjehört  der  unteren  Abthei- 

Zcits.  (1.  d.geol.Ges,  III.  4,  35 


50S 

lung  des  Portlandkalkes  an,  dessen  obere  Schicht  sie  zu  bil- 
den scheint.  Es  ist  ein  dunkler  dichter  Kalk,  auf  den  Ab- 
sonderungsflächen ,  besonders  da  wo  dieselben  der  Verwitte- 
runo- ausgesetzt  sind,  kurze  Enden  feiner  Röhren  zeigend, 
so  dass  man  den  Serpulit  des  Wälderthons  vor  sich  zu  haben 
wähnt.  Unter  der  Loupe  erkennt  man  diese  Köhrenenden 
aber  als  die  Durchschnitte  grosser  plattgedrückter  Roogen- 
körner,  neben  welchen  auch  viele  hellfarbige  Muschelbruch- 
stücke wahrzunehmen  sind.  Erkennbare  Versteinerungen 
habe  ich  jedoch  hier  in  dieser  Bildung,  welche  auch  am 
Osterwalde  und  Deister  und  zwar  in  noch  ungleich  grösse- 
rer Ausdehnung  auftritt,  nicht  gefunden. 

In  der  Osterwalder  Mulde  haben  wir  den  Portlandkalk 
nur  auf  der  Nordseite  des  Gebirges  angetroffen.  In  der  Wül- 
finghäuser  Klosterforst  zieht  sich  derselbe,  den  oberen  Ko- 
rallenkalk bedeckend ,  in  grosser  Mächtigkeit  bis  zur  Holz- 
mühle, dann  von  hier  dem  Hallerbruchberge  oder  sog.  kleinen 
Deister  entlang,  und  tritt  bei  Dalhof  unweit  Springe  mit  dem 
Portlandkalke  des  Deisters  in  Zusammenhang.  Hier  erreicht 
er  zwischen  AltenJuigen^  Dalhof^  Münder  und  weiter  nördlich 
seine  grösste  Ausdehnung.  Der  Portlandkalk  ist  hier  mei- 
stens von  dunkelgrauer  Farbe.  Beim  Jägerhause  neben  der 
Holzmühle  finden  wir  im  Fahrwege  nach  Alterihagen  zuerst 
den  Korallenkalk,  dann  den  Portlandkalk  (mit  Exogjra  vir- 
gula)  und  einige  hundert  Schritte  weiter  auch  die  bei  Am- 
mensen  erwähnten  festeren  dunklen  Schichten  des  Portland- 
kalkes mit  den  helleren  grossen  Roogenkörnern,  über  welche 
sich  dann  auf  der  Fortsetzung  des  Weges  auch  die  schwar- 
zen schiefrigen  Kalke  unseres  oberen  Portlandkalkes 
lagern.  Diese  letzteren  füllen  namentlich  das  Thal  nordöst- 
lich vom  Gatje-Berge  und  dem  Nesselberge  bis  zu  dem  vor- 
hin erwähnten  Fahrwege  aus ,  ziehen  sich  dann  aber  über 
die  Seedemünder  Mühle  bis  in  die  Gegend  von  Münder,  von 
wo  sie  bis  Lauennn  hin  das  ganze  Thal  ausfüllen.  Im  Gra- 
ben der  Landstrasse,  welche  von  Münder  nach  Springe  führt, 
sind  sie  am  Fusse  der  ,, Hufen"  mehrfach  aufgeschlossen  und 


509 

haben  hier  oft  einen  dem  Kieselschiefer  eigenen  Bruch.  An 
dieser  Landstrasse  finden  wir  etwas  weiter  östlich  auch  einen 
Steinbruch,  welcher  die  dichten  dunklen  Kalke  des  unteren 
Portlandkalkes  mit  Roogenkörnern  aufschliesst.  Dieser  Stein- 
bruch liegt  aber  am  Fusse  des  von  Dalhof  erst  westlich  dann 
mehr  nördlich  sich  hinziehenden  Bergrückens,  die  Hufen  ge- 
nannt, welcher  auf  der  First  über  Münder  in  einem  grossen 
Steinbruche  diese  selben  versteinerungsleeren  Kalke  zeigt, 
welche  hier  in  grossen  regelmässigen  Platten  brechen.  Nörd- 
lich und  östlich  von  den  Hufen  im  Wolfsthal  am  Meinsberge 
und  westlich  vom  Fahren brinke  tritt  aber  überall  normaler 
Portlandkalk,  obschon  meistens  von  grauer  Farbe  auf  End- 
lich ist  auch  am  Dahberge,  nordwestlich  von  Völksen^  unterer 
weisser  Portlandkalk  in  dem  grossen  Steinbruche  beim  Kalk- 
ofen aufgeschlossen. 

Zwischen  diesen  jüngsten  Gliedern  der  Jurabildung  und 
den  ältesten  der  Kreideformation  finden  wir  den 

ll^älderthon. 

Diese  in  so  vielfacher  Beziehung  interessante  und  be- 
sonders durch  ihren  Kohlenreichthum  für  unsere  Gegend 
wichtige  Süsswasserbildung,  deren  Auftreten  auf  dem  euro- 
päischen Festlande  auf  das  Gebiet  zwischen  Teutoburger 
Wald  und  Ocker  beschränkt  zu  sein  scheint,  ist  auch  in  dem 
Gebiete  unserer  Karte  bedeutend  entwickelt  und  durch  die 
Mannigfaltigkeit  der  ihr  angehörenden  Gebirgsarten  ausge- 
zeichnet. Am  östlichen  Theile  des  Deisters,  dessen  nördli- 
che Abdachung  dieser  Bildung  angehört,  zeigt  uns  zunächst 
die  von  Sprifige  nach  dem  Steinkruge  führende  Landstrasse 
fast  auf  der  Höhe  des  Berges  ein  schönes  Profil  der  Wälder- 
thonbildung.  Unmittelbar  auf  dem  Portlandkalke  liegen  hier 
sandig-kalkige  Gesteine  in  plattenartiger  Absonderung  (Pur- 
beckkalk), darüber  feste  Kalke  von  bläulicher  Farbe,  die  mit 
kleinen  Serpulen  angefüllt  den  Namen  Serpulit  führen. 
Hierauf  lagert  dann  eine  50  bis  100  Fuss  mächtige  Sand- 
steinbildung (Hastings-Sandstein),  die  man   nach  Beyrich's 

35* 


510 

Vorschlag  zweckmässig  als  Deistersandstein  bezeichnet.  Es 
ist  dies  ein  feinkörniger  fester  Sandstein  von  gelblich  weisser 
Farbe,  der  mehrere,  bis  1  4  Zoll  mächtige  Steinkohlenflöze  in 
sich  sehliesst  und,  auch  zu  den  feinsten  Scvdpturarbeiten  ge- 
eignet ,  als  Baustein  eine  ausgedehnte  Anwendung  findet. 
Weiter  nördlicli ,  aber  nicht  mehr  im  Gebiete  dieses  vorlie- 
genden Blattes,  wird  diese  Sandstcinbildung  von  thonigen 
Massen  mit  Potamides  carbonarius  Rokm.  bedeckt.  Einige 
hundert  Schritte  nordöstlich  von  Völksen  ist  der  in  einem 
Steinbruche  aufgeschlossene  Serpulit  dünngeschichtet  und  der 
Durchmesser  der  einzelnen  Serpulen  stärker  als  gewöhnlich ; 
auch  hat  das  Gestein  ein  mehr  grünliches  Ausehen  imd  fallen 
hier  in  Folge  einer  sehr  beschränkten  Verwerfung  die  Schich- 
ten nach  Süden  ein.  Die  mächtigste  Entwickelung  erreicht 
die  Wälderthonbildung  aber  am  Osterwalde.  Der  Nesselberg 
mit  Waidmannsruh  in  seiner  Erstreckung  über  Altenluigen 
bis  zum  Katz-  und  Osterberge  besteht  aus  dem  vorhin  er- 
wähnten eigenthümlichen  Kalksteine  (Purbeckkalk),  der 
auch  hier  in  grosse,  1  bis  6  Zoll  dicke  Platten  gesondert  ist, 
welche  auf  der  Oberfläche,  die  dünneren  auch  im  Innern,  ein 
sandsteinartiges  Ansehen  haben,  der  Mitte  zu  aber  einen 
dunkel  blaugrauen  Kalkstein  zeigen.  Südwestlich  von  der 
Holzmühle  am  Wege  nach  lirmumighausen  sind  diese  mit 
Ausnahme  von  liolzresten,  wie  es  scheint,  versteinerungslee- 
ren Gesteine  in  einem  grossen  Steinbruche  aufgeschlossen. 
Bei  Wnidinannsruh  finden  wir  auch  noch  den  Serpulit,  wel- 
cher auch  im  Mehler  Holze  und  zwar  in  dem  Hohlwege 
zwischen  dem  Denksteine  neben  der  Ziegelei  und  den  Stein- 
brüchen in  halber  Höhe  des  Berges  etwa  20  Fuss  mächtig 
und  sehr  dünn  geschichtet  auftritt.  Das  Gestein  ist  hier 
ziemlich  mürbe  und  fast  nur  aus  einer  Zusammenhäufung 
von  Serpulen  bestehend.  Ungleicii  mächtiger  untl  in  un- 
gleich grösserer  Ausdehnung  tritt  hier  aber  von  dem  unter- 
liegenden Serpulit  durch  eine  schwache,  grau  röthliche  Mer- 
gelschicht  getrennt  der  Sandstein  dieser  Bildung  auf!  \ o\\\ 
Mehler  Dreisch  bis   nordwestlich    von  AUenhagcii  nimmt  der 


511 

Deistersandstein,  oft  200  bis  300  Fuss  mächtig,  die  höchsten 
Höhen  des  Gebirges  ein.  Wegen  seiner  vorzüglichen  Eigen- 
schaften als  Baustein  finden  wir  ihn  in  grossen  Brüchen  über 
Altenhagen,  bei  Osterwald  und  oberhalb  Mehle,  wo  er  beson- 
ders durch  seine  Festigkeit  ausgezeichnet  ist,  aufgeschlossen. 
Für  unsere  Gegend  sind  aber  auch  die  in  diesem  Sandstein 
eingeschlossenen  Kohlenflöze  von  grösster  Wichtigkeit.  Die 
meisten  Kohlen  werden  auf  den  Staatsgruben  bei  Osterwald 
gefördert ,  die  Gruben  der  Gemeinden  Ehe  und  Mehle  sind 
weniger  ergiebig.  Fast  überall  liegen  drei  Flöze  übereinan- 
der; das  mächtigste  20  Zoll  stark,  aber  durch  zwei  zwischen- 
gelagerte  mehre  Fuss  starke  Bergmittel  in  drei  Abtheilungen 
getrennt;  das  zweite  ist  11  Zoll  stark,  ohne  Zwischenlagerung; 
das  dritte  10  Zoll  stark,  aber  durch  eine  Schieferlage  in  zwei 
Bänke  getheilt.  Am  Osterwalde,  Mehle  und  Brünnmgliausen 
einbegrifien,  werden  jährlich  etwa  550000  Balgen  (ä  2^  Ku- 
bikfuss)  Steinkohlen  gewonnen  und  bei  deren  Gewinnung 
etwa  300  Menschen  beschäftigt.  Der  Preis  des  Balgens  be- 
trägt 2  Ggr.  10  Pf.  bis  4  Ggr.  4  Pf.,  je  nach  der  Güte  der 
Kohle  und  der  Reinertrag  übersteigt  gewöhnlich  die  Summe 
von  20000  Thlr.  Die  den  Sandstein  gewöhnlich  bedecken- 
den thonigen  Massen  fehlen  hier  aber  fast  ganz. 

In  der  grossen  Mulde  zwischen  Weser  und  Leine  treffen 
wir  die  Wälderthonbildung  ebenfalls,  aber  vorzugsweise  nur 
die  unteren  kalkigen  Ablagerungen,  diese  freilich  in  bisher 
nie  vermutheter  Ausdehnung,  Mächtigkeit  und  Verschieden- 
artigkeit. Zunächst  findet  man  bei  Ween%en  und  zwar  an 
der  nach  Marienhagen  führenden  Landstrasse  eigenthümli- 
che,  versteinerungsleere  Kalke  von  graugelblicher  Farbe, 
dünngeschichtet,  häufig  von  fast  mergelartiger  BeschaflTenheit. 
Da  diese  vielleicht  nur  20  Fuss  mächtigen  Schichten  die 
obere  Abtheilung  des  Portlandkalkes  überlagern,  so  habe  ich 
dieselben  schon  der  Wälderthonbildung  zugezählt.  Bedeckt 
werden  sie  durch  den  Serpulitenkalk,  welcher  in  dieser  Ge- 
gend eine  überraschende  Mächtigkeit  hat.  Ween%en  selbst 
steht  schon  auf  dem  Serpulit,  der  überall  im  Dorfe  und  süd- 


512 

lieh  davon  in  einem  Steinbruche  nahe  bei  den  Gypsbriichen 
aufgeschlossen  ist.  Ebenso  ist  er  am  südöstlichen  Ausgange 
von  Üuingen  durch  Steinbrüche  aufgeschlossen.  Westlich 
von  Ween%en  gelangen  wir  aber  zu  den  grossen  Brüchen  von 
Thüste,  wo  an  der  Luft  erhärtende ,  beim  Brechen  ziemlich 
mürbe,  bläulich  weisse  Kalke  gewonnen  werden,  welche  mehr 
oder  weniger  mit  Serpulen  angefüllt  auch  verschiedene  andere 
Süsswasser-Conchylien  einschliessen  und  gewiss  lUÜ  Fuss 
mächtig  sind.  Von  Levedagsen  über  Wallensen  und  Capel- 
lenhagen  zieht  sich  bis  in  den  Winkel,  den  Ilils  und  Ith  mit 
einander  bilden ,  eine  Hügelreihe ,  welche  auch  dem  Serpulit 
angehört,  der  aber  hier  und  besonders  bei  Harderode  ein  ab- 
weichendes Ansehen  hat,  indem  die  Serpulen  wenig  zahlreich 
und  meistens  sehr  undeutlich  sind.  Der  Deistersandstein 
tritt  nur  bei  Coppengrahen  und  auch  hier  nur  äusserst  schwach 
entwickelt  auf,  führt  aber  doch  auch  hier  ein  kleines  Kohlen- 
flöz, welches  nur  den  Bedarf  der  Duinger  Töpfer  liefert.  Die 
hier  gewonnene  Kohle  ist  insofern  interessant ,  als  sich  an 
ihr  die  Entstehung  aus  Anhäufungen  von  Blättern  der  Abie- 
tites  Linkii  Roem.  mit  grösster  Deutlichkeit  erkennen  lässt. 
Beim  Zerbrechen  eines  Stückes  solcher  Kohle  sieht  man  näm- 
lich überall  die  Durchschnitte  der  Nadeln  jener  Konifere 
und  auf  den  der  Schichtung  parallelen  Absonderungsflächen 
lassen  sich  diese  Nadeln  deutlich  erkennen,  häuflg  selbst  noch 
mit  Leichtigkeit  herauslösen,  wonach  sie  sich  dann  nicht 
selten  noch  so  elastisch  zeigen,  dass  man  ihre  Enden,  ohne 
sie  zu  zerbrechen,  zusammenbiegen  kann.  Neuerlich  ist  diese 
Bildung  auch  noch  beim  Hirtenhause  neben  den  Gyps- 
kuhlen  erbohrt  und  in  dem  Thale  von  Coppengrnhe7i  bis  Ho- 
hefibi(che7i  und  von  hier  bis  Delltgseti ,  noch  jetzt  erkennbar, 
durch  frühere  Schachte  aufgeschlossen  gewesen.  Tritt  man 
von  Delligsen  aus  in  dieses  Thal,  so  trifflt  man  gleich  auf  die 
durch  den  Bach  aufgeschlossenen  4  bis  10  Fuss  mächtigen 
sandigen  Schichten,  in  welchen  Nester  und  zahlreiche  wie  in 
einen  Teig  eingedrückte  einzelne  Stücke  einer  mattglänzen- 
den Steinkohle  sehr  häufig  sind.    Bläuliche  Mergel  bedecken 


513 

diese  Schichten,  welche  von  20  bis  30  Fuss  mächtigen  kal- 
kigen Schichten  mit  mergligem  Bruche  oder  festeren  Kalk- 
steinen von  gelblicher  Farbe  unterteuft  werden;  es  sind  dies 
dieselben  Kalke,  welche  wir  bei  Ween%en  als  die  Unterlage  des 
Serpulits  erkannt  haben.  Diese  nämlichen  Kalke  finden  wir 
aber  auch  in  der  Forterstreckung  dieser  Schichten  über  Am- 
mensen  bis  Naensen  hin  und  zwar  auch  hier  auf  den  Schich- 
ten des  oberen  Portlandkalkes  ruhend.  Vom  stumpfen  Thurme 
bis  Varrigsen  ist  er  links  von  der  Landstrasse  mehrfach  auf- 
geschlossen, besonders  näher  bei  Varrigsen,  wo  das  Gestein 
ein  fast  sandiges  Ansehen  gewinnt,  häufig  kleinere  Kohlen- 
stücke enthält  und  durch  eingesprengtes  Erdpech  gefleckt 
oder  graugefärbt  erscheint.  Auf  der  Ostseite  von  Ammensen 
ist  dasselbe  Gestein  in  noch  grösserer  Mächtigkeit  aufge- 
schlossen und  wieder  von  hellgelblicher  Farbe.  Versteinerun- 
gen habe  ich  bisher,  die  Schuppe  eines  Sauriers  ausgenom- 
men, in  diesem  Gesteine  nicht  gefunden.  Die  Sandsteine 
dieser  Bildung  scheinen  südlich  von  Delligsen  nicht  mehr 
aufzutreten,  und  sind  bauwürdige  Kohlenflöze  nur  am  nörd- 
lichen Fusse  des  Hilses  zu  vermuthen,  da  hier  allein  der 
Kaum  für  eine  grössere  Entwickelung  dieser  Bildung  vor- 
handen ist. 

Zur  Vervollständigung  der  Kenntniss  dieser  Bildung  be- 
richte ich  hier  auch  noch  über  ein  anderes  merkwürdiges 
Auftreten  des  Deistersandsteins,  obschon  wir  dabei  das  Ge- 
biet der  vorliegenden  Blätter  unserer  Karte  etwas  überschrei- 
ten. Nördlich  von  Peine  zwischen  Dollbergen  und  Ahhensen 
erstreckt  sich  von  N.  nach  S.  ein  aus  der  Ebene  kaum  her- 
vortretender Höhenzug  des  Deistersandsteins,  dessen  Schich- 
ten am  Fissenberge  in  einem  Steinbruche  etwa  30  Fuss  tief 
aufgeschlossen  sind  und  nach  WNW.  einfallen.  Es  sind  bei 
der  Hebung  vielfach  geborstene  Bänke,  welche  mit  dünneren 
Schichten  wechsellagern  und  in  einer  Tiefe  von  etwa  30  Fuss 
auch  eine  sandige,  bituminöse  1  bis  2  Fuss  starke  Zwischen- 
schicht einschliessen.  Abdrücke  von  Cyrenen  und  Calami- 
ten  sind   die  einzigen,   aber  zur  Bestimmung  der  Formation 


514 

genügcuden   Versteinerungen,    welche    in    diesem   Sandstein 
gefunden  werden.     Meine  erste  Untersuchung  dieser  Gegend 
führte  mich  auch  vom  Fissenberge  mehreren  verlassenen  und 
mit  Wasser  angefüllten  Steinbrüchen  entlang  nach  Edemissen 
und  Oedesse,  wo  es  mir  glückte  die  Entstehung  der  hier  be- 
findlichen berühmten   Erdölquellen   mit   einiger  Wahrschein- 
lichkeit nachzuweisen.     In  dem  Diluvialsande  dieser  Gegend 
findet  man    nämlich    dicht   bei  Oedesse    eine    grössere  Anzahl 
IG  bis  24  Fuss  langer,  4  bis  6  Fuss  breiter  und  etwa  10  Fuss 
tiefer  Gruben,  sog.  Fettlöcher ;  sie  sind  zur  Hälfte  mit  Was- 
ser angefüllt,  auf  dem  ein  bräunlich  gelbes  Erdöl  schwimmt, 
welches  mit  Binsenbüscheln,   die  man   an  einem  Stocke  be- 
festigt,   täglich   zwei-   oder  dreimal  abgenommen   wird.     Die 
nähere  Untersuchung  ergab,   dass    die  untere   Hälfte  dieser 
Löcher    von    einem   äusserst  festen    Gesteine    eingeschlossen 
war,  welches  nach  den  mühsam  abgeschlagenen   Stücken  auf 
den  ersten  Blick  als  ein  bläulich  dunkler  Kalkstein  erschien, 
mit  welchem  aber  dünnere  fast  mergelartige  bituminöse  Schich- 
ten eines  mehr  sandigen  Gesteins  wechsellagerten.  Aus  die- 
sen letzteren  Schichten  drängt  nun  das  in  die  Erde  dringende 
Regenwasser  das  Erdöl  in  die  hier  fraglichen  Gruben,   wes- 
halb auch    das  Wasser  in  den  Löchern  selbst  häufig  ausge- 
schöpft werden  muss,  weil  es  sonst  gegen  die  Wände  dieser 
Schichten    drückt    und    den  Ausfluss   des   leichteren   Erdöls 
verhindert.     Säuren  auf  jenes  dunkle,   feste,   kalkartige  Ge- 
stein   gegossen    veranlassten    so  wenig   ein    Aufbrausen    als 
andererseits   der  Stahl    demselben  Funken  zu  entlocken  ver- 
mogte.     Vor  das  Löthrohr  gebracht  entstieg  demselben  aber 
sofort  flüchtig  gewordenes  Erdöl,  nach  dessen  Entweichen  ein 
loser  weisser  Sandstein  zurückblieb;  es  ergab  sich  dadurch,  dass 
sowohl  die  Festigkeit  als  auch  die  dunkle  Färbung  des  Ge- 
steins lediglich  von  dem  eingedrungenen  Erdöl  herrührt.    Die 

D  DO 

jetzt  aufgegossene  Säure  veranlasste  auch  sofort  ein  Auf- 
brausen des  Kalkgehaltes  dieses  Sandsteins,  welcher  auch 
durch  die  Gefälligkeit  des  Apothekers  Dkuh3iann,  zu  17 f 
ermittelt    wurde.     Die  grosse   Nähe    des   Fissenberges,    mit 


515 

welchem  die  Schichten  dieses  Gesteins  einen  Sattel  zu  bilden 
scheinen,  Hess  mir  nun  keinen  Zweifel,  dass  auch  der  in 
diesen  Gruben  anstehende  Sandstein  Deistersandstein  sei  und 
dass  somit  diese  Erdöle  eben  diesem  Deistersandstein  ent- 
quellen. Ich  habe  schon  oben  erwähnt,  wie  starke,  in  Kohle 
umgewandelte  Lagen  der  Nadeln  der  Abietites  Linkii  R.  bei 
Duingen  fast  ausschliesslich  das  dortige  Steinkohlenflöz  bilden 
und  schliesse  jetzt ,  dass  das  Harz  eben  dieses  Nadelholzes, 
welches  vielleicht  dem  Pinites  succinifer  Goepp.  an  Harz- 
gehalt gleichstand,  auch  den  Grund  für  die  Bildung  der  Erd- 
öle dieser  Sandsteine  gegeben  habe,  welcher  Annahme  auch 
die  Chemie  keinen  Widerspruch  entgegenstellt ,  weil  eben 
Fichtenharz  und  Erdöl  jedes  aus  etwa  88,3  Kohlenstoff  und 
11,1  Wasserstoff  zusammengesetzt  ist.  Eine  noch  ungleich 
grössere  Zuverlässigkeit  gewann  diese  Annahme  aber  noch, 
als  im  folgenden  Sommer  ein  vom  Herrn  Müller  Steghahn 
im  Deistersandstein  des  Fissenberges  angelegter  Schacht  bei 
einer  Tiefe  von  100  Fuss  auf  so  erdölhaltige,  aber  äusserst 
feste  Schichten  dieses  Sandsteins  traf,  dass  die  Arbeiter  der 
Ausdunstung  dieses  Erdöls  halber  häufig  die  Gruben  ver- 
lassen mussten ,  ja  nicht  selten  durch  diese  Ausdunstungen 
sogar  zum  Erbrechen  gebracht  wurden. 

Bei  einer  Tiefe  von  130  Fuss  traf  jener  Schacht  in  eben 
diesem  erdölhaltigen  dunkelbraun  gefärbten  Sandstein  auf  ein 
etwa  6  Zoll  mächtiges  Flöz  vortrefflicher  Steinkohle,  welches 
sich  jedoch  zum  Abbau  noch  zu  schwach  zeigte.  Ein  in 
dieser  Tiefe  getriebener  Stolln  ist  wegen  der  zu  schwierigen 
Bewältigung  des  eindringenden  Wassers  unvollendet  geblie- 
ben, und  hat  leider  das  ganze  Unternehmen,  welches  beson- 
ders bei  der  grossen  Ausdehnung  dieser  Bildung  in  jener 
Gegend  noch  immer  einen  günstigen  Erfolg  verspricht,  der 
grossen  Kosten  wegen  einstweilen  eingestellt  werden  müssen. 
Wir  müssen  noch  bemerken,  dass  hier  der  Sandstein  mit 
thonigen  Schichten  häufig  wechsellagert  und  auch  in  den 
oberen  Schichten  schon  mehrere  1  bis  2 zöllige  Kohlenflöze 
enthält.     In   grosser  Menge    eingesprengte  glänzende    kleine 


516 

Schwefelkiestheile  geben  diesem  Sandstein  oft  ein  eigenthüm- 
liches  Ansehen. 

Bezüglich  des  bei  Oedesse  gewonneneu  Erdöls  ist  aber 
noch  zu  erwähnen ,  dass  dasselbe  besonders  statt  Theers, 
aber  auch  zur  Anfertigung  von  Asphaltpflastern  verwandt 
und  dass  das  Wasser  der  Gruben  zu  Bädern  gegen  Gicht 
u.  s.  w.  nicht  selten  mit  Erfolg  benutzt  wird. 

»er    Hils. 

Dieses,  als  „deutsches  Neocom"  zu  bezeichnende  älte- 
ste Glied  der  Kreideformation  ist  im  Gebiete  unserer  Karte 
an  verschiedenen  Punkten  und  zum  Theil  in  grosser  Mäch- 
tigkeit entwickelt. 

Als  in  der  Ebene  zwischen  Hildesheiin  und  Drispenstedt 
im  Jahre  1846  eine  Ziegelei  errichtet  wurde,  zeigte  der  da- 
selbst gewonnene  Thon  sehr  bald  verschiedene  Bruchstücke 
von  Hilsversteinerungen  (später  viele  grosse  Bruchstücke  von 
Crioceras  sp.),  weshalb  ich  schon  im  folgenden  Jahre  in  Ge- 
meinschaft mit  dem  Herrn  Fabrikanten  Sievers  den  Versuch 
machte,  diesen  fast  horizontal  abgelagerten  Hilsthon  zu  durch- 
bohren, um  auf  diese  Weise  zu  ermitteln,  ob  nicht  zwischen 
ihm  und  den  darunterliegenden  Jurakalken  des  Gallberges 
die  kohlenführenden  Deistersandsteiue  vorhanden  seien.  Bei 
der  damals  noch  beschränkteren  Kenntniss  von  iler  Ausdeh- 
nung und  Mächtigkeit  dieser  Bildung  war  es  nun  im  höch- 
sten Grade  überraschend,  als  auch  bei  einer  Tiefe  von  5()U  F. 
der  Hilsthon  noch  nicht  durchsunken  wurde.  Leider  musste 
hier  aber  von  der  Fortsetzung  des  Unternehmens  abgestan- 
den werden ,  indem  bei  einer  solchen  Tiefe  der  Abbau  der 
schwachen  Kohlenflöze  der  Wälderthonbildung,  falls  dieselbe 
hier  vorhanden  ist,  mit  Aussicht  auf  Gewinn  niciit  mehr  be- 
trieben werden  kann.  Zwar  wurde  in  der  Nähe  von  Achtinn, 
dem  Fusse  des  Gallberges  näher,  ein  nochmaliger  Versuch 
den  Hilsthon  zu  durchbohren  gemacht,  aber  auch  hier  wurde 
bei  3ÜÜ  Fuss  Tiefe  der  Hilsthon  nicht  durchsunken  und  nun 
die  Fortsetzung  des    Versuches   ganz    aufgegeben.     Zu  be- 


517 

dauern  ist,  dass  durch  diese  kostspieligen  Versuche,  wenn 
auch  eine  richtigere  Beurtheilung  der  Dauer  dieser  den  Hils- 
thon  bildenden  Niederschläge  erlangt,  doch  nicht  einmal  die 
ganze  Mächtigkeit  des  Hilsthones  und  auch  nicht  bestimmt 
ist,  ob  die  Wälderthonbildung  in  dieser  Gegend  vorhan- 
den ist  oder  nicht.  Nordöstlich  vom  Dorfe  We?idhausen  wird 
diese  Hilsthonablagerung  durch  den  Flammenmergel  des  Hei- 
ligenberges bedeckt,  aber  durch  den  Bach  deutlich  aufge- 
schlossen. Ihre  Begrenzung  nach  Norden  zu  ist  nicht  genau 
zu  ermitteln  gewesen  und  wegen  Mangels  an  Versteinerun- 
gen selbst  nicht  einmal  mit  Sicherheit  entschieden ,  ob  die 
zwischen  Drispenstedt  bis  südlich  von  Harsum  auftretenden 
Thone  dem  Hils  oder  Lias  angehören.  Für  die  südliche  Be- 
grenzung dieser  Bildung  bemerke  ich  noch,  dass  das  Wasch- 
haus der  neuen  Pflege-Anstalt  (ehemals  Sülte)  vor  Hildesheim 
noch  auf  dem  Hilsthone,  die  Pilotage  des  Hauptgebäudes 
aber  schon  auf  dem  oberen  Korallenkalk  steht. 

Am  Südende  des  Osterwaldes  bilden  die  Sandstein- 
rücken des  Gebirges  eine  muldenartige  Vertiefung,  in  wel- 
cher der  Hilsthon  ebenfalls,  aber  nicht  100  Fuss  mächtig 
abgelagert  ist.  Obschon  derselbe  besonders  da ,  wo  er  bei 
Osterwald  vom  Bache  durchschnitten  wird  (weniger  bei  Oster- 
ivald  selbst)  kleine  Kiesel  in  grosser  Menge  beigemischt  ent- 
hält, so  ist  er  doch  nicht  mit  A.  Roemer's  Hilsconglomerat 
zu  verwechseln,  unter  welcher  Bezeichnung  nur  die  kalkigen, 
mit  Eisenbohnerz  gemengten  Niederschläge  dieser  Bildung 
umfasst  sind  und  welche  nach  v.  Stkombeck  im  Braun- 
schweigschen  vom  Hilsthone  überlagert  worden.  Dass  einige 
Versteinerungen  des  Hilsconglomerats  sich  in  dem  Hilsthone 
nicht  finden  und  umgekehrt,  findet  wohl  mehr  in  der  ver- 
schiedenen Beschafi^enheit  eines  Thon  niederschlagenden  und 
eines  Meeres  mit  kalkhaltigen  Niederschlägen  als  in  der 
Verschiedenheit  des  Alters  beider  Bildungen  seine  Erklärung. 

Die  grösste  Entwickelung  und  Mannigfaltigkeit  zeigt 
diese  Bildung  aber  in  der  grossen  Mulde  zwischen  Weser 
und  Leine,  in  deren  südlicher  Hälfte  das  dieser  Bildung  an- 


518 

gehörende  Hilsgebirge  als  eine  getrennte  Centrahnulde,  dem 
Auge  als  ein  vollständiger  Gebirgsring  erscheint,  in  dessen 
Mitte  dann  aber  noch  jüngere  Glieder  der  Kreide  abgelagert 
sind.  Auf  der  Wälderthonbildung  ruhend  bildet  der  Hils- 
thon  die  Basis  dieser  engeren  Mulde  und  tritt  an  der  Ober- 
fläche als  ein  vollständiger  Gürtel  derselben  zu  Tage.  Auf 
der  nordwestlichen  und  südöstlichen  Seite  dieser  engeren 
Mulde  hat  der  Hilsthon  seine  grösste  Entwickelung  erreicht 
und  eben  hier  ist  er  mit  in  der  Regel  deutlich  geschichteten 
Gypslagern  so  erfüllt,  dass  der  Thon  oft  nur  ganz  vuiterge- 
ordnet  ist  und  nur  in  schwachen  Zwischenlagern  zwischen 
den  dünnen  Gypsschichten  auftritt.  Westlich  von  Varrigseriy 
Ammensen  (am  Saume  des  Waldes)  und  Stroit  ist  dieser 
Gyps  vielfach  aufgeschlossen ,  oder  durch  eine  grosse  Zahl 
trichterförmiger  Einsenkungen  des  Bodens  erkennbar.  Wäh- 
rend eben  die  Auswaschung  des  Hilsthons  diese  engere  Mulde 
als  durch  ein  tiefes  Thal  von  der  sie  einschliessenden  grösse- 
ren Mulde  getrennt  erscheinen  lässt,  hat  hier  der  Gyps  dem 
Wasser  einen  grösseren  Widerstand  entgegengestellt  und  sich 
als  ein  selbstständiger ,  der  Hilskette  paralleler  Bergrücken 
erhalten.  Hoffmann,  der  hier  den  Jurakalk  angiebt,  hat 
sich  durch  die  grosse  Menge  dem  Portlandkalke  angehörender 
Gesteinsstücke  irre  leiten  lassen,  welche  von  dem  gegenüber- 
liegenden Seiter,  wo  dieselben  Kalke  anstehen  und  zwar  vor 
Auswaschung  des  zwischenliegenden  Thaies  durch  die  Ge- 
walt des  Wassers  hierhergeführt  und  abgelagert  sind.  Der 
Bach  bei  Üüste/thal  schlicsst  den  Hilsthon  auf,  ebenso  der 
von  IJelligsen  kommende  Fahrweg  (nicht  die  Landstrasse) 
bei  seiner  Einmündung  in  die  Göttinger  Landstrasse.  Am 
EUiirser-Brinke  ist  der  Hilsthon ,  welchen  Hoffmann  noch 
dem  Wälderthon  zurechnete,  so  eisenhaltig,  dass  hier  bis 
1846  Bergbau  auf  Eisen  getrieben  wurde,  bei  welcher  Gele- 
genheit eine  grosse  Menge  Versteinerungen  zu  Tage  geför- 
dert wurden.  Das  Eisen  ist  theils  im  thonigen  Sphärosiderit, 
theiis  in  kleinen  hirseartigen  Körnern  enthalten,  das  ganze 
Lager  aber  nur  4  bis  5  Zoll  stark.    Erdpech  war  damit,  wie 


519 

im  Neocom  der  Schweiz ,  häufig  in  grössere  Stücke  abge- 
sondert verbunden.  Auf  der  nordwestlichen  Seite  des  Hilses 
sind  wieder  mächtige  hie  und  da  schwefelhaltige  Gypsstöcke 
in  den  Hilsthon  eingelagert,  auch  deutliche  Gypskrystalle  in 
demselben  häufig.  Der  Bergrath  Kocii  fand  darin  beim 
Aufsuchen  des  Deistersandsteins  eine  Menge  Versteinerun- 
gen. Da  wo  die  von  Escliershansen  kommende  Landstrasse 
auf  der  Westseite  des  Hilsberges  diesen  Hilsthon  schneidet, 
finden  sich  in  Wasserrissen  viele  an  anderen  Fundorten  sel- 
tene Arten  kleiner  Versteinerungen :  Turbo  pulcherrimus 
RoEM.,  Nucula  subtrigona  Roem.,  Isocardia  angulata  Phill., 
Astarte  subdentata  Roem.,  Fischgehörknochen  u.  s.  w. 

Hilssandstcin. 

Mit  jedem  Jahre  erleidet  der  Quadersandstein  auf  den 
geologischen  Karten  des  nördlichen  Deutschlands  neue  Ein- 
schränkungen und  seitdem  auch  die  Kreidesandsteine  des 
nordöstlichen  und  nördlichen  Harzrandes  sich  zum  Theil  als 
jünger,  zum  Theil  als  älter  ausgewiesen  hatten,  durfte  nicht 
mehr  bezweifelt  werden,  dass  auch  das  durch  seine  Höhe 
und  Form  gleich  ausgezeichnete  Sandsteingebirge,  welches 
den  Namen  „Hils"  führt,  nicht  dem  Quadersandsteine 
(A.  Roehier)  und  noch  weniger  dem  Delstersandsteine, 
wie  HoFFiMANN  glaubte,  sondern  dem  Neocom  angehöre.  Ein 
in  der  Sammlung  des  Herrn  Bergrath  Koch  zu  Grünenplan 
befindliches,  am  Hilse  gefundenes  Exemplar  des  Ammonites 
Dechenl  Roem.  (A.  bidichotoraus  Leymer.),  welche  Ammo- 
nitenart  sich  auch  im  Hilssandstein  von  Oerlinghcmsen  findet, 
erhebt  diese  Vermuthung  zur  Gewissheit,  und  Ist  dieser  Fund 
um  so  glücklicher  als  die  In  diesem  Sandsteine  bisher  ge- 
fundenen undeutlichen  Versteinerungen  sichere  Auskunft  über 
dessen  Alter  nicht  gaben  und  auch  der  über  diesem  Sand- 
stein liegende  Flammenmergel,  wie  wir  später  sehen  werden, 
zur  Altersbestimmung  jenes  nicht  benutzt  werden  kann.  Es 
sind  gelbliche,  oft  rein  weisse  Sandsteine,  hie  und  da  in 
eigenthümlich  gefleckten  Chalcedon  übergehend.  An  der  Fuhr- 


520 

egge  bei  Delligsen  enthält  dieser  Sandstein  sandig  thonigen 
Gelbeisenstein  und  (seltener)  Brauneisenstein  in  mehren, 
8-  bis  lOzölIigen  Flözen  oder  Sphärosideritnieren ,  meistens 
40  pCt.  haltend,  welcher  noch  jetzt  auf  der  nahen  Carlshütte 
verarbeitet  wird.  Oberhalb  Ammenseii  ist  dieser  Sandstein 
in  grossen  Steinbrüchen  aufgeschlossen.  Die  Mächtigkeit 
dieser  Bildung  schlagen  wir  hier  zu  etwa  300  Fuss  an. 

Flainiiicniuergel. 

Ueber  die  Stellung  dieses  von  Hausmann  zuerst  unter- 
schiedenen und  gut  benannten  Gliedes  der  Kreidebildunfj 
sind  besonders  in  neuerer  Zeit  durch  das  Auffinden  zweier 
Gault- Ammoniten ,  A.  Majorianus  und  A.  inflatus  in  dem 
Flammenmergel  bei  Langeisheim  am  Harz  einige  Zweifel 
entstanden.  Müsste  man  schon  hiernach  den  Flammenmer- 
gel dem  Gault  zurechnen,  so  wäre  damit  dann  natürlich  auch 
entschieden,  dass  die  von  ihm  überlagerten  Sandsteine  nicht 
mehr  dem  Quadersandstein  im  engeren  Sinne  angehören. 
Die  grosse  Zahl  der  dem  Planer  und  Flammcnmergel  ge- 
raeinsamen Versteinerungen  und  die  oft  kaum  zu  beobach- 
tenden Uebergänge  aus  dem  Flammenmergel  in  den  Pläner 
lassen  uns  aber  noch  immer  der  festen  Meinung  sein,  dass 
der  Flammenmergel  der  oberen  Abtheilung  der  Kreide  an- 
gehört. 

Das  nördlichste  Vorkommen  des  Flammenmergels  ist 
wohl  am  Hülfersberge  bei  Sarstedt,  wo  er  an  der  alten 
Landstrasse  ohnweit  der  Serpentine  als  ein  bläulich  grauer, 
mit  bräunlichen  Flecken  eigenthümlich  gesprenkelter  und  an 
der  Luft  schnell  zerfallender  Mergel  erscheint,  in  welchem 
auch  hier  die  Avicula  gryphoides  Sow.  in  grosser  Menge 
sich  findet.  Die  Grenze  dieser  Bildung  nach  Nordost  zu  ist 
bisher  nicht  zu  ermitteln  gewesen.  Dieses  dem  Keupermer- 
gel  ähnliche  Vorkommen  des  Flammenmergels  ist  aber  sehr 
beschränkt ,  denn  regelmässig  ist  er  ein  mehr  oder  weniger 
sandiger,  oft  tuffartiger  Thonmergel  von  gelblich  grauer  Farbe 
und  von  kicscligen  Ausscheidungen  von  Hornstein  in  schwärz- 


521 

liehen  Streifen  wellenförmig  durchzogen.  So  tritt  er  östlich 
von  Hildesheim,  aber  nicht  mehr  im  Gebiete  dieser  Karte 
am  sog.  Heiligenberge  bei  Otthergen  auf.  Von  gleicher  Be- 
schaffenheit, aber  in  ungleich  mächtigerer  Entwickelung  fin- 
den wir  den  Flammenmergel  in  der  grossen  Alfelder  Mulde, 
wo  er  die  Basis  jener  so  mächtigen  Plänerkalke  bildet,  die 
wir  schon  unter  dem  Namen  des  Sackwaldes,  der  Sieben- 
und  Vorberge  erwähnt  haben.  Auf  der  Nord-,  West-  und 
Südseite  dieses  Gebirges  erhebt  sich  der  Flammenmergel  zu 
einer  Kette  deutlich  gesonderter  Vorberge.  Die  hohen  Kup- 
pen über  Rheden  und  die  ,,hohe  Schanze"  am  entgegenge- 
setzten Ende  der  Mulde  bei  TVin%e7ibvrg  gehören  dem  E'lam- 
menmergel  an,  der  hier  eine  Mächtigkeit  von  500  bis  700  F. 
erreicht.  Am  schwächsten  entwickelt,  vielleicht  nur  50  bis 
100  Fuss  mächtig,  tritt  er  bei  Wrish erghohen  auf.  Hier  ist 
er  durch  die  alte  und  neue  Landstrasse  mehrfach  aufge- 
schlossen. In  Eberhohen  und  oberhalb  dieses  Dorfes  am 
Bache,  dann  in  den  Steinbrüchen  über  Rheden,  bis  Eimsefi^ 
Lmigenhohen  und  Winzenburg  ist  der  Flammenmergel  viel- 
fach gut  aufgeschlossen.  Am  Fahrwege  von  Irmensenl  nach 
Wolter shause7i  tritt  der  Flammenmergel  als  ein  hellgelbes 
zerreibliches  Gestein  von  sandigem  Ansehen  auf,  so  dass 
man  beim  ersten  Blick  Sandsteine  vor  sich  zu  haben  glaubt. 
Zwischen  Hornsen  und  Eiershausen  ist  der  Flammenmergel 
sehr  eisenhaltig.  Von  Versteinerungen  scheint  er  aber  auch 
hier  nur  einen  kleinen   Belemniten  zu  enthalten. 

Mächtig  entwickelt  finden  wir  den  Flammenmergel  auch 
in  der  Hilsmulde,  denn  hier  füllt  er  den  ganzen  inneren 
Theil  der  Mulde  aus  und  wird  nur  an  zwei  Punkten  noch 
von  mächtigen  Plänerkalkmassen  bedeckt.  Zwischen  Dellig- 
sen  und  Grünenplan  und  auf  dem  Wege  nach  Kaierde  ist 
der  Flammenmergel  vielfach  aufgeschlossen,  am  mächtigsten 
ist  er  aber  am  südlichen  Theile  der  Mulde  an  der  sog.  Hü- 
nenburg entwickelt,  wo  er  durch  ein  tief  eingeschnittenes  Thal 
von  dem  mächtigeren  Rücken  des  Hilssandsteins  getrennt 
wird.     Eigenthümlich  sind  die  in  der  Nähe  von  Grünenplan 


522 

zu  beobachtenden  Zwischenlagerungen  von  Sandstein,  worüber 
die  Erläuterunoen  zu  den  nächstfolgenden  Blättern  dieser 
Karte,  welche  auch  zur  Besprechung  noch  anderer  Erschei- 
nungen des  Flammenmergels  Veranlassung  bieten.  Ausführ- 
licheres enthalten  werden.  *) 

Der  Flammenmergel,  der  einen  der  Vegetation  sehr 
günstigen  Untergrund  liefert,  wird  auch  als  Baustein,  selte- 
ner zur  Wegebesserung  benutzt. 

Pläner. 

Von  den  verschiedenen  Gliedern  der  Kreide  ist  der  Plä- 
ner schon  das  jüngste  im  Gebiete  dieser  Blätter,  noch  jün- 
gere Glieder  wird  erst  ein  späteres,  die  Gegend  um  Ha?mo- 
ver  umfassendes  Blatt  nachweisen.  Keine  Gebirgsart  unserer 
Gesend  zeigt  sich  an  allen  Punkten  ihres  Auftretens  so 
vollständig  gleich  als  diese  oberen  milchweissen ,  dünnge- 
schichteten, aber  doch  in  Bänke  zerklüfteten,  ziemlich  festen 
Kalke  des  Pläners.  Das  nördlichste.  Auftreten  desselben  im 
Gebiete  dieser  beiden  Blätter  der  Karte  ist  bei  Sarstedt. 
Die  Stadt  selbst  ruht  auf  dem  Pläner,  welchem  auch  die 
Höhe  des  Hülfersberges  angehört.  In  den  Steinbrüchen  bei 
Sdrstedl,  und  besonders  an  der  nördlichen  Böschung  der  von 
flildesheim  kommenden  Landstrasse,  gerade  da,  wo  dieselbe 
die  Höhe  des  Hülfersberges  erreicht,  finden  sich  zahlreiche 
Versteinerungen,  Mit  diesem  Auftreten  vielleicht  in  Verbin- 
dung stehend,  erhebt  sich,  freilich  mit  entgegengesetztem 
Einfallen,    auch    bei    der  Ruine   des    Schlosses   Calcfiberg  an 


*)  Auf  einer  mit  meinem  Bruder  FF.nniNAND  im  Herbste  v.  J.  un- 
ternommenen Reise  nach  England  erkannten  wir  an  der  südwestlichen 
Küste  der  Insel  Wuihl  in  dem  nppi-r  grccnsand  genau  unseren  Flammcn- 
mergel  wieder,  mit  derselben  vorhin  beschriebenen  eigeuthümlichcu  Be- 
schaffenheit des  Gesteins  und  denselben  Versteinerungen.  Eine  gleiche 
Uebercinstimmung  dieser  Bildung  zeigt  sich  zwischen  l.oudou  und  Dorer 
hei  Jliiiyale,  wo  aber  auch  durch  vorherrschende  Kiesclsubstanz  ausge- 
zeichnete Schichten  des  Flammenmergels,  Fircslonr,  auftreten. 

Es  mag  hier  auch  uoch  erwähnt  werden,  dass  die  von  der  Insel 
Wiglil  mitgebrachten  Versteinerungen  des  Sprcloti-clrni  an  dessen  Ueber- 
cinstimmung mit  unserem  Iliisthon  nicht  lünger  zweifeln  lassen. 


523 

der  Leine  ein  kleiner,  durch  einen  Steinbruch  aufgeschlosse- 
ner Hügel  des  Plänerkalkes.  Die  grösste  Entwickeluno- 
desselben  finden  wir  aber  in  dem  zwei  Meilen  langen  und 
eine  Meile  breiten  Gebirgsoval  zwischen  Alfeld  und  Wris- 
berghohen ,  wo  die  Masse  des  abgelagerten  Pläners  eine 
Mächtigkeit  von  500  bis  800  Fuss  erreicht.  Zwei  sich  kreu- 
zende tief  einschneidende  Thalgründe  theilen  dieselbe  in  vier 
Theile,  von  welchen  die  beiden  östlichen  unter  dem  Namen 
der  „Vorberge",  von  den  westlichen  aber  der  nördlichere 
unter  der  Bezeichnung  der  ,, Siebenberge",  der  südliche  als 
,, Sackwald"  bekannt  sind.  Das  beste  Profil  dieser  mächti- 
gen Plänerablagerung  zeigen  die  Einschnitte  der  neuen  Land- 
strasse von  IVrisherghohen  bis  Sack.  Die  wenigen  in  al- 
len Schichten  vorkommenden  Versteinerungen  (Inoceramus 
Brongniarti  Park,  am  verbreitetsten  und  oft  1 '-  Fuss  lang) 
erlauben  eine  Sonderung  in  verschiedene  Zonen  nicht  und 
nur  an  einigen  Punkten,  wie  z.  B.  bei  Winsherghohen  sind 
auch  die  unteren  grauen,  mergligeren  und  regelmässig  ver- 
steinerungsreicheren Schichten  des  Pläners  erkennbar.  Bei 
Eherhohen  ist  der  Pläner  fast  wagerecht  abgelagert  und  in 
regelmässige,  3  bis  G  Zoll  starke  Platten  gesondert,  welche 
so  rein  und  dicht  sind ,  dass  sie  fast  den  lithographischen 
Schichten  des  Portlandkalkes  gleichen.  Zu  erwähnen  sind 
auch  noch  die  besonders  bei  Wrisherghohen  im  Pläner  häufig 
vorkommenden  schwarzen  Schwefelkiesnieren. 

In  der  Mitte  der  Hilsmulde  sehen  wir  den  Pläner  wie- 
derum eine  sehr  bedeutende  Höhe  einnehmen.  Der  Wispe- 
bach  hat  die  hier  abgelagerte,  gegen  400  Fuss  mächtige 
Plänermasse  durch  einen  bis  tief  in  den  unterliegenden  Flam- 
menmergel dringenden  Einschnitt  in  zwei  gleiche  Theile  ge- 
theilt,  von  welchen  der  eine  den  Namen  des  Idtberges,  der 
andere  den  des  Fahrenberges  führt.  Die  Beschaffenheit  die- 
ser Ablagerung  ist  genau  dieselbe,  wie  die  in  der  Alfelder 
Mulde  und  bietet  zu  besonderen  Bemerkungen  keinen  Anlass. 

Der  Pläner  wird  als  Baustein  benutzt ,  seltener  zum 
Wegebau,  hie  und  da  auch  gebrannt.     Für  manche  Futter- 

Zeits.  d.  d.  gcol.  Ges.  III.  4.  36 


524 

kriiuter,  besonders  aber  für  Buchenwälder  bietet  der  Pläner 
einen  vortrefflichen  Boden  und  zeichnet  sich  überhaupt  (Sie- 
benberge) durch  die  Mannigfaltigkeit  der  seinem  Boden  ent- 
spriesseuden  Flora  aus.  * 

]>ie   Tertiärliildiiug. 

Hier  sind  zunächst  die  plastischen,  meist  mit  Sand  ge- 
mischten 1  hone  bei  üuingen  zu  nennen ,  welche  durch  ein 
ausgedehntes,  mehr  als  70  Fuss  mächtiges  Braunkohlenlager 
unweit  Wullense?i  ausgezeichnet  sind.  Obschon  diese  Braun- 
kohle von  nicht  gewöhnlicher  Güte  ist,  so  haben  doch  der 
Holz-  und  Steinkohlen-Keichthum  der  Gegend  und  die  lang- 
samen Fortschritte  der  Fabrikthätigkeit  in  unserem  Lande 
eine  nennenswerthe  Benutzun«;  dieser  Schätze  bisher  nicht 
zugelassen.  Ueber  die  Ausdehnung  dieser  Bildung  lässt  sich 
Bestimmtes  nicht  sagen,  da  bisher  nicht  zu  ermitteln  gewe- 
sen, ob  auch  die  zwischen  Capellefi/idgen  und  Didngen  lie- 
genden Sandmassen  der  Tertiärförmation  angehören  oder  nur 
als  Alluvium  anzusehen  sind.  Ohnweit  des  Hirtenhauses 
über  Duingen  wird  ein  feiner,  loser,  gelblich  weisser  Sand 
in  einer  tiefen  Grube  gewonnen,  von  dem  es  ebenfalls  un- 
gewiss ist,  ob  man  Alluvium  oder,  was  die  Lagerungsver- 
hältnisse anzunehmen  erlauben,  Deister-  oder  Hilssandstein, 
welchem  jedes  Bindemittel  fehlt,  vor  sich  hat.  Nahe  dabei 
liegen  ausgedehnte  Gypsmassen,  welche  eine  deutliche  Schich- 
tung zeigen  und  (falls  sie  nicht  von  tertiärem  Sande  bedeck- 
tem Hllsthonc  angehören)  die  übrigen  hier  auftretenden  Ge- 
birgsformationen  bei  ihrer  Hebung  durchbrochen  haben,  wie 
auch  auf  der  Oberfläche  dieser  Gypsmasse  hie  und  da  sich 
findende  geringe  Mengen  eines  dunklen  Thones,  welcher  dem 
mittleren  Jura  angehörende  Versteinerungen  ( Ammonites  Par- 
kinsoni  Sow.  und  gefurchte  Belemniten)  enthält  und  wohl 
bei  dem  Durchbruche  des  Gypses  mitemporgehoben  ist,  zu 
beweisen  scheinen.  Der  Gyps  findet  gebrannt  eine  grosse 
Verwendung  und  ist  durch  die  hier  häufigen  Einsprengun- 
gen oft  ziendicii  ansehnlicher  Mengen  gediegenen  Schwefels, 


525 

besonders  in  den  körnigen  Schichten,  ausgezeichnet.  In  den 
vorerwähnten  tertiären  Thonen  und  Sande  kommen  aber 
Versteinerungen  überall  nicht  vor  und  wird  deren  Alter  le- 
diglich durch  die  Lagerungsverhältnisse  und  die  Braunkoh- 
lenlager bestimmt.  Die  Thone  dieser  Bildung  liefern  das 
Material  für  die  zahlreichen  Töpfereien  Duingejis. 

Es    tritt   aber   auch   noch  eine  andere  Abtheilung  dieser 
Formation,   der   sog.  Grobkalk,   im  Gebiete  dieser  Blätter 
auf.     Es  sind  dieses  vorherrschend  kalkhaltige,  lose,    sandig 
anzufühlende  Mergel  von  gelbbrauner  Farbe,  häufig  mit  Zwi- 
schenschichten eines  festen  Kalksteins.    Keine  der  vorhin  er- 
wähnten Bildungen   ist    solchen  Zerstörungen  durch  die  Ge- 
walt des  Wassers  ausgesetzt  gewesen  als  der  Grobkalk   un- 
serer Gegend,   der  nirgends  einen  zusammenhängenden  Ge- 
birgs-  oder  Hügelzug  bildet,   nirgends  ein  grösseres  Becken 
oder  Thal  ausfüllt,   sondern  nur   noch   an  den  gleich  zu  er- 
wähnenden  Punkten   einen    höchst    beschränkten  Raum   ein- 
nimmt.    Eine  Stunde  südlich  von  Hildesheim  finden  wir  den 
Grobkalk    bei   dem  Dorfe  Diekhohen  und    zwar  durch  einen 
Einschnitt    der   Landstrasse    gut    aufgeschlossen.     Es   zieht 
sich  diese  Ablagerung  dem  Muschelkalkzuge  parallel  bis  über 
Neuhof  hinaus  und  ist  schon  früh  durch  die  jetzt  zum  Theil 
von  Philippi  beschriebenen  Versteinerungen   bekannt    gewe- 
sen.    Von   ganz   gleicher  Beschaffenheit  ist  das  Vorkommen 
des  Grobkalkes  bei  liodeiihurg.    Der  Ort  selbst  ruht  darauf, 
und   beim  Eiskeller   so  wie   an    dem  nach  Lamspringe   füh- 
renden Wege  ist  diese  Bildung  in  einer  Mergelgrube  aufge- 
schlossen.     An    der   Nordseite    des   Dorfes    Klein-Freden  im 
Leinethale     und    südlich    davon   am    Fahrwege   nach   Haus- 
Freden  ist  der  Grobkalk  ebenfalls  aufgeschlossen  und  von  hier 
hat  Philippi  zahlreiche  Arten  von  Versteinerungen  beschrieben. 
Sodann  liegt  fast  in  der  Mitte  2.W\%Q\\^Vi  Eimbeck  \mA  Eschers- 
hausen  am  sog.    hohen  Gehren  links   vom   Bache   und   etwa 
400  Schritte  westlich   von   dem    von  Liithorst  nach    Vorioohle 
führenden  Wege  eine  beschränkte,  in  den  oberen  Schichten 
eisenschüssige  Ablagerung    des  Grobkalkes,    welche    durch 

36* 


526 

einen  Schürfversuch  auf  Braunkohle  vor  einigen  Jahren  kurze 
Zeit  aufgeschk)ssen  war,  sich  reich  an  Versteinerungen  zeigte 
und  auch,  freihch  nicht  bauwürdige,  Braunkohle  einschloss. 
Endlich  fand  ich  noch  ein  sehr  eigenthümliches  Vorkommen 
des  Grobkalkes  südlich  von  Dassel  und  zwar  auf  dem  Gipfel 
des  Scharfenberges  in  zwei  kesselartigen  Vertiefungen  des 
Muschelkalkes,  theils  in  grösseren  festen  Blöcken,  theils  aus 
losem  Sande  bestehend,  welcher  zum  Formen  auf  der  nahen 
Eisenhütte  verwandt  wird.  Von  Versteinerungen  finden  sich 
hier  nur  wenige  schlecht  erhaltene  Arten.  Eine  deutliche 
Schichtung  und  ein  bestimmtes  Einfallen  derselben  ist  bei  den 
sämmtliclien  oenanntcn  Grobkalkablaocrunüen  nicht  wahrzu- 
nehmen,  doch  kann  nicht  bezweifelt  werden,  dass  die  Hebung 
imserer  Gebirge  am  Ende  der  Kreideperiode  und  vor  dem 
Beginn  der  Tertiärperiode  erfolgte,  wobei  dann  das  Vorkom- 
men des  Grobkalkes  auf  so  grossen  Höhen  wie  bei  !)nssel 
auf  einen  bedeutend  höheren  Stand  der  Tertiärmecre  über 
dem  jetzigen  Meeresniveau  oder  wohl  richtiger  auf  eine  be- 
deutende Erhebung  des  gesammten  nördlichen  Europa's  nach 
der  bereits  früher  geschehenen  Hebung  der  Gebirge  und'noch 
nach  erfolgtem  Niederschlage  des  Grobkalkes  schliessen 
lässt.  Das  Alter  unserer  Tertiärbildunci;en  ist  noch  nicht 
genügend  festgestellt,  in  keinem  Falle  dürfen  dieselben  aber 
dem  bei  weitem  älteren  Grobkalke  des  Pariser  Beckens 
gleichgestellt  w^erden,  wozu  ihre  Bezeichnung  als  Grobkalk 
verleiten  könnte. 

Kilgiviiiin. 

Dem  Diluvium  unserer  Gegend  ist  auch  von  uns  bisher 
nicht  die  Aufmerksamkeit  zuü;ewandt,  welche  es  verdient  und 
welche  erforderlich  ist,  um  zu  einer  richtigen  Beurtheilung 
desselben  zu  gelangen.  Es  fehlt  demselben  der  Keiz  orga- 
nischer Einschlüsse,  aber  wir  verkennen  nicht,  dass  es  zur 
Ermittelung  der  auf  unserem  Erdbälle  unmittelbar  vor  der 
Jetztzeit  stattgehabten  Ereignisse  eine  Menge  Anhaltsj)unktc 
zu    geben   vermag   und   dass  insbesondere  auch  die  Verhält- 


527 

nisse  der  Vegetation  unseres  Landes  auf  grosse  Strecken  hin 
durch  die  Beschaffenheit  der  diluvialen  Bildunoen  bedino-t 
sind.  Unter  dem  Vorbehalte  späterer  ausführlicherer  Be- 
sprechung dieses  Gegenstandes  Avollen  wir  aber  schon  hier 
die  wenigen  bisher  gemachten  Beobachtungen  zusammenstel- 
len, um  dieselben  sofort  zu  weiteren  Untersuchungen  nutz- 
bar zu  machen. 

Auf  bei<len  Seiten  der  Innerste  finden  wir  Geschiebe 
abgelagert,  welche  fast  genau  dasselbe  Gebiet  wie  der  Lias, 
den  sie  bedecken,  einnehmen  und  nur  im  Innerstethaie  selbst 
durch  das  tiefe  Einschneiden  des  Flusses  wieder  entfernt  sind. 
Diese  hier  unter  dem  Namen  ,, gelber  Grand,  Gruss"  bekann- 
ten Geschiebe,  auf  welchen  auch  die  Stadt  llüdesheim  selbst 
steht,  dehnen  sich  noch  nordöstlich  bis  Drispenstedt  und 
Achtuin  aus.  An  der  Südbahn  bei  Hüdesheini  sieht  man  die- 
selben an  30  Fuss  mächtig  auf  dem  Lias  ruhen.  An  der  Ka- 
pelle bei  Himmelsthür,  bei  Moritzberg,  bei  der  Trillke,  Och- 
terstim ,  Heimle,  Wahhausen,  Posthof,  Hasede  u.  s.  w.  sind 
diese  Geschiebeablagerungen  häufig  aufgeschlossen  und  zie- 
hen sich  dieselben  auch  von  Himmehthiir  über  Em7Jierke, 
Escherde,  liossing  und  Calenberg  dem  nördlichen  Abhänge 
des  Deisters  zu.  Bruchstücke  von  Granit,  Grauwacke,  Kie- 
selschiefer, Muschelkalk,  Lias,  Dogger,  Pläner  und  verschie- 
dene Sandsteine,  welche  durch  die  Gewalt  des  Wassers  von 
ihrer  ursprünglichen  Lagerstätte  (Harz  und  nördlicher  Harz- 
rand) losgerissen  und  durch  das  Fortrollen  mehr  oder  weni- 
ger abgerundet  sind ,  bilden  diese  Geschiebe  vorzugsweise ; 
doch  finden  sich  darunter  auch,  obschon  selten,  Bruchstücke 
nordischer  silurischer  Gesteine,  w^elche  an  der  Nordküste  un- 
seres Landes  ausgedehnte  Geschiebemassen  bilden.  Eine 
andere  hieher  gehörige  Erscheinung  sind  die  sog.  erratischen 
Blöcke,  welche  wir  in  der  Umgebung  Hildesheims  (woselbst 
auch  eine  Strasse  und  eine  Bäuerschaft  von  einem  solchen 
Felsblocke  den  Namen  ,, Stein"  Lapidis-Bäuerschaft  führt), 
besonders  in  der  nordwärts  sich  ausbreitenden  Ebene  —  selbst 
schon   in    den  vorerwähnten  Geschieben  —  häufig  antreffen. 


528 

auch  in  fast  allen  grösseren  Thälern  im  Gebiete  der  vorlie- 
genden beiden  Blätter  unserer  Karte  mehrfach  wahrgenom- 
men haben,  ohne  jedoch  bisher  festzustellen,  welche  Höhe 
über  dem  Meeresspiegel  diese  erratischen  Blöcke  einnehmen. 
Erwähnen  wir  nun  noch  eine  ziemlich  mächtige  Ablagerung 
eines  grobkörnigen  mit  grösseren  Kieseln  gemischten  Sandes 
beim  Dorfe  Freikfi  im  Leinethale,  welche  auch  bei  Immen- 
sen, Dörselft  und  in  grosser  Mächtigkeit  zwischen  Gronau 
und  Nordstemme7i  auf  beiden  Ufern  der  Leine  auftritt  imd 
ßich  dann  über  Wülfingeii  nach  Norden  zu  ausdehnt,  so 
möchten  damit  schon  die  hier  in  Betracht  zu  ziehenden  dilu- 
vialen Mceresbildungen  vollständig  aufgeführt  sein  und  bleibt 
uns  nur  noch  übrig  auch  der  fossilen  Reste  Erwähnung  zu 
thun,  welche  dieser  Periode  angehören.  Sie  bestehen  in 
einem  mächtigen  Stosszahne  und  einem  Backenzahne  des 
Elephas  primigenius,  von  welchen  der  erstere  bei  Mehle  ge- 
funden sich  jetzt  im  Haller  Museum  befindet,  der  letztere 
aber  erst  kürzlich  neben  der  Südbahn  bei  Hildesheim  im  vor- 
beschriebenen Geschiebe  gefunden  und  dem  städtischen  Mu- 
seum überwiesen  ist.  Bruchstücke  von  Hirschgeweihen  sind 
darin  ebenfalls  bei  Hildesheim  angetroffen  und  nach  Haus- 
»lANN  ist  bei  Ehe  auch  Bernstein  gefunden. 

Im  Leinethale  haben  sich  von  Wispenstein  an  bis  Gro- 
nau (Leineufer  bei  Ba?iteln)  und  ebenso  in  dem  Thale,  wel- 
ches sich  von  Bodenburg  bis  Gronau  erstreckt ,  hier  beson- 
ders bei  Wrisberghohen  und  Sibbesse,  Geschiebe  abgelagert, 
welche  fast  ausschliesslich  aus  kleinen,  im  Wasser  abgerun- 
deten platten  Pläncrstückchen  bestehen  und  wohl  zweifelsohne 
durch  die  theilweise  Zerstörung  des  zwischen  beiden  Thälern 
sich  erhebenden  Kreidegebirges  entstanden  sind;  auch  ist  es 
wahrscheinlich,  dass  diese  Zerstörung  erst  nach  erfolgter 
Erhebung  des  Landes  durch  die  Gewalt  der  Bäche  und 
Flüsse  erfolgt  ist.  In  der  Hilsnmlde  sind  bei  Drlligsen  eben 
solche  Geschiebe  von  Bruchstücken  des  in  der  Mulde  anste- 
henden, theilweise  zers-törtcn  riänergebirges  abgelagert. 

Es  kann  nicht  die  Absicht  sein,   hier  auch  ulier  im  Ge- 


529 

biete  der  Karte  sich  ündenden  Lehmablagerungen  Erwäh- 
nung zu  thun,  «doch  wollen  wir  wenigstens  die  in  der  Eira- 
becker  Mulde  abgelagerten  vorherrschend  sandigen  Lehme 
ihrer  grossen  Ausdehnung  und  Mächtigkeit  wegen  (oft  4ü  F. 
mächtig),  auch  weil  sie  die  grosse  Fruchtbarkeit  dieser  Ge- 
gend bedingen,  erwähnen  und  dabei  zugleich  die  Vermuthung 
aussprechen,  dass  dieselben  durch  die  theilweise  Zerstörung 
des  bunten  Sandsteins  im  Solling  entstanden  und  durch 
die  dem  Sollinge  entfliessenden  Bäche  in  jener  Mulde  abo-e- 
lagert  sind. 

Am  Kalkofen  bei  Huhhemmemlorf  und  unweit  davon  bei 
Ockensen  haben  wir  ein  eigenthümliches  Conglomerat,  durch 
Kalksinter  zu  einem  festen  Puddinggestein  verbundener,  we- 
nig abgerundeter  Bruchstücke  des  hier  auftretenden  Jurakal- 
kes angetroffen.  Der  Geschiebe  bei  der  Tillylinde  bei  Hem- 
meiidorf  ist  schon  früher  Erwähnung  geschehen.  Endlich 
müssen  wir  aber  auch  noch  der  'im  Gebiete  der  Karte  sich 
findenden,  häufig  als  Baumaterial  benutzten  KalktufFbildun- 
gen  Erwähnung  thun.  Es  finden  sich  dergleichen  am  süd- 
westlichen Fusse  des  Spitzhutes  bei  Hildesheim ,  auf  dem 
Klosterhofe  in  Himii^elsthUr ,  bei  der  Domaine  Ilunnesrück, 
am  Galgenbei'ge  bei  ISordheim  und  endlich  bei  Lutterhech 
nördlich  von  Moringen.  Bevor  der  Trillkebach  bei  Hildesheim 
die  Hügelreihe  des  Keupersandsteins  so  tief  durchschnitten, 
musste  das  Wasser  desselben  hinter  derselben  einen  See  bil- 
den, in  welchem  sich  der  vom  Bache  herbeigeführte  mit 
Thon  gemischte  Humus  niederschlug.  Diese  Niederschläge 
werden  jetzt  zur  Ziegelbereitung  benutzt  und  finden  sich  in 
denselben  die  Schalen  von  Anodonten  und  einer  4  bis  5  Zoll 
langen,  schmalen,  nach  hinten  sehr  verengten  Art  der  Gat- 
tung Unio,  einer  Gattung,  welche  lebend  auch  in  der  weite- 
ren Umgebung  Hildesheinis  niclit  mehr  angetrofien  wird. 

Wir  schliessen  hier  die  Aufzeichnung  unserer  Beobach- 
tungen mit  der  Bitte,  uns  zum  Behuf  späterer  Verbesserun- 
gen auf  jeden  nachweisbaren  L*rthum  aufmerksam  zu  machen, 
insbesondere  aber  durch  die  Mittheilung  neuer  Beobachtungen 


530 

innerhulb  des  Gebietes  des  Königreichs  Hannover  zur  Er- 
weiterung der  Kenntniss  der  geologischen  BeschafFcnlieit  des 
Landes  beizutragen  und  die  Fortsetzung  dieser  Arbeit,  wel- 
che sich  bisher  in  mehrfacher  Beziehung  auch  einer  kräftigen 
Unteistützung  der  Königlichen  Regierung  zu  erfreuen  gehabt 
hat,  zu  fördern.  Am  werthvoUsten  werden  aber  Nachwei- 
sungen über  die  nördlichen  ebenen  Theile  des  Landes  sein, 
da  die  vorhandenen  wenigen  Beobachtungen  nicht  ausreichen, 
auch  nur  ein  oberflächliches  Bild  ihrer  geologischen  Beschaf- 
fenheit zu  entwerfen ;  Bohrversuche,  Bauten  und  Ei-darbeiten 
aller  Art  werden  dazu  gewiss  oft  Veranlassung  geben.  Die 
Untersuchungen  der  Gegend  von  Ilanjiover  und  des  Gebietes 
zwischen  Iliidesheim  und  Goslar  sind  inzwischen  soweit  fort- 
o-eschritten ,  duss  zwei  neue  Blätter  der  Karte  aller  Wahr- 
schelnlichkeit  nach  schon  im  nächsten  Sommer  vollendet 
werden. 


531 


6.     Ueber   einen    Fund    von    siebenzehn   Stück  Zahnen 
des  Ptychodus  lallsslmus  in  einer  Piänerkalkgrube 

bei   Teplitz. 

Von  Herrn  Fkrd.  Oswald  in  Oels. 


Während  meiner  Anwesenheit  im  Bade  Tepli'fz  versäumte 
ich  es  nicht  die  nahe  «jelegenen  Plänerkalkbrüche  bei  Tur/i 
(TornaJ,  Hundorf  und  Loosch  zu  besuchen,  von  welchen  ich 
mir  eine  sehr  reiche  Ausbeute  an  mannio-flxltiiren  Petrefakten 
dieser  Formation  versprach.  Wenn  dieser  Erwartung  auch 
nicht  ganz  in  Beziehung  auf  Verschiedenartigkeit  und  Menge 
entsprochen  wurde ,  so  ist  es  mir  Avenigstens  gelungen  eine 
Acquisition  zu  machen,  wie  sie  in  der  dortigen  Gegend  vor- 
her noch  nie  vorgekommen  ist,  und  überhaupt  wohl  weder 
in  der  übrigen  Pläner-  und  Kreideformation  Böhmens  und 
Sachsens,  noch  überhaupt  Deutschlands  und  Belgiens  in  die- 
ser Masse  gefunden  wurde.  Es  sind  dies  17  Zähne  des 
Ptychodus  latissimus  Agassiz,  welche  im  Mai  d.  J.  in  der 
Piänerkalkgrube  von  Turn,  der  ersten  an  der  Brennerei  von 
Turn,  links  nahe  an  der  Chaussee  nach  Atissig ,  gefunden 
wurden. 

Die  Grube  hat  die  Richtung  von  Südost  nach  Nordwest, 
in  welcher  bis  jetzt  auch  der  Kalk  gebrochen  wurde,  doch 
scheint  er  nach  Westen  zu  stärker  anzustehen,  und  wurde 
auch  in  der  letzten  Zeit  da  in  Angriff  genommen. 

Die  Schichtung  in  diesem  Bruche  war  folgende.     Von 
oben  herab 
circa  2  F.  —  Z.  W.  M.  Erdboden, 

6  55  —  j>         5>       Kalkmergel  mit  Letten, 
3  ,,  —  ,,         ,,       schiefriger  zerklüfteter  Kalk, 
■i  >5  —  jj         5j       fester  Kalk, 
—  „     9  ,,         ,,       fester  blauer  Letten, 

,,       fester  Kalkstein.  —  Die  Sohle  bildet 


2—3  „  — 


>> 


532 

circa  4  Fuss  mächtig  brauner  Letten,  unter  welchem  viel  Quell- 
wasser.*) 

Die  Anfangs  Mai  d.  J.  von  einem  Arbeiter  gefundenen 
Ptychodus-Zähne  sind  in  der  9  Zoll  starken  blauen  Letten- 
schicht vorgekommen.  Der  Arbeiter  hatte  ohne  etwas  von 
deren  Anwesenheit  zu  ahnen,  die  lesten  Klumpen  der  tau- 
ben Schicht  auf  den  Fahrweg  geworfen.  Am  anderen  Tage 
wurde  durch  Pferde  der  Klumpen  zertreten  und  ein  Zahn 
biosgelegt,  den  der  Arbeiter  glücklicherweise  fand,  am  Tage 
darauf  kamen  5  Stück  zum  Vorschein.  Hierdurch  so  wie 
durch  die  auffallende  Form  und  den  Glanz  des  Zahnschmel- 
zes aufmerksam  gemacht  fand  er  bei  sorgfältiger  Nachsu- 
chung noch  1 1  Stück,  von  denen  blos  einer  defect  ist,  indem 
ein  herausgefxllenes  Stück  fehlt.  Die  prachtvolle  Erhaltung 
dieser  Zähne  mit  der  Wurzel  lässt  folgern,  dass  sie  frei, 
und  nicht  im  Zahnkiefer  oder  in  der  Gaumenplatte  sitzend  in 
dem  Letten  lagen.  Es  war  indess  nicht  zu  verkennen,  dass 
jedenfalls  die  Garnitur  noch  nicht  vollständig  ist,  indem  der 
üebergang  von  den  10  grossen  Zähnen  zu  der  zweiten  Sorte 
zu  stark  abfallend  ist.  Ich  liess  daher  auf  der  Schutthalde, 
leider  aber  ohne  Erfolg,  nachgraben,  indem  weder  Zähne 
noch  Zahnkiefer  gefiinden  wurden. 

Nach  genauer  Vergleichung  dieser  Garnitur  Zähne  mit 
den  mir  zu  Gebote  gestandenen  Abbildungen  und  Beschrei- 
bungen gehören  dieselben,  so  verschieden  sie  zum  Theil  von 


*)    OliDgcfiihr  80  Schritt    von    diesem  Bruche   liegt  ein  zMciter,    in 
welchem  der  Kalk  noch  mächtiger  ansteht.    Die  s>chichtung  ist  folgende: 

2  F.  —  Z.    Boden, 

6  ,,  —  ,,     lettiger  Mergel  mit  Kalkstücken, 

3  „   —    „     schiefriger    Kalk    mit    schwachen  Schnüren    von    blauem 

Letten,  die  unterste  Schicht  stürker, 

4  „   —   „     fester  Kalkstein, 
—  ,,  10  „     blauer  Letten, 

'20  „   —   „     fester  Kalk  in   Bänken  von   1 },  bis  2  Fuss. 
Die  Sohle    dieses  Lagers  ist  aber  noch  nicht  erreicht,    woran  hervor- 
brechendes   Wasser  Schuld  ist,    welches  theilweise  ausgepumpt  wird.     Es 
soll  ein  Kanal   angelegt  werden   um  es   abzuleiten.      Die  Schichten   fallen 
unter  einem  Winkel  von  circa  25  Grad  ein. 


533 

einander  sind,  blos  dem  Ptychodus  latissimus  Agass.  an;  meh- 
rere der  kleineren,  namentlich  den  von  Mittelgrösse,  könnte 
man  allerdings  auch  wohl  zu  Ptychodus  decurrens  rechnen, 
(conf.  Giebel's  Gaea  excurs.  pag.  293  Taf.  lö  Fig.  65).  Es 
wäre  aber  in  der  That  wohl  wunderbar,  wenn  die  Zahne  von 
ein  paar  verschiedenen  Arten  gerade  auf  diesem  Fleck  gleich- 
zeitig deponirt  worden  wären;  viel  besser  lässt  sich  wohl 
annehmen,  dass  sie  von  einer  Species  kommen.  Die  aus- 
führlichsten Mittheilungen  fand  ich  in  Agassiz  poiss.  foss. 
Vol.  III.  pag.  155  Taf.  25  a.  b,  Geinitz  Charak.  d.  Schicht. 
u.  Petref.  d.  sächs. -böhm.  Kreidegeb.  3.  Heft.  Taf.  XVIU., 
Bronn's  Lethaea  Th.  II.  pag.  745  Taf.  33  Fig.  19  a.  b, 
Buckland's  Geolog,  and  Miner.  Th.  II.  Taf.  27  f.,  Reuss 
Kreideformation  Böhmens. 

Wenn  ich  durch  diese  auch  die  Ueberzeugung  gewann, 
dass  die  obige  Bestimmung  richtig  sei,  so  war  ich  dennoch 
ebensowenig  im  Stande  irgend  wie  aus  dem  vorhandenen 
Materiale  eine  genügende  Ansicht  zu  gewinnen,  wie  die 
Zähne  auf  der  Gaumenplatte  gestellt  waren;  ich  fand  nur, 
1)  dass  jedenfills  noch  eine  Anzahl  mittelgrosser  Zähne  fehl- 
ten, 2)  dass  wohl  jedenflxlls  die  Zähne  im  Gaumen  so  ge- 
stellt waren,  dass  die  steil  abfallende  convexe  Seite  ihren 
Haltpunkt  an  und  in  der  concaven  Seite  hatte.  Ueber  die 
Stellung  der  rhombischen  und  mehrflächigen  Exemplare  kann 
ich  mir  gar  keine  Rechenschaft  geben. 

Wie  stark  die  grösste  Anzahl  der  bis  jetzt  auf  einem 
Punkte  gefundenen  Ptychodus-Zähne  einer  Species  war,  geht 
weder  aus  Agassiz's  noch  den  übrigen  Werken  hervor;  das 
Conglomerat,  welches  in  Buckland's  Geolog,  and  Mineral. 
Th.  II.  Taf.  27  f.  mit  Gaumenzähnen  von  Ptychodus  poly- 
gyrus  Ag.  aus  der  Sammlung  von  J.  T.  Burgon  abge- 
bildet ist,  und  auch  in  Agassiz's  Werk  aufgenommen  sich 
findet ,  lässt  die  Quantität  ebenfalls  nicht  genau  erkennen. 
Unter  allen  Umständen  stellt  es  sich  aber  als  ausgemacht 
heraus,  dass  die  in  meiner  Sammlung  befindlichen  17  Stück 
vom   Ptychodus    latissimus  in  dieser    Quantität   in   Böhmen 


534 

noch  nicht  vorgekommen  sind.  Bisher  kamen  sie  in  den 
Brüchen  von  Loosch  fest  im  Gestein  verwachsen  so  ungemein 
sehen  vor,  dass  ein  mit  den  Vorkommnissen  der  Gegend 
ziemlich  bekannter  8ammler  in  Teplitz  in  18  Jahren  nur 
2  Stück  mittelgrosse  sehr  verletzte  Exemplare  und  3  kleinere 
erhalten  konnte,  und  sie  daher  sehr  hoch  im  Preise  hielt. 
Das  schöne  LoBKOvviTz'sche  Kabinet  in  Bilin  soll  nur  2  Stück 
und  ein  dortiger  Arzt  einen  dergleichen  besitzen.  Nach  Gei- 
NiTz  scheint  der  sächsische  Planer  nicht  so  selten  und  von 
mehreren  Ptychodus-Arten  Zähne  zu  enthalten. 

Zu  näherer  Beurtheilung  gebe  ich  hier  die  Dimensionen 
und  Falten-Zahl  der  17  Zähne,  so  wie  ich  noch  einige  Be- 
merkungen hinzufügen  werde. 

j.      Lauge.    Höhe  mit  der  Wurzel.     Hauptfalten.    Nebenfaltcn 

l 

1 
2 
2 
'2 
.> 

l 

>2 
1 

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•2 


No, 

Breite 

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ge.    Höh 

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jr^ 

^Vurzel.     H 

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1. 

1  3 
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z. 

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1  I 

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Z. 

11  Z. 

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11 

11 

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H 

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3. 

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11 

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7 

4. 

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1   1 

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1  I 

11 

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11 

7 

7. 

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11 

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11 

1 

11 

6 

8. 

13 

11 

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1    5 

'  1  « 

11 

1 

11 

6 

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13 

11 

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1   1 
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1 

11 

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10. 

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11 

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1   ' 
^4 

11 

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11 

6 

Wurzel 

zum  Theil  abg 

esprengl. 

11. 

11 

!) 

4 

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5. 

8 

11 

5 

12. 

11 

)) 

3 

'4 

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8 

11 

5 

13. 

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5) 

5 

B 

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» 

11 

5 

14. 

3 

4 

11 

11 

3 

4 

)) 

1 
•2 

11 

ö 

15. 

4 

11 

11 

3 

4 

11 

zerschlagen. 

IG. 

5 

11 

11 

1 
■l 

11 

1 

11 

4 

17. 

J. 

11 

11 

^\ 

■    11 

3 

8 

11 

5 

Die  10  ersten  Zähne  sind,  wie  es  auch  die  Dimensionen 
ano-eben,  theils  länglich  viereckig  (abgesehen  von  der  conca- 
ven  und  convexen  Seite),  theils  fast  quadratisch ;  No.  1 1  ist 
rhombisch;  No.  12  und  13  etwas  weniger.  Diese  sonst  fast 
ganz  gleichen  Zähne  weichen  doch  darin  ab,  dass  bei  No.  12 
die  Ecke  links  und  bei  No.  13  die  Ecke  rechts  von  der  con- 
caven  Seite   verlängert  und    breiter   vortritt.     No.  14  ist  der 


535 

Hauptform  nach  schwach  rhombisch  mit  einer  etwas  vor- 
springenden Ecke  an  der  rechten  Seite  (die  convexe  Seite 
nach  vorn  gehaken)  und  dadurch  fünfseitig;  No.  16  u.  17  sind 
scluvach  rhombisch.  Bei  den  grossen  Zähnen  hat  der  sanft 
abfallende  Tiieil  der  Einfassung  an  der  convexen  Seite  oft 
eine  Breite  von  mehr  als  4-  Zoll,  während  er  an  der  concaven 
Seite  steil  abfällt.  Das  scharfe  Aneinanderpassen  der  Zähne 
No.  2  und  3  hat  mich  zu  obenerwähnter  Bemerkuno;  veran- 
Insst,  dass  die  Zähne  auf  solche  Art  einen  Haltpunkt  anein- 
ander hatten,  dass  die  convexe  Seite  des  einen  in  der  con- 
caven des  vorderen  lag. 

Zwölf  Falten  haben  sich  an  keinem  Exemplare  gefunden, 
auch  die  zwei  anderen  Zähne  yonLoosc/i  hatten  deren  nicht  so 
viel.  Diese  Faltenzahl  besitzen  meist  nur  die  Zähne  von  Ptycho- 
dus  mammillaris  und  Ptychodus  polygyrus  Ag.,  wie  aus  den 
Abbildungen  in  AcASSiz's  und  Geinitz's  citirten  Werken  zu 
ersehen  ist.  Ptychodus  mammillaris  Au.  hat  übrigens  ganz 
abweichend  geformte  Zähne.  Eher  möclite  ich  vermuthen, 
dass  die  Zähne  von  Ptychodus  decurrens  zu  Ptychodus  latis- 
simus  zu  zählen  sind,  obschon  einige  der  ersteren  durch  ihre 
stark  convexe  Form  bedeutend  abweichen.  So  lange  wir 
indess  nicht  vollständige  Gaumenplatten  dieser  Fische  kennen, 
bleibt  es  immer  eine  missliche  Sache  etwas  Bestimmtes  hier- 
über zu  äussern.*)  Da  sich  unter  meinen  Exemplaren  For- 
men finden,  welche  unter  den  Abbildungen  in  den  citirten 
Werken  nicht  zu  finden  sind,  so  wäre  es  sehr  wünschens- 
werth,  wenn  diese  zusammengehörende  Garnitur  durch  Zeich- 
nungen illustrirt ,  und  dadurch  etwas  zur  Vermehrung  der 
Kenntniss  dieser  Fischreste  gethan  würde. 

Ueber  die  chemische  Zusammensetzung  dieser  Zähne, 
namentlich  ob  dieselben  ,  wie  fast  zu  vermuthen ,  Fluorcal- 
cium  enthalten ,  habe  ich  mir  bis  jetzt  noch  keine  Untersu- 
chung erlaubt,  weil  ich  kein  Exemplar  verletzen  wollte. 

*)  Selbst  die  in  Buckland's  Mmer.  and  Gcol.  Tb.  II.  \i\.  27  c.  ab- 
gebildete Gaumenplatte  von  Acrodus  nobilis  Ag.  kann  keinen  Anhalt- 
punkt für  die  Stellung  der  Ptychodus-Zähne  geben. 


536 


7.      Erläuterung    zur    geognostischen    Uebersichtskarte 
des   osllhüringlschen  Grauwackengeblets. 

Von  Herrn  Richter  in  Saalfeld. 

Hierzu  Taf.  XX. 

Das  Grauwackeno:ebiet  des  östlichen  Thürinirer  Waldes 
wird,  soweit  dasselbe  auf  der  beigegebenen  Uebersichtskarte 
(Taf.  XX.)  dai'gestellt  ist,  im  Norden  ungefähr  bis  zur  Sorge 
bei  Amt  Gehren  von  Zechstein ,  im  Westen  von  da  bis  zum 
Draht  ha  nwi  er  von  buntem  Sandstein,  der  aber  vielfach  von 
Alluvialbildungen  bedeckt  wird,  bis  oberhalb  Mölirenbach  von 
Rothliegendem,  sodann  bis  Masserberg  mit  Ausnahme  einer 
kurzen  Strecke  oberhalb  Altenfeld,  wo  Rothliegendes  ansteht, 
von  quarzfreiem  Porphyr  (Syenitporphyr) ,  dann  von  quarz- 
führendem Porphyr  und  Rothliegendem ,  endlich  im  Süden 
von  Muschelkalk  begrenzt.  Die  kubische  Absonderung,  durch 
welche  einzelne  Glieder  dieses  Muschelkalks  sich  im  frischen 
und  feuchten  Zustande  auszeichnen,  erlaubt,  das  Gestein  zur 
Verwendung  in  den  Märbeimühlen  zuzurichten. 

Die  gesammte  thüringische  Grauwacke  zerfällt  deutlich 
in  drei  Abtheilungen,  die  schon  früher  (Zeitschr.  der  deutsch, 
geol.  Ges.  Bd.  I.  S.  457.  und  Bd.  II.  S  198  fg.)  wegen  der 
noch  schwebenden  Ungewissheit  über  ihre  Stellung  einstwei- 
len als  grüne,  graue  und  rothe  Grauwacke  unterschieden 
worden  sind. 

Die  grüne  Grauwacke  nimmt  vorzugsweise  den 
westlichen  Theil  des  thüringischen  Grauwackengebiets  ein 
und  hat  im  Süden  (von  Theuern  an),  Westen  und  Norden 
(bis  zum  Siechenbache  bei  Saalfeld)  die  schon  oben  bezeich- 
neten Grenzen.  Im  Osten  reicht  sie  von  da  an  Garnsdorf 
vorüber  bis  Weischwitz,  zieht  sich  dann  an  Knobeisdorf 
Eiba,  Artisgereuth  und  Wütmannsgereulh  vorbei  wieder  bis 
in  die  Nähe  von  Unterwirbach  zurück,  läuft  nunmehr  über 
Überwirbach  ,    liraunsdorf^  Kohrbach ,    Meyra ,    Wickersdorfy 


537 

Bernsdorf,  Hohe  Eiche,  Königsthal,  Gösselsdorf,  Reichmanns- 
dorf, Schlagethal,  Schmiedefeld,  Mittelberg,  Ar7isbach,  Ernst- 
thal, Steinach  wieder  bis  Theuern  und  ist  auf  dieser  ganzen 
Ausdehnuno;  mit  einziger  Ausnahme  der  kurzen  Strecke  vom 
Rothe?ibach  bis  Weischwit%,  wo  sie  an  rothe  Grauwacke  stösst, 
von  grauer  Grauwacke  begrenzt.  Noch  erscheint  eine  Par- 
tie dieser  grünen  Grauwacke  mitten  in  der  grauen  zwischen 
Graf  enthalt  Probst%ella ,  Ebersdorf  vlt\A  Lichtenhaiii  und  ein 
drittes  Vorkommen  findet  sich  zwischen  Weitisberga,  Hebern- 
dorf und  Schmiedebach.  Zuletzt  tritt  sie  noch  einmal  auf  am 
Streitberge  bei  Bucha. 

Diese  ganze  Abtheihmg  besteht  aus  vorwaUenden  grau- 
grünen, manchmal  ins  Hechtgraue (Z/«?/*f//a)  fallenden  Schie- 
fern, die  nur  hin  und  wieder  {Schwar%athal)  eine  den  An- 
forderungen für  technische  Benutzung  entsprechende  Spalt- 
barkeit besitzen  und  als  Dachschiefer  {Schwar%burg  ^  Böhl- 
scheiben)  gewonnen  werden,  überwiegend  aber  dickschiefrig 
sind ,  so  dass  sie  nur  als  Platten  verwendet  werden  können 
und  oft  bei  massigem  Ansehen  eine  so  unregelmässig- linsen- 
förmige Absonderung  zeigen,  dass  sie  nur  noch  eine  Be- 
nutzung zum  Wegbau  gestatten.  Der  Bruch  dieser  Schiefer 
ist  splitterig  und  die  scharfen  Kanten  der  Splitter  sind  durch- 
scheinend mit  dunkelgrünen  Pünktchen.  Bei  Goldisthai  und 
Kat:ih litte,  sodann  am  Hiiftenberg  unterhalb  Siegmundsburg 
und  endlich  bei  Gräfenthal  und  Lauenstein  gehen  die  Schie- 
fer in  Wetz  schiefer  über,  deren  feinste  von  gelblicher 
Farbe  sind.  Häufig  sind  denselben  Schwefelkieskrystalle  ein- 
gewachsen und  Rotheisenstein  tritt  als  regelmässiger  Beglei- 
ter auf,  indem  er  theils  als  Gemengtheil  in  einzelne  Schich- 
ten eintritt,  die  in  solchem  Falle  besonders  quarzreich  sind, 
theils  selbstständig  die  Vertiefungen  der  meist  netzförmig- 
flaserigen  Schichtflächen  ausfüllt.  Die  gelblichen  AVetzschie- 
fer  sind  vorzugsweise  der  Verwitterung  ausgesetzt  oder  be- 
finden sich  vielleicht  schon  in  einem  gewissen  Stadium  der 
Verwitterung  und  verwandeln  sich  endlich  in  eine  gelblich- 
weisse  zerreibliche  Masse  (Mehlstein). 


538 

Den  Schiefern  untergeordnet  treten  Bänke  eines  Sand- 
steins auf,  der  bald  dunkelgrau  und  von  ausgezeichneter 
Härte,  bald  weniger  hart  und  von  grünlicher  Färbung  ist. 
Sofern  nicht  seine  Schichtung  und  Einordnung  zwischen  die 
Schiefer  evident  wäre,  könnte  derselbe  in  vielen  Fällen  leicht 
für  ein  aphanitisches  Gestein  gehalten  werden.  Neben  diesen 
Sandsteinen  erscheint  noch  Quarzfels,  im  Hangenden  von 
Quarzfelsconglomerat  begleitet,  oft  eisenreich,  wie  der 
Zug  zwischen  Mührenbach  und  Gillc.rsdorf,  oder  mit  schwarz- 
grauen eingewachsenen  (?  Graphit-)  Blättchen,  wie  der  Haupt- 
zug, der  von  Soiihienaii  bis  zur  Cursdorfer  Kuppe  als  wah- 
rer Quarzfels  erscheint,  sodnnn  aber  über  Unterweisshach  und 
iSchwarzburg  bis  zur  Zechsteingrenze  sich  fortsetzt  in  Gestalt 
eines  kleinkörnigen  dünnplattigen  Quarzgesteins  mit  eisen- 
gerötheten  Absonderungsflächen  und  zahlreichen  kleinen  Ei- 
senoxydpünktchen im  Innern  der  weissgrauen  Masse.  Das 
nämliche  Gestein  tritt  nochmals  von  JSeuliaits  bis  Steinhcide 
auf  und  scheint  die  Fortsetzung  des  Quarzfelszuges  zu  sein, 
der  im  Theurer  Grunde  auftritt  und  das  Thal  mit  seinen 
Trümmern  bedeckt  hat.  Als  eigenthümliche  Einlagerung  er- 
scheint noch  Alaunschiefe  r  bei  Breite?ibach  und  Oel- 
schröte ,  sodann  in  der  Nähe  von  Sophienau  und  in  Spuren 
bei  der  Schtvarzen  Mühle.  Er  ist  äusserst  dUnnblätterig  und 
nach  CiiEDNLii  graphitführend.  Kalk  einlag  erungen 
scheinen  gänzlich  zu  fehlen. 

Die  grüne  Grauwacke  ist  reich  an  Eisen,  welches  na- 
mentlich oft  den  Sandsteinen  beigemengt  ist ,  an  manchen 
Punkten  aber  auch  in  ausgedehnten  Lagern  und  zwar  als 
Koth-  und  als  Brauneisenstein  (dann  in  der  Teufe  meist 
Spatheiscnstein,  wie  am  Geheg  bei  GrUfenthal)  auftritt.  Das 
frühere  Vorkommen  des  Goldes  scheint  an  den  Quarzfels 
gebunden  gewesen  zu  sein.  Einzelne  eingesprengte  Blätt- 
chen, ebenso  wie  in  der  Schwarza  einzelne  Körnchen,  finden 
sich  noch  jetzt.  In  den  Schiefern  kommen  auch  einzelne 
Kupferkieskrystalle  vor  und  \o\\  Jilankcnburg  bis  ober- 
halb   IVcischivilz   lässt   sich  ein  Braunspathgang  (Carbo- 


539 

nites  crypticus  Breithaupt)  mit  Kupferkies  verfolgen,  bis 
er  sich  an  dem  letztgenannten  Punkte  in  der  grauen  Grau- 
wacke  zertrümmert.  Ebenfalls  auf  Kupfer  ist  bei  Garnsdorf 
ein  Stollen  getrieben  worden  und  der  tiefe  Bürgerstollen  bei 
Saalfeld  baut  auf  Silber.  Die  Ockergrube  von  Unterwir- 
back ist  der  Fundort  von  Breithaupt's  Allomorphit. 

Die  Versteinerungen  dieses  Systems  sind  neben 
einem  bis  jetzt  nur  einmal  aufgefundenen  Pygidium  eines 
Trilobiten  (?  Asaphus  Tyrannus  Murchis.)  die  überall  ver- 
breiteten, aber  nur  den  massigen  Partieen  angehörigen  Phy- 
coden  (Zeitschr.  d.  deut.  geol.  Ges.  Bd.  II.  S.  205).  Sowohl 
nach  dem  Vorkommen  dieses  Petrefakts  zwischen  Alilau  und 
Buchwald  bei  Reichenhach ,  als  auch  nach  den  petrographi- 
schen  Charakteren  ist  die  grüne  Grauwacke  von  der  voio-t- 
ländischen,  welche  Naumann  als  älteres  T honschiefe r- 
gebirge  bezeichnet,  nicht  verschieden. 

Das  Hauptstreichen  der  grünen  Grauwacke  findet 
in  h.  3  statt  und  nur  an  einzelnen  Stellen,  wie  besonders  an 
der  westlichen  und  an  der  nordöstlichen  Grenze  weicht  es 
bis  zu  h.  8  ab.  Das  Einfallen  ist  fast  ohne  Ausnahme  ein 
sehr  steiles  und  nach  NW.  gerichtetes ,  also  nicht ,  wie  zu 
erwarten  wäre ,  den  krystallinischen  Massengesteinen  des 
westlichen  Thüringer  Waldes  angelehnt  und  von  denselben 
abfallend,  sondern  denselben  zufallend  und  auf  ihnen  stehend, 
als  ob  das  Grau wacken System  schon  aufgerichtet  gewesen 
wäre,  bevor  jene  westlichen  Porphyre  etc.  empordrangen,  so 
dass  dieselben  die  Schiefer  nur  zur  Seite  und  vielleicht  noch 
etwas  aufwärts  geschoben  hätten. 

In  Bezug  auf  das  Auftreten  krystallinischer  Mas- 
sengesteine (Grünsteine,  Porphyre  und  Granite)  innerhalb 
des  Gebietes  der  grünen  Grauwacke  wird  wohl  am  besten 
auf  Credner's  treffliche  Abhandlung  „lieber  das  Vorkom- 
men feldspathhaltiger  Gesteine  im  Thonschiefergebiete  des 
Schwarzathales  am  Thüringer  Walde",  1849,  S.  6  bis  25 
verv<'iesen.  Den  dortigen  mit  äusserster  Gewissenhaftigkeit 
ausgeführten  Beobachtungen   über  das  Verhalten  dieser  Ge- 

Zeils,  d.  (i.  geol.  Ges.  III.  'l,  37 


540 

steine  ist  nichts  beizufügen,  als  dass  auch  noch  bei  Saar- 
grund, Burkersdorf,  Unterwirhach  und  Garnsdorf  im  Gebiete 
der  grünen  Grauvvacke  quarzfreie  Porphyre  auftreten.  Die 
Störungen,  welche  durch  diese  krystallinischen  Massengesteine 
im  Streichen  und  Fallen  der  Grauwacke  bewirkt  worden  sind, 
erscheinen  als  verhältnissmässig  sehr  geringe.  Zunächst 
beobachten  die  Längsdimensionen  der  emporgestiegenen  Mas- 
sen im  Allgemeinen  eine  dem  Streichen  der  Grauwackeu- 
schichten  parallele  Richtung,  von  der  nur  die  Porphyre  zwi- 
schen Goldisthai  und  Scheibe  bedeutend  abweichen  und  auf 
eine  kurze  Erstreckung  hin  auch  eine  Abweichung  im  Strei- 
chen der  Grauwackenschichten  bewirken.  Sodann  scheinen 
die  empordringenden  Massen  das  Schiefergebirge  (?  in  Folge 
der  Erhebung  des  Fichtelgebirges)  schon  in  einem  Zustande 
bedeutender  Aufrichtung  vorgefunden  zu  haben,  so  dass  sie 
vielfach  sich  lagerartig  zwischen  die  im  Hangenden  wie  im 
Liegenden  gleichförmiges  Fallen  festhaltenden  Schichten  ein- 
geschoben zu  haben  scheinen  und  nur  an  einzelnen  Punkten 
erscheinen  blos  die  Schichten,  welche  den  nordwestlichen 
Rand  der  Durchbruchsspalte  bilden,  steil  aufgerichtet,  wäh- 
rend die  Schichten  des  südöstlichen  Spaltenrandes  ziemlich 
flach  von  dem  gangartig  emporgestiegenen  krystallinischen 
Massengestein  abfallen,  sehr  bald  aber  das  allgemeine  Strei- 
chen und  Fallen  wieder  annehmen.  Ein  Profil,  welches  die- 
ses Verhalten  sehr  deutlich  zeigt,  ist  zwischen  Schwar%burg 
und  Sil')ie7idorf  durch  den  Strassenbau  aufgeschlossen  Avorden. 
Im  Allgemeinen  scheinen  sich  sänuiitliche  Schichtenstörungen 
darauf  reduciren  zu  lassen,  dass  die  in  der  Streichungslinie 
des  Schiefergebirges  aufgerissenen  Spalten  da,  wo  die  krystal- 
linischen Massengesteine  sie  nicht  ausfüllten,  sich  durch  Nach- 
sinken allmälig  wieder  schlössen,  wobei  die  erwähnten  loca- 
len  Abweichungen  des  Streichens  eintraten.  Aenderungen 
der  Beschaffenheit  des  Nebengesteins  lassen  sich,  abgesehen 
von  der  in  unmittelbarer  Nachbarschaft  der  plutonischen 
Gesteine  oft  bis  ins  Kleinste  gehenden  Zersplitterung  und 
Zerklüftung     des     Nebengesteins     und     der    weithin    wahr- 


541 

nehmbaren,  meist  senkrecht  auf  der  Schichtung  stehenden 
Zerklüftung,  im  Grossen  bei  den  Porphyren  fast  gar  nicht 
nachweisen.  Nur  manchmal  treten  Chloritschiefer-  oder  ser- 
pentinartige Partieen  auf,  wie  sehr  schön  bei  Schwarzbjcrg, 
wo  die  Quarzadern,  welche  die  grünen  Schiefer  durchsetzen, 
davon  umhüllt  sind.  Das  Nebengestein  der  Granite  führt 
meist  auf  kurze  Erstreckung  noch  Quarz-  und  Feldspath- 
körner,  eine  Erscheinung  übrigens,  die  auch  unabhängig  vom 
Granit  zwischen  Sitxendorf  und  Allendorf  vorkommt.  Be- 
deutendere Verschiedenheiten  von  der  allgemeinen  Beschaf- 
fenheit der  Grauwackengesteine  zeigen  die  Schichten,  welche 
dem  grossen  Gebiete  der  krystallinischen  Massengesteine  im 
nordwestlichen  Thüringer  Walde  benachbart  sind.  Bis  auf 
beiläufig  eine  halbe  Meile  Entfernung  besitzen  die  Schiefer 
höhere  Härtegrade  und  dunklere  Färbung  als  die  übrigen 
grünen  Schiefer  und  zeigen  fast  durchgängig  auf  ihren  meist 
schimmernden  Oberflächen  linearparallele  Fältelung,  die  sich 
auch  ins  Innere  hinein  verfolgen  lässt.  Manchmal  werden 
sie  durch  reichlich  beigemengten  Quarz  flaserig  und  erhal- 
ten ein  völlig  gneissähnliches  Ansehen  {Sauberg)  ^  während 
die  Sandsteine  ebenfalls  härter  werden  und  bei  zunehmend 
feinerem  Korne  endlich  fast  dicht  und  hornsteinartig  {Saar- 
grund,  Bless)  erscheinen.  Die  Gesteine  würden  sich  geradezu 
als  krystallinische  Schiefergesteine  ansprechen  lassen,  wenn 
nicht  in  ihrer  Mitte  {Saargrund)  noch  Phycoden  vorkämen. 

Merkwürdig  ist  noch  die  in  dem  Triangel,  welchen  die 
Orte  Glücksthal,  Scheibe  und  Limbach  bilden  ,  zu  beobach- 
tende Auflagerung  von  Zechstein  und  buntem  Sandstein. 
Die  Schichten  haben  nur  geringe  Neigung  (meist  weniger  als 
20  Grad)  und  dieselbe  richtet  sich  ebenso  wie  ihr  Einfallen 
nach  den  Gehängen,  welche  den  hier  befindlichen  Kessel  der 
Schwar%aquellen  umgeben.  Namentlich  der  Sandstein  des 
Sandberges  bei  Limbach  und  Glücksthal  ist  es.  der  um  seines  rei- 
chen Kaolingehaltes  (bis  26  pc.)  willen  gewonnen  und  in 
zahlreichen  Massemühlen  zum  Gebrauch    der  Porzellanfabri- 

37  * 


542 

ken  gemalilen   wird.     Sonst   dient  er  auch  als   vorzüglicher 
Bau-  und  Gestellstein. 

Die  graue  Grauwacke  ist  ebenfalls  überwiegend  aus 
Schiefern  zusammengesetzt,  deren  herrschende  Färbung  ein 
dunkles  Blaugrau  bis  Schwarzblau  ist,  während  die  helleren 
Nuancen  leicht  eine  Neigung  ins  Braune  annehmen.  Der 
grösseren  Masse  nach  sind  diese  Schiefer  dickschieferig  mit 
etwas  erdigem  Bruche  und  nur  in  einzelnen  Strichen ,  wie 
von  Sonneberg  über  Steinach,  Haselhacli,  Spechtshrunn,  Buch- 
bach, Grä/enthal,  Gabe  Gottes  bis  Reicheribach,  oder  vom  Bä- 
renbaclie  bei  Ludwigstadt  bis  GrÜ7iati,  oder  vom  Kiesslich  bei 
Lehesten  bis  Schmiedebach,  oder  bei  Benigneng?  iin,  wird  der 
Bruch  splitterig  und  die  Schieferung  so  regelmässig  gross- 
und  dünnblätterig  und  eben,  dassDach-  und  Tafel  schie- 
fer gespalten  werden  können,  deren  Zurichtung  zu  Scha- 
blonenschiefern vorzugsweise  darauf  beruht,  dass  die 
einzelnen  Schieferschichten  eine  Zerklüftung  erlitten  haben, 
durch  welche  sie  in  parallelepipedische  Ablosungsstücke  ge- 
theilt  werden ,  innerhalb  welcher  die  Schieferung  nicht  der 
Schichtung  parallel  läuft,  sondern  schiefwinkelig  auf  derselben 
steht,  so  dass  die  einzelnen  Schieferblätter  mehr  oder  minder 
regelmässige  dyhenoedrische  Tafeln  geben.  Dieses  Phäno- 
men der  abweichenden  Schieferung  ist  den  Schiefern 
des  vorigen  Systems  noch  fremd  und  in  denselben  vielleicht 
hin  und  wieder  nur  angedeutet  durch  eine  der  Schichtung 
und  Schieferung  diskordante,  aber  meist  wellige  Streifung; 
nachdem  es  aber  hier  zuerst  aufgetreten  ist,  bleibt  es  charakte- 
ristisch bis  herauf  in  die  jüngsten  Grauwackenbildungcn  Thü- 
rivgens.  Auf  dem  erstgenannten  Zuge  von  Steinach  bis  Rei- 
chenbach findet  sich  neben  der  Schieferung  auch  die  prisma- 
tische Absonderung  der  G  ri  ffel  schiefer  und  zwar,  wie 
es  scheint,  meist  im  engsten  Zusammenhange  mit  dem  Vor- 
kommen des  Rotlieisensteins,  der  dann  regelmässig  das  Lie- 
gende des  Griffelsohiofers  ausmacht.  Dieser  Zusammenhang 
findet  sicii  auch  noch  bei  Srhmiede/eld ,  soweit  das  dortige 
mächtige  Eisensteinlager  reicht,  und  bei  Kaulsdorf,  in  dessen 


543 

nächster  Nähe  der  Tauschwitzer  Röthel  gewonnen  wird. 
Uebrigens  lässt  sich  die  bezeichnete  Absonderung  nur  be- 
wirken, so  lange  das  Gestein  noch  grubenfeucht  ist.  Eine 
ähnliche,  aber  noch  dünnstängeligere  Absonderung  erscheint 
an  einem  dunkelblauen  und  äusserst  kohlenreichen  Schiefer 
bei  Döschnitx. 

Den  Schiefern  untergeordnet  treten  in  bald  grösserer, 
bald  geringerer  Häufigkeit  und  Mächtigkeit  meist  dunkelblau- 
graue Sandsteine  (Blaustein)  von  feinem  Korn  und  an- 
sehnlicher Härte  auf.  Die  einzelnen  Bänke  des  Gesteins 
sind  regelmässig  durch  dünne  Zwischenlager  von  Schiefer 
gesondert  und  oft  von  mächtigen  Quarzadern  durchzogen. 
Bei  weitem  die  wichtigsten  untergeordneten  Glieder  der  grauen 
Grauwacke  sind  die  Kalkeinlagerungen  mit  den  sie 
begleitenden  Alaunschiefern,  Kieselschiefern  und  Nereiten- 
schichten.  Ihrer  Form  nach  erscheinen  diese  Kalke  in  der 
nämlichen  Weise ,  wie  es  Beyrich  (  Karsten's  Archiv, 
XVni.  S.  13)  von  den  schlesischen  (auch  den  hercynischen, 
rheinischen,  fichtelgebirgischen  und  vosgischen)  Uebergangs- 
kalken  beschreibt,  nämlich  als  dicklinsenförmige  Gesteins- 
körper mit  oft  grösserer  Convexität  nach  dem  Liegenden  hin, 
die  sich  auch  bei  oft  sehr  bedeutender  Mächtigkeit  doch  sehr 
schnell  in  der  Richtung  des  Streichens  an  beiden  Enden 
auskeilen.  Dieses  Verhältniss  wird  z.  B.  recht  deutlich  an 
den  Kalken,  die  zwischen  Gebersdorf  und  Lippelsdorf  anste- 
hen und  in  dem  nächstgelegenen  Thale  von  Gebersdorf  nach 
Schmiedefeld  spurlos  verschwunden  sind.  Gewöhnlich  er- 
scheinen die  Kalkzüge  in  einer  gewissen  Entfernung  im 
nämlichen  Niveau  wieder,  als  ob  die  Niederschläge  nur  in 
einzelnen  Lachen  oder  innerhalb  grösserer,  aber  von  vielfach 
ausgebuchteter  Küste  umschlossener  Becken  stattgefunden 
hätten.  In  deutliche,  mehr  oder  minder  mächtige  Bänke  ge- 
schichtet, zwischen  denen  oft  noch  eine  dünne  Schiefer-  oder 
Mergellage,  sind  diese  Kalke  zwar  compacte,  aber  nicht  ho- 
mogene Massen  und  bestehen  aus  knolligen  oder  kugeligen 
Stücken  eines  dichten,    heller  oder  dunkler  grauen,   oft  sehr 


544 

kohligen  Kalksteins  von  ansehnlicher  Härte  und  splitterigera 
Bruche,  die  durch  ein  Bindemittel  von  weicherem,  fast  etwas 
mergeligem  und  oft  eisenschüssigem  Kalke  vereinigt  sind, 
woher  auch  die  fleckige  und  bunte  Zeichnung  dieser  Kalke, 
die  eben  deshalb  vielfach  als  Marmor  (Garnsdorf ^  DöschniH 
u.  s.  w.)  verarbeitet  werden.  Im  Hangenden  des  unmittelbar 
oberhalb  Oberloquit%  hinstreichenden  Kalkzuges  befindet  sich 
eine  4  bis  5  Fuss  mächtige  Bank  schönen  Ant hrakoliths. 
Wo  die  Gesteinsverbindungsformel  vollständig  ist,  folgt,  nur 
durch  eine  dünne  Lage  blauen  Schiefers  geschieden ,  unter 
dem  Kalke  Alaun  schiefer,  wiederholt  mit  Zeichen- 
schief er  (Schmiedefeld,  Hasenthal,  Augustenthal),  seltener 
mit  Anthracit  (We%elsiein)  verbunden.  Die  oberen  Lagen 
des  Alaunschiefers  unmittelbar  unterhalb  Grossneundorf  und 
oberhalb  Gebersdorf  enthalten  noch  äusserlich  glänzende,  in- 
nerlich fast  schwarze  Kalkknollen,  welche  die  nämlichen 
Tentakuliten  umschliessen  wie  die  Schiefer.  Die  Längen- 
erstreckung der  Alaunschieferlager  ist  immer  ansehnlicher  als 
die  der  Kalke,  aber  auch  sie  keilen  sich  beiderseits  schnell 
aus  und  bilden  muldenförmige  Einlagerungen.  Dagegen 
streichen  die  ebenfalls  nur  durch  eine  dünne  Lage  blauen 
Schiefers  von  ihrem  Hangenden,  den  Alaunschiefern,  getrenn- 
ten Kies  eis  chiefer  meistens  weiter  fort  und  zeigen  na- 
mentlich bei  Meyra  und  JJöschnit%,  die  ansehnlichste,  jedoch 
der  im  Voigtlande  so  gewöhnlichen  bei  Weitem  nicht  gleich- 
kommende Entwickelung.  Die  Färbung  dieser  Kieselschie- 
fer geht  aus  dem  tiefen  Schwarz  der  oberen  Lagen  durch 
alle  Nuancen  des  Grauen  nach  unten  oft  bis  ins  Schmutzig- 
weisse  über.  Der  schwärzende  Kohlengchalt  ist  oft  so  gross, 
dass  er  auf  Klüften  oder  in  Gesteinspartieen  von  zerfresse- 
nem Ansehen  in  Pulverform  ausgeschieden  worden  ist.  Diese 
Kieselschicfer  zeigen  häufig  jene  auch  an  andern  Orten 
beobachtete  Biegung  und  Krümmung  der  Schichten,  die  aber 
bei  dem  Liegenden  derselben,  den  Nereitenschlchten,  in  noch 
auffallenderer  Weise  erscheint.  Als  unterstes  Glied  der  For- 
mel   treten    nämlich    unter   den    Kieselschiefern   regelmässig 


545 

noch  die  Nereitenschichten  auf.  Sie  bestehen  aus  eisen- 
bis  gelbgrauen  sandigen  Schiefern,  die  noch  grosse  Verwandt- 
schaft zu  den  Kieselschiefern  zeigen,  so  dass  sie  fast  als 
solche,  die  nur  vermöge  der  parallelen  Anordnung  äusserst 
feiner  Glimmerblättchen  in  hohem  Grade  dünnschieferig  ge- 
worden wären,  betrachtet  werden  könnten.  Nach  unten  ver- 
lieren sie  mehr  und  mehr  den  Glimmer-  und  Quarzgehalt 
und  gehen  endlich  in  reine  Schiefer,  selbst  Tafelschiefer 
{Ar7isbach,  Lausen)  über.  Mitten  zwischen  den  dünnblätte- 
rigen, mannigfach  gewundenen  Schiefern  liegen  festere  Plat- 
ten, die  selten  einen  Zoll  Dicke  erreichend,  in  den  geradschie- 
ferigen  Varietäten  mehrfach  gewonnen  {ßonneherg)  und  zu 
groben  Sensensteinen  verwendet  werden.  In  den  wenigen 
Fällen ,  in  denen  ein  isolirtes  Vorkommen  eines  dieser  vier 
Gesteine  beobachtet  wnrd ,  scheint  durchgängig  die  Voraus- 
setzung zulässig,  dass  die  fehlenden  Gesteine  an  den  betref- 
fenden Punkten  nur  nicht  zu  Tage  ausgehen,  wohl  aber  vor- 
handen sind,  wie  nördlich  von  Meyra,  oder  zwischen  Wit- 
cliendorf  und  Volkmannsdorf ,  oder  zwischen  Arnshach  und 
Greunit%,  oder  bei  Buchbach^  Meernach,  Grä/enthal,  Ludmgs- 
stadt,  Ottendorf  und  Weitisherga,  wo  blos  Kalke,  oder  wie 
bei  Braunsdorf,  wo  blos  Alaun  schiefer,  oder  wie  bei  Oher- 
gölitz,  wo  Alaunschiefer  und  Kieselschieler,  oder  endlich  wie 
bei  Arnsgereutk,  Hoheneiche,  Lositz,  Liichtenhahi,  Tettau  und 
Sattelpass,  wo  blos  Kieselschiefer  ausgehend  sind.  Der  Alaun- 
schiefer zwischen  Ködit%  und  Obernit%  gehört  zur  grauen 
Grauwacke  und  hat  im  Hangenden  Spuren  von  Kalk.  Die 
Kalke  mit  ihren  Begleitern  gruppiren  sich  in  drei,  freilich 
nicht  ganz  scharf  gesonderte  Hauptzüge ;  nämlich  einen  von 
Meyra  bis  Üietrichshütte  oder  Braunsdorf ^  einen  zweiten 
von  Steinach  (eigentlich  von  Mengersgereutli)  bis  Knohelsdorf 
und  Weischwit%  und  einen  dritten  von  Ludivigsstadt  bis  lloda. 
Zwischengheder  finden  sich  bei  Hoheneiche  und  Arnsgereutk, 
von  Schmiedefeld  bis  Gehersdorf  und  von  Kat%emvich  bis 
Ebersdorf.  Der  Kalk  von  Weitijberga  deutet  noch  auf  einen 
vierten  Zug  hin. 


546 

Namentlich  die  Sandsteine  dieses  Systems  sind  reich  an 
Eisen,  wie  die  gerotheten  Kluftflächen  und  die  meist  eisen- 
schüssigen Quarztrümmchen  derselben  zeigen.  An  mehreren 
Orten,  wie  auf  dem  Thierberg,  bei  Sc/mnedefeld,  Arnsgereuth, 
Wittmannsgereuth  und  auf  dem  Eisenherge  erscheinen  die 
Braun-  und  Rotheisensteine  als  mächtige  Lager  oder  Stöcke 
und  die  Erze  werden  schon  bei  Schniiede/eld ,  am  meisten 
aber  bei  Wittmannsgereuth  ausgezeichnet  cenchritisch.  Im 
Brauneisenstein  von  Sc/miiede/eld  findet  sich  auch  der  Thu- 
ringit.  Eisenkies  in  allen  Gestalten  ist  sehr  verbreitet, 
am  meisten  in  Tafelschiefern ,  die  im  Hangenden  der  Kiese 
gewöhnlich  heller,  im  Liegenden  derselben  schwarzblau  und 
kohlenreich  sind,  und  ganz  besonders  in  den  Alaunschiefern, 
in  denen  neben  demselben  immer  auch  Quarz,  oft  als  Faser- 
quarz oder  Katzenauge  vorkommt.  Ebenfalls  im  Alaunschie- 
fer finden  sich  die  Forodine  AUophan,  Diadochit  und 
Pissophan  nebst  reichlichem  St  ein  mark.  Auch  Kupfer- 
geh alt  kommt  manchen  Alaun  schiefern  zu.  Unter  den  häu- 
figen, senkrecht  auf  dem  Streichen  stehenden  Quarzgän- 
gen lässt  sich  einer  von  Arnsgereuth  über  Eiba,  Dohlen, 
Arnsbach  und  Schweinbach  bis  Schlaga  verfolgen,  ein  kleine- 
rer auf  dem  Lahmen  zwischen   Weischioit%  und  Eichicht. 

Die  Petrefakten  der  grauen  Grauwacke  sind  eine 
Ogygia  von  der  Grenze  zwischen  dem  ßotheisenstein  und 
dem  Griffelschiefer,  die  Nereiten  (Zeitsch.  d.  deutsch,  geol. 
Ges.  Bd.  L  S.  456  fg.),  Lophoktenien  (ibid.  Bd.  IL  S.  l'J9), 
ein  Nautilus  (?)  und  ein  Graptolith  nebst  undeutlichen  Fflan- 
zenabdrücken  aus  den  Nereitenschichten ,  Graptolithen  aus 
den  Alaunschiefern  und  ein  geringelter  Lituit  (?),  Crinoideen 
und  Tentakuliten  aus  den  Kalken.  Unter  ihnen  allen  schei- 
nen ausschliesslich  die  Graptolithen  die  Stellung  der  grauen 
Grauwacke  entscheiden  zu  können:  sie  sind  der  Mehrzahl 
nach  mit  den  durch  Baurandi:  {^Gruptolithes  de  Boheme. 
Prague,  1850)  publicirten  böhmischen  Graptolithen  (Grapt. 
priodon,  colonus,  nuntius,  Nilssoni,  pahneus,  spiralis,  Becki, 
turriculatus,   Proteus,   Rastrites  Linnaei,  gemmatus,  peregri- 


547 

nus,  Gladiolites  Geinitzianus)  ident,  wonach  die  graue  Grau- 
wacke  ebenso  wie  die  voigtländische  „eigentliche  Grauwacke", 
in  der  die  nämlichen  Graptolithen  vorkommen,  obersilu- 
risch  oder  Barrande's  Etage  E.  des  böhmischen  Silur- 
systems parallel  sein  muss.  Die  Nereiten,  die  ausser  Eng- 
land und  Nordamerika  auch  noch  in  den  Pyrenäen  aufge- 
funden worden  sind,  scheinen  nicht  mehr  mit  voller  Sicherheit 
als  leitend  gelten  zu  dürfen,  da  sie  theils  in  Böhmen  noch 
nicht  vorgekommen  sind,  theils  ihnen  höchst  ähnliche  Formen 
sich  auch  in  den  Sandsteinen,  welche  den  thüringischen  Cy- 
pridinenschiefern  untergeordnet  sind,  finden. 

Das  Streichen  und  Fallen  der  obersilurischen  Grau- 
wacke ist  im  Allgemeinen  das  nämliche  wie  jenes  der  grü- 
nen Grauwacke ;  nur  erscheinen  in  diesem  Systeme  viel  häu- 
figere Abweichungen  von  der  allgemeinen  Regel  und  nament- 
lich sind  Sättel  und  mit  dieser  Faltung  in  Verbindung  ste- 
hende gewundene  Schieferung  nicht  selten,  so  dass  es  über- 
haupt den  Anschein  gewinnt,  als  ob  diese  Abtheilung  der 
Grauwacke  mehr  Gewalt  erlitten  hätte  als  die  ältere.  Dazu 
kommt  noch  die  Eigenthümlichkeit,  dass  sehr  oft  sich  keine 
Auflagerung  des  jüngeren  Systems  auf  das  ältere  beobachten 
lässt,  sondern  dass  die  Schichten  des  jüngeren  auf  den  Schich- 
tenköpfen des  älteren  zu  stehen  scheinen,  als  ob  ersteres  in 
weitgeöfFnete  Spalten  und  Lücken  des  letzteren  herabgestürzt 
wäre.  Die  auffallendsten  Abweichungen  vom  allo;emeinen 
Streichen  bieten  manche  Kalke  dar,  wie  das  Lager  zwischen 
Witchendorf  und  Volkmannsdorf ,  welches  ebenso  wie  jenes 
zwischen  Haselbach  und  Friedrichsthal  und  ein  drittes  bei 
Lippelsdorf  h.  12  mit  westlichem,  das  von  Garnsdorf,  wel- 
ches in  h.  9  mit  nordöstlichem,  das  von  Steinbach,  welches 
in  h.  7  mit  südwestlichem  und  das  von  Ludwigsstadt ,  wel- 
ches in  h.  6  mit  südlichem  Einflillen  streicht.  Auch  Kiesel- 
schiefer auf  dem  Steiger  bei  Saalfeld  streicht  in  h.  ü  mit 
nördlichem  Einfallen,  während  an  allen  diesen  Punkten  die 
benachbarten  Gesteinsmassen  das  regelmässige  Streichen  bei- 
behalten. 


548 

Durchbrüche  kry s tallinischer  Massengesteine 
ßind  im  Gebiete  dieses  Systems  bei  Weitem  seltener  als  in 
jenem  der  grünen  Grauwacke.  Wohl  im  Zusammenhange 
mit  dem  quarz  freien  Porphyr  von  Garnsdorf  stehen  die 
von  dort  nach  lieschwitz  herüberziehenden  Kuppen  des  näm- 
lichen Gesteins  innerhalb  der  obersilurischen  Grauwacke.  Sie 
sind  in  gleicher  Weise  wie  bei  Weischwit%,  Eraunsdorf  (in 
der  grünen  Grauwacke)  und  Wickersdorf  dadurch  ausge- 
zeichnet, dass  sie  gleichsam  von  einem  Mantel  dünnplattigen 
und  bei  einem  gewissen  Grade  der  Zersetzung  gelblich-  oder 
röthlichweissen  Porphyrs  umgeben  sind.  Nochmals  erscheint 
dieser  Porphyr  im  Thale  bei  Sc/miiedebach,  bei  Weitisberga, 
im  Granit  des  Hennberges  und  bei  Heberndorf.  Zwischen 
Garnsdorf  und  Reschwit%,  scheinen  diese  Porphyre  die  dort 
herrschende  ausserordentliche  Verwirrung  im  Streichen  und 
Fallen  der  obersilurischen  Schichten  veranlasst  zu  haben, 
während  Aehnliches  in  der  Nähe  der  übrigen  Vorkommen 
sich  nicht  findet.  Doch  hat  oberhalb  Weischwit%  der  Por- 
phyr die  grüne  Grauwacke  hoch  genug  erhoben,  um  von  ihr 
innerhalb  der  obersilurischen  Schichten  wie  von  einem  schma- 
len Kande  umgeben  zu  bleiben.  Zugleich  findet  sich  hier  ein 
Conglomerat,  welches  aus  Trümmerstücken  der  durchbroche- 
nen Schiefer  besteht.  Bei  Schlagethal,  bei  Schmiedefeld  (hier 
mit  Titan)  und  bei  Knobeisdorf  (reich  an  Schwefelkies)  tritt 
Quarzporphyr  auf,  während  zwischen  Schmiedebach  und 
Lichte?itanne  drei  Grünsteinkuppen  sich  erheben  und 
ein  viertes  Vorkommen  dieses  Gesteins  zwischen  Lehesten  und 
Ottendorf  Siich  findet.  Der  Granit  des  Hennbergs  zwischen 
Weitisberga  und  Heberndorf,  der  sich  bis  hinüber  ins  Thal 
der  grossen  Sormitx  zieht,  erhebt  sich  aus  Schiefern  und 
Sandsteinen ,  die  bis  auf  eine  gewisse  Entfernung  von  der 
Granitgrenze  auffüllend  hart  und  spröde  und  zugleich  dunkler 
gefärbt  erscheinen,  womit  bei  den  kiesreichen  Schiefern  eine 
äusserst  feine  schwarze  Punktirung  verbunden  ist,  in  weite- 
rem Abstände  aber  wieder  die  gewöhnliche  Beschaffenheit 
annehmen.     Auch  oberhalb  Heberndorf  steht  ein  granitähnli- 


549 

ches  Feldspathgestein  mit  reichlich  eingesprengtem  Schwefel- 
kies an.  Noch  einmal  erscheint  innerhalb  dieses  Gebietes 
Granit  bei  Üöhlen  und  zwar  ist  dieses  Gestein  jenem  des 
Hennbergs  so  ähnlich,  dass  Handstücke  nicht  von  einander 
zu  unterscheiden  sind,  Granittrümmer,  die  sich  an  den  Gar- 
tenkuppen  bei  Saalfeld  und  a.  a.  O.  finden,  scheinen  Ge- 
schiebe zu  sein. 

Bei  Weitisherga  zwischen  dem  dort  angegebenen  Porphyr 
und  dem  Uebergangskalke  steht  ein  Kalkgestein  an,  welches 
wegen  seines  Reichthums  an  Bleiglanz  und  an  Grünbleierz 
nebst  etwas  Silber  Anlass  zu  bergmännischer  Gewinnung 
gegeben  hat.  Nach  Tantschek  gehört  es  zum  Zech  stein, 
jedoch  hat  sich  bis  jetzt  weder  ein  weiteres  charakteristi- 
sches Glied  dieser  Formation,  noch  auch  irgend  ein  Petrefakt 
auffinden  lassen,  woran  sich  eine  sichere  Bestimmung  knüpfen 
Hesse.  Das  Gestein  scheint  einen  Stock  zu  bilden  und  ist 
bei  seiner  sehr  kurzen  Erstreckung  sehr  mächtig,  aber  so 
durchaus  kleinklüftig,  dass  nur  im  Allgemeinen  ein  Streichen 
zwischen  h.  4  und  5  mit  wenig  steilem  Einfallen  gegen  NW. 
ersichtlich  wird. 

Begrenzt  wird  die  obersilurische  Grauwacke  zum  grossen 
Theil  von  der  grünen,  sodann  vom  Siechejibach  bis  Ober?iit% 
gegenüber  und  von  Fischersdorf  nach  Norden  hin  von  Zech- 
stein, in  der  Zwischenstrecke  von  rother  Grauwacke,  endlich 
im  Osten  (Tauschioit%,  Heberndorf,  Lehesten)  und  im  Süden 
{^Alexanderhütte)  von  einer  von  den  Gebirgsbewolmern  selbst 
so  genannten 

Grauwacke,  die  sich  besonders  im  südlichen  und  süd- 
östlichsten Theile  des  Thüringer  AValdes,  wie  auch  im  west- 
lichen Theile  des  Voigtlandes,  wo  sie  von  Naumann  mit  dem 
jüngeren  Thonschiefer-  und  Grauwackengebirge  vereinigt 
wird,  weit  ausbreitet.  Sie  besteht  aus  Schiefern  und  Sand- 
steinen. Die  groben,  dick-  und  rauhblätterigen  Schiefer 
von  grauer  und  gelbgrauer  Farbe  erscheinen  manchmal  durch 
feine  abgerundete  Quarz-  und  Feldspathkörnchen,  zwischen 
denen  Blättchen  braunen  Glimmers,  dem  Gneusse  so  ähnlich, 


550 

tlass  nur  der  Mangel  des  krystallinischen  Gefiiges  die  Unter- 
scheidung begründet.  Sie  scheinen  das  oberste  Glied  dieser 
Bildung  zu  sein  und  ruhen  auf  grobkörnigen,  glimmerreichen, 
oft  sehr  eisenschüssigen  Sandsteinen  von  dunkelgrauer 
Farbe  mit  Knorrien,  Calamiten,  Megaphyten  (Rothenbergia) 
und  noch  vielen  andern  unbestimmten  Pflanzenresten,  woraus 
ein  Parallelismus  zwischen  diesen  Schichten  und  der  von 
RoEMEU  als  jüngere  bezeichneten  hercynischen  Grau- 
wacke,  so  wie  der  von  Magdeburg  sich  ergeben,  zugleich 
aber  auch  eine  andere  Altersbestimmung  der  „jüngeren"  her- 
cynischen Grauwacke  sich  herausstellen  dürfte,  da  die  Cypri- 
dinenschiefer  des  Thüringer  Waldes  unverkennbar  jünger 
sind  als  die  gegenwärtige  Bildung.  Nach  unten  gehen  diese 
Sandsteine  in  immer  gröber  werdendes  Conglomerat 
über,  welches  aus  Schiefer-,  Alaun  schiefer-  und  Kieselschie- 
fergeschieben besteht,  die  durch  ein  mergeliges,  von  Eisen- 
gehalt oft  dunkel  geröthetes  Bindemittel  verkittet  sind.  Hin 
und  wieder  erscheinen  auch  kleine  Kalkgeschiebe  nebst  Cri- 
noideenstielen  und  Brachiopodensteinkernen,  die  aber  in  den 
oberen  kleinkörnigen  Conglomeraten  zu  unvollkommen  erhal- 
ten sind,  als  dass  sie  eine  Bestimmung  zuliessen.  Nur  die 
neuerlichst  bei  Stei?iach  in  den  tiefstgelegenen  und  deshalb 
gröbsten  Conglomeraten  dieser  Bildung  aufgefundenen  Petre- 
fakten  sind  hinlänglich  wohlerhalten,  um  genügenden  Auf- 
schluss  geben  zu  können.  Da  der  Finder  derselben ,  Herr 
Berginspektor  Engelhard,  im  Begriff  steht,  seine  Beobach- 
tungen zu  veröffentlichen ,  so  darf  hier  nur  bemerkt  werden, 
dass  nach  einer  wegen  Kürze  der  Zeit  freilich  nur  sehr 
flüchtigen  Prüfung  der  bisher  gesammelten  Petrefäkten,  un- 
ter welchen  Orthoceratiten ,  Loxonemen ,  Turbo ,  Carditen, 
Pterinäen,  Spiriferen,  (8p.  speciosus),  Orthidcn  (O.  pecten), 
Crinoideen  und  namentlich  Korallen:  Cyathophyllen  (Turbi- 
nolopsis  elongata  und  pluriradialis),  Asträen ,  Calamoporen, 
Keteporen,  Fenestellen  etc.  besonders  hervortreten,  dieselben 
insgcsammt  der  unteren  Abtheilung  des  devonischen 
Systems     (ungefähr     den    Spiriferensandsteinen    und 


551 

Calceolaschiefern  RoE]>rER's)  angehören.  Selbstständige 
Kalk  gl  ie  der  fehlen  ebenso  wie  in  dem  folgenden  jüngsten 
Gliede  der  thüringischen  Grauwacke  gänzlich. 

Das  jüngste  Glied  der  thüringischen  Grauwacke  ist  die 
rothe,    welche   schollen  weise   von  Steinach  bis  Saalfeld  in 
einem  Striche,  der  seine  grösste  Breite  zwischen  Lippelsdorf 
und  dem  Bärenbache  bei  Ludwigsstadt  erreicht,  verbreitet  ist. 
Es  ist  dieser  Strich  nahezu  die  tiefste  Einsenkung  des  Ge- 
birgsrückens  und  die  Schollen  der  rothen  Grauwacke  liegen 
meist  an  den  Thalvv'änden,  seltener  auf  den  Höhen  der  Berge 
und   in   den   Tiefen  der  Thäler  und   beobachten  ein   höchst 
wechselndes  Streichen    und  Fallen.     Sie  erscheinen  fast  wie 
die  Trümmer    eines     einst   geschlossenen,    später   aber  zer- 
rissenen    und    grösstentheils    weggeführten    Systems.      Als 
Hauptvertreter  desselben  erscheinen  blaugraue,  oft  rothe  und 
eisenschüssige  Schiefer  mit  meist  abweichender  Schieferung 
und  mit  eingewickelten  Knoten  von  Clymenien-  und  Ortho- 
ceratitenkalk  (vergl.  meine  Beitr.  z.  Paläontologie  des  Thür. 
Waldes  I.) ,    die  in  ihrem  ganzen  Verbreitungsbezirke  unter 
dem  Namen  Platten   gewonnen    und    vielfach  zu  Treppen- 
steinen,  Trottoirs  und  Bausteinen  (die  Saalbrücke  bei  Kauls- 
dorf ist  davon  gebaut)  verwendet  werden.    Wo  die  Schiefer 
grünlich  und  zugleich  härter  werden,  erhält  das  Gestein  durch 
die  meist  röthlichen  Kalkknoten  ein  sehr  gefälliges  Ansehen 
und  dürfte,  da  es  politurfähig  ist,  in  vielen  Fällen  dem  sog. 
Campaner   Marmor    wenig    nachstehen.      Nur    bei  Saalfeld, 
Knobeisdorf,    Ärnsbach    und    Schlaga   sind   diesen   Schiefern 
Sandsteine    untergeordnet,    welche  die  Reste  einer  eigen- 
thümlichen  und  besonders  an  Holzpflanzen  reichen  Flora  ber- 
gen, während  die  Petrefakten  der  Schiefer  fast  sämmtlich 
mit  denen  der  nassauischen  und  hercynischen  devonischen 
Schichten  (In  denen  auch  ebenso  wie  hier,  sodann  bei    Wöll- 
battendorf  unweit  Hof  und    in    den  englischen  Pilton  ,    Pe- 
thertoin-  und  Flymouthgruppen  Schiefer  mit  Kalkknoten  vor- 
kommen)   ident    sind    und    namentlich    durch   das    reichliche 
Vorkommen   von    Cypridina   serratostriata  Sandb.,   Phacops 


552 

cryptophthalinus  E:«i>ih.  etc.  den  Nachweis  geben,  dass  diese 
Schiefer  nichts  anderes  als  Cypridinenschiefer  sind. 
Die  zahh-eichen  Clymenien  und  ürthoceratiten  der  Kalkkno- 
ten sind  insfijesammt  identisch  mit  denen  der  fichtelgebirgi- 
schen  Clymenien-  und  Orthoceratitenkalke,  wie  sie  durch 
V.  Muenstek's  Beitr.  zur  Petrefaktenk.  längst  bekannt  sind. 
Da  kein  einziges  Kalkpetrefakt  in  den  Schiefern  vorkommt 
und  umgekehrt  kein  Schieferpeti-efhkt  in  den  Kalken,  so 
scheint  angeuonnnen  werden  zu  müssen,  dass  die  Kalkkno- 
ten nicht  von  gleichem  Alter  mit  den  Schiefern  seien  ,  um 
80  mehr  als  die  Kalkknoten  und,  wenn  sie  aus  denselben  her- 
vorragen, auch  die  Petrefakten  die  deutlichsten  Spuren  einer 
Abreibung  an  sich  tragen  und  in  grösster  Kegelmässigkeit 
immer  im  tiefsten  Theile  jeder  einzelnen  Schicht  abgelagert 
sind,  so  dass  sich  der  Gedanke  aufdrängt,  die  Kalkknoten 
seien  Kalkgcschiebe,  die  im  Schieferschlamm  liegen  geblieben 
und  von  demselben  umhüllt  worden  seien.  Freilich  sind  die 
dem  Thüringer  Walde  benachbartsten  Clymenien-  und  Or- 
thoceratitenkalke jene  von  ELhersreuth  und  Hof! 

Von  krys t allinischen  Massengesteinen  werden 
die  Cypridinenschiefer  nirgends  durchbrochen ,  obgleich  sol- 
che oft  fast  unmittelbar  an  der  Schiefergrenze  auftreten,  wie 
in  der  Umgebung  von  Saalfeld  und  von    Weischivitz. 

Nach  den  im  Vorstehenden  (welches  eigentlich  nur  als 
Ankündigung  einer  ausführlichen  Darstellung  des  gesammten, 
über  den  Thüringer  und  Vrankemoald  verbreiteten  Grau- 
wackengebiets gelten  will)  nur  kurz  angedeuteten  Verhält- 
nissen, nach  welchen  das  allgemeine  Streichen  der  beschrie- 
benen Grauwackenschichten  in  h.  3  mit  nordwestlichem  Ein- 
fällen stattfindet ,  so  dass  diese  Schichten  auf  den  krystalli- 
nischen  Massengesteinen  des  westlichen  Thüringer  Waldes 
stehen,  statt  ihnen  angelagert  zu  sein,  scheint  sich  zu  erge- 
ben, dass  die  erste  Aufrichtung  der  thüringischen  Grauwacken 
durch  die  nämlichen  Ursachen  bewirkt  worden  sein  müsse, 
durch  welche  das  fichtelgebirgische  und  voigtländische  Schie- 
fergebirge aus  der  horizontalen  Lage  gerückt  worden  ist,  so 


553 

dass  also  der  östliche  Theil  des  Thüringer  Waldes  der  ältest- 
erhobene  Theil  des  Gebirges  sein  dürfte.  Im  Allgemeinen 
müssen  die  Schichten  sich  in  ihrer  gegenwärtigen  Aufrich- 
tung schon  vor  der  Ablagerung  der  Zechsteinfbrmation  be- 
funden haben,  indem  einestheils  überall  der  Zechstein  söhlig 
auf  den  Köpfen  der  oft  fast  saigeren  Grauwackenschichten 
aufgelagert  ist,  anderntheils  an  manchen  Stellen  (Steiger  bei 
Saal/eld)  Zechsteingebilde  selbst  zwischen  die  aufgeblätter- 
ten (  Cypridinen  - )  Schieferschichten  eingedrungen  sind ,  so 
dass  eine  scheinbare  Wechsellagerung  eintritt.  Aber  auch 
noch  viel  später  müssen  wenigstens  locale  Verrückungen, 
besonders  in  der  Nähe  der  krystallinischen  Massengesteine 
geschehen  sein,  wovon  die  Reste  des  Zechsteins  und  des 
bunten  Sandsteins  auf  dem  Sandherge  und  vielleicht  auch 
das  von  Tantschek  für  Zechstein  gehaltene  Vorkommen  in 
der  Nähe  des  Granits  von    Weitisberga  Zeugniss  geben. 


554 


8.  lieber  die  Hebiingsverhaltnlsse  der  Schweizer-Alpen. 

Brief  an  Herrn  Leopold  von  Buch  von  Herrn 
C.  Brunnek  in  Bern. 

Hierzu  Taf.  XXI. 

Seitdem  Sadssure  bemerkt  hat,  dass  die  Schichten  der 
Sediment  -  Gebilde  in  den  Alpen  merkwürdigerweise  dem 
Centrum  der  Gneuss-  und  Granit  -  Gebilde  zufallen,  und 
C.  Escher  nachgewiesen,  dass  längs  des  ganzen  Alpenrandes 
die  Nagelfluh  unter  die  Alpenkalke  einschiesst,  war  es  keinem 
Zweifel  unterworfen,  dass  grossartige  Dislokationen  von  com- 
plicirter  Art  die  jetzige  Lagerung  bedingt  haben.  —  Ander- 
seits haben  Sie  nachgewiesen,  wie  die  schwarzen  Porphyre 
am  Südrande  der  Alpen  die  Sediment -Formationen  so  ge- 
hoben haben,  wie  man  es  von  vulkanischen  Hebungen  er- 
wartete, so  nämlich,  dass  die  Schichten  rings  um  die  Kuppe 
von  derselben  abfallen. 

Schon  diese  angeführten  Thatsachen  zeigen,  dass  man 
es  im  Gebiete  der  Alpen  mit  verschiedenartigen  Aeusserun- 
gen  der  Hebungskräfte  zu  thun  hat,  und  ausserdem  haben 
die  Herren  Stuüek  und  Arnold  Escher  die  Thatsachen 
über  die  Hebungs- Verhältnisse  reichlich  vermehrt. 

Das  vollständi<2;e  Verständniss  der  Hebungs- Erscheinun- 
gen  kann  als  Ziel  der  Alpen- Geologie  betrachtet  werden, 
aber  schon  beim  Beginne  des  Studiums  müssen  allgemeine 
Ansichten  uns  leiten.  Wollen  Sie,  hochgeehrter  Herr,  die 
in  Folgendem  entwickelten  Ansichten  als  einen  Prodromus 
betrachten,  der  sich  mir  durch  Zusammenfassen  der  bisher 
erlangten  Resultate  aufdrängt.  — 

In  den  Schweizer- Alpen  kommen  drei  Arten  von  He- 
bungen vor,  welche  sich  auf  folgende  Weise  charakterisiren 
lassen. 

Die  vulkanische  Hebung  ist  die  erste  Dislokation, 
welche   durch   eine   centrale  Wirkung  erzeugt   wurde:    Von 


555 

dem  Centrum  fallen  die  Schichten  nach  allen  Seiten  ab,  gleich 
einem  Erhebungs-Krater  (Taf.  XXI.  Fig.  1).  Die  hebenden 
Ursachen  sind  theils  bis  zu  Tage  getretene  krystallinische 
Gesteine,  wie  die  Porphyre  am  Luganersee,  theils  liegen  sie 
im  Verborgenen ,  aber  die  ganze  Natur  der  Erscheinung 
weist  auf  sie  hin,  wie  die  von  Thurmann  so  trefflich  be- 
schriebenen wellenartigen  Hebungen  des  bernischen  Jura,  oder 
die   antiklinale   Schlucht  des  Justisthales  am  Thunersee,  etc. 

Treten  die  hebenden  Gesteine  zu  Tage  und  dehnen  sich 
aus,  so  entsteht  ein  seitlicher  Druck,  welcher  die  anfangs 
einfach  gehobenen  Schichten  wellenförmig  krümmt,  theil weise 
abbricht  und  übereinander  schiebt.  So  verhalten  sich  die 
Gneus-Ellipsen,  die  grossen  Central-Massen  Stüder's,  deren 
Wirkung  sich  oft  zehn  Stunden  weit  in  horizontaler  Rich- 
tung ausdehnt.  Diese  Ketten-Hebungen  haben  die 
grossartigsten  Wirkungen  im  Gebiete  der  Alpen  hervorge- 
bracht und  die  vielen  räthselhaften  Erscheinungen  der  Schich- 
tenstelluno-  bedingt. 

Die  einfachste  Wirkung  des  Seiten-Druckes  ist  die  wel- 
lenförmige Faltung  der  Schichten ,  aber  die  Wellenberge 
zerreissen ,  die  spröde  Decke  berstet,  und  die  einzelnen 
Schollen  schieben  sich  über  einander  (Taf.  XXI.  Fig.  2). 

Nirgends  sind  diese  Erscheinungen  schöner  zu  beob- 
achten als  in  der  Gegend  des  Vierwaldstättersee's,  wo  sie 
schon  LussER,  aber  ohne  klares  Verständniss,  zeichnete.  Der 
ßeichthum  an  charakteristischen  organischen  Resten  lässt 
keinen  Zweifel  über  das  Alter  jeder  einzelnen  Schicht,  und 
die  Kreide-Bildungen  sind  wohl  nirgends  in  der  ganzen  Al- 
penkette so  vollkommen  entwickelt  als  hier.  In  dem  schönen 
natürlichen  Profile,  welches  durch  den  Urnersee  aufgeschlos- 
sen ist  (Taf.  XXI.  Fig.  3),  beobachtet  man  am  Ufer  des 
Sees  in  der  Gegend  des  Grütli  beinahe  horizontale  Schich- 
ten ,  die  der  unteren  Kreide ,  unserem  Neocomien  mit  Ho- 
laster complanatus,  angehören.  Darüber  liegt  ebenfalls  hori- 
zontal die  obere  Abtheilung,  ausgezeichnet  durch  die  hiero- 
glyphischen Zeichnungen,  welche  durch  die  Hippuriten-  und 

Zeils.  d.  d.  gool.  Ges.   Ul.  4.  38 


556 

Caprotinen- Schalen  im  grauen  Kalksteine  hervortreten.  Oben 
auf  der  Höhe  von  Seelisbery  folgt  der  Grünsand  mit  Ani- 
monites  mamiliaris  und  den  bekannten  charakteristischen  Ino- 
ceraraen;  da  und  dort  folgt  endlich  der  sogenannte  Seewer- 
kalkstein, welcher  bei  uns  die  weisse  Kreide  vertritt.  Ueber 
dieses  kleine  Plateau  von  Seelisberg  erhebt  sich  südlich  die 
2ÜÜ(/  hohe,  senkrecht  abgeschnittene  Wand  des  Seelisberger- 
Kuhn.  Nicht  ohne  Spannung  fragt  man  sich,  welcher  For- 
mation diese  mächtigen  Kalkstein-Gebilde  über  der  obersten 
Kreide  angehören.  Diese  Spannung  wird  gesteigert  durch 
den  Umstand,  dass  die  deutlich  erkennbare  Schichtung  dieser 
Mauer  horizontal  ist,  und  die  oberen  Kreide-Schichten  von 
Seelisberg  darunter  einschiessen.  —  Nach  dem  äusseren  Aus- 
sehen glaubt  man  vom  Aelteren  zum  Jüngeren  hinanzusteigen, 
wie  am  Nord-Kande  der  schwäbischen  Alb,  wo  über  Lias 
und  braunem  Jura  sich  die  Mauer  des  weissen  Jura  erhebt. 

Untersucht  man  aber  die  Wand  des  Seelisberger-Kulm, 
so  wird  man  leicht  gewahr,  dass  sie  aus  der  nämlichen  Ge- 
steius-Folge  besteht,  wie  die  eben  beschriebene  erste  Anhöhe 
über  dem  See,  so  nämlich,  dass  die  Neocomien-Schichten, 
die  man  am  Ufer  des  Sees  erkannt  hat,  hier  auf  dem  Sec- 
werkalkstein  des  Seelisbcrges  liegen  und  nach  der  vollstän- 
digen Folge  aller  Glieder  der  letztere  wieder  hoch  oben  auf 
dem  Gipfel  des  Kulm's  erscheint. 

Man  würde  sich  irren,  wenn  man  diese  grossartige  Wie- 
derholung der  Schichtenfulge  als  eine  einfache  Vorschiebung 
in  vertikaler  Richtung  betrachtete.  Das  schöne  IVofil  längs 
des  Sees  lässt  deutlich  wahrnehmen,  wie  die  Schichten  nicht 
nur  abgerissen  und  gehoben,  sondern  auch  eine  weite  Strecke 
über  das  Vorliegende  fortgeschoben  wurden,  wobei  die  Schich- 
ten des  letzteren  an  den  Berührungsstellen  umgelegt  wur- 
den, wie  nur  ein  gewaltiger  seitliclicr  Druck  es  hervorzu- 
bringen vermag!  Der  Bruch  griff  bis  in  die  Jura-Schichten 
hinab,  worüber  die  bei  Bawen  gefundenen  Aptychus,  Bele_ 
mniten  und  Annnonites  biplex  keinen  Zweifel  lassen. 

Aehnliche  Verhältnisse  zeigen  sich  am  Pilatus,   wo  man 


557 

in  einem  Quer-Durchschnitte  viermal  den  Nummuliten-Kalk 
von  der  unteren  Kreide  bedeckt  sieht  (Taf.XXI.Fig.4).  Es  ist 
die  Erscheinung,  welche  sich  beim  Bruche  der  Eisdecke  durch 
den  andrängenden  Strom  erzeugt.  Die  Schollen  der  gebor- 
stenen Decke  stauen  sich  durch  den  Seitendruck  und  schie- 
ben sich  über  einander. 

Jedes  Profil,  veelches  man  in  diesem  Theile  der  Alpen 
senkrecht  auf  die  allgemeine  Streichungslinie  konstruirt,  zeigt 
diese  Verhältnisse  in  den  mannigfaltigsten  Formen,  und  mit 
einer  grossartigen  Ueberschiebung  grenzt  der  Nordrand  der 
Alpen-Kette  an  die  Tertiär-Gebilde.  Die  Ueberlagerung  der 
Molasse  durch  die  älteren  Formationen  ist  so  konstant,  dass 
es  nur  der  bestimmten  Sprache  der  Paläontologie  gelang,  die 
Ansicht  einer  natürlichen  Folge  der  Gesteine  zu  widerlegen ! 

Die  dritte  Hebungsweise ,  welche  in  dem  Gebiete  der 
Alpen  zwar  nur  lokale,  aber  vielfach  wiederholte  Störungen 
hervorbrachte,  möchte  ich  die  Rauchwacken-Hebung 
nennen,  da  die  Erscheinung  der  Rauch wacke  in  organischer 
Verbindung  mit  dieser  Hebung  steht. 

Die  Ausbrüche  der  Central-Massen  und  die  mannigfal- 
tigen vulkanischen  Hebungen  am  Rande  der  Alpen  weisen 
auf  einen  Heerd  hebender  Ursachen,  welcher  das  Gebiet  des 
ganzen  Gebirges  umfasst.  Neben  diesen  grossartigen  Mani- 
festationen treffen  war  auf  einzelne  sekundäre  Aeusserungen, 
welche  in  ihrer  Wirkung  nicht  unbedeutend  für  die  Confi- 
guration  des  Landes  sind. 

Die  feste  Kruste  spaltete  an  vielen  Stellen:  hier  erfolg- 
ten lokale  Einsenkungen ,  dort  Hebungen,  und  wo  der  Zu- 
sammenhang gelöst  war,  da  entströmten  Gase  dem  Erd- 
Innern.  Diese  Durchbrüche  erfolgten  an  den  Stellen  des 
geringsten  Widerstandes,  und  so  verfolgen  dieselben  gewisse 
Linien  ,  die  in  einer  bestimmten  Beziehung  zu  den  Haupt- 
Hebungen  stehen.  Sie  erzeugten  Failles  ähnlich  den  Ver- 
schiebungen durch  Central-Hebung.  Aber  bei  diesen  letz- 
teren wurden  die  Schichten  durch  die  Wirkung  des  seitlichen 
Druckes  abgebrochen,  die  abgebrochenen  Theile  gehoben  und 

38* 


558 

über  das  Vorliegende  hinweggeschoben ,  dadurch  ward  die 
durch  den  Bruch  gebildete  Oeftnung  wieder  verschlossen. 
Nicht  so  bei  den  Failles  der  Rauchwacken  -  Hobung.  Hier 
erzeugten  sich  einfache  Spalten:  die  Risse  blieben  offen  und 
gestatteten  den  Gas-Entwickelungen  aus  dem  Innern  einen 
Durchgang.  (Taf.  XXI.  Fig.  5). 

Diese  Hebungs-Spalten  sind  äusserlich  bezeichnet  durch 
das  Auftreten  der  Rauchwacke  und  treten  auf  jeder  gutge- 
zeichneten njeognostischen  Karte  deutlich  hervor.  Sie  las- 
sen  sich  leicht  verfolgen  auf  der  schönen  Karte  von  Studer, 
welche  der  „Geologie  der  westlichen  Schweizeralpcn"  beige- 
geben ist,  und  ich  wähle  aus  diesem  Gebiete  ein  Beispiel 
zur  Verdeutlichung  derartiger  Hebungen. 

Die  ausgedehnte  und  hohe  Stockhorn-Kotte  ist  so  weit 
entlegen  von  den  Cenfral-Massen  und  auch  in  ihrer  Rieh- 
tung  so  wenig  damit  übereinstimmend,  dass  man  schon  bei 
Betrachtung  der  geograpiüschen  Lage  nicht  Avenig  erstaunt 
über  diese  hohe  vorgeschobene  Mauer.  Noch  auffallender 
wird  ihr  Auftreten,  wenn  man  sie  geognostisch  näher  unter- 
sucht. Es  war  mir  von  hohem  Interesse,  in  dieser  Kette 
sämmtliche  Jura-Bildungen  vom  Lias  bis  zum  Kimmeridge- 
Thon  nachzuweisen. 

Bedenkt  man  nun,  dass  diese  Formationen  als  die  älte- 
sten Bildungen  betrachtet  werden  müssen,  welche  in  unseren 
Alpen  vorkommen ;  erwägt  man  ferner  den  Umstand,  dass 
in  der  ganzen  Stockhorn-Kette  die  Jura-Bildungen  nur  von 
der  untersten  Kreide  bedeckt  sind,  und  die  in  den  übrigen 
Alpen  80  mächtig  entwickelten  oberen  Kreide-  und  unteren 
Tertiär  -  Formationen  im  Innern  unserer  Kette  ganz  fehlen, 
dagegen  zwischen  der  Stockhorn-Kette  und  den  Central- 
Massen  wieder  mit  Mächtigkeit  auftreten;  betrachtet  man 
endlich  das  plötzliche,  spurlose  Verschwinden  der  ganzen 
Kette  östlich  von  Thun,  so  kommt  mau  zu  dem  natürlichen 
Schlüsse,  dass  diese  jurassische  Kette,  welche  vom  Genfer- 
bis  zum  Thuner-See,  durch  den  Moh'zon,  die  Greyerzer- 
Alpen  und  den  Stockhorn   sich  erstreckt,  nicht   dem    AI- 


559 

pen-Gebirge  angehöre,  sondern  gleich  dem  eigentlichen 
Jura  schon  in  der  Epoche  der  mittleren  Kreide-Bildungen 
gehoben  war,  so  dass  später  die  Flysch-ßildungen  des  Gur- 
nigels  und  des  Simmenthals  nördlich  und  südhch  sich  daran 
legten,    wie  die  Molasse  an  den  Jura. 

Uebereinstimmend  mit  dieser  Betrachtung  ist  die  von 
den  übrigen  alpinischen  Niveau-Veränderungen  abweichende 
Hebungsweise  der  Stockhorn-Kette.  Vergeblich  sucht  man 
nach  Gneus  oder  anderen  Central -Massen:  sie  finden  sich 
hier  so  wenig  als  im  Jura,  und  die  Ursache  der  Hebung 
muss  in  der  Kette  selbst  gesucht  werden. 

Es  konnte  Herrn  Stüdek  nicht  entgehen,  dass  die 
Eauchwacken- Entwicklung  bestimmte  Linien  verfolgt,  aber 
die  wahre  Bedeutung  der  Rauchwacken-Linien  konnte  dess- 
halb  nicht  erkannt  werden,  weil  die  paläontologische  Entzif- 
ferung der  Schichten  damals  noch  nicht  vorhanden  war. 
Studer  kannte  in  der  Stockhorn-Kette  nur  den  Lias  von 
Blumenstein  \x\\(S.  eine  als  Stockhorn-Kalk  bezeichnete  der 
jurassischen  Periode  zugetheilte  Formation.  —  Heute  haben 
wir  alle  Glieder  vom  unteren  Lias  mit  Spirifer  bis  zum 
Neocomien  Schicht  für  Schicht  nachgewiesen,  und  da  zeigt 
es  sich,  wie  jedesmal,  wo  die  Kauchwacke  auftritt, 
die  ganze  Reihe  der  Formationen  von  Neuem 
beginnt.   (Taf.  XXL  Fig.  G). 

Die  Rauchwacken-Linien  sind  die  vertikalen  Spalten, 
in  welche  die  Schichten  zerbarsten ,  es  sind  die  Erhebungs- 
spalten, nach  welchen  das  Gebirge  seine  Form  erhielt.  Diese 
Spalten  gestatteten  den  Dämpfen  einen  Durchbruch  und  die 
dolomitische  Rauchwacke  und  ihr  treuer  Begleiter,  der  Gyps, 
sind  die  sprechenden  Zeugen  der  alten  Fumarolen.  Doch, 
ich  sage  „der  alten  Fumarolen";  dass  noch  heute  auf  diesen 
Linien  Schwefelwasserstoff  und  heisse  Dämpfe  sich  entbin- 
den ,  wird  durch  die  Quellen  der  Gurnigel  - ,  Schwefelberg- 
und  Wyssenburg-Bäder  bewiesen. 

Es  ist  hier  nicht  der  Ort  über  die  Natur  dieser  Dämpfe 
und   ihrer   Wirkungsweise    sich    auszusprechen.      Ich    hoffe 


.       560 

aber  in  Kurzem  im  Staude  zu  sein ,  Ihnen  darüber  weitere 
Beobachtungen  mittheilen  zu  können.  — 

In  Bezug  auf  das  Aher  der  alpinischen  Hebungen  las- 
sen sich  je  nach  den  Beurtheilungsmitteln  verschiedene  und 
sogar  widersprechende  Ansichten  aufstellen.  Sowie  man  die 
Schweizeralpen  betritt,  verschwinden  mit  dem  ersten  Kalk- 
stein Molasse  und  Nagelüuh,  und  noch  nirgends  hat  man  im 
Innern  der  Schweizeralpen  eine  Spur  dieser  Formationen  auf- 
gefunden. Es  lässt  sich  daraus  der  Schluss  ziehen,  dass  zur 
Zeit  der  mittleren  Tertiär-Formation  die  Schweizeralpen  be- 
reits ihrer  ganzen  Ausdehnung  nach  gehoben  waren.  Dass 
aber  seither  noch  bedeutende  Dislokationen  stattfiinden,  geht 
aus  dem  höchst  auffallenden  Verhalten  der  NagelÜuh  und  Mo- 
lasse an  der  Grenze  der  Alpen  hervor.  Die  EscHEK'sche 
Beobachtung  ist  durch  jeden  Forscher  bestätigt  worden,  dass 
überall  die  Alpen-Formationen  auf  den  mittleren  Tertiär- 
Bildungen  ruhen.  Die  ersteren  sind  aber  verschieden  in 
verschiedenen  Gegenden:  Wir  treffen  unmittelbar  auf  der 
Nagelfluh  bald  Flysch  (an  den  Gurnigel-Bergen),  bald  Xum- 
mulitenkalk  (am  Rigi  und  bei  Einsiedehi) ,  bald  Neocomien 
(im  Gebirge  zwischen  Thuner-  und  Vierwaldstättersee  und 
am  Sentis)  und  aus  allen  sorgfältig  untersuchten  Profilen  er- 
giebt  es  sich,  dass  diese  üeberlagerung  nicht  die  Folge  einer 
Umstürzung  der  Schichten,  sondern  durch  eine  Ueberschie- 
bung  bedingt  ist;  die  älteren  Formationen  wurden  in  einer 
vertikalen  Spalte  abgebrochen,  gehoben  und  über  das  jüngste 
hinweggeschoben,  wobei  der  Bruch  ungleich  tief  griff,  so 
dass  bald  jüngere,  bald  ältere  Formationen  hervortraten. 

Diese  neueste  Bruchspalte  muss  in  ihrer  Lage  wenig 
verschieden  gewesen  sein  von  der  ursprünglichen  Grenze 
zwischen  den  alpinischen  Formationen  und  den  neueren 
Tertiär-Bildungen;  denn  hätte  sie  weiter  nach  dem  Innern 
der  Alpen  stattgefunden ,  so  läge  noch  da  und  dort  an  der 
Grenze  der  Mulasse  eine  Felspartie,  welche  die  natürlichen 
Ufer-Verhältnisse  darböte.  Wäre  dagegen  die  neue  Bruch- 
spalte in  die  Molasse  vorgeschoben,    so  müsste  nothwendiger 


561 

Weise    ein  Theil   der  Molasse    mit  abgerissen    und    gehoben 
sein,  Avas,  wie  sciion  erwähnt,  nirgends  beobachtet  wird.     So 
fuhren   einfliche  Betrachtungen    zu  einem  Kesultate,  welches 
das  ganze  Geheimniss   der  scheinbar  verwickelten  Hebungs- 
Verhältnisse    enthält:    dass    nämlich    die   Alpen    in    ver- 
schiedenen Epochen  gehoben  wurden,  aber  diese 
Hebungen   auf  den  nämlichen  Linien  stattfanden. 
Noch  ist  die  Special- Untersuchung  der  Alpen  zu  wenig 
vorgeschritten,    um    sämmtliche  Hebungs- Epochen  und  ihre 
Erstreckung   mit    Sicherheit   anzugeben ,    dessen    ungeachtet 
kann  man  als  Versuch  einer  Classifikation  folgendes  Schema 
betrachten : 
I.   Eine  unbedeutende  Schichten- Veränderung  wird  an  der 
Stockhorn-Kette    zwischen  Jura  und  Kreide   beobachtet, 
indem  die  Schichten  der  letzteren  Formation  stets  um  10 
bis  20°  in  ihrer  Neigung   von  dem  unterliegenden  Jura 
abweichen. 
U.  Die  ganze  Stockhorn-Kette  muss  innerhalb  der  Neoco- 
mien  -  Formation    gehoben    worden  sein,    indem  von  der 
letzteren  nur  die   untersten  Schichten  mit  den  Crioceras 
etc.    von  Castellane    vorkommen     und    selbst  die   durch 
Holaster  complanatus    charakterisirten   Schichten   fehlen. 
Ebenso  muss  in  der  Gebirgsmasse,  welche  nördlich  vom 
Titlis    durch  Melchthal,   Isenthal,    Rofaien    und   Diepen 
und    wahrscheinlich    durch    die   Glarner  -  Alpen   sich  er- 
streckt, eine  bedeutende  Veränderung  zwischen  den  Jura- 
und  Kreide-Perioden  angenommen  werden. 

Der  Ivudistenkalk ,  Grünsand  und  die  obere  Kreide 
erscheinen  stets  in  gleichförmiger  Lagerung,  wo  diese 
sämmtlichen  Glieder  der  Kreide  auftreten,  ebenso  die 
Nummuliten-Formation. 
HL  Zwischen  den  Numrauliten- Lagern  und  dem  Flysch 
fixnden  unbedeutende  Dislokationen  statt :  so  am  Pilatus, 
zwischen  Vierwaldstättersee  und  Glarus  etc. 
IV.  Zwischen  Flysch  und  Molasse  muss  eine  allgemeine 
Hebung  der  ganzen  Kette  angenommen  werden. 


562 

V.  Erst  nach  der  Molasse  ereigneten  sich  die  letzten  und 
keineswegs  unbedeutendsten  Dislokationen. 
Ein  Aveites  Feld  ist  nun  der  geognostischen  Beobachtung 
geöffnet  in  der  genauen  Feststellung  der  Gegenden,  in  denen 
die  angeführten  Hebungen  gewirkt  haben,  und  in  der  Frage 
nach  den  gegenseitigen  Beziehungen  dieser  Hebungen  in 
ihrer  Richtung  und  Verbreitung.  Zur  Unterstützung  dieser 
Arbeit  bedarf  es  einer  genauen  palilontologischen  Kcnntniss 
aller  Schichten,  wozu  bereits  ein  bedeutendes  Material  ge- 
sammelt ist,  das  auf  gründliche  Bearbeitung  wartet. 


563 

9.     lieber  thüringische  GraploÜthen. 
Von  Herrn  Reinhard  Richter  in  Saalfehl. 

(Aus  einer  brieflichen  Mittheilung  vom  14.  December   ISöl.) 

In    Bezug    auf  die    AUersbestimmung    der    silurischen 
Schichten    des    Thüringer   Waldes    glaube   ich   wieder  einen 
Schritt  vorwärts  gekommen    zu   sein ,   indem  ich  wenigstens 
einen  Theil   der    von   Barrande    beschriebenen  böhmischen 
Graptolithen  in  den  hiesigen  Alaunschiefern  aufgefunden  habe. 
Bis  jetzt  habe  ich  folgende  Arten  erkannt:    Gladiolites  Gei- 
nitzianus  Barr.,  Diprion   palmeus  und  ovatus  Barr,  (letz- 
tere Species  ist  vielleicht  nur  ein  unausgewachsener  Diprion 
palmeus  oder  auch  Graptolithes  folium  His.),  Monoprion  prio- 
don  Bronn,  Becki  (meist  so  schwer  von  den  Abdrücken  des 
M.  priodon   zu  unterscheiden,    dass   er  vielleicht  nur  einen 
solchen   mit  breitgedrückten  Zellenspitzen  darstellt),  colonus, 
nuntius,  Nilssoni,  Halli,  bohemicus,  testis,  chimaera,  proteus, 
turriculivtus  Barr.,  Rastrites  gemmatus,  Linnaei,  peregrinus, 
Barr.    Hiernach  müssen  die  hiesigen  Schichten  der  Basis  von 
Barrande's  Etage  E.  der  böhmischen  Grauwacke  parallel  sein. 
Ausser   den   genannten  Arten   enthalten  die  hiesigen  Alaun- 
schiefer noch    einen    grossen  Reichthum  anderer ,    die  ich  in 
der  mir  zugänglichen  Litteratur  nicht  auffinden  kann.    Einst- 
weilen glaube  ich  noch  3  Gladiolites,   3  Diprion,    1  Birastri- 
tes   (die  alternirenden  cylindrischen  Zellen  stehen  so  entfernt 
von   einander,    dass    sie    sich  nicht  berühren),    9  Monoprion 
und  8  Rastrites  unterscheiden  zu  dürfen,    wozu  aus  den  Ne- 
reitenschichten    eine    zweiarmige  Form    und   Lophoctenium 
comosum   kommen.    Ausserdem  liegen   mir,    abgesehen  von 
gewissen    undeutlichen,    aber    immer  unter  gleicher  Gestalt 
wiederkehrenden  Formen,  noch  gegen    20  Formen  vor,  die 
ich  aus  Mansrcl  an  hinreichend  vollkommenen  oder  zahlreichen 
Exemplaren  noch  nicht  charakterisiren  kann. 

Bei  der  näheren  Untersuchung  dieser  Graptolithen,    die 


5(i4 


theils  als  verkieste  Steinkerne,  theils  als  Abdrücke  oder  viel- 
mehr so  vorkommen,  dass  beim  Spalten  der  Schiefer  der 
von  einem  silberweissen  und  glänzenden,  manchmal  als  Fa- 
serquarz sich  erweisenden  Mineral  erfüllte  Graptolith  nach 
seiner  jVIedianebene  zerrissen  wird  und  eigentlich  nur  seine 
Innenseite  zeigt,  bis  durch  längere  Einwirkung  der  Atmo- 
sphärilien das  Ausfüllungsmaterial  zerstört  und  ein  ächter 
Abdruck  hergestellt  wird,  ergiebt  sich,  dass  die  Schale,  die 
nach  einigen  auf  verkiesten  Exemplaren  erhaltenen  Fragmen- 
ten äusserst  dünn  gewesen  ist,  bald  rhombisch -netzförmig 
gestreift,  bald  von  convexen  Querrunzeln  bedeckt  gewesen 
zu  sein  scheint ,  wie  an  den  nachstehenden  Figuren  2  bis  5 
zu   sehen.     Fig,   1  bis  3    stellen  verschiedene   Formen    eines 


1. 


4. 


Organs  dar,  welches  sich  nicht  selten  am  spitzen  Ende  gut 
erhaltener  Exemplare  findet.  Es  ist  augenscheinlich  eine  Ver- 
längerung der  Axe,  die  hier  manchmal  eine  den  Abständen 
der  Zellen  entsprechende  Gliederung  zeigt  und  von  dem  an 
den  Gliederungsstellen  etwas  eingeschnürten  Axenkanal  um- 
geben ist.  In  der  Regel  behält  dieser  Theil  die  Gesammt- 
richtung  der  Axe  bei,  manchmal  jedoch  ist  er  auch  aufwärts 
und  bei  einer  Species  (Diprion  folioliim)  durchgängig  noch- 
mals abwärts  geknickt.  Während  bei  Gladiulitcs  und  Di- 
prion dieses  Organ  immer  pfriemenföraiig  ist,  erscheint  es 
bei  einigen  Rastriten  in  Gestalt  eines  spindelförmigen  Kör- 
pers, aus  dessen  stärkstem  Theile  der  Axenkanal  des  Rastri- 
ten hervorwächst.  Allem  Anschein  nach  ist  dieses  Organ 
nichts  anderes  als  ein  Haftorgan  (Fuss).  Unter  dieser  Vor- 
aussetzung   niüsstc   die   von  Bakrandi;    und   nach    ihm   von 


565 

SuESS  angenommene  aufrechte  Stellung  der  Graptolithen, 
wonach  das  dünnere  Ende  das  jüngere  und  obere  ist,  umge- 
kehrt werden,  wie  es  auch  schon  die  Analogie  mit  der  Fort- 
bildung oder  wiederholten  Bildung  von  stützenden  oder  um- 
hüllenden Organen  bei  den  niedern  Thieren  bis  zu  den 
Weichthieren  herauf  zu  fordern  scheint.  —  Die  Richtung 
der  Axe  scheint  bei  Monoprion  vielfach  von  äusseren  Um- 
ständen abhängig  gewesen  zu  sein  und  nur  bei  Monoprion 
turriculatus  Barr,  ist  sie  constant.  Die  meisten  ßastriten 
sind  umgekehrt-hakenförmig,  einige  wenige  spiral  gekrümmt. 
Auffallend  war  es  mir,  einen  Rastriten,  dessen  sehr  lange 
Zellen  in  der  Regel  auf  der  concaven  Seite  seiner  Krümmung 
stehen ,  in  umgekehrter  Weise  wie  einen  jungen  Farnwedel 
eingerollt  zu  finden,  so  dass  die  nun  convergirenden  Zellen 
sich  kreuzen  mussten.  Deutet  dieses  Verhalten  vielleicht  auf 
eine  gewisse  Beweglichkeit  des  ganzen  Polypenstocks ,  wie 
sie  auch  bei  Pennatula  vorhanden  ist?  In  diesem  Falle 
dürfte  freilich  auch  die  Schale  keine  oder  nur  geringe  Starr- 
heit besessen  haben.  —  Aufgerissene  Zellen  zeigen  nicht  sel- 
ten auf  der  Innenwand  parallele  und  bis  zur  Mündung  rei- 
chende Längsfalten.  Die  von  Suess  aufgestellte  Vermuthung 
in  Bezug  auf  den  Zellenbau  seiner  Petalolithen  (Diprion 
Barr.)  wird  durch  die  verkiesten  Dipriodonten  nicht  bestä- 
tigt. Die  quergerunzelten  Zellen  sind  cylindrisch  oder  pris- 
matisch, wie  Fig.  4,  5  zeigen. 

Auch  das  Vorkommen  der  Graptolithen  bietet  manches 
Interessante  dar.  In  der  Regel  finden  sie  sich  in  Bezug  auf 
die  Axenrichtung  in  unversehrtem  Zustande  und  nur  aus- 
nahmsweise kommen  mitten  unter  den  unversehrten  solche 
Individuen  vor,  die  ein-  oder  mehrmal  zusammengeknickt  sind, 
wie  ein  Papierstreifen.  Die  Art  und  Weise  der  Zerknickung, 
bei  der  eine  Zerbrechung  oder  Zerreissung  wahrnehmbar  ist, 
giebt  keinen  näheren  Aufschluss  über  die  bewirkende  Ursa- 
che und  lässt  nur  auf  die  grosse  Biegsamkeit  der  Schale 
schliessen.  Alle  Graptolithen  liegen  auf  den  Schieferflächen; 
in  das  Gestein  eindringende  Individuen  habe  ich  noch  nicht 


566 

gefunden.  Meistens  liegen  sie  ohne  Ordnung  durcheinander, 
in  manchen  Fällen  jedoch  sind  sie  nach  einer  bestimmten 
liichtung  geordnet  und  hin  und  wieder  liegen  zahlreiche 
Gruppen  von  Individuen  derselben  Art  (?  gesellig)  in  glei- 
cher Höhe  entweder  völlig  parallel  oder  nach  dem  oberen 
Ende  hin  divergirend  nebeneinander,  als  ob  die  ganze  Gruppe 
gleichzeitig  und  ohne  Störung  ihrer  ursprünglichen  Ordnung 
umgelegt  worden  wäre.  Auf  die  Menge,  in  der  sie  ihre 
Standebene  und  zwar  lange  Zeit  continuirlich  bedeckt  haben 
müssen ,  lässt  der  Umstand  schliessen ,  dass  oft  Schiefer- 
schichten ,  die  sich  in  papierdünne  Blättchen  spalten  lassen, 
auf  allen  Flächen  der  Blätter  so  völlig  von  Graptolithen  be- 
deckt sind,  dass  kaum  noch  die  Individuen  zu  unterscheiden 
sind.  Es  lässt  sich  daraus  auch  ein  Schluss  auf  die  kurze 
Lebensdauer  dieser  Organismen  ziehen.  An  andern  Stellen 
sind  sie  sehr  vereinzelt  und  namentlich  verschwinden  sie  da, 
wo  die  Lager  des  Alaunschiefers  sich  auskeilen,  fast  gänz- 
lich, als  ob  sie  nur  den  tieferen  Theil  der  Gewässer  bewohnt 
hätten.  Auch  noch  von  anderen  Bedingungen  muss  ihre 
Existenz  abhängig  gewesen  sein.  In  den  Nereitenschichten 
erscheinen  neben  den  so  häufigen  Nereiten  die  Graptulithen 
nur  als  Seltenheit,  in  den  kiesreicheren  Alaun  schiefern  herr- 
schen die  zweizeiligen ,  in  den  kiesärmeren  die  einzeiligen 
Formen  vor,  und  aus  dem  kupferhaltigen  Gestein  des  Schvve- 
fellochs  bei  Schmiedefeld  ist  mir  noch  kein  Graptolith  bekannt. 


567 


10.       Bemerkungen     zu     einer     geognostlsclien     Karle 
des    nördliclien    Harzrandes    von   La/tgelshcim   bis 

Bkmhenburg. 

Von  Herrn  Beyrich  in  Berlin. 

Hierzu  Taf.  XV. 

Die  Beobachtungen,  welche  der  geognostlsclien  Darstel- 
lung auf  der  Karte  des  nördliclien  Harzrandes  von  Langels- 
heim  bis  Blankenhurg  zum  Grunde  liegen,  wurden,  soweit 
sie  mir  gehören,  auf  verschiedenen  in  den  Jahren  1849  und 
1850  ausgeführten  kleineren  Reisen  angestellt.  In  der  Form, 
in  welcher  die  Karte  gegenwärtig  vorliegt,  war  sie  schon  im 
Herbst  des  Jahres  1850  vollendet;  ich  übergebe  sie  jetzt  der 
Oeftentlichkeit  mit  nur  wenigen  begleitenden  Worten,  indem 
ich  mir  sowohl  ausführlichere  Erläuterungen  als  auch  ver- 
gleichende Betrachtungen  mit  anderen  Gegenden,  deren  Un- 
tersuchung mich  noch  fortwährend  beschäftigt,  für  einen  spä- 
teren ausführlicheren  Aufsatz  in  dieser  Zeitschrift  vorbehalte. 
Die  meiste  Sorgfalt  wurde  auf  das  Studium  und  die  Dar- 
stellung der  Profile  des  Harzrandes  verwendet;  weniger  zu- 
sammenhängend sind  meine  Beobachtungen  in  den  vom  Harz- 
rande mehr  entfernten  Gegenden.  Den  freundlichen  Mitthei- 
lungen VON  Strombeck's  allein  verdanke  ich  die  Begren- 
zungen in  dem  nördlichen  Theil  der  Karte  von  Osterwick  ge- 
gen Deersheim  und  Hornhurg  hin;  viele  Punkte,  welche  vor- 
zugsweise für  die  Bestimmung  der  Altersfolge  von  den 
verschiedenen  Gliedern  des  Kreidegebirges  beweisend  werden, 
haben  wir  gemeinschaftlich  beobachtet.  Auch  war  es  mir  er- 
wünscht, in  Geinitz's  Gesellschaft  noch  einmal  einen  Theil 
der  untersuchten  Gegenden  einer  kritischen  Revision  unter- 
werfen zu  können. 

Bei  Bestimmung  des  der  Karte  zu  gebenden  Umfangs 
waren  zwei  Rücksichten  maassgebend.  Es  schien  mir  nöthig, 
um   ein   richtiges  Bild   von    dem   eigenthümlichen    Charakter 


568 

dei-  Profile   des  Harzrandes  zu    geben,    gegen  Nord  die  Er- 
streckunir  der  vom  Harzrande  ab  sich  ausbreitenden  iüno;eren 

O  I/O 

Glieder  des  Kreidegebirges  bis  dahin  anzugeben,  wo  die  dem 
Harz  zunächst  aufsteigenden  Hohensystenie  die  in  den  Pro- 
filen des  Harzrandes  beobachtbaren  tieferen  Glieder  wenig- 
stens theilweise  wieder  zu  Tage  legen.  So  erscheint  im 
Westen  auf  der  Karte  zwischen  iDunenrode  und  Hah?idor/ 
das  Ende  des  grossen  Höhensystems,  über  dessen  Bau  wir 
Herrn  v.  Uivglk  so  schätzenswerthe  Beobachtungen  verdan- 
ken ;  man  könnte  dasselbe  passend  das  Salzgitterer  Höheu- 
system  nennen.  Ferner  erscheint  das  südöstliche  Ende  von 
dem  kleinen  Höhensystem  des  Harly- Berges  auf  der  linken 
Seite  der  Ocker  zwischen  Wo  Hin  gerade^  Lengede  und  Wiede- 
liih.  Gegen  Nord  tritt  der  südliche  Theil  von  dem  Höhen- 
system des  Fallstein  und  des  Huy  auf  die  Karte :  man  kann 
es,  die  genannten  beiden  Bergzüge  darunter  begreifend,  das 
Dardesheimer  Höhensystem  nennen.  Gegen  Ost  kam  es 
darauf  an ,  die  Karte  so  weit  auszudehnen ,  dass  sie  für  das 
Kreidegebirge  einen  vollständigen  Anschluss  an  die  frühere 
Karte  der  Gegend  zwischen  Halberstadt ,  lUankenhiirg  und 
Quedlinburg  bilde;  die  beiden  erstgenannten  Orte  werden 
noch  am  Kande  der  Karte  sichtbar.  Die  Karte  enthält  hier- 
nach noch  das  westliche  Ende  des  Quedlinburger  Höhen- 
systems von  Langenstein  über  den  erhabenen  Hoppelberg 
hinaus  bis  zu  der  alten  Strasse  von  Halbcrstadt  nach  Blan- 
kenhurg.  Ausserdem  umfasst  sie  noch  vollständig  ein  beson- 
deres kleines  Höhensystem,  das  des  Ivegensteins,  welches  ich 
in  meinem  früheren  Aufsatz  irrthümlich  unter  falscher  Auf- 
fassung der  Lagerungsverhältnisse  noch  zu  der  Erhebungs- 
zone des  Harzx-andes  rechnete. 

Veranlassung  zu  der  vorliegenden  Arbeit  gab  zunächst 
der  Wunsch ,  die  genaueren  Beziehungen  festzustellen  zwi- 
schen den  an  der  Nordseite  des  Harzes  das  Kreidegebirge 
zusanmiensetzendcn  westlichen  Ablagerungen  und  den  östli- 
chen des  subhercynischen  Quadersandsteingebirges,  dessen 
Bau   der    Gegenstand    meines   früheren    Aufsatzes    über    die 


569 

Zusammensetzung  und  Lagerung  der  Kreideformatlon  in  der 
Gegend  zwischen  Halber stadt,  Blankenburg  und  Quedlinburg 
gewesen  ist.  Es  kam  darauf  an ,  die  Folge  der  gesammten 
a,n  der  Nordseite  des  Harzes  auftretenden  Glieder  des  Krei- 
degebirges zu  ermitteln,  um  dadurch  weitere  Aufschlüsse  über 
die  Stellung  der  verschiedenen  dort  östlich  vorhandenen  und 
westlich  grossentheils  ganz  fehlenden  Sandsteinbildungen  zu 
erhalten.  Für  die  Bezeichnung  der  verschiedenen  Ablage- 
rungen auf  der  Karte  bediente  ich  mich  theils  der  früher 
von  mir  gewählten,  theils  anderer  in  der  vorhandenen  Litte- 
ratur  über  diese  Gesfenden  angenommener  und  2:ekannter 
Benennungen.  Ueber  ihre  Stellung  zu  einander  und  zu  den 
grösseren  allgemein  in  der  Periode  des  Kreidegebirges  an- 
zunehmenden  Zeitabschnitten  bin  ich  zu  folgenden  Ansichten 
gelangt. 

A.    Aelteres   Kroidegebirge. 

J.  N  eocom-Formation.  Dahin  gehören: 
\.  Die  Hilsbildungen  (No.  13.  der  Karte),  am 
Harzrande  nur  zu  beiden  Seiten  des  Ockerthaies  bei  Ocker 
und  des  Radauthales  bei  Neustadt  vorhanden.  Das  Tiefste 
sind  die  Bänke  von  hartem  Hilskalkstein  (nicht  glücklich 
Hilsconglomerat  benannt),  welche  unmittelbar  den  Portland- 
kalk bei  Ocker  bedecken.  Darüber  liegen,  als  ein  jüngeres 
System  von  Ablagerungen,  lockere,  zum  Theil  intensiv  glau- 
konitiseh- grüne  Sande,  Thone,  Thonsande  und  Mergel,  mit 
unregelmässigen  festen  Gesteinsausscheidungen  und  reich  an 
Eisen;  es  sind  dieselben  Ablagerungen,  deren  Eisenreich- 
thum  im  Salzgitterer  Höhensysteme  technisch  Avichtig  wird. 
Hilsthone  sind  am  Harzrande  nicht  vorhanden.  Darüber  liegt 
2.  Der  Hilssandstein  (unterer  Quadersandstein 
No.  12.  der  Karte).  Am  Harzrande  bis  Neustadt,  wo  die 
Hilsbildungen  fehlen,  das  tiefste  Glied  des  Kreidegebirges. 
Es  ist  derselbe  Sandstein,  mit  welchem  die  Reihenfolge  der 
Bildungen  des  Kreidegebirges  zwischen  Halberstadt ,  Bla/i- 
kenburg  und  Quedlinburg  beginnt.    Ferdinand  Roemer's  Un- 


570 

tersuchungen  im  Teutoburger  Wald  und  seine  Bestimmung 
von  Petrefakten ,  welche  hoch  über  diesem  Sandstein  bei 
Lcmgelsheim  liegend  auf  keinen  Fall  jünger  als  die  Cenoman- 
Formation  sein  können,  lassen  nicht  mehr  zweifeln,  dass  der 
untere  Quadersandstein  nördhch  des  Harzes  kein  Cenoman-, 
sondern  Neocom-Quader  ist. 

II.  Gault-Formation.  Auf  der  Karte  sind  unter 
einer  Farbe  (No.  11)  unter  der  Benennung  Flammenmergel 
oder  Unterer  Pläner  alle  Ablagerungen  zusammengefasst, 
welche  zwischen  dem  Hilssandstein  und  dem  Plänerkalk- 
stein  auftreten.  Sie  gehören  theils  der  Gault-  theils  der  Ce- 
noman-Formation  an.  Ihr  sorgfältiges  vergleichendes  Studium 
ist  gegenwärtig  die  wichtigste  im  nordwestlichen  Deutsch- 
land für  die  Kenntniss  des  Kreidegebirges  noch  weiter  zu 
bearbeitende  Aufgabe.  Es  scheint  mir,  dass  dem  Gault  zu- 
gehörige Theile  jener  Ablagerung  nur  westlich  am  Harz- 
rande von  Goslar  gegen  Langeisheim  werden  unterscheid- 
bar sein.  Die  Benennung  Flammenmergel  für  die  gesamm- 
ten  unter  No.  1 1  begriffenen  Ablagerungen  ist  unzweck- 
mässig und  zu  verlassen;  das  speciell  darunter  verstan- 
dene Gestein  bildet  nur  einen  kleinen  Theil  derselben  und 
tritt  anderwärts  unter  ganz  anderen  Verhältnissen  auch  in 
anderen  Niveau's  des  Kreidegebirges  auf.  Auch  ist  noch 
zu  bestimmen,  ob  dieser  oder  der  folgenden  Formation  vor- 
zugsweise die  eigentlichen  Flammenmergel  angehören.  Die- 
selben fehlen  ganz  östlich  am  Harzrande,  und  im  subhercy- 
nischen  Quadergebirge. 

II.     Jüngeres  Mreidegebirge. 

III.  Cenoman- Formation.  So  wenig  die  englische 
wie  die  deutsche  Litteratur  hatte  bisher  für  die  grösseren 
und  allgemein  festzuhaltenden  paläontologischen  Stufen  des 
oberen  Kreidegebirges  Namen  geschaffen,  welche  unabhän- 
gig von  wechselnden  Gesteinscharakteren  bei  ihrer  weiteren 
Anwendung  nicht  zu  schiefen,  aber  doch  sehr  schwerfälligen 
Benennungen    geführt    hätten.     Ich    stehe    nicht  an,  die  von 


571 

d'ORBiGNY  vorgeschlagenen  bequemen  Namen  Cenoman, 
Turon  und  Senon  anzunehmen,  und  glaube,  dass  mir  Andere, 
überzeugt  von  der  Zweckmässigkeit,  ja  Nothwendigkeit  einer 
solchen  Methode,  folgen  werden. 

Die  Cenoman-Formation ,  überaus  mäclitio;  und  ausge- 
dehnt  im  östlichen  Deutschland,  sjDielt  am  nördhchen  Harz- 
rande, nachdem  der  Hilssandstein  als  nicht  zu  ihr  gehörig 
eine  andere  Stellung  erhielt,  nur  eine  sehr  untergeordnete 
Eolle.  Ausser  einem  Theil  der  vorhin  bezeichneten  Zwi- 
schenbildungen zwischen  Hilssandstein  und  Plänerkalkstein, 
gehören  zu  ihr  mit  Bestimmtheit  die  wenig  mächtigen  glau- 
konitischen Mergel,  welche  östlich  zwischen  Haiherstadt, 
BlanJcenlurg  und  Quedlinburg,  ohne  vom  Flammenmero-else- 
stein  begleitet  zu  werden,  die  Unterlage  des  Plänerkalksteins 
bilden.  Auf  die  ausgezeichneten  organischen  Formen,  welche 
bei  der  Steinholzmühle  diesen  Ablagerungen  zukommen, 
hat  Geinitz  zuerst  die  Aufmerksamkeit  gelenkt  und  sehr 
richtig  dieselben  als  Aequivalente  der  cenomanen  Turtiabil- 
dungen  in  Anspruch  genommen.  Einer  kritischen  und  sorg- 
fältigen Untersuchung  bedarf  noch  die  Frage,  ob  die  tiefsten 
ammonitenreichen  ( insbesondere  auch  Ammonites  varians 
noch  in  Menge  einschliessenden)  Schichten  des  Plänerkalk- 
steins, welche  eben  so  bei  Langelsheim  wie  an  einigen  Punk- 
ten in  der  Gegend  von  Quedlinburg  entwickelt  sind,  von  der 
darüber  liegenden  Hauptmasse  des  Plänerkalksteins  zu  tren- 
nen und  der  Cenoman-Formation  zuzurechnen  sind. 

IV.  Die  Turon-Formation.  Bei  den  vielen  wun- 
derlichen und  unverständigen  Urtheilen  d'Orbigny's  über  die 
Stellung  deutscher  Kreideversteinerungen  ist  es  dem  Pläner- 
kalkstein wohl  am  allerschluumsten  ergangen.  Nur  ihn  kann 
man,  wie  Ewald  lange  gezeigt  hat,  im  nördlichen  Deutsch- 
land als  Aequivalent  der  alpinen  und  südfranzösischen  Hip- 
puriten- Formation  betrachten,  von  welcher  d'OrbiGiNY  bei 
Unterscheidung  seiner  Turon-Form.ation  ausgeht.  Abgesehen 
von  der  vorhin  angedeuteten  möglichen  Trennung  der  unter- 
sten Schichten,  zeigt  eich   der  Plänerkalkstein  nördlich  des 

Zelts,  a.  d.gco!.  Ges.  III.  4.  39 


572 

Harzes  überall  im  Grossen  als  eine  einheitliche  ungegliederte 
Ablagerung,  in  welcher  nur  untergeordnete  Gestcinsmodifi- 
kationen  vorkommen. 

V.  Die  Senon-Formation.  Sie  ist  nördlich  des 
Harzes  die  am  mannichfaltio;sten  zusammeno-esctzte  Forma- 
tion  des  oberen  Kreidegebirges,  und  muss  hier  in  zahlreiche 
Abtheilungen  zerfällt  werden,  welche  jedoch,  wie  es  scheint, 
nur  eine  sehr  lokal  gegliederte  Entwickelung  darstellen.  P^s 
folgen  sich  hier  von  unten  nach  oben 

1.  das  System  der  oberen  Quaderbildungen,  wie 
ich  früher  die  hierher  gehörigen  Ablagerungen  nannte.  Sie 
bestehen  aus  einer  unteren  und  einer  oberen  Mergelablage- 
rung mit  nahe  gleichen  organischen  Einschlüssen ,  welche 
zwischen  sich  den  oberen  Quadersandstein  einschlicssen. 
Jene  unteren  Mergel  sind  die  des  Salzberges  bei  Quedlm- 
burg  die  oberen  die  um  Müncheiihof.  welchen  die  Ablage- 
rungen des  Plattenberges  bei  Blankenbnrg  parallel  stehen. 
Der  Sandstein  des  Kegensteins  ist  oberer  Quadersandstein; 
er  wird  von  letzteren  Mergeln  bedeckt  und  nicht  in  Folge 
einer  Ueberstürzung  unterteuft,  wie  ich  früher  annehmen  zu 
müssen  glaubte. 

2.  Das  System  der  Kreidem  ergel  (No.  5  der  Karte), 
welchem  die  festen  und  sandigen,  hier  und  da  conglomera- 
tischen  Gesteinsbänke  des  Sudmerberges,  der  Sudmerstein 
No.  G  auf  der  Karte ,  nur  als  eine  an  den  Harzrand  gebun- 
dene untergeordnete  und  innig  mit  ihm  verbundene  Einlage- 
rung zuzurechnen  sind.  Die  Auflagerung  des  Systems  der 
Krcidemcrgel  auf  das  System  der  oberen  Quaderblldungen 
ist  in  der  Gegend  von  Heimhurg  evident,  und  es  stellt  sich 
demnach  heraus,  dass,  was  A.  Roemku  am  Harz  untere 
Kreide  nannte,  jünger  ist  als  seine  vermeintliche  obere 
Kreide.  Obwohl  das  System  der  Kreidemergcl  östlich  von 
Hehnhuig  verschwindet  uud  ebenso  das  der  oberen  Quader- 
bildungen gegen  West,  so  ersetzen  sie  docli  einander  nicht, 
sondern  legen  sich  in  angegebener  Weise  auf  einander. 

3.  Das  System  der  Uebcrquaderbildungen  meines 


573 

früheren  Autsatzes.  Eine  ihm  angehörende  Ablagerung  glaube 
ich  nordwestlich  von  Heimhurg  noch  beobachtet  zu  haben, 
aufgelagert  dem  System  der  Kreidemergel.  Weiter  westlich 
fehlt  dieses  System  ebenso  vollständig,  wie  das  der  oberen 
Quader  bildungen. 


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QQ  ♦ 


39 


I.     Namenregister. 

Von    den    hinter   den  Titeln   stehenden  Buchstahen   bedeutet  A.  Aufsatz, 
B.  briefliche  Mittheilung  und  P.  Protokoll. 


Seile. 

Abicii,  Geologie  des  Caucasus.    P 210 

Berger  und    Schaurotii  ,    Fischreste    im   Keupersandstein   von    Ko- 

biirg.    P 379 

Besseh,   Chirotherienfährten  bei   Calihi.     B 239 

Beiist,   Gr.  v.,   über    spanische    Mineralvorkommnisse    und   Borgwe- 
sen.   P 9 

Beyricii,  über  Sandberger's  Anordnung  der  paläozoischen  Cephalo- 

poden.    P 115 

—  über  Eichter's  Phycodes.    P 116 

—  über  Overweg's  geognostische   Sammlung  von   Trijwlis,    P.  .     .  117 

—  neues  Vorkommen   des  ^Magdeburger  Sandes.    P 216 

—  Geognosie  der  Gegend  südlich  von  Reinerz-.  P 376 

—  Bemerkungen    zu     einer   geognostischcn    Karte    des    nördlichen 
Harzrandes  von  Langvlsheim  bis   Blauhenhurri.     A 567 

Bibliothek  der  Gesellschaft,  Verwaltungsrcglcment 124 

BoLL,  geognostische   Skizze  von  Mcklciiburg  als  Erläuterung  zu  der 

geognostischcn  Uebersichtslcartc  von  Deutschland.  A 436 

Bromeis,   Osteolith  im  Dolcrit  der  Wetterau  und  pyrochlorähnliches 

Mineral  vom  Kayscrstuhl.    P 360 

Brunner,  Hebungsverhältnisse  der  Schweizer  Alpen.    B 554 

Buch,  L.  v.,  Arich's  Versteinerungen  von  Dhaf/eslan.     A 15 

V.  Carnai.l,  geognostische  Karte  des  Kreises  Hagen.    P 6 

•^     dieselbe  von  einem  Thcil  der  anatolischcn  Küste.  P 8 

—  Probeblatt  der  Chalcotypie.    P 115 

—  Bohrloch  bei  Slassfnrlli.    P 217.  220 

—  Verbreitung  des  Goldes  in   Kalifornien.    P 376 

—  Siihärosiderit  im  wcstphälischen   Steinkohlengcbirge.  P.     .     .     .  3S3 

—  und  Jacod,  Kohlenlager   an  der  Ruhr.  P 116 

CnEDNEii,  Lettenkohlc  in  Thüringen.  P 362 

—  Gliederung  des  Muschelkalkes  in  Thüringen.    P 365 


575 


Seite. 
CfiEDNER,    früherer  Lauf   der  Gewässer   auf   der  Nordseite  des  Thü- 
ringer Waldes.  P 380 

EeRENiiERG,  Über  den  Aralsee  und  die  Kreide  an  demselben.    P.      .  2 

EjiJiRicu,  Bau  der  nördlichen   Kalkalpen.    P 383 

—  Berichtigung  gegen  Schakhäütl  über  den  Hasselberg.    B.     .     .  384 
Erman    und    Hi:iiTEr, ,    Bericht    über    eine  Nachgrabung    in  der  Bau- 
mannshöhle. A 3"20 

Ewald,  Verbreitung  des  Bathoolifhs.  P 6 

—  Rudistcn  in  Istrien   und  den  Belluneser  Alpen.  P 10 

Geimtz,  Eintheilung  der  Graptolithen,     B 388 

Göi'PERT,    Thoneisensteinflöz  in  den  westphälischen  Steinkohlen  und 

Süsswassermuscheln   darin.  P 3 

—  Bernstein  in    Schlesien.  B 135 

—  Flora  des  Uebergangsgebirges.  A 185 

—  über  Stigmaria  ficoides.   A 278 

V.   Griinewaldt,    Versteinei-ungen   des    schlesischen    Zechsteingebir- 
ges. A 241 

V.  Hauer,  Arbeiten  der  k.  k.  geologischen  Reichsanstalt  in  Wien.  B.  236 
Jasche,   Lagerstätte    der  Odontopteris  Stiehlerana   und  Lycopodites 

Stiehleranus.  B 233 

Karsten,  Geognosie  von  Venezuela.    P 6 

Koch,  Kupfer-  und  Eisenerze  am  Lake  superior.    P 355 

V.  Kre^ski,  Schichtenbau  zwischen  Kaltowitz  und  Zale7ize.   B,     .     .  387 

Mevn,  über  Cotta's  Verzeichniss  geognostischer  Karten.    B.     .     .     .  137 

—  neues  anstehendes  Gesteinsvorkommen  in  Holstein.     P,      .     .     .  363 

—  neue  Beobachtungspunkte   mitteltcrtiärer    Schichten    in   Lauen- 
burg und  Holstein.     A 411 

Oellacuer,  Liebenerit  aus   Tyrol.    B 222 

Oschatz,  Methode  mikroskopischer  Beobachtungen.    P 382 

Oswald,  Ptychodus  latissimus  im  Pläner  bei   Teplilz.  A 531 

OvEUW'EG,  geognostische  Bemerkungen  auf  einer  Reise  von  Philippe- 

ville  über  Tunis  nach    Tripolis  und  Muriuk  in  Fezzan.  B.     .     .  93 

Plettn^r,  Braunkohlenformation  in  der  Mark.  P 217 

Ramann,  neue  Vorkommnisse  von  Mineralien  in  Thüringen.  P.  .  364 
Rammelsberg,   über  E.  de  Beaumont's  Aufsatz  über  die  vulkanischen 

und  metallischen  Ausströmungen.    P 10 

—  chemisches  Verhalten  des  Meteoreisens  von  SchiceU  und  Slan- 
nern.  P 2lt).  33l 

ReUss  ,    erloschener  Vulkan    in  Böhmen ;    Lebias  Meyeri    in  böhmi- 
scher Braunkohle;    Bernstein   in  der  Pechkohle  des  Pläners     B.  13 

—  Eoraminiferen   und  Entomostraceen   im  Septarienthon    bei  Ber- 
lin. A 49 

—  zur  Paläontologie  der  Tertiärschichten  Oberschlesiens.  A.  .  .  149 
Richter  ,    Erläuterungen    zur    geognostischen    Uebersichtskarte    des 

ostthüringischen  Grauwackengebietes.    A 536 

—  über  thüringische  Graptolithen.    B 563 

—  uud  Gutta,  über  thüriugiBche  Grauwackc.  P 375 


576 

Seite. 

RoEMEH,  F.,  Reise  nach  London  und  Paris.    B 233 

—  AVerk  über  Texas.  P 336 

—  und  Bevrich,  tertiärer   Thon  bei  Osnabrück,    P 211 

KoEMEn,  H.,  Geognostische  Karte  von  Hildesheim  und  Eimbeck.  P.  .  7 

—  Erläuterungen    zur  geognostischen    Karte    der  Gegend  zwischen 
lüldesheim  und  Nordheim.  A 478 

EosE,  G.,  über  den  Serpentin.    P lüS 

—  Meteoreisen  von  Schtcetz   und  Gillersloh.  P 214 

—  Gymnit  aus  dem  Fleimserthal.    P 21() 

—  und  R.vjiMELSBERG,  übcr  Turmaline.  P 9 

Rose   H.,  über  Bergemann's  Donarium.  P 123 

Roth,  über  Verhältnisse  von  Prcdcr^ho  im  Eleimser  Thal.  P.  109.  A.  140 

V.  ScHAüROTii,  KalktufF  in  Thüringen.    B 135 

—  Vorkommen  von  Semionotus  Bergcri  im  Keuper  bei  Coburg.  A.  405 
ScHLAGiNTWEiT,  A.,  gcologische  Beobachtungen  in  den  Al])en.  P.  .  117 
ScHLAGiNTWEiT,  H.,  Über  Bewegung  und  Oscillationen  der  Gletscher.  P.  110 

ScnMiDT,  chemisch-mineralogische  Untersuchungen.    P 371 

Spengleii,  Eisensteinlagerslättcn  bei  Schifilz-.    B 384 

Y.   Strombeck,    Ptcrineen  im  Muschelkalk  sind   Gervillien.    B.       .     .  133 

—  Hebung    der   Hügelketten    zwischen    dem  nördlichen  Harzrande 

und  der  norddeutschen  Ebene.     P 361 

Tam.nau,  Hornblende  und  Augitkrystalle   im  böhmischen  Süsswasser- 

kalk.    P 211 

Walcuner,  Galmey  bei   Wiesloch.    P 358 

—  letzte  Hebung  des   ScJiwarzwaldes.    P 374 

Weber  ,    zur  nähern  Kenntniss  der  fossilen  Pflanzen  der  Zechstein- 
formation.    A 315 

—  Tertiärflora  der  niederrheinischen  Braunkohlenformation.  A.  .  391 
"Webskv,    Erzlagerstätten     bei    Knpferberrj     und   Edelsteine    auf  der 

Isarwiese.   B 12 

Wessel,  Juragebilde  in  Pommern.  P 372 

ZeiuienmiR,    Geognosie  von  Pössncch  und   Verbreitung  der  leitenden 

Zechsteinpctrefaktcn.  A 303 

—  neues  Eisensteinvorkommen  von  Schleii.   P 383 

Zi.NKEiSEN  und  CoTTA,  Thicrf'ährtcn  bei  Cuhlu  und  Fricdrichsrode.  P.  363 
Zinken,  Braunkohlcnformation  im  Magdcburg-Halberstädtscheu  ;  por- 

phyrartige  Ganguiasse   bei  Neudorf.  B 231 


II.    s 


register. 


Se-tr 


Acanthocladia     .     .     .     . 

.     366 

—     anceps       

.     267 

Akouscha 

.       15 

Alecto  divaricata     .     .     . 

.     174 

Allomorphit 

.    530 

Alpen,  Geognosie     .     .     . 

.   HS 

—     Hebung 

.    55i 

Alveolites  producti        .     . 

.     268 

Ammonites  Calypso      .     . 

.      24 

—     clypeifurmis  .     .     .     . 

.       17 

—     Dcshayesi     .     .     .     . 

.       21 

—     Duvalanus    .     .     .     . 

.      24 

—     fissicostatus  .     . 

.      23 

—     Grasanus      .     .     .     . 

.    237 

—     Hugardanus 

.      37 

—     infundibulum     . 

.      25 

—      Martini    .... 

.      23 

—     Mayoranus   .     .     . 

.       16 

—     Milletanus    .     .     • 

21.  23 

—     rhotomagensis  .     . 

.      25 

—     strangulatus 

41.  42 

Amphistegina  Hauein   . 

.     .     160 

—     mamillata     .     -     . 

.     .     161 

—     rugosa     .... 

.     161 

Anomalina  austriaca    . 

.     .    158 

—     badenensis    . 

.     .     158 

Anomia  lacvigata     . 

.     .      30 

Apatit 

.     .     ,^6l 

Ai-alsce 

.     .        2 

Area  Kingana     .    . 

.    .     313 

Seite. 

Area  tumida 313 

Arsenikkies 12 

Astarte  forniosa 37 

—  Vallisnerana  ....  260 
Asterigerina  planorbis  .  .  160 
Astraea  angulosa  ....  42 
Aucella  caucasica    ....  31 

Automolit 12 

Avicula  kazanensis  .     .     .     .  314 

—  speluncaria  .     .     .      261.  314 

Basalt 97 

Batboolith 6 

Baumannshühle 320 

Belemnites  subfusiformis  .     .  37 

Bernstein  im  Planer     ...  13 

—  in  Scblcsien  ....  135 
Biccllaria  elliptica  ....  165 

—  granulifera 165 

Biloculina  turgida    ....  85 

Bolivina  Beyrichi     ....  83 

Brauneisenstein 5 

Braunkohlcnformation  in 

Böhmen 13 

—  im  Magdeburgschen  ,  '  .  231 

—  in  der  Mark  Brandenburg  217 

—  uiederrhcinische  .  .  .  391 
Buccinum  mutabile      .     .     .  103 

—  pusio 103 

Bulimina  aculeata  ....  158 


578 


Bunter  Sandstein  im  Hildes- 

heimschen     . 
Butotrephis     .     . 


Canis  spelaeus     . 

Cardita  Murcliisoni       .      '27}9. 

Cardium  edule 

—  tuberculatum 
Cassidulina  oblonga 
Cellaria  marginata 

—  Michelini 
Cellepora  angulosa 

—  Barrandei     • 

—  cryptostoma 

—  Dunkeri  . 

—  Endliclieri     . 

—  formosa    . 

—  globnlaris 

—  gastropora    . 

—  incisa  . 

—  megalota . 

—  Poppclacki    . 

—  scripta 

—  serrulata  .     . 

—  tenella      .     . 
Cephalopodeii,  Eintlieiluug 
Cerithium  vulgatura 
Chaetetes  pj'gmaciis 
Cliilostomclla  cylindroides 
Chirotherien  bei  Cahla     239 
Cladograpsus  ,     . 
Clavulina  communis      .     .  78 
Culumbclla   rustica  . 
Conus  mediterraneus 
Corbula  Scbkitlieimi 
Coscinium   dubium  . 
Cricopora  pulcbclla 
Crisia  Edwardsi 

—  Ilaucri 
CristcUaria  auriformis 

—  galeata     .     . 

—  inops  .... 

—  Juf;lcri      .     .     . 
Cyathocrinus   ramosus        '205 
Cypridina  echinata 
Cyprina  rostrata 


>  i':te. 

4S3 
llü 

325 
313 
103 
103 
160 
1(>3 
11.4 
166 
169 
168 
169 
169 
170 
166 
169 
168 
170 
168 
169 
168 
167 
115 
103 
176 

81) 
363 
389 
160 
lOi 
104 
255 
314 
171 
170 
170 
153 

66 
153 

89 
314 

9Ü 

34 


boile. 

Cythere  asperrima  ....  178 

—  cicatricosa 177 

—  cinctella    ......  178 

—  bastata 178 

—  Haueri 177 

—  Kostelensis 178 

—  Mülleri 176 

—  punctata 177 

—  tumida 179 

—  verrucosa 178 

Cytberina  I3cyriclii  ....  89 

Defrancia  dimidiata      .     .     .  175 

—  Goldfussi 175 

—  prolifera 175 

Dentalina  acuticauda    ...  62 

—  bifurcata 152 

—  ISuchi 60 

—  consobrina 61 

—  dispar 61 

—  ekgans 63.  151 

—  emaciata 63 

—  inornata 151 

—  obliciucstriata     ....  63 

—  obtusata 151 

—  pungens 04 

—  Philippii 60 

—  soluta 60 

—  spinesccns 62 

—  Verneuili      .....  152 
Diastopora  flabcllum     .     .     .  174 

—  sparsa 174 

Diluvium  im  Hildesheimschen  526 

—  in  Meklenburg       .     .     .  436 

Diplograpsus iS9 

Dogger  im   Hildesheimschen  500 

Ehrenbergina  scrrata  .     .     .  160 

Eisenerze  am  Lake   su])criür  355 

Eisenstcinllüz   bei   Sclileiti     .  384 

Eschara  niacrochila      .     .     .  164 

—  obcsa 165 

—  polystomella      .     .     .     .  165 

—  punctata        164 

—  sticliopora 16  i 

—  varians 165 


579 


Seite. 

Exogyra  conica iO() 

—  haliotoidea 19 

Fasciculipora  rugulosa      .     .  171 

Fasciolaria  lignaria  ....  104 

Fenestella  anceps     .     .     267.  314 

—  retiformis 314 

Fissurina  alata 58 

Flammenmergel  im  Hildes- 

heimschen 520 

Flora   der    niederrlieinischen 

Braunkohlen      ....  391 

—  des  Uebergangsgebirges .  185 

—  des  Zechsteines      .     .     .  315 
Foraminiferen   im  Septarien- 

thon 49 

—  tertiäre  Schlesiens     .     .  150 
Frondicularia  seminuda    .     .  65 

Galmey  bei  Wiesloch        .     .  358 

Gaudryina  siphonella        .     .  78 

Gervillia 263 

—  Keratophaga     .     .      264.  314 

—  polyodonta 164 

GcröUe  in  Meklenburg     .     .  438 

Glandulina  laevigata    .     .  58.  151 

Gletscher 110 

Globigerina  diplostoma     .     .  157 

—  triloba 157 

Glohulina   aequalis  .     .     .81.  161 

—  araplectens 81 

—  amygdaloides     ....  82 

—  gibba 80 

—  guttula 82 

—  iuflata 81 

—  semiplana 82 

—  spinosa 161 

Gold  in  Kalifornien      .     .     .  376 

Gorgouia  Ehrenbergi    .     .     ,  266 

Gosaugebilde 238 

Grammostomum  dilatatum    .  162 
Graptolithen    ....      389.  563 
Grauwackengebirge    in  Thü- 
ringen     ....      375.  536 

Guttulina  austriaca      .     .     .  161 

—  problema 161 


Suite. 

Guttulina  semiplana    ...  82 

Gymnit 216 

Gyps 96.  473 

Heteropora  stellulata    .     .     .  175 
Heterostegina  costata  .     .     .  161 
Hils  im  Hildesheimschen  .     .  516 
Hilssandstein  im  Hildesheim- 
schen    519 

Hornera  biloba 174 

—  hippolithus 173 

—  seriatopora 174 

—  verrucosa 173 

Hydroraagnesit 144 

Idmonea  foraminosa      .     .     .  171 

—  tenuisulca 172 

—  undata 172 

Inoceramus  sulcatus     .     .     15.  17 

Juraformation  in  Pommern  .  372 

Kalkalpen,  ihre  Gliederung  .  3S2 

Kalktuff'ablagerungen   .     .     .  135 
Karten,    geognostische ,    der 

anatolischeu  Küste     .     .  8 

—  von  Blankenburg  .     .     .  567 

—  von  Hagen ß 

—  von  Hildesheim  und  Nord- 
heim      478 

—  der  thüringischen  Grau- 
-^vacke 536 

—  von  Venezuela      .     .     .  33  [ 

—  Verzeichniss  derselben    .  138 

—  vom  Wörnitz-   und  Alt- 
mühlthal ......  1 

Keupcr  im  Hildesheimschen  490 
Knochen,  fossile  in  der  Bau- 

mannshühle 320 

Korallenkalk  bei  Hildesheim  501 

Kreideformation    am  Aralsee  2 

—  am  nördlichen  Harzrande  569 

—  in  Meklenburg       ...  463 

—  bei  Reinerz 377 

Kupfererze  am  Lake  superior  355 

Lebias  Meyeri 13 


580 


Seite. 

LeJa  Vinti 260 

Lettenkohle  Thüringens    .     .  36'2 

Lias  im  Hildesheinischen  .     .  495 

Liebenerit 2-22 

Lingulina  costata     ,     .     .     .  152 

—  'rotiindata 152 

Loxonenia  Geinitzana       .     .  246 

Luciiia  lactea 103 

Lycopodites  Stiehleranus  .     .  233 

Mactra 44 

Manon  macrostoma      ...  33 

Marginulina  hirsuta      .     .     .  153 

—  pedum 152 

—  seniicostata 152 

—  tumida 64 

—  vaginella 152 

Marmor 109 

Membranipora  appendiculata  166 

—  loxopora 166 

Meteoreisen  von  Atakama    .  371 

—  von  Gütersloh  ....  215 

—  von  Sclmeli     .2:4.  219.  331 

Monograpsus 389 

Muschelkalk  im   Hildesheim- 

schcn 486 

—  von  Predazzo    ....  140 

—  von  Rüdersdorf      .     .     .  369 

—  in  Thüringen    ....  365 
Myophoria 246 

—  obscura 255 

Mytilus  falcatus 42 

Natica  oUa 103 

Nautilus  Frcieslcbeni    .      245.  313 

Nerinea  nobilis 44 

Ncreograpsus 389 

Nodosaria  conspurcata      .     .  59 

—  Ewaldi 58 

Nonionina  affinis      ....  72 

—  Boucana 155 

—  buUoides 71.  155 

—  communis 155 

—  placcnta 72 

—  quinqueloba       ....  71 

—  Soldanii 155 

Nucula  scapha 38 


Obelia  pluma 174 

Odontopteris  Stiehlerana  .     .  233 

Orbulina  universa    ....  150 

Ort_hothrix  cxcavatus  .     .     .  314 

lamellosus 314 

Osteolith 360 

Ostraea  carinata       ....  42 

—  disjuncta 32 

—  Milletana 19 

Pecten  pusillus 314 

Pectunculus  pilosus      .     .     .  103 

Pelagia  Beyrichi      ....  176 

Perna  Mulleti 29 

Pholadomya  danacina  ...  18 

Phonolith 105 

Phycodes 116 

Phyllopora  Ehrenbergi      .     .  266 

Pinna  Bobinaldina  ....  29 

Pläner  im  Hildesheimschen  .  522 

Pleurophorus        255 

—  costatus 259 

Pleurotoma  elegans      ...  27 

Polymorphina  digitalis      .     .  162 

—  dilatata 83 

—  lanceolata 83 

Polystomella  erispa       .     .     .  156 

—  Fichtelana 155 

—  Uugeri 156 

Porphyrgang  bei   Neudorf     .  231 
Portlandkalk  im  Hildesheim- 
schen    505 

Predazzit 142 

Productus  horridus  .     .      264.  314 

Pterinea  Goldfussi    ....  133 

—  polyodonta 133 

Ptychodus  latissimus    .     .     .  531 

Pustulopora  anomala   .     .     .  170 

—  sparsa 171 

Quin(iueloculina  impressa      .  87 

—  tcnuis 87 

Kctiolitcs 389 

Ketepora  Rubcschi  .     .     .     .  166 

Ilobulina  angustimargo     .     .  67 


581 


Seife. 

. 

Seife, 

Robulina  calcar 

154 

Spirifer  cristatus      .     .     . 

314 

—     cultrafa 

154 

—     undulatus 

314 

—     cchinata        .... 

154 

Spirolina  Humboldti     ,     .     . 

65 

—      defonnis 

70 

Sternberger  Kuchen     .     . 

451 

—     depaupcrata       .     .     . 

70 

Stigmaria  ficoidcs     .     .     . 

278 

—     dimorpha 

67 

Strombus  coronatus      .     .     . 

104 

—     galeata     .     .          .     . 

67 

Süsswasserkalk 

211 

—     incompta 

70 

Süsswassermuschehi  im  Thon- 

—     imperatoria .... 

154 

eisenstein 

3 

—     intermedia 

154 

—     neglecta 

69 

Tercbratula  biplicata   .     . 

18.  32 

—     nitidissima    .... 

68 

—     elongata  ....      265.  314 

—     oruata      

154 

—     nuciformis    18.  28.  31.  . 

32.  34 

—     Simplex 

154 

—     Schlotheimi  .... 

314 

—     trigonostoma 

69 

—     superstes       .... 

314 

—     iimbonata      .... 

68 

Tertiärgebilde  im  Hildesheim. 

Rostellaria  macrostoma    . 

27 

sehen 

524 

Rütalina  Acknerana     .     .  7 

4.  156 

—     in  Holstein  u.  Lauenburg 

363 

—     Boueana 7 

4.  156 

und  411 

—     Brongiiiaiti  .... 

.     157 

—     bei  Maydehurg       .     . 

216 

—     bulimoides     .... 

.      77 

—     in  Meklenburg      .     . 

460 

—     contraria       .... 

.      76 

—     in  Norddeutschland   . 

212 

—     cryptomphala    .     .     . 

.     157 

—     in  Obcrschlesien    .     . 

149 

—     Dutemplei     .... 

.     157 

—     bei  Osnabrück  .     ,     . 

212 

—     granosa    

.      75 

Textularia  attenuata    .     . 

84 

—      Girardana     .... 

.      73 

—     carinata 

.     162 

—     Partschaua   .... 

74 

—     depordita 

163 

—     Schreibersi    .... 

.     156 

—     lacera       

84 

—     Soldanii 

156 

—     Mayerana     .... 

,    163 

—     Iimbonata      .... 

75 

—     pala 

162 

—     Ungerana      .... 

.      76 

—     subangulata      .     .     . 

163 

Thalamopora  Buchi      .     . 

.     175 

Salzgebirge  in  Meklenburg 

.    474 

Thetis  major 

30 

—     bei  Stassfurth   .     . 

.    217 

—     minor 

19 

Scalaria  canaliculata    .     . 

.      38 

Toxoccras 

.      26 

Scbizodus  Schlotbeimi 

.    313 

Trigonia  alaeformis      .     . 

34 

Schwarzwald,  seine   Hebung 

374 

—     sinuata 

104 

Semionotus  Bergeri      .      37 

9.  405 

Triloculina  enoplostoma    . 

86 

Serpentin 

.     108 

—     turgida     

.      86 

Serpula  flagellum     .     .     . 

.      27 

—     valvularis      .... 

.      85 

Sigillaria 

.    291 

Trochus  helicinus    .     .     . 

313 

Spatheisenstein    .... 

4 

—     pusillus 

313 

Sphaeroidina   austriaca 

.     163 

Truncatulina  Boueana 

.     158 

—     variabilis       .... 

.       88 

—     lobatula    

.     158 

Sphärosiderit  in  Westphaler 

i     383 

Tubulipora  congesta     .     . 

.     174 

Spinell 

.       13 

—     plumula 

174 

582 


Turbo  Tayloranus  . 
Turmalin  .... 
Turritella  sexlineata 

Ullmannia       .     .     . 

—  Bronni      .     . 

—  frumentaria  . 

—  lycopodioides 
Ursus  spelaeus  . 
Uvigerina  asperula 

—  gvacilis      .     . 

—  pygmaea  .     . 

—  striatella  .     . 


10 


Vaginopora  geminipora 


13 


311 


Seite. 

245 

364 
37 

317 
,  319 
314 
319 
3-24 
159 
77 
159 
159 

164 


Vaginopora  polystigma 
Venus  gallina  .  .  . 
Verneiiilina  spinulosa  . 
Vincularia  cucullata  . 
Virgulina  Schreibersana 


Seite. 
164 
103 
159 
164 
16-2 


Wäldcrthon    im    Hildesheim- 

schen 509 

Xanthosiderit       371 

Zechstein  bei  Pösstieck      .     .  303 

—     in  Schlesien       ....  241 

Zirkon 13 


Druck  von  J.   F.    Starckc   in  Berlin. 


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Zeitschrift  d. deictsck.ifeol. (res. 1851 . 


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