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JULES MARCOU
^
FOR THE PEOPLE
FOR EDVCATION
FOR SCIENCE
LIBRARY
OF
THE AMERICAN MUSEUM
OF
NATURAL HISTORY
i
Zeitschrift
der
Deutschen geologischen Gesellschaft.
^i ^^a' f •IVff'.c?
III. Band.
1851.
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Mit einundzwanzig Tafeln.
Berlin, 1851.
Bei Wilhelm Hertz (Bessei'sche Buchhandlung).
Bchrenslrafse No. 44.
•9%-v^m*
-j . S\^^ ^^
■M
Inhalt.
Seite.
A. Verhandlungen der Gesellschaft . . 1.107.209.331
B. Briefliche Mi 1 1 h eilunge n der Herren Websky, Reuss 12
V. Strombeck, Goeppert, v. Schaüroth, Meyn 133
Oellacher , ZiNCKEN, Jasche, Ferd. Koemer, Fr. V. Hauer,
L. Besser 2-2'2
Emmrich, Spengler, v. Krenski, Geinitz 3S4
C Aufsätze.
H. Abicii. Verzeichniss einer Sammlung von Versteinerungen
von Dhagestan, mit Erläuterungen (mitgetheilt von L.
V. Buch.) 15
Reuss. lieber die fossilen Foraminiferen und Entoniostraceen
der Septarienthone der Umgegend von Berlin 49
OvERWEG. Geognostische Bemerkungen auf der Reise von Phi-
lippeville über Tunis nach Tripoli und von hier nach Mur-
zuk in Fezzan 93
Roth. Bemerkungen über die Verhältnisse von Predazzo . . 140
Reuss. Ein Beitrag zur Paläontologie der Tertiärschichten
Oberschlesiens 149
Goeppert. Ueber die Flora des Uebergangsgebirges .... 185
v. Grüenewaldt. Ueber die Versteinerungen des schlesischen
Zechsteingebirges. Ein Beitrag zur Kenntniss der deut-
schen Zechsteinfauna 241
Goeppert. Ueber die Stigmaria ficoides Buon'Gn 278
Zerrenner. Ueber die in der Umgegend von Pössneck auftre-
tenden Gebirgsarten und die Verbreitung der die Zech-
steinformation paläontologisch charakterisirenden Petre-
fakten in den Gliedern dieser Formation 303
Otto Weber. Zur näheren Kenntniss der fossilen Pflanzen
der Zechsteinformation 315
A. Erman und P. Herter. Bericht über eine Nachgrabung in
der Baumannshöhle im Herbst 1851 320
Otto Weber. Ueber die Tertiärflora der niederrheinischen
Braunkohlenformation 391
IV
Seite.
V. ScHAUROTii. Ucber das Vorkommen des Semionotus Bergeri
im Keuper bei Coburrj 4u5
L. Meyn. Neue Beobachtungspunkte mitteltcrtiärer Schichten
in Lauenburg und Holstein 411
Ernst Boll. Geognostischc Skizze von Meklenburg als Erläu-
terung zu der von der deutschen geologischen Gesellschaft
herauszugebenden gcognostischen Uebersichtskarte von
Deutschland 43(3
Hermann Roemer. Erläuterungen zu den ersten zwei Blättern
einer gcognostischen Karte des Königreichs Hannover, die
Gegend zwischen iJUdcshcvn und Norditeim umfassend . 478
F. O'V.ALD. Ueber einen Fund von siebenzehn Stück Zäh-
nen des Ptychodus latissimus in einer riäncrkalkgrubc
bei Tcplili 531
RiciiTi:R. Erläuterung zu der gcognostischen Uebersichtskarte
des ostthüringischen Grauwackengebiets 536
C. BuuN.NER. Ueber die Hebungsverhältnisse der Schweizer
Alpen • 554
Richter. Ueber thüringische Graptolithen 563
Beyricii. Bemerkungen zu einer gcognostischen Karte des
nördlichen Harzrandes von Langeisheim bis Blaukenburg . 567
Zeitschrift
der
Deutsclien geologisclieii GfescIIscliaft.
1. Heft (November, December 1850, Januar 1851.)
A. I^erhauf11iing:en der Gfeselliscliaft.
]. Protokoll der November- Sitzung.
Verhandelt Berlin den 6. November 1830.
Der stellvertretende Vorsitzende Herr v. Carnall eröffnet
die Sitzung mit der Anzeige von dem Beitritt folgender
neuer Mitglieder:
des Herrn Kaht, Berg-Inspektors in Hohappel,
vorgeschlagen durch die Herren v. Buch, v. Carnall
und Ewald
und des Herrn Brankowic, Bergwerks -Ingenieurs zu
Belgrad,
vorgeschlagen durch die Herren v. Bncn , G. Rose
und V. Carnall.
Folgende Werke wurden als der Gesellschafts-Bibliothek
zugegangen angemeldet :
Von den Herren Schnizlein und Frickhinger die zweite
Auflage der geognostisch- topographischen Karte vom Wör-
nit%- und AltmüJdthal und deren Umgebungen. In einem
begleitenden Schreiben der Verfasser wird hervorgehoben,
dass diese zweite Auflage sich von der ersten durch neu ein-
getragene spätere Beobachtungen insbesondere bezüglich der
Grenzen des Lias und Keupers so wie des Vorkommens
von Granitstellen unterscheidet, und dass die in Leoniiard
und Bronn's Jahrbuch 1849 Taf. IX. von Herrn Schafhaetjtl
ohne Kenntnissnahme dieser zweiten Auflage publicirte Karte
noch die Irrthümer oder unerledigten Stellen der ersten un-
verändert wiedergegeben hat.
Z eils, (1. d. geol. Ges. III. 1. 1
von Herrn IlAn)i>'(;Kii 1) Naturwissenscliaftliohe Ab-
handlungen, III. Band; 2) Berichte über die Mittheikingen
von Freunden der Naturwissenschaften, V. und VI. Band;
Statuten und 0. Heft der Jahrbücher des Vereins der
Naturkunde für das llerzogthum Nassau, eingesendet vom
Herrn Fridolin Sandbercer zum Austausch gegen die Zeit-
schrift der deutschen geologischen Gesellschaft;
Archiv des Vereins der Freunde der Naturgeschichte in
Mecklenburg, 4. Heft;
von Herrn Barrande Graptolites de Boheme 1850;
von Herrn v. Hagenoiv Karte von Neuvorpommern
und Eugen.
Der Vorsitzende theilte darauf das Wesentlichste der
Verhandlungen mit, Avelche in der allgemeinen Versammlung
zu Greifswald gepflogen worden.
Es erfolgte sodann den Statuten gemäss die Neuwahl
des Vorstandes für das nächste Geschäftsjahr. Dieselbe fand
in der Weise statt, dass auf den Antrag eines iNÜtgliedes
und unter Zustimmung der Versammlung die bisherigen Vor-
standsmitglieder veranlasst wurden, die Geschäfte fortzufüh-
ren. Gleichzeitig wurde denselben für ihre Mühwaltung von
der Gesellschaft ein Dank votirt.
Herr EiiitE.NP.ERG gab neue Corrcspondenz -Nachrich-
ten aus «Sy. Pctershurg über den Aral - See und besonders
über die in dessen Umgebung vorkommenden Kreide- und
Nvmimulitcn- Kalk- Felsen, von denen er aufsein Ansuchen
kleine sehr charakteristische Stücke erhalten hatte, die vor-
gelegt wurden. Als Resultat der mikroskopischen Analyse
wurde bemerkt, dass die Kreide des Aral-Sees in Central-
Asien eben so wie die europäische, afrikanische, amerikani-
sche und westasiatische des Anti- Libanon aus mikroskopi-
schen Polythalamicn vorherrschend gebildet ist, dass diesel-
ben kleinen ringförmigen Morpholithe überall die feinste
Zwischenmasse bilden und dass auch dieselben Species der
unsichtbar kleinen Polythalamicn dort wie überall vorherr-
schend sind. Zugleich wurde bemerkt, dass geringe Schlannn-
3
Anhänge einer Felsprobe der Insel Lasarew im Aral-See
bereits haben erkennen lassen , dass der Boden des Aral-
Sees mit ausgezeichneten Seebildungen erfüllt sei, welche
keinen Zweifel übrig lassen, dass dieser See nicht sowohl
ein durch Verdunstung salzig gewordenes Süsswasser-Bassin
ist, dass er vielmehr als der Ueberrest jenes grösseren Mee-
resbeckens allerdings sich kenntlich macht, von welchem
Herrn v. Humüoldt's gelehrte Forschungen in dem Werke
Asie centrale bereits so viele geschichtliche Andeutungen
beigebracht haben.
Derselbe legte dabei auf Herrn v. Hlmboldt's Veran-
lassung eine geographische Skizze des Aral-Sees nach den
neuesten glücklichen russischen Bemühungen vor, welche Herrn
V. Humboldt zur vorläufigen Kenntniss übergeben worden ist.
Herr v. Carnall theilte mit, dass Professor Goeppert,
welcher in Veranlassung der k. preuss. Regierung während
der letzten Universitäts-Ferien die Flora des westphälischen
Steinkohlen - Gebirges untersuchte, in einem Tlioneisenstein-
Flöze dieses Gebirges eine Menge von S üss Avasßermu-
s c h e 1 n gefunden habe.
Nach anderweitigen Mittheilungen ist das Flöz in den
Werksteinbrüchen bei Kirchhörde zuerst entblösst worden.
Dasselbe befindet sich 8— lOLachter im Plangcnden des zu
den liegendsten Steinkohlen -Flözen des westphälischen Ge-
birges gehörenden Carl -Flözes und unmittelbar auf einem
zehnzölHgen, wie das Carl -Flöz aus magerer Kohle beste-
henden, Flözchen. Das Flözfallen geht gegen Norden mit
GO bis 70 Graden. Die Mächtigkeit des Eisenstein -Flözes
beträgt 22 Zoll. Eine davon entnommene Stuffe ist in dem
Laboratorium des Prof. Liep.i« zu Giessen analysirt worden
und enthielt:
\ *
4
Dichten Spatheisenstein oder kohlensaures Eisen-
Oxydul '■^3^
Bitterspath 3,1-5^
Kalkspath 2,7-2-
Thonerde 7,0-^
Wasser 1,6 |
Kohle 13,7 ^
100,0 ^
Aus dem kohlensauren Oxydul berechnet sich ein Eisen-
Gehalt von nahe 34 Procent.
Dieser kohle-haltige Eisenstein scheint dasselbe zu sein,
was auf den schottischen Gruben ^,hl((ck hmid" heisst und
als Schmelz-Material sehr geschätzt wird.
Theils durch Steinbruchsbetrieb, theils durch Schürf-
arbeiten ist das Eisensteinflöz auch an vielen anderen Punk-
ten auf eine streichende Länge von mehr als 3000 Lachtern
bekannt geworden und scheint mit demjenigen identisch zu
sein, welches bei Nieder hqfen und BergJtofen erschürft wor-
den ist. Es sind darauf eine grosse Anzahl von Muthungen
eingelegt, doch fehlt es noch an Aufschlüssen über das Aus-
halten des Flözes in seiner j\lächtigkeit und Beschaffenheit.
Die Süsswassermuscheln (es sollen Unionen sein) fin-
den sich auf dem ersterwähnten Punkte im Eisenstein ein-
geschlossen und besteht deren Schaale meistens aus Schwe-
felkies. Dieser kommt aucli ausserdem in dünnen Blättchen
häufig im Eisenstein vor, w^onaeh dessen Verhüttung keine
günstigen Kesultatc vers])richt. Ueberdies ist wegen des
Muschel-Einschlusses auch ein Gehalt von Phosphorsäure zu
vermuthen.
Ein anderes ähnliches Eisenstein-Flöz ist bei Horde auf
der Steinkohlen -Grube Freie Vogel und Unverhofft aufge-
schlossen und unter dem Namen Approbirt genuithct wor-
den. Dasselbe besteht aus zwei Packen (Bänken). Eine
Probe aus dem Unterpacken hielt nach einer Aniilyse des
Direktors Slhnabi;l:
kohlensaures Eisenoxydul . . . 69,12|^
Eisenoxyd 8,26 1
kohlensaure Magnesia .... 3,11-2^
kohlensauren Kalk 2,86-^
Wasser 6,20^
Kohle 7,48|
Kiesel-Rückstand 3,20 1^
100,23 1
Mithin an regulinischem Eisen . 39,15-^
an Kohle 7,48|
Der Oberpacken dieses Flözes enthielt nur 24,68 1 Ei-
sen, dagegen 32,03-5- Kohle.
Dergleichen Flöze sind in neuerer Zeit auf vielen ande-
ren Steinkohlengruben bekannt geworden, theils in unmittel-
barer Berührung mit Kohlenflözen, theils in einiger Entfer-
nung von diesen. Ihre Mächtigkeit wechselt zwischen { und
4 Füssen.
Am längsten (seit 1834) bekannt ist das Kohleneisen-
stein-Flöz im Kohlenfelde Friederike bei Boc/iimi von 14
bis 17 Zoll Stärke, welches mit zwei entfernten Querschlä-
gen durchfahren ist, im weitern östlichen Fortstreichen aber
seinen Eisengehalt verliert und in reine Kohle übergeht.
Ein in neuester Zeit entdecktes Eisenstein - Flöz , im
Kohlenfelde Carl Wilhelm bei Stiepel, liegt unmittelbar über
einem mächtigen Steinkohlenflöze, ist 42 Zoll stark, und be-
steht aus Brauneisenstein, welcher diesen Zustand nur
durch eine Zersetzung des kohlensauren Eisenoxyduls ange-
nommen haben mag, und im Einfallen wahrscheinlich in den
gewöhnlichen Sphärosiderit übergeht. Nach einer Analyse
von Schnabel enthält dieser Eisenstein 54-^, nach einer
Schmelzprobe von Ro3ipf 41yj Eisen.
Ausser diesen compakten Eisenstein-Flözen, kommt der
Sphärosiderit in den milden Schieferthon-Schichten des west-
phälischen Steinkohlen-Gebirges häutig in Knollen und Nie-
ren vor, welche sich indessen noch nicht in solcher Menge
vereinigt auflinden Hessen, um eine bauwürdige Lagerstätte
zu geben. Es lässt sich jedoch erwarten, tlass jetzt, nach-
dem die Aufmerksamkeit auf dercrleithen Vorkommnisse an-
geregt ist, vielleicht auch hierin noch glückliche Aufschlüsse
zu machen sein dürften.
Der Redner schloss mit der Bemerkung, dass auch in
anderen Steinkohlen-Ablagerungen das Vorkommen von Koh-
leneisensteinen bisher noch nicht genügend beachtet worden
sei, indem namentlich die sogenannten Wachen, Hornstreifen,
versteintes Kohl etc. nichts anderes als dergleichen Eisen-
steine sein dürften. Allerdings würde ihrer Verhüttung oft
der Umstand entgegen stehen, dass sich in ihnen häufig
Schwefelkies eingemengt findet.
Herr Bevkk ii trug einen von Herrn Hekmaisx Karsten
aus Venezuela eingesandten Brief vor , in welchem die geo-
gnostischen Verhältnisse jenes Theils von Südamerika ge-
schildert sind, und gab Erläuterungen hierzu an einer mit
dem Briefe gleichzeitig eingegangenen geognostischen Karte
des östlichen Theils von Venezuela*).
Herr v. Carivall legte eine Karte des Kreises Hagen
(im TTnnrFiT Maassstabe) vor, welche zum Theil nach älte-
ren Beobachtungen, grösstentheils aber nach den Untersu-
chungen des Bergreferendars Huyssen von diesem geognos-
tisch colorirt worden ist, und ein interessantes Detail enthält
von den dortigen oberen Scliichtcn des rheinischen Grau-
wacken-Gebirges und dem unteren Theile der westphälisclien
Steinkohlen-Formation, insbesondere auch von den Zwischen-
bilduntrcn — dem flözleeren Sandstein und Einlagerungen
von Alaunschiefern, welche letzteren auf dieser Karte in
vielfacher Anzahl und ausgedehnter zusammenhängender Er-
streckung angegeben werden.
Herr Ewald sprach über die Entwicklung und Ver-
breitung des Bath- oder Great-Üolitlis als eines Mittelgliedes
zwischen Unteroolith und Kelloway-Bildungen mit besonde-
rer Rücksicht auf die versteinerungsreichen Eisenoolithe des
*) S, Zeitöchrirt 15d. II. Ö. 33f>. Taf. X.
Mont du Chat in Savoyen und die den Ammonites Herveyi
enthaltenden Sandsteine der Porta Westphalica.
Hierauf wurde die Sitzung geschlossen.
V. AV. o.
V. Caknall. Ewald.
2. Protokoll der December-Silzung.
Verhandelt Berlin den 3. December 1850.
Der stellvertretende Vorsitzende Herr v. Carnall er-
öftiiet die Sitzung. Das Protokoll der November- Sitzung
M'ird verlesen und angenommen.
Der Vorsitzende macht hierauf bekannt, dass der Ge-
sellschaft als Mitglieder beigetreten sind;
Herr Edouard de Verneuil in Paris
vorgeschlagen durch die Herren L. v. Buch, G. Rose
und Beyrich;
Herr H. Abich
vorgeschlagen durch die Herren L. v. Bl'ch, G. Kose
und V. Carnall;
Herr Hugo v. Krenski
vorgeschlagen durch die Herren Prinz v. Sciioenaich-
Carolath, Beyrkii und v. Carnall.
Als Geschenke für die Bibliothek sind eingegangen
von Herrn Lyell: On the structure of Volcanos ;
durch Herrn v. Carnall : Das Tageblatt der Ver-
sammlung der Naturforscher und Aerzte zu Greifswald.
Herr v. Carnall legt sodann das erste Heft des Albums
für Freunde des Bergbaues, herausgegeben von Carl Heuch-
ler, zur Ansicht vor.
Herr Beyrich theilte einen Brief von Herrn F. Roemer
in Bonn mit und legte zwei von Herrn H. Roemer in Hil-
desheim eingesendete, geognostisch kolorirte Blätter der
PAPEN'schen Karte vor, nämlich die Sektionen Hildesheim
und Eimheck. Sie sind zur Veröffentlichung bestimmt und
8
enthalten namentlich für Jura und Kreide ein genaueres,
durch Farben unterschiedenes Detail, Ein Anschluss an die
von Herrn v. Sti{03ii{E( k für das Herzogthuni Braunschweig
entworfenen geognostischen Karten ist zu hoflen.
Herr v. Bucu machte sodann Mittheilungen aus dem
Bulletin der Brüsseler Akademie.
HeiT V. Carnall legte geognostische Karten und spe-
cielle Profile eines Theils der Anatolischen Küste der Ge-
gend zwischen Ainasry und Tirla - Aghasy vor, die ihm von
Herrn Schlehak übergeben waren.
Hierauf ward die Sitzung geschlossen.
V. w. 0.
V. Caknall. Roth.
3. Protokoll der Januar -Sitzung.
Verhandelt Berlin den 8. Januar 1800.
Der stellvertretende Vorsitzende Herr v. Cakinall er-
öffnet die Sitzung ; das Protokoll der December-Sitzung wird
verlesen und mit einem Nachtrage des Herrn v. ÜAitiNALL
angenommen.
An Briefen sind eingegangen:
Von Herrn v. Hagenovv in (ireifsivald vom 5. Januar
1851 mit der Bemerkung, dass die Karte von Neu-
vorpommern einiger Nachträge wegen erst in einigen
Monaten vollendet sein werde.
Von Herrn Mi:y.\ in Segeberg mit einem Aufsatze über
Erdfälle für die Zeitschrift.
Von Herren H. und A. Schlagintweit in München
mit einem Aufsätze zur Kenntniss der Gletscher für
die Zeitschrift.
Von Herrn Delesse in Paris mit einem Aufsatze über
Serpentin für die Zeitschrift, den Herr Rammel.skeug
nach dem Wunsche des Verfassers übersetzen wird.
Von Herrn v. SxKü.MiiEtK in /hmmscliweig , Nachricht
über das bei Liebenhall in der Nahe von Sahgüter
erbohrte Stcinsalzlager entliaitend.
Zum Austausch gegen die Zeitschrift der Gesellschaft
ist eingegangen
Jahresbericht des naturwissenschaftlichen Vereins in Halle;
zweiter Jahrgang.
Archiv für wissenschaftliche Kunde von Russland; Band 9
Heft 1 und 2.
Für die Bibliothek sind als Geschenke eingegangen:
Von Herrn x. Caknall: 3 Bände des bergmännischen
Taschenbuches für Oberschlesien und Vortrag des
Freiherrn v. Beüst am Wernerfeste in Freiherg ge-
halten über die Fortschritte des sächsischen Berg-
und Hüttenwesens seit 1817.
Von Herrn Hehl : die geognostischen Verhältnisse Wür-
tembergs mit Karte. Stuttgart 1850.
Der Vorsitzende zeigt an, dass der zeitige Handelsmi-
nister Herr v. d. Heydt genehmigt habe die Bibliothek der
Gesellschaft in dem Lokale der oberberghauptmannschaftli-
chen Bibliothek aufzustellen; dass ferner die Verwaltung der
Bibliothek und der Drucksachen der Gesellschaft einem Gustos
zu übertragen sei.
Derselbe theilt die Erklärung des Herrn Tuch mit, dass
von der Uebersichtskarte von Deutschland
Platte I. (Norddeutschland) Ende März,
Platte IL (Süddeutschland) Ende Mai
fertig zu stellen sein werde.
Ferner legt Herr v. Carnall Schafhaeutl's geognosti-
sche Untersuchungen des südbaierischcn Alpengebirges, Mün-
chen 1851, zur Ansicht vor.
Herr Graf v. Bellst theilt Notizen über einige spani-
sche Mineralvorkommnisse und den Zustand des Berg- und
Hüttenwesens in Spanien mit.
Herr Bevrich trägt den oben erwähnten Brief des Herrn
V. Strombeck vor.
Herr G. Rose spricht über einige von Herrn Jasche
10
in Ilsenburg eingesendete Stufen und theilt einige Bemer-
kungen über die Vertheilung der Turmaline mit. Herr Ram-
MELSBEiu; hat die Tunnaline in zwei Hauptgruppen : in
dunkle litliionfreie und in helle durchsichtige lithionhaltioe
getheilt. Die erste Hauptgruppe enthält im ersten Gliede
ihrer Formel stets ein Bisilikat, die zweite ein Trisilikat.
Die erste Hauptgruppe zerfällt in Magnesiaturmaline mit dem
Maximum an Talkerde, in Magnesiaeisenturmaline mit einem
mittleren Gehalt an Talkerde und Eisenoxyd und in Eisen-
turmaline mit dem Maximum an Oxyden des Eisens und sehr
wenig Magnesia. Die beiden ersten Gruppen der ersten
Hauptgruppe, also die Magnesia- und Magnesiaeisenturma-
line kommen in den krystallinischen Schiefern vor ; die dritte
hingegen, die Eisenturmaline enthaltend, findet sich in den
Graniten und zwar nicht als Gemengtheil , sondern nur in
den Drusenräumen und in den gangförmig vorkommenden
Graniten. Die zweite Hauptgruppe, enthaltend die durch-
sichtigen lithionhaltigen Turmaline mit Eisen und Mangan
und mit nur sehr wenig Mao-nesia findet sich in den Grani-
ten mit Lepidolith und in gangförmig auftretenden Graniten.
Herr Rammklsbekg theilt sodann den Aufsatz des Herrn
E. DE Beaumoint über die vulkanischen und metallischen
Ausströmungen aus dem Bulletin de la socie'te' geologique de
France^ Tome 4 seconde s^rie, im Auszuge mit und begleitet
ihn mit Bemerkungen.
Herr Ewald spricht über die bei Pola in Istrien und
bei Sta. Croce in den Belluncser Alpen vorkommenden Ru-
disten, namentlich Radioliten und Caprinen, welche von den
übrigen in den Alpen vorhandenen Formen dieser Familie
wesentlich abweichen. Während die Rudistenschichten von
Pola und Sta. Croce hauptsächlich durch den Radiolites cornu
pastoris charakterisirt werden, sind es die übrigen Rudisten-
schichten der Alpen wie sie sich in den Salzburger und in
den proven9alischen Alpen entwickelt finden, durch Hippuri-
tes cornu vaccinum und organisans. Diese verschiedenen
Formen sind von u'OuüKiAY zu einer und derselben Zone,
11
seiner dritten Rudistenzone, vereinigt worden; es ist indess
zu bemerken, dass sie zweien , wenn aucii unmittelbar über
einander folgenden, doch wohl zu unterscheidenden Niveau's
angehören, von denen das des Radiolites cornu pastoi-is
das tiefere wäre. Die Schichten des Hippurites cornu
vaccinum entsprechen genau dem norddeutschen Pläner-
kalk, die Schichten des lladiolites cornu pastoris würden
zwischen diesem und den Exogyra-columba- Schichten ihre
Stelle finden.
Hierauf ward die Sitzung geschlossen.
V. w. o.
\. Caknall. Koth.
12
B. Briefliche Mittheilimg'eii.
1. Herr Webskv an Herrn G. Rose.
Kupfcrherg, den 18. Juli 1850.
Interimistisch betraut mit der Leitung des Betriebes in
Ktip/crberg , meinem jetzigen Wohnsitz, führt mich mein
kleines Amt zu der Untersuchung der Erzlagerstätten nörd-
lich oder östlich des riesengebirger Granites, vielleicht bringe
ich im Laufe der Zeit einige Thatsachen von allgemeinem
Interesse zu Wege. Bei dieser Gelegenheit möchte ich nur
einiger oryctognostischer Vorkommen erwähnen, Avelche
wunderbarer Weise im Publikum unbekannt geblieben sind,
und doch manches Ausgezeichnete haben. Die einstmals
auf kobalthaltige Arsenkiese bebaute Glimmerschieferlagc
von Qucrhach wurde von mir vor einigen Tagen besucht.
Ich fand auf den Halden ausser den bekannten Fossilien
auch sehr schönen Automolit und einen hellen Epidot; erste-
rer ist nach einer qualitativen Probe ganz wie der schwedi-
sche zusammengesetzt, und enthält neben AI, Zn auch Fe
oder Fe und eine Spur von Mg. Von beiden Vorkommen
kann ich Ihnen ein Exemplar zur geneigten Verfügung stel-
len, dem ich noch ein Stück von einem in Knp/erbc/g über-
fahrenen , in seiner Stellung noch wenig bekannten Gange
beifüge, der auf einer Feldspath ähnlichen Basis, neben Bunt-
kupfererz auch als jüngste Bildung verschiedene Zersetzungs-
produktc zeigte, in denen Krystalle von Weissbleierz und
Molybdänbleispath vorkommen. Ueberhaupt scheint die sehr
weit hinaufreichende Gangbildung in Kup/crherg mit dem
Erscheinen von amphibolischcn Sekretionen und Trümmern
von Quarz und Feldspath zu beginnen.
• Ich habe auch bemerkt, dass lediglich in Altenherg wirk-
licher Arsenikkies (Schwefelarseneiscn) und zu Qiierbach auf
Klüften vorkon)mt, sämmtliche andere auf Arsen benutzte
Mineralien der hiesigen Gegend dagegen dem Arsenikalkies
(Arseneisen mit etwas Schwefel) angehören, und habe ich
13
durch vorsichtiges Befreien von der Gebirgsart zum Thell
sehr schöne Kry stalle gefunden.
Unter den Edelsteinen von der Iseriviese, die der Stein-
schneider Bergmann in Warnihrunn verarbeitet, sind mir
einige gute Krystalle von Zirkon und ein dunkelrother Spi-
nell aufgestossen ; auch habe ich Bruchstücke von grünem
und braunem (in der Querrichtung) TurmaHn gefunden ; eines
derselben zeigt die unregelmässig neunseitige Säule, die grade
Endfläche, das primitive und zweite stumpfere Rhomboeder.
Am Fusse des Bleiberges ist mir auch mit Pistacit und
Kalkspath recht hübscher Prehnit vorgekommen , und in
einer hiesigen Sammlung ein Stück von der Juliane zu Ru-
delsfadt gezeigt worden, welches sehr schöne Krystalle von
Sprödglaserz zeigt.
2. Herr Relss an Herrn Beyrich.
Prag, den 20. Januar 1851.
Ich habe in dem letztverflossenen Herbste bei Gelegen-
heit einer vorgenommenen Untersuchung der Braunkohlen-
gebilde des nordwestlichen Böhmens (des Egerer Bezirkes),
etwa 4 Stunden von Fran%e7ishad entfernt, einen bisher un-
bekannten erloschenen Vulkan — • den zweiten bisher in Böh-
men — gefunden. — In den cyprisreichen Braunkohlen-
Schlefcrthonen des Egerer Bezirkes habe ich den aus den
Frankfurter Tertlärthonen schon lange bekannten Leblas
Meyeri Ag. in Menge gefunden — wie ich glaube ein neuer
Beweis des miocänen Alters der nordböhmischen Braunkohle.
Tvacj, den 30 Januar 1851.
Ich muss Sie noch benachrichtigen, dass vor Kurzem
auch in Böhmen Bernstein aufgefunden worden ist und zwar
eine mehrere Zoll grosse honiggelbe Masse, eingewachsen
in einer Pechkohle, welche dem Plan er angehört. Der Fund-
ort ist in Skutsch bei Richenburg im Chrudimer Kreise.
14
Der Bernstein erwies sich bei einer vom Professor RodiLr-
DF.H hierselbst vorgenommenen cliemischen Untersucliung
schwefelhaltig, wie der aus den miocänen Sandsteinschichten
Galiziens. In letzteren habe ich eine Menge Foraniiniferen
gefunden , übereinstimmend mit denen des Wiener Beckens.
Es ist das ein neuer Beweis dafür, dass auch in älteren Zeit-
epochen Bäume existirt haben müssen, welche Bernstein ab-
gesondert haben. Es sind weitere Untersuchungen eingeleitet
worden. Vielleicht gelingt es auch Ilolzfragmente in Ge-
sellschaft des Bernsteins aufzufinden, welche uns über die
Beschaffenheit des Bernsteinbaumes der Kreidefbrmation. der
von Pinites succifer Goepi'ERT wohl verschieden sein muss,
belehren könnten.
15
C. Aufsätze.
]. Verzelchnlss einer Sammlung von Versteinerungen
von Dhageslan, mit Erläuterungen.
Von Herrn H. Ar.icH.
(Mitgetheilt von Herrn L. v. BacH.)
(Hierzu Taf. I. u. II.)
1. Inoceramus sulcatus, mit Inoceramus latus (wie
fast immer) vereinigt.
Nur fünf, nicht sehr scharfe Rippen, die am Schnabel
zu drei vereinigt sind. Die Inoceramen dieser Art von der
perte du Rhone zerspalten sich tiefer und öfter.
Von den Bergen, welche die Festung Akouscha umge-
ben, im oberen Theile des östlichen Koysuthales, an den ho-
hen Thalrändern der ausgezeichneten Schlucht von Haujuhira
auf dem Wege von Akouscha nach Temir-chan-choma über
die Amiich' sehe Wasserscheide. Ganze Schichten werden
davon gebildet, mit Exogyra haliotidea.
Akouscha liegt in einem hohen Gebirgsthale, selbst schon
4399 par. Fuss über dem Caspisee und wird ringsumher von
sehr hohen Bergen eingeschlossen. Gegen Westen zieht
sich der Tourtschidag fort, 7339 Fuss hoch, nach Osten
der Tschotcnoum, 8850 Fuss hoch, und der folgende
Charikxila von 7470 par. Fuss Höhe. Der Pass von
Hmvjidara, über welchen der Weg von Akotiseha nach Der-
hent hinläuft, ist 4752 par. Fuss hoch und berührt den Fuss
des Charik%üa. Alle diese Berge bestehen aus ganz gleichem
Kalkstein, so hoch sie auch sein mögen, selbst die am An-
fange des Koysuthales sich erhebenden Berge des Haupt-
kammes des Kaukasus. Die organischen Reste im Kalkstein
erlauben durchaus keinen Zweifel, dass er nicht zur Kreide-
bildung gehören sollte.
Der Ausfluss des Soulak, wo beide Koysu sich verbin-
den, liegt 499 Fuss hoch; die Spalte, durch welche hier alle
16
Gewässer eines nahe an zehntausend Quadrat werst Fliichen-
raum einnehmenden Berglandes sich mäclitig tobend ihren
Auso'ano; erzwinocn, ist nicht mehr als 10^—12 Fuss breit-
Tsc/iirjourt, an der Stelle, wo der Soulak die letzten Tertiär-
Vorberge durchbricht und in die Steppe tritt, liegt nur 255
Fuss über dem Caspisee, Von der Höhe des 21)88 par. Fuss
hohen Gndunihaschi, der scharfe Contreescarpen des ersten bo-
genförmigen Vorwalles des mächtigen Systems des Salatau,
durch dessen Querschlucht der Soulak tritt, — aus Kreide-
schichten gebaut, — habe ich das lehrreiche Gebiet panora-
misch auf Grundlage mit dem Taschenseptanten gemessener
horizontaler Winkel, aufgenommen. Durch diese Operation
lansweilte ich vier Stunden lang ein Detachement Füsiliere,
die mich vor heimtückischen Schüssen unartiger Salatauer
zu schützen hatten, was auch einem halben Bataillon sechs
Stunden lang auf der Höhe des 5773 par. Fuss ansteigen-
den Gümrischen Kammes, nahe über derSoulakschlucht, be-
o'eo'nete. Der Weg von Temir-chati-choura nach Gümri, wo
tief im Grunde des Koysuthales von der Gluth der freitref-
fenden Mittagssonne im Schutz der senkrechten Felswand
die Feige neben der besten Hebe reift, führt über diesen
Kamm, längs welchem Guerillasbanden unausgesetzt, oft zu
400 bis 500 Mann, schwärmen und das tiefer liegende Land
bis tZ/owr« zu beunruhigen pflegen. Die neue Veste Tschkarti
wird dergleichen Besuche für die Folge erschweren.
2. Ammonites Mayorianus (Phtet, JMolh/si/ues
fossiles de Geneve, tab. 2. fig: 5.) aus der Familie der Li-
«■ati. Er ist von A. Emerici d'Ohü. ])1. 51. wohl nicht
verschieden. Sieben Einschnitte der Seite folgen sich bei 1
Zoll Durchmesser; diese lilinschnitte neigen sich auf dem
Kücken nach vorn hin. Zwischen ihnen laufen viele feine
Falten über die Seite. Die Suturflächc ist senkrecht,
welches Pictet gut anzeigt, u'OniiiGNV nicht. .Die Hälfte
der Seite ist involut. Die letzte Windung verhält sich zum
Durchmesser wie 40:100. Die Seite ist kaum gebogen.
Vom Akouschagebirge. Dieser Ammonit, der eine ziem"
17
liehe Grösse erreicht, ist einer der häufigsten. Er ist dem
Gaiilt besonders eigen.
Die Familie der Ligati d'Orbigny ist durch die Ein-
schnürungen ihrer Seiten bemerkenswerth. Nie zeigen die
Arten dieser Abtheilung Knoten oder Zähne oder hochste-
hende, zerspaltene, den Kücken zertheilende Eippen. Auch
sind die Seiten nur wenig gewölbt, daher die Breite der
Windung unter ihrer Höhe zurückbleibt. Diese Abtheilung
ist auszeichnend für untere Kreidebildungen.
3. Ammonites clypeiformis. Scheibenförmig. Die
Dicke ist nicht die Hälfte der Höhe. Die flache Seite ist
ohne Knoten und Falten; wahrscheinhch ist die Schale un-
gemein dünn und sehr fein gestreift. Auch die Lobenzeich-
nung ist kaum sichtbar. Die Windungen wachsen sehr
schnell in der Höhe : die vorige zur letzten Windung Avie
34 : 100, diese letzte Windung zum Durchmesser wie 55 : 100.
Auch ü'ORBiGiNY (Pal. franc. cret. I. 137. tab. 42.) bestimmt
diese Verhältnisse auf gleiche Art. Auch er hat keine Lo-
ben gesehen, sagt aber, dieser Ammonit erreiche zuweilen
die Grösse von einigen Füssen an Durchmesser (Quenstedt,
Cephalopoden tab. 8. fig. 15"a.). Es bleiben zwei oder drei
Hülfsloben unter dem unteren L aterallobu s, den Herr
Quenstedt mit weniger Uebcrsicht der Ammonitenbildung
Naht lob US nennt, als habe die Naht (Sutur) Einfluss auf
diesen Lobus. Dadurch wird aber das bewunderungswür-
dige und durch alle Formen gleichbleibende Gesetz verdeckt
und verdreht, dass beharrlich sechs Vertiefungen (Lo-
Jben) am Umfang des Ammonitenmantels umberstehen , die
eine Beziehung zur inneren Einrichtung des Thieres sehr
wahrscheinlich machen.
4. Inoceramus sulcatus, Exogyra laciniata,
ein kleiner B e 1 e m n i t in feinkörniger Kreide ; obere Krei-
deschichten des Hawjidara. Vorherrschend ist der Inocera-
mus und ganze Schichten bildend.
Die Kreidemauer des Hawjidara wird nach Osten zu
von zwei Querschluchten durchbrochen, durch welche die
Zeits. il. il. geol-, Ges. III. 1. 2
18
Wässer des Systems abziehen. In der einen, durch welche
der Weg nach l)ja7igourai führt, liegt das Dorf Duranghi.
Hier kommen glatte Inoceramen nebst Pecten zum Vorschein.
5. Terebratula nuciformis (Sow. t. 5Ü2., T. gib-
siana Sow. 537. fig. 4.) Der Unterschied von T. depressa
Sow. ist sehr gering. Beide bleiben in der Grösse einer Ha-
selnuss zurück. Sie gehören zu den ,, einfach gefallenen"
und iu diesen zu den Concinneen , deren iSIitte der Ventral-
schale höher steht als der Rand. Beide besitzen einen
Schlosskanten winkel , der von einem rechten Winkel wenig
abweicht. Der Sinus der Dorsalschale verbreitet sich über
etwas mehr als ein Drittheil der Seiten. Die Seiten der
Schale fallen senkrecht gegen einander. Fünfunddreissig
feine Falten bedecken den Rücken, von denen 8 bis 10 im
Sinus liegen. T. nuciformis hat Schlosskanten, die ein Drit-
theil länger sind als die abgerundeten Seitenkanten ; bei T.
depressa sind diese Schlosskanten kürzer.
Im Kalkstein von der obersten Schicht des Tourtschi-
dag. Ein Plateau von 8 Werst Länge, dem Gebirgszuge
zwischen Karakoysu und Jasikumisch-Koijsu angehörig. Es
ist die charakteristische und am meisten verbreitete Tcrebratel
in dem dichten und grobsplittrigen Kalke von Dhagcstan.
G. Terebratula biplicata angusta, mit der vori-
gen vereinigt, wie überall im Ncocomicn {IJaute-Rive, Scha7i-
delah). Die Sinusfaltcn der Ventralschalc stehen sehr nahe,
daher ist die Dorsalwulst eng und scharf.
A n m c r k u n g. Auf der Terrasse , wo ich diese Tcre-
brateln zuerst fand, entdeckte ich brauchbaren Fasertorf in
nesterförmigen Lagen. Er hat noch in demselben Sommer
den alljährlich auf dem Tourtschidag campirenden Opera-
tionstruppen ein sehr willkommenes Brennmaterial geliefert.
7. Pholadomya donacina in braunem, sehr sandi-
gem Kalkstein. GoLuirss t. 157. f. 8.
Eine llaui)tmuschel, in (jicsellschalt mit riesigen Pornen
(Pcrna MuUetii?) unmittelbar unter den Kalken des Tourt-
schidag mit Tereb. nuciformis, üatrca Milletiana, bei dem
19
Herabsteigen vom Tourtschidagplateau in einer transversalen
Schlucht noch vor dem Rande des Plateau nach dem Koysu-
thale abwärts.
Ravin am Rande des Plateau
des Tourtschidag.
a. Kalk mit Versteinerungen der Nr. 5. 6. und 8.
b. Lockere Schichten mit Nr. 7. etc.
8. Eine andere charakteristische Versteinerung für den
Tourtschidagkalk bildet die Ostrea, die stets mit Terebratula
nuciformis und biplicata vereinigt vorkommt, nämlich:
Ostrea Milletiana D'ORB.pl.472. f. 5. Kammförmige,
breite Falten, 8 bis 9 auf der Seite. Diese Falten gehen
nicht von einem Hauptstamm an den Seiten herab, sondern
abwechselnd im Kreuz auf dem Rücken. Dies unterscheidet
sie sehr von Ostrea gregaria; auch das Ohr an der rechten
Seite.
9. Exogyra haliotidea. Die rechte Seite ist ganz
eben, eingebogen. Der Kiel sehr scharf. d'Orp.. pl. 478.
f. 1 — 2. GoLDFuss t. 88. £ 1. Auf dem Plateau des
Tourtschidag mit Ostrea Milletiana.
10. Höchst feinkörnige, weisse Oollthe. Die kleinen
Körner sind mehr elliptisch als rund, und nicht selten hohl.
Ob Cypris? Vom Tourtschidag unmittelbar unter den Te-
rebrateln und Austern, und wohl mit ihnen wechselnd.
11. Thetis minor d'Orb. pl. 387. f. 4. Die sonderbar
fast ganz kugelförmige Bivalve, deren Schloss noch nicht
gehörig bekannt ist. Die Schale ist äusserst fein, mit vielen
feinen, flist nur durch die Loupe sichtbaren Punkten oder Lö-
chern , Avelche in Längsreihen stehen. Der Manteleindruck,
der an der hinteren Seite mit sehr spitzem Ausschnitt bis
nahe unter den Buckel sich heraufzieht, ist der Muschel
2*
20
ganz eigenthüinlich. Er fängt an in der Mitte des liinteren
Miiskeleindrucks, und endigt sich unter dem vorderen Mus-
keleindruck. Aus Geoden im Sandstein, der 2 — 300 Fuss
mächtig ist, in den unteren Schichten im Thalc des Koysu.
Die Unterschiede der von i/Ohuk.ny aufgeführten drei
Arten von Thetis, die er auszeichnend für drei verschiedene
Schichten der Kreideformation hält, sind so wenio; hervor-
tretend, dass man näheren und wesentlicheren Bestimmungen
dieser Unterschiede noch entgegen sehen muss. Cfr. Nr. 29.
Diese Muscheln liegen im Innern sehr bituminöser, dem
Cementstein ähnlicher Concretionen von vollkommenster Ku-
gelgestalt, deren Grösse von den Dimensionen einer Bombe
bis zu 15 und 18 Fuss im Umfange gefunden wird. Diese
merkwürdigen Konkretionen, die nicht selten von Kalkspath-
und Aragonitadern gangförmig durchsetzt werden, die sich nach
dem Mittelpunkte der Kugel zu schaaren, und dort oft Dru-
senräume mit Kry Stallkrusten bekleidet veranlassen, finden sich
eingeschlossen in mächtigen Schichten eines lockeren, thoni-
gen Sandsteins, der oft eine so weiche und zerreibliche Be-
schaffenheit besitzt , dass die Schichten sandigen Lehmen
oder Mergeln oleichen. Diese weichen Massen, die sich gross-
tcntlieils und mit Brausen in Säuren lösen, durchlaufen mehr-
fache Abänderungen von grün- und gelblichbraun und zeigen
sich genetisch verbunden mit einem aschgrauen Kalkstein,
der leicht an der Atmosphäre in Zersetzung übergeht und
an der Oberfläche das trügerische Ansehen eines Sandsteins
gewinnt. — Es gewinnen diese Schichten, deren Lagerungs-
verhältnisso sie dem Tourtschidagkalk unterordnen, in den
unteren Tiialstufcn des Koysu-Flussgebietes eine bedeutende
Mächtigkeit, deren Gesammtwerth wohl bis 150 und 200
Fuss angeschlagen werden kann. Diese lockeren Schichten,
so wie die A^on ihnen eingeschlossenen Koidcretionen enthal-
ten nun die zahlreichsten und wohlerlialtensten Versteine-
rungen, die ich bis jetzt irgendwo im ]\aukasus gefunden
habe. Unter diesen werden die Cephak>poden durch zahl-
reiche Arten, oft bis zur riesigen Grösse repräeentirt. Stücke
21
von j bis j Fuss im Durchmesser sind nicht ungewöhnlich,
ja einzelne Bruchstücke führten auf einen Durchmesser des
ganzen Thicres von 2^ Fuss. — Brachiopoden erscheinen in
ausserordentlicher Meno-e durch alle Schichten und concen-
triren sich oft in weit verbreiteten Nestern. Unter den Bi-
valven gelangen Perna, Pinna, glatte und gefaltete Exogyren,
Ostreen zu ungewöhnlicher, Pholadomya, Mytilus, Astarte,
Panopaea und Area zu ansehnlicher Grösse.
12. Ammonites Milletianus ist der häufiQ;ste in
diesen Geoden. Pictet Gres. vert. tab. 5. fig. 1., d'Ohb.
tab. 77. Er gehört zur Familie der „Angulicostati" von
d'Orbigny. Zwei scharfe Kanten begrenzen den flachen,
aber im Verhältniss zur Seite nur schmalen Rücken. Die
Falten laufen über den Rücken weg, ohne bedeutend nach
vorn hin vorzutreten. Keine Zähne auf den Kanten.
Die Falten des Am. Milletianus heben sich scharf über
der senkrechten Suturfläche und sind deutlich zurückgeschla-
gen. Bis zur Mitte senken sie sich , steigen aber nun fort-
während bis zur Rückenkante. Seit dem ersten Viertel
setzen sich Ncbenfalten zwischen den Hauptfalten ein, und
auch sie erreichen ihre grösste Höhe an der Rückenkante, wie
es den Kreideammoniten gemäss ist. 25 Falten stehen an der
Suturkante, 57 am Rücken. Die Seite ist nur leicht ge-
wölbt; auch ist nur ein Viertheil der vorletzten Windung
umwickelt, daher alle inneren Windungen frei liegen. Die
Höhe der letzten Windung verhält sich zum Durchmesser
wie 42,4 : 100 bei 1| Zoll Grösse; die vorletzte Windung
zur letzten wie 50 : 100, welches kein besonders schnelles
Anwachsen ist.
Sowohl bei Genf, Perte du Rhone, Saxonet , Rejwsoir,
als auch in allen von d'Okbigny angeführten Orten ist Am-
monites Milletianus bestimmend für den Gault, oder für die
den Neocomien der Kreidebildungen unmittelbar bedeckenden
Thon- und Sandschichten.
13. Ammonites Deshayesii. Edward Forbes,
Quarterly Journal of the G. S. n. 3. /^/. V. f. 2. , die beste
22
Abbildung. d'Oub. pl. 85. flg. 1—4. Fragment mit einem
Stück von AÜierfield ( Wi^ht) verglichen , welches wieder
nach Leymerie's Originulstückcn bestimmt war.
Zu den Angulicostati gehörend. Allein zwei Kanten am
Rücken treten nicht besonders hervor. Die starken Rippen
oder Falten werden gegen den Rücken immer stärker, und
die Rippen, in welche die Hauptrippen sich zertheilen, sind
au der Rückenkante am stärksten und verlieren sich gegen
die Sutur herab, so dass sie selten oder nur sehr niedrig die
Hauptrippe erreichen. Das ist ein Charakter der mei-
sten der Kreideammoni ten, der sie nicht selten leicht
von Juraammoniten unterscheiden lässt.
Die Falten oder Rippen des Am. Deshayesii sind in
der Mitte etwas nach vorn hin gebogen, auch auf dem Rük-
ken, über den diese Falten mit bedeutender Stärke hinlaufen.
Die sekundären Falten setzen sich erst zwischen den grös-
seren ein auf der Mitte der Seite, da wo die Hauptfal-
ten sich biegen. Das Ganze ist scheibenförmig; die Win-
dungen sind fast gar nicht involut, daher sind alle inneren
Windungen sichtbar. Die letzte Windung verhält sich zum
Durchmesser wie 43: lOÜ; die vorletzte Windung zur letz-
ten wie 53 : 100.
D'Ojujigny hat im Dorsalsattel dieses Ammoniten zwei
gleich grosse Loben angcgelien. Allein Fokuks zeichnet,
wie es die bei Ammoniten nie sich verläugncnde Symmetrie
will, einen grösseren Lobus in der Mitte des Sattels, zwei
kleinere zur Seite. Nicht anders zeigt es das kaukasische
Stück. D'Okuigny's Unterscheidungen der Loben in solche,
die in parlies paires, und andere die in pariies hnpdires ge-
theilt sein sollen, scheinen nicht gehörig begründet und be-
ruhen wahrscheinlich auf Täuschung.
Wenn dieser Ammonit zum Gault gehören soll, wie
d'Ohhk.-.ny will, so kann es nur in den tieferen Schichten
sein. Auf der Insel IVight ist er mit anderen zum N^oco-
23
niien gehörenden Formen vereinigt. Iübetson und Forbes
Geol. Journ. Nr. 2.
Geode des Tuurtschidag.
13 a. Ammonites fi ssicostatus. Phillips l'o/X:-
sJdre I. pl. 2. fig. 49. d'0«b. cre't. pl. 76. Pictet Grcs
vert. pl. 5. fig. 2.
Zu den Angulicostati d'Okb., doch ist der Bücken rund
gegen die Seite, ohne scharfe Kanten. Der Ammonit ist
mehr aufgebläht als Am. Deshayesii, daher die Breite der
Höhe wenig nachgiebt. Starke Rippen, auf der Mitte der
Seite wenig gebogen , flexuos , laufen zum Rücken , wo sie
wie gewöhnlich bei Kreideammoniten am stärksten sind;
eben so stark sind sie auf dem Rücken mit einer sichtbaren
Biegung nach vorn. Zwischen den Hauptrippen setzen sich,
schon wenig über der Suturkante neue Rippen oder Falten
ein, die bis zum Rücken an Stärke zunehmen, und auf dem
Rücken selbst, mit gleicher Stärke wie die Hauptrippen, sich
nach vorn biegen. Auf Am. Deshayesii zertheilen sich die
Rippen erst auf der Mitte der Seite. 24 Rippen stehen an
der Sutur, sie haben sich auf dem Rücken bis 40 vermehrt;
in Stücken von 1^ Zoll Durclimesser. Die letzte Windung
ist zum Durchmesser wie 42 : 100, die vorletzte Windung zur
letzten wie 52 : 100.
Die Zertheilung der Rippen geschieht nur selten aus
einem so bestimmten Punkt, als es Pictet und d'Okbigjxy
angeben. Der Natur mehr gemäss ist in dieser Hinsicht die
Abbildung von Phillips.
Aus den Geoden des Tourtschidag. Unterer Gault.
14. Ammonites Mille tianus, wie Nr. 12. Das
Anwachsen ist etwas schneller. Die Höhe der letzten Win-
dung verhält sich zur vorletzten wie 100 : 44. 20 Rippen
stehen unten, 50 am Rücken. Tourtschidag-Geode, Akou-
scha, in braunem gUmmrigen Sandstein.
15. Ammonites Martini. Angulicostati. Den Coro-
nariern sehr ähnlich. Nur \ Zoll gross. Der Rücken ist
breit und flach, und die Suturfläche fast von der Höhe der
24
halben Seite, wodurch ein sehr tiefer Nabel entsteht. Die
Breite des Mundes übertrifl't hieidurch die Höhe genau um
das Doppelte. Die Falten erheben sieh an der Suturkante
abwechselnd zu Spitzen, über den Eücken hin sind sie
schwächer. 22 Falten an der Suturkante. Ein Ilülfslobus an
der Sutur.
16. Amraonites Calypso d'Orb. cret. pl. 52. Ein
Stück von nur 7 Linien Grösse, daher kaum für eine Be-
stimmung genügend; doch ist es deutlich, dass es zu den
Heterophyllen der Kreidebildung gehöre. Der Charakter
dieser Gestalten ist folgender: sie sind alle ganz involut,
scheibenförmig, wachsen schnell in der Höhe; sie sind ohne
Falten , nur mit feinen Linien auf der Schale bedeckt , und
die kleinen Sättel ihrer Loben sind löfFelförmig gestaltet.
Fast stets gehen fünf oder sechs Vertiefungen oder Kinnen
über die Seite. Der kleine Ammonit vom Tourtschidag ist
mit zwei Kinnen versehen. Die letzte Windung ist zum
Durchmesser wie 56 : lÜO, die vorletzte Windung zur letz-
ten wie 24 : 100, daher ist sie noch nicht ein Drittheil so
hoch, welches ein sehr schnelles Anwachsen ist.
17. Ammonites Duvalianus; Fragment. lyOiiu.
pl. 50. Von der Familie der Fimbriati. Ohne Knoten
oder Spitzen und mit breitem und tiefem Nabel , daher mit
freistehenden Windungen. Nur feine Linien bedecken die
Seiten.'
Am. Duvalianus wird durch die Menge der Kinnen
besthnmt. Sie stehen am Rücken näher aneinander, als der
Kücken breit ist, zehn bis zwölf auf einer Windung. Die
MundöfFnung ist viereckig mit sanfter Wölbung des brei-
ten Kückens. Eine senkrechte Suturflächc, welche ein Drit-
theil der Breite einnimmt, ist höchst auszeichnend. Vorletzte
Windung zur letzten wie 56:100, letzte Windung zum
Durchmesser wie SS : 100. Auch die Breite wächst schnell,
die der vorletzten Windung zur letzten wie 48:100. Sie
wird nahe doppelt so breit.
25
Nach d'Orbigny gehört dieser Ammonit zu den unteren
Kreidebildungen. Sehen in den Geoden vom Tourtschidag.
17a. Ammonites infundibulum, d'Okb. pl. 30.
Rücken und Seite laufen zusammen in sanfter Biegung bis
zur Sutur; ohne Spur von Suturkante oder Fläche. Da
auch hierbei der Ammonit völhg involut ist, so entsteht für
jede Seite die Form eines weiten Trichters. Die Schale ist
sehr dünn, ohne Knoten und Falten, nur mit feinen Streifen
bedeckt. Der Mund ist ganz rund, weil die Breite so
schnell wächst, dass die letzte Windung vollkommen doppelt
so breit wird als die vorletzte. Der Durchmesser verhält
sich zur letzten Windung wie 100:58. Das Stück ist nur
8 Linien gross und gehört zu den Heterophyllen.
Geoden des Tourtschidag. Obere Neocomienschichten.
18. Ammonites Rhotomagensis. Bruchstück.
Eine Reihe von Knoten auf der Suturkante, die nur ange-
schwollene Falten sind, von der Sutur selbst herauf, dann eine
flache Seite ohne Knoten, in welcher der obere Lateral sich
hei'absenkt, eine neue Knotenreihe nahe dem Rücken, endlich
noch eine andere auf der Rückenkaute selbst , das sind die
auszeichnenden Merkmale dieser Ammonitenart; die bei jeder
Kammer hervortretenden Spitzen des Sypho verlieren sich in
grösseren Stücken. Der Ammonit ist fast gar nicht involut,
nimmt aber schnell an Breite zu. Er gelangt zu sehr be-
deutender Grösse, bis zu zwei Fuss im Durchmesser. Aus
dem Thal von Gergebü, östlich von Äkouscha und Kot-
schalmaki, aus beinahe senkrecht erhobenen Schichten, die
unmittelbar auf Kalkstein lagern. Aus oberen Schichten der
Kreidebildunsjen.
Ohnerachtet die flache knotenlose Seite, die den oberen
Lateral aufnimmt, und der breite Dorsalsattel, in dem ein
Sekundärlobus sich herabsenkt, der vollkommen die Grösse
des unteren Laterals erreicht, diesen Ammoniten der Familie
der Armaten einreiht, so hat doch d'Orbigny geglaubt, die
Formen mit mehrfachen Knotenreihen am Rücken in eine
besondere, von ihm Rhotomagenses genannte Abtheilung brin-
26
gen zu können. Auch würde tlicsc Trennung sich rechtfer-
tigen, wenn man bestiuimt nachweisen könnte, tlass die bei-
den auf der Rückenkante stehenden Knotenreihen keine An-
scliwellungen der Falten, sondern wirkhch Zähne sind.
Häufig stehen sie nicht ganz in der Richtung der Falten und
sind meistens viel schärfer.
Das aber ist immer das bestimmteste Merkmal der An-
wesenheit von Zähnen am Rücken, die wahrscheinlich Ein-
drücke von Saugnäpfchen an den Fangarmen sind, dass diese
Zähne sich nicht in der Richtung der Seitenfalten befinden,
sondern ihnen schi ef aufgesetzt sind. Anschwellungen der
Falten am Rücken, wie bei Ammonites interruptus, Bucklandi,
wenn auch noch so sehr hervortretend, lassen sich doch leicht
nur als Fortsetzungen der Seitenfalten erkennen.
19. Ein Gemenge, wie so häufig am Strande der See,
in dem sich unterscheiden lassen: Ammonites Martini,
d'Okb. pl. 58. fig. 7.; ein sehr kleiner Toxoceras (Ba-
culit), d'Okb. pl. 118. f. 1.; Pleurotomaria elegans
i)'Oj{B. pl. 190. Doch wohl alles N^ocomien.
Aus den lockeren Schichten unter den Kreidegliedei-n
im Innern der schönen Combe des Kolibeghi. Der obere
Kalkstein dieser mächtigen Wölbung ist ein Glied in der
Kette von Plöhen, welche die Anuichsche Wasserscheide bil-
den. Die Schichten mit den Konkretionen Nr. 19. lagern
auf kalkig-sandigem , allmälig in festes eisenschüssiges Mu-
schelkonglomerat übergehendem grauem, thonigem Kalkstein,
in dem Exogyra reniformis, Serpula und kleine, in Bohnerz
verwandelte, thurmförmige Univalven kenntlich sind. Mit
dem Kreideringe, der die Combe gegen Süden abschliesst, hat
man die niedrigste Depression der Anuichschen Wasserscheide
mit einer absoluten Höhe von 4200 par. Fuss überschritten.
Man durchficht dann die Combe und verlässt sie durch die
jenseitige einzige Querschlucht, die den nördlichen Theil des
Kreideringes durchschneidet, der sich um die hohe Wölbung
des Kolibeghi legt, in dessen Verlängerung die Wasserscheide
nunmehr immer in bedeutender Höhe bis zur Sulakschlucht
27
fortsetzt. Es ist hier unstreitig die schwächste Stelle in der
natürlichen Verschanzung der grossen Umwallung des Dha-
gestanischen Berglandes. Die Strasse von Kiwiuch und
Akouscha führt durch diese Pässe nach Temirchaiischoura^ in-
dessen machen die grosse Nähe des Feindes und die vielen
kleinen parallelen Wälle der immer in h. 3 und h. 3|- strei-
chenden, aufgerichteten Kreideschichten, die quer durchschnit-
ten werden, sie sehr gefährlich, da man überall einen Hin-
terhalt zu befürchten hat.
Das Stück Nr. 19, ein Mustercabinet aller Vorkomm-
nisse in diesen Schichten, liegt höher als Nr. 11.
20. Pleurotomaria elegans, d'Orb. cr^t. IL pl.
190. Sie ist aus dem vorigen Gemenge, und nur sehr klein,
doch erkennt man sie leicht, weil sie breiter als hoch ist;
mit einem weiten Nabel, der innere Windungen zu sehen er-
laubt, mit einem Winkel von 85 Grad an der Spitze. Die
Seiten sind schwach gewölbt, fast eben, mit feiner, gitterar-
tiger Zeichnung. Eine scharf hervortretende Carina.
21. Serpula flagellum, Golüfuss tab. 69. mit
kleinen Belemniten und Thetis minor. Aus gleichen Kon-
kretionen.
22. Buccinum, kleiner Kern mit sehr gewölbter
Windung, canaliculirt an der Basis, sonst unbestimmbar.
Aus Nr. 19. (Q\) Buccinum angulatum Fitton tab. 23. f. 5.?)
23. Rostellaria macrostoma, Fitton tab. 18.
fig. 23. An der Gleichheit der Muschel von Blackdown mit
der kaukasischen ist kaum zu zweifeln, ohnerachtet Fitton's
Abbildung dem Schnabel eine zu grosse Länge zu geben
scheint. Denn ganz auszeichnend für beide sind nur zwei
Finger, welche mit scharfem Grat auf der letzten Windung
hervortreten, und dann weit auseinander laufend einen Flü-
gel begrenzen, ohne dass eine weitere Flügelfortsetzung an
den oberen Windungen herabliefe. Auf diesen oberen Win-
dungen wird der untere Grat bedeckt, so dass nur der, der
vorigen Windung zunächst stehende unbedeckt bleibt und die
Mitte der Windung einnimmt. Nur feine Querstreifen be-
28
decken die Windungen, etwa fünf zwischen den beiden Gra-
ten, andere fünf bis zur Sutur. Lüngsstreifen zeigen sich
nur im starken Lichte, Knoten aber und Spitzen auf der
Carina und den Seiten gar nicht. Das ist dieser Art beson-
ders eigenthümlich.
Aus den Geoden der Nr. 11. mit Ammoniten. Bildet
häufig ganze Schwärme, nesterweis zusammen. Unterer
Grünsand. Neocomien.
24. Terebratula nuciformis, Sow. t. 502. f. 3.
Da diese Terebratel nicht blos häufig vorkommt, sondern
sogar ganze Schichten bildet, wie ungefähr Terebratula va-
rians in Juraschichten, so verdient sie eine ausführlichere
Beschreibung.
Sie gehört zu den einfach gefalteten, und unter
diesen zu den Concinneen, deren Mitte auf der Ventralschale
höher steht als der Rand. Sie ist ungefähr von der Grösse
einer Haselnuss, selten wohl grösser. Der Schlosskanten-
winkel ist ein rechter; der Schnabel mit der üefFnung etwas
abstehend von der Schlosslinie; die Schlosskanten sind et-
was länger als die gerundeten Seitenkanten. Feine Falten
bedecken die Schale, acht bis neun im breiten und im Grunde
ganz flachen Sinus ; zwölf bis vierzehn Falten auf der Seite,
daher einige dreissig über die ganze Schale. Serpula tuba
FiTTON tab. lü. fig. 2. zieht sich oft zwischen den Terebra-
teln durch.
Akouschatsai.
Akouscha
a. Lehmiges Alluvium von gelblicher Farbe mit Ge-
schieben.
29
b. Lehmig sandige Schichten mit einzelnen, meistens
sehr grossen Muscheln, Exogyra, Ostrea, Ammoniten.
c. Cementsteinkugeln einschliessende thonig - lockere
Schichten, dunkelgrau, mit vielen Versteinerungen,
besonders einer sehr grossen Bivalve, nach Fragmen-
ten des Schlosses zu urtheilen einer Perna (Mulletii
wie Nr. 25.)
d. Schichten von thonigem Mergel mit vielen Ammoniten.
Die Stellunsf der Terebratula nucifbrmis ist zwischen a
und b; im oberen Neocomien.
Auch ist diese Terebratel völlig übereinstimmend mit
der, welche eine Schicht bildet au Moni, am Saleve bei
Genf.
25. Perna Mulletii, Ley3ierie Mein, de la Soc.
gehl. V. pl. ii. ßg. 1 — 3. Ed. Forbes quart. joiirn. geol.
1845. pl. 1. fig. 1 — 4. DvNKER und Meyer Paläont. I.
pl. 24. fig. 14. d'Orb. cret. pl. 401.
Das kaukasische Stück deckt genau ein ganz gleiches
von Atherfield auf der Insel Wight. Diese genaue Ueber-
einstimmung der organischen Formen mit denen von Black-
down, von Wio'ht und im mittleren Frankreich ist sehr über-
raschend. Es ist eine ausgezeichnete Neocomiengestalt. Aus
den Schichten b und c des Akouschathales.
26. Perna Mulletii, einzelne Fragmente aus diesen
Schichten mit Thetis major, Anomia laevigata, glänzend und
sehr feinblättrig, und Rostellaria macrostoma. Aus einer
Geode in sehr dunkelem Kalkstein.
27. Pinna Robinaldina, d'Orb. pl. 330. fig. \. 2.
Sowohl in Grösse als auch in anderen Kennzeichen ist sie
wunderbar genau der D'ORBicNv'schen Beschreibung und
Abbildung gemäss. Sie ist nur wenig über zwei Zoll lang,
dabei sehr ausgezeichnet durch den scharfen Winkel, mit
welchem die Seiten zusammenstossen. Er beträgt nur einige
dreissig Grad. Im Durchschnitt ist diesem scharfen Winkel
nur ein abgerundeter entgegengesetzt (d'Orb. fig. 3.), dage-
gen sind die beiden stumpfen Winkel des Rhombus, den
30
der Durclischnitt bildet, so flach, dass es nur eine leichte
Aufblähung der Seitenflächen zu sein scheint. Die vierzehn
Längsrippen, eng vom stumpferen Rhombuswinkel, von der
Ligaraentseite ausgehend, verlieren sich gegen die Mitte,
ohne überhaupt sich sehr stark zu erheben, und auf der
Pallealseite sind nur noch die häufigen, Avenig erhabenen,
aber breiten Anwachsstreifen sichtbar.
Eine ausgezeichnete Neocomienmuschel aus den Schich-
ten b und c des Akouschathales. Sie scheint im mittleren
Frankreich nicht selten, ist auch, wie d'Okbigny wahrschein-
lich aus eigner Ansicht versichert, von Fitton zu Äther field
auf der Insel Wight gefunden und (p. 204.) namenlos auf-
geführt worden.
28. Anomia laevigata, Fitton tab. 14. fig. 6.
d'Okb. cret. 755. pl. 489. fig. 4 — G. Ein ganzes Konglome-
rat dieser silberglänzenden dünnschaligen Muschel. Kaum
sind darauf die Anwachsstreifen bemerklich. Der Buckel der
höheren Schale liegt auf der Seite. Sic ist nur wenige Li-
nien gross und mit rundem Umfang. Einige Thetis major
werden von ihr eingeschlossen.
Neocomien. Es ist eine mit grosser Regelmässigkcit
durcli die Ablagerungen des Akouschathales hindurciizie-
honde feste Muschelbank, zwischen den Schichten b und c.
Sie scheint sowohl in Frankreich wie in England selten zu
sein. Fitton führt sie nur einmal auf, von Sandgate bei
Folkstone.
29. Thetis major, d'Orb. pl. 387. Aus der Ano-
miaschicht des Akouschathales. Zwei Stücke
zeigen auf beiden Seiten gleichförmig den
auftallenden Mantelausschnitt etwas anders,
als ihn d'Oiwügny abbildet. Zwar geht
auch hier am hinteren Theil der Ausschnitt
ganz spitz bis fast unter den Buckel : allein
noch einmal hebt er sich in der Mittegogen die vordere Hälfte,
und sinkt dann erst herab, um sich dem Muskeleindruck an
seiner tiefsten Stelle anzufügen.
31
30. Belemnites, Bruchstück, klein, mit einer breiten
Rinne. Selten in den Geoden des Akouschathales.
31. Terebratula nuciformis. Der rechte Schloss-
kantenwinkel, einfache Falten, breiter und flacher Sinus,
Schlosskanten länger als die abgerundeten Seitenkanten, hori-
zontale Stirn , sind Kennzeichen , welche die Terebratel als
nuciformis bestimmen. Die Falten sind jedoch breiter, als
die der Terebrateln vom Tourtschidag. Sieben Falten im
Sinus, neun auf jeder Seite. Aus den Schichten des Akou-
schathales.
32. Aucella caucasica (Avicula sp.). Taf Il.fig. 1.
a — c. Mit den Kennzeichen, welche Graf Keyserling der Au-
cella zuschreibt (Beob. taf 16.). Das kleine Ohr der flachen
unteren Schale ist sehr hervortretend. Die Wulst der oberen
Schale ist sehr breit und hoch, fällt aber seitwärts schnell
herab, flügelartig gegen den unteren Rand der vorderen Seite,
was diese Art sehr von den moskauer Aucellen unterscheidet.
Die untere Schale ist ganz flach und eben mit starken weit
abstehenden concentrischen Anwachsstreifen. Feine Längs-
streifen ziehen sich wellig über die Fläche. Auch die
obere, gewölbte Schale ist stark in die Länge gestreift.
So würde diese Muschel gleichsam in der Mitte stehen zwi-
schen der Avicula speluncaria des Zechsteius, die zw^ischen
Wulst und Flügel mit einer Rinne versehen ist, und Aucella
Pallasii von Moscau, deren Wulst ohne Flügel gegen den
Rand abfällt.
Diese ausgezeichnete Muschel findet sich in Schichten,
welche im Thale von Akouscha alle vorigen bedecken und
zwar dergestalt, dass es höchst schwierig ist, eine Grenze
zwischen beiden zu finden. Lockere und thonige, nach oben
zu immer kalkiger werdende Mergel führen rasch in graue
Plänerschichten mit Exogyren und Inoceramen. Die festen
Krcidekalkc mit Ananchyten von bedeutender Grösse und
weiter hinauf mit Feuersteinknollen bilden die obere Etao-e.
welche zu den steilen Felsmauern der hochaufgerichteten
Formation emporführen.
32
33. Ein sehr vollständiges Stück der Aucella cau-
casica; wahrscheinlich zum Gault gehörig.
34. Ostrea disjuncta (s. Taf. II. Fig. 2). Vom
dicken Hau})tstamm der Mitte lösen sich auf der rechten
(convcxen) Seite vier oder fünf Aeste, wie eine Zerspaltung
des Hauptstammes. Die sechs oder sieben Falten der linken
(concaven) Seite verbinden sich nicht unmittelbar mit dem
Hauptstamme, sondern sind noch von diesem durch eine
Rinne geschieden. Mit Hahnenkamra-Kändern und Seiten.
In braunem feinkörnigem Sandstein bei Duschouschn und
Choppa.
Sie zeigt sich in Schichten von mehreren Fuss Mäch-
tigkeit bald im Liegenden der Geoden mit Ammoniten
führenden Lager. Nach unten zu werden diese Ostrea-füh-
renden Kalkschichten immer fester und nehmen die Natur
eines derben , grauen , nicht bituminösen Kalksteins an , der
heller und heller und grobsplittrig Avird. Die Versteinerun-
gen sind dann im Innern oft mit zierlichen Kalkspath-Skale-
noedern bekleidet.
35. Ostrea wie die vorige ebenfalls mit einer Rinne,
Avelchc die kleineren Falten der linken Seite vom mittleren
Hauptstamm trennt. Im Innern ganz mit kleinen Kalkspath-
Skalenoedern erfüllt. Von Choppa.
Bald hören die Ostreen auf; die Versteinerungen wer-
den spärlich, und erkennbar treten nur vereinzelte gefaltete
Terebrateln auf. So ist es bei Choppa, wo die Verhältnisse
in der Querschlucht, welche die merkwürdige Felsmauer
durchbricht, studirt werden können.
36. Oolithischer Kalkstein mit einQ;cschlos9ener Terc-
bratula nuciformis. Choppa unter der Ostreenschicht.
Der untere, dichte grobsplittrige Kalkstein dieser Gruppe
schliesst auch Tcrebratula biplicata ein, also wieder die
Ilauptgestalten vom Tourtschidng. Der nun folgende Kalk-
stein, von oolithischer Nntur tritt unter dem vorigen häufig
in grosser Mächtirrkcit und Ausdehnunc; auf. Er bildet als
oberste Bedeckung häufig die Überfläche der grossen, ge-
33
wölbten Bergmassen, die sich zu Erhebungstbälern öffnen
oder als Plateauhöhen durch die tiefen Spaltungen von den
benachbarten Formationsgliedern getrennt eine besonders
wichtige und interessante Bedeutung gewinnen. Dieser geo-
logisch für Daghestan so überaus wichtige Kalkstein ist
durch und durch erfüllt und buchstäbHch nur zusammen-
gesetzt aus organischen Eesten und zwar Torzüglicli aus
kleinen Polyparien und feinen Crinoideentrümmern, die stets
in weissen, milchigen Kalkspath umgewandelt sind.
37. Manon macrostoma, Eoemer Kreide tab. I.
flg. 9. im oolithischen Kalkstein mit kleinen, glatten nicht
näher zu bestimmenden Terebrateln. Von Charikzlla.
38. Sehr weisser Oolithkalkstein, ganz durchzogen mit
scheibenförmigen, punktirten Bruchstücken von Korallen.
Vom Rande des prächtigen, ringförmigen, elHptischen Erhe-
bungsthaies des Charikzila 7470 Fuss über dem Caspisee. Diese
Felsart ist beinahe gleich mit der No. 10, auf dem stark ge-
gen Osten geneigten Tourtschidag-Plateau 7339 paris. Fuss
hoch, wo sie unmittelbar unter den Ostreen der No. 8 liegt.
39. Korallenfragmente vereinigt, wie No. 38, mit einge-
schlossenen glatten Terebrateln, die an Terebratula ta-
rn arindus, FiTTON tab. 14 fig. 9 durch kreisförmigen
Umfang und an Terebratula faba, Fitton tab. 14 fig.
10 erinnern. Vom obern Rande des Charikzila.
40. Kern einer Avicula im weissen, oolithischen Ko-
rallenkalkstein; die Korallen sind kleine Bruchstücke, welche
grösstentheils wahrscheinlich zu Manon peziza Goldf. ge-
hören. Die Avicula zeigt durch Eindrücke, dass ihre Schale
in der Länge gestreift gewesen sei. Sie ist an den Buckeln
sehr aufgebläht und übergebogen, und von hier zieht sich
die Wulst sehr schief gegen den Rand. Sie fällt fast senk-
recht gegen den Flügel der vorderen Seite. Länge und
Breite der Muschel sind fast völhg gleich, ungefähr einen
Zoll gross. Ohne Zweifel ist die Art neu, da in den Abbil-
dungen ähnliche Formen sich nicht auffinden lassen. Vom
Charikzila, obere Höhen, mit den vorigen.
Zelts, d.d. geo!. Ges. III. 1. 3
34
41. Terebratula nuciformis. Bruchstück mit er-
haltener Schale, waß in dem weissen Kalkstein nur selten
vorkommt.
Von den Höhen des elliptischen Thalrandcs des Charik-
zila-Systemcs hinabsteigend auf steil gegen Nordost einfallen-
den Schichten des erwähnten weissen Kalksteins erreicht
man in der noch immer sehr ansehnlichen Höhe von 5279
par. Fuss eine andere Einsattelung der Wasserscheide, die
ich mit dem Namen der Anuichschen Ijczeichnc. Als fla-
ches Querjoch von dem unteren flacheren Gehänge des Cha-
rikzila sich abzweigend führt dieser Sattel zu den in paralleler
Richtung, also gleichfills li. 3, aufgerichteten Kreidewällen
hinüber, die in der Nähe des Dorfes Ulla aga zu niedrigen
Hügeln hinabsinken, an der Stelle, wo sich die grösste De-
pression der Anuichschen Wasserscheide von 4200 Fuss über
dem Caspisee einstellt. Auf dem Passe am Charikzila ste-
hen wieder die hellgelben und grauen, schiefrigen, sandstein-
artigen Schichten mit kalkigem Bindemittel an, und schlies-
sen viele Geoden eines sehr festen grauen Kalkes ein, die
sich sehr reich an Versteinerungen erweisen. Unter ihnen,
ausser den schon von Akouscha her bekannten , linden sich
ganz häufig:
42. und 43. Cyprina rostrata, Fitton tab. i7
fig. 1 , d'Okd. pl. 271. Die Muschel ist zuweilen 3 bis
4 Zoll gross und gleicht vollkonmien d'Okki(;is\'s Abbildung
und Beschreibung. Eine ausgezeichnete Form des Ndoco-
mien, und wieder eine Hindeutimg wie sehr die Produkte
dieser Formation in den daghestanischen Bergen mit denen
im mittleren Frankreich und zu Blackdown übereinstinnnen.
44. Trigonia alaeformis. Bruchstück und nur ein
Kern , doch unverkennbar. Diese Trigonia ist nicht selten
auf dem Pass unter Charikzila.
Das isolirte Kalkplatcau des Tschounoudag ZAvischen
Kumuk und Chosrek, an dessen Zusammensetzung ein aus-
gezeichnet schöner, cavernöser Dolomit viclleicJit noch einen
grösseren Antheil ninnnt, als die Korallcnbänke des weissen
35
Kalksteins, bezeichnet den bedeutenden Punkt der Anuich-
schen Wasserscheide, wo die Schiefer und die sie oberhalb
begrenzenden Grausteine und braungelblichen Sandsteine kei-
nen ferneren Antheil an der Bildung der letzteren mehr neh-
men. Diese mächtig emporragende Bastion mit ihren fern-
hin wcisslich leuchtenden Kalkmauern ist der vorzüglichste
Observationspunkt für eine geologische Thatsache, von der
ein wichtiger orographi scher Grundzug vom inneren Da-
ghestan abhängt. Wenn man auf dem Höhenpunkte des
Tschounou, da wo das Plateau im scharfen Winkel mit
senkrechten Felswänden steil abstürzend, gegen Südost en-
digt und die absolute Erhebung 8850 par. Fuss beträgt, die
Magnetnadel in die Nordlinie des Kompasses einspielen lässt,
80 fällt die Linie h. 3.^ mit der Richtung eines Längcn-
thales zusammen, welches ganz im Charakter der dolomiti-
schen Jurakalkbildungcn in der Längenaxe des Tschounou-
plateau fortzieht, und dessen Axe zugleich die einer syncli-
nalischen Schichtenstellung ist, die den Bau des ganzen Ber-
ges schon aus der Ferne deutlich erkennbar beherrscht. In
ihrer Verlängerung vom Tschounou ab über das daghestanische
Gebiet hinaus wird diese Linie die Demarkationslinie zwi-
schen dem Schiefer- und dem Kalkterrain. Die scharfen
Ränder der Steilabstürze der grossen Plateauhöhen des
Tourtschidag und von Ginis, des Schamadan gara (Koffer-
berg) und der avarischen Wölbung, die den caucasischen
Kämmen zugewandt sind, fallen in diese Linie, die noch
Sanz in der Ferne die unter dem Namen der andischcn
Pforte bekannte Einsattelung des andischcn Zuges durchsetzt.
Auf diese Weise zerfällt das innere Daghestan in zwei
geognostisch eben so bestimmt von einander gesonderte, als
orographisch verschieden constituirte Hälften, von denen die
bei weitem grössere dem Schiefer, die andere dem Gebiet
der Kreideformation mit seinen isolirten Plateauhöhen und
seinen parallelen Felsmauern angehört. Die Hauptstärke der
Fortifikation der grossen Naturfestc liegt entschieden in die-
sem T heile. Die Oberfläche der Plateauhöhcn des ganzen
3*
36
zerstückelten und labyrinthischen Kalkgebietes befindet sich
im Niveau einer Ebene, deren südlicher Eand durch die so
eben angedeutete Linie zu begrenzen sein würde und die
gegen Nordost mit der schwaclien Neigung von einigen Gra-
den sich abwärts senkt. Indem nun eine Anzahl solcher
parallelen Erhebungsrichtungen, die sämmtlich mit der Axen-
richtung des kaukasischen Zuges zusammenfallen, in geringen
Intervallen von einander, nördlich von jener Grenzlinie auf
früher zusammenhängende ausgedehnte Flözbildungen ge-
wirkt haben , entstand ein Gebirgsland von so bedeutender
Breite, dessen Bau so vielfach an die Bildung von Porrentrvij
erinnert. Dass es bei so beschaffenen geologischen Verhält-
nissen zu dem vollständigen Abschlüsse der andischen und
anuichschcn Wasserscheide und somit zur Isolirung des ge-
sammten Flussgebietes des Soulak von allen caspischen Zu-
flüssen kommen konnte, erklärt sich durch das Zusammen-
wirken zweier sich durchkreuzender Erhebungsrichtungen.
Die nicht zu bezweifelnde und mehrfach durch die Strei-
chungslinie aufgerichteter Kreideglieder angedeutete Erhe-
bungsaxe in h. 9 durchzieht Avarien der Länge nach, und
trifft die Schlucht des Soulak. Es unterliegt keinem Zwei-
fel, dass die frappanten orographi sehen Erscheinungen, wel-
che das nördliche Daghestan so cigenthümlich und vielleicht
einzig in seiner Art gestalten, als nothwendige Folge der
Doppelwirkung jener beiden Erhebungsrichtungen ihre natür-
liche und ungezwungene Erklärung finden können. Eine
Erörterung, bei welcher der gewiss sehr bedeutende Antheil
nicht zu vergessen ist, den die \yirkung der Gewässer auf
die Vertiefung der ursprünglichen Spaltungen zur Darstel-
lung der jetzigen engen und tiefen Schluchten gehabt ha-
ben muss.
Die Erhebung des Tschounou hatte besonders die un-
mittelbar unter dem Kalke auftretenden Bil(lunc:cn blos!TeleG;t.
Sie bestehen aus hellen, kalkigen Mergeln, die sich platten-
förmig ablösen vmd schliessen plattgedrückte Gcoden von
der verschiedensten Grösse in Menge ein. Sic sind von
37
rostbrauner Färbung und bald dem Cementstein, bald mehr
dem Sphärosiderit ähnlich. Nur einmal gelang es mir den
deutlichen Steinkeru einer Versteinerung in diesen Geoden
zu finden, einen Ammoniten. Diese hellen, plattenförmigen
Mergel werden mit dunkeler Färbung immer schiefriger und
thonreicher; sie wechseln mit kalkig schiefrigen Lagen die
sonderbare dem Tutenmergel ähnliche Strukturverhältnisse
zeigen. Die Zwischenlager, welche diese grauen leicht zer-
bröckelnden absolut versteinerungsleeren Massen bilden, sind
sehr mächtig von 50 bis 100 Fuss. In untergeordneten
lockeren Schichten, von thonig sandiger Beschafienheit und
dunkelgrauer Färbung, erscheinen Geoden von verschiedener
und sehr bedeutender Grösse, mit gangförmigen und trümmer-
artigen Ausfüllungen von Kalkspath und thonigem, kohlen-
saurem Eisenspath. Manche Geoden aus sehr bituminösem
Kalkstein enthalten viele und deutliche Versteinerungen. Aus
einer solchen Geode ist
45. Eine Sammlung ausgezeichneter Muscheln aus
unteren Kreidebildungen 1) Ammonites Hugardianus
d'Oiib. pl. 86 von der Familie der Cristati d'Orb. Der
scharfe ßand mit dem Sypho steht am ganzen Umfange
weit hervor. Die Falten schwellen auf zu beiden Seiten
dieses Bandes, gehen aber nicht darüber hin. Die Falten
zertheilen sich auf der Mitte der Seite zu drei anderen, und
werden auf der Seite von 2^ Zoll Höhe wohl an sechszig
erreichen. Bruchstück, was keine Messungen gestattet. 2) B e-
lemnites subfusiformls d'Orb. pl. 4 fig. 9, nur die
obere Spitze. 3) Astarte formosa d'Orb. pl. 262, Fit-
ton tab. 16 fig. 16. Ohngefähr zwölf Anwachsfalten be-
decken die Seite der etwas dreieckigen Muschel. Diese
Falten sind hoch, nicht scharf, sondern oben wie abgeplattet
und polirt. Sie sind, selbst in dieser Geode, nicht selten.
4)Turritella sexlineata, Koemer Kreide tab. 11 fig. 22,
difficilis d'Orb. pl. 151 fig. 18 — 20. Eine in ihren Formen
etwas veränderliche Turritelle. Sechs grössere Streifen ge-
hen concentrisch über die Windungen, zwischen denen fei-
38
nere Streifen sich einsetzen. Vom Tschounou auf der
anuichschen Wasserscheide.
Noch einmal crsclieinen unter diesen Schichten kalkrei-
che Zwischenlager, in welciieu Eisenoxyd durch ochrige
Färbung sich verräth; allmälig führen sie in einen wirkli-
chen, gleichfalls eisenreichen Sandstein. Diese Uebergangs-
zone wird durch das Vorkommen von Belemniten bezeichnet,
die mehr die kalkigen Schichten bewohnen. Diese Bildung
sewinnt nun eine ausserordentliche Mächtigkeit unterhalb
des Tschounou , und entwickelt eine Reihe von Schichten,
welche an den bunten Sandstein erinnern konnten. Kohlen-
spuren verkünden schon in höheren Schichten, in Form un-
deutlicher Pfianzenreste , die bald auftretenden Kohlen-
schiefer mit Pflanzenabdrücken. Diese Schichten
lagern immer auf sehr festen, sandigen Thonschichten und
haben im Dache gewöhnlich einen festen grauen Sandstein.
Im Wechsel mit solchen Schichten kommen schwache häufig
sich wiederholende Kohlenflöze vor, deren Substanz das
Mittel zwischen Glas- und Pechkohle hält und jedenfalls sehr
brauchbar sein würde, da die Kohle sich aufbläht und ver-
koakungsfähig ist; indess ist es ohne Bohrung nicht gelungen
mächtigere Schichten als 5 bis 6 Zoll aufzufinden.
40. Nucula Scapha d'Oub. pl. 301 fig, 1. Kern in
den Zwischenschichten zwischen Kalkstein und Sandstein,
die nicht selbst aus Sandstein bestehen , sondern aus höchst
feinkörnigen kleinen Kugeln, die Muschelbrut zu sein schei-
nen. Tschounou.
47. Scalaria canaliculata d'Okb. pl. 154 fig. 1.
Etwa vierzehn Längenstreifen ziehen sich an einer Windung
herab, welches diese Art wohl der von d'Okbiginy beschrie-
benen an die Seite stellt. Ein grösserer Kern einer Bivalve
in diesem Sandstein hat die dreieckige Form eines Douax,
ist aber sonst unbestinnnbar.
48. Bivalve in braunem Kalkstein über dem Sand-
stein des Tschounou.
Die gcsammte Kohlensandsteinformation bildet eine meh-
39
rere Werst breite Zone, deren Längenaxe wieder in h. 3 bis
h. 4 zieht und zugleich die Axe anticlinalischer Neigung der
oft bis zum Vertikalen aufgerichteten Sandsteine ist. Unter-
halb des Tschounou- Plateau zwischen dieser mächtigen
Bergpartie und der ihr nordöstlich gegenüberliegenden des
Böhödag erleidet die anuichsche Wasserscheide eine tiefe
Einsattelung, die bis auf die belemnitenführenden kalkigen
Schichten und die oberen hellen Sandsteine unter denselben
niedergeht. Die Strasse vom Kumuichschen Dorfe Tcmdi
nach dem Kaitachischen Distrikt Cioibiga führt über diesen
Pass, dessen absolute Höhe 6498 par. Fuss beträgt. So ist
auch dieses breite Querjoch zwischen zwei sich gegenüber-
liegenden Bergmassen wiederum als eine natürliche tiefer lie-
gende Brücke zu betrachten, welche über die Kluft hinweg-
führt, welche jetzt zwei mächtige Kalksysteme (obere Kreide-
schichten) von einander trennt, die einst zu einem Ganzen
verbunden waren. An der senkrechten Wand der Korallen-
und Crinoideenkalke des Böhödag führt ein naher Verbin-
dungsweg nach dem jenseitigen Akouscha schlängelnd empor
zu ausgedehnten Alpenhöhen , die das Thal von Akouscha
im Halbkreis umringen und mit massig steilem Abfall die
Wasserscheide gegen Ost und Nordost bis zur Höhe des
Charikzila überführen.
Zu welcher Formation die kohlenführenden Sandsteine
zu rechnen sind, wird sich leichter bestimmen lassen, wenn
die ergiebige Steinkohlenformation im oberen Cuban näher
gekannt sein wird. Gewiss hat man bei Bestimmung der
geognostlschen Stellung solcher Schichten, zumal auf der
Nordseite des Kaukasus, die grösste Vorsicht nöthig, indem
wir erwarten dürfen den plötzlichen und unerwarteten Auf-
lagerungen jüngerer Formationen auf älteren, mit Uebersprln-
gung ganzer intermediärer Abtheilungen eben so zu begeg-
nen, wie Im europäischen Russland.
Als Ergebniss comblnirender Induktion wird es wahr-
scheinlich, dass die ganze daghestanische Sandsteinformation
ihre Stellung unmittelbar über der Fundamental-Schiefer-
40
formation des centralen Gebirges einnimmt. Die Formation
dieser Schiefer ist aber ebenfalls nicht bestimmt. Von dem
wirklichen, der Natur des Daclischiefers des Transitionsge-
birges sich etwas nähernden Thonschicfer, so wie ich ihn
im Innern der tief einschneidenden Samurthäler und auf den
Kämmen der Centralkette fand, findet ein alhn'aligcr Ueber-
gang statt, in weniger feste, weniger feinschiefrige und mehr
plattenförmig sich ablösende Schiefer die selbst ganze
Reihenfolgen von schwärzlichen mergelschiefrigen Schichten
mit sphärosideritartigcn Einschlüssen in sich aufnehmen und
mit Beibehaltung von plattenförmiger, immer noch den Schie-
fercharakter tragender Schichtung in wirkliche aber jedenfalls
sehr eigenthümliche Sandsteine übergehen, welche zu den
obersten Bildungen der ganzen Formation gehören. Ge-
wöhnlich sind diese schiefrigen Sandsteine von grauer Fär-
bung, von festem, feinem und dichtem Korn und erscheinen
identisch mit den Grausteinen, die in Wechsel mit den wah-
ren Thonschiefern in den Batschinischen und Ossetinisclien
Hochthälern angetroffen werden. Indessen verbreitet sich
diese sandsteinführende Schieferetage über weite Räume auch
mit solchen Gesteinsmodificationen, dass man wieder an den
bunten Sandstein erinnert wird.
Im Akbithale treten warme Quellen von 40,6 Grad R.
aus einem Wechsel von Schiefern und sehr eisenschüssiii'cn
Sandsteinen hervor, die hier sehr stark mit schwefelsauren
Salzen durchdrungen sind, und wie überhaupt sämmtliche
Schieferschichten im Samurgebiete in dem Zustande der ge-
waltsamsten Aufrichtungen, Krümmimgen und Verwerfungen
sich befinden. Weiter aufwärts am Samur in den Thä-
lern, die nach Daghestan hinüber führen, erscheinen die zu
dieser Etage gehörigen Saudsteine nicht so häufig und im-
mer nur in der oberen Höhe der Thalränder. Man würde
über die wahre Natur dieser helleren Schichten, die scharf
von dem Grundthon des dunkelen Schiefergebietes abstechen,
in Zweifel bleiben, wenn die herabgerollten Stücke nicht Auf-
schluss gäben. Im Inneren von Daghestan endhch gewinnt
41
die Vorstellung sicheren Grund, dass die kohlenführende Ab-
theilung eine obere Fortsetzung der in den Schieferbildungen
sei. Es kommt darauf an zu wissen, zu welcher Formation
man diese Schieferbildungen rechnen solle. Zu dieser Be-
stimmung sind die folgenden Versteinerungen von grossem
Werth, die ich nach vielem vergeblichen Suchen innerhalb
der bereits zur entschiedenen Schieferformation gehörigen
Schichten gefunden habe, welche der tiefe Spalt des kou-
mouichschen Koysu zwischen Stadt und Festung Kumusch
durchschneidet. Graue sandsteinartige plattenförmig sich
ablösende Schichten, die selbst zu bedeutenden Bänken an-
wachsen, wechseln hier mit Schiefermergeln, die nach unten
hinab Thonschiefern immer gleicher werden und auf den Zwi-
schenräumen der Schichtenabsonderungen feine Gypsablage-
rungen zeigen. Sehr feste und dunkele schiefrige Grausteine,
feinkörnig, unempfindlich gegen Säuren, bilden in compacten
Schichten das Liegende, in dem der tobende Fluss Koysu sein
Bett gegraben hat. Streichen der Schichten h. 3i-, Einfallen
mächtig gegen Nordost. Die schiefermergeligen Schichten
umschliessen Concretionen eines dunkelen bituminösen sehr
festen kalkigen Gesteins von bedeutenden Dimensionen und
so sehr mit dem Grundgestein verwachsen, dass es kaum
davon zu trennen ist. In diesen fand ich schwarze verkie-
selte Hölzer mit Besten von wirklicher Kohlensubstanz in
Verbindung mit ganz eigenthümlichen Versteinerungen; die
auffallendste ist ein Ammonit.
49. Ammonites strangulatus Taf. II. Fig. 3a, b,
nach einem Bruchstück mit Benutzung einer an Ort und Stelle
verfertigten Zeichnung. D'Orb. pl. 49 fig. 8 — 10. Wenigstens
sind die vorzüglichsten Kennzeichen mit dieser Abbildung über-
einstimmend. Der Ammonit ist fast gar nicht involut, so dass
die letzte Windung nur mit sehr geringem rinnenartigen Ein-
druck auf der vorigen liegt. Da er nicht schnell wächst, so liegen
alle Windungen frei und das Ganze ist scheibenförmig. Die
Mundöffnung ist fast kreisrund. Sechs oder sieben Einschnü-
rungen zeigen eben so viele Mundreste, die von Wülsten
42
begrenzt werden. Dieses und die feine Streifung nach vorn
hin, ohne Knoten auf den Seiten zeichnet den Ammoniten aus.
Er gehört in die Abtheihuig der Fimbriati. Letzte Win-
dungshöhe zum Durchmesser wie 30 : 100. — Grössere ge-
rippte Aramonitenfragmente auf dem Stück sind zu unvoll-
ständig um irgend eine Bestimmung zu erlauben. Ncocomien.
Kumusch Koysu. In schwarzem Kalkstein.
50. Mytilus falcatus. D'Ouk. pl. 341 fig. 11-13.
Von j Zoll. Mit einem fein und enggestreiften conischen
Saurier-Zahn in schwarzem Kalkstein. Koysu.
51. Mytilus. Glatt, nur mit flachen Anwachsstreifen.
Ohne Einbiegung der Seite. Unvollständig. Dennoch ist
er unter den bisher bekannt gemachten nicht aufzufinden.
Koysu. 2j Zoll gross.
52. Ammonites st rangulatus. Vid. 49. Viele
Stücke vereinigt, mit braunen Holzspänen dazwischen. Koysu.
Hundert Werst in Südost von Dttgheslan liegt der Schach-
dag, 13200 Fuss hoch. Auf der sanft gewölbten Plattform
seines Gipfels habe ich am 3. September 1847 im reinsten
Dolomit aufgelesen :
53. Ostrea carinata. D'Oub, pl. 474, im gelben
Dolomit. Schagdag.
54. Astrea angulosa, Goldkl.ss tab. 23 fig. 7. Im
Dolomit. Innere Kerne, mit dem äusseren Bande. Die La-
mellen sind zerstört. Schachdag. Mit ihnen finden sich Am-
moniten, die Am. biplex ähnlich sind, Steinkerne auf das
zierlichste von perlmutterglänzenden Rhombocdcrn gebildet ;
auch Terebrateln auf steinigen Oasen in der weiten Schnee-
wüste der Gipfelhöhe, die durch das Zerfällen hervorragen-
der Klippen entstanden und sich alljährlich vom Schnee be-
freien, während die unveränderliche Kuppe des ewigen Eises
selbst noch einige Tausend Fuss unter dem Gipfel zur
Bildung von Schneegletschern Veranlassung giebt.
Schon in der Mitte des August war ich dem Gipfel des
merkwürdigen Tschalburdag , dem Nachbar des Schachdag,
ganz nahe, als ein herabrollendes Dolomitstück meine letzte
43
Barometerröhre, und mit ihr alle die Hoffnungen zernichtete,
die ich an die Hinführung dieses Instruments bis nach
Lenkoran und bis zum Sabalan bei Ardehil geknüpft hatte.
Noch dieselbe Nacht fand mich, vom Monde begünstigt, auf
dem Wege über den 10,296 par. Fuss hohen Hauptkamm
des Caucasus nach dem jenseits liegenden Kutkaschin. Von
hier legte ich die nahe an 300 Werst weite Reise nach Ti-
ßis zu Pferde und auf dem Postkarren in der glühenden
Sonnenhitze zurück. In IHßis grassirte die Cholera noch
heftig. Anderen Tages erkrankte ich am Fieber, befreiete
mich aber nach wenigen Tagen davon, versorgte mich auf
das Neue mit drei mir noch verbliebenen Barometerröhren,
wie mit gutem Quecksilber und gelangte noch mit einem
guten Reservebarometer versehen auf demselben Wege, den
ich gekommen, am 1. September wieder nach Korusch in
7752 Fuss Höhe am Schachdag. Die schnelle Ersteigung
des Schachdag bestätigte nur hier wiederum die am Alaghez
gemachte Erfahrung , dass eine angestrengte Erhebung über
die Schneeregion das beste Mittel ist, sich ganz vom Fieber
zu befreien.
Der Schachdag bildet den culminirenden Höhenpunkt
eines wahrhaft alpinischen Kalksystems, welches vom Tschal-
burdag im Samurthale beginnend in naher paralleler Rich-
tung mit dem caucasischen Kamm sich etwa 50 Werst ab-
wärts gegen Südost erstreckt. Dem orographischen Charak-
ter der daghestanischen Kalkbildungen getreu, wendet der
Schachdag seine mächtigen Abstürze dem Schiefergebiete des
Kaukasuskammes zu. Gegen Nordost entwickelt das System
auf ausgedehnten und sanftgeneigten Plateaustuffen, be-
günstigt durch die bis zu einer Höhe von 6738 Fuss und
darüber ansteigenden thonreichen Tertiärschichten, den vollen
Reichthum einer Flora, die an Ueppigkeit und Mannigfaltigkeit
Alles übertrifft, was ich in den begünstigtsten Theilen der
caucasischen Gebirgswelt bisher gesehen habe. Tiefe Thäler
dringen von dieser nordöstlichen Seite in das System, durch-
strömt von wasserreichen Zuflüssen des Samur, aber nur das
44
Thal von Sessa durchsetzt als Ilauptbaranco das ganze Sy-
stem vollständig in seiner Mitte und scliliesst seinen inner-
sten Bau auf.
55. Nerinea nobilis, Goldfuss tab. 176. fig. 9.
soviel sich an völHg umwachsenen Stücken erkennen lässt.
Von den Höhen des Tschalburdag im rothen sandigen Kalk-
stein, wie von der AVand bei Wien. Dlbois hatte dieselbe
und in gleichem Kalkstein vom Mt. Sardal pres d Heleneii-
dorf ä 1 mille de Gandjas. Mittlere Kreide.
56. Terebratula nuciformis mit feiner Faltung,
zugleich mit Terebratula biplicata angusta, zum Neo-
comien. Untere Etage des Schachdag.
56 a. Terebratula aus dem Nerineenkalke des Tschal-
burdag, im rothen Kalkstein. Eine grosse glatte; auf dem
Rücken mit sehr flacher Carina und mit am Schlossrande um
ein Geringes über die Dorsalschale vorstehender Ventral-
schale, welches den meisten glatten Terebrateln der Kreide
eigenthümlich ist. Auffallend ähnlich der Terebratula ner-
viensis ü'Akchiac Tourtia pl. 5. f. 3. Dubois hat dieselbe
Terebratel aus Kreide von Shak Boulack in Karabagh ge-
sammelt.
57. Kalkspathdruse im Dolomit vom Schachdag.
58. Mactra, ein Konglomerat von Schalen in tertiä-
rem Muschelkalk, die ich bis zu einer IJühe von 6738 Fuss
auf dem nordöstlichen Abhänge des Schachdagsystems ge-
funden habe. Es ist dieselbe Mactra, welche ich in Menge
theils in lockcrem, lehmigem Boden, theils den festen Schich-
ten angehörig, in dem unteren Theilc des Tafelberges bei
Tarki fand. Die Schichten, welche noch jetzt im Caspisee
lebende Geschlechter beherbergen, lagen über den Mactren.
59. Mactra von derselben Art von Tarki.
Am Fusse der Steilabstürze der Kalk- und Dolomitfor-
mation des Schachdag kann man mit der grössten Deutlich-
keit die unmittelbare Auflagerung derselben auf der Schie-
ferformation erkennen. Die kohlenführenden Sandsteine der
oberen Etage werden hier vertreten durch feste, plattenför-
45
mige sandige Schiefermergel, in welchen ganz dünne, wie
Gllmmerblättchen aussehende Gypsblättchen liegen ; indess
wechseln auch diese mit wirklichen Sandsteinen , die den
Uebergang der Schiefer vermitteln. Eine Axe antiklinaler
Neigung durchsetzt in der Richtung zwischen h. 3 — 4 das
merkwürdige Hoch- und Längenthal, welches zwischen dem
Schachdagsystem und dem kaukasischen Hauptstamm sich
ausdehnt und durch zwei Querjoche, welche flache sattelför-
mige Pässe bilden, in mehrere Abtheilungen zerfällt. Ge-
nau innerhalb dieser Axe anticlinaler Neigung befindet sich
unweit des Dorfes Kinulughi in einem zu den Dolomitwän-
den des nahen zum System des Schagdag gehörenden Kis-
selkaja emporziehenden Querthale die Stelle, wo bedeutende
Quellen desselben Kohlen wasserstofFgases, wie bei Baku die
im Ganzen nur wenig bekannten ewigen Feuer des
Schagdag unterhalten. Das Gas tritt hier unmittelbar aus
Klüften des mit dem Schiefer wechselnden Sandsteins. Die
gegenüberliegende Wand der tief einschneidenden, rechtwink-
lig auf die Erhebungsaxe gerichteten Schlucht zeigt das an-
gedeutete anticlinale Neigungsverhältniss im deutlichsten Profil.
Die absolute Erhebung der Oertlichkeit beträgt 7834 Fuss
über dem Gaspisee. Dicht neben den Feuern, die niemals,
durch meteorologische Ereignisse erstickt werden, stand ein
üppiges Gerstenfeld in vollen Aehren. Es möchte hier wohl
einer der bedeutendsten Höhenpunkte sein, bis zu welchen
noch CereaHen auf den nördlichen Abhängen des südöstli-
chen Kaukasus vorkommen. Die sanfte Abdachung, welche
vom Gebirge ab auf dieser ganzen Seite des Kaukasus bis
zum Meere stattfindet, trägt gewiss zur minder schnellen
Abnahme der Wärme mit der Höhe bei, und mag wohl
einer der mitwirkenden Gründe sein, welche die Kulturver-
hältnisse in dem ganzen Gebirgsgebiete mit Einschluss vom
eigentlichen Daghestan bis zu Höhen hinaufführen, wo im
centralen Theile des Kaukasus schon läno;st die Möglichkeit
der Agrikultur und mit ihr jede Ansiedelung verschwunden
ist. Das grosse und schöne Dorf Konisch zwischen Tschai-
46
hv% und Schagdag liegt 7752 Fuss über dem Caspisec, und baut
vortrefflichen Roggen , Weizen wenig. — Nirgends leistete
mir das Barometer wichtigere Dienste, als in diesen Ge-
birgslUndcrn. wo man in Bezug auf Abschätzung absoluter
Höhen den grössten Täuschungen ausgesetzt ist. Ich war
erschreckt, meine beiden Barometer in Cuha von 337 Linien
auf dem Wege von Baku nach J)e)hc?it bis 316 Linien flillen
zu sehen, und glaubte sie verdorben, da es unmöglich war,
mich durch das Auge zu überzeugen, dass ich vom Meere
ab einen Abhang von dieser Höhe erstiegen hatte. Ich
schätzte Criha 5 bis 600 Fuss höchstens über dem Meere.
Später, von den Höhen hinter Derhent war das Verhältniss
in dem schönen Panorama über das Talassuanische Gebiet
nach dem Schachdag und Kaukasus in der scharf gezogenen
Neigungslinie der gegen das Gebirge wie ein Glacis anstei-
genden Tertiärablagerungen besser zu erkennen, und nun
wurde es klar, weshalb auch Cuba so hoch liegen müsse.
Es ist nun wohl sehr beachtungswerth, dass eine Linie,
welche von dem Punkte der ewigen Feuer ab innerhalb der
Streichungsrichtung der Schieferformation gegen Südost ge-
dacht wird, in etwa 60 Werst P^ntfernung die heissen Quel-
len von 39,5 R. von Kunakent und in 1 75 Werst Entfernung
die unerschöpflichen centralen Naphtaemanationen von Ap-
scheron , so wie die Gasquellen der ewigen Feuer von Cy-
ragnni trifft. Durch sorgfältige Untersuchungen habe ich
mich überzeugt, dass diese Linie ^xx'i Apschcron eine Linie
unverkennbarer thermalen Einwirkung ist. Aus einer Rcilie
von einigen dreissig Quellen- und Brunnenbeobachtungen
war es erlaubt, die Bodentemperatur auf Apscheron auf 12 °
R. annähernd zu bestimmen. Nun zeigte sich für die Naphta
und das Brenngas folgendes thermale Verhalten. Die braune
wie Gallenflüssigkeit aussehende Naphta (2te Sorte) aus 60
bis 90 Fuss tiefen Brunnen, die täglich ein jeder bis zu
70 und 90 Pud liefern, 13,6 R. Die weisse, wie trüber
Rheinwein aussehende Naphta nahe bei den Gasquellen (Iste
Sorte) 15,7 R. Die Gastemperatur iu nicht entzündet gc-
47
■vvesenen Quellen gemessen, 16,2 R. Schweflige Mineral-
quelle unweit Balachani 16,8 und 19,6 im Maximum; die
stärkste thermale Manifestation auf Apscheron überhaupt.
Aber die Sandsteinschiefer, an mehreren Stellen auch
von einer Erhebungsrichtung in h. 9 afficirt, aus welchen ich
unter der Tertiär- und Alluvial-Bedeckung weiter in Nord-
west vom centralen Gebiet von Apscheron schwarze Naphta
treten sah, scheinen mit den Sandsteinen unter dem Schach-
dag identisch. Es möchten also wohl recht alte Bildungen
sein, welche die Recipienten für die ungeheuren Ansammlun-
gen der Naphta auf Apschei'on bilden. Ich habe mich in
einem anderen Aufsatze bemüht den Zusammenhang nach-
zuweisen, der zwischen der Konfiguration des ganzen Ge-
bietes von Schamachie an und der Lage wie der relativen
Vertheilung der Gas- und Naphtaquellen, der Salsen und
Schlammvulkane früherer Zeit, so wie der Salzquellen und
der Thermen stattfindet; ein Zusammenhang, der richtig auf-
gefasst den wesentlichsten praktischen Nutzen zu gewähren
vermag und auch bereits wirklich gebracht hat. Im Mai
1847 wurde ich auf meiner Durchreise nach Daghestan von
dem Direktor der Kakinischen Mineralproductengewinnung
über meine Ansichten befragt in Betreff der Möglichkeit,
die Naphtaproduktion noch zu vermehren, die schon damals
aus 72 Brunnen etwa 200,000 Pud jährlich betrug. Auf
Grund meiner gemachten Wahrnehmungen rieth ich zur
Anlage neuer Brunnen von möglichst weiten Dimensionen
und in massigen Entfernungen von einander an einer früher
bezeichneten Stelle.
Diese Brunnen , obschon nach einer mangelhaften Me-
thode, wurden gemacht. Der erste, im vorigen Herbst (1847)
beendigt, hat fortgefahren, 40 Pud täglich zu liefern; ein
zweiter von noch grösseren Dimensionen giebt jetzt alle 24
Stunden eine Ausbeute von HO Pud Naphta, eine Quanti-
tät, die sich allein aus diesem einen Brunnen auf etwa 39000
Pud jährlich beläuft, -und ungefähr einen Ertrag von 24000
48
Rubel Silber sicherstellt, einschliesslich des Gewinnes aus
dem 40 Pud Brunnen.
Wenn man von den Feuern am Schachdag ab die so
eben in ihrer südöstlichen Richtung betrachtete Linie nach
Nordwest verfolgt, trifft sie die 40 " R. besitzenden heissen,
schwefehgen Quellen von Akti, und wird dann in weiterer
Verlängerung die ligne de faite des kaukasischen Haupt-
kammes. — Die bisher angeführten Verhältnisse bestimmen
nun die orographische und geologische Stellung des Schach-
dag hinreichend, und gebieten denselben als den Culmina-
tionspunkt der südlichsten Grenzlinie des geognostischen Ho-
rizonts zu betrachten, welcher die Kalkbildungen des ge-
sammten daghestanischen Gebietes einschliesst. Der Erhe-
bungsakt, welcher unter Mitwirkung der stärksten dolomitischen
Einwirkung die Flözbildungen des Schachdag ihrem ur-
sprünglichen Zusammenhange mit den analogen daghestani-
schen Ablagerungen entzog, scheint derselbe gewesen zu
sein, der den Kaukasuskamm aufrichtete und die gewaltige
Spalte eröffnete, welche das heutige Samurthal bildet.
Als sprechender Zeuge dieses Ereignisses erhebt sich
dem Schachdag und Tschalbuzdag gegenüber, auf der linken
Saraurseite die pyramidale, hoch und mächtig emporragende
Felsenkuppe des Yaiadag von gleichen lithologischen und
paläontologischen Charakteren, wie die Kalkbildung des
Schachdagsystems. Noch jetzt fluthet der Samur in vereng-
ter Thalschlucht über Dolomit und Kalktrümmer hin, welche
das Samurthal zwischen dem Tsciialbuz und Yaiadag aus-
füllen und als die Reste jenes früheren Zusammenhanges in
Anspruch genommen werden müssen.
Innerhalb des weiten Gebietes, welches der Gesichts-
kreis vom Schachdag umfasst, habe ich auf dreimonatlichen
Wanderungen an keiner Stelle ein krystailinisches Gestein
anstehend getroffen, und mein Hammer hat ein solches, mit
Ausnahme einiger seltenen PorphjT- und Grünsteingerölle
im Flussbette des Sousack nicht berührt.
Tiflis, im Mai 1848.
49
2, lieber die fossilen Foraminiferen und Entomostra-
ceen der Septarienthone der Umgegend von Berlin.
Von Herrn Prof. Dr. Aug. E. Eeuss in Prag.
Hierzu Taf. III. bis VII.
Herr Prof. Beyrkh hat vor vi^enigen Jahren in seinem
trefflichen Aufsatze *) über die Septarienthone der Umge-
gend von Berlin nachgewiesen, dass dieselben ihren Petre-
facten nach den eocänen Tertiärschichten ano;ehören. Er hat
zugleich ausser Zweifel gesetzt, dass sie mit den Thonen
von Boom und Baesele in Belgien , mit dem von Walle bei
Celle, und wahrscheinlich auch von Bredenheck bei Holtense?i
am Deister vollkommen identisch sind. Herr Prof. Beyrich
hat dadurch nicht nur die geognostische Kenntniss Nord-
deutsclilands mit einem neuen, wahrscheinlich Aveit verbrei-
teten und auf eigenthümliche Weise geghederten Schichten-
komplex bereichert , sondern auch , was von viel grösserer
Wichtigkeit ist, einen sichern, festen Horizont geboten, von
dem man bei Beurtheilung der anscheinend so einförmigen
und ihrem petrographischen Charakter nach so wenig von
einander abweichenden Formationen der norddeutschen Ebene
ausgehen muss. Es ist dadurch der gcognostischen For-
schung in diesem Ländergebiete eine ganz neue — die ein-
zig wahre — Bahn geöffnet, und manche aus dem bisherigen
Mangel eines solchen scharf bezeichneten Ausgangspunktes
nothwcndig hervorgegangene Verwirrung der Begriffe dürfte
dadurch beseitigt werden.
Ob und in wiefern der neue schöne Fund und die dar-
aus gezogenen unzweifelhaften Schlüsse des Herrn Prof.
Beyrich auch auf die Braunkohlengebilde der südlich an-
grenzenden Länder eine Anwendung finden können und
werden, ist nach den von mir bisher vorgenommenen Unter-
suchungen sehr zweifelhaft. Es scheint sich vielmehr so-
*) In KAr.sTE.N's Archiv. 1848. Bd. '22. Heft I. pag. 1 ff.
Zcits. (1. d. gcol. Ges. III. f. 4
50
wohl aus meinen älteren Beobaclitungcn , als auch aus den
im verflossenen Herbste bei der Untersuchung des Egerer
Bezirkes gewonnenen Resultaten zu ergeben, dass die Braun-
kohlengebilde des nördlichen Bölimens nicht den eocänen
Schichten zuserechnet werden können, vielmehr miocän, ein
SüsswasserUquivalent der bis über die Ostgrenze Böhmens
vordringenden meerischen Miocänschichten des Wiener Bek-
kens sein dürften. Durch den gänzlichen Mangel mariner
Ablagerungen in der böhmischen Braunkohlenformation wird
eine Vergleichung derselben mit den norddeutschen wohl
eine sehr missliche; die zahlreichen bisher darin aufgefunde-
nen Petrefacten deuten aber überall mit überwiegender Waiir-
scheinlichkeit auf eine Analogie mit jüngeren Tertiärschich-
ten. So die überaus reiche Flora, die in den norddeutschen
Braunkohlengebilden noch nirgend nachgewiesen ist; die zum
Theil mit Formen der Tertiärschichten von Hochheim, Wies-
laJen und Weisenau übereinstimmenden Land- und Süss-
wasserschnecken; endlich der von mir jüngst in den Cypris-
reichen Braunkohlenthonen des Egerer Bezirkes in Menge
aufgefundene Lebias Meyeri Agass. , der schon früher aus
ganz ähnUchen Schichten bei Fraiikftirt a. M. bekannt ge-
worden war.
Doch dem sei , wie ihm wolle ; in Beziehung auf die
geognostischen Verhältnisse Norddeutschlands ist die Ent-
deckung des Hrn. Prof. Bjeyrsch von der grössten Wichtig-
keit, und mit ihr beginnt in den dortigen Forschungen eine
ganz neue Epoche.
Seit einer Keihe von Jahren mit dem Studium der ter-
tiären Foraminiferen und Entomostraceen, und in der letzten
Zeit vorzugsweise mit denen der Eocängebilde der östlichen
Alpen beschäftigt, musste es mir ein hohes Interesse gewäh-
ren, auch mit den Foraminiferen des oben erwähnten neuen
eocänen Gebildes der Septarienthone näher bekannt zu wer-
den. Herr Prof. Beykicji bot mir bald Gelegenheit, diesen
Wunsch zu erfüllen, indem er mir mit gewohnter Güte wie-
derholt Proben der Septarienthone von Jkrmsdorf imd Freien-
51
wähle zur Untersuchung' mittheilte. Die Resultate derselben
übertrafen meine Erwartung.
Es gelang mir, in dem mir zu Gebote stehenden Mate-
riale 65 gut bestimmbare Species von Foraminiferen zu ent-
decken. Jedoch muss die Zahl der darin enthaltenen Arten
noch viel bedeutender sein, nach den zur genauen Bestim-
mung nicht genügenden Trümmern zu urtheilen , welche ich
nebstbei in nicht geringer Anzahl antraf. Sie gehörten be-
sonders den Gattungen Dentalina , Marginulina , Robulina,
Polymorphina, Operculina, Textularia, Triloculina und Quin-
queloculina an, deren Arten mithin durch fortgesetzte For-
schungen noch eine wesentliche Vermehrung zu erwarten
haben.
Von den angeführten 65 Arten sind mit Ausnahme einer
einzigen — der Fissurina alata m. — alle übrigen vielkara-
merig, und zwar gehören 16 den Stichostegiern, 28 den He-
licostegiern , 13 den Enallostegiern und nur 7 den Agathi-
stegiern an. Die Armuth an der letzten Gruppe angehörigen
Arten ist eine die Foraminifcrenfauna des Septarienthones
charakterisirende Eigenthümlichkeit; denn in allen übrigen
Tertiärfaunen, besonders der des Pariser Beckens, walten die
Agathistegier sowohl an Fülle dtr Arten, noch mehr aber
an Individuenreichthum über alle übrigen Gruppen vor. Im
Septarienthone ist dagegen die Zahl der Arten sehr gering
und selbst diese sind ungemein spärlich vertreten.
Ebenso auffallend ist die geringe Entwickelung, welcher
sich das Genus Textularia erfreut. Jedoch gilt dies nur von
der Mannigfaltigkeit der Species ; die Individuenfülle ist bei
beiden vorhandenen Arten sehr gross; ja sie sind beinahe
die individuenreichsten sämmtlicher Foraminiferenarten des
Septarienthones.
Unter den Helicostegiern, welche die grösste Artenzahl,
nämlich 0,43 der Gesammtsumme umfassen, sind Eobulina
(mit 10 Species) und Rotalina (mit 9 Species) die artenreichsten
Gattunsfen. Aber von den KobuHnaarten erfreut sich keine,
von den Rotalinen dagegen ß. Ungeriana und Partschiana
4*
52
d'Orb., R. granifera m. und in geringerem Grade auch R.
Girardana und umbonata m. einer reicheren Entwickelung.
Unter den übrisjen Ilehcosteoiero-attuno-en hat nur Gau-
dryina noch eine grössere Individuenl'ülle aufzuweisen, alle
anderen sind nur spärlich vertreten, zum grossen Theile selbst
sehr selten.
Die Enallostcgier sind mit Ausnahme der zwei schon
oben erwähnten Tcxtularlen durchsfchends seltene Erschei-
nungen. Dasselbe gilt in noch höherem Grade von den
Agathistegiern, unter denen nur Sphaeroidlna variabilis m.
etwas häufiger angetroffen wird.
Stellt man eine Vergleichung zwischen den Foramini-
fercn der beiden von mir untersuchten Lokalitäten — Herms-
dorf und Freienivalde — an, so fällt zuerst die weit grössere
Seltenheit dieser Fossilreste an dem letztgenannten Orte
in die Augen. Er hat bisher nur 20 Species geliefert, von
denen aber nur 4 (mit Ausnahme der Clavulina communis
d'Oiib. alle äusserst selten) ihm eigenthümlich sein dürften.
Alle übrigen hat er mit Hermsdorf gemeinschaftlich, und es
ist wohl nicht unwahrscheinlich, dass von den erwähnten 4
Arten sich noch eine oder die andere auch bei Hermsdorf
vorfinden werde- Dass 36 Arten bisher nur in dem Herms-
dorf er Thone angetroffen worden sind, darf bei der reicheren
Entwickelung der Foraminiferen überhaupt an dieser Loka-
lität nicht in Verwunderung setzen.
Im Ganzen weisen also die Foraminiferen eine vollkom-
mene Uebereinstimmung der Thone von Hermsdorf und
Freienwalde nach. Auffallend ist aber die ungleiche AVeise,
auf welche die verschiedenen Arten an beiden Lokalitäten
repräsentirt sind. AVährend bei Hennsdorf mehrere Rotali-
nen. Dentalinen, Robulinen, Gaudryinen, Textularien zusam-
men die Hauptmasse bilden, wird diese bei Freiemoalde fast
ganz von Rotalina Partschiana d'Ohjj. zusammengesetzt, in-
dem sie beinahe f der gesammten Foraminiferen ausmacht,
Avährend sie bei Hermsdorf nur selten vorkönunt. Ausser-
dem treten bei Freienwalde nur Textularia laccra m., Rota-
53
Hna Ungeriana d'Okb. und Gaudryina siphonella m. noch
etwas häufiger auf; alle übrigen Species sind nur als Selten-
heiten zu betrachten.
Vergleicht man dagegen die Foraminiferen des Septa-
rienthones mit denen anderer tertiärer Schichtenkomplexe, so
ergeben sich daraus einige interessante Resultate.
Das Auffallendste ist wohl die Uebereinstimmung von
13 Arten mit solchen aus den jüngeren*) Tertiärschichten
des Wiener Beckens, des Steinsalzlagers von lVieltc%ka und
den sogenannten Subapenninenschichten von CastelV arquato.
Sie sind: Glandulina laevigata d'Ohb., Dentalina consobrina
und elegans d'Okb., Nonionina buUoides d'Okb., N. quin-
queloba m. **), Rotalina Akneriana, Boueana, Partschiana
und Ungeriana d'Orb. , Clavulina communis d'Okb. , Glo-
bulina gibba und aequalis d'Okb. und Quinqueloculina te-
nuis Cz. Wenn in Beziehung auf einige derselben, die
glatten und mannichfachen individuellen Schwankungen unter-
liegenden Dentalinen und Globulinen wirklich ein Identifici-
ren verschiedener Species stattgefunden haben könnte, so ist
dies doch in Hinsicht auf die scharf charakterisirten Nonio-
ninen, Rotalinen und die Clavulina nicht wohl denkbar, um
so weniger, da von ihnen nicht etwa nur einzelne Exemplare
zur Vergleichung vorlagen, sondern ganze Reihen, indem
die Clavulina communis, Rotalina Ungeriana und Partschiana
sowohl bei Wien , als in den Septarienthonen häufig auftre-
ten. Und doch konnte bei der genauesten Untersuchung
kein einziges genügendes Unterscheidungsmerkmal entdeckt
werden , so sehr meine Bemühungen auch dahin gerichtet
waren.
*) Ich gebrauche hier das Wort miocän absichtlich nicht, weil mei-
ner schon mehrftvch ausgesprochenen Ueberzeugung nach eine scharfe
Grenze zwischen Miocän und dem, was man bisher unter Pliocän ver-
standen hat, überhaupt nicht existirt. Es scheint mir besser, beide unter
dem Begriffe des Juugtertiären zusammenzufassen im Gegensatz zu dem
Alttertiären : den Nummulitenschichten und den Eocängebilden.
**) Zuerst von mir im Salzthon von Wieliczka aufgefunden.
54
Alle übrigen 52 Species — also 0,76 der Gesammt-
summe — zeigten sich aber von jüngeren Formen, so ähn-
lich sie ihnen mitunter sein mocliten, bestimmt vei'schieden.
Ein anderes merkwürdiges Resultat, welches ich durch
die Vergleichung der Foraminiferen der 8eptarienthone ge-
wann, ist dies, dass keine einzige derselben mit irgend einer
der zahlreichen mir bekannten Arten des Pariser Grobkalkes
identisch gefunden wurde. Und doch hätte man einige
solche Species zu finden erwarten sollen, da auch unter den
Konchylien Herr Prof. Beykkh einige übereinstimmende
Arten nachgewiesen hatte. Ucbrigens weicht die Pariser
Foraminiferenfauna auch schon in ihrem Gesammthabitus durch
das ungemeine Hervortreten der Agathistegier von der des
Septarienthones wesentlich ab.
Mit den Foraminiferen des Londonclay, der dieselben
jedoch überhaupt in geringer Anzahl zu beherbergen scheint,
war mir leider nur eine sehr beschränkte und mangelhafte
Vergleichung möglich, da ich nur wenige Arten von daher
besitze. Mit den 10 Arten, welche mir zu Gebote standen
und die ich grossentheils der Güte des Herrn Morris ver-
danke, stimmte keine einzige aus dem Septarienthon überein.
Eben so wenig war dies der Fall mit den in der jüng-
sten Zeit von mir in den Nummulitenschichten der östlichen
Alpen aufgefundenen zahlreichen Arten.
Von dem Thone von Boo7n mid Baesele in Belgien, der
nach Hrn. Prof. Beyrich mit dem Jlernisdor/er vollkommene
Identität zeigt, konnte ich mir trotz aller Bemühungen keine
Probe verschaß'en. Die in ihm etwa enthaltenen Foramini-
feren sind mir daher auch ganz unbekannt geblieben.
Dagegen erhielt ich durch die zuvorkonnnende Güte
des Herrn Oberbergrath Jugler eine kleine Partie des Tho-
nes von Walle bei Celle, der ebenfills Foraminiferen führt,
wenngleich in geringer Anzahl. Nebst mehreren unbestimm-
baren Trümmern lieferte er 10 Arten, von denen nur eine,
Cristellaria Jugleri m., die ich weiter unten ebenfalls be-
schreiben und abbilden werde, ihm eigenthündich ist. Eine
55
zweite', ebenfalls in dem Thone von Hermsdorf und Freien-
walde nicht vorfindige, stimmt mit Eotalina Dutemplei d'Orb.
aus den Wiener Tertiärschichten überein. Sämmtliche übri-
gen, nämhch: Nonionina affinis m., Eotalina Ungeriana und
Partschiana d'Orb., R. Girardana, bulimoides und umbonata
m., Gaudrjina siphonella m. und Textularia lacera m. sind
von mir auch in den Berliner Septarienthonen gefunden wor-
den. Ein neuer Beweis für die schon von Hrn. Prof. Bey-
KicH aus anderen Gründen dargethane vollkommene Identität
der beiderlei Schichten. Bei Walle waltet, wie bei Freien-
walde, Eotalina Partschiana d'Orb. über die übrigen Ar-
ten vor.
Eine mir ebenfalls durch die Gefällio;keit des Herrn
Oberbergrathes Jugler zugekommene Probe der grauschwar-
zen von VoLGER beschriebenen Lüneburger Thone war
ganz foraminiferenleer.
Die übrigen Tertiärthone Norddeutschlands konnte ich
nicht zum Gegenstande meiner Untersuchungen machen, da
es mir unmöglich war, Proben davon zu erlangen, wie es
überhaupt schwer hält , sich dergleichen zu verschaffen , da
immer noch dem kleinsten organischen Leben nur von weni-
gen Seiten die gebührende Aufmerksamkeit geschenkt wird,
obwohl ihm sein Werth in Beziehuno; auf die Charakterisi-
rung der Schichten nicht abgesprochen werden kann.
Die Zahl der Cyprideen, denen ich bei Untersuchung
der Foraminiferen zugleich meine Aufmerksamkeit zuwandte,
ist in den Berliner Septarienthonen nur sehr gering. Ich
entdeckte bisher nur zwei Arten, Cytherina Beyrichi m. und
Cypridina echinata m., welche beide sowohl bei Hermsdorf
als auch bei Freienwalde vorkommen. Beide sind mir bis
jetzt aus keinen anderweitigen Schichten bekannt geworden.
Ehe ich zur Beschreibung; der einzelnen Foraminiferen-
species schreite, gebe ich hier der leichteren und schnelleren
Uebersicht wegen noch eine tabellarische Zusammenstellung
derselben.
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Dcntalina soluta ra. . . .
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consobrina d'Orb.
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acuticauda m. .
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elegans d'Orb. .
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obliquestriata m.
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Marginulina tumida m. . .
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Frondicularia seminuda m.
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Spirolina Humboldti m.
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Cristcllaria galcata m. . .
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depauperata m. . .
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w.
Wz.
Partschiaua d'Orb.
H.
F.
Wa.
w.
Wz.
J.
—
umbonata m. . .
H.
F.
Wa.
—
—
—
granosa m. . '.
H.
F.
—
—
—
Ungeriana d'Orb.
H.
F.
Wa
w.
Wz.
—
—
contraria m. . .
H.
—
—
—
—
—
—
bulimoides m. . ,
H.
F.
Wa.
—
—
—
Uvigeriua gracilis m. . .
H.
F.
—
—
—
—
—
Clavulina communis d'Orb.
—
F.
—
w.
Wz.
—
L.
Gaudryina siphonella m. •
H.
F.
Wa.
—
—
—
—
Chilostomella cylindroicles m.
H.
F.
—
—
—
—
—
Globulina gibba d'Orb. . .
H.
—
—
w.
Wz.
J.
L.
aequalis d'Orb. .
H.
—
—
w.
Wz.
J.
—
inflata m. . . .
H.
—
—
—
—
—
—
amplectens m. .
H.
—
—
—
—
—
—
guttula m. . .
H.
—
—
—
—
—
amygdaloides m.
H.
—
—
—
—
—
—
Guttulina semiplana m.
H.
—
—
—
—
—
—
Polymorphina dilatata m. .
H.
F.
—
—
—
—
lanceolata m.
H.
F.
—
—
—
—
—
Bolivina Beyrichi m. . . .
H.
F.
—
—
—
—
—
Textularia lacera m. . .
H.
F.
Wa.
—
—
—
attenuata m. . .
H.
F.
—
—
—
—
—
Biloculina turgida m. . .
H.
F.
—
—
—
—
Triloculina valvularis m. . .
H.
—
—
—
—
—
enoplostoma m. .
H.
—
—
—
—
—
—
turgida m. . . .
H.
—
—
—
—
—
—
Quinqueloculina impressa m. .
H.
—
—
—
—
—
tenuis Czcz. .
H.
F.
—
w.
Wz.
—
Sphacroidina variabilis m.
H.
F.
—
—
—
—
—
58
Beschreibung der einzelnen Arten.
A. Monostegia d'Orb.
Fis surina m.
1. F. alata ra. (Taf. III. Fig. 1.).
Testa late ovali, svperne acuta, hifenie rotundata, com-
pressa^ rnargine ca?'inato -alata, tenuissime punctulata-, aper-
tura hrevi liyieari. — Long. =0,4 mm.
Gehäuse breit oval, oben kurz zugespitzt, unten gerun-
det, zusammengedrückt, ziemlich gewölbt, am liandc mit
einem schmalen dünnen flügelartigen Saume eingefasst. Die
Oberfläche fast glatt, nur mit entfernten äusserst feinen
Punkten besetzt. Die quere lineare Mündung kurz. Ist
der F. carinata m. aus dem Salzthone von Wielicxka sehr
ähnlich, welche aber am Rande wohl scharf gekielt, aber nicht
geflügelt, dagegen mit deutlichen vertieften Punkten dicht
besetzt ist.
Selir selten bei Hermsdorf.
B. Polystegia.
I. Stichostegia d'Orb.
Glandulina d"Oub.
1. Gl. laevigata d'Orb.
D'Okbigay ybrwwm?/'. foss. da bass. tcrt. d. Viennep. 29,
/. 1./. 4, 5.
Ganz übereinstimmend, nur etwas breiter als die i>*Ou-
BiGNY'sche Abbildung, welche Form aber auch an anderen
Orten mit der typischen vorkömmt.
Sehr selten bei Ihrmsdorf und FreieniiHilde. — Ausser-
dem bei Baden, Nussdorf, M'öllersdorf, Gnnxing im Wiener
Becken ; im Salzthone von Wielicxka; im Subapcnninentlione
von CastelV arquato. Noch lebend im adriatischen Meere.
Nodosaria d'Ohb.
\. N. Ewaldi m. (Taf. III. Fig. 2.).
Testa elongatissima , gracili , utrinqne acuminata, laevi-
59
gata; loculis numerosis , elongatis , superne convexiusculis , ul-
timo in rostrum tenuissimum producto.
Bisher nur in Bruchstücken vorgekommen. Gehäuse
sehr lang und dünn, glatt, beiderseits zugespitzt. Zahlreiche
Kammern , die oberen stark verlängert , wenigstens dreimal
so hoch als breit, cylindrisch, oben nur sehr wenig verdickt
und durch sehr schwache Einschnürungen gesondert. Die
unteren Kammern weniger verlängert, vollkommen cylindrisch,
ihre Näthe gar nicht vertieft. Die letzte Kammer verlängert
sich in einen langen feinen Schnabel, der die sehr feine OefF-
nung trägt. Die Schalenoberfläche glatt.
Sehr verwandt der N. longiscata d'Orb. (1. c. p. 32. t. 1.
f, 10—12.) und N. irregularis d'Okb. (1. c. p. 32, 33. t. 1. f. 13,
14.) aus den Tertiärschichten des Wiener Beckens, sich aber
von ihnen schon durch die Beschaffenheit der Oeffhung leicht
unterscheidend.
Auch N. capillaris m. aus dem böhmischen Pläner ist
sehr ähnlich, hat aber weniger verlängerte, vollkommen wal-
zige Kammern.
Selten bei Hermsdorf.
2. N. conspurcata m. (Taf III. Fig. 3.).
Testa crassa subconica, confertim spinulosa; loculis "i — 4,
strangulatis, primo rnucronulato tdtimoque rostrato glohulosis.
— Long. = 0,8 m?n.
Der N. aculeata d'Orb. (1. c. p. 35, 36. t. 1. f 26, 27.)
aus dem Wiener Becken verwandt. Gehäuse verhältniss-
mässig dick, aus 3 — 4 Kammern bestehend, die durch ziem-
lich breite, aber wenig tiefe Einschnürungen gesondert sind.
Zuweilen sind diese jedoch auch viel breiter und stärker.
Die erste Kammer ist kugelig, unten mit einer sehr kurzen
Spitze versehen und etwas grösser, als die nächstfolgende
schwach verlängerte, elliptische. Die letzte Kammer ist am
grössten, kugelig und in einen feinen Schnabel ausgezogen,
der die enge nackte Mündung trägt. Die Oberfläche mit
spitzen Rauhigkeiten dicht bedeckt.
Selten bei Hermsdorf.
60
Dentalina d'Orü.
1. D. soluta m. (Taf. III. Fig. 4.).
Testa elongata, parum arcuatct; loculis paucis glohosis ;
intersliliis strcmgulatis latis; loculo primo mucr07inlato, tdtinio
in sipltonem brevem producto: apertura nuda. — Long, =
1,0 — 1,4 mm.
Gelläuse nicht sehr lang, aber schlank, wenig gebogen.
Vier kugelige oder breit ovale Kammern, welche durch breite
und tiefe Einschnürungen geschieden sind. Die erste Kam-
mer fast vollkommen kugelig und mit einer kurzen und fei-
nen Centralspitze versehen. Die letzte verschmälert sich
allmälig zu einer kurzen dünnen ßohre, welche die nackte
Mündung trägt. Die Schalenoberfläche glatt.
Sehr selten bei Hermsdorf.
2. D. Philipp ii m. (Taf. III. Fig. 5.).
Testa hrevi crassa, rectct; loculis 3, primo glohoso apicu-
lato^ medio minore ohlongo, ultimo cotivexo ohliquo, superne
acuto ; suturis latiusculis sulcatulis; apertura radiata. —
Long. = 1,6 7nm.
Das kurze ziemlich dicke und gerade Gehäuse zeigt
nur drei Kammern von sehr verschiedener Gestalt. Die erste
ist kugelig, grösser als die zweite und trägt am unteren Ende
einen kurzen Centralstachel. Die mittlere länglich, höher
als breit, wenig gewölbt. Die oberste gross, besonders auf
der vordem Seite gewölbt, daher ungleichseitig, oben in eine
Spitze verlängert, auf der die von einem Strahlenkranz um-
gebene Mündung sitzt. Die breiten, nicht sehr tiefen Näthe
sind mit kurzen Längsfurchen geziert.
Sehr selten bei Freienwalde.
3. D. Buchi m. (Taf. III. Fig. 6.).
Testa suhrecta, crassiuscula, suturis longitudinaliter sul-
catula, caeterum laevi; loculis convexis, primo majore glohoso
mucronulato, ultimo ovato ohliquo: apertura radiata. — Long.
= 1,8 — 2,2 mm.
Ziemlich gross und dick , fast gerade, einer Nodosaria
ähnlich, aber mit nicht centraler, von einem Strahlenkranze
61
eingefasster Mündung. Die Kammern gewölbt, durch deut-
liche Einschnürungen getrennt, in welchen man 10— 14 kurze
feine Längsßilten wahrnimmt , die an den untei'sten Nüthen
am längsten sind und sich auch über den unteren Theil der
Kammern erstrecken. Die erste Kammer ist grösser als die
nächstfolgenden, kugelig und unten mit einer kurzen Central-
spitze versehen ; die letzte dagegen schief eiförmig. Die
übrigen Kammern sind beinahe gleich gross, so dass das
Gehäuse nach unten nur sehr Avenig an Dicke abnimmt.
Die Oberfläche der Kammern glatt.
Sehr selten bei Hermsdorf.
4. D. dispar m. (Taf. III. Fig. 7.).
Testa elongata , temii , subrecta, deorsum incrassata: lo-
culis disparihus; primo globuloso, mucro7mto\ ultimo elongato-
ovato ; reliqtds suhvylindricis. — Long. = 0,4 w;;?.
Ist der D. consobrina d'Oiuj. (1. c. p. 46. t. 2. f 1 — 3.)
sehr ähnlich, unterscheidet sich aber durch viel o-erinoere
Dimensionen, die mehr excentrische Münduno- und die stär-
kere Verdickung des unteren Theiles des Gehäuses. Es ist
sehr klein, verlängert und schlank, kaum gebogen und nimmt
nach abwärts etwas an Dicke zu, so dass die zwei untersten
Kammern die dicksten sind. Die erste der 5 — 6 Kammern
ist fast kugelig, unten kurz gestachelt und von der nächst-
folgenden nur durch eine nicht vertiefte Nathlinie gesondert.
Die letzte Kammer ist verlängert schief- oval, die übrigen
fast cylindrisch, nur im unteren Theile eine schwache Wöl-
bung verrathend. Nur die obersten Näthe sind schwach ein-
geschnürt. Die etwas excentrische Mündung nackt.
Sehr selten bei Hermsdorf.
5. D. consobrina d'Orb.
D'Orbigny ]. c. p. 46, 47. t. 2. f 1-3.
Wechselt sehr in der Form und Zahl der Kammern.
Nicht selten bei Hermsdorf. Es findet sich dort auch
eine Varietät , welche ein schlankeres Gehäuse mit zahlrei-
cheren längeren Kammern besitzt, sonst aber mit der typi-
schen Form übereinstimmt.
&2
Findet sich auch bei ßade?i im Wiener Becken.
6. D. acuticauda m. (Taf. III. Fig. 8.).
Testa elongata, gracili, purum arcuata, deorsum sensim
atte7iuata et longe aciiminatu , laevigata ; loculis numerosis,
tnmsversis, hrevihus, sulcylindricis : auturis linear ihus ; aper-
iura nuda. — Long. = 0,8 — 1,2 mm.
Aehnlich der D. elegans d'Okb. (1. c. p. 45. t. 1. f. 52 —
56), aber sich leicht durch den Mangel des Stachels am un-
teren Ende unterscheidend. Das Gehäuse ist lang, sehr
schlank, und veidünnt sich nach abwärts allmälig bis zur
dünnen Spitze, ohne dass aber die letzte Kammer am unteren
Ende einen Stachel darböte. Die Kammern zahlreich (15 —
16), nicht schief, kurz, mit Ausnahme der obersten eben so
breit als hoch, walzenförmig, nur durch lineare Näthe ge-
schieden. Die Mündung nackt, die Schalenoberfläche glatt,
glänzend.
Selten bei Hermsdorf.
7. D. spinescens m. (Taf. 111. Fig. lü.).
Testa elongata, gracili, arcuata, in/erne attenuata et mu~
Cfonulata, stiperne in roslrum breve producta; loculis 10 — 12,
superioriljus cojivexis strangulatis^ hasi hinc inde spinulis de-
orsum spectantihus ornata; inferiorihus cyliiidricis. — Long.
— 0,9—1,0 mm.
Gehäuse verlängert, gebogen, schlank, nach abwärts sich
allmälig verdünnend. Zahlreiche Kammern (10 — 12), die
oberen gewölbt, durch vertiefte Näthe geschieden und an der
Unterseite mit einzelnen kurzen nach abwärts gerichteten
Spitzen besetzt. Die unteren cylindrisch, mit nur linearen
Käthen. Die erste Kammer ebenso breit, wie die nächst-
folgende, mit sehr kurzer Ccntralspitze ; die letzte in einen
kurzen Schnabel verlängert, der die nackte Mündung trägt.
Die sehr ähnliche D. Adolphina d'Okh. (1. c. p. 51.
t. 2. f 18 — 20.) aus dem Tegel von Bade?i bei ^yien unter-
scheidet sich durch ihre viel gewölbteren kugeligen Kam-
mern , die tiefen Näthe, die zahlreicheren regelmässiger ge-
63
stellten spitzigen Höcker und die kürzere Stachelspitze der
ersten Kammer.
Selten bei Herms^orf.
8. D. elegans u'ürb.
D'Orbigxy 1. c. p. 45. t. 1. f. 52-^56.
Diese in der Form imd relativen Grösse der Kammern
sehr wechselnde Art findet sich nicht selten bei Hennsdorf.
— Ausserdem bei Nussdorf und Buden im Wiener Becken,
bei Felsö - Lapugy in Siebenbürgen, bei Stolschitza in Krain
und im Salzthone von JVieliczka.
9. D. emaciata m. (Taf. III. Fig. 9.).
Testa elongata, gracili, arcuata, laevi ; loculis namerosis
(11 — 12), elUpticis ; suturis angustis excavatis ; loculo primo
mucronuluto, ultimo acuto. — Long. ■=■ 0,7 — 1,5 mm.
Gehäuse verlängert, schlank, wenig gebogen , nach ab-
wärts sich sehr langsam verschmälernd. Kammern zahlreich,
elliptisch ; die oberen länger als breit. Die erste geht unten
in einen kurzen Stachel über, die letzte ist oben kurz zuse-
spitzt. Sie werden durch schmale vertiefte Näthe gesondert ;
nur zwischen den untersten Kammern sind dieselben linien-
förmig.
D. emaciata ist sehr ähnlich der D. elegans d'Orb., un-
terscheidet sich aber durch das schlankere Gehäuse, die län-
geren, schmäleren elliptischen Kammern.
Sehr selten bei Hermsdorf.
10. D. obliques triata m. (Taf. III. Fig. 11, 12.).
Testa elongata, subarcuata, suhci/lhidrica, deorsum parum
attenuata ; suttiris et interdum loculis quoque inferioribus oblique
striatis ; loculis 8 — 10, elongatis, parum convexis ; primo mu-
cronulato, paullulum majore; ultimo elongato; suturis im-
pressiusculis. — Long. = 1,5 — 2,5 mm.
Gehäuse verlängert, schwach gebogen, abwärts nur we-
nig verschmälert, fast Avalzenförmig, glatt, nur in den Näthen
mit 10 — 13 schrägen Längsfältchen. Zuweilen setzen sich
dieselben als feine erhabene Linien auch über die äussere
Fläche der untersten Kammern fort. 8 — 10 verlängerte,
64
sehr wenig gewölbte, fast cylindrische Kammern, welche
durch ziemlich breite, aber nur schwach vertiefte Näthe ge-
trennt werden. Die erste Kammer wenig grösser als die
nächstfolgende und am untern Ende mit einem Stachel be-
setzt; die letzte verlängert-oval, oben zugespitzt. Die Mün-
dung nackt.
Bei Hermsdorf nicht selten ; bei Freienwalde dagegen
sehr selten.
11. D. pungens m. (Taf. III. Fig. 13.).
Testa elongata, deorsum in apicem te?iuissimu7n sensim
attenuata , longitudinaliter tenuistriata\ loculis plurimis par-
vis, suturis mininte excavatis. — Long. = ?
Das Gehäuse ist lans; und verschmälert sich nach unten
allmälig zur feinen Spitze. Die Oberfläche ist mit feinen
erhabenen, zuweilen etwas schrägen Streifen bedeckt; nur
die ersten Kammern sind fast glatt. Die-Kammern sind sehr
zahlreich (19 — 20), breiter als hoch, flach, durch schwache
wenig vertiefte Näthe geschieden; die untersten sehr klein
mit linearen Näthen. Die Form der letzten Kammer und
die Bcschafi^enheit der Mündung ist mir unbekannt, da sie
bei allen bisher von mir aufgefundenen Exemplaren fehlte.
Von den in ihrer ganzen Ausdehnung gestreiften Exem-
plaren der vorigen Species unterscheidet sich D. pungens
durch die zahlreicheren viel kleineren, besonders nach abwärts
sehr an Grösse abnehmenden, kaum gewölbten Kammern
und das bis zur feinen Spitze verdünnte Gehäuse.
Sehr selten bei Hermsdorf.
Ausser den oben beschriebenen Arten fand ich in den
Septarienthonen noch Bruciistücke mehrerer anderer Species,
welche aber zu einer genaueren Bestimmung nicht hinreichten.
Marginulina d'Okk.
1. M. tumida m. (Taf III. Fig. 14.).
Testa ohlonga, hrevi, infer?ie obtiisa, supcrne acuta, suh-
cylindrica, laevignta\ loculis paucis ohliqiiis: su Iuris obsolet is ;
apertiira radiata. — Long. = 1 mm.
Gehäuse kurz und dick, fast walzig, nach abwärts sich
65 '
wenig verschraälerncl. Das untere Ende nur schwach vor-
wärts gebogen, das obere zugespitzt. Kammern wenig zahl-
reich (4 — 5), schief, nicht gewölbt; die letzte gross , die
Hälfte des ganzen Gehäuses einnehmend ; die Näthe undeut-
lich, durch nur bei starker Vergrösserung erkennbare Li-
nien angedeutet. Die excentrische Mündung mit einem
Strahlenkranze ; die Schalenoberfläche glatt.
Ist der M. simiHs d'Orb. (1. c. p. 69. t. 3. f. 15, 16.)
ähnlich, aber hinreichend davon verschieden.
Sehr selten bei Hermsdorf. Mit ihr in Gesellschaft vor-
kommende Bruchstücke einer anderen Art von Marsinulina
waren nicht vollständig genug, um eine nähere Bestimmung
zu gestatten.
Frondicularia Defr.
1. F. seminuda m. (Taf. III. Fig. 15, 16.).
Testa elongata, nngustissi?na, valde compressa, infer^ie lon-
gitudinalüer striata, supernenuda; loculis ?iu77ierosis (15 — 20),
arcuatis; suturis superiorihus wipressh. — Long. = 1 — 2 mm.
Eine sehr ausgezeichnete Form , sehr verlängert und
schmal, stark zusammengedrückt, gegen die ziemlich schar-
fen Ränder sich verdünnend. Der untere Theil des Gehäu-
ses zeigt jederseits 3 — 6 nach oben etwas divergirende er-
habene Längsstreifen, die sich mitunter beinahe bis zur
Hälfte der Schale hinauf erstrecken , oft aber auch auf das
unterste Ende beschränkt und undeutlich sind. Die Kam-
mern sehr zahlreich (15 — 20), niedrig, oben bogenförmig,
nicht winklig. Die Näthe zwischen den oberen Kammern
sind besonders im mittleren Theile etwas vertieft, die unte-
ren nur durch feine Linien angedeutet.
Nicht selten bei Hermsdorf.
II. Helicostegia d'Orb.
a. Nautiloidea d'Orb.
Spirolina LAi>n^.
1. Sp. Humboldti m. (Taf. IH. Fig. 17, 18.).
Testa superne partim., spira magis compressa et margine
Zcils.d. d. geol. Ges. III, t. 5
66
(mgulatcr, loculis convexiusculis , ultimo superne atfemiato]
apertura 6blonga\ superficie asper a. — Long. = 0,7 — 2,1 ?nfn.
Der gerade gestreckte Theil des Gehäuses ist wenig
zusammengedrückt, so dass der Querschnitt breit elliptisch
erscheint und die Seitenränder gerundet sind. Der spiral
eingerollte Theil, der im erwachsenen Zustande die Hälfte
des ganzen Gehäuses ausmacht, ist stärker zusammengedrückt,
mit winkligem Rande. Das Gewinde zeigt keinen Nabel.
Die Kammern, deren 5 — G den gewundenen Theil zusam-
mensetzen, sind ziemlich gross, etwas gewölbt und durch
massig vertiefte Näthe gesondert. Die letzte Kammer ist
hoch und oben in eine stumpfe, etwas in die Quere gezogene
Spitze verlängert, welche die längliche Mündung trägt. Die
Schalenoberfläche ist mit groben Rauhigkeiten dicht bedeckt.
Junge Exemplare sind ganz spiral eingerollt und tra-
gen in der Mitte der vorwärts gerichteten Mundfläche die
längliche Mündung.
Nicht selten bei Hermsdorf.
Cristcllaria Lamk.
1. Cr. galeata m. (Taf. IV. Fig. 20.).
Testa ovata, compressa, inferne rotunthita, antice in ro-
strum hreve producta, margine acutangiila ; loculis anguslis
planis ; Ultimi facie anteriore inflexa, angusta) ore radiale. —
iJiam. = 0,5 m7n.
Oval, zusammengedrückt, an dem Rande scharfwinklig,
unten gerundet, oben in einen vorwärts gerichteten kurzen
Schnabel verlängert vmd dadurch eine holmfürmige Gestalt
erlangend. Kammern 8 — 9, schmal, wenig gebogen, flach;
die Näthe nur durch feine, bei starker Vergrösserung erkenn-
bare Linien angedeutet. Die Mundfläche der letzten Kam-
mer von oben nach unten ausgeschweift, schmal, lanzettlich.
Die feingestrahlte Mündunjj sitzt auf einem kurzen schnabel-
förmigen Höcker.
Sehr selten bei Hermsdorf.
67
Robulina d'Orb.
1. K. galeata m. (Taf. IV. Fig. 21.).
Testa ovata compressa, hasi rotundata, superne acu7ninata,
margine leite aiatat loculis paucis (5), vix convexiusculis ;
ultimo antice excuvato; suturis costulatis. — Diani.= 1,9 ?n7/i.
Eiförmig, stark zusammengedrückt, unten breit gerun-
det, oben zugespitzt, am ßande mit einem breiten dünnen
flügclartigen Saum umgeben. Fünf fast ebene dreiseitige
wenig gebogene Kammern. Die Mundfiäche der letzten
schmal, lanzettlich, jederseits von einer erhabenen Leiste ein-
gefasst. Die Näthe äusserlich durch eine schmale niedrige
radiale Rippe bezeichnet.
Von R. cultrata d'Orb. (1. c. p. 96, 97. t. 4. f. 10—13.)
unterscheidet sich unsere Species durch das mehr eiförmige,
oben scharf zugespitzte, stärker zusammengedrückte Gehäuse
und die weniger zahlreichen Kammern.
Sehr selten bei Hermadorf und bei Freiemvalde.
2. R. angustimargo m. (Taf. IV. Fig. 22.).
Testa discoidea, valde compressa, anguste marginato-cari-
nata; loculis 7 — 8 angustis, arcuatis, planis ; suturis costula-
tis; apertura semiradiata. — Diam. = 1,2 — 1,4 mm.
Fast kreisförmig, stark zusammengedrückt, am Rücken
schmal gesäumt - gekielt , ohne Nabelscheibe. Die flachen
Kammern (7 — 8) schmal und stark gebogen. Die Mund-
flache der letzten Kammer schmal eiförmig, seicht vertieft,
jederseits von einer schmalen erhabenen Leiste eingefasst.
Die Mündungsspalte in der oberen Hälfte von feinen Strali-
len umgeben.
Sehr selten bei Hermsdorf.
3. R. dimorpha m. (Taf. IV. Fig. 23.).
Testa suhovali, compressa, dorso anguste carinata ; loculis
8, tdtimis quatuor convexiusculis, primis quatuor planiusculis,
per suturas costulatas separatis ; apertura semiradiata. —
Diam =0,9 mm.
Gehäuse etwas höher als breit, breit oval, stark zusam-
mengedrückt, platt, am Rücken mit einem sehr schmalen
5*
68
glatten nicht sehr scharfen Kiel versehen. 8 schmale geboo-ene
Kammern im letzten Umgange; die ersten 4 flach und durch
erhabene leistenartige Näthe geschieden ; die letzten 4 etwas
gewölbt mit breiten vertieften Näthen. Die Mundfläche der
letzten Kammer schmal lanzettförmig , seicht vertieft , von
zw'ci Avenig erhabenen Leisten eingefasst. Die enge Mund-
spalte im oberen Theile von feinen Strahlen umgeben.
Sehr selten bei Henyndorf.
4. K. umbonata m. (T. IV. Fig. 24.).
Testa le?iticulari , compressa^ co?ivexa, margine angtiste
carinata; disco umhilicali largo, parum convexo; loculis sex
latiusculis, obliquis; ultirtii facie anteriore excavata, hrevi. —
Diam = 0,45 — 0,55 mm.
Fast kreisförmig, zusammengedrückt, gewölbt, am Rande
mit einem scharfen Kiele, mit sehr grosser aber flacher Na-
belscheibe. Sechs breite schräge Kammern, deren Käthe
nur bei starker Vergrösserung als feine Linien sichtbar wer-
den. Die Mundfläche der letzten Kammer sehr kurz, breit,
flach vertieft, jederseits von einer schmalen erhabenen Leiste
eingefasst. Oberfläche glänzend glatt.
Selten bei Hermsdoj-f und Freienwalde.
5. R. nitidissima m. (Taf. IV. Fig. 25.).
Testa discoidea , valde compressa, nitidissima, margine
carinato-alata ; disco umhilicali ohsoletn ; loculis 8 triatigulari-
bus planis ; sutiiris vix conspicuis: apertura semiradiata. —
Diam. = 0,85 mjn.
Scheibenförmig-, wenig höher als lang, stark zusammen-
gedrückt, am Rande mit einem schmalen lamellösen Saume
eingefasst ; mit einer ziemlich grossen Nabelscheibe, die aber
ohne Absatz unmittelbar in die Umgebung übergeht. Acht
dreieckige ganz flache Kammern, deren gerade Näthe selbst
bei starker Vergrösserung kaum sichtbar sind und nur bei
durchfallendem Lichte sich als feine Linien zu erkennen ge-
ben. Die Mundfläche der letzten Kammer schmal und hoch
dreieckig, vertieft, jederseits von einer erhabenen Leiste ein-
gefasst. Die Mündung eine enge Spalte, im oberen Theile
69
von einem feinen Strahlenkränze umgeben. Die Oberflüche
des Gehäuses glatt und stark spiegelnd.
Sehr selten bei Freienwalde.
6. R. trigonostoma m. (Taf. IV. Fig. 26.).
Testa (liscoidea, convexa , (mgustissinie carinata; disco
umhilicali ohsoleto; lomilis % suharcuatis planis\ apertura tri-
gona, margine elevato cincta , superne radiata. — Diam. =
1,6 mm.
Gehäuse kreisförmig, gewölbt, am Rücken mit sehr
schmalem scharfem Kiel, mit flacher undeutlicher Nabel-
scheibe. Acht schmale etwas gebogene fast ganz ebene
Kammern mit linienförmigen Näthen. Nur die Näthe zwi-
schen den letzten Kammern sind sehr seicht vertieft. Die
Mundfläche der letzten Kammer ist breit und niedrig, von
schmalen erhabenen Leisten eingefasst und in der Mitte
seicht rinnenartig vertieft. Die verhältnissmässig breite OefF-
nung ist dreieckig, tiefer als gewöhnlich herabgerückt und
von einem erhabenen Rande eingefasst. Ueberdies befindet
sich über derselben an der Spitze des Gehäuses ein feiner
Strahlenkranz.
Sehr selten bei Freienwalde.
7. R. neglecta m. (Taf. IV. Fig. 27.).
Testa orhiculari, convexa, dorso acute angulata, laevi-
gata\ disco umbilicali magno convexiusculo ; loculis 10 an-
gustis arcuatis planis ; suturis linearihus obsoletis ; apertura
semiradiata. — Diam. = 1 — 1,25 mm.
Kreisförmig, ziemlich gewölbt, am Rücken scharfwink-
lig, aber nicht gekielt, mit grosser etwas gew^ölbter Nabel-
scheibe. Zehn flache massig gebogene Kammern , deren
Näthe selbst bei starker Vergrösserung nur als feine Linien
erscheinen. Die Mundfläche der letzten Kammer niedrig,
aber breit, in der Mitte rinnenartig vertieft. Die Mündungs-
spalte in ihrer oberen Hälfte von feinen Strahlen umgeben.
Die ähnliche R. austriaca d'Orb. (1. c. p. 103. t. 5.
f. 1,2.) aus dem Wiener Becken unterscheidet sich durch
geringere Wölbung und die viel kleinere flache Nabelscheibe.
70
Sehr selten bei Hermsdorf,
8. R. incompta m. (Taf. IV. Fig. 28.).
Testa suhorhiculari, compressa, dorso acutanguhi ^ cari-
natn, laevignta', loculis sex arcuatis plaTiis, snturis linear ibus
ohsoletis ; apertura semiradiatd. — Diain. = 1 mm.
Fast kreisförmig, nur wenig höher als lang, stark zu-
sammengedrückt, am Rücken scharfwinklig, gekielt, ohne
Nabelscheibe, mit 6 bogenförmigen flachen, dicht an einander
schliessenden Kammern. Die Näthe bei starker Vergrösse-
rung als sehr feine undeutliche Linien wahrnehmbar. Die
Mundfläche der letzten Kammer schmal und hoch dreieckig,
Beicht vertieft, jederseits von einer schmalen erhabenen Leiste
eingefasst. Die Spaltmündung in ihrer oberen Hälfte von
feinen Strahlen umo-eben. Schalenoberflächc glatt, srlasig
glänzend.
Von der sehr ähnlichen R. dcpauperata m. durch die
viel geringere Wölbung, den scharfen Rücken und die schmä-
lere, niclit rinnenartig vertiefte Mundflächc verschieden.
Sehr selten bei Hennsdorf.
9. R. depauperata m. (T. IV. Fig. 29.)
Testa discoldea, conve.ra, dorso angulosa^ laevigatu ,- lo-
culis ^ arcuatis planis ; suturis ohsoletis; apertura radiata. —
Diam. = 0,55 — 0,7 mm.
Gehäuse fast kreisförmig, gewölbt, am Rücken einfach
winklig, ohne Nabelscheibe. Die 5 breiten gebogen - drei-
eckigen Kammern sind flach und kaum zu unterscheiden, da
die Näthe bei starker Vergrösserung nur als sehr undeutli-
che nicht vertiefte feine Linien erscheinen. Die jMundfläche
der letzten Kammer ziemlich breit dreieckig, in der Mi(te
rinnenartig vertieft. Die Spaltmündung im oberen Theile von
feinen Strahlen umgeben.
Sehr selten bei Hermsdorf.
10. R. deformis m. (Taf. IV. Fig. 30.).
Testa ovata, inßata , super ne acuta., hasi late rotun-
data, antice truncata ., dorso anguste carinala, laevi ; loculis
71
3 manifest is planis; suturis linearibus; apertura angusta
tenui-)na/ ginatd. ■ — Diain. = 0,9 7m?i,
In der Gestalt der Cristellaria ovalis in. aus dem böh-
mischen Pläner (Reuss Kreideverstein. I. p. 34. t. 8. f. 49;
t. 12. f. 19; t. 13. f. 60—63) sehr ähnlich, eiförmig, im un-
teren Theile stark gewölbt, aufgeblasen, oben zugespitzt, am
unteren Ende breit gerundet, vorne fast gerade abgestutzt, am
Kücken mit einem schmalen scharfen Kiel versehen, der aber
die vordere Fläche freilässt. Es sind nur drei ganz flache et-
was gebogene breite Kammern sichtbar, deren Nätlie bei star-
ker Vergrösserung sich als feine Linien zu erkennen geben.
Selten treten sie als zarte linienförmige Leistchen hervor.
Die vordere Fläche des Gehäuses bietet eine breite ovale ab-
gestutzte, nur seicht vertiefte, unten allmälig in die Wölbung
des übrigen Gehäuses übergehende Fläche dar. Der obere
Theil derselben — die Mundfläche der letzten Kammer —
ist jederseits von einem scharfen linienförmigen Leistchen
eingefasst. Die Mundspalte sehr enge und von einem zarten
erhabenen Kande umgeben. Ihre obere Hälfte ist überdies
von feinen Strahlen umkränzt, die jedoch nur bei der Seiten
ansieht des Gehäuses sichtbar werden. Die Oberfläche des
Gehäuses glatt, glänzend.
Sehr selten bei Hermsdorf.
Nonionina d'Orb.
1. N. bulloides d'Orb.
D'Okbigny 1. c. p. 107. t. 5. f. 9, 10.
Von der tertiären Form nicht zu unterscheiden.
Ziemlich häufig bei Herinsdorf , seltner bei Freienwalde.
Ausserdem bei Nussdorf, Möllersdorf, Grin%ing bei Wien;
im Salzthone von Wielicxka, im Tegel von Felsö-Lapugy in
Siebenbürgen; im Subapenninenthon von CasteW arquato.
2. N. quinqueloba m. (Taf. V. Fig. 31.).
Testa suborbiculari, quinqueloha, compressa, dorso rotun-
data, laevigata; loculis 5 convexis, late triangularibus ; aper-
tura angusta, formam ferri equini exhihente. — Diam. =
0,3 mm.
72
Sehr klein, fast scheibenförmig, massig zusammenge-
drückt, mit gerundetem fünflappigera Rücken und im Cen-
trum mit der Andeutung eines engen Nabels. Fünf breit
dreieckige gewölbte Kammern, die durch vertiefte Näthe ge-
sondert werden. Die Mundfläche der letzten Kammer schmal
hufeisenförmig, wenig gewölbt. Die Mündung enge, sehr
verlängert, hufeisenförmig. Die Schalenoberflächc glatt,
glänzend.
Sehr selten bei Hcrmsdorf. — Wurde von mir zuerst
im Salzthon von Wielic%ka gefunden, wo sie ebenfalls selten
vorkömmt.
3. N. affin is m. (T. V. Fig. 32.).
Testa discoidea, compressa, umhilicdta, externe rotundata,
subtilissime punctata; loculis 10 angustis , complanatis , suh-
ai'cuatis\ ultimo antice convexiusculo ; orificio seinüunari,
hrevi. — Diam. = 0,28 — 0,3 m?».
Das kleine Gehäuse scheibenförmig, stark zusammen-
gedrückt, im Umkreise gerundet, im Centrum enge genabelt,
mit sehr leinen Punkten dicht besäet. Zehn schmale flache
wenig gebogene Kammern mit linien förmigen Näthen. Die
Mundfläche der letzten Kammer wenig höher als breit, massig
gewölbt. Mündung kurz, halbmondförmig. - In der Form
steht sie der N. punctata d'Okb. (1. c. p. lli. t. 5. f. 21,
22.) nahe.
Nicht gar selten bei Hennsdorf, sehr selten bei Freien-
loalde.
4. N. placenta m. (Taf. V. Fig. 33.).
Testa 7najuscula, orhiculnri, valde compressa, plana, dorso
suhangulata , anguste unibilicata, grosse remoteque punctata ;
loculis 10 angustis suhrectis convexiusculis\ facie antica lo-
culi Ultimi lanceolata. — Diam. = 0,8 — 1,8 mm.
An dieser verhältnissmässig grossen Sjjccies ist merkwür-
diger Weise nie die Schale erhalten. Ich länd stets nur die
aus Brauneisenstein oder gelblichem Kalkmergel bestehenden
Steinkerne. Deshalb ist es auch nicht ganz vollkommen
sicher gestellt, dass sie wirklich zur Gattung Nonionina ge-
73
hört, obwohl es der ganze Habitus und die an wenigen
Exemplaren wahrnehmbaren Spuren der, wie es scheint, klei-
nen halbmondförmigen Mündung sehr Avahrscheinlich machen.
Das Gehäuse ist kreisförmig, kuchenförmig zusammenge-
drückt, am Eande etwas winklig, im Centrum sehr enge ge-
nabelt, an der Oberfläche mit entfernten ziemlich grossen,
in fast regelmässig ausstrahlende Reihen gestellten Grüb-
chen besetzt. Die 10 Kammern sind schmal, fast gerade,
etwas gewölbt und daher durch seicht vertiefte Näthe ge-
sondert. Die Mundfläche der letzten Kammer hoch, lanzett-
förmig, wenig gewölbt.
Ziemlich selten bei Freiemvalde , sehr selten bei Herms-
dorf.
Operculina d'Orb.
Im Septarienthone von Hermsdorf fand ich ein unvoll-
' ständiges Exemplar einer Operculina, welche, wie O. incerta
d'Oub., O. punctata, iuvolvens, anglgyra m. im äusseren Ha-
bitus sich den Cyclolinen nähert, aber spiral eingerollt ist
und an der letzten Kammer eine deutliche Mündung besitzt.
b. Turbinoidea d'Orb.
Rotalina d'Orb.
1. R. Girardana m. (Taf. V. Fig. 34.).
Testa laevigata, orbiculari^ superne convexa, umbüicata^
margine acutangula ; anfractihus 2, ultimo cmgusto subangti-
lato; loculis 10 suhtus brevibus convexis, superne triangulari-
bus subarcuütis. — Diam. = 0,5 — 0,65 mm.
Gehäuse kreisrund, unten flach oder fast concav, indem
der letzte auf der unteren Fläche stumpfgekielte Umgang
über den inneren vorragt ; oben stark gewölbt, tief aber nicht
weit genabelt; am Rande ziemlich scharfwinklig und durch
die Näthe schwach gekerbt. Das Gewinde flach, nicht her-
vorstehend, vielmehr etwas eingesenkt. Nur zwei Umgänge
sichtbar, indem auf dem innersten Theile des Gewindes äusser-
lich keine wahrnehmbar sind. Der äusserste Umgang ist
schmal und auf der unteren Fläche durch die vertieften Näthe
74
gekerbt, so dass die 10 schmalen etwas gewölbten Kammern
desselben perlenschnurartig an einander gereiht erscheinen.
Am inneren Umgang ist keine Abtheilung in Kammern zu
unterscheiden. Auf der oberen Fläche erscheinen die Kam-
mern schmal dreieckig, etwas gebogen, ihre Nüthe linienfür-
mig und nur gegen den Nabel hin etwas mehr vertieft. Die
Mundfläche der letzten Kammer hoch, schmal, wenig ge-
wölbt. Die Mündung eine schmale Spalte am inneren Rande
der letzten Kammer zwischen Nabel und Rand des Gehäu-
ses. Schalenoberfläche glatt.
E. öüldanii d'Okb. (h c. p. 155. t. 8. f. 10—12.) ist
ähnlich, unterscheidet sich aber durch 4 deutliche Umgänge,
den engeren Nabel und die geringere Wölbung der Fläche.
Nicht selten bei Herins(loi'f\ selten bei Freienioalde.
2. R. Akneriana d'Üuk.?
D'OiiBiGiW L c. p. 150. t. 8. f. 13-15.
Bei Hermsdorf und Freienwalde finden sich seltene Exem-
plare, die, obwohl sie nicht vollkommen mit der D'OniiiGiw'
sehen Abbildung und Beschreibung übereinstimmen, doch
wohl mit ihr vereinigt werden müssen, um so mehr, da die
Abweichungen mir nicht wesentlich scheinen und gleiche
Differenzen auch bei anderen Rotalinaarten eine gewöhnliche
Erscheinung sind.
R. Akneriana findet sich überdies häufig bei JSussdur/
unweit Wien.
3. R. Boueana d'Okb.
D'Okbigny 1. c. p. 152. t. 7. f. 25—27.
Sehr selten bei HennsdorJ. — Ueberdies in den Ter-
tiärschichten des Wiener Beckens bei iSussdorJ ^ Baden und
Grinzing unweit Wien ; bei Kastei in Mähren ; im Salzthone
von Wieliczka.
4. R. Partschiana d'Okb.
D'OuBiGxNY 1. c. p. 153. t. 7. f. 28-30; t. 8. f. 1—3.
Stimmt mit den Exemplaren aus dem AViencr Becken
o-anz überein: nur sind beinahe stets nicht mehr als 7 Kam-
mern im letzten Umgang vorhanden.
75
Selten bei Hermsdorf ; sehr häufig dagegen, die Haupt-
masse sämnitlicher Foraminiferen bildend bei Freienvmlde, —
Auch bei Nxissdorf, Baden und 31 aller sdurf bei Wien; im
Tegel von Felsö-Lapugij in Siebenbürgen ; im Salzthone von
Wielic%ka; im Subapenninensande von Siena,
5. R. umbonata m. (Taf. V. Fig. 35.).
Testa suhorhicvlata, depressa, siibtus medio umbonata, su-
perne convexa, margine lohato-carinata ; afifractibus 3, internis
olsoletis: loculis^, suhtus oblo?igis angustis, planis, superne tri-
angtilaiibus, convexiusculis ; superficie laevi. -- Diam. = 0,35
— 0,45 m7n.
Verwandt der R. Dutemplei d'Orb. (1. c. p. 157, t. 8.
f. 19 — 21). Kreisförmig, niedergedrückt; die obere Flache
stark gewölbt, die untere der Peripherie zunächst eben. Die
inneren sehr undeutlichen Windungen erheben sich aber zu
einem kleinen gerundeten Knopfe. Der Rand fünflappig,
scharf gekielt. Der letzte der drei Umgänge mit fünf Kam-
mern, welche auf der unteren Seite flach und nur durch sehr
feine linienförmige Näthe angedeutet sind. Auf der oberen
Fläche sind sie breit dreieckig, etwas gewölbt und durch be-
sonders gegen den Rand hin zu breiten seichten Furchen ver-
tiefte Näthe geschieden. Die letzte Kammer oben am meisten
gewölbt ; ihre Mundfläche schmal, wenig convex. Die Ober-
fläche des Gehäuses glatt, glasig glänzend.
Nicht selten bei Hermsdorf, selten bei Freie^iwalde.
6. R. granosa m. (Taf. V. Fig. 36.).
Testa orbiculari, depressa, utrinque modice convexa, superne
disco umbilicali parvo piano ornata, margine aar inata, punctata',
spira grosse granosa; anfr actus tiltimi lati loculis 10 planis
arcuatis; suturis linearibus. — Diam. = 0,35 — 0,4 mm.
Aehnlich der R. Ungeriana d'Orb. (1. c. p. 157. t. 8.
f. 16 — 18.), aber gekielt und ungenabelt.
Gehäuse kreisrund, niedergedrückt, unten schwach, oben
etwas stärker gewölbt, am Rande gekielt, auf der Oberfläche
mit einer sehr kleinen ganz flachen Nabelscheibe. Die in-
neren Windungen der Spira sind auf der Unterfläche mit ge-
76
tlrängtcn groben Körnchen besetzt, daher nicht imterschelcl-
bar. Der letzte ziemlich breite Umgang zählt zehn schmale
bogenförmige ganz flache Kammern, deren Grenzen nur
durch feine NathHnien angedeutet sind. Die Schalenobcr-
fläche ist mit entfernten vertieften Punkten bedeckt , die auf
der oberen Seite feiner sind.
Nicht selten bei Hermsdorf, selten bei Freienwalde.
7. ß. Ungeriana d'Okb.
D'Orbigivy 1. c. p. 157. t. 8. f. 16 — 18.
Stimmt ganz mit den Wiener Exemplaren überein ; nur
sind die Kammern auf der Spiralseite mehr schief bogen-
förmig, als an der D'ÜRBiGNY'schen Abbildung, was aber
auch bei den meisten Wiener Exemplaren der Fall ist.
Sehr häufig bei Hermsdorf, nicht selten bei Freienwalde.
— Auch bei Baden, Möller sdorf vcaiS. Grin%ing bei Wien: im
Tegel von Felsö-Lapugij in Siebenbürgen und von Stolschitza
in Krain; im Salzthon von Wielic::ika.
8. R. contraria m. (Taf. V. Fig. 37.).
Testa ovata, convexa, margine crassa^ rotundata; spira
complanata ; anfractibus 2 ; loculis 7 partim arcuatis, compla-
iiatis^ superne triangularihus ; iiltimo convexo\ aper Iura an-
gusta fissa, margini teslae subparallela. — Diam. = 0,4 —
0,5 mtn.
Im Umrisse der R. Brongniarti d'Okij. (1. c. p. 158.
t. 8. f. 22 — 24.) sehr ähnlich, aber durch den abgerundeten,
nicht gekielten Rand, die viel grössere Wölbung des Ge-
häuses und die Lage der Mündung wesentlich davon ver-
schieden.
Gehäuse eiförmig, niedergedrückt, gewölbt, unten stär-
ker als oben, mit dickem gerundetem Rande. Zwei Umgänge,
die sehr schnell zunehmen ; der letzte mit sieben Kammern,
welche unten etwas bogenförmig und flach , oben dreiseitig
und schwach gewölbt sind. Die letzte Kammer ist auf der
oberen Fläche stark gewölbt. Die Mündung eine schmale
ziemlich lange Spalte, welche aber nicht wie bei den ül)rigen
Rütalinen parallel dem inneren Rande der letzten Kammer ist,
77
sondern darauf senkreckt steht und den inneren Theil der
Kammerwand selbst in zwei ungleiche Theile spaltet. Die
Oberfläche glatt, glänzend.
Nicht selten bei Hermsdorf.
9. R. bulimoides m. (Taf. V. Fig. 38.).
Testa elevata, pupiformi, S7iperne dilatata, hast acuta,
laevigata; spira elevata; atifractihus 3 manifestis: loculis 7
angustis , convexiusculis\ facie superiore suhumbilicata; aper-
tura tejiui, elongata. — Jltit. = 0,35 — 0,45 mm.
Unterscheidet sich durch die erhabene Spira und die
hoch thurmförmige Gestalt von allen übrigen Eotalinen. Sie
steht in dieser Beziehung den Buliminen nahe.
Das Gehäuse verkehrt-eiförmig, einer Pupa oder einem
Bulimus ähnlich, oben breit, und sehr enge genabelt, unten
zugespitzt. Die Spira sehr erhaben, aus 3 deutlichen Um-
gängen bestehend. Der letzte mit 7 schmalen Kammern,
welche gewöhnlich schwach gewölbt, zuweilen aber auch fast
flach und dann durch kaum vertiefte Näthe gesondert sind.
Im ersten Fall ist das obere Ende des Gehäuses viel breiter
als im letzteren. Die Münduns; eine lange aber sehr schmale
Spalte am inneren Rande der letzten Kammer. Die Ober-
fläche glatt. Uebrigens ist die Schale, wie bei den meisten
anderen Rotalinen, bald rechts, bald links gewunden.
Ziemlich häufig bei Hermsdorf ^ sehr selten bei Freien-
walde.
Uvigerina d'Orb.
1. U. gracilis m. (Taf V. Fig. 39.).
Testa elongata, tenui, superne acuminata , hasi ohtusa\
anfractihus distinctis ; localis glohulosis inaequalihus , aspei^u-
lis\ suturis profundis; apertura angustissime marginata. —
Long. = 0,3 — 0,4 mm.
Das sehr kleine Gehäuse verlängert, schmal, fast lan-
zettförmig, oben zugespitzt, unten stumpf. Die Umgänge
deutlich und wie die kugeligen Kammern , durch schmale
aber tiefe Näthe geschieden. Die Oberfläche der Kammern
ist mit Ausnahme der oberen Hälfte der letzten mit feinen
78
Rauhigkeiten dicht bcdeciit. Die Mündung nur mit einem
wenig deutliclien Saume umgeben.
Ziemlich häufig hei Hennsdorf, sehr selten hei Freien-
ivalde.
Clavulina u'OiiB.
1. Cl. communis d'Okb.
D'OUBK.NY 1. c. p. 190, l'J7. t. i2. f. 1, 2.
Selten bei Freienwalde.
Uebrigens im Tegel von Baden und Möllersdur/ und im
Leithakalk von Nus s darf hai Wie?i, im Tegel von Fehö-La-
pug// in Siebenbürgen; im Salzthone von fVieliczka; im Sub-
apenninenthon von Aatnipp bei Osnabrück. Noch lebend im
mittelländischen und adriatischen Meere.
Gaudryina d'Ühu.
1. G. siphonella m. (Taf. V. Fig. 40—42.).
Testa obconica aut snbcylindrica, basi a?igustata, subtiliter
rugosa. Pars inferior spiralis teres, anfrartibus loculisque qui-
nis obsolelis; pars superior paruin conipressa loctdis alternis,
transversis couvexiusculis , suturis parum excavatis , ultimo
superne convexo', apertura inter marginem interninn et api-
cem loculi ultimi intennediu, transversa, parva, siphunculo
brevi te7iuique insidente. — Long. = 0,5 — 1,(3 nmi.
Gehäuse verlängert, nach abwärts allmälig sich verdün-
nend, verkehrt konisch, oder sich nur sehr langsam und we-
nig verschniälernd, fast walzig, am unteren Ende dann schnell
zur stumpfen Spitze zusammengezogen. Die Oberfläche der
Scliale mit feinen Rauhigkeiten bedeckt.
Der untere Theil des Gehäuses eine thurmförmige ge-
rundete Spirale bildend, mit mehreren undeutlichen Umgän-
gen, jeder mit 5 durch kaum erkennbare Näthe geschiedenen
Kammern.
Der obere Theil ist schwach zusammengedrückt, an den
Rändern breit gerundet , und besteht aus zweireihig altcr-
nirenden, ziemlich hohen und liist gleich breiten, queren, et-
was gewölbten Kannnern mit schwach vertieften Näthen.
Die letzte Kannncr, oben stark gewölbt, trügt in der Mitte
79
zwischen dem inneren Eande und dem Gipfel, auf einem
kurzen und dünnen, von oben nach unten etwas zusammen-
gedrückten Eöhrclien die kleine in die Quere verlängerte und
auf der inneren Seite schwach eingebogene Mündung.
Nach der Anordnung der Kammern, deren ältere sich
nach dem Typus der Helicostegier, die jüngeren nach dem
der Enallostegier aneinanderreihen, gehört die in Rede ste-
hende Species jedenfalls der Gattung Gaudryina an. Dage-
gen stimmt die Lage und Beschaffenheit der Mündung mit
der Gattungsdiagnose nicht überein. Bei Gaudryina soll
nämlich die Mündung eine einfache Querspalte sein, wie bei
Textularia, Avelche sich hart an die vorletzte Kammer an-
legt, während sie bei G. siphonella von der bezeichneten
Stelle weit entfernt ist und überdies noch auf einer röhren-
förmio;en Verlängeruno; steht. Unsere Art könnte daher
wohl den Typus einer besonderen Gattung abgeben, wenn
es nicht andere Species gäbe, welche einen deutlichen Ueber-
gang zu den typischen Formen von Gaudryina darbieten.
So liegt die Mündung bei G. badenensis aus dem Tegel von
Baden bei Wien (Reuss, neue Foraminiferen aus den Schich-
ten des Österreich. Tertiärbeckens in den Denkschriften der
k. Akad. d. Wissensch. Naturw. Klasse. 1850. I. pag. 374,
375. T. 47. fig. 14.) noch der vorletzten Kammer zunächst,
ohne sie aber mehr zu berühren, indem sie schon durch eine
schmale lippenförmige Brücke davon getrennt ist.
Bei der anderwärts beschriebenen G. ruthenica m. aus
dem oberen Kreidemergel von Lemherg befindet sie sich so-
gar auf der Spitze der letzten Kammer. G. siphonella steht
also in dieser Beziehung in der Mitte zwischen den beiden
genannten Species und bildet das vermittelnde Uebergangs-
glied zwischen den beiden Extremen, den typischen Gau-
dryinen und der G. ruthenica. Freihch ist die Mündung
bei allen übrigen Arten einfach und nackt, während sie bei
der UermsdoT^/er Species von einer röhrigen Verlängerung
getragen wird. Dieser Unterschied dürfte aber nach meiner
80
Ansicht kaum liinreiclicn , um die Aufstcllunir eines selbst-
ständigen Genus zu begründen.
Gemein bei Hermsdorf und Freienwalde.
III. Enailostegia d'Orb.
a. Cryptostegia m. *).
Chilostomella m.
1. Ch. cylindroides m. (Taf. VI. Fig. 43.).
Testa elongato-elliptica , suhcylindi'ica, utrinqite late ro-
tundata ; suhira inferiore in siiium Imigum obtusatum pro-
ducta.', apertura lata nngustissima', lahio latiusculo. — Lo7ig.
= 0,6 — 0,7. fn?n.
Ich hatte diese Species früher mit der sehr ähnlichen
Ch. Czizeki m. (1. c. p. 380. t. 48. f. 13.) ^aus dem Tegel
der Umgegend von Wien vereinigt. Die genaue Untersu-
chung zahlreicherer Exemplare hat mich aber von der Selbst-
ständigkeit der Species überzeugt. Sie unterscheidet sich
von der Ch. Czizeki durch das langgezogene, gleichbreite,
fast cylindrische , an beiden Enden zugerundete Gehäuse,
durch die ganz enge Mündung und die grössere Breite der
die Mündung schirmförmig überdeckenden Oberlippe. Die
Nath auf der unteren Fläche ist in eine lange fast gleich-
breite, am Ende gerundete Bucht ausgezogen, die weit über
die Mitte der Schalenlängc hinausreicht.
Selten bei Hermsdorf \ etwas häufiger bei Freiemvalde.
b. Poly morphin idea d'Oiuj.
Globulina i>'Oj{I!.
1. Gl. gibba d'Oku.
D'Okiug.w 1. c. p. 227, 228. t. 13. f 13, 14.
Selten bei Herntsdorf. Ziemlich häufig dagegen bei
Nussdorf und Baden unweit Wien\ im Salzthon von Wic-
licxka; im Subapcnninensandc von ^i//7(/;y> hoi Osnahriick\ im
•■') Die Charaktere der Cryptostcgicr überhaupt, so wie clor Gattnng
Cliilostuiiiclla in.sLcsonderc, habe icli näher auseinandergesetzt in dem
Aufsätze über neue Fornniiuifercn d. AVicn. Tert. Beck, in den Denk-
schriltcn d. k. Akad. d. Wisscnsch. Naturw. Kl. 1850. I. p. 37S, 379.
81
Subapenninenmergel und Sande von CasteU arqnato und
Siena. Auch noch lebend im mittelländischen und adriati-
schen Meere.
2. Gl. aequalis d'Okb.?
D'Orbigny 1. c. p. 227. t. 13. f. M, 12.
Bei Hennsdorf kommen seltene Exemplare einer GIo-
bulina vor, die in der Form ganz mit Gl. aequalis überein-
stimmt, aber die Mündung auch von einem Kranze feiner
ziemlich langer Strahlen umgeben hat. Ob sie von Gl. ae-
qualis wirklich verschieden sei, oder ob dieser Species bei
vollkommen frischen wohl erhaltenen Exemplaren ebenfalls eine
gestrahlte Mündung zukömmt, ist nicht entschieden. Unter
den Exemplaren aus dem Wiener Becken befinden sich voll-
kommen glänzende, die ebenfalls einen Strahlenkranz besitzen,
sonst aber mit der i/ORBiGiN\'schen Gl. aequalis ganz über-
einstimmen.
Gl. aequalis findet sich bei Nttssdor/ und Pötxleinsdorf
unweit Wien, bei Kostel in Mähren, bei Rndelsdo// in Böh-
men ; im Salzthone von Wieliczka und im Subapenninen-
sande von CasteW arquato.
3. Gl. inflata m. (Taf. VI. Fig. 45.).
Testet, suhglobosa, hast rotundata, superne acuta', suturis
linearibus; ore radiato. — Lo?tg. = 0,7 — 0,8 mm.
Fast kugelig, unten breit gerundet, mit sehr breit-ellip-
tischem Querschnitt. Näthe linear, nur bei starker Vergrös-
serung wahrnehmbar. Mündung gestrahlt ; Oberfläche glasig
glänzend.
Unterscheidet sich von Gl. gibba d'Orb. durch den
nicht runden, sondern breit elliptischen Querschnitt.
Selten bei Hennsdorf.
4. Gl. amplectens m. (Taf. VI. Fig. 44.).
Testa late ovata, ve?itricosa, superne acuta, hast late ro-
tundata, laevi, nitida; localis lateraiibus amplis , ultimo am-
plissimo , intermedia fere ahscondito: apertura radiata. —
Long. = 0,7 mm.
Gehäuse breit-eiförmig, bauchig, oben kurz zugespitzt,
Zeits, d. d. gcol. Ges. III, 1. Q
82
unten breit gerundet, im Querschnitt kreisförmig oder nur
wenig zusammengedrückt, an der übertiäche glatt und glän-
zend. Die seitlichen Kanunern, besonders die letzte gross,
umfassen die mittlere zum grossen Theile, so dass von ihr
nur ein sehr kleiner Abschnitt, an der einen Fläche des Ge-
häuses aber last gar nichts sichtbar ist. Mündung gestrahlt.
Sehr selten bei Hennstlorf.
5. Gl. guttula m. (Taf. VI. Fig. 4G.).
Testet ovata, hasi oblique rotuiulatu, snperne acuini/mta,
laevigata, nitida; suturis lifiearihus; ore radiato. — Long. =
0,4 — 0,45 Tnm.
Eiförmig, unten etwas schief gerundet, oben lang zuge-
spitzt, glasig glänzend. Käthe sehr fein, linienförmig, nur
bei sehr starker Verorösserung sichtbar. Münduno- fein
gestrahlt.
Selten bei Hermsdorf.
6. Gl. amygdaloides m. (Taf. VI. Fig. 47.)
Testa ovata, inaequaliter conipressiuscula, snperne acuta,
hasi rotundata, laevigata : suturis linearibus ; apertura radiata. **
— Long. = 0,8 — 1,1 ?n?n.
Gehäuse eiförmig, oben zugespitzt, an der Basis gerun-
det, ungleich zusanuuengedrückt, so dass der eine der zuge-
rundeten Ränder etwas dicker ist als der andere. Die dritte
Kammer ist besonders auf der einen Schalenfliiche nur in
geringer Ausdehnung sichtbar. Die Näthe geben sich nur
bei stärkerer Vero^rösseruno; als feine durchscheinende Linien
zu erkennen. Die Münduno; ist irestrahlt. Von der sehr
ähnlichen Gl. guttula unterscheidet sich die in Kede stehende
Species durch das breitere , etwas stärker und ungleich zu-
sammengedrückte Gehäuse.
Sehr selten bei Ilermsdorf.
Guttulina d'Ükh.
1. G. semiplana m. (Taf. VI. Fig. 48.).
Testa ovata, superne acuniitiala, hasi rotundata, inaequa-
liter co}npressa, nitida ; loculis ohlongis convexiusculis : orificio
radialu. — Long. -- 0,5 — 0,ü van.
a3
Eiförmig, oben lang zugespitzt, unten breit gerundet,
auf der einen Seite gewölbt, auf der andern stark zusammen-
gedrückt, glänzend glatt. Die länglichen Kammern massig
gewölbt, die Näthe wenig vertieft. Die kleine Mündung von
einem Strahlenkranze umgeben.
Selten bei Hermsdoi'f.
Polymorphina d'Orb.
1. P. dilatata m. (Taf. VI. Fig. 49.).
Testa ovata, compressa, utri?ique amta, mnrgine angulata,
subaequüatei-alis , laevigata ; loculis anguslis , snbarcuatis ;
aper iura radiata, — Long. = 0,9 — 1,1 7nm.
Eiförmig, stark zusammengedrückt, an den Rändern
winklig, oben und unten zugespitzt, wenig ungleichseitig,
glatt. Die Kammern schmal, verlängert, gebogen, flach ; die
erste am gewölbtesten. Die Mündung gestrahlt.
Sehr selten bei Hennsdo7-f und Freiemoalde.
2. P. lanceolata m. (Taf. VI. Fig. 50.).
Testa elongata, lanceolata., titriiique acuta, parum com-
pressa, laevigata; loculis convexiusculis, suhspiraliter disposi-
tis; apertura radiata. — Long, = 1,2 7mn.
In der Gestalt der P. acuta d'Okb. (1. c. p. 234. t. 13.
f. 4, 5 ; t. 14, f. 5 — 7) ähnlich. Gehäuse verlängert, lanzett-
förmig, an beiden Enden zugespitzt, wenig zusammengedrückt,
glatt. Kammern etwas gewölbt, in einer Spirale um die
Axe geordnet, nicht einfach zweireihig, wie bei den typischen
Polymorphinen. Mündung gestrahlt.
Sehr selten bei Hei-msdorf und Freiemvalde,
Trümmer einiger anderer, von den eben beschriebenen
abweichender Arten Hessen wegen ihrer unvollständigen Er-
haltung keine sichere Bestimmung zu.
c. Textularidea d'Orb.
Boli V ina d'Okk.
1. B. Beyrichi m. (Taf. VI. Fig. 51.).
Testa lanceolata, compressa, superne oblusa, hast acuta,
6*
84
margine suh spinulosa ; loculis laliusctdis, ohliquis^ margine in
spinulam terminalis. — Long. = {),6 — 0,7 7n7n.
Verkehrt lanzettförmig, etwas breiter als B. antiqua
d'Orb. (1. c. p. 240. t. 14. f. 11 — 13), wenn auch nicht so
breit, wie B. dilatata ni. (Denkschriften d. k. Akad. d. Wiss.
1850. I. p. 381. t. 48. f. 15.); oben stumpf j unten zugespitzt,
zusammengedrückt, an den Rändern scharf und mit feinen
abwärts stehenden Spitzen besetzt. Kammern jederseits acht
bis neun, ziemlich hoch, schräg, jede nach aussen in eine
kurze, mitunter aber auch sehr undeutliche dornige Spitze
endigend. Näthe sehr seicht, etwas bogenförmig. Schalen-
oberfläche sehr fein und gedrängt punktirt.
Nicht selten bei Hermsdorf, sehr selten bei Freienwalde.
T e X t u 1 a r i a Defr.
1. T. lacera m. (Tab. VI. Fig. 52, 53.).
Testa cuneiformi aut deltoidea , vulde compressa , acute
carinata\ carina lamellosa lacero-spimdosa ; localis numerosis
angustis ohliquis, vix convexis ; superßcie punctulata. — Long.
= 0,56 — 1,4 mm.
Gehäuse breiter oder schmäler keilförmig, zuweilen del-
toidisch , stark zusammengedrückt , am Rande mit einer
schmalen lamellösen dornig - zerschlitzten Ausbreitung. Die
Kammern zahlreich, niedrig, schräg, nur im mittleren Theile
schwach gewölbt. Die Oberfläche der Schale ist mit sehr
feinen Rauhigkeiten bedeckt , welche nur auf dem gewölbte-
ren Theile jeder Kammer etwas gröber erscheinen. Die obere
Fläche der zwei letzten Kammern sehr wenig convcx, schräg
gegen den Rand abdachend.
Sehr ähnlich der T. carinata d'Oub. (1. c. p. 247. t. 14.
f. 32 — 34.), aber doch hinreichend davon verschieden.
Sehr gemein bei Herinsdorf; nicht selten bei Freieiiwalde.
2. T. attenuata m. (Taf. VI. Fig. 54.).
Testa (tfigusle cutieiformi vel lanceolata, valde compressa
marginihus acute carinata, quajidoqtie subalata, asperula; lo-
culis numerosis angustis, ohliquis, convexiusculis. — Long.
■= 0,1 — 1,4 7ni/i,
85
Der vorigen Species sehr ähnlich, lanzett- oder schmal
keilförmig, noch stärker zusammengedrückt, an den Eändern
scharf gekielt, zuweilen mit einer sehr schmalen ungleichen
lamellösen Ausbreitung. Kammern zahlreich, niedrig, schräg.
Der obere Theil jeder Kammer ragt schwach gewölbt her-
vor, während der über der nächstunteren Nath liegende Theil
in Gestalt einer breiten seichten Furche erscheint. Die Scha-
lenoberfläche mit etwas gröberen Rauhigkeiten bedeckt, als
bei T. lacera.
Sehr gemein bei Hermsdorf ', nicht selten bei Freiemcalde.
IV. Agathistegia d'Orb.
a. Miliolidae d'Orb.
Biloculina ij'Okb.
1. B. turgida m. (Taf. VII. Fig. 55.).
Testa subcirculari. turgida, laevigata, utrinqtie aequaliter
rotundata, margine angulata\ loculis convexis ; aper tura trans-
versa elliptica, unidentata: deute magno, apice dilatato. —
Diam. = 0,6 — 1 7nm.
Gehäuse fast kreisförmig, gewölbt, oben und unten gleich-
massig breit gerundet , am Eande ziemlich scharfwinklig,
glatt. Die Kammern gewölbt; die letzte umfasst die vor-
letzte mit einem ringsum gleichen, ziemlich breiten Saume.
Mündung eine grosse quere Ellipse, in die der grosse, an
der Spitze beiderseits stark ausgebreitete Zahn hineinragt.
Unterscheidet sich von der ähnlichen B. clypeata d'Orb.
(1. c. p. 263. t. 15. f. 19 — 21.) durch den fast kreisrunden
Umriss, den gleichbreiten Saum, den die letzte Kammer um
die vorletzte bildet, und den grösseren Zahn.
Sehr selten bei Hermsdorf und Freienivalde.
b. Multiloculidae d'Orb.
Triloculina d'Orb.
1. T. valvularis m. (Taf. VII. Fig. 56.).
Testa late ovata, inßata, utrinque ohtusa, lateraliter laie
rotundata; loculis ultimis maximis suhamplectentibtis, convexist
86
penes suturas lineares impressis ; apertura formani ferri equini
iinitante ; deute maximo setnicircuUiri. — Jlt.= 0,7 — 1,2 7nni.
Verwandt der T. anibigua und granimostouia m. aus dem
Salzthone von Wielicxka. Gehäuse breit -oval, stark ge-
wölbt, fast aufgeblasen, oben und unten sehr stumpf, seitlich
breit gerundet. Die letzten zwei Kammern sehr gross, fast
umfassend, stark gewölbt. Zunächst den feinen linienförmi-
gen Näthen sind sie durch breite aber seichte den Näthen
parallele Furchen rinnenartig ausgehöhlt. Die mittlere Kam-
mer ist nur in sehr geringem Umfange sichtbar, indem sie
durch eine lamellare Ausbreitung der seitlichen Kammern
zum Theile verdeckt wird. Die Mündung wird durch einen
grossen halbkreisförmigen Zahn zum grössten Theile ver-
schlossen, so dass nur eine hufeisenförmige Spalte übrig
bleibt, die auf der Seite der Mittelkammer enger ist, als auf
der Eückenseite. Schalenoberfläche glatt.
Sehr selten bei Hermsdorf.
2. T. enoplostoma m. (Taf. VII. Fig. 57.).
Testa ovali, inflata, subtrigotia, utrinque rotundata, lae-
vigata; loculis lateralibus magnis, arcuatis, C07ivexis, externe
late rotundatis ; medio convexiusculo : orificio semiiii7iari an-
guslo; dente magfio semielliptico . — Alt. -~ 0,8 — 1,05 mm.
Der T. grammostoma m. aus dem Salzthone von Wie-
lic%ka nahe verwandt. Gehäuse oval, aufgeblasen, im Quer-
schnitte etwas dreiseitig, mit abgerundeten Winkeln, an bei-
den Enden stumpf Die letzten zwei Kammern gross, ge-
bogen, stark gewölbt, aussen breit gerundet. Die vorletzte
zunächst der Verbindungsnath mit der dritten Kammer mit
einer dieser parallelen Längsfurche versehen. Die mittlere
Kammer in massigem Umfange sichtbar, etwas gewölbt. Die
Mündung eine enge halbmondförmige Spalte, indem der übrige
Theil von dem grossen halbelliptischen Zahne ausgefüllt wird.
Die Oberfläche der Schale glatt, glänzend.
Sehr selten bei Hermsdorf.
'i. T. turgida m. (Taf VII. Fig. 58.).
Testa late ovali, stibtrigona, inßata , laevigata; loculis
m
lateralilms vakle arcuatis medioque convexis; suturis profutidis;
apertura ampla dentatu ; dente parvo, apice dilatato, — Long,
= 0,5 min.
Breit-oval, oben und unten stumpf, im Querschnitt etwas
dreiseitig, stark gewölbt, an der Oberfläche glatt. Die seit-
lichen Kammern stark gebogen, aussen breit gerundet, fast
abgestutzt mit zugerundeten Winkeln, und um die im weiten
Umfange sichtbare mittlere Kammer stark gewölbt. Die
Käthe tief. Die Mündung ziemlich gross, gezähnt. Der
Zahn klein, an der Spitze beiderseits ausgebreitet.
Sehr selten bei Hermsdorf.
Einige andere ebendaselbst vorgefundene Arten gestatte-
ten wegen der Seltenheit und" Mangelhaftigkeit der Exem-
plare keine nähere Bestimmung.
Quinqueloculina d'Okb.
1. Q. impressa m. (Taf. VlI. Fig. 59.).
Tesla üvuli laevigata , utrinque ohtusa ; loculis ßexuosis
convexis; lateralibus extus late rotundatis ; apertura uniden-
tata; dente simpUce exigtio. — Diam. = 0,4 — 0,45 ww.
Sehr breit - oval , an beiden Enden stumpf, mit glatter
Oberfläche. Die Kammern gebogen, gewölbt, mit sehr tief
eingeschnittenen Näthen. Die seitlichen Kammern aussen
breit gerundet. Die Mündung mit einem kleinen einfachen
Zahn.
Selten bei Hermsdorf,
2. Q. tenuis Cziz. (Taf. VII. Fig. 60.).
Q/TA7.YM. in Haidinger's naturwissenschaftl. Abhandl. 1848
II. 1. p. 14«J. t. 13. f. 31—34. — Reuss in den Denk-
schriften der k. Akad. der Wissensch. 1850. I. p. 385.
t. 50. f. 8.
Stimmt mit den Exemplaren aus der Umgegend von
Wien und aus dem Salzthone von Wielic%ka überein. Der
am oben erwähnten Orte gegebenen Beschreibung muss aber
noch beigefügt werden, dass die Seiten der zwei letzten
Kammern nicht nur seicht ausgehöhlt sind, sondern auch jede
zwei schmale den Käthen parallele Längsfurchen zeigen.
88
Nicht selten bei Hermsdorf^ sehr selten bei Freienwalde.
Es dürften an ersterem Orte noch andere Species von
Quinquclociilina vorkommen ; wenigstens scheinen von mir
aufgefundene Trümmer darauf hinzudeuten.
Sphaeroidina d'Orb.*)
1. S. variabilis ra. (Taf. VII. Fig. 61—64.).
Testa stibsphae7'ica, laevigata; loculis 4, 5 vel 6 manife-
stis, convexis, glohosis ,- snturis profundis ; apertura semilunari,
edentnla. — Diam. = 0,2 — 0.35 mm.
Gehäuse beinahe kugelig, glatt. An der Oberfläche sind
bald nur vier, selten fünf, am seltensten sechs Kammern sicht-
bar, die eine verschiedene Anordnung zeigen.
Wenn nur vier Kammern an der Oberfläche erscheinen,
so stehen die letzten drei Kammern im Dreiecke und die
viertletzte liegt auf der drittletzten (Fig. 61.). Seltner beob-
achtet man sie an der Stelle , wo die drei letzten Kammern
zusammenstossen. (Fig. 62.).
Bei Gegenwart von fünf Kammern befinden sich gewöhn-
lich vier in einer Ebene, indem zwischen die drei im Dreieck
gestellten Kammern noch eine vierte eingeschoben ist, Aväh-
rend die fünfte gewöhnlich auf dem Vereinigungspunkte der
vier anderen liegt. (Fig. 63.).
Wenn sechs Kammern an der äusseren Fläche vorhanden
sind, ist ihre Stellung gewöhnlich sehr veränderlich und un-
regelmässig (Fig. 64.).
Die Kammern sind stark gewölbt, kugelig und durch
tiefe Näthc getrennt. Die halbmondförmige fast stets zahn-
lose Mündung liegt gewöhnlich auf der oberen Seite des Ge-
häuses am inneren Rande der letzten Kammer, bald rechts,
bald links, indem die Kammern bald rechts, bald links ein-
gerollt sind. Selten befindet sich die Mündung an einer
Seitenfläche des Gehäuses.
S. variabilis ist der S. austriaca d'Okb. (Reuss 1. c.
*) Ucbcr die Guttungscharaktero von Sphaeroidina siehe Riuiss in
den Denkschriften der k. Akad. der Wissensch. 18r)0. I. pag. 386, 387.
89
p. 387, 388. t. 51. f. 3 — 19.) sehr ähnlich, unterscheidet sich
aber durch constante viel geringere Grösse, tiefere Näthe und
die zahnlose Mündung.
Gemein bei Hermsdorf, nicht selten bei Freiemvalde.
Foramini "eren des Thones von Walle bei Celle.
1. Cristellaria Jugleri m. (Taf. IV. Fig. 19.).
Testa oblonga conipressa , superne acuta, basi spiralüer
involuta rohmdata , dorso ucutangula, laevi, nitida; localis 10
angustis subarctiatis ^ planis', suturis linearihus; facie antica
loculi Ultimi latiuscula, lanceolata, convexa ; apertura radiata.
— Alt. = 1 ?nfn.
Lang eiförmig, oben zugespitzt, unten spiral eingerollt
und gerundet, am Rücken scharfvvinklig, an der Oberfliiche
glatt, glasig /glänzend. Zehn niedrige schwach gebogene ebene
Kammern, deren untere einen vollkommen spiralen Umgang
bilden. Die Näthe treten nur als dunklere Linien hervor.
Die Mundfläche der letzten Kammer lang und schmal ellip-
tisch, gewölbt; die Mündung gestrahlt. — Sehr selten.
2. Nonionina affinis m. — Sehr selten.
3. ßotalina Girardana m. — Sehr selten.
4. Rotalina Dutemplei d'Okb. (1. c. p. 157. t. 8.
f. 19—21). — Selten.
5. Rotalina Partschiana d'Okb. — Ziemlich ge-
mein.
6. Rotalina umbonata m. — Sehr selten.
7. Rotalina Ungeriana d'Orb. — Sehr selten.
8. Rotalina bulimoides m. — Sehr selten.
9. Gaudryina siphonella m. — Sehr selten.
10. Textularia lacera m. — Sehr selten.
Entomostraceen des Septarienthones von Hermsdorf
und Freiemvalde.
1. Cytherina Beyrichi m. (Taf. VIL Fig. 65.).
Testa late elliptica, iitidnque late rotundata, postice pa-
90
rum angustata, parum convexa\ mm'gine uf7'oque subarcuato\
dorsi postica parte convexiorc, sjiperficie subtiliter et inaequa-
liter punvtulnta . — Long. := 0,8 vim.
Der C. ampla m. aus dem Grobkalke des Pariser Bck-
kens sehr ähnlich, aber durch die grössere Breite und etwas
abweichende Form der Schale davon unterschieden. Die
Schalenklappen sind sehr breit -elli})tisch, hinten nur we-
nig schmäler als vorn, wenig gewölbt, am stärksten im hin-
• leren Theile des Rückens, so dass derselbe zum hinteren Ende
steil abfällt, nach vorn hin sich aber ganz allmälig abdacht
und beide vereinio-ten Schalen im Längsdurchschnitte keil-
förmig erscheinen. Etwas vor der Mitte des Eückens zu-
nächst dem oberen Rande bemerkt man eine schwache huf-
eisenförmige Depression, deren Concavität nach dem genann-
ten Rande hinsieht. Der untere Rand nur im mittleren
Theile fast gerade, in die Rundung des vorderen und hin-
teren Endes allmälig übergehend. Der obere Rand sehr we-
nig gebogen. Die Schalenoberfläche mit ziemlich gedrängten
und feinen Grübchen bedeckt.
Selten bei Hermsdorf und Freienionlde.
2. Cypridina echinata in. (Taf VII. Fig. Ofi.).
Testa ovata, antice late rolundatu et compressa, postice in
loh um triangulärem compressuin termi?iatu, partim convexiiy
maxime in dorsi parte postica, marginata, tota echinata',
margine utroque subrecto, inferiore hreviore. — Long. =
0,7 77im.
Schalen eiförmig, vorn breit gerundet, hinten in einen
kurzen zusammengedrückten — dreieckigen Lappen endigend ;
vorn, hinten und unten mit einem ziemlich breiten und dicken
stachligen Saume eingefasst. Der obere und untere Rand
fast gerade, etwas nach vorn divergirend; der untere kürzer
und sehr wenig eingebogen. Der Rücken wenig gewölbt,
am meisten im hinteren Theile, von avo er sich allmäÜLi" nach
vorn abdacht. Die ganze Schalenoberfläche mit gedrängten
unregehnässigen kürzeren und längeren spitzigen Stachclhök-
91
kern besetzt, welche stellenweise in ziemlich regelmässige
concentrisehe Reihen geordnet sind.
Ist sehr verwandt der C. asperrima m. aus dem Tegel
des Wiener Beckens (Reüss in Haidinger's naturwissensch.
Abhandl. 1850. III. 1. p. 74. t. 10. f. 5.), der C. coelacantha
m. aus dem Salzthone von Wielic%ka (1. c p. 74. t. 11. f. 5.)
und der C. hystrix m. aus dem böhmischen Tegel (1. c. p. 74,
75. t. 10. f. 6.); unterscheidet sich aber von allen durch die
Form der Schalenklappen und die Beschaffenheit der Stacheln
hinlänglich.
Sehr selten bei Hermsdorf und Freientoalde.
Erklärung der Abbildungen.
Taf. III. Fig. 1. Fissurina alata m. a. Von vorn, b. von der Seite.
- III. - 2. Nodosaria Ewaldi m. a. Oberes Ende, b. unteres Ende.
- III. - 3. Nodosaria conspurcata m.
- III, - 4. Dentalina soluta m. b. Bruchstück eines andercu Indivi-
duums.
- III. - - 5. Dentalina Pliilippii m.
- III. - b. Dcntalina Bucbi m.
- III. - 7. Dentalina dispav m.
- III. - 8. Dentalina acuticauda m.
- III. - 9. Dentalina emaciata m.
- III. - 10. Dentalina spinesccns m.
- III. - 11. Dentalina obliquestriata m. b. Zwei Kammern stärker
vergrössert.
- III. - 12. Dieselbe, das untere Ende stark vergrössert.
- III. - 13. Dentalina pungens m.
- III. - 14. Marginulina tumida m. b. Obere Ansicht.
- III. - 15, 16. Frondicularia seminuda m. b. Zwei mittlere Kani-
mern stärker vergrössert, c. das untere Ende desglei-
chen, Fig. 16. das untere Ende eines anderen Indivi-
duums stark vergrössert.
- III, - 17. Spirolina Humboldti m. a. Seitliche, b. vordere, c. obere
Ansicht.
- III, - 18. Dieselbe im jugendlichen Zustande a, von der Seite, b.
von vorn.
- IV, - 19. Cristellaria Jugleri m, a. Seitliche, b, vordere Ansicht.
- IV, - 20. Cristellaria galeata m. a. Seitliche, b. vordere Ansicht.
- IV. - "21. Robulina galeata m.
- IV. - 22. Robulina angustimargo m.
. IV, - 23. Robulina dimorpha ra.
- IV. - 24. Robulina umbonata m. I ^ Seitliche, b. vordere
- IV, - 25, Robulina nitidissima m. > Ansicht,
- IV, - 26. Robulina trigonostoma m.
- IV, - 27. Robulina neglecta m,
- IV, - 28. Robulina incompta m.
.. IV, - 29. Robulina depauperata m.
92
Taf. IV. Fig. 30. Robulina deformis m. )
V. - 31. K(Jiiioniiia (luiiKiueloba m. ( a. Seitliche, b. vordere
V. - 32. Nonionina affinis m. ^ Ansicht.
V, - 33. Nonionina ])lacenta m. J
V. - 34. Rotalina Girardana m. >
- V. - 35. Rotalina umbonata m. ( a. Untere, b. obere, c. seit-
- V. - 36. Rotalina granosa m. ( liehe Ansicht.
V. - 37. Rotalina contraria m. )
- V. - 38. Rotalina bulimoides m. a. Vordere, b. hintere, c. obere
Ansicht
V. - 39. Uvigerina gracilis m. a. Vordere, b. hintere Ansicht.
V. - 40, 41. Gaudryina siphonclla m. a. Seitliche, b. obere
Ansicht.
V. - 42. Dieselbe im juger.dlichen Zustande, a. Seitliche, b. obere
Ansicht,
- VI. - 43. Chilostomella cylindroides m. a. Obere, b. untere, c.
seitliche Ansicht.
VI. - 44. Globulina amplectensm. a. Vordere, b. hintere Ansicht.
- VI. - 45. Globulina inflata m. a. Vordere, b. hintere, c. obere
Ansicht.
- VI. - 46. Globulina guttula m. a. Vordere, b. obere Ansicht.
- VI. - 47. Globulina amygdaloides m. a. Vordere, b. hintere, c.
obere Ansicht.
- VI. - 48. Guttulina semiplana m. a. Vordere, b. hintere, c, obere
Ansicht.
- VI. -> 49. Polymorphina dilatata m. a. Vordere, b. obere Ansicht.
- VI. - 50. Polymorphina lanceolata m. a. Vordere, b, hintere, c.
obere Ansicht.
- VI. - 51. Bolivina Beyrichi m. a. Vordere, b. seitliche Ansicht.
' vi- ' ?^' i^- 7^'"^^",! ^^'r""'! a. Vordere, b. obere Ansicht.
- VI. - 54. Textularm attenuata m. )
- VII. - 55. Biloculina turgida m. a. Vordere, b. seitliche, c. obere
Ansicht.
- VII. - 56. Triloculina valvularis m.
- VII. - 57. Triloculina enoplostoma m.
- VII. - 58. Triloculina turgida m.
= VII. - 59. Quinqueloculina impressa m.
- VII. - 60. Quinqueloculina tenuis m.
- VII. - 61. Sphaeroidina variabilis m. mit 4 sichtbaren Kammern.
a. Obere, b. untere, c, d. seitliche Ansicht.
- VII. - 62. Desgleichen. Obere Ansicht.
- VII. - 63. Dieselbe mit 5 sichtbaren Kammern, a. Obere, b, un-
tere Ansicht.
- VII. - 64. Dieselbe mit 6 sichtbaren Kammern, a. Obere, b. un-
tere Ansicht.
■ ZU ' ^^ Cytherina Beyrichi m. ) ^ g^itüche, b. untere Ansicht.
- VII. - 66. Cypndina echinata m. )
Vordere, b. hintere,
c. obere Ansicht.
93
3. Geognostlsche Bemerkungen auf der Reise \ou Phi-
lippemlle über Tiuiis nach TrlpoU und von hier nach
Murzuk in Fezzan.
Von Herrn Dr. 0\t:r\\t:g *).
Bei Philippeville in Algerien habe ich zuerst den afri-
kanischen Boden betreten. Ich sah Thonschiefer und Talk-
schiefer in fast senkrecht aufgerichteten Schichten; Proben
mit ausführlichen Etiketten befinden sich in dem Packet, das
ich von Tripoli aus an Ritter Bixsen und an Prof Ritter
adressirt habe **). — Das Dampfschiff brachte uns nach
Bona-, neben den Ruinen von Hipporegius sah ich Talk-
schiefer, krystallinischen Kalkstein [I.] und zwischen ihnen
Schiefer mit eingesprengten Granaten [2.]; davon sammelte
ich Proben. Den Eisenstein, der hier, wie nach Fouknet
überhaupt immer da, wo Granatschiefer mit krystallinischem
Kalkstein vorkommt, auftritt, sah ich nicht. — Aus dem dichten
Kalkstein, versteinerungslos, der Tunis umgiebt, konnte ich
*) Anmerkung der Redaktion. Die nachfolgend bekannt ge-
machten Beobachtungen des Herrn Dr. O.erweg bilden den Inhalt eines
Schreibens an Herrn Prof. G. Rose aus Fez-ian-Tar/relin, eine Tagereise
westlich Yon Murzuk, vom 14. Juni 1850. Dieses Schreiben wurde noch
nicht benutzt in dem ersten Bericht über Herrn Dr. Bartu's und Dr.
Overweg's Begleitung der J. RiciiARDSoN'schen Reiseexpedition zum Tschad-
»See und in das innere Afrika, welchen Herr Prof. C. Ritter nach den
bis Ende Juli 1850 in Berlin eingegangenen Originalberichten der beiden
Reisenden in den Schriften der Gesellschaft für Erdkunde in Berlin ver-
öffentlicht hat. Die letzterem Berichte beigefügte Kartenskizze ist zur
Orientirung für die Reise von Tripoh nach Murzuk zu vergleichen.
**) Die aus Tripoli von Dr. Overweg abgesendete geognostische Samm-
lung ist in Berlin angelangt und in dem Königlichen Mineralien-Kabinet
niedergelegt. Die Unterzeichneten hielten es für nützlich, den Beobach-
tungen Overweg's, soweit sie sich auf diese Sammlung beziehen, nach
den vorhandenen Stufen einige erläuternde Anmerkungen beizufügen.
Um den eigenen Betrachtungen des muthigen Reisenden in keiner Weise
vorzugreifen, enthielten sie sich jeder ausführlicheren vergleichenden Dar-
stellung.
Berlin, im März 1851. G. Rose. Bevrich.
94
•
Nichts machen. Mehrfache Excursionen führten uns nach
der Trümmerstätte Karthago' s. Von den dort anstehenden
Gesteinen , einem Conglomerat-Sandstein und einem mürben
Kalkstein (in den Grabhöhlen) sandte ich Stücke. Zu der
von Dr. Barth in seinem Reisebuch gegebenen Ansicht, das
Terrain, auf dem Karthago gebaut, sei einst eine Insel ge-
wesen, habe ich zu bemerken, dass wir uns überzeugt haben,
wie das feste Gestein, aus dem die Landenge besteht, das-
selbe ist, aus dem das Vorgebirge besteht, dass man also
einen bedeutend höheren Stand des Meeres nachzuweisen hat,
wenn man annehmen will, das Vorgebirge sei einst eine In-
sel gewesen.
Die schönen grossen Marmorsäulen und vielen anderen
Trümmersteine erregten mein Interesse; mit Hülfe des fran-
zösischen Generalconsuls Baron Tiikis habe ich eine Samm-
lung derselben von 20 Stück gemacht. [3,] Ich glaubte, sie
würde in Berlin nicht unlieb sein, zumal da vor Jahren L.
V. Buch sich einmal mit karthagischen Bausteinen beschäf-
tigt hat.
Unsere Landreise von Tunis nach S/ax führte durch
die Schichten des festen weissen Kalksteins, deren zum Theil
hohe und steile Gipfel den Golf von Tunis einschlössen. Bei
Hammamat kamen wir wieder ans Meer, und hier fand ich
an der Küste die mürben Kalksteine mit unzähligen tertiä-
ren Muscheln , von denen ich eine Anzahl beigepackt. [4.]
Bis '^usa führte der Weg längs der flachen Küste; von Susa
nach Sfax ritten wir durch ein bergiges Land; Schichten
von bunten Mergeln, gypshaltig, waren hie und da biosgelegt.
Der Baustein in Sfax ist der Kalkstein der flachen
Kerkenna~\vi^(Ax\ ; die Versteinerungen darin dieselben wie
die von Hammamat. — Ein kleines Fahrzeug führte uns
über die kleine Syrte; selbst fern vom Ufer stiesscn wir
oft auf den Grund des flachen Meerbusens. Am Ufer
bei Mehares , ein Paar Stunden südlich von ^S/ax , fand ich
tertiäre Ver8teinerun2;en. Vom südwestlichen AMnkcl des
Busens aus, Gahs gegenüber, sahen wir im Süden eine Berg-
95
reihe in mehreren deutlich zu unterscheidenden parallelen
Zügen sich von Ost nach West erstrecken. Wir hatten links
die flache, reichbebaute Insel Dschcrbi, anscheinend aus Sand-
und Thonboden bestehend.
In Sarsiss landeten wir, die grossen Murex sind von
hier. 15.]
Der Weg nach Tripoli führte uns durch das flache, oft
ganz öde Küstenland, Sandsteppen, grosse Salzlachen, Boden
bedeckt mit weisser Salzkruste, dann und wann begraste und
bekrautete Steppen. Südlich vom See von Bihmi überschrit-
ten wir die tunesische Grenze. Dr. Gümpreiht spricht in
seinem Buch über die vulkanische Thätigkeit auf dem Fest-
lande von Afrika (das mir ein sehr nützlicher Reisebegleiter
ist) von „in neuerer Zeit fast zuerst bekannt gewordenen
Thermalquellen Tunesiens, hart an der Tripolitanischen
Grenze;" unsere Nachfragen bei verschiedenen Bewohnern des
Grenzstriches waren vergeblich, man kannte die Quellen nicht.
Ein Paar Wochen unseres langen Aufenthalts in Tripoli
(der verbraucht wurde durch arabische Studien, vielfache liei-
eevorbereitungen meist sehr materieller Art, Sonnenbeobach-
tungen zur Bestimmung des Uhrfehlers unserer über Malta
geschickten Chronometer) verwendeten wir auf eine Excur-
sion ,,in die Berge." Ungefähr parallel mit der Küste von
Mesurata bis südlich von Gabs zeigt sich eine oft steil abfal-
lende Bergreihe. In der Nähe von Tripoli unterscheidet man
3 Abtheilungen. Im Südwesten durchschneidet der Weg
nach Gadames das Gebirge Jefran (auch einfach" D sehe -
bei genannt), gerade südlich von Tripoli ist das oliven- und
safranreiche Ghariano'ebiro-e und östlich bis Mesurata er-
streckt sich das kornreiche Tarhonagebirge, voll von Trüm-
mern römischer Niederlassungen, von Kastellen, Grabmonu-
menten etc.
Zuerst wandten wir uns südwestlich über Sauia zum
D sehe bei. Bald hinter iSama sahen wir vor uns eine an-
sehnliche Bergreihe im Süden sich erheben, von der wir auf
unserem Küstenweg von Sarsiss nach Tripoli gar Nichts
96
gesehen hatten. Vor den stellen Bergwänden war ein nie-
drigeres , welliges Hügelland vorgelagert ; ich habe es auf
den Etiketten: ,, Vorberge des Dschebel Jefran" bezeichnet.
[6.] Ich fand hier die regelmässigen unzähligen Kegel aus
festen Kalksteinen, bunten (rothen, blaugrünen, gelben) Mer-
geln und Gyps in ganz horizontalen Schichten bestehend;
die Abfälle der Hügel waren sanft und rund herum regel-
mässig gebildet , die Köpfe waren schroffe Massen : es war
immer der dichte Gyps, der in zersprengten Blöcken die
oberste Schicht bildete. Proben aller Gesteine, auch einige
Versteinerungen im Kalkstein von einer Lokalität ,.nahe dem
Gasr Uled ben Iran" habe ich eingepackt. [7.j
Ein steiler Gebirgspass führte uns auf die Höhen des
Bergzuges; wir fanden uns auf dem Rande eines sich
weit und breit nach Süden, Osten und Westen ausdehnen-
den, fast wagerechten Plateaus ; die höchste Höhe , die ich
mit dem Kochinstrument gemessen (auf Grundlage der gleich-
zeitigen Barometerbeobachtungen des Dr. Dickson zu Tri-
poli) war der Eiischet - es - Svffet (mit einem römischen
Grabmonument) 2800 engl. Fuss; das türkische Kastell Gasr
Jefran, auch Gasr Dschebel ist 2150 Fuss, ungefähr
die mittlere Höhe des Plateaus. Die wasserlose und daher
dürre Hochfläche ist von tiefen Wasserrissen, den Wadi's,
eingeschnitten; mit dem grössten Interesse habe ich die
schönsten Beispiele grossaiiiger Thalbildungen durch Regen-
wasser gesehen. Das Plateau bricht ])lötzlich ab, terrassen-
förmig, in abwechselnd steilen oder sanfteren Abhängen (nach .
der Natur der festeren oder mürberen Schichten) senkt
sich die Wand des AVadis herab, der eine gegenüberliegende
parallele, genau ebenso gebildete entspricht. Alle Schichten
sind durchaus horizontal, und es lassen sich einzelne festere
Schichten an den kurzen schroffen Terrassen , die sie al-
lenthalben im oleichen Niveau bilden, leicht überall hin ver-
folgen. Die einzelnen Schichten lassen sich ausser an den
Abhängen der grossen Wadi's, wo sie nur selten vom Schutt
höherer Schichten überdeckt sind, am Besten in Neben-
97
wadi's Studiren, wo der terrassenförmige Thalboden, der
bis zur Höhe des Plateaus führt, der Reihe nach aufsteigend
von allen horizontalen Schichtflächen gebildet wird. Die tief-
sten Schichten in den Wadi's waren meist dieselben bunten
Mergel und die Gypse, die ich in den „Vorbergen" gese-
hen ; darüber folgen Reihen von Sandstein (wenig mächtig),
Mergel und vorzüglich Kalksteinschichten. Aus den ober-
sten Kalksteinen mit Feuersteinen sind die Trigonien,
Belemnitenb ruchstücke etc.; von allen andern Gestei-
nen liegen ebenfalls Proben bei. (Alles aus dem grossen Wadi
unter dem Gasr Jefran.) [8.] Einige Gesteinsstücko tra-
gen die Etikette: ,, Kickiah." Es ist dies ein östlicher
Theil des Jefran gebirges, nach dem Gharian hin. [9,]
Von vulkanischen Bildungen war im ganzen Jefran
keine Spur zu entdecken. Die Berge mit schönster Kegel-
form , meist vor den Ausgängen der grossen Wadi's in die
Küstenebene, bestanden alle aus horizontalen Schichten se-
dimentärer Gesteine.
In einem grossen Wadi, dem Wadi Rabija, der Grenze
zwischen dem Kickiah und Ghariangebirge sah ich das
erste vulkanische Gestein. Weisse Kalksteinhügel waren
durchbrochen von einem spitzen Kegel schwarzen Gesteins.
Es war ein Basalthügel, der Gipfel aus schönen Säulen
gebildet, das einzige Gestein mit Oliv in, das ich über-
haupt in Tripolitanischen Bergen gesehen. [10.] Ohne die
fast horizontalen Kalksteinschichten verändert oder gestört
zu haben, bedeckte der Basalt den Kalkstein; Stücke, halb
Basalt, halb Kalkstein, liegen bei.
Vor dem nördlichen Ausgang des weiten Wadi Ra-
bija in die Tripolitanische Küstenebene liegen 2 Kegel, aus
sandiger Fläche sich erhebend; es ist der Mantrus, von
dessen Gestein Proben beihegen. [H.]
Einige Stunden südöstlichen Ansteigens brachten uns
wieder auf die Hochflächen und zu dem Gasr Gharian (oder
Gasr Turk). Im Dschebel Jefran waren die Hochflächen dürr
gewesen ; nur wo sie sich zu den Wadi's senkten , waren
Zeifs. i). il. Ljcol. Ges. III. f. 7
98
Datteln, Oelbäume und viel Feigenbäume gepflegt. Die
Hochfläche von Gharian ist nicht steinig wie jene, sie ist
von höheren Höhen umkränzt, fetter rother Lehmboden be-
deckt sie ; darauf gedeihen auf das Ueppigste Oelbäume und
Saffranfelder; in den fetten Boden hinein höhlen sich die
Menschen ihre unterirdischen Wohnungen. Nördlich, ein
paar Stunden von dem Gasr, überragt die Höhen ein mäch-
tiger Kegelberg, der Tekut; von dem schönen Gestein
mit den grossen weissen Krystallen liegen mehrere Stücke
bei. [12.] Der Berg bildet eine ausgezeichnete Kraterform.
Der Mantel ist ein regelmässiger Kegel, an einer Seite auf-
geschlitzt ; im Innern steiles Abfallen , so schroff', dass das
Ansteigen fast nur von der Aussenfläche möglich ist.
Vom Tekut liegen nur wenige Stunden gegen Westen
die Man trus berge, und zwischen ihnen sind einige Kegel
vulkanischen Ausseliens. Sonst habe ich im Ghariange-
birge kein vulkanisches Gestein gesehen. Erst nahe dem
Tarhon adistrikt zeigten sich vulkanische Kegel und bald
ein mächtiges Gebiet vulkanischer Thätigkeit. Proben vom
Gestein des die anderen Höhen überragenden Messids und
anderer Höhen habe ich gesandt. [13.] An einer Lokalität
in der Fläche waren poröse schwarze Gesteine [14.], ganz
identisch mit den Beniolider Laven, die im ganzen Lande
als Hand müh Isteine gebräuchlich sind, und die mich
lebhaft an unsere rheinischen Niedermendiger Mühl-
steine erinnerten.
Indem Tarhonadistrikt , wo die Höhen sich lange
nicht so hoch wie in den östlichen Zügen erheben , {Schei-
schara auf der Plateaufläche ist nur lÜOÜ Fuss über dem
Meer) war wieder alle Spur vulkanischer Thätigkeit ver-
schwunden. Bei Scheischara fand ich in einer mergeligen
Schicht eine Anzahl von Versteinerungen, meist kleine Exo-
gyren, von denen ich eine Anzahl beigepackt. [15.J
Herr Prof. Eiike.nberg hatte mich beauftragt, nach dem
Vorkommen des Tripels zu forschen, und ob in Tripoli
Handel damit getrieben werde. Vielfältige Nachfragen nach
99
dem Vorkommen sind vergeblich gewesen, Handel wird nicht
damit getrieben; der Tripel, der in Tripoli in Gebrauch ist,
und den ich bei einem Uhrmacher gesehen, kommt aus Ita-
lien. — Die Thapsia sylphium Viviam habe ich nicht
gesehen, und aus Bengasi Exemplare zu erhalten war schwie-
rig, da die Kommunikation mit Bengasi selten ist. Die
Winke, die Herr Prof. Ehrenberg so gütig war mir aufzu-
schreiben, sind 'mir sehr wichtig und ich versäume nicht, ih-
nen zu folgen.
Die verschiedenen Gesteinsstücke, von denen ich bisher
gesprochen, habe ich in Tripoli eingepackt, und aus einem
Briefe des Engl. Generalconsuls , G. W. Crowe Esq., den
ich in Mur%uk erhielt, hörte ich, dass sie schon nach Malta
abgegangen sind; es wird also wohl schon vor Ankunft die-
ses Briefes Alles in Ihren Händen sein.
Ein zweites Packet habe ich von den Gesteinsstücken
gemacht, welche ich auf der Reise von Tripoli nach Mur%uk
gesammelt; es ist Mitte Mai mit einer Karawane nach TVz-
/?o/« abgegangen, wo es wohl Ende Juni ankommen wird. [10.]
Zwischen Tripoli und den Bergen ist die Küstenfläche
zum Theil eine tiefe Sandwüste mit bewegUchen Sandhü-
geln ; um Tripoli ist sie in Gärten und Palmpflanzungen
umgewandelt. Wo die von den Bergen herabkommenden
Wasserläufe sie bisweilen bewässern, ist schöner Ackerboden.
Zwischen dem Gharian und der Hammäda (die beim
Brunnen Tab on iah ansteigt) ist das Terrain eine horizon-
tale, steinige, vegetationslose Hochfläche, aus horizontalen
sedimentären Schichten gebildet, unterbrochen durch häufige
weite, grüne Wadi's, den natürlichen Kanälen des Regen-
wassers, die sich meist von Ost nach West erstrecken. Vul-
kanische Gesteine zeigen sich nur im Gharian und südlich
von demselben bis eine Tagereise von Misda. Südlich von
Misda aber habe ich keine Spur derselben gefunden. Die
Schichten sind Kalksteine und Sandsteine. Im Kalkstein
sind Feuersteine aller Farben, meist schwarz ; Versteinerun-
gen sind selten, nur stellenweise die Exogyren ungemein
100
häufig. Aus dem Sandstein sind die grossen Bivalven des
Wadi Tagidscha. In ungefähr derselben llegion, wo auf
Lyojn's Karte „B<iS'iltfragniente gestreut über Kalkstein"
verzeichnet sind, sah ich häufig den hellen Kalkboden mit
glänzend schwarzen Steinchen bedeckt; angeschlagen waren
es schwarze Feuersteine. Von dem Kalkstein und den klei-
Feuerstein „pebbles" habe ich Proben eingepackt.
Die Hamm ad a ist ein ganz ebenes, brunnenloses, von
keinem Wadi durchschnittenes Plateau, vom Taboniah bi8
el Hessi in demselben Niveau sich erstreckend und so wenig
Auszeichnendes darbietend, dass die Karawanenführer Stein-
pyramiden aufgerichtet haben, um als Zeichen des Weges zu
dienen; in der Nacht zieht man nach dem Polarstern sich
richtend. Es ist also hier kein Gebirge Harudsch el
Aswad vorhanden, wie Kiepert es auf seiner trefMichen
Karte (1849) angiebt. Der meist ganz vegetationsleere Bo-
den ist mit kleinem Steingrus bedeckt. Eine Auswahl der
verschiedenartigen Steinchen (Kalksteine, Feuersteine), die
den Boden glatt bedecken, habe ich mitgeschickt. Nach Sü-
den bricht die Hammäda in steilen Pässen ins W^adi el
Hessi hinab; nach Norden setzt sie sich fort in die nur
wenig niedrigeren Hochflächen , die bis Gharian sich ein-
ander folgen und nur durch die tiefen und weiten Wadi's
unterbrochen werden.
Der steile Pass des Absturzes der Hammada in das
Wadi el Hessi legt bunte Mergel und braune (äusserlich
glänzend schwarze) Sandsteinschichten blos, in letzteren die
vielen Brachiopoden.
Zwischen dem Wadi el Hessi und dem Wadi Schiati
ist eine Region pechschwarzer Felsen, des ödesten Anschns,
von der wir in unserer Kafla immer nur als von den ^,dread-
fid black mountains'' redeten. Aus dem Boden, der mit
glänzend schwarzen Steinen wie gepflastert ist, ragen schroffe,
oft überhängende Felskuppen hervor ; steile Pässe, schwierig
für die Kanicele, führen über Bergrücken mit unter den Füs-
sen khngenderv Steinen. Das Gestein ist ein Sandstein,
101
theils durchdrungen von Eisenerz, und dann ganz schwarz
oder braun, theils schneeweiss und nur an der der Luft aus-
gesetzten Oberfläche mit einer dünnen glänzend schwarzen
Kruste versehen. Verwittern diese Sandsteine, so geben
sie gelben Sand, der an den Fuss der Hügel und oft bis
auf deren Gipfel zusammengeweht wird, und die einzigen
Stellen für spärliche Krautvegetation giebt. Der ganze Cha-
rakter dieser Gegend, das klippige Ansehn, das Klingen
der Steine, der Glanz der schwarzen Flächen (,,des eisen-
haltigen Basalts" nach Hornebiann), die eisenerzdurchdrun-
genen Sandsteinmasseu, Alles stimmt vortrefflich mit dem,
was HoRNEMANN vom Harudsch el Aswad angiebt, und
was Lyon, Oudnev und Denham von den Sudahbergen
(zwischen Sohia und Zeig/um^ ganz entsprechend dem west-
östlichen Bergzuge zwischen el Hessi und Schiati) sa-
gen. In Guimprecht's Buch, Seite 198 und 201 finden sich
die Beschreibungen dieser Berge. Richardson, der mir auf
dem oft genannten Wege (zwischen Hessi und Schiati) im-
mer von Neuem schwarze Sandsteinstücke als Basalt brachte,
versicherte mich, dass die schwarzen Felsen von Sokna ge-
nau dieselben seien, wie die, welche wir sahen; und der
englische Konsul Gagliuffi in Mur%uk erzählte , als er in
seinem Hause meine gesammelten Stücke sah , gerade so
seien die Steine von Sokna, er habe viele aufgehoben, die
auf der oberen Seite schwarz, und auf der unteren weiss ge-
wesen. Ich glaube daher, dass der Dschebel Assoud
und der Harudsch el Aswad Sandsteingebirge sind; der
Irrthum ist um so erklärlicher, wenn man liest, wie Oudney
noch bei Ghat sich konnte durch ähnliche Sandsteine täuschen
lassen: f,The extemal surface of this sandstone soon acquires
a shining hlack like hasalt \ so much so, t/tat J have several
times been deceived, tili J took up the specimen." —
Da wir HorneMxVnjn's und Lyoin's Keisewerke nicht bei
uns haben und nur eine unvollständige Ausgabe von Oud-
ney's etc. Reise, so kann ich jetzt nicht auf mehr Einzelhei-
ten eingehen.
102
Im weiten Wadi Schiati ragen einzelne kegelförmige,
schwarze Sandsteinberge aus dem Sandboden heraus , der
gelbe Sand ist oft bis auf die Gipfel hinaufgeweht. Der
Landstrich zwischen dem Wadi Schiati und dem Wadi
Rarbi ist ein Sandgebirge; Berge und tiefe Thäler aus
losem Sand, steile Sandabhänge, scharfe Sandrücken. Nur
an einer Stelle sah ich unter dem Sand den nackten mürben
Sandstein anstehen; ich zweifle jedoch nicht, dass aller Sand
hier an Ort und Stelle gebildet, d. h. Verwitterungsprodukt
eines loseren Sandsteins ist. Die tiefsten Thäler haben Brun-
nen mit nahem Wasser (3 — 10 Fuss tief) und oft schöne
Palmpflanzungen.
Nach Ogrefe steigt der Weg hinab ins weite flache
Wadi Rarbi , wo die Brunnen grosse Höhlungen sind , das
Wasser ein paar Fuss unter dem Thalniveau.
Bei Tekerfiba steigt man in steilen Pässen die südliche
Thal wand des Wadi's über Sandsteine und Kalksteine hinan,
aus deren horizontalen Schichten die gesammelten Proben
von Tekertiha sind.
Die sandigen Hochflächen südlich bis Mtirzuk boten mir
Nichts dar. In flachen Vertiefungen wurden wir oft über-
rascht von dem herrlichen Grün der dichten Gruppen von
Talhabäumen (Mimosa falcata); in tieferen Mulden auf
der Hochfläche sind Brunnen mit nahem Wasser, und umher
cultivirte Stellen, Dattelpflanzungen und Gärten mit spärli-
chem Getreide. Murzuk liegt in einer solchen Mulde und
zwar in deren tiefstem Punkt. Die Murzuker Mulde ist al-
lenthalben in der Runde von Sandhügeln umschlossen. Die
oberste Kruste des Bodens ist mit Salz imprägnirt; die ste-
henden Wasser um die Stadt bilden daher Salzlachen. Diese
Läse und die stinkenden Salzlachen um die Stadt machen
dieselbe wohl wirklich zu einem ungesunden Ort.
103
Anmerkunoen der Herren G. Rose und Beyiuch.
[1.] Die Sammlung enthält 2 Stücke körnigen Kalksteins; der eine
von grauer Farbe bildet nach der Etiquette eine mächtige Einlagerung
im Gneiss am Fusse des Hügels mit den Ruinen von Hipporegius; er
enthält Magnetkies durch die ganze Masse fein eingesprengt; der zweite
lichte graulichweiss nnd grobkörniger wie der vorige, ist aus dem Stein-
bruche des Berges Bu-Hamsa bei Bona und bildet eine Einlagerung im
gt-anatenführenden Talkschiefer.
[2.] Die beiden übersendeten Stücke vom Bu-Hamsa sind ein et-
was verwitterter grauer , in Thonschiefer übergehender , doch auf den
Schieferungsflächen noch glänzender Glimmerschiefer, der ausser den klei-
nen schwarzen Körnern vom Granat kleine prismatische Krystalle von
graulichschwarzera Staurolith enthält.
[3.] Die kleine interessante Sammlung besteht hauptsächlich aus
verschiedenen Marmorarten , worunter eine schneeweisse grobkörnige Va-
rietät, die dem Parischen Marmor ähnlich ist, eine graulichweisse, meh-
rere weisse mit grünem Glimmer streifenweise gemengte (Cipolin), ferner
andere dichtere roth und weiss sehr angenehm gefleckte Varietäten etc-
Dann findet sich darunter der schöne rothe und grüne Porphyr , der so
häufig im Alterthum verarbeitet wurde , der schöne antike ägyptische
Granit, ein schöner Syenit mit fleischrothem Feldspath , weissem Oligo-
klas , schwarzer Hornblende und schwarzem Glimmer , ein grauer Por-
phyr mit weissem Feldspath , wenigem Quarz und vielen sechsseitigen
Tafeln schwarzen Glimmers , dann flasriger Gneiss mit schwarzem und
weissem Glimmer, Kieselschiefer, Serpentin < eine grüne obsidianähnliche
Masse, die in einem zweiten Stück porös und °bimsteinartig ist, ein Stück
von einem Mosaikfussboden u. s. w.
[4.] Die Muscheln von Hammamat bei Susa sind theils vollkommen
freigelegte Schalen , theils in einem Gestein eingebacken , welches ein
Agglutinat von groben ungleichen , durch reichliches Kalkbindemittel zu-
sammengehaltenen Quarzkörnern genannt werden kann. Die Masse ist
von lichter Farbe, von geringer Festigkeit, und kann im Gestein sowohl,
wie nach den eingeschlossenen Muscheln, dem ganz jungen Tertiär- oder
Quatcrnärkalk von Palermo verglichen werden. Die von Overweg ge-
sammelten Muscheln sind .
1) Venus Gallina L.
2) Pectunculus pilosus L.
3) ? Area imbricata Poli.
4) Cardium tuberculatum L.
5) Cardium edule L.
6) Lucina lactea Poli.
7) Natica 011a M. de S.
8) Cerithium vulgatum Brg.
9) Buccinnm Pusio L.
10) Buccinum mutabile L.
104
11) Cohimbella rnstica L.
12) Fasciolaria liguavia L
13) Conus mcditerraneus Buug.
14) Strombus coronatus Defr.
Mit Ausnahme des Strombus coronatns, welcher in Sicilien, wie an-
derwärts in Italien bis in die jüngsten Tertiärablagcrungcn hinauf fossil
vorkümmt, gehören sämmtliche aufgeführte Arten zu den gemeinsten
nnd verbreitetsten lebenden Bewohnern des Mittelmeeres. Bei Bestim-
mung der Arten sind Philippi's Benennungen im zweiten Bande der Enu-
meratio moUuscorum Siciliae angenommen.
[5.] Fehlen in der SammUmg.
[6.] Die Sammlung enthält 3 Stücke vom „Wadi el Schieb, Vor-
berge des Dschebel-Jefran. Den 8. Februar 1850 "
a) Kalkstein von lichter, weisslich grauer Farbe, voller organischer
Reste. Alle Schalen sind verschwunden , nur die hohlen Räume
zurückgeblieben. Erkennen lassen sich Eindrücke, welche Rudisten
angehören mögen und eine Area. Näheres ist nicht bestimmbar.
b) Ein Stück rother krystallinisch-köruiger Kalkstein, ohne organische
Reste.
c) Gyps, kleinkörnig ins dichte gehend, mit zerstreuten oder in Adern
vertheilten blättrigen Partien, von graulichweisser Farbe.
[7.] „Eine Viertelstunde südlich vom Gasr Uled bei Jrnn. Vor-
berge des Dschcbel Jefran. Den 8. Februar 1850":
a) Gelblicher feinkörniger schiefriger Sandstein mit vielen sehr kleinen
weissen Glimmerschüppchen.
b) Ein rother verhärteter Thon.
c) Gelblich-weisser Kalkstein (bittererdchaltig , wenig brausend), mit
undeutlichen nnd ganz unbestimmbaren Spuren organischer Reste.
[8.] 1) „Von den tiefsten Schichten unter dem Abhänge des Gasr
Jefran. Den 9. Februar 1850":
a) Grünlich-grauer Mergel, wenig brausend.
b) Gyps aus diesem Mergel. Eine Druse verwachsener linsenförmiger
Krystalle.
c) Sandstein „zwischen den Mergeln mit Gyps". Gelb, fleckig, von
feinem Korn, die Quarzkörner ohne Bindemittel locker aneinander
liegend.
2) „Feuersteinknollen im Kalkstein. Gasr Jefran. Den 9. Fe-
bruar 1850" :
Drei Stücke weissen Kalksteins, worin Steinkerne einer Trigonia, de-
ren Schale zerstört ist. Die Aussenseite der Schale war von Hornstein
oder Feuersteinmasse überzogen, weiche in unregclmässig unebener Be-
grenzung von der umgebenden Kalkstcinmasse sich scheidet. Die Steiu-
kerne zeigen das Schloss und die Form ; an dem einen Stück ist glück-
lich ein beträchtlicher Theil der äusseren Oberfläche im Abdruck beob-
achtbar. Die Muschel stimmt in allen wesentlichen Merkmalen überein
mit Trigonia sinuata Pauk. (d'Oku. Pal. terr. crct. T. III. pl. 293).
Das hintere Feld der Schale erscheint im Abdruck in einiger Entfernung
vom Wirbel ganz glatt ; die concentrischen stumpfen Rii)pen der Mitte
105
sind von ungefähr gleicher Breite mit den Zwischenräumen. Zwei Stücke
stimmen in Form und Grösse mit der kleinsten der d'Orbigny sehen Fi-
guren (1 c. fig. 3.) ; das dritte hat etwa die Grösse der Fig. 4. bei d'Or-
bigny. Die von Ovekweg erwähnten Belemniten-Bruchstücke fehlen.
c) „Anstehendes Gestein vom Gipfel des Enschet-es-Suifet, einer be-
deutenden Höhe zwischen Dschebel-Jefran und Dschebel-Kicklah Den
II. Februar 1830."
Das Gestein ist Kalkstein von weisser, etwas ins röthliche gehender
Farbe, durchzogen von Höhlungen organischer Reste, ähnlich dem Ge-
stein vom Wadi el Schieb in den Vorbergen des Dschebel-Jefran. Auch
hier scheinen Rudisten vorhanden zu sein, jedoch nicht näher zu be-
stimmen.
[9.1 „Von Scherfe im Kicklah-Gebirge. Den tl. Febr. 1850."
Zwei Stücke dichten weissen Kalksteins „aus dem Hangenden von
bunten Mergeln mit Gyps." In dem Gestein sind Höhlungen von lang-
thurmfurmigen Gasteropoden mit zahlreichen "Windungen zu erkennen ;
vielleicht Nerinea ? jedoch nicht zu bestimmen.
„Aus dem Liegenden von bunten Mergeln mit Gyps." Ein Stück
bräunlich-gelber schwarzfleckiger Kalkstein, ohne organische Einschlüsse.
[10.' Basalt von schwärzlich-grauer Farbe mit vielen eingewach-
senen kleinen Körnern und Krystallen von Olivin.
[11.] Phonolith von graulich-grüner Farbe und mit sehr vielen aber
sehr kleinen eingewachsenen tafelartigcn Krystallen von glasigem Feld-
spath, die wie gewöhnlich mit ihrer Hauptfläche ungefähr parallel liegen,
wodurch der Hauptbruch des Gesteins uneben und glänzend erscheint,
während der Querbruch matt und splittrig ist, und uur die glänzenden
Querschnitte der eingemengten Feldspathkrystalle zeigt , die aber nur
etwa Haardicke haben.
[1-2.J Phonolith von graulich-grüner, doch etwas lichterer Farbe
wie der vorige, und mit wenigeren, aber grösseren eingemengten Kry-
stallen glasigen Feldspaths, die 2 — 3 Linien gross und 1 — 1^ Linien dick,
scharf begrenzt und stark durchscheinend, wenngleich mit vielen kleinen
Rissen durchsetzt sind. Kleine Körnchen von Magneteisenerz, sowie
dünne prismatische , unregelmässig begrenzte Krystallo von schwarzer
Hornblende, und gelbe stark glänzende Krystalle von Titanit sind hier
und da in der Masse eingesprengt.
[13.] Phonolith, der durch seine Gemengtheile sehr merkwürdig
ist; die Grundmasse ist dunkler graulich-grün, wie bei dem vorigen, und
die eingemengten Feldspathkrystalle sind weniger durchscheinend und
schneeweiss ; ausserdem finden sich aber darin Krystalle von graulich-weis-
sem, stark durchscheinendem und stark glänzendem Nephelin, die auf der
Bruchfläche des Gesteins sehr scharf begrenzte Sechsecke von ^ — 3 Linien
Durchmesser bilden. So deutlich krystallisirte Nephelin-Krystalle sind in dem
Phonolith anderer Orte nicht bekannt; denn die, welche in dem Phonolith vom
Mezen voi-kommen , sind kleiner , undurchsichtiger, und finden sich deut-
lich erkennbar nur auf Klüften. In Chlorwasserstofi'säure gelegt, wandelt
sich dieselbe , wie bei jedem Phonolith , sehr bald in eine gelbliche steife
Gallerte um, in der eine Menge kleiner glänzender Hexaeder von Chlor-
Zelts. <i. (1. geol. Ges. in. I. 8
106
natriura liegen ; der Phouolith selbst ist nun sehr licht grünlich-weiss und
erdig geworden , und man erkennt nun besonders deutlich eine grosse
Menge kleiner und feiner schwärzlich-grüner Fasern und Körnchen von wahr-
scheinlich Hornblende, die auch schon mit der Lupe in den durchschei-
nenden Rändern eines jeden frischen Phonoliths zu sehen sind , und die
die Ursache der grünen Färbung des Phonolithes ausmachen.
[14.] Grünlich-schwarzer, blasiger und sehr poröser Basalt, mit
nur sparsam eingewachsenen Körnern von Olivin. In den grösseren Höh-
lungen sitzen hier und da kleine undeutliche Drusen eines nicht bestimm-
baren Zeolithes.
[15.] Aus dem Tarhona-Distrikt enthält die Sammlung ;
a) „Anstehendes Gestein von Scherschara (lUÜO Fuss Meereshöhe),
oben im Wadi Messid. Dschebel Tarhona. Den 21. Febr. 1850."
Das Gestein ist theils ein grünlicher Dolomit, theils ein Kalkmergel
von gleicher Farbe , beide erfüllt von Exogyren , welche in ersterem Ge-
stein nur die hohlen Räume zurückliessen , in letzterem mit der Schale
erhalten sind. Die Muschel, nicht über Zoll gross, ist für eine kleine
Abänderung der Exogyra conica Sow. zu halten. Der Wirbel der
linken gewölbten Klappe ist stark spiral gedreht; die Schale ist hoch
gewölbt mit breit- und stumpfgekieltem Rücken. Am Wirbel sind keine
Radialrippeu. Die flache Klappe mit gleich stark eingerolltem Wirbel
hat an der vorderen Seite erhabene schuppig-blättrige Anwachsstreifen.
b) „Vom Ausgang des Wadi Messid. Tarhona. Den 22. Februar
18ÖU" :
1) Bräunlich-gelber, zum Theil krystallinisch -körnig-blättriger Kalk-
stein, voll Schalen von Exogyra conica.
2) Weisser feinkörnig-krystallinischer Kalkstein mit Hornsteinconcre-
tiouen.
c) „Anstehendes Gestein des Bulasgal im Dschebel Tarhona. Den 21.
Februar 1850."
Ein weisser krystallinisch-körniger Dolomit oder dolomitischer Kalk-
stein (in Salzsäure nur schwach brausend).
[16.J Dieses zweite Packet ist bis jetzt nicht in Berlin angelangt.
Zu dem folgenden Theile des OvEnwEc'schen Berichtes werden erläuternde
Bemerkungen nachträglich gegeben werden, wenn die betreffende Samm-
lung in Berlin wird eingetroft'eu sein.
Druck von J. F. Starcke in Berlin.
Zeitschrift
der
Deiitsclien gcologisclien Gesellscliaft.
2. Heft (Februar, März, April 1851.) -
A. Vertiatifllniig^en «ler Gesell Schaft.
I. Protokoll der Februar-Sitzung.
Verhandelt Berlin den 5. Februar 1851.
^ach Eröffnung der Sitzung durch den stellvertretenden
Vorsitzenden Herrn v. Carnall wird das Protokoll der Ja-
nuar-Versammlung verlesen und angenommen.
Als Mitglied ist der Gesellschaft beigetreten:
Herr Salinen-Inspektor Edmund Schmidt m Schwe?ini?igen,
vorgeschlagen durch die Herren Fraas, Beyricii und
V. Carnall.
Als Geschenke für die Bibliothek der Gesellschaft sind
an Schriften eingegangen:
Von Herrn Jaeger in Stuttgart: Ueber die fossilen Säuge-
thiere Würtembergs. Breslau und Bonn 1850.
Von Herrn Roth: Die Kugelformen im Mineralreich und
deren Einfluss auf die Absonderungsgestalten der Ge-
steine. Dresden und Leipzig 1844.
Von Herrn Herbst in Weimar: Taschenbuch der wich-
tigsten Entwickelungsmomente der Erde und ihrer Be-
wohner. Weimar 1850.
Von Herrn Reuss:
a. Neue Foraminiferen im österreichischen Tertiärbecken,
b. Fossile Entomostraceen im österreichischen Tertiär-
becken.
Zum Austausch gegen die Zeitschrift:
Archiv für die wissenschaftliche Kunde von Russland.
Band 9 Heft 3.
Zeits. d. d. geol. Ges. III. 2. 9
108
Ferner ist von ITerrn Ri:rss für die Zeitschrift der Ge-
sellschaft eingesendet worden ein vVufsatz : lieber die Fora-
niiniferen und Entoniostracccn in den Se[)tarienthoncn der
Um2;cn;end von Jlerlin.
Jlerr v. Caunall legt ein Probehlatt der Tafeln zu
den Texanischen Versteinerungen des Herrn F. 1voemi;h in
llonn vor.
Herr Br\'RU h trägt einen Brief des Herrn Ri:ii8s (d. d.
10. Jan. 1851. Prag) vor, Mittheilungcn über die Gegend
von Egej- enthaltend.
Herr G.' Rose hielt einen Vortrag über den lScri)entin ;
er zeigte, dass die von mehren Mineralogen für acht gehal-
tenen Krystalle des Serpentins von S/cutternd bei Modion in
Norwegen Pseudomorphosen von Serpentin nach Olivin sind,
indem er mehre Krystalle der Kclnigi. Sammlung vorlegte,
die im Innern noch unzersetzten Olivin entiialten, der nach
der Oberfläche zu alhnälig in Serpentin übergeht. Er theilte
eine mit einem Stücke des einen Krystalls angestellte Ana-
lyse mit, wonach dasselbe noch (SQ\ Olivin enthält und wi-
derlegte dann die übrigen Einwände, die man gegen die
Annahme gemacht hat, dass die Serpentinkrystalle von 3fo-
diim Pseudomorphosen nach Olivin sind. Der Redner be-
trachtete sodann die übrigen Pseudomorphosen des Serpentins
nach Olivin, wie die vom Fassnthnle in Tyrol und rechnete hie-
her auch den von Di khknoy beschriebenen Villarsit, von dem
schon IIi;ii.MAiNiN gezeigt hat, dass seine Form mit der des
Olivins übereinstimmt. Von den Pseudomorphosen des Ser-
pentins nach andern Formen beschrieb er ausführlich nur die
sehr schönen Pseudomorphosen nach Hornblende und Augit
von EdstOTi in Pcnnsylvanicn, die sich in mehren Stücken der
Könifil. Sammlung linden und zwar durch Glätte der Flüchen
und Schärfe der Kanten so ausgezeichnet, dass man die
Neigungen der Flächen, wenn man letztere befeuchtet (wo-
durch sie auf einige Minuten Glanz erlialtcn) mit dem Re-
llexionsgoniometer messen kann. Herr Rose rechnet zu die-
sen Pbcudümorphoscn nuch das von ihm bei einer früheren
109
Gelegenheit als Diallag beschriebene Mineral aus der Nach-
barschaft des Auschkul im Ural, von dem Her>l\>n gezeifft
^ OD
hat, dass es die Zusammensetzung des Serpentins habe und
widerleQ;t die x\nsicht Herman>'s, dass es auch die Form
des Olivins theile; es ist vielmehr eine Pseudomorphose von
Serpentin nach Diallag.
Alle Krystalle, die man als dem Serpentin angehörig
aufgeführt hat, ergeben sich sonach als Pseudomorphosen und
der Redner hält auch den Serpentin als amorphe Masse gar
nicht der KrystaUisation fähig. Substanzen von derselben
Zusammensetzung wie der Serpentin kommen allerdings, wenn
auch nur unvollkommen, krystallisirt vor: doch rechnet Herr
Rose dahin nur den Chrysotil. Den Schillerspath , wenn
er auch dieselbe Zusammensetzung haben sollte wie der Ser-
pentin , hält er ebenfalls für pseudomorph und zwar nach
Augit, mit dem er stets noch verwachsen vorkommt. Aber
nicht nur Krystalle in Serpentin umgewandelt kommen vor,
sondern auch derbe Massen wie Dolomit, Gabbro, Eklogit,
Weissstein, Hornblendeschiefer, Quarz u. s. w. finden sich
so mit Serpentin verwachsen, dass man nicht anders anneh-
men kann als dass auch diese Massen in Umwandlung be-
griffen sind. Aus seinen Betrachtungen zieht Herr Rose
das Resultat, wo und in wie grossen Massen der Serpentin
auch vorkomme, nie sei er ein ursprüngliches Gestein, son-
dern stets ein solches , welches sich erst durch spätere Zer-
setzungsprocesse aus andern gebildet habe.
Herr Roth sprach sodann über die Verhältnisse von
Preda%%o im Fleimser Thale , Südtyrol. Er theilte Analysen
der zwei dort vorkommenden marmorähnlichen Gesteine mit,
die zu den Formeln Ca C + Mg H und 2 Ca C H- Mg H
fuhren. Er erörterte sodann, dass die in Contakt mit diesen
Gesteinen befindlichen plutonischen Massen keine Umände-
rung in ihnen bewirkt haben können; dass vielmehr nur an
den Berührungsflächen die in den Spalten eindringenden
Tagewässer Kieselsäure u. s. w. in den Kalk hineingeführt
haben.
9*
110
Die an der Grenzfläche auftretenden krystallisirten Mi-
neralien Granate, Idokrasc u. s. w., die in einer Krystallhüllc
einen körnigen mit C Ca gemengten Inhalt zeigen, schienen
ihm keine andere Entstehung als die auf nassem Wege zu-
zulassen.
Das serpentinähnliche, grüne Gestein, das oft als Sahl-
band zwischen dem Kalke und den plutonischen Massen auf-
tritt, kann nicht als Serpentin bezeichnet werden, da es sich
von ihm durch viel geringeren S i gehalt und einen bedeuten-
den Gehalt an AI unterscheidet.
Herr Herjlvnn S ch lag iat weit sprach über die Bewe-
aun"; und die Oscillationen der Gletscher.
An allen Gletschern bewegt sich der Rand langsamer
als die Mitte. An den rcgelmässigsten Gletschern igt dabei
die Schnelligkeit nahe dem Ende geringer als an den höher
gelegenen Theilen ; allein Unregelmässigkeiten der Thalsohlc,
Senkungen oder grössere Mulden haben einen bedeutenden
Einfluss auf die Veränderungen der Geschwindigkeit. Die
letzteren sind auch von den Jahreszeiten abhängig, indem
die grösste Beschleunigung in die ersten Sommermonate iällt;
Wärme oder bedeutende atmosphärische Niederschläge be-
wirken gewöhnlich sehr rasch eine Vermehrung der Schnel-
ligkeit, indem durch das Eindringen des (Schmelz- oder
Regen-) Wassers in die Kanäle das absolute Gewicht des
Gletschers vermehrt, und so der Widerstand durch Reibung
verhältnissmässig vermindert wird.*) In der angegebenen
Epoche verbindet sich das Schmelzen der winterlichen Schnee-
massen mit dem Schmelzen an der (Oberfläche des Gletschers
um denselben reichlich mit Wasser zu durchtränken. Die
Schnelligkeit der Bewegung im Herbste kommt an allen
Gletschern dem Jahresmittel am nächsten.
Die Grösse der Bewegung ist, verglichen mit den Di-
*) Die Reibung findet gewöhnlich zwischen dem Boden nnd dem
losen Eise statt. Im Sommer wenigstens ist der Gletsclier mit dem
Boden nicht zusammcngefroren.
111
mensionen und mit den starren äusseren Formen der Glet-
scher, bis wellen überraschend. 30 bis 40 Centimeter in 24
Stunden kömmt an einzelnen Stellen aller grösseren Gletscher
vor; das absolute Maximum, was bisher (von Forbes am
Glacier des Bois) beobachtet wurde, betrug 132 Centimeter
den Tag. Die Richtung fällt dabei gewöhnlich mit der Län-
genaxe des Gletschers, oder, was dasselbe ist, mit der Rich-
tung des Thaies, in dem er liegt, zusammen ; jedoch können
auch, durch lokale Verhältnisse bedingt, seitliche Abweichun-
gen sowohl gegen den Rand als gegen die Mitte stattfinden.
Als Beispiele für die Grösse der Bewegung und ihre
Vertheilung auf einzelne Punkte können die folgenden Zah-
len dienen.
I. Gleichzeitige mittlere Schnelligkeit (für 24 Stunden)
der Beobachtungspunkte auf der Pasierze, Aug. und Septbr.
1848:
Linie
A.
a'
5,9
Ctm.
a^
11,1
• •
Linie
B.
b'
0,7
b^
18,2
b^
22,8
b*
28,2
b^
24,4
b«
9,1
b^
8,4
Linie
C.
c'
33,0
c^
43,0
Die mittlere Schnelligkeit der 3 Bcobachtungslinien für
Punkte gleicher Entfernung vom Ufer verhielt sich wie folgt :
A = 0,01, B == 1, C = 1,83.
II. Beobachtungen über die Bewegung auf den Glet-
schern der Oet%lluder Gruppe (1847):
Iliutereisgletscher; Linie A Zufluss der Kessel wände
a' 12,19 Ctm.
II i n t e r e i s g 1 e t s c li e r ; Linie B in der
Nähe der Rofnerhütte b' 7,08 „
112
Vernagtgletscher; Linie A Platte! . a' 5,98 Ctm.
a- 12,91 „
Veruagtgletscher; Linie B Ueber-
gangsstelle im Brand b' 6,00 „
b^ 9,43 „
b^ 7,92 „
(Vergl. iu Beziehung auf die Lage der Blöcke und
Pfähle für I. und II. die beiden Gletscherkarten Bd. IL
Taf. XIL und XIIL dieser Zeitschrift.)
III. Relative Schnelligkeiten am Glacier des Bois; Juli,
August und September 1842. Schnelligkeiten: (nach Prof.
FORBES) *)
Station Tal^fre.
E' 0,674 Ctm.
E^ 0,925 „
Station Couvercle und Tacul.
Rechts C 0,479 Ctm.
B' 0,574 „
Links B^ 0,678 „
B=* 0,722 „
Station l'Angle.
A 0,770 Ctm.
Station Montanvert.
D' 1,000 Ctm.
D^ 1,398 „
D'l
1,375
D« 1,356 „
Der absolute Werth von D^ (= 1,000) ist 1579,8 engl. Zoll
für die Zeit vom 27. Juni bis 17. Sept. = 48 Ctm. für den Tag.
IV. Auf dem Aarglctscher fand Agassiz als Mittel der
Sommerbewegung 21. Juli bis 24. September 1845 folgende
Schnelligkeiten in Centimetern für 24 Stunden**):
*) Travels Ihrough Ihe Alps Ist cdit. S. l'i i.
**) Systeme glaciairc S, 45i, 438 u. 401.
113
Stiition r Hotel.
Fiiiöteraar : Lauteniar :
Flahl VIII. 9,8 Ctm. Plhlil XII. 7,3 Ctm.
„ VII. 13,5 „ „ IX. 14,4 „
Station Brandlamm.
Fiusteraar :
Lauteraar :
Pfahl VII.
6,8 Ctm.
Pfahl V. 10,0 Ctm.
» VI.
9,0 „
„ IV. 14,3 „
„ V.
13,7 „
„ III. 17,1 „
„ IV.
14,2 „
„ II. 16,8 „
„ III.
15,5 „
„ I. 16,6 „
„ II.
lü,4 „
Station
Bär eni tz.
Finsteraar:
Lauteraar :
Pfahl V.
5,0 Ctm.
Pfahl 11. 7,Ü Ctm.
„ IV.
6,7 „
,, 1. 8,8 „
„ III.
7,2 „
„ IL 7,4 „
Die Ursache der Bewegung ist, wie vorzüglich die Ver-
theiluiig derselben zeigt, in einer Verschiebbarkeit der Masse
zu suchen , worauf Fokbes zuerst hinc-ewiesen hat. Es ist
dabei nur die Frage, ob diese Verschiebbarkeit durch eine
Plasticität des Eises an sich hervorgebracht wird, oder ob
am Gletscher einzelne, durch ßisschen und kleine Spalten
isolirte Theile ihre gegenseitige Stellung verändern, ohne dass
ihre Masse selbst plastisch ist. Versuche, die der Redner
über das Verhalten des Eises oegen äusseren Druck an-
stellte*), scheinen ihm sehr für das letztere zu sprechen, da
das Eis sich stets als einen sehr spröden, ungemein leicht
zersplitternden Körper zeigte.
Die Oscillationen der Gletscher, d. h. die Veränderun-
gen ihrer absoluten Grösse hängen grossentheils mit den
Schwankungen der mittleren Jahrestemperatur zusammen;
*) Vergl. ToGG. Ann. Band LXXX. Seite 177. Ucber die physika-
lischen Eigenschaften des Eises.
114
specieller mit der Grösse der Wärme im Sommer und der
Schneemenge des Winters. Sehr oft tragen auch Bedeckun-
sen von Schutt und verwittertem Gesteine dazu bei die
Gletscher zu vergrossern, indem sie die Oberfläche derselben
vor dem Abschmelzen schützen ; solche Vergrösserungen zei-
gen dann mit der Temperatur der dazu gehörigen Jahre kei-
nen nothvvendigen Zusammenhang. Die grössten Unregel-
mässigkeiten treten aber dann ein, wenn ein Gletscher bei
seiner Ausdehnung zugleich stark geneigte Stellen der Thal-
sohle erreicht. Die damit verbundene Zerklüftung und Zer-
spaltung der Masse trägt in solchen Fällen sehr wesentlich
zu den raschen, fast plötzlichen Vergrösserungen bei, welche
bei einigen Gletschern bisweilen sich zeigten.
Hierauf ward die Sitzung geschlossen.
v. w. o.
V. Cakinall. Roth.
2. Protokoll der Miirz-^ Sitzung.
Verhandelt Berlin den 5. Milrz ISJI.
Nach EröfFnuno; der Sitzuns; durch den stellvertretenden
Vorsitzenden Herrn v. Cakxall wird das Protokoll der Fe-
bruar-Sitzung verlesen und angenommen.
An Geschenken für die Bibliothek der Gesellschaft sind
eingegangen :
Durch Herrn Haidinger: Jahrbuch der K. K. geologi-
schen lleichsanstalt. I. Jahrgang No. 2.
und zum Austausch gegen die Zeitschrift :
das Korrespondenzblatt des zoologisch - mineralogischen
Vereines in J{ege?isburg. Jahrgang HI. 1849 und Jahr-
gang IV. 1S5Ü,
die Verhandlungen des naturliistorischcn Vereines der preus-
sischcn liheinlande und Westplialcns. Jahrgang VII.
Bogen 24 33 mit Tafel VII.
115
Herr v. Carnall legte ein Probeblatt nach der vom Er-
finder Chalkoforma genannten Manier vor, welche Schnellig-
keit der Ausführung und Billigkeit der Herstellung vereinigt^
Herr Beyricu sprach über die von den Herren Guido
und Fridolix Sanijbergek in dem zweiten Hefte ihres Wer-
kes über die Versteinerungen der Uebergangsformation in
Nassau gegebene systematische Anordnung der palaeozoischen
gekamraerten Cephalopodenschalen. Die Ansicht des Redners
geht dahin, dass, entsprechend der jetzt allgemein angenom-
menen Ansicht, welche durch die Abhandlungen des Herrn
V. Buch ,, Ueber Ammoniten und über ihre Sonderung in
Familien" ihre erste Begründung erhalten, das erste Erfor-
derniss einer natürlichen Anordnung auch der palaeozoischen
gekammerten Cephalopodenschalen die Sonderung der beiden
Familien der Nautileen und Ammoneen sei , und dass das
System der Herren Sandrerger, in welchen diese Trennung
ganz beseitigt wurde , nicht das natürliche Verwandtschafts-
verhältniss ausdrücke. Gleichwie die Turrilitcn stets nur für
thurmförmig aufgerollte Ammoniten erklärt wurden, ist Bar-
rande's Trochoceras nur für eine turrit gewordene Nauti-
leenform zu halten und darf nicht, wie das System der Her-
ren Sandberger will, zuerst, der unsymmetrischen Form
Avegen, einer Verbindung von Gattungen gegenüber gestellt
werden, in welchen die alten Ammoniten und Nautileen un-
gesondert vermischt sind. Die Gattungen Goniatites, Cly-
menia und Bactrites können nicht , als einander näher ver-
wandte Formen, mit einander verbunden den übrigen Nauti-
leen entgegengesetzt werden, weil die Clymenien, wie vielfach
durch Herrn v. Buch gezeigt wurde, nichts anderes als
wahre Nautilen mit ventralem Sipho und die Bactriten nichts
anderes als wahre Orthoceratiten mit dünnem randlichen Si-
pho (nicht gestreckte Goniatiten) sind. Das von den Her-
ren Sandrerger angegebene, die drei nicht natürlich zu-
sammenhängenden Gattungen vermeintlich verbindende Merk-
mal „die trichterförmige Siphonaldute", im Gegensatz gegen
eine röhrenförmige oder cylindrischc den übrigen Nautileen
116
zukommende Siphonaldute beruht auf einer Verwechselung
des Dorsallobus der Goniatiten und der übrigen Ammoniten
mit der von Queivstedt zuerst für wesenthch erklärten Si-
phonaldute der Nautileen.
Herr v. Cahnall legte eine lieilie Profile von den Koh-
lenlagern an der Kuhr vor und begleitete sie mit erläutern-
den Bemerkungen, an die sich ein Vortrag des Herrn Jacoh
über denselben Gegenstand, namentlich über die Quantität
der Kohle und das Auftreten der dortigen Eisensteine an-
schloss.
Herr Bevkicu macht darauf aufmerksam , dass die von
Herrn Richter im dritten Heft des zweiten Bandes der Zeit-
schrift der Gesellschaft alsPhycodes abgebildete Pflanzen-
form die grösste Uebereinstimmung zeige mit der von Herrn
James Hall *) aus dem Trentonkulke von Newijork unter dem
Namen Butotrephis ? caespi tos a abgebildeten Gestalt.
Hierauf ward die Sitzung geschlossen.
v. w. o.
V. Caknall. Kotii.
'.\. Prolokoll der April-Sitzung.
Verhandelt Berlin den 2. April 1851.
Der stellvertretende Vorsitzende Herr Karsten eröffnet
die Sitzung. Das Protokoll der März-Sitzung wird verlesen
und angenommen.
Der Vorsitzende zeigt an, dass der Gesellschaft als Mit-
glieder beigetreten sind:
Sir lioDERKK laiPEY MüRtlllSON,
*) Description of new spccies of fossils and observations vpon sumc
olher species prcvionshj not well hnown , from (he Trcnton limcslune.
By James Hall. 1'. 1H.3 pl. 1 — 4 in: T/iird atntual rcport of ihr
Slalc-Vatiinet of Nalural hislorij and ihe kisloilcal and anlujuarian col-
Icclion, annexed therelo. Albany IhöO.
117
vorgeschlagen durch die Herren L. v. Buch, v. Car-
NALL und A. SCHLAGINTU EIT ;
Herr Dr. Friedrich Pf äff, Privatdocent an der Uni-
versität Erlangen^
vorgeschlagen durch die Herren Weiss, v. Carnall
und Beyrich ;
Herr Professor A. Erman in Berlin,
voreeschlag-en durch die Herren v. Carnall, G. Rose
und Beyrich.
Als Geschenke für die Bibliothek sind eingegangen :
Von Sir R. J. Murchison: On the earlier vulcaidc
rocks of the Papal States and the adjacent parts of Itahj (aus
dem Quarterhj Journal of the geological society of London
for August 1850 Vol. VI.)
Von Herrn Zerrenner: Anleitung zum Gold-, Platin-
und Diamanten- Waschen aus Seifengebirge, Ufer- und Fluss-
bettsand. Leipzig 1851.
Der Vorsitzende legte das nördhche Blatt der zur Her-
stellung der geologischen Karte von Deutschland bestimmten
topographischen Unterlage zur Ansicht vor.
Herr Beyrich berichtete über den Inhalt der geognosti-
schen Sammlung, die von Herrn Overweg auf dem Wege
bis Tripolis angelegt worden, und zeigte einige der aus-
gezeichneteren Exemplare zur Ansicht vor.
Herr Adolph Schlagintvveit theilte einige Bemerkun-
gen über seine geologischen Beobachtungen in den Alpen
mit.*) Derselbe hob hervor, dass hypsometrische Bestim-
mungen besonders in einem Gebirgszuge von so bedeutender
und wechselnder Erhebung wie die Alpen für geognostische
Beobachtungen ebenso wie für alle physikalische Untersu-
chungen von Wichtigkeit seien. Es wurden aus den ver-
schiedenen Bestimmungen einige specielle Zahlen angeführt :
z. B. das Hochthor, ein Pass in den Tauern, 8,128 par. Fuss;
*) Vergl. Untersuchungen über die physikalische Geographie der
Alpen von Herm. Schlagimweit und Adolph Schlagintweit, 1850.
118
das Firnmeer des Pasterzengletschers, der liöchste Punkt
desselben an dem Kamm 1Ü34Ü p. F.; die Joliannishütte,
an dem Eande dieses Gletschers, welche zu einem längeren
Aufenthalte benutzt werden konnte 7581 p. F.; Dorf Heili-
genblut in Kärnthen 4Ü04 p. F. ; der Grossglockner , erste
Spitze 12(188 p. F.; zweiter, höchster Gipfel 12158 p. F.;
Dorf Vent 5791p. F.; die Bauernhöfe von Rofen 5989 p. F.;
es sind dieses die höchsten bewohnten Punkte des Oetztha-
les, während in den südlichen und südwestlichen Alpen klei-
nere Dörfer selbst noch zwischen G2Ü0 und 6300 Fuss sich
befinden. Der Gipfel des Similaun 11135 F., der Wild-
spitze 11489 F., der Weisskugel 11840 F. Es sind dieses
die höchsten Berge der Oetzthaler Gruppe. Drei Pässe :
Jaufen und Timbls im nordwestlichen Tyrol 64G0 und 7782
p. F. ; die Wasserscheide zwischen dem Drau- und Eisack-
thale, eine breite Einsattelung in der Längenspalte des
Pusterthaies 41Ü8 p. F.
Aus den Beobachtungen über die geognostischen Ver-
hältnisse der Oetzthaler Gruppe und der Tauern, zweier
Gruppen in den östlichen Centralalpen, wurde hervorgehoben,
dass in dem ganzen Gebiete des Oetzthales sich kein Granit
findet. Glimmerschiefer und Hornblendegesteine mit einigen
Gneissstreifen setzen hauptsächlich das Gebirge zusammen.
Zu erwähnen ist, dass der Gneiss nicht selten, besonders
aber an einer Stelle, wo er an einer jähen Terasse das Thal
durchsetzt, bei der Verwitterung in eine Keihe grosser,
scharfkantiger Blöcke zerfällt, während der Glimmerschiefer
nur kleineren Gruss bildet, der bei der Verwitterung vom
Wasser hinvveggeführt wird. Diese Blockanhäufungcn könn-
ten dann zuweilen für eine alte Moräne gehalten werden,
während man sich durch eine nähere Untersuchung leicht
überzeugen kann, dass sie ganz aus dem unterliegenden
Gueisse bestehen, der überdies hier in den höheren, noch
ziemlich entfernten Gletscherregionen gar nicht vorkömmt.
In den letzteren breitet sich Glinimerschiefcr mit etwas llorn-
blendeschiefer bis zu den höchsten Theilen in mannigfachen
119
Modifikationen aus, mit Beimischungen von Talk, Granaten,
und an einigen Stellen von etwas Feldspath. Nahe dem
Gipfel des Plateibcrges (10241 F.), avo das letztere der Fall
ist, beobachtet man ein sehr grobkörniges Gefüge von Quarz,
Glimmer und etwas Feldspath. Das sehr verwitterte Ge-
stein hat manche Aehnlichkeit mit einigen grobkörnigen Gra-
niten des Böhmerwaldes. Hier jedoch war es nur eine, lokal
sehr beschränkte Modifikation des Glimmerschiefers, mit dem
auch sein Glimmer völlig übereinstimmte. Etwas südlich
von dem Hauptkamme bemerkt man einige grosse Stöcke von
sehr krystallinischem Kalke, rings umgeben von den Schiefern.
Die Gipfel und Wände, welche er zusammensetzt, sind schon
von weitem durch ihre helle Farbe kenntlich. Im Polseier-
thale und auf der linken Seite der Brennerspalte im Pfitsch-
thale treten ähnliche Stöcke von Kalk zusammen mit sehr
brüchiaen Talk- und Kalkschiefern auf. Auch können zur
Vergleichung noch die grossen Kalkmassen des Ortles er-
wähnt werden, sowie die Einlagerungen von schönem Mar-
mor in den krystallinischen Schiefern bei Naturns im Etsch-
thale, welcher seit lange in grossen Quantitäten gebrochen
wird.
In Beziehung auf die Tauern beschränkte sich der
Redner auf die Verzweigungen des Möllthales in den Um-
sebuno-en des Grossglockners, in welchen der sonst vorhcrr-
sehende Glimmerschiefer und Gneiss durch sehr ausgedehnte
Lager von Kalkglimmerschiefer, mit Chlorit- und Talkschie-
fer, einzelnen reinen Kalklagen und Serpentin fiist völlig
verdrängt wird. Kalk und Glimmer bilden ein sehr inniges
gleichförmiges Gemenge, welches in seinen äusseren Charak-
teren ganz dem Glimmerschiefer oder Gneisse gleicht. Je-
doch findet sich fast stets noch etwas Quarz beigemengt.
Dieses Gestein setzt bei weitem die grösste Masse der Berge
dieses Gebietes zusammen. Der Chloritschiefer zeigt sehr
vielfache Modifikationen und enthält fast stets etwas Quarz,
Talk und kohlensauren Kalk. Als seltenerer Gemengtheil
desselben, welcher an einigen Stellen auftritt, darf der Feld-
120
spath erwähnt werden, dessen Vorkommen ganz analog jenem
an der Krimi ist , welches durch Herrn v. Rostuokn beob-
achtet wurde. Der Chloritschiefer bildet besonders in den
oberen ßegionen zahlreiche, zuweilen sehr ausgedehnte Lager.
Die beiden vorzüglichsten sind jene , welche das Pasterzen-
thal einschliessen und dort auf der einen Seite die Gipfel
der Freiwände und des Sinibaleck, auf der anderen den
mächtigen Kamm des Grossglockners zusammensetzen. Sie
besitzen dort eine Mächtigkeit von 3000 — 4000 Fuss, und
reichen bis zu den höchsten Punkten dieses Berges, welchen
der Redner aus Chloritschiefer gebildet fand, nicht aus Kalk-
glimmerschiefer, Avie man häufig nach Geschieben vermuthet
hatte. Der Serpentin ist in Stöcken und Lagern von wech-
selnder Mächtigkeit vorhanden, seine Grenze gegen das um-
gebende Gestein ist im Allgemeinen nicht sehr scharf, indem
Serpentin, Chlorit- und Talkschiefer oft mannigfach verästelt
und kaum zu unterscheiden sind. Diese kalkhaltigen Schie-
fergebilde, welche in dem oberen Mollgebiete so entwickelt
sind, lassen sich auch in den angrenzenden Thälern noch in
schmäleren Streifen verfolgen und bilden eine mächtige Ein-
lagerung in dem Zuge der Tauernkette. Die Lage der
Schichten ist dabei von jener in dieser AljDengruppe im Allge-
meinen nicht verschieden, indem sie ziemlich regelmässig von
Westen nach Osten streichen, auf der südlichen Abdachung
mit verschiedenen Winkeln nach Süden, Südwesten und Süd-
osten fallen, auf dem Kamme zuweilen fast senkrecht stehen,'
und nördlich davon steiles Nordfallen zeigen, welches auch in
den Thälern der Gastein, Arl u. s. w. sich wiederholte. —
Die Veränderungen der Oberfläche durch
Erosion und Verwitterung sind in den Alpen unge-
mein bedeutend, und ein Studium derselben, sowie der hy-
drographischen Verhältnisse im Allgemeinen scheint auch für
Betrachtungen über die Entstehung der Thäler und die all-
gemeine Configuration und Bildung des Gebirges nicht ohne
Interesse zu sein. Der liedner führte aus verschiedenen
Beobachtungen , welche er angestellt liatte , in Kürze an :
121
dass der Einfluss der Firn- und Gletscherraassen auf die
Alpenflüsse sich nicht nur durch eine Vermehrung, sondern
auch durch die verschiedene Vertheihing der Wassermasse
in den Monaten geltend macht. In einer gewissen Tiefe ha-
ben ferner alle grösseren Seeen nahezu constante Tempera-
turen zusammenhängend mit dem Dichtigkeitsmaximum des
Wassers. Der vertikale Abstand dieser Schichte von der
Oberfläche ist nach der Wassermasse, der Form des See-
beckens und nach den Jahreszeiten sehr verschieden. Die
Schnelligkeit der Gebirgsflüsse ist im Vergleiche zu den
Strömen der Ebene nicht in demselben Maasse grösser als
ihre Neigung, weil ihre Masse so bedeutend geringer ist.
Ein Maximum, welches sich in dem regelmässigen Laufe
vieler Flüsse der Querthäler findet, liegt häufig zwischen 7
und 11 par. Fuss in der Sekunde. Ihre Schnelligkeit ist
aber auch an anderen Stellen so bedeutend, dass sie stets
hinreicht um kleinere Geschiebe zu bewegen. Ihre erodirende
Wirkung wird ferner dadurch erhöht, dass das Wasser über
zahlreiche Unebenheiten des Bettes herabstürzt, und dadurch
momentan eine weit grössere Geschwindigkeit erlangt, dass
ferner die Menge der Suspensionen besonders in den Glet-
scherbäclien und auch in allen Alpenflüssen im Allgemeinen
sehr gross ist. Durch die Kraft der Erosion Avurde das Bett
der Flüsse sehr tief in das feste Gestein eingeschnitten; diese
Rinnen erreichen in den Thalengen, welche zwei Becken ver-
binden, ihre grösste Ausdehnung, weil die Neigung hier weit
bedeutender ist und die Wassermasse enger zusammenge-
drängt wird. Hier tritt auch zuweilen der Fall ein , dass
grössere Unebenheiten der Thalsohle und hervorstehende Fel-
senmassen durchnagt werden mussten, welche eine theilweise
Aufstauung des Wassers bewirkt hatten. Solche Stellen
werden in den Alpen mit dem Namen „Klamm" bezeichnet.
Man übertrug jedoch zuweilen diesen Namen auf die Thal-
enge überhaupt und verknüpfte damit den Begriff, dass der
ganze Verbindungsweg zwischen zwei Betten die Folge einer
solchen Erosion sei, welche den Ausfluss des oberen Sees in
122
den unteren bewirkt hätte. Abgesehen davon, dass die Cha-
raktere dieser Thalengen von den vertikalen, parallelwandi-
gen Einschnitten der Flüsse in plateanartig ausgebreitete
Gebirgsmassen sehr abweichen, ist auch die enorme Höhe
der Bergmassen zu beiden Seiten zu berücksichtigen , wel-
che sehr häufig 4Ü0Ü bis 5000 Fuss beträgt. Man kann oft
noch au den Wänden bis mehrere Hundert Fuss hoch die
Spuren der Wasserwirkungen verfolgen, und ein solcher Damm
genügte vollkommen, um bedeutende Wassermassen aufzu-
stauen, Avährend eine vollständige Entfernung der Gestein-
massen in der ganzen Thalenge durch die Erosion oder den
Druck der Wassermassen wohl sehr unwahrscheinlich ist. —
Die plötzlichen Entleerungen grösserer Wassermassen, be-
sonders der Gletscherseeen nehmen an den Phänomenen der
Erosion und des Gesteintransportes ebenfalls einen bedeuten-
den Anthcil. Bekannt sind die mächtio-en Ueberschwemmun-
gen des Bagnethales, wobei nach Escher 530 Millionen Cu-
bikfuss sich plötzlich entleerten. Im Oetzthale konnte der
Redner ähnliche Erscheinungen beobachten, wo durch das be-
deutende Vorrücken des V^ernagtgletschers bis zur gegen-
überstehenden Thalwand das Wasser aufgestaut wurde, und
die plötzlich entleerte Masse 250 Mill. Cubikfuss erreichte.
Auf den Gang und den Verlauf dieser Fluthen ist die Ab-
wechslung von Becken und Thalengen von grossem Einflüsse,
indem in den ersteren das Wasser wie hinter einer Schleuse
aufgestaut wird, die Geschiebe und den Sand ablagert, und
sich in den Engen auf's Neue mit denselben belädt ; es wird
so das Volumen des entleerten Wassers von der Masse des
bewegten und an verschiedenen Punkten wieder abgelager-
ten Gesteines bei weitem übcrtrolfen. Durch ähnliche Vor-
gänge, durch die Verwitterung und die dadurch bewirkte
Erdbildung und Ansammlung von Felsentrünunern , welche
oft als Erdstürzc und Bergfälle in die Tiefe stürzen, werden
die Thalsühlen eben so wie die Abhänge der Berge im Laufe
der Zeit vielfach verändert. — Aus den Untersuchungen über
die Temperatur der Quellen und die Linien gleicher Boden-
123
wärme in den Alpen hob der Eedner zunächst nur einen
Punkt hervor, nämhch den Zusammenhang, welcher sich sehr
allgemein zwischen der Temperatur des Bodens, und der
Masse und Erhebung einzelner Alpenzüge zeigte.
Es steigen nämlich die Isogeothermen stets höher in den
centralen Gruppen und sinken in den niederen Zügen und an
dem Rande des Gebirges. Der Grund davon liegt wohl in
der geringeren Wärmestrahlung , welche bei gleicher Höhe
in dem massenhaften Gebirgszuge stattfindet, in der grösse-
ren Gesteinmasse, welche dort in demselben Niveau noch
dem erwärmenden Einflüsse der Sonne ausgesetzt ist und in
der beförderten Leitung der Wärme aus den tieferen Erd-
schichten. Es weist uns diese Betrachtung auf den innigen
Zusammenhang der Bodentemperatur mit der Masse der ab-
gelagerten Schichten hin. Sir John Herschel und Cii.
B ABB ACE (B ahb age Ninth ßridgewater-Treatise. See. edit.
1838. P. 209 und 225) hatten ebenfalls auf diese Verhält-
nisse im Allgemeinen aufmerksam gemacht und auf ih-
ren Zusammenhang mit geologischen Phänomenen , mit der
Ausdehnung und Zusammenziehung der Felsenschichten und
mit manchen metamorphischen Processen. Wird nämlich die
Mächtigkeit der Sedimente an irgend einem Punkte sehr er-
höht, (ohne dass zu gleicher Zeit bedeutende Hebungen oder
Senkungen eintreten) so muss auch die Vertheilung der Erd-
wärme eine Veränderung erleiden. Die Isogeothermen wer-
den, wie nach den angeführten direkten Beobachtun-
gen sicher geschlossen werden kann, allmälig weiter nach
aufwärts rücken , und die tieferen Schichten werden so in
eine höhere Temperatur kommen , als bei ihrer ersten Bil-
dung. Ist die Höhe der Schichten sehr bedeutend, so kann
diese Temperaturdifferenz gross genug werden, um manche
Umwandlungen und Veränderungen der Gesteine zu er-
leichtern.
Herr II. Rose berichtete über die Auffindung des
Oxydes eines neuen Metalls, welches Herr Bergemann in
Bonn aus einem Mineral von Brevig in Norwegen dargestellt
Zei'ts.d. d. geol. Ges. III. 2. 10
124
hatte. Dasselbe hatte Herr Bergeälvisn von dem Minera-
lienhändler Herrn Dr. Kkantz crhahen, der dasselbe Orangit
nennt. Es besteht im Wesentlichen aus dem Silikate des
neuen Oxyds. Dasselbe hat in seinem Verhalten viele Aehn-
lichkeit mit der Zirkonerde, Herr Bergemann nennt das
Metall Donarium.
Hierauf ward die Sitzung geschlossen.
V. w. 0.
Karsten. Roth.
4. Verwaltung der Geselischafts-Bibliothek.
In Erwägung des zunehmenden Bestandes der Bücher-
und Karten-Sammlung und bei der Aussicht auf eine weitere
Vermehrung derselben, insbesondere aber um die Benutzung
zu erleichtern und um bei der Ausleihung theils ein gleich-
massiges Verfahren einzuführen , theils möglichen Verlusten
vorzubeugen, erschien es nothwendig,
1. die Sammlung in einem passenden Lokale aufzustellen,
2. zur Verwaltung einen Gustos anzunehmen,
3. diesem zugleich die Einnahme und Ausgabe der
Drucksachen der Gesellschaft zu übertragen, und
4. über die ganze Verwaltung eine Geschäfts-Ordnung
festzustellen.
Indem das Lokal , in welchem sich die Bibliothek der
Bergwerks- Abtheilung des Handels-Ministeriums befindet
(Oranien-Strasse No. 98) den nöthigen Kaum zur Aufstel-
lung eines Schrankes für die Gesellschafts-Sammlungen etc.
darbot und der dortige Gustos sich zur Verwaltung der letz-
teren bereit erklärte, wurde hierzu die Genehmigung des
Herrn Ministers erbeten, welche derselbe mittelst nachfolgen-
den Erlasses ertheilte:
Auf den mir von Euer etc. in der Eingabe vom 18. De-
cember d. J. geäusserten Wunsch, will ich, wie hier-
125
durch geschieht, unter dem Vorbehalte des Widerrufs,
gerne gestatten, dass die Bücher- und Karten- Samm-
lungen der geologischen Gesellschaft in dem Lokale
der Bibliothek der fünften Abtheilung meines Mi-
nisteriums aufgestellt, und unter Ihrer Coutrole von
dem Custos derselben, Geheimen Kanzlei - Secretair
Cla3Iann, beaufsichtigt werden.
Der Minister für Handel, Gewerbe und öftentliche Arbeiten.
(gez.) V. D. Heydt.
Hiernach ist für die Verwaltung der besagten Sammlung
eine Geschäfts - Ordnung entworfen und festgestellt worden,
welche den geehrten Mitgliedern im Nachfolgenden zur ge-
fälligen Kenntnissnahme und mit dem Bemerken mitgetheilt
wird, dass Herr Clamann die darin angegebenen Geschäfte
bereits übernommen hat.
Crescbäfts - Ordnung
für die Verwaltung der Bücher- und Karten-
Sammlung und für die Bewahrung der Druck-
sachen der deutschen geologischen Gesellschaft.
I. Allgemeine Bestimmungen.
§. 1. Nach §. 8. des Statuts der Gesellschaft bildet
dieselbe eine Bücher- und Karten- Sammlung und
zwar durch Tausch und Geschenke.
§. 2. Die Sammlung wird in Berlin aufbewahrt und
ihre Verwaltung ist Sache des dortigen Vorstandes der Ge-
sellschaft, welche die Ausgabe der Bücher etc. einem Custos
überträgt.
§. 3. Zur Benutzung sind nicht nur die in Berlin woh-
nenden, sondern auch die auswärtigen Mitglieder der Ge-
sellschaft, andere Personen aber nur dann berechtigt, wenn
für dieselben durch ein Gesellschafts -Mitglied Gewähr ge-
leistet wird.
§. 4. Eines besonderen Nachweises der Mitgliedschaft
bedarf es bei dem Begehr eines Werkes nicht, da diese durch
10*
126
(las beiin^Custos niedergelegte Mitglieder - Verzeichuiss dar-
gcthan wird.
§. 5. Die Verpflichtung zur Rückgabe, beziehungsweise
zum Ersätze eines entliehenen Werkes ruht allein auf dem-
jenigen, welcher den Empfangschein (§. 26 und 34) ausge-
stellt, beziehungsweise für einen Dritten Gewähr geleistet
hat (§. 3.).
§. 6. Die auswärtigen Mitglieder haben neben dem
Porto für den bezüghchen Briefwechsel die Kosten der Zu-
und liücksendung des Buches etc. zu tragen.
§. 7. Manuscripte und Original -Zeichnungen werden
nicht ausgegeben, sondern können nur im Bibliothek-Lokale
eingesehen Averdcn.
§. 8. Der Custos (§. 2.) hat auch die Versendung der
Zeitschrift zu überwachen und die im Bestände befindlichen
Exemplare, so wie alle sonstigen Drucksachen der Gesell-
schaft zu verwahren.
II. Behandlung der eingehenden Sachen.
§. 9. Einsendungen für die Bibliothek sind an den Vor-
stand zu Händen des Geh. Bergrathes v. Caknall zu adres-
siren. Erfolgen dieselben auf dem Buchhändler- Wege, so
sind sie an die BESSEii'sche Buchhandlung zu spediren.
§. 10. Sollten dergleichen einem anderen Vorstands-
oder anderem hiesigen Gesellschafts - Mitgliede zugehen , so
hat dasselbe die Gegenstände zum Vortrags - Journal abzu-
geben.
§. 11. Der Eingang wird im Vortrags- Journal, so wie
in der Notiz zur Tagesordnung für die nächste Gesellschafts-
Sitzung vermerkt, das eingegangene Werk dem Archivar
und von diesem dem Custos zugestellt, welcher letztere unter
dem Decretc die Uebernahme bescheinigt und das Decret
zum Journal zurückgiebt.
§. 12. lieber eingegangene Sachen, sie mögen Ge-
schenke oder zum Austausch bestimmt sein , werden den
Einsendern besondere Empfangbescheinigungen nicht gege-
127
ben, sondern sie ersehen den Eingang aus den Sitzungs-
Protokollen und dem von Zeit zu Zeit in der Zeitschrift ver-
öffentlichten Kataloge der Bibliothek.
§. 13. Der Custos trägt jedes Werk mit seinem voll-
ständigen Titel in das Zugangs-Journal ein und bezeichnet
dasselbe auf dem Titelblatte mit dem Gesellschaftsstempel.
§. 14. Bücher, welche lose oder doch nur geheftet ein-
gehen, werden in festen Pappband gefasst :
Dunkelroth mit gelbem Schnitt, schwarzem Titelpa-
pier am Rücken, mit Gold-Lettern.
Bei Lieferungen erfolgt das Einbinden erst, wenn ein
vollständiger Band vorhanden. Dasselbe wird von dem Custos
besorgt, welcher die Buchbinder-Rechnungen halbjährig bei-
bringt. Dieselben sind von ihm und dem Archivar zu be-
scheinigen und dem Vorstande zur Zahlung-s - Anweisuns:
vorzulegen.
§. 15. Von der Zeitschrift der Gesellschaft sind, nach
Vollendung eines Bandes, je drei Exemplare einbinden zu
lassen und bei der Bibliothek zu vereinnahmen.
§. i 6. Der von dem Custos , unter Anleitung des Ar-
chivars, zu führende Katalog wird am Schlüsse jeden Jahres
vollständig nachgetragen.
§. 17. Alljährlich findet eine vollständige Revision des
Bibliothek-Bestandes durch ein Mitglied des Vorstandes statt,
lieber den Befund Avird ein Protokoll aufgenommen und
zum Vortrags-Journal abgegeben.
III. Tausch-Verkehr.
§. 18. Ein Austausch eingesendeter Werke, welches in
der Regel nur Zeitschriften sein werden, kann nur gegen ein
einfaches Exemplar der Zeitschrift der Gesellschaft statt-
finden. Von dieser werden die denselben Zeitraum umfas-
senden Hefte verabfolgt, insoweit von älteren Heften über-
haupt noch Exemplare vorräthig sind.
§. 19. Gehen andere Werke als Zeitschriften zum
Austausch ein oder verlangt der Einsender mehr, als §. 18.
128
besagt, so hat der Vorstand der Gesellschaft darüber beson-
ders zu bestimmen.
§. 20. Der Antrag auf den Austausch muss bei der
Einsendung ausdrücklich gestellt sein, widrigenfalls das ein-
gegangene Werk als Geschenk angesehen wird.
§.21. Ist aber einmal ein Tausch-Verkehr angeknüpft,
80 braucht bei Einsendung der Fortsetzungen der Antrag
(§. 20.) nicht wiederholt zu werden.
§. 22. Bleiben dergleichen Fortsetzungen ein Jahr lang
aus: so wird der Tausch - Verkehr als abgebrochen angese-
hen und die diesseitige Absendung eingestellt. Zur Wieder-
anknüpfung bedarf es dann eines neuen Antrages (§. 20.).
§. 23. Nach dem Eingange eines Antrages auf Tausch-
Verbindung wird der Gustos durch ein Decret des Vorstan-
des einfürallemal zur Versendung angewiesen, hat aber im
Falle von §. 22. deren Einstellung zur Anzeige zu bringen.
§. 24. Die Tausch - Exemplare werden auf demselben
Wege versandt, wie alle anderen Exemplare der Zeitschrift.
Insoweit dieselben aus dem Bestände zu entnehmen sind,
hat sie der Gustos der BESSEu'schen Buclihandlung zuzu-
stellen, mit Angabe der Adresse und einem Vermerk, ob
dieselben auf Kosten der Gesellschaft zu spediren sind. Das
letztere geschieht, wenn die hergesandten Bücher kosten-
frei eingegangen.
IV. Ausleihung der Bücher etc.
ö. An Berliner Mitglieder.
§. 25. Zur Abholung und Rückgabe von Büchern etc.
sind die Vormittagsstunden von 10 bis 12 Uhr des Montags
und Freitags bestimmt.
§. 20. Das verlangte Werk wird von dem Gustos nur
gegen einen, den vollständigen Titel angebenden, die Namens-
Unterschrift und die Wohnung des Entleihers enthaltenden^
auch mit dem Datum versehenen Empfangschein ausge-
geben.
§. 27. Bei einer Ausgabe an Nicht -Mitglieder muss
129
der Empfangschein von dem Caventen (§. 3.) mitunterzeich-
net sein.
§. 28. Das entliehene Werk ist binnen längstens vier
Wochen nach dem Empfange zur Bibliothek zurückzuge-
ben. Zu einem längeren Gebrauch ist die Genehmigung des
Vorstandes der Gesellschaft nachzusuchen.
§. 29. Geschieht dies nicht, so wird der Entleiher auf
seine Kosten zur Zurückgabe aufgefordert und ihm dazu eine
letzte Frist gestellt. Nach fruchtlosem Ablauf dieser Frist
wird das ausgebliebene Werk auf Kosten des Entleihers neu
angeschafft.
§. 30. Dasselbe findet statt, wenn das Werk beschä-
digt oder beschmutzt zurückkommen sollte, in welchem Falle
der Gustos, bei eigener Vertretung des Schadens, die liück-
nahme zu verweigern hat.
§.31. Wird ein ausgeliehenes Werk anderweitig und
dringend begehrt, so kann dasselbe vor dem Ablauf der in
§. 28. allgemein, oder nach §. 29. besonders festgestellten
Frist eingefordert werden, was jedoch in diesem Fall auf
Kosten der Gesellschaftskasse geschieht.
§. 32. Wer auf ergangene Aufforderung binnen der
ihm dazu gestellten Frist den Geldbetrag für ein nicht zu-
rückgeliefertes oder beschädigtes Werk nicht einzahlen sollte,
verliert das Recht auf Benutzung der Bibliothek.
"O
b. An auswärtige Mitglieder.
§. 33. Mitglieder der Gesellschaft, welche nicht in
Berlin wohnen, haben den Antrag, Werke aus der Biblio-
thek geliehen zu erhalten, brieflich an den Vorstand der Ge-
sellschaft zu richten.
§. 34. Ist in dem Antrage das verlangte Werk genü-
gend bezeichnet: so vertritt derselbe den Empfangschein
(§. 26.).
§. 35. In dem Antrage ist anzugeben, auf welchem
Wege das Werk dem Antragsteller zugesandt werden soll
(vergl. §. 6.). Fehlt diese Angabe, so erfolgt die Absen-
130
düng mit der Post, und zwar als Paket, ohne besonderes
Antwortschreiben.
§. 3G. Der Antrag wird in das Vortrags-Journal ein-
jretra<Ten und durch ein von dem Vorsitzenden und dem Ar-
chivar zu vollziehendes Decret der Custos zur Absendung
angewiesen.
§. 37. Die Benutzungszeit (§. 27.) wird bei auswärti-
gen Mitgliedern auf längstens zwei Monate bestimmt.
Im Uebrigen gelten auch hierin die §§. 28 bis 32.
§. 38. Bei der Rücksendung ist auf eine sorgfältige
Verpackung zu sehen. Für den aus mangelhafter Verpackung
entstehenden Schaden haftet der Entleiher.
§. 39. lieber die Ausgabe der Bücher etc. an hiesige
und auswärtige Entleiher führt der Custos ein Journal, in
welchem dieselben bei dem Wiedereingange , unter Angabe
des Tages der Eückkunft, zu löschen sind.
§. 40. Bei den Revisionen (§. 17.) ist das Journal
(§. 39.) mit den vorzulegenden Empfangscheinen (§. 26.) und
mit den Decreten (§. 36.) zu vergleichen.
§.41. Auslagen an Porto-, Verpackungs- und anderen
Kosten, sind von dem Custos halbjährig in einer Note zu-
sammenzustellen und diese ist dem Vorstande zur Zahlungs-
Anweisung vorzulegen.
§. 42. Ueber diejenigen Kosten, welche von den Ent-
leihern zu ersetzen sind, legt der Custos besondere Nach-
weisungen vor und der Vorstand verfügt deren Einziehung.
§. 43. Sind solche Kosten (§. 42.) nicht beizutreiben
gewesen, so können sie durch einen Beschluss des Vorstan-
des auf die Gesellschaftskasse übernommen werden ; dies
jedoch mit Ausnahme der Kosten eines nicht zurückgeliefer-
ten oder beschädigten und darum neu anzuschaffenden Wer-
kes, deren Verrechnung allein durch die allgemeine Ver-
sammlung verfügt werden kann. Fälle dieser Art sind bei
Vorlegung der Jahres-ßechnung zur Sprache zu bringen.
131
V. Bestände an Drucksachen.
§. 44. Die nicht sofort ausgegebenen Exemplare der
Zeitschrift befinden sich im Gewahrsam des Custos.
§. 45. Ueber Einnahme und Ausgabe an dergleichen
führt der Custos ein besonderes Journal.
§. 46. In dem Journal (§. 45.) ist als Einnahme die
Gesa mmt zahl der hergestellten Exemplare vorzutragen.
Ein Theil derselben wird jedoch von dem Buchbinder
unmittelbar der BESSEii'schen Buchhandlung zugestellt, wel-
che darüber nach Anweisung des Archivars ein Versendungs-
Reglstcr führt, dies dem Custos sogleich nach jedesmaliger
Spedition vorlegt und ihm über die Zahl der Exemplare eine
Uebcrnahme- Bescheinigung zustellt. Das Register sowohl,
als auch die Bescheinigung muss getrennt angeben, wie viel
Exemplare
a. an die Mitglieder versandt,
b. an Mitglieder zum ermässigten Preise verkauft,
c. zum Tausch-Verkehr bestimmt und
d. von der Buchhandlung zum Verkauf übernommen
worden sind.
§. 47. Das Register (§. 46.) kann gleich für einen län-
geren Zeitraum angelegt werden und Avird vierteljährig nur
nachgetragen. Unter einem jeden Nachtrag vermerkt der
Custos, dass er die nachgewiesene Zahl in dem Journale
(§. 45.) in Einnahme und Ausgabe gebracht hat.
§. 48. Exemplare, welche im Laufe des Vierteljahres
aus dem Bestände entweder von dem Custos direkt versandt
oder zu diesem Behuf an die Buchhandlung verabfolgt sind,
werden im Journal (§. 45.) einzeln in Ausgabe gestellt.
§. 49. Bei den Bibliothek -Revisionen (§. 17.) ist das
Journal (§. 45.) abzuschliessen, der daraus sich ergebende
Bestand nachzuzählen und die Richtigkeit unter dem Ab-
schlüsse zu vermerken; im Falle einer Unstimmigkeit aber
dem Vorstande Anzeige zu machen.
132
§. 50. Der besseren Uebersicht wegen sind die Exem-
plare nicht anders als geheftet in Gewahrsam zu nehmen.
§.51. Enthalten dieselben Tafeln, deren Colorirung
ausgesetzt geblieben ist, so werden diese Tafeln uneingehef-
tet besonders aufbewahrt. Bei späterem Begehr findet die
Colorirung nach Bedürfniss statt und die Tafeln werden den
bezüglichen Heften bei der Versendung lose beigefügt.
§. 52. Auch die Bestände an anderen der Gesellschaft
gehörigen Drucksachen, als: besondere Abhandlungen, Kar-
ten , gedruckte oder lithographirte Formulare etc. werden
dem Gustos zur Verwahrung und zur Notizführung über
Einnahme und Ausgabe übergeben. Die Ausgabe erfolgt
auf besondere Anweisungen des Vorstandes. Die Eevisionen
(§. 17.) sind auch auf diese Gegenstände zu richten.
Berlin, den 29. Juni 1849.
Der Vorstand der deutschen geologischen Gesellschaft.
L. V. Buch. v. Carnall. Karsten. G. Kose. Kam-
MELSßEKG. BeYKICU. EvvALU. RoTH. TaMNAU.
133
B. Briefliche MitUieilung^en.
1. Herr v. Stromueck an Herrn Beyricii.
Braunschweig, den 15. März 1851.
In dem Beitrage zur Kenntniss des hiesigen Muschel-
kalks (Bd. I. S. 185 der Zeitschrift der deutschen geologi-
schen Gesellschaft) wird einer Muschel unter der Benennung
Pterinea polyodonta gedacht. Es ist dies keine Pte-
rinea, sondern eine Ger villia; denn es haben sich seitdem
daran über den Zähnen , auf einer glatten , sehr klaffenden
schmalen Fläche senkrechte, unter einander parallele Liga-
ment-Grübchen gezeigt. Von diesen sind vier, von vorn bis
etwas über die Mitte des Schlossrandes hinaus, wie es scheint
mit unbestimmten Zwischenräumen, vertheilt, deutlich erkenn-
bar. Nach hinten zu werden sie minder tief, und es könnte
wohl sein, dass hier noch 1 bis 2 andere Grübchen vorhan-
den waren, die sich der Beobachtung entziehen. So hat
Gervillia polyodonta im Schlosse eine grosse Aehnllchkeit
mit GerviUia aviculoides Sow. aus dem oberen Jura. Immer-
hin bleibt es jedoch auffallend, dass bei jener die Fläche mit
den Ligament-Grübchen nur äusserst selten erhalten ist. Die
Schale mag- an dieser Stelle sehr dünn und leicht zerstörbar
gewesen sein. Im Uebrigen wüsste ich an der Beschreibung
der Muschel a.a.O. nichts zu berichtigen oder hinzuzufügen,
als wie etwa , dass sie nicht gleichklappig gewesen zu sein
scheint. Zwar habe ich beide Schalen zusammenhängend
noch nicht gesehen, doch sind bei einer Mehrzahl von Exem-
plaren durchschnittlich die linken Klappen stärker gewölbt
als die rechten, erreichen indessen keineswegs den Grad der
Ungleichheit, als bei Gervillia socialis.
An Pterinea Goldfussi (ib. S. 189) haben sich
deutliche Ligament-Gruben bis jetzt noch nicht gezeigt, wohl
aber Spuren davon. Hiernach und aus der Analogie mit der
obigen Versteinerung steht mit grosser Wahrscheinlichkeit an-
134
zunehmen, dass auch sie eine Gervillia ist. Das Genus
Pterinea wird somit als dem Muschelkalke noch
fremd zu betrachten sein, eine Annahme, der ich mich
nunmehr um so mehr anschliesse, als Sie die Muschclkalk-
Pterineen schon längst nicht recht haben anerkennen wollen,
und auch Herr Credxer , wie er mir kürzlich schrieb , an
der polyodonta Ligament-Gruben gesehen hat.
Bei dieser Gelegenheit erlaube ich mir, Sie auf die
grosse horizontale, aber geringe vertikale Ver-
breitung der Gervillia polyodonta aufmerksam zu machen.
Sie kömmt in der Nähe von hier im Schaumkalke der un-
teren Abtheilung des Muschelkalks nicht nur auf dem Elme,
dem Dorme, der Asse und dem Heeseberge vor, sondern
auch am Horst- und Ausberge zwischen IVerfit'gerode und
Benzi'ngerode, am Kappenberge bei Gehliardshagen (Amt Sal-
der), am Huy unweit Halber stadt, überall ziemlich häufig.
Ferner ist sie in den gleichen Schichten von Rüdersdorf bei
Berlin nicht selten , und endlich erhalte ich soeben die Mu-
schel durch die Güte des Herrn Crednek von Schaf stedt bei
Merseburg und vom Geizenberge bei Schnepfenthal, westlich
von Gotha^ ebenfalls aus dem Schaumkalke. Ein anderes Ni-
veau, als diese Schichten der unteren Abtheilung, ist ihr,
mindestens hier in der Gegend, gänzlich fremd, und, wie es
scheint, auch an andern Orten, sofern nicht Avicula Albertii
MuENSTER bei GoLDF. Tab. 116 Fig. 9 des bunten Sandsteins
damit übereinstimmt. Aus dem mehr südlich auftretenden
Muschelkalke ist Gervillia polyodonta noch nicht bekannt.
Es wäre zu wünschen , dass ihr dortige Gcognosten einige
Aufmerksamkeit schenkten, damit auch da der schöne Ho-
rizont, der durch den Schaumkalk (im südwestlichen Deutsch-
land vielleicht von anderer petrographischer Beschaffenheit)
im unteren Muschelkalke gewonnen wird, der mehreren Ürien-
tirung zu Hülfe kömmt.
135
2. Herr Goeppert an Herrn v. Gaunall.
Breslau, den 10. Juni 1851.
In Schlesien wurde an vielen Orten im aufgeschwemm-
ten Lande als Geschiebe (niemals in Braunkohlenlagern)
Bernstein gefunden, welcher fast durchgängig zu der im
Handel am meisten geschätzten milchweissen Qualität gehört.
Ich habe an 100 Orte verzeichnet, wo man dergleichen beob-
achtet hat, wo er offenbar ebensowenig, wie anderswo, bis
jetzt in seiner primären, sondern offenbar schon in seiner
sekundären Lagerstätte sich befindet. Das grösste Stück,
von welchem ich je hier Nachricht erhielt, entdeckte man
im vorifjjen Jahre in der alten Oder bei Klei7i-Kletsclikau nicht
O'
weit von Breslau. Es wiegt G^ Pr. Pfund und ist von unregel-
mässig dreieckiger Form. Die längste Seite hat etwa 7 bis
8 Zoll, die beiden anderen Seiten jede 5j bis 6 Z. Länge.
Im Durchmesser misst es etwa 6 bis Gj Z. In der Mitte
befindet sich ein tiefer Eindruck, von mehreren Zoll Länge
und 1 bis Ij Z. Breite, wie etwa von einer Wurzel, an wel-
cher wohl offenbar des Stück gesessen haben mag, wie denn
gewiss die grösseren Stücke Bernstein nicht vom Stamme,
sondern von den harzreicheren Wurzeln des Bernsteinbaumes
einst ausgesondert wurden. Die Farbe des Bernsteins ist
milchweiss, eine Verwitterungskruste, wie sie der Erdbern-
stein zeigt, gegenAvärtig nicht mehr vorhanden, obschon sie
wohl nicht gefehlt haben mag, da die Oberfläche deutlich
Spuren von Abschaben und Abkratzen an sich trägt. Das
merkwürdige werthvolle Stück ist zur Zeit noch verkäuflich.
3. Herr v. Schalroth an Herrn Zerrenner.
Coburg, den 17. Juni 1851.
Obgleich die Anwesenheit von Kalktuffablagerungen in
Thälern verschiedener Kalksteingebirge eine bekannte Sache,
das allmälige Zunehmen dieser Tufflager schon längst beob-
136
achtet und die richtige Erklärung ihrer Entstehungsvveise
gegeben worden ist, so hoffe ich doch, dass die nachfolgenden
Bemerkungen von Dir und manchem Deiner Freunde nicht
ohne Interesse aufgenommen werden dürften. Nordwestlich
von Schalkau herkommend, über Weissenhrunn in südöstli-
cher Richtung fortsetzend, zieht sich ein dem mittleren Strei-
chen des Thüringer Waldes gleichlaufender Höhenzug herab;
der Kücken desselben besteht aus Muschelkalk , welcher in
halber Berghöhe der oberen Abtheilung der Formation des
bunten Sandsteins, also den in Thüringen oft so mächtig
auftretenden rothen Thonen aufgelagert ist. Diesem Höhen-
zuge ist bei Weissenhrunn , rechtwinkelig auf seine Axe ein
kleines Thal eingeschnitten, an dessen Ausgange sich das ge-
nannte Dorf und unmittelbar oberhalb desselben das fragliche
Tufflager befindet. Die Tuffablagerung verdankt ihre Ent-
stehung lediglich einigen mächtigen Quellen, welche den un-
tersten Lagen des Muschelkalks entspringen, das Tufflager
zum Theil durchnässen oder überfflessen und jenseits des
Lagers als Bach der im Haupt-Thale fliessenden Itz zueilen.
Diese Quellen sind , obgleich nicht auffallend kalkhaltig, in
der nassen Jahreszeit sehr ergiebig und arbeiten — indem
sie einen Theil ihres Gehalts an doppelt kohlensaurer Kalk-
erde , welchen sie auf ihrem Wege durch den auflagernden,
zerklüfteten Muschelkalk aufgenommen haben, an das Tuff-
lao;cr als kohlensaure Kalkerde wieder abgeben — ununter-
brochen an der Fortbildung des Tufflagers. Es ist jetzt je-
doch nur der nördliche Theil des Lagers der W^irkung des
Wassers ausgesetzt, während der südliche trocken liegt und
abtrebaut wird um zu technischen Zwecken verwendet zu
werden. Man findet daher jetzt auch nur jenen bewässerten
Theil im Zunehmen begriffen und zwar in einer horizontal
fortschreitenden llichtung, indem hier die Tuffbildung nur
an den steilen Wänden der in einer Schlucht anstehenden
Tufffelsen stattfindet. Die Tuffbildung wird durch
das immerwährende Wachsthum der die Felsen-
wände bedeckenden Moose und Gräser ausser-
137
ordentlich befördert, ja ich möchte behaupten nur
möglich gemacht. Höchst anziehend ist es zu beobach-
ten, wie durch verschiedene Pflanzenspecies die verschiedenen
Structuren hervorgerufen werden und selbst eine Textur der
Masse bedingt wird. So bilden z. B. Gräser die röhren-
förmigen und stängeligen Incrustate und geben dadurch, dass
bei ihnen dem Wasser ein schnellerer Durchgang gestattet
und demselben also weniger Gelegenheit zur Verdunstung
und Ausfällung von kohlensaurer Kalkerde geboten ist, einen
festen, sinterähnlichen Tuff, während diejenigen Tuffe, wel-
che von Moosen ihre Formen entlehnt haben, rücksichthch
ihrer Structur, weit von jenen über Halme und Stängel ge-
bildeten Tuffen abweichen. Die Moose sind es aber haupt-
sächlich, welche die Tufffelsen mit einer dichten Decke über-
kleidend, dem aussickernden Wasser den Durchgang erschwe-
ren, so dass eine vollständigere Ausfällung von kohlensaurer
Kalkerde möglich ist. Die nächste Folge hiervon ist, dass das
Zunehmen der Tuffmasse um so schneller erfolgt je mehr die
vorhandene Vegetation geeignet ist eine dichte Decke zu
bilden, wo denn auch ein um so weniger festes und durch-
löchertes Produkt entsteht. Den thätigsten Antheil an unse-
rer Tufffelsenbildung nehmen Hypnum molluscum Hedvv.
und Didy modon capillaceus Heuu., von welchem daserstere
e.inen löcherigen festen T uff mit glatter, übersin-
terter Oberfläche derHöhlungen bildet, letzteres
aber einen lockeren und porösen Tuff entstehen
las st. Schliesslich bemerke ich noch, dass wie in andern
gleichalterigen Tuffablagerungen, auch in dem unserigen ver-
schiedenartige Blätterabdrücke und Schnecken zu finden sind.
4. Herr Meyn an Herrn Bevrich.
Segeberg, den 30. Mai 1851.
Sehr erfreut war ich über das in handlicher Weise von
Bernhard Cotta herausgegebene Verzeichniss der geognosti-
138
sehen Karten unseres Jahrhunderts, weil es eine grosse Be-
quemlichkeit gewäiircn konnte. Allein bei näherer Betrach-
tung habe ich einen Theil meiner Freude wieder verloren.
Das ganze Büchlein ist nämhch so voll von Druckfehlern,
dass es den Charakter der Zuverlässigkeit und somit der
Brauchbarkeit dadurch vollständig verliert. Zum Theil sind
die Titel, die in fremden Sprachen lauten, barbarisch entstellt,
zum Theil sind die Namen verdruckt, und da sich dies zum
Theil auf die bekanntesten Namen mitbezicht — Caknall
(Carnal), Pkttko (Pcttke), Steiningkr (Steiniegcr), Sedg-
vvicK (Sedwich), Bakevvell (Bakwell), Lyell (Lyall) —
so weiss man durchaus nicht, wie man mit den unbekannteren
Namen daran ist. Wenn aber solche Druckfehler in den leicht
zu controlirenden Namen auftreten, so verschwindet natürlich
das Vertrauen auf die schwer zu controlirenden Zahlen und
die Citate durchaus.
Ein anderer fast noch grösserer Uebelstand ist die Un-
vollständitifkeit des Verzeichnisses. Ich urthcile dabei vor-
läufig nur von dem Gebiete, das mir zunächst liegt und mich
am meisten interessirt, nämlich von Schleswig -Holstein und
Dänemark. Würde jeder auf seinem Gebiete so grosse Män-
gel entdecken, so wären freilich die Lücken grösser als die
Mittheilungen.
Herr Cotta citirt nämlich über dieses Gebiet nur:
Foiiciiiiai\lmer's Uebersichtskarte in dessen Programm
,,Danmarks geognostishe Forhold 1835". Seitdem aber sind to-
tal abweichende geognostische Karten thcils unter Forch-
iiam3Iek's Dircction, thcils mit Beiträgen anderer erschienen:
1. Eine geognostische Karte von Dänemark und den
deutschen Herzogthümern als Nebenkarte auf der grossen
Uebersichtskarte: „Kongeriget Dunmark med llertugdömmet
Slesvig, u darbet det afO.N.v. Olsen, udgivet af det kon gelige
danske Videnskahernes Selskah iSii. 2 Blad Median folio. 1841.
2. Geognoslisk Kort over Danmark og de närmeste Na-
lolnnde 1843 in Adolph Frederik Jlergsöe's den d<(nske
Stafs Statistik /ihsle Bind 1844.
139
3. Geoo'nostische Karte der Ilerzogthümer Sclileswi"*-
Holstein 1847 aus der lithographischen Anstalt von Dklius
in Jierlin.
4. ZiMMi'KMANN Versucli einer orographisch-gcognosti-
schen Beschreibung der Umgegend von Hainhurg mit einer
geognostischen Karte in den Mittheilungen aus den Verhand-
lungen der naturwissenschaftlichen Gesellschaft in Hamburg
1846.
5. VoLGEK geognostische Skizze des Segeberger Kalk-
berges in Volgek'b Beiträgen zur geognostischen Kenntniss
des norddeutschen Tieflandes, erster Beitrag 1840.
Ueber Bornholm sind allerdings zwei Karten aufgeführt
worden, nämlich :
i. Gaui.ii:i{ und Ravveut Karte von Bornholm in ,,liorn-
holm heskrevet paa en Jlejsc in Aaret 1815. Kj'öhenhavn 1819."
2. FoKniHAM.-MER Karte von Bornholm in ,,/Je liorn-
holmske Krdformatio7ier 1837."
Ausgelassen daf^egen ist:
O Do
1. Geognostisk Kort over Bornhnlm 1818 und
2. Korter over Kulegnene paa Bornholni
u. Kuh'gnen imellem Husle og Rönne 1818,
h. Kuhgncn söndeii for JVJnne 1818;
sämmtlicli in ,Jierelning om en Lhidersögehe over liornholms
Minerah ige ^ du/ ort 1818 e/ler kongelig Befaling af IL C.
Oersted og L. EsmarcJi. Kjöbenhavn 1819."
Island, das wichtigste Vulkangebiet Europa's, über wel-
ches docli Kkij(; V. NiDDA Karten geliefert, das sich sogar
in Bergiiaus physikalischem Atlas vertreten findet, ist gänz-
lich ausgelassen. Auch die Färöer sind ganz vergessen und
doch existirt von diesen eine Karte mit eigenem Titel: „Geo-
g?iostisk Kort over Färöerne"' als Beigabe zu F(>J4( uiiammer's
Abhandlung ,,Oin Färöernes geognosliske lieskaj/en/ied'' in den
naturwissenschaftlichen Schriften der dänischen Akademie
Theil 2. 18'^G.
Zelts. .1. il. ^eol. G.;s. III. 2. 11
140
€. An f^ ätze.
1. Bemerkungen über die Verhältnisse von Predazzo.
Von Herrn J. Eoth.
Die eigenthümliche chemische Zusammensetzung des von
entschieden pkitonischen Gebirgsarten durchbrochenen Mu-
schelkalkes von Can%acoli bei Predcnxo führt unmittelbar zu
der Frage: ist dieses Gebilde ein Produkt der durch die
feurig flüssig aufgestiegenen Gesteine ausgeübten Metamor-
phose oder ist es eine vu'sprüngliche Bildung?
Basische wasserhaltige Verbindungen, aus Ca C -f-
Mg H oder aus 2 Ca C -f- Mg H bestehend, sind, so weit
meine Kenntniss reicht, bisher nur von zwei Orten mit Be-
stimmtheit bekannt: nämlich von Predaz%o und unter den
sofTcnannten Auswürflingen des Vesuvs, die sich im Tuffe
des Monte Somma, namentlich im fosso gründe, finden. Die
vom ersten Fundorte haben Leonardi, Petzholdt*), Da-
MOUK **) und ich***) untersucht. Kl^vprothI) giebt eine
Analyse ,,des blauen Kalksteins vom Vesuv", der nach iimi
58 I Ca, 28,50 {|-C und 11- H ausser einigen unwesentlichen
Bestandtheilen enthält. Da Klapkotii mit Na C fällte und
den Niederschlag nicht auf Magnesia untersuchte, sondern
ihn als reinen Ca C bestimmte, so entspricht seine Analyse
nicht der vorher angegebenen Formel. Von mir angestellte
Analysen an Stücken, (aus der im Königl. Mineralien-Cabi-
net befindlichen IiüFF>iANJ\'schen Sammlung,) ft) die ich der
Güte des Herrn G. llo.SE verdanke, haben die Anwesenheit
der Magnesia ergeben. Die Methode der Untersuchung Avar
der von mir in Euijmamn's Journal a. a. O. angegebenen ähn-
*) Beiträge zur Geognosie von Tyrol. 18i3. S. 194 etc.
**) Bullet, de 1(1 soc. geol. de France. Deitx. ser. Toni. \. j>. 1052
1847 und Lkonii. und Bn. Jahrb. 184S. S. 583.
***) EiiDMANN Journal für prakt. Chemie. Bd. 5-2. S. 346. 1851.
-I") Beiträge zur ehem. Kenntniss der Mincralliürpcr. Bd. 5. S. 91.
1810.
fl) Als: „Auswürfling. Kalkstein? I''osso (/raudc.^^ bezeichnet.
141
lieh, nur wendete ich statt der Luftpumpe einen Aspirator an;
zwischen ihm und dem zur Aufnahme des Wassers bestimm-
ten Chlorcalciumrohre wurde der Sicherlieit wogen noch ein
zweites Chlorcalciumrohr eingeschaltet, das jedoch keine Ge-
wichtszunahme zeigte. Die von mir untersuchten Stücke
zeigen die von Klaproth angegebenen Merkmale: Härte =
3, dicht, von feinem Korn, in's Splittrige übergehend; nur
die Farbe ist hell -bläulich -grau. Das spec. Gewicht des
Pulvers (bei 26 ° C.) beträgt 2,5340, das ganzer Stücke (bei
12-1" ° R.) 2,524. Schwefelsäure und Kohle waren nicht auf-
zufinden, wohl eine Spur Cl und Phorphorsäure.*)
Folgendes sind die Resultate meiner Analysen :
I. 1,365 Gr.
C )
H i '
. 0,546 =
40,00 ^
Ä\
'äe
. 0,005 =
0,366^
Si
Ca .
. 0,48608 =
35,61 1
Mg .
. 0,35588 =
24,61 f
1,372Ü6 =
100,586-^
11. 1,052 Gr.
C .
. . . 0,312
r= 29,66-°-
Si
AI
• . . 0,0065
- 0,62 1
¥e
Ca .
. . . 0,37296
= 35,45^
Mg.
. . . 0,24912
= 23,68^
0,94058
= 89,4 1|
H«)
. 10,59|
100,00f
*) Der von Kobell (Erdm. Journ. 36. 304) untersuchte Kalkmagnesit,
ein Hvclromagnesit, in dem ein Thcil (die Hälfte?) der Magnesia durch
Kalk ersetzt wird, ist ein Verwitterungsprodukt dieser oder ähnlicher
Kalke. Damol:r fand in Predcr^io reinen Hydromagnesit in den Spalten
des Prcdazzites.
**) Aus dem Verlust.
11*
142
III. 2,7115 Gr.
C = 0,7865 = 29,01 1
IV. 0,973 Gr.
C = 0,280 = 28,88 C
V. 0,897 Gr.
H = 1,055 = 11,75|
VI. 1,0205 Gr.
H = 0,110 = 10,78^
Die Bestimmung der C ist überall zu hoch ausgefallen,
weil eine bedeutende Erwärmung der salzsauren Lösung nö-
thig war, die einen kleinen Verlust und somit eine Erhöhung
in der Bestimmung der C herbeiführte.
Die Formel: Ca C -h Mg H verlangt
Ca = 28 =
35,44 1
Mg = 20 =
25,32 1
C = 22 =
27,85 ^
li = 9 =
ll,39if
79 = 1 00,00 {;-
Somit ist das Vorhandensein einer Predazzit- artigen
Verbindung auch am Vesuv erwiesen.
Was nun die LagerunKsverhältnisse des Predazzites an-
langt, so geben die Briefe und Abhandlungen der Flerren
V. Buch und v. Hujmkoldt*) ein so klares Bild, dass kaum
etwas hinzuzufügen bleibt. Am Fusse des Berges von Can-
%acoli liegt ein dunkelgrauer, dichter Kalk, oft mit schwarzen
Streifen , die ihm ein Ansehen von Schichtung geben , ohne
dass er jedoch gerade in der Richtung dieser Streifen spalte,
(wie Petzholdt 1. c. S. 201 bemerkt). Dunkle Ilornsteinpar-
tieen durchziehen ihn häufig. Höher hinauf wird der Kalk
lichter und in noch grösserer Höhe vollkommen schneeweiss
und das Gefüge ist ein grossblättrig-krystallinisches. Die che-
mische Zusammensetzung der oberen Partie ist 2 Ca C -+-
Mg H, bei 2,034 spec. Gewicht, die der unteren Ca C +
*) Armut, de Cliim. et Pliys. Bd 23. S. 261 und 306. Leonh. und
Bu. Mincral-Taschcnb. 18i2i. S. 3J'j und 311.
143
Mg H bei 2,57 spec. Gewicht nach Da:mour und von 2,5724
nach Leoxardi. Eine genaue Grenze, wo der licht gewor-
dene Kalk aus der einen Varietät in die andere übergeht,
vermaoj ich nicht anzus;eben. Petzholdt hat die Verbin-
düng 2 Ca C H- Mg H Predazzit genannt, ich werde vor--
läufig die aus Ca C H- Mg H bestehende der Kürze wegen
als Pencatit bezeichnen, zum Andenken an den um die Kennt-
niss der Tyroler Verhältnisse hochverdienten Grafen Marzari
Pencati, der zuerst auf P/edazzo aufmerksam machte.
Das Wasser entweicht aus dem Predazzit zwischen
360" und 400", Beweis, dass es chemisch gebunden ist, und
die Zusammensetzung nach atomistischen Verhältnissen be-
weiset, dass C Ca und Mg H nicht ein Gemenge, sondern
in chemischer Verbindung sind. So lange die Kalke von
Predazzo für reine Kalke oder Dolomite galten, — und ihr
äusseres Ansehen berechtigte dazu — konnte der Metamor-
phismus seine Ansprüche an sie geltend machen ; aber wie
wasserhaltige Verbindungen mit einem so grossen bis ll-^-
steigenden Wassergehalt, der schon bei 400" abgegeben wird,
der metamorphischen Theorie das Wort reden sollen, ist nicht
abzusehen. Dazu kommt, dass die schwarze Bänderung des
Pencatites von Eisenoxydoxvdulhydrat herrührt, das bei höherer
Temperatur sich gewiss oxydirt hätte ; man müsste denn eine
spätere Reduktion des schon oxydirten annehmen wollen. Aber
die Vertheilung in fast parallelen Streifen, mag man dieser
oder jener Annahme folgen, spricht für einen Absatz aus
wässriger Lösung. Auch dass die unreineren mit fremden
Substanzen, namenthch Si gemengten Partieen sich unten
und die reineren sich später und oben ablagerten, entspricht
durchaus den Gesetzen der Sedimentirung. Mit der Reinheit
der krystallinisch ausgeschiedenen Substanzen nimmt noth-
wendig die Schichtung, ein Resultat eingeschalteter fremder
Materien, ab, daher auch die Dolomite, so weit sie rein sind,
durchaus keine Schichtung zeigen.
Wäre wirklich durch die hohe Temperatur der plutoni-
schen Gesteine eine Schmelzung eines schon Mg haltigen
144
Muschelkalkes eingetreten , wie Fournet annimmt, *) oder
wäre die kalzinirte Masse des Predazzites einige Zeit der
Luft ausgesetzt geblieben, so hätte die Mg ohne Zweifel
Kohlensäure und Wasser aufgenommen, — eine Er-
scheinung, die noch in der Bildung des Hydromagnesites, der
durch die Einwirkung der Tagewasser aus dem Predazzite
ausgelaugt wird , fortwährend vor sich geht. Wie liessc
sich nach der metamorphischen Theorie die verschiedene Zu-
sammensetzung zweier Gesteine erklären, die so nahe neben
einander wie Predazzit und Pencatit, denselben ändernden
Einflüssen ausgesetzt waren?
Erhitzt man den Predazzit, so wird zuerst das Mg H
zersetzt ; es bilden sich kleine Höcker von Mg , und die
ganze Masse wird matt und porzellanartig; auch nach langer
Berührung mit Wasser erhält die Masse ihr ursprüngliches,
krystallinisches Ansehen nicht wieder, weil die chemische
Verbindung von Ca C mit dem Mq, H nicht wiederherge-
stellt wird. Das durchaus nicht poröse Gefüge des Gesteins
spricht gegen eine etwaige spätere Aufnahme von Mg H zu
etwa vorhandenem Ca C.
Eingesprengt findet sich in dem Marmor Brucit, dessen
Blätter so innig mit Predazzit durchzogen sind, dass die
Bildung beider durchaus gleichzeitig sein muss. Und vom
Brucit, mit einem Gehalt von 30-^ Wasser, wird schwerlich
eine andere Entstehung als auf nassem Wege behauptet
werden können.
Alle diese Thatsachen beweisen mir hinreichend, dass in
Predaxxo die aufgestiegenen platonischen Gesteine in der
ganzen Masse des Predazzites und des Pencatites durch-
aus keine Veränderung bewirkt haben. Bei der schwa-
chen Wärmeleitungsfähigkeit ähnlicher Gesteine z. B. des
Marmors erscheint solches Resultat höchst natürlich. Welche
Bedingungen die Aussonderung des Predazzites und Penca-
*) Annal, des scienccs physiq. et tialur, etc. de la soc. royalc de
Lyon. Bd. 9. 1840. p. X VI.
145
tites aus ihren wässrigen Lösungen herbeiführten, vermao-
ich nicht anzuo;ebeu. Meine Versuche diese Verbiuduno-en
künstlich herzustellen sind bis jetzt ohne Resultat gebheben.
Das ist kein Grund, an ihrer Bildung auf nassem Wege zu
zweifeln; so wenig wie sie für den Anhydrit zu zweifeln
ist, der z. B. als Pseudoraorphose nach Steinsalz vorkommt,*)
obwohl er bis jetzt nicht auf nassem Wege dargestellt ist.
Ob und wie weit sich von Cmizacoä aus die Ablao-eruno*
der Predazzit - artigen Kalke erstreckt, vermag ich nicht an-
zugeben, da die Lokalität, wie schon Stdder**) angiebt, das
Verfolgen der Schichten nicht gestattet. Ob ferner das von
SxuDEii beschriebene Vorkommen an den palle rabbiose hie-
her gehört, muss ich unentschieden lassen. Um so mehr als
am Monzonberg ein weisser grosskörnig-krystallinischer Mar-
mor vorkommt, der nach der mir gefälligst mitgetheilten
Analyse des Herrn v. Gruenewaldt nur aus Ca C mit
Y bis 1| Mg C besteht.
Die Verwitterungsverhältnisse des Predazzites weichen
von denen der Dolomite ab. Die Dolomite, die aus 1 Atom
Ca C und 1 Atom Mg C und unbestimmter Menge Ca C
bestehen, geben an schwache Säuren zunächst den über
ein Atom vorhandenen Ca C ab, während Ca C -h Mg C
zurückbleibt.
Aus dem Predazzit dagegen wird fast die ganze Menge
der Mg ausgelaugt; es bleibt nach Damour's und meinen
Versuchen fast reiner Ca C übrig und die Mg wird als
Hydromagnesit oder als Kobell's Kalkmagnesit abgesetzt.
Ganz analog scheint das Verhältniss auf Bttte***) zu sein,
so viel sich nämlich aus den unvollkommenen Analysen er-
sehen lässt. In der Mitte der Kalkmasse ist der Mggehalt
am grössten (17-2- C Mg) und der Grenze nahe, wo die
*) Blum Pseudomorphosen. 1S43. S. 222.
**) Zeitschrift für Mineralogie. Jahrg. 1829. S. 2G1.
***) Bryce: on ike Ugnites and aUercd Dolomites of thc Island
of Bule in Philos. Magaz. Thlrd Series. No 23i. 1849. S. 90.
146
Rückzugsspalten des Grünsteins oder Basaltes den Tage-
wassern freien Spielraum gewähren , ist er bis auf 1 ~ ge-
fallen. Die Angabe von 4,45^ Water, coaly matter and car-
lonic und in der Analyse, wovon doch für 1,12-J7 Fe nur
0,68 "If C abzuziehen sind , die Zunahme des Kalkes durch
die Verwitterung, die doch in einem gewöhnlichen Dolomite
abnehmen müsste, haben mich auf die Vermuthung geführt,
dass auch dort eine wasserhaltige basische Verbindunoj von
Ca C mit Mg H vorhanden sei*).
Ackere Beobachter geben an, dass in Preda%%o das durch-
brechende und durchbrochene Gestein (Granit und Kalk) auf
der Grenzfläche vielfach in einander greifen ohne eigentliche
Gänge zu bilden (s. Stüder 1. c); Reuss**) und Cotta***)
sehen Gänge von Dolerit oder Granit in einer Mächtigkeit
von 2 bis 3 Fuss in den Kalkstein eindringen. Ein Rei-
bungskonglomerat ist auch von mir nicht gesehen worden.
Alle Beobachter stimmen darin überein, dass in der Nähe
des Granites der Kalk nur noch schwach mit Säuren brauset;
er wird kieselig, nimmt Glimmer (oder Chlorit?) auf und an
dieser Grenze finden sich, wie so häufig, nach Herrn v. Buni's
Bemerkung, Vesuviane und Granaten, die in Preduxzo zuerst
von Herrn Boi k beobachtet wurden. -)-) Da wo der Granit
in den Kalkstein gangföi'mig eindringt, findet sich ein grü-
nes serpentinähnliches Saalband , das sich nach Reuss viel-
fach in den Kalk verästelt. Dies Gestein enthält über \0~
H, ist vielfach mit Kalkblättchen durchzogen, und ein Aus-
laugungsprodukt aus dem plutonischen Gestein, wohl gemengt
mit den Auswaschungsprodukten des Kalkes. Es ist eine
Contaktbildung , möglich geworden durch den Zutritt des
*) LKONiiAnn : Basaltgebildc, 183'2, Bd. IT. S. 233 erwähnt einen
Kalk aus der Kähc von Giant's Caiiscuay, der nach Mkmu;/. da C(ista
aus Ca /jSJ, C 37 ; , H (?) 12 2 bestehen süll. Ich habe das Original
nicht auflinden können.
**) Leo.mi. und Br. Jahrb. 1840. S. 154.
***) Lkomi. und Bii. Jahrb. 1848. S. 132.
f) Lkomi. Mineralog. Taschenb. für 1824. S. 308.
147
Wassers zu zwei verschieden verwitternden Gesteinen, von de-
nen der Granit die Thonerde, das Eisen, die Phospiiorsäure
und vielleicht einen Theil des Kalkes und der Magnesia
hergab.
So weit der Kalk kieselig geworden, ist in der That
eine Metamorphose mit ihm vorgegangen. Die Menge der
(J fand ich in einem Versuche auf G, 25^ gesunken, bei
einem in Säure unlöslichen Rückstande von 77,50-3-, der
sich zum Theil wie Granat und Idokras verhielt. Ob diese
Bildungen ein Produkt des Zusammenschmelzen s sind oder
nicht, wird sich kaum entscheiden lassen. Drittel-Silikate
wie Granat und Idokras können feurig-flüssig Avohl neben
Ca C bestehen; es gelingt nach Mitscueulich nicht, mehr
als ein Atom Si mit drei Atomen Ca zusammenzuschmelzen.
Aber eine andere Thatsache verdient alle Aufmerksamkeit.
Die Idokrase ohne irgend äusserliche Zeichen von Verwitte-
rung enthalten im Innern kleine Kalkspathpartieen. Von aus-
sen vollständig intakt erscheinende, gut auskrystallisirte grüne
Granaten, in dem glimmerigen Kalke liegend, zeigen beim
Zerschlagen nur eine Hülle von Granatsubstanz, während der
Inhalt aus einer körnig-splittrigen Granatmasse mit kohlen-
saurem Kalk gemengt besteht. Vom Vesuvian führt Bi-
8CHOF*) nach Fkeiesleben **J ein ähnliches Vorkommen aus
der Gegend von Schwar%etiherg im Erzgebirge an : „meist
zeigen sich die Vesuviankrystalle nur in rindenartigen Um-
rissen von einigen Linien Stärke und das Innere des Um-
risses besteht aus dem nämlichen Gemenge von Kalkstein
und Tremolith wie die Masse des ganzen Lagers ; bisweilen
ist das Innere theilwcise mit Vesuvianmasse, meist von stäng-
liger Absonderung, ausgefüllt, die nach wohl noch ein Korn
Bleiglanz oder brauner Blende enthält."
Bischof nimmt den Gehalt an Ca C in den Granaten
für ein Zersetzungsprodukt, allein mir scheint, wenigstens
*) Lehrb. d. ehem. und physik. Geologie Bd. 2. S. 504.
**) Magazin für die Oryktographic v. Sachsen. Heft 6. S. 112,
148
in dem hier erwähnten Falle, wo die Flächen durchaus glän-
zend sind und keine Spur von Verwitterung vorhanden ist,
die Deutung eben so nahe zu liegen, dass die Mengung von
Ca C zur Substanz des Granates die Krystallisation des letz-
teren gehindert habe.
Von der Grenze des Granites sich entfernend sieht man
den Kalk weniger kieselig, weniger glimmerreich werden
und allmälig in reinen, weissen Predazzit übergehen. Die-
ser allmälige Uebergang macht die Bildung der Granaten
und Idokrase auf wässrigem Wege wahrscheinlich. Eine
scharfe Grenze zwischen ihnen und dem Kalke würde sie
weit eher als Resultat der Schmelzung erscheinen lassen.
149
2. Ein Beitrag zur Paläontologie der Tertiärschichten
Oberschlesiens.
Von Herrn Prof. Dr. Aug. E. Reuss in Prag.
Hierzu Taf. VIII. und IX.
Eine ebenso interessante als wichtige Bereicherung hat
die Kenntniss der norddeutschen Tertiärgebilde neuerdings
durch die im vorigen Jahre erfolgte Entdeckung von Tertiär-
schichten erfahren, die schon bei flüchtiger Betrachtung ihrer
zahlreichen Versteinerungen eine grosse Verwandtschaft mit
den Tertiärschichten des Wiener Beckens nicht verkennen
Hessen. Sie wurden von dem Prinzen von Schoenaich-Ca-
iioLATH an mehreren Punkten aufgefunden und zwar unmit-
telber dem Muschelkalk aufgelagert und von Sand- und Ge-
röllschichten bedeckt, bei Miechowitz, bei Mikultsc/ät%, nörd-
lich von Zabr%e dicht am Wege nach Biskupit%,, und weiter
östlich im Süden des Vorwerkes Wesöe.
Eine kurze briefliche Notiz darüber liest man im dritten
Hefte der Zeitschrift der deutschen geologischen Gesellschaft
von 1850. S. 1.84. Herr Prof. Bevricu hatte die Güte, mich
von dem Funde in Kenntniss zu setzen und zur näheren Un-
tersuchung der in den fraglichen Schichten enthaltenen klei-
neren Fossilreste aufzufordern, um auch in dieser Beziehung
die von ihm zugleich ausgesprochene Ansicht, dass die mehr
kalkigen Schichten von 3Iiechoivit% den Wiener Leithakalk,
die thonigen von MikuUschit% aber den Tegel repräsentiren,
zu bestätigen.
Ich habe demnach die mir übersandten Proben einer se-
nauen Untersuchung unterzogen und besonders in denen vom
erstgenannten Fundorte eine die Erwartung weit übertreffende
Menge und Mannigfaltigkeit von Petrefakten gefunden. Ich
lasse auf den nächstfolgenden Seiten zuerst ein Verzeichniss
derselben folgen, um sodann einige kurze, sich daraus erge-
bende Bemerkungen beizufügen.
150
I. Die Schichten von Miechount% hinterlassen nach sorg-
fähigem Schlämmen einen kalkigen Rückstand, der dem des
Leithakalkes von Steinabninii, Enzersdorf u. s. f. im Wie-
ner Becken zum Verwechseln ähnlich ist. Es gilt dies selbst
von den darin in reicher Menge vorfindigen kleinen kugelig-
knolligen, oft selbst ästigen, aus dünnen konzentrischen La-
gen bestehenden Kalkmassen , die ich fi-ühcr für Koste von
Nulliporen ansah und als N. ramosissima beschrieb ; welche
aber nach späteren genaueren Untersuchungen grösserer Exem-
plare nichts als Kalkkonkretionen sind , deren Bildung der
der bekannten Erbsensteine ganz analog sein dürfte.
In dem Schlämmrückstande fand ich 70 Species von
Foraminiferen, 57 Bryozoen und 1 1 Entomostraceen, welche
eine nähere Bestimmung gestatteten. Eine nicht unbedeu-
tende Anzahl von Bruchstücken oder zu schlecht erhaltenen
Exemplaren anderer Species musste für den Augenblick un-
beschrieben bei Seite gelegt werden.
I* Foraminiferen.
1. Orbulina uni versa d'Okb.
D'Okbigay Foraminif. /oss. du btiss. tert. de Vieniie
1846. p. 22. t. 1./. 1.
Selten. — Auch im unteren Tegel*) von Badtti, im
*) Die Annahme so zahlreicher tertiärer Schichten, wie man sie
früher im Wiener Becken aufslellen zu müssen glaubte, lässt sich keines-
wegs vertheidigen. Nirgends kann man ihre unuiittclbare Ucberlagerung
nachweisen und grossentheils dürften sie wohl nur durch Lokalverhältnisse
bedingte verschiedene Facies eines und desselben gleichzeitig gebildeten
Schichtcnkomplcxes darstellen. Höchstens kann man drei Schichtcngrup-
pen unterscheiden , die aber auch nicht scharf von einander gesondert
sind, sondern durch zahlreiche Mittelglieder in einander vcrfliessen. Die
tiefsten Schichten bestehen aus Tegel, dem ante reu Tegel, der fast keine
Bryozoen enthält. Er wird hauptsächlich durch den Tegel von Baden
und Mollersdorf rcpräscntirt. In höhcrem Niveau liegen andere Tegel-
schichten, die sehr reich an Foraminiferen und Entomostraceen, aber arm
an Bryozoen sind, — der obere Tegel. Er nimmt schon viele Formen
aus dem Lcithakalk auf, wie z. B. Amphistegina, Ilctcrostegina, Polysto-
niella, Truncatulina, Asterigcrina planurbis u. s. w. Ilieher gehören die
151
oberen von Leitersherg (Steiermark); im Salzthon von Wie-
lic%ka ; im Sande von llohitsch ; im Leithakalk von Steina-
brunti; in den Subapenninenmergeln von Siena und lebend
im adriatischen, mittelländischen und atlantischen Meere.
2. Glandulina laevigata d'Okb.
D'Orbigny 1. c. p. 29. t. 1. f. 4, 5.
Sehr selten. — Unterer Tegel: Badeii und Mölkrsdorf;
oberer Tegel: Grm%mg; Salzthon: Wielic%.ka; Leithakalk:
Nnssdorf; Subapenninenthon : Siena. Lebend im adriatischen
Meere.
3. Dentalina elegans d'Orb.
D'Orbigny 1. c. p. 45. t. 1. f. 52 — 56.
Nicht selten. — Unterer Tegel : * Baden *) ; oberer Te-
gel: Felsö- Lnjn/gy (Siebenbürgen) und vom * Leitersherger
Tunnel ( Steiermark ) ; Salzthon : Wielicxka ; Leithakalk :
*Nussdo7-/.
4. Dentalina inornata d'Orb.
D'Orbigny 1. c. p. 44. t. 1. f. 50, 51.
Sehr selten. — Unterer Tegel: Baden.
5. Dentalina obtusata n. sp. (Taf. VIIL Fig. 1.).
2 — 3 mm. lang. Massig gebogen, nicht sehr schlank, oben
zugespitzt, unten stumpf und sich nur wenig verschmälernd.
7 — 10 Kammern, die ersten mit seichten linienförmigen Nä-
then ; die übrigen gewölbt und durch deutlich vertiefte Näthe
geschieden. Die erste Kammer beinahe kugelig, etwas grös-
Tegel von Gritizmg, Fehö-Lapugy, RiideJsdorf, Kralotca, vom Leilersber-
ger Tunnel u. a. m., der Salzthon von Wieliczka , und wohl auch der
bernsteinführende Sand von Lembsrg , der Sand von Pülzlemsdorf n. s. f.
Diese Tcgelschichten setzen bis in die oberste Gruppe, den Lei thak alk,
fort , mit welchem hie und da Tegellagen wechseln. Er zeichnet sich
besonders durch eine grosse Fülle von Bryozoen aus. Von Foraminife-
rcn sind Asterigerina planorbis, Polystomella crispa, Rotalina Boueana
und Akncriana, Truucatulina lobatula, Amphistegina Haueri, Heteroste-
gina costata u. v. a. in ihm gewöhnlich in grosser Menge zusammen-
gehäuft, während Lingulinen, viele Dentalinen, Marginulinen, Cristellarien,
Kobulina echinata und imperatoria u. a. ihm ganz fehlen.
*) Das dem Fundorte vorgesetzte Sternchen bezeichnet das häufige
Vorkommen der Species an diesem Orte,
152
ser als die nächste ; nur zuweilen mit einer Andeutung einer
sehr kurzen feinen Spitze. — Selten.
6. Dentalina Verneuili d'Oiuj.
D'ÜRBiGN\ 1. c. p. 48. t. 2. f. 7, 8.
Nicht selten. — Unterer Tegel : Budefi.
7. Dentalina bifurcata d'Okb.
D'Okbigny 1. c. p. 50. t. 2. f. 38, 39.
Selten. — Unterer Tegel: Baden; oberer Tegel: Felsö-
Lapugy (Siebenbürgen); Leithakalk: JSussdorf.
8. Lin gulin a rotundata d'Okb.
D'Okbigny 1. c. p. 61. t. 2. f. 48, öl.
Sehr selten. — Unterer Tegel: Baden.
9. Lingulina costata d'Okb.
D'Okbig^y h c. p. 62. t. 3. f. 1 — 5.
Sehr selten. — Unterer Tegel: Baden.
10. Marginulina pedum d'Okb.
D'Okbigxy \. c. p. 68. t. 3. f. 13, 14.
Selten. — Unterer Tegel: Baden.
11. Marginulina vaginella n. sp. ( Taf. VIII.
Fig. 2.).
1,75 mm. lang. Verlängert scheldenförmig, seitlich
massig zusammengedrückt, oben schräg zugespitzt, unten
gerundet , glatt. Im Umriss der M. ensis liss. aus dem
Böhmischen Pläner sehr ähnlich. Man unterscheidet 8 — 9
iiiedrige, wenig schräge, nicht gewölbte Kammern nur mit
Mühe ; die Näthe sind nicht vertieft, sehr undeutlich linien-
förmig. Die Jiauchseite ist viel winkliger als die Kücken-
seite, im unteren Theile des Gehäuses selbst scharf und mit
einer Andeutung eines llügelartigen Saumes besetzt. An den
Seitenflächen bemerkt man zunächst dem unteren Ende nicht
selten 2-3 kurze schräge etwas erhabene Linien. — Sehr
selten.
12. Marginulina semicostafa n. sp. (Taf. VIII.
Fig. 3.).
1,75 mm. lang. Gchäiiso länglich, scheidenförmig, ver-
hältnissmässig dick, im (^uerecimitt oben fast kreisrund, un-
153
ten breit eiförmig; am oberen Ende schräg zugespitzt, am
unteren etwas schief gerundet. Nur die 4 obersten wenig
schrägen, schwach gewölbten Kammern sind durch sichtbare
Näthe geschieden. Die letzte Kammer ist glatt; auf den
nächsten 3 Kammern bemerkt man jederseits 5 — 6 schmale
aber scharfe Längsrippen, die sich fast alle nur bis zur vier-
ten Nath heraberstrecken. Nur die mittlere Rippe verläuft
bis zum vorderen unteren Theile des Gehäuses. Sämmtliche
Rippen sind schräge vorwärts gerichtet und zwar desto schrä-
ger, je näher sie der Bauchseite liegen, auf welcher die vor-
dersten unter spitzem Winkel zusamraenstossen. Die Mün-
dung sitzt auf einem an der Kückenseite gelegenen gestrahl-
ten Höcker der letzten Kammer. — Sehr selten.
13. Marginulina hirsuta d'Orb.
D'Orbigny 1. c. p. 69. t. 3. f. 17, 18.
Selten. — Unterer Tegel : Baden; oberer Tegel: Leiters-
/y^/-§w Tunnel (Steiermark); Leithakalk: Nussdorf; Subapen-
ninenmergcl : Siena. Lebend im adriatischen Meere.
14. Cr i Stellaria auriformis n. sp. (Taf VIIL
Fig. 4.).
2 mm. lang. Länglich, ohrförmig, oben zugespitzt, un-
ten gerundet, stark zusammengedrückt, im Umfange scharf-
winklig, Spiral eingerollt. 8 ziemlich schmale dreieckige,
sehr wenig gewölbte, durch schwach vertiefte Näthe geson-
derte Kammern. Die Mundfläche der letzten stark gewölbt.
Die Nabelgegend etwas vertieft. Die Mündung steht auf
einem spitzigen gestrahlten Höcker. In der Umgebung des
Nabels und am Rande der zwei letzten Kammern bemerkt
man gewöhnlich einige kleine runde Knötchen. — Sehr
selten.
15. Cri Stellaria inops n. sp. (Taf VHL Fig. 5.).
0,6 mm. lang. Eiförmig, stark gewölbt, oben kurz zu-
gespitzt, unten gerundet, im Querschnitt sehr breit eiförmig,
fast rund. Nur 4 grosse dreieckige , etwas gewölbte Kam-
mern mit schmalen seichten Näthen. Die Mundfläche der
letzten Kammer niedrig, aber breit, beinahe halbmondförmig,
154
gewölbt. Oberfläche glatt. Die Alündung gestrahlt, auf der
Endspitze der letzten Kammer. — Sehr selten.
16. liobulina angulata n. sp. (Taf. VJJI. Fig. 6.).
0,9 — 1 mm. im Durchmesser haltend. Linsenförmig zu-
sammengedrückt, im Umfange eckig und scharfwinklig, ohne
Nabel, glatt. 7 dreiekige flache Kammern mit geraden, sehr
wenig erhabenen Nathlinien. Die Mundfläche der letzten
Kammer schmal, seitlich zusammengedrückt, in der Mitte
einen gerundeten Längskiel bildend. — Sehr selten.
17. Kobulina cultrata d'Okb.
D'Okbigny l c. p. DG. t. 4. f. 10—13.
Gemein. — Unterer Tegel : * Heiden; oberer Tegel: Felsö-
Laimgy (Siebenbürgen); Leithakalk: * Aussdorf ; Subapenni-
nenmergel: Siena. Lebend im adriatischen Meere.
18. Eobulina ornata d'Okb.
D'Okbigny 1. c. p. 98. t. 4. f. 16, 17.
Sehr selten. — Unterer Tegel: Baden.
19. Kobulina calcar d'Okb.
D'Okbigny 1. c. p. 99. t. 4. f. 18—20.
Ziemlich gemein. — Unterer Tegel : Baden : oberer Te-
gel: *Rudehdorf (Böhmen), Fcls'ö-Lapugy (Siebenbürgen);
Subapenninenmergcl : Sie7ia. Lebend im adriatischen Meere.
20. Kobulina echinata d'Orb.
D'Okbigny 1. c. p. 100. t. 4. f. 21, 22.
Gemein. — Unterer Tegel: Baden; Subapenninenmer-
gcl: Siena. Lebend im adriatischen Meere.
21. Kobulina simplex d'Okb.
D'Okbig.ny 1. c. ]). 102. t. 4. f. 27, 28.
Sehr gemein. — Unterer Tegel : Baden; Sand: Lemherg.
22. Kobulina intermedia d'Okb.
D'Okbigny 1. c. p. 104. t. 5. f. o, 4.
Sehr gemein. — Unterer Tegel: liaden; Salzthon: Wie-
lic%kai Leithakalk: Aussdorf; Subapcnninensiind: CastelV
urquato.
23. Kobulina imperatoria d'Okb,
D'Okbigny 1. c. p. 104, t. 5. f. 5, 6.
155
Sehr selten. — Unterer Tegel: Baden; oberer Tegel :
Felsö-Lapugij (Siebenbürgen); Subapenninenmergel: Sie?ia.
24. Nonionina communis d'Okb.
D'Okbigny 1. c. p. lOG. t. 5. f. 7, 8.
Sehr selten. — Oberer Tegel: Grm%ing; Salzthon: Wie-
liczkii; Leithakalk: * IStissdorf -, miocäner Grobkalk : * Bor-
deaux; Subapenninenmergel: Siena, Astrupp. Lebend im
adriatischen Meere.
25. Nonioniua Boueana d'Ohb.
D'Orbigny 1. c. p. 108. t. 5. f. 11, 12.
Selten. — Unterer Tegel: MöUersdorf; oberer Tegel:
*Gnn%ing, Riidelsdorf (Q'6\iincx\)-, Salzthon: WieUc%ka\ Sand:
Ro/ätsch; Leithakalk: Nussdorf, Enxersdorf\ Subapenninen-
schichten: *CastelV argiiato, Astrupp.
2G. Nonionina Soldanii d'Okb.
D'Orbigny 1. c. p. 109. t. 5. f. 15, IG.
Selten, stets sehr klein. — Unterer Tegel: * Baden,* Möl-
ler sdorf\ oberer Tegel: *Grin%ijig,*J(udehdor/, Felsö-Lupugij;
Salzthon: *Wieltc%ka: Sund: Ro/iitsc/i ; Ijeithnkiük : Aussdor/,
Enzersdorf ^ Freihä/il (Steiermark); Subapenninenschichten:
CasteW arquato, Siena, Astrupp.
'11. Nonionina bulloides d'Obb.
D'OiiBiGNY 1. c. p. 107. t. 5. f. 9, 10.
Sehr selten. — Unterer Tegel: Müllersdorf, artesiseher
Brunnen in Wien; oberer Tegel: Grinxing , Fehö-Lapvgy ;
Salzthon: Wieliczka; Leithakalk: Nussdorf; Subapenninen-
schichten : CasteW arquato, Siena.
28. Polystomella Fichteliana d'Orb.
D'Orbigny 1. c. p. 125. t. 6. f. 7, 8.
Sehr selten. — Oberer Tegel: *Grin%ing, Rudclsdorf,
Fels'ö-Lapugy ; bernsteinführcnder Sand von Lemherg ; Salz-
thon: Wieliczka; Leithakalk: Niissdorf, *Enzersdorf, Kostel
(Mähren), TfÄrrsrng- (Steiermark) ; Subapenninensand: CasteW
arquato.
Zelts, cl. (i.gCMl.ties. III. '.i. 12
156
29. Polystomella Ungeri Rss.
Reu.ss Denkschriften d. k. Akad. d. Wissensch. zu
Wnm. 1850. I. p. 369. t. 48. f. 2.
Sehr selten. — Bernsteinführender Sand von Lemberg;
Leitliakalk: TFarxing und St Nikolai (Steiermark), En-
zersdorf.
30. Polystomella crispa Lamk.
D'Orbigny 1. c. p. 125. t. 6. f. 9—14.
Aeusserst gemein. — Unterer Tegel: ßaden, artesischer
Brunnen in Wien; oberer Tegel: *Griii%ing , *Rudehdorf.
Kraloiva (Ungarn); Sand: Rohitsch, Pöt%leinsdorf\ Salzthon :
Wielicz/ca ; Leithakalk : *A\issdor/', *£nzersdor/', *Steinabrnnn ;
*Kostel und *yikolsburg (Mähren) ; * Freibühl, * Wur%ing und
*St. Nikoldi (Steiermark); mioeäner Grobkalk: Bordeaux;
Subapenninenschichten : *CasteU arquato, Siena, Lebend im
adriatischen, mittelländischen und atlantischen Meere.
31. Rotalina Boueana d'ükb.
D'Oküignv 1. c. p. 152. t. 7. f. 25—27.
Aeusserst gemein. — Unterer Tegel: *Baden; oberer
Tegel: Grinzing; Salzthon: Wieliczka ; Leithakalk: *Nuss-
dorf, En%ersdor/, Kostel (Mähren). Lebend im adriatischen
Meere.
32. Rotalina Sehr eiber si u'Okb.
D'Orui(;ny 1. c. p. 154. t^8., f. 4— G.
Sehr selten. — Unterer Tegel: *ßa(/ew, Möller sdorf,
Wien: oberer Tegel: lludelsdorf {V>(A\n\QXi')\ Leithakalk. •
*]Stasdorf.
33. Rotalina Soldanii d'Oijb.
D'üiiiüCAY 1. c. p. 155. t. 8. f. 10 — 12.
Sehr selten. — Unterer Tegel: Jiaden: oberer Tegel:
Grinxing , FehöLnpngy (Siebenbürgen), Orlau (Mähren);
Leithakalk : Nussdorf; Subapenninenmergel : Sicna. Lebend
im adriatischen Meere.
34. Rotalina Akneriana d'Obu.
D'Okbk.ny 1. c. p. 15G. t. 8. f. 13 — 15.
Gemein. — Bernsteinführender Sand: Lrniherg: Leitha-
157
kalk: *Nussdorf, *Wu/%tng; Subapenuinensand: CastelV ar-
quato.
35. E-otalina cryptompliala Rs.s.
Reuss Denkschr. d. k. Akad. d. Wissens, zu Wieii.
1850. I. p. 371. t. 47. f. 2.
Sehr selten. — Oberer Tegel: * Rudels dorf {ViXi\\vi\m),
Grinxing ; Salzthon: Wieliczka -, Leithakalk: Emersdorf,
36. liotalina Dutemplei d'Okk.
D'Okbigny 1. c. p. 157. t. 8. f. 19—21.
Ziemlich häufig. — Unterer Tegel: * Buden, *Jlöllers-
dorf\ oberer Tegel: Grin%ing, Leitersdorf er Tunnel (Steier-
mark), Rudelsdorf (Böhmen), Felsö-Lapugy (Siebenbürgen) ;
Salzthon: Wielicxka; Sand: Ro/ätsch, Lemherg; Lcithakalk:
*Nussdorf, *En%ersdorfy Steinabrun7i , /"mÄ/V/i/ (Steiermark) ;
Subapenninensand : CasfeW arqiiato.
37. Rotalina Brongniarti d'Okk.
D'Okbigny 1. c. p. 158. t. 8. f. 22-24.
Sehr selten. — Unterer Tegel: *Bade?i; oberer Tegel:
Grinxmg; Leithakalk: *Nussdor/, Enzersdorf; Subapenninen-
schichtcn : CastelV arquato, Siena. Lebend im adriatischen
Meere.
38. Globigerina diplostoraa Rss.
Reüss 1. c. L p. 373. t. 47. f. 9, 10; t. 48. f. 1.
Aeusserst selten. — Unterer Tegel: * Raden., Möllers -
dorf: oberer Tegel : *Grmzing, Orlau (Mähren) , Feh'6-La-
//?/^7/ (Siebenbürgen); Sand: Rohitsch: Leithakalk: ISiissdorf,
En%ersdorf, Eichkogel bei Gumpoldskirchen, Wur%ing (Steier-
mark).
39. Globigerina triloba Rss.
Reuss 1. c. I. p. 374. t. 47. f. 11.
Gemein. — Unterer Tegel: * Baden, Möllersdorf -, obe-
rer Tegel : *Grmzmg, * Orlau (Mähren), * Leiter sherger Tunnel
(Steiermark), '^Felsö-Lapugy (^^\(^Q.x\)aüxgQn)\ Salzthon: Wie-
lic%ka\ Sand: * Rohitsch; Leithakalk: Wurzing und *St. Ni-
kolai (Steiermark), Steinahrunn, En%ersdorf\ Subapenninen-
schichten: * CastelV arquato, Sie7ia, Astmpp.
12*
158
40. Truncatulina Boueana d'Okh.
D'Oi{Iji(;ny 1. c. p. IGl). t. 9. f. 24- 2Ö.
Sehr selten. — Unterer Tegel: MöUersdorf; oberer
Tegel: lludelsdorf , Fclsö - Lapugtj : Salzthon : TFüliczia;
Leithakalk : Nnssdor/, FreihiUd, Enzersdorf; Subapenninen-
sand : CusteW arquato.
41. Truncatulina lobatula d'Orb.
D'Okbigny 1. c. p. 1G8. t. 9. f. 18—23.
Nicht selten. — Oberer Tegel: *Grin%ing , Rudelsdorf;
Salzthon: Wielic%ka; bernsteinf'ührender Sand: *]^emberg;
Leithakalk : * JS'ussdorf, Steinahrunn, Gumpoldskirchen, *En%ers-
dorf, Kostet und ISikohhurg (Mähren), *lFurzifig und *SY.
ISikolai (Steiermark); Subapenninenschichten: ^Castell' ar-
quato, Siena. Lebend im adriatischen Meere.
42. Anomalina badenensis d'Orb.
D'Orbigny 1. c. p. 171. t. 10. f. 1—3.
Wegen der grossen Seltenheit und des nicht vollkom-
menen Erhaltungszustandes bleibt die Bestimmung etwas zwei-
felhaft. — Unterer Tegel: liaden ; oberer Tegel: Grmzing
Leitersberger Tunnel.
43. Anomalina austriaca d'Orb.
D'Orrigny 1. c. p. 172. t. 10. f. 4 — 9.
Sehr selten. — Oberer Tegel : Grin%ing ; Salzthon : Wie-
lic%ka; Leithakalk: Nussdorf.
44. Rosalina obtusa d'Orb.
D'Orrigny 1. c. p. 179. t. 11. f. 4—6.
Sehr selten. — Unterer Tegel: Baden: oberer Tegel:
Grin%hig, Rudelsdor/' (Böhmen), 0/-/«^ (Mähren); Salzthon:
Wt'eliczka; Leithakalk: Sussdorf, En%ersdorf , St. Nikolai
(Steiermark) ; Subapenninensand : CasleW arquato.
45. Bulimina aculeata Czizkk.
Reuss Denkschr. d. k. Akad. d. "Wiss. zu Wien 1850.
L p. 374. t. 47. f. 13.
Sehr selten. — Oberer Tegel: Grmzing, liudelsdorf;
Salzthon: Wielicxka; bernsteinlührender Sand: Lemberg ;
159
Leithakalk: Eichkogcl bei Gumpoldsh'rchen : Subapenninen-
sand: CastelV arqiiato.
46. Uvigerina striatella n. sp. (Taf. VIII. Fig. 7.).
0,5^ — 0,7 mm. lang. Eiförmig, ziemlich bauchig, unten
stumpf zugespitzt , am oberen Ende mit kurzer ungelippter
Mündungsröhre. Kammern gewölbt. Die Näthe mit Aus-
nahme der untersten vertieft , aber schmal. Die Oberfläche
mit gedrängten feinen, oft gebogenen und gespaltenen erha-
benen Streifen bedeckt. — Sehr vereinzelt.
47. Uvigerina pygmaea d'Orb.
D'Orbigny 1. c. p. 190. t. H. f. 25, 26.
Die nicht seltenen Exemplare weichen nicht unbedeutend
von der typischen Form ab, w'as aber bei der grossen Ver-
änderlichkeit der Uvigerinen überhaupt in den Dimensionen
und der Skulptur zu einer spezifischen Unterscheidung nicht
hinreichen dürfte. Sie sind alle kürzer und verhältnissmäs-
sig dicker; die nicht sehr zahlreichen scharfen Rippen ragen
stark hervor und lassen mitunter die obere Hälfte der letzten
Kammer frei.
Unterer Tegel: * Baden, *J\Jöllersdorf; oberer Tegel:
Grinzing, Orlau, Felsö-Lapugy ; Salzthon: Wielicxkw, Sand:
Rohitsch; Leithakalk: *Nussdorf, Freibiihl', Subapenninen-
mergel: Siena, Lebend im adriatischen Meere.
48. Uvigerina asperula Czizek.
U. asperula und U. Orbignyana Czizek in Haidin-
ger's naturwissens. Abhandl. 1848. II. p. 146, 147.
t. 13. f. 14—17.
Nicht selten. — Unterer Tegel: Baden \ oberer Tegel:
Felsö-Lapugij ; Salzthon: *Wielic%ka.
49. Verneuilina spinulosa Rss.
Reuss 1. c. I. p. 374. t. 47. f. 12.
Sehr selten und immer grösser, als die Exemplare von
andern Fundorten. Die Stacheln der gekielten Seitenränder
sind an den gewöhnlich abgerollten Exemplaren nur selten
wahrzunehmen.
Oberer Tegel: Grin%ing, Rudelsdorf; Leithakalk: Nuss-
160
dorf, En%ersdorf, lVt/r%tng; Subapenninenschicliten: CastelF
arquato, Astrupp.
50. Cla vuli na coram unis d'Okb.
D'Okisu.ny 1. c. p. 196. t. 12. f. 1, 2.
Selten ; stets kleiner, als die ty})ische Form ; die einzel-
nen Kammern sehr unregelmässig , abwechselnd auf einer
Seite höher als auf der andern, so dass sie dem Gehäuse
das Ansehen eines Enallostegiers geben. Es kommen solche
anomale Formen jedoch auch unter den typischen der um-
hegend von Wien vor.
Unterer Tegel: *Bftden, * Möller sdorf -. oberer Tegel:
Felsö-Lapugij, Orlau, Leitersherger Tunnel ; Salzthon : Wie-
liczka; Subapenninenschichten : CastelV arquato , Astrupp.
Lebend im adriatischen und mittelländischen Meere.
51. Cassidulina oblonga ßss.
Reu8S 1. c. I. p. 376. t. 48. f. 4.
Sehr selten. — Oberer Tegel: Grinzing, Felsö-Lapugi/;
Salzthon: Wieliczka; Tegel im Leithakalke: Eichkogcl hei
Gu7tipoldskirche7i.
52. Ehrenbergina serrata Rss.
Reuss 1. c. L p. 377. t. 48. f. 7.
Sehr selten. — Unterer Tegel : Bade?i.
53. Asterigerina planorbis d'Okb.
D'Okbigay 1. c. p. 205. t. 11. f. 1—3.
Sehr selten. — Oberer Tegel: *Griming, Felsö-Lapugy
(Siebenbürgen), Orlau (Mähren), Leitersberger Tunnel (Steier-
mark) ; bernstciuf ührender Sand : Lemherg ; Salzthon : Wie-
lic%ka ; Leithakalk : *Aussdor/, *En%crsdorf, *Kostel und *M-
kolshurg (Mähren), St. Nikolai und * fJlirzing (Steiermark);
Subapenninenschichten: Kassel, Astrupp, Siena, *Castell' ar-
qtiato.
54. Amphistegina Haueri d'Ork.
D'Oki{1(,>y 1. c. p. 207. t. 12. f. 3—5.
Aeusserst gemein. — Unterer Tegel: Möllersdorf {^ehv
selten); oberer Tegel: *Grinzing; Salzthon: Uieliczka (sehr
selten); Leithakalk: '^ Aussdorf, *En%ersdorf, *Garschenthal,
161
* Kostet und *Nikolshurg (Mähren), *St. Nikolai und *Wur-
%ing (Steiermark), *Mörl)isc/i {Ungarn)', Subapeuninenschich-
ten: Bünde, Casteir arquato.
55. Amphistegina mammillata d'Orb.
D'Orbigxy 1. c. p. 208. t. 12. f. 6—8.
Selten. — Oberer Tegel: Grin%ing; Lcithakalk: *Nuss-
doif.
56. Amphistegina rugosa d'Orb.
D'Orbigny 1. c. p. 209. t. 12. f. 9—11.
Sehr selten. — Leithakalk: Nussdorf.
57. H eterostegina costata d'Orb.
D'Okbigny 1. c. p. 212. t. 12. f. 15—17.
Aeusserst gemein. — Oberer Tegel: *Griji%ing, Rudels-
dorf; Salzthon: Ifieliczka; Leithakalk: * Nussdorf , En%ers-
dorf, Steinabrunn, * Wurzing (Steiermark) ; miocäne Tertiär-
schichten: Dax.
58. Globulina aequalis d'Orb,
D'Orbigny 1. 0. p. 227. t. 13. f. 11, 12.
Selten. — Oberer Tegel: Rudelsdorf \ Saud: Pötzlcins-
dorf, Lemberg ; Leithakalk: Nussdotf, Kostet; Subapenninen-
sand: CastelF arquato.
59. Globulina spinosa d'Orb.
D'Orbiginy 1. c. p. 230. 1. 13. f. 23. 24.
Selten. — Oberer Tegel: Gri?i%ing; Leithakalk: * Nuss-
dorf, En%ersdorf\ gelber Subapenninenmergel : Castelf ar-
quato.
60. Guttulina austriaca d'Orb.
D'Orbigny 1. c. p. 223. t. 12. f. 23—25.
Sehr selten. — Unterer Tegel : Baden, Mötlersdorf; obe-
rer Tegel : Grin%ing ; Salzthon : Wieticxka ; Leithakalk :
Nussdorf; gelber Subapennineusand: Castett arquato.
61. Guttulina problema d'Orb.
D'Orbigny 1. c. p. 224. t. 12. f. 26—28.
Sehr selten. — Unterer Tegel : Mötlersdorf; oberer Te-
gel: Grin%ing; bernsteinführender Sand : Lemberg; Salzthon:
Wielic%ka; Leithakalk: Nussdorf, ffurzifig; Subapenninen-
162
schichten: Kassel, Steiia, CastelV arquato. Lebend im adria-
tischeii Meere.
G2. Polymorphina digitali s d'Ork.
D'Okük.ny 1. c. p. 233. t. 14. f. 1—4.
Ziemlich häufig. Mit den typischen Exemplaren kom-
men kürzere und breitere vor, die aber in den übrigen Merk-
malen ganz übereinstimmen. — Oberer Tegel : Riidebdorf
(Böhmen), Felsö-Lapugij (Siebenbürgen); Leithakalk: *Xuss-
(lorf, Wurzing und *Freibiihl (Steiermark).
03. Virgulina Schreibersana Czizek.
CzizEK in Haidinger's naturwissensch. Abhandl. 1848.
IL p. 147. t. 13. f. 18-21.
Acusserst selten. — Unterer Tegel: linden; oberer Te-
gel: Gri/izing; Rudelsdorf, Felsö-Lupiigt/; bernsteinf'ührender
Sand: Leinherg\ Salzthon: IVieliczka', Leithakalk: Enzers-
dorf; Subapenninenschichten : Astn/pp^ CastelV arquato.
04. Grammostomum (Valvulina) dilatatum n. ep.
(Taf. VIII. Fig. 8.).
0,9 — 1 mm. lang. Breit ciförmig-rhombuidal, von vorne
nach hinten zusammengedrückt, in der Mitte am dicksten und
gegen die scharfwinkligen Ränder sich allmälig abdachend.
Kammern breit , aber niedrig, nicht sehr schief. Näthe nur
wenig ausgesprochen. Das obere und untere Ende des Ge-
häuses stumpf; seine Oberfläche mit feinen Punkten bedeckt.
Die Mündung eine breite enge Querspalte am Gipfel der
letzten Kammer. — Aeusserst selten.
05. Text ularia carinata d'Orb.
D'Okbig.ny 1. c. p. 247. t. 14. f. 32—34.
Selten. — Unterer Tegel : Baden, * Möllersdorf ; oberer
Tegel : *Grinzing, * Rudelsdorf, * Felsö- Lapugy , Leitersherger
Tunnel; Salzthon: \Vielic%ka\ Lcithakalk: *iSussdorf\ Sub-
apenninenschichten : Astrupp^ Siena. Lebend im adriatischen
Meere.
60. Textularia pala Czizek.
CzizEK in Haiüiisger's natuvwissens. Abhandl. 1848.
U. p. 148, t. 13. f. 25—27.
163
Selten. — Unterer Tegel : Hadert, Möllersdorf \ oberer
Tegel: Grin%ing, Fehö-Laimgi/; Salzthon: Wieliczka-, Leitha-
kalk : Nussdorf, En%ersdorf , Steinabrunn , Mkolshurg ; Sub-
apenninenschichten : Bünde, *VastelV arquato.
67. Textularia deperdita d'Okb.
D'Okbigny 1. c. p. 244. t. 14. f. 23—25.
Sehr selten. — Unterer Tegel: Möllersdorf \ Salzthon:
Wielic%ka ; Leithakalk : JSussdorf.
68. Textularia Mayeriana d'Orb.
D'Orbigny 1. c. p. 245. t. 14. f. 26—28.
Gemein.: — Unterer Tegel: Baden; Salzthon: Wtelic%ka\
Lcithakalk: Nussdorf Kostel; Subapenninenschichten: Astrupp,
*Castell' arquato.
69. Textularia subangulata d'Orb.
D'Orbiglny 1. c. p. 247. t.^ 15. f. 1—3.
Sehr selten. — Unterer Tegel: Möllersdorf \ Salzthon:
Wielic%ka', Leithakalk: '^'JSussdorf.
70. Sphaeroidina austriaca d'Orb.
Reu8S Denkschr. d. k. Akad. der Wissens, zu Wien.
1850. L p. 387. t. 51. f. 3—19.
Sehr selten. — Unterer Tegel : Haden., Möllersdorf \ obe-
rer Tegel: Grin%ing, liudelsdorf, Orlau, Leitersdorf er Tun-
nel, Felsö-Lapugy; Salzthon: '^ Wielicxka; Leithakalk: *l\uss-
dorf
II. Ilryozoen.
1. Cellaria marglnata Rss.
Reuss in HaIdinger's naturwissensch. Abhandl. 1848.
II. p. 59. t. 7. f. 28, 29. — Glauconome marginata
GoLDF. Fetref. Germ. I. p. 100. t. 36. f. 5.
Sehr gemein. — Auch im Leithakalk von JSussdorf, Ei-
senstadt, linst, Mörhisch, En%ersdorf Sfeitiabrunn ; im gelben
Subapenninensand von Castell' arquato, im Steinsalz von Wie-
lic%ka\ im Crag von Suff^olk und Walton on the ]Sare\ in
den Subapenninenmergeln von Astrupp, Freden, Diekhoh und
Luithorst.
\
164
2. Cellaria Michelini Rss.
Eeüss 1. c. p. 61. t. 8. f. 1, 2.
Ziemlich häufig. — Leithakalk : Nussdor/, Garschenthal,
Kostel (Mähren), Wur%ing, St. Nikolai, (hossing und Kalen-
herg (Steiermark), Eisenstadt, Rust und Mörhisch (Ungarn);
Steinsalz : Wielicnka.
3. Vincularia cuculla t a Rs.s.
Cellaria cucullata Reuss 1. c. p. 60. t. 7. f. 31.
Ziemlich selten. — Leithakalk: Mörhisch und Eisenstadt
(Ungarn), Grossing, Wurzing und <SV. IS'ikolai (Steiermark).
4. Vaginopora polystigma Rss.
Reuss 1. c. p. 73, 74. t. 9. f. 2.
Nicht selten. — Leithakalk: Steinahrun7i (OesteiTcich),
Kostel (Mähren), Eisenstadt , Mörhisch und Kroishach (Un-
garn), JVurzing und *S7. Äikolai (Steiermark).
5. Vaginopora geminipora Rss.
Reuss 1. c. p. 74. t. 9. f. 3, 4.
Bruchstücke ziemlich häufig. — Leithakalk : Nussdorf
bei Wien, Eisenstadt vmd Mörhisch (Ungarn), Grossi?ig (Steier-
mark) ; Steinsalz : Wieliczka.
6. Eschara macrochila Rss.
Reuss 1. c. p. 65, 66. t. 8. f. 14.
Sehr seltene kleine Bruchstücke. — Leithakalk von Ei-
senstadt in Ungarn.
7. Eschara punctata Phil.
Philippi Beitr. zur Kcnntn. d. Tcrtiärverst. d. nord-
westl. Deutschlands p. 38. t. 1. f. 19. — Reuss 1. c.
p. 69. t. 8. f. 25.
Sehr selten. — Leithakalk : Kostel, Wurxing, Eisenstadt,
Mörhisch-, Subapenninenmergel: Diekhoh; Crag von SiiJ'olk.
8. Eschara stichopora n. sp. (Taf. VIII. Fig. 9.).
Aehnlich der E. syringopora Rss. 1. c. p. 68. t. 8. f. 23.
Kleine zusammengedrückte Stämmchen mit in regelmässigen
alternirenden Längsreihen stehenden halbcylindrischen massig
gewölbten Zellen, die im obersten Theile , der die grosse
runde, von einem wulstigen Rande umgebene Mündung trägt,
165
am meisten vorragen. Sie sind durch breite nicht sehr tiefe
wellenförmige Längsfurchen äusserlich gesondert. Unter der
Mündung steht eine kleine runde Nebenpore; zuweilen auch
zu jeder Seite der Mündung unmittelbar auf dem sie umge-
benden Rande eine noch viel kleinere. Die äussere Zellen-
wand trägt jederseits 1-^2 ziemlich regelmässige Längsreihen
kleiner runder Grübchen. — Sehr selten.
9. Eschara varians Rss.
Eeuss 1. c. p. 70. t. 8. f. 30, 31.
Bei jüngeren Zvveigchen sind die Zellen äusserlich durch
deutliche, selbst ziemlich tiefe Furchen geschieden. Nur an
alten Aesten verschwindet diese Trennung fast ganz. Ein
solcher Zweig ist 1. c. f. 30. dargestellt.
Häufig. — Lcithakalk: Eisetistadt (Ungarn), Nussdorf,
Emersdorf (Oesterreich), Kalenherg (Steiermark).
10. Eschara polystomella Kss.
Reuss 1. c. p. 70. t. 8. f. 27, 28.
Nicht selten. — Leithakalk: JSussdoi'f, Steinahunn, Ka-
lenherg, Grossing, Eisenstadt, Mörhisch ; Steinsalz : Wielicxka.
11. Eschara obesa Rss.
Reuss I. c. p. 68. t. 8. f. 21.
Selten. — Leithakalk: Nussdorf.
12. Bicellaria granulifera.
Bactridium granuliferum Reuss 1. c. p. 56. t. 9. f. 6.
Oft sind die Höcker nicht so stark entwickelt, als an
manchen der österreichischen Exemplare. Gewöhnlich be-
merkt man nur zwei sehr kleine Körner, eines am äusseren,
das andere am inneren Rande.
Nicht selten. — Leithakalk : Nussdorf, Enzersdorf, Stei-
nahrunn (Oesterreich), Kostel (Mähren), (zrowm^- (Steier-
mark), Eisenstadt, Mörhisch, Rust (Ungarn); Steinsalz: Wie-
lic%ka ; gelber Subapenninensand : CastelV arquato,
13. Bicellaria elliptica.
Bactridium ellipticum Reuss 1. c. p. 56. t. 9. f. 7, 8.
Nicht selten. — Leithakalk: ]Sussdorf\ oberer Tegel:
Felsö-Lapugi/.
106
i4. Retepora Riibeschi Rss.
.,,,1) .]. Reuss 1. c. p. 48. t. G. f. 35—37.
Bei der 1. c, gegebenen Beschreibung ist zu berichtigen,
dass die Nebenporen nicht senkrecht spaltenl'örraig, sondern
rundlicii sind. Die vertikalen Linien sind nur sehr selten
wahrzunehmen. Auch an der lebenden R. cellulosa ist solch'
eine Nebenpore vorhanden.
Sehr gemein. — Leithakalk: Ai/ssdorf, Ste/'nabn/nn.
15. M e m b r a n i p 0 r a r o b u s t a Rss. (Taf. VIIL Fig. i 0.)
Die ziemlich grossen Zellen stehen in alternirenden aus-
strahlenden Reihen , sind breit elliptisch und fast kreisrund,
in ihrer ganzen AVeite geöiFnet, tief. Die ziemlich dicken
Scheidewände tragen am oberen Rande eine feine Längsfurche.
Selten. — Leithakalk: Btsc//o/swart {Mähren) , Kalen-
herg (Steiermark).
16. Membranipora appendiculata.
Cellepora appendiculata Relss 1. c. p. 96. t. 11. f. 22.
Sehr selten. — Leithakalk: Eisenstadt.
17. Membranipora loxopora (Taf. VIII. Fig. 11.)
Cellepora loxopora Reuss 1. c. p. 97. t. 11. f. 24.
(pessima).
Die Zwischenwände der langelliptischen Zellen sind sehr
schmal und tragen nur am schmäleren Ende der Zelle, wo
sie etwas breiter werden, eine zarte Längsfurche. AV^o je
3—4 Zellen zusammenstossen, steht auf der breiteren Zwi-
schenwand eine schräge, bald rechts, bald links gerichtete
schlitzförmige Nebenpore.
Selten, auf Pectenschalen aufsitzend. — Lcithakalk: Ei-
senstadt \ Sand von Satschan bei Austerlitz.
18. Cellepora globularis Bkünn.
Reuss 1. c. p. 70. t. !). f. 11 — 15.
Häufig. — Ueberall im Leithakalk. Steinsalz : }Viclic%ka ;
Subapcnninensand: CasteW anjuato; Mergel von Astrupp bei
Üsnuhriick.
19. Cellepora (Discopora) angulosa Rss.
Reuss 1. c. p. 93. t. II. f. 10.
167
Nicht selten. — Leithakalk: Nussdorf, Steinabrumi, En-
%ersdorf (Oesterreich), Kostel, Hischofswart (Mähi'en), Wur-
%ing, Freibiihl, Kalefihe?-g, Reiche7iburg (Steiermark), Gross-
hoßiin, Kroisbach (Ungarn); Nummilitenmergel von N6mtift
(Steiermark).
20. Cellepora (Discopora) tenella Ess. (Taf. VIII.
Fig. 12, 13.).
Reuss 1. c. p. 94. t. 11. f. 16.
Die Entdeckung zahlreicherer Exemplare, besonders im
Leithakalk von Kostel und En%ersdorf, giebt eine Gelegen-
heit, die Beschreibung dieser Species zu vervollständigen und
zum Theil zu berichtigen. Die Form der Zellen -wechselt
wahrscheinlich nach dem verschiedenen Alter ungemein, so
dass man die Extreme sehr leicht für verschiedene Species
halten kann, wenn nicht eine zahlreiche Reihe von Zwischen-
formen zur Vergleichung zu Gebote steht. Die Figur 1. c.
t. 11 f. 16. stellt ein solches Extrem dar.
Bei andern Exemplaren verschwindet die die Zellen
trennende erhabene Zwischenwand allmälig, so dass bald nur
stellenweise eine Andeutung vorhanden ist, bald aber auch
jede Spur davon fehlt. Ihre Stelle nimmt nun eine sehr
schmale Längsfurche ein, die aber auch manchmal kaum be-
merkbar ist (Taf. VIII. Fig. 13.). Die Zellenwand ist ge-
wöhnlich ganz flach, nur selten etwas gewölbt. Die runde,
unten in einen sehr kurzen breiten Spalt verlängerte Mün-
dung ist bald eingesenkt, ohne Randwulst, (Taf. VIII. Fig.
13.), bald wieder von einem ziemlich breiten, aber wenig er-
habenen gerundeten Rande umgeben (Taf. VIII. Fig. 12.).
Sehr oft ist gar keine Nebenpore vorhanden (Taf. VIII-
Fig. 13.); öfters steht wieder eine schmale schlitzförmige
Nebenpore auf dem Zellenbauche unter der Mündung (Taf.
VIII. Fig. 12. und 1. c. t. 11. f 16.), und zwar entweder
unmittelbar auf der flachen Zellen wand oder auf einem Höcker;
oder man bemerkt eine kleine rundliche Nebenpore hart zur
Seite der Mündung (Taf. VIIL Fig. 12.).
Selbst die Punktirung der Zellenoberfläche wechselt; sie
168
ist bald gröber, bald feiner, bald mit entferntem, bald mit
gedrängtem, stets ungleichen Grübchen, stets aber so tief,
dass die Zellenwand dazwischen wie mit kleinen Höckern
besäet erscheint.
Die I.e. t. 10. f IG. abgebildete C. tegulata Rss. (p. 86.)
von Nussdo?/ gehört ebenfalls hieher. Es ist eine flache
Varietät ohne Nebenporen, mit Randwulst um die Mündung,
die durch Abnutzung rund erscheint.
Selten. — Leithakalk: E7i%ersdorf, Steinahrun?i , Auss-
dorf, Kostet, Eisenstadt, Kroishach.
21. Celle pora (Escharina) cryptostoma R.ss. (Taf.
IX. Fig. 14.).
Einflicher Ueberzug, aus kleinen ovalen, stark gewölb-
ten, fast walzigen Zellen bestehend. Die Zellenwand ver-
längert sich nach oben in ein kurzes Hörn, welches die bei-
nahe runde, nicht sehr grosse Mündung fast ganz verdeckt,
so dass sie nur von oben her sichtbar wird. Zuweilen ist
das Hörn grösser als in der Abbildung; öfters auch an der
Spitze durchbohrt.
Selten. — Leithakalk: Kostet, Garschaühal.
22. Cellepora (Escharina) serrula ta R.ss.
Reüss 1. c. p. 85. t. 10. f 12.
Sehr seltene Bruchstücke. — Leithakalk: Eisc?istadt.
23. Cellepora (Escharina) incisa.
Eöchara incisa M. Edwards (J?in. d. sc. mit. leSer.
Zoot. 'VI. t. ü. f 2. — Mitui-Liis Iconogr. zoophyt.
p. 328. t. 78. f. 7.).
Cellepora goniostoma Reuss 1. c. ]). 87. t. 10. f. 18.
Sehr seltene Bruchstücke. — Leithakalk: Eisenstadt,
Steinabrunn. Nach Michei.kn bei Doue und Thorigtie' in
Frankreich und bei Sndbourne in England.
24. Cellepora (Escharina) Poppelacki R.ss. (Taf.
IX. Fig. 15.).
Einschiclitigcr Ueberzug. Zellen elliptisch - eiförmig,
massig gewölbt, mit ziemlich grossen unregelmässigen Grüb-
chen bedeckt. Mündung endständig, gross, rund, von einem
169
schmalen erhabenen Saume ringförmig eingefasst. An man-
chen Zellen findet man in der Mitte der Zellenwand eine
Andeutung einer grössern Pore.
Sehr selten. — Leithakalk: Kostet.
25. Cellepora (Escharina) scripta Ess.
Reuss 1. c. p. 82. t. 9. f. 28.
Selten. — Leithakalk: Nussdorf, Steinahrunn (Oester-
reich), St, JSikolai, Kalenherg (Steiermark), Eisenstadt (Un-
garn); Subapenninenmergel : Doberg bei Bünde.
26. Cellepora ( Escharina) Endlicheri Rss. (Taf.
IX. Fig. 16.).
Eei-.ss 1. c. p. 82. t. 9. f. 27.
Die Nebenpore am unteren Mündungsrande fehlt zuwei-
len ganz.
Sehr seltene kleine Bruchstücke. — Leithakalk : Kreis-
hadi, Bischof sxcart, Steinahrutm; Sand: Satschan.
27. Cellepora (Escharina) gastropora Rss. (Taf.
IX. Fig. 17.).
Zellen eiförmig, gewölbt, mit massig grosser, unten sich
etwas verschmälernder und abgestutzter Mündung. In der
die einzelnen Zellen trennenden tiefen Furche steht eine Reihe
entfernter Poren. Neben und etwas unterhalb der Mündung,
meistens auf der linken Seite, selten auf der rechten oder
auch beiderseits, ein ziemlich grosser fast kugeliger Höcker,
der am Gipfel eine kleine runde oder länghche Pore trägt.
Eine andere Nebenpore befindet sich auf der übrigens glatten
unverzierten Bauchwand, gewöhnlich in der Mitte zwischen
dem unteren Ende der Zelle und der Mündung, doch zuwei-
len auch etwas höher oder tiefer.
Sehr selten. — Leithakalk: Eisenstadt, St. JSikolai.
28. Cellepora (Escharina) Barrandei Rss.
Retjss 1. c. p. 92. t. 11. f. 9.
Selten, auf Pectenschalen aufsitzend. — Leithakalk : Ei-
senstadt.
29. Cellepora (Escharina) Dunkeri Rss.
Reuss. 1. c. p. 90. t. 10. f. 27.
170
Auf Pecten aufsitzend sehr selten. — Leithakalk : Krois-
lach; Sand: Satsc/um bei Austerlit%.
30. Cellepora (Escharina) megalota Rss.
Reuss 1. c. p. 8, 82. t. 10. f 1.
Sehr seltene Fragmente. — Leithakalk: Kostet, St. Ni-
kolai, Morhisch] Nummulitenmergel: ISeustift (Steiermark).
31. Cellepora (Marginaria) formosa Ess.
Eeuss 1. c. p. 95. t. 11. f 18.
Sehr selten. — Leithakalk : Steinahrtinn, Enzersdorf, Bi-
sc/to/hva/t, Eisenstadt ; Nummulitenmergel : Neustift bei Ober-
burg.
32. Crisia Edwardsi Rss.
Eeuss 1. c. p. 53. t. 7. f 20.
Crisia Hörnesi Eeuss 1. c. p. 54. t. 7. f. 21.
Beide gehören derselben Species an und sind nicht
scharf geschieden. Cr. Hörnesi dürfte nur die altern Zvveig-
chen umfassen, die daher breiter und flacher sind und die
Begrenzung der einzelnen Zellenröhren äusserlich weniger
deutlich wahrnehmen lassen.
Gemein. — Leithakalk: Nussdorf, En%ersdorf, Steina-
brunn (Oesterreich), Kostet (Mähren), Freihüht, Grossing,
St. Nikolai (Steiermark), Eisenstadt, ßJörbisc/t, Kroisbach,
Jlust (Ungarn); unterer Tegel: Bade?i; oberer Tegel: Kostet;
Steinsalz: ff'ieliczka; Subapenninensand: CastelP arquato ;
Crag: Svffolk.
33. Crisia Hau er i Ess.
Eeuss 1. c. p. 54. t. 7. f 22—24.
Sehr selten. — Leithakalk : Nussdorf, Enzersdorf^ Stei-
nabrunn, Grossing; Steinsalz: Wieticxka: Subapenninensand:
Cnsteir arquato.
34. Pustulopora anomala Ess.
Eeuss 1. c p. 41. t. (1. f 13—20.
Gemein. — Leithakiilk: Nussdorf, Enzersdorf, Steina-
brunn, Garsr/tent/tat (OeBterreicU), Kostet (Mähren), Grossing,
St. Nikolai, Kaienberg (Steiermark) , Eisenstadf, AJörbisc/t,
171
Kroisbach, /^wj/ (Ungarn) ; Steinsalz: Wielicxha ; gelber Sub-
apenninensand von Castell' arquato.
35. Pustulopor a sparsa Kss.
Reuss 1. c. p. 41. t. 6. f. 12.
Dürfte wohl nur eine Varietät der vorigen Species dar-
stellen.
Selten. — Leithakalk: Kostet, Eisefistadt.
36. Cricopora pulchella Rss.
Reuss 1. c. p. 40. t. 6. f. 10.
Sehr selten. — Leithakalk: Kostet, Grossing, Eisenstadt,
Mörhisch : Subapenninensand : Castelt arquato.
37. Fasciculipora rugulosa Rss. (Taf. IX.Fig. 18.)
Aestig. Aeste nach oben breiter werdend, zusammenge-
drückt, aussen mit unregelmässigen ringförmigen Streifen und
Runzeln bedeckt. Das wenig gewölbte freie Ende der Aeste
mit kleinen gedrängten ungleichen eckigen Poren besetzt.
Sehr selten.
38. Idmonea pertusa Rss.
Reuss 1, c. p. 45. t. 6. f. 28.
Selten. — Leithakalk : Nussdor/, En%ersdorf, Steina-
hrunn, Gursclienfhal, Kostet, Grossing, Katenberg , Eisenstadt,
Mörbisch ; Steinsalz : Wietic%ka.
39. Idmonea foraminosa (Taf IX. Fig. 19.).
Idmonea cancellata (Goldf.) Reuss 1. c. p. 4G. t. 5.
f. 25—27; t. 0. f 33.
AVurde von mir früher fälschlich mit Retepora cancellata
Goldf., welche eine Reteporidea k'Ork. ist, verwechselt.
Die jüngeren Aeste sin.d an der hinteren Fläche beider-
seits fast gekielt. Die hintere Fläche selbst ist flist eben
oder wenig; a;ewölbt und ihre oedränotcn Poren stehen in
Längsreihen. Die Vorderseite ist sehr schmal, stellt fast nur
einen zugerundeten Winkel dar, so dass der Querschnitt bei-
nahe keilförmig oder lang vierseitig wird. Die an den jüng-
sten Zweigchen nur dreizähligen Porenreihen sind quer und
ragen stärker hervor.
Aeltere Aeste sind dick ; die hintere Seite gewölbt, ihre
Zeils, il d. geol. Ges. III. -*. 13
172
Seitenkanten verschwunden. Die vordere Fläche gleichbreit
und durch Abrundung aller Kanten der Querschnitt rundlich-
vierseitig. Die Poren an der Hinterfläche sind nicht mehr
in regelmässige Längsreihen geordnet. Die Querreihen der
Mündungen sind 4 — G zählig , rückwärts und abwärts ge-
krümmt; die Poren kaum vorragend, höchstens die vorder-
sten 1-2 (Taf. IX. Fig. 19.).
Nicht selten. — Lcithakalk: Nussdorf, Freihiihl , Gros-
sing, Wurzing, Kroishach, Eisenstallt, ßJörhisch, Ilust.
40. Idmonea undata (Taf. IX. Fig. 20.).
Idmonca disticha (Golüf.) Reuss 1. c. p. 45, 46. zum
Theil.
Gabelästige Stämmchen ; die jüngeren im Querschnitte
fast dreiseitig, vorne stumpf gekielt. Auf den dachförmig
abschüssigen Seitenflächen stehen die Mündungen zu 3 — 4
in fast queren , kammförmig vorragenden alternirenden Rei-
hen, die vorne fast zusammenstossen, nur durch eine schmale
Vertiefung geschieden sind.
Bei älteren Aesten wird die Vorderseite breiter, der
Querschnitt trapezoidal. Die queren Porenreilien stehen am
vorderen Ende weiter von einander ab. An den Seitenflächen
ist die Begrenzung der einzelnen Zellenröhrcn durch feine
Längslinien angedeutet.
Die Rückenseite am breitesten, an den jüngeren Zweigen
beinahe eben oder nur sehr wenig gewölbt, ja zuweilen selbst
rinnenförmig vertieft. An den älteren Aesten wird sie mehr
gewölbt, an den Seitenkanten abgerundet. Nie ist von Längs-
linien, Furchen oder Poren eine Spur wahrzunehmen. Die
Fläche ist nur mit feinen ungleiclicn, mit der Konvexität
aufwärts gerichteten queren Bogenlinien geziert.
Häuflg. — Lcithakalk: JSussdorf, E?ners(Ior/, Steinn-
hrunii^ Koslel, iFurzing, Eise?istadf, Kroishach, Mürhisc/t, /tust;
gelber Subajienninensand von CastelV urquato.
41. Idmonea tenuisulca.
Idmonea disticha (Goldf.) Rluss 1. c. p. 45, 4G. zum
Theii.
173
Gabelästig mit schlanken Aestchen ; der vorigen Species
sehr ähnlich; aber die Rückenseite mehr gewölbt, an den
Seiten weniger kantig, ohne Querlinien , dagegen mit feinen
unterbrochenen Längsfurchen, auf deren Grunde zarte Poren
zu bemerken sind. Die Mündungen stehen zu je drei in
etwas schräg aufwärts gerichteten hervorragenden Querreihen
verbunden.
Selten. — Im Leithakalk überall , aber selten , mit der
vorigen Art.
42. Hornera hippolithus Defr.
Defrance Altas d. Dict. d. sc. nat. t. 46. f. 3. —
Bro>\\ Lethaea geogn. p. 880. t. 36. f 1. — Micke-
LiN Iconogr. zooph. p. 168. t. 46. f. 18. — Reuss 1.
c. p. 43. t. 6. f. 23, 24. — D'Archiac in Menü de
la soc. gM. d. Fr. 1850. IL Vol. III. 2. p. 408. t. 8-
f. 21.
Hornera hippolitha Blaiivville Actinol. p. 419. t. 68.
f. 3. — M. Edwards' Ann. d. sc. nat. II. Vol. IX. t. 1 1.
Stimmt bis auf etwas gröbere, öfter unterbrochene Längs-
streifen auf der Rückseite und etwas stärkere Stämmchen
ganz mit Exemplaren aus dem Pariser Becken überein. Obige
Kennzeichen dürften wohl zur Aufstellung einer besonderen
Species nicht hinreichen.
Nicht selten. — Leithakalk: Nussdor/., Steinalrunn., En-
%ersdorf\ Kostet, Grossing, Eisenstadt, Kroishach, M'6rhisch\
Steinsalz: Wieliczka-, unterer Tegel: Baden; Crag: Su^olk.
Ueberall im Grobkalk des Pariser Beckens.
43. Hornera verrucosa Rss. (Taf. IX. Fig. 21.).
Unterscheidet sich von der vorigen Art, der sie übrigens
ähnlich ist, durch die dickeren Stämmchen, deren Rückseite
mit gröberen unregelmässigen Längsfurchen bedeckt ist. Die
erhabenen Zwischenräume derselben sind mit entfernten klei-
nen spitzigen Höckerchen bedeckt, die an abgeriebenen Exem-
plaren nur sehr wenig hervortreten. Die Vorderseite zeigt
unterbrochene, aber gröbere Längsfurchen, als H. hippolithus,
aus denen sich die ebenfalls grösseren ringförmig vorragen-
13*
174
den Mündungen erheben. Jede derselben hat oberhalb und
unterhalb eine Nebenpox'e, wie man sie auch an II. hippoli-
thus wahrnimmt und wie sie d'Archiac abbildet.
Selten.
44. Hornera seriatopora Rss.
Rei.ss 1. c. p. 44. t. 6. f. 25, 26.
Ziemlich häufig. — Leithakalk : Aussdorf, Steinabrunn,
En%ersdo7f, Mör bisch.
45. Hornera biloba Rss.
Reus.s 1. c. p. 43. t. 6. f. 21.
Selten. - Leithakalk: Nussdorf, Wur%ing, Eisenstadt.
46. Tubulipora congesta Rss.
Reuss 1. c. p. 49. t. 7. f. 1—3.
Gemein. — Leithakalk: Nussdorf, Enzersdorf , Gar-
schent/ial, Kostet, Freibühl, Eisenstadt, Mörbisch, Rust; Stein-
salz : Wieliczka.
47. Tubulipora plumula.
Diastopora plumula Rei'ss I.e. p. 51. t. 7. f. 11 — 13.
Sehr selten und klein. — Leithakalk: Eisenstadt, Krois-
barh ; Sand : Satschan.
48. Diastopora sparsa Rss.
Reuss 1. c. p. 51. t. 7. f. 10.
Seltene Bruchstücke. - Leithakalk: Bischofswart (Mäh-
ren), Eisenstadt (Ungarn), Rcichenburg (Untersteiermark).
49. Diastopora flabellum Rss.
Rei:ss 1. c. p. 51. t. 7. f. 9.
Selten, auf Pectenschalen aufsitzend. - Leithakalk: Ei-
se?istadt.
50. O b elia pluma.
Defrancia pluma Relss 1. c. p. 39. t. 6. f. 7.
Ziemlich häufig. — Leithakalk : Eisenstadt, Mörbisch.
51. Alecto divaricata Rss.
Reuss 1. c. p. 53, t. 7. f. 18.
Sehr selten, auf Pectenschalen aufsitzend.— Leithakalk:
Eisenstadt.
175
52. Heteropora stellulata Rss.
Reuss 1. c. p. 35. t. 5. f. 21, 22.
Häufig, meistens niedrig, scheibenförmig, wenig gewölbt,
wie bei Eisenstadt, selten knollig oder knopf'förmig. — Lei-
thakalk: Kostet^ Eisenstadt, M'6rhisch\ Sand: Satschan hei
Austerlifz ; Steinsalz : Wielicxka ; Nummulitenmergel : TSeustift'
i53. Thalamopora Buchi Rss. (Taf. IX. Fig. 22.).
Sehr ähnlich der Thalamopora cribrosa Roem. (Cerio-
pora cribrosa Goldf. 1. c. I. p. 36. t. 10. f. 16.), Walzig-
keulenförmig , äusserlich durch unregelmässige quere und
schiefe tiefe Einschnürungen in gewölbte Lappen zerschnit-
ten. Von diesen Furchen erstrecken sich Scheidewände in
das hohle Innere des ganzen Polypenstockes, das dadurch in
unregelmässige Abtheilungen gesondert wird, die durch OelF-
nungen mit einander in Verbindung stehen.
Die äussere Oberfläche ist mit ohne Ordnung stehenden
kleinen ungleichen eckigen eingesenkten Poren bedeckt, die
im oberen Theile des Polypenstockes durch feine Furchen
verbunden sind, wodurch das Ganze ein feinrunzliges Anse-
hen gewinnt.
Sehr selten.
54. Defrancia dimidiata Rss.
Reuss 1. c. p. 39. t. 6. p. 6.
Selten. — Leithakalk: En%ersdorf, Steinahrunn, fiar-
schenthal. Kostet, Wur%ing, Eisenstadt \ gelber Subapenninen-
sand von CastelV arquato.
55. Defrancia (Domopora) prolifera Rss.
Reuss 1. c. p. 37. t. 6. f. 1 a— e.
Ziemlich häufig, die meisten Exemplare einfach, nicht
proliferirend. — Leithakalk : Kostet, Eisenstadt, Mörbisch, Rust.
56. Defrancia (Domopora) Goldfussi.
Defrancia stellata (Golds.) Reuss 1. c. p. 37. t. 6. f. 2.
Ist von Ceriopora stellata Goldf. (1. c. I. t. 11. f 11,
Domopora stellata d'Orb.) aus dem Kreidetuff von Maestricht
verschieden. Mehr stimmt unser Fossil aber mit der Cerio-
pora stellata Goldf. aus dem Mergelgrand von Essen (1. c. I.
176
t. 30. f. 12.) überein, obwohl sie auch davon verschieden scheint.
Es niusste daher der Name geändert werden. Bei manchen
Exemjjlaren sind die radialen Rippen ganz verwischt.
Kicht selten. — Leithakalk: A'ussdorf, Eisenstudt, Mör-
bi'sr/i, Kostet^ \V'ur%ing^ Freibii/il, St. Ailolfn; Subapenninen-
meroel von Freden und Luithorst,
TT"
57. Pclagia Beyrichi Rss. (Taf. IX. Fig. 23, 24.)
Pilzförmig, mit einem ziemlich dicken, bald sehr kurzen,
bald etwas längeren Stiele festsitzend; oben sich ausbreitend,
becherförmig, in der Mitte vertieft. Der Rand mit 8 — 13
sehr kurzen radialen Rippen , durch welche er gekielt er-
scheint. Selten treten sie sehr stark in Gestalt von Zacken
hervor; meistens bilden sie nur schwache Höcker; ja an ein-
zelnen Exem[)laren verschwinden sie ganz und der Rand er-
scheint unzertheih. Die Oberliäche des Polypenstockea ist
dicht mit feinen etwas eckigen Poren bedeckt, die auf der
Uuterliäche kleiner sind, als auf der oberen.
Selten.
Endlich muss noch einer Anthozoe aus der Familie der
Tabulatae M. Eüw. Erwähnung geschehen, die in den Ter-
tiärschichten von Miechou'it% nicht selten aufgefunden wird.
Es ist Chaetetes pygmaeus Rs.s. (1. c. p. 30. t. 5. f. 6.)
Gemein. Ijeithakalk : JSussdorf, Kostet, Enzersdor/, Mör-
hisc/i', Steinsalz: If ielic%ka,
III. Kntoinostracccii.
1. Cythere*) Müller i v. Msrii.
Leoisu. u. Buo.NxN's Jahrb. 1830. p. G2; 1833. p. 446.
*) Ich vertausche den von mir gebrauchten Namen Cythcrina Lamk.
nach Straiss', Mijünstkii's, Mii-nk Edwaiids', Baiud's, M'Coy's, Cohnuei.'s u.
a. Vorgange mit dem Namen Cythere Müll. , welcher das llocht der
Priorität für sich hat. Ebenso substituire ich für Cypridina bei den der
Gruppe der Marginatao und Cornutao angchürigcn Arten den von R.
Ju.Mis (/l muiiocjr(ii>k of llte viitomostr. of tko crcl. (jroup of EhqIimuI
1849) eingeführton Namen Cythereis, da die liieher gehörigen Fossilreste
mit der von Milnk Ei)\VAMr)s (llisl. iDilitr. iL rruslarrs \'ol. ,}.) aufgo-
Btellten Gattung Cypridina nichts gemein haben. Für andere im Schloss-
177
Cytherina Mülleri Roem. ebendaselbst 1838. p. 516.
t. 6. f. G. — Reu8s die fossilen Entomostraceen des
österreicliischen Tertiärbeckens in Haidlngek's naturw.
Abhandl. III. p. 55. t. 8. f. 21.
Sehr selten. — Oberer Tegel: G'riming, liudelsdorf,
Kraloww, Leithukalk: Nussdor/ , (iuinfahren , Enxersdorf;
Subapenninenniergel des nordwestlichen Deutschlands; Ter-
tiärsand von Klcln-Spduioen (Belgien), von Herrn Bosqüet
gütigst rnitgethcilt.
2. Cythere Haueri Roem.
RoEMER 1. c. 1839. p. 430.
Cypridina Haueri Reuss 1. c. p. 70. t. 9. f. 28.
Ziemlich häufig. — Oberer Tegel : (j!rin%ing, Rudelsdorf;
Leithakalk: *]Sussdorf^ *Stetnabrmm, *\Vur%ing,*St. ISikolai,
*Freibii/d, Kostet, * Enxersdorf \ gelber Subapenninensand:
CastelJ^ arguato.
3. Cythere punctata v. Mstk.
V. Muenster 1. c. 1830. p. 02.
RoEMER 1. c. 1838. p. 515. t. 6. f. 5.
Cypridina punctata Reuss 1. c. p. 68. t. 9. f. 24.
Nicht zu selten, — Oberer Tegel: (i!rm%ing\ Leithakalk:
* Nussdorf, Enzersdor/', * Kostet, ISikolsburg, *Freihüht, *VVuj'-
xing, *«S'/. JMkolai, Rust ; Subapenninensand : CastelV arquato ;
Tertiärschichten von Palermo.
4. Cythere cicatricosa Rss.
Reuss 1. c. p. 67. t. 9. f. 21.
Selten, — Oberer Tegel : Grm%ing, Rudelsdorf; Leitha-
kalk: Enzersdorf; miocäner Grobkalk: Bordeaux; Subapen-
ninensand : Castetf arquato.
bau und der Schalenform verschiedene Arten von Cypridina und Cythe-
rina m. wende ich auch die von Jones gebrauchten Namen Cythereis
und Bairdia an, wenn sie auch keine selbstständigen Gattungen, sondern
nur Unterabtheilungen von Cythere darstellen dürften. Ausführlichere
Mittheilungen behalte ich mir für eine andere Gelegenheit und einen an-
deren Ort vor.
178
5. Cythere cinctella Rss.
Relss I. c. p. 67. t. 9. f. 19.
Selten. — Oberer Tegel : liudehdorf.
6. Cythere hastata Rss.
Reus8 1. c. p. 69. t. 9. f. 26.
Selten. — Oberer Tegel: Grinning, Rudelsdorf; Leitha-
kalk: ISussdorf, Enzersdor/, Gdinf (ihren, Garsche/d/ial, Kostet,
St^ ISikolai, Wurxivg; Salzthon: Wielicxka; bernsteinführen-
der Sand : Lernberg.
7. Cythere (Cythereis) Kostelensis Rss.
Reu.ss ]. c. p. 68. t. 9. f. 22.
Sehr selten. — Unterer Tegel: zwischen At%gersdorf
und yütmannsdorf-. oberer Tegel : Grinxing ; Steinsalz : JlYe-
li'czku; Leithakalk: ISussdorf, Enxersdorf, Steiriahrunn, Kostet,
Nikotshurg.
8. Cythere (Cythereis) verrucosa Rss.
Reu.s« 1. c. p. 8ü. t. 10. f. 16.
Sehr selten. — Oberer Tegel: Rudelsdorf ^ Grin%ing;
Leithakalk: ISussdorf St. ISikolai; Salzthon: Wieticzka.
9. Cythere (Cythereis) asperrima Rss.
Reuss 1. c. p. 74. t. 10. f. 5.
Sehr selten. Unterer Tegel: * Möller sdorf , Baden.,
Moosbrun?i; oberer Tegel: Grinzing ; Salzthon: Wieliczka.
10. Cythere (ßairdia) subdeltoidea v. Mstk.
V. Mle.vster 1. c. 1830. p. 64; 1835. p. 446.
Cytherina subdeltoidea RoexMER 1. c. 1838. p. 517.
t. 6, f. 16; Kreideverstein, p. 105. t. 16. f. 22. — Rei.ss
Verstein. d. böhm. Kreidefbrm. p. 16. t. 5. f. 38; die
foss. Entomostr. des IViener Tertiärb. p. 49. t. 8. f. 1.
Cythere trigona BostiuEi' Descr. des entomostr. foss. de
Id craie de Maestricht. p. 8. t. 1. f. 3.
Bairdia subdeltoidea R. Jones A monograph of the
e7itomostr. of the cret. group of England. 1849. p. 23.
t. 5. f. 18 a~f.
Selten. — Oberer Tegel: liudehdorf \ Leithakalk: ä«jj-
dorf, Steinahrunn, St. ISikolai, Wurzing Frcihiihl , Kostet,
179
liust; Subapenninenmergel des iiordwestliehen Deutschlands;
gelber Subapenninensand von CasteW ctrquato ; Eocänschich-
ten von Huuteville in der Normandie und auf der Insel
Wight; Miocänschichten von Virginien — Nordamerika — ;
Coralline Crag von 8utto?i und Walton (nach R. Jones).
Im Planer Böhmens und Sachsens , im unteren Kreide-
mergel von Lemförde , in der weissen Kreide von Roi/un;
im Kreidetuff" von Maestiicht,
Nach R. Jones auch lebend an den Küsten von Nord-
britannien, Manilla, Mauritius, Bahama und Australien (?).
11. Cythere (Cy therella) t u m i d a Ess.
Reuss 1. c. p. 57. t. 8. f. 29.
Sehr selten. — Oberer Tegel: Grin%ing\ Leithakalk:
ISussdojf, Enxersdorf^ St. Nikolai; Sand von Mauer bei Wien.
Die vorstehende Liste umfasst die bedeutende Anzahl
von 139 Arten, von denen 70 den Foraminiferen, 1 den An-
thozoen, 57 den Bryozoen und 1 1 den Ostracoden angehören.
Ueberbhckt man sie etwas genauer, so findet man, dass von
allen diesen Petrefakten nur 13 bisher anderwärts noch nicht
beobachtet worden sind und zwar 8 Foraminiferen (Denta-
lina obtusata, Marginulina vaginella und semicostata, Cristella-
ria auriformis und inops, Robulina angulata, Uvigerina stria-
tella und Grammostomum dilatatum) und 5 Bryozoen (Eschara
stichopora, Fasciculipora rugulosa, Hornera verrucosa, Tha-
lamopora Buchi und Pelagia Beyrichi). Alle übrigen sind
schon aus den Tertiärschichten des Wiener Beckens bekannt
geworden und theils von d'Orbigny und Czizek, theils von
mir beschrieben, eignen sich also zu einer Vergleichung der
Schichten in Beziehung auf ihre paläontologische Bedeutung
vollkommen.
Fragen wir nun, welche von den Schichten des genann-
ten Tertiärbeckens sie vorzugsweise repräsentiren , so stellt
es sich bei näherer Vergleichung heraus, dass sie für keine
derselben ausschliesslich bezeichnend sind. Wir finden in
dem Gesteine von Miechowit% Petrefakten aus allen weiter
180
oben erwähnten drei Gruppen vereinigt. Da die Zahl der Ver-
steinerungen, die einer dieser Gruppen allein eigen sind, über-
haupt nur sehr gering ist, vielmehr die grösste Anzahl derselben
durch alle Gruppen hindurch geht, wenn auch in sehr ver-
schiedener Häufigkeit, so kann es bei unserer Vcrgleichung
auch nicht so sehr auf solche ausschliessend bezeichnende
Species ankommen ; wir müssen sie vielmehr auf solche stützen,
die in einer der Gruppen die Höhe ihrer Entwicklung errei-
chen und ihr dadurch ein eigenthümliches Gepräge er-
theilen.
Unter allen 3Jiechoivitzer Forami niferen befinden sich 9,
welche fast nur in den tiefsten Schichten des Wiener Beckens
— im unteren Tegel von Baden und Möllersdorf — auftre-
ten, nämlich Dentalina inornata und Verneuili, Lingulina ro-
tundata und costata, Marginulina pedum, Robulina ornata und
echinata, Ehrenbergina serrata und Clavulina communis. Sie
würden also auf eine Annäherunij; der MiecJioxvit%er Schieb-
ten zum unteren Tegel hindeuten. Dasselbe ist der Fall mit
Cythereis asperrima, welche im oberen Tegel nur sehr selten,
im Leithakalk gar nicht vorkömmt.
Viel grösser ist dagegen die Zahl jener Foraminifcren,
die durch ihre vorwiegende Entwicklung dem Leithakalk ins-
besondere angehören, obwohl sie fast durchgehends auch im
oberen Tegel angetroffen werden, der überhaupt, als vermit-
telndes Glied zwischen vmterem Tegel und Leithakalk, die
Versteinerungen beider theilweise in sich zu vereinigen scheint.
Zu diesen den Leithakalk bezeichnenden Foraminifcren ge-
hören : Polystomella Ungeri und crispa, Rotalina Akneriana,
Truncatulina lobatula, Verneuilina spinulosa, Astcrigerina
planorbis, Amphistegina Ilaueri , mammillata und rugosa,
Heterostegina costata, Globulina spinosa, Polystomella digita-
lis. Unter den üstracoden sind besonders Cytiiere ilaueri,
punctata und hastata und Bairdia subdeltuidea dahin zu rech-
nen, da der Leithakalk sie in vorwiegender Menge beherbergt.
Die übrigen Foraminifcren gehen meistens durch alle 3
Grup[)cn hindurch, während die anderen Cyproiden doch we-
181
nigstens iu ziemlich gleicher Anzahl auch im oberen Tegel
wiederkehren.
Zu ganz ähnlichen Resultaten gelangt man, wenn man
nur die bei Miechowüz, häufig vorkommenden Foraminiferen
berücksichtigt. Der grÖsste Theil derselben wird durch die
Helicostegier gebildet, zu denen 44 Species, also fast 63-^
der Gesammtzahl gehören. Viel sparsamer sind die Stichoste-
gier mit 13 Arten und die Enallostegier mit 12 Arten -ver-
treten. Höchst auffallend ist es aber, dass die Agathistegier,
die in den Wiener Tertiärschichten doch eine so überaus
reiche Formenfülle darbieten, den Miechoivitzer gänzlich feh-
len , denn von der überdiess selten vortiudigen Sphaeroidina
austriaca ist es noch zweifelhaft, ob sie überhaupt zu den
Agathistegieru zu rechnen sei. — Von allen Gattungen wal-
ten besonders Rotalina (mit 7 Arten) und Robulina (mit 8
Arten) vor. Von denselben Gattungen sind es aber auch ei-
nige Arten, welche sich durch die Menge ihrer Individuen-
anzahl auszeichnen. Von den häufis; vorkommenden Arten
gehören Kobulina echinata und simplex vorzugsweise dem
unteren Tegel, Robulina calcar dem oberen Tegel, Kotalina
Akueriana, Polystomella crispa, Amphistegina Haueri und
Heterostegina costata dem Leithakalk an. Robulina cultrata
und intermedia, Rotalina Boueana und Dutemplei, Globige-
rina triloba und Textularia Mayeriana gehen wieder durch alle
Gruppen hindurch.
Anders verhält es sich dagegen mit den Bryozoen, wel-
che fast ohne Ausnahme bisher nur im Leithakalk des Wie-
ner Beckens gefunden wurden, also für diesen wahrhaft be-
zeichnend sind.
Aus diesen Betrachtungen scheint sich zu ergeben, dass
man die kalkigen Mergel von Miechawitx, nicht wohl einer
isolirten Schichtengru])pe des Wiener Beckens parallelisiren
könne, sondern dass sie vielmehr mit grosser Wahrschein-
lichkeit sämmtliche drei Gruppen desselben zugleich reprä-
sentiren dürften. Man darf aber dabei keineswegs übersehen,
dass sie ihren Petrefaktcn nach viel mehr zu den obersten
182
derselben — dem Leithakalke — hinneigen, als zu den übrigen,
da sie mit ihm den grösseren Theil der Petrefakten gemein-
schaftlich besitzen. Ich halte es übrigens für überflüssig,
hier näher zu berühren, dass ich bei der Begründung meiner
eben ausgesprochenen Ansicht immer nur die von mir unter-
suchton Fossilreste, die Foraminiferen, Bryozoen und Cyproi-
den im Auge hatte, ohne den aus den übrigen grosseren Pe-
trefakten etwa sieh ergebenden Schlüssen in irgend einer
Beziehung vorgreifen zu wollen.
II. Die mergeligen dem Wiener Tegel im äusseren An-
sehen sehr ähnlichen Schichten von Miknltschitz sind viel
ärmer an Versteinerungen. Sie lieferten nur 16 Arten Fora-
miniferen, wenige unbestimmbare Bruchstücke von Cyproiden,
aber keine Spur von Bryozoen. Die gefundenen Arten waren
folgende :
1. Dentalina Verneuili d'Okb.
2. Marginulina hirsuta d'Ojib.
3. Robulina clypeiformis d'Orh.
D'Okbigny 1. c. p. 101. t. 4. f. 23, 24.
Auch im unteren Tegel von Baden und im Leithakalk
von ISnssdorf.
4. Nonionina Boueana d'Okb.
5. Nonionina Soldanii d'Obb.
G. Rotalina Haueri d'Obb.
D'Obbk.-ny 1. c. p. 151. t. 7. f. 22—24.
Auch im unteren Tegel von *li(iden und M'nllersdorf ;
im oberen Tegel von dnnzing und FeUö-Lnpugy : in den
Subapenninenschichten von Siena.
7. Kotalina Schreibersi d'Obb.
8. Rotalina Dutemplei d'Obb.
9. Rotalina cryptomphala Rss.
10. Anomalina badenensis d'Orb.
11. Globigerina triloba Rs.s.
12. Globigerina diplostoma Rss.
13. Uvigerina pygniaea d'Obb.
183
14. Clavulina communis d'Orb.
15. Textularia carinata d'Okb. und
10. Textularia abbreviata d'Orb.
D'Orbigny 1. c. p. 249. t. 15. f. 9-12.
Auch im unteren Tegel von *Baden und Möllersdorf \
im oberen Tegel von (irin-Jng und FeUö-Lapugij \ im Salz-
thon von lVielic%ka\ im Leithakalk von Nitssdoj-f; im gelben
Subapenninensand von CastelV arquato ; in den Subapennineu-
mergeln von Siena.
Von diesen Petrefakten sind nur drei (Rotalina Haueri,
Robulina clypeiformis und Textularia abbreviata) von mir bei
Mieclwwitz, nicht aufgefunden worden. Alle aber kommen,
mit Ausnahme der etwas häufigeren Textularia carinata, in
dem MikultschiUer Thone nur sehr vereinzelt vor. Keine
einzijre derselben ist für den Leithakalk ausschliesslich be-
zeichnend; ja es fehlen die Species ganz, welche bei Mie-
chowilz und anderwärts in ihm die Höhe der Entwicklung
erlangen. Es ist keine Spur von Ampliistegina , Heteroste-
gina, Polystomella, Asterigerina, Truncatulina u. s. w. wahr-
zunehmen. Alle aufgefundenen Formen haben auch die Wie-
ner Tegelschichten geliefert. Dentalina Verneuili gehört
ganz dem unteren Tegel an, Rotalina Haueri, Anomalina
badenensis, Clavulina communis und Textularia carinata sind
dem unteren und oberen Tegel gemeinschaftlich und treten
im Leithakalk nur an wenigen Lokalitäten und höclist ver-
einzelt auf. Rotalina cryptomphala ist vorzugsweise im obe-
ren Tegel entwickelt, wenn sie auch den höheren Schichten
nicht ganz fehlt. Alle übrigen Arten sind über alle Schich-
tengruppen gleichmässig vertheilt , daher für keine bezeich-
nend. Berücksichtigt man nun noch den gänzlichen Mangel
der für den Leithakalk charakteristischen Bryozoen, so ist
man wohl zu dem Ausspruche berechtigt, dass die Thon-
schichten von Mikultschitz ein Aequivalent des Wiener Te-
gels sind, wobei sich ein etwas grösseres Hinneigen zum
oberen Tegel nicht ganz verkennen lässt.
184
Erklärung der Abbildungen.
a. Seitliche, b.
Bauchausicht.
Taf. VIII. Fig. 1. Dentalina obtusata S. 151.
- VIII. - 2. Marginulina vaginella S. 152.
- VIII. - 3. Marginulina semicostata S. 153.
- VIII. - 4. Cristellaria aurifonnis S. 153.
- VIII. - 5. Cristellaria inops S. 153.
. VIII. - 6. Rübulina angulata S. 154. J
- VIII. - 7. Uvigerina striatella S. 159. a. Vordere, b. hintere
Ansicht.
- VIII. - 8. Grammostomum dilatatum S. Ib2. a. Vordere, b. obere
Ansicht.
- VIII. - 9. Eschara stichopora S. 164.
- VIII. - 10. Membranipora robusta S. 160.
- VIII. - 11. Membranipora loxopora S. 166.
- VIII. - 12, 13. Cellepora tenella S. Iü7.
Taf. IX. Fig. 14. Cellepora cryptostoma S. 16S. a. Ansicht einiger Zel-
len von oben, b. Profilansicht zweier Zellen.
. IX. - 15, Cellepora Poppelacki S. 168.
- IX. - 16. Cellepora Endlicheri S. 169.
- IX. - 17. Cellepora gastropora S. 169.
- IX. - 18. Fasciculipora rugulosa S. 171. a. Ein Ast von der
Seite, b. von oben gesehen.
- IX. - 19. Idmonea foraminosa S. 171. a. Vordere, b. seitliche
Ansicht ; c. Querschnitt eines älteren Astes.
- IX. - 20. Idmonea undata S. 172. a. Vordere, b. hintere An-
sicht ; c. Querschnitt.
- IX. - 21. Hornera verrucosa S. 173. a. Vordere, b. Rücken-
ansicht.
- IX. - 22. Thalamopora Buch! S. 175.
- IX. - 23. Pelagia Beyrichi S. 17(). a. Seitliche, b. obere Ansicht.
- IX. - 24. Pelagia Beyrichi mit unzertheiltem Rande.
185
3. Ueber die Flora des üebergangsgebirges.
Von Herrn Prof. Dr. H. R. Goeppert,
Schon seit einer Reihe von Jahren habe ich während
der verschiedenen auf Veranlassung des hohen königh Mi-
nisteriums für Handel, Gewerbe und öifendiche Arbeiten
unternommenen Reisen, welche zunächst die Untersuchung
der Flora des älteren Steinkohlengebirges betrafen, auch der
älteren Flora des Üebergangsgebirges besondere Aufmerksam-
keit gewidmet und bin jetzt im Stande das auf diese Weise
gesammelte Material durch den Druck veröffentlichen zu
können, wenn nicht etwa ausser meiner Berechnung liegende
Verhältnisse dies verhindern.
Ich begreife unter dem Namen des Üebergangsge-
birges alle die verschiedenen Schichten, welche
älter als die Steinkohlenformation sind, also die
jüngere Grauwacke Schlesiens und Sachsens , welche wahr-
scheinlich dem Millstone grit, dem liegenden Sandstein der
englischen Kohleuformation analog ist, dann den Posidonomyen-
schiefer des Harzes und Nassau's, den Kohlenkalk, die ältere
rheinische Grauwacke oder die Spiriferensandsteine und ana-
loge Schichten in Nordamerika, im Allgemeinen mit dem Na-
men der devonischen Schichten bezeichnet, so wie endlich
auch die silurische Formation als Schichten, in denen man
Pflanzen gefunden hat. Das Werk selbst enthält folgende
6 Abschnitte:
1. Uebersicht des Vorkommens des üebergangsgebir-
ges In allen Theilen der Erde.
2. Vorkommen von Pflanzenresten und Art der Erhal-
tung derselben.
3. ^Vorkommen des Üebergangsgebirges in Schlesien
(wegen der grossen Zahl, fast der Hälfte der bis jetzt be-
kannten Pflanzen dieser F'ormation als besonderer Abschnitt
bearbeitet).
4. Systematische Beschreibung der fossilen Pflanzen
des üebergangsgebirges.
186
5. Ergebnisse in paläontologischer und geologischer
Hinsicht.
6. Erklärung der Tafeln, deren 40 in Quart und Folio
die Beschreibungen der Pflanzen zu erläutern bestinnnt und
auch bereits vollendet sind.
Inzwischen erlaube ich mir hier die Gesammtübersicht
sämmtlicher Arten nebst ihren Fundörtern in systematischer
und geologischer Hinsicht folgen zu lassen und daran die
Hauptergebnisse dieser Untersuchungen zu knüpfen.
A. jSyisteinatische Uebersicht
der fos silen Pflanzen, welche in den Schichten
unterhalb der älteren Kohlenformation oder in
dem sogenannten Uebergang sgebi rge angetrof-
fen werden.
I. Fueoides.
Confervites acicularis m.
Zu Steinsberg bei Dietz im Nassauischen im Cypridinen-
schiefer. (F. und G. Sandberger.) — Devonische Formation.
Chondrites antiquus Sternr.
"Unmittelbar an der Schicht mit Spirifer macropterus zu
Kammenau bei Ems. Uebergangsschiefer an den Ufern der
Mosel bei Bradenhach, Lmj, aus dem Condethal bei Mmnin-
gen und am Ehein bei iMederldhnstein. (Wirtgek.) — Ael-
tere devonische Schichten (Spirifercnsandstein).
Im Ueberganoskalk auf der Insel Linoe bei Christiunia
in Norwegen. Im Schieferthon des Berges Billingen zu Lilla
Lyckc und zu Vorring in Westgothland so wie in Dalekar-
lien. — Aeltere devonische Schichten.
In Kärnthen. — Aeltere devonische Schichten. ^
In New- York. — Obere silurische Schichten (Clinton-
Gruppe).
Chondrites circinnatus Stehmj.
Uebery-anasformation zu Ulibiick in der Kinnekullc in
Westgothland. - Aeltere devonische Schichten.
187
Chondrites Nessigii F. A. Roemer.
Uebergangsformation im Harz am Rammeisberge. — Ael-
tere devonische Schichten (Spiriferensandstein).
Chondrites tenellus F. A. Roemer.
Uebergangsformation im Harz bei Schule?iberg. (Roe-
mer.) — Jüngere Grauwacl^ angeblich -svechsellagernd mit
Posidonomyenschiefer.
Buthotrephis antiquata Hall.
Im kieselhaltigen Sandstein bei Chazy in der Grafschaft
Clinton im Staate New- York. — Silurische Formation in der
zweiten Etage (von unten nach oben) der untersten Abthei-
lung.
Buthotrephis gracilis Hall.
Zu Jacksonburg und Middleville in der Grafschaft Her-
kimer im Staate New- York. — Silurische Formation in der
vierten Etage der untersten Abtheilung im Trentonkalkslein.
Buthotrephis succulenta Hall.
Glen's Fall im Staate New-York, — Silurische Forma-
tion in der vierten Etage der untersten Abtheilung im Tren-
tonkalkstein.
Buthotrephis flexuosa Hall.
Arthur's Steinbruch zu Jackson in der Grafschaft Was-
hington im Staate New-York. — Silurische Formation in
der sechsten Etage der untersten Abtheilung in der Hudson-
flussgruppe.
Buthotrephis subnodosa Hall.
Grafschaft Lewis, Lorat7ie in der Grafschaft Jefferson
und zu PalasJci in der Grafschaft Oswego im Staate New-
York. — Silurische Formation in der sechsten Etage der
untersten Abtheilung in der Hudsonflussgruppe.
Sphenothallus angustifoliu s Hall.
Zwischen den Dörfern Canajoharie am Mohawk und
Sckoharie in New-York.— Silurische Formation in der sechsten
Etage der untersten Abtheilung in der Hudsonflussgruppe.
Zeits. il. .1. seol. Ges. III. 2. 14
188
Sphcnothallus latifoliiis ITai.i.
Im Centnini der HudsonHussoruppc bei Scliohnrie in
New -York. — Silurische Formation in der sechsten Etage
der untersten Abtlieilung in der Iludsonflussgruppe.
lialiserites Dechenianus m.
In llheinpreussen in Thonschiefern bei Horlitniscn , am
Einfi"angc des Brohhhales um CohlcTiz, bei Valleiidar, Win-
ningeti und Capel/e?i. Im Nassauischen bei Uackefihnrg. —
Aeltere devonische Schichten (Spiriferensandstein).
Sphaerococ cites dentatus Steumj.
In Kalkschichten bei Quebeck in Canada. — Silurischc
Formation. WahrscheinHch im Trentonkalkstein oder der
vierten Etage der untersten Abthcllung.
Sphaerococcites Serra Sternb.
In Kalkschichten bei (lueheck in Canada. — Silurische
Formation. Wahrscheinlich im Trentonkalkstein oder der
vierten Etage der untersten Abtheilung.
Sphaerococcites lichenoides m.
In Cypridinenschiefer zu Steinsherg bei Dietz im Nas-
sauischen. (F. und G. Sandberger.) — Cypridinenschiefer
der devonischen Formation.
Delesserites antiquus m.
In feinkörnio;em Sandstein im unteren Gosethal bei Cos-
lar. — Aeltere devonische Schichten (Spiriferensandstein).
Palaeophycus tubularis Hall.
Im kalkhaltigen Sandstein an zahlreichen Lokalitäten
längs des Mohawkthales, besonders bei Amsterdam ; ferner ge-
genüber dem Dorfe Fort-Phtin; längs der Eisenbahn; Caiia-
johdrie; n\\ Osten von der Palatine-ßrücke und an mehreren
Orten. — Silurischc Formation in der zweiten Etage der
untersten Abtheilung.
Palaeophycus irregularis HalL.
Im kalkhaltigen Sandstein unter der vorigen Art bei
Chdzt/ Grafschaft Clinton, nahe an Keescville in der Grafschaft
Esecx, zwischen dem Kieselhügel und Amsterdam im Mo-
189
hawkthal. — Silurische Formation in der z\A'eiten Eta^'c der
untersten Abtheilung.
Palaeophycus rugosus HxVll.
Im Trentonkalkstein in Middleville, Westeanada und un-
ter dem Hillprospekt. — Silurische Formation in der vierten
Etage der untersten Abtheilung im Trentonkalkstein.
Palaeophycus simplex Hall.
In der letzten schaligen Abtheilung des Trentonkalksteins
zu Middleville in der Grafschaft Herkimer. — Silurische
Formation in der zweiten Etage der untersten Abtheiluug.
Palaeophycus virgatus Hall.
In den Schichten der Hudsonflussgruppe in der Nachbar-
schaft von Lotion und Salern in der Grafschaft Washinoton.
— Silurische Formation in der sechsten Etage der untersten
Abtheilung in der Hudsonflussgruppe.
Harlania Hallii m.
In New-York, Virginien, Canada und Pensylvanien. —
Silurische Formation der ersten Etage im Medinasandstein
der oberen silurischen Abtheilung.
Phytopsis tubulosa Hall.
An verschiedenen Lokalitäten längs des Mohawkthales,
bei Amsterdam, Fort-Piain, St. Jo/insville, Canaj'o/iarie in New-
York. — Silurische Formation in der vierten Etage, dem so-
genannten Vogelaugenkalkstein der untersten Abtheilung.
Phytopsis cellulosa Hall.
Zu H^atertoivn und an anderen Orten am schwarzen Fluss
und im Champlainthal in New-York. — Dieselbe Formation
wie die vorige Art.
Scolecolithus linearis Hald.
Im Potsdamsandstein sparsam im Thale des Champlain-
Sees, in Rollsteinen im östhchen Theile von New-York, fer-
ner in demselben Sandstein zu IScxo-Yersey, am Susquehanna
und an anderen Orten in Pensylvanien, Spuren davon durch
Maryland und Virginien bis Tenessee. — Silurische Forma-
tion in der ersten Etage der unteren Abtheilung in dem Pots-
damsandstein.
14*
190
Fucoides auriformis Hall.
Im westlichen Staate von New-York und dem benach-
barten Canada. — Silurischc Formation in der ersten Etage
im Medinasandstein der oberen silurischen Abtheilung (eine
mehrere hundert Fuss mächtige rothe Sandsteinbildung, wel-
che die Grenze zwischen der oberen und unteren Abtheilung
der silurischen Formation bildet).
II. Equi s etaceae.
Equisetites r ad latus Stehnf.
Im Thal St. Amarin im Departement des oberen Rhein.
— Devonische Schichten?
Calamites transitionis m.
Im Grauwackensandstein zu Leohschütz, Tost in Ober-
schlesien, Lands h ut , Bügendorf, Hiiynichen in Sachsen. —
Schichten unter der Kohlenformation analog dem Liegenden
der englischen Kohlenformation.
Bei Neuhof und Lauterherg im Harz , Grauwacke des
Puchthales. — Aus der mit Posidonomyenschiefern angeblich
abwechselnden jüngeren Grauwacke.
Calamites cannaeformis Schloth.
Bei Landshut. — Schichten unter der Kohlenformation.
Calamites Koemeri m. (C. Gocpperti Küemlk).
Im Thonschiefer bei Friedersdorf und Bögendorf bei
Schiveidnitz., im Grauwackensandstein zu Ber?ida/f bei Leob-
schütz. Bei (ii-und und im Innerstethaie im Harz. (Roemkr.)
— Schichten unter der Kohlenformation.
Calamites dilatatus m. (C. distans Roemlh).
Im Grauwackensandstein zu Berndau bei Leohschiilx. —
Scliichtcn unter der Kühlenformation.
Buntehock im Harz. — Jüngere Grauwacke.
Calamites tenuissimus m.
Im Dachschiefer zu Grät% bei Troppnu, Friedersdorf und
Bögendorf bei Schweidnitz. — Schicht unter der Kohlenfbr-
niation, wohl älter als die Landshuter Schichten und als jün-
gere Grauwacke zu bezeichnen.
191
Calainites obliquus m.
In Schiefern bei Hausdorf in der Grafschaft Glatz.
Kühlenkalkformatiou.
Calamites variolatus ni.
Ln Grauwackensandstein bei La/idshut. — Schichten
unter der Kohlenformation analoj^ dem Lieo;enden der eno-H-
sehen Kohlcnformation.
Calamites Voltzii Bkongn.
Ira Schieferthon des anthracitartigen auf Gneuss ruhen-
den Kohlenlagers zu Derghaupten und Zundsweiler im Gross-
herzogthum Baden am westlichen Rande des Schwarzwaldes
zwischen Offeiihurg und Lahr. — Schichten unter der Koh-
lenformation.
Stigmatocanna Volkmanniana m.
Grauwackensandstein bei La?idshut und zu Berndau bei
Leohschätz. — Schichten unter der Kohlenformation.
Anarthrocanna deliquescens ra.
Grauwackenartiges Gestein amjenisei im Altai. (Tschi-
KATSCUEFF.) — Schichten unter der Kohlenformation?
Anarthrocanna tuberculosa m.
Grauwackenkonglomerat bei Landshut. — Schichten un-
ter der Kohlenformation analog dem Liegenden der englischen
Kohlenformation.
Anarthrocanna approximata m.
Lautenthal im Harz. — Jüngere Grauwacke.
Anarthrocanna stigraarioides m.
Zu Uckersdorf im Nassauischen. (F. und G. Sandber-
GER.) — In Posidonomyen schiefer.
Bornia scrobiculata Sternb.
Grauwackenkonglomerat bei Lattdshut. Haynickeii in
Sachsen. — Schichten unter der Kohlenformation.
In der Grauwacke der Clausthaler Silberhütte. — Jün-
gere Grauwacke angeblich abwechselnd mit Posidouomyen-
öchiefer.
192
III. Astcrophyllites.
Asterophyllites elegans in.
Im schiefrigcn Gestein zu Hausdorf In der Grafschaft
Glatz. — Kohlenkalk.
Asterophyllites pygmaeus Brongn.
Ohne Aveitere Angabe des Fundortes. — Grauwacke.
Asterophyllites Rocmeri m.
In dichtem Sandstein des Rammeisberges zu Goshir. —
Aeltere devonische Schichten (Spiriferensandstcin).
Asterophyllites Hausmannian us m.
Lonau bei Har%herg am westlichen Fusse des Harzes.
(KoEMER.) — Jüngere Grauwacke.
IV. Filices.
Zygopteris Tubicaulis m.
In kalkhaltigen Grauwackensandsteinknollen zu Glätzisch
Falkenberg in der Grafschaft Glatz. — Kohlenkalk.
Gyropteris sinuosa m.
In kalkhaltigen Grauwackensandsteinknollen zu Glätzisch
Falkenberg in der Grafschaft Glatz. — Kohlenkalk.
Sphenopteris re fr acta m.
In kalkhaltigen Grauwackensandsteinknollen zu Glätzisch
Falke?iberg in der Grafschaft Glatz. — Kohlenkalk.
Sphenopteris p a c h y r r h a c h i s m.
Ilerborn im Nassauischen. (F. und G. Sandbergek.) —
Im Posidonomyenschiefer.
Sphenopteris petiolata m.
Herborn im Nassauischen. — Im Posidonomyenschiefer.
Sphenopteris obtusiloba m.
Grauwackenschiefer bei \ja?idshut mit Cyclopteris teuui-
lolia. — Schichten unter der Kohlenformation.
Sphenopteris Halliana m.
Im westlichen Thcilc von New -York. — In der Che-
munggruppe der devonischen Formation.
193
Sphenopteris Beyrichiana in.
Hayniclieti in Sachsen. — Schichten unter der Kohlen-
förmation.
Sphenopteris anthriscifolia m.
Beim Dorfe Aforino im Altai im Bassin Kusnatzk. —
Jüngere Grauwacken schichten unter der Kolilenformation.
Sphenopteris imbricata m.
Beim Dorfe Aforino im Altai im Bassin Kusnatzk. —
Jüngere Grauwackenschichtcn unter der Kohlenformation.
Hymenophyllites Gersdorfii m.
Grauvvackenschiefer bei Landshut. — Schichten unter
der Kolilenformation.
Trichomanit es grypophyllus m.
Grauvvackenschiefer bei Elbcrfeld. — Posidonomycu-
schieler.
Hymenophyllites Species (jedoch nur eine Fieder).
Grauwackenschiefer zu licrnduu hQiLeobschütx. — Schich-
ten unter der Kohlenformation.
Hymenophyllites Species (Fragment).
Weüburg in Nassau. — Im Posidonomyenschiefer.
Hymenophyllites dissectus m.
Im Schieferthon des auf Gneuss ruhenden anthracitarti-
gen Steinkohlenlagers zu Berghaupten am westlichen Ktuide
des Schwarzvvaldes zwischen OJfenburg und Lahr. Desglei-
chen an mehreren Punkten der Steinkohlenformation Frank-
reichs. — Schichten unter der Kohlenformation.
Trichomanites Species (nur 2 kleine Fiedern).
Berndau bei Leobschiitz. — Schichten unter der Kohlen-
formation.
Neuropteris Loshii BrOxNgn.
Grauwackensandstein bei Lafidshit. — Schichten unter
der Kohlenformation. (In der Kohlenformation zu Zwickau,
England und Frankreich.)
Odontopteris Stiehleriana m.
Im Thonstein von der Trift bei Wiegersdorf oberhalb
der Bielsteinsklippe bei llilefeld, (welcher Thonstein nach
194
Stiehler's Mittheilungen unter dem Thonporphyr Hegt), der
zur Formation des ältesten Sandsteins inclusive Steinkohlen-
flözes bei Ihlefeld gehört. — Schichten unter der Kohlen-
formation.
üdontopteris imbricata ni.
Herborn im Nassauischen. (F. und G. Sandbergeu.) —
Im Posidonomyen schiefer.
Cyclopteris flabellata Bhonj.n.
Im Schieferthon des auf Gneuss ruhenden anthracitarti-
gen Steinkohlenlagers zu Berglmupten am westlichen Rande
des Schwarzwaldes zwischen Offenhurg und Lahr. — Schich-
ten unter der Kohlenformation.
Cyclopteris dissecta m.
Grauwackenschiefer zu Hausdorf m der Grafschaft Glatz.
— Kohlenkalk.
Cyclopteris tenuifolia m.
Grauwackenschiefer bei Landshut. — Schichten unter
der Kohlenformation.
Cyclopteris Bockschii m.
Grauwackenschiefer bei Hausdorf in der Grafschaft
Glatz. — Kohlenkalk.
Cyclopteris frondosa m.
In kalkhaltio;em Grauwackenkonolomerat bei GUitzisch
Falkenherg in der Grafschaft Glatz. — Kohlenkalk.
Cyclopteris Species (Fragment).
Grauwackenschiefer zu Berndau bei LeobschUl%. —
Schichten unter der Kohlenformation.
Cyclopteris Species (Fragment).
Ilerbornseelbach bei Herhorn im Nassauischen. — Posi-
donomyenschiefer.
Cyclopteris Species (Fragment).
Bei Hausdorf in der Grafsciiaft Glatz. — Kohlcnkalk.
Cyatheites asper m.
Im Schieferthon des auf Gneuss ruhenden antluacitarti-
gen Steinkohlenlagers zu licrghunptcn am westlichen Rande
des Schwarz Waldes zwischen Offenhurg wuA Lahr. — Schich-
195
ten untei- der Kohlenformation. Desgleichen in der Kohlen-
formation zu Mofitrelais und zu St. George Chatelaison.
Pecopteris stricta m.
Grauwackenschiefer bei Landshut. — Schichten unter
der Kohlenformation.
V. Lycopodiaceae.
Dactylopteris Stiehleriana m.
In der Grauwacke am neuen Wege am Wall im Thier-
garten zu Wernigerode, (Stiehler.) — Aeltere Grauwacke
analog dem Spiriferensandstein im Nassauischen?
Lycopodites acicularis m.
Kumendorf bei Freiburg in Schlesien. — Kohlenkalk.
Lycopodites S tiehlerianus m.
Im Thonstein von der Trift bei Wiegersdorf oberhalb
der Bielstelnsklippe bei Ihle/eld. (Stiehler.) — Schichten
unter der Kohlenformation.
Lepidodendron hexagonum m.
Grauwackenkonglomerat bei Landshut. Grauwacke bei
Lauterherg am Harz. — Schichten unter der Kohlenförmation.
Lepidodendron squamosum m.
Kalkhaltige Grauwacke bei Glätzisch Falkenberg in Schle-
sien. — Kohlenkalk.
Sagenaria aculeata Presl.
Im Grauwackenschiefer bei Hultschin. — Schichten un-
ter der Kohlenformation.
Sagenaria depressa m.
Uckersdorf im Nassauischen. — Posidonomyenschiefer.
Sagenaria Veltheimiana Presl.
Grauwackensandstein bei Landshut und zu Bernduu im
Leobschützschen. (Ruecker.) — Schichten unter der Koh-
lenformation.
Im Magdeburgischen. — Grauwacke.
Im Harze bei Lautenthal. — Posidonomyenschiefer.
Sagenaria Roemeriana m.
(irund im Harz. — Jüngere Grauwacke.
19()
Satienaria acuminata m.
Hnusdorf in der Grafschaft Glatz und Lands/mt. —
Schichten unter der Kohlenformation.
Sagenaria geniculata ni.
Bei Laute/ithal im Harz. — Posidonomyenschiefer.
S arenaria remota m.
Zu liemdau bei LeohschiU% in Obcrschlesien. — Grau-
wackc gleicli den Schichten unter der Kohlenlurmation.
S a s e n a r i a c o n c a t e n a t a m.
Ln?idshiit in Schlesien. — Grauwackc gleich den Schich-
ten unter der Kohlenformation.
Satjenaria chemungcnsis ni.
Im westlichen Theilc von New-York. — In der Clic-
munggruppe der devonischen Formation.
Sagenaria Spccies.
Clausthal im Harz. — Jüngere Grauwacke.
Sagenaria Spccies (Knorria cylindrica Roi:;ii.).
Bei (irund im Harz. — Jüngere Grauwacke.
Sagenaria Species (Knorria Jugleri Roe.m. in DiiNKLK
und V. Mevek Palaeont. HI. 1. Tab. VII. Fig. 17.).
Clausthal im Harz. — ■ Jüngere Grauwacke.
Sagenaria Species.
Ca%enovia im Staate New-York. (SniAtrEH.) — Ha-
miltonschichten, nnttlerc devonische Formation.
Sagenaria Species.
Koblenz. — Aeltere rheinische Grauwackc.
Sagenaria Species (Asi)idiaria attcnuata).
Grauwacke des Clausthuler Pochtliales. — Jüngere
Grauwacke.
Ancistrophyllum stigmariaeformc ni.
Grauwackensandstein bei Landshut. — Schichten unter
der Kohlcnfbrmation.
Ancistrophyllum stigmariaeformc [i minutum m.
Grauwackensandstein zu Bcrndau bei Leobschütx. —
Schichten unter der Kohlenlbnnation.
197
Decheiiia euphorbioides m.
Grauwackensandstein bei Landshut. — Schichten unter
der Kühlenformation.
Didymophyllon Schottini ni.
Grauwackensandstein bei Landshut. — Schichten unter
der Kohlenformation.
Cardiocarpou punctulatum Goepp. et Bekgek.
Mit Produkten zu Ehersdorf. — Kohlenkalk.
Megaphytum Kuhianum m.
Grauwacke bei Kutscher in Oberschlesien. — Schichten
unter der Kohlenformation.
Megaphytum remotissimum m.
Grauwacke bei Berndau (Leobschütz). — Schichten un-
ter der Kohlenformation.
Megaphytum dubium m.
Grauwacke bei Landshut. — Schichten unter der Koh-
lenformation.
Megaphytum Hollebeni m.
Grauwacke am Rothenberge bei Saalfeld. — Grauwacke.
Knorria imbricata Sterne.
Im Grauwackenkonglomerat bei Landshut und bei Adel-
nau bei Freiburg. — Schichten unter der Kohlenformation.
Im Grauwackenschiefer bei Ca%enovia, Madison, im Staate
New- York. — Mittlere devonische Schichten in der Hamil-
tongruppe.
Im Harz und bei Magdeburg. — Grauwacke.
Knorria longifolia m.
Grauwackenschiefer bei Kittelwit% bei Leobschütz. —
Schichten unter der Kohlenformation.
Knorria acicularis m.
Grauwackenschiefer bei Kittelwitz bei Leobsc hdt%. —
Schichten unter der Kohlenformation.
Knorria Schrammiana ra.
Grauwackenschiefer bei Kittelwitz bei Leobschütz. —
Schichten unter der Kohlenformation.
198
Knorria polypliylla F. A. Kokm.
In der Grauwacke zu Voigtslusl unweit Clausthal im
Harz. — Jüngere Grauwacke.
Cd
Knorria Goepperti F. A. Rofm.
In der Grauwacke zwischen Neuhof und Lauterbers:
Desgleichen in denselben Schichten bei Strasslerg. — Jün-
gere Grauwacke.
Knorria megastigma F. A. Roiot.
In der Grauwacke zwischen Neuliqf und Ijauterberg. —
Jüngere Grauwacke.
Knorria Jugleri F. A. IIoemku Verst. des Ilarzgebirij.
T. I. F. 10.
In der Dorothea bei Clausthal. — Jün2;erc Grauwacke.
o
VI. Noe o-o-era tili eac.
Ö ö
Noeggerathia obliqua ni.
Im Grauwackenschiefer bei Gliitzisch Falkenberg. —
Kohlcnkalk.
Noeggerathia abscissa m.
Im Grauwackenschiefer bei Benidau und Mockerlasit'<:
bei Leohschütz. — Schichten unter der Kohlenformation.
Noeggerathia ovata m.
Im Grauwackenschiefer bei Hermlau und Mockerlasit%
bei Leobschütz. — Schichten unter der Kohlenfbrmation.
Noegger at h ia aequalis m.
Am rechten Ufer der Inia im Altai im Bassin von Kur-
nat%k. — Jüngere kalkhaltige Grauwacke oder Schichten un-
ter der Kohlenformation.
Noeggerathia distans m.
Am rechten Ufer der Inia im Altai im Bassin von Kur
nat%k. — Jüniiere kalkhaltige Grauwacke oder Schichten un-
ter der Kohlcnlbrmation.
199
Vn. Stigmarieae.
Stigmaria ficoides Brongn.
Stigmaria ficoides ß undulata m.
Grauwackenschiefer bei Landshut. — Schiciiten unter
der Kohlenforination.
Stigmaria ficoides s sigillarioides m.
Grauwackenscliiefer bei Landshut. — Schichten unter
der Kohlenformation.
Stigmaria ficoides C inaequalis m.
Grauwackenschiefer bei Landshut. — Scliicliten unter
der Kohlenformation.
Stigma ria ficoides i) clliptica m.
Grauwackenschiefer bei Landshut. — Schichten unter
der Kohlenformation.
Stigmaria ficoides xAnabathra m.
Glätzisch Falkenberg . — Kohlenkalk.
Stigmaria ficoides X laevis.
Herhornseelhach im Nassauischen. (F. und G. Sandber-
GER.) - - Posidonomyenschiefer.
VIII. Sigillarieae.
SigiUaria minutissima m.
Im Dachschiefer zu Bögendorf bei Schweidnitx. —
Schichten unter der Kohlenformation.
S igillaria Voltzii Brongn.
Im Schieferthon des auf Gneuss ruhenden anthracitarti-
gen Steinkohlenlagers zu Berghaupten am westlichen Rande
des Schwarzwaldes zwischen Offenhurg und Lahr. — Schich-
ten unter der Kohlenformation.
SigiUaria densifolia Brongn.
Im Schieferthon des auf Gneuss ruhenden anthracitarti-
gen Steinkohlenlagers bei Berghaupte?i am westlichen liande
des Schwarzwaldes zwischen Offenburg und Lahr. — Schicii-
ten unter der Kohlenformation.
200
Sigillaria undulat.i ni.
Grauvvackenkonglomcrat bei Landshut. — Schichten un-
ter der Kohlenformation.
SigiUaria Vanuxemi ni.
In Allen's Steinbruch bei dem Dorf'e Oirego in New-
York. — Chemunggruppe der devonischen Formation.
IX. Coniferae.
Protopitys Bucheana m.
Kalkhahiges Grauwackenkonglomerat bei Glätzisch Fal-
kenherg. — Kohlenkalk.
Araucaritcs Beine rtianus m.
Kalkhaltiges Grauwackenkonglomcrat bei Glätzisch Fal-
ke7iherg. — Kohlenkalk.
Araucaritcs Tschikatscheffianus m.
Am rechten Ufer des Jenisei im Altaigebirge. — Schich-
ten unter der Kohlenformation.
II. Geologische Uebersicht
der fossilen Pflanzen des üebergangsgebirges ge-
ordnet nach den Abtheilungen der Uebergangs-
formation.
I. Silurische Formation.
A. Untere silurische Formation.
1. Potsdam Sandstein.
Scolecolithus linearis Halüejmann.
2. Kalk führen der Sandstein.
Palaeophycus tubularis Hall.
Palaeophycus irregularis Hall.
Buthotrephis antiquata Hall.
3. Birdseye- oder Vogclaugenkalks tein.
Phytopsis tubulosa Hall.
Phytopsis cellulosa Hall.
4. Trcntonkalkstein.
Palaeophycus rugosus Hall.
201
Palaeophycus simplex Hali,.
Buthotrephis gracilis Hall.
ßuthütrephis succulenta Hall.
Sphaerococcites Serra SteKxMJ. *)
Sphaerococcites dentatus Sterku.
5. Utlkaschicht en.
Sphenothallus angustifolius Hall.
G. Hudsonflussgruppe.
Palaeophycus virgatus HxVLL.
Buthotrephis subnodosa Hall.
Sphenothallus latifolius Hall.
B. Obere silurische Formation.
Medinasa nd stein.
Harlania Hallii m.
Fucoides auriformis Hall.
Clintongruppe.
Chondritcs antiquus Sterke.
IL Devonische Schichten.
Europa:
A eitere oder rheinische
Grauwacke (Spiriferen-
s and stein).
Haliserites Dechenianus m.
Chondritcs antiquus Sternb.
Chondritcs Nessigii F. A.
Roem.
Sagenaria, Species.
Delesserites antiquus ni.
Asterophyllites Roemeri m.
Dactylopteris Stiehleriana m.
Amerika:
Hamilton schichten.
Knorriae, Species.
Sagenariae, Species.
C li e ni u n g s c h i c h t e n.
Sphenopteris Halllana ni.
Sagenaria chemungcnsis ni.
Sigillaria Vanuxemi ni.
*) Diese beiden schon von Adoijmi Brongniaht beschriel)enen Fucoi-
den werden in Kalkschichten bei Quebeck angetroffen, welche Gegend
die amerikanischen Geologen zum Trentonkalkstein rechnen, obschon sie
dieser fossilen Eeste nicht gedenken. Vielleicht sind es auch keine Pflan-
zen, sondern Graptolithen, was ich gar nicht für unwahrscheinlich halte.
202
C y [) r i d i n c n s c lii c f e r.
Confcrvites acicularis in.
Splmerococcites liclienoides ni.
111. Kohlenkalk.
Asterophyllites elegans m.
Calamites transitionis m.
Zygopteris Tubicaulis m.
Gyropteris siuuosa m.
Sphenopteris refracta ni.
Cyclopteris dissecta m.
Cyclopteris Bockschii ni.
Cyclopteris frondosa m.
Cyclopteris, Species, Fragment,
Lycopodites acicularis ni.
Cardiocarpon punctulatum Goepp. et Bi;i{«.ki{.
Lepidodendron squamosum in.
Noeggerathia obliqua m.
Stigmaria ficoides /. Anabathra m.
Protopitys Bucheana m.
Araucarites Beinertianus ra.
IV. Posidonomycnschiefer.*)
Anarthrocanna stigmarioides m.
*Bornia scrobiculata Sieunh.
Sphenopteris pachyrrhacbis ni.
Sphenopteris petiolata m.
Hymenophyllites, Species, Fragment.
Odontopteris imbricata in.
Cyclopteris, Species, Fragment.
"') Nach F. A. Rokmkr sollen im Harz die Schichten jüngerer Grau-
wackc mit rosiclonomycn.schicfer abwechseln, welche Ansicht jedoch von
Dkciiin (Verh. d. naturhist. Vereins d. Rheinl. Jahrg. 7. ISöO, S. 1S(>.)
nicht theilt, daher ich auch die Flora dieser beiden Formationen trennte,
jedoch die mit einem Sternchen bezeichnete, die beiden gemeinschaft-
lich sind.
203
* Lepidodendron hexagonum m.
Sagenaria depressa m.
* Sac^enaria Veltheimiana m.
Sagenaria Roemeriana m.
Sagenaria geniculata F. A. Roemek.
Knorria polyphylla F. A. Roemer.
Knorria Jugleri F. A. Roe3ier.
Knorria Goepperti F. A. Roemer.
Knorria megastigma F. A. Roemer.
Stig-maria ficoides X laevis m.
*o'
V. Jüngere Grauwacke des Harzes, Sachsens,
Schlesiens analog dem Liegenden der engli-
schen Kohlenformation*).
Equisetites radiatus Sternb.
f Calamites transitionis m.
f-j- Calamites cannaeformis Schloth.
Calamites Roemeri m.
Calamites dilatatus m.
Calamites tenuissimus m.
Calamites obliquus m.
Calamites variolatus m.
Calamites Voltzii Brongn.
Stigmatocanna Volkmanniana m.
Anarthrocanna approximata m.
Anarthrocanna tuberculosa m.
Anarthrocanna deliqiiescens m.
Bornia scrobiculata Sterne.
Asterophyllites pygmaeus Brongn.
Asterophyllites Hausmannianus m.
Sphenopteris Beyrichiana m.
Sphenopteris anthriscifolia m.
*) Die mit einem stehenden Kreuz bezeichneten Arten kommen auch
im Kohlenkalk, die mit zwei Kreuzen versehenen zugleich auch in der
Steinkohlenformation vor,
Zeits. d. d. geol. Ges. III. 2. 15
204
Sphenopteris imbricata m.
Sphenopteris obtnsiloba ni.
f-|-IIymcnoj)hyllites Gersilorfli m.
Ilymenophyllites spec. fragin.
ff Hymenophyllites dissectus in.
Trichomanites grypophyllus m.
Trichomanites spec. fragm.
ff Neuropteris Loshii Bkongn.
üdontopterls Stiehleriana m.
Cyclopteris flabellata Bkongn.
Cyclopteris tenuifolia ni.
ff Cyatheites asper m.
Pccopteris stricta m.
Noeggerathia aequalis m.
Noeggerathia distans m.
Noeggerathia ovata m.
Noeggerathia abscissa m.
Lycopodites Stiehleriauus ni.
Lepidodendron hexagonum ni.
Sagenaria VeUheiiniana ni.
ff Sagenaria aculeata Presl.
f Sagenaria acuminata m.
Sagenaria reraota m.
Sagenaria concatenata m.
Sagenariac spec. fragra.
Ancistrophylhun stigmariaefonne m.
Dechenia euphorbioides in.
Didymophyllon Schottini m.
Megaphytum Kuliianum m.
Megaphytum remotissimum m.
Megaphytum dubiuni m.
Megaphytum llollebeni Ung.
Knorria imbricata Stkunh.
Knorria longifblia in.
Knorria acicularis m.
Knorria Schrammiana in.
205
Stigmaria ficoidcs BkoinGxN.
Stigmaria ficoides [3 uatlulata m.
Stigmaria ficoides s sigillarioides ni.
Stigmaria ficoides C inaequalis m.
Stigmaria ficoides i) elliptica m.
Sicfillaria minutissima m.
Sigiilaria Voltzii Bkoagn.
Sigillaria densifolia Bkojngn.
Sigiilaria imdulata m.
Araucarites Tschikatschefiiaiius in.
€. Grg^ebnisse«
Wenn ich auch voraussetzen darf, dass binnen wenigen
Jahren, namentlich nach Veröffentlichung dieser Arbeit, man
im Uebergangsgebirge bald eine viel grössere Zahl von Ar-
ten entdecken dürfte, (50 beobachtete ich auf einem im Ver-
hältniss zur Ausdehnung der Uebergangsformation sehr klei-
nen Areal allein in Schlesien), so will ich doch nicht unter-
lassen schon jetzt einige Schlussfolgerungcn nach der gegen-
wärtigen Erkenntniss derselben zu ziehen.
1. Landpflanzen fehlen in den ältesten oder
silurischen Schichten, wie die in dieser Hinsicht
ganz besonders werthvollen Forschungen der
amerikanischen Geologen für Amerika nachge-
wiesen haben. Hoffentlich wird man auch balc
in Europa Aehnliches beobachten. Seepflanzer
und zwar Fucoiden beginnen auf unserer Erdr
die Vegetation. Jedoch können wir nicht behaupten, ob
schon mehrere von ihnen wie z. B. Harlania Hallii eine seh
eigenthümliche Organisation zu besitzen scheinen, (worübc -
erst spätere Forschungen uns Aufschluss ertheilen können^ ,
dass diese erste Vegetation sich so auffallend verschiedeu
von der unsrigen zeigte , wie dies von der Landvegetatioii
der Steinkohlenformation im Vergleich zu der gegenwärtige! \
gesagt werden muss.
15*
206
2. In Amerika wie in Europa treten die er-
sten Landpflanzen und zwar nur sehr vereinzelt
auf, beginnen jedoch schon mit bekannten Fami-
lien und Gattungen der Steinkohlenflora (Lyco-
podiaccen, Filices und Asterophylliten) vermischt mit See-
j)flanzcn (Fucoiden) , welche letztere gewisse Schichten wie
die der Cypridinenschiefer vielleicht ausschliesslich einnehmen.
3. Im Kohlen kalk sind die Pflanzen schon
zahlreicher, Fucoiden scheinen zu fehlen, wenigstens sind
sie bis jetzt noch nicht gefunden. Zu den vorhin genannten
Familien der Landptianzen treten Farrn in grösserer Man-
nigfaltigkeit hinzu, wie auch Stigmarien, Sigillarien, Nögge-
rathien und Coniferen, letztere zum Theil ohne Jahresringe.
Bei der srerinsen Zahl der Farrn lässt sich das Vorherrschen
der Neuropteriden wahrnehmen, was auch in den jüngeren
nächstfolgenden Formationen der Fall ist. Nächst ihnen tre-
ten die Sphenopteriden zuerst hier auf. Pecopteriden er-
scheinen erst in den folgenden jüngeren Schichten.
4. Die Flora des Posidonomyenschiefers ist
von der der jüngeren vielleicht dem Millstone grit der eng-
lischen Kohlenformatiun zu parallelisirenden Grauwacke, hin-
sichthch der Gattuns-en und Arten nicht wesentlich verschie-
CD
den , ja selbst in verschiedenen Gegenden wie am Harz und
in Schlesien haben sie mehrere Arten gemeinschaftlich. Fu-
coiden fehlen gänzlich, Equiseten namentlich Calamiten, Farrn
insbesondere die Gru})pe der Neuropteriden und Sphenopte-
riden herrschen vor, (Pecopteriden sind nur durch ein Paar
Arten vertreten). Nur eine Art, die Sagenaria acuminata, hat
diese Formation mit der älteren des Kohlcnkalks gemein, meh-
rere dagegen, (J an der Zahl, (Calamites cannaeformis, Sphc-
nopteris obtusiloba, Hymenophyllites dissectus, Cyatheites
asper, Sagenaria aculeata) mit der jüngeren der Steinkohlen-
formation.
5. Die Gesammtzahl sämnUlichcr in diesen verschiede-
nen Gebirgsschichten bis jetzt entdeckten Arten inclusive von
'J gewiss verschiedenen , aber nur Iragmentarisch erhaltenen
207
Filices
I
Arten, so dass sie nicht charakterisirt werden konnten, be-
trägt 121, welche folgenden Familien angehören:
Fucoiden 24 Arten,
Equiseten 14
Asterophylliten . . 4
Sphenopterides . . 16
Neuropterides . . 10
Pecopterides ... 3
Noeggerathiae . . 5
Lycopodiaceae . . 36
Sigillarieae .... 5
Stigraaria .... 1
Coniferae 3
121 Arten.
Sämmtliche Hauptfamilien der Kohlenformation mit allei-
niger Ausnahme der auch in dieser Formation nur sparsam
beobachteten Cycadeen und Palmen sind unter ihnen vertre-
ten. Hieraus scheint nun allerdings hervorzugehen, wie
auch Broagmaiit schon behauptete, dass in der
langen Periode von dem ersten Erscheinen der
Vegetation der Erde bis auf den rothen Sand-
stein, der die Steinkohlen bedeckt, keine we-
sentliche Verschiedenheit in der Vegetation in
den verschiedenen Schichten gefunden werde.
Ob aber wirklich die hier aufgestellte doch auch unverkenn-
bar sich herausstellende Reihenfolge der Entwickelung der
Vegetation sich ferner noch als richtig bestätigen wird, müssen
wir von der Zukunft erwarten, obschon ich es nicht bezweifle.
SiiAKPE und BuNBUKY fanden angeblich in Portugal grosse
Kohlenlager und Landpflanzen mit entschieden silurischen
Versteinerungen ; freilich dagegen sprechende Beobachtungen,
die wohl noch der Bestätigung bedürfen.
Druck von J. F. öturcke in Berlin.
Zeitschrift
der
Deutschen geologischen Gesellschaft.
3. Heft (Mai, Juni, Juli 1851.)
A. Verhandlnng^en der Greselliscliaft.
1. Protokoll der Mai -Sitzung.
Verhandelt Berlin den 1. Mai 1851.
J^ach Eröffnung der Sitzung durch den Vorsitzenden, Herrn
V. Carnall, wird das Protokoll der April-Sitzung verlesen
und genehmigt.
- Der Gesellschaft ist als Mitglied zueretreten :
Herr Dr. Frick in Zürich
vorgeschlagen durch die Herren Weiss, Beyrich und
V. Carnall.
Für die Bibliothek sind einoeg-anffen :
1) Als Geschenk der holländischen Gesellschaft der
Wissenschaft zu Harlem :
Naturkundige Verhandelingen van de hollandsche Maat-
schappij der Wetenshappen. Tu'eede Ve7%ameling. le deel.
Leiden 1851. — Dem im begleitenden Schreiben ausgespro-
chenen Wunsche der holländischen Gesellschaft der Wissen-
schaften entsprechend , wird derselben die geologische Ge-
sellschaft, mit Dank das erhaltene Geschenk aufnehmend, die
bisher publicirten Theile ihrer Zeitschrift zugehen lassen.
2) 0/ the vents of hot vapour in Tosca7iy and their
relations to ancient lines of fracttire and eruption. By Sir
liod. Imp. Murchison. (From the quart. joiirn. of the
geol. soc. of London for Nov. 1850. Vol. VI.) — Als Ge-
schenk des Verfassers.
3) Dr. AVessel : Descriptio geognostica regionis oribus
Zcits. d. d. geol. Ges. III. 3. 16
210
viadrinis circumjectae. Dissertatio geognostica. — Als Ge-
schenk des Verfassers.
Der Vorsitzende theilt liiernächst der Gesellschaft den
Inhalt verschiedener an den Vorstand eingegangener Schrei-
ben mit:
Herr Fraas in Bahlingen erklärt seine Bereitwilligkeit,
den bei der allgemeinen Versammlung in Grei/swald ihm
zugeschriebenen Theil der Arbeiten für Herstellung der von
der Gesellschaft zu bearbeitenden geognostischen Uebersichts-
karte von Deutschland zu übernehmen,
Herr v. Minmcekode in Dürrenherg bietet bei den Ar-
beiten für die geologische Karte für die Gegenden von Mer-
sehiirg , Zeitz und JSaumhurg seine Mitwirkung an , welche
die Gesellschaft mit Dank annimmt.
Herr Dr. Behäi in Stettin verspricht der Gesellschaft in
nächster Zeit die Resultate seiner Untersuchungen über die
o-eof>nostischen Verhältnisse der Gegend von Stettin mitzu-
theilen.
Ein zweites Probeblatt der Tafeln zu dem von Herrn
Fehd. Roe3IEk in Bonn unter Beihilfe der Gesellschaft be-
arbeiteten Werke über texanische Kreideversteinerungen wird
von dem Vorsitzenden zur Ansicht vorgelegt.
Hierauf sprach Herr AincH in einem umfassenden Vor-
trage über den geologischen Bau des caucasischen Gebirges.
Der Redner gab zuerst eine Darstellung von der eigenthüm-
lichen orographischen Configuraiion des Caucasus, und führte
specicll die geologischen Verhältnisse des nordwestlichen
Theiles des grossen in seinem ganzen Umfange durchforsch-
ten Gebirgssystems aus. Die Versammlung, welche mit leb-
haftestem Interesse dem inhaltreichen Vortrage gefolgt war,
erhielt vom Redner die erfreuliche Zusicherung einer aus-
führlicheren Mittheilung für die Zeitschrift der Gesellschaft.
Hierauf wurde die Sitzung geschlossen.
V. w. o.
V. Caknall. Bevkk h.
211
Protokoll der Juni -^ Sitzung.
Der Vorsitzende, Herr Karsten, eröffnet die Sitzung.
DasPiotokoll der Mai-Sitzung wird verlesen und genehmigt.
Der Gesellschaft ist als Mitglied beigetreten :
Herr Professor Dr. Bralk in Berlm
vorgeschlagen durch die Herren L. v. Buch, Ewald
und Beyrich.
Für die Bibliothek der Gesellschaft ist eingegangen:
Archiv für wissenschaftliche Kunde von Russland.
Band 9. Heft 3.
Briefliche Mittheilungen der Herren Haidiivger, F. Sand-
berger, Reuss und V. Strombeck wurden zum Vortrage
gebracht. Herr Haidinger giebt der Gesellschaft die er-
freuliche Zusicherung, für den österreichischen Staat die
Leitung der erforderlichen Arbeiten zu der geognostischen
Uebersichtskarte von Deutschland übernehmen zu wollen.
Desgleichen erklärt sich Herr Sandberger bereit, den zu
Greifsivald ihm überwiesenen Theil der Arbeit übernehmen
zu wollen.
Herr Tamnau legte einige Stücke von Süsswasserkalk
mit Planorben und Lymnäen aus Böhmen vor, deren Ge-
stein durch eine Meno;e von eingeschlossenen schwarzen
Krystallen , — theils Plornblende , theils Augit — ein fast
porphyrartiges Ansehen hat. Redner nimmt an, dass diese
Krystalle aus den in der Nachbarschaft verbreiteten vulkani-
schen Tuffbildungen ausgewaschen und mechanisch mit dem
sich niederschlagenden Kalk gemischt seien.
Herr Beyrich theilt hi€rnach die Resultate mit, zu wel-
chen eine Untersuchung der von Herrn Ferd. Roemer in
tertiären Thonen der Gegend von Osnabrück aufgefundenen
Conchylien geführt hat.*) Von eocänen Arten befinden sich
*) Ferd. Roemer : Vorläufige Notiz über die Auffindung einer eocä-
nen Tertiärbildung in der Gegend von Osnabrück. Band II. dieser Zeit-
schrift S. 233 fgg.
16*
212
darin nur einige wenige und nur solche, 'welche durch das
ganze Tertiürgebirgc verbreitet, also auch in miocänen und
pliocänen Tcrtiärbildungen gekannt sind, wie Typhis horri-
dus und Dcntalium entalis. Von charakteristischen Arten
jüngerer (miocäner und pliocäner) Tertiärbildungen treten
hervor Conus antediluvianus Brug., Pyrula reticulata Lam.,
Fusus politus Rein., Natica Guilleniini Payr., Turritella sub-
angulata Broc. , Cytherea multilamella Lam., Isocardia Cor
Lam., Limopsis aurita Broc, Liniopsis niinuta Phil. Die
tertiären Thone von Osnahrück können hiernach nicht für
eine eocäne Tertiärbildung gehalten werden, sondern dürften
in der nächsten Altersverbindung stehen mit den länger schon
gekannten Tertiärmergeln von Osnahrück, welche denen des
Doberges bei Bünde und den Ablagerungen von Freden,
Dieckholz und Kassel gleich stehen. Von Interesse ist, dass
sich unter den Conchylien von Bersenhrück die drei Arten
befinden, welche Goldfüss von Griffel bei Wintersivyck in
Geldern beschrieben hat, Astarte concentrica, Cardita cha-
maeformis und Isocardia Cor. Eine Vergleichung des Tho-
nes von Osnahrück mit dem Septarienthon der Mark Bran-
denburg ist unstatthaft.
Redner schloss an vorstehende Mittheilung einige wei-
tere Betrachtungen an über die Beziehungen zwischen den
verschiedenen norddeutschen Tertiärbildungen und den bel-
gischen Systemen, welche Du3ro>'T in dem am 10. Novem-
ber 1849 in der belgischen Akademie der Wissenschaften
gelesenen Bericht über die geologische Karte von Belgien
unterscheidet. Die sämmt liehen norddeutschen Tertiär-
bildungen dürften nur den drei von Dumokt für miocän er-
klärten Systemen, dem Systeme t07igrien, ritpelien imd hol-
derien, gleichstehen. Den sichersten Horizont giebt das
Systeme rupelien ab, welches die Thone von Boom und Baesele
einschiicsst, denen der Septarienthon der Mark Brandenburg
vollkommen ident ist. Diesem System können vielleicht noch
in Norddcutschland als ein jüngeres sandiges Glied die Ab-
lagerungen angehören, aus welchen das Sternberger Gestein
213
herstammt. Dem Sf/steme tongrien können mit Sicherheit
die grünen sandigen oder thonigsandigen Ablagerungen pa-
rallelgestellt werden , welche in der Gegend von Magdeburg
theils das Braunkohlengebirge, theils unmittelbar das ältere
Flözgebirge bedecken , und welche vom Redner unter der
Benennung des Magdeburger Sandes unterschieden wurden.
Dem Sijsthyie holderien dürften die typisch miocänen Ablage-
rungen der Gegend von Osnabrück , Bände, Hüdeslieim und
Kassel zugestellt werden, wahrscheinlich auch die in Holstein,
auf der Insel Sylt und die von Lüneburg. Die Frage , ob
es richtiger sein würde, die beiden älteren Systeme, das
Systeme tongrien und rtipelien, obereocäne oder unterniiocäne
Tertiärbildungen zu nennen, bedarf noch einer weiteren Prü-
funfj und ist vielleicht gleichgültig. Der aus den Lagerungs-
Verhältnissen deducirten Ansicht Dumont's, dass die Thone
des Systeme rupelien nicht , wie d'Archiac glaubte , dem
London-clay gleichstehen, sondern noch über dem die Aequi-
valente des Pariser Grobkalkes in der Gegend von Brüssel
bedeckenden Systeme tongrien als eine entschieden jüngere
Bildung folgen, muss man bei Vergleichung der norddeut-
schen Verhältnisse beipflichten. Der Septarienthon der Mark
Brandenburg ist, wie die mit den Thonen von Boojn ganz
übereinstimmende Conchylienfauna desselben zeigt, kein Lon-
don clay. Für die norddeutschen Verhältnisse wird das
Resultat wichtig, dass, wenn man fest auf die relativen Al-
tersbestimmungen der belgischen Tertiärbildungen durch Du-
MONT fussen darf, die ältesten norddeutschen conchylien-
führenden Tertiärablagerungen, man möge sie noch eocän
oder schon miocän nennen, jünger sind als der Grobkalk
von Paris und der London-clay.
Hierauf wurde die Sitzung geschlossen.
V. w. o.
Karsten. Beyrich
214
3. Protokoll der Juli-Sitzung.
Verhandelt Berlin den '2. Juli 1851.
Der Vorsitzende, Herr v. Caunall, eröffnet die Sitzung.
Das Protokoll der Juni-Sitzung wird verlesen und genehmigt.
Als Mitglied ist der Gesellschaft beigetreten:
Herr v. Labecki, technischer Rath in der Bergwerks-
Abtheiluns des Finanz-Ministeriums zu Warschau
vorgeschlagen durch die Herren Karstex, Noegge-
RATH und V. Carnall.
Für die Bibliothek der Gesellschaft sind eingegangen:
1) Jahrbuch der Kaiserlich -Königlichen geologischen
Reichsanstalt. 1850. I. Jahrgang. No. 2. April, Mai, Juni.
2) Archiv für wissenschaftliche Kunde von Russland.
Band 9. Heft 4.
3) Address delivercd al the anniversary meeting of the
geological society of Lo7idon , on the 2 ist of February 1851.
By Sir Charles Lyell, President of the Society. London
1851. — Als Geschenk des Verfassers.
Der Vorsitzende legt der Gesellschaft eine von einer
geognostischen Karte begleitete Abhandlung des Bergge-
schwornen Herrn Wagner im Revier Oderberg vor, betref-
fend die in muldenförmigen Vertiefungen abgesetzten Eisen-
steinlagerstätten des rheinischen Schiefergebirges im Agger-
und Wiehlthale. Der Verfasser wird jcrsucht werden, die Ab-
handlunfr in der Zeitschrift der Gesellschaft zu- veröffentlichen.
Herr G. Rose legete der Gesellschaft eine aus dem Me-
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teoreisen von Schwetz geschnittene Platte vor und machte
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eine Mittheilung über die Entdeckung dieser Eisenmassc.
Dieselbe wurde im vorigen Jahre bei den Erdarbeiten für
die Ostbahn auf dem linken Ufer des Schwarzwassers bei
Schtvetz an der Weichsel etwa 4 Fuss unter der Oberfläche
gefunden; sie wurde von den Arbeitei-n in mehrere Stücke
zerschlagen, was in der Masse schon voi-handene natürliche
Klüfte, nach der Beschaffenheit der Oberfläche derselben zu
urtheilen, erleichterten ; ein Theil derselben wurde auch aus-
215
gesclimiedet. Die Königl. Mineralien - Sammlung gelangte
in den Besitz aller Stücke, welche zusammengelegt auch
noch ziemlich ein Ganzes ausmachten und 43 Pfund 8 j Loth
Preuss. wogen. Einige Versuche hatten gezeigt, dass die
Eisenmasse Nickel enthielt ; ausserdem fanden sich auch,
wie in andern Meteoreisenmassen kleine Stücke Schwefel-
eisen eingemengt, die beim Wetzen des Eisens den Geruch
von Schwefelwasserstoftgas verbreiteten. Aus dem einen der
Stücke der Eisenmasse wnirde die oben erwähnte Platte ge-
schnitten, auf welcher , nachdem sie der Berichterstatter mit
verdünnter Salpetersäure geätzt hatte , sehr schön die Wid-
MANSTAETTEiN'schen Figuren hervorgetreten waren. Von die-
ser Platte waren, wie von einer Kupferplatte, Abdrücke ge-
macht, welche gut gerathen und zur Ansicht vorgelegt waren.
Derselbe berichtete ferner über den am 17. April d. J.
Abends 8 Uhr bei Gütersloh in Westphalen gefallenen Me-
teorstein. Derselbe war von dem Colonisten Dipenbrock,
der etwa zwei Büchsenschüsse von der Stadt wohnend auf
seinem Hofe die Feuerkugel gesehn und nach einigen Minu-
ten auch das Geräusch eines fallenden Körpers gehört hatte,
am Morgen des folgenden Tages gefunden. Er lag etwas
weiter als der Colonist vermuthet hatte, 150 Schritte von
dem Orte , wo er die Feuerkugel gesehen, auf einem fest-
getretenen Fusspfade, worin er sich If Zoll tief eingedrückt
hatte. Durch die Bemühungen des Dr. Stohliviann in Gü-
tersloh kam der Meteorstein ebenfalls, fast ganz vollständig
bis auf ein kleines abgeschlagenes Stück in den Besitz der
Köniolichen Sammlung. Der zur Ansicht vorgelegte Stein
hat ungefähr die Gestalt einer vierseitigen an ihrer Spitze
abgestumpften Pyramide und wiegt 1 Pfund 26 j Loth Pr.
Die äussere schwarze Rinde ist glanzlos. Sein Inneres be-
steht aus einer graulich-weissen matten Masse mit unebenem
Bruche und häufigen kleinen kugelig abgesonderten Stücken,
wie sie so häufig in den Meteorsteinen vorkommen. Gedie-
gen Eisen ist in feinen Theilen, die jedoch zuweilen die
Grösse eines Stecknadelknopfes haben, in der ganzen Masse
216
eingesprengt. Der Meteorstein gehört iilso zu der gewöhn-
lich vorkommenden Art.
Herr G. Rose legte darauf noch ein neues Vorkommen
des Gymnits aus dem Fleimser Thal in Tyrol vor , das ihm
von dem Apotheker Herrn Oellacher in Innspruck nebst
einer Beschreibung und chemischen Analyse zugeschickt war*).
Herr Beyrich berichtete über ein von Herrn Krull
beobachtetes Vorkommen des Magdeburger Sandes auf
der Grauwacke bei Magdehurg, über dessen weitere Verbrei-
tung daselbst neuerhchst einige Mittheilungen von Herrn
Dr. Andrae bekannt gemacht wurden (die geogn. Verh.
Magdeburgs S. 14 — 16). Herr Krull beobachtete in dem
zwischen Magdehurg und Neustadt befindlichen Steinbruche
des Herrn G. E. Broesel eine Ablagerung von grünlichem,
glauconitreichem, thonigem Sande, welche in der Mächtigkeit
von wenigen Zollen bis zu einem Fuss schwankend an allen
Punkten des Bruches unmittelbar der Grauwacke aufliegt.
Sowohl die Beschaffenheit der Masse wie die zahlreich darin
vorkommenden und gesammelten Conchylien lassen keinen
Zweifel, dass diese Ablagerung dem grünen Sande, Mag-
deburger Sande, welcher bei (F6?i7^r^g'^//e und an anderen
Orten der Gegend von Egeln unmittelbar den Braunkohlen
aufliegt, zugehöre. Unter den Conchylien befinden sich je-
doch mehrere Arten , wie Nucula Deshayesiana und Cassi-
daria depressa, welche bisher dem Magdeburger Sand fremd
und nur im Septarienthon gekannt waren. Nur an einer
Stelle des BROESEL'schen Steinbruches, auf eine Länge von
20 Fuss beobachtbar, lag über jenem grünlichen conchylien-
relchen Sande noch eine andre 2 — 2y Fuss mächtige Schicht
von bläulichem , mit Gelb untermischtem Thone, worin eine
fussgrosse septarienartige Ausscheidung aber keine Conchy-
lien gefunden wurden. Vielleicht geliört diese Thonschicht
schon dem Septarienthon an, welchen der Berichterstatter in
der Gegend von Magdehurg auf der rechten Thalseite der
*) Siehe in den briclüclicii Mittiicüuuycu.
217
Elbe in grosser Erstreckung ; zwischen Hohemoarthe und
Gross-Losstau unter dem bedeckenden Diluvium zu Tage ge-
hend beobachtete.
Herr v. Cahnall gab eine Uebersicht von den Gebirgs-
lagen , welche in dem Salzbohrloche auf dem Hofe der Sa-
line zu Stassfurth durchbohrt worden sind. Die Nachweisung
der durchstossenen Schichten ist dem gegenwärtigen Proto-
kolle beigefügt. Das Bohrloch, welches in buntem Sandstein
angesetzt wurde, ging in Sandstein- und Kalkstein-Schich-
ten und Gyps bis zu 826 Fuss Teufe fort, und erreichte
hier das Steinsalzgebirge, in welchem noch 1025 Fuss fort-
gebohrt ist, worauf die Arbeit in 1851 Fuss gesammter Teufe
eingestellt wurde. Merkwürdig ist das Vorkommen von Bit-
tersalz in dem oberen Theile des Steinsalzgebirges, so wie
der Umstand, dass die Zunahme der Temperatur hier nicht
der Tiefe entspricht. Man beabsichtigt das Gebirge durch
Schachtabteufen zu untersuchen.
Herr Plettner legte das Manuskript einer grösseren Ar-
beit über das Braunkohlengebirge der Mark Brandenburg vor,
mit Karten, Profilen und Grubenplänen, und gab in Erwei-
terung seiner früheren der Gesellschaft gemachten Mittheilun-
gen eine allgemeine Uebersicht von dem Inhalte derselben.
Das Braunkohlengebirge in den untersuchten Gegenden ist
eine wesentlich sandige Ablagerung, welcher die Braunkohlen
eingelagert sind und welche wegen Auflagerung der marinen
Tertiärbildungen als eine marine sandige Formation zu be-
trachten ist. Der Sand des Braunkohlengebirges zeichnet
sich dadurch aus, dass er stets frei ist von Feldspathbeimen-
gung. Als allgemein verbreitete das Braunkohlengebirge zu-
sammensetzende Gebirgsarten sind zu unterscheiden : der
Formsand, welcher aus ganz kleinen Quarzkörnern und
kleinen Glimmerblättchen besteht; der Kohlensand, wel-
cher mit blossem Auge wahrnehmbare Sandkörner hat, die
nicht eckig, sondern rundlich sind; und der Letten, eine
festere Masse, welche ein Gemisch ist von Thon, Sand, spär-
lich beigemengten Glimmerblättchen und etwas eingespreng-
218
tem Schwefelkies. Die Braunkohlen zeigen keine o-rosse
Variationen, und die verschiedenen unterschiedenen Abände-
rungen wie Formkohle, Knorpelkohle und bituminöses Holz
"weichen von einander mehr nur in der Festigkeit als in wesent-
lichen Merkmalen ab. Das Alaun erz unterscheidet sich
von dem Letten nur durch grösseren Schwefilkiesgehalt ; es
liegt gewöhnlich über den Braunkohlen, wie die an vier
Lokalitäten beobachtete entschiedene Auflagerunsi: zeict : nur
an einer Lokalität, bei Bukow, liegen auch noch über dem-
selben Braunkohlen. Ueber dem Alaunerz liegt der Sep-
tarienthon, dessen Lagerung zu den Braunkohlen bei
Bukoiv, bei Stettin und bei MUncheherg zu beobachten ist.
In der Reihenfolge und Lagerung der verschiedenen Schich-
ten, welche das Braunkohlengebirge zusammensetzen, findet
ein grosses Schwanken statt; indess kommt nie Thon zwi-
schen den Flözen vor. Man unterscheidet eine sogenannte
liegende und eine hangende Flözpartie, die erstere weniger
verbreitete ist dem Kohlensand, die letztere dem Formsand
eingelagert. Das gesammte Braunkohlengebirge befindet sich
nirgend in ungestörter horizontaler Lagerung , sondern oft
sehr stark geneigt und sogar übergekippt; es bildet gewöhn-
lich Sättel und Mulden und zeigt Verschiebuniien und Ver-
stürzungen, wie man sie sonst nur in festem Gestein zu fin-
den gewohnt ist. Redner ist der Ansicht, dass nur mecha-
nische Hebungen diese Lagerungserscheinungen hervorrufen
konnten, und dass die Hebung vor Ablagerung der Dihivial-
formation erfolgt sein muss, deren Schichten überall horizon-
tal liegen. In Betreff der Bildungsweise der Kohlen wird
die Ansicht geltend gemacht, dass die Pflanzen, welchen sie
ihren Ursprung verdanken, nicht an Ort und Stelle gewach-
sen sein können , vielmehr eine Zusammenschwemmung des
Materials stattgefunden haben müsse. Hierfür spricht die
Mächtigkeit einzelner Flöze und der Umstand, dass sich nie
Wurzeln oder Stubben in den Flözen vorfinden; das bitumi-
nöse Holz zeigt sicii inuner nur fiacli ausgebreitet confbrm
der Lage der Schichten, von welcher Kegel nur bei Ziele/nig
219
eine Ausnahme bekannt geworden ist. Bernstein ist nie in
der Braunkohle gefunden. Die Bestimmung des Alters des
Braunkohlengebirges ist abhängig von derjenigen der auflie-
genden marinen Tertiärbildungen, welchen dasselbe zuge-
rechnet werden muss.
An den Vortraor des Herrn Plettner schloss sich eine
Diskussion über das Vorkommen aufrechtstehender Baum-
stämme in der Braunkohle, an welcher sich besonders die
Herren v. Oeynhausen und v. Caunall betheiligten. Von
ersterem Avard namentlich auf das von Goeppert beschriebene
Vorkommen des grossen auf eine Braunkohlenmasse aufge-
wachsenen Stammes mit deutlichen Wurzeln zu Laasaii bei
Sclnoeidnit% hingewiesen .
Hiernächst le2:te der Vorsitzende die beiden Blätter der
von der Gesellschaft o-eognostisch zu bearbeitenden Karte von
Deutschland, deren Stich jetzt beendet ist, zur Ansicht vor.
Herr Rammelsberg machte in Bezug auf den Vortrag
des Herrn G. Rose einige Mittheilungen über das chemische
Verhalten des Meteoreisens von Schwetx. Dasselbe enthält
Nickel und Kobalt. Merkwürdig ist, dass es beim Auflösen
in Säuren nicht den Rückstand hinterlässt, der bei andern
Meteoreisen , welche die WiD3iANSTAETTE?<'schen Figuren
nicht so deutlich zeigen, zurückbleibt. Was hier zurück-
bleibt, ist nur ein kohliger Bestandtheil, der mit zufällig zu-
gekommenen Sandkörnern gemengt ist.
Eine neuerlich vom Redner ausgeführte Analyse des
Meteorsteins von Stan7iern hat das Resultat ergeben, dass
derselbe dem von Juvenas ganz gleich aus Anorthit und Augit
zusammengesetzt ist.
Derselbe thellte ferner noch den wesentlichen Inhalt zweier
von Herrn Delesse in Paris Ihm zugesendeten Arbeiten mit
über den antiken rothen Porphyr und über Syenit.
Hierauf wurde die Sitzung geschlossen.
V. w. o.
V. Carnall. Beyrich.
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222
B. Briefliche Mittlieiliiiig^eu.
I. Herr Oellachfk an Herrn G. Rose.
Innsbruck, den 10. April 1851.
Unser Land Tyrol ist reich an Mineralien, aber arm an
eigentlichen Mineralogen. Doch sind zwei Beamte hier, Herr
Baudirektions- Direktor Liebekek (der vor mehreren Jahren
ein von Haidiager nach ihm benanntes und von mir che-
misch untersuchtes Mineral, den Liebenerit. in Südtvrol auf-
fand) und der Baudirektions- Adjunkt Vokhalsek, welche
gewiss allen Anspruch auf gebildete Mineralogen haben.
Insbesondere verdient ihre scrupulüse Genauigkeit in Wahr-
nehmung der äusseren Kennzeichen nach Weuaer hervor-
gehoben zu Averden, so wie ihr materieller Fleiss in Berei-
sung des Fleimser -Fassa- Thaies , wodurch es ihnen schon
öfters gelang, neue Mineralien oder wenigstens ein neues
Vorkommen aufzufinden.
Derselbe Fall trat vor einiger Zeit mit einem gymnit-
artigen Mineral aus dem Fleimser-Thale ein, wovon ich Ih-
nen anruhend einige Stücke zur Prüfung und ferner noch
die Abschrift der von Herrn Vokhau.ser verfassten Beschrei-
bung desselben übersende.*) Es sind eigentlich drei Mine-
*) Die Beschreibung lautet, wie folgt :
„Krystiillsjstem : Hexagonal. Kernform : Rhomboeder.
Es zeigen sich hie und da rhomboedrischc Absonderungen oder ein
versteckter Blätterdurchgang, besonders in den schaligcn Absonderungen ;
die Scheitelkanten zu 77 ", die llandkanten zu 103 * — mit dem Hand-
goniometer.
Harte des gelben, halbdurchsichtigen Fossils 2,5 — 3,0
Härte des weissen musuhligen (verhärteten) Fossils . . . 2,0 — 2,5
Härte des weissen zerrciblichen (erdigen) Fossils .... 1,0
Spec. Gew. des gelben durchscheinenden dichten Fossils 1,936—2,105
Specifisches Gewicht des weissen Fossils 1,483
Fundort; im h'lcimser Thal.
Bricht derb, in dreierlei, stets mit einander verbundenen, theils scharf-
getrennten, theils ineinander übergehenden Gangtrümmern im Serpcu-
tin. Das Hauptfossil ist körnig, von Haselnussgrüsse bis zum Hirsekorn,
223
ralicn , wovon das feste krystallisirte. oder wenn mau will,
diclite, das Hauptmineral ist; die beiden andern weissen er-
digen aber, nach meiner Ansicht. Verwitterungs-Produkte
des ersteren, in verschiedenen Stadien des U eberganges,
bilden.
Ich habe das dichte, gelbliche, Mineral mit anscheinen-
theils schalig, gelb, von lichtweingelber Farbe bis in das dunkle Ho-
niggelbe. Glas- bis fettglänzend ; schimmernd bis matt. Durchsichtig,
halbdurchsichtig bis stark durchscheinend.
Bruch muschlig bis eben, auch versteckt blättrig, selten ins Splittrige.
Dem Aeusscrn nach im Bruche, Glänze, Durchscheinenheit und Farbe dem
gelben arabischen Gummi täuschend ähnlich.
Das weisse milchweiss ins Bläulichweisse; Bruch muschlig bis eben
und ins Erdige. Wachsglanz bis Glasglanz. Durchscheinend an den
Kanten. Ganz dem milchweissen Opal ähnlich und nur durch die gerin-
gere Härte davon zu unterscheiden. Hängt etwas, ja das erdige sehr
stark, an der Zunge und saugt begierig Wasser ein, wodurch es durch-
scheinender wird. Das pulvrige wird, in Wasser gelegt, wieder dicht und
opalisirt bei auffallendem Lichte ins Bläuliche, bei durchfallendem ins
Gelbe.
Alle drei Abänderungen sehr spröde, jedoch milde.
Das Vorkommen ist stets gemengt in der Art, dass im festen weissen
Fossil das gelbe Fossil in Körnern eingebettet erscheint, oder in Schalen
von 1 — 2 Linien Stärke wechselt, wobei des gelben gewöhnlich mehr als
des weissen sich zeigt. Das weisse zeigt mehr eine Tcigbildung oder
Schalen, welche bald flach liegen, bald auch gewunden sind. Zuweilen
ist das weisse mit bräunlichschwarzen Dendriten auswendig sowohl als
innen geziert.
Das weisse zerbricht sehr leicht und scheint eine dem Perlstein ähn-
liche Struktur zu haben.
Der Strich ist weiss und glänzend bei dem gelben wie bei dem weissen.
Strichpulver weiss.
Je weniger durchscheinend, desto mehr Wasser einsaugend.
Fühlt sich etwas fettig an.
Wird von verdünnten Säuren nicht angegriffen. Das gelbe verliert
aber in Salpetersäure nach längerer Zeit die Farbe und wird wasserhell,
während die Säure spargelgrün sich färbt. Giebt im Glaskolben viel
Wasser. Beide Arten verknistern vor dem Löthrohr bei schneller Er-
hitzung, Avas sie bei allmäliger nicht thun. Bei starker Flamme an den
Kanten schwierig schmelzbar. Bei längerem und starkem Glühen phos-
phoresziren sie und scheinen an den Kanten faserig zu werden und
graulich.
Mit Boraxglas zerbröckelt es , wird weiss, bleibt aber ungelöst und
lässt die Kugel übrigens wasserklar."
224
der krystallinischer Textur, einer sorgfältigen chemischen
Untersuchung unterworfen, wovon ich das liesultat hier fol-
gen lasse.
Durchsichtiges krystallinisch es, gelbes Mine-
ral vom Fleimser Thal in Tyrol:
Kieselsäure 40,40
Bittererde 35,85
Wasser 22,Ü0 9S,85
Chlor \
Phosphorsäure > Apatit 0,77
Kalkerde )
Eisenoxyd . . . . . 0,38 1,15
100,00 100,00
(2 Grammes wurden auf Flusssäure und 1 Gramme auf
Borsäure besonders untersucht; von beiden aber fand sich
keine Spur vor.)
Obgleich der Gehalt an Apatit in diesem Mineral ohne
Zweifel die Ursache einer äusseren Eigenschaft desselben,
nämlich seiner ausgezeichneten Phosphorescenz im Dunkeln
und kurze Zeit nach dem Erwärmen ist, somit nicht davon
getrennt werden kann, ohne den Inbegriff aller Eigenschaften
zu schmälern, so ist es doch auch wieder richtig, dass man
diesen sehr geringen Gehalt an Apatit nicht in die chemi-
sche Zusammensetzung aufnehmen kann, und er daher, gleich
dem Eisenoxyd, als zufälliger Gemengtheil angeschen wer-
den muss.
Berücksichtigt man also nur obige 98,85 1 des reinen
Minerals und dividirt man die einzelnen Procente der Be-
standtheile durch ihre Atomgewichte, so verhalten sich die
Quotienten der Kieselsäure, Bittererde und des Wassers wie
7,00 : 13,91 : 20,09 oder in ganzen Zahlen Avie 1:2:3.
Hiernach auf 98,85 ^ berechnet würde sich die Zusam-
mensetzung des Minerals auf folgende, mit dem wirklichen
Resultate der obigen Analyse übrigens sehr nahe zusammen-
stimmende Weise darstellen:
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Kieselsäure . . . 39,87
Bittererde .... 35,66
Wasser ..... 23,32
Chlor ^
Phosphorsäure > . 0,77
Kalkerde j
Eisenoxyd .... 0,38
100,00
Die Zusammensetzung des untersuchten Minerals ist
daher höchst einfach und es kommt ihm folgende chemische
Formel zu:
Mg Si 4- Mg Ü'
Das Mineral ist somit ein neutrales Doppelsalz, beste-
hend aus 1 Atom einfach Bittererde - Silikat und 1 Atom
Bittererde-Hydrat; in beiden Verbindungen verhält sich der
Sauerstoff der Basis zu jenem des electronegativen Bestand-
theiles wie 1:3.
Wird vom Apatit und dem Eisenoxyd abgesehen, so
ergiebt die Berechnung nach obiger Formel folgende procen-
tische Zusammensetzung des reinen Minerals:
Kieselsäure . 40,34
Bittererde . 36,07
Wasser . . . 23,59
100,00
welches somit die depurirte reine Zusammensetzung des Mi-
nerals ist.
Ich habe in den mir zu Gebote stehenden Werken nach-
gesehen und finde nirgends ein Bittererde-Mineral, welchem
obige Formel zukäme. Gewöhnlich sind es f kieselsaure
Bittererde - Verbindungen mit Wasser z. B. Picrosmin, Pi-
krophyll, Aphrodit, Monradit etc. Der Serpentin ist f kie-
selsaure Bittererde mit Bittererde-Hydrat und hat die com-
plicirtere Formel 2 Mg^ Si^ -h 3 Mg H*^ , während der
Speckstein nur neutrale kieselsaure Bittererde ohne Wasser
= Mg Si und der Meerschaum neutrale kieselsaure Bitter-
erde mit Wasser, = Mg Si + 2 H ist.
Zeits. d. d. geol. Ges. III. 3. 17
226
Gleich nach der Auffindung des Minerals durch Herrn
LiEBENER, im Norembcr v. J. wurde das Mineral von mir
untersucht und da ich damals durch Wintergeschäfte anderer
Art sehr gedrängt war, so schrieb ich Ihnen damals nicht;
theils aus diesem Grunde , theils weil ich noch in der Er-
wartung einiger Stücke des Minerals war, welches ich Ihnen
einsenden wollte- Weil aber Liebener mit Prof. Haidiivger
in Wien in Correspondenz steht, so übergab ich ihm das
obige Resultat der Analyse, um Herrn Haidinger hievon zu
benachrichtigen. Letzterer schrieb nun am 29. November
1850 an Herrn Liebener seine Ansicht und sprach sich
dahin aus , dass das Mineral aller Wahrscheinlichkeit nach
Gymnit sei und in diesem Falle das erste bekannte euro-
päische Vorkommen, indem der Gymnit bisher nur in Balti-
more in Nordamerika aufgefunden worden wäre ; Thomson
habe ihn dort untersucht und sein Resultat stimme mit dem
raeinigen sehr nahe zusammen ; denn nach Thomson bestehe
der Gymnit von Baltimore aus
Kieselsäure . 40,16
Bittererde . . 36,00
Wasser . . . 21,60
97,76
Diese Achnlichkeit ist allerdings sehr gross. Die Quo-
tienten der Atomgewichte verhalten sich hienach: Kiesel-
säure : Bittererde : Wasser = 6,96 : 13,95 : 19,20 oder ein-
facher = 1:2: 2,76. Herr Haiüinger fügt übrigens bei,
dass er das Mineral als amorph und auch in den durch-
sichtigsten Stücken keine S[)ur von krystallinischem Gefüge
wahrgenommen habe. So weit Herr Haidinger.
Wie ich hörte, soll auch v. Kobell in München dieses
Mineral bereits erhalten haben durch den hiesigen Mineralien-
händlcr Augustin; was dieser davon hält, weiss ich nicht;
eben so wenig, ob er es untersuchte, denn ausser Ihnen und
Prof. Haidinger habe ich Niemandem obige Analyse mit-
getheilt.
Die Frage ist nun, ist dieses Mineral Gymnit oder eine
227
ganz neue Species? Ich glaube letzteres und sollte auch die
Zusammensetzung ganz die gleiche sein (was noch sehr die
Frage ist), so bin ich individuell der Meinung, dass we-
nigstens diese beiden Mineralien, der Gymnit von Balti-
tnore und dieses Mineral aus Fleims isomere Species
seien, die sich wie Kalkspath und Arragonit zu einander
verhalten. Denn nach Liebener ist dieses Mineral viel wei-
cher und spröder, als der eigentliche Gymnit, welcher nach
ihm viel härter und zäher sein soll.
Ich überstelle nun das entscheidende Urtheil Ihrer
Auctorität und ersuche Sie das Kesultat, wenn Sie einen
interessanten Aufschluss erhalten, in öffentlichen Blättern den
Freunden der Naturwissenschaften vorzuführen, üebrigens
war ich der Erste, der das Mineral untersuchte und Sie kön-
nen daher meinen Namen hiebei nennen, wodurch ich mich
geehrt fühle; so wie meine Ansichten hierüber.
Vom fraglichen Mineral giebt es übrigens , wie schon
Eingangs erwähnt, noch zwei amoi'phe weisse erdige Varie-
täten, welche in den übersendeten Stücken deutlich wahrzu-
nehmen sind. Ich habe hiemit keine quantitativen Versuche
bisher noch angestellt, wohl aber einige qualitative vorge-
nommen, aus denen hervorgeht, dass sie nicht nur diesel-
ben Bestandtheile haben, wie das dichte gelbliche Mineral,
sondern ausserdem auch noch Kohlensäure enthalten. Die
weisse, mehr erdige Varietät hat aber mehr Kohlensäure, als
die weisse mehr verhärtete Varietät, welche letztere nur sehr
wenig Kohlensäure enthält. Man gelangt daher zu dem
Schluss, dass
1) die beiden weissen Varietäten nichts anders, als Ver-
witterungsprodukte des untersuchten dichten gelblichen Mi-
nerals sind;
2) dass das letztere zuerst in die weisse verhärtete
und diese dann weiter in die weisse erdige Varietät über-
gehe. Die weisse erdige Varietät ist daher das letztere Sta-
dium der Verwitterung und kann möglicherweise eine für
sich bestehende Species sein;
17*
228
3) dass der Verwitterungsprocess des dichten gelblichen,
quasi -krystallinischen Minerals wesentlich in einer Auf-
nahme von Kohlensäure bestehe. Ob nun durch die
Kohlensäure der Atmosphäre eine äquivalente Menge Was-
ser ausgeschieden werde — denn die zwei erdigen Va-
rietäten enthalten viel weniger Wasser, wie das gelbliche
dichte Mineral — oder ob zugleich auch das Silikat der
Bittererde zersetzt werde, in welchem Falle dann ein me-
chanisches Gemenge von (unzersetztem Mineral) abgeschie-
dener Kieselsäure und Hydro- Carbonat der Bittererde, (ähn-
lich der Magnesia muria) zurückbleiben raüsste, können nur
quantitative Analysen entscheiden.
Nachträglicher Zusatz.
Das gymnitartige Mineral entwickelt, in Wasser gelegt,
viele Luftblasen. Es lässt sich daher auf gewöhnliche Weise
das specifische Gewicht desselben nicht genau bestimmen und
es muss folglich die Angabe des specifischen Gewichts nach
Herrn Vorhauser, der das Mineral im Wasser wog, von dem
wirklichen specifischen Gewicht abweichen. Ich habe daher
selbst das specifische Gewicht des gelben durchschei-
nenden dichten Minerals auf folgende Weise bestimmt :
1,354 Grammes des reinen unverwitterten gelben dichten
Minerals wurden in der Luft gewogen. Hierauf wurde ein
passendes Gläschen mit eingeriebenem Glasstöpsel mit destil-
lirtem Wasser bei -+- 12 " R. gefüllt, welches =
82,492 Grammes
wog. Nachdem jetzt die 1,354 Grammes
hineingegeben, ein paarmal zur Entwick-
lung der äusseren anhängenden Luftblasen
geschüttelt wurde und das Gläschen mit
destillirtcn Wasser schnell vollgefüllt und
zugestöpselt worden war, wog Gläschen,
Wasser und Mineral zusammen ~ 83,212
Gewichts-Zunahme = 0,720 Grammes
229
Es sei X = dem Gewichte des vom Mineral verdrängten
Wassers, so ist x -f- 0,720 = 1,354; somit x = 0,634
0,634 : 1,354 = 1,000 : 2,136.
Das Mineral von Fleims hat somit ein specifisches Ge-
wicht = 2,136.
(Das specifische Gewicht des eigentlichen Gymnits ist
nach Haidinger's Mineralogie 1845 pag. 515 = 2,216).
Nachdem obige 1,354 Grammes Mineral 24 Stunden
lang im Wasser gelegen hatten, entwickelten sich zusehends
eine Menge Luftblasen, während das Mineral schön gelb,
glänzend und helldurchscheinend wurde. Nach 24 Stun-
den wurde das Mineral einige Stunden für sich hingelegt,
vollkommen getrocknet bei gewöhnlicher Lufttemperatur
und gewogen; es wog jetzt 1,500 Grammes. Da nun
1,354 : 1,500 = 100 : 110,8 so folgt daraus, dass das Mine-
ral 10,8 -S- Wasser eingesogen hatte.
So leicht das Mineral Wasser einsaugt, eben so leicht
verliert das frischgebrochene Mineral einen Theil seines Was-
sergehaltes und schon in der Wärme des Stubenofens ent-
weicht ein Theil desselben. Da nun das gelbe Mineral auch
ausserdem leicht verwittert und in die weissen beiden Varie-
täten hiebei übergeht, diese aber gleichfalls weniger Wasser,
wie das un verwitterte gelbe Mineral enthalten, so mussten
bei der Wasserbestiraraung (und überhaupt, wie es sich von
selbst versteht, bei der Analyse) die reinsten frischesten
Stücke aus dem Innern eines grossen auseinandergeschlage-
nen Stückes genommen werden, da man sonst immer etwas
weniger Wasser erhält.
Ich habe nicht Gelegenheit noch gefunden, den wirkli-
chen Gymnit zu sehen und muss mich daher nur an die
beschriebenen Eigenschaften halten. Allein das verschiedene
specifische Gewicht, die verschiedene Härte und Sprödigkeit,
die nicht vollkommen übereinstimmende Zusammensetzung
(da der Gymnit keinen Apatit enthalten soll), das merkwür-
dige Verhältniss der Verwitterungsmetamorphosen, die starke
Luftentwicklung im Wasser und damit verbundenen Erschei-
230
nungen und das Einsaugungsvermögen für Wasser, die lose
Haltbarkeit des AYassers, seine ausgezeichnete Phospho-
rescenz , die besonders bemerkt wird, wenn man im dunklen
Eaume das gepulverte Mineral auf einer Platinschale glüht
und dann die Flamme entfernt, wo es dann einige Zeit phos-
phorisch nachleuchtet — kurz, der Inbegriff aller Eigen-
schaften verdient gehörig erwogen zu werden, um behaupten
zu können, der Gymnit und dieses untersuchte Mineral seien
eines und dasselbe.
Anmerkung.
Da Herr Oellacheu die Güte hatte , mir mit seinem Briefe mehre
Stücke von dem neuen Minerale zu schicken, so konnte ich mich durch
eigene Ansicht von der Genauigkeit der Beschreibung überzeugen ; nur
das vs'as von der Krystallform desselben gesagt ist, beruht ofteiibar auf
einem Irrthum ; das Mineral ist, wie schon Haidingeu gesagt hat, voll-
kommen amorph und von Krystallisation ist keine Spur wahrzunehmen.
Nach den Beobachtungen von Herrn Oellacueu ist es wohl sehr wahr-
scheinlich , dass das dichte und erdige weisse Mineral ein Zersetzungs-
produkt des gelben durchscheinenden ist ; ob dies nun mit dem Gymnit
übereinkommt , kann ich aus eigener Ansicht nicht entscheiden , da sich
der letztere in der Königl. Mineralien- Sanunlung nicht befindet. Die
Analyse von Thomson stimmt aber vollkommen damit überein und ebenso
die übrige Beschreibung bis auf die Angabe der Härte, die die des
Feldspaths erreichen soll. Sollte sich diese bestätigen , und es sich her-
ausstellen, dass die Angabc nicht auf einem Irrthum beruht, wie es sehr
wjihrscheinlich ist, so muss der Gymnit wohl getrennt werden, was aber
jedenfalls bis dahin noch auszusetzen ist.
Andre dem beschriebenen wenigstens sehr ähnliche Minerale sind
noch der Kerolith und der Deweylit von Miildle/icld in Massachusets.
Beide gleichen ihm im Aeussern fast vollständig, und kommen wie das
Fleimser Mineral und der Gymnit in Gängen in Serpentin vor. Die Zu-
sammensetzung ist nur qualitativ und nicht bedeutend verschieden ; der
Deweylit enthält nach der neusten Analyse von Bitusii Kieselsäure 4''2,f)0,
Talkerde 34,16, Wasser '20,25, Thonerde 3,13 (Dana. Mineralogie 3. ed.
S. 258). Ein solcher geringer Gehalt von Thonerde 2,57 findet sich nach
Melling auch in dem Kerolith, während Küeiin ihn nicht angiebt.
Ein ebenfalls sehr ähnliches Mineral ist auch der Retinalit von
Granville in Canada, doch ist hier ein Theil der Talkcrde durch Natron
ersetzt; er enthält nach Thomson nur 18,86 Talkcrde und tS,83 Natron.
G. Rose.
231
2. Herr Zincken an Herrn Rammelsberg.
Bernhurg, deu 10. Juli 1851.
Meinem Versprechen gemäss, verfehle ich nicht, die
kleinen aber nicht unwichtigen Notizen über einige Quarz-
bildungen auf nassem AVege mitzutheilen , über welche wir
neulich in Berlin uns unterhalten haben.
1) Nach ganz zuverlässiger Nachricht von meinem Freunde,
dem Herrn Oberbergmeister Weichsel zu Blimkenhurg, fand
sich in einem Versuchsschachte auf Braunkohle, welchen der-
selbe bei dem zur Domalne Bornumhausen unweit des Städt-
chens Seesen am Harze gehörenden Vorwerke Langenherg
ab-teufen Hess, an einer Stelle die Braunkohle ganz verquarzt
und auf den Kluftflächen ganz dicht mit deutlichen und
vollkommenen Quarzkrystallen besetzt, welche zum Theil in
Scheiben- oder Rindenform , alle von brauner Farbe wie die
Kohle, vorkamen. Ich habe diese auf beiden Seiten mit
Krystallen besetzten ßinden gesehen und selbst ein Stück
davon besessen. Ein Analogon findet sich nach Herrn Weich-
sel's Beobachtung in dem untersten Braunkohlenlager der
Hauptablagerung des Helmstedter Braunkohlengebirges, wo
grössere und kleinere Massen verkalkter (in Stinkstein ver-
wandelter) Braunkohlen mit wunderschönem Faserkalk vor-
gekommen sind. In beiden Fällen möchte wohl kaum ein
Zweifel an der Entstehung auf nassem Wege erhoben werden.
2) Auf dem Birnhaumer Zuge bei JSeudor/ bricht eine
porphyrartige Gangmasse mit einer thonschieferartigen gleich-
sam zusammengeknetet in grössern scharf von einander ge-
sonderten Stücken, worüber ich an einem andern Orte wei-
ter reden werde. Diese zusammengeknetete Gangmasse wird
von Gangtrümmern durchsetzt, welche gleichmässig beide
Gemengtheile durchsetzen, also erst entstanden sein können,
als dieselben schon verbunden und fest geworden waren.
Wo die Trümmer im Thonschiefer sich befinden, sind sie
von krystallinischem Quarz ausgefüllt, welcher senkrecht auf
232
den Seitenrändern aufgesetzt ist und deshalb an der Grenze
mit dem Porphyrgestein, wo die Trümmchen etwas mächti-
ger sind, zum Theil nicht ganz zu deren Ausfüllung ausge-
reicht hat. AVo die Trümmer das porphyrartige Gestein
durchsetzen, sind sie mit Bleiglanz ausgefüllt, welcher auch
in den aus Quarz bestehenden Theil da eindringt, wo der-
selbe offene Räume darbietet. Es scheint dies Vorkommen
nur so zu erklären, dass die offene Gangspalte aus dem Ne-
bengestein gefüllt ist. Der Thonschiefer gab den Quarz her,
die Porphyrmasse den Bleiglanz, welches auch dadurch an
Wahrscheinlichkeit gewinnt, dass dieselbe viel Bleiglanz in
zarten Schnüren auf Klüften enthält, wovon in der Thon-
schiefermasse keine Spur ist. Wie
könnte man hier zweifeln, dass der
Quarz in Wasser aufgelöst gewesen
sei als er sich niederschlug ? In der
beigefügten kleinen Zeichnung habe
ich das Vorkommen zu versinnli-
chen gesucht; es bezeichnen die
folgenden Buchstaben auf derselben:
a. porphyrartige Gangmasse, h. thon-
schieferartige Gangmasse, c. Blei-
glanz und d. Quarz.
3) Auf dem so sehr interessanten Gange der Antimon-
grube bei Wolfshei'g^ dessen Hauptmasse Quarz ist, kommen
zuweilen Drusenhöhlen vor, welche ganz mit tropfstein- imd
stalaktitenförmigem Quarz bekleidet sind. Die Oberfläche
der Zapfen ist aber nicht glatt, wie beim Tropfstein, sondern
krystallinisch und drusig, indem die Spitzen der nebenein-
ander liegenden Quarzkrystalle hervorstehen. Auf dem Quer-
bruche sieht man die strahlige cxcentrisch laufende Bildung,
wie bei dem Kalksinter, womit sie sehr analog erscheint.
Dies Vorkommen ist keineswcges so sehr selten, man findet
dasselbe auf vielen Gängen in den verschiedensten Gegen-
den, nur weniger ausgezeichnet als zu Wolfsberg. Auch in
diesem Falle kann man sich nicht enthalten, jede andere Ent-
233
stehungsweise des Quarzes, als den Niederschlag desselben
aus einer Flüssigkeit auszuschliessen.
3. Herr Jasche an Herrn Beyrich.
Ilsenburg, den 12. September 185t.
Die nächste Veranlassung meines Schreibens ist ein Irr-
thum, der sich in den Mittheilungen des Herrn Prof. Goep-
PERT über die Flora des Uebergangsgebirges, in dem 2. Hefte
des HI. Bandes der Zeitschrift der deutschen geologischen
Gesellschaft eingeschlichen hat und der einer Berichtigung
bedarf. Pag. 193 ist Odontopteris Stiehleriana und pag. 195
Lycopodites Stiehlerianus aufgeführt, als in den Schichten
unter der Kohlenformation. Das Vorkommen an der Hohen
Trift bei Wiegersdorf ohnweit Ilfeld (nicht Ihlefeld) ist mir
seit 30 Jahren bekannt und befindet sich im Thonstein, der
im Hangenden und also hoch über den Steinkohlen liegt.
Der Thonstein in dortiger Gegend gehört bestimmt zum
Kothliegenden. Nach seiner mineralogischen Beschaffenheit
stellt er sich dar 1) als fast reiner Thonstein, 2) als Haupt-
masse des Porphyrs (Melaphyrs) , 3) als theils thonstein-,
theils wackenartige Hauptmasse der Mandelsteine (der Thon-
stein an der Hohen Trift steht damit in unmittelbarer Be-
rührung), 4) als wirklicher Sandstein (z. B. am Tostborn
über Sühhain, ebenfalls auf dem Steinkohlengebirge ruhend),
5) mit dem Porphyr und die Stelle desselben vertretend,
als feinkörniger Diorit mit überwiegender fast basaltartiger
Hauptmasse.
4. Herr Ferd. Roemer an Herrn Beyrich.
Paderborn, den 7. September 1851.
Gemachter Verabredung gemäss traf am 5. mein Hil-
desheimer Bruder in Bonn ein und verweilte bei mir bis
234
zum 8., wo ich meine Vorlesungen schloss. Am D. reiseten
wir über Calais und Dover in etwa 24 Stunden nach Lon-
don^ als Pilger zur grossen Weltausstellung. Wir verweilten
8 Tage in London^ mehr jedoch in den naturhistorischen
Sammlungen, als in der Ausstellung, die eigentlich nur den
plausibelen Vorwand für die Eeise hatte hergeben müssen,
uns aufhaltend. Das prachtvolle Museum of practical geology
als eine Schöpfung, die erst ganz seit meinem früheren Auf-
enthalte in London entstanden ist, hat mich besonders in
Anspruch genommen. Gebäude und Aufstellung der Samm-
lung sind prachtvoll und die Petrefaktensammlung , obgleich
noch nicht so sehr ausgedehnt, ist doch schon sehr lehrreich.
Glücklicher Weise war der sehr liebenswürdige Forbk.s und
Saltek, der unter ihm für die paläontologische Abtheilung
beschäftigt ist, anwesend.
Auch im British Museum habe ich dieses Mal viel mir
Interessantes gesehen. Für meine Arbeit über Pentatrema-
titen Avar es mir im Besonderen wichtig die von Phillips
beschriebenen GiLüLRTSO^'schen Original - Exemplare der
Pentatrematiten aus Yorkshire genau vergleichen zu können.
Von London machten wir einen Ausflug nach der Insel
Wight, der eigenthch den besten Theil der ganzen Keise
bildet. Ich habe wahrhaft geschwärmt in den prachtvollen
Durchschnitten, welche das Meer unter beständiger Erncue-
runji hier blos lefft. Namentlich ist der Durchschnitt in der
Aium Bay (an der Südwestspitze der Insel), wo ein Wech-
sel von marinen und lacustren Tertiärbildungen auf Meilen
lange Strecken wie die Blätter eines Buches offen da liegt
und endlich mit starker Aufrichtung sich an die weisse Kreide
mit Feuersteinen so anlegt, dass man die Berührungsfläche
beider Formationen mit grösster Deutlichkeit und Schärfe
wahrnimmt, über alle Beschreibung prachtvoll. Unsere
besten Aufschlüsse in Deutschland sind damit verglichen
blosse Schmutzlöcher. Nicht minder schön sind die Profile
in der benachbarten Compton Bay bei Freshimter Gate ^ wo
die ganze licihenfölge von Schichten von der weissen Kreide
235
bis zum Wälderthon {Chalk marly Upper Gieensand, Gault,
Lotver Greensand) blos gelegt ist. Wir waren so glücklich
bei diesen Excursionen in dem Dr. Th. Wright aus Chelten-
hcmi, welcher kürzlich über die Tertiärbildungen der Insel
Wight einige Aufsätze veröffentlicht hat, einen sehr ange-
nehmen und unterrichteten Führer zufällig gefunden zu ha-
ben. Leider konnten wir wegen Kürze meiner Zeit nicht
die ganze Insel in gleicher Weise besuchen. Beide, mein
Bruder und ich, haben aber beschlossen unseren nächsten
grösseren Ausflug wieder dahin und überhaupt nach der
Südküste von England zu richten.
Von der Insel Wight wurden wir in weniger als 24 Stun-
den per Eisenbahn und Dampfschifl" (über Dover und Calais)
nach Paris geschleudert. Paris, wo ich freilich nur 6 Tage
verweilte, hat mir bei diesem ersten Besuche vortrefflich ge-
fallen, obgleich es uns beiden nach dem Aufenthalte in Lon-
don wunderbar klein und unbedeutend, etwa wie Cöln oder
Frankfurt , vorkam. Nach London darf man nur gehen um
sich zu unterrichten. In Paris dagegen findet man beides,
Belehrung und den mannichfaltigsten Lebcnsgenuss. In letz-
terer Beziehung hat Paris sich mir um so mehr in einem
angenehmen Lichte gezeigt, als ich an meinem Bruder einen
erfahrenen Führer und an v. Hagenovv nebst Sohn und an-
deren Deutschen gute Gesellschaft hatte.
Von Sammlungen hat mich diejenige de Verneuil's
und ([qv Ecole des mines vorzugsweise beschäftigt. Die erstere
ist ein wahrer Schatz. De Verxeuil war in diesem Som-
mer wieder in Spanien gewesen. Das merkwürdigste Er-
gebniss seines diesjährigen Besuchs ist die Auffindung von
silurischen Schichten in der Sierra Morena, welche dieselbe
fossile Fauna und namentlich dieselben Trilobiten, wie der
Schiefer von Angers enthalten. Auch Kohlenkalk mit Pro-
ductus semireticulatus und devonische Schichten hat er in der
Sierra Morena aufgefunden.
Für die Kenntniss der Verbreitung der paläozoischen
Gesteine in Frankreich ist die jüngst erfolgte Auffindung
236
von altsilurischen Schichten mit zahlreichen Trilobiten in der
Nähe von Montpellier von besonderer Wichtigkeit. De
Verneuil hatte fussgrosse Ogygien von dort.
D'Orbignv's Sammlung habe ich wegen Abwesenheit
d'Orbigny's leider nicht gesehen. Die Sammlung der Ecole
des mines ist jetzt prachtvoll aufgestellt und wahrscheinlich
die best geordnete und systematisch aufgestellte Mineralien-
Sammlung, welche existirt. Die Petrefakten-Sammlung ist
noch nicht sehr ausgedehnt, aber gleichfalls durch Bayle
sehr lehrreich und schön aufgestellt worden.
Von Paris ging ich unter Zurücklassung meines Bru-
ders direct in 23 Stunden nach Bonn und nach nur eintä-
gigem Aufenthalt hierher nach Westphalen, wo ich mit dem
1. September meine Arbeiten habe beginnen können und nun
noch bis Ende October fortsetzen werde. Durch die im Bau
begriffene WestphUlische Staatsbahn zwischen hier und War-
hurg sind hier vortreffliche meine früheren Beobachtungen
über die Zusammensetzung des Teutoburger Waldes ergän-
zende Aufschlüsse gemacht, mit deren Untersuchung ich mich
jetzt zunächst beschäftige.
5. Herr Fr. Ritter v. Haler an Herrn Okyrich.
Wien, den 26. October 1S51.
Unsere Arbeiten sind im verflossenen Sommer, Dank
Haidin(;ek's zweckmässigen Einleitungen, sehr wesentlich
vorwärts geschritten. Die geologische Detailkarte von Un-
terösterreich ist vollständig aufgenommen. Der Alpenkalk
und Wienersandstein wurden dabei ganz in ihre verschiede-
nen Formationen getrennt; die von mir angenommene For-
mationsfolge (Jahrb. der geol. lleichsanstalt , 185Ü, Heft I.
S. 59) hat sich dabei beinahe in allen wesentlichen Punkten
bestätigt gefunden, nur die Stellung der Gheder U und fü
ist verwechselt; durch zahlreiche Beobachtungen, insbeson-
237
dere durch jene, welche Herr Lipold im Sahathale anstellte,
ist es unzweifelhaft geworden, dass die dunkelgefärbten Ger-
villienschichten unter dem rothen Liasmarmor liegen und
demnach als unterstes Glied des Lias, nicht aber als unterer
Oolith betrachtet werden müssen. Die Trennung der Kalk-
steine in ihre einzelnen Formationen bot bei der Detailaus-
führung im Ganzen geringere Schwierigkeiten als man er-
wartet hatte. Leitende Petrefakten wurden an hinlänglich
vielen Stellen gefunden, so dass die Orientii'ung an den
meisten Stellen nicht sehr schwer ward. Weit schwieriger
ist die Angelegenheit des Wienersandsteines, hier fehlen
meist alle Anhaltspunkte. Der zum Lias oder Keuper ge-
hörige Theil ist im Allgemeinen leicht auszuscheiden, weit
schwieriger dagegen der zum N^ocomien oder der Kreide
gehörige Theil von demjenigen, der mit den Nummuliten zu-
sammenhängt und eocän ist. Sehr gefreut hat es mich aus
einem eben von Emimrich erhaltenen Schreiben zu ersehen,
dass auch seine neuesten Untersuchungen in den baierischen
Alpen keine Widersprüche mit den unsrigen enthalten.
Ausser den Aufnahmen in Unterösterreich, welche na-
türlich die Hauptkräfte der geologischen Reichsanstalt im
Laufe des Sommers in Anspruch nahmen, wurden noch, ge-
boten durch technische Aufgaben, specielle Aufnahmen ein-
zelner Gebirgspartieen in anderen Theilen der Monarchie
vorgenommen. So fertigte Foetterle eine Karte der Arva,
welche sehr geeignet scheint die Richtigkeit der von Ihnen
über das Auftreten dortiger Kalkgesteine ausgesprochenen
Ansichten zu bestätigen. Die Liaskalke bei Schloss Arva
durchbrechen in der That den AVienersandstein und sind von
jüngeren Gebilden, Jura, Neocomien, endlich Karpathen Sand-
stein bedeckt. Weiter südlich bei Malatina liegen unter
dem Karpathensandstein ebenfalls Nummulitenschichten, und
unter diesen folgen Kalksteine, die an mehren Orten, beson-
ders deutlich bei Pannilz, echte Neocomien-Versteinerungen,
Crioceras , Ammonites Grasianus , Apt. Didayi u. s. f. ent-
halten. Auf Zeuschner's Karte sind sie als Lias bezeich-
238
net. Es spricht demnach auch hier nichts dafür die Num-
niulitengesteine einer äheren als der Eocänformation zuzu-
weisen.
Ich selbst machte im Spätherbste eine Reise in den öst-
lichsten Theil von Ungarn in das Biharer Comitat und voll-
endete eine Karte des östlichen Theiles desselben bis zur
Siebenbürgischen Grenze. Dieselbe umfasst circa 50 Qua-
dratmeilen einer bisher noch beinahe gar nicht bekannten
Gegend. Eine Centralaxe von Glimmerschiefer , die nach
Nordwest zu gegen Micske und St. Job sich unter Tertiär-
sand verliert, ist von buntem Sandstein überlagert, auf diesen
folgt schwarzer dünngeschichteter Kalkstein, wie er auch in
den Nordalpen zunächst die Decke des bunten Sandsteines
bildet, dann auf dem linken Körös-Ufer eine mächtige Masse
von grauem Kalkstein , mit denselben Höhlen , Trichtern
u. s. w. wie am Karst; am rechten Körös-Ufer ist der letz-
tere nur in einigen kleinen Partieen vorhanden. Weiter ge-
gen Grosswardein zu herrscht Tertiärsand, in dem hin und
wieder Braunkohlen und Asphalte vorkommen.
Eine Untersuchung der Gosauablagerungen in der Gosau
selbst und bei St. Wolfga7ig hat Reuss durchgeführt. Er
hat die Ueberzeugung gewonnen, dass die Gesammtmasse
der sogenannten Gosauschichten nicht weiter in einzelne
Etagen getrennt werden könne, indem die durch ihren über-
raschenden Keichthum an einzelnen Petrcfakten ausgezeich-
neten Schichten , z. B. die Hippuritenbänkc , die Schichten
mit Actaeonellen und Nerineen u. s. w. nur Lokalbildungen
sind, die bald höher bald tiefer in der ganzen Masse auftre-
ten. Die ganze Formation parnllellsirt er mit der Craie
chLoritee oder dem Si/sthne turonien von d'üukigkv. Schich-
ten die der weissen Kreide, oder gar der Eocänformation
entsprechen würden, fehlen gänzlich in der Gosau.
Reisen, die Hkckl nach Comen bei G(J/-% und Ettings-
UAU.SKN erst in die IJegj/iälia bei Tokai/, dann in den Pils-
ner und Berauner Kreis in Böhmen unternahmen , lieferten
überaus reiche Ausbeute an Fischen und Pflanzen.
239
Auch in Wiefi hat der Sommer Manches zur Entwicke-
lung und Vollendung gebracht. Von unserem Jahrbuche
wurden das 3. und 4. Heft für 1850, dann das 1. Heft für
1851 ausgegeben, das 2. und 3. Heft für 1851 werden in etwa
3 Wochen vollendet sein, so dass wir nicht mehr wie bisher hin-
ter der Zeit zurückbleiben werden. Von Hoernes's Mollusken
des Wiener Tertiärbeckens ist die erste Lieferung, enthal-
tend das Geschlecht Conus vollendet, eben so von Ettings-
hausen's „Tertiärfloren der österreichischen Monarchie" die
erste Lieferung , enthaltend die Flora der Tertiärschichten
der Umgebungen von Wien. Beide Hefte werden nächster
Tage versendet werden. Die Uebersiedlung der nun schon
sehr ausgedehnten Sammlungen der geologischen Reichs-
anstalt in das neue Lokal im Fürstlich LicuTENSTEiN'schen
Palais auf der Landstrasse ist glücklich bewerkstelligt und
die Aufstellung in den prachtvollen Sälen desselben nahezu
vollendet.
6. Herr Dr. Leopold Besser an Herrn A. v. Humboldt.
Cahla bei Jena, den 7. August 1851.
Vor kurzer Zeit sind an der nördlichen Abdachung eines
unserer kahlen Muschelkalkberge, etwa 100 Fuss über der
jetzigen Thalsohle etwa 10 — 12 Fuss unter der Ackerkrume
der betreffenden Felder, auf von einer 2 — Szölhgen Thon-
schicht abgehobenen Sandsteinplatten Hautreliefs von den
Fährten des Chirotherium Berthii gefunden worden, die den
bei Hessberg gefundenen in einer Welse gleichen, dass man
glauben könnte, die jetzt hier gefundenen Platten hätten den
damals gemachten Zeichnungen zum Vorwurf gedient.
Bis jetzt haben sich auf der 15. Sandsteinplattenschicht
6 von Morgen nach Abend in 2elligen Abständen parallel
streichende Fährten des Chirotherium Berthii gefunden. Nach
der jetzigen Chorographie des Thaies liefen die Thiere vom
240
Thal schräg am Bergabhang hin einer Höhe zu. Schritte
und Dimensionen der betreffenden Grössen*) gleichen den
von BuRMEiSTEii Über die Hessberger Fährten gemachten
Angaben durchaus (cf. dessen Geschichte der Schöpfung
pag. 492). Vierzehige Fährten eines anderen Thieres finden
sich in den wechselndsten Kichtungen, ohne Kegel gruppirt,
zwei Schichten tiefer.
*) Länge des Eindrucks der grösseren Hinterfüsse =12 Zoll Leipz.
Maass. Entfernung vom hinteren Rande eines rechten his zu dem eines
linken Hinterfusses 25 Zoll, ausgemessen an einer am 25. Juli d. J. ge-
hobenen Platte.
241
C. Anf Sätze.
lieber die Versteinerungen des schlesischen Zechstein-
gebirges. Ein Beitrag zur Kenntniss der deutschen
Zechsteinfauna.
Von Herrn Dr. Moritz v. Gruenewaldt.
(Hierzu Taf. X.)
Durch die Abhandlung des Herrn v. Dechen: lieber
das Flözgebirge am Nordabfall des Riesengebirges *) wurde
das Auftreten der Zechsteinformation in diesem Theile von
Deutschland zuerst litterarisch bekannt. Das massenhafte
Auftreten des Productus horridus hai Logau**), an dem nord-
westlichsten Punkte der von dort bis Siebeneichen nach Süd-
ost streichenden schmalen Kalksteineinlagerung zwischen dem
Rothliegenden und dem bunten Sandstein, begründete ausser
den Lagerungsverhältnissen auch paläontologisch die Stellung
dieser Schichten; jedoch blieb der Productus horridus bis
zur Gegenwart die einzige von dort her bekannte Versteine-
rung, indem die durch Herrn Prof. Beyrich in Schlesien
später gesammelten Petrefakten bisher nicht beschrieben wor-
den sind.
Seitdem wir uns gewöhnt haben ,,den Reichthum der
Naturwissenschaften nicht mehr in der Fülle, sondern in der
Verkettung des Beobachteten" zu sehen, gewinnt jede That-
sache an Bedeutung, die sich dem vorhandenen naturhistori-
schen Wissen anreiht ; und unter diesem Gesichtspunkte habe
ich es unternommen die schlesischen Zechsteinversteinerungen
zum Gegenstande einer Inaugural-Dissertation zu machen,
nachdem Herr Prof. Beyrich die Güte hatte mir das eigen-
händig von ihm gesammelte Material zu diesem Zwecke vor-
*) Karsten's Archiv für Mineralogie Band XI. p. 84—171.
**) V. Dechen 1. c. p. 104.
Zeits.d. d. geol. Ges. III. 3, * 18
242
zuschlagen. Der Wunsch, dass meiner Arbeit eine ausge-
dehntere Veröffentlichung zu Theil Averde, als durch den
officiellen Druck in lateinischer Sprache gewöhnlich erreicht
wird, ist die Veranlassung, dass sie in den Blättern der
deutschen geologischen Gesellschaft eine Aufnahme gefun-
den hat.
Die Schilderung der Lokalfauna einer Formation, wie
sie die nachfolgenden Blätter liefern, kann in zwei Beziehun-
gen zu Resultaten führen.
Einerseits verhilft die Auffindung wohl erhaltener For-
men und ihre Vergleichung mit bereits beschriebenen oft zu
einer angemesseneren Abgrenzung der entsprechenden Gattun-
gen und Arten. Diese Seite ist es, die durch das vor Kur-
zem in den Schriften der palaeonlogruphical society erschie-
nene Wei'k von William King: a Motiograph of the Per-
mian fossils qf England 1850, zur Hauptsache wird, indem
eine so umfassende und kritische Arbeit Gesichtspunkte der
Vergleichung eröffnet, die bei der bisher zerstreuten Litte-
ratur der Engländer über diesen Theil ihrer Paläontologie
früher nicht vorhanden waren.
Andrerseits ist es von Wichtigkeit bei Schichten von
muthmasslich bedeutender geographischer Ausdehnung, die
wie die Zechsteinformation nur au einzelnen Punkten ihrer
Erstreckung durch Dislokationen der Erdkruste cntblösst
wurden, über den lokalen Charakter der eingeschlossenen or-
ganischen Reste unterrichtet zu sein.
Wie die Kreideformation in ihrer Erstreckung von Sü-
den nach Norden, da wo sie in den Alpen erscheint und das
Becken des Mittelmeeres umlagert, eine andere Fauna ein-
schliesst als in Mitteldeutschland und an den Küsten der
Nord- und Ostsee, so scheint, wenn man anders der Ansicht
Muiiciiiso]\'s beipflichtet, dass die permischen Schichten des
russischen Keiches zum Theil ein Aequivalcut der deutschen
und englischen Zcchsteinbildungen sind, bei diesen, in iiirer
Ausdehnung von Westen nach Osten ein ähnlicher Unter-
schied stattzuüudcn.
243
Ohne auf dieses Verhältniss näher einzugehen genügt
es zu bemerken, dass schon 1835 Quenstedt*) auf die
Identität des deutschen und englischen Zechsteins hinwies,
während die umfassendsten Vergleiche über diese Formation
sich in dem ersten Bande der Geologie Russlands von Mur-
CHisoN, DE Verneuil Und dem Grafen Keyserling vorfinden.
Das gänzliche Fehlen des in Deutschland und England so
massenhaft auftretenden Productus horridus in dem eiffent-
liehen permischen System ist die hervorragendste Thatsache
für den abweichenden Charakter der östlichen und westlichen
Fauna.
Die Auffindung und Beobachtung einer Grenze oder
etwaiger üebergänge, falls solche vorhanden sein sollten,
wären vorzüglich geeignet über die geologische Bedeutung
dieser Abweichung aufzuklären ; eine Aufgabe, die nur durch
specielle Beobachtung lokaler Faunen von beiden Seiten her
gelöst werden könnte. Da die polnischen Zechsteinverstei-
nerungen nicht beschrieben sind**), ist die schlesische Fauna,
vom Westen ausgehend, gegenwärtig diejenige, die am wei-
testen nach Osten zu bekannt ist, und so unbedeutend die
bis jetzt daselbst aufgefundene Anzahl von Species im Ver-
hältniss zu den überhaupt bekannten Arten der Formation
ist, wird ihre Zusammenstellung auch unter diesem Gesichts-
punkte nicht jedes Interesses ermangeln.
Von den Fundorten verdient der bei Logau, an dem
*) Quenstedt über die Petrefikate des thüringischen und englischen
Zechsteins. Wiegmann's Archiv für Naturgeschichte. Erster Jahrgang,
2. Band p. 75. 1835.
**) Obgleich Püsch in seiner geognostischen Beschreibung von Polen
und der übrigen Nordkarpathenländer Th. I. p. 209. 1833 noch gegen
den Zechstein als selbstständige Formation überhaupt auftritt , und sein
lokales Vorhandensein in Polen nicht kennt, ist es ausser Zweifel gestellt,
dass er daselbst nicht fehlt. Eine Bemerkung über diesen Gegenstand
findet sich in: Leopold v. Buch über Productus. Nachträge zu p. 37.
Die Berliner Sammlung besitzt ausgezeichnete Exemplare des Productus
horridus von Zagdansko bei Kielce, vermuthlich aus einer kupferhaltigen
Kalksteineinlagerung des rothen Sandsteins wie Pusch sie 1. c. Bd. I. p, 199
beschreibt.
18*
244
ausser zweien Spccies alle angeführten Arten neben einander
in der vorzügliclisten Erhaltung vorgekommen sind, einer
besonderen Erwähnung. Nach den Angaben des Herrn Prof.
Beyrich durchschneidet man auf dem Wege von Logau
nach ]Sau?nburg den Zechstein , wo die Strasse hart an das
Queissgehänge herantritt. Das Streichen ist Nordwest nach
Südost. Auf die alten verlassenen Brüche daselbst beschränkt
sich das Vorkommen des Zechsteins bei Logau. Der Kalk-
steinbruch, der noch gegenwärtig im Betrieb ist, ist seiner
Ansicht nach für Muschelkalk zu halten, da er sich mehr
im Hangenden befindet, und, wie die Versuchsschürfe des
Herrn v. Dalwitz in Logau gezeigt haben, durch zwischen-
gelagerte Sandsteine von lichter Farbe (bunten Sandstein)
vom Zechstein getrennt ist. Die ganze Masse der Zech-
steinformation ist hier eine dünngeschichtete Kalksteinbiklung
von nicht mehr als ungefähr 30 Fuss Mächtigkeit, welcher
die Dolomite so wie bei Flohrsdorf und Giessmannsdorf ganz
fehlen.
Ein anderer Fundort, vorzüglich für die nachfolgend
beschriebenen Korallen ist der bei G iessmaniisdorf .*^ Sie
finden sich nach Prof. Beyrich in einem alten verlassenen
Zechsteinbruch nahe beim Hofteich **) an dem Seijfersdorf
mit Giessinannsdorf verbindenden Wege nach dem Seiffen-
bach hin.
Andere Fundorte, an denen Herr Prof. Beyrich Ver-
steinerungen fand, sind bei Flohrsdorf^**), JSeukirch und
Prausmtz-\), Polnisch Hundorf ^\) und Gröditzherg \-\-\).
Um dem Vorwurf einer ungleichmässigen Behandlung
des Gegenstandes zu entgehen, braucht wohl kavun bemerkt
zu werden wie sehr der Paläontolog von der Beschaffenheit
*) V. Dechen 1. c. p. 100.
**) nicht Jlulleich. v. Dechen.
***) V. DisCiiEN 1. c. p. 105 Anmcrk.
f) V. Deciiivn 1. c. p 114.
ff) V. Deciikn 1. c. p. IIT).
fff) V. Decuen 1. c. p. 12."».
245
und dem Umfange des vorhandenen Materials abhängt. Wo
dasselbe dazu aufforderte, ist näher auf den Gegenstand ein-
gegangen worden, Avährend in anderen Fällen ein einfaches
Anführen des Vorkommens hinreichend erschien. Die bei-
gefügte Kupfertafel ist von Troschel in Berlin gezeichnet
und ausgeführt.
I. Mollusca.
a. Cephalopoda.
Genus: Nautilus Linke.
Nautilus Freieslebeni Geinitz.
Geinitz Gaea von Sachsen p. 95. Derselbe Verstei-
nerungen des deutschen Zechsteingebirges p. 6. Tab. III.
fig. 7 a, b, c. 1848. King Monogr. of the Perm, fus-
sils ect. p. 216. FL XVIl.ßg. 13, 14, 15, 16, 20.
Ein Stück von dem Rücken eines Nautilus, zu Logau
gefunden, gehört wahrscheinlich dieser bis jetzt nur in
Deutschland und England sicher nachgewiesenen Species an.*)
b. Gasteropoda.
Genus: Turbo Lamarck.
Turbo Taylorianus King (Taf X. Fig. 7.).
King Mon. of the Perm. foss. ect. p. 207. PI. XVJ.
fig. 25 u. 26.
„So breit als hoch; bauchig; mit zahlreichen fadenartigen
Streifen; Mündung kreisförmig; Gewinde niedergedrückt."
King.
Diese kleine Art (das grösste von King bestimmte
Exemplar misst nach seinen Angaben ~ Zoll) unterschei-
det sich von dem in Geinitz's Versteinerungen des deut-
*^ Geol. Rtiss. 1845. Tome I. p. 226: „Schidrowa on the Dwina.
Perhaps a fragmenl of Cyrthoceras,"
246
ßchen Zechsteingebirges p. 7 Tab. III. Fig. 14 beschriebenen
und abgebildeten Trochus helicinus v. ScHLoxHEnr, durch
die gleichmässige fadenartige Streifung, während sicli an jener
Art an dem oberen Rande der Windung eine vorspringende
Leiste bemerkbar macht. Unser Exemplar dieser bisher in
Deutschland nicht beschriebenen Art ist Taf. X. Fig. 7 ab-
gebildet. Es zählt 4 Windungen und ist bei Logau gefunden.
Genus: Loxonema Phillip«.
Loxonema Geinitziana King (Taf. X. Fig. 8.).
„Klein; pfriemförmig ; glatt; mit zahlreichen Windun-
gen; die Oeffnung nahe kreisförmig; die AVindungen flach
convex." Kixg.
Zwei gleichfalls bei Logau aufgefundene spitzthurmför-
mige Exemplare haben, wie die von King beschriebenen, bei
einer Grösse von ungefähr \ Zoll 8 Umgänge. Da die Art
bisher in Deutschland nicht beschrieben worden ist, findet
sich Taf. X. Fig. 8 eine Abbildung derselben.
c. Conchifera.
Genus: Myophoria Bronn.
Ungleichseitige, gleichschalige Muscheln. Vorn gerun-
det, nach hinten verlängert. Der hintere Theil gewöhnlich
durch einen Kiel abgetheilt, der von der Spitze dos Wirbels
nach unten verläuft. Die mehr oder weniger angeschwolle-
nen Wirbel überragen den Schlossrand. In der rechten Schale
zwei Zähne, in der linken bei vollständig entwickeltem
Schlosse drei. Seitenzähne fehlen. Der vordere Zahn der
rechten Schale und der mittlere der linken entsprechen ein-
ander in der Form, sind dick, nach innen gerichtet und zu-
weilen mit einer Furche versehen. Der hintere der rechten
Schale und der vordere und hintere der linken sind leisten-
förmig und randlich. Das Ligament äusserlich. Die Scha-
len sind gewöhnlich glatt, aber fein conccntrisch gestreift.
Der Kiel ist häufig von einem oder mehren anderen we-
niger scharf abgesetzten begleitet.
247
In den Annais and Maga%ine of Natural History for
November 1844 hatte King für gewisse ungleichseitige Con-
chiferen des englischen Magnesian limestone, die von James
SovvERBY in No. 55 der Mineral Conchologij unter dem
Gattungsnamen Axinus, als Axinus obscurus mit dem Axi-
nus angulatus des Londonthones vereinigt worden waren,
nachgewiesen, dass sie, sich von letzterer Form weit unter-
scheidend, nicht nur einer anderen Gattung, sondern sogar
einer ganz anderen Familie angehören. Er schlug den Gat-
tungsnamen Schizodus vor, wegen des gespaltenen Zahnes
seines Schizodus truncatus und stellte die Gattung in die
Familie der Trigoniden ; so dass, wie die Myophorien in der
Trias den eigentlichen Trigonien, die erst im Jura auftreten,
vorhergehen, Schizodus diese im Zechstein imd Kohlengebirge
paläozoisch repräsentiren sollte.
Durch eine schriftliche Mittheilung an Herrn de Ver-
NELUL gingen diese Beobachtungen in die 1845 erschienene
Geologie de la Russie dEurope et des montagnes de tOural
par E. DE Verneuil, R. J. Murchisoj* et le comte Keyser-
LEMG über.
Prof. Geuvitz, der in seinem Grundriss der Versteine-
rungskunde 184G eine hierher gehörige Art des deutschen
Zechsteins als Corbula Schlotheimi zur Gattung Corbula*)
gestellt hatte, schloss sich in seinen Versteinerungen des
deutschen Zechsteingebirges 1848 gleichfalls dem KiiNG'schen
Gattungsnamen an.
In dem vor Kurzem erschienenen Werke von King ist
eine ausführliche Mittheilung seiner Ansichten p. 185 — 190
gegeben und PI. XIX. fig. 8 und PI. XV. fig. 29 durch
Zeichnungen erläutert. Er knüpft einen Vergleich mit Bronn's
Gattung Myophoria an, der er Schizodus nahe verwandt hält ;
*) Geinitz (Grundriss 1846. p. 414) „glaubt" an dieser Art einen
Mantelausschnitt beobachtet zu haben. Dem widerspricht King in seinem
neuesten Werke mit so viel Entschiedenheit, dass wir uns, obgleich un-
sere Exemplare keine Beobachtung der Mantellinie zulassen, mit Hinzu-
ziehung anderer Analogieen dem letzteren angeschlossen haben.
248
da ihm aber nur die Abbildung eines einzigen linken Schlos-
ses von Myophoria aus dem grossen GoLDFuss'schen Werke
bekannt war, ist er verhindert die Beziehungen weiter durch-
zuführen. Er geht darauf zu einem Vergleiche des Schlos-
ses von Schizodus truncatus mit dem der einzigen lebenden
Trigonia über, das er p. 183 PI. XIX. fig. 8 analysirt; und
der scharfsinnigen Deutung dieser Charaktere verdanken wir
das erste Licht, das über die zoologische Verwandtschaft der
Zech steinformen mit der Familie der Trigoniden verbreitet
worden ist.
Eine reiche Auswahl von Mjophorienschlössern aus dem
Eüdersdorfer Muschelkalke, die ich zur Vergleichung mit
der anzuführenden Art des schlesischen Zechsteins benutzen
konnte, setzte mich in den Stand die Untersuchung über
Beziehungen zu dieser Gattung, die King aus Mangel an
Material fallen gelassen hatte, wieder aufzunehmen. Das
Resultat derselben ist eine solche Uebereinstimmung der in-
neren und äusseren Charaktere, dass ich mich berechtigt
glaube die Gattung Schizodus King mit Myophoria Bronn
zu vereinigen. Dieses Verfahren erscheint dadurch noch
mehr gerechtfertigt, dass die Gattung Myophoria, bis jetzt als
eine leitende Form der Triasgruppe angesehen, noch ent-
schiedener devonisch nachzuweisen ist; worauf ich später
zurückkommen werde.
Bevor wir zu einer Vergleichung der Myophorien des
Zechsteins mit denen des Muschelkalkes übergehen, ist es
nothwendig den Begriff der Gattung , wie er aus der oben
aufgestellten Diagnose hervorgeht, gegen den der Gattung
Trigonia festzustellen, welche von Myophoria häufig nicht
getrennt wird.
"Was zuvörderst die Streifung der Zähne, ein constantes
Merkmal der Trigonien, anbetrifft, so ist sie von Bronn in
seiner neuen Auflage der Lethaea in die Gattungsdiagnose
von Myophoria gleichfalls aufgenommen. Da er sie selbst
nicht beobachtete, so beruft er sich auf E^lmrich und Golo-
Fuss, welcher letztere sich hauptsächlich auf ALiitun be-
249
zieht. V. Strombeck*) bezieht sich bei seinen Angaben
gleichfalls auf Goldfuss und Alberti.
E^DiRicH**) und Alberti***) haben die Streifung jeder
an einem Steinkerne, von denen der eine Myophoria vulgaris, der
andere Myophoria curvirostris zugeschrieben wird, beobachtet.
Ohne diese Angaben zu deuten führe ich die Beobach-
tung einer Reihe von Schalen vorzüglich der Myophoria lae-
vigata aus dem E-üdersdorfer Schaumkalke von einer Schön-
heit der Erhaltung an, wie wir sie sonst bei fossilen Resten
gewöhnlich nur in den jüngsten Gebirgsformationen anzu-
treffen gewohnt sind. Die Schlösser dieser Schalen , von
denen die einer Myophoria laevigata auf der beigefügten
Tafel X. Fig. 3 abgebildet sind, zeigen glatte Zähne und
erweisen, dass die Streifung, die den Trigonien nie zu fehlen
scheint, mindestens kein allgemeiner Charakter der Myopho-
rienarten ist.
Ausserdem ist bei den Trigonien, obgleich die Schlösser
der rechten und linken Schale von einander verschieden sind,
eine auffallende Tendenz zu einer symmetrischen Entwickelung
derselben in den einzelnen Schalen als unterscheidend von
den auch hierin unsymmetrisch organisirten Myophorien nicht
zu verkennen.
In dem Schlosse der Trigonia margaritacea Lamarck,
Taf. X. Fig. 5 , erstreckt sich in der linken Schale A der
mittlere Zahn c, den wir mit King als einen in der Mitte
eingebogenen, nicht wie Lajmarck als zwei Zähne ansehen,
gleichmässig nach beiden Seiten; ebenso sind die seitlichen
Zähne a und e gleich gebildet. Dasselbe findet bei den
Zähnen b* und d* der rechten Schale ß statt; während an
dem Schlosse der Myophoria laevigata, Taf. X. Fig. 3t),
*) Zeitschrift der deutsch, geol. Gesellschaft. 1849. I. p. 132.
*«) Jahrb. 1849. p. 443.
***) Jahrb. 1845. p. 673.
\) Da die beiden abgebildeten Schalen verschiedenen Individuen
angehören , stimmt die Grösse der Zähne mit der der zugehörigen Gru-
ben nicht überein.
250
in der linken Schale A der mittlere Zahn c schief lieo;t und die
seitlichen a und e ebenfalls von einander abweichen. Noch
mehr tritt dieses Vcrhältniss an der rechten Schale B her-
vor, wo der vordere Zahn b* in seiner Bildung dem mittlei'en
Zahn der linken Schale entspricht, und wie in der Diagnose
hervorgehoben wurde kurz und dick ist, während der hin-
tere d* leistenförmig und eher dem entsprechenden Zahne
der linken Klappe ähnlich ist als dem vorderen in derselben.
Berücksichtigen wir ferner die bekannte abweichende
Verzierung der beiden Gattungen, so scheint trotz der glei-
chen Zahnformel f die fortgesetzte Trennung zweier Grup-
pen von Arten hinreichend motivirt, die ausserdem neben-
einander in denselben Schichten bisher nicht aufgefunden
worden sind.
Da von den Arten des Zechsteins an Schizodus trun-
catus Klng, von diesem Naturforscher das am vollständigsten
entwickelte Schloss beobachtet und von ihm daher als typisch
für seine Gattung Schizodus in dem citirten Werke p. 173
PI. XV. fig. 29 abgebildet worden ist, wählen wir es auch
hier, Taf. X. Fig. 4, zum Ausgangspunkt der Vergleichung.
Die drei Zähne a, c, e des linken Schlosses A entspre-
chen den an Fig. 3 mit denselben Buchstaben bezeichneten
Zähnen der Myophoria laevigata des Muschelkalkes und fü-
gen sich in die ihnen entsprechenden Gruben a' c* e* der
rechten Schlösser B ein , deren zwei Zähne b* d* in die
beiden Gruben b d der linken Schale J fallen.
Die mittleren Zähne der linken Schalen c sind dick und
nacli innen gerichtet und entsprechen an beiden Arten in ih-
rer Form den vorderen Zähnen der rechten Klappen.
Die Spaltung des mittleren Zahnes der linken Schale
bei Schizodus truncatus*), nach der King die Gattung be-
*) Bei Myophoria (Schizodus) obscura, wo die Schlosser der beiden
Schalen, dadurch dass der vordere Zahn der linken Schale bis zum Ver-
schwinden undeutlich wird, am meisten Achulichkcit mit einander haben,
erscheint der mittlere Zahn der linken Schale sowohl als der vordere der
rechten, wie auch GiiiNnz; beobachtete, gleichmässig eingekerbt.
251
nannt hat, hängt mit einem hohen Anwachsen der den hin-
teren Zahn der rechten Schale d* aufnehmenden Leiste x
zusammen. Dasselbe hatten wir Gelegenheit an einem Schlosse
der Myophoria laevigata zu beobachten , wo der Zahn da-
durch das Ansehen einer Verlängerung nach hinten er-
hielt. Dieser Charakter nähert die Myophorien den Trigo-
nien, bei denen der mittlere Zahn nach beiden Seiten hin
symmetrisch in solche aufnehmende Leisten ausläuft, und ist
von King vorzüglich benutzt worden um an der citirten
Stelle die Verwandtschaft seiner Gattung Schizodus mit
Trigonia darzuthun.
Bei Arten mit weniger kräftig entwickelten Schlössern
wird der vordere Zahn der linken Schale zuweilen bis zum
Verschwinden undeutlich , wie bei der in Deutschland häu-
figen Myophoria (Schizodus) obscura*) Sow. Der mittlere
Zahn der linken Schale dagegen so wie der vordere der
rechten lösen sich vollständig von der Schale ab und ragen,
wie mit den spitzen Enden angeheftete Kegel, in dieselbe
hinein, was ihnen ein so fremdartiges Ansehen ertheilt, dass
es diesem Umstände zuzuschreiben ist, wenn die Stellung
dieser Art in der deutschen Litteratur so lange schwankend
geblieben ist.
Bei der Identität des Schlosses, den analogen Formen
des Umrisses und der Verzierung , für die wir auf die Ab-
bildungen im KiNc'schen**) und GEiNiTz'schen***) AVerke
hinweisen, bleibt unterscheidend für die Arten des Muschel-
kalkes, die überhaupt meist dickschalig sind, die den vorde-
ren Muskeleindruck nach hinten zu begrenzende Leiste,
Fig. 3y, ein Merkmal, das bei denen des Zechsteins bis
jetzt nicht beobachtet wurde.
Obgleich nach King „an exaggerated form of an ordi-
narij charakter" hat diese Leiste den Namen für die Gattung
*) Schizodus Schlotheimi Geinitz.
**) Monograph. of the Perm, fosiils ect. PI, XV. ßg. 25 — 32.
***) Versteiuer. 1848. Tab. III. fig. 23-32.
252
Myophoria veranlasst, und wenn eine solche Auezeichnung
sämmtlichen paläozoischen Arten fehlte, könnte sie trotzdem
zu einer fortgesetzten Trennung der Gattung Myophoria von
Schizodus benutzt werden.
Wir beabsichtigen indessen nachzuweisen, dass die Gat-
tung Myophoria noch tiefer hinabreicht als in den Zech-
stein*), und bei den alten devonischen Arten des rheinischen
Schiefergebirges, die von Goldfüss, dem die Myophorien-
schlösser noch wenig bekannt waren, seiner Gattung Mega-
lodus (Petref. Germ. Fig. 2. auf Tab. CXXXII. u. CXXXIII.)
zugezählt sind, findet sich dieser Charakter des vorderen
Muskeleindrucks wieder.
Eine sorgfältige Vergleichung der Charaktere der Gold-
Fuss'schen Arten von Megalodus, auf deren grosse Ver-
schiedenheit ich zuerst durch Herrn Prof Beyricu aufmerk-
sam gemacht wurde, zeigt nämlich, dass dieselben in 4 Grup-
pen zerfiillen, von denen jede einzelne eine selbstständige
Gattung bildet.
Die erste Gruppe mit Megalodus truncatus, und nach
den Abbildungen zu urtheilen vielleicht auch Megalodus rhom-
bo'idalls, umfasst typische Myophoricn. Taf X. Fig. 6 stellt
das Schloss der ersteren nach der Natur gezeichnet dar, in-
dem auf der Golufuss' sehen Abbildung, vermuthlich durch
die Stellung der Schalen , die charakteristische Form des
vorderen Zahnes der rechten Klappe nicht deutlich hervortritt.
Durch die Abgrenzung des vorderen Muskclcindrucks
durch eine Leiste y und y*, die mehr dreieckige, nach hinten
spitz zulaufende Gestalt, so wde einen schärferen Kiel, schliesst
*) Schon früher hatte Herr Dr. Ewald der deutschen geologischen
Gesellchaft ein Exemplar eines Fossils aus der devonischen Grauwacke
von Sinrjhofen hei Nassau vorgelegt , das in seinen äusseren Merivuialcu
mit denen der Myophorien des Muschelkalkes überraschend übereinstimmt.
So interessant diese Thatsache ist, konnte doch, ohne Kenntniss der
Schlosscharaktere dieses Fossils, das Auftreten der ;Myophorien im devo-
nischen Uebcrgangsgcbirge nicht als erwiesen angesehen werden. Zeitschr.
der deutsch, geol. Gesellschaft. 1850. Band II. Heft 1. Protokoll der Ja-
nuar-Sitzung p. 10.
253
sich Megalodus truncatus Goldfuss an die Arten des Mu-
schelkalkes noch enger an als an die des Zechsteins.
Taf. X. Fig. 6 J giebt das Schloss der linken Schale,
B das der rechten.*) a c e sind die drei Zähne der linken
Schale und a* c* e* die entsprechenden Gruben der rechten,
h* d* sind die zwei Zähne der rechten und h d die entspre-
chenden Gruben der linken Schale. Der mittlere Zahn der
linken Schale c und der vordere der rechten h* sind wie bei
Myophoria laevigata dick und nach innen gerichtet. Die
concentrische Verzierung des Megalodus truncatus**) Goldf.
ist ebenfalls Myophoriencharakter und erinnert an Myophoria
curvirostris des Schaumkalkes, so dass kein Zweifel gegen
die beabsichtigte Stellung dieser Art erhoben werden kann.
Die drei anderen Gruppen der Gattung Megalodus un-
terscheiden sich von den ausgeschiedenen Arten sogleich
durch den stark entwickelten Seiten zahn.
Die eine hat ausser dem Seitenzahn einen starken leisten-
förmigen Schlosszahn und eine tiefe entsprechende Grube
unter jedem Wirbel. Der vordere Muskel ist hoch in die
starke Schlossplatte hinaufgerückt und hat in derselben einen
tiefen queeren Eindruck hinterlassen, der dem der Zahngrube
sehr ähnlich sieht. Hierher gehören Megalodus carinatus,
der mir in Originalstücken vorliegt, und nach den Abbildun-
gen Megalodus oblongus Goldf. tab. CXXXII. fig. 4. Diese
zwei Arten sind stark gekielt und die eine ist von auffal-
lend gekrümmter Form.
Ihnen schliesst sich Megalodus auriculatus Goldf. tab.
CXXXIIl. fig. 1, eine andere Gruppe bildend, durch die
Schlosscharaktere nahe au ; unterscheidet sich aber durch die
*) Die beiden Schalen sind von verschiedenen Individuen, woher die
relative Grösse der Zähne und der denselben entsprechenden Gruben nicht
übereinstimmt.
**) Um Verwechselungen zu vermeiden muss darauf aufmerksam ge-
macht werden, dass in Folge der ausgesprochenen Ansichten zwei Speciea
desselben Namens in die Gattung Myophoria aufgenommen werden. Me-
galodus truncatus Goldf. und Schizodus truncatus King. Bei der Prio-
rität des GoLDFüss'schen Namens dürfte der letztere zu ändern sein.
254
modiolenartige Form und einen starken Bjssusausschnitt an
der vorderen concaven Seite.
Die letzte Gruppe endlich wird durch Megalodus cucul-
latus gebildet, eine Art, die durch den massenhaften, un-
förmlich angeschwollenen Zahn unter dem Wirbel jeder Schale,
die typische Form der Gattung ist. der sie unserer Ansicht
nach allein angehört. Ausser diesem Charakter unterscheidet
sie von den vorigen Arten die glatte eiförmige Gestalt und
der Mangel eines von oben nach unten verlaufenden Kieles.
Die Wirbel sind hoch geschwungen, über dem Schloss ein-
gerollt, und im Inneren bemerkten wir an unseren Exem-
plaren eine deutliche Leiste, die, wie auch Goldfuss abbil-
det , in der Gegend des hinteren Muskels vom Schlossrand
nach unten verläuft.
Das erste Auftreten der Gattung Myophoria ist somit
schon devonisch. In der Steinkohlenformation ist sie nicht
nachgewiesen worden, doch wird es wahrscheinlich, dass die
in derselben vorkommende Schizodusart so wie gewisse Stein-
kerne dieser Bildungen , die keine sichere Bestimmung zu-
lassen, aber in ihrer äusseren Form mit Myophoria überein-
stimmen, hierher gehören.
Im schlesischen Kohlenkalke sind solche Steinkerne nicht
selten. Im Zechstein sind in England 4 Arten *) , in Russ-
land 2**), in Deutschland nur eine***) unterschieden wor-
den, deren Bestimmung nach Abbildungen bei dem je nach
den Alterszuständen sich verändernden Umriss kaum mit
Sicherheit auszuführen ist.
Im Muschelkalk endlich ist die Gattung, wie bekannt,
in zahlreichen sicher unterschiedenen Arten entwickelt, und
scheint mit dieser Formation auszusterben, da sie in jünge-
ren Schichten neben Trigonia nicht nachgewiesen ist.
*) Schizodus obscurus SowERBV , S. truncatus Ki.nc, S. rotundatus
Brown. S. Schlotheimi Gki.mtz nach King 1. c. 18Ö0.
•*•■■'■) Schizodus Rossiciis i>k Viuineuil, S. pusilhis Brown. Geol.
Jims. 1845.
***) Schizodus Schlotheimi Geinitz. Geimtz Verst. 1848.
255
Myophoria obscura Sowerby 1821.
Corbula Schlotheimi Geinitz Grundriss 1846. p. 144
Tab. XIX. fig. 12 a, b. Schizodus Schlotheimi der-
selbe Verstein. 1848 p. 8 Tab. III. fig. 32— 33. Schi-
zodus obscurus King Monograph of the Perm, foss.
ect. p. 189. PI. XV. fig. 23 n. 24 und Schizodus
Schlotheimi p. 191 PI. XV. fig. 31 u. 32. 1850.
„Schräg oval, hinten keilförmig; vorn gerundet; die
Oberfläche convex mit einem stumpfen Kiel; Wirbel breit."*)
Kino hat in England Schizodus obscurus und Schizo-
dus Schlotheimi als zwei verschiedene Arten von einander
getrennt, indem er den ersteren Namen auf dickschalige For-
men, den anderen auf dünnschalige anwendet, die sich ausser-
dem durch Abweichungen im Umriss von einander unter-
scheiden sollen. Da die schlesische Art weder entschieden
dickschalig noch dünnschalig ist, und in den verschiedenen
Exemplaren je nach der grösseren oder geringeren Ungleich-
seitigkeit einen Umriss zeigt, der sowohl mit dem des Schi-
zodus obscurus als auch Schlotheimi verglichen werden kann,
ziehen wir es vor mit Prof. Geinitz diese beiden Arten
nicht zu trennen ; während die schon oben erwähnte gerin-
gere Entwickelung des Schlosses, verglichen mit Schizodus
truncatus King ein unterscheidendes Merkmal zu sein scheint.
Letztere Art, die in zahlreichen englischen Steinkernen vor-
liegt, scheint sich ausserdem dadurch auszuzeichnen, dass
sie, wie auch King hervorhebt, constant nach hinten zu we-
nig verlängert und stumpf abgeschnitten ist.
Fundorte : bei Logau, Praiisnit% und Polnisch Himdorf.
Genus: Pleurophorus King 1848.
„Die Form ungleichseitig; das Ligament äusserlich; der
vordere Muskeleindruck tief ausgehöhlt, hinten oft durch eine
Leiste begrenzt; die Mantelhnie ohne Sinus. Zwei Haupt-
zähne in jeder Klappe nach innen zu divergirend und sich
'') SowERBY Mineral Conchology, Vol. IV. p. 12. nach Ki\g.
256
wechselseitig in einander fügend; der Seitenzahn linear: der
aufnehmende in der linken Schale." King.
Diese Schlosscharaktere werden rudimentär und gehen
in vollkommene Zahnlosigkeit über.
Es treten im permischen Systeme Russlands sowie im
deutschen und englischen Zechstein gewisse sehr ungleich-
seitige Conchiferen in grosser Menge und daher leitend auf,
die in diesen Schichten durch den Grafen Keyserling sogar
im Petschoralande an den Stromschnellen des Wymm auf-
gefunden und in seinem Keisewerke 1846 abgebildet und
beschrieben worden sind. Alle diese in den englischen, deut-
schen und russischen Arbeiten ausführlich besprochenen und
häufig abgebildeten Formen zeichnen sich durch ein ganz
nach vorn gerücktes Schloss, ein äusseres Ligament*), feine
concentrische Anwachsstreifen und gewöhnlich mehrere ra-
diale Linien aus, die wie bei einigen jurassischen Myocon-
chen von der Spitze des Wirbels nach dem hinteren Theile
zu auseinanderlaufen. Hinter dem vorderen Muskel pflegt
sich bei sonst dünner Schale eine Leiste vom Schloss nach
unten zu ziehen, sich dem Eindruck desselben mehr oder
weniger anschmiegend, die aber zuweilen so geradlinig ver-
läuft, dass ihre Beziehung zu dem Muskel zweifelhaft er-
scheint.
In Russland, wo diese Formen, wie es scheint, nur
zahnlos vorgekommen sind, wurden sie den Gattungen My-
tilus und Modiola zugezählt und in zwei Arten Mytilua
Pallasi**) und Modiola simpla Keyserling***) beschrieben
und abgebildet.
In Deutschland beobachtete Prof. Geinitz Zähne und
*) King will dieses auch an einem russischen Exemplar beobachtet
haben. Hluu. of ihe Perm. foss. ed. p. 180. 1850. Geol. R%iss. Vol. IL
p. 31(). 1845; Les rtymplus sonl ciroitcs, d peiiie creusces pour recevoir
le Ugamcnt qtti devait elre prcsqne cvlerieur. (Modiola I'ullasi).
•») acol. Russ. Vol. II. p. 316.
***) Graf Keyskuling Reise ins Pctschoraland p. 260. 1846.
257
stellte sie nach einer Analogie in den Charakteren des Schlos-
ses zu der Gattung Cardita.*)
King hatte in England bereits vor der Herausgabe sei-
nes Werkes über das dortige permische System Zähne beob-
achtet und darauf hin seine neue Gattung Pleurophorus auf-
gestellt, der man sich in Russland, obgleich brieflich davon
in Kenntniss gesetzt, wegen Zahnlosigkeit der dortigen For-
men nicht anschloss. In diesem Werke erhalten wir jetzt
eine detailirtere Darstellung seiner Ansichten.
An der einen Art beobachtete er die in der Gattunsfs-
diagnose wiedergegebenen positiven Schlosscharaktere, die
wegen des Seitenzahnes nicht mit denen von Cardita und
trotz einer grossen Aehnlichkeit mit keiner der verwandten
Gattungen Cypricardia, Pachyodon, Carditamera, Corallio-
phaga und endlich Myoconcha übereinstimmen , und bildete
für diese, Area costata Brown, seine neue Gattung Pleuro-
phorus, deren Diagnose streng auf die Zahnformel gegründet
ist. Eine andere Art, früher bereits unter dem Gattungs-
namen Pleurophorus veröffentlicht,**) ordnet er, weil sie
zahnlos ist in seinem neuesten Werke de Koninck's Car-
dioraorphen als Cardiomorpha modioliformis bei, unter denen
sie nach den Stücken, die die Berliner Sammlung von die-
ser Gattung besitzt, keine natürliche Stellung einzunehmen
scheint.
Die schlesischen Exemplare gehören nur einer Art an
und sind in ihrem ganzen Habitus identisch mit Cardita
Murchisoni Geinitz , Pleurophorus costatus King , Modiola
simpla Keyserling und Mytilus Pallasi (var. costata) Geol,
Htiss.***) Eine Reihe schön erhaltener Schlösser zeigt den
Seitenzahn wie King ihn beobachtete ; aber statt der beiden
hakenförmigen Zähne unter dem Wirbel, die er in einer
*) Grundriss 1846. p. 434. Versteiner. 1848. p. 9.
**) DE ViiRNELiL Bull. de hl Soc. Geol. de France. 2me Serie t. 1.
p. 3-2. 1844 nach King, und Geol. Russ. Vol. I. p. 224. 1845.
***) Tome II. p. 316. Tab. 19. fig. 16.
Zeits. (1. d. gnol. Ges. III. 3. 19
258
Eeihe von Exemplaren bis zu jungen ganz unentwickelten
Formen als deutlich entwickelt beschreibt und abbildet, findet
sich ebenso constant in der rechten Schale kaum bemerkbar
ein rudimentärer gestaltloser Höcker, der mit einer entspre-
chenden Vertiefung der linken Schale correspondirt.
Bei strengem Festhalten an dem Grundsatze, nur For-
men von identischer Construction des Schlosses derselben
Gattung einzuverleiben, genügte diese Thatsache um für die
schlesischen Exemplare eine neue Gattung aufzustellen ; und
somit wären diese so entschieden nahe verwandten Formen
nach den Lokalitäten ihres Vorkommens in 6 verschiedene
Gattungen: Mytilus, Modiola, Cardita, Cardiomorpha und
Pleurophorus vertheilt, deren sechste noch zu benennen wäre.
Da uns dieses Verfahren nicht ohne Ursache unnatürlich
erscheint , halten wir es im Gegentheil für angemessen die
schlesischen Exemplare als eine verbindende Form der bis
jetzt in verschiedene Genera gestellten Species einer der
Zechsteinformation eigenthümlichen Gattung anzusehen, die,
wie die Gattung Lucina Bküg. in ihren Schlosscharakteren
schwankend, von Area costata Broun als einem Extreme
der Zähnelung zu den zahnlosen russischen Formen als
dem Extrem der Zahnlosigkeit übergeht.
Die grosse Aehnlichkeit dieser Gruppe von Zechstein-
conchiferen mit den Myoconchen des Jura und Kreidegebir-
ges, die auch die Verfasser der Geol. Jhiss. so wie King
hervorheben, wird dadurch noch gesteigert, dass die schlesi-
sche Abart, wenn auch in sehr abweichenden Formen dieselbe
Zahnformel hat wie Myoconcha. *)
Doch auch abgesehen davon , dass der Schlosszahn der
rechten Schale bei Myoconcha eine scharf ausgeprägte, auf-
fällend lang gestreckte leistenförmige Gestalt hat und sich
in eine eben solche Grube der linken einfugt, im Gegensatz
zu dem rudimentären knoUieren Höcker der schlesischen Zech-
*) King (1. o. p. 181) kennt den Seitenzahn bei Myoconcha nicht,
doch ist er an jurassischen Exemplaren der Berliner Sammlung deutlich
ausgeprägt.
259
Steinexemplare, ist bei den Myoconchen nie ein solches Schloss
beobachtet worden, wie King es an den englischen Exempla-
ren beschreibt. Ausserdem bildet die Gattung Myoconcha
eine natürliche in sich abgeschlossene Gruppe des Jura und
Kreidegebirges, innerhalb der bis jetzt keine Schwankungen
der Schlosscharaktere bekannt sind, und fehlt durchaus den
zwischenliegenden Formationen der Trias. Eine Vereinigung
mit dieser Gattung erschien uns bei dem gegenwärtigen
Stande der Untersuchungen daher gewagt, und wir ziehen
es vor den von Kiing für eine Art bereits vorgeschlagenen
Gattungsnamen Pleurophorus auf sämmtliche der Area costata
Brown, verwandte Formen der Zechsteinbildungen mit der
oben erweiterten Gattungsdiagnose anzuwenden.
Ob die in England, Schlesien und liussland scheinbar
constanteu Abweichungen des Schlosses , bei sonst vollstän-
diger Identität der Form, etwa specifischer Natur sind, dürfte
nicht eher zu entscheiden sein als bis man in allen diesen
Ländern einer Erscheinung hinreichende Aufmerksamkeit
geschenkt hat , deren Bedeutung eine umfassende Verglei-
chung der Originale aller Fundorte gewiss am sichersten
entziffern würde.
Bis dahin schliessen wir uns für die Species dem älte-
sten BiiovvN'schen Namen an, und überlassen es künftigen
Untersuchungen die Synonymie mit Sicherheit festzustellen.
Pleurophorus costatus Brown.
Mytilus Pallasi (var. cost.) Geol. linss. T. II. p. 316
tab. 19 fig. 16. 1845. Modiola simpla Keyserling
Petschoraland p. 260 tab. 10 fig. 22 u. tab. 14 fig. 1
1846. Cardita Murchisoni Geinitz Grundriss p. 434
Taf. XIX. Fig, 2 a, b, c. 1846. und Versteinerungen
u. s. w. p. 9. Tab. IV. fig. 1—5. 1848. King Mon.
of the Perm./oss. ect. p. 181 PI. XV. fig. 13, 14, 15,
16, 17, 18, 19, 20. 1850.
Schloss- und Bauchrand parallel. Fasrige Anwachs-
streifen werden durch drei Linien geschnitten, die von der
19*
260
Spitze des niedrif^en nach vorn gerückten Wirbels radial
nach hinten zu ausstrahlen.
Fundorte bei Logau, Polnisch Hundorf und Neukirch.
Genus: Ast arte Souerby.
Astarte Vallisneriana King (Taf. X. Fig. 2.).
King Monograph of the Perm, fossils etc. p. 195 PI.
XVI. fig. 1. 1850.*)
„Leicht ungleichseitig ; der Umriss etwas quer oval ;
die Wirbel spitz ; die Abdachung des Rückens der Schalen
winklig; concentrisch gestreift." King.
Jede Ungewissheit über die generische Stellung dieser
Art, die nach dem englischen Vorkommen in einem einzigen
Abdruck der Aussenschale noch in Zweifel gezogen werden
könnte, ist durch unsere Stücke gehoben. Dicke Schalen,
zwei divergirende Schlosszähne, ein stärkerer und ein schwä-
cherer an der rechten, Fig. 2 b , bestätigen King's Voraus-
setzung , dass er es mit einer Astarte zu thun hatte. Die
concentrischen Streifen treten scharf hervor und die Lunula
so Avie das Scutellum sind tief eingesenkt.
Bei der Seltenheit dieser Gattung in den paläozoischen
Formationen, da nur im Kohlenkalk zwei Arten durch lioi;-
MER und \)V. KoNiNCK bekannt gemacht worden sind, ist
dieses entschiedene Auftreten derselben im Zechstein von
Interesse.
Fundort bei Logau.
Genus : L e d a Sc humacjier.
Leda Vinti King (Taf. X. Fig. 1.).
King Monograph of the Perm, fossils ect. PI. XV.
fig. 21 u. 22. 1850. Nucula spcluncaria Geinitz Verst.
p. 9. tab. IX. fig. 0 a, b. 1848? Nucula Kasanensis
Geol. liuss. Tome IL p. 312 7\ih. XTX.ßg. 14. 18-15?
„Die Form etwas ungleichseitig. Die Vorderseite kür-
*) Cnlalogue 184b.
261
zer und gerundet; die hintere verschniiilert und gleichfalls
gerundet ; die Wirbel ziemlich angeschwollen und etwas nach
hinten gebogen. Die Oberfläche mit leicht gewellten, her-
vortretenden Querlinien gezeichnet, welche ungefähr an
dem letzten Drittheil der Schale plötzlich aufhören."*) King.
Dieser, wie der vorige bisher in Deutschland nicht ge-
kannte Zweischaler ist in zahlreichen und ausgezeichnet schön
erhaltenen Exemplaren im schlesischen Zechstein vorgekom-
men, und stimmt in seinen Charakteren vollkommen mit der
von King 1844 zuerst aufgestellten englischen Art überein.
Bezeichnend ist eine flache, breite Leiste, die innerlich
von jedem Wirbel nach der Mantellinie hin verläuft und sich
etwas dem hinteren Ende zuwendet. Sie tritt an Steinker-
nen vorzüglich hervor und ist an unserer Abbildung einer
inneren Schale Fig. 1 h. durch den Schatten angedeutet.
Die von Geinitz in den Versteinerungen des deutschen
Zechsteingebirges 1848 als Nucula speluncaria abgebildeten
Steinkerne von Kat%enstein am Harz, sind, obgleich von
etwas abweichender Form, indem sie nach hinten weniger
verlängert erscheinen, von King als Synonyma citirt.
Die in der Geol. Russ. 1845 beschriebene und abgebil-
dete Nucula Kasanensis des permischen Systems scheint der
Leda Vinti sehr ähnlich zu sein , besonders wenn man an-
nimmt, dass die unnatürlich zugespitzte Endigung nach hin-
ten von einer Unvollkommeuheit des abgebildeten Exempla-
res herrührt.
Fundort bei Logau.
Genus: Avicula Lamarck.
Avicula speluncaria Schlotheim 1816.
Avicula Gryphaeoides SowERBY 1829. Avicula spelun-
caria Geol. Russ. Vol. I. p. 224. 1845. Graf Keyser-
*) Obgleich an einigen unserer Steinkerne die Mantellinie scharf
abgedrückt ist, zeigt sie keinen Ausschnitt, wie King ihn, wenn auch
nur klein, an seinen Exemplaren beobachtet haben will. Die generische
Stellung dieser Species dürfte daher noch zweifelhaft erscheinen.
262
LiNG ßeise ins Petschoralaiid p. 248. 1846. Gelmtz
Verst. p. 10. Taf. IV. Fig. 18 u. 19. 1848. Klng
Mon. of the Perm, fossils ect. (Monotis speluncaria)
p. 155 PI. Xm. fig. 5—21.
„Nahe halbkreisförmig; 1 j Zoll im Durchmesser; leicht
ungleichseitig, indem die hintere Seite die grössere ist; mit
einer kurzen geraden Schlosslinie. Die obere (linke) Schale
an der hinteren Seite gelappt ; mit vielen feinen und wenigen
starken radialen Rippen und ziemlich vorragenden Anwachs-
streifen; die letzteren an je einer der starken Kippen oft
stärker anschwellend; der Wirbel gerundet, eingebogen und
über den Schlossrand hervorragend. Die kleine (rechte)
Schale scheibenförmig; fein radial gestreift; der Byssusaus-
schnitt tief, beinahe bis in die Mitte des Schlosses hinein-
ragend." King.
Diese Art ist von King in seinem neuesten Werke aus
der Gattung Avicula ausgeschieden worden, von der sie sich
durch einen besonders tiefen Byssusausschnitt, eine dreieckige
Ligamentgrube und einen einzigen Muskeleindruck unter-
scheiden soll. Eine äussere Aehnllchkeit mit den Formen
von Bronn's Gattung Monotis, deren Charaktere des Byssus-
ausschnittes und der Muskeleindrücke Kin«; jedoch, wie er
selbst angiebt, unbekannt sind, veranlassten ihn die Art die-
ser Gattung unterzuordnen.
"Was die Zweckmässigkeit dieser Ausscheidung anbe-
trifft, so scheint sie uns auf zu schwankenden Charakteren
zu beruhen um sie als mit Sicherheit begründet anzunehmen.
Wir konnten die vermeintlich unterscheidenden Charaktere
indessen wegen der Erhaltung unserer Exemplare an Origi-
nalstücken selbst nicht beobachten. Dagegen hatten wir Ge-
legenheit die betreffenden Charaktere an der typischen Art
der Gattung Monotis, Monotis salinaria von Hallstadl , auf
welche Bhonn die Gattung gründete, zu studiren. Sie zeigt
gar keinen Byssusausschnitt und ist eine gleichschalige Form,
während Avicula speluncaria sich ausser dem Byssusaus-
schnitt noch dadurch unterscheidet, dass sie im Extrem un-
263
gleichschalig ist. Wir haben es daher vorgezogen bei dieser
Classifikation den äkeren Ansichten zu folgen.
Avicula spekincaria ist bei Logau gefunden worden.
Genus : G e r v i 1 1 i a Defrance.
„Eine ungleichseitige Muschel, oval, dreieckig, schief
oder verlängert und ungleichklappig. Die obere (linlce) Schale
ist die gewölbtere. In jeder Schale zwei Muskeleindrücke;
Der hintere breit, oval, schräg, der Breite nach in der Mitte
liegend, der andere in der Mundgegend, unter dem Schloss,
oft zweilappig, in einer besonderen mehr oder weniger aus-
gezeichneten Vertiefung. Das Ligament äusserlich, vielfach
in Segmente getheilt, die in quer stehenden Gruben an der
Schlossfläche liegen, welche, je nach den Arten, von ver-
schiedener Breite ist. Das Schloss aus einer veränderlichen
Zahl schräger oder längsgestellter Zähne bestehend, die in-
nerhalb der Ligamentfläche liegen und sich wechselseitig
aufnehmen. Die Schlossgegend bildet eine gerade Linie, in
vordere und hintere Ausbreitungen (Ohren) verlängert, wie
bei Avicula. Die Ausbuchtung der unteren ( rechten )
Schale zur Aufnahme des Byssus fehlt meist. Die Schale
scheint aus zwei Substanzen gebildet gewesen zu sein, einer
hornig kalkigen , fibrösen äusserlich , und einer perlmutter-
artigen innerlich. Die Gerviüien sind äusserst veränderlich
in ihrer äusseren Form, im Detail ihrer Schlosszähno und
den Ligainentgruben." D'Orbigny. *)
Da das Auftreten eines vorderen Muskels und cuculläen-
artlger Zähne bei den Gervillien nicht in allen Gattungsdiagno-
sen gehörig berücksichtigt ist, haben wir uns veranlasst ge-
sehen die obige d'Orbigny's hier aufzunehmen ; besonders da
King auf diese Charaktere hin für die englischen Zechstein-
gervillien neuerdings eine eigene Gattung Bakewellia**) auf-
gestellt hat.
*) Paleonlologie Franqaise terr. crel. tome III. p. 481. 1843.
**) Monogr, of ihe Perm, fossils ect. p. 166.
264
Ausser an den hn D'OuBiGiSY'öclieu Werke abgebildeten
Gervillien sind cucullaeeiiartige Zähne sowohl als der vordere
Muskeleindruck auch in der deutschen Litteratur*) an Ar-
ten dieser Gattung aufgeführt; und da beide Merkmale
ebenso an mehren Gervillien der Berliner Sammlung aus
verschiedenen Formationen deutlich ausgeprägt sind , haben
Avir uns der von King vorgeschlagenen Gattung Bakewellia
nicht angeschlossen.
Gervillia keratophaga Sculotheim.
Gervillia keratophaga Geol. Jiuss. VoLI.p.22A. 1845.
GiciKiTz Verstein. p. 10 tab. IV. fig. 16 u. 17. 1848.
Bakewellia keratophaga Kiivg Mon. of. the Perm./oss.
ed. p. 167. pl. XIV. fig. 24, 25, 26, 27. 1850.
„Eine kleine, fast rhomboidale Art mit stark gewölbtem
Rücken, kleinem spitzem vorderen und mehr oder weniger
stark gebogenem hinteren Flügel ; entweder glatt oder con-
centrisch gestreift. Die Breite des Schlossrandes beträgt
gewöhnlich 7 — 11 Millimeter." Geumtz.
Bei unseren Exemplaren ist es nicht mit letzter Sicher-
heit zu bestimmen, ob sie zum Theil Avicula antiqua Mleiv-
STER angehören, einer Art, die dieser so ähnhch ist, dass
wir ohne Vergleichung mit Originalstücken , die uns nicht
zu Gebote stehen, die Unterscheidung nicht zu machen wagen.
Fundorte bei Logau, westlich von Neukirch und bei
Polnisch Hundorf.
d Brachiopoda.
Genus: Productus Soweuby.
Productus horridus Sowekhy 1828.
Geinitz Verstein. p. 15. Tab. VI. lig. 1 — 14. 1848.
KuvG Mon. of the Perm, fossils ect. p. 87. PI. X.
fig. 29, 30, 31 u. PI. XL fig. 1—13.
*) Gervillia solenoides Defr. Goldflss Tclr. Germ. 11. lab. C\V.
fig. 10 b. und Gervillia lata Puii.i.ii's. Graf Keyserling Petschoraland
p. 304. pl. XVI. fig. 19-23.
265
Diese wichtige Versteinerung ist in den beiden citirteu
Werken neuerdings so- gründlichen Untersuchungen unter-
worfen worden, dass wir uns damit begnügen ihr Vorkom-
men in äusserst zahlreichen und schön erhaltenen Exempla-
ren zu Logau, Seijfersdorf, Wittche?imi und bei Gr'6dit%herg
für Schlesien anzuführen.
Genus: Terebratula Lhwyd.
Terebratula elongata Schlotheim.
Terebratula elongata Geol. Russ. Vol. IL p. 66 — 69.
7?^-. 9 a, b, c, d. 1845. Geinitz Versteinerungen p. 11.
Tab. IV. fig. 27 — 36. 1848. Graf Keyserling Pet-
schoraland p. 238. 1846.
Mehre Exemplare dieser nach Uebereinstimmung der
citirten Schriftsteller höchst veränderlichen Form sind bei
Logau vorgekommen.
II. Ci'inoidea»
Genus: Cyathocrinus Miller.
Cyathocrinus ramosus Schlotheim.
Cyathocrinus ramosus Geiivitz Verstein. p. 16. Tab.
VII. fig. 3—6. 1848. Klng Moti. of the Perm. foss.
ect. p, 50. PL VI. fig. 15—20. 1850.
Einige Theile eines mit Hülfsarmen versehenen Cri-
noideenstieles stimmen in der Configuration der Gelenkflä-
chen mit Cyathocrinus ramosus überein; woher mit Sicher-
heit anzunehmen ist, dass sie dieser im Zechstein bisher allein
gekannten Species angehören. Der Kelch ist neuerdings in
England aufgefunden und von King in dem citirten Werke
beschrieben und abgebildet worden.
Fundort bei Logau und Mittelgiessinannsdorf.
266
III. Bryozoa
(Polyparia ciliobrachiata King.)
Genus: Phyllopora King 1849.
Phyllopora Ehrenbergi Geinitz.
Gorgonia Ehrenbergi Gelmtz Grundriss p. 585. tab.
XXIII. a. fig. 12. 1846. Fenestella Ehrenbergi Gei-
nitz Verst. p. 18. tab. VII. fig. 10—18. Phyllopora
Ehrenbergi King Mon. of the Perm, fossils ect. p. 43
Fl. r. ßg. 1—6. 1850.
,,Eine trichterförmige Ausbreitung, gewöhnlich nicht sehr
gefältelt. Die Maschen oval ; etwas breiter als die Zwischen-
räume ; im Allgemeinen der Länge nach in Reihen geordnet
und in der entgegengesetzten Richtung alternirend. Die
Zellen leicht nach oben geneigt; zwei bis drei auf einem
Zwischenraum; mit einer ovalen oder runden Oeffnung und
polygonaler Basis. Die nicht zellentragende Oberfläche mit
zarten, gewellten Längsstreifen bedeckt. Die Capillarröhren
gebogen." King.
Phyllopora Ehrenbergi ist in einem einzigen Exemplar
bei Logau vorgekommen.
Genus: Acanthocladia King.
„Eine Thamniscidle. Die Stämme mit symmetrischen und
zweizeihgen, mehr oder weniger in einer Ebene liegenden
Aesten ; selten gegabelt. Die Aeste kurz, einfach, zuweilen
verlängert und mit zweizeiligen Zweigen versehen. Stämme
und Aeste nach der Seite, aie der imaginären Axe der Ko-
ralle zugewandt ist, zellentragend. Die Zellen liegen schup-
pig übereinander und sind in Längsreihen geordnet. Die
Zellenreihen sind von einander durch eine trennende Leiste
geschieden. Die gemmentragenden Blasen liegen auf der
Trennungsleiste." King.
Sciilotiieim's Kcratophytcs dubius und anceps, von
Geinitz mit der vorhergehenden Art der Gattung Fenestella
untergeordnet, sind von King, als sich frei verästelnde For-
267
men, von den Fenestellen abgeschieden, und in zwei Gat-
tungen getrennt, als Familie der Thamniscidien beschrieben
worden.
Die als generisches Merkmal mit Glück auf diese For-
men angewandte Art der Reproduction findet bei Acantho-
cladia anceps, wie unsere Beobachtungen bestätigen, durch
Keimblasen auf der die Zellenreihen trennenden Leiste statt ;
während Thamniscus dubius (Keratophytes dubius Schloth.)
sich durch Gemmen vermehrt, die oberhalb jeder einzelnen
Zelle liegen.
"ö^
Acanthocladia anceps Schlotheim.
Fenestella anceps Geinitz Versteiner. p. 18 tab. VII.
fig. 19, 20, 22. 1848. Acanthocladia anceps King Mo7i.
of the Perm, fossüs of England p. 48 PL V.fig. 13 — 18.
„Die Stämme zahlreich, aufrecht, sich oft federartig
theilend. Die Fiedern (pinnules) leicht convex, gewöhnlich
einander gegenüber liegend und an den Enden abgestumpft.
Drei bis sechs Zellenreihen auf den Stämmen. Die Zellen-
öffiiungen mehr oder weniger rund und etwas abgesondert.
Die Capillartuben leicht gebogen." King.
Diese Koralle, die stete Begleiterin der folgenden, ist
ebenso wie jene in denjenigen Gesteinsmassen, in denen sie
am häufigsten angetroifen wird, der Art erhalten, dass sie
sich mit der beinahe glatten, ganz fein gestreiften Rücken-
seite von dem Gestein abgelöst hat, während die vordere,
zellentragende durch ihre rauhere Oberfläche am Gestein
haftet, und daher der Beobachtung selten zugänglich ist.
Wo die eigentliche Oberfläche blos liegt, zeigen sich
3 Zellenreihen auf dem Stamm und zwei auf den abge-
stumpften Zweigen.
Sehr ausgesprochen ist der Charakter, dass der Stamm,
selten gegabelt, sich vielmehr durch die rechtwinkelig und
gewöhnlich symmetrisch an den gegenüberliegenden Seiten
angesetzten Aeste ausbreitet, die sich ebenso weiter verzwei-
gen, während Stamm und Aeste in der ursprünglichen Eich-
268
tung gerade förtwaclisen. Dieser Umstand bietet bei man-
gelhafter Erhaltunj>' ein praktisches Unterscheidmigsmittel
von Thanmiscus dubius, bei dem das Fortwachsen durch
Gabelung vorlierrscht.
Diese Koralle ist wie die folgende durch ihr häufiges
Vorkonnnen wichtig. Sie findet sich zahlreich bei Flohs-
dorf, Mittelgiessmannsdor/ und Seiffersdorf.
IV. Polypi.
(Polyparia nudibrachiata Kii\(v.)
Genus: Alveolites Lamarck.
„Poli/parium Itipideum, vel incrustuns, vel in massam li-
heram^ e tuhulis pluriuüs concentricis i7ivicem sese involventi-
hus, compositum. Tubulae e cellulis tuhulosis, alveolfdis,
prismaticis, hreviusculis, contiguis et paraUelis formatae, extus
reticiilatim concate7iatae." LAiMAUtK. *)
Unter diesem Gattungsnamen hat Gkimtz in seinen
Versteinerungen des deutschen Zechsteingebirges eine Ko-
ralle abgebildet, die King für identisch mit Stenopora co-
lumnaris hält.
Die nachfolgende Species , die sich von Stenopora co-
lumnaris wesentlich unterscheidet, schliesst sich der Gkimtz-
schen so nahe an, dass wir sie vorläufig mit derselben iden-
tificiren, aber bei der kurzen Diagnose seines Werkes und
der nur unvollständigen Uebereinstimmung mit den Abbildun-
gen die Möglichkeit nicht ausschliessen können, dass wir es
mit einer neuen Species zu thun haben. Vergleichung der
Originale muss im günstigen Falle auch bei dieser Gelegen-
heit die endgültige Entscheidung geben.
Alveolites Producti Geinit/. (Taf. X. Fig. 9.).
Geinitz Verst. 1848. p. li). Tab. VIII. fig. 28 — 31.
„Diese Art, welche dem Alveolites irregularis dk Koninck
am nächsten stellt, überzieht die Oberfläche des Productus
*) Ammanx sans vertebres. Ide cd. Vol. II. p. 285.
269
horridus und seiner Begleiter mit einer dünnen Rinde. Ihre
kurzen röhrenförmigen Zellen haben rundlich vielseitige Mün-
dungen, und diese werden durch einen schmalen Rand von
einander getrennt, in welchen sich engere Poren hier und da
einsenken." Geinitz.
Kurze cylindrische Röhren strahlen von einer Ebene aus
und bilden, indem sie netzartig fremde Körper überziehen,
eine einfache Ausbreitung, die sich ihrer Zusammensetzung
nach in drei Bestandtheilen beobachten lässt.
Erstens entsteht dadurch , dass die einzelnen Tuben an
ihrem unteren Ende mit einander verwachsen , eine Basal-
platte. Diese ist an der Aussenseite , mit der sie den in-
crustirten Körpern aufliegt, vollkommen glatt, und löst sich
in Folge dessen leichter aus dem Gestein als die eigentliche
Oberfläche der Koralle, an der die Zellen münden. Durch
die dünne Kalkplatte schimmern die Tuben hindurch, und
geben dieser platten Fläche ein spitz oval gemaschtes An-
sehen. Fig. 9 Ä und B.
Die Tuben zweitens erscheinen vorzugsweise als eine
Franzung der Ränder der Basalplatte, Avie unsere Zeichnung
es Fig. 9 ^ ß wiedergiebt. Sie scheinen kurz cylindrisch
zu sein, und wo sie abgelöst sind durch das Hängenbleiben
eines Stückes der Platte zuweilen spitz. Sie strahlen von
dieser aus und erfüllen nebeneinander gereiht, in theils auf-
rechter, theils geneigter Stellung den Raum zwischen ihr
und der eigentlichen Oberfläche.
Diese endlich, Fig. 9 D und E, besteht aus feinen sich
netzförmig schneidenden Leisten, die kleine rhomboidale Ma-
schen bilden und vorzugsweise an den Winkeln derselben
mit Tuberkeln E a besetzt sind ; was ihnen eine Aehnlich-
keit mit der von Lonsdale beschriebenen Stenopora spini-
gera*) des permischen Systems verleiht. Die Tuberkeln er-
weisen sich da wo sie abgestossen sind als hohl, und schei-
nen mit der Reproduction des Thieres zusammenzuhängen;
*) Geol. Russ. Vol. I. p. 031.
270
ohne jedoch , wie Stenopora coluninarls eine deutliche Ver-
mehrung durch Zwischenschiebuno; neuer Tuben zu zeigen.
Die Leisten behalten im Gegentheil ihren Charakter und
die breiton Zwischenräume jener Form, an der die jungen
eingeschobenen Tuben , ähnlich wie bei Calamopora Makro-
thii, münden, sind hier nicht zu beobachten. Ebenso wenig
zeigen sich transversale Scheidewände oder Durchbohrungen
der Röhren.
Der Charakter der Inerustation unterscheidet diese Ko-
ralle von Stenopora spinigera, die Lonsdale ,,ramose" nennt,
und die unregelmässigo Stellung der Tuberkeln von Alveo-
lites Buchianus Kinc;.
Die von der Koralle überzogenen Körper zeichnen sich
in Schlesien durch regelmässig wiederkehrende Formen aus.
Sie sind entweder von derselben materiellen Beschaffen-
heit wie der grünliche Kalkstein, in dem die Korallen ge-
wöhnlich enthalten sind, und dann flach muldenförmig, glatt,
wie die Basalplatte, die sie bedeckte, und in der Mitte durch
eine Längseinsenkung getheilt, die an der abgelösten Platte,
wie Figur 9 A a zeigt, als Erhabenheit hervortritt. In
Figur 9 J Y ist ein Theil eines solchen Körpers , der nach
Ablösung der Platte nackt zurückblieb, zu sehen.
Oder sie bestehen aus einer rothgelben erdigen Masse,
die sich vom Gestein durch ihre Farbe imd poröse Beschaf-
fenheit unterscheidet , und bilden dann , Fig. 9 C, rundliche,
von der Koralle ringsumschlossene Knollen.
Diese Species ist mit der vorigen zusammen häufig bei
Flohrsdorf^ Mütelgiessmannsdorf und Seiffersdorf.
Uebersicht der Species nach ihrer geographi-
schen Verbreitung.
I. Mollusca.
a. Cephalopoda.
Nautilus Freiesleben i. In England nach Kin«
im Shell- liines tone von Humhlc.ton Quarn/ , Tunstall-Hill,
271
Silkstvorth, Dalton-le-Dale und in den Schichten zu Whitleij-
Quarrij. Zu Aldfield in Yorkshire.
In Deutschland nach Geinitz : im unteren Zechstein von
Mühitz und Röpsen bei Gera, Corhusen bei Ronnehirg, Ilme-
nau in Thüringen. — In Schlesien bei Logau.
In Russland nach Murchison , de Verneuil und Graf
Keyserling bei Schidrova an der Dwina, zweifelhaft.
b. Gasteropoda.
Turbo Taylorianus. In England nach King bei
Tunstall und Humhleton Quarrij im Shell-limestone.
In Deutschland bei Logau in Schlesien.
Loxonema Geinitziana. In England nach King
im Shell-limestone zu Humhleton-Hill und Nosterfield.
In Deutschland bei Logau in Schlesien.
c. Conchifera.
Myophoria obscura. In England nach King zu
Garforth Cliff Qiuirry , bei Leads zu Woodhall, Yorkshire,
Stuhhs Hill bei Doncaster und Nosterßeld. Bei Kirkhy Wood-
house, Notts, Bolsover, bei Elmsall, Yorkshire, Bed/ord, At her-
ton, Mont07i^ Patricroft und Newton in Lancashire und viel-
leicht zu Ferjybridge', (Schlotheimi) zu Durham charakte-
ristisch in den obersten Lagen der permischen Schichten mit
Mytilus septifer. Dann zu lioker , Suter-point Bai/, Mars-
den, Cleadon Hills, Bi/ers Quarrt/, gegenüber Wunderland und
am Südende der Black Hall Rocks. Zu Newton bei Man-
chester und Stapleton Park.
In Deutschland nach Geinitz: im Kalkstein von Pasch-
kowit% bei Mügeln und von Frohburg in Sachsen, von Cosma,
Wommerit%^ Lehiidorf , Zehma bei Altenburg., Iioschi(t% bei
Gera, im Zechsteindolomit von Könit%, Gliicksbrunn, Sal%un-
gen, Ahlstedt bei Schleusingen, zwischen Allendoif ww^ Zizzen-
dorf, und nach Milecki bei Osterode^ 8char%feld und Sachs-
wer/en im Harz. — In Schlesien bei Logau, Prausnit% und
Polnisch Hundorf.
Pleurophorus co Status. In England nach King zu
Byers Quarri/, Suter point und anderen Orten an der Küste
272
zwischen dem IJliitehurn und Marsden Felsen. In den per-
mischen Mergeln zu JSewton bei Manchester. Zu Stubhs-
Hill bei Doncaster. Im Shell-limestone von Himihleton Quarnj^
Tunstall Hill und Silksivort/i. In den unteren Schichten zu
W/ntlei/. Mill-Field Quarrt/ bei Bishopwearmouth und in der
Breccie von Tyneinouth.
In Deutschland nach Geimtz : (Cardita Murchisoni) im
unteren Zechstein von Schwaara bei Gera, Corbusen bei Ron-
neburg, im Ilmenthale bei Ilmenau, bei Kamsdorf, Könitz in
Thüringen, JMiihlberg bei Sachswerfen, Landwehr, Kntxenstein,
Osterode und JSeuhof bei Sachsa im Harze. — In Schlesien
bei Logau, Polnisch Hundorf und Neukirch.
In Russland nach Mur< hison, de Verneuil, und Graf
Ke\.serling bei Itshalki (Mytilus Pallasi var. costata). Nach
Graf Keyserling bei Kisherma und Üst-Joshuga au der
Pinega (Modiola simpla).
Astarte Valli sner iana. In England nach King
bei Whitley Qnarry,
In Deutschland bei Logau in Schlesien.
LedaVinti. In England nach King in den untersten
Schichten von Whitley und Humhlcton Quarries und bei
Byers's Quarry.
In Deutschland nach Geinitz (Nucula speluncaria) bei
Katzenstein am Harz? — In Schlesien bei Logau.
Avicula speluncaria. In England nach King im
Shell -limestone von Humhleton Quarry., Ryhope Field-house-
Farm, üalton-le-Dale, Tunstall- Hill, Silksworth, Hilton North
Farm, am Nordende der Black Hall Jtocks und bei Castle
Eden Dene. In der Breccie von Tynemouth Cliff bei der
Dogger Hank.
In Deutschland nach Geinitz im unteren Zechstein von
Corbusen bei Ronnehtrg, im oberen bei Roschiit:^ zwischen
(■iera und Köstritz, im Zechsteindolomit von Vössneck, Könitz,
Altenstein, Glücksbrunn und bei Thal. — In Schlesien bei
Logau.
In Russland nach Miirciiison, de Verneuie und Graf
273
Keyserling bei Ar%amas und nach Graf Keyserling bei
Ust-Joshuga an der Pinega.
Gervillia keratophaga (antiqua). In England nach
King (keratophaga) im S/iell-limesto?ie von Humhleton Quai-ry
und Tunstall -Hill und in der Breccie von Tynemouth-CUJf ;
(antiqua) im Shell-limestone von Humhleton Qicarri/^ Hylton
North-Farm^ Southwichlane House , Dalton-le-Dale , Ibjhope
Field-House Farm, Tunstall- Hill, Silkstvorth und Castle Eden-
Dene. Am Nordende der Black-Hall Rocks und in den un-
tersten Schichten von Whitley Quarry. In den permischen
Mergeln zu Bed/ord, Colly hurst und Newton bei Ma7i-
chester. Zu Woodhall, Stubhs Hill, Collyioesten und zwischen
Mar und Hickleton. Zu Hampole in Yorkshire und zu
Kirkhy Woodhouse, Notts.
In Deutschland nach Geinitz: im unteren Zechstein
von Coi'husen in Altenburg, Kamsdorf, Seissla bei Könitz,
im oberen Zechstein von lioschüt%. bei Gera, Herges im
Schmalkaldener Kreise, Hirschberg bei Ashach, zwischen
Allendorf und Zix%endorf , im Dolomit bei Pössneck, K'6nit%
und Glücksbrunn in Thüringen. — In Schlesien bei Logau,
westlich von Neukirch und bei Pohlisch Hundorf.
In Russland nach Murchison, de Verneuil und Graf
Keyserling bei JJstlon und Kargula.
d. Brach iopo da.
Productus horridus. In England nach King in
Derby shire im Shell-limestone von Humbleton Quarry, zu
Tunstall- Hill und üalton-le-lJale. In der Breccie von Tyne-
mouth Cliff. Im festen Kalkstein von Midderidge, Garmunds-
way , Millfield Quarry und Wldtley. Im Kalkstein von
Nosterfield.
In Deutschland nach Geinitz im unteren Zechstein bei
Gera und lionneburg , K'(mit%, Kamsdorf , Grosskamsdorf,
Wöhlsdorf bei lianis, Seissla bei K'(mit%, Gräfenhain und
Schlierbach bei Gotha: bei Büdingen in der Wetterau,
8c1imerbach^ Katterfeld, Ilmenau und Thalitter. — In Schle-
sien bei Logau, Seiffersdorf wn^ Wittchenuu am Gröditzberge.
Zeit», d. d. geol. Ges. III. i. 2Ü
274
In Polen zu Zagdansko bei Kielce. Nach PuscH. (Leo-
pold V. Buch über Productus. Nachträge zu p. 37.)
Terebratula elongata. In England nach King bei
Tunstall Hill, Humhleton Quarry , Dalton-le-Dale , Iii/hoj)e
Field-JIouse Farm im Shell-limestone. Zu HyltonNortk-Farm,
Castle- Eden- Dene und am Nordende der Black -HalUiocks.
In der Breccie von Tynemouth.
In Deutschland nach Geinitz: im unteren Zechstein
von Cojhusen, Kopsen, Milbit% , Schmerbach, Asbach, Könitx
bei Saalfeld, Pössneck, hiebenstein, Glücksbrunn und im Do-
lomit von Mühlberg bei Sachswer/efi. — In Schlesien bei
Log Uli.
In Russland nach Murchison, de Verneuil und Graf
Keyserling bei Itshalki, JMke/tir, Santangulova bei Diomn,
Tshelpan, Yemangulova, an der Mündung der Sackraara bei
Orenburg, Itshegoluva und an der Suchona.
II. Criuoidea.
Cyathocrinus ramosus. In England nach King im
Shell - limesto7ie von Tunstall- Hill und Silksivorth; in den
Felsen von Humbleton Hill und in der Breccie von l^ynemouth.
In Deutschland nach Gelmtz : im unteren Zechstein von
Corbusen hei /(ofinebztrg, he'i Glücksbrunn, Liebenstein, Asbach
bei Schtnalkalden, bei Pössneck und Kamsdorf. — In Schle-
sien bei Logau und Mittelgiessmannsdorf.
III. BryoKoa.
Phyllopora Ehrenbergi. In England nach King
bei Silksworth, Tunstall-Hill und JJinnhleto7i Quarri/.
In Deutschland nach Geinitz bei Corbusen, Milbit:^ und
Glücksbrunn. — In Schlesien bei Logau.
Acanth ocladia anccps. In England nach King bei
Dalton-le-Dale, Tunstall- Hill, liy holte Fieldhouse Farm, Castle
Eden- Dene, Humbleton Quarry .^ Hylton ?iorth-Farm und'
Ifldtley im Magnesian limestone imd in der Breccie der
Black Hall liocks luid von Tynemouth Cli/f.
275
In Deutschland nach Geiinitz : im unteren Zechstein von
Corbusen bei Ron7ieburg, Milhit%, Schwaara und Dm% bei
Gera, bei Hargisdorf im Mannsfeldischen, bei Kamsdorf,
Pössneck, Oppurg, Könitx, Liehenstein und Glückshrunn. —
In Schlesien bei Flohrsdorf^ Mütelgiessmannsdorf und Seif-
fersdorf.
IV. Polypi.
Alveolites Producti. In Deutschland nach Geinitz
im unteren Zechstein von Corhtisen im Altenburgischen. —
In Schlesien bei Flohrsdorf, 3Iittelgiessj7ian?isdorf und Seif-
fersdorf
Fasst man die 15 beschriebenen Species zusammen, so
sind bis jetzt nur 4 davon : Terebratula elongata, Pleuropho-
rus costatus, Avicula speluncaria und Gervillia keratophaga
in der ganzen Ausdehnung der Formation von Osten nach
Westen, in den permischen Schichten Russlands sowohl als
in dem deutschen und englischen Zechstein nachgewiesen.
Zehn andere: Nautilus Freieslebeni, Turbo Taylorianus,
Loxonema Geinitziana, Myophoria obscura, Productus horri-
dus, Leda Vinti, Astarte ValHsneriana, Cyathocrinus ramo-
sus, Phyllopora Ehrenbergi und Acanthocladia anceps erge-
ben sich als den deutschen und englischen Ablagerungen
allein angehörige Formen.
Eine einzige Species endlich, Alveolites Producti, ist
bis jetzt nur in dem deutschen Zechstein nachgewiesen.
Die schlesischen Zechsteinablagerungen schliessen sich
daher in ihren organischen Resten, auch abaesehen von dem
Productus horridus, durch eine Mehrzahl von Arten der west-
lichen Fauna an, und die Scheide dieser abweichenden Ab-
lagerungen einer muthmasslich gleichzeitigen geologischen
Epoche muss weiter hin nach Osten gesucht werden.
Endlich ist in Beziehung auf die Versuche bestimmte
Niveau's in der Zechsteinformation paläontologisch zu unter-
scheiden das Zusammenvorkommen sämmtlicher angeführter
20*
276
Arten aussor zweien Korallen in den nur ungefähr 20 Fuss
mächtigen Kalkschichten bei Logau von Bedeutung. Denn
wenn Productus horridus nach Prof. Geimtz im übrigen
Deutschland als leitend für den unteren Zechstein*) angese-
hen werden kann und Myophoria obscura (Schizodus Schlot-
heimi) für den oberen, so weist das zahlreiche Zusammen-
vorkommen der Arten bei Logau den durch diese Verstei-
nerungen bestimmten Niveau'« nur eine lokale Bedeutung zu,
die nicht in der ganzen Ausdehnung der Formation festge-
halten werden kann.
Erläuterung der Tafel.
Fig. 1. LedaVinti.
a Oberfläche dei- linken Schale.
b Innere Seite der rechten Schale.
c Wirbelansicht.
Fig. 2. Astavte Vallisneriana.
a Oberfläche der rechten Schale.
b Innere Seite einer rechten Schale.
c "Wirbelansicht,
Fig. 3. Myophoria laevigata. (Muschelkalk),
A Linke Schale ) ,. , t v • i
„ „ , „ , , > von verschiedenen Individuen.
B Rechte Schale )
a Zahn zu der Grube a*.
c Zahn zu der Grube c*.
e Zahn zu der Grube e*.
b* Zahn zu der Grube b.
d* Zahn zu der Grube d.
y und ij* Unterstützungsleisten des vorderen Muskeleindrucks.
X Eine von dem mittleren Zahne der linken Schale zur Aufnahme
des hinteren Zahnes d* der rechten, ausgehende Leiste.
Fig. 4. Schloss der Myophoria truncata King des englischen Zech-
steins. '♦^ ■ )
A Linkes Schloss.
B Rechtes Schloss.
rt Zahn zu der Grube ä*.
c Zahn zu der Grube c*.
*) SciiLOTiiErM (Pctrefaktcnkunde p. 29.^. lS-20) giebt Productus
aculcatus auch aus dem Höhlenkalkstcin von Gluch^lirtnin an, und in
seiner Suiundung finden sich mehrere E.xcniplurc aus diesen Dolomiten
des oberen Zechsteins.
"*) Copienach King Mon. ofllie Perm fossih rlr. PI. AT. /?-/. 29. 1850.
27
rr
e Zahn zu der Grube e*.
6* Zahn zu der Grube 6.
</* Zahn zu der Grube d.
Fig. 5. Schloss der Trigonia margaritacea,
A Linkes Schloss.
B Rechtes Schloss.
a Zahn zu der Grube a*.
c Zahn zu der Grube c*.
c Zahn zu der Grube e*.
b* Zahn zu der Grube b.
d* Zahn zu der Grube d,
Fig. 6. Myophoria (Megalodus) truncata Goldf. der devonischen
Grauwacke.
A Linke Schale.*)
B Rechte Schale.
a Zahn zu der Grube a*.
c Zahn zu der Grube c*.
e Zahn zu der Grube e*.
6* Zahn zu der Grube b.
d* Zahn zu der Grube d.
y und y* Unterstützungsleisten des vordem Muskeleindrucks.
Fig. 7. Turbo Taylorianus.
A Hintere Ansicht
I.*" j i vergrössert.
B Ansicht der Mundung )
C Natürliche Grösse.
Fig. 8. Loxonema Geinitziana.
A Ansicht der Mündung
„ „. » . , . i vergrössert.
B Hintere Ansicht )
C Natürliche Grösse.
Fig. 9. AlveolitesProducti.
A Basalplatte in natürlicher Grösse.
a Erhöhung in der muldenförmigen Vertiefung.
ß Tuben.
Y Ein muldenförmiger Körper von der Beschaffenheit des Gesteins ;
nach Ablösung der Koralle zurückgeblieben.
B Basalplatte vergrössert.
C Ein knolliger, von der Koralle ringsumschlossener Körper von ande-
rer materieller Beschaffenheit als das Gestein.
D Oberfläche der Koralle in natürlicher Grösse.
E Die Oberfläche vergrössert.
« Erhaltene Tuberkel.
ß Zellenmündung.
y Abgestossene Tuberkel.
d Die die Zellenmündungen trennende Leiste.
*) Copie nach Goldfuss.
278
2. lieber die Stigmaria ficoides Brongn.
Von Herrn Goeppeut in Breslau.
(Hierzu Taf. XI. bis XIII.)
Ich würde mir nicht erlauben nochmals auf diese so viel
besprochene Gattung ausführlicher zurückzukommen, wenn
ich mich nicht aus einer vielleicht zu billigenden Rücksicht
auf eine mehrjährige Arbeit, die ein mit Recht übrigens von
mir geschätzter Repräsentant der Wissenschaft Adolph
Broi\g>'iart in seinem jüngst erschienenen Tahleau des
genres des Vege'taiix fossiles gänzlich ignorirt, veranlasst sähe
auch mein Anrecht auf die Fortschritte in der Erkennt-
niss derselben geltend zu machen und es in Erinnerung zu
bringen. Dies zur Rechtfertigung für den nun folgenden
Bericht unparteiischer Art über die Verdienste der einzelnen
Forscher in der nur allmälig erfolgten Erläuterung des un-
geachtet vieler Bemühungen immer noch nicht erschöpften
Themas. Diese in der älteren Kohlenformation ungemein
verbreitete und oft massenhaft vorkommende Pflanze ward
zuerst von Petiver (1704) und Volkmann abgebildet*),
von Letzterem (des Ersteren Werk konnte ich noch nicht
einsehen) Seite 106 mit einem Blatt der grossen indianischen
Feige (Cactus Opuntia) verglichen, und dabei bemerkt, dass
sie wahrscheinlich mit der grossen allgemeinen Fluth nebst
andern jetzt hier nicht mehr vorkommenden Pflanzen aus
fernen Ländern oder aus Indien angeschwemmt worden sei.
Man erkennt hier schon die Andeutungen der früher schon
*) Voi.KMANN Silcsia subterranea Leipzig 1720. Uebrigens gehören nur
die von mir citirten Abbildungen V(ii,kmann"s zu Stigmaria ; die übrigen,
ausser den Narben noch mit Gliedern und Längsstreifen versehenen
Stämme, wie Taf. 7. Fig. 5 u. 6, welche von den Autoren auch ge-
wöhnlich hierher gerechnet werden, gehören zu einer Equisetacea, die
ich ebenfalls an den von Voi.kmann bezeichneten Orten wiedergefunden
habe und unter dem Namen Calaniites aufluhrte, gegenwärtig aber zu
einer eigenen Gattung erhebe und Stigmatocanna Volkraanniana nenne.
279
von LuiDius und Kichardson (Llidii LithopJujl. hritannic.
Iclmographia Oxon. 1698. p. 235), Mylius (dessen Saxon.
suhterra7iea 1709. p. 20), und Leibnitz (Miscell. Societ. Reg.
Berol. T. l. p. 119^ geäusserten Ansichten , die fast» gleich-
zeitig JussiEU (A'Hm. de L'Acad. des Sc. an 1718. p. 287 J
aussprach und noch weiter ausdehnte, indem er meinte, dass
viele fossile Pflanzen gar nicht mehr vorhanden seien , ein
Satz, der sich auch bei der vorliegenden, von allen bis jetzt
bekannten Gewächsen der Vor- und Jetztwelt abweichenden
merkwürdigen Bildung fortdauernd noch glänzend bestätigt.
WooDvvARD (a/t attempt towards a natural histori/ of the
fossils of England. Lond. 1729. Vol. I. pars II. p. 104 et
Vol. II. p. 59) kannte bereits die Quincuncialstellung der
Narben, die er von abgefallenen Blättern herleitet, so wie
die im Innern der Stämme vorhandene Achse. Moranij und
Martin bildeten einzelne Aeste, Parkinson einen Stamm
mit einer Achse ab. Die interessantesten Beobachtungen
darüber machte Steinhauer {Americ. phüosoph. Transact.
N. S. Vol. I. p. 268./ tah. i. f. 1—6), welcher fand, dass die
Aeste sich gabelförmig von einem 3 bis 4 Fuss im Durch-
messer haltenden Centralkörper in horizontaler ßichtung oft
bis zu 20 Fuss Länge erstreckten und mit stumpfen Spitzen
endigten, dass die Blätter rundlich, nicht flach, wie Martin
meinte, und gleich den Stämmen ebenfalls mit einer Central-
achse versehen wären, diese Achse höchst wahrscheinlich
niemals excentrisch, sondern centrisch in der lebenden Pflanze
gewesen sei, wie dies in der That auch mit meinen Beob-
achtungen übereinstimmt, und vollständige Exemplare zeigen.
Die Achse, bemerkt er sehr richtig , welche wie die Kinde
eine festere Textur besass, musste, indem das Innere aus-
faulte, und allmälig Thon oder Sand eindrang, von der Mitte
gegen den Sand hin gedrückt werden, wie man denn in der
That auch zuweilen Exemplare sieht, in denen sich die Achse
so nahe unter der Oberfläche, eine rinnenartige Vertiefung
bildend, befindet, dass man glauben möchte, sie sei von aussen
hineingedrücktj und gehöre gar nicht zu der Pflanze. Ge-
280
wohnlich fände man die Stämme mehr oder minder platt
zusammengequetscht, was immer hätte geschehen müssen,
wenn die Fäulniss derselben gleichzeitig mit der Schichten-
bildung von Statten ging; besassen aber die sie bedeckenden
Schichten noch vor der Fäulniss der Pflanze eine gewisse
Festigkeit, werde sie in cylindrischer Form erhalten, was frei-
lich nur selten, am häufigsten noch in dem Thoneisenstein
der Steinkohlenformation oder in der Grauwacke Nieder-
schlesiens vorkommt. Wahrscheinlich, meint er endlich, sei
sie eine Süsswasserpflanze gewesen, die an den Orten, wo
man sie gegenwärtig finde, einst gewachsen wäre. Selten
sähe man sie in der Steinkohle selbst, dagegen in allen an-
dern mit ihr vorkommenden, besonders in den mit Sand
gemischten Schieferschichten, wobei ich noch bemerke, dass
nach den früher schon von Herrn v. ÜEt iien gemachten und
später fast überall von mir bestätigten Beobachtungen sich
jedesmal an den Stellen, wo die Stigmaria anfängt häufig
zu werden, und dies ist gewöhnlich das Liegende der Stein-
kohlenflöze, die Zahl der andern fossilen Pflanzen auffallend
verringert. Der Schieferthon erhält so zu sagen durch die
in allen Richtungen ihn durchsetzenden Zweige und Blätter
(Wurzeln) eine sogenannte verworrene Beschaffenheit, wo-
durch das geschichtete Ansehen desselben ganz verloren geht.
Mit grösster Bestimmtheit kann man und ich habe mich darin
zu üben gesucht aus einer solchen Beschaffenheit auf das
Liegende eines Flözes schliessen. Graf Sternbekg verglich
sie mit baumartigen Euphorbien, beschrieb sie unter dem
Namen Variolaria ficoides, «nd bildete zuerst ihre Blätter
ab, Ph. V. Martius 1822 jnit Cacalien und Ficoideen
(Denkschriften der botanischen Gesellschaft zu Ilegensbnrg
2. Band. 1822. S.142), Kaü mit einer Palme, Schrank mit
einer Stapelia (Denkschriften der Königl. Akademie der
Wissenschaften zw Müfichen für die Jahre 1818, 1819, 1820,
VIL Bd. 1821. S. 287). Artis (1825) zeigte, dass diese
Blätter an der Spitze gabelförmig seien, übersah aber
dabei die im Thcilungswinkel sitzende ähnlich geformte nur
281
kleinere Narbe. Auolpu Bhongniart hielt sie anfänglich
(1821) für eine den baumartigen Aroideen verwandte Pflanze,
änderte den von Sternberg gegebenen Namen, weil er schon
in der lebenden Flora bekanntlich als Flechtengattung vor-
kommt, in Stigmaria, verglich sie aber später mit Lycopo-
diaceen und besonders mit Isoetes, gestützt auf die an einem
Exemplar der Universitäts - Sammlung zu Oxford gemachte
Beobachtung, dass von allen Seiten der schon von Wood-
vvARD erwähnten Mittelachse spiralig gestellte Gefässbündel
nach den Blättern verliefen. Lindley und Hutton {Fossil
Fl. of great Brit. I.) bestätigten und erweiterten zunächst
die von Steinhauer angeführten Beobachtungen, bildeten
Tafel 31 einen 3 — 4 Fuss im Durchmesser haltenden kuppei-
förmigen Stamm oder Stock {dorne) ab mit den sich horizontal
in verschiedener Richtung erstreckenden 9 — 15 Aesten, von
denen einige in ungleicher Entfernung zweitheilig w^erden
(siehe Foss. Fl. Ta£ 32 u. 33, Taf. 74, Taf. 36 und die von
uns entlehnte Taf. 8. Fig. 1 a. in den Gattungen der fossilen
Pflanzen H. 1.2). Sie halten sie, namentlich wegen des kup-
peiförmigen Stockes und der in horizontaler Richtung ausgehen-
den Aeste, für eine dicotyledone Wasserpflanze, die in Sümpfen
wuchs, oder in ruhigen seichten Seen, gleich unserer Isoetes und
Stratiotes, schwamm, ähnlich den Euphorbien und Cacteen, in
welcher Ansicht sie noch mehr durch ein später entdecktes
Exemplar bestärkt wurden, das sie im 3. Bande Taf. 106
S. 47— 48. d. g. S. abbildeten und beschrieben, in dessen Quer-
schnitt scheinbar Markstrahlen und im Längsschnitt Treppen-
gefässe sich vorfinden. Noch meinen sie, dass die Vertiefung
auf den Aesten oder Zweigen, (a. a. O. Taf. 8. Fig. 1 d), welche
die Lage der Achse andeutet, jedesmal die untere Seite eines
Zweiges bezeichne. Dass dies Vorkommen jedoch auf ganz an-
dern Ursachen beruhe und als etwas Zufälliges zu betrachten
sei, geht schon aus den oben angeführten Beobachtungen von
Steinhauer hervor. Agassiz (dessen Uebers. v. Buckland's
Geol. Neufchatel 1838, 2. Bd. Taf. 53), der im Jahre 1834
diesen Stamm bei Hutton untersuchte, stimmt Buckland
282
und Llvülüy's Deutung keineswegs bei, hält die gefurchte
Seite der Aeste für die obere Fläche , und meint , dass die
gedachte Figur die obere Fläche des nach allen Seiten ver-
zweigten Stammes darstelle, die Aeste mithin aufwärts wuch-
sen, und dass die mittlere Vertiefung der Ausgangspunkt des
Wachsthums gewesen, wie die Stellung der Blätter, die von
da aus in die Höhe gerichtet sind, beweise. Auch glaubt
er auf dem mittleren Theil der gewölbten Seite lanzettförmige
Anhänge zu bemerken, die er für Wurzel zu erklären ge-
neigt scheint, wozu er sich um so mehr veranlasst sieht, als
'C5'
es ihm höchst unwahrscheinlich dünkt, dass ein so grosser
baumartiger Stamm sich schwimmend auf der Oberfläche des
Wassers ohne Anheftung erhalten haben könne, worin ich
ihm ganz beistimme, wie sich später auch aus der Beobach-
tung der Struktur derselben ergeben wird. Lindley und
Hdtton erklärten ferner, dass die Anabathra pulcherrima von
WiTUAM, so wie die von ihnen abgebildete Caulopteris gracilis
Tab. 141 ebenfalls zu Stigmaria gehörten, und die oben an-
geführten, von Artis aufgestellten Arten nur verschiedene
Zustände einer und derselben Art seien, überhaupt die An-
nahme mehrerer Arten zur Zeit nicht thunlich erscheine,
welche Ansicht ich gleichßdls theile. Corda (Stermj. Vers.
Flor. d. Vorwelt 7. u. 8. Heft, S. XXI.) findet nach der
Beschaffenheit der Narbe und des Holzcylinders unsere Pflanze
mit der Stammform der Semperviven sehr verwandt, und ist
geneigt, die Stigmaria für ein die Crassulaceen, Euphorbicen
und Cactusform mit den Cykadeen verbindendes Mittelglied
zu erklären.
In dieser gedrängten Uebersicht habe ich Alles zusam-
menzustellen versucht, was mir nur irgend über diese Pflanze
bekannt ist, und knüpfe daran nun meine Beobachtungen, die
freilich zu einem andern, als dem von Lusdley und Corda
erhaltenen, Resultat führen werden.
Was zunächst den Stock betrifft, von Avclchom excen-
trisch die Aeste ausgehen, (dessen Abbildung ich nach Lusd-
ley nebst der idealen Darstellung seines Wachsthums den die
283
Sligmaria betreffenden Abbildungen im 1. und 2. Heft der
Gattungen der fossilen Pflanzen Taf. 8. Fig. 1 u. 2. beifügte),
so besitze ich schon seit längerer Zeit ein Exemplar dieser
Art. Mein* eben so kenntnissreicher als scharfbeobachtender
Freund Beinert in Ckarlottenbrunii entdeckte schon im Jahre
1838 in mit Aesten von Stigmaria überfüllten! Schieferthon
eine schwach gewölbte, länglich runde Masse, die leider nicht
vollständig und nicht im Zusammenhange mit den wahrschein-
lich in der Nähe liegenden Aesten herausgearbeitet ward,
aber auf ihrer Oberfläche jene von Lindley beschriebenen
Runzeln nebst rundlichen Blattnarben besitzt, wovon ich einen
Theil in halber natürlicher Grösse Taf. 8. Fig. 3 des oben
genannten Werkes abbildete, und zwar nach einem Abdruck
desselben, weil derselbe noch besser als das Stück selbst, wie
dies nicht selten bei nur durch Ausfüllung ihres Innern er-
haltenen Stämmen der Fall zu sein pflegt, die charakteristi-
schen Merkmale zeigt. Das ganze, wie schon erwähnt, nur
noch unvollständig erhaltene Stück, ist demohnerachtet noch
24 Zoll lang, 12 Zoll breit an einer Stelle, wo es in seiner
ganzen Breite erhalten scheint, 6 — 8 Zoll dick. Auf der
obern und untern Seite sieht mau ganz unregelmässige, nur
selten durch Querfurchen verbundene Längsrisse, die denen
auf der Rinde alter dicotyledonischer Bäume, wie z. B. Ju-
glans regia gleichen. Die zwischen den Längsrissen befind-
liche, in Kohle verwandelte Rinde der obern Seite ist flach
gewölbt, mit runzliger, mit rundlichen Blattnarben besetzter
Oberhaut versehen ; die der untern Seite weniger rissig, viel-
leichtmehr platt gedrückt, von kohliger Rinde entblösst, aber mit
einer grossen Menge kleiner punktförmiger Vertiefungen ver-
sehen, die vielleicht Blättern oder Stacheln, oder wohl Wur-
zelfasern zur Basis dienten. Als ich diese Masse vorsich-
tig nach der Länge spaltete, um über die Beschaffenheit des
Innern Aufschluss zu erhalten , fand ich 2 Zoll unter der
Rinde, an der mit h bezeichneten Stelle eine mit schwach
erhabenen, länglich runden, regelmässig spiralig gestellten
Narben bedeckte, 12 Zoll lange und 1| Zoll breite stamm-
284
ähnliche Bildung (a. a. O. Taf. 9. Fig. 4 «), von welcher
aus an der einen wohlerhaltenen Seite (b) bogenförmig sieben
nebeneinander liegende Aeste auszugehen scheinen, die viel-
leicht als Achsen zu den Aesten der Pflanze verliefen. Rechts
davon befand sich ein gleichgebildeter, aber nur eine kurze
Strecke mehr bogenförmig nach aussen befindlicher Stamm;
doch Hess sich ein Zusammenhang mit dem ersteren nicht
wahrnehmen. Bevor man aber nicht die unmittelbare Ver-
bindung eines solchen Stockes mit den Aesten nachzuweisen
vemiag, lässt sich auch mit Gewissheit nicht behaupten, dass
er überhaupt zur Stigmaria gehöre.
So urtheilte ich früher im Jahre 1841, inzwischen habe
ich mich seit der Zeit in der That überzeugt, dass wirklich
von einem solchen Wurzelstocke von 1|- Fuss Durchmesser
und zwar in entschiedener horizontaler Richtung dichotorae
Aeste oder Zweige ziemlich regelmässig nach vier gleich weit
entfernten Seiten also kreuzförmig abgehen, und ich habe
dies überaus merkwürdige zu Schatzlar in Böhmen gefundene
Exemplar in meiner ersten Preisschrift über die Steinkohlen
S. 79 näher beschrieben und Taf. 25. abgebildet.
Leider aber ist nur die untere Seite desselben wohl er-
halten, die andere abgebrochen, und bleibt es somit zweifel-
haft, ob sich nicht von der letzteren ein Stamm in senkrechter
Richtung fortsetzte und so das Ganze nur als ein Wurzel-
gebilde einer Pflanze zu betrachten sei. Jene untere Seite
zeigt nur die gewöhnlichen rundlichen Narben, woraus her-
vorgeht, dass die Pflanze wenigstens mit keiner Pfahlwurzel
versehen war. Für ein Wurzelgebilde haben die Stigmaria
in der neuesten Zeit insbesondere englische Naturforscher
erklärt, unter andern Binney für die AVurzel der Sigil-
laria reniformis (E. W. Binney über die unlängst bei St.
Helena entdeckten merkwürdigen fossilen Bäume. Fkoiuep,
Neue Notizen 29 Bd. Febr. 1844 n. 632 p. 1(> und E.
W. BiNNEY und Robert Harkness über die zu St. He-
lens in Lancashire gefundenen fossilen Bäume. Froriep,
Neue Notizen, n. 794 Jan 1846. S. 18; Lond., Edinb. and
285
Dublin, Phil. Mag. Octhr. 1845) und ganz neuerdings Ri-
chard Brown für die von Sigillaria alternans {Descriptio7i of
erect Sigillnriae with conical top roots found in the lloof
of the Sidney Main Goal., in the Island of Cape Breton hy
Richard Brown Esq. Quart. Joiirn. of the geol. Soc. of Lon-
don, p. 20. Novhr. 1849. p 354). Um nun hierüber näher
Aufschluss zu erhalten, schrieb ich eine kleine Abhandlung,
in welcher ich auf den gegenwärtigen Standpunkt der Frage
aufmerksam machte und die öffentliche Aufmerksamkeit auf
sie zu leiten suchte. Herr Berghauptmann v. Dechen hatte
die Güte dieselbe zum Druck zu befördern und in ange-
messener Zahl an die praktischen Beamten verschiedener
Bergämter zu vertheilen. Kurze Zeit nach Veröffentlichung
derselben erhielt ich schon Nachricht von der Auffindung
eines ohne Zweifel dahin gehörenden Stockes im Heinitz-
stoUen im Holzhauerthal rechts von der Landstrasse zwischen
Friedrichsthal und Neunkirchen im Saarbrückschen, der we-
nigstens dem von Lindley und mir abgebildeten, mehr noch
dem ersteren ähnlich ist. Ich erlaube mir hier die sehr ge-
naue Beschreibung und Zeichnung des Herrn Dr. Otto
Weber mitzutheilen.
„Der in Rede stehende mit einer Wurzel versehene
Stamm wurde im Holzhauerthalc bei Gelegenheit des Eisen-
bahnbaues auf einer Zweigbahn der 8aarhrück-Bexhacher
Eisenbahn 28 Fuss unter der Dammerde (vergl. die Skizze
über die Lagerungsverhältnisse Taf. XL Fig. 1, welche wie
auch die nähern Angaben von Herrn Baumeister Scuroers
uns mitgetheilt wurde) senkrecht auf der ausnahmsweise hier
an diesem Orte sehr nahe sohligen, Gebirgsschichtung, be-
stehend in Kohlensandstein und Schieferthon gefunden, und
kam höchst wahrscheinlich in der Mitte einer kleinen Mulde
vor; ob und wie viel der Schaft des Baumes länger gewesen
ist, lässt sich nicht mit Sicherheit bestimmen. Nach über-
einstimmenden Aussagen der Arbeiter sollen sich noch circa
10 — 15 Fuss höher runde Querschnitte ähnlich dem des
später vorgefundenen Baumstammes in senkrechter Richtung
286
über demselben gezeigt haben, welche vielleicht auf das Vor-
handensein eines Stannnes schliessen lassen, jedoch leider
nicht mehr herbeizuschaften waren. Die Versteinerungsmasse
ist auch hier dichter thoniger Sphärosiderit. *)
Das ganze uns vorliegende Stück, Taf. XII. Fig. 2, hat
nun augenscheinlich die grösste Aehnhchkeit mit einem
Wurzelstocke, Avobei die HauptwurzelstUmme sich ziemlich
regelmässig dichotomisch theilen. Der Stamm hat mit den
horizontal verlaufenden Wurzelverästelungen eine Höhe von
9 — 11 Zoll , über denselben noch von 2 — 4 Zoll und im
Querschnitte eine elliptische Gestalt oder auch die eines re-
gelmässigen Achtecks , an welchem zwei gegenüberstehende
Seiten gleich und länger sind als die übrigen 6 kürzeren gleich
langen Seiten. Die grösste Ellipsenachse beträgt 1 Fuss 9 Zoll,
die kleinste 1 Fuss 3 Zoll ; die beiden schiefen Diagonal-
durchmesser 1 Fuss 9 Zoll. Die Seitenwände sind scharf
rechtwinklig abgesetzt und es gehen dann nach beiden Sei-
ten je zwei, alle wenig mehr oder minder als 1 Fuss im
Durchmesser betragende fast runde oder primäre Aeste (a)
schon nach unten ab, welche dann, indem sie alle 4 oder
5 Zoll weit ungetheilt verlaufen , sich wiederum in 2 secun-
däre Aeste {b) mit einem Durchmesser von 6 — 9 Zoll gabel-
förmig theilen. Diese geben dann je zwei tcrnäre (cc) ab;
indem diese letzteren sich in quaternäre {dd), quinäre (ee)
und senäre {//), (letztere sind selten erhalten), mehr oder
weniger symmetrisch dichotomisch theilen , so gewährt das
Ganze ein höchst regelmässiges Ansehn, welches namentlich
bei der Ansicht von oben in Fig. 2. Taf. XII. nach unten hin,
oder in der Seitenansicht in Fig. 3. Taf. XII. höchst deutlich
hervortritt, wäiirend diese Regelmässigkeit auf der entgegen-
o-esetztcn Seite mehr verwischt wird. An den vorderen Aesten
sind nämlich die Theilungen auch in der Dicke und in ihrem
Abstände vom liauptstamme alle ziemlich gleichförmig, was an
*) Die Vcrsteinerungsniasse scheint l)ci beiden Stämmen, soweit man
CS beurtheilen kunn, keine Fossilien cinzuschlieHsen.
287
den hinteren nicht so der Fall ist; da jedoch dieser Umstand
ziemlich unwesentlich zu sein scheint, so begnügen wir uns
damit, darauf aufmerksam gemacht zu haben und verweisen auf
die Ansicht der Abbildungen, namentlich auf Taf. XII. Fig. 2.
Sehr wichtig scheint daher der Umstand zu sein, dass,
so viel sich bei näherer Untersuchung ergeben hat, an zehn
Stellen (bei 1 — 10) auch nach unten mehr oder weniger senk-
recht ternäre und quaternäre Aeste von mehreren Zollen Durch-
messer in die Tiefe hinabsteigen , von welchen sich einige
auch deutlich wiederum verästeln (4 und 7). Dagegen scheint
eine Pfahlwurzel oder ein Analogon derselben nicht vorhanden
zu sein, wenigstens wurde bei vorsichtigem Loslösen desSchie-
ferthons von allen Seiten her, so dass nur etwa ein Raum
von 7 Zoll im Durchmesser unverletzt blieb, Nichts der Art
bemerkt. Je dünner übrigens die Verästelungen werden, desto
mehr wird der Querschnitt aus einem kreisförmigen ein ellip-
soidischer, und erscheint somit plattgedrückt, obwohl damit
durchaus die Behauptung nicht aufgestellt werden soll, dass
eine wirkliche Quetschung derselben stattgefunden habe.
Leider scheint auf dem Querschnitt der Verästelungen eben
so wenig eine Achse als Struktur sichtbar zu sein und es
bleibt uns somit nur noch übrig das Nöthige über die Ober-
flächenbeschaftenheit des Stammes und seiner Verästelungen
beizufügen.
Die von der kohligen Kinde zum grossen Theil ent-
blösste Überfläche des Stammes wie der Verästelungen zeigt
(Taf. XI. Fig. 4) überall unregelmässig verlaufende, hin und
wieder sich gabelnde oder in undeutliche Vertiefungen auslau-
fende Längsfurchen und ist dabei höchst fein längsgestreift,
welche Streifungen ebenso parallel, wie ohne Gabelungen ver-
laufen. Das letztere ist ebenfalls bei der in Steinkohle ver-
wandelten Einde der Fall, an welcher vielleicht manchmal
kleine kreisförmige Eindrücke vorhanden sind, um welche
die Streifen sich herumlegen; doch ist dies nirgends mit Ge-
wissheit nachweisbar, so dass ich auch keine Zeichnung da-
von zu geben vermochte.
288
An einer einzigen Stelle (bei/'Taf. XII. Fig. 2) wurden
bei der Reinigung zwei, drei Zoll lange Stücke aufgefunden,
bedeckt mit ki-eisrunden stigmenartigen Eindrücken , die im
Quincunx gegeneinandergestellt und von ganz feinen Längs-
streifungen umgeben sind. Dieselben stehen allerdings mit
dem nächstliegenden quaternären Aste nicht in unmittelbarer
Verbindung, scheinen jedoch wie aus der gegebenen Abbil-
dung hervorgeht , nach ihrer Kichtung und Lage wohl ohne
Zweifel unserem Stamme anzugehören und möchten dann
auch wohl dessen Natur zu entscheiden im Stande sein, in-
dem sie mit der Oberflächenzeichnung der Stigmarien in der
That grosse Aehnlichkeit besitzen, wie Taf. XI. Fig. 5 deut-
lich zeigt.
Endlich ist wohl noch zu erwähnen, dass in dem umge-
benden Schieferthone, nirgends jedoch in unmittelbarem evi-
dentem Zusammenhange mit den Verzweigungen, sich höchst
zahlreiche längliche mit Mittelnerven versehene blattartige
Theile vorfanden, die mit den Blättern oder Wurzelfasern
der Stigmarien Aehnlichkeit haben, selbst wohl wie diese
sich gabeln. Narben in der Gabel sind nicht sichtbar. Aus-
drücklich bemerke ich noch, dass nirgends an der feinen
längsgestreiften innersten Oberfläche des Stammes etwas von
den Blattgefässnarben bemerkt wird."
Durch eigene Anschauung habe ich mich von der Rich-
tigkeit der Beschreibung dieses interessanten Stückes über-
zeugt, welches gegenwärtig eine Hauptzierde des Bonner
Museums ausmacht. Da es jedoch leider nach oben hin so
wenig erhalten ist, so entscheidet es doch immer noch nicht
die Frage über Stigmaria in ihrem Verhältiiiss als Wurzeln
der Sigillaria, wie dies die oben citirten Beobachtungen von
BiNNEY und Harkness nachweisen, so dass auch BKO^(.^lAKT,
der sich früher schon aus anatomischen Gründen für eine
ähnliche Ansicht ausgesprochen hatte, insbesondere durch eine
von Joseph Hooker verfässte Abhandlung, die ich noch
nicht kenne, sich neuerlichst {7\ibleau des genrvs des v^ge't.
foss. p. 56) ganz und gar für die von den genannten Englän-
289
dern zuerst aufgestellte Ansicht erklärt, obschon er unsere
Gattung wenigstens noch als selbstständig neben Sigillaria
passiren lässt.
Wenn es also nun wirklich als allgemein gültig anzunehmen
sein dürfte, dass die Stigmarien als die Wurzeln der Sigillarien
anzusehen sind, so müssen diese Wurzelstöcke oft von sehr
bedeutendem Umfange sein. So fand ich bereits im Jahre
1837 einen einzelnen Stamm oder Wurzelast von -f- Fuss
Durchmesser in 2 Fuss Länge erhalten im Uebergangsgebirge
von Lnndshut, im Jahre 1845 in der im Nikolaier Revier in
Oberschlesien gelegenen Leopoldsgrube ein Exemplar mit
zwei dichotomen Aesten, deren jeder 1 Fuss dick war (Preis-
schrift über die Steinkohle, p. 79) und vor mir liegt so eben
ein rundes, durch Schicferthon ausgefülltes, 2 Ctr. schweres
Stammbruchstück aus der Segengottesgrube bei Waidenburg,
bedeckt mit runzliger Rinde und Narben der Stigmaria von
nicht wenio;er als 2 Fuss Durchmesser und 2 Fuss Höhe.
Sollte man nun nicht vielleicht lieber meinen, dass diese ge-
waltigen Stämme nicht unterirdische Wurzeln, sondern nach
oben gewachsene, über die Erde hervorragende Theile dieser
Pflanze gewesen wären ! Unterstützt ward diese Meinung
durch eine Beobachtung, die ich am 6. September v. J. im Dort-
numder Kohlenrevier (bei Kirclihörde, ly Meile von IJortnm?id)
zu machen Gelegenheit hatte. Dort befindet sich eine senkrecht
durch Steinbrüche cntblösste Wand von Kohlensandstein von
ungefähr lOüO Fuss Länge, in wechselnder Höhe von 50 — 100
Fuss, als Liegendes eines kleinen Kohlenflötzes von 3 Fuss
Mächtigkeit, welches wieder zum Flötz Carlsbank, einem der
liegendsten Flötze des ganzen Brünninghauser Reviers gehört.
Auf dieser ganzen grossen Fläche liegt die durch einen sehr
thonreichen Kohlensandstein ausgefüllte Stigmaria in unglaub-
licher Menge zu Tage in zahllosen oft 15— 20 Fuss langen
dichotomen schlangenartig erscheinenden Verzweigungen, und
man würde sie wo möglich in noch bedeutenderer Länge im
Zusammenhange verfolgen können , wenn sich nicht der sehr
tbonhaltige und von Thonklüften durchsetzte Sandstein überall
Zeils.d. d.geol.Ges, III. 3. 21
290
plattenartig loslöste. Nicht vergebens sah ich mich liier nach
einem Stocke um.
Er war durch Schieferthon ausgefüllt , aber platt ge-
drückt, von randlichem Umfang, i- — 2 Fuss breit und fast
eben so lang. Von der oberen und unteren Fläche desselben
gingen nach allen llichtungen mehre mit Fasern oder Blät-
tern versehene Aeste, die in mehren Fuss Länge bis zu den
Klüften verfolgt werden konnten, durch welche eben dieses
Gestein sich auszeichnet. »Sichtbar aber verschmälerte sich
dieser Stock in einen alle übrigen etwa 2 — 4 Zoll breiten Aeste
an Durchmesser um das Doppelte übertrcffendenAst, der wegen
seines ganzen Verhältnisses zu dem Stock nur als Hauptast
oder Stamm betrachtet werden konnte; derselbe nahm mein
grösstes Interesse in Anspruch, indem ich nun hoffte über das
in Rede stehende Problem Aufschluss zu erhalten. Leider
aber stellten sich der weitern Verfolgung desselben die gröss-
ten Schwierigkeiten entgegen, indem er nicht auf der wie
schon erwähnt höchst zerklüfteten Oberfläche verlief, sondern
sich mehr in das Innere des Gesteins erstreckte. Jedoch
gelang es, obschon nicht ohne grosse Gefahr wegen des dar-
über hängenden, von Zeit zu Zeit herabstürzenden Gesteins,
ihn doch auf 4 Fuss Länge zu verfolgen, in welcher Aus-
dehnung er noch gleichen Durchmesser und, was das wich-
tigste , auch seine Stigmariennatur bewahrte , indem überall
noch die Narben der Stigmaria sichtbar waren und kein
Uebergang in Sigillaria vorhanden war.
Somit bin ich nicht im Stande die Beobachtungen der
englischen Naturforscher für jetzt in ihrer ganzen Ausdehnung
bestätigen zu können. Nur darin stimme ich mit ihnen
überoin , dass ich die bisher als Zweige und Blätter betrach-
teten Gebilde nun auch als Wurzeln und Wurzelfasern an-
zusehen mich genöthigt sehe, jedoch über ihren Zusammen-
hang mit Sigillaria noch meine Meinung suspendire. Gern
gestehe icii, dass es mir im wahren Sinne des
Wortes nicht begreiflich scheint, dass die zahl-
reichen, u nte rein an der in der ausser n Bildung des
291
Stammes so verschiedenen Sigillarien, deren es
über 100 giebt, im Bau ihrer Wurzeln so über-
einstimmen sollten, dass sie sich alle in einer
Hauptform der Stigmaria vereinigten.
Inzwischen habeich und zwar ebenfalls in der westphähschen
Kohlenformation eine andere Beobachtung gemacht, die zwar
nicht die Entscheidung dieser für mich noch nicht gelösten Frage
betrifft, jedoch gewiss in nicht geringerem Grade unsere Auf-
merksamkeit verdient. Schon vor einigen Jahren hatte ich
in der schlesischen Kohlenformation einen etwa ij Fuss lan-
gen , im Querdurchmesser elliptischen Zweig der Stigmaria
gefunden, welcher, ohne sich allmälig zu verschmälern, plötz-
lich in eine rundliche, vielfach gequetschte Knolle endigte.
Durch diesen unmittelbaren Uebergang in eine knollige Ver-
dickung unterschied sich dies Exemplar von bis jetzt bekann-
ten Spitzen, die allmälig dünner werden und dadurch sich
eben als Zweigenden charakterisiren, wie sie Graf Steknberg
schon kannte und als eigne Art unter dem Namen St. melo-
cactoides beschrieb. Als ich nun die Zeche Präsident bei
Bochum besuchte, sah ich die eben erwähnte Form häufig
und hörte von dem Herrn Geschwornen Barth, der darauf
auch schon aufmerksam geworden war, dass dergleichen knol-
lenförmige Stücke , welche sich allmälig in eine stumpfe
Spitze verschmälern , nicht ganz selten seien. Sie kommen
hier, durch Schwefelkies ausgefüllt, etwa 400 Fuss tief, nur
in dem 40 Zoll mächtigen Flötze Sonnenschein, in dem Gten
bauwürdigen dieser bedeutenden Grube und zwar nicht im
Schieferthon, sondern in der Steinkohle selbst vor. Als ich
nun in das Flötz hinabstieg, fand ich zwar mehre einzelne
knollenförmige Stücke und rundliche Endspitzen, jedoch wa-
ren nur einige so erhalten , dass sie als vollständig zu be-
trachten waren. Wenn dies nicht gelang, hätte man wohl
sehr leicht diese knollenförmigen Enden nur für Verdickun-
gen der Wurzelzweige erklären können, weil man derglei-
chen, wenn auch nicht in so kolossalem Maassstabe bei Wur-
zeln jetztweltlicher Gewächse, wie z. B. bei den Wurzeln
21 *
292
mehrerer Leguminosen, wie Psoralea esculenta, Latliyrus tu-
berosus, oder Rosaceen, wie Spiraea tilipendula sieht. Unter
diesen Umständen jedoch und unter Berücksichtigung der
Entdeckung von Exemplaren verschiedener Grösse, die auf
ihrer Oberfläche alle mehr oder minder deutlich die Narben
der Stigmaria zeigen, glaube ich hier unsere Pflanze in ihren
verschiedenen Entwickelungszuständen vor mir zu sehen,
eine Ansicht, die, wenn sie wie hier überdies noch durch
augenscheinliche Beobachtungen unterstützt wird, eigentlich
an und für sich gar nicht auffallen kann. Wenn man näm-
lich erwägt, dass eine Pflanze von so ungeheurer Verbrei-
tung und selbst kolossaler Grösse in der Kohlenformation
sich doch unmöglich im Augenblick ihrer Verschüttung oder
ihrer Fossilisation ganz allgemein in demselben Zustande der
Entwickelung befanden haben kann, sondern jedenfalls jün-
gere mit älteren zugleich existirten, so muss man sich wun-
dern, dass dieser Fund nicht schon längst gemacht worden
ist. Er wird sich auch an anderen Orten wiederholen und
in der That habe ich auch , aufmerksam auf dieses Vorkom-
men, fast auf allen Gruben des gesammten märkischen Berg-
wergsbezirkes ähnhche, in Schwefelkies verwandelte Bruch-
stücke angetroffen, wie denn auch gar kein Grund vorhanden
ist an ein , auf ein einziges Flötz beschränktes Vorkommen
dieser Entwickelungszustände zu glauben. Im Interesse des
Auf^ndens derselben an anderen Orten nniss ich noch be-
merken, dass diese Stücke, namentlich die knollenfönnigen,
aber auch die Zweige häufig mit j oder ~ Zoll dicker, dicht
daran liegender, sehr fetter, äusserlich glatter und glänzender
Kohle bedeckt sind , nach deren Entfernung erst die organi-
sche Natur derselben, d. ii. die Narben der Stigniarin, ge-
wöhnlich von metallischem Glanz des Ausfüllungsmaterials,
des Schwefelkieses, sichtbar werden. Man untersuche alle
knollenförmigen, sich durch ilire Schwere auszeichnenden
Stücke, wie sie gewöhnlich auf den Halden liegen und wird
dergleichen nicht selten finden und bei näiiercr Erkundigung
auch erfahren , dass sie aus den Steinkohlen selbst stammen
293
und erst nach der Förderung derselben , als natürlich zur
technischen Benutzung völlig unbrauchbar, ja schädlich, aus
ihnen ausgelesen wurden. — Die nun folgende, von Abbil-
dungen begleitete Beschreibung wird dies noch mehr ver-
deutlichen.
Taf. XI. Fig. 0. Kundlich, etwas gequetscht, von etwa
3 Zoll Durchmesser, auf dem grössten Theil der Oberfläche
mit der dichtanliegenden Fettkohle bedeckt, nur an der einen
Stelle durch die bekannten Narben kenntlich. Diese be-
trachte ich als eine der ersten Entwickelungsstufen.
Taf. XIII. Fig. 7. Unten abgerundet, oberhalb mit zwei
Fortsätzen, die beide erhalten sind und mit Narben bedeckt.
Erst nach der Entfernung einer fast j Zoll dicken Lage von
Fettkohle kamen diese zum Vorschein.
Taf XIII. Fig. 8. Von 10 Zoll Länge, der untere knol-
lige Theil von etwa 4 Zoll Durchmesser, an dem Punkt, wo der
etwa 5 Zoll lange Fortsatz nach oben ausgeht, etwas beschä-
digt bei a; doch kann man aus dem ganzen Verhältniss des
Stückes urtheilen, dass das felilende Stück nur zur Vervoll-
ständigung der Kohle diente. Der wie schon erwähnt 5 Zoll
lange Fortsatz verschmälert sich allmälig in eine rundliche,
auch an der Seite etwas abgestossene Spitze. Jedenfalls liegt
hier ein sehr vollständiges Exemplar vor.
Taf. XIII. Fig. 9. Ein nach oben nicht vollständiges
Exemplar, obschon die nach dieser Richtung hin stattfindende
Verschmälerung ahnen lässt, dass nicht gar viel fehlt. Hier
vorzugsweise abgebildet, um die gequetschte Beschaffenheit
der 5 — 6 Zoll dicken Knolle zu zeigen , deren sonst rund-
liche Narben in Folge der Quetschung eine fast rhombische
Gestalt erlangten.
Wenn wir diese Bildungen vmbefangen betrachten und
nun damit die Entwickelung jetztweltlicher , mit knollenför-
migem Stamm versehener Gewächse vergleichen, wie z. B.
der Cycadeen, Tamus elephantipes, so glaube ich können wir
nur die Ansicht theilcn , dass sie die merkwürdige fossile
Pflanze, welche durch ihre Vegetationsmasse zur Bildung
294
der Kohlenlager so unendlich viel beiträgt, in verschiedenen
Stadien der Entwickelung darstellen.
Nach Betrachtung des Central- oder Wurzelstockes, über
dessen innere Struktur ich auch zuerst einige erläuternde
Beobachtungen veröffentlichte, wende ich mich nun zu der
Beschreibung der Aeste, von der ich behaupte, dass noch
kein Botaniker sie, was die äussere Form derselben betrifft,
so nach allen Richtungen würdigte und durch Abbildungen
zu erläutern strebte, als dies von mir in dem 1. u. 2. Heft
der Gatt, der foss. Pfl. bereits im J. 1841 geschehen ist,
weswegen ich hier darauf zurückkomme und das nur noch
hinzufüge . was von Andern und mir etwa noch seit jener
Zeit beobachtet ward.
Die Aeste sind in der Regel zusammengedrückt, so dass
sie im Querdurchmesser von elliptischer Form, wie Taf. 11.
Fig. 20. a. a. O. oder in länglicher Form erscheinen (a. a. O.
Taf. 11. Fig. 19.). Die Länge des Durchmessers ist verschieden.
Die in Fig. 20. angegebene ist die gewöhnliche; selten findet
man sie grösser und nur ein einziges Mal sah ich ein Exem-
plar, welches so klein war, wie Taf. 9. Fig. 5, a. a. O., ob-
gleich die Blattnaiben keineswegs kleiner erscheinen, als bei den
grösseren. An der nicht häufig anzutreffenden Spitze sind
die Aeste abgerundet, gabelförmige Verzweigungen nicht selten
(Taf 11. Fig. 6. a. a. O.). In der Stpinkohlenfbrmation Ober-
schlesiens , wie in GLeiwit% , Künigshiitte , bildet gewöhnlich
Thoneisenstein , in Niederschlesicn ein sehr weicher, an der
Luft unter Einwirkung der Feuchtigkeit bald zerfallender
Schieferthon , in dem Uebergangsuebirgc bei Lnndshnt ein
mehr oder minder grobkiesiges Conglomerat die Ausfüllungs-
masse, daher auch an ersteren Orten die natürliche runde Form
des Stammes am besten erhalten ist. In Oberschlesien ist die
Rinde des Stammes wie die der Achse im Innern aus einer mehr
oder minder dicht anliegenden, kohligen Masse gebildet. Im
Uebergangsgebirge zu Lamlshut findet man , wie an allen
dort voi'komnienden Stämmen , nur einen schwachen , leicht
entfernbaren, kohligen, anthracitähnlicheu Staub; daher auch
im Innern die Achse, namentlich bei der hier häufig sehr
grobkörnigen Ausfüllungsmasse, gewöhnlich fast vollkommen
verwischt erscheint. Die Beschaffenheit der Rinde lässt sich
wegen der wahrscheinlich oft unregelmässig erfolgten Ver-
kohlung oder der fremdartigen, auf derselben abgelagerten
kohligen Masse, nicht immer leicht erkennen, und erscheint
überhaupt sehr verschiedenartig. Da man bisher noch keine
genauen Abbildungen der Modificationen derselben besitzt,
so habe ich die Formen, wie ich sie beobachtete, a. a. O. auch
abgebildet. Man sieht sie bald platt, a, a. O. Taf. 9. Fig. 0-,
mit nur schwach angedeuteten, von einer Blattnarbe zur an-
dern zu beiden Seiten derselben laufenden Längsstreifen als
die in Schlesien häufigste Form ; oder die Längsstreifen zwar
einfach, aber so stark hervortretend, dass die Narben wie
eingefasst erscheinen, a.a.O. Taf. 9. Fig. 7 u. 8., wie im Ueber-
gangsgebirge bei Lands/ml , oder mit einer grössern Zahl
parallel laufender, gewundener Längsrunzeln, wie a. a. O. Taf. 8.
Fig. 9. (wohin auch eine im 5. und 6. Hefte von Stekinberg's
Versuch einer Flora der Vorwelt auf Taf. 15. Fig. 6.,
aber ohne erläuternden Text, befindliche Abbildung gehört);
endlich auch unregelmässig, runzlig, wie a.a.O. Taf 9. Fig. H.
(Göppert's fossile Farrnkräuter, Taf. 23. Fig. 7.) oder noch
seltener mit Gruben und Runzeln, die sich sternförmig um die
Blattnarbe lagern, a.a.O. Taf. 9. Fig. 12. Am auffallendsten
erscheint a.a.O. Taf 10. Fig. 13. eine Form aus dem Thon-
eisenstein in Oberschlesien (in der Sammlung des Geh. Me-
dicinal-Raths und Prof. Dr. Otto , jetzt in der Sammlung
des Königl. Mineralienkabinettes zu Berlin) , in welcher die
die Narben einfassenden Längsstreifen sehr scharf hervor-
treten, und sich nicht, wie in Fig. 7. a. a. O, mit nach innen
gerichtetem convexem Bogen einander nähern, sondern fast
parallel laufen, so dass der Stamm das Ansehen einer Sigillaria
erhält. Da diese Formen der Rinde bei Stämmen von ver-
schiedenem Durchmesser, mit und ohne Blätter vorkommen,
vermag ich gegenwärtig in der That noch nicht zu bestim-
men, ob sie verschiedenen Gattungen angehören oder ob ver-
schiedene Entwickelungsstufen zum Grunde liegen. Wollte
296
mau vielleiclit anuehmeu, dass die Rinde bei allen ursprünglieh
glatt war, und einige vor ihrer Versenkung in die Erdschich-
ten trockneten, und sich so die Rinde runzelte, so wider-
spricht dieser Annahme die regelmässige Spiralstellung der
Blattnarbcn, die gewiss auch dadurch etwas verändert wor-
den wäre, und die grosse Gleichförmigkeit der Runzeln selbst.
Am fremdartigsten erscheint offenbar a. a. O. Taf. 9. Fig. 13.,
doch stimmen alle übrigen Kennzeichen, ja selbst die wohlerhal-
tene Achse mit den gewöhnlichen Formen überein, wie sich auch
wohl ein Uebergang aus der gewöhnlichen Form a.a. O. Fig. 6.
durch Fig. 7. und 18. in dieselbe leicht erkennen lässt. Die
nach dem Abfallen der Blätter entstandenen, von einem dop-
pelten wulstigen Rande umgebenen Narben sind im Normal-
zustande fast kreisrund, von 2 bis 3 Linien, selten 5 Linien
Durchmesser, wie a.a.O. in Fig. G. gewöhnlich flach, mit Aus-
nahme des in der Mitte befindlichen kleinen spitze» oder auch
stumpfen liöckerchen, welches auch zuweilen fehlt und dann
eine der Form desselben entsprechende kleine, runde Ver-
tiefung zurücklässt. Uebrigens sah ich sehr kleine Narben, wie
a.a.O. Taf. 10. Fig. 14. (aus der Grauwacke bei Lands/mt), am
seltensten, obschon dies merkwürdige Stück in seiner Grösse
von den übrigen nicht abweicht, wie denn auch die Achse
keine Anomalie zeigt. Dass überhaupt die Grösse des
Stückes zum Durchmesser der Narben nicht in gleichem
Verhältniss steht, sehen wir an der Abbildung des kleinsten
von mir beobachteten Stammes unserer Pflanze a. a. O. Fig. 5.,
wo die Narben ebenso, wie gewöhnlich, also viel grösser, als
an dem oben genannten Stamme, sich zeigen. Schon aus der
Gestalt der Narben kann man auf die runde Beschaffenheit
der sogenannten Blätter oder Wurzelfasern schliessen, die
ich aber auch noch wirklich wohl erhalten von dieser
Gestalt in der Grauwacke zu Landshut beobachtete, obschon
sie sonst gewöhnlich flach gedrückt erscheinen. An der Ba-
sis sind sie ein wenig verschmälert, ohne Zweifel auf der-
selben eingelenkt, ebenfalls von einer Achse durchbohrt (a. a. O.
Taf. 10. Fig. 15 a.), von 3 — 0 Linien Durchmesser, inuner
297
rechtwinklig vondenAesten abstehend (a.a. O. Taf. 9. Fig.6.),
woraus man mit Recht auf eine allmälige und sehr ruhige
Absetzung der sie umgebenden Schichten schliessen darf.
Ihre Länge verfolgte ich auf 1 Fuss , ohne die Spitze, die
nach AiiTis zweitheilig ist, im Zusammenhange mit dem
unteren Theile zu sehen ; doch fand ich häufig einzelne Bruch-
stücke der dichotomen Spitze (a. a. O. Taf. 10. Fig. 16.) neben
Stämmen und Blättern der Stigmaria liegen , welche , wie
man bisher noch nie beobachtete, in dem Theilungswinkel mit
einer ähnlichen Narbe (siehe a. a. O. Taf. 10. Fig. 16 a.) versehen
sind. CoRDA (dessen Beiträge S. 33 Taf. 12. Fig. 1.) fand
ein Blatt, welches an der Spitze einen grossen eiförmigen
durch eine Längsnath zweigetheilten Körper, vielleicht eine
terminale Endknospe des Blattes oder eine knollige Ver-
dickung, wenn wir es als Wurzelfaser betrachten, trägt. Die
Achse der Stämme, welche sich bei wohl erhaltenen Exem-
plaren stets in der Mitte befindet , gibt sich bei den flach
gedrückten von aussen durch eine Längsfurche zu erkennen
und liegt häufig so nahe an der Oberfläche, dass sie selbst
von der Rinde des Stammes nur unvollkommen gedeckt wird
(a. a. O. Taf. 10. Fig. 20a.). Die Oberfläche derselben (a.a. O.
Taf. 10. Fig. 17. und Taf. 11. Fig. 18a.) ist mit einer ganz ähn-
lichen kohligen Masse, wie die des Stammes, überzogen, auf
der sich ebenfalls spiralförmig verlaufende, erhabene, verkehrt-
lanzettförmige Narben (a. a. O. Fig. 17. u. 18 b.) befinden, die
nach unten in eine sehr schmale, etwas hin und hergebogene
Spitze verlaufen, von denen die Gefässbündel nach den Blät-
tern gingen, wie wir dies, wiewohl selten, beim Zerspringen
einiger durch recht festen Schieferthon ausgefüllten Stücke
wahrnahmen. *) Die Gefässbündel gehen hier in spitzem
Winkel von der Achse aus; doch glaube ich, dass sie mehr
in horizontaler Richtung verlaufen. — Diese Resultate hatten
*) Um recht ausgezeichnete Präparate zu erhalten , lege man die
durch Schieferthon ausgezeichneten Exemplare so lange in Wasser, his
dieselben etwas erweicht erscheinen, und versuche dann das Sprengen in
der Kichtung der Achse.
298
nun iiicine Untersuchungen über die im Innern uusgelüUten
Stämme geliefert, bis es mir schon im Jahre 1837 und 1838
gelang im Uebergangsgebirge bei Glut%isch-Valkenherg end-
lich Exemplare mit Struktur aufzufinden, deren Untersuchung
ich gleichfalls in jenem AVerke wieder veröffentlichte und
hier in Kurzem anführen will, da auch sie von Brongniart
gänzlich ignorirt wird.
Ich fand, dass die Stämme der Stigmaria, wofür man
wenigstens damals die für Wurzeln jetzt erklärten Gebilde
hielt, mit einem zelligen aus parenchymatösen Zellen gebil-
deten Marke versehen waren, in welchem sich zwei grös-
sere Treppengefäss e enthaltende Gefässbündel
befanden. Von diesen Gefässbündeln erstrecken sich Zel-
len und Gefässe in horizontaler Richtung zu den Blättern,
welche ich zuerst näher als aus Zellen und Treppengefäss-
bündeln bestehend nachgewiesen und im Quer- wie im seit-
lichen Längsschnitt a. a. (). abgebildet habe. Corda und
Bronginiakt's Abbildungen lassen der Vermuthung Kaum,
als ob dieselben aus den Gefässbündeln der Holzsubstanz
entsprängen. Ich vermag nun allerdings auch nicht zu be-
haupten, ob sie alle aus diesen im Markcylinder enthaltenen
Gefässbündeln entsi)ringen , jedoch ist an ihrem Vorhanden-
sein , wie die in meiner Sammlung vorhandenen Exemplare
beweisen , nicht zu zweifeln. Es ist hierauf insofern ein
ganz besonderer Werth zu legen, als sich hieraus eine ganz
unverkennbare Verwandtschaft mit den Lycopodiaceen er-
gibt, die sonst ausser etwa durch die Dichotomie der Zweige
nicht eben mit grosser Entschiedenheit hervortritt. Den Ver-
lauf dieser Gefässbündel durch die Rinde hindurch bis an
das Blatt oder also bis in die Wurzelfasern habe ich mit
Bestimmtheit verfolgt. Bromviniaut und Corda hatten an
diesen Stellen nur strukturlose Massen vor sich. Der Holz-
cylindcr wird durch radial excentrisch verlaufende, sehr wohl
erljaltene Treppengefässc verschiedener Grösse gebildet, de-
ren Struktur besonders deutlich nach der durch Säuren be-
wirkten Entfernung des versteinenden Materials hervortritt,
299
wie ich a. a. O. ausführlich auseinandersetzte. Zwischen
ihnen befinden sich kleine nur aus einer übereinanderstehen-
den Reihe von Zellen gebildete Markstrahlen, welche auch
Brongniaut Ann. d. Mus. d'hist. nat. 1839. Taf. 28. Fig. 2
und 3. sehr gut und naturgetreu abgebildet. Der Bast fehlt.
Zwischen dem Holzcylinder und der nur aus ziemlich gleich-
förmig gebildeten Zellen bestehenden Rinde befinden sich
einzelne zerstreute rundliche Bündel von Treppengefässen, die
ich auch bereits abbildete a. a. O. Tab. 13. Fig. 8 h, e, aber jüngst
in einem neuerlichst gefundenen Exemplar noch deutlicher
wahrnahm; dieselben verlaufen vielleicht auch zu den Blättern,
da wenigstens ihre Zahl und Stellung dem centralen Gefäss-
bündel entspricht , welches wir in ihnen wahrnehmen. E s
lässt sich in Wahrheit nicht läugnen, dass die-
ser Bau, wenn man ihn mit dem der Sigillaria
vergleicht, (Brongniart 1. c.) mit ihm sehr überein-
stimmt. Nur die Rinde zeigt nicht die verschiedenen Zellen-
lagen und der Markcylinder ist enger, wie dies freilich bei den
Wurzeln der Fall zu sein pflegt, weswegen auch der Ge-
fässcylinder fehlt, der sich hier bei Sigillaria findet. Auf
sehr ausgezeichnete Weise kann man dieses Abnehmen des
Umfanges in dem Markcylinder der Cykadeen wahrnehmen,
wenn man die Durchmesser desselben in den AVurzeln mit
denen des Stammes vergleicht.
Jene Blätter oder Wurzelfasern der Stigmarien enthal-
ten in der Mitte nach meinen Beobachtungen ein aus 10 bis
12 Treppengefässen gebildetes Gefässbündel, um welches
sich von innen nach aussen an Grösse zunehmendes Paren-
, chymgewebe so gruppirt, dass eben die kleinsten Zellen sich
um das Gefässbündel befinden. Allmälig werden sie nach
allen Seiten hin grösser bis zu einer dunklen Zone, deren
offenbar ebenfalls zellige Struktur nicht zu erkennen ist, und
von welcher aus man bis zum Rande die grössten Zellen sieht.
Diese letztere zellige Partie tritt erst aus der Rinde zu,
wie man deutlich sieht, wenn man das Blatt oder die Wur-
zel bis zu dem Austritt aus dem Holzkörper verfolgt, wo
300
es auch uicht ruiidlich länglich, sondern oben und unten zu-
gespitzt erscheint (vergl. 1. c. Tab. 1 5. Fig. 38.). Stomatien
vermochte ich auf der Oberhaut des Stammes nicht wahrzu-
nehmen.
CoRDA (Beiträge zur Flora der Vorwelt) meint, dass die
von BuoAGNiART Und mir abgebildete Stigmaria von der eigent-
lichen Stigmaria ficoides verschieden und mit der Anabathra
pulcherrima von Witua3i identisch sei, wogegen Bkongmart
aus Autopsie sich von der Selbstständigkeit der Letztern
überzeugt hält und meint, dass sie zu der Gattung Diploxy-
lon von Corda als eine zweite Species gehören könnte. Wenn
es sich nun fernerhin bestätigt, dass wir die Stigmaria als
die Wurzeln von Si2:illarien anzusehen haben, so erscheint
es wohl gerathen, dass die verschiedenen Formen der ersteren
nicht wie bisher von Älehren geschehen als eigene Arten»
sondern nur als Subspecies oder als Varietäten aufgeführt
werden, wie ich schon früher gethan habe. Stigmavia melo-
cactoides Stlrnb. Vers. I. 4. Heft p. XXVIII. fällt aus,
weil die daselbst beschriebene Art nichts anders ist als die
knollenförmige Endigung eines unentwickelten Astes ; Stig-
maria ficoides Corija scheint sich von der von mir beschriebe-
nen, von ihm St. Anabathra genannten Art nur durch die netz-
förmig porösen Gefässe des Holzcylinders zu unterscheiden.
Da nun Anabathra Witiia31 und Lim)Li:v nach Br()>«.mart's
neuesten Untersuchungen als eine selbstständigc Gattung an-
zuerkennen ht, glaube ich die Anabathra Corda, die sich
wie gesagt nur wenig von der Stigmaria ficoides unterschei-
det, nicht von ihr trennen zu dürfen, lieber die anderwei-
tigen von Brom;niart in seinem Prod. im Jahre 1828 auf-
gestellten Arten, wie Stigmaria minima, regularis, intermedia
und tuberculosa, schweigt er in seiner letzten Schrift, Sie
werden wohl also auch nur in das Gebiet der Formen zu
rechnen sein. Stigmaria Veltheimiana und reticulata gehö-
ren zu den Lycopodiaceen , Stigmaria conferta Cohda 1. c,
Taf. li>. Fig. 9, 11), vielleicht zu Stigmariii, wenn es nicht eine
entrindete Lycopodiacee ist. Es folgt nun schliesslich noch
30]
eine Uebersicht der von mir unterschiedenen Varietäten der
Stigniaria :
Stigmaria ficoides Brong.
a) vulgaris m. cortice subrugoso, cicatricibus i-otiuulis
uerjue distantihus aequaUbus Ij Un. circit. latis Brong.
/, c. LiNDL. et HuTT. Foss. FL I. p. Ü4— HO. t. 31, 166.
GoEPP. Preisschr. über Steinkohlen T. 13., Sterne.
Verst. 1. c. II. t. 15. f. 4, 5. Blckland Geol. and.
Mineral. I. p. 476. t. 56. fig. 8 — '11.; Corda Beitr.
p. 32. t. 12, 13. f. 1—8.
Stigmaria melocactoides Stlrnb. Vers. I. p. 38.
(comp. LiNDL. et Hutt. 1. c. t. 33.) Goepp. Gatt. d.
foss. Pfl. I. Tab. 9. f. 6.
Variolaria ficoides Sternb. Verst.I.t. 12.f. 1—3. p. 24.
Ficoidites furcatus Art. antedil. Phytol. t. 3. p. 3.;
Ficoidites verrucosus t. 10. p. 10.
Phytholithus verrucosus Martin Derbyens. t. 11.
f. 12, 13; Parkinson organ. remains I. /. 3. y. 1.;
Steinhader Amer. phil. trans m. n. Ser. I. p. 268. t. 4.
/. 1-6.
Anthracodendron oculatum Volkmann Sites, subt.
p. 333. App. t. 4. /. 9., Lithophyllum opuntiae majoris
facie VoLKM.
Schistus variolis depressis et elevatis Morand, die
Kunst auf Steinkohlen zu bauen t. 9. f. 2 — 4.
Cylindrus Japideus Beyerleus etc. Petiver Gazo-
phyl. Dec. II. t. 18. f. 2.
ß) undulata m. , cortice sulcis longitudinalibus undulatis
1 — 6 siib quaque cicatrice contractis instrncto, cicatrici-
bus aequaUbus 14^ Un. latis rotundis. Goepp. Gatt. d.
foss. Pfl. Heft 1. 2. Tab. 9. Fig. 5 — 7, 8, 9. Goepp.
Fl. d. Uebergangsgeb. Tab. 32. Fig. 2.
7) reticulata m., cortice circa cicatrices reticulato-striato,
cicatricibus rotundis aeqiialibus i~ Un. latis Goepp.
Gatt. Tab. 9. Fig. 1 1 , dess. fossile Farrnkr. Tab. 37,
Fig. 27.
302
o) stellata m., cortice circa cicatrices ciliato, striata vel
striis linearibus parallelis excentricis insigni, cicatricihvs
rolundis aequulibus i\ lin. latis Goepi'. Gatt. I. Tab. 10.
Fisf. ^'i-'i dessen Preisschr. über Steinkohlen Tab. 11.
Fig. 21 u. 22.
e) s i g i 1 1 a r i o i d e 8 ni . , cicatricibvs rotundis aequalihus
1-|- lin. latis in sulcis loniiitudinalibus subparallelis vel
jmrutn ßexuosis dispositis Goepp. Gatt. I. Tab. lü. Fig. 13.
C) inaequalis m., cicalricibus inaequalibus 1 — 2 lin. latis
Goepp. Gatt. Heft 1. 2. Tab. 11. Fig. 21, dessen Fl.
d. Uebergangsgeb. Tab. 32. Fig. 1.
•/)) niinuta m., cicatricibus rotundis aequalibus minutis 1
lin. circiter latis Goepp. Gatt, 1. c. Tab. 9. Fig. 11.
(Forma cicatricibus subupproxiniatis)\ Goepp. Preisscli.
etc. Tab. 14. Fig. 24. (cicatricibus remotis).
U) elliptica m., cicatricibus elliptico-oblongis subinaequali-
bvs Goepp. Fl. d. Uebergangsgeb. Tab. 32. Fig. 3.
Ficoidcs major Akt. antedil. Phytol. Tab. 18.
. Stigmaria Soccolovvii Eicn\v. Urwelt Russl. 1 Heft
Tab. 3. (m format. are?iar. rubr.)
i) lacvis m., cicatricibus rotundatis maximis remotis, cor-
tice laevi.
x) Anabathra m., structura interna vasis scalariformihus
insigni. Stigmaria ficoidcs Goei»p. 1. c. Tab. 12 — 16.
Stigmaria Anabathra Cokda Bcitr. p. 34. t. 14.
a) in formatione transitionis et lithanthracis : in format. Utk.
frequenlissima et in sc/iislis et in lithanthrace ipsa; rariusin
saxo form, arenario ,• [:J) rarior in form, transit. ad JLands-
hut : 7) iti schislo Utk. et in litlianlhrace ipsa ad Waiden-
burg, z) in saxo ferruginoso form. Ulli. 8iles. super, ad Za-
len%e: Q in format. transit. ad Landsiuit : rj in lifhanthrace
ipsa Sil. sup. ad Dombrov Cracov: D) in format. transit. ad
Landshut et in Jiussia; i) in form, transit. ad Ilerborn Nas-
saviae : /) in form, calitir. IransU. (Bcrgkulk) ad Falkcnbcrg
Ducat Gün. Sites.
303
3, lieber die in der Umgegend von Pössneck auftre-
tenden Gebirgsarten und die Verbreitung der die Zecli-
steinformation palaontologisch charakterisirenden
Pelrefakten in den Gliedern dieser Formation.
Von Herrn Zehrejnner.
Wer sich vorzugsweise für die Zechsteinformation inter-
essirt , als deren Centralpunkt in Deutschland Thüringen zu
betrachten ist, und wer seine Petrefaktensammlung mit Ver-
steinerungen bereichern will, durch welche die Zechsteinfor-
mation paläontologisch charakterisirt wird, der findet in der
Umgebung Pöss?iecks nicht nur die wichtigsten Glieder die-
ser Formation sämmtlich über Tag-e anstehend und also für
die Beobachtung leichter zugänglich als anderwärts, wo sie
erst durch Bergbau aufgeschlossen worden sind, sondern er
trifft hier auch einen guten Theil der Zechsteinpetrefakten in
solcher Menge und Schönheit an, dass die Umgegend von
Pössneck allen durch derartige Ei'giebigkeit bisher bekannt
gewordenen Zechsteinpunkten Deutschlands, wie Gera, Ronne-
hurg, Bad Liiebenstei?i u. A., mit vollem Recht zur Seite ge-
stellt zu werden verdient. Denn schon die Altenburg, der
stattlichste Berg im ganzen Orlathale in unmittelbarer Nach-
barschaft der Stadt, ist, nach den Handstücken zu urtheilen,
die man von seinen Felsen abschlägt, mit Korallen, wie Fe-
nestella retiformis , durch und durch imprägnirt, während in
dem östlich anstossenden Galgenberge Orthothrix excavatus,
Terebratula elongata nebst andern Brachiopoden und Con-
chiferen, deren Vorkommen bis jetzt in der Gegend von
P'6ss7ieck noch nicht bekannt war, in solcher Weise angehäuft
sind, wie etwa Terebratula vulgaris in Schichten des Mu-
schelkalkes. Hierzu kommt noch , dass einzelne derjenigen
Formen, die man einigen Gliedern der Zechsteinformation als
vorzugsweises Eigenthura zuschrieb, sich hier bald auf- bald
abwärts in einer grössern Zahl dieser Glieder vorfinden und
also von weitergreifender Verbreitung sind, als bisher beob-
304
achtet wurde. Ich rechne hierher z. B. das Auftreten des
Productus horridus und des Spirifer undulatus im Zechsteiu-
doloniite, das desselben Spirifer undulatus und der Gervillia
keratophaga im Kupfererze führenden, bituminösen Mergel-
schiefer u. s. w.
Der Kütschaufluss, dessen Wasser durch die Orla der
Saale zugeführt wird, theilt den bergigen Boden Pössnecks
in eine südliche und nördliche Hälfte. Die erstere hängt mit
demjenigen Theile des deutschen Grauwackcn- und Thon-
schiefergebirges zusammen, der im Thüi'inger Walde den
grössten zusammenhängenden Kaum von ungefähr 9 Q Stun-
den einnimmt und ziemlich die Hälfte des Herzogthums
Sachsen - Meiningen und des Fürstenthums Schwarzburg-
Rudolstadt bedeckt, während sich die andere im Norden an
den bunten Sandstein der Rudolstädter Heide anschliesst.
Zu beiden Ufern des Flusses und auf beiden Gehängen des
Thaies tritt die Zechsteinformation auf, die sich von Eisenach,
Heinha/(lsbru?in, Uinenau und Königsee über Itlankenburg
nach Saalfe/d und von da über Kamsdorf, Pössneck, Neustadt
an der üila bis Gera und /ionnehurg, bald auf kürzere, bald
auf längere Strecken verdeckt, im Bogen hinzieht.
Beide Thalseiten, die mit dem Flusse von W. nach O.
hinlaufen, ohne an irgend einem Punkte Winkel oder Buch-
ten zu bilden, unterscheiden sich aber nicht nur durch die
V^erschiedenheit der Gebirgsarten, mit denen sie zusammeu-
grenzen, sondern auch durch ihre lieliefform.
Es ist bekannt, dass sich das Grauwackcn- und Thon-
Bchiefergebirgc durch seine Zerschnittenheit , durch Bildung
tiefer Thäler und hochaufgerichteter Thal- und Ufer-Wände
vor andern Gebirgen auszeichnet. Im Thüringer Walde er-
innern recht lebhaft daran die tiefe Lage der Stadt Gräfen-
lluU und das Schvvarzathal, das wegen seiner hohen und
schroffen Felswände, die es namentlich von Hlankenhurg
flussaufwärts bis iicliwar%burg und weiterhin, an vielen Stel-
len zu einer schmalen Schlucht einengen, alljährlich so viele
Besucher an sich lockt.
305
In der Umgegend von Pössneck macht das Grauwacken-
und Thonschiefergebirge diese Eigenthümlichkeit nicht gel-
tend, obschon es auf der Südhälfte mehrfach unter dem
Zechsteingebirge zu Tape austritt und ziemlich bis an das
rechte Ufer der Kotschau hereinreicht. Bei den rundlichen
Formen, unter denen der bunte Sandstein der Rudolstüdter
Heide, wie anderwärts auftritt und bei dem Umstände, dass
die vom Zechsteingebirge bekannten Rücken, welche sich in
der Umgegend von Kamsdorf als parallele Höhenzüge auch
über Tage zu erkennen geben, in der Umgebung von Föss-
neck ohne derartigen Einfluss auf die Oberflächengestaltung
geblieben sind, würden demnach beide Seiten des Kotschau-
thales unter einem und demselben, durchschnittlich sanften
Böschungswinkel ansteigen, wenn sich nicht auf der Südseite
eine Reihe isolirter Dolomitfelsen erhöbe, die in Gestalt von
Korallenriffen hervorragen und dieser Seite ein ziemlich ge-
zacktes Ansehn verleihen. Diese Berge mit ihren oft uner-
steigbaren , ganz senkrechten, von allem Pflanzenwuchs ent-
blössten, an Höhlen und Klüften überaus reichen Felswänden,
sind zum Theil kegelförmig, laufen aber oben nicht in spitze
Kuppen aus, sondern tingen mehr oder Aveniger verbreitete,
abgeplattete Flächen. Es sind dies namentlich in der Rich-
tung von AV. nach O. der cröllpaer Berg, der Buchberg, die
öpitzer Berge, der Kochsberg, die Haselberge, die Altenburg,
die döbritzer und die Kamsenberge.
Unter den hier auftretenden Gebirgsarten, die sämmtlich
sedimentäre sind, bildet der Grauwacken schiefer die
älteste. Er steht in dem Querthale zwischen dem Buchberge
und den öpitzer Bergen an, bildet das Fundament und die
untere Region der Haselberge, setzt unter dem Dolomite
des Galgenberges und der döbritzer Berge die Ufer der
Griepse und Kamse zusammen und tritt auch im Südwesten
der Stadt bei der Ausmündung des raniser Weges zu Tage
aus. Er ist feinkörnig und von röthlich grauer und blaulich-
grauer Farbe. Streichen und Fallen sind nicht an allen
Punkten seiner Entblössung dieselben ; am deutlichsten lassen
Zelts, d. d. geol. Ges. III. .). 22
306
sich diese auf der Westseite der Haselberge und in dem
Thälchen beobachten, das westlich von Oepitx an der cröll-
paer Chaussee ausmündet. Am sogenannten grossen Hasel-
bercre, wo der Grauwackenschiefer in Steinbrüchen bearbeitet
wird, streicht er von SW. nach NO., fällt unter einem Win-
kel von 45 Grad gegen SO. und setzt mit unbekannter
Mächtigkeit in die Teufe. Seine Bänke sind \ bis 5 Fuss
mächtig und werden bald durch leere Klüfte, bald durch
dünne Lagen derben Quarzes, bald durch einige Zoll mäch-
tige Schichten weichen Thonschiefers von einander geschie-
den. In der Nachbarschaft der Dörfer Wernbnrg und Oepitz
wird der Grauwackenschiefer, in dem Stücke von Calaraites
transitionis nicht allzu häufig vorkommen , fleissig gewonnen
und als Pflaster-, Haus- und Strassenbau- Material in den
Handel gebracht.
Der mit dem Grauwackenschiefer in ununterbrochener
Wechsellagerung stehende T hon schiefer zeigt sich am
mächtigsten bei den neuen Fclsenkellern , die fast lediglich
in ihm eingebracht sind. Selbstverständlich hat er mit dem
Grauwackenschiefer gleiches Streichen und Fallen , unter-
scheidet sich aber von diesem lebhaft dadurch, dass dieser
seine ursprüngliche Schieferung überall deutlich erkennen
lässt, während er selbst sehr stark transversal geschiefert ist.
Von den mannichfaltigen Färbungen, unter denen er auftritt,
sind die blaulich- und bräunlichgrauen die vorherrschenden.
Bei seiner Dickschiefrigkeit und dem ihm eigenen Weich-
heitsgrade lässt er hier keinerlei technische Benutzung zu,
obwohl eine solche in der Nachbarschaft , bei Lehesten in
grossartigem Maassstabe stattfindet.
Dem Beobachter, der, nachdem er von den Lngerungs-
verhältnissen des hiesigen Uebergangsgcbirges Kenntniss ge-
nommen hat, zur nähern Untersuchung der Zechsteinfbrma-
tion schreitet, fällt zuvürderst der Unterschied auf, der sich
zwischen dem Streichen und Fallen der Kupferschiefer- und
Zechstcinschichten und dem des (irauwackcn- und Thon-
schiefers kundgiobt. flene sind d'esem an der Ausmündung
307
des raniser Weges, wo er von W, nach O. streicht und
60 Grad gegen N. fällt, wenn auch nicht horizontal, so doch
noit einem unbedeutenden Fallen von 10 Grad gegen O. auf-
und angelagert, welches Fallen im Hohlwege hinter den Fel-
senkellern, wo der Thonschiefer ebenfalls von W. nach O.
streicht, aber nur 30 Grad gegen N. fällt, zu einer Neigung
von 3 bis 4 Grad herabsinkt — doch wohl ein fernerer
klarer Beweis, dass das Grauwacken- und Thonschieferge-
birge am Nordostabhange des Thüringer Waldes in seiner
ursprünglichen Lagerung bereits wieder gestört worden war,
ehe die GHeder der Zechsteinformation über ihm zur Sedi-
mentation gelangten.
Wie der Umgegend von Pössneck die Steinkohlenforma-
tion im engern Sinne und das Rothliegende, welches nicht
nur bei Eisenach, sondern auch am Südabhange des Thürin-
ger Waldes bei Neuhaus und Stockheim so mächtig entwickelt
ist, gänzlich fehlen, so tritt auch das Weissliegende —
in Hessen unter dem Namen ,, Sanderz" bekannt und von den
Kamsdorfer Bergleuten schlechtweg „Sand" genannt — nur
an einer einzigen Stelle und zwar in dem bereits erwähnten
Hohlwege hinter den neuen Felsenkellern mit einer Mäch-
tigkeit von ungefähr 2 Fuss auf. Es ist ein im Ganzen
hellgrauer, conglomeratartiger Sandstein, dessen eckige Frag-
mente fast ohne Ausnahme aus Grauwacken- und Thonschie-
fer bestehen, also dem Contaktgesteine entlehnt sind. Kupfer-
kies und Kupfergrün in kleinen Mengen bilden seine Erz-
führung.
In Bezug auf den bituminösen Mergelschiefer
(Kupferschiefer) zeichnet sich die Umgebung von Pöss-
neck vor andern Zechsteindistrikten dadurch aus, dass der-
selbe hier nicht unmittelbar auf dem Weissliegenden ruht,
sondern von einer einige Zoll mächtigen Lage Zechstein un-
terteuft und demgemäss von ihm ganz umschlossen ist. Auch
durch seine Farbe unterscheidet sich dies Gebilde hier von
anderwärtigen ; es findet sich nie ganz schwarz , sondern in
wenigen Abänderungen der braunen Farbe. Sein ausgezeich-
22*
308
net schiefriges Gefüge, dem zu Folge man ihn leicht in |
bis l Zoll starke Platten spalten kann, erleichtert ungemein
das Sammeln der in ihm vorkommenden Petrefakten. In dem
mehrerwUhnten Hohlwege, noch deutlicher im raniser Wege
wird er durch den Zechstein in zwei Flöze getheilt. Von
dem unteren Flöze sind es wieder die untersten, dem Weiss-
liegcnden, da, wo es zu Tage ausstreicht, am nächsten
liegenden Schichten, welche erzführend sind und das Kupfer-
schieferflöz im engern Sinne mit einer Mächtigkeit von 7 bis
10 Zoll constituircn. Die Erzführung beschränkt sich auf
Kupfergrün und Kupferlasur in unbedeutenden Mengen, so
dass der Kupferschiefer hier wohl niemals Gegenstand berg-
männischer Bearbeitung wird. Dagegen wurden noch vor
15 Jahren auf der auflässig gewordenen Kupfergrube
Schmidtszeche an der Ausmündung des raniser und des
Leichweges auf einem massigen Gangrücken oder einer
Gangkluft ziemlich alle die Kupfererze, namentlich faustgrosse
Knollen Kupferlasur, gewonnen, die in dem kamsdorf-könitzer
Bergrevier abgebaut werden.*)
*) Nach ilen Akten des Bcrgftmtcs zu Saalfcld liat von der Schniitlts-
zeche eine einzige Erzlicfeiimg zur Sdiniclzliütte bei Saalfeld und zwar
am 1. Decbr. 18.56 stattgefunden. Dieselbe bestand in
4 Ctr. 40rfd. 9erz a 11» Pfd.O bezahlt mit M) fl. 1.5 Xr. 1 franco
4 Ctr. 75 rfd. V crz a 5 Pfd. 9 bezahlt mit ;') 11. S Xr. \ San}f(-hl.
In den Befahrungsberichten des Bergamtes heisst es n. A. :
„Die in diesem Steinbruche (am raniser Wege) übersetzende Kluft
streicht bor. 10 und führt ausser etwas Braui)s]>ath noch gelben Mulm
und siiarsam etwas Kupferkies."
„Diese Kluft setzt nicht in das Muttcrfiöz, welches grösstcntheils
aus Braunspath besteht, sondern setzt mit der Kupferschieferinge ab."
„Das Flözgebirge hat das Streichen hör. 3 und füllt unter einem
Winkel von 20 Grad in NW. ein."
Bei einer am 1. Juni 1834 unternommenen Befahrung fand man,
„dass der hör. 10 strcicheudc und in ? einfallende, kupfererzfüh-
rende Gang — eigentlich Gangklnft — zwar noch vorhanden, allein von
solcher Beschaffenheit sei, dass denen bis jetzt darauf bauenden Eigen-
löhnern der beim Hcrzogl. Bergamte gcbctenc Aufstnnd zur Sammlung
einer Gewerkschaft nicht auszufertigen sei. Der Gang — oder vielmehr
die Gangklnft — setzt nicht durch die Flöze durch, sondern geht von
den Gebirgen aus nur \ Lachter in den Flözen aufwärts und setzt dann
309
Der Zechstein, liier ein grauer, dichter, sehr regel-
mässig geschichteter Kalkstein, hat in Bezug auf Kupfererz-
führung dieselben accessorischen Gemengtheile wie der Kupfer-
schiefer, aber in noch geringerer Menge als dieser; dagegen
ist im raniser Wege das Auftreten von Bleiglanz in ihm,
der in Spuren von j bis ^ Zoll Mächtigkeit den ziemlich
horizontal abgelagerten Zechstein vertikal durchschneidet und
nach der Analyse des Herrn Dr. Ferd. Bothe silberfrei ist,
nicht uninteressant. Das Vorkommen dieser zahlrei-
chen Schnürchen, die zu Tage aus gewöhnlich
mit Eisenocher bedeckt sind, beschränkt sich auf
der Westseite des raniser Weges lediglich auf den
Zechstein, der 3 bis 4 Fuss mächtig unmittelbar
unter der Dammerde auftritt und das obere bitu-
minöse Mergelschieferflöz von beinahe gleicher
Mächtigkeit überlagert, welches an dem angege-
benen Punkte keine Spur von ßleiglanz enthält.
Schwerspathgänge dagegen, die ausgelaugten Schwefelkies
führen, setzen ebendaselbst in einer Mächtigkeit von 1 bis
IG Zoll auf und scheinen durch beide Glieder der Formation
zu gehen. Die Gesammtmächtigkeit der mit dem bitumi-
nösen Mergelschiefer in Wechsellagerung befindlichen Zecii-
steinschichten mag 8 bis 10 Fuss betragen. ' Diejenige Schicht,
welche im Contacte mit dem Weissliegenden steht, ist eine
reine Uebergangsschicht, denn sie enthält bald Brocken, die
aus Weissliegendem bestehen, bald eckige Grauwackenschie-
fer-Fragmente eingeschlossen. Eine andere, jüngere Schicht,
da, wo die Flöze ganz werden, i-ein ab. Zwar kommen noch Erze
auf der Gangkluft vor, brechen jedoch nur in kleineren Niereu,
welche vorzüglich in den Gebirgen liegen , so dass ein Freibau dieses
Grubengeb'audes sich nicht erwarten lässt."
Mit Unrecht hat man das Mundloch des Stollens, der nach den
Akten einige 30 Lachter lang ist, verstürzt und dadurch die Gangver-
hältnisse der Beobachtung völlig entzogen. Vor einer Wiederaufnahme
des in Folge schwacher Unterstützung zum Erliegen gekommenen Berg-
baues dürfte die Untersuchung des im raniser Wege aufsetzenden, IG Zoll
mächtigen Schwerspathganges auzurathen sein.
310
welche fast ohne irgend einen leereu Zwischenraum Productus
horridus, Spirifer undulatus und Terebratula Schlotheimi ent-
hält, ruht am Steinbruche bei der Ausmündung des raniser
Weges unmittelbar auf dem Grauwackenschiefer und enthält,
was beim Zechstein bis jetzt noch nicht bemerkt worden zu
sein scheint, Fragmente dieser Gebirgsart in sich einge-
schlossen. Zu bemerken ist noch, dass der Zechstein nur
auf der rechten Seite des Kotschauthaies ansteht, was auch
grösstentheils, wie bereits oben angedeutet, mit dem
Dolomite der Fall ist.*) Dieser körnige, oft bröck-
liche Kalkstein, dessen Porosität sich hier bis zur Bildung
mehr als mannshoher Höhlenräume steigert, ist völlig erzfrei,
aber desto reicher an Petrefakten, namentlich an Korallen.
Die bereits namhaft gemachten Hochpunkte , die er auf der
Südseite des Kotschauthaies zusammensetzt, erreichen eine
relative Höhe von oü bis 150 Fuss. Am Kamsenberge kom-
men Stellen vor, wo poröser Dolomit Fragmente eines dich-
ten, nicht porösen, eingeschlossen enthält und dadurch ein
conglomeratähnliches Ansehen bekommt. Technisch wird er
zum Kalkbrennen, im aufgelösten, verwitterten Zustande
(vom Galgenberge) als Gries auf Wegen verwendet, die von
schwerem Fuhrwerke nicht befahren werden , und der bei
Wernhurg am kleinen Haselberge, wie auch der bei Gerte-
wit% gewonnene und „Mehlpatzen" genannte wird behauen
und zu Grenzsteinen, Geländerhaltern, Trögen u. s. w. zu-
gerichtet. Dem Techniker bleibt es aber unbegreiflich, warum
man für den weimarischen Antheil der Chaussee zwisclnni
Pöss?ieck und ISeustadt a. d. 0,rla schon seit langen Jahren
*) Nämlich mit Ausnahme des Steinbruchsberges im Nordwest von
Jiidewcin, wo er in und bei dem östlich vom Berge abgehenden Hohl-
wege, bald auf dem Kopfe stehend, bald in M) Grad gegen O. fallenden
Schichten, dem Stinksteine an- und aufgelagert ist und in diesen über-
geht; so wie mit Ausnahme zweier zweifelhaften l'unkte. Am Wege
hinter der öpitzer Mühle und im Viohwege kurz vor dem Einfalle des
herschdorfer Weges treten zwei Dolomitblcickc zu Tage aus, der eine im
Gebiete des Gypses , der andere in dem des Stinksteius, die aber auch
zufällig dort abgelegt sein können.
311
den mürben Dolomit gewinnt, verfährt und zerkieint, wäh-
rend die festen, schon von der Natur zerkleinten Grauwacken-
schiefer-Geschiebe, die unmittelbar an der Chaussee zu Tau-
senden von Quadratruthen im Bette und Thale der Kamse
liegen, unbenutzt bleiben.
Der Stinkstein (bituminöser Kalkstein, bituminöser
Kalkschiefer) tritt am mächtigsten im Viehwege kurz vor-
her , ehe sich die Wege nach Hütten und Herschdorf schei-
den, auch in der schlettweiner Flur und am Steinbruchsberge
bei Jüdewein auf. In den an diesen Punkten angelegten
Steinbrüchen ist er bis an 20 Fuss über Tage entblösst und
setzt mit unbekannter Mächtigkeit in die Teufe. Er bricht
in diesen Steinbrüchen bei meist ganz horizontaler Lagerung
in Platten von \ bis höchstens 4 Zoll Stärke und giebt einen
gesuchten Baustein ab. In südlicher Nachbarschaft der Vieh-
wegsbrüche streicht er von W. nach O. und fällt 10 bis
25 Grad gegen Süden. Erzführung ist in ihm noch nie
beobachtet worden ; von Petrefakten hat er Schizodus Schlot-
heimi und Orthothrix lamellosus in mehr oder weniger ver-
krüppeltem Zustande aufzuweisen. Im Norden schliesst er
sich an den bunten Sandstein der Heide an, der die Saale
bis Cahla, Rothemtein und weiterhin begleitet.
Gyps setzt mit sehr wenig Unterbrechungen (durch
Verdeckung) die linken Aussenwände der Ufer und Ufer-
höhen an der Kotschau zusammen, die zwischen Oepit% und
Cröllpa und im Norden von Oppurg eine relative Höhe von
50 bis 100 Fuss erreichen. Er ist meist dicht, selten fein-
körnig, noch seltner blättrig und tritt in ziemlich horizontal
abgelagerten Bänken von 1 bis 3 Fuss Mächtigkeit auf Seine
Farben spielen zwischen weiss und grau. Erdfälle, die sich
auf den Feldern zwischen dem Viehwege und dem Wege
vorfinden, der die Verlängerung des hohen Gässchens bildet,
scheinen, wie so häufig anderwärts, durch ihn veranlasst
worden zu sein. Die Thouablagerungen , welche unter ver-
schiedenen Mächtigkeitsverhältnisaen über dem Gypse auf-
tretend die Zechsteinformation von den jüngeren Formationen
312
zu trennen pflegen und welche z. B. bei Königsee mächtige
Lager eines leiclitflüssigen und deshalb von den thüringschen
Eisenhüttenwerken sehr gesuchten Brauneisensteins enthalten,
scheinen, eine unbedeutende Strecke am Viehwege ausge-
nommen, hier gänzlich zu fehlen ; desgleichen Steinsalz und
Gypskrystalle , die in andern Gegenden Thüringens, wie in
der Höhle bei Reinhardshrunn, so ausgezeichnet vorkommen.
Die Gypserde, ein leicht zerreiblicher, weisser, weicher Gyps
wird bei Cr'öllpa in ansehnlichen Quantitäten gewonnen und
als Düngmittel verkauft.
Die ausschliesslich auf der linken Seite des Kotschau-
thales sich hinziehenden Gypsmassen und Stinksteinschichten
werden im Norden von der Formation des bunten Sand-
steines begrenzt. Seine Schichten fallen nach Norden unter
einem Winkel von 10 bis 25 Grad der Saale zu. Das ent-
gegengesetzte Fallen des Stinksteines im Viehwege nach
Süden lässt an die Kräfte erinnern, deren Thätigkeit die
Umgegend von Kamsdorf und K'(hiit% ihre parallelen Höhen-
züge und Flözrücken verdankt, welche Herr Spe.xgleu eben-
falls in dieser Zeitschrift einer nähern Erörterung unterzie-
hen wird. Das bunte Sandsteingebirge , das am Nordost-
abhange des Thüringer Waldes in sehr verschiedenen Niveau-
verhältnissen auftritt, indem es z. B. am Ursprünge der
Schwarza 12ÜÜ Fuss iiöher liegt, als an der Einmündung
dieses Flusses in die Saale *) , scheint in verschiedenen Hö-
hen einen verschiedenen Gehalt an Bindemittel zu besitzen.
Dieses Bindemittel, das durch Schlenunung gewonnen und
als fettige, schliffige Erde unter dem Namen „Mark" in den
Handel gebracht wird, war den Porzellanfabriken früiier
ein unentbehrliches Material und man glaubte, dass die Ge-
gend von Stein/leide dieses Material ausschliesslich erzeuge.
Neucrdin2;s sind in niederem Theilen des bunten Sandstein-
gebirges Brüche augelegt Avorden, wie bei Pössneck durch die
*) S. W. Leü's gcognostische Monographie der Oberherrschaft des
Fürstcnthums Schwarzburg-liiidolstadt. S. 70.
313
Herren Conta , so auch an der Saale bei Oiiamünde, und
die Verschlemmung der dort gewonnenen Sande hat darge-
than, dass das aus ihnen dargestellte Mark dem zu Stei?i-
heide erschlemmten an Güte nachsteht , (weil es kein so
weisses Porzellan giebt wie das steinheider, auch nicht so
feuerbeständig wie dieses ist) und dass es in geringerem
procentualen Verhältnisse vorkommt, indem sich nach den
mehr als zehnjährigen Erfahrungen der Herren Conta der
Markgehalt des bunten Sandsteines von Pössneck zu dem
des steinheider Sandes wie 8 : 33 verhält. Darin mag auch
der Grund liegen, dass Steinheide den Eisenhochöfen und
Glashütten des Thüringer Waldes brauchbare Gestell- und
Heerdsteine liefert, zu denen sich der bunte Sandstein der
Rudolstädter Heide nicht eignet.
Die organischen Ueberreste, welche ich in den Gliedern
der Zechsteinformation bei Pössneck bis jetzt aufgefunden
habe, sind folgende:
(Der Stern (*) bezeichnet diejenigen Glieder der deutschen Zech-
steinformation, in denen das Auftreten der beistehenden Petrefakten
bisher noch nicht beobaclitet war.)
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1— (
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I. Mollusken.
a. C e p h a 1 o p o d e n.
Nautilus Freieslebeni Gein. .
b. Gasteropoden.
Trochus helicinus v. Schloth. .
Trochus pusillus Gein. . . .
c. Conchiferen.
Schizodus Schlotheimi Gein.
Cardita Murchisoni Gein. . .
Area tumida Sow
Area Kingiana de Vern. . .
314
G
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•«-^
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CC
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HH
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Gervilliii kcratophaga Schi.oth.
Avicula spcluncaria Scui.oTii.
Avicula Kazanensis de Viüi.v. .
Pccten pusillus Schlotii. . .
d. Brachiopoden.
Terebratula elongata Schlotii. .
Tcrehratula Schlotheimi v. Buch.
Terebratula superstes de Vehn.
Spirifer undulatus Sow, .
Spirifcr eristatus Schlotii.
Orthotbrix laniellosus Gein.
Orthotbrix excavatus Gein. .
Productus borridus Sow.
II. l&adiaten.
a. C r i noidec ii.
Cyatboerinus ramosus Schloth.
b. Korallen.
FenestcUa retiformis Schloth. .
Fenestella Ehrenbergi Gein. . .
Fcnestclla ance|)s Schloth. . .
Cüsciuiuiu dubiura Geln
III. 1*1! an Ken.
C o n i f eren.
UUmannia Bronnii Goepp. . . .
UUiiuinnia frumcntaria Goepp. . .
_*
-*+)
.LX
•1-t)
t) Einen Stern (*) bicr beizusetzen , bin ioli nur relativ d. h. in
Bezug auf die Tabelle bcrccbtigt , welcbe Geimtz in seinen „Versteine-
rungen des deutschen Zechsteingebirges" S. '23 u. 24 über die Verbreitung
derselben gegeben hat , indem Herr Prof. Beyiuch bei Gelegenheit der
diesjährigen Gencral-Versaninilung in (lotha mir mündlich die Mitthei-
lung machte , dass das Auftreten des Produetus horridus im Zechstein-
dolomite schon V. Schlotheim bekannt gewesen sei.
ff) Ilerr Dr. C. Otto Weder in Bonn hat auf mein Bitten die in
der Zech.stcinformation von l'össnrrh vorkoinmcndcn Pflanzenreste zu un-
tersuchen und das Resultat seiner freundlichen Bemühungen in dem nach-
folgenden Aufsätze bereits mitzuthcilcn die Güte gehabt.
315
4. Zur näheren Kenntnlss der fossilen Pflanzen der
Zechsteinformation.
Von Herrn Dr. C. Otto Weber.
(Hierzu Taf. XIV.)
Ueber die fossilen vegetabilischen Reste des bituminösen
Mergelschiefers ist bereits so Vieles geschrieben worden, dass
es überflüssig erscheinen könnte, darauf noch einmal zurück-
zukommen, wenn man nicht etwa wesentlich neue Arten
aufweisen könnte. Allein, wie noch neuerlichst Goeppert*)
bemerkt, bleibt eine Erweiterung unserer Kenntnisse selbst
über die häufigsten Pflanzen dieser Formation noch immer
zu wünschen , und es wird daher jeder kleine Beitrag über
diese lange Zeit räthselhaft gebliebenen oder auch gänzlich
unrichtig gedeuteten Reste willkommen sein , zumal dadurch
die Wissenschaft sich mehr und mehr eines unnützen Bal-
lastes provisorischer Geschlechter entledigt. Hat doch schon
QuENSTEDT, vielfach von Muenster bestritten, die sämmt-
lichen Arten des Geschlechtes Caulerpites wohl nicht
mit Unrecht, freilich aber ohne den Beweis zu führen, für
Coniferenreste erklärt, und hat doch Goeppert neuerlichst
wieder eine ziemliche Anzahl jener Arten seinem Genua
Ullmannia untergeordnet. Dieses Geschlecht näher zu
beleuchten ist der Zweck folgender Zeilen, da ich durch die
Güte des Herrn C. Zerrenner eine Reihe von ihm in der
Umgegend von Pössneck aufgefundener, ausgezeichneter
Exemplare zum grössten Theile aus dem kupferer z führenden,
bituminösen Mergelschiefer, welche er bereits der Naturfor-
scherversammlung in Gotha vorlegte , zur näheren Unter-
suchung erhielt. Diese Exemplare haben vor denen von
Mannsfeld, Frankenberg und Ilmenau den Vorzug, dass bei
*) Siehe dessen Monographie der fossilen Conifercn. Leiden ISöO.
S. 186.
. 316
ihnen entweder der reine Abdruck oder noch ein Thcil der
in Kohle verwandehen Substanz vorHcgt, während die Um-
risse in keiner Weise , wie es sonst so häufig der Fall ist,
durcii Kupfererz oder Kalkspathkrystalle gestört werden.
Dadurch ist es möglich, ein durchaus scharlcs und genaues
Bild von der Pflanze zu erhalten. Leider liegen bis jetzt
keine Früchte, sondern nur Zweige von dem genannten
Fundorte vor. Letztere sind aber jedenfalls die schönsten
bis jetzt bekannt gewordenen Exemplare. Sie gehören, wenn
man auch anfangs sie thellweise einer ganz neuen Art zu-
zählen möchte, doch wohl sämmtlich nur den beiden Arten
Ullmannia Bronnii Goepp. und Ullmannia frumentaria Goepp.
an. Betrachten wir zunächst die jener ersten Art angehöri-
gen Exemplare. Es sind grössere oder kleinere Endstücke
älterer und jüngerer Zweige. Danach variirt die Form der
Blätter, insofern diese an den älteren Zweigen eine bedeu-
tendere Länge und Breite erreichen , an den jüngeren kleiner
und gedrängter, immer aber spiralig in 7 Reihen dachzie-
gelförmig übereinander geordnet stehen; die jüngeren Zweige
zeigen einen von den Frankenbcrger Exemplaren, wie sie
GüEPPEiiT in einer bedeutenden Suite sehr gut auf seiner
Taf. 20. Fig. 8 — 15. abgebildet hat, nicht unbedeutend ab-
weichenden Habitus, der sich aber wie es scheint aus der
Versteinerungsweise erklärt, und die sich anfangs aufdrän-
gende Ansicht, dass man eine ganz neue Art vor sich habe,
nicht wohl zulässt. Bei den Frankenbcrger Exemplaren sind
die Blätter klein , mit breiter Basis und anliegend ; hier ste-
hen sie auch von den jüngeren Zweigen ab und sind stets
an der Spitze nach einwärts etwas gebogen , länglicher und
mehr zugespitzt. Goeppekt schreibt aber selbst dieser Art
einen grossen Wechsel der Blattform und Länge je nach
dem verschiedenen Alter zu und einzelne Exemplare stim-
men ganz mit dem von ihm unter Fig. 17. Taf. 20. abge-
bildeten überein. Auch mao: der Umstand, dass bei der Art
und Weise der Versteinerung bei unseren Exemplaren eine
weit grössere Genauigkeit möglich wurde, als bei den Fran-
317
kenberger Kornähren, das Abweichende erklären. Worin
sie aber besonders abzuweichen scheinen, das ist durch eine
hervorstehende Mitteh'ippe , welche dem Zweige ganz das
Ansehn einer Araucarie gibt. Goeppekt erwähnt ausdrück-
lich, dass den Blättern der Ullmannia die Mittelrippe fehle
und dass sie hierdurch, während Form, Stellung und Strei-
fung an Araucaria erinnere, den Blättern von Dammara sich
annähere. -
Nach wiederholter Vergleichung raehrer Frankenberger
Exemplare, besonders aber derer aus der Umgegend von
Pösmech^ möchte ich mich dahin entscheiden, dass die Blät-
ter der Ullmannia zwar nicht einen besonders ausgezeich-
neten Mittelnerven besassen, wie dies besonders dann deut-
lich wird, wenn man ein einzelnes losgetrenntes Blättchen
von der einen oder andern Seite vor sich sieht : man sieht
dann meistens nur eine feine gleichmässige Streifung des
Blattes, wie es bereits von Goeppekt abgebildet wurde und
deutlich bei den unter Fig. 1 a., Fig. 3 b. und Fig. 5 a. her-
vortritt. Dagegen war das Blatt höchst wahrscheinlich von
ziemlicher Dicke und dreiseitiger Gestalt, indem es an der
Unterseite deutlich kielförmig erscheint; dies ist überall da
sichtbar, wo man eben das Blatt auf der vom Zweige abge-
wandten Seite vor sich sieht und zeigt sich ebenso auch bei
den gleich näher zu besprechenden Ullmannia frumentaria
GoEPP. und Ullmannia lycopodioides Goepp. Angedeutet
ist diese Form des Blattes auch schon in den Goeppert-
schen Abbildungen ; auffällend tritt es hervor in den Exem-
plaren von Pössneck, besonders wenn diese blosse Abdrücke
zeigen, wie der in Fig. 2. dargestellte, nach einem Gips-
abgüsse des Abdruckes gezeichnete Zweig, wo fast jedes
Blatt diese dreiseitige Form sichtbar werden lässt. Nicht
weniger deutlich wird es bei den Blättchen der Zweige,
welche ich unter Fig. 1. und Fig. 3. dargestellt habe. Eine
Andeutung fiudet sich endlich auch in dem einzelnen voll-
ständigen Blatte, welches Fig. 5. darstellt.
Unter den Pflanzenresten von Pössneck fanden sich aus-
818
serdem noch Zweige der Ullmannia frumeutaria Goepp. , die
aber einestheils nicht so schön erhalten sind, als die beschrie-
benen der ullmannia Bronnii , anderntheils auch Nichts Be-
sondres darbieten.
In Betreff der dritten Art , der Ullmannia lycopodioides
Goi-pp., welche zu Mannsfeld vorkommt, kann ich nicht un-
terlassen auf einige sehr schöne Exemplare derselben auf-
merksam zu machen, welche sich im Museum der Universität
Jena befinden. Es geht aus diesen hervor , dass auch die
Blätter dieser Art nicht eben, sondern ebenfalls dreiseitig
waren; auch sind sie offenbar wie die der vorigen Arten
nicht lederartig, sondern substanzlos, und mehr oder weniger
fleischig. Auffallend deutlich wird das Gesagte bei einem
Exemplare, dessen Abbildung ich unter Fig. 6. gebe und
welches in der Sammlung des Museums mit I. No. 81. be-
zeichnet ist; die feine Streifung der Oberfläche, die viersei-
tige Form des Blattansatzes, die Dreiseitigkeit des oben
planen Blattes ist bei a deutlich sichtbar.
Indem ich auf diese Exemplare aufmerksam gemacht
und dieselben mitgetheilt habe, glaube ich die Zw^eifel, welche
bis jetzt noch immer über die Blattform des Genus Ullman-
nia herrschten und welche selbst Goeppeht nicht gänzlich
zu lösen vermochte, beseitigt zu haben. Die cigenthümliche
Form der Früchte , die mehr den Cupressineen ähneln , die
Blätter, welche mehr an Araucaria erinnern, rechtfertigen
durchaus die Aufstellung einer eigenen Gattung.
Unter den Pflanzen von Pössneck befindet sich noch ein
Zweig, der sich nicht recht mit den übrigen in Ueberein-
stimmung bringen lässt, andrerseits aber auch bezüglich der
Blattstellung nicht genug erhalten ist, als dass man eine
Bestimmung wagen dürfte. Er erinnert übrigens sehr an
Cupressites Hardtii Goepp., welche Pflanze bekanntlich End-
licher mit dem Cupressites Ullmanni Bjujngn.,^ also der
Ullmannia Bronnii Goi.pp. unter seinem Genus Chamaecy-
parites, wohl nicht ganz richtig vereinigte. Ich habe diesen
Zweig vorläufig unter Fig. 7. al)geblldct, und hoflPc, dass
319
bessere Exemplare eine genauere Bestimmung möglich ma-
chen werden.
Erklärung d er Ab bildungen.
Taf. XIV. Fig. 1 — 5. Ullniaunia Bronnii aus dem bituminösen Mer-
gelscliiefcr von rössiieck. — Fig. 1. Jüngerer Zweig; bei a einzelne
Blättchen. — Fig. 2. Nach einem Gipsabgüsse. Das Original ist ein
blosser Abdruck mit einzelnen Koblenpartikcln. — Fig. 3. Ziemlich
zerstörter Zweig, theils im Abdruck, theils mit Erhaltung dea* verkohlten
Substanz vorhanden. — Fig. 4. Die Erhaltung dieses älteren Zweiges
ist ebenso wie die des vorigen. — Fig. 5. Vollständiges, älteres Blatt,
welches deutlich den Verlauf der Nerven und nur undeutlich die dreisei-
tige Form zeigt. — Fig. 6. Ullmannia lycopodioides Goepp. von Manns-
feld. Das Original gehört zu einer schönen Suite der nämlichen Pflanze
und ist mit I. No. 81. bezeichnet, im Museum zu Jena befindlich. Die
organische Substanz ist zum Theil noch in Kohle verwandelt vorhanden,
zum Theil gänzlich zerstört und hier wird die entstandene Höhlung durch
■weisse Kalkspathkrystalle erfüllt (bei b). — Fig. 7. Unbestimmbarer
cypressenähnlicher Zweig von Pössneck.
.320
5. Rerlcbl über eine Nachii;rabung in der Baiimanns-
liöhle im Herbst 1S51.
Von Herrn A. Euman und P. IIeriek in Berlin. I*
Die in den Kalkcjebira-cn aller Formationen so häufigen
Höhlen bieten dem Geognosten vorzüglich drei Aufgaben dar.
Die Entstehung der Höhlen selbst ist zunächst zu erklären;
sodann die Ereignisse bei der Füllung der meisten derselben
mit Thierknochen und diluvialem Sand und Letten; endlich
die Tropfstcinbildung und ihr Verhältniss zu dem Knochen-
Ictten. Wenn diese Fragen auch Anfangs keine gleiche
Wichtigkeit zu besitzen scheinen, so erhöht sich doch ihr
Interesse, bei näherer Ansicht, durch ihren gegenseitigen Zu-
sammenhang. So kann z. B. der horizontale Boden der
einzelnen Höhlenkammern nur dann als ein sicheres Zeichen
einer später erfolgten Ausfüllung dienen, wenn zuvor nachge-
wiesen ist, dass die Entstehungsweise eine hinlängliche Sym-
metrie der oberen und unteren Hälfte der Höhle bedingte.
Die Tropfsteinbildung an sich ist in den Höhlen freilich
nicht merkwürdiger als in Stollen, Felsenkellern u. s. w.,
wo man sie oft beobachten kann. Aeusserst wichtig aber ist
es die Verbreitung ihres Produktes in verschiedenen Theilen
der Höhle zu bestimmen und namentlich festzustellen, ob
und in welcher Mächtigkeit dasselbe auch imter der diluvia-
len Füllung vorkommt, lieber diese und viele damit zu-
sammenhängende Fragen könnte nur entschieden werden,
wenn man durch einfache Nachgral )ungen oder bergmännische
Arbeiten sich eine genaue Kenntniss von den Profilen sol-
cher Höhlen verschaffte, wodurch man ausserdem zu Auf-
schlüssen über die relative Häufigkeit der einzelnen dort
begrabenen Thierarten gelangen würde. So einfich ein sol-
ches gründliches Verfaiu'en sein mag, so hat sich dasselbe
doch nur auf eine sehr geringe Anzahl Holden beschränkt,
während In anderen nur ein zufälliges, umcgehnässigcs
321
Durchwühlen stattfand, oder sogar durch die sogenannten
Wunder der Tropfsteinbildung die Aufmerksamkeit der Be-
sucher ganz absorbirt wurde.
In recht auffallender Weise hat die Baumannshöhle bei
Rüheland bisher, oder doch seit Ij Jahrhundert, eine solche
unerspriessliche Behandlung erfahren , und es ist daher na-
mentlich um zu deren zweckmässiger Untersuchung aufzu-
fordern, dass wir einige Erfolge des Anfanges einer solchen
bekannt machen.
Während eines Aufenthaltes in Rüheland, zu dem uns
im August dieses Jahres die Prüfung eines neuen hypsome-
trischen Verfahrens veranlasste, erkundigten wir uns bei den
Führern der genannten Höhle , denen wir die gründlichste
Lokalkenntniss zutrauen mussten, nach dem damaligen Zu-
stande der Knochenausbeute aus derselben. Es Avar uns
kaum zweifelhaft, dass ein Zeitraum von 30 Jahren genügt
haben würde, um Buckland's Anweisungen zur Auffindung
der Diluvialreste auch hier zur Ausführung gebracht zu
haben. Um so grösser war aber unser Erstaunen als die
Befragten uns versicherten, dass in der Baumannshöhle von
Gesteinen nichts anders als Kalkfels und Tropfstein bekannt
seien , und dass sie von organischen Resten , ausser den be-
kannten Versteinerungen des Uebergangskalkes, nur dürftige
Knochen- und Zahnfragmente im Tropfstein gefunden hätten.
Und in der That machten einige Knochensplitter den Ge-
sammtbestand ihrer Sammlung aus, die sie uns zum Verkauf
vorlegten.
Bei mehrmali";er Befahrung der Höhle fanden wir alle
Anzeichen , die auf eine diluviale Ausfüllung schliessen las-
sen, aber es gelang uns nicht die Rübeländer unsere Ansicht
theilen zu machen. Die Vorhersagung eines reichen und
leicht auszubeutenden Knochenlagers unter dem Tropfstein-
boden schien ihnen vielmehr neu und unglaubwürdig. Eine
Untersuchung der Höhle wurde anfangs gänzlich zurück-
gewiesen, endlich aber auf den Anfang der Wintermonate
verschoben, wo die Bewunderer des Tropfsteins keine Stö-
2cits. d. d. gcol. Ges. III. 3. 23
n2
rung durch die Arbeiten in der Höhle zu erleiden hätten.
Demgemäss begaben wir uns am 7. October nach Jiitbelmid,
und überwanden endlich die angedeuteten Schwierigkeiten
soweit, dass die Nachgrabung in der folgenden Nacht auf
der rechten Seite der ersten grossen Höhlenkammer, des so-
genannten Tanzplatzes, unmittelbar am Kande desselben an-
gefangen wurde. Die Wand der Höhle fiel an dieser Stelle,
so weit sie verfolgt wurde, fast senkrecht, so dass daraus
auf bedeutende Tiefe derselben und grosse Mächtigkeit der
Lettenausfüllung zu schliessen schien. Die horizontale Tropf-
steinschiclit, \velche den Boden bildet, fand sich fj bis 2'
stark , und auf einem gelblich - grauen Letten liegend , der
an einigen Stellen schwarz und bituminös , und in solchem
Masse mit Knochen erfüllt ist, dass wir 80 Pfd. derselben
während unsers zweitägigen Aufenthaltes sammeln konnten.
Der streckenartig nach dem Mittel[)unkt der Höhle zu an-
gesetzte Bau musste nach ~ Lachter eingestellt werden , ehe
er zu einem Resultat über die Gestalt und Beschaffenheit
des Höhlenbodens geführt hatte, weil die Arbeiter nicht zu
veranlassen waren, eine regelrechte Zimmerung anzubringen,
und so beim Fortarbeiten ein Niedergehen der Forste zu
befürchten war.
Man sieht hieraus dass wir, unserer Erwartung gemäss,
dieselben Verhältnisse, welche die besser untersuchten und
beschriebenen Höhlen Englands und Deutschlands darbieten,
gefunden haben. Ob für die Baumannshöhle dieser Beweis zum
ersten Mal geführt, oder ob eine früher bekannte Thatsache
aufs neue bestätigt wurde, scheint uns zwar an und für sich
gleichgültig, nmss jedoch mit wenigen Worten besprochen
werden , um uns selbst vor dem Schein eines lächerlichen
Plagiates zu schützen.
Anfangs glaubten wir allerdings an die Neuheit unserer
Erfährung, und wurden namentlich durch die erwähnte Un-
kenntniss der Führer darin beötärkt. Eine genauere Durch-
sicht der Höhlenlitteratur hat es indess wahrscheinlich ge-
macht, dass schon um das Jahr 1700 eine Durchbrechung jenes
323
Tropfsteins stattgefunden hat, da ohne eine solche die Menge
der Knochen, welche Leibnitz damals erhielt, und in seiner
Protogaea beschrieb, wohl nicht zu erklären sein möchte.
Siehe Bergmann, Physikalische Beschreibung der Erdkugel
1780, Band II. pag. 268.
Was dagegen die von Bucklaind in seiner Zeichnung
der Baumannshöhle (reliquiae diluvianae tab. XV.) angedeu-
tete Durchbrechung des Troj^fsteinbodens , in einer der hin-
teren, und in Wirklichheit nicht wohl zu erkennenden Kam-
mern (h) betrifft, so gestehen wir, dass wir dieselbe mehr
für eine hypothetische Darstellung als für das Resultat einer
Untersuchung halten. Im Text pag. 117 — 121 sagt näm-
lich Buckland, dass er nur ausserordentlich zermalmte Kno-
chensplitter im Tropfstein gefunden habe und bezeichnet ge-
rade die Kammer (h) als eine, deren Knochengehalt mit einer
jungfräulichen Stalagmitenschicht bedeckt sei (the contetits of
lühich are still gla%ed ove?^ with a crust of virgin Stalagmite),
Es scheint uns sogar, dass auch Bucklands Zeichnung der
Bielshöhle (reliq. diluv. tab. XVI.) mehr einen muthmasslichen
als einen beobachteten Zustand darstellt. Es soll nämlich
nach dieser Zeichnung, wie auch nach der kurzen zugehöri-
gen Beschreibung, in der Bielshöhle zwar ebenfalls Letten
unter den Stalagmiten liegen, derselbe aber völlig frei von
Thierresten sein. Es wäre aber dieses Verhalten für einen
der Baumannshöhle so ähnlich und so nahe gelegenen Punkt
kaum zu erklären. Gewiss hat der Verfasser mit einer sol-
chen über die Beobachtungen hinaus gehenden Darstellung
nichts weiter als eine Aufforderung zu künftigen Unter-
suchungen beabsichtigt; um so mehr ist es zu bedauern,
dass auch für diese, so viel wir erfahren haben, 30 Jahre
hindurch nichts geschehen ist.
Was nun zunächst die von uns gesammelten Knochen
betrifft, so stammen sie her von Ursus spelaeus undCanis
spelaeus, von denen der erstere bedeutend prävalirt. Das
Uebrige gehört zu einer dem Tiger an Grösse gleichen Art
von Canis oder Felis, einem grossen Pferde, einem
23*
324
dem Rehe nahe stehenden kleinen, und einem sehr
grossen Grasfresser. Es folgt hier ein specielleres
Verzeichniss der einzelnen Knochen, so wie wir sie mit
Hülfe der Herren A. Mueller, Güklt und Beyrich be-
stimmt haben.
Zahl der
a
o
a
I. IJrsus spelaeus»
A. Knochen des Kopfes.
Oherschädel von einem jungen Individuum
Oberschädel, fragmentarisch, von einem jungen Individuum
Stück eines Unterkiefers von einem jungen Individuum
Stirnbein eines ausgewachsenen Individuum ....
Hinterhauptbein eines ausgewachsenen Individuum . .
Schläfenbein eines ausgewachsenen Individuum
Scheitelbein eines ausgewachsenen Individuum . . .
Gaumenbein eines ausgewachsenen Individuum . .
Linke Hälfte des Unterkiefers eines ausgewachsenen In-
dividuums
Vorderer Theil der linken Hälfte des Unterkiefers eines
ausgewachsenen Individuums
Hintertheil der linken Hälfte des Unterkiefers eines aus-
gewachsenen Individuums •
Zusammen
Zähne.
Eckzähne des Oberkiefers
Eckzähne des Unterkiefers
Schneidezähne des Oberkiefers
Schneidezähne des Unterkiefers
Backzähne des Oberkiefers
Backzähne des Unterkiefers
Lückenzahn eines jungen Individuums
B. Knochen der Wirbelsäule.
Atlas
Epistropheus
Halswirbel
Rückenwirbel
Lendenwirbel ,
Schwanz^virbel . ,
Stücke von Becken
Pfannen derselben Seite des Körpers
Rippen (sehr zahlreich; aber meist in Fragmenten, deren
Zusammenfügung wir als zweifelhaft unterlassen haben).
i)
11
26
10
13
19
'20
1
o
13
2
3
3
3
1
3
etwa 1
325
Zahl der
Ö
«>
u
o
c
dadurch
repräsen-
tirten In-
dividuen.
C. Knochen der Gliedmassen.
Scapula
Os humeri links
Radius rechts
Ulna rechts
Ulna links
Os naviculare • . . . .
Os triquetrum
Os pisiforme . "
Os capitatum
Os hamatum
erstes rechts
erstes links
zweites rechts
drittes rechts
Ossa metacarpi . ^ drittes links
viertes rechts
viertes links
fünftes rechts
fünftes links
Os femoris
Tibia rechts
Tibia links
Astragalus •
Calcaneus rechts
Calcaneus links
Os cuneiforme tertium
erstes rechts
erstes links
drittes rechts
Ossa metatarsi . ^ viertes rechts
viertes links
fünftes rechts
fünftes links
{Phalanx prima
Phalanx secunda ....
Phalanx tertia (Nagelglieder)
Verschiedene Sesambeine.
II. Canis spelaeuis.
Epistropheus
Halswirbel
Trochanter minor
Pfanne des Hüftgelenkes
1
2
2
1
1
2
4
1
1
2
2
5
1
l
2
3
9
4
3
12
2
3
1
2
2
1
4
t
2
1
23
f)
5
2 J
1
2
2
1
2
1
1
2
2
5
1
1
2
3
5
4
3
6
2
3
1
2
2
1
4
1
2
1
2
1
1
326
Zahl der
Ö
ü
o
a
dadurch
rcpräsen-
tirten In-
dividuen.
111. Felis oder Caiiis.
Halswirbel
1
IV. Kquutii.
Letzter oder vorletzter Rückenwirbel.
V. CrroHser Grasiifresser.
Unteres Ende der Scapula.
VI. Kleiner Ora§fresser.
Mctatarsus.
Die Punkte über welche Knochensammlungen , wie die
in Rede stehende, aufzuklären haben, sind : Erstens die Be-
stimmung der Thierarten, die durch dasjenige Ereigniss
untergegangen sind, durch welches auch die Höhlen gefüllt
wurden. Zweitens die Ermittelung des Zahlenverhältnisses,
in dem dieselben gestanden haben. Und drittens eine Ent-
scheidung über die Art und Weise, wie diese Thiere in die
Höhlen gekommen sind.
Ueber den ersten Punkt lehrt unser vorstehendes Ver-
zeichniss nichts weiter, als das Vorhandensein der erwähnten
Thiere, und wir müssen sogar in Bezug auf dieses noch
bemerken, dass der Metatarsus des rehartigen Wiederkäuers
zwar mit Tropfstein bedeckt , aber doch so nahe an der
Oberfläche gefunden worden ist, dass dessen postdiluvianische
Hereinschaffung nicht unmöglich erscheint.
Was den zweiten Punkt betrifft, so hat das von uns
Ausgegrabene ein beträchtliches Prävaliren von Ursus spelaeus
in dem Knochenletten der Baumannsiiöhle ausser Zweifel
gesetzt. Demnächst müssen wir aber auch hier wieder an
die Kleinheit des Raumes den wir ausgebeutet haben, er-
innern, weil in Folge derselben das obige Verzeichniss nur
327
allein positive Beweise liefern, d. h. nur für dcas Vorkommen,
aber durchaus nicht für das Fehlen irgend eines Thieres in
der Baumannshöhle entscheiden kann.
Beträchtlich anders verhält sich dagegen die Grösse des
contribuirenden Raumes zu der Kompetenz unseres Ver-
zeichnisses bei der Frage, ob die Knochen vereinzelt und als
ein regelloses Gemenge in die Höhle gespült, oder aber als
mehr oder weniger vollständige Skelette in derselben vorge-
funden und umhüllt worden sind. Denkt man sich nämlich
dass die Diluvialfluth an beliebigen Stellen der Erde Thiere
getödtet , deren Knochen aber erst nach langem Umhertrei-
ben auch in die Höhlen gespült hätte, so würden sich in
denselben die bekannten Erscheinungen der Knochenbreccie
aus den Spalten vieler felsigen Küsten des Mittelmeeres wie-
derholen. Wenn man es mit einem solchen Sedimente zu
thun hätte, so würde offenbar nur die Abzahlung der in
einem sehr grossen Räume vorkommenden Knochen noch
annähernd die Anzahl der Individuen ergeben, von denen
sie herstammen. Dass man ein dem äimliches Resultat aus
einer solchen Formation bei Untersuchung eines ganz
kleinen Raumes erhielte, wäre dagegen ein Erfolg von
äusserst geringer Wahrscheinlichkeit. Eben aus diesem
Grunde glauben wir unserem Verzeichniss einige Wichtig;-
keit zuschreiben zu müssen. Dasselbe zeigt nämlich , dass
die gefundenen Knochen sich auf etwa 3 Skelette mit einem
Grade von xAnnäherung reduciren lassen, den man wohl kaum
für zufällig halten kann , und welcher dann ohne weiteres
diejenige Zerstreuung zusammengehöriger Theile widerlegt,
auf welcher die zuerst erwähnte Hypothese basirt ist. In
der That bestehen die Abweichungen von jener Regelmäs-
sigkeit einerseits nur in einem unerhebHchen Mangel und
andrerseits in einem beträchtlicheren Ueberfluss an einzelnen
Knochen. In der letzten Beziehung sind am ausgezeichnet-
sten das Vorkommen der unteren Eckzähne, welches 13 und
das der astragali, welches G Individuen entspricht. Wir fin-
den aber hierfür eine Erklärung darin, dass eine beträcht-
328
liehe, leider aber von uns nicht näher angemerkte, Zahl der-
selben aus der Stalagmitendcckc herstammt ; in dieser konn-
ten sich manche, als die weniger zersetzbaren, ansammeln,
während zerstörbarere Knochen derselben Individuen ver-
schwanden. Ihr Prävalircn wäre dann nahe genug ver-
gleichbar mit der Ansammlung loser Feuersteine über der
Kreide , aus deren verschwundenen Kalkschichten sie her-
stammen. Abstrahiren wir von diesen beträchtlicheren Aus-
nahmen, so können wir unsere Knochen auf drei Skelette
zurückführen , indem wir annehmen , dass das eine bei der
Verschüttung fast vollständig in dem Kaume den wir
durchwühlt haben , gelegen hat ; zwei andere aber so nahe
an demselben, dass Einzelnes davon in ihn gerathen
konnte.
Das Vorherrschen der schmelzreicheren Eckzähne und
der astragali , welches wir ihrer grössern Solidität zuschrei-
ben, wurde bekanntlich schon früher von Bucklakd in dem-
selben Masse zu Kirkdale beobachtet, zugleich aber in fol-
gender Weise als ein Argument für seine Ansicht, dass
diese Höhle vor ihrer Ausfüllung von vielen Generationen
von Hyänen bewohnt war, benutzt. Relq. diluv. pag. 37:
„Mit der Fähigkeit und bekannten Gewohnheit der Hyänen,
die Knochen ihrer Beute zu verschlingen, stimmt vollkom-
men überein, dass die Zähne, zahlreiche kleine Knochen der
Hand- und Fusswurzeln und Phalangen vorzugsweise häufig
und gut erhalten sind; da sie zu hart und marklos waren,
um als Nahrungsmittel zu dienen." Es scheint uns hiernach
nicht ohne Interesse denselben Umstand in der Baumanns-
höhle wiedergefunden zu haben, obgleich doch die in ihr
vorherrschenden Knochen einer Thierart angehören, die man
kaum zu den Fleischfressenden rechnen , und welche in kei-
nem Falle Knochen von irgend einer Species, am allerwe-
nigsten aber von ihrer eignen, zernagt und vertilgt haben
kann.
Was schliesslich den anorganischen Theil der Diluvial-
füllung in der Baumannshöhle betrifft, so haben wir densel-
329
ben in der ersten Höhlenknmmer aus dem schon oben er-
wähnten gelblich - grauen Letten bestehend gefunden. Nur
zunächst an der Tropfsteindecke enthält derselbe einzelne
Kollstücke von Rübeländer Kalk. Fremdartige Beimen-
gungen Hessen sich nur durch mikroskopische Untersuchung
nachweisen. Die faserigen, in der Nähe der Knochen häu-
figeren, Kohlentheilchen sind sichtlich animalischen Ursprungs.
Ferner erkannten wir sehr kleine , scharfkantige Quarzparti-
kelchen durch die von ihnen bewirkte farbige Lichtpolarisation.
In einer der kleinen seitlichen Kammern des hinteren Thei-
les der Höhle, von der man uns gesagt hatte dass sie Bo-
dekiesel enthielte , fanden wir den Letten sehr reich an
crbsengrossen Gerollen, aber auch diese bestehen, so viel wir
oesehen haben, ohne Ausnahme aus Uebero;an2;skalk. Wir
empfehlen diesen Umstand einer ferneren Untersuchung, in-
dem es uns in der That sehr merkwürdig erscheinen würde,
wenn die Diluvialfiuth keine Spuren der mannigfaltigen be-
nachbarten Gebirgsarten mit sich geführt hätte.
Druck von J. F. Starcke in Berlin.
^
Zeitschrift
der
Deiitsclieii geologischen Gesellscliaft.
4. Heft (August, September, Oktober 1851).
A. Verhandlnng^en der Gre,^ellsc]iaft.
J. Protokoll der August -Sitzung.
Verhandelt Berlin den 6. August 1851.
IN ach Eröffnung der Sitzung durch den Vorsitzenden, Herrn
Karsten, wird das Protokoll der Juli-Sitzung verlesen und
genehmigt.
Eingegangen war für die Bibliothek der Gesellchaft:
1) Extrait du programme de la societe' hollandaise des
Sciences a Harlem, pour l'annee 1851.
Die in dem Programme für den Termin des ersten Ja-
nuars 1853 gestellten Preisfragen, so weit sie geologischen
Inhaltes sind , werden zur weiteren Verbreitung als Beilage
zu gegenwärtigem Protokoll abgedruckt werden.
2) Archiv für wissenschaftliche Kunde von Russland.
Band 10. Heft 1.
Der Vorsitzende legt hierauf eine von Herrn Dr. Her-
mann Karsten eingesendete neue geognostische Karte eines
Theiles von Venezuela vor und giebt Erläuterungen zu der-
selben nach dem Inhalt eines an Herrn Weiss gerichteten
Schreibens. Die neue Karte bildet eine westliche Fortsetzung
von der früher in der Zeitschrift der Gesellschaft publicirten
Karte und erstreckt sich in südwestlicher Richtung bis zum
See Maracaybo.
Herr Raimmelsberg gab darauf eine Mittheilung von
dem Resultate seiner Untersuchung des Meteoreisens von
Zcils. (I, d. geol. Ges_. III. /(. 24
332
Schtvetx. Dasselbe enthält 5^ ~ Nickel und 1 "- Kobalt. T^in
Rückstand von Pliosphorverbindungen Hess sich nicht rein
abscheiden.
Hierauf wurde die Sitzung geschlossen.
V. w. o.
Karstln. Beyrich.
Extrail du programyne de la societe hollandaise
des Sciences a Hartem, pour V annee 1S51.
(Im Auszuge als Beilage zum Protokoll der August-Sitzung.)
ha socie'te" a juge' a propos de r^peter les questions sui-
vantes, et eile demcmde qv!il y soit rejjondu
twant le premier janvier 1853.
/, ha societe", supposant gue le terrain meuble, qui borde
les grandes rivieres dans les colonies hollandaises de T Amt^rique
Meridionale^ recele des restes importants (Tanimaux fossiles,
comme on en a ti'ouve' dans le voisinage de Buenos-Ayres et
dans d'autres pays du meme conti nent , et desirant favoriser
la recherche de ces osseme?its importa7its , promet a celui qui
lui aura etivoy^, avant le premier janvier 1853, des ossements
de quelqve grande et nouvelle espece de mammifere , doiseau
QU de reptile , trotive's dans une des colonies ne'erlandaises de
V Amerique Meridionale^ une recompetise proportio7inee a Vin-
t^ret de Venvoi et dont la direction de la societe sc re'serve de
fixer le montant.
II. ha socif^te' demande une monograplde des cycad^es
fossiles.
XI. II paratt d apres les 7'echerches de Mlhciiison quil
existe dans les Alpes orientales des cotiches qui^ placees entre
les plus jeunes des secondaires et les plus a?icie7tnes des ter-
tiaires, fo7meraient U7ie sorte de tra7isitio7i (mtre ces denxfor-
mations et indiqueraient U7ie successio7i graduelle, sans secousses
violentes de Cune a Vautrc. Da7is les e7iviro7is de Maeslricht,
on irouve sur les hords de la Meuse des couches qui sont su.
perpostes a la craie blu7iche et p/es desquelles on remarqite des
couches tertiaires. — Des gdologties de gra/id 77ie'rite ont cov-
sid&e cette for7/iatio7i de Maest/icht c07H77ie composee de cou-
ches de tra/isilio7i e/iirc les forniatioiis iccondaire et trrliai/r,
333
tandis que dautres, non moins distingue's^ l'ont attrihuee a la
formation ci^ayeuse dont eile formerait les couc/ies superieui^es,
soutetiant que ces couches sont nettement separe'es des couches
terliaires et qtüelles ne foi'ment qtie les couches les phis re-
ce?ites des couches secondaires.
La societe' de'sire que la formation de Maestricht sott de
nouveau examinee sous ce poi7it de vue et que les fossiles
quelle C07itient soient exacteme7it compare's u ceux de la craie
hUuiche, SU7- laquelle eile repose , aiTisi qua ceux des te7Tains
tertiaires des e7ivirons, afi7i que ce prohle77ie. si ir7iporta7it pou7-
la giologie et la cliTnatologie de Va7icie7i 77i07ide, soit dicide de
7na7iiere a ce qtiil ne reste plus aucu7i doute a cet <'gard.
XII. La societe de7na7ide une desc7iptio7i geologique des
couches de file de Java qui contie7inent des fossiles , eclaircie
par la descriptio7i et par les figures de ces fossiles , autant
qu'elles sero7it jugees necessai7'es.
XIII. Cest surto7it aux anciens 7iavigateurs hollandais,
qtie Von doit les details qtd nous sont parve7ius dune grande
espece d'oiseati, qui vivait autrefois dans l'ile Maurice et qui
est 77iaintenant entiere7ne7it detruite. Uhistoire et Va7iat077ne
de cet oiseau ont fait tont ncenmient lohjet des recher ches
de MM. SrniCKLAND et Mfj.ville, et de M. Hamel; les pre-
miers ont public leurs observations dans U7i 77iagnifique ou-
vrage qui a paru, a Lo7idres, et le sec07id a consig7ie son tra-
vail dans les annales scie7itifiques de la societe de St. Peters-
bourg.
ly apres les recherches de ces savants, on sait qiiune des
meilleures figures du Dodo ., que les Holkmdais ont nomme
Dod aars (amis en pelote) de dod (pelofe) et aars (mitis) , se
voit daiis le tahleau de Roeland Savery, au Musee de La
Haye ; que quelques-u7is des restes si rares de cet animal sont
vemis de la Holla7ide^ et meine quun des deux fragments du
Dodo, que Von a retrouve a Cope7ihugue parmi plnsieurs vieux
objets mis au rebut, provenait de la vente du musee que le
savaiit Pai.udanus avait autrefois forTUe a Enkhuyse, dans la
JSord-Holkm de.
II se pourrait qtiil existdt dxms les Pays-Bas ou aillenrs
des tableaux da7is lesquels se troiwent des figtires de cet oiseau,
e7icore pcu connu des naturalistes ; ou qiiil en fit fait men-
tion da7is des anciennes relatio7is de voyage ou jusqjiäpresent
24*
334
elles TÜont point vU remarquees des savants et meme il ne serait
pas tout a fait impossihle que quelque anciemie collection
receldt encore quelques fragments de cet interessant oiseau.
La societe drsire appeler sur cet ohjet T attention des na-
turalistes et surtout des savants n<' erlandais . — Elle decerne-
rait, ponr toute communicatio7i concernant cet oiseau, soit une
mention honorahle , soit un piHx quelco?jque^ en proportion de
limportance de la comiminication ; et eile accorderait surtout
volontiers u7ie rlcompense proportionnce a la valeur du sujet,
a celui qui lui procurerait pour ses collections quelques frag-
ments du Dodo.
La societe a proposd cette annce les questions suiva?ites,
et eile demande qu'il y soit r^pondu
avant le pr emier janvier 1853.
/. // est incontestahle que la mcr empiete lentement, mais
incessamment , sur le cordon littoral des deux provinces du
royaume des Pays-lias, la Hollande -mir idionule et la Jlollande-
septentrionale. — Comme ce phenomene doit a la longue
dcvenir inqtd/tant , la societe demande, d'ahord, un expose
exact de tous les changements connus que cette cdte a suhis
dans les temps antärieurs ; ensuite , quelles en ont ete les
causes ; et enfin , quels sont les moyens que Von pourrait op-
poser aujourd hui avec succes a cet empietement des eaux de
la mer?
VI. La societe demande une monographie des palmes
fossiles, expliquöe par des ßgures.
VII. Uuels sont les vogetaux qui croissent exclusivement
sur certains terrains et dont la presence peut ainsi indiquer
avec certitude la nature de ces terrains? JusqUa quel point
peut on prouver , par xm exameti expi'rimental chimique ou
autre, la relation mutuelle qui existe entre le sol de ces ter-
rains et les vegetaux qui y croissent?
VIII. Par quelles couches a-t-on phietre., en foranl des
piiis profonds dans divers endroits du roi/awne des Pays Bas'i
Qu^a-t-Ofi appris par ces forages sur la nature gt'ologique du
sol de ce pays?
IX. On sait que des mim'rau.v a l't'tat cristallin se trou-
ve7it souvent 7-enfermes da7is dautres mineraux cgalniiciü
cristallisvs, 77iais dont la cfnnpnsitio7i c/nniiqtie et lafor77ic S07it
335
differentts. Quels saut ces mlueraux et coininent peut-on ex^
pliquer leur origine?
XIII. On prctend que VvUvatio7i du sol du royaume des
Pays - Bas au dessus du niveau 77ioyen de la mer a dimiuue
depuis les temps historiques aiiUrieurs, et Vo7i a voulu expli-
quei- pur cette diminution de la luiuteur du sol les change-
ments que la Constitution physique de ce pays a suhis dans ces
derniers siecles.
Cette opinion nu'rite d'etre exatninee avec soin, et Von de-
munde sil est reellement possihle de pr07wer que Celevation du
sol des PayS'Bas, par rapport au niveau moyen de la mer, a
tte soumise a des variations, et si eile les suhit encore actuelle-
ment.
Le prix ordinaire (Fune reponse satisfaisante a chacune
de ces questions est une mldaille dor de la valeuj- de iöOßo-
rins, et de plus, une gratification de 150 florins de Hollande,
si la ri'ponse en est jugee digne. II faut adresser les reponses,
hien lisiblement ecrites en hollandais, fran^ais^ a?iglais, Italien,
latin, ou allemand (en lettres italiques) et ajfranchies , avec
des billets, de la maniere usitie, a J. Gr. S. van Bueda, Secre-
taire perpetuel de la socirtc ä Harlem.
2. Drilte allgemeine Versammlung der deutschen geo-
logischen Gesellschaft in Gotha.
<i,I. Sitzung.
Verhandelt Gotha den 22. September 1851.
Der für die allgemeine Versammlung in Gotha im ver-
gangenen Jahre gewählte Geschäftsführer, Herr Credner,
begrüsst die anwesenden Mitglieder der Gesellschaft und
beantragt die Wahl eines Vorsitzenden. Ersucht den Vor-
sitz zu übernehmen, spricht derselbe den Wunsch aus, dass
das Amt statt seiner Herrn v. Carnall übertragen werde,
336
welclicm es bei seiner genauen Kenntniss der Gesellschafts-
angelegenheiten leicht sein Averde, die bevorstehenden Bera-
thungen mit geringcrem 'Zeitaufwandc zu leiten. Der da-
nach erfolgten Aufforderung Folge leistend, übernimmt Herr
V. Caunall den Vorsitz. Zu Schriftführern werden nach
Vorschlag des Vorsitzenden die Herren Bi:ykich aus iierlin
und GiKHEL aus Halle gewählt.
Nach hiermit erfolgter Constituirung des Vorstandes legt
der anwesende Schatzmeister der Gesellschaft die Rechnung
für das Jahr 1850 vor; derselbe übergiebt zugleich die zu-
gehörigen Belege nebst einem Kassenabschluss vom 10. Sep-
tember d. J. und erläutert den Inhalt dieser Schriftstücke.
Herr Graf v. SECKEiMJORF wird ersucht die Prüfung der
übergebenen Belege behufs Ertheilung der Decharge zu
übernehmen.
Der Eingang des Rechenschaftsberichts des Gesellschafts-
Vorstandes zu Berliti wird angezeigt und bemerkt, dass der-
selbe als Beilage des heutigen Protokolls zum Abdruck kom-
men, daraus aber im Laufe der Verhandlungen bei den ein-
zelnen Gegenständen dasjenige anzuführen sein werde, was
sich auf diese bezieht.
Der Vorsitzende legt darauf elf von Herrn Fekdunani)
RoEMEii in Botin eingesendete Tafeln von texanischen Kreide-
versteinerungen vor, welche zur Ausstattung eines grösseren
Werkes über die Versteinerungen insbesondere der Kreide-
formation von Texas bestimmt und mittelst einer, nach Be-
schluss der in Greifswald für das Jahr 1851 für die Heraus-
gabe von Abhandlungen gewählten Kommission, gewährten
Beihülfe von 200 Thalern hergestellt worden sind.
Es wird hiermit die Anzeige verbunden, dass für die
Mitglieder der Gesellschaft, nach einem von Herrn Roemeu
mit dem Verleger des herauszugebenden Werkes getroffenen
Abkommen 40 Exemplare zu dem ermässigten Preise von
2 Thlr. 20 Sgr. werden abgegeben werden. Die Anwesen-
den wurden ersucht, falls sie Exemplare zu diesem Preise
wünschen, solches auf die ausgelegten Subscriptionslisten zu
337
vernicikeii. Sie werden dieselben demnäclibt von dem Vor-
stande zu Berlin zugesandt erhalten.*)
V. w. o.
V. Carnall. Beyukjh. Giüiju..
II. Sitzung.
Verhamlelt Gotha den 23. September 1851.
Der Vorsitzende zeigt an, dass die folgenden Herren
der Gesellschaft als Mitglieder beigetreten sind :
Herr Ijualin, Geh. Kath zu Gotha,
vorgeschlagen durch die Herren v. Caknall, Ckedner
und Beykk II ;
Herr Walchneu, Ober- Berg -Kath und Professor zu
Carlsrtihe,
vorgeschlagen durch die Herren v. Caunall, Bey-
Ri( II und Zekkenner;
Herr Dr. Senft, Professor in Eisemuh,
vorgeschlagen durcli die Herren Cuedjneu, Beykich
und ZeiuieNiNer;
Herr Bax, Bergrath und Salinen-Direktor zu Küsen,
vor2;cschla2;en durch die Herren Ebeks, Maktins und
V. Carnael;
Herr Koettgek, Salinenbeamter zu Käsen,
vorgeschlagen durch die Herren Ebeu.s, Mautiins und
V. Carnall;
Herr Speivgler, Berggeschworner zu Camsdorf,
vorgeschlagen durch die Herren Zerreniser, Credner
und V. Carnall;
Herr Dr. v. Schauroth in Coburg,
*) Die nicht anwesend gewesenen Mitglieder der Gesellschaft wollen,
falls sie von obigen Exemplaren zu erhalten wünschen, dies bald gefälligst
hieher brieflich anzeigen.
Berlin, den 2. December 1851.
Der Vorstand der deutschen geologischen Gesellschaft.
V. Carnall.
338
vorgeschlagen durch die Herreu Zekklnineu, CutDAEii
und V. Carnall.
Hierauf macht der Vorsitzende Mittheilung von dem
Inhalte verschiedener brieflicher Mittheilungen der Herren
Fekd. Roemer, Zerreniner, V, Wersky, Delesse und
Richter, . welche in Be/iht seit der August-Sitzung einge-
gangen waren.
Herr Zerrenner übergiebt einen Aufsatz des Herrn
Spengler in Camsdorf, enthaltend eine Beschreibung der
Gänge im Camsdorfer Revier, wovon für die Zeitschrift Ge-
brauch zu machen sein wird.
Für die Bibliothek der Gesellschaft waren eingegangen:
F. Sanuberger, die Nassauischen Heilquellen mit Karte
vom Taunus. Wiesbaden 1851. — Als Geschenk des Ver-
fassers.
Dr. Hoernes, Bericht über die Bereisung mehrerer Fund-
orte von Tertiär-Petrefakten im Wiener Becken. Aus dem
Jahrbuche der Kaiserl. Königl. geologischen Reichs - Anstalt
1. Jahrg. IV. Vierteljahr S. 662. — Als Geschenk des Ver-
fassers.
H. V. Meyer und W. Dunker, Palaeontographica oder
Beiträge zur Naturgeschichte der Vorwelt. I. Band. Cassel
1851. — Als Geschenk der Verlagshandlung von Fischer.
Dr. V. Hagenovv, die Bryozoen der Macstrichter Kreide-
bildung mit 12 Tafeln. Cassel 1851. — Als Geschenk des
Verfassers.
Die Versammlung schritt nunmehr zur Wahl des Ver-
sammlungsortes für das Jahr 1852. Gegen einen von Herrn
Crednek gestellten Antrag , dass für die allgemeine Ver-
sammlung der deutschen geologischen Gesellschaft Ort und
Zeit nicht zusammenfallend mit der Versammlung der Na-
turforscher und Aerzte, wie bisher, bestimmt werden möch-
ten > führt Herr v. Carnall die Gründe aus, welche bei
(Üonstituirung der Gesellschaft für die in das Statut aufge-
nommene Bestimmung der Verbindungsweise der beiden
Versammlungen maassgebend waren. Herr v. Buch stimmt
339
dem Antragsteller daliiu bei, dass die Verbliiduug mit der
Versammlung der Naturforscher und Aerzte nicht nöthig und
nicht dauernd zu wünschen sei, insbesondere weil dadurch
der deutschen geologischen Gesellschaft der Vortheil entgehe,
für ihre Zusammenkünfte auch einen kleineren und für ihre
besonderen Zwecke günstiger gelegenen Ort wählen zu kön-
nen. In gleichem Sinne spricht sich auch Herr Germäk
aus. Nachdem hierauf Herr v. Stro3ibeck den Vorschlas;
gemacht hatte, für dieses Mal die allgemeine Frage fallen zu
lassen und zunächst für das nächste Jahr zu wählen, und
darauf ein von anderer Seite gestellter Antrag die Bestim-
mungen des Statuts, betreffend den Ort der allgemeinen Ver-
sammlungen, zu ändern, keine Unterstützung erhalten hatte,
wurde zum Versammlungsort für 1852 Wiesbaden vorge-
schlagen und mit Majorität gewählt. Nach längerer Discus-
sion wurde ferner bestimmt, dass die Versammlung, dort
ebenso wie in Gotha^ gleichzeitig mit der Versammlung der
Naturforscher und Aerzte, also mit dem 18. September be-
ginnend , abzuhalten sei. Zum Geschäftsführer für diese
vierte allgemeine Versammlung wurde Herr Guido Sand-
BERGER in Wiesbaden gewählt.
Der Vorsitzende veranlasste hierauf die Versammlung
zu der nach §.11 des Statuts ihr zukommenden endgülti-
gen Bestimmung über den in Greifsioald gestellten und da-
selbst mit Majorität unterstützten Antrag, dass der bisherige
statutenmässig von den Mitgliedern der Gesellschaft zu zah-
lende Jahresbeitrag von 6 und 8 Thalern auf 4 und 6 Tha-
ler ermässigt werde.*) Der Antrag wird in Betracht, dass
der Kassenbestand der Gesellschaft die Ermässigung des
Beitrags gestatte, einstimmig angenommen, und lautet hier-
nach der erste Satz von §. 9 des Statuts gegenwärtig wie
folgt :
Jedes Mitglied zahlt einen jährlichen Bei-
trag von vier Thalern, welcher für die in
*) S. Band II. der Zeitschrift Seite 260 und 261.
340
Berlin ansässigen Mitglieder auf sechs Tha-
Icr erhöht wird.
Nach Feststelhinty dieses Beschhisses wurde der Antracr
gestellt, dass in der bisherigen Versendungsweise der Zeit-
schrift der Gesellschaft auf buchhändlerischem Wege wegen
der häufig dabei vorgekommenen unvermeidlichen Unregel-
mässigkeiten eine Aenderung getroffen und in Zukunft die
Zeitschrift an sämmtlich e Mitglieder unfrankirt
mit der Post versendet werden solle. Nach läno;e-
rer Berathung Avurde dieser i^ntrag genehmigt , jedoch mit
der Beschränkung, dass es jedem Mitgliede freistehe,
für sich die Beibehaltung der bisherigen Zusen-
dung auf buchhändlerischem Wege zu beanspru-
chen, in welchem Falle dasselbe hierüber dem Vorstände
zu Berlin Mittheilung zu machen habe.
Hierauf berichtete Herr Graf Seckendokf, dass er bei
Prüfung der ihm zur Revision übergebenen Rechnungen nichts
zu erinnern gefunden habe. Es wurde darauf von der Ver-
sammlung für die vorliegende Jahresrechnung von dem Jahre
1850 die Decharge ertheilt.
Die Versammlung ging nun zur Berathung des Bud-
gets für 185 2 über. Der von dem Vorsitzenden vorge-
leffte Entwurf desselben wurde in seinen verschiedenen Posten
genehmigt und dasselbe wie anliegend (folgt unten) festgestellt.
Eine Erneuerung des in (ireifswald für 1851 gewählten
Direktoriums zur Herausgabe von Abhandlungen*) wird für
unnöthig erklärt, da in dem Budget für 1852 in Folge Herab-
setzung des Beitrages der Mitglieder ein Fonds für Ab-
handlungen nicht ausgesetzt werden konnte.
V. W. 0.
V. Carnall. Beyrich. Giebel.
*) S. Zeitschrift Band II. Seite 2i6 fgg.
ni. Sitzung.
Verhandelt Gotha den 24. September 1851,
Nach Eröffnung der Sitzung brachte der Vorsitzende
zunächst den Inhalt eines Schreibens von Herrn Anton Em-
aiEKT zu Tr'ient vom 17. d. M. zum Vortrage, in welchem
derselbe , aus Veranlassung der ergangenen öffentlichen Be-
kanntmachung der gegenwärtigen allgemeinen Versammlung,
den Vorschlag macht, unter dem Namen „Germania" eine
Zeitschrift für Naturwissenschaften und Arzneikunde zu grün-
den. Hiernach scheint nicht sowohl die deutsche geologische
Gesellschaft, an welche das Schreiben adressirt ist, als die
Versammlung der Naturforscher und Aerzte gemeint zu
sein. — Man beschloss dasselbe einfach zu den Acten zu
nehmen.
Die Versammlung ging nunmehr an die weitere Bera-
thung über die Ausführung der von der Gesellschaft in Ar-
beit genommenen geologischen Uebersichtskart e
von Deutschland.*)
In Bezug auf die Personen, welche im vorigen Jahre in
Greifswald zur Leitung der Arbeiten für einzelne Distrikte
Deutschlands gewählt wurden **), theilte der Vorsitzende mit,
dass Herr Krug von Niüda inzwischen von Haiherstadt nach
Siegen versetzt sei, mithin die ihm zugedachten Arbeiten
nicht ausführen könne, und darum ein anderes Mitglied der
Gesellschaft hierzu erwählt werden müsse. Die Wahl fiel
auf den hier anwesenden Herrn Germar aus Halle , welcher
sich bereit erklärte, den Distrikt zu übernehmen und wel-
chem auch alsbald die beiden Blätter der Karte nebst Farben-
tafel eingehändigt wurden.
Ferner wurde Herr Walchner ersucht, die Leitung der
gedachten Arbeiten für die grossherzoglich badenschen Län-
der zu übernehmen, welche in Greif sioald verbunden mit dem
Königreich Würtemberg dem Herrn Fraas zu Bahlingen
*) Vergl. Zeitschrift Bd. I. S. 395 f. f. und Bd. II. S. 249 f. f,
**) a. a. O. Bd. II. S. 251.
342
über wiesen waren. Indem Herr Walciunek sich beifällig
erklärte, wurden ihm ebenfalls die Kartenbliitter zugestellt.
Die Wahl einer engeren Redaktions- Kommission
für die Zusammenstellung der Distrikts-Arbeiten zu einem
Ganzen und endgültiger Feststellung der anzunehmenden
Farbcntafel, war in Gr-ei/sxvald noch ausgesetzt worden. Es
wurde heute von einem Mitgliede in Antrag gebracht, diese
Bestimmung noch weiter, imd zwar bis zur nächstjährigen
allgemeinen Versammlung zu vertagen. Hiergegen wurde
aber eingewendet, wie zu wünschen sei, dass die Karte mög-
lichst bald erscheine, während die Annahme eines solchen
Antrages eine Verzögerung herbeiführen möchte. Nach län-
gerer Berathung kam man zu dem Beschlüsse,
den Vorstand in Berlin zu ermächtigen :
a. die eingehenden Arbeiten auf der Karte zusammen
zu stellen,
b. diejenigen Thcile der Karte, für welche bis Ende
Juni 18 52 Einzel- Arbeiten oder Distrikts-Zusam-
menstellungen nicht eingehen sollten, nach den be-
treffenden Hülfsmitteln zu vervollständigen,
c. hierzu theils nach der v. Bucn'schen Farbentafel,
thcils nach den darüber eingehenden anderweiten
Vorschlägen eine passende Colorirung zu wählen, und
d. ein danach kolorirtes, auch mit den anzunehmenden
Ortsnamen vervollständigtes Exemplar der ganzen
Karte der nächsten allgemeinen Versammlung der
Gesellschaft zur Beschlussnahme über die Heraus-
gabe der Karte zu unterbreiten.
Der Vorsitzende bemerkte hierauf, dass dieser Aufgabe nur
dann nachzukommen sein werde, wenn die Herren Mitarbei-
ter ihre Beiträge rechtzeitig einsenden, indem sie bei späte-
rem Eingange als Ende Juni k. J. nicht mehr zu benutzen
wären, und dann sehr zu bedauern sein dürfte, wenn die
Karte nicht gleich bei ihrem ersten Erscheinen Alles dasje-
nige enthalten könnte, was bis dahin durch Untersuchungen
festgestellt ist.
343
Bei der Beschlussnahme über die Herausgabe der Karte,
würde es erwünscht sein, auch zugleich den Preis festzu-
stellen, zu welchem die Karte verkauft wird. Dieser hängt
aber im AVesentlichsten von der Zahl der Exemplare ab, auf
deren Absatz mit einiger Sicherheit zu rechnen ist, indem
sich hiernach die Art der Ausführung, insbesondere die
Entscheidung über die Ausdehnung des Farbendrucks rich-
ten müsse. Je mehr aber an der Karte durch Farbendruck
geschehen kann, um so niedriger werde sich auch deren Preis
stellen lassen. Voraussichtlich dürfte letzterer nur etwa auf
2 bis höchstens 3 Thlr. (für beide Blätter) kommen und
darum eine Verbreitung der Karte in weiten Kreisen zu er-
warten stehen.
Der Vorsitzende nahm hieraus Veranlassung die An-
wesenden dringend zu ersuchen, sich bei Zeiten des Absatzes
der Karte anzunehmen, darüber schon jetzt in dem Kreise
ihrer Bekannten Erkundigungen einzuziehen und von dem
Ergebniss so bald als möglich dem Vorstande in Berlin
Kenntniss geben zu wollen.*)
Herr Zerrenneu trug den Inhalt eines Schreibens des
Herrn Spengler zu Camsdor/**) vor, über das Vorkommen
einer eigenthümlichen Eisensteinlagerstätte in der Gegend von
Schlei% und legte als Erläuterung desselben eine Reihe von
Handstücken zur Ansicht vor. Bei Betrachtung der letzteren
hob Herr Cotta als bemerkenswerth hervor, dass nicht blos
der Eisenstein, sondern auch das begleitende grünsteinartige
Gestein ein rogensteinartiges Gefüge zeige und Herr Cred-
NER erwähnte, dass ihm ähnliche Vorkommen, wie das von
Herrn Spengler beschriebene, auch in Böhmen bekannt seien.
Hierauf schloss der Vorsitzende die heutige Sitzung und
damit auch die dritte allgemeine Versammlung der Gesell-
schaft, nachdem die Anwesenden zuvor noch dem Vor-
*) Eine Bitte, welche sich derselbe hier auch an alle übrigen geehr-
ten Mitglieder der Gesellschaft und sonstige Leser zu richten erlaubt.
V. Cärnall.
**} Folgt unten im Briefwechsel.
344
Stande einen Dank für die übernommene Mülnvaltung votirt
hatten.
V. w. o.
V. Carnall. Beyrich. Gii:bel.
Rechenschafts-Bericht des Vorstandes in Berlin
über die Geschäftsführung im Jahre 1851.
Berlin, den 16, September 1851.
Unter Bezugnahme auf den Inhalt der Sitzungs-Proto-
kolle, welche in der Zeitschrift veröffentlicht worden sind,
beehrt sich der für die Geschäftsführung in Berlin bestellte
Vorstand, den durch das Statut der Gesellschaft (§. 10) vor-
geschriebenen Kechenschafts - Bericht im Nachfolgenden zu
erstatten.
1. Das laufende Geschäftsjahr wurde mit der Novem-
ber-Sitzung angetreten, in welcher auf Ansuchen der Ver-
sammlung dieselben Personen die Vorstandsgeschäfte wieder
übernahmen. Seitdem sind bis einschliesslich August zehn
besondere Versammlungen abgehalten worden, und
zwar an den durch das Statut bestimmten Tagen. — Neue
Mitglieder sind seit der August-Sitzung niclit zugetreten. -
2. Die Ausgabe der Zeitschrift anbetreffend, so
sind in diesem Jahre bis jetzt Heft 3 und 4 des II. und
Heft 1 des III. Bandes erschienen, während sich das 2. Heft
dieses Bandes noch unter der Presse befindet. Es liegt zur
Zeit mehr Material als früher zum Druck vor, weshalb zu
erwarten ist, dass die nächsten Hefte rasclier erscheinen wer-
den, obwohl die Herstellung von Holzschnitten und Litlio-
graphien leicht Verzögerungen herbeiführt.
3. Hinsichtlich Versend un g der Zeitchrift, sind
von mehreren Seiten Klagen darüber geführt worden, dass
Hefte theils spät, theils auch gar nicht eingegangen waren.
Um dergleichen Klagen zu begegnen , anderseits aber auch
die Gesellschaftskasse nicht mit dem Porto zu belasten, wcl-
345
ches sie um so weniger zu tragen im Stande sein wird, wenn
die Herabsetzung der Beiträge schon im nächsten Jahre ein-
tritt, dürfte es" sich empfehlen :
die Zeitschrift allen Mitgliedern mit der Post unter
Kreuzband unfrankirt zuzusenden und nur in den
Fällen den bisherigen Buchhändlerweg beizubehalten,
wenn solches ausdrücklich, in einer an den unter-
zeichneten Vorstand zu richtenden Erklärung, veran-
lasst wird.
Es wird der allgemeinen Versammlung dieser Vorschlag zur
Beschlussnahme unterbreitet.
4. Den Verkauf der Zeitschrift anlangend, ist
anzuführen, dass derselbe in erfreulicher Weise zugenommen
hat, und dass wenn die diesfällige Geld-Einnahme nicht noch
höher gewesen, als der Kassen-Auszug nachweist, dies nur
darin liegt, dass die BESSEn'sche Buchhandlung die entnom-
menen Exemplare kontraktmässig erst im nächsten Jahre zu
bezahlen hat.
5. Die Rechnung von der Gesellschaftskasse
für das zweite Geschäftsjahr wird mit dem Bemer-
ken vorgelegt,*) dass dieselbe wie die vorangegangene wie-
der mit dem Kalenderjahre (1850) anhebt und abschliesst, in
welcher Beziehung hier auf das darüber im vorjährigen Re-
chenschaftsberichte (§. 4) Angeführte verwiesen werden kann.
Ueberdem ist es wünschenswerth , diese Termine auch für
die Folge beizubehalten, denn wenn auch in der November-
Sitzung (dem eigentlichen Wechsel des Geschäftsjahres) eine
Veränderung in dem Personal des Vorstandes vorkommen
sollte, so würden sich die Ausscheidenden doch der Verant-
wortlichkeit für die von ihnen angewiesenen Ausgaben nicht
entziehen können und ergiebt sich die Grenze dieser Verant-
wortlichkeit nicht sowohl aus der Rechnung, sondern allein
aus den Belegen.
Unter Bezugnahme auf die Erläuterungen des Schatz-
*) Folgt unten.
346
melsters unter dem Abschlüsse der Rechnung wird die ge-
ehrte Versammlung ersucht:
gegenwärtige Rechnung abzunehmen und dem unter-
zeichneten Vorstande darüber die Decharije zu er-
s^
thcilen.
6. In Bezug auf die Bemerkungen des Schatzmeisters
unter No. 1 und 6 muss der unterzeichnete Vorstand das
Ansuchen desselben dringend befürworten.
7. Die daselbst unter No. 4 angeführte Ucbcrsicht von
der Lage der Kasse am 10. dieses Monats besagt:
An Bestand aus. vorigem Jahre .... 565 Thlr. 20 Sgr. 6 Pf.
dazu: Einnahme, und zwar
a. An Beiträgen der Mitglieder 725 Thlr.
b. Vom Verkauf der Zeitschrift 87 „
Neue Einnahme 812 „ — „ — „
zusammen 1377 Thlr. 20 Sgr. 6 Pf.
davon: An Ausgaben, und zwar
a. Laufende . . 709 Thlr. 20 Sgr. 6 Pf.
b. An Hrn. Roemer,
zur Herausgabe
seinesWerkesetc.200 ,, — „ — „
zusammen 969 „ 20 „ 6 „
bleibt B aar bestand 408 Thlr. - Sgr. -Pf.
welcher sich allerdings gegen den Bestand am 10. Septem-
ber 1850 (797 Thlr. 25 Sgr. 6 Pf.) um 389 Thlr. 25 Sgr.
6 Pf. vermindert hat, wobei aber zu berücksichtigen ist,
dass (wie unter No. 3 der Erläuterungen angegeben) weit
mehr Druckkosten als die laufenden zur Verrechnung ge-
kommen sind.
8. Ueber das im Entwürfe hier angeschlossene Bud-
get für das nächste Geschäftsjahr und dessen Ab-
weichungen gegen das zuletzt genehmigte Budget ist Nach-
stehendes zu bemerken:
In den vorangestellten Principien konnten diejenigen,
welche das Verfahren bei Herausgabe besonderer Abhandlun-
gen betreifen, diesmal ganz hinweggelassen werden , da die
347
Lage der Kasse eine derartige Verwendung von Geldern
nicht zulässt. Die anderweiten Bestimmungen werden aber
beizubehalten sein.
Bei den Beiträgen sind an Mitgliedern, welche nicht in
Berlm wohnen, 20 mehr angenommen, die Zahl der in Ber-
lin wohnenden ist beibehalten. In der Voraussetzung, dass
die in Greif sioald beantragte Ermässigung des Beitrages um
2 Thlr. die Genehmigung der gegenwärtigen allgemeinen
Versammlung erhalten werde, war die Einnahme unter Ti-
tel I. auf nur 840 Thlr.
zu berechnen, dagegen lässt sich an Einnahme-
ßesten eine Einnahme von etwa 200 ,,
erwarten, dies macht zusammen 1040 Thlr.
gegen die Annahme für 1851 von 1100 ,,
weniger 60 Thlr.
Unter Titel 11. sind 50 Bände der Zeitschrift für den
Verkauf zu 3 Thlr. angenommen.
Sonstige Einnahmen stehen nicht in Aussicht.
An Ausgaben sind unter Titel I. Cap. 1. 180 Thlr.
mehr ausgeworfen , weil auf eine grössere Anzahl von Auf-
sätzen und Beilagen zu denselben gerechnet werden muss,
und der Fonds auch schon zeither überschritten wurde.
Ebendaselbst Cap. 2 lässt sich nichts auswerfen. Uebri-
gens liegen auch keine Anträge auf Herausgabe von Abhand-
lungen vor.
Dagegen wird vorgeschlagen, den Betrag unter Cap. 3
von 100 auf 150 Thlr. zu erhöhen.
Titel II. ist unverändert geblieben.
Unter Titel III. hat man die früher angenommenen Be-
träge an Miethen hinweggelassen, da man annehmen darf,
dass die Lokale auch ferner unentgeltlich zu haben sein wer-
den. Die anderen Summen sind um eine Kleinigkeit erhöht,
und stellt sich hiernach eine Ermässigung der Titelsumme
um 20 Thlr. heraus.
Die Summen der Titel IV., V. und VI. können ohne
Veränderung wieder aufgenommen werden.
Zelts, (1. u. geol, Üfs. III. '1. 25
348
Nach diesen Vorschlägen würde man sich nicht nur den
Deckungsfonds crhahen , sondern es ergäbe sich auch noch
ein kleiner Bestand von 20 Thir.
vergleicht man diesen mit demjenigen in dem letzt-
vollzogenen Budget von 130 „
und rechnet dazu die Einnahme-Reste von . . 200 ,,
so schliesst der vorliegende Budgets-Entwurf um 350 Thlr.
minder günstig ab, als der des Vorjahres und zwar haupt-
sächlich in Folge der Herabsetzung der Beiträge, welche bei
der hier angenommenen Zahl von 190 Mitgliedern 380 Tha-
ler ausmachen wird.
9. Bei der Verstärkung der Gesellschafts-Biblio-
thek erschien es nothwendig, deren Verwaltung durch ein
besonderes Reglement zu ordnen. Diese Verwaltung ist mit
Genehmigung des Herrn Handcls-Ministers von der Heydt,
dem Custos der oberberghauptmannschaftlichen Bibhothek,
Herrn Clamann übergeben worden, welcher auch die Ver-
sendung der Zeitschrift besorgt und die Bestände an Druck-
sachen beaufsichtigt.
10. Die Vorarbeiten zu der geologischen Ueber-
sichts karte von Deutschland, namentlich der Stich
der topographischen Grundlage in Kupfer sind nach den die-
serhalb in Greifswald gefässten Beschlüssen verfolgt und beide
Blätter bis auf die Beschreibung fertig, auch bereits an Die-
jenigen, welche sich für eine Theilnahme an der geologischen
Bearbeitung erklärt hatten, versandt worden, seitdem aber
erst nur einige wenige Einzel-Arbeiten eingegangen.
Der Unterzeichnete wird sich beehren, die beiden Blät-
ter auch der Versammluns)- zur Ansicht vorzulei2;en und seine
Anträge hinsichtlich der ferneren Behandlung der Sache in
den Sitzungen mündlich abgeben.
11. Derselbe wird die im laufenden Budget Titel H.
ausgeworfenen 50 Thlr. an Kosten bei der allgemei-
nen Versammlung zwar mitbringen und die Verfügung
darüber anheimstellen, kann aber nicht umhin zu bemerken,
dass bei der dormaligen Enge der Kasse und der bevorste-
349
henden Herabsetzung der Beiträge die Ausgabe (7) auf das
dringendste Bedürfniss zu beschränken sein möchte.
12. In Bezug auf die oben erwähnte Ermässigung
der Beiträge der Mitglieder, über welche die Ver-
sammlung Beschluss zu fassen haben wird, ist hier nur noch
der Wunsch beizufügen, dass sich der dadurch unvermeid-
liche Einnahme - Ausfall recht bald durch eine Vermehrung
der Mitglieder übertragen möge, und dass die geehrten Mit-
gheder, namentlich in der nächsten Zeit, ihre Beiträge pünkt-
lich einsenden, insbesondere aber auch die Rückstände be-
richtigen.
V. Carnall
Namens des Vorstandes.
Rechnung von der Haupt-Kasse der deutschen
geologischen Gesellschaft für das zweite Ge-
schäftsjahr oder pro 185 0.
II.
III.
1.
3.
An Bestand von Anno 1819
An Einnahme-Resten, fehlen.
An vollen und theilweisen Beiträgen
der Mitglieder, soweit deren im Laufe des
Jahres 1850 zur Kasse eingegangen ....
Für Verkauf der Schriften.
Vom Verkauf der Zeitschrift durch die Besser-
sche Buchhandlung, fehlt.
Für Exemplare des ersten Jahrganges an neue
Mitglieder
Vom Verkauf von Ahhandlungen, fehlt.
An extraordinairen Einnahmen.
Gewinn an Geld und an verschiedenen kleinen
Abzügen von Rechnungen nach Abrechnung
verschiedener kleiner Verluste an fremdem
Gelde und an Kassenscheinen
717
733
19
22
Summa aller Einnahmen |l460
25*
11
II.
III.
IV.
V.
VI.
350
'2.
2.
1.
-2.
.1
•1
An Vorschüssen j ^^^^^^^^
An Ausga D e -Ke s t e n )
Für Herausgabe der Schriften und
Karte n.
Für die Zeitschrift :
a. Druciv, Papier etc. . . 5-2'2 Tbl. 18 Sg. 6 Pf.
b. Kupfertafeln etc. . . 237 „ 2 „ (> „
Für den Druck von Abhandlungen, fehlt.
Für die Karte von Deutschland, fehlt.
Für Kosten der allgemeinen Ver-
sammlung in Greifswald . . . .
Für Lokal in Berlin,
Heizung und Beleuchtung des Lokals für die
Sitzungen 16 Thlr.
Miethc für die Bibliothek, fehlt ... — ,,
Gegenstände für letztere, fehlt . . — „
An sonstigen Ausgaben:
Für Abschriften ....
3 TW. — Sg. - Pf
Für Copirung von Karten, fehlt — „ —
An Bureaukosten ... 34 „ 22
An Porto 59 „ 29
Extraordinaire Ausgaben:
Für Inserta etc
Deckungsfonds, fehlt.
759
19
16
97
21
6
6
Summa aller Ausgaben | 894
21
Scliltiss - Balance.
Die Einnahme beträgt . . . 1460 Thlr. 11 Sgr. 6 Pf.
Die Ausgabe beträgt dagegen
894
21
mithin Bestand 565 Thlr. 20 Sgr. d Pf.
der in das Jahr 1851 übernommen wird.
Anmerkungen.
Die Einnahmen sub Tit. I, für Beiträge der Mitglieder sind im
Jahre 1850 um 307 Thlr. geringer gewesen, als nach dem Etat
veranschlagt war. — Der Grund dieses bedeutenden Ausfalls liegt
nicht im Mangel an Theilnahme au der Gesellschaft, sondern darin,
dass viele der geehrten Herren Mitglieder mit der Einsendung ihrer
Beiträge zurückbleiben. Es ergeht demnach die Bitte an die be-
treffenden Herren, die Rückstände für 1849, 1850 und 1851 baldigst
zu berichtigen.
351
2. Die Einnahmen aus dem Verkauf der Zeitschrift durch die Besser-
sche Buchhandlung fehlen in diesem Jahre. Es sind 29 Exemplare
des ersten Bandes ahgesetzt; der Betrag dafür ist jedoch erst in
1851 mit 87 Thlr. zur Kasse gelangt. — Es ist sichere Aussicht
vorhanden, dass der Absatz sich vermehren wird.
3. Die starke Ueberschreitung der Ausgaben sub Tit. I. Cap. I. a. und
b. und sub Tit. IV. Cap. 4. über die im Etat dafür ausgeworfenen
Summen ist nur scheinbar, denn es sind im laufenden Jahre nicht von
4, sondern von 7 Heften der Zeitschrift die Kosten des Druckes und
der Versendung bezahlt, nämlich von 4 Heften des ersten Jahrgan-
ges 1849 und von den ersten 3 Heften des zweiten Jahrganges 1850.
4. Nach der beiliegenden Uebersicht beträgt der Kassen-Bestand am
10. September 1851 nur 408 Thlr. während er sich am 11. Septem-
ber 1850 auf 795 Thlr. 25 Sgr. 6 Pf. belief, wobei freilich heute
nur noch die Rechnung für ein Heft von 1850 im Rückstande ist,
während damals vier Hefte von 1849 noch zu bezahlen waren. —
Ob es unter diesen Umständen angemessen ist , die in Greifswald
beantragte und in anderer Hinsicht höchst wünschenswerthe Er-
mässigung der jährlichen Beiträge von 8 und 6 Thlr. auf resp.
6 und 4 Thlr. zu beschliessen, und bereits für 1852 eintreten zu las-
sen, darüber wird die geehrte Versammlung zu entscheiden haben.
5. Unter den Ausgaben für 1S51 befinden sich 200 Thlr. für Heraus-
gabe des Werkes von F. Roemer über die Versteinerungen von Texas.
Bei dem nicht glänzenden Zustande unserer Kasse dürfte es wün-
schenswcrth erscheinen , ähnliche aussergewöhnliche Ausgaben für
jetzt zu vermeiden.
6. Die geehrten Mitglieder werden ersucht , bei Einsendung ihrer Bei-
träge ihre Namen und gewöhnlichen Wohnorte deutlich und leserlich
zu schreiben oder angeben zu lassen , wo beides aber sich wieder-
holen sollte, auch ihre Taufnamen beizufügen.
7. Gegen den Kassen-Abschluss von 1849 ist in Greißwahl ein Moni-
tum von 3 Pfennigen gezogen worden, die sich zuviel in der Kasse
befanden. Die Thatsache ist richtig, aber ihr Grund liegt nicht in
einem Irrthum oder Versehn , sondern darin , dass die Bücher der
Gesellschaft, — wie kaufmännische Bücher in der Regel, — wohl in
ganzen und halben Silbergroschen, nicht aber in einzelnen Pfennigen
geführt sind, und auch der heute vorgelegte Abschluss für 1850 dürfte
aus demselben Grunde ähnliche kleine Abweichungen enthalten.
Berlin, den 10. September 1851.
Tamnau,
Schatzmeister der Gesellschaft.
Vorstehende Rechnung ist von dem Unterzeichneten im Auftrage der
Gesellschaft heute revidirt , und unter Hinweisung auf die am Schluss
352
beigefügten Anmerkungen, worin sub No. 7 auch eine Erläuterung wegen
einiger weggelassenen Pfennigansätze gegeben, richtig gefunden worden.
Gotha, den '■li. September 1851.
Graf V. Seckendorf.
Nach dem Beschlüsse in heutiger Sitzung der allgemeinen Ver-
sammlung ist die I8r)0er Jahres-Rechnung nebst den dazu gehörigen
Belegen für richtig angenommen und darüber die Decharge ertheilt worden.
Gotha, den 23. September 1851.
V. Carnai.i,. Bevrich. Giebel.
Budget der deutschen geologischen Gesellschaft
für das dritte Geschäft sjahr, von Anfang Novem -
ber 1851 bis dahin 1852, oder für 1852.
Principien.
A. Hinsichtlich der G eld -E i n n ahm e.
1. Die Einnahme an Beiträgen wird im Budget nicht nach der wirkli-
chen Zahl der Mitglieder, sondern nach dem voraussichtlichen Ein-
gange der Beiträge bemessen.
2. Der Verkauf der Zeitschrift findet durch die BESSEii'sche Buchhand-
lung statt, welche sie zu einem ermässigten Preise erhält, den Laden-
preis aber nicht unter 6 Thlr. für den Jahrgang stellen darf.
3. Rückliegende Jahrgänge werden an neu eintretende Mitglieder zu
3 Thlr. für den Jahrgang abgelassen.
B. Hinsichtlich der Geld- Ausgabe.
1. Die einzelnen Positionen eines Titels sind übertragbar.
2. Ueberschreitungen einer Titelsumme rechtfertigen sich nur durch
Zunahme der Mitgliederzahl.
3. Der Deckungsfonds dient sowohl zur Tragung etwaiger Mehr-Ausga-
ben, als auch zur Sicherung gegen Einnahme-Ausfälle.
C. Der verbleibende Geldbestand
wird in das nächstfolgende Geschäftsjahr zur Verwendung über-
nommen .
353
Special- I Haupt-
Summen.
Thir. [Sg.|l'f.| Thlr. |sg.| Pf.
2.
3.
2.
3
An Bestand aus 1851 . . . . .
An Einnahme-Resten, und zwar
Beiträge von Mitgliedern aus den
Vorjahren
An Beiträgen für 1852.
a. Von 150 Mitgliedern zu 4 Thlr.
b. Von 40 in Berlin wohnenden
Mitgliedern zu 6 Thlr. . . .
600
240
Sa. Tit. I.
Vom Verkauf der Schriften etc.
Für 50 Exemplare der Zeitschrift zu
3 Thlr. für den Jahrgang
Für Abhandlungen, fehlt.
An extraordinären Einnahmen.
An Geschenken in baarem-
Gelde
An Vermächtnissen . . \. fehlen.
Vom Verkauf entbehrlich
gewordener Gegenstände-
Summa aller Geld-Einnahmen
Crcld - Ausgrabe.
An Vorschüssen
An Ausgabe-Resten
fehlen.
Für Herausgabe von Schriften
und Karten.
Für die Zeitschrift,
a Druck, Papier und Heften . .
b. Kupfer - und Steinstich , Holz-
schnitt und Colorirung . . .
130
200
840
150
1320
450
350
Sa. Cap. 1.
Für den Druck von Abhandlun-
gen,
fehlt.
Für die weiteren Arbeiten an der
geologischen Uebersichts-
karte von Deutschland . .
Sa. Tit. I.
800 —
150
950
Latus I - I 1 950|—
354
■4^
CS
ü
Geld - y^usgabe.
Special- 1 Haupt-
Summen.
Thlr. Sf.'.l Pf.lxhlr. S^'.| Pf.
IL
III.
1.
2.
1.
2.
3.
4.
Transport
An Ausgaben bei der allgemeinen
Versammlung im September
1832
Für Lokale in Berlin.
In dem Lokale für die Sitzungen
auf Beleuchtung , Heizung und
Bedienung
Ausgaben bei der Bibliothek . . .
40
■2o
—
—
950
50
60
120
20
100
—
—
IV.
Sa. Tit. III.
An sonstigen Ausgaben.
Für Abschriften aller Art
Für Zeichnen-Arbeiten
An Büreaukosten
An Porto und Botenlöhnen . . .
20
40
20
40
—
—
V.
VI.
Sa. Tit. IV.
An extraordinären Ausgaben.
Inserate in Zeitungen und andere
unvorhergesehene Ausgaben . . .
Deckungs f ond s
—
—
—
—
Summa aller Geld-Ausgaben
—
—
—
1301)
—
-
Scbluss - Balance.
Die Geld-Einnahme beträgt . . 1320 Thlr.
Die Geld-Ausgabe dagegen . . . 1300 „
bleibt Bestand -20 Thlr.
zur Uebernahmc in das nächstjährige Gesellschafts-Budget.
Genehmigt und vollzogen.
Gotha, den 23. September 1851.
Im Auftrage der allgemeinen Versammlung.
V. Carnall. Beyricii. Giebel.
355
3. Arbeiten der Sektion für Mineralogie, Geognosie
und Geographie während der achtundzwanzigsten Ver-
sammlung deutscher Naturforscher und Aerzte zu Gotha.
(Nach den, laut Beschluss in der Sitzung vom 19. September, dem Vor-
stande der deutschen geologischen Gesellschaft zur Veröffentlichung in
der Zeitschrift raitgetheilten Protokollen.)
Den Vorsitz in den Sitzungen der Sektion führte für
die ganze Dauer der Versammlung Herr Creüner aus Gotha.
Das Amt der Schriftführung übernahmen die Herren Hell-
mann aus Gotha und Me\n aus Segeberg.
I. Sitzung am 19. September.
Der Vorsitzende, Herr Credner, stellt den Antrag, dass
in Rücksicht auf die gleichzeitig mit der Versammlung der
Naturfoi'scher und Aerzte in Gotha abzuhaltende dritte allge-
meine Versammlung der deutschen geologischen Gesellschaft,
die Sektion beschliessen möge, die Protokolle ihrer Verhand-
lungen, wie dies auch im vergangenen Jahre zu Greifswald
geschehen sei, in der Zeitschrift jener Gesellschaft zur Ver-
öffentlichung gelangen zu lassen. Es stehe zu erwarten,
dass die in Gotha anwesenden zugleich der Sektion angehö-
renden Mitglieder der geologischen Gesellschaft in diesem
Falle ihre besonderen Sitzungen ausschliesslich zur Verhand-
lung und Berathung der innern Angelegenheiten ihrer Ge-
sellschaft bestimmen würden. Dem gestellten Antrag erthei-
len die Anwesenden ihre Zustimmung.
Herr Koch schilderte die Kupfer- und Eisenregion am
Lake Superior im Staate Michigan, wobei er eine auf offi-
cielle Vermessung und geognostische Untersuchung gegrün-
dete Karte dieser Gegend vorlegte, und die geognostischen
Verhältnisse durch zahlreiche, während seiner vorjährigen
Reise an Ort und Stelle gesammelte Belegstücke erläuterte.
Die Eisenregion auf der Halbinsel, welche sich auf der
Nordseite des Staates Michigan in den Oberen See erstreckt
und sich als bergiges Land bis gegen 1000 Fuss über den
356
Spiegel desselben erhebt, besteht vorherrschend aus krystal-
linischem Schiefergebirge, namentlich aus Glimmerschiefer,
Chloritschiefer, Thon- und Wetzschiefer. Fünf schmale
Marmorzüge durchziehen das Schiefergebiet in der Richtung
von Ost gegen West. Granit und Grünstein erscheinen als
eruptive Gebilde zwischen den schiefrigen Gesteinen, welche
am Rande des Berglandes von einem , seinem Alter nach
noch zweifelhaften Sandsteine (Red sandstone F ) umlagert
werden.
Zwischen den krjstallinischen Schiefern wurden in den
Jahren 1844 und 1845 Eisenlager entdeckt, ausgezeichnet
durch ihre ausserordentliche Mächtigkeit und durch ihre
Zusammensetzung. Sie bilden zum Theil wahre Eisenberge
von mehreren Tausend Fuss Längenerstreckung bei einer
selbst 1000 Fuss erreichenden Breite und 100 bis 120 Fuss
Höhe, welche unter sich in Zusammenhang zu stehen schei-
nen. Sie bestehen vorzugsweise aus körnigem Rotheisen-
stein, durch Umwandlung aus Magneteisenstein hervorgegan-
gen; die vorgelegten Belegstücke Hessen deutlich kleine, leb-
haft glänzende Octacder wahrnehmen. Neben dem Eisenstein
bricht in geringer Menge Quarz und Eisenkiesel; uachthei-
lige Beimengungen scheinen nicht vorzukommen. Die ge-
wonnenen Eisensteine zeichnen sich daher nicht nur durch
ihren hohen, 60 bis 70 pCt. erreichenden Gehalt aus, son-
dern liefern auch ein Eisen von vorzüglicher Qualität. Bis
jetzt wird nur Stabeisen und zwar in catalonischen Schmie-
den gewonnen, welche 63 pCt. vortrefflichen Eisens aus den
Eisensteinen liefern; die Anlage von Hochöfen zur Erzeu-
gung von Gusseisen steht jedocli in naher Aussicht. Die
neu angelegte Stadt Jforcester verspricht der Mittelpunkt
einer wichtigen Eisenindustrie zu werden.
Etwas früher als das Vorkommen des Eisensteines wurde
das Vorkommen von Kupfer in jenen Gegenden namentlich
durch die Bemühungen des Dr. Holciiton bekannt. In der
westlich von der Eisenregion gelegenen Kupforregion sind
gewaltige Trappmassen, aus doleritiu-tigem Grünstein und
.357
verscliiedenartigen Mandelsteinen bestehend, weit verbreitet,
welche von Conglomeraten und dem oben erwähnten Sand-
stein umgeben werden. Eine kleine Kalkmasse, welche als
Zwischenlager in diesem Bezirk auftritt, spricht nach einer
darin aufgefundenen Versteinerung für ihre Zugehörigkeit
zum silurischen System. Das Kupfer kommt meist im ge-
diegenen Zustande vor und steht mit den Trappgesteinen in
innigem Zusammenhang. Es füllt zunächst Gänge im Trapp-
gebirge aus. Zumal in den oberen Teufen wird es auf die-
sen von verschiedenen Zeolitharten, besonders von Apophyllit
und Prehnit begleitet. In den Trappmandelsteinen sind die
Gänge am mächtigsten und reichsten; hier umschliessen sie
Massen gediegenen Kupfers von staunenswerther Grösse und
Keinheit. Man fand gegen 160000 Pfund schwere Massen
derben gediegenen Kupfers von solcher Reinheit, dass es mit
Meissein in regelmässige Stücke zerschroten und so in den
Handel gebracht werden konnte. Setzen die Gänge aus dem
Mandelstein in festen Grünstein über, so verlieren sie an
Mächtigkeit und verdrücken sich zu schwachen Gangtrüm-
mern. Setzen sie dagegen in das angrenzende Conglomerat-
und Sandsteingebilde über, so nehmen sie zwar oft an Mäch-
tigkeit zu, werden aber taub.
Ausserdem bricht auch das Kupfer im Trappgestein ein-
gesprengt und damit verwachsen. Auch findet es sich in den
Blasenräumen der Mandelsteine, begleitet von verschiedenen
Arten der Zeolithe, von Kalkspath und Quarz. Besonderes
Interesse verdient überdies das Zusammenvorkommen von
gediegenem Silber und Kupfer. Ersteres bricht haarförmig,
drahtförmig und derb neben dem letzteren und zwar so, dass
trotz des unmittelbaren Nebeneinandervorkommens beider
Metalle das Silber frei von Kupfer und dieses frei von Silber
ist. Herr Koch zeigte einen Krystall von Kupfer vor, wel-
cher einen scharf abgrenzenden Krystall von Silber umschliesst.
Auch hatte er aus der Kupferregion einen von einem dorti-
gen Bergmann aus dem rohen Metali geschnittenen ßing mit-
858
gebracht, an welchem man die scharfe Begrenzung des Sil-
bers gegen das Kujifer deutlich wahrnahm.
Die wichtigsten Kupfergruben liegen in der Nähe des
Eagle liivcr und von Eagle Harbour. Weiter gegen Süd
tritt ein Epidotgestein, aus dem Mandelstein durch Aufnahme
von grünem Epidot hervorgehend, auf. Auch dieses führt
gediegenes Kupfer und zwar in lagerartigen Massen. Hier
liegt der sogenannte Kupferfels, das aus gediegenem Kupfer
bestehende Ausgehende einer solchen Lagerstätte. Schon seit
150 Jahren wird an der Ausbeutung desselben gearbeitet;
man findet sogar Spuren von alten Indianer- Arbeiten, welche
den jetzt dort wohnenden Indianerstämmen nicht zugeschrie-
ben Averden können und ihnen gänzlich unbekannt sind.
Ausser Kupfer im gediegenen Zustande kommt auch
Kupfererz vor, und zwar gangartig zwischen dichtem Trapp-
gestein, doch hält man es nicht für reich genug, um es aus-
zubeuten.
Herr Koiu knüpfte an diese Schilderung des Mineral-
reichthums jener Gegenden einige Betrachtungen über die
Wichtigkeit, welche der dortige Bergbau in naher Zukunft
zu erlangen verspreche, und sprach die Ansicht aus, dass es
wohl gerathcn sein möchte, einen Theil der Auswanderungen
in jene Gegenden zu lenken.
In Bezug auf das Nebeneinandervorkommen von Silber
und Kupfer bemerkte Herr Zincken, dass man nach einem
Brande unter dem Schutt des Badehauses zu Frankenhausen
Bracteaten fand, deren ursprüngliche Legirung sich in reines
Kupfer und reines Silber geschieden hatte. Das Kupfer war
grossentheils in lloth kupferer z übergegangen.
Hierauf hielt Herr Walciinlk einen Vortrag über das
Vorkommen des Galmeis bei Wiesloch. Die Muschelkalk-
bildung bei Wiesloch^ welche die Galmei- Lagerstätte um-
schliesst, liegt in der Haupthebungslinie des Schwarzwaldes.
In der ganzen Ausdehnung dieser Linie sieht man bedeu-
tende Störungen der ursprüngliclien Lage der geschichteten
Gesteine; die Liasschichtcn sind bis zu (iO Grad aufgerich-
359
tet, der Keuper hoch über das Niveau des Lias gehoben.
Aelinliche Störungen zeigen sich an den Schichten des Mu-
schelkalkberges, Avelcher bei Wiesloch Galmei führt. Anti-
klinisch fallen sie von der Höhe des Berges gegen Ost und
West steil ab ; auf der Höhe selbst sind sie in der Richtung
der Hebungslinie gespalten. Eine nähere Untersuchung der
auftretenden Muschelkalkschichten macht es wahrscheinlich,
dass sie über der steinsalzführenden Gruppe des Muschel-
kalkes und unterhalb der oberen thonreichen Schichten dieser
Formation liegen.
Schon im 11. Jahrhundert wurde im Muschelkalk bei
Wiesloch Bergbau auf silberhaltigen Bleiglanz betrieben.
Späterhin im 13. und 14. Jahrhundert baute man auf Gal-
mei, dann kam der Bergbau zum Erliegen und damit scheint
jede Tradition über denselben erloschen zu sein, nur ausge-
dehnte Pingen zeugen von seiner früheren Existenz. Durch
eine zum Behuf des Strassenbaues betriebene Steinbruchs-
arbeit wurde der Muschelkalk von Neuem aufgeschlossen.
Dabei fand man im Jahre 1845 eine weisse erdige Substanz.
Sie wurde für Galmei erkannt und gab alsbald zu ausge-
dehnteren Versuchen Anlass. Mit einem Schacht traf man
in 100 Fuss Tiefe auf alte Baue, welche auf einer ungemein
mächtigen Galmeilagerstätte in weiter Ausdehnung getrieben
worden waren. Die Mächtigkeit der Lagerstätte beginnt mit
2 Fuss und steigt auf grosse Erstreckung hin bis zu 20 Fuss;
nur zuweilen wird sie von grossen Muschelkalkstücken un-
terbrochen, welche von Galmei umschlossen werden.
Abgesehen von ihrer technischen Wichtigkeit ist die auf-
gefundene Galmeilagerstätte auch hinsichtlich ihrer Bildung
von Interesse. Alles deutet auf eine Entstehung des Gal-
meis, welcher in mannichfaltigen stalaktitischen Formen vor-
kommt, durch Absatz aus Quellen hin. Sein Vorkommen
erinnert vielfach an die Verhältnisse, unter welchen er sich
in Oberschlesien findet. Am verbreitetsten ist die erdige
und dichte rostfarbige Abänderung des Galmeis; ohne Bei-
mengung von kieselsaurem Zinkoxyd enthält er nur kohlen-
360
saures Zinkoxyd. Zwischen dem Galmei kommen Schnüre
und Adern von ßlciglanz vor; diesen sind die Alten bei ih-
rem Grubenbetrieb nachgegangen. Sie suchten nach Blei-
glanz und Hessen den üalmei unbenutzt, welcher sich in
solchen Massen in den alten Bauen vorfand, dass bei Auf-
räumung derselben bereits 45000 Ctr. Galmei gewonnen
wurden.
Bei der Aehnlichkeit des wieslocher Galmeivorkommens
mit dem oberschlesischen befremdet der Mangel au Dolomit
bei Wiesloch. Dagegen findet sich hier über der Galmei-
lagerstätte ein merkwürdiges Eisenerz, aus basisch arsenik-
saurem Eisenoxyd bestehend. Füglich kann man, nach den
in Baden, Oberschlesien und Polen gemachten Erfahrungen
die Schichtenreihe des Muschelkalkes, w^elche auf der Stein-
salzgruppe ruht, als die erzführende bezeichnen.
Hierauf sprach Herr Zeurenner über die in der Um-
gegend von Püssneck auftretenden Gebirgsarten und das Vor-
kommen der Zechsteinpetrefakten in den verschiedenen Glie-
dern dieser Formation und erläuterte das Besprochene durch
die Vorlage einer Suite von Zechsteinversteinerungen aus
der Gegend zwischen Saal/eld und Netcstadt.
n. Sitzung am 20. September.
Nachdeni vom Vorsitzenden zwei Werke, Band I. der
Paläontographica von Dunker und H. v. Meyer und die
Bryozoen von Hagenow, welche Herr Fischer in Cassel der
deutschen geologischen Gesellschaft zum (beschenk übersen-
det hatte, zur Ansicht vorgelegt worden waren, sprach Herr
Bromeis aus Hanau über das lagerhaftc Vorkommen des
Ostcolithes (phosj)horsanrcn Kalkes) im Dolerit der Wetterau,
80 wie über ein Niob- imd Pelopsäure haltendes, mit Pyro-
chlor übereinstimmendes Mineral , Avelches sich in kleinen
Octaedcrn im grobkörnigen Kalkstein des Kaiserstuhles ge-
meinsciiaftlich mit Titaneisen imd ^lagnetcisenstein findet.
Beide Vorkommen wurden durch Belegstücke erläutert.
:i6i
Herr v. Klipstein aus Giessen knüpfte hieran einige
Mittheilungen über die weitere Verbreitung des phosphor-
sauren Kalkes in der Form des Apatites in den unverwitter-
ten Doleriten.
Hiern'ächst sprach Herr v. Strombeck aus Braunschweig
über die Erhebungszeit der Hügelketten zwischen dem nörd-
lichen Harzrand und der norddeutschen Ebene. Diese Hü-
gelketten streichen zum grössten Tlieil mit dem Nordrande
des Harzes parallel. Die Schichten der Flözgebilde, aus
welchen sie bestehen, sind aufgerichtet, ja selbst übergekippt.
Nicht nur im Höhenzug bei Gebhardshagen, sondern auch
noch nördlicher am Elm nimmt man solche Schichtenstörun-
gen selbst in den jüngsten Kreideschichten wahr. Die Er-
hebung erfolgte nach Ablagerung der jüngsten Glieder der
Kreideformation ; fraglich ist es jedoch, ob auch die Braun-
kohlenschichten davon berührt worden sind.
Die Braunkohlengebilde liegen stets in den Niederunffen
zwischen zwei, aus älteren Sedimenten bestehenden Höhen-
zügen. Dabei ist ihre Schichtenlage nicht immer horizontal,
sondern oft stark aufgerichtet , so dass man sie für gehoben
halten könnte. Besonders auffallend ist die aufgerichtete
Lagerung der Braunkohle in der Gegend von Schöppenstedt.
Hier dehnt sich der Höhenzug der Asse aus, welcher sich
weiterhin verflacht, um sich dann am Haaseberg wieder an-
sehnlich zu erheben. In der Einsenkung zwischen beiden
hat sich Braunkohle abgelagert, welche daselbst bunten Sand-
stein, Muschelkalk, Keuper, Lias, Hilsconglomerat und Hils-
thon überdeckt. Hier ist es evident, dass sich die Braun-
kohle nach der Hebung jenes Höhenzuges ablagerte. Ebenso
sieht man in der Gegend zwischen Helmstedt und So7nmers-
dorf und zwischen Hüterslehen und Hadersleben Braunkoh-
lengebilde in übergreifender Lagerung über älteren Flöz-
schichten. Die Hebung jener Höhenzüge fand daher aller
Wahrscheinlichkeit nach vor Ablagerung der Braunkohle
statt. Die Schichtenaufrichtung der letzteren sinff aus einer
anderen Ursache als der der Hebung hervor. Wahrschein-
362
lieh rührt sie von der Phisticität der Masse der Braunkohlen-
gebilde her; in Folge derselben konnte der Seitendruck den
in der Mitte der Mulden am mächtigsten entwickelten Theil
der Ablageruno; versciiieben und so Schichtenstöruno'en her-
vorbringen.
In den erwähnten Höhenzügen läset sich übrigens auch
noch ein zweites Hebimgssystem nacliwcisen, welches die
Keupermergel und die älteren Flözgebilde, nicht aber den
unteren Liassandstein betroffen hat. Die Kichtung desselben
ist nicht scharf zu ermitteln , da sich die ihm angehörigen
Hebungen mit den Hebungen des jüngeren Systemes kreuzen.
Herr ScnwAiiZEMituG bemerkte hierzu, dass auch in
den Braunkohlenablagerungen bei Cassel ähnliche Schichten-
aufrichtungen, die selbst 45 Grad und darüber betragen,
nicht zu den seltenen Erscheinungen gehören. Analoge Bei-
spiele hierzu führte Herr Bevrich aus den Braunkohlen-
gebilden bei Frankfurt und Herr Cotta aus der Braunkohle
bei Artern an. Doch theilte Herr Schvvahzkkbekg mit
Herrn Germar die Ansicht, dass sich nicht alle derartige
Schichtenstörungen der Braunkohle auf eine Verschiebung
der Masse zurückfüiiren lassen, sondern dass auch wahre
Verwerfungen durch den Einiiuss anderer Kräfte veranlasst
wurden.
Herr Crediner knüpfte hieran die Bemerkung, dass sich
beiderlei Erscheinungen auch in älteren Formationen wieder-
holen , so namentlich auch in der Lettonkohlengruppe und
den darauf ruhenden Keupermcrgeln. Die plastischen Mas-
sen dieser Gebilde sind in sich verschiebbar und können bei
hinzutretendem Seitendruck ansehnliche Störungen erleiden.
Am häufigsten pflegen diese dem Rand ihrer Ablagerung
entlang aufzutreten. Bekannt sind die abweichenden Lage-
rungsverhültnissc, unter welchen die Keupermergel unter den
Muschelkalk der das Leinethal begrenzenden Höhenzüge bei
Göltingen einzufallen scheinen. Trotz möglicher Aehnlichkeit
sind solche Schichtenverschiebungcn von Verwerfungen doch
wesentlich verschieden. Ein nicht uninteressantes Beispiel
363
für beide Arten der Schichtenstörung bietet die Gegend des
Seeberges bei Gotha,
Seeberg
Hahn.
a Gyps. — b Muschelkalk. — c Lettenkohle. — d Keuper.
Am Hahn südlich vom Seeberg bilden die Lettenkohlen-
schichten einen Sattel, auf dessen südlicher Seite die Schich-
ten unter 40 Grad gegen den Muschelkalk einfallen. Am
Seeberg selbst scheinen die Keupergypse den Muschelkalk
zu unterteufen , indem sie in Folge einer über 500 Fuss
starken Verwerfung in gleichem Niveau mit dem Gyps des
Muschelkalkes liegen.
In einem ausführlicheren Vortrag gab hierauf Herr
Zinkeisen aus Jltenbm-g über ein neues Vorkommen vor-
weltlicher Thierführten Nachricht. Diese wurden vor Kurzem
in dem bunten Sandstein bei Kahla gefunden. Die Schich-
ten, auf deren unterer Seite sie als Reliefs hervortreten, ent-
sprechen ihrem Alter und ihrer Lage nach vollständig dem
Vorkommen bei Hessberg. Auch in Betreff der Form und
der Stellung der Fährten findet mit diesen eine grosse Ueber-
einstimmung statt, wie sich auch aus zwei Platten ergab,
welche zur Ansicht ausgestellt wurden.
Herr Cotta bemerkte hierauf, dass er Spuren von
Thierfährten an Eindrücken im Rothliegenden bei Friedrichs-
rode wahrgenommen habe und forderte die Versammlung
auf, dieses ungewöhnliche Vorkommen bei dem für den
morgenden Tag anberaumten Ausflug nach ReinJiardtsh'unn
in Augenschein zu nehmen. *)
Herr Mi:yn aus Segeberg sprach sodann über ein neues
festes Gesteinsvorkommen in Holstein. Bei der ausgedehnten
*) Leidci- wurde die Ausführung dieses Vorschlages durch die Un-
gunst des Wetters verhindert.
Zeits. d. d. gcol. Ges. III. h. 26
364
und mächtigen Verbreitung des Diluviums im holsteinschen
Flachland ist jede neue Fundstätte von festem anstehenden
Gestein von AVcrth. Beim Bau der Eisenbahn in Holstein
entdeckte man ein Lager von weissem Thon , welches zur
Ziegelfabrikation ausgebeutet wurde. Aehnliche Vorkommen
auf Helgoland und bei Lüneburg sprechen für Keuper, wel-
chem es auch von Lyell beigezählt wurde. In neuerer Zeit
fand sich ein schwarzer, schiefriger Stinkkalk, wechselnd mit
einer wahren Asche von grauer oder bräunlicher Farbe.
Beide Gesteinsabänderungen sind den bekannten Gliedern der
Zechsteinformation täuschend ähnlich, wie durch vorgelegte
Proben bestätigt wurde. Gehören sie wirklich der Zechstein-
formation an? Beim gänzlichen Mangel an Versteinerungen
und an Anhaltpunkten zur Ermittelung der Lagerungsfolge
lässt sich diese Frage nicht entschieden beantworten. Das
nächste fest anstehende Gestein ist der Gyps bei Segeberg.
Bei den Zweifeln, welche über das relative Alter dieses letz-
teren herrschen, ist jedoch hierdurch hinsichtlich obiger Frage
nichts gewonnen.
Vor dem Schluss der heutigen Sitzung legte Herr Ha-
mann aus Artistadt einige neue Mineralvorkommen vom
Thüringer Wald vor. In einem grobkörnigen albitlührenden
Granit zwischen Ibihla und Altenstein findet sich schwarzer
Turmalin, meist stänglig, bisweilen in prismatischen Krystal-
len, gemeinschaftlich mit Zoisit. Ob einige kleine, braune,
auf Turmalin aufsitzende Krystalle Zirkon sind, wurde bis
auf nähere Untersuchung an deutlicheren Exemplaren unent-
schieden gelassen.
HI. Sitzung am 22. September.
(Hierzu Taf. XVI.)
Nachdem der Versammlung mitgetheilt worden war, dass
von Herrn v. IIollkkkn aus lindolstadl und Herrn Engel-
HAHDT aus Ohersteinach mehrere Versteinerungen aus der
Grauwackenformation des Thüringer Waldes und von Herrn
365
E. ScHMiD aus Jena und dem Vorsitzenden eine Reihe von
Petrefakten der thüringischen Muschelkalkformation im
Sitzungslokal zur Ansicht ausgestellt seien, nahm Herr Credner
Anlass, an einem Gebiigsprofil die für Thüringen normale
Zusammensetzung und Schichtenfolge des Muschelkalkes nach-
zuweisen, um dadurch zur Beseitigung einiger in dieser Be-
ziehung obwaltender Meinungsverschiedenheiten beizutragen.
Zu einer Uebersicht der Glieder des Muschelkalkes
dürfte kaum eine andere Gegend Thüringens so geeignet
sein , wie das Saal- und Ilmthal zwischen Kosen und Sul%a.
Sie reihen sich in ungestörter Lagerungsfolge vom bunten
Sandstein bis zur Lettenkohlengruppe über einander ; erst in
der Nähe der Saline Stiha hört die regelmässige Schichten-
lage auf, man tritt in das Gebiet der Hebungslinie der Finne,
von welcher Herr Prof Cotta bereits früher Nachricht gab
und deren Einfluss auf die Schichtenstellung in den Eisen-
bahneinschnitten bei 8ul%a klar vor Augen liegt.
In der Gegend zwischen K'ösen und Sul%a erscheint vom
Muschelkalk die untere Gruppe (Wellenkalk), die mittlere
Gruppe (Anhydritgruppe) und die obere Gruppe (Friedrichs-
haller Kalkstein). Unterhalb Kosen sieht man über dem
bunten Sandstein und braunrothen Mergel, welchem sich an
anderen Punkten {Jena, Krannich/eld) eine Bank ockerfarbi-
gen Dolomites anreiht , einen gelblichgrauen oder lichtbläu-
lichgrauen Mergelscluefer , welcher noch zur oberen Gruppe
des bunten Sandsteines (Roth) gehören dürfte. Auf diesem
ruht die unterste Bank des Wellenkalkes, welche wegen ih-
res Reichthumes an Steinkernen von Trigonien die Trigonien-
bank genannt zu werden verdient ; Trigonia cardissoides
(Bronn, nicht Goldfuss) ist am häufigsten, ausserdem Tri-
gonia vulgaris, Trigonia curvirostris, Modiola Credneri (Dun-
ker), Melania Schlotheimii (Quenstedt). Ueber dieser aus
dichtem Kalkstein bestehenden Trigonienbank folgt ungefähr
15Ü Fuss mächtig welliger, dünngeschichteter Kalkstein, mit
Steinkernen von Gervillia socialis und Lima lineata. Darüber
kommt eine 2 bis 5 Fuss mächtige Bank eines zu Bauma-
26*
366
terial geeigneten Kalksteines : er ist ajigefüllt mit Tcrcbra-
tula vu]ü;aris oder Stiel2:lieclern von Encrinites liliiformis und
deshalb von Herrn Schmid als untere Tcrebratelbank be-
zeichnet worden. Durch 40 bis 50 Fuss mächtige Schichten
von welligem Kalkstein, welche Trigonia orbicularis häufig
und Buccinum grcgarium Sculoth. nesterweise zu führen
pflegen, wird sie von den 5 bis 10 Fuss mächtigen Schich-
ten des Schaumkalkes (Mehlkalkes, Mehlbatzen) getrennt.
Zahlreiche auf ihn betriebene Steinbrüche liefern nicht allein
ein vorzügliches Baumaterial, sondern auch einen grossen
Keichthum an organischen Ueberresten, von welchen Trigonia
curvirostris, Trigonia laevigata, Trigonia orbicularis, Gervil-
lia polyodonta, Gervillia costata, Gervillia socialis, liostellaria
scalata, Trochus Hausmanni, Pecten discites, Encrinites lilii-
formis am häufigsten und bezeichnendsten sind. Ueber dem
Schaumkalk bilden einige 10 bis 20 Fuss mächtige Schich-
ten von welligem Kalkstein die oberston GHeder des Wel-
lenkalkes, dessen totale Mächtigkeit zwischen 200 — 300 Fuss
zu schwanken pflegt.
Da, wo die Um in die Saale fällt, tritt am linken Tlial-
gehänge ein dichter gelblichweisser Mergclkalk mit einzelnen
Zellen auf, deren Wände mit kleinen Kalkspathkrystallen
bekleidet sind. Versteinerungen scheinen ihm hier zu fehlen.
Aus ihm bestehen die unteren Glieder der Anhydritgruppe.
Auf diesem ebenflächig geschichteten und würflig zerklüfte-
ten Kalkstein ruht ein massiges Vorkommen von regellos
gebändertem und gestreiftem Gyps, mit Nestern von späthi-
gem Gyps und von Thon und zelligem Dolomit begleitet.
Darüber folgt dünngeschichteter ebenflächiger Mergelkalk von
irelbl ich grauer Farbe. Eine aus dichtem Kalkstein beste-
hende Zwischenschicht zeichnet sich durch den Einschluss
von Hornsteinnieren aus. Dieser obere Mergclkalk pflegt
eine Mächtigkeit von 30 bis 50 Fuss zu erreichen. Er ist
die Fundstätte der Saurier- und Fischreste bei Jena und
Esperslctll. Ueber ilim beginnt die obere Gruppe des Mu-
schelkalkes, der Friedrichshaller Kalkstein. Seine unterste
367
Schicht besteht aus einem wulstigen Meigclkalk, ausgezeich-
net durch seine Neigung zur oolithischen Struktur und durch
seinen Reichthum an Terebratula vulgaris, Trigonia vulgaris,
Lima striata, Encrinites liliiformis. Nach einer 5 bis 10 Fuss
mächtigen Zwischenlage von thonigem Kalkstein und Schie-
ferthon folgt über ihm die Limabank. Sie besteht aus einem
splittrigen, meist aschgrauen oder gelblichen, oft braun ge-
fleckten Kalkstein , welcher sich besonders zu Kalkmörtel
eignet und hierzu , so wie zu Strassenniaterial vielfach be-
nutzt wird. Die häufigsten Versteinerungen in ihm sind
Lima striata, Pecten inaequistriatus, Pecten discites, Encri-
nites liliiformis. Letzterer scheint in den hierauf folgenden
höheren Schichten zu verschwinden. Diese bestehen aus
abwechselnden Lagen von dichtem thonigem Kalkstein und
Schieferthon. In ihnen findet sich zu unterst eine schwache
Bank, welche oft mit Steinkernen von einigen Nucula-Arten,
von Ostreen und Dentalium laeve bedeckt ist. Ausserdem
ist diese Schichtenreihe reich an Ammonitcs nodosus, Nau-
tilus bidorsatus , Pecten laevigatus , welche für dieselbe als
bezeichnend gelten können, sowie an Trigonia vulgaris, Ger-
villia socialis, Gervillia costata, Lima lineata, Terebratula
vulgaris. In ganz besonderer Häufigkeit findet sich die letzt-
genannte Versteinerung in einer Bank, welche sich der obe-
ren Grenze dieser Schichtengruppe nähert. Sie besteht aus
dichtem, im Bruch splittrigem Kalkstein und wird wegen ih-
rer Festigkeit gemeinhin die Glasplatte genannt. Oft jedoch
verdrängt die Terebratula vulgaris, zumeist in einer kleineren
Varietät die Kalkmasse und die ganze Bank erscheint dann
aus diesem Conchyl zusammengesetzt, so dass sie als obere
Terebratelbank unterschieden zu werden verdient.
Die Grenze zwischen dem Friedrichshaller Kalkstein
und der darauf folgenden Lettenkohlengruppe wird häufig
durch eine schwache Schicht eines ockerfarbigen Bittererde-
haltenden Mergelkalkes gebildet. Wo diese Schicht fehlt,
beginnt die Lettenkohlengruppe mit schiefrigem, Bittererde-
halteuden Mergelkalk, in welchem sich Lingula tenuissima
.368
findet. Hierauf folgt ein oft sandiger, oder durch Saudstein-
bänke unterbrochener Schieferthon, welclier häuüg ein 12 bis
48 Zoll mächtiges Flöz der schwefelkiesrciclien Lettenkohle
umschliesst. Er wird vom Lettcnkohlensandstein überdeckt.
Es ist ein grauer oder braunrother Mergelsandstein, welcher
gewöhnlich 10 Fuss, ausnahmsweise 40 bis 50 Fuss Mäch-
tigkeit (Kother Steinbruch bei fiotha) erreicht. Calamites
arenaceus, seltener Taeniopteris vittata und eine Neuropteris-
Art kommen in ihm vor. Durch eine 10 bis 15 Fuss mäch-
tige Bank braunrother oder grüner Mergel wird dieser Sand-
stein vom Hauptdoloiiiit des Keupers getrennt. Es ist der-
selbe rauchgraue oder gelblichgraue krystallinische, oder ocker-
gelbe mürbe Dolomit, wie er in Süddeutschland imd Loth-
ringen vorkommt. In ihm finden sich Zähne und andere
Reste von Mastodonsaurus , ferner Trigonia Goldfussii, Tri-
gonia vulgaris, Trigonia curvirostris, mehrere Gervillia-Arten.
Der Dolomit wird von versteinerungslceren bunten Mer-
geln überdeckt, welche bald mit regelmässig geschichtetem,
bald mit stockförmigem Gyps wechseln. Höher hinauf ver-
schwindet der Gyps, die Mergel nehmen eine lebhaftere bunte
Färbung an; zwischen ihnen treten schwache Schichten von
hellgrauem Thonquarz auf; sie bilden die 300 und mehr Fuss
mächtige obere Gruppe des Keupers. Versteinerungen finden
sich nur sparsam und undeutlich im Thonquarz, Von den
Sandsteinen der oberen Keupergruppe Süddeutschlands zeigt
sich in Thüringen keine Spur.
Ueber den bunten Keupermergcl lagert sich in der Ge-
gend von Gotha und Eiae^iack ein gelblichweisser bis weisser,
wohl von Eisenadern durchzogener Sandstein ohne mergliges
Bindemittel; er entspricht dem Luxemburger oder unteren
Liassandstein. Wo er auftritt, da pflegen auch Spuren des
eigentlichen Lias nicht zu fehlen . mögen sie aus Liaskalk
mit Gryphaea arcuata oder aus Liasthon mit Belemnites
paxillosus oder aus Liasschiefer mit Monotis-Arten bestehen.
Herr E. Sciimid bemerkte hierzu, dass das entworfene
Bild der Zusammensetzung des Muschelkalkes im Saalthal
.369
vollkommen entspreche und dass die bisherige Meinungs-
verschiedenheit weniger in der Schichtenfolge, als in der
Unterabtheilung der Gruppen des Muschelkalkes beruht ha-
ben dürfte.
Herr Credneu zog sodann noch einen Vergleich zwi-
schen der Schichtenfolge des Muschelkalkes bei Rüdersdorf
und der besprochenen Gliederung desselben in Thüringen.
Ueber der oberen Gruppe des bunten Sandsteines , deren
Gyps-führende Mergel nach dem Ergebniss eines fi-üherhin
angestellten Bohrversuches gegen 450 Fuss Mächtigkeit ha-
ben, erscheint am Kessel der Wellenkalk, in seiner Be-
schaffenheit der gleichen Gesteinsgruppe Thüringens völhg
entsprechend. Er hält vom Fuss des Kalkberges bis zum
Kamm desselben an. Am nordwestlichen Abhang lagern sich
dem welligen Kalkstein die mächtig entwickelten Schichten
des Schaumkalkes auf, reich an Kostellaria scalata, Trigonia
laevigata, Trigonia curvirostris, Gervillia polyodonta, Ger-
villia costata und anderen organischen Ueberresten.
Profil des Muschelkalkes b ei Rüdersdorf.
Krieuberg. Kalkberg.
Kriensee. __^^,^ ^— -"N Kessel.
tl
a Bunter Sandstein, obere Gruppe. — h Wellenkalk. — c Schaitnikalk. —
d Anhydritgruppe. — e Oolithische Bank und Limabank des Friedrichs-
• haller Kalkes. — ( Thoniger Kalkstein des Friedrichshaller Kalkes.
Eine geringe Thaleinsenkung trennt den Kalkberg von
dem nordwestlich davon gelegenen Krienberg. Auf seiner
Höhe wie an seinem nordwestlichen Abhang findet man
Bruchstücke der kalkig-thonigen Schichten des oberen Mu-
schelkalkes, mit welchen Ammonites nodosus und Nautilus
bidorsatus vorkommen. Unter diesen Bruchstücken, welche
von zerstörten Schichten des Friedrichshaller Kalksteines
herstammen, sieht man durch neuere Steinbruchsarbeiten meh-
rere Schichten cntblösst, welche den untersten Bänken des
Friedrichshaller Kalksteines in Thüringen gleich zu stellen
370
sein dürften. Zu oberst erscheint eine Bank eines dichten,
gelblich weissen, durch inliegende glaukonitische Körner aus-
gezeichneten Kalksteines, arm an Versteinerungen, von wel-
chen jedoch Pecten inaequistriatus die aus den Lagerungs-
verhültnissen gefolgerte Annahme bestätigt, dass diese Bank
der Liuiabank in Thüringen entspricht. Wie hier so folgen
auch bei liüdersdorf unter ihr einige Lagen dunkelgrauen
Schieferthones mit thonigem Kalkstein wechselnd, in wel-
chem sich Gervillia socialis findet. Darunter liegt eine ge-
gen 2 Fuss mächtige Schicht von hellgrauem wulstigem
Mergelkalk, ganz wie die oolithische Bank Thüringens , nur
arm an Versteinerungen. Unmittelbar hierunter beginnen die
Schichten des ebenflächigen, gelblichweissen, Bittererde-füh-
rendcn Mergelkalkes, welcher theilweise zur Fabrikation von
Wassermörtel gewonnen wird. Diese Schichten entsprechen
den oberen Gliedern der Anhydritgruppe Thüringens. Die
grosse Uebcreinstimmung in der Schichtenfolge des Muschel-
kalkes in Thüringen und bei liüdersdorf möchte hiernach
nicht zu verkennen sein, wenn auch einzelne Schichten, wie
namentlich der Schaumkalk verschiedene Mächtigkeit erlangen.
Herr v. Caknali. und Herr Bkyrich sprechen ihre
Uebcreinstimmung mit dieser Darstellung aus. Herr v. Strom-
beck äusserte, dass der Muschelkalk im Braunschwcigschen
eine gleiche Gliederung wie die oben angegebene zeige, doch
fehle wie bei lUidersdorf die untere Terebratelbank. Auch
in der Umgegend von Cassel kommt diese nicht vor, wie
Herr Duivkek bemerkt. Dageo-en findet sie sich im Muschel-
kalk der Umgegend von Meiningen nach der Mittheilung des
Herrn Ei>lmkicii entwickelt.
Auf die Frage, in welchen Schichten des thüringschen
Muschelkalkes Steinsalz vorkomme, wurde bemerkt, dass die-
ses bei Bvffle.hen ^ Stottern/ieim und Arnstadt in einer und
derselben Schichtengruppe unterhalb des Friedrichshaller
Kalksteines und der oberen ebenflächigen Mci'gelkalkschich-
ten der Anhydritgruppe erbohrt worden sei, in welcher sich
auch der Gyps am Seeberg bei Got/ia und im Saalthal bei
371
Unter-Suha finde. Auch bei Sülheck im Leinathal habe man
unter ganz gleichen LagerungsverliäUnissen in der mittleren
Gruppe des Muschelkalkes Gyps mit schwacher Soole durch-
bohrt, und unter diesem den Wellenkalk, zum deutlichen
Beweis der regelmässigen Einlagerung des Salz-führenden
Gypses im Muschelkalke.
Sodann kam noch das Vorkommen der immer noch un-
bestimmten Myaciten des Muschelkalkes zur Sprache, wobei
erwähnt wurde, dass sie in Thüringen hauptsächlich auf drei
Regionen beschränkt zu sein scheinen , auf die untersten
Schichten des Wellenkalkes, auf die unteren Schichten des
Friedrichshaller Kalksteines und auf die Bittererde-haltenden
Mergelkalke der Lettenkohlengruppe.
Hierauf theilte Herr E. Schmld das Ergebniss mehrerer
chemisch-mineralogischer Untersuchungen mit. Der Olivin
im Meteoreisen von Atakama erwies sich der stöchiometri-
schen Formel dieses Minerales ganz entsprechend zusammen-
gesetzt. Aus der Untersuchung des Ilmenites ergab sich, dasa
der Gehalt desselben an Titanoxyd beträchtlichen Schwan-
kungen unterliegt. Am Lindenberg bei Ilmenau findet sich
auf Manganerzgängen ein eigenthümliches, blättrigstrahliges
Eisenoxydhydrat, nach der Formel 5 + 2 H zusammengesetzt;
Herr Schmid schlug für dasselbe den Namen Xanthosiderit vor.
Weitere Mittheilungen desselben bezogen sich auf die einförmige
chemische Zusammensetzung der Basalte der Rhön, auf das
Vorkommen von Basaltbruchstücken im Phonolith des Teufel-
steines und von Bruchstücken der Triasgesteine, in Basalt
eingeschlossen. Ferner wurde erwähnt, dass die Braunkohle
in der Nähe des Basaltes bei Bischofsheim sichtliche Verän-
derungen erlitten habe und als Beweis dafür ein in Holzkohle
umgewandeltes Holz vorgelegt. In Bezug hierauf bemerkte
Herr Meyn , dass sich ähnliche Holzkohle von faseriger
Struktur auch anderwärts, wo kein Basalt auftrete, und zwar
sowohl in Braunkohle, wie in Torf und Steinkohle vorfinde.
Herr v. Carnall erwähnte, dass am Westerwald, wo Basalt
372
und Bruunkohle sich bo oft berühren, letztere keine Veräu-
derunoj wain-nehnien lasse.
Herr Wkssel hatte im Sitzunoslokal eine lieihe von
Versteinerungen aus den in Ponnnern in der Nähe der Ost-
seeküste anstehenden Gesteinen der Juraformation zur An-
eiclit ausgestellt und gab über das Vorkommen derselben
nähere Auskunft.
Am längsten bekannt sind die Schichten des Purtland-
kalkes in der Nähe von F?'it%oic bei Camnäu, die durch einen
darauf betriebenen Steinbruch bis auf ein Lager festen, fein-
körnigen oolithischen Gesteins, das sich in einer Tiefe von
35 Fuss findet, aufgeschlossen sind. Dieselben Portlandkalkc
treten aber auch an einigen anderen Punkten 1 und 2 Mei-
len südlich von den vorigen wieder auf; Bohrungen zeigten
bei geringerer Mächtigkeit der Schichten schon in einer
Tiefe von 14 Fuss den oben erwähnten dichten oolithischen
Kalk, den zu durchsinken das heftig zuströmende Wasser
verhinderte. Auch die unter dem Portland liegenden Schich-
ten von Gülzow, Jjoeck und ISchuHmtcs/iagefi , charakterisirt
durch das Vorkommen von Melania striata, sind schon früher
beschrieben , ebenso wie die braunen Sandsteine von Soltin,
denen freilich von Gumprecht nicht der rechte Platz ange-
wiesen zu sein scheint. Ammonites Parkinsonii und Belem-
nites grandis, von denen der letztere namentlich sehr häufig
ist, stellen es ausser Zweifel, dass diese Gesteine dem Dogger
der Porta Westpludira gleichzustellen sind, von dem lland-
stücke dieser Lokalität sich kaum auch in der äusseren Er-
scheinung unterscheiden lassen. Zahlreiche Bruchstücke und
Geröllmassen Hessen vermuthen, dass noch ein viertes Glied
der Juraformation, und zwar ein im Alter zwischen den bei-
den zuletzt angeführten stehendes, in jener Gegend zu 'J'age
treten möchte. Dasselbe aufzufinden gelang auch dem Ked-
ner in den letzten Wochen und zwar unter Umständen, die
sein Auftreten doppelt interessant machen. Eine Mergelgrube
südlich vom Dorfe ISeniitx zeigt nämlich folgende Schiciiten-
reihe aufgeschlossen. Unter einer Lage von gelbem Thon,
373
der ebenfalls wie die darunter liegenden Schichten nach Nord-
west einfällt, liegen weisse Kreideniergel von 8 Fuss Mäch-
tigkeit mit Belemnites mucronatus. Darunter folgt 2 bis
3 Fuss mächtig ein gelber, brauner oder schwarzer, eisen-
schüssiger Sandstein, der eine Menge äusserst wohl erhalte-
ner Versteinerungen mit unversehrter Schale enthält. Gefal-
tete und glatte Terebratcln , ein sehr zierlicher Nucleolites,
Ammonites hecticus und varians nebst sehr zahlreichen Hol-
zern sind darin sehr verbreitet. Unter diesem Sandstein
liegen 2 bis 3 Fuss eines schwarzen sehr kohlehaltigen Thones,
der arm an Versteinerungen ist. Bis jetzt ist eine kleine
Astarte der einzige Ueberrest aus der Thierwelt, der darin
gefunden wurde. Unter diesem schwarzen Thone, im Lie-
genden wieder von einem ähnlichen eingeschlossen , liegt ein
sehr weisser Thon 2 Fuss mächtig, ohne Spuren organischer
Reste. Was unter dem schwarzen Thone, der darauf folgt,
liege, war nicht zu ermitteln, da das Wasser im Grunde der
Grube jede weitere Verfolgung der Schichten verhinderte.
Dieser Punkt bei Nemit% ist bis jetzt der einzige, wo sich
der Jura unmittelbar von der Kreide überlagert beobachten
liess. Schliesslich legte Redner eine Karte der Gegend vor,
auf welcher die gegenseitige Lage der Oertlichkeiten, an de-
nen die besprochenen Gesteine zu Tage treten, zu ersehen war.
Es reihte sich hieran ein Vortrag des Herrn Otto We-
BER Über die Tertiärfiora der niederrheinischen Braunkohlen-
formation.*)
Schliesslich bemerkte der Vorsitzende, dass eine Suite
der Cerium-haltenden Mineralien des Thüringer Waldes, so-
wie der dieselben beo;leitenden Mineralien und Felsarten im
Sitzungslokal zur Ansicht aufgestellt sei. Auch beschloss die
Versammlung nach der Sitzung eine Wanderung nach dem
Seeberg anzutreten.
*) Folgt unten in Jen Aufsätzen.
374
IV. Sitzung am 23. September.
Herr Walchnkk hielt einen Vortrajjc über die letzte
o
Hebunof des Schwarzwaldes und der Gebirfifsbilduniren des
Bodensee-Beckens.
Für den gegenwärtigen Bau des Schwarzwaldes ist der
Basalt von wesentlicher Bedeutung. In seinem ganzen Ge-
biet, vom Neckar bei Neckai-hischofsheim bis zum Rhein zwi-
schen Basel und dem Bodensee treten Basaltgebilde auf, zum
Theil, w^ie bei IIornberg\ die grösste Höhe unter den Basalt-
bergen Deutschlands erreichend; sie begleiten ihn vorzüglich
zu beiden Seiten des Gebirges. In der Nähe von Neckar-
hischofsheim durchbricht Basalt die Sandsteinmassen der dor-
tigen Gegend. Am Wartenberg bei G'eisi?igen tritt er von
Basaltconglomeraten umgeben unter Juragesteinen hervor.
Am verbreitetsten ist er im Högau. Mächtige TufF- und
Conglomeratmassen pflegen die Basalt- und Phonolithkegel
zu umgeben. In den hierzu gehörigen Conglomeraten finden
sich als eine bemerkenswerthe Erscheinung Gerülle aus der
Molasse, welche das Bodensee-Becken ausfüllt. In den Ba-
saltconglomeraten bei Singen liegen Bruchstücke von Granit
und Gneuss, aus dem Gebiet der Alpen stammend.
Auf der AVcstseite des Schwarz waldes erhebt sich das
Basaltgebilde bei Maldberg\ die Posidonomyenschiefer des
Lias werden durch dasselbe steil bis zu 80 Grad aufgerich-
tet. Ungleich bedeutender sind die aus dem Schuttland des
Rheinthaies sich erhebenden Basalt- und Doleritmassen des
Kaiserstuhles. Auch hier findet man Tuff- und Conglomerat-
ablagerungen, und in ihnen sowie im Phonolith Bruchstücke
von Gneuss.
Bisher nahm man an, dass das Hervortreten der Basalt-
gebilde des Kaiserstuhles und Högaues nach Ablagerung der
Tertiärformationen und vor der Diluvialzeit erfolgt sei. Es
lassen sich jedoch Thatsachen nachweisen, welche hiermit
nicht in Einklang stehen. Bei reberlingen sieht man unver-
kennbare Ueberreste eines alten Seeufers ; auf terrasscniür-
375
migen Absätzen des Berggehänges zeigen sich Gerolle ab-
gelagert und erreichen eine Höhe von 100 Fuss über dem
jetzigen Seespiegel. Denkt man sich das Niveau dieses alten
Seeufers rückwärts nach dem Högau fortgesetzt, so trifft
man auf die Höhenlinie, in welcher sich die alpinischen Ge-
rolle im Högau abgelagert finden. Stellt man diese That-
sache mit den angeführten Beobachtungen über die Ein-
schlüsse in den Basaltconglomeraten zusammen, so ergiebt
sich, dass die jüngste Hebung jener Gegend durch das Her-
vortreten der Basalte und zwar in der Diluvialzeit erfolgte.
Das Gebirge zwischen dem Rhein und der Donau gelangte
durch sie zu seinem jetzigen Niveau, ebenso wie die ßauhe-
Alp, wie aus früheren in der Gegend von Ulm angestellten
Beobachtungen des Herrn v. Mandelsloh hervorgeht.
Nachdem hierzu Herr v. Carnall bemerkt hatte, dass
der Basalt der Schneegrube am Riesengebirge eine grössere
Meereshöhe als der Basalt des Schwarzwaldes erreichen
dürfte, sprach Herr v. Strombeck über das Alter des unte-
ren Quaders nordöstlich vom Harz.
Von Herrn v. Holleben und Herrn Engelhakdt wa-
ren mehrere Versteinerungen aus dem Thonschiefergebiet des
Thüringer Waldes zur Ansicht übersendet worden. Herr
CoTTA und Herr Richter geben hinsichtlich des Vorkom-
mens derselben nähere Erläuterung. Der Schichtencomplex
der Grauwacke des Thüringer Waldes besteht zu oberst aus
devonischen Gebilden, vorzugsweise aus Cypridinenschiefern,
welche schollenweise über einen grossen Theil des Gebirges
verbreitet sind. Unter denselben liegt eine ächte Grau-
wacke mit Rothenbergia HoUebenii (Megaphytum Hollebenii
Goepp.) und ausserdem mit einer ausserordentlich grossen
Menge von anderen Pflanzenresten, namentlich von Calami-
ten, denjenigen der unteren Schichten des Steinkohlengebir-
ges ähnlich, sowie von 3 Farrnarten und von gut erhaltenen
Hölzern. Unter dieser Grauwacke liegen mächtige, blaue
obersilurische Schiefer, aus welchen namentlich die für die
thüringische Industrie wichtigen Tafel- und Dachschiefer
376
gewonnen werden. Charakteristisch sind die Kalkstein-
Einlagerungen , welche immer im Liegenden Alaunschiefer,
darunter Kieselschiefer und unter diesem Nereitenschichten
haben. Die Kalksteine enthalten nur Lituiten und mikrosko-
pische Tentakuliten. Die Alaunschiefer dagegen enthalten
fast alle Graptolithen- Arten, welche Herr Barrande be-
schrieben hat ; daneben auch mehrere neue Arten. lu den
Nereitenschichten liegt Nereites Sedgwickii. Ein ganz neues
Vorkommen ist das von Herrn En(;elhard eingesendete
Cyathophyllum und ein Steinkern von Pentamerus. Ein ein-
ziges Vorkommen ist eine Ogygia im Griffelschiefer von
Steinach- Unter dieser Formation findet sich ein System
von griudichen Grauwackengesteinen, in welchem sich bis
jetzt ein Asaphus nur einmal, häufig dagegen Phycodes fand.
Letzterer kommt auch in der Nähe von lieichenhach im Vogt-
lande und zwar in petrographisch ganz ähnlichem Thonschie-
fer vor, welchen Herr Naumann früherhin als versteinerungs-
leer bezeichnete. Es wird durch obige Versteinerung wahr-
scheinlich, dass dieser Thonschiefer des Vogtlandes und die
bläulich grünen Grauwackengesteine des Thüringer Waldes
einerlei Formation angehören.
Herr v. Carnall legte hierauf eine Karte von Califor-
nien vor und erläuterte nach ihr die bis jetzt bekannte Ver-
breitung und das Vorkommen des Goldes in diesem Lande.
Das Gold findet sich ursprünglich in zahlreichen, mit einan-
der parallel streichenden Quarzgängen , welche an vielen
Stellen in Gebirgsschluchten entblösst sind. Der Distrikt, in
welchem die goldführenden Quarzgänge aufsetzen, wird von
zahlreichen Thälern durchschnitten, deren Richtung die Strei-
chungölinie der Gänge fast rechtwinklig durchschneidet. Alle
diese Thäler führen daher im Schuttlandc Gold, wie durch die
Lage der auf der Karte angegebenen Goldwäschen nachge-
wiesen wurde.
Herr Beyricii entwarf^ mit Vorlegung der zugehörigen
Karten, ein Bild von den geognostischen. Verhältnissen der
Gegend südlich von Reinere und des scharf abgegrenzten
377
glätzisch-böhmischen Gebirgssystems, zu welchem als erha-
benster Höhenpunkt die hohe Mense gehört. Das ganze
Gebirgssystem besteht wesentlich aus versteinerungsleeren
schiefnVen Urgebirssraassen, welche im östlichen und nörd-
liehen Theil des Gebirges von Gesteinen der Kreideforma-
tion in weiter Erstreckung bedeckt werden. Von eruptiven
Gesteinen erscheinen Granite ausgedehnt an den Kändern
des Gebirgssystems gegen Nord und AVest, Hypersthenfels
nur auf der böhmischen Seite im Spitzberg bei Descluiay.
In dem versteinerungsleeren Urgebirge lassen sich zwei For-
mationen unterscheiden, eine ältere, zu welcher alle innig mit
einander verbundenen ausgedehnteren Massen von Gneuss
und Glimmerschiefer gehören , und eine jüngere, welche in
regelmässiger Lagerung auf der crsteren ruhend, aus Thon-
schiefern, grünen Schiefern, Plornblendeschiefern und Diorit-
schiefern zusammengesetzt ist. Die mehr krystallinischen
Schiefer, Hornblende- und Dioritschiefer erscheinen in dieser
jüngeren Formation mehr als die liegenden Theile, während
Thonschiefer mehr im Hangenden herrschend werden. Red-
ner spricht sich dahin aus, dass es weder hier noch in ande-
ren Tlieilen des schlesischen Gebirges möglich sei, wie
Naumann vorgeschlagen hat, die Glimmerschiefer von den
grösseren Gneussmassen zu trennen und verbunden mit den
Thonschiefern als Theile einer besonderen Urgebirgsforma-
tion zu betrachten. In der Gegend von Reineiz ist Graphit-
gehalt, mehr im Glimmerschiefer als im Gneuss, ein sehr
verbreitetes Vorkommen, concentrirt sich aber an wenigen Or-
ten zu bauwürdigen Lagern. Die körnigen Kalksteinlager
in der Gegend von Jleinerz gehören sämmtlich der Gneuss-
und Glimmerschieferformation an. Die Granite des böhmisch-
glätzischen Gebirgssystems durchbrechen theils die Gneuss-
und Glimmerschieferformation, theils die Formation der Horn-
blende- und Thonschiefer. Zuweilen von etwas fiasrigem
Gefüge und an einzelnen Punkten mit den durchbrochenen
hornblendehaltigen schiefrigen Gesteinen wechsellagernd ha-
ben sie zu der irrigen älteren Vorstellung von dem Vorhan-
378
denseln einer eigenthümlichen Syenitfoimation in diesen Ge-
genden geführt, während doch nirgend Syenit auftritt. Red-
ner glaubt, dass diese Granite von gleichem Alter wie die
Granite der Gegend von Reichenstein, wie die des Harzes
und die in Devonshire, in der Zeit zwischen Ablagerung des
unteren (dem Kohlenkalkstein gleichstehenden) und des obe-
ren oder eigentlichen Kohlengebirges hervortraten. Die ßoth-
eisensteine der Gegend von Reiner% sind nicht lagerartige,
sondern gangartige Vorkommen , indem dieselben, noch jün-
ger als die Granite , auch diese durchsetzen und Trümmer
des zerrissenen Granits, bis zur Bildung wahrer Conglome-
rate, in sich einschliessen. In den zur Kreideformation ge-
hörenden Ablagerungen, welche das schiefrige Urgebirge des
glätzisch-böhmischen Gebirges bedecken, lassen sich dreierlei
Gesteine unterscheiden: Quadersandstein, ein vom Redner
Rauhstein genanntes Gestein , welches zum Theil die soge-
nannten Plänersandsteine einschliesst und plänerartige Ge-
steine. Eine überall gleiche Folge in der Lagerung dieser
Gesteine findet nicht statt. In der Gegend von Reiner% be-
ginnt gewöhnlich zu unterst der Rauhstein, darüber folgt das
plänerartige Gestein und dann Quadersandstein, welcher überall
in Menge Exogyra Columba einschliesst; an andern Orten
treten noch zu unterst den höher liegenden ganz gleichende
Qundersandsteine hinzu , und über dem höher liegenden
Quader Sandstein kann dieselbe Reihenfolge noch einmal be-
ginnen. Die dreierlei Gesteine, welche sich durch verschie-
dene organische Einschlüsse nicht wesentlich unterscheiden,
sind daher als innig zusammenhängende und verbunden ein
inid dasselbe System des Kreidegebirges repräsentirende Ab-
lagerungen zu betrachten, welches Redner in seiner Gesammt-
heit dem terrain crnomanieii i)'ÜKiMf;NY's zurechnet. Eine
Unterscheidung von oberem und unterem Quadersandstein,
als Theilen verschiedener Systeme des Kreidegebirges, ist
in dieser Gegend nicht zu machen , und ist die Deutung,
welche Redner früher von den ganz analogen Verhältnissen
der Gegend von Adersharh, /{(ispenau, Schömherg und Grits-
379
sau gegeben hat, danach zu berichtigen. Von hohem In-
teresse ist das hohe Niveau, welches die Massen des Kreide-
gebirges in dem östlichen Theil des Gebirgssystems einneh-
men. Dieselben Schichten, welche fast horizontal und plat-
tenförmig ausgebreitet die östlichen Höhen des Gebirges be-
decken, zeigen sich am östlichen Rande, geschieden von den
höheren Ablagerungen durch die Urschiefer, in steil aufge-
richteten Stellungen und liegen, über lÜOO Fuss tiefer, wieder
horizontal in der Niederung des oberen Neissethales. Die
Annahme einer Massenerhebung des ganzen glätzisch-böh-
mischen Gebirgssystems nach Ablagerung des Kreidegebirges
scheint allein diese merkwürdigen Lagerungsverhältnisse zu
erklären.
Herr Cotta macht in Rücksicht auf die letzterwähnte
Hebung darauf aufmerksam , dass die Hebungslinie, welche
bei Meissen und HoJienstein Schichtenstörungen im Quader-
sandstein und Pläner verursachte, gegen Südost hin verlän-
gert die Gegend von lieinerz trifft, und Herr v. Cahnall
erinnert daran, dass sich ausser diesen Hebungen im schle-
sischen Gebirge noch andere geltend machen, welche das
Steinkohlengebirge betrafen.
Herr Dr. Berg kr in Coburg hatte ein Exemplar von
Semionotus socialis , welches im Keupersandstein bei Seid-
mnnnsdorf unweit Coburg gefunden worden war, so wie die
Abbildungen einiger anderen Arten dieses Geschlechtes nach
Vorkommen aus derselben Gegend zur Ansicht eingesendet.
Herr v. Schauroth aus Coburg nahm hierdurch Anlass eine
Sandsteinplatte mit einer grösseren Anzahl von Fischabdrücken
der ersterwähnten Art, welche gleichfalls bei Seidr7ian7isdor/
gebrochen worden war, vorzulegen und dieses Vorkommen
näher zu erläutern. *)
Schliesslich entschied sich die Versammlung dafür, den
Nachmittag zu einem Ausflug nach JSeudietendorf zu be-
nutzen, um das Vorkommen der Lettenkohlengruppe an Ort
*) Siehe unten in den Aufsätzen.
Zeils. (1. d. geol, Ges. III. H. 27
380
und Stelle zu beobachten und die von Herrn Lappe aus der-
selben gesammelten Versteinerungen seiner Einladung fol-
gend zu sehen.
V. Sitzung am 24. September.
Der Vorsitzende theilte einige Beobachtunojen über den
vormaligen Lauf der Gewässer auf der Nordseite des Thü-
ringer Waldes mit.
Auf der Nordseite des nordwestlichen Theiles des Thü-
ringer Waldes nehmen die jetzigen Gewässer ihren Ablauf
durch das Hörselthal gegen West hin nach der Werra und
gehören somit zum Gebiet der Weser. In früherer Zeit war
der Lauf dieser Gewässer ein anderer; er war gegen Nord-
ost gerichtet und führte dieselben dem jetzigen Eibgebiet zu.
Die Richtung und der Weg, welchem sie folgten, lässt sich
auf grössere Erstreckung durch Geröllablagerungen über dem
Niveau des jetzigen Wasserlaufes unverkennbar nachweisen.
Die Gerolle bestehen aus Porphyrarten von ganz gleicher
Beschaffenheit^ wie die Porphyre von Friedrichsj-ode und von
Finsterhergen : hier am Kamm des Thüringer Waldes ist ihre
ursprüngliche Fundstätte. V^on dieser gelangten sie in die
nächste Umgegend von Gotha uud nach Gräfentonna und
hier in das jetzige Unstrutthal. Bald sind sie auf einen
schmalen Streifen beschränkt, bald auf eine gegen \ Stunde
breite Fläche zerstreut, im letzteren Fall mächtiger abgela-
gert als im ersteren, in welchem ein rascherer Lauf der vor-
maligen Gewässer angedeutet zu sein scheint. Die Mäch-
tigkeit dieser GeröUe erreicht stellenweise 5Ü bis 60 Fusa.
Sie bestehen aus bis handgrossen abgerundeten Bruchstücken ;
doch schliessen sich ihnen in einzelnen Buchten Lagen von
Grus und Lehm an. Allenthalben sind die Geröllablagerun-
gen unabhängig vom jetzigen Wasserlauf und den jetzigen
Thaleinschnitten, mit Ausnahme der Thalenge zwischen
Ballstedl und liurgtofina. Stellt man die Meereshöhen fest,
in welchen sie sich finden , so sinken diese vom Kand des
381
Gebirges bis da, wo sie das Unstrutthal erreichen, von 1200
Fuss bis zu 640 Fuss Meereshöhe herab. Die mittlere Sen-
kung derselben vom Gebirgsrand bis zur thüringischen Nie-
derung beträgt auf 1000 Fuss Länge 6,5 Fuss, ganz ent-
sprechend dem mittleren Fall des jetzigen Wasserlaufes der
Gera und Apfelstedt zwischen dem Gebirge und jener Nie-
derung. Es kann keinem Zweifel unterliegen, dass die Ge-
rolle durch Gewässer, welche sich vom Thüringer Wald dem
Gebiet der Unstrut und somit der Elbe zuwendeten, an ihre
jetzige Fundstätte gelangten.
Gegenwärtig ist der Lauf der Gewässer dieser Gegend
ein anderer. Ueber die Zeit, in welcher die Aenderung
stattfand, fehlt es nicht an festen Anhaltpunkten. In der
Nähe von Burgtonna treten nicht nur die bekannten Kalk-
tuffablagerungen auf, welche in ihren älteren Schichten die
Ueberreste von Elephas und Rhinoceros umschliessen , son-
dern es sind auch die norddeutschen Geschiebe bei Ballstedt
und Westhausen in 20 bis 40 Fuss mächtigen Conglomerat-
bänken verbreitet. Oberhalb Burgtonna wechsellagern die
unteren Kalktuff bänke mit Schichten von nordischen Geschie-
ben. An eben dieser Stelle schliessen sich die untersten
Kalktuffschichten den Porphyrgeröllablagerungen zugehöri-
gen Lehmmassen an, welche wie jene Reste von Elephas und
Rhinoceros führen. Der thüringischen Niederung wurden
bis zur Ablagerung der nordischen Geschiebe Gerolle vom
Thüringer Wald zugeführt ; die Zeit, in welcher die Aende-
runs; des Wasserlaufes eintrat, fällt in die Zeit der Verbrei-
tung der nordischen Geschiebe.
Fragt man nach der Ursache dieser Veränderung, so
kann soviel als feststehend betrachtet werden, dass eine lokale
Hebung des Bodens zwischen dem Thüringer Wald und der
thüringischen Niederung den Anlass nicht gab; die Por-
phyrgerölle sind noch jetzt in einem dem ursprünglichen
Wasserlauf entsprechenden Niveau verbreitet. Dagegen ist
der Einfluss der erodirenden Kraft der Gewässer unverkenn-
bar. Sie brachte seit Ablagerung der nordischen Geschiebe
27*
382
nicht nur im Gebiet des Keupers die Thalniederung hervor,
welche nördlich von Waltershausen über 100 Fuss tiefer
liegt als die Porphyrgerölle , sie trug auch zur Bildung der
Thalengen bei, welche in der Umgegend von Eisenach
zwischen 100 und 200 Fuss tief im Muschelkalk eingeschnit-
ten sind.
Herr Beyrich knüpfte hieran die Bemerkung, dass in
gleicher Weise wie in Thüringen nach den Beobachtungen
des Vorredners die zur Diluvialformation gehörenden aus dem
Thüringer Wald herausgeführten GeröUablagerungen eingrei-
fen in die Ablagerungen des nordischen Diluviums und sich
nicht als Bildungen von verschiedenem Alter von letzteren
unterscheiden lassen, so auch nördlich des Harzes das aus
diesem Gebirge herausgeführte hercynische Geröll nicht in
dem Verhältniss einer bestimmten Altersverschiedenheit zu
den nordischen Diluvialablagerungen stehe, sondern bald über,
bald unter letzteren abgelagert sei, in Niveauverhältnissen,
welche zum Theil ganz unabhängig sind von den jetzigen
Flussläufen. Die Gegend von Goslar ist an der Nordseite
des Harzes besonders geeignet zur Feststellung dieser Ver-
hältnisse. Herr v. Carixall erinnerte an die ganz analogen
Erscheinungen, welche sich im Neissethal zeigen, da wo die
Gei'ölle des schlesischen Gebirges mit dem Diluvium in Be-
rührunü' kommen.
Hierauf sprach Herr Oschatz über die Methode mi-
kroskopischer Beobachtungen und empfahl dieselben beson-
ders auch zur Untersuchung anorganischer Körper. Mit
welchem Erfolg pulverförmige Gegenstände, nachdem man
sie am zweckmässigsten in canadischen Balsam eingehüllt
hat, oder dünngeschliffene Platten von Krystallen oder Ver-
steinerungen auf iiu'e Struktur untersucht werden können,
wurde durch mehrfache Beispiele und Beobaciitungen mittelst
des Mikroskopes erläutert.
Herr Ejimricii aus Meiningen war durch vicljährige
Untersuchungen zu dem Ergebniss gelangt , dass dem Bau ,
der nördlichen Kalkalpen nachstehende Schichtonfolge zu
383
Grunde liegt; es folgen nämlich auf den unteren Alpenkalk
die Gervilllenschichten, dann der rothe Ammonitenmarmor,
die den Solenhofer Gesteinen nahe verwandten Aptychus-
schichten, die dem Neocomien entsprechenden Mergel und die
Kreidegebilde. Die Angriffe, welche Herr Schafhaeutl in
München gegen die Annahme einer solchen Gliederung der
Gesteine der nördlichen Kalkalpen gerichtet hat, veranlassten
Herrn Emmrkh einige Beobachtungen zur Unterstützung
seiner Ansicht anzuführen und an einem idealen Profil jener
Gebirgskette zu veranschauhchen.
Hierauf legte Herr Zerrejnner einige Belegstücke eines
neuen Eisensteinvorkommens in der Gegend von Schlei% vor.
Unter den Grünsteinen, welche daselbst im Thonschieferge-
biet auftreten , finden sich Abänderungen, welche theils mit
körnigem Spatheisenstein, theils mit concentrisch-schaligem,
linsenförmigem Thoneisenstein durchwachsen sind. Die Be-
legstücke erinnerten an das analoge Eisensteinvorkommen bei
Neu-Joachimsthal in Böhmen.
Vor dem Schluss der Sitzung machte Herr v. Carnall
auf einen in technischer und geognostischer Hinsicht gleich
wichtigen Fund aufiiierksam, welcher neuerdings in West-
phalen gemacht wurde. Im südwestlichen Theil des Avest-
phälischen Steinkohlenbassins sind mehrere Flöze eines kohle-
haltigen thonigen Sphärosiderites eingelagert; sie entsprechen
ihrer Lage und Beschaffenheit nach dem Blackband des
schottischen Kohlenbassins. Ihre Mächtigkeit wechselt von
einigen Zollen bis 7 Fuss, der Gehalt des Eisensteines von 20
bis 40 pCt.; Schmelzproben, welche mit der Zugutemachung
dieses Erzes auf der Sayner Hütte angestellt wurden, haben
bereits den Beweis geliefert , dass sich dasselbe zur Erzeu-
gung eines vortrefflichen Stabeisens eignet. Es geht hieraus
hervor, von welcher Bedeutung der erwähnte Fund zu wer-
den verspricht.
384
B. Briefliche JTffittlieilnng^en.
1. Herr Emmrich an Herrn Beyrich.
Meiningen, den 18. December 1851.
Ad voc. ScHAFHAEUTL bitte ich um eine Berichtigung
eines Druckfehlers in der Zeitschrift ; er giebt mir, es rauss
ihm die Entdeckung viele Freude gemacht haben, Schuld,
ich hätte den Haselberg bei Ruhpolding über verschiedene
Berg- und Flusssysteme ins Berchtesgadner Becken versetzt,
das ist aber ein Irrthum; ich wollte gerne beiden, Lill und
Seil AFI! AEUTL gerecht sein und habe die von beiden fest-
gestellten Fundorte der rothen Marmore zusammengestellt,
es sind aber leider die Klammern weggeblieben, welche die
LiLL'schen Fundorte einschliessen sollten; werden diese ge-
setzt, so bekommt das Ganze Sinn.
2. Herr Spengler an Herrn Zerrenner.
Kamsdorf, den 28. August 1851.
In circa | Meile südlicher Entfernung von Sc/i/eiz kommt
in und bei dem Orte Oherhökmsdorf im Gebiet des grossen
Voigtländischen Grünsteinzuges eine ganz eio"enthümliche
Eisenstein-Lagerstätte vor, deren Verhalten mehr
bekannt zu werden verdient.
Von Schleiz aus südlich überschreitet man zunächst
Grünstein, dann abwechselnd Kicselschiefcr und Thonschiefer
bis zu der Höhe von Oherhölimsdorf , welcher Ort am An-
fange eines nordöstlich nach dem Wiesenthal sich hinab-
ziehenden muldenförmigen Thaies liegt.
Hier findet man in einigen Bauerhöfen und in einem
südlich zum Orte hinausführenden Hohlwege, sowohl im
Zusammenhange aus dem Thonschiefer hervortretend, als in
385
Geschieben auf den Feldern, ßotheisenstein von conglo-
meratartiger Textur, welches Vorkommen zur Eröffnung eines
lohnenden Bergbaues und mittelst desselben zu folgenden
Aufschlüssen geführt hat. — Mit einem 3|- Lachter tiefen
Schachte und zwei Flügelörtern, welche von dem im Hangen-
den der Lagerstätte auf 33 Lachter Länge betriebenen und
bei dem Schachte 6 Lachter Teufe einbringenden Stollen aus
in südlicher Richtung erlängt wurden , so wie durch einige
Schürfe hat man dieselbe schon an mehreren Punkten auf-
geschlossen und durch Abbaue ihre Beschaffenheit näher
kennen gelernt. Hiernach erscheint die Lagerstätte, die den
Thon- und Glimmerschiefer gangartig durchbrochen hat, sich
in der Richtung von NO. nach SW., dem genannten Grün-
steinzuge conform, ausdehnt, nach SO. fällt und eine Mäch-
tigkeit von 1 bis 3 Lachter besitzt, nicht als ein mit diesen
Gebirgsarten gleichmässig entstandenes, sondern als ein von
unten in dieselben eingedrungenes Gebilde , wenigstens ist
die Bildung des Eisensteins nicht mit Ruhe vor sich ge-
gangen.
Das Vorkommen ist bis jetzt auf eine Länge von 100
Lachter bekannt, nach der Tiefe zu scheint aber die Mäch-
tigkeit abzunehmen, während sich der Eisenstein nach oben
mehr ausbreitet. Li dem nachstehenden Durchschnitt sind die
beobachteten Verhältnisse übersichtlich dargestellt.
NW.
SO.
, /,'/////'///
a b c h d e
a Quarziger Glimmerschiefer. — h Aphanit und Grünsteinschiefer. —
c Eisenstein-Lagerstätte. — d Thonschiefer. — e Massiger
Glimmerschiefer.
Mit der Abnahme der Mächtigkeit findet dem Anschein
nach auch eine Verminderung des Eisengehalts statt, indem
386
ellipsoidisch körnige rothe Thoneisensteinmasse, deren Gehalt
oft bis zu 60 -2- steigt , in den obern Teufen vorwaltet ; aber
schon bei 5 Lachter Teufe unter Tage nimmt die Masse —
wenn auch noch von derselben Textur — eine dunkelgrüne
Farbe an, das rothe Eisenoxyd verschwindet mehr und mehr
und ein grünsteinartiges Gestein tritt an die Stelle des
Eisensteins.
Wenn auch die grünsteinartige Masse nicht ganz ohne
Eisengehalt sein mag, so scheint sich derselbe doch mehr in
dem obern Theile, dem Hute der Lagerstätte, concentrirt zu
haben; eine in der Natur zwar nicht seltene Erscheinung, die
aber mit Rücksicht auf die Eigenthümlichkeit des Vorkom-
mens doch besonderes Interesse erregt.
Ob bei oder nach der Bildung der Lagerstätte eine
Umwandelung der grünen in die rothe Masse vor sich ge-
gangen ist, bedarf wohl der weiteren Erörterung, desgleichen
die Frage in Betreff der Entstehung der Lagerstätte; doch
bin ich der Ansicht, dass die Anreicherung der Masse in
oberer Teufe, schon bei ihrer Bildung durch metallische Strö-
mungen aus dem Innern der Erde bewirkt worden ist.
In wie fern das Vorkommen von Schwefelkies, sowohl
in der Masse eingesprengt, an den häufigen Ablösungen an-
geflogen, als auch in schwachen Trümmern an den dieselbe
nach allen Eichtungen durchsetzenden Klüften vorkommend,
damit in Verbindung steht, will ich dahin gestellt sein lassen.
Das unmittelbare Hangende und Liegende der in Rede
ßtehenden Lagerstätte besteht aus Aphanit- und Grünstein-
schiefer; weiter im Hangenden aber kommt quarziger Glim-
merschiefer in wellenförmiger Lagerung vor, während im
Liegenden etwas entfernt von der Lagerstätte Thonschiefer
und massiger Glimmerschiefer wechseln.
Der Textur nach hat das Vorkommen Aehnlichkeit mit
der thürinocischen und voifftländischen Grauwacke, doch
dürfte es nicht zu derselben zu rechnen sein, indem sein
massiges Auftreten , die abweichende Scliichtenstellung im
Hangenden und Liegenden, seine grünsteinartige Natur nach
387
der Tiefe zu und Heine Begleitung von Aphanit- und Grün-
steinschiefer mehr für das Eindringen von unten sprechen.
3, Herr v. Krenski an Herrn Beyrich.
Katfoicilz, den 4. Januar 1852.
Zwischen Kattowit% und Zalenxe und etwa 300 Lachter
südlich der, beide Oerter verbindenden, oberschlesischen Ei-
senbahn ist zur Aufsuchung von Steinkohlenflözen ein Bohr-
loch gestossen worden, in dem sich folgende Gebirgsschich-
ten fanden:
Dammerde
—
Lachter
10
Zoll
Gelber Letten . . .
3
50
Grauer Letten . .
25
Kieselgeröll . . . .
15
Feiner weisser Sand
40
Kieselgeröll . . .
72
Grober gelber Sand
1
28
Grauer Letten . .
—
18
Weisser feiner Sand .
— •
12
Grauer Letten . . .
—
65
Grobkörniger Sand . .
35
Grauer Letten . . .
—
3
Grobkörniger Sand . .
2
67
Grauer Letten . .
1
4
Milder Schieferthon . .
1
46
Kohlensandstein . .
4
Schieferthon . . . .
6
6
Summa 20 Lachter 20 Zoll.
Bei der Teufe von 8 Lachter 53 Zoll fand ich in dem
lettigen Bohrschmande ein Exemplar einer Turbinolia oder
verwandten Korallen-Gattung, welche ganz gleich auch in den
mitteltertiären Schichten bei Mikulschiit% vorkömmt. Obgleich
ich sehr sorgsam nachsuchte, auch den Bohrschmand aus-
388
wusch und unter der Loupe betrachtete, so konnte ich doch
keine anderen Versteinerungen entdecken, welche das Vor-
kommen der mitteltertiüren Schichten von Mikulschütz und
Miechowit% am hiesigen Orte noch näher festgestellt hätten.
Wahrscheinlich hat die Koralle einer höheren Schicht ange-
hört, aus welcher sie bis in die Schicht, wo sie aufgefunden
wurde, heruntergefallen ist. Da im Frühjahr in der Nähe
dieses Bohrlochs ein zweites gestossen werden soll, so werde
ich Gelegenheit erhalten , die gefundene Spur der Tertiär-
schichten weiter zu verfolgen. Von dem Bau der Eisenbahn
von hier nach Pless verspreche ich mir auch einige Auf-
schlüsse.
4. Herr Geimtz an Herrn Beyrich.
Dresden, den 18. Januar 1852.
Schon seit längerer Zeit mit der Bearbeitung der Ver-
steinerungen der Grauwackenformation in Sachsen und den
angrenzenden Länderabtheilungen beschäftigt, musste ich
nur zu bald erfahren, dass unter den beschriebenen Arten
der Graptolithen noch ein ziemlicher Wirrwarr herrscht, wel-
cher natürlich nur theilweise durch Bakuaxde's Musterschrift
über Graptolithen gelöst worden ist, indem dieselbe -sich nur über
böhmische Arten verbreitet. Ich unterwarf deshalb sämmt-
liche bis Ende 1851 beschriebenen und veröffentlichten Grap-
tolithen-Arten einer strengen Kritik, aus der sich ergeben
hat, dass man ihre Anzahl auf ohngefähr 60 anschlagen muss.
Da meine Schrift, welche den Titel ,,die Graptoli-
then, ein monographischer Versuch zur Beurthellung der
Grauwackenformation in Sachsen und den angren-
zenden Länderabtheilungen, sowie der silurischen For-
mation überhaupt" führt, bereits unter der Presse ist und
noch vor Ostern erscheinen wird, so begnüge ich mich, ge-
genwärtig nur das Endresultat meiner Beobachtungen mit-
zutheilen :
389
Familie: Graptolithinae Bronn.
Gattungen :
i. Diplograpsus M'Coy. Syn.: Diprion Bark.,
Petalolithus Suess.
Zweireihige Graptolithinen mit solider Axe. (17 Arten.)
2. Nereograpsus Gein. Syn.: Nereites, Myriani-
tes, Nemertites etc. Aut.
Zweireihige Graptolithinen, ohne oder mit nur sehr
weicher Axe in der Mitte des Stammes. (Etwa 7 Arten.)
Repräsentant : Nereites Cambrensis Murch.
NB. An den Exemplaren von Saalfeld sah ich
die Zellenmündungen deutlich.
3. Cladograpsus Gein.
Zweiarmige oder gabelförmige Graptolithinen. (7 Arten.)
Repräsentanten: Graptolithus Murchisoni Beck und
Graptolithus ramosus Hall.
4. Monograpsus Gein. Syn.: Monoprion und Ras-
trites Barr., Graptolithus Suess.
Einreihige Graptolithinen mit solider Axe. (28 Arten.)
5. Retiolites Barr. Syn.: Gladiolites Barr.
Zweireihige Graptolithinen, welche an ihrer Oberfläche
mit einer Netzhaut bedeckt sind und eine oberfläch-
liche mittlere Axe besitzen. (1 Art.)
NB. Diese Gattung weicht durch ihre Charak-
tere von den anderen so sehr ab, dass es unzweck-
mässig sein würde, ganz abgesehen von der Prio-
rität des BARRANDE'scheu Namens , diesen Gat-
tungsnamen nach Art der übrigen zu bilden.
Da der Name Diprion gefallen ist, so musste, des Ein-
klanges halber mit den drei anderen Gattungsnamen , auch
Monoprion in Monograpsus verändert werden.
Den Namen ,, Graptolithus" für eine einzelne Abtheilung
der Graptolithinen zu gebrauchen, ist nicht rathsam, indem
man wohl noch lange Zeit sämmtliche Graptolithinen als
Graptolithen bezeichnen wird, wie dies bei Trilobiten, Tere-
390
bratein und Ammoniten ja auch, untl zwar mit allem Rechte,
der Fall ist.
Graptolithus gracilis Hall, Graptolithus Hallianus Prout
und Loplioctenium comosum Ricuter weise ich aus der Fa-
milie der Graptolithinen heraus und stelle sie vielmehr zu
den Sertulariden.
Die Gattung Rastrites Barr, wird durch den später
entdeckten Rastrites triangulatus Harkn., welcher anflings
ein Rastrites, später ein Monograpsus ist, so eng mit dieser
Gattung verbunden, dass ich sie mit ihr vereinige. Finden
sich Birastriten, so schliessen sich diese an Diplogi*apsus an.
Bei allen Graptolithinen ist das meistens dünne Ende
des Stammes, von welchem aus die Zellen oder Zellenkeirae
sich nach oben oder vorn richten, das untere oder Basal-
Ende.
Die Graptolithinen lebten, wie ihre lebenden Verwandten,
die Virgularien, entweder frei in dem Meere, oder sie staken
mit einem Basalstücke im Uferschlamme, einige waren
vielleicht eine kurze Zeit lang befestigt.
Die Oberfläche der im Schiefer liegenden Graptolithen
ist sehr häufig in Talk verwandelt, welchen man meistens
als Kieselsäure betrachtet hat, und in mehreren Graptolitlien-
schiefern sind Spuren von Jod enthalten.
391
C. Anfisätze.
I. üeber die Tertiäiilora der niederrhelnlschen 13raim-
kohlenformalion.
Von Herrn C. Otto Weber.
(Vorgetragen in Gotha am 2-2. September.)
Es ist eine auffallende Erscheinung, dass bei dem grossen
Reichthume an fossilen Pflanzen die niederrheinischen Tertiär-
ablagerungen bis jetzt noch so gut wie gar keine Berück-
sichtigung in der Litteratur gefunden haben. Es findet dies
vielleicht darin seine Erklärung, dass bis jetzt noch nirgendwo
eine einigermassen vollständige Sammlung dortiger Fossilien
zusammengebracht wurde. Eine nicht unbedeutende Samm-
lung, welche allmälig im Museum zu Poppeisdorf bei Bonn
zusammengekommen ist, so wie die regen Bemühungen des
Herrn Berghauptmann v. Decken daselbst, welcher eine grosse
Reihe von Fossilien unseres niederrheinischen Tertiärgebietes
gesammelt hat, verschafften mir wie auch eigene Anschauung
eine reiche Gelegenheit dieses interessante Gebiet zu bear-
beiten. Da diese Bearbeitung so eben ihre Vollendung er-
langt hat und in ausführlicher Darstellung nächstens in Hekm.
V. Me\'Er's und Dunkeh's paläographischen Beiträgen er-
scheinen wird, so wage ich es Ihnen im Folgenden eine
Uebersicht meiner Resultate zu geben, wobei ich nur be-
daure, keine Exemplare, und nur eine Reihe von freilich
mehr oder weniger flüchtigen Copien meiner Zeichnungen,
vorlegen zu können.
Ehe ich einige specielle Mittheilungen über den Charak-
ter der hier aufbewahrten Tertiärfloren mir zu machen er-
laube, schicke ich eine kurze Darstellung der geognostischen
Verhältnisse des niederrheinischen Tertiärgebietes voraus.
Das Rheinthal von Lin% abwärts bildete um die Zeit
der Braunkohlenbildung eine tief eingehende weite Bucht,
aus welcher das Siebengebirge theils bereits gebildet, theils
in seiner Bildung noch begriffen , mehr oder weniger isolirt
392
hervorragte. Die Ufer dieser Bucht wurden zu beiden Sei-
ten durch das rheinische Grauvvackeng'chirge gebildet. In ihr
wurden die einzelnen Glieder der Braunkohle abgelagert, zum
Theil wohl später durch den Strom selbst wieder zerstört,
und so treten ihre Reste nur noch stellenweise an den jetzi-
gen Thalgehängen hervor. Keineswegs überall aufgeschlos-
sen , sind doch von Li?i% abwärts bis gegen Düsseldorf und
Aachen hin auf beiden Seiten des Rheines in mehr oder we-
niger zusammenhängender Weise beinahe überall Spuren der
Braunkohlenformation nachweisbar. Die Glieder derselben
sind im Allgemeinen nach dem Alter ihrer Ablagerung, also
von unten nach oben, folgende:
Aeltere Sandsteine und Kieselconglomerate.
Sand, Thon, Trachyt- und Basaltconglomerate.
Braunkohle, Papierkohle.
Kieselschiefer.
Alaunthon.
Thon.
Sand.
Jüngere Sandsteine und Süsswasserquarze.
GeröUe.
Ueber diesen Löss und Diluvium. Wenn dieses Schema
nun freilich ein allgemeines Bild der Reihenfolge der Schich-
ten liefert, so ist damit durchaus nicht gesagt, dass constant
überall die nämliche Folge beobachtet wird, ebensowenig,
dass überall sämmtliche Glieder vorhanden sind, vielmehr
unterliegt der Schichtenwechsel ebensosehr manchen Varia-
tionen, als die Zahl der übereinander gefundenen Glieder.
Ohne in die Specialitäten der Untersuchung eiiizugehn, zumal
wir nächstens eine gründliche gcognostische Bearbeitung des
Siebengebirges durch Herrn v. Dechi:n zu erwarten haben, be-
merke ich nur noch, dass die Bildung der niederrheinischen
Trachyte, sowie die der dort etwas jüngeren Basalte ziem-
lich in die Mitte der Braun kohlenepochc hineinlällt, dass die
mit deren Emporhebung oder mit ihrer theilvveisen Zerstö-
rung verbundene Bildung trachytischer und basaltischer Con-
393
glomerate, welche nebst Trachyt- und Basaltgängen die we-
sentlichsten Belege für die Zeitbestimmung der Trachyte und
Basalte abgeben, mithin ebenfalls der ßraunkohlenformation
zwischenzuordnen ist, so zwar, dass diese Ablagerungen bald
eine höhere bald eine tiefere Stellung in der Reihenfolge der
Schichten einnehmen.
Gehen wir zu der Betrachtung der einzelnen Forma-
tionsglieder über, soweit sie unseren Gegenstand näher in-
teressiren, so finden sich unter den älteren Braunkohlensand-
steinen an folgenden Lokalitäten organische Reste: Am
Quegsteine hei Königswinter im Siebengebirge, wo dieser
Sandstein vom Trachytcon glomerate überdeckt zum Liegen-
den den Braunkohlenthon hat, und zu Allrott nicht weit
von dem vorigen Punkte entfernt, am Nordabhange des Pe-
tersberges. Dieser etwas gröbere und nicht so dicht ver-
bundene Sandstein steht mit der vorigen Lokalität nicht in
unmittelbarem Zusammenhange, befindet sich aber höchst
wahrscheinlich in den nämlichen Lagerungsverhältnissen.
Der eigentlichen Braunkohle und deren Zwischengliedern
gehören folgende Punkte an: Auf der rechten Rheinseite in
der Nähe von Lin% am Südabhange des basaltischen Min-
derberges auf der Grauwacke aufliegend das Braunkohlen-
lager vom sog. Stösschen; am Westabhange desselben
Berges gegen Unkel zu die Braunkohlengrube bei dem Dorfe
Orsherg. Der Hauptfundort fossiler organischer Reste sind
die Braunkohlengruben in der Nähe der Orte Hott, Gei-
stingen und D ambr oic h, wo Blätterkohle mit Kiesel-
schiefer abwechselnd auf dem Trachytconglomerate gelagert
ist. Auch auf der söge. Hardt bei Beuel fänden sich in den
reichen Braunkohlenlagern einige fossile Pflanzen. Auf der
linken Rheinseite verdienen noch die Gruben von Liessem,
Friesdorf und Lieblar als Pflanzenreste führend besonderer
Erwähnung. Einige wenige Blätter sind auch aus einer fein-
geschichteten Schicht des Trachytconglomerates wne es das
mittlere Thal des Siebengebirges ausfüllt, an der sog. Ofen -
kaule aufgefunden worden.
394
Was die Erhaltungsweise der fossilen Pflanzen anbetrifft,
so ist dieselbe theiis nach dem Zustande, in welchem sich die
Theile befanden, als sie bedeckt wurden, theiis auch nach der
Beschaffenheit des Schlammes, in welchen sie geriethen, eine
sehr verschiedene. Im Ganzen tragen sehr wenige Blätter
Spuren vorangegangener Zerstörung, eines längeren Aufent-
haltes im Wasser oder im Feuchten an sich, wie denn bis
jetzt nur zwei Blattpilze nachgewiesen wurden. In der Braun-
kohle, der Papierkohle, den erdigen Braunkohlenschiefern,
und oft auch in den Kieselschiefern ist die in braune oder
schwarze Kohle verwandelte Blattsubstanz gewöhnlich noch
erhalten; so finden sich auch manchmal noch in dem Tra-
chytconglomerate von der Ofenkaule Reste derselben. Lei-
der war es mir trotz aller Mühe bis jetzt aber nicht mög-
lich irgendwelche Elementarorgane mittelst des Mikroskopes
darin zu entdecken.
In den ßotter Kieselschiefern fanden sich wirkliche Ver-
steinerungen, in den Sphärosideriten und Braunkohlensand-
steinen nur Abdrücke der organischen Theile, wobei manch-
mal die letzten Spuren organischer Substanz in einer eisen-
rostartigen Färbung der Blattflächen bestehn. Leider sind
häufig durch die Zerklüftungen des Gesteines, besonders der
Braunkohleusandsteinc, die Theile nicht vollständig zu erhal-
ten, und man kann oft eine ganze lieihe ihrer Spitze oder
Basis beraubter Blätter sehen, ehe man ein vollständiges
Exemplar auffindet.
Was die relative Frequenz der Pflanzentheile selbst ge-
geneinander anbelangt, so überwiegen an allen Lokalitäten,
wo solche regelmässig eingelagert vorkommen, die Blätter
bei Weitem. Stengeltheile, Früchte, Blüthen sintl überall
verhältnissmäösig selten. Grössere Stämme konunen nur nu
einzelnen Punkten und meistens in unbestimmter Lagerung,
nur auf der Har dt in aufrechter Stellung vor. Mit Ausnahme
des letzteren Ortes sind alle diese Theile nicht mehr in ihrem
ursprünglichen Zusammenhange und lässt sicli mit Entschieden-
heit nachweisen, dass sie durch Ströme oder Winde nn ihren
395
jetzigen Lagerstätten zusammengeführt, dort in stilleren Buch-
ten in den Sand oder Schlamm eingebettet und so der Zukunft
aufbewahrt wurden. Ein Verhältniss, wie es sich mehr oder
minder entschieden bis jetzt noch fast überall, wo Tertiär-
pflanzen aufgefunden wurden, hat nachweisen lassen.
Ueber die Principien der botanischen Bestimmung mich
weiter zu verbreiten, halte ich hier nicht für nöthig und be-
merke nur, dass ich mich im Allgemeinen der ÜNGER'schen
Nomenklatur angeschlossen habe, wie denn überhaupt dessen
Schriften und insbesondere seine neuerdings erschienene fos-
sile Flora von t^otzla bei diesen Untersuchungen eine unent-
behrliche Stütze darbieten. Auch erwähne ich, dass fast
sämmtliche Pflanzen, welche neuen Arten angehörten, um
zu vermeiden, dass nicht etwas bereits Bestimmtes als neu
aufgeführt werde, so wie auch der grösseren Sicherheit we-
gen, sowohl Herrn Prof ünger als auch Herrn Prof. Goep-
PERT vorgelegt wurden, welche beide die grosse Freundlich-
keit hatten, mir mit Eath und That bei dieser schwierigen
Arbeit beizustehen.
Wie auch an anderen Orten finden sich in der rheini-
schen Braunkohle nur sehr wenige Sumpf-, gar keine See-
pflanzen; ein Umstand, der die oben ausgesprochene Be-
hauptung über die Entstehung der Ablagerungen, dass näm-
lich die Pflanzen nicht am Ort, wo sie gewachsen, versteinert
wurden, bestätigt. Es sind die Reste bäum- und strauch-
artiger Gewächse, welche nebst einigen Farren und Monoko-
tyledonen vorzüglich vorkommen. Krautartige Pflanzen las-
sen sich auch hier nicht nachweisen, ein Umstand der in der
Art und Weise des Blattabfalls wohl seine Erklärung findet.
Wenn nun Bäume und Sträucher überwiegend vorkom-
men, so fällt uns zunächst der grosse Reichthum an Pflanzen
mit lederartigen Blättern, also an immergrünen Gewächsen
auf, ein Punkt, der wie das Vorkommen von Palmen schon
von vornherein auf ein wärmeres Klima hindeutet. Ehe wir
jedoch auf die Erörterung der klimatischen Verhältnisse nä-
her eingehen, ist es von Wichtigkeit zu erwähnen, dass eine
Zcits. d. d. gcol. Ges. III. 4. 28
396
Vergleichung der einzelnen Lokalitäten in Bezug auf die
vorkommenden Pflanzenarten ergiebt, dass wir sie in zwei
Hauptgruppen zusammenstellen können, deren eine die Braun-
kohlensandsteine vom Quegstein , die andere die Braunkohle
von /loli repräsentiren. Von 146 bis jetzt bekannt gewor-
denen Arten, unter welchen 66 neue, 80 bereits an andern
Lokalitäten aufgefundene, kommen auf die Braunkohlensand-
steine 65, auf die Braunkohlen 121 , von welchen 102 Arten
zu lioti beobachtet wurden. Beiden gemeinsam sind 55 Ar-
ten; von den übrigen 10 dem Braunkohlensandsteine bis jetzt
eigen thümlichen Arten erfreuen sich übrigens drei Arten ei-
ner allgemeineren Verbreitung in anderen Tertiärfloren. Dem
Trachytconglomerate von der Ofenkaule sind von 13 Arten
nur 2 eigenthümlich, während die übrigen ziemlich verbreitet
sind. Wir können mithin füglich den Satz aufstellen , dass
in Bezug auf das Alter kein allzugrosscr Zwischenraum zwi-
schen der Ablagerung der einzelnen Glieder der niederrhei-
nischen Tertiärformation liegt, dass vielmehr der Erdstrich,
welcher das Material zu denselben lieforte, noch mit der-
selben Flora geschmückt war.
Die 121 zu jfiott u. s. w. nachgewiesenen Baum- und
Straucharten reducircn sich auf 56, die 65 im Braunkohlen-
sandsteine aufgefundenen Species auf 32 Geschlechter, jene
wiederum auf 43 , diese auf 27 Familien. Es ergiebt sich
also schon hieraus eine grosse Mannichfaltigkeit der Pflan-
zenwelt , wie sie heutzutage vergeblich in unsern Gegenden
gesucht wird.
Stellen wir ferner die beiden fossilen Floren mit jetzt-
weltlichen vergleichend zusammen, so finden sich 16 aus-
schliesslich tropische Formen zu Holt, 10 im Braunkohlen-
sandsteine. Hierher rechne ich eine neue Species Ficus, die
mit der Philippinischen Art Ficus ulmifolia Lam. grosse
Aehnlichkeit hat. Fünf Arten Daphnogene, eine Bumelia,
ferner Diospyros Myosotis Un(;er, vier Arten Donibeyopsis,
welche der dem tropischen Asien eigenen Büttneriacce Dom-
beya nahe verwandt sind, und zu den Zierden unserer fossi-
397
len Flora gehören; Dodonaea prlsca Web., Terminalia mio-
cenlca Ung. ; drei neue Arten Melastomites ; indem ich die
verschiedenen Arten Laurus , Myrica Ophir Ui\g., Andro-
meda protogaea Ujvg., Malpighiastrum lanceolatum Ung., wie
auch drei Pahnenarten einem subtropischen Klima zuzäh-
len will.
Ausschliesslich ein gemässigtes Klima erfordert weder zu
Rütt noch in den Braunkohlensandsteinen irgend eine Pflanze ;
hingegen fordern 25 Arten von Rutt und 3 vom Quegsteine
ein subtropisches Klima. Von Rott finden ferner 56 , vom
Quegsteine 41 Arten ihre Analoga in Pflanzen, welche so-
wohl in südlich gemässigten, als auch in subtropischen Zonen
leben. Dort gehören 11, hier 3 Formen der alten Welt aus-
schliesslich an. Dieses sind die bereits erwähnten Dom-
beyopsis- Arten ; Combretum europaeum Web., Getonia oenin-
gensia Ung., Bambusium sepultum Ung., Elaeagnus acumi-
nata Web., Elaeoides lanceolata Web., DIospyros Myosotis
Ung., Celastrus scandentifolius Web., Zizyphus ovata Web.,
von denen jedoch einige auch im neuen Continente Ver-
wandte haben.
Den mediterraneischen Formen gehören 3 Cypressen und
eine dem Oelbaura vergleichbare Elaeoides lanceolata. Allen-
falls könnte man auch zwei Pteris- und einige Ahornarten
hieherzählen.
Ausschliesslich nur im neuen Continente finden 20 Arten
von Rott, 10 vom Quegsteine ihre Analoga, während 73 dor-
tige und 45 im Braunkohlensandsteine aufbewahrte Pflanzen
dem alten und neuen Continente mehr oder weniger gemein-
sam zukommen, wobei jedoch zu bemerken ist, dass unter
ihnen 25 Species von Rott, 16 vom Quegsteine solchen Ge-
schlechtern angehören, die mehr dem mittleren Amerika, als
der alten Welt zukommen. Noch sind zwei der oceanischen
Flora angehörige oder sich ihr annähernde Pflanzen zu er-
wähnen : Panax longissimura Ung. und Laurus tristaniae-
folia Web.
Als besonders charakteristisch für unsere Flora sind ausser
28*
V'
398
den drei Palmen besonders 5 Arten Ceanothus, Liquidambar
europaeum. Für A'o//^ insbesondere: Buraelia Oreadum, Chry-
sophyllum nervosissiniuni , Laurus primigenia, mehrere be-
kannte Acerarten, drei Arten Nyssa, Malpighiastrum lanceo-
latum Ung. Für den Braunkohlensandstein: Taxites Langs-
dovfii Bk., Quercus grandidentata, Apocynophyllum lanceola-
tum, ßhamnus Dechenii, Echitonium Sophiae.
Vergleichen wir alle diese Umstände, so verlangte eine
solche Pflanzenwelt zu ihrem Bestehen eine mittlere Jahres-
temperatur von 18 bis 24 Grad C. und entsprach ihr speciel-
1er Charakter nicht so sehr dem der Flora irgend eines
einzelneu bestimmten Landes der Jetztwelt, als vielmehr ist
er ein gemischter. Wenn freilich die Flora des subtropischen
Amerika die meisten Analogien bietet, so finden sich doch
auch Anklänge an Asien und Neuholland.
Schliesslich ist es nöthig eine Zusammenstellung unserer
Tertiärflora mit den bis jetzt genauer bekannt gewordenen
Floren anderer Tertiärgebiete zu vergleichen. Es sind dies
Sotxka, liadohoj, Parschlug und Oeningen, da die übrigen Ge-
biete, Avie z. B. die Wetterau bis jetzt leider immer nur bruch-
stückweise bekannt sind. Es stellt sich dann heraus, dass
Sotzka mit Rott u. s. w. 21, mit Qnegstein 10 Arten
von über lOü,
liadohoj mit llott u. s. w. 21, mit Quegstein 10 Arten,
Parschlug mit Rott u. s. w. 15, mit ilucgstein 8 Arten,
Oe7iinge?i mit Rott u. s. w. 10, mit Quegstei?i 6 Arten
gemein hat. Die Wetterau bietet unter einigen 20 von dort
bekannt gewordenen Arten 15 gemeinsame. Freilich kann
eine solche Vergleichung nicht zu einem vollständigen lie-
sultate fuhren, da immerhin noch eämmtliche Punkte nicht
durchgreifend bekannt sind. Soviel scheint sich aber heraus-
zustellen, dass die niederrheinische Tertiärflora ihrem ganzen
Charakter nach gewissermasscn ein Uebergangsglied bildet,
ZNA'ischen den Floren von Sotzka und Radoboj , welche sich
weit mehr noch dem oceanischen Charakter anzunähern sciiei-
nen, und denen von Parschlug, wo der nordamerikanische
399
Charakter vorwaltet und von Oenmgen, wo er sich schon sehr
dem mediterraneischen nähert. Es würde sich also die von
Ujnger ausgesprochene Behauptung, dass die Flora der Inseln
des Stillen Oceans die älteste der Jetztwelt sei und nur die
Ueberreste einer früher über die ganze Erde verbreiteten
Vegetation besitze, einigermassen bestätigen. *)
Uebersicht der niederrheinischen Tertiärflora.
Namen der Pflanzen.
Fundorte.
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Fungi.
1. Xylomites umbilicatus Ung. . . .
2. Sphaerites regularis Goepp. . . ,
Pecopterideae.
3. Pteris Göpperti Web
4. Pteris crenata Web
Gramineae.
5. Bambusium sepultum Ung. . . .
Smilaceae.
6. Smilacites hastata Brong
7. Smilacites grandifolia Ung
8. Smilax spec. nov. indeterminabilis .
9. Majauthemopbyllum jjetiolatum Web.
Typhaceae.
10. Sparganium latum Web
Palmae.
11. Flabellaria maxima U.ng
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*) Dabei ist jedoch zu berücksichtigen, dass L. v. Buch neuerdings
mit Bestimmtheit die Gleichalterigkeit unserer sämmtlichen Braunkohlen-
ablagerungen erkannt hat und wir somit in Beurlheilung solcher seh ei n-
barer Annäherungen sehr vorsichtig sein müssen , zumal solche rein
zufällig und lokal bedingt sein können, ohne die Gleichalterigkeit der
Formation nach zu beeinträchtigen, die in der Wiederholung gewisser Leit-
pflanzen eine so grosse Stütze findet. (Nachträgl. Anni. d. Verf.)
400
Namen der Pflanzen.
Fundorte.
•2.
12. Fasciculites Hartigii Goepp. et Stenz.
13. Burtinia Faujasii Endl
Cupressineae.
14. Liboccdrites salicornioides Endl. . .
15. Cupressites Brongniarti Goepp. . .
16. Cupressites racemosus Goepp. . .
17. Cupressites gracilis Goepp. . . .
18. Cupressinoxylon tenerrimum Goepp.
19. Cupressinoxylon uniradiatum Goepp.
20. Cupressinoxylon pallidum Goepp.
21. Cupressinoxylon paehyderma Goepp.
22. Taxodioxylon Göpperti Hart. . .
Abictineae.
23. Piceites geanthracis Goepp. . . .
24. Pinites Thomasianus Goepp. . . .
25. Pinites spec. nov. indeterminabilis ,
26. Pinites spec. nov. indeterminabilis
27. Pinites protolarix Goepp
28. Pinites ponderosus Goepp. . . .
29. Steinliauera oblonga Sternb. . .
30. Stenonia Ungeri Endl
31. Ataktoxylon Linkei Goepp. . .
Taxineae.
32. Taxites Langsdorfii Brong. . .
33. Taxites Aykei Goepp
Myriceae.
34. Myrica Ophir Ung
Betulaceae.
35. Alnus Kefersteinii Ung
Cupuliferae.
36. Quercus grandidentata Ung.
37. Quercus lonchitis Ung. . .
38. Quercus lignitum Ung. . .
39. Quercus undulata Web. . .
40. Quercus Ungeri Web. . .
41. Quercus Buchii Wkb. . .
42. Quercus ilicites Wer. . •
43. Quercus tenerrima Wed.
44. Quercus Göpperti Wkb. . .
45. Quercus Orcadum Web.
46. Fagus atlantica Ung. . ■
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401
Namen der Pflanzen,
Fundorte.
47. Carpinus macroptera BnoNG. .
48. Carpinus oblonga Ung. . . ,
Ulmaceae.
49. Ulmus zelkovaefolia Ung. . .
50. Ulmus plurinervia Ung. . .
51. Ulmus Bronnii Ung. . . .. ,
Celtideae.
52. Celtis rhenana Goepp. . . ,
Moreae.
53. Ficus elegans Web
Balsamifluae.
54. Liquidambar europaeum Al. Bk.
Salicineae.
55. Salix elongata Web
56. Salix arcinervea Web. . . .
57. Salix grandifolia Web. . . .
58. Populus betulaeformis Web. .
59. Populus styracifolia Web. . .
Laurineae.
60. Laurus primigenia Ung. . . .
61. Laurus styracifolia Web. . .
62. Laurus benzoidea Web. . . .
63. Laurus tristaniaefolia Web.
64. Laurus obovata Web. . . .
65. Laurus protodaphne Web. .
66. Laurus dermatophyllon Web. .
67. Daphnogene cinnamomifolia Ung.
68. Dapbuogene lanceolata Ung. .
69. Daphnogene paradisiaea Ung.
70. Daphnogene elliptica Web. . .
Santalaceae.
7L Nyssa obovata Web
72. Nyssa rugosa Web
73. Nyssa maxima Web
Elaeagncae.
74. Elaeagnus acuminata Web.
Aristolochieae.
75. Aristolochia primaeva Web, .
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402
Namen der Pflanzen.
Fundorte.
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Friesdorf.
Liessein.
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Olea'ceae.
76. Praxinus rhoefolia Web. ....
77. Elaeoides lanceolata Web. . . .
Apoeynaceae.
78. Echitonium Sophiae Web
79. Apocynopliyllum lanceolatum U.st,. .
80. Apocynophyllum aeuminatum Web.
Sapotaceae.
81. Chrysophyllum nervosissimura Web.
82. Bumelia Oreadum Ung
Ebenaceae,
83. Diospyros Myosotis Ung
Bignoniaceae.
84. Dipterospermum bignonioides Goepp.
Ericaceae.
85. Andromeda protogaea U.ng. . . .
86. Gautiera lignitum Web
Corneae.
87. Cornus rbamnifolia Web . . .
88. Cornus acuminata Web. ....
Magnoliaccae.
89. Magnolia attcnuata Web
Araliaceae.
90. Panax longissimum Ung
Büttneriaceae.
91. Dombeyopsis Dechenii Wi;n. . . .
92. Dombeyopsis pcntagonalis Weh.
93. Dombeyopsis tiliaefolia Ung. . .
94. Dombeyopsis Ocynhausiana Goepp.
Acerineac.
95. Acer trilobatum Ar,. Bhacn. . .
9(). Acer tricuspidatum Ai,. Biiai'N. . .
97. Acer prodnctum Al. Bhaln. . . .
98. Acer vjtil'uliuin Ai,. Biiaun. . . .
99. Acer intcgrilobuin Web
100. Acer indivisuni Web
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403
Namen der Pflanzen.
Fundorte.
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Friesdor
Liessem.
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101. Acer dubium Web
102. Acer pseudocampestre Ung. . . .
103. Acer cyclospermum Goepp. . . .
Malpighiaceae.
104. Malpighiastrum lanceolatum Ung. .
Sapindaceae.
105. Dodonaea prisca Web
Hippocastaneae.
106. Pavia septimontana Web. . . .
Celastrineae.
107. Celastrus Persei Ung
lOS. Celastrus Andromedae Ung. . . .
109. Celastrus scandentifolius Web. . .
Uicineae.
110. Hex Parschlngiana Ung
111. Hex sphenophylla Ung. . . . .
112. Hex dubia Web
Rhamneae.
113. Zizyphus orata Web
114. Rliamnus aizoon Ung
115. Rhamnus Dechenii Web
116. Rhamnus acuminatifolius Web. .
117. Ceanothus polymorphus Al. Braun.
118. Ceanothus subrotundus Al. Braun.
119. Ceanothus lanceolatus Ung. . . .
120. Ceanothus Zizyphoides Ung. .
121. Ceanothus ebuloides Web. . . .
Juglandeae.
122. Juglans ventricosa Brong. . .
123. Juglans costata Ung
12'». Juglans venosa Goepp
125. Juglans acuminata Al. Braun. .
126. Juglans deformis Ung
127. Juglans elaenoides Ung
128. Juglans denticulata Web
Anacardiaceae.
129. Rhus Noeggerathii Web
130. Rhus pteleaefolia Web
131. Rhus ailanthifolia Web
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404
Namen der Pflanzen.
Fundorte.
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132. Rhus malpighiaefolia Web. . .
133. Rhus Pyrrhae Unc
Xanthoxyleae.
134. Xanthoxylum Braunii Wkb. . .
Combretaceac.
135. Combretum europaeum Web.
136. Getonia Oeningensis Ung. . . .
137. Terminalia miocenica Ung. . .
Melastomaceae.
138. Melastomites marnmiaefolia Web.
139. Melastomites miconioides Web. .
140. Melastomites lanceolata Web. .
Pomaceae.
141. Crataegus incisus Web. . . .
Rosaceae.
142. Rosa dubia Web
Amygdaleae.
143. Amygdalus persicifolia Web. . .
Papilionaceae.
144. Gleditschia gracillima Web. . .
145. Cassia phaseolites Ung. . . .
Plantae incettae sedis.
146. Cucubalites Goldfussii Goepp.
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405
2. lieber das Vorkommen des Semlonotus Bergerl
im Keuper bei Coburg.
Von Herrn v. Schauroth in Coburg.
Hierzu Taf. XVII.
In manchen Schichten des Muschelkalks, Keupers und
Lias kommen Ueberreste von Fischen ziemlich häufig vor;
sie bestehen jedoch meistens nur aus Schuppen und Zähnen,
während vollständige Individuen nur selten und in wenigen
Schichten gefunden werden. Es ist daher auch noch nicht
möglich gewesen, manchen verschieden geformten, zerstreut
liegenden Theilen ihre richtige Stelle anzuweisen.
Als ein Fundort vollständiger Abdrücke von Fischen ist
die Gegend von Coburg bekannt. Die ersten Nachrichten
über diese bei Coburg vorkommenden Fische hat Dr. Horn-
SCHUH im Jahre 1830 im LzoNHARD'schen Jahrbuche gege-
ben. Zwei Jahre später hat Dr. Berger in einem Schrift-
chen, betitelt „die Versteinerungen der Fische und Pflanzen
im Sandsteine der Coburger Gegend" sieben bis dahin auf-
gefundene Platten mit solchen Fischabdrücken, von welchen
sechs in seiner eigenen Sammlung und eine in der Samm-
lung des Herzogl. Gymnasiums aufbewahrt werden, be-
schrieben.
Lange sind diese Fischabdrücke nicht wieder vorgekom-
men oder unbeachtet geblieben , bis kürzlich einer der be-
kannten Fundorte wieder eine Platte mit drei deutlichen Ab-
drücken geliefert hat. Diese, wie alle vom Dr. Berger er-
wähnten Individuen gehören wahrscheinlich derselben Art an
und sind von demselben in dem genannten Schriftchen als
Palaeoniscum arenaceum beschrieben worden. Dieselbe wei-
ter unten umständlich beschriebene Art nannte L. Agassiz
früher Semionotus Spixii , legte ihr aber später den Namen
Semionotus Bergeri bei, der ihr nun wohl bleiben dürfte.
Die neuerlich aufgefundenen Exemplare scheinen voll-
406
ständiger als die früheren erlialten zu sein , auch sind die
Angaben über das Aher des diese Fische führenden Sand-
Steines theils ungenügend, theils, wie aus einer Bemerkung
von L. Agassiz im LEOMiAuo'schen Jahrbuche vom Jahre
1834 hervorgeht, und zufolge welcher die in Rede stehenden
Fische dem Liassandstein angehören sollen , noch unsicher,
es dürften daher einige Bemerkungen in dieser Hinsicht nicht
überflüssig erscheinen.
Als charakteristische Kennzeichen dieses Fisches lassen
sich anführen ein länglich eiförmiger, nach dem Schwänze
zu etwas verlängerter und verschmälerter Körper. Der
Schwanz ist unsymmetrisch ausgebildet, indem er sich wie
bei den Heterocerken nach oben hinauszieht und in der obe-
ren Hälfte in einem Winkel von 40 Grad, in der unteren
hingegen anfangs senkrecht abgestutzt erscheint und sich
endlich nach vorn abrundet. Dieser merkwürdige Umstand,
welcher hier nicht so auffallend wie bei den Ganoiden älte-
rer Formationen hervortritt, vermittelt gleichsam den U eber-
gang zu den Homocerken jüngerer Formationen. Der in
O O %ß CD
verhältnissmässiger Grösse zum Körper ausgebildete Kopf
ist durch die erhaltenen leistenartigen Erhabenheiten des
Oberarmes und des Kiemendeckels vom übrigen Körper leicht
unterscheidbar und spitzt sich nach vorn in einem AVinkel
von ungefähr GO Grad zu; auch das Auge, die Hauptstirn-
beine und das Zahnbein sind durch entsprechende Erhöhun-
gen erkennbar. Gleich hinter dem Kopfe beginnen auf der
Mittellinie des Kückens, sägezahnähnlich, spitze nach hinten
gerichtete Schuppen bis zur Mitte des Körpers, wo sich dann
die hohe, strahlige, nach hinten allmälig abfallende Rücken-
flosse erhebt. Die Strahlen der Rückenflossen nehmen nach
hinten nicht nur an Höhe, sondern auch au Stärke und ge-
genseitiger Entfernung ab, so dass sich lü deuthche Strah-
len unterscheiden lassen. Der erste, dem Kopfe am nächsten
liegende Strahl ist mit kleinen Seitcnstrahlen besetzt, welche
sich an dem Ilauptstrahl herab auf der Rückenlinie wie eine
Franze fortsetzen. Die Hauptstrahlcn dieser und aller ful-
407
genden Flossen theilen sich gegen das Ende hin in einer
Ebene zweimal in zwei feinere Strahlen und geben dem
äusseren Theile dadurch ein gestricheltes Ansehen. Nahe
hinter der Rückenflosse erhebt sich die Rückenlinie und bil-
det die obere Grenze des unsymmetrisch ausgebildeten
Schwanzes, an M'elchen sich die strahlige Schwanzflosse an-
schliesst , deren Ausschnitt kaum eine Gabelung zu nennen
ist und deren untere Ausbreitung der oberen nur wenig nach-
steht. Hier stehen die stärkeren Flossenstrahlen mehr nach
unten an der verkümmerten Schwanzhälfte; der oberste und
unterste Aussenrand dieser Flosse ist mit Seitenstrahlen be-
setzt. Die Zahl der Hauptstrahlen kommt der der Rücken-
flosse gleich, nach oben werden sie aber schwächer und ver-
einigen sich mit den vom überwiegenden Schwanzende her-
aufkommenden Seitenstrahlen. Die Afterflosse endet der
Rückenflosse gegenüber, ihre Höhe beträgt j, die Länge, auf
welche sie dem Körper angeheftet ist, j von jener ; sie zählt
gegen 8 Strahlen, von welchen die nach hinten stehenden
die kleinsten sind, die sechs andern aber nach vorn an Stärke
zunehmen, und die äusserste, wie bei der Rückenflosse, mit
Seitenstrahlen versehen ist. In der Mitte, dem Anfange der
Rückenflosse gegenüber, steht die wie die Afterflosse con-
struirte, aber etwas kleinere Bauchflosse, und am Winkel
des Oberarms sitzt endlich die Bauchflosse , an Grösse und
Bauart der Afterflosse ähnlich.
Die Schuppen sind in parallele Reihen geordnet, welche
von vorn und oben nach unten in einem Winkel von 60 Grad
gegen die durch den Fisch gelegt gedachte Längenachse und
die in |- der Höhe bemerkbare Seitenlinie herablaufen, am
Rücken oben aber sich mehr dem Kopfe zuwenden. Solcher
Reihen lassen sich vom Kopfe nach dem Schwänze bis 45 zählen,
von welchen jedoch die letzten 8, welche auf den überragen-
den Schwanztheil fallen, weniger deutlich sind. Die Schup-
pen, welche an den Seiten des Fisches haften, sind etwas
grösser und ihre rhombische Form nähert sich mehr der
quadratischen, während die mehr nach dem Schwänze und
408
besonders die auf dem ausejezoo-enen Ende desselben gele^e-
uen Schuppen länglich, rhomboidisch gestaltet sind. Die
Schuppen selbst sind auf ihrer Oberfläche mit einer ihrem
Umrisse entsprechenden concentrischen, hervorstehenden und
fünf- bis sechsmal sich wiederholenden Streifung versehen, so
dass anzunehmen ist, dass manche früher als Gyrolepis be-
zeichnete Schuppen diesem Geschlechte angehören dürften.
Dieselbe Species ist in verschiedenen Grössen von nahe
5 Zoll bis über 7 Zoll vorgekommen vmd es wird , da die
Verhältnisse gleich bleiben, die Angabe der Maasse der ein-
zelnen Körpertheile eines Exemplars genügen.
Auf der vorliegenden mit 3 Abdrücken versehenen
Platte misst der grösste von der Kopfspitze bis zum Ende
der Schwanzflosse G Zoll 3 Linien; die Länge des Kopfes be-
trägt 1 Zoll 7 Linien, die des übrigen Körpers bis zur Schwanz-
flosse, ohne den überragenden oberen Theil desselben, 3 Zoll
2 Linien, die Breite des Körpers am Ende des Kopfes 1 Zoll
6 Linien, die grösste Breite in der Mitte 1 Zoll 8 Linien,
die Breite am Schwänze 8 Linien, die Höhe der Eückenflosse
vorn 13 Linien, hinten 7 Linien, deren Basis 12 Linien, die
Länge der Schwanzflosse unten 13 Linien, in der Mitte
11 Linien, die Länge der Afterflosse 12 Linien, deren Basis
5 Linien, die Länge der Bauchflosse 7 Linien, deren Basis
3 Linien und endlich der Brustflosse Länge und Basis 9 Li-
nien und 4 Linien.
Zum Verständniss des relativen Alters, der bathrologi-
sehen Stellung jenes fischeführenden Sandsteines ist eine all-
gemeine Kenntniss der Verhältnisse der um Cobu?-g verbrei-
teten Keuperformation erforderlich. Diese Verhältnisse lassen
sich nun, wenn wir nur die vorherrschenden Sandstein- und
Keupermergel-Ablagerungen ins Auge fassen, ohne auf eine
ausführliche Aufzählung der untergeordneten Schichten ein-
zugehen, in den folgenden wenigen AVorten zusammenfassen.
Auf der Lettenkohlengruppe ruht, meist durch eine
Gypsbildung von dieser getrennt, der unterste Keupersand-
stein, ein bis 12 Euss mächtiger, schmutzig gelblich grauer,
409
dünnschichtiger und feinkörniger Sandstein mit thonigem
Bindemittel und häufigen Glimmerschuppen auf den Schich-
tungsfugen. Hierauf folgen rothe Mergel in bedeutender
Mächtigkeit, welche erst mit sandigen Schichten eine helle,
grünliche Farbe annehmen, und aus welchen sich eine zweite
Sandsteinbank von 10 Fuss mittlerer Mächtigkeit herausbil-
det. Dieser Sandstein ist hauptsächlich der Baustein der
Coburger Gegend, er ist von mittlerem Korne, und durch
sein thoniges Bindemittel meist von schmutzig blaulichweisser
Farbe. An den südöstlich zunächst an Coburg gelegenen
Bergen ist er durch Steinbrucharbeiten vielfach aufgeschlos-
sen. In seinen oberen Lagen nimmt er durch lagenweise
beigemengten grünlichen thonigen Mergel, bisweilen auch
durch Glimmer oder kohlige Theile eine dünnschichtige oder
schiefrige Struktur an, und diese Schichten sind es, welche
die bis jetzt aus der Coburger Gegend bekannt gewordenen
Fische geliefert haben. Es folgt nun bisweilen eine zweite
Gypsbildung oder gewöhnlich ein mehrfacher Wechsel von
rothen und hellen, bläulichgrünen Mergeln, welche oft eine
sandige Beschaffenheit annehmen oder durch schwache, meist
mergelige wenig mächtige Sandsteinlagen getrennt sind , bis
mehr nach oben die weissen kaolinhaltigen, zerreil)lichen, bis-
weilen arkoseähnlichen, als Scheuer- oder Stuben-Sand be-
kannten und durch hellgrünliche schwache Mergellagen in
mehre Bänke getrennten Sandsteine auftreten. Hierauf liegt
ein in seiner Beschaffenheit mehrfach wechselndes Gestein,
welches als dolomitischer Kalkstein bezeichnet werden kann.
Auf einer Mächtigkeit von 10 bis 20 Fuss gleicht dasselbe
in seinen unteren Lagen mehr einem grobkörnigen Sand-
steine mit kieseligem oder kalkigem Bindemittel, mit einzel-
nen Ausscheidungen von Chalcedon oder Mergelknollen und
erst in seinen oberen Lagen wird es zu einem dolomitischen
Kalkstein, in welchem die Nebenbestandtheile oft so weit zu-
rücktreten, dass derselbe zur Mörtelbereitung verwendet wer-
den kann. Dieser dolomitische Kalkstein, welcher um Coburg
die höchsten Punkte bedeckt, ist oft für den äussersten Vor-
410
posten des am Staffelberge beginnenden fränkischen Jura-
dolomits angesehen worden; er gehört aber entschieden dem
Keupergebirge an, da an manchen Orten zu beobachten ist,
wie er wieder von verschieden gefärbten und gemengten,
doch nicht sehr mächtigen Mergellagen bedeckt wird, auf
welche der grobkörnige, als oberer Keupersandstein bekannte
Sandstein folgt, der erst als Grundlage für die hier in nor-
maler Folge entwickelten Liasgebilde dient.
Nach Feststellung des relativen Alters dieses fischefüh-
renden Keupersandsteines dürften noch einige Bemerkungen
über das muthmassliche Vorkommen von Fährten in dessen
untersten Lagen eine geeignete Stelle finden. Nach Aussage
eines hiesigen Steinbruchbesitzers sollen nämlich früher auch
in diesem Sandsteine dem Chirotherium ähnhche Fährten
vorgekommen sein. Eine einzige, grosse, rechte, angeblich
hier gefundene Fussspur besitze ich in zweiter Hand; so
lange aber dieses Vorkommen nicht genügend nachgewiesen
werden kann, enthalte ich mich der weiteren Besprechung
dieses Gegenstandes.
411
3. Neue Beobachtungspunkte mitteltertiärer Schichten
in Lauenburg und Holstein.
Von Herrn L. Meyn in Segeher g.
Hierzu Taf. XVIII.
Die Eröffnung der Lübeck-Büchener Eisenbahn veran-
lasste mich noch im Spätherbst zu einem Besuche dieser
Linie, um etwaige geognostische Aufschlüsse in den Erdar-
beiten aufzuzeichnen, ehe die lebendige Rasendecke wieder
Alles verberge, was biosgelegt war. Namentlich hoffte ich
auf dieser Strecke hin und wieder tertiäre Schichten ange-
stochen zu finden, deren Spuren auf der Oberfläche hier
noch lange nicht zahlreich genug sind, um ein Bild von ihrer
Verbreitung und Zusammensetzung unter derselben zu ge-
währen.
Die dicke Schuttlage , welche ganz Norddeutschland
und auch die drei mit Dänemark verbündeten Herzogthümer
bedeckt, ist nur an sehr wenigen Punkten unterbrochen, in
denen tertiäre Schichten und feste Felsenmassen inselarti»:
hervortauchen. Je seltener und beschränkter diese Inseln
sind, ein desto freieres Feld hat die Phantasie in der Con-
struction einer festen Felsenunterlage. Statistiker, Geogra-
phen, Topographen und Reisebeschreiber unserer Herzog-
thümer haben daher stets die Darstellung des verborgenen
inneren Baues der Lande als willkommenen Tummelplatz
für unreife Hypothesen begrüsst, und irre ich nicht, so ist
es anderen Theilen von Norddeutschland in diesem Betracht
nicht besser ergangen. Die Techniker, durch den Mineral-
reichthum fremder Länder irre geführt, fanden auf dem ganz
unter Schutt verborgenen Felde Raum für die ausschweifend-
sten Hoffnungen, und haben dann theils die Kapitalisten, theils
die Regierungen zu kostspieligen und verfehlten Unterneh-
mungen verleitet. Diese Bestrebungen sind um so verderb-
licher, je nachhaltiger sie wirken. Niemals aber wurzeln die
Zeits. d. d. geol. Ges. III. 4. 29
412
dadurch verbreiteten Vorurtheile tiefer, als wenn sie in dem
Gewände höherer Einsicht unter die Menge treten. So sind
namentlich über das beschränkte Gebiet der Umgebungen
Hamhurgs neuerdings mehrere Darstellungen im Druck er-
schienen, welche theils den Maassstab des Flözgebirgs-
Geognosten, theils den des Bergmannes einem Gegenstande
ano-elest haben, der für beide in gleichem Grade incommen-
surabel ist.
Soll die Aufmerksamkeit der Techniker, Kapitalisten
und Regierungen nicht von unseren wahren, längst bekannten,
und noch lange nicht genügend ausgebeuteten Mineralschätzen
abgelenkt, soll das, was unser Boden an nutzbaren Minera-
lien wirklich noch verbirgt, aufgefunden werden, soll endlich
von dem Bau des Landes der Bewohner ein richtiges Bild
erhalten , so müssen vor allen Dingen zahlreiche Beobach-
tungen über die nächste Unterlage des Schuttlandes in den
verschiedenen Gegenden gesammelt und gesichtet, und die
grosse Schuttebene Norddeutschlands muss nicht blos nach
der Beschaffenheit ihrer Oberfläche, sondern auch nach ihrer
Unterlage in geognostische Provinzen abgetheilt werden, die
mit möglichst grosser Schärfe zu begrenzen sind. Von den
Geognosten können namentlich die Spuren tertiärer Schich-
ten, welche wegen ihres lockeren Gefüges und ihrer Aehn-
lichkeit mit Diluvialmassen das grosse Publikum meist un-
beachtet lässt, nicht sorgfältig genug gesammelt werden, denn
was von noch älteren, namentlich festen, Gesteinen aus dem
Diluvium hervortritt, pflegt als eine für den Bewohner des
lockeren Bodens sehr seltene und auffallende Erscheinung
bald allgemeiner bekannt zu werden.
Meine Hoffnung, solche Tertiärschichten auf der Lü-
beck-Buchener Bahnlinie angestochen zu finden, ging nicht
in Erfüllung; die Durchschnitte sind nicht so beträchtlich,
als man bei der hügehp-en Beschaffenheit des Landes er-
warten sollte, die Bahnlinie liegt in einem ziemlich hohen
Niveau über dem Batzeburger See, die Erdarbeiten für den
Damm durch den Möllner See sind die c>inzigen grösseren,
413
und alle angestochenen Hügel bestehen aus Schichten des
Geschiebesandes, oder, innerhalb der Seenplatte, aus Ko-
rallensand und den ihm untergeordneten Lehm- und Mer-
gellagern. So getäuscht, begab ich mich, weil die Hamburg-
Berliner Eisenbahn - Gesellschaft nun auch ihre Zweigbahn
zwischen Buchen und Lauenburg dem Verkehr übergeben
hat, nach dem bisher ganz abgelegenen Städtchen Lauenhurg,
wo, wie ich wusste, grosse Erdarbeiten für die Bahnhofs-
anlage gemacht werden. Diese haben mir einen besseren
Aufschluss gewährt.
Die Elbe macht bei Lauenburg einen grossen Bogen
südwärts gegen das hannoversche Gebiet, indem sie das breite
und flache Delta umgeht, durch welches ehemals, von Norden
kommend, die Delvenau sich ergoss, deren Gedächtniss jetzt
fast erloschen ist, da sie, seit Jahrhunderten (1398) für die
Schifffahrt regulirt, unter dem Namen Stecknitzkanal hier
eine künstliche Mündung gefunden hat, und nur noch durch
das vorhandene Delta ihre ehemalige Flussnatur dokumentirt.
Eben oberhalb der Deltabildung tritt durch die sogenannte
Palmschleuse der aufgestauete Stecknitzkanal in ein tieferes
Niveau und läuft von da noch etwa 6000 Fuss zwischen
dem hohen Uferrande, auf welchem die Stadt Lauenburg
erbaut ist, und dem wagerechten unbedeichten Delta weiter,
bis er die Elbe bei der Frauenwerder Schleuse erreicht, wo
sie eben ihren südlich geschweiften Bogen vollendet hat.
Um nun den Bahnhof hierher an die Mündung des Kanals,
und somit unmittelbar an die Elbe zu legen, musste, weil
unter dem steilen Uferrande kein Platz bleibt, die Eisenbahn
von der Palmschleuse an auf dem niedrigen Delta weiter
gebaut werden, und erfordert für die Schienen einen beträcht-
lichen Damm, für die Hochbauten eine bedeutende Auf-
schüttung , damit beide gegen das hier oft sehr gewaltsame
Überwasser der Elbe sicher gestellt werden.
Die Erde zu diesen Arbeiten wird aus der Bösclmng
des hohen Landes genommen. Dieser steile, in Schluchten
zerrissene Rand gegen die Elbe und den Stecknitzkanal,
29*
414
in dessen tiefen Furchen die Stadt Lauenburg wie eine Berg-
stadt hängt, ist aus einem weichen, milden, hellbraunen Sande
gebildet, der vielfach, auch weiter abwärts, die Eibufer zu-
sammensetzt, und unter welchem man schon mehrfach unmit-
telbar die tertiären Schichten aufgefunden hat, ohne sagen
zu können, ob der Sand selbst zu ihnen gehöre oder nicht,
da er zwar durch sein gleichmässiges Korn grosse Aehnlich-
keit mit manchem Braunkohlensande hat, aber auch , wenig-
stens gewiss in seinen oberen Teufen, mit grossen Geschiebe-
blöeken reichlich versehen ist. Von den mit diesem Sande
bedeckten, zwischen je zwei Schluchten herabreichenden Hü-
gelrücken ist einer bereits gänzlich in den Eisenbahndamm
hineingeschüttet und hernach der Abstich zu einem Garten
terrassirt worden, in welchem die aufgebrachte Dammerde
und der Rasen die Aufschlüsse verbergen, die etwa vorge-
legen haben. Ein zweiter, mehr nordwärts gelegener Hügel
ist jetzt bis auf beträchtliche Tiefe abgestochen , und in ihm
zeigen sich bis mindestens 40 Fuss über dem Eibspiegel
mächtige und deutliche tertiäre Schichten.
So weit es die Verstürzungen erkennen Hessen, liegt zu
oberst ein eisenschüssiger 4 — 6 Fuss mächtiger Sandstein,
der in petrographischer und vielleicht in jeder Hinsicht dem
von FoucHn.viM.'MEit so ajenannten Limonitsandstein von der
Insel Si/U gleichsteht. Nur so weit, als das Gestein der
Atmosphäre durch eine dünne Sandlagc hindurch seit alter
Zeit ausgesetzt gewesen ist, besteht das Bindemittel des
Sandsteins aus Brauneisenstein; wo aber keine Verwitterung
Statt gefunden hat, ist derselbe leberfarben, hellbräunlich mit
einem Stich ins Grünliche und Bläuliche, so dass ein we-
niger oxydirtes Eisen, in verschiedenen Gemengen kohlen-,
phosphor- und kieselsauer, das Bindemittel abgiebt.
Darunter liegt unmittelbar der ganz schwarze, seifige,
sehr plastische und ungemein fest gelagerte Braunkohlenthon,
der für die norddeutsche Tertiärablajirerung so bezeichnend
ist. Seine Mächtigkeit an dieser Stelle ist nicht ermittelt,
da die Arbeiten nur etwa 20 Fuss tief darin stehen und, um
415
die Beförderung des gewonnenen Materiales auf den Schie-
nen zu erlauben, auch nur horizontal tiefer eindringen.
So ist denn zwar der Aufschluss im Ganzen gering,
allein die Art, wie der Thon daselbst ansteht, lässt uns ver-
muthen, dass er auf ganz gleiche Weise in den anderen
ebenso gestalteten Hügeln bei jedem Anstiche des hohen
Uferrandes sich zeigen würde, und dass daher die ganze
hohe Gegend nördlich von Lauenburg einem mächtigen
Rücken dieses Gebildes aufgelagert sei.
Zu allernächst unter dem Limonitsandstein erweiset sich
der Thon minder schwarz, mehr grau und dabei glimmer-
reich, ähnlich dem grauen Glimmerthon der Insel Sylt. Da-
bei enthält er auf eine eigenthümliche Weise Blaueisen-
erde eingesprengt. Das Mineral erscheint in dem Thone
in platt gedrückten, scharf begrenzten Mandeln und zum
Theil ganz unregelmässigen Anhäufungen, die bis zu ^ Zoll
im Durchmesser haben, und sich ungefähr so vertheilen, wie
in den schalsteinähnlichen Bildungen der Kalkspath. Diese
Schicht hat eine Mächtigkeit von 2 Fuss, sie ist die oberste
und bezeichnet den Schluss der Thonablagerung.
Gleich unterhalb der Vivianitschicht finden sich zer-
streute platt gedrückte Baumstämme, die zu holziger Braun-
kohle geworden sind, und wenigstens so zahlreich vorkom-
men, dass die Arbeiter sie sich als Brennmaterial gesammelt
und in Haufen zum Trocknen aufgestellt hatten. Da diese
Stämme indessen, so weit sie zu oberst liegen, in Höhlun-
gen gleichfalls erdigen Vivianit enthalten, im übrigen aber
sowohl an den Aussenflächen als an den Wänden der Risse,
welche, mit den Fasern parallel, durch die Quetschung ent-
stehen, von feinen Gypsnadeln bekleidet werden, so scheinen
sie von schwefelsauren und phosphorsauren Salzen so durch-
drungen zu sein, dass sie ein schlechtes Brennmaterial lie-
fern müssen.
In einer anderen Beziehung aber sind sie wichtig, indem
sie den Ursprung jenes mit Vivianit erfüllten Treibholzes
erklären, das an der unteren Elbe, besonders in der Gegend
416
von Stade^ angeschwemmt wird, und dessen schon Bluimen-
BACii Erwähnung thut. Denn in frischem Treibholze kann der
Vivianit nicht entstehen ; in dem Holz der Torfmoore kommt
er deshalb nicht vor, weil er sich in Torflagern mehr an die
mürben Schichten hält, und an den Stämmen, welche in der
Tiefe des Eibbettes selbst begraben sind , habe ich niemals
dergleichen wahrgenommen , wie denn dies Holz überhaupt
durch seine gute Erhaltung und die angenommene ebenholz-
artige Beschaffenheit eine Bildung ausschliesst , die an den
Vermoderungsprozess gebunden zu sein scheint. Das an
vielen Stellen in den Schichten der Tertiärformation ausge-
grabene Bette des Flusses hat offenbar aus dieser seiner
alten Unterlage das sogenannte Treibholz geliefert, das also
in der That Braunkohle ist.
Andere organische Reste als diese Stämme sind bei
Lauenburg in den Tertiärschichten bisher nicht aufgefunden ;
die genauere Bestimmung des Alters muss daher nach den
nächsten Nachbarschichten von gleicher petrographischer Be-
schaffenheit geschehen.
Einen zweiten Punkt angestochener, und auch zu Tage
ausgehender tertiärer Gesteine, der bisher nicht namhaft ge-
macht ist, fand ich an der Hamburg-Berliner Eisenbahn, mit-
ten zwischen den Stationen Buchen und Schwarxenbeck , bei
dem Dorfe Ml/sseji. An dieser Stelle ist ein bedeutender
Durchstich gemacht, der das Dorf in zwei Theile schneidet,
und deshalb überbrückt wurde. Schon mehrfach war es mir
im Vorbeifahren aufgefallen, dass hier die sorgfältig augelegte
Böschung nicht Halt gewinnen wolle. Auch jetzt war die
aufgetragene Erde abgeglitten, und bei der nälieren Beob-
achtung, welche ich dieses Mal vornahm, zeigte sich, dass
ein schwarzer plastischer tertiärer Thon die Ursache der ste-
ten Unordnung sei, da derselbe, auch nach dem anhaltend-
sten Hegen, wegen seiner festen Packung niemals erweicht,
sondern nur an seinem Ausgehenden schlüpfrig wird. Auf
der festen Grundlage des Thones bewirkt dann die schlüpfrige
Oberfläche, dasa die aufgetragenen Massen an der schiefen
417
Ebene der Böschung nach Art der Bergschlipfe herunter-
gleiten.
Es gelang mir, in diesem Thone das Bruchstück einer
tief gereiften Astarte aufzufinden, die den früher zu Lüne-
burg, Reinbeck, Sylt und Spundet gesammelten Astarten
gleicht. Ein solches Bruchstück genügt zwar nicht, das Al-
ter des Thones zu bestimmen; da indess die ganz benach-
barten petrographisch gleichen Thone von der Billbrücke bei
Reinbeck, die durch eine reiche Fauna charakterisirt sind,
einen entschieden miocänen Charakter tragen, so dürfte es in
der Ordnung sein, dies Alter auch für das in Lauenburg
und Müssen zu Tage Gehende, in Anspruch zu nehmen.
In der östlichen Fortsetzung von der entblössten Stelle,
wo eigentlich die beträchtlichste Tiefe des Durchschnittes
folgt, liegt dieselbe schwarze Alaunerde, welche in der Nähe
des Reinbecker Bahnhofes angestochen ist. Grosse Haufen
derselben, zu irgend einer Benutzung bestimmt, finden sich
auf dem Bahnplanum ; grössere Massen , den Abraum des
Durchstiches bildend, sind auf den benachbarten Feldern an-
gehäuft, alle Vegetation in ihrer Nähe wegfressend. Die
Eisenbahngräben sind mit dickem vitriolischem Ockerschlamm
gefüllt, und auf der mühsam angebrachten Rasendecke der
Böschung frisst die von unten herauf dringende alaunisch
vitriolische Lauge grosse Blossen in das Gras , das vor ihr
wie Spreu vergeht.
Unter den daneben aufgehäuften ockerfarbenen Sand-
massen fand ich einen abgeriebenen Pectunculus pulvinatus,
denen gleich, welche in den tertiären eisenschüssigen Sand-
massen an der Billbrücke östlich von Reinbeck vorgekommen
sind, so dass auch diese Schicht ihren Repräsentanten hier
zu haben scheint, wenn gleich ich dessen Lagerung nicht
mehr aufweisen konnte.
Hat die Eisenbahn, in der Richtung nach Hamburg hin,
diesen kurzen aber beträchtlichen Durchschnitt gemacht, so
läuft sie eine Strecke in dem Thale des Mühlbaches, eines
kleinen gen Osten fliessenden Gewässers fort. Das nörd-
418
liehe Gehänge dieses Thaies besteht dem künstlichen Durch-
stiche zunächst aus Wiesen , welche jeder Trockenlegung
spotten, und trotz einer sehr bedeutenden Neigung doch zu
oberst am schlüpfrigsten sind. Auch hier geht der schwarze
Thon zu Tage aus, wie mehrere offene Trockenlegungsarbei-
ten mir zeigten, und dieselbe Beschaffenheit des Lagers,
welche an den Eisenbahnböschungen die Schlipfe bewirkt,
ist hier die Ursache einer unheilbaren Versumpfung auf
Wiesen mit starkem Gefälle.
Unsere Geschiebethone, welche lange nicht so steif und
plastisch , auch nicht so fest gepackt , ja nach der Tiefe zu
in der Regel mergelig und zerklüftet, selten so mächtig, und
jedenfalls immer von Sand und Steinen durchschwärmt sind,
an denen sich die Feuchtigkeit hinabschleichen kann, zeigen
niemals eine so totale Undurchdringlichkeit für Wasser,
dass dergleichen Versumpfungen auf stark geneigten Flächen
eintreten könnten. Man wird daher, wo solche erscheinen,
in ihnen oftmals eine Andeutung finden können, dass schwarze
plastische tertiäre Thone nahe unter der Dammerde liegen,
und man kann in Aufsuchung oder Verfolgung dieses Tho-
nes wesentlich dadurch geleitet werden.
So unbedeutend nun an sich die Aufschlüsse der tertiä-
ren Lager an den beiden genannten Punkten sind, so schlies-
sen sie sich doch mit den früher beobachteten Punkten der-
gestalt zusammen, dass sich mit ihrer Plülfe in der oben an-
gedeuteten Weise eine geognostische Provinz, wenn auch
von geringem Umfange, begrenzen lässt.
Der südlichste Theil des Herzogthums Lauenburg, ein
Dreieck von imgefähr 4 Quadratmeilen , bildet ein Plateau
von ziemlich abgeschlossener natürlicher Begrenzung. Seine
Südspitze hat es in der Stadt Laucnhurg selbst ; seine öst-
liche Seite bis zu dem einsamen Buchener Bahnhofe wird
durch das alte Thal der Delvenau, des jetzigen Stecknitz-
kanales, gebildet, durch welches hier zugleich die Landes-
grenze gegen Mecklenburg bezeichnet ist. In dies östliche
Grenzthal dacht sich das Plateau mit mehreren theils be-
419
waldeten Stufen ab. Den Winkel zwischen dem östlichen
und nördlichen Abfall macht die hohe Waldpartie von Pötrau,
die sich, von der Eisenbahn gesehen, so malerisch darstellt,
wenn man aus den mecklenburgischen Steppen kommend,
hier zuerst die nordalbingischen Herzogthümer berührt. Die
nördliche Grenze wird durch zwei kleine Flüsse gebildet,
welche mit fast gleichen Längen gegen Osten und Westen
fiiessen, deren Quellen nahe zusammentreten, und auf deren
Wasserscheide die Station Schivar%enbeck liegt ; nach Osten
der Mühlenbach, der die Mühle \n Müssen, die malerisch
gelegene neue Mühle, und dann mit der von Norden kom-
menden Steinau vereinigt , unter dem Namen der letzteren
auch die Pötrauer Mühle treibt; nach Westen die Au,
welche seit alter Zeit die beträchtlichen Wasserkräfte für die
reizenden Fabrikanlagen des einsamen Sachsenwaldes gelie-
fert hat. Beide Bäche sind , wenn auch wasserreich , doch
sehr kurz ; ihre Thäler bringen auch keine sehr hervortre-
tende Scheide in das Relief des Landes; doch ist die Ge-
sammteinsenkung wenigstens so wesentlich, dass die Berliner
Eisenbahn, so weit sie das Herzogthum Lauenburg durch-
schneiden musste, dem Zuge dieser beiden kleinen Flüsse
gefolgt ist. Gegen Westen macht die breitere Bille, deren
vielfach gewundenes hochrandiges Thal die Eisenbahn hier
sieben Mal überschreitet, die Grenze unseres Plateau's , in-
dem sie gleichzeitig Lauenburg von Holstein trennt. Gegen
Süden endlich, oder richtiger gegen Südwesten, wird das
Plateau durch das breite Elbethal begrenzt. In der oberen
Hälfte von Lauenhirg bis Geesthacht schrammt der unge-
stüme Fluss hart unter dem Rande desselben hin , der da-
durch nicht geringen Abbruch , zum Besten des gegenüber-
liegenden, stets anwachsenden , hannoverschen Marschlandes
erfährt. Bei Geesthacht verlässt die Elbe ihr nördliches ho-
hes Ufer, das sie erst bei Altona wieder berührt, und strömt
bis dahin mitten durch ihre fruchtbaren Alluvionen. Doch
ist nichts desto weniger die Grenze des Plateau's eine eben
so natürliche, indem es gegen die Alluvion der beiderstädti-
420
sehen Vierlande mit jener steilen Böschung abfallt, welche
man in den unteren Flussmarschen den Cleve zu nennen
pflegt, und durch welche die ehemalige Ufer- und Abbruchs-
linie bezeichnet wird. So ist denn dieses fast dreieckige
Plateau bis auf die Breite der Wasserscheide bei Schivarze?i-
heck , welche kaum eine Viertclmeile beträgt, in einem Um-
fange von neun Meilen durch fünf verschiedene Flussthäler
natürlich abgesondert.
An den hohen Rändern dieses Dreiecks liegt nun eine
Anzahl beobachteter Punkte der Tertiärformation. Zunächst
an der Ostseite bei Lnuenhurg der schwarze Thon , bedeckt
von Limonitsandstein. Dann auf der nördlichen Grenze bei
Müssen mächtige Alaunerde, schwarzer Thon mit Astarten, und
eisenschüssiffcr Sand mit Pectunkeln, der wahrscheinlich den
Thon bedeckt. An der westlichen Grenze bei der Billen-
brücke, zunächst Reinheck, eine Tertiärbildung, deren reich-
liche und wohlerhaltene Petrefakten in weiteren Kreisen be-
kannt geworden sind, und bei der Naturforscherversammlung
in Kiel vollständig vorgelegt, als ganz entschieden miocän
erkannt wurden.
Die Hauptschicht besteht auch hier wieder aus schwar-
zem Thon, dessen Mächtigkeit mit mehr als 40 Fuss schon
durch die Eisenbahnarbeiten sichtbar wurde, und dessen Pe-
trefakten im völlig unversehrten Zustande ausgeliJset werden
können. Zugleich umschliesst der Thon kleinere und grös-
sere zum Theil zu Schichten sich erweiternde Septarien eines
ungemein zähen und harten Cementsteines, in welchem die-
selben Mollusken als Steinkerne erscheinen, deren Schalen
der Thon enthält. Die Decke des Thonlagers bildet auch
hier ein eisenschüssiger Sand und Saudstein mit vielen
Steinkernen, namentlich von Isocardien und Pectunkeln. der
nach unten zu auf seiner Grenze gegen den Thon in ein sehr
festes und zähes sandiges Sphärosideritgestein übergeht, wor-
aus der eisenschüssige Sand entstanden ist , und das daher
ziemlich un<rlücklich als Grobkalk und mergeliger Kalkstein
421
von Anderen bezeichnet und als eigene Schicht von dem
Sandstein unterschieden wurde.
Endhch an der südHchen Seite des Dreiecks habe ich
schon früher einen Punkt beobachtet, an welchem der schwarze
Thon unter der Geschiebefbrmation hervortaucht, nämlicli bei
der sogenannten hölzernen Klinke , einem einzeln liegenden
Wirthshaus, wo die Landstrasse nach den Vierlanden aus
der Geest in die Marsch einbiegt. Der tertiäre Thon, wel-
cher hier von derselben plastischen Beschaftenheit ist, wie
zu Lauenhurg , wird von einem reichlich 2 Fuss mächtigen
eisenschüssigen Conglomerat aus Quarzkörnern bedeckt, wel-
ches sich von der überlagernden Geschiebebildung wesentlich
unterscheidet, und mit dem Thone gleichförmig gelagert ist.
Bei der geringen Ausdehnung dieses südlichen lauen-
burgischen Plateau's, seiner natürlichen Begrenzung, und der
sehr übereinstimmenden Beschaffenheit der älteren Schichten,
die an allen seinen Bändern, wenn auch nur in vereinzelten
Punkten , unter dem Diluvium beobachtet werden , leidet es
denn wohl keinen Zweifel, dass dieses Ländchen, ein Vier-
theil des Herzogthums , von einem Tertiärgebirge unterteuft
ist, das durch die vorgefundenen Versteinerungen einen mit-
teltertiären Charakter zeigt, und vielleicht durch lokale Ei-
genthümlichkeiten die natürliche Absonderung dieses kleinen
Gebietes bewirkt hat. Die lange Strecke zwischen Geest-
hacht und Lauenhurg, wo die Elbe das steile Ufer unmittel-
bar benagt, ist gewiss, namentlich nach einem Winter mit
Hochwasser und Eisgang, der geeignete Ort, um weitere
Beobachtungen zur Bestätigung dieser Annahme zu machen;
allein mir ist es bis jetzt nur einmal vergönnt gewesen dar-
unter hinzusegeln, eine specielle Untersuchung ist noch nie
vorgenommen. ^
Die Decke der Braunkohlenformation in diesem Land-
striche ist überall die Geschiebeformation , reich an grossen
nordischen Felsblöcken, welche zum Beispiel in der Gegend
von Müssen das Material zu so ungeheuren Cjclopcnmauern
geliefert hat, wie deren wenige in dem weiten Ländergebietc
422
dieser Formation gefunden werden dürften. Speciell ist die
Gegend noch niclit durchstreift worden; nach den bekannten sta-
tistischen Verhältnissen muss man voraussetzen, dass der
Korallensand mit seinen grossen Blöcken an vielen Stellen
nocii von einem kalkarmen Geschiebesand mit kleineren
Blöcken bedeckt ist.
Die Art , wie die Geschiebeformation der Braunkohlen-
formation aufgelagert ist, wird am besten aus einem Profil
von dem Südrande bei der hölzernen Klinke hervorgehen
(Taf. XVIII. Fig. 1). Der Korallensand liegt abweichend
auf dem eisenschüssigen Conglomerat der Braunkohlenfor-
mation und wird ebenso von Geschiebesand überlagert.
Fast das gleiche Profil liefert die Eisenbahnböschung bei
Müssen.
Sicher wird an manchen anderen Stellen der Korallen-
sand durch sein Aequivalent , den Geschiebethon , ersetzt ;
denn ein grosser Theil des hohen Eibufers von Lauenburg
bis Geesthacht ist lehmiger Katur, und die Bohrungen, wel-
che von Herrn Kammerrath Kabell auf Kosten der Regie-
rung in der Nähe von Schwar%enheck an dem sogenannten
Brunshorster Hügel unternommen wurden (weil man ein
sandiges Kalksteingeschiebe im Geschiebemergel getroffen
hatte!), haben erwiesen, dass die Zusammensetzung eben so
ist, wie in anderen Theilen der norddeutschen Ebene, welche
innerhalb des Korallensandgebietes liegen. In drei verschie-
denen Bohrungen fand man zu oberst einen lehmigen ocker-
braunen Sand mit Gerollen 3 Fuss mächtig, und darunter
noch 40 bis 50 Fuss Lehnimergel mit Sand und Geröll der
verschiedensten Art. Dieselbe Zusammensetzung zeigte sich
an den Durchstichen der Eisenbahn innerhalb des Sachsen-
waldes und in der Nähe von Bergedorf.
Eine andere Bohrung, welche in der Nähe der Schwar-
zenbecker Försterwohnung angestellt wurde nicht weit von
dem genannten Hügel, hat aber ein so auffallendes Resultat
gegeben, dass es unmöglich ist dasselbe zu deuten.
0 bis 10 Fuss 6 Zoll ein licht-olivengrüner milder sei-
423
figer sand- und steinfreier Thon, eine wahre Walker-
erde, mit rostigem Beschlag auf den Klüften im Innern.
10 Fuss 6 Zoll bis 23 Fuss ein magerer, aber sand-
freier, zeisiggrüner Thon, in welchem bei 12 Fuss und bei
18 Fuss eine dünne grüne Sandsteinlage durchbrochen wurde,
welche Glimmer führt, und an der einen Stelle ein schwach
mergeliges, an der anderen ein opalartiges Bindemittel hat.
23 Fuss bis 33 Fuss 6 Zoll ein hellgraubrauner fetter
Thonmergel ohne Sand und Geschiebe.
33 Fuss 6 Zoll bis 35 Fuss ein feiner aschgrauer Mer-
gelsand mit gröberen Körnern, die dem Sande des Korallen-
sandes gleichen.
Die Originalproben dieser Bohrung liegen vor mir,
und die eben gegebene Beschreibung ist danach entworfen.
Die unterste Schicht ist von einer Beschaffenheit, wie sie in
dem Korallen sand nicht selten vorkommt; die oberen Abthei-
lungen aber bezeichnen eine 34 Fuss mächtige Bildung von
einer Zusammensetzung, wie sie bisher weder in Alluvionen
noch im Diluvium, noch in der Tertiärformation Norddeutsch-
lands aufgetreten ist. Da bei einer Reihe völlig unnützer
und unmotivirter Bohrungen durch Zufall diese höchst auf-
fallende Schichtenfolge getroifen wurde , so ist es sehr zu
beklagen, dass dieselbe, obgleich sie ohne Bedeckung bis an
die Oberfläche reicht, nicht genauer untersucht wurde.
Das Verständniss der ganzen Bildung wird um so
schwieriger dadurch , dass sie auf dem Mergelsande ruht,
welcher zum Diluvium zu gehören scheint. Trotz ihrer
Fremdartigkeit aber würde man sie dennoch als eine durch
lokale Verhältnisse so eigenthümlich ausgebildete Süsswasser-
AUuvion betrachten müssen, wären nicht die beiden Sand-
steinschichten, weiche vollkommen mit den Geschieben von
mergeligem und opalartigem Grünsand übereinstimmen, die
mit wahren Grünsandpetrefakten in grosser Anzahl am
Strande bei Schulau gefunden werden.
So räthselhaf't indessen diese Schichtenfolge ist, so kann
sie doch die oben aufgestellte allgemeine Behauptung nicht
424
umstoasen, dass die Oberfläche des südlichen Lauenburgs im
Ganzen ebenso zusammengesetzt ist, wie andere Theile von
Lauenburg und Holstein.
Die Mächtigkeit der Geschiebeformation in den angege-
benen Grenzen muss zwischen 10 und lUÜ Fuss schwanken.
In den erstgenannten Bohrlöchern ist sie 40 bis 50 Fuss tief
durchbohrt, und die Braunkohlenformation doch noch nicht
getroffen ; an einigen der genannten Beobachtungspunkte aber
ist die Geschiebedecke sehr dünn, höchstens 10 bis 12 Fuss.
Diese verschiedene Mächtigkeit derselben ist zwar zum Theil
abhängig von der Erhebung der Oberfläche überhaupt, von
den Hügeln und Thälern des Diluviums, andrerseits aber
auch von einer den Erhebungen des Bodens durch-
aus nicht entsprechenden, wellenförmigen selbst-
ständigenHügelung in derOberfläche der Braun-
kohlen formation.
Das Planum der Eisenbahn kann für die Erörterung
dieses Verhältnisses ganz füglicli als eine Horizontalebene
gelten. Zu Lauenhurg, Müssen und an der Billbrücke erhebt
sich die Braunkohlenformation 10 bis 20 Fuss hoch über das-
selbe an anderen Stellen , selbst wo 40 bis 50 Fuss tiefe
Einschnitte gemacht wurden, ist sie keincsweges erreicht und
die oben angeführten Bohrungen, in welchen sie nicht ge-
troffen wurde, drangen noch ungefähr 40 Fuss unter das
Planum der Eisenbahn, so dass in der Oberfläche der Braun-
kohlenformation Höhenunterschiede von wenigstens 60 Fuss
vorkommen.
Was die innere Zusanunensetzung der Braunkohlenfor-
mation anbctrifllt, so ist eigentlich nur der schwarzbraune
Thon näher bekannt, der an einigen Stellen d«'is Ausgehende
derselben bildet. In der Nachbarschaft dieser Lokalitäten
geht dann zuweilen die blauschwarze Alaunerde zu Tage,
ohne dass es bekannt ist, ob dieselbe eine Fortsetzung des
Thonlagers ausmacht, oder aber das Hangende oder Lie-
gende desselben. Der Thon hat eine Decke von eisen-
Bchüssigen Schichten, die bald als eisenschüssiges Conglo-
425
merat, bald als Sand und Sandstein mit Petrefakten, bald
endlich als Sphärosiderit erscheint.
Von den tiefer liegenden Schichten ist wenig bekannt,
weil der schwarze Thon hier im südlichen Lauenburg so
ausnehmend mächtig ist, dass er bei allen gewöhnlichen Erd-
arbeiten undurchstochen bleibt. Indessen hat man ihn doch
zur Zeit des Eisenbahnbaues mit Bohrungen durchteuft, näm-
lich an dem nordwestlichen Abhänge gegen die Bille. Die
Zeichnung dieser Bohrung, so wie auch die Bahnprofile,
welche ganz nahe dabei, jenseit der Bille, also auf holsteini-
schem Gebiete bei dem Reinbecker Bahnhofe gewonnen sind,
finden sich als Zugabe bei dem Berichte der Naturforscher-
Versammlung zu Kiel und bei dem abgesondert herausgege-
benen Specialbericht über die Sitzungen der raineralogischen
Sektion. Durch eine veränderte bürgerliche Stellung sind
die originalen Bohrproben jetzt in meine Hände gekommen,
und da dieselben in jenem Berichte theils ungenügend, theils
fehlerhaft charakterisirt sind, so beziehe ich mich bei dieser
Darstellung der inneren Zusammensetzung unserer lauenbur-
gischen Braunkohlenforraation nur auf die Bohrproben selbst.
Das Bohrloch dessen Profil in dem genannten Berichte
mit No. 3 bezeichnet ist, wurde auf dem Abhänge unseres
Plateau's gegen das Billethal angesetzt, und zwar unmittel-
bar in dem Ausgehenden des schwarzen Thones, dessen eisen-
schüssige Decke durch die Erosion innerhalb des Thaies weg-
gewaschen war. Die absolute Höhe des Bohrloches war
35 Fuss über dem Nullpunkt der Elbe am Hamburger Pegel.
Die Mächtigkeit des schwarzen Thones betrug 68 F. 4 Z.
und er war bis in die grösste Tiefe hinein dun-
kelschwarzbraun, fett, zähe, im höchsten Grade
plastisch, durchschwärmt von glänzenden Ablo-
sungsflächen, ohne fühlbare Sandkörner, aber
voll von eben sichtbaren sllberweissen Glimmer-
blättchen. Die einzige Unterbrechung fand auf
15 Fuss Tiefe statt, wo ein dunkelaschgraues
Latus 68 F. 4 Z."
426
Transport 68 F. 4 Z.
mit feineren silberweissen Glimmerblättchen er-
fülltes, sehr hartes und zähes Cementccestein,
6 Zoll mächtig, durchbrochen wurde. Da die-
ses Gestein aber, selbst wo es schichtenförmisf
auftritt, doch als eine septarienähnliche Aus-
scheidung des Thones selbst zu betrachten ist,
so kann es nicht als eine fremdartige Zwischen-
schicht gelten.
Darauf folgte ein dunkelgraubrauner Sand, . 19 ,, 2 „
feinkörnig, doch nicht so fein als Formsand,
und völlig glimmerleer — eine bisher in der
nordalbingi sehen Mlocänformation noch nicht
beobachtete Schicht.
Nun folgte abermals ein schwarzbrauner Thon, 1 „ 6 „
aber von anderer Beschaffenheit, ganz mager,
und im getrockneten Zustande stäubend, dabei
mit feinem Sande und mit sehr vielen und brei-
ten silberweissen Glimmerblättchen durchsäet.
Von da an ging bis zum Tiefsten der Bohrung 4 „ — „
der genannte Thon durch Beibehaltung des
Glimmers und Zunehmen des Sandes alhnälig
in einen graubraunen feinerdigen Sand über.
Summa 93 F. — Z.
Es ist nicht unwahrscheinlich, dass die in dieser Boh-
rung hervortretende Mächtigkeit des schwarzen Thones, die
allem Anschein nach auch bei Lnuenhurg gleich gross ist,
mit der Begrenzung unseres Plateau's zusammenhängt, indem
die umzingelnden Flussthäler besser einschneiden konnten,
wo die Masse minder schwer beweglich war als dieser fest
gepackte Thon. Für eine solche Ansicht spricht der Ausfall
der Bohrungen auf dem holsteinischen Billufer, in der Nähe
des obigen Bohrloches.
Das dem Reinbecker Bahnhof zunächst liegende Bohr-
loch wurde auf dem Eisenbahnplanum in öti Fuss über Null
des Hamburger Elbe})egels angesetzt und zeigte:
427
1) Dammerde des Waldbodens 3 F. 8 Z.
2) Sammetschwarzen mageren glimmerreichen
vitriolischen Thon 7 ,, 9 „
3) Formsand, sehr feinkörnig und glimmer-
haltig, leberbraun, 13 ,, 3 „
mit Bruchstücken einio-er kleiner Schnecken
und Muscheln worunter Dentalium und
Pleurotoma, und einzelnen gröberen Quarz-
körnern.
4) Denselben Sand, 5 „ 10 „
mit einer allmälig steigenden Menge gros-
ser Sandkörner, sämmtlich von der Grösse
des Hanfsamens, und theils aus durchsich-
tigem, theils aus undurchsichtigem milch-
weissem Quarz bestehend, mit einer grösse-
ren Menge dicker und grober Muschelscha-
len besonders von Pectunculus, kleinen Fisch-
zähnen, und Steinkernen eines kleinen Conus
von Brauneisenstein.
Summa 30 F. 6 Z.
Das zweite tiefere Bohrloch auf der holsteinischen Seite,
welches näher nach der Grenze unseres laucnburgischen Pla-
tcau's lag und 62 Fuss über Null angesetzt wurde, gab im
Wesentlichen dieselben Resultate, nämlich :
1) Staubiger Grand des Geschiebesandes mit Feuersteinen
und anderen Geschieben, Vegetationsreste des Waldbo-
dens enthaltend 6 F. 6 Z.
2) Sammetschwarzer magerer sandiger glira-
merarmer Thon 11» — »>
3) Leberbrauner Formsand , wie im ersten
Bohrloch 21 „ — „
4) Feiner aschgrauer glimmerrcicher Formsand 8 „ — „
5) Schwarzbrauner glimmerreicher Formsand 14 ,, — ,,
6) Schwarzbrauner glimmerreicher Formsand
Latus 60 F. 6 Z.
Zeits. (1. (1. geol, Ges. III. /i. 30
428
Transport 60 F. 0 Z.
gemengt mit Quarzkörnern von der Grösse
des Hanfsamens 2 ,, 6 „
7) Fetter plastischer schwarzbrauner glimmer-
haltiger Thon 3 „ — „
8) Dunkelbrauner glimmerhaltlger Formsand 2 ,, — ,,
Summa 68 F. — Z.
Während hiernach in dem Plateau sich ein fetter und
plastischer braunschwarzer Thon nahezu 70 Fuss mächtig
erweiset, besteht dieselbe Tertiärbildung wenige Schritte wei-
ter grösstentheils aus sandigen Schichten und einem 11 Fuss
mächtigen Zwischenlager mageren schwarzen Thones.
Lokale ausserordentliche Anschwellungen der Thon- und
Mercrellaffen sind in der Geschiebeformation Norddeutsch-
lands keine Seltenheit, sie können sogar als Regel gelten,
da eine weite Erstreckung dieser Lagen in schichtenförmig
gleicher Mächtigkeit fast nur der oberflächlichen, oft meilen-
weit gleichdicken Lehmlage und zuweilen einer oberflächli-
chen Grandlage zukommt. Die in manchen Beziehungen
der Geschlcbeformation näher als den Flözbildungen stehende
Tertiärfbrmation Norddeutsclilands hat gewiss ähnliche lokale
Anschwellungen untergeordneter Zwischenlager aufzuweisen,
lind nach allem Vorhergehenden muss man in der TImt
annehmen, dass der mächtige braune Thon des südlichen
Lauenburgs eine solche lokale Anschwellung sei, welche noch
durch die Geschiebeformation hindurch an der Oberfläche
merklich ist, und in ihrer beschränkten Ausdehnung die fast
vollständige Absonderung des südlichen Lauenburgs durch
die Thäler der Elbe, Bille, Aue, des Mühlenbaches der Stei-
nau und Delvenau bewirkt hat, indem namentlich die tiefen
Thäler der Elbe, Bille und Delvenau in die miocäne Grund-
lage des Bodens am leichtesten dort ein2:eschnitten werden
konnten , wo hart neben einer soliden Thonraasse sandige
Schichten angetroffen wurden.
Wenn nun dieses kleine und so scharf begrün zte Pla-
teau überall in meist unbeträchtlicher Tiefe von mittcltertiä-
429
ren Schichten unterteuft ist, so fragt es sich, ob nicht auch
das hauptsächlichste nutzbare Mineral dieser Formation, die
Braunkohle, hier zu erwarten sei. Das Ländchen ist zwar
reich an Holz, aber arm an Torf, und dies für häusliche
Zwecke dem Holze bei weitem vorzuziehende Brennmaterial
könnte den Bewohnern durch eine mittelmässige Braunkohle
wenigstens theilweise ersetzt werden.
Einige Meilen aufwärts an der Elbe bei Wettdisch-We-
ningen in der Nähe von D'6mit% stehen die Alaunerdeschich-
ten einer ähnlichen Formation am steilen Eibufer an, und
treten weiter landeinwärts auch auf der Oberfläche des Pla-
teau's zu Tage. In der Fortsetzung dieser Schichten ist bei
Malliss schon 1830 ein bedeutendes Braunkohlenflöz aufge-
funden ; an einer Stelle bei noch nicht 100 Fuss Tiefe ist es 3|-,
an einer anderen bei GO Fuss Tiefe 6 Fuss mächtig, in grösster
Mächtigkeit 7 Fuss, und wenigstens nach einer Richtung hin
sich 7000 Fuss weit erstreckend. Nordöstlich von da ist bei
Pardäm in 60 Fuss Tiefe ein achtfüssiges Braunkohlenlager
erbohrt, und nahe dabei zu Gülit% und Warnow in der
westlichen Priegnitz werden Kohlenlager, die gänzlich zu
Tage ausgehen, sehr ausgedehnt und gegen 20 Fuss mäch-
tig sind, ausgebeutet.
Diese den nordalbingischen Herzogthümern zunächst ge-
legenen Punkte eines nutzbaren Vorkommens in den nord-
deutschen mitteltertiären Schichten stellen zwar die Möglich-
keit eines Braunkohlenlagers im südlichen Lauenburg in
Aussicht; doch würde das sehr dicke schwarze Thonlager
das Vorkommen immer in bedeutende Tiefe hinabdrücken,
und, wenn nicht eine besonders mächtige und gute Kohle ge-
funden wäre, die Ausbeute unmöglich machen.
Es bleibt mir nur noch übrig, den Zusammenhang des
betreflfenden Gebietes mit Tertiärschichten der Nachbarschaft
zu erörtern.
Die aufgeführten Punkte in Meklenburg und der West-
priegnitz sind nach dieser östlichen Seite hin die näch-
sten, in denen man die Formation kennt, und eine unterirdische
30*
430
Verbindung beider wohl kaum zweifelhaft; nach Süden hin
tritt sie aber schon in einer Entfernung von 2 Meilen wieder
auf, nämlich bei Lünehirg, wo eine Reihe von Flözgebilden
und auf ihnen auch die Braunkohlenformation gehoben wor-
den ist, und den Geschiebesand der lüneburger Haide gleich-
sam abgeschüttelt hat. Die Identität der lüneburger Petre-
fakten mit der Mehrzahl der an der Billbrücke aufgefunde-
nen ist bereits vielfach anerkannt. Der Zusammenhang bei-
der trotz des tiefen Elbthales ist um so wahrscheinlicher, da,
wie wir unten sehen werden, auch im Elbthale selbst die
Schichten angebohrt sind.
Nach Norden hin wird sehr bald die Korallensandfor-
mation des hügeligeren Theiles von Lauenburg, Holstein und
Meklenburg sehr mächtig , und die ganze Bodengestaltung,
die schroffen Erhebungen, die tiefen Seen und Kesselthäler
deuten an, dass hier wahrscheinlich die Kreideformation zu-
nächst unter den Schuttmassen liege, und nicht durch ein
mächtiges und steifes Thonlager von ihnen getrennt werde.
Bisher waren denn auch in diesem Gebiete noch keine
Punkte von miocänem Alter aufgefunden worden. Bei den
Salzbohrungen, welche früher in grosser Anzahl zu Oldesloe
vorgenommen sind, wurden keine Schichten der Art getrof-
fen. Dieses ist früher behauptet worden, und auch ich habe
es demgemäss in einer älteren Publikation ausgesprochen.
Seitdem ich aber theils auf der Saline Näheres über die Boh-
rungen erfahren, theils die originalen Bohrproben in meine
Hand bekommen habe, kann ich diese Ansicht nur als einen
Irrthum bezeichnen. Man hat zu Oldesloe immer nur im
Korallensande und den ihm äquivalenten oder untergeordne-
ten Mergeln gebohrt, und dabei sind früher einzelne im
Bohrschmand heraufgekommene Braunkohlenstückchen als
ein Zeichen der Braunkohlenformation genommen worden.
Diese Erscheinung aber deutet, so weit sich die Sand- und
Lehmmcrgel des Kornllensandes erstrecken, so wenig die
tertiären Schichten an , dass es vielmehr ganze Distrikte
giebt, in denen man kleine BraunkohlcnstUckchen als einen
431
wesentlichen Gemengtheil des Korallen sandes namhaft ma-
chen muss , was bei der bekannten , wenn auch sparsamen,
so doch sehr ausgedehnten Verbreitung der ßernstein-
geschiebe in dieser Formation sogar von vorn herein zu er-
warten war. In der Nähe von Kiel habe ich sogar zusam-
menhangende Braunkohlenflöze, mehrere über einander, 40 bis
50 Fuss tief im Korallensande eingelagert gesehen, wo die
ganzen Flöze aus zusammengeschwemmten abgeriebenen
Braunkohlenstücken aller Varietäten dieses Minerales bestan-
den, und doch jedes für sich mächtiger und brauchbarer wa-
ren als die originalen Braunkohlenflöze auf der Insel Sylt.
Dieselbe Erscheinung zeigte sich beim Graben eines tiefen
Brunnens auf dem adligen Gute Stifft im südlichsten Schles-
wig. Auch auf der Lisel Möen hat man früher zwischen den
Lehmschichten des Korallensandes ein dünnes Braunkohlen-
lager gefunden.
Wenn dadurch nun die irrthümlichen Angaben in Be-
treff der Oldesloer Bohrungen wegfällig werden, so ist bisher
in dem Seengebiete des östlichen Holsteins, nördlichen Lauen-
burgs und westlichen Meklenburgs, trotz der vielen tiefen
natürlichen Durchschnitte, welche sich daselbst zeigen, doch
keine Spur derMiocänformation weder zu Tage ausgehend, noch
als Liegendes der herrschenden Oberflächenbildung gefunden
worden. Dasselbe bezieht sich auf die östliche Seite des
ganzen Festlandes vom Herzogthum Schleswig; erst wo man
jenseit des Koldingfjords Dänemark betritt, zeigt am kleinen
Belte sich eine ausgedehnte Partie dieser Formation. Auf
der Insel Alsen habe ich zwar 1846 in der Nälie von Son~
derhurg bei Langenvorwerk einen Punkt aufgefunden, der
mit den Geschiebebänken des Korallensandes und mit dem
dortigen Cyprinenthon in Berührung tritt, allein die Erschei-
nung ist dort so beschränkt, und für das Auftreten der Mio-
cänbildungen in Norddeutschland ungewöhnlich — wie man
sich aus Fig. 2 Taf XVIII. überzeugen wird — , dass hier
besondere Verhältnisse zum Grunde liegen müssen.
In neuester Zeit ist aber auch auf dem Festlande des
432
bezeichneten Gebietes der schwarze Thon an zweien Stellen
beobachtet worden.
In meinen 1848 erschienenen „geognostischen Beobach-
tuna'en über die Herzoo-thünier Schleswia; und Holstein"
sprach ich Seite 36 die Ansicht aus, dass zu den Gegenden,
die durch ihren Habitus das Vorhandensein der Braunkohlen-
formation verriethen, die Ufer der Trave von Lübeck bis
Travemünih zu rechnen seien. Aus einem Briefe des Prof.
Beyrich erfahre ich nun, dass ungefähr in der Mitte dieser
Strecke auf dem rechten Ufer der Trave der schwarze Thon
mit Versteinerungen getroffen ist. Bis jetzt habe ich noch
nicht Gelegenheit gehabt diese Stelle zu besuchen, für wel-
che ich selbst die Aufgabe bezeichnet habe. Eine zweite
Stelle, in der aber noch keine Petrefixkten vorgekommen sind,
habe ich nördlich von Segeberg bei der Ziegelei des adeligen
Gutes Muggesfelde beobachtet, bei der ein petrographisch
bestimmt erkennbarer mitteltertiärer schwarzer Thon von ei-
nem sehr weissen und schönen Glimmersande unterteuft wird.
Der eine dieser Punkte liegt nahe am Meere an der steilen
Küste der unteren Trave, die dort eigentlich nur ein Meer-
busen ist , der andere liegt genau auf der Scheide zwischen
dem see- und hügelreichen fruchtbaren Gebiete des Koral-
lensandes und der unfruchtbaren Haidesteppe des Geschiebe-
sandes, und beide demnach auf eine solche Weise an der
östlichen und westlichen Grenze unserer Seenplatte, dass sie
wohl kaum als eine Unterbrechung derselben betrachtet wer-
den dürften.
Bis andere Gründe dagegen sprechen, muss man daher
annehmen, dass eine unterirdische Fortsetzung der südlauen-
bursfischen Braunkohlenformation nach Norden hin nicht
stattfinde.
Endlich gegen Westen ist eine continuirliche Kette von
gleichalterigen Punkten der Tertiärformation längs des nörd-
lichen Eibufers in Holstein schon länger bekannt. Zunächst
ist oben schon des Breiteren die Schichtcnfolge von Reinbeck
erwähnt, welche, obgleich in unmittelbarster Nachbarschaft,
433
doch in ihrer speciellen Zusammensetzung so durchaus ab-
weichend erscheint. Der von da aus westlich zunächst be-
kannte Punkt dieser Formation war das durch die Bohruusfen
in und bei Hambtirg, so wie in Jlto?ia angetroffene schAvarze
Thoulager, welches bei Hamburg einige Fuss unter, bei Al-
tona einige Fuss über dem Eibspiegel erreicht wird, sich
daher im Allgemeinen der äusseren Configuration des Bo-
dens anschliesst. Zwischen dieser Stelle und lieinbecl:, die
doch immer noch um 2 Meilen von einander abstehen, habe
ich jetzt den schwarzen Thon oben auf dem beträchtlich ho-
hen holsteinischen Lande an zwei Stellen zu Tase ausgehen
sehen, nämlich 1 ) nordwestlich von Heinbeck auf der Ziegelei
bei Hinsche?idor/ , 2) nordwestlich von Bergedorf bei Loh-
brügge am Abhänge gegen einen kleinen Bach. Weiter west-
lich von Altana haben Bohrungen in Flottbeck den schwarzen
>Thon in beträchtlicher Tiefe gefunden, und ebenso soll er in
Aienstüdten angetroffen sein. Die Art, wie er sich wieder in
Blankenese zu sehr beträchtlicher Höhe erhebt und in der
Kuppe des Süllberges erscheint, habe ich früher in meinem
Hefte geognostischer Beobachtungen beschrieben. Da indes-
sen, so weit es erkennbar, an dieser Stelle keine Korallen-
sandschichten sondern nur der jüngere Geschiebesand den
Brauukohlenthon bedeckt, und an der steilen Kuppe dessel-
ben eine Austerbank von gleicher Beschaffenheit enthält, wie
die bei Tarbeck, welche Leopold v. Buch beschrieben und
gedeutet hat, so lege ich auch dieses Profil über die Be-
rührung zweier Formationen unter Fig. 3 Taf. XVHI. mit
an. Der letzte westliche Punkt auf der holsteinischen Geest,
wo diese Bildung bisher bekannt geworden war, ist in der
Nähe von Schulau, wo der Abhang der Geest sich im fast
rechten Winkel gegen Norden wendet und das Elbthal brei-
ter werdend auch auf dem rechten Ufer wieder eine raeilen-
weite Marschniederung angesetzt hat.
Weiter westlich konnte daher die Formation auch nicht
unter der Geschiebebildung verfolgt werden, allein auch über
die Marschniederung besitzen wir in Betreff' des Vorkom-
mens unserer miocänen Schichten einen vorzüglichen Auf-
434
scliluss durch die sehr tiefe GlückstUdter Bohrung, welche
in 60 Fuss Tiefe unter dem Marschlande den schwarzen Thon
erreicht, und seine Mächtigkeit von mehr als 300 Fuss nach-*
gewiesen hat.
Man hat die Tiefe, bis zu welcher die Braunkohlenfor-
raation bei Glückstadt hinabgedrückt ist, so deuten wollen,
als ob ein allmäliges Ansteigen ihrer Schichten, die Elbe
aufwärts , von Glückstadt bis Wendisch - Weningen in Mek-
lenburg stattfinde. Dies Bild entspricht der AVahrheit nicht.
In Lauenburg fanden wir eine selbstständige Hügelung der
Oberfläche dieser Formation unter dem Diluvium. Dieselbe
Erscheinung wiederholt sich weiter unten ; von lieinheck steigt
die Formation bis Lohbrügge, fällt von da bis Hamburg, steigt
nach Altona, fällt nach Flottheck, steigt nach Bla^ikenese, fällt
über Schulau nach Glückstadt. Diese mehrfache Hügelung
ist nur nach den sehr wenigen bekannt gewordenen Punkten
construirt, findet aber in dem verborgenen Theile gewiss nach
viel kleinerem Maassstabe statt. Aus diesem Grunde, und
weil die oben aufgeführten, nahe bei einander angestellten
Bohrungen so ganz abweichende Kesultate gegeben haben,
gewährt das nach den bekannten Bohrungen von Dr. ZiM-
IUERMANN in Hamburg construirte und in Leo>'HArd's Jahr-
buch dargestellte Profil, das die wandelbaren stets sich aus-
keilenden Schichten unseres Diluviums ebenso . wie dieser
Mitteltertiärbilduno; nach Art des Schichtenverlaufes älterer
Flözgebirge behandelt, ein fehlerhaftes Bild von der Zusam-
mensetzung des hiesigen Bodens; und jede ähnliche Arbeit,
welche die im Flozgebirge geltenden Grundsätze unverändert
auf die Betrachtung der jüngeren Massen iS^orddeutschlands
übertragen will, muss solche fehlerhafte Kesultate liefern.
Die Plage, eine Anzahl einzelner Vorkommnisse zu kennen,
und für sie keine zusammenfassende Deutung zu haben, ist
mit der Natur dieses räthselhaften norddeutschen Schuttlan-
des verbunden ; sie muss uns antreiben die Zahl der Anhalts-
punkte durch Beobachtung zu vermehren, nicht aber uns
verführen, von dem einen Punkte aus die Dinge nach Wunscli
zu construiren.
435
Ausser den schon liervorgehobeneu Punkten ist bei der
älteren Ansicht über den Verlauf der Tertiärschichten ausser
Acht gelassen, dass das Niveau, in welchem bei Glückstadt die
Oberfläche dieser Schichten angetroffen wird, durchaus nicht
maassgebend sein kann, weil Glückstadt auf den Alluvionen eines
grossen und wasserreichen Flusses mitten in dessen älterem
Bette liegt, das an dieser Stelle vielleicht ganz in die Braun-
kohlenfornmtion eingeschnitten wurde. Dass diese Möglichkeit
wenigstens vorliege, kann ich ebenfalls jetzt nachweisen, indem
ich auf der Glückstadt zunächst liegenden hohen Geest zwi-
schen Elmshorn und Uetersen eine ganz zu Tage ausgehende
mindestens 50 Fuss über den Eibspiegel sich erhebende Kuppe
des schwarzen Tliones aufgefunden habe, in welcher zahlreiclie
Versteinerungen der miocänen Perlode auftreten, die mir
sammt den übrigen höchst eigenthümlichen Verhältnissen die-
ses Punktes Anlass zu einer speciellen Betrachtung geben
werden, da hier nur eine Uebersicht der westlich von Lauen-
burg befindlichen Punkte des tertiären Thones und die vor-
läufige Bezeichnung dieser besonderen Stelle, an welcher er
zu Tage geht, beabsichtigt war. Dieser Punkt liegt ungefähr
zwei Meilen nördlich von Schulau und zwei Meilen südöstlich
von Glückstadt. Von da an nordwärts kennt man im o-anzen
westlichen Holstein und Schleswig den entschieden tertiären
schwarzen Thon erst wieder auf der Insel Sylt und in dem
noch nördlicher gelegenen Festlande Schleswigs. Ein wahr-
scheinlich tertiärer Mergel, den ich in meinen „geognostischen
Beobachtungen" um ihn von anderen bestimmt zu unterschei-
den nach seiner technischen Anwendung vorläufig Fayence-
mergel genannt und petrographisch charakterisirt habe, ist von
mir auf vielen Punkten in der zwischenliegenden Strecke der
westlichen cimbrischen Halbinsel nachgewiesen. Schon habe
ich über seine beträchtlich weitere Verbreitung Data gesam-
melt, und werde ihn sowohl, als seine Verbreitung, näher
beschreiben, sobald ich im Stande bin sein Verhältniss zu
der Geschiebeformation und zu dem schwarzen Braunkohlen-
thon genau zu bestimmen.
436
4. Geognostische Skizze von Meklenburg als Erläu-
terung zu der von der deutschen geologischen Gesell-
schaft herauszugebenden geognoslischen Uebersichts-
karte von Deutschland.
V^on Herrn Ernst Boll in Neu-Brande^ihurg.
Hierzu Taf. XIX.
I. Dilnviam.
Der Boden Meklenburgs, soweit er bis jetzt erforscht
ist, besteht, mit Ausnahme einiger weniger Punkte, aus mäch-
tigen Diluviallagern von Sand, Thon, Lehm oder Mergel,
in und auf welchen zahllose Gerolle (erratische Blöcke) ver-
streuet sind. Diese Gerolle gehören theils Felsarten an,
welche keine Versteinerungen enthalten, theils schliessen sie
deren in sehr grosser Menge ein.
a. Versteinerungsleere Gerolle. — Gerolle von
Granit, Gneiss, Syenit, Diorit, Porphyr, Sandstein u. a. m.
kommen in verschiedenen Grössen über das ganze Land ver-
breitet vor; die grössten GeröUe auf der Bodenoberfläehe,
welche zum Tlieil einen Rauminhalt von einigen Tausend
Kubikfuss besitzen, gehören indess ausschliesslich dem Granit
an. — Stellenweise sind aber diese Gerolle so ungemein
häufig, dass der Boden förmlich mit ihnen übersäet er-
scheint. Es ist dies besonders der Fall in einigen Strei-
fen, welche das Land in der Kichtung von. NW. nach SO.
durchziehen.*) Ich habe dort Felder gesehen (z. B. zwi-
schen Sapshagen und Sophienhof südlich vom Malchiner See),
auf welchen der Raum zwischen je zwei benachbarten Ge-
rollen durchschnittlich nur etwa einen Fuss betrug. Auf der
Feldmark des M. Strelitzschen Domanialguts JS'euhof, im
Amte Feldherg, sind die GeröUe (wie dies an mehreren Or-
*) Auf der Karte habe ich dieselben durch Striche angedeutet, und
näher beschrieben sind sie in meiner Geognosie der deutschen Ostsee-
länder. Ncu-Brandcnbnrg 1846. S. 107 f.
437
ten geschehen ist,) um den Acker von ihnen möglichst zu
reinigen, in grossen Haufen zusammengetragen ; solcher Stein-
haufen sind dort 1900 vorhanden. Auf dem Klützer Ort sind
im Jahre 1850 zu den Wasserbauten an der Trave ungefähr
300000 Kubikfuss Gerolle ausgebrochen worden , ohne dass
dort eine wesentliche Verminderung derselben zu spüren
wäre.*) Manche Strecken des fruchtbarsten Bodens lagen
noch vor wenigen Jahrzehnten, der Gerolle wegen, unbe-
bauet; ein Landgut, welches freilich nicht in Meklenburg
selbst, aber doch dicht an der Grenze desselben bei Demmin
in einem der pommerschen Geröllstreifen liegt, wurde vor
einigen 20 Jahren für ungefähr 20000 Thlr. verkauft, sodann
einige Jahre später für 28000 Thlr., bald darauf aber, nach-
dem der Boden von Gerollen gereinigt war, für 42000 Thlr.
und wird von seinem jetzigen Besitzer auf wenigstens SOOOO
Thlr. geschätzt. Diese Beispiele werden genügen, um eine
bestimmte Vorstellung von der Menge der GeröUe in den
bezeichneten Streifen zu geben.
Da Meklenburg keine anstehenden Felsmassen besitzt,
aus welchen Bausteine gebrochen werden könnten, so sind
diese Gerolle von unberechenbarem Werthe für das Land.
Schon seit vielen Jahrhunderten als Bausteine verbraucht,
sind sie jetzt in manchen Gegenden , welche von den vorhin
beschriebenen Streifen nicht berührt werden, schon ziemlich
selten geworden und namentlich in den letzten Decennien, in
welchen so viele Chausseebauten ausgeführt wurden, sehr
beträchtlich im Preise gestiegen. In jenen Streifen aber ist
bis jetzt die Abnahme der Gerolle durch Verbrauch so wenig
zu spüren gewesen, dass die Grundbesitzer häufig mit grossen
Kosten sich bemühen, derselben durch Versenken in den Bo-
den oder in Seen und Teiche möglichst sich zu entledigen.**)
*) Archiv des Vereins der Freunde der Naturgeschichte in Mek-
lenburg. Heft V. 1851. S. 208.
**) Die Beseitigung der 1900 Steinhaufen auf der Neuhöfer Feld-
mark, welche kürzlich beabsichtigt wurde, ist auf 8000 Thlr. veranschlagt
worden.
438
b. Gerolle, welche Versteinerungen ein-
schliessen. — Nicht allein lose Petrefakten, sondern auch
Gerolle, welche Versteinerungen einschliessen , finden sich
überall in Meklenburg. Da sich aber in dem Vorkommen
derselben, hinsichtlich der Formationen, denen sie angehören,
einige Besonderheiten herausgestellt haben, so wird es nöthig
sein, dieselben nach den einzelnen Formationen genauer zu
betrachten.
1. Die silurische und devonische Formation. —
Reste derselben finden sich im ganzen Lande, und zwar aus
verschiedenen Gliedern dieser Formationen, ohne dass bis
jetzt in der Art ihrer Verbreitung bestimmte Gesetze sich
bemerklich gemacht hätten. Es sind theils lose Petrefiikten,
theils Gerolle von Kalkstein, Sandstein oder Thonschiefer.
Die Kalksteingerölle sind sehr häufig, sehr verschiedenartig
in ihrer Beschaffenheit und erreichen unter den Gerollen die-
ser Formationen die grössten Dimensionen (mitunter von mehr
als lOÜÜ Kubikfuss, liegen aber dann nicht auf der Boden-
oberfläche, sondern stecken in den Diluviallagern). Die Ge-
steine und ihre Petrefiikten zeigen eine grosse Uebereinstimmung
mit den in Schweden anstehenden Lagern. So findet sich
z. B. der den unteren Schichten der silurischen Formation
angehörige Orthoceratitenkalk Schwedens, hellgrau oder roth
von Farbe, und charakterisirt durch Orthoceras duplex Wahlb.,
ürthoceras vaginatum v. S( hl. und Orthoceras undulatum v.
ScHL., ferner durch zahlreiche Trilobiten-, Trochus- und Euom-
phalus- Arten, sehr häufig unter unseren Gerollen. Seltner
kommen vor der schwedische Thonschiefer von Jndrarum
mit Agnostus pisiformis und Olenus gibbosus, ferner ein
Kalkstein von oolithischer Bildung*) (mit Phacites gothlan-
dicus His. !), welcher auch auf der Südspitze der Insel Goth-
land bei linrsrik sich findet und von Hisingek fälschlich
zur Oolithformation gerechnet wird, endlich auch noch ein
weissgrauer Sandstein mit Pfianzenrestcn , welcher nach F.
•) Dies Gestein ist näher bcschricLen in meiner Geognosie S. 122.
439
V. Hagenow's Mittheilung völlig mit dem Sandstein bei
Limhrishamm in Schonen übereinstimmt. *) — Ob auch der
aschgraue untersilurische Kalkstein mit mattem, erdigen Bru-
che, welcher sehr zahlreiche Graptolithen und nebst diesen
fast stets einzelne in Kalkspath umgewandelte Orthoceratiten
einschliesst und nicht eben selten in Meklenburg vorkommt,
in Schweden gleichfalls seinen Vertreter finde, ist mir nicht
bekannt. Sehr häufig findet sich unter den Gerollen auch
ein grauer Kalkstein mit splittrigem , oft glänzendem Bru-
che , welcher Chonetes sarcinulata de Kon. (Leptaena lata
L. V. B.), Beyrichia tuberculata m. (Battus tuberculatus
Klöd.), Tentaculites annulatus und Tentaculites scalaris,
sowie Trochiten von Crinoideen in sehr grosser Menge, selt-
ner Patella antiqua v. Schl. einschliesst; auch von diesem
Gestein ist es mir nicht bekannt, ob es in Schweden als an-
stehendes Lager angetroffen wird.
Was die sehr zahlreichen Petrefakten dieser Forma-
tionen betrifft, so kann ich bis jetzt folgende namhaft machen :
Trilobiten :
Cheirurus myops Beyr.
„ exsul Beyr.
Calymene Blumenbachii Brong.
Sphaerexochus clavifrons Bevr.
Phacops Powisii Murch. häufig.
„ conophthalmus BuRM.
„ proaevus Burm.
Lichas dissidens Bevr.
Nileus Armadillo Dalm.
Illaenus crassicauda Dalm.
Asaphiis cxpansus Dai.m.
Ampyx Brückneri in.
Harpides hospes Beyr.
Olenus gibbosus Dalm.
Battus pisiformis Dalm. **)
*) Ich habe diesen Sandstein früher irrthümlich zur Kohlenformation
gerechnet, s. Archiv, d. Ver. u. s. w. Heft I. S. 5. und Heft III. S. 2.
**) Ueber die Trilobiten vcrgl Boll in Dunker und Meyer Pa-
laeontogr. Bd. I. S. 1'26 f. und im Archiv d. Ver. u. s. w, Heft IV.
S. 159 f.
440
Aus der Klasse der Ratliarien finden sich zahlreiche Crinoi-
deenstiele und einzelne Glieder derselben, besonders von
Rhodocrinus verus Mill.
Cyathocriuns pinnatus Goldf.
Crotalocrinus rugosus AusT. ; sodann
Tentaculitcs annulatus v. Scul.
„ scalaris v. Schl.
Sphaeronites Aurantium His.
Caryocystites Granatum Wahl.
Cornulites serpularius v. Scii/„
Cephalopoden :
Orthoceras duplex Waiilb. häufig.
„ vaginatum v. Schl. häufig.
„ unduhitum v. Schl.
„ reguläre v. Sceil. häufig.
„ angulatum His. ^
„ Ibex MunCH. (= annulatum His.)
„ laeve Flemm.
„ cinctum Sow.
Lituites spec. sehr selten.
Bellerophon spec.
Nautilus spec.
Brachiopoden sind sehr zahlreich, wie z. B.
Chonetes sarcinulata de Kon.
Leptaena depressa Dalm.
„ cuglypha Dalm.
Orthis Pecten Dalm.
Tcrebratula borcalis L. v. B.
,, reticularis Buon'N.
Ausserdem kommen an Mollusken vor:
Patella antiqua v. Schl.
Euoniphalus Gualteriatus Goldi-. und viele andere Arten.
Fusus Ilagenowü Boi.l Geogn. t. 2, f. 10.
Buccinum fusiforme Muuch.
Turritella, Murchisonia, Trochus spec.
Entomostraceen :
Beyrichia tuberculata Boll.
Zoophyten :
Calamopora gothlandica Goldf. häufig.
„ spongites Goldf. häufig.
Favosites fibrosus lonsd. häufig.
Cyathophyllum cacspitosum Goldf.
„ Ccratitcs Goldf.
,, hclianthoides Goldf. ^
441
Cyathophyllum pentagonum Goldf.
„ quadrigeininum Goldf.
„ spcc.
Heliopora interstincta Bronn häufig.
Syringopora catenata Morr. (= reticnlata Goldf )
„ filiforrais Goldf.
Halysites catenulata Keys. (= Catenipora escharoides Goldf.)
„ labyrinthica Br.
Ptilodictya lanceolata Lonsd. (= Flustra) häufig.
Oculina coalescens Bronn (= Madvepora).
Glauconome ? Maltzanii Boll Geogn. t. 2, f. 8.
„ disticha Goldf.
Eschara scalpellum Murch.
Aulopora conglomerata Goldf. ?
Ceriopora spec.
Cyclolithes praeacutus Lonsd. (= Fungia patellaris Boll Geogn.
t. 2, f. 1 ? kommt auch auf Gothland in den oberen
Schichten der silurischen Formation vor.)
2. Muschelkalk- Gerolle sind selten; sie sind bis
jetzt nur in M. Strelitz, und zwar besonders in der südlichen
Landeshälfte gefunden worden. Sie kommen in plattenför-
migen Stücken vor, sind von Farbe aschgrau und haben ein
sehr dichtes, feines Korn. Da sie von dem zunächst anste-
henden Muschelkalklager bei Rüdersdorf durch ihre minera-
logische Beschaffenheit wesentlich abweichen, so widerlegt
sich dadurch die Ansicht derer leicht, welche meinen, diese
Gerolle stammten von dem vielftich in Meklenburg zum
Kalkbrennen eingeführten Hüdersdorfcr Gestein her und seien
nur zufällig verstreuet worden. An Versteinerungen habe
ich daraus gesehen:
Encrinus liliiformis Lam. (nur einzelne Säulenglieder.)
Ceratites nodosus de Haan.
Nautilus bidorsatus v. SciiL.
Terebratula vulgaris Lefr.
Turritella detrita Goldf.
Gervillia socialis Wissm.
Avicula Bronnii Alb,
Lima striata Goldf.
Spondylus comtus Goldf.
Pecten laevigatus Br. i
Ostrea spondyloides v. Scul.
Myophoria pes-anseris B.t.
„ vulgaris Br,
442
Mytilus vetustus Goi.df.
Pleuromya mactroides Ao. *)
3, Jura -Gerolle sind auf die östliche Landeshälfte
beschränkt , wenn man den Meridian von Güstrow als Thei-
lungslinie annimmt; westlich von demselben habe ich nur erst
ein einziges dieser Formation angehöriges Gerolle gesehen.
In der östlichen Landes hälfte sind sie vorzugsweise häufig
in dem Räume zwischen dem Malchiner See, Petit^lin und
Neu-Brande7ihurg (besonders vnn Stave7ihage?i herum!), sowie
in der südlichen Hälfte von M. Strelitz, namentlich bei Dre-
vin unweit Neu-Strelit%. Von den einzelnen Gliedern dieser
Formation finden sich:
a. Lias, aber nur in losen Petrefakten, welche überdies
nur selten sind, z. B.
Pentficrinus subangularis Mill.
Ammonites bisulcatus Biiuc;. [= Bucklundi Sow.)
„ Turnen Sow.
„ margaritatus d'Orb. (=: Amaltheus v. Schl.)
„ spiuatus BuuG. (= costatus Hkin.)
„ planicosta Sow.
„ communis Sow.
„ Blagdeni Sow.
Pecten aequivalvis Sow.
Gryphaea arcuata Lam. **)
b. Monotis-Kalk in kleinen Gerollen mit Avicula
(Monotis) substriata Bronn ist bei Neu-Strelüz und Rothen-
moor am Malchiner See gefunden worden.
c. Am häufigsten sind die Gerolle des braunen Jura,
welche mitunter die Grösse von einigen Kubikfuss erreichen
und zahlreiche, wohlerhaltene Petrefakten einschliessen. Es
sind theils rostbraune Sandsteine, welche bisweilen mit klei-
nen abgerundeten, glänzenden Thoneisensteinkörnern durch-
säet sind, theils graubhiue Gesteine aus Kalk, Thon und
Sand gemengt, in denen bald das eine, bald das andere die-
*) Vergl. Archiv d. Vcr. u. s. w. Heft II. S. 87 ff. Alle diese Ar-
ten befinden sich in der schönen Sammlung des Herrn Gi)iiHNKii zu Nni-
Strelit:,.
**) Alle diese Arten befinden sich in der Sammlung des Herrn
GonnNKR.
443
ser Mineralien vorwaltet. Sie gehören grösstentlieils dem
oberen braunen Jura an, und repräsentiren besonders den
Kelloway rock und Cornbrash. Die braunen Sandsteinge-
rölle haben oft in ihrem äusseren Habitus viele Aehnlichkeit
mit den tertiären Gerollen des Sternberger Kuchens (obgleich
sie nie in solchen plattenförmigen Stücken vorkommen , wie
dieser), und werden von Laien in der Petrefaktenkunde in
der Regel mit diesen verwechselt. Sie gleichen in ihrer mi-
neralogischen Beschaffenheit den in Pommern bei Solditi und
auf der Insel Gristow anstehenden Lagern des Kelloway
rock, ob auch in den Petrefäkten , — darüber fehlt es noch
an genügenden Untersuchungen.
Charakteristisch ist für diese Gerolle das Fehlen der
Zoophyten, Kadiarien, Belemniten, Nerinäen nnd der Tere-
brateln (mit Ausnahme der so häufigen Terebratula varians),
welche an anderen Orten zu den häufigsten organischen Ein-
schlüssen des Jura gehören. Von den zahlreichen in ihnen
vorkommenden Petrefäkten kann ich bis jetzt namhaft machen :
Ammonites Jason Rein, ziemlich häufig.
„ calloviensis Sow.
„ hecticus Hön. var. lunula Ziet.
„ macrocephalus v. Schl. var. tumidus Zikt.
„ spec. dem A. Königii Sow. verwandt.
Chenopus Philippii D. K.
Tornatella puUa D. K.
Nerita costulata Desu.
Cerithium spec.
Melania spec.
Trochus spec.
Turbo spec.
Dentalium Moreanum d'Ohb. häufig.
Terebratula varians v. Schl. häufig.
Pecten fibrosus Sow. häufig.
Pecten Lens Sow.
„ cingulatus Phil.
Astarte pulla Roem. sehr häufig.
„ nummuliua Roem. sehr häufig.
„ polita Roem.
Avicula inaequivalvis Sow. häufig.
„ Braamburiensis Phil.? häufig.
„ ornata Goldf.
Gervillia Bronnii D. K.
Zeits. d. d.geol. Ges. III. 4. 31 /
444
Gervillia glabrata D. K.
Lima duplicata Sow.
Ostrea sandalina Golüf.
Exogyra reniformis Goi.df.
CucuUaea (Area) cucullata Goi.pf. häufig.
„ pectinata v. M.
„ clongata Goldf. ?
Nucula lacryuia Sow.
„ cuneata D. K.
Pinna lanceolata Sow.
Modiüla (Mytilus) subaequiplicata Goldf.
„ plicata Sow.
Pleuromya tenuistria Ag. ? (= Lutiaria decurtata Goldf.)
Lutraria spec.
Cercomya (Sanguinolaria) undata Sow.
Isocardia spec.
Trigonia baceata v. Hag.
„ Dunkeri v. Hag.
Goniomya Knorrii Ag. (= Lysianassa angulifera Goldf.)
Pholadomya exaltata Ag (= Muvehisoni Golhf )
„ canaliculata Hokm.
„ multicostata Ag.
Serpiüa tetragona Sow.
„ tricarinata Goldf.
Ich habe diese Versteinerungen hier ohne weitere 8on-
dernng aufgeführt, da eine Trennung derselben nach den
einzelnen Forniationsgliedern des braunen Jura nicht wohl
ausführbar erschien.
4. Die Kreidege rolle Meklenburgs breiten sich
über das ganze Land aus. Diejenigen, welche ich unter-
suclit habe, gehören drei verschiedenen Gliedern dieser gros-
sen Formation an :
a. 8 a 1 1 h 0 1 m s k al k , nach Fn. v. Hagenow's Urtheil
völlig mit dem auf der Insel Saltholm und in Schweden an-
stehenden übereinstimmend, findet sich eben nicht selten un-
ter unseren Gerollen. Er kommt nie in sehr grossen Blöcken
vor, ist hellgrau, oft etwas gelblichgrau von Farbe, wird
an der Oberfläche durch Verwitteruno; etwas rostflirben,
und besitzt ein dichtes , festes Korn. Seine geognostische
Stellung ist noch zweifelhaft; HAf;nNOU' sucht ihn dicht
unter der weissen Kreide , Geinit/ betrachtet ihn als ein
Aequivalent des I'läners, An Fctrcfakten sind unsere ihm
445
angehörigen Gerolle nicht reich. Am häufigsten finden sich
in ihm:
Terebratula Lens Nils, (wohl nicht mit T. cavnea zu vereinigen!)
Dentalium glabrum Gein., auch
Pentacrinus Bronnii v. Hag.
Dentalina sulcata Retss.
Cristellaria rotulata Lam. sind nicht selten Dagegen sind mir
Ananchytes ovata Lam.
„ hemisphaerica Brong.
Spatangus Bucklandi Goldf.
Pentacrinus Agassizii v. Hag.
Crania tuberculata Nils.
Pecten septemplicatus Nils.
Lima semisulcata Nils.
Ostrea (Exogyra) conica Sow. ?
„ seniiplana Sow.
Frondicularia elliptica Roem. nur mehr vereinzelt vorgekommen.
b. Weisse Kreide. — Kreidebrocken, Feuersteine
und lose Versteinerungen, auch kugelförmige Schwefelkies-
Drusen — alles der weissen Kreide angehörig, sind über ganz
Meklenburg verbreitet; die Petrefakten aber finden sich an
einzelnen Orten in Kiesgruben so ungemein häufig, dass man
in wenigen Stunden deren dort mehrere Hunderte sammeln
kann. Die ergiebigsten Fundorte dieser Art , welche ich in
Meklenburg kennen gelernt habe, sind bei Krakow und 8er-
rahn (südlich von Güstrow). Sie geben hinsichtlich ihres
Petrefakten- Reichthums denen bei Sagard und Bobbin auf
Rügen nichts nach, und gerade so wie dort, finden sich auch
hier die Versteinerungen der w'eissen Kreide mit denen aus
anderen Formationen gemischt, welche aber an Zahl sehr
hinter ersteren zurückstehen ; vorzugsweise sind es Trochiten
von Crinoideen und Terebrateln aus der silurischen Forma-
tion , welche den Kreideversteinerungen beigemengt sind.
Die holsteinschen Geognosten haben diese an Petrefakten so
reichen Kieslager mit dem Namen „Korallensand" bezeich-
net, denn ausser Fragmenten von Radiarien (Cidaritcnsta-
cheln , einzelnen Täfelchen von Seeigeln und Seesternen,
Crinoideenstielen), zahlreichen Serpulen und Terebrateln, sind
es vorzugsweise Bryozoen, welche diesen Reichthum begrün-
31 *
446
den. Leider haben bei letzteren die Zellendeckcn und Mün-
dungen durch Abreibung so sehr gelitten, dass die Bestim-
mung ihrer Arten dadurch ungemein erschwert wird.
Ebenso wie die Feuersteine unseres Diluviums stimmen
auch die Petrefakten mit denen, welche in Rügens anstehen-
den Kreidelagern gefunden werden , so sehr übei'ein , dass
nur wenige Arten bekannt geworden sind, welche F. v. Ha-
GENOAv's Scharfblick noch nicht auf Rügen entdeckt hat ; die
Verwandtschaft mit den meklenburgisclien Kreidelagern ist
dagegen weit geringer. In dem nachfolgenden Verzeichnisse
unserer Diluvial-Kreidepetrefakten habe ich die auf Rügen
noch nicht gefundenen mit einem Stern bezeichnet. *)
Scrpula fluctuata Sow. (= undulata v. Hag.)
„ subtoi-quata v. M.
„ canteriata v. Hag.
,, heptagona y. Hag.
„ implicata v. Hag.
„ conica v. Hag.
„ trochiformis v. Hag.
„ graiiulata Sow.
„ aspera v. Hag.
„ nigosa V. Hag.
■"'• „ 4 Species, welche auf Kügen fehlen und auch v. Hage-
Now nicht bekannt sind.
Belcmnites mucronatus v. Scni,. sehr gemein.
* ,, subventricüsus Wahi.d. selten.
*Gasterochaena Amphisbaena Goldf. spec. nur 1 mal in Feuerstein.
Pinna diluviana v. Sciii,. (rcstituta Goiin. )
Inoceranuis spec. zahlreiche, aber unbestimmbare Schalenfragmente.
Pecten mcmbranaceus Nils.
„ aratus Ha(;.
„ striato-costatus GoLni". häufig. '
Lima semisulcata Nii-s.
Spondylus Hystrix Goi.df. häufig.
Ostrea vcsicularis Lam. sehr gemein.
Exogyra Münstcri v. Hag.
„ spec.
Tcrcbratula octoplicata Sow.
Humboldti v. Hag.
»
pulchclla NiL.<;. nicht selten.
*) Dem VcrzpichniKsc habe ich „das Quadersandsteingebirge in
Deutschland" von Geimiz zu Grunde gelegt und l)in nur liin uud wie-
der, wo es nöthig schien, von seiner Nomenclatur abgewichen.
447
Terebratula gracilis v. Scul. häufig.
^ „ spec. verwandt mit T. Dutempleana d'Oru. 504, 1—8.
5>
striatula Mant.
„ chrysalis v. Schl,
„ Locellus Defr,
„ Gisei V. Hag.
concava Lam.
„ carnea Sow. gemein.
„ Sowerbyi v. Hag.
*Thecidca vermicularis Bronn (hippocrepis Goldf.)
Crania antiqua Defr. häufig.
„ costata Sow. häufig.
* „ spinulosa Nils, selten,
* ,, tuberculata Nils.
*Cidarites claviger Koen. Stacheln.
„ sceptrifer Koen. (vesiculosus v. Hag.) in Fragmenten
„ Reussii Gein. (alatus Boll Geogn. S. 146) Stacheln
zahllos.
„ armatus Reüss (spinosus Boll 1. e.) Stacheln zahllos.
* „ pomifer Boll 1. c. t. 2, f. 3.
„ princeps v. Hag. vollständig selten.
„ variülaris Brong. Abdrücke der Stacheln im Feuerstein.
5)
))
)>
stemmacantha Roem. Stacheln.
spec. Stacheln, von der Grösse des C. glandifer Goldf.
,, Steinkerne, Stacheln, Täfelchen zahlreich aber unbe-
stimmbar.
*Galerites cylindricus Lam. (canaliculatus Goldf.) selten.
,, vulgaris Lam. zahllose Steinkerne (sogen. Krötensteine.)
Spatangus Amygdala Goldf.
„ suborbicularis Defu.
Ananchyles ovata Lam. als Steinkern gemein.
„ striata Lam.
* „ Corculum Goldf.
Asterias quinqueloba Goldf. Täfelchen häufig.
„ punctata v. Hag. in Mueller's Monogr, der Aachener
Kreideform. II. 5, 6.
„ gibbosa v. Hag. sp. ined.
Pentacrinus Agassizü v. Hag.
„ Klödenii v. Hag.
„ Bronnii v. Hag, häufig.
* „ bicoronatus v, Hag. auch auf Rügen nur im Diluvium!
Bourgueticrinus ellipticus Geix. (Apiocrinites eil. Mill.) häufig.
Eugeniacrinus Hagenowii Goldf. häufig.
Fungia coronula Goldf.
}■
clathrata v. Hag. V auch auf Rügen nur im Diluvium.
„ radiata Goldf.
Turbinolia centralis Mant. häufig.
448
*Tiirbinolia spcc.
Cricopora Reussi v. Hag. Mastr. I. 13 (Ceriopora annulata v.
Ha(;. IMouog., Cricopora annulata D'Ouii. ()15, 10— 1'2.)
„ vcrticillata v. Hag. Mastr. I. 12. (laevigata u'Oitn. 0l5i
16-lS.)
„ cchinata v. Hag.
•'•■Hornera (Rcticulipora) Ligeriensis »'Oiin. 609, 1 — 6?
Idraonea pseudo-disticha v. Hag. Mastr. II. 9 gemein.
„ subcompressa v. Hag.
„ spec. spec.
Truncatula semicylindrica Roem. (Retepora truncata v. Hag.
gemein.)
Ceriopora stellata Goldf.
„ nuciformis v. Hag. gemein.
„ prolifera Goldf.
Liclienopora rosula v. Hag.
Defrancia diadcraa Gor.DF. spec.
„ reticulata v. Hag. Mast. IV. 4.
„ costata V. Hag.
„ fungiformis v. Hag.
„ limbata v. Hag. (fehlt in Geinmtz Quader.)
Canalipora articulata v. Hag. hiiulig.
„ striato-punctata v. Ha(;. häulig.
Heteropora pustulosa v. Hag. (Ceriopora dichotoma v. IIag. Mon.)
häufig.
Myriapora Creplini v. Hag.
Escharites Hisingeri v. Hag.
„ Rocmeri v. Hag. (Entalophora Haimcana n'Oi'.it. 017,
11-13.)
„ gracilis Gor.DF. spec. v. Hag. Mast. I. 15 (=? Vin-
cularia cenomana d'Okb. OOÜ, 8—10)
VincuUnia virgo v. Hag. häufig.
„ undulata v. Hag.
,, Lima \. Hag.
„ amphora v. Hai;.
Eschara amphiconica v. Hag.
„ disticha Goldf. häufig.
pulchra Bron.n (elegans v. Hag.) häufig,
irregularis v. ll.u,. häufig. (E. Clito d'Oiib. (>7'2, 1— 3?J
ampullacca v. Hag. (cenomana n'Oiiu. ()il2, 1— .>) häufig.
Matrona v. Hag. (Vincularia macropora d'Okb. 001,
7—9; fehlt bei Gkinitz!) häufig.
„ spec. spec.
Cellepora vespertilio v. Hag.
„ gothica V. Hag. (=? Escharina VilHersi o'OtiB. 605,
s. ;>.^
„ armilhi v. Hag. Mast. p. 97. (VclaniLU v. Hag. Mon.
und Gein. !)
5)
449
Cellepora spec. spec.
Luuulites semilunaris v. Hag. häufig.
„ mitra v. Hag.
„ Goldfussii V. Hag. Mast. XII. 15.
*Siphonia excavata Goldf.
* „ diadema Kloed.
,, Krausii v. Hag.
*Cnemidium turbinatum B01.L Geogn. II. 11.
„ Murchisoni Goldk.
* „ alternans Eoeji,
„ spec. spec.
Achilleum parasiticum v. Hag.
* „ clypeatum v. Hag. sp. ined.
Die meisten dieser Versteinerungen sind mit rügiani-
schen Exemplaren verglichen worden, so dass ihre völlige
Uebereinstimnmng keinem Zweifel mehr unterliegt.
Ausser diesen kleinen Gerollen aus der Formation der
weissen Kreide kommen in der östlichen Hälfte des Landes
auch noch sehr grosse Kreidegeschiebe von vielen
tausend Kubikfuss Kauminhalt vor, welche längere Zeit für
anstehende Lager gegolten haben. Da sie sich aber in der
Nähe anstehender Lager befinden, und es überhaupt noch sehr
zweifelhaft ist, welche jener liager als anstehende, und wel-
che als Geschiebe zu betrachten sind, so habe ich sie alle im
dritten Abschnitt gemeinschaftlich unter der anstehenden
Kreide abgehandelt und sie auch als solche auf der Karte
bezeichnet.
c. Fax öe kalk in kleinen Gerollen findet sich, wenn
auch nicht häufig, über das ganze Land verbreitet. Er ist
nicht sehr hart, gelblichgrau oder weissgrau von Farbe, und
stets durchwachsen mit Caryophyllia Faxoeensis Beck (Ca-
lamophyllia fax. o'Orbig., Moltkia Isis Fokch. et Steenstr.).
d. Schliesslich erwähne ich noch, dass ich einzelne Pe-
trefakten aus dieser Formation gesehen habe, welche keinem
der drei vorstehend genannten Glieder angehören, wie z. B.
Terebratula diphya L. v. B., Spatangus Prunella Lam., Scy-
phia infundibuliformis Goldf. u. a. m.; dass mir ferner hin
und wieder einzelne Gerolle mit unbestimmbaren Petrefiikten-
resten aufgestossen sind, welche ihrem mineralogischen Cha-
450
rakter nach dem Grünsande anzugehören scheinen, und
dass endhch auch der sogenannte Tiger Sandstein, dem
sächsischen von Koschütz bei Dresdeti völhg gleich, nicht
selten unter unseren Gerollen gefunden wird.
5. Aus der tertiären Formation finden sich Braun-
kohlenstücke in verschiedenen Diluviallagern und Bernstein
in grösseren und kleineren Stücken (das grösste mir be-
kannte wog 2 Pfund 4 Loth) in Kieslagern über das ganze
Land verbreitet ; ferner Gesteine, welche an Petrefakten sehr
reich sind, und lose Versteinerungen, theils in Kiesgruben,
theils in Thonla2;ern, — beide aber nur in beschränkten Yer-
breitungsbezirken,
a. InM. Strelitz findet sich (aber nur selten) ein asch-
grauer, sehr feinkörniger und meistens auch sehr harter
tertiärer Sandstein mit kieseligem Bindemittel, welcher
viele Petrefakten enthält. Leider sind diese aber so stark
calcinirt und hängen mit dem sie umschliessenden Gestein
so fest zusammen, dass sie beim Zerschlagen desselben mei-
stens gänzlich zersplittern. Daher ist mir auch die Bestim-
mung der einzelnen Arten noch nicht gelungen. Ein Den-
talium (mit elliptischem Queerdurchschnitt, glänzend und an-
scheinend glatt, unter der Loupe aber feine Längsstreifen
zeigend,) und eine Bulla sind ziemlich häufig; ferner finden
sich Nucula rostrata Laim.? Nucula margaritacea Lam.? Area
spec, Voluta suturalis Phil.? liingicula striata Puil., Kostel-
laria spec, Natica spec, Buccinum spec, Cassis spec u. s. w.,
besonders auffallend ist aber eine sehr grosse Nodosaria (gi-
gantea Boll Geogn. S. i?!)), welche ich von der Nodosaria
Zippei Reuss 8,1 (aus der böhmischen Kreide) kaum zu unter-
scheiden vermag. — Dies Gestein findet sich in plattenför-
migen Stücken, von denen die grössten kaum 1 QFuss
Oberfläche und bis etwa 3 Zoll Dicke besitzen.
b. Der sogenannte Sternberger Kuchen, ausge-
zeichnet durch die Menge seiner wohlcrhaltenen Conchylien,
findet sich nur in der westlichen Landcsliülfte, und zwar dort
besonders in dem Kaume zwischen der Lewitz, dem Schwe-
451
riner See und den Städten Bützoiv, Güstrow, Goldberg und
Parchim; sorgfältigere Untersuchungen an Ort und Stelle
werden vielleicht die Grenzen dieses Verbreitungsbezirkes
mit der Zeit noch etwas verengern. Bei der Stadt Sternberg
selbst, wo dies Gestein zuerst die Aufmerksamkeit der frü-
heren Sammler auf sich gezogen hat, soll es jetzt schon sehr
selten geworden sein; sehr ergiebig ist die Umgegend des
Dorfes Kladow , bei der Stadt Crivitz gelegen. Ausserhalb
der oben angedeuteten Grenzen ist der Sternberger Kuchen
überaus selten; aus der ganzen östlichen Landeshälfte habe
ich nur einige wenige Stücke gesehen, von denen überdies
bei manchen der Fundort zweifelhaft war: was im östlichen
Meklenburg von Sammlern mit jenem Namen bezeichnet
wird, ist in der Regel GeröUe des braunen Jura.
Der Sternberger Kuchen kommt in zwei Haupt for-
men, und zwar an denselben Fundorten, vor. Theils ist es
ein mehr oder weniger fester brauner Sandstein, dessen feine
Körner durch eisenhaltiges und kalkhaltiges Cement verkittet
sind , und in welchem sehr wohlerhaltene Conchylien in so
grosser Menge vorhanden sind, dass oft fast das ganze Geschiebe
ausschliesslich aus ihnen zu bestehen scheint. Diese Ge-
rolle kommen in kleineren , plattenförmigen Stücken vor;
grösser, als von etwa 1 QFuss Oberfläche erinnere ich mich
nicht sie gesehen zu haben. Auffallend ist es, dass während
die Mehrzahl dieser Stücke sehr stark abgerieben ist, andere
hinwieder gar keine Spur von Abreibung zeigen, so dass
selbst die zartesten Conchylien völlig unversehrt aus der
Oberfläche des Gesteins im Relief hervorragen. Beraerkens-
werth ist ferner die überaus grosse Menge von junger Con~
chylienbrut, welche in diesem Gestein vorkommt, so dass die
ausgewachsenen Exemplare (namentlich von Fusus, Pleuro-
toma, Natica u. a.) an Zahl gegen die jungen gar sehr zu-
rücktreten.
Die zweite Hauptform dieses Gesteins besteht in einem
braunrothen, durch Eisenocker gefärbten Thonsandstein, wel-
cher sehr mürbe ist und nur Steiukerne und Abdrücke eben-
452
Jerselben Conchylien enthält, welche das vorige Gestein ein-
schliesst. Diese Gerolle kommen nicht in plattenförmigen
Stücken vor, sondern in unförmlichen, abgerundeten Massen,
welche gleichfalls keine bedeutende Grösse erreichen.
Ausserhalb des eigentlichen Verbreitungsbezirkes des
Sternberger Kuchens wurde im Jahre 1849 durch Herrn
Baron A. v. Maltzain bei Molf%ow am Malchiner See ein
Geschiebe gefunden, welches von jenen beiden Hauptformen
in seiner mineralogischen Beschaffenheit wesentlich abw-eicht,
aber dieselben Conchylien mit wohlerhaltenen Schalen ein-
schliesst. Es ist ein gelblichhellgrauer, thoniger Sandstein
und so locker, dass die Petrefakten sich mit Leichtigkeit aus
ihm herauslösen lassen.
c. Ebendieselben Versteinerungen, welche der Sternber-
ger Kuchen enthält, werden auch in grosser Menge lose in
den Kiesgruben bei Fifinow und Angustenhof (an der süd-
östlichen Seite des Schweriner Sees) , sowie auch bei Kra-
kow angetroffen; einige wenige derselben sind auch am Eu-
lenberge bei Stavenhagen gefunden worden. An den drei
erstgenannten, wichtigsten Fundorten treten die Bivalven an
Zahl gar sehr gegen die Schnecken zurück, und sehr auf-
fallend ist es mir gewesen , dass alle grösseren, ausgewach-
senen Exemplare in einem äusserst schlechten Erhaltungs-
zustande vorkommen, während die junge Brut (welche na-
mentlich bei Krakow sehr häufig ist,) vollkommen wohlerhal-
ten ist. Die wissenschaftliche Bestimmung der Species wird
durch diesen Umstand leider sehr erschwert, denn bei den
ausgewachsenen Exemplaren ist die Sculptur der Schale in
den meisten Fällen so sehr zerstört, dass man dieselbe nur
durch Vergleichung zahlreicher Exemplare zu enträthseln
vermag. Bei der jungen Brut dagegen ist die Sculptur zwar
in ihren zartesten Einzelheiten erhalten, aber dies bringt dem
Pctrefaktologen wenig Nutzen, da die Sculptur dieser ju-
gendlichen Exemplare bei dem weiteren Fortwachsen der
Schale (besonders bei Fusus und Fleurotoma) sich oft völlig
verändert, so dass die ausgewachsenen Exemplare ein ganz
453
abweicliendes Ansehen haben. Daher habe ich denn aucli
eine beträchtliche Anzahl dieser Petrefakten einstweilen noch
unbestimmt bei Seite legen müssen.
Von den genannten Fundorten kenne ich nur den ersten
aus eigener Anschauung. Mein Besuch in Pin^ioiv war aber
nur von sehr kurzer Dauer, und fand leider zu der Zeit
statt, als ich mich eben erst etwas ernstlicher mit geognosti-
schen und petrefaktologischen Studien zu beschäftigen an-
fing. Ich glaubte damals den schlechten Erhaltungszustand
der Conchylien einer Abreibung derselben durch Wasserflu-
then der Diluvialkatastrophe zuschreiben zu müssen , und
betrachtete daher diese Petrefakten als auf secundärer Lager-
stätte befindlich. Seit ich nun aber jene vorhin erwähnte
Beobachtung hinsichtlich der jungen Brut gemacht, und sehr
zarte Dentalien mit wohlerhaltener Spitze aus jenen Lagern
gesehen habe, bin ich geneigt, jene Fundgruben als primäre
Lagerstätten zu betrachten und sie zu den anstehenden
tertiären Lagern zu rechnen. Wäre nämUch der schlechte
Erhaltungszustand der grösseren Conchylien Folge einer er-
littenen Abreibung durch Diluvialfluthen, so hätten die zar-
ten, jüngeren Exemplare durch dieselbe Kraft noch viel mehr
leiden, ja ganz und gar zertrümmert werden müssen. Es
ist mir daher wahrscheinlicher, dass jene Verletzung der
Conchylien einer Verwitterung zuzuschreiben sei, welche
durch das von oben her in die Kieslager eindringende atmo-
sphärische Wasser herbeigeführt wurde, während die jünge-
ren Individuen vielleicht durch eigenthümliche Lag-erungs-
Verhältnisse diesen Einflüssen entzogen blieben. Leider ist
es mir bisher unmöglich gewesen, genauere Aufschlüsse über
die Lagerungsverhältnisse an den bezeichneten Orten zu er-
halten. — Wenn ich daher auch diese allerdings noch zwei-
felhaften Lager jetzt als anstehende betrachte und sie auch
auf der Karte als solche bezeichnet habe, so schien es mir
doch zweckmässig sie schon hier einzureihen , weil sie in
petrefaktologischer Hinsicht mit dem Sternberger Kuchen
in der innigsten Verwandtschaft stehen und daher ihre or-
454
gauischen Einschlüsse gemeinschafthch ubgehandeh werden
können.
Welche Stellung diese Lager und der Sternberger Ku-
chen in der lieihenfolgc der tertiären Schichten einnehmen,
ist noch immer nicht mit völlifjer Sicherheit ermittelt. Leop.
V. Buch versetzte sie im Jahre 1828 in die Subapenninen-
forraation und seinem Vorgange folgte ich in meiner Geogno-
sie der deutschen Ostseeländer (S. iüO). Graf v. Mlenster
stellte den Sternberger Kuchen im Jahre 1835 unter die
eoc'anen Lager und parallelisirte ihn mit dem Pariser Grobkalk ;
auch Beykicii rechnete ihn, sowie den verwandten Septarien-
Thon im Jahre 1848 der eocänen Formation zu, indem er
sein Urtheil auf Nyst's petrefaktologische und geognostische
Arbeiten über die belgischen Tertiärschichten begründete.
N\ST grenzt nämlich unter den tertiären Lagern Belgiens
bestimmte Schichten ab, die er mit dem Namen Systeme
Tongrien bezeichnet, und behauptet, dass dies System durch
seine Petrefakten dem Pariser Grobkalke sich anschliesse.
Da nun unsere Petrefakten mit dem von Nyst aus dem
Systeme Tongrien beschriebenen und in der zweiten Ausgabe
seines Werkes*) auch abgebildeten Arten grossentheils iden-
tisch sind, so wären auch unsere Petrefakten in die eocäne
Formation einzureihen gewesen. Nun hat es sich aber s{)äter
durch Untersuchungen, welche Heuert**) gleichfalls über
die von Nyst dem Systeme Tongrien zugerechneten Arten
unternommen hat, herausgestellt, dass Nyst hinsichtlich der-
jenigen belgischen Arten, welche er für identisch mit denen
des Pariser Grobkalkcs hielt, sich geirrt hat, und dass nur
etwa 1 bis 2 Arten übrig bleiben, welche diesen beiden La-
gern gemeinschaftlich sind. Heijeut selbst bringt nun diese
belgischen Schichten in die Miocän form ation hinein, und
Beykich spricht neuerdings brieflich gegen mich die Ansicht
*) Nyst descript'wn des corjuilles et des polypiers fosyUes des terrains
tcrl'niircs de lic IjeUj'tquc. liiuacUcs i8i3, Uu (cd. '2 arec \L\ III
planchcs.)
♦♦) LEONHAnii und Bhonn Jahrbuch. Jahrg. 1850 S. SOU ff.
455
aus, dass sowohl der Sternberger Kuchen als auch der Septa-
rienthon ebendahin zu versetzen seien, und dass sie wahr-
scheinlich den mittleren Schichten der Miocänformation
(Dumont's Systeme liupelien) gleichzustellen wären.
Aus dem Sternberger Kuchen, von Krakow und Pimiow
kann ich soweit meine jetzigen Untersuchungen reichen, fol-
gende Versteinerungen namhaft machen:
Flabellina obliqua Reuss im St. K. (auch bei IvAnsTEN.*))
* „ ovata Riiuss im St. K. (Karstex.)
„ cuneata Reuss im St. K. (Karsten) = Frondicularia
Lingua Boll Geogn. t. 2. f. 12.
Dentaliua intermittens Broxn? (= ? Nodosaria capitata Boli, 1.
c. t. 2. f. 13) im St. K. (Kabsien.)
„ elegans Bronn? im St. K. (Karsten.)
,, radicularis Bronn? im St. K. (Karsten.)
Planularia intermedia Piul. Beitr. I. 3S im St. K. (Karsten.)
Robulina subnodosa v. M. ? (=? Nonioniua splendida Boll 1. c.
t. 2. f. 15) im St. K. (Karsten.)
Triloculina orbicularis Roem. ? (= ? Tr. obotritica Boll t. 2.
f. l'j) im St. K. (Karsten)**)
Lunulites radiata Lam. Goldf. )
„ urceolata Lam. Goldf. \ ™ ^t. K. (Karsten.)
Turbinolia intermedia v. M. Krakow.
Arbacia pusilla Ag. (Echinus — v. M.) im St. K. (Karsten.)
*Pecten decussatus v. M. (textus Phil. Beitr.!) im St. K.
„ 5 spec. im St. K., worunter aber keine der von Karsten
aufgeführten !
Area diluvii Lam. im St. K. (Karsten.)
* „ barbatula Goldf. im St. K. (Karsten.)
* „ sulcicosta Nyst 18, 9 im St. K.
Pectunculus pulvinatus Lam. (Karsten.)
Trigonocoelia aurita Goldf. sp. 126, 14? im St. K.
* „ decussata Nyst 18, 7 (aber kleiner als die Abbil-
dung) St. K. Pinnow.
*) H. Karsten, Verzeichniss der im Rostocker Museum befindlichen
Versteinerungen aus dem Sternberger Gesteine. Rostock 1849. Ich
führe nur diejenigen der von Karsten namhaft gemachten Arten an,
welche ich gleichfalls gesehen habe. Die Arten , welche ich in meinem
Verzeichnisse im 3. Heft des Archivs des Vereins u. s. w. S. 2Ü1 ff,
noch nicht mit aufgezählt habe, sind mit einem * bezeichnet.
**) Die vorstehenden Foraminiferen bedürfen einer neuen, sorgfälti-
gen Revision, seit durch Reuss in dem verwandten Septarienthon eine
so grosse Anzahl neuer Species nachgewiesen ist, mit denen manche der
unsrigeu identisch sein mögen.
' im St. K. (Karsten.)
)
456
Nucula glaberrima v. M. Goldp.
„ striata Goldf. 125, 15!
„ fragilis Desii. Güldf,
„ pygmaea v. M. Goldf.
* „ laevigata Sow. Goldf.
„ sulcata BiioNN (compta Goldf.)
„ aLbrcviata Goldf. im St K. nach Goldfüss!
„ margaritacea Lam.? im St. K. (KAnsrK\.)
„ spec, im St. K.
Cardita orbicularis Buonn var. scalaris Goldf. (Kaüsten )
Astartc Kickxii Nyst (=? concentrica Goldf. Kaust.) im St. K.
„ gracilis v. M. Goldf. im St. K.
*Isocardia Cor. L. zus. mit Cassis mcgapol. im St. K. (Dr. L.
Brieckneu's Samml.)
Cardium tenuisulcatum Nyst (= cingulatum Goldf. 145, 4 a. b.
c.) im St. ,K, (Kaüsten.)
„ turgidum Biiand. Goldf. im St. K. (Karsten.)
„ papillosum PoLi, Goldf. im St K. (Karsten.)
Lucina radula Lam. (=: circinnata Brocc. im St. K.)
„ unicarinata Beyr. (= obtusa Boll Archiv III. S. 216)
im St. K. aber sehr klein.
Cytherea suberycinoidcs Dksii. Goldf. ? im St. K.
„ sulcataria Desu. Goldf. im St. K. (Karsten.)
* „ splendida Mer,? (= laevigata Goldf.) im St. K.
(Karsten.)
*Saxicava arctica Phil. (Mytilus carinatus Goldf.) im St. K.
Mactra triangula Ren. im St. K. (Karsten.)
*Neaera cuspidata Ford. (Corbula — Goldf.) im St. K. (Karsten.)
Corbula rugosa Lam. Goldf. im St K. (Karsten.)
„ Pisum Sow. (== gibba Olivi) im St. K. (Karsten ?)
„ granulata Phil. Beitr. im St. K.
^■■Panopaea intermedia Sow. Goldf. Steinkern in Ultii's Samml.
(Karsten.)
Solen ensis var. minor L. Abdrücke im Thonsandstein. (Karsten.)
*Vaginella spec. (=Belemnitcs lanceolatus Boll Gcogn. t. 2, f. 16
Creseis Daudinii Karst.) im St. K.
Dentalium 5 spec.
*Sigaretus canaliculatus Sow. Nyst! in dem GcröUe bei MoUzoic
(Karsten.)
Natica glaucinoides Nyst
... ., .^ , (Karsten.)
neraiclausa dow. Nyst )
„ spec. im St. K. (aber nicht N. sordida Karst. !)
Actaeon clongatus Sow. im St. K. (Karsten.)
„ punctato-sulcatus Phil. Beitr. (Karsten.)
Hingicula striata Phil. Beitr. im St. K. (Karsten.)
Niso tcrcbclhim Phil, im St. K. (Kaiisien.)
*Eulin)a subulata liisso im St. K. (Karsten.)
Mclania 2 spec. Krakow,
457
Turritella communis Risso (Karsten).
* „ quadricarinata Brocc. spec. 7, 6 im St. K. Imal.
Rissoa spec. Krakotv.
Turbo spec. Pinnow.
Delphinula carinata Puil. Beitr. im St. K. (Karsten.)
Phorus scrutarius PiiiL. Beitr. im St. K. (Karsten.)
Trochus spec. Krakow.
Chenopus speciosus v. Schl. spec. Beyr. im St. K. (= pes car-
bonis Karsten.)
„ tenuis Boll Archiv III. S. 212 im St. K.
„ Sowerbyi (J. Sow.) Beyr. Krakow und Pinnoic.
* „ Parkinson! Sow. (Sowerbyi Nyst 44, 4) im St. K. Pinnow.
Tritonium nodularium Lam.
„ spec.
Typhis horridus Brocc. spec. 7, 17 im St. K. (Karsten.)
„ fistulatus V. Schl. spec. Beyr. (tubifer Kabst. ex parte!)
„ cuniculosus Dlch. Nyst 43, 4 (= simplexPwiL. ; tubifer
Karst, ex parte) im St. K.
Murex Deshayesii Duch. Nyst 41, 13 (Pyrula Capito Boi.r. Ar-
chiv III. S. 210; M. tricarinatus Boi l ib. ein jim-
ges Exemplar! M. pentagonus Karst.)
Fusus multisulcatus Nyst 40, 1 (Karsten.)
„ Deshayesii de Kon. Nyst. 40, 3 (Karsten.)
„ elatior Beyr. (Karsten.)
* „ corneus (L ) Nyst 39," 23 im St. K.
„ elegantulus Phil. Beitr. 4, 16 (cancellatus Boll Archiv
III. S. 209 f. ; alveolatus L v. Buch, Philtvpi, Kar-
sten, aber nicht Sow.)
„ scrobiculatus m. (mitraeformis Boll Archiv III. 2ÜS, ^veI-
cher Name aber schon früher einer anderen Art er-
theilt ist ! Mitra scrob. Karst.)
„ rugosus Park. Sow. 34, 1 bei Pinnow.
* „ lüneburgensis Phil. Pinnow. (Karsten.)
* „ clongatus Nyst 38, 25 im St. Iv.
„ spec. spec. im St. K.
Pyrula elegans Lam. ■\
„ clathrata Lam. > im St. K. (Karsten.)
,, reticulata Lam. J
*Pleurotoma belgica v. M. Goldf. ) . '
,,,.,, A/r n < 1™ St. K. (Karsten.)
„ subdenticulata v. M. u-oldf. ) '^ •'
„ laticlavia Bevr. (Karsten?)
coronata v. M Goldf. im St. K. (Karsten?)
subdentata v. M. Goldf. im St. K. (Karsten.)
Selysii de Kon. (Karsten.)
flexuosa v. M. Goldf. (acuminata Nyst. 42, 1) (K\r-
STEN.)
„ „ [i. ciugillata v. M. Goldf.
„ Waterkeynii Nyst 41, 4. (Karsten.)
(Kakstest.)
458
Pleurotonia dorsata v. M. Goidi.
„ Volgcri Phii,.
„ rcgularis m; Kon.
„ scabra Piiir,,
„ acumiiiata Sovv. 1 'iG, 4. (Selysii Kaust, cx parte?)
* „ dubia Ci!. et JA^•. Nyst. /iI. H im St. K.
,, crispata C;k. et Jan. ? Phii.. Eiium. im St. K.
„ spec. spec.
Canccllaria cvulsa Sow. Boi.r, Oeogn. t. 2, f. 9! (Kahsten.)
* ,, Berolinensis Bevr. (Kahsten.)
* „ elongata Nyst 3S, 21. Piunow , Krakoio (im St. K.
Karsten.)
* „ gianulata Nyst 39, 14. Pinnow, Krahoir,
Cassis mcgapolituna Beyh. (Cassidaria canccllata L. v. B.) Kau-
STE.V.
„ bclata Beyh. im St. K. (nach Beyrich !)
Cassidaria depressa L. v. B. Bf.yr. Karst.
„ Buchii Bor.i. Archiv V. S. 190 ff. im St. K.
Buccinum biiUatiim Pmi,.
„ serratum Biiocc. 5, 4 bei Pinnow.
„ spec. spec.
Tercbra tesselata Michelotti 17, 13? (fuscata Boi.i, Archiv III.
213. Kvrsten) im St. K.
„ striatula La:m. (striata Karst.?)
*Volnta Siemssenii Bot.i- Archiv V. S. 194 im St. K.
* „ semiplicata Nyst 44, 10 im St. K.
„ „ ß. multistriata mit zahlreicheren und unregel-
mässig vertlieilten Quecrstreifen ; bei MolUow.
Mitra pulchella Michelotti 13, 14? (hastata Karst.)
„ spec. spec. (aber nicht M. columbellaria Scacc. bei Kar-
sten.)
Ancillaria obsoleta Nyst 45, 10 bei Krahoic und Pinnotc.
*Cünus antediluvianus Brocc. 2, 11 im St. K. (Karsten.)
Bullina striata Boi.i, Geogn. S. 168 (apicina Phii,. Karst.) im
St. K.
Bulla conulus Desh.
Utriculus Brocc, J. im St. K. (Karsten.)
convoluta Brocc. 1, 7
Brocchii Bron.\ (ovulata Brocc. Karst.")
lincata Pmi,. Beitr. 3, 2 im St. K. (Karsten )
Lignaria L. im St. K. Karsten,
*Bullaea punctata Phii., Enum, Vol. I. t. 7, 17 im St. K. (Kar-
sten.)
Lamna spec. Zähne im St. K. und bei Krakow.
Oxyrrhina spec. ein Zahn im St. K.
Gehörknöchelchen von Fischen (Boi.i, Geogn. t. 2, f. 17.)
*
*
*
}
(1. Am Fussc des Gerichtsberges bei i\eu-Bra?i(1cnhi/rg
459
ist ein Lager von blauem Thon aufgeschlossen, welches
dieselben Petrefakten enthält wie die von Beyrich beschrie-
benen Septarienthonlager der Mark Brandenburg. Ohne
Zweifel hat Beyrich Recht, wenn er diese Thonlager und
den Sternberger Kuchen als gleichzeitige, aber durch ört-
liche Einflüsse abgeänderte Glieder der tertiären Formation
betrachtet, und daher gilt denn auch über die geognostische
Stellung des Septarienthones dasselbe, was oben über die
Stellung des Sternberger Kuchens gesagt ist. — So weit
dies Thonlager jetzt erforscht ist, scheint es sich nicht mehr
in seiner ursprünglichen Lagerung zu befinden ; es ist offen-
bar durch Diluvialfluthen aufgewühlt und durch fremde Bei-
mengungen verunreinigt. Ausser losen tertiären Petrefakten
enthält es Gerolle plutonischer Felsarten und Versteinerun-
gen aus älteren Formationen, namentlich aus der Kreide, wie
z. B. Asterias quinqueloba, Pentacrinus Bronnii , Eugenia-
crinus Hagenowii, Serpula heptagona, Ostrea vesicularis,
viele sehr grosse, kopfförmige Cidariten- Stacheln und Kreide-
Bryozoen. An tertiären Petrefikten wurden bis jetzt gefunden:
Cypraea spec. in 2 Exemplaren.
Cassidaria.
Tuvritella imbricataria Lam.
Fusus multisulcatus Nyst häufig.
Pleurotoma subdenticulata v. M. häufig.
„ trochiformis Beyh.
„ flexuosa v. M.
„ Waterkeynii Nyst.
„ Selysii de Kon.
„ regularis de Korv.
Natica glaucinoides Nyst.
Nucula Deshayesiana Duch., sehr häufig.
„ spec. der vorigen nahestehend, aber verschieden.
„ Chastelii Nyst sehr häufig.
„ sulcata Bronn, nur ein Bruchstück.
Lucina unicarinata Beyr. nicht selten.
Corbula clava Beyr.
Cardita planicostata Liw. Nyst t. 17 f. 1, nur ein Fragment.
Dentalium spec. spec. *)
*) Alle diese Petrefakten befinden sich in der Sammlung des Herrn
Dr. L. Bi\uECKNER zu JS eu-Brandenhurg . — Vergl. über dies Thonlager
meine Geognosie S. 160 tind Archiv Heft II. S. 89.
Zeils. d. d. geol. Ges. III. 4. 32
460
Die Schalen der Bivalvcn sind fjist alle mit Schwefel-
kies ausgefüllt, durch welchen sie festgeschlossen zusammen-
gehalten werden.
6. Schliesslich habe ich noch zu erwähnen, dass auch
die schwedischen Mariekor, deren geognostische Stellung
noch zweifelhaft ist, hin und wieder im Diluvium vorkommen*),
und dass sich verkieseltes Holz, Bruchstücke von Di-
cotyledonen-Stämmen , sehr häufig in unserem Lande fin-
det. Letzteres ist oft so stark verwittert, dass es sich mit
Leichtigkeit in die einzelnen Jahresringe theilen lässt, selten
aber ist es von Pholaden (?) durchbohrt ; welcher Formation
es angehöre, Avage ich nicht zu entscheiden. Holzopal
ist mir nur erst einmal aus Meklenburg zu Gesichte ge-
kommen.**)
II. TertiärformatioD.
Unsere bis jetzt bekannt gewordenen tertiären Lager
befinden sich fast säramtlich in dem südwestlichen Landes-
theile. Es sind folgende :
1. Zwischen derElde, Elbe und Rögnitz sind mäch-
tige Lager von Alaunerde vorhanden, welche an der Elbe bei
Wendisch-Wehningen in einem steilen Abhänge, und zwi-
schen Boknp und liatleiifort in einer Hügelkette sogar zu
Tilge stehen; auch bei Loosen, westlich von der Rögnitz,
sind diese Alaunlager bei dem Graben eines Brunnens unter
der Diluvialdecke angetroffen worden. Sie sind zum Theil
von grosser Mächtigkeit, und wechsellagern mit Schichten
von hellgrauem , fettem Thone , von schwarzgrauem Sande
und stellenweise sogar mit zerklüftetem , aber festem , kalk-
haltigem Sandstein von geringer Mächtigkeit. Unter diesen
Schichten ruhet zwischen liokup und Mallit% ein Braunkoh-
lenlagcr, welches wellenförmig von NW. nach SO. 7000 Fuss
weit streicht und von NO. nach SW. muldenförmig fällt;
♦) Archiv V. S. L>I3.
**) Boi.i. (jeognosio S. lü'i.
4
>>
6
5
j>
3
j>
10
3
»»
8
461
seine grösste Mächtigkeit beträgt 7 Fuss, und unter ihm
folgen wiederum Alaunlager. Die Resultate, Avelche bei einer
südlich von Bokiip vorgenommenen Bohrung erlangt wurden,
werden diese Lagerungsverhältnisse deutlicher machen.*)
49 Fuss — Zoll Alaunerde.
19 ,, — ,, SchwarzgrauermitAlauntheilen geschwän-
gerter Sand, Conchylien enthaltend.
, Festes Gestein, in der Mitte klüftig.
, Schwarzgrauer Sand.
, Alaunerde mit Schwefelkies.
, Braunkohle.
95 Fuss — Zoll. ~~
Die Braunkohlen kommen in allen Graden der Festisrkeit
und Umwandlung vor und haben noch theilweise ihre Holz-
textur so vollständig bewahrt, dass sie noch ganze Stämme
bilden. In dem dritten und vierten Decenniura dieses Jahr-
hunderts wurden sie abgebaut, jetzt aber sind die Gruben
wieder verschüttet, weil der Absatz der Kohlen so geringe
war, dass der Ertrag der Gruben die Kosten nicht deckte.
Petrefakten sind nur in dem Sandstein und dem vor-
hin bezeichneten Sandlager gefunden worden. Der Sand-
stein hat einen erdigen, rauhen Bruch, gelbgraue Farbe und
ist auf der Oberfläche rostbraun; auch kommen glänzende
Glimmerschüppchen in ihm vor. Die Petrefakten sind darin
weit sparsamer als im Sternberger Kuchen ; auch enthält er
nur noch Abdrücke und Steinkerne derselben, gleicht aber
durchaus nicht dem oben unter den Gerollen beschriebenen
Thonsandstein , bei welchem dies gleichfalls der Fall war.
Es sind unter diesen Abdrücken und Steinkernen noch er-
kennbar:
Fusus multisulcatns.
Cassis megapolitana.
Rostellaria speciosa.
Natica.
Nucula subglobosa Phii,. Paläont. vol. I. t. 8, f. 5.
*) Auderweitige Bohrresultate habe ich in meiner Geognosie S. 185if.
mitgetheilt.
32* .
462
Cardita orbicularis. .
Lunulitcs radiata (nach Fr. Hoffmamn !*) ")
In dem schwarzo-rauen Sande wurden mit erhaltener
Schale gefunden:
Nucula Chastelii.
Pectunculus — ? pulvinatus Lvm. ziemlich zahlreich und gross.
Natica spec. aber nicht glaucinoides Nvst.
Voluta spec. der V. Siemssenii m. ähnlich , aber durch die über
und über fein queergestreiften Windunjrcn abweichend.
Trochus spec. dem Tr. similis Sow. Nvst 35, 19 ähnlich, von wel-
chem er sich aber dadurch unterscheidet, dass seine
sämmtlichen 5 bis 6 Gürtel , so wie die Streifen an
der Basis fein granulirt sind.
Ancillaria spec? nur ein Bruchstück.**)
Aus diesen Petrefakten erhellt, dass der Sandstein jeden-
falls dem Sternberger Kuchen parallel steht, und die Nucula
Chastelii (so häufig in dem Septarienthon) bringt auch den
schwarzgrauen Sand mit eben diesen Gesteinen in nähere
Verbindung. Da die Braunkohlen unter dem Sandsteine liegen,
so können sie auf keinen Fall jünger als der Sternberger
Kuchen und der Septarienthon sein. "Wir haben daher auch
wahrscheinlich diese anstehenden Lager in die Mitte der
miocänen Schichten zu versetzen.
2. Ein anderes Braunkohlenlager wurde im Jahre 1840
am Sonnenberge bei Parchim entdeckt. Die Lao-erungs-
Verhältnisse sind dort folgende:
1 Fuss — Zoll Dammerde.
10 ,, 6 ,, Grober Sand und Steine.
30 ,, — „ Sandige Alaunerde.
21 „ — ,, Sehr fette Alaunerde.
8 „ — ,, Braunkohlen.
1 ,, — ,, Brauner Treibsand.
71 Fuss GZoll.
*) Fk. HoFFMA.iviy führt in PoGGENnoiui's Annalen 1828. Bd. XII.
S. 119 f. noch einige andere Arten an, welche ich noch nicht gesehen
habe. Da die Exemplare, nach denen er seine Bestimmungen gemacht
hat, sich in dem Küuigl. jMincralicn-Kubiuet zu llcrlin bclinden, so wäre
dort wohl näherer Aufschluss über dieselben zu erhalten.
**) Siimmtliche Arten befinden sich in meiner Sammlung,
463
Ein Versuch dies Kohlenlager abzubauen, ist auch hier
gescheitert, da dasselbe tiefer Hegt, als der Wasserspiegel
der nahen Eide. Ob Petrefakten dort gefunden worden sind,
habe ich leider nicht in Erfahrung bringen können.
3. Der Fund eines 10 Fuss mächtigen Kohlenlagers
bei Her%feld im Amte Neustadt^ welchen ich in meiner Geo-
gnosie 8. 187 berichtete, hat sich nicht bestätigt, obgleich
die von Virck im Jahre 1849 dort vorgenommenen Bohrun-
gen das Vorhandensein der Braunkohlenformation unwider-
leglich dargethan haben. *)
4. Die Kiesgruben bei Piniiow, Augustenhof waü Kra-
kow, rechne ich, wie oben gezeigt ist, jetzt gleichfalls zu den
anstehenden tertiären Lagern.
5. Wenn auch das Septarienthonlager bei Neu- Bran-
denburg, so weit es jetzt aufgeschlossen ist, mit Diluvial-
massen gemengt ist, so ist es mir doch sehr wahrscheinlich,
dass es in grösserer Tiefe in ein reines, anstehendes Lager
übergeht und ich habe es daher auch auf der Karte vorläufig
als ein solches bezeichnet.
6. Wahrscheinlich gehören auch die Thonlager bei
Wittenborn (unweit Friedland) und bei Goldberg **j, in denen
sehr schöne und grosse Gypskrystalle gefunden werden, der
tertiären Formation an, obgleich aus denselben noch keine
Petrefakten zu Tage gefördert sind, durch welche die Stel-
lung; derselben entschieden werden könnte.
III. Kreideformation.
Lager, welche der Kreideformation angehören, tauchen
an zahlreichen Punkten aus dem Diluvium hervor ; es ist
aber noch nicht ermittelt , welche dieser Lager anstehend
sind, indem manche früher dafür gehaltene durch neuere Unter-
suchungen als losgetrennte grosse Kreideschollen, welche dem
*) Ai-chiv IV. S. 160 fF. Auch der Fund eines Kohlenlagers bei
Neu-Krentzlin (meine Geognosie S. 188) beschränkt sich nur auf ein
kleines Braunkohlennest im Diluvium.
**) Archiv IV. S. 164 f.
464
Diluvium eingelagert sind, sich herausgestellt haben.*) Aller
Wahrscheinlichkeit nach ist aber auch in der Nähe dieser
Schollen anstehende Kreide vorhanden, und ich habe daher
auf der Karte alle jene Kreidelager, ohne einen Unterschied
zwischen ihnen zu machen, als zur Kreidefbrmation gehörig
bezeichnet.
1. Weisse Kreide kommt bei Brod/uigen (westlich
von Dohera?i) , bei Samoiv unweit Gnoien, bei Tetercnv, am
östlichen Ufer des Malchiner Sees in einem Streifen, welcher
bei dem pommerschen Dorfe LUschentin beginnend , in süd-
westlicher Richtung über die Feldmarken von Malchin, (He-
low, Basedow, Jiothe?imoo7-, Molt^ow^ Glocksin und Marxha-
gen über 2 Meilen lang sich hinzieht; sodann taucht die
Kreide 1 Meile südlich von Marxhagen wieder hervor zwi-
schen dem Kölpin, dem Fiesen- und Alt-Schweriner See
bei den Dörfern Jahel, Nosse?itin und Sparow, sowie an dem
südlichen Ufer der beiden ersteren jener Seen und erfüllt
den Raum zwischen ihnen und der Müritz, wo sie bei Leb-
hin, Poppentin, Wendhof, !Sietow und Uotthun vorkommt und
auch weiter südlich noch bei Vipperoiv am westlichen Ufer
der Müritz vorhanden sein soll; diesem letzteren Punkte ge-
genüber soll sie auch am östlichen Ufer der Müritz bei
lioggentin und Bahke noch wieder hervortreten. Endlich ist
sie auch noch an der nördlichen Grenze von M. Strelitz be-
kannt, wo sie bei Neddemin, Hohenmin, üalow, Friedrichshof
vmd Wittenbor?i vorkommt.
Diejenigen dieser 25 Kreidelager, welche ich selbst in
Augenschein genommen habe, weichen von den Kreidelagern
Rügens theils durch die mineralogische Beschaßenheit der
Kreide selbst, theils durch ihre Feuersteine und theils auch
durch ihre Petrefakten mehrfach ab. Es sind dies folgende:
a. Die Lager bei Lehbin, Wendhof (nach Vikck's Mit-
theilung), Nossenti7i, Saloio und Satnow (nach Vikck) zeigen
eine grosse Uebereinstimmung. Die Kreide erscheint hier
*) Archiv Iir. 191 ir
465
liiusiclitlich ihrer Farbe, des Grades ihrer Härte und Rein-
heit der rügianischen völlig gleich. Sie wird bei Lehhin und
Wendhof durch parallele Feuersteinstreifen in Bänke von
3 bis 5 Fuss Mächtigkeit getheilt. deren Streichen und Fal-
len noch nicht ermittelt ist. Die Feuersteine weichen aber
in ihrem Aussehen von den rügianischen auffiillend ab; es
sind nicht lose, knollenförmige Massen , wie auf Jasmund,
sondern Platten von mehreren Zollen Dicke. Diese Platten
liegen mit scharfen Bruchflächen alle dicht neben einander,
und haben ersichtlich vor der Hebung des Kreidelagers,
vollständige und ununterbrochene Feuersteinschichten
gebildet, welche die einzelnen Kreidebänke trennten. Auch
ihre Farbe ist sehr eigenthümlich ; sie zeigen nämlich eine
mit der oberen und unteren Fläche parallel laufende band-
förmige Streifung von weisser, grauer und schwarzer Farbe,
gleichsam als wären sie aus übereinanderliegenden, aber fest
verwachsenen, verschieden farbigen Schichten gebildet. Auf
Rügen habe ich nie eine Spur von diesen Feuersteinen ge-
funden, so anhaltend ich auch danach gesucht habe; auch
unter den zahllosen Feuersteinen unseres Diluviums sind sie
überaus selten. An Versteinerungen scheinen diese La-
ger nicht reich zu sein; ich fand bei Lehhin ein Säulenglied
von Bourguetocrinus ellipticus , Terebratula Gisei v. Hag.
var.?, 2 unvollständige Exemplare einer anderen Terebratula
und ein kleines Cidariten-Schild, aber nichts von den auf
Rügen so häufigen Serpulen und Bryozoen. Bei Wendhof
fand ViRCK Ananchytes ovata und Spatangus cor-anguinum
und eben diese Arten sammelte G. Brueckner bei Nossen-
tin. — Die Lager bei Nossentin, Saloiv (und SamoioFJ, so-
weit sie jetzt aufgeschlossen sind, sind offenbar aufgewühlt:
Kreide und bandstreifige Feuersteine finden sich hier in re-
gellosem Gemenge durcheinander, bei Nossentin sogar durch
Diluvialmasse etwas verunreinigt.
b. Die Lager bei Basedow und Poppentin unterscheiden
sich mineralogisch sogleich auf den ersten Blick von den
vorhergehenden. Die Kreide ist weit grauer und fester, da
466
dem kohlensauren Kalk Kieselerde beigemengt zu sein seheint.
Die Feuersteine liegen nicht schichtenweise, sondern unregel-
mässig verstreuet. Sie sind weder knollig, wie die rügiani-
schen, noch plattenlörmig, wie die Lebbiner, sondern ganz
unregelmässige, eckige und scharfkantige Stücke. Ihre Farbe
ist meistens aschgrau und nur die seltneren, etwas dunkler
gefärbten, sind an den Kanten etwas (aber nur sehr wenig!)
durchscheinend. Von Petrefakten habe ich nur bei Poppenttn
einige Spuren gefunden ; an beiden Orten enthält die Kreide
ungemein zahlreiche , sehr feine , aus Kieselerde bestehende
Nadeln (von Amorphozoen ?).
c. Die einander benachbarten Lager von Moltzow, Glock-
sin und Marxhagen, und (nach G. Brleckner) auch das La-
ger bei Sparow , bilden wiederum eine gesonderte Gruppe.
Die Kreide gleicht an Farbe und Härte am meisten der von
Poppentin ; Feuersteine aber fehlen gänzlich und die Lager
sind so stark zerklüftet (wenigstens bei Molt%oiv, welches mir
am besten bekannt ist,) dass es unter den würfligen Kreide-
stücken schwer hält, solche aufzufinden, deren liauminhalt
einige wenige Kubikzoll erreicht. Das Moltzower Lager
aber besteht nicht etwa aus zusammengeschwemmten Kreide-
trümmern, sondern die einzelnen neben- und übereinander-
liegenden Stücke haben ursprünglich eine einzige compacte
Masse gebildet, wie daraus erhellt, dass man häufig zusam-
mengehörige Bruchstücke eines und desselben Petrefaktes
(namentlich Inoceramus-Arten) in mehreren nebeneinander-
liegcnden Kreidestücken antrifft. Es scheint, als sei dies
Lager früher einmal durch eine heftige Erschütterung ge-
borsten und zertrümmert.
Von Glocksin und Marxhagen sind mir keine Petrefakten
bekannt. Bei Moltzoio sind wohlerhaltene Versteinerungen
gleichflills selten, aber durch die grosse Sorgfalt und Ausdauer
des leider der Wissenschaft so früh entrissenen A. v. Maltzan
sind im Laufe der letzten 12 Jahre folgende Arten zu Tage
gefördert worden :
Echinus scutiger v. Muenst. sp.
467
Spataiigus suborbicularis Dkih. nesterweise häufig.
Galerites cylindricus Lam. desgl. (fehlt auf Rügen,)
Terebratula Pisum Sow. nicht sehr selten.
„ Gisei V. H\G. var. selten.
„ Bolliana v. Hä.g. sehr häufig (fehlt auf Rügen !).
Pecten Faujasii Deh',. ? nur ein Bruchstück.
Ostrea Hippopodium Nii.s. nicht selten.
Plicatula spinosa Maivt. d'Oris. t. 463 f. 8—10! (^inflata Goi.df.
t. 107 f. 6b. aber nicht Sow.) fehlt auf Rügen; 2 Ex.
Inoceramus spec. spec. aber nur in Bruchstücken.
Serpula — intermedia Roem. ?
Aulopora ramosa v. H\g. auf Ter. BoU.
Achilleum parasiticum v. Ha.g.?
Ceriopora und Cellepora — einige wenige, kleine parasitische Arten.
Oxyrrhina Mantelli Ag. 2 Zähne. *)
Ausserdem ist auch diese Kreide , wie die bei Basedow
und Poppentin, voll kleiner Kieselnadeln.
d. Ueber das Kreidelager im Hainholze südlich von
Malchin, nach Gieloiv zu, verdanke ich Herrn Apotheker F.
Timm folgende Mittheilungen : Die Länge der Grube, wo die
Kreide gewonnen wird, beträgt ungefähr 30 Schritte; inner-
halb dieses Kaumes sind an verschiedenen Stellen tiefere
Gruben gemacht und dadurch die Lagerungsverhältnisse eini-
germaassen aufgeschlossen. Unter einer Schicht von Damm-
erde, etwa 1 Fuss mächtig, folgt ein fester, eisenschüssiger
Thonmergel, in welchem einige Kalkschichten von wenigen
Zollen Dicke sich befinden ; die Mächtigkeit dieses Lagers
ist in den verschiedenen Theilen der Grube verschieden,
von 1 bis 6 Fuss. Sodann folgt die Kreide, in welcher sich
nur vereinzelte schwarze, durchscheinende Feuersteine fin-
den. Nach der Aussage des Kalkbrenners soll diese Kreide
der Basedower ähnlich sein. An der tiefsten Stelle der Grube
ist die Kreide in einer Mächtigkeit von 13 Fuss aufgeschlos-
sen; aus Bohrversuchen, welche L. Mengebier dtiselbst im
Jahre 1834 ausgeführt hat, erhellt jedoch, dass die Mächtig-
keit des ganzen Lagers 46 Fuss beträgt. Er fand nämlich:
") Bis auf den Echinus befinden sich alle Arten in meiner Sammlung.
468
2 Fu88 G Zoll Abraum.
40 ,, — „ Kreide, welche mit der Tiefe an Rein-
heit und Härte zunimmt.
1 „ fi ,, Grauen, sandigen Thon, mit Kalktheilen
vermischt.
5U Fuss — Zoll.
Mehrere um die Grube herum vorgenommene Bohrungen
zeigten, dass das Lager sich nur nach Osten hin ausdehne,
nach den anderen Himmelsgegenden hin aber bald zu ver-
schwinden scheine; wenigstens ward es mit der Tiefe von
IG, 18 und 23 Fuss noch nicht erreiclit.
In derselben Grube wird weiter nach Süden hin weisser
Sand gegraben, welcher neben und zwischen der Kreide in
Schichten von grosser Ausdehnung vorkommt. Er ist sehr
fein, weiss und enthält keine Spur von Kalk, besteht aus
fast ganz reiner Kieselerde , und wird daher von Töpfern
und Glasmachern gesucht und ausgeführt. In demselben kom-
men nicht selten Nester und Adern von Eisenocker vor, wel-
cher von zersetzten Schvvefelkiesdrusen herzurühren scheint.*)
Auch östlich von Malchin auf dem Stadt felde nach
dem pommerschen Grenzdorfe Lüschenti7i zu hat Mlingcbier
auf und an dem Bornberge auf einer Strecke, die von Osten
nach Westen 350 Fuss und von Norden nach Süden 300 F.
misst, 5 Bohrungen angestellt, von welchen die eine nur bis
auf 15 Fuss G Zoll hinabgeführt wurde, ohne Kreide zu
treffen , bei den andern aber wurde in der Tiefe von 20 bis
24 Fuss ein Kreidelager gefunden. Wahrscheinlich streicht
dies nach Osten hin sehr weit, denn nach Gumpueciit's An-
gabe kommt auch bei LUschentin selbst (auf pommerschem
Grund und Boden) Kreide vor.**)
*) lu dem riainholze und, wenn ich nicht irre, nicht in grosser
Entfernung von dem Kroidebrnche, wird auch sehr gute tertiäre?)
Walkcrerde gegraben ; ich habe diese Stelle vor 6 bis 7 Jahren einmal
gesehen, aber leider keine Notizen über dieselbe aufgezeichnet. Auch
bei Warlin unweit Aeu-Urandcriljurg kommt Walkererde vor.
** ) Von dem grossen Kalkrcichthum der Umgegend von Malchin
giebt auch die Beschaffenheit des dortigen Torfes Zcuguiss. Herr F.
469
e. Unweit Friedland befindet sich am Abhänge tler
Brömer Berge, welcher dem Dorf'e Wittenhorti zugekehrt ist,
ein Kreidelager, welches zum Behufe des Kalkbrennens etwa
ISFuss tief aufgeschlossen ist. Die Kreide ist ziemlich hart,
sehr weiss und durch Feuersteinbänke in Schichten von 1
bis 1| Fuss Mächtigkeit getheilt. Leider sind meine bei ei-
nem Besuche des Lagers niedergeschriebenen Notizen in Be-
zug auf die Feuersteine unvollständig ; ich glaube aber, dass
diejenigen, welche die Bänke bilden, den rügianischen gleich
sind; in der Grube selbst fanden sich unter den lose umher-
liegenden alle drei bisher beschriebenen Arten durch einander,
jedoch waren die durchscheinenden, knollenförmigen vorherr-
schend. An Petrefakten wurde nur ein Spatangus cor-an-
guinum von Herrn Dr. L. Brueckner, mit welchem ich die
Grube besuchte, gefunden.
f. Ueber das Kreidelager bei Brodhagen, \ Meile west-
lich von Doberan, welches ich nicht selbst gesehen habe,
schrieb mir A. v. Maltzan im Jahre 1845 Folgendes : ,,Der
Berg, in welchem sich das Lager befindet, ist terrassenför-
mig 00 bis 80 Fuss tief aufgeschlossen. Oben befinden sich
Lehmschichten , welche nach unten zu grau werden und die
Kreide überlagern. In letzterer finden sich ansehnliche Feuer-
steine zerstreuet und auch grosse Schwefelkiese sollen darin
vorkommen , aber keine Petrefakten. Es wird ein Kalkofen
aus der Grube gespeist, welcher sehr guten Kalk zu Wasser-
bauten liefert."
Dass manche der im Vorstehenden genannten Kreidelao-er
durch genauere Untersuchung sich nicht als anstehende
erwiesen haben, ist von mir schon an einem anderen Orte
Timm hat eine Analyse der Malchiner Torfasche ausgeführt vind gefun-
den, dass s'ie in 100,00 Theilen unter Anderem
46,55 kohlensauren Kalk und
7,20 schwefelsauren Kalk enthält.
Im Jahre 1850 wurden bei Malchin 6968000 Soden Torf gestochen, wel-
che nach Timm's Berechnung in ihrer Asche 1380 Centner kuhlensauren
Kalk und 210 Centner schwefelsauren Kalk enthielten.
470
gezeigt worden.*) Die Lager bei Moltzoiv und Rothenmour
wurden in meiner Gegenwart durchbohrt und ruhen auf Di-
luvialschichten; die Lager im Hainholze bei Malchhi und
Samow ruhen auf Thon. Bei einigen anderen sind die La-
gerungsverhältnisse zweifelhaft. Es bleiben aber am Malchi-
ner See und an den grossen südlichen Seen noch immer meh-
rere Lager übrig, deren Verhältnisse zwar noch nicht näher
erforscht sind, deren beträchtliche Anzahl und Mächtigkeit
es aber wahrscheinlich macht, dass sie die hervorragenden
Punkte eines anstehenden und vielleicht unter der Dilu-
vialdecke sich weit verbreitenden Kreidelagers bilden. Schon
im Jahre 1825 machte G. Brueckner darauf aufmerksam,
dass bei dem grossen Erdbeben vom Jahre 1755 vorzugs-
weise die grossen südlichen Seen und ihre Ufer es gewesen
seien, wo die Schwingungen des Erdbodens am deutlichsten
sich zu erkennen gegeben hätten, und dass es daher wahr-
scheinlich sei, dass dort festere Schichten den Boden bilden,
welche mit der Erdrinde in innigerem Zusammenhange stän-
den als dies mit den Diluviallagern der Fall ist.
Was aber die losgetrennten grossen Kreideschollen be-
trifft, welche in dem Diluvium lagern , so erklärt sich diese
Erscheinung vielleicht dadurch, dass zur Zeit der Diluvial-
bildung eine Hebung der anstehenden Kreidelager erfolgte**),
bei welcher einzelne der oberen Schichten von der Haupt-
masse losgetrennt und durch die Diluvialmassen vorwärts ge-
schoben und umhüllt wurden. Aehnliche getrennte und von
Diluvium umschlossene Kreideschollen erblickt man auch an
den steilen Kreideufern Rügens zwischen der Dworsiede und
Stubenkamer über den anstehenden Lagern an mehreren
Punkten.***)
Die meisten Kreidelager finden sich in Meklenburg zwi-
schen Malchin und Vipperow, in einer Zone, welche sich von
*) Archiv u. s. w. Heft III. S. 192 f.
*♦) S. meine Geognosio S. 260.
***) Zwei solcher Uferprofile habe ich in meiner Geognosie Taf. I.
Fig. 3 und 'i abgebildet und S. 136 und 267 Anmerkung beschrieben.
471
Norden nach Süden 6j Meile weit erstreckt und nur zwischen
Marxhagen und Jahel auf \\ Meilen unterbrochen zu sein
scheint. Von Malchin aus setzen sich die Kreidelager auch
nach Osten in Vorpommern hinein fort; man kennt sie dort
bei Lüschentin, Gnevezoiv, Peselin, Golchen, Clempenow (?),
Wietxow (p), Daherkoiü ("^J und Prit%enoiv. Da sie nun
2 Meilen südlich von Clempenow und Golcheti auch bei j\ed-
clemin in M. Strelitz wieder auftauchen, so könnte man sich
versucht fühlen, auch die 5 Kreidelager, welche sich an dem
nördlichen Rande von M. Strelitz von Westen nach Osten
hinziehen (ISeddemin, Hohenmin, Salow, Friedrichshof und
Wittenhorn) mit jenen pommerschen in Verbindung zu setzen.
Es wäre also hier vielleicht ein zusammenhängendes Kreide-
gebiet vorhanden, welches im Süden bei Babke, Roggentin
und Vipperoto beginnt, nordwärts bis Malchin sich erstreckt,
dann ostwärts nach Pommern hinein sich wendet und endlich
bei Wittenhorn seine äusserste östliche Grenze erreicht. Wie
und ob die beiden Lager bei Samow und Ihodhagen ^ sowie
die zahlreichen Lager in der nördlichen Hälfte von Vorpom-
mern mit diesem eben bezeichneten Kreidegebiete im Zu-
sammenhang stehen, darüber ist zur Zeit noch nichts er-
mittelt.
Zu bemerken ist noch, dass die Verbreitung der Kreide
in Meklenburg von den orographischen Verhältnissen
des Landes durchaus unabhängig zu sein scheint. Die La-
ger um die südlichen grossen Seen herum liegen sämmtlich
oben auf dem breiten , plateauartigen Landrücken , welcher
Meklenburg in der Richtung von NW. nach SO. durchzieht*)
und ihre Höhe über dem Meeresspiegel beträgt zwischen
220 bis 300 Fuss. Diesen Landrücken durchschneidet die
Kreidezone von S. nach N. und senkt sich dann von Moltzotv
an, dessen Kreidelager noch ungefähr 100 bis 120 Fuss über
dem Meere liegt, schnell in die Küstenebene der Ostsee hinab,
wo sie bei Malchin nur noch etwa 30 bis 40 Fuss hoch liegt.
*) S. meine Geognosie S. 1 flf.
472
Jener Landrücken scheint clenin;ich erst nach Ablageruno;
der Kreide durch Hebuno- entstanden zu sein, und zwar, wie
es mir wahrsclieinUch ist, zur Zeit der Diluvialbildung,
unter deren complicirten Ursachen vielleicht auch jene He-
bung des Bodens eine nicht unwichtige Rolle spielte.
2. Pläners andstein? Auf den Feldmarken der
Dörfer Hrunshaupten^ Basdorf und Wichmannsdorf (westlich
und nordwestlich von Doheran) dehnt sich von Osten nach
Westen wenigstens j Meile lang und j Meile breit ein Sand-
steinlager aus, in welchem im Jahre 1828 auf G. Bkieckner's
Betrieb Bohrversuche angestellt wurden. Sic erstreckten sich
bis zur Tiefe von 140 Fuss und man fand abwechselnd Schich-
ten von klüftigem grauem Sandstein und von körnig-mehHg-
tera Sande, von derselben Farbe und Masse wie der Sand-
stein.*) Letzterer ist sehr hart und scheint durchaus keinen
Kalk zu enthalten, sondern nur aus Thon und Quarzsand-
körnern zu bestehen ; er sieht aber manchen Kalksteinen so
ähnlich , dass man schon mehrfach , durch den Schein ge-
täuscht, ihn zum Kalkbrennen zu benutzen versucht hat. Ob
eine sorgfältigere chemische Prüfung desselben angestellt ist,
ist mir nicht bekannt ; vielleicht verhält es sich mit ihm ähn-
lich, wie mit dem sächsischen Plänersandstein, welchen Gei-
NiTZ beschreibt.**) Die graue Farbe des Sandsteins spielt
oft ins Grüne, was von mikroskopisch kleinen, dunkel-lauch-
grünen Körnern (Eisensilikat?) herrührt, die ihm bald mehr»
bald weniger beigemengt sind. Petrefakten sind so selten in
ihm , dass bis jetzt nur erst ein einziges Stück in ihm ge-
funden ist, welches leider, bevor es von einem Kenner ge-
sehen wurde, verloren gegangen ist. Ob ich diesem Lager
seine richtige geognostische Stellung angewiesen habe, dar-
über werden spätere Forschungen entscheiden. Dies Sand-
*) S. die Bohrangaben in meiner Geognosie S. 210 f. Nicht Letten
findet sich zwischen den Sjvndsteinschicliten (wie ich a. a. 0. angegeben
habe), sondern (nach einer Mittheilung von G. BnurcKMiii) der im Texte
erwähnte Sand.
** j (jr;i.>iTz das Quadersandsteiugebirge von Deutschland S. 47 f.
473
Steinlager liegt am nördlichen Abhänge des 396 Fuss hohen
Kühlungsberges (bei Diedrichshagen), verschwindet da, wo
dieser weniger steil abfällt, auf eine Strecke, tritt aber sofort
wieder hervor, wo der Abhang nach Norden zu wieder stei-
ler wird. Oestlich von diesem Berge liegt das Kreidelager
bei Brodhagen ; vielleicht liegt in dem Kühlungsberge der
Hebungspunkt, durch den jene beiden Lager zur Erdober-
fläche emporgebracht worden sind.*)
lY. Eruptive Felsarten.
1. Gyps. — Im Jahre 1825 ward bei dem Flecken
Liihtheen im südwestlichen Meklenburg beim Abräumen eines
Sandhügels nur 2 Fuss tief unter der Bodenoberfläche die
Kuppe eines mächtigen Gypsstockes entdeckt, in welchem
man schon 250 Fuss tief gebohrt hat, ohne seine untere
Grenze zu erreichen. Leider ragt die Kuppe nur wenig über
der natürlichen Wasserlaufsohle des Terrains hervor, so dass
der im Stock eröffnete Bruch wird bald durch künstliche
Mittel entwässert werden müssen. Anhydrit ist in ihm bis
jetzt noch nicht gefunden worden und auch die Borazite
und Steinsalznester von Segeberg und Lüneburg scheinen zu
fehlen ; die blättrigen, faserigen und strahligen Varietäten des
Gypses sind selten. Der Bruch hat seine grösste Ausdeh-
nung von NW. nach SO. übereinstimmend mit der ursprüng-
lichen Gestalt der Kuppe. Gegen Süden und Osten sinkt
der Gyps schnell in ein sumpfiges Terrain. Gegen NW. soll
*) Nach einer brieflichen Mittheilung von G. Bhiii-ckivek, welche
ich erst nach Vollendung der vorliegenden Arbeit erhielt, wird die geo-
gnostische Stellung, welche ich dem .Sandsteinlager zugewiesen habe, schon
jetzt sehr zweifelhaft. Er schreibt nämlich : ,,das Kreidelager bei Brod-
hagen liegt an dem nordöstlichen Abhänge desselben Höhenzuges, der
jenes Sandsteinlager enthält, und wahrscheinKch unter diesem, da der
Sandstein sehr hoch, nahe unter dem Gipfel des Berges liegt, seine festen
Schichten je tiefer, desto weniger mächtig und seltener werden, und die
letzten Bohrproben kleine Gerolle (?) brachten , worunter ganz kleine
Kr e ides tu ck eben."
474
der Gyps von Kalkstein überlagert gewesen sein, von wel-
chem aber jetzt nur noch einzele Stücke in dem Abraum zu
finden sind ; ein ähnUches Gestein bemerkt man auch hin und
wieder in den Klüften , welche den Gyps gangartig durch-
setzen, wie dies auch bei Segeberg und Lüneburg der Fall
ist. Analysen dieses Gesteins hat Herr Oberbergrath C.
Karsten in Berlin mitgetheilt, und er zieht aus ihnen den
Schluss, dass der Gyps bei seinem Emporsteigen Kalkstein-
schichten durchbrochen, und diese in Dolomit umgewandelt
habe, welcher in wässeriger Auflösung später in die Klüfte
des Gypses geführt, und dann bei der Aussonderung aus der
Solution in seine nächsten Bestandtheile zerlegt wurde.*) —
Auch bei Probst-Jesar , ^ Meile östlich von Lühtheen, ist
30 Fuss tief unter der Bodenoberfläche Gyps aufgefunden
worden, welcher aber allem Anscheine nach nur eine Fort-
setzung des Lübtheener Stockes ist.
Bisher ist der Betrieb des Gypsbruches so lau gewesen,
dass dort nur ein sehr geringer Theil des im Lande ver-
brauchten Gypses gewonnen worden ist, obgleich es keinem
Zweifel unterliegt, dass bei zweckmässiger Ausbeutung des
Lagers der ausländische Gyps ganz und gar in Meklenburg
entbehrt w^erden könnte.
2. Steinsalzlager sind zwar bis jetzt in Meklen-
burg noch nicht aufgefunden worden, da es sich aber durch
ßohrversuche immer mehr und mehr herausgestellt hat, dass die
Salzquellen ihren Ursprung Steinsalzlagern verdanken,
welche oft in grosser Tiefe unter ihnen liegen, so ist es nicht
unwahrscheinlich , dass auch unsere aus dem Diluvium zu
Tage kommenden Salzquellen mit solchen Lagern in Ver-
bindung stehen , obgleich ein solcher Zusammenhang hier
noch nicht direct hat nachgewiesen werden können, und alle
*) Die vorstehenden Angaben sind entlehnt aus einer von C. Kar-
sten im Jahre 18'i8 in der Berliner Akademie gelesenen Abhandlung
„Ueber die Verhältnisse, unter welchen die Gypsniasscn zu Liairhurtj,
Segcbcrg und Lühlhccn zu Tage treten." Diese Abhandlung befindet
sich auch in K\ksteis's Archiv Bd. XXII. :?. 578 fF.
475
bei der Sülzer Saline vorgenommenen Bohrungen noch nicht
zu einem entscheidenden Resultate geführt haben.*)
Von den vier gegenwärtig in Meklenburg bekannten
Salzquellen befindet sich die eine bei Sülz unweit Conow,
\ Meile nördlich von dem Mallitzer Braunkohlenlager, und
2 Meilen südöstlich von Lühtheen. Da Gyps und Steinsalz
oft in unmittelbarer Verbindung mit einander vorkommen,
wie dies bei Lüneburg unzweifelhaft und auch bei Segeberg
sehr wahrscheinlich der Fall ist, so könnte auch die schwa-
che Salzquelle bei Süh vielleicht einem Salzstocke ihren
Ursprung verdanken, welcher in der Nähe des Lübtheener
Gypses sich befindet.**) Wo aber die Salzstöcke zu suchen
sein mögen, aus welchen die Quellen bei Neuenkirchen im
Amte Bukow, bei Suiten zwischen Sternberg und Brüel und
endlich bei der Stadt Süh gespeiset werden, darüber fehlt
es noch an allen bestimmten Fingerzeigen ; vielleicht möch-
ten die beiden ersteren in näherer Beziehung zu den zwi-
schen ihnen liegenden Sohle m miner Bergen stehen, wel-
che in der hohen Burg (nach Oberst Baver's Messung) bis
zu 469 Fuss sich erheben und eine auffallende isohrte Berg-
gruppe in der Küstenebene der Ostsee bilden , welche wohl
schwerlich nur aus Diluvialmassen besteht. G. Brueckner
hat darauf aufmerksam gemacht, dass auch am Fusse dieser
Berggruppe durch das Vorkommen von Samolus Valerandi,
am Kühner See bei Bützow, auf einen Salzgehalt des Bodens
hingedeutet würde.
Einige andere urkundlich erwähnte Salzquellen unseres
Landes haben in neuerer Zeit nicht wieder aufgefunden wer-
den können , vielleicht sind sie nach und nach versiegt. —
Früher waren mehrere Salinen in Meklenburg in Betrieb,
jetzt aber nur noch eine einzige bei der Stadt Sülz an der
*) S. Koch in dem Archiv des Vereins u. s. w. H. V. S. 169 ff. —
Auf der Karte habe ich die Salzquellen mit einem Kreuz bezeichnet.
**) Nordwestlich von Liibtheen, 2^ und 2| Meilen von diesem Orte
entfernt, finden sich auch in der Teldau bei Timkenberg und Soltoio
gleichfalls schwache Spuren von Salzquellen.
Zeits. d. d. geol. Ges. III. H. 33
476
Recknitz, deren 4{- bis ölöthige Soole jährlich 75- bis 80000
Centner Salz liefert und bei zweckmässiger Einrichtung noch
mehr producircn könnte; dies Quantum genügt jedoch für
Meklenburg nicht, weshalb jährlich noch ungefähr 60000
Centner englisches und Lüneburger Salz eingeführt werden.*)
•Js Sfc ^
Nur dies Wenige ist es, was nach lange anhaltenden
Forschungen bis jetzt über die geognostische Zusammen-
setzung unseres Bodens ermittelt worden ist. Geognostische
Studien sind überhaupt in Norddeutschland um so schwieri-
ger, weil das über unseren sanft wellenförmigen Boden aus-
gebreitete Diluvium alle anderen hier vorhandenen Forma-
tionen wie mit einem geheimnissvollen, fast undurchdringli-
chen Schleier verhüllt. Grössere natürliche Bodendurch-
schnitte, wie sie in den Gebirgsgegenden die Wände der
Thäler und Schluchten darbieten , fehlen hier gänzlich, und
auch für tiefere künstliche Durchschnitte hat bis jetzt noch
in Meklenburg keine Veranlassung vorgelegen. Tiefe arte-
sische Brunnen sind nicht nöthig, da theils Quellwasser reich-
lich vorhanden ist, theils die verborgenen Wasseradern der
Erdoberfläche sehr nahe liegen ; die Chausseen sind ohne
Schwierigkeit durch die Thäler und über niedrige Hügel
hinweggeführt worden und die Eisenbahnen durchziehen nur
den südwestlichen und nördlichen Landestheil, welcher so
eben ist, dass nur wenige leichte Einschnitte des Bodens zu
ihrer Anlage erforderlich gewesen sind. Was von anstehen-
den Formationen bisher entdeckt ist, verdanken wir daher
meistens dem Zufäll und der Industrie einiger weniger Pri-
vatpersonen. — Den eben erwähnten Umständen ist es daher
auch wohl zuzuschreiben, dass geognostische Forschungen in
Meklenburg leider noch immer so geringe Thcilnahme finden.
Unter unseren zahlreichen Naturlreunden sind es nur sehr
*; Die Geschichte dei* nicklcnhurgischcn Salinen ist von Koch,
Lisch und Vihck. in den Jahibüclierii des Vereins für mcklcnburgische
Gcschiclitc n. s. w. Jahrg. 1810 abgehandelt worden.
477
wenige, welche sich lebhaft für dies Studium interessiren, und
dies wirkt wieder nachtheilig auf den Stand der Wissenschaft
selbst zurück, indem es den wenigen Forschern nicht einmal
möglich ist, alle die Fäden weiter zu verfolgen, welche wir
jetzt schon in Händen haben, um uns in dem labyrinthischen
Bau unseres Erdbodens zu leiten. Eine günstigere Zeit für
geognostische Studien wird in Meklenburg erst dann einbre-
chen, wenn auch die Industrie den mannigfaltigen minerali-
schen Schätzen unseres Bodens eine grössere Aufmerksamkeit
zuzuwenden anfängt. Denn bei der geringen Bevölkerung
unseres fruchtbaren Landes hat man sich bisjetzt daran ge-
nügen lassen den Reichthum des Bodens nur durch land-
wirthschaftlichen Betrieb auszubeuten und hat von den mi-
neralischen Erzeugnissen nur das benutzt, was ohne Mühe
zu erlangen war ; aber auch dies ist leider fast durchs-ängicr
nur sehr mangelhaft geschehen.
33
478
5. Erläuterungen /u den ersten zwei Blättern einer
geoonostisclien Karte des Könii^reiciis llainiover, die
Gegend zwisehen Hildesheim und Nordheim umfassend.
Von Herrn Heumann Roemer in Hüdesheim.
Schon vor längeren Jahren begonnene Untersuciiungen
der geologischen Beschaiienheit der nächsten Umgebung mei-
ner Vaterstadt erregten in mir den Wunsch , dieselben nach
und nach über das ganze ehemalige Fürstenthum Hildes-
heim auszudehnen, um dann das Ergebniss derselben in
einer dieses Gebiet umfassenden geognostischen Karte zur
allgemeinen Kenntniss zu bringen. Erst während der Aus-
führung des hierauf gegründeten Planes zeigte es sich, wie
wenig diese, noch dazu der Vergangenheit entlehnten geo-
graphischen Grenzen für eine solche geognostische Untersu-
chung eine angemessene Begrenzung abzugeben vermochten.
Als sich daher gleichzeitig auch für das hannoversche Land
das Bedürfniss einer genaueren Kenntniss der geognostischen
Beschaffenheit und damit einer geognostischen Karte des
Landes immer mehr herausstellte, reifte in mir schnell der
Entschluss, die begonnene Arbeit als den Anfang einer geo-
gnostischen Karte des Königreichs Hannover anzusehen und
damit auch die endliche Gewinnung einer das gesammte
deutsche Vaterland umfassenden geognostischen Karte nach
schwachen Kräften fördern zu helfen. Viel später als ich
hoffte, ist es mir erst jetzt gelungen, der öffentlichen Beur-
theilung und Benutzung zwei geognostische Blätter vorzu-
legen, von welchen das eine die Gegend zwischen Sarstedt
und Alfeld, das andere aber die zwischen Alfeld und Aord-
heim umfasst, während ihre östliche Begrenzung etwa durch
die Städte Jlildes/ieün , Jiodenhurg , Gandersheitn und Nord-
heiin , die westliche aber durch Münder, Jiodemcerder und
Bevern bezeichnet wird.
So wenig es hier der Ort ist, noch über den Nutzen
479
derartiger Arbeiten zu reden, so glaube ich doch anderer-
seits das hier vorliegende Erzeugniss meiner Mussezeit, eben
weil es nicht die erste Kunde von den geognostischen Ver-
hältnissen unseres Landes giebt, sondern dieselben nur er-
weiternd sich auf die bereits früher vorhandenen Leistuno;en
tüchtigerer Männer stützt , wenigstens insoweit rechtfertigen
zu müssen, dass ich die gewonnenen Vorzüge, insbesondere
vor der geognostischen Karte des nordwestlichen Deutsch-
lands von Fr. Hoffmann mit kurzen Worten hervorhebe,
worauf dann die Hauptaufgabe dieses Aufsatzes, eine ge-
drängte Zusammenstellung der bei der Untersuchung ge-
machten wichtigeren Beobachtungen sofort folgen soll.
Man kann dem Talente wie auch der rastlosen Thätig-
keit Hoffmann's die aufrichtigste Bewunderung zollen und
muss es, wenn man, wie ich, bei der Untersuchung unseres
Landes fast mit jedem Schritte in seine Fusstapfen tritt und
durch die von ihm geknüpften Ariadnefaden durch so man-
ches Labyrinth sicher geleitet wird ; aber man verkleinert auch
seine Verdienste nicht, wenn man, wie in dem Verlaufe mei-
ner Darstellung öfter geschehen wird, zeigt, wo derselbe
geirrt hat. Vergleichen wir die vorliegenden beiden Blätter
mit der Hoff3IANn' sehen Karte, so ergiebt sich zunächst,
dass schon durch die blosse Wiederholung der Beobachtun-
gen eine grössere Zuverlässigkeit auch für die überein-
stimmenden Theile beider Karten gewonnen ist und dass die
durch zahlreiche trigonometrische Messungen erzielte grosse
Genauigkeit der PAPEN'schen Karte, auf welche sich meine
Untersuchungen aufgetragen finden, die Vermeidung einer
grossen Menge Fehler ermöglicht hat, welche von Hoff3IAnn
auch bei der grössten Sorgfalt nicht vermieden werden konn-
ten. Ungleich mehr ist aber noch durch den vierfach grös-
seren Quadrat-Inhalt der PAPEN'schen Karte (7^(77717) gewon-
nen, da hierdurch nicht blos die Grenzlinien der einzelnen
Formationen eine bei Weitem grössere Genauigkeit und Be-
stimmtheit gewinnen, sondern auch die Möglichkeit gegeben
ist, noch acht Gebirgs-Abtheiluugen mehr aufzutragen, wel-
480
che die HoFFMANis'sche Karte nicht unterschieden , sondern
mit andern vereinigt hat. Es sind aber auch seit dem Ent-
stehen der HoFFMAKN'schen Karte zwanzig Jahre verflossen
und die in diesem Zeiträume mächtig fortgeschrittene Wis-
senschaft hat es leicht gemacht, jetzt eine Menge Irrthümer
zu erkennen und zu beseitigen , welche zu jener Zeit nicht
wohl vermieden werden konnten. Wir erinnern dabei nur
an die Kreidesandsteine, den Flammenmergcl und Hils, wel-
chen allen von Hoffmakn eine unrichtige Stellung angewie-
sen ist. Andererseits sind während des Verlaufes jenes
zwanzigjährigen Zeitraums durch Bohrversuche, durch die
Einschnitte der P^iscnbahnen und durch die verschiedenartig-
sten Anlagen eine grosse Zahl neuer Aufschlüsse gewonnen,
welche die Anhaltspunkte für zahlreiche Verbesserungen der
Karte geworden sind und deren Ausdehnung auch über die
nordöstlich von Hildesheün beginnende Ebene möglich ge-
macht haben. Endlich glaube ich auch durch die Bezeich-
nung der wichtigsten Aufschluss- und Beobachtungspunkte,
besonders solcher , welche eine Abweichung von der Hoff-
MANN'schen Karte begründen , oder später wieder eingegan-
gen sind, so wie auch durch die Angabe der Richtung des
Einfallens der Schichten mittelst kleiner Häkchen den Werth
der Karte erhöht zu haben und hoffe vorzugsweise auch
durch die Hinzufügung der interessanteren Gebirgsprofile und
der gleich folgenden bei der Untersuchung des Landes ge-
sammelten geognostischen Bemerkungen die Benutzung der
Karte erheblich zu erleichtern.
Ich wende mich jetzt zur Mittheilung der zum Ver-
sfändniss der Karte geeignetsten Beobachtungen , wobei ich
aber vorzugsweise nur das für die Wissenschaft Interessante
im Auge behalte und eine mehr populäre Darstellung der
geognostischen Verhältnisse dieser Gegend, wie solche von
Technikern, Forst- und Landwirthen u. s. w. gewünscht
werden kann, mir für den hiesigen naturhistorisciien Verein
vorbehalte. Eben so wenig ist hier der geeignete Ort für
eine Zusammenstellung aller in dem Gebiete der Karte vor-
481
kommenden Versteinerungen und muss in dieser Beziehung
auf die Werke von Fr. A. Roemer, Dunker, Dijnker und
Koch, und Philippi verwiesen , auch auf die Beschreibung
von uns in grosser Zahl aufgefundener neuer Arten hier ver-
zichtet werden.
Fügt man beide Blätter der Karte zusammen, so tritt
zunächst die Eigenthümlichkeit der von ihr umfassten Ge-
gend in Bezug auf die äussere Erscheinung der so überaus
mannigfaltigen Gebirgsbildungen vor die Augen. Es ist die
Bildung von vier grossen Mulden, welche fast das gesammte
Gebiet der Karte einnehmen und zu den vielfachen Aufschlüs-
sen der Gegend durch eine so reiche Folge verschiedener
Formationen die Veranlassung gegeben haben. Für die Er-
hebung dieser Gegend kommen vorzugsweise drei in ziem-
lich gleicher Entfernung von einander parallel laufende He-
bungslinien in Betracht, deren Richtung genau von Südost
nach Nordwest liegt , so dass das Gebiet beider Blätter
V. Bucu's nordöstlichem Ketteusysteme angehört, jedoch mit
Ausnahme des Sollings, der, wie es scheint, schon dem nörd-
lichen Systeme zugeordnet werden muss. Die nördlichste
jener erwähnten drei Hebungslinien liegt eine Stunde südlich
von Hildesheim und wird durch die beiden aus entgegenge-
setzter Richtung kommenden Arme des Beusterbaches be-
zeichnet, indem diese genau auf der Hebungsspalte fliessen.
Die andere, mittlere Hebungslinie fällt in das Leinethal und
ist südöstlich von Alfeld durch den Lauf des Flusses, nord-
westlich von Alfeld mehr durch die der Leine entlang ge-
führte Landstrasse bezeichnet. Endlich fällt die dritte He-
bungslinie in den nordöstlichen Theil des Sollings. Die
Schichtenköpfe des bunten Sandsteins sind aber die älteste
Bildung, welche in der Richtung dieser genannten Hebungs-
linie an den Tag getreten ist und eben deshalb sind auch die
drei ausgedehntesten Mulden von dem bunten Sandstein an-
gehörenden Bergreihen eingeschlossen.
Die nördlichste der vier Mulden wird durch den
Osterwald bezeichnet. Südlich von ihr zwischen Weser
482
und Leine in einer Längenausdelmung von über sechs Stunden
und mit einem zwei Stunden langen Queerdurchmesser erstreckt
sich die grösste Mulde, deren südlichste Hälfte unter dem
Namen der Hilsmulde bereits eine geognostische Berühmtheit
erlangt hat. Oestlich hiervon liegt die dritte Mulde, deren
höchste Erhebung die Siebenberge und der Sackwald bilden
und welche wir mit dem Namen der Alfelder Mulde bezeich-
nen wollen. Die vierte Mulde wird in ihrer ganzen Breite
von der Urne durchflössen und kann der Kürze wegen die
Eimbecker Mulde genannt werden. Wenn in den drei zuerst
erwähnten Mulden Gruppen der Kreide das jüngste Glied
bilden, so ist es in der letztgenannten schon der Lias, und
während in den drei nördlicheren Mulden jene jüngsten Glie-
der zuirleich die höchste Erhebuno; der Mulde über dem
Meere einnehmen, nimmt in der südlichen Eimbecker Mulde
der Lias, hier das jüngste Glied, den tiefsten Theil der Mulde
ein. Dies findet freilich eben in dem Umstände, dass hier
jüngere den Lias überlagernde Kalkmassen fehlen, seine Er-
kläruno; • denn auch in den anderen drei Mulden sind ebenfalls
in dem Lias, welcher den Einflüssen des "Wassers nur ge-
ringeren Widerstand , als die im Liegenden und Hangenden
desselben befindlichen Gebirgsmassen zu leisten vermag, die
tiefsten Thäler dieser Mulden ausgewaschen. Ueberhaupt
wird es durch eine sorgfältige Untersuchung des Gebietes
dieser Karte über jeden Zweifel festgestellt, dass zwar nur
in Folge eingetretener Hebungen alle jene mannigfaltigen
Gebirgsschlchten zu Tage getreten sind, dass aber nur durch
den Einfluss des Wassers, durch das Einschneiden desselben
in die weicheren Thon- und Mergelschichten der für das
Auge so liebliche und für den Anbau der Menschen so för-
derliche Gegensatz zwischen der Tiefe der Thäler und der
Höhe jener mannigfaltigen Sand- und Kalksteinmassen, wel-
che wir so erst Gebirge nennen, geschaffen ist, dass mitiiin,
hätten jene thonigen und mergeligen Zwischenschichten ge-
fehlt, die hier untersuchte Gegend trotz der stattgehabten
Hebung fast noch als Ebene erscheinen würde.
483
Die von der nördlichsten jener Hebungslinien nach Nord-
ost einfallenden Gebirge gehören, wie es scheint, einer Mul-
denbildung nicht an, obschon sich in der Richtung von Hot-
tebn nach Sehnde (an der Hildesheim-Lehrter Eisenbahn) der
Muschelkalk mit südöstlichem Einfallen erhebt und auch der
Feldberg in der Mitte der von Hildesheim nach Braunschiveig
führenden Landstrasse noch eine Erhebung des weissen Jura
mit gleichfalls südlichem Einfallen der Schichten zeigt, so
dass durch diese beiden Erhebungen vielleicht doch noch ein
Zusammenhang mit den von unserer nördlichsten Hebungs-
linie nordöstlich gelegenen Schichten angedeutet wird und
das Vorhandensein einer fünften Mulde noch nachgewiesen
werden kann. Die Entstehung dieser Muldenbildung vermö-
gen wir übrigens nur durch die Einwirkung von Kräften zu
erklären, welche bei der Entstehung anderer Kettensysteme
auch auf die von Südost nach Nordwest erfolgten Hebungen
der Gebirgsketten dieser Gegend hier und da mehr oder we-
niger störend und meistens in fast rechtwinkliger Richtung
einwirkten.
Von dieser nur das Erheblichste berührenden Schilderung
der Hebungsverhältnisse gehe ich zu Mittheilungen über
das Verhalten der einzelnen Gebirgsbildungen über, welche
innerhalb des Gebiets unserer Karte auftreten. Wir haben
hier nur mit geschichteten Massen zu thun.
9er bunte Randstein
ist, wie schon erwähnt, die älteste der hier in Betracht kom-
menden Bildungen, welche den aufgestellten drei Hebungs-
linien entlang meistens in zwei parallelen Gebirgszügen mit
entgegengesetztem Einfallen an den Tag getreten ist. Dem
bunten Sandstein der nördlichsten Hebungslinie gehören die
Escherberge, Hildesheimer Wald, Tosmerberg, Hamberg,
Griesberg, der Südwald und das Gronauer Holz an ; auf der
mittleren Hebungslinie tritt der bunte Sandstein in dem
Helleberge unweit Gandersheim und dessen nordwestlicher
Forterstreckung, dem Schönefeld, Hahnenberge, Schwarze-
484
köpf, Brucht-, Schlee-, Wahr-, Nutten-, Bocks- und Röbser-
bei-ge bis in die Nähe von Eime auf. Mit der dritten
HebungsHnie stehen endlich die bunten Sandsteine des Vog-
ler, dessen nördliche Fortsetzung die Alpke mit dem Eck-
berge bei Bodenwerder und der ringförmig gehobene Elfas
nebst den zwischenliegenden Bergrücken in Verbindung.
Ebenso der nordöstliche Theil des SoUings, insbesondere der
Eichenfuss , die Uhlenstöcke und die Ahlsburg von Fredels-
loh. Ausser diesem durch die erwähnten drei Hebungslinien
bezeichneten Auftreten des bunten Sandsteins ist derselbe
noch in unbedeutender Ausdehnung nordwestlich von Hildes-
heim bei dem Dorfe Giesen , dann nördlich von Ehe in der
Richtung von Sorswn nach Schulenhurg und endlich in noch
weit grösserer Ausdehnung östlich von Eimheck gehoben.
Der bunte Sandstein, welcher in dem Gebiete der Karte
nicht selten eine Mächtigkeit von über tausend Fuss erreicht,
gehört hier meistens der unteren, aus massig stark geschich-
teten oder in mächtige Bänke zerklüfteten, feinkörnigen, mehr
oder weniger glimmerreichen eisenrothen Sandsteinen beste-
henden Abtheilung an. Nur diese untere Abtheilung liefert
(im SoUing, bei Rellinghauseii, Kreiensen u. 8. w.) grössere
zu den verschiedenartigsten Steinhauerarbeiten geeignete Qua-
der. Die obere Abtheilung des bunten Sandsteins besteht
dagegen aus mehr oder weniger dünnschiefrigen, mit Thon-
schiefern Avechsellagernden rothen Sandsteinen, wie sie der
nördlichen Hebungslinie entlang und bei Giesen sich zeigen,
oder aus rothen glinimerreichen Sandsteinschiefern, welche
im SoUing häufig die ältere Abtheilung überlagern und unter
dem Namen der Sollinger Platten zum Bedecken der Ge-
bäude, Fussböden und Fusswege eine überaus grosse Be-
nutzung finden. Sonst können diese oberen Schichten als
Bausteine nur selten benutzt werden, obschon dieselben bei
überwiegendem Quarzgehalte zuweilen (bei Wehrstedt) fast
gefrittet erscheinen und dann wegen ihrer grossen Festigkeit
sogar zum Wegebau und Strassenptlaster benutzt werden.
Die in der unteren Abtheilung sonst nicht seltenen lieber-
485
i:
gänge in hellgrauen oder weisslichen Sandstein mit unter-
geordneten Bänken von Rogenstein kommen in den hier
untersuchten Gegenden nicht vor. In der oberen Abtheilung
des bunten Sandsteins treffen wir als jüngste Ablagerung
eigenthümliche rostrothe, sandige, mit Glimmerschüppchen
gemischte Mergel, welche, dem Keupermergel ähnlich , von
Trümmern oder schwachen Schichten eines weisslichen Kalk-
mergels durchsetzt werden oder damit wechsellag-ern. An
der von Stadtoldendoi-f nach Lenne führenden Landstrasse
sind diese Mergel von Wasserrissen eigenthümlich zerrissen
und scheinen die kalkigen Zwischenschichten hier schon den
Uebergang zum Muschelkalk zu bilden. Ebenso sind diese
Schichten neben der Halbmeisterei bei Stadtoldendorf aufge-
schlossen , wo sie auch zum Mergeln des Landes vielfach
benutzt werden, ferner neben der Blankschmiede bei Forst,
im Thale des Forstbaches und besonders in der Umgebung;
von Golmbach. Südlich von Stadtoldendorf unterteufen diese
Mergel ebenfalls den Muschelkalk am Holzberge bei Macken-
sen, der Eisenhütte bei Dassel, Hilwartshauseti u. s. w.
Von den dem bunten Sandstein untergeordneten Massen
haben besonders Steinsalz und Gyps eine nicht geringe Be-
deutung für unsere Gegend. Die Salinen von Sahdetfurt,
Heiersuni und Sülbeck verarbeiten die den oberen Schichten
des bunten Sandsteins entquellende Soole. Gypsstöcke treffen
wir im bunten Sandsteine beim Gieser-Teiche (von Hoff-
mann, der hier auch den bunten Sandstein unrichtis; sezeich-
net, nicht angegeben). Am Fusse des Südwaldes unweit
Diekhohen bei Hildesheim liegen mehrere, jetzt nicht mehr
benutzte Gypsstöcke. Ungleich mächtiger aber noch tritt der
Gyps südlich von Alfeld bei 3Jeimershausen auf und die
umfangreichste Masse desselben finden wir nördlich von
Stadtoldendorf, wo er in einer Längenausdehnung von fast
einer halben Stunde und in der Breite einer Viertelstunde
mehre hundert Fuss mächtig auftritt. Die schneeweissen
mächtigen Gypsmassen ziehen sich hier, einem Gletscher
nicht unähnlich, zwischen dem dunklen Grün des Buchen-
486
Waldes in ein enges Wiesenthal und geben der Gegend ein
höchst eigenthüniliches Ansehen. Südlich von der Eisenhütte
bei Dassel finden wir in den oberen Schichten des bunten
Sandsteins dünne Thonlagen mit ebenso dünnen Gypsschich-
ten wechsellagern und mit regelmässigem Einfallen.
Zu den untergeordneten Massen des bunten Sandsteins
rechnen Avir auch den Eisensandstein , welcher südlich vom
Aulsberge bei Lüthorst in etwa 20 Fuss tiefen Gruben ge-
brochen und auf der Eisenhütte bei Dassel verarbeitet wird.
Das Eisen hat sich hier mit dem ziemlich grobkörnigen
Sandsteine meistens in grössere Nieren zusammengezogen, so
dass die Schichten undeutlich geworden und die umgeben-
den Sandsteine fast ganz weiss, auch die einzelnen Quarz-
körner oft alles Bindemittels beraubt sind und nur die La-
gerungsverhältnisse diesem Gesteine hier seine Stelle an-
weisen.
Der Muschelkalk.
Leider ist v. Strome eck's Beitrag zur Kenntniss der
Muschelkalkbildung erst erschienen, als schon der bei Wei-
tem grösste Theil der hier vorliegenden Untersuchungen
beendigt war, so dass die Resultate jener Arbeit trotz man-
cher wiederholter Nachforschungen doch nicht überall mit der
nöthioren Sorgfalt zur Vcroleichunc; benutzt werden konnten.
DO DO
Nachträge zu dem hier Mitgetheilten werden deshalb um so
erforderlicher werden , als der Muschelkalk eine so überaus
weite Verbreitung in hiesiger Gegend hat und für technische
Zwecke und Bodenkultur von grösster Bedeutung ist.
Zur Verhütung von Wiederholungen schicke ich als all-
D O
gemeinere Bemerkungen vorauf, dass dolomitische Mergel
und Dolomit der mittleren Abtheilung, so wie auch Mehl-
stein (Schaumkalk) der unteren Abtheilung v. Stkombeck's
im Gebiete dieser beiden Blätter zu fehlen scheinen , auch
lihyncholites hirundo und Trochus Albertianus im Trochiten-
kalke, trotz dessen weiter Verbreitung, nur einmal, erstcrer
bei hiliksheini, letzterer bei Immensen angetroffen ist.
487
Der Muschelkalk in der nächsten Umgebung Hüdesheims,
d. h. nordöstlich von der nördlichsten der drei Hebungslinien,
gehört der oberen und mittleren Abtheilung an, welche hier
fast überall einander begleiten, obschon der grösseren Brauch-
barkeit wegen in der Regel nur die mittleren Schichten durch
Steinbrüche aufgeschlossen sind. Die Schichten der oberen
Abtheilung sind am vollständigsten in den iiteuerwald am
nächsten liegenden Brüchen des Osterberges zu erkennen,
aber auch am Rotzberge u. s. w. mehrfach aufgeschlossen.
Erst auf der Südseite dieser Hebungslinie treffen wir über
Sibhesse am Steinberge auch auf die untere Abtheilung des
Muschelkalkes und zwar auf den jüngsten Wellenkalk, dünn-
schichtige durch die eingeschlossenen wurmförmigen Concre-
tionen auf den Absonderungsflächen unebene wellenförmige
Kalksteine. Darüber, aber äusserlich durch einen Thalein-
schnitt getrennt, liegt wohl 80 Fuss mächtig die mittlere
Abtheilung, zum grösseren Theil Trochitenkalk und nur in
einer Mächtigkeit von 20 Fuss auch schön entwickelter
OoHthenkalk, welcher hier zahlreiche Saurierreste umschliesst.
In der weiteren Erstreckung dieses Gebirges tritt dann auch
noch die obere Abtheilung auf. Südwestlich von Bode?ihurg
ist bei Sehlem die obere Abtheilung, am Nussberge auch die
mittlere aufgeschlossen.
Von dem auf beiden Selten der mittleren Hebungslinie
im Leinethal auftretenden Muschelkalke ist nur zu bemerken,
dass auch hier vorzugsweise die mittlere Abtheilung, jedoch
gewöhnlich auch in Begleitung der oberen auftritt. Bei Al-
feld hat die Leine den Muschelkalk durchbrochen und bis
nördlich von Brüggen weggewaschen. Südlich von Alfeld
bei Immenseii steht jüngerer Wellenkalk der unteren Abthei-
lung und oolithischer Kalk mit Trochitenkalk (darin zahlrei-
che Exemplare des Trochus Albertianus und kleine undeut-
liche Exemplare des Nautilus bidorsatus) der mittleren Ab-
theilung an. Im Muschelkalke bei Heckenbeck finden sich
auch Gypsstöcke. Am Külf treffen wir bei Deinsen den
jüngeren Wellenkalk der unteren Abtheilung ebenfalls. Uebev
488
Esbeck , Sehlde und Ehe treten diese Erhebungen des Mu-
schelkalkes mit den bei Mahlerten und Heiersum vereinigten
Armen der nördlichen Hebungslinie in Verbindung und am
Fusse des Schulenburger Berges sind alle drei Abtheilungen
des Muschelkalkes aufgeschlossen. Für den Zusammenhang
dieser Muschelkalkbildungen muss aber noch bemerkt wer-
den, dass der Muschelkalk nicht blos in dem von Eime nach
Bafiteln führenden Fahrwege und auf der Höhe bei Esheck
aufgeschlossen ist, sondern auch bei Sehlde noch 1843 Mu-
schelkalk gebrochen ist. Westlich von El%e tritt in den Hö-
hen zwischen IVittenburg und Al/erde, der s. g. Finie, vor-
zugsweise der Trochitenkalk der mittleren Abtheilung auf,
ebenso am Abraham und Limberge in einer langen Reihe
von Steinbrüchen. Bei Eldagsen bezeichnet die Saline, wel-
che unmittelbar auf dem Muschelkalke steht, die Grenze des-
selben und ein hier unternommener Bohrversuch auf Stein-
salz wird bald auch seine Mächtigkeit erkennen lassen.
Gegenwärtig ist das im Muschelkalk angesetzte Bohrloch
415 Fuss tief. Dass der Muschelkalk sich auch von Esbeck
bis He?nmendorf hinzieht, ist bisher nicht erwiesen, denn die
bei der Tilly- Linde unweit Hemmendorf gefundenen Mu-
schelkalkstücke scheinen nur Geschiebe zu sein.
Untersuchen wir die mit der Erhebung des Sollings in
Verbindung stehenden Massen des Muschelkalkes, so gehört
zunächst der südlich und südwestlich vom Hilse und Ith
gelegene Plöhenzug vorzugsweise der oberen Abtheilung
an, von Escher sluiusen in nordwestlicher llichtung bis zur
Weser herrscht aber wieder die mittlere Abtheilung vor und
zwischen lii/hle und Golmbach triH't man fast nur auf die
Wellenkalke der unteren Abtheilung. Augenscheinlich hat
in dieser letzteren Gegend der Muschelkalk ursprünglich ein
grosses Plateau gebildet, in welchem das Wasser nach allen
Kichtungen hin tiefe Thäler geschnitten hat , so dass nur
mehrere hundert Fuss hohe, drei- oder vierseitige Pyramiden
stehen geblieben sind, welche der Gegend besonders bei
liü/ile einen ganz eigenthümlichcn Charakter verleihen.
489
Ausserdem hat aber auch die Weser dieses Plateau durch-
brochen, so dass hier eine mächtige Felswand des Muschel-
kalkes ihr rechtes Ufer bildet. Nach der Zerstörung des
Muschelkalkes hat dann das Wasser in den unterliegenden
rothen Mergeln des bunten Sandsteines noch weniger Wider-
stand gefunden und diese z. B. auf der Südseite von Golmlxtch
tief eingeschnitten, und gewährt hier ein stehengebliebener Ke-
gel dieses Mergels, welchen noch eine kleine Kuppe des Mu-
schelkalkes krönt, einen sonderbaren Anblick. Nur in der Eim-
becker Mulde, in welcher alle drei Abtheilungen des Mu-
schelkalkes ihre Vertretung finden, tritt auch der untere
Wellenkalk der unteren Abtheilung in grösserer Ausdehnung
auf. Am Bier bei Dassel, wie auch an anderen Punkten
dieser Gegend, wo die mittlere Abtheilung des Muschelkal-
kes vorherrscht, ist das Gestein meistens sehr fest, dunkel-
blaugrau und arm an Versteinerungen. In Bezug auf die
Verbreitung des Muschelkalkes muss ich hier aber noch auf
das tiefe Eintreten desselben in den Solling bei Mackensen,
auf die kleine Muschelkalkablagerung, welche am Fusse der
Lehmse und Platte durch den von Lanenburg nach Dellie-
hausen führenden Weg aufgeschlossen ist, und die beiden
kleinen Köpfe nordöstlich von Sahder hehlen aufmerksam ma-
chen, welche sämmtlich wohl nur als Denksteine einer früher
weiteren Ausdehnung des Muschelkalkes in dieser Gegend
anzusehen sind. Durch den Herrn Salzschreiber Raven ist
auch die Erhebung des Muschelkalkes bei Immensen aufge-
funden , auch glaubt derselbe den Muschelkalk bei Ameisen
anstehend gesehen zu haben.
Von dem Muschelkalke unterjreordneten Massen ist nur
der Gyps zu nennen. An der Vosslade bei Himmelsthür un-
weit Hildesheim, am Breitestein bei lUihle an der Weser, un-
weit davon bei Bröckeln, dann an der Gande westlich von
Orxhausen und bei Heckenbeck sind Gypsstöcke in den Mu-
schelkalk eingelagert. Am Fusse der Vosslade und des
Salzberges , etwa eine Viertelstunde unterhalb des Leine-
thurms bei Nordheim, wo Hoffmann den Muschelkalk nicht
490
beobaclitet, aber früher auch eine Saline gestanden hat. ent-
springen auch Salzquellen aus dem Muschelkalke, die aber
doch wahrscheinlich einen tieferen Ursprung haben. Die
Benutzung des Muschelkalkes, der oft eine Mächtigkeit von
über 500 Fuss erreicht, ist eine sehr ausgedehnte, und wo
er auftritt, ist er eben deshalb durch zahlreiche Steinbrüche
aufgeschlossen. Gebrannt liefert er den besten Mörtel, dient
dann auch zum Weissen, zum Düngen der Felder (Duxen)
und Vertilgen der Schnecken. In Ermangelung eines feste-
ren Materials wird er zum Chausseebau und Strassenpflaster
fast überall bei uns verwendet, doch ist er nur zu Fussbän-
ken gut geeignet. Als Baustein ist er gut behauen ein ebenso
dauerhaftes als schönes Material.
Der Kcuper
begleitet fast überall den Muschelkalk und nimmt einen nicht
geringen Flüchenraum im Gebiete unserer Karte ein. Es
sind aber nur die beiden oberen Abtheilungen des Keupers,
die rothcn bunten Mergel und die darüber liegenden Keuper-
sandsteine, welche für unsere Gegend in Betracht kommen.
Auf der nordöstlichen Seite der nördlichsten Hebungs-
linie läuft auf dem linken Ufer der Innerste bis zum Dorfe
Giesen ein Höhenzug, welcher von Hoffmann dem Lias-
sandstcin zugerechnet ist, aber zuverlässig dem Keupersand-
stein angehört. Zwischen diesem Höhenzuge und den da-
hinterlicgenden hohen Bergzügen des Muschelkalkes finden
wir ein Thal, welches (durch die Trillke und den Beuster-
bach) in dem rothen Keupermergel ausgewaschen ist. Der
Keupermergel läuft hier meistens als eine vom Wasser viel-
fach eingeschnittene Hügelreihc hinter dem bezeichneten Hö-
henzuge des Keupersandsteins her und ist an zahlreichen
Stellen auf jgeschlosscn , so besonders an der Westseite des
Mastberges bei Steuenvald, am Kirchhofe bei MoHt%herg, fast
überall am Fusse des Steinberges, aber auch noch dicht bei
Marienrode am Fahrwege nach Dickhohen und auf einen
kleinen Raum beschränkt, auch westlich \on Neuhojf. Dünne
491
Zvvischenlagen von Thon und Sand machen den Uebergang
zum jüngeren Keupersandstein, welcher eine Mächtigkeit von
nur etwa 30 bis 50 Fuss haben mag und das Material zu
allen Kirchen Hildesheims geliefert hat. Ueber diesem Sand-
stein findet sich eine 4 bis 6 Fuss mächtige Schicht eines
zähen schwarzen Lettens, auf welchen dann wieder merglige,
thonige und einige Fuss mächtige Schichten eines dünnge-
schichteten Sandsteines folgen. Diese letzteren Sandsteine
sind versteinerungsleer und nur rücksichtlich ihrer könnte
vielleicht gestritten werden, ob sie noch dem Keupersandstein
oder schon dem darüberliegenden Lias zugezählt werden
müssen. Bei Klein-Escherde und Sorsum ist Keupermergel
abgelagert, der sich südlich bis zur Sorsumer Mühle hinzieht,
dessen Ausdehnung aber nach Norden zu, wo er wahrschein-
lich auch noch vom Lias überlagert sein wird, sich bisher
nicht hat ermitteln lassen. Noch mächtiger tritt der Keuper-
mergel auf der Südseite dieser nördlichen Hebungslinie auf,
wo er überall dem Muschelkalke aufliegt. Die hohen Ufer
der Leine zwischen Gronau und Bethein sind ganz im Keu-
permergel ausgewaschen , welcher hier das breite Thal zwi-
schen Ehe und Haus-Escherde ausfüllt. Einige hundert
Schritte nördlich vom Armenhause vor Gronati sind am
Wege nach Bethein am s. g. Galgenberge äusserst dünn-
schiefrige Sandsteine aufgeschlossen, welche dünne bitumi-
nöse Zvvischenlagen mit zahlreichen Resten von Fischen, be-
sonders Schuppen, einschliessen. Schöne Aufschlusspunkte
des Keupermergels sind bei Bethein, nordwestlich von Gro-
nau^ bei Barfelde (Südende des Dorfes), nördlich von Sibbesse,
bei Almstedt u. s. w. Nordöstlich vom Dorfe Almstedt finden
wir aber auch Steinbrüche, welche einen ganz eigenthümli-
chen sehr feinkörnigen Sandstein der Keuperbildung um-
fechliessen. Auf den ersten Anschein glaubt man den bunten
Sandstein vor sich zu haben; der Thongehalt, die vielen
Glimmerblättchen und die dunkelrötldiche Farbe begünstigen
diesen Irrthum , der aber durch die Lagerungsverhältnisse
vollständig widerlegt wird. Eigenthümlich sind auch die
Zeits. d. d. gcol. Ges. III. 4. 34
492
Concretionen des Eisengehaltes, wodurch das Gestein mit
dunklen runden Flecken bedeckt erscheint, lieber Sehlem
und Graste (Aufschluss durch den Bach) verbindet sich diese
Ablagerung des Keupers mit der von der mittleren He-
bungslinie abhängigen Erhebung desselben. Einige hundert
Schritte östlich von Dankeisheim ist der Keuperraergel mehr-
fach aufgeschlossen , die südliche Hälfte von ^Vetteborn
steht ebenfalls auf dem Keuper, der früher auch noch in der
Nähe von Oldenrode aufgeschlossen war. In dem Thale von
JFi?i%e?iburg zieht sich der Keupeimergel bis Alfeld hinauf
und ist hier an mehreren Punkten, namentlich auf dem Felde
nordwestlich von Everode deutlich aufgeschlossen.
Wir müssen jetzt die nördlich vom Osterwalde gelege-
nen Ablagerungen des Keupermergels erwähnen, die vielleicht
schon nach wenigen Jahren nicht leicht mehr nachzuweisen
sein möchten. Eine Ablagerung desselben von nur geringer
Ausdehnung finden wir zunächst östlich von Boilzum, eine
ausgedehntere zwischen AI/erde und Eldagsen, dann die bei
der Nonnenmühle, welche in bereits überwachsenen Gruben
nur eben noch zu erkennen ist und mit der südwestlich von
Eldagsen befindlichen Ablagerung in Verbindung steht. Diese
letztere ist aber durch eine Mergelgrube nordwestlich vom
Vorwerk Farrensen an der Hecke beim Kalkofen aufgeschlos-
sen. Die Lao;erungsverhältnisse der östlich von Münder auf-
tretenden Keupermasse sind mir bisher nicht vollständig
klar geworden. Ausgezeichnet ist dieselbe durch die darin
häufig vorkommenden, vierseitige Prismen darstellenden,
grossen Aflerkrystalle, welche als Ausfüllungen verwitterter
treppenförmiger Steinsalzkrystallc durch den Keupermergel
oder Kalkspath anzusehen sind. Das Thal südlich und west-
lich vom Osterwalde gehört ebenfalls dem Keupermergel an,
welcher zunächst durch den interessanten Stollen bei Quant-
hofen aufgeschlossen ist und sich von hier südlich in das
Thal von Deinsen bis Brnnkensen erstreckt, wo er noch süd-
lich vom Orte am Wege nacii Alfeld zu erkennen ist. Nörd-
lich von Coppenhrügge erreicht der Keuper aber seine grösste
493
Entvvickelung In einer Mächtigkeit von etwa 150 Fuss und
ist hier besonders am Ruhbrink bei Dörpe, bei Bae?iiorf,
Brullsen und südlich von Hohnsen mehrfach aufgeschlossen,
auch finden sich am ßuhbrinke schwache Lager von Keu-
persandstein. Diese mächtige Entwickelung des Keupers
erstreckt sich auch auf der Westseite des Ithberges fort, wo
sie bis südlich vom Dorfe Halle eine bedeutende Ausdehnung
hat, dann aber nur in einem schmalen Streifen bis zur Süd-
spitze des Hilses bei Voldagsen fortsetzt und nur bei Brun-
sen (am Fahrwege nach Stroit und nördlich von dem zwi-
schen Mü/denbeck und Brunsen fliessenden Bache aufge-
schlossen) M'ieder eine stärkere Entwickelung zeigt. Keuper-
sandstein finden wir in dem ebenbezeichneten Gebiete nur
nordösthch von Esperde am Rebenstein und dessen Fort-
setzung bis südlich von Halle. An dem von Halle bis
Kreipke führenden Wege sind diese Sandsteine, welche in
den unteren Bänken von weisslich gelber Farbe sind, in den
oberen aber durch Eisen und Glimraergehalt ein dem bunten
Sandstein ähnliches Ansehen erhalten, oder durch das Zusam-
menziehen der Eisentheile in die Kugelform ein dem Alm-
stedter Keupersandstein ähnliches Ansehen gewinnen. Da
Hoffmann den Keupermergel südlich von Eschershausen nicht
mehr angiebt , so bemerken wir , dass derselbe an beiden
Seiten der Landstrasse von Eschershausen nach Wickensen
vielfach aufgeschlossen ist; so steht der Brunnen bei Wicken-
sen im Keupermergel, welcher auch zwischen Vortvohle und
Mainhohen noch aufgeschlossen ist. Wir wollen hier auch
noch die isolirte Ablagerung des Keupermergels südlich von
der Weser im Thale bei Lütjenade erwähnen, die aber sonst
überall nichts Bemerkenswerthes darbietet.
In der Eimbecker Mulde, wo Hoffmann dem Keuper-
mergel eine bei Weitem zu grosse Ausdehnung giebt, be-
deckt derselbe die innere Seite der die Mulde umschliessen-
den Muschelkalkhöhen, jedoch meist nur in schwacher Aus-
dehnung, und nur im südlichen Theile der Mulde zeigt der-
selbe eine bedeutendere Entwickelung. Die der Karte zum
34
', *
494
Grunde Hegenden Aufschlusspunkte sind Kohnsen, wo ein
dunkler fester Keupermcrgel mit weisslichen Zwischenlagen
unmittelbar am Bache neben dem nach Avendhausen führen-
den Fahrwege ansteht, Vardeilsen, Portenhagen, südlich davon
am Bache, Liitho/st, und zwar hier an beiden Fahrwegen
nach Vor Wohle, Jlunnesrilck , nordwestlich am Saume des
"Waldes, Wcllersen, östlich von der Mühle, Rotenkirchen, wo
südlich vom Schlosse neben dem Eiskeller Keupermergel und
schwache Schichten des Keupersandstcins auftreten, Dorrigsen,
Iber u. s. w. Südlich von Sahderheide?! in einer Breitenaus-
dehnung von mehr als einer Meile erreicht der Keuper zwi-
schen Hohnstedt und Her eine Mächtigkeit von 1 50 bis 2U0 F.
und die aus der Thalebene hervorragenden Höhen des Hunde-,
Süll- und Süllbeckerberges gehören dieser Bildung ebenfalls
an. An den beiden letztgenannten Bergen tritt auch , den
Keupermergel überlagernd, der Keupersandstein in so bedeu-
tender Mächtigkeit auf, dass er als Quader gCAVonnen wird.
Zur Beurtheilung der Mächtigkeit der beiden oberen Grup-
pen der Triasformation in dieser Gegend theilen wir hier das
Ergebniss des 1848 begonnenen interessanten Bohrloches bei
Süllbeck mit
Keuper 120Fu8s.
Muschelkalk, meistens sehr gypshaltig ... 621 „
Bunter Sandstein , aber nur die oberen rothen
Mergel 333 „
Steinsalz 120 „
Steinsalz mit Anhydritmassen wechscllagernd . 174 ,,
13(i8 Fuss.
Bei Nordheim ist der Keupersandstein in dünnen Schich-
ten neben der Jülicher Oehlmühle und, dem bunten Sand-
stein sehr ähnlich , dicht daneben am Galgenberge aufge-
schlossen, ebenso auch etwas nördlicher durch die nach Han-
nover führende Chaussee. Am Leinethurme bei Nordheim
stehen am Hasselbcvge mächtige eisenhaltige Keupermergel
von dunkelbraunrother Farbe an. Eine bedeutende Entwicke-
lung erreicht der Keupermergel aber auch in der Gegend
495
von Moringen, von wo er in einer schmalen Zunge bis dicht
vor Fredelsloh tritt und hier durch den Fahrweg nach Lut-
terbeck aufgeschlossen ist. Etwa in der Mitte zwischen Mo-
ringen und der Sonnenberger Mühle tritt der Keupersand-
stein in dünnen Schichten auf, welche in den untern Lagern
mit mergligen und kalkigen Schichten wechseln, zwischen
denen sich ein festes Congloraerat von Kalkstückeu und tho-
nigen Massen einschiebt, welches von Fischzähnen und Schup-
pen ganz erfüllt ist. Die Keupermergel liegen aber unter
dieser Breccie.
Von dem Keuper untergeordneten Massen können wir
nur die Gypseinlagerungen nördlich von Esperde und süd-
östlich davon im Hagenberge nennen. Die Keupermergel
sind der Vegetation sehr günstig und nehmen einen nicht
geringen Theil des bebauten Bodens unserer Gegend ein,
auch werden dieselben zur Verbesserung des Bodens, beson-
ders des Sandbodens vielfach angewandt. Der Keupersand-
stein liefert aber auch ein gutes Baumaterial und eignet sich
auch wegen seines feinen gleichmässigen Korns zu feineren
Sculpturen.
Her Elias
nimmt auf dem Gebiete beider Blätter unserer Karte eine
bedeutende Ausdehnung ein und haben wir bereits im Ein-
gange dieses Aufsatzes gesehen, welchen Einfluss sein Vor-
kommen auf die äussere Beschaffenheit des Landes, insbe-
sondere die Thälerbildung in demselben gehabt hat. Wir
beginnen unsere Untersuchung auch hier zuerst mit der
nordöstlich von der nördlichen Hebungslinie auftretenden
Liasbildung.
Das Innerstethal ist von Ästenbeck bis Sarstedt im obe-
ren Lias ausgewaschen und eben durch diese Auswaschung
der Charakter dieses anmuthigen Thaies mit den schroffen
Uferwänden auf der rechten Seite des Flusses bedingt. Es
sind fast überall schiefrige Thone, oft feste Thonschiefer,
welche besonders bei den Zwerglöchern und bei Marienburg
496
durch das Zersetzen des zahlreichen Schwefelkieses und der
hiebei erzeugten Wärme in feste, klingende, sehr feinschiefrige,
aber in mächtige Bänke rechtwinklig zerklüftete Schiefer
von hellgrauer Farbe und mit vielem Bitumengehalt umge-
wandelt sind. In dieser Masse liegen hie und da den Schich-
tungsflächen parallel feste kalkhaltige und von Kalkspath-
Adern durchzogene Sphärosiderite von 2 bis 3 Fuss Durch-
messer mit Monotis substriata v. M. Diese Zersetzung des
Schwefelkieses giebt auch den Schwefelquellen bei It%urn und
Hasede ihre Entstehung; aber so reichhaltig auch besonders
diese letztere Quelle den Liasschiefern entquillt, so ist der
Schwefelgehalt doch für die medicinische Benutzung nicht
ausreichend. Am hohen Rondel, bei der Lademühle, beson-
ders durch die Anlage der Eisenbahn, so wie auch am Fuss-
wege von Steuerioald nach Hasede sind diese Schiefer wie-
derholt aufgeschlossen und am letztgenannten Punkte hat
man dieselben sogar zum Mergeln des Landes, jedoch wegen
des geringen Kalkgehaltes (10 pCt.) nur mit Nachtheil, an-
gewandt. Bei der Haseder Mühle ist der letzte deutliche
Aufschluss. Die bei dem Bau der Eisenbahn aufgeschlosse-
nen Schiefer waren nicht gebrannt und brachen in Q-rossen
Platten, hatten auch mehrzöllige kalkhaltige Zwisclienschich
ten. Auf dem linken Ufer der Innerste hat die Auswaschung
nicht wie auf dem rechten die Schichtenköpfe des Lias ge-
troffen und ist deshalb hier ein mehr abgerundetes hügeliges
Ufer entstanden. Der Lias zieht sich hier aber hoch an den
Keupersandstein hinauf und wollen wir die nicht immer auf-
zufindenden Grenzpunkte desselben etwas näher bezeichnen.
Nördlich von Söhre ist die Grenze durch Wasserrisse am
Fahrwege nach Barrienrode aufgeschlossen, dann durch Thon-
gruben und die Gräben an der Serpentine der Landstrasse
südlich von Ochtersum, durch die Thongruben bei der Trinke^
am Anfänge des Fussweges von der 2\ill/ce nach Moritzherg
(hier auch viel Tutenmergel und Versteinerungen), am Fuss-
wege von der Schmiede von 31oritzberg nach dem Kirchhofe,
80 wie endlich durch den Kupferstrang am Heiligenhäuschen
497
bei Himmelsthür. Von der Mächtigkeit des Lias im Inner-
stethale giebt ein in diesem Thone auf dem Neustädter
Markte in Hildesheim (1838) unternommener, aber nicht be-
endigter Bohrversuch auf Wasser einen Begriff, indem bei
einer Tiefe von 500 Fuss der Lias noch nicht durchsunken
war. Für Hildesheim und viele Orte der Umgegend ist der
Lias auch durch die auf seiner Oberfläche erfolgende Was-
seransammlung von Wichtigkeit. Derselbe wird hier näm-
lich fast in seiner ganzen Ausdehnung (ehemaliges Flussbett)
von einer Geschiebe- s. g. Grandablagerung bedeckt , durch
welche das Regenwasser dringt und sich dann auf dem un-
terliegenden Thone ansammelt. Fast alle Privatbrunnen so
wie auch die meisten öffentlichen Brunnen der Stadt sind
nichts als auf den Liasthon getriebene Vertiefungen. Auf
dem V. WEiSBERc'schen jetzt MEVER'schen Hofe ist diese
Grandschicht 22 bis 24 Fuss mächtig. Nördlich von Hildes-
heim dehnt sich der Lias weit nach Osten und Norden in die
Ebene aus und ist seine Grenze hier bisher nicht ermittelt.
Der bedeutendste Aufschluss erfolgte bei Anlage der Hildes-
heim-Lehrter Eisenbahn durch den Durchstich des Lühnder-
berges (hier mit vielen Versteinerungen) und der Höhen bei
Algermissen und Asel.
Auf der Südseite dieser nördlichen Hebungslinie treffen
wir den Lias wieder in dem Thale, welches die Kreideberge
der Alfelder Mulde umgiebt. Seine grösste Ausdehnung er-
reicht er hier bei Gronau^ wo die Leine westlich von der
Stadt sich ihr steiles Ufer im Lias ausgewaschen hat ; ebenso
steht derselbe mit Tutenmergel erfüllt auch auf dem Brinke
beim Judenkirchhofe vor dironau an, sodann auf dem Wege
von da nach Dötzui7t, und nördlich von Döt%um treten am
Wege nach Barfelde blaue thonige Kalksteine mit weissen
Koogenkörnern und Eisenoxydhydratkörnern auf, welche zahl-
reiche Versteinerungen als mittleren Lias bezeichnen. Bei
Nienstedt ist der Liasthon mehrfach aufgeschlossen , ebenso
1850 in Sibhesse beim Graben eines Brunnens auf der Pfarre;
dann wieder westlich von Wrisherghohen , bei Hornsen, in
498
Oldenrode 1849 beim Bau eines Hauses und auf dem Auger
östlich vom Dorfe. Südöstlich von Win^enburg, namentlich
bei der Glashütte, hat der Bach in den Lias tief eingeschnit-
ten und bei Everode und Hörsum findet man ihn ebenfalls
auforeschlossen.
Der eigenthümliche Thalwinkel zwischen Osterwald und
Deister, zwischen Springe und Eldagsen gehört ebenfalls dem
Lias an, welcher in Springe durch einen auf der Domaine
gemachten Bohrversuch und an der Südwestseite von El-
dagsen durch den Gehlebach, so wie auch am Wege von
Eldagsen nach Gesiorf durch die Ohe und verschiedene Grä-
ben aufsceschlossen ist. Den Osterwald unterteufend zieht
sich der Lias auch auf der Ost- und Südseite des Osterwal-
des hin. Der Schwefelbrunnen bei Wi'dfinghausen, die Zie-
gelei von Mehle, der Stollen bei Quanthof und der Lias ober-
halb Dörpe sind hier die Aufschlusspunkte.
Wir können uns von hier sofort zu der grossen Mulde
zwischen Weser und Leine wenden und finden auch hier
in dem die hohen Juraketten einschliessenden breiten Thale
den Lias in grösster Ausdehnung entwickelt. So ist er öst-
lich vom Schwefelbrunnen bei Coppenbrügge. westlich von
Marienau, bei Hemmendorf durch den in die Saale fliessen-
den Bach , bei Sahhemmendorf durch ein im Dogger ange-
setztes Bohrloch, westlich von Dei7isen durch die Landstrasse,
in Brunkense7i (schwefelhaltige Brunnen) am Fahrwege nacli
Alfeld und bei Immensen ebenfalls durch die Landstrasse
aufgeschlossen. Auch an dem Südende der Hilsmulde ist
der Lias wieder in grosser Mächtigkeit zu finden ; so südlich
von Stroit am Wege nach Bru?isen, wo er Tutenmergel und
viele Sphärosiderite einschliesst; östlich von IVenzen an der
Landstrasse, dann nördlich davon durch den vom Hilse kom-
menden Bach und zwar in mächtigen Bänken schwarzer
Schiefer, welche dem oberen Lias angehören, aber nicht sehr
reich an Versteinerungen sind ; östlich von IVickcnsen im
sog. schwarzen Lande ebenfalls durch den Bach aufgeschlos-
sen und viele Versteinerungen einscidiessend ; am Ausgange
499
von Schar/ülde?i(lürf , wenn man den Fussweg nach Hohen
einschlägt; weiter nördUch im Thale an der Südseite von
Har derode; in Behrensen auf dem Gute durch den 1848 vom
Geschworenen Henne geleiteten Bohrversuch, endlich auch
im Bache neben dem von Behrensen nach Coppenbrügge füh-
renden Fahrwege.
In der Eimbecker Mulde bildet, wie schon bemerkt, der
Lias das jüngste Glied und zwar in einer ungleich grösseren
Ausdehnung als dies von Hoffmann angegeben ist. Fast
überall wird der Lias hier von sandigem Lehme in grosser
Mächtigkeit bedeckt und ist deshalb die Feststellung der
Aufschlusspunkte hier vorzugsweise von Wichtigkeit. Ein
1849 in Eimbeck angestellter Bohrversuch auf Wasser hat
nach eingezogener Erkundigung Lehm und GeröUe in einer
Mächtigkeit von 40 Fuss durchsunken und ist dann noch
40 Fuss tief im Thon fortgesetzt. Es ist dies zweifellos der
Lias, welchen wir am sog. ßutterberge am steilen Ufer der
Urne mehrfach und zwar am Besten dicht bei Hullersen auf-
geschlossen finden. Bei Kohnsen sehen wir den Keuper vom
Lias bedeckt (s. Keuper) und am sog. Lohberg bei Markol-
dendor/ erhebt sich der Lias zu einem etwa 1 00 Fuss hohen
Bergrücken. Merglige oder dünnschiefrige mit Glimmer-
schüppchen angefüllte Schiefer bedecken hier festere eisen-
haltige und dadurch rothbraun gefärbte, hie und da roogen-
steinartige Thoneisensteine. Das Eisen ist theils in feinen
Körnern in dem Gesteine vertheilt, theils in concentrischen
Lagen thoniger Sphärosideritnieren erhalten und wird auf der
Eisenhütte zu Dassel gewonnen. Die zahlreichen Versteine-
rungen weisen die tieferen Schichten der oberen Abtheilung
des Lias nach. Bei Ameisen ist der Lias am Wege nach
Ävendhausen und durch den von Portenhagen kommenden
Bach aufgeschlossen, ebenso bei Lnithorst durch den Bach
und am Fahrwege nach Ameisen; bei der Domaine Hunnes-
rück durch den Bach am Wege nach Erichshurg , südlich
von Krimmense7i am Wege nach Hoppensen ebenfalls durch
den Bach ; neben der Mühle von Wellersen mit Versteinerun-
500
gen, auch auf der Höhe bei \Felle7\se71 am Fahrwege nach
Hidlersen^ bei 0(lngse7i durch den Bach und bei Strodthagen
nach mir von verschiedenen Personen gemachten Mittheikm-
gen. Endlich habe ich den Lias aber auch noch bei isord-
lieim aufgefunden, wo er, von Hoffmann übersehen, durch
die Ziegelei am Wege nach Osterode (Ammonites costatus)
aufgeschlossen ist und unmittelbar auf dem Muschelkalke ruht.
Auf den Lias finden wir auch in unserer Gegend fast
überall den
mittleren Jura, sog. Dog^ger
gelagert, wenn auch meistens nur in sehr beschränkter Mäch-
tigkeit , wie denn auch diese Schichten uns nur zu wenigen
Bemerkungen Anlass geben.
Von Hildesheim östlich dehnt sich, den Fuss des Gall-
berges bildend, der mittlere Jura in immer zunehmender
Mächtigkeit und Ausdehnung aus. Bei der Ziegelei und
hinter dem Weghause an der nach Marienbiirg führenden
Landstrasse ist der mittlere Jura in Thongruben längere Zeit
aufgeschlossen gewesen und erreicht diese Bildung bei Itzum
und Lechstedt ihre grösste Mächtigkeit, welche hier wahr-
scheinlich weit über 100 Fuss betragen wird. Die oberen
Schichten des mittleren Jura sind hier von mehr mergelarti-
ger Beschaffenheit und ziehen sich ziemlich hoch am Gall-
berge hinan. Bei dem genannten Weghause und bei der
Ziegelei hinter Lechstedt schliesst er zahlreiche Versteinerun-
gen ein. Nördlicher noch ist der braune Jura zwischen Ha?-
sum und Algermissen durch die an der Eisenbahn befindli-
chen Gräben aufgeschlossen gewesen. In der Alfelder Mulde
haben wir den braunen Jura nur auf der nordöstlichen Seite
bei Heinum, an der Landstrasse bei Wrisherghohe?i und an
der Südseite von Adenstedt am Fahrwege aufgeschlossen ge-
funden. Die Südost- und Nordostseite des Osterwaldcs, die
Süd- und Ostseite des Deisters zeigen uns die Thone des
mittleren Jura ebenfalls, wenn auch in geringer Mächtigkeit.
Der Stollen bei Uiiu?ithof, die Schachte auf dem sog. Mehler-
501
Dreisch (mit vielen Versteinerungen) und Wasserrisse nörd-
lich vom Forsthause bei Wulfinghausen schliessen hier den
mittleren Jura auf. Unterhalb des Kalkofens bei Völksen ist
der mittlere Jura in Thon gruben aufgeschlossen und an der
Nordseite von Gestorf ziehen sich dünngeschichtete thonhal-
tige Kalksteine in fast horizontaler Lagerung bis nach Den-
nigsen hin, welche durch die Monotis decussata v. M. als
die tiefsten Schichten des mittleren Jura bezeichnet werden.
In grösserer Mächtigkeit, aber auch als Thon von häufig
feinschiefriger Beschaffenheit, tritt der mittlere Jura in der
grossen Mulde zwischen Weser und Leine auf und heben
wir hier als Aufschlusspunkte hervor: den Schwefelbrunnen
bei Coppenbrügge und den Anger am Wege von hier nach
Lauenstein, das Bohrloch am Kahnstein (1849 300 F. tief)
mit zahlreichen Versteinerungen, die Ostseite von Marienha-
gen^ Brtmkensen, den Feuerteich von Geer%en mit sandigen
und glimraerhaltigen versteinerungsreichen Thonen , (üstrea
Knorrii Duinker und Koch) und die Serpentine beim Stum-
pfen Thurme. Sodann treflPen wir auf der Südseite des Hil-
ses, zunächst zwischen Voldagsen und Bninse?i eine durch
den Bach aufgeschlossene ganz isolirte kleine Ablagerung
des mittleren Jura (gefurchte Belemniten), welcher auch durch
tiefe Wasserrisse entblösst bei Menrode mit Versteinerungen
auftritt. Bei Hol%e?i, östlich von Lüerdisse7i und bei Hunxen
ist er wieder durch Bäche und die zum Ith führenden Fahr-
wege, an der Südseite von Bremke und am Wege von hier
auf den Ith, so wie auch durch die Ziegelei nördlich von
Harderode vielfach aufgeschlossen.
Vom oberen oder weissen Jura kommt zunächst der
Korallenkalk
in Betracht. Fast alle durch schroffes Abfallen in die Thäler
und durch Felsenbildung ausgezeichnete Gebirgszüge unse-
rer Gegend gehören den drei Gruppen des Korallenkalkes
und dem darüberliegenden Portlaudkalke an. Unter dem
Namen Vorholz, Spitzhut und Gallberg streicht von Südost
502
nach Nordwest ein Höhenzug, welcher sich bei Hildesheim
in die Ebene verliert, so dass dessen Schichtenköpfe nur
noch auf der Steingrube hie und da aus derselben hervorra-
gen. Dieser Höhenzug gehört dem oberen Korallenkalke an
und ist besonders am Spitzhut durch Oollthenbildung und
zahlreiche Einschlüsse von Hornfels und Calcedon, so wie
auch durch die grosse Mannigfaltigkeit der darin vorkonnnen-
den Versteinerungen ausgezeichnet. Das Hauptgestein ist
ein gelblich weisser, sehr thonhaltiger, wenig fester Kalkstein,
der nur eine beschränkte Anwendung als Baustein und sel-
tener noch zur Wegebesserung findet. Da der Abfluss des auf
diesem Bergrücken niederfallenden Regens nach unten durch
die Thone des mittleren Jura, nach oben aber durch den in
der Ebene aufliegenden Hilsthou verhindert wird, so entströmt
das Wasser den unteren Schichtenköpfen in starken Quel-
len sowohl in dem Einschnitte des Berges beim Spitzhut als
auch vor dem Osterthore der Stadt, woselbst das Fundament
des Quellbassins noch auf dem Korallenkalke ruht; eine
grosse Zahl der öfl^entlichen Brunnen der Stadt erhält durch
diese Abflüsse ihre Speisung.
Von ungleich grösserer Bedeutung ist das Auftreten des
Korallenkalkes am Deister und Osterwalde. Auch hier sind
es die oberen Schichten ; doch ist das Gestein ein fester, häufig
oolithischer, dunkelblaugrauer Kalkstein, dessen oft nur zoU-
dickc , oft mehrere Euss mächtige Schichten im Innern dun-
kel, nach den Absonderungsflächen zu aber lichter gefärbt
erscheinen. Nur nördhch und eine Viertelstunde nordöstlich
von Völkseii erscheint der obere Korallenkalk als ein fast
weisser Kalkstein von der ausgezeichnetsten oolithischen Bil-
dung, ebenso, aber weniger oolithisch, neben dem von Vülkseti
auf die Landstrasse führenden Fahrwege in einem grossen
Steinbruche. Von hier westlich nehmen dagegen die Kalk-
steine des Korallenkalkes das vorher beschriebene Ansehen
an, so am Düsteren Keller, am Bielstein , Speckenbrinke,
Sark(;kopfe und Fahrenbrinke. Am Ebirsberge und llahr-
berge bei Springe ist der obere Korallenkalk in grossen
503
Steinbrüchen aufgeschlossen; einzelne Schichten sind hier über
von äusserst homogener Beschaffenheit, ganz rein, fast glasig
und von muschligem Bruche. In noch zunehmender Mäch-
tigkeit setzt der Korallenkalk von hier als sog. kleiner Deister
oder Hallerbruchberge, ohne die angegebene Beschaffenheit
zu ändern, in die Wülfinghäuser Klosterforst bis zum Meh-
ler Holze fort und ist am Jägerhause bei der Holzmühle, so
wie auch in der Mitte des Sauparkes durch Steinbrüche
mehrfach aufgeschlossen. Am Barenberge und Hohlenberge
ist diese Bildung mehrere hundert Fuss mächtig. Die Brü-
che des Korallenkalkes am Mehlerdreisch zeigen eine Ver-
werfung der Schichten und auf der Südwestseite des Oster-
waldes, westlich und nordwestlich von OsteTivald, ragen nur
noch einzelne Rücken des Korallenkalkes aus dem Schutte
und den Schichten der jüngeren Wälderthonbildung hervor.
Die grösste Ausdehnung erreicht der Korallenkalk in
der grossen Mulde zwischen Weser und Leine. In dieser,
wie auch in der Alfelder Mulde, bilden die Gebirgsarten,
welche jünger als der Lias sind , Ringgebirge , welche von
den im Lias ausgewaschenen Thälern wiederum ringförmig
eingeschlossen werden. Korallenkalk und Portlandkalk sind
es, welche in der grossen Mulde zwischen Weser und Leine
jenen ellipsoidischen Ring bilden, dem seine Höhe und das
steile Abfallen seiner Schichtenköpfe, die sich als eine senk-
rechte Mauer dolomitischer Felsen aus dem umgebenden
Thale erheben, einen so eigenthümlichen Charakter verleihen.
Nur an zwei Punkten hat dieser Gebirgsring eine Unterbre-
chung erfahren. Am nördlichen Ende zwischen Lauenstein
und Hemmeiidorf ist die Erhebung auf eine kurze Strecke
unterbrochen geblieben und dadurch ein Abäuss für die in-
nerhalb dieses Ringes sich sammelnden Gewässer gefunden;
so wie denn auch das hiemit verbundene Zerreissen der
Schichten die Spalten geschaffen hat, aus welchen ohne Zweifel
die Salzquellen bei Sahhemmendor/^ wohl auch aus den in
grosser Tiefe befindlichen Salzstöcken des bunten Sandsteins
emporsteigen. Eine ungleich grössere Unterbrechung der
504
Erhebung hat aber zwischen Naensen und der Südseite des
Hilses stattgehabt, denn hier lässt sich der Jurakalk überall
nicht nachweisen und ist eben hier die grösste aller im Ge-
biete dieser Karte vorkommenden Verwerfungen, welche bis-
her noch überall nicht genügend zu übersehen gewesen, mit
welcher aber wahrscheinlich auch die grossartige Gypsent-
wickelung dieser Gegend in Verbindung steht. Ausserdem
ist dieser Gebirgsring aber auch durch später entstandene
Wassereinschnitte bei Brimkensen, am Stumpfen Thurme und
am Ith bei Hohen unterbrochen worden. Korallenkalk und
Portlandkalk zeichnen sich im Gebiete dieser Mulde durch
die häufio; erlittene Umwandlung in Dolomit und das hiemit
in Verbindung stehende Auftreten einer oft imposanten Fel-
senbildung aus. Der Kahnstein bei Sal%/iemme?idor/ und
dessen Fortsetzungen, der Thüster und Duinger Berg, der
Heimberg, Steinberg und Külf, kurz der ganze nordöstliche
Gebirgszue; dieser Mulde unterscheidet sich aber von dem
südwestlich gelegenen dadurch, dass die dolomitische Felsen-
reihe des ersteren dem oberen Korallenkalke (beim Eökeukruge
am Seiter im Dolomit: Nerinaea visurgis R., Pecten fibrosus)
angehört, während die des Ith dem Portlandkalke zugehört.
In den Steinbrüchen an der Ostseite von Sahhemmendorf
finden wir diesen Dolomit des oberen Korallenkalkes am
schönsten ausgebildet, als sehr feste, versteinerungsleere,
Srünlich graue Bänke von seidenartigem Glänze und mit
deutlichen Krystallen. In der weiteren Erstreckung dieses
Gebirgszuges werden diese Dolomite aber nicht selten loser
und poröser. An anderen Stellen, so auf der Höhe bei Ma-
rienhagen, bei lirunkensen u. s. w. erscheint der obere Ko-
rallenkalk aber auch unverändert und reich an den ihn cha-
rakterisirenden Versteinerungen. In dem Gebirgszuge des
Iths ist der Korallenkalk nur seiton aufgeschlossen, am besten
noch durch den Steinbruch über IIolze?i neben der Landstrasse.
Uebcrlagert wird der Korallenkalk im ganzen Gebiete der
Karte durcii den
505
Portlandknlk,
welcher deshalb auch eine ungleich grössere Ausdehnung an
der Oberfläche , als jener einnimmt. Bei HüdesJmm zieht
sich der Portlandkalk am östlichen Fusse des Gallberges hin,
etwa zur halben Höhe desselben ansteigend. Beim Schauf-
lerhause, durch die Teiche bei Uppen und mehre Feldgräben
daselbst, dann durch Gräben der Landstrasse in der Mitte
zwischen Uppen und Wend/iausen u. s. w. ist der Portland-
kalk als hellgelblicher, fast weisser, dünngeschichteter, fester
Kalkstein mit rauschligem Bruche aufgeschlossen und hier
reich an Versteinerungen. Ungleich mannigfaltiger und aus-
gedehnter ist sein Auftreten aber am Deister, Osterwalde und
in der Leine -AVeser Mulde, welche letztere wir in dieser
Beziehung zunächst untersuchen wollen. Jene vorerwähnten
weisslichen Portlandkalke, hier besonders durch Exogyra vir-
gula Sovv. charakterisirt und vielleicht etwas älter als die
Hildesheimer Schichten, bedecken den inneren Abhang des
Juraringes, welchen wir oben beschrieben haben, in seiner
ganzen Ausdehnung. Sahhemmetidor/ steht auf dem Port-
landkalke (ein bei der Salzquelle im Portlandkalke angesetz-
ter Bohrversuch hat bei 136 Fuss Tiefe den Portlandkalk
und Korallenkalk nicht durchsunken) ; westlich von Marien-
hagen sind Steinbrüche im Portlandkalke mit vielen Verstei-
nerungen; die hölieren flachen Hügel östlich vom Wege zwi-
schen Delligsen und Hohenhüchen bildet auch noch der Port-
landkalk und am Seiter, wo sich der Portlandkalk bis zur
höchsten Höhe des Berges hinanzieht und wie z. B. beim
Telegraphen auch dessen First bildet, ist derselbe (in einem
Graben südöstlich vom Telegraphen aufgeschlossen) vorzugs-
weise reich an Versteinerungen. In der westlichen Kette
am Ith, wo die dolomitische Felsenwand dem Portlandkalke
angehört , ist derselbe von ungleich grösserer Mächtigkeit,
indem seine Schichtenköpfe hier mindestens ein Drittheil der
Höhe des Gebirges einnehmen. Nur die obersten Schichten
und besonders die des inneren Thalabhanges sind nicht do-
lomitisch und reich an Versteinerungen. Einen schönen
506
Aufschliiss des Korallenkalkes und Portlandkalkes giebt die
Landstrasse, welche von Hohen nach Gribienplun führt, einen
noch ungleich interessanteren die Strasse von Lauenstein über
den Ith, wo man am besten eine Uebersicht über die grosse
Mächtigkeit des Portlandkalkes in dieser Gegend gewinnt.
Hier findet man auch dicht an der Landstrasse jene eigen-
thümlichen dichten, crystallinischen rothbraunen Portlandkalke,
welche an die rothen Basalte des Aetna erinnern.
Die innere Seite dieses Gebirgsringes, Avelche, wie er-
wähnt, die Schichten des Portlandkalkes bilden, zeigt in der
Erstreckung von Lauenstein bis südlich von Capellenhagen
noch eine mit der Hauptkette parallel laufende, durch Was-
sereinschnitte oft unterbrochene Hügelreihe, welche vorzugs-
weise durch die Lagerungsverhältnisse als noch zum Port-
landkalke gehörig sich ausweist, durch mannigfaltige Eigen-
thümlichkeiten aber als eine obere Abt h eilung des
Porti an dkalkes bezeichnet werden muss. Durch den
Umstand, dass diese Kalke unmittelbar auf dem Portland ru-
hen und hier vom Serpulitenkalke der Wälderthon-Bildung
bedeckt werden, lässt sich, zumal sie auch einzelne Meeres-
Bivalven einschliessen, mit grösster Sicherheit bestimmen,
dass sie noch dem Portlandkalke angehören. Regelmässig
sind es schwarze oder dunkelgraue sehr thonhaltige und des-
halb häufig dünngeschichtete, fast schiefrige Kalke. Die Ab-
sonderungsflächen der Bänke und Schichten sind weisslich
gelb und bei zunehmendem Kalkgehalte ist das Gestein von
muschligem Bruch. Am Fahrwege von Lauenstein nach
Sahhemmendorf sind diese Kalke in einem Steinbruche auf-
geschlossen, schiefriger und klingend beim Anschlagen er-
scheinen sie westlich von SnhJtemmendorf an dem grossen
und kleinen Lahde und am Fusse des Keubcl. Noch voll-
ständiger sind diese Schichten am Fahrwege von Eggersen
nach Ockensen aufgeschlossen. Hier wechseln die vorbe-
schriebenen, oft sehr dünnschiefrigcn Schichten mit solchen
von muschligem Bruch, ja auch mit förmlichen Mergeln, die
beim Anschlagen in gerundete fast schalige Stücke zerfallen;
507
aber auch einzelne dünne Schichten eines festen Kalksteins
lagern sich dazwischen und dicht vor Ockensen sind diese
Schichten so dünnschiefrig wie Pappbogen und au der Ober-
fläche auf eigenthümliche Weise in lauter Polygone ähnlich
den Durchschnittsflächen basaltischer Säulen zerrissen. Kaum
eine Viertelstunde westlich von Föhiehansen ist ein grosser
Steinbruch, wo diese Schichten so dünnschiefrig wie Papier-
bogen erscheinen und, als seien sie hart gebrannt, beim Auftre-
ten klingend und knisternd zerspringen ; auch sind dieselben
hier von hell graugelber, oft weisser Farbe und enthalten
zahlreich die für diese Bildung so charakteristische Nucula (?)
(Nucula gregaria Dunk. und Koch?). Tiefer stehen verstei-
nerungsleere Schichten eines dolomitischen Kalksteines. Die
Mächtigkeit dieser Bildung möchte ich an den angegebenen
Localitäten zu durchschnittlich 50 Fuss angeben. An der
östlichen Kette des Jura zeigt sich dieser obere Portland-
kalk, ausser nördlich von Sahheminendorf nur noch zwischen
Ammensen und JSaensen, besonders beim Vorwerke Wedeha-
geti aufgeschlossen. Auf der Karte ist diese obere Bildung
des Portlandkalkes von der unteren nur durch eine farbige
Linie unterschieden worden.
Wir müssen jetzt aber noch zweier eigenthümlicher
Kalksteinbildungen Erwähnung thun, welche östlich von Am-
mensen auftreten und ebenfalls dem Portlandkalke angehören.
Die erste finden wir etwa in der halben Höhe des Berges
in mehren unbedeutenden Steinbrüchen aufgeschlossen. Es
ist ein gelblich grauer, nicht sehr fester Kalk, ohne Neigung
zur Schieferbildung und durch die grosse Menge darin vor-
kommender kleiner Krebsscheeren ausgezeichnet. Wegen des
Einschlusses allerdings undeutlicher meerischer Zweischaler
und nach den Lagerungsverhältnissen haben wir diese Bil-
dung dem oberen Portlandkalke zuzählen müssen, ohne jedoch
mit Bestimmtheit angeben zu können, ob sie, was wir ver-
muthen, über den vorhin geschilderten Schichten liegt.
Die andere Bildung liegt jedenfalls tiefer, obschon in
grösserer Höhe des Bero-es und sjehört der unteren Abthei-
Zcits. (1. d.geol.Ges, III. 4, 35
50S
lung des Portlandkalkes an, dessen obere Schicht sie zu bil-
den scheint. Es ist ein dunkler dichter Kalk, auf den Ab-
sonderungsflächen , besonders da wo dieselben der Verwitte-
runo- ausgesetzt sind, kurze Enden feiner Röhren zeigend,
so dass man den Serpulit des Wälderthons vor sich zu haben
wähnt. Unter der Loupe erkennt man diese Köhrenenden
aber als die Durchschnitte grosser plattgedrückter Roogen-
körner, neben welchen auch viele hellfarbige Muschelbruch-
stücke wahrzunehmen sind. Erkennbare Versteinerungen
habe ich jedoch hier in dieser Bildung, welche auch am
Osterwalde und Deister und zwar in noch ungleich grösse-
rer Ausdehnung auftritt, nicht gefunden.
In der Osterwalder Mulde haben wir den Portlandkalk
nur auf der Nordseite des Gebirges angetroffen. In der Wül-
finghäuser Klosterforst zieht sich derselbe, den oberen Ko-
rallenkalk bedeckend , in grosser Mächtigkeit bis zur Holz-
mühle, dann von hier dem Hallerbruchberge oder sog. kleinen
Deister entlang, und tritt bei Dalhof unweit Springe mit dem
Portlandkalke des Deisters in Zusammenhang. Hier erreicht
er zwischen AltenJuigen^ Dalhof^ Münder und weiter nördlich
seine grösste Ausdehnung. Der Portlandkalk ist hier mei-
stens von dunkelgrauer Farbe. Beim Jägerhause neben der
Holzmühle finden wir im Fahrwege nach Alterihagen zuerst
den Korallenkalk, dann den Portlandkalk (mit Exogjra vir-
gula) und einige hundert Schritte weiter auch die bei Am-
mensen erwähnten festeren dunklen Schichten des Portland-
kalkes mit den helleren grossen Roogenkörnern, über welche
sich dann auf der Fortsetzung des Weges auch die schwar-
zen schiefrigen Kalke unseres oberen Portlandkalkes
lagern. Diese letzteren füllen namentlich das Thal nordöst-
lich vom Gatje-Berge und dem Nesselberge bis zu dem vor-
hin erwähnten Fahrwege aus , ziehen sich dann aber über
die Seedemünder Mühle bis in die Gegend von Münder, von
wo sie bis Lauennn hin das ganze Thal ausfüllen. Im Gra-
ben der Landstrasse, welche von Münder nach Springe führt,
sind sie am Fusse der ,, Hufen" mehrfach aufgeschlossen und
509
haben hier oft einen dem Kieselschiefer eigenen Bruch. An
dieser Landstrasse finden wir etwas weiter östlich auch einen
Steinbruch, welcher die dichten dunklen Kalke des unteren
Portlandkalkes mit Roogenkörnern aufschliesst. Dieser Stein-
bruch liegt aber am Fusse des von Dalhof erst westlich dann
mehr nördlich sich hinziehenden Bergrückens, die Hufen ge-
nannt, welcher auf der First über Münder in einem grossen
Steinbruche diese selben versteinerungsleeren Kalke zeigt,
welche hier in grossen regelmässigen Platten brechen. Nörd-
lich und östlich von den Hufen im Wolfsthal am Meinsberge
und westlich vom Fahren brinke tritt aber überall normaler
Portlandkalk, obschon meistens von grauer Farbe auf End-
lich ist auch am Dahberge, nordwestlich von Völksen^ unterer
weisser Portlandkalk in dem grossen Steinbruche beim Kalk-
ofen aufgeschlossen.
Zwischen diesen jüngsten Gliedern der Jurabildung und
den ältesten der Kreideformation finden wir den
ll^älderthon.
Diese in so vielfacher Beziehung interessante und be-
sonders durch ihren Kohlenreichthum für unsere Gegend
wichtige Süsswasserbildung, deren Auftreten auf dem euro-
päischen Festlande auf das Gebiet zwischen Teutoburger
Wald und Ocker beschränkt zu sein scheint, ist auch in dem
Gebiete unserer Karte bedeutend entwickelt und durch die
Mannigfaltigkeit der ihr angehörenden Gebirgsarten ausge-
zeichnet. Am östlichen Theile des Deisters, dessen nördli-
che Abdachung dieser Bildung angehört, zeigt uns zunächst
die von Sprifige nach dem Steinkruge führende Landstrasse
fast auf der Höhe des Berges ein schönes Profil der Wälder-
thonbildung. Unmittelbar auf dem Portlandkalke liegen hier
sandig-kalkige Gesteine in plattenartiger Absonderung (Pur-
beckkalk), darüber feste Kalke von bläulicher Farbe, die mit
kleinen Serpulen angefüllt den Namen Serpulit führen.
Hierauf lagert dann eine 50 bis 100 Fuss mächtige Sand-
steinbildung (Hastings-Sandstein), die man nach Beyrich's
35*
510
Vorschlag zweckmässig als Deistersandstein bezeichnet. Es
ist dies ein feinkörniger fester Sandstein von gelblich weisser
Farbe, der mehrere, bis 1 4 Zoll mächtige Steinkohlenflöze in
sich sehliesst und, auch zu den feinsten Scvdpturarbeiten ge-
eignet , als Baustein eine ausgedehnte Anwendung findet.
Weiter nördlicli , aber nicht mehr im Gebiete dieses vorlie-
genden Blattes, wird diese Sandstcinbildung von thonigen
Massen mit Potamides carbonarius Rokm. bedeckt. Einige
hundert Schritte nordöstlich von Völksen ist der in einem
Steinbruche aufgeschlossene Serpulit dünngeschichtet und der
Durchmesser der einzelnen Serpulen stärker als gewöhnlich ;
auch hat das Gestein ein mehr grünliches Ausehen imd fallen
hier in Folge einer sehr beschränkten Verwerfung die Schich-
ten nach Süden ein. Die mächtigste Entwickelung erreicht
die Wälderthonbildung aber am Osterwalde. Der Nesselberg
mit Waidmannsruh in seiner Erstreckung über Altenluigen
bis zum Katz- und Osterberge besteht aus dem vorhin er-
wähnten eigenthümlichen Kalksteine (Purbeckkalk), der
auch hier in grosse, 1 bis 6 Zoll dicke Platten gesondert ist,
welche auf der Oberfläche, die dünneren auch im Innern, ein
sandsteinartiges Ansehen haben, der Mitte zu aber einen
dunkel blaugrauen Kalkstein zeigen. Südwestlich von der
Holzmühle am Wege nach lirmumighausen sind diese mit
Ausnahme von liolzresten, wie es scheint, versteinerungslee-
ren Gesteine in einem grossen Steinbruche aufgeschlossen.
Bei Wnidinannsruh finden wir auch noch den Serpulit, wel-
cher auch im Mehler Holze und zwar in dem Hohlwege
zwischen dem Denksteine neben der Ziegelei und den Stein-
brüchen in halber Höhe des Berges etwa 20 Fuss mächtig
und sehr dünn geschichtet auftritt. Das Gestein ist hier
ziemlich mürbe und fast nur aus einer Zusammenhäufung
von Serpulen bestehend. Ungleicii mächtiger untl in un-
gleich grösserer Ausdehnung tritt hier aber von dem unter-
liegenden Serpulit durch eine schwache, grau röthliche Mer-
gelschicht getrennt der Sandstein dieser Bildung auf! \ o\\\
Mehler Dreisch bis nordwestlich von AUenhagcii nimmt der
511
Deistersandstein, oft 200 bis 300 Fuss mächtig, die höchsten
Höhen des Gebirges ein. Wegen seiner vorzüglichen Eigen-
schaften als Baustein finden wir ihn in grossen Brüchen über
Altenhagen, bei Osterwald und oberhalb Mehle, wo er beson-
ders durch seine Festigkeit ausgezeichnet ist, aufgeschlossen.
Für unsere Gegend sind aber auch die in diesem Sandstein
eingeschlossenen Kohlenflöze von grösster Wichtigkeit. Die
meisten Kohlen werden auf den Staatsgruben bei Osterwald
gefördert , die Gruben der Gemeinden Ehe und Mehle sind
weniger ergiebig. Fast überall liegen drei Flöze übereinan-
der; das mächtigste 20 Zoll stark, aber durch zwei zwischen-
gelagerte mehre Fuss starke Bergmittel in drei Abtheilungen
getrennt; das zweite ist 11 Zoll stark, ohne Zwischenlagerung;
das dritte 10 Zoll stark, aber durch eine Schieferlage in zwei
Bänke getheilt. Am Osterwalde, Mehle und Brünnmgliausen
einbegrifien, werden jährlich etwa 550000 Balgen (ä 2^ Ku-
bikfuss) Steinkohlen gewonnen und bei deren Gewinnung
etwa 300 Menschen beschäftigt. Der Preis des Balgens be-
trägt 2 Ggr. 10 Pf. bis 4 Ggr. 4 Pf., je nach der Güte der
Kohle und der Reinertrag übersteigt gewöhnlich die Summe
von 20000 Thlr. Die den Sandstein gewöhnlich bedecken-
den thonigen Massen fehlen hier aber fast ganz.
In der grossen Mulde zwischen Weser und Leine treffen
wir die Wälderthonbildung ebenfalls, aber vorzugsweise nur
die unteren kalkigen Ablagerungen, diese freilich in bisher
nie vermutheter Ausdehnung, Mächtigkeit und Verschieden-
artigkeit. Zunächst findet man bei Ween%en und zwar an
der nach Marienhagen führenden Landstrasse eigenthümli-
che, versteinerungsleere Kalke von graugelblicher Farbe,
dünngeschichtet, häufig von fast mergelartiger BeschaflTenheit.
Da diese vielleicht nur 20 Fuss mächtigen Schichten die
obere Abtheilung des Portlandkalkes überlagern, so habe ich
dieselben schon der Wälderthonbildung zugezählt. Bedeckt
werden sie durch den Serpulitenkalk, welcher in dieser Ge-
gend eine überraschende Mächtigkeit hat. Ween%en selbst
steht schon auf dem Serpulit, der überall im Dorfe und süd-
512
lieh davon in einem Steinbruche nahe bei den Gypsbriichen
aufgeschlossen ist. Ebenso ist er am südöstlichen Ausgange
von Üuingen durch Steinbrüche aufgeschlossen. Westlich
von Ween%en gelangen wir aber zu den grossen Brüchen von
Thüste, wo an der Luft erhärtende , beim Brechen ziemlich
mürbe, bläulich weisse Kalke gewonnen werden, welche mehr
oder weniger mit Serpulen angefüllt auch verschiedene andere
Süsswasser-Conchylien einschliessen und gewiss lUÜ Fuss
mächtig sind. Von Levedagsen über Wallensen und Capel-
lenhagen zieht sich bis in den Winkel, den Ilils und Ith mit
einander bilden , eine Hügelreihe , welche auch dem Serpulit
angehört, der aber hier und besonders bei Harderode ein ab-
weichendes Ansehen hat, indem die Serpulen wenig zahlreich
und meistens sehr undeutlich sind. Der Deistersandstein
tritt nur bei Coppengrahen und auch hier nur äusserst schwach
entwickelt auf, führt aber doch auch hier ein kleines Kohlen-
flöz, welches nur den Bedarf der Duinger Töpfer liefert. Die
hier gewonnene Kohle ist insofern interessant , als sich an
ihr die Entstehung aus Anhäufungen von Blättern der Abie-
tites Linkii Roem. mit grösster Deutlichkeit erkennen lässt.
Beim Zerbrechen eines Stückes solcher Kohle sieht man näm-
lich überall die Durchschnitte der Nadeln jener Konifere
und auf den der Schichtung parallelen Absonderungsflächen
lassen sich diese Nadeln deutlich erkennen, häuflg selbst noch
mit Leichtigkeit herauslösen, wonach sie sich dann nicht
selten noch so elastisch zeigen, dass man ihre Enden, ohne
sie zu zerbrechen, zusammenbiegen kann. Neuerlich ist diese
Bildung auch noch beim Hirtenhause neben den Gyps-
kuhlen erbohrt und in dem Thale von Coppengrnhe7i bis Ho-
hefibi(che7i und von hier bis Delltgseti , noch jetzt erkennbar,
durch frühere Schachte aufgeschlossen gewesen. Tritt man
von Delligsen aus in dieses Thal, so trifflt man gleich auf die
durch den Bach aufgeschlossenen 4 bis 10 Fuss mächtigen
sandigen Schichten, in welchen Nester und zahlreiche wie in
einen Teig eingedrückte einzelne Stücke einer mattglänzen-
den Steinkohle sehr häufig sind. Bläuliche Mergel bedecken
513
diese Schichten, welche von 20 bis 30 Fuss mächtigen kal-
kigen Schichten mit mergligem Bruche oder festeren Kalk-
steinen von gelblicher Farbe unterteuft werden; es sind dies
dieselben Kalke, welche wir bei Ween%en als die Unterlage des
Serpulits erkannt haben. Diese nämlichen Kalke finden wir
aber auch in der Forterstreckung dieser Schichten über Am-
mensen bis Naensen hin und zwar auch hier auf den Schich-
ten des oberen Portlandkalkes ruhend. Vom stumpfen Thurme
bis Varrigsen ist er links von der Landstrasse mehrfach auf-
geschlossen, besonders näher bei Varrigsen, wo das Gestein
ein fast sandiges Ansehen gewinnt, häufig kleinere Kohlen-
stücke enthält und durch eingesprengtes Erdpech gefleckt
oder graugefärbt erscheint. Auf der Ostseite von Ammensen
ist dasselbe Gestein in noch grösserer Mächtigkeit aufge-
schlossen und wieder von hellgelblicher Farbe. Versteinerun-
gen habe ich bisher, die Schuppe eines Sauriers ausgenom-
men, in diesem Gesteine nicht gefunden. Die Sandsteine
dieser Bildung scheinen südlich von Delligsen nicht mehr
aufzutreten, und sind bauwürdige Kohlenflöze nur am nörd-
lichen Fusse des Hilses zu vermuthen, da hier allein der
Kaum für eine grössere Entwickelung dieser Bildung vor-
handen ist.
Zur Vervollständigung der Kenntniss dieser Bildung be-
richte ich hier auch noch über ein anderes merkwürdiges
Auftreten des Deistersandsteins, obschon wir dabei das Ge-
biet der vorliegenden Blätter unserer Karte etwas überschrei-
ten. Nördlich von Peine zwischen Dollbergen und Ahhensen
erstreckt sich von N. nach S. ein aus der Ebene kaum her-
vortretender Höhenzug des Deistersandsteins, dessen Schich-
ten am Fissenberge in einem Steinbruche etwa 30 Fuss tief
aufgeschlossen sind und nach WNW. einfallen. Es sind bei
der Hebung vielfach geborstene Bänke, welche mit dünneren
Schichten wechsellagern und in einer Tiefe von etwa 30 Fuss
auch eine sandige, bituminöse 1 bis 2 Fuss starke Zwischen-
schicht einschliessen. Abdrücke von Cyrenen und Calami-
ten sind die einzigen, aber zur Bestimmung der Formation
514
genügcuden Versteinerungen, welche in diesem Sandstein
gefunden werden. Meine erste Untersuchung dieser Gegend
führte mich auch vom Fissenberge mehreren verlassenen und
mit Wasser angefüllten Steinbrüchen entlang nach Edemissen
und Oedesse, wo es mir glückte die Entstehung der hier be-
findlichen berühmten Erdölquellen mit einiger Wahrschein-
lichkeit nachzuweisen. In dem Diluvialsande dieser Gegend
findet man nämlich dicht bei Oedesse eine grössere Anzahl
IG bis 24 Fuss langer, 4 bis 6 Fuss breiter und etwa 10 Fuss
tiefer Gruben, sog. Fettlöcher ; sie sind zur Hälfte mit Was-
ser angefüllt, auf dem ein bräunlich gelbes Erdöl schwimmt,
welches mit Binsenbüscheln, die man an einem Stocke be-
festigt, täglich zwei- oder dreimal abgenommen wird. Die
nähere Untersuchung ergab, dass die untere Hälfte dieser
Löcher von einem äusserst festen Gesteine eingeschlossen
war, welches nach den mühsam abgeschlagenen Stücken auf
den ersten Blick als ein bläulich dunkler Kalkstein erschien,
mit welchem aber dünnere fast mergelartige bituminöse Schich-
ten eines mehr sandigen Gesteins wechsellagerten. Aus die-
sen letzteren Schichten drängt nun das in die Erde dringende
Regenwasser das Erdöl in die hier fraglichen Gruben, wes-
halb auch das Wasser in den Löchern selbst häufig ausge-
schöpft werden muss, weil es sonst gegen die Wände dieser
Schichten drückt und den Ausfluss des leichteren Erdöls
verhindert. Säuren auf jenes dunkle, feste, kalkartige Ge-
stein gegossen veranlassten so wenig ein Aufbrausen als
andererseits der Stahl demselben Funken zu entlocken ver-
mogte. Vor das Löthrohr gebracht entstieg demselben aber
sofort flüchtig gewordenes Erdöl, nach dessen Entweichen ein
loser weisser Sandstein zurückblieb; es ergab sich dadurch, dass
sowohl die Festigkeit als auch die dunkle Färbung des Ge-
steins lediglich von dem eingedrungenen Erdöl herrührt. Die
D DO
jetzt aufgegossene Säure veranlasste auch sofort ein Auf-
brausen des Kalkgehaltes dieses Sandsteins, welcher auch
durch die Gefälligkeit des Apothekers Dkuh3iann, zu 17 f
ermittelt wurde. Die grosse Nähe des Fissenberges, mit
515
welchem die Schichten dieses Gesteins einen Sattel zu bilden
scheinen, Hess mir nun keinen Zweifel, dass auch der in
diesen Gruben anstehende Sandstein Deistersandstein sei und
dass somit diese Erdöle eben diesem Deistersandstein ent-
quellen. Ich habe schon oben erwähnt, wie starke, in Kohle
umgewandelte Lagen der Nadeln der Abietites Linkii R. bei
Duingen fast ausschliesslich das dortige Steinkohlenflöz bilden
und schliesse jetzt , dass das Harz eben dieses Nadelholzes,
welches vielleicht dem Pinites succinifer Goepp. an Harz-
gehalt gleichstand, auch den Grund für die Bildung der Erd-
öle dieser Sandsteine gegeben habe, welcher Annahme auch
die Chemie keinen Widerspruch entgegenstellt , weil eben
Fichtenharz und Erdöl jedes aus etwa 88,3 Kohlenstoff und
11,1 Wasserstoff zusammengesetzt ist. Eine noch ungleich
grössere Zuverlässigkeit gewann diese Annahme aber noch,
als im folgenden Sommer ein vom Herrn Müller Steghahn
im Deistersandstein des Fissenberges angelegter Schacht bei
einer Tiefe von 100 Fuss auf so erdölhaltige, aber äusserst
feste Schichten dieses Sandsteins traf, dass die Arbeiter der
Ausdunstung dieses Erdöls halber häufig die Gruben ver-
lassen mussten , ja nicht selten durch diese Ausdunstungen
sogar zum Erbrechen gebracht wurden.
Bei einer Tiefe von 130 Fuss traf jener Schacht in eben
diesem erdölhaltigen dunkelbraun gefärbten Sandstein auf ein
etwa 6 Zoll mächtiges Flöz vortrefflicher Steinkohle, welches
sich jedoch zum Abbau noch zu schwach zeigte. Ein in
dieser Tiefe getriebener Stolln ist wegen der zu schwierigen
Bewältigung des eindringenden Wassers unvollendet geblie-
ben, und hat leider das ganze Unternehmen, welches beson-
ders bei der grossen Ausdehnung dieser Bildung in jener
Gegend noch immer einen günstigen Erfolg verspricht, der
grossen Kosten wegen einstweilen eingestellt werden müssen.
Wir müssen noch bemerken, dass hier der Sandstein mit
thonigen Schichten häufig wechsellagert und auch in den
oberen Schichten schon mehrere 1 bis 2 zöllige Kohlenflöze
enthält. In grosser Menge eingesprengte glänzende kleine
516
Schwefelkiestheile geben diesem Sandstein oft ein eigenthüm-
liches Ansehen.
Bezüglich des bei Oedesse gewonneneu Erdöls ist aber
noch zu erwähnen , dass dasselbe besonders statt Theers,
aber auch zur Anfertigung von Asphaltpflastern verwandt
und dass das Wasser der Gruben zu Bädern gegen Gicht
u. s. w. nicht selten mit Erfolg benutzt wird.
»er Hils.
Dieses, als „deutsches Neocom" zu bezeichnende älte-
ste Glied der Kreideformation ist im Gebiete unserer Karte
an verschiedenen Punkten und zum Theil in grosser Mäch-
tigkeit entwickelt.
Als in der Ebene zwischen Hildesheiin und Drispenstedt
im Jahre 1846 eine Ziegelei errichtet wurde, zeigte der da-
selbst gewonnene Thon sehr bald verschiedene Bruchstücke
von Hilsversteinerungen (später viele grosse Bruchstücke von
Crioceras sp.), weshalb ich schon im folgenden Jahre in Ge-
meinschaft mit dem Herrn Fabrikanten Sievers den Versuch
machte, diesen fast horizontal abgelagerten Hilsthon zu durch-
bohren, um auf diese Weise zu ermitteln, ob nicht zwischen
ihm und den darunterliegenden Jurakalken des Gallberges
die kohlenführenden Deistersandsteiue vorhanden seien. Bei
der damals noch beschränkteren Kenntniss von iler Ausdeh-
nung und Mächtigkeit dieser Bildung war es nun im höch-
sten Grade überraschend, als auch bei einer Tiefe von 5()U F.
der Hilsthon noch nicht durchsunken wurde. Leider musste
hier aber von der Fortsetzung des Unternehmens abgestan-
den werden , indem bei einer solchen Tiefe der Abbau der
schwachen Kohlenflöze der Wälderthonbildung, falls dieselbe
hier vorhanden ist, mit Aussicht auf Gewinn niciit mehr be-
trieben werden kann. Zwar wurde in der Nähe von Achtinn,
dem Fusse des Gallberges näher, ein nochmaliger Versuch
den Hilsthon zu durchbohren gemacht, aber auch hier wurde
bei 3ÜÜ Fuss Tiefe der Hilsthon nicht durchsunken und nun
die Fortsetzung des Versuches ganz aufgegeben. Zu be-
517
dauern ist, dass durch diese kostspieligen Versuche, wenn
auch eine richtigere Beurtheilung der Dauer dieser den Hils-
thon bildenden Niederschläge erlangt, doch nicht einmal die
ganze Mächtigkeit des Hilsthones und auch nicht bestimmt
ist, ob die Wälderthonbildung in dieser Gegend vorhan-
den ist oder nicht. Nordöstlich vom Dorfe We?idhausen wird
diese Hilsthonablagerung durch den Flammenmergel des Hei-
ligenberges bedeckt, aber durch den Bach deutlich aufge-
schlossen. Ihre Begrenzung nach Norden zu ist nicht genau
zu ermitteln gewesen und wegen Mangels an Versteinerun-
gen selbst nicht einmal mit Sicherheit entschieden , ob die
zwischen Drispenstedt bis südlich von Harsum auftretenden
Thone dem Hils oder Lias angehören. Für die südliche Be-
grenzung dieser Bildung bemerke ich noch, dass das Wasch-
haus der neuen Pflege-Anstalt (ehemals Sülte) vor Hildesheim
noch auf dem Hilsthone, die Pilotage des Hauptgebäudes
aber schon auf dem oberen Korallenkalk steht.
Am Südende des Osterwaldes bilden die Sandstein-
rücken des Gebirges eine muldenartige Vertiefung, in wel-
cher der Hilsthon ebenfalls, aber nicht 100 Fuss mächtig
abgelagert ist. Obschon derselbe besonders da , wo er bei
Osterwald vom Bache durchschnitten wird (weniger bei Oster-
ivald selbst) kleine Kiesel in grosser Menge beigemischt ent-
hält, so ist er doch nicht mit A. Roemer's Hilsconglomerat
zu verwechseln, unter welcher Bezeichnung nur die kalkigen,
mit Eisenbohnerz gemengten Niederschläge dieser Bildung
umfasst sind und welche nach v. Stkombeck im Braun-
schweigschen vom Hilsthone überlagert worden. Dass einige
Versteinerungen des Hilsconglomerats sich in dem Hilsthone
nicht finden und umgekehrt, findet wohl mehr in der ver-
schiedenen Beschafi^enheit eines Thon niederschlagenden und
eines Meeres mit kalkhaltigen Niederschlägen als in der
Verschiedenheit des Alters beider Bildungen seine Erklärung.
Die grösste Entwickelung und Mannigfaltigkeit zeigt
diese Bildung aber in der grossen Mulde zwischen Weser
und Leine, in deren südlicher Hälfte das dieser Bildung an-
518
gehörende Hilsgebirge als eine getrennte Centrahnulde, dem
Auge als ein vollständiger Gebirgsring erscheint, in dessen
Mitte dann aber noch jüngere Glieder der Kreide abgelagert
sind. Auf der Wälderthonbildung ruhend bildet der Hils-
thon die Basis dieser engeren Mulde und tritt an der Ober-
fläche als ein vollständiger Gürtel derselben zu Tage. Auf
der nordwestlichen und südöstlichen Seite dieser engeren
Mulde hat der Hilsthon seine grösste Entwickelung erreicht
und eben hier ist er mit in der Regel deutlich geschichteten
Gypslagern so erfüllt, dass der Thon oft nur ganz vuiterge-
ordnet ist und nur in schwachen Zwischenlagern zwischen
den dünnen Gypsschichten auftritt. Westlich von Varrigseriy
Ammensen (am Saume des Waldes) und Stroit ist dieser
Gyps vielfach aufgeschlossen , oder durch eine grosse Zahl
trichterförmiger Einsenkungen des Bodens erkennbar. Wäh-
rend eben die Auswaschung des Hilsthons diese engere Mulde
als durch ein tiefes Thal von der sie einschliessenden grösse-
ren Mulde getrennt erscheinen lässt, hat hier der Gyps dem
Wasser einen grösseren Widerstand entgegengestellt und sich
als ein selbstständiger , der Hilskette paralleler Bergrücken
erhalten. Hoffmann, der hier den Jurakalk angiebt, hat
sich durch die grosse Menge dem Portlandkalke angehörender
Gesteinsstücke irre leiten lassen, welche von dem gegenüber-
liegenden Seiter, wo dieselben Kalke anstehen und zwar vor
Auswaschung des zwischenliegenden Thaies durch die Ge-
walt des Wassers hierhergeführt und abgelagert sind. Der
Bach bei Üüste/thal schlicsst den Hilsthon auf, ebenso der
von IJelligsen kommende Fahrweg (nicht die Landstrasse)
bei seiner Einmündung in die Göttinger Landstrasse. Am
EUiirser-Brinke ist der Hilsthon , welchen Hoffmann noch
dem Wälderthon zurechnete, so eisenhaltig, dass hier bis
1846 Bergbau auf Eisen getrieben wurde, bei welcher Gele-
genheit eine grosse Menge Versteinerungen zu Tage geför-
dert wurden. Das Eisen ist theils im thonigen Sphärosiderit,
theiis in kleinen hirseartigen Körnern enthalten, das ganze
Lager aber nur 4 bis 5 Zoll stark. Erdpech war damit, wie
519
im Neocom der Schweiz , häufig in grössere Stücke abge-
sondert verbunden. Auf der nordwestlichen Seite des Hilses
sind wieder mächtige hie und da schwefelhaltige Gypsstöcke
in den Hilsthon eingelagert, auch deutliche Gypskrystalle in
demselben häufig. Der Bergrath Kocii fand darin beim
Aufsuchen des Deistersandsteins eine Menge Versteinerun-
gen. Da wo die von Escliershansen kommende Landstrasse
auf der Westseite des Hilsberges diesen Hilsthon schneidet,
finden sich in Wasserrissen viele an anderen Fundorten sel-
tene Arten kleiner Versteinerungen : Turbo pulcherrimus
RoEM., Nucula subtrigona Roem., Isocardia angulata Phill.,
Astarte subdentata Roem., Fischgehörknochen u. s. w.
Hilssandstcin.
Mit jedem Jahre erleidet der Quadersandstein auf den
geologischen Karten des nördlichen Deutschlands neue Ein-
schränkungen und seitdem auch die Kreidesandsteine des
nordöstlichen und nördlichen Harzrandes sich zum Theil als
jünger, zum Theil als älter ausgewiesen hatten, durfte nicht
mehr bezweifelt werden, dass auch das durch seine Höhe
und Form gleich ausgezeichnete Sandsteingebirge, welches
den Namen „Hils" führt, nicht dem Quadersandsteine
(A. Roehier) und noch weniger dem Delstersandsteine,
wie HoFFiMANN glaubte, sondern dem Neocom angehöre. Ein
in der Sammlung des Herrn Bergrath Koch zu Grünenplan
befindliches, am Hilse gefundenes Exemplar des Ammonites
Dechenl Roem. (A. bidichotoraus Leymer.), welche Ammo-
nitenart sich auch im Hilssandstein von Oerlinghcmsen findet,
erhebt diese Vermuthung zur Gewissheit, und Ist dieser Fund
um so glücklicher als die In diesem Sandsteine bisher ge-
fundenen undeutlichen Versteinerungen sichere Auskunft über
dessen Alter nicht gaben und auch der über diesem Sand-
stein liegende Flammenmergel, wie wir später sehen werden,
zur Altersbestimmung jenes nicht benutzt werden kann. Es
sind gelbliche, oft rein weisse Sandsteine, hie und da in
eigenthümlich gefleckten Chalcedon übergehend. An der Fuhr-
520
egge bei Delligsen enthält dieser Sandstein sandig thonigen
Gelbeisenstein und (seltener) Brauneisenstein in mehren,
8- bis lOzölIigen Flözen oder Sphärosideritnieren , meistens
40 pCt. haltend, welcher noch jetzt auf der nahen Carlshütte
verarbeitet wird. Oberhalb Ammenseii ist dieser Sandstein
in grossen Steinbrüchen aufgeschlossen. Die Mächtigkeit
dieser Bildung schlagen wir hier zu etwa 300 Fuss an.
Flainiiicniuergel.
Ueber die Stellung dieses von Hausmann zuerst unter-
schiedenen und gut benannten Gliedes der Kreidebildunfj
sind besonders in neuerer Zeit durch das Auffinden zweier
Gault- Ammoniten , A. Majorianus und A. inflatus in dem
Flammenmergel bei Langeisheim am Harz einige Zweifel
entstanden. Müsste man schon hiernach den Flammenmer-
gel dem Gault zurechnen, so wäre damit dann natürlich auch
entschieden, dass die von ihm überlagerten Sandsteine nicht
mehr dem Quadersandstein im engeren Sinne angehören.
Die grosse Zahl der dem Planer und Flammcnmergel ge-
raeinsamen Versteinerungen und die oft kaum zu beobach-
tenden Uebergänge aus dem Flammenmergel in den Pläner
lassen uns aber noch immer der festen Meinung sein, dass
der Flammenmergel der oberen Abtheilung der Kreide an-
gehört.
Das nördlichste Vorkommen des Flammenmergels ist
wohl am Hülfersberge bei Sarstedt, wo er an der alten
Landstrasse ohnweit der Serpentine als ein bläulich grauer,
mit bräunlichen Flecken eigenthümlich gesprenkelter und an
der Luft schnell zerfallender Mergel erscheint, in welchem
auch hier die Avicula gryphoides Sow. in grosser Menge
sich findet. Die Grenze dieser Bildung nach Nordost zu ist
bisher nicht zu ermitteln gewesen. Dieses dem Keupermer-
gel ähnliche Vorkommen des Flammenmergels ist aber sehr
beschränkt , denn regelmässig ist er ein mehr oder weniger
sandiger, oft tuffartiger Thonmergel von gelblich grauer Farbe
und von kicscligen Ausscheidungen von Hornstein in schwärz-
521
liehen Streifen wellenförmig durchzogen. So tritt er östlich
von Hildesheim, aber nicht mehr im Gebiete dieser Karte
am sog. Heiligenberge bei Otthergen auf. Von gleicher Be-
schaffenheit, aber in ungleich mächtigerer Entwickelung fin-
den wir den Flammenmergel in der grossen Alfelder Mulde,
wo er die Basis jener so mächtigen Plänerkalke bildet, die
wir schon unter dem Namen des Sackwaldes, der Sieben-
und Vorberge erwähnt haben. Auf der Nord-, West- und
Südseite dieses Gebirges erhebt sich der Flammenmergel zu
einer Kette deutlich gesonderter Vorberge. Die hohen Kup-
pen über Rheden und die ,,hohe Schanze" am entgegenge-
setzten Ende der Mulde bei TVin%e7ibvrg gehören dem E'lam-
menmergel an, der hier eine Mächtigkeit von 500 bis 700 F.
erreicht. Am schwächsten entwickelt, vielleicht nur 50 bis
100 Fuss mächtig, tritt er bei Wrish erghohen auf. Hier ist
er durch die alte und neue Landstrasse mehrfach aufge-
schlossen. In Eberhohen und oberhalb dieses Dorfes am
Bache, dann in den Steinbrüchen über Rheden, bis Eimsefi^
Lmigenhohen und Winzenburg ist der Flammenmergel viel-
fach gut aufgeschlossen. Am Fahrwege von Irmensenl nach
Wolter shause7i tritt der Flammenmergel als ein hellgelbes
zerreibliches Gestein von sandigem Ansehen auf, so dass
man beim ersten Blick Sandsteine vor sich zu haben glaubt.
Zwischen Hornsen und Eiershausen ist der Flammenmergel
sehr eisenhaltig. Von Versteinerungen scheint er aber auch
hier nur einen kleinen Belemniten zu enthalten.
Mächtig entwickelt finden wir den Flammenmergel auch
in der Hilsmulde, denn hier füllt er den ganzen inneren
Theil der Mulde aus und wird nur an zwei Punkten noch
von mächtigen Plänerkalkmassen bedeckt. Zwischen Dellig-
sen und Grünenplan und auf dem Wege nach Kaierde ist
der Flammenmergel vielfach aufgeschlossen, am mächtigsten
ist er aber am südlichen Theile der Mulde an der sog. Hü-
nenburg entwickelt, wo er durch ein tief eingeschnittenes Thal
von dem mächtigeren Rücken des Hilssandsteins getrennt
wird. Eigenthümlich sind die in der Nähe von Grünenplan
522
zu beobachtenden Zwischenlagerungen von Sandstein, worüber
die Erläuterunoen zu den nächstfolgenden Blättern dieser
Karte, welche auch zur Besprechung noch anderer Erschei-
nungen des Flammenmergels Veranlassung bieten. Ausführ-
licheres enthalten werden. *)
Der Flammenmergel, der einen der Vegetation sehr
günstigen Untergrund liefert, wird auch als Baustein, selte-
ner zur Wegebesserung benutzt.
Pläner.
Von den verschiedenen Gliedern der Kreide ist der Plä-
ner schon das jüngste im Gebiete dieser Blätter, noch jün-
gere Glieder wird erst ein späteres, die Gegend um Ha?mo-
ver umfassendes Blatt nachweisen. Keine Gebirgsart unserer
Gesend zeigt sich an allen Punkten ihres Auftretens so
vollständig gleich als diese oberen milchweissen , dünnge-
schichteten, aber doch in Bänke zerklüfteten, ziemlich festen
Kalke des Pläners. Das nördlichste. Auftreten desselben im
Gebiete dieser beiden Blätter der Karte ist bei Sarstedt.
Die Stadt selbst ruht auf dem Pläner, welchem auch die
Höhe des Hülfersberges angehört. In den Steinbrüchen bei
Sdrstedl, und besonders an der nördlichen Böschung der von
flildesheim kommenden Landstrasse, gerade da, wo dieselbe
die Höhe des Hülfersberges erreicht, finden sich zahlreiche
Versteinerungen, Mit diesem Auftreten vielleicht in Verbin-
dung stehend, erhebt sich, freilich mit entgegengesetztem
Einfallen, auch bei der Ruine des Schlosses Calcfiberg an
*) Auf einer mit meinem Bruder FF.nniNAND im Herbste v. J. un-
ternommenen Reise nach England erkannten wir an der südwestlichen
Küste der Insel Wuihl in dem nppi-r grccnsand genau unseren Flammcn-
mergel wieder, mit derselben vorhin beschriebenen eigeuthümlichcu Be-
schaffenheit des Gesteins und denselben Versteinerungen. Eine gleiche
Uebercinstimmung dieser Bildung zeigt sich zwischen l.oudou und Dorer
hei Jliiiyale, wo aber auch durch vorherrschende Kiesclsubstanz ausge-
zeichnete Schichten des Flammenmergels, Fircslonr, auftreten.
Es mag hier auch uoch erwähnt werden, dass die von der Insel
Wiglil mitgebrachten Versteinerungen des Sprcloti-clrni an dessen Ueber-
cinstimmung mit unserem Iliisthon nicht lünger zweifeln lassen.
523
der Leine ein kleiner, durch einen Steinbruch aufgeschlosse-
ner Hügel des Plänerkalkes. Die grösste Entwickeluno-
desselben finden wir aber in dem zwei Meilen langen und
eine Meile breiten Gebirgsoval zwischen Alfeld und Wris-
berghohen , wo die Masse des abgelagerten Pläners eine
Mächtigkeit von 500 bis 800 Fuss erreicht. Zwei sich kreu-
zende tief einschneidende Thalgründe theilen dieselbe in vier
Theile, von welchen die beiden östlichen unter dem Namen
der „Vorberge", von den westlichen aber der nördlichere
unter der Bezeichnung der ,, Siebenberge", der südliche als
,, Sackwald" bekannt sind. Das beste Profil dieser mächti-
gen Plänerablagerung zeigen die Einschnitte der neuen Land-
strasse von IVrisherghohen bis Sack. Die wenigen in al-
len Schichten vorkommenden Versteinerungen (Inoceramus
Brongniarti Park, am verbreitetsten und oft 1 '- Fuss lang)
erlauben eine Sonderung in verschiedene Zonen nicht und
nur an einigen Punkten, wie z. B. bei Winsherghohen sind
auch die unteren grauen, mergligeren und regelmässig ver-
steinerungsreicheren Schichten des Pläners erkennbar. Bei
Eherhohen ist der Pläner fast wagerecht abgelagert und in
regelmässige, 3 bis G Zoll starke Platten gesondert, welche
so rein und dicht sind , dass sie fast den lithographischen
Schichten des Portlandkalkes gleichen. Zu erwähnen sind
auch noch die besonders bei Wrisherghohen im Pläner häufig
vorkommenden schwarzen Schwefelkiesnieren.
In der Mitte der Hilsmulde sehen wir den Pläner wie-
derum eine sehr bedeutende Höhe einnehmen. Der Wispe-
bach hat die hier abgelagerte, gegen 400 Fuss mächtige
Plänermasse durch einen bis tief in den unterliegenden Flam-
menmergel dringenden Einschnitt in zwei gleiche Theile ge-
theilt, von welchen der eine den Namen des Idtberges, der
andere den des Fahrenberges führt. Die Beschaffenheit die-
ser Ablagerung ist genau dieselbe, wie die in der Alfelder
Mulde und bietet zu besonderen Bemerkungen keinen Anlass.
Der Pläner wird als Baustein benutzt , seltener zum
Wegebau, hie und da auch gebrannt. Für manche Futter-
Zeits. d. d. gcol. Ges. III. 4. 36
524
kriiuter, besonders aber für Buchenwälder bietet der Pläner
einen vortrefflichen Boden und zeichnet sich überhaupt (Sie-
benberge) durch die Mannigfaltigkeit der seinem Boden ent-
spriesseuden Flora aus. *
]>ie Tertiärliildiiug.
Hier sind zunächst die plastischen, meist mit Sand ge-
mischten 1 hone bei üuingen zu nennen , welche durch ein
ausgedehntes, mehr als 70 Fuss mächtiges Braunkohlenlager
unweit Wullense?i ausgezeichnet sind. Obschon diese Braun-
kohle von nicht gewöhnlicher Güte ist, so haben doch der
Holz- und Steinkohlen-Keichthum der Gegend und die lang-
samen Fortschritte der Fabrikthätigkeit in unserem Lande
eine nennenswerthe Benutzun«; dieser Schätze bisher nicht
zugelassen. Ueber die Ausdehnung dieser Bildung lässt sich
Bestimmtes nicht sagen, da bisher nicht zu ermitteln gewe-
sen, ob auch die zwischen Capellefi/idgen und Didngen lie-
genden Sandmassen der Tertiärförmation angehören oder nur
als Alluvium anzusehen sind. Ohnweit des Hirtenhauses
über Duingen wird ein feiner, loser, gelblich weisser Sand
in einer tiefen Grube gewonnen, von dem es ebenfalls un-
gewiss ist, ob man Alluvium oder, was die Lagerungsver-
hältnisse anzunehmen erlauben, Deister- oder Hilssandstein,
welchem jedes Bindemittel fehlt, vor sich hat. Nahe dabei
liegen ausgedehnte Gypsmassen, welche eine deutliche Schich-
tung zeigen und (falls sie nicht von tertiärem Sande bedeck-
tem Hllsthonc angehören) die übrigen hier auftretenden Ge-
birgsformationen bei ihrer Hebung durchbrochen haben, wie
auch auf der Oberfläche dieser Gypsmasse hie und da sich
findende geringe Mengen eines dunklen Thones, welcher dem
mittleren Jura angehörende Versteinerungen ( Ammonites Par-
kinsoni Sow. und gefurchte Belemniten) enthält und wohl
bei dem Durchbruche des Gypses mitemporgehoben ist, zu
beweisen scheinen. Der Gyps findet gebrannt eine grosse
Verwendung und ist durch die hier häufigen Einsprengun-
gen oft ziendicii ansehnlicher Mengen gediegenen Schwefels,
525
besonders in den körnigen Schichten, ausgezeichnet. In den
vorerwähnten tertiären Thonen und Sande kommen aber
Versteinerungen überall nicht vor und wird deren Alter le-
diglich durch die Lagerungsverhältnisse und die Braunkoh-
lenlager bestimmt. Die Thone dieser Bildung liefern das
Material für die zahlreichen Töpfereien Duingejis.
Es tritt aber auch noch eine andere Abtheilung dieser
Formation, der sog. Grobkalk, im Gebiete dieser Blätter
auf. Es sind dieses vorherrschend kalkhaltige, lose, sandig
anzufühlende Mergel von gelbbrauner Farbe, häufig mit Zwi-
schenschichten eines festen Kalksteins. Keine der vorhin er-
wähnten Bildungen ist solchen Zerstörungen durch die Ge-
walt des Wassers ausgesetzt gewesen als der Grobkalk un-
serer Gegend, der nirgends einen zusammenhängenden Ge-
birgs- oder Hügelzug bildet, nirgends ein grösseres Becken
oder Thal ausfüllt, sondern nur noch an den gleich zu er-
wähnenden Punkten einen höchst beschränkten Raum ein-
nimmt. Eine Stunde südlich von Hildesheim finden wir den
Grobkalk bei dem Dorfe Diekhohen und zwar durch einen
Einschnitt der Landstrasse gut aufgeschlossen. Es zieht
sich diese Ablagerung dem Muschelkalkzuge parallel bis über
Neuhof hinaus und ist schon früh durch die jetzt zum Theil
von Philippi beschriebenen Versteinerungen bekannt gewe-
sen. Von ganz gleicher Beschaffenheit ist das Vorkommen
des Grobkalkes bei liodeiihurg. Der Ort selbst ruht darauf,
und beim Eiskeller so wie an dem nach Lamspringe füh-
renden Wege ist diese Bildung in einer Mergelgrube aufge-
schlossen. An der Nordseite des Dorfes Klein-Freden im
Leinethale und südlich davon am Fahrwege nach Haus-
Freden ist der Grobkalk ebenfalls aufgeschlossen und von hier
hat Philippi zahlreiche Arten von Versteinerungen beschrieben.
Sodann liegt fast in der Mitte 2.W\%Q\\^Vi Eimbeck \mA Eschers-
hausen am sog. hohen Gehren links vom Bache und etwa
400 Schritte westlich von dem von Liithorst nach Vorioohle
führenden Wege eine beschränkte, in den oberen Schichten
eisenschüssige Ablagerung des Grobkalkes, welche durch
36*
526
einen Schürfversuch auf Braunkohle vor einigen Jahren kurze
Zeit aufgeschk)ssen war, sich reich an Versteinerungen zeigte
und auch, freihch nicht bauwürdige, Braunkohle einschloss.
Endlich fand ich noch ein sehr eigenthümliches Vorkommen
des Grobkalkes südlich von Dassel und zwar auf dem Gipfel
des Scharfenberges in zwei kesselartigen Vertiefungen des
Muschelkalkes, theils in grösseren festen Blöcken, theils aus
losem Sande bestehend, welcher zum Formen auf der nahen
Eisenhütte verwandt wird. Von Versteinerungen finden sich
hier nur wenige schlecht erhaltene Arten. Eine deutliche
Schichtung und ein bestimmtes Einfallen derselben ist bei den
sämmtliclien oenanntcn Grobkalkablaocrunüen nicht wahrzu-
nehmen, doch kann nicht bezweifelt werden, dass die Hebung
imserer Gebirge am Ende der Kreideperiode und vor dem
Beginn der Tertiärperiode erfolgte, wobei dann das Vorkom-
men des Grobkalkes auf so grossen Höhen wie bei !)nssel
auf einen bedeutend höheren Stand der Tertiärmecre über
dem jetzigen Meeresniveau oder wohl richtiger auf eine be-
deutende Erhebung des gesammten nördlichen Europa's nach
der bereits früher geschehenen Hebung der Gebirge und'noch
nach erfolgtem Niederschlage des Grobkalkes schliessen
lässt. Das Alter unserer Tertiärbildunci;en ist noch nicht
genügend festgestellt, in keinem Falle dürfen dieselben aber
dem bei weitem älteren Grobkalke des Pariser Beckens
gleichgestellt w^erden, wozu ihre Bezeichnung als Grobkalk
verleiten könnte.
Kilgiviiiin.
Dem Diluvium unserer Gegend ist auch von uns bisher
nicht die Aufmerksamkeit zuü;ewandt, welche es verdient und
welche erforderlich ist, um zu einer richtigen Beurtheilung
desselben zu gelangen. Es fehlt demselben der Keiz orga-
nischer Einschlüsse, aber wir verkennen nicht, dass es zur
Ermittelung der auf unserem Erdbälle unmittelbar vor der
Jetztzeit stattgehabten Ereignisse eine Menge Anhaltsj)unktc
zu geben vermag und dass insbesondere auch die Verhält-
527
nisse der Vegetation unseres Landes auf grosse Strecken hin
durch die Beschaffenheit der diluvialen Bildunoen bedino-t
sind. Unter dem Vorbehalte späterer ausführlicherer Be-
sprechung dieses Gegenstandes Avollen wir aber schon hier
die wenigen bisher gemachten Beobachtungen zusammenstel-
len, um dieselben sofort zu weiteren Untersuchungen nutz-
bar zu machen.
Auf bei<len Seiten der Innerste finden wir Geschiebe
abgelagert, welche fast genau dasselbe Gebiet wie der Lias,
den sie bedecken, einnehmen und nur im Innerstethaie selbst
durch das tiefe Einschneiden des Flusses wieder entfernt sind.
Diese hier unter dem Namen ,, gelber Grand, Gruss" bekann-
ten Geschiebe, auf welchen auch die Stadt llüdesheim selbst
steht, dehnen sich noch nordöstlich bis Drispenstedt und
Achtuin aus. An der Südbahn bei Hüdesheini sieht man die-
selben an 30 Fuss mächtig auf dem Lias ruhen. An der Ka-
pelle bei Himmelsthür, bei Moritzberg, bei der Trillke, Och-
terstim , Heimle, Wahhausen, Posthof, Hasede u. s. w. sind
diese Geschiebeablagerungen häufig aufgeschlossen und zie-
hen sich dieselben auch von Himmehthiir über Em7Jierke,
Escherde, liossing und Calenberg dem nördlichen Abhänge
des Deisters zu. Bruchstücke von Granit, Grauwacke, Kie-
selschiefer, Muschelkalk, Lias, Dogger, Pläner und verschie-
dene Sandsteine, welche durch die Gewalt des Wassers von
ihrer ursprünglichen Lagerstätte (Harz und nördlicher Harz-
rand) losgerissen und durch das Fortrollen mehr oder weni-
ger abgerundet sind , bilden diese Geschiebe vorzugsweise ;
doch finden sich darunter auch, obschon selten, Bruchstücke
nordischer silurischer Gesteine, w^elche an der Nordküste un-
seres Landes ausgedehnte Geschiebemassen bilden. Eine
andere hieher gehörige Erscheinung sind die sog. erratischen
Blöcke, welche wir in der Umgebung Hildesheims (woselbst
auch eine Strasse und eine Bäuerschaft von einem solchen
Felsblocke den Namen ,, Stein" Lapidis-Bäuerschaft führt),
besonders in der nordwärts sich ausbreitenden Ebene — selbst
schon in den vorerwähnten Geschieben — häufig antreffen.
528
auch in fast allen grösseren Thälern im Gebiete der vorlie-
genden beiden Blätter unserer Karte mehrfach wahrgenom-
men haben, ohne jedoch bisher festzustellen, welche Höhe
über dem Meeresspiegel diese erratischen Blöcke einnehmen.
Erwähnen wir nun noch eine ziemlich mächtige Ablagerung
eines grobkörnigen mit grösseren Kieseln gemischten Sandes
beim Dorfe Freikfi im Leinethale, welche auch bei Immen-
sen, Dörselft und in grosser Mächtigkeit zwischen Gronau
und Nordstemme7i auf beiden Ufern der Leine auftritt imd
ßich dann über Wülfingeii nach Norden zu ausdehnt, so
möchten damit schon die hier in Betracht zu ziehenden dilu-
vialen Mceresbildungen vollständig aufgeführt sein und bleibt
uns nur noch übrig auch der fossilen Reste Erwähnung zu
thun, welche dieser Periode angehören. Sie bestehen in
einem mächtigen Stosszahne und einem Backenzahne des
Elephas primigenius, von welchen der erstere bei Mehle ge-
funden sich jetzt im Haller Museum befindet, der letztere
aber erst kürzlich neben der Südbahn bei Hildesheim im vor-
beschriebenen Geschiebe gefunden und dem städtischen Mu-
seum überwiesen ist. Bruchstücke von Hirschgeweihen sind
darin ebenfalls bei Hildesheim angetroffen und nach Haus-
»lANN ist bei Ehe auch Bernstein gefunden.
Im Leinethale haben sich von Wispenstein an bis Gro-
nau (Leineufer bei Ba?iteln) und ebenso in dem Thale, wel-
ches sich von Bodenburg bis Gronau erstreckt , hier beson-
ders bei Wrisberghohen und Sibbesse, Geschiebe abgelagert,
welche fast ausschliesslich aus kleinen, im Wasser abgerun-
deten platten Pläncrstückchen bestehen und wohl zweifelsohne
durch die theilweise Zerstörung des zwischen beiden Thälern
sich erhebenden Kreidegebirges entstanden sind; auch ist es
wahrscheinlich, dass diese Zerstörung erst nach erfolgter
Erhebung des Landes durch die Gewalt der Bäche und
Flüsse erfolgt ist. In der Hilsnmlde sind bei Drlligsen eben
solche Geschiebe von Bruchstücken des in der Mulde anste-
henden, theilweise zers-törtcn riänergebirges abgelagert.
Es kann nicht die Absicht sein, hier auch ulier im Ge-
529
biete der Karte sich ündenden Lehmablagerungen Erwäh-
nung zu thun, «doch wollen wir wenigstens die in der Eira-
becker Mulde abgelagerten vorherrschend sandigen Lehme
ihrer grossen Ausdehnung und Mächtigkeit wegen (oft 4ü F.
mächtig), auch weil sie die grosse Fruchtbarkeit dieser Ge-
gend bedingen, erwähnen und dabei zugleich die Vermuthung
aussprechen, dass dieselben durch die theilweise Zerstörung
des bunten Sandsteins im Solling entstanden und durch
die dem Sollinge entfliessenden Bäche in jener Mulde abo-e-
lagert sind.
Am Kalkofen bei Huhhemmemlorf und unweit davon bei
Ockensen haben wir ein eigenthümliches Conglomerat, durch
Kalksinter zu einem festen Puddinggestein verbundener, we-
nig abgerundeter Bruchstücke des hier auftretenden Jurakal-
kes angetroffen. Der Geschiebe bei der Tillylinde bei Hem-
meiidorf ist schon früher Erwähnung geschehen. Endlich
müssen wir aber auch noch der 'im Gebiete der Karte sich
findenden, häufig als Baumaterial benutzten KalktufFbildun-
gen Erwähnung thun. Es finden sich dergleichen am süd-
westlichen Fusse des Spitzhutes bei Hildesheim , auf dem
Klosterhofe in Himii^elsthUr , bei der Domaine Ilunnesrück,
am Galgenbei'ge bei ISordheim und endlich bei Lutterhech
nördlich von Moringen. Bevor der Trillkebach bei Hildesheim
die Hügelreihe des Keupersandsteins so tief durchschnitten,
musste das Wasser desselben hinter derselben einen See bil-
den, in welchem sich der vom Bache herbeigeführte mit
Thon gemischte Humus niederschlug. Diese Niederschläge
werden jetzt zur Ziegelbereitung benutzt und finden sich in
denselben die Schalen von Anodonten und einer 4 bis 5 Zoll
langen, schmalen, nach hinten sehr verengten Art der Gat-
tung Unio, einer Gattung, welche lebend auch in der weite-
ren Umgebung Hildesheinis niclit mehr angetrofien wird.
Wir schliessen hier die Aufzeichnung unserer Beobach-
tungen mit der Bitte, uns zum Behuf späterer Verbesserun-
gen auf jeden nachweisbaren L*rthum aufmerksam zu machen,
insbesondere aber durch die Mittheilung neuer Beobachtungen
530
innerhulb des Gebietes des Königreichs Hannover zur Er-
weiterung der Kenntniss der geologischen BeschafFcnlieit des
Landes beizutragen und die Fortsetzung dieser Arbeit, wel-
che sich bisher in mehrfacher Beziehung auch einer kräftigen
Unteistützung der Königlichen Regierung zu erfreuen gehabt
hat, zu fördern. Am werthvoUsten werden aber Nachwei-
sungen über die nördlichen ebenen Theile des Landes sein,
da die vorhandenen wenigen Beobachtungen nicht ausreichen,
auch nur ein oberflächliches Bild ihrer geologischen Beschaf-
fenheit zu entwerfen ; Bohrversuche, Bauten und Ei-darbeiten
aller Art werden dazu gewiss oft Veranlassung geben. Die
Untersuchungen der Gegend von Ilanjiover und des Gebietes
zwischen Iliidesheim und Goslar sind inzwischen soweit fort-
o-eschritten , duss zwei neue Blätter der Karte aller Wahr-
schelnlichkeit nach schon im nächsten Sommer vollendet
werden.
531
6. Ueber einen Fund von siebenzehn Stück Zahnen
des Ptychodus lallsslmus in einer Piänerkalkgrube
bei Teplitz.
Von Herrn Fkrd. Oswald in Oels.
Während meiner Anwesenheit im Bade Tepli'fz versäumte
ich es nicht die nahe «jelegenen Plänerkalkbrüche bei Tur/i
(TornaJ, Hundorf und Loosch zu besuchen, von welchen ich
mir eine sehr reiche Ausbeute an mannio-flxltiiren Petrefakten
dieser Formation versprach. Wenn dieser Erwartung auch
nicht ganz in Beziehung auf Verschiedenartigkeit und Menge
entsprochen wurde , so ist es mir Avenigstens gelungen eine
Acquisition zu machen, wie sie in der dortigen Gegend vor-
her noch nie vorgekommen ist, und überhaupt wohl weder
in der übrigen Pläner- und Kreideformation Böhmens und
Sachsens, noch überhaupt Deutschlands und Belgiens in die-
ser Masse gefunden wurde. Es sind dies 17 Zähne des
Ptychodus latissimus Agassiz, welche im Mai d. J. in der
Piänerkalkgrube von Turn, der ersten an der Brennerei von
Turn, links nahe an der Chaussee nach Atissig , gefunden
wurden.
Die Grube hat die Richtung von Südost nach Nordwest,
in welcher bis jetzt auch der Kalk gebrochen wurde, doch
scheint er nach Westen zu stärker anzustehen, und wurde
auch in der letzten Zeit da in Angriff genommen.
Die Schichtung in diesem Bruche war folgende. Von
oben herab
circa 2 F. — Z. W. M. Erdboden,
6 55 — j> 5> Kalkmergel mit Letten,
3 ,, — ,, ,, schiefriger zerklüfteter Kalk,
■i >5 — jj 5j fester Kalk,
— „ 9 ,, ,, fester blauer Letten,
,, fester Kalkstein. — Die Sohle bildet
2—3 „ —
>>
532
circa 4 Fuss mächtig brauner Letten, unter welchem viel Quell-
wasser.*)
Die Anfangs Mai d. J. von einem Arbeiter gefundenen
Ptychodus-Zähne sind in der 9 Zoll starken blauen Letten-
schicht vorgekommen. Der Arbeiter hatte ohne etwas von
deren Anwesenheit zu ahnen, die lesten Klumpen der tau-
ben Schicht auf den Fahrweg geworfen. Am anderen Tage
wurde durch Pferde der Klumpen zertreten und ein Zahn
biosgelegt, den der Arbeiter glücklicherweise fand, am Tage
darauf kamen 5 Stück zum Vorschein. Hierdurch so wie
durch die auffallende Form und den Glanz des Zahnschmel-
zes aufmerksam gemacht fand er bei sorgfältiger Nachsu-
chung noch 1 1 Stück, von denen blos einer defect ist, indem
ein herausgefxllenes Stück fehlt. Die prachtvolle Erhaltung
dieser Zähne mit der Wurzel lässt folgern, dass sie frei,
und nicht im Zahnkiefer oder in der Gaumenplatte sitzend in
dem Letten lagen. Es war indess nicht zu verkennen, dass
jedenfalls die Garnitur noch nicht vollständig ist, indem der
üebergang von den 10 grossen Zähnen zu der zweiten Sorte
zu stark abfallend ist. Ich liess daher auf der Schutthalde,
leider aber ohne Erfolg, nachgraben, indem weder Zähne
noch Zahnkiefer gefiinden wurden.
Nach genauer Vergleichung dieser Garnitur Zähne mit
den mir zu Gebote gestandenen Abbildungen und Beschrei-
bungen gehören dieselben, so verschieden sie zum Theil von
*) OliDgcfiihr 80 Schritt von diesem Bruche liegt ein zMciter, in
welchem der Kalk noch mächtiger ansteht. Die s>chichtung ist folgende:
2 F. — Z. Boden,
6 ,, — ,, lettiger Mergel mit Kalkstücken,
3 „ — „ schiefriger Kalk mit schwachen Schnüren von blauem
Letten, die unterste Schicht stürker,
4 „ — „ fester Kalkstein,
— ,, 10 „ blauer Letten,
'20 „ — „ fester Kalk in Bänken von 1 }, bis 2 Fuss.
Die Sohle dieses Lagers ist aber noch nicht erreicht, woran hervor-
brechendes Wasser Schuld ist, welches theilweise ausgepumpt wird. Es
soll ein Kanal angelegt werden um es abzuleiten. Die Schichten fallen
unter einem Winkel von circa 25 Grad ein.
533
einander sind, blos dem Ptychodus latissimus Agass. an; meh-
rere der kleineren, namentlich den von Mittelgrösse, könnte
man allerdings auch wohl zu Ptychodus decurrens rechnen,
(conf. Giebel's Gaea excurs. pag. 293 Taf. lö Fig. 65). Es
wäre aber in der That wohl wunderbar, wenn die Zahne von
ein paar verschiedenen Arten gerade auf diesem Fleck gleich-
zeitig deponirt worden wären; viel besser lässt sich wohl
annehmen, dass sie von einer Species kommen. Die aus-
führlichsten Mittheilungen fand ich in Agassiz poiss. foss.
Vol. III. pag. 155 Taf. 25 a. b, Geinitz Charak. d. Schicht.
u. Petref. d. sächs. -böhm. Kreidegeb. 3. Heft. Taf. XVIU.,
Bronn's Lethaea Th. II. pag. 745 Taf. 33 Fig. 19 a. b,
Buckland's Geolog, and Miner. Th. II. Taf. 27 f., Reuss
Kreideformation Böhmens.
Wenn ich durch diese auch die Ueberzeugung gewann,
dass die obige Bestimmung richtig sei, so war ich dennoch
ebensowenig im Stande irgend wie aus dem vorhandenen
Materiale eine genügende Ansicht zu gewinnen, wie die
Zähne auf der Gaumenplatte gestellt waren; ich fand nur,
1) dass jedenfills noch eine Anzahl mittelgrosser Zähne fehl-
ten, 2) dass wohl jedenflxlls die Zähne im Gaumen so ge-
stellt waren, dass die steil abfallende convexe Seite ihren
Haltpunkt an und in der concaven Seite hatte. Ueber die
Stellung der rhombischen und mehrflächigen Exemplare kann
ich mir gar keine Rechenschaft geben.
Wie stark die grösste Anzahl der bis jetzt auf einem
Punkte gefundenen Ptychodus-Zähne einer Species war, geht
weder aus Agassiz's noch den übrigen Werken hervor; das
Conglomerat, welches in Buckland's Geolog, and Mineral.
Th. II. Taf. 27 f. mit Gaumenzähnen von Ptychodus poly-
gyrus Ag. aus der Sammlung von J. T. Burgon abge-
bildet ist, und auch in Agassiz's Werk aufgenommen sich
findet , lässt die Quantität ebenfalls nicht genau erkennen.
Unter allen Umständen stellt es sich aber als ausgemacht
heraus, dass die in meiner Sammlung befindlichen 17 Stück
vom Ptychodus latissimus in dieser Quantität in Böhmen
534
noch nicht vorgekommen sind. Bisher kamen sie in den
Brüchen von Loosch fest im Gestein verwachsen so ungemein
sehen vor, dass ein mit den Vorkommnissen der Gegend
ziemlich bekannter 8ammler in Teplitz in 18 Jahren nur
2 Stück mittelgrosse sehr verletzte Exemplare und 3 kleinere
erhalten konnte, und sie daher sehr hoch im Preise hielt.
Das schöne LoBKOvviTz'sche Kabinet in Bilin soll nur 2 Stück
und ein dortiger Arzt einen dergleichen besitzen. Nach Gei-
NiTz scheint der sächsische Planer nicht so selten und von
mehreren Ptychodus-Arten Zähne zu enthalten.
Zu näherer Beurtheilung gebe ich hier die Dimensionen
und Falten-Zahl der 17 Zähne, so wie ich noch einige Be-
merkungen hinzufügen werde.
j. Lauge. Höhe mit der Wurzel. Hauptfalten. Nebenfaltcn
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11
5
Die 10 ersten Zähne sind, wie es auch die Dimensionen
ano-eben, theils länglich viereckig (abgesehen von der conca-
ven und convexen Seite), theils fast quadratisch ; No. 1 1 ist
rhombisch; No. 12 und 13 etwas weniger. Diese sonst fast
ganz gleichen Zähne weichen doch darin ab, dass bei No. 12
die Ecke links und bei No. 13 die Ecke rechts von der con-
caven Seite verlängert und breiter vortritt. No. 14 ist der
535
Hauptform nach schwach rhombisch mit einer etwas vor-
springenden Ecke an der rechten Seite (die convexe Seite
nach vorn gehaken) und dadurch fünfseitig; No. 16 u. 17 sind
scluvach rhombisch. Bei den grossen Zähnen hat der sanft
abfallende Tiieil der Einfassung an der convexen Seite oft
eine Breite von mehr als 4- Zoll, während er an der concaven
Seite steil abfällt. Das scharfe Aneinanderpassen der Zähne
No. 2 und 3 hat mich zu obenerwähnter Bemerkuno; veran-
Insst, dass die Zähne auf solche Art einen Haltpunkt anein-
ander hatten, dass die convexe Seite des einen in der con-
caven des vorderen lag.
Zwölf Falten haben sich an keinem Exemplare gefunden,
auch die zwei anderen Zähne yonLoosc/i hatten deren nicht so
viel. Diese Faltenzahl besitzen meist nur die Zähne von Ptycho-
dus mammillaris und Ptychodus polygyrus Ag., wie aus den
Abbildungen in AcASSiz's und Geinitz's citirten Werken zu
ersehen ist. Ptychodus mammillaris Au. hat übrigens ganz
abweichend geformte Zähne. Eher möclite ich vermuthen,
dass die Zähne von Ptychodus decurrens zu Ptychodus latis-
simus zu zählen sind, obschon einige der ersteren durch ihre
stark convexe Form bedeutend abweichen. So lange wir
indess nicht vollständige Gaumenplatten dieser Fische kennen,
bleibt es immer eine missliche Sache etwas Bestimmtes hier-
über zu äussern.*) Da sich unter meinen Exemplaren For-
men finden, welche unter den Abbildungen in den citirten
Werken nicht zu finden sind, so wäre es sehr wünschens-
werth, wenn diese zusammengehörende Garnitur durch Zeich-
nungen illustrirt , und dadurch etwas zur Vermehrung der
Kenntniss dieser Fischreste gethan würde.
Ueber die chemische Zusammensetzung dieser Zähne,
namentlich ob dieselben , wie fast zu vermuthen , Fluorcal-
cium enthalten , habe ich mir bis jetzt noch keine Untersu-
chung erlaubt, weil ich kein Exemplar verletzen wollte.
*) Selbst die in Buckland's Mmer. and Gcol. Tb. II. \i\. 27 c. ab-
gebildete Gaumenplatte von Acrodus nobilis Ag. kann keinen Anhalt-
punkt für die Stellung der Ptychodus-Zähne geben.
536
7. Erläuterung zur geognostischen Uebersichtskarte
des osllhüringlschen Grauwackengeblets.
Von Herrn Richter in Saalfeld.
Hierzu Taf. XX.
Das Grauwackeno:ebiet des östlichen Thürinirer Waldes
wird, soweit dasselbe auf der beigegebenen Uebersichtskarte
(Taf. XX.) dai'gestellt ist, im Norden ungefähr bis zur Sorge
bei Amt Gehren von Zechstein , im Westen von da bis zum
Draht ha nwi er von buntem Sandstein, der aber vielfach von
Alluvialbildungen bedeckt wird, bis oberhalb Mölirenbach von
Rothliegendem, sodann bis Masserberg mit Ausnahme einer
kurzen Strecke oberhalb Altenfeld, wo Rothliegendes ansteht,
von quarzfreiem Porphyr (Syenitporphyr) , dann von quarz-
führendem Porphyr und Rothliegendem , endlich im Süden
von Muschelkalk begrenzt. Die kubische Absonderung, durch
welche einzelne Glieder dieses Muschelkalks sich im frischen
und feuchten Zustande auszeichnen, erlaubt, das Gestein zur
Verwendung in den Märbeimühlen zuzurichten.
Die gesammte thüringische Grauwacke zerfällt deutlich
in drei Abtheilungen, die schon früher (Zeitschr. der deutsch,
geol. Ges. Bd. I. S. 457. und Bd. II. S 198 fg.) wegen der
noch schwebenden Ungewissheit über ihre Stellung einstwei-
len als grüne, graue und rothe Grauwacke unterschieden
worden sind.
Die grüne Grauwacke nimmt vorzugsweise den
westlichen Theil des thüringischen Grauwackengebiets ein
und hat im Süden (von Theuern an), Westen und Norden
(bis zum Siechenbache bei Saalfeld) die schon oben bezeich-
neten Grenzen. Im Osten reicht sie von da an Garnsdorf
vorüber bis Weischwitz, zieht sich dann an Knobeisdorf
Eiba, Artisgereuth und Wütmannsgereulh vorbei wieder bis
in die Nähe von Unterwirbach zurück, läuft nunmehr über
Überwirbach , liraunsdorf^ Kohrbach , Meyra , Wickersdorfy
537
Bernsdorf, Hohe Eiche, Königsthal, Gösselsdorf, Reichmanns-
dorf, Schlagethal, Schmiedefeld, Mittelberg, Ar7isbach, Ernst-
thal, Steinach wieder bis Theuern und ist auf dieser ganzen
Ausdehnuno; mit einziger Ausnahme der kurzen Strecke vom
Rothe?ibach bis Weischwit%, wo sie an rothe Grauwacke stösst,
von grauer Grauwacke begrenzt. Noch erscheint eine Par-
tie dieser grünen Grauwacke mitten in der grauen zwischen
Graf enthalt Probst%ella , Ebersdorf vlt\A Lichtenhaiii und ein
drittes Vorkommen findet sich zwischen Weitisberga, Hebern-
dorf und Schmiedebach. Zuletzt tritt sie noch einmal auf am
Streitberge bei Bucha.
Diese ganze Abtheihmg besteht aus vorwaUenden grau-
grünen, manchmal ins Hechtgraue (Z/«?/*f//a) fallenden Schie-
fern, die nur hin und wieder {Schwar%athal) eine den An-
forderungen für technische Benutzung entsprechende Spalt-
barkeit besitzen und als Dachschiefer {Schwar%burg ^ Böhl-
scheiben) gewonnen werden, überwiegend aber dickschiefrig
sind , so dass sie nur als Platten verwendet werden können
und oft bei massigem Ansehen eine so unregelmässig- linsen-
förmige Absonderung zeigen, dass sie nur noch eine Be-
nutzung zum Wegbau gestatten. Der Bruch dieser Schiefer
ist splitterig und die scharfen Kanten der Splitter sind durch-
scheinend mit dunkelgrünen Pünktchen. Bei Goldisthai und
Kat:ih litte, sodann am Hiiftenberg unterhalb Siegmundsburg
und endlich bei Gräfenthal und Lauenstein gehen die Schie-
fer in Wetz schiefer über, deren feinste von gelblicher
Farbe sind. Häufig sind denselben Schwefelkieskrystalle ein-
gewachsen und Rotheisenstein tritt als regelmässiger Beglei-
ter auf, indem er theils als Gemengtheil in einzelne Schich-
ten eintritt, die in solchem Falle besonders quarzreich sind,
theils selbstständig die Vertiefungen der meist netzförmig-
flaserigen Schichtflächen ausfüllt. Die gelblichen AVetzschie-
fer sind vorzugsweise der Verwitterung ausgesetzt oder be-
finden sich vielleicht schon in einem gewissen Stadium der
Verwitterung und verwandeln sich endlich in eine gelblich-
weisse zerreibliche Masse (Mehlstein).
538
Den Schiefern untergeordnet treten Bänke eines Sand-
steins auf, der bald dunkelgrau und von ausgezeichneter
Härte, bald weniger hart und von grünlicher Färbung ist.
Sofern nicht seine Schichtung und Einordnung zwischen die
Schiefer evident wäre, könnte derselbe in vielen Fällen leicht
für ein aphanitisches Gestein gehalten werden. Neben diesen
Sandsteinen erscheint noch Quarzfels, im Hangenden von
Quarzfelsconglomerat begleitet, oft eisenreich, wie der
Zug zwischen Mührenbach und Gillc.rsdorf, oder mit schwarz-
grauen eingewachsenen (? Graphit-) Blättchen, wie der Haupt-
zug, der von Soiihienaii bis zur Cursdorfer Kuppe als wah-
rer Quarzfels erscheint, sodnnn aber über Unterweisshach und
iSchwarzburg bis zur Zechsteingrenze sich fortsetzt in Gestalt
eines kleinkörnigen dünnplattigen Quarzgesteins mit eisen-
gerötheten Absonderungsflächen und zahlreichen kleinen Ei-
senoxydpünktchen im Innern der weissgrauen Masse. Das
nämliche Gestein tritt nochmals von JSeuliaits bis Steinhcide
auf und scheint die Fortsetzung des Quarzfelszuges zu sein,
der im Theurer Grunde auftritt und das Thal mit seinen
Trümmern bedeckt hat. Als eigenthümliche Einlagerung er-
scheint noch Alaunschiefe r bei Breite?ibach und Oel-
schröte , sodann in der Nähe von Sophienau und in Spuren
bei der Schtvarzen Mühle. Er ist äusserst dUnnblätterig und
nach CiiEDNLii graphitführend. Kalk einlag erungen
scheinen gänzlich zu fehlen.
Die grüne Grauwacke ist reich an Eisen, welches na-
mentlich oft den Sandsteinen beigemengt ist , an manchen
Punkten aber auch in ausgedehnten Lagern und zwar als
Koth- und als Brauneisenstein (dann in der Teufe meist
Spatheiscnstein, wie am Geheg bei GrUfenthal) auftritt. Das
frühere Vorkommen des Goldes scheint an den Quarzfels
gebunden gewesen zu sein. Einzelne eingesprengte Blätt-
chen, ebenso wie in der Schwarza einzelne Körnchen, finden
sich noch jetzt. In den Schiefern kommen auch einzelne
Kupferkieskrystalle vor und \o\\ Jilankcnburg bis ober-
halb IVcischivilz lässt sich ein Braunspathgang (Carbo-
539
nites crypticus Breithaupt) mit Kupferkies verfolgen, bis
er sich an dem letztgenannten Punkte in der grauen Grau-
wacke zertrümmert. Ebenfalls auf Kupfer ist bei Garnsdorf
ein Stollen getrieben worden und der tiefe Bürgerstollen bei
Saalfeld baut auf Silber. Die Ockergrube von Unterwir-
back ist der Fundort von Breithaupt's Allomorphit.
Die Versteinerungen dieses Systems sind neben
einem bis jetzt nur einmal aufgefundenen Pygidium eines
Trilobiten (? Asaphus Tyrannus Murchis.) die überall ver-
breiteten, aber nur den massigen Partieen angehörigen Phy-
coden (Zeitschr. d. deut. geol. Ges. Bd. II. S. 205). Sowohl
nach dem Vorkommen dieses Petrefakts zwischen Alilau und
Buchwald bei Reichenhach , als auch nach den petrographi-
schen Charakteren ist die grüne Grauwacke von der voio-t-
ländischen, welche Naumann als älteres T honschiefe r-
gebirge bezeichnet, nicht verschieden.
Das Hauptstreichen der grünen Grauwacke findet
in h. 3 statt und nur an einzelnen Stellen, wie besonders an
der westlichen und an der nordöstlichen Grenze weicht es
bis zu h. 8 ab. Das Einfallen ist fast ohne Ausnahme ein
sehr steiles und nach NW. gerichtetes , also nicht , wie zu
erwarten wäre , den krystallinischen Massengesteinen des
westlichen Thüringer Waldes angelehnt und von denselben
abfallend, sondern denselben zufallend und auf ihnen stehend,
als ob das Grau wacken System schon aufgerichtet gewesen
wäre, bevor jene westlichen Porphyre etc. empordrangen, so
dass dieselben die Schiefer nur zur Seite und vielleicht noch
etwas aufwärts geschoben hätten.
In Bezug auf das Auftreten krystallinischer Mas-
sengesteine (Grünsteine, Porphyre und Granite) innerhalb
des Gebietes der grünen Grauwacke wird wohl am besten
auf Credner's treffliche Abhandlung „lieber das Vorkom-
men feldspathhaltiger Gesteine im Thonschiefergebiete des
Schwarzathales am Thüringer Walde", 1849, S. 6 bis 25
verv<'iesen. Den dortigen mit äusserster Gewissenhaftigkeit
ausgeführten Beobachtungen über das Verhalten dieser Ge-
Zeils, d. (i. geol. Ges. III. 'l, 37
540
steine ist nichts beizufügen, als dass auch noch bei Saar-
grund, Burkersdorf, Unterwirhach und Garnsdorf im Gebiete
der grünen Grauvvacke quarzfreie Porphyre auftreten. Die
Störungen, welche durch diese krystallinischen Massengesteine
im Streichen und Fallen der Grauwacke bewirkt worden sind,
erscheinen als verhältnissmässig sehr geringe. Zunächst
beobachten die Längsdimensionen der emporgestiegenen Mas-
sen im Allgemeinen eine dem Streichen der Grauwackeu-
schichten parallele Richtung, von der nur die Porphyre zwi-
schen Goldisthai und Scheibe bedeutend abweichen und auf
eine kurze Erstreckung hin auch eine Abweichung im Strei-
chen der Grauwackenschichten bewirken. Sodann scheinen
die empordringenden Massen das Schiefergebirge (? in Folge
der Erhebung des Fichtelgebirges) schon in einem Zustande
bedeutender Aufrichtung vorgefunden zu haben, so dass sie
vielfach sich lagerartig zwischen die im Hangenden wie im
Liegenden gleichförmiges Fallen festhaltenden Schichten ein-
geschoben zu haben scheinen und nur an einzelnen Punkten
erscheinen blos die Schichten, welche den nordwestlichen
Rand der Durchbruchsspalte bilden, steil aufgerichtet, wäh-
rend die Schichten des südöstlichen Spaltenrandes ziemlich
flach von dem gangartig emporgestiegenen krystallinischen
Massengestein abfallen, sehr bald aber das allgemeine Strei-
chen und Fallen wieder annehmen. Ein Profil, welches die-
ses Verhalten sehr deutlich zeigt, ist zwischen Schwar%burg
und Sil')ie7idorf durch den Strassenbau aufgeschlossen Avorden.
Im Allgemeinen scheinen sich sänuiitliche Schichtenstörungen
darauf reduciren zu lassen, dass die in der Streichungslinie
des Schiefergebirges aufgerissenen Spalten da, wo die krystal-
linischen Massengesteine sie nicht ausfüllten, sich durch Nach-
sinken allmälig wieder schlössen, wobei die erwähnten loca-
len Abweichungen des Streichens eintraten. Aenderungen
der Beschaffenheit des Nebengesteins lassen sich, abgesehen
von der in unmittelbarer Nachbarschaft der plutonischen
Gesteine oft bis ins Kleinste gehenden Zersplitterung und
Zerklüftung des Nebengesteins und der weithin wahr-
541
nehmbaren, meist senkrecht auf der Schichtung stehenden
Zerklüftung, im Grossen bei den Porphyren fast gar nicht
nachweisen. Nur manchmal treten Chloritschiefer- oder ser-
pentinartige Partieen auf, wie sehr schön bei Schwarzbjcrg,
wo die Quarzadern, welche die grünen Schiefer durchsetzen,
davon umhüllt sind. Das Nebengestein der Granite führt
meist auf kurze Erstreckung noch Quarz- und Feldspath-
körner, eine Erscheinung übrigens, die auch unabhängig vom
Granit zwischen Sitxendorf und Allendorf vorkommt. Be-
deutendere Verschiedenheiten von der allgemeinen Beschaf-
fenheit der Grauwackengesteine zeigen die Schichten, welche
dem grossen Gebiete der krystallinischen Massengesteine im
nordwestlichen Thüringer Walde benachbart sind. Bis auf
beiläufig eine halbe Meile Entfernung besitzen die Schiefer
höhere Härtegrade und dunklere Färbung als die übrigen
grünen Schiefer und zeigen fast durchgängig auf ihren meist
schimmernden Oberflächen linearparallele Fältelung, die sich
auch ins Innere hinein verfolgen lässt. Manchmal werden
sie durch reichlich beigemengten Quarz flaserig und erhal-
ten ein völlig gneissähnliches Ansehen {Sauberg) ^ während
die Sandsteine ebenfalls härter werden und bei zunehmend
feinerem Korne endlich fast dicht und hornsteinartig {Saar-
grund, Bless) erscheinen. Die Gesteine würden sich geradezu
als krystallinische Schiefergesteine ansprechen lassen, wenn
nicht in ihrer Mitte {Saargrund) noch Phycoden vorkämen.
Merkwürdig ist noch die in dem Triangel, welchen die
Orte Glücksthal, Scheibe und Limbach bilden , zu beobach-
tende Auflagerung von Zechstein und buntem Sandstein.
Die Schichten haben nur geringe Neigung (meist weniger als
20 Grad) und dieselbe richtet sich ebenso wie ihr Einfallen
nach den Gehängen, welche den hier befindlichen Kessel der
Schwar%aquellen umgeben. Namentlich der Sandstein des
Sandberges bei Limbach und Glücksthal ist es. der um seines rei-
chen Kaolingehaltes (bis 26 pc.) willen gewonnen und in
zahlreichen Massemühlen zum Gebrauch der Porzellanfabri-
37 *
542
ken gemalilen wird. Sonst dient er auch als vorzüglicher
Bau- und Gestellstein.
Die graue Grauwacke ist ebenfalls überwiegend aus
Schiefern zusammengesetzt, deren herrschende Färbung ein
dunkles Blaugrau bis Schwarzblau ist, während die helleren
Nuancen leicht eine Neigung ins Braune annehmen. Der
grösseren Masse nach sind diese Schiefer dickschieferig mit
etwas erdigem Bruche und nur in einzelnen Strichen , wie
von Sonneberg über Steinach, Haselhacli, Spechtshrunn, Buch-
bach, Grä/enthal, Gabe Gottes bis Reicheribach, oder vom Bä-
renbaclie bei Ludwigstadt bis GrÜ7iati, oder vom Kiesslich bei
Lehesten bis Schmiedebach, oder bei Benigneng? iin, wird der
Bruch splitterig und die Schieferung so regelmässig gross-
und dünnblätterig und eben, dassDach- und Tafel schie-
fer gespalten werden können, deren Zurichtung zu Scha-
blonenschiefern vorzugsweise darauf beruht, dass die
einzelnen Schieferschichten eine Zerklüftung erlitten haben,
durch welche sie in parallelepipedische Ablosungsstücke ge-
theilt werden , innerhalb welcher die Schieferung nicht der
Schichtung parallel läuft, sondern schiefwinkelig auf derselben
steht, so dass die einzelnen Schieferblätter mehr oder minder
regelmässige dyhenoedrische Tafeln geben. Dieses Phäno-
men der abweichenden Schieferung ist den Schiefern
des vorigen Systems noch fremd und in denselben vielleicht
hin und wieder nur angedeutet durch eine der Schichtung
und Schieferung diskordante, aber meist wellige Streifung;
nachdem es aber hier zuerst aufgetreten ist, bleibt es charakte-
ristisch bis herauf in die jüngsten Grauwackenbildungcn Thü-
rivgens. Auf dem erstgenannten Zuge von Steinach bis Rei-
chenbach findet sich neben der Schieferung auch die prisma-
tische Absonderung der G ri ffel schiefer und zwar, wie
es scheint, meist im engsten Zusammenhange mit dem Vor-
kommen des Rotlieisensteins, der dann regelmässig das Lie-
gende des Griffelsohiofers ausmacht. Dieser Zusammenhang
findet sicii auch noch bei Srhmiede/eld , soweit das dortige
mächtige Eisensteinlager reicht, und bei Kaulsdorf, in dessen
543
nächster Nähe der Tauschwitzer Röthel gewonnen wird.
Uebrigens lässt sich die bezeichnete Absonderung nur be-
wirken, so lange das Gestein noch grubenfeucht ist. Eine
ähnliche, aber noch dünnstängeligere Absonderung erscheint
an einem dunkelblauen und äusserst kohlenreichen Schiefer
bei Döschnitx.
Den Schiefern untergeordnet treten in bald grösserer,
bald geringerer Häufigkeit und Mächtigkeit meist dunkelblau-
graue Sandsteine (Blaustein) von feinem Korn und an-
sehnlicher Härte auf. Die einzelnen Bänke des Gesteins
sind regelmässig durch dünne Zwischenlager von Schiefer
gesondert und oft von mächtigen Quarzadern durchzogen.
Bei weitem die wichtigsten untergeordneten Glieder der grauen
Grauwacke sind die Kalkeinlagerungen mit den sie
begleitenden Alaunschiefern, Kieselschiefern und Nereiten-
schichten. Ihrer Form nach erscheinen diese Kalke in der
nämlichen Weise , wie es Beyrich ( Karsten's Archiv,
XVni. S. 13) von den schlesischen (auch den hercynischen,
rheinischen, fichtelgebirgischen und vosgischen) Uebergangs-
kalken beschreibt, nämlich als dicklinsenförmige Gesteins-
körper mit oft grösserer Convexität nach dem Liegenden hin,
die sich auch bei oft sehr bedeutender Mächtigkeit doch sehr
schnell in der Richtung des Streichens an beiden Enden
auskeilen. Dieses Verhältniss wird z. B. recht deutlich an
den Kalken, die zwischen Gebersdorf und Lippelsdorf anste-
hen und in dem nächstgelegenen Thale von Gebersdorf nach
Schmiedefeld spurlos verschwunden sind. Gewöhnlich er-
scheinen die Kalkzüge in einer gewissen Entfernung im
nämlichen Niveau wieder, als ob die Niederschläge nur in
einzelnen Lachen oder innerhalb grösserer, aber von vielfach
ausgebuchteter Küste umschlossener Becken stattgefunden
hätten. In deutliche, mehr oder minder mächtige Bänke ge-
schichtet, zwischen denen oft noch eine dünne Schiefer- oder
Mergellage, sind diese Kalke zwar compacte, aber nicht ho-
mogene Massen und bestehen aus knolligen oder kugeligen
Stücken eines dichten, heller oder dunkler grauen, oft sehr
544
kohligen Kalksteins von ansehnlicher Härte und splitterigera
Bruche, die durch ein Bindemittel von weicherem, fast etwas
mergeligem und oft eisenschüssigem Kalke vereinigt sind,
woher auch die fleckige und bunte Zeichnung dieser Kalke,
die eben deshalb vielfach als Marmor (Garnsdorf ^ DöschniH
u. s. w.) verarbeitet werden. Im Hangenden des unmittelbar
oberhalb Oberloquit% hinstreichenden Kalkzuges befindet sich
eine 4 bis 5 Fuss mächtige Bank schönen Ant hrakoliths.
Wo die Gesteinsverbindungsformel vollständig ist, folgt, nur
durch eine dünne Lage blauen Schiefers geschieden , unter
dem Kalke Alaun schiefer, wiederholt mit Zeichen-
schief er (Schmiedefeld, Hasenthal, Augustenthal), seltener
mit Anthracit (We%elsiein) verbunden. Die oberen Lagen
des Alaunschiefers unmittelbar unterhalb Grossneundorf und
oberhalb Gebersdorf enthalten noch äusserlich glänzende, in-
nerlich fast schwarze Kalkknollen, welche die nämlichen
Tentakuliten umschliessen wie die Schiefer. Die Längen-
erstreckung der Alaunschieferlager ist immer ansehnlicher als
die der Kalke, aber auch sie keilen sich beiderseits schnell
aus und bilden muldenförmige Einlagerungen. Dagegen
streichen die ebenfalls nur durch eine dünne Lage blauen
Schiefers von ihrem Hangenden, den Alaunschiefern, getrenn-
ten Kies eis chiefer meistens weiter fort und zeigen na-
mentlich bei Meyra und JJöschnit%, die ansehnlichste, jedoch
der im Voigtlande so gewöhnlichen bei Weitem nicht gleich-
kommende Entwickelung. Die Färbung dieser Kieselschie-
fer geht aus dem tiefen Schwarz der oberen Lagen durch
alle Nuancen des Grauen nach unten oft bis ins Schmutzig-
weisse über. Der schwärzende Kohlengchalt ist oft so gross,
dass er auf Klüften oder in Gesteinspartieen von zerfresse-
nem Ansehen in Pulverform ausgeschieden worden ist. Diese
Kieselschicfer zeigen häufig jene auch an andern Orten
beobachtete Biegung und Krümmung der Schichten, die aber
bei dem Liegenden derselben, den Nereitenschlchten, in noch
auffallenderer Weise erscheint. Als unterstes Glied der For-
mel treten nämlich unter den Kieselschiefern regelmässig
545
noch die Nereitenschichten auf. Sie bestehen aus eisen-
bis gelbgrauen sandigen Schiefern, die noch grosse Verwandt-
schaft zu den Kieselschiefern zeigen, so dass sie fast als
solche, die nur vermöge der parallelen Anordnung äusserst
feiner Glimmerblättchen in hohem Grade dünnschieferig ge-
worden wären, betrachtet werden könnten. Nach unten ver-
lieren sie mehr und mehr den Glimmer- und Quarzgehalt
und gehen endlich in reine Schiefer, selbst Tafelschiefer
{Ar7isbach, Lausen) über. Mitten zwischen den dünnblätte-
rigen, mannigfach gewundenen Schiefern liegen festere Plat-
ten, die selten einen Zoll Dicke erreichend, in den geradschie-
ferigen Varietäten mehrfach gewonnen {ßonneherg) und zu
groben Sensensteinen verwendet werden. In den wenigen
Fällen , in denen ein isolirtes Vorkommen eines dieser vier
Gesteine beobachtet wnrd , scheint durchgängig die Voraus-
setzung zulässig, dass die fehlenden Gesteine an den betref-
fenden Punkten nur nicht zu Tage ausgehen, wohl aber vor-
handen sind, wie nördlich von Meyra, oder zwischen Wit-
cliendorf und Volkmannsdorf , oder zwischen Arnshach und
Greunit%, oder bei Buchbach^ Meernach, Grä/enthal, Ludmgs-
stadt, Ottendorf und Weitisherga, wo blos Kalke, oder wie
bei Braunsdorf, wo blos Alaun schiefer, oder wie bei Oher-
gölitz, wo Alaunschiefer und Kieselschieler, oder endlich wie
bei Arnsgereutk, Hoheneiche, Lositz, Liichtenhahi, Tettau und
Sattelpass, wo blos Kieselschiefer ausgehend sind. Der Alaun-
schiefer zwischen Ködit% und Obernit% gehört zur grauen
Grauwacke und hat im Hangenden Spuren von Kalk. Die
Kalke mit ihren Begleitern gruppiren sich in drei, freilich
nicht ganz scharf gesonderte Hauptzüge ; nämlich einen von
Meyra bis Üietrichshütte oder Braunsdorf ^ einen zweiten
von Steinach (eigentlich von Mengersgereutli) bis Knohelsdorf
und Weischwit% und einen dritten von Ludivigsstadt bis lloda.
Zwischengheder finden sich bei Hoheneiche und Arnsgereutk,
von Schmiedefeld bis Gehersdorf und von Kat%emvich bis
Ebersdorf. Der Kalk von Weitijberga deutet noch auf einen
vierten Zug hin.
546
Namentlich die Sandsteine dieses Systems sind reich an
Eisen, wie die gerotheten Kluftflächen und die meist eisen-
schüssigen Quarztrümmchen derselben zeigen. An mehreren
Orten, wie auf dem Thierberg, bei Sc/mnedefeld, Arnsgereuth,
Wittmannsgereuth und auf dem Eisenherge erscheinen die
Braun- und Rotheisensteine als mächtige Lager oder Stöcke
und die Erze werden schon bei Schniiede/eld , am meisten
aber bei Wittmannsgereuth ausgezeichnet cenchritisch. Im
Brauneisenstein von Sc/miiede/eld findet sich auch der Thu-
ringit. Eisenkies in allen Gestalten ist sehr verbreitet,
am meisten in Tafelschiefern , die im Hangenden der Kiese
gewöhnlich heller, im Liegenden derselben schwarzblau und
kohlenreich sind, und ganz besonders in den Alaunschiefern,
in denen neben demselben immer auch Quarz, oft als Faser-
quarz oder Katzenauge vorkommt. Ebenfalls im Alaunschie-
fer finden sich die Forodine AUophan, Diadochit und
Pissophan nebst reichlichem St ein mark. Auch Kupfer-
geh alt kommt manchen Alaun schiefern zu. Unter den häu-
figen, senkrecht auf dem Streichen stehenden Quarzgän-
gen lässt sich einer von Arnsgereuth über Eiba, Dohlen,
Arnsbach und Schweinbach bis Schlaga verfolgen, ein kleine-
rer auf dem Lahmen zwischen Weischioit% und Eichicht.
Die Petrefakten der grauen Grauwacke sind eine
Ogygia von der Grenze zwischen dem ßotheisenstein und
dem Griffelschiefer, die Nereiten (Zeitsch. d. deutsch, geol.
Ges. Bd. L S. 456 fg.), Lophoktenien (ibid. Bd. IL S. l'J9),
ein Nautilus (?) und ein Graptolith nebst undeutlichen Fflan-
zenabdrücken aus den Nereitenschichten , Graptolithen aus
den Alaunschiefern und ein geringelter Lituit (?), Crinoideen
und Tentakuliten aus den Kalken. Unter ihnen allen schei-
nen ausschliesslich die Graptolithen die Stellung der grauen
Grauwacke entscheiden zu können: sie sind der Mehrzahl
nach mit den durch Baurandi: {^Gruptolithes de Boheme.
Prague, 1850) publicirten böhmischen Graptolithen (Grapt.
priodon, colonus, nuntius, Nilssoni, pahneus, spiralis, Becki,
turriculatus, Proteus, Rastrites Linnaei, gemmatus, peregri-
547
nus, Gladiolites Geinitzianus) ident, wonach die graue Grau-
wacke ebenso wie die voigtländische „eigentliche Grauwacke",
in der die nämlichen Graptolithen vorkommen, obersilu-
risch oder Barrande's Etage E. des böhmischen Silur-
systems parallel sein muss. Die Nereiten, die ausser Eng-
land und Nordamerika auch noch in den Pyrenäen aufge-
funden worden sind, scheinen nicht mehr mit voller Sicherheit
als leitend gelten zu dürfen, da sie theils in Böhmen noch
nicht vorgekommen sind, theils ihnen höchst ähnliche Formen
sich auch in den Sandsteinen, welche den thüringischen Cy-
pridinenschiefern untergeordnet sind, finden.
Das Streichen und Fallen der obersilurischen Grau-
wacke ist im Allgemeinen das nämliche wie jenes der grü-
nen Grauwacke ; nur erscheinen in diesem Systeme viel häu-
figere Abweichungen von der allgemeinen Regel und nament-
lich sind Sättel und mit dieser Faltung in Verbindung ste-
hende gewundene Schieferung nicht selten, so dass es über-
haupt den Anschein gewinnt, als ob diese Abtheilung der
Grauwacke mehr Gewalt erlitten hätte als die ältere. Dazu
kommt noch die Eigenthümlichkeit, dass sehr oft sich keine
Auflagerung des jüngeren Systems auf das ältere beobachten
lässt, sondern dass die Schichten des jüngeren auf den Schich-
tenköpfen des älteren zu stehen scheinen, als ob ersteres in
weitgeöfFnete Spalten und Lücken des letzteren herabgestürzt
wäre. Die auffallendsten Abweichungen vom allo;emeinen
Streichen bieten manche Kalke dar, wie das Lager zwischen
Witchendorf und Volkmannsdorf , welches ebenso wie jenes
zwischen Haselbach und Friedrichsthal und ein drittes bei
Lippelsdorf h. 12 mit westlichem, das von Garnsdorf, wel-
ches in h. 9 mit nordöstlichem, das von Steinbach, welches
in h. 7 mit südwestlichem und das von Ludwigsstadt , wel-
ches in h. 6 mit südlichem Einflillen streicht. Auch Kiesel-
schiefer auf dem Steiger bei Saalfeld streicht in h. ü mit
nördlichem Einfallen, während an allen diesen Punkten die
benachbarten Gesteinsmassen das regelmässige Streichen bei-
behalten.
548
Durchbrüche kry s tallinischer Massengesteine
ßind im Gebiete dieses Systems bei Weitem seltener als in
jenem der grünen Grauwacke. Wohl im Zusammenhange
mit dem quarz freien Porphyr von Garnsdorf stehen die
von dort nach lieschwitz herüberziehenden Kuppen des näm-
lichen Gesteins innerhalb der obersilurischen Grauwacke. Sie
sind in gleicher Weise wie bei Weischwit%, Eraunsdorf (in
der grünen Grauwacke) und Wickersdorf dadurch ausge-
zeichnet, dass sie gleichsam von einem Mantel dünnplattigen
und bei einem gewissen Grade der Zersetzung gelblich- oder
röthlichweissen Porphyrs umgeben sind. Nochmals erscheint
dieser Porphyr im Thale bei Sc/miiedebach, bei Weitisberga,
im Granit des Hennberges und bei Heberndorf. Zwischen
Garnsdorf und Reschwit%, scheinen diese Porphyre die dort
herrschende ausserordentliche Verwirrung im Streichen und
Fallen der obersilurischen Schichten veranlasst zu haben,
während Aehnliches in der Nähe der übrigen Vorkommen
sich nicht findet. Doch hat oberhalb Weischwit% der Por-
phyr die grüne Grauwacke hoch genug erhoben, um von ihr
innerhalb der obersilurischen Schichten wie von einem schma-
len Kande umgeben zu bleiben. Zugleich findet sich hier ein
Conglomerat, welches aus Trümmerstücken der durchbroche-
nen Schiefer besteht. Bei Schlagethal, bei Schmiedefeld (hier
mit Titan) und bei Knobeisdorf (reich an Schwefelkies) tritt
Quarzporphyr auf, während zwischen Schmiedebach und
Lichte?itanne drei Grünsteinkuppen sich erheben und
ein viertes Vorkommen dieses Gesteins zwischen Lehesten und
Ottendorf Siich findet. Der Granit des Hennbergs zwischen
Weitisberga und Heberndorf, der sich bis hinüber ins Thal
der grossen Sormitx zieht, erhebt sich aus Schiefern und
Sandsteinen , die bis auf eine gewisse Entfernung von der
Granitgrenze auffüllend hart und spröde und zugleich dunkler
gefärbt erscheinen, womit bei den kiesreichen Schiefern eine
äusserst feine schwarze Punktirung verbunden ist, in weite-
rem Abstände aber wieder die gewöhnliche Beschaffenheit
annehmen. Auch oberhalb Heberndorf steht ein granitähnli-
549
ches Feldspathgestein mit reichlich eingesprengtem Schwefel-
kies an. Noch einmal erscheint innerhalb dieses Gebietes
Granit bei Üöhlen und zwar ist dieses Gestein jenem des
Hennbergs so ähnlich, dass Handstücke nicht von einander
zu unterscheiden sind, Granittrümmer, die sich an den Gar-
tenkuppen bei Saalfeld und a. a. O. finden, scheinen Ge-
schiebe zu sein.
Bei Weitisherga zwischen dem dort angegebenen Porphyr
und dem Uebergangskalke steht ein Kalkgestein an, welches
wegen seines Reichthums an Bleiglanz und an Grünbleierz
nebst etwas Silber Anlass zu bergmännischer Gewinnung
gegeben hat. Nach Tantschek gehört es zum Zech stein,
jedoch hat sich bis jetzt weder ein weiteres charakteristi-
sches Glied dieser Formation, noch auch irgend ein Petrefakt
auffinden lassen, woran sich eine sichere Bestimmung knüpfen
Hesse. Das Gestein scheint einen Stock zu bilden und ist
bei seiner sehr kurzen Erstreckung sehr mächtig, aber so
durchaus kleinklüftig, dass nur im Allgemeinen ein Streichen
zwischen h. 4 und 5 mit wenig steilem Einfallen gegen NW.
ersichtlich wird.
Begrenzt wird die obersilurische Grauwacke zum grossen
Theil von der grünen, sodann vom Siechejibach bis Ober?iit%
gegenüber und von Fischersdorf nach Norden hin von Zech-
stein, in der Zwischenstrecke von rother Grauwacke, endlich
im Osten (Tauschioit%, Heberndorf, Lehesten) und im Süden
{^Alexanderhütte) von einer von den Gebirgsbewolmern selbst
so genannten
Grauwacke, die sich besonders im südlichen und süd-
östlichsten Theile des Thüringer AValdes, wie auch im west-
lichen Theile des Voigtlandes, wo sie von Naumann mit dem
jüngeren Thonschiefer- und Grauwackengebirge vereinigt
wird, weit ausbreitet. Sie besteht aus Schiefern und Sand-
steinen. Die groben, dick- und rauhblätterigen Schiefer
von grauer und gelbgrauer Farbe erscheinen manchmal durch
feine abgerundete Quarz- und Feldspathkörnchen, zwischen
denen Blättchen braunen Glimmers, dem Gneusse so ähnlich,
550
tlass nur der Mangel des krystallinischen Gefiiges die Unter-
scheidung begründet. Sie scheinen das oberste Glied dieser
Bildung zu sein und ruhen auf grobkörnigen, glimmerreichen,
oft sehr eisenschüssigen Sandsteinen von dunkelgrauer
Farbe mit Knorrien, Calamiten, Megaphyten (Rothenbergia)
und noch vielen andern unbestimmten Pflanzenresten, woraus
ein Parallelismus zwischen diesen Schichten und der von
RoEMEU als jüngere bezeichneten hercynischen Grau-
wacke, so wie der von Magdeburg sich ergeben, zugleich
aber auch eine andere Altersbestimmung der „jüngeren" her-
cynischen Grauwacke sich herausstellen dürfte, da die Cypri-
dinenschiefer des Thüringer Waldes unverkennbar jünger
sind als die gegenwärtige Bildung. Nach unten gehen diese
Sandsteine in immer gröber werdendes Conglomerat
über, welches aus Schiefer-, Alaun schiefer- und Kieselschie-
fergeschieben besteht, die durch ein mergeliges, von Eisen-
gehalt oft dunkel geröthetes Bindemittel verkittet sind. Hin
und wieder erscheinen auch kleine Kalkgeschiebe nebst Cri-
noideenstielen und Brachiopodensteinkernen, die aber in den
oberen kleinkörnigen Conglomeraten zu unvollkommen erhal-
ten sind, als dass sie eine Bestimmung zuliessen. Nur die
neuerlichst bei Stei?iach in den tiefstgelegenen und deshalb
gröbsten Conglomeraten dieser Bildung aufgefundenen Petre-
fakten sind hinlänglich wohlerhalten, um genügenden Auf-
schluss geben zu können. Da der Finder derselben , Herr
Berginspektor Engelhard, im Begriff steht, seine Beobach-
tungen zu veröffentlichen , so darf hier nur bemerkt werden,
dass nach einer wegen Kürze der Zeit freilich nur sehr
flüchtigen Prüfung der bisher gesammelten Petrefäkten, un-
ter welchen Orthoceratiten , Loxonemen , Turbo , Carditen,
Pterinäen, Spiriferen, (8p. speciosus), Orthidcn (O. pecten),
Crinoideen und namentlich Korallen: Cyathophyllen (Turbi-
nolopsis elongata und pluriradialis), Asträen , Calamoporen,
Keteporen, Fenestellen etc. besonders hervortreten, dieselben
insgcsammt der unteren Abtheilung des devonischen
Systems (ungefähr den Spiriferensandsteinen und
551
Calceolaschiefern RoE]>rER's) angehören. Selbstständige
Kalk gl ie der fehlen ebenso wie in dem folgenden jüngsten
Gliede der thüringischen Grauwacke gänzlich.
Das jüngste Glied der thüringischen Grauwacke ist die
rothe, welche schollen weise von Steinach bis Saalfeld in
einem Striche, der seine grösste Breite zwischen Lippelsdorf
und dem Bärenbache bei Ludwigsstadt erreicht, verbreitet ist.
Es ist dieser Strich nahezu die tiefste Einsenkung des Ge-
birgsrückens und die Schollen der rothen Grauwacke liegen
meist an den Thalvv'änden, seltener auf den Höhen der Berge
und in den Tiefen der Thäler und beobachten ein höchst
wechselndes Streichen und Fallen. Sie erscheinen fast wie
die Trümmer eines einst geschlossenen, später aber zer-
rissenen und grösstentheils weggeführten Systems. Als
Hauptvertreter desselben erscheinen blaugraue, oft rothe und
eisenschüssige Schiefer mit meist abweichender Schieferung
und mit eingewickelten Knoten von Clymenien- und Ortho-
ceratitenkalk (vergl. meine Beitr. z. Paläontologie des Thür.
Waldes I.) , die in ihrem ganzen Verbreitungsbezirke unter
dem Namen Platten gewonnen und vielfach zu Treppen-
steinen, Trottoirs und Bausteinen (die Saalbrücke bei Kauls-
dorf ist davon gebaut) verwendet werden. Wo die Schiefer
grünlich und zugleich härter werden, erhält das Gestein durch
die meist röthlichen Kalkknoten ein sehr gefälliges Ansehen
und dürfte, da es politurfähig ist, in vielen Fällen dem sog.
Campaner Marmor wenig nachstehen. Nur bei Saalfeld,
Knobeisdorf, Ärnsbach und Schlaga sind diesen Schiefern
Sandsteine untergeordnet, welche die Reste einer eigen-
thümlichen und besonders an Holzpflanzen reichen Flora ber-
gen, während die Petrefakten der Schiefer fast sämmtlich
mit denen der nassauischen und hercynischen devonischen
Schichten (In denen auch ebenso wie hier, sodann bei Wöll-
battendorf unweit Hof und in den englischen Pilton , Pe-
thertoin- und Flymouthgruppen Schiefer mit Kalkknoten vor-
kommen) ident sind und namentlich durch das reichliche
Vorkommen von Cypridina serratostriata Sandb., Phacops
552
cryptophthalinus E:«i>ih. etc. den Nachweis geben, dass diese
Schiefer nichts anderes als Cypridinenschiefer sind.
Die zahh-eichen Clymenien und ürthoceratiten der Kalkkno-
ten sind insfijesammt identisch mit denen der fichtelgebirgi-
schen Clymenien- und Orthoceratitenkalke, wie sie durch
V. Muenstek's Beitr. zur Petrefaktenk. längst bekannt sind.
Da kein einziges Kalkpetrefakt in den Schiefern vorkommt
und umgekehrt kein Schieferpeti-efhkt in den Kalken, so
scheint angeuonnnen werden zu müssen, dass die Kalkkno-
ten nicht von gleichem Alter mit den Schiefern seien , um
80 mehr als die Kalkknoten und, wenn sie aus denselben her-
vorragen, auch die Petrefakten die deutlichsten Spuren einer
Abreibung an sich tragen und in grösster Kegelmässigkeit
immer im tiefsten Theile jeder einzelnen Schicht abgelagert
sind, so dass sich der Gedanke aufdrängt, die Kalkknoten
seien Kalkgcschiebe, die im Schieferschlamm liegen geblieben
und von demselben umhüllt worden seien. Freilich sind die
dem Thüringer Walde benachbartsten Clymenien- und Or-
thoceratitenkalke jene von ELhersreuth und Hof!
Von krys t allinischen Massengesteinen werden
die Cypridinenschiefer nirgends durchbrochen , obgleich sol-
che oft fast unmittelbar an der Schiefergrenze auftreten, wie
in der Umgebung von Saalfeld und von Weischivitz.
Nach den im Vorstehenden (welches eigentlich nur als
Ankündigung einer ausführlichen Darstellung des gesammten,
über den Thüringer und Vrankemoald verbreiteten Grau-
wackengebiets gelten will) nur kurz angedeuteten Verhält-
nissen, nach welchen das allgemeine Streichen der beschrie-
benen Grauwackenschichten in h. 3 mit nordwestlichem Ein-
fällen stattfindet , so dass diese Schichten auf den krystalli-
nischen Massengesteinen des westlichen Thüringer Waldes
stehen, statt ihnen angelagert zu sein, scheint sich zu erge-
ben, dass die erste Aufrichtung der thüringischen Grauwacken
durch die nämlichen Ursachen bewirkt worden sein müsse,
durch welche das fichtelgebirgische und voigtländische Schie-
fergebirge aus der horizontalen Lage gerückt worden ist, so
553
dass also der östliche Theil des Thüringer Waldes der ältest-
erhobene Theil des Gebirges sein dürfte. Im Allgemeinen
müssen die Schichten sich in ihrer gegenwärtigen Aufrich-
tung schon vor der Ablagerung der Zechsteinfbrmation be-
funden haben, indem einestheils überall der Zechstein söhlig
auf den Köpfen der oft fast saigeren Grauwackenschichten
aufgelagert ist, anderntheils an manchen Stellen (Steiger bei
Saal/eld) Zechsteingebilde selbst zwischen die aufgeblätter-
ten ( Cypridinen - ) Schieferschichten eingedrungen sind , so
dass eine scheinbare Wechsellagerung eintritt. Aber auch
noch viel später müssen wenigstens locale Verrückungen,
besonders in der Nähe der krystallinischen Massengesteine
geschehen sein, wovon die Reste des Zechsteins und des
bunten Sandsteins auf dem Sandherge und vielleicht auch
das von Tantschek für Zechstein gehaltene Vorkommen in
der Nähe des Granits von Weitisberga Zeugniss geben.
554
8. lieber die Hebiingsverhaltnlsse der Schweizer-Alpen.
Brief an Herrn Leopold von Buch von Herrn
C. Brunnek in Bern.
Hierzu Taf. XXI.
Seitdem Sadssure bemerkt hat, dass die Schichten der
Sediment - Gebilde in den Alpen merkwürdigerweise dem
Centrum der Gneuss- und Granit - Gebilde zufallen, und
C. Escher nachgewiesen, dass längs des ganzen Alpenrandes
die Nagelfluh unter die Alpenkalke einschiesst, war es keinem
Zweifel unterworfen, dass grossartige Dislokationen von com-
plicirter Art die jetzige Lagerung bedingt haben. — Ander-
seits haben Sie nachgewiesen, wie die schwarzen Porphyre
am Südrande der Alpen die Sediment -Formationen so ge-
hoben haben, wie man es von vulkanischen Hebungen er-
wartete, so nämlich, dass die Schichten rings um die Kuppe
von derselben abfallen.
Schon diese angeführten Thatsachen zeigen, dass man
es im Gebiete der Alpen mit verschiedenartigen Aeusserun-
gen der Hebungskräfte zu thun hat, und ausserdem haben
die Herren Stuüek und Arnold Escher die Thatsachen
über die Hebungs- Verhältnisse reichlich vermehrt.
Das vollständi<2;e Verständniss der Hebungs- Erscheinun-
gen kann als Ziel der Alpen- Geologie betrachtet werden,
aber schon beim Beginne des Studiums müssen allgemeine
Ansichten uns leiten. Wollen Sie, hochgeehrter Herr, die
in Folgendem entwickelten Ansichten als einen Prodromus
betrachten, der sich mir durch Zusammenfassen der bisher
erlangten Resultate aufdrängt. —
In den Schweizer- Alpen kommen drei Arten von He-
bungen vor, welche sich auf folgende Weise charakterisiren
lassen.
Die vulkanische Hebung ist die erste Dislokation,
welche durch eine centrale Wirkung erzeugt wurde: Von
555
dem Centrum fallen die Schichten nach allen Seiten ab, gleich
einem Erhebungs-Krater (Taf. XXI. Fig. 1). Die hebenden
Ursachen sind theils bis zu Tage getretene krystallinische
Gesteine, wie die Porphyre am Luganersee, theils liegen sie
im Verborgenen , aber die ganze Natur der Erscheinung
weist auf sie hin, wie die von Thurmann so trefflich be-
schriebenen wellenartigen Hebungen des bernischen Jura, oder
die antiklinale Schlucht des Justisthales am Thunersee, etc.
Treten die hebenden Gesteine zu Tage und dehnen sich
aus, so entsteht ein seitlicher Druck, welcher die anfangs
einfach gehobenen Schichten wellenförmig krümmt, theil weise
abbricht und übereinander schiebt. So verhalten sich die
Gneus-Ellipsen, die grossen Central-Massen Stüder's, deren
Wirkung sich oft zehn Stunden weit in horizontaler Rich-
tung ausdehnt. Diese Ketten-Hebungen haben die
grossartigsten Wirkungen im Gebiete der Alpen hervorge-
bracht und die vielen räthselhaften Erscheinungen der Schich-
tenstelluno- bedingt.
Die einfachste Wirkung des Seiten-Druckes ist die wel-
lenförmige Faltung der Schichten , aber die Wellenberge
zerreissen , die spröde Decke berstet, und die einzelnen
Schollen schieben sich über einander (Taf. XXI. Fig. 2).
Nirgends sind diese Erscheinungen schöner zu beob-
achten als in der Gegend des Vierwaldstättersee's, wo sie
schon LussER, aber ohne klares Verständniss, zeichnete. Der
ßeichthum an charakteristischen organischen Resten lässt
keinen Zweifel über das Alter jeder einzelnen Schicht, und
die Kreide-Bildungen sind wohl nirgends in der ganzen Al-
penkette so vollkommen entwickelt als hier. In dem schönen
natürlichen Profile, welches durch den Urnersee aufgeschlos-
sen ist (Taf. XXI. Fig. 3), beobachtet man am Ufer des
Sees in der Gegend des Grütli beinahe horizontale Schich-
ten , die der unteren Kreide , unserem Neocomien mit Ho-
laster complanatus, angehören. Darüber liegt ebenfalls hori-
zontal die obere Abtheilung, ausgezeichnet durch die hiero-
glyphischen Zeichnungen, welche durch die Hippuriten- und
Zeils. d. d. gool. Ges. Ul. 4. 38
556
Caprotinen- Schalen im grauen Kalksteine hervortreten. Oben
auf der Höhe von Seelisbery folgt der Grünsand mit Ani-
monites mamiliaris und den bekannten charakteristischen Ino-
ceraraen; da und dort folgt endlich der sogenannte Seewer-
kalkstein, welcher bei uns die weisse Kreide vertritt. Ueber
dieses kleine Plateau von Seelisberg erhebt sich südlich die
2ÜÜ(/ hohe, senkrecht abgeschnittene Wand des Seelisberger-
Kuhn. Nicht ohne Spannung fragt man sich, welcher For-
mation diese mächtigen Kalkstein-Gebilde über der obersten
Kreide angehören. Diese Spannung wird gesteigert durch
den Umstand, dass die deutlich erkennbare Schichtung dieser
Mauer horizontal ist, und die oberen Kreide-Schichten von
Seelisberg darunter einschiessen. — Nach dem äusseren Aus-
sehen glaubt man vom Aelteren zum Jüngeren hinanzusteigen,
wie am Nord-Kande der schwäbischen Alb, wo über Lias
und braunem Jura sich die Mauer des weissen Jura erhebt.
Untersucht man aber die Wand des Seelisberger-Kulm,
so wird man leicht gewahr, dass sie aus der nämlichen Ge-
steius-Folge besteht, wie die eben beschriebene erste Anhöhe
über dem See, so nämlich, dass die Neocomien-Schichten,
die man am Ufer des Sees erkannt hat, hier auf dem Sec-
werkalkstein des Seelisbcrges liegen und nach der vollstän-
digen Folge aller Glieder der letztere wieder hoch oben auf
dem Gipfel des Kulm's erscheint.
Man würde sich irren, wenn man diese grossartige Wie-
derholung der Schichtenfulge als eine einfache Vorschiebung
in vertikaler Richtung betrachtete. Das schöne IVofil längs
des Sees lässt deutlich wahrnehmen, wie die Schichten nicht
nur abgerissen und gehoben, sondern auch eine weite Strecke
über das Vorliegende fortgeschoben wurden, wobei die Schich-
ten des letzteren an den Berührungsstellen umgelegt wur-
den, wie nur ein gewaltiger seitliclicr Druck es hervorzu-
bringen vermag! Der Bruch griff bis in die Jura-Schichten
hinab, worüber die bei Bawen gefundenen Aptychus, Bele_
mniten und Annnonites biplex keinen Zweifel lassen.
Aehnliche Verhältnisse zeigen sich am Pilatus, wo man
557
in einem Quer-Durchschnitte viermal den Nummuliten-Kalk
von der unteren Kreide bedeckt sieht (Taf.XXI.Fig.4). Es ist
die Erscheinung, welche sich beim Bruche der Eisdecke durch
den andrängenden Strom erzeugt. Die Schollen der gebor-
stenen Decke stauen sich durch den Seitendruck und schie-
ben sich über einander.
Jedes Profil, veelches man in diesem Theile der Alpen
senkrecht auf die allgemeine Streichungslinie konstruirt, zeigt
diese Verhältnisse in den mannigfaltigsten Formen, und mit
einer grossartigen Ueberschiebung grenzt der Nordrand der
Alpen-Kette an die Tertiär-Gebilde. Die Ueberlagerung der
Molasse durch die älteren Formationen ist so konstant, dass
es nur der bestimmten Sprache der Paläontologie gelang, die
Ansicht einer natürlichen Folge der Gesteine zu widerlegen !
Die dritte Hebungsweise , welche in dem Gebiete der
Alpen zwar nur lokale, aber vielfach wiederholte Störungen
hervorbrachte, möchte ich die Rauchwacken-Hebung
nennen, da die Erscheinung der Rauch wacke in organischer
Verbindung mit dieser Hebung steht.
Die Ausbrüche der Central-Massen und die mannigfal-
tigen vulkanischen Hebungen am Rande der Alpen weisen
auf einen Heerd hebender Ursachen, welcher das Gebiet des
ganzen Gebirges umfasst. Neben diesen grossartigen Mani-
festationen treffen war auf einzelne sekundäre Aeusserungen,
welche in ihrer Wirkung nicht unbedeutend für die Confi-
guration des Landes sind.
Die feste Kruste spaltete an vielen Stellen: hier erfolg-
ten lokale Einsenkungen , dort Hebungen, und wo der Zu-
sammenhang gelöst war, da entströmten Gase dem Erd-
Innern. Diese Durchbrüche erfolgten an den Stellen des
geringsten Widerstandes, und so verfolgen dieselben gewisse
Linien , die in einer bestimmten Beziehung zu den Haupt-
Hebungen stehen. Sie erzeugten Failles ähnlich den Ver-
schiebungen durch Central-Hebung. Aber bei diesen letz-
teren wurden die Schichten durch die Wirkung des seitlichen
Druckes abgebrochen, die abgebrochenen Theile gehoben und
38*
558
über das Vorliegende hinweggeschoben , dadurch ward die
durch den Bruch gebildete Oeftnung wieder verschlossen.
Nicht so bei den Failles der Rauchwacken - Hobung. Hier
erzeugten sich einfache Spalten: die Risse blieben offen und
gestatteten den Gas-Entwickelungen aus dem Innern einen
Durchgang. (Taf. XXI. Fig. 5).
Diese Hebungs-Spalten sind äusserlich bezeichnet durch
das Auftreten der Rauchwacke und treten auf jeder gutge-
zeichneten njeognostischen Karte deutlich hervor. Sie las-
sen sich leicht verfolgen auf der schönen Karte von Studer,
welche der „Geologie der westlichen Schweizeralpcn" beige-
geben ist, und ich wähle aus diesem Gebiete ein Beispiel
zur Verdeutlichung derartiger Hebungen.
Die ausgedehnte und hohe Stockhorn-Kotte ist so weit
entlegen von den Cenfral-Massen und auch in ihrer Rieh-
tung so wenig damit übereinstimmend, dass man schon bei
Betrachtung der geograpiüschen Lage nicht Avenig erstaunt
über diese hohe vorgeschobene Mauer. Noch auffallender
wird ihr Auftreten, wenn man sie geognostisch näher unter-
sucht. Es war mir von hohem Interesse, in dieser Kette
sämmtliche Jura-Bildungen vom Lias bis zum Kimmeridge-
Thon nachzuweisen.
Bedenkt man nun, dass diese Formationen als die älte-
sten Bildungen betrachtet werden müssen, welche in unseren
Alpen vorkommen ; erwägt man ferner den Umstand, dass
in der ganzen Stockhorn-Kette die Jura-Bildungen nur von
der untersten Kreide bedeckt sind, und die in den übrigen
Alpen 80 mächtig entwickelten oberen Kreide- und unteren
Tertiär - Formationen im Innern unserer Kette ganz fehlen,
dagegen zwischen der Stockhorn-Kette und den Central-
Massen wieder mit Mächtigkeit auftreten; betrachtet man
endlich das plötzliche, spurlose Verschwinden der ganzen
Kette östlich von Thun, so kommt mau zu dem natürlichen
Schlüsse, dass diese jurassische Kette, welche vom Genfer-
bis zum Thuner-See, durch den Moh'zon, die Greyerzer-
Alpen und den Stockhorn sich erstreckt, nicht dem AI-
559
pen-Gebirge angehöre, sondern gleich dem eigentlichen
Jura schon in der Epoche der mittleren Kreide-Bildungen
gehoben war, so dass später die Flysch-ßildungen des Gur-
nigels und des Simmenthals nördlich und südhch sich daran
legten, wie die Molasse an den Jura.
Uebereinstimmend mit dieser Betrachtung ist die von
den übrigen alpinischen Niveau-Veränderungen abweichende
Hebungsweise der Stockhorn-Kette. Vergeblich sucht man
nach Gneus oder anderen Central -Massen: sie finden sich
hier so wenig als im Jura, und die Ursache der Hebung
muss in der Kette selbst gesucht werden.
Es konnte Herrn Stüdek nicht entgehen, dass die
Eauchwacken- Entwicklung bestimmte Linien verfolgt, aber
die wahre Bedeutung der Rauchwacken-Linien konnte dess-
halb nicht erkannt werden, weil die paläontologische Entzif-
ferung der Schichten damals noch nicht vorhanden war.
Studer kannte in der Stockhorn-Kette nur den Lias von
Blumenstein \x\\(S. eine als Stockhorn-Kalk bezeichnete der
jurassischen Periode zugetheilte Formation. — Heute haben
wir alle Glieder vom unteren Lias mit Spirifer bis zum
Neocomien Schicht für Schicht nachgewiesen, und da zeigt
es sich, wie jedesmal, wo die Kauchwacke auftritt,
die ganze Reihe der Formationen von Neuem
beginnt. (Taf. XXL Fig. G).
Die Rauchwacken-Linien sind die vertikalen Spalten,
in welche die Schichten zerbarsten , es sind die Erhebungs-
spalten, nach welchen das Gebirge seine Form erhielt. Diese
Spalten gestatteten den Dämpfen einen Durchbruch und die
dolomitische Rauchwacke und ihr treuer Begleiter, der Gyps,
sind die sprechenden Zeugen der alten Fumarolen. Doch,
ich sage „der alten Fumarolen"; dass noch heute auf diesen
Linien Schwefelwasserstoff und heisse Dämpfe sich entbin-
den , wird durch die Quellen der Gurnigel - , Schwefelberg-
und Wyssenburg-Bäder bewiesen.
Es ist hier nicht der Ort über die Natur dieser Dämpfe
und ihrer Wirkungsweise sich auszusprechen. Ich hoffe
. 560
aber in Kurzem im Staude zu sein , Ihnen darüber weitere
Beobachtungen mittheilen zu können. —
In Bezug auf das Aher der alpinischen Hebungen las-
sen sich je nach den Beurtheilungsmitteln verschiedene und
sogar widersprechende Ansichten aufstellen. Sowie man die
Schweizeralpen betritt, verschwinden mit dem ersten Kalk-
stein Molasse und Nagelüuh, und noch nirgends hat man im
Innern der Schweizeralpen eine Spur dieser Formationen auf-
gefunden. Es lässt sich daraus der Schluss ziehen, dass zur
Zeit der mittleren Tertiär-Formation die Schweizeralpen be-
reits ihrer ganzen Ausdehnung nach gehoben waren. Dass
aber seither noch bedeutende Dislokationen stattfiinden, geht
aus dem höchst auffallenden Verhalten der NagelÜuh und Mo-
lasse an der Grenze der Alpen hervor. Die EscHEK'sche
Beobachtung ist durch jeden Forscher bestätigt worden, dass
überall die Alpen-Formationen auf den mittleren Tertiär-
Bildungen ruhen. Die ersteren sind aber verschieden in
verschiedenen Gegenden: Wir treffen unmittelbar auf der
Nagelfluh bald Flysch (an den Gurnigel-Bergen), bald Xum-
mulitenkalk (am Rigi und bei Einsiedehi) , bald Neocomien
(im Gebirge zwischen Thuner- und Vierwaldstättersee und
am Sentis) und aus allen sorgfältig untersuchten Profilen er-
giebt es sich, dass diese üeberlagerung nicht die Folge einer
Umstürzung der Schichten, sondern durch eine Ueberschie-
bung bedingt ist; die älteren Formationen wurden in einer
vertikalen Spalte abgebrochen, gehoben und über das jüngste
hinweggeschoben, wobei der Bruch ungleich tief griff, so
dass bald jüngere, bald ältere Formationen hervortraten.
Diese neueste Bruchspalte muss in ihrer Lage wenig
verschieden gewesen sein von der ursprünglichen Grenze
zwischen den alpinischen Formationen und den neueren
Tertiär-Bildungen; denn hätte sie weiter nach dem Innern
der Alpen stattgefunden , so läge noch da und dort an der
Grenze der Mulasse eine Felspartie, welche die natürlichen
Ufer-Verhältnisse darböte. Wäre dagegen die neue Bruch-
spalte in die Molasse vorgeschoben, so müsste nothwendiger
561
Weise ein Theil der Molasse mit abgerissen und gehoben
sein, Avas, wie sciion erwähnt, nirgends beobachtet wird. So
fuhren einfliche Betrachtungen zu einem Kesultate, welches
das ganze Geheimniss der scheinbar verwickelten Hebungs-
Verhältnisse enthält: dass nämlich die Alpen in ver-
schiedenen Epochen gehoben wurden, aber diese
Hebungen auf den nämlichen Linien stattfanden.
Noch ist die Special- Untersuchung der Alpen zu wenig
vorgeschritten, um sämmtliche Hebungs- Epochen und ihre
Erstreckung mit Sicherheit anzugeben , dessen ungeachtet
kann man als Versuch einer Classifikation folgendes Schema
betrachten :
I. Eine unbedeutende Schichten- Veränderung wird an der
Stockhorn-Kette zwischen Jura und Kreide beobachtet,
indem die Schichten der letzteren Formation stets um 10
bis 20° in ihrer Neigung von dem unterliegenden Jura
abweichen.
U. Die ganze Stockhorn-Kette muss innerhalb der Neoco-
mien - Formation gehoben worden sein, indem von der
letzteren nur die untersten Schichten mit den Crioceras
etc. von Castellane vorkommen und selbst die durch
Holaster complanatus charakterisirten Schichten fehlen.
Ebenso muss in der Gebirgsmasse, welche nördlich vom
Titlis durch Melchthal, Isenthal, Rofaien und Diepen
und wahrscheinlich durch die Glarner - Alpen sich er-
streckt, eine bedeutende Veränderung zwischen den Jura-
und Kreide-Perioden angenommen werden.
Der Ivudistenkalk , Grünsand und die obere Kreide
erscheinen stets in gleichförmiger Lagerung, wo diese
sämmtlichen Glieder der Kreide auftreten, ebenso die
Nummuliten-Formation.
HL Zwischen den Numrauliten- Lagern und dem Flysch
fixnden unbedeutende Dislokationen statt : so am Pilatus,
zwischen Vierwaldstättersee und Glarus etc.
IV. Zwischen Flysch und Molasse muss eine allgemeine
Hebung der ganzen Kette angenommen werden.
562
V. Erst nach der Molasse ereigneten sich die letzten und
keineswegs unbedeutendsten Dislokationen.
Ein Aveites Feld ist nun der geognostischen Beobachtung
geöffnet in der genauen Feststellung der Gegenden, in denen
die angeführten Hebungen gewirkt haben, und in der Frage
nach den gegenseitigen Beziehungen dieser Hebungen in
ihrer Richtung und Verbreitung. Zur Unterstützung dieser
Arbeit bedarf es einer genauen palilontologischen Kcnntniss
aller Schichten, wozu bereits ein bedeutendes Material ge-
sammelt ist, das auf gründliche Bearbeitung wartet.
563
9. lieber thüringische GraploÜthen.
Von Herrn Reinhard Richter in Saalfehl.
(Aus einer brieflichen Mittheilung vom 14. December ISöl.)
In Bezug auf die AUersbestimmung der silurischen
Schichten des Thüringer Waldes glaube ich wieder einen
Schritt vorwärts gekommen zu sein , indem ich wenigstens
einen Theil der von Barrande beschriebenen böhmischen
Graptolithen in den hiesigen Alaunschiefern aufgefunden habe.
Bis jetzt habe ich folgende Arten erkannt: Gladiolites Gei-
nitzianus Barr., Diprion palmeus und ovatus Barr, (letz-
tere Species ist vielleicht nur ein unausgewachsener Diprion
palmeus oder auch Graptolithes folium His.), Monoprion prio-
don Bronn, Becki (meist so schwer von den Abdrücken des
M. priodon zu unterscheiden, dass er vielleicht nur einen
solchen mit breitgedrückten Zellenspitzen darstellt), colonus,
nuntius, Nilssoni, Halli, bohemicus, testis, chimaera, proteus,
turriculivtus Barr., Rastrites gemmatus, Linnaei, peregrinus,
Barr. Hiernach müssen die hiesigen Schichten der Basis von
Barrande's Etage E. der böhmischen Grauwacke parallel sein.
Ausser den genannten Arten enthalten die hiesigen Alaun-
schiefer noch einen grossen Reichthum anderer , die ich in
der mir zugänglichen Litteratur nicht auffinden kann. Einst-
weilen glaube ich noch 3 Gladiolites, 3 Diprion, 1 Birastri-
tes (die alternirenden cylindrischen Zellen stehen so entfernt
von einander, dass sie sich nicht berühren), 9 Monoprion
und 8 Rastrites unterscheiden zu dürfen, wozu aus den Ne-
reitenschichten eine zweiarmige Form und Lophoctenium
comosum kommen. Ausserdem liegen mir, abgesehen von
gewissen undeutlichen, aber immer unter gleicher Gestalt
wiederkehrenden Formen, noch gegen 20 Formen vor, die
ich aus Mansrcl an hinreichend vollkommenen oder zahlreichen
Exemplaren noch nicht charakterisiren kann.
Bei der näheren Untersuchung dieser Graptolithen, die
5(i4
theils als verkieste Steinkerne, theils als Abdrücke oder viel-
mehr so vorkommen, dass beim Spalten der Schiefer der
von einem silberweissen und glänzenden, manchmal als Fa-
serquarz sich erweisenden Mineral erfüllte Graptolith nach
seiner jVIedianebene zerrissen wird und eigentlich nur seine
Innenseite zeigt, bis durch längere Einwirkung der Atmo-
sphärilien das Ausfüllungsmaterial zerstört und ein ächter
Abdruck hergestellt wird, ergiebt sich, dass die Schale, die
nach einigen auf verkiesten Exemplaren erhaltenen Fragmen-
ten äusserst dünn gewesen ist, bald rhombisch -netzförmig
gestreift, bald von convexen Querrunzeln bedeckt gewesen
zu sein scheint , wie an den nachstehenden Figuren 2 bis 5
zu sehen. Fig, 1 bis 3 stellen verschiedene Formen eines
1.
4.
Organs dar, welches sich nicht selten am spitzen Ende gut
erhaltener Exemplare findet. Es ist augenscheinlich eine Ver-
längerung der Axe, die hier manchmal eine den Abständen
der Zellen entsprechende Gliederung zeigt und von dem an
den Gliederungsstellen etwas eingeschnürten Axenkanal um-
geben ist. In der Regel behält dieser Theil die Gesammt-
richtung der Axe bei, manchmal jedoch ist er auch aufwärts
und bei einer Species (Diprion folioliim) durchgängig noch-
mals abwärts geknickt. Während bei Gladiulitcs und Di-
prion dieses Organ immer pfriemenföraiig ist, erscheint es
bei einigen Rastriten in Gestalt eines spindelförmigen Kör-
pers, aus dessen stärkstem Theile der Axenkanal des Rastri-
ten hervorwächst. Allem Anschein nach ist dieses Organ
nichts anderes als ein Haftorgan (Fuss). Unter dieser Vor-
aussetzung niüsstc die von Bakrandi; und nach ihm von
565
SuESS angenommene aufrechte Stellung der Graptolithen,
wonach das dünnere Ende das jüngere und obere ist, umge-
kehrt werden, wie es auch schon die Analogie mit der Fort-
bildung oder wiederholten Bildung von stützenden oder um-
hüllenden Organen bei den niedern Thieren bis zu den
Weichthieren herauf zu fordern scheint. — Die Richtung
der Axe scheint bei Monoprion vielfach von äusseren Um-
ständen abhängig gewesen zu sein und nur bei Monoprion
turriculatus Barr, ist sie constant. Die meisten ßastriten
sind umgekehrt-hakenförmig, einige wenige spiral gekrümmt.
Auffallend war es mir, einen Rastriten, dessen sehr lange
Zellen in der Regel auf der concaven Seite seiner Krümmung
stehen , in umgekehrter Weise wie einen jungen Farnwedel
eingerollt zu finden, so dass die nun convergirenden Zellen
sich kreuzen mussten. Deutet dieses Verhalten vielleicht auf
eine gewisse Beweglichkeit des ganzen Polypenstocks , wie
sie auch bei Pennatula vorhanden ist? In diesem Falle
dürfte freilich auch die Schale keine oder nur geringe Starr-
heit besessen haben. — Aufgerissene Zellen zeigen nicht sel-
ten auf der Innenwand parallele und bis zur Mündung rei-
chende Längsfalten. Die von Suess aufgestellte Vermuthung
in Bezug auf den Zellenbau seiner Petalolithen (Diprion
Barr.) wird durch die verkiesten Dipriodonten nicht bestä-
tigt. Die quergerunzelten Zellen sind cylindrisch oder pris-
matisch, wie Fig. 4, 5 zeigen.
Auch das Vorkommen der Graptolithen bietet manches
Interessante dar. In der Regel finden sie sich in Bezug auf
die Axenrichtung in unversehrtem Zustande und nur aus-
nahmsweise kommen mitten unter den unversehrten solche
Individuen vor, die ein- oder mehrmal zusammengeknickt sind,
wie ein Papierstreifen. Die Art und Weise der Zerknickung,
bei der eine Zerbrechung oder Zerreissung wahrnehmbar ist,
giebt keinen näheren Aufschluss über die bewirkende Ursa-
che und lässt nur auf die grosse Biegsamkeit der Schale
schliessen. Alle Graptolithen liegen auf den Schieferflächen;
in das Gestein eindringende Individuen habe ich noch nicht
566
gefunden. Meistens liegen sie ohne Ordnung durcheinander,
in manchen Fällen jedoch sind sie nach einer bestimmten
liichtung geordnet und hin und wieder liegen zahlreiche
Gruppen von Individuen derselben Art (? gesellig) in glei-
cher Höhe entweder völlig parallel oder nach dem oberen
Ende hin divergirend nebeneinander, als ob die ganze Gruppe
gleichzeitig und ohne Störung ihrer ursprünglichen Ordnung
umgelegt worden wäre. Auf die Menge, in der sie ihre
Standebene und zwar lange Zeit continuirlich bedeckt haben
müssen , lässt der Umstand schliessen , dass oft Schiefer-
schichten , die sich in papierdünne Blättchen spalten lassen,
auf allen Flächen der Blätter so völlig von Graptolithen be-
deckt sind, dass kaum noch die Individuen zu unterscheiden
sind. Es lässt sich daraus auch ein Schluss auf die kurze
Lebensdauer dieser Organismen ziehen. An andern Stellen
sind sie sehr vereinzelt und namentlich verschwinden sie da,
wo die Lager des Alaunschiefers sich auskeilen, fast gänz-
lich, als ob sie nur den tieferen Theil der Gewässer bewohnt
hätten. Auch noch von anderen Bedingungen muss ihre
Existenz abhängig gewesen sein. In den Nereitenschichten
erscheinen neben den so häufigen Nereiten die Graptulithen
nur als Seltenheit, in den kiesreicheren Alaun schiefern herr-
schen die zweizeiligen , in den kiesärmeren die einzeiligen
Formen vor, und aus dem kupferhaltigen Gestein des Schvve-
fellochs bei Schmiedefeld ist mir noch kein Graptolith bekannt.
567
10. Bemerkungen zu einer geognostlsclien Karle
des nördliclien Harzrandes von La/tgelshcim bis
Bkmhenburg.
Von Herrn Beyrich in Berlin.
Hierzu Taf. XV.
Die Beobachtungen, welche der geognostlsclien Darstel-
lung auf der Karte des nördliclien Harzrandes von Langels-
heim bis Blankenhurg zum Grunde liegen, wurden, soweit
sie mir gehören, auf verschiedenen in den Jahren 1849 und
1850 ausgeführten kleineren Reisen angestellt. In der Form,
in welcher die Karte gegenwärtig vorliegt, war sie schon im
Herbst des Jahres 1850 vollendet; ich übergebe sie jetzt der
Oeftentlichkeit mit nur wenigen begleitenden Worten, indem
ich mir sowohl ausführlichere Erläuterungen als auch ver-
gleichende Betrachtungen mit anderen Gegenden, deren Un-
tersuchung mich noch fortwährend beschäftigt, für einen spä-
teren ausführlicheren Aufsatz in dieser Zeitschrift vorbehalte.
Die meiste Sorgfalt wurde auf das Studium und die Dar-
stellung der Profile des Harzrandes verwendet; weniger zu-
sammenhängend sind meine Beobachtungen in den vom Harz-
rande mehr entfernten Gegenden. Den freundlichen Mitthei-
lungen VON Strombeck's allein verdanke ich die Begren-
zungen in dem nördlichen Theil der Karte von Osterwick ge-
gen Deersheim und Hornhurg hin; viele Punkte, welche vor-
zugsweise für die Bestimmung der Altersfolge von den
verschiedenen Gliedern des Kreidegebirges beweisend werden,
haben wir gemeinschaftlich beobachtet. Auch war es mir er-
wünscht, in Geinitz's Gesellschaft noch einmal einen Theil
der untersuchten Gegenden einer kritischen Revision unter-
werfen zu können.
Bei Bestimmung des der Karte zu gebenden Umfangs
waren zwei Rücksichten maassgebend. Es schien mir nöthig,
um ein richtiges Bild von dem eigenthümlichen Charakter
568
dei- Profile des Harzrandes zu geben, gegen Nord die Er-
streckunir der vom Harzrande ab sich ausbreitenden iüno;eren
O I/O
Glieder des Kreidegebirges bis dahin anzugeben, wo die dem
Harz zunächst aufsteigenden Hohensystenie die in den Pro-
filen des Harzrandes beobachtbaren tieferen Glieder wenig-
stens theilweise wieder zu Tage legen. So erscheint im
Westen auf der Karte zwischen iDunenrode und Hah?idor/
das Ende des grossen Höhensystems, über dessen Bau wir
Herrn v. Uivglk so schätzenswerthe Beobachtungen verdan-
ken ; man könnte dasselbe passend das Salzgitterer Höheu-
system nennen. Ferner erscheint das südöstliche Ende von
dem kleinen Höhensystem des Harly- Berges auf der linken
Seite der Ocker zwischen Wo Hin gerade^ Lengede und Wiede-
liih. Gegen Nord tritt der südliche Theil von dem Höhen-
system des Fallstein und des Huy auf die Karte : man kann
es, die genannten beiden Bergzüge darunter begreifend, das
Dardesheimer Höhensystem nennen. Gegen Ost kam es
darauf an , die Karte so weit auszudehnen , dass sie für das
Kreidegebirge einen vollständigen Anschluss an die frühere
Karte der Gegend zwischen Halberstadt , lUankenhiirg und
Quedlinburg bilde; die beiden erstgenannten Orte werden
noch am Kande der Karte sichtbar. Die Karte enthält hier-
nach noch das westliche Ende des Quedlinburger Höhen-
systems von Langenstein über den erhabenen Hoppelberg
hinaus bis zu der alten Strasse von Halbcrstadt nach Blan-
kenhurg. Ausserdem umfasst sie noch vollständig ein beson-
deres kleines Höhensystem, das des Ivegensteins, welches ich
in meinem früheren Aufsatz irrthümlich unter falscher Auf-
fassung der Lagerungsverhältnisse noch zu der Erhebungs-
zone des Harzx-andes rechnete.
Veranlassung zu der vorliegenden Arbeit gab zunächst
der Wunsch , die genaueren Beziehungen festzustellen zwi-
schen den an der Nordseite des Harzes das Kreidegebirge
zusanmiensetzendcn westlichen Ablagerungen und den östli-
chen des subhercynischen Quadersandsteingebirges, dessen
Bau der Gegenstand meines früheren Aufsatzes über die
569
Zusammensetzung und Lagerung der Kreideformatlon in der
Gegend zwischen Halber stadt, Blankenburg und Quedlinburg
gewesen ist. Es kam darauf an , die Folge der gesammten
a,n der Nordseite des Harzes auftretenden Glieder des Krei-
degebirges zu ermitteln, um dadurch weitere Aufschlüsse über
die Stellung der verschiedenen dort östlich vorhandenen und
westlich grossentheils ganz fehlenden Sandsteinbildungen zu
erhalten. Für die Bezeichnung der verschiedenen Ablage-
rungen auf der Karte bediente ich mich theils der früher
von mir gewählten, theils anderer in der vorhandenen Litte-
ratur über diese Gesfenden angenommener und 2:ekannter
Benennungen. Ueber ihre Stellung zu einander und zu den
grösseren allgemein in der Periode des Kreidegebirges an-
zunehmenden Zeitabschnitten bin ich zu folgenden Ansichten
gelangt.
A. Aelteres Kroidegebirge.
J. N eocom-Formation. Dahin gehören:
\. Die Hilsbildungen (No. 13. der Karte), am
Harzrande nur zu beiden Seiten des Ockerthaies bei Ocker
und des Radauthales bei Neustadt vorhanden. Das Tiefste
sind die Bänke von hartem Hilskalkstein (nicht glücklich
Hilsconglomerat benannt), welche unmittelbar den Portland-
kalk bei Ocker bedecken. Darüber liegen, als ein jüngeres
System von Ablagerungen, lockere, zum Theil intensiv glau-
konitiseh- grüne Sande, Thone, Thonsande und Mergel, mit
unregelmässigen festen Gesteinsausscheidungen und reich an
Eisen; es sind dieselben Ablagerungen, deren Eisenreich-
thum im Salzgitterer Höhensysteme technisch Avichtig wird.
Hilsthone sind am Harzrande nicht vorhanden. Darüber liegt
2. Der Hilssandstein (unterer Quadersandstein
No. 12. der Karte). Am Harzrande bis Neustadt, wo die
Hilsbildungen fehlen, das tiefste Glied des Kreidegebirges.
Es ist derselbe Sandstein, mit welchem die Reihenfolge der
Bildungen des Kreidegebirges zwischen Halberstadt , Bla/i-
kenburg und Quedlinburg beginnt. Ferdinand Roemer's Un-
570
tersuchungen im Teutoburger Wald und seine Bestimmung
von Petrefakten , welche hoch über diesem Sandstein bei
Lcmgelsheim liegend auf keinen Fall jünger als die Cenoman-
Formation sein können, lassen nicht mehr zweifeln, dass der
untere Quadersandstein nördhch des Harzes kein Cenoman-,
sondern Neocom-Quader ist.
II. Gault-Formation. Auf der Karte sind unter
einer Farbe (No. 11) unter der Benennung Flammenmergel
oder Unterer Pläner alle Ablagerungen zusammengefasst,
welche zwischen dem Hilssandstein und dem Plänerkalk-
stein auftreten. Sie gehören theils der Gault- theils der Ce-
noman-Formation an. Ihr sorgfältiges vergleichendes Studium
ist gegenwärtig die wichtigste im nordwestlichen Deutsch-
land für die Kenntniss des Kreidegebirges noch weiter zu
bearbeitende Aufgabe. Es scheint mir, dass dem Gault zu-
gehörige Theile jener Ablagerung nur westlich am Harz-
rande von Goslar gegen Langeisheim werden unterscheid-
bar sein. Die Benennung Flammenmergel für die gesamm-
ten unter No. 1 1 begriffenen Ablagerungen ist unzweck-
mässig und zu verlassen; das speciell darunter verstan-
dene Gestein bildet nur einen kleinen Theil derselben und
tritt anderwärts unter ganz anderen Verhältnissen auch in
anderen Niveau's des Kreidegebirges auf. Auch ist noch
zu bestimmen, ob dieser oder der folgenden Formation vor-
zugsweise die eigentlichen Flammenmergel angehören. Die-
selben fehlen ganz östlich am Harzrande, und im subhercy-
nischen Quadergebirge.
II. Jüngeres Mreidegebirge.
III. Cenoman- Formation. So wenig die englische
wie die deutsche Litteratur hatte bisher für die grösseren
und allgemein festzuhaltenden paläontologischen Stufen des
oberen Kreidegebirges Namen geschaffen, welche unabhän-
gig von wechselnden Gesteinscharakteren bei ihrer weiteren
Anwendung nicht zu schiefen, aber doch sehr schwerfälligen
Benennungen geführt hätten. Ich stehe nicht an, die von
571
d'ORBiGNY vorgeschlagenen bequemen Namen Cenoman,
Turon und Senon anzunehmen, und glaube, dass mir Andere,
überzeugt von der Zweckmässigkeit, ja Nothwendigkeit einer
solchen Methode, folgen werden.
Die Cenoman-Formation , überaus mäclitio; und ausge-
dehnt im östlichen Deutschland, sjDielt am nördhchen Harz-
rande, nachdem der Hilssandstein als nicht zu ihr gehörig
eine andere Stellung erhielt, nur eine sehr untergeordnete
Eolle. Ausser einem Theil der vorhin bezeichneten Zwi-
schenbildungen zwischen Hilssandstein und Plänerkalkstein,
gehören zu ihr mit Bestimmtheit die wenig mächtigen glau-
konitischen Mergel, welche östlich zwischen Haiherstadt,
BlanJcenlurg und Quedlinburg, ohne vom Flammenmero-else-
stein begleitet zu werden, die Unterlage des Plänerkalksteins
bilden. Auf die ausgezeichneten organischen Formen, welche
bei der Steinholzmühle diesen Ablagerungen zukommen,
hat Geinitz zuerst die Aufmerksamkeit gelenkt und sehr
richtig dieselben als Aequivalente der cenomanen Turtiabil-
dungen in Anspruch genommen. Einer kritischen und sorg-
fältigen Untersuchung bedarf noch die Frage, ob die tiefsten
ammonitenreichen ( insbesondere auch Ammonites varians
noch in Menge einschliessenden) Schichten des Plänerkalk-
steins, welche eben so bei Langelsheim wie an einigen Punk-
ten in der Gegend von Quedlinburg entwickelt sind, von der
darüber liegenden Hauptmasse des Plänerkalksteins zu tren-
nen und der Cenoman-Formation zuzurechnen sind.
IV. Die Turon-Formation. Bei den vielen wun-
derlichen und unverständigen Urtheilen d'Orbigny's über die
Stellung deutscher Kreideversteinerungen ist es dem Pläner-
kalkstein wohl am allerschluumsten ergangen. Nur ihn kann
man, wie Ewald lange gezeigt hat, im nördlichen Deutsch-
land als Aequivalent der alpinen und südfranzösischen Hip-
puriten- Formation betrachten, von welcher d'OrbiGiNY bei
Unterscheidung seiner Turon-Form.ation ausgeht. Abgesehen
von der vorhin angedeuteten möglichen Trennung der unter-
sten Schichten, zeigt eich der Plänerkalkstein nördlich des
Zelts, a. d.gco!. Ges. III. 4. 39
572
Harzes überall im Grossen als eine einheitliche ungegliederte
Ablagerung, in welcher nur untergeordnete Gestcinsmodifi-
kationen vorkommen.
V. Die Senon-Formation. Sie ist nördlich des
Harzes die am mannichfaltio;sten zusammeno-esctzte Forma-
tion des oberen Kreidegebirges, und muss hier in zahlreiche
Abtheilungen zerfällt werden, welche jedoch, wie es scheint,
nur eine sehr lokal gegliederte Entwickelung darstellen. P^s
folgen sich hier von unten nach oben
1. das System der oberen Quaderbildungen, wie
ich früher die hierher gehörigen Ablagerungen nannte. Sie
bestehen aus einer unteren und einer oberen Mergelablage-
rung mit nahe gleichen organischen Einschlüssen , welche
zwischen sich den oberen Quadersandstein einschlicssen.
Jene unteren Mergel sind die des Salzberges bei Quedlm-
burg die oberen die um Müncheiihof. welchen die Ablage-
rungen des Plattenberges bei Blankenbnrg parallel stehen.
Der Sandstein des Kegensteins ist oberer Quadersandstein;
er wird von letzteren Mergeln bedeckt und nicht in Folge
einer Ueberstürzung unterteuft, wie ich früher annehmen zu
müssen glaubte.
2. Das System der Kreidem ergel (No. 5 der Karte),
welchem die festen und sandigen, hier und da conglomera-
tischen Gesteinsbänke des Sudmerberges, der Sudmerstein
No. G auf der Karte , nur als eine an den Harzrand gebun-
dene untergeordnete und innig mit ihm verbundene Einlage-
rung zuzurechnen sind. Die Auflagerung des Systems der
Krcidemcrgel auf das System der oberen Quaderblldungen
ist in der Gegend von Heimhurg evident, und es stellt sich
demnach heraus, dass, was A. Roemku am Harz untere
Kreide nannte, jünger ist als seine vermeintliche obere
Kreide. Obwohl das System der Kreidemergcl östlich von
Hehnhuig verschwindet uud ebenso das der oberen Quader-
bildungen gegen West, so ersetzen sie docli einander nicht,
sondern legen sich in angegebener Weise auf einander.
3. Das System der Uebcrquaderbildungen meines
573
früheren Autsatzes. Eine ihm angehörende Ablagerung glaube
ich nordwestlich von Heimhurg noch beobachtet zu haben,
aufgelagert dem System der Kreidemergel. Weiter westlich
fehlt dieses System ebenso vollständig, wie das der oberen
Quader bildungen.
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QQ ♦
39
I. Namenregister.
Von den hinter den Titeln stehenden Buchstahen bedeutet A. Aufsatz,
B. briefliche Mittheilung und P. Protokoll.
Seile.
Abicii, Geologie des Caucasus. P 210
Berger und Schaurotii , Fischreste im Keupersandstein von Ko-
biirg. P 379
Besseh, Chirotherienfährten bei Calihi. B 239
Beiist, Gr. v., über spanische Mineralvorkommnisse und Borgwe-
sen. P 9
Beyricii, über Sandberger's Anordnung der paläozoischen Cephalo-
poden. P 115
— über Eichter's Phycodes. P 116
— über Overweg's geognostische Sammlung von Trijwlis, P. . . 117
— neues Vorkommen des ^Magdeburger Sandes. P 216
— Geognosie der Gegend südlich von Reinerz-. P 376
— Bemerkungen zu einer geognostischcn Karte des nördlichen
Harzrandes von Langvlsheim bis Blauhenhurri. A 567
Bibliothek der Gesellschaft, Verwaltungsrcglcment 124
BoLL, geognostische Skizze von Mcklciiburg als Erläuterung zu der
geognostischcn Uebersichtslcartc von Deutschland. A 436
Bromeis, Osteolith im Dolcrit der Wetterau und pyrochlorähnliches
Mineral vom Kayscrstuhl. P 360
Brunner, Hebungsverhältnisse der Schweizer Alpen. B 554
Buch, L. v., Arich's Versteinerungen von Dhaf/eslan. A 15
V. Carnai.l, geognostische Karte des Kreises Hagen. P 6
•^ dieselbe von einem Thcil der anatolischcn Küste. P 8
— Probeblatt der Chalcotypie. P 115
— Bohrloch bei Slassfnrlli. P 217. 220
— Verbreitung des Goldes in Kalifornien. P 376
— Siihärosiderit im wcstphälischen Steinkohlengcbirge. P. . . . 3S3
— und Jacod, Kohlenlager an der Ruhr. P 116
CnEDNEii, Lettenkohlc in Thüringen. P 362
— Gliederung des Muschelkalkes in Thüringen. P 365
575
Seite.
CfiEDNER, früherer Lauf der Gewässer auf der Nordseite des Thü-
ringer Waldes. P 380
EeRENiiERG, Über den Aralsee und die Kreide an demselben. P. . 2
EjiJiRicu, Bau der nördlichen Kalkalpen. P 383
— Berichtigung gegen Schakhäütl über den Hasselberg. B. . . 384
Erman und Hi:iiTEr, , Bericht über eine Nachgrabung in der Bau-
mannshöhle. A 3"20
Ewald, Verbreitung des Bathoolifhs. P 6
— Rudistcn in Istrien und den Belluneser Alpen. P 10
Geimtz, Eintheilung der Graptolithen, B 388
Göi'PERT, Thoneisensteinflöz in den westphälischen Steinkohlen und
Süsswassermuscheln darin. P 3
— Bernstein in Schlesien. B 135
— Flora des Uebergangsgebirges. A 185
— über Stigmaria ficoides. A 278
V. Griinewaldt, Versteinei-ungen des schlesischen Zechsteingebir-
ges. A 241
V. Hauer, Arbeiten der k. k. geologischen Reichsanstalt in Wien. B. 236
Jasche, Lagerstätte der Odontopteris Stiehlerana und Lycopodites
Stiehleranus. B 233
Karsten, Geognosie von Venezuela. P 6
Koch, Kupfer- und Eisenerze am Lake superior. P 355
V. Kre^ski, Schichtenbau zwischen Kaltowitz und Zale7ize. B, . . 387
Mevn, über Cotta's Verzeichniss geognostischer Karten. B. . . . 137
— neues anstehendes Gesteinsvorkommen in Holstein. P, . . . 363
— neue Beobachtungspunkte mitteltcrtiärer Schichten in Lauen-
burg und Holstein. A 411
Oellacuer, Liebenerit aus Tyrol. B 222
Oschatz, Methode mikroskopischer Beobachtungen. P 382
Oswald, Ptychodus latissimus im Pläner bei Teplilz. A 531
OvEUW'EG, geognostische Bemerkungen auf einer Reise von Philippe-
ville über Tunis nach Tripolis und Muriuk in Fezzan. B. . . 93
Plettn^r, Braunkohlenformation in der Mark. P 217
Ramann, neue Vorkommnisse von Mineralien in Thüringen. P. . 364
Rammelsberg, über E. de Beaumont's Aufsatz über die vulkanischen
und metallischen Ausströmungen. P 10
— chemisches Verhalten des Meteoreisens von SchiceU und Slan-
nern. P 2lt). 33l
ReUss , erloschener Vulkan in Böhmen ; Lebias Meyeri in böhmi-
scher Braunkohle; Bernstein in der Pechkohle des Pläners B. 13
— Eoraminiferen und Entomostraceen im Septarienthon bei Ber-
lin. A 49
— zur Paläontologie der Tertiärschichten Oberschlesiens. A. . . 149
Richter , Erläuterungen zur geognostischen Uebersichtskarte des
ostthüringischen Grauwackengebietes. A 536
— über thüringische Graptolithen. B 563
— uud Gutta, über thüriugiBche Grauwackc. P 375
576
Seite.
RoEMEH, F., Reise nach London und Paris. B 233
— AVerk über Texas. P 336
— und Bevrich, tertiärer Thon bei Osnabrück, P 211
KoEMEn, H., Geognostische Karte von Hildesheim und Eimbeck. P. . 7
— Erläuterungen zur geognostischen Karte der Gegend zwischen
lüldesheim und Nordheim. A 478
EosE, G., über den Serpentin. P lüS
— Meteoreisen von Schtcetz und Gillersloh. P 214
— Gymnit aus dem Fleimserthal. P 21()
— und R.vjiMELSBERG, übcr Turmaline. P 9
Rose H., über Bergemann's Donarium. P 123
Roth, über Verhältnisse von Prcdcr^ho im Eleimser Thal. P. 109. A. 140
V. ScHAüROTii, KalktufF in Thüringen. B 135
— Vorkommen von Semionotus Bergcri im Keuper bei Coburg. A. 405
ScHLAGiNTWEiT, A., gcologische Beobachtungen in den Al])en. P. . 117
ScHLAGiNTWEiT, H., Über Bewegung und Oscillationen der Gletscher. P. 110
ScnMiDT, chemisch-mineralogische Untersuchungen. P 371
Spengleii, Eisensteinlagerslättcn bei Schifilz-. B 384
Y. Strombeck, Ptcrineen im Muschelkalk sind Gervillien. B. . . 133
— Hebung der Hügelketten zwischen dem nördlichen Harzrande
und der norddeutschen Ebene. P 361
Tam.nau, Hornblende und Augitkrystalle im böhmischen Süsswasser-
kalk. P 211
Walcuner, Galmey bei Wiesloch. P 358
— letzte Hebung des ScJiwarzwaldes. P 374
Weber , zur nähern Kenntniss der fossilen Pflanzen der Zechstein-
formation. A 315
— Tertiärflora der niederrheinischen Braunkohlenformation. A. . 391
"Webskv, Erzlagerstätten bei Knpferberrj und Edelsteine auf der
Isarwiese. B 12
Wessel, Juragebilde in Pommern. P 372
ZeiuienmiR, Geognosie von Pössncch und Verbreitung der leitenden
Zechsteinpctrefaktcn. A 303
— neues Eisensteinvorkommen von Schleii. P 383
Zi.NKEiSEN und CoTTA, Thicrf'ährtcn bei Cuhlu und Fricdrichsrode. P. 363
Zinken, Braunkohlcnformation im Magdcburg-Halberstädtscheu ; por-
phyrartige Ganguiasse bei Neudorf. B 231
II. s
register.
Se-tr
Acanthocladia . . . .
. 366
— anceps
. 267
Akouscha
. 15
Alecto divaricata . . .
. 174
Allomorphit
. 530
Alpen, Geognosie . . .
. HS
— Hebung
. 55i
Alveolites producti . .
. 268
Ammonites Calypso . .
. 24
— clypeifurmis . . . .
. 17
— Dcshayesi . . . .
. 21
— Duvalanus . . . .
. 24
— fissicostatus . .
. 23
— Grasanus . . . .
. 237
— Hugardanus
. 37
— infundibulum .
. 25
— Martini ....
. 23
— Mayoranus . . .
. 16
— Milletanus . . •
21. 23
— rhotomagensis . .
. 25
— strangulatus
41. 42
Amphistegina Hauein .
. . 160
— mamillata . - .
. . 161
— rugosa ....
. 161
Anomalina austriaca .
. . 158
— badenensis .
. . 158
Anomia lacvigata .
. . 30
Apatit
. . ,^6l
Ai-alsce
. . 2
Area Kingana . .
. . 313
Seite.
Area tumida 313
Arsenikkies 12
Astarte forniosa 37
— Vallisnerana .... 260
Asterigerina planorbis . . 160
Astraea angulosa .... 42
Aucella caucasica .... 31
Automolit 12
Avicula kazanensis . . . . 314
— speluncaria . . . 261. 314
Basalt 97
Batboolith 6
Baumannshühle 320
Belemnites subfusiformis . . 37
Bernstein im Planer ... 13
— in Scblcsien .... 135
Biccllaria elliptica .... 165
— granulifera 165
Biloculina turgida .... 85
Bolivina Beyrichi .... 83
Brauneisenstein 5
Braunkohlcnformation in
Böhmen 13
— im Magdeburgschen , ' . 231
— in der Mark Brandenburg 217
— uiederrhcinische . . . 391
Buccinum mutabile . . . 103
— pusio 103
Bulimina aculeata .... 158
578
Bunter Sandstein im Hildes-
heimschen .
Butotrephis . .
Canis spelaeus .
Cardita Murcliisoni . '27}9.
Cardium edule
— tuberculatum
Cassidulina oblonga
Cellaria marginata
— Michelini
Cellepora angulosa
— Barrandei •
— cryptostoma
— Dunkeri .
— Endliclieri .
— formosa .
— globnlaris
— gastropora .
— incisa .
— megalota .
— Poppclacki .
— scripta
— serrulata . .
— tenella . .
Cephalopodeii, Eintlieiluug
Cerithium vulgatura
Chaetetes pj'gmaciis
Cliilostomclla cylindroides
Chirotherien bei Cahla 239
Cladograpsus , .
Clavulina communis . . 78
Culumbclla rustica .
Conus mediterraneus
Corbula Scbkitlieimi
Coscinium dubium .
Cricopora pulcbclla
Crisia Edwardsi
— Ilaucri
CristcUaria auriformis
— galeata . .
— inops ....
— Juf;lcri . . .
Cyathocrinus ramosus '205
Cypridina echinata
Cyprina rostrata
> i':te.
4S3
llü
325
313
103
103
160
1(>3
11.4
166
169
168
169
169
170
166
169
168
170
168
169
168
167
115
103
176
81)
363
389
160
lOi
104
255
314
171
170
170
153
66
153
89
314
9Ü
34
boile.
Cythere asperrima .... 178
— cicatricosa 177
— cinctella ...... 178
— bastata 178
— Haueri 177
— Kostelensis 178
— Mülleri 176
— punctata 177
— tumida 179
— verrucosa 178
Cytberina I3cyriclii .... 89
Defrancia dimidiata . . . 175
— Goldfussi 175
— prolifera 175
Dentalina acuticauda ... 62
— bifurcata 152
— ISuchi 60
— consobrina 61
— dispar 61
— ekgans 63. 151
— emaciata 63
— inornata 151
— obliciucstriata .... 63
— obtusata 151
— pungens 04
— Philippii 60
— soluta 60
— spinesccns 62
— Verneuili ..... 152
Diastopora flabcllum . . . 174
— sparsa 174
Diluvium im Hildesheimschen 526
— in Meklenburg . . . 436
Diplograpsus iS9
Dogger im Hildesheimschen 500
Ehrenbergina scrrata . . . 160
Eisenerze am Lake su])criür 355
Eisenstcinllüz bei Sclileiti . 384
Eschara niacrochila . . . 164
— obcsa 165
— polystomella . . . . 165
— punctata 164
— sticliopora 16 i
— varians 165
579
Seite.
Exogyra conica iO()
— haliotoidea 19
Fasciculipora rugulosa . . 171
Fasciolaria lignaria .... 104
Fenestella anceps . . 267. 314
— retiformis 314
Fissurina alata 58
Flammenmergel im Hildes-
heimschen 520
Flora der niederrlieinischen
Braunkohlen .... 391
— des Uebergangsgebirges . 185
— des Zechsteines . . . 315
Foraminiferen im Septarien-
thon 49
— tertiäre Schlesiens . . 150
Frondicularia seminuda . . 65
Galmey bei Wiesloch . . 358
Gaudryina siphonella . . 78
Gervillia 263
— Keratophaga . . 264. 314
— polyodonta 164
GcröUe in Meklenburg . . 438
Glandulina laevigata . . 58. 151
Gletscher 110
Globigerina diplostoma . . 157
— triloba 157
Glohulina aequalis . . .81. 161
— araplectens 81
— amygdaloides .... 82
— gibba 80
— guttula 82
— iuflata 81
— semiplana 82
— spinosa 161
Gold in Kalifornien . . . 376
Gorgouia Ehrenbergi . . , 266
Gosaugebilde 238
Grammostomum dilatatum . 162
Graptolithen .... 389. 563
Grauwackengebirge in Thü-
ringen .... 375. 536
Guttulina austriaca . . . 161
— problema 161
Suite.
Guttulina semiplana ... 82
Gymnit 216
Gyps 96. 473
Heteropora stellulata . . . 175
Heterostegina costata . . . 161
Hils im Hildesheimschen . . 516
Hilssandstein im Hildesheim-
schen 519
Hornera biloba 174
— hippolithus 173
— seriatopora 174
— verrucosa 173
Hydroraagnesit 144
Idmonea foraminosa . . . 171
— tenuisulca 172
— undata 172
Inoceramus sulcatus . . 15. 17
Juraformation in Pommern . 372
Kalkalpen, ihre Gliederung . 3S2
Kalktuff'ablagerungen . . . 135
Karten, geognostische , der
anatolischeu Küste . . 8
— von Blankenburg . . . 567
— von Hagen ß
— von Hildesheim und Nord-
heim 478
— der thüringischen Grau-
-^vacke 536
— von Venezuela . . . 33 [
— Verzeichniss derselben . 138
— vom Wörnitz- und Alt-
mühlthal ...... 1
Keupcr im Hildesheimschen 490
Knochen, fossile in der Bau-
mannshühle 320
Korallenkalk bei Hildesheim 501
Kreideformation am Aralsee 2
— am nördlichen Harzrande 569
— in Meklenburg ... 463
— bei Reinerz 377
Kupfererze am Lake superior 355
Lebias Meyeri 13
580
Seite.
LeJa Vinti 260
Lettenkohle Thüringens . . 36'2
Lias im Hildesheinischen . . 495
Liebenerit 2-22
Lingulina costata , . . . 152
— 'rotiindata 152
Loxonenia Geinitzana . . 246
Luciiia lactea 103
Lycopodites Stiehleranus . . 233
Mactra 44
Manon macrostoma ... 33
Marginulina hirsuta . . . 153
— pedum 152
— seniicostata 152
— tumida 64
— vaginella 152
Marmor 109
Membranipora appendiculata 166
— loxopora 166
Meteoreisen von Atakama . 371
— von Gütersloh .... 215
— von Sclmeli .2:4. 219. 331
Monograpsus 389
Muschelkalk im Hildesheim-
schcn 486
— von Predazzo .... 140
— von Rüdersdorf . . . 369
— in Thüringen .... 365
Myophoria 246
— obscura 255
Mytilus falcatus 42
Natica oUa 103
Nautilus Frcieslcbeni . 245. 313
Nerinea nobilis 44
Ncreograpsus 389
Nodosaria conspurcata . . 59
— Ewaldi 58
Nonionina affinis .... 72
— Boucana 155
— buUoides 71. 155
— communis 155
— placcnta 72
— quinqueloba .... 71
— Soldanii 155
Nucula scapha 38
Obelia pluma 174
Odontopteris Stiehlerana . . 233
Orbulina universa .... 150
Ort_hothrix cxcavatus . . . 314
lamellosus 314
Osteolith 360
Ostraea carinata .... 42
— disjuncta 32
— Milletana 19
Pecten pusillus 314
Pectunculus pilosus . . . 103
Pelagia Beyrichi .... 176
Perna Mulleti 29
Pholadomya danacina ... 18
Phonolith 105
Phycodes 116
Phyllopora Ehrenbergi . . 266
Pinna Bobinaldina .... 29
Pläner im Hildesheimschen . 522
Pleurophorus 255
— costatus 259
Pleurotoma elegans ... 27
Polymorphina digitalis . . 162
— dilatata 83
— lanceolata 83
Polystomella erispa . . . 156
— Fichtelana 155
— Uugeri 156
Porphyrgang bei Neudorf . 231
Portlandkalk im Hildesheim-
schen 505
Predazzit 142
Productus horridus . . 264. 314
Pterinea Goldfussi .... 133
— polyodonta 133
Ptychodus latissimus . . . 531
Pustulopora anomala . . . 170
— sparsa 171
Quin(iueloculina impressa . 87
— tcnuis 87
Kctiolitcs 389
Ketepora Rubcschi . . . . 166
Ilobulina angustimargo . . 67
581
Seife.
.
Seife,
Robulina calcar
154
Spirifer cristatus . . .
314
— cultrafa
154
— undulatus
314
— cchinata ....
154
Spirolina Humboldti , . .
65
— defonnis
70
Sternberger Kuchen . .
451
— depaupcrata . . .
70
Stigmaria ficoidcs . . .
278
— dimorpha
67
Strombus coronatus . . .
104
— galeata . . . .
67
Süsswasserkalk
211
— incompta
70
Süsswassermuschehi im Thon-
— imperatoria ....
154
eisenstein
3
— intermedia
154
— neglecta
69
Tercbratula biplicata . .
18. 32
— nitidissima ....
68
— elongata .... 265. 314
— oruata
154
— nuciformis 18. 28. 31. .
32. 34
— Simplex
154
— Schlotheimi ....
314
— trigonostoma
69
— superstes ....
314
— iimbonata ....
68
Tertiärgebilde im Hildesheim.
Rostellaria macrostoma .
27
sehen
524
Rütalina Acknerana . . 7
4. 156
— in Holstein u. Lauenburg
363
— Boueana 7
4. 156
und 411
— Brongiiiaiti ....
. 157
— bei Maydehurg . .
216
— bulimoides ....
. 77
— in Meklenburg . .
460
— contraria ....
. 76
— in Norddeutschland .
212
— cryptomphala . . .
. 157
— in Obcrschlesien . .
149
— Dutemplei ....
. 157
— bei Osnabrück . , .
212
— granosa
. 75
Textularia attenuata . .
84
— Girardana ....
. 73
— carinata
. 162
— Partschaua ....
74
— depordita
163
— Schreibersi ....
. 156
— lacera
84
— Soldanii
156
— Mayerana ....
, 163
— Iimbonata ....
75
— pala
162
— Ungerana ....
. 76
— subangulata . . .
163
Thalamopora Buchi . .
. 175
Salzgebirge in Meklenburg
. 474
Thetis major
30
— bei Stassfurth . .
. 217
— minor
19
Scalaria canaliculata . .
. 38
Toxoccras
. 26
Scbizodus Schlotbeimi
. 313
Trigonia alaeformis . .
34
Schwarzwald, seine Hebung
374
— sinuata
104
Semionotus Bergeri . 37
9. 405
Triloculina enoplostoma .
86
Serpentin
. 108
— turgida
. 86
Serpula flagellum . . .
. 27
— valvularis ....
. 85
Sigillaria
. 291
Trochus helicinus . . .
313
Spatheisenstein ....
4
— pusillus
313
Sphaeroidina austriaca
. 163
Truncatulina Boueana
. 158
— variabilis ....
. 88
— lobatula
. 158
Sphärosiderit in Westphaler
i 383
Tubulipora congesta . .
. 174
Spinell
. 13
— plumula
174
582
Turbo Tayloranus .
Turmalin ....
Turritella sexlineata
Ullmannia . . .
— Bronni . .
— frumentaria .
— lycopodioides
Ursus spelaeus .
Uvigerina asperula
— gvacilis . .
— pygmaea . .
— striatella . .
10
Vaginopora geminipora
13
311
Seite.
245
364
37
317
, 319
314
319
3-24
159
77
159
159
164
Vaginopora polystigma
Venus gallina . . .
Verneiiilina spinulosa .
Vincularia cucullata .
Virgulina Schreibersana
Seite.
164
103
159
164
16-2
Wäldcrthon im Hildesheim-
schen 509
Xanthosiderit 371
Zechstein bei Pösstieck . . 303
— in Schlesien .... 241
Zirkon 13
Druck von J. F. Starckc in Berlin.
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