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Full text of "Zeitschrift der Deutschen Geologischen Gesellschaft"

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Jıeitschrift 


Deutschen geologischen Gesellschaft. 


XXIX. Band. 
1817. 


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Mit vierzehn Tafeln. 


m: | Berlin, 1877. 
Bei Wilhelm Hertz (Bessersche Buchhandlung) 


Marien-Strasse No. 10. 


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Inhalt. 


Aufsätze. 


A. Krause. Die Fauna der sogen .Beyrichien- oder Choneten- 
Kalke des norddeutschen Diluviums. (Hierzu Tafel I.) 

Hırgenporr. Noch einmal Planorbis multiformis . 5 

A. Harrar. Ueber die metamorphosirten Culmschichten. in 
der nächsten Umgebung von Rohmker Halle, sowie über 
zwei neue, im nordwestlichen Oberharze beobachtete Culm- 
kalk-Vorkommen.. 

C. RıvmELsseng. Ueber ‚Nephelin , Monaeit und Silbe wis“ 
muthglanz . 


Gustav Wourr. Das se ntkiebe Gold, seine Lagerstätten und 


seine Associationen. (Hierzu Tafel II. u. III.) 

GEoxG Bönm. Beiträge zur geonostischen Karte der Hilsmulde 

E. Weiss Ueber die Entwickelung der fossilen Floren in den 
geologischen Perioden . 

E. Weıss. Ueber neuere Untersuchungen an Fructifieationen 
der Steinkohlen-Calamarien . . 

E. Dırue. Die Diallaggranulite der sächsischen Granulitfor- 

 mation. (Hierzu Tafel IV.). : 

K. A. Lossen. Kritische Bemerkungen zur neueren  Taunus- 
Literatur : 

Epmunp NAuMmAnn. Ueber die Wuleaninkel Ooshima und ihre 
jüngste Eruption. (Hierzu Tafel V — IX.) i 

A. Arzrunı. Ueber die Ergebnisse der Forschung auf dem 
Gebiete der chemischen Krystallographie . . Aue 

A. v. Groppeck. Beiträge zur Geognosie des Oberharzes ß 

F. Hırgenpore. Neue Forschungen in Steinheim. ; 

J. Lemsers. Ueber Gesteinsumbildungen bei Predazzo und 
am Monzoni 

W. Branco. Notiz über das Vorkommen des "Muschelkalkes 
bei Altmersleben in der Altmark . 

Tu. Lizsiısch. Ueber den Zusammenhang der geometrischen 
Gesetze der Krystallographie 

©. Sravoxmirw. Deber die Fauna des unteren Korallen- 
Ooliths von Völksen am Deister unweit Hannover . 

Hans Posuuıs. Der archäische Distriet von Strehla bei Riesa i. S. 

Ferp. Rormer. Notiz über das Vorkommen des Moschus- 
Ochsen (Ovibos moschatus Br.aınv.) im Löss des Rheintbals 

Te. Fuc#s. Geologische Uebersicht der jüngeren Tertiärbil- 
dungen des Wiener Beckens und des Ungarisch - Steieri- 
schen Tieflandes 

Ta. Lieziscn, Mineralogisch- „petrographische Mittheilungen aus 
dem Berliner mineralogischen Museum . . 


Seite 


710 


CLemeEns SchLürer. Verbreitung der Inoceramen in den Zonen 


der norddeutschen Kreide 735 
Lxror. van Werwexe. Bemerkungen zur _ geologischen. Karte x 

von Luxemburg des Herrn N. Wues 20 743 
E. Beyric#. Ueber einen Pierichthys von Gerolstein. (Hierzu 

Tafel X ) an 
Herm. Oreopnser. Der Tothe name des neh ischen Erzgebirges, 

seine Verbandverhältnisse und genetischen Beziehungen 

zu der archäischen Schichtenreihe. (Hierzu Tafel XI.) 797 
W. Dames. Ueber Hoplolichas und Cönolichas, zwei Untergat- 

tungen von Lichas. (Hierzu Tafel XII— XIV.). 793 
C. Ranmetsgerg. Ueber die men des Aeschynits 

und Samarskits i 815 
C. Rımmetsserg. Ueber den Kalkeisengranat v von "Sinsersk 819 
H. Asıc#. Das thrialetische Thermalquellensystem in Kartha- 

linien vom geologischen Standpunkte betrachtet . 820 


Briefliche Mittheilungen 


der Herren: L. v. Aumom (Jura auf Purbeck, Alpenjura von Wen- 
delstein) 194. — W. Branco (Jura in Lothringen) 841. — 
P. Herrer (Campiglia) 194. — K. Hormann (Basalt von 
Bakony) 185. — E. Kırkowskv (Rother Gneiss im Erzge- 
birge) 837. — E. Kayser (Hercyn von Bicken, Greifenstein, 
Wissenbach) 407. — A. Sıpezsck (Krystallzwillinge) 835. — 


Fr, Schumivr (Richrsoren’s „China“) 830. 835 — A. STELZNER 
(Rother Gneiss im Erzgebirge) 597. — M. v. Taısorrr (Jura 
in Hannover) 813. — WÜRTTENBERGER (Jura bei Goslar) 832. 


C. Verhandlungen der Gesellschaft.. . . 200. 418. 611. 846 


Zeitschrift 
der 


Deutschen geologischen Gesellschaft. 
1. Heft (Januar, Februar und März 1877). 


A. Aufsätze, 


1. Die Fauna der sogen. Beyrichien- oder Choneten-Kalke 
‚des norddeutschen Diluviums. 


Von Herrn A. Krause ın Berlın. 
Hierzu Tafel I. 


Unter dem Namen „Beyrichien-“ oder ‚Chonetenkalk“ 
wird bekanntlich ein in unseren diluvialen Ablagerungen weit 
verbreitetes Gestein verstanden, das durch seine organischen 
Einschlusse, sowie durch seine petrographische Beschaffenheit 
sehr wohl charakterisirt ist. Nach Frrpınanp RoEMER, der 
zuerst eine genauere Olassification der Diluvialgeschiebe ge- 
liefert hat*), ist es ‚,‚ein grünlich-grauer, in plattenförmigen, 
gewöhnlich nur wenige Kubikzoll grossen, selten mehr als 
handgrossen Stucken vorkommender, dichter Kalkstein, paläon- 
tologisch vorzugsweise bezeichnet durch Chonetes striatella, 
Beyrichia tuberculata und Rhynchonella nucula“. Hinzuzufügen 
ist dieser Beschreibung nur, dass diese Kalksteine bräunlich 

‘ bis schmutzig weiss oder gelblich verwittern, und dass häufig 
in demselben Handstuck thonige, versteinerungsleere Lagen 
' mit mehr kalkigen, petrefactenreichen wechseln. Seltener wird 
das Gestein auch conglomeratisch oder breccienariig. 
X Die grosse Masse des Gesteins ist an ihrer petrographi- 
schen Beschaffenheit meist leicht zu erkennen, sodass Jeder, 
der unseren Diluvialgeschieben seine Aufmerksamkeit widmet, 
‚sehr bald im Stande ist, hierher gehörige Stücke auf den ersten 
Blick herauszufinden. In besonderen Fällen jedoch können nur 


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*) E. Rormer, Ueber die Diluvial-Geschiebe von nordischen Sedimen- 
tär-Gesteinen in der norddeutschen Ebene und im Besonderen über die 

- verschiedenen, durch dieselben vertretenen Stockwerke oder geognostischen 
- Niveaus der paläozoischen Formation. Zeitschr. d. d. geol. Ges. Bd. XIV. p.579. 


Zeits. d.D.geol. Ges. XXIX. 1. } 


2 


die organischen Einschlusse eine sichere Erkennung des Ge- 
steins ermöglichen, da sich sowohl Geschiebe von annähernd 
gleicher petrographischer Beschaffenheit finden, die sich durch 
ihre Fauna als verschieden herausstellen, als auch andrerseits 
manche Beyrichienkalke einen abweichenden Habitus zeigen. 
Nur wenige andere Geschiebe zeigen eine so allgemeine 


Verbreitung in unseren Diluvial- Ablagerungen, wie der Bey- 


richienkalk. Von Goldingen iu Kurland, dem östlichsten Punkt, 
an welchem sie sich nach Grewingk*) finden, bis nach Gröo- 
ningen in Holland einerseits, von den Küsten der Ost- und 
Nordsee bis an den Fuss der mitteldeutschen Gebirge andrer- 
seits sind sie fast überall vorhanden, wo überhaupt diluviale 
Geschiebe gefunden werden. Ihr Verbreitungsgebiet fällt des- 
halb mit dem des norddeutschen Diluviums fast völlig zusam- 
men, sodass die Grenzen des letztern sich im Allgemeinen aus 
ersterem ergeben. Hierher gehörige Beobachtungen sind frei- 
lich erst in geringer Zahl gemacht worden. Zwar geschieht 
des Vorkommens silurischer Geschiebe in den Grenzgebieten 
des Diluviums öfters Erwähnuug **), doch nur in vereinzelten 
Fällen wird eine unserem Zwecke entsprechende nähere Cha- 
rakteristik derselben gegeben. 

Weniger gut als über die horizontale Verbreitung lässt 
sich über die Zeit, in welcher der Transport der Beyrichien- 
kalke von Norden her erfolgte, ein bestimmtes Urtbeil ge- 


winnen. Nur eins lässt sich aus ihrer grossen Verbreitung 


mit Sicherheit schliessen, dass er nämlich bereits vor dem 
Zurückweichen des Diluvialmeeres stattgefunden haben muss. 
Ob aber daraus, dass sich sowohl in den oberen, wie in den 
unteren Diluvialschichten Beyrichienkalke finden, der Schluss 
zu ziehen sei, dass der Transport und die Ablagerung derselben. 
während der ganzen Diluvialzeit stattgefunden habe, erscheint 
fraglich. Denn wie man auch über die Bildung unseres Di- 
Juviums denken mag, so ist doch kaum anzunehmen, dass die 
ursprüngliche Lagerung der Gerölle überall ungestört geblieben 
sei. In den Sandgruben von Rixdorf bei Berlin scheinen sich 


die Beyrichienkalke besonders zahlreich an der oberen und. 
unteren Grenze einer Mergelschicht zu finden, welche Paludina 


*) Grewinek, Geologie von Liv- und Kurland. Dorpat 1561. Arch 
für die Naturkunde Liv-, Ehst- und Kurlands. 1. Serie Bd. II. p. 660. 
*#) Stanıng, De Bodem van Nederland. Haarlem 1860. Seite 98 ff. 


— Gaewinsk, a. a. O. p. 57 ff. — Berenor u. Mayn, Bericht über eine 


Reise nach Niederland, Zeitschr. d. d. geol. Ges. Bd. XxXVI. p.284. — 


Creoser, Ueber nordisches Diluvium in Böhmen, Sitzungsbericht der ie 


naturforschenden Gesellsch. in Leipzig. 1875. 8.56. — CrEpner, Küsten- 
facies des Diluviums in der sächsischen Lausitz. Zeitschr. d. d. Beau 
Ges. Bd. XXVIL. p 13. 


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3 


diluviana führt und dort einen oberen und unteren Diluvialsand 
von einander scheidet. Ob das gleiche Verhalten auch ander- 
wärts stattfindet, ist mir nicht bekannt; auch dürfte eine Ent- 
scheidung darüber in den meisten Fällen sehr schwierig sein, 
da dort, wo sich gute Aufschlusse des Diluviums darbieten, 
wie in Kies- und Thongruben, die Gerölle der verschiedensten 
Sehichten meist durcheinandergemengt vorgefunden werden. 
Das Gestein ist im Allgemeinen reich an Petrefacten, je- 
doch besteht der Reichthum mehr in einer grossen Individuen- 
als Artenzahl. Die häufigsten Fossilien sind schon von FeRr- 
DINAND ROEMER a. a. OÖ, aufgezählt worden; kommen dieselben 
auch im Allgemeinen in Gesellschaft von einander vor, so 
lassen sich doch Gesteinsgruppen unterscheiden, in denen ein 
Ueberwiegen der einen, ein Zurücktreten der anderen Statt 
hat. So ist in vielen Beyrichienkalken Chonetes striatella, in 
anderen Ahynchonella nucula das häufigste Fossil, in anderen 
wieder sind die Beyrichien die herrschenden Formen, und 
zwar bald Beyrichia Ba bald B. Buchiana, bald 2. 
Wilckensiana. 
Der = haliugsnetand der Fossilien kann nicht gerade 
ein günstiger genannt werden. Am besten zeigen sich noch die 
Beyrichien erhalten, deren Klappen sich zumai aus den ver- 
witterten Kalken mit Leichtigkeit herauslösen lassen. Die 
Schalen der Brachiopoden finden sich fast stets getrennt und 
öfters nur in Bruchstücken. Auch ist die äussere Schalen- 
schicht bei vielen zerstört. In selteneren Fällen sind nur 
Steinkerne derselben vorhanden. — Trilobiten, Oephalopoden, 
Gastropoden und Pelecypoden sind zumeist nur in Bruch- 
stücken oder als wenig charakteristische Steinkerne zu finden. 
Bevor ich nun zur Aufzählung der gefundenen Petrefacten 
übergehe, muss ich noch einige Worte über das Material, wel- 
ches mir vorlag, und über die Literatur unserer Geschiebe 
voranschicken. Zunächst war es meine eigene Sammlung von 
Beyrichienkalken , die ich hauptsächlich in den beiden letzten 
Jahren aus den Kiesgruben von Rixdorf zusammengebracht 
hatte und die mit nur wenigen Ausnahmen alle in Folgendem 
angeführten Petrefacten enthält. Dazu kamen dann noch Stücke, 
die von meinem Bruder und mir bereits in früheren Jahren in 
der Provinz Posen, grösstentheils bei Bromberg, und in ver- 
schiedenen Gegenden der Mark gesammelt worden waren. Viel 
Material bot mir ferner eine Sammlung von Geschieben im 
_ hiesigen paläontologischen Museum, aus der ich namentlich 
eine grössere Anzahl von Beyrichienkalken aus Schlesien und 

von der Insel Rugen kennen lernte. Für die Benutzung der- 
{ selben, sowie für vielfache anderweitige, mir bei meiner Arbeit 
zu Theil gewordene Unterstützung und Anregung fühle ich 


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mich Herrn Geheimrath Beyrıch und Herrn Dr. Damzs zu 
wärmstem Danke verpflichtet, dem ich durch Ueberweisung 
meiner Sammlung von Beyrichienkalken an das paläontologische 
Museum der Universität nur einen geringen Ausdruck zu geben 
vermag. Ferner wurde mir auch die Durchsicht der in Neu- 
Brandenburg aufbewahrten palaontologischen Sammlung des um 
die Kenntniss unserer Diluvialgeschiebe so verdienten Dr. BoLL 
freundlichst gestattet. Die Bekanntschaft mit dieser Sammlung 
war mir um so werthvoller, als ich zugleich von Herrn Pro- 
fessor BoLL den auf die silurischen Geschiebe bezuglichen 
Theil des handschriftlichen Nachlasses seines Onkels zur Be- 
nutzung erhielt, wofür ich demselben an dieser Stelle gleichfalls 
meinen wärmsten Dank ausspreche, 

Durch eine im vorigen Sommer unternommene Reise nach 
Gotland, bei welcher ich auch die bekannte Localität Klinta 
am Ringshö in Schonen, wenn auch nur flüchtig, besuchte, 
lernte ich die Ausbildung und Lagerungsweise der unseren 
Beyrichienkalken petrographisch und paläontologisch nahe 
stehenden Schichten dieser Länder kennen und verschaffte mir 
in einer Sammlung von Handstücken und Petrefacten ein ge- 
nugendes Vergleichsmaterial. Die entsprechenden Schichten 
vom Kaugatoma- usd Ohhesaare-Pank auf Oesel kenne ich 
zwar nicht aus eigener Anschauung, doch verdanke ich der 
Freundlichkeit des Herrn Dr. Damzs die Benutzung einer Suite 
von Handstüucken aus denselben, welche derselbe auf seiner 
vorjährigen Reise nach Russland gesammelt hatte. 

Eine monographische Bearbeitung, wie sie zwei anderen, 
charakteristischen Gruppen unserer Silur-Geschiebe, dem Sade- 
witzer Kalk und dem Graptolithen-Gestein*), zu Theil geworden 
ist, hat der Beyrichienkalk nicht erfahren. Die Literatur über 
denselben findet sich zerstreut in einer grossen Zahl von 
Schriften über unsere diluvialen Ablagerungen und Gerölle, in 
geognostischen Beschreibungen einzelner Gegenden und in Ab- 
handlungen paläontologischen Inhalts. Die letzteren werden 
bei der Aufzählung der betreffenden Petrefacten erwähnt werden, 
von ersteren gebe ich in Folgendem eine allgemeine Uebersicht. 

Von vereinzelten Angaben über auffallende Funde aus 
unseren Geschieben abgesehen, finden wir erst seit Beginn des 
vorigen Jahrhunderts die Aufmerksamkeit der Naturkundigen 
denselben zugewendet. In einer Reihe von Schriften werden 
die Bodenverhältnisse einzelner Gegenden beschrieben und 
auch der Geschiebe, sowie der in ihnen enthaltenen Petrefacten 


*) Rormen, Die fossile Fauna der silurischen Diluvial-Geschiebe von 


Sadewitz bei Oels. Breslau 1861. — Heıpenueım, Ueber Graptolithen 
führende Diluvial-Geschiebe, Zeitschr. d. d. geol. Ges. Bd. XXI. p. 159. 
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5 


Erwähnung gethan. So unvollkommen die Beschreibung in 
den meisten Fälleu auch ist, so lässt sich aus ihr und den 
öfters beigegebenen, freilich nur rohen, Abbildungen doch er- 
kennen, dass auch der Beyrichienkalk und seine organischen 
Einschlusse der Aufmerksamkeit dieser ersten Beobachter nicht 
entgangen sind. 

Eine Zusammenstellung dieser älteren Literatur, soweit 
sie sich auf die Mark und die angrenzenden Länder bezieht, 
findet sich bei KLöDEn, Die Versteinerungen der Mark Bran- 
denburg, Berlin 1834, Seite 13—33. Auch BoLL hat in seiner 
„Geognosie der deutschen Östseeläander zwischen Eider und 
Oder, Neu-Brandenburg 1849, S.225—257, eine interessante 
Uebersicht der geognostischen Literatur dieser Länder gegeben. 
Eine nochmalige Zusammenstellung derselben für Mecklenburg 
giebt derselbe Autor in seinen Beiträgen zur Geognosie Meck- 
leuburgs, Archiv für Naturgeschichte Mecklenburgs, Bd. XIX. 

8.79 #., und für Pommern im Archiv ete. Bd. XXI. S. 157. 
— Indem ich auf diese Schriften verweise, kann ich eine spe- 
ciellere Aufzahlung dieser Literatur, die nur ein historisches 
Interesse beanspruchen kann, um so eher unterlassen, als in 
den beiden erstgenannten Schriften auch die verwandte Literatur 
Sachsens, Schlesiens und Preussens berücksichtigt wird. 

Erst durch Kıöpen’s ‚Beiträge zur mineralogischen und 
geognostischen Kenntniss der Mark Brandenburg“, die in den 
Jahren 1828—1837 in zehn Programmen der städtischen Ge- 
werbeschule zu Berlin veröffentlicht wurden, und durch seine 
im Jahre 1834 erschienene Schrift „Die Versteinerungen der 
Mark Brandenburg‘ wurde eine genauere Kenntniss unserer 
Kalk-Geschiebe angebahnt. Hier zuerst werden dem vorge- 
schrittenen Standpunkte der Wissenschaft entsprechend die 
‚Gerölle nach Formationen unterschieden. Der Beyrichienkalk 

. selber dagegen erfährt keine besondere Beschreibung, sondern 
wird mit den anderen silurischen Geröllen als Uebergangskalk 
aufgeführt. Doch werden die häufigsten Petrefacten desselben 

meist kenntlich beschrieben und zum Theil abgebildet. Auch 
die Frage nach dem Ursprunge der Geschiebe erörtert, Kloden 

- eingehend. Den scaudinavischen Ursprung derselben, welchen 

bereits im vorigen Jahrhundert v. ARENSWALD, gestützt auf die 

Uebereinstimmung eines Theils unserer Gerölle mit anstehendem 

Gestein in Schweden, behauptet hatte*), will er nicht unbedingt 

_ zugeben, wenn er auch die Uebereinstimmung gewisser Ge- 


*) v. AnenswALo, Geschichte der pommerschen und mecklenburgischen 
Versteinerungen. No. 46—49 der gelehrten Beiträge zu den M.-Schweriner 
‚Nachrichten, — später abgedruckt in der Zeitschr. „Der Naturforscher“, 
Stück V. S. 145 ff. und Stück VII. S. 224 f, 


6 


schiebe des Uebergangs - Kalkes zumal mit den Gotländer 
Schichten anerkennt. 

Eine bestimmtere Charakteristik des Beyrichienkalkes 
finden wir in der Arbeit von QUENSTEDT, „Die Geschiebe der 
Umgegend von Berlin‘‘, Neues Jahrbuch für Mineralogie etc., 
Jahrg. 1838, S. 136. Die häufigsten Petrefacten desselben 
‚ werden hier aufgezählt und aus denselben der Ursprung des 
sesteins aus Schonen hergeleitet. 

Angeregt durch diese Arbeiten untersuchte ZIMMERMANN 
die geognostischen Verhältnisse der Umgegend von Hamburg 
und veröffentlichte unter Anderem als Ergebniss seiner Beob- 
achtungen im Jahre 1841 eine Abhandlung ,‚Ueber die Ge- 
schiebe der norddeutschen Ebene und besonders über die 
Petrefacten, Neues Jahrbuch S. 643—661‘°, in welcher auch 
der Beyrichienkalke Erwähnung geschieht. — Eine kurze Oha- 
rakteristik derselben gab auch BoLL in seiner Geognosie der 
deutschen Ostseeländer, 8. 120, doch trennte er bei der Auf- 
zählung der Petrefacten die paläozoischen Formationen nicht 
von einander. 

Im Jahre 1855 gab Kane eine „Uebersicht der versteine- 
rungsführeuden Diluvialgeschiebe aus der Umgegend von Me- 
seritz‘“*), in welcher unser Gestein zuerst unter dem Namen 
„Beyrichienkalk‘“ beschrieben wird. Kane stellt eine Etage des 
Beyrichienkalkes auf und unterscheidet innerhalb derselben 
unter dem Namen von Stufen folgende fünf Modificationen: 

1. den eigentlichen Beyrichienkalk, einen in’s grüne spie- 
lenden, grauen, festen Kalkstein, durch Chonetes striatella, 
Rhynchonella livonica = plicatella Dalm, Tentaculites,. Patella an- 
tiqua, Ptilodictya lanceolata und vorzüglich Beyrichia Wickensiana 
charakterisirt ; 

2. den körnigen Beyrichienkalk mit bald grösseren, bald 
' kleineren erystallinischen Körnern und von Petrefacten Tenta- 
culites scalaris und Calymene punctata enthaltend; 

3. den Uebergangspisolit, einen Kalkstein von oolithischer 
Bildung mit Ptilodietya lanceolata ; | 

4. eine Beyrichienbreccie, aus lauter Muschelstucken be- 
stehend ‘und häufig mit Bitterspathdrusen. 

In dem „Bericht von einer geologisch paläontologischen 
Reise nach Schweden“, den Ferv. RoENMER im Jahre 1856 ver- 
öffentlichte**), wird die Frage nach dem Ursprunge der Bey- 
richienkalke wieder erörtert und Oestergarn auf Gotland als 
die muthmassliche Heimathstätte derselben angegeben. 


*) Archiv des Vereins der Freunde der Naturgeschichte in Mecklen- Bi. 


burg Bd. IX. 
**) Neues Jahrbuch für Mineralogie etc, Jahrg. 1856 S. 812. 


In zwei Aufsätzen au& den Jahren 1857 und 1858 beschrieb 
dann derselbe Autor die Diluvialgeschiebe von Gröningen in 
Holland*); in der zweiten dieser Schriften werden auch ein- 
zelne Petrefacten des Beyrichienkalkes, der einen wesentlichen 
Bestandtheil jener Geschiebe bildet, aufgeführt; auch ist daselbst 
die ältere Literatur über diese locale Geröll-Anhäufung zusam- 
mengestellt. 

Während man bisher als Heimathstätte der Beyrichienkalke 
nur Schonen oder Gotland in’s Auge gefasst hatte, wird jetzt 
durch eine Reihe von Arbeiten der Blick auf die russischen 
Ostseeprovinzen gelenkt. FRIEDRICH SCHMIDT macht in seinen 
„Untersuchungen uber die silurische Formation von Ehstland, 
Nord-Livland und Oesel“, Dorpat 1858, S. 78**), auf die 
Uebereinstimmung der obersilurischen Kalke des Obhhesaare- 
Panks mit den in Norddeutschland verbreiteten, durch Chonetes 
striatella und verschiedene Beyrichien charakterisirten Geröllen 
aufmerksam und spricht die Vermuthung aus, das letztere die 
zerstreuten Trummer einer Brucke seien, welche vom Ohhesaare- 
Pank nach dem südlichen Gotland hinubergereicht habe. 

Eingehender behandelt er dieselbe Frage in seinem „Bei- 
trag zur Geologie Gotlands etc.‘‘***) aus dem Jahre 1859; er 
kommt hier zu dem gleichen Schluss, dass unsere Beyrichien- 
kalke mit den Kalken des Ohhesaare-Panks eine grössere 
Uebereinstimmung zeigen als mit den sehr ähnlichen von 
Oestergarn auf Gotland. | 

Nachdem nun auch für den Sadewitzer Kalk Fernv. RorMER 
in seiner oben erwähnten Arbeit vom Jahre 1861 einen ehst- 
ländischen Ursprung festgestellt hatte, lieferte in dem gleichen 
Jahre GREWINGEK in seiner „Geologie von Liv- und Kurland‘‘ +) 
einen werthvollen Beitrag zur Heimathskunde der Geschiebe 
überhaupt und des Beyrichienkalkes insbesondere. Nach ihm 
stammt ein grosser Theil der grauen Mergel mit Beyrichien 
und Fischresten, welche sich als Geschiebe in Kurland finden, 
offenbar von der Halbinsel Sworbe auf Oesel und zumal vom 
Ohhesaare-Pank, dagegen ein anderer Theil mit Beyrichia 
Buchiana wahrscheinlich von Gotland oder selbst von Schonen. 
Dass letztere Annahme nichts Unwahrscheinliches hat, schliesst 


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*) Rormer, Ueber holländische Diluvialgeschiebe. Neues Jahrb. 1857. 

8. 385. — Roener, Die Versteinerungen der silurischen Diluvialgeschiebe 
von Gröningen in Holland. Neues Jahrb. 1858, S. 287 ff. 

ae **) Archiv für die Naturkunde Liv-, Ehst- und Kurlands, I. Serie, 

- Bd. II. pag. 56. 

#6) Archiv für die Naturkunde Liv-, Ehst- und Kurlands, 1. Serie, 
Bd. II. pag. 468. 

7) Archiv für die Naturkunde Liv-, Ehst- und Kurlands, I. Serie, 
Bd. II. pag. 571 ff. 


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8 
er aus dem Auftreten von unzweifelhaft scandinavischen Ge- 
schieben unter den Geröllen Kurlands. 
Die schon erwähnte Arbeit von FERDINAND RoENER, ,„‚Ueber 
die Diluvialgeschiebe von nordischen Sedimentärgesteinen in 
der norddeutschen Tiefebene. Zeitschr. d. d. geol. Ges. 
Bd. XIV. Jahrg. 1862, pag. 575 f£.““, durch welche die Grund- 
lage zu einer genaueren Kenntniss der Geschiebe gelegt wurde, 
lieferte auch eine genauere petrographische und paläontolo- 
gische Charakteristik des Beyrichienkalkes. 24 Species werden 
aus demselben aufgeführt, die Grenzen seiner Verbreitung 
‚sowie die wichtigsten Fundorte angegeben und in Betreff des 
Ursprungs der Geschiebe der Annahme der Vorzug gegeben, 
dass sie aus einem jetzt vom Meere bedeckten Gebiet zwischen 
Gotland und Oesel herstammten. 

Aus dem letzten Jahrzehnte sind nur einzelne Angaben 
über das Vorkommen und die Verbreitung der Beyrichienkalke 
in verschiedenen Gegenden Norddeutschlands vorhanden. In- 
dem ich von kleineren Mittheilungen in naturwissenschaftlichen 
Zeitschriften und gelegentlichen Erwähnungen dieser Gerölle in 
Arbeiten über die Quartärperiode absehe, mögen hier nur noch 
die Schriften von ÜREDNER „Ueber ein von Dr. Daraus ent- 
decktes Vorkommen zahlreicher schwedischer Silurgeschiebe 
vor dem Zeitzer Thore in Leipzig, 1874“; von FEISTMANTEL 
„Ueber ein neues Vorkommen von nordischen silurischen Di- 
luvialgeschieben bei Lampersdorf in der Grafschaft Glatz, 1874“ 
und von Marrın „Die Geschiebe von Jever, 1875“ erwähnt 
werden. 

In der nachfolgenden Aufzählung der Petrefacten gebe ich 
kein vollständiges Synonymen-Verzeichniss der Arten, sondern 
verweise für ein solches auf die specielle Literatur. Auch 
liegt es nicht in meiner Absicht, alle einzelnen Angaben über 
Auffindung derselben im Diluvium zu citiren, zumal bei einem 
Theil derselben die Bestimmung der Arten sowie der Ursprung 
aus unserem Gestein zweifelhaft erscheint. 

Für das Vorkommen unserer Arten in Gotland werde ich 
die Arbeiten Linpström’s „Bidrag till Kännedomen om Gotlands 
Brachiopoder. Vet. Acad. Handl. 1860, p. 377‘ und ‚‚Nomina 
fossilium Siluriensium Gotlandiae, 1867‘ anführen, für ihr 
Vorkommen in Oesel die oben erwähnte Arbeit von SCHMIDT 
„Untersuchungen über die Silurische Formation von Ehstland, 
Nord-Livland und Oesel‘“. 

In der Nomenclatur und Classification der Species folge ich 
mit geringen Abweichungen dem Thesaurus Siluricus von Bi@sBY*), 


*) Bıcspy, Thesaurus Siluricus. The Flora and Fauna of the Silu- ii 


rian Period. London 1868. 


u, 


welchem ich auch die am Schluss dieser Arbeit in einer tabel- 
larischen Uebersicht zusammengestellten Angaben über die 
Verbreitung der aufgezählten Arten in den Silurschichten ner 
lands entnehme. 


Aufzählung der beobachteten Arten. 


I. Amorphozoa. 
1. Stromatopora striatella D’ORB. 


Stromatopora polymorpha Gouor., Petr. Germ. Vol.I. pag. 215. t.64. £.8. 

— striatella, var. undulata Roem., Diluvialgeschiebe von Gröningen. 
Leona. u. Bronns Jahrbuch 1858. pag. 262. 

- — ScHMipT, Untersuchungen über die silurische Formation der 
Ostseeprovinzen, pag. 254. 

— — Linoste., Nomina Fossilium Siluriensium Gotlandiae, p. 8. 

— — Kusstr., Die Versteinerungen des Uebergangsgebirges in den 
Geröllen der Herzogthümer Schleswig und Holstein, pag. 11. t.3. £.5. 


Dieses Fossil, das durch die concentrischen Lagen und 
das unregelmässige Zellgewebe ausgezeichnet ist, wird öfters 
lose im Diluvium gefunden. In den Beyrichienkalken finden 
sich nicht selten unregelmässig geformte, öfters seltsam ge- 
wundene und scheinbar gedrehte knollige Stücke mit gestreifter 
Oberfläche und undeutlicher zelliger Structur im Innern, welche 
der Stromatopora polymorpha GoLDF. und der ‚Sir. striatella var. 
 undulala Rorm. gleichen durften. 


II. Actinozoa. 


2. Favosites Gothlandica Linn. sp. 


Calamopora Golhlandica Goupr., Petr. Germ. Vol. I. pag. 78. t. 26. 
Rı3a. se, 


Favosites Gothlandica MıLne-Eow., British fossil Corals, pag. 256. 
nt 60.19, 


So häufig sich diese Koralle im Diluvium findet, so selten 

begegnet man ihr in den Beyrichienkalken. Nur ein Bruch- 

stück derselben habe ich in Gesellschaft der charakteristischen 
Versteinerungen unseres Kalkes gefunden. 


3. Favosites fibrosa GoLDF. sp. 


 Calamopora fibrosa, var. tuberosa ramosa GouLpr., Petr. Germ. Vol. I, 

if pag. 82. t. 28. f. 3a. 3b. 

- Favosites fibrosa MıLne-Enw., Brit. foss. Cor. pag. 217. t. 48. f. 3. 

ni, 3a. 3b. und pag. 261. t. 61. f, 5. 5a. | 

 Calamopora fibrosa Kıöp., Die Versteinerungen der Mark Branden- 

a burg, pag. 259. 

— -— Scanıpr, Die silurische Formation von Ehstland etc., pag. 229. 

Favosites fibrosa Linostr., Nom, etc., pag. 7. 

Calamopora fibrosa Karst., Versteinerungen des Uebergangsgebirges 
etc., pag. 13. t. 4, f. 4. 


10 


Dieses Fossil zeigt eine Reihe sehr verschiedenartiger 
Formen, die jedoch zum Theil einen unmittelbaren Zusammen- 
hang mit einander aufweisen. In demselben Handstuck findet 
sich dasselbe bald frei, verästelt, die einzelnen Zweige von 
l bis 2 Mm. Duchmesser und rundlichem Querschnitt, bald 
in concentrischen Lagen oder als Ueberzug anderer Petrefacten, 
zumal der 6Gastropoden. Die Röhrenzellen selbst sind von 
verschiedener Stärke; der Querschnitt derselben ist, je nachdem 
sie entfernter oder naher an einander stehen, bald kreisförmig 
oder oval, bald regelmässig sechseckig. Gleich variabel ist 
auch die Länge der Röhren. — Nicht selten sind die Röhren- 
wände absorbirt, und nur die Kalkausfüllung derselben bleibt 
in getrennten cylindrischen Säulchen sichtbar. In anderen 
Fällen sind die Röhren selbst verschwunden, und die incrustirten 
Flächen zeigen nur in einer mehr oder minder deutlichen Fa- 
cettirung die Ansatzstellen derselben. 


4. Coenites Linnaei EıcHw. 


Coenites Linnaei Eıcnhw., Leth. Ross. Vol. I. pag. 458. t. 26. f. 16. 

-- —  Kunta, Die losen Versteinerungen im Diluvium von Tempelhof 
bei Berlin. Zeitschr. d. d. geol. Ges. Bd. XVIH. pag. 314. 

-  —  Kassr., a. a. O. pag. 14, t.5. f. 5a—d. (?) 


Im Beyrichienkalke scheint diese Koralle, die nach EichH- 
waALD kleine, ceylindrische und baumförmig verästelte Formen 
darstellt, und durch die länglich dreiseitigen Porenöffnungen 
charakterisirt ist, nicht gerade häufig zu sein. Nur wenige 
Exemplare, die alle in demselben Gesteinsstücke zusammen 
mit Favosites Gothlandica gefunden wurden, liegen vor. 


5. Syringopora repens Knorr et WALcH. sp. 


Milleporites repens Knonn et Wach., Petrefacten, Vol. III. pag. 197. 
Suppl. Pl. VI £. 1. 

Aulopora serpens Gouor., Petr. Germ. Vol. }. pag. 82. t. 29. f. 1. 

— °—- ’KLoep., a. a. O, pag. 252. 


Durch die verhältnissmässig stärkeren Röhren sowie durch 
ihre dichotome Verzweigung nähern sich unsere Formen der 
Aulopora dichotoma Goupr. Petr. Germ. Vol. I. pag. 218. t. 65.1.2. 
Die einzelnen Röhren sind quer gestreift, entweder gleichmässig 
conisch, oder in der unteren Hälfte cylindrisch und sich nach 
der Mündung zu plötzlich erweiternd. Die vorhandenen Exem- 
plare sind fast alle mit Favosites fibrosa incrustirt. 


6. Cyathophyllum sp. 
Nur wenige unbestimmbare Bruchstücke, 


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11 


III. Polyzoa. 


7. Ptilodicetya lanceolata GoLDF. sp. 


Flustra lanceolata GoLor., Petr. Germ. pag. 104. t. 37. f. 2. 
— Kıöp., a. a. O. pag. 230. 

Piilodictya lanceolata Schmidt, a. a. O. pag. 224. 

— -— Roem., Ueber die Diliuvialgeschiebe. Zeitschr. d.d. geol, Ges. 
Bd. XIV. pag. 598. 

— —  Linoste., Nom, etc., pag. 6. 

— — Kasstr.,a. a. O. pag. 10. t. 3. f. 1a. b. 


Ein sehr häufiges und charakteristisches Fossil des Bey- 


richienkalkes, das schmale, dünne Blätter von 2--15 Mm. Breite 


bildet. Das grösste der beobachteten Exemplare war bei einer 
Stärke von höchstens 2 Mm. gegen 10 Om. lang. Eine dunne, 
blattartige Scheidewand, die in der Mitte halbkreisförmige, nach 
oben zu gebogene Runzeln zeigt, theilt das Fossil in zwei Hälften, 
welche beim Zerschlagen des Gesteins sich leicht von einander 
losen. Auf beiden Seiten dieser Scheidewand sitzen die läng- 
lichen Zellen in Reihen, die sich ünter einem Winkel von 
etwa 165° schneiden, die mittleren der Axe parallel, die 
übrigen an ihrer Basis nach vorn und den Seiten zu gerichtet. 
Bei einen Exemplar von 14 Mm. Breite zählte ich 6 mittlere 
Reihen und je d0 seitliche, so dass die durchschnittliche Breite 
der einzelnen Zellen bei einer Länge von 0,55 Mm. etwa 
0,2 Mm. beträgt. Der Winkel, unter dem die seitlichen Zellen 
an ihrer Basis gegen die Axe gerichtet sind, ist etwa 30° 
gross; derselbe ändert sich jedoch nach aussen zu, so dass 
zuletzt die Richtung der Zellen der Axe parallel ist. Hiervon 
kann man sich leicht durch Anschleifen des Fossils von der 
Scheidewand aus überzeugen. Die Wände der Zellen müssen 


_ sonach windschiefe Flächen darbieten, und dem entsprechend 


ne 


zeigt auch ein parallel zur Axe und senkrecht zur Scheidewand 
gerichteter Durchschnitt derselben gebogene Linien. 


8. Fenestella patula M. Cor. 
— — Brit. Pal. Foss., pag. 50. t. 1C. £. 20. 


Fächerförmig verzweigt, mit glatten, sich wiederholt ga- 


- belnden Längsstrahlen und schwächeren Querstrahlen, Maschen 
von länglicher Gestalt, je zwei bis drei Zellen längs den- 


selben. 


9. Fenestella striato-punctata m. Taf. I. Fig. l. 


Fächerförmig verzweigt, die Längsstrahlen stärker, meist 
parallel verlaufend, nur selten mit einander anastomosirend, auf 


12 


der Zellentragenden Seite mit 4 bis 5 Längslinien geziert. 
Querstrahlen viel schwächer, gleichfalls längsgestreift, mit den 
Längsstrahlen Maschen von oblonger Gestalt bildend. 

Von voriger Art ist diese durch die stärkeren und deutlich 
längsgestreiften Strahlen leicht zu unterscheiden. Steinkern- 
artige Bildungen kommen dadurch zu Stande, dass die Substanz 
der Röhren absorbirt wird und der die Maschen ausfüllende 
Kalk in getrennten Höckern stehen bleibt. 


IV. Crinoidea. 


Säulenglieder von Crinoiden finden sich ziemlich häufig in 
dem Gestein. Die vier Formen, welche ich habe unterscheiden 
können, stimmen mit bereits bekannten Arten nicht überein; 
ich gebe deshalb eine kurze Beschreibung derselben, indem ich 
auch eine Bestimmung der Gattungen nicht unternehmen mag. 


10. Entrochus sp. Taf. I. Fig. 3. 


Die runden Glieder sind auf den Gelenkflächen mit feinen 
Radiallinien geziert, welche von der Peripherie aus nach dem 
Centrum zu verlaufen, jedoch nur bis zu !/, des Durchmessers; 
Nahrungscanal von einem schmalen Wulste umgeben; alle 
Glieder von gleicher Gestalt, bei 8 Mm. Durchmesser nur 
%/, Mm. dick. — Einzelne Eee sowie Bruchstücke von 
Stengeln dieser Art finden sich sehr häufig. 


ll. Entrochus sp. Taf. 1. Fig. 2. 


Stengelglieder pentagonal, mit abgerundeten Kanten und 
mit ziemlich weitem, pentagonalen Nahrungscanal. Von den 
fünf Seiten aus erstrecken sich auf der Gelenkfläche leisten- 
artige Erhebungen nach Innen, so zwar, dass die mittelsten 
am weitesten, fast bis zum Nahrungscanal reichen, während 
die seitlichen nach den Ecken zu an Grösse abnehmen. Auf 
der entgegengesetzten Gelenkfläche entsprechen der Lage nach 
Furchen den Leisten und Leisten den Furchen der anderen. 


12. Entrochus sp. Taf. 1. Fig. 5. 


Ctenocrinus sp. Kansr. a. a. O. pag. 24. 1.8. f. 4. u. 7. 
Stengelglieder rundlich, grössere mit kleineren regelmässig 


abwechselnd, Gelenkflächen mit Radialstreifen versehen, Nah- 
rungscanal rundlich oder schwach pentagonal. — Auf den Seiten 


der Stengelglieder befinden sich stumpfe Knötchen, deren regel- 


mässige Anordnung den Stiel kantig erscheinen lässt. 


13 


13. Entrochus sp. Taf. I. Fig. 4. 


Stengelglieder ausgeschweift pentagonal, von ungleicher 
Grösse, bei dem vorliegenden Exemplar je drei kleinere mit 
einem grösseren abwechselnd, Gelenkflächen glatt, die oberen 
schwach concav, die entsprechenden unteren convex, Nahrungs- 
canal schwach pentagonal. Bei einem 8 Mm. langen, und 
3 Mm. dicken Säulenstück zähle ich 14 Glieder, so dass die 
durchschnittliche Höhe eines Gliedes etwas über '/, Mm. 
beträgt. 


\ 


V. Brachiopoda. 


14. Discina orbiculoides m. Taf. I. Fig. 6a. b. c. 


Fast kreisformig oder oval, die freie Klappe conisch, 
schusselformig und mässig erhaben, der gekrummte Scheitel 
etwa 2 Mm. über dem hinteren Rande; Schale mit zahlreichen, 
welligen Anwachslinien von verschiedener Stärke und in ver- 
schiedenem Abstande von einander versehen, welche von feinen 
Längsstreifen durchkreuzt werden. Die festgewachsene Klappe 
nicht bekannt. 

Es findet. sich diese Art nur selten und meist auch nur 
in Bruchstucken in dem Gestein; doch lässt die charakteristische 
Sculptur, sowie der starke Hornglanz der Schale sie leicht er- 
kennen. — Das vollständigste Exemplar ist 11 Mm. breit, 
11 Mm. lang und 3 Mm. hoch. 


15. Crania implicata Sow. sp. 


Patella antiqua v. ScaLortu. Nachtr. L. t. 12. f. 2a. b. c, 
— — Kıoen., a. a. O. pag. 166. 
— ümnplicata Sow., Murchison Sil. Syst. t. 12. f. 14a. 
'Diseina implicata Linoste., Bidrag till Kännedomen om Gotlands 
'Brachiopoder, pag. 379. 
— amtigqua Rozm., Diluvialgeschiebe, pag. 598. 
Patella antiqua Kassr., a. a. O. pag. 41. t. 14. f.1a-—c. 
Crania implicata Davıns., Monograph of the British Silurian Brachio- 
poda, pag. 80. Pl. 8. f, 13—18. 
NL, 
u Fast in jedem Stücke unseres Gesteins finden sich einzelne 
Schalen dieser Art, in selteneren Fällen erfüllen sie, dicht an 
. einander gedrängt, dasselbe. Gewöhnlich erblickt man nur die 
_ Innenseiten der Klappen, oft mit deutlich ausgeprägten Muskel- 
| _ eindrücken. Auch Exemplare mit noch vereinigten Schalen 
usden- aus einem verwitterten Gesteinsstücke in grösserer 
Anzahl erhalten. 


14 


16. Lingula cornea Sow. 
== ıMünrcu., Sil. Syst, Pl. 3.£. 3. 


Nur ein einziges Mal und zwar in einem Geschiebestücke, 
das bei Bromberg gefunden wurde, ist mir diese Art vorge- 
kommen. Begleiter derselben waren Chonetes striatella, Rhyn- 
chonella nucula, Atrypa reticularis und Orthis canaliculata. Die 
von SOWERBY gegebene Abbildung stimmt mit unserer Form 
gut überein. 


17. Chonetes striatella Dan. sp. 


Orthis striatella Daum., Kongl. Acad. Handl., pag. 111. t. 1. £. 1. 

Leplaena lata v. Buch, Abhandl. der Acad. d. Wissensch. zu Berlin 
1828. pag. 53. 70. t. 3. £1. 3. 5-9. 14. 15. 

= #  KLop,, 2,2... 0. par: 181. 

Produetus pecten Quenst., Petrefactenkunde, pag. 492. t. 39. £. 35. 

Chonetes striatella Scunıpr, a. a. O. pag. 220. 

— — Laınosta., Bidrag ete., pag. 374. 

— — Roem., Diluvialgeschiebe, pag. 599. 

— . 72,.Kounrıs, aa, Olpag. 3le. 

= + Kunst ,a.22 0. pag. 32. vr Nah 

— —  FEekıstm., Diluvialgeschiebe bei Lampersdorf, pag. 4. 


Diese Art gehört zu den charakteristischsten des Beyrichien- 
kalkes und ist in demselben das bei weitem häufigste Brachiopod. 
Die Schalen, die ich stets nur getrennt gefunden habe, zeigen 
ein verschiedenes Aussehen, je nachdem man die Aussen- oder 
Innenseiten derselben, oder deren entsprechende Abdrücke vor 
sich hat. Kenntlich sind die Innenseiten durch die auf den 
Rippen meist unregelmässig zerstreuten feinen Körnchen, wäh- 
rend ihre Abdrucke leicht durch die entsprechenden grubigen 
Vertiefungen in den Furchen unterschieden werden können. 

Zwei Varietäten, eine feinrippige und eine stärker gerippte, 
lassen sich von dieser Art unterscheiden. In Bout’s hand- 
schriftlichem Nachlass finden sich beide, die übrigens meist in 
verschiedenen Gesteinsstucken, jedoch mit den gleichen ander- 
weitigen Petrefacten vorkommen, als Species „striatella“ und 
„striata“ unterschieden. Chonetes striatella Darm. hat nach Bor 
einen halbkreisförmigen Umriss, am Schlossrande der grösseren 
Klappe jederseits 5—8 Stachelröhren und die Oberfläche mit 
zahlreichen feinen Längsrippen geziert, von welchen man an 
der Peripherie 70—-90 zählt. — Bei Chonetes striata BoLu soll 
dagegen die grösste Breite nicht in dem geraden Schlossrande, 
sondern tiefer , ungefähr in der Mitte der Schale, liegen, der 
Stirnrand eine Strecke lang gerade, dem Schlossrande parallel ’ 
verlaufen und der Schlossrand der grösseren Klappe jederseits 
drei bis fünf Stachelröhren tragen. Weiter soll die Anzahl 
der Rippen an der Peripherie meist nur 90—40, seltener 90 


15 


betragen; dieselben sollen im Allgemeinen stärker als bei der 
vorigen Art und auf der Innenseite mit gröberen Punkten be- 
setzt sein, jedoch auf dem, dem Schlossrande zunächst liegenden 
Theile der Schale entweder nur schwach auftreten, oder völlig 
verschwinden. 

Allerdings sind nun Schalen, die die gesammten Charaktere 
einer der beiden Formen zeigen, nicht selten zu finden , doch 
giebt es viele Zwischenformen, denen das eine Merkmal dieser, 
das andere der anderen Form zukommt, so dass ich dieselben 
nicht als gesonderte Species trennen mag, 

In anderen nordischen Geschieben, als denen des Bey- 
richienkalkes, fehlt Chonetes striutella entweder gänzlich, oder 
tritt doch nur sehr vereinzelt auf; in den obersilurischen 
Sehichien Englands, Schwedens und der russischen Ostsee- 
' provinzen ist sie dagegen weit verbreitet. In gleicher Weise, 
wie in den Geschieben das Gestein erfüllend, findet sie sich 
in Schonen bei Klinta am Ringshö. in Gotland bei Hoburg, 
Burs und Katthammarsvik und auf Oesel am Ohhesaare- und 
Kaugatoma-Pank. Jedoch nur von’ Oesel und von Burs auf 
Gotland kenne ich die gröber gestreifte Form. Auf Gotland 
findet sie sich übrigens in allen drei Zonen; ein Exemplar von 
Wisby zeigt besonders lange Stachelröhren , fast so lang, wie 
der Schlossrand, also von gleicher Länge wie bei der von 
HEIDENHEIM be chriehehen Species des Graptolithen- -Gesteins, 
Ch. longispina Hezın.”) Die grösste Länge der in den Beyrichien- 
 kalken beobachteten Chonetenstacheln beträgt nur 3—4 Mm. 


18. Leptaena transversalis Dan. 


Leptaena transversalis Daım., Vet. Acad. Handl., pag. 10%. Pl. 1. f. 4. 
— — Kıöp, a. a. O. pag. 180. 

— -— Scamipr, a. a. OÖ. pag. 216. 

— — Laınoste., Bidrag etc.. pag. 374. 

— — Konts, a. a. O. pag. 313. 

— — Kasst.,, a. a. O. pag. 33. t. 11. f. 4a—d. 


Nur zwei kleine, jedoch vollständige Exemplare liegen vor, 
welche im Umriss und in der feinen Streifung der Schale mit 
 Gotländer Formen gut übereinstimmen. 


19. Sirophomena euglypha Hıs. sp. 


Bu, Epuena euglypha Hıs., Anteckn. Pl. VI. £f. 4 
— Kıö., a. a. O. p. 180, 
3 Enlsmena euglypha Scunmivr, a. a. OÖ. pag. 215. 
m — . Lispste., Bidrag etc., pag.. 372. 
— — Koassr., a. a. O. pag. 33. t. 11. f. 2. 


*) Heıpenkeım, a. a. O. pag. 153. 


16 


Ausser verschiedenen Bruchstucken, die hierher gehören 
mögen, liegt ein zwar kleines, doch wohl erhaltenes Exemplar 
einer convexen Schale vor, welches den Umriss und die cha- 
rakteristische Sculptur der Str. euglypha deutlich zeigt. 


20. Strophomena variecostata in. START Fig. Ta. b. c. 


Halbkreisförmiger Umriss, breiter als lang, grösste Breite 
an dem geraden, kurzgeflügelten Schlossrande; grössere Klappe 
mässig convex, kleinere schwach concav; Schlosslinie gerade, 
Area schmal, Schnabel nicht hervorragend. 

Die Oberfläche der Schale ist mit starken Längsrippen 
versehen, deren Zahl nach der Peripherie zu durch Interpolation 
zunimmt; dem Schlossrande zunächst treten jedoch nur feinere 
Streifen, etwa zehn jederseits, auf. Zwischen den Längsrippen 
befinden sich concentrisch angeordnete, grubige Vertiefungen 
auf der Aussenseite, sowie entsprechende Erhabenheiten auf 
der Innenseite der Schalen. 

Von dieser Species, die mit Strophomena corrugatella Dav. 
nahe verwandt zu sein scheint, liegen nur wenige Exemplare 
vor, die alle in demselben Gesteinsstuck gefunden wurden. 


21. Strophomena rhomboidalis WILCKENS. sp. 


Conchites rhomboidalis WıLck., Nachricht von seltenen Versteinerungen, 
vornehmlich des Thierreiches. Berlin und Stralsund 1769. pag. 77. 
t. 8. f. 43. 44. 

Leptaena rugosa und L. depressa Daum., Vet. Acad. Handl,, pag. 106. 
107. 1.1.7.1. 2. 
— Kıöp., a. a. O. pag. 180, 

Sm depressa Scanipt, a. a. OÖ. pag. 218. 

— — Laınoste., Bidrag, pag. 371. 

— -— Kasst., a. a. O. pag. 39. t. 11. f. 2a—e. 

_— — Frıstn., a. 2. O. pag. 6. 


Bruchstücke dieser weit verbreiteten Art sind nicht selten, 
vollständigere Schalen nur vereinzelt. 


22. Strophomena filosa SoWw. sp. 


Orthis filosa Sow., Sil. Syst. Pl. XIIL f. 12. 
Beronbopıene filosa Scanipr, a. a. O. pag. 218. 
— — Linosta., Bidrag ete., pag. 379. 


In einzelnen Geschiebestücken finden sich die Schalen 


dieser Art in grosser Menge und ziemlich guter Erhaltung. 
Die Innenseiten der Schalen sind durch unregelmässig zer- 
streute, punktförmige Erhabenheiten ausgezeichnet, die Abdrücke 
derselben durch entsprechende Vertiefungen. 


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17 


23. Strophomena pecten Lisn. sp. 


Anomia pecten Lixn., Syst. Nat. ed. XII. Vol. I. pars 2. pag. 1192. 
Orthis pecten Kıön., a. a. O. pag. 178. 

Strophomena pecten Scanıpt, a. a. O. pag. 216. 

— — Linpsre., Gotl. Brach., pag. 379. 

Orthis pecten Karsr., a. a. O. pag. 30. t. 10. f. 4a. b. 


Zwar konnten bei den wenigen vorliegenden Hkemplaren 
die inneren Charaktere nicht beobachtet werden, doch stimmt 
die Sculptur und der Umriss der Schalen mit Exemplaren von 
Gotland überein, 


Ausser den angeführten finden sich noch Bruchstücke an- 
derer Strophomena-Arten, die jedoch eine nähere Bestimmung 
nicht zulassen. 


nn 


94. Orthis canaliculata LinDsTk. 


Orthis orbicularis Scanmipt, a. a. O. pag. 215. 

— canaliculata Linostn., Gotl. Brach., pag. 369. Pl. XII. f. 10. 

— elegantula Roen., Diluvialgeschiebe, p. 600. 

— — Kuss, a a. O. pag. 313. 

— . testudinaria Karsr., a. a. O. pag. 30. t. 10. f. 2a—d. (O. tetragona.) 
—  elegantula Frısım, a. a. O. pag.95. 


Von Orthis elegantula Daum. unterscheidet sich unsere Art 
durch den mehr kreisförmigen Umriss, die geringere Convexität 
der grossen Klappe und den stärkeren Sinus in der kleineren. 
Dagegen zeigt sie eine grosse Uebereinstimmung mit Orthis ca- 
naliculata LinDsTR., wie ich mich durch Vergleich mit Exem- 
plaren dieser Art, die ich auf Gotland bei Fröjel gesammelt 
hatte, überzeugen konnte. O0. orbicularis ScHMiDT ist nach 
LispsTtröm nur eine Varietät seiner canaliculata und dürfte 


dieser Name also als Synonym unserer Art gelten. 


Am häufigsten finden sich die stets getrennten Schalen 
unserer Orthis in einer stark thonigen Varietät des Beyrichien- 
kalkes, jedoch meist zerdrückt und der äusseren Schalen be- 
raubt. Wohl erhaltene Exemplare, die auch die inneren Cha- 
raktere beobachten liessen, fanden sich in einem Geschiebe an 
der Weichsel bei Bromberg. 


25. RBhynchonella nucula Sow. sp. 


Terebratula nucula Sow., Murchison Sil. Syst., PL. Vv.£ 2%. 
— plicatella Kıön., a. a. O. pag. 174. 

Einchönelta nucula SCHMIDT, a. a. O. pag. 213. 

—  Linvste., Gotl. Brach., pag. 366. 

— Roem., Diluvialgeschiebe, pag. 999. 

_ Kuntu, a. a. O. p. 319. 

borealis (pars) Karsr., a. a. O. pag. 28. t. 9. f. 8-10. 

nucula Feısım., a. a. 'o. pag. 4 


Zeits.d. D. geol. Ges. X XIX. 1. 2 


18 


Nächst Chonetes striatella ist diese Art das häufigste 
Brachiopod des Beyrichienkalkes; nicht selten sogar sind ihre 
dicht über einander gelagerten Schalen das einzige Petrefaet 
in demselben. Ihre Grösse und Gestalt variirt bedeutend. Von 
‘ ganz kleinen, ausserordentlich flachen Formen von kaum 2 Mm. 
Länge bis zu solchen von kugelförmiger Gestalt, die eine Breite 
von 10 Mm. und eine Länge von 8 Mm. haben, finden sich 
alle möglichen Uebergänge.. Zum Theil mögen die flachen 
Formen jüngeren Entwickelungsstadien entsprechen, doch finden 
sich auch kleine kugelförmige Formen und grössere flache. — 
Der Sinus der grossen und der entsprechende Wulst der kleinen 
Klappe sind bei den flachen Formen wenig oder gar nicht aus- 
geprägt; bei den kugelförmigen zeigt ersterer gewöhnlich drei, 
letzterer meist vier Rippen, jedoch finden sich auch zwei Rippen 
im Sinus und drei auf dem Wulste. 

Besonders die kleineren flachen Formen findet man sehr 
häufig mit vereinten Schalen; auch gute Steinkerne wurden in 
einem bräunlich verwitterten Geschiebe gefunden. 


26. Rhynchonella Wilsoni Sow. sp. 


Terebratula Wilson Sow., Min, Conch,, t. 118. £. 3. 
— — Kıön., a. a. O.p. 173. 

Rhynchonella Wilson Scumipr, a. a. O. pag. 212. 
— — Lınpste., Gotl. Brach., pag. 366, 

— -— Kunta, a. a. O. pag. 319. 

— — Kasst, a. a. O. pag. 28. t. 9. f. 7a—c. 


Nur wenige Exemplare und zum Theil nur in Bruchstücken 
wurden in dem Gestein gefunden, doch zeigten dieselben die 
charakteristische Theilung der Rippen am Stirnrande. 


27. Retzia Salteri Dav. sp. 


Terebratula Salteri Dav., Bull. Soc. G&ol. France. 2. Ser. Vol. V. 
pag. 331. Pl. II. £. 31. 

Retzia Salterı Scumipr, a. a. O. pag. 212. 

—  Baylei Lınpste., Gotland Brach., pag. 3061. 


Am häufigsten findet sich diese Art in Gesellschaft von 
Spirifer elevatus und Meristella didyma. Exemplare mit vereinigten 
Klappen sind nicht selten. 


28. Meristella didyma Daun. sp. 


Terebratula didyma Daım., K. Vet. Acad. Handl., pag. 146. Pl. VI. £.7. 
Spirigerina didyma Scumipt, a. a. O. pag. 212. 

Spirigera didyma Linosta., Gotl. Brach., pag. 361. 

Athyris didyma Kuntu, a. a. O. pag. 312. 

Meristella didyma Dav., Brit. Brach., pag. 112. Pl. XII. £. 1-10. 


2 Be Ra 
ER RE 


19 


Auch diese Art variirt sehr; es finden sich kleine, flache 
Formen und grössere gewölbte, zwischen diesen aber alle mög- 
lichen Uebergänge. Der Sinus der grossen Klappe ist nur 
schwach ausgeprägt. 


29. Atrypa reticularis Linn. sp. 


Anomi«a reticularis Lınn., Syst. Nat. ed. XII. pag. 1152. 
Atrypa reticularıs Kıön., a. a. O. pag. 175. 
Spirigerina reticularis Scumiptr, a.a. O. pag. 211. 

— —  Lisosta., Gotl. Brach., pag. 362. 

Atrypa reticularis Roem. .. Diluvialgeschiebe, pag. 600. 
— — Konta, a. a. O. pag. 3ld. 

— — Kassr., a.a. O. pag. 27. t.9 f. da—c. 

un Re Feistu,, a. a. O. pag. 95. 


Findet sich am häufigsten in der thonigen Varietät des 

Beyrichienkalkes und zwar stets in der flachen Form, zusammen 

_ mit Orthis canaliculata, Spirifer elevatus, Chonetes striatella und 
vielen Crinoiden-Resten. 


30. Atrypa imbricata Sow. sp. 


Terebratula imbricata Sow., Murchison Sil. Syst. Pl. XIH. f, 27. 
Spirigerina imbricata Scamipt, a. a. O. pag. 212. 
— — Linpsra., Gotl. Brach., pag. 362. 


Nur in wenigen Exemplaren mit scharf hervortretendem, 
zweirippigem Wulst in der kleinen Klappe und entsprechendem 
Sinus in der grossen, und schuppig abstehenden Anwachs- 
ringen. 


öl. Nucleospira pisum Sow. sp. 


Terebratula pisum Sow., Min. Conch., t. 536, f. 7. 
— — Kıöb., a. a. O. pag. 173. 

Spirigera pisum Linpste., Gotl. Brach., pag. 361. 
‚Nuecleospira pisum Dav., Brit. Brach. 


Meist kleine Formen, von 2—5 Mm. Länge. Die abge- 
riebene Oberfläche erlaubt nicht, die charakteristische Structur 
derselben zu erkennen. Es ist deshalb auch möglich, dass 
unsere Exemplare zu verwandten Formen, wie Airypa nitida 
Hart oder _4irypa Circe BarR. gehören. 


32. Pentamerus sp. 


Die wenigen vorliegenden Bruchstücke erlauben keine 
sichere Bestimmung, doch deuten die zahlreichen scharfen Rippen 
und der stark eingebogene Schnabel auf P. Knightü Sow. hin. 


DIR 


20 


39. Spirifer elevatus Daun. sp. 


Delthyris elevata Daım., Vet. Acad. Handl. 1827, pag. 120. t. 21. f. 3. 
—  vestita Kıön., a. a. ©. pag. 177. 

Spirifer elevatus Scunipt, a. a. OÖ. pag. 211. 

Spirifera elevata Lixpste., Gotl. Brach., pag. 359. 

Spirifer sulcatus Roem., Diluvialgeschiebe, pag. 599. 

— — Kiüntu, a. a. O. pag. 312. 


Fern. RoEMER führt in seiner oben erwähnten Arbeit 
Spirifer sulcatus VERN. aus unserem Gestein an, erwähnt jedoch 
zugleich, dass die Bestimmung nicht zweifellos sei, und dass 
die Art vielleicht zu Spirifer elevatus Dam. gezogen werden 
dürfie. Von sSpirifer sulcatus unterscheidet sich unsere Form 
durch die beträchtlichen Dimensionen (bis 25 Mm. Breite und 
20 Mm. Länge) und durch die grössere Anzahl der Falten. 
Auch das für Spirifer elevatus nach Lınnström charakteristische 
Merkmal, dass die Anwachslinien von feinen Längsstreifen 
durchschnitten werden, kann man an Exemplaren, deren äussere 
Schalenschicht noch erhalten ist, beobachten. 

Eine grosse Klappe eines Spirifer und wahrscheinlich von 
unserer Art hat schon Watch im Naturforscher vom Jahre 1793 
als Patella anomites abgebildet und beschrieben.*) Einzelne 
Klappen und Bruchstücke derselben finden sich im Beyrichien- 
kalke ziemlich haufig, vollständigere Exemplare selten. Sie 
variiren besonders in der Höhe der Area und der Stärke der 
Falten. 
Auf Gotland findet sich unser Spirifer haufig in der süd- 
lichen Zone, zumal bei Rohne und Katthammarsvik, jedoch 
meist kleiner als in den hiesigen Geschieben. Dagegen gleichen 
die Oesel’schen Exemplare vom Ohhesaare- und Kaugatoma- 
Pank den unserigen vollständig. 


34. Spirifer crispus Hıs. sp. 


Terebratula crispa Hıs., Vet. Acad. Handl., t. 7. f. 4. 
Delthyris crispa Kıön., a. a. O. pag. 178. 

Spirifer crispus ScumivT, a. a. O. pag. 211. 

Spirifera crispa Linpstr., Gotl. Brach., pag. 360. 
Spirifer crispus Kuntu, a. a. O. pag. 312. 


Von voriger Art unterscheidet sich diese durch die im 
Allgemeinen geringere Grösse, die geringere Anzahl und Stärke 
der Längsrippen und durch die weniger hohe Area. Bei klei- 
neren Exemplaren verschwinden die Falten mitunter gänzlich. 
Sie wird häufig in Gesellschaft der vorigen gefunden. 


*) Warcn., Von einem seltenen Patelliten aus dem Mecklenburgi- F 
schen. Naturforscher St. VII. pag. 216. t. 4. f. 1a. b. i 


u ar a a 


21 


Nach KuntH stammt auch Orthisina dichotoma KuntH „dem 


Gestein nach‘* aus Chonetenkalk.*) Ich habe diese Art in 


unseren Kalken nicht gefunden und deren Anführung daher in 
dem obigen Verzeichniss der Brachiopoden unterlassen. 


VI. Peleeypoda. 


35. Pterinea retroflexa Hıs. sp. 


Avicula retrofleca Hıs., Leth. suec., pag. 57. Pl. XVL. f. 12 
Pterinea reiroflexa Scaniot, a. a. O. pag. 210. 

— — Lisoste, Nomina 'ete., pag. 3. 

Avicula retroflex« Rorm., Diluvialgeschiebe, pag. 600. 
Pierinea sp. Karsr., a. a. O. pag. 36. t. 12. f. 3. 

Avicula retroflexa Frietm,, a. a. O. pag. 6. 


Es findet sich diese Art theils als Steinkern, theils mit 
erhaltener Schale, die bisweilen noch ihren Perlmutterglanz, 
sowie die Muskeleindrucke auf der Innenseite beobachten lässt. 


86. Pterinea reticulata Hıs. sp. 


Avicula reticulata Hıs., Leth. suec., pag. 57. Pl. XVII. f. 13. 
Pterinea reticulata Scampr, a. 2. Ö. pag. 210. 

— — Linosmk., a. a. OÖ. pag. 3. 

Plerinea sp. an ventricosa Kassr., a. a. O. pag. 36. t. 12. f. 5. 


Diese Art, welche durch die zahlreichen, von engen An- 
wachsringen durchkreuzten Längsrippen ausgezeichnet ist, habe 
ich in dem Gestein ziemlich häufig, meist in bräunlich gefärbten 
Abdrücken, gefunden. 


37. Pterinea tenuistriata M. Coy. 
— — Brit. Pal. Foss., pag. 263. Pl. 1. J. f. 4. 


Von voriger Art ist diese durch die viel feineren, fast nur 
mit der Loupe deutlich erkennbaren Längsstreifen unterschieden. 


- Nicht häufig! 


38. Modiolopsis antiqua Sow. 


_ — Murch. Siluria, 4. ed. Pl. XXI. £. 14. 
Modiolopsis antıgua SCHMIDT, a. a. O. pag. 211. 


Kleine, bis 12 Mm. breite Formen mit dicht gedrängten 
_ Anwachslinien,, welche von feinen Längslinien durchschnitten 


Ri . werden, 


*) Kuntu, Die losen Versteinerungen im Diluvium von Tempelhof 


ee: ehe Zeitschr. d. d. geol. Ges. Bd. XVII. pag. 313. Taf. VU. 
BIER | | 


22 


39. Cardiola interrupta Sow. 


— -— Murchison Sil. Syst., pag. 617. t. 8. f.5. 
Cardiola interrupta SCHMIDT, a. a. O. pag. 210. 


Von dieser im Graptolithengestein nicht seltenen Art habe 
ich zwar nur ein Bruchstück gefunden, doch giebt auch RoRMER 
an, dass sie in einem Stücke Beyrichienkalkes von Lyck in 
Ost-Preussen beobachtet wurde.*) 


40. Orthonota amygdalina Sow. sp. 


Cypricardia amygdatina Sow., Murch. Sil., 4. ed. Pl. XXI. f. 6. 
— sp. cf. silurica Eıcuw. Kassrt., a. a. O. pag. 37. t. 12. f. 12. 


Nur Steinkerne liegen von dieser Art vor. 


41. Conocardium reticulatum m. Taf. I. Fig. 8. 


Schalen stark gewölbt, vorn geflügelt, von fast dreieckiger 
Gestalt und mit zahlreichen Längsrippen versehen. Dieselben 
sind nach dem vorderen und hinteren Rande zu feiner und 
dichter an einander gedrängt; nach der Mitte zu treten sie 
weiter aus einander und erheben sich stärker, wodurch ein 
ziemlich hervorragender, doch abgerundeter Kiel gebildet wird. 
Die Längsrippen werden von dichten Anwachslinien durch- 
kreuzt und dadurch eine gitterartige Sculptur der Schalen ver- 
ursacht. 


Ausser den genannten. finden sich noch andere Zwei- 
schaler, die zu den Gattungen Goniophora, Grammysia, Modio- 
lopsis und Ctenodonta zu gehören scheinen, jedoch ihrer unvoll- 
kommenen Erhaltung wegen keine genaue Bestimmung zu- 
lassen. 


VII. Gastropoda. 


42. Murchisonia cingulata Hıs. sp. 


Turritella cingulata Hıs., Leth. suec. pag. 39. t. 12. f. 6. 
Murchisonia cingulata Scumipt, a. a. O. pag. 204. 
(?) Turritella obsoleta Scumipt, a. a. O. pag. 209. 


Die Steinkerne dieser Art, welche der von Murcnisox (Sil. 
Syst. pag. 603. t.3. f. 7a. 12. f. g.) beschriebenen Form glei- 
chen, finden sich häufig, seltener Exemplare mit vollständig 
erhaltener Schale. Letztere zeigen in der Mitte der Windungen 
ein schmales Band, auf welcher sich der stark gebuchtete Sinus 


der Anwachslinien befindet, und das bisweilen noch durch eine s 


*) Fern. Rormer, Ueber: die Diluvialgeschiebe von nordischen Sedi- 
mentärgesteinen etc. Zeitschr. d. d. geol. Ges. Bd. XIV. pag. 611. 


a > N) - 
i Se N. a Br 4 


23 


Linie in der Mitte in zwei Parallelbänder getheilt wird. Die 
Windungen nehmen sehr allmälig an Grösse zu; bei 10 Mm. 
langen Exemplaren zähle ich etwa 6—7 Umgänge. 


43. Holopea ef. striatella Sow. 
— -—- Murchison Siluria, 4. ed. Pl. VII. f£. 4. 


Das eine vorliegende Exemplar von 15 Mm. Länge zeigt 
4 schnell an Grösse zunehmende Windungen. An dem Stein- 
kern sind Bruchstücke der Schale haften geblieben, die eine 
feine Längsstreifung zeigen. 


44. Turbo striatus Hlıs. 


Leth. suec., pag. 38. t. 12. f. 5. 
SCHMIDT, a. a. O. pag. 209. 
Linostr., Nomina etc., pag. 3. 
Kassrt., a. a. O. pag. 42. t. 14. f. 6. 


Bee 


reist 


Ein gut erhaltenes vollständiges Exemplar liegt vor, das 
bei 6Mm. Länge 5 Windungen zeigt. Die ersten 2 Windungen 
sind glatt, die folgenden zeigen eine rasch zunehmende Anzahl 
scharfer Längsrippen, welche in der oberen Hälfte der Win- 
dungen von einander entfernter stehen, in der unteren aber 
dicht an einander gedrängt sind. — Zu derselben Art stelle 
ich einige Steinkerne, die in der Anzahl und Grösse der Win- 
dungen mit dem beschriebenen Exemplar völlig übereinstimmen, 
im Uebrigen jedoch ganz glatt sind. 


45. Euomphalus ef. qualteriatus ScHL. 


Der vorliegende, nur 6 Mm. breite Steinkern, an welchem 
nur ein kleines Bruchstück der Schale sichtbar ist, erlaubt 
keine nähere Bestimmung, doch gleicht er sehr der von EıcH- 
] waAıD*) beschriebenen und abgebildeten Varietät aus dem 

 Ortboceratitenkalke der Insel Odensholm. ' 


VIII. Heteropoda et Pteropoda. 
46. Bellerophon substriatus m. Taf.I. Fig. 9a.b. 


Kleine Formen, mit schnell an Weite zunehmender letzter 

- Windung, welche durch einen breiten Kiel und einen Sinus zu 

beiden Seiten desselben ausgezeichnet sind. Der stark ge- 

 buchtete Sinus der zahlreichen feinen Anwachslinien liegt in 
Form von halbkreisförmigen Bogen auf dem Kiele. 


*) EıcuwaLn, Leth. Ross., pag. 1147. Pl. XLII. f. 13, 


24 


In dieser Sculptur, sowie in ihren Grössenverhältnissen, 
gleicht unsere Art sehr dem Bellerophon siluricus EICHWALD*), 
unterscheidet sich von demselben jedoch durch den breiteren 
Kiel und den deutlichen Sinus zur Seite desselben, sowie durch 
die feinen Längsstreifen, welche die Anwachslinien durch- 
kreuzen. 

Ein einziges Exemplar mit erhaltener Schale und wenige 
Steinkerne dieser Art liegen vor; auch ein nur 3 Mm. grosser 
Steinkern scheint mir eine jugendliche Form derselben darzu- 
stellen. 


47. Conularia lanceolata m. Taf. 1. Fig. 10. 


Eine kleine Form von 4 Mm. Länge und rhombischem 
Querschnitt, grösste Breite an der Basis 1,5 Mm., Spitze nur 
wenig abgerundet. Die vier Kanten sind mit einer tiefen Furche 
versehen, die Seitenflächen mit zahlreichen, knieförmig gebo- 
genen Transversalrippen und einer Medianlinie, die die Knie- 
punkte derselben verbindet. Bei dem vorliegenden Exemplare 
zähle ich 26 solcher Rippen, so dass 6—7 auf eine Linie 
kommen. 

Diese Rippen sind völlig glatt; von Längsstreifen, wie sie 
bei anderen Conularien beobachtet werden, findet sich keine 
Spur. — Das eine vorliegende Exemplar wurde ın einem festen 
Kalkstein mit Pentamerus sp. und Spirifer crispus gefunden. 
Der Mangel an anderen charakterischen Versteinerungen lässt 
die Zugehörigkeit desselben zum Beyrichienkalke zweifelhaft 
erscheinen. 


IX. Cephalopoda. 


Mit seltenen Ausnahmen sind die im Beyrichienkalke vor- 
kommenden Cephalopodenreste schlecht erhalten, so dass ich 
nur die folgenden Arten bestimmen konnte. 


48. Orthoceras verticillatum v. Hac. 


Orthoceras verticillatum BorLı, Beitrag zur Kenntniss der silurischen 
Cephalopoden im norddeutschen Diluvium und den angrenzenden 
Lagern Schwedens. Archiv für Naturgeschichte Mecklenburgs, 
Bd. XI. pag. 79. t. 5. f. 19. 

— — ‚Kusst., 2.8.0, pag. 49, t. 18T 2 a..b, 


BoLL giebt diese Art aus obersilurischen Geschieben**) 
und von Katthammarsvik auf Gotland an. Ein Exemplar der- 


*) EıcuwaLp, Leth, Ross., pag. 1078. Pl. XI. f. 34. 35. 
**) Archiv f. Naturgesch. Mecklenb., Bd. XIII. pag. 160 und hand- 
schriftlicher Nachlass. 


25 


selben fand ich in einem Stücke Beyrichienkalk aus der er- 
wähnten Geschiebe-Sammlung des hiesigen paläontologischen 
Museums. Ein anderes Exemplar liegt mir vor, das in einem 
festen, grauen, splittrigen Kalke bei Bromberg gefunden wurde. 
Die Wülste sind bei demselben etwas schräge; bei einem 
Durehmesser von 12 Mm. hat es eine Länge von 40 Mm. und 
ist durch drei tiefe, längliche Gruben an seinem oberen Ende 
ausgezeichnet. Letzterer Charakter ist auch an der Wohn- 
kammer anderer Orthoceratiten beobachtet worden. — Das 
Exemplar der Museumssammlung zeigt ausser den Ringwülsten 
noch feine Ringstreifen. 


49. Orthoceras Schmidtii BouLt. 


Orthoceras striatulum Boıt, Beitrag zur Kenntn. der silur. Cephalo- 
poden, pag. 78, t. 7. f. 20. 

— bullatum Scamir, a. a. O. pag. 198. 

— Schmidtii BoLt, Nachträge etc., Archiv f. Naturgesch. Mecklenb., 
Bd. XIII. pag. 161. 

—  striatulum Kassrt., a. a. OÖ. :pag. 51. t. 18. f. Aa. b. 


Durch den stark excentrischen Sipho, die sehr niedrigen 
Kammerwände und die feine Längsstreifung der Schale ist 
diese Art wohl charakterisirt; doch ist bei den meist schlecht 
erhaltenen Exemplaren aus dem Beyrichienkalke zumal die 
Schalensculptur selten sichtbar. — Das von Borz abgebildete 
Exemplar, das alle Charaktere des unsrigen zeigt, stammt von 
Gotland. | 


50. Orthoceras Hagenowi BouL. 


Orthoceras Hagenow: Bouı, Beitr. zur Kenntn. der silur. Ceph., pag. 77. 
r216..9.19; 

— — Kassr., a. a. 0. pag. 50. t. 18. f. 3Ja-c. 

— —  Lıinoste., Nomina etc., pag. 2. 


Von Bout und Karsten wird diese von voriger nur wenig 
unterschiedene Art aus dem Beyrichienkalke angegeben. Mir 
liegen nur undeutliche Exemplare vor, bei welchen ich zweifel- 
haft bin, zu welcher von beiden Arten sie gehören. 


5l. Orthoceras Damesii m. Taf. 1. Fig. 11a. b. 


| Fast cylindrische Formen; ein 50 Mm. langes Exemplar 
zeigt einen oberen Durchmesser von 13 Mm., einen unteren 
von 10 Mm. Der Sipho ist excentrisch und in den Kammern 
‚kugelig angeschwollen; bei einem Kammerdurchmesser von 
12 Mm. ist er 2 Mm. dick und 4 Mm. vom Rande entfernt. 
Die Kanımern sind niedrig, nach der einen Seite etwas geneigt, 
die durchschnittliche Entfernung der Kammerwände von ein- 


ander beträgt 2'/, Mm. 


26 


Die Schale ist glänzend, an den Näthen etwas vertieft 
und mit welligen, feinen Ringstreifen versehen. Der innere 
Abdruck derselben ist durch zahlreiche längliche Vertiefungen, 
welche in undeutlichen Längslinien steben, ausgezeichnet. 

Ein loses, an der Weichsel bei Bromberg gefundenes 
Exemplar und wenige etwas zerdruckte in einem Stück Bey- 
richienkalk von Rixdorf liegen vor. 


52. Orthoceras costatum BoLt. 
zu ZU 2.020. Pag. 24.7 ED, 


Das vorliegende Exemplar zeigt 21 Kanten, während BoLL 
nur 13 für unsere Art angiebt. Es nähert sich durch diese 
grössere Zahl der Läugsrippen dem Orthoceras angulatum W AHL, 
unterscheidet sich jedoch von diesem wieder durch den Mangel 
der Zwischenrippen. 


53. Orthoceras sinuoso-septatum F. Rozn. 


— -—  Roem., Die fossile Fauna der silurischen Diluvialgeschiebe von 
Sadewitz, pag. 59. t. 7. f. 6a. b., t. 6. f. 3a-c. 


In der vorjahrigen Junisitzung der deutschen geologischen 
Gesellschaft*) legte Herr REmeL£ ein bei Neustadt-Eberswalde 
gefundenes Stück Beyrichienkalk mit einem Orthoceratiten vor, 
der durch den Verlauf der Kammerwandnäthe und durch das 
zusammengedruckte Gehäuse der Rosmer’schen Art sich nähern 
und nur durch den mehr centralen Sipho sich von ihr unter- 
scheiden sollte. Ich besitze ein gleiches, lose an der Weichsel 
bei Bromberg gefundenes Exemplar, das sich durch Bey- 
richia Wilckensiana, die sich in der Kalkausfüllung der Kammern 
fand, als gleichfalls dem Beyrichienkalke zugehörig erwies. 
Die Lage des Sipho konnte erst nach wiederholtem Zerspalten 
des Stückes festgestellt werden, und es zeigte sich dann, dass 
dieselbe wie bei dem Rormer’schen Exemplar eine randliche 
war. Auch die von RoEmEr beobachtete Krümmung desselben, 
sowie die seitliche Zusammendrückung wurden bei dem unsrigen 
bemerkt. 


54. Orthoceras annulato-costatum BouL. 
— —- 2.2 0. pag. 26. t. 7. f. 24. 
Ein sehr schönes Exemplar dieses Orthoceratiten fand 


sich unter den erwähnten Rügener Geschieben im hiesigen pa- 
läontologischen Museum. Die glatte Wohnkammer zeigt sich 


*) Zeitschr, d, d. geol. Ges., Bd. XXVIII. pag. 426, 


21 


bei demselben von dem längsgerippten, gekammerten Theile 
durch eine Einschnürung geschieden. — Ausser diesem einen 
Stück, das von den charakteristischen Petrefacten des Beyrichien- 
kalkes begleitet war, wurden dann noch einzelne Bruchstücke 
des gekammerten Theiles gefunden. Letztere können leicht 
mit Orth. costatum verwechselt werden, von welchem sie sich - 
jedoch nach BoLL durch die mehr oder weniger wulstig hervor- 
tretenden Kammern unterscheiden. 


In Borr’s handschriftlichem Nachlass findet sich auch die 
Notiz, dass Litwites Breynci BoLL = Orthoceras hospes BOoLL, 
welche Art er zuerst als untersilurisch bezeichnet hatte, in 
einem obersilurischen Gerölle zusammen mit Beyrichia tuber- 
culata und mit einer Cellepora (?) überwachsen gefunden wurde; 
mir ist diese Art aus unseren Geröllen nicht bekannt. 


X. Annelida. 


55. Cornulites serpularius SCHLOTH. 


a Petr, 1.729... 7. 

Tubulites geniculatus Wauch., Naturf. 1775. St. VII t. 4. f. 2. 
Corn. serpularius Kıöp., a. a. O. pag. 227. t. 3. f. 19. 

.— —  ScaMipr. a. a. O. nag. 23. 

— — RBoen., Diluvialgeschiebe, p. 600. 

— — Lisoste., Nomina etc., pag. 2. 

Dieses in Bezug auf seine systematische Stellung noch 
immer räthselhafte Fossil findet sich im Beyrichienkalke ziem- 
lich häufig und nicht selten in schönen Exemplaren. Die 
grosse Menge derselben zeigt freilich nur Steinkerne, die durch 
tiefe Einschnürungen in ringförmige Wülste getheilt werden; 
ein Anschleifen derselben ergiebt nur, dass der innere kaum 


völlig hokbl war. — Statt der ringförmigen Einschnürungen 


finden sich bei manchen Steinkernen spiralige, in seltenen 
Fällen kann man den Uebergang der einen in die anderen wahr- 
nehmen. 

Während einzelne Exemplare völlig rund sind, zeigen 
andere eine flache Seite, mit welcher sich das Fossil vielleicht 
an andere Körper angelegt hat, und auf der man ziemlich un- 
regelmässige schräge Furchen sieht, die von einem Ringe zum 


_ anderen gehen. Auf den Steinkernen bemerkt man bisweilen 


noch 2, 4 oder 5 scharfe, vertiefte Doppellinien, welche bei 


ih 


den runden Exemplaren in gleichen Zwischenräumen von ein- 


ander angeordnet sind, bei den platt gedrückten aber sym- 
metrisch, so dass eine in die Mitte der flachen Seite fällt. — 
Die Schale ist lamellös, die oberste Schicht, welche sehr selten 
erhalten ist, zeigt zahlreiche feine Querstreifen, welche von 
eben so feinen Längsstreifen durchschnitten werden. Die tiefen 


28 


Ringfurchen des Steinkerns sind auf der Schalenoberfläche 
nur schwach ausgeprägt, die Längslinien aber treten auf der- 
selben gar nicht hervor. Ä 

Fr. Scuumivr führt zwei Arten aus den obersilurischen 
Schichten der russischen Ostseeprovinzen an, Cornulites serpu- 
larius SCHLOTH. und C. vagans SCHRENK, für welche letztere er 
Fig. 6—9 der im Sil. Syst. Taf. XXVI. gegebenen Darstel- 
lungen des Cornulites serpularius eitirt. Auch in unseren Ge- 
schieben finden sich diese beiden Formen, doch erscheint es 
wahrscheinlich, dass die schlankeren, unregelmässig gebogenen 
und mit unregelmässigen Wülsten versehenen nur, wie es dort 
auch angegeben wird, Jugendformen der stärkeren, geraden 
und in regelmässige Ringe getheilten sind. 


56. Tentaculites ornatus Sow. 


— Murchison Sil. Syst., pag. 628. t. 12. f. 25. 
Tubulites annulatus WALCR., Naturforscher 1775. St. VII. pae: 211f.t.4. 
Tenlaculites annulatus et scalarıs SchLoru., Petr., t. 29. 0. 
—  — Kıön., a. a. O. pag. 182. 
— ornalus Schmipt, a. a. O. pag. 236. 
— — Bout, Archiv f. Naturgesch. Mecklenburgs, Bd. XIII. p. 163. 
— — Roerm., Diluvialgeschiebe, p. 600. 
— — Kasst., a. a. O. pag. 39. t. 13. f. 6.8. 
— — Lainnste., Nomina etc., pag. 2. 


Es ist dies die häufigste Tentaculitenart in unserem Ge- 
stein, ausgezeichnet durch die in gleichem Abstande von ein- 
ander sich befindenden vorstehenden Ringe und durch die fei- 
neren Ringstreifen zwischen denselben, welche von schwachen 
Längsstreifen durchkreuzt werden. Tentaculites scalaris SCHLOTH. 
ist, wie schon BorL bemerkt hat, nur der Steinkern dieser 
Art, der namentlich in stark verwitterten Gesteinsstücken sehr 
häufig beobachtet wird. 


57. Tentaculites curvatus BoLL. 


— — Zeitschr, d. d. geol. Ges., Bd. VIII. pag. 324 und Archiv für 
die Naturgesch. Mecklenburgs, Bd. XIII. pag. 163. 
(?) Tentaculites annulatus ScumipT, a. a. O. pag. 255. 


Nach Bor ist diese Art von voriger dadurch unterschieden, 
dass sie einen kürzeren Kegel bildet, die Wulste enger stehen 
und die Spitze immer etwas gebogen ist. Er findet sich nicht 
häufig, ist jedoch in einzelnen Gesteinsstucken in grosser Menge 
enthalten. 


58. Tentaculites inaequalis EıcHw. 


— — Bull. de Mosc. 1856. IV. pag. 580. 

Tentaculites inaequalis Scumipt, a. a. O. pag. 236. 
— Walchü Borı, Archiv für Naturgesch. Mecklenb., Bd, XIII. pag. 163. 
— — KBoussrt., a. a. O. pag. 39. t. 19. f. 7. 


pr 


29 


Diese Art ist besonders durch die ungleich grossen Wülste 
charakterisirt, von denen häufig je zwei einander genähert sind. 
Auch ist sie bedeutend schlanker als die vorigen. Warch hat 
auch diese Art bereits kenntlich abgebildet, sie jedoch, wie 
auch KLöpen und LEoroLD v. BucH, von Tentaculites ornatus 
nicht unterschieden. Buca hielt sie für Stachelröhren der Lep- 
taena lata = Chonetes striatella, welcher Deutung auch KLÖöDEN 
a. a. OÖ. beipflichtet. 


59. Serpula sp. 


Cylindrische oder schwach conische, etwas gekrümmte 
Formen bis zu 5 Mm. Durchmesser. Der Steinkern ist mit 
zahlreichen, etwas unregelmässigen Ringstreifen und schwachen 
Längsstreifen versehen; ein Exemplar zeigt auch eine scharfe 
vertiefte Doppellinie, welche in gleicher Weise wie bei Cor- 
nulites serpularius sich in gerader Richtung der Länge der 
Röhre nach hinzieht. — Die Schale zeigt auf ihrer Aussenfläche 
dieselbe Sculptur, wie der Steinkern. — Nur wenige bis 
10 Mm. lange Röhrenstücke dieser Art liegen vor. 


60. Serpula sp. 


Von der vorigen unterscheidet sich- diese Art durch die 
schärferen und entfernter von einander stehenden Ringlinien, 
sowie durch deutlich hervortretende, abgerundete Längsrippen, 
deren 5 auf den Raum von 2 Mm. gehen. Die Grössenver- 
hältnisse sind die gleichen, wie die der vorigen Art. — Ein 
20 Mm. langes, sowie mehrere kürzere Röhrenstücke wurden 
beobachtet. 


61. Serpulites longissimus Murcn. 


— —  Sil. Syst., pag. 608. 705. Pl. V. £. 1. 
Campylites longissimus Eıcaw., Leth. Ross., pag. 676. Pl. XXXIV. f£. 10. 
Serpulites cf. longissimus Feisım., a. a. O. pag. 9. 


Es liegen wenige Bruchstücke einer platten, in der Mitte 
verengten, bis 12 Mm. breiten Röhre vor. Die Schale derselben 
ist von bräunlicher Färbung und zeigt einen starken Hornglanz, 
sowie zahlreiche deutliche Ringlinien. 


XI. Ostracoda. 


62. Leperditia Angelini Scunir. 


— -— Memoires de l’Acad. St. Petersbourg. Ser. VII. Tom. 21. 
No. 2; Ueber die russischen Leperditien, pag. 13. f. 13—16. 
 Cytherina Phaseolus (pars) Hıs., Leth. suec., t. 1. f. 1. 
Leperditia baltica et phaseolus (pars) Schmior, Silurische Formation 
| von Ehstland etc., pag. 194. 
— .n. sp. Scumipt, Beiträge zur Geologie Gotlands. 


30 


Unsere Exemplare stimmen mit der von SCHMIDT aus der 
achten Oesel’schen Zone sowie von Oestergarn auf Gotland 
beschriebenen Art überein. Sie sind von geringer Grösse, bis 
8 Mm. breit, und zeigen um den Augentuberkel den rhombi- 
schen Fleck, welcher nach der Bauchseite zu in spitzem Winkel 
vorspringt und vom Mittelleck durch einen schmalen Zwischen- 
raum geschieden ist. Abweichend ist jedoch eine linke Klappe 
eines Exemplars aus einem cerystallinischen, grauen Kalkstein, 
bei welchem die hellbraune, matt glänzende und punktirte 
Schale vorn und hinten einen ziemlich breiten, am Bauchrande 
schmal fortlaufenden Rand zeigt, die Wölbung eine geringere 
und ein rhombischer Fleck nicht wahrzunehmen ist. 

Die von FEISTMANTEL a. a. OÖ. pag. 8 als L. phaseolus an- 
geführten, den Beyrichien an Grösse gleichkommenden Schalen- 
krebse stellen entweder jugendliche Exemplare unserer Art 
dar, oder Primitien, vielleicht Primitia oblonga. 

Noch führt FEisTtmAanteL am gleichen Orte Steinkerne einer 
grösseren Leperditien-Art an, die er zu Leperditia marginata 
Keyserr. rechnet. Mir ist dergleichen aus unserem Gestein 
nicht bekannt. 


63. Beyrichia tuberculata Borı. Taf. I. Fig. 12a. b. 


Battus tuberculatus Kıön., pars, a. a. O. pag. 112 ff. t. 1. f. 21a. b. 
22a. b. 23. 

Beyrichia tuberculata BoıL, Palaeontographica I. pag. 127. u 

Agnostus tuberculatus Quenst., Petrefactenkunde, pag. 302. t. 23. £. 29. 20. 

Beyrichia tuberculata Jon., On Scandinavian Beyrichiae, Ann. and Mag. 
f. Nat, Hist. for. Aug. 1855. 

— —  Scunıpr, a. a. O. pag. 19%. 

— — Roem., Diluvialgeschiebe, pag. 601. 

— — Borı, Die Beyrichien der norddeutschen silurischen Gerölle, 
par 119, 8.08. 

— — Linpste., Nomina etc., pag. 2. 

— 22, Kurst,, 2.8. 0: pag. oT. t. 20.7. Dar 

— — Feıstmm., a. a. O. pag. 7. 


Unter den Beyrichien des Beyrichienkalkes ist dies die 
bekannteste und häufigste Art. Ihr Auftreten ist nicht selten 
ein so massenhaftes, dass Gesteinsstücke ganz aus den Schalen 
dieses kleinen Ostracoden zusammengesetzterscheinen. Exemplare 
mit vereinigten Klappen werden dagegen von dieser, wie von 
den folgenden Beyrichienarten nur sehr vereinzelt gefunden. 
— In unverwitterten Kalkstücken erscheinen die Schalen von. 
brauner Farbe und hornartig durchscheinend, in verwitterten 
meist weiss, seltener braun oder röthlich gefärbt. Ihre Sculptur 
variirt sehr bedeutend. Gewöhnlich sind die Wulste granulirt. j 
Der Rand ist entweder glatt oder mit einer Reihe von Knöt- 
chen besetzt, die bald näher, bald entfernter stehen, die Thei- 


31 


lungen des hinteren Wulstes sind auch bald mehr, bald weniger 
deutlich ausgeprägt. 

Jones hat zwei Varietäten dieser Art beschrieben. Var. 
'nuda nennt er die ziemlich häufige Form, bei welcher die Wülste 
nieht granulirt sind; var. antiquata Jones stellt dagegen eine 
‘Form dar, bei welcher der hintere Wulst ganz ungetheilt er- 
scheint und der Rand mit starken Knötchen besetzt ist. Diese 
letztere Varietät zeichnet sich auch durch ibre Grösse aus und 
scheint an bestimmte %esteinsstucke gebunden zu sein. 

Als dritte Varietät*) stelle ich hierzu eine Form, bei wel- 
cher alle Wulste stark granulirt sind, der hintere Wulst aber 
durch Querfurchen in eine Reihe getrennter, halbkugelförmiger 
Erhebungen aufgelöst und der Rand mit einer Reihe starker 
Knötchen besetzt ist. Auch diese Form findet sich nur in be- 
stimmten (resteinsstucken und zwar ziemlich seiten, jedoch in 
Gesellschaft von charakteristischen Versteinerungen des Bey- 
richienkalkes. 

Bei allen angeführten Formen ist nun häufig der Ventral- 
höcker so stark angeschwollen, dass er den Rand weit über- 
ragt. Diese Eigenthümlichkeit darf nicht auf Rechnung einer 
blossen Variabilität gesetzt werden, wie es von den meisten 
früheren Autoren geschehen ist, sondern deutet wahrscheinlich 
auf einen verschiedenen Geschlechts- oder Entwickelungs- 
zustand. Schon der Umstand, dass die Formen mit kleinem 
und mit aufgeschwollenem Ventralhöcker stets in Gesellschaft 
von einander zu finden sind, weist auf einen solchen Zusam- 
menhang hin. Mehr noch aber musste mich zu dieser An- 
nahme die Beobachtung führen, dass bei fast allen, von mir 
untersuchten Beyrichien in gleicher Weise Formen mit aufge- 
schwollenem Ventralhöcker auftreten, die zum Theil ein von 
den gewöhnlichen Formen so abweichendes Aussehen haben, 
dass sie von früheren Autoren als besondere Arten beschrieben 
wurden. 

So zeigte es sich z. B., dass Zeyrichia Dalmaniana JonES 
= B. elegans BoLL nur die Form mit stark entwiekeltem Tu- 
berkel von BD. Maccoyana Jon. ist und 2. protuberans BoLL 
‚die entsprechende Form der B. Kloedeni M. Cor. 

Ein gleiches Verhalten hat Richter bei Beyrichien aus 
dem thüringischen Schiefergebirge entdeckt.**) Er deutet die 
Formen mit aufgeschwollenem Ventralhöcker als weibliche und 
führt zur Unterstützung dieser Ansicht als ein, wenn auch un- 
vollständiges Analogon an, dass bei der lebenden Cythere gibba 


ER 


er kaf I. Fig. 13; 
 ##) Rıcuter, Devonische Entomostraceen in Thüringen. Zeitschr. d. 
d. geol. Ges.. Bd. XXI. pag. 774. 


32 


nach ZENKER*) gleichfalls die Schale des weiblichen Indivi- 
duums durch eine Höckerbildung am Ventralrande von der des 
männlichen unterschieden. Wenn auch diese Auffassung viel 
für sich hat, und ich ihr entsprechend in Folgendem schon des 
bequemen Ausdrucks wegen die beiden Formen als männliche 
und weibliche bezeichnen will, so kann sie doch nur als Hypo- 
these gelten. Eine Schwierigkeit für sie scheint darin zu liegen, 
dass die sogenannten weiblichen Formen sich weniger häufig, 
oft nur ganz vereinzelt finden. Auch Joxss**) hat bei meh- 
reren Beyrichien die Anschwellung dieser Ventralhöcker beob- 
achtet. Nach ihm können sie nicht durch die Lage der Ovarien 
bedingt sein, da sich dieselben an dieser Stelle nicht finden, 
und anderenfalls auch bei jüngeren Individuen Andeutungen 
dieser Bildung zu erkennen sein müssten. — Gegen die An- 
nahme aber, dass diese Ventralhöcker nur Altersmerkmale 
sind, spricht der Umstand, dass, wenn sie auch nur bei er- 
wachsenen Individuen beobachtet wurden, doch die meisten 
vollständig entwickelten Formen keine Spur derselben zeigen. 

In anderen Geschieben als denen des Beyrichienkalkes 
findet sich unsere Art nicht. Zwar führt sie HEIDENHEIM*”*) 
aus den Graptolithengeschieben an, doch ist seine Bestimmung, 
wie ich mich durch Besichtigung der Original-Exemplare über- 
zeugen Konnte, und wie es auch seine Abbildungen beweisen, 
entschieden unrichtig. Seine Fig. 14 ist offenbar die weibliche 
Form der fälschlich als B. Kloedeni bezeichneten und Fig. 12 
abgebildeten Art. Diese letztere stellt eine Varietät oder ver- 
wandte Art der dort Fig. 13 abgebildeten und als B. Maccoyana 
bestimmten B. Jonessi BoLL dar, von welcher sie nur durch 
das Fehlen der Randsculptur unterschieden ist. j 

B. tubereulata kommt gleich zahlreich, wie in den Ge- 
schieben, am Ohhesaare- und Kaugatoma-Pank auf Oesel vor; 
auch von Gotland wird sie angegeben, doch scheint öfters die 
weibliche Form der B. Buchiana mit ihr verwechselt worden 
zu sein. 


64. Beyrichia Buchiana Jones. Taf.I. Fig. 14a. b. 


— — 22. 0. pag. 86. t. 5. f.1—3. 

Battus tuberculatus (pars) Krön., t.1. f. 20. 
Beyrichia Buchiana Bouı, a. a. O. pag. 128. f. 5. 
— — Roerm., a. a. O. pag. 602. 

— — Kassr., a. a. O. pag. 58. t. 20. f. 3a. 


”) ZENKER, Anatomisch-systematische Studien über die Krebsthiere, ; 

pag. 85. ". 
*#*) Jones, On the Palaeozoic bivalved Entomostraca. Geologist’s 
Association 1869. pag. 11. | 
***) Heipenurım, Ueber Graptolithen-führende Diluvialgeschiebe, a. 
8.0. Dal: L. Fig, 14. D 


33 


Es wird diese Art sehr häufig in Gesellschaft der vorigen 
gefunden. In Geschieben jedoch, in welchen B. tuberculata in 
grösserer Menge auftritt, ist 3. Buchiana meist selten oder gar 
nicht vorhanden, während umgekehrt dort, wo B. Buchiana 
zahlreich auftritt, B. tuberculata gewöhnlich ganz zurücktritt. 

Die leistenformigen Erhabenheiten, welche sich hier auf 
der Oberfläche der Schalen befinden, sind bald glatt, bald 
granulirt. Solche granulirten Formen besitzen zumeist auch 
breitere Leisten und zeigen eine grosse Verwandtschaft mit 
B. Kloedeni M. Cor. Aber auch der B, tuberculata stehen 
manche Formen nahe, indem die vorderen und hinteren Leisten 
Spuren der entsprechenden Quertheilung von B. tuberculata 
zeigen. 

Die weibliche Form der B. Buchiana scheint, trotzdem sie 
durchaus nicht selten auftritt, nur von JonEs*) beschrieben zu sein. 
Sie gleicht am meisten der B. protuberans BoLu, doch dürfte 
diese, wie bereits erwähnt, besser zu B. Kloedeni M. Coy zu 
stellen sein. Eher noch dürfte die von Karsten a.a.0.t.20. 
f.3g. als B. protuberans abgebildete Form hierher zu ziehen 
sein, nur liegt bei ihr der Ventralhöcker zu sehr in der Mitte. 

Ueber die Zusammengehorigkeit der beiden Formen kann 
man gerade bei B. Buchiana am wenigsten zweifelhaft sein; 
denn bis auf den Tuberkel, der die Stelle des unteren Theiles 
des vorderen Wulstes einnimmt, gleichen sie sich in allen 
Theilen. — Von Schumipr wird diese Art aus Oesel nicht an- 
gegeben, doch habe ich die Form mit breiten Leisten in Ge- 
steinsstucken vom ÖOhhesaare-Pank erkannt; auf Gotland fand 
ich sie besonders häufig bei Burs und Katthammarsvik, in 
Schonen am Ringshö bei Klinta. 


65. Beyrichia Kochii Boun. Taf. I. Fig. 12. 


— 2.20 pag. 121. f. 2. 
© B. tuberculata Jon., a. a. O.f. 5. 


Nach Borı unterscheidet sich diese Art von B. tuberculata 
dadurch, dass an die Stelle der beiden vorderen Tuberkel ein 
kleiner halbmondförmiger Wulst tritt. Da jedoch bei jüngeren 
Individuen von B. tuberculata eine Theilung des vorderen 
Wulstes noch nicht sichtbar, dieselbe aber auch bei ausge- 
 wachsenen Exemplaren bald mehr, bald weniger deutlich er- 
scheint, so würde ich diesem Charakter allein kein grosses 
Gewicht beilegen. Es kommt jedoch hinzu, dass bei B. Kochü 
der Rand in gleicher Weise, wie bei B. Maccoyana fein ge- 


*) Jones, On the Palaeozoic bivalved Entomostraca. Geologist’s 
Association 1869, 


Zeits. d. D.geol, Ges. XXIX 1. 3 


34 


strichelt ist und dass auch die Querfurchen des hinteren 
Wulstes nicht bis an den hinteren Rand desselben reiehen, 
sondern vorher nach dem Dorsalrande umbiegen. Da ähnliche 
Theilungen auch bei manchen Formen der B. Maccoyana an- 
zutreffen sind, so dürfte B. Kochü vielleicht als Varietät zu 
dieser Art zu stellen sein, von welcher sie sich dann haupt- 


sächlich durch das Fehlen der Depression am Ventralrande 


unterschiede. 

Es findet sich diese Form nur in einzelnen Beyrichien- 
kalken, zusammen mit BD. tuberculata, aber nicht mit B. Mac- 
coyana, welche letztere sie hier zu vertreten scheint. — Die 
weibliche Form wurde nicht beobachtet, doch zweifle ich nicht 
an ihrem Vorhandensein. 


66. Beyrichia Maccoyana Jones. Taf.I. Fig. 16a.b. 


— — 2... 0. pag. 86. 1.9. f. 14. 

B. Dalmaniana Jon., a. a. OÖ. pag. 88. t. 5. f. 19. 

B. Dalmaniana, Maccoyana, elegans et hians Bouı, a. a. O. pag. 127. 
134. 135. 136. f. 15. 9. 10. 11. 

B. Dalmaniana et Maccoyana Roem., a. a. O. pag. 0602. 


Es gehört diese Art zu den fast beständigen Begleitern der 


B. tuberculata und der B. Buchiuna, pflegt jedoch meist nieht 


in einer solchen Masse von Individuen, wie diese, aufzutreten. 
Von der vorigen unterscheidet sie sich durch ihre geringere 
Grosse, durch den meist ungetheilten hinteren Wulst, die stär- 
kere Streifung des Randes und durch die Einbiegung desselben 
ar der Vereinigungsstelle des hinteren und vorderen Wulstes. 
B. hians Bout ist jedenfalls die gleiche Art. Sie soll von 
B. Maccoyana durch die Aufbiegung des Stirnrandes und durch 
eine doppelte Reihe feiner Randlinien unterschieden sein. Nach 
genauer Prüfung einer grossen Menge von Exemplaren kann 
ich jedoch diese Unterschiede nicht als charakteristische aner- 
kennen, indem beide Formen in demselben Gestein zugleich 
mit deutlichen Uebergangsformen auftreten. Ich halte deshalb # 
B. hians nur ‚für eine entwickeltere Form der B. Maccoyana. 

Durch das Anschwellen des vorderen Wulstes an seinem 
unteren Ende erhält unsere Art ein so abweichendes Aussehen, 
dass Jon&s diese Form als besondere Art, B. Dalmaniana, be- 
schrieb. In Folge der Anschwellung verliert nämlich der Um- 
riss seine halbkreisförmige Gestalt und wird dreieckig; ferner 
wird die Aufbiegung des Stirnrandes und die Reihe feiner 
Linien auf der Randleiste bis auf geringe Spuren verdeckt. 
Ich zweifelte deshalb auch im Beginn meiner Untersuchungen 


nicht an der Selbstständigkeit dieser Art. Erst die bei anderen ® 


Beyrichien gemachte Beobachtung, dass sie in zwei durch Aus- 
bildung eines Ventralhöckers von einander unterschiedenen 


35 


- Formen auftreten, musste mich in Verbindung mit dem Um- 


stande, dass ich B. Dalmaniana stets in Gesellschaft von B. 
Maccoyana, wenn auch seltener als diese, gefunden hatte, zu 
der Annahme eines solchen Zusammenhanges zwischen beiden 
führen. Eine eingehendere Prüfung zeigte denn auch, dass die 
Verschiedenheit der beiden Formen in der That nur durch das 


„Anschwellen des Ventralhöckers bewirkt wird. Zugleich ergab 


es sich, dass auch B. elegans Bor, welche Art nach einem 
einzigen unvollständigen Exemplare aufgestellt ist, nur die von 
BorLL in unseren Geschieben nicht aufgefundene B. Dalmaniana 
JONES sein kann. Wohl erhaltene Exemplare der B. Dalmaniana 
zeigen nämlich die Wülste, zumal den grossen Ventralhöcker, 
in gleicher Weise mit einer netzformigen Sculptur versehen, 
wie es von BouL als charakteristisch für seine B. elegans an- 
gegeben wird. Spuren einer solchen netzförmigen Sculptur 
finden sich übrigens auch auf den Wülsten von B. Maccoyana, 
ein weiterer Beweis für die Zusammengehörigkeit der beiden 
Formen. 

ScHuumipr giebt unsere Art von Oesel nicht an; von Gotland 
kenne ich sie nur aus einem Handstück, das ich auf den Feldern 
bei Burs fand; mit Beyrichia Jonesit BoLL, die sich häufig in 
der mittleren gotländischen Zone findet, scheint sie Sfters ver- 
wechselt worden zu sein. 


67. Beyrichia Salteriana Jones. Taf. I. Fig. 17a.b. 


— — 2.20. pag. 89. t. 5. f. 15. u. 16. 

Battus tuberculatus (pars) Kıön., a. a. O. t. 1. f. 18. 
Beyrichia Salteriana Bouı, a. 2. 0. pag. 139. f. 12. 
—  — Linoste., Nomina etc., pag. 2. 

— — Roem. a. a. 0. pag. 602. 

— — Kassr., a. a. ©. pag. 58. t. 20. f. 36. 

— — Feıstmm., a. a. O. pag. 7. 

In unserem Gestein ist dies die kleinste und nächst 2. 
Wilckensiana einfachste Beyrichia. Jugendformen der D. tuber- 
culata gleichen ihr sehr; andererseits nähert sie sich durch 
ibre Randsculptur, die in einer Reihe feiner, länglicher Ver- 
tiefungen besteht, der 3. Maccoyana. 

Vereinzelt finden sich auch Formen mit angeschwollenem 


h Ventralhocker. 


In Begleitung der anderen Beyrichien findet sich diese Art 


_ ziemlich käufig, doch kann sie ihrer Kleinheit wegen leicht 


_ übersehen werden. Ausserdem habe ich sie in Handstucken 


vom Öhhesaare-Pank erkannt. 


Se 


68. Beyrichia Wilckensiana Jones. Taf. I. Fig. 18a.b. 


= 2.8 0 page. 93 6.5. f. 72. 
"Batius iuberculalus (pars) Kıöp., a. a. O. t. 1. f. i6. 


38% 


36 


Beyrichia Wilckensiana Scumipt, a. a. O. pag. 19. 
— — Roem., a. a. O. pag. 602. 

— — Bout. “a a. O. pag. 197. f. 14. 

— — Kasst., a. a. O. pag. 58. t. 20. f. 31. 


Diese bereits von WıLckens*) kenntlich abgebildete Art 
ist nächst DB. tuberculata die häufigste Art unseres Ge- 
steins, welches sie bisweilen vollständig mit ihren kleinen, fast 
' stets getrennt liegenden Schalen erfüllt. 

In ihrem Habitus weicht sie von den vorhergehenden am 
weitesten ab und scheint einen eigenen Typus darzustellen. 
Zwar findet man eine Dreitheilung der Schale auch bei ihr au- 
gedeutet, doch ist nur der mittlere Höcker deutlich entwickelt. 
— Die weibliche Form ist an einer starken Aufbauchung der 
Schale am Ventralrande zu erkennen, 

Auch die var. plicata Jones, welche einen entwickelteren 
Zustand darzustellen scheint, findet sich in unserem Gestein 
haufig. 

Auf Oesel findet sich RB. Wilckensiana nach ScHmiprT be- 
sonders zahlreich am Ohhesaare-Pank. 


Ausser den genannten Beyrichien beschreibt BoLL aus 
obersilurischen Geröllen noch 3. Jonesü, B. protuberans, PR. 
nodulosa, B. Kloedeni, B. spinigera und P. cincta, von welchen 
er die drei ersten der Stufe des Wenlock, die beiden letzten 
der des Ludlow und . Kloedeni beiden zugleich zurechnet, 3 

RB. Jonesü ist die charakteristische Form des Graptolithen- 
gesteins; ausserdem findet sie sich mit 5. spinigera, B. Kloedeni 
und vielleicht auch B. nodulosa in einem weiter unten zu be- 
schreibenden gelblichen Gestein in Gesellschaft von Encrinurus 
punetatus und Forbesia concinna. 

B. protuberans BoLL scheint, wie bereits oben erwähnt 
wurde, die weibliche Form der 7. Kloedeni, B. cincta dagegen 
die der B. Jonesü zu sein. P. spinigera ist von BoLL in Ge- 
sellschaft von /?. Maceoyana, einigen Cytherinen und Rhyncho- 
nella nucula gefunden worden; ich selbst habe sie wiederholt, 
doch nur mit 3. Jonesi zusammen, gefunden. 

B. Kloedeni fand ich schliesslich in Gesellschaft von B. 
Salteriana, Cytherellina siligqua und verschiedenen Primitien in 
einem Stuck gelblich verwitterten Kalksteins in ausserordent- 
licher Häufigkeit. Da jedoch andere charakteristische Verstei- 
nerungen fehlten und auch das petrographische Aussehen von 
dem des Beyrichienkalkes sehr abweichend war, so vermag ich 
auch diese Art nicht für denselben in Anspruch zu nehmen. 


*) Wırckens, Nachricht von seltenen Versteinerungen, vornehmlich 
des Thierreiches. Berlin und Stralsund 1769. 3. Sendschreiben, pag. 77. 
1,#22:8,.,00) 


37 


69. Cytherellina siligua JonES. 


Battus tuberculatus (pars) Kuön., a. a. O. t. 1. f. 16. 

Beyrichia siligua Jon., Ann. Nat, Hist. ser, II. vol. XVI. pag. 90. 
Pl. 5. f. 22. 

— — RBRoem. a. a. O. pag. 602. 
— Beıı, a. a. O. pag. 136. £. 19. 

Cytherellina siligua Jon., Ann. Nat. Hist. ser. IV. Vol. III. pag. 216. 
Pl. 14. f. 1—0. 


Die von Jones zuerst als Zeyrichia siligua beschriebenen 
Steinkerne finden sich in grosser Menge in unseren Beyrichien- 
kalken, doch sind auch vollständige Exemplare mit vereinigten 
Klappen nicht selten. In vereinzelten Fällen gelingt es auch, 
das Innere einer solchen Klappe mit ihrer Dealer 
Leiste zu beobachten. — Boın’s Beschreibung und Zeichnung 
des Steinkerns entspricht offenbar der umgekehrten Lage von 
der durch Jones gegebenen Darstellung. 


70. Primitia oblonga Jonss et Hour. 
— -— Ann. Nat. Hist. ser. III. vol. XVI. pag. 423. Pl. 15. £.14 a.b.c. 
Unter den Arten der von JonEs aufgestellten Gattung 
Primitia ist dies die häufigste und zugleich charakteristischste, 
ebenso durch ihre Grösse wie durch die verhältnissmässige 


Dicke ihrer Schalen ausgezeichnet. Exemplare mit zusammen- 
hängenden Klappen werden nicht selten gefunden. 


71. Primitia obsoleta Jonss et Horn. 
— — Ann. Nat. Hist. ser. III. vol. XVI. pag. 423. Pl. 13. f. 12a.b.c, 


Von voriger durch die geringere Breite, den fast kreis- 
förmigen Umriss und den verdickten Rand unterschieden. 


72. Primitia ovata JonEs et HoLL. 
— — Ann. Nat. Hist. ser. II. vol. XVI. pag. 423. Pl. 13. £.13a.b. c. 
Nach Jones steht diese Art der P. obsoleta nahe, unter- 


scheidet sich von ihr jedoch durch den ovalen Umriss und die 
geringere Wölbung. 


13. Primitia semicircularis Jonss et HoıL. 
— — Ann. Nat. Hist. ser. III vol. XVI. pag. 424. Pl.13. f. 10a. b.c. 
Von voriger durch ihre geringere Grösse und die mehr 


‘oder weniger zugespitzte Form unterschieden. 


| 74. Primitia Roemeriana Jonss et HoLLı. 
-- — Ann, Nat. Hist. ser. II], vol. XVI. pag. 422. Pl. 13. f. ila.b. 


38 


Diese, durch die punktirte Schale, die längliche Vertiefung 
in der Mitte derselbea und durch den mit einer Reihe feiner 
Linien gezierten Rand ausgezeichnete Art ist von mir nur sehr 
vereinzelt in dem Gestein gefunden worden. Auch Jones giebt 
sie als selten an. 


75. Primitia Beyrichiana Jonzs et Horn. 
— — Ann. Nat. Hist. ser. III. vol. XVI, pag. 422. Pl. 13. £. 9. 


Findet sich nach Jones in Gesellschaft der vorigen, doch 
gleichfalls nur selten. Mit Sicherheit habe ich sie in den von 
mir untersuchten Stucken nicht herauszuerkennen vermocht. 


16. Primitia mundula Jonss. 


E129..2,23 
— — Rom. a. a. O. pag. 602. 
— -—- Bout, a. a. O. pag. 199. f. 16. 
Primitia mundula Jon., Ann. Nat. Hist. ser. III. vol. XVI. pag. 419. 


Beyrichha mundula Jon., Ann. Nat. Hist. ser. II. vol. XVI. pag. 90. 


Diese, trotz ihrer Kleinheit durch die vom Dorsalrande 
ausgehende Furche wohl charakterisirte Art findet sich ziem- 
lich haufig in Gesellschaft der anderen Primitien und der 
Beyrichien. 


17. Primitia minuta m. Taf. I. Fig. 19. 


Länge 0,6 Mm., Breite 0,3 Mm. Kleine, ovale Formen; 
beide Klappen durch zwei grubige Vertiefungen ausgezeichnet, 
deren eine sich an dem einen, etwas zugespitzten Ende be- 
findet, während die andere ihr schräg gegenüberliegt. Neben 
dieser letzteren sieht man bei starker Vergrösserung noch eine 
dritte, geringere Vertiefung, die sich an dem breiten Ende des 
Ovals, der ersten also gerade gegenüber, befindet. Die Gruben 
sind von langlicher Gestalt, ihre Längsaxen dem Rande parallel 
gerichtet. — Beide Schalen sind gleich gestaltet. 

In einzelnen Geschieben finden sich die meist getrennten 
Klappen nicht gerade selten, doch sind sie ihrer Kleinheit wegen 
leicht zu übersehen. 


XI. Trilobitae. 


78. Calymene Blumenbachii BRoncn. 


— — Crust. fos. Pl. 1. £. 1A—C. 

Conchites trilobus rugosus Wıuckens, a. a. O. 41. Sendschreiben, t. 1. 

Entomolithus paradoxus Brumensach, Abbildung naturhist. Gegenstände 
1810: 1:4, 60; | 

Calymene tuberculata Anc., Palaeontologia Scandinavica, Fasc.II. 1.19. 
f. 5a-d. ] 


39. 


Calymene Blumenbachü Roem., a. a. OÖ. pag. 602. i 

— — Nieszkowskı, Versuch einer Monographie der in den silurischen 
Schichten der Ostseeprovinzen vorkommeuden Trilobiten 1861, 
pag. 541. 

— — Kasst. a. a. O. pag. 64. t. 22. f. 8. 9. i1. 

— — STEINHARDT *), pag. 9. 


Bruchstücke, sowohl Kopf- und Schwanzschilder, als auch 
Rumpfglieder findet man in dem Gestein sehr häufig; doch 
kann die Art nicht zu den charakteristischen desselben gezählt 


werden, da sie sich auch in anderen obersilurischen Geschieben 
findet. / 


79. Phacops Downingiae MurcH. sp. 


Calymene Downingiae Muecnu., Sil. Syst., Pl. 14. £. 3. 

Phacops ne nlemus Burn., Organisation der Trilobiten, pag. 110 
u. 159. 

— Downingiae Emmr., Leonn. u. Bronn’s Jahrbuch, pag. 40. 

— — Dirererr, Die Trilobiten Mecklenburgs. Archiv f. Naturgesch. 
-Mecklenb., Bd. XH. pag. 15%. 

— — Nisszk., a. 2.0. pag. 591. 

— — RBoem., a. a. O. pag. 902. 

— dubius SteinH. a. a. O. pag. 19. 


Kopfschild halbkreisformig, Vorderrand einen stumpfen 
Winkel bildend, die Glabella nach vorn zu an Breite zunehmend, 
grosse Netzaugen. Findet sich nur in den Beyrichienkalken, 
dort jedoch häufig. 


80. Proetus concinnus Daun. sp. 


Calymene concinna Daım., Palaead., pag. 40. t. 1. f. 5. 

Proetus concinnus Bevr., Ueber Böhmische Trilobiten IT. 18. t.3. f. 10. 

Proetus coneinnus et Forhbesia concinna Anc., Palaeont. Scand. Fase.1. 
et Fl 17.1. 5; 

Proetus concinnus Nıesze., a. a. O. 556. 

'— — Roem., Diluvialgeschiebe von Sadewitz, pag. 73. t. 8. f. 11. 


Im typischen Beyrichienkalke ist dieser Tribolit sehr 
selten, häufiger erscheint er in einem anderen obersilurischen 
Geröil in Gesellschaft von Encrinurus punctatus, Beyrichia 
Jonesii und 3. spinigera. 


ROEMER giebt in seiner mehrerwähnten Arbeit auch En- 
crinurus punctatus Emmr. aus dem Beyrichienkalke an. Ich 
habe denselben hier nicht gefunden, wohl aber ziemlich haufig 
in den bereits besprochenen gelblichen oder weisslichen, oft 
stark verwitterten Kalken, die zwar auch zahlreiche Beyrichien, 
aber nicht die charakteristischen Arten des eigentlichen Bey- 


*) Sreinsanpt, Die bis jetzt in preussischen Geschieben gefundenen 
Trilobiten. Beiträge zur Naturkunde Preussens, herausg. v. d. Physica- 
- lisch-Oekonomischen Gesellschaft zu Königsberg. 3. 1874, 


40 


richienhalkes. Auch die übrigen Petrefacten des Gesteins, dar- 
unter noch andere Triboliten, sind zumeist eigenthüumliche, so 
dass ich es zwar als ein dem Beyrichienkalke zunächst ste- 
hendes, aber doch von ihm wohl zu unterscheidendes Geschiebe 
ansehe. 


XIII. Pisces. 


Fischreste sind in den Beyrichienkalken im Allgemeinen 
nicht selten, in manchen Gesteinsstucken sogar in solcher 
Menge vorhanden, dass sie einen der wesentlichsten Bestand- 
theile derselben ausmachen. Pie Bestimmung dieser Reste er- 
fordert jedoch grösstentheils, zumal bei dem Mangel von jeg- 
lichem Vergleichsmaterial, genaue mikroskopische Untersuchun- 
gen, die ich bis jetzt noch nicht habe ausführen können. Ks 
sollen deshalb im Folgenden nur diejenigen Reste angeführt 
werden, die ich mit einiger Sicherheit nach der Arbeit von 
PANDER, „Monographie der fossilen Fische des silurischen 
Systems der russisch-baltischen Gouvernements‘‘ habe bestim- 
men können. 


a. Ganoiden-Schuppen und -Schilder. 


81. Oniscolepis magnus PAnDER. 


— - 2.2 2.0. pag. 58. t. 6. f. 33. 
— — Scumipt, a. a. O. pag. 184. 


Die ovale Schuppe ist mit verschiedenartig gestalteten, 
glatten Platten besetzt. 


82. Pterichthys striatus Pann. 


-— — 2.2 2. 0. pag. 69. t. 5. f. 11. 
— — Scumıpr, a. a. O. pag. 185. 


Eine matt glänzende Schuppe mit gestreifter Oberfiäche. 


b. Coelolepiden. 


83. Coelolepis Schmidıii Panv. 


— — 2. 2. 0. pag. 66. 1.4. f. 12. 
— —  Scumipt, a. a. O. pag. 185. 


Von der Basis aus erstreckt sich eine weite Pulphöble in 
die obere Platte. Die Oberfläche flach, mit einfachen oder sich 
spaltenden scharfen Streifen besetzt. 


84. Coelolepis Goebelii Panp. 


= — 2 9 OÖ; pag. 66, 1.4. £. 18. 
— — Scunmr, a. a. O. pag. 185. 


Die Oberfläche durch tiefe Furchen in drei Lappen getheilt. 


41 


85. Pachylepis glaber Pınv. 


m N a N 
— ScaMiDT, a. a. O. pag. 185. 
aff Thelodus parvidens Acass., Murch. Sil. Syst., t. 4. f. 34-36. 


Kleine, dicke, meist vierkantige, schuppenartige Ueberreste 
mit kleiner Oefinung in der Basis und glatter Oberfläche. Die 
häufigsten unter allen Fischschuppen. 


86. Pachylepis costatus Panv. 
— — 2... OÖ. pag. 67.1.6. 9. 


Die Oberfläche an zwei Seiten mit scharf gezacktem Rande. 


c. Ichtbyodorulithen. 


87. Onchus Murchisoni Aa. 


— -— Murchison Sil. Syst., t. 4. f. 9. 11. 
— — Pam. a... O. pag. 70: t. 4 £.20. 
— ..—  ScHMiDT, a. a. O. pag. 185. 
* Onchus sp. Kausrt., a. a. O. pag. 76. t. 25. £, 13. 


Ein wenig gekrummter Stachel von ovalem Querschnitt 
und mit starken Lärgsıippen, welche durch doppelt so breite, 
glaite Zwischenräume von einander getrennt sind. Zwei auf 
der convexen Seite befindliche Rippen zeigen in regelmässigen 
Abständen längliche Hocker, deren nur bei Karsten a. a. O. 
Erwähnung geschieht. Die Steinkerne sind mit welligen Längs- 
linien versehen (cf. Karsten a. a. O. pag. 77. t. 20. f. 17). 

Ein 4 Cm. langer Stachel, an dem eine Krümmung nicht 
wahrzunehmen war, fand sich in einem dichten Kalkstein in 
Gesellschaft von Chonetes siriatella, Crania antigua, Beyrichia 
Wiückensiana und anderen Petrefacten des Beyrichienkalkes. 


88. Onchus curvatus Pam. 


— —- 2.2.0. pag. 70. t. 6. f. 29. 
— — ScHmipt, a. a. O. pag. 185. 
Onchus tenuistriatus Roem., a. a. O. pag. 602. 


i 


Von voriger Art durch die stärkere Krümmung und die 
‚feineren Rippen unterschieden. Auch hier sind zwei oder 
mehrere Rippen auf der convexen Seite mit regelmässigen 
Höckern besetzt. Die Basis bildet keinen geschlossenen Hobl- 
_ raum, sondern ist nach der concaven Seite zu offen. 

| Besonders häufig fanden sich diese Stacheln in einem bei 
Bromberg gefundenen Geschiebe, das ganz von Fischresten er- 
füllt war und ausserdem noch Crania antiqua und Beyrichia 
Wückensiana in Menge, seltener Beyrichia tuberculata enthielt. 


42 


d. Zähne. 
89. Centrodus sp. 


Auf einer schwach convexen Basis 4 stark gekrümmte, 
spitze Zähne bis zu 4 Mm. Länge. 

Von zahlreichen anderen Fischresten, deren Formen-Man- 
nichfaltigkeit auch in dem grossen Werke vou PAnDER nicht 
erschöpft ist, mögen hier noch einige der bemerkenswertheren 
erwähnt werden. 


Ziemlich häufig werden halbeylinderförmige , gerade oder 
schwach gekrümmte Reste gefunden mit einer völlig glatten, 
glänzenden Oberfläche und lamellöser Structur; sie scheinen 
zu den Ichthyodorulithen zu gehören. 

Auch einzelne Platten mit zahlreichen, glänzenden Schup- 
pen, vermuthlich Reste von Fischpanzern, wurden bemerkt. 

Zahlreiche, knochenartige Reste finden sich in einem 
röthlichen Gestein, das die oben beschriebene, durch vielfache 
Höckerbildung ausgezeichnete Varietät der Deyrichia tuberculata 
enthält und welches mit dem dolomitischen Gestein von Schulau 
‚ ident sein dürfte.*) Es sind dünne, meist gelblich oder ruthlich 
gefärbte, gekrummte Röhrenstüucke von fast gleichmässiger 
Stärke und glatter, glanzender Oberfläche. y* 

In dem erwähnten Geschiebe von Bromberg fanden sich 
unter den zahlreichen Pachylepis-Resten kleine, schwarze, cy- 
lindrische Körperchen von 2 Mm. Länge und rauher Oberfläche, 
die vielleicht auch den Fischresten zuzurechnen sind. 


Die Fauna des Beyrichienkalkes, wie sie sich aus vorher- 
gehender Aufzählung der Petrefacten desselben ergiebt, gehört 
entschieden den obersilurischen Schichten an. Sie steht na- 
mentlich, wie ‘wir mehrfach zu erwähnen Gelegenheit hatten, 
derjenigen der Gotländer und Oeseler Schichten nahe. Behufs 
eines näheren Vergleickes mit diesen, sowie mit den obersilu- 
rischen Schichten Englands möge hier nochmals eine Auf- 
zahlung der beobachteten Petrefacten folgen, zugleich mit der 
Angabe ihres etwaigen Vorkommens in diesen drei Gebieten. 


*) Siehe Meyn, Dolomitgeschiehe in Holstein. Jahrbücher für die Bi 
Landeskunde der Herzogshümer Schleswig-Holstein und Lauenburg. Bd.II. 
1859. pag.79ff, — Bosmer, a.a.O. pag.611. — Kunsten, a.a.O.pag.77, 


43. 


England. |Gotland. | Oesel. 


Llandovery. 
Wenlock. 
Ludlow 
Zone 7 
Zone 8. 


Caradoc. 


»».. fibrosa GoLDF. 
WALCH. 


I. Amorphozoa. 

l. Stromatopora striatella D’ORB. are + ++ 

II. Actinozoa. 

. Favosites Gothlandica L. Fr ln + 
#ttlt # 

. Coenites Linnaei EıcHw. a 

.Syringopora repens KnorR et 

. Cyathophyllum sp. 


DD BWm 


II. Polyzoa. 


. Ptilodietya. lanceolata GOoLDF. 
. Fenestella patula M. Coy. 
I striato-punctata m. 


son 


IV. Crinoidea. 
10. Enirochus sp. 


Mittel-Gotl 
Süd-Gotland. 


V. Brachiopoda. 


14. Discina orbiculoides m. —|—1—|— an —— 
15. Crania implicata Schu. — +17 r!-/T7 I 
16. Lingula cornea Sow. 

17. Chonetes striatella Darm. 

18. Leptaena transversalis WAHL. 

19. Sirophomena euglypha Hiıs. 


- 20. 3 variecostate mui) se 
Blen. ., rhomboidalis Winor. |+ ++ 1412 1214/24 
Be N filosa Sow. rs a RN |. eg Bi 
23. » pecten Linn. ++ Ir IrIr Ir 


44 


England. | Gotland. | Oesel. 


Süd-Gotland. 


Llandovery. 
Wenlock. 
Mittel-Gotl. 


Caradoec. 


Wisby-Zone. 


24. Orthis canaliculata Luoste.. |—-1——|—|- | 
25. Rhynchonella nucula Sow. —|+ 
: “ Wilsoni Sow. —|+r 
27. Retzia Salteri Dav. —— 
28. Meristella didyma Darm. —|r 
29. Atrypa reticularis Linn. —|T 
30. .„,  imbricata Sow. 2 
31. Nucleospira pisum Sow. —|— 


32. Pentamerus Pl en er 


| | I Hr + 


ee le 


| I+-+| -+- 
++ | | +++ 


83. Spirifer elevatus Darm. = 
34. „» erispus Hıs. en 


VI. Pelecypoda. 


35. Pterinea retroflexa Hıs. 111), 7 
0.2; reticulata Hıs. tet 7 
EN tenuistriata SOow. 414/41 — 
38. Modiolopsis antiqua Sow. ——l4/-]| — 
39. Cardiola interrupta Sow. rt, 

40. Orthonota amygdalina Sow. 1-71 — 
41. Conocardium reticulatum m. — | 0 — 


VII Gastropoda. 


42. Murchisonia cingulata Hıs. ——/-+I T 
43. Holopea cf. striatella Sow. ee 
44. Turbo striatus Hıs. ———|. + E 
45. Euomphalus cf. gualteriatus Schu. |-\——— | — — 


VIII. Heteropoda. 


46. Bellerophon substriatus m. — 
47. Conularia lanceolata wm. te ER 


IX. Cephalopoda. 


48. Orthoceras verticillatum v. Haag. |—|——|— 
49. “ Schmidtü BoLn. — || 
50. 7 Hagenowi BoLt. Dance am aan 
br; M Damesü m. ——|— | 


\+-|l-+ 
| 


45 


England. | Gotland. | Oesel. 


Ludlow. 
Zone 7 
Zone 8, 


Caradoc 
Llandovery. 
Wenlock. 


53. 5 sinuososeptatum Roem. | —ı——|ı—| — 


i 
52. Orthoceras costatum BoLL. are N en er 
54. © annulatocostatum Bon. —— — — — | — 


X. Annelida. 


55. Cornulites serpularius v. Schu. I—|+| +17 + 4 
56. Tentaculites ornatus Sow. +/2/+/4 4 4 
57. “ curvatus BoLL. | ee 
98. 5; inaequalis EıcHw. u 

(n. Schmidt.) 
59. Serpula sp. re 


6 95 92 SER CHEZ VTESER) NEE RER En 


61. Serpulites longissimus Murch. — +7] — — 


XT. Ostracoda. 


62. Leperditia Angelini SCHMIDT. a 
63. Beyrichia tuberculata BoLn. ei, 


+ 
| 
aa, 


64. ” Duchiana JONES. — la 0 lag 
(n. Schmidt.) 
65. % Kochiü BoLt. el 2, ee 
66. En Maccoyana JONES. zz, 0 2, 
| a 
67. 5 Salteriana JONES. a N a Re + ne 
68. Wilckensiana Jones. 4-11 — -+ 
69. Cytherellina siligua JONES. — ++] — 12 
70. Primitia oblonga Jon. et Houz. | — | — |-— 
Bl. obsoleta Jon. et Honu. | — | — 1-1) 
Mas, ovata Jon. et Ho. | 0,0 
a, semicircularis -JoN. et 
Hot. ae me a al 
ER Roemeriana Jon. et | | 
Hour. ee 
en, Deyrichiana Jon. et | 
= | Hour. Be ae ee 
Roy; mundula Jon. en +1 + a 


| 
| (n. Schmidt.) 
FR 


ST. 9 minuta m. 28 


46 


England. |Gotland |}Oesel. 


ae | 


© El 

= 2 2 E lo 
(©) = — & 

555815 e'5 

s| s!e0| o, © 

E siela S|N 
IA 


XI. Trilobitae. 


78. Calymene #lumenbachü Bronen. |+ 
19. Phacops Downingiae MurcnH. — 
80. Proetus concinnus Daun.“ = 


ar 


81. Oniscolepis magnus Panp. —— 
82. Pterichthys striatus PanD. —— 
83. Coelolepis Schmidtü Panv. —— 
84. ns Goebelii Pax. 0 
85. Pachylepis glaber Panv. ea 
86. " costatus PanxD. ae 
87. Onchus Murchisoni AGaSss. — | 
88. .„ curvatus Pan. a 
89. Centrodus sp. — | — 


XIII. Pisces. 
| 
| 
| 


Nur bei den Brachiopoden konnte bestimmt werden, in 
welcher der 3 Gotländischen Zonen sie sich finden, da aus- 
reichende Angaben für die übrigen Thier-Klassen fehlen. 


Von den in vorstehender Tabelle aufgeführten 89 Arten 
sind 3 von mir als neu beschrieben worden, 10 sind nur aus 
Geschieben bekannt, 11 andere wurden wegen unvollständiger 
Erhaltung unbestimmt gelassen. Von den übrigen 60 Arten 
sind 38 in England, 38 in Gotland und 44 auf Oesel gefunden 
worden. 

Die grösste Uebereinstimmung hat sonach mit den Oeseler 


Schichien Statt, und zumal mit den jüngsten derselben, der 4 


achten Zone nach Scumipr’s Bezeichnung. Handstücke vom 
Ohhesaare-Pank gleichen auch gewissen Beyrichienkalken so 
vollkommen, dass an ihrem Ursprunge von dert her kaum zu 
zweifeln ist. Wir haben jedoch bereits im Eingange unserer 
Arbeit bemerkt, dass, so gleichartig die petrographische Be- 
schaffenheit der Beyrichienkalke und ihre Fauna auf den ersten 
Blick auch erscheint, sich doch nach dem Ueberwiegen oder 


Fehlen einzelner Petrefacten wohl von einander zu unterschei- i 


Bere bee 


e N 


47 


- dende Gruppen aufstellen lassen. Es erscheint deshalb wohl 
möglich, dass diese Gruppen ein ganz verschiedenes Ursprungs- 
gebiet besitzen, wenn auch ein Versuch, die Faunen derselben 
getrennt zu untersuchen, zumal des Vorhandenseins zahlreicher 

Zwischengiieder wegen, ein bestimmtes Resultat nicht erkennen 
_ liess. — Nach allen Angaben und nach dem, was ich selbst 
beobachten konnte, scheinen die Geschiebe, in denen Beyrichia 
tuberculata die herrschende Form ist, desgleichen die mit Fisch- 
resten, zumal Pachylepis-Arten und Ichthyodorulithen, erfüllten, 
vornehmlich vom Obhesaare-Pauk auf Oesel zu stammen, 
Selbstverständlich hat der Pank nicht in seiner jetzigen Gestalt 
alle diese Geschiebe geliefert, sondern die vor der erratischen 
Periode wahrscheinlich bestandene Fortsetzung desselben nach 
Oestergarn auf Gotland ist, wie es auch von ScHMIDT ausge- 
führt worden ist*), als Ursprungsgebiet dieser Kalke anzusehen. 

Mehr nach Oestergarn weisen die Beyrichienkalke hin, in 
denen Beyrichia tuberculata fast völlig fehlt, B. Buchiana da- 
gegen in grosser Häufigkeit auftritt. 

Auch aus Schonen scheint ein Theil unserer Beyrichien- 
kalke zu stammen. Zwar kenne ich die Fauna der dortigen 
Schichten zu wenig, als dass ich einen näheren Vergleich der- 
selben mit der der Beyrichienkalke durchzuführen im Stande 
wäre; bei dem kurzen Besuche jedoch, den ich auf der Rück- 
reise von Gotland dem Ringshön abstattete, überraschte mich 
die Aehnliehkeit der dort bei Klinta aufgeschlossenen ober- 
silurischen Schichten mit gewissen Beyrichienkalken, wie ich 
sie namentlich von Bromberg her kannte. Noch mehr aber 
wurde mir der Ursprung dieser letzteren aus Schonen dadurch 
wahrscheinlich, dass ich in dem gleichfalls am Ufer des Ringshön 
zu Tage tretenden Sandstein mit Leperditien das Muttergestein 
eines Geschiebes erkannte, welches mein Bruder bereits vor 
mehreren Jahren bei Broimberg gefunden hatte. 

Diejenigen Petrefacten des Beyrichienkalkes, welche düth 
aus den Silur-Schichten Englands bekannt sind, haben meist, 
wie es sich auch erwarten lässt, eine grosse vertikale ver. 
breitung. Wenn dadurch auch die Parallelisirung unserer Kalke 
mit den Unterabtheilungen der Silurformation in England er- 
schwert wird, so weisen doch einzelne Fossilien, wie z. B. 
Chonetes striatella und die zahlreichen Fischreste, auf die Lud- 
low-Gruppe hin, 

‚ Untersuehen wir schliesslich das Verhältniss des Bey- 
_ richienkalkes zu unseren anderen obersilurischen Geschieben. 

Die weit verbreiteten Korallen- und Crinoidenkalke werden 

von ROEMER aus dem nordwestlichen Theile von Gotland, der 


*) Scamipr, a. a. O. pag. 79. 


2 | 48 


sogenannten Wisby-Zone nach ScHhmipr und Lmpströn, her- 
geleitet; ihr Alter ist sonach ein höheres, als das der Bey- 
richienkalke, welche, wie wir gesehen haben, den jüngsten 
Schichten dieser Insel äquivalent sind. 

Aus diesen letzteren leitet F. Rormer die gelblichweissen 
oolithischen Geschiebe und die unvollkommen oolithischen Kalke 
mit Leperditia phaseolus her, doch die Seltenheit derselben, 
sowie die geringe Zahl der in ihnen sich findenden Petrefacten 
gestatten keine nähere Bestimmung ihres Verhältnisses zum 
Beyrichienkalke. 

Als jüngstes Glied in der Reihe der Silurgeschiebe führt 
dann RoEmER das Graptolithengestein auf, mit dem Bemerken 
jedoch, dass es „nur in Betreff des Beyrichienkalkes zweifelhaft 
sein könnte, ob er nicht eine höhere Stelle einnehme“. Auf 
eine enge Verbindung zwischen beiden schloss er daraus, dass 
Cardiola interrupta auch im Beyrichienkalke aufgefunden sei. 

HEIDENHEIM wies zwar dem Graptolithen-Gestein den Platz 
unter den Beyrichienkalken an, sah aber in den, von ihm irrig 
als Äeyrichia tuberculata und B. Maccoyana bestimmten Bey- 
richien des Graptolithen-Gesteins einen weiteren Nachweis für 
die nahe Verwandtschaft beider Geschiebe. 

Eine Vergleichung der von mir aufgezählten Petrefacten 
des Beyrichienkalkes mit den von HEIDENHEIM angeführten des 
Graptolithen-Gesteins ergiebt, dass die Verwandtschaft beider 
Geschiebe doch nicht so gross ist, als er anzunehmen geneigt 
war. Dagegen durfte das bereits oben erwähnte gelbliche 
Gestein mit Deyrichia Jonesü und Encrinurus punctatus ein 
Mittelglied zwischen ihnen abgeben. Die ziemlich mannigfaltige 
Fauna dieses %esteins scheint der der mittleren Zone Gotlands 
äquivalent zu sein und derjenigen der Graptolithengeschiebe, 
zumal der erdigen Varietät derselben, am nächsten zu stehen, 
doch kann ich eine bestimmtere Ansicht hieruber erst dann 
aussprechen, wenn es mir gelingt, ein grösseres Material von 
diesen Geschieben, als ich es bis jetzt in Händen habe, zu 
erlangen. 

Sehr nahe den Beyrichienkalken scheinen die von MEyn 
beschriebenen Dolomit-%eschiebe von Schulau zu stehen. Ein 
in den Sandgruben bei Rixdorf gefundenes (Geschiebe von 
gleicher petrographischer Beschaffenheit enthielt ausser undeut- 
lichen Brachiopodenresten noch Primitien, ferner die oben er- 
wähnte, durch die Höckerbildung auf den Wulsten ausgezeich- 
nete Varietät der Beyrichia tuberculata, Onchus curvatus, sowie 
andere, bereits beschriebene, knochenähnliche Fischreste. Da- 
nach dürfte dieses Gestein in engem Anschluss an den Bey- 
richienkalk vielleicht die oberste Stelle unter unseren Silur- 
Geschieben einnehmen. 


49 


Tafelerklärung. 


Tafel. 


Fenestella striato-punctata n. sp., vergrössert. 
Entrochus SP. vergrössert. 
desgl. 
desgl. 
desgl. 
Discina orbiculoides n. sp. 
a. Grosse Klappe von oben in natürlicher Grösse. 
b. Dieselbe von der Seite. 
c. Ein vergrössertes Stück der Schale. 
» 7. Strophomena variecostata n. Sp. 
a. Convexe Klappe in natürlicher Grösse, 
"b. Dieselbe vergrössert. 
e. Durchschnitt eines Exemplars, vergrössert. 
» 8. Conocardium reticulatum n. sp., vergrössert. 
» 9. Bellerophon substriatus n. sp., natürliche Grösse. 
a. Ansicht von der Seite. 
b. Ansicht von vorn. 
„ 10. Conularia lanceolata n. sp., vergrössert. 
„ 411. Orthoceras Damesü n. sp., natürliche Grösse. 
a. Ansicht von der Seite. 
b. Ein der Länge nach angeschliffenes Exemplar. 
bi a,b, Beyrichia tuberculata BoLL, vergrössert. 


sarwu- 


re: 5 var., vergrössert. 

u. 12 a,.b, is Buchiana Jones, vergrössert. 
09, ” Kochit Bout, vergrössert. 
„46a b. S Maccoyana Jones, vergrössert. 
nlT7sa.-b, s Salteriana Jones, vergrössert. 
38a. .b © Wilckensiana Jones, vergrössert. 


ak Primitia minuta n. sp. 


Zeits. d.D. geol. Ges. XXIX, 1. 4 


50 


%, Noch einmal Planorbis multiformis. 
Von Herrn F. Hırcenporr in Berlin. 


Im Jahre 1873 erschienen von Herrn Prof. F. SAnDBERGER 
in dem Tagebiatte der Wiesbadener Naturforscherversammlung, 
ferner in den Verhandlungen der physic.- medic. Gesellschaft 
zu Würzburg (Neue Folge Bd. V.), endlich in dem Jahrbuche 
der Malakol. Gesellschaft (Bd. I.) Notizen, in denen mitgetheilt 
wurde, dass seine Untersuchungen in Steinheim betreffs des 
Planorbis multiformis von meinen Angaben (Monatsber. d. Berl. 
Akad.d. Wiss. 1866) „gänzlich abweichende Resultate* ergeben 
hätten. Ich veröffentlichte darauf von Japan aus eine Erwi- 
derung in diesen Heften (Bd. XXVII. pag. 224. 1875). In- 
zwischen lieferte nun SANDBERGER’Ss Werk: „Land- und Süss- 
wasserconchylien der Vorwelt* pag. 630 eingehendere Mit- 
theilungen über die Steinheimer Ablagerungen, die eine Ver- 
änderung bezüglich Ergänzung meiner früheren Entgegnung 


ermöglichen und erheischen. Leider machte meine Abwesen- 
heit von Europa mir die Besprechung der letzten SANDBERGER- 


schen Publication bis jetzt unmöglich. 


Herr SANDBERGER war im Juni 1874 zum zweiten Male 
in Steinheim gewesen. Ich weiss nicht, ob er diesmal andere 
Anschauungen gewonnen, oder ob er in seiner ersten Notiz 
vom Jahre 1873 seinen Anschauungen einen nicht ganz cor- 
recten Ausdruck gegeben; kurz, ich war erstaunt, als ich beim 
Studium der „Oonchylien der Vorwelt“ eine Darstellung antraf, 
die mit der meinigen in vielen und wichtigen Punkten harmo- 
nirt, wie dies bei den unten folgenden Ausführungen sich 
ergeben wird. Während 1873 bei Herrn SANDBERGER nur von 
einem „Vorherrschen“* einzelner Formen in bestimmten Schich- 
ten die Rede war, und von ihm in „jeder Bank „„alle*4 
Varietäten zusammen“ angetroffen wurden*), fand derselbe 
1874: „in keiner Bank nur eine Varietät, sondern in jeder 
noch „„vereinzelte“* Exemplare von „„fast“* allen anderen“; 
ja er unterscheidet die einzelnen Zonen mit ganz ähnlichen, 
von den Varietäten und deren Uebergängen hergenommenen 


*) Ich lehrte, dass die oben lagernden Formen in den tieferen 
Schichten nie vorkommen, sondern erst mit oder nach der Ausbildung 


einer Schicht mit Uebergangsformen. 


aan 


5 


Bezeichnungen, wie ich sie gewählt, wohingegen er 1873 das 
von mir behauptete „getrennte und übereinander gelegene Vor- 
kommen“ durch seine „gänzlich abweichenden Resultate* zuruck- 
wies. In meiner früheren Entgegnung glaubte ich bei der 
totalen Pisbarmonie unserer Beobachtungen auf eine Losung 
verzichten zu mussen, glaubte, dass im Steinheimer Kloster- 
berg seit meinem Dortsein die grossartigsten Veränderungen 
in den ÄAufschlussen sich vollzogen, oder aber, dass entweder 
ich selbst oder Herr SANDBERGER mit verhexten Augen dort 
gearbeitet hätten. Zufällig fand ich damals in verschiedenen 
Sammlungen zu J'okio vier Handstücke mit Steinheimer Plan- 
orben; in jedem war stets nur eine Varietät meiner Haupt- 
reihe vertreten. Ich schüttelte den Kopf. Dieser Anblick bot 
immer wieder volle Uebereinstimmung mit dem, was ich früher 
gesehen, nicht das SANDBERGER’sche „völlig abweichende Re- 
sultat“, das ich doch schwarz auf weiss vor Augen hatte. In 
soleher verzweifelten Lage schrieb ich damals meine Ent- 
gegnung. 

Jetzt hat sich das unheimliche Dunkel nun etwas ge- 
lichtet, unsere Ansichten laufen nicht mehr schnurstracks gegen 
einander, sie haben sich bereits auf etwa einen rechten Win- 
kel genähert. Hoffen wir von einer gütigen Zukunft den 
spitzen Winkel und endliches Zusammenfallen! Heute ist 
daher auch schon eher eine Klarstellung und Besprechung un- 
serer Differenzen möglich. 

Zunächst die wichtigeren Punkte, in denen wir uns bereits 
gefunden haben: Vor meiner Thätigkeit in Steinheim war 
(mit Ausnahme etwa einer handschriftlichen, mir später mit- 
getheilten Notiz des Herrn FrAASs, worin der Varietät discoideus 
im Allgemeinen eine tiefere Lage zugesprochen wird als dem 
trochiformis) von einer Zonenunterscheiduug nach Petrefacten 
nirgends etwas erwähnt. Ich ermittelte die zeitliche Auf- 
einanderfolge der Varietäten Pl. m. Steinheimensis, tenuis, sulcatus, 
discoideus ‚. trochiformis, oxystomus, revertens , supremus, welche 
meine „Hauptreihe“* bilden. Auch SANDBERGER erkennt an, 
dass in den drei grösseren Aufschlüssen der Gegend die 
Unterscheidung möglich (wenn auch nicht ganz durchgreifend), 
die Anordnung der Varietäten die von mir gegebene, jedenfalls 
keine andere ist (von seiner „Oberregion der var. trochiformis* 
und der unbeschriebenen tiefsten Schicht spreche ich unten). 
Auch in den Lagerungsverhältnissen mehrerer sonstigen For- 
men stimmen wir ganz oder annähernd überein. 

Oben auf die tieferen, recht einheitlich bevölkerten Zonen 
lagert sich eine Schicht, welche die Conchylien mehrerer der 
unten befindlichen Abtheilungen in bunterem Gemisch ein- 
schliesst (SANDBERGER’S „‚f, Öberregion der var. /rochiformis‘‘). 


4* 


52 


Die Form Pl. m. supremus findet sich nur in der verlas- 
senen Grube oben an der Südostseite des Berges, nicht in den 
beiden Hauptgruben. | 

Die Zwischenformen discoideus \ trochiformis*) haben ihr 
(hauptsächlichstes) Lager an der Grenze der discoideus- und 
trochiformis - Schichten. 

Die von mir unterschiedenen und zur Hälfte von mir 
zuerst beschriebenen 19 Hauptvarietäten lassen sich mit viel- 
leicht 1 oder 2 Ausnahmen leicht erkennen und, wenn typisch 
ausgebildet, auseinanderhalten , ebenso die meisten meiner 
Untervarietäten. Irgend welche neue hier einschlägige Formen 
hat auch SANDBERGER nicht beobachtet. **) 

SANDBERGER sammelte gleich mir Mittelformen zwischen 
Pl. m. sulcatus, discoideus, trochiformis, elegans und rotundatus, 
ferner zwischen Pl. m. oxystomus, revertens und supremus, end- 
lich zwischen Pl. m. minutus, crescens und triquetrus. 

Die‘ Formen Pl. m. tenuis, sulcatus, trochiformis, rotun- 
datus, elegans, oxystomus, revertens und supremus stehen in 
ziemlich enger Beziehung zu einander, indem sie auch SAnD- 
BERGER wenigstens zu demselben Genus Carinifex stellt, wäh- 
rend früher Niemand an irgend eine Zusammengehörigkeit des 
damaligen Planorbis ozystomus mit der sogen. Valvata 
multiformis nur entfernt gedacht hat (der tenuis war unbekannt). 
Des Weiteren sind alle hierher gehörigen Formen Planorbiden; 
zu Paludina oder Valvata steht keine derselben in Beziehung. 

Auch SANDBERGER hält es für wahrscheinlich, dass wirk- 
liche Umwandlungen stattgefunden haben, und dass sich spe- 
ciell der kegelförmige P/. m. trochiformis aus dem scheiben- 
formigen discoideus entwickelt hat. 

Wir beide vermissen in bestimmten Schichten bestimmte 
Uebergangsformen, also beispielsweise in den discoideus- 


*) Meinen früheren Vorschlag (Planorbis multiformis pag. 493) 
verlassend bezeichne ich hier durch Zwischensetzung eines senkrechten 
oder schrägen Striches zwischen zwei Art- oder Varietätnamen die Mittel- 
stufe der beiden Formen. Der schräge Strich wird benutzt, wenn eine 
Ueberlagerung nachweisbar ist; die untere Form steht in erster Stelle 
und unter dem Strich. Steinheimensis\tenuis heisst demnach: der aus 
dem unten liegenden Steinheimensis sich entwickelnde Uebergang zum 
drüberliegenden tenuis. 

**) Nachträglich erfahre ich, dass Herr Sanogeager vor der Wies- 
badener Naturforscherversammlung meine Arbeit deswegen als oberfläch- 
lich oder flüchtig verdächtigt hat, weil ich die von ihm zuerst erwähnten 
Östrakoden-Schalen nicht gefunden. Glücklicherweise sind sie mir nicht 
entgangen und habe ich auch schon vorher darüber nachweislich pri- 
vatim correspondirt. Es soll mich freuen, wenn sonst nicht von irgend 
Jemand ein glücklicherer Beweis für die Oberflächlichkeit geführt wird. 
Auch verzichte ich darauf, mit SannsenGer über seine Arbeiten nach 
demselben Princip zu rechten. 


53 


Schichten Uebergänge von Pl. m. Kraussü zu discoideus, in 
allen oberen Schichten den minutus\cosiatus u. a. m.; aller- 
dings, da SANDBERGER diese Mittelstufen überhaupt nicht finden 
konnte, eine Uebereinstimmung von zweifelhaftem Werth. 
Neue, von mir nicht erwähnte Uebergänge nimmt SANDBERGER 
höchstens für tenuis und pseudotenuis an. 

Ich fühle mich Herrn SANDBERGER für diese Bestätigungen 
meiner Angaben zu Dank verpflichtet. 

Jetzt unsere Abweichungen! Dieselben haben sich seit 
dem ersten Protest SANDBERGER’s theils vermindert, namlich 
bezüglich der Lagerungsverhältnisse, theils sind auch neue 
hinzugetreten, indem einer Anzahl der von mir beschriebenen 
Zwischenformen die Existenz abgesprochen wird. 

Den letzten Punkt, die Vebergänge betreffend, kann ich 
schon jetzt zur Genüge behandeln. In den Conchylien der 
Vorwelt pag. 635 ist zu lesen, dass der von mir (Hr.) nach 
den Lagerungsverhältnissen construirte Stammbaum schon um 
deswillen nicht durchzuführen ist, weil „die von ihm (Hr.) 
behaupteten Uebergänge zwischen den von anderen Schrift- 
stellern als Arten betrachteten Planorbiden von Steinheim sich 
an meinem ($r.’s) Material nicht nachweisen liessen“. Als 
solche unnachweisbaren Uebergänge betrachtet SANDBERGER: 
Steinheimensis‘\ tenuis, tenuis‘ sulcatus , trochiformis\ oxysiomus, 
Steinheimensis \ Kraussü , minutus‘\ costatus, costatus \ denudatus, 
ferner Kraussü\pseudotenuis, Steinheimensis\minutus. Die beiden 
letzten anlangend, so bringt SANDBERGER den pseudotenuis mit 
dem tenuis in dieselbe Art, er bleibt also wenigstens bei einer 
der anderen von meinen Varietäten, und bei der Verknüpfung 
des Steinheimensis mit dem minutus habe ich selbst bereits auf 
Schwierigkeiten aufmerksam gemacht; es ist mir übrigens 
‚nach wie vor, wenn eine Entscheidung getroffen werden muss, 
angenehmer, die Vertheidigung der Zusammengehörigkeit als 
der Selbstständigkeit beider Formen zu übernehmen. Als meine 
Arbeit seiner Zeit durch Herrn Bryrıc# der königl. Akademie 
der Wissenschaften vorgelegt wurde, übergab ich diesem Herrn 
_ für das königl. paläontologische Museum eine sehr reichbaltige 
Sammlung von uber 100 Nummern als Erläuterung und Beweis 
für meine Angaben. Ich habe jetzt noch einmal diese Sammlung 
durchmustert, und besonders die darin vorhandenen Ueber- 
gangsreihen, die grossentheils auf Papierblättern fixirt sind, 
und die in wichtigeren Fällen zu mehreren hinterlegt wurden. 
Ich balte noch heute, nach 10 Jahren, diese Reihen für völlig 
zwingend; selbst wenn ich mir Mühe geben wollte, mich zu 
überreden, dass die verschiedenen Formen sich fremd sind, 
ich wäre dazu ausser Stande. Gerade der erste Uebergang in 
der Hauptreihe, der zwischen dem Pl. m. Steinheimensis und 


54 


tenuis (San. hält beide Formen für verschiedene Gattungen, 
Planorbis bezüglich Carinifex) ist wenigstens eben so klar, als 
irgend einer der von SanpB. anerkannten Uebergänge; die 
runden Windungen werden hierbei niedergedrückt viereckig. 
Der bemerkenswertheste Sprung ist offenbar der von Pl. m. 
trochiformis zu oxystomus*) (die Kegelform wird zur Scheibe, 
die Kanten verschwinden, der Mundrand wird gelippt); drei 
Reiben, die ihn ausfüllen, sind in Berlin niedergelegt, eine 
vierte stellte ich in Dresden fur meine Vorlesung zusammen 
und übergab sie bei meinem Abgang Herrn Geiz. Vor 
Kurzem, nach meiner Ruckkehr, versicherte mir der letztere, 
dass die Reihe ihm durchaus genügend erscheine, nur durch 
ein Umsetzen einiger Exemplare habe er sie zu verbessern 
gesucht. Herr GEinıTz ist, soviel mir bekannt, im Allgemeinen 
eher den Ansichten des Herrn Saxpe. als den meinigen zu- 
geneigt. Ich will keine weiteren Zeugnisse anführen; es ist 
meiner Ansicht nach Herrn Sanps.'s Sache, wenn er positive 
Angaben anderer Beobachter, wie hier das Vorhandensein 
von Zwischenformen, als unhaltbar bezeichnet, sich erst davon 
zu überzeugen, dass der Andere fehlerhaft geurtheilt hat. 
Herr Sanpg. hat auch bis zum heutigen Tage noch nicht, ob- 
gleich ich schon in meiner ersten Entgegnung darauf hinwies, 
dass mein Beweismaterial ihm zur Verfügung steht, sich die 
Mühe genommen, es anzusehen, oder einen zuverlässigen sach- 
verständigen Freund, deren er ja einen wenigstens in Berlin 
besitzen wird, mit der Nachuntersuchung zu beauftragen. 
Damit, dass Herr Sanpe. eine Zwischenform nicht hat finden 
können, ist doch nicht ein für allemal bestimmt, dass es eine 
solche nicht geben darf! Existiren etwa denudatus-Exemplare, 
die ich bei einer früheren Anwesenheit in grosser Zahl bei- 
sammen traf, deswegen überhaupt nicht mehr, weil ich sie 
später nicht wieder aufzufinden vermochte? Wegen des trochi- 
formis  oxystomus hatte ich selbst mich anfangs lange vergeb- 
lich bemüht, nachher sammelte ich ihn reichlich. Es wäre 
doch sonderbar, wenn das Schicksal gerade Herrn Sanne. bei 
zwei flüchtigen Besuchen alles das auf dem Präsentirteller 
darreichen würde, zu dessen Erlangung ein anderer Sterblicher 
wochenlanger Anstrengungen bedarf. Einen Theil der Ueber- 
gangsformen hat er ja auch selbst richtig wiedergefunden; dass 
noch einige weitere vorhanden sind, ist darnach prineipiell 
weder unmöglich, noch von Bedeutung. — Auch an die von 


*) Sr. (pag. 643) „ist in der Lage, die von Hr. behaupteten Ueber- 
gänge [von discoideus] in Carinifex tenuis und oxystoma als unbegründet 
zu bezeichnen.‘ 


55 


NEUMAYR neuerdings nachgewiesene Umwandlung der slavo- 
nischen Paludinen mag hiermit erinnert werden. 

Schwieriger als über den ersten Punkt, wo ein stumm- 
beredtes Gläschen mit Conchylien zur Widerlegung ausreichend 
sein kann, gestaltet sich die Discussion über den zweiten, 
über die Lagerstelle der einzelnen Varietäten. Sanne. hat 
einzelne Exemplare von den gemeinlich oben lagernden Varie- 
taten schon in den tieferen Schichten entdeckt. Ich bin der 
Ansicht gewesen, dass derartige Unregelmässigkeiten nicht 
vorkommen, und meine Darstellung war dem entsprechend. 
Sanpe. führt von solchen Fällen an: Pl. m. oxystomus als 
Seltenheit in einer Schicht (No. 15) der discoideus \ trochiformis- 
Zone (pag. 632). Dieser Fund würde die alleinige 
Ausnahme zu der von mir angenommenen Regel- 
mässigkeit bilden, welche in dem ganzen, 38 
Schichten umfassenden, von Sanne. detaillirt ge- 
schilderten Profil nachweisbar gewesen wäre.*) 
(Die „Oberregion der var. trochiformis‘‘, nach mir eine secun- 
däre Ablagerung, lasse ich unberücksichtigt.) Wie damit die oben 
schon eitirte Stelle (pag. 640) stimmt: „‚doch habe ich in jeder 
Bank noch vereinzelte Exemplare von fast jeder anderen Va- 
rietät gefunden“, weiss ich mir nicht zu reimen. Sie würde 
als ein recht echtes Mittelglied zwischen den schroffen Be- 
hauptungen von 1873 und dem Ergebniss des obigen, fast 
reinlichen Profils gelten können. Wenn pag. 644 davon die 
Rede ist, dass in trochiformis - Schichten der o.cystomus häufig 
vorkommt, so bezieht sich diese Angabe wohl nur auf die 
secundäre obere trochiformis - Schicht. Weitere specielle An- 
gaben finde ich nicht. — Ich kann für mein Theil nur 
wiederholen, dass ich selbst mich keines einzigen Falles er- 
innere, und dass ich nie irgend ein Handstuck gesammelt habe, 
wodurch in mir ein Bedenken über die völlige Reinheit der 
unteren Schichten von oberen Varietäten hervorgerufen wäre. 
Im Gegentheil, ich erinnere mich noch, ich möchte sagen, des 
Schrecks, den ich empfand, als ich einst an einer senkrechten 
Wand in einer discoideus - Schicht einen echten trochiformis 


*) Ueber die „einzelnen Exemplare der var. intermedia“, die in 
der Schicht 2 (discoideus - Schicht) vorkommen sollen, kann ich nicht 
urtheilen, da die var. intermedia bei Sr. möglicherweise meinen discoideus 
 subvar. inornatus oder andere von mir noch zum discoideus gerechnete 
Bildungen mitenthält, der erstere liegt ja in der That tief. Es wäre 
_ hier erst eine Verständigung über die Form nöthig. Das Gleiche gilt 
von dem pag. 640 angeführten seltenen'Vorkommen in den sulcatus- und 
dem häufigeren in den discoideus-Schichten. Intermedius bildet ja ohne- 
hin den nächsten Anschluss zu discoideus , die Funde wären also nicht 
gerade befremdend. Vergl. auch meine Abhandl. pag. 495. 


56 


hängen sah; aber bald zeigte sich die Spur einer von oben 
herabführenden Regenrinne, und damit erfreute sich denn die 
Regel wieder einer vollen Rechtfertigung; auch ein weiteres 
fleissiges Nachgraben an derselben Stelle ergab keine Andeu- 
tung einer Vermischung. Es mag vielleicht noch ein oder der 
andere ähnliche Fall vorgekommen sein, wo ich auf mein 
Urtheil bauend, eine Vermengung hinwegdeducirte, und dabei 
kann ja ein Jeder menschlicher Weise sich oder seiner Regel 
wohl einmal etwas zu Liebe thun; oder, wenn man lieber 
will, ein gewissenhafter Beobachter wird sich scheuen, auf einen 
solchen nicht ganz sicheren Fund hin, eine Ausnahme zu pro- 
clamiren. Inder Erinnerung habe ich aber sonst kein derartiges 
Ereigniss, und dass solche deutungsbedurftigen Fälle höchst 
selten gewesen sein müssen, beweist die Aufregung, die mir 
ein einzelner verursachen konnte. Jedenfalls war ich nach 
sehr langer (zweimonatlicher) Beschäftigung mit der Sache 
vollständig von meiner Ansicht überzeugt, und wenn ich jetzt 
Alles, was für eine stricte Ordnung in der Varietätenablagerung 
spricht, überblicke, Sıanp».’s Profil ist mit dabei, so komme 
ich zu der Vermuthung, dass auch die von SannDB. gefundenen 
Ausnahmen lediglich auf einer zufälligen Verunreini- 
gung beruhen. (Nach den 1873er Aeusserungen war ein 
solches Auskunftsmittel unmöglich, da ja Alles fast bunt durch 
einander zu liegen schien). Die Gelegenheit dazu ist eine 
tausendfältige: nicht ganz sorgfältige Reinigung des Spatens 
von daran klebendem Sande oder ein Herabspringen der oberen 
losen Conchylien während der durch die Arbeit erzeugten Er- 
schütterung kann beim Einsammeln zu störenden Resultaten 
den Grund legen; Alles was an der Oberfläche liegt, ist durch 
Menschen, Thiere, Wind, Regen einer fortwährenden Durch- 
einanderwurfelung Preis gegeben. Es wäre selbst denkbar, 
dass ein innerer Regenablauf in scheinbar unversehrte Lagen 
obere Formen einschmuggelte. Sehr gefährlich ist das Trock- 
nen der verschiedenen Proben, die man sammeln muss, um 
bequemer die ‚grösseren Formen und überhaupt die klei- 
neren auszulesen, hierbei ist ausserste Vorsicht gegen störende 
Zufälligkeiten nöthig; dann ist weiter im Transport und bei 
späterer Untersuchung, zumal in beschränkten Räumlichkeiten, 
Gelegenheit zum Verirren einzelner Stucke gegeben; nun gar 
bei den kleinsten Schneckchen, z. B. costatus, minutus, ist ge- 
gen eine Vermischung durch Ueberspringen, Anhaften u. s. w. 
kaum eine Garantie zu leisten. Man muss wohl im Auge be- 
halten, dass jeder Zufall die Regel mit scheinbaren Ausnahmen 
versehen kann, kaum einer wirkliche Ausnahmen fortschaffen 
wird. Wenn mir in einer Steinplatte, welche aus einer 
discoideus-Schicht oder tiefer herstammt, ein echter trochiformis, 


57 


orysiomus oder supremus gezeigt werden kann*), dann will 
ich gern glauben, dass ein früuheres, gewissermaassen prophe- 
tisches Auftreten einzelner Exemplare vorkommt. Ich würde 
dann selbst der Ansicht sein, dass ich einzelne Vorkommnisse 
übersehen, oder bei wirklich beobachteten nicht genügende 
(d. h. hier: zu viel) Kritik geübt hätte. Denn wenn es auch 
möglich sein könnte, dass hie und da durch veränderte Auf- 
schlusse etwas Neues, ehedem nicht zu Beobachtendes an den 
Tag getreten, und andererseits auch dies oder jenes verschwun- 
den wäre””), so glaube ich nicht mehr, dass verschiedene Beob- 
achtungszeiten in Steinheim „gänzlich abweichende Resultate‘ 
zu liefern vermögen, seitdem ich Sanpp.s neueste Schilde- 
rungen des Beckens vor Augen gehabt. — Sehr günstig für 
meine Auffassung muss es erscheinen, dass weder ich noch 
SAnDB. je einen der so leicht kenntlichen supremus in den 
beiden grossen Gruben entdeckt haben; derselbe ist nämlich 
durch sein entferntes Vorkommen in der Klosterberg-Grube 
gegen eine Uebertragung in ungehörige Schichten geschützt, 
ferner, dass Beobachter, die offenbar einzelne Schichten fleissig 
durchsucht haben, v. KLem, Auzx. BRAUN, QUENSTEDT, FRAAS, 
eine Anzahl ziemlich grosser und charakteristischer Formen, 
Steinheimensis, tenuis, supremus, nicht aufgefunden haben, ob- 
ı gleich solche in anderen Schichten die Conchylienfauna fast 
' allein vertreten. Zusammenfassen kann ich daher den Stand- 
punkt der zweiten Streitfrage dahin, dass entweder 
SAnDB. durch zufällige Verunreinigungen des Ma- 
terials sich hat tauschen lassen, oder dass ich die 
in den niederen Schichten vereinzelt schon vor- 
kommenden Stücke übersehen habe, wobei ich das 
erstere augenblicklich für das wahrscheinlichere halte. Die 
Entscheidung kann Herr Sanpe. leicht durch geeignete De- 
monstration, etwa an Handstucken seiner Schicht No. 7, her- 
‚beiführen. — Wenn derselbe schreibt, dass er namhafte Zoo- 
logen, z. B. die Herren L&ypıG und WEISMANN, von der Un- 
haltbarkeit meiner Ansichten überzeugt habe, so kann sich 
selbstverständlich die Demonstration nicht auf das Vorkommen 
ı oder Fehlen der Uebergänge, einen Haupttheil meiner An- 
| sichten, bezogen haben, und beide Herren, auf deren Urtheil 
| ich Werth lege, haben, soviel mir bekannt, vorher nicht durch 


*) Auch thonige Lagen und solche mit besonderem Erhaltungs- 
| zustand der Conchylien, ferner örtlich isolirte Fundstellen, würden ein 
| beweiskräftiges Material liefern; lose Sande sind höchst bedenklich. 


**, Einiges derart liegt wohl sicher bei einigen unserer Differenzen 
' zu Grunde; z. B. dass S. keine trochiformis \oxystomus gefunden hat, 
‚ erkläre ich mir auf diese Weise, 


5 is 


eigene Untersuchungen an Ort und Stelle sich soweit orientirt, 
um etwa beurtheilen zu können, ob ein einzelnes Stuck durch 
einen äusserlichen Zufall in eine Sandprobe gerathen sein mochte 
oder nicht, oder ob ein vorgelegtes Steinstück aus der secun- 
dären oberen {rochiformis-Schicht, oder aus einer tieferen Zone 
stammte. Jedenfalls ist wohl der Ausdruck ‚„‚Unhaltbarkeit der 
HıiLGENDoRF’schen Ansichten“, das hiesse doch: „aller wich- 
tigeren Ansichten‘‘, etwas sehr umfassend ausgefallen.*) Auch 
haben jene Gelehrten selbst sich noch nicht darüber geäussert, 
wie weit und auf was ihre neue Ueberzeugung sich erstreckt. 

Ich komme zur „Öberregion der var. trochiformis“. 
Hier sind, wie es scheint, nicht unsere Erfunde, sondern nur 
deren Deutung verschieden. In der alten Grube konnte durch 
SANDB. „die wichtige Thatsache, dass auch in diesem Bruche 
auf die von Hr. als höchstes Niveau angegebene Zone des Cari- 
nifex osystoma var. revertens nochmals eine neue (f) mit 
durchaus vorberrschenden, regelmässig ausgebildeten Stucken 
der var. trochiformis folgt, mit aller Sicherheit constatirt wer- 
den.“ Auch ich habe (vergl. pag. 475, 480, 482, 496) eine 
solche oberste, bis 8’ dicke Lage beschrieben. Ich balte sie 
für eine nachträgliche Zusammenschwemmung aus mehreren 
fruberen Lagen; Sanpe. hält sie für primär. Dass bei stark 
geneigten Schichten (30°) und sehr losem Material, sich leicht 
secundäre Schichten bilden können, dürfte Niemand als eine 
befremdende Behauptung betrachten. Wenn darunter Alles 
in guter Ordnung liegt, und nur hier oben plötzlich ein buntes 
Durcheinander eintritt, so spricht dies schon an sich für meine 
Ansicht; dass dieses gemischte Material fruber in der That 
einmal wohl gesondert war, habe ich (pag. 496) positiver an 
einem Handstück nachzuweisen gesucht. Ein Beweis hingegen 
für die Ursprünglichkeit der Ablagerung wird schon der Natur 
der Sache nach schwer beizubringen sein, 4 

Dieselbe Erklärungsweise, nämlicb die Annahme von 
später stattgehabten Umlagerungen, wird sich vielleicht auch 
auf die letzte-unserer Differenzen anwenden lassen, auf die 
Deutung der tiefsten Schicht, welche nach Sanne. und Prof. 


*, Vergl. die 1873er Auslassungen. Was übrigens, wenn sie gegen 
mich polemisiren soll, ebendort die Stelle: „Aus jeder Bank wurden 
auch die zahlreichen Embryonalschalen untersucht, sie waren bei jeder 
der drei bezeichneten Arten (Pl. m. s. s., Pl. costalus, Pl. minutus) 
gänzlich verschieden“, zu bedeuten hat, weiss ich nicht; sie könnte eher 
gegen einen meiner Kritiker gerichtet sein. welcher der Ansicht war, 
dass der minutus und andere meiner kleinen Varietäten nur die Embryo- 
nalschalen der grösseren Formen sein würden!! Man sieht, Herr 8. ist 
noch lange nicht derjenige meiner Becensenten, welcher mir die grössten \ 
Flüchtigkeitsvorwürfe gemacht hat. | 


59 


Hyatt aus Boston unter meiner Steinheimensis-Schicht bei der 
alten Grube dicht am Dorfe auftreten und schon verschiedene 
der oberen Varietäten in Sand eingebettet enthalten soll. Ich 
habe meiner Zeit die Ablagerungen so weit verfolgt, bis es 
mit den Sanden zu Ende zu sein schien, bis ich unter dem 
' Steinheimensis auf massige Kalke stiess. Leider schildert SANDB. 
seinen Erfund nieht genauer, und auch Hyatt, auf den SANDB. 
verweist, ist mit seiner Publication noch nicht au das Licht 
‘der Oeffentlichkeit getreten. Da die fragliche Schicht nur 
1,9 Meter unter der Oberfläche liegt, so kann schwerlich über 
ihr ausser jener Steinheimensis - Schicht, dem wohl kaum feh- 
lenden unregelmässigen Schuit und der Ackerkrume, noch eine 
‚gute, deutliche Reihenfolge von den in den grossen Auf- 
schlussen überall entwickelten mittleren Zonen anzutreffen sein, 
auch wird eine solche von SanpB. ja nicht erwähnt; deshalb 
darf es vorläufig noch zweifelhaft bleiben, ob diese SAnDB.’sche 
Steinheimensis-Schicht wirklich meine sSteinheimensis-Schicht ist, 
d. h. eine Fortsetzung der in der Grube aufgedeckten und 
durch die daran stossenden sicheren und umfangreichen Auf- 
 sehlüsse sehr bestimmt in ein unteres Niveau verwiesenen 
| Ablagerung. Es kann denkbarer Weise unten am Dorf zuerst 
‚ eine Zusammenschwemmung aus dem Material der mannig- 
| fachen oberen (nach dem Berge zu bekanntlich ansteigenden) 
| Schichten stattgefunden haben, und darüber kann schliesslich 
| eine weitere Ablagerung aus dem Material der am Berge nun- 
ı mehr bereits blosgelesten primäreu ‚Steinheimensis-Schicht ge- 
ı bildet worden sein. Ein endgültiges Urtheil will ich ohne 
| vorgängige eigene Untersuchung selbstverständlich nicht fällen; 
| da aber Sanpe. die Bildung secundärer Lagen wenig berück- 
| sichtigt zu haben scheint, und da ich gelegentlich der oberen 
| trochiformis- Schicht, wo ich aus eigener Anschauung sprechen 
ı kann, nicht mit ihm uübereinstimme, so. scheint es mir der 
| Mühe werth, jetzt schon auf eine Erklärung, die jener Mög- 
liehkeit Rechnung trägt, hinzudeuten. — So lange als Zwischen- 
formen da sind und die richtige Stelle einnehmen, wird man, 
| mag die Entscheidung hierher oder dorthin fallen, dennoch 
immer an eine Umwandlung denken dürfen oder gar müssen; 
es würde die Natur lediglich eine solche unter. für den Pa- 
laontologen sehr unerquicklichen Complicationen bewerkstelligt 
haben. 

| Dies wird selbst Sanpe.’s Ansicht sein oder werden. 
| Denn merkwürdigerweise führen unsere beiderseitigen „‚völlig 
| abweichenden‘ Ergebnisse durchaus nicht zu besonders ver- 
| schiedenen Endresultaten. Sanpe. findet den Schluss nahe- 
‚liegend, ‚dass die var. trochiformis aus var. discoideus ent- 
‚standen sei, und lassen sich var. intermedius als erster Änfang, 


Dr — 


Ich wundre mich, dass SAnDB., den ich mir als einen Gegner 
der Umwandlungstbeorie gedacht habe, nicht einfach durch 
verschiedene Fruchtbarkeit der nach ihm unten sämmtlich 
schon vorhandenen Formen, discoideus, intermedius und trochi- 
Jormis, das Vorherrschen derselben zu verschiedenen Zeiten zu 
erklären sucht. Wenn aber eine Umwandlung sich einmal 
vollziehen soll, so hätte Sans. auch die Möglichkeit einer 
umgekehrten Entwickelung im Auge zu behalten, wobei der 
trochiformis zum discoideus wird; er scheint aber gleich mir 
nur den discoideus zum trochiformis werden zu lassen, Er 
glaubt, dass die ursprüngliche Form die scheibenformige (dis- 
coideus) sei, und dass daraus in jeder (Generation sich einige 
kegelförmige Exemplare (trochiformis) erzeugt hätten, zur Zeit 
aber, wo die discoideus | trochiformis-Schicht abgelagert wurde, 
sei dann die Metamorphose epidemisch geworden, so dass fast 
alle discoideus nachher verschwanden und zwar hat nach ihm 
auch die Vererbung bei der neuen Bildung mitgewirkt. Ich 
bin a priori ganz und gar nicht abgeneigt, das Vorkommen 
einzelner solcher vorläufigen und nachfolgenden Umwandlungen 
zu acceptiren, wenn ich nur erst eine genügende Veranlassung 
zu solcher Annahme in Gestalt authentisch tiefgelagerter trochi- 
formis-Exemplare vor mir habe. Meine Anschauungen würden 
durch solchen Zusatz keinerlei Störung erleiden. ‚Ich glaube 
sogar im Gegentheil, dass z. B. Bildungen, die später vor- 
herrschend oder ausschliesslich vorkommen werden, schon 
heute ab und zu ihre Vertretung finden; ein derartiges Merk- 
mal erblicke ich etwa in der Schmelzschlinge, die ich zuweilen 
im letzten kleinen oberen Backzahn von Lepus timidus beob- 
achtete, und deren Besitzer ich daher, der paläontologischen 
Entwickelung des Hasengebisses Rechnung tragend, als Zu- 
kunftshasen zu bezeichnen pflege. Auch eine nachträgliche ° 
Variation einiger in der alten Form zurückgebliebenen Indi- 
viduen harmonirt mit meinen allgemeinen Anschauungen recht 
gut. — Wenn nun erst Herr Sanpe. sich überzeugt haben wird, 
dass es wirklich auch Zwischenformen zwischen den anderen 3 
Varietäten giebt, dann wird er, falls er sonst consequent 
bleibt, mit mir fast vollständig übereinstimmen, er wird die 
runden Umgänge des Steinheimensis platt viereckig, die niedri- 
gen des tenwis hoch, den discoideus kegelförmig, den trochi- 
formis wieder scheibenförmig werden lassen u. s. w., kurz im 
Grossen und Ganzen dieselben Umwandlungen zu denselben 
Zeiten erfolgen lassen, wie ich es gelehrt, nur wird er hinzu- 
fügen, dass stets auch einige in der Metamorphose unpünkt- 
liche Individuen vorher und nachher sich eingestellt hätten. 
Es würde vielleicht höchstens noch ein Disput über einige 


3 bar fein 1 A TEE EEE 


| 6 


Einzelheiten in der Verzweigung meines Stammbaums uns be- 
schäftigen können. Es würde dann im Ganzen, wie bereits 
jetzt für die einzelne Umwandlung discoideus \ trochiformis (dem 
wohl auch schon wenigstens ox@ystomus \supremus beizugesellen 
wäre), Jedem, der es will, erlaubt sein, in dem Pl. multif. 
eine „werthvolle Stütze der Darwın’ schen Theorie‘ zu finden. 
Es mag übrigens nebenbei bemerkt werden, dass die von mir 
angenommene Genealogie der verschiedenen Varietäten des 
| Pl. multif. mit einer nach gewöhnlichen Grundsätzen versuchten 
| systematischen Anordnung nicht sehr im Einklang stehen 
durfte, was man doch nach den landläufigen Umwandlungs- 
| theorien erwarten musste. 
| Jetzt wäre ich uun mit Herrn SAanDeB. zu einem so be- 
| friedigenden Abschluss gelangt, als ich kaum hoffen durfte. 
| Es könnte aber Jemand, der die Sanne.’schen Angaben einer 
| stetigen Vermischung aufnimmt, weniger entgegenkommend als 
‚ Letzterer behaupten, dass in der That die überwiegende Häufig- 
‚ keit in einer Schicht nur als Folge grösserer jeweiliger Frucht- 
| barkeit und gedeihlicherer Entwickelnng der betreffenden Va- 
 rietät aufzufassen sei. Dem wäre dann wohl nur zu entgegnen, 
| dass es merkwürdig erscheinen muss, wenn die Mittelformen 
\ gerade zu der Zeit besonders nachkommenreich werden, wo 
| sie bei einer wirklichen Umwandlung in Masse aufzutreten 
| hätten, anstatt sich eine beliebige andere unter den vierzig 
| Schichten als Blüthezeit auszusuchen. Wenn nun gar zwei 
! oder noch mehr Mittelformen in gleicher Weise ihren theo- 
‚ retisch bestimmten Horizont festhalten, so wird die Wahr- 
‚ scheinlichkeit für eine Umwandlung fast zur Gewissheit. 
| Es mag hier der Ort sein zu bemerken, dass ich meine 
| frühere Nomenclatur der Steinheimer Planorbiden nur für eine 
| vorläufige betrachte, dass ich es für gerechtfertigt halte, falls 
| die Gestalt bedeutende Abweichungen bietet, bei getrenntem 
ı Lager oder bei Abwesenheit von Mittelformen zwischen zu- 
sammenliegenden #Fxemplaren, die Formen als Arten aus- 
' einander zu halten, ich würde also discoideus und trochiformis 
trennen, ebenso minutus und costatus, dagegen sulcatus und 
discoideus, die sich sehr gleichen, artlich vereinigen.*) Doch 
| drängt die Entscheidung uber das Princip kaum, da, wie die 
| letzten Jahre zeigen, ähnliche Nachweise von Uebergängen 
| nicht gerade zu häufig geliefert werden. 
| Die Hauptsache ist vorläufig noch eine möglichst genaue 
\ Klarlegung des Thatsächlichen. Vielleicht ist von Herrn Hyatt 
hierfür mehr Positives zu erwarten, als SanDB. uns geboten 


| *) In zwei verschiedene Gattungen Planorbis und Carinifex würde 
‚ ich die Steinheimer Planorbiden aber sicher nicht vertheilen. 


62 


hat. Denn ganz abgeschlossen sind die Untersuchungen über 
die Steinheimer Planorben, selbst wenn die von mir skizzirten 
wichtigeren Vorgänge nicht mehr angezweifelt wurden, noch 
durchaus nicht. Die genaueren Einzelheiten bei jeder Umfor- 
mung würden noch ein besonderes Studium bilden; Zahlen- 
verhältnisse, Verhalten der Monstrositäten zu gleichzeitigen 
oder bevorstehenden Verwandlungen, das Auftreten der künf- 
tigen bezüglich vergangenen Merkmale nahe der Schalenmundung 
oder am Embryonalende, plötzliche Veränderungen, die nach 
Verletzungen der Schale am neuen Mündungsstuck auftreten 
in ihrer Beziehung zu der nächst künftigen Windungsgestalt 
u. 8. w., alles dies hat vielleicht Wichtigkeit für das Ver- 
ständniss der Variation bei fossilen und lebenden Conchylien. 

Liegt erst das Ob und Wie der Neubildung genau und 
sicher vor uns, dann wird es vielleicht möglich sein, über das 
Warum eine Meinung zu wagen. Wenn SAanDB., den trochiformis- 
Typus als eine Art Scalaridenbildung betrachtend, denselben 
(allerdings mit Reserve) durch Einwirkung einer hypothetischen 
Wasserlinsen-Decke entstehen lässt*), indem er deduciren zu 
können glaubt, dass Baumblätter in grösserer Menge nicht 
vorhanden gewesen seien, So ist zu sagen, dass der echte ° 
trochiformis mit einer Scalaridenbildung kaum etwas gemein 
hat (die Durchschnittsfigur der Umgänge ist bei ihm eine ganz 
andere als beim discoideus), und dass die etwa gleichzeitige 
(von SanneB. anerkannte) Umwandlung der runden Windungen ° 
des minutus zu den platt dreieckigen des triquetrus mit der 
Wasserlinsen-Theorie nicht recht harmonirt. Betreffs anderer, 
von uns beiden gemeinschaftlich behaupteter Umänderungen, 
Furchenbildung beim supremus, Mündungsverengung beim 
revertens etc. hat SAnDB. sich noch nicht geäussert. 


*) Die Theorie der Scalaridenbildung durch ein Gewirr von Wasser- F 
pflanzen soll übrigens neuerdings von Cressın ziemlich stark in’s Ge- 
dränge gebracht worden sein. 


63 


3. Ueber die metamerphosirten Culmschichten in 

der nächsten Umgebung von Rohmker Halle, sowie 

über zwei neue, im nordwestlichen Oberharze beob- 
achtete Culmkalk - Vorkommen. 


Ven Herrn A. Haırar ın Berlin. 


Das Nachstehende bildet zunächst nur eine etwas aus- 
führlichere Ergänzung zu dem Vortrage über die metamorpho- 
sirten Culm- und Devonschichten des Okerthales*), insbeson- 
dere die nähere Begründung der Lagerungsverhältnisse in der 
unmittelbaren Umgebung der Rohmker Halle und bezweckt 
sodann eine kurze Mittheilung über das Vorkommen von ober- 
harzer Culmkalkstein, von welchem in der diesjährigen Februar- 
Sitzung der deutschen geologischen Gesellschaft Proben von 
zwei neuen Fundpunkten durch den Verfasser vorgelegt wurden. 

Von Letzterem wurde bereits in der Juli - Sitzung dieser 
Gesellschaft im Jahre 1875 über ein zu Pfingsten desselben 
Jahres beobachtetes Vorkommen von Culm-Kieselschiefer und 
ein, als metamorphosirten Culm-Kalkstein angesprochenes Ge- 
stein in der Okerthalpartie berichtet. Da die hierüber in dem 
betreffenden Sitzungsprotokolle gemachte, etwas kurze Bemer- 
kung freilich leicht übersehen werden konnte, erklärt es sich 
wohl auch, wenn neuerdings die Behauptung wieder aufgetreten 
ist, als sei an der östlichen Grenze des oberbarzer Haupt-Devon- 
vorkommens Kieselschiefer bisher nicht beobachtet worden. 
Zur Berichtigung einer solchen Auffassung mögen die folgen- 
den Zeilen demnach gleichfalls dienen. 

Das @asthaus Rohmker Halle steht auf sehr dunklen 
Thonschiefern, in welche die Oker auf eine kurze Strecke ober- 
halb und unterhalb desselben ihr Bett eingeschnitten bat. Bei 
dem allgemeinen Charakter des compacteren und man möchte 
sagen härteren Aussehens, welches allen Sedimentärgesteiuen 
innerhalb der Zone der sogen. Granitcontactmetamorphose hier 
- eigen ist, könnte ein flüchtiger Beobachter vielleicht verleitet 
werden, diese Thonschiefer insgesammt als Kieselschiefer an- 
zusprechen, wie es bisweilen auch wirklich geschah. Eine 
| blosse Prüfung ihrer Härte, die meist nur um Weniges grösser 


| *) Vergl. Jahrg. 1875. pag. 483. ff. dieser Zeitschr. (Leider kann 
| sich auch diese Notiz fast nur auf die äussere Erscheinung, nicht auf die 
| Entstehung der Granitcontactmetamorphose erstrecken.) 


64 


ist, als in den ihnen gleichstehenden unveränderten Schichten, 


genugt indess gewöhnlich schon, um sich von der Täuschung 4 


zu überzeugen. Nur die hegendaien Bänke dieser Schiefer bil- 
den an mehreren Stellen eine Zone von auffallend grosser Härte 
und schliessen an einem Punkte auch wirklich Kieselschiefer 
ein. ° Oberhalb genannten Gasthauses bemerkt man auf der 
linken Okerthalseite an der Chaussee, sudlich von der Abzwei- 
gung eines Waldfahrweges nach dem Suülpkethale, in dem nur 
wenig gehärteten Thonschiefer zwei untergeordnete Einlage- 
rungen von einer eigenthumlichen deutlich kleinkörnigen, theils 
ungewöhnlich hellen Grauwacke mit glasglänzenden Quarz- 
körnchen und viel weissem Feldspath, deren petrographische 
Beschaffenheit manchen Schichten am Wasserfallgraben östlich 
von Robmker Halle auffallend nahekommt. 

Geht man auf dem genannten Waldfahrwege bergan, 
welcher westlich von der Rohmker Halle am linken Steilufer 
der Oker zunächst nach dem Suülpkethale führt, so zeigt sich 
an der linken Böschung dieses Weges bis über die Stelle 


hinaus, an welcher derselbe in westnordwestlicher Richtung 3 


nach genanntem Nebenthale umbiegt, andauernd 

1. der veränderte dunkle Thonschiefer von mehr oder 
minder Kieselschiefer-ähnlichem Aussehen. Derselbe lässt von 
der hier herrschenden Streichungsrichtung in durchschnittlich 
hora 2. 4. 0. des sächsischen Grubencompasses*) zuweilen, 
aber immer nur local, recht bedeutende Abweichungen erken- 
nen, eine Erscheinung, welche selbstredend eine Folge der 


Schichtenaufstauung zu mannigfachen Falten ist und die E 


z. B. stets da hervortreten muss, wo zufällig ein Theilchen 


der Streichungslinie aus ihrer Umwendung in den Enden der a 


Falteumulden oder -Sättel blosgelegt ist, oder wo Theile von 
vereinzelten kleineren Falten vorliegen, deren Breite im Ver- 


hältniss zu ihrer Längenausdehnung ungleich grösser ist, als 


gewöhnlich etc. 


In dem in Rede stehenden Thonschiefer, der von dem, in 
metamorphosirtem Zustande ihm petrographisch überaus ähn- 
lichen Goslarer Schiefer beim Fehlen der Petrefacten noch 
immerhin durch den Einschluss von psammitischen, z. Th. sehr 
deutlichen Einlagerungen zu unterscheiden ist, die letzterem im 
Gebiete des Okerthales gänzlich fehlen, kommt nahe seinem 
Liegenden auch ein zu charakteristischem Thonschiefer-Horn- 
fels umgewandeltes, sehr dunkles, fast schwarzes Gestein vor. 


Dasselbe besitzt etwas über Feldspathhärte und kann, zumal 


es bei aller äusseren Aehnlichkeit mit ächtem Lydit überdies 


Bi: 
a 


») Die westliche magnetische Declination war im März 1875 für 
Clausthal ca. h. 12, 4. 7. Ost. 


4 
y 


2 


65 


ebenso wie gewöhnlich dieser von weissen Quarzadern vielfach 
durchtrüumert wird, ohne weitere Prüfung kaum von solchen 
unterschieden werden. Es ist jedoch vor dem Löthrohr in 
dünnen Splittern leicht schmelzbar, also kein Kieselschiefer. 

Dagegen trifft man nach etwa 60 Schritten hinter der 
vorgenannten Wegeswendung im Sülpkethale, an der südlichen 
Wegesböschung in ununterbrochener concordanter Lagerung unter 
den bisher beobachteten Schiefern eine schmale Zone*) von 

2. zweifellosem Kieselschiefer an, dessen dünne Bänkchen 
in hora 3.1.0. streichen und sehr streil nach SO. hin einfallen. 
Das vielfach zerkluftete Gestein ist jedoch selbst in Hand- 
stüucken gewöhnlich nicht homogen, sondern lässt, wie bei 
Lautenthal, ferner zwischen dem Osterode-Harzburger Grun- 
steinzuge und dem Bruchberge und so auch anderwärts, zwi- 
schen äusserst schwachen Lagen von echtem Lydit solche von 
mehr oder minder abweichender petrographischer Beschaffen- 
heit erkennen. 


Nord 


Gs\= Goslarer Schiefer. Kr. = Kramenzelkalk. Clm — Culm, 


Vorstehende grundrissliche Skizze in 1:3186 möge zur 
| besseren Versinulichung der Schichtenfolge dienen. 


*) Für die Kartirung dürfte es, zumal bei der Kleinheit des Vor- 
‚ kommens, practischer sein, die im Hangenden unmittelbar angrenzenden, 
‘ durchaus Kieselschiefer - ähnlichen Thonschiefer noch mit der Farbe des 
| Kieselschiefers anzugeben und so die eigentlich nur 4 Schritte messende 
\ Zone des letzteren auf eine Breite von etwa 30 Schritten auszudehnen. 


Zeits. d. D. geol. Ges. XXIX. 1. 5 


66 


Unter dem Kieselschiefer tritt, leider wenig blosgelegt, 

ö. ein Gestein hervor, welches ganz den allgemeinen 
Habitus eines metamorphosirten Kalksteins bes:tzt, da es im 
Allgemeinen von den Thonschieferhornfelsen in seiner Nachbar- 
schaft bedeutend abweicht, dagegen manchen Bänken des ver- 
anderten Kramenzelkalksteins sich eng anschliesst. Dasselbe ist 
dicht, vorherrschend hellfarben, namlich blaulich- bis schwach 
grünlichgrau, untergeordnet jedoch auch dunkler, wohl tho- 


niger, überhaupt unreiner und zeigt hierbei den, gewissen Thon- 


schiefer-Hornfelsen eigenthüumlichen schwachen Stich in’s Vio- 
lette. Es besitzt ungefähr Glashärte, einen undeutlich musche- 
ligen Bruch und führt Schwefelkies sowohl äusserst fein 
eingesprengt, als auch in deutlichen, etwa linsengrossen Wuür- 
feln. Pulverisirt braust es bei Bebandlung mit Saure. Vor 
dem Löthrohr schmelzen dünne, durchscheinende Splitter an 
den Kanten in der äusseren Flamme unter unbedeutendem 
Blasenwerfen bei deutlich röthlichgelbem Lichte nicht schwer 
und ruhig zu einer schmutzig grünlichbraunen Schlacke. Leider 
liessen sich in diesem Gesteine, zumal bei seinem mangel- 
haften‘ Aufschlusse, Petrefacten nicht nachweisen. Weicht es 
auch in den hangendsten dünnen, gegen 5 Cm. mächtigen 
Bänkchen seiner 6'/, Schritte (etwa 5 M.) breiten Zone aus ° 
sonst ungleich mächtigeren Bänken local im Streichen (h. 12. 
2. 8.) und Fallen (unter ca. 65° nach Ost) etwas von den an- 
grenzenden Kieselschieferlagen ab, so ist dennoch eine con- 
cordante Aufeinanderfolge beider Schichten zweifellos. | 
Eine Analyse der helleren Varietät, welche von Herrn 
O. PurauL unter Leitung des Professor Herrn Dr. FINKENER 
im Laboratorium der königl. Bergakademie hier ausgeführt 
wurde, hat in Procenten ergeben: 
Kieselsäure .... 60.9 
Thonerde,. ....... 13,18 
Eisenoxyd. .... 3,56 
Eisenoxydul ... 390. 
Caleiumoxyd ... 2,48 


Magnesia ..... 5,89 
Kalkan. 2,89 
Natron: au. 0,96 
Wasser: .ı..).n8. 8,49 


Kohlensäure ... 0,29 
Phosphorsäure .. 0,18 
Titansäure und 
?Zirkonerde .. 0,91 
Schwefelkies .. . 1,69 


Spec. Gew. = 2,751. 


67 


Von dem hieraus ersichtlichen, nur sehr geringen Kalk- 
gehalt von 2,48 pÜt., bleiben blos 1,90 pCt. zur Bildung von 
Kalksilieat übrig, insofern die 0,29 pCt. Kohlensäure mit 
0,37 pCt. Caleiumoxyd zu Kalkstein und die 0,18 pCt. Phos- 
phorsäure mit 0,21 pCt Kalk zu Apatit verbunden gedacht wer- 
den.*) Solange demnach nicht das geologische Analogon dieses 
Gesteins im unveränderten Zustande etwa als ein insbesondere 
durch Thon verunreinigter, dolomitischer Kalkstein auf dem 
Oberharze wirklich bekannt ist, kann seine Metamorphose 
auch nicht in solcher Weise gedeutet werden und seine Auffas- 
sung als eine schon ursprünglich wetzschieferartige, später viel- 
leicht nur durch Zuführung von Kalisilicat wenig veränderte 
Bildung mit einem ziemlich hohen Magnesia- und geringen Kalk- 
gehalt bleibt die natürlichere. 

Unter diesem eigenthümlichen Gesteine folgt mit acht 
Schritten Breite | 

4. ein dünnschieferiger, stark zerklüfteter , verschieden 
harter, meist mit dem Stahle nicht ritzbarer, Kieselschiefer- 
ähnlicher Thonschiefer von blauschwarzer Farbe, theilweise 


| äusserst feinkörnigem Aussehen auf den Schichtflächen und fein- 


erdigem Bruche. Lose Bruchstücke von echtem Kieselschiefer, 
welche vielleicht aus untergeordneten Einlagerungen in ihm 
stammen, lagen auf ihm zerstreut und es fanden sich auch die 
kleinen charakteristischen kugeligen neben scheibenformigen 
Concretionen vor, deren im Jahrgange 1876 dieser Zeitschrift 
pag. 448 Erwähnung geschah. Dieselben fehlen übrigens dem 
Posidonomyenschiefer - Vorkommen nördlich von hier an dem 
linken Okerthalgehänge unterhalb des Sülpkethales**) ebenfalls 
nicht ganz und zeichnen dicht bei Lautenthal im Eisenbahn- 
durchstiche die liegendsten Bänke der Kieselschiefer und das 
darunter folgende, ein dem hiesigen wohl äquivalentes Gestein 
aus, welches dort den Uebergang des Kieselschiefers zu den 
noch tieferen eigentlichen Alaunschiefern vermittelt. 

Im Liegenden des in Rede stehenden letzterwähnten 
Schieferstreifens (4.) ist von den nun folgenden Devongliedern 
zunachst der Kramenzelkalk (Kr.) als Hornfels festanstehend 
in einem hier nur 23 Schritte breiten Bande zu erkennen, und 
zwar 18 Schritte unterhalb des Bruckchens, über welches der 
Waldweg auf die andere Seite des Sulpkethales hinuberführt. 

Dass die beschriebenen Schichten, da sie im Hangenden 
der Devonbildungen diese concordant überlagern, sowie in das 


*) Letzteres Mineral darf man wohl als vorhanden annehmen, ob- 
schon die Analyse den zu seiner Bildung erforderlichen Gehalt an Chlor 
und Fluor als gar zu unbedeutend nicht besonders nachweist. 


**) Vergl. diese Zeitschr. Jahrg. 1875, pag. 489. 
5 * 


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x F Ya x Be w 
Ve 7 3. U 
68 e 


sudliche Fortstreichen von metamorphosirten zweifellosen - 
Culm-Thonschieferu fallen, mit welchen sie in ihrem liegend- 
sten Gliede auch petrographisch übereinstimmen, nur zum 
Culm gehören können, ist trotz des Fehlens von Versteine- 
rungen in ihnen zweifellos. 

Es tritt somit im Sulpkethale, also an der östlichen 
Grenze des oberharzer Haupt - Devonvorkommens ebenso wie 
an dessen Westgrenze bei Lautenthal etc. Kieselschiefer im 
tiefsten Nieveau der Culmschichten auf, und zwar hier in Be- 
gleitung eines wetzschieferartigen, kalkarmen, Magnesia- und 
Kali-haltigen Gesteins. 

Während eine allerdings blos einmalige, flüchtige Unter- 
suchung der Schichten, welche im Okerbette am südlichen 
Fusse der Rabenklippe oberhalb Rohmker Halle im unmittel- 
baren Hangenden des Kramenzelkalk-Hornfels anstehen, Kiesel- 
schiefer und das analysirte Gestein nicht nachweisen liess und 
hiernach auf ein baldiges Auskeilen dieser Bildungen vom 
Sulpkethal nach Süden hin deuten dürfte, glaubt Verfasser 
in ihrer südöstlichen Verbreitung noch dicht an der Rohmker 
Halle wenigstens ein Substitut fur das letztere beobachtet zu 
haben. Gegenüber von diesem Gasthause, unmittelbar östlich 
an der Chausse, zwischen einerseits einer nach OSO hin ein- 
fallenden, in h. 2. 2. O0. streichenden, 1,5 M. mächtigen Bank 
sehr feinkörniger Oulmgrauwacke von ungewöhnlicher Härte 
und compactem Aussehen, welche durch ihre hellere Farbe aus 
den umgebenden, sehr dunklen Schiefergesteinen etwas hervor- 
tritt und zwischen andererseits der scheinbar senkrecht auf- 
steigenden, malerischen weissen Klippe aus heller und dunkler 
gebändertem Kramenzelkalk-Hornfels, worüber das aus dem 
Thale der grossen Rohmke künstlich herbeigeführte Wässer- 
chen zerstäubend herabfällt, zeigt sich die nachstehende 
Schichtenfolge: 

Circa 5 M. gehärteter, compacter, fast schwarzer Thonschiefer 
(a.) (Thonschiefer-Hornfels) von z. Th. sammtähnlich schim- 
merndem Aussehen, besonders auf dem (@uerbruche. Derselbe 
enthält hellere, höchst dunne, streifenförmige, silicirte, kalkige 
Zwischenlagen und ist reich an Schwefelkieswürfelcheu, durch 
deren Verwitterung er mit schwefelgelben Anflügen und ocker- 
bis blutrothen krustenförmigen Ueberzugen bedeckt wird. Ist 
das Gestein theilweise von echtem Kieselschiefer nicht zu 
unterscheiden, da es stellenweise Quarzhärte besitzt, so nähert 
es sich diesem auch noch dadurch , dass solche Partieen vor 
dem Löthrohr an scharfen Kauten in der äusseren Flamme 
bei röthlichgelbem Licht nur sehr schwer schmelzen oder rich- 


tiger blos fritten. Dass man es mit einem Oulmschiefer zu 4 


thun hat, folgt sowohl aus dem ununterbrochenen Zusammen- 


7 N 


69 


hange mit den oben aus dem Sülpkethale beschriebenen Schich- 
ten, wie insbesondere aus der vollständigen petrographischen 
Uebereinstimmung mit dem metamorphosirten Thonschiefer, 
welcher im Hangenden des Kramenzelfelsens mit der Gedenk- 
tafel an den verstorbenen Ober-Bergmeister AHREND weiter ab- 
wärts an der neuen Chaussee im ÖOkerthale die Posidonomya 
Becheri Bronx führt. *) 

Im scheinbaren Hangenden dieses Schiefers folgt nun in 
einer 1 M. mächtigen Bank ein ganz verworren geschichteter 
Kalkhornfels (b.), welcher geologisch als das Substitut des 
wetzschieferartigen Gesteins im Sülpkethale anzusehen ist. 
Seine dichte Masse von heller Farbe ist vorwiegend licht 
bläulichgrau , untergeordnet dunkler gesprenkelt, wird von 
Schwefelkies in kleinen Partieen äusserst fein imprägnirt und 
von dünnen Kalkspath-, resp. Anthrakonitschnüuren regellos 
durchsetzt. Vor dem Löthrohr schmelzen die dunnsten Splitter 
bei sehr kräftigem Blasen unter deutlich röthlichgelber Fär- 
bung der äusseren Flamme nur schwer an den zartesten Kan- 
ten zu einer lichten, schwachgrünlichen Emaille. Das Pulver 
des dichten Gesteins braust recht deutlich bei Behandlung 
mit Säure. | 

Alsdann zeigt sich 3 M. mächtig dünnschiefriger, durchaus 
Kieselschiefer-artig veränderter, dunkel blaugrauer, fast schwar- 
zer Thonschiefer (c.), welcher mit dem Messer meist nicht 
ritzbar ist, durch partieenweise höchst fein eingesprengten 
Schwefelkies an Alaunschiefer erinnert und ebenfalls die oben 
| aus Schicht 4 erwähnten kleinen kugeligen Üoncretionen 
ı einschliesst. 
| Darüber erst erhebt sich ungleich steiler in treppenfor- 
| migen Abstufungen und bis zum Wasserfallgraben mindestens 
| 47 M. hoch der Kramenzelkalk-Hornfels, dessen unterste 11/, M. 
| dieke Bank licht berggrün ist und bei der Verwitterung des in 
| kleinen Partieen fein eingesprengten Magnetkieses, sowie in 
sehr vereinzelten linsengrossen Wurfeln auftretenden Schwefel- 
kieses schmutzig ocker- bis röthlichgelb gefärbt wird. Im 
frischen Zustande nähert sich dieselbe in ihrem Aussehen sehr 
dem obigen Gesteine 3. 

Dass die Culmschichten zwischen dem Sulpkethale und hier 
| eine Mulde mit gleichgerichtetem Einfallen beider Flügel nach 
OSO bilden, geht bei ihrem ununterbrochenen Zusammenhange 
bereits aus ihrer Lage zwischen Kramenzelkalk - Hornfels zu 
4 beiden Seiten hervor und wird durch die analoge, wenn auch 
| nicht identische petrographische Beschaffenheit der liegendsten 
| Gesteinszone in beiden Flügeln noch bestätigt. 


*) Vergl. d. Zeitschr. Jahrg. 1875. pag. 489. 


70 


Oberhalb des Wasserfalles folgt auf den veränderten Kra- 
menzelkalk, der 25 Schritte vom Absturze des Wassers einen 
kleinen Specialsattel erkennen lässt, nach Ost hin ebenfalls 
Thonschieferhornfels. Dies ist besonders deutlich an der 
Rohmker Klippe zu sehen, zu welcher ein Fussweg vom 
Wasserfallgraben in einer Serpentine hinauffuhrt. Der blau- 
schwarze Schiefer von sammtartigem Aussehen auf dem 
 Querbruche ist im ersten Meter Mächtigkeit unmittelbar an 
der Kramenzelklippe ziemlich dicht, indess noch immerhin 
schiefrig und erscheint durch den Einschluss vereinzelter 
linsengrosser Schwefelkieswürfelchen wie gespickt oder ge- 
nageli. In den nächsten 2,5 Metern seiner Mächtigkeit ist 
das Gestein compacter, schwefelkiesreicher und völlig zer- 
klüftet. Beide Varietäten zeigen die oben bei der Schicht a. 
hervorgehobene Verwitterungs-Erscheinung und schliessen auch 
wie Schicht c. kugelige neben flachgedrüuckten Concretionen 
ein, welche hier aus wenig veränderter Thonschiefersubstanz 
bestehen. An ihrer Zugehörigkeit zum Culm ist nach diesem 
ganzen ‘Verhalten durchaus nicht zu zweifeln, zumal, wie er- 
wähnt, an der Anrenp’s-Tafel, ebenfalls im Hangenden des 
dortigen Kramenzelkalk-Hornfels, in ihnen petrographisch ent- 
sprechenden Schichten die bezeichnende Posidonomya gefunden 
wurde. 

An die eben beschriebenen schliessen sich nach Osten, 
den obigen Schichten 1. entsprechend, weniger veränderte 
Thonschiefer an, welche mit ihnen zusammen am Wasserfall- 
graben eine Gesammtbreite von 30 Schritten (ca. 25 M.) ein- 
nehmen. An diese reiht sich hier eine 126 Schritt breite 
Wechsellagerung von z. Th. auffallend hellen und ausnahms- 
weise deutlich körnigen Grauwackenbänken mit verschieden 
mächtigen Thonschiefer - Zwischenlagen. Das Gestein der 
ersteren erinnert bisweilen unverkennbar an die Eingangs er- 
wähnten Grauwackeneinlagerungen im Okerthale, zeigt glän- 
zende Quarzkörnchen und bei heller Farbe vorherrschend Körn- 
chen von weissem Feldspath. Darüber ist eine 142 Schritt 
messende Zone aus thoniger, höchst feinkörniger Grauwacke*?) 
und wiederum Thonschiefer und endlich die Hauptablagerung 
der Grauwacke zu beobachten. ’ 

Ist auch an diesem Graben der Aufschluss des ganzen ° 
Schichtencomplexes ein viel weitergehender als unten im Oker- 
thale und fehlt selbst an der Rohmker-Klippe die Einlagerung 


*) In ihr fanden sich auf einer an strohgelbem Glimmer reichen 
Schichtfläche Krystallchen von Turmalin ausgeschieden, den Verfasser in 
den Sedimentärschichten der hiesigen Contactzone des Granites sonst 
nirgends bemerkte, } 


71 


des Kalkhornfels b. bereits ganz, so bleibt dennoch eine Ana- 
logie der Schichten, welche östlich wie westlich die Kramenzel- 
hornfels-Klippe mit dem Wasserfall begrenzen, unverkennbar, 
_ und man hat es hier, da die ersteren offenbar Culm, also die 
jüngeren sind, mit einem Sattel zu thun, dessen beide Flügel 
nach OSO hin einfallen und dessen Kopf durch Verwitterung 
fortgeführt ist, das ist: mit einem sogen. übergekippten Luft- 
gattel.e. Ob östlich desselben die Culmschichten noch über das 
Granitvorkommen zwischen dem Ökerthale und Harzburg fort- 
setzen, dies können nur Petrefactenfunde lehren. 

- Zur Erläuterung der allgemeinen Lagerungsverhältnisse in 
der betreffenden Okerthalpartie möge das umstehende Profil 
(S. 72) nebst Grundriss (S. 73) dienen, welche der Eingangs 
erwähnten früheren kurzen Darstellung derselben (vergl. diese 
Zeitschr. Bd. XXVII. pag. 489) nicht beigegeben werden konn- 
ten und somit zugleich einen Nachtag zu jener bilden. 

Das Profil ist in einem gegen 2/,mal grösseren Maass- 
stabe als der Grundriss (in 1:16000) angefertigt, und 
zwar mit einer annähernd naturgetreuen Wiedergabe der ein- 
zelnen Devon- und Culmschichten in ihrer äusseren Er- 
scheinung. Es stellt eine fast rechtwinklige Projection zu 
ihrem Streichen dar, wobei die Partie an der Birkenburg 
und Rabenklippe nach einer ostsudöstlichen, diejenige an der 
Rohmker Halle nach einer mehr östlich verlaufenden Linie 
gezeichnet ist. Für den von Zellerfeld oder Altenau im 
 Okerthale abwärts schreitenden Beobachter dürfte die Skizze 
am besten verständlich sein. Die punktirten Linien, welche 
den unter der Oberfläche zweifellos stattfindenden Zusammen- 
hang der beiden, in der Raben- und Rohmkerklippe ge- 
trennt zu Tage tretenden Partieen von Kramenzelkalk - Horn- 
fels in Form einer Mulde darstellen, sollen zunächst die muth- 
maassliche Mächtigkeit der Zone dieses Gesteins in solcher 
Lagerungsform ausdrücken, aber nicht etwa andeuten, dass 
dasselbe in einer zusammenhängenden Schicht von fast gleich- 
bleibender Mächtigkeit auftrete, da nach den sonstigen Beob- 
achtungen vielmehr anzunehmen ist, dass es vorherrschend 


sehr grosse, langgestreckte, nur lose aneinander gereihte 
Linsen bilde. 


| Was nunmehr das Vorkommen von unverändertem Culm- 
| kalkstein an zwei neuen Fundstellen anbetrifft, so ist voraus- 
zuschicken, dass dasselbe hauptsächlich wegen seiner Bedeu- 
tung für die Gliederung des oberharzer Culm erwähnt wird. 


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Unter-Schulenburg abzweigt und auf den Damm des an ihr 


Der eine Fundpunkt befindet sich unm 
entlang gezogenen Grabens hinauffuhrt. 


Okerufer, 


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BE A pe wre URN 
Ge Ka 

a EEE! 


75 


ten durch den Verfasser zweifellos als Posidonomyenschiefer 
des Culm zu betrachten sind, findet sich als eine wohl aus 
etwa kopfgrossen Knauern zusammengesetzte, bankförmige, 


Grundriss. 


| schwach geneigte Einlagerung ein sehr dunkler, blauschwarzer, 
dichter, äusserst unreiner (thoniger, eisenhaltiger, bitumiröser) 
Kalkstein. Derselbe wird durch Verwitterung mit einer 
‚schmutzig ockerbraunen , mulmigen Rinde bedeckt und lässt 
nun erst zahlreiche eingelagerte, papierdünne Thonschiefer- 
'lamellen erkennen, die, während die Kalkmasse im Ganzen 
keine Faltung zeigt, zwei Systeme von steil geneigten, ein- 
| seitig übergekippten Falten darstellen, welche in ihrem Verlaufe 
‚unter etwa 45 Grad von einander abweichen. Zu jedem von 
‚ihnen geht in der allerdings mehrfach zerklüfteten Masse auch 
‚je eine deutlichere Kluftfläche annähernd parallel. Das ver- 


74 


rath zwei verschieden gerichtete Zusammenpressungen, denen 
der Kalkstein unterlag, und die wohl schwerlich zu ganz 


gleicher Zeit stattgefunden haben können, weil sonst die Fal- 4 


ten einfach eine einzige Richtung, und zwar im Verlaufe der 
Resultante der beiden zusammendruckenden Kräfte erhalten 
haben würden. Leider bestehen die in diesem Gesteine beob- 
achteten Petrefacten nur aus zwei kleinen, nicht sicher be- 
stimmbaren Brachiopoden und einem undeutbaren Pflanzenrest. 
Jedoch erinnert der eine Brachiopodenrest immerhin an die 
von A. RoEMER gegebene Abbildung seiner Terebratula Dunkeri 
aus dem schwärzlichen Culmkalke bei Grund (vergl. W. Dunker 
und H. v. Meyer, Palaeontographica Bd. 3. pag. 90. t. 13. 
f. 16b.). 

Interessanter, obschon noch untergeordneter als dieses ist 
ein zweites Culmkalk-Vorkommen bei Lautenthal, welches 
Verfasser desgleichen im Herbste 1875 bei Wiederaufnahme 
seiner bereits im Frühjahre 1871 dort begonnenen Untersu- 
chungen wahrnahm. In den liegendsten Bänken des Posido- 
nomyenschiefers mit einem localen Streichen in h. 6. 4. 0. 
und südlichen Einfallen unter 30 Grad stand auf der nach 
dem Bischofthale gerichteten Abdachung des Bielsteins, 20 
Schritte westwärts von der westlichsten Schneuse aus letz- 
terem Thale nach dem Bergrücken hinauf an dem Waldfahr- 
wege eine leicht zu übersehende, wohl nur wenige Decimeter 
mächtige, anscheinend knollenformige Einlagerung von Kalk- 
stein an. Derselbe ist mit den vorigen vollig gleichfarben, 
ebenfalls dicht, sehr unrein, riecht beim Anschlagen merklich 
bituminös und führt nicht selten Muschelabdrucke, aus deren 
Bruchstüucken noch immerhin zu erkennen ist, dass sie der 
Posidonomya Becheri Brown angehören, mögen sie auch in 
dieser fragmentarischen Erhaltung an Jnoceramus carbonarius 
A. Rozu.*) aus dem Culmkalke von Grund erinnern, eine 
Species, welche vielleicht desgleichen mit dem bekannten Leit- N 
fossil zu vereinigen sein wird. Ausserdem enthielt das ein- 
zige vorhandene Kalkstück noch kugelförmige Goniatiten, 
unter denen ein sehr kleiner, kaum 1 Cm. grosser, verkalkter 
Gonidtites sphaericus DE Haan unter der Lupe an der gitter- ° 
förmigen, äusserst feinen Schalensculptur deutlich zu erkennen 
war, wogegen das Bruchstück eines etwa 1'/, Cm. im Durch- 
messer haltenden Exemplars mit einem papierdunnen Schwefel- 
kies-Ueberzuge wohl in Form und Einschnürungen A. RoEMERr’S 


*) Vergl. W. Dunker und H. v. Mever, Palaeontographica Bd, 3. N 
pag. 91. t. 13. f. 21a. und b. ie 


75 


Abbildung des Goniatites truncatus PaiLL.*) sich nähert, indess 
nicht weiter bestimmbar ist. Gleichwie bei dem Gemkenthaler 
Culmkalkvorkommen, welches sich mit dem hiesigen als iden- 
| tisch erweisen dürfte, schloss auch hier der umgebende Posi- 
} donomyenschiefer in nächster Nähe die bezeichnende Leit- 
muschel ein, und zwar in sehr schönen Exemplaren. 

Untersucht man nun, ob nach Ausweis der bisherigen 
Literatur uber den Oberharz Analogien mit diesen neuen Fun- 
den von Culmkalk vorliegen, so deuten sowohl seine petro- 
graphische Beschaffenheit als auch Petrefactenführung auf den 
Culmkalk von -Grund hin, welcher keineswegs überall eine so 
artenreiche Fauna einzuschliessen scheint, wie eine solche von 
A. RoEMER in seinen Beiträgen zur geologischen Kenntniss 
des nordwestlichen Harzgebirges aus den Geröllen beschrieben 
' wurde, die ehedem zwischen Grund und dem Hubichenstein 

am Fusse des Iberges lose umherlagen. TRENKNER führt näm- 
lich in den Abhandlungen der naturforschenden Gesellschaft 
zu Halle Bd. X. pag. 55 aus einer fest anstehenden Kalk- 
schicht, welche er mit einem Streichen in h. 3 und Fallen 
unter 50 Grad nach Suden am südöstlichen Abhage des Iber- 
ges, unmittelbar auf dem Iberger Kalke, oberhalb der Eisen- 
steingrube Schuffelberg beobachtete und mit dem losen Ge- 
steinsvorkommen in nächster Nähe für ganz analog erklärt, 
nur eine einzige Petrefactenspecies, den Goniatites crenistria 
PHitL. an. welche in zahlreichen Individuen auftritt. Ob der 
für den „schwärzlichen, dichten* Kalkstein bei Grund anfangs 
von A. RoEMER gebrauchte Name „Culm- oder Posidonien- 
_ kalk* nicht seiner späteren Bezeichnung „Kohlenkalk* vorzu- 
, ziehen ist, dürfte wohl zu erwägen sein, da aus dem Gesteine 
weder die sonst fur den Kohlenkalk so bezeichnenden Pro- 
ductus-Arten, noch Crinoideen und nur eine einzige Korallen- 
art bekannt wurden. 

Hinsichtlich ihres Niveaus in dem liegendsten Theile der 
eigentlichen Posidonomyenschiefer, sowie theils auch wegen 
noch grösserer petrographischer Uebereinstimmung steht den 
obigen neuen Oulmkalkvorkommen vielleicht noch näher der 
von Herrn Dr. A. v. GroppEck in seinem Abriss der Geo- 
 gnosie des Harzes pag. 101 beschriebene ganz dichte, mit 
' Thonschiefersubstanz durchzogene, dunkelgraue bis 
‚ schwarze Kalkstein, der im Bockswieser Ernst-August-Stolln- 
‚ Flügelort unmittelbar über dem Kieselschiefer mit kalkigen 
‚ Thonschiefern wechsellagert und sehr schöne (kugelige) Exem- 
‚ plare von Goniatites crenistria PHiLL. geliefert hat. 


=) Vergl. dasselbe Werk Bd. 3. pag. 94. t. 13. f. 30, 


Aus dem Auftreten von Kalksilikat bei Rohmker Halle im 
tiefsten, dem Kieselschiefer entsprechenden Niveau der Culm- 
schichten auf dem Oberharze lässt sich einigermaassen auf 
das Vorkommen von unverändertem Culmkalkstein in dieser 
Zone ausserhalb der Granitcontactmetamorphose des Oker- 
thales schliessen, und es dürften demnach wohl zwei Zonen 
von Culmkalken auf dem Oberharze zu unterscheiden sein: 
eine tiefere im Bereiche des Kieselschiefers und eine höhere 
im liegendsten Theile des Posidonomyenschiefers. 


a 


4. Ueber Nephelin, Monacit und Silberwismuthglanz, 


Von Herrn C. Rammsıspere ın Berlin. 


I, Nephelin. 


| Die Zusammensetzung dieses wichtigen Constituenten ge- 
| wisser jüngerer und jüngster Gesteine ist noch immer etwas 
\ zweifelhaft geblieben, denn sie ist gleichsam allein auf ScHEE- 
ı rer’s Analyse gegründet, zu der das für eine Entscheidung 
| allein brauchbare, weil reine und unzersetzte Material des 
; Nephelin vom Vesuv, gedient hat. 
| Bekanntlich führt ScHErrer’s Analyse zu dem Schluss, 
ı dass der Nephelin sehr nahe ein Halb- oder Singulo- 
silicat, | 
R? Al Si? 0° 
| sei, in welchem R = Na und K ist. 
Eine so einfache Natur scheint einem so weit verbrei- 
‚ teten Mineral angemessen, umsomehr, als sie den Nephelin in 
eine nahe Beziehung zum Sodalith, Hauyn und Nosean bringt. 
‚ Allein sie ist durch die Analyse selbst nicht verbürgt, da das 
' Atomverhältniss der Elemente 


nach der Formel, nach der Analyse 
a A 1:2,0 
Al:Sı-—=.,1:9 1.242 


ist, wobei freilich nicht vergessen werden darf, dass die Ana- 
‚lyse 2 pCt. Kalk (der in der Rechnung in sein Aequivalent 
ı Natron verwandelt ist) und 1,2 pCt. Ueberschuss gegeben hat, 
ı der sie zu einer scharfen Entscheidung ungeeignet macht. 

‚Neue Untersuchungen des vesuvischen Nephelin waren 
‚also nothwendig, und die Güte der Herren Roru und WEBskY, 
welche das Material hergaben, setzte mich in den Stand, die 
‚Lösung der Frage zu versuchen. Hierbei war vollkommene 
‚Reinheit der Krystalle erste Bedingung, und die Entfernung 
der in die durchsichtige Masse eingewachsenen kleinen Kry- 
‚stalle von schwarzem Augit und hellbraunem Granat uner- 
‚lässlich. Je besser dies gelaug, um so geringer ergab sich die 
‚Menge des Kalks, die sich bei möglichst sorgfältigem Aus- 


18 


lesen auf Spuren reducirte, so dass man behaupten darf, der 
reine Nephelin enthält keinen Kalk. j 

Auch das Vol.-Gew. bedarf einer Berichtigung; es wurde 
2,600 und 2,6087 gefunden, während SCHEERER 2,56 ange- 
geben hatte. f 


Vier Versuche haben geliefert: 


I. 1]. II]. IV. 
Kieselsäure. .. 44,77 44,88 44,63 49,65 
Thonerde. .. .' 34,92 234,37: 34,939 24.21 
Natron ..... 15,93 ' 45.40. ..15.31 18.55 
Kal v0 4,47 4,87 4,93 4,32 
Kalk... 0. 0,50 0,54 0,67 Spur 


100,01 100,06 99,93 100,59 


Berechnet man hieraus das Atomverhältniss der Elemente 


Al:R = 1:1,86 
Al:Si = 1:2,20 — 2,27. 


Dass das erste Verhältniss nicht genau = 1:2 ist, scheint 
in kleinen Verlusten bei der Alkalibestimmung zu liegen. Vor 
Allem aber thun auch diese Versuche dar, dass Al:Si nicht 
= 1:2 sein kann, ja ein näheres Eingehen auf die üblichen 
Trennungsmethoden lässt glauben, dass die Menge der Kiesel- 
säure noch etwas grösser, die der Thonerde noch etwas klei- 
ner sein würde, wenn man beide eben ganz genau scheiden 
könnte. Nimmt man Al:Si = 1:2,33 = 3:7 an, so be- © 
rechnet sich die Zusammensetzung des Nephelins (K:5 Na der 
Analysen zufolge) zu 45,17 Kieselsäure, 33,10 Thonerde, 
16,67 Natron und 5,06 Kali, was den Versuchen nahe kommt. 

Dann ist der Nephelin indessen kein reines Singulosilicat, © 
sondern eine Verbindung von Singular und Bisili- © 
caten, und kann als 


[5 (Na? Al Si? 0%) 
| KR? Al Sit 0% 


d. h. als bestehend aus dem Silicat sämmtlicher Glieder der 
Sodalithgruppe und aus der Leueitmischung betrachtet werden. 

Es bedarf keiner Erwähnung, dass das Vorkommen von 
Nephelin, Leueit und Sodalith (oder Hauyn und Nosean) eine 
gewisse Abhängigkeit dieser Silicate von einander andeutet, 
welche in der von mir angenommenen chemischen Natur des 
Nephelins jetzt direct zum Ausdruck kommt. 


79 
II. Monaeit. 


Zur Analyse dienten ziemlich grosse, doch matte Krystalle 
von Arendal, welche in fleischrothem Orthoklas eingewachsen 
sind, und ein Vol.-Gew. = 5,174 besitzen. 

Ihr Pulver wird von Chlorwasserstoffsaure wenig ange- 
griffen , selbst von Schwefelsäure etwas schwer zersetzt. Es 
wurde deshalb mit kohlensaurem Natron und Zusatz von Aetz- 
natron geschmolzen. Der wässerige Auszug diente zur Be- 
stiomung der Phosphorsäure. Der Rückstand wurde in con- 
centrirter Chlorwasserstoffsäure aufgelöst, die Lösung mit 
Ammoniak fast neutralisirt und mit oxalsaurem Ammoniak 
gefällt. Der Niederschlag gab durch Glühen hellbraune Oxyde, 
die in Sulfate verwandelt wurden. Durch Kochen der stark 
verdunnten Lösung desselben fiel gelbes basisches Cerbioxyd- 
sulfat, während der Rest des Cers in der Flüssigkeit durch 
Kochen derselben mit Magnesit gewonnen wurde. Sie ent- 
hielt dann nur noch Lanthan und Didym. 

Aus dem Filtrat von den Oxalaten war Eisenoxyd nebst 
kleinen Mengen der Cermetalle abzuscheiden. 

Für die Abwesenheit des Thoriums spricht die leichte 
Löslichkeit der geglühten Oxyde in Chlorwasserstoffsäure. 
Allerdings gab die Auflösung der Sulfate mit unterschweflig- 
saurem Natron beim Erhitzen einen Niederschlag, allein das- 
selbe enthielt kein Thorium, nur Öermetalle. | 

Die Abwesenheit des Zirkoniums folgt 1. aus der Unlös- 
lichkeit der Oxalate in oxalsaurem Ammoniak, und 2. daraus, 
dass die Oxyde nach dem Schmelzen mit saurem Fluorkalium 
kein lösliches Kaliumdoppelfluorür bildeten. 


Hiernach ist der einfache Ausdruck für diesen Monaeit 


Phosphorsäure .... 28.78 = 29,92 
| .” \ u 27,13 28,82 
anthanox 
| en 39,24 0 
| Eisenoxyd ...... 1,30. 99,53 
N ak eh. 0,90 
1% Kieselsäure. ..,... 1,60 
15; | 99,55 


R P2 0° — (Ce, La, Di)? P2 08, 
Wenn Ce:(La, Di) = 2:3, und Ce = 138, La, Di = 140 


ı angenommen wird, so erlangt die Formel 


80 


Phosphorsäure .... 30,28 
Geroxyda. en. 2. 27,12 
Lanthan- und Didym- 
oxydaran ea 42,00 
100. 


Zu einem ganz ähnlichen Resultat gelangte Damour bei 
dem Monacit von Antioquia. 4 

Welche Bewandtniss es mit dem Gehalt des uralischen 
Monaeits an Thorsäure (80 pCt. nach Kersten, 32,5 pCt. nach 
HERMANN) haben, mussen spätere Versuche entscheiden. Viel- 
leicht enthält dieser Monacit ein Phosphat von Cerbioxyd, 


Ce3 P* 015, 


welches mit Th? P* O!% isomorph sein könnte. 
Der thoriumfreie Monacit hat die Zusammensetzung des 


Kryptholiths = Ce? P? O8, 


ja beide sind möglicherweise identisch. Aber auch der vier- 
gliedrige 
Xenotim = Y- P?'0° 


schliesst sich ihnen eng an. 


III. Silberwismuthglanz. 


Von Herrn L. Pruöcker und Ries in Morococha, Peru, 
erhielt ich dies’ seltene, auf der Grube Matilda mit Fahlerz, 
Bleiglanz, Schwefelkies und Zinkblende gefundene Erz, welches 
derb, grau und weich erscheint, ein Vol.-Gew. — 6,92 besitzt, 
vor dem Löthrohr leicht schmilzt, die Kohle gelblich weiss 
beschlägt und nach längerem Blasen ein ziemlich geschmei- 
diges Silberkorn hinterlässt. Es löst sich in Salpetersäure 
unter Abscheidung von Schwefel auf; fällt man das Silber mit 
Chlorammonium, so giebt das Filtrat beim Verdünnen einen 
starken Niederschlag. In Wasserstoffgas schmilzt es und lässt 
eine Legirung von Wismuth und Silber. 7 

Die Proben waren mit mehr oder weniger Bleiglanz ge- 


mengt, nach dessen Abzug die Zusammensetzung ist: ‚er, 
l. 2. 3. 
Schwefel... ...: 16,91. ..,17,98 10,82 
Wismuth ... 55,65 54,29 54,56 
Silben, i..u.. 2B,AA... Sl 28.02 


100 100 100 


sl 


Also eine sehr einfache Verbindung 
Ag Bi S’= Ag?S + Bi? S? 


berechnet zu 17,0 Schwefel, 54,7 Wismuth, 28,3 Silber. 

Als neues Mineral dürfte es Silberwismuthglanz 
heissen, und in die Gruppe natürlicher Schwefelsalze gehören, 
welche Miargyrit, Kupferantimonglanz, Kupferwismuthglanz, 
Skleroklas und Zinkenit enthält. 

Wenn in dem von Kraprora”) untersuchten ,„wismu- 
thischen Silberglanz‘‘ von der Grube Friedrich Christian im 
Schapbachthal 38 pCt. Bleiglanz, 9 pOt. Schwefelkies und ein 
\ wenig Kupferkies beigemengt waren, so bleibt ein Rest, der 
‚ annähernd (da die Analyse 3,5 pCt. Verlust ergab) dem pe- 
| ruanischen Mineral entspricht. 


*) Beiträge 2. pag, 291. 


| Zeits.d. D.geol. Ges. XXIX. 1. 6 


va 
N 
Er: 

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32 


5. Das australische Gold, seine Lagerstätten und 
seine Associationen. 


Von Herrn Gustav Worrr ın Düsseldorf. 
Hierzu Taiel IH. w III. 


Der wichtige Einfluss, welchem die Goldproduction Austra- 
lien’s auf den Weltverkehr während des letzten Vierteljahr- 
hunderts ausgeübt hat, die Thatsache, dass Australien seit 
einer Reihe von Jahren die erste Stelle unter den Gold- pro- 
ducirenden Ländern einnimmt, sowie die Gewissheit, dass seine 


Goldproduction sich vergrössern , sein Goldbergbau sich aus- 1 


dehnen und heben wird, wie auch die Fülle interessanter 


Thatsachen, welche der dortige Goldbergbau zu Tage gefördert 


hat, veranlasst mich, in der folgenden Skizze das theoretisch 


und praktisch Wissenswertheste aus meinen eigenen und den 


Erfahrungen australischer Forscher mitzutbeilen. Vieles musste 


ich unerwähnt lassen, um Kurze zu erzielen, — Anderes, weil 


es nur in Verbindung mit den, leider häufig nicht vorhandenen, 
statistischen Belegen von Werth gewesen wäre. Der stati- 
stische Theil der Skizze ist mit Sorgfalt zusammengestellt und 


darf durchweg auf die möglichste Genauigkeit Anspruch machen. 
Die Gesteinsbenennungen beruhen auf makroskopischen Be- 
stimmungen (seltener auf chemischer und optischer Mikro- 
Analyse) und folgen der Nomenclatur NAUMANN’s; sie wurden e 
zumeist an Ort und Stelle ausgeführt. Ueber etwa vorgekom- 
mene Irrthümer in diesen Bestimmungen werde ich, fussend © 
auf chemische und mikroskopische Untersuchungen, mit wel- 

chen ich eben beschäftigt bin, seiner Zeit berichten. Erwähnen © 
will ich noch an dieser Stelle, dass ich mir vorbebalte, die © 
im Goldbergbau und in der Goldgewinnung befolgten Metboden 
und ihre Ergebnisse, sowie die dem Bergbau zu Grunde lie- 


genden staatlichen Anordnungen an anderem Orte darzulegen. 


Bei Abfassung dieser Skizze wurden die folgenden Werke 


benutzt. | 
1. Researches in the Southern Goldfields of New South 


Wales, by the Rev. W. B. CLarkz, M. A., Sydney 1860. 
2. On fossil Bones in the auriferous Alluvia, von dem- 


selben Autor, Sydney 1855. 


SR EEE BITTER Er 


83 


. The Industrial Progress of New South Wales, Sydney. 
1871. 
New South Wales, by Cuartes Ropınson, 1873. 
. Australian Handbook, 1872. 
. Vietorian Yearbook, 1873. 
. Borough Smyth, Mining and Mineral Statistics in dem 
Official Record on the International Exhibition; Mel- 
bourne 1872— 73. | 
8. Notes on the Geology of Queensland by R. DaınTeer, 
in der No. 111 des Quarterly Journal of the Geolo- 
gical Society. 

9. Queensland, by R. Daiteer. 

10. Catalogue of Queensland Exhibits at the International 
Exhibition of 1872. | 

11. Specialkarten der australischen Eulonieon. 


u Koriin 5 ws S) 


| Der bequemeren Übersicht halber theile ich den Stoff in 
\ die folgenden Abschnitte: | 


I. Das Mineral Gold. 
1. Die Associationen des Goldes, 
1. auf Original - Lagerstätten, 
a. mit Gesteinen, 
b. mit Mineralien; 
2. auf Seifen. 

I. Die Original nhserdkätten des Goldes 
und ihre Beziehungen zu den damit vor- 
kommenden Gesteinen. 

IV. Die Goldseifen. 

V. Statistisches. 


nn 


I. Das Mineral Gold. 


Hierher rechne ich alle natürlichen metallischen Verbin- 
_ dungen des Goldes, welche noch deutlich gelb sind. Das bei 
, Maryborough in Victoria gefundene Bleigold (71 pCt. Gold 
und 21 pCt. Blei), sowie das in manchen Goldseifen häufig 
vorkommende feste Goldamalgaın gehört also nicht mehr 
hierher. 

I Die Ben des Goldes sind je nach seinem Vorkommen 
vielfältig wechselnde und beziehen sich die folgenden lediglich 
' auf Vorkommnisse in originaler Lagerstätte; die verdrückten, 
‚ gebogenen, abgerundeten und geschmierten Formen des Allu- 
 vialgoldes, seine Ueberzuge über Rollsteinen kommen demnach 


6* 


84 


hier nicht in Betracht. Sie hängen wesentlich davon ab, 
welches Procentverhältniss an Silber in dem Minerale enthalten 
ist und ob es sich im unbeeengten Raume ausschied oder ob 
andere Mineralien gleichzeitiger oder früherer Bildung seine 
Formentwicklung hemmten; im ersteren Falle entstanden häufig 
Krystalle, Krystalloide und Drähte, im letzteren Falle Ueber- 
zuge verschiedener Art, Perimorphosen und unregelmässige 
Formen von grosser Mannichfaltigkeit. 

Die Krystalle zeigen am häufigsten das Okta&@der com- 
binird mit dem Rhombendodekaäder,, dann das Oktaöder für 
sich, seltener dieses mit dem Würfel. Den selbstständigen 
Würfel habe ich nie beobachtet, wohl aber in Verbindung mit 
dem Rhombendodekaäder. Alle diese Formen sind selten schön 
entwickelt bei den reineren hochgrädigen Goldsorten, sondern 
meistens einseitig in die Länge gezogen und verzerrt, während 
das silberhaltigere Gold zur Entwickelung regelmässiger, dem 
Ideal genäherter Formen geneigter ist. Recht oft erscheinen 
die Krystalle in nur gerippähnlicher Ausbildung und besonders 
sind die Okta&der dieser Unvollständigkeit der Entwickelung 
unterworfen, so dass die Kanten desselben rein dastehen und 
die Flächen vertieft sind oder auch von den Kanten aus sich 
dreiseitige Treppentrichter nach dem Mittelpunkte des Kry- 
stalles hinabsenken. Ebenso sind hohle Krystalle durchaus 
nicht selten und findet man oft die Höhlung mit Quarz oder 
Eisenoxyd erfüllt; der Eisenoxydgehalt deutet auf frühere Pyrit- 
ausfüllung, indess hatte ich nie Gegelegenheit, diesen oder 
dessen Formen in Goldkrystallen zu beobachten. Wie die 
Goldkrystalle im Allgemeinen Seltenheiten sind, so in noch 
höherem Grade ihre Zwillinge, welche an die bekannten ° 
Formen besitzen. 3 

In der australischen Praxis sind Goldkrystalle durchaus 
nicht beliebt, weil sie nur selten mit grösserer und regel- 
mässiger Haltigkeit der Gänge verbunden sind. j 

Eine grössere Verbreitung, zumal in jenen Gängen, welclie 4 | 
in anscheinend jüngeren Gesteinen des Uebergangsgebirges 
liegen und silberreiches Gold führen, besitzen die Goldkrystal- 


loide; sie erinnern in ihrer Ausbildung lebhaft an die Kry- 
stalloide des Salmiaks, welche man durch beschleunigte Ver- ° 


dunstung seiner seicht ausgebreiteten Lösungen erhält und 
ebenso auch an die auf der Oberfläche erstarrenden Bleies 
erscheinenden Formen. Der Wirth (Quarz) wird von ihnen, wo 


das Vorkommen reich und gut ausgeprägt ist, in allen mög- 


lichen Richtungen dutchsetzt; daneben Kommen aber stets 
flache Drähte und Blättchen, zuweilen auch grössere und ganz "| 
unregelmässige Stückchen Goldes vor. Das Ganze erscheint 
wie ein Netzwerk von gewundenen und ebenen, entweder in Bi 


SE 


einer oder zwei Richtungen vorwiegend entwickelten Gold- 
plättchen, Stäbchen und deren Verästelungen, zwischen welche 
sich ein sehr wasserhaltiger, durch feine Pyriteinsprengung 
grünlicher und blaulichgrauer Quarz eingelegt hat; eigenthum- 
lich ist es, dass die eingesprengten makroskopischen Pyrite 
in diesem speciellen Falle kein oder nur sehr wenig Gold 
enthalten. Gut entwickelt sah ich diese Krystalloide nur in 
Neuseeland auf dem T'hames-Goldfeld, aber dort waren sie in 
einzelnen Gangzugen auch die vorwiegende Art des Goldvor- 
| kommens. Selbst dann, wenn die netzförmigen und gestrickten 
, Formen zurücktraten und das Krystalloid sich auf ein blosses 
(zuweilen mıkroskopisches) Blättchen reducirte, war der allge- 
‚ meine Charakter durch Auskerbungen und rippenähnliche feine 
| Leistehen noch gewahrt und deutlich erkennbar. Der Gold- 
\ gehalt dieser Krystalloide überstieg niemals 85 pCt. und fiel 
‚ in manchen Fällen auf 60 pCt. herunter, der Restgehalt war 
Silber mit einem kleinen Satz an Kupfer und Eisen. 

Zu derselben Krystalloidklasse gehört auch das sogen. 
Spider-leg-Gold (Spinnebein-Gold), welches in den Goldpre- 
| ducirenden devonischen Grünsteinbezirken Queenlands häufiger 
‚ vorkommt; der Name, von den Diggers herrührend, ist sehr 
| glücklich gewählt, denn die Aehnlichkeit der Golddrähtchen 
| mit gestreckten und gebogenen Spinnenbeinen ist zuweilen 
ı überraschend. Ihr Goldgehalt beträgt gegen 90 pCt., der 
| Silbergehalt etwa 9,6 pCt. und daneben findet sich noch ner, 
, Blei und Eisen. 
| Die an hochkarätigem Gold beobachteten Krystalloide 
‚ sind beinahe ausnahmslos und gleichmässiger als die des silber- 
‚, reicheren Goldes nach drei Richtungen mehr oder weniger 
ı entwickelt. Dadurch entstehen denn Formen massiverer Art, 
ı welehe indessen meistens einen weniger an Krystalle erin- 
ı nernden Habitus besitzen, als die früher beschriebenen Kry- 
\ stalloide. 
| Die Drahtformen des Be sind denen des Silbers (von 
‚ Freiberg, Kongsberg u. s. w.) ungemein ähnlich; diese Aehn- 
lichkeit geht soweit, dass auch an ihnen jene ur eselmissieen 
ausgebuchteten Querschnitte vorkommen, welche dem ganzen 
, Draht das Aussehen geben, als sei er mit einer faltigen Haut 
‚ überzogen oder durch eine Form von wechselnder Weite und 
Umriss gepresst worden. 

Andere Vorkommnisse erinnern wieder an die moosähn- 
‚liehen, dicht aneinander gepressten Kupferausblühungen, die 
‚ sich heim Erstarren auf dem Schwarzkupfer bilden; zuweilen 
‚ sind die feinen eng verwirrten Goldhaare eingebettet in Kalk- 
' spath, was bei Durchsichtigkeit des letzteren ungemein schön 
" aussieht. Die eigentlichen Drabtformen sind meinen Erfah- 


86 


rungen zufolge immer auf das Vorkommen in Drusen be- 2 
schränkt, — wodurch indess die spätere Ausfullung der Drusen 
mittelst Kalkspath und dergleichen nicht ausgeschlossen sein 


‚soll. Nach R. Damteee kommen aber auch ähnliche Formen . 
— schwammähnlich, moosähnlich — in dem Gold-füuhrenden 


Felsit vom Cape River in Queensland vor; sie enthalten 92,8 
Gold, 6,77 Silber, 0,11 Kupfer, Blei, Wismuth und Eisen in 
100 Theilen. 

Bei Weitem am häufigsten begegnet man solchen Formen, 
die darauf hindeuten, dass die Goldausscheidung im beengten 
Raume von Statten ging oder dass das ausgeschiedene Gold 
durch dynamische Einflüsse irgend welcher Art innerhalb der 
Lagerstätte seine gegenwärtige Form erhielt. Dahin gehören 
zunächst solche Ueberzuge über andere Mineralien, welche sich 
auf den ersten Blick als originell zu erkennen geben, z. B. 
Ueberzüuge auf derbem und krystallisirtem Quarz, Kalkspath, 
Eisenspath und Mesitin. Die überzogenen Mineralien selbst 
enthalten in solchen Fällen kein oder nur weniges Gold, aber 
dieses hat sich zuweilen in die zwischen denselben aufgeris- 
senen Spältchen fest eingelegt, wodurch dann oft eine, an den 
zelligen Quarz erinnernde Erscheinung erzeugt wird; ist durch 
spätere Auslaugung der vom Gold umschlossenen Mineral- 
partieen dieses freigelegt, so ist die genannte Analogie voll- 
ständig. Solcher Gestalt erzeugte Abdrücke und Hohlpseudo- 
morphosen nach Carbonspäthen sind nicht selten und besonders 
häufig beobachtet man die Abdrucke gebogener Spatbhflächen, 
deren zugehörige Individuen oft von winziger Kleinheit ge- 
wesen sein müssen. An einem Prachtexemplar dieser Art aus 
der Grube „little and good‘‘ am Karakka Creek in Neusee- 


land bildete das Gold zierlich an den Rändern aufgebogene 


spatel- und zungenförmige Blätter, von einem gemeinschaft- 
lichen Mittelpunkte entspringend und in einer Spalte derben 
Quarzes wurzelnd; ihre Oberfläche erschien schimmernd, wie 
guillochirt. Bei einiger Vergrösserung löste sich der Schimmer 


in dicht aneinander gedrängte Abdrücke eines Carbonspathes | 


mit etwas gewölbten Flächen auf, war also wohl durch Eisen- | 


späthe verursacht worden. Dieselbe Druse, der dieses Hand- 7 


stück entnommen war, enthielt in dem goldhaltigen Quarz Ab- E 
drücke von Oaleit - Skaleno@dern und diese waren zuweilen 


noch mit einem Ueberzug sehr kleiner, aber wohl ausgehLs se 


deter Bergkrystalle bekleidet. 
An einem Handstuck aus dem Monkland - Gange von 
Gympie in Queensland hatten sich sehr hübsche Goldüberzüge 


auf einem Gemenge von derbem Quarz und schneeweissem 7 


Kalkspath angesiedelt, wobei der Umstand in’s Auge fiel, dass 
einzelne dreiflächige Spitzen des letzteren, das Gold durch- 


87 


bohrend, weit hervorstanden, angefressene Kanten und eine 
deibe Kruste von Eisenoxydhydrat besassen, während die 
direct unter dem Golde liegenden Caleittheile keine Üorrosion 

. zeigten, durch das Gold also erfolgreich geschützt worden 
waren. In denselben Gängen sind aber Handstücke häufig, 
in deneu man das Gold im Quarz, Kalkspath und in Eisenoxyd 
gleichzeitig beobachten kann. 

Goldüberzuge auf krystallisirtem Quarz kommen sehr hübsch 
| — und ebenso auch Einschlüsse von Quarz in Gold — zu 
J, Sally’s Flat in Neu-Sud-Wales vor; sie sind auch ausserdem 
durchaus keine Seltenheiten. 
| Ueberzuge auf Sulphaten und Ausfüllungspseudomorphosen 
} von Gold nach irgend einem Mineral sind mir dagegen nie- 
mals vorgekommen. 

Die Blattform findet sicb in allen Grössen und mit den 
verschiedensten Umrissen ausgebildet, — von solch winziger 
Kleinheit, dass bei zehn- bis zwölffacher Vergrösserung die 
Einzelblättehen nur als feiner bräunlicher Staub in ihrem Wirth 
erscheinen bis zu einer Flächenentwickelung von mehreren 
Quadratdeeimetern Inhalt. Die kleinsten Blättchen beobachtete 
ich in einem Caleit von Tararua am Themsegoldfeld in Neu- 
seeland; sie waren wirr durcheinander gestreut, ohne jede 
Rücksicht auf die Spaltungsrichtungen des COalecites und dieser 
liess neben ihnen noch mikroskopisch feine schwarze Theilchen 
(Kohlenstoff? in irgend welcher Form) erkennen. Auf den 
Gängen des Talgai-Goldfeldes in Queensland fanden sich da- 
gegen im Quarz eingebettet stellenweise durchbrochene Gold- 

blätter von 6 bis 8 Quadratdecimeter Fläche und 0,25 bis 
2 Millimeter Dicke, welche durch ihre Anhäufung und gleich- 
sinnige ÖOrientirung dem Quarz an einer Stelle des Ganges 
ein scheinbar schiefriges Gefüge ertheilten. 

Eine eigenthumliche Erscheinung ist es, dass in dem 
Saalband des Liegenden mancher Quarzgänge, besonders sol- 
cher, welche in harten kieseligen Schiefern vorkommen, das 
Gold fast nur blattförmig auftritt und dann immer .mit den 
Blattflächen der Gangfläche parallel gestellt sich findet, wäh- 
‚rend die eigentliche Gangmasse, der Quarz, zuweilen recht 
klumpiges Gold führt. Beispiele dieser Art sind häufig auf 
den Gängen des Nuggetty Hill, Wattleflat in Neu-Sud-Wales zu 
, beobachten. Etwas Aehnliches zeigt sichin der Lage solcher 
 Goldblättchen, welche auf feinen Haarspalten in der Nähe 
jener Gänge mit Pyrit und Qarz zusammen auftreten: der 
Pyrit ausnahmslos in flachen Pentagonaldodeka@dern krystal- 
lisirt, welche an die in manchen Muskowiten eingewachsenen 
‘ Granaten und Almandine stark erinnern. Ganz gleich erschien 
auch das Vorkommen des Goldes auf Absonderungsflächen 


1 


88 


eines in Bänke und Quader zerklüfteten Felsites in Kilkivan, 
Queensland. 

Neben den Blattformen tritt das Gold häufig gleichzeitig 
in flachen oder auch rundlichen Stäbchen auf, welche „letztere 
Form dann den Uebergang bildet zu den absolut unregelmässi- 
gen, zufälligen Gestalten, wie sie das Gold bei grösserem 
Feingehalt in den meisten Fällen und bei constantem, günsti- 
gem Verhalten der Gänge fast ausnahmslos annimmt. Diese 
Formen besitzen keinen Charakter ausser dem der Unregel- 
mässigkeit, sind von sphärischen und planen Flächen begrenzt 
und scheinen bei ihrer Bildung nur vom Zufall abhängig ge- 
wesen zu sein, sie- kommen in jeder goldführenden Matrix 
vor, ebenso in den Sulfureten wie im Quarz und in den we- 
nigen Gesteinen, welche, zuweilen wenigstens, das Gold bau- 
würdig in ihren Pyriten enthalten. 

Die Formen, welche durch spätere dynamische und andere 
Ereignisse innerhalb der Lagerstätten bedingt wurden, sind: 
gedrehte und gewundene unregelmässige Formen, flachgepresste 
Blätter und Spiegel (Kugeln und Tropfen?). 

Bei dem ungemein erfolgreichen, auf Lagergängen um- 
gehenden Goldbergbau zu Hillend in Neu-Sud-Wales sind die 
Lagerstätten durch basaltische Ausbruche oft disturbirt worden; 
Verwerfungen, Schlupfe und Kippungen haben stattgefunden 
und durch diese Ereignisse haben auch die Lagergänge mehr 


oder weniger zu leiden gehabt. Die als Gangmasse vorhan- 


denen Materialien zeigen denn auch Verhältnisse, welche sich 
nur durch gewaltige Kraftäusserungen erklären lassen, — s0 
auch das Gold. Die an ihm beobachteten Harnische und 
Spiegel sind recht häufige Erscheinungen und oft von grosser 
Schönheit; meist sind die mit dem Gold associirten Mineralien 
derselben Action unterworfen gewesen und dann trifft man 
wohl Quarze oder Schiefer, deren Harnische aus Gold, Pyrit,, 
Kupferkies und Pyrophyllit bestehen. Andererseits kommen 
aber auch reine Goldspiegel, obwohl seltener, vor. Die ge- 
wundenen Formen sind häufiger und machen oft die Annahme 
zur Gewissheit, dass das Gold durch im Quarze oder einem 
anderen festen Material enthaltene Oeffnungen hindurchgepresst 
worden sei. Platten und Plättchen Goldes, an denen der Druck 
noch deutlich nachweisbar ist, sind seltener; indess sah ich 
ein Stuck Quarz, aus dessen Spalten das Gold wulstig, mit 
Längsstreifen versehen, die den Spaltenecken des Quarzes ent- 
sprachen, hervorstand. \ 

Kugelige und Tropfen-Formen des Goldes habe ich selbst 
in anstehenden Gangmassen nie beobachtet. Ein Handstück 
aus Maldon in Victoria, angeblich aus einem von Basalt durch- 
brochenen Gange entnommen, besitzt aber jene Formen in 


89 


‚ vorzüuglicher Weise; mir ist indess, trotz der Zuverlässigkeit 
| des Verkäufers, immer ein Zweifel geblieben, ob wirklich die 
| durch den Basalt an die Gangmasse abgegebene Wärmemenge 
' genügte, das darin enthaltene Gold in Fluss zu bringen und 
' ob nicht dabei ein Betrug mit unterlief. 

Pseudomorphosen nach Gold sind mir nie vorgekommen. 


Die Zusammensetzung des Goldes ist, da nur isomorphe 
Metalle mit ihm in wesentlichen Mengen in Verbindung treten, 
| eine gesetzlose und procentisch sehr schwankende, pflegt aber 
| in jedem Distriet fur die in gleichen Gesteinen belegenen Vor- 
kommnisse eine ungefähr gleiche zu sein. Ausser Silber fand 
ich in den untersuchten Goldvarietäten nur Kupfer, Blei und 
ı Eisen, — niemals ein Metall der Platinreihe. In den meisten 
| Localitäten besteht das Mineral nur aus Gold und Silber. 
Kupfer gesellt sich der Mischung nur bei bedeutendem Silber- 
| gehalt zu und auch dann ist sein Procentsatz ein geringer, aber 
, doch mitunter genügend, dem .Golde einen schwach grünlichen 
ı Farbenton zu geben. Röthliches Gold, mit bedeutenderem 
| Kupfergehalt, ist so selten, dass man es als Abnormität bezeich- 
nen kann; ich beobachtete es nur einmal und zwar mit Bunt- 
| 
| 


| kupfererz und Kupferindig eingesprengt in einem aus Wollastonit, 
| Granat und Quarz bestehenden Gestein von Springs in Queens- 
land. Der Feingehalt wechselt von 46 bis zu 97,02 in 
100 Theilen und es zeigt sich, dass mit diesem wechselnden 
| Gehalt ausser der Farbe und dem speecifischen Gewicht auch 
| besonders die Geschmeidigkeit des Minerales Schwankungen 
ı unterworfen und wie es scheint, die Intensität der Krystalli- 
ı sation davon abhängig ist. Je feinhaltiger das Gold, desto 
seltener sind Krystalle und Krystalloide, desto dehnbarer und 
| geschmeidiger ist es. Mit steigendem Silbergehalt vermehrt 
| sich das Vorkommen der Krystalle und besonders der Krystal- 
\loide. Die Geschmeidigkeit sinkt bei letzteren oft so weit, 
dass sie an Brüchigkeit grenzt; während man ein Drähtchen 
‚feinhaltigen Goldes vielfach hin und her biegen kann, bevor 
| es abreisst, erfolgt die Trennung bei 60 procentigen Krystal- 
loiden ähnlicher Form schon nach 3—4 maligem Biegen. Dass 
dies seinen Grund in der Krystallisation hat, scheint mir 
zweifellos. 

|; Die Substanzfarbe der natürlichen Gold - Silber - Gemenge 
‚ist stets um einige Töne dunkler gelb, als die der aus ihnen 
‚ durch Schmelzen erzeugten Legirungen und am auffallendsten 
‚ist dies auch wieder bei silberreichen Krystalloiden. Damit 
‚nicht zu verwechseln ist die äussere Farbe des Goldes, welche 
‚zuweilen von seiner Suhstanzfarbe sehr verschieden und dann 
‚bedingt ist durch fest anhängende Ueberzüge. Es sind be- 


° =! E 
ir RE 
x 
Be. 
2, 4 


sonders dünne Lagen von Schwefelkies, Eisen- und Mangan- b 
Oxyden, basisch-schwefelsaurem Eisen- und Thonerdesalz, die 
das Gold überziehen und demselben fremde Farbentöne ver- 
leihen. Diese Ueberzuge sind zuweilen so dieht und sitzen so 
fest, dass das von ihnen umschlossene Gold der sofortigen EB 
Einwirkung des Quecksilbers unzugänglich ist, — eine That- 
sache, welche bei der Verarbeitung der Golderze durch Amal- 
gamıation für die Grubenbesitzer manchmal recht verdriessliche 
Folgen hat. | 


II. Die Associationen des Goldes. 


1. Auf Original-Lagerstätten. 


Unter diesem Namen sind jene Lagerstätten verstanden, 
welche das Gold unter solehen Umständen führen , dass eine 
ursprüngliche Ausscheidung desselben innerhalb ihrer Masse 
unbedingt auzunehmen ist. Es gebören hierher also alle durch 
Spaltenausfüllung und durch Imprägnirung entstandenen Lager- 
stätten, während die Seifen als secundäre Lagerstätten ausge- 
schlossen sind. 

Wenn auch der Unterschied zwischen Mineral und Gestein 
nicht immer festgehalten und jeder der beiden Begriffe nicht 
überall mit Leichtigkeit durchgeführt werden kann, so bin ich 
doch nicht im Stande, wie es neuerdings häufig geschieht, den 
Begriff des Minerales dem des Gesteines gegenüber in letzter 
Instanz als lediglich von Grössenverhältnissen abhängig anzu- 
sehen. Ich schliesse mich deshalb auch der von Naumann 
gegebenen Unterscheidung zwischen Quarz und Quarzit voll- 
ständig an, mögen die Dimensionen des ersteren winzige oder 
gewaltige sein. j 


a. Mit Gesteinen, 


Diese Associationen erscheinen stets als Imprägnationen 
des Gesteins und sind entweder infiltrativer oder secretionärer 
Art; in den meisten Fällen kann wohl diese Unterscheidung 
durchgeführt werden, wenn auch nicht immer. Zu den infil- ° 
trativen Imprägnationen gehören z. B. alle jene, welche von 
goldführenden Gängen aus stattfanden oder in der Nähe von 
solehen vorkommen; möglicherweise gehören alle Imprägna- 
tionen dazu, denn die Goldführung der meisten Gesteine 
ist immer an gewisse Gesteine und an Zonen, welche 
nahe dem Contact mit diesen liegen, gebunden, so dass eine 
Infiltration aus ihnen, wenn auch nicht erweisbar, so doch 


91 


mit einiger Wahrscheinlichkeit anzunehmen ist. Bei ihnen ist 
das Gold stets in bestimmten Zonen oder Schichten des Ge- 
steines vorhanden, bei den Imprägnationen secretionärer Art 
aber ist es in der (esteinsmasse mehr oder weniger gleich- 
‚ mässig vertheilt. Beide Arten kommen nur in älteren Ge- 
 steinen und meist so vor, dass Pyrit als der Träger des Gol- 
des erscheint. Die Gesteine sind: syenitischer Granit, Syenit, 
‘ Felsit, porphyrartige Gesteine, Grünsteine (dioritische), Ser- 
} pentin und Quarzit. Im Granit, Syenit und dem dioritischen 
Grüunstein ist mir die optische Nachweisung des Goldes, wenn 
sie unzersetzt waren, nie gelungen; auch W. B. CLArkk er- 
| wähnt, dass er nur Gold in den zersetzten Varietäten jener 
| Gesteine gefunden habe, gleichsam in der Rinde der Gesteins- 
ı massen. Durch feine Zertheilung und Schläammen der Ge- 
| steine und chemische Untersuchung des resultirenden Pyrites 
\ und Eisensandes, lässt sich aber auch dann der Goldgehalt 
\ feststellen, wenn das optische Verfahren resultatlos war. In 
, den festen Varietäten der Gesteine ist der Goldgehalt aber 
stets geringer als in den zersetzten und in den letzteren wird 
er oft gross genug, um die Gewinnung mittelst besonderer 
Abbaumethoden zu gestatten; besonders dann findet dies statt, 
wenn das Gestein durch Zersetzung der bindenden Feldspäthe 
| zu „in situ‘ verbliebener Arkose umgewandelt worden ist. 
, Die Rentabilität des Abbaues sinkt dann in demselben Maasse, 
als die Arkose mit grösserer Teufe fester und ärmer wird und 
schliesslich in unzersetzes festes Gestein übergeht. Die Vor- 
kommnisse dieser Art haben in Neu-Sud-Wales und im nörd- 
lichen Vietoria einen grossen Verbreitungsbezirk und sind des- 
7 halb von hohem wirthschaftlichen Werth, weil die Arkosen 
, öfters zerstört wurden und in Folge dessen zur Ablagerung 
| leicht bearbeitbarer concentrirterer Seifen den Anlass gegeben 
| haben. Das aus ihnen gewonnene Gold hat stets die Form 
| rundlicher, dicker Blättchen und sehr feiner Körnchen; nur 
selten finden sich Blättchen und Körnchen, die über ] Mm. 
, in ihrer Grösse hinausgehen. Der Gold-Digger nennt solches 
2 Gold „gunpowder Gold“ und es hat in der That der Form 
‚ nach Aehnlickeit mit einem ordinären Schiesspulver. 
| Das Eigenthümliche dieser Imprägnationen ist, dass der 
' Syenit und der syenitische Granit, wenn goldführend, stets 
‚ verbunden ist mit Diorit- oder Grünsteingängen, welche ihn 
\ı durchsetzen; — dass er stets reich ist an Hornblende-reicheren 
| und wiederum an Hornblende-ärmeren Secretionen — und dass 
| weiterhin mit dem Gold stets Pyrit (oder dessen Zersetzungs- 
‚ product) reichlich vorhanden ist. Die Feldspäthe dieser Sye- 
‚ nite sind grossentheils, mitunter bis zum völligen Ausschluss 
U des Orthoklases, Plagioklase; man könnte sich versucht fühlen, 


92 


die Goldführung an ihre charakteristischen Constituenten: Horn- 


blende, Plagioklas und Quarz, gebunden zu denken. Mir ist 
in der That kein zur Granitfamilie gehöriges Gestein aus eige- 
ner Erfahrung oder aus der Literatur bekannt geworden, in 
welchem bei gleichzeitiger Goldführung neben ‚„‚Feldspath“ 
(meistens sind die Feldspäthe nicht charakterisirt worden) nicht 
Hornblende und Quarz aufgetreten wären. Auf den Plagioklas 
als charakteristischen Bestandtheil ist bisher noch wenig Ruck- 
sicht genommen worden; ich fand ihn aber in allen mir be- 
kannt gewordenen Fällen und zweifle deshalb auch nicht, dass 
bei genauerer Forschung derselbe in allen ähnlichen Fällen 
ebensowohl constatirt werden wird, wie ihn DAINTREE für die 
Goldquarzgänge enthaltenden Syenite Ravenswood’s bestätigte. 

Die Goldimprägnationen in Grünsteinen sind weit seltener 
als die erwähnten. Von Wood’s point im westlichen Victoria 
geben sie ULRICH und Apuin in Verbindung mit Quarzgängen 
an und von Gooromjam in Queensland erwähnt sie Apuin als 
selbstständig, d. h. ohne benachbarte Quarzgänge. Ich fand 
sie bei Tapu in Neuseeland in einem hornblendigen, feinkör- 
nigen bis dichten Grünstein, welcher von einem geringmäch- 
tigen Quarzgang durchsetzt war. Die Imprägnationszone war 
wenigstens 50 Fuss breit und dem Gange parallel gerichtet; 
ihre reichste Partie lag nicht zunächst des Quarzganges und 
dieser war ärmer als die Imprägnationszone. Das Gold war 
grosstentheils in sehr zierlichen Pyritkrystallen, als Einspreng- 


ling in der thonsteinaähnlichen Basis des Grünsteins, ent- 


halten. Da wo die Basis des Grünsteins nicht thonsteinartig, 


sondern felsitisch erschien, wurde die Pyriteinsprengung und 3 


damit der Goldgehalt geringer. Der Gehalt des reicheren 
Theiles betrug 0,5— 2,0 Unzen p. Ton. 


W. B. CLARKE erkannte zuerst, dass zwischen dem Gold- 


gehalt mancher Gesteine und ihrem Hornblendegehalt eine ge- 
wisse Beziehung obwalte und er hielt dafür, dass die Horn- 
blende als Constituent für goldführende Gesteine Bedingung 
sei. Die Beziehungen, welche zwischen den Plagioklasen dieser 
Gesteine und ihrem Goldgehalt bestehen, erkannte er nicht; 
sie scheinen indess allgemeiner als jene zu sein, denn es giebt 
auch Gesteine, welche zwar Plagioklase, aber keine oder nur 


Spuren von Hornblende enthalten und dennoch Gold führen. 


Es sind dies die Felsite Queenslands, welche in Gestalt 
mehr oder weniger mächtiger Gänge die Uebergangsgesteine 
begleiten und durchsetzen. Das Gold, nebst Kiesen, scheint 
in ihnen nicht infiltrativer, sondern secretionärer Herkunft zu 
sein und seine Menge ist meistens für die gewöhnlich üblichen 


Gewinnungsmethoden mehr als genügend. 


95 


Aber auch im Serpentin soll es nach Daintrer selbststän- 
} dig erscheinen und ich fand es in bauwürdigen Mengen in 
; einem aus Wollastonit, Granat und Quarz zusammengesetzten 
' Gesteine Queenslands vor. 

Demnach scheinen die Bedingungen für das Auftreten 
bauwurdiger Goldmengen in Gesteinen viel allgemeiner zu 
sein, als man bisher für Australien annahm und mussen Fac- 
‚ toren dabei in Betracht gezogen werden, die bisher noch un- 
berücksichtigt geblieben sind. — Erläuternde Beschreibungen 
zu den erwähnten Thatsachen finden sich im Abschnitt III. 
| dieser Skizze. 
| Das Vorkommen von Gold in Quarzit habe ich nie beob- 
| achtet, wohl aber Handstüucke eines sehr goldreichen Quarz- 
} schiefers aus Neukaledonien gesehen. Der Quarzit soll nach 
, den mir gegebenen Erläuterungen des Herrn MOoNTEFIORE in 
Sydney zwischen hornblendigen und talkigen Schiefern einge- 
schaltet sein und von 1 bis 5 Unzen Gold p. Ton liefern. 

Da Itakolumit, Itabirit und die übrigen damit verbundenen 
Eisenglimmergesteine in Australien zu fehlen scheinen, bisher 
wenigstens noch unbekannt sind, so sind auch jene eigenthum- 
lichen brasilianischen Goldvorkommnisse, die HEnwoonD so vor- 
zuslich*) beschrieben hat, noch nicht aufgefunden worden. 
Die in Neu-Sud-Wales bekannt gewordenen Diamanten fanden 
ı sich zwar stets in eisenschussischen Conglomeraten, auch oft 
| gleichzeitig mit Gold, — aber diese Vorkommnisse hatten mit 
, den brasilianischen nichts gemein, denn das vorhandene Gold 
, war Seifengold, die Gesteinsconstituenten aber abgerundete 
\ Körner und Bröckchen der in der Nachbarschaft anstehenden 
I Gebirgsglieder. 


b. Mit Mineralien. 


Unter den mit dem Golde associirten Mineralien nimmt 
| der Quarz unbedingt die erste Stelle ein. Die Mehrzahl aller 
| Goldvorkommnisse und gerade der wichtigsten und ergie- 
4 bigsten ist an ihn gebunden und die Mehrzahl seiner Varie- 
ı täten ist dabei betheiligt. Ihm schliesst sich an durch Häufig- 
| keit des Vorkommens das Schwefeleisen in seinen mineralogisch 
verschiedenen Varietäten und Uebergängen in andere Sulfurete 
‚ und Arsenide. Dann folgen die Sulfurete des Kupfers, Blei’s, 
ı Zinks und Antimons, die Carbonate der Erden und Metalle, 
| Metalloxyde und Sulfate und die gediegenen Metalle. 

= Die grössere Zahl aller auf Gold bewirtbschafteten Gänge 
ı und Lagergänge besteht aus Quarz, der nur sehr selten ziemlich 


*) Transactions of the Roy. Geol. Soc. cf. Cornwall, Vol. VIII. 


94 


frei von Beimengungen, meistens aber von Sulfureten, deren 
Zersetzungsproducten und anderen Mineralien begleitet ist. 
Unter den Varietäten des Quarzes sind es besonders drei, 
welche als Gangmassen auftreten und je nach ihrem Vor- 
walten die äussere Erscheinung der Gänge bedingen, nämlich 
der derbe, an Flüssigkeitseinschlüssen reiche, weisse Quarz, 
der Eisenkiesel und der in seiner Mikrostructur davon ver- 
schiedene Chalcedon und Jaspis. 

Ersterer giebt in den weitaus häufigsten Fällen die Gang- 
masse ab und zeigt dabei die grösste Neigung zur Combination 
mit anderen Mineralien. Wenn es auch vorkommt, dass die 
Gangmasse mancher Lagerstätten nahe der Oberfläche sowohl 
wie in den vom Grubenwasser durchtränkten Theilen ausser 
dem Golde keine Mineralien zu führen scheint, wenn da auch 
wirklich Silicate, Carbonate, Oxyde und Kiese vollig fehlen, 
so sind doch einige seiner Begleiter so häufig vorhanden, dass 
man sie wohl kaum von dem Begriffe des Gangquarzes trennen 
kann. Es sind dies Kohlensäure, Wasser (resp. Salzlösungen) 
und Kohlenwasserstoffe. Die mikroskopische Untersuchung 
weiset die ersteren beiden recht haufig nach und letztere habe 
ich in keinem Gangquarz vermisst, — der beim Zerschlagen 
des Quarzes so kräftig auftretende empyreumatische Geruch 
dürfte wohl nur ihnen seinen Ursprung verdanken. Auch wenn 
andere Mineralien daneben auftreten, verschwinden jene nicht 
sofort und es ist augenscheinlich, dass sie in der intimsten ° 
Beziehung zur Ausscheidung des go'dführenden Quarzes stehen. 

Ein anderer wesentlicher Begleiter des Quarzes ist der 
Pyrit, selten in gut ausgebildeten Krystallkörnern eingesprengt, 
meist gestaltlos oder in Schnürchen und Lagen den Quarz durch- 
ziehend. Die Vertheilung des Schwefelsieses ist zuweilen eine 
so ungemein feine, dass der Quarz in frischen Stücken bläulich ° 
und da wo er den Atmosphärilien ausgesetzt war, bis zur 
Tiefe einiger Millimeter gelblich oder bräunlich gefärbt er- 
scheint. In der Mehrzahl der Vorkommnisse beträgt der Pyrit- 
gehalt der Gangmassen nicht mehr als 15 pCt. und stellt sich 
häufiger sogar unter 10 pCt. Andererseits wächst aber auch 
die Menge und Grösse der Pyrittheilchen bis zur völligen Ver- 
drängung des Quarzes an; diese Anhäufung stellt sich eben- 
sowohl als sporadische Erscheinung in manchen Gängen ein, 
wie sie andererseits gleichsam die Regel, der Quarzuberschuss ” 
die Ausnahme in manchen Gängen und in ganzen Bezirken ist. 
Dabei ist in dem einen Bezirk Wasserkies, in einem anderen 
ein leicht zersetzlicher arsenikalischer Kies, in einem dritten 
ein sehr dauerhafter Schwefelkies das ‘vorwaltende Schwefel- 
eisen. Neben diesen Kiesen fehlt der Kupferkies fast nie und 
der Antimon- wie der Arsengehalt derselben deutet noch auf 


' 


| 


| 


55 


weitere, wenn auch nicht individualisirte Sulfurete hin. Tritt 


das Sulfuretgemenge massiger auf, so documentirt sich der 
' Blei- und Zinkgehalt desselben immer durch Bleiglanz- und 
\ Blende-Aggregate, auch Arsenkies entwickelt sich zuweilen in 
 Kıystallen, selbstständige Antimonerze konnte ich dagegen mit 
‘ Ausnahme des Antimonsilberglanzes nie in einem solchen Ge- 
menge nachweisen. Auch Bournonit, Fahlerze und Schwefel- 
\ silber siod zuweilen deutlich erkennbar neben den aufgeführten 


Erzen in den Quarzgängen des Thames - Goldfeldes in Neu- 


| Seeland. 


Die genannten Erze treten aber auch in anderen Gang- 


| revieren so vorwaltend und individualisirt auf, dass der Pyrit 
| fast verschwindet. In den Gängen der Goldfelder von Gympie 
| und Kilkivan sind es besonders Bleiglanz, weniger Kupferkies 
und seltener Pyrit, die dem Quarz eingesprengt sind und einen 
‚ grossen Theil des Goldes enthalten; neben ihnen fehlen dann 
| niemals Kalk- und Magnesia-Carbonate. 


Auf dem Goldfelde von Ravenswood ist es ausser dem 


| Bleiglanz Blende, Pyrit, Kupferkies und ein hoher Procentsatz 


an Manganglanz, welche ein grob- bis feinkörniges Sulfuret- 


| gemenge zusammensetzen uund oft mehr als 50 pCt., selten 


fe) 


\ weniger als 20 pOt. der Gangmassen ausmachen. 


Im östlichen District des Thames - Goldfeldes kommen 
einige Gänge vor, in denen der goldführende Quarz ausser 


| grossen, ebenfalls goldhaltigen, Antimonglanzblättern keine 
'Sulfurete aufweist und in einem Gange von Bonaro in Queens- 


land sah ıch die ausserdem sehr seltene Combination von 


| goldhaltigem Quarz mit metallischem Wismuth, Wismuthglanz 
ı und Wismuthocker; der Gang hat sehr viele erzleere Stellen 
,— ohne Beeinträchtigung des Goldgehaltes des Quarzes — 
ı und da wo die Erze auftreten, sind sie nur spärlich im Quarz 
ı vorhanden und führen selbst ebenfalls Gold. Bemerken will 
ı ich hier, dass der Wismuthbglanz und der Wismuthocker Blei 
‚ enthielten und dass der Wismuthocker neben Kohlensäure auch 
reichlich Chlor enthält, 


Oberhalb der wasserführenden Tiefenzone der Gänge sind 


‚die Sulfurete, wenn nicht absolut dicht vom Quarz umschlossen, 
‚zersetzt, in basische Salze und Oxyde verwandelt vorhanden. 
Dabei ist hauptsächlich bemerkbar und auffällig, dass sehr 
ı sauerstoffreiche Oxyde in directem Contact mit Sulfureten 
‚ auftreten, dass z. B. Pyrolusit und Psilomelan in den Gängen 


von Ravenswood Bleiglanz und Blende einschliessen. In den- 
selben Gängen ist auch der mit wechselnder Tiefe eintretende 


Wechsel in der Art der Oxyde bemerklich ; zuoberst treten 
rothe, dann braune Eisenoxyde und erst über dem 


Bi 


96 


Wasserniveau des Ganges die Manganoxyde auf, welche dann 3 
jabe in die Sulfurete übergehen. In den erwähnten Oxyden 
ist naturlich der früher vorhanden gewesene Quarz erhalten 
geblieben, ebenso das Gold und ein Theil des Bleiglanzes, 
während ein anderer Theil desselben in basische Oxydsalze 
und phosphorsaure Salze umgewandlt ist. 

Neben jenen Begleitern des Quarzes treten , meistens in 
Form von Kluftausfüllungen, Späthe auf, unter denen der 
Eisenspath sehr selten ist. Gleich selten und nur in sehr 
kleinen Individuen erscheint Schwerspath. Alle Späthe aber 
finden sich nur dann in den Gangmassen ein, wenn zur Aus- 
laugung geneigte, sehr kalkreiche Nebengesteine die Gänge 
begleiten und scheinen stets jünger als der Gangquarz zu sein. 
Jünger sind auch jedenfalls die als Ueberzug auf den Späthen 
und auf Klüften angesiedelten und selten mehr als 3 Mm. 
Länge erreichenden Quarzkrystalle; sie treten vorwaltend in 
oberen Teufen und zuweilen auch — in Tararua auf dem 
‘Thames-Goldfeld — als Auskleidung mächtiger, mit pulverigen 
Manganoxyden erfüllter Drusen auf. 

In demselben Goldfelde von Neuseeland fand sich in 
einem Gange des Karakka Creek Bergöl in grösseren Oavi- 
täten des Quarzes ausgeschieden. 4 

Gyps und andere leicht lösliche Salze treten höchstens 
am Gangausgehenden, nie in der Tiefe der Gänge auf; ebenso 
werden Feldspäthe und ähnliche Mineralien als Begleiter des 
Gangquarzes völlig vermisst. | 

In allen hier aufgeführten Combinationsmineralien des 
Gangquarzes findet sich Gold eingesprengt und zwar in glei- 
cher Weise wie im Quarze selbst, namlich so, dass goldhaltige 
und goldfreie Partieen wechseln. Die Vertheilung und Orien- 
tiruug des Goldes ist aber keineswegs wie man zu erwarten 
geneigt ist, eine regelmässige, etwa mit den Spaltrichtungen ° 
der umhüllenden Mineralier im Zusammenhang stehende. Das 
Gold liegt im Gegentheil wirre und zerstreut in ihnen, seine 
Blättchen und sonst unregelmässigen Formen treten aus den 
Flächen der Blätterdurchgänge des Wirthes scheinbar unmoti- 
virt hervor und nur selten sieht man ein Goldblättchen einem 
Blätterdurchgang parallel eingeschaltet. Ich beobachtete ein 
gleichmässiges Verhalten in dieser Beziehung bei Kalkspath, f 
Pyrit, Bleiglanz, Blende und Antimonglanz. E 

Die aus der Zersetzung von Gangmasse und Neben- 
gesteinen hervorgegangenen eisenschüssigen oder thonigen 
Massen, Bestege und Kluftausfüllungen enthalten dagegen recht 
oft das Gold in solcher Lage, dass man annehmen muss, es 
sei durch seitlichen Druck in dieselbe gebracht worden; die 
Goldblättchen sind nämlich meist den einschliessenden Wänden 


# 


97 


| — beim Besteg also dem Hangenden oder Liegenden — 
‚ parallel und ebenso der Thon etc. in gleichem Sinne lagen- 
weise geordnet. 
In dem meisten derben Quarz der Gänge treten zuweilen 
| auch Partieen auf, welche aus Eisenkiesel, Rosenquarz, grü- 
! nem Quarz (sehr schön beide bei Hillend in Neu-Sud-Wales), 
} Rauchtopas und sonstigen Quarzvarietäten bestehen. Seltener 
findet man in der durchscheinenden oder weissen Quarzmasse 
parallel gestaltete und verästelte moosähnliche Formen die 
] amorphe, völlig opake Kieselsäure als Körper haben; ein 
! Handstück dieser Art aus einem Goldquarzgang am Happy- 
, Freek auf dem Thames Goldfeld sah aus, als seien Hypnum- 
Polster von einer kieseligen Flüssigkeit versteinert worden. 
| Die Quarzvarietät, welche nach dem derben Quarz am 
häufigsten — aber immerhin selten — Gänge bildend auftritt, 
| ist der Eisenkiesel. Bald tritt er in seiner blutrothen, bald in 
‚ der braunrothen Abart auf, bald bildet er durch schneeweisse 
] krystallinischen Quarz verkittete Trümmer. Ihm eingesprengt 
findet sich Pyrit, Kupferkies und Gold; theils durchziehen ihn 
auch die Kiese in schmalen Schnürchen. Der färbende Be- 
‚ standtheil des blutrothen Eisenkiesels ist der Eisenglanz, der 
in feinster Staubform, als roth durchsichtige und opake schwarze 
4 Blättehen in ihm vertheilt ist. Der Goldgehalt scheint haupt- 
| sächlich an die Pyrite gebunden zu sein, denn das aus der 
| Gangmasse durch Pochen und Waschen erzielte Gold ist unge- 
| mein fein und ich habe es niemals in der Bisenkieselmasse 
ı selbst sehen können. Ich habe nur zwei Vorkommnisse dieser 
| Art gefunden, das eine bei Cargo am Canoblas-Gebirge und 
ı das andere am Yarangobilly - River im Süden von Neu-Süd- 
ı Wales. In der einschlägigen Literatur fand ich nirgends 
| Eisenkieselgange als goldführend erwähnt und auch in der 
| Praxis ist ihre Goldführung noch nicht bekannt und nutzbar 
, gemacht worden. 
| Eine höchst eigenthumliche und sehr seltene Combination 
; des Goldes ist die mit Chalcedon, welcher in seinen verschie- 
% denen Abänderungen und mit Uebergängen im gelben Eisen- 
‚ kiesel und im Milchquarz einen mächtigen Gang bei Broown’s 
Creek in Neusud-Wales zusammensetzt. Die Mikrostructur 
, dieses Gangmaterials ist merkwürdig: in einer dichten, bald 
hell bald dunkel gefärbten amorphen Kieselsäuremasse liegen 
ı eoncentrisch schalige, kugelförmige, schlauchförmige und ge- 
ı wunden cylindrische Aggregate von lichtgelber bis tief braun- 
| rother Farbe, deren Schalen mit der trennenden heller ge- 
‚ färbten Kieselsäure, und welche untereinander innig verflösst 
| sind, Das färbende Material ist Eisenoxyd. Zuweilen sind 
‚ die Aggregate dicht zusammengedrängt und dann geht der 
Zeits. d. D. geol. Ges. XXIX, 1. 7 


98 \ E 


Chalcedon in braunen Eisenkiesel über, zuweilen nimmt er 
Körnchen von Quarzkieselsäure auf — die Lichtbrechung ist 
dann sehr wechselnd — und geht so in den Milchquarz über. 
Diese Gangmasse enthält nun in feiner oder gröberer Ein- 
sprengung Gold, Kupfer, Kupferoxydul und Kupferoxyd, 
Kupferkies, Kupfersilicate und Zinkblende. Das %old ist nur 
äusserst selten optisch zu erkennen und findet sich ebensowohl 
in der Gangmasse wie in den Erzen. Kupfercarbonate und 


Quarzkryställchen treten nur auf Kluften der Gangmasse, im 


Besteg und in dem zersetzten Nebengestein (Syenit) auf. Auf 
kleinen Drusenräumen stellt sich dagegen sowohl pulverige, 
als stalaktitische amorphe Kieselsäure ein. Feldspäthige und 
ähnliche Mineralien fehlen auch hier. 

Von Silicaten habe ich überhaupt ausser dem Gangletten 
und Thon mit dem Golde nur ein dem Pyrophyllit ähnliches 
Mineral verbunden gesehen, das aus rosenblattartig gekrümm- 
ten Blättchen von 0,1—2,0 Mm. Grösse zierliche Aggregate in 
den reichen Lagergängen von Hillend in Neu-Sud-Wales zu- 
sammensetzt. | 

Die Association des Goldes mit vorwaltenden Kiesen und 
anderen Sulfureten ist weit weniger häufig, als die mit vor- 
waltendem Quarz; letzterer fehlt überdies neben den Sulfureten 
niemals und participirt ebensowohl an der Goldführung wie 
jene. Sie bietet nach dem früher Gesagten wenig Erwähnens- 
werthes mehr dar, ausser dass das Gold sich stets mit einer 
gewissen Vorliebe zum Bleiglanz und Kupferkies gesellt, — 
so zwar, dass in einem Sulfuretgemenge irgend welcher Art 
die Theile desselben, welche reicher an Bleiglanz oder Kupfer- 
kies sind, nicht allein einen grösseren Procentgehalt, sondern 
auch die grösseren Stückchen des Goldes enthalten. Zinnober 
scheint sich dagegen vom Golde entfernt zu halten, denn auf 
einem Gange der Savage-Grube am Karakka-Oreek des Thames- 
Goldfeldes in Neuseeland war der Theil desselben, in welchem 
sich Zinnober vorfand, fast völlig goldfrei. Realgar oder Auri- 
pigment hebe ‘ich nie in einer Goldlagerstätte gesehen oder 
es erwähnen hören und Antimonglanz wie Wismuthglanz 
sind Seltenheiten. 


2, | In Seifen. 


Dem Charakter der Seifen entsprechend kann das Gold 
auf ihnen mit allen nur denkbaren Mineralien und Gesteinen 
vergesellschaftet sein; dass dem nicht immer so in den Einzel- 
fällen ist, findet seine Erklärung darin, dass der die Seifen 
bildende Detritus von mehr oder weniger localem Ursprung 
ist, Von möglichst vielfältiger Zusammensetzung sind die 


99 


Seifen, wenn das sie erzeugende Flussgebiet sehr ausgedehnt 
| ist, von einer grösseren Mannichfaltigkeit von Gebirgsgliedern 
‚ begrenzt und gebildet wird und wenn das Haupttbal viele 
! Seitenthäler besitzt. 
| Der für alle Seifen charakteristische Begleiter des Goldes 
ist der Gangquarz, er fehlt niemals und seine Rollstüucke kom- 
ı men in allen Grössen vor; zuweilen ist er selbst noch gold- 
' haltig und solche Stücke nennen die Diggers ‚Specimen‘. 
| Sonstiger Mineralien sind es nur wenige, die — bald häufiger, 
} bald seltener -—- vorkommen. Dahin gehören Diamant, Quarz- 
| krystalle, Topas, Pleonast, Sapphir, Rutil, Schörl, Zirkon, 
 Manganoxyde, Brauneisenstein, Magnet- und Titan - Eisen, 
| Wolfram, Zinnstein, Zinnober, Quecksilber und Amalgam, 
| Glimmer und selten Hornblende. Von Gesteinen treten im 
| Verhältniss ihrer Verwitterbarkeit alle in der Nachbarschaft 
% anstehenden auf; sie nebst Thon, Lehm und Sand setzen die 
| grosse Masse der Seifen zusammen. 
| Wegen der Leichtigkeit .ihrer Bearbeitung, der grossen 
‚ Ausdehnung, Reichhaltigkeit und Häufigkeit ihres Vorkommens 

besitzen die Goldseifen einen hohen wirthschaftlichen Werth, 

bieten aber in Bezug auf ihre Associationen wenig Inter- 
| essantes dar. 

Dass sie von ungemein verschiedenem Alter sind, dass 
Ü sich täglich neue Alluvionen bilden, einige pliocänen Alters, 
, andere älter tertiar und von Basaltströmen bedeckt sind, dass 
in den Schichten der australischen Steinkohlenformation, ja 
in den Steinkoblen selbst, Goldfunde gemacht wurden — das 

Alles werde ich gelegentlich an anderem Ort eingehender be- 
2 sprechen. Nur einer Association sei hier nochmals gedacht, 
ı der mit Diamant. Bisher sind in Australien nur drei erheb- 
| liche Vorkommnisse des Diamants bekannt geworden, welche 
‚saämmtlich einige, wie es scheint wesentliche, Eigenschaften 
| mit einander gemein haben und bei denen es nicht zu ent- 
\ scheiden war, ob der Diamant innerhalb der Seifen entstan- 

den oder als Detritus ın dieselbe gelangt sei. Die gemein- 
} samen Eigenschaften dieser Gold - Diamantseifen sind 1. ihr 
\ bedeutender Gehalt an Eisenoxyden, welche gewöhnlich als 
‚ Brauneisenstein die Geschiebe cementirend auftreten, 2. in 
‚loco krystallisirte winzige Quarzindividuen, 3. die Gerölle und 
| Bruchstücke olivinführender, trappähnlicher Gesteine, welche 
‚sich meist in hohen Graden der Zersetzung befinden. Alle 
| übrigen Bestandtheile dieser Seifen finden sich auch in Seifen 
| anderer Art, sind also nicht für diese chakteristisch. 


7* 


100 


II. Die Original-Lagerstätten des Goldes, damit vorkom- 4 
mende Gesteine und ihre Beziehungen zueinander. 2 


Bei der ungemein grossen Anzahl goldführender Lager- 
stätten Australiens fällt vor Allem die geringe Mannichfaltig- 
keit derselben, der Art nach, auf. Meine eigenen Erfahrungen 
‚erstrecken sich nur auf die nördliche Insel von Neuseeland, 
auf Neu-Sud-Wales und das südliche und mittlere Queensland; 
den bedeutendsten unter den australischen Goldproducenten, 
die Colonie Victoria, lernte ich nicht aus eigener Anschauung 
kennen und ihre Lagerstätten sind bei Zusammenstellung unten- 
stehender Tabellen nicht berücksichtigt worden. Ihre Lager- 
stätten sind den Beschreibungen zufolge grossentheils Lagergänge. 

Mit einer Anzahl der Goldfelder der erstgenannten drei 
Colonien, nämlich mit 52, welche über 260 selbsts{ändige 
Lagerstätten enthalten, wurde ich mehr oder weniger vertraut, 
theils durch Anschauung, theils durch Referate. 31 derselben ° 
hatte ich selbst zu besuchen Veranlassung und von den mir 
dabei zu Gesicht gekommenen 139 Lagerstätten untersuchte 
ich ihrer 90 so genau, als die Verhältnisse es zuliessen. 
Nach diesen Beobachtungen und Untersuchungen ordnen sich ° 
die Lagerstätten in Lagergänge, Gänge, Netzgänge und Im- 
prägnationen; die Verhältnisszahlen der Einzelvorkommnisse 
stellen sich wie folgt: 


A. Lagerstätten, deren Charakter durch directe 
Untersuchung bestimmt wurde: 


Lager- 


5 Gänge. Ne: La Sera und E 
gange. 1  gänge. tionen. “ 
Colonie.: | “ lee . 
= = = 1 
<|%I< | %hI< °% 3 % < %o 4 
| | 
Nördliche Insel von | 

Neuseeland ... 3 113,0] 19 182,6] 0 0 1 | 4,3] 23 |100 E. 
Neu-Süd-Wales .. | 34 |64,1| 16 |302| 0o| 0 | 3 | 5,7| 53 |100 © 
Queensland. .,.. 9 1643| 2 143] ı | 71]. 2 114,3| 14 |100% 

| | j 

Summe .. | 46 \51,1| 37 |41,2| 1 ) | 6,6| 90 | 100 


101 


B. Lagerstätten, deren Öharakter theils durch 
directe Untersuchung, theils nach Referaten be- 
stimmt wurde. 


Lager- Netz- |Imprägna- 


gänge. Coupe, gänge. tionen. nl 
Oolonie. = ur “ j 
ee | |= 
| ol lo 
Nördliche Insel von | 
Neuseeland ...| 3 | 7,0| 39 |o07| 0o| o | 1 | 24| 43| 100 
| Neu-Süd-Wales ..| 65 54,61 47 1395| 0| 0 | 7 | 5,9| 119] 100 
| Queensland ....| 25 |49,1| 16. 131,4| 1| 1,9 9 |17,6| 51| 100 
| (Neuealedonien) ..|[— ı — I— | - I - | - ID] — 1| — 
Summe... | 93 143,41 102 |47,7| 1 | 0,5118 | 84] 214 | 100 


Bei den übrigen mehr als 50 Lagerstätten war es mir 
nicht möglich zu entscheiden, ob dieselben Gänge oder Lager- 
gänge seien; theils waren sie zu wenig geöffnet, theils die 
erhaltenen Beschreibungen unbrauchbar. Die später aufge- 
führten Vorkommnisse aus Victoria beschränken sich fast 
lediglich auf Lagergänge; indess sind mir von dort auch drei 
Fälle von Imprägnationen bekannt geworden, — zwei in sye- 
nitischem Granit (Mitta Mitta und Ovens) und eine in Grün- 
stein (Wood’s point), Aus obigen Schemata ergiebt sich zu- 
nächst, dass unter den beobachteten Lagerstätten die Lager, 
Stöcke und Nester ganz fehlen, dass die Netzgänge selten 
und auch die Imprägnationen nicht gerade häufig sind. Die 

- Vorkommnisse reduciren sich dadurch fast lediglich auf Gänge 
und Lagergänge, welche in Bezug auf ihr häufigeres Auftreten 
‘sich in den verschiedenen Ländern verschieden verhalten. Da- 
bei stellt sich aber ein auffallender Unterschied in den Procent- 
, sätzen der continentalen und neuseeländischen Lagerstätten 
‚heraus. Während auf dem Continent die Lagergänge bedeu- 
‚ tend vorwalten, treten dieselben in Neuseeland gegen die Gänge 
fast ganz zurück, — eine Eigenthumlichkeit, welche mit den 
| Structurverhältnissen der vorwaltenden Gebirgsglieder in ge- 
‚ nauem Zusammenhange steht. Es wird deshalb nothwendig 
‚ sein, die wesentlichen Verhältnisse der Uebergangsformation 


102. 


der fraglichen Länder den zu bringenden Specialbeschreibungen 
ranbzuschicken | 

1. Die Schichtgesteine, welche zum Aufbau der in Rede 
stehenden Landestheile der nördlichen Insel von Neuseeland 
am meisten beigetragen haben, gehören zwei verschiedenen 
Epochen an: die Uebergangsformation und zwar, wie es 
scheint, in ihren jüngeren Gliedern, — und ein weit jüngeres, 
Schwarzkohlen - führendes System treten auf. Ihre Lagerung 
gegeneinander ist überwiegend discordant, während die Ueber- 
gangsschichten stark gefaltet, geknickt und verbogen, durch 
Hebungen oder Senkungen dislocirt und recht oft steil auf- 
gerichtet sind, zeigen die jenes kohlenführenden Gebirges ein 
weniger eco Verhalten und umgeben wie ein See die aus 
Fnlen inselartig hervorragenden Uebergangs -, und Eruptiv- 
gesteine. Letztere stellen sich als Syenite, Diorite, Diabase, 
Melaphyre, Basalte und Trachyte dar. Die drei an davon 
lieferten das Material für einen bedeutenden Theil — die 
oberen Schichten — der älteren Sedimentgesteine; sie selbst 
erscheinen aber fast immer in durchgreifenden Lagerungs- 
verhältnissen (Conen, Domen etc.) und nur sehr selten hat 
man Gelegenheit, sie als plattenförmige Einschaltung zwischen 
den Schichten der ältesten Sedimentgesteine zu beobachten. 
Auch die übrigen Bruptivgesteine treten in ähnlicher Weise 
auf, bilden aber häufiger übergreifende Kuppen und Decken, 
z. Th. auch in dem Kohlensystem; sie sind öfter und massen- 
hafter vorhanden, als jene ältesten Eruptivgesteine und eine 
Folge dieser zahlreichen Durchbohrungen und Zerberstungen 
der alten Sedimentgesteine mag es denn wohl auch sein, dass 
dieselben kein gleichmässiges, allgemeines Streichen inne- 
halten, sondern in manchen Theilen des Gebirges wie von 
einer Hauptmasse losgetrennte und in ganz beliebige Rich- 
tungen verdrehte Stücke erscheinen. Jedenfalls war der nach 
der Oberfläche wirkende Druck, welchem das Streichen der 
Gesteine z. Th. seine Orientirung verdankt, nicht immer dem 
ursprünglichen Streichen jener Gesteine parallel ausgeübt wor- 
den, die Angriffslinien -jener Hebungskräfte bildeten Winkel 
untereinander, sodass ein von der Grösse jener Winkel und 
der Hebungshöhe abhängiges, mannigfaltig wechselndes Strei- 
chen der Gesteine und eine von diesem Streichen abweichend 
orientirte Spaltenbilduug in den Gesteinen die Folge war. 
Wenn man annimmt, dass diese Orientirung des Streichens der | 
älteren Gesteine a die Spaltenbildung im Zusammenhang 
gestanden habe mit den gelegentlich der Durchbrüche von 
Syenit, Diabas und Diorit verursachten Hebungen und Sen- 
kungen, so werden die späteren Basalt- und Trachyt - Aus- 
brüche jene Verhältnisse noch complicirter und verworrener 


103 


gemacht und Dislocationen veranlasst haben , wie solche aus 
dem Gangbergbau des Gebietes auch zur (Genüge bekannt sind. 
| .In Bezug auf die Spaltenbildung war noch ein anderer Factor 
von grossem Einfluss, namlich die Dicke und Zähigkeit der 
gehobenen Einzelschichten. Mächtige Schichtenreihen, z. B. 
von Sandsteinen, werden ihre Schichtungsfugen weniger leicht 
für den Durchlass von eruptivem Material sowohl wie bei 
einfachen Hebungen für die Spaltenbildung geöffnet haben, als 
leicht sich aufblätternde Systeme dünner Schieferschichten; sie 
werden — besonders wenn ihr damaliges Fallen nicht steil 
war — im “egentheil leichter zerbrochen als aufgeblättert 
worden sein. (So sind ja in manchen Gegenden die Kohlen- 
sandsteine, welche auf Uebergangsschichten ruhen, von Eru- 
} ptivgesteinen [Trachyten, Basalten und Doleriten] durchbrochen 
‚ worden, ohne dass die horizontale Lage der Sandsteinschichten 
nur die allergeringste Störung zeigte — Victoria, Neu-Sud- 
Wales und Queensland bieten zahlreiche Beispiele hierfür.) 
| Dadurch erklärt es sich denn’ auch, dass die im Bereiche des 
\ Schiefergebietes aufgerissenen Spalten so oft parallel mit dem 
Streichen gerichtet, die darin abgesetzten T,agerstätten dem- 
nach als Lagergänge ausgebildet sind, während die in kurz- 
| bruchigen und dickschichtigen Gesteinen aufgerissenen Spalten 
\ weniger häufig dem Gesteinsstreichen parallel gerichtet, die 
| Lagerstätten als Gänge erscheinen. | 
| Ein diesen Ansichten entsprechendes Verhalten zeigen 
nun auch die Lagerstätten der mir bekannt gewordenen Theile 
Neuseelands und des australischen Festlandes. Die geringere 
ı Anzahl der auf der Hauraki-Halbinsel Neuseelands auftretenden 
Lagerstätten befindet sich in dem verhältnissmässig kleinen 
\ Gebiete älterer Schiefer und sie sind grossentheils Lagergänge, 
7 während die Mehrzahl derselben in dem jene Schiefer an- 
| scheinend überlagernden und hauptsächlich aus mächtigen Sand- 
| steinschichten zusammengesetzten,, vielleicht spätdevonischen 
Gebirge vorkommt und echte Gänge darstellt. Ausnahmen 
, von dieser Regel fehlen aber in beiden Richtungen nicht. 
| Eine andere Thatsache ist ebenso auffällig durch ihre 
7 Stetigkeit, die nämlich, dass im Schiefergebiet der Halbinsel 
‚ die Lagerstätten einen derben, fast immer weissen Quarz 
ı führen, "welcher gar nicht selten Drusen krystallisirten Quarzes 
und das Gold stets in einer dunkleren, feinhaltigeren Varietät 
| enthält als die im Sandsteingebiet auftretenden Lagerstätten. 
u- Da nun diese Schiefer auf höherem Localniveau gelegen 
# sind, auch häufig auf beiden Seiten des Gebirgszuges ein anti- 
 klines Fallen zeigen und erst auf den seitlich gelegenen 
| ‚ Parallelerhebungen und deren Ausläufern die erwähnten Sand- 
| , steingebiete mit ihren Gängen auftreten, so habe ich gefolgert 


104 


— eine directe Anschlusslinie der beiden Gebiete vermochte 


ich nicht zu finden —, dass die Schiefer einem tieferen geo- 
logischen Horizont angehören, also älter sind als die Sand- 
steine.e Dies wird noch dadurch wahrscheinlicher gemacht, 
dass die Ausfüllungsmaterialien der im Sandstein aufsetzenden 
Lagerstätten durchaus verschieden sind von den im Schiefer- 
gebiet beobachteten. Sie bestehen nämlich aus einem sehr 
wasserhaltigen, oft stark zerklüfteten graulichblauen Quarz, in 
welchem ich nie grössere Quarzdrusen, dagegen öfter Quarz- 
kryställchen auf Klüften ausgeschieden fand; in und mit dem 
Quarz treten zablreiche Kiese auf, unter denen antimon- und 
arsenhaltige Wasserkiese vorwalten, während Pyrit, Kupfer- 
kies, Blende, Fahlerze u. s. w. weit seltener sind. Das in der 
Gangmasse enthaltene Gold ist meist krystallinisch und steht 
in seinem Feingehalt weit niedriger als das des Schiefer- 
gebietes; die Differenz des Feingoldgehaltes beider Vorkomm- 
nisse dürfte zwischen 15 und 20 pCt. schwanken. Auch die 
Form des Goldes beider Gebiete ist verschieden: im älteren 
walten rundliche, mehr klumpige, im jüngeren blattartige und 
krystalloidische Formen vor. 

Die Anhäufung und Häufigkeit der Goldfunde innerhalb 
der Gänge und Lagergänge scheint von der Natur der ein- 


schliessenden Nebengesteine unabhängiger zu sein als ge- 
wöhnlich angenommen wird und in höherem Grade bedingt 


gewesen zu sein von den Formen der ursprünglichen Spalten 
und der durch theilweise Ausfullung in ihnen gebildet gewe- 
senen Kanäle, sowie von der Stromgeschwindigkeit der in den 
Spalten ehemals circulirenden Flüssigkeiten. Dass die Form 
der Spalten z. Th. abhing von der Art des Nebengesteines, 
seiner Festigkeit u. s. w., ist augenscheinlich und insofern hat 
es — vielleicht energischer als durch seine physicalischen und 


chemischen Affinitäten — jedenfalls auf die Goldanhäufung 
seinen Einfluss geübt. Denn die Eigentbümlichkeiten der 
Goldanhäufung, wo solche in den Gängen etc. nachweisbar 
sind, erscheinen immer nahezu oder ganz dieselben, mag die 


Lagerstätte zwischen Schiefern oder Sandsteinen liegen; sie 


lassen sich in vielen Fällen auf Raum- und Formverbältnisse 
der Spalten, und demzufolge auch auf Geschwindigkeitsdiffe- 
renzen der Spaltenströme zurückführen. In manchen Spalten- 
systemen scheinen die Strömungen sehr bedeutende gewesen 
zu sein, die Quarzrollsteine mancher Gänge — vor Allem 


schön in den cornischen Zinnerzgängen aufgefunden — legen 
beredtes Zeugniss dafur ab. Aber auch da wo sie weniger 


kräftig waren, bewegten sie doch immerhin die Flüssigkeit 
durch die Spalten und Kanäle, hielten die ausgeschiedenen 


105 


‘ durch engere Strecken hindurch, um sie an dem Liegenden 
| des sich bildenden Ganges, besonders wenn dieses noch aus- 
‚ gebaucht war, zur Ablagerung zu bringen. Ursprüngliche 
| Schaarungen, kurze Haken in der Fallrichtung der Gangspalten 
| waren deshalb von mindestens ebenso grossem Einfluss auf die 
‘ Anhäufung der Goldtbeilchen wie weiches Nebengestein; denn 
was bei letzteren durch Auslaugung, Abfallen und Auflösung 
der Gesteinswände Seitens der Spaltenwässer erzielt wurde: 
die ausgebauchte Form des Spaltenquerschnitts, das war bei 
jenen schon durch die ursprüngliche Form gegeben. Beide 
‚Formen boten der bewegten Flüssigkeit einen meistens erwei- 
} terten Querschnitt oder Widerstände gegen die Bewegung dar, 
| begünstigten also den Absatz in der Flussigkeit ausgeschie- 
| dener und suspendirter Körper ganz entschieden. Deshalb 
‚finden sich denn auch die reichsten Anbrüche der dortigen 
‚Lagerstätten nicht immer — wie das Vorurtheil mancher 
‚ Grubenbeamten urd -Arbeiter voraussetzt — zwischen weichem 
] Nebengestein, sondern recht oft an Stellen, wo das Neben- 
‚ gestein hart, die Lagerstätte aber in ihrer Richtung geändert 
ist, sei es in Folge von Schaarungen, Kreuzen, Haken oder 
in den Gangkörper eingesetzte oder verklemmte Keile und 
(Siehe meine Briefe über „‚Gold- 
4 vorkommen in Neuseeland“ in der österr. Zeitschr. für B. 
Jund H. von 1874.) 
Von der Art des Nebengesteins hing ausser der Orien- 
| rung der Spalten auch die Mächtigkeit der Lagerstätten ab. 
‚Die leicht zersetzbaren, sehr feldspathreichen Sandsteine lie- 
\‚ferten, wenn auch zuweilen vielleicht nur weniger mächtige 
‚und mittelst grosser Gesteinsschollen getrennte Spalten aufge- 
A rissen wurden, durch die Platz greifende Auslaugung und Zer- 
Ikrümelung der Spaltenwände und der trennenden Schollen 
‚dennoch mit der Zeit mächtige Gangkörper. So finden sich 
denn auch in dem Sandsteingebiet der Küste goldführende 
Gänge mit Quarzkörpern von 12 bis 15, ja bis 60 Fuss Mäch- 
| tigkeit gar nicht selten und selbst die aus allen mir bekannt 
2 gewordenen Vorkommnissen caleulirte mittlere Gangmächtigkeit 
stellt sich nicht unter 4 Fuss. Die ehemals in jenen Gängen 
‚vorhandenen Gesteinsschollen sind nur nocb dadurch als solche 
#erkenntlich, dass sie der ganzen Masse nach in Thon, mit 
‚Quarzkörnern gemengt, verwandelt und nach allen Richtungen 
ıvon dünnen goldführenden Quarzadern durchschwärmt sind. 
‚Der aus der Zersetzung der Gesteinswände gebildete, sehr pla- 
‚stische und meist von Quarzkörnern freie, demnach wohl ge- 
‚schläammte Thon findet sich nesterweise oder lagenweise auf 
#dem Liegenden oder Hangenden der Lagerstätte, oft auch in 
@ mächtigen Butzen innerhalb des Qarzkörpers. Einzelne Schich- 


\ NDR P N Er % Br Be 


BR 


106 


ten des Nebengesteins sind mitunter auf grosse Entfernungen 
von den Bine aus mit krystallisirtem Pyrit imprägnirt, ihre 
Feldspäthe kaolinisirt worden; andere Schichten sind durch 
Kieselsäureaufnahme härter und spröder geworden: aber beide 
so veränderten Sandsteine führen nur selten — selbst in ihren 
Kiesen — nennenswerthe Goldmengen. 

Neben den goldführenden Lagerstätten des Gebietes und 
in solcher Beziehung zu ihnen, dass man sie als jüngere Er- 
zeugnisse betrachten muss, treten nun auch noch taube, mit 
Thon und wenig Quarz erfüllte Klüfte auf, welche zuweilen 
bedeutende Dimensionen erreichen. Sie repräsentiren Ver- 
werfungsspalten, indem die Gänge an ihnen oftmals abschnei- 
den und treten nie als schwebende, sondern stets als nahezu 
saiger stehende Spaltenbildungen auf. i 

Eine dritte Art von Gängen, welche ebenfalls jünger als 
die Goldquarzgänge sind, sich aber mit diesen zuweilen schaa- 
ren und sie Kreuzen, führt hauptsächlich arsen- und antimon- 
haltige Kiese und Arsen in derben Massen, sowie etwas Thon 
und Quarz; ihr Goldgehalt ist äusserst gering. Ausnahmsweise 
führt ihr Pyrit — in einem Falle nur bekannt — Zinnober, 
aber in zu geringer Menge um Gewinnungsversuche zu recht- ' 
fertigen. | 

Manche der goldführenden Lagerstätten des dortigen Sand- 
steingebietes sind zwar nach neuseeländischen Begriffen zu arm 
oder gar taub, führen aber dennoch nie weniger als 6,2 bis 
9,3 Gramm Gold p. Ton, wovon etwa 3,1 bis 4,7 Gramm p. 
Ton durch Pochen und Amalgamiren extrahirbar sein würden; 
in Victoria bearbeitet man derartige Gänge mit Vortheil, in 
Neuseeland nicht. ' 

Die bewirthschafteten Gänge durften, um rentabel zu 
sein, zur Zeit meiner Anwesenheit nicht weniger als 15,5 ° 
Gramm p. Ton Amalgamirgold liefern, ibr Gehalt hielt sich 
aber im Mittel auf ungefähr 18,6 bis 31,1 Gramm p. Ton. 
Dagegen sind schon lang anhaltende Gangstrecken mit einem 
mittleren Goldgehalt von 155,5 bis 777,5 Gramm p. Ton auf 
Gängen von 3 bis 12 Fuss Mächtigkeit im Reviere Thames 
zum Abbau gekommen. 4 

Die Lagerstätten des Schiefergebietes, meist Lagergänge, j 
sind selten so mächtig als die eben erwähnten; eine Mächtig- 
keit von 3 bis 5 Fuss gilt schon als bedeutend. Ihre Gang- 
masse ist, wie früher erwähnt, verschieden von der der Gänge 
des Sandsteingebietes und enthält seltener Wasserkies, na 
figer einen zuweilen kupferhaltigen Pyrit. Die in Bezug auf 
Richtungs - und Mächtigkeitswechsel oben entwickelten An- 
sichten halten auch bei ihnen gut, die Wechsel treten aber 
seltener ein, die Gangmasse besitzt einen im Allgemeinen 


107 


\ gleichförmiger vertheilten Goldgehalt und der Feingehalt des 
gewonnenen oldes ist grösser als in den Gängen des Sand- 
| steingebietes. 


9. Wenn man eine bessere Karte des östlichen Austra- 


| liens betrachtet, fällt vor Allem der Umstand in’s Auge, dass 
‚von dem der Küste nahezu parallel laufenden Hauptgebirge 
‚nur zwei bedeutende westliche Ausläufer abgehen, von denen 


der eine im Suden unter 38° sudl. Br. die Pyrenäen von Vic- 
toria bildet, während der andere sich im Norden von Queens- 
land unter 28° sudl. Br. abzweigt und, soweit man weiss, 
bis nach Port Darwin erstreckt. Durch diese eigenthumliche 
Vertheilung und Richtung der Hauptgebirge werden vier we- 
sentliche Wassergebiete geschaffen: 1. dass des Flinders und 


ı seiner Parallelströme, welche in den Golf von Carpentaria 
‚münden; 2. das Gebiet der Küstenströme, welches vou Cap 
ı York bis Cap Hawe sich erstreckt und sein Wasser dem 
‚ Stillen Ocean zuwendet; 3. das Gebiet der südlich von den 


Pyrenäen entspringenden Flüsse; 4. das ungeheure Gebiet, 


‚ welehes nach Norden, Osten und Sudosten von der Cordillere 


und ihren beiden Westarmen, nach Westen hin von der relativ 
niederen australischen Centralerhebung umschlossen ist. Das 
letztere Gebiet zerfällt in zwei Theile — in einen südlichen, 
dessen Wasser durch den mächtigen, erst Darling, dann Murray 


\ genannten Fluss sich in die Encounter-Bai entleeren und in 
einen nördlichen Theil, der die Flusse Thomson, Buloo und 
‚ Barkoo enthält, aber keinen Ausflass besitzt und deshalb zur 


Regenzeit grosse Seen, zur Zeit der Trockenheit dürre Sand- 
wüsten aufweist. 
Die Richtung der Hauptgebirgskette bedingt eine gewisse 


‚Aehnlichkeit zwischen dem östlichen Australien und West- 
\ Amerika, sie ist in beiden Ländern vorwiegend nördlich; die 
‚ Aehnlichkeit wırd noch grösser dadurch, dass auch die Ge- 
| birgsstractur manche Analogien zeigt. 


Alle vorcarbonischen Gesteine sind stark gefaltet‘, ihr 


 Generalstreichen ist nördlich und weicht nur in selteneren Aus- 
‚nahmefällen um mehr als 20° nach Osten oder Westen ab; 
‚die Eruptionsspalten aller in denselben Zeitraum fallenden 
‚Eruptionsgesteine sind dem Streichen jener Schichtgesteine 
‚nahezu parallel gerichtet. Erst die späteren Eruptionen der 
‚Basalte, Trachyte u. s. w. rissen Spalten auf, welche zuweilen 
‚jenen Orientirungslinien transvers sind, störten dadurch auch 


local das ursprüngliche Streichen der älteren Gesteine und 


‚orientirten die jüngeren Sedimentgesteine theils unter Winkeln, 


‚welche von den Meridianen mehr abweichende sind, theils — 
‚und am häufigsten — durchbrechen sie dieselben ohne eine 


) 


ı wesentliche Veränderung der Horizontallage ihrer Schichten. 


‚108 


Die Niveaus wurden oft bedeutend durch diese Ausbrüche 
alterirt, — so finden wir die untersten Schichten der grossen 
Kohlenformation von Neu-Sud-Wales theils unter dem jetzigen 
Meeresspiegel begraben, theils treten sie nur wenige Hundert 
Fuss über ihm auf und theils begegnet man ihnen in Eleva- 
tionen von 2— 3000 Fuss auf dem Rücken der Cordillere. 
Im Allgemeinen aber liegen — mit der Kohlenformation be- 
ginnend — alle jüngeren Sedimentgesteine den älteren Schich- 
ten des Uebergangsgebirges discordant auf und haben sich eine 
nahezu horizontale Lage bewahrt, eine Erscheinung, die fast 
räthselhaft erscheint, wenn man sie verbunden sieht mit mäch- 
tigen Gängen von Trachyten und Basalten, welche sie durch- 
brochen und oft in einzelne, auf verschiedene Niveaus geho- 
bene oder gesenkte Stücke zertheilt haben. 

Im Süden des COontinentes, in Victoria, besteht die Cor- 
dillere, ihr Seitenast und besonders dessen Nordseite vor- 
waltend aus unter- und obersilurischen Gesteinen (weiche 
Schlammgesteine, Schiefer und Sandsteine), in denen die reichen 
Goldfelder des Landes liegen, und aus wahrscheinlich noch 
älteren (cambrischen) krystallinischen Schiefern. Aus ihnen 
ragt auf jeder Längsseite der Pyrenäen und am stärksten längs 
der Öordillere entwickelt, eine Reihe von Granitinseln hervor. 
An der Südseite der Pyrenäen sind sie am schwächsten ver- 
treten, weil bedeckt von einem Theil der auch auf die Nord- 
seite hinubergreifenden ungemein verbreiteten Massen jüngerer 
Basalte, welche nach B. SmyrtH in wenigstens drei verschieden- 
alterigen Decken vorhanden sind und von der Eocänzeit bis 
in die geologisch neueste Zeit rangiren sollen. Die Verbrei- 
tung dieser Basalte war jedenfalls ehedem eine weit grössere 
als heute, wo sie nur den Rest präsentiren, welcher während 
der langsamen Erhebung des jetzigen Festlandes durch den 
Wellenschlag der Miocänmeere, durch die erodirende Wirkung 
der Atmosphärilien und der Bergwässer nicht beseitigt worden 
ist. »Für Victoria und dessen Goldproduction sind sie von 
grosser Bedutung gewesen, weil sie als präservirende Decken 
für die unter ihnen und mit ihnen wechsellagernden goldfüh- " 
renden Seifen gedient haben. Ihre Eruptionen sind jedenfalls 
mehrfach und in Perioden erfolgt, welche einander sehr ähn- 4 
lich waren; die Krater, denen ihr Material entströmte, sind 
zum Theil noch wohl erhalten. v 

Die krystallinischen Schiefer, aus welchen Uebergänge Do) j 
in die Silurgesteine angegeben werden, sieht B. Suyru für 
silurische oder cambrische Gebilde an, die durch Granit meta- 
morpbisirt seien. Von der Devonformatien hat man bisher nur 
mächtige Kalkmassen im Osten der Cordillere (in Gippsland) F 
angetroffen; indess scheinen die Porphyre, Diabase und Diorite, ” 


109 


‘ welehe in Gippsland mit obersilurischen Gesteinen häufig ver- 
bunden und stark entwickelt sind, dem Beginn der devonischen 
‘ Periode anzugehören. 
Die Glieder der australischen Kohlenformation erscheinen 
' zwar auch in Victoria, im Nordosten und Südosten der Cor- 
 dillere, sowie an dem Westende der Pyrenäen (in den Gram- 
| pian-Gebirgen), reichen aber weder in der Mächtigkeits-, noch 
in der Flächen-Entwicklung an die grossartigen Vorkommnisse 
| der nördlichen Colonieen heran. Von Keuper, Trias und Lias 
| ist bisher nichts aufgefunden wordeu. Wohl aber nehmen zur 
 Juraformation gezählte Gesteine (Oolith, carbonaceous rocks) 
, einen bedeutenden Flächenraum im Südosten, einen geringeren 
im Süden und Westen der Colonie ein; sie führen schwache 
ı Flötze schwarzer und brauner Kohle und werden von einem 
| für alttertiar angesehenen Basalt häufig durchbrochen. 
Nordwestlich von den Erhebungen der Cordillere und nörd- 
lich wie westlich von den Pyrenäen liegen die Gesteine eines 
| grossen Pliocän-Sees, welche ‘den grösseren Theil des Darling- 
ı Murray-Beckens ausfüllen. Längs der Südküste des Landes 
sind die Tertiargebilde schwächer vertreten und meistens mio- 
ı can; sie haben‘ sich auch auf den tiefer gelegenen Theilen des 
| Gebirges noch, theilweise mit oligocänen Schichten, erhalten. 
| In solcher Stellung, den silurischen und anderen goldführenden 
, Gesteinen auflagernd, geben sie z. Th. das Material ab, aus 
| welchem ein bedeutender Theil des in Victoria gewonnenen 
Goldes abstammt; sie sind es, welche — wenn von Geroll- 
schichten oder Basaltdecken überlagert — die „deep leads“ 
ı der australischen Digger darstellen, und welche seit langer 
| Zeit und wohl noch für viele Jahre durch ihren Abbau den 
| Nationalwohlstand des Landes heben und fördern werden. 
| Parallel mit der Cordillere und etwas südlich von Cap 
| Howe beginnend, tritt die Küstenketie auf, welche ebenso wie 
| die Cordillere nach Neu-Sud-Wales fortsetzt und dort die lei- 
| tende und ununterbrochene Gebirgskette darstellt, während die 
' Cordillere schon unter 35° südl. Br. von dem Murrumbidgee 
|, River durchbrochen und beendet wird. 
| Beide Ketten, recht oft in ihren Aussenlinien an die Alpen 
| Europas und an die Sierra Nevada erinnernd, sind aus Granit- 
 massen, welche von krystallinischen, silurischen und devo- 
ı nischen (seltener auch von carbonischen und tertiären) Schichten- 
| systemen umlagert und begleitet werden, zusammengesetzt; 
 sämmtliche Gesteine werden von Porphyren, Grünsteinen und 
' Basalten verschiedenen Alters durchbrochen. An der Westseite 
‚ der Cordillere treten Zinnerz-führende Granite auf. Zwischen 
‚ beiden Ketten ist ein südöstlich gestrecktes Verbindungsglied 
vorhanden, das seine Aufrichtung und Erhebung einem mäch- 


110 


tigen Basaltausbruch verdankt. Die Spaltenrichtung der Basalt- 4 


ausbrüche ist ebenfalls südöstlich; überall wo ich Basaltgänge 


und grössere Basaltmassen vorfand, war deren Längenent- 
wickelung in der angegebenen Richtung erfolgt. Sie setzen 
zum Theil ausgedehnte basaltische Plateaus, wilde Gebirgs- 
distriete und Ebenen vulcanischen Schlammes zusammen, aus 
welchen letzteren die silurischen Schiefer, Quarzite und Sand- 
steine oft in scharfen Graten und mit mehr oder weniger 
nördlichem Streichen hervorragen. In dem Terrain, welches 
von dem 147ten und 150ten Meridian, sowie von 37° und 35° 
südl. Breite eingeschlossen ist, liegen viele Goldfelder, die 
meistens bearbeitet werden und 2872 englische Quadratmeilen 
Flächeninhalt haben. 

Nördlich vom 35ten Breitengrade verliert die Cordillere 
ihren alpinen Charakter und geht in ein Hochland über, das 
bald flache, einförmige Plateaus mit hier und da zerstreuten 
Einzelbergen und baid auch unregelmässig angeordnete, z. Th. 
sehr wilde Höhenzuge aufweist. Gleichzeitig mit dieser Modi- 
fication ihres Charakters verliert die Cordillere ihre Function 
als Hauptwasserscheide und tritt diese, sowie ihren Namen 
an die Kustenkette ab, welche, nach Norden vorschreitend, 
sich immer mehr dem 150. Meridian nähert und, wenn auch 
mehrfach nach Ost und West abweichend, diesem folgt bis 
über 32° sudl. Br. Von da aus wendet sie sich nach Osten, 
überschreitet den l5lten, erreicht unter 28'!/, ° sudl. Br. den 
152ten Meridian und damit ihre grösste östliche Erstreckung: 
Direct über dem d5ten Breitengrade nehmen Granite und Por- 
phyre die grössten Flächenräume des “Gebirges ein. Sein 
Charakter wird aber wesentlich bestimmt durch mächtig ent- 
wickelte Basalte, welche auch in Verbindung mit Uebergangs- 
gesteinen und krystallinischen Schiefern das Gebirge flankiren. 
Längs der Küste tritt schon unterhalb des 35ten Breitengrades 
die Koblenformation auf, deren Glieder in meist horizontaler 
Schichtung dem Uebergangsgebirge aufgelagert sind; sie nimmt, 
nur sparsam und unterbrochen, den ganzen Raum zwischen 


Küste und Cordillere einerseits und zwischen 35° und 32° 1 


südl. Br. andererseits ein. Westlich von der Üordillere liegt 
dagegen zwischen den genannten Breitengraden das classische 
Goldgebiet von Neu-Sud-Wales, dessen gefaltete silurische und 
devonische Schichtensysteme nur hin und wieder schwache Reste 
der im Osten so riesig entwickelten Kohlengesteine auf ihren 
Gipfeln tragen und vergesellschaftet sind mit einer Masse von 
Eruptivgesteinen. Unter diesen nehmen syenitische Granite, 
Diorite, Diabase, Serpentine und die Glieder der Basaltfamilie 
hervorragende Stellungen ein. Echte Gneusse sah ich auch 
in diesen Regionen nie. Dieses Goldgebiet, von welchem etwa 


11l 


7930 Quadrat- Miles Seitens des Staates dem Publikum als 
remunerative Goldtelder zur Ausbeutung überwiesen worden 
sind, dehnt sich innerhalb der erwähnten Breitengrade vom 
150ten bis zum 147ten Meridian in westlicher Richtung aus. 
Das eigentliche westliche Innere der Colonie wird, soviel man 
weiss, vorberrschend von jungtertiären Bildungen eingenom- 
men. Wo aber immer aus ihnen gefaltete alte Schichtensysteme 
oder krystallinische Schiefer auftauchen, — wie solche aus 
den Flussgebieten des Bogan, Lachlan und Darling bekannt 
geworden sind — da erschienen mit diesen auch stets ‚ihre 
treuen Begleiter, das Gold und das Kupfer. 

Unter dem 32ten Breitengrade entspringt der Fluss Hunter, 
dessen Becken seiner ganzen Ausdehnung nach in einem Theil 
der alten Kohlenformation liegt. Diese setzt, obwohl stellen- 
weise durch Granite und goldführende alte Schiefer unter- 
brochen, auf die Westseite der Cordillere fort und bildet dort 
einen fast völlig zusammenhängenden, über 3'/, Breitengrade 
und 1 Längengrad nach Norden hin ausgedehnten Streifen, 
der ebensowohl wie die sudöstliche carbonische Hauptgruppe 
reich ist an mächtigen Flötzen guter Kohle und ausgezeich- 
neter Oelschiefer. In concordanter Lagerung zu .den Gesteinen 
dieser Steinkohlenformation finden sich fast überall auch juras- 
sische Gesteine vor, welche wegen ihrer Aehnlichkeit mit den 
echte Steinkohle führenden Schichten als „‚false coalmeasures“‘ 
bezeichnet worden sind. Sie treten auch am Ostfuss der Cor- 
dillere in vereinzelten Partieen auf, führen aber nirgends in 
Neu-Sud-Wales bauwürdige Kohle; erst in Queensland ent- 
wickeln sie Flötze, welche beispielsweise im Becken des Bris- 
bane und des Oondamine abgebaut werden und haben dort eine 
bedeutende Ausdehnung längs der Küste bis zum 25° s. Br. 

Die Cordillere selbst mit ihren Flanken innerhalb zweier 
Längengrade, besteht von 31° 30’ südl. Br. bis in die Nähe 
von Warwik aus einem von Porphyren begleiteten Granitkern, 
der besonders zwischen 31° und 28° 30’ südl. Br. sehr stark 
entwickelt ist und welchem sich östlich und westlich ein breiter 
Zug von Uebergangsgesteinen anschliesst, die ihrer Mehrzahl 
| mach devonisch sind. Der Granit beherbergt die reichen Zinn- 
 erzseifen und Zinnerzgänge der Bezirke von Inverell, Tenter- 
‚ field und Stanthorpe, während auf seinen Flanken zahlreiche 
‚grössere und kleinere Goldfelder von im Ganzen 2400 Quadrat- 
Miles Inhalt innerhalb der Uebergangsformation liegen. Die 
Gesteine der Cordillere sind hier in ähnlicher Weise wie im 
Süden von Basaltausbrüchen alterirt worden und unter diesen 
machen sich drei Eruptions-Centren bemerklich: das von Ar- 
‚ midale und Gleninnes und das von Oxley-Creek in Neu-Sud- 
‚ Wales und jenes von Toowoomba in Queensland. Die Wasser- 


112 


scheide der Cordillere hält sich innerhalb der Basalte von { 
28° 20’ bis 26° 40‘, indem sie sich gleichzeitig nordwestlich i 


wendet, bis sie mit dem Eintritt in krystallinische Schiefer und 


devomsche Gesteine plötzlich scharf nach Westen abbiegt und 4 
unter 148° 30’ östl. Länge und 26° südl. Br. von Neuem 


einem nordsüdlich entwickelten Basaltzuge folgt, der sich bis 


zu 23° 30’ südl. Br. fortzieht, Schon bevor diese Stelle 


erreicht ist, wendet sich ein Zweig dieser Basaltmasse und 
mit ihm die Wasserscheide nach Südwest. Unter 147° östl. 
Länge tritt die Cordillere in das Gebiet der von DA1InTREE 
bezeichnend ‚„‚Wüstensandstein“‘ genannten Tertiärablagerungen 
und verlässt dasselbe erst unter 20° 50’ südl. Br. und 145° 
östl. Lange. Etwas südlich von da zweigt sich ihr grosser 
Westarm ab, der anfangs noch in jenen Sandsteinen, dann 
aber zumeist in Gesteinen der oberen Kreide-Etagen liegt und 
nur zwischen 139° 40° und 141° östl. Länge ein wesentlich 
aus krystallinischen (cambrischen) Schiefern aufgebautes Ge- 
biet durchkreuzt; diese krystallinischen Schiefer enthalten 
mächtige Kupfererzgange und das Goldfeld von Cloneurry, 
dessen Quarzgänge ein ungemein feinhaltiges Gold führen. 
Der Hauptarm der Öordillere setzt indess in seiner ur- 
sprünglichen nördlichen Richtung fort durch ein wesentlich 
basaltisches Gebiet, welches von Graniten, devonischen Gestei- 


nen und krystallinischen Schiefern begleitet ist. In diesen ; 


zum Theil metamorphischen (?) Gesteinen liegen die reichen 


Goldfelder, welche nach den Flüssen Cape, Gilbert und i 


Etheridge benannt sind. 


Vom 18ten Grade südl. Br. an besteht das Hauptgebirge 4 
und die ganze Halbinsel York, soweit die durftigen Nachrichten 


über jene Gegenden eine Schätzung zulassen, aus Graniten, 


krystallinischen und UÜebergangsgesteinen, welche in Folge der 


Entdeckung reicher und weit ausgedehnter Goldfelder am 
Flusse Palmer wohl in Bälde genauer untersucht und bekannt 
werden dürften. 


Aus der gegebenen Darstellung geht wohl zur Evidenz 
hervor, dass die heutige Oordillere in ihren sprungweise an- 
geordneten Gliedern das Product von basaltischen Erhebungen 
ist, welche während der Tertiärzeit und besonders in deren 
letzten Abschnitten stattfanden. Die Beweise hierfür will ich 
nochmals dahin recapituliren, dass 1. die Wasserscheide — im 
Westen Victoria’s beginnend — sich von einer grossen Basalt- 
masse zur anderen hinzieht, 2. dass keine der letzteren ausser- 
halb der Cordillere liegt, 3. dass in Queensland die tertiären i 
Wüstensandsteine von Basalten gangförmig durchsetzt sind, in 
Neu-Süd-Wales und besonders in Victoria aber die Basalte 
mit pliocänen Alluvionen wechsellagernd in relativ bedeutenden 


E- 


2 


% 
113 


 Höbenlagen vorkommen und sogar Schichten vulcanischer Asche 


in. directer Auflagerung auf recenten Wiesenflächen (das Gras 


erscheint nur leicht gebräunt) gefunden worden sind. 


— 


Weiter ergiebt sich aber, dass die Stauchung, Faltung und 
meridionale Orientirung der devonischen und älteren Gesteine 
wie ihrer eingeschlossenen Lagerstätten mit der Aufrichtung 
und Orientirung der heutigen Gebirgskette, mit den basaltischen 
Ausbrüchen nicht ursächlich zusammenhängt, vielmehr in jene 
Zeit fällt, welche zwischen der Ablagerungs - Epoche der de- 
vonischen und der carbonischen Schichten liegt. Denn die 
letzten spätdevonischen, Schaalstein-ähnlichen Gesteine Queens- 
lands sind noch steil aufgerichtet und zeigen gleiches Ver- 
halten wie die ältesten Schichten der Uebergangsformation, 
während schon die tiefsten Schichten der australischen Stein- 
kohlenformation den Schichtenköpfen jener horizontal aufge- 
lagert sind. 

Welches der älteren Eruptivgesteine und ob überhaupt 
eines derselben zu dieser Steilaufrichtung der älteren Gebirgs- 
glieder wesentlich beigetragen habe, ist heute noch nicht zu 
entscheiden. Die mit der Aufrichtung in manchen Gegenden 
anscheinend gleichalterigen Diorite treten nie mächtig genug 
für eine solche Voraussetzung auf und so dürfte denn wohl 
ein in grossen Massen ausgebrochener Granit die Ursache ge- 
wesen sein. In dem wegen seiner vorzuglichen Durchschnitte 
ausgezeichneten Thal des Shoalhaven sah ich häufig Granit- 
gange, welche die aufgerichteten Schichten des Uebergangs- 
gebirges, ihre Diorite und Amphibolite gleichmässig durch- 


‚setzten und nach Streichen und Zusammensetzung nur Theile 


der benachbarten Granitmassive sein konnten; auch an an- 


_ deren Orten sah ich oftere Beweise, dass manche Granite we- 


nigstens entschieden junger sind als die Diorite und Grünsteine, 


welche in der Uebergangsformation theils als solche, theils 


- durch ibre psammitischen Derivate eine so wesentliche Rolle 


spielen. Dass die Quanten des eruptirten Granites aber 
_ enorm gewesen sind, dafür spricht der Umstand, dass wo 
immer in Victoria und Neu-Sud- Wales die erodirende und 
_ denudirende Wirkung der Gewässer genügend lange thätig ge- 


wesen und das Uebergangsgebirge in Folge dessen entfernt 


‚worden ist, der Granit auf beiden Seiten der Cordillere und 


der Pyrenäen — zuweilen in symmetrischen Flankenlinien — 
zu Tage tritt; die Annahme, dass ein grosser Theil, wenn 
nicht das Ganze des Hauptgebirgskörpers aus Granit besteht, 
Granit als Substrat hat, wird dadurch sehr wahrscheinlich ge- 


macht: und die so calculirten Massen des emporgedrungenen 


Granites sind gross genug auch für die ihnen von mir bei- 
gelegte Function, denn sie nehmen Flächenräume ein, welche 


Zeits. d.D.geol.Ges. XXIX. 1. 8 


| # a 


E; 


nach ganzen Breiten- und Längen-Graden zählen. Diese selben 
Granite sind ausserdem vielleicht junger als die Quarzgold- 
gänge, denn es sind zahlreiche Fälle bekannt, wo letztere an 
solchen Granitmassiven scharf sich abstossen; möglicherweise 


ist letzteres auch dadurch zu erklären, dass der Granit der 
Spaltenbildung zu grossen Widerstand entgegensetzte. 


Es bleibt nun noch übrig, des östlich von der Öordillere 4 


in Queensland belegenen grossen Küstengebietes zu erwähnen. 
In ihm strahlen zahlreiche und oft auch nördlich gerichtete 
Seitenäste der Cordillere aus, welche aber zuweilen durch 
‘ Verwitterung und Wasserwirkung durchbrochen oder ganz iso- 


lirt worden sind. Ausser dem schmalen Streif mesozoischer 


Kohlengesteine, welcher sich bis über den 25ten Breitengrad 
längs des Meeres nach Norden hinzieht und ausser einigen 
relativ kleineren Basaltmassen, nimmt im Suden die Devon- 
formation den grössten Raum ein; sie wird hin und wieder 
von grösseren und kleineren Granitpartieen, welche häufig eine 
mit dem Streichen der devonischen Gesteine gleichgerichtete 
Längenentwickelung besitzen, unterbrochen. In ihr liegen elf 
productive Goldfelder, in dem Bereich jener Granite deren 
vier. Die Granitmassen mehren sich und werden grösser mit 
dem Vorschreiten nach Norden. Nordwestlich treten echt 
carbonische Gesteine mit mächtigen Kohlenflötzen und tertiäre 
(Wuüsten-) Sandsteine auf; letzteren sind zuweilen auch noch 
Kreidegesteine unterlagert. Sie sind alle von basaltischen 
Gesteinen gangförmig durchsetzt; diese aber entwickeln sich 


auf dem 148ten Meridian nochmals zu einer langgestreckten 1 


grossen Masse, welche denn auch für die Erbebung eines 


Hauptzweiges der Cordillere und für die Ausbildung des ihn 
begleitenden langen Meridionalthales des Belyando - Burdekin- 
Flusses die Ursache abgegeben haben mag. Die Basaltmasse 
grenzt westlich an devonische Gesteine und an einen schmalen 


Streifen der Steinkohlenformation ; weiter westlich ruht letziere 
auf krystallinischen Schiefern von bedeutender Flächenent- 
wiekelung und in ihnen liegen drei Goldfelder und bedeutende 
Kupfererzgänge. Oestlich grenzt der Basalt an den Haupt- 


körper der Kohlenformation, nördlich an Granit und Devon- 
gesteine. Der westlich von Keppel-Bay auftretende Granit 
streckt sich ohne Unterbrechung durch 7 Breiten- und 6 Längen- 
Grade hin; seine nördliche Grenze, zur Zeit noch unbekannt, 
dürfte indess noch weiter nach Norden zu rücken sein, wo- 


durch sich seine Ausdehnung als bedeutend grösser heraus- 
"stellen würde. 


Dass der tertiäre Wüstensandstein über das ganze nörd- : 
liche Queensland verbreitet gewesen, wird durch das weit ver- 
breitete sporadische Auftreten rudimentärer Fetzen desselben 


n_ 


Ri 
) 


115 


% 


in den verschiedensten Höhenlagen und den verschiedensten 
 Gesteinen aufliegend, zur Gewissheit. Während er sich aber 
im Westen der Cordillere über riesige Flächenräume erhalten 
und die Sterilität jener Länderstrecken durch seine Wasser- 
durchlässigkeit veranlasst hat, ist er im Osten bis auf die 
durch basaltische und sonstige Erhebungen sehr hoch geho- 
benen Partieen fast vollig verschwunden. 

Schon früher erwähnte ich der eigenthümlichen Bestän- 
digkeit in der von den Uebergangsgesteinen des australischen 
Continentes innegehaltenen Streichrichtung, welche sich nicht 
allein auf die Sedimentgesteine, sondern auch auf einen grossen 
Theil der sie begleitenden Eruptivgesteine erstreckt. Dieser 
gleichen meridianen Streichrichtung begegnet man sowohl in 
den Pyrenäen und in der Cordillere Viectoria’s, wie in den 
Alpen, längs der Cordillere und ihrer Ausläufer in Neu-Süd- 
“Wales und in den Gebirgen, auf den Hochplateau’s Queens- 
lands; sie ist eine vollständig allgemeine Erscheinung, so all- 
gemein stetig und so selten variirend, dass sie von Reisenden 

und von den Wanderhirten im Innern des Landes häufig anstatt 
des Compasses oder der Sonne als einziges Orientirungsmittel 
benutzt wird. 
| Dass bei einer so entschieden ausgesprochenen meridianen 
Streichriehtung der einschliessenden Gesteine auch die Spalten, 
in welchen sich die Goldquarzlagerstätten ausbildeten, jener 
- Richtung möglichst parallel aufgerissen wurden, kann nicht 
Wunder nehmen, wenn man bedenkt, dass in den gefalteten 
Schichtensystemen nach dieser Richtung die geringste Cohärenz 
_ vorhanden und hauptsächlich nur der Seitendruck, die Schwere 
der Schichten zu überwinden war. So finden wir denn auch 
die Mehrzahl der plattenförmigen Lagerstätten mit mehr oder 
weniger meridianem Streichen ausgebildet und zwar nicht allein 
so in den geschichteten Gesteinen, sondern diese Tendenz 
- bleibt selbst da zuweilen beibehalten, wo die Gänge und Lager- 
 gänge aus dünngeschichteten Gesteinen in diese überlagernde 
Decken massiger Gesteine oder seitlich begrenzende Eruptiv- 
gesteine fortsetzen oder in letzteren allein auftreten. Die bei- 
den letzteren Fälle werden gut durch die Vorkommnisse auf 
den Goldfeldern von Gympie und Ravenswood in Queensland 
"und von Cargo in Neu-Sud-Wales erläutert, auf deren spätere 
‚Beschreibung ich hier hinweise. Für den ersten in den drei 
Fällen führe ich die Gangvorkommnisse von Belmoreleads in 
der Nähe des Canoblas-Gebirges in Neu-Süd-Wales an. Dort 
setzen zwei einander parallele Gangzuge auf, der eine in 
weichen Schlammsteinen und Schiefern, der andere in sehr 
mächtigen, massigen, zähen und harten Grauwackensandstei- 
nen, welche durch die gute Erhaltung ihrer Feldspäthe, der 


5 * 


116 z a. 


Horublende- und Glimmer-Partikelehen manche Leute verführt 
haben, sie für Syenit und Granit zu halten, ein Irrthum, der 
Angesichts der dickbankigen Lagerung und schaligen Abson- 
derung fast verzeihlich ist. Der letztere Zug besteht aus vier 
Gängen, welche in dem Grauwackensandstein nahezu saiger 
stehen; in dem Maasse als sie sich den vom Sandstein über- 
lagerten schiefrigen Gesteinen näherten, wurde das Fallen 
flacher und mit etwa 120 Fuss Teufe traten sie ohne Aende- 
rung des Streichens in Schiefer ein, deren Fallwinkel (etwa 45° 
bis 50°) sie von da ab folgten. Gleichzeitig wurden sie gering- 
mächtiger und reicher an Gold; während ihr Quarz im Sand- 
stein nur 12,4 Gramm Gold p. Ton enthielt, führte derselbe 
zwischen den Schiefern 27,9 bis 31,0 Gramm p. Ton und kam 
dadurch im Gehalt dem der Gänge des im Schiefer aufsetzen- 
den Gangzuges näher, welcher 62,2 bis 124 Gramm Gold p. 
Ton betrug. 4 

Das meridiane Streichen der Lagerstätten bei mehr oder 
weniger meridianem Gesteinsstreichen ist aber nicht dahin zu 
verstehen, dass sie als Lager ausgebildet seien; der gangför- 
mige Charakter tritt im Gegentheil immer deutlich hervor, sei 
es, dass sie im Streichen oder im Fallen oder in beiden Rich- 
tungen zuweilen eine Schicht des Nebengesteins auf kürzerem 
oder längerem Wege durchsetzen. Die Weglänge der Durch- ° 
setzung ist kürzer, ihr Winkel einem Rechten näher, wenn 
das durchsetzte Gestein massiv oder spröde ist, sie ist länger 
und ihr Winkel spitzer, wenn es schiefrig Snsssbilde und zähe 
ist; im letzteren Falle tritt oft Aufblätterung der Schichten, 
resp. Zersplitterung des Lagerganges, ein Verschlagen in klei- 
nere Theile ein. Zuweilen hält jedoch das lagerartige Aus- 
sehen auf verhältnissmässig grosse Flächenerstreckung an, so- 
dass es oft schwer halt, die Gangnatur der Lagerstätte nach- 
zuweisen. Ein gut ausgebildetes Beispiel dieser Art sah ich 
nicht weit von der Furth durch den Fluss Magnarie, welche 
man auf der Route Hillend-Roothog zu passiren hat. Die 
Schichten bilden dort an der nördlichen Thalseite eine frei zu 
Tage gehende antikline Mulde und innerhalb dieser treten, den 
Schichten völlig parallel eingeschaltet, mehrere starke „Reefs® 
auf. An der südlichen Thalseite erscheint die Fortsetzung der 
Antikline; aber die Anzahl der Schichten und die Breite des 
Raumes zwischen den Lagergängen hat sich erheblich ver- 
grössert, wodurch die Lagergangnatur des Vorkommens docu- 
mentirt ist. Solche antikline Lagergänge und besonders Stücke 
derselben, welche der Scheitelgegend der Antikline entsprechen, 
enthalten selten reichere Aubrüuche. Auch in dem vorliegenden 
Falle war der Betrieb trotz günstiger Abbauverhältnisse nichts # 
rentabel gewesen. N 


117 


Synklin ausgebildete Lagergänge lassen dagegen ebenso 
selten eine Veredelung (Anreicherung) des ganzen Gangkörpers 
oder des in ıhm enthaltenen Goldfalles*) in den tieferen 
Theilen der Mulde vermissen. Ein gutes, in grossem Maassstabe 


‚ entwickeltes Beispiel hierfür bieten die Erscheinungen an 


Hustler’s Reef in Sandhurst, Victoria. Es ist dies ein im 
Mittel 20 Fuss mächtiger, als synkline Mulde ausgebildeter 
Lagergang, zwischen untersilurischeneSchiefern, dessen Flügel 
ziemlich steil fallen. Die grösste erreichte Schachttiefe in 1872 
war 730 Fuss, die Länge der horizontalen und einfallenden 
Strecken, auf denen der unter etwa 45° im Gangkörper ge- 
neigte Goldfall auf verschiedenen Sohlen zum Abbau gelangte, 
war 4553 Fuss. Bei der Ausrichtung wurden in 30 Monaten 
49831 Tons Golderze und aus ihnen 2765,643 Kilo Gold von 
938,6 p- Mille Feingehalt (also 52,8 Gramm Gold p. Ton) ge- 
wonnen. Die während jener Zeit für Maschinen, Gehalte, Ge- 


 winnung ete. erwachsenen Kosten betrugen 65400 Pfd. St., 


das Actienkapital 3500 Pfd. St. nnd die Dividenden 273700 
Pfd. St. 

Ueberhaupt ist es nur eine allgemeinere Fassung der bei 
fast allen reichen Aubruchen sich ergebenden Thatsachen, 
wenn ich sage, dass die Synkline — in kleinem oder grossem 
Maassstabe auftretend, aus einfachem Richtungswechsel des 
Ganges oder durch zufallende Gangglieder erzeugt — stets 
eine Anreicherungsursache der Gänge und Lagergänge sei. 

Auf die absolute Teufe unter Tag kommt es hierbei und 


bei den Goldfällen gar nicht an und wenn von RICHTHOFEN’S 
_ und vor ihm anderer Autoren Berichte es nicht schon lange 


aus amerikanischen und anderen Ländern bewiesen hätten, 
dass die Goldfuhrung und quantitative Erzführung von der ab- 


 soluten Teufe unabhängig sei, so könnten Australiens Gold- 
 felder die Richtigkeit des Satzes an Hunderten von Beispielen 


ausser Zweifel setzen. In Victoria sind — entgegen den von 


- MoürcHıson und seinen Schülern vertretenen Ansichten uber 


das Schwinden des Goldes mit Erreichung gewisser Gang- 


*) Unter „Goldfällen“ verstehe ich reichere oder veredelte Zonen 
innerhalb des Gangkörpers, welche in ihrem Fallen um 0° bis 180° von 


jenem der Lagerstätte abweichen und nach Fallen und Streichen (Länge 


und Breite) bedeutende Dimensionen erreichen können ; sie unterscheiden 
sich von dem übrigen Ganginhalt meistens nur durch grösseren Gold- 
gehalt des Quarzes, oft aber ist damit auch eine Erhöhung des Gehaltes 
an Kiesen, Glanzen u. s. w. verbunden. Die Goldfälle stehen den im 
österreichischen Goldbergbau bekannten ‚„Adelsvorschüben“ am nächsten 
und sind genetisch mit diesen und den Erzfällen jedenfalls identisch Das 
"Wort ist deshalb auch nach dem Worte „Erzfail“ gebildet worden. Die 
australischen Bergleute nennen den Goldfall „shoot‘‘ oder „run of gold“, 


die Californier auch „chimney“. 


\ 


118 


teufen — Gruben im Betrieb, welche Lagergänge von einer 
zwischen 5 und 50 Fuss wechselnden Mächtigkeit bis zu 1000 
und 1200 Fuss Teufe schon abgebaut und dabei weder sehr 
weit auseinandergehende Differenzen in der Haltigkeit der Erze, 
noch in der Rentabilität erfahren haben. Die dieser Skizze 
angehängten Tabellen enthalten in No. VII. bis IX. neben 
anderen Daten auch einige charakteristische Belege für den 
Beweis dieses Satzes. Victoria besitzt unter den Colonieen 
den ältesten Gangbergbau und die am weitesten vorgeschrittene 
Statistik und aus letzterer konnte ich einen weiteren und aus- 
giebigen Beweis fur das Gutbalten der Gänge in der Tiefe 
ableiten. Während der Jahre 1851 — 1871 wurden 8 528 323 
Tons Quarz mit 17,6 Gramm Gold p. Ton, im Gesammt- 
werth von 18955292 Pfd. St., gefördert; das Mittel eines 
Productionsjahres beträgt hiernach 426416 Tons im Werth von 
947 765 Pfd. St. In den ersten 9 Monaten von 1872 wurden 
aber gefördert 692250 Tons im Werth von 1625408 Pfd. St. 
und einem Goldgehalt von 18,25 Gramm p. Ton. Da 
nun in jenem Jahre keine neuen Goldfelder dem Betrieb über- 
geben worden, neuentdeckte reichere Gangvorkommnisse also 
nur von geringem Einfluss gewesen und keine verbesserten 
Arbeitsmethoden eingeführt worden sind, so kann die um 
0,65 Gramm p. Ton erhöhte Haltigkeit, welche bei 
so grossen Mengen als sehr erheblich angesehen werden muss, 
nur durch die Erreichung grösserer Teufen veranlasst wor- 
den sein. 

Als Belege für den Einfluss, welchen Synklinen auf die 
Goldführung der Gänge und Lagergänge haben, führe ich 
einige selbst beobachtete Beispiele an. Zu Hillend in Neu- 


Sud-Wales liegen in einem zur oberen (?) Silurformation gehö- 


rigen Gebirge verschiedene Gangzuge, welche, wenn sie auch 
Sprünge und Verwerfungen aufweisen, doch in ihrem meri- 
dianen Streichen auf viele Meilen Erstreckung verfolgbar sind. 
Der interessanteste und best aufgeschlossene dieser Lager- 
gangzuge ist vor allen jener, welcher sich durch die reichen 
Gruben am ,„Hawkin’s Hügel‘ zieht und dessen nördliche 
Verlängerung: bei dem 5 Miles entfernten Tamharoora durch 
Chinesen, dessen südliche Verlängerung in dem 7—8 Miles 
entfernten Chamber’s Creek durch Europäer zur Untersuchung 
und zum Abbau gelangt ist. Er besteht an dem genannten 
Hawkins hill aus 6 Quarzlagergängen,, welche in Mächtigkeit 
zwischen 2 und 15 Zoll schwanken und nie mehr, meistens 
weniger als je 4 Fuss Schiefermasse zwischen sich haben. 
Mit dem Quarz werden auch die zwischenliegenden Schiefer 
abgebaut, sodass die Weite der Baue von 10 bis 14 Fuss 
schwankt. Von Tage bis zu 115 Fuss Teufe war ihr Fallen 


119 


wie das der einschliessenden grobsandigen, feldspathreichen 
Schiefer, wechselnd von 25° bis 35” östlich und ihr Gold- 
gehalt steigend von 15,5 bis 311 Gramm p. Ton. Von jener 
Teufe ab treten die Gänge allmälig in schwarzblaue Schiefer 
ein, welche eine den Urthonschiefern ähnliche Ausbildung be- 
sitzen ; gleichzeitig wurde ihr Fallen dem dieser Schiefer con- 
form 80° bis 85° östlich, wurde ihr Goldgehalt grösser und 
es traten in und neben dem Quarz auch reichlicher als vordem 
Pyrit, Carbonspäthe und Spuren von Pyrophyllit auf. Mit 
etwa 190 Fuss Teufe stellte sich eine Stauchung der Schiefer 
und Lagergänge ein; letztere zweigten zum Theil rein gang- 
formige Verbindungsglieder durch den in Folge der Stauchung 
mulmigen, zarten und theilweise zu schwarzem Thon umge- 
wandelten Schiefer ab und bildeten eine niedere, im Streichen 
langgestreckte und complieirte synkline Mulde. In dieser 
- Mulde waren die Gangmassen: wenig Quarz, mehr Pyrit und 
Kupferkies und reichlich Pyrophyllit in rosenblättrigen Aggre- 
'gaten; diese und der tiefschwarze zarte Thon, sowie der reiche 
Thonschiefer nahmen gleichmässig Theil an dem Goldgehalt, 
welcher an manchen Stellen bis auf 50 pCt. stieg, Es wurden 
mehrmals Stücke von 4—6 Kubikfuss Grösse durch gutgesetzte 
Schüsse losgelegt, welche 100 bis 150 Kilo Gold enthielten. 
Die Gesammtproduetion der Mulde betrug annähernd 12 300 
Tons Erze mit 4167,4 Kilo Gold von 910 bis 912 p. Mille Fein- 
gehalt, wobei zu bemerken ist, dass zwei Gruben, welche kaum 
150 Fuss Länge im Streichen der Lagergänge besitzen, sich 
mit 1844 Tons Erzen und 2623,6 Kilo Gold (= 1421 Gramm 
- p- Ton) an jener Production betheiligten und dass die ganze 
Mulde innerhalb 10 Monaten abgebaut war. Das Nebengestein 
und die Lagergänge sind durch saiger stehende wasserführende 
- Klüfte mehrfach verworfen, aber die Verwerfungen erreichen 
_ niemals bedeutende Dimensionen, Oestlich von der Stauchung 
kam man durch einen Querschlag auf einen zwar zersetzten, 
_ aber doch festen und massigen Grauwackensandstein, der den 
f Schiefern parallel, aber von unten her aufkeilend, eingeschaltet 
ist und möglicherweise die nächste Staucbungsursache gewesen 
sein mag. Die Mulde erstreckte sich in ihrer anreichernden 
Wirkung bis zu 240 Fuss Teufe, dann trat wieder der für 
den ganzen District eigenthümliche ungleichförmige (patehy 
Gold der Digger) Goldgehalt der Lagergänge — von 15,5 bis 
zu 620 Gramm p. Ton — ein; mit 260 Fuss Teufe schwan- 
den sie in Mächtigkeit und zerschlugen sich, ohne dass da- 
durch der Goldgehalt erhöht oder verringert Sünden wäre und 
‚erst mit 400 Fuss Teufe stellte sich wieder grössere Regel- 
mässigkeit der Gänge und der Goldführung ein. Das Fallen 
der Schiefer und der Lagergänge bis zu dieser Teufe war 


120 


zuerst saiger, dann steil westlich geworden, in der Gangmasse 4 
traten neben Quarz, Pyrit und Pyrophyllit wieder reichlicher 


auf, so dass im Juli 1875 eine zweite Anreicherungszone in 
etwas grösserer Teufe bestimmt erwartet wurde. Die letzt- 
genannten Thatsachen wurden mir erst vor Kurzem mitgetheilt 


— zur Zeit meines Besuches war nur erst die Mulde eben 


durchteuft — und sie sind von Wichtigkeit, weil dadurch die 
allgemeine, trotz der Teufe gleichbleibende Haltigkeit der Gänge 
bewiesen und meine schon in 1872 gebildete Ansicht, dass der 
Shoot of Gold, der Goldfall, nur eine Folge der Synklinen- 
wirkung sei, bestätigt wird. 


Parallel mit diesem Gangzug, und von ihm durch ein tiefes 3 


Thal getrennt, liegen die Gänge, welche Marshall’s reefs ge- 
nannt werden und den vorerwähnten Gängen nach Zusammen- 
hang und Goldgehalt ganz ähnlich sind; sie fallen westlich. 
In ibrer Streichverlängerung schwellen sie auch wie jene zu 
sehr mächtigen Quarzkörpern mit einem Goldgehalt von 6,2 
bis 124 Gramm p. Ton an und die früher schon beschriebenen 
armen antiklinen Lagergänge, welche an der Furth des Ma- 
graria-Flusses zu Tage gehen und in ihrer Streichlinie liegen, 
dürften mit ihnen identisch sein. 

Ausser den genannten sind noch andere Lagergangzüge 
und auch mehrere echte, z. Th. sehr mächtige Gänge vorhan- 
den. Keines dieser Vorkommnisse ist untersucht oder in Be- 


trieb genommen, trotzdem ihr Goldgehalt constatirt und dessen 


Höhe oft einladend genug ist. 
In dem Thames-Goldfeld, in Neu-Seeland, ist der bisher 
productivste 6 bis 16 Fuss mächtige Manukau- (oder &olden 


Crown) Gang in drei Gruben untersucht und abgebaut worden; 


er streicht nordöstlich und fällt nach Nordwest. Ihm parallel 
streichen und fallen zwei nahezu gleichmächtige, aber ärmere 


Gänge, deren einer ihm ein synklin zugeneigtes Trum zusendet, 


welches sich längs einer unter etwa 30° nach Nord geneigten 
Linie dem Gangkörper ansetzt. Dieser synklinen Arsatzstelle 
entlang war sowohl das Trum (hier feeder oder feeding leader 
genannt) als der Hauptgang ungemein reich an Gold, so reich 


dass man an manchen Stellen des dieser Gestalt gebildeten “ 
Goldfalles ein zuweilen viele Meter langes fast reines Gold- 
band von wechselnder Breite entblösst sah; dasselbe war dann 


immer von einem fein krystallinischen Gemenge aus vielen 


silberhaltigen Sulfureten, Quarz und Gold umgeben. Die 
ärmeren Theile dieses Sulfuret-Gold-Quarz-Gemenges lieferten 
in der Bleiprobe 379,4 Gramm Bullion p. Ton, deren Fein- 
gehalt nur 440 p. Mille betrug, während das durch Amalgamation | 
erhaltene Gold feinhaltiger war. Das Trum hatte sich nicht in 
gleichbleibender, sondern local verschiedener Breite dem Haupt- N 


re 
“u 


Re % war R ex ? % 


121 


_ gange angesetzt; Folge davon war, dass der Goldfall an den 
breitesten Ansatzstellen auch am reichhaltigsten war. Mit dem 

 Aufhören der Scharung verschwand sowohl die Veredelung des 
Ganges wie die des Trumes. 

In dem höher gelegenen Gangtheil war der Goldfall schon 

mit etwa 50 Fuss unter Tag und mit der grössten erreichten 

 Teufe von 245 Fuss das Ende des Goldfalles erreicht worden. 
Entfernt von dem Goldfall, d. h. über oder unterhalb oder 
seitwärts desselben übersteigt der Goldgehalt der Gangmasse 
nie 95,3 Gramm p. Ton und hält sich gewöhnlich gleich dem 
der beiden anderen Gänge zwischen 9,3 und 18,6 Gramm 
p. Ton. 

Die Gesammtproduction aus den reichsten Theilen dieses 
Ganges ergab in drei nebeneinander liegenden Gruben auf 
einer Gesammt - Abbaulänge von etwa 500 Fuss innerhalb 30 
bis 36 Monaten für 1480000 Pfd. St. Gold. Hiervon wurden 
für etwa 500000 Pfd. St. Gold in dem kurzen Zeitraum von 
nur 2 Monaten gewonnen. (Näheres hieruber in G. WoLErF, 
„Beobachtungen uber Goldvorkommen und Gewinnung in Neu- 
seeland‘‘, in der österr. Zeitschr. für B. und H., No. 47. und 
für 1874.) | 

Im Bereiche des Goldfeldes von Gympie in Queensland 
sind nahe an 200 Goldquarzgänge vorhanden, welche häufig 
durch nasse Kalkspath - führende Klüfte völlig abgeschnitten 
sind. Sie liegen tleils in einem Diorit, theils in diabasischen 

- und dioritischen Tuffen und Psammiten, welche durch ihre 
Versteinerungen als spätdevonisch erkannt wurden. Bei ihrer 
eigenthumlichen Anordnung und dem meist meridianen Strei- 
chen ist es nahezu unverkennbar, dass sie echelonartig ver- 
schobene Stücke einzelner Gangzuge darstellen. Eines der- 
selben, das New Zealand reef, war von Ende 1868 bis Ende 

1870 bis zu 140 Fuss Teufe untersucht worden und hatte fol- 
gende Resultate ergeben: Von Tage bis zur 80 Fuss Sohle 

_ waren 1647 Tons Quarz mit 279,6 Kilo Gold, von da bis zur 

140 Fuss Sohle 780 Tons Quarz mit 223,1 Gramm Gold ge- 

 wonnen worden. Dies ergiebt für die obere Teufe 169,5 Gramm, 
für die untere Teufe 286,1 Gramm Gold p. Ton. Der Lager- 
gang ist im Mittel nur 1 Fuss mächtig, schwankt aber zwi- 
schen einigen Zollen und 14 Fuss. Die gewonnenen Erze 
entstammten einem Goldfall. 

Aehnliches ergab sich auf dem Smithfield- Gange, dessen 
Quarz in einer der Gruben einen Goldgehalt von 96,4 bis 
27,9 Gramm p. Ton zeigte und sich in dieser Hinsicht in 
230 Fuss Teufe noch ebenso verhielt, wie auf den zwischen 
0 und 230 Fuss Tiefe intermediär liegenden Sohlen. Die 


122 


reicheren Anbrüche lagen immer an Stellen, wo kleine syn- 
kline Stauchungen oder ein weniger steiles Fallen eintraten. 

In einem im Thonsteinporphyr aufsetzenden Gang in 
Cargo in Neu-Sud-Wales war ein Schacht 150 Fuss tief nie- 
dergebracht worden, ohne dass ein durch die Teufe bedingter 
Unterschied sich bemerklich gemacht hätte. Vom Ausgehenden 
ab bis zu jener Teufe producirte der etwa 1 Fuss starke 
reichere Mitteltheil das Gangkörpers 124 bis 217 Gramm Gold 
p. Ton, die seitlichen je 2 bis 3 Fuss starken Theile dessel- 
ben 15,5 bis 46,5 Gramm Gold p. Ton. 


Die an den Gängen und Lagergängen bisher beobachteten 
Störungen lassen sich eintheilen in solche wo 1. die Störung 
mit der Bildung des Ganges gleichzeitig erfolgte, und in solche 
wo 2. die Störung das Resultat späterer Ursachen war. 


l. Synchronische Störungen der Spaltenbildung 
und Spaltenausfuüullung. 


Dieselben reduciren sich wesentlich darauf, dass Gesteins- 
massen irgend welcher Art, deren Substanz sehr zähe und fest 
war, dem Aufreissen der Spalten erhebliche Widerstände ent- 
gegensetzten und in Folge dessen die an sie herannahenden 
Spalten entweder an ihnen oder in ihnen ihr Ende erreichten 
oder, bei Durchsetzung des betreffenden Gesteins, doch sehr 
bedeutend in ihrer Mächtigkeit verringert wurden. Gesteine 
dieser Art sind manche Granite, Porpbyre, Diorite, Diabase, 
sowie feste kieselsäurereiche Schiefer. Besonders häufig wir- 
ken sie in solcher Weise, wenn sie in grossen zusammenhän- 
senden Massen vorhanden sind, — in Gangform oder als 
minder mächtige Gebirgsglieder sind sie von weniger bedeu- 
tendem Einfluss. Einige Beispiele mögen hier folgen. 

Bei Maldon in Victoria setzen in silurischen Schiefern 


und Sandsteinen mächtige und sehr ergiebige Quarzlagergänge \ 


auf. Die Schichten dieser untersilurischen, z. Th. schwarzen 
und halbkrystallinischen Gesteine stossen scharf gegen ein un- 
gemein mächtiges, intrusives Granitmassiv, dessen intrusive 
Natur durch kleine, in den silurischen Gesteinen verzweigende 
Granitgänge, die mit der Hauptmasse des Granits verbunden 
sind, erwiesen ist. In gleicher Weise hören auch die Quarz- 
lagergange scharf und ohne Veränderung ihres Inhalts am 
Granit auf; neben ihnen sind aber auch noch kleine goldquarz- 
führende Adern vorhanden, welche auf einige Meter Erstreckung 
in den Granit fortsetzen. Ob diese letzteren mit den Haupt- 


123 


 lagerstätten zusammenhängen, erwähnt Herr W. SALTER, dem 
ich diese Beschreibung verdanke, nicht. Wenn die Granit- 
intrusion später als die Gangbildung erfolgt wäre, so würde 
der Granit die Lagergänge wohl sehr zerdrückt, mittelst seiner 
Gänge wohl auch durchbrochen haben, was nicht der Fall sein 
soll; es würden ferner die kleinen Quarzgoldgänge nicht in 
ihn fortsetzen. (Auch B. Smyra erwähnt dieses Vorkommens.) 
In Brokencart, einem kleinen Goldfeld in dem südlichen 
Alpengebiet von Neu-Sud-Wales treten in einem dichten, festen, 
grünlichschwarzen und bis zur Unkenntlichkeit veränderten 
Gestein mehrere echte Quarzgänge auf, deren einer mittelst 
eines Stollens bebaut und untersucht wurde. Innerhalb des 
grünschwarzen Gesteins hat der Gang eine Mächtigkeit von 
4 Fuss, die ebenso wie die Regelmässigkeit der Goldführung 
(31 bis 92 Gramm p. Ton) constant ist; mit dem Gold finden 
sich im Quarz kleine Pyriteinsprenglinge und nur auf den 
jeweilig durchlaufenden Sprüngen des Quarzes haben sich An- 
flüge von Kupfersalzen angesiedeit. Als der Stollen aber etwa 
200 Fuss vorgeschoben war, wurde der Quarz zertrümmert 
und zerklüftet und auf den Kluften stellten sich reichliche Car- 
bonate und Silicate von Kupfer ein. In einigen Metern wei- 
terer Entfernung schrumpfte der Gang zusammen und spaltete 
sich in mehrere Trümer , welche in einen sehr festen, quar- 
zigen Syenit eintraten. Einige derselben keilten sich im Syenit 
aus und nur ein Trum setzte, auf eine Mächtigkeit von 4 bis 
6 Zoll redueirt, in ihm fort, Der Goldgehalt war in den aus- 
keilenden Trümern wie im Haupttram der frühere geblieben 
und beim Weiterverfolgen des letzteren verschwanden auch die 
Kupfersalze in dem Maasse als der Ganginhalt solider wurde. 
Rutschllächen waren weder im Gange noch in der eisen- 
oxydhaltiges Wasser führenden Contactkluft zwischen den bei- 
den Gesteinen wahrgenommen worden. Die Kupfersalze rührten 
_ aus dem Syenit her, welcher fein eingesprengte Pyrite und 
'Kupferkiese enthielt, sie waren jedenfalls mittelst der Uontact- 
_ kluft in den zerklufteten Gang eingeführt worden. 
Bemerken will ich noch, dass der Syenit allem Anscheine 
nach selbst Gold führte und zwar, wie ich glaube, nur in 
seinen Kiesen. Die von ihm herrührenden, oft bis zu 10 und 
20 Fuss Tiefe zersetzten, eisenschüssigen Arkosearten wurden 
hier und in dem benachbarten dead horse gully verwaschen 
und lieferten ein Gold, das meistens die Form sehr kleiner, 
flacher, unregelmässiger Körnchen, seltener Blätterform besass. 
In dem Karakka Creek, Thames-Goldfeld, in Neuseeland, 
setzt einer der zahlreichen , in den Schichtgesteinen vorhan- 
denen Quarzgänge, dessen Goldgehalt zwischen 15,5 und 
62 Gramm p. Ton schwankte und welcher eine Mächtigkeit 


124 2 


von 3 Fuss hat, in einen sehr festen, schwarzen Diabas fort. 
Mit dem Eintritt in dieses Gestein zerschlägt er sich in meh- 
rere Trümer und diese schrumpfen sehr bald auf eine mit 
Thon und Kalkspath erfüllte Kluft zusammen. Aus Rücksicht 
auf den theuern Betrieb wurde die Verfolgung dieser Klüfte 
aufgegeben. 

An Happy Creek, auf demselben Goldfeld belegen, tritt 
ein in seiner Wirkung genau gleicher Fall dadurch ein, dass 
der in dem anfangs reichen Nebengestein mächtige Gang in 
dem allmälich fester werdendeu und silicificirten Nebengestein, 
welches massenhaft :krystallisirte, goldfreie Pyrite führte, sich 
theilte. Die Trumer führten nur Thon mit Quarzkörnern. 
Das Nebengestein ist ein feldspathiger, grober Sandstein, der 
Trüumerinhalt also wohl nur zersetztes Nebengestein. 

Auch die in den Gangkörpern öfters enthaltenen, ver- 
klemmten Schollen und Keile des Nebengesteins (die „‚horses“ 
der Digger) gehören hierher. Ihre Wirkungsweise während 
der Gangausbildung war aber gewöhnlich nur derart, dass sie 
die circulirenden Flüssigkeiten aus ihrer ursprünglichen Strom- 
richtung ablenkten, dass in Folge dessen die Goldfälle z. B. 
sie umgehen, d. h. über oder unter ihnen fortsetzen. Eine 
anreichernde Wirkung habe ich an den zahlreichen Beispielen 
dieser Art auf dem Thames-Goldfeld nie beobachten können. 


2. Störungen, welche jünger als die Spalten- 
bildung und Spaltenausbildung sind. 


Dieselben sind in grosser Mannichfaltigkeit beobachtet 
und, wenn man von jenen absieht, die eine Folge der Ver- 
witterung und Abtragung sind, immer durch spätere Spalten- 
bildungen veranlasst worden, mögen die entstandenen Spalten 
nun ausgefüllt sein mit eruptiven Gesteinen oder mit Gang- 
massen, mögen sie taube oder nur wasserhaltige Klüfte dar- 
stellen. Die Störungen bestehen in Verwerfungen und oft 
damit verbundenen Zertrummerungen , denen nicht allein die 
Lagerstätten, sondern auch das sie einschliessende Gebirge 
unterworfen wurde. Unter ihnen sind jene am häufigsten, 
welche in Beziehung zu Basaltgängen und Basaltmassiven 
stehen, oder durch solche veranlasst sind; man begegnet ihnen 
auf sehr vielen Goldfeldern. i 

Die Goldquarzlagergänge Vietoria’s und besonders die von 
Sandhurst sind häufig auf bald mehr bald minder mächtigen 
Basaltgängen verworfen ; ihr Quarz ist zerbrochen und aus dem 
Zusammenhang gerissen, zuweilen sogar in die Basaltmasse 
eingebettet worden. Solche Basaltgänge werden von den Dig- | 
gern in Victoria „Lava streaks‘‘, in Neu-Sud-Wales „Barriers“ 


125 


_ genannt; sie wirken ebenso häufig verwerfend durch directe 
Durchsetzung auf die Lagerstätten, wie vermittelst der sie be- 
gleitenden, bald parallel bald transversal angeordneten tauben 
und Spiegel-Klüfte. 

Das Gardengully-Reef in Sandhurst, ein Lagergang, w wel- 
cher von 2 bis 40 Fuss in Mächtigkeit wechselt und wohl- 
ausgebildete nördlich fallende Goldfälle besitzt, wird mehrfach 
von solchen Basaltgängen durchbrochen und auf verschiedene 
Entfernung nach Osten verworfen; im extremsten Falle betrug 
die Sprunglänge 30 Fuss. In einem anderen Falle am selben 
Orte werden beide Schenkel eines synklinen Lagerganges durch 
einen Basaltgang nach Osten verworfen und es ist eine dort 
wohlgewürdigte Thatsache, dass alle Lagergangzüge im Bezirk 
Sandhurst mit solchen Basaltgängen, welche meistens ein den 
Lagergängen paralleles Streichen, aber verschiedenes Fallen 
besitzen, associirt sind. Ein dritter Lagergang (reef) wird 
von und auf einem Basaltgange 20 Fuss nach Osten verworfen, 
aber — und so ist es in den meisten Fällen — gleichzeitig 
sind auch noch Spiegelklüfte vorhanden, die den Lagergang in 
gleicher Richtung noch um 12 Fuss weiter werfen. 

An Hawkin’s hill in Neu-Sud-Wales sind die Lagergänge 

durch die in der Nachbarschaft vorhandenen Kuppen und 
Gänge von Basalt nicht direct, sondern nur durch wasserfüh- 
rende und Spiegel-Klüfte verworfen, welche meist saiger stehen 
und rechtwinklig zum Streichen der Lagergänge gerichtet sind; 
die Sprunghöhe betrug in einem von mir beobachteten Falle 
15 Zoll, die Sprunglänge 12 Zoll. Gleichzeitig findet sich aber 
_ auch dort eine Ueberkippung des obersten Theiles der gang- 
führenden Schichten, welche zu Brüuchen der Lagergänge und 
ihres Quarzes beigetragen hat. 

An dem gegenüberliegenden Marshall’s hill treten auch 

Verwerfungen durch Basaltgänge ein; dieselben wurden indess 
bisher nur an der Oberfläche constatirt. 
r Auf dem Thames-Goldfeld hat ein ungemein mächtiger 
 Basaltausbruch, der nicht gangförmig, sondern stockförmig 
auftritt, eine Anzahl von Quarzgängen abgeschnitten und das 
noch vorliandene Gebirgsstück mit den darin liegenden Gängen 
so völlig zertrümmert und verworfen, dass letztere nur theil- 
weise ausrichtbar waren. Der Basalt selbst hat Bruchstücke 
des zerstörten Gebirges in sich aufgenommen. 

Häufiger sind auf diesem Goldfelde die Fälle, in denen 
die Gänge durch Lettenklüfte, welche zuweilen bedeutende 
Mächtigkeit haben, verworfen a die Sprungdimensionen 
- sind zuweilen so bedeutend, dass die verworfenen Gangstücke 
auch durch ausgedehnte Versuehsbaue sich nicht wiederfinden 
liessen. 


126 7 


Bei Cargo in Neu-Süd-Wales werden im Porphyr liegende, 
nördlich streichende Goldkupfergänge auf mächtigen ebenfalls 
goldführenden Eisenkieselgängen von ostnordöstlichem Strei- 
chen verworfen. Dabei erlitten aber auch die Eisenkieselgänge 
Brüche und Störungen in ihrer Masse, sodass der Eisenkiesel 
durch ein Netzwerk krystallinischen weissen Quarzes an jenen 
Stellen wie ein Trümmergestein aussieht. 

Auf dem Goldfelde von Gympie in Queensland sind die 
Lagergänge und Gänge fast immer auf ‚nassen Kalkspath - hal- 
tenden Klüften verworfen. Die Länge des Sprunges erreicht 
nach Hacker bedeutende Grössen, Hunderte von Fussen; die 
Sprunghöhe konnte noch nirgends bestimmt werden. Aber 
hier ebenso wenig wie in allen mir bekannt gewordenen Fällen 
hat die Goldführung der Lagerstätten irgend welchen Nachtheil 
durch Störungen jüngerer Art erlitten. Trotzdem ist an solch 
einem nachtheiligen, vielleicht auch unter Umständen günstigen 
Einfluss derartiger Faetoren nicht von vornherein zu zweifeln, 
wenn man bedenkt, dass in anderen Ländern während relativ 
später geologischer Epochen Gold ausgeschieden wurde (die 
Goldquarzzüge Californiens sind jurassischer Entstehung, die 
Goldvorkommnisse am Calanda in der Schweiz vielleicht noch 
junger) und auch heute (z. B. in manchen Thermen Cali- 
forniens) noch ausgeschieden wird: ein Beweis dafür, 
dass Gold auflösende Agentien bis in die Jetztzeit noch vor- 
handen und thätig sind. 


ü 


Die eigenthümlichen Beziehungen, welche zwischen den 
Lagerstätten des Goldes und einigen Gesteinen bestehen und 
ihre Wichtigkeit für den Bergbau, machen es nothwendig, 
dass ich sie an der Hand von Beispielen etwas specieller 
behandele. 

Wenn es auch Thatsache ist, dass die verschiedenen 
Lagerstätten in den verschiedensten Uebergangsgesteinen — 
aber nicht in allen bauwürdig — aufsetzen, so ist es doch 
andererseits ungemein auffällig, dass in den grossen — ich 
möchte sagen classischen — Gold produeirenden Centren ge- 
wisse Gesteine stets durch die Art oder Massenhaftigkeit ihres 
Auftretens hervorragen, dass sie unter analogen Verhältnissen 
in ähnlich struirten Landestheilen nie vermisst werden und 
dass der Feingehalt des producirten Goldes, der grossen Masse 
nach, ebenfalls mit ihnen in Beziehung steht. Freilich treten 
zuweilen in anderen Gegenden anscheinend oder vielleicht auch 
wirklich dieselben Gesteine unter anscheinend ähnlichen Um- 


ee 


127 


Zusammensetzung und Ausbildung auf, ohne dass sie und die 
übrigen Gesteine solcher Gegenden sich durch besonders hohen 
Goldgehalt auszeichneten: Das sind aber — und zwar auch 
für den Unbefangenen — Ausnahmen von Regeln, für welche 
noch keine Erklärung gefunden ist; es sind Räthsel, die jeden- 
falls nur auf Grund sehr genauer Gesteinsbestimmungen, durch . 
sorgfältige Untersuchungen an Ort und Stelle und durch eine 
grösstmögliche Menge von Beurtheilungsdaten gelöst werden 
können. 

Selbst dem Laien, dem gewöhnlichen, durch mineralo- 
gische Studien für seine Arbeiten keineswegs vorbereiteten 
Digger fällt es nach kurzer Umschau auf verschiedenen Gold- 
feldern alsbald auf, dass die hornblendigen krystallinischen 
Gesteine sich so haufig in der Nähe von und auf Goldfeldern 
immer wieder einstellen. Wo er ihnen auf seinen Kreuz- und 
'Querzügen begegnet, da schlägt er auch seine Keilhaue ein — 
und stets findet er das Gesuchte, oft in genügenden Mengen 
ihn für seine Mühe zu entschädigen. 

Neben den hornblendigen krystallinischen Gesteinen ist 
es kieshaltiger Felsit, der einen ähnlich frappanten Fingerzeig 
giebt; ist er mit Serpentin oder mit hornblendigen Gesteinen 
. verbunden, so ist die Golderwartung gewisser Erfüllung sicher. 
Ausser diesen drei Gesteinsclassen sind es ferner noch jene 
eigentbümlichen, dunkel gefärbten, bald festeren, bald weicheren 
Grünsteintuffe (Schalsteinarten), welche häufiger als andere 
- geschichtete Gesteine auf die Goldführung der Gänge günstig 
_ einwirken. 

Die folgenden Beispiele sind geordnet nach den Gesteinen, 
welche in dem beschriebenen Vorkommen als wesentlich an- 
gesehen werden müssen. 


a. MPelsit (siehe Taf. II.). 


1. Das Goldfeld Kilkivan , in Quensland unter 26° 5’ 
‚südl. Br. und 152° 15’ östl. Länge gelegen, bildet ein gutes 
Beispiel der Combination von Felsit mit Serpentin, Granit, 
 Grünsteinen und Grünsteintuffen und anderen gesehichteten 
" Uebergangsgesteinen, welche theils in der Form von Schiefern, 
 Schlammsteinen und theils als Sandsteine erscheinen. Die 
Sehichtgesteine nehmen weitaus den grössten Flächenraum im 
Mebiete des Goldfeldes ein. Sie werden westlich von jüngeren, 
vielleicht carbonischen Conglomeraten, Sandsteinen und Schie- 
_ fern begrenzt, die durch mächtige Eruptionen von Augitpor- 
_ phyren und Melaphyren dislocirt wurden und sammt den sie 
begleitenden serpentinartigen Gesteinen reich sind an Zinnober- 
 gängen. Oestlich und südöstlich lehnen sie sich an stark ent- 


128 2 


wickelte krystallinische, zum Theil hornblendige, granitäbnliche 
Gesteine, welche zum Theil schiefrig ausgebildet sind. Hier 
und da ragen aus allen diesen Gesteinen echte rothe Granite, 
gewöhnlich flache Hügelwellen oder niedere Kuppen bildend, 
hervor; sie, zeichnen sich dadurch aus, dass sie nirgends 
Goldquarzgänge, wohl aber in dem erwähnten westlichen Ge- 
biet ebenfalls Zinnobergänge enthalten. Das Streichen der 
Sedimentgesteine wie aller in sie eingeschlossener Gebirgs- 
glieder ist nordnordwestlich, wechselnd von N. 5° bis 30° W. 
Beigefüugte Kartenskizze (Taf. II.) weiset innerhalb der 
Uebergangsgesteine zahlreiche grössere und kleinere isolirte 
Serpentinmassen auf, welche im Norden mehr auseinander lie- 
gen, im Süden aber um einen sehr mächtig auftretenden Felsit- 
gang gruppirt sind. Parallel mit diesem Felsit laufend, erscheint 
an dessen nördlichem Ende ein jedenfalls eruptives Gestein; 
dasselbe gleicht am ehesten einem grünlichschwarzen und sehr 
feinkörnigen, zersetzten Andesit, der durch Kieselsäure - Auf- ° 
nahme hart und spröde geworden ist und gleichzeitig viel Pyrit 
in feiner Vertheilung enthält. Ihm ähnliche Gesteine finden 
sich in Verbindung mit Serpentin und Serpentinschiefern süd- 
lich von dem Goldfeld und sie sind dort die Begleiter von 
Kupfererzgängen; ich bezeichnete es vorläufig als Grünstein. 
Der Felsit besteht nur aus feiuen Quarz- und Plagioklas- 
Individuen, welche in einer hellen, nicht optisch definirbaren 
(felsitischen) Paste eingebettet sind; er ist nie grossporphyrisch 
ausgebildet, so dass man ihn, wie dies geschehen, bei seinem 
feinen Korn und der regelmässigen Absonderung wohl für 
einen dichten Sandstein halten könnte. Seine Absonderung 
ist eine zweifache, bankig und parallelepipedisch, und jede 
derselben ist sehr gut entwickelt. Die Klüfte dieses Abson- 
derungsnetzes sind als Gänge ausgebildet und diese, in Dicke 
von einer feinen Haarspalte bis zu höchstens 2 Mm. wechselnd, 
enthalten neben Quarz Gold und Pyrit (oder dessen Zersetzungs- 
product — Eisenocker). Die Goldführung dieser winzigen Gänge 
ist so bedeutend, dass die Gewinnung in den äusseren zer- 
setzten Partieen des Gesteins einen reichlichen Gewinn ab- 
warf, trotzdem die Dicke der zu raumenden Bänke und Qua- 
dern selten unter 1 Fuss herabging und das angewandte 
Extractionsverfahren lediglich in einem Verwaschen bestand. 
Das Gestein enthielt im Innern der Quader auch noch Aus- 
scheidungen von Pyrit und Gold (in den zersetzteren Partieen 
Hohlräume, die theilweise mit Eisenoxyd und Gold erfüllt” 
waren); ob diese aber von dem Gangsystem aus infiltrirtt — 
wie ich es für wahrscheinlich halte — oder secretionärer Ent- 
stehung waren, konnte ich nicht entscheiden. Eine analytische 
oder amalgamatorische Bestimmung des Goldgehalts dieses 


ee 


129 


"Gesteins hat nie stattgefunden; auch die Goldgewinnung hat 


aufgehört, seitdem sich ergiebigere Lagerstätten fanden, mit 
deren Natur und Bearbeitung die Digger besser vertraut sind. 
Längs der Ostseite dieses Felsitganges war der Serpentin 


' zwischen den mit bb bezeichneten Punkten von einem Netz- 


werk 0,2 bis 2,0 Zoll starker Gänge durchtrumert und deren 
Inhalt Gold, Quarz und amorphe Silicate von Magnesia und 
Eisenoxydul. Dieselben wurden nur bis zu 15 Fuss Tiefe 


“durch Tagebau gewonnen und dann, wegen steigender Schwie- 


rigkeit der Arbeit und abnehmender Haltigkeit wie Mächtigkeit 
der Trümer verlassen. Aehnliches wiederholte sich an den 
mit ce bezeichneten Stellen. Die Menge des solcher Gestalt 
in situ gewonnenen Goldes war relativ bedeutend, die Grösse 
und Form des erwaschenen Goldes wechselnd von staubfeinen 
Blättehen bis zu groben Stücken von über 100 Gramm Ge- 
wicht. Die grössten Goldquanten sowie die grobsten Klumpen 


‘des Metalls fanden sich am Fusse der Hügel, innerhalb der 


mit a bezeichneten Zone des Serpentins in Alluvionen und 


 entstammten zweifellos: dem höher gelegenen Trumernetzwerk 
im -Serpentin; der grösste „nugget* wog über 2480 Gramm. 


Im Entdeckungsjahre wurden an 900— 1000 Kilo Seifengold 


aus diesen Alluvionen gewonnen. 
In den Schiefern und Sandsteinen der Umgebung sind 


zahlreiche Quarzlagergänge vorhanden, deren Goldgehalt in 
vielen Fällen erwiesen ist. Bearbeitet werden indess nur drei 
davon. Es sind dies jene, welche nördlich von dem Felsit- 
"gang auftreten; ihr Nebengestein ist theils weicher Thonschiefer, 
theils ein grünlichgrauer, weicher Schlammstein, welcher an 
anderer Stelle durch Kalkknoten schalsteinartig wird und sie 
liefern im Amalgamationsprocess 31 bis 124 Gramm Gold 


p- Ton. Die auf ihnen arbeitenden Gruben, welche näher an 
den Grünstein heran gelegen sind, führen in ihrem Quarz 
nicht nur wie in den mehr nördlich liegenden Gruben Gold 


"und Pyrit, sondern auch noch Bleiglanz, Zinkblende und 


Kupferkies. Wenn auch diese Erze nicht in finanziell erheb- 


lichen Mengen auftreten, so sind sie doch deshalb wichtig, 
weil sie immer da sich anhäufen, wo der Quarz goldhaltiger 


wird und häufig das Gold ganz von ihnen umschlossen wird. 
Auf dem Gipfel des steilen Hügels tritt zwischen dem 


"Grünstein und dem Felsit ein mächtiger Contactgang zu Tage; 


er besteht am Ausgehenden aus Quarz und enthält in zahl- 
reichen Hohlräumen Eisenocker und Gold. Die Gehaltspro- 
portion der letzteren wurde noch nicht bestimmt. Der Gang 
wird von den Diggern als „Mother reef* angesehen und seine 
Lage wie seine Mächtigkeit scheinen auch darauf hinzudeuten, 
dass die nördlich gelegenen Lagergänge von ihm ausstrahlen 


Zeits. d. D. geol. Ges. XXIX, 1. 9 


130 


und dass er mit der Goldführung der östlich gelegenen quar- 
zigen Klüfte und Trümer in einem ursächlichen Zusamrenhang 
stehe. Zwei arme, aber speculative Digger von Kilkivan sind 
von den in ihm aufgespeicherten Goldreichthümern so fest 
überzeugt, dass sie seit bereits 8 Jahren an einem Stollen ar- 
beiten, den sie auf der Westseite des Berges angesetzt und 
schon über 500 Fuss in dem harten Gestein eingebracht 
haben. 4 
Das aus dem Felsit, Serpentin und aus den Lagergängen 
gewonnene Gold ist sämmtlich hochkarätig, es schwankt im 
Feingehalt von 80 bis 90 pCt. 3 

Erwähnen muss ich noch der Thatsache, dass der meiste 
Serpentin des Gebiets, wenn er nur mit Thonschiefern assoeiirt 
ist, regulinisches Kupfer und Kupfererze in Gängen führt, ° 
welche gewöhnlich nahe der ÜOontactfläche beider Gesteine auf- 
setzen und theilweise quarzige Gangart enthalten. Bauwürdig ° 
wurde indess noch keiner dieser Gänge befunden. - 

2. R. DamrTees , in seinen Notes on the Geology of 
Queensland, giebt fünf Vorkommnisse goldführenden Felsites 
an, welche, wenn sie auch mit dem beschriebenen ähnlich 
sind, doch so wesentliche Abweichungen aufweisen, dass ich 
sie bier beschreiben will. ; 

Das Gestein nennt DaAıtres „pyritischen Felsit oder 
Elvanit‘“ und gelegentlich einer mikroskopischen Analyse be- 
zeichnet es Herr ALLPoRT in Birmingham , der bekannte eng- 
lische Gesteinsmikroskopiker, als .‚einen Felsit oder Trachyt, 
bestehend aus feiner, körniger, feldspathiger Basis, in welcher 
Gruppen von kleinen grünen Körnern und Krystalle von Horn- 
blende zerstreut sind“. Die chemische Analyse ergab 69,9 
bis 78,2 pDt. Kieselsäure. 

a. Am Mount Wheeler durchbricht der Felsit Serpent Ki 
Gabbro und Diallagfels und erhebt sich bis zu 800 Fo S 
Höhe; er ist sehr diehtkörnig und compact. Innerhalb einer 
englischen Meile Radius um den Felsit ist der Serpentin von 
Goldquarzgängen durchsetzt, während die grossen Serpentin 1“ 
massen, welche ausserhalb dieses Halbmessers liegen, keine 
solchen Gänge aufzuweisen haben. Einige dreissig Yards vom n 
Steilabhang des Felsitberges enthielt der Serpentin Gold, dessen ii 


Gewinnung bis zu 20 Fuss Tiefe lohnte; von da ab bis zu 
80 Fuss Tiefe war es auch noch vorhanden, aber in Mengen 
die für die Gewinnung nicht genügten. 

B. Im Cape River Goldfeld ist der Einfluss dieses Fel- e 
sites besonders deutlich. Das Gestein sieht aus „‚‚wie ein“ 


theilweise zersetzter (kaolinisirter) Felsit oder Trachyt , mit 
kubischen, durch Eisenoxyd ausgefüllten Höhblungen.“ Das 
gefundene Alluvialgold bildete lose verbundene, schwammige 


> 
In a 
" 


151 


„nuggets‘‘ oder sehr feinen Staub, dem zersetzter Felsit an- 
hing und enthielt neben Spuren von Blei und Kupfer 92,8 pCt. 
Gold und 6,7 pCt. Silber. 

Y. In demselben Golddistriet treten aber auch noch zwei 
Felsitgänge auf, welche Glimmerschiefer und Hornblende- 
schiefer durchsetzen; dieselben Schiefer werden auch noch von 
einem Feldspath-Porphyr - Gang durchsetzt. Die Felsitgänge 
lieferten im gewöhnlichen Poch- und Amalgamir-Verfahren 9,3 

bis 12,4 Gramm Gold p. "on. 

| 6. In der Nähe von Rockhampton existirt eiu ähnlicher, 
10 Fuss mächtiger Felsitgang, von welchem mehrere 100 Tons 
mit lohnendem Erfolg (15,5 Gramm Gold p. Ton) zur Probe 
_ verpocht wurden. Er liegt in glimmerhaltigem Diorit, ist in 
höherem Grade als die vorerwähnten Felsite zersetzt und ent- 
hält neben reichlichen Eisenoxyden auch Kupfersilicate. Seine 
ungefähre Zusammensetzung giebt DAInTREE mit: Quarz 10 pCt., 
_Plagioklas 80 pCt., zersetzter Pyrit 10 pCt. 

&. Bei Ban Ban im Bezirk von Gayndah ist es ein „theil- 
weise zersetzter Feldspathporphyr* mit Ueberzugen von 
Kupfercarbonaten auf den 6esteinsrissen und Eisenoxyd als 
Pseudomorphose nach Pyrit im Gestein“, welcher bei der 
Untersuchung 40,4 Gramm Gold p. Ton ergab. Der Gold- 
und Kupfergehalt wird aus der Zersetzung sporadisch in dem 
Gestein vertheilter Pyrite abgeleitet. 

_ Wie ersichtlich differiren diese Beispiele erheblich von 
dem Vorkommen bei Kilkivan, da es dort überall quarzhaltige 
Klüfte und zarte Gänge im Gestein sind, welche das Gold 
führen und durch deren Anwesenheit die Imprägnation des 
Felsites mit goldhaltigem Pyrit sich zur Genüge erklären lässt; 
‚auch im Serpentin war das Gold an gangförmige Trümer ge- 
bunden. DaıinteeE erklärt aber bestimmt die Fälle a., 8. und 
y. als oceurrence of gold „per se*, während er die Beispiele 
8. und =. als Vorkommnisse in pyritischem Porphyrit be- 
zeichnet und es nicht angiebt, ob der Goldgehalt an Klufte 
gebunden war oder nicht. 


b. Porphyrit. 


1. Im Westen des Canoblas-Gebirges in Neu-Sud-Wales, 
welches einen sehr mannichfaltig zusammengesetzten Aufbau 
hat, liegt das Goldfeld von Cargo. Den grössten Flächenraum 
des Goldfeldes nimmt ein Decke von Thonsteinporphyr, der 
durch schön ausgebildete Doppelpyramiden von Quarz ausge- 
zeichnet ist, ein. Aus ihm ragen hier und da sehr dunkel 
grünlich oder braun gefärbte Schiefer hervor, die zuweilen an 
Fleckschiefer, zuweilen an Serpentinschiefer erinnern; an an- 


g8 


132 


deren Stellen wurden sie durch Grubenbauten unter dem Thon- 
steinporphyr und auch dort ibr Streichen dem der zu Tage 
gehenden Schichtenköpfe gleich, nämlich meridional gefunden, 
In gleicher Richtung ist der Thonsteinporphyr am ausgedehn- 
testen entwickelt und in gleicher Richtung wird er von por- 
“ phyrischen Syeniten und von Porphyrit durchbrochen und flan- 
kirt. Anders verhalten sich die innerhalb und ausserhalb der 
Thonsteinporphyr - Zone auftretenden Grünsteine diabasischer 
Ausbildung, deren Gänge und Decken nur theilweise der Me- 
ridianrichtung folgen, während andere ihrer Gänge — welche 
eine auch petrographisch etwas verschiedene und zwar mela- 
phyrische Ausbildung besitzen — ONO streichen. Auch die 
das Goldjeld westlich begrenzenden, diekbankig absondernden, 
kieseligen Sandsteine, die Kalksteine und parallelepipedisch 
zerbröckelnden braunschwarzen Schiefer und Schieferthone, 
welche wahrscheinlich obercarbonisch sind, weichen von dem 
allgemeinen Streichen ab; sie liegen meistens mehr oder we- 
niger horizontal und sind nicht von jenen Eruptivgesteinen 
durchbrochen, E 

Der Syenit ist dadurch ausgezeichnet, dass er häufig etwas 
porphyrartig entwickelt ist und neben den Orthoklas auch 
Plagioklas enthält, welche oftmals grösser krystallisirt und 
häufig ganz zersetzt sind. Quarz und Pyrit sind selten, Glim- 
mer, Magneteisen und besonders ein grunes chloritisches Mi- 
nera! reichlicher accessorisch vorbanden. 

Der Porphyrit zeigt dunkle Grundmasse von bald grün- 
lichem, bald bräunlichem Farbenton, in welcher völlig zersetzte 
Feldspath - Krystalle und Feldspatknoten, sowie ein grünes, 
drusenförmig gruppirtes Mineral, das wohl als Hornblende 
aufzufassen ist, eingesprengt sind. 

Nie ONO streichenden melaphyrischen Gänge bestehen 
aus einem Material, welches einem bis auf seine glasig glän- 
zenden Feldspäthe vollkommen umgewandelten Basalt sehr 
ähnlich und dadurch bemerkbar ist, dass es sowohl Quarz als 
Carbonspäthe enthält, welche secundärer Entstehung sind und 
einzelne Hohlräume und Risse des Gesteins völlig ausfüllen. 

Die goldführenden Gänge sind verschiedener Art. Im 
Porphyrit setzen Eisenkieselgänge auf, deren Goldgehalt an 
eingesprengten kupfergaltigen Pyrit gebunden ist; sie streichen 
ONO, wie die erwähnten melaphyrischen Gänge und fallen 
unter etwa 45°. Die im Thonsteinporphyr auftretenden Gänge 
streichen N bis N 15° W, stehen nahezu saiger und setzen 
zuweilen in die unter und neben dem Porphyr anstehenden 
alten Schiefer fort. Ihre Ausbildung ist eine solche, die weit 
mehr an Kupfererzgänge, denn an die sonst so häufigen (und 
auch hier, in ihnen paralleler Streichordnung, vorhandenen) 


133 


Quarzgoldgänge erinnert. Das Ausgehende ist stets ein eiser- 
ner Hut, welcher reichlich Kupfercarbonate und Gold enthält; 
er wird von Quarzäderchen in wechselnder Richtung durch- 
schwärmt und deren Quarz enthält ebenfalls Gold. Wenn die 
wasserhaltige Tiefenzone des Ganges erreicht ist, erscheinen 
statt der oxydischen Erze Sulfurete in der Gangmasse, unter 
denen ein kupfer- und arsenhaltiger Eisenkies vorwaltet. 
In der Ironelad Mine, welche auf einem solchen Gang 
arbeitet, daneben in nur 100 Schritten östlicher Entfernung 
aber auch noch mehrere parallele Goldquarzgänge besitzt, 
besteht das Liegende des Ganges aus zersetztem, mit Gold 
und Kiesen schwach imprägnirten Thousteinporphyr, wogegen 
das Hangende (ebenfalls Thonsteinporphyr) silificirt, gebleicht 
und reicher an Pyrit erscheint. Der Gang fällt steil östlich. 
Die Gangmasse ist tiefzersetztes Nebengestein, reich an quar- 
zigen Brauneisensteinadern, die netzförmig verflochten und in 
den Kreuzungspunkten sehr goldhaltig sind, ferner auch reich 
_ an Kupfercarbonaten. Bis zu 60 Fuss Teufe war die Gang- 
mächtigkeit 2 bis 3 Fuss, wurde dann bis zu 9} Fuss Teufe 
grösser, hierauf wieder geringer und stieg von 110 Fuss Teufe 
an auf’s Neue, so dass sie bei 150 Fuss Teufe 14 Fuss be- 
trägt. Das als glatte Wand ausgebildete Gangliegende hatte 
"sich während des Schachtabteufens erhalten, war aber etwas 
härter geworden, wogegen das Hangende gewechselt hatte, 
"indem längs derselben ein beinahe völlig zersetzt erscheinender 
Porphyritgang von 1 bis 3 Fuss wechselnder Mächtigkeit auf- 
trat, welcher auf seinen beiden Seiten je einen zwischen 0,5 
und 3 Fuss Mächtigkeit ändernden Gang von Kupfer-, Silber- 
und Gold - haltendem arsenikalischen Eisenkies als Begleiter 
‚hatte. In 150 Fuss Teufe war der Porphyritgang in die Mitte 
des Hauptganges getreten und dieser hatte dadurch einen 
symmetrischen Querschnitt erhalten. Vom Liegenden begin- 
nend war die Zusammensetzung folgende: 3 Fuss zersetzter 
Thonsteinporpbyr mit 15,5 Gramm Gold p. Ton; 1,5 bis 
2 Fuss desselben Gesteins mit 62 bis 125 Gramm Gold p. 
Ton; 1 bis 2 Fuss Eisenkies; 1 Fuss zersetzter, goldhaltiger 
 Porphyrit; 1 Fuss Eisenkies; 2 Fuss Thonsteinporphyr mit 
125 Gramm Gold p. Ton und 2 bis 4 Fuss Thonsteinporphyr 
mit 9,3 bis 12,4 Gramm Gold p. Ton. Der aus dem Eisen- 
kies (Bruch- und Stück-Erz) in London erzielte Preis ist 45 
bis 50 Pfd. St. p. Ton. Der Feingehalt des gewonnenen 
Goldes hält sich gewöhnlich über 90 pCt. 
Bemerkenswerth ist, dass der Porphyritgang Schieferfragmente. 
in wohl erkennbarem Zustande enthält und dass der Ganginbhalt 
trotz des stark verkieselten Nebengesteins so sehr arm ist an 


Quarz. Es scheint zweifellos, dass der reichere Theil des 
Ganges einem Goldfall angehört, da in der Nachbargrube 
bisher eine weit geringere Haltigkeit und nur wenige Sulfurete 
angetroffen worden sind. 3 

Die übrigen bekannt gewordenen fünf Gänge dieser Art 
führen weniger Erze und Gold, aber mehr Quarz; sie sind 
nur wenig untersucht, theilweise aber doch schon in die unter 
dem Thonsteinporphyr anstehenden Schiefer verfolgt, in ihnen ° 
geringmächtig und nur von mittlerem Goldgehalt befunden 
worden. In keinem derselben beobachtete man jene Einschal- 
tung von Porpbyrit (auch von den Diggern „horse“ genannt), 
wohl aber wurde einer von ihnen von einem ibn durchsetzen- 
den Melaphyrgang zerschlagen und so verworfen, -dass man 
ihn nicht wiederfand.. Auch die Eisenkieselgänge scheinen 
ahnlich auf sie gewirkt zu haben, denn da wo ihr Ausgehen- E 
des sich der Streichlinie jener nähert, verschwindet es und ist 
jenseits des Kreuzungspunktes nicht mehr erfindlich; vielleicht 
traten sie in den Porphyrit auch nicht ein. 

Die Risenkieselgänge treten meistens im massigen Por- 
phyrit und immer in der Nähe von und parallel mit den er- 
wähnten melapbyrischen Gängen auf. Sie streichen ONO, 
fallen meist nicht steiler als 50° und bestehen aus pracht- 
vollem, blutrothem Eisenkiesel, der nur selten krystallinisch 
entwickelt oder mit kleinen Krystalldrusen versehen ist. In 
seiner meist schön geflammten Grundmasse enthält er Körner 
von Kupfer- und Gold - baltigem Pyrit eingelagert. Nahe den 
Schnittpunkten mit den anderen Gängen wird er zu einer 
durch weissen und krystallinischen Quarz verkitteten Eisen- 
kieselbreccie. Die Mächtigkeit der Gänge ist ziemlich constant, 
in verschiedenen Gängen wechselnd zwischen 2 und 6 Fuss. 
Ihr Nebengestein ist tief zersetzt und enthält gleichfalls spuren- 
weise Gold. Nach meinen an Ort und Stelle angestellten Ver- 
suchen beträgt der Goldgehalt dieser Gänge 3,1 bis 3l Gramm 
p. Ton. e 
An die Erscheinungen in Cargo schliessen sich jene an, 
welche N 
2. das Goldfeld von Black Snake in Queensland kenn- 
zeichnen. Auf einem hohen, fast plateauartigen Gebirgsmassiv, 
welches nach Norden durch mächtige Ausläufer mit dem Gold- 
gebiet von Kilkivan zusammenhängt, nach Westen seine steilen, 
aus harten sılifieirten Schiefern und Graniten bestehenden Ab- 
hänge dem Quecksilbergebiet und dem tiefen, weiten Becken 
des Widebay-Creek zukehrt und nach Süden wie nach Osten 
von theils geschicteten krystallinischen,, theils eruptiven Ge- 
steinen begrenzt wird, hat sich Porphyrit in Gängen und 
Decken mächtig entwickelt. Er liegt theils schiefrigen Sedi- 


135 


 mentgesteinen, theils Graniten auf und wird von schwarzen 
Melaphyren — welche jenen von Cargo ganz gleich erscheinen 
— und von echten Porphyren durchbrochen. 

Der Porphyrit ist von zahlreichen Gängen durchsetzt, 
welche kein allgemein gültiges Streichen aufweisen. Im Aus- 
strich gleichen sie den Gold - Kupfererz - Gängen von Cargo 
durch den häufig von Kupfersalzen gefärbten eisernen Hut, 
_ sind aber insofern verschieden, als sie in 2 Arten zerfallen: 
_ wesentlich Kupfererze - führende, quarzarme und wesentlich 
_ Gold - führende, quarzreichere Gänge. Die Erze der ersteren 
sind in der wasserführenden Tiefenzone derbe, arsenhaltige 
Kiesgemenge, welche bis zu 20 pCt. Kupfer und nur Spuren 
von Gold, aber häufige Ausscheidungen von Halbschwefel- 
kupfer enthalten. Die Gänge sind mächtig und porphyritischer 
Gangart. 

Die Erze der wesentlich goldführenden Gänge dagegen 
sind ein bald mehr bald weniger grosskrystallinisches Gemenge 
von Pyrit, Bleiglanz, Zinkblende und Kupferkies und Quarz, 
dessen Goldgehalt von 15,5 bis zu 280 Gramm p. Ton an- 
steigt. Innerhalb des Goldfalles steigt der Erzgehalt der Gang- 
masse bis zu 40 und 50 pCt., sodass der Goldfall also gleich- 
zeitig Erzfall ist. Da von dieser Gangspecies bisher nur 
2 Gänge (Terrible und Mariner), von der ersteren Art nur 
1 Gang (Vickery’s lode) — und keiner derselben gründlich — 
untersucht worden ist, so scheint es nicht thunlich, mehr über 
dieselben zu berichten. 

Der Feingehalt des Goldes in dem District ist wechselnd 
von 80 bis 90 pCt. 

- 3. Daimtkee (l. c.) erwähnt noch dieselben Gesteine in 

Verbindung mit goldführenden Gängen aus der Nähe von 
_ Berserker Range, New Zealand Gully und anderen Gruben- 
gebieten bei Rockhampton, sowie auch aus der Nachbarschaft 
_ des Mount Wyatt; er führt jedoch keine Beispiele an. Sein 
„Pyritous porphyrite* enthät 61,4 pÜt. Kieselsaure und war 
nach Mr. ALLPORT „ein umgeänderter Porphyrit mit Pseudo- 
morphosen nach Feldspath in einer körnigen felsitischen Basis 
und enthält kleine Körner von Magneteisen und auch ein 
wenig Chlorit.* 

Wenn es gestattet ist, aus den mir persönlich bekannt 
- gewordenen Beispielen einen Schluss zu ziehen, so durfte dieser 
dahin lauten, dass die Association von Porpbyriten mit gra- 
nitischen und geschichteten Gesteinen auf die Goldführung 
vorhandener Gänge zwar von günstigem Einfluss sei, dass 
dieser aber bedeutender ist, wenn der Porphyrit mit Thon- 
steinporphyr und porphyrischen Gesteinen verbunden und dass 
_ dann auch der Feingehalt des Goldes ein höherer ist. An- 


136 | A 


Porphyriten und sind von Porphyren und Graniten begleitet. 


e. Diorit und andere Hornblende - Plagioklas - Gesteine. 


1. Die Goldquarzgänge des Goldfeldes von Gympie, eines 
der ergiebigsten Goldfelder Queenslands, liegen theils in Diorit, 
theils in spätdevonischen, tuffartigen Sedimentgesteinen, welche 
Diabasen ihren Ursprung verdanken und z. Th. sehr kalkreich 
und den nassauischen Schalsteinen ähnlich ausgebildet sind. 
Der Diorit — mit 50,5 pCt. Kiselsäure — ist nach Mr. 
ALLPORT „aus Hornblende, Plagioklas, Orthoklas, Biotit und 
Pyrit, sehr wenig Chlorit und Quarz“ zusammengesetzt; Cblorit 
und Quarz bezeichnet er als secundäre Producte. Er tritt ın 
sehr mächtigen Gängen und unregelmässigen Massen auf, um- 
geben von den erwähnten tuffartigen Schichtgesteinen. Mr. 
ALLPORT nennt letztere „eine charakteristische Trappasche oder 


Breccie, bestehend aus zahlreichen Fragmenten feinkörnigen 
Trappes, zerbrochenen Feldspath- und Augitkrystallen, vielen 


Magnetitkörnern und Fragmenten anderer Gesteine — Alles 
zu einer compacten Masse von hohem Chloritgehalt verbunden“, 
Da in dieser Trappasche keine Hornblende, sondern Augit 
vorkommt, ist es wahrscheinlich, dass sie nicht zum Diorit, 
sondern zu einem echten Diabas gehört. Auch DAINTREE 
nennt sie entschieden einen Diabastuff. Mir ging leider durch 


einen unglücklichen Zufall eine Masse Material und eine An- 
zahl meiner Notizen verloren; ich war deshalb nicht im Stande, 


selbst Dünnschliffe obiger Gesteine zu untersuchen. 
Die genannten Gesteine wurden umgeben von anderen 
devonischen (?) Gesteinen — silifieirten Schiefern, Sandsteinen 


und Kalken —, aber die in diesen aufseizenden Quarzgänge 
haben bisher noch keine günstigen Resultate ergeben; wenn 


ihnen gleich der Goldgehalt nicht ganz abgeht, so sind sie doch 


nicht jenen vergleichbar, welche innerhalb der Zone der Dio- 


rite und Diabastuffe liegen. Bei 0,75 Mile Breite hat diese 
Zone 6 Miles Länge und ihre Längenlinie ist nordwestlich 


gerichtet. Die darin enthaltenen Gänge streichen N. bis NW. 
und nur selten findet sich ein davon abweichendes, nordöst- 

liches Streichen vor; ihr Fallen ist steil (50° bis 80°), ihre 
Mächtigkeit sehr verschieden, von 0,5 bis 16 Fuss wechselnd. 


Nach HackET und DainTREE setzten sie aus dem Diorit in den 


Diabastuff fort und umgekehrt und sie sollen nach ApLın nur 
so lange im Diorit reiche Anbrüche zeigen, als sie in die 


derenfalls ist Kupfer das finanziell wichtigste Product der 
Gänge, wenn diese von Porphyriten, Granit und Porphyr be- 
gleitet werden: die Kupfererzgänge von Molong in Neu-Süd- 


Wales und von Calgour in Queensland liegen wesentlich in 


Yu 
Bi 


137 


äusseren zersetzten Theile (?) desselben eingeschlossen sind. 


Ich sah bei meinem Besuch, diese Fortsetzung aus den Tuffen 
in den Diorit nicht, wohl aber hatte ich Gelegenheit zu beob- 
achten, dass einzelne Gänge und Gangzuge (Smithfield, Monk- 
land und New Zealand), welche grossentheils in den Tuffen 
liegen, in der Nähe der Dioritgrenze sehr reiche, steil fallende 
Goldfälle besassen und dass ferner das Smithfield Reef, aus 
mehreren nahe bei einander liegenden geringmächtigen Gängen 
bestehend, zu jener Zeit (1875) in blaulichschwarze Thon- 
schiefer eintrat und dass diese auf einer Kalkspath-führenden 
nassen Kluft, die mit einer Schicht groben und sehr festen 
Conglomerates parallel strich und fiel, sammt den darin einge- 
schlossenen Gängen verworfen worden waren. Die Sprung- 
richtung und ihre Dimensionen konnten damals der Gruben- 
wasser wegen nicht festgestellt werden. Die reichsten Stellen 
der Goldfälle fanden sich in kleinen Stauchungssynklinen vor. 

HaAckET, der das Goldfeld zuerst geologisch und karto- 
graphisch beschrieben, leitet aus der eigenthumlichen Lage der 
Gänge und den damit in Verbindung gebrachten Verwerfungen 
den Schluss ab, dass sie echelonartig längs einem Parallel- 
system von Verwerfungsklüften placirte Gangstücke seien, — 


ein Schluss, der durch seine grosse Karte sehr anschaulich und 
 begreiflich gemacht wird und auch eine weitere Bekräftigung 


in der für so kleinen Flächenraum auffallend grossen Anzahl 
von Gangstücken (175) findet. 

| Der Ganginhalt ist seiner Hauptmasse nach stets Quarz 
und in diesem sind mit dem Gold eingesprengt Bleiglanz, 
Blende, Kupferkies und Pyrit; Kalkspath fehlt fast nie, nimmt 
aber selten einen grossen Antheil an der Zusammensetzung 
der Gangmasse. Dabei zeigt sich die Eigenthumlichkeit, dass 


der Goldgehalt am höchsten wird, wenn jene Sulfurete reich- 
lich auftreten, sodass sie sehr oft als Führer beim Aufsuchen 
' reicher Anbrüche dienen. Eigentlich kiesig werden die Gänge 


| 
| 


übrigens nie; der Sulfuretgehalt durfte selbst in den reichsten 


 Anbrüchen nicht 15 pCt. der Gangmasse ausmachen. Das 
Gold findet sich im Quarz, im Kalkspath, in allen genannten 
Sulfureten und besonders reichlich aber im Bleiglanz einge- 
schlossen, wobei jedoch niemals eine mit der Spaltrichtung 
oder sonstigen krystallographischen Eigenschaften jener Mine- 
ralien zusammenhängende Gesetzmässigkeit in Bezug auf die 
Vertheilung des Goldes weder von mir noch von Anderen 
beobachtet wordee ist. 

Zuweilen sind es verwirrt liegende dreiseitige und viel- 
Seitige Blätter, welche in unregelmässigen,, aber rein weiss- 


_ wandigen Höhlungen des Quarzes ausgeschieden sind, während 
dicht daneben liegende Cavitäten mit krystallinischen goldhal- 


138 


tigen Sulfureten ganz oder theilweise erfüllt sind; dann wieder 
sind die Blätter dicht von Quarz umschlossen, — aber immer, 
in welchem Mineral das Gold auch enthalten sei, ist die ziem- 
lich ebenflächige, scharf und geradlinig begrenzte, an Krystal- 
lisation erinnernde Blattform vorwaltend ausgebildet, eine That- 
sache, welche mit dem relativ hohen Silbergehalt des dasigen 
Goldes in Zusammenhang steht, 3 

Die Production aus den Gängen dieses Feldes betrug in 
1869: 2390,6 Kilo Gold aus 11996 Tons Quarz = 190,3 
Gramm p. Ton; während dieses Jahres wurden hauptsächlich 
reiche Anbrüche in den “soldfällen abgebaut. Später bearbei- 
tete man auch andere weniger reiche Theile der Gänge; es 


wurden theilweise Aufschlussarbeiten vorgenommen und der 


dabei fallende Quarz zum Verpochen gebracht, soweit die be- 
schränkte Anzahl der Poststempel dies zuliess. Infolge dessen 
stellte sich der Gesammt und Mittelwerth der Erze niedriger, 
sodass z. B. in 1872 aus 20500 Tons Quarz nur 1522,8 Kilo 
Gold gewonnen wurden = 75,4 Gramm p. Ton. Seit der Ent- 
deckung des Goldfeldes in 1868 bis zu Ende 1872 wurden im 
Ganzen 9426,4 Kilo Gold unter polizeilichem Schutz von 
Gympie versandt; die Production ist jedoch grösser, da auch 
vieles Gold ohne solchen Schutz versandt wurde. Der Fein- 
gehalt der gewonnenen Goldes hält sich gewöhnlich um 800 
p. Mille. — Daten über die Erträgnisse einzelner Gänge und 
Gruben dieses Feldes finden sich in den Tabellen VI., VIL 
und Vill.= : a 

2. R. Damtmeee (l. c.) sagt, dass innerhalb der devo- 
nischen Formation von Queensland bisher noch niemals ren- 
table Goldquarzgänge gefunden worden seien, wenn nicht „Stö-. 
rungen durch l'rappe von dem Charakter der Gesteine von 
Gympie vorhanden waren“ und a mit Bezug hierauf 
folgende Beispiele: 3 

„Am Boyne-River werden die devonischen Schiefer von 
Bann harten krystallinischen Diorits unter verschiedenen 
Winkeln durchsetzt und meistentheils finden sich die Gold- 
AR an2e an den absoluten Durchschn nn rsiolen jener 
Gesteine. * 

„Zu Calliope sind durchsetzende Gänge von Diorit oder 
Serpentin die sichersten Führer zu den reichsten Gangmassen; 
die Eruptivgesteine durchsetzen devonische Schiefer und Kalke.* 

„In den Goldbezirken von Crocodile, Blackfellows und 
Morinish in der Nähe von Rockhampton sind die Bedingungen 
den vorigen analog, indem die besten reefs im Contact oder 
nahe dem Contact von Diorit und devonischen Gesteinen 
liegen.“ 4 
„Es würde nur eine Wiederholung der beschriebenen Fälle ’ 


139 


sein, wollte man die Art des Goldvorkommens im Lucky 
Valley, von Talgai, Roosewood, Mount Wyatt, Broken River 
und West Gilbert erörtern: so nahezu identisch ist sie mit 
den beschriebenen.“ 7 

„Alle Gänge dieser Art sind gewöhnlich geringmächtig, 
aber im Allgemeinen weit haltreicher als die in Sedimeut- 
 gesteinen liegenden. In der Tabelle X. sind die Hauptgänge 
der Gegend von Rockbampton mit ihren Nebengesteinen etc. 
verzeichnet. Das in solchen Gängen vorhandene Gold ist durch 
seinen Silberreichthum. ausgezeichnet. 

In einem der Gänge in New Zealand Gully bei Rock- 
 hampton fanden sich Goldflitter in einer Masse von Ohlorsilber 
 vertheilt. Sieben Tons solcher Erze gaben durch Verwaschen 
‚allein 7,464 Kilo Gold; der härtere Antheil war nicht ver- 
waschbar, wurde deshalb verpocht und amalgamirt und lieferte 
"ein weit silberreicheres Gold, als das durch Verwaschen er- 
haltene gewesen, was aus dem beigemengten Hornssilber 
(poison Stone der Digger) erklärlich ist.* Soweit R. DAmTekk. 
| ö. Die Diorite und Grünsteingänge Victoria’s durchsetzen 
nach B. Suyt# (l. c.) hauptsächlich die obersilurischen Ge- 
steine (Schichten von Schlammsteinen, Schiefern und Sand- 
_steinen), welcher weniger steil als die untersilurischen Gesteine 
"fallen und deren Quarzgänge und Lagergänge „zwar sehr gold- 
haltig, aber geringmächtig und nicht anhaltend sind“ (also ver- 
laufen?).. Neben den Grünsteinen treten noch Elvans und 
Gänge älteren Basaltes in der Obersilurformation auf. 

In dem Grünstein jener Gänge sind Pyritkrystalle einge- 
sprengt und sehr goldhaltige kleine Quarzgänge vorhanden, 
welche in der Regel als schwebende bezeichnet werden müssen. 
Er beschreibt eins dieser Vorkommnisse von Wood’s point 
nach Herrn G. Urrrich folgendermaassen: „Die Masse des 
 Eruptivgesteins ist im unzersetzten Zustande eine dichte, feld- 
spathige, grüngraue, subkrystallinische Grundmasse, gemischt 
mit nur wenig Hornblende, imprägnirt mit Pyrit und durch- 
setzt von Quarzadern.“ Den in dem Profil Fig. II. und II. 
eopirten, hier beiliegenden Querschnittszeichnungen des Herrn 
Dr. Urrrich zufolge ist der Quarzgang jedenfalls älter als der 
intrusive Grünstein, — ein äusserst interessantes Ergebniss, 
auf das ich später nochmals zurückkommen werde. 

4. Das ganze früher beschriebene Thames - Goldfeld in 
Neu-Seeland kann man, wegen der Häufigkeit der Diorite und 
Grünsteine in seinem Rayon, wegen der Haltigkeit seiner 
Gänge und dem geringen Feingebalt des gewonnenen Goldes 
ebenfalls hierher rechnen. 

5. In Tapu, zwischen Caromandle und Grahamstown auf 
der Hauraki-Halbinsel in Neu-Seeland belegen, tritt in einem 


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140 


frisch, beinahe dichten,. graugrünen und dickbankig abgeson- 
derten Gestein von schimmernder, feldspathiger Grundmasse 
und splittrigem Bruch, das wenige grössere und kleinere Horn- 
blendekrystalle, aber viele Pyritkrystalle eingesprengt enthält, 
ein regelmässig verlaufender, geringmächtiger Quarzgang auf, 
welcher nur 14,9 Gramm Gold p. Ton führt. Das Gestein 
dagegen, welches entweder einen sehr mächtigen Gang oder 
ein aus den Schichtgesteinen hervorragendes Massiv darstellt, 
enthält in seinen zersetzteren, matt und erdig erscheinenden, 
stark mit Pyrit erfüllten Partieen 39,8 Gramm Gold p. Ton, 
während seine festen, unveränderten und pyritarmen Partieen 
in ihrem Goldgehalt dem des Quarzes aus dem eingeschlosse- 
nen Gang gleichstehen. 

Der beim Verpochen und Amalgamiren des Gesteins durch 
ein sehr einfaches Verwaschverfahren erbaltene Pyrit bildet 
frisch und glänzend aussehende, oft sehr vollkommen ausge- ° 
bildete Würfel und Pentagonaldodekaäder von 0,01 bis 1 Mm. 
Durchmesser. In ihm ist selbst nach feinster Pulverisirung 
unter dem Mikroskop kein Gold erkennbar. Trotzdem enthält 
er — die Probe wurde öfters und mit grösseren Mustern ge- 
macht — von 6,842 bis zu 6,941 Kilo Gold p. Ton, dessen 
Feingehalt 829,1 p. Mille beträgt. 4 


Nach den bekannt gewordenen Daten zu urtheilen, scheint 
es, als ob auf dem australischen Oontinent die Diorite und 
Grünsteine im Süden der Cordillere — in Victoria — nur in 
der obersilurischen, im Norden — in Queensland — nur in 
der devonischen Formation und im Gebiet krystallinischer 
Schiefer von ungewissem Alter aufgetreten und auf die Gold- 
fübrung von Einfluss gewesen seien; denn in der unteren 
Silurformation von Victoria (und Neu-Sud-Wales?) sind sie, 
als in Beziehung auf Goldlagerstätten stehend, bisher nicht 
bekannt geworden. Nach W. B. Crarke (l. c.) sollen sie die 
beiden untersten Etagen der alten Kohlenformation in Neu- 
Sud-Wales durchbrochen haben; es finden sich aber dort unter 
solchen Verhältnissen keine goldführenden Lagerstätten und 
eine Vergleichung dieser Grünsteine mit jenen Queenslands, 
Victoria’s und Neu-Seelands fehlt noch, durfte wohl auch sehr 
abweichende Resultate ergeben. e 

6. W. B. Crarke erwähnt goldführender Quarzgänge im 
Grünstein am Peel River, bei deren Untersuchung er und der 
Herr O.-B.-Rath ODERrnHEIMER schon vor vielen Jahren den 
Einfluss der Grünsteine auf die Goldführung erkannten. Ferner 
fand er häufig Gänge hornblendigen Grünsteins am Shoalhaven 
River und in dem Hauptgebirge, dass sich von jenem Fluss 
nach der Grenze von Victoria hinzieht und sagt, dass sie | 


141 


ebensowohl wie am Rocky River in Neu-Sud-Wales mit der 
Goldführung syenitischer Granite in einer gewissen Verbin- 
dung stehen. Eines dieser Vorkommnisse an Major’s Creek 


bei Araluen in Neu-Sud-Wales schildert er wie folgt: „Nach 


dem Verlassen des Quarzporphyrs der Bendura-Berge kam ich 
auf ein Gestein, das man pegmatitischen Porphyr nennen 
könnte, dann folgte eine glimmerige und hornblendige Varietät 


_ desselben, welche zuletzt in echten hornblendigen Granit über- 


ging. Die Uebergänge aus Porphyr in Hornblendegranit halte 
ich für metamorphisch. Beim Verfolgen des Baches fand ich 
eine Barre harten, glimmerfreien, porphyritischen Gesteins, 
welche, einem intrusiven Gange gleich, das Thal kreuzte. Die 
einzige Veränderung des Granits neben dem Gange war die, 
dass er in einem Zustande der Zerbrockelung war und in 
diesem zerbröckelten, weichen, granitischen Detritus — oder 
eher in diesen granitischen „in situ* zersetzten Materialien — 


ist: Gold in grosser Menge. Was nun auch den Granit der- 


artig verändert haben mag das porphyritische, glimmerfreie 
Gestein scheint nicht die Ursache der Zersetzung zu sein. ... 
Ich sah noch kein goldhaltiges Gestein, das nicht hornblendig 
gewesen wäre.”) Glimmer und Feldspath sind deshalb nicht 
nothwendigerweise mit Gold assaciirt, wohl aber glaube ich, 
dass Hornblende und Quarz, allein oder combinirt, mit ihm 


associirt sein müssen. — Im Thale von Clywdd fand ich Gold 


in zersetztem Granit von ähnlichem Oharakter, der in Syenit 
und Porphyr übergeht und von Trapp durchsetzt wird... Im 
Bett von Major’s Creek bei Araluen fand ich hornblen- 
digen Granit (unzersetzt), in welchem ich Gold erkannte und 
aus dem das Gold hervorragte.e. Am Mount Elrington war es 
in weichem Granit, der sich dem „Talk-Fels von Ame- 
rika“ (!) näherte, enthalten.... Am Mitta - Mitta River in 


 Vietoria fand ich es in ähnlicher Weise.... Meine Ansicht 
ist, dass die Goldführung der Granite nur in dem Oberflächen- 


theil, an der Aussenseite der originalen Granitmassen enthalten 


ist; in solchen Theilen, welche mit Trappen irgend einer Art 


oder anderen Formation in Contact waren oder sind. Nach- 


dem die Granitmassen entblösst, sehr zersetzt und zerfallen 
waren, blieben die schweren Edelsteine und das Gold im. 
granitischen Sand und in der schuülferigen weichen Oberfläche 


‚sich weiter zersetzender Granitrollstücke zurück in den Bach- 


betten.* 
Soweit W. B. CLanke, dessen Erfahrungen in Bezug auf 
die Goldvorkommnisse Australiens wohl die ältesten und aus- 


*) Die goldführenien Felsite waren damals noch nicht bekannt. 


(WOoLFF.) 


142 


gedehntesten sind. Es geht aus seinen Ansichten und Sätzen 


hervor, dass er die Goldführung der Granite und Syenite auf 


infiltrative Imprägnationen von Contactgesteinen aus zurück- 
führen will; er spricht es nur nicht in klaren, präcisen.Worten 


aus. Besonders hat er aber hierbei „hornblendige Trapparten“ 


im Auge. - Das Gold der Granite und Syenite ist auch nach 
ihm stets an den anwesenden Pyrit oder dessen Oxidations- 
producte gebunden und er hält mit einem „berühmten Geologen* 
dafür, dass der Schwefelgehalt (Pyritgehalt) der Granite oder 
der damit verbundenen metamorphen Gesteine ebenso befrem- 


dend sei, wie ihr Goldgehalt. 
7. Die Erscheinungen, wie sie CLARKE von Araluen, 


Rocky River, Olywdd River in Neu-Sud-Wales und vom Mitta E 
Mitta River in Victoria beschrieben hat, sind auch an dem 


Ovens River in Victoria die Ursache bedeutender Goldgewin- 


nung und Seifen geworden; nur fand sich neben dem Gold 
auch noch Zinnstein in erheblichen Quantitäten in ihnen vor. 


Im Norden von Neu-Süd-Wales treten bei Oban am Mitchel 


River dieselben Gesteine unter Verhältnissen auf, welche denen 
des Ovens River zwar ähnlich sind, aber hauptsächlich eine 
bedeutende Zinnsteinproducetion in’s Leben gerufen haben, so- 
dass das Gold nur Nebensache ist. Die daselbst vorhandenen 
syenitischen Granite sind von dioritartigen, meist sehr dicht 
krystallinischen, dunkelgefärbten Grünsteinen und auch von 
Basalten durchbrochen. Sie werden von alten (silurischen 
oder devonischen) Schichtgesteinen umgeben und überlagern 
dieselben auch zuweilen; in diesen Schichtgesteinen treten 
ausserhalb des Granitgebietes zahlreiche goldführende und oft 
auch sehr haltreiche Quarzgänge auf. Das Gold, welches aus 
dem „washdirt“ der granitischen Seifen neben dem Zinnoxyd 
gewonnen wird, stammt aus dem syenitischen Granit; es be- 
sitzt die für solche Abstammung charakteristische Feinheit und 


Form und findet sich besonders in den zersetzten arkosen- 


artigen Theilen des unterliegenden Syenitgranites, während 
über diesen die an Zinnstein reichste Schicht der Seifen ab- 
gelagert ist. (Ueber den Ursprung dieser Zinnerze habe ich 


No. 1—4 der Berg- und Hüttenmännischen Zeitung von 1875 
schon kurz berichtet.) 


Hierher gehört auch das in dem Abschnitt über Gang- hr 
störungen beschriebene Goldvorkommen von Brokencart in 


Neu-Sud-Wales. 


Der Feingehalt des aus granitisch und syenitischen Seifen | 
gewonnenen Goldes schwankt zwischeu 870 uud 925 p. Mille. 
Die Goldproduction solcher syenitisch-dioritischer Gebiete 
ist, besonders in Neu-Sud-Wales und im Norden von Victoria, 
eine sehr bedeutende gewesen, trotzdem bisher fast nur ihre 


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143 _ 


Seifen und zwar in sehr primitiver Weise bearbeitet worden 
sind, während ihre Gänge zum grössten Theil noch der Unter- 
suchung warten. Diese Gänge sind z. B. in Araluen 8 bis 
12 Fuss mächtig und einzelne derselben sollen 62 bis 93 
Gramm Gold p. Ton ergeben. Auch am Rocky River, bei 
Nundle, auf einem Theile des Oberon- und des Bingaro-Gold- 
feldes ist die Goleführung an die gleichen Gesteinsarten ge- 
knüpft; ich passirte zwar in 1872 einige dieser Goldfelder, 
hatte aber keine Muse, Beobachtungen zu machen und kann 
deshalb aus eigener Anschauung Nichts über sie berichten, als 
dass sie den Vorkommnissen von Mitchel River und von 
Araluen analog sind. Die mir zugänglichen Literaturquellen 
bieten auch nur eine Bestätigung des Gesagten dar. 

8. In Browns Creek, einem an der Südseite der Cano- 
blas-Gebirge entspringendem Bache in Neu-Sud-Wales, tritt 
massenhaft Syenit, durchbrochen von amygdaloidischen Mela- 
phyren, auf. Der Syenit hat eine fast typische Zusammen- 
setzung: Orthoklas, Hornblende, wenig Plagioklas , schwarzer 
Glimmer und Quarz sind seine Bestandtheille. In ihm setzt 
neben mehreren mächtigen gewöhnlichen Quarzgängen und mit 
diesen parallel ein Gang auf, der in Mächtigkeit von 6 bis 
14 Fuss schwankt und dessen Gangmasse vorwiegend aus 
_ braunem und gelbem Eisenkiesel von ausgezeichnet muschligem 

Bruch besteht und durch ihre Uebergänge in weissen und ge- 
färbten Chalcedon, durch ihre geflammten, von rein weiss bis 
gelb, braunroth bis tiefbraun und in’s fast Schwarze gehenden 
 Farbentöne, sowie durch ihre verschiedentlich gefärbten Ein- 
sprengungen sehr hübsch erscheint. Auf kleinen Drusenräumen 
erscheint pulverige und stalaktitische amorphe Kieselsäure und 
Hartmanganerz. Als bald grössere, bald kleinere Einspreng- 
 linge treten Kupfersilicate, Kupferkies, Blende, Kupferoxydul 
und Kupferoxyd, regulinisches Kupfer und Gold auf, letzteres 
nur äusserst selten optisch erkennbar; auf den Klüften der 
Gangmasse haben sich Kupfercarbonate, Carbonate der Erden 
und kleine Quarzkryställchen angesiedelt. Was Kupfer ist zu- 
"weilen so massenhaft in Form kleiner Drähte und krystalli- 
nischer, immer von einer Oxydrinde umgebener Stückchen in 
der Gangmasse vorhanden, dass dieselbe dem Zerbrechen mit 
‚bedeutender Zähigkeit widersteht. 

Das Nebengestein ist im Hangenden des steil fallenden 
Ganges auf 10 bis 20 Fuss, im Liegenden auf 20 bis 30 Fuss 
"Entfernung so völlig zersetzt, dass die Feldspäthe in Thon, 
die Hornblendekrystalle in ein Arunliches, weiches, speckstein- 

 artiges Mineral verwandelt sind. In dieser Nano liegen 
Nester von Steinmark, weichen Magnesiasilicaten und amor- 
_ pher, weicher Kieselsäure, Netzwerke von Chalcedon, von 


144 ee, we 3 


grellrothem wie von braunem Eisenocker und von stark kupfer- | 
haltigen, grünen, weichen Massen. 3 

Das Gold ist in der Gangmasse und in dem zersetzten 

Nebengestein in ungefähr gleicher Proportion enthalten, sodass 

mau Alles, iu einer offenen Rosche won 40 bis 70 Fuss Breite 
abbaut und zusammen verpocht. Dabei erfolgt natürlich durch 
die Amalgamation ein sehr kupferhaltiges Gold. Die Pro- 
duction an reinem Gold betrug in 1872 wo nur die reicheren 
Theile — etwa 15 Tons pro Tag — verpocht wurden, 3 bis 
9,3 Gramm p. Ton. Später, im Juni 1874 z. B., wurden da- 
gegen 88 Tons p. Tag mit einer mittleren Production aon 4,7 
Gramm p. Ton verpocht und amalgamirt. 

Das Vorkommen ist besonders dadurch interessant, dass 
es mit den früher beschriebenen Gold und kupferhaltigen Pyrit 
führenden Gängen blutrothen Eisenkiesels in Cargo einige 
Aehnlichkeit besitzt, sowohl in Bezug auf das Streichen und 
die Gangmasse, wie in Bezug auf das tief zersetzte — sonst 
freilich verschiedene — Nebengestein und ferner dadurch, dass 
hier wie dort melaphyrische Gesteine stark entwickelt sind. 
Mag nun der Melaphyr mit dem Gangvorkommen in ursäch- 
lichem Zusammenhang stehen — was ich für wahrscheinlich, 
die Gänge also für weit jünger als die meisten Goldquarz- 
lagerstätten halte — oder nicht: Thatsache ist, dass bei und 
während der Ausbildung dieses Bee ganz andere 
Verhältnisse und andere Agentien obgewaltet haben müssen, 
als bei der Bildung der ihm parallel gerichteten, im gleichen 
Gesteine und ganz nahebei belegenen übrigen Quarzgänge, 
De:i:n deren Nebengestein ist frisch und unzersetzt aussehender 
Syenit und sie enthalten — an der Oberfläche wenigstens, 
untersucht sind sie noch nicht — in ihrem weissen, spröden 
Quarz wenige oder gar keine Metallverbindungen; sie sind aber 
auch keine Secretionen, denn das Nebengestein ist von ihnen 
durch deutliche, wenn auch dünne Saalbandklüfte getrennt. 
Die Verwitterungskrume des harten Syenits ist hell gefärbt 
und steril, während sie auf ziemlich grosse Entfernung beider- 
seitig des Eisenkieselganges tiefrothbraun gefärbt und für die 
Cultur, wie die Krume des Melapbyrgebiets, in hohem Grade 
geeignet ist. | 

9. In Queensland liegen drei ausgedehnte Goldfelder in 
syenitischem Granit, namlich die von Ravenswood, Broughton 
und Etheridge. Be) 

a. das Goldfeld von Ravenswood, unter 147° östl. Länge 
und 20° 30’ südl. Breite belegen, ist in den Berichten, welche 
der Regierungscommissär Hacker an die Regierung von Queens- } 
land abstattete, eingehend beschrieben und gebe ich aus ihnen E 
das Wesentlichste hier wieder. 


145 


„Das Goldfeld liegt in einem Halbkessel (Amphitheater), 
welcher auf den drei Seiten von Bergen (Leichard-, Porter-, 
Thacker-, Roby- und Serubby-Ranges), auf der Westseite vom 
Burdekin-Flusse begrenzt wird. Zwei kleine Bäche durchströ- 
men es. Der ganze Kessel besteht aus (syenitischem) Granit, 
das ihn umschliessende Gebirge aus Granit, Schiefer, feldspa- 
thigem Porphyr und Feldstein (Felsitporphyr ?). 

Der Granit innerhalb des Kessels bietet nur wenig Ab- 
änderung dar; er ist an der Oberfläche zersetzt, mit Ausnahme 
 festerer Barren, welche der Zersetzung und Zerstörung besser 
widerstanden haben. Er ist verhältnissmässig feinkörnig und 
‘enthält stets Glimmer und Hornblende, Feldspath und Quarz, 
aber diese in wechselnden Verhältnissen; weil Hornblende 
darin vorhanden ist, muss er als syenitischer Granit angesehen 
werden. Nahe dem höchstgelegenen Theile dieses Kessels ist 
der „Erzgürtel*, auf welchem das Upper Camp liegt und von 
dem sieben Achtel alles hier herum producirten Goldes ent- 
nommen sied, da nicht nur die hauptsächlichsten Gänge, son- 
dern auch die reichhaltigsten Seifenwerke in ihm liegen. Das 
Gestein dieses Erzgürtels ist *Syenitgranit, feinkörnig und in 
‚der Nähe der Gänge zersetzt; seine Krume ist lehmig, roth 
und eisenschüssig, während die des übrigen Granits schwarz 
ist. Der Erzgüurtel streckt sich längs einer krummen Linie 
von Nordwest nach Südost, ist 5 Miles lang, in der Mitte 
0,75 Mile breit und an seinen Ende schmäler. Die Gänge 
streichen ihrer Mehrzahl nach nordwestlich und fallen im Nord- 
theile des Erzgürtels östlich, im Südtheile westlich. Nur we- 
nige Gänge streichen östlich und fallen südlich. Die Mächtig- 
keit der Gänge wechselt von wenigen Zollen bis zu 5 Fuss, 
und 20 Zoll ist etwa ihr Mittel oberhalb der (natürlichen) 
"Wassersohle; unterhalb der letzteren wächst die Mächtigkeit 
wie es scheint. Der Ganginhalt vom Ausgehenden ab bis zur 
Wassersohle besteht aus rothen und braunen Eisenoxyden und 
‚schwarzen Manganoxyden, die sämmtlich mit Quarz gemischt 
sind, aus Oxyden des Kupfers, Bleiglanz, Weissbleierz und 
Gelbbleierz; die Vertheilung dieser Bestandtheile ist der Art, 
dass vom Ausgehenden ab bis zu 15 Fuss Teufe die rothen 
Eisenoxyde, von da ab die braunen Eisenoxyde und gerade 
‚über der Wassersohle die Manganoxyde vorwalten. In allen 
diesen Oxyden ist reichlich Gold vorhanden, ebenso in den 
im Quarz enthaltenen kubischen Hohlpseudomorphosen noch 
Pyrit. Mit etwa 70 Fuss wird die wasserführende Teufe (die 
Wassersohle) und dadurch ein jäher Wechsel der oxydischen 
‚in sulfuretische Erze erreicht; der Inbalt ist dann Quarz, Pyrit, 
Kupferkies, Manganglanz und Bleiglanz (auch Blende, Worrr), 
sodass lediglich der Quarz, Bleiglanz und das Gold den Oxyden 

Zeits. d.D. geol. Ges. XXIX. 1. 10 


146 


und Sulfureten gemeinsam ist. Aus den Sulfureten lässt sich 
nach dem gewöhnlichen Poch- nnd Amalgamir-Verfahren nur 
die Hälfte des Goldgehaltes extrahiren. 

Die Gänge, welche sich schneiden, zeigen keine Verede- 
lung an den Schnittpunkten; öfter aber ist einer auf dem an- 
dern verworfen. So z. B. ist das General Grant reef, welches 
nur 8 Zoll mächtig, aber sehr reich ist und nördlich streicht, 
von einem sehr mächtigen, nordwestlich streichenden, gold- 
armen und sulfuretarmen Quarzgang glatt und ohne irgend eine 
Störung seines Gehaltes und seiner Mächtigkeit abgeschnitten 
worden. Das Sunsel-reef, welches 15 Zoll mächtig ist, neben 
seinen Erzen Quarz und Granit als Gangart und in ihr 101 
Gramm Gold p. Ton enthält und nordnordwestlich streicht, 
wird von einem mächtigen, aber armen „crosscourse* zer- 
schnitten, ohne dass seine Mächtigkeit oder sein Streichen 
und nur in geringem Grade seine Haltigkeit verändert ist, 
Das Black Jack Reef und das Mellnour Reef, beide sehr gold- 
haltige Gänge, schneiden sich ebenfalls, wobei das erstere auf 
eine dünne Ader zusammenschrumpft. Solcher Beispiele könn- 
ten noch mehr angeführt werden, welche beweisen, dass keine 
Veredelung des Ganginhaltes, sondern eher das Gegentheil an 
Gangkreuzen eintritt. (Demnach dürften wohl alle derartigen 
Störungen an diesen Gängen -—- die beiden ersten sicherlich — 
nicht den synchronischen zugerechnet werden dürfen. W.) 

Längs dem Ausgehenden der Gänge ist die Bodenkrume 
goldhaltig und wird bis zu 8 Zoll Tiefe abgehoben und 
verpocht. } 
Im Middle Camp, am Fuss der Porter Range, 8 Miles 
vom Upper Camp gelegen, setzen die Gänge ebenfalls in sye- 
nitischem Granit auf; dieser ist aber härter als der des Erz- 
gurtels und liefert auch keine rothe Krume. Die Gänge haben 
mit denen des Erzgürtels keine Beziehung; sie bestehen aus 
Quarz und wenig Sulfureten, resp. Oxyden und sind nicht so. 
goldreich als die erst beschriebenen. Auf den halieaen] n 
Hügelzugen stehen Schiefer und Glimmerschiefer an. ; 

Die Gänge des Lower camp, 2'/, Miles vom Middle camp | 
entfernt, zeigen dieselben Verhältnisse wie die vorigen. er 

In "Hillsboro’ liegen die sehr harten quarzigen Gänge in | 
Feisit und Feldspathporphyr, der in der Nähe der Gänge nicht 
zersetzt ist.* | 

Die Anzahl der goldführenden Gänge im ganzen Goldfeld | 
ist 202; von ihnen streichen 109 NW., 70 N. 16° W., der | 
Rest westlich. An diesen Gängen waren in 1871 hundertvierzig | 
jener kleinen australischen claims (pachtzinsfreie Gruben) be- 
legen und in mehr oder minder regelmässigem Betrieb und} 
deren Production bestand in jenem Jahre in 1690,5 Kilo Gold, | 


147 


welehe aus 30320 Tons quarzigen Erzen mittelst 68 Poch- 
 stempeln erpocht wurden; der Mittelgehalt ist demnach 55,9 
Gramm Gold p. Ton. Daneben indem indch 169,44 Kilo 
_ Seifengold gewonnen. 

| Der Feingehalt des durch Amalgamation erhaltenen Gang- 
 goldes beträgt im Mittel 795,5 p. Mille, der des Seifengoldes 
820,9 p. Mille. Die Totalproduction ae beiden Jahre 1870 
bis 1871 betrug 3344,5 Kilo.“ 

Weder HAckET noch DAINTREE, noch irgend einer der Be- 
sucher Ravenswoods, ‚die darüber geschrieben oder die ich 
"darüber gesprochen, erwähnen Goldfälle in diesen Gängen; sie 
scheinen demnach zu fehlen. 

E In Bezug auf die Ausbeute und den wechselnden Fein- 
"gehalt des Goldes aus einzelnen Gängen verweise ich auf die 
‚ Tabellen VII. und IX. Die erreichte Teufe überstieg in keiner 
‚der Gruben in 1871 130 Fuss. 

“ar Das Goldfeld von Broughton und Charters Towers 
| nennt DAINTREE die zum Halbkessel von Ravenswood gehörige 
| Hälfte, indem es auf der Östseite durch den Burdekin River 
‚ vom Ravenswood Goldfeld getrennt sei und wie dieses in ähn- 
lichem Granit, umgeben von Schiefern, liege. Die Gänge sind 
 quarziger nat, 2 bis 6 Fuss mächtig und verbessern sich 
mit der Tiefe, indem sie gleichhaltig bleiben, aber mächtiger 
| werden. Im Jahre 1872 wurden 12054 Tons Quarz mittelst 
|* ‚79 Pocheisen verpocht und 619,11 Kilo Gold, also 52,2 Gramm 
p Ton erzielt. Die Production aus Gängen und Seifen wäh- 
' rend der letzten 5 Monate jenes Jahres ergab 938,34 Kilo 
| Gold. Nach einem Ende 1873 erhaltenen Briefe Hackkr’s 
bauten zu jener Zeit 600 „elaims* auf Gängen; ihrer 500 be- 
id zeichnet er als rentabele und 100 als reiche Gruben und giebt 
ihre Gesammtproduction auf 240 Kilo p. Monat an. Keiner 
| der Grubenschächte war mehr als 150 Fuss tief. 

0 y Das Goldfeld von Etheridge River, unter 143° 30’ 
östl. Länge und 18° 30’ südl. Br. am Westabhang des Nord- 
zweiges der Cordillere gelegen, besteht ebenfalls aus syeni- 
 tischem Granit und dieser enthält zahlreiche quarzige Gänge, 
die im Jahre 1872 aus 8346 Tons Quarz mittelst 81 Poch- 
eisen 464,65 Kilo Gold, also 56 Gramm p. Ton ergaben. Die 
1° Mächtigkeit der Gänge wechselt von 0,5 bis 4,0 Fuss. 
Die syenitischen Granite, in welchen die vorhergehenden 
_ drei Goldfelder liegen, a DAINTREE „metamorphisch, ge- 
bildet durch chemische und mechanische Veränderungen aus 
5 geschichteten Sedimentgesteinen, wie die gelegentlich in ihnen 
‚ beobachteten Streifen von Glimmerschiefern und anderen Schie- 
_ fern (schists) in ihnen beweisen“, und fügt dann hinzu: „So- 
| weit meine persönlichen Beobachtungen verlässlich sind, sind 


10* 


Di de nähern an Zt ln a Te Tan ul a ach au ut BE at Set 


148 


alle Granite Queenslands, welche neben Glimmer Hornblende 
enthalten und deren grössere Feldspathmenge triklinisch ist, in ° 
die Reihe der metamorphischen Gesteine zu verweisen.‘ Die 
Analyse eines typischen Handstücks von Ravenswood ergab 
ihm 60 pCt. Kieselsäure und bestand es seiner optischen Ana- 
Iyse zufolge aus triklinem Feldspath, Quarz, braunem Glimmer 
und wenig Hornblende, während andere Varietäten viele Horn- 
blende enthalten. Dieser mikroskopischen Bestimmung nach 
würde das Gestein weder zu den Syeniten noch zu den Gra- 
niten gehören (da deren Feldspäthe doch vorwiegend orthotome 
sind), sondern eher den Dioriten zugezählt werden müssen, — 
eine Vermuthung, welche, wenn sie sich bestätigen sollte, den 
schon bekannten Kreis des Einflusses der Dioritreihe auf die 
Goldführung wesentlich erweitern und zum besseren Verständ- 
niss der Genesis der Goldquarzgänge sehr beitragen würde. 
Indess führten die von mir untersuchten „Syenite‘‘ ähnlicher 
Art aus Queensland und Neu-Sud-Wales neben Plagioklasen 
auch sämmtlich Orthoklas; von Ravenswood steht mir leider 
kein Material zu Gebote. In Bezug auf diese Gesteine sagt 
Daintree weiter: „In Ravenswood ist Nichts von Trapp, der 

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die Production der Gänge beeinflusst haben könnte, bekannt; 
oder wenn vorhanden, müsste er in der Tiefe verborgen sein. 
Während demnach in den devonischen, metallführenden, ren- 
tablen Distrieten stets Trappstörungen vorhanden sind, können 
in den metamorphischen Gesteinen Metallführungen rentabel 
sein ohne Anwesenheit von Trappen.“ 3 

10. Zu den metamorphischen Gesteinen rechnet DAInTREE 
auch jene, in welchen die Goldfelder des Cape River, Palmer 
River, Peak Downs, Cloncurry, Black Snake, Kilkivan, Goo- 
roomjam und ein Theil des Gilbert River - Goldfeldes liegen. 
Unter diesen Gesteinen sollen die Glimmerschiefer und nn 
Hornblendeschiefer am häufigsten entwickelt sein. Dies trifft 2 
bei den Goldfeldern von Black Snake und Kilkivan, die ich i 
beide kennen gelernt und unter den Kapiteln Felsit und Por- e. 
phyrit beschrieben habe, nicht zu; es kommen dort freilich in 
der Nähe der Goldfelder solche und ähnliche Gesteine vor, : 
aber sie sind dann stets die Nebengesteine von nur Kur i 
erze führenden Gängen. In den Goldfeldern, welche aus 
Kieselsäure - reicheren metamorphischen Gesteinen aufgebaui | 
sind, führt er als Intrusivgesteine, die auf die Goldführung u 
eingewirkt haben , Feldspathporphyr und Porphyrite auf; in 
deren Wirkungsspbäre und an den Stellen, wo sie die meta- 
morphischen Hornblendeschiefer und Eliramerschiefek durch- | 
setzen, seien mehrere der goldführenden Gänge am Mount | 
Remarkable, Davenport und Elvan im Oape River - Gold el 


149 


_ gefunden worden. Die Nachrichten von diesen Goldfeldern 
sind so spärlich und ungenügend, dass ich Weiteres von Inter- 
_ esse aus ihnen nicht schöpfen kann. 


d. Serpentin. 


Mir persönlich ist kein Fall bekannt geworden, wo (Gold 
im massigen Serpentin, also nicht auf Gängen oder auf Trü- 
mer im Serpentin beschränkt, aufgetreten wäre. DAimmTREE 
| erwähnt jedoch in seiner citirten Schrift ausser dem schon 
früher beschriebenen Vorkommen am Mount Wheeler auch noch 
eines solchen von den Canoona Diggings bei Rockhampton, 
‘welches er in dieser Weise deutet. Ein Thal, welches nur in 
- Serpentin eingeschnitten ist, lieferte von seinem oberen Ende 
ab auf 0,65 engl. Meilen Länge Seifengold, welches, wenn es 
mit einer Matrix verbunden gefunden wurde, stets Serpentin 
| als solche besass; ausserdem war das Seifenmaterial ein brauner 
' „Serpentinthon‘. Auch der unter der Seife anstehende zer- 
setzte Serpentin lieferte nach Ausarbeitung der Seifen noch 
jahrelang Gold in rentabler Menge. 


e. Wollastonit- Gestein. 


l. Zwischen mächtig entwickeltem Granit auf der einen 
Seite und einem kystallinischen Kalk, welcher eine starke 
_ Einlagerung von Granat und Bene enthält, auf der an- 
‚ deren Seite, tritt an den Springs bei Calgour in Queensland 
6 bis 8 Meter mächtig ein Gestein auf, das aus Wollastonit, 
_ Quarz, Granat, Kupferkies und Buntkupfererz besteht und 
 grösstentheils rein granitisch ausgebildet ist. In der Nähe der 
 Nebengesteine wird es feinkörnig , nach der Mitte hin gross- 
_ körnig, sodass die bald weiss, bald grün und bald lichtviolett 
\ gefärbten Quarze mehr als 1 Om. Durchmesser, die meistens 
| gekrümmten Spaltflächen des Wollastonites 1 Cm. Breite und 
2 bis 4 Cm. Länge erlangen. Der Wollastonit herrscht im 
| Gestein bedeutend vor und hat nur lichte, grauweiss bis gelb- 
liche und fleischrothe Farben. Die Granaten treten haupt- 
‚sächlich in der Nähe des Kalkes auf, welcher scheinbar un- 
merklich in das W.ollastonitgestein übergeht, Die goldführen- 
den Kupfererze sind in den Quarzen sowohl wie in jedem der 
“anderen Gesteinsbestandtheile eingesprengt vorhanden. An 
Gold enthält das Gestein 9,3 bis 21,7 Gramm p. Ton, an 
Kupfer 5 bis 10 pCt. 

_ 2. Etwa 12 Miles östlich von den Springs liegt die Munna- 
Mine, deren geognostische Verhältnisse den vorigen einiger- 
Besen ähnlich sind. Zwischen Granit im Süden und kıy- 


; 150 


stallinischem Kalk im Norden liegt auf deren Contact eine 
östlich streichende, viele Meter mächtige Gesteinszone, welche 
sich aus dem Kalk herausbildet, indem dieser zuerst Granaten 
aufnimmt und dann allmählich in ein aus feinkörnigem Wolla- 
stonit und anderen kalkhaltigen Silicaten und aus grober 
krystallisirten braunen Granaten bestehendes Gestein übergeht. 
Die Erze, welche in ihm theils in feiner Einsprengung, theils 
in derberen Massen auftreten und zumeist auf die Mitte und 
die südliche Seite der Zone beschränkt sind, bestehen vorwie- 
gend aus Kupferkies und wenigem Pyrit, denen ein geringer 
Goldgehalt eigenthüumlich ist. Am reichlichsten sind die Erze 
da vorhanden, wo der Granat vorwaltet, sodass man Stücke 
herausschlagen kann, welche nur aus einem körnigen Gemenge 
von Kupferkies und Granat bestehen. 

Beide Vorkommnisse werden nicht bewirtbschaftet und 
sind noch nicht genügend untersucht, um die Frage zu ent- 
scheiden, ob man sie als Contactgänge oder als Stöcke aufzu- 
fassen hat. 

Meines Wissens ist das erste der hier beschriebenen Vor- 
kommnisse der einzige bekannte Fall, in welchem ein wesent- 
lich aus Wollastonit bestehendes Gestein einen erheblichen 
und zur Ausbeutung genügenden Goldgehalt besitzt. Dadurch 
aber, dass neben und mit dem Gold Kupfererze brechen, ist 
das Vorkommen demjenigen von der Albertusgrube bei Cziklova : 
im Banat verwandt; der Goldgehalt und der höhere Prozent- 
satz an Granaten in dem australischen Vorkommniss lassen 
aber die Analogie nicht vollständig werden. | 


2 
; 
ä 


EEE TER 


E 
R 
R 
2 
a 


Aus den Beispielen, welche ich in diesem Abschnitt und 
den dazu gehörigen Tabellen VII. bis IX. gegeben habe, geht 
zur Evidenz hervor, dass mit dem Auftreten mancher krystal- 
linischer Gesteine in der Nähe originaler Goldlagerstätten der 
Goldgehalt der letzteren nach Qualität und Quantität wechselt. 
Ob diese Relation nur bedingt sei durch die der Entstehung 
jener Gesteine zu Grunde liegenden Faktoren oder ob die 
Gesteine selbst einen solchen Einfluss übten, — das sind 
Fragen, welche nur unter Zugrundelegung empirisch beobach- 
teter Thatsachen auf induktivem Wege und, wenn möglich, an 
der Hand von Control-Versuchen gelöst werden können. Solche 
Thatsachen sind: die procentisch wechselnde Zusammensetzung | 
des Minerales Gold und die Stetigkeit seines Sibergehaltes, 
die immer wiederkehrende Association des Goldes mit Sul- 
fureten (und besonders solchen, welche in sulfobasischen Flüssig- 


A 


BEWT 


1 = 


E 


isl 


‚keiten unlöslich sind) und mit Quarz, die seltene Combination 
mit amorpher Kieselsäure und kohlensauren Erden, das völlige 
Fehlen von Fluorverbindungen und von leicht reducirbaren 
Sauerstoffverbindungen; ferner die häufige Association der ori- 
ginalen Goldlagerstätten mit krystallinischen Gesteinen, welche 
Quarz und dessen Einschlusse, Sulfurete, Plagioklase und 


' Hornblende enthalten, und der absolute Mangel an solchen 


Lagerstätten, welche mit krystallinischem kohlensauren Kalk 
oder Dolomit associirt wären. Die genannten Associationen 
des Goldes mıt Mineralien gelten für alle australischen 
Lagerstätten. Dagegen giebt es eine grosse Anzahl platten- 
formiger Lagerstätten, bei denen sich eine Association mit den 


oben charakterisirten krystallinischen Gesteinen absolut 


nicht nachweisen lässt. Es ist dies die grosse Mehrzahl der 
in tiefsilurischen Schichtgesteinen vorhandenen Gänge und 


15 Lagergänge Victoria’s; sie stehen nirgends mit älteren krystal- 


linischen Gesteinen in Beziehung, sondern kommen nur mit 
Basalten und Laven in Berührung, welche tertiären, theilweise 
sogar recenten Ursprungs sind, während sie selbst früher als 


die Koblenformation entwickelt und fertig waren. Dieselben 


führen beinahe ausnahmslos ein sehr feinhaltiges Gold, wäh- 


rend die sonstigen, mit devonischen und älteren Schicht- und 


Eruptiv-Gesteinen verbundenen Lagerstätten ebenso ausnahms- 


los ein silberreiches Gold enthalten; des Weiteren sind sie 
' mächtiger entwickelt als letztere, ihr Goldgehalt ist gleich- 
' förmiger im Gangkörper und in den Goldfällen vertheilt und 
‚Gleiches gilt von ihrem Gehalt an Sulfureten. Hieraus ergiebt 
sich als ein weiteres Beurtheilungsmoment das geologische 


Alter der die Lagerstätten umschliessenden Nebengesteine und 


‚ als nächste Wirkung dieses Factors beobachtet man eine mit 
' dem jüngeren Alter der einschliessenden Gesteine fallende 
 Feinhaltigkeit des in den Lagerstätten vorhandenen Goldes. 
‚ Da nun aber die geologisch ältesten Schichten vor der Stau- 
'  ehungs-Periode jedenfalls auch absolut tiefer gelegen 

ı waren, als die geologisch jüngeren Schichten, so überträgt 
sich der Inhalt vorstehenden Satzes von dem Alter auf 
' die absolute Teufe, bis zu welcher jene Gesteine 
zu der Zeit, als sich die in ihnen entstehenden 
' gerstätten ausbildeten, submergirt waren. 


Leider kann man in eine solche Untersuchung nur die 


_ Vorkommnisse von Victoria und Queensland mit Ruhe hinein- 
ziehen; jene von Neu-Süd-Wales müssen ausgeschlossen blei- 
| ben, weil dort die Altersbestimmung der Gesteine noch zu 
wenig vorgeschritten ist. Belege für die Richtigkeit des obigen 


Satzes finden sich in den Tabellen III. bis IX. reichlich an- 


| gegeben. 


ne WE 


152 


W. B. Crarke, der um die australischen Goldfelder un- 


gemein grosse Verdienste hat, machte zuerst darauf aufmerk- 
sam, „‚dass das reichste (feinhaltigste) Gold im Süden, das 


silberhaltigste Gold im Norden längs der Cordillere gefunden E 
wird‘. Dieser Satz bedarf nach dem Gesagten einiger Mo- 


dificationen: 

1. Die Schichtgesteine der Uebergangsformation, welche 
goldführende Original- Lagerstätten einschliessen, sind ihrer 
grossen Masse nach im Süden des östlichen Continentes älter 
als in dessen Norden. 

2. Der Feingehalt des aus solchen Lagerstätten gewon- 
nenen Goldes ist, wenn grosse Mengen desselben in Rech- 
nung gezogen werden, am höchsten da, wo die einschliessenden 
Gebirgsglieder den geologisch ältesten, am niedrigsten dort, 
wo sie den geologisch jüngsten Niveaus der Uebergangsforma- 
tion angehören. In geologisch intermediär liegenden Gesteinen 
eingeschlossene Lagerstätten liefern Gold von intermediärem 
Feingehalt. Ausnahmen von dieser Regel finden sich vor; sie 
finden ihre Erklärung theils darin, dass die Goldführung an 
gewisse Eruptivgesteine (Serpentin, Felsit und Diorit) gebun- 
den ist, theils sind ihre Ursachen noch unbekannt (verschie- 
dener Feingehalt des Goldes in verschiedenen Orten des Gan- 
ges, nach Streichen oder Fallen, — s. Tab. VII. bis IX.). 

8. Der Feingebalt des Goldes nimmt nicht in gleich- 
mässiger Progression von Süd nach Nord hin ab, sondern in 
scheinbar unmotivirter Weise ab und zu (Tab. IX.) Regel- 
mässige Abnahme wird nur bemerklich bei Vergleichung des 


Productes sehr grosser Landestheile (Tab. I. und II.) und diese 


Erscheinung ist das Ergebniss von 1. und 2. — Das Gold 


aus dem Gebiet der wahrscheinlich cambrischen krystallinischen 


Schiefer von Cloneurry in Queensland hat denselben Feingehalt 


wie reiches Gold aus Victoria’s untersilurischen Gebieten und 
jenes der Grünsteingebiete Victoria’s stimmt im Feingehalte 


mit dem der Grünsteingebiete Queenslands überein. 
4. In allen Fällen wirken Grünsteine und Diorite sowohl 
wie die von ihnen metamorphosirten klastischen Gesteine ver- 


schlechternd auf den Feingehalt des Goldes der mit ihnen 


combinirten und meist geringmächtigen Lagerstätten, auf die 
(rangmassen der letzteren aber veredelnd in Bezug auf deren 
Procentgehalt an Gold. (Tab. VII. bis IX.) 

Eine experimentelle Untersuchung, welche ich eben be- 


gonnen habe, um die bei der Goldausscheidung maassgebenden 
Verhältnisse kennen zu lernen, fusst auf einer aus obigen 


statistischen Ergebnissen direct abgeleiteten Hypothese, deren 
Erwähnung hier aber zu weit führen würde. 


In Bezug auf zwei weitere, für den Goldbergbau sehr | 


VIERTE SIR a ide uns Sale naeh ae A a kan lan Pain 


Fi 


va 
Re 


153 


ME indene statistische Material in ganz en: Weise erst 
' vorhanden, sodass richtige Anhaltspunkte, wie für den Fein- 
gehalt, noch nicht zu erlangen sind. Ich meine hiermit die oft 
beobachteten Thatsachen, dass mit dem Feingehalt des Goldes 
die Mächtigkeit der Lagerstätten und die Armuth der Gang- 
' massen an Sulfureten und an Carbonaten der Erden wächst, 
_ der Procentsatz der Gangmassen an Gold aber fällt, — That- 
, sachen, die ganz gewiss ebensowohl mit der Entstehungstiefe 
_ der Lagerstätten wie mit der Natur der Nebengesteine in Be- 
 ziehung stehen. Die zur Erklärung dieser frappanten Erschei- 
_ nungen nothwendigen Daten dürften unter den eigenthumlichen 
‚australischen Montanverhältnissen wohl auch noch lange auf 
sich warten lassen. 


Wie schon früher erwähnt, ist bisher noch keine Original- 
" Goldlagerstätte in Australien gefunden worden, welche nicht 
von silurischen oder devonischen (oder von noch älteren [wahr- 
‚ scheinlich cambrischen] krystallinischen Schiefern) Gesteinen 
‚ oder von eruptiven “resteinen gleichen Alters umschlossen 
wäre, 

i Die Entstehungszeit der plattenförmigen Original - Lager- 
'  stätten, welche innerhalb dieser (Gesteine liegen, scheint überall 
‘die ungefähr gleiche zu sein. Die Gänge und Lagergänge grei- 
, fen nie in die Schichten der sie überlagernden Glieder der 
'  Steinkohlenformation über. Selbst am Schoalhaven River in 
 Neu-Süd-Wales, wo gewaltige Erosionsthäler Durchschnitte 
der Uebergangsgesteine und der Kohlengesteine von mehr als 
‚1500 Fuss Höhe darbieten, wo die Lagerstätten oft bis zum 
| Contact mit den Conglomeraten und Sandsteinen der Kohlen- 
“ formation entblösst und sichtbar sind, stossen sie scharf an 
ı diesen ab und ihr Ausstrich zeigt nirgends eine Erscheinung, 
‚welche den Gedanken an ein ursprüngliches Gangausgehendes 
ı zuliesse; sondern sie und die Schichtenköpfe ihrer Neben- 
| gesteine bilden je nach der Natur der letzteren Grate, Kuppen 
‚ und Thäler, auf und zwischen welchen die Gesteine der 
_Kohlenformation sich discordant abgelagert haben. Sie sind 
| demnach bestimmt schon ausgebildet gewesen, als die tiefsten 
) 8ehichten der Kohlenformation sich aus dem Ocean absetzten: 
‚ und diese Schichten sind gleichalterig mit den ältesten Glie- 
‚dern der englischen Steinkohlenformation. 

| Ueber den Beginn ihrer Entwickelung, über die Frage, zu 
_ welcher Zeit ihre Spalten aufgerissen wurden, ist nur wenig 
| bekannt. Wenn man aber solche und ähnliche Vorkommnisse 


154 


von Lagergängen häufig gesehen hat, wie das früher (gele- 
gentlich des Artikels „Synklinen“) beschriebene vom Maquarie 
River bei Hillend, und wenn man weiss, dass dieselben in der 
Uebergangsformation und besonders in deren silurischen Glie- 
dern von Victoria und Neu-Sud-Wales relativ häufige Erschei- 
nungen sind, wenn man damit die Thatsache combinirt, dass 
die meisten dieser Lagerstätten sich als Lagergänge darstellen 
— so erscheint es ganz natürlich, den Beginn ihrer Entwicke- 
lung in die Zeit zu verlegen, in welcher die Stauchung und 
Steilaufrichtung der Schichten des Uebergangsgebirges vor sich 
ging. Der Zeitraum, während dessen diese Aufrichtung er- 
folgte, war aber ein — auch nach geologischen Begriffen — 
sehr grosser und ausgedehnter; die Aufrichtung geschah nicht 
ruckweise, sondern sehr langsam und continuirlich und hatte 
ein langsames Empordringen gewaltiger Granitmassen (wie ich 
dies gelegentlich der geologischen Beschreibung der Cordillere _ 
darzuthun versucht habe) als Ursache. In diesen selben Zeit- 
raum fallen aber auch z. Th. die Eruptionen von neuerem 
Granit, von Porphyr und Porphyrit, von Syenit, Diorit und 
Grünsteinen. Dadurch sind weitere, wenn auch nicht ganz 
verlässliche Bestimmungsmittel gegeben; sie dürften aber 
brauchbar werden, wenn sie genauer studirt worden sind und 
nur solche ihrer Vorkommnisse auf Goldfeldern in Betracht 
gezogen würden, welche in nicht zu grosser Entfernung unter- 
einander auftreten. h. 

Welches relative Alter diese verschiedenen Eruptivgesteine 
besitzen, ob überhaupt jedes derselben an eine bestimmte Zeit- 
periode gebunden war, vermag ich nicht zu entscheiden, da 
ich selten Gelegenheit hatte, Beobachtungen darüber zu ma- 
chen; dass sie überall auf dem Continent in einer reihenför- 
migen Zeitfolge aufgetreten sind, glaube ich nicht. Nach den 
Erfahrungen, welche ich darüber gesammelt und den Nach- 
richten, die ich in der Literatur gefunden habe, halte ich die - 
goldfübrenden Syenit-ähnlichen Gesteine für die ältesten Re- 
präsentanten der durch Plagioklas, Hornblende und Quarz 
charakterisirten Gesteinsgruppe; denn ich sah sie sowohl von 
Graniten und Porphyren als von Dioriten und Grunstein durch- 
brochen. Danach folgte der Thonsteinporpbyr; ich sah ihn 
von syenitischem Porpbyr und von Porphyrit durchbrochen 
und durchsetzt. Nach ihm kommen die quarzarmen oder 
quarzfreien, die basischen Gesteine: der Diorit und der Por- 
phyrit und die Grünsteine und der Felsit. Diese sind aber 
von sehr wechselndem Alter, — die Diorite und Grünsteine 
treten z. B. in Queensland unter solchen Verhältnissen auf, 
dass man annehmen muss, sie seien während der ganzen Devon- 
zeit ejicirt worden, während sie in Neu-Süd-Wales nach CLARKE 


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in Be ut Fe u De cn u. Ze 


er 


155 


8 
‘noch in den beiden tiefsten Etagen der Steinkohlenformation 
_ durchsetzend auftreten und’ in Victoria an die obere Silurfor- 
: mation geknüpft sind; ich sah sie am Shoalhaven River, von 
- Graniten durchsetzt, in den Schichten der Uebergangsformation 
' als Lagergänge von grösserer und geringerer Mächtigkeit aus- 
gebildet. 
“ DainTtRre& stellt den Diorit, wie Diabas und Serpentin in 
die Devonzeit und lässt die Porphyre und Porphyrite sich von 
_ seiner „metamorpbic series“ bis zur Devonzeit erstrecken. Die 
 Felsite nennt er jünger als den Diorit und seine Begleiter. 
Ich habe keineu Beweis für noch gegen diese Ansicht. Ueber 
das Alter des goldführenden Serpentins, Porphyrs und des 
Wollastonitgesteins ist noch gar nichts bekannt. 
Nach der früher gegebenen Copie von Dr. G. ULLRICH’s 
_ Abbildungen einer Gangstörung an Wood’s point in Victoria 
ist der Grünstein in eine Spalte eingedrungen, welche längs 
' eines vorhandenen Goldquarzganges aufgerissen war; dabei 
"wurden Stücke des letzteren aus ihrem Zusammenhange gelöst 
| _ und in den Grünstein eingebettet. Ausserdem aber entstanden 
_ durch spätere Ursachen im °Grünstein selbst neue secretions- 
_ artige, auskeilende Quarzkörper, welche reichlich Gold führen 
E und senkrecht zu dem fast saigeren Fallen des Hauptganges 
, und des Grünsteinganges — also horizontal — orientirt sind. 
' Dieser Grünstein ist demnach nach der Ausbildung der im 
, obersilurischen System von Victoria enthaltenen Lagergänge 
noch zur Eruption gelangt und auch noch nach dieser Zeit fand 
\ die Ausscheidung von Gold auf seinen, vielleicht secretionären, 
- Quarzgangkörpern statt. 
R In Gympie, in Queensland, setzen aber die Goldquarz- 
_ gänge aus dem Diorit in die ihn umgebenden diabasischen, 
[  Äungdevonischen Schiefer und Sandsteine (Schalsteine) fort. 
 Damreer bält „letztere für die Tuffe, den Diorit für den Kern 
 devonischer Trappausbrüche“ — eine Ansicht, die ich nicht 
begreifen kann. Eher mögen die diabasischen Tuffe — na- 
I  türlich von Diabasen abstammend — von dem Diorit durch- 
 brochen worden sein oder sich um ihn abgelagert haben; iden- 
tischen Ursprunges sind sie jedenfalls nicht mit ihm. Die 
Gänge von Gympie werden, weil nach Ablagerung der jüngsten 
 devonischen Schichten entstanden, als die jüngsten des Conti- 
; ments angesehen; jedenfalls sind ihre Nebengesteine die jung- 
sten Gesteine des Continents, in welchen originale Goldlager- 
 stätten bekannt sind, und sind diese wahrscheinlich jünger als 
die durch Brünsteine gestorten Gänge von Woods point. 
Auch am Cape River und auf anderen Goldfeldern Queens- 
lands treten Gänge und Lagergänge von Dioriten und Grün- 


156 = 


stein im Contact mit Goldlagerstätten auf; ob aber diese Gesteine 
oder die Lagerstätten älter sind, das wird nicht berichtet. 2 

Wie dem auch sei, soviel steht über das Alter der Gold- 
lagerstätten fest, dass sie sich entwickelten und ausgefüllt 
wurden in der Periode, welche der Ablagerung der Steinkohlen- 
formation vorausging und auf die Ablagerung der devonischen - 
Gesteine folgte, in derselben Periode, während welcher bedeu- 
tende Niveauveränderungen auf der Erdoberfläche stattfanden, 
während welcher der östliche australische Continent jedenfalls 
tief submergirt und die Schichtgesteine seiner Rinde, wahr- 
scheinlich durch langsam aufdrängende Granite, gestaucht, ge- 
faltet und aufgerichtet wurden. | 


IV. Die Gold - Seifen. 


ee Fe ar ae La ea er 


Abgesehen von den riesigen Werthen, welche die Gold- 
seifen im Laufe der Zeit geliefert haben und welche viele 
derselben — theils neu gefundene, theils alt bekannte — noch 
täglich liefern, ist es hauptsächlich ihr höchst verschiedenes 
Alter, welches sie interessant macht. Dasselbe erstreckt sich 
von der Steinkohlenperiode durch alle geologischen Epochen 
hindurch bis in die Jetztzeit, und nur das Uebergangsgebirge ist 
bisher frei von Goldseifen gefunden worden, — eine That- 
sache, welche mit der am Schlusse vorigen Kapitels gegebenen 
Datirung der Entstehung der originalen Goldlagerstätten in 
genauem Einklange steht. Von den zahlreichen Vorkomm- 
nissen in der Steinkohlenformation führe ich die folgenden an. 
W. B. CLARKE erwähnt es aus den Conglomeraten der Hawkes- 
bury - Etage vom Gross River, der Mittagong Range und aus 
der Nähe von Goulborn, aus den Sandsteinen bei Sydney und 
am Nepean River, welche derselben Etage angehören; aus 
Schieferthonen und Conglomeraten der kohlenführenden Etagen 
von Peak Downs in Queensland und aus der Kohle eines 
Flötzes bei Newtown in Vandiemensland (wo ein erheblich — 
grosser Goldklumpen gefunden wurde). Ich fand es in der 
Nähe von Togocreek am Shoalhaven, wo — vielleicht der ein- 
zige Fall dieser Art — die Bedingungen günstig genug sind, 
die Gewinnung zu gestatten. Daselbst werden die Uebergangs- 
schichten und ihre Goldquarzlagergänge, die sie begleitenden 
Serpentine, Gabbro, Diorite und Granite von Conglomeraten | 
und Sandsteinen der Hawkesbury-Series der Kohlenformation | 
bedeckt. Die tiefsten Schichten dieser Kohlengesteine be- | 


LE Min a nah y : eg / 2 
a TR Fl ea a He Pr 


# Si 5 


157 


1% stehen aus Rollsteinen sehr verschiedener Grösse von kiese- 
‚ ligen Schiefern, Quarz, Granit, Porphyr und Kalk, welche 
durch ein eisenschüssiges Cement zu einem sehr festen, rauhen 
' und diekbankig abgelagerten Conglomerat verbunden sind. Da 
wo diese Schichten im Laufe der Zeit zerstört und fortge- 
waschen wurden, ist die den Uebergangsschichten direct auf- 
lagernde zurückgebliebene Krume durch das Eisenoxyd jenes 
Cements tief braun und roth gefärbt und uberall, wo diese 
Färbung statthat, ist die Krume derart goldhaltig, dass sie an 
' vielen Stellen das Verwaschen reichlich lohnt. Zuweilen fin- 
den sich auch mit der rothen eisenschüssigen Cementkruste 
noch überzogene Quarzrollstücke, in deren Quarz das Gold 
sichtbar ist, und diese liefern eigentlich erst den Beweis für 
- die Goldführung des Conglomerates. Jeder Regenguss schwemmt 
_ neue Goldmengen von den Gehängen in die oft trockenen 
\ Bachbetten und die Digger helfen der concentrirenden Wirkung 
des Wassers dadurch nach, dass sie Baumstaämme und Aeste 
_ quer durch die Bachbetten ee. und diese gegen den Boden 
' und untereinander fest verpuddeln. Das vor diesen „catches“ 
|: angesammelte Material wird dann verwaschen und liefert oft 
, ein recht grobes Gold. 
E ‘In kalkigen jurassischen Gesteinen von Fitzroy Downs 
7 N und Peak Downs in Queensland, und in Schieferthonen der 
B "mesozoischen Kohlengebilde von Victoria wurde es ebenfalls 
gefunden, — an letzterem Orte mit Pyrit verbunden. 
|. Die wirthschaftlich verwendbaren und werthvollen Seifen 
1 finden sich aber erst in der Tertiärformation, und von da ab 
aufwärts, ein. Wenn auch die Vorkommnisse in dem tertiären 
 „Wüstensandstein‘‘ Queenslands nicht von Wichtigkeit sind 
‚ und nur selten unterhalb dieser eine werthvollere Seife ge- 
"  funden worden ist, so sind dagegen die jungtertiären, oft von 
| Basalten bedeckten Seifen in Vietoria und Neu-Süd-Wales von 
F um so höherem Werthe und haben durch ihre Reichhaltigkeit 
, und massenhafte Ergiebigkeit wesentlich dazu beigetragen, den 
 Gangbergbau rasch und kräftig zu entwickeln, indem die aus 
i ihnen gewonnenen Kapitalien theils auf das Gros des Publi- 
kums anregend wirkten, theils indem dieselben Männern von 
"Thatkraft und speculativem Sinne in die Hände fielen und von 
ihnen zur Untersuchung der Gänge u.s. w. verwendet wurden. 
| Die wichtigsten und interessantesten dieser jungtertiären 
Seifen sind jene, welche die Digger ‚‚deep leads‘“ benannt 
haben und welche B. Smryra (l. e.) und M’Cor für pliocan 
| En die aber theilweise jünger sind und in recente Allu- 
'  vionen übergehen. Ihre Untersuchung ist, wie Alles was den 
| australischen Goldbergbau anlangt, in Victoria am weitesten 


158 


vorgeschritten und wenn auch die Vorkommnisse von Uralla*), 
Luknow, Kiandra, Mudgee, Gulgong und Adelong in Neu- 
Sud-Wales sehr reiche Erträge abgeworfen haben und denen 
Victoria’s ganz ähnlich sind, so können sie doch, weil weniger 
genau bekannt, kein so klares Bild ihrer Eigenthumlichkeiten 
abgeben und ich wähle deshalb einige Beispiele aus Ballarat 
in Victoria zur Erläuterung derselben. 

Ihre Entstehungsweise, die ich des besseren Verständ- 
nisses wegen vorausschicke, lässt sich kurz dahin zusammen- 
fassen: Aus dem Wasser der Miocänsee. hoben sich langsam 
die jetzigen Gebirge hervor und in dem Maasse, als diese uber 
das Wasserniveau stiegen, wurden durch dessen Wellenschlag 
und durch Erosion die miocänen Schichten, welche sich auf 
den Köpfen der Uebergangsschichten abgelagert hatten, all- 
mählich fortgespult, die Grate und alten Erosionsthäler des 
Uebergangsgebirges freigelegt und erneuter Erosion darge- 
boten. Diese wirkte langsam aber sicher auf sie ein; die 
Schichtenköpfe zerbröckelten und zerkrümelten, ihr sandiger 
Detritus wurde vom Regenwasser in tiefere, breitere Thäler 
befördert und wenn auch die in den Schichten eingeschlossenen 
Quarzlagergänge länger widerstanden, so wurden sie schliess- 
lich doch auch zerstört und ihr Gold blosgelegt. Die feineren 
Theilehen des letzteren wanderten, vom Wasser und vom 
Schutt getragen, durch die Schluchten in die Thaler und fan- 
den dort ihren Absatzort, — die gröberen Theilchen und die 
Klumpen blieben in den Schluchten in Gesellschaft grösserer 
Bruchstücke von Quarz und Gesteinen zurück. Wo innerhalb # 
der Wasserläufe eine feste Sandsteinbarre, oder ein Quarzgang 
das Thal oder die Schlucht kreuzend aus dem Niveau der 
übrigen Schichten hervorragte, da war auch die Gelegenheit 
zur Concentration der Schuttschicht und zu ihrer Anhäufung 
gegeben. Solche Schluchten sind die ‚‚gutters‘‘, die in einem 
zusammenhängenden Schluchtensystem abgelagerten Seifen die 
„deep leads“‘, und die vor einer die Schlucht kreuzenden 
Gesteinsbarre angehäuften, reicheren und meistens auch quarz- 
haltigeren Seifenmassen werden von den Diggern ‚„reefwash‘' 
genannt, — wenn Schichten oder Decken irgend welcher Art 
die Seifenablagerung ganz oder theilweise überlagern, die 
Schluchten und ihre Abhänge ganz oder theilweise verdecken. 
Innerhalb dieser Seifen sind in Victoria und auch in Neu- 
Süd-Wales Pflanzenreste (Aeste und Stämme), und Säugethier- 
knochen, in den darüberliegenden sedimentären Schichten auch 
Blätter und Muscheln gefunden worden. | 


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*, In Uralla fanden sich die Seifen auf syenitischem Granit und wa- 
ren von Basalt überdeckt. 


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Tag > ” 


E 159 


Nachdem die erodirende Action, deren Resultat die Seifen 
. sind, über jedenfalls sehr‘ grosse Zeiträume sich erstreckt 
hatte, muss wohl ein Sinken des Landes von Neuem erfolgt 
sein, wenn auch vielleicht ein nur locales, denn über ihnen 
finden sich häufig goldfreie Sandschichten abgelagert. Dann 
aber, oder vielleicht gleichzeitig mit ihm, erfolgten die Basalt- 
' ausbrüche, welche in eminenter Weise die jetzige Figuration 
der Cordillere und des Continents bedingt haben. Ihre Massen 
ergossen sich über die auf den Goldseifen liegenden Sand- 
schichten und fullten die Schluchten ganz oder theilweise aus; 
ihr Material ist theils blasige, theils feste klingende Basalt- 
_ lava. Dann folgte eine Zeit der Ruhe, es setzten sich Sand-, 
Thon und Detritus- Schichten auf dem Basalt ab. Eine neue 
‘ Eruption fand statt, frische Basaltmassen wälzten sich über 
die sedimentären Schichten fort, — von Neuem trat Ruhe 
ein und setzten sich Susswasserthone u. s. w. ab. Dieser 
_ Wechsel in der Ablagerung basaltischer Decken und Suss- 
 wasserschichten trat im Ganzen wenigstens vier Mal ein und 
die Gesammt-Mächtigkeit dieser Massen beträgt zuweilen Hun- 
 derte von Fussen. Die der obersten Basaltdecke aufliegenden 
' Grand- und Gruss - Ablagerungen, Thone und Bodenkrume 
‚haben dieselben Eigenthümlichkeiten, wie jene der Jetztzeit 
_ und sind mit ihnen identisch. 
Diese ‚‚deep leads‘“ sind natürlich an anderen Stellen, 
‚dort wo keine Basaltdecken zur Entwickelung gelangten, oder 
wo solche Decken durch Erosion abgetragen wurden, auch 
' ohne solche ausgebildet und die bedeckenden Schichten dann 
nur sedimentärer Art. In den meisten Fällen ist es wohl so, 
‚ dass die höchstgelegenen Theile eines solchen Schluchten- 
systems, einer „deep lead‘, frei zu Tage gehen oder nur eine 
, schwache Bedeckung haben, und dadurch den ersten Anlass 
zur Auffindung gaben; in etwas tieferem Niveau kreuzte sie 
ein Basaltstrom oder deren mehrere und in noch tieferem Ni- 
veau sind wieder nur sedimentäre Bedeckungsschichten vorhan- 
den oder die Seife ist dort durch spätere Wasserwirkungen 
sammt ihren Deckschichten abgetragen und zerstört worden. 
Passirten die Schluchten, wie es sehr häufig in Ballarat, 
 Adelong und Gulgong der Fall ist, nicht nur einen, sondern 
, mehrere Lagergangzüge in ihrem Verlauf, so waren diese na- 
, türlich ebenso viele speisende Reservoirs und die „‚deep lead“ 
ist dann um so’ reicher und um so länger anhaltend. Daher 
kommt es denn auch, dass viele derselben viele Miles Längen- 
erstreckung haben. Bau-Unwürdigkeit stellt sich bei ihnen 
meistens erst dann ein, wenn sie ihren schluchtenähnlichen 
Charakter verlieren, wenn das Thal sich in die Breite aus- 
‚ dehnt und damit die Seife immer flacher und seichter wird. 


160 


Eine eigenthümliche Thatsache ist es, dass viele dieser „deep 
leads‘“ schon jetzt auf ein Niveau verfolgt und abgebaut sind, 
das nur 30—40 Fuss über dem heutigen Meeresspiegel liegt, 
sodass die Fortsetzung unter das Meeresniveau demnach sicher 
anzunehmen ist. 
Die Gänge und Lagergänuge, denen diese Seifen entstam- 
men und deren Ausgehendes bei der Ausrichtung der Seifen 
in 300— 500 Fuss Teufe, unter einer Bedeckung von Schwemm- 
schichten und Basaltdecken gefunden wurde, sind zum Theil 
— in Ballarat wenigstens — mit gutem Erfolg in Abbau ge- 
nommen worden; sie zeigen weder am Ausgehenden, noch in 
grösserer Teufe eine Abweichung von den für die dortigen 
derartigen Lagerstätten eigenthümlichen Erscheinungen. 7 
Was nun die Formen der Schluchten anlangt, so sind 
diese in Nichts verschieden von denen, welche man auch 
heutzutage in einem von silurischen Schiefern und Sandsteinen 
eingenommenen Gebiet zu sehen gewohnt ist. Mit einem von 
1° bis 15° wechselnden Längsgefälle, das hier und da durch 
plötzliche Abstürze unterbrochen wird, ist ein Gefälle der seit- 
lichen Gehänge von 10° bis zu 90° verbunden und mit dieser 
wechselnden Neigung der Schluchtenwände und der Schluchten- 
soblen steht die Mächtigkeit der auf ihnen abgelagerten Gerölle i 
und Seifen, in gewisser Hinsicht auch deren Haltigkeit, in 
genauem Correlat. Die Mächtigkeit der Seifen wechselt von : 
1 bis zu 20 Fuss und mehr, ihr mittlerer Goldgehalt (in 1872 
z. B. für Ballarat) von 0,7681 bis zu 2,9234 Gramm p. Ton; 
der Goldgehalt direct unterhalb eines mächtigen Gangzuges, 
besonders wenn dieser dem oberen Ende einer Schlucht nahe 
liegt, ist natürlich weit höher —: in manchen jetzt abgebauten 
Seifen Ballarats und anderer ähnlicher Distriete betrug er bis 
zu 100 Kilo p. Ton und in Gulgong, Adelong und Parker in 
Neu-Süd-Wales ist der gewöhnliche Gehalt der jetzt im Betrieb 
befindlichen Seifenwerke ähnlichen Charakters 15,5 bis 31,1 
Gramm Gold p. Ton. In solchen reicheren Seifenanbrüchen 
Victoria’s war es auch, wo man seiner Zeit die „Riesen unter 
den Goldklumpen‘‘ fand. Nach B. SmyrH soll der Feingehalt 
des aus den tiefsten ‚‚deep leads‘' gewonnenen Goldes am F 
höchsten sein, eine Thatsache, welche, wenn sie sich allgemein 
bestätigen sollte, vielleicht damit in Zusammenhang steht, dass 
aus den uüberlagernden Basaltdecken bedeutende Eisenoxyd- 
mengen extrahirt und theils in den Seifen, theils in deren 
bedeckenden Sandschichten zum Absatz gelangt sind; dieses, 
in Verbindung mit Kohlensäure, könnte allenfalls Silber aus 
dem Silbergold gelöst haben. E 


161 


Beispiele hier in etwas ausgearbeiteter Gestalt und erweitert 
wiederzugeben. 

i Die Grube Band of Hope und Albion Consols besteht aus 
einem Complex von 700 acres. Fünf Schächte von 208 bis 
447 Fuss Teufe dienen für Aufschlusarbeiten, für Förderung 
‚ und Wasserhaltung; sie stehen auf einem ausgebreiteten 
 Sehluchtensystem, dessen goldhaltige Seifen den silurischen 
 Gesteinen direct aufliegen. Bei ihrem Abteufen wurden vor 
_ Erreichung der Schluchtensohlen und der Seifen in 2 Schächten 
‚je vier, in 2 anderen Schächten je zwei und im fünften Schacht 
‚nur drei Basaltdecken mit der entsprechenden Anzahl zwischen- 
‚ lagernder Schwemmschichten durchbrochen; die grösste Diffe- 
renz zwischen dem Niveau der Hängebänke der Schächte be- 
trägt 17 Fuss, die zwischen der Gesammtmächtigkeit der 
‚ durchteuften Decken und Schichten 212 Fuss und die grösste 
' Differenz im Niveau der Schluchtensohlen, wo diese von den 
Schächten erreicht wurden, 217 Fuss. Innerhalb des Gruben- 
areals, aber wie gesagt von Basalten und Schwemmschichten 
bedeckt, zieht sich ein nordöstlich streichender Hugelgrat, aus 
silurischen Gesteinen bestehend, hindurch und von ihm laufen 
südlicher, sudöstlicher, nördlicher und nordwestlicher Rich- 
tung die Schluchten aus, an deren Gehängen und in deren 
Sohlen die Seifen sich finden. Die Schluchten haben ver- 
} hiedenes Gefälle, die ärmeren ein solches von nur wenigen 
raden und das der reicheren steigt bis zu 15°. Sie werden 
verschiedenen Punkten von Quarzlagergängen ‚gekreuzt, 


Die Seifen wechseln von 1,5 bis 19,0 Fuss in ee. 
und bestehen aus Ann, Lehm u. s. w. und aus 
„Cement“, d. h. aus Rollsteinen, Detritus, Sand, Thon u. s. w., 
welche durch Eisenoxyde fest verkittet sind; theils enthalten 
sie Pflanzenreste, theils sind sie frei därens Die mit den 
' Basalten wechsellagernden Thone, Sande und Geröllschichten 
thalten dagegen stets vegetabilische Reste. Wo ein Quarz- 
ang oder eine härtere Gesteissbank die Schluchten kreuzt 
der wo letztere einen plötzlichen Richtungswechsel annehmen, 
da finden sich die „reef washes‘“, d. h. die an Gold und an 
Quarz reicheren Theile der Seife vor. Der mittlere Goldgehalt 
‚der Seifen beträgt 1,9593 Gramm p. Ton und der Feingehalt 
des erzielten Goldes schwankt von 961,8 bis 969,7 p. Mille. 
Gefördert werden pro Tag etwa 800 Tons Seifen und we- 
| higstens ebensoviel an taubem Sand, Thon und dergleichen. 
Um einen Begriff von dem Ärbeitsumfang und dem Werth der 
| Grube zu geben, füge ich noch folgende Daten bei. Es wer- 
den 800 Arbeiter und 85 Pferde ständig beschäftigt, 14 Dampf- 


lei d. D. geol. Ges. XXIX. 1. Ei} 


162 


maschinen von zusammen 600 Pferdekraft sind für Förderung, 
Wasserhaltung und Goldextraction in Thätigkeit und 15 Pferde 
arbeiten unter Tage. Die Grube wurde in 1868 — nachdem 
sie vorher schon bearbeitet gewesen — mit einem voll einge- 
zahlten Actienkapital von 449 000 Pfd. Sterl. erworben und in 
Betrieb gesetzt und hat seit März 1868 bis zum September 
1872 für 857 425 Pfd. Sterl. Gold produeirt, wovon 301 390° 
Pfd, Sterl. als Dividenden ausgezahlt werden konnten. Die 
Kosten für diesen Zeitraum von 4!/, Jahren vertheilen sich 
auf Grubenarbeit mit. 290 772 Pfd. Sterl. Feuerholz 33 345 Pfd. 
Sterl., Grubenholz 36 048 Pfd. Sterl., bauliche und Maschinen- 
Reparaturen und Anlagen 18774 Pfd. Sterl.; eiserne Geräthe 
und Maschinentheile 16 750 Pfd. Sterl. — a der Pro- 
duction vor 1868 wurden im Ganzen für 1948490 Pfd. Sterl. 
Gold aus den Seifen dieser Grube gewonnen und an Divi- 
denden 880 618 Pfd. Sterl. vertheilt. Die Dividenden betragen 
hiernach alljährlich etwa 40 pÜt. des Productenwerthes und 
etwa 15 pCt. des Actienkapitals, sodass dieses in 6—7 Jabra i 
völlig gedeckt ist. ä 

Südlich schliesst sich an diese Grube diejenige der Princä ö 
of Wales Co. an, welche schon in 1859 ihre Arbeiten begann. 
Die gewonnenen Seifen sind sehr reich, sie enthalten bis zu 
19,282 Gramm Gold p. Ton. — 340 Bu ar Hänge- 
bank eines ihrer Schächte wurde ein Quarzgang gefunden und 
bis zu 600 Fuss Teufe untersucht. Seine Mächtigkeit wech- 
selt von 2,5 bis 30,0 Fuss, die Haltigkeit seines Quarzes von 
12,44 bis 37,3 Gramm Gold p. Ton. Die Goldproduction | 
betrug bis 1872 für 629263 Pfd. Sterl. an Gold und davon 
wurden 40 pCt. in Dividenden vertheilt. o 

Die Hand in Hand Co. fing ibre Operationen in 1866 an 
und hatte beim Abteufen ihrer 4 Schächte ähnliche Schwier 
keiten zu überwinden durch Basaltdecken, Schwemmschichten, 
starke Wasserzuflüsse u. s. w., wie die erst beschriebene 
Grube. Auch die sonstigen Verhältnisse sind durchaus ana- | 
loge. Ihre Production beträgt bis 1872 für 271183 Pfd. Sterl. 
und die Summe der Dividenden 74280 Pfd. Sterl. & 

Auch auf dem früher beschriebenen Cargo - Goldfeld in 
Neu-Süd- Wales treten die Seifen unter solchen Verhältnissen 
auf, dass man sie als „‚deep leads‘‘ bezeichnen muss. Es, 
gehen dort von den Gold - Kupfererz - Gängen mehrere 2 


wonnen wurden. Diese Seifen waren seicht, nur wenige ae 
mächtig und das in ihnen enthaltene Gold zeigte nur Berka 


163 


‘ Verschabung oder Abrundung seiner Kanten und Flächen, war 
“demnach „nicht weit gereist‘‘ (not far travelled), wie die Dig- 
ger sagen. Keines der Thälchen hatte mehr als 1 Mile Länge 
und sie alle endigten, sammt dem sie begleitenden Thonstein- 
porphyr, an einem plötzlichen und ziemlich steilen Absturz in 
ein östlich verlaufendes Hauptthal. Zahlreiche Schächte wur- 
“den in der Nähe jenes Absturzes niedergebracht ohne wesent- 
‚lichen Erfolg; die Neigung der Thonsteinporphyr - Oberfläche 
war zu steil für die Ansammlung des Goldes gewesen. Ein 
' anderer, kreisrunder, sehr enger und nur theilweise nothdurftig 
 verzimmerter Schacht war dagegen nahe der Mitte des Haupt- 
thales durch Schwemmschichten niedergebracht worden und 
mit 220 Fuss Teufe auf eine aus sehr grossen Porphyr-, 

1 ‚Syenit-, Quarz- und Porphyrit-Geröllen zusammengesetzte Ab- 
Jagerung gestossen, welche durch die Härte und Grösse der 
"Componenten als grosses Hinderniss erschien. Mit Rücksicht 
‚auf die Baufälligkeit des Schachtes und auf die Wahrschein- 
‚lichkeit, dass jene Gerölle aus der goldführenden Zone von 
‚ Cargo herruhrten, dass sich auch hin und wieder kleine Gold- 
‚flitter zwischen ihnen vorfanden, rieth ich die Anwendung von 
Dynamit und elektrische Zündung zur Durchteufung der Con- 
glomeratschicht an. Ob der Rath befolgt wurde, weiss ich 
nicht, fand aber in den Zeitungen einige Wochen später die 
"Nachricht, dass der Schacht das Bodengestein und eine reiche 
ife, welche seitdem als das Product der von Cargo aus- 
gehenden Thälchen und ihrer Seifen erkannt wurde, erreicht 
habe. 

| Auf dem plateauartigen Ausläufer der Cordillere, welcher 
sich zwischen das, grossentheils granitische, Hochthal des 
"Maquarie River und die Colossalspalte des Turon-River ein- 
‚ sehiebt, liegt das Goldfeld von Wattleflat unter etwa 33° 10’ 
‚südl. Br. und 149° 45’ östl. Länge. Silurische Schiefer, 

I Schlammsteine und Sandsteine, Diabase, Serpentin und Gabbre, 
, Melaphyre und dioritische Grünsteine setzen es hauptsächlich 
| zusammen; sein Character, wie der des ganzen oberen Turon- 
' Thales wird aber wesentlich bestimmt durch mächtig ent- 
 wickelte Basalte, welche mit den jüngeren Basalten Victoria’s 
‚eine grosse Aehnlichkeit haben. Die das ältere Gebirge be- 
‚gleitenden Goldquarzgänge sind sehr zahlreich und sehr ver- 
| sehiedener Ausbildung und mannichfach gestört. In unmittel- 


| Ber Ehe dieses Plateau’s en vor, welche von Mergel, 

| Thon, Lehm und sandigen Schichten überdeckt und oft "40 
‚ bis 60 Fuss unter der Oberfläche verborgen sind. Mit ihrem 
I Gold treten in der sehr thonigen Seifenmasse abgerollte Braun- 


a 


eisensteinkörner, Quarz und localer Detritus, gleichzeitig aber 
Fi 733 


164 


noch die Knochen von Säugethieren auf, welche nur mit den 
Koochenresten pliocäner Schichten anderer Orte Australiens 
und mit jenen Aehnlichkeit haben, welche in den Höblen von 
Neu-Sud-Wales und in den basaltischen Schlammen Queens- 
lands gefunden wordeu sind. Diese Erscheinung, ihr Braun- 
eisensteingehalt und das Vorkommen vulcanischer Bomben in 
den Seifen des Turonthales machen es wahrscheinlich, dass 
wir es auch hier mit jungtertiären Seifen, mit ‚deep leads“*, 
zu thun haben. Auch auf dem Rücken und den Gehängen der 
vom Plateau nach dem Turon River sich erstreckenden Aus- 
läufer finden sich die Reste dieser Seifen vor: glatte Braun- 
eisensteinkörner, wenig Quarz und locherer Detritus zwar von 
geringer Schichtendicke, aber von genugendem Goldgehalt, um 
dessen Gewinnung durch das sogenannte „Surface sluieing‘‘ 
zu gestatten. Die reichsten Seifen des Bezirks waren aber 
jene, welche sich in den mit starkem Gefälle versehenen, tief 
eingeschnittenen Schluchten, die sich mit dem Hauptthale des 
Turon vereinigen und in deren Anschlussstellen an das Haupt- 
thal vorfanden. Die vielen Basaltgänge, welche diese Schluch- 
ten kreuzen, hatten als ebenso viele Stau- und COoncentrations- 
mittel für die vom atmosphärischen Wasser abgetragenen und 
in die Schluchten geschwemmten alten Seifen gewirkt und sie 
waren die eigentliche Ursache, dass zur Zeit der Entdeckung 
dieser Seifen das Gold ohne viele Anstrengung aus ihnen mit 
den Fingern herausgelesen wurde und — spottwohlfeil war. 
Sie mögen als ein Beispiel gelten für die nn, eigentlich” 
alluvialen, Seifen. | 

Andere dieser recenten Seifen könnte man als „locale 
bezeichnen, weil sie stets in unmittelbarer Nachbarschaft der 
originalen Lagerstätten sich finden; die Reichhaltigkeit dieser, 
meistens ganz oberflächlichen, Seifen giebt, wenn man sie im 
Streichen der zugehörigen Lagergänge und Gänge verfolgt und 
untersucht, zuweilen ein sehr gutes Beurtheilungsmittel ab über 
den Goldeehalt der letzteren und dessen Vertheilung in ihnen. 
Geübte Digger wissen ausserdem, wenn das Gangausgehende 
nicht sichtbar ist, häufig sehr ei: Schlüsse in Bezug auf 
die Lage und anne des letzteren aus dem mehr oder 
weniger abgerollten Aussehen des Seifengoldes zu ziehen. | 
Aher auch die Form des Goldes, auch die Grösse der Einzel- | 
theilchen giebt ihnen ein Mittel an die Hand, über die Ab- | 
stammung des Goldes zu entscheiden. Sehr abgeschabtes Gold | 
von verdruckten Formen bezeichnen sie als ‚‚far travelled al 
vial“, solches mit reineren, gut erhaltenen Kanten und Fläche 
und von nicht zu minutiöser Feinheit des Kornes als ,,r 
gold’‘, und solches von sehr geringer Grösse, aus Blättche 


165 


‘Staub und kleinen Körnern bestehend, als ‚„‚dust‘“‘, oder »auns 
powder oder granite gold‘. 

Die letztgenannte Sorte rührt fast ausnahmslos her von 
zerstörten Imprägnationen in syenitischem Granit und Syenit 
‚und ist nur dann mit grösseren Blättchen und Klümpchen ge- 
mengt, wenn der Inhalt von Gängen zur Bildung von Seifen 
‚beigatragen hat. Das feine granite - Gold besitzt dann stets 
‚höheren Feingehalt als das gröbere reef- Gold. Die Seifen 
dieser Art sind hauptsächlich aus thonigen, granitischen San- 
den, also aus Thon, Quarzkörnern und Glimmerblättchen 
zusammengesetzt; Gangquarz ist eine seltene Erscheinung in 
ihnen, fehlt aber nie ganz. Sie sind, wenn günstige Ober- 
‚flächenverhältnisse die Concentration beeinflusst haben, reich- 
‚haltig, — sonst gehören sie zu den ärmeren Seifen. In 
Uralla in Neu-Süd-Wales sind sie von Basaltdecken überlagert, 
dürften also wohl auch, ihrer Entstehung nach, der jüngeren 
Tertiärzeit angehören. Sie sind ungemein verbreitet im Norden 
von Victoria wie längs der ganzen Cordillere in Neu-Süd-Wales 
und haben in hohem Grade zu der Goldproduction jener Colo- 
nieen beigetragen. Dass sie neben Gold auch unter Umständen 
Zinnstein und Edelsteine enthalten, habe ich schon an anderer 
Stelle erwähnt. 

Es bleiben jetzt noch zwei Arten von Seifen zu betrachten, 
velche beide an grössere Flüsse und deren Thäler gebunden 
sind. Sie werden in keinem grösseren Flusssystem, welches 
‚im goldführenden Uebergangsgebirge seinen Ursprung hat, 
‚vermisst. Je massenhafter die Lagerstätten in dem durch- 
‚ schnittenen Gebirge, je gewundener und complieirter der Ver- 
auf der Tbäler, je tiefer deren Einschnitt in das Gebirge, 
desto reichhaltiger sind die Seifen dieser Art. Man kann sie 
eintheilen in ältere, stationare und neuere, mobile Seifen. Die 
ersteren bilden Ablagerungen auf Terrassen der Thalwände, 
teigen aber auch bis zum Flusse hinab, der sein Bett z. Th. 
aus ihnen herausgeschnitten hat; ihr Charakteristicum ist, 
dass sie über dem Niveau des heutigen Hochwassers liegen. 
Oft sind sie von neueren Schuttmassen, von Schuttkegeln des 
‚anstehenden Gebirges überdeckt, seltener liegen sie ganz frei. 
Sie bestehen aus Gerollen, Sand und Schutt, die durch Lehm 
verbunden und mit nach allen Richtungen auskeilenden Lehm- 
lagen abwechselnd gelagert sind. Der Goldgehalt ist meistens 
an die tiefsten Lehmlagen gebunden und recht oft findet man 
zwei und noch mehrere solcher goldhaltiger Lehmschichten 
‚übereinander. Bis jetzt sind nur diejenigen dieser Seifen 
‚bearbeitet worden, deren goldhaltige Schichten infolge der 
‘Wirkung der Gewässer frei zu Tage lagen und diese haben 
| oft erstaunlich reiche Ergebnisse gehabt; alle jene Ablagerun- 


PT RE Ne a le ee re AT Mari 
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Pr En ES nr 7 


166 


gen dagegen, welche noch mehr oder weniger intact erscheinen : 
und durch ihre Situation und ihre Mächtigkeit sich als Analoge 4 
des Löss darstellen, warten noch der Untersuchung. Sie sind 
besonders häufig vorhanden in den grossen Erosionsthälern 3 
von Neu-Sud-Wales. 55 

Das Product der Abtragung dieser Seifen und neuerer 
Erosion der Gebirgsschichten sind dagegen jene ‚‚mobilen‘ 
Seifen, welche sich im Bett und längs des Bettes jener Flüsse 
im Niveau des Hochwassers befinden. Jede Anschwellung des 
Flusses ändert die oberen Lagen dieser Seifen, reisst an einem 
Ort weg, setzt am andern an; aber die goldhaltigen Lagen, 
welche sich in: den tiefsten Theilen dieser Seifen, auf und in 
Lehmschichten unterhalb der schiebenden Gerölleschicht vor- 
finden, werden weniger davon berührt. Die Gerölleschicht ist 
eher für sie ein gegen die Strömung des Wassers conser- 
virendes Element. Ihre reichsten Stellen liegen da wo Stauun- 
gen durch quer!aufende Schichtenköpfe der Gesteine, durch 
scharfe Curven des Flusses eintreten und diese sind es auch, 
welche meistens nur bearbeitet werden; ein gleiches Anreiche- 
rungsmotiv giebt die Einmündung anderer Wasserläufe ab. Am 
Turon, Maquarie, Shoalhaven, Cudgegong, Meroo, Abercrombie, 
am Lachlan in Neu-Süd-Wales und am oberen Murrumbidgee 
haben Seifen solcher Art bedeutende Resultate ergeben, wäh- ° 
rend grosse Strecken dieser und anderer Flüsse noch nicht 
berührt sind. Ihrer Bearbeitung steht der Uebelstand entgegen, 
dass sie nur zur Zeit grosser Trockenheit in Angriff genommen 
werden können und auch dann wirft vielleicht die im engen 
Thale zusammengedrängte Wassermasse eines einzigen heftigen 
Regengusses alle Dämme um, füllt die Excavationen ein, führt 
Wasserräder, Pumpen und Waschvorrichtungen fort und macht 
die Arbeit von Wochen und Monaten in einer einzigen Stunde 
zu nichte. Europäischen Diggern begegnet man deshalb jetzt 
auch nur selten in solchen diggings; es sind die gegen Fata- 
litäten jeder Art durch ihren Glauben und — durch ihre un- 
ermüdliche Arbeitslust geschützten Chinesen, welche sie be- 
arbeiten, 3 

Als Unicum stehen die an der Westküste von Neu - See- 
land bewirthschafteten ‚‚Seeseifen‘‘ da. Die Meereswogen und 
der Sturmwind haben dort gewaltige Dünen aufgeworfen, deren 
Material Sand, titanhaltiger Magneteisensand und Gold ist. 
Ihre an Magneteisen und Gold reicheren Schichten werden 
verwaschen. Aber auch jede Fluth bringt an manchen Stellen 
jener Küste neue Mengen von goldhaltigem Magneteisen-Sand 
aus der Meerestiefe an’s Land — quasi eine Aufbereitungs- 
anstalt in grossartigsten Verhältnissen —, dieser Sand wird ge- 


Be 


167 


sammelt und unter gleichzeitiger Amalgamation verwaschen. 
Die in dieser Weise gewonnenen Goldmengen sind bedeutende 
und ihr Rohmaterial scheint in unerschöpflichen Mengen vor- 
handen zu sein. 


Verzeichniss einiger in Seifen gefundener 
grösserer Goldklumpen. 


Gewicht in 
Name und Anzahl. Pfund Fundort. 
3 500 Gramm. 


1 Welcome ..... 138,8 | Ballarat \ 
% Brecions. ...:. 30. 101,3 . | Berlin 
P-Vescount.... c. . 69,1 dto. 
1 ee 55,8 dto. 

‚1 Viscounters. .... 95,2 | dto. 
2 Kumrelowsi su; 44,9 dto. 
1 ? ie 42,0 dto. 
7 Sehlemm. ...... 29,9 | Dunolly 
1 ? ee 29,8 Berlin Victoria. 

I im Mittel: 

7 Klumpen a 14,9 dto. 

14  dto a 8,5 dto. 

32 dto a 4,1 dto. 

23° dto. a 11,4 | Freyer’s Creek 

1 .;dto a 12,5 | Daylesford 

A, ‚dto. a) 8.2 | Rokewood 

2. dito ar 8,3 | Buninyong 
2... A 19,4 | Landhurst 
I -.dto. a 27,0 | Kiandra in Neu-Sud-Wales. 
3, dto. Ve 99,5 | Gympie, Queensland. 


"ER 


168 


V. Statistisches. 


(Erläuterung zu den Tabellen.) 


Tabelle I. Die gegebenen Zahlen sind nur insoweit voll- 
ständig, als die versteuerten und exportirten Goldmengen der 
genannten vier Colonieen dadurch repräsentirt werden; die 
Mengen, welche heimlich ausgeführt wurden und jene, welche 
dem Bedurfniss des australischen Luxus dienen, sowie die 
Production der Colonieen Vandiemensland, West-Australien und 
und Süd-Australien (welche übrigens bis zum Jahre 1871 relativ 
klein war) — sind nicht in den Zahlen der Tabelle ent- 
halten. Der Ertrag der Goldfelder ruhrte in Neu-Seeland bis 
zum Jahre 1868, in Victoria und Neu-Sud-Wales bis zum 
Jahre 1861 und in Queensland bis in’s Jahr 1868 hauptsäch- 
lich von der Bewirthschaftung der Seifen her; er war infolge 
dessen auch sehr wechselnd. Die reichsten, vielfältigsten und 
ausgedehntesten Seifen fanden sich in Victoria. Sie wurden 
in den Jahren 1851 bis 1858 z. Th. ausgearbeitet und das 
Jahreserträgniss schwankte von 11,9 bis 8,6 Millionen Pfd. 
Sterl.; in den folgenden Jahren fiel dasselbe von 9,1 auf 5,5 
Millionen und seit 1869, wo der auf die Production fluktuirend 
wirkende Einfluss des Seifenbetriebes nicht mehr so gross 
und der Einfluss des Gangbergbaues schon sehr gewachsen 
war, hielt sich der Ertrag auf ungefähr 5,5 Millionen p. Jahr. 
In Neu-Sud-Wales wurden im Jahre 1852 aus Seifen 2,6 Mil- 
lionen gewonnen. Von da ab aber sank die Production, weil | 
der Strom der Digger in Folge der enorm reichen Funde in 
Victoria sich diesem Lande zuwandte und weil die Colonial- 
regierung von Neu-Süud-Wales es nicht verstand, in liberaler 
und energischer Weise den Goldbergbau zu fördern, immer | 
mehr, so dass sie im Jahre 1856 nur noch 0,13 Millionen | 
betrug. Dann kam ein Rückschlag. Neue — in Victoria und | 
Californien geschulte — Arbeitskräfte strömten in’s Land, neue " 
Goldfelder wurden entdeckt, neue Funde auf den alten Gold- 
feldern gemacht und auch der Gangbergbau fing an sich all- 
mälig zu entwickeln; in Folge davon stieg der Ertrag der | 
Goldfelder rasch und erreichte im Jahre 1864 seinen Culmi- 
nationspunkt mit 2,95 Mill. Pfd. Sterl. Seitdem schwankt die 
Jahresproduction zwischen 1,58 und 2,92 Millionen auf und | 
ab und dürfte erst dann sich heben und stetiger werden, wenn 
der Abbau der nach Tausenden zählenden Gänge und Lager- 
gange allgemeiner und energischer als bisher in Angriff ge- | 
nommen wird. m 


169 


Die Bewirthschaftung der Seifen lieferte in Neu-Seeland 
_ — und besonders auf der mittleren Insel -- von 1857 bis 1868 
etwa 1,55 Millionen p. Jahr; in 1868 wurden die reichen 
Gänge des Thames - Goldfeldes in Abbau genommen und die 
dabei erzielten grossartigen Resultate waren auch für den ge- 
sammten übrigen Goldbergbau ein gewaltiger Stimulus, sodass 
seitdem das Jahreserträgniss des ganzen Landes zwischen 2,15 
und 2,87 Mill. Pfd. Sterl. geschwankt hat. Trotz dieser relativ 
srossen Production sind bisher nur wenige Gänge mit ihrer 
Ausbeute an derselben betheiligt und es lässt sich aus Allem, 
was über die neuseeländischen Lagerstätten mir bekannt ge- 
‚worden ist, für den Gangbergbau, wenn er in ausgedehntem 
 Maasse und nach guten wirthschaftlichen Grundsätzen betrieben 
wird, eine glänzende Zukunft und eine die jetzige weit über- 
steigende Gesammt - Production ohne jeden Optimismus vor- 
aussehen. 
4 In Queensland wird Gold in grösserem Maassstabe erst 
‚seit 1863 gewonnen. Der Bergbau, aufangs wie aller Gold- 
' bergbau auf den Abbau von Seifen beschränkt, warf in den 
‚ ersten Jahren im Vergleich mit den übrigen Colonicen nur 
‚ geringe Erträge aus, hebt sich aber, in dem Maasse als die 
„Entdeckung‘‘ des Landes vorschreitet — denn die grösseren 
' Flächen der Oolonie sind in bergmännischer Beziehung noch 
‚ eine terra incognita —, von Tag zu Tag. Die Production, 
‚ welche anfangs im Mittel unter 0,2 Millionen blieb, stieg bis 
‚1871 auf 0,61 Millionen und hat jetzt 2,0 Millonen wohl is: 
| überschritten; an diesem Mehrertrag ist sowohl die Auffindung 
‚neuer Goldfelder als auch der verhältnissmässig blühende Zu- 
stand des Gangbergbaues in hohem Maasse betheiligt. Cha- 
| BE keristisch und mit dem geologischen Ausfbau des Landes, 
‚wie mit dem bisher geringen Goldertrag aus Seifen in ge- 
‚ nauestem Zusammenhang stehend, ist der Umstand, dass die 
' für Victoria und einen Theil von Neu-Süd-Wales so wesent- 
‚liehen tertiären Goldseifen, die ‚‚deep leads“, in Queensland 
' nur höchst sporadisch auftreten. 
| Fasst man die Gesammtproduction der vier Colonieen in’s 
| Auge, so fallt der Fortschritt, welcher im Laufe der Jahre 
eingetreten ist, alsbald auf. Obgleich ein grosser Theil der 
\ Seifen und ie derer in Victoria ausgenutzt ist (we- 
, nigstens nach den Begriffen europäischer Digger; nur der 
| Kehrichtsucher unter den Diggern , der Chinese, überarbeitet 
‚sie nochmals), so ist doch die Gesammtleistung Australiens 
| nicht gesunken, sondern hat sich im Gegentheil um etwas 
| erhöht, Denn wenn man den mittleren Productionswerth eines 
| Jahres aus der gesammten Production berechnet, so ergiebt sich 
dieser mit 10,84 Millionen noch um etwas geringer als die 


170 


gesammte Production vom Jahre 1871 mit 10,95 Mill. Pr. 
Sterl. Die Ursache hierfür ist nicht so sehr zu suchen in de 
Entdeckung neuer Goldfelder und neuer Seifen, als in der 
sorgfaltigeren, energischeren und immer mehr Platz greifenden 
Bewirthschaftung von Goldquarzlagerstätten, in deren Menge 
und reicher Haltigkeit die Gewissheit gegeben ist für eine 
glückliche Zukunft des dortigen Goldgangbergbaues und auch 
dafur, dass Australien die hohe Stellung, welche es jetzt unter 
den Goldproducenten der Welt einnimmt, für viele Jahre be- 
halten wird. Er steht in letzterer Beziehung weit günstiger, 
als Amerika. Letzteres und der Ural producirten noch bis 
1867 zusammen durchschnittlich 14 Millionen jährlich, gegen- 
über den 10,8 Millionen Australiens; in 1871 beträgt der Er- 
trag des amerikanischen Goldbergbaues nicht viel über 5 Mil- 
lionen, der Ural hat seine Production ebenfalls nicht erhöht 
und so steht Australien mit nahezu 11 Mill. Pfd. Sterl. heute 
als der bedeutendste Goldproducent der Erde da. “ 

In Tabelle II. habe ich versucht, den Antheil, welchen 
der Gangbergbau an der Goldproduction von 1871 hat, zum 
Ausdruck zu bringen. Leider standen mir über den Gang- 
bergbau von Neu-Süd-Wales gar keine und für den Bergbau 
von Neu - Seeland nur statistische Notizen aus Zeitungen zu 
Gebote und in Folge davon ist die Tabelle unvollständig, in 
Bezug auf Neu - Seeland auch nur annähernd verlässlich ge- 
worden. Indess ist das Gegebene doch ausreichend, um zu 
erkennen, welchen gewaltigen Aufschwung der Gangbergbau ” 
genommen und welchen Einfluss derselbe auf den gesammten 
Goldertrag der Colonieen übt. Die Gangproduction steht ihrer 
Masse nach am höchsten in Victoria, dann folgt (das reiche 
Goldfeld der Thames) Neu-Seeland, dann Queensland. Ver- 
gleicht man aber die Production aus "Gängen mit der Gesammt- 
production, so steht Queensland zu oberst mit 66,4 pCt., dann 
folgt Neu-Seeland mit 53,9 pCt. und hierauf erst Vietoria mit | 
48,9 pCt.; ähnlich verhalten sich die Colonieen in Bezug auf | 
die mit Goldbergbau beschäftigten Arbeiter, indem (in obiger | 
Reihenfolge) auf den Gangbergbau 61 pCt., 45 pCt. und 30 pCt. u 
der überhaupt beschäftigten Grubenarbeiter entfallen. Das | 
Mittel der Production aus Gängen stellt sich für alle drei | 
Colonieen gegenuber dem der Gesammtproduction mit 51,3 pC Re 
fest und der Feingehalt derselben beträgt 808,7 p. Mille, wäh- 
rend der der Gesammt-Goldmenge 845,7 p. Mille ist und der 
des aus Seifen gewonnenen Goldes sich auf 380,4 p. Mille ei 
berechnet. E° 

Die Relation zwischen dem Feingehalt des Goldes und d 
Haltigkeit der Erze, auf welche ich schon an anderer Stell 
aufmerksam machte, geht aus der Tabelle klar hervor: die | 


171 


3 ungemein reichen Erze vom Thames-Goldfeld in Neu-Seeland 
liefern das silberreichste, die etwas geringer haltigen Erze 
Queenslands ein feinhaltigeres und die ärmeren Erze von Vic- 
toria das höchstkarätige Gold.e Den mit dieser Beziehung 
in Zusammenhang stehenden Wechsel der Mächtigkeit der 
 Quarzlagerstätten konnte ich leider nicht mit Zahlen belegen, 
 — es fehlen alle und jede statistischen Daten dafür; gleich- 
' wohl ist es Thatsache, dass die Quarzlagerstätten Victoria’s, 
' welche ärmere Erze enthalten, eine im Mittel weit grössere 
Mächtigkeit besitzen, als jene Victoria’s und anderer Öolo- 
nieen, welche reichere Erze führen: eine Thatsache, welche 
neben dem grösseren Alter des Bergbaues, der grösseren An- 
zahl von Lagerstätten und der auf ihnen arbeitenden Gruben 
in Victoria die dominirende Stellung der durch den Gangberg- 
bau dieser Colonie erzielten Goldmengen gegenüber denen 
' anderer Colonieen, sowie die für so geringen Goldgehalt der 
 Erze hohe Rentabilität der Gruben völlig erklärt. — Die Ru- 
‘ briken 5 und 6 beziehen sich auf beliehenes Grubenland (für 
 Seifen- und Gangbergbau) und auf Quarzlagerstätten, welche 
‚untersucht sind; die für Queensland angegebene Zahl der 
| “ Rubrik 5 scheint mir, obwohl aus officieller Quelle geschöpft, 
‘zu gross. In Rubrik 9 erscheint der für das Thames - Gold- 
\ feld berechnete Ertrag eines Ganges sehr hoch gegenüber den 
Erträgen in Victoria und Queensland; die Ursache liegt darin, 
dass aus nur einem Gange jenes Goldfeldes die grösste Menge 
ues überhaupt gewonnenen Goldes erzielt wurde, — ein Bei- 
‚spiel von Reichhaltigkeit, wie ein zweites aus der Geschichte 
| des Goldgangbergbaues wohl kaum bekannt sein dürfte. 

Die gleiche Ursache ist es auch, welche den Feingehalt 
des in 1871 producirten Goldes so "sehr herunterstimmt: in 
 Neu-Seeland war bis zum Jahre 1870, d. h. bis zu dem Zeit- 
punkte, von wo ab das sehr silberhaltige Gold des Thames- 
 Goldfeldes massenhaft gewonnen wurde, der Feingehalt des 
| ielten. Goldes nicht unter 912,7 p. Mille gesunken. Schliesst 
‚ man, um den Feingehalt des auf dem Australcontinent gewon- 
‚ menen Goldes zu erlangen, den Ertrag Neu-Seelands von der 
‚ Berechnung (in Abtheilung A. der Tabelle) aus, so hat man 
, 64,1282 Tons Gold im Werth von 8,1147 Mill. Pfd. Sterl. 
Ä and von einem Feingehalt von 922,5 p. Mille, welche das 
| Arbeitsresultat von etwa 77 000 Arbeitern sind. Der auf einen 
| _ Arbeiter entfallende Productionswerth berechnet sich hiernach 
mit 105,38 Pfd. Sterl.; indess repräsentirt diese Summe weder 
die wirkliche Arbeitsleistung eines Diggers, noch den Kauf- 
_ werth (Lohn) seiner jährlichen Arbeitskraft, denn die Arbeits- 
| leistung der Maschinen und des durch sie repräsentirten Ka- 


ist dabei nicht berücksichtigt. Nun beträgt aber das in 
1 8 


172 


Maschinen auf dem Continent angelegte Kapital gering ange- 
schlagen 3,5 Mill. Pfd. Sterl., der Jahreslohn eines Diggers oder 
Arbeiters — d. h. wenn er im Lohnvertrag arbeitet — 100 
Pfd. Sterl. — Diese Daten ergeben als Arbeitslohn — unter 
der Voraussetzung, dass alle jene 77 000 Arbeiter gegen Tage- 
lohn arbeiteten, was nicht der Fall ist — 7,7 Millionen und 
es bleiben demnach zur Verzinsung des in Form von Maschi- 
nen arbeitenden Kapitals 0,4147 Millionen ubrig, — welche 
Summe einem Zinsfuss von 11,85 pCt. gerecht werdeu würde. 
Tiefer eingehend, als eben geschehen, kann die Frage nach 
der Rentabilität des gesammten Goldbergbaues nicht behandelt 
werden, denn es fehlen ebensowohl die Special-Angaben über 
die wirklich im Tagelohn oder Gedinge arbeitende Anzahl 
von Arbeitern, von im Gebrauch befindlichen Pferden, über 
den Consum an Gruben-, Feuer- und Bauholz, wie uber das 
für die currenten Ausgaben vorhandene Betriebskapital und 
über die in den Gruben angelegten, theils ideellen, theils realen 
Handelswerthe (Ankaufspreise) der Gruben. Soviel ist aber 
auch ohne diese Ängaben gewiss, dass wenn man fur den 
gesammten Goldbergbau in seiner ganzen Ausdehnung, bei 
einer solchen auf obigen Daten fussenden Berechnung die in 
Australien normaleu Arbeitslöhne und Kapitalszinssätze (6 bis 
8 pCt. p. Jahr) zu Grunde legen wollte, das Resultat für den 
Goldbergbau sehr ungünstig ausfallen wurde, — dass ferner 
ein gewisser Theil des angelegten Kapitals sich schlecht, ein 
anderer gut und ein dritter Theil sehr hoch verzinset und be- 
sonders aber, dass die grosse Masse der nicht gegen Tagelohn 
u. s. w. arbeitenden Digger nicht so viel Gold produeirt, 
als sie unter guter Leitung könnte. Die Ursache der ge- 
nannten Uebelstände liegt aber nicht so sehr in der Haltigkeit 
der Lagerstätten,, als sehr häufig in der Wahl von Gruben- 
betriebsleitern, die dafür ungeeignet sind und ferner darin, 
dass die selbstständig arbeitenden Digger meist als Entdecker 
neuer Lagerstätten thätig, auch für den Zweck nur mangelhaft 
ausgebildet und instruirt und häufig ohne jedes Kapital sind, 
so dass sie ‘zwischendurch zur Erhaltung ihres Daseins als 
Maurer, Zimmerleute, Schafscheerer und dergl. sich Beschäf- 
tigung suchen müssen. Des Weiteren ist zu erwägen, dass 
wenigstens 20000 aller Digger und Grubenarbeiter Chinesen | 
und als solche sowohl mit einem geringeren Tagelohn, wie 
mit einer geringeren Tagesausbeute bei selbstständiger Arbeit, 
deun die Europäer, zufrieden sind. Von dieser grossen An- 
zahl Chinesen dürften sich kaum 500 mit Gangbergbau be- 
schäftigen ; die übrigen 19500 liegen dem Verwaschen von 
Seifenerzen und Pocherzsanden, die schon von Europäern ver- 
arbeitet worden sind, in eigener Regie, seltener dem Ver- 


173 


"waschen frischer Seifenerze im Tagelohn oder im Gedinge ob. 
Der zwar zuletzt hier erwähnte, deshalb aber nicht geringere 
übele Einfluss ist in dem in manchen Colonieen Australiens 
üblichen Gründungsverfahren von Gesellschaften, wel- 
ches mit dem in 1871 auch bier zu Lande geubten „Ver- 
' fahren‘ eine ausnehmende Aehnlichkeit hat und in 1870 bis 
1872 besonders florirte, sowie darin zu suchen, dass die Ver- 
- waltungen der Actiengesellschaften selten Reservekapitalien 
und dann nur in unzureichender Grösse anlegen, sondern, um 
ein Steigen der Actiencourse zu erzielen, die Gewinne — oft 
bis zum letzten penny — in Dividenden fortzablen, 
Den Bergbau von Victoria, welcher zwar im Allgemeinen 
die oben genannten Uebelstände und Unzuträglichkeiten auch 
aufweist, aber doch durch sein höheres Alter, durch die 
grössere Betheiligung des Publikums und in Folge der Anlage 
' sehr grosser Kapitalien auf festen Füssen steht, habe ich, 
soweit es thunlich war, in Tabelle III. dargestellt. Leider 
sind die Angaben über den Seifenbergbau so ungenügend, dass 
' ich sie nicht fur die einzelnen Golddistriete, sondern nur in 
der Darstellung des Gesammtertrages dieser Distriete benutzen 
konnte. 
f In Tabelle IV. ist der Versuch gemacht, eine freiere 
j "Uebersicht zu erzielen, indem die hauptsächlichsten Daten auf 
eine gemeinschaftliche Einheit redueirt wurden; als solche ist 
‚eine Quadrat-Meile (engl.) des für die Zwecke des Gang- und 
'Seifen-Bergbaues beliehenen Grubenlandes gewählt worden.. 
Betrachten wir zunächst den Seifenbergbau. Sein Product 
beträgt, obgleich die grössere Anzahl der deep leads ausgenutzt 
ist, noch immer etwas mehr in 1871 als das, welches der 
nsbergbau trotz der weit grösseren Haltigkeit seiner Erze 
geliefert hat (in 1873 aber nur noch 43 pCt. des Gesammt- 
|, ertrages). Die Haltigkeit der Seifenerze ist ungemein ver- 
‚schieden. In günstiger Lage werden mittelst des californischen 
hydraulischen Spritzverfahrens Seifen verarbeitet, welche nicht 
| mehr als 0,00002 pCt. Gold enthalten; andererseits liefern 
‚die ärmsten der aus deep leads stammenden Erze 0,00006 pCt. 
bis 0,00025 pCt., und die reicheren derselben 0,00073 pCt. 
bis 0,0009 pCt. an Gold. Mit der Gewinnung solcher ‚‚deep 
ı lead“-Erze sind etwa 12574 europäische und 900 chinesische 
Arbeiter beschäftigt, während die grössere Menge der „alluvial 
 diggers“, nämlich 14000 Chinesen und 11000 Europäer, die 
-oberflächlicheren und leichter zu bearbeitenden Seifen, meist 
| Jin eigener Regie, abbaut und in allen Theilen des Landes 
| neue Seifen dieser Art aufsucht. Der mittlere Gehalt aller 
verarbeiteten Seifen durfte dem in der Tabelle gegebenen (von 
» ‚000227 pCt.) ziemlich nahe kommen, wenn es auch nicht 


“ 


möglich ist, denselben mit absoluter Genauigkeit zu bestimmen. 
Dem geringen Goldgehalt der Erze und dem hohen Gesammt- 
ertrag entsprechend, ist die Masse der verarbeiteten Seifenerze 
sehr gross — nahezu 8,5 Mill. Tons, eine Summe, welche 
jedem der „alluvial diggers‘‘ als Tagesleistung das Fördern ° 
und Verwaschen von 15 Centnern Erz — ohne Rücksicht auf 
die tauben Förderproducte, aber auch ohne Rücksicht auf die 
benutzten Arbeitsmaschinen — auferlegt. Die Vertheilung der 
„alluvial diggers“ auf die verschiedenen Goldfelder ist sehr 
verschieden. Im Gebiet von Maryborough kommen auf 1 Qu.- 
Mile beliehenen Landes 115 Arbeiter, meist Chinesen, dann 
folgt Ballarat mit der zahlreichen Belegschaft der auf ‚‚deep 
leads‘‘ arbeitenden Gruben und am niedrigsten steht Gippsland, 
das nur 13,1 Arbeiter auf dieselbe Einheit aufzuweisen hat. 
Der auf einen Arbeiter entfallende Productionswerth betragt 
13,6 Pfd. Sterl. = 

Im Seifenbergbau stehen 380 Dampfmaschinen von zu- 
sammen 9796 Pferdekräften und 253 Wasserräder mit etwa 
3000 Pferdekräften in Betrieb. 22 Bohrmaschinen finden Ver- 
wendung in den Gruben und 420 Pochstempel dienen dem 
Zerkleinern und Amalgamiren des „‚cement“. Von solchen 
Maschinen, welche zum Verwaschen und Schlämmen dienen, 
sind in Thätigkeit: 1643 „puddling machines‘ (zum Auflösen 
der zähen Erze und gleichzeitig zum Amalgamiren benutzt), 
25 Rundheerde, 12 californische hydraulische Spritzen und 
18381 Gerinne verschiedener Art (toms, sluiceboxes etc.). a 

Die von B. Suyru (l. c.) über den Gangbergbau gege- 
benen Daten sind vollständiger als die vorigen, sodass sich 
daraus ein brauchbareres Bild desselben ableiten lässt. 4 

Die für die Zwecke des Gangbergbaues beliehenen Län- 
dereien sind nicht specialisirt, sondern in Verbindung mit den 
für Seifenbergbau beliebenen angegeben; es dürfte auch nicht 
möglich sein, Beides scharf auseinander zu halten, da beidei 
Zwecke häufig auf demselben Grundstück verfolgt werden, " 
nachdem sich unter der Seifenablagerung die Original- Lager- ” 
stätte gefunden hat. Die grösste Anzahl, nämlich 831, und 
die geringste Einzelgrösse, nämlich 8,5 Acres, der Belehnungen | 
ist in Sandhurst vorhanden und das umgekehrte Verhältniss 
mit nur 80 Belehnungen und einem mittleren Flächeninhalt 
von 51,8 Acres liegt in Ballarat vor. Für ganz Victoria sind e 
1776 Belehnungen, die im Mittel je 14,3 Acres Inhalt haben, 
vergeben. Diese Zahlen beziehen sich aber nur auf die pacht- 
zinspflichtigen Gruben, die in der Hand von Gesellschaften 
sind, während die Anzahl jener, welche keinen Pachtzins zu | 
entrichten brauchen und in der Bewirthschaftung einzelner 
oder zu dreien und vieren aggregirter Digger sind, weit grösser | 


175 


E ist und einen Flächeninhalt von nahezu 100000 Acres reprä- 
sentirtt. Der Gesammtinhalt aller beliehenen Grundstücke ist 
1018,75 engl. Qu.-Meilen und ihr Schätzwerth etwa 12,27 Mill. 
' Pfd. Ster. Am höchsten ist der Grubenwerth in Ararat, wo 
er pro 1 Qu. -Mile 39296 Pfd. Sterl. beträgt, dann folgt 
Sandhurst mit 32336 Pfd. Sterl. und am tiefsten steht er in 
 Beechworth, wo er zu nur 2253 Pfd. Sterl. angenommen wor- 
den ist: für die gesammten Gruben ist der Mittelwerth = 
' 12046 Pfd. Sterl. Dieser Werth ist nicht sehr hoch ange- 
' nommen; denn wenn man die Gesammtproduction des Jahres 
_ auf ibn bezieht, so beträgt sie 45 pCt., — legt man nur die 
Gesammtproduction des Gangbergbaues der Berechnung unter, 
so beträgt sie doch noch 21,6 pÜt. des Schätzwerthes der 
_ Gruben und zwar ohne Berücksichtigung des auf dieselbe 
Einheit entfallenden Maschinenwerthes von 2293,83 Pfd. Sterl., 
welcher 19,6 pCt. vom Schätzungswerth ausmacht. 
# Auffallend gross ist die Zahl der plattenförmigen Original- 
| Lagerstätten von constatirtem Goldgehalt. (Ich werde 
diese kunftig der Kürze halber als Quarzgänge bezeichnen.) 
‚Es sind ihrer 3201 in Victoria bekannt (in 1873 schon 3324). 
Die grösste Anzahl derselben findet sich in Beechworth und 
|  Sandhurst, die geringste in Ballarat und Ararat. Am dichtesten 
[  zusammengedrängt liegen sie in den Feldern von Maryborough 
® und Sandhurst, denn dort kommen auf jede Quadratmeile be- 
| liehenen Landes 6,81 resp. 5,07, in Ballarat und Ararat aber 
nur 1,36 resp. 0,92 Quarzgänge; im Gesammtmittel sind auf 
Eiseibe Einheit 3,14 Quarzgänge vorhanden. In ungefährer 
I: zung kann man das von silurischen (resteinen occupirte 
Areal Victoria’s zu 20000 engl. Qu.-Meilen annehmen. Von 
diesem Flächeninhalt sind 5,09 pCt. für die Zwecke des Gold- 
bergbaues vergeben und in Bewirthschaftung. Auf je 6,2 Qu.- 
E Meilen des von silurischen Schichtgesteinen und ihren Beglei- 
‚ tern eingenommenen Terrains berechnet sich ein (Quarzgang 
son — bald mehr bald weniger genau — bekanntem Gold- 
ı "gehalt seiner Erze. Es mag sein, dass viele dieser Quarz- 
| se, welche als selbstständige gezählt worden sind, nur ver- 
ı worfene Bruchstücke einer geringeren Anzahl wirklich selbst- 
I näiger Lagerstätten darstellen: aber es giebt auch noch 
‚viele solcher, welche unter ganz gleichen geologischen Bedin- 
gungen auftreten und noch in keiner Weise untersucht sind, 
trotzdem zahlreiche Goldseifen in ihrer Nähe ihren Goldgehalt 
 andeuten. 
ı Wenn nun auch der &oldbergbau in Vietoria einen relativ 
| sehr grossen Theil der En beschäftigt (die Arbeiter 
' des Goldbergbaues machen 7,2 pOt., die des Goldgangberg- 
 baues 2,2 pCt. der Bevölkerung aus), so ist doch andererseits 


6 | 7 


die Bevölkerung des Landes noch gering (0,75 Millionen ® 
Seelen), die Anzahl der Goldquarzgänge sehr gross und da- 
durch die Intensität des Gangbergbaues auf einer Stufe, welche 
ebenso wie die Goldproduction einer gewaltigen Hebung fähig ° 
und gewiss ist. Dies geht auch in indirecter Weise aus deu ° 
Zahlen der Tabellen hervor. Der australische Digger, wie ich 
ihn kennen gelernt habe, besitzt eine ausgesprochene Vorliebe 
für Schächte bei der Untersuchung und Ausrichtung von Quarz- 
gängen; er wird, wenn ihm ein Stollen nicht sehr viel „over 
head work‘‘ einbringt — und das ist bei der Figuration des 
Landes nur in den Bezirken Beechworth und Gippsland häu- 
figer der Fall —, immer und sogar auf der Höhe der Hügel 
einen tonnlägigen Schacht abteufen, trotzdem der Zeitverlust 
und der Herstellungspreis eines solchen viel grösser ist, als 
wenn er einen Stollen einschiebt. Auf Grund dieser That- 
sache kann man die in der Tabelle gegebene Anzahl der Göpel 
und Haspel, mit den übrigen Daten combinirt, als ein Beur- 
theilungsmoment für die Ausdehnung des Gangbergbaues ver- 
wenden, — natürlich unter der Voraussetzung, das jedem 
Haspel resp. Göpel ein Förderschacht entspricht. Man findet 
dann, dass auf einen Förderschacht 2,6 Quarzgänge kommen 
oder mit anderen Worten, dass die möglichst höchste Anzahl 
der bearbeiteten Gänge 1204, gleich 37,3 pCt. aller Gänge 
ist. In Wahrheit ist aber das Verhältniss weit günstiger für 
die Zukunft des Gangbergbaues, weil es gewöhnlich in jedem 
Goldfeld nur wenige Gänge sind, welche jetzt schon bewirth- 
schaftet; das Verhältniss der bebauten Gänge zu der Gesammt- 
zahl das Gänge durfte in Wirklichkeit 10 pCt.” kaum über- 
steigen und demnach die Zahl der in Betrieb befindlichen 
Förderschächte mindestens 4 pro Gang sein. Es sind also 
wahrscheinlich 90 pCt. von der Gesammtzahl der Gänge noch 
nicht in Abbau genommen und die in 2881 Quarzgängen vor- 
handenen Goldmengen warten noch der (ewinnung. fi 

Als weiterer Beweis für die geringe Ausdehnung des | 
Gangbergbaues mögen die in Tabelle V. a. zusammengestellten 
Zahlen dienen. Sie beziehen sich auf je einen Quarzgang als 
Reductionseinheit. Die kleinen Quanten der verpochten Erze, 
des dabei erzielten Goldes, die geringe Belegschaft und die 
kleinen auf einen Quarzeaug entfallenden Flächen beliehenen 
Grubenlandes, sind, abgesehen von den übrigen Daten, an und 
für sich ebenso viele Belege dafür, dass der Gangbergbau noch 
ein gewaltig grosses Feld vor sich hat. Besonders deutlich 
wird dies aber, wenn man folgende Thatsachen in Erwägung 
zieht: 1. die meisten Quarzgänge sind in ihrem Ausstric 
meilenweit verfolgbar; 2. das Berggesetz beschränkt die 
Maximalgrösse der Gruben auf 30 Acres Flächeninhalt und: 


hr 


on Be u ce m _ 
en 
rs a 
= Er K > 
A. 
RER 
er a = 


Ei 


177 


dadurch die dem Ausstrich der Gänge parallele grösste Gruben- 
länge auf 500 Fuss; 3. ein Minimum der Belegschaft (von 
1 Arbeiter pro 1 Acker etwa) der Gruben ist gesetzlich vor- 


"gesehen. Nimmt man die mittlere Ausstrichlänge der Gänge 


mit nur 0,5 Meile an, so ergiebt dies bei 3000 Gängen 15 840 
Gruben von Maximalgrösse und eine Belegschaft von 475 200 


 Bergarbeitern: unter diesen Voraussetzungen wäre demnach 


eine beinahe dreissigfache Ausdehnung des Gangbergbaues 
moglich. 

Um zu einem annähernd richtigen Mittelwerth für die auf 
einen Gang entfallenden Producte und zu einer den wirklichen 
Verhältnissen des Gangbergbaues entsprechenden Vorstellung 
zu gelangen, fehlen die nothwendigen Angaben in B. Smuyra’s 
„Statistics“. Es gehören dahin die Angaben über die Anzahl 
der in Betrieb befindlichen Quarzgänge, ihre Mächtigkeit, den 
Goldgehalt ihrer Erze und die Intensität ihres Abbaues; letztere 


- Date sollte den Inhalt der abgebauten Gangflachen, die Zahl 
der Arbeiter und der motorischen Kräfte umfassen. In Er- 


mangelung der für den genannten Zweck wesentlichsten Daten 
bleibt nur noch die Frage über die Arbeitsleistung und die 
relative Rentabilität zu erörtern; erstere findet in den Abthei- 
hosen B. und C., letztere in Abtheilung D. der Tabelle V. 
‚ihren aus Suynes officiellen Daten ableitbaren Ausdruck. 

Die Angaben über die Arbeitsleistung sind, soweit sie die 
Menschen und Dampfkräfte betreffen, nicht präcis, da eines- 
theils über die im tauben Gestein ausgeführten Arbeiten und 


die dabei gefallenen Producte und weil anderentheils über die 
‘ Höhe und Länge der von den Förderproducten zurückgelegten 
, Wege nichts bekannt ist. Dagegen sind die Angaben über die 
, Arbeit der Poststempel genau. 


Die Arbeitsleistung der Menschen und Maschinen ist dort 
am höchsten, wo die Lagerstätten sehr mächtig sind, — in 
hraraı und Ballarat; auch die auf einen Pochstempel ber 


| nete Menge an en ist grösser als der im Pochbetrieb 
, "Australiens gewöhnlich angenommene Mittelwerth (von 1 Ton 


p- 24 Stunden und Stempel). In Sandhurst, das die grösste 
Belegschaft, die grösste Zahl Dampfkräfte und Stempel, sowie 
die höchste absolute Goldproduction aufweist, ist die Arbeits- 
leistung der Menschen und Maschinen um 50 pCt. geringer als 
"in Ballarat. In Bezug auf die Leistung der Arbeiter und 
 Dampfkräfte steht Gippsland auf gleich niedriger Stufe, in 
"Bezug auf die von den Pochwerken durchgesetzten Erzmengen 


„aber deshalb noch tiefer, weil die Quarzgänge Gippslands 


geringmächtiger sind. Beechworth und Castlemaine liefern 
etwas höhere Mittelwerthe und Maryborough steht am tiefsten 


| > jeder Beziehung. 


Zeits. d.D. geol. Ges. XXIX. 1. 3% 


178 


Die mittlere Arbeitsleistung auf allen Goldfeldern Victoria’s 
ist jedenfalls eine sehr niedrige: sie beträgt für 1 Mann in 
24 Stunden 5,0 Centner, oder, weil die Tagesarbeit fast überall 
in drei achtstündige Schichten eingetheilt ist, pro Mann und 
Schicht 1,66 Centner. Für je eine Dampfpferdekraft ist sie 
gleich gering und die Thätigkeit der Poch- und Amalgamir- 
Werke scheint auf 12 Stunden pro Tag beschränkt zu sein, 
denn ihr mittleres Arbeitsquantum übersteigt kaum 50 pCt. der 
unter normalen Umständen täglich verpochbaren Erzmengen. 

Bei Betrachtung der Rentabilitätsfrage sind wir auf gleich 
dürftige Angaben und auf Schätzungen hingewiesen. In der 
Zusammenstellung der Tabelle V. D. sind 1000 Unzen = 
31,1 Kilo gewonnenen Goldes im Werth von 4000 Pfd. Sterl. 
als Basis gewählt und die in Tabelle III. aufgeführten An- 
gaben über den Werth der Maschinen und Wasserleitungen, 
sowie des für Feuerung und Grubenzimmerung verwendeten 
Holzes nach Maassgabe der auf jedes Goldfeld entfallenden 
Dampfpferdekräfte und Goldmengen, die Arbeitslöhne aber mit 
dem Satz von 100 Pfd. Sterl. pro Mann und Jahr zur Berech- 
nung verwendet worden. Der Lohnsatz von 2 Pfd. Sterl. p. 
Woche oder 100 Pfd. Sterl. p. Jahr ist zwar der ungefähre 
Mittelwerth für die im Gangbergbau gezahlten Löhne, dürfte 
aber doch hier noch etwas zu hoch angenommen sein, weil ein 
bedeutender Procentsatz der Grubenarbeiter eigene Gruben 
bewirtbschaftet, also nicht gegen Tagelohn, sondern für die je 
nach Umständen grössere oder kleinere Goldausbeute seiner 
Gruben arbeitet oder diese nur dann bearbeitet, wenn er sich 
das zum Leben nöthige irgendwie durch Tagelohn erworben hat. 

Das Resultat unserer Betrachtung kann allerdings, dem 
Verfahren der Berechnung entsprechend und weil die (unbe- 
kannten) Daten über den wirklichen Kaufwerth der Gruben, | 
über die Unkosten der Betriebsleitung, des Materialverbrauches 
(ausser Holz) und der Maschinenabnutzung nicht in Rechnung | 
gezogen werden konnten, keinen Anspruch auf Richtigkeit 
machen, bietet aber doch in Ermangelung von etwas Besserem 
einen brauchbaren Maassstab zur Vergleichung der auf den 
verschiedenen Goldfeldern höchst verschiedenen allgemeinen 
Rentabilität dar. 

Die Quarzgänge des Bezirkes Ararat sind die beziehent- 
lich werthvollsten des Landes; sie sind im Vergleich mit denen 
Gippslands sehr mächtig und ihre Erze liefern 24,41 Gramm 
Gold p. Ton. Des Weiteren scheinen die auf ihnen bauenden 
Gruben im Vergleich mit den Gruben anderer Bezirke gut 
geleitet und bewirthschaftet zu werden, auch die Oberflächen-. 
beschaffenheit dem Abbau günstig zu sein, denn die Leistung 
der Arbeiter und Maschinen ist hier höher als auf den anderen 


RE N re A ee Ten een nn u San au Zn se 


179 


Feldern und die in Maschinen, Wasserleitungen u. S. w. an- 
gelegten Kapitalien sind bedeutend kleiner als dort. In Folge 
dieser Umstände steht der Gangbergbau von Ararat am gun- 
stigsten da: der Gewinn dürfte mehr als 200 pCt. der Anlage- 
nnd Betriebs-Kapitalien betragen. 

Ihm steht der Gangbergbau Gippslands am nächsten, ob- 
gleich die dasigen Arbeitsleistungen scheinbar zu den ge- 
ringsten des Landes gehören und ein relativ grosses Kapital 
zur Beschaffung von Maschinen u. s. w. verwendet worden ist. 
Die Quarzgänge haben im Allgemeinen nur geringe Mächtigkeit, 
ihr Nebengestein ist härter als gewöhnlich der Fall in Victoria 

_ und der Abbau ist in Folge davon erschwert; aber die grössere 
Haltigkeit der Erze — 49,79 Gramm Goldausbeute p. Ton — 
gleicht jene Uebelstände mehr als aus und ist die Ursache, 
dass die Masse der Gruben wohl kaum viel weniger als 
200 pCt. Gewinn abwirft. 

Beechworth mit seinen bedeutend ärmeren Erzen steht in 

dritter Linie, trotzdem die Last eines sehr grossen Maschinen- 
kapitals auf den Gruben zu liegen scheint; die Arbeitsleistung 
ist aber noch ziemlich gross, die Zahl der Arbeiter klein und 
' dieser — in unserer Tabelle wesentlichste — Factor ist mit 
"daran Schuld, dass die Rentabilität des Bezirks ausser 
\ Frage steht. 
| Dann folgt der in Bezug auf die Tonuenzahl der Förder- 
‚erze sehr ausgiebige Gangbergbau von Ballarat mit einer 
Be beitsleistung, welche der von Ararat nur wenig nachsteht; 
die angelegten Kapitalien betragen aber das Vierfache, die 
| | Haltigkeit der aus sehr mächtigen Gängen entnommenen Erze 
| nur ein Drittel der entsprechenden Werthe in Ararat. Da- 
durch erscheint die auf den ganzen Bezirk berechnete Renta- 
‚ bilität sehr niedrig. 
In Sandhurst, das übrigens reich ist an sehr ergiebigen 
‚ und rentablen Enge und Gruben , dessen Gangbergbau 
grössere Goldmengen produeirt als der irgend eines anderen 
‚ Bezirks, dessen Erze mehr als doppelt so haltig sind als jene 
von Ballarat, scheint in 1871 kein allgemeiner Gewinn erzielt 
worden zu sein und ein Gleiches gilt von den Bezirken Oastle- 
maine und Maryborough. 

Trotzdem aber, dass die zuletzt erwähnten 4 Goldfelder 
mit 60 pCt. an der Production des gesammten Gangbergbaues 
"betheiligt sind, ist dieser dennoch für die Colonie ergiebig ge- 
wesen und der erzielte Gewinn war immerhin ein recht erheb- 
ja her. In Bezug auf den Gangbergbau Vietoria’s und wohl 
‚ aller australischen Colonieen gilt demnach das, was in den 
| Brläuterangen zu Tabelle II. gelegentlich der Rentabilitäts- 


180 


Frage des gesammten australischen Goldbergbaues gesagt wor- 
den ist, nicht. 

Die Goldausbeute kleinerer Erzpartieen schwankt natürlich 
in Victoria ebenso wie anderwärts bedeutend, — von einem 
Minimalgehalt bis zu Tausenden von Grammen p. Ton; aber 
im Allgemeinen zeichnen sich die in der unteren Silurforma- 
tion Victoria’s aufsetzenden Quarzgänge durch grosse Stetigkeit 
ihres Goldgebaltes aus. 

Der Pochfäbigkeit der Erze wird auch unter den günstig- 
sten Abbauverhältnissen (offene Einschnitte und Tagebaue 
anderer Art) durch geringen Goldgehalt ein Ziel gesetzt; die 
Grenze der Pochfähigkeit wird in Victoria gewöhnlich erst mit 
einem Goldertrag von 3,11 Gramm p. Ton oder 0,00029 pCt. 
erreicht. Bei einem Ertrag von 8,3 Gramm p. Ton und be- 
deutender Gangmächtigkeit werden trotz der hohen Arbeiter- 
löhne noch sehr erhebliche Reingewinne erzielt. Die fur die 
sämmtlichen in der Colonie verpochten Erze gefundene mittlere 
Ausbeute von 0,00146 pCt. gilt deshalb auch in den Augen 
eines victorianischen Bergmannes als eine hohe und ibr ent- 
spricht auch eine relativ grosse Rentabilität. 

Der Feingehalt des erzielten Amalgamirgoldes schwankt 
zwischen den weitesten Grenzen in Gippsland; aber auch in 
Ballarat und Sandhurst liefern die Erze, oft einer Lagerstätte 
entstammend, Gold von sehr verschiedenem Feingehalt; die 
Tabellen VII., VIII. und IX. geben in dieser Hinsicht inter- 
essante Daten. | 

Unter der grossen Zahl von im Gangbergbau beschäf- 
tisten Arbeitern befinden sich nur 111 Chinesen, — eine 
eigenthumliche Erscheinung, wenn man bedenkt, dass 39 pCt. 
aller im Seifenbergbau thätigen Arbeiter Chinesen sind; sie 
findet ihre Erklärung darin, dass die europäischen Arbeiter 
nur selten sich herbeilassen, mit „Bürgern des himmlischen 
Reiches‘ zusammen zu arbeiten, — theils aus Vorurtheil und 
theils aus Furcht vor der schauerlichen „asiatischen Leprose.‘“ 
— Auf jeden der Arbeiter entfällt ein Productionswerth vo 
158,4 Pfd. Sterl., welcher demnach den entsprechenden Wertl 
beim Seifenbergbau um mehr als das Doppelte übertrifft. 

Durch die Zahl der Arbeiter (16 773), der (779) Dampf. 
maschinen von zusammen 14855 Pferdekräften und der (6552 
Pochstempel stellt sich der Gangbergbau Victoria’s schon jetz 
als eine stattliche Industrie dar; um so auffallender ist di 
geringe Anzahl der Hilfsmaschinen und besonders der Aufb 
reitungsmaschinen. Es wurden bisher nur d Bohrmaschine 
benutzt! und die Aufbereitungsmaschinen beschränkten sic 
auf 28 Rundheerde und einige Schaukelheerde. Bis zu 
Jahre 1871 war noch kein Setzsieb in Anwendung gekomme 


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15 ee 


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% 


181 


und erst in den letztvergangenen Jahren hat man begonnen, 
die Abläufe aus den völlig ungenugenden Gerinnen und Sammel- 
kasten, welche den Amalgamirheerden vorgelegt sind, sowie 
deren Inhalt auf Setzsieben und Stossheerden nochmals durch- 
zuarbeiten. Die dabei erhaltenen Resultate sind sehr befrie- 
digende, indem die erfolgenden kiesigen Sande und Schlamme 
von 15,5 bis 93,3 Gramm Gold p. Ton enthalten; diese wer- 
den dann todt geröstet (im Etagenöfen) und in "chilenischen 
Mühlen amalgamirt. 


Dem beschriebenen Gangbergbau Victoria’s gegenüber er- 
scheint der in Tabelle VI. nach den zugänglichen Quellen ge- 
schilderte Gangbergbau Queenslands unbedeutend. Wie rasch 
derselbe sich aber entwickelt, das wird aus den folgenden 
Bemerkungen hervorgehen. 

Im Jahre 1870 betrug die Production der Gänge in 
Gympie 762,78, in 1871 schon 1447,6, in 1872 aber 1517,88 
Kilo Gold; die Haltigkeit der Erze blieb sich bis 1872 gleich. 
Die in der Form von Maschinen angelegten Werthe hoben sich 
im gleichen Zeitraum von 13000 Pfd. Sterl. auf etwa 70000 
 Pfd. Sterl. 

In Ravenswood stieg die im Jahre 1870 nur 273,17 Kilo 
 betragende Ausbeute der Gangerze in 1871 auf 1746, 91 und 

"in 1872 sogar anf 218 Kilo p. Monat; das zu Rover wood 
gehörige Goldfeld von Broughton producirt seit 1872 im Mittel 
300000 bis 400000 Pfd. Sterl. im Jahr aus Gangerzen und 
“die in beiden Goldfeldern angelegten Maschinenwerthe über- 
steigen 100000 Pfd. Sterl. 
- Aehnliche Fortschritte werden auch von den übrigen 
"Goldfeldern berichtet und eine Schätzung, welche den Produc- 
‚tionswerth des gesammten Gangbergbaues von Queensland im 
Jahre 1875 auf 900000 Pfd. Sterl. angiebt, dürfte kaum zu 
hoch gegriffen sein. 


Zum besseren Verständniss des Vorhergehenden gebe ich 
noch eine Uebersicht der in den verschiedenen Colonieen und 
"nach localen Bedürfnissen mehr oder weniger wechselnden 
gesetzlichen Bestimmungen, welchen der Goldbergbau unter- 
‚stellt ist. 
Auf Vorschlag des Ministers für das Bergwesen werden 
| von der Colonialregierung solche Landestheile, welche durch 
Goldvorkommnisse ausgezeichnet und grossentheils Kroneigen- 


182 


thum sind, zu Goldfeldern erklärt; dadurch sind dieselben dem 
Ackerbau und der Viehzucht ganz oder theilweise entzogen. | 
Die Goldfelder werden je nach ihrer Grösse von einem 
oder mehreren Regierungs - Commissären (goldeommissioner), 
welche Sachverständige und als Friedensrichter qualifieirte 
Leute sein sollen, verwaltet; einem solchen ist gewöhnlich nur 
ein Cassirer und ein Feldmesser beigegeben. Diesem Com- 
missär liegt es ob, die staatlichen Rechte zu wahren, die 
öffentliche Polizei zu handhaben und juristische Streitfragen 
zum Austrag zu bringen. Je nach dem Gegenstand der letz- 
teren entscheidet er selbige allein, oder er beruft ein Schwur- 
gericht (welchem er präsidirt und dessen zwei Geschworene 
durch das Loos gewählte Bergleute sind), oder er constituirt 
ein Schiedsgericht mit vollgültigem Urtheilsspruch (auf Antrag 
der Parteien und in solchen Fällen, wo das Recht der Krone ; 
nicht in Frage kommt). Er stellt vollgültige Schürfscheine 
und provisorisch gültige Verleihungsurkunden aus; letztere 
werden definitiv vom Minister ausgestellt. Die Schürfscheine 
(miners rights) berechtigen zum Erschürfen und zur Gewinnung 
von Gold und zur Errichtung von Wohnungen ('/, Morgen pro 
Mann und Wohnung) auf allen Ländereien der Krone inner- 
halb der Colonie und kosten pro Jahr 10 Mark, geben aber 
in Bezug auf den Besitz des gewählten goldhaltigen Grund- 
stückes keine gesetzliche Sicherheit; diese wird erst dadurch 
erlangt, dass der Finder das Grundstück durch 4 Pfosten (an 
je einer Ecke) und daran gehefteten Belehnungsantrag aus- 
zeichnet und eine Copie des letzteren dem Regierungs - Com- 
missär mit den erforderlichen Vermessungskosten einhändigt. 
Die Belehnung unterscheidet pachtzinsfreie (für den 
mittelloseren Arbeiter bestimmte) und pachtzinspflichtige 
Gruben. Erstere (claims) sind kleiner und bedürfen relativ 
stärkerer Belegschaft (1 Mann für .„‚eines Mannes Grund‘), 
letztere (leases) können bedeutend grösser sein als jene und | 
bedürfen schwächerer Belegschaft (1 Mann pro 1 Acre =; 
1,58 Morgen). Ferner wird nach der Qualität des beliehenen 
Vorkommens unterschieden zwischen Seifen (alluvial ground) 
und Gängen etc. (Quartz Reefs). Die Seifen sind noch einge- 
theilt im. seichte Seifen (shallow alluvial), Tiefbau- 
Seifen (deep sinkings oder deep leads) — und diese wieder 
in solche mit trocknen und mit nassen Bauen — und in 
Flussbett - Seifen (River beds). Je nach der solcher 
Gestalt verschiedenen Art des Vorkommens und der in Folge 
davon verschiedenen Leichtigkeit des Abbaues wechselt die’ 
Grösse der beliehenen Fläche: und zwar ist sie fur „‚eines 
Mannes Grund‘ bei seichten und Tiefbau-Seifen gleich 5000 
bis 7500 Qu.-Metern, für Flussbett - Seifen gleich 30 bis 100 


183 


Meter Flusslänge und ganzer, Flussbreite. Leases werden meist 
nur für Flussbett- und Tiefbau-Seifen vergeben und kann ihr 

Inhalt bis zu 40 preuss. Morgen betragen. Bei claims, welche 
- an Gängen etc. liegen (reef claims oder Quartzelaims) beträgt 

„eines Mannes Grund‘ 3200 Qu.-Meter und zwar liegt die 
kürzere Seite der rechteckigen Fläche als Halbirungslinie der- 
selben von 16 Meter Länge auf und parallel mit dem Aus- 
strich der Lagerstätte, sodass zu beiden Seiten des letzteren 
die Grubenbreite je 100 Meter beträgt. Leases an solchen 
Lagerstätten dürfen höchstens 40 Morgen Fläche enthalten, und 
zahlen 1 Pfd. Sterl. pro 1,58 Morgen an Jahrespacht oder 
5 pCt. vom Brutto-Ergebniss an Gold. 

Die Entdeckung neuer rentabler Lagerstätten wird mit 
Belehnung grösserer, an der Fundstätte belegener claims (bis 
zu 20000 Qu.-Meter Inhalt), die Entdeckung neuer Goldfelder 
mit bedeutenden Geldsummen (bis zu 2000 Pfd. Sterl.) Sei- 
tens des Staates gelohnt. 

Eine eigentliche Bergpolizei existirt nur bruchstüuckweise, 
ist auch angesichts der strengen Civil- und ÜOriminal - Straf- 
, gesetze nicht unbedingt nothwendig, — Die für Feuerung, 
 Grubenausbau u. s. w. benöthigten Hölzer dürfen im Landes- 
innern auf unbeliehenen Kronländereien und auf dem Gruben- 
v areal überall abgabefrei gefällt werden. Sammelteiche, Wasser- 
leitungen, Schienenwege u. s. w. können selbst auf Privat- 
 besitzthum angelegt und durchgeführt werden; die Höhe der 
dafür zu leistenden Entschädigungen wird durch Schiedsgerichte 
festgestellt. 
| Das gewonnene Gold unterliegt in 3 Colonieen im Export 
‚einer Steuer von 2 bis 2!/, Mark pro 1 Unze (31,1 Gramm); 
ı Folge dieser Maassregel ist, dass der grössere Theil des ex- 
‚ portirten Goldes schon in Australien (durch das MıLLer’sche 
Verfahren) auf den möglichst hohen Feingehalt gebracht wird. 


Be u 4 = 


EG nn nn men 
wem en Da a En ae TE SIE 


® un a a  B n >- e en 


Die Goldproduction von Australien seit Bewirthschaftung der Goldfelder bis zu Ende 
des Jahres 1871. 


Gene 32 Alter Mittelwerth 
der Goldfelder der Gewonnenes Werth, Fein- für je ein 
Colonie, ——| Bergbaues. Gold. total. gehalt. *) Productions- 
zwischen | zwischen jahr. 
0 südl. | 0 östl. or ee er ey mr Zus meer 
Breite. Länge. Tons : 
| (Greenwich.) Jahre. a 1000 Kilo. | Pfd. St. pro Mille, Pfd. St. 
= | 
Neu-Seeland . . . . 46 u. 36 | 168 u. 176 14 201,154 | 24409923 882,4 1743566 


ern 


Vıctoar. 2. 39 u. 36 | 142 u. 150,0 21 1263,399 1163019221 938,5 7762820 


Neu-Süd-Wales -. . . | 37 u. 28 | 146 u. 153,5 20 310,136 | 37708572 | 908,9 1885428 
Quenland ©. 199. 16. 140153 8 23,249 | 2688843 | 835,5? 336106 
Gesammt-Australien . 46 u. 16 | 140 u. 176 21 1898,038 | 227826559] 921,0 10848883 


| 


*) Als mittlerer Feingehalt wurde für Neu-Süd-Wales der der letzten 16 Jahre, für Queensland der der letzten Jahre angenommen, 


Tab. II. 
Der Goldbergbau Australien’s im Jahre 1871. 


A. Seifen- und Gangbergbau. B. Ganghergbau. *) 
1. 2. eh 4. D: 6. (78 el 12: 13. 
2 u Bear- Y 
Colonie. Seren Werth, Fein- 4 RS beitete I: & 2 2 Bu Werth, 
nenes Arbeiter, land, ne pochte b se e Arbeiter, 
Gold. total. gehalt. Beheiten 5 Erze. Total. pe pe Fein- total. 
etc. 1 Gang, Erze. gehalt. 
Kilo. Pfd. St. p. Mille. Anzahl. EOMiles. | Anzahl. Tons. Kilo. p. Mille. | Pfd. St. rail, 
etwa 
Neu-Seeland . . | 29016,7| 2845444 | 713,0 8000 ? 2 70 97000 17856,01255,083 | 0,18418 | 625,0 | 1535040| 3—4000 
Vietoria . . . | 42019,8| 5421908 | 938,5 54347 1019 5201 |1269287| 19968,8| 6,429 | 0,01623 | 938,5 | 2656616) 16773 
Neu-Süd-Wales . | 16600,2] 2074937 | 907,0 16000 2 2 2 2 2 2 ” ? ? 
790,0 
Queensland . . 5330,0)| 616907 | 835,5 71337 6226?| 478 63399 | 3534,9| 7,396 | 0,05244 bis 409141 | 4—5000 
928,0 
Gesammt- ca. 
Australien . . | 92966,710959196| 857,0 85000 ? 
= ca. 
Australien. . . | 76366,51 8884259| 845,7 |69—70000 2 3749 | 1429686 | 41359,7\ 11,033 | 0,02893 = | 808,7 | 4600797 24—26000 
(mit Ausnahme 0,00260%, 
von Neu-Süd- - 
Wales). 


*) Die Angaben für „Neu-Seeland“ beziehen sich nur auf den Gangbergbau des Goldfeldes der Hauraki-Halbinsel (Thames field) und sind nicht aus officiellen, sondern 
nur aus Zeitungsnachrichten entnommen, deshalb vielleicht nicht ganz correct, 


ö De 
KOT ErRaNe Na an nn HR 220 


ann MT — — — — —— — nn 


Bezirk 


Beschwurth . 


Sandhurst 
Maryboroush 


Casilemaine . 


Sämmiliche Bezirke 


Anmerk.: Der Werth des in 1871 für Feuerungszwecke und als Grubenholz 


3201 


Verpochte Erze, 


& anghbergbau. 


€ iewonnenes Gold. 


| 


1269287 | 


Gramm 
Gold 
per 1 Ton. 


49,631 


16,228 
= 0,00146°/, 


Kilo. Werth. 
Total. Pfad. St. 
3825.3,07, 493588 
2198,458| 283672 | 
49434177 | 637868 
1010,5107 | 130388 
2610,8182| 336888 
3486,353 | 449852 
2514,286 | 324424 


20588,774 2656616 


Der Goldbergbau der Colonie Victoria im Jahre 1871. 


Tab. III. 


rd etttttt rrtrtee ee e  e 


Seifenbergbau. Gang- und Seifenberghau. 
5 Seifenerze. Gewonnenes Gold. Pferdekräfte, 8 Bi Beliehene Grundstücke. Wasserieitungen, 
= 2 = Arbei- a A © s Arbei- wo: Hesstellungskosten Die wesentlichen Gesteine der Goldbezirke. 
Feingehalt S 5 je] g 5 Gramm SE ä : 2 [es] & ee} ® 5 a der 
in 1000: \ FM = & E Tons. Gold Kilogramm. Werth. Anzahl =. 3 2 E Zi 83 e llidhan- Schlitzungs- Maschinen. Länge. per 
z 2 < = 3 = als a 5 = 2 Zee inhalt. Werth. Anzahl. 1 Längen-| total 
Theilen. 3 3 a S per 1 Ton. a 2 E 5 |. | 5 : 
= E Ense De ne Total. | Pra. st = SIE 8 EU E Pfd. St. Miles. | Mile | pr st 
E EB u ne: otal. otal. „St. a 2 | A | OMiles. | Pfa. St. Pfa. St. ar 
819,7 Car 
bis 3254| 3169 64 | 1212| 18 7 ? ? 9387 | 6272 20| 1 |104| 20) 1690 25 145 1120630 | 12641 499675 308,9 97,9 | 30271 | untersilurische Schichtgesteine und Basalt. 
920,3 
i | 
852,3 | 
bis 1403 973 25| 1096| 4 ? 0,7657 2 ? 5964| -702| 1620| 10 | 76 0113980 0 254,75 573750 | 7367 275555 | 1021,0 | 181,7 |185519| untersilurische Schiohtgesteine, Granit, krystalline 
895,7 2 | Schiefer und Basalt, 
bis 
908,4 5221| 3974| 502|1395| 2 ? || 3.9909 Y ? 3188| 298 0| 0 | 56|175 74 0| 141 4567930 | 8409| 480170 40,0 12,5 2900 | untersilurische Schichtgesteine, Granit und Basalt 
2 2064| 1944| 231| 724) 0 ? Tim ? ? 9030| 1955| 20) 0 130| zo) 1581 0 | 785 813650 | 11094 | 282984 | 1642| 35,3 | 4152 dto. dto. dto. 
ittel 
958,3 2878| 2963| 312|1190| 3 ? | Mitte ? 27 5858| 330 50) 0,100) 97) 639) 0 166,25) 1461743 | 8736 264399 285,0 64,8 | 18475 dto, dto. dto. 
etwa: | 
? 914 | 1018 63| 425| 0 % 2,9327 = 2 ? 2181| 189 0| 0 | 33| 58 81 0 83,25| 3271400 | 3095 115747 3l,1 58,0 1805 dto. dto. dto. 
762.0 0,000227°%, 
bis 1039 757 zo 3 11 2 7 2 1966 0! 8201| 1 6 0| 1754| 0 150 465943 | 3005 148415 274,2 97,3 | 26700 | untersilurische und besonders obersilurische Schicht- 
932,3 | gesteine, Diorit und Grünsteine, Granit und Basalt. 
le; se ln ee 
| ca. | | 
938,5? | 16773 | 14855 | 1204 | 6552| 28 | 8465000 ) 21430,982 | 2765288 | 37574 9796 2530. 12 ‚505420 18381) 25 | 1018,75 | 12275046 54347, 2066885 | 2124,6 | 126,9 | 269822 


verbrauchten Holzquantums wird zu 500000 Pfd. St. angegeben. 


re 


Tab. IV. 


Der Goldbergbau Vietoria's in 1871, bezogen auf 1 engl. Quadrat-Meile beliehenen Grubenlandes als Einheit. 


32 N, nn re Arbeiteranzahl Pferdekräfte. Göpel und Haspel. e : 
Sen 
> = = .n 
8 | 5 5 es 
s | 2 a Sl sa | 3& 
Bezirk. = a H 3 = ei = =) 
= | 8 = See A Sa 
a |58$ 8 Sn Eu Kan ee 8e| Ss 
e|::|g a5 | $ a|: ae © | ® = alas 
= SE =] ie) = } a ö © © == 
s|ö |ä|< | See ee nee | w- 
S 2 = ° 12) = © rn a © 5 z © 3 = © ei B 
o = 3 = 3 E & S S & (6) a | 8 ©) | EB | M = 
Ballarat . >. 1,3612937.1° 8 7 227 726,981 2 ? 122,4| 67,8 as 21,8 |43,4 naja 0,717 = 7128| 3654,8 
Beechworth . 3 1, A er | ? | 8,630 2 & 5,5| 23,4| 28,9! 3,8| 9,1|12,9!0,098|0,295|0,3931 2253| 181,0 
Sandhurst - 1507| 1818 | ? | ? 35,058 ? ? 1|37,0| 22,6| 59,6] 28,2| 2,1| 30,3] 3,560 | 0,399) 3,959 | 32396 | 3426,0 
Maryborough 6,81] 856 | ? | 2 112/871 ? ? 126,3/115,0| 141,3 | 24,7 | 25,2] 49,9 | 2,942 | 1,656 | 4,598 | 10365 | 3657,7 
Castlemaine. . . . | 3,37] 1076 | ? (ac 15,707 ? ? [17,3| 35,4) 52,7| 17,8| 2,6| 20,4] 1,877 |0,601|2,478| 8792| 1702,0 
Ararat - 1 0,92] 1731 | ? ? 141,875 ? ? 1[10,9| 26,2] 37,1| 12,2| 2,3 | 14,5 10,757 | 0,396 | 1,153 | 39296 | 1412,8 
Gippsland ? : 3,23| 3357| ? ? le : ? 6,0| 13,1| 19,1] 5,2) 5,4| 10,6] 0,046 | 0,040 | 0,086 " 1167,4 
Sämmtliche Bezirke . | 3,14| 1246 ‚8347 |9593 | 20,187 | 21,089] 41,276 16,4 | 36,9 5 14,5 12,1 . 1,181 | 0,495 u = 2293,8 


Tab. VW. 


Der Gold-Gangbergbau Victoria's im Jahre 1871, bezogen: 


(Es sind die bekannten, nicht die bebauten Gänge gemeint.) 


N RR ee net B. auf 1000 Tons verpochter | C. auf 1 Arbeits- D. auf 1000 Unzen Goldes (Werth 4000 Pfd. St.) 
ERS ee: Erze als Einheit. tag als Einheit, als Einheit = 31,1 Kilo. 
5 Leistung Ausgaben für : 
e 
Ö Pr 3 a 
5 Se 3:l © 
Bezirk. 5 & c Sr Ö 2 S = 
© S > : a EA EE g 5 Su Re =) 
oa 5 8 & 3) en Ö S P} Pe) Eee ze 
23)? = = ne ai = 2c| ıS.|25| 38 
as| & e 3 2 | a 2 zsE| ES |.„e| A= 
Bee Eee h 8 | = = ae) © os = 
& = See Sera iesce. | TE ee 
= = = „|Iulealae = ea Eee ie 5 oe S de — 
2 > o 3 ge 2 &0 o ® Ed 8 © © © = 8 a 8 = = = 
= S gelgs a | EA re > E = _ >= 
D = iz < BES =} ” < fe) © | in Centnern Erz. 5 < A I Pfd. Sterling. 
ua Bl Sees 
Ballarat. Bi 2151,2| 19,598| 16,4 16,0 6,12] 0,46] 8,959] 7,6) 7,4| 2,8| 8,7. 8,9 | 23,41 3541,9 26,31 25,7| 9,82630| 520,6| 206 | 3356,6 
Beechworth 0,32 181,7| 2,765) 1,7) 1,211,37| 5,50] 15,221) 9,7| 6,7 7,61 6,8] 9,9| 8,8] 2036,6| 19,6| 13,7 15,4 1960| 277,5) 278 | 2515,5 
| 3 E 8 
Sandhurst . 0,19| 357,9| 6,903) 7,3) 5,5 1,95] 2,79| 19,282| 20,31 15,51 5,4| 3,2] 4,3| 12,6] 1607,3| 32,7| 24,9] 8,73270) 504,4| 145 | 3919,4 
Maryboroush . 0,14 125,6 1,888) 3,8 3,6|1,35| 7,95) 15,035| 30,6| 28,91 10,7| 2,2] 2,3| 6,2] 2061,8| 63,3| 56,5) 22,26330| 1144,6| 423 | 7897,6 
1 
Castlemaine 10,42 452,7) 6,609 7,3) 7,5! 3,01] 2,21] 14,601| 16,0] 16,6) 6,6] 4,1) 4,0 10,0] 2123,1| 34,2] 35,2! 14,1/3420| 713,1, 161 |4294,1 
| : 
Ararat . “ 1909,4| 45,275 11,8| 13,2] 5,52] 0,53) 24,211) 6,3) 7,7| 2,9|10,5| 9,4| 22,6] 1280,4| 8,1] 9,0) 3,8] 810) 182,3) 51|1043,3 
Gippsland . Ex 104,2) 5,183 2,1 A 1,05 2 49,631| 20,5! 15,5 n 3,2] 4,3 Si) 623,3, 12,8 a 6,3,1280, 196,5) 166  1642,5 
a AN ee Lee ler) Bi FE En NUR EU EUER | | Era En 
ee . f | | | | | 
Sämmtliche Bezirke |0,31] 396,5 6,4294 5,2 4,6 2,05 2,52 16,228 13,2 11,7 5,2] 5,0 5,7| 12,9] 1911,11 25,2|22,3| 9,82520) 451,8] 169 | 3140,8 
| | 
| | Br | 


| 


*) Bel 50 Arbeitswochen a 40 Stunden Arbeit pro Arbeiter. 


Tab. VI. 
Der Gold-Gangbergbau der Colonie Queensland im Jahre 1870. 


Bearbeitete Gewonnenes Gold. Maschinen. 
Naumann SE Tee Ver- 
des Gruben- pochie pe Dampf: 
h i nn pf- | Poch- | Pudd- 
Ce TasRenlater lände- Gänge. Erze, Total. Bogen 1 Poch- BZ Bon Werth, Moto- | stem- us ma- Wer 
s len. Eız. stemmpel. 1 Gang. gehalt. total. ven. pel. chines, | total. 
DMiles. | Anzahl. Tons. l Kilo. p. Mille. Pfad. St. Anzahl, Pfd, St. 
Calliope und Boyne . . . 18 11% 240 14,880 | 0,0621 | 0,744 1,240 ? ? 2) 20 2600 
Cania und Krombit . . . 20 — — — — — — 7 — = = — 
e 899,2 
Gape River. 2... 2] 1195 d 316 35,836 | 0,1147 | 3,584 7,167 bis ? 1 10 SI 1200 
928,0 E 
Rockhampton-fields . . .| 50 17 | 10900 | 388,595 | 0,0353 | 4,178 | 22,859 2 ? 8 93 _ 13360 
BI 
Gülbet . ........ .|[4000?2| 21 = & = — 4 ? ? 1 10 | & | 4000 
| 820 © 
GSP ae 6 100 10168 | 762,787 | 0,0759 | 11,916 7,629 bis ? 4 64 = 13033 
900 =) 
3 
835 = 
Kilkivan und Black Snake 4,5 10 1208 46,810 | 0,0372 | 4,681 | 4,681 bis ? 1 10 < 2500 
910 = 
B 3 
Ravenswood . . ... 90 109 3266 273,358 | 0,0837 | 6,088 2,508 844.0 29981 5 45 > 17000 
Pas yREr gar 50 3 654 20,150 | 0,0301 | 1,677 6,715 ? ? 1 12 1000 
Talea AN rl 2 _ _ = — = { ? = — 7 
Sämmtliche Goldfelder . . | 5377? | 279 26755 | 1542,416 | 0,0583 | 4,669 | 5,527 835,5? | 179108 | 23 264 52 54693 


en 


R 
se 
3 

PN 


Be 


Ber 
6. 


De 


2 


vs 2 
B| Die Verhältnisse einiger rentabler Gänge und Lagergänge Australien’s und ihre Ergebnisse bis zum Jahre 1872. 
des SS der Streichen. Fallen. (Kuse) Fhcherze, | = ER SS Neben - Gesteine. Domermiungen 
Gaagas oder Lagerganges. Bezirkes, Colonie. (ons) Kilo. Gramm Feingehalt. 
SE | Derselbe Gang in drei Sandhurst. | NW. Y 3—4,0 Quarz und Pyrit, Ar Sl a, ; a: = \v tersilurische Schiefer und Sand 
New Chum | re on 6,0 dto, 1666 91,729 55,2 r Sa) " ntersilurise) Sr 
New Chum 4—20,0 dto, R 2 203,9 ? 525 10 
Earlkhark . Maldon. N. 25° W. Sw. 700 7,0 dto. 495 | 14,570 29,4 2 400460 | 12 desgl. ae 
3—6,0 dto. 766 73,594 96,1 2 460—500 12 desgl. | an einem 
Maldon Reef . Maldon. NW. SW. 70°. 4,0 dto. © 318 12,896 40,6 9 446 11 desgl. | Granit mas. 
Great Western Maldon. NW. SW. 700, ? dto. = 754 | 19,834 17,0 ? 470 ? dto. 
North Clunes . Clunes. NON. W. steil. 2—30,0 dto E 12522 190,216 15,2 2 220 — 790 12 Ar: > 
ER, a OR Ne 2980 afor = 12656 196,571 155 | ; eh 2 a, und Sand-|| Die Gänge neuerdings bis zu 1109 Fuss Tiefe unter- 
Porth Philipp .- Clunes. NON. W. steil. 2— 20,0 dto. E 17767 92,535 521 | : es » | . sucht und rentabel befunden. 
Good Hope Crooked R. 2 “ 0,85 dto. & 330 15,779 47,8 | ? 570 — 620 10 dto. 
0,85 dto. E 400 | 14,880 2 ? 620 2 dto, 
0,85 dto. E 463 7,192 15,5 ? 700 ? dto. 
Hope Wooispene 2 2 2,5 dto. = 1213 14,105 11,6 2 420 ? dto. 
Bising Star en 2 D 56,0 dto. S 912 | 15,562 170 7 400 ? dto. 
ae Schacht No. 1. Ballarat. NWN. 2 W. steil, Re U dto. . 283550 | 1316,012 4,06 943,0 ne) 14 ne N Ba ee a. geranradutirien, j 
dto. Schacht No. 2. dto. dio. 2 68097 | 447,671 5,6 935,1 || © dto. j 
One & An Ballarat. NWN. ? 2 dto. = 978 30,318 31,1 921,5 60 dto. 
q dto. 5 4863 94,209 19,5 934,3 120 dto. 
= Die Dividenden betragen 33°, der produc. Werthe. 
15 dto. 2 3010 | 58,311 19,3 935,0 | 180-240 dto. | 
R a 1,3 dto. = ? ? 154 2 240485 | 14 dto. 4 
| Temperanee Ballarat. NWN. W. steil. 152 dto. z 44546 519,932 11,6 j | : 937,0 100 — 360 14 dto. N Die Dividenden betragen 60°%/, der produc. Werthe. 
WNW. S. steil. 1,5 dto. = 80000 930,000 11,6 937,0 0—720 14 do: Der Gang keilt sich im Streichen aus. 
No. 1. Ballarat. 2 2 1,0 dto. 2 26240 | 254,603 ker 819,7 (En 1: = 
er | No. 2. | 7 7 34,0 it, R 3 ” Die Dividenden betragen 10°/, der produc. Werthe. 
z | al | : 5 15.200 ER = 109012 577,597 9,2 955,6 200 — 400 dto. 
Majestic . Ballarat. 2 2 3—10,0 dto. ° 133433 | 1447,700 10,8 ? 0—250 | ; 16 dto. 
ne Plen 0 2 3—4,0 dto. © 17 1,209 12,7 2 800 ? dto. 
Cross flat Pleasant. 2 2 3—10,0 dto. & 5180 | 270,986 62,2 2 so 9 dto. 
Cross flat dto. 2 2 3—10,0 dto. rentabel. ? 2 1050 ? dto. 
ER dto. 2 2 3—14,0 dto. 4468 | 277,016 62.2 ? 520 2 dto. 
al dto. 2 2 46,0 dto. 3573 | 107,466 2932 ? 500 2 dto. 
Postofäce Hill . Ballarat. ? ? 20,0 dto. 85872 364,653 4,2 935,0 0— 160 14 dto. Auf 500° Länge abgebaut bis zu 160’ Teufe. 
er | Grenfell. N. S. w. NNW. ? 0,5—4,0 dto. ) 14573 | 510,911 35,7 855,7 0— 700 5 Silurische Schiefer. 
Naggety Hill *) Wattle flat N. S.W. NNW. 80— 90". 0,1—2,5 In en Re” EN ER en en 1 SER en 0— 60 5) Schiefer , plante u. Grünsteine. “ 
Monkland *) | Gympie. a wNw. steil. 0,5—3,0 Die Kiese, Glanze und Kalle| aa | aozenı 182,4 860-900 | 0-150| 3 Enthält Goldfälle. 
New Zealand *) dto, | j Q. N. 5—10° W. W. 50--70°. 0,5—13,0 spath, und Nebengestein; der a) 2820 594,611 210,8 dto. 0 - 200 3 : Schiefer, Grünsteintuffe dto. 
Lady Mary*) | Al j a. N-NWN. W. 053,0 Er ee und = 1031 437,410 424,1 dto. 0 — 150 3 ( und Grünsteine, stm: 
Caleäonian *) . | dto, a NWN. w. 0,5—6,0 ie: 932 | 215,512 231,2 dto. 0—150 3 | dto. 
Black Jack i N. S. 25—50°. 0,4—1,5 u: 5—30%/,, Kiese ei 1700. | 439,270 258,5 791,5 0—120 
Same . ö | h NON. 0, 40°. 1,25 Oxyde 5 90%, Quarz 0—60%,, 3666 | 349,977 95,1 7400-75 | 0-180 | 
a 2 . | | 2 Pe i ö e 100 2,790 R = 2 [ 2 ee uno Die Gänge von Rayenswood enthalten keine Goldfälle. 
| 2 18,0 dto, Se ati, 710 | 
General Grat. . - - ve Hu N. 0. 45°. 0,66 dto, 1600 | 205,902 1244 dto, 120 ] . 
Masse‘)... . l A | Black Snake, N. 0. steil, 0,5—3,0 Kiese, Glanze und Quarz, 1208 46,810 38,7 850— 890 110— 130 3 Porphyrit. Goldtälle vorhanden. 
Behm ... A ee Broughton, N. 0. 45", 1—6,0 Quarz und Kiese, 12054 | 639,747 | 740 — 900 0—100 | 1,5 Plagioklas-Syenit. 
et Aa 0,5—4,0 dto, 9880 | 561,224 | dio, 0—120 | 1,0 | Kuystallinische Schiefer und dto, | 
nn ü SERIEN g1Z&0 Yuarz und Pyrit, 9493 zul u 0-40| 2 Untersilu SE sa ie N 


Tab. VIE. 


53 


ea ulias 
L er 


Namen 


des Gauges oder Lagerganges. 


Catherine . 
Collmann . 


Hustler . 


Derselbe an anderem Punkte 
der Streichlinie 
Vietoria Queen, . 


Hunts *) 

Golden Crown oder Manukau*) 
Nonpareil*) . 

Long irive*) . 

Yankee *). 

Hawkins *) 


(sird in T—12’ Mächtigkeit ab- 
gebaut und verpocht.) 


Ironelad *) . 
Smitkfield *) . 


*) Woırr’s Beobachtungen. 


des 


Bezirkes. 


Sandhurst. 
dto. 


| dto. 


Ballarat. | 


Thames. 
dto. 


dto. 
dto. 


dto. 


Hillend. 


der 


Colonie. 


Vv. 
dto, 


\  dto. 


N 


dto. 


dto. 
dto. 


dto. 


Streichen. 


N. 2025W. 
ING ale)? (0), 


N. 30° W. 


NWN. 


NW.—WNW.| reversirend. 


dto. 
N. 10% W 
[N 200 
| 45° w. 


Tab. VIII. 


Die Goldfälle (shoots) einiger rentabler Gänge und Lagergänge Australien’s und ihre Ergebnisse bis zum Jahre 1372. 


u u — 


Bemerkungen. 


Auf Basalt-Gängen und auf 
Klüften verworfen. 


Wird in ganzer Mächtiekeit ab- 
gebaut. 


Die Trümer am reichsten. 


Goldfall in drei Theile getheilt. 


[Grosse Höhlen, mit Oxyden erfüllt 


L 


sind am reichsten an Gold. 


Goldfall No. 1. 
Goldiall No. 2. 


[ Wird in 7 Fuss Mächtigkeit, ab- 


L 


gebaut und verpocht. 


Goldfälle (Shoots oder Runs). = Production, 8 
Mächtig- The fin eramm = a a ene halt EEE TEE Dug E 
Fallen. keit. Garemaere: Shraxdhan Gramm Gold Wahrscheinliche Ursache des Deufe, Bl 3 | Nebengestein. 5 
allen. ns an I, A Klar - Pocherze. Gold. as 
| (Russ.) N per Ton. us Goldfalles. (2/00): = Tons. | Kilo. (1. Untersilurisch,) = S 
; &. | 33 = 
450 W. 3—6,0 Quarz und Pynit. 2 1800 10,2 1,705 | Viele Schaarungs-Synklinen. | 938,0 0573| 178377 1792.327 | Schiefer und Sandsteine, | 12 Se 
—90°W. 1,0 dto. 9057 70 1 R B 904,9 0—140 2 57,815 dto. 
2,5 dto. ? 70 13,3 [ ? 9049 | 140-312 1750 128,278 dto. | 
6) dto. BR 70 79,0 15,376 |. 2 SIT 312 —588 4248 351,292 dto, 13 
24,0 dto. ? 70 32,6 2 898,1 | 588.644 6672 217,713 dto. | 
Y 24,0 dto. “ 70 21,9 2 898,1 644— 720 1601 35,154 dto. 
; 70 —15° 20,0 dto. 450 120 53,3 30,907. Stauchungs-Synkline, 938,6 0—730 49831 2657,072 dto. 
8,0 dto. dto. dto. 21,9 2 938,6 730 125 2,128 dto. 4 
0,5—2,0 dto. 2 2 41,0 2 2 ? 500—600 155 6,355 dto. | 
SW. steil. 150,0 Quarz, Pyrit, Schiefer. steil nördlich 300 | 3,56—13,79 968,4 0—40 100000? 775,000? | lioı 
60,0 dto. dto, dto. 3,56 9,331 Schaarungs-Synklinen? 968,4 40—100 2 2 dto, 
60,0 dto. dto. dto. 4,12 958,3 100—250 40311 166,191 dto, 
W. steil 0,5—4,0 dto, flach 60-80 | 90—30000 % Schwebende 'Trümer. 625—632 0—60 ca. 1000) 1953,000 Uebergangs-Sandstein. 4 
W. 45° | 416,0 | Quarz, Kiese, Sandstein und Thon. en 500 Den Be 286,905| Schaarungs-Synklinen. dto. 0-240| 27000 | 16595,850 dto. 4 
7. 450 2—6,0 Quarz und Pyrit. WSW. 2 31—220,0 2 dto. dto. 0—150| ca. 2000 | ca. 279,000 dto, 3,5 
NW. 45° | 0,5— 12,0 dto. flach 100 31—3000,0 2 ? | dto. 0—200 ca. 2000 |ca. 1860,000 dto. 4 
620.0 (Quarz, Kalkspath, Eisen- und Man- £ Br 2 En: Er e E en 
| ganoxyde. N steil 30—50 | 31--124,0 2 Stauchungs-Synklinen. 690— 730 0—120| ca. 1000 ca. 93,900 Uebergangs-Schiefer. 3,5 
One | Quaız, ee Talk- Nach 500 en 118,483 a En 180250 12269 4147459 > und N 8 
O.; 90° 0,1—0,5 dto. dto. 2 2 265,0 2 Porphyrit-Keil. | 2 850—920 407 99 26,257 
- 70—80°| 5—13,0 Porphyr, Porphyrit, Quarz, Kiese. steil 40—x 12—372,5 2 j 0—150 ca. 600 ca. 93,000 Porphyr. B) 
00 072 1,3. || Quarz, Kiese, Glanze Kalkepath. 8. steil 80-1001 303101 \| 5 |/Stauchungs- u, Schaarungs-\| gen g00 | o-ıas || 1648 \ 177,816 | Devonische Schiefer und | 
\Mittel = 108,5] Synklinen. Be) total 4000 | 434,000 Grünsteinpsammite. 
r 


oc 


29. 


Laufende 
Nummer, 


Eat = Bi 5) Ef 52 >20 23 


Namen des Goldfeldes, 
V. = Victoria. 


N. Nensooland. 
N. * = Neusüdwales. 
9 = Queensland. 


Ballarat, V. 
dto. 
dto. 
dto. 
Castlemaine, V. . 
Ballarat, V. 
Cloncurry, Q. . 
dto. 
Vandiemensland, 
Ballarat, V. 


Araluen, N. S.W. 
Sandhurst, V. 


dto. 
Ballarat, V. 

dto. 
Grenfell, N. S. W. 

dto. 


Gippsland, V. 
Cape River (Upper-), a. 
Kiandra, N. S. W. 

dto. 
Tumbarumba, N. S. W. 
Vandiemensland, . 
Braidwood, N. S. W. 
Rocky River, N. S. W. 
Hillend, N. S. W. 
Nelson & Westland, N. S. 
Ballarat, V. 5 5 
Stony Creek, N. S. w, 
Hargraves, N.S. W. 
Burrangong, N. S. W. 
Mudgee, N. S. W. 
Bingera, N. S. W. 
Araluen, N.S. W. 


Tomut & Adelong, N. S. W. 


Braidwood, N. S.W. 
Vandiemensland, 
Sandhurst, V. 
Thames, N. S. 


Shoalhaven & Togo, N. S. W. 


Cape River (Upper-), Q. 
Sandhurst, V. 
Ravenswood, Q. . 
Ballarat, V. 
Vandiemensland, 
Sandhurst, V. 

Sofala, N. S. W. 

Oban, N.S.W. . 
Cooma (Kiandra), N. S. w. 
Nundle, N. S. W. 
Thames; N.S. 
Kiandra, N.S.W. . 
Sandhurst, V. BR“ 
Bathurst, ete., N.S. W. 
Forbes, N.S. W. 


Cargo etc., N. S. W. 


Ballarat, V. 
Ravenswood, Q. . 
Tapu, N.S. 
Ballarat, V, 
Coromandel, N. S. 
Ravenswood, Q. 
Gundagai, N. S. W. 
Scone, N.S.W.. 
Thames, N.S. 
1 ee 
Gippsland, V. -. .... 
Ravenswood, Q.. - - = 


Pf} aa 


BaudhurekV 


südl. Breite, 


37° 35° 


37%5/ 
37° 35° 
20° 45° 


44° 41° 
37° 35° 
35° 40" 
36" 45' 


37° 35' 


33° 55° 


36° 40°— 37° 50° 
20° 30° 
35° 50° 


35° 46" 
44°—41° 
35% 277 
30° 39" 
33° 5 
46" — 43" 30° 
370.35 
32555, 
32° 46° 
34" 15° 
32° 35° 
292527 
35° 40° 
3517. 
35° 27 
44° — 41° 
36° 45° 
37° 10— 36° 40 
34" 50" 
20° 30° 
36° 45° 
20° 20° 
37° 35 
44° — 41° 
36° 45" 
33° 6' 
30° 11° 
35% 50' 
31° 28° 


37° 10°-— 36° 40° 


35° 50° 
36° 45° 
33" 27° 
33° 28 
33. 28° 
37° 35 
20° 20" 
36° 53° 
37° 35° 
36° 47° 
20° 20 
35° 4 

31° 55° 

37 10— 36° 40° 


36° 40'— 37° 50 
20° 20" 


36° 45° 
BU 
37° 10" 


\150° 38° 
149" 46/ 
148° 10° 
149° 47 
45° —149° 
144° 20° 
175120 175° 48° 
150 10' 
0145090) 
144" 20° 
146 50° 
143° 53° 
145° 1490 
"144% 20° 
1499 13° 
1510 55° 
1480 32%° 
jası°® 
175° 20— 175° 48° 
1480 32 
1440 20° 
149° 38° 
1480 5/ 
148° 50 
1430 53° 
146° 50° 
15° 28° 
143% 53° 
175° 28° 
: 146° 50° 


14 


Feingehalt Probirte 
des Goldes. Goldmengen, 
no: Kilo. 


970,2 
969,7. bis 
961,8 
968,4 
958,3 
955,6 
950. bis 
930 
948,5 
943,0 
940,0 
938,6 
938,0 
938,5 
937,0—934,3 
932,6 bis 
929,0 
932,0 
928,0 
937—925 
Mittel 928,8 
925,7 
925,5 
925,0 
924,5 
922,5 
922,5 
921,5 
920,7 
917,5 
915,0 
912,2 
912,2 
912,2 
909,6 
909,2 
908,9 
904,9 
902,9 
900,0 
899,0 


788,6 

770 bis 500 

Mittel 632,2 
762,0 
754,4 
230,0 


2 


N 60403,190 


372,000 
15,717 
454,212 

2 

2 

2 
151,774 

2 
2657,072 
1824,784 
8,184 
1887,032 


5643,891 
2 
80— 100 


) 22,103 
40,610 


? 
2 
84,754 
544,577 
45770,973 
30,318 
113,739 
136,028 
260,400 
625,487 
84,568 
1203,575 
337,965 
346,270 
? 
124,000 
ca. 10,000 
16,740 
ca. 100,009 
238,610 
ca. 100,000 
? 
114,762 
883,500 
489,149 
ca. 465,000 
78,616 
183,055 
ca. 10,000 
75,020 
342,364 
490,296 
49,073 


323,361 


1057,689 
176,204 
105,400 
261,113 

ca. 248,000 

1746,912 

88,288 
16,151 


) 17935,546 
? 


4,960 
1,209 


Tab. IX. 


Fundstätte 


des Goldes. 


Seifen, herrührend von 


Günge und Lagergänge. 


3 Gängen und Lager- 
gängen. 


„deep leads“ 
tertiäre Seifen. 


Recent. 
dto. und carbonisch. 


Gemischter Herkunft. 


Recent. 


Tertiär und Recent. 


Recent u. Granitseife. 


Recent. 


Tertiär und Recent. 


Recent und Seeseifen. 


dto. 
dto. 
dto, 
dto. 
dto. 


din. NE 
dto. 


dto. 
dto. 


dto. 


dto. 


dto. 
dto. 


dto, 


dto. 
dto. 


dto. 


dto. 


dto. 
dto. 


Imprägnationen. 


Granitseife. 


Gemischter Herkunft. 


Telsitseife. 


Recent u. Granitseife. 


Granitseife. 
dto. 


Granitseife. 
dto. 


dto. 


dto, 
dto. 
dto. 


dto. 


Fuss Teufe. 


250 
0 
200— 400 
0— 540 
0—730 
0—573 
650 
0—360 
Gemischter 
Herkunit. 
0—100 
0—60 
312 
0—150 
0—80 
720 
0—:60 
0—x 
800 
0—80 
588 
0—150 
0— 400 
0—40 
200 — 300 
0—110 
0— 120 
0— 250 
2 
0—12 
dto. 


Quarz, wenig Pyrit. 
Quarz und Oxyde. 
Quarz und Pyrit. 


dto. 


dto. j 

dto. ' 
dto. 

dto, 


| |Siturische Sehichten, Porphyr, Diorite, Grünsteine u. Basalte. 


dto. 


dto. 


Quarz ee Oxyde. 
Quarz un Pynit. 


| 
Quarz und ns und Gla | 
Quarz und Pyrit, .- 


dto. 


dto. 


Quarz und Sulfurete. s 
1 


Quarz und Pyrit, 


dto, 
dto. 
.dto, i 
Quarz, Kiese und Glanze 


Quarz und Kiese. 


dto. 

Quarz, Oxyde und GI 
dto. 

 Arsenkies. 


Wesentliche Gesteine des Goldfeldes. 


Untersilurische Schiefer und Sandsteine 


und 
Tertiäre und jüngere Basalte. 


und Basalte. 
Uebergangsgesteine, Basalte. 
Wie No. I. 


Syenit, Granit, Porphyr, Grünsteine, 


Wie No. 1. 
Wie No. 1. 


Uebergangsgesteine, Basalt. 


Silurische Schichten, krystallinische Schiefer, 


Felsit, krystallinische Schiefer. 


Desgl. und Granit. 
‘Wie No. 9. 
Wie No, 11. 
Wie No. 11. 


Silurische Schichtgesteine und Basalt. 
Kıystallinische Schiefer und Uebergangsgesteine. 


Wie No. 1. 
Wie No. 26. 
Desegl. 
Desgl. 
Desel. 


Wie No. 11. 
Wie No. 26. 
Wie No. 11. 
Wie No. 9. 
Wie No. 1. 


Uebergangsschichten, Diorit Basalt (Wie No. 65.) 
Silurische Gesteine, Diorit, Basalt. 
Felsit, Serpentin, Grünstein, krystallinische Schiefer. 


‘Wie No. 1. 
Granit und Plagioklas-Syenit. 
Wie No. 9. 
Wie No. 1. 
Wie No. 1. 


Wie No. 26 und Diorit, Diabas, Serpentin. 


Wie No. 11. 
Wie No. 20. 


Wie No. 11 und Uebergangsschichten. Basalt. 


‚Wie No, 65. 
Wie No. 20. 
Wie No. 1. 


Wie No. 11 und No. 47. 
2 


Syenit, Thonsteinporphyr, Porphyrit, Diabas, Basalt und 


Uebergangsschichten. 
Wie No, 1. 


Wie No. 43. 


Uebergangsschichten und Grünsteine, 


Wie No. 1. 
‚Wie No. 59 und Basalt. 


Wie No. 43. 
7 


Uebergangsschichten, Grünsteine und Basalte. 
Uebergangsschichten, Syenit, Diorit, Diabas, Trachyte und 


| 


Basalte. 


Wie No. 43. 


Wie No. 1. 
Wie No. I und Granit, Basalt. 


| Die Gänge meist sehr michtig, Die Seifen oft von m 
bedeckt und die Lagergänge von Basaltgängen verworfen. 


Untersilurische (oder cambrische) krystallinische Schiefer 


Silurische Schichten, Grünstein, Basalt und Granit. 


 Obersil. Schichten, Grünsteine, Basalte, krystall. Schiefer. 


I: 


Laufende 
Nummer. 


Bomerkungen, 


Gänge rentabel in 1000° Teute. 


Gold in einem Kohlenflötz gefunden. 


Das Gold auch im Syenitgranit imprägnürt. 


12. 
Grösste Schachtteufe 1200°; Gänge in 1200’ Teute ll 


Die Gänge bei 700° Teufe noch sehr rentabel, | 


Gänge schwach, aber reich. 
Das Gold auch im Felsit imprägnirt. 


Die Seifen zuweilen von Basalten bedeckt. | 


Das Gold auch imprägnirt in Hornblende-Granit. 


Die Gänge z. Th. sehr reich, 
Viele Titaneisensand-Seifen. 


Diamantführende Seifen, 
Das Gold auch imprägnirt im Granit. 
dto. 


dto. 


Die Seifen z. Th. karbonische, 
Das Gold z. Th. im Serpentin. 


Die Gänge meist geringmächtig. 


Feingehalt einer Jahresproduktion. 


Der Granit Schörl und Zinnerz führend. 


Die Seifen z. Th. wie bei No. 25 von Basalten bedeckt. 


Der grösste Goldklumpen wog 11,0 Kilo. 


Mittler Feingehalt des Seifen-Goldes. 


Das Gold auch in Grünsteinen nebst Pyrit imprägnirt. 


Die Gänge z. Th. sehr reich. 


Die Sulfurete sehr reich. Mittlerer Feingehalt des Ganggoldes. | 62. 


Die Gänge z. Th. sehr mächtig und sehr reich, 


Niedrigster Feingehalt. 
Niedrigster Feingehalt. 
Amalgamirgold aus silberhaltigen Kiesen. 


D 


1. 
2. 
3, 


4, 
62 


veıng, 


Silurische Schichten, krystallinische Schiefer, Basalte, Ines al a er vol nur Arssaknıen vom ewöhn, icheı 


Tab. X. 


Die Goldquarzgänge aus dem devonischen Gebiet der Umgebung von Rockhampton, in Queensland. (Nach DAimmTeee.) 


FUN Fall- Gramme Erze, 
Bezirk. Name des Ganges. Fallen. winkel, Nebengestein. Gold die neben dem Gold Bemerkungen, 
SEDNERSE Grade. per Ton. Yorhanden: sind. 
[ Eleanor . 5,0 0. 10° S. 45° Serpentin. 12,4—31,1 Eisenkies. 
Hibernia 0,2 — 3,0 0. 50 Desgl. 12,4— 93,3 Desgl. 
Royal Alfred . 0,5 so. 75 Desgl. .12,4—93,3 Desgl. 
Victoria. 3—6,0 0. 13°, 35 Talkschiefer. 6,2 ® 
Gallowar — 0. 70 Serpentin. 62,2 ? 
Welkome 1—2,0 0. 30° N. |30—50 Sandstein. 93,3 Kupferkies u, Eisenkies. 
Alliance 1—4,0 W.20°N. 24 Desgl. 27,9— 37,3 Desgl. 
Young Australia . 0,3—1,0 ! W. 35°. 30 Desgl. 3,1—6,2 ? 
E Non Pareil 0,3—1,0 | S. 20° ©. 33 Grünstein u. Sandstein. 124,4 Pyrit. 
ai Pioneer . 0,6—1,0 , 0.20°S. 30 Sandstein, 46,5 — 93,3 Desgl. 
= Victoria II. 0,3—2,0 | S.30°0. 39 Desgl. 10,8— 15,5 ? 
E ) Marie Louisa . 0,5—1,0 | S.40°w. 56 Grünstein. 342,1 Pyrit und Kupferkies. 
Ze ae 0,6—5,0 | 0.60°8. | 50 Desgl. 46,5 Pyrit, 
= Blue nose . 0,5 —0,6 SW. 60--80| Grünstein u. Schiefer. ? Desgl. 
Homeward 1. . 0,3 —1,0 N. 85 Desol. 62,2—155,5 | Pyrit und Kupferkies. 
Homeward I. 0,5—0,8 | s.35°w. 3% Grünstein. ? Desgl. 
Homeward II. 0,5—1,0 | S. 15° W. 50 Desgl. 124,4 Desgl. 
Lane 0,2—0,6 | S. 10° W. 60 Desgl. 124,4 Desgl. 
Simpson 0,15 —0,5 S. 85 Desgl. 62,2— 99,2 Desgl. 
Cumming 10,0 S. 10° W. 80 Desal. 15,5 Desgl. Die Gangmasse 
Hector . 1,520 saw 7% Desgl. 15,5 Desgl. ist Felsit. 
| Bonnie Doon . 1—2,0 0. 40° S. 85 Schieferthon. 31,1—62,2 Desgl. 


185 


B. Briefliche Mittheilungen.- 


i. Herr Karı Hormann an Herrn G. vom Rarn. 


Budapest, 24. Januar 1877. 


- Meine Arbeit über die Bakonyer Basalte schliesst sich als 
"Ergänzung an das Werk von Böcku (die geolog. Verhältnisse 
des südlichen Theiles des Bakony; Sep.-Abdruck aus dem II. 
d III. Bd. der Mittheilungen aus dem Jahrbuche d. königl. 
gar. geolog. Anstalt; Pest 1873 und 1874) an, auf dessen 
ffiorderung ich die mikroskop. Untersuchung der von ihm ge- 
mmelten Basaltproben unternahm. Die Arbeit ist zu einem 
seren Umfange gediehen, als ich es zu Anbeginn dachie 
| hat erfordert, dass ich das vulcanische Gebiet durch 
iutopsie kennen lernte. | 

In dem ersten Theile meiner Arbeit habe ich die ver- 
ichende mikroskop. Untersuchung von Gesteinsproben einer 
sen Zahl der einzelnen Massen-Ausbrüche des Bakonyer 
saltgebiets mitgetheilt, während ich im zweiten Theil den 
nostischen Bau und die mineralog. Zusammensetzung der 
mmten, auf das Innigste zu einem Vulkansysteme ver- 
pften Basaltbildungen des Bakony nnd seiner Umgebung 
ner allgemeineren Betrachtung unterzog. — Die stersuchung 
t manche nicht uninteressante Resultate ergeben. Es sind 
Arbeit 3 Tafeln mit mikroskop. Zeichnungen und eine 
'ognostische Uebersichtskarte des Vulkan-Distriess beigegeben. 
e Karte ist nach den trefflichen Originalkarten Böckn’s mit 
ttlassung des Details der Gliederung der vortertiären For- 
ionen reducirt worden, wozu ich nur einige unbedeutende 
recturen bei einigen wenigen vulkanischen Bergen nach 
nem Besuche der Gegend hinzugefügt habe. —"tch habe 
der Karte die wichtigsten Reihungslinien ersichtlich ge- 
ht, nach welchen sich die vulkanischen Berge in ausge- 
Buster Weise anordnen. Man wird überrascht von der 
elmässigkeit, welche sich in der Anordnung der fragmen- 
tarischen und massigen Ausbruchsproducte hier kundgiebt und 


12° 


186 


begegnet auf Schritt und Tritt der vollkommensten Ueberein- 
stimmung mit den recenten Vulkanen. Es ist das noch wohl- 
erhaltene Skelett eines klassischen, an zahlreichen isolirten 
Essen aufgeschütteten grossen Reihen, ulkans, eines grossen | 
excentrisch ausgebildeten Vulkangerüstes, welches uns hier in 
den Basalten und ihren Tuffen und Conglomeraten vorliegt. 
Die einzelnen vulkanischen Berge fallen hierbei auf ein Netz- 
werk und zwar zumeist auf die Kreuzpunkte von, zum Strei- 
chen der alten Bakony-Kette theils parallel, theils quer ge- 
richteten Rupturlinien. Letztere lassen sich z. Th. nachweis- 
lich als vorbasaltische Verwerfungslinien erkennen, wie denn 
überhaupt unser Bakonyer Reihenvulkan nur eine specielle” 
Gruppe einer grossen, neogenen, linearen vulkanischen Zone 
darstellt, welche das Senkungsfeld des ungarischen Becken- 
landes vom Sudsaume der Karpathen bis in die Höhe des 
Alpenrandes, in der steyrischen Bucht, durchzieht und, sich 
an das im Grossen einseitig gehobene und innerlich durch 
Längs- und Querspalten vielfach schollig zerlegte und verscho- 
bene feste, alte Gebirgsgerüst des ungarischen Mittelgebirgs- 
walles u hmie durch tiefgehende Rupturen des Bodens 
veranlasst wurde. — Die einzelnen Vulkane des Bakony- 
Gebietes haben allerdings nirgend Lavaströme geliefert. Es 
sind einfache, zumeist subaquos, in den seichten Gewässern 
des Congerien-See’s auf ebenem Boden aufgeschüttete Vulkane, 
die alle Abstufungen zwischen v. SEEBACH’s „Dom“- und 
dessen ,„Strato-Vulkanen‘ einfachster Form, zumeist Zwischen- 

stufen zwischen beiden Extremen, darstellen. Der Dampf: 
gehalt des Lavamagma’s der Tiefe scheint schon beim An 
beginn der vulkanischen Ausbruchsthätigkeit kein besonders) 
reichlicher gewesen zu sein; der von Spalten vielfach durch-| 
zogene Boden bot zahlreiche Stellen geringen Widerstandes‘ 
zum Austritte des Lavamagma’s dar und die eruptive Thät 
keit erlosch, wie an den vulkanischen Essen, so auch in ih 
Gesantitheit nach einer verhältnissmässig sehr kurzen Periode, 
Dieses Erlöschen scheint mit einer allgemeinen Ursache, mit 
dem Rückzuge der Gewässer des Congerien-See’s und mit der 
danach eingetretenen vorherrschenden Festlandsgestaltung de 
grossen ungarischen Neogenbeckens im Zusammenhang zu steher 
wodurch nicht nur hier, sondern überhaupt in dem ganzen gros- 
sen ungarischen neogenen vulkanischen Territorium den Eru- 
ptionen eine Grenze gesetzt wurde. — Keine einzige der Bi 
konyer Basaltmassen lässt sich bei näherer Prüfung mit einig 
Wahrscheinlichkeit als Rest eines Lavastroms erhärten, woh 
aber sprechen eine ganze Reihe von Erscheinungen do 
— Es sind hier von den einzelnen Vulkanen nur die centralei J 
der vulkanischen Mündung nahe gelegenen Partieen voran 


187 


geblieben. Die basaltischen Tuffe und Conglomerate lassen 
ch auf das Unzweideutigste als zu geschlossenen oder frag- 

mentarischen ringförmigen Massen reducirte Reste flacher 
 Eruptionskegel erkennen , die unmittelbar auf den nichtvulka- 
nischen Untergrund aufgeschüttet wurden und erfüllt sind mit 
fremden Gesteinsfragmenten der ausgeblasenen vulkanischen 
 Esse; während die bergförmigen Basaltmassen die Ruinen von 
_ primitiven Lavakegeln und plateauförmigen Massen darstellen, 
‚ die theils im Grunde der Krater erstarrt sind, theils diese 
‚ letzieren mehr oder weniger hoch anfuüllten oder über deren 
‚ Ränder, sich südlich ausbreitend, mehr oder weniger hoch 
aufgethüurmt und ausgebreitet wurden. Diese Massenproducte 
haben dann nachträglich durch den im Gebiete der Oongerien- 
\ Schichten tiefgehenden Degradationsprozess, wesentlich nur 
\ längs ihres äusseren Umfanges eine grössere Zerstörung er- 
‚litten, begünstigt durch die innere Absonderung der erstarrten 
Lava und durch die Beschaffenheit des lockeren Untergrundes 
im Gebiete der Oongerien-Sande und -Tegel. — Die Unter- 
scheidung von festem Basalt und basaltischer Lava, wie sie 
‚ SracHE in seiner Skizze über das Bakonyer Basaltterrain auf- 
stellte, ist absolut unhaltbar. Was zu den basaltischen Laven 
Sezählt wurde, sind die besonders auffallenden, schwammartig 
orösen und gleichzeitig ziemlich mächtigen Schlackenhüte 
‚einiger grösserer Basaltkegel (Nagy-Somlyö, Szt.-György, Ba- 
© dacson, Kabhegy), welche durch mächtige Ergüsse dampfreich 
F ausgetretener Lava geliefert worden sind. Die ganze innere 
# Structur solcher mit mächtigen Schlackenhüten versehenen 
© Basaltkegel, wie sie BEuDAnT vom Szt. György und vom Nagy 
‚Somlyö so trefflich beschrieb, lässt schon keinen Zweifel über 
en untrennbaren Zusammenhang der Schlackenschichten und 
Dder darunter liegenden compacten Basaltmasse übrig. Neben 
©\noch anderen Thatsachen wird dies auch durch die mikrosko- 
‚pischen Verhältnisse der Massen in ihren verschiedenen Thei- 
"len näher bestätigt. Allerdings bildet die Thatsache, dass 
Jeinzelne der grösseren Basaltkegel derlei mächtige und beson- 
‚ders poröse Schlackenhüte tragen, während bei den übrigen 
‚Basaltbergen die correspondirenden Tbeile nur weniger blasig 
und schlackig ausgebildet sind oder eine compacte Structur 
zeigen, eine merkwürdige Erscheinung, die leicht ganz irrthüm- 
liche Gesichtspunkte der Vergleichung erzeugen könnte, zumal 
da der Uebergang aus der compacten Structur der unteren 
! |Partieen zur sehr porösen der äusseren, oberen Masse jener 
Berge, in Uebereinstimmung mit den Structur - Verhältnissen 
‚der oberen Theile von dampfreich ergossenen Lavaströmen, 
sehr rasch erfolgt und jene Schlackenhüte sich in Folge ihrer 
geringeren Widerstandsfähigkeit gegen die zerstörenden Agen- 


J\ 


188 


tien, auch formell im Grossen ziemlich augenfällig von der 
darunter folgenden compacten Basaltmasse abscheiden. Allein! 
das Verhältniss stebt mit einer ursprünglichen Differenz im 
Zusammenhange und beruht auf dem ungleichen Dampfgehaltf# 
und der ungleichen Temperatur, mit welcher die ausgetretenef 
Lavamasse in den verschiedenen Fällen den geringen Druck-# 
verhältnissen und der raschen Abkühlung an der Oberfläche 
ausgesetzt wurde. Die ersteren Basaltberge sind durch dampf-# 
reichere, dünner flüssige, der ,„Blocklava““ Hem’s ähnlicheß 
Gesteinsergusse, dieanderen durch dampfarme, zähere ‚‚Fladen-# 
lava‘‘ geliefert worden. — Es bezeugt eine ganze Reihe vonf! 
Erscheinungen gleichmässig, dass sich die vulkanischen Bergef) 
. des Gebiets entsprechend dem wenig verschiedenen Datumf 
ihrer Entstehung in einer nahezu gleichen Degradationsphasef 
befinden. Man erkennt dies besonders schön, wenn man dieß 
relativen Massenverhältnisse der vulkanischen Berge und ihreß» 
Position näher in’s Auge fasst. Im vulkanischen Centrum,fl 
dessen einen Pol der mächtige Kabhegy, den anderen einefl! 
aus wenigen, aber ziemlich ansehnlichen Domvulkanen beste-f} 
hende Basaltgruppe von mehr selbstständigem Charakter, dieß 
Tatika-Gruppe einnimmt, treten die mächtigsten Basaltergüsse 
auf. Mit der Be vom Kabhegy werden auf den ein- 
zelnen Reihungslinien — allerdings nicht immer in ganz ein- 
facher Reihe — die Basaltmassen stets kleiner, das Tuffmaterial hi 
nimmt zu, bis endlich an den äussersten Vorposten die Reihend 
in der Regel mit einem reinen Tuffvulkan abschliessen, wo 
die vulkanische Kraft sich in blossen Auswürfen fragmentä- 
rischer Massen erschöpfte und nicht mehr hinreichte, um 2a | 
einem Lava-Ergusse zu führen. So gruppiren sich die reinen 
oder Lava-armen Tuffvulkane des Gebiets längs einer äusseren) 
Zone des Vulkansystems und es finden sich auch hier schö 
jene verschiedenen Bildungsepochen bestätigt, welche sich — 
wie es einer der erfahrendsten und ausgezeichnetsten Inter- hi 
pretatoren vulkanischer Gebiete, v. HoCHSTETTER, in dem geo- 
logischen Theile der Novara-Werke (Bd. I. pag. 78) hervoil 
hebt — in der Entwickelungsgeschichte der Vulkangerust 
unterscheiden lassen. Die erste Phase, welche durch die Tuf-® 
residuen der grösseren Basaltberge repräsentirt erscheint, wird@ 
durch Aschenausbrüche, jene der grösseren Intensität der vul‘ 
kanischen Kraft durch Lava-Ergusse, endlich das allmälige 
Absterben der Ausbruchsthätigkeit durch die Aufschüttung] 
loser Massen bezeichnet, wobei es nicht mehr zu Lava - r- | 
güssen kam. Selbst die, Producte vulkanischer Nachwirkungen®, 
fehlen unserem Vulkansysteme nicht gänzlich; sie erscheineil 
in ausgezeichneter Weise durch die merkwürdigen Süsswase 


189 


warze und -Kalke der Halbinsel Tihany repräsentirt, welche 
dem dortigen schönen Tuffvulkane aufsitzen. 
Die von mir mikroskopisch untersuchten Basaltproben 
"stammen von 15 einzelnen Vulkanen des Gebiets; sie zeigen 
—- entsprechend dem allgemeinen Bau des Vulkansystems und 
‘der kurzen Dauer seiner Aufschüttung — eine ausserordent- 
liche allgemeine Uebereinstimmung ihrer mikroskopischen Ver- 
‚hältnisse, so sehr, dass ihr Magma hinsichtlich der in starre 
Verbindungen übergegangenen Bestandtheile chemisch kaum 
"wesentlich verschieden sein konnte (Bauschanalysen, welche 
‚dies näher beweisen wurden, fehlen leider). Wenngleich hin- 
‘sichtlich des Mineral - Gemenges sehr einföormig zusammen- 
‚gesetzt, entfaltet das untersuchte Minerale bei näherer Ver- 
'gleichung ein höheres Interesse, indem es im Einzelnen — im 
‚Einklange mit den ungleichen Erstarrungsbedingungen — man- 
‚nichfaltige Variationen in der mikroskopischen Structur und 
‚Zusammensetzung aufweist, die von einfachen Gesetzen be- 
herrscht werden und manche Rückschlüsse über den Bildungs- 
gang der Mineralgemische und der ganzen Gesteinsmassen ge- 
istatten. — Die Gesteine sind feinkörnige, anamesitische bis 
@dichte, aphanitische Basalte.. Sie gehören sämmtlich in die 
#Gruppe von Zirker’s Feldspath - Basalten, gleich allen bisher 
näher untersuchten ungarischen und siebenburgischen Basalten. 
Sie führen neben Plagioklas, sehr reichlichen Augit, 
Shexagonales oder tesserales Titaneisen (in einander 
ersetzender Menge), wenig Apatit, ferner ein mehr oder we- 
niger reichliches Glasresiduum, dann eine sehr variable Menge 
von farblosen, polarisirenden, regellos begrenzten Partikelchen, 
Zwelche mit dem Glasresiduum als letztes Erstarrungsproduct 
@zu einer fleckig polarisirenden mikroskopischen Basis (Ne- 
phelinglas Mönr’s) verschmelzen. Ich halte diese polarisi- 
‚enden Partikel, in Uebereinstimmung mit der Deutung, welche 
=Mönr den gleichen Vorkommnissen deutscher Basalte gab, für 
Nephelin, der durch die Zähigkeit des umgebenden Glas- 
eiges und dem relativ zu raschen Gange der Erstarrung ver- 
ändert wurde, krystallographische Begrenzung anzunehmen. 
Sie treten am reichlichsten und in den grössten Individuen in 
len am deutlichsten krystallinischen Gesteinsvarietäten auf, 
velche die von der ursprünglichen Erstarrungsoberfläche schen 
itwas entfernter liegenden Partieen grösserer Lavamassen 
ilden. Sie fehlen dagegen gänzlich in den glasreichsten unter 
len untersuchten Gesteinsproben, bei welchen der krystalli- 
Jische Ausscheidungsprocess am frühesten unterdrückt wurde. 
ls sind dies Proben von der Basaltkuppe des Hegyesd und 
‚em Basaltgang des Szigligeter Schlossberges; beide Basalt- 
hassen stellen ganz winzige Ausbrüche von Tuffvulkanen dar, 


so oe 


sind frei von Schlacken und traten als typische, zähe, dampf- | 
arme Fladenlaven an ihre gegenwärtige Stelle. — Zu den 
erwähnten mikroskopischen Gemengtheilen gesellen sich noch | 
die gewöhnlichen Begleiter: Olivin, allenthalben reichlich 
eingemengt, in rudimentären, makroskopischen Krystallen und | 
Splittern von derlei grösseren Krystallen, mikroskopische Ein- 
schlusse von Picotit führend, ferner höchst selten basaltische 
Hornblende, wie der Olivin in gerundeten Splittern grösserer 
Krystalle vorkommend. Diese drei Mineralien treten, wie 
andernorts, so auch hier, gegenuber den übrigen Gemengtheilen 
als präexistirend mit durchaus fremdartigem Gepräge auf. 
Wiewohl ihre Bildung unbedingt unter wesentlich anderen Um- 
ständen erfolgt sein musste, als jene der umgebenden Gemeng- 
theile, kann man sie bei ihrer constanten Association mit ba- 
saltischen Gesteinen der verschiedensten Zonen und verschie- 
dener Zeiten und ihrem übereinstimmenden Auftreten in solchen 
Gesteinen, kaum anders wie als normale Ausscheidungsproducte 
basaltischer Magmen deuten. Es sind gewissermaassen plu- 
tonische Producte in vulkanischen Gesteinen; ihre Bildung 
erfolgte weit früher als jene ihrer Umgebung, wahrscheinlich 
noch iu grosser Tiefe, wo bei sehr allmäliger Abkühlung die 
Bilduug grösserer Krystalle möglich war. Der Olivin erscheint 
in den Proben der verschiedensten Ausbruchspunkte stets in 
ganz übereinstimmender Beschaffenheit, als (hinsichtlich des 
umgebenden Gemenges) ältestes Mineral, mit den gleichen 
eigenthumlichen Einschlüssen, in den nämlichen angefressenen 
und abgeriebenen Krystallen und Krystallsplittern, deren indi- | 
viduelle Maassverhältnisse jene der umgebenden Gemengtbheile 
weit üuberragen, dagegen an den verschiedensten Eruptions- 
punkten unter sich sehr gleichformig erscheinen. Man kann 
hieraus schliessen, dass sich das Mineral noch in dem Magma 
des gemeinsamen vulkanischen Heerdes des Vulkansystems' 
ausgeschieden habe, ehe dieses Magma sich noch durch die 
Einzeleruptionen verzweigt hatte. Gleichzeitig weist der Ge- 
halt des Olivin’s an Picotit, welcher dem umgebenden Gesteins-) 
gemenge fehlt, darauf hin, dass das Lavamagma, von der Zeit, 
in welche die Ausscheidung des Olivin’s und seines Gastes 
fällt, bis zu jener, wo der Erstarrungsprocess des diese um-) 
schliessenden Gemenges begann, eine chemische Veränderung 
erlitten habe (etwa durch eine Aussaigerung im DurocHer’schen] 
Sinne?). — Bei dem untersuchten Gesteinsmaterial zeigten die 
von kleineren Basaltmassen und jene von den oberen Theilen) 
der grösseren Basaltkegel und -Plateau’s stammenden Proben 
die grösste mikroskopische Uebereinstimmung, ergaben in 
die auffallendsten Differenzen mit den Proben von den basalen) 
Theilen der grösseren Basaltkegel und - Plateau’s, die ihrer- 


< 191 


s wieder durch einen gemeinsamen mikroskopischen Cha- 
akter ausgezeichnet sind. — Bekanntlich hat SANDBERGER vor 
"Kurzem die durch das herrschende Auftreten von hexagonalem 
Titaneisen bezeichneten anamesitischen und doleritischen Ge- 
"steine der Basaltfamilie als Dolerite von den durch aus- 
_ schliesslichen oder vorherrschenden Gehalt an Magnetit cha- 
rakterisirten Basalten im engeren Sinne unterschieden. Der 
 Magnetit dieser Gesteine, der ja stets reich an Titan ist, ver- 
dient richtiger den Namen Iserin. Der nämliche Unterschied 
nun, der auch bei basaltischen Gesteinen älterer Perioden 
nachgewiesen ist, zeigt sich auch bei unseren Bakonyer Ba- 
alten; er Ander sich jedoch hier zwischen den verschiedenen 
Theilen einer und derselben grösseren Ergussmasse. Alle 
 Gesteinsproben, welche kleinen Ausbruchen oder den obe- 
ren Theilen der grösseren Basaltberge eninommen waren, 
zeigten sich durch tesseralen Iserin, dagegen alle Proben 
von den unteren Theilen der grösseren Berge durch hexa- 
Sonalen Ilmenit bezeichnet; Proben von mittleren Verhält- 
nissen des Vorkönimens erwiesen sich auch in Bezug auf die 
eiden, wie erwähnt, einander gegenseitig ersetzenden Gemeng- 
theile als Mischlingsgesteine. Es steht dies Verhältniss mit 
der Natur der betreffenden Basaltmassen als primitive Lava 
und mit der Art und Weise des Aufbaues der grösseren Aus- 
bruchsmassen im Zusammenhange. Es ist zweifellos, dass 
. die erwähnten Verschiedenheiten darbietenden Lavapar- 
fieen unter ungleichen Druckverhältnissen erstarrt sind, wie 
andererseits, dass der auflastende Druck einen Einfluss auf 
ie Löslichkeits- und Ausscheidungsverhältnisse der aus dem 
utflüssigen Lavamagma auskrystallisirenden Verbindungen 
ausuben müsse. — Ich habe das oben erwähnte Verhältniss 
“durch die Differenz der Löslichkeit der beiden erwähnten Mi- 
nerale in dem glutflüssigen basaltischen Lavamagma und durch 
{ lie Umkehr ihres Löslichkeitsverhältnisses bei abnehmendem 
Drucke von einer gewissen Druckgrenze an, zu erklären ge- 
sucht. Der Iserin ist bei unter dieser Druckgrenze gelegenen 
Drucke die in dem basaltischen Magma schwerlöslichste Ver- 
ung von beiden; er schied sich in den oberen Schichten 
de r ausgeschiedenen Lavasäule der einzelnen Eruptionspunkte 
us, welche die kleineren Ausbruchsmassen und die mächti- 
geren Basaltberge lieferte, während die tieferen Theile dieser 
letzteren aus den nachgequollenen Massen der unteren Schich- 
‚ten der aufgestiegenen Lavasäule gebildet worden sind, in 
welchen sich höchst wahrscheinlich schon in grosser Tiefe, 
während des Aufsteigens im vulkanischen Canale, unter dem 
mächtigen Drucke einer hoben Lavasäule, den kilis aber — 
es die näheren Verhältnisse der Mikrostructur beweisen — 


3 


192 


noch während der strömenden Bewegung der Lavamasse, 
Ilmenit aus dem Lavamagma ausschied, als die unter den 
herrschenden Druckverhältnissen schwerer lösliche von beiden 
Titaneisen - Verbindungen. Mischlingsgesteine entstanden aus 
den mittleren Partieen solcher Lavasäulen, welche während der 
Ausscheidungsphase des Titaneisens einem abnehmenden Drucke 
ausgesetzt waren und hierbei die Druckgrenze passirten, bei 
der die Umkehr der Löslichkeit erfolgt. Bei einigermaassen 
engem Canale und etwas ansehnlicheren Ergüssen mussten die 
tiefer gelegenen Partieen der aufgestiegenen Lavasäule durch 
den Austritt und den Erguss der letzteren über den vulka- 
nischen Schlot nothwendig eine sehr bedeutende Druckvermin- 
derung erfahren; ganz analoge Entlastung musste auch de 
 Auswurf der oberen Theile der Lavasäule durch glasige Ex 
plosionen herbeiführen. Die näheren Verhältnisse der Mikro 
structur der Proben solcher Mischlingsgesteine und deren Vor 
kommen boten weitere Beweise für die gegebene Deutung. 
Die gegenseitigen Lagerungsverhältnisse der Gemengtheile i 
den Ilmenit-reichen Varietäten unter den untersuchten Gesteins- 
proben zeigen, dass die Ausscheidung des Ilmenits in diesen 
Gemengen einer ziemlich späten Phase des Entglasungspro- 
cesses der Lava angehört; sie ist eine relativ weit spätere, als 
jene des Iserin’s in den Iserin-reichen Gesteinsvarietäten. Bei 
der geltend gemachten Erklärung lässt es sich nun leicht in 
Zusammenhang bringen, weshalb die Ilmenit-reichen Gemische 
der basaltischen Gesteine verschiedener Perioden vorherrschend 
mit anamesitischer und doleritischer Structur, die Iserin-reichen 
dagegen gewöhnlich mit aphanitischer Structur gepaart sind) 
— Die gegebene Erklärung involvirt, dass sich bei den 
grösseren Basaltmassen, deren obere und untere Theile die 
erwähnte petrographische Differenz zeigen, das Verhältniss 
zwischen oben und unten in der aufgestiegenen Lavasäule 
während des in grösserer oder geringerer Tiefe begonnenen 
Erstarrungsprocesses bei dem Ergusse der Lava an die Ober: 
fläche nicht wesentlich geändert habe. Es können demnach 
jene Basaltberge nicht etwa durch Ueberschüttung gewachsen 
sein — wofür auch die gesammten Structurverhältnisse der: 
selben keinen Anhaltspunkt bieten —, sondern sie wurder 
durch Hebung der nachquellenden Lava aufgethürmt. Es ent 
spricht dieser Vorgang dem beobachteten, beim Aufsteigen de! 
Lava der Vulkan-Inseln Georgios und Aphroössa, einem Vor 
gange, der überhaupt bei Lava-Ergüssen von einiger Zähigkeit 
weiten Krateren und ebenem Boden, der wahrscheinlichste is 
und die Bildung von Lavakegeln "oder Domen voran 
muss. Auch die Tufffetzen, welche sich auf der Höhe einige 
der isolirten, mächtigeren Basaltkegel des Gebiets vom Bas2 


| 
| 
E 


193 


# u E hlossen vorfinden (wie am Szt. György, Nagy Somlyö, 

Tätika) und unzweifelhaft von der Lava emporgehobene Frag- 
"mente der flachen Auswurfskegel darstellen, zeugen für die 

nämliche Weise der Aufthürmung. "Auch für die von HEım in 
einem geistvollen Aufsatze: „Der Vesuv im April 1872“ 
(Zeitschr. d. d. geol. Ges. Bd. ’25) schön entwickelte Rolle, 
welche die absorbirten Dämpfe bei der Erstarrung der Lava 
spielen, liess sich manche Bestätigung in den mikroskopischen 
Verhältnissen der untersuchten Gesteine des Gebiets finden. 
s sei mir noch gestattet, auf die Differenz hinzuweisen, 
weiche sich bei Vergleichung der Dünnschliffe von den als 
pische Blocklava mit der charakteristischen, welliggekräu- 
lten Oberfläche erstarrten, schwammig porösen, schwarzen 
Schlacken der Kuppe des Szt. György, mit jenen von der 
über erwähnten Fladenlava der Basaltkuppe des Hegyesd und 
des Basaltganges des Szigligeter Schlossberges ergiebt. Ob- 
ohl die ersteren Schlackenproben unmittelbar an der Ober- 
fläche erstarrt und jedenfalls sehr rasch aus dem flüssigen 
in den festen Zustand übergegangen sind, sind sie doch sehr 
hr viel vollständiger entglast, als die Gesteinsproben der 
terwähnten beiden Basaltmassen , die mit keinen porösen 
tieen verbunden sind. Erstere enthalten eine sehr reich- 
e Menge, allerdings zumeist nur ganz winziger Kryställchen, 
rolite und Trichite, eingemengt und führen nicht besonders 
Glas, welches farblos ist. Bei den letzteren dagegen ist 
 Entglasungsprocess in einer sehr viel früheren Phase ge- 
mt worden; die relative Menge der krystallinisch ausge- 
schiedenen Gemengtheile ist bei weitem geringer, der Glas- 
ehalt dafür ein sehr viel höherer; dabei erscheint das Glas 
braun gefärbt, indem noch merkliche Mengen der stark 
jenden Bestandtheile, welche sich sonst im Augit und im 
aneisen zu krystallinischen Verbindungen gruppiren konnten, 
in regelloser Molecular-Lagerung im Glasresiduum erstarrt 
Offenbar beruht die Differenz auf der, durch einen reich- 
en Gehalt an absorbirten Dämpfen bedingten Dunnflüssig- 
t des Lavamagma’s der Szt. Györgyer Schlacken und an- 
erseits auf der Zähigkeit der dampfarmen Fladenlava des 
gyesd und Szigliget; bei der letzteren setzte die geringe 
weglichkeit des Magma in den kleinen Massen, in denen sie 
Istarrte, sehr bald dem Zusammentritte der Molecule zu kry- 
tallinischer Gruppirung eine Grenze, *) 


*) Ueber einen Besuch der Basaltischen Berge des Plattensee’s s. 
b. naturhistor. Vereins d. preuss. Rheinl. u. Westf. 33. Jahrg., Cor- 
ondenzbl. S. 109—127 (1877). 


 Reits.d. D.geol. Ges. XXIX. 1. 13 


194 


2. Herr Pur Herter an Herrn G. vom Rarn. 


Massa marittima, 26. Februar 1877. 


In der Umgegend von Campiglia, die an eigenthumliche; 
Mineralvorkommen so reich ist, hat neuerdings die Auffindun 
von Zinnstein unter seltsamen Verhältnissen stattgefunden un 
ich kann nicht unterlassen, Ihnen das Wenige mitzutheiler 
was ich vor einigen Tagen bei einem flüchtigen Besuche ge 
sehen und in Erfahrung gebracht habe. 

Der sudwestliche Ausläufer gegen die Niederung des au 
älteren Schichten bestehenden Gebirges von Campiglia, der de 
Winkel zwischen der Via Emilia und der von ihr nach Cam 
piglia führenden Strasse einnimmt, Monte Valerio genannt, is 
ein niedriges, ziemlich coupirtes Hugelsystem mit der gewöh 
lichen maremmanischen Haidevegetation bedeckt und beste 
aus den massigen Bänken eines dichten perlgrauen, vielfa 
von Kalkspathschnüren durchzogenen Kalksteins, in der G 
gend als Calcare dell’ allumiere bekannt. Er ist verstein« 
rungslos und sein Verhalten zu den rothen Ammonitenkalke 
vom Monte Calvi unbekannt, deshalb mag dahingestellt bleibe: 
ob man ihn mit Recht der Kreideformation zurechnet. | 
diesem Terrain finden sich an vielen Stellen unregelmässig 
Massen von DBrauneisenstein innig mit dem Kalkstein ve 
wachsen, der alsdann gegen die Grenze eine röthliche Farl 
annimmt. Es sind das die auf Ihrer Karte von Campigl) 
(s. diese Zeitschr. 1868 Taf. IV.) als No. III. angegebene 
Eisensteingruben des Monte Valerio. Keine Spur der d 
grossen Gangzüuge des Temperino und der Cava del Piomt 
begleitenden Eruptivgesteine findet sich am M. Valerio. Ol 
schon auch hier, wie überall nach italienischem Gebrauche Filo 
genannt, hat man es nicht mit Gängen oder Lagern zu thu) 
sondern es sind unregelmässige stockförmige Massen, Co! 
cretionen, in innigster Verbindung mit dem Nebengesteij 
wie die betreffenden Handstücke illustriren. Auf diesen Lage 
stätten, welche nichts Eigenthüumliches bieten, wurde zu ve 
schiedenen Zeiten mit vielen Unterbrechungen ein Eisensteii 
bergbau getrieben, der wohl in Folge der benachbarten kolo) 
salen Massen von Elba niemals von grosser Bedeutung gewese! 
obschon er Spuren antiker Arbeit erkennen lässt. Seit de 
Jahre 1873 wurde derselbe von einer englischen Gesellscha 
aufgenommen, welche ihr Product von San Vincenzo aus na 
England verschiffte. | 

Im October 1875 fielen dem Steiger dieser Gruben los 


195 


lan der Oberfläche gefundene Stufen durch ihr hohes speci- 
isches Gewicht auf, ohne dass er sie im Habitus von dem 
sewöhnlichen Erz zu unterscheiden vermochte. Bei einem 
uche des Herrn BLAncHARD, Directors des Blei- und Silber- 
gwerks von Bottino bei Serravezza, machte er diesen darauf 
ifmerksam, der zu seinem nicht geringen Erstaunen in der 
probe 50 pCt. Zinn nachwies. Ein Fund von dieser Bedeu- 
"ung forderte zu sorgfältigster Nachforschung auf, bei denen 
ch zwar eine grosse Zahl von Findlingen ergab, das Mate- 
jal aber anstehend nicht nachgewiesen werden konnte. — 
Später war man an einem benachbarten Punkte, dem sogen. 
Pogsgio del Fumacchio, also genannt von Klüften, die in der 
“talten Jahreszeit sichtbar Dämpfe ausströmen, an der Strasse 
don Valerio nach Campiglia so glücklich, den Zinnstein auf 
runglicher Lagerstätte zu finden. Untersuchungs- und Ge- 
innungsarbeiten, die unter der Leitung des Herrn Ingenieur 
EN mit bestem Erfolge betrieben werden, machen seit Jahr 
Tag, da die Oalamität des Eisenhüttenwesens den Export 
Eisenstein unmöglich macht, ausschliesslich den Gegen- 
d des Betriebs aus. — Hier treten genau unter denselben 
hältnissen wie am Monte Valerio Brauneisensteine auf; 
der Lagerstätten wird aber an der Grenze begleitet durch 
' Masse von Zinnstein, welche gegenwärtig in ihrem Strei- 
n h. 10 auf etwa 50 M. verfolgt ist, ein flaches Fallen 
10 bis 15° besitzt und in ihrer Mächtigkeit von 0,20 M. 
1,5 M. wechselt. Der Zinnstein ist mehr oder weniger 
Brauneisenstein und kohlensaurem Kalk verunreinigt, oder 
g mit einer Quarzmasse gemengt. In ersterem Falle ist 
von feinkörniger Structur und an dem eigenthümlichen 
nz deutlich erkennbar, von nelkenbrauner oder schmutzig 
chgelber Farbe, im letzteren dem blossen Auge schwerer 
tbar: in allen Fällen verräth ihn aber das auffallend hohe 
ifische Gewicht und eine Reductionsprobe auf Kohle mit 
lsaurem Kali ergiebt eine deutliche Zinnreaction. Die 
sse ist fest mit dem Nebengestein verwachsen und geht 
€ deutliche Begrenzung (Saalband) in dasselbe über, ver- 
ckt sich vielfach, um sich bald wieder aufzuthun und windet 
im Streichen und Fallen so sehr, dass die obigen An- 
en nur als Mittel der bisherigen Aufschlusse angenommen 
stden dürften. Im Gegensatze zu allen übrigen Zinnstein- 
ommen sucht man hier vergeblich nach irgend einem der 
ie fehlenden und so charakteristischen Begleiter. Hier ge- 
hellt sich dem Zinnstein nur Brauneisen zu als Concretion 
Slerselben gleichzeitigen und gleichartigen Bildung. Während 
Aue sonstigen Zinnstein-Vorkommen auf ursprünglicher Lager- 
i Matte den krystallinischen Schiefern und älteren Eruptiv- 
2 ae 


BR 


len 


a 


| 


196 


gesteinen angehören, findet man das Erz hier in einem secun- 
dären Kalkstein! Auch ein archäologisches Interesse hat dieser 
seltene Fund; in der Grube del Fumacchio befinden sich nam- 
lich Hohlräume, offenbar antiker Arbeit, die durch zierliche 
Pilaster gestützt im Kalkstein der. Grenze der Lagerstätte 
folgen. Hier handelte es sich, da der Eisenstein stehen ge- 
blieben, wahrscheinlich um die Gewinnung des Zinns und die® 
Bewohner der alten Populonia, von deren Bergbau die aus- 
gedehnten Arbeiten auf den grossen Gangzügen des Monte 
Calvi Zeugniss ablegen, verstanden es wohl auch, sich das 
Zinn in nächster Nähe ihrer Stadt zu verschaffen. Während 
die Kunde von dem Vorhandensein der weit häufigeren, in 
ihren Erzen weit leichter kenntlichen Metalle, Kupfer, Blei® 
Zink und Eisen in diesem District wohl niemals gänzlicH® 
verschwunden, ist das Zinn vollständig in Vergessenheit ge 
rathen und nach so langer Zeit seine Wiederauffindung Sach 
eines glücklichen Zufalls. — Von sonstigen Bergwerksunter 
nehmungen in jener Gegend bemerke ich nur die seit 1/E 
Jahren mit vielem Eifer ebenfalls von einer englischen Ge 
sellschaft betriebene Wiederaufnahme der Cava del Piombo 
Kolossale Massen Ganggestein sind in der kurzen Zeit aufge; 
schlossen und die Anlage einer grossartigen Aufbereitungsanstal 
wird beabsichtigt, welche bei der Armuth der Erze eine „Con 
ditio sine qua non‘ des Gedeihens ist. — Unsere Arbeiten iW® 
Massa gehen langsam aber regelmässig ihren Gang, ein Ab} 
teufen des Constantin - Schachtes unter der Stollensohle is 
versucht, aber nach wenigen Monaten wieder aufgegeben; di 
die vorhandene alte Dampfmaschine die Wasserzuflüsse vo@ 
3 Cubikm. pro Minute nicht bewältigen konnte. Zwei tiefer 
Stollen sind projectirt, der eine unterhalb Accesa in der Brun! 
ausmundend wird bei 6 Kilom. Länge 70 M. unter dem jetzi 
gen einbringen, der zweite im Novi- Thal mündend, wir! 
2 Kilom. lang und 17 M. einbringen. Wahrscheinlicherweis 
wird aber in naher Zukunft weder der Tiefbau noch einer de 
Stollen zur Ausführung gelangen, da es an Unternehmungslus 
fehlt, und die Untersuchungsarbeiten der Fenice gegen "Nor 
eine Fortsetzung der Erzführung ergeben, welche für di 
nächsten Bedürfnisse ausreicht. | 


197 


Herr Tasovor Woır an Herrn G. vom Rarn. 


Guayaquil, 10. März 1877. 


| n Ich bin jetzt in Ecuador der Einzige, der sich noch um 
" Mineralogie und Geologie kümmert, seitdem P. DrzsseL aus 
@ Quito weg ist und das ganze Polytechnikum in’s Nichts zuruck- 
sank. Wenn man so ganz isolirt steht und mit keinem ein- 
j zigen Menschen seine Ideen austauschen kann, so thun einem 
| wissenschaftliche Nachrichten aus der fernen Heimath doppelt 
I wohl (Briefe an mich immer nach Guayaquil); sie frischen den 
N Meist auf, wenn er, wie der Körper, im heissen Tropenklima 
zu erschlaffen droht. — Meine letzte Untersuchung war der 
Provinz von Azuay (Cuenca) gewidmet. Auch diese Provinz 
| war, wie die von Loja, noch fast ganz unbekannt; es ergaben 
‚sich wieder interessante Geolasische Resultate. Als practisch 
wichtig nenne ich nur den grossen Goldreichthum der Ost- 
cordillere (Seifen), welche hier aus Urschiefern besteht. West- 
Scordillere ähnlich wie in Loja: Porphyre. Der Knoten des 
‚A: aay: Andesit. Die vulkanische Formation schliesst aber mit 
diesem Gebirgsstock nicht ab, wie man bisher glaubte; viel- 
Ömehr folgen gegen Sud bis an die Grenzen der Provinz Loja, 
\Ünoch zwei bedeutende Gruppen vulkanischer Gesteine, die 
i pe nicht beachtet worden waren und darunter sind echte 

Prachyte mit Orthoklas und Plagioklas, und ungemein quarz- 
Freiche Andesite, die in der Petrographie einzig dastehen 
dürften! Ich habe eine geographische Karte der Provinz ent- 
worfen in grossem Maassstabe und eine reducirte geologische. 
[ch gehe jetzt nicht in’s Detail meiner Untersuchungen ein, 
weil ich gedenke, einen deutschen Aufsatz über die beiden 
{Provinzen von Loja und Cuenca zu schreiben. Aus Quito 
erfahre ich, dass man mit dem Druck meiner letzten Arbeit 
begonnen Kal, Meine Arbeit über Loja wurde wegen der po- 
itischen Unruhen nicht gedruckt und ist auf unbegreifliche 
Weise aus dem Ministerium verschwunden. — Da ich in den 
etzten Tagen einige Musse hatte, habe ich begonnen, Auszüge 
us meinem Tagebuche über die Galapagos-Inseln zu machen. 
— Die liberale Revolution vom 8. September vorigen Jahres 
at über die Regierung BoRREROS gesiegt. — — VEINTEMILLA, 
Jrbeber der Revolution , ist Dietator bis zur Zusammenkunft 
ler Convention im September, welche den neuen Präsidenten 
u wählen hat. Aber schon zeigen sich Symptome neuer Un- 
'ub ien. Da die meisten Beamten abgesetzt oder gewechselt 
wurden , fürchtefe ich, meine Stelle ebenfalls zu verlieren; 


198 


aber für jetzt bleibe ich noch, und habe den neuen Befehl 
erhalten, mit dem Studium der Provinzen des Littorals, zu- 
nächst mit der von Esmeraldas, zu beginnen. — Dr. STUBEL. 
ist gegenwärtig in Lima und wird nach einigen Tagen hier 
durchkommen. Leider werde ich nicht das Vergnügen haben, 
auf das ich so lange gehofft, ihn in Guayaquil zu sehen, da#@ 
ich schon heute abreisen muss und wenigstens drei Monate 
ausbleiben werde. Er schreibt mir, dass er von Guayaquil® 
über Panamä, San Francisco und New York nach Dee \ 
zurückzukehren gedenke. | 


4. Herr L. von Ammon an Herrn W. Danes. 


München, 15. März 1877. 


Im Anfang des vorigen Sommers hielt ich mich kurze ai 
Zeit in London auf. Da bereits die grosse Ausstellung wissen-® 
schaftlicher Apparate, die bekanntlich von Mitte Mai bis Endes 
December im letzten Jahre daselbst stattfand, eröffnet war, 1% 
versäumte ich es nicht, dieselbe zu besuchen und mir dabei: 
jene Abtheilungen dieser loan collection etwas näher zu be-# 
sehen, die sich auf Geologie und Mineralogie bezogen. Welche 

Gegenstände in den letztgenannten beiden Sectionen u t 
waren, mögen Sie aus beiliegendem Separatabdruck meines@ 
kleinen diesbezüglichen Berichts ersehen, den ich in das Co ) 
respondenz-Blatt des zoologisch - mineralogischen Vereins in 
Regensburg einrücken liess und dessen erster Theil bereits in@* 
der September-Nummer für 1876 der eben erwähnten Zeitschrif 
enthalten ist. 

Um die englische Juraformation in ihren oberen Glieder 
kennen zu lernen, unternahm ich von London aus einen Aus 
flug nach: der Halbinsel Purbeck (Dorsetshire), an deren Ku 
Kimmeridgeschichten, Portlandsand, Portlandoolith und 


Purbeckschichten, die hier vom Hastingssand der unteren 


geschlossen sind, Die Purbeckschichten, von welchen Seite 
der englischen Geologen sehr genaue Profile aufgenomm 
worden sind und die mich, da sie, wie bekannt, grösstenthe 
aus Susswasserbildungen bestehen, am meisten interessirten, 
besitzen eine bedeutende Mächtigkeit (nach Fırron 274 engl. 
Fuss); sie schliessen in ihren festeren Bänken einen treffli 
Werkstein ein, der in vielen Steinbruchen ausgebeutet wi 
Unmittelbar beim Orte Swanage an der Ostküste der Halbint 


f 


199 


„N 


“streichen die oberen Purbeckschichten mit Cyprisbanken und 
"Marmorlagen, Paludina (Lioplax) sussexiensis Mant. enthaltend, 
@ aus. In der unmittelbar südlich anstossenden Durlstonebay 
© sammelte ich aus den mittleren Purbeckschichten und „zwar 
© aus den oberen Lagen derselben, dem sogen. comminuted- 
# shell-limestone und den Corbula- und Pecten-beds: Cyrena me- 
2 dia Sow. sp., Corbula gregaria KocH u. Dunk. sp., Corbula 
alata Sow., Hydrobia Chopardiana DE LoR., aus den etwas 
© tieferen Chert-beds Leptoxis subangulata A. Rorm. sp. — Ver- 
steinerungen,, welche von der gleichen Localität Prof. SanD- 
"BERGER in seinen „Land- und Süsswasserconchylien der Vor- 
welt‘‘ abbildet. Dazwischen kommt eine aschgraue, meerische 
‘Bank — Cinder genannt — vor, die fast ganz aus den Schalen 
der Östrea distorta Sow. besteht. An der Basis des mittleren 
'Schichtencomplexes befindet sich die Fundstätte der Purbecker 
" Landsäugethiere. In dieser Region beginnen die merkwürdigen 
‚Humuslagen (dirt-beds) sich einzustellen, die in benachbarten 
‚Gebieten im unteren Theile der Purbeekformation sich so sehr 
0 entwickelt zeigen. In den unteren Purbeckschichten treten 
# hier hauptsächlich Mergel mit Insekten, Gypse und Cypriskalke 
j ‚auf. Darunter liegt der kann aus welchem ich bei 
# nur flüchtigem Besuche der Steinbrüche östlich von St. Albans- 
Head seine Leitfossilien: Ammonites giganteus Sow., Trigonia 
Sincurva Miss Besent, Cardium dissimile Sow., Natica elegans 
| ‚Sow. gewinnen Konnte. 

» Zu gleicher Zeit erlaube ich mir, Ihnen einen interessan- 
n ‘ten Fund aus unseren Alpen zu berichten. Am 6. Januar d. J. 
‚führte ich, durch die aussergewöhnlich günstige Witterung dazu 
i ‚veranlasst, eine Besteigung des Wendelsteines bei Schliersee 
aus. Auf dieser Excursion gelang es mir, aus den rothen 
Kalken, die an den sogen. Weisswänden unterhalb des eigent- 
lichen Wendelsteingipfels anstehen und die bisher ganz richtig 
@als oberer Alpenjura gedeutet worden sind, die Terebratula 
jamitor Pıcrt. herauszuschlagen. 


200 


6. Verhandlungen der Gesellschaft. 
| | 

i 

1. Protokoll der Januar - Sıtzung. 


Verhandelt Berlin, den 3. Januar 1877. 4 


Vorsitzender: Herr Beyrich. 


Das Protokoll der December-Sitzung wurde vorgelesen und. 
genehmigt. 


6, a: 
TR” a 
Er 


Der Vorsitzende erinnerte daran, dass mit dem heute be 
sinnenden neuen Geschäftsjahre die Neuwahl des Vorstandes | 
vorgenommen werden müsse, jedoch vorher die dem vorigen 
Gesellschaftsjahre noch zufallenden geschäftlichen Angelegen-" h 
heiten zu erledigen seien. = 


Derselbe verlas daher zuerst ein Danksagungsschreiben N 
des Herrn Jaxon in Californien bezüglich seiner Aufnahme als # 
Mitglied der Gesellschaft; alsdann eine Liste des Mikrosko- 
pischen Aquariums, welches unter günstigen Bectusnngen zum U 
Abonnement einladet. A" 


Der Gesellschaft ist als Mitglied beigetreten: 
Herr Herm. RAUFF, Assistent an dem no 
Museum in Bonn, ‚ 
vorgeschlagen durch die Herren G. vom Rare a 

v. DecHEen und Lossen. | 


Der Vorsitzende legte die für die Bibliothek der Gesell“ | 
schaft eingegangenen Bücher und Karten vor. 


Hierauf forderte derselbe zur Neuwahl des Vorstandal 
durch die üblichen Stimmzettel auf und stattete der Versamm- 
lung seinen Dank ab für die ihm auch während des verflosse- | 
nen Vereinsjahres zu Theil gewordene Nachsicht und das ge- 
schenkte Vertrauen. n 


Nachdem Herr v. RICHTHOFEN vorgeschlagen hatte, die 
bisherigen Vorstandsmitglieder durch Acclamation wieder zu 
wählen, sprach Se. Excellenz Krug v. Nıppa dem Vorstand | 


201 


‘den Dank der Gesellschaft für die bisherige geschäftliche Lei- 
tung aus und forderte die Anwesenden auf, ihre Zustimmung 
‚ durch Erheben von den Sitzen kund zu geben. 


Dieser Aufforderung wurde in pleno entsprochen und war 
‚hiermit der bisherige Vorstand für das laufende Jahr wieder- 
‚gewählt worden, namlich: 


Herr Beykich, als Vorsitzender, 
Herr RAMMELSBERG, 
Herr WEBsKY, 
Herr Lossen, 

Herr Daues, \ .1s Schriftführer, 
Herr Weiss, 

Herr SPEYER, 

Herr HAUCHECORNE, als Archivar, 
Herr Lasırn, als Schatzmeister. 


als stellvertretende Vorsitzende, 


Herr Beyrkıcan übernahm hierauf unter Danksagung für 
das Vertrauen, welches man ihm durch die Wiederwahl zum 
‘Vorsitzenden bekunde, dieses Amt nur schritt man nunmehr 
‘zu den Vorträgen. 


; Herr Kayser sprach über die eruptiven Gangbildungen der 
2 Gegend von Rubeland und Elbingerode. Dieselben gehören 
‚einem Spaltensystem an, welches in hora 11 —1 streichend, 
in dem zwischen Brocken und Ramberg liegenden, also in 
@dem in tektonischer Hinsicht am meisten gestörten Theile des 

‚Harzes auftritt. Die Spalten werden von Felsitporphyr und 
‚von den sogen. grauen und schwarzen Porphyren ausgefüllt. 
Bei Rübeland und Elbingerode kommen nur Gänge der beiden 
letzteren Porphyre vor, diese aber in grösserer Zahl als sonst 
irgendwo im Harze. Obwohl die fraglichen Gänge die Mäch- 
tigkeit von einigen Hundert Fussen niemals überschreiten, so 
lassen sie sich doch, wenn auch mit vielfachen Unterbrechun- 
gen, durch die ganze Breite des Gebirges hindurch verfolgen. 
‚Beide Porphyre zeigen eine deutliche Contactmetamorphose, 
durch die der dichte Kalkstein der Elbingeröder Devonmulde 
in kleinkörnigen weissen Marmor umgewandelt worden ist. 
An den Saalbändern der grauen Porphyrgänge kann man 
ausserdem fast immer eine ausgezeichnete Verdichtung des im 
‚Uebrigen fast granitisch - körnig ausgebildeten Gesteins zu 
diehtem Felsitfels beobachten. 


Herr K. A. Lossen erinnerte an seine früheren Mitthei- 
lungen über die vom Vorredner besprochenen Gangspalten und 
ihr Auftreten in dem am meisten gestörten Zwischengebiete 
zwischen den 2 Haupt-Granitstöcken des Harzes und fügte die 
Bemerkung hinzu, dass die Zahl der oft selbst im Kleinen 


202 


parallelen Spalten gegen Nord mit der Störung der durch 
brochenen Schichten zunehme, und dass ihre Richtung in der 
Sehne der gegen Ost Cohrexen Schichtenbögen, oder in der 
Mittellinie der Zförmig zusammengeschobenen Schichtenfalten. 
verlaufe. Die Eruptivgesteine haben also nicht die Spalten 
bei ihrer Eruption verursacht, sind vielmehr in bereits vor- 
handene Sprünge quer durch das Gebirge eingedrungen. N 


Herr Weıss legte einige von ihm in dem Rothliegenden 
im Thal der kleinen Leina, an einem alten Stollen bei Frie- 
drichroda i. Thür. (7 Meter unter einem groben Conglomerate, 
welches die Basis der oberen Abtheilung des Thüringer Roth- 
liegenden bildet) gefundene Abdrucke von Protriton Petrolei 
GAUDRY vor, welches Reptil v. Fritscon bereits früber in gleichem 
geognostischen Niveau bei Oberhof i. Th. entdeckt hatte, sprach 
über die dortigen Rothliegenden Schichten, insbesondere von 
denjenigen, in welchen Protriton auftrete, und knupfte hieran \ 
Einiges über das Vorkommen der Porphyre bei Friedrichroda. 


Herr H. Crepxer aus Leipzig reihte hieran die Mitthei- 
lung, dass nunmehr auch für das sächsische Erzgebirge die 
Gliederung des Rothliegenden in 3 Abtheilungen: unteres, 
mittleres und oberes festgestellt worden sei, und sprach 
eingehend über die in diesen 3 Abtheilungen auftretenden 
Gesteinsschichteu, in Vergleich mit analogen in Thüringen 
und am Harz. i 


Herr SADEBECcK aus Kiel sprach uber die Krystallisation 
des Diamants und zwar über dessen mannigfache Formen mit 
besonderer Hinweisung auf Hemiedrie, dass die Octaöder mit 
eingedrückten Kanten , wie namentlieh die Brasilianer Dia- 
manten zeigen, nicht durch Zwillingsbildung, sondern durch 
Wachsthum zu erklären seien. N 

Herr K. A. Lossen sprach uber ein neues, ganz locales 
Braunkohlen - Vorkommen bei Wienrode am Nordrande des 
Harzes: In einer golfartigen Einbuchtung des hereynischen | 
Schiefergebirges, die man bisher nur mit hereynischem Schotter | 
und Lehm ausgefüllt wähnte, sind unter dergleichen 7 — 107 
mächtigen Schuttmassen oder aber seltener nur von Alluvium 
bedeckt oder frei zu Tage ausgehend, weissliche Sande, grauer j 
Thon und Thonmergel mit Braunkohle an verschiedenen Stellen 
erbohrt worden, so dass man anzunehmen berechtigt ist, der ' 
ganze Golf sei von dieser Kohlen-führenden Formation erfüllt, 
Bei Wienrode selbst will man 50’ feste Braunkohle erbohrt 
haben; man fördert dieselbe aus einem Tagebau seit Mitte des 
Jahres 1876. Weiter gegen Thale zu, auf preussischem Bei 
den (auf dem sogen. „Rübchen“), ist neuerdings "laut A 
lung des ÖObersteigers WEILER unter 3 M. Dammerde 1,2 M. 


203 


Sand, 0,5 M. Schmierkohle, 19,6 M. reine Braunkohle erbohrt 
_ worden. Nach Cattenstedt zu waren dahingegen die Bohrver- 
| suche weniger günstig ausgefallen (12’” Kohle); doch will 
man auch hier bei 150° noch nicht die hereynische Schiefer- 
' formation als Liegendes erreicht haben. —— Die Kohle ist eine 
' entschiedene Braunkohle, Bernstein führend nach Hrn. WEıLERr’s 
' Angabe. Es liegt hier wohl eine durch Erosion isolirte Tertiär- 
‘ mulde vor. 


Im Anschluss an diesen Vortrag erwähnte Herr Kayser 
_ das Vorkommen von plastischem Thon und weissem glimmer- 
reichen Sand mit Einlagerungen von unreiner Braunkohle an 
zwei Stellen auf dem Plateau von Elbingerode, am Harten- 
berg und im Forstort Susenberg, in nahezu 1500’ Höhe. 
Beide Vorkommen sind von sehr beschränkter Ausdehnung, 
offenbar in Schlotten und Spalten des Kalkgebirges abgesetzt, 
und werden von einer aus Harzer Material zusammengesetzten 
 Geschiebeablagerung bedeckt. Das Alter dieser in petrogra- 
' phischer Hinsicht ganz an tertiare Bildungen erinnernden Ab- 
‚ lagerungen muss dahingestellt bleiben. 


Hierauf wurde die Sitzung geschlossen. 


H V. W o (0) . 
BEYrich. WEBSKY. SPEYER. 


2. Protokoll der Februar - Sıtzung. 


Verhandelt Berlin den 7. Februar 1877. 


Vorsitzender: Herr Beyricn. 


_ Das Protokoll der Januar - Sitzung wurde vorgelesen und 
| ‚genehmigt. | 
| Der Gesellschaft sind als Mitglieder beigetreten: 

Herr Lause, Professor an der Universität in Prag, 
vorgeschlagen durch die Herren RorHu, Dauzs 
und BEYRrIcH; 

Herr Dr. Reıss, dermalen zu Berlin, 
vorgeschlagen durch die Herren Rora, JAGOoR 
und Danmss; 

Herr Eugen Gemitz, Assistent am geologischen Mu- 

seum in Göttingen, 
vorgeschlagen durch die Herren v. SEEBACH, 
B. Gemitz und ZIRKEL; 


204 


Herr G. SCHNEIDER, Revisor bei der Berg- und Hütten- 
verwaltung in Kattowitz, 
vorgeschlagen durch die Herren F. ROEMER, 
BErRicH und WesskY. 


' Hierauf verlas der Vorsitzende ein Schreiben des Vor- 
standes des in Wien constituirten wissenschaftlichen Clubs, 
welcher die Mitglieder der deutschen geologischen Gesellschaft ° 
einladet, während ihres Aufenthaltes in Wien denselben als. 
Gäste beehren zu wollen. i 


Derselbe legte alsdann die für die Bibliothek der Gesell . 
Ichaft eingegangenen Bücher und Karten vor. 3 


Herr RAMmMELSBERG theilte die Resultate seiner chemischen 
Untersuchungen über die Zusammensetzung des Nephelin’s, 
Monacit’s und Silberwismutbglanzes mit. (Siehe Aufsatz in 
diesem Heft pag. 77.) " 


Herr OÖ. SpEYER sprach uber die geologische Entwicke- 
lung und organischen Einflüsse des „Roöth’s“ in der Provinz 
Sachsen. Während einerseits dieses Formationsglied als ein 
schmales Band von ca. 60 bis 70 Fuss Maächtigkeit in der 
Mansfelder Mulde den unteren Wellenkalk umsäumt, erscheint 
dasselbe andererseits zwischen Freiburg a. U. und Querfurt — 
dem nordwestlichen Theile des grossen Thuringischen Trias- 
beckens — in einer Entwickelung, welche derjenigen des Röth’s 
bei Jena, Weimar u. a. OÖ. würdig zur Seite gestellt werden 
kann, da die Mächtigkeit über 200 Fuss erreicht. 

Die Grenze des Röth’s gegen den mittleren Buntsand- 
stein bilden mächtige Gypslager, welche einem mürben, platten- 
formigen Sandstein, als oberstes Glied jenes, aufgelagert sind; 
diejenige gegen den Muschelkalk scheidet sich eben wohl, ob- 
schon die für Thuringen und Hessen charakteristischen ocker 
gelben Wellendolomite fehlen, durch die rothen Letten scharf ab. 

Eine Trennung des Röth’s in eine untere „Gyps-füh- 
rende“ und eine obere „Gyps-freie* Abtheilung, wie 
solches anderwärts ziemlich constant auftritt, ist hier nicht‘ 
einzubalten, da sich schon dicht unter der oberen Grenze — 
gegen den Wellenkalk — zwei fast parallele, durch rothe 
und grünliche Leiten getrennte Züge von Gyps im Abstand 
von ca. 25 bis 30 Fuss einstellen, und sich fast ununter- 
brochen an den oberen Gehängen: zwischen Freyburg über 
Dondorf und Steigra hinaus bis Querfurt verfolgen lassen. Y 

Eine grosse Uebereinstimmung mit anderen Gegenden 
giebt sich indessen in der Entwickelung von Versteinerungs- 
reichen Dolomiten kund, weiche an der unteren Grenze des 
Röth’s mächtigen Bypsen aufgelagert sind, und von den oberen 


Gypszonen durch 100 bis 150 Fuss mächtigen rothen und 


Bi. 
Y 


205 


grünen Letten getrennt werden, in denen Einlagerungen von 
"schmalen Sandsteinbänkchen mit den bekannten Steinsalz- 
- pseudomorphosen nicht fehlen. 

Die unteren Gypse, in grauen, rothen und weissen Farben 
wechselnd und in ihrer Structur späthig, schuppig und faserig 
auftretend, erreichen eine Mächtigkeit von 40 bis 70 Fuss, 
worüber die linken Gehänge des Unstrutthales nördlich Dorn- 
dorf, sowie die Brüche bei Prettiz und am Katzel bei Nebra 
ete. vortreffliche Aufschlüsse liefern. Die diesen Gypsen auf- 
gelagerten Dolomite, welche durch ihren Reichthum an Stein- 
kernen von Oonchylien ein besonderes paläontologisches Inter- 
esse darbieten, sind an letztgenannter Localität, sowie bei 
Vitzenberg, Weissen-Schirmbach, Klein-Eichstädt u. a. O. vor- 
trefflich aufgeschlossen, und namentlich am Katzel bei Nebra 
durch einen Steinbruch behufs Gewinnung dieser Dolomite zu 
Chaussee - Beschlag, auf 10 Fuss Mächtigkeit aufgeschlossen, 
‘und zwar bilden hier die untersten Schichten feste und harte 
‚gelblich graue Bänke von 5 bis 5 Fuss Dicke, mit zahlreichen, 
von ausgewitterten Conchylienschalen herrührenden Hohlräumen, 
welche jedoch auch häufig von Steinkernen erfüllt sind. Nach 
‚oben gehen diese festeren Bänke theils in dichte, feinkörnige 
und gelbliche Plattendolomite (Nebra, sowie fast überall in 
der Mansfelder Mulde), theils in quarzitische Schiefer (Don- 
‘dorf, Chausseehaus Lobitz etc.) über, auf deren oberen Schich- 
tungsflächen die Myophoria fallaxz v. SEEB. heerdenweise 
‚ auftritt. 
| Zwischen beiden Bildungen liegen meist bröcklige, an 
| Versteinerungen arme Dolomite. 

Ä Während seiner geologischen Aufnahme in der Provinz 
Sachsen sammelte der Vortragende bis dahin aus den Röth- 
‚dolomiten folgende Versteinerungen: Goniatites tenuis V. SEEB., 
‚Notica gregaria, Natica Gaillardoti; Monotis Alberti; Gervillia 
socialis, Myophoria fallax, elongata, laevigata und orbicularis ; 
|Myoconcha gastrochaena und Rhizocorallium Jenense. Ausser 
Natica Gaillardoti, Myoph. laevigata und orbicularis, sowie 
Myocon. gastrochaena sind die übrigen genannten Arten bereits 
schon durch v. SergAcH (Zeitschr. d. d. geol. Gesellsch. 1861 
aus dem Roth bei Weimar bekannt geworden, zu denen noch 
'Lingula tenuissima (Röthletten), Gervillia costata, Modiola tri- 
quetra und Myoph. vulgaris kommen, sodass in dem nordwest- 
lichen und westlichen Theile des Thüringischen Triasbeckens 
im Ganzen 14 Conchylien - Arten dem Roth angehören, und 
‚einen immer grösseren Anschluss an den unteren Muschelkalk 
‚erweisen. 

| Von den durch F. Rozm. aus den oberschlesischen Röth- 
‚dolomiten namhaft gemachten 14 Oonchylien - Arten ist die 


206 


Hälfte, nämlich Natica Gaillardoti, Myoph. fallax, Gervillia 
socialis und costata, Myoconcha gastrochaena, Monotis Alberi 9 
und Zingula tenuissima aus in dem Thüringer Triasbecken ver- # 
treten, sodass für die Gesammtfauna des Röth’s weitere 
7 schlesische Arten hinzukommen, und sich jene unter Hinzu- | 
rechnung der unter anderen im Röth Franken’s auftretenden 
Gervillia mytiloides bis dahin auf 22 Arten erweist. | 


Herr E. Kayser legte von ihm in der Gegend von Cön- 
nern gesammelte, aus dem unteren Diluvium stammende Ge- # 
schiebe von pyramidaler Gestalt, sowie solche mit Glacial- | 
und Sandschliffen vor. | 


Herr Berenpt bemerkte hierzu, dass er derartige Ge- . 
schiebe in der Mark bis dahin nicht in anstehendem Diluvium 
gefunden habe, sondern nur oberflächlich verbreitet seien. 9 


Herr Beyrkıcn sprach sich über die Wichtigkeit des Be- | 
fundes solcher Geschiebe in anstehenden Diluvial-Kies- und 
Sandlagern aus, da auch ihm solche bisher nur frei auf- 
tretend bekannt seien. ” 


Herr K. A. Lossen legte vor und besprach: Granat- hal | 
tiges Magneteisen mit deutlichen Orinoiden - Stielgliedern vom i 
Spitzenberg zwischen Altenau und Harzburg, das er als den 
Repräsentanten der mitteldevonischen Kalk-Eisenformation von # 
Lerbach innerhalb des Berings der Granit- Oontactmetamorphose | 4 
bezeichnete; # 

ferner schwarzen dichten Kalk von Hasserode nebst sei- 
nem Umwandlungsäquivalente ira Graniteontaet: zuckerkörnigen 
weissen, mit späthigen Anthrakonitadern durchtrümerten und 
mit Silicaten (Grossularrhombendodeca@dern u. s. w.) imprag- 
nirten Kalk. | 

Derselbe entwickelte in Consequenz seiner Ansicht übe 
den inneren Bau des Harzes eine Theorie der Entstehung de 
Haupt-Gang- und Verwerfungsspalten des Gebirges. 


Mil; 
1 
E 


Herr Haurar legte einige Beispiele transversaler Schie 
ferung aus den Culmschichten des nordwestlichen Harzgebirge 
vor, welche dieses Phänomen in Folge verschiedenartiger Ver 
drückungen von Versteinerungen in einer seltenen Deutlichkeit 
erkennen lassen und skizzirte hierbei die Gliederung des Ober- | 
harzer Culm. i 


Hierauf wurde die Sitzung geschlossen. 


y, W. OÖ. 
BEYRICH. WeEBSKY. SPEYER. 


207 


3. Protokoll der März - Sıtzung. 


Verhandelt Berlin, den 7. März 1877, 


Vorsitzender: Herr BEYRicH. 


Das Protokoll der Februar-Sitzung wurde vorgelesen und 
genehmigt. 


Der Gesellschaft sind als Mitglieder beigetreten: 
' Herr Dr. Anmunp Heutanp, Privadocent an der Uni- 
versität in Christiania, 
vorgeschlagen durch die Herren ZIRKEL, 
H. COREDNER und Lossex ; 
Herr C. A. DostzsschiLL, Steiger in Boleslaw in 
Polen, 
vorgeschlagen durch die Herren WEBSKY, 
- BEYRICH und Harrar; 
Herr Bergassessor Hormann, 
vorgeschlagen durch die Herren HAUCHECORNE, 
Lossen und Kayser. 


Der Vorsitzende legte die für die Bibliothek der Gesell- 
schaft eingegangenen Bücher und Karten vor. 


\ Herr v. RicHTHoFEn sprach über den Gebirgsbau Oentral- 
‚Asiens. 
- Herr Kayser legte verschiedene Versteinerungen aus dem 
Untderdevon des rheinischen Schiefergebirges vor, von denen 
| sinige dadurch besonderes Interesse besitzen , dass sie auch 
n den bisher dem Silur zugerechneten obersten Kalk-Etagen 
Böhmens vorkommen. — Zuvörderst: einen Goniatiten aus 
len Schiefern des Ruppbachthales unweit Diez, aufgefunden 
lüurch Herrn Maurer in Darmstadt, und von demselben mit 
Recht auf Barranpe’s G. en bezogen (damit ident ist 
\. Rosmer’s G. Jugleri aus dem Harz, welcher Name vor dem 
JARRANDE "schen die Priorität hat). Sodann: Pentamerus rhe- 
ianus F. Roem. mit Resten der Kalkschale (nicht blos Stein- 
ern, wie bei Greiffenstein), ebenfalls von Herrn MAURER im 
Wuppbachthale entdeckt (die Form stimmt gut überein mit 
\usgüssen der Greiffensteiner Hohldrücke). Endlich: einige 
Wrachiopoden aus dem bretannischen Unterdevon, die der Vor- 
tägende der Güte des Herrn Cu. Barroıs in Lille verdankt, 
Jämlich Rhynchonella eucharis Barr., Rh. princeps BARR. und 
Ithyris undata Derr., von denen die beiden zuletzt genannten 
‚uch in den hercynischen Ablagerungen des Harzes auftreten. 
Ye 


208 


An diese Vorlagen knüpfte der Redner. Bemerkungen ü ber 
die Entwickelung des Unterdevons in der Bretagne, wie die- 
selbe sich aus den neuesten, ihm brieflich mitgetheilten Unter- 
suchungen des Herrn Barrois ergiebt. Das Schema des dor- 
tigen Unterdevon ist von oben nach unten folgendes: a 


Hangendes: 


Kalk von Cop-Choux (Mitteldevon). 
Schieferlage mit Pleurodicetyum. 4 
Kalklinsen mit Pentamerus rhenanus (Maine-et-Loire). 
Schiefer von Porsguen mit Gryphäus laciniatus und“ 
stellifer, Phacops latifrons, zahlreichen Wissenbacher 
Cephalopoden (darunter auch mehrere Goniatiten) “ 
und einigen mitteldevonischen: Typen (Spir. con- 
centricus, curvatus und elegans, Cyrt. multiplicata, 
Orth. eifeliensis). 
Grauwacke von le Faou mit der Fauna des rhei- 
nischen Spiriferensandsteins (Spirif. macropterus, 
Chonet. sarcinulata, Rhynch. livonica, Dept. Mur- 
chisoni, Pleurodictyum). Iu Kalklinsen in derselben 
die bekannte Fauna von Nehon mit zahlreichen 
böhmischen Brachiopodenformen. \ 
Quarzit von Landevennec (Grammysia Hamilto- 
nensis, Dalmanites, Homalonotus, Spirifer pellico 
(= macropterus). | | 


Herr Weiss sprach über Aetzfiguren bei Gyps und Schlag 
figuren bei Bleiglanz Folgendes: 

Die Körnerprobe von ReuscH und die Aetzversuche von 
Leyvorr bildeten den Ausgangspunkt zu neuerlich häufiger an 
gewandter Untersuchungsmethode der Krystallstructur. Ma 
hat gegenwärtig noch bei Weitem nicht alle Mineralien ode 
krystallisirten Stoffe in dieser Richtung untersucht, aber seh 
interessante Erscheinungen dabei kennen gelernt, welche de 
Zusammenhang der mechanischen Wirkung des Schlages wie der 
auflosenden chemischen Wirkung mit der Krystallform mehı 
oder weniger leicht offenbaren. Universellere Bedeutung von | 
beiden Methoden hat das Hervorrufen von AÄetzfiguren, indi- 
viduellere dagegen das von Schlagfiguren mittelst der Körn 
probe. Was diese letzteren anbelangt, so ist sie nur auf je 
krystallisirten Körper mit Aussicht auf befriedigenden Erf 
anwendbar, welche blättrigen Bruch besitzen und auch un 
ihnen ist die Zahl derjenigen, wie es scheint, gering , welc 
besonders interessante und eigentbumliche, oder wie man frü 
zu sagen liebte, „artige“ Erscheinungen liefern. Ganz besond 
sind hier zu nennen Steinsalz (ganz ebenso verhält si 
Sylvin), Kalkspath, Glimmer und Gyps mit ihı 


209 


von ReuscH und Anderen untersuchten bekannten Schlagfiguren. 
Bei jedem der genannten Minerale erhält man so originelle 
= Erscheinungen, dass die Aufmerksamkeit lebhaft erregt wird. 
- Der individuelle Charakter der Erscheinungen spricht sich 
_ überall deutlich aus, theils darin, dass wie beim Steinsalz die 
_ Sprünge der Schlagfigur nicht parallel den Würfelkanten, was 
man erwarten sollte, sondern den Diagonalen der Würfel- 
flächen gehen, theils darin, dass in den entstehenden Sprüngen 
sich überhaupt neue ohne der leichteren Theilbarkeit, 
oder Richtungen von ,„Gleitflächen‘‘ zu erkennen geben, wie 
bei den anderen Beispielen. Eine grössere Zahl anderer blätt- 
riger Mineralien, seien sie auch jenen nahe verwandt, zeigen 
_ nicht die gleiche Erscheinung, wie man jenen Beispielen nach 
vermuthen könnte: Dolomit oder Magnesit zeigt nicht das 
Dreieck des Schlages wie Kalkspath; Talk, Chlorit etc. nicht 
den schönen sechsstrahligen Stern wie Glimmer, oder nur 
schwache Spuren davon. 

| Recht individuell erscheint die Schlagfigur bei Bleiglanz. 
" Wählt man möglichst grossblättrige dicke Stücke von Bleiglanz 
aus, setzt auf die frische glatte Bruchfläche die Spitze einer 
 Stahlnadel und übt auf diese einen mässigen Schlag aus, so 
‘ entstehen nur bei zu starkem Schlag ein oder mehrere Risse, 
_ welche von dem durch die Spitze gebildeten Loche aus al 
| den Würfelkanten fortsetzen; bei sanfteren Schlage bemerkt 
man gar keinen Sprung, sondern eine Erscheinung, welche 
v4 sich zunächst als eine Lichterscheinung auf der spiegelnden 
Fläche des blättrigen Bruches hervorhebt,. Man sieht nämlich 
' von dem Schlagfleck aus mehr oder weniger vollständig nach 
1, 2, 3 oder 4 Seiten hin, den Würfelkanten parallel schmale 
glatte Streifen verlaufen, welche beiderseits von einem schim- 
_ mernden Lichtschein begrenzt werden. Wenn man die Stellen, 
' welche den Lichtschein verursachen, unter der Lupe im reflec- 
F ‚tirten Lichte betrachtet, so bemerkt man, dass es feine, äusserst 
 gedrängte Blättchen Sand, welche diesen Lichtschein verur- 
sachen, indem sie zarte glänzende Linien zu beiden Seiten 
ı des Strahles oder Streifens bilden, nicht ganz senkrecht zur 
Richtung des Strahles, sondern sehr stumpfwinklig von beiden 
| Seiten her nach aussen gerichtet. Figur 1 deutet die Erschei- 
nung vervollständigt an, so vollständig ist die Figur indessen 
| wie erwähnt selten; oft ist es nur ein Strahl oder 2 einander 
| entgegengesetzte; sie werden aber mehr als 5 Millimeter lang. 
| Die Erklärung ist äusserst einfach: eine geringe Verschiebung 
w der Masse macht sich in den 4 den Axen parallelen Rich- 
| tungen geltend. In der Breite jedes Strahles sind die Theil- 
| chen vollkommen parallel geblieben und hier spiegelt die 
1% Fläche wie vorher, zur Seite jedoch findet eine geringe Dre- 


Zeits.d. D.geol. Ges. XXER 1. 14 


a0 


hung der Blättchen statt und dort entsteht der Schimmer. 
Beiläufig ist zu bemerken, dass um den Schlagfleck herum 
sich die Masse wie gewöhnlich bei solchen Versuchen etwas 
hebt und in diesem Falle mehr oder weniger deutlich ein 
Quädrat bildet, welches entweder den Wurfelkanten oder den 
Diagonalen parallel geht. 


ya. x tt 


MN 


ÄNNLLAU) Ale 


Figur 1. 


Nicht alle Vorkommen des Bleiglanzes und auch nicht 
alle Stücke desselben Vorkommens zeigen die beschriebene 
Erscheinung; es scheint dazu eine besonders gleichmässige 
Beschaffenheit zu gehören. Sehr gut wurde sie bei Bleiglanz 
von Stolberg am Harz, Bleialf und unbekannten Fundorten 
gesehen. Merkwürdig ist, dass nach längerem Liegen der zu 
den Versuchen verwendeten Stucke, die Erscheinung an den- 
selben an Deutlichkeit verliert, ja an manchen wieder vollig 
verschwindet, vielleicht weil bei geringer Veränderung der 
Oberfläche die zarten Linien nicht mehr zu reflectiren ver- 
mögen, wie denn überhaupt nur auf dem frischen glatten 
Blätterbruch, nicht auf angelaufenen matten Wurfelflächen die 
Schlagfigur zum Vorschein kommt. Dass die Theilchen all- 
mählig in ihre ursprüngliche Lage zuruckkehrten und deshalb 
der Lichtschein verschwinde, ist nicht sehr wahrscheinlich. 
Auch scheint die Aufbewahrung der gebrauchten Stücke in 
verschlossenen Gläschen den Lichtschein länger zu conserviren. 

Wenn man die beschriebene Schlagfigur bei Bleiglandi 
welche auf dessen Würfelflächen erscheint, mit denen anderer 
blättriger Mineralien des regulären Systems vergleicht, so tritt 
der behauptete individuelle Charakter deutlich hervor, welcher 
nicht blos von der krystallinischen Form, sondern den übrigen 
physikalischen Eigenschaften der Substanz abhängig ist. Bei 
Steinsalz und Sylvin beobachtet man oft auch recht merkliche 
Abweichungen der einzelnen Zweige der Schlagfigur von der 


211 


‚diagonalen Richtung, obne dass sie etwa in die Richtung der 
_ Würfelkanten umzuspringen suchten. Die Blätterbruche sind 
- hier durchaus ohne Wirkung auf die entstehende Schlagfigur. 
- Versucht man die Schlagfigur auf Zink blende herzustellen 
_ und zwar auf Würfellächen, so erhält man, wenn überhaupt 
_ eine solche, nur Sprünge parallel den Kanten oder Diagonalen 
der Würfelfläche oder beide zugleich, entsprechend den ver- 
schiedenen Durchschnitten mit den Granatoöderflächen oder 
den Flächen des blättrigen Bruches. Vergleicht man ebenso 
_ die Schlagfigur, welche auf Würfellächen von Flussspath 
erzeugt werden, so finden sich zwar vorwiegend Sprünge 
parallel den Diagonalen der Wurfelfläche oder dem Durch- 
schnitt dieser mit den Oktaederflächen, allein ausserdem auch 
solche parallel den Würfelkanten oder Axen, also noch in 
anderer Richtung als der des okta@drischen Blätterbruches. 
' Man bemerkt dies bei Betrachtung des Schlagfleckes unter 
| dem Mikroskop bei schwächerer Vergrösserung, die einen 
‘ zwischen die anderen Sprünge gestellt, oder es springt auch 
wohl die diagonale Richtung der ersteren in die axiale der 
‚ letzteren über. Bei den beiden letzten Beispielen ist die 
' Schlagfigur weniger regelmässig als bei Steinsalz oder Bleiglanz. 
2. Seit LEYDoLT die Aetzeindrücke am Quarz u. Ss. w. 
|nachwies, hat man sich vielfach mit deren Untersuchung an 
ı vielen Krystallen beschäftigt und bestätigt gefunden, dass die 
besonderen krystallographischen Eigenschaften der Substanz 
sich auch in den Eigentbümlichkeiten der Aetzfiguren wieder- 
ı finden lassen. Für jeden Körper erscheinen die Eindrücke an 
den geätzten Platten ziemlich constant und wo sich verschie- 
dene Figuren finden, gehören dieselben selbstverständlich zu 
‚derselben Krystallformenreihe. Inwieweit aber sich durch ver- 
schiedene Methoden des Aetzens verschiedene Aetzfiguren er- 
‘zielen lassen, darüber ist noch wenig bekannt. Ein mn 
‚liches Beispiel bietet der Gyps dar. 
| Die gewöhnlichste Form der Gypskrystalle wird bekannt- 
lich durch die Säule f = a:b: »sc von 111° 26’ in der vor- 
‚deren Säulenkante, einem vorderen augitartigen Paar | mit 
‚143° 42’ vorn und dem Hauptblätterbruch P= wa:b:ooec 
‚gebildet, welcher von beiden Formen die scharfen Seitenkanten 
‚abstumpfi. Der sogenannte muschlige Bruch M bildet die 
| Abstumpfung der vorderen Säulenkante ff, der sogenannte 
fasrige Bruch T liegt als bintere Schiefendfläche an der schar- 
fen Ecke ff Il. Das Rhomboid, welches auf P durch die 
Flächen f und | erzeugt wird, hat hinten oben einen Winkel 
yon 52° 16’, dasjenige , Welches auf dem Blätterbruch durch 
‚M und T ach bildet, 66° 14’ vorn oben. 
| Die Structur . Gypskrystalle, wie sie durch Aetzen sich 


212 9. En 


zu erkennen giebt, lässt sich bequem auf die genannten For- 
men zurückführen. BAUMHAUER (Sitzungsber. d. k. Berl. Akad. 
d. Wissensch. 1875, II. pag. 176) und Krisen (Pose. Ann, 
1876 pag. 616) erhielten übereinstimmend auf P Aetzfiguren, 
welche Rhomboide parallel den Kanten mit f und I bildeten, 
also im Umriss die gewöhnlichste Form des Gyps reprodu- 
cirten. Trotz der Verschiedenheit des Aetzmittels — concen- 
trirte Kalilauge, Lösung von Kalium- oder Natriumcarbonat, 
Salzsäure, Wasser — blieben die Aetzeindrucke dieselben. 
Ueberhaupt scheint es aber schwer zu sein, mittelst verschie- 
dener Lösungsmittel wesentlich verschiedene Aetzfiguren hervor- 
zubringen. Für den Gyps giebt es nun ein sehr einfaches 
Mittel, Figuren auf ihm zu erzeugen, welche trotz verschie- 
denen Aussehens und Entstehens auf trocknem Wege sich doch 
den Aetzfiguren anschliessen. ” 
Wenn man ein Gypsblättchen mit Canadabalsam auf eine 
Glasplatte aufkittet und dabei etwas zu stark erhitzt, so wird 
der Gyps trüb, indem er oberflächlich sein Wasser zu ver- 
lieren beginnt. Wendet man bei dem Versuche die Vorsicht 
an, das Blättchen nur theilweise sich trüben zu lassen, indem 
man das Erhitzen zeitig genug unterbricht, so ist der trübe 
Hauch, welcher sich bildet, vielfach unterbrochen und zwischen 
den Lücken und an den Rändern der Trübung bilden sich 
Schaaren von isolirten Pünktchen, welche, unter dem Mikro- 
skop betrachtet, eine eigenthümliche und ganz constante Er- 
scheinung liefern, von der Figur 2 ein ungefähres Bild (etwas 
schematisch) zu geben bestimmt ist. “ 


(Siehe Figur 2 nebenstehend.) 


Es fällt daran eine briefcouvertartige Zeichnung auf, her- 
vorgerufen durch vier Aeste, welche zwar nicht ganz von einem 
Punkte ausgehen, wovon aber die nach entgegengesetzten 
Seiten laufenden parallel sind. Sie schneiden sich nicht recht- 
winklich, aber doch unter einem Winkel, der nach Messungs- 
versuchen grösser als 80° sein mag. Durch ihre Stärke treten 
sie gewöhnlich besonders hervor, sowie deshalb, weil es d 
einzigen Linien in dieser Richtung sind. Die ganze Zeichnung 
wird durch einen Umriss begrenzt, der sich aus der Verbin- 
dung der Enden obiger Aeste ergiebt, so dass man nahe e 
Quadrat oder Rechteck erhält, in welchem die ganze Zeich- 
nung eingeschlossen ist und worin die genannten Aeste fast | 
als Diagonalen erscheinen und 4 dreieckige Felder bilden, 
Von diesen Feldern sind 2 gegenuberliegende heller, 2 dunklı 
und dies wird bewirkt durch 2 Streifensysteme, welche d 
Felder durchsetzen. Die Linien, welche die Streifungen e 
zeugen, sind nicht ganz scharf, gerade und durchlaufend, aber 


SL 


sie lassen sich auf bestimmte Richtungen zurückführen, In 
‚den helleren Feldern , im spitzen Winkel der Hauptäste ge- 
legen, ist es nur ein System von feineren Linien, welche hier 
erscheinen; in den dunkleren dagegen, nach der Seite von f 


IT a 3 
zu gerichtet, kann man 2 bemerken, nämlich das vorige feine 


' den einen Hauptast Fe ungefähr 25° schneiden. Das erstere 
‚Liniensystem geht parallel dem muschlichen Bruch M, das 
‚ zweite aber, soweit die mikroskopische Messung es a 
stellen erlaubte, bildet mit jenem etwa 66° und geht also 
"wohl sicher parallel dem fasrigen Bruch T. Die Messung 
kann allerdings nur approximativ ausgeführt werden, aber bei 
einer grösseren Anzahl von Proben ergab sich ach nur ein 
Fehler von höchstens 4° und zwar zu wenig, seltener mehr 
‚als 66°. 

Die Briefeouvertform dieser durch Erhitzen hervorgerufenen 
Aetzfiguren“, um mich so auszudrucken, wird also durch 
Streifen parallel M und T bewirkt in der geschilderten Weise. 
"Sind die Figuren noch sehr klein, so bemerkt man (8. Fig. 2) 
doch die 4 Linienrichtungen ganz in der Anlage der grösseren 
Eindrücke. Schreitet die Entwässerung noch mehr fort, so 


214 


reihen sich die Eindrücke parallel aneinander, zunächst zu 
vorwärts gerichteten ununterbrochenen Reihen, die sich bald 
schaaren und dann die ganze Fläche bedecken. Dies geschieht 
oft in der Richtung des Faserbruches, aber in welcher Rich- 
tung es auch sei, so sind die beiden gekreuzten Hauptäste 
jeder einzelnen Figur überall noch erkennbar und alle Linien- 
systeme parallell, so lange überhaupt die Erscheinung noch 
Structur zeigt. — Uebrigens ist zu bemerken, dass die ganze 
zarte Zeichnung am deutlichsten ist, wenn man den entwäs- 
serten schwefelsauren Kalk nicht von der Oberfläche des 
Gypsblättchens entfernt und dass durch Bedecken mit Wasser 
die Deutlichkeit sehr leidet. 

Merkwürdig ist, dass die beiden Hauptäste eine diagonale 
Lage in dem Rhomboid der Fläche P einnehmen und keine 
einfache krystallonomische Richtung zu haben scheinen, ob- 
schon eine constante Richtung zu Grunde liegen dürfte. Sie 
erinnern insofern an die von Krimn (l. c. Fig. 2) abgebildeten 
Einschlusse in Gypskrystallen, über welche auch der Entdecker 
dieser Krystalle, Herr !dr. Meyn (Zeitschr. d. d. geol. Ges. 
1874 pag. 371) berichtete. Das dort von mir (pag. 372) ver- 
muthete Gesetz ist leicht an den Krystallen zu widerlegen, da 
die Richtung der Einschlusse ziemlich variirt, aber doch bleibt 
eine gewisse Aehnlichkeit der Erscheinung, dort durch Wachs- 
thum, hier durch Veränderung der Substanz erzeugt. Dass die 
letztere bestimmte Richtungen innehält, geht aus den beiden | 
Streifensystemen parallel M und T hervor. Bei anderen wasser- | 
baltigen Substanzen wurden bis jetzt deutliche regelmässige | 
Figuren auf gleichem Wege wie bei Gyps nicht erhalten. 


Hierauf wurde die Sitzung geschlossen. 
V. W. O. 
BEYRIcH. HAUCHECORNE. Damss. 


Druck von J. F.Starcke in Berlin. 


Yıeitschrift 


der 
> Deutschen geologischen Gesellschaft. 
w 2. Heft (April, Mai und Juni 1877). 


I‘ 


2 


A, Aufsätze. 


— 


l. Beiträge zur geognostischen Kenntniss der 
Hilsmulde, *) 


Von Herrn Geore Bozum ın Berlin. 


Zu den Gebieten Deutschlands, welche in geologischer 
B Reich! als klassische bezeichnet werden durfen, gehört gewiss 
anch die grosse Mulde zwischen Weser und Leine, speciell 
‚auch ihr innerer Theil, begrenzt von dem fast geschlossenen 
Ringe des sogen. Hilssandsteins. 

Schon in der 1824 erschienen „Uebersicht an jüngeren 
Rlötzgebilde im Flussgebiete der Weser u. Ss. w.“ von Haus- 
n, findet man dieses Gebiet mannigfach erwähnt, z.B, eine 
ngehende Beschreibung der Fuhregge bei Die auf 
. 383, so förderte ferner Fr. Horrmann durch sein Werk 
bersicht der orographischen und geognostischen Verhält- 
e vom nordwestlichen Deutschland“, Leipzig 1830, und 
seine „geognostische Specialkarte vom nordwestlichen 
Deutschland“ die Kenntniss des vorliegenden Terrains sehr 
Wie die bahnbrechenden Arbeiten F. A. RoEMER’s überall, 
bezeichnen sie bekanntlich auch für die Klarlegung der 
hältnisse der inneren Hilsmulde einen grossartigen Fort- 
ritt; in dem bekannten Werke: „Die Versteinerungen des 


*) Vorliegende Arbeit wurde auf Veranlassung des Herrn Professors 
V. SERBACH unternommen, dem ich auch an dieser Stelle für die An- 
g zu derselben, für seine freundliche Unterstützung und für die 
Erlaubniss zur Benutzung der Göttinger Universitäts- Sammlung 
n aufrichtigen Dank aussprechen möchte. 


Gets. d.D. geol. Ges. XXIX. 2. Ks 


216 


norddeutschen Kreidegebirges“, Hannover 1840, gelangten we- 
nigstens die einschlägigen, paläontologischen Untersuchungen 
zu einem gewissen Abschluss. Eine neue geognostische Karte 
verdanken wir alsdann H. RorEMmER, betreffs des Fortschritts 
derselben gegenuber der von Horrmann darf auf die dazu ge- 
hörigen „Erläuterungen etc.“ im dritten Bande der Berichte 
der deutschen geologischen Gesellschaft verwiesen werden. 

Wie bekannt, ist es das grosse Verdienst v. STROMBECK’S, 
die Anschauungen über die einschlägigen Verhältnisse der 
inneren Hilsmulde wesentlich geklärt zu haben, in einer gan- 
zen Reihe höchst werthvoller Arbeiten, die theils im Neuen 
Jahrbuch für Mineralogie etc. von LEONHARD etc., theils in der 
Zeitschr. d. d. geol. Gesellsch. erschienen sind, verificirte er 
zuerst die Ansichten über den viel besprochenen Hilsthon. 
Von jenen Arbeiten mögen hier als die wichtigsten genannt 
sein: „Beitrag zur Kenntniss des Gaults im Norden vom 
Harze“, L. Jahrb. 1857*) pag. 641. und „Ueber den Gault, 
insbesondere die Gargas - Mergel im nordwestlichen Deutsch- 
land“, Zeitschr. d. d. geol. Ges. 1861. pag. 20. 

In seinem grossen Werke: „Die Versteinerungen des 
norddeutschen Oolithen-Gebirges*, Hannover 1836, hatte be- 
kanntlich F. A. Rormer den Hilsthon vorzüglich nach Petre- 
facten des Elligser Brinks gebildet und zum Jura über Port-) 
land und unter Wealden gestellt; in den „Beiträgen zur Kennt- 
niss des norddeutschen Oolithen- san ete.“ , Braunschweig] 
1837, sehen ihn Koch und Dunker, zenens für die Hils- 
mulde, als den Wealden-Thon vertretend an. QUENSTEDT stellte 
ihn in die obersten Juraschichten**), STUDER glaubte, in Ueber. 
einstimmung mit VoLtz und THURMANN, er sei dem Portland 
untergeordnet und hier an keinen bestimmten Horizont sen 
bunden. ***) i 

Im „Nachtrag zum Oolithen - Gebirge“, Hannover 1808 
bewies F. A. RoEMER, dass der Hilsthon jünger sei als Weal- 
den, und deutete darauf hin, dass man ihn vielleicht dem 
Specton ciay gleichsetzen könne. Allerdings wurde letztere 
auch erst später völlig festgelegtf).. und so ist es erklärlich 
dass F. A. Roemer in seinem oben eitirten Werke über das/ 
Kreidegebirge, trotz der nun völlig durchgeführten Identifieirung 
mit Speeton clay, den Hilsthon unter das Hilsconglomerat 
(Neocom) rd hat. Im Bulletin de la societe seologiall 


*) cf. die Uebersicht der früheren, hierher gehörigen Arbeiten au 
pag. Base N 
*#) L. Jahrb. 1838. pag. 315. 

*#*#) L, Jahrb. 1839. pag. 68. f 

+) v. Srrompeck, Bemerk. über d. Hilscongl. ete. L. Jahrb. 18 

pag. 159. 


217 


F 
1. 


de France parallelisirte ihn D’ORBIGNY mit dem N&ocomien*); 
RoENER sprach ihn 1848 als unterstes Glied der Kreide 
ın**), noch im Jahre 1853 hielt F. A. RoEmER an der völ- 
en Identität des Hilsthons mit dem Speeton clay fest.***) 
m Von 1849 an wendete v. STROMBECK dem betreffenden 
 Thone seine unausgesetzte Aufmerksamkeit zu, er wies nach, 
dass derselbe aus verschiedenen Gliedern der Kreide bestehe 
“und bei einer Parallelisirung mit Speeton clay theils Aelteres, 
theils Jüngeres von ihm abgetrennt werden müsse, ferner, dass 
am besten eine ganz für sich bestehende Elligser Brink- 
"Schicht angenommen würde. Wohl zuerst von Brauns wurde 
dann darauf hingewiesen, dass die Thone, in welchen der in 
der Hilsmulde so häufige Gyps auftritt, nicht zum Neocom, 
‚wie F. A. RoEmeErR meinte?), sondern Salr.cheinlieh zu den 
von ÜREDNER formirten Münder Mergeln (Purbeckmergel v. SEr- 
 BacH’s) gehören. ff) 

# Den Sandstein des Hilses ‚hatte Fr. HOFFMANN mit dem 


ehen.+f}) F. A. Roruer parallelisirte ihn in seinem Werke 
ber die Kreide mit dem @Quadersandstein, der fälschlicher 
Weise dem lower green sand gleichgesetzt wird; H. RoEMER 
chnet ihn in der oben citirten Arbeit bekanntlich ganz oder 
zum Theil zur Hilsformation. 
v. STROMBECK machte es, wohl zuerst in der Arbeit: 
„Ueber den Gault im subhercynischen Quadergebirge“, Zeitschr. 
d. geol. Ges. Bd. V. pag. 510. wahrscheinlich, dass nur 
in Sandstein vorliege und zwar, dass derselbe Sokema sch 
nter-Quader und noch über die Gargas- -Mergel zu stellen sei. 
_ Vorliegende Arbeit möchte nun einige Stützen für die An- 
sicht v. Stromsecr’s über die Natur des sogen. Hilssandsteins 
beibringen, dann aber auch, neben der Behandlung neuer Auf- 
schlusspunkte und einer Revision der Petrefacten vom Elligser 
nk und Spechtsbrink, etwas näher auf den Flammenmergel 
er inneren Hilsmulde ee auf dessen Versteinerungen ein- 


Be) Bulletin etc. Bd. III. serie II. pag. 23. NB. Gorpruss hatte 


nommen; cf. Petref. Germ. Bd. II. pag. 33. bei Exogyra spiralis und 
Ba. II. pag. 83. bei Lima rigida. 
7 *#), L, Jahrb. 1848. pag. 788. 
***) L, Jahrb. 1853. pag. 811. 

) F. A. Rormer, Kreide pag. 129.; H. Rormer, Zeitschr. d. d. 
l. Ges. Bd. III. pag. 518. 
ID Die Stratigraphie und Paläont. ete., Palaeontographica Bd. 13. 


| R. Uebersicht ete, pag. 454. und 4957. 
B 15* 


ER ENR En 
REN 


218 


I. Geognostischer Theil. 


A. Flammenmergel. 


Der innere Theil der Hilsmulde besteht bekanntlich, ab- 
gesehen von dem, einige im ÜOentrum gelegenen Berge zusam- | 
mensetzenden Pläner, aus Flammenmergel, Sandsteinen und 
Thonen, welche letztere unter jenen beiden lagern.*) Was | 
zuarst den Flammenmergel betrifft, so hat er nur theilweise 
jenes charakteristische Aussehen , welchen er seinen Namen 
verdankt, häufig ist er ein oft recht quarzitähnlicher Sandstein, | a 
der mehr oder weniger zahlreiche Glaukonitkörner und selten 
auch Blättchen von weissem Glimmer zeigt. Hier und da 
umschliesst er neben stenglig - kiesligen Concretionen auch 
solche von Eisenkies, welcher zum Theil in Brauneisenstein | 
umgewandelt ist, sowie auch Stücke reinen Chalcedons. An 
einer Stelle ist der Flammenmergel sogar durch Thone ersetzt, 
geht man nämlich den in Kaierde mündenden Bach nach 
Westen aufwärts, se zeigt der Durchschnitt rechts am Wege 
Schichten von sandigem Flammenmergel, wechsellagernd mit 
Bänken von grauem, aber auch ‚graugrünem, übrigens verstei 
nerungsleerem Thone. 

Aufgeschlossen ist das Gestein an der Hühnenburg, ober- | 
halb Ammensen; vielfach um Kaierde und durch zwei neue 
Holzwege bei Grünenplan; auch der Sandstein des Röhnbergs 
oherhalb Delligsen gehört wohl hierher: 

An Petrefacten fanden sich: 


h.? Spongia saxonica GEIN. 

s. Pecten orbicularis Sow. 
s.8. Lima elongata Sow. 
s.s. Avicula ef. Rauliniana D’ORB. 
8.8. /noceramus latus MANT. 

s. Inoceramus concentricus PARK. 
s.s. /noceramus striatus MANT. 
s.8. Pinna sp.? 
s.s. Ammonites ef. varians SoWw. 
s.s. Ammonites cf. interruptus BRNG. 


Diese Versteinerungen wurden alle in den zahlreich 
Steinhaufen des Bocksbergs bei Grünenplan, ja, mit Ausnahm 
des I/noceramus striatus allein hier gefunden, der Erhaltung 
zustand ist meist recht mangelhaft. 


*) cf. die Profile: F. A. Rormer, Nachtr. z. Ool.-Geb. t. A, VI. 
Brauss, Die Stratigr. ete. t. 21. u. 22. 


219 


Wie oben erwähnt, fuhrt F. A. RoEMER in seinem Kreide- 
"werke aus dem Flammenmergel der Hilsmulde nur den Ammo- 
nites Coupei an, als Fundort ist der Bocksberg angegeben. 

Ri milich ist zwischen dem Flammenmergel und dem 

subhereynischen Unter - Quader an vielen Orten der Thon mit 

' Belemnites minimus als trennende Schicht nachgewiesen worden; 

‚derselbe ist trotz sorgfältigen Forschens in dem vorliegenden 
"Terrain nirgends zu ermitteln, sodass, obgleich eine directe 

"Ueberlagerung der betreffenden Schichten leider nicht zu beob- 
achten ist, dem Flammenmergel wahrscheinlich unmittelbar folgt 


’ 


B. der subhercynische Unter-Quader. 


Der hierher gehörige Sandstein ist am Spechtsbornkopf 
‘und oberhalb Ammensen aufgeschlossen, dort gleicht er durch- 
aus dem bekannten Gestein der Sandgrube bei Goslar’ und 
"zerfällt wie dieses ausserordentlich leicht zu Sand, doch finden 
sich daneben .quarzitische Massen, Stücke One alas, selten 
‚Einsprengungen eines im Habitus Bleiglanz-ähzlichen Schwefel- 
metalls. Vorwiegende Farben sind gelb und weiss, seltener 
zeigt sich hellroth. Bei Ammensen wird, wie schon H. Ror- 
MER angiebt, ziemlich festes, fast rein weisses Gestein ge- 
chen; dunkelrother Sandstein ist bekanntlich im Gebiete 
der Kreideformation selten, man findet Stucke von dieser 
Farbe zerstreut auf der Hilshöhe, z. B. oberhalb Mainzholzen, 
D ie bekannten Eisenstein-Flötze der Fuhregge bei Delligsen 
d iegen in einem rein weissen Sandstein, der wenig Glaukonit 
und weissen Glimmer, ausserdem pechschwarze, glänzende 
‚Einsprenglinge führt. Das Gestein, welches direet an die 
‚Flötze grenzt, zeichnet sich durch eine geringere Härte vor 
dem übrigen aus. Unregelmässige Massen eines reichhaltigeren, 
‚grauen Eisensteins*) werden hin und wieder von dem normal 
braunen Eisenstein umschlossen. Der Sandstein selbst lieferte 
keine Petrefacten, doch ergab der Eisenstein: 


ra 


Ce 
. 


“ 


or 
= 
m 


s.8. Ammonites tardefurcatus LEYM. 
8.5. Ammonites Milletianus D’ORB.; 


BIER 


mu 
ee, 
ze 


FH 


sserdem Bruchstücke eines Coniferen - Stammes. In der 
ammlung des verstorbenen Herrn Ober-Salinen - Inspectors 
\ SCHLÖNBACH in Salzgitter, die jetzt den Sammlungen in der 
geologischen Landes-Anstalt in Berlin einverleibt worden ist, 
‚befindet sich ein vollständiger Steinkern eines Ammonites Mille- 
nus, welcher bei Eimen gefunden worden ist, also, wofür 


8 *) Sogenannte Wacken, cf. Hausmann 1. c. pag. 384. 


220 


auch sein Erhaltungszustand spricht, offenbar von der Hilshöhe 
heruntergeschwemmt sein muss.”) Ganz abgesehen von den 
oben angeführten Petrefacten würde er allein, wenigstens nach 
unserer jetzigen Kenntniss über die Verbreitung besagter Spe- 
cies, genügen, die Zugehörigkeit des Sandsteins der Hilshöhe 
zum Gault zu beweisen. In Betreff seines Vorkommens sei 
noch bemerkt, dass Trümmer des Sandsteins der Hilshöhe sichä 
sehr weit verbreitet am südlichen Hilsabhange zeigen. Das 
Stuck, welches von H. Rormer als Ammonites idichotomuei 
Leyn. aufgefasst wurde**), und welches ihn veranlasst hat, 
einen Neocom - Sandstein anzunehmen, konnte in der Kocu’- 
schen Sammlung in Grünenplan, aus welcher es stammte, 
nicht mehr mit Sicherheit constatirt werden. 3 
Dem subhercynischen Unter - Quader folgt, ohne dass 
irgendwo eine directe Schichtenfolge zu beobachten wäre, N 


C. der Speeton- Thon. 


Dicht an der Papiermühle bei Delligsen ist ein dunkel- 
grauer Thon aufgeschlossen, in welchem früher Belemnites. 
Brunsvicensis v. Stk. von Herrn Prof. v. SEsBAcH gefunden 
worden ist, demnach gehört dieser Thon hierher. Die von 
mir in ziemlicher Menge gesammelten Belemniten-Bruchstücke 
waren zu schlecht erhalten, als dass eine Bestimmung möglich | 
gewesen wäre; Gypskrystalle zeigen sich oft ganz massenhaft. 

Ferner stellt v. STROMBECK den durch seinen Pettefacten- | 
Reichtthum bekannten Thon des Spechtbrinks zwischen Holzer 
und Grünenplan in dieses Niveau. Es wurden gefunden: 

5. 8. Pecten striato-punctatus A. RoEm. 
Nucula subtrigona A. Rom. 
Astarte subdentata A. RoEm. 
Isocardia ? angulata PHiL. 
Rostellaria ? Parkinsoni PhiL. 
Turbo pulcherrimus PHiL. 
Acteon? sp.? MontE. 
Belemnites Ewaldi v. STROMB. 
Fischgehorknochen. 
s. s. Fischwirbel. 


Bi 


a 
| 
i 
je 
} 


B) 
8. 
h 


ma mom 


oa eu 


A. RoEMER beschreibt von der obigen Localität Belemni 
pistillum***), doch bleibt die Form, welche Pıcrer zu Belemni 


*) Im Münchener palaeont. Museum befinden sich, von Herrn D 
Buauns gesammelt, mehrere Bruchstücke von Amm. Milletianus und Ha- 
miles sp.? vom „Hilskamme bei Weenzen“, BR | 

*) H. Rormer 1. c. pag. 519., cf. v. Stromseck, Zeitschr. d. d. geol, | 
Ges. Bd. V. pag. 510. wi 

”*) Ool.-Geb. pag. 168. t. 10. f. 7., Kreide pag. 83. 


‚221 


pistilliformis BLain. stellt, zweifelhaft*); wahrscheinlich stam- 
men von hier auch die 3 Species Cytherina, die A. RoEMER in 
seinem Kreidewerke pag. 104 aus dem Hilsthone des Hilses 
"aufführt. Ausserdem werden vom Spechtsbrink eine sehr 
' grosse Anzahl Foraminiferen angegeben; der erste, der ihrer 
Erwähnung thut, ist F. A. RosmER und zwar sowohl in seinem 
Werke über die Kreide*), als auch in einer kleinen Ab- 
handlung in LEonHARrD’s Jahrbuch 1842***); den dadurch be- 
kannt gewordenen Formen fügte Koch 1851 noch 4 Arten 
hinzu.7) Eine eingehende Behandlung erfuhren die Forami- 
‚ niferen des Spechtsbrinks 1863 in der grossen Arbeit von Reuss: 
Die Foraminiferen des norddeutschen Hils und Gaultff); es 
werden hier 25 Species angeführt, von denen 9 der Localität 
'eigenthüumlich sein sollten. Herr Sreınmann aus Braunschweig 
war so liebenswürdig, mein Material nach dieser Richtung 
zu untersuchen; nach seinen Angaben kommen von den obigen 
9 Species 2, nämlich Vaginulina paucicostata Rss. und Rotalia 
ı semiglobosa Rss., auch im Hils vor; dasselbe ist mit Aauerina 
 antiqua Rss. der Fall. Ausserdem hat Herr STEINMANN, abge- 
‚sehen von einigen ganz neuen Species, in den Thonen des 
| Spechtsbrinks nachgewiesen: 


Nodosaria screptrum Rss. Marginulina Jonesi Rss. 
Dentalina inepta Rss. Planularia lituola Corn.Ttff) 
Cristellaria foeda Rss. ff) 


' Von diesen sind bis jetzt die ersten 4 im Hils, die letzte 
im Hils und Gault gefunden worden, so dass die betreffenden 
| Thone: | 

’ 12 Species mit dem Hils, 

| 7 Species mit dem Hils und Gault, 

4 Species mit dem Gault gemeinsam haben und 

7 Species der Localität eigenthumlich wären. 


Demnach trägt die Foraminiferen - Fauna einen ganz ent- 
schiedenen Hils-Charakter; v. STROMBECK hatte die Thone des 
‚Spechtsbrinks 1857 in Lsons. Jahrb. für Gargas-Mergel, 1861 
‚dagegen in der Zeitschr. d..d. geol. Ges. für eine Schicht ganz 


Bor 


*) cf. v. STRONBECK, Ueber den Gault etc. pag. 37. 

*#) pag. 99—98. t. 15. 
==*) L. Jahrb. 1842. pag. 272. t. 7. B. 

+) Neue Verst. ete, Paläont. Bd. I. pag. 172. u. 173. t. 24. 
++) Reuss, Die Foram ete., Ber. d. Wien. Ak.d. Wiss. Bd. 46. I. 
_ +++) Ueber die Abtrennung der Gattung cf. C. Scuwacer, Classif. 
dei Foram. Boll. Com. Geol. 1876 No. 11—12., 1877 No. 1—2. 
312 cf. Judd. Neoc. strata of Yorksh, ete., Quart. Journ. 1870. 
‚pag. 342. 


222. 
Es wären nun noch zu betrachten: 


D. die Thone des Hils. 


Wie schon v. STROMBECK angiebt, gelangt man, vom ii 
Spechtsbrink den Abhang hinabgehend, an jene Stelle, wo 
früher am Bache Bergbau auf Eisensandstein des oberen Hils 
umging, an einzelnen Stellen beobachtet man noch Kügelchen | 
seltener eckige Stücke von Brauneisenerz; in einer alten Ur- 
kunde, die sich auf der Carlshütte bei Delligsen befindet, heisst 
es: Der Stein des Rennebergs sieht fast aus wie Pulzorköruc # 
Das Vorkommen dürfte demnach dem bekannten von Salzgitter 
sehr ähnlich gewesen sein. Oberhalb des Baches ist in neuerer 
Zeit eine Ziegelei eröffnet worden. Die dabei aufgeschlossen 
Thone, die sehr reich an Gypskrystallen und schwarzen, kop- 
rolithenähnlichen Concretionen sind, lieferten: “ 


5.5. Serpula antiquata Sow. 
s.8. Meyeria ornata A. Rorm. 
s. Ostrea Couloni Derr. 
8.8. Lima n. sp. 
s.5. Lima longa A. Roem. 
s.8. Leda cf. scapha D’ORB. 
s.8. Corbis cf. corrugata Sow. 
s. Isocardia? angulata PHiL. 
s. Panopaea punctato-plicata. 
Belemnites subquadratus A. ROEM. 
s.s. Ammonites sp. ? 
s.s. Ammonites n. sp.? 
s.s. Ammonites noricus (v. SCHLOTH.) A. Rozn. 


. 


Alle diese Petrefacten sprechen dafür, dass man es hie 
mit Neocom-Thon zu thun hat; zu erwähnen wäre noch, das 
bei einer Excursion das mittlere Schädelstuck und der Unter 
kiefer eines Ichthyosaurus gefunden worden sind; unbestimm 
bare Wirbelthierreste sind übrigens nicht selten. | 

In das Niveau des Hils gehören auch die Schichten des. 


Elligser Brinks. 
Die Halden des Elligser Brinks, welche so lange Zei 


waren, sind in neuerer Zeit abgetragen worden, bei dieser Ge- | 
legenheit hat Herr Prof. v. Ssesacu die reichen Schätze ge- 
sammelt, die jetzt eine Zierde der Göttinger Universitäts 

Sammlung bilden. Da das Land vor Kurzem bebaut worden 
ist, so findet man jetzt nur noch sehr selten unzertrümmerte 
Versteinerungen. A 


223 


Ich lasse eine Uebersicht der hier vorgekommenen Petre- 
| facten, den nöthigen Zusammenziehungen unterworfen, folgen; 
‚sie sind zum grössten Theil in den schon erwähnten Arbeiten 

von F. A. Rormer, Dunker u. Koch und Koch aufgeführt, 
Mnccies, welche sich in der Göttinger Universitäts-Sammlung 
befinden, sind mit einem * bezeichnet worden. 


* Brevismilia conica A. RoEn. sp. 
® Synhelia Meyeri Dunk. u. Koch. sp. 
2 * Pentacrinus annulatus A. RoEm. 
Kr ? Asterias Dunkeri A. Ron. 
*® Oidaris muricata A. RoEm. 
* Oidaris punctata A. RoEM. 
Defrancia stellata Dune. u. Kocn. 
*® Ceriopora clavula Dune. u. Koch. 
' Rosacilla depressa A. Ron. 
Ceriopora arborea Dunk. u. Koch. 
? Serpula volubilis Münsr. 
* Serpula antiquata Sow. 
* Serpula n. sp. 
® Pollicipes Hausmanni Dune. u. Koch. 
* Ostrea macroptera aut, 
* Ostrea Couloni (DEFR.) D’ORB. 
? Ostrea exogyroides A. RoEn. 
* Exogyra spiralis GOLDF. 
?% Exogyra cf. reniformis GOLDF. 
* Pecten striato-punctatus A. RoEu. 
® Pecten Goldfussi Desn. 
* Lima subrigida A. Ron. 
® Lima longa A. RoEn. 
Lima plana A. Ron. 
* Lima stricta A. Ron. 
® Plicatula imbricata DunK. u. Koch. 
*® Avicula Cornueliana D’ORB. 
Perna Mulleti Desn. 
* Modiola pulcherrima A. Ron. 
Modiola rugosa A. Rorm. 
? Arca exsculpta Koch. 
? Cucullaea ovata A. RoEM. 
* Nucula subtriangula Dune. u. Koch. 
® Unio Menkei Dune. u. Koch. 
® Oytherea parva Sow. 
? Turritella hilseana Kocn. 
* Turbo clathratus A. RoEn. 
Turbo sulcatus Koch. 


* Trochus scalaris A. RoEM. 


Se 


BEEEWEEEREBERTEZEZ DREI Sr 


224 


Pleurotomaria suprajurensis A. RoEM. 
* Pleurotomaria gigantea SoW. 

Nautilus elegans Manrt. 
*® Ammonites noricus (v. SCHLOTH) A. RoEnm. 
® Belemnites subquadratus A. RoEM. 
* Belemnites pistilliformis BLAINV. 
* Rynchonella multifermis A. RoEm. 
® Terebratula (Waldheimia) longa A. Ron. 
* Terebratula praelonga Sow. 
* Terebratula (Terebratella) oblonga Sow. 
® Terebratula Moutoniana D’URB. 
* Terebratula perovalis A. RoEM. prs. 
* Orania irregularis A. RoEm. 


Ueber die aufgefundenen Wirbelthierreste vergleiche man 
Dusker u. Koch |. c. pag. 56. ; 

Dicht bei Delligsen, an dem Wege nach Hohenbüchen 
demnach ganz in der Nähe des Elligser Brinks sind Thone 
aufgeschlossen, welche gleich rechts am Wege von einer Bank 
grauen, mergligen Kalkes durchsetzt werden; weiterbin findet. 
man unten am Bache eine Kalkbank, die beiderseits von 
Thonen umgeben ist, während das Bett des Baches aus grauen, 
schiefrigen Kalkmergeln bestebt. Die sandigen Schichten, 
welche H. RoEMER angiebt, sind nicht mehr zu beobachten, 
da der sie freilegende Bach in seinem Laufe geändert word 
ist. In den vorliegenden Thonen, welche nicht selten Stuc. 
einer stark glänzenden Pechkohle umschliessen, constatir 
V. SEEBACH zuerst das Zusammen-Vorkommen von Belemniten 
und Unioniden*), und zwar gehören letztere zu Unio Menke 
auch fand sich hier eine Paludina.**) 

Ich sammelte, abgesehen von den jurassischen Verstei 
nerungen, welche von dem darüberliegenden Steinberg herunter 
geschwemmt sind, den durch seine Längs-Depression gekenn- 
zeichneten Belemnites subquadratus. H. Roemer rechnet die in 
Frage stehenden Thone zum Wealden; das Vorkommen vo 
Belemniten muss demnach hier ebenso sonderbar erscheine 
wie das von Unioniden in den echt marinen Ablagerungen d 
Elligser Brinks. Diese auffallende Thatsache wurde sich dure 
die Annahme erklären, dass die Bildung der Elligser Brin 
Schicht, wenn auch vielleicht nur in ihren Anfängen, noch in 
die Zeit des Wealden fiel; alsdann erscheint ein Zusammen- 


*) 1871 v. Seesach, Zeitschr. d. d. geol. Ges. p. 777. 


*%) Die betreffenden Petrefacten wurden bei der Puserab q 
neuen Bachbettes zu Tage gefördert, sie dürfen daher wohl als aus al 
stehenden Schichten stammend angesehen werden, 


225 


" schwemmen von marinen und Susswasser-Formen sehr erklär- 
lich an den Stellen, wo wie hier Brakwasser nach und nach 
in Meereswasser übergeht. In der That zeigen die Ablagerungen 
"nach Hohenbüchen und Duingen zu ganz allmälig immer 
‚ typischer den Charakter vou Suss- und Brakwasser- Ablagerun- 
gen, d. h. ihre Zugehörigkeit zum Wealden und ferner spricht 
‘der ganze Erhaltungszustand der Unioniden für einen Trans- 
‚port, da stets nur die stärksten Theile der Schale, nämlich die 
in der Nähe des Wirbels, erhalten sind. 
h Es möchte demnach in der tabellarischen Uebersicht von 
"Stromsuck’s im 13. Bande der Zeitschr. d. d. geol. Ges. 
‚die obere Grenze des Wealden etwas höher zu legen sein. 
Vielleicht verdient bemerkt zu werden, dass in den Tho- 
“nen von Hohenbüchen ausserordentlich häufig Kohlenschmitze 
auftreten, ja es hat sich einmal ein kleines Flötz gezeigt, 
‘dessen Material verwendbar war; trotz des grossen Ziegelei- 
 betriebes und unausgesetzter Aufmerksamkeit wurden keine 
Petrefacten gefunden. Auch der Sandstein der Fuhregge lagert 
"auf kohleführendem Thon*), mit einiger Mühe kann man 
noch heut bis zur Thonschicht gelangen. 
| Es seien nur noch kurz erwähnt: 


E. die Purbeck - Mergel. 


Die Thone, in welche die Gypse der Hilsmulde einge- 
‚lagert sind, gehören, wie Eingangs bemerkt, wabrscheinlich 
‚ hierher. Bei Ammensen sind sie durchaus versteinerungsleer; 
\ geht man vom Gypsbruch des Rönnebergs aus nach Osten in, 
‚den Wald, so finden sich hier, durch zwei kleine Gräben auf- 
Beschlossen, merglige Thone von mannigfach wechselnder, 
'hellgrauer, graugrüner und rother Farbe. Sie lieferten zwei 
anscheinend derselben Species angehörige, kleine, übrigens 
| ‚ganz unbrauchbare Bivalven. 

IF Möge es nun gestattet sein, das Gebiet der 


v F. Asphaltkalke von Holzen. 


‚ welches ja eigentlich nicht mehr zur inneren Hilsmulde ge- 
hört, hier etwas näher zu betrachten. 

| Die erste Arbeit darüber erschien im 23. Bande der Zeit- 
\ schrift d. d. geol. Ges.: V. STROMBECK, „Ueber ein Vorkommen 
| von Asphalt im Herzogthum Braunschweig“. Damals wurde 
nur am Wintjenberge Asphaltgestein gewonnen, seitdem sind 
dei neue Bruche arn Waltersberge eröffnet worden, von denen 


*) ef. Hausmann 1. c. pag. 389. 


226 


der eine direct an der Chaussee zwischen Holzen und Grüne . 
plan, dicht oberhalb des bekannten Dolomit-Bruchs gelegen 
ist; durch Bohrungen ist noch nördlich von diesem asphalt- 
Halligen Gestein nachgewiesen. . 

Die Ansicht v. Stromgeck’s betreffs der Stellung dieser 
Schichten haben die Funde in den Brüchen des Waltersberges 
— die übrigens zum Theil schon in dem Werke von Brauns: | 
Der obere Jura im nordwestlichen Deutschland u. s. w. behandelt ' 
sind — besonders der häufig auftretende Ammonites gigas durch- | 
aus bestätigt. ; 

In Betreff der Bildung des Asphalts und der Art sein 
Vorkommens darf auf die oben eitirte Arbeit v. SrRONBECK’S | 
verwiesen werden. Das reichste Gestein wird iınmer noch am 
Wintjenberge gewonnen; es treten hier, nach der jetzigen Be- 
schaffenheit des Bruches, von unten nach oben folgende 
Schichten auf: “ 


Asphalt-Kalk .. 
Thon jenes en 


Thon... sa 
Asphalt-Kalk 
Thon. 


ee 


Schicht 4 keilt sich nach Osten ganz aus, Schicht 5 wird 
nach dieser Richtuug stets schmaler, demnach nimmt der auf- 
lagernde Thon 6 stets an Mächtigkeit zu, derselbe ist dunkel- 
blau, zeigt sich sehr reich an er und lieferte an N 
“ Petrefacten: R: 


s. Isocardia ? angulata. 
8.5. Panopaea punctato-plicata. 
s.5. Belemnites Ewaldi v. STROMB. 


Recht oft findet man unbestimmbare Schalen-Bruchstücke, 
ausserdem Selten kleine, in Schwefelkies verwandelte Amm 
niten (Ammonites noricus?) und mehrere Arten kleiner Bivalve 
Versteinerungen sollen früher sehr häufig gewesen sein. M 
hat es hier, wie ja auch die Lagerungs-Verbältnisse ergebe 
jedenfalls mit Neocom-Thon zu thun; das eine Exemplar vo 
Belemnites Ewaldi ist möglicherweise angeschwemmt. D 
Thone, welche v. STROMBECK 1. c. pag. 280 erwähnt, und a 
denen er unter Anderem Belemnites subquadratus, Ammonit 
noricus auffuhrt, sind der Beobachtung kaum mehr zugänglic 

Das Asphalt-Gestein des Wintjenberges liefert keine Ve 
steinerungen mehr, v. STROMBECK führt pag. 278 auf: 


227 


Gervillia arenaria A. Roen. 
Cyrena rugosa SoW. 

. Cyrena sp.? 
Cyprina Brongniarti A. RoEm. sp. 
Ceromya excentrica VOLTZ. 
Ceromya inflata VOLTz. 


Vom Waltersberge werden genannt: 
Y Gervillia arenaria A. RoEn. 
° Cyrena sp.? 
r Corbula gregaria Dune. u. Koch. 
Corbula alata Sow. 
Corbula inflexa A. RoEn. 


Die Brüche desselben, die nur in Asphalt-Kalk arbeiten, 
eferten: 


n 
E 
I 


s. Pinna granulata Sow. 
3.5. Cucullaea cf, tecta A. Roen. 
E h. Cyprina Brongniarti A. RoEn. 
| s. Ceromya inflata VOLTZ. 
s. Ammonites gigas ZIBTEN. 


Ausserordentlich selten zeigen sich Schildkröten - Reste, 
N elche Herr Dr. Porrıs als Plesiochelys bestimmt hat. Zwei 
am Wege gefundene Exemplare von Terebratula subsella Leyn. 
mögen angeschwemmt sein, die Species ist in der Zone des 
| Ammonites gigas noch nicht beobachtet worden. 
Am Fusse des Ehrekenberges ist ein Versuch auf Asphalt 
gemacht worden; die kleine dabei entstandene Halde lieferte: 
k: s.8. Hemicidaris sp. ? 

h. Ostrea multiformis? Dun. u. Koch. 

h. Exogyra virgula Sow. 

h. Peeten comatus GOLDF. 
h.h. Gervillia tetragona A. RoEn. 

3. Cucullaea texta A. RoEn. 
5.5. Trigonia sp. ? 
s.5. Oyprina Brongniarti A. RoEm. sp. 

BE nuculaeformis A. RoEn. sp. 
s. Mactromya rugosa A. RoEM. 
h. Pholadomya multicostata Ac. 
h. Terebratula subsella Leyn. 


Ausserdem nicht näher zu bestimmende kleine Bivalven 
| Gastropoden, sowie spärliche Reste von Belemniten und 
chiopoden; ferner ein amphicöler, ziemlich langgestreckter 
wanzwirbel eines Sauriers. Den Versteinerungen nach hat man 
wie ja auch aus den geognostischen Verhältnissen der Gegend 
aervorgeht, mit mittlerem oder oberem Kimmeridge zu thun. 


228 


IL, Paläontologischer Theil. 
A. Pflanzen. 


Das Stammstück aus dem Eisenstein der Fuhregge ist, | 
wie Herr Professor Schenk mitzutheilen die Güte hatte, zu 
brocklich, als dass eine nähere Bestimmung möglich wäre, 
jedenfalls. aber gehört es einer Oonifere an. 


‘ B. Thiere. 
a. Spongiae. 


l. ?Spongia Saxonica Gein. 
1872—1875. — — Geim., Elbthal I. pag. 21. t. 1. f. 1—. 


- bis daumenstarke Stücke, die zwar keine Verzweigungen, jedoch” 
oft Anschwellungen zu Kon zeigen und dann ganz gut mit 
den angezogenen Abbildungen, besonders mit f. 9., überein- | 
stimmen. 


bh. Anthozoa. 


l. Brevismilia conica A.Roen. sp. 


1836. Anthophyllum conicum A. Rorn., Ool.-Geb. pag. 20. t. 1. f. 3 
1840. — — A. Rorm., Kreide pag. 26. 
1866. Brevismilia conica BöLscae, Zeitschr. d. d. geol. Ges. pag. 47 


x 


2. Synhelia Meyeri Dunk. u. Kocn. sp. 


1837. Madropora (Oculina, Lithodendron) Meyeri Dun«. u. Koch, Ool | 

Geb. pag. 55. u. 62. t. 6. £. 11. R. 

1840. Lithodendron (Oculina) Meyeri A, Rorm., Kreide pag. 119. 

1857. a Meyer: Eow. u. H.. Hist. nat. Cor. U. pag. 115. 
1566. — Böusche, Zeitschr. d. d. geol. Ges. pag. 4706. 

Beide Species sind in der Göttinger Universitäts-Samm- | 

lung mehrfach vertreten. 


e. Crinoidea. 


l. Pentacrinus annulatus A. Roenm. 


1836. — — A. Roem., Ool.-Geb. pag. 30. t. 2. f. 2. 
1840. — — A. Roem., Kreide pag. 27. 


Die Stielglieder dieser Species sind ziemlich häufig v 


229 


wie die Abbildung bei RosmEr, bei einigen sind die Kanten 
sogar sehr scharf. Mehrere Exemplare zeigen ungekielte Glie- 
der, eine ziemliche Anzahl weicht aber besonders dadurch ab, 
dass die Kiele der Glieder, hier und da auch letztere selbst, 
licht und deutlich geknotet sind. Ob die verschiedenen Stücke 
verschiedenen Species gehören, muss unentschieden bleiben; 
die Gelenkfläche ist durch die Abbildung bei RoEMER vor- 
'trefflich wiedergegeben. 


MN. 

Be 
| d. Asteroidea. 

1. 2Asterias ?Dunkeri A. Roen. 


| 839. Cidarites variabilis Dune. u. Koch prs.,. Ool.- Geb. pag. 54. 
| t..6, 14,98 excel. 1.10, 
1840. ? Asterias (?) Dunkeri A. Roem., Kreide pag. 27. 


e. Echinoidea. 


1. Cidaris muricata A. Ron. 


Cidarites muricatus A. Roem., Ool.-Geb. pag. 26. t. 1. f. 22. 
— variabilis Dunk. u. Koch prs., pag. 54. t. 6. f. 10.f.g. 
— — pres. A. Rorm., Kreide pag. 29. 


Es liegt eine ganze Reihe hierher gehöriger Stacheln vor, 
selben entsprechen der angezogenen Diagnose vollkommen. 


2. Cidaris punctata A. Rozn. 


| . 1836. Cidarites punctatus A. Rorm., O0l.-Geb. pag. 26. t. 1. f. 15. u. 17. 
1839. — variabilis Dune. u.Kocn prs. Ool.-Geb. pag. 54. t. 6. £. 10. 


E excl. f. g. 
71840. — — A. Roen. prs., Kreide pag. 29. 
1873. Cidaris punctata LorıoL, Ech. terr. cret. Suisse pag. 34. t. 2. 
Br A Buy 58! 


% 


Die Articulationsflächen der Stacheln sind mehr oder we- 
r deutlich crenelirt, LoRIOoL lässt dies für seine Exemplare 
dem Hils hnkhisthieden, die meisten sind fast ceylindrisch, 
ist einer derselben ausgezeichnet spindelförmig; bekannt- 
findet man Stacheln von beiderlei Gestalt auf ein und 
selben Individuum. Die Streifung des Halses ist sehr fein 
d dicht, doch meist recht deutlich. 

_ Ausserdem liegt noch eine Reihe Asseln vor; bei ihnen 
erheben sich aus kreisrunden Skrobikeln durchbohrte Stachel- 
ırzen, die einen stark crenelirten Rand haben; man zählt 
efähr 14 Kerbungen. Die Flächentäfelehen selbst sind 
seckig. 


Tea nen. essen 


230 


f. Vermes. 
a. Tubieolae. 


1. Serpula volubilis Münsr. 
1836. — — A. Rorn., Ool.-Geb. pag. 33. 


Im Kreide-Werke Rosmer’s nicht aufgeführt. 


2. Serpula hilsensis.n. sp. 


Einfach kreisförmig, schlangenförmig gewunden, auf dem 
Rücken einen etwas welligen Kiel, der nach vorn in eine 
scharfe Furche übergeht, ungefähr im der Mitte der fachge- 
wölbten Seiten noch eine seichte Furche. Der Querschnitt 
der Röhre ist vierseitig oval, die Mündung ist über 8 Mm. 
hoch, 7 Mm. breit, die Länge Has Durchmessers beträgt 27 Mm., 
über die Art des Aufwachsens lässt sich nichts Bestimmtes 
sagen. Man beobachtet, wenn auch nur undeutlich, eine con- 
centrische Streifung, die auf dem Rücken einen nach vorn ge- 
neigten Winkel gebildet zu haben scheint. 


B. Bryozea. 


1. Defrancia stellata Dunk. u. Koca sp. 
(Actinopora D’ORB.) 


t. 6. £f. 12 


1837. Ceriopora stellata (excentrica) Duse.u. Kocn, Ool.-Geb. pag. 55. 
1840. Defrancia stellata A. Roem., Kreide pag. 20. 


2. Bosacilla depressa A. Rokm. 


1839. Cellepora depressa A. Rorm., N. Ool.-Geb. pag. 14. 
1840. Rosacilla depressa A. Rorm., Kreide pag. 19. 
u 


3. : Ceriopora arborea Dunk. u. Koch. sp. 


1837. Heteropora arborea Dunk. u. Koch, Ool.-Geb. pag. 50. t. 6. £. 14, 
1839. — — A. Rorm., N. Ool.-Geb. pag. 12. t. 17. f£. 17, v 
1841. — ramosa Dunk. u. Kocu wo? A. Rorm., Kreide pag. 24. 
1850. Ceriopora ramosa v. Strong, Zeitschr. d. d. geol. Ges. p. 265. 

Zonopora und Multizonopora D’ORB,. | 


3. Crustacea. 


l. Pollicipes Hausmanni Dunk. u. Koch. 


18306. — — A. Roem., Ool.-Geb. pag. 211. t. 4. f. 2. u. 3. 
1837. — — Dounk. u. Koch, Ool.-Geb. pag. 52. t. 6. f. 6, 
1841. — — A. Rorm, Kreide pag. 109. 


231 


2. Meyeria ornata Pu. 


| AN 1835. Astacus ornatus Pnır., Geol. of York pag. 9. t. 3. f. 2. 
1841. Glyphaea ornata A. Rorm., Kreide pag. 105. t. 16. f. 23. 


- Das Bruchstück des Cephalothorax entspricht vollständig den 
ır Vergleichung herangezogenen Exemplaren von Bredenbeck. 


h. Tusellibranchiata. 


1. Ostrea macroptera (Sow.?) aut. 


? Ostrea gregaria Dunk. u. Kocn, Ool.-Geb. pag. 50. pl. 6. £. 2. 
840. Ostrea carinata A. Rorm., Kreide pag. 45. 


u; ef. Picter: St. Croix pag. 276. t. 184 f. 4 


2. Ostrea Couloni (DErFR.) D’ORB. 
834—40. Ostrea falciformis (prs.?) Gouor., Petref. Germ. II, pag. 22. 
t. 80. f. 4. 


— A, Roem., Ool.-Geb. pag. 59. 
Exogyra sinuata A. Rorn., Kreide pag. 47. 


-  Theils vom Elligser Brink , theils von der Ziegelei am 
pechtsbrink, eın vollständiges Exemplar von letzterer Loca- 
at gleicht durchaus der Abbildung bei D’Orsıeny: Pal. franc. 
eret. t. 467. f. 1. 


nd in der That erinnern grosse Individuen mehr an Ostrea 
quila D’Ors. PicTEr vereinigt bekanntlich beide Species. 


3. Exogyra spiralis GoLDF. prs. 


— —  Goupr. prs., Petr. Germ. II. pag. 33. t. 86. f. 4. 
(vom Elligser Brink). 

— A. Rorm., Ool.- Geb. pag. 65. (In dem Kreide-Werke 
nicht angegeben.) 

— Dune. u. Kocn, Ool.-Geb. pag. 54. 

tuberculifera Dune. u. Kocs, Ool.-Geb. pag. 54. t. 6. f. 8. 
— — A. Roem., Kreide pag. 48. 

? Exogyra undata A. Roru., Kreide pag. 47. 


Fr 
R 
\ R 
x x 
A 


a 


Die meisten Exemplare entsprechen vollkommen de 
Figur 4a bei GoLpruss, bei mehreren anderen beobachtet man 
zwar überall Wachsthumsstreifen, doch erheben sich dieselben 
nicht auf der ganzen Schale, hmalanı nur auf dem nach unten 
vortretenden Saum der rechten Seite zu Lamellen; bei noc 
anderen treten nur die letzteren auf, und der Haupttheil der 
Schale erscheint alsdann vollständig glatt. Nach der Diagnose 
Roenmer’s gehört auch jenes Exemplar hierher, welches auf 
dem verdickten, hinteren Rande der Oberschale eine deutliche 
Quer-Kerbung erkennen lässt. | = 

Exogyra tubereulifera Dvunk. u. KocH gehört jedenfalls auch 
hierher und zwar zu jener Abart, die ausser den Längslamellen | 
noch Querkerbung auf dem nl. zeigt. Die eigenthum- 
liche Zeichnung ist wohl dadurch veranlasst, dass die Ober- 
schale die Sculptur der Unterlage, auf welcher die Unterschale 
festgewachsen war, mit angenommen hat. *) 

CoguAanp hat den obigen Namen in seiner „Monographie 
du genre Ostrea“ verwerthet; doch ist hervorzuheben, dass. 
die Diagnose von Dunker und KocH, wie diese Autoren 


auch selbst angeben, durchaus ungenügend ist. E. 


4. Exogyra ef. reniformis GoLDF. 
1834—40. — — a GOLRE Petref. Germ. H. Pag. 3. bi 


1837. — — Dun. u. Ei Ool.-Geb. pag. 54. 


Die jurassische Exogyra reniformis GoLDF. wird von vielen 
Autoren**) zu Exogyra Bruntrutana Tuurm. gestellt, die Krei 
Species, welche die Figur 6c. bei GoLpruss vortrefflich d 
stellt, steht ihr sehr nahe; die Kerbung des verdickten 8 
mes der rechten Seite der Oberschale beschränkt sich oft 
den unteren Theil, ja sogar nur auf den unteren Rand jen 
Saumes. 


Nach der Beschreibung gehört auch hierher: 


Ostrea haliotoidea (Sow.?) A. Romn. 

1840—41. — — A. Roem., Kreide pag. 47. 
Möglicherweise wird man aber zu Ostrea haliotoidea Sow 
die obige Exogyra ef. reniformis stellen müssen, als Unt: 


schied kann man eigentlich nur die verschiedene Grösse fe 
halten. 


*) H. Crepner, Pteroc.-Schicht. pag. 39 bei Ostrea multif. 
**) cf. v. SEEBACH, Hannov. Jura pag. 9. 


233 


Man vergleiche dazu: 1872—75. Geiwirz, Elbthalgeb. in 
:hsen I. pag. 185. t. 41. f. 1—13. 

D’ORBIGNY hat aus Exogyra undata A. RoEMm. und einen 
eil der Exogyra spiralis A. RoEM. eine neue Species, näm- 


5. Pecten orbicularis Sow. 


29. — — Sow., Min. Conch. H. pag. 193. t. 186. 
845—-47. — — n’Ore., Pal. franc. Terr. eret. pag. 597. t. 433. 
t | f. 14—16. 
— -— v. Stroms, Ueber d. Kreide am Zeltbg., Zeitschr. d. 
d. geol. Ges. pag. 108. 


Mehrere Steinkerne und Abdrücke vom Bocksberge, das 
össte Exemplar ist 39 Mm. lang und fast ebenso breit, die 


6. Pecten striato-punctatus A. Ron. 
— — -— A.Roem, N Ool.-Geb. pag. 27. 


N‘ Rorm., Kreide pag. 50. 
845—47. — — — Dv’ORs., Pal, frang. Terr, cret. pag. 592. t. 432. 
f. 4—7. 


Ein Bruchstück der oberen Schale vom Spechtsbrink, 
hrere Exemplare vom Elligser Brink, von ersterer Localität 
r die Species noch nicht bekannt; die deutlich wahrnehm- 
e Punktirung der Streifen macht die Bestimmung wohl 
fellos. Die concentrische Streifung zwischen den wieder- 
olt dichotomen Rippen ist an den vorliegenden Stücken nur 
r und da und stets sehr undeutlich wahrzunehmen. 
Möglicherweise ist von Pecten striato-punctatus eine Form 
ifisch verschieden, deren Rippen durch eine in sie ein- 
ehneidende, concentrische Streifung ein perlschnurartiges An- 
ehen erhalten; doch könnte dies auch Folge des Erhaltungs- 
Zustandes sein. Es liegt davon ein Exemplar vor, A. RoEMER 
wähnt Aehnliches, vom Elligser Brink stammend, bei Pecten 
5, Ool.-Geb. pag. 72. 


1. Pecten Goldfussi Dusn. 


. — — Desa. Mem. soc. geol. V. pag. 10. t. 8. £. 9. 
68-71. — — Pıer., St. Croix IV. pag. 178. t. 167. £. 1. u. 2. 


Das vorhandene Stuck stimmt vollständig zu den ange- 
genen Abbildungen; dem ganzen Habitus nach liegt die obere, 
ölbte Schale vor, doch beobachtet man zwischen den 
ptrippen noch einen feinen Streifen, und dies ist eine 


16* 


234 


Eigenthumlichkeit der unteren, flachen Schale (cf. Pıoren | 
f. 1b.). Die a ist vom Elligser en noch nicht a0 


8. Pecten comatus (Münstr.) GoLpr. non A. Rorm. 


1834—40. -- — Gowpvr., Petref. Germ. II. pag. 90. t. 91. £. 5. 
1864. — -— v. Sees, Hannov. Jura, Liste No. 81, pag. 99. 


Die Stucke sind schlecht erhalten, die Anwachsstreifen 
scheinen abgerieben zu sein, daher auch die Punktirung nicht 
zu beobachten. 


9. Lima elongata Sow. 


1829. Plagiostoma elongata Sow., Min. Conch. VI. p. 113. t. 559. £. = 
1843—47. Lima parallela v’Ons., Pal. frang. Terr. eret. pag. 539. 
t. 416. f. 11—14. & 
1869. — elongata v. StromB., Ueber die Kreide, Zeitschr. d. d. vol | 
Ges. pag. 107 u. 117. 
1872-75. — — Gem, Elbthalgeb. II. pag. 40. t. 9. f. 9—10. 


Zwei Steinkerne mit den dazu gehörigen Abdrücken vom 
Bocksberge, an letzteren sind sowohl die Längslinien als 
auch die dicht gedrängten Anwachsstreifen sehr gut zu beob 
achten. Das eine Exemplar zeigt vorn ein deutliches, ein 
springendes Höfchen, vielleicht ist dies eine Folge des Erha 
tungs - Zustandes. Bis einer Länge von 23 Mm. und einer | 
Breite von 12 Mm. zählt man 19 hohe, dachförmige Rippe 


10. Lima n. sp. 


Es liegt nur ein Exemplar der rechten Schale vor, desse 
ganzer unterer Rand abgebrochen ist. » Vorn beobachtet mau 


einfach und scharf, die sehr breiten Zwischenräume sind vo 
radial aussirahlenden, parallelen Streifen ganz erfüllt. Di 
letzteren sind wellig gebogen, sie, sowie die sehr dichte, con 
centrische Streifung sind nur mit der Lupe bemerkbar. a 

Weder in den Werken von D’OrsBIienY und PictEer, noch 
in den Göttinger und Berliner Universitäts - Sammlungen be 
findet sich Aehnliches, eine nahestehende Seulptur zeigt Lim 
elegans NıLsson*), doch ist die Anzahl der Rippen und de 
zwischen ihnen liegenden Streifen viel geringer. 


#) cf. Sırten: Oret. foss. of Aberdeensh., Quart. Journ. XIII, 18& 
pag. 85. t. 2. £f. 3. 


235 


ll. Lima longa A. Rorm. 


n. 

4836. Lima elongata A.Rorm. (non Sow.), Ool.-Geb. p. 79. 1.13, f. 11. 
4840—41. — longa A. Rocm., Kreide pag. 57. 

1857. — — v. Srroms., Beitr. zur Kenntn. etc,, L. Jahrb. pag. 677. 
en. — — Pier. $t. Croix IV. pag. 128.-pl. 161. f. 6. u.7. 


Mehrere Bebrnnlane vom Elligser Brink, eins von der 
Ziegelei des Spechtsbrinks; letzteres lasst m. Punktirung der 
\ "Streifen nur noch an einer Stelle gut beobachten; das hintere 
"Ohr ist an demselben nicht mehr vorhanden. Die Stücke vom 
 Elligser Brink zeigen sehr deutlich die feine, eoncentrische 
treifung auf den Rippen, D ORBIGNY vereinigt mit der obigen 
‚Species, im Gegensatz zu Brons, Lima plana A. Ron. 


12. Lima stricta A. Rorn. 


‚18306. — — A. Rorm., Ool.-Geb. pag. 80. t. 13. f. 17. 
1840-41. — — A. Rorm., Kreide pag. 56, 


Hierher gehört wahrscheinlich ein mangelhaft erhaltenes 
xemplar, welches, halbkreisrund, gleichmässig gewölbt, viele 
infache breite, flache, wenig undulirte Rippen trägt, die durch 
iwa halb so breite, etwas vertiefte Zwischenräume getrennt 
ind. Unter der Lupe bemerkt man, dass Rippen und Zwi- 
chenräume mit einer ausserordentlich feinen , doch scharf 
jarkirten, concentrischen Streifung versehen sind, dieselbe 
cheint sich in der Nähe des Wirbels auf die Zwischenräume 
zu beschränken. Die lancettliche Lunula ist ziemlich vertieft 
| und glatt, sie trägt nur an der äusseren Hälfte mehrere aus- 
| Srahlende Rippen und zeigt ausserdem einige Anwachsstreifen, 
deren Verlauf zum Theil auch auf der übrigen Schale verfolgt 
verden kann. In der Nähe des hinteren Ohres zeigt sich eine 
ehr dichte, feine, concentrische Streifung. 


Durch ihre weniger breite Form weicht von dieser 
ecies ab: 


13. Lima subrigida A. Roenm. 


183440 — rigida Goupr., Petref. Germ. II. pag. 83. t. 101. £ 7 
(Aus dem Oxford d. Elligs. Brink.) 
8306. — subrigida A. Rorm., Ool.-Geb. pag. 79. t. 13. f. 16 
840—41. — — A. Rorm., Kreide pag. 57. 


Zu der durchaus passenden Beschreibung A. RoEmERr’s 
‚wäre nur hinzuzufügen, dass die Wölbung der verschiedenen 
E ippen eine ungleich starke ist, dieselben verlaufen fast un- 
ekrummt und sind nur hier id da durch Anwachsungsabsätze 
worfen. Alle zeigen eine feine, concentrische Streifung, 


236 


Die Abbildung der Lima rigida bei GOLDFUSS zeigt keine Dicho- 
tomie der Rippen. 


14. Plicatula imbricata Dune. u. Kocha. 


1834—40. — armata GouLpr. prs., Petr. Ge II. p. 101. t. 107. £. 5. 
1856. ? — — A. Roem., Ool, -Geb. pag. 213. E 
1837. — imbricata Dunk. u. Kocu, Ool.-Geb. pag. 50. t. 6. f£. 3.4 
1840-41. — carmata A. Rorm., Kreide pag. 60. 


Zwei sehr gut erhaltene Exemplare einer Plicatula vom 
Elligser Brink weichen sehr wesentlich von der Beschreibung 
ab, welche Dunker und Koch ebenfalls nach zwei Exemplaren 
jener Localität von der obigen Species geben. 

Das Gehäuse ist zwar mehr oder weniger schief oval, allein 
die obere Schale ist concav; doch kann sie durch eine stär- 
kere Ablagerung von Schalenmasse am Wirbel convex werden 
Eine gabelförmige Theilung der Rippen der oberen Schale i 
ebensowenig wie eine Beschuppung derselben wahrzunehmen, 
die Rippen der tiefen, gekielten, deutlich concentrisch gestreif- 
ten Unter-Schale sind stärker als die der Ober-Schale, hin und 
wieder legen sich feinere Rippen ein; auch war die Unter- 
Schale mit Stacheln besetzt, die meist abgebrochen sind. Bei 
Schalen sind von blättriger Beschaffenheit. 

Bronn stellt die Plicatula armata GoLpr. zu Plicatula tubi- | 
/era Lm&. und in der That passt Beschreibung und Abbildung 
bei GoLDFUss durchaus zu den vielen Exemplaren der echten 
Plicatula tubifera Lmk., welche aus der Wırre’schen Sammlung 
in die Göttinger Universe, mm übergegangen sind. 
Sie stammen aus dem oberen Oxford von Vieil St. Remi und 
Launoy. Von ihr würde sich Plicatula imbricata Dunk. u. Koon | 
schon durch die Ungleichheit ihrer Schalen unterscheiden. 

Vielleicht behält man den Namen Plicatula armata zweck- 
mässig für jene Formen bei, die QuEnSTEDT aus dem braunen 
Jura © von Stuifen und Essingen bei Aalen beschreibt; 
1867. Handb. Petref. pag. 610. t. 52. f. 26., und 1858. Ju 
pag. 436. 1. HIN. 17 

Auch von diesen befinden sich Exemplare in der Götting 
Universitäts - Sammlung, sie rühren aus der WAAGEN’ schen 
Sammlung her und stammen aus dem Unter - Oolith von 
Auerbach. M 


15. Avicula ef. Rauliniana D’ORB. | 
1843—47. — — D’Ons., Pal. frane. Terr. eret. p. 474. t. 391. f. 4- 


Nur ein Exemplar der linken Schale vom Bocksberge; i 
Gegensatz zu der angezogenen Species ist das vordere Ö 


2 Ta 
eh 


237 


undet und der hintere Theil der Schale ragt nur sehr wenig 
er das hintere Ohr hervor. . 

 Concentrische Streifung ist nicht wahrzunehmen. Die 
che Schale ist 13 Mm. lang, ebenso breit, man zählt 30 bis 
‘sehr feine, einfache, ungleich starke Rippen, die auch auf 
n Flugel fortsetzen. 


16. Avicula Cornueliana D’ORB. 


836. — macroptera A. Rozu. (non Luk.), Ool.-Geb. p. 86. t.4 £.5. 
840—41. — — A. Roernm., Kreide pag. 64. 
868—71. — Cornueliana Pıcr., St. Croix IV. p. 66. t.152. £.1—4. 


In Betreff der Berippung darf auf PicTET verwiesen wer- 
en, an den vorliegenden Exemplaren ist die Streifung auf 
m hinteren Ohr der linken Schale sehr dicht, und die ein- 
elnen Streifen sind von ungleicher Stärke. Von der selt- 


17. Inoceramus latus ManT. 


822. — — Manr., Geol. of Sussex pag. 216. t. 27. f. 10. 
834—40. — — Gorpr., Petref. Germ. II. pag. 117. t. 112. £. 5. 
[843—47. — — D’Oße., Pal. france. Terr. eret. p. 519. t. 408. f.1.2. 
. 1872—75. — — Geis, Elbthalgeb. I. pag. 45. t. 13. f. 4.5. 


Nur zwei unvollständige Steinkerne vom Bocksberge, 
och durfte die Richtigkeit der Bestimmung kaum zweifel- 
sein, denn die Form ist fast, ebenso breit wie lang 
Mm.), die Schalen sind gleich gross, sehr flach gewölbt, 
concentrischen, unter sich ungleichen Rippen bedeckt; die 
bel sind niedergedrückt und kaum vorstehend. 

Sieht man von einer zweifelhaften Angabe FıTTon’s ab); 
ist Inoceramus Jatus bis jetzt noch nicht aus so tiefen 
ichten wie Flammenmergel angeführt worden. Bekanntlich 
sein Hauptlager Turon, dach geht er noch weiter nach 
; Geimitz giebt als tiefstes Vorkommen die oberen Schich- 
des unteren Pläners bei Plauen und den Grünsand bei 
n an, Corrzau erwähnt ihn aus dem Cenoman von 
neclay und St. Florentin.**) Diese Species hat demnach 
‚ausserordentliche, verticale Verbreitung. 


*) Aus dem lower green sand? cf. 1836. Fırron, On the strata 
ow the Chalk, Trans. geol, soc. II. ser. IV. 2. pag. 192. 


Ei **) Corteau, Moll. foss. du dep. de l’Yonne I. pag. 108, 


238 


18. Inoceramus concentricus Park. 1820. 
1834—40. — — Goruor., Petr. Germ. II. pag. 111. 1.109. £. 8a.b.c. 


Zwei vollständige Exemplare vom Bocksberge gleichen“ 
durchaus den angezogenen Exemplaren von Folkestone und 
der Perte-du-Rhöne. a) 


19. Fnoceramus striatus Mint 1822. 


1863. — — v. Staome., Zeltb. bei Lüueburg, Zeitschr. d. d. geol. 
Ge pag. 108. (aus Flammenmerg.) 3 
1872—75. — — Geim., Elbthalgeb. I. pag. 210. t.46. £.9-13, I. 
pag. 41..1.43.2102. 9.19: ie; 


Nur ein Steinkern vom Katzenbau; da die beiden De 


fast gleich sind und ihre Wölbung ea stark ist, wird man 
auf obige en x 


und Abdrücke der linken Schale, die nicht mit Bestimmen 
zu dieser oder jener Species zu stellen sind. Ganz ähnliche 
Formen zeigen sich im Flammenmergel von Brüggen, also > Pu ; 
dem rechten Ufer der Leine. AR 


20. Pinna sp. 


Auf dem Bocksberge fand sich das nicht näher zu b 
stimmende Bruckstück eines Pinna- Steinkerns; halb so dick 
wie breit gleicht es, was das Verhältniss der Rippen un 


Zwischenräume betrifft, etwa der Pinna cretacea GEIn. , ‚Elbt 
I. t. 14. f. 2. 


21. Pinna granulata Sow. 


18233. — — Sow., Min. conch. IV. pag. 65. t. 347. 

1834—40. — ampla (Sow.) Gouor., II. pag. 165. t. 129. f. 1. 
1864. — granulata v. SEeB., ee Jura pag. 111. Liste No. 12 
1874. — — DBaauns, Ob. Jura pag. 305. 


Nicht sehr selten in den Asphaltkalken des a R 
die meisten Exemplare besitzen noch die durch ihre Obe 
fläachen-Beschaffenheit charakteristische Schale. ; 

Bei den vorliegenden 6 Stücken ist dieHöhe der Rücke 
wölbung, welche sich vom Wirbel schief und bogenförm 


239 


rabzieht, viel stärker ausgeprägt, als auf der Abbildung bei 
_ GoLDFUSs; und zwar so stark, dass die schmale Abdachung 
von jener Wölbung fast senkrecht abfällt. In der Göttinger 
"Universitäts-Sammlung befindet sich ein Exemplar von Ulm, 
"woher auch die Gonprvuss’schen Originale stammen; dasselbe 
‚gleicht der erwähnten Abbildung vollkommen und ist bedeutend 
flacher als die Stücke vom Waltersberge; übrigens zeigt es 
‘den für Pinna bezeichnenden Muskel-Eindruck ganz vorzüglich. 
Etwas stärker gewölbt und gekielt sind die Exemplare vom 
‚ Tönniesberge, eins von Schleweke ist zwar noch stärker ge- 
| Wölbt als die letzteren, dabei aber vollständig gerundet, so 
dass ein Kiel nicht mehr vorhanden ist. Den Stücken vom 
‚ Waltersberge stehen die der Asphaltkalke von Limmer in jeder 
Beziehung sehr nahe, auch zeigen sich hier wie dort oft starke 
_ Verdrückungen. Ausserdem findet sich in der Göttinger Uni- 
versitäts-Sammlung ein Bruchstück dieser Species von Brun- 
 kensen, sodass also zu den bisher bekannten Fundorten für 


22. Modiola pulcherrima A. Rorm. 


--1834—40. Mytilus pulcherrimus Gouvr., Petref. Germ. II. pag. 177. 
, t. 131. £. 9. (v. Elligs. Brink). 

1836. Modiola pulcherrima A. Roem., Ool.-Geb. pag. 94. t. 4. £. 14. 

4839. — — Dune. u Koch, Ool.-Geb. pag. 59. t 6. £. 7, 

1840—41. — — A. Rozm., Kreide pag. 66. 


| 23. Nucula subtriangula Dunk. u. Koch. 
| 2 1856. — subtrigona A. Rorm. (non Münst.?), Ool.-Geb. pag. 101. 


Es Ea0. 16, 

ı 4837. — subtriangula Dunk. u. Koch, Ool.-Geb. pag. 50. t. 6. £. 1. 
1840-41. — subtrigona A. Rorm., Kreide pag. 68. t. 8. f. 25. 

Br 

2 Höchst wahrscheinlich gehören die Species von A. ROEMER 


‚ und Dusker u. Koch zusammen; p’ÖrBIGnY und PIcTET ver- 
' einigen sie auch unter obigem Namen. 
j bi 5 


ı 4 


| ® ; 24. Leda cf. scapha D’OR». 
B: 1843 - 47. Leda (Nucula) ee D’OrB,, Pal. franc. Terr. cret. p. 167. 


13 a 


| Soweit zu beobachten, entspricht der vorhandene Steinkern 
B der ‚angezogenen Species, diese hat eine bedeutende, horizon- 


240 


tale Verbreitung, so fuhrt sie z. B. ABıch von Daghestan an.*) Ei 
Sie tritt sowohl im Neocomien als auch im Aptien auf. 


925. Unio Menkei Dunk. u. Kocz. 


18377”. — — Dunk. u. Kocn, Ool.-Geb. pag. 58. t. 7. f. 1. 

1846. — — Donsk., Nordd, Weald. pag. 28. t. 11. 1.2.3, e 

1870—75. — — FE. Sanpe., Land- u. Süsswass.-Conchyl. pag. a7 x 
Dr. Y 


Zwei Bruchstücke der rechten Schale vom Elligser Brink, Ä 
eine ganze Reihe theils der rechten, theils der linken Schale 
angehörig, aus den Thonen bei Delligsen. 

Ausser den Wachsthums - Ansätzen beobachtet man die 5 
charakteristische, wellenförmige Runzelung um die Buckel; das. 
Schloss dieser Species war bis jetzt nur ungenügend bekannk 
es zeigt sich an den vorliegenden Exemplaren in der rechten. 
Schale ein ziemlich starker, vorderer Zahn, von dem aus eine 
Erhöhung zum vorderen Muskel - Eindruck binzieht, an ihm 
schliesst sich ein hinterer, langgestreckter, el Zah 
an. In der linken Schale beobachtet man einen zweitheiligeı 
Vorderzahn, der hintere Theil ist der stärkere; auch hier is 
der erhöhte Fortsatz zum vorderen Muskel-Eindruck vorhanden 
uber sich etwa anschliessende, hintere Zäbkne kann nichts Be 
stimmtes ausgesagt werden. Hänfig haben die Zähne noch da 
für Unioniden bezeichnende, zerhackte Aussehen. | 


26. Corbis cf. corrugata Sow. sp. 


1823. Sphaera corrugata Sow., Min. Conch. IV. pag. 42. t. 339. 
1858. Corbis corrugata Pıcr. u. Renev., Terr. apt. pag. 76. t. 8. £. 
1864—67. Fiubria corrugata Pıcr., St. Croix III. pag. 279. 


Nur ein Steinkern, dessen Rand abgebrochen ist; d 
Form gleicht im Allgemeinen der angezogenen Species, V 
der ein Exemplar sich im Berliner Universitäts - Museum b 
findet, doch weicht sie dadurch ab, dass der Kiel der Hinter 
seite weit schärfer ausgebildet ist. Concentrische Streifung 
ist vorn und hinten sehr deutlich, auf den Seiten nur schwach 
wahrzunehmen, radiale Sculptur ist nicht vorbanden. 

Meines Wisseus ist eine ähnliche Form aus. Deutschland 
noch nicht bekannt geworden, sie wird aus England, Frank- | 
reich, Spanien und der Schweiz genannt, und zwar kommt 
sie in allen Abtheilungen des Neocomien auch im unter 
und oberen Aptien vor. Er 


*) 1851. Asıch, Zeitschr. d. d. geol. Ges. Bd. III. pag. 58. 


241 


27. Isocardia(?) angulata Phi. 


ir 1829. — — Paıt., Geol. of Yorksh. I. pag. 94. t. D. f. 20—21. 
4840. — — A. Roem., Kreide pag. 70. 


Findet sich als Steinkern ziemlich häufig am Spechts- 
\ brink, woher wohl auch die Originale A. RoEMER’s stammen, 
"sowie vereinzelt bei der Ziegelei daselbst und in den Thonen 
des Wintjenberges. 
Abgesehen davon, ob man es überhaupt mit einer /so- 
| cardia und nicht vielmehr mit einer C'yprina zu thun hat, finden 
‚ sich, besonders häufig am Spechtsbrink, kleine Bivalven, die 
‚nicht zu der Diagnose der obigen Species passen. Sie sind 
Jinten nicht „stark gekantet und herzförmig zusammengedruckt“, 
sondern entweder ist eine Kante nur angedeutet oder die 
Schalen sind hinten vollständig abgerundet. Auch sind diese 
formen dann nicht mehr so ausgesprochen trapezförmig. 
Ferner liegt ein Steinkern vom Spechtsbrink vor, welcher 
nz flach ist und am meisten an Zucina erinnert. 
Concentrische Streifung ist niemals mehr zu beobachten. 


28. Cytherea parva Sow. sp. 1829. 


1836. Venus subinflexa A. Rorn , Ool.-Geb. pag. 111. t. 7. f. 8. | 
-1840—41. — parva A. Roru., Kreide pag. 72. 
1854. Cytherea parva Monnıs, Catal. pag. 201. 


29. Panopaea punctato-plicata.n. sp. 
1840. — plicata A. Rorw. (non Sow.), Kreide p. 75. t. 9. f. 25. 


Ein Steinkern aus den Thonen des Wintjenberges, meh- 
re andere, darunter auch solche mit theilweise erhaltener 
chale von der Ziegelei am Spechtsbrink. Zu Panopaea pli- 
a Sow. sind mannigfache, nicht dazugehörige Species ge- 
ellt worden, man vergleiche Pıcrer, Moll. foss. des gres verts 
_ Geneve pag. 399. Auch die Rorumer’sche Art führt den 


 Jeicht durch ihre aus runden Körnern bestehenden, radialen, 
inen Längslinien. Diese Linien zeigt auch die Panopaea 
0comisensisD’ORB., und darauf hin hat z. B. Pıcrer (St. Croix) 
e Species Roemer’s mit dieser vereinigt. Hiergegen ist zu 


242 


vorliegende Species aber starke, eoncentrische Runzeln zeigt; 
ich habe es demnach vorgezogen, letzterer den obigen, neuen = 
Namen zu geben. 


i. Gastropoda. 


l. Rostellaria (?) Parkinsoni Phi. 


1835. — — Pnait., Geol. of Yorksh. pag. 178. t. 2. f. 33—34. 
1839. — composita Phit., Geol. of Yorksh. pag. 94. 
1840-41. — Phillipsi A. Rorm., Kreide pag. 78. 


Auf den vorliegenden Steinkernen beschränken sich die 
beiden Kanten mit der dazwischen liegenden Vertiefung auf 
die zweite Hälfte des letzten Umgangs, und die Basis ist 
nicht, wie ROEMER angiebt, flach, sondern entspricht genau deu 
Koldunz bei PHILLIPS. 

Uebrigens ist die Zugehörigkeit zu Rostellaria recht 
zweifelhaft. \ 


2. Turbo pulcherrimus PhnıL. 


1835. — — Paıt., Geol. of Yorksh. pag. 94. t. 2. f. 35. 

1840. — — A. Roerm., Kreide pag. 80. x 

1847. — hilsensis D.Orr., Prod. Il. pag. 69. No. 133., auch Picr. s 
St. Croix. 


1851. ? Turritella brevicula Kocu, Paläout. I. pag. 170. t. 24. £. 12. 13. h 


Lang, kegelförmig, mit 6 — 7 undeutlich getrennten Du 
gängen, Durchmesser der letzten Windung 5 Mm. bei einer 
Gesammtlänge von 7 Mm. Die Sculptur der Schale ist höchst: 
elegant, die Umgänge sind dicht oberhalb der unteren Naht 
doppelt gekantet, die Kanten tragen scharfe Knoten, die 
untereinander durch senkrechte, feine Rippen verbunden sind, 
ihre Anzahl beläuft sich auf dem letzten Umgang ungefähr 
auf 60. Ueber dieser Doppelreihe sind die Umgänge schräg 
werden aber an der oberen Sutur wieder senkrecht. Von de 
Knoten der. oberen Kante laufen Rippen nach oben, die zuerst 
vertical, dann sich entschieden nach vorn ao in ihrem | 
Verlauf stetig feiner werden und theils enden, bevor sie die 
Sutur erreicht haben, theils aber auch bis zu dieser gelangen; 
letztere schliessen mit länglichen Knoten ab, so dass man 
hier noch eine dritte Querreihe beobachtet, welche... bis 
30 Knoten besteht. Diese Zabl scheint ziemlich constant zi 
bleiben, während bei einigen Exemplaren die Knoten de 
Doppelreihe in der Nähe der Mundöffnung viel feiner werden 
und dichter stehen, so dass man alsdann 90 — 100 auf dem 
letzten Umgange zählt. Bei einem der vielen Exemplare wi 
die unterste Knotenreihe schon auf dem vorletzten Umgan 


| 

| 

j 
& 243 
"undeutlich, bald verschwindet sie ganz; auf dem nächsten Um- 
| ge verliert sich alsdann auch die zu ihr gehörige Reihe 
schliesslich hört auch die oberste Reihe auf, denn die 
mbryonal-Windungen sind stets vollständig glatt. 

- Die Mündung ist gerundet, die Basis ist gewölbt und 
äst 8 feine, gekörnte, abwechselnd starke und sehr schwache 
inien, ihre dicht stehenden Knötchen sind unter sich und mit 
Knoten der untersten Kante der letzten Windung durch 
fache Rippen verbunden, die, wenn man von der Mündung 
geht, natürlich rückwärts gerichtet sind. 

D’OrgIi6nY hält die Species Rormer’s und PhıLLıps’ für 
schieden“) ich glaube, dass die Abbildung des letzteren 
ors dafür nicht entscheidend sein kann. 

Wahrscheinlich gehört hierher die Turritella ? brevicula 
CH, welche ja auch vom Spechtsbrink stammt. ' | 


3. Turritella hilseana Koch. 
— — Koca, Paläont. Bd. I. pag. 169. t. 24. £. 9, 


_ Pıicoter (St. Croix) führt diese Species als Turbo hil- 


4. Turbo clathratus A. Rorm. (non DonovAn?) 


36. — — A. Roem., Ool.-Geb. pag. 154. t. 11. f. 2. 
40—41. — — A. Roen., Kreide pag. 80. 
— subelathratus n’Ors., Prod. 17e et. No. 134. 


| 5. Trochus scalaris A. Roen. 
86. — — A. Roem., Ool.-Geb. pag. 151. t. 11. £. 8. 
Im Kreide-Werke Rosmer’s nicht aufgeführt. 


6. Pleurotomaria gigantea Sow. 1837. 


836. Trochus jurensisimilis A. Rorm., Ool.-Geb. p. 151. t. 10. f. 13. 
840—41. Pleurotomaria gigantea A. Rorm., Kreide pag. 82. 
847. — jurensisimilis D’Ors., Prod. 17e et. No. 147. 


Die drei letzten Species sind nur in Steinkernen vorhanden. 


k. Cephalopoda. 


= Belemnites pistilliformis (Buamv. 1827) n’Ors. 


0—41. — — v’Ons., Pal. frang. Terr. ceret. p. 53. t. 6. f. 1—4. 
1. — — v. Srıromb., Ueber d. Gault ete,, Zeitsehr. d. d, geol. 
Ges. pag. 38. 


244 


2. Ammonites ef. varians Sow. 


1818. Ammonites varians Sow., Min. Conch. II. pag. 109. t. 176, 
(nur die unteren Figuren). ‚ge 
1874. — — Scarür., Cephal. pag. 10. t. 4. £. 1—12. 


Ein schlecht erhaltener Steinkern aus dem Flammenmergel- 
bei Kaierde; er zeigt bei 28 Mm. Durchmesser eine 11 Mm. 
hohe, letzte Windung; die Gabelung der Rippen geht auf deı 
flachen Seiten von Knoten aus, die dem Nabel näher als den 
äusseren Umgange stehen, die Rippen sind ziemlich deutlich 
ebenso die Knötchen auf den Kanten der Siphonalseite; der 
hier vorhandene deutliche Kiel ist von zwei seichten Furche 
eingefasst. 

Ganz ähnliche Formen finden sich im Flammenmergel von 
Wrisbergholzen, auf dem rechten Ufer der Leine. 


3. Ammonites cf. interruptus Bruc. 1789. 


1840-41. — — n’Ons, Pal. franc. Terr, ceret. pag. 211. t. 3i. 32, | 
1858—60. — — Pıcr., St. Croix J. pag. 218. t. 28. ; 


Auf dem Bocksberge fanden sich mehrere sehr schle 
erhaltene Bruchstücke von Abdrücken, die hieher zu gehör 
scheinen. | 

In geringem Abstande vom Nabel stehen Knoten, v 
denen je zwei in ihrem Verlaufe sich etwas nach vorn wen 
dende Rippen ausstrahlen, die sich am äusseren Umgan 
zu breiten, comprimirten Tuberkeln erheben. Der Rücken 
nicht zu beobachten. 


4. Ammonites tardefur catus Leym. 1841. 


1840-41. — — 01’One., Pal. frang. Terr. cret. p. 248. 1.71. £.4.5 
1857. — — v. Sıroms.. Gault etc, L. J. pag. 666. 


Theils: Steinkerne, theils Abdrücke von 5 Exemplar 
der grösste hat bei 4 Windungen 33 Mm. im Durchmes 
und 25 Rippen auf dem letzten Umgange. Einigermaassen 
Widerspruch mit den Charakteren der angezogenen Spec 
steht es, dass die Rippen sich oben nicht abplatten und 
dem Rücken zu einem mehr oder weniger deutlichen Win 
zusammenstossen. 

Eigenthümlich ist es, dass in den Steinkernen der Rau 
der einzelnen Kammern nicht selten unausgefullt ist und d 
Sipho und Scheidewände, letztere manchmal in ganz voll 
deter Weise, erhalten sind. 


25 


5. Ammonites Milletianus D’OÖRB. 


4840-41. — — n’Ons., Pal. frang. Terr. eret. pag. 263. t. 77. 
0. — — Pıcr., St. Croix I. pag. 260. t. 37. f. 2—5. 


Das gesammelte Material besteht aus 3 Windungsstucken 
und einem Abdruck. 

E In Betreff der ersteren darf auf die oben erwähnte Arbeit 
‘in Leon». Jabrbuch pag. 666. verwiesen werden; die dort ge- 
\ gebene Beschreibung passt durchaus, die Kante zwischen Seite 
‚und Siphonalseite ist auch an den vorliegenden Stücken voll- 
\ ständig. verwischt. An Exemplaren von Vörum, die sich in 
' der Sammlung des Herrn v. STROMBECK enden, kann man 
‚ den allmäligen Uebergang von einer deutlichen Kante bis zur 
vollständigen Rundung sehr gut verfolgen. Andererseits ent- 
jricht nun der erwähnte Abdruck fast vollständig der Be- 
schreibung, welche v. STROMBECK von Ammonites Milletianus 
us den Vörumer Thonen giebt (L. Jahrb. pag. 663). 

‚= Aus den Knoten der Sutur entspringen zwei Rippen, von 
. denen die eine, zuvörderst meist minder stark als die andere, 
ihr jedoch bald gleich wird, auch tritt die Gabelung hin und 
Be, na höher auf.der Seite ein, Hier und da schie- 


. Einige Rippen verlaufen radial, andere sind wellig ge- 
‚bogen, bei noch anderen beobachtet man in der Nähe des 
 Rückens eine starke Neigung nach vorn. 

 Alsdann liegen noch 3 vollständige Abdrucke vor, der 
|; Abguss des grössten derselben ergab bei 4 Windungen: 


Länge des Durchmessers . . . . 330 Mm. 

Iiohe der letzten Windung . . . . 120 ,„ 

Anzahl der Rippen auf dem letzten | 
Binpaus. 0 23... rs ll 


Dicke, einfach an der Sutur en Rippen laufen 
| knotenlos nn. Unterbrechung über den Rücken, eine, seltener 
\ wei Rippen, die kaum bis zur Hälfte der flach gewölbten 
| Seiten herabreichen, liegen dazwischen. Die Hauptrippen sind 
1: neist etwas wellig gebogen und zwar gewöhnlich in der Nähe 
|der Sutur nach vorn, weiter oben nach hinten convex. 

| Auf dem gerundeten Rücken zeigen alle Rippen gleiche 
IE ke und gleichen Abstand. Auch diese Abdrücke dürften 
| zu Ammonites Milletianus gehören; es ist dies um so wahr- 
IB :heinlicher, als an einem Steinkern, zu dem auch der dazu- 
örige, dem obigen vollständig entsprechende Abdruck vor- 


. Be 


handen ist, die Lobenlinien noch ziemlich gut zu beobachte 
sind; sie entsprechen denen des Ammonites Milletianus. M 
hat cs hier mit jener Varietät zu thun, die Pıcrer 1.c. p. 262 
beschreibt, dieselbe unterscheidet sich von dem gewöhnlichen 
Vorkommen durch die zahlreicheren Rippen. 

Pıcter giebt nur 100 Mm. als die Länge des Durch 
messers seiner grössten Exemplare an, dagegen führt v. STROM 
BECK solche mit 430 Mm. auf; letztere stammen von Vörum. 

Es liegt nun noch ein Windungsstück vor, welches, dere 
des /mmonites Milletianus im Habitus ähnlich, Rippen zeig 
die sich in der Nähe der Siphonalseite entschieden nach vorn 
wenden; auch glaubt man auf derselben eine seichte Furcha 
wahrzunehmen. Die mangelhafte Erhaltung macht eine weiter: 
Bestimmung unmöglich. 


- 


6. Ammonites sp.? 


Ein ganz unvollkommen erhaltenes Bruchstuck, 6 Cm 
hoch, 3 Cm. breit; die starken, einfachen Rippen biegen ob 
nach vorn um, ohne auf die Siphonalseite überzugehen. 


T. Ammonites n. sp. 


Nur der Abdruck eines kleinen Ammoniten. Aus stark 
Knoten, welehe um die Sutur stehen, entspringen Rippen, 
ohne jede Biegung zur Siphonalseite verlaufen, wo sie sie 
noch einmal zu einem Knoten erheben. Man zahlt 13 Rippe: 
auf einem Umgang, ganz dicht an der Siphonalseite schieben 
sich eine, seltener zwei ausserordentlich feine Rippen ein; die 
Siphonalseite selbst ist nicht zu beobachten. 


8. Ammonites noricus (v. ScaLore.) A. Rorn. 


1820. — -— v. Scurorn., Petrefactenkunde pag. 77. No. 30. 
1840. — — A. Roem., Kreide pag. 89. t. 19. f. 4. 


Ammoniles noricus. 


247 


- In den Thonen der Ziegelei am Spechtsbrink wurde nur 
ein Exemplar gefunden, dies ist jedoch sehr gut erhalten und 
zeigt bei 4 Windungen: 

Länge des Durchmessers . . . . 24 Mm. 

Höhe des letzten Umganges . . . 10 „ 

Brene ges Ruckeus'! .:... 2... 3, 


Anzahl der Hauptrippen auf dem letzten Umgange 21. 
"Nach diesem Exemplar wurden die Lobenlinien gezeichnet, 
dieselben werden bei älteren Tbieren sehr compliecirt. 
Der Beschreibung A. Rormer’s wäre hinzuzufügen, dass 
anchmal um die Sutur schwache Knoien angedeutet sind, 
on denen dann die Hauptrippen ausstrahlen; ferner, dass 
® auf der Siphonalseite vorwärts gerichteten Rippen nicht 
immer direct zu einem Winkel zusammenstossen, sondern auch 
häufig, sich rasch zuspitzend, beiderseits an einem breiten, 
‚nur sehr schwach hervortretenden, bandartigen Kiele enden. 
ı Tritt die Bildung eines scharfen Winkels ein, so behalten die 
j ippen bis zuletzt ihre volle Stärke, in diesem Falle werden 
‚die Kanten der Siphonalseite häufig sehr undeutlich, ja ver- 
hwinden oft ganz; auch die Knoten an derselben sind dann 
nicht mehr vorhanden, so dass die scharfe Grenze zwischen 
Seite und Siphonalseite verwischt ist. Die sich einlegenden 
kürzeren Rippen reichen meist bis zur Mitte der flachgewölb- 
‚ten Seite, einige dagegen beinahe bis zur Sutur. 
- In der Göttinger Universitäts-Sammlung befindet sich eine 
se Anzahl Exemplare von dieser Species, sie stammen 
grössten Theil aus der Wırte’schen Sammlung und zwar 
von Kirchwehren und Wennigsen am Deister, theils sind sie 
'von Herrn Prof. v. Seepach am Elligser Brink gesammelt 


. 9. Ammonites gigas ZIET. 


11830. — — Zuer, Verst. Würt. pag. 17. t. 13. f. 1. 
ı1842—49. — — o’Ore., Pal. frang. Terr. jur. pag. 560. t. 220. 
1874. — — Baauns, Ob. Jura pag. 164. 


‚Immer nur Steinkerne, an denen die Lobenlinien nicht 
‚zu beobachten sind, die Formen variiren ganz ausserordentlich, 
wie folgende Angaben beweisen: 

ı% I. 1. IN. 

| Länge des Durchmessers . . 27,5 Cm. 22 Cm. 18 Cm. 
| öhe der letzten Windung . 10 ae, 
Breite der letzten Windung . 9 SLR OSaR 108,0 5 
IN ME 55 8 „ d „ 


letzten Umgange ungefähr 60. 50. 68. 


248 


Bei III. beobachtet man eine ausgezeichnete Einschnurung 
nicht weit von der Mündung; auch ist diese Form, da die 
Rippen und Tuberkeln um den Nabel stark en zu 
sein scheinen, dem Ammonites Irius D’ORB. sehr ähnlich. Die 
schmaleren Gestalten gleichen durchaus der Abbildung Zın- 
TEN’s; der grösste, allerdings nur in Bruchstücken gefundene 
Ammonit zeigt einen Durchmesser von 42 Cm., ein Theil 
seiner letzten Windung ist schon vollständig glatt. | 


1. Brachiopoda. 


1. ERhynchonella multiformis A. Ron. sp. 
1836. Terebratula Kann v. ScuLorta., A.Roem. prs., Ool.-Geb. p. 38. 


22} & 
1836. — rostriformis R Rozu., Ool.-Geb. pag. 40. t. 2. f.. 
1836. — inconsians (Sow.?) A. "Rozu., Ool.-Geb. pag. 41. en 
1839. multiformis A. Rorm., N. Ool.-Geb. pag: 19. 1. 18,1. 88 
1840 — 4. — varians v. ScuLota. var., A, Rorm., Kreide pag. a. 
DRS 
1840—41. — multiformis A, Rosm., Kreide pag. 37. iR 


1864. KRhynchonella depressa n’Ore., H. Crepner, Brachiop., Zeischt, 
d. d. geol. Ges. pag. 549. t. 18. 
1872. — multiformis Pıcr., St. Croix V. pag. 10. t. 195. f. 12 8 


Of. v. SchLoruem, Petrefactenkunde pag. 266 und 267. 

Diese Species ist vom Elligser Brink in sehr zahlreichen 
Exemplaren vertreten, die unter sich die allergrössten Ver- 
schiedenheiten zeigen. Einige sind flach und breit und ent- 
sprechen Figur 1, andere sind schmaler und gleichen Figur 2% 
die diekeren en ähneln Figur 6 bei Pıcrar. N: 

Die Anzahl der Rippen beträgt selten gegen 15 un 
schwankt meist zwischen 25 und 28. 

Nicht selten ist gar kein Sinus vorhanden, so dass a 
Stirorand ungekrummt verläuft; bei Weitem am stärksten a 
weichen jene Formen ab, die, meist kleiner als die ers 
vor Allem durch den auffallend tiefen und spitzen Sinus 
durchbohrten Schale ausgezeichnet sind; es kann dies so 
gehen, dass die Stirnansicht ein elchee ab Dreieck zeigt; 
solche extremen Formen gleichen der Abbildung der ri 
tula varians bei A. Sun) Ool.-Geb. t. 2. £. 12. | 


so mannigfachen Gestalten zusammenzustellen, doch ist eme 
feste Grenze nirgends zu ziehen. i 


249 


| 2. Terebratula (Waldheimia) longa A. Ron. 


4836. — longa A. Roru., Ool.-Geb. pag. 50. t. 2. f. 11. 

4839. — — A.Roem. (non Zıer.), N. Ool.-Geb. pag. 22. t. 18. f. 12. 

—4840—41. — — A. Roem., Kreide pag. 44. 

Br — faba Sow., H. Creow., Brachiop., Zeitschr. d. d. geol. Ges. 
pag. 569. DI £, wis, 

— -— Sow., Pıcr., St. Croix V. pag. 92. t. 203. f. 9.10. 


Die meisten Formen sind länglich eirund, nur bei dreien 
der massenhaft vorhandenen Exemplare ec die undurch- 
= bohrte Schale in die durchbohrte ein, sodass der Stirnrand 
gebogen erscheint. 

Es durfte sich empfehlen, den obigen sehr bezeichnenden 
men A. RoEMER’s beizubehalten, besonders da der schon 
her mit diesem Namen belegten ZıEeten’schen Species keine 
deutung mas cf. 1871. QueExsTeDT, Beier .den p- 338. 


3. Terebratula praelonga Sow. 1836. 


—  —  Davıns., Brit. Cret. Brach. pag. 58. pl. 7. £. 1.2. 
— biplicata (Derr.?) H. Creon. prs., Zeitschr. d.d. geol. Ges. 


pag. 557 


Die längliche, wenig breite Form dürfte es rechtfertigen, 
ss man die vier vorhandenen Exemplare nicht zu Terebratula 
ja Sow. „„ sondern vielmehr zu Species zählt. Schma- 


PORBICKY. x 


6. — oblonga A. Roem., Ool.-Geb. pag. 46. t. 2. f. 23. 
40-41. — — A.Roem., Kreide pag. 39. 
— — v. Sraoms., Zeitschr. d. d. geol. Ges. pag. 76. t. 4. 


Bei den vielen Exemplaren vom Elligser Brink ist der 


5. Terebratula Moutoniana VD ÖRR. 


47—49. — — v’Ons., Pal, frang. Terr. cret. pag. 89. pl. 510. 
? f 1— 
— -— HH. Creon., Brachiop., Zeitschr. d. d. geol. Ges. p. 561. 
\ t. 21. f. 1—5. 
2 — -— Pıer., $t. Croix V. pag. 86. t. 203. f. 1-3. 


_ Die Formen vom Elligser Brink, welche wahrscheinlich 
erher gehören, sind ziemlich verschieden, einige sind oval, 


17* 


250 


flach, und entsprechen darin den Abbildungen bei PıcrE 
zeigen aber noch keine Einbuchtung des Stirnrandes, ander 
sind länglich und gewölbter und gleichen mehr den Figuren 
bei D’ORBIGNY, nur einem Theil der letzteren fehlt die Ein- 
buchtung. = 
Ob Terebratula Moutoniana wirklich zu Waldheimia ge- 
hört*), muss zweifelhaft bleiben. 


ea 
ed 
a 


6. Terebratula perovalis A. Rorm. prs. (non Sow.) 


1836. — — A. Roem., Ool.-Geb. pag. 94. t. 2. f. 3. 

1840—41. — — A. Roem., Kreide pag. a2. ” 

1864. — biplicata (Derr.?), H. Creon. prs., Brachiopod., Zeitschl 
d. d. geol. Ges. pag. 557. RA 


Vier Exemplare, deren Falten und Einbuchtungen flach 
sind als die der Terebratula praelonga, auch ist der Schnab 
stärker übergebogen und die Längsstreifung überall zu b 
obachten. Diese Streifung unterscheidet die Species, abg 
sehen von etwaigen inneren Merkmalen, von Terebratula Mo 
toniana**), D’OrBIeGnY hat letztere Bezeichnung ursprüngli 
für die Kreide - Species Terebratula perovalis A. RoEm. ge- 
schaffen; vielleicht wird dieser Name RoEnMER’s als schon ver- 
geben nicht beibehalten werden können; übrigens ist b 
RoEMER ein Exemplar vom Elligser Brink abgebildet und d 
vorliegenden Formen gleichen ihm durchaus. | 


7. Crania irregularis A. Rorm. 


1836. Patella cancellata A. Roem., Ool.-Geb. pag. 135. t. 9. f. 21.5 
1836. — ürregularis A. Rorm., Ool.-Geb. pag. 135. t. 9. f. 20. 
1837. ? Patella lamellosa Donk. u.Kocn, Ool.-Geb. pag. 51. t. 6. f. 
1837. Patella (Crania) Eaenndunıg Dune. u.Kocn, Ool.-Geb. pag. 5 
0.72.09. u pag, 02 I 
1839. Crania regeln: A. Roem., N. Ool.-Geb. pag. 23. t. 18. £. 
1840-41. — — A. Roem., Kreide pag. 36. 
1864. — — H. a Brachiop., Zeitschr, d. d. geol. Ges. p. 57 
21.28.2410: 11.12. 


8. Terebratula subsella Leym. 1846. 


Sehr häufig und schön erhalten auf der Halde des Ebreken- 
berges, die Formen zeichnen sich durch ihre Breite aus, meist 
sind sie nämlich so breit wie lang, nur selten zeigen si, 
schmalere Exemplare. 


*) H. Creponer, Brachiopod. pag. 562 u. 569. 
**, Pıcret, St. Croix V. pag. 87. 


251 


m. Vertebrata. 


3 ‚In Betreff der Fischgehörknochen und Fischwirbel ver- 
che man: Dwunker u. Koch, Ool.- Gebirge pag. 56. t. 6. 
8. a. b. und pag. 62. | 


Schluss. 


Aus der vorliegenden Arbeit möge bier noch einmal 
'orgehoben sein: 

1. Der Saudstein der Hilsmulde gehört nicht zum Neo- 
n, sondern zum Gault; da in dem ganzen Terrain nirgends 
_ Belemnites minimus gefunden wird, so sind wahrscheinlich 
urch ihn bezeichneten Thone durch Sandstein ersetzt; 
wurde es alsdann bis hinauf zum Flammenmergel mit 
zusammenhängenden Schichtenmasse zu thun haben. 
hrend also im Westen, nach Ablagerung des subhercy- 
hen Unter-Quaders eine allgemeine Submersion erfolgte, 
che die vom Elm und der Asse bis zum Sackwald nach- 
sene Ablagerung des marinen Thones mit Belemnites 
us zur Folge hatte, würden hier ohne Unterbrechung 
dbildungen vor sich gegangen sein. 

Es wäre von Interesse, zu ermitteln, inwiefern dies im 
mmenhang mit den Sandstein - Ablagerungen des Teuto- 
ger Waldes steht. 

2. Die Schichten des Elligser Brinks sind ganz oder 
weise der Wealden - Formation äquivalent und stellen nur 
‚besondere Facies derselben dar; sie sowohl wie das 
onglomerat repräsentiren die rein marinen Niederschläge 
$ Meeres, dessen brakische Ablagerungen durch Wealden 
tellt werden. 


252 


2. Ueber die Entwickelung der fossilen Floren in den. 
geologischen Perioden. 


Von Herrn E. Weıss ın Berlin. 


Unter den neuesten Entdeckungen von fossilen Floren 
darf man zwei als besonders wichtig hervorheben. In seiner 
Arbeit „Ueber Permische Pflanzen von Fünfkirchen in Ungarn“ 
(Jahrb d. kgl. ungar. geol. Anstalt V. Bd. 1876) hat OswALD 
HEeER, der vortreffliche Botaniker und Pflanzenpalaeontolog, 
einen neuen Beitrag zur fossilen Pflanzenkunde geliefert, welcher 
in mehrfacher Beziehung von Interesse ist. Und hieran schlie- 
ssen sich die Nachrichten über eine fast identische Flora aus 
gleichaltrigen Schichten bei Neumarkt unfern Trient u. a. O. 
in Tyrol, welche man Dr. StacHhE und GUnBEL verdankt (vergl." 
Z. B. „die geognost, Durchforsch. Bayerns“, Rede von Dr. 
C. W. Goumsen d. 28. März 1877 zur Feier des 100 jähr. 
Stiftungstages der Akad. der Wissensch. pag. 55 ff., sowie 
a. mehr. OÖ. in den Verhandl. d. k.k. geol. Reichsanst. 1876 u. 
1877). Einmal kennt man aus den Schichten zwischen Rothlie-' 
gendem und Buntsandstein, d. i. dem Zechstein, ausnehmend) 
wenig von Pflanzenresten — und gerade dieser Abtheilung) 
sollen die obigen „permischen Pflanzen“ angehören, so dass! 
jeder neue Beitrag sehr willkommen sein muss; sodann aber 
zeigt die hier aufgedeckte Flora, so klein sie ist, einen ganz 
eigenthümlichen Typus, der zu überraschen geeignet ist und) 
zu weiteren Untersuchungen und Betrachtungen auffordert. | 

Die Schichten von Fünfkirchen, um welche es sich hier 
zunächst handelt, werden nach Herrn Jon. BöckH, wie Heer! 
mittheilt, zuerst von Conglomeraten, ähnlich dem Verrucano,) 
mit aufgelagertem rothem Sandstein vom Ansehen des Grö- 
dener Sandsteins und dann von Schieferthonen mit dünnschieh- 
tigen Sandsteinen, ähnlich den Werfener Schiehten, überlagert. 
Erst nach oben hin hat sich eine Muschel, wahrscheinlich Myo-' 
phoria costata gefunden, im Uebrigen nichts. Bedeutend im) 
Hangenden erst stellten sich Dolomite und Kalklager mit zahl-/ 
reichen Conchylien ein, vorwaltend Myophoria costata des Röth, 
nebst Modiola triquetra, Gervillia mytiloides ete., man befindet 
sich also im oberen Buntsandstein und jene pflanzenführenden! 


„permischen Schichten“ erscheinen an der Basis oder unmittel- 


u 
eu: 
BL; 


5 
3 


Er 
hi 


253 
unter Buntsandstein. Schon Böckn fiel es auf, dass unter 
gefundenen Pflanzen die Walchia piniformis fehlt und was 
ER näher beschreibt, ist in der That sehr verschieden von einer 
rothliegenden Flora, so dass er in Uebereinstimmung mit der 
geognostischen Folge der Schichten mit Sicherheit eine dem 
hstein entsprechende Flora hier annehmen zu dürfen 
bt. 
Sehr ähnlich sind die Verhältnisse in Tyrol nach STACHE 
d GümßeL. Ueber den pflanzenfährenden Schichten folgen 
mittelbar weisser Kalk und gelber Dolomit mit thierischen 
efacten, welche den Bellerophon-Schichten entsprechen und 
Dr. STAcHE dem Zechstein gleichstehend angenommen 
den sind. Obschon GünmßBeL gewisse Bedenken hiergegen 
t verhelt, die darauf führen könnten, jene Schichten zwar 
Grenzschichten zwischen Dyas und Trias, aber doch noch 
unterste Buntsandsteinschichten anzusprechen, weil die von 
‚gesammelte Fauna vorwiegend eine mesozoische sei, so 
ben doch immer die Pflanzenschichten älter als diese Grenz- 
chten und die Wahrscheinlichkeit ihrer Zugehörigkeit zum 
:chstein liegt nicht fern. 
Jene Flora von Fünfkirchen aber besteht nach HEer aus 
genden Arten: Baiera digitata Bronen. sp., Ullmannia Geinitzi 
BER, Voltzia hungaricaHEeErR, V. Böckhiana HERR, Schizolepis per- 
sis HEER, Carpolithus Klockeanus GEin. sp., C. hunnisus HEERr, 
/ oveolatus HERR, C. Eiselianus Gein.sp., C. libocedroides HEER, 
 @einitzi Hser, und dazu kommen noch grosse Araucariten 
h Böcku, welche Her zu Ullmannia oder Voltzia gehörig 
achtet. Von den 11 aufgeführten Arten glaubt der Autor 
solchen des Kupferschiefers rechnen zu dürfen, nämlich 
era, digitata (Zonarites digitatus), Ullmannia Geinitzi, Car- 
lithus Klockeanus und Carp. Eiselianus. Freilich weicht der 
hzige Rest, welchen er zu Baiera digitata zäblt, von der 
üpferschieferart noch erheblich, schon in der Grösse, ab; 
Annia Geinitzi nennt er Formen, die der Bronni nahe 
en und bisher von GeEiniTz u. A. unter letzterem Namen 
igeführt wurden; während die beiden Carpolithen mehr oder 
niger gut mit den aus Zechstein bereits bekannten Früchten 
ses Namens übereinstimmen. 
Zu jenen Resten, welche zumeist auch bei Trient vor- 
ommen sind, gesellen sich nach GUMBEL und SCHIMPER auch 
iannia Bronni, ein Farnwedel, Oalamites oder Equisetites nun 
\eumarkt. Hieran lassen sich die wenigen bisher bekann- 
Zechsteinspecies anreihen. Die Gattung Volizia ist be- 
ntlich schon im sogen. Weissliegenden von Huckelheim in 
sen aufgeführt worden, das man noch zum Zechstein rech- 


Be 


nen kann; dass Ullmannien den Kupferschiefer auszeichne 
ist allbekannt. Angaben, dass beide Gattungen auch im Rot 
liegenden vorkämen, dürfen als zur Zeit widerlegt angesehe 
werden. 
Was den Typus der kleinen vorliegenden Flora anbelang 
so wird derselbe durch die Coniferengattungen Ullmannia, 
Voltzia, Schizolepis, sowie durch die Baiera vorzugsweise be- 
zeichnet. Für Voltzia ist es auffallend, dass die hier beschrie- | 
benen Formen ausserordentlich in ihrer Tracht an Taxus oder 
Sequoia erinnern, nicht eigentlich an die des Weissliegenden, 
selbst nicht an die bekannten des bunten Sandsteins. Doch 
sind die mit den Zweigen vorkommenden Zapfenschuppen 
charakteristisch. Schizolepis ist eine im Ober - Keuper oder 
Rhät zuerst auftretende Gattung, welche dort gleichsam Volizia 
vertritt. Ausser obiger gehören die übrigen Baiera-Arten die- 
sem und jüngeren Formationsgliedern an, auch ist wohl über 
die Zugehörigkeit obiger Art zu Baiera ar nicht endgiltig, 
entschieden. Cycadeen fehlen der Florula, welche in Schichten | 
mittleren Alters eine grosse Rolle eniclen! und nur selten sind | 
die baumartigen Eyuiseten und ÜCalamarien überhaupt, von | 
denen noch im Buntsandstein und Keuper ausgezeichnete Re- 
präsentanten bestehen. E 
Ueberraschend ist es, dass der Kreis dieser „Zechstein- } 
pflanzen“ ein so jugendliches Gepräge besitzt, wie man es in| 
Schichten mesozoischen Alters, besonders der jüngeren Hälft 
zu sehen gewohnt ist. Die ausschliessliche Beachtung d 
vorliegenden Formen würde keinesfalls so alte Schichten, den 
palaeozoischen angehorig, vermuthen lassen, sondern der erste | 
Eindruck sucht sich seine Analogieen in jüngeren Ablagerun- | 
gen. Es ist nöthig, sich von der Lagerung unter der Trias | 
zu überzeugen, um an Zechstein zu denken. In dieser Be- | 
ziehung hat man die oben angegebene Gewähr vor sich und | | 
darf hoffen, durch fortgesetzte Beobachtungen und Unter- | 
suchungen die Lagerung noch näher, vielleicht das Liegend 
kennen zu lernen, sowie auch auf der anderen Seite dur 
Vervollständigung der Funde eine weitere Einsicht in de 
Charakter der Flora zu gewinnen. 4 
Beides ist von eminenter Wichtigkeit, denn es fordern die | 
jetzigen Resultate unwillkürlich zu allgemeineren Betrachtungen | 
auf, welche ich hier andeuten will, um die Aufmerksamkeit 
diesem gewiss interessanten Gegenstande zuzulenken. J 
Aus den Funden, welche wir gegenwärtig kennen, ist be= | 
kannt, dass grosse Veränderungen in der Pflanzendecke d 
Erde vor sich gegangen sind, welchen entsprechende in d 
thierischen Welt nicht gleichen Schritt hielten. Das am la 


255 


bekannte Beispiel hiervon ist das Auftreten und baldige 
rschendwerden der Dicotyledonen (im engeren Sinne, excl. 
'Gymnospermen) schon mitten in der letzten der meso- 
chen Formationen, in der mittleren und oberen Kreidefor- 
ion. BRronGnIaRrT’s regne des Acrogenes, des Gymno- 
rmes, des Angiospermes erstreckt sich zwar im Allgemeinen 
er die palaeozoischen, die mesozoischen und kainozoischen 
rmationsgruppen ; indessen wusste man schon längst, dass 
igstens die Herrschaft der Dicotyledonen oder Angiosper- 
nicht mit der Scheide zwischen Kreide und Tertiär zu- 
mmenfiele. 5 

An sich betrachtet, darf uns dies nicht zu sehr verwun- 
n, denn es ist nicht nothwendig, dass die vegetabilische Welt 
che Entwickelungsperioden durchgemacht habe wie die 
rische. Es mussen nicht durchaus die Hauptphasen dieser 
atwickelung „ ihre bedeutendsten Veränderungen für beide 
anischen Reiche in dieselbe Zeit fallen. Ja, es ist das un- 
ahrscheinlich. Denn sofern es sich um die Landbewohner 
r den Pflanzen handelt, werden und müssen dieselben ein- 
etenen physikalischen, klimatischen Veränderungen auf der 
e leichter und schneller unterworfen sein, als die Meeres- 
ohner unter den Thieren. Sie mussten sich früher und 
hneller veränderten Verältnissen anpassen als letztere, welche 
on den Umwälzungen auf der Peripherie der Erde, wie auch 
Medium, in welchem sie lebten und gediehen, viel später 
‚Mitleidenschaft gezogen wurden, als die Pflanzen des Landes. 
Wird jedoch diese Thatsache, dass das bedeutsame zei- 
' Erscheinen und Ueberhandnehmen der Dicotyledonen be- 
“vor den Schluss der mesozoischen Zeit in die Kreide- 
Ei hineinfällt, wenn man das Gesagte berücksichtigt, nur 


man auch vermuthen , dass in noch fruherer Zeit Aehn- 
s nachweisbar sein möge. In der That scheint dies sich 


Eine Reihe von Pflanzenpalaeontologen betrachtet das 
. Rhät entschieden als zu den jurassischen Formationen 
rig und es ist nach ScHEnK’s Nachweis kein Zweifel, dass 
an Flora in ihrem ganzen Typus sich den liasischen 
n ungemein nahe anschliesst, dagegen von denen der 
igen Trias sehr wesentlich unterscheidet. Sie hat zwar mit 
untsandstein und Keuper namentlich noch die grossen baum- 
igen Calamarien gemein, weist aber im Uebrigen eine solche 
neuer Gattungen auf, von so eigenthumlichem Typus 
deenartige Farne oder echte Cycadeen?, vieles Neue unter 
Farnen, Cycadeen und Coniferen), dass hier allerdings 


256 nn 


ein bedeutender palaeontologischer Schnitt vorliegt, ein grosser e 
Umschwung im Charakter der Floren ohne Zweifel einge 
treten ist. Viele Gattungen sind die gleichen wie im Lias, ja 
manche Arten dieselben, was vorher nicht der Fall war. Was 
dann in den jüngeren jurassischen Schichten Neues hinzukommt, | 
ist von keinem grossen Umfang und verändert keinesfalls das 
allgemeine Gepräge. Jener Schnitt ist nicht geringer als der 
nachfolgende zwischen den triasischen und liasischen Faunen, 
Aber selbst im Wealden herrscht noch der jurassische 
Pflanzentypus: man hat noch Sphenolepis gemein, aber auch 
Farne wie Baiera, Jeanpaulia, Oleandidrium, Laccopteris, Sa- 
genopteris, Dieiyophyllum, wovon einige Arten denen im Jura 
nahe verwandt sind; dann schmalfiedrige Cycadeen nebst | 
Anomozamites , endlich unter Coniferen Pachyphyllum, Spheno- | 
lepis (Widdringtonia ähnlich). Mies der Beispiele genug a 
jurassischen Oharakter. | 
Was hat man einzuwenden, wenn alle diese Floren ber- 
genden Schichten geradezu als jurassisch bezeichnet werden? 
Für das letzte Glied, die Wälderformation, würde man aller- ! 
dings die Zugehörigkeit zur unteren Kreideformation zuzugeben 
gezwungen werden, oder es würde wenigstens das Bedenken, | 
sie von ihr abzutrennen, fallen, seit man, wieder durch SCHENK, 
weiss, dass auf der Nordseite der Karpathen in den sogen. 
Wernsdorfer Schichten, welche dem oberen Neocom angehören, 
eine Flora enthalten ist, welche sich ebenfalls ganz der juras- | 
sischen anreiht, nicht denen der jüngeren Kreide und welcher | 
insbesondere noch die Dicotyledonen fehlen, wenn auch einige 
neue, noch jetzt lebende ea hinzutreten. | 
Man hat aber von Seiten der Pflanzenpalaeontologie nicht | 
nöthig, sich von der Auffassung der Palaeozoologen zu tren- 
nen und namentlich das Rhät als ein Glied dem Lias einzu- | 
verleiben, statt es beim oberen Keuper zu belassen. Die! 
Veränderung des pflanzlichen Lebens, welche damals (mit dem | 
Oberkeuper) eintrat, ist eben der der T'hiere vorausgegangen, | 
daher ein jurassischer Pflanzentypus schon hier. Dieser juras- | 
sische Florencharakter erstreckt sich der Hauptsache nach | 
eben bis in das Neocom mit allmäligen Umwandlungen, bis | 
jene gewaltige der Dicotyledonen-Erscheinung eintrat. “fr 
Alle diese an die jurassischen sich anlehnenden Floren 
stimmen aber mit den nächst vorhergehenden triasischen noch | 
in dem allgemeinsten Charakter der Herrschaft der Gym- | 
nospermen überein, nur sind dieselben dort durch andere Gat- | 
tungen vertreten, auch gewisse Gefässkryptogamen (baumartige | 
Calamarien) besonders bezeichnend. | 
Dieser triasische Charakter der älteren mesozoischen | 


257 


hiehten scheint sich nun aber nach den neuesten Mitthei- 
'en von HzEr über die obere Zechsteinflora von Fünf- 
chen noch in ältere Vorzeiten erstreckt zu haben. Denn 
er finden wir plötzlich herrschend die Coniferen und es ist 
cht, aus den bisher bekannten Resten des Zechsteins (wozu 
en Kupferschiefer und Weissliegendes zu rechnen) dieses 
Id noch zu vervollständigen. Ja es ist nicht zu leugnen, 
schon im Rothliegenden sich dieser Umschwung der 
rschaft der Gymnospermen vorbereitet, wo die Walchien 
ntschieden häufig werden, während sie "vorher kaum spur- 
e sich fanden und ihre Funde vielleicht nicht einmal un- 
ifelhaft sind. 

- Von dieser Seite ist also auch gegen die Bestimmung 
er Fünfkirchener Schichten als Zechstein nichts einzuwen- 
: ihre Reste lassen sich erkennen als dem allgemeinen 
etz der Umwandlung der Landfloren unterworfen: so dass 
diese Umwandlung schon derjenigen der Meeresfaunen 
usging. 

Es ist FE sndlich, dass, wenn das hieraus zu zie- 
de Resultat, dass Be in den grösseren Ent- 
u klungsphasen des organischen Reiches die 
mprägung der Pflanzen denen der Thiere vor- 
ging, als richtig gelten soll, die Grundlagen gesichert 
müssen. Ist aber die ellıms der Bocktu’schen Schichten 
Fünfkirchen unzweifelhaft, so dürfen wir schon jetzt ein 
es allgemeines Gesetz en Es fordert diese Be- 
htung, und die Wichtigkeit der Schlussfolgerung auf die 
stellung über die physikalischen und klimatischen Zustände 
der Erde im Laufe der geologischen Zeiten, so einfach 
elbe auch sich zu gestalten scheint, noch immer zur Vor- 
cht auf und lässt den Wunsch nach weiteren thatsächlichen 
üfschlüssen nur um so dringender erscheinen. Hoffen wir 
n von der Zukunft weitere Aufklärungen, wohl Bestätigungen. 
Die vorstehende Ansicht soll übrigens nicht weiter als 
‚gelten, als die neuen Thatsachen sie gestalteten und her- 
iefen; nur in dieser zusammenfassenden Weise möge sie 
h älteren verwandten Betrachtungen anreihen. Den augen- 
cklichen Stand der Ergebnisse unserer Vergleichung zwi- 
n den Perioden der thierischen und pflanzlichen Ent- 
klung möge zum Schluss noch das hier folgende tabella- 
he Bild erläutern. 


Recent 
Tertiar 


Senon 
Turon 
Cenoman 


| 


Neocom 
\(Wealden) 
- Jura 
Ob. Keuper 
Mittl., Unt. Keuper 
Muschelkalk 
Buntsandstein 


Zechstein 
I neagerden \ 
product. Steink.-Form. 
Culm u. Kohlenkalk 
Devon 

Silur 


N LANE, 
Wr sen. "ya u 


Kainozoische 
Formationen. 
Reich der 
Dicotyledonen. 
Mesozoische 
Formationen. 
Reich der 
Gymnosper- 
men. 
Palaeozoische Rei der 
Formationen. K 
ryptogamen. 


älterer : 


259 


: . Ueber neuere Untersuchungen an Fructificationen 
= der Steinkohlen - Calamarien. 


Von Herrn E. Weiss in Berlin. 


- 
Mehrfache Mittheilungen über Calamarienfruchtstände der 
einkohlenformation, die vom Verfasser in dieser Zeitschrift 
ch finden, werden jetzt in einer besonderen diesem Gegen- 
ande gewidmeten Abhandlung („Steinkohlen-Oalamarien“, er- 
enen im II. Bande der Abhandl. zur geologischen Special- 
rte von Preussen, 1. Heft, 1876, mit Atlas von 19 Tafeln, 
usgegeben von der preuss. geologischen Landesanstalt) 
ständig zusammengestellt und der Gegenstand ausführlicher 
andel. Schon während des Druckes derselben, sowie un- 
ittelbar nachher wurden von anderen Autoren ebenfalls 
ersuchungen hierüber publicirt, ein Beweis, dass’ diese 
lanzenfamilie ein grösseres Interesse hervorgerufen hat. Zwei 
fsätze von ScHEnk (botanische Zeitung, herausgegeben von 
Bary und Kraus, 1876 in No. 34 u. 40) sind dem Ver- 
er schon während des Druckes seiner Abhandlung zuge- 
gen, so dass sie darin noch Berücksichtigung finden konn- 
1; 8 andere Werke aber kamen erst nach dem Druck in 
e Hände. Diese sind: 
, B. ReEnAUuLt, recherches sur la fructifieation de quelques 
vegetaux provenant des gisement silieifidees d’Autun 
et de St. Etienne (Annales des sciences nat. VI. 
ser., Botanique t. III. 1876, S. 1—29, t. 1—4); 
 Granp’ Eury, flore carbonifere du depart. de la Loire 
et du centre de la France, 1877; 
D. Stur, Ist das Sphenophyllum in A That eine Lyco- 
podiacee? (Jahrb. d. k. k. geol. Reichsanst. 1877, 
3 27. Bd.). 
‚Es sind also in kurzer Zeit fünf Autoren mit ihren Unter- 
ungen desselben Gegenstandes ‚hervorgetreten , so dass es 
Interesse sein möchte, sich ein Urtheil über die daraus 
ltirenden Ergebnisse zu verschaffen, umsomehr als sich 
an unmittelbar die allgemeinere Frage knüpft, was man in 
Pflanzenpalaeontologie Gattungen zu nennen habe. 
Zwar hat schon Stur in seiner citirten Abhandlung die 
Arbeiten theilweise besprochen, allein da der verehrte 


260 


Autor darin einen ganz eigenen Standpunkt entwickelt, so i; 
noch die Berechtigung, von anderer Seite an sie heranzutrete 
übrig gelassen, vielleicht wünschenswerth, dies zu thun u 
den Stand der wichtigeren Fragen hiermit zu erörtern. 
Nur der grössere Umfang der Publication des Referent 
selbst ist der Grund, weshalb die in seiner Arbeit befindliche 
Schlussresultate hier vorangestellt werden sollen. Er gelan 
dazu, nach den Fruchtähren folgende Gattungen zu unte 
scheiden: a 
Stachannularia, Sporangialkreise etwa in der Mitte eines 
Internadiums, aus steil abstehenden Säulchen mit den daran | 
befindlichen Sporangien gebildet, welche entweder zu zwei 
oben und unten auftreten, oder nur eins unterhalb und dann | 
an der oberen Seite ein le Fortsatz des Trägers, der | 
schmaler oder breiter ein rosendornförmiges Feld bildet. Axe 
hohl, Aehren wohl wirtelförmig um den Stamm gestellt, auf 
men einzelnen Stielgliede. ® 
Calamostachys, Sporangialkreise in der Mitte des Inte 
nodiums, aus steil abstehenden freien Säulchen mit Schild und 
4 Sporangien gebildet. Axe solid, Äehren wohl rispeuförmi 4 
auf je einem einzelnen Stielgliede. 
Macrostachya, Sporangialkreise nach den hinterlassen 
Spuren wie bei Calamostachys, Aehren mit glockenförmig z 
sammenneigenden (verwachsenen ?) Bracteen, gross, an b 
blätterten, mehrgliedrigen Zweigen endständig. S 
Huttonia, Bracteenkreise wie bei Macrostachya, an der 
Basis unter denselben aber noch mit einer (zum Tbeil mit! 
jenem verwachsenen?) Scheibe; Aehre auf einem einzelnen 
Stielgliede seitlich an der Gliederung des Stengels. 
Cingularia, grosse Aehren, an der Gliederung je zwei 
Blattkreise , wovon der obere eine sterile, flach ausgebreitete,| 
in viele Zähne auslaufende Scheide, der untere eine fertile, 
ebenso flache, zweimal zweispaltige Scheibe bildet, deren paar-, 
weise gestellte Abschnitte je 2 grosse Sporangien auf ei | 
Unterseite tragen. SR 
Palaeostachya, Aehren vom Typus der Calamostachys' 
oder Macrostachya, aber stielförmigen, aus den oberen Dig | 
blattwinkeln hervorbrechenden Sporangiophoren. | 
Ausserdem wird fraglich gemacht, ob noch zu den Cal 
marien gezählt werden dürfe 
Volkmannia, Aehren vom Typus der Calamostae 
aber mit sitzenden Sporangien , ohne besondere Sporan 
phoren. Ganz ausgeschieden wurde Sphenophyllum und 
Vorkommen von Equisetum dahingestellt. 
Der Rest der Arbeit bezieht sich auf einige sterile C 
marientheile.e. Unter den auftretenden Gattungsname 


361 


Stachannularia und Palaeostachya neu, jener mit einem Theile 
on Brukmannia STERNB. ident, dieser überhaupt ein neuer 
Begriff, auf die Stellung der Sporangiophoren gegründet, ent- 
hält auch eine früher als Macrostachya beschriebene Art. Da- 
durch ist der Begriff von Macrostachya verändert, während die 
übrigen im bekannten Sinne verstanden werden. 

Der Beitrag von RENAULT ist ein sehr wichtiger dadurch, 
dass ihm verkieselte Reste zu Gebote standen, welche durch 
Anfertigung von Schliffen eine eingehendere mikroskopische 
Untersuchung ermöglichten. Diese mit früheren ähnlichen 
Beobachtungen desselben Forschers zusammen (Ann. d. sc. 
at. 1875) werden stets zu den grundlegenden gezählt werden 
üssen. Es sind die ausführlicheren Darstellungen schon zu 
nfang 1876 in den Comptes rendus angekündigten Untersu- 
ungen. Nach seiner Nomenclatur beziehen sie sich auf 
kmannia (2 Arten), Volkmannia (2 Arten) und Equisetites 
[aerostachya) infundibuliformis. Die beiden Brukmannien 
’r. Grand ’Euryi Ren. von Saint-Etienne und Br. Decaisnei 
. ebendaher ?) sind wohl sicher als Stachannularia synonym 
bezeichnen, von St. tuberculata aber verschieden. Die Volk- 
nien wurden obiger Gattung Palaeostachya entsprechen, 
rend man gegen die Bestimmung der Species (V. gracilis 
SL und „V. von Asierophyllites equisetiformis“, beide von 
un) Bedenken tragen darf. Endlich, was den Rest anbe- 
t, den Renauut Equisetites (oder Macrostachya) infundibuli- 
is (von Autun) nennt, so wird er jedenfalls besser zu einer 
eren Gattung zu zählen sein. 

Dies vorausgeschickt, können wir auf die Anatomie der 
annten Reste eingehen. Von grossem Interesse sind die 
en Stachannularien (Bruckmannien).. Die Axe ist ganz 
l oder zum Theil noch mit Mark erfüllt, Scheidewände an 
‚Gliederung nirgends gesehen. Luftkanäle vorhanden; ver- 
gerte Zellen nach aussen treppenföormig gestreift, die nach 
en gelegenen nicht gestreift. Die sterilen und fertilen Blatt- 
se abwechselnd, entweder 36 Bracteen und 18 Sporan- 
horen (St. Grand’ Euryi) oder 24 Bracteen und 12 Spo- 
giophoren (St. Decaisnei). Bei der ersteren Art zeigten 


ter durch Zellgewebe scheidenförmig verbunden, Sporan- 
phoren (Fruchtträger) etwa senkrecht abstehend, säulen- 
nig, an der Spitze zu einer fleischigen Scheibe (dem Schild- 
in der Equisetumähre zu vergleichen) sich erweiternd, 
® nach aussen durch eine Art elastisches Band von auswärts 
ichteten prismatischen Zellen gebildet, abgeschiossen wird, 
4 Zweige entwickelt und direct aus dem Fibrovasalstrange 
Trägers hervorgeht. In diese scheibenförmigen Körper 


262 


sind die Sporangien theilweise versenkt gewesen. So weit 
die Organisation, wie man sieht, mit der von Calamostachys 
übereinstimmend. Nun tritt aber der eigenthümliche Umstand 
hinzu, dass sich vom Trägersäulchen aus, zwischen diesem, 
der Axe und dem senkrecht über dem Träger befindlichen 
Deckblatt eine Lamelle ausspannt, welche diesen Theil des 
Internodiums der Aehre wie eine Wand in Kammern theilt, 
auch ein wenig noch am unteren Theile des elastischen Bam 
des des Trägers herabseizt. Dicht unter dem Gefässbündel| 
des Deckblattes findet sich eine Zone kleinerer Zellen, manch- 
mal losgetrennt von dem Fibrovasalbündel (f in RenauLr’s 
Figuren), allein dies ist als der äussere Theil des Deckblattes’ 
selbst zu betrachten und daher die Verbindung des Deckblattes’ 
mit dem Träger in der geschilderten Weise nicht zweifelhaft, 
auch läuft das Band prismatischer Zellen als äussere Begren- 
zung der Lamelle von der Umbiegung der Bractee an nach 
dem Spitzentheile des Trägers herab.*) Dazu ist durch Quer- 
schnitte in verschiedener Höhe (durch den Trägerkreis selbst, 
sowie durch den Raum zwischen ihm und dem nächst höheren 
Bracteenkreis), durch axiale Längsschnitte, sowie durch Tan- 
gentialschnitte in verschiedener Entfernung von der Axe der 
Zusammenhang der Lamellen mit Axe und Bracteen sehr voll- 
standig nachgewiesen, wie man es bei diesen Objecten kaum 
erwarten konnte. In jeder Kammer befanden sich 2 Sporan-| 
gien, überhaupt um jeden Träger herum 4 Sporangien.| 
Deren Sporen sind zu vier kuglig- -tetra&drisch verbunden. Am! 
Fusse der Trägersäulchen ein kurze verbindende Membran, die) 
horizontal herumläuft. | 

Man könnte geneigt sein, Aehren mit solchen Bigenthüdl 
lichkeiten als besondere Gattungen zu betrachten. Indessen| 
scheint dies nicht notbwendig, wenn man die hier nachge-| 
wiesene Lamelle uber jedem Trägersäulchen mit dem rosen-) 
dornförmigen Fortsatz vergleicht, wie ich ihn bei Stachannularia 
tuberculata und sarana beschrieben habe. Dieser kann recht| 
breit sich gestalten und den grösseren Theil der Raumes zwi- 
schen Trägersäulchen, Axe und Deckblatt darüber erfüllen, 
obschon ich nie eine wirkliche Verbindung mit dem Deckblatt, 
als höchstens am Grunde wahrgenommen habe. Er kann aber) 
auch und wird wirklich bei den Funden von Ilmenau oft weit) 
schmaler und sinkt zu einem wenig auffallenden Körper, 1 
am Säulchen haftet, herab, ja fehlt zuletzt ganz und lässt) 
nur freie Säulchen und damit die Calamostachys - Form übrig. 
Diese Darstelluug scheint mir nun durch RenAuLr’s interessant te 


*) Diesem elastischen Bande könnte auch das Anhängsel ö 
Fig. 1 A. Taf, IV. meiner Abhandl. bei Calamostachys mira entsprech 


263 


Untersuchung eine grosse Stutze erhalten zu haben, und ich 
vermag nach Kenntnissnahme der obigen Arbeit um so weniger 
on meinen bereits früher und während des Druckes meiner 
bhandlung von Anderen angezweifelten Beobachtungen abzu- 
ehen, als sich in den beiden RenauLt’schen Arten offenbar 
ur eine noch weiter gehende Entwickelung des rosendorn- 
föormigen Feldes bei St. tuberculata zu einer Kammerwand 
srausstell. Auch Srtur spricht sich (l. c. pag. 18) in ganz 
ichem Sinne aus. 

Es ergiebt sich nun aber auch die weitere Möglichkeit zu 
atersuchen, ob nicht auch bei Stachannularia die Organisation 
Uebrigen der von Calamostachys entsprechend gewesen sein 
nte, dass also das Trägersäulchen ebenfalls an der Spitze 
eine Scheibe sich erweitert habe, und dass 4 statt nur 2 
der gar 1 Sporangium vorhanden gewesen wären. RENAULT 
urde bei seinen früheren Untersuchungen an verkieselten 
hren von St. tuberculata auf die Annahme geführt, dass 
Sporangien an jedem Träger sich befuuden haben. Seine 
äparate lassen allenfalls die Interpretation von 4 Sporangien 
Doch ist es nicht sicher und ebenso wenig darf man 
°hliessen, dass dies bei allen Formen der Fall gewesen sein 
sse, weil es jetzt bei St. Grand’ Euryi so gefunden wurde. 
übrigen Beobachtungen an St. tuberculata widersprechen 
"Annahme von 4 Sporangien, und es bedürfte dazu erst 
er Entdeckungen an dieser Art. 

Nächst wichtig ist, was RENAULT in seiner sorgfältigen 
‘ Arbeit von seiner Volkmannia gracilis mittheilt. Die Axe der 
hre ist innen hohl oder noch mit Mark erfüllt, Scheidewände 
zu bemerken, Luftkanäle deutlich. DBracteen ziemlich 
8, sie überragen noch den dritten nächst höheren Kreis der 
ekblättchen, sind bis zum Grunde getrennt, wohl 20 an 
Eine kleine Strecke stehen sie steil ab und richten sich 
schief nach oben. An der Umbiegung sind sie im Prä- 
t meist der Länge nach zerspalten, so dass der äussere 
I nur oben noch mit dem übrigen Blatt zusammenhängt 
unten die Stücke auseinander spreitzen. An derselben 
lie der Umbiegung bemerkt man aber auch einen mehr 
weniger deutlichen Vorsprung, der vom horizontalen 
le des Blattes schief nach unten fortsetzt und wie ein mit 
Deckblatt verwachsener Blattkreis erscheint, dessen Blätt- 
 mur an ihrem äussersten Theile frei sich abtrennen 
5 bei Renausr). Man könnte diesen Vorsprung als ent- 
den durch Aufreissen und Spalten der Bractee an der 
iegung hervorgerufen ansehen; indessen, falls, wie es 
cheint, er ein selbstständiger Körper ist, nicht ein Bruchstück 
“ losgesprungenen äusseren Blattschicht, so muss man ihn 
is.d. D.geol. Ges. XXIX. 2. 18 


264 a | 


mit der unter den Bracteen befindlichen eigenthümlichen Scheibe 
vergleichen, welche ich bei Huttonia ‚spicata nachgewiesen habe, 
welche wieder ihrerseits, allein, wie sich später zeigen wird, | 
wohl nicht ganz treffend, mit der Fruchtscheibe bei Cingularia 
verglichen wurde. | 

Aus den Blattachseln oder auch dicht über den Blatt- 
achseln an der Axe entspringen schief nach oben bis fast ho- 
rizontal gerichtet die Sporangiophoren als kurze Säulchen, 
gehen an der Spitze in eine dicke fleischige Scheibe über 
(offenbar wieder ähnlich dem Schildchen bei Equisetum), in 
welche theilweise eingesenkt die Sporangien zu 4 liegen. Es! 
sollen 10 Träger im Wirtel sein, doch deutet der unvollstän- 
dige Querschnitt REnAuLT’s eine grössere Zahl an. | 

Die zweite Art, welche RenAauLt als den Fruchtstand von 
Asterophyllites a betrachtet, mit 2 Centim. Aehren- 
durchmesser bestätigte im Wesentlichen die Anatomie der vo- 
rigen Art: Bracteen sind kurz, aber ebenfalls mit dem Vor- 
sprung am unteren horizontalen Theile derselben: es sind 
nach R. 28 Deckblätter und 14 Sporangienträger im Wirtel. 
Die letzteren entspringen in der Blattachsel und tragen! 
4 Sporangien, nur die Erweiterung zum Schild war u 
sichtbar. Ina 

Endlich theilt RENAULT einen dritten Typus von Fruc 
cation mit, den er zu Equisetites infundibuliformis stellt. 
Aehre misst 25—26 Millim. im Durchmesser, ihre Axe 5M 
letztere mit 10 Gefässbundeln und Luftkanälen. Der Br 
teenkreis besteht aus wohl 20 unter sich am Grunde zu ei 
Scheibe verwachsenen Blättehen ; auf ihrem horizontal a 
gebreiteten Theile tragen dieselben grosse elliptische Spor 
gien mit Macrosporen, ein wenig von der Axe abgerückt, a 
nicht gerade in der Blattachsel. Weder Längs-, noch Qu 
noch Tangentialschnitte haben eine Spur von Sporangiophoren! 
gezeigt, so dass die Sporangien direct auf den Blättern ruhen.) 
Ausserdem soll von der Stelle der Umbiegung der Deck- 
blätter aus nach unten, nach dem Internodium zu, eine La- 
melle sich über die Sporangien schützend herabziehen 
Obschon dies an die ähnliche Erscheinung bei Calamostachys! 
mira erinnert, welche der Referent in seiner Arbeit Taf. In. 
Fig. 1 bei a gezeichnet hat, wo ebenfalls lappenförmige An- 
hängsel herabhängen, so ist doch die Erhaltung des RenauLt'-) 
schen Restes den Präparaten zufolge in dieser Beziehung we- 
niger günstig, so dass man erst durch die angedeutete | 
gleichung mit C. mira etwas nähere Einsicht gewinnt. 

Nach Stellung der Sporangien in dieser Aehre ist es: 
Zweifel, dass derselbe mit Macrostachya (ScHimP.), in welt 
Sinne hier Equisetites gebraucht ist, nicht identificirt wer! 


265 


n, wenn die übrigen Macrostachyen, bei denen Anheftungs- 
se der Sporangien bekannt geworden ist, zu der ScHIM- 
"schen Gattung zählen. Allein grosse, Macrostachyen-ähn- 
he Aehren haben auch dem Referenten zwei verschiedene 
odifieationen der Sporangienbefestigung oder der Träger- 
lung ergeben, nämlich entweder wie bei Calamostachys oder 
| Palaeostachya (oder Volkmannia Rex., nicht Sterne.) Hier 
st nun ein ganz verschiedener dritter Typus vor, der ofien- 
sein einziges Analogon bei Sphenophyllum hat, indessen 
‚ diesem durch scheibenförmige Verwachsung an Bracteen, 
al ch durch einen Kreis von Luftkanälen , überhaupt, wie es 


Hätte Herr RenAauLT nicht den Namen Volkmannia in 
Z anderem Sinne verwendet, sondern el man denselben 


. Ueber die ie unzeckmässige nn dieses Na- 
s für echte Oalamarienähren mit besonderen Fruchtirägern 
ibe ich mich schon früher ausgesprochen. Es ist aber sehr 
ateressant, hier eine Pflanzenform kennen zu lernen, die eine 
ttelstellung zwischen den eigentlichen Calamarien und Sphe- 
pphyllum beanspruchen würde, wie die zuletzt besprochene 
Te, 

Wenn man die hier geschilderten Beobachtungen von 
AULT mit denen des Referenten vergleicht, so wird man 
ren Uebereinstimmung in den wesentlichsten Punkten der 
Fganisation, wozu wir unsere Namengebung nicht rechnen 
dürfen, bemerken und es ist um so erfreulicher zu sehen, dass 
eine Beobachtungsreihe die andere zu stützen im Stande 
„ obschon dieselben an durchaus verschiedenem Materiale 
bei gänzlich verschiedenen Erhaltungszuständen gemacht 
den sind. 

An obige schöne Arbeit schliesst sich das zweite ge- 
nnte Werk von Gran’ Eury. In diesem umfangreichen 
e sind nur einige, im Ganzen wenige thatsächliche Beob- 
ngen über die Fructificationen der Calamarien, weit mehr 
deren Stammtheile, Zweige, Wurzeln enthalten. Sofern 
Ansaben über die Befestigungsweise der Sporangien 
n, sind es die früher von RenAauur beschriebene bei Bruk- 
annia oder Stachannularia tuberculata (mit Calamostachys- 
us, Säulchen in der Mitte des Internodiums), während, 
a8 Gr.’ Eury Volkmannia nennt, verschieden organisirt er- 
eint. Seine Volkm. gracilis namlich soll die von RENAULT 
hriebenen, schief aus den Blattachseln hervorbrechenden 
er zeigen, während eine Volkmannia pseudosessilis nach ihm 


182 


266 


Träger besitzen würde, welche im Gegentheil diebt unter den 
Bracteen an der Spitze des Gliedes heraustreten. Endlich ist’ 
eine Volkm. efoliata aufgeführt, entblättert, nur mit Sporangien 
versehen, deren Insertion nicht näher fixirt werden kann. Der 
Begriff Volkmannia ist hier zum Theil wieder in anderer Weise 
gefasst worden, wenn die Beobachtungen richtig sind. Uebri- 
gens stellt Grann’ Eury zusammen: BZrukmannia tuberculata 
mit Annularia longifolia und Equisetites lingulatus ; Volkmannia 
pseudosessilis mit Annularia sphenophylloides; Volkm. gracilis 
mit einem Asterophylliten, sei es equisetiformis oder hippuroides. 
Von Stämmen unterscheidet er Calamites und Calamophyllites, 
nur letztere Gattung soll Asterophylliten als Zweige besitzen. 
Sie mag theilweise mit dem, was vom Referenten als Cala-' 
mitina zu benennen vorgeschlagen wurde, zusammenfallen, 
wobei jedoch die Frage noch nicht geschlossen ist, ob wirklich 
Asterophylliten nur Zweige von Calamopbhylliten seien, was 
mit des Referenten Beobachtungen nicht in Uebereinstimmung 
sein würde, da z. B. auch (ingularia u. A. Asterophylliten- 
artige Zweige besessen hat. Calamodendron wird ganz aus-| 
geschieden und den Gymnospermen einverleibt. Ausgezeichnet) 
sind seine Beobachtungen über die Verbindung der Calamiten-) 
stämme unter sich. Die meist stark idealisirten Bilder seines) 
Atlas gestatten oft nicht, aufsteigende Zweifel der Kritik in) 
bestimmte Schranken zu verweisen, da die Figuren meistens] 
nicht blos das am Originale Sichtbare wiedergeben, sondern] 
aus vielen Stücken ergänzte Bilder enthalten, an denen das] 
Hinzugefugte sich nicht unterscheiden lässt. | 
Es bleibt nun die dritte aufgeführte Abhandlung von Sour 

zu besprechen übrig, der sich der fossilen Steinkohlenpflanzen| 
bereits seit einer Reihe von Jahren so eifrig angenommen hat. 
Seine Untersuchung erstreckt sich in der angezogenen Arbeit) 


Stamm ausgehenden Organe: der Aeste, Blätter und ee 
Er weist nach, dass diese an den Glreden wo sie vorhanden 
sind, erschienene Ordnung einnehmen können und entwirft) 
für Arne Modification ein Schema, so dass beispielsweise) 
B B bedeuten würde: „die Astknospe steht unterhalb und) 
A 
W 
zwischen 2 Scheidenblättern auf der Commissurallinie 
unter der Astknospe die Wurzelknospe* — so bei Equis 


267 RS, 


‚Indem Srur dieses Princip bei allen bekannten Calama- 
-Gattungen verfolgt, zieht er den Schluss, dass auch Sphe- 
hyllum zu den echten Oalamarien gehöre, bei ihm nur das 
hema A gelte. Dieser Gesichtspunkt sei der allein aus- 
B 
Ww 
hlaggebende. 

- Aber der Autor versucht es auch in den Aehren diese 
aordnung von dreierlei vegetativen Wirteln wiederzufinden. Er 
trachtet dabei die Bracteen als Blätter, die Sporangiophoren *) 
5 Aeste (nach DuvaL-JovvE und MEYER), und wo sich blatt- 
ige Anhängsel finden , wie oben bei Volkmannia gracilis 
bei Ren.), Brukmannia Grand’ Euryi (f bei Ren.), bei Cala- 
stachys mira (a bei Weiss), Huttonia spicata (t bei Weiss) 
te., schlagt er vor, diese als Vertreter des Wurzelkreises 
anzusehen. Vermittelst dieser Interpretation ist es ihm möglich 
geworden, bei manchen Aehren ein ähnliches Schema für jedes 
Glied, wie bei den Stämmen zu construiren.**) 
Neue Beobachtungen theilt Stur mit über seine Macro- 
se hya gracilis, über HAurtonia spicata und über eine neue 
attung Bleutherophyllum, über welche man indessen das in 
issicht gestellte Nähere erwarten muss, um ein Urtheil zu 
‚gewinnen. Sehr interessant und wichtig aber ist es zu er- 
ıren, dass bei beiden Resten aus den Blattwinkeln stielför- 
e Träger hervorbrechen, die ganz wie bei des Referenten 
aeostachya Schimperiana (fruher Macrost. Schimp.) schief 
ach oben gerichtet sind. Bei HAutionia spicata ist ausserdem 
vom Referenten beschriebene Scheibe unter dem Deckblait- 
s vorhanden, nur nicht so gross wie an jenem Stuck und 
se Scheibe kann also nicht wie bei Cingularia 
Fruchtträgerscheibe gelten, sondern muss den 
attartigen Anhängseln der Deckblätter wie bei Volkmannia 
'acilis Ren. an die Seite gestellt werden, nur ist es hier eine 


*) „Receptacula“ sagt Stur. Auch bei Annahme seiner Ansicht 
doch nur der Trägerstiel als Analogon des Astes, der übrige Theil 
s ein, meist kreisformig ausgebildetes Blatt anzusehen sein. Dem 
henophyllum aber würden eben die Träger fehlen. 


| *) Gleichwohl möchte man seinen schematischen Symbolen eine andere 
geben, da sie den Beschreibungen von Srtur selbst nicht zu ent- 
en scheinen, z. B. für Brukmannia möchte man statt 


nB Bn setzen: BBB, 

TAI w 

Iwl a 
e abwechselnden Deckblätter (B) unter sich erst den Anhang f 
TurR) haben und vertical darunter den Fruchtträger (A), u. s. fi} 


268 


Scheibe, nicht getrennte Blätter, und diese lässt sich erst 2 
einer gewissen Entfernung gänzlich von dem Deckblattkreise, 
Damit dürfte auch endgiltig entschieden sein, dass, soweit 
diese Scheibe reicht, eine scheidenformige Verwachsung der’ 
Blätter stattgefunden habe, während im Uebrigen der Referent 
auf seine Angaben (l. c.) verweisen muss. Da die freundliche 
Gefälligkeit des Herrn STUR mir eine Ansicht der beiden Ori- 
ginale gewährte, so kann ich die Richtigkeit obiger Angaben! 
von Trägern im Deckblattwinkel bestätigen und concedire in 
diesem wichtigen Punkte gern, anerkennend, dass erst damit 
die Organisation und Stellung von HAuttonia klar gelegt wor- 
den ist. 

Einige Differenzpunkte bestehen noch, die aber nicht die 
Wichtigkeit haben, wie der eben erwähnte. "Es ist nicht zweifel- 
haft, dass unter dem Blattwirtel von Huttonia eine besondere‘ 
Scheibe existirt, die nicht der Abdruck der unteren Fläche 
der zur Scheide verwachsenen Deckblätter ist, sondern den 
auch in anderen Fällen beobachteten Anhängseln entspricht. 
Man kann nicht einmal sagen, ob Scheibe und Deckblattkreis' 
eine Strecke weit verwachsen oder nur dicht zusammengelegt’ 
waren; der Erhaltungszustand gestattet nicht, diese feine Frage) 
giltig zu lösen. Auch das scheidenförmige Verwachsen der 
Blättchen ist zum Theil noch offene Frage; nach RenAuLr 8 
Beobachtungen an Brukm. Grand’ Euryi, wo am Grunde die 
Deckblätter scheidenförmig verbunden sind, bei anderen Arten| 
nicht, kann man hierauf kein grosses Gewicht legen. B 

So weit die Thatsachen und der Antheil verschiede] 
Autoren an deren Kenntnis. Man wird bemerken, dass in’ 
den wichtigsten Punkten eine Klärung der Ansichten mögli 
ist, die Analogieen zu ziehen gestattet, wo der Bau der Achren 
auf den ersten Blick sehr verschieden erscheint. AN 

Folgendes ist wichtig für die Beurtheilung der verschie- 
denen Fälle von Steinkohlen-Calamarien. Mit Ausnahme von! 
Volkmannia (STERNB., nicht Ren.) besitzen alle untersuchten 
Aehren besondere Träger der Sporangien, meist säulenförmi 
Sporangiophoren. Alle Aehren sind beblättert und am Blatt- 
quirl gegliedert, daher feht das echte Equisetum bis jetzt, nur 
der Equisetites mirabilis Smerns. besitzt in seinen sterilen | 
Theilen grosse Aehnlichkeit mit jenem und eine Aehre von 
der Tunguska (s. SCHMALHAUSEN in Weiss, ]. c. pag. 132) | 
ihres Vorkommens wegen noch nicht sicher gestellt. | 

Was uns somit übrig bleibt, zeigt vor allen Dingen we-| | 
sentliche Unterschiede in der ee und Befestigung der 


269 


n die zellige Membran, weiche sich bisweilen daran heftet 
den Rosendorn oder die Kammerwand herauszubilden be- 
t, kommt nicht allen Arten, ja nicht allen Individuen der- 
lben Art, nicht allen Aebren desselben Individuums, — 
elleicht nicht allen fertilen Kreisen derselben Aehre zu. Es 
kt ein accessorisches Organ von schwer zu deutender Be- 
ung.*) Indessen wenn man die schönen Darstellungen 
on RenauLT, namentlich Taf. 4 Fig. 8, vergleicht, so sieht 
man, dass, soweit die Viertheilung des Fibrovasalstranges an 
Spitze des Trägers reicht, sich ein dicker schildartiger 
per bildet, der wie das Schild von Equisetum die Sporan- 
trägt. Dieser aber setzt sich unmittelbar in jenen lamellen- 
migen Zellkörper fort. Es erscheint danach die La- 
lle selbst nur als eine eigenthümliche Ausbil- 
ng des Sporangialblattes. 

Nur einmal hat ein Schnitt bei RenAauLr’s Stachannularien 
h die Sporangien getroffen, ihre Anheftung ist nicht sichtbar 
worden, aber dieselben wurden offenbar von dem verdickten 
ebildtheile des Sporangiophorums getragen, nicht von der 
nelle. 

Ein zweiter Punkt ist, mindestens für jetzt, von keiner 
sseren Bedeutung, vielleicht weil er nicht ohne Zweifel 
isteht. Es ist dies das erwähnte Anhängsel bei Volkmannia 
acilis Ren. (sein c) oder bei den anderen oben erwähnten 
eispielen. Nur hier und da scheint sich dasselbe zu finden 
bei sonst ganz verschiedenem Bau der Aehren, dagegen 
ji viel verwandteren Aehren nicht. Auch kann man in man- 
ien Fällen, selbst bei Resavur (Taf. 2 Fig. 1, 4, 5), wie 
'hon angedeutet, zweifelhaft sein, ob es nicht theilweise eine 
irch Zerspalten der Deckblätter hervorgerufene Erscheinung 
ij. Indessen giebt es unzweifelhafte Fälle, wohin Calamo- 
tachys mira Weiss, auch Huttonia spicata gehören, bei denen 
solche Anhängsel, und zwar scheidenförmig zusammenhängende 
1 Taf. II. Fig. 1 bei Weiss), gefunden werden. In ihnen 
‚Stur wiederum seinen Wurzelknospenquirl; mir selbst 
ein befriedigendes Analogon , da der Vergleich der Er- 
nung bei Huttonia mit der Fruchtscheibe bei Cingularia 
als trugerisch herausgestellt hat. — RENAULT zeigt, dass 
racteen seiner Drukmannia Grand’ Euryi im horizontalen 
en Theile scheidenformig verwachsen seien, während bei 


 *) Stur’s Wurzelknospen ? Der Autor dieser Hypothese vom Wurzel- 
enquirl in den Aehren spricht sich nicht ganz entschieden aus 
18), ob er hierunter nur das Zellengewebe f der Renaurr’schen Fi- 
(Taf. 3 Fig. 1, 5 etc.) verstehe oder die damit verbundeneu La- 
' (0) zugleich mit. 


270 


anderen Arten es nicht der Fall ist; bei Autionia spicata Ka 
es wohl sein, dass die Scheibe unter dem Blattquirl mit die- 
sem verwächst und nur an der Umbiegung der Blättchen frei 
wird; bei Volkmannia gracilis Ren. ist diese Scheibe vielleicht 
selbst in einzelne Blättchen aufgelöst: — es ist zu erwägen, | 
ob nicht alle diese Erscheinungen auf dasselbe sich zurüuck- 
fuhren lassen, nämlich auf 2 mehr oder weniger verschmol- | 
zene Blattkreise an der Stelle, wo der sterile Wirtel sich 
befindet. | 
Danach ist aber auch scheidenförmige Verwachsung der 
Bracteen nicht von hervorragender Bedeutung. 

Dagegen wird, wie man sieht, die Stellung des Frucht- 
trägers von erstem Rang, denn oe ändert bei den ver- 
schiedenen Typen nur innerhalb enger Grenzen. Am häu-| 
figsten hat man bis jetzt beobachtet, dass der Fruchtträgerkreis 
entweder mitten zwischen 2 Bracteenkreisen steht, oder dass 
sie sich so nahe stehen, dass der fertile aus dem oberen Winkel 
des sterilen Kreises sich erhebt. Der entgegengesetzte Fall, | 
dass die Sporangiophoren am unteren Winkel des sterilen | 
Blattkreises stehen, ist bei Cingularia vorhanden und hier mit | 
einer Umformung der Träger zu einer eingeschnittenen Scheibe | 
verbunden, während der von Granp Eury erwähnte Fall! 
(V. pseudosessilis Gr. mit angeblich aus dem äusseren Deck- 
blattwinkel brechenden Trägern) wohl noch weiterer Bestalle 
gung bedarf. = 

Wären unsere Beobachtungen zahlreicher, so würde die | 
Stellung des ganzen Fruchtstandes vermuthlich einen weiteren | 
wichtigen Platz bei der Beurtheilung der Gattungscharaktere | 
einnehmen. | 

Auffallen kann, dass einige der unzweifelhaften Calama- | | 
rien-Frucht-Gattungen im Bau der Axe nicht ganz unbedeutend | 
differiren. So ergiebt sich nach RenauLt für Stachannularia \ 
die Aehrenaxe hohl oder doch nur mit Mark erfüllt, ebenso | 
für Palaeostachya, während nach Binney die Axe von Cala- | 
mostachys einen Fibrovasalstrang zeigt. Jene beiden Gattungen | | 
besitzen nach den Renausßr’schen Präparaten, ebenso wie sein | 
dritter Typus mit sitzenden Sporangien, sehr deutlich einen | 
Kranz von Luftkanälen, wovon die Bınner’schen Figuren nichts | 
enthalten. Wären dies nicht Erhaltungszustände, so würden | 
hierin Annäherungen von ('alamosiachys an Lycopodiaceen 
liegen, wie Schenk hervorhebt. Letzteres Merkmal der soliden, 
durch Gefässbundel erfüllten Zweigaxe nöthigte bekanntlich | 
schon früher, Sphenophyllum zu den Lycopodiaceen zu stellen 
trotz der Gliederung und Wirtelstellung der Blattorgane. In- 
dessen ist nicht zu vergessen, dass Sphenophyllum-Aehren von | 
ähnlicher Erhaltung wie die verkieselten oder verkalkten V 


I 
\ 


En ® 271 


nkreich und England bisher allerdings nicht gefunden und 
rsucht wurden. Daher bleibt hier der wichtigste Unter- 
ed die Befestigung der sitzenden Sporangien auf den Blätt- 
der Aehre, worin sie mit jenem Reste Renauut’s, den 
Volkmannia equisetiformis nennen könnten, übereinstimmen, 
äbrend dieser wegen seiner equisetenartigen Axe mit Ka- 
len eine stellung zwischen OCalamarien und Lycopodia- 
n behauptet. 

Hiernach könnte man die Resultate vorstehender Ver- 
eichung in die nachfolgende Uebersicht zusammenstellen. 
bedeute B je ein Deckblatt der Aehre, S eine Sporangio- 
jore, a (wenn vorhanden) blattartigen Anhängsel (Vorsprung, 
en, Scheibe auf der Unterseite des Blattes), so ergeben 
folgende leicht verständliche Formeln (wobei das Ein- 
men den ununterbrochenen Zusammenhang der Theile an- 
en soll): 


BBB BlB|s 
hannularia S oder S 
BBB BBB 
BBB 
lamostachys we 
und desgl. oder - 
2 S 
crostachya : 
BBB 
BBB.. 
| BBB = 5 5 A: ana 
oma u R oder : oder R 
S 
Den BBB .BBB 
er aaa 
{ = & BB 
ingularia nu. der? = 
Ki. SL BE OS 


s 
B..| s= ungestielte Sporangien. 
a 


272 


Ueber die Stellung der Aehren am Stamm oder Zweig 
wissen wir zur Zeit nur Folgendes. B 

Stachannularia tuberculata steht quirlförmig um den 
Stamm, ihre Aehren werden von nur einem Gliede getragen. 

Mehrere Aehren, welche man ihrem Habitus nach zu 
Calamostachys rechnet, und wohl auch Calamost. Ludwigi, ha- 
ben rispenförmige Stellung, die einzelnen Aebren nur mit einem 
Stielgliede. (Es wurde vorgeschlagen, die Aehren, deren Spo- 
rangien - Befestigung noch nicht direct erwiesen, Paracala- 
mostachys zu nennen.) | 

Macrostachya infundibuliformis var. Solmsi steht einzeln und 
endständig an mehrgliedrigen Zweigen, ähnlich Sphenophyllum. 

Huttonia spicata steht auf einfachem Stielgliede seitlich 
am Stamm an dessen Gliederung, wohl unregelmässig vertheilt. 

Palaeostachya elongata steht zerstreut an den Gliederungen 
von Stamm und Zweigen der Pflanze auf einfachem Stiel- 
gliede. 

Cingularia scheint theils ähnliche Stellung wie vorige, 
theils gegenständige Aehren gehabt zu haben; ein einfaches 
Stielglied. 

In keiner der angeführten Fälle ist der die Aehren tra- 
gende Zweig oder Stamm mit den typischen Merkmalen eines 
Calamiten versehen gewesen. | 

Hiermit würde der Stand unserer Kenntnisse hinreichend! 
gekennzeichnet sein, und es erscheint dem Referenten nicht) 
zweifelhaft, dass die obigen Gattungen vollkommen begründet 
sind. Wollte man weniger mit grösserem Umfange annehmen, 
so würden als Calamosiachys im erweiterten Sinne die jetzt 
Calamostachys, sStachannularia und Macrostachya genannten 
Pflanzen bezeichnet werden können; sodann wohl am besten 
als Palaeostachya (nicht Macrostachya, eher Huttonia) die obigen 
Huttonia und Palaeostachya, in der That kaum verschieden;! 
endlich als dritte wurde Cingularia bleiben. In diesen Typen 
wäre die Sporangiophorenstellung festgehalten, Volkmannia 
würde einen anderen Kreis bilden. | 

Wie man aber auch die UOlassification vornehmen wolle, 
so sollte man doch meinen, dass Gattungen im botanischen! 
Sinne ganz gewiss viel eher und mit besserem Recht durch! 
die Fruchtbildung (um die Sporangienstände noch so zu be- 
zeichnen) als durch Stamm- und Zweigbildung aufgestellt wer-) 
den. Nur Stur scheint auch heute noch anderer Meinung und) 
glaubt, dass die oben aufgezählten Gattungen alle zu Calamites) | 
gehören, kommt also nabezu auf die CARRUTHER’sche Ansicht 
zurück, welcher nur auch noch Sphenophyllum hinzuzieht, das 
STUR aussondern will. Man muss, um mit Sayz zu De die) 


N 


an jedem Internodium als die Hauptsache ansehen, darf 
ht daraus Bedenken entnehmen, dass seine Gesetze bei der- 
en Pflanze nach ihm verschieden ausfallen, auch nicht, 
s dasselbe Gesetz bei 2 nach ihm verschiedenen Gattungen 
oder fast genau gleich auftreten kann, und muss auch 
er Anschauung der meisten Botaniker abgehen und die 
eceptacula mit Sporangien als umgewandelte Aeste statt 
itter ansehen. Nimmt man aber dieser Prineip nicht an, 


‚„ deren Fruchtbildung wir entweder noch gar nicht ken- 
, oder deren Formen sich unter obige Gattungen wohl einst 
heilen werden. Nur weil Equisetum der heutigen Welt in 
len Arten wesentlich dieselben Aehren zeigt, fügt es sich 
ss wir heute nur noch eine Calamariengattung besitzen. 
tt kein Zweifel, dass bei so verschiedener Organisation 
ruchtstände wie bei den fossilen Calamarien jeder Bo- 
er eine Reihe von Gattungen erkennen würde und schwer- 
ürde dabei auf Stamm und Aeste ein Werth gelegt wer- 
Durch Berücksichtigung der fossilen Calamarien zeigt 
dass diese Familie eine weit weniger isolirte Stellung 


4. Die Diallaggranulite der sächsischen Granulit- 
formation. 


Von Herrn E. Darter ın Leipzig. 
Hierzu Tafel IV. 


Der Granulit der sächsischen Granulitformation ist be- 
bekanntlich ein sehr variabeles Gestein. Nach der Farbe, 
dem Mineralbestande und der chemischen Zusammensetzung 
lassen sich mehrere Varietäten dieses Gesteins unterschei- 
den. Lässt man vorzugsweise nur die Farbe als Unter- 
scheidungsmerkmal bei einer Eintheilung gelten, so erhält man) 
zwei Granulitvarietäten, nämlich eine lichtere, welche man 
schlechthin als „Granulit* bezeichnet, und eine durch dunklere 
Farbe charakterisirte, welche bisher den Namen „Trappgra- 
nulit“ führte. = 

Die Kenntniss des „Granulites* in petrographischer Be- 
ziehung darf durch die in den letzten Jahren darüber erschie- 
nenen Forschungen, welche wir namentlich F. ZırkEL*) ver- 
danken, — auch A. v. Lasaunx**) beschrieb einen Granulit 
von Etzdorf bei Rosswein, — in der Hauptsache als abge- 
schlossen betrachtet werden. Vom sogenannten Trappgranulit 
lässt sich dies in diesem Maasse jedoch nicht behaupten. 
Wurde zwar auch in den letzten Jahren, wie weiter unten dar- 
gethan werden soll, unser Wissen über diese Gebirgsart er- 
weitert, so war man doch bisberan, namentlich über den fär- 
benden Gemengtheil, über das „grüne, glimmerartige Mineral“ 
des Gesteins zu einem endgültigen Resultat nicht gelangt. Aus 
diesem Grunde ist mir die Aufgabe geworden, das Gestein 
einer abermaligen Untersuchung zu unterwerfen und zu ver- 
suchen, eine Lösung der noch fraglichen Punkte, namentlich 
aber betreffs des „grünen glimmerartigen Minerals“ herbei- 
zuführen. ar 

Bei der nun ausgeführten Untersuchung waren wir be- 


strebt, ein möglichst vollständiges Bild dieses Gesteinsart, fur 


*) Mikrosk. Beschaffenheit etc. 1873. pag. 466., N. Jahrb. f. M 
1875. pag. 626. 4 
*) N. Jahtb. f. Min. 1872. pag. 827. 


275 


welche wir fernerhin den Namen Diallaggranulit ge- 
uchen, zu entwerfen. Und so werden wir folgende Punkte 
) nacheinandar eingehend, nämlich I. Gemengtheile des Gesteins; 
1. Structur des Gesteins; III. Classification und specielle 
Be schreibung der Varietäten des Gesteins; IV. Lagerungsver- 
tnisse des Gesteins; V. Verhältnisse des Gesteins zu den 
en Gliedern der Granulitformation, betrachten und endlich 
einige genetische Betrachtungen über das Gestein an- 
fen. 
Bevor ich jedoch die gewonnenen Resultate dieser Unter- 
hung im Zusammenhang darstelle, sei es mir gestattet, 
es dasjenige, was bisher über diese Felsart bekannt ge- 
rden ist, in Kürze und in chronologischer Reihenfolge auf- 
hren. Es soll diese Darlegung hauptsächlich die jeweiligen 
chten der Forscher, welche sich im Laufe der Zeit mit 
r Felsart beschäftigt haben, zur Anschauung bringen; es 
also gewissermaassen im Folgenden die Geschichte dieser 
anulitvarietät und der sächsischen Granulite überhaupt in 
nigen Zügen skizzirt werden. 
Es ist beinahe ein Jahrhundert vergangen, seit der Gra- 
"in Sachsen entdeckt wurde; denn im Jahre 1778 wurde 
> ‚ Gestein, das wir jetzt Granulit nennen, vom „Vater der 
ralogie und Geognosie*, von B. R. WERNER zuerst beob- 
t. WERNER sah das Gestein, wie PuscH*) berichtet, als 
Anomalie von Gneiss oder Granit* an. Aus derselben 
le erfahren wir ferner, dass um’s Jahr 1799 Becker, 
ter Bergmeister in Freiberg, die Gegend zwischen Ross- 
in, Waldheim und Mittweida untersuchte und den Granulit 
h "als Gneiss bezeichnete. Bereits im folgenden Jahre, also 
Jahre 1800, durchforschte Cn. A. ENGELBRECHT die Gegend 
vischen Chemnitz, Lichtewalde, Mittweida, Rochlitz und 
enig und lernte den Granulit so kennen, dass er vermuthete, 
abe es mit einer neuen noch unbekannten Felsart zu thun, 
h diese und noch einige andere Untersuchungen wurde 
. WERNER bewogen, das Gestein als eine neue und selbst- 
ndige Felsart unter dem Namen „Weissstein“ in sein System 
ınehmen. 
ENGELBRECHT**) veröffentlicht darauf im Jahre 1802 die 
tate seiner Untersuchung unter dem Titel: „Kurze Be- 
eibung des Weisssteins, einer im geognostischen System 
etzt unbekannt gewesenen Gebirgsart*. In diesem Schrift- 
geschieht zuerst der dunklen Granulitvarietät Erwähnung. 


" Schriften der Dresdener Gesellschaft für Miner, 1826. Bd. III. 
Ri u Schriften der Linn&’schen Gesellschaft zu Leipzig 1802. 


276 


EnGELBERCHT sagt darüber: „Der Granat und die Hornblende 
sind der dunklen Abänderung besonders eigen (Dietensdorf).“ | 
Gründliche und mit schätzenswerthen Resultaten gekrönte 
Untersuchungen wurden bald darauf im sächsischen Granulit 
gebiete von G. G. Pusch in den Jahren 1807 — 1810 unter- 
nommen. Nachdem derselbe seine früheren Untersuchungen 
in den Jahren 1812 und 1813 revidirt hatte, legte er seine 
Beobachtungen in einer umfangreichen, gediegenen und oben 
schon eitirten Abhandlung nieder, welche aber erst im Jahre 
1826 veröffentlicht wurde. | 
Auf Grund dieser eingehenden Forschungen sieht sich 
Pusch veranlasst, „den gesammten Weissstein“, wie er sich 
ausdrückt, in neh Gruppen abzutheilen: „l. in gemeinen 
Weissstein und 2. in körnigen oder Trappweissstein ode 
Trappgranatgestein.“ 
Ueber das Gestein der letzteren Gruppe, das ja für gegen 
wartige Arbeit das alleinige Interesse beansprucht, verdanken 
wir Pusch eine für den damaligen Standpunkt der geolo- 
gischen Wissenschaft recht gelungene Beschreibung. Er sagt 
„Das Trappgranatgestein ist von Farbe stets dunkelgrünlich- 
grau oder rabenschwarz, an den Kanten durchscheinend, im 
Bruch grobsplittrig, von kleinkörnig abgesonderten Stücken! 
die Bruchstücke sind unbestimmt eckig, sehr scharfkantig, 
härter als gemeiner Weissstein, auch schwerer zersprengbai 
und klingt in dünnen Stücken. Es ist kein einfaches Gestein! 
und dennoch seine Zusammensetzung schwer zu bestimmen 
So viel ich habe unterscheiden können, besteht es aus fein: 
körnigem Feldspath, einem splittrigen Mittelfossil zwischer 
Quarz und dichtem Feldspath, sehr viel edlem Granat unc 
fein eingesprengter Hornblende, welche das Gestein tingirt 
Die letztere ist meist so fein beigemengt, dass man sie nich 
erkennen kann, nur die Farbe des Gesteins und dessen Gerucl 
beim Anhauchen (!) verrathen sie.* . Ferner erwähnt er aucl 
tombackbraunen, schuppigen Glimmer im Gestein. | 
Die . geologische Zusammengehörigkeit und gegenseitig 
Verknüpfung beider Gesteinsvarietäten schildert er in den Wor! 
ten: „Ueberall gehen beide Gesteinsarten vollkommen in einan} 
der Een indem der Glimmer des Weisssteins hornblendearti, 
wird ete.* | 
Zwei Decennien später, also um’s Jahr 1830 und folgend 
Jahre, ist es C. F. Naumann*), welcher das in Rede stehend! 
geologische Gebiet mit der grössten Hingebung behufs de) 
Herstellung einer geologischen Karte von Sachsen durchforsch 


. 
N 


und dem wir eine meisterhafte Beschreibung der Granulit) 


*) Geognost. Beschr. Heft I. u. II. 


272 


ation verdanken. Seine Beobachtungsresultate gehen von 
nigen des vorgenannten Forschers weit ab. Während 
H*”) einen concentrischen Schichtenbau des Weissstein- 
ges annimmt und den Weissstein als ein dem ältesten 
it sehr ähnliches Schichtenglied der Urgebirge, das älter 
die gesammten Schieferformationen mit Einschluss des 
ites sei, auffasst: verneint NAUMANN nicht nur den con- 
ischen Schichtenbau der Granulitformation , sondern be- 
tet auch den Granulit als ein echtes Eruptivgestein, das 
umgebenden Schiefer metamorphosirt habe. Ausserdem 
sst Naumann den bis dahin noch gebräuchlichen Namen 
sstein und führt den von CH. Wrzıss**) für das Gestein 
orgeschlagenen Namen Granulit ein. 

Die dunkle Varietät des Granulites wird von C. Nav- 
**%) „trappartiger Granulit* genannt, den er als ein 
in mit lauchgrüner Grundmasse definirt; Hornblende sei, 
nn auch nur selten deutlich erkennbar, als Gemengtheil 
geschieden, sonst aber häufig in der ganzen Grundmasse 
Pigment verschmolzen. 

Im Auftrage des königl. Oberbergamtes zu Freiberg ge- 
ı Ende der sechsziger Jahre eine abermalige Durchfor- 
18 des sächsischen Granulitgebietes,. Die Untersuchung 
e anfänglich B. R. FÖRSTER, jetzt Bergmeister in Zauke- 
übertragen, der auch einen Theil des Gebietes im Maass- 
der Freiberger Verleihkarten aufnahm. Nach dessen Weg- 


sche Entstehung dieser Formation. 

STELZNER untersuchte einen Theil der Gesteine der Gra- 
inlitformation mikroskopisch und giebt vom Trappgranulit fol- 
gende mineralische Zusammensetzung an: „Während sich der 


*)a.a. O. pag. 149. 

**) Neue Schriften der Gesellschaft naturforsch. Freunde in Berlin 
IV. pag. 350. (1803). 

0 ®»ek) Geognost. Beschr. Heft I. pag. 11. 

N. Jahrb, f. Min. 1871. pag. 244—249, 


278 


normale Weissstein fast stets nur aus Quarz und ÖOrtho 
mit etwas Granat und Cyanit zusammengesetzt zeigt, ande 
Beimengungen aber nur eine ganz untergeordnete Rolle spiele 
lassen die Trappgranulite ausnahmslos erkennen, dass sie 
aus (Quarz, plagioklastischem Feldspath, Magneteisenerz und 
dem schon erwähnten grünen, glimmerartigen *) Minerale be- 
stehen; während ausserdem einige Trappgranulite arm an 
Granat sind, enthalten andere denselben in grosser Menge und 
bilden zuweilen fast Uebergänge in granatfelsartige Gesteine. 
Die von A. STELZNER angenommene metamorphische Bildung | 
der sächsischen Granulitformation veranlasst C. NAUMANN ””), 
seine Gegengründe in der Arbeit: Der Granulitgang von Auers- 
walde, vorzubringen. Wir begegnen in dieser Entgegnung so 
ziemlich denselben Sätzen, welche NAUMann ***) schon im Jahre 
1856 gegen F. v. HOCHSTETTER in’s Feld führt. F. v. Hoc#- 
STETTER?T) war nämlich durch seine Untersuchungen der Gra- 
nulite des südlichen Böhmens (von Krumau, Christiansberg' 
und Prachatitz) zu Anschauungen gelangt, welche in dem 
Satze gipfelten: „Es giebt keine eruptive Granulitformation.“| 
In beiden Entgegnungen sucht Naumann die eruptive Entste- 
hung des sächsischen Granulites dadurch zu beweisen, dass er) 
demselben einerseits die grossartige Aufrichtung der Schichten 
des umgebenden Schiefers, die Verwerfungen im Streichen, die’ 
Zertrümmerung und Zerreissung und den Metamorphismus der: 
angrenzenden Schiefer , andererseits auch die gewaltsamen 
Eintreibungen seiner Masse (Gänge) in das Schiefergebirge 
zuschreibt. a 
Die Eruptivität der sächsischen Granulite sucht Ta. 
SCHEERERTf) in seiner Abhandlung: „Ueber die Genesis der‘ 
Granulite, mit besonderer Beziehung auf die sächsische Gra 
nulitformation“ vom Standpunkte des Chemikers zu beweisen.) 
Er zieht zu diesem Zwecke die chemische Constitution der) 
Granulite als entscheidende Modalität herbei, indem er dureh 
zahWweich ausgeführte Granulit-Analysen darthut, dass die Gra- 
nulite in Betreff ihrer chemischen Zusammensetzung den 
Gneissen hinreichend nahe stehen und eine Parallelisirung der- 
selben mit rothen, mittleren und grauen Gneissen (oberem, 
mittlerem und unterem Plutonit) gerechtfertigt erscheine. Bi 
Als die geologische Landesuntersuchung von Sachsen in’s 
Leben trat und im Jahre 1874 die Kartirung der Granulit- 
*) Diese Auffassung hat A. STteLzner, wie er mir mittheilte, 4 
nicht zutreffend erkannt und aufgegeben. | | 
##) N. Jahrb. f. Min. 1872. pag. 911—929. 3 
**#) Jahrb. d. k. k. geol, Reichsanst. 1856. 
+) Jahrb. d. k. k. geol. Reichsanst. 
++) N. Jahrb. f. Min, 1873. pag. 673. 


279 


ation, welche Dr. J. LEHMAnn und dem Verfasser vorlie- 
er Abhandlung übertragen worden ist, begann, fand sich 
Hypothese von der eruptiven und die von der metamorphen 
tstehung des Granulites als Streitfrage vor. Die Erledi- 
g der Streitfrage, ob die sächsische Granulitformation eine 
ptive oder metamorphische Bildung sei, betrachtete NAv- 
*) als eine der zu lösenden wissenschaftlichen Aufgaben 
neuen Landesuntersuchung. 


I. Gemengtheile des Gesteins, 


1. Diallag. 


- Unter den das Gestein färbenden Mineralien gebührt dem 
llag die erste Stelle, zumal er auch einen der wesent- 
ten Gemengtheile des Gesteins ausmacht. Wegen der 
örnigen Structur der Felsart ist er, wie die meisten übri- 
Gemenstheile, selten makroskopisch wahrzunehmen. Nur 
' und wieder beobachtet man mit blossem Auge 1—2 Mm. 


ge Durchschnitte des Diallags, auf dessen stark glänzenden, 


Die mikroskopische Ausbildung des Minerals ist eine 
mannigfaltige, welche eine sofortige. Erkennung desselben 
; gerade fördert. Der Diallag ist eutweder in unregel- 
ssig begrenzten länglichen Blättern oder länglichen Körnern 
tystalloide) bis zu den kleinsten Dimensionen herab ausge- 
| Auf Tafel IV. sind die verschiedenen Entwickelungs- 
men des Diallags in unserem Gestein, wie man solche unter 
n Mikroskop zu beobachten Gelegenheit hat, gezeichnet 
Die beiden ersten Bilder sollen die blättrige Aus- 
du 8. des Mallage veranschaulichen, Die feine Streifune, 


gezeichneten le finden sich in einem Präparate vs 
ip von Krobelsdorf bei Waldheim. Achnlich 


J er sondern auf einer dieser Fläche lelen Bin- 
jaltung von feinen Diallaglamellen beruht, ersieht man 
_ dass bei einer Dunkelstellung der Krystalldurchschnitte 


| auch verbreitern, noch vollkommene Helligkeit zeigen. 


nt Zei s KB geol.Ges. XXIX. 2. | 19 


280 


Fig. 3 bringt diese lamellare Verwachsung bei einem Diallag 
aus demselben Schliffe von Knobelsdorf zur Anschauung; es 
sind drei breitere Lamellen in demselben zu bemerken und 
sind dieselben durch dunklen Ton in der Zeichnung hervaßs 
gehoben worden. ; 
Ausser dieser Hauptspaltbarkeit ist eine Absondereii 
parallel oP &, aber in weiteren Zwischenräumen in vielen | 
Krystalldurchschnitten wahrzunehmen. In gleicher Weise macht 
sich auch an diesem und jenem Individuum eine deutliche 
prismatische Spaltung, wie Fig. 4 darstellt, bemerklich. Es 
lässt sich nicht leugnen, dass eine derartige Ausbildung mit | 
der des Augits so ziemlich übereinstimmt. Ob man aber 
daraufhin neben Diallag auch Augit im Gestein annehmen soll, 
möchte ich nach meinen Beobachtungen im Grossen und Gan- 
zen verneinen. Es ist jedenfalls gerathener, dergleichen Vor- 
kommen auch zum Diallag zu ziehen, da bei manchen dieser 
Krystalldurchschnitte erst bei beginnender Zersetzung ihre | 
Diallagnatur zur Geltung zu kommen scheint. | 
Die Diallage nehmen im Gestein aber auch Formen an, | 
welche von den beschriebenen verhältnissmässig stark ab- 
weichen. Ihre Dimensionen sind im Vergleich zu jenen ge- | 
ring: ihre ganze Ausbildung macht den Eindruck des Unent- | 
wickelten, des Krüppelhaften. Einerseits sind sie als stabartige 
Gebilde (Fig. 5—8), andererseits als mehr oder minder rund- 
liche Körner (Fig. 9—17) entwickelt. Alle diese verschiedenen | 
Formen, nur noch mehr variirend, sind oft in einem und dem-| 
selben Schliff zu beobachten. Durch diese Uebergänge und’ 
durch die sonstige characteristische Ausbildung ist es möglich, 
auch solche Entwickelungsformen, die gleichsam punktförmig| 
in den Präparaten auftreten (vergl. Fig. 16 u. 17) richtig auf-| 
fassen zu können; sie gehören hier Zweifel ebenfalls dem I 
Diallag an und sind nur als Krystalloide desselben entwickelt. 

| Verweist sonach bereits die Spaltbarkeit des Minerals auf 
Diallag, so sind es namentlich auch die optischen Verhältnisse, 
welche diese Auffassung unterstützen. Es tritt nämlich Dunkel-) 
heit der Durchschnitte des Minerals ein, wenn die feine Längs- | 
streifung mit den Nicolhauptschnitten einen Winkel um etwa] 
40° macht; die zu beobachtenden Werthe schwanken zwischen] 
39—45°. — Unter dem Mikroskop sind die Durchschnitte des\ 
Diallags meist durch lichte Farben ausgezeichnet; sie sind| 
beinahe farblos oder auch blassröthlich oder grünlich gefärbt. | 
Der Dichroismus der Diallage ist fast unmerklich, farblos —| 
schwachröthlich oder schwachgrünlich , oft gar nicht wahrzu- | 
nehmen. 
Aber nicht allein durch die äussere Form und Farbe | 
unterscheiden sich die Diallage von vielen anderen Vorkomm- 


281 


nissen dieses Minerals, sondern auch durch die grosse Ar- 
muth, ja in der Regel durch den gänzlichen Mangel an jeg- 
jen Einschlüssen. Die für den Diallag so charakteristischen 
delchen und Blättchen, die in Unzahl die Diallage im Gabbro 
Neurode, von Volpersdorf, von den Inseln Skye und Mull 
erfüllen, sind überaus selten in unseren Diallagen vor- 
anden. Gleich ausgebildete Blättchen und Nädelchen führen 
A 3. die Gesteine aus dem Zöllnitzer Thal und aus dem Fisch- 
mer Thal bei Rochlitz. Fig. 18 stellt einen Diallag aus 
'sterem Gestein bei 400 maliger Vergrösserung bildlich dar. 
reinzelt führen manche andere Diallage wohl noch strich- 
hnliche , schwarze Nädelchen, welche wohl theilweise ur- 
prunglich längliche Hohlräume im Diallag bildeten und nach- 
äglich von einer Eisenoxydverbindung erfüllt wurden. Hohbl- 
iume, länglich oder rundlich, sind in vielen Diallagen häufig 
obachten; manche derselben dürften wohl Flüssigkeits- 
hlüsse ohne Libelle darstellen (Fig. 19). 

Die im Gestein vorhandenen accessorischen Mineralien 
man im Diallag nur spärlich eingeschlossen au; hin und 
wieder kommt ein Körnchen von Magnetkies, oder ein 
ällchen von Zirkon oder ein Magneteisenkörnchen darin 
Durch die Armuth oder den gänzlichen Mangel an Inter- 
onen gleicht der Diallag unserer Granulite dem Diallag, 
en RosEnßuUsch aus dem Olivin-Gabbro von Schriesheim 
trieben hat. 

Der Erhaltungszustand der Diallage ıst recht frisch. Nur 
“einer geringen Zahl von untersuchten Gesteinen war eine 
lweise Umwandlung der Diallage zu bemerken. Wohl mit 
cht hat man zuweilen die für den Diallag so eigenthum- 
Längsstreifung als Anfangsstadium der Zersetzung be- 
et. Die unregelmässig verlaufende Spaltenbildung dürfte 
eher den Beginn der Zersetzung anzeigen. Hat diese Bil- 
Bin Krystall begonnen, so trübt sich in deren, Umgebung 


der Br altung parallel gestellt sind. Mit dem Fort- 
iten der zersetzenden Wirkung löst sich wohl ein Theil 
iallags unter Abscheidung von graulichem Pulver (kohlen- 
r Kalk) und opaken Erzpünktehen in dunkelgrüne Fäser- 
ı (Viridit) auf. Dieses Stadium lässt sich noch am. häu- 
ten beobachten; Fig. 20 bringt dieses Umwandlungsstadium 
inem Diallag aus dem Diallaggranulit von Knobelsdorf 
Waldheim zur Darstellung. Bei einem weiteren Zustande 
Umwandlungsprocesses zerfällt schliesslich der ganze 
tall in solche kleine kurzhaarige Fäserchen, welche zum 
| wirr durcheinander liegen. An den Krystallrändern lässt 
ich die Beschaffenheit dieser Gebilde meist recht deutlich er- 


ER? 


282 


kennen. Risse und Spalten im Gestein karten der Umwand- 
lung vorzuglich Vorschub, Es ist versucht worden, in Fig. 21 | 
einen vollständig umgewandelten Diallag, welcher dem Diellabs 
granulite zwischen Penig und Zinnberg entstammt, bildlich 
darzustellen. Man bemerkt, dass in der Mitte der Kıystall in 
feinste Fäserchen sich aufgelöst hat; dass aber auch an der 
Aussenseite desselben diese Gebilde angeschossen sind. 

Die Gestalt dieser Gebilde deutet auf Hornblende. Diese 
Annahme wird durch mikroshopische als makroskopische Beob- 
achtung am Gestein begründet. In einigen Präparaten (Mohs- 
dorf, Fischheim, Neu-Schönberg etc.), welche diese Umwand- 
Jung recht deutlich zeigen, gewahrt man in der Nähe vorhan- | 
dener Gesteinsspalten zunächst in Zersetzung begriffene Diallage. 
Auf den Spalten aber hat sich gut bestimmbare Hornblende 
angesiedelt. Der innige Zusammenhang dieser secundären 
Hornblende mit den aus der Zersetzung der Diallage hervor- 
gegangenen Gebilden ist unter dem Mikroskop recht gut zu 
verfolgen. Es ist eine gar nicht seltene Erscheinung, dass auf 
den Gesteinsklüften des Diallaggranulites Hornblende sich! 
vorfindet, obwohl sie vielleicht im Gesteinsgemenge daselbst 
nicht vorkommt. Ihre Entstehung ist ohne Frage eine secun- 
däre. Das Material für ıbre Bildung entstammt wohl zumeist 
von den in Zersetzung sich befindlichen Diallagen. -i 

Eine andere Erscheinung, die nicht auf Zersetzung der 
Diallage, sondern auf Umwandlung von Eisenerzen beruht, ist: 
das Ueberkleiden der ersteren mit einer dünnen bräunlichen 
Schicht von Eisenoxydhydrat. So überzogene Diallage haben, 
wie es scheint, zuweilen Veranlassung gegeben, sie als Horn- 
blende anna da man an denselben einen recht starken) 
Dichroismus wahrnimmt, 

In einigen Fundorten des Gesteins sind als Seltenheit für 
unser Gestein einige Blätter von Enstatit beobachtet worden; 
ihr Vorkommen mag hier Erwähnung finden. Die farblosen, 
2--3 Mm. grossen Blätter des Minerals fanden sich in Prä- 
paraten, welche Gesteinen aus der Gegend zwischen Penig) 
und Zinnberg an der westlichen Mulde entstammen. K | 


2. Hornblende. 


In einer geringen Zahl von Fundorten des Diallaggranu- 
lits ist auch Hornblende als ursprünglicher Gemengtheil erkannt 
worden. Wie bereits oben hervorgehoben wurde, sah man) 
früher dieses Mineral als einen Hauptgemengtheil des Gesteins 
an. Diese Rolle kommt aber demselben nie zu, sondern es 
ist, wo immer dasselbe der Beobachtung entgegentritt, nun 
accessorisch oder den Diallag theilweise vertretend vorhandei 


283 


s Auftreten des Amphibols ist nach unseren Beobachtungen 
an die körnigen Gesteinsmodificationen gebunden. 

Die Durchschnitte der Hornblende sind unter dem Mi- 
skop lichtbräunlich oder dunkelgrün gefärbt. Ihr Dichrois- 
s ist sehr stark, lichtbräunlich bis dunkelbraun. Ausser der 
g auftretenden Längsspaltung wurde auch die prismatische 
altbarkeit an vielen Individuen beobachtet. Durch letzteres 
nnzeichen unterscheiden sich die Hornblendedurchschnitte 
denen des Diallags mit Leichtigkeit; denn bei der Horn- 
de beträgt derselbe circa 124°, während die prismatische 
tbarkeit des Diallags, wenn sie vorhanden, nur einen 
kel von 87° hervorbringt. Wenn jedoch die prismatische 
altbarkeit nicht zur Ausbildung gelangt ist, so lässt sich 
Unterscheidung beider Gemengtheile durch Benutzung der 
schen Verhältnisse ebenso sicher ausführen. 

Im Dünnschliff tritt die Hornblende entweder in Haufen 
‘oder sie ist auf einen bestimmten Streif in der Felsart 
hränkt. Der Diallag fehlt in diesen Anhäufungen nicht 
zlich, Beide Mineralien sind vielmehr gar oft miteinander 
achsen und zwar so, dass die Hornblende den Diallag 
seitis umgiebt. Diese Art der Verwachsung lehrten die 
arate von folgenden Diallaggranuliten kennen: Ringethal, 
tes Zschopauufer; erstes Lager vom Diallaggranulit am 
'hten Muldeufer unterhalb Zinnberg; aus dem Steinbruch 
lich von Knobelsdorf etc. 

Die Umsäumung des Diallags mit Hornblende hat mit 
: oben auf Umbildung des ersteren beruhenden Umhüllung 
a Hornblendfäserchen nichts gemeinsam. Die Hornblende. 
auch hin und, wieder mit Biotit verwachsen. Schmale 
n desselben durchspieken die Hornblende nach allen 
ngen; dieselben heben sich durch ihren starken Dichrois- 
‚bei Drehung des ma, unter oder über einem Nicol 
ich hervor. _ 


3. Biotit. 


Der Biotit betheiligt sich ebenfalls an der Zusammen- 
& des Gesteins; er ist nicht minder den Mineralien zu- 
hlen, welche die dunkle Färbung desselben hervorbringen. 
ı Vorkommen im Gestein wurde schon von H. G. PuscHh 
ob: Behrei. Der Mecnenzelimmer ist in kleinen Blättchen 


den. Die Farbe desselben ist ken, Der GR 
n stark metallartiger Perlmutterglanz.. Die Vertheilung 
inerals ist in unserer Felsart sehr wechselnd. Bald fügt 


284 


kleinen Blättchen liegen isolirt zwischen den anderen Gemeng- 
theilen; bald schliessen sich seine Blättchen eines an das au- 
dere und bilden eine feinste Schichte zwischen den ander 
Gemengtheilen, wodurch die Schieferung des Gesteins the 
weise hervorgebracht wird; bald aber häuft er sich an einz 
nen Stellen der Gesteinsmasse an und bildet alsdann Putz 
und Nester darin. Die letztere Ausbildungsweise ist gewöh 
lich dort zu finden, wo Quarz in grösseren Körnern und 
Platten in der Felsart auftritt. u 

Das Vorhandensein des Magnesiaglimmers im Diallag 
granulite ist fast ein constantes. Wird seine Gegenwart zwar 
nicht immer bei makroskopischer Beobachtung dargethan, so | 
gelingt es gar oft, denselben mikroskopisch nachzuweisen. 
Unter dem Mikroskop“ erweisen sich seine Nädelchen, Blätt- 
chen und Lappen stark dichroitisch; zuweilen sind auch Be 
schwarze Nädelchen seiner Längsrichtung nach eingelagert. 

Seine Beziehungen zur Hornblende, mit der er sich so 
gern vergesellschaftet, wurden bereits oben erwähnt. t 
nur stellt sich die HornbInde dort ein, wo Biotit vorhand 
ist, sondern dieselbe wird auch von dem letzteren durc 
wachsen. AÄehnliche Beziehungen hat der Magnesiaglimmeı 
zum Granat. Dies Verhältniss soll jedoch bei der er 
des letzteren Minerals seine Dedieg> finden. 


er ist vielmehr Beuel) mehr oder an von de At 
sphärilien umgewandelt worden. An seinen Rändern fin 
sich grünliche Nädelchen und Blättchen vor, dieselben siede 
sich auch, ..der Faserung folgend, mehr im Innern des Minera 

an. Das chloritische Umwandlungsprodnet bezeicbnet man mit! 
dem Namen Viridit. — Dieses Umwandlungsstadium des 


gender Fundorte recht schon zu beobachten: Lauenhain 
Mittweida, Rochsburg etc. 


4. Granat. 


DIR RN 


theils; denn die Granatführung unseres Gesteins war zum 
Theil ein zwingender Grund, den Namen Granulit auch ferner- 
hin für diese dunkle Gebirgsart beizubehalten. Schon Puso 
legte dem Vorhandensein des Granats in unserer Felsart ei 


F).ara, 0) 


a 


Ehen Werth bei, sodass er für dieselbe den Namen Trapp- 
Granatgestein wählte. 

Verlassen wir jedoch an dieser Stelle dieses Verhältniss 
s Granats, da in einem späteren Abschnitt unserer Arbeit 
e darüber abzuhandeln ist und betrachten zunächst seine mine- 
ogischen Beziehungen. 

_ Der Granat wechselt nach seiner Häufigkeit mannichfach 
Gestein; er ist bald sparsam in den einzelnen Vorkommen 
ttheilt, bald überwiegt er fast alle anderen Gemengtheile. 
ese letzteren Mengenverhältnisse waren ehedem bestimmend 
8, diesem Umstande lediglich Rechnung zu tragen und 
gleichen Gesteins - Modificationen als Granatfels zu be- 
hnen. 

Der Granat bildet gerundete krystallinische Körner von 
röthlichbrauner Farbe. Gewöhnlich besitzt er die Grösse eines 
sekorns, seltener die einer kleinen Erbse. Wohlausgebil- 
Krystalle, wie man dergleichen in den normalen Granu- 
in Form des Rhombendodekaäders hin und- wieder beob- 
et, sind in den Diallaggranuliten nicht aufgefunden worden. 
mikroskopische Erscheinungsweise der frischen Granaten 
t nicht viel sonderlich Neues dar. Die characteristische 
altenbildung beobachtet man an demselben ebenfalls. Ein- 
ılüsse birgt derselbe von verschiedener Natur. Theils sind 
ahllose kleine Flüssigkeitseinschlüsse, theils kleine Gra- 
n, welche die Form des Rhombendodekaöders wieder- 
n; theils kleine Quarzdihexaäder und Quarzkörnchen, 
s Feldspathbrocken und Fragmente von Diallag, theils auch 
ie Zirkonnädelchen. 

Mehr Interesse beansprucht die Umwandlung der Gra- 
0. Dabei muss zugleich die Frage erörtert werden, ob 
von STELZNER*) beschriebene radialstrahlige Gruppirung 
Glimmer und Magneteisen um einzelne Granatkörner als 
‚ursprüngliche Bildung, oder als eine mit der zu beschrei- 
en Umwandlung zusammenfallende Erscheinung sei. 

Wenn die chemisch so verschieden geschwängerte Ge- 
Sfeuchtigkeit in Berührung mit den Granatkörnern gelangt, 
esinnt sie ihren Angriff meist an der Oberfläche des Mi- 
| Unter dem Mikroskop gewahrt man daher an der 
nseite von manchen Granatkörnern kleinste graulich- 
e oder grünliche Fäserchen und längliche Blättehen, unter 
e sich auch kleine bräunliche, längliche Blättchen mi- 
Zwischen diesen Gebilden, welche um das noch zum 
il erhaltene Granatkorn radial gestellt sind, liegen ausser- 
 opake Erzpartikelchen. Manchmal ist aber die Granat- 


286 


substanz völlig aufgezehrt und ihr Raum von unzähligen ähn- 
lich gefärbten und gestalteten Blättchen und Fäserchen ein- 
genommen worden. In einer nicht geringen Anzahl von den 
untersuchten Präparaten ist dieses Umwandlungsstadium des 
Granats bereits zu beobachten. Es mögen davon nur folgende 
Fundorte namentlich aufgeführt werden: Zöllnitzer Thal, Fisch- | 
heimer Thal, viertes Lager zwischen Neu-Schönberg und Wald- 
heim, viertes Lager, circa 350 M. von der Chemnitzbiegung bei’ 
Mobsdorf abwärts. — Wird ein Granat, der eines dieser Sta- 
dien der Zersetzung repräsentirt, im Präparat so geschnitten, 
dass nur der alterirte Theil in den Schliff zu liegen kommt, 
so werden in der Regel die Blätichen nicht dicht gedrängt, | 
sondern entfernter von einander liegen. Man ist wohl an- 
fänglich geneigt, diese also aggregirten Gebilde als ursprüng- 
liche anzusehen; doch führt die Betrachtung der verschiedenen 
Umwandlungsstufen des Granats zu der hier wiedergegebenen 
Erklärung. Seltener tritt der Fall ein, dass die Zersetzung 
im Centrum des Granatkorns anhebt und von da nach aussen 
fortschreitet. Das Resultat dieses Vorgauges sind die gleich 
Gebilde, wie selbe oben beschrieben wurden. | 
hear mineralischen Natur nach sind die Umwandlungs-| 
producte des Granats dreierlei. Die lichtgrünlichen wellig ge-| 
krummten Blättchen, die zugleich etwas dichreitisch sind, sind! 
ehloritischer Natur. Die bräunlichen,, stark dichroitischen | 
Blättchen darf man wohl unbedenklich als Biotit betrachten; 
während man das opake, bei der Behandlung mit Chlorwasser- | 
stoffsaure auflösbare Erz wohl mit Recht als Magnetit an- | 
sehen darf. El 
Den Beginn der Zersetzung am Granat beobachten a 

in der trefflichsten Weise in einem Schliffe eines Diallaggra-| 
nulites aus der Gegend von Mohsdorf. Das Gestein entstammt 
dem ersten Lager, welches ca. 390 M. auf dem rechten Ufer 
oberhalb der Krummung des Chemnitzflusses zu finden ist. | 
Es ist das Bild eines derartig angegriffenen Granaten in| 
Fig. 23 beigegeben worden. Aus der Darstellung ersieht man) 
zunächst, dass das ziemlich grosse Granatkorn von zahlreichen 
unregelmässig verlaufenden Sprüngen durchsetzt ist. Dicht um) 
dasselbe sind kleinste Fäserchen und längliche Blättchen,! 
welche im Schliff grünlich gefärbt sind, gruppirt. Das da-| 
zwischen liegende pulverfönmige Magneteisen bildet die dun-| 
kelsten Partieen in der Zeichnung. Das allmählige Fort- 


schreiten der Umwandlung nach dem Innern des Minerals Zi 


Theils desselben angezeigt, a | 
Figur 24 bringt die gegentheilige, die von der Mitte nach | 
nach Aussen fortschreitende Umwandlung des Granats 2 


287 


Anschauung. Der also alterirte Granat wurde in einem Schliff 
les Diallaggranulites aus dem Steinbruch bei Zetteritz beob- 
tet. Der Innenraum des Krystalls ist zumeist der Um- 
ndlung erlegen. Grünliche, dichroitische Blättchen sind 
nestheils infolge der rss und neubildenden Thätig- 
t der Atmosphärilien hervorgegangen, mit denen anderer- 
ts gleichzeitig Magneteisen in kleinen rundlichen Körnern 
h gebildet hat. Der frische schmale Saum des Granats ist 
' Sprüngen durchsetzt, welche ohne Zweifel der Zersetzung 
Innern des Krystalls wesentlich Vorschub leisteten. 

Die von STELZNER erwähnte Gruppirung von Glimmer 
d Magneteisen um einzelne Granatkörner dürfte somit wohl 
“ die beschriebenen Zersetzungsproducte des Granats zu- 
chst zu beziehen sein; denn da STELZNER erstlich den Unter- 
d zwischen primären und secundären Bestandtheilen des 
eins nicht hervorhebt und zweitens für alle grünlich ge- 
en Mineralien des Gesteins, also für Diallag, Hornblende, 
it den Ausdruck „glimmerartiges Mineral* gebraucht, so 
t unserer Auffassung und Erklärung wohl nichts entgegen. 
erkt soll jedoch an diesem Orte werden, dass fur 
Anzahl von Fällen eine andere Erklärung, auf welche bei 
Besprechung der :Structur des Gesteins zuruckzukommen 
gerechtfertigt erscheint. 


5. Plagioklas. 


Ein stetiger Bemenzikeil in unserem Gestein ist der Pla- 
las. Das Mengenverhältniss desselben ist bei der grössten 
ahl der Vorkommen ziemlich constant; er bildet einen der 
vorwaltendsten Hauptgemengtheile; nur bei einem kleineren 
heile der Felsart tritt er etwas zurück und wird theilweise 
n Orthoklas ersetzt. Er ist nie bei makroskopischer, son- 
nur bei mikroskopischer Untersuchung nachzuweisen. 

In den prächtigsten Farben heben sich die triklinen Feld- 
he unter dem Mikroskop zwischen gekreuzten Nicols her- 
Es ist denselben, welche meist in mehr oder minder 
ndeten Krystallkörnern entwickelt sind, eine in anderen 
nen kaum wieder anzutreffiende Frische eigen. Die 
ngsverwachsung ist daher immer deutlich zu beobachten; 
Verwachsung der Lamellen findet nicht nur nach der Fläche 
&, sondern auch nach oP statt. Beide polysyothetischen 
wachsungen sind oft in einem und demselben Individuum 
tzunehmen; sie durchschneiden sich in einem beinahe 
ten Winkel. Die Lamellen nach oP durchsetzen jedoch 
t immer sämmtliche Lamellen, welche nach @P& ver- 
ingt sind, sondern gar häufig beobachtet man, wie jene 


288 


nur etliche von diesen durchqueren. Solche sich gegensei 
durchkreuzende Zwillingslamellen verleihen den triklinen Fe 
spathen ein fensterartiges oder gitterförmiges Aussehen. 2 

Die Plagioklase der Diallaggranulite sind ebenso wie die 
übrigen Hauptgemengtheile spärlich mit Einschlüssen versehen. 
Flüssigkeitseinschlüsse wurden höchst selten beobachtet. In! 
einem Schliff eines Diallaggranulites von Mohsdorf (390 M. 
oberhalb der Chemnitzkrümmung) fanden sich in einigen Pla- 
gioklasen einige Flüssigkeitseinschlüsse mit höchst mobiler 
Libelle; in einem anderen Schliffe (von Hartmannsdorf) wurden 
dergleichen Einschlüsse, welche durch ihre längliche sechs- 
seitige Gestalt die Form des Feldspaths zu repetiren schienen, 
bemerkt. Kleinste Quarzkörnchen durchsprenkeln zuweilen 
die triklinen Feldspathe. Hier und da sind noch farblose 
schmale bis haarförmige Mikrolithe vorgefunden worden. Auf 
eine sichere Bestimmung derselben muss man allerdings ver- 
zichten. Wenn eine Deutung noch Anspruch auf Wahrschein- | 
lichkeit zu machen das Recht hat, so wäre es die, dass man 
jene Gebilde als Fibrolith, mit den sie die grösste Aehnlich- 
keit besitzen, ansieht. Noch seltener sind kleinste Kryställ- 
chen von Eisenglanz, die an ihrer Sechsseitigen Begrenzung | 
zu erkennen sind, der Beobachtung in den plagioklastischen | 
Feldspathen entgegen getreten. Als erwähnenswerth dürfte 
ausserdem das Vorhandensein von eingeschlossenem Zirkon 
in triklinem Feldspath zu betrachten sein. | 

Die Species der Plagioklase im Diallaggranulit mittelst, 
chemischer Partialanalyse zu bestimmen, ist wegen der dichten 
Beschaffenheit des Gesteins unmöglich. Es fragt sich, sind 
andere Anzeichen vorhanden, welche einen bestimmten trie 
klinen Feldspath in unserem Gin vorzugsweise vermutben | 
lassen? Diese Frage lässt sich in gewissem Sinne bejahend | 
beantworten. Es dürfte aus folgenden Gründen der Annahme, | 
dass die Feldspathe dem Labrador nahe stehen, eine gewisse 
Berechtigung nicht zu versagen sein. | 

Die NOTHanAF DER Paper habaly en, die der um Bi Mc 


liess und ee weisen sammtlich einen hohen | 
erdegehalt des Gesteins (6 — 12 pCt.) auf. Vom Gabbro | 
(Flasergabbro) von Penig ist bekannt, dass der Feldec 
Labrador ist. Die Pauschanalyse des Gesteins führt 17 pl 

CaO auf; eine Zahl, die allerdings höher ist als die beim | 
Diallaggranulit gefundenen. Der höhere Gehalt an CaO beim 


*) Festschrift der Freiberger Re 1866 pag. 158. — N. Be 
1873 pag. 679. “ 


289 


sergabbro ist wohl darin begründet, dass er ein fast quarz- 
es Gestein ist, während der bedeutende Quarzgehalt des 
Diallaggranulits den Procentsatz an CaO entschieden herunter- 
rückt und die nicht allzu grosse Differenz dieses Bestand- 
Iheils in beiden Gesteinen sich ‘dadurch erklärt. Im Uebrigen 
st timmen beide Felsarten noch durch ihre Diallagführung 
iberein. Der Kieselsäuregehalt der echten Diallaggranulite 
be hwankt zwischen 46 — 60 pCt.; überschreitet letztere Zahl 
sr nicht. Man darf daher Scheer, dass der Natron- den 
Ikgehalt nicht übersteigen werde. Wäre das der Fall, so 
sste die Kieselsaure über 60 pÜt. betragen. Ha nun der 
rongehalt des Gesteins wirklich gering (1—3 pCt.), der 
rocentische Antheil der Kalkerde, der sich nicht nur auf 
liallag beziehen lässt, aber verhältnissmässig gross, ferner 
sich eine Uebereinstimmung in der Pauschanalyse mit 
em sonst ähnlichen Gestein, dem Gabbro von Penig, dessen 
dspath als Labrador gilt, vorhanden ist, so dürfte man 
hl im Allgemeinen einen Kalknatronfeldspath, den Labrador 
‚Gestein als vorhanden anzunehmen berechtigt sein. 

- Damit würden auch manche mikroskopische Beobachtun- 
im Einklang stehen. Es ist bekannt; dass die sich gegen- 
durchsetzende Zwillingsbildung am Labrador sehr con- 
auftritt. Da nuu an den Plagioklasen unseres Gesteins 
lbe Erscheinung ungemein häufig zu beobachten ist, durfte 
Auffassung derselben als Labrador noch grössere Wahr- 
einlichkeit für sich in Anspruch nehmen können. 


- 6. Orthoklas. 


Es mag hier vorausgeschickt werden, dass dieses Mineral 
der Zusammensetzung aller Diallaggranulite nicht Theil 
it, sondern sich nur auf eine bestimmte, doch wohl 
akterisirte Anzahl von Vorkommen beschränkt. Es scheint, 
STELZNER jene Vorkommnisse, die er unter dem Nanich 
, splittriger Granulit, wenn ich nicht irre, beschreibt, 
u den normalen nalen zahlt. Die Gründe, welche 
wogen haben, eine besondere Unterabtheilung der Diallag- 
granulite danach abzutrennen, werden im dritten Abschnitt 
vorliegender Arbeit angegeben werden. 
Die Ausbildung der Orthoklase ist der der Plagioklase 
nsofern ähnlich, als man im Dünnschliff ebenfalls farblosen 
'hschnitten, welche auf gerundete Körner verweisen, deren 
s von den benachbarten Mineralien beeinflusst wird, 
all begegnet, nirgends sind wohlausgebildete Krystalle zu 
achten. Die sonst nicht ungewöhnliche Zwillingsbildung 
‚ nach dem Karlsbader Gesetz vermisst man gleichfalls. 


290 0 


Eine audere Erscheinung am Orthoklas beansprucht ind 
eine eingehendere Betrachtung, vermittelt dieselbe doch 
leichte und sichere Erkennung des Minerals unter dem Mikro- 
skop. -- Es ist dies diejenige Erscheinung, welche als eigen- 
thümliche Faserung des Orthoklases hin und wieder beschrie- 
ben wurde. Die Durchschnitte des Orthoklases erscheinen 
parallel der Längsrichtung wit einer feinen mehr oder minder 
ausgesprochenen Faserung ausgestattet zu sein. In einem 
typischen Granulit von Etzdorf bei Rosswein beobachte von 
LasauLx*) an den Orthoklasen dieses Phänomen. Er erkennt 
darin eine durch die Verwitterung bedingte Erscheinung, welche 
nach der Spaltungsrichtung des Krystalls lagenweise erfolgt 
sei und das Gefüge desselben gelockert habe. Nach der Auf- 
fassung V. Lasauox würde diese Dein Ausbildung am 
Orthoklas der Granulite richt ursprünglich, sondern nur se- 
cundäar sein. Nach F. ZiRKEL") ist diese Ausbildungsweise 
am Orthoklas der Granulite jener am sogenannten labradui 
sirenden Orthoklas von Frederiksvärn ähnlich. 

Nach unseren Untersuchungen beruht die Erscheinung 
nicht lediglich auf blosser Faserung, die etwa durch die Zer-) 
setzung verursacht worden ist. Bei durchfallendem Lichte und 
schwacher Vergrösserung erhält der Beobachter wohl zunächst | 
diesen Eindruck; bei Anwendung stärkerer Vergrösserung hin-| 
gegen und bei Einschaltung einer Quarzplatte zwischen ge-| 
kreuzten Nicols erkennt man deutlich, dass die ganze Erschei- 
nung von unzähligen interponirten nen. farblosen Ge- 
bilden herrührt; sie sind meist an den Enden zugespitzt und| 
parallel dem Oilananes oil eingeschaltet. Die Grenze zwi-| 
schen Orthoklas- und Mikrolithensubstanz erscheint im gewöhn- | | 
lichen Lichte daher als feine Linie. Die Gesammtheit dieser 
Grenzlinien hat allerdings eine auffallende Aehnlichkeit mit 
der Faserung gewisser Mineralien. g 

Die Polarisationsfarben der eingeschalteten stabähnlichen 
Lamellen weichen von der umschliessenden Orthoklassubstanz 
merklich ab; daraus lässt sich folgern, dass sie wohl auch] 
substanziell von derselben verschieden sein werden. Eine bunt-| 
farbige Liniatur auf diesen Lamellen ist nicht beobachtet wor- 
den. Für die sonst naheliegende Annahme, dass in diesen] 
Interpositionen irgend ein Plagioklas vorkeie ist demnach | 
keinn Beweis len Zuweilen werden diese in ver-| 
schiedenen Ebenen übereinander lagernden Lamellen von der- 
gleichen unter einem spitzen Winkel geschnitten. Letztere| 
sind im Orthoklas augenscheinlich der Fläche oP parallel ge 
" N. Jahrb. für Min. 1872, pag. 827. 

**) Mikrosk. Beschaffenheit der Miner. 1873, pag. 466. 


291 


Bei ganz ildeihön Örthoklas - Individuen mag es vor- 
mmen, dass diese cylindrischen Lamellen zu solcher Klein- 
t herabsinken, dass die Erscheinung sich wohl noch als 
erung geltend macht, aber die eigentliche Ursache, also 
jese Gebilde, nicht mehr deutlich erkannt werden können. 
ur 22 bringt einen Orthoklas aus dem Diallaggranulite 
m Steinberge bei Erlau bei: verschiedener Vergrösserung zur 
rstellung. Die erste Figur (22a) bei 90 maliger Vergrösse- 
g lässt von den Lamellen fast nichts erkennen; hier glaubt 
n in der That nur faserigen Orthoklas vor ah zu haben. 
elbe Krystall bei 500maliger Vergrösserung giebt das 
wie es in Figur 22b dargestellt wurde. Mit der grössten 
lichkeit gewahrt man die zahlreichen kleinen, an den 
inden sich verschmälernden Lamellen im Orthoklas. Hin und. 
der bemerkt man noch kleine Striche quer auf den- 
n, welche möglicherweise eine Zwillingsstreifung andeuten 
ten. 

_ Von anderweiten Interpositionen sind im Orthoklas na- 
lich kleine runde Quarzkörnchen angetroffen worden. 


7. Quarz. 


er 


_ Wegen seiner allgemeinen Verbreitung im Diallaggranulit 
ent der Quarz an dieser Stelle eine kurze Besprechung. 
ne Form ist wechselnd; bald erscheint er in gerundeten 
ern, deren Rand ausgezackt oder wellig ausgebogen ist, 
in länglichen Platten von mehreren Millimeter Länge 
er auch in linsenformigen Lamellen. Wie die Quarze an- 
* Gesteine sind seine Durchschnitte bei durchfallendem 
glashell. Er enthält zahlreiche Flüssigkeitseinschlüsse 
 winzigster Grösse; oft sind dieselben in Reihen an- 
net. Auch grössere Flüssigkeitseinschlüsse mangeln ihm 


ammtliche Mineralien, welche sich an der Bildung des 
ns betheiligen, werden von ihm eingeschlossen. Rund- 
ae Körnchen,, welche ebenfalls so lebhaft polarisiren wie 
einschliessende Medium , durchsprenkeln zuweilen den 
2; es sind selbst kleine Quarzkörnchen. Benachbarte 
athe greifen randlich in die Quarzsubstanz ein oder 
'e Körnchen desselben Minerals werden vollständig von 
en umhuüllt. Längliche und rundliche Diallagindividuen 
besonderer Kleinheit lieben es namentlich, ihr Asyl im 
'z aufzuschlagen. Für die Erzpartikel bildet er nicht min- 
die umschliessende Substanz. Kleinste Eisenglanzblättchen 


2923 


oder Körnchen von Magnetkies sind nicht selten darin ein 
bettet; gleichfalls begegnet man Zirkon- und Turmalinnädelch 
welche ihn, vorzüglich die ersteren, durchspicken. Farbl 
Mikrolithe, die bis zur Dünne von feinsten Strichen herab- 
sinken, beherbergen manche Quarze in erstaunlicher Reich- 
lichkeit, namentlich zeichnet sich die splittrige Gesteinsvarietät 
dardurch aus. Es sind dieselben Gebilde, welche man so häufig | 
in den Quarzen und Feldspathen der en, Granulite be- 
gegnet. Ihre mineralische Natur ist wohl kaum jemals sicher 
zu bestimmen. Eine Aehnlichkeit mit Fibrolitnädelchen ist bei 
manchen derselben nicht zu verkenneu. 


8 Zirkon. 


Von F. Zırken*) angestellte Untersuchungen an den lich- 
ten (normalen) Granuliten haben gelehrt, dass Zirkon mikro- | 
skopisch in denselben vertheilt ist. Das Mineral betheiligt 


sich auch an der Armes zung der Diallaggranuläie: 


Be 


Gemengtheil des Gesteins. Die Ausbildung desselben ist die 
selbe, wie in den normalen Granuliten. Einerseits ist 
Zirkon in schlanksäulenförmigen, wohlausgebildeten Krystall 
andererseits nur in langlich runden Körnchen entwickelt. 
den gut auskrystallisirten Zirkonen nimmt man die tetragon 
Säule und als deren Zuspitzung die tetragonale und zuwei. 
auch die ditetragonale Pyramide wahr. Werden die Zirke 
nädelchen geschnitten, so erhält man quadratische Querschnit 
es sind dergleichen beobachtet wordeu. . Die Grösse der Z 
kone wechselt in auffallender Weise; so begegnet man zuweilen | 
recht grossen Individuen. In dem splittrigen, lichtgrauen' 
Diallaggranulit von Amerika bei Penig war der eine Krystall 
0,32 Mm. lang und 0,08 Mm. breit, ein anderer dagegen! 
0,15 Mm. lang und 0,04 Mm. breit. Andere Zirkone sind! 
aber oft von winziger Grösse und ihre Länge beträgt höchste 18) 
0,01 Mm. | 
Mit besonderer Grelligkeit treten die braungelb gefärbten, 
Zirkone. im Dünnschliff aus den übrigen Gemenstheilen des 
Gesteins hervor. Aber nicht alle Gebilde, welche dem Zirkon) 
zuzuzählen, sind durch bräunliche Da charakterisirt, 
Eine Anzahl von farblosen Nädelchen, welche ein gleichstarkes] 
Lichtbrechungsvermögen und dieselbe Krystallform wie R 
braungelben Zirkone besitzen, mussen ebenfalls als Zirik Mi | 
in Anspruch genommen werden, Beide Arten des Min oaiih 
sind in der Regel im Gestein miteinander vergesellschaft 


*) N. Jahrb. f. Min. 1875. pag. 628. 


293 


Belben ehren an ae oranhte führen Zir- 
‚ne in besonderer Reichhaltigkeit und von ansehnlicher Grösse: 
 Hartmannsdorf, von Zinnberg, von Mohsdorf, Moritzfeld, 
ı Amerika bei Penig u. a. m, | 


9 Turmalin. 


it anzutreffen, dass GUMBEL und v. HOCHSTETTER a 
steine mit dem Namen „Turmalingranulite* belegen. Der 
)hsische normale Granulit führt makroskopisch, soviel mir 
etzt bekannt ist, dieses Mineral nicht; mikroskopisch ist 
ber, wenn Mich nur in geringer Menge, in denselben zu 
achten. In den Gesteinen, welche wir unter dem Namen 
allaggranulit zusammenfassen, ist er ein seltener Gast; ja 
an kann sagen, dass er denselben im Grossen und Ganzen 


n einen Ende eine ikesdnisehe. Zuspitzung aufweisen, 
ein anderen aber quer abgeschnitten sind, Die schwarzen 
alle desselben sind durchscheinend und besitzen einen 


ie Diallaggranulite von Wittgensdorf,. Zetteritz , Beldn, 
ika bei Penig, Wiederau, Lauenhain u. a. m. führen 
nalin in einzelnen Kryställchen. 


10. Erzgemengtheile. 


ie bisherigen Untersuchungen unseres Gesteins führen 
zgemengtheil desselben lediglich Magnetit auf. Diese 


tigt werden. Es sind vielmehr eine Reihe anderer Erz- 
engtheile in grösserer Menge in demselben zugegen. 

lagnetkies (Pyrrhotin). Dieses Miueral besitzt unter 
ı vorhandenen Erzen die allgemeinste Verbreitung und es 
Isprucht wegen seiner Häufigkeit fast die Stelle eines we- 
ichen Gemengtheils. Schon bei makroskopischer Betrach- 
lässt sich der Magnetkies leicht eonstatiren. Es ist mir 


294 


kein Handstuck vorgekommen, in welchem derselbe ni 
nachgewiesen werden konnte. Auf den Bruchflächen des Ge: 
steins gewahrt man nämlich zahlreiche kleine Bleche odeı 
kleinste Pünktchen von speissgelber bis bronzegelber Farbe, 
Im pulverisirten Gestein lassen sich dieselben mit einem star- 
ken Magnet leicht ausziehen. Betrachtet man nun mit einer 
Lupe den Bart am Magnet, so erkennt man in diesen Erz- 
theilchen zu allermeist solche, welche die für den Magnetkies 
oben angegebenen charakteristischen Metallfarben besitzen. 
Bei Behandlung des Pulvers mit heisser Salzsäure löst sich 
der grösste Theil der Erze auf und unter dem Mikroscop lässt 
sich der Magnetkies, da er ähnlich wie der Eisenkies an seiner 
feinen Durchlöcherung kenntlich ist, nicht mehr nachweisen. 
‘In Dünnschliffen beobachtet man an den meist mehr oder min- 
der rundlichen Körnern des Magnetkieses Krystallflächen, 
welche auf das hexagonale System hindeuten. Im Allgemeinen 
hat an diesem Erze eine Umwandlung nicht stattgefunden, 
doch wurde einige Male an einzelnen Körnern eine schwärzlich- 
braune Rinde, welche den Beginn der Zersetzung anzeigt, 
wahrgenommen. (Im Dialaggranulit des vierten Lagers zwi- 
schen Neu-Schönberg und Waldheim, im Orthoklas- führende: 
Diallaggranulit aus dem Wiederauer Thale ete.) Neben Magnet- 
kies kann jedoch auch eine geringe Menge der speissgelben 
Pünktchen Eisenkies sein; denn im Orthoklas - führenden 
Diallaggranulit vom linken Zschopauufer unterhalb Ringethal 
wurden einige Pyritwürfelchen im Dünnschliff beobachtet, | 

Hämatit. Ein Theil des unter dem Mikroskop 'opaken 
Erzes muss auf Hämatit bezogen werden, da die Krystallfo 
darauf hinzudeuten scheint. Da aber auch der hexagon 
Pyrrhotin und wie weiter unten gezeigt werden soll, auch 
möglicherweise Titaneisen im Gestein enthalten ist, is! 
ohne jedesmalige chemische Prüfung die Bestimmung immerl 
für jeden einzelnen Dünnschliff eh, unsicher. Indessen lä 
sich in vielen Fällen auch ohne diese Prüfung Hämatit un 
dem Mikroskop in der Felsart constatiren. Es treten näm 
im Quarz eingeschlossen recht häufig kleine bräunlich durch) 
scheinende oder opake, hexagonal begrenzte Kryställchen de 
Beobachtung entgegen ; sie sind ohne Zweifel die Eisenglimme) 
genannte Varietät des Hämatits. Ihre Grösse ist sehr gering 
die Länge der Täfelchen beträgt durchschnittlich nur 0,01 bi) 
0,02 oe a wurde derartig el Ha 


Diiiärerehäieen und zwar im Gestein a Göppers 
und Taurastein, ferner im Gestein der Mohsdorfer ke 


295 


chten Zschopauufer oberhalb des Raubschlosses bei Ringe- 
l. Die unter dem Mikroskop mit bläulichem Metallglanz 
isgestatteten Erzpartikel, an welchen hexagonale Umrisse 
eobachtet werden, müssen einerseits als Hämatit, anderer- 
its als Titaneisen aufgefasst werden. 

- Durch die mikroskopische Untersuchung wäre man auf 
as Vorhandensein von Titaneisen nicht geführt worden; denn 
sonst für dasselbe so eigenthümliche Br mn were 
lich das weissliche Zersetzungsproduct, das entweder 
male Striche oder breitere Zonen im Krystall bildet und 
‚häufig in Diabasen, Dioriten, Hornblendeschiefern vor- 
den ist, fehlt hier gänzlich. Auf die Gegenwart eines 
een Minerals in unserer Felsart wurde man durch 
von ÖOHL*) ausgeführte chemische Analyse des Ortho- 
las - führenden Diallaggranulites von Niederrossau auf- 
jerksam gemacht. Er fand im Gestein 0,47 pCt. Mangan- 
dul und Titansäure.. Für den nachgewiesenen Titangehalt 
st sich nun ein Mineral, das entweder nur aus Titansäure 
ıtil etc.) oder aus einer "Verbindung derselben mit Alkalien 
der alkalischen Erden (Titanit etc.) besteht, nicht ausfindig 
en; es muss ein solches vielmehr unter den opaken Erz- 
keln gesucht und das Vorhandensein von Titaneisen oder 
yenigstens von titanhaltigem Magneteisen angenommen werden. 
Zur Nachweisung des Titangehaltes wurden ziemlich grosse 
prenglinge, wie selbige im Diallaggranulit aus dem Wie- 
auer Thal vorkommen, benutzt. Das Erz besitzt einen 
iwarzen, spiegelnden Metallglanz, den man auch unter dem 
kroskop gewahrt. Bei der Löthrohrprüfung erhielt man mit 
phorsalz in der Reductionsflamme eine blutrothe Perle 
d bei Behandlung der pulverisirten erzreichen Gesteinspar- 
en mit Schwefelsäure bei Zusatz von Zink eine blaue Fär- 
ag der Lösung. Da man ausserdem unter dem Mikroskop 
ielen opaken Erztbeilen hexagonale Formen beobachtet, 
rscheint die Annahme von Titaneisen im Gestein wohl 
;htfertigt. 

 Magnetit. Wie bereits bei der Besprechung des Granats 
orgehoben wurde, ist Magnetit im Gesteine zugegen. Er 
berall da, wo die Granaten in Chlorit und Biotit zersetzt 
‚, ebenfalls aus der Umwandlung derselben hervorgegangen; 
st also in diesem Falle secundärer Entstehung. Dieses 
ndäre Magneteisen ist leicht erkennbar; seine Lage und 
heilung zwischen den anderen Umwandlungsproducten 


i *) SCHEERER: Ueber die Genesis des Granulits ete., N. Jahrb. für 
1873. pag. 644. 


beits. d. D. geol. Ges. XXIX. 2. | 20 


ie 


kennzeichnen es genugsam. Die Menge des nachträglich ge- 
bildeten Magnetits ist gering, im Vergleich zu den anderen 
Erzen sogar verschwindend klein. Bebandeli man einen 
Dünnschliff, welcher zersetzte Granaten und sonach auch dieses 
Erz enthält, mit Ohlorwasserstoffsäure, so löst sich das opake 
Erz sehr schnell auf. Ob nun ausserdem primärer Magnetit 
im Gestein vorhanden sei, lässt sich schwer entscheiden. Die 
mikroskopische Beobachtung giebt wenigstens hierfür keinen 
sicheren Anhalt. Wenn Magneteisen darin enthalten ist. so 
jedenfalls nur in minimalen Mengen, vielleicht als titanhaltiges‘ 
Magneteisen, da der grössere Theil des nicht gerade im 
Gestein häufigen Erzes als Magnetkies, Hämatit und Titaneisen 
angesehen werden muss. 


HD. Structur des Gesteins. : 


Aus der Vereinigung der im vorigen Abschnitte aufge- 
zählten und beschriebenen Mineralien resultirt das Gestein, 
dessen Name „Diallaggranulit* mehrfach schon genannt wurde. | 
Durch die hervorragende Betheiligung des Diallags, des Bio- | 
tits, der Hornblende und einiger Erze werden die dunklen | 
Farbennüancen der Felsart hervorgebracht. Das Gestein ist | 
bald graulichschwarz oder auch rabenschwarz gefärbt. 

Gelegentlich der Beschreibung der einzelden Mineralien 
ist ferner bemerkt worden, dass nur wenige derselben mit | 
blossem Auge zu erkennen sind; es sind dies namentlich | 
Granat, Biotit und Quarz, seltener Diallag und Magnetkies. | 
Es ist demnach das Gestein nach seiner Korngrösse entweder | 
fast krystallinisch-dicht, oder feinkörnig entwickelt. Nur we- | 
nige Vorkommnisse, in der Hauptsache, die ehemals Eklogit | 
genannten Gesteine machen hiervon eine Ausnahme; sie sind | 
körnig bis grobkörnig ausgebildet. © 

Die Feinheit des Kornes verleiht dem Gestein im Grossen I 
und Ganzen beinahe ein massiges Aussehen; doch ist nicht8s- | 
destoweniger die Textur eine ausgesprochen massige, sondern | 
meistentheils eine schiefrige, wenn auch in der Regel eine | 
unvollkommen schiefrige. Das schiefrige Gefüge der Felsart, | 
wo dasselbe makroskopisch entweder deutlich oder nur an- | 
deutungsweise wahrgenommen wird, geht aus der parallelen 
Anordnung einzelner Gemengtheile hervor. Vor allen anderen | 
(Gemengtheilen bringen die Blättchen des MagnesioglitagäiHEl 
diese Texturausbildung hervor. Durch die theilweise lamellare | 
Ausbildung des Quarzes wird nicht minder die Schieferung 
erzeugt; vergl. Figur 26. Es fügt sich eine Quarzlamelle an | 
die andere in einer bestimmten Ebene. Auf dem Querbrue 


I 


297 


‚Gesteins treten diese feinen Quarzlagen alsdann hervor 
d sind mit einer Lupe deutlich zu erkennen. Auch der 
anat besitzt mitunter eine mit den vorigen Gemengtheilen 
bereinstimmende Lage. Durch die genannten Gemengtheile 
ird also eine Schieferung, wenn auch mehr oder minder 
vollkommen entwickelt, hervorgebracht. 

Der Bruch des Gesteins, von der Texturausbildung ab- 
angig, erfolgt demnach in der Richtung der Schieferung am 
sgezeichnetsten. Br ist feinsplittrig, seltener grobsplittrig. 
massig abgesonderten Diallaggranuliten wird man daher 
Abschlagen von Splittern mit Leichtigkeit die Richtung 
Schieferung erkennen können. 

Von Klüften sind die Diallaggrauulite nach allen Richtun- 
durchzogen; doch verläuft die Hauptkluft immer annähernd 
rallel der Stellung des Gesteinsiagerss. Es kommt durch 
en Umstand die Schichtung des Gesteins noch deutlicher 
Ausdruck. Infolge der Verwitterung zerklüftet sich das 
tein nicht nur mehr und mehr, sondern es zerfällt auch in 
zelne, anfänglich eckige Stücke, welche aber später sich 
iter zersetzen. Bei der Umwandlung des Gesteins bildet 
ch ein grünlichgrauer, chloritischer Grus, in welchem na- 
ntlich die granatreicheren , deshalb widerstandsfähigeren 
steinspartieen in Form von faust- bis kopfgrossen Knollen 
rückbleiben. 

Die Mikrostructur der Diallaggranulite ist eine ausge- 
hnet krystallinisch-körnige, ohne jedoch einen typisch-gra- 
tischen Habitus zu besitzen. Die Aggregation der Haupt- 
mengtheile erfolgt also nicht in der Weise, dass z. B. Diallag, 
spath und Quarz in einzelnen Körnern neben einander 
,„ und so mit einander richtungslos verwachsen sind, son- 
n es häufen sich zahlreiche Individuen einer und derselben 
eralspecies zusammen, an welche sich andere, ebenso 
enweise aggregirt, anschliessen. 

Im Dünnschliff springt diese gruppenweise Aggregatiion 
t in die Augen. Zahlreiche Individuen von Diallag liegen 
neben einander und sind selten von einem Feldspath- 
Quarzkorn unterbrochen; oder verschieden orientirte Pla- 
ase haben sich dicht mit einander vergesell- 
tet; oder Quarzlamellen folgen in einer Richtung auf 
der oder Quarzkörnchen bilden eine zusammenhängende 
eralgruppe. Und in ähnlicher Art vereinigen sich auch 
t, Biotit und die Erzgemengtheile des Gesteins haufen- 


Bei allen Vorkommnissen mit unvollkommen schiefriger 
r macht sich im Dünnschliff diese Aggregation noch 
n zonale Anordnung der Gemengtheile bemerklicher. Alle 


20 * 


298 


Mineralindividuen lagern alsdann mehr oder minder parallel 
zu einander; sie sind sämmtlich gestreckt (vergl. Fig. 6). 
An den granatführenden Diallaggranuliten sind noch | 
manche andere interessante Gruppirungen der Gesteinsbestand- 
theille bemerkbar. STELZNER*) hat seiner Zeit daruber be- 
richtet. Die von STELZNER beschriebene radiale Gruppirung 
von Glimmer und Magneteisen um einzelne Granatkörner muss, 
wie bei der Besprechung des Granats oben hervorgehoben 
wurde, in der Hauptsache als eine secundäre, durch Um- 
wandlung des Granats hervorgegangene, aber nicht ursprüng- 
liche Erscheinung in Anspruch genommen werden. Durch die 
Zersetzung des Granats wird Chlorit und Biotit, welche sich 
um das Muttermineral gruppiren, gebildet. Vereinzelt lässt 
sich indess auch die Beobachtung machen, dass kleine lang- 
liche Diallagindividuen oder primäre Biotitblättchen kranz- 
formig einzelne Granatkörner umgeben. In gleicher Weise 
gruppiren sich Plagioklas und Quarz um den Granat. Die 
granatreichen Diallaggranulite sind mit dieser Ausbildung reich- 
lich ausgestattet. Schon mit der Lupe vermag man an man- 
chem Präparat einen hellen Ring, der einzelne Granatkörner 
umgiebt, zu erblicken. Figur 25 bringt diese unter dem Mi- | 
kroskop wahrnehmbare Mikrostructur aus dem Diallaggranulit | 
von Knobelsdorf bei Waldheim zur Darstellung. In der Mitte | 
des Bildes liegt ein im Innern in Zersetzung begriffenes läang- | 
lich-rundes Granatkorn. Bei durchfallendem Lichte beobachtet 
man einen hellen Ring um dasselbe Bei Anwendung des | 
polarisirten Lichtes löst sich diese kreisformige Zone in ein- | 
zelne buntgestreifte Plagioklase, unter die sich einzelne bunt- | 
farbige Quarze mischen, auf. Auf diese Feldspath- Quarzzone | 
folgt in derselben Anordnung ein von Diallagindividuen gebil- 
deter Ring, welcher nach aussen zu gewissermaassen ver- | 
schwimmt, das heisst die Structur der übrigen Gesteinsmasse | | 
annimmt. | 
Die Mikrostructur der Diallaggranulite ist also nach dedi 
Vorstehenden dadurch charakterisirt, dass mehrere Mineral- ! 
individuen derselben Species sich apgregiren und aus den 80 | 
gebildeten Mineralgruppen ein krystallinisch -körniges Gestein | 
hervorgeht. Eine derartige Mikrotextur ist aber für gewisse | 
krystallinische Schiefer eigenthümlich; es gewinnt daber diese | 
Ausbildungsweise unseres Gesteins in genetischer Hinsicht ein 
erhöhtes Interesse. An geeigneter Stelle wird sich Gelegenheit 
finden, auf diese Beobachtungen nochmals zurück uk | 
= 


*) N. Jahrb, f. Min. 1871. pag. 244. 


299 


F 

YA II. Classification und specielle Beschreibung der 

En o .s s 

) Varietäten des Gesteins. 

= Unser Gestein hat im Laufe der Zeit schon verschiedene 
 Benennungen geführt. Die kurze, nochmalige Aufzählung der- 
selben an dieser Stelle möge uns nachgesehen werden. 
 ENGELBRECHT, bei welchem man die erste Erwähnung des 
 Gesteins findet, bezeichnet es allgemein „als die dunkle, splitt- 
ige Abänderung des Weisssteins«. Trapp - Weissstein oder 
_ Trapp-Granatgestein sind die beiden Namen, welche G. PuscH 
dafür gebraucht. Bei C. Naumann findet man in der geogno- 
 stischen Beschreibung des sächsischen Granulitgebiets für diese 
Felsart den Namen „trappartiger Granulit“. Dieser Name, 
welchen man in „Trappgranulit* zusammenzog, erhielt von nun 
an das Bügerrecht und man findet ihn bis jetzt bei allen For- 
‚schern in Gebrauch. 

Die Gründe, welche mich bewogen haben, diesen einge- 
ürgerten Namen aufzugeben und einen neuen zu wählen, sind 
folgende. | 

Das Streben, den Namen „Trapp“ aus der Petrographie 
, zu verbannen, ist in jüngster Zeit in der berechtigsten Weise 
zu Tage getreten. Es ist genugsam erkannt und ausgesprochen 
an, dass der Name „Trapp“ nicht nur zu allgemein und 
unbestimmt, sondern auch in gewissem Sinne „vag und be- 
‚ rüchtigt“ sei. Benannte man doch alle dunkelgefärbten Ge- 
‚ steine, sobald man deren Zusammensetzung nicht kannte, mit 
‚ diesem bequemen, die Unkenntniss verhüllenden Namen. Und 
‚ verdankt nicht auch die dunkle Varietät des sächsischen Gra- 
) mulits diesem Umstande die Bezeichnung „Trappgranulit“. Nach- 
em es nun durch Benutzung des jetzt so unentbehrlichen 
' Mikroskops gelungen ist, die Zusammensetzung dieses Gesteins 
a entziffern, sollte man da nicht mit der Vergangenheit in 
ser Hinsicht brechen und das veraltete Attribut „Trapp“ in 
em Gesteinsnamen aufgeben und durch ein bezeichnenderes 


ersetzen ? 
‚Mit dem Namen „Trapp“ hat sich aber auch mit der Zeit 


‚der Begriff der Eruptivität eng verbunden. Gesteinsbezeichnun- 
gen sollen aber möglichst nur die Zusammensetzung und Structur, 
oder höchstens andere klarliegende Verhältnisse des Gesteins 
zum Ausdruck bringen; sie sollen aber nicht irgend welcher 
‚ Hypothese zu Liebe gewählt und gebraucht werden. 


' Auch dieser Gesichtspunkt forderte zur Aenderung des 


SS 


300 


Entstehung in der Weise, wie es NAUMANN auffasst, sei. Hat 
man doch demselben im Laufe der Zeit und von verschiedener 
Seite die mannigfachste Entstehung zugeschrieben. Es galt 
also eine Benennung zu finden, die frei von allem specula- 
tiven Beigeschmack das Gestein möglichst nur seiner Zusam- 
mensetzung und Structur nach bezeichnete; sie musste aber | 
auch mit Rücksicht auf das Verhältniss, in welchem das Ge- 
stein zu den übrigen Gliedern der Granulitformation steht, 
gewählt sein. Die weitere Begründung dieser hier kurz ange- 
deuteten, bei der Wahl maassgebenden Gesichtspunkte wird 
sich im nachfolgenden Theile dieses Abschnittes ergeben. Ich 
bringe nun nach Berücksichtigung aller. dieser Punkte für das | 
bisher mit dem Namen Trappgranulit belegte Gestein, die 
Bezeichnung Diallaggranulit in Vorschlag. Herr Professor 
F. ZIRKEL hat nach eingehenden Untersuchungen und mit mir 
gepflogenen Besprechungen, wofür ich ibm auch an dieser 
Stelle meinen aufrichtigsten Dank abstatte. meinem Vorschlage 
seine Billigung ertheilt. \ 

Nach oo Vorbemerkungen über die Benennung des | 
Gesteins, schreiten wir zur weiteren specielleren Betrachiuiin] 
desselben. a 

Die Hauptgemengtheile der Felsart sind Diallag, Place I 
klas, Quarz, Granat, Biotit und Magnetkies. Durch die drei | 
ersten Mineralien Kann der Gesteinscharakter bereits zur 
Geltung; die letzteren Gemengtheile sind wohl’ in der. Regel | 
auch vertreten; doch giebt es gewisse Vorkommnisse, die 
hiervon insofern eine Ausnahme machen, als eines oder meh- 
rere dieser Mineralien mehr zurücktreten und die Rolle eines 
zufälligen Gemengtheils spielen. Wenn aber eines der drei | 
ersten Mineralien in einem Vorkommen nicht vorhanden wäre, | 
so könnte die Bezeichnung Diallaggranulit dafür keine An- | 
wendung finden. Die Anwesenheit des Diallags ist im Gestein | 
unbedingt erforderlich. Dieser Gemengtheil wird aber hin und 
wieder von Hornblende ersetzt. Die Vertretung findet indess | 
nicht in der Weise statt, dass das Vorhandensein des Diallags | 
dadurch gänzlich ausgeschlossen wird. Die Hornblende spielt | 
entweder nur die Rolle eines zufälligen Gemengtheils oder sie | 
ist in gleicher Menge wie der Diallag zugegen, seltener über- 
wiegt sie denselben. 

Die Amphibolführung der Diallaggranulite scheint auf die 
deutlich körnigen und grobkörnigen Gesteine vorzugsweise ber 
schränkt zu sein; doch war die Gegenwart des Amphibols im | 
Gestein kein derartiges Moment, He zu einer Abtrennung | 
einer Granulitvarietät Anlass gab. Es sind daher auch © ie 
grobkörnigen Gesteine, welche Diallag, Hornblende, Plagioki 
Quarz und Granat führen und die im sächsischen Granu 


301 


liten zu vereinigen. Die von mir bei anderer Gelegenheit *) 
usgesprochene Vermuthung, dass diese „Eklogite* wirklich 
nur grobkrystallinische Trapp-, resp. Diallaggranulite seien, 
at demnach die vollste Bestätigung erfahren. Es sind also 
die in jener Arbeit noch Eklogit genannten Gesteine als 
Diallaggranulite zu bezeichnen und zwar: das Gestein über 
dem Tunnel bei Waldheim, von den Feldern in der Nähe des 
Tunnels, aus dem Gemeindebruch in Greifendorf, vom Bohr- 
verg bei Böhringen, von Gilsberg und aus dem Steinbruch am 
ebersbach in Waldheim. Von dem Gestein des letzten Fund- 
tes wurde in der citirten Arbeit angeführt, es enthalte we- 
entlich neben Plagioklas, Quarz, Biotit und Granat nur noch 
' Hornblende. Es muss diese Angabe insofern berichtigt und 
ersäuzt werden, als auf Grund erneuter Untersuchung an fri- 
cherem Gestein ausgeführt, auch Diallag als ein wesentlicher 
emengtheil des Gesteins erkannt wurde. 

Wie der Diallag in gewisser Hinsicht von dem Amphibol 
ı den Diallaggranuliten vertreten wird, so der Plagioklas von 
Orthoklas. In einer Anzahl von Fundorten des Gesteins 
enst sich neben dem triklinen Feldspath auch Orthoklas bei, 
hrend letzterer Gemengtheil in der grösseren Zahl der 
llaggranulite nie vorhanden ist. In jenen Gesteinen ver- 
ert sich aber zugleich der Diallag und nimmt eine beson- 
e Ausbildung an; er ist nämlich meist in der Form von 
stalloiden entwickelt. Ausserdem zeichnen sich diese Fels- 
ten durch Reichthum an Biotit aus, wodurch ihre schiefrige 
extur namentlich hervorgeht. 

Alle diese Verschiedenheiten und die Berücksichtigung der 
mischen Constitution der Gesteine waren Veranlassung 
ug, die Diallaggranulite nach dem Fehlen oder Vorhanden- 
ein des Orthoklases in zwei Unterabtheilungen zu trennen. 
s ergiebt sich demzufolge nachstehende Gruppirung der 
llaggranulite: 


‚4 


1. Orthoklasfereie Diallaggranulite, 
2. Orthoklasführende Diallaggranulite. 


1. Orthoklasfreie Diallaggranulite sind fein- 
grobkörnige, unvollkommen schiefrige bis massige Gesteine 
dunkelgrüner bis rabenschwarzer Farbe und grobsplittrigem 
‚Bruch, welche wesentlich aus Diallag, triklinem Feldspath, 
arz, Granat, Magnesiaglimmer, Magnetkies und Eisenkies, 
Theil auch aus Hornblende bestehen und accessorisch 
kon, Hämatit und Magnetit führen. 


=) N. Jahrb. 1876. 


302 


2. Orthoklasführende Diallaggranulite sind 
fein- bis grobkörnige, unvollkommen schiefrige, feinkörnige bis 
krystallinisch-diehte, dunkelgraue Gesteine mit feinsplittrigem 
Bruch, welche aus Diallag, Orthoklas, Plagioklas, Quarz, 
Granat, Biotit, Magnetkies, Eisenkies, Eisenglanz, Mau 
eisen, Zirkon und Turmalin zusammengesetzt sind. 

Das specifische Gewicht der Diallaggranulite schwanke | 
nach Bestimmungen von A. STELZNER, welcher mir dieselben 
gütigst zur Veröffentlichung überlassen hat, zwischen 2,70 bis | 
3,10. Es mögen einzelne Bestimmungen STELZNER’s hier 
folgen: Den 


Diallaggranulit von der Klaumühle bei Limhach 3,08-3,10. 
5 von Hartmannsdorf. . . . .. 2,89-2,90. 
oberhalb Ringethal . ’ 2,98-2,99. 
in von der Herrenhaide b. Br, 2,170-2,71. | 


Die chemische Zusammensetzung der Diallaggranulite ist. | 
aus der folgenden Zusammenstellung von einigen Analysen | 
ersichtlich. Ein Theil derselben ist bereits früher von Ta. | 
SCHEERER veröffentlicht worden und zwar No. 1 und 2 in 
seiner Abhandlung*): „Ueber die chemische Constitution der | 
Plutonite“; während er No. 3, 4 und 5 in der Arbeit**): | 
„Ueber die Genesis der Se mit besonderer Berücksich- | 
tigung auf die sächsische Granulitformation“ der Veröffent- | 
lichung übergab. In beiden Arbeiten finden sich noch mehrere | 
Analysen und ınehrere Kieselsäurebestimmungen von Trapp- | 
resp. Diallaggranuliten aufgeführt. Es sind dieselben indess | 
in unserer Zusammenstellung weggelassen worden, weil Natron | 
und Kali fehlen, obwohl wegen des bedeutenden Feldspath- | 
gehaltes beide chemische Bestandtheile oder N niBelene einer | 
derselben zu erwarten sind. a 

Durch die Liebenswürdigkeit des Herrn Prof. A. STELznER | 
in Freiberg war es mir möglich, diese Analysen auf die von | 
mir gewählte Eintheilung der Diallaggranulite anwenden und | 
verwerthen zu können. Zu diesem Behufe stellte er mir seine | 
mikroskopischen Präparate, welche ebenfalls den zur chemi- | 
schen Analyse verwandten Handstüucken von Granuliten ent- | 
stammen, bereitwilligst zur Verfügung. Für diese gütige Unter- 
stützung, welche Herr Prof. STELZNER somit meiner Arbeit hat | 
angedeihen lassen, fühle ich mich ihm zu dem grössten Danke | 
verpflichtet. 


Keane zu er 1866, El j' 
*) N. Jahrb. f. Min, 1873. 


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303 


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-SsI9NLWO s9 2 | RE FRA z . .. SUHWWONIOA 
AD P [swung | 0° |o’en | 0° OSW 98:1... 0905, 0m 50 DOSE ee 


304 


Aus vorstehender Tabelle ersieht man, dass die Werthe 
der chemischen Verbindungen in den Diallaggranuliten sich in 
ziemlich grossen Abständen bewegen. Lägen indess von den- 
selben, die nach ihren mineralischeu Mengenverhältnissen so 
wechselnde Beschaffenheit aufweisen, zahlreichere Analysen | 
vor, so wurden dieselben unzweifelhaft eine ununterbrochene 
chemische Reihe darstellen; doch es deuten schon diese ver- 
zeichneten Analysen von Diallaggranuliten eine solche an. 

Die Werthe für Kieselsäure schwauken zwischen den 
Zahlen 73—46 pCt. Der Thonerdegebalt ist bei allen unter- 
suchten Gesteinen des Diallaggranulites ziemlich derselbe und 
beträgt im Mittel 15 pCt. Mit dem Niedrigerwerden des ) 
Procentsatzes an Kieselsäure ist aber eine Zunahme der Öxyde 
des Eisens (Eisenoxyd und Eisenoxydul), der Kalkerde und 
der Magnesia verbunden, während umgekehrt der Natron- und. 
Kaligehalt ebenfalls abnimmt. Demzufolge begegnet man bei 
den kieselsänrereichsten Diallaggranuliten, welche der Gruppe 
der Orthoklas-führenden zugehören, niedrigeren Zahlen für die 
Oxyde des Eisens, des Caleiums und des Magnesiums und | 
höheren fur die Oxyde des Natriums und Kultums‘ während | 
die orthoklasfreien Diallaggranulite als kieselsaureärmere Ge 
steine das umgekehrte Verhältniss im Gehalt dieser zuletzt | 
genannten home cinan Verbindungen bekunden. ei 

Der unter No. 4 gestellte Diallaggranulit aus dem Stein- 
bruch zwischen Ober-Crossen und Tanneberg repräsentirt recht / 
gut in allen seinen chemischen Verbindungen die mittlere | 
chemische Zusammensetzung der Dialläggränaliie. Man kann | 
ferner im Allgemeinen annehmen, dass diejenigen Diallag- | 
granulite, welche einen höheren procentischen Gehalt an SiO, f 
als 60 besitzen, der orthoklasführenden Varietät des Gestein] 
während Arena mit einem geringeren Procentsatz der 
orthoklasfreien Abänderung des Gesteins zugehören werden. | 
Das Sinken oder Steigen der Procentzahlen der einzelnen | 
chemischen Verbindungen in unserem Gestein steht augen- | 
scheinlich mit dem Zurücktreten oder gänzlichem Verschwinden | 
des Orthoklases und mit der reichlicheren Beimengung vorzugs- | 
weise des Piagioklases und des Diallages in demselben in | 
engster Verbiuune Alle untersuchten Diallaggranulite, deren 
Zahl 70 beträgt, hier einzeln beschreiben zu wollen, ist nicht | 
als Aufgabe dieser Arbeit angesehen worden; doch dürfte | 
immerhin die ausführliche Beschreibung von einigen Vorkom- 
men der beiden Hauptvarietäten derselben zur Ergänzung der i 
bis jetzt gewonnenen Resultate beitragen. 4 


305 


1. Orthoklasfreie Diallaggranulite. 


a. Diallaggranulit von Knobelsdorf bei Waldheim. 


In dem nördlich. von Knobelsdorf SEGepnen Peiner 


“ he zu den typischen Vorkommen der ln Das 
rabenschwarze, kleinkörnige Gestein besitzt parallel der Schich- 
ang einen muscheligen, nach den anderen Richtungen aber 
en mehr grobsplittrigen bis hackigen Bruch. Von den ma- 
roskopisch wahrnehmbaren Gemengtheilen sind vorzüglich 
ahlreiche blassröthliche, hirsekorngrosse, gerundete Granat- 
‚örner zu nennen; an ‚sind in grosser Zahl kleine Bleche 
nd nadelspitzgrosse Pünktchen von einem speiss- bis bronce- 
elben Mineral — dem Magnetkies — zu beobachten. Ge- 
aserte, schwarzbraune Spaltungsflächen von 1—2 Mm. Grösse 
leuten den Diallag an, während die weisslichen bis grauen 
rtieen auf Feldspath und Quarz hinweisen. Tombackbraune 
attchen von Biotit sind sparsam in der Gesteinsmasse ver- 
it. Mit der Lupe sind genannte Gemengtheile deutlicher 
erkennen. 

Die Dunnschliffe des Gesteins gewähren unter dem Mi- 
oskop in der Hauptsache dasjenige Bild, welches in Fig. 25 
gestellt worden ist. 

Der Diallag (a) ist in der schönsten und charakte- 
ischen Weise im Gestein zur Ausbildung gelangt und zwar 
beträchtlicher Grösse. Die Mehrzahl seiner Blätter besitzt 
rchschnittlich die Länge von 1 Mm., doch wurden auch 
ige derselben gemessen, deren Länge 2—3 Mm. beträgt. 
5; 1,35; 1,78; 2,04; 2,65 Mm.) Die Durchschnitte sind 
pe farblos, Er bemerkt man an vielen einen Stich in’s 
öthliche und Grünliche. Der Dichroismus ist sehr schwach 
farblos bis schwachröthlich oder schwach grünlich. Eine 
gemein feine Faserung ist den meisten im Dünnschliff be- 
dlichen Diallagen eigenthumlich; nur an einigen derselben 
d in gleicher Richtung Zwillingslamellen eingeschaltet. Der 


alten vorbereitet und bei einigen Individuen ist die Altera- 
n derselben bereits eingetreten, andere aber sind beinahe 
ständig zersetzt. Einschlüusse birgt das Mineral fast gar 
ht; wenige Körnchen von Magnetkies oder Magneteisen 
ad Be zu nennen. Hin und wieder ist Amphibol (b) mit 


306 


Der Plagioklas (ce) ist in kleineren Individuen als der 
Diallag ausgebildet und ist von seltener Frische. Unter ge- 
kreuzten Nicols zeigt er die prächtigste Zwillingsstreifung, 
manche seiner Individuen sind zugleich mit einer zweiten, die 
erstere unter circa 86° schneidenden Zwillingsverw aeg 
ausgestattet. 

Der Quarz (e) steckt in kleinen gerundeten Körnern, die | 
gern in die anderen Gemengtheile eingreifen, zwischen den- 
selben hier und da enthält er neben den stets vorhandenen 
zahlreichen Flüssigkeitseinschlüssen kleine braungelbe oder 
farblose Zirkonkryställchen eingeschlossen. 

Der Granat (d) erscheint im Dünnschliff mit blasaröcl 
licher Farbe in ziemlich grossen Körnern. In der Regel ist- 
er noch völlig intact. In der Mitte unserer Abbildung (Fig. 25) 
findet sich ein in Umwandlung begriffenes Granatkorn dar- | 
gestellt. Die Umwandlung beginnt im Innern des Krystalls. 
Grünliche Blättchen und opakes Erz (Magneteisen) sind als 
Zersetzungsproducte desselben anzusprechen. Kleine dode- 
kaödrische Granaten und kleinste Zirkonkryställchen beherbergt 
er als Gäste, deren Formen erst bei stärkerer Vergrösserung 
scharf hervortreten, daneben enthält er recht zahlreiche Flüs- | 
sigkeitseinschlüsse. “ 

Der Biotit (f), putzenförmig im Präparat vertheilt, e 
leicht an seinem starken Dichroismus zu erkennen. 

Der Magnetkies (g) ist in grosser Menge zugegen, | 
Aus dem Gesteinspulver lässt er sich mit dem "Magneten | 
ziehen und mit der Lupe erkennt man ihn an seinem speiss- | 
gelben Metallglanze. Unter dem Mikroskop ist er durch feinste 
Durchlöcherung feiner Krystallkörner charakterisirt. Andere 
vorhandene opake Erze (h) sind wohl theils dem Titaneisen, 
theils dem Eisenkies zuzuzählen. j 

Der Diallaggranulit von Knobelsdorf ist mit einer ky- | 
stallinisch-körnigen Structur ausgestattet. Die Gruppirung sei- | 
ner Gemengtheile bietet zum Theil höchst interessante Ver- | 
hältnisse dar. Um viele Granatkörner befindet sich eine | 
Feldspath-Quarzzone (vergl. Fig. 25), auf welche nach aussen | 
noch eine von Diallagindividuen gebildete Zone folgt. Eine | 
ähnliche Grupirung um manche andere Granatkörner wird | 
jedoch auch von Biotitblättchen Plagioklasen und Quarz her | 
vorgebracht. — | 

Zur Gruppe der orthoklasfreien Diallaggranulite za 
eine Anzahl von feinkörnigen, granatfreien Gesteinen. Ein 
Vertreter dieser Sippe ist ebenfalls zu näherer Beschreibung | 


ausgewählt worden. nr 
2 “| 


307 


 b. Diallaggranulit aus dem Steinbruch südlich vom Chausseehaus 
we bei Tanneberg. 


Im Wäldchen südlich des Chausseehauses bei Tanneberg 
ist neuerdings vom Fiskus behufs Gewinnung von Strassen- 
material in dem über 5 M. mächtigen Diallaggranulitlager ein 
d. "Steinbruch, dem das untersuchte und zu beschreibende Gestein 
entstammt, etablirt worden. 

Der Befund des Gesteins bei makroskopischer Unter- 
suchung ist folgender. Das Gestein ist fast krystallinisch- 
dicht, besitzt aber unverkennbare Andeutungen der schiefrigen 
Textur, infolge dessen auch sein Bruch ungemein feinsplittrig 
ausfällt. Seine Farbe ist grauschwarz und fast so lichtgrau 
wie die Orthoklas - Diallaggranulite; kleinste Gesteinssplitter, 
sowie auch die Kanten der grösseren sind deshalb vollkommen 
u iend und bilden eine graulichweisse Gesteinsmasse, 
welcher dunkelschwarze Körnchen und Blättchen (Diallag) 
E. unzählige hell aufblitzende speissgelbe Erzpünktchen dem 
{ Beobachter entgegentreten, Viele tombackbraune Blättchen von 
Biotit sind ausserdem in der Felsart vertheilt, während einge- 
sprengte Granatkörner nicht zu beobachten sind. 

In besonderer Schönheit und in reicher Ausbildung in 
seinen Formen ist unter dem Mikroskop der Diallag in der 
 Felsart entwickelt. Nicht nur in ziemlich grossen Blättern mit 
\ ausgezeichneter Faserung ist er zugegen, sondern er sinkt, alle 
möglichen Mittelstufen aufweisend, bis zu den kleinsten läng- 
ch oder rundlich gestalteten nn lien herab. Letztere aggre- 
'n sich gern haufenweise und zugleich trifft man zahlreiche 
lattchen des Biotits in ihrer Nähe an. An einigen Punkten 
es Präparats hat die Umsetzung beider Mineralien ihren An- 
ang genommen. 

Durch die zonale Anordnung beider Gesteinsbestandtheile, 
B- sich auch Quarz und oo betheiligen , wird die 


ne Flüssigkeitseinschlüsse; auch, wenige farblose Zirkon- 
jädelchen sind im ersteren eingeschlossen zu beobachten. Von 
‚den opaken Erzpartikeln muss auch hier die Mehrzahl dem 
‚M gnet- und Eisenkies zugezählt werden, welche davon aber 
als Magneteisen oder als Titaneisen anzusehen sind, lässt sich 
'ın cht sicher bestimmen. 

| Ausser genannten Mineralien, welche das Gestein zusam- 
 Mensetzen, ‚beobachtet man noch einige farblose, verhältniss- 
| mässig grell hervortretende rundliche bis längliche Mineral- 
körner. Es ist mir nun zwar nicht gelungen, dieselben mit 
‚ einem bekannten Mineral zu identificiren, doch will ich trotz- 


308 


dem sein Vorhandensein nicht verschweigen, zumal dassell 
noch in etlichen anderen Diallaggranuliten sporadisch aufzu- 
treten pflegt. = 

Die länglichrunden Körner des Minerals besitzen eine 
deutliche Spaltbarkeit quer auf ihrer Längsrichtung. Sie sind 
doppeltbrechend und polarisiren äusserst schwach. Flüssig- 
keitseinschlüsse, eutweder geradlinig nach der Längsrichtung 
oder auch wohl mehr unregelmässig angeordnet, erfüllen das 
Mineral in erstaunlicher Zahl. Nach diesen Kennzeichen ver- 
muthete ich, Zoisit aufgefunden zu haben; doch da das Mi- 
neral von Sal und Sch yefehäe bereits ungeglüht merklich 
angegriffen wird und mir augenblicklich kein Vergleichsmaterial® 
zu Gebote sieht, muss ich vorläufig Anstand nehmen, es 
dafür anzusehen. Vielleicht könnte aber das Mineral Apatit 
sein; doch haben auch die angestellten Versuche, wie sie nach 
Prof. Strene’s Angabe ausgeführt wurden, zu keinem befrie- 
digten Resultate geführt. Weitere Versuche zur Bestimmu 
des Minerals werde ich vornehmen. | 


2.  Orthoklas - Diallaggranulite. 


Orthoklas-Diallaggranulit vom Steinberg bei Erlau. 


Wenige hundert Meter nördlich der Bahnstation Erlau | 
erhebt sich in einer Meereshöhe von 320 Meter der Steinberg. 
Auf seinem Gipfel, der ein trigonometrisches Signal trägt, b 
findet sich in einem mächtigen Lager von Orthoklas-Dialla 
granulit ein Steinbruch in Betrieb. Die dunkelgraue Felsa 
ist von splittrigem Bruche, sodass Handstücke mit vollko. 
menen ebenen Flächen sich herstellen lassen. An den Kant 
ist das Gestein durchscheinend, da Feldspath und Quarz darin 
vorherrschen. Von den makroskopisch wahrnehmbaren Min 
ralien sind zahlreiche röthliche Granatkörnehen, viele tombae 
farbige Biotitblättchen und unzählige kleinste Partikel v 
Magnet- resp. Eisenkies zu nennen. 

Die mikroskopische Beschaffenheit des Gesteins ist 
Fig. 26 darzustellen versucht wordeu. Die Structur der Fel 
art ist eine unvollkommen schiefrige, welche durch die paral- | 
lele Anordnung, sowie durch die unerkennbare Erstreckung 
der Bestandtheile nach einer Richtung hervorgebracht wird. 4 
Die Zahl der sicher bestimmbaren Gemengtheile des Geste 
beträgt neun. FE 

Der Diallag (a) ist nur in kleinen länglichen Individ 
zur Ausbildung gelangt; breite Diallagblätter fehlen vollstan 
Gegen die übrigen Gemengtheile tritt er merklich zurück. 
Faserung macht sich an diesen verkrüppelten Dialagen, w m 


309 


r. Der Dichroismus ist schwach, blassröthlich bis blass- 
üunlich. Der plagioklastische Feldspath (b) ist häufig durch- 
renkelt von kleinsten gerundeten Quarzkörnchen. In glei- 
cher Menge ist der Orthoklas (e), welcher zahlreich mit 
stabförmigen Lamellen ausgestattet ist, vorhanden. Kleine 
jarzkörnchen sind in seiner Masse ebenfalls wahrzunehmen. 
Der Quarz (ec), theils in Lamellen, theils in Körnern ausge- 
bildet, führt als Interpositionen: Flüssigkeitseinschlüsse in 
‘osser Zahl, kleine Zirkone, kleinste Quarzkörnchen und 
ichföormige Mikrolithe von Fibrolith (?). Ebenso reich an 
nschlüssen sind die blassröthlichen und gerundeten Granat- 
rner (d). In denselben trifft man kleine dodekaödrische 
anaten, Zirkone, braundurschscheinend oder farblos, kleine 
Quarze und viele Flüssigkeitseinschlüsse an. In putzenförmigen 
rtieen ist der Biotit (f) im Gesteinsgemenge vertheilt. In 
einer Umgebung siedeln sich gern die Erze an. Es sind als 
ze im Orthoklas - Diallaggranulit von Erlau Magnetkies (g) 
ennen, welcher an seiner feinen Durchlöcherung kenntlich 
hier Titaneisen [?] (g). Zirkonkryställchen liegen zu- 
en zwischen den übrigen Gemengtheilen verstreut. — 

Schliesslich mag noch die Bemerkung Platz finden, dass 
r den 70 untersuchten Diallaggranuliten 56 der orthoklas- 
n und 14 der orthoklasführenden Varietät zugehören. Von 
ersten Gesteinsgruppe führten wiederum 20 neben Diallag 
r oder minder Amphibol. Ein geringer Theil der Diallag- 
ulite (10) war zugleich „granatfrei. Von den Orthoklas- 
laggranuliten sind bis jetzt folgende Fundpunkte bekannt: 
nherg bei Erlau, Steinberg bei Zetteritz, Steinbruch in 
derrossau, Steinbruch in Ober-Crossen, Ringethal, linkes 
rechtes Zschopauufer unterhalb der dasigen Brücke, beim 
ubschloss bei Ringethal, Mühlwehr bei Lauenhain, linkes 
opauufer bei Moritzfeld, Amerika bei Penig, Herrenhaide 
Burgstädt, Wiederauer Thal, Steinbruch bei Wittgensdorf, 
-Schönberg bei Waldheim. Diese Zahl wird sich jedoch 
erhin bei fortgesetzter Untersuchung der Granulitformation 
aehren. Bei der geologischen Kartirung werden die beiden 
pivarietäten der Diallaggranulite möglichst unterschieden 


Verbreitung und Lagerungsverhältnisse des Gesteins. 


Die Verschiedenheit der mineralischen und chemischen 
immensetzung des Granulites bedingte die Abtrennung in 
rere Gesteinsvarietäten. Ausser den Diallaggranuliten sind 


310 


es die normalen Granulite und die Glimmergranulite, welche 
als Varietäten alle die vielen und mannigfaltigen kleinen Ab- 
weichungen in der Zusammensetzung und in dem Habitus des 
Gesteins umfassen. Die beiden letztgenannten Varietäten be- 
theiligen sich am Aufbau des sächsischen Granulitgebietes in 
überwiegendem Maasse, während die Diallaggranulite dagegen 
weit zurücktreten. Indessen, was die räumliche Verbreitung 
der letzteren betrifft, so ist dieselbe eine ebenso allgemeine 
und zwar insofern, als sie nicht nur in dem centralen Theile, 
sondern auch in den äusseren Zonen, in den Flügeln der säch- 
sischen Granulitellipse angetroffen werden. Die Hauptent-' 
wickelung hat das Gestein allerdings in den inneren Regionen 
des elliptischen Schichtengewölbes, das wir die sächsische Gra- 
nulitformation oder das sächsische Granulitgebiet nennen, ge- 
funden. Je weiter man sich der Grenze der sächsischen 
Granulitformation nähert, je seltener ist der Diallaggranulit zu! 
beobachten. Die peripherischen Horizonte der Formation, 
namentlich im nördlichen und östlichen Theile, führen densel- 
ben nicht mehr, obwohl ihre Mächtigkeit bis zur Formations- 
grenze oft noch bis gegen 1000 Meter beträgt. Nie ist Diallag- 
granulit auf der Grenze zwischen Granulit- und Glimmerschiefer-) 
formation zu finden gewesen, noch viel weniger tritt er unter 
irgend welcher Lagerungsform i in die jüngeren archäischen Schie-) 
fer hinaus, wie man wohl vom normalen oder vom Glimmer-) 
granulit zu behaupten das Recht hat. Seine Stellvertreter in’ 
diesen Theilen des Granulitgebietes sind Gabbro, Hornblende-) 
fels und gewisse feldspathführende Hornblendeschiefer. | 

Der innige Zusammenhang der Diallaggranulite mit den, 
normalen Granuliien und @Glimmergranuliten, welcher auf 
Grund petrographischer Untersuchungen von uns constatirt 
werden konnte, lässt sich nicht minder durch die geologischen 
Verbandverbältnisse dieser Gesteine nachweisen. 

Die Lagerungsform des Diallaggranulites ist immer die-| 
selbe. Er bildet flötzartige Lager zwischen den anderen! 
Granulitvarietäten. Die Ebenheit und vollkommene Parallelität, 
wodurch sich die einzelnen Granulitschichten auszeichnen, sind 
auch seinen Schichten eigenthumlich. Jedes seiner Lager lässt 
sich in seiner ganzen Erstreckung als eine höchst flachgezo- 
gene Linse, die sich in gewissen Entfernungen allseitig d 
keilt, auffassen. 

Die Mächtigkeit der Lager des Diallaggranulites ist un! 
gemein schwankend. Das Maximum derselben beträgt nich 
über 10 Meter und nur selten wird diese Mächtigkeit erreicht! 
Einigen orthoklasführenden Diallaggranuliten kommt 
Mächtigkeit entschieden zu, und treten dieselben zu Tage 
bilden sie zuweilen ansehnliche Erhebungen im Granulitplat 


311 


da sie wegen ihres feinen Kornes der Verwitterung bedeuten- 
den Widerstand zu leisten im Stande sind. Der Steinberg bei 
Jau bei Mitweida und der Steinberg bei Zetteritz unweit 
Rochlitz sind solche hervorragende Hügel, deren Gipfel aus 
senanntem Gestein bestehen. Bei ungenugenden Aufschlüssen 
st man leicht geneigt das Gestein zu überschätzen, indem man 
nachbarte ‚Lager zu einem zusammenzieht, weil man die 


N merkt. 
Bei kartographischer Darstellung empfiehlt es sich, nahe- 


> oft nur wenige Decimeter oder Oentimeter dick sind, recht 
reich zu beobachten. Ihr Auftreten ist in der Regel kein 


denselben zwischen den anderen Granulitvarietäten. 
An einigen detaillirten Profilen mögen diese Lagerungs- 


-ofil(No. 1) aus dem Steinbruch an den Felsen 
bei der Lauenhainer Mühle bei Mittweida. 


Der hier graphisch skizzirte Schichencomplex besitzt nur 
Gesammtmächtigkeit von 4,5 M.; in demselben wechsel- 
sern die drei nulitränieläten Miteinander. Das Streichen 
“ Granulites beträgt daselbst N 70° W und das Fallen 35° 
NNO. | 

Die liegendste Schicht beginnt mit einer 0,5 M. mächtigen 
von Diallaggranulit. Das Gestein ist von feinsplittrigem 
che und dicht krystallinisch, von rabenschwarzer Farbe und 
ırt kleine hirsekorngrosse Granaten. Darauf folgt mit einer 
tigkeit von 0,25 M. normaler Granulit mit wenig Magne- 
immer. Eine darauf lagernde, 0,1 M. mächtige Diallag- 
litbank, deren Gestein mit dem zuerst erwähnten über- 
mmt, wird überlagert von einer ebenso mächtigen, also 
[. betragenden Schicht von normalem Granulit. Durch 
ıbme von viel Biotit entsteht ein Glimmergranulit, der 
Mächtigkeit von 1,0 M. aufweist. Schmale, nur einige 
entimeter dicke Lagen von Diallaggranulit sind darin einge- 
tet und verleihen dem ohnehin schon durch den Gehalt 
limmer streifig erscheinenden Gestein ein gebändertes 
ehen. Sein Hangendes, wiederum ein Diallaggranulit, ist 
issermaassen durch dieselben vorbereitet worden. Die 
tigkeit desselben beläuft sich auf 0,5 M. Der Verband 


Deal. Ges. XXIX. 2. 21 


312 e e 


desselben mit dem folgenden normalen Granulit wird ebentaill 
durch den Glimmergranulit, der ähnliche, nur centimeterdicke 
Lagen im Diallaggranulit bildet, bewirkt. Der normale Gra- 
nulit, reich an Granaten, ist 1,0 M. mächtig. So sind vom | 
Liegenden zum Hangenden die einzelnen Varietäten des Gra- 
nulites in vielfachem Wechsel mit einander verbunden. Die 
hohe Felswand, welche durch Steinbruchsbetrieb blossgelegt 
wird, zeigt die in ähnlicher Weise sich wiederholende Wechsel- 
ana und Verknüpfung der einzelnen Granulitvarietäten. 


Profil (No. 2) an den steilen Felsen am linken 
Zschopauufer oberhalb Moritzfeld bei Kriebstein, 


Das Profil lehrt uns einen ähnlichen Wechsel der Ge- 
steine kennen. Nur herrschen hier die beiden lichten Varie- 
täten des Granulites vor. Mit einer Mächtigkeit von 3 M. 
eröffnet ein lichtröthlicher, körniger, normaler Granulit, der 
durch seinen Granatreichthum bemerkenswerth ist, die Ge- 
steinsreihe. Das Gestein steht unmittelbar über dem Flusse 
an und seine Schichten zeigen ein Streichen von N. 40° 0. 
nnd ein Fallen von 30° gegen NW. 1 

Auf den normalen Granulit folgt in einer Mächtigkeit von! 
2,5 M. ein Diallaggranulit. In demselben finden sich auch! 
dünne Streifen von lichtem Granulit. Die folgenden hangen- 
den Schichten von Glimmergranulit sind 5,0 M. mächtig, 
Dünne Einlagerungen von Diallaggranulit, wenige Centimeter 
mächtig, sind nicht minder in demselben vorhanden. Mit einer 
Mächtigkeit von 0,5 M. überlagert ein grünlichschwarzer 
Diallaggranulit den vorigen Granulit. Er ist mit dem letzten 
und hangendsten @liede der dargestellten Reihe, dem norma 
Granulit, durch Glimmergranulit verbunden. Der letztere bil 
anfandhich Streifen, die mit dem normalen Granulit wechsel-| 
lagern, bis er schliesslich gänzlich zurucktritt und dadurch ein 
granatreicher normaler Granulit entsteht. Die Mächtigkeit ji 
selben beträgt 10 M. J 
Profil (No. 3) des Steinbruches links der Stracih) 

Ringethal-Mittweida bei Fabrik Weissenthal, | 


Das Profil macht uns mit folgenden im Steinbruch auf- 
geschlossenen Verhältnissen bekannt- Mit geringer Neigung, 
ihrer Schichten, nämlich von 15° gegen NW und einem Strei-' 
chen N 65° O wechsellagern drei verschiedene Schicht 
körper mit einander. Zu unterst und nur theilweise a 
schlossen (0,5 M.) gewahrt man einen rabenschwarzen fe 
körnigen Diallaggranulit. Ein lichter normaler Granulit ı 


313 


viel Granat, der auch in seiner hangendsten Schicht etwas 
Biotit aufnimmt, überlagert den ersteren. Seine Mächtigkeit 
trägt 1,0 M. Zu einer Mächtigkeit von 3,0 M. anwachsend, 
let wiederum ein Diallaggranulit. In diesem Aufschluss- 
nkte bildet sonach Diallaggranulit die vorberrschende Ge- 
einsart. Der Diallaggranulit gehört der orthoklasfreien 
arietat an. Das Gestein ist feinkörnig und von grau- 
hwarzer Farbe, auch besitzt es eine deutliche Schieferung. 
eı makroskopischer Betrachtung erkennt man in demselben 
: tombackbraunen Blättchen des Biotits und kleinste Pünkt- 
n von Magnetkies. Unter dem Mikroskop erhält man im 
nschliff folgendes Bild vom Gestein, 

Der Diallag, bald in grösseren, bald in kleineren Kör- 
n, welch letztere bis zu den kleinsten Dimensionen herab- 
en, ausgebildet, zeigt die für ihn so charakteristische Fa- 
ng. Zahlreiche Leistchen und Blättchen von Biotit auf 
stimmte Zonen, die der Schieferung des Gesteins entsprechen, 
schränkt, treten der Beobachtung ferner entgegen. In den- 
ben Gesteinspartieen vergesellschaftet sich mit dem vorigen 
ineral Amphibol. Der starke Dichroismus seiner Durch- 
hnitte, die daran zu beobachtende prismatische Spaltbarkeit 
id seine optische Orientirung kennzeichnen denselben genug- 
Vielfach ist derselbe von schmalen Biotitnädelchen 
ischwachsen. Der Plagioklas ist mit prächtiger Zwillings- 
Pens ‚ausgestattet. Die Lamellen des Quarzes verursachen 


ine. Er birgt oh zahlreichen Flüssigkeitseinschlüussen 
eine Kryställchen des Zirkons von bräunlicher und glasheller 
irbe. Das vorhandene Erz gehört dem Magnetkies, zum 
dem Titaneisen ? oder Hämatit zu. In diesem Gestein 
uns demmnach ein ortboklas- und granatfreier Diallag- 


Aus vorstehender Beschreibung der Profile lässt sich be- 
h der Verknüpfung der einzelnen Gesteinsvarietäten eine 
se Gesetzmässigkeit erkennen. In der Regel folgt auf 
alen Granulit &Glimmergranulit und auf diesen Diallag- 
lit und zwar in verschiedener Mächtigkeit. 

Bisher sind nur wenig mächtige Schichtenreihen des Gra- 
's geschildert worden. Man könnte danach wohl zu der 
ung gelangen, ähnliche Verhältnisse seien nur vereinzelt 
m Kleinen im sächsischen Granulitgebiet zu beobachten. 
ist aber nicht der Fall. Es giebt im Gegentheil gewisse 
n im sächsischen Granulitgebiet, welche durch das Vor- 
chen des Diallaggranulites sich hervorheben und auf 
ere Distanzen ähnliche Wechsellagerungen zeigen. Das 
ende Profil soll diese Verhältnisse veranschaulichen. 


21" 


314 


Profil (No. 4) am linken Ufer der Zschopau 
zwischen Neu-Schönberg und Waldheim. 


Zwischen dem Oertchen Neu-Schönberg und Waldheim 
liegt auf dem linken Ufer der Zschopau oberhalb der letzteren 
Stadt das bewaldete Gehänge des sogen. Bornberges. Kurze 
Zeit nach Anlegung des neuen Promenadenweges, der in einer 
Höhe von 5— 10 M. über dem Flusse entlang führt, ist das 
Profil begangen und genau aufgenommen worden. Wo es in 
der Darstellung von den vorigen Profilen abweicht, wird man 
leicht herausfinden. Viele untergeordnet auftretende Schichten 
sind in demselben weggelassen und mit naheliegenden gleich- 
artigen vereinigt worden; es ist insofern das Profil etwas 
idealisirt worden. iS 

Die Mächtigkeit der gesammten dargestellten Schichten- 
reihe beläuft sich auf circa 500 M. Das Streichen der Schich- 
ten ist O—W und das Fallen 30° gegen N: Bei Aufzählung 
der einzelnen Gesteinsglieder wird nur die abgegangene Strecke, 
nicht die jedesmalige Mächtigkeit derselben in Metern ange- 
geben werden. | 

Das Profil ist von S. nach N. gelegt worden und beginnt | 
75 M. unterhalb des letzten Hauses des Dörfchens Neu- 
Schönberg. Vorher besteht das Terrain aus Gehängelehm, 
welcher an steileren Stellen der Böschung mit Granulitfrag- 
menten vermischt ist. Der Anfang des Profils ist durch die | 
Entblössung eines glimmerführenden, normalen Granulites, der | 
auf 65 M. als Fels ansteht, gegeben. Das Gestein ist dunn- 
geschichtet, führt wenig Granat und hat ein gneissartiges An- 
sehen. Auf ihn folgt die nächsten 25 M. ein feinkörniger, | 
grauschwarzer Diallaggranulit, der zahlreiche Biotitblättchen | 
enthält. Sein Auftreten wurde durch einige Schichten von | 
Glimmergranulit und durch dünne Zwischenlagen von Diallag- | 
granulit vorbereitet. Die nächsten 60 M. trifft man auf nor- | 
malen Granulit. Derselbe neigt aber nach und nach durch | 
seinen Glimmergehalt, da sich letzterer vermehrt, zum Glimmer- | 
granulit bin, in welchen er schliesslich auch übergeht. An | 
den letzteren schliesst sich nach dem Hangenden auf die fol- | 
genden 40 M. ein dunkelgrauer, splittriger und feinkörniger | 
Diallaggranulit an. In diesem Schichtencomplexe sind aber | 
noch zahlreiche, kaum 0,5 M. mächtige Lagen von Glimmer- | 
granulit und Diallagerannlit eingeschaltet; doch darf man wohl | 
unbedenklich die ganze Zone als Diallsesienuliı darstellen. | 
Weiter nach N. fortschreitend, beobachtet man auf 100 M. | 
hauptsächlich normalen Can Durch Glimmergranulit wird | 
der Uebergang zu einem höchst interessanten Diallaggrannlit “ 
vermittelt, . # 


ee en) 5 


Das körnige Gestein enthält neben zahlreichen, aber deut- 
Et in Zersetzung begriffenen Granaten in überraschender 
Menge speiss- bis broncegelbe, zackige, schmale Bleche von 
4 een, die wundersam aus der rabenschwarzen Gesteins- 
masse hervorstechen. 
| Die mikroskopische Betrachtung lehrt uns grosse, mit 
S feiner Faserung ausgestattete Diallage kennen. Im Innern zer- 
= fallen dieselben zuweilen in büschelige Fasern oder Blättchen. 
"Auch der Biotit bildet zahlreiche Blätter im Gestein. Die 
 Granaten sind vollständig in radialstrahlig gestellte Gebilde, 
“ die ihrer Natur nach dem Chlorit und dem Biotit zugehören, 
zersetzt, dazwischen lagern in Menge opake Partikel von Magnet- 
eisen. Der Quarz und der Plagicklas bildet gleichsam die 
rundmasse des Gesteins, in welcher die oben genannten 
emengtheile eingebettet sind. Der Magnetkies ist zum Theil 
mit einer bräunlichschwarzen Zersetzungsrinde (Brauneisen) 
umgeben. 
Das Gestein dieses Lagers gehört also den eigentlichen ortho- 
lasfreien Diallaggranuliten zu. Sein körniger Charakter macht 
ich auch im überlagernden Gestein bemerklich. Es ist ein 
ormaler Granulit der ebenfalls zahlreiche Granaten fuhrt und 
uf eine Strecke von 20 M. zu beobachten ist. Ein Diallag- 
ranulit bildet das Hangende des genannten Gesteins auf die 
ächsten 60 M. Derselbe gleicht dem vorigen Diallaggranulit 
ht mehr, sondern er ist feinkörniger und splittriger und ge- 
t zu den Orthoklasdiallaggranuliten. Bei dem zehnten Meter 
d das Lager desselben von einem körnigen, röthlichbraunen 
anit in einem kaum 1 M. mächtigen Gange durchsetzt. Der 
tere ist im Profil nicht zur Darstellung gelangt. Geht man 
m Hangenden weiter, so stösst man auf einen typischen, 
trothlichen, mit unendlich vielen Granaten versehenen nor- 
len Granulit. Die Mächtigkeit des Lagers beträgt 45 M. 
t dem vorigen Diallaggranulitlager steht er durch eine An- 
ıl von Lagen eines Glimmergranulites in Verbindung, wie 
in gleicher Weise mit dem nächsten Diallaggranulit ver- 
nden ist. 
- Der Charakter des letzteren ist sehr wechselnd. Im All- 
meinen bestehen die meisten Gesteinslagen aus einem grauen, 
ittrigen, krystallinisch-dichten Gestein. Der Feldspathreich- 
m lasst sich aus dieser Beschaffenheit ableiten. Biotit ist 
kroskopisch unregelmässig im Gestein vertheilt, bald häufig 
Putzen vorhanden, bald gänzlich fehlend. Die Mengen des 
ignet- und Eisenkieses und des Granats sind sehr wechselnd. 
e Structur ist eine ausgezeichnet schiefrige, was auch im 
innschliff sich geltend macht. Die fast mikrolithenähnlichen 
Diallage und der Biotit lagern in bestimmten Zonen, die durch 


316 


Quarzlamellen und Plagioklaskörnchen von einander getrennt 
sind. Die Zersetzung hat alle diese (emengtheile, wie auch 
die Granaten und den Magnetkies ergriffen. Wenige Zirkon- 
kryställchen sind zu beobachten. Viele Einlagerungen von 
Glimmergranulit sind in der 75 M. betragenden Zone dieses? 
Diallaggranulites zu beobachten. 

Nachdem man auf 35 M. normalen Granulit durchschritten 
hat, bemerkt man am Gehbänge die nächsten 25 M. wiederum 
Diallaggranulit. Derselbe zählt zu den Orthoklas-Diallaggra- 
nuliten und ist von grauer Farbe, von splittrigem Bruche und 
enthält zahlreiche Biotitblättchen. Sein mikroskopischer Be- 
fund ist folgender. Als vorherrschender Bestandtheil des Ge- 
steins ist Feldspath, welcher zum grösseren Theile dem Or- 
thoklas, zum kleineren Theile dem Plagioklas angehört, zu 
betrachten. Biotitblättchen und länglich gestaltete Diallagkörner | 
liegen der Schieferung parallel. Quarz in rundlichen und linsen- 
förmigen Körnern ist nicht minder, wie kleine Granatkörner, 
Nädelchen von Zirkon und Turmalin zu beobachten. Auch 
die bekannten Erzgemengtheile fehlen nicht. he 

Auf die nächsten 10 M. durchschreitet man auf dem Pfade | 
einen glimmerreichen normalen Granulit und Glimmiergranulit. | 
Beihe Varietäten wechsellagern mehrmals miteinander und 
unterteufen den darauf folgenden höchst feinkörnigen und | 
Biotit-reichen Diallaggranulit, in dem auch, schon makrosko- | 
pisch wahrnehmbar, Magnetkies eingesprengt ist. _Er ist eben- | 
falls ein Osella Dos ce und steht am Wege 21 M 
entlang als Fels an. 

Auf eine kurze Strecke (20 M.) folgt normaler Granulit, | 
dessen Zusammenhang mit dem vorigen dunkeln Granulit er- | 
sichtlich ist. Das Hangende desselben bildet nochmals ein | 
Diallaggranulit. Anfänglich besitzt das glimmerreiche Gestein | 
ein gröberes Korn bis es allmählich eine krystallinisch-dichte | 
Beschaffenbeit annimmt. Wegen Mangel an Orthoklas und | 
Granat muss das Gestein zum orthoklasfreien Diallaggranulit 
gezählt werden. Sein Reichthum an Biotit und Schwefeleisen | 
(Magnetkies und Eisenkies) ist sehr bemerkenswerth. Ebenso 
muss auf das Vorhandensein von etwas Hornblende neben | 
Diallag aufmerksam gemacht werden. Plagioklas, Quarz in | 
Körnern und La mellen und endlich Zirkon lassen sich ferug 1 
bei mikroskopischer Untersuchung nachweisen. | 

Der fernere Theil des Bergabhanges macht im Vereleh | 
zum vorhergehenden einen ziemlich einföormigen Eindruck; | 
denn von dem reichen Gesteinswechsel ist fernerhin nichts 
mehr zu verspuren und von hier aus steht nur, zwar recht | 
deutlich körnig und granatreich, ein normaler Granulit ı 


317 


Felsen an. Von diesem Schichteneomplex ist noch ein Theil 
als letztes Glied in das Profil aufgenommen worden. 
 —  Aehnliche, durch vielfache Wechsellagerung ausgezeich- 
nete Granulitpartieen bietet das sächsische Granulitgebiet noch 
so manche dar. Die Flussläufe, welche fast die einzigen, 
nur einigermaassen zusammenhängenden Profile liefern, da auf 
- dem mit Diluvium bedeckten Plateau nur wenig Aufschlüsse 
"sich vorfinden, müssen daher vornehmlich aufgesucht werden. 
Die Zschopau gewährt in ihrem engen, aber tief eingeschnit- 
"tenen Thale, namentlich zwischen den Städten Mittweida und 
"Waldheim noch so manchen Beleg für die Wechsellegerung 
der einzelnen Granulitvarietäten unter einander. Als erwäh- 
menswerthe Punkte für diese Lagerung sind zu nennen: die 
"Felsen am linken Ufer der Zschopau oberhalb Ringethal und 
 desgleichen die Felsen an beiden Ufern des Flusses unterhalb 
‚dieses Ortes; ferner die Felsen am sogenannten Raubschloss 
bei Ringetbal auf dem rechten Flussufer; ferner das Steil- 
'gehänge bei der Lauenhainer Mühle am linken Ufer; ferner 
ıch die felsigen Gehänge auf demselben Ufer zwischen Moritz- 
ld und Kriebstein und ferner endlich die bei Ehrenberg auf 
"dem rechten Zschopauufer. 
Auch an den Flussläufen der {westlichen Mulde und der 
mnitz wird der Beobachter noch so manchem hier ein- 
schläglichen Profile begegnen. An ersterem Flusse ist na- 
mentlich die Gegend oberhalb Penig bis gegen Zinnberg durch 
lreichen Wechsel an verschiedenen Granulitvarietäten lebr- 
h, ebenso interessant sind die Partieen am Chemnitzfluss, 
‚an der Gegend der Fabrik Schweizerthal und bei Mohsdorf. 
Aber nicht nur mit den beiden anderen Granulitvarietäten 
tritt der Diallaggranulit durch Wechsellagerung in geologischen 
Verband, sondern auch mit etlichen anderen W%ebirgsgliedern 
der ee ormätion. Unter diesen ist es nun wiederum der 
pentin, mit welchen er so gern in Verbindung zu treten 
st. Wo immer man im sächsischen Granulitgebiet auf die 
enformigen Serpentineinlagerungen stösst, wird man Diallag- 
nulit in diesen selbst oder mehr oder weniger unmittelbar 
m Liesenden und Hangenden derselben vorfinden. Schon 
früher“) habe ich diese Verhältnisse besprochen und es mag 
nur kurz darauf zuruckgekommen werden. 
_  Einlagerungen von grobkörnigem Diallaggranulit (früher 
Bklogit), kaum die Mächtigkeit von 0,5 — 1,0 M. erreichend, 
mmen vor: Ueber dem Tunnel bei Waldheim, im Steinbruch 
ei Greifendorf, am Bohrberg bei Böhrigen, im Steinbruch am 
Gebersbach in Waldheim, im Thale bei Gilsberg und ehemals 


 *) E. Daraus, N. Jahrb. 1876. 


318 


im Steinbruch bei Hartmannsdorf. Die Serpentinlinsen sind | 
aber oft auch direet von Diallaggranulit unterteuft oder über- 
lagert; beispielsweise werden genannt: der Steinbruch bei 
Schönfeld bei Rochlitz und beim Vorwerk Massanei bei 
Waldheim. 

Inwieweit eine gewisse Abhängigkeit des Oordieritgneisses 
vom Diallaggranulit vorhanden ist, kann vor der Hand nicht 
genau festgestellt werden. Einige Beobachtungen weisen indess 
darauf hin, dass Diallaggranulit gern an denjenigen Horizonten | 
auftritt, wo Cordieritgneiss sich am “rebirgsbau. betheiligt. 
(Hahnenberg bei Mittweida, Steinberg bei Zetteritz und das 
Thal der Lochmuhle bei Kriebstein.) Vielleicht lässt sich 
auch noch der Uebergang zwischen Sana alu Cordierit- | 
gneiss und ProllDEnanga constatiren. nn 


V. Verhältniss des Gesteins zu den übrigen Gesteinen : a 
der Granulitformation. 


Im vorigen Kapitel ist das Verhältniss der Diallaggranu- 
lite zu anderen Gesteinen der Granulitformation nur insoweit | 
beruhrt und absolvirt worden, als dies ihre Lagerungsverhält- 
nisse mit sich bringen und beanspruchen. In diesem Ab- 
schnitte vorliegender Arbeit soll versucht werden, die Verhält- | 
nisse der Felsart zu den anderen Gliedern dieser Formation, 
insofern sie den mineralischen Bestand und die chemische 
Zusammensetzung der Gesteine betreffen, darzustellen. Durch | 
diese Betrachtungen hoffen wir zugleich einzelne Punkte aus 
früheren Abschnitten noch zu vervollständigen, aber auch un- 
sere Schlussbetrachtung, welche sich mit den genetischen | 
Verhältnissen dieser Felsart zu beschäftigen haben wird, in| 
geeigneter Weise vorzubereiten. = 

Zur leichteren und erfolgreicheren Lösung dieser uns| 
gestellten Aufgabe haben wir eine tabellarische Darstellung. 
von den Gesteinsarten der sächsischen Granulitformation ent- 
worfen. In derselben finden sich einestheils die Hauptgemeng- 
theile der Gesteine mit Andeutung ihrer Mengenverhältnisse 
verzeichnet, anderentheils ist aber auch die chemische Zusam- | 
mensetzung dieser Felsarten, womöglich durch einige Analysen) 
von verschiedenen Vorkommen illustrirt, angegeben worden. 5 


(Siehe beiliegende Tabelle.) 


Die sächsische Granulitformation wird in der Honpisach 
von vierzehn Gesteinen aufgebaut; sie sind sammtlich in une 
serer Tabelle aufgenommen worden.; davon mussten aber die 
entschieden gangförmig aufsetzenden Gesteine, also Granite 
und Quarzporphyre, ausgeschlossen werden. a 


.|Normaler Granulit. . 
.| Glimmergranulit 
. | Cordieritgneiss 


.| Orthoklas-Diallaggranulit 


.| Hornblendefels 


. | Flasergabbro 


. | Eklogit 


‚| Enstatitfels 


.| Granat-Serpentin 


Gesteinsart. 


Quarz. 


.|Orthoklasfreier Diallag- 


granulit 


.| Feldspathführender Horn- 


blendeschiefer 


“Zee Tante, ‚n. ıe 


.|Flasergabbro der Höll- 


mühle 


.|Diallag-Olivinfels . . 


.|Bronzit-Serpentin ... 


*) Hypersthenit. 


Orthoklas. 


Plagioklas. 


I 


Biotit. 


—&) 


Diallag. 


Il 


Il 


I] 


Amphibol. 


I 


Tabelle 


(Bronzit.) 


Enstatit. 
Olivin. 


)— 


Il 


Il 
II 


Cordierit. 


Il 


.[76,33 
.| 73,37 


„1 71,25 
.] 68,15 


.1 60,47 
.| 94,06 


. 150,54 
.| 49,45 


zu pag. 318. 


SiO, | A1O, Br 


12,89 
14,09 


11,82 


18,18 
14,28 
17,00 


14,58 
16,52 


2,35 
3,31 


73,03 6,90 


64,44 6,82 


4,32 
10,29 


10,67 
10,89 


12,90 
19,28 


16,73 
13,26 


48,85 19,45 | 9,06 


41,990) 6,734 10,802 


46,120| 19,397| 12,003 


43,65 | 2,21 


CaO 


1,54 
3,70 


0,67 


2,84 
1,66 


6,75 
11,35 


10,95 
9,87 


17,51 
1,841 
19,360 


5,07 


MgO 


0,16 
2,01 


2,98 


0,92 
1,33 


3,80 
4,27 


6,85 
4,18 


3,85 
31,490 
3,000 


31,59 


H,O | Summa. 


0,22 | 100,18 
0,27 | 100,08 


0,87 | 99,98 
(TiO,) 
1,70 


0,16 


100,54 


99,35 
100,13 


99,17 
100,32 


100,32 


1,02 | 99,59 


100,00 
7,094] 99,951 
‘0,705 100,595 


5,80 | 100,20 


Fundort 
des Gesteins. 


Hollmühle. 
Steina, 


Neudörfchen. 


Lunzenau. 


Herrenheide. 
Niederrossan. 


Tanneberg. 
Ringethal. 


Böhrigen. 
Malitzsch. 


Höllmühle. 
Mohsdorf. 
Waldheim. 


Russdorf. 


Waldheim, 


‚319 


Die Gesteinsreiche beginnt natürlicherweise mit demjeni- 
gen Gestein, welches den Charakter der Formation bestimmt, 
und ihr den Namen verliehen hat, mit dem normalen ei 
nulit; sie wird von den on die nicht minder als we- 
sentliche Glieder der sächsischen Granulitformation, wie auch 
vieler anderer Granulitterritorien zu betrachten sind, be- 
hlossen. Eın Theil, der in unserer Zusammenstellung auf- 
"genommenen Felsarten spielen allerdings im Granulitgebiet in 
ihrem Auftreten eine untergeordnete Rolle. Ihre Aufführung 
war indess zum Verständniss der Hauptglieder der Formation 
und deren Beziehungen zu einander, unerlässlich, 
E Die Reihenfolge der einzelnen Gesteinsarten hat sich ohne 
wang, indem wir uns zugleich von dem chemischen Gesichts- 
unkte leiten liesen, von selbst ergeben. Es wurde bei Auf- 
lung der Tabelle mit den sauersten Gliedern begonnen und 
der weiteren Aneinanderreihung ergab sich ein Fortschrei- 
fen zu den immer basischer werdenden. Dass diese Anord- 
nung eine natürliche sei, erhellt bei der Betrachtung der mine- 
schen Zusammensetzung der aufgeführten Gesteine, die ja 
_ der ersten Hälfte der Tabelle ihren Ausdruck findet. 
Nach diesen allgemeinen Vorausschickungen wenden wir 
ins zur speciellen Beantwortung der Frage: In welchem Ver- 
altniss steht der Diallaggranulit zu den übrigen Gesteinen 
er Granulitformation ? 
| In der Tabelle, findet man den Diallaggranulit in der 
ierten und fünften Stelle aufgeführt. Ein Theil der Gesteins- 
Bien steht voraus, ein anderer Theil derselben folgt nach. 
olge dessen müssen wir zuerst sein Verhältniss zu jenen, 
dann zu diesen betrachten. 
Der orthoklasfreie Diallaggranulit steht auf den ersten 
Blick scheinbar im directesten Gegensatze zu dem ersten 
ede unserer Gruppirung, dem normalen Granulit. Beilaufig 
erwähnt, dass man unter normalen Granulit dasjenige 
schiefrige Gestein begreift, das wesentlich aus orthokla- 
hem Feldspath, Quarz und Granat mit etwas Oyanit und 
t besteht und mikroskopisch Plagioklas und Zirkon führt. 
er normale Granulit ist ein echtes Orthoklasgestein, der 
aggranulit dagegen ein typisches Plagioklasgestein. Bei 
terem neben Plagioklasreichthum reichliches Vorhandensein 
Diallag, zuweilen auch von Hornblende, beides Mineralien, 
dem anderen Gestein fehlen. Diese schroffen Gegensätze 
ern sich jedoch bedeutend ab, wenn man die zwischen 
eiden stehenden Glieder der Reihe in Betracht zieht. 

Nach seiner mineralischen Zusammensetzung steht der 
limmergranulit dem normalen am nächsten. Vielfache Mittel- 
‚stufen sind zwischen beiden vorhanden; der erstere weicht von 


0 


u $ 
a 
er. 


IR 


a eh 


320 


dem letzteren nur in geringem Maasse ab. Der Unterschiec 
zwischen beiden besteht wesentlich darin, dass im Glimmer& 
granulit der Orthoklas fast zur Hälfte von Plagioklas ersetz® 
wird, dass ferner der Biotit in besonderer Häufigkeit vorhander® 
ist und dass endlich der Granat und der Zirkon in demselbe# 
sehr zurüucktreten.. | 

Ziebt man nun weiter das in vierter Stelle gesetzte Ge 
stein, den Orthoklas - Diallaggranulit, in den Kreis der Be 
trachtung hinein, so schwinden die Unterschiede immer meh 
und man erhält, wenn man vorläufig von dem Cordieritgneis® 
absieht, folgende in mineralischer Beziehung eng verknüpft@ 
Gesteinsreihe; nämlich: 1. normalen Granulit, 2. Glimmer 
 granulit, 3. Orthoklas - Diallaggranulit (orthoklasführende® 
Diallaggranulit) und 4. Diallaggranulit (orthoklasfreier Diallag® 
granulit). 3 

Die Tabelle lehrt, dass die Verbindung der einzelne® 
Glieder der Gesteinskette wesentlich auf folgende Weise her 
gestellt wird. Der Quarz ist allen Gesteinen gemeinsam. De 
Orthoklas, in den beiden ersten Gliedern im Maximum vor 
handen, nimmt allmählich ab (im Orthoklas - Diallaggranulit 
und mangelt dem orthoklasfreien Diallaggranulit gänzlich. Da 
umgekehrte Verbältniss bietet der Plagioklas dar. Im nor 
malen Granulit ist er nur ein accessorischer Gemengtheil. I 
Glimmergranulit vermehrt sich indess der trikline Feldspath| 
er ist in derselben Häufigkeit auch im Orthoklas - Diallag 
granulit anzutreffen. Endlich erreicht er im Diallaggranuli 
nach seinem allmählichen Anwachsen das Maximum seine 
Häufigkeit, indem er zugleich auch den Orthoklas vollständi) 
verdrängt hat. Der Granat und der Magnesiaglimmer sind ii 
allen Vertretern der oberen Reihe, obschon in wechselnde 
Menge, zu beobachten. Als Ersatz des Magnesiaglimmers, de 
namentlich im zweiten &“liede seine Hauptausbildung findet 
tritt in den beiden letzten Gliedern der Diallag und sporadise| 
auch der Amphibol ein. In manchen Abänderungen de] 
Orthoklas-Diallaggranulites nur erst spärlich vorhanden, nimr 
dieses Pyroxenmineral auffallend zu, um schliesslich im ortho 
klasfreien Diallaggranulit ebenfalls das Maximum seiner Häu 
figkeit zu erreichen. 

In unserer Tabelle bat ein Mineral, das allen inc 
Granulitvarietäten eigenthumlich ist, Ban der Zirkon, kein 
Stelle gefunden, weil er nur ein accessorischer Gemengt 
des Gesteins ist. Indess spielt er immerhin eine wichtig) 
Rolle in den Granuliten, namentlich in den Diallaggranuliter 
In den letzteren vermisst man nämlich hin und wieder de| 
Granat, der zur Charakteristik der granulitischen Gesteine 8 
wesentlich beiträgt. Man könnte deshalb in Zweifel sein 0 


321 


man dergleichen granatfreie Gesteine, die im übrigen die 
Zusammensetzung der Diallaggranulite, also Diallag, Plagio- 
klas und Quarz aufweisen, noch zu den Diallaggranuliten oder 
vielleicht zur Gruppe an Gabbrogesteine rechnen solle. Das 
Vorhandensein des Zirkons hebt jedoch solche Zweifel. Der- 
artige Gesteine mit Zirkon sind noch zu den Diallaggranuliten 
zu zählen, da in den Gabbrogesteinen der sächsischen Gra- 
nulitformation derselbe nicht nachzuweisen ist. 

Aus dieser Darstellung resultirt, dass durch die allmäh- 
liche Zunahme einzelner Bestandteile und wiederum durch 
damit correspondirende Zurucktreten anderer Gemengtheile 
ischen den beiden Endgliedern, dem normalen Granulit 
erseits und dem orthoklasfreien Diallaggranulit andererseits 
 inniges Band geschaffen wird. Alle Glieder sind durch 
en mineralischen. Bestand so innig verknüpft, dass die Auf- 
Jlung dieser Reihe bis hierher vollkommen natürlich und 
lurch gerechtfertigt erscheint. 

Der Cordieritgneiss, welcher wesentlich aus Orthoklas, 
sioklas, Quarz, Biotit, Cordierit und Titaneisen zusammen- 
tzt ist, auch in einigen Abänderungen Granat aufnimmt, 
welche Dr. J. LeHmann den Namen Granatgneiss oder 
inatführeuden Cordieritgneiss vorschlägt, wäre in diese ge- 
derte obere Abtheilung der Reihe noch einzufügen. Seine 
eihung in die allgemeine Tabelle wirkt etwas störend, da 
Zusammenhang zwischen den einzelnen Granulitvarietäten 
lurch unterbrochen wird. Es lässt sich indess dem Cor- 
ritgneiss auch ein anderer Platz nicht anweisen, weil er 
ht nur durch seine Lagerung in der Granulitformation, son- 
"auch, wie leicht ersichtlich, durch seinen Mineralbestand 
ngster Verbindung mit den beiden ersten Granulitabände- 
en steht. Er ist in vieler Beziehung dem normalen Gra- 
und dem Glimmergranulit als gleichwerthig zu erachten 
deshalb sofort nach denselben zu setzen. Durch diesen 
tand ist auch sein Verhältniss zum Diallaggranulit ge- 
zeichnet. Er steht aus denselben Grunden, deren noch- 
se Darlegung hier unterlassen werden mag, dem Diallag- 
ulit ebenso nahe, wie z. B. der Glimmergranulit dem 


Nachdem das Verhältniss der Diallaggranulite zu den 
vorher genannten Gesteinen der Granulitformation an der Hand 
ler ersten Hälfte der Tabelle zu klären versucht worden ist, 


r Fr weiteren Zuhilfenahme derselben. Es fragt sich 
ob die chemische Constitution der aufgezählten Fels- 
' den innigen Zusammenhang des Diallaggranulites mit 
iem bereits besprochenen Gesteine ebenfalls bekundet, 


“2 


t 
ur 


Er 


Ein Blick in die Tabelle, in welcher die gleichwerthigen 
chemischen Verbindungen untereinander gestellt sind, lehrt 
auch hier einen allmählichen Uebergang, welcher durch den 
Glimmergranulit, den Cordieritgneiss und den Orthoklas-Diallag- 
granulit vermittelt wird, kennen. Es bilden die gleichen Ver- | 
bindungen der einzelnen Gesteine auf- und absteigende Reihen, 
welche mit dem Wechsel der mineralischen Zusammensetzung ' 
derselben in ursächlichem Zusammenhang stehen. 

Der normale Granulit ist unter allen in unsere Gruppiruni 
aufgenommenen Gesteinen das höchst silieirte; der Diallagra- 
nulit weist dagegen weit niedrigere Procentzablen an Kiesel- 
saure auf. Das Maximum von jenem beträgt 76 pCt., bei 
diesem höchstens 60 pCt. Die auffallenden Differenzen im 
Kieselsäuregehalt der beiden Gesteine werden jedoch durch die 
dazwischenliegenden Gesteine ausgeglichen und es documentirt 
sich vielmehr zwischen allen ein successiver Uebergang. Be- 
reits die wenigen Analysen vorstehender Tabelle sind be- 
weisend hierfür. Indem wir aber zahlreiche Kieselsäurebestim- 
mungen der Granulitvarietäten von verschiedenen Fundpunkten 
des sächsischen Granulitgebietes hier zusammenstellen, werden. 
diese Verhältnisse noch deutlicher aufgeklärt werden. 


Gesteinsart. Fundort. Si, TE 
No. 7 En 
0. 
1. | Normaler Granulit. Höllmüble bei Penig. | 76, 33 
2. | Normaler Granulit. Steinbruch der Klau-| 75, 16 
mühle bei Limbach. | 
3. | Normaler Granulit. An der Zschopau ober- | 75, Ju 
halb Neudörfchen bei 
Mittweida. BE. 
di 
4. | Normaler Granulit. Steinbruch bei Neudörf- | 73,47 | 
chen. ee 
| 
5. | Glimmergranulit. Steinbruch bei Neudorf- SE 
chen bei Mittweida. 24 
6. | Normaler Granulit. Steina bei Hartha. 73,00 | 
7. | Orthoklas - Diallaggra- | Steinbruch bei Kien-) 71 | 
nulit. heide bei Burgstädt. 
8. | Glimmergranulit. Waldheim. a | 
9. | Normaler Granulit. Rosswein. 69,94 


323 


Gesteinsart. Fundort. 


£ 10, Orthoklas - Diallaggra- | Niederrossau bei Mitt-| 68,30 


B: nulit. | weida. 
en. Glimmergranulit. | Waldheim. 66,30 
& 12. Diallaggsanulit sp. ? An der Eisenbahn bei| 65,50 
H Waldheim. 
Ä 13 -Cordieritgneiss. Lunzenau. 64,44 
14. | Diallaggranulit sp.? Ehrenberg. 64,30 
Orthoklasfreier Diallag- | Steinbruch zwischen | 60,47 
granulit. | Tanneberg u. Ober- 
E Crossen. 
| 6. Orthoklasfreier Diallag- | Ringethal., 54,06 
3 granulit. 
| Orthoklasfreier Diallag-| Schweizerthal b. Burg- | 52,23 
granulit. städt. 
* 8. Orthoklasfreier Diallag- | Klaumühle. 49,95 
Be granulit. 
19. Orthoklasfreier Dialiag- Hartmannsdorf. 49.75 
B granulit. 
Orthoklasfreier Diallag- | Böhrigen. 45,92 
granulit. 


| Der procentische Kieselsäuregehalt der normalen Granu- 
lite bewegt sich zwischen den Zahlen 76—-70 pCt. In glei- 
‘her Höhe, wie die letztere Zahl angiebt, und zum Theil noch 
s höher, setzt der Glimmergranulit ein; indess bemerkt 
bei demselben einen grösseren Spielraum in den Siliei- 
sstufen; sie liegen zwischen den Zahlen 73—65 pCt. 
Cordieritgneiss stimmt mit vielen niedrig silieirten Glim- 
ranuliten überein; er zeigt einen Gehalt an SiO,, der 
von 65 pCt. nicht weit entfernt. Der Ortboklas-Diallag- 
ulit schliesst sich in seinem Kieselsäuregehalt an die vo- 
ı Gesteine eng an. Seine äussersten Varietäten nach 
| figuriren mit einem procentalen Gehalt an SiO,, welche 
: Glimmergranulite übertreffen und die normalen Granulite 
ahe erreichen. Die Zahlenwerthe für diese chemische 
| indung schwanken bei dem Orthoklas-Diallaggranulit zwi- 
schen 71—60 pCt. Dieselbe Verschiedenheit in der Silicirung 


324 


nimmt man auch am echten Diallaggranulit wahr. Die Procent- | 
zahlen desselben befinden sich zwischen den Zahlen 60—46. 

Es besteht sonach zwischen den einzelnen Gesteinsvarie- 
täten in ihrer Silieirung ein nicht zu verkennender Zusammen- 
hang, der in einer absteigenden Reihe, welche beim normalen 
‘Granulit beginnt und beim orthoklasfreien Diallaggranulit 
endigt, seinen Ausdruck findet. Es sind vornehmlich der; 
Glimmergranulit und der Orthoklas-Diallaggranulit, welche die 
extremen Glieder (norm. Granulit und Diallaggranulit) mit 
einander verbinden. | 

Die Thonerdeführung ist bei allen jetzt in Rede stehen- 
den Gesteinen ziemlich gleich gross. Die Differenzen sind’ 
durchaus nicht erhebliche; sie fordern keine besondere 
Erklärung. ’ 

Der Gebalt folgender Verbindungen, namlich: die Oxyde 
des Eisens (Fe,0, und FeO), des Mangans (MnO), des Cal- 
ciums (CaO) und des Magnesiums (MgO), ändern sich in den] 
einzelnen Gesteinsarten nach deren Charakter nach und nach. 
Sämmtliche Oxyde bilden aufsteigende Reihen, so dass ihr 
Maximum in der horizontalen Reihe des echten Diallaggra-) 
nulites zu finden ist, während ihr Minimum in der ersten ho- 
rizontalen Reihe, welche auf den normalen &ranulit verweist, 
zu suchen ist. Während der Gehalt an Eisenoxyd und Eisen- 
oxydul im normalen Granulit nur 2— 4 pÜt. ausmacht, be 
gegnet man dafür beim Diallaggranulit viel höheren Wertliekl 
nämlich über 10 pCt. Der Kalkgehalt beträgt z. B. beim 
ersteren Granulit nur 0,50 —1,50 pCt., beim letzteren jedoch 
beinahe 12 pCt. Ebenso verkäll es sich mit dem Gehalt an 
Magnesia, nämlich {bei jenem im Mittel nur 0,60 pCt., bei 
diesem aber 4,00 pCt. 

Der sich mehrende Gehalt an Eisenoxyden und Kälkende 
steht mit dem Ein- und Zurücktreten von einzelnen Mineralien 
im Zusammenhang. Durch die reichlichere Beimengung des 
Plagioklases steigert sich der Kalkgehalt immer ;nehr und na 
mentlich in den letzten Gesteinsgliedern wird derselbe durel 
das Hinzutreten von Diallag noch wesentlich erhöht. Gleichen 
Einfluss hat der Diallag auf den Gehalt an Eisenverbindungen] 
der zwar auch in der vermehrten Theilnahme von Eisenerzer 
begründet ist. Der Biotit und der Diallag, auch wohl dei 
(ranat verursachen in den “esteinen die Steigerung de; 
Magnesicagehaltes. Von den Alkalien. ist es besonders das 
Kali, das bemerkenswerthe Differenzen in der Reihe hervor: 
treten lässt. Seine Verringerung hängt mit dem Zurücktretei 
des Orthoklases unbedingt zusammen. Der normale Granuli 
führt als Orthoklasgestein daher im Mittel 5,40 pCt., 
Diallagranulit indess nur 0,20 pCt an Kali. Der Natrong 


j 


‚ 325 


bleibt sich im Grossen und Ganzen ziemlich gleich; sein 
Schwanken zwischen 5—1 pÜt. ist von der jeweiligen Menge 
des triklinen Feldspathes abhängig. 

| So bekundet denn auch die chemische Zusammensetzung 
der Gesteine der oberen Reihe den innigen Zusammenhang 
derselben untereinander und speciell auch mit dem Diallag- 
nulit. 

Der nachfolgende Theil dieses Kapitels hat sich mit der 
eiteren Beantwortung der oben aufgeworfenen Frage zu be- 
aftigen und zu zeigen, in welchem Verhältniss der Diallag- 
&ranulit zu den unter No. 6— 14 in der Tabelle genannten 
Felsarten der sächsischen Granulitformation steht. 

Zur Vereinfachung der Darstellung empfiehlt es sich, vor- 
fig nur die ersten fünf der auf den Diallaggranulit len 
teine zur Betrachtung herbeizuziehen; es sind das nämlich: 
Feldspath-führender Eier bleudeschieten. 2. Hornblendefels, 
Flasergabbro, 4. Flasergabbro von der Höllmühle bei Penig 
| endlich 5. Eklogit. 

Durch die Anordnung der Tabelle lässt es sich nicht 
meiden, dass ein Gestein, das auch geologisch sehr eng 
den Diallaggranuliten verknüpft ist, nämlich der Eklogit 
ersteren weit entfernt gestellt worden ist. Wir weichen 
der Reihenfolge ab und betrachten zuvörderst das Ver- 
tniss des Diallaggranulites zum Eklogit. 

_ Der Begriff des Eklogits verlangt, dass man nur feld- 
thfreie Gesteine mit diesem Namen belegt. Ein Theil der 
teine, welche in der sächsischen Granulitformation bisheran 
er dieser Benennung aufgeführt wurden, gehören nach un- 
en Untersuchungen (vergleiche den dritten Abschnitt vor- 
nder Arbeit) den Diallaggranuliten zu. 

Nur ein einziges bis jetzt bekannt gewordenes Vorkom- 
in der Granulitformation entspricht den Anforderungen 
Definition von Eklogit. Es ist das Gestein hinter der 
auration „Zur Erholung“ in Waldheim; es besteht aus 
a pyroxenischen Mineral, das hier den Charakter des 
s angenommen hat, und aus blassrethem Granat. Der 
t ist auf seinen Sprüngen zum Theil etwas zersetzt; er 
t sich einerseits in eine grünliche, körnige bis fasrige 
anz (Viridit), andererseits in schon makroskopisch wahr- 
ambaren Pistacit um. Blassgrünliche, wurmförmig gekrummte 
chen umgeben die Reste des Granats. Es ist dies sein 
andlungsproduct und zwar Chlorit, zwischen dem Körn- 
und Stäbchen von Magncteisen lager 

Bei einem Vergleiche des Eklogits mit dem orthoklasfreien 


326 


N 


schied zwischen beiden in dem Fehlen des Plagioklases und 
Quarzes bei ersterem begründet ist. Der Pyroxen im Eklogit 
ist nicht als Diallag, sondern als Augit (Omphaeit) entwickelt; 
eine Ausbildung, welche nur wenig vom Diallagcharakter ab- 
weicht. Der Granat ist in grösserer Menge als z. B. ge- 
wöhnlich im Diallaggranulit vorhanden. Die Differenz beider 
Gesteine wäre aber immerhin eine grosse, wenn nicht gewisse 
Diallaggranulite durch das Ueberwiegen von Diallag und 
Granat den Eklogiten sich auffallend näherten. So sind es 
vor allen die @esteine von Mohsdorf, die zum Theil nur mini 
male Mengen von Plagioklas und Quarz führen. Im durch 
fallenden Lichte beobachtet man in den betreffenden Präpa- 
raten nur prächtig gefaserte, fast glashelle Diallage und meh 
oder minder in Zersetzung begriffene Granaten, zu denen sick 
Magnetkies und viele, durch besondere Grösse bemerkens- 
werthe Zirkone in gerundeten Formen gesellen. Bei Anwen- 
dung des polarisirten Lichtes treten dem Beobachter kleinste 
Partieen von Plagioklas und Quarz, welche gleichsam die 
Rolle einer Zwischendrängungsmasse im Gestein spielen, ent; 
gegen. In einigen Schliffen waren Plagioklas und Quarz s« 
sporadisch zugegen, dass ich dieselben anfänglich bei wieder. 
holter Durchsicht der Schliffe zwischen gekreuzten Nicol: 
übersehen konnte. Musste man nicht auf Grund vielfache 
Beobachtungen, die beweisen, dass die Mengenverhältnisse de 
Bestandtheile der Diallaggranulite oft in einer und derselbeı 
Schicht sehr wechseln, annehmen, dass womöglich ander! 
Präparate, nur einem anderen "Handstück desselben Lager 
entnommen, eine grössere Quantität beider Mineralien ent 
halten könnten: so würde ich für die Gesteine dieses Fund 
ortes ebenfalls den Namen Eklogit gewählt haben. 

Unter Berücksichtigung dieser Ausbildungsweise manch 
Diallaggranulite darf man deshalb wohl mit Recht behaupten 
dass innige Beziehungen zwischen dem Diallagranulit un! 
Eklogit in der sächsischen Granulitformation in mineralische 
Hinsicht obwalten. 5 


Kool akhrenrinsten ut, Val ist. 

Zur Klarstellung des Verhältnisses, in welchem der Diallag 
granulit zu den Gabbrogesteinea der sächsischen Granulit 
mation steht, bedarf es vorerst einer kurzen petrographische 
Schilderung der letzteren. Es muss jedoch bemerkt werdet 
dass die hier mitzutheilenden Resultate über Gabbro sich m 
auf vorläufige Untersuchungen stützen. Im Allgemeinen we 


den zwar die Ergebnisse bei eingehenderen Untersuch 


327 


über diese Gabbrogesteine, die ich in Kürze auszuführen ge- 
deuke, sich wohl nicht allzusehr verändern; doch wird auch 
noch manches Interessante in petrographischer und geologischer 
Hinsicht zu ergänzen sein. 

Allgemein bekannt ist das Gestein von der Höllmühle 
bei Penig, das man unter dem Namen Hypersthenit noch oft 
zeichnet findet. Da aber, wie Ds CnoIzsaux*) zuerst 
hwies, Diallag, seltener der rhombische Hypersthen vor- 
t und wesentlich Plagioklas (Labrador) und Olivin sich 
demselben vergesellschaften; so kann man diese Felsart 
ch nur als Gabbro bezeichnen. Seiner Structur nach ist das 
stein selten granitisch - körnig, sondern meist grobflasrig 
gebildet. Die mineralische Constitution der Felsart von 
Höllmühle ist sehr veränderlich. So findet man in vielen 
nnschliffen nicht eine Spur von Hypersthen, sondern nur 
Das, während in anderen beide Mineralien gegenwärtig 
#Auch Quarzkörnchen sind sporadisch im Gestein ver- 
ilt, wie ein Präparat im Besitz des Herrn Dr. KALkowskyY 


Aehnliche Gesteine wie das Höllmühle birgt die sächsische 
anulitformation noch viele; indessen weicht ihre mineralische 
sammensetzung von der typischen und gewöhnlich nur in 
mmlungen vorhandenen Varietät von der Höllmühle merk- 
ab; sie sind wesentlich aus Diallag, Plagioklas, Quarz, 
Bikes und Titaneisen zusammengesetzt. (ÜOallenberg, 
hrigen, Rosswein, Malitzsch.) Die Structur dieser Gabbro- 
teine ist eine flasrige bis schiefrige, welche dadurch gebildet 
d, dass die zusammensetzenden Gesteinsbestandtheile in 
enweise sich auskeilenden Streifen und Schmitzen sich 
mmenfügen. — Es dürfte daher der Name „Flasergabbro*, 
Icher dies Texturverhältniss zum Ausdruck bringt, für diese 
sarten, das Vorkommen der Höllmühle mit einbegriffen, zu 
en sein. Manche Gesteinsabänderungen des Flasergabbro’ S 
en neben Diallag auch Amphibol als primären Bestand- 
il auf, ja zuweilen wird der erstere vollständig vom letzteren 
zt. Es resultiren dadurch Gesteine, die man vorläufig 
eldspathreiche Hornblendeschiefer (Aktinolithschiefer ?) be- 
en kann; vielleicht lässt sich auch der Name Amphibol- 
bro dafür anwenden. Indessen genauere Untersuchungen 
ünen dies nur entscheiden. Diese Gesteinsvarietät besteht 
ch wesentlich aus strahlsteinartiger Hornblende, Plagio- 
‚ Quarz und Magnetkies. 

Dass neben diesen beiden beschriebenen Varietäten der 
brogesteine in der sächsichen Granulitformation noch an- 
7) Bull. de la Soc. geolog. de France t. XXI. 18693. 

Zeits.d. D.geol. Ges. XXIX. 2. 22 


328 oe 


dere auffallende und wohl zu unterscheidende Abänderungen 
‘vorkommen, und damit in Verbindung stehen, will ich Bin 
nur kurz andeuten. 
Für die genetische Auffassung dieser Gesteinsgruppe ist 
es aber von nicht zu unterschätzender Wichtigkeit, dass mit 
dem Olivin-führenden Flasergabbro der Höllmühle auch die 
Ampbibol-führende Gesteinsvarietät in Verbindung steht. Sie 
bildet concordant eingeschaltete Schichten zwischen dem grob-| 
flasrigen Diallag - führenden tsestein. Unter dem Mikroskop’ 
erkennt man in diesen feinschiefrigen Massen ebenfalls Pla- 
gioklas, strahlsteinartigen Amphibol, (Juarz und Magnetkies| 
(Bisenkies ?). Uebergänge zwischen beiden extremen Ausbil- 
‚dungen, dem Flasergabbro und dem Feldspath-führenden Hornz | 
blendeschiefer sind nicht selten. 
Es existirtt demnach zwischen dem Höllmühler Flash 
gabbro und den sonst in der Granulitformation auftretenden‘ 
Flasergabbros in mineralogischer und geologischer Hinsicht 
eine nicht zu verkennende Analogie; ja man kann wohl auch 
mit Recht sagen, dass eine solche Analogie zwischen vorge- 
nannten Gesteinen und unseren Diallaggranuliten vorhand 
sei. STELZNER*) hat das früher vorzüglich auf Grund sein 
geologischen Beobachtungen behauptet, indem er sagt: „Hyper- 
sthenit und Gabbro sind nur als besonders grobkrystallinische 
Trappgranulite zu deuten, mithin ebenfalls nur als Glieder der 
Granulitformation aufzufassen.* Diese mehr vermuthungswei 
ausgesprochene Ansicht hat in gewissem Sinne ihre volle B 
rechtigung, nachdem es durch vorliegende Arbeit gelungen i: 
Diallag als einen .Hauptgemengtheil der früheren Trapp 
lite wirklich nachzuweisen. . 
Und überschaut man die Gesteinssippe der von uns ı 
dem Namen Diallaggranulit bezeichneten Gesteine, so begegu 
man in der That darunter solchen bin, die si 
kaum merklich in ihrer Zusammensetzung von den Flase 
gabbro’s (Rosswein, Böhrigen, Oallenberg) unterscheiden lasse 
Es giebt, wie oben nachgewiesen wurde, Diallaggranulite, bei 
denen der Granat so zurücktritt, oder wohl gar vollständig| 
verschwindet, dass solche Gesteine alsdann mit vielen Flaser- 
gabbro’s fast übereinstimmen; denn Diallag, Plagioklas ui 
Quarz sind beiden gemeinsam. Man frägt nun wohl, wesha 
die ganze Gruppe der Diallaggranulite nicht etwa als fein- 
körnige Flasergabbro’s oder etwa als Gabbroschiefer bezeichnet 
worden sei, da doch augenfällige Beziehungen, ja wohl Ue 
gänge zwischen beiden existiren ? 


*) N. Jahrb. f. Miner. 1871 pag. 245. 


Be... 


Diese Bezeichnung hätte vielleicht für eineu Theil der 
granatfreien und feinkörnigen Gesteine eine gewisse Berech- 
figung gehabt. Sollte man aber auch die granatreichen Ge- 
steine also benennen? Der Habitus der granatreichen und 
granaifreien Diallaggranulite ist derselbe; keine der beiden 
Varietäten hat im Aussehen etwas mit den Flasergabbro’s ge- 
mein. Zudem ist in den granatfreien Diallaggranuliten immer 
Zirkon, wenn auch nur accessorisch, ‚zugegen. Und dieser 
"Gemengtheil ist nicht allein für die Dollsessanalte, sondern 
ch für die normalen Granulite charakteristisch. Das Vor- 
ndensein dieses mineralischen Bestandtheils konnte aber bis 
jetzt in den Flasergabbro’s nicht nachgewiesen werden. So 
lange demnach in diesen feinkörnigen, splittrigen 
Gesteinen Granat. und Zirkon, entweder beide 
4 leichzeitig oder jeder einzeln ei werden 
innen, sind dieselben als Diallaggranulite und 
cht als Flasergabbro zu benennen. 

_ Die chemische Constitution der Flasergabbro’s unter sich 
nach den vorhandenen Analysen übereinstimmend. Sowohl 
der zum Theil Olivin - führende Flasergabbro der Höllmühle, 
als auch die Flasergabbro’s von Malitzsch und Böhrigen zeigen 
unmerkliche Differenzen; so ist z. B. der Kalkerdegehalt 
ersterem um 7 pCt. höher, wohl nur deshalb, weil Diallag 
lleicht im analysirten Material vorherrschte. Die Gleichheit, 
' zum mindesten die Achnlichkeit der chemischen Zusam- 
setzung der genannten Felsarten mit den orthoklasfreien 
allaggranuliten ist leicht ersichtlich. !Hie Differenzen sind 
bedeutend genug, so dass sie den aus der mineralischen 
sammensetzung sich ergebenden Zusammenhang durchaus 
ht in Frage stellen. 

Das Auftreten des einstweilen mit dem Namen Feldspath- 
ender Hornblendeschiefer bezeichneten Gesteines mit Flaser- 


r. Und bedenkt man weiter, dass in einer Zahl von 
lagranuliten etwas Amphibol stellvertretend für Diallag 
itt, so gelangt man zu anderen näheren Beziehungen zwi- 
schen beiden Gesteinen. 

Im Granulitgebiet wird der genannte Amphibolschiefer 
in den obersten Horizonten des Schichtencomplexes ange- 
en; er nimmt demnach die gleiche geologische Stellung 
die Flasergabbro’s ein, mit denen er ja auch zumeist geo- 
gisch verbunden ist. An einigen Punkten der Granulitfor- 
on steht er, ein unabhängiges, selbstständiges Gebirgsbild 
end, auch mit typischem Hornblendefels im Zusammenhang. 
tzteres Gestein wird lediglich aus sammetschwarzer, strich- 
iger Hornblende, selten betheiligt sich etwas Quarz, zusam- 


28% 


330° 


mengesetzt. Uebergänge swischen Hornblendefels und Feld- 
spath-führenden Hornblendeschiefer haben statt. Im Erlbach- 
thale (auf Section Rochlitz der neuen geologischen Karte von 
Sachsen) sind beide Gesteine treflich aufgeschlossen; hier’ 
lassen sich auch die Uebergänge zwischen beiden Gesteinen 
und ihre Wechsellagerang mit CÜordieritgneiss recht gut 
studiren. ; 
Geht man von denjenigen Diallaggranuliten, welche durch 
mehr oder mindere Hornblendeführung ausgezeichnet sind, aus, | 
so erhält man nach dem Vorstehenden folgende sich dar 
schliessende Gesteinsreihe: Diallaggranulite mit Amphibol, 
Feldspath - führender Hornblendeschiefer und endlich, Horn- 
blendefels. 
Schliesslich bleiben uns für die fernere Beantwortung un- 
serer oben aufgeworfenen Frage die vier in der Tabelle zuletzt 
gestellten Gesteine übrig. Es sind: der Diallag-Olivinfels von 
Mohsdorf, der Enstatitfels von Russdorf, die Bronzitser u 
und die Granatserpentine. 
Diese Felsarten sind sammtlich quarz- und teldspathinsl 
und stehen deshalb den Diallaggranuliten um vieles ferner. 
Es werden sich aber dennoch einige Beziehungen zu den letz- 
teren auffinden lassen. Vorweg mag bemerkt werden, dass, 
gerade die Anwesenheit des Diallags und anderer Pyroxe 
mineralien in allen diesen Felsarten wohl geeignet erschei 
einen gewissen mineralischen Zu mu mit den Diallag- 
granuliten herzustellen. “ 
Als Gemengtheile des Diallag-Olivinfelses von Mohsdorf 
sind Diallag, Olivin, Granat, Enstatit, Magnetkies und Magn t- 
eisen aufzuführen. Ein Theil der Mineralien der Felsart sind 
zugleich Bestandtheile der Diallaggranulite, so der Diallag und 
Granat, während die Mehrzahl derselben sich im Granat-Ser- 
pentin wiederfinden. So tritt die Felsart, welche schon durch| 
ihre Lagerungsform mit den Diallagpranden eng verknüpft, 
ist, in mineralischer Beziehung denselben nahe. 8 
Der Enstatitfels von Russdorf bei Limbach besteht a 
Enstatit, Olivin, Diallag und etwas strahlsteinartiger Hor 
blende; er ist nach seiner Zusammensetzung ziemlich wech- 
selnd; bald herrscht das eine, bald das andere Mineral v 
und zwar ist der Wechsel von der Lage in der Schicht, 
Hangendes oder Liegendes, abhängig. Einzelne, kaum 1 bis 
2 Cm. starke Lagen werden fast nur aus Enstatitblättern, 
deren Länge bis zu 3 Cm, aufsteigen kann, gebildet, währe 
andere feinkörnigere Gesteinslagen meist nur aus Enstatit 
Diallag resp. Augit zusammengesetzt sind und man bem 
nur spärlich ein Olivinkorn darunter. Es giebt jedoch ant 
Gesteinspartieen, welche alle Gemengtheile in ziemlich glei 


‚331 


Mengenverhältnissen aufweisen. Der Olivin ist meist noch 
recht frisch und von verschiedener Grösse. Ein Theil seiner 
Individuen zeigt indess auch auf seinen Sprüngen die für ihn 
so eigenthümliche Umwandlung, ja an einigen Partieen ein- 
zelner Präparate wurde die bekannte Maschenstructur, also 
vollkommen zersetzte Olivine, beobachtet. Es ist eben in 
einer und derselben Gesteinszone jener Wechsel der Bestand- 
theile, der für die krystallinisch - geschichteten Gesteine so 
‚charakteristisch ist, vorhanden. Je nachdem man also von 
m Gestein Material zu mikroskopischer Untersuchung aus- 
äblt, kann man die verschiedenartigste Zusammensetzung er- 
N Ellen. Aus diesem Grunde ist eine passende Bezeichnung für 
solche Gesteine zu finden, immerhin eine recht missliche Aufgabe. 
Man könnte z. B. unser Gestein, weil sowohl rhombischer als 
h monokliner Pyroxen sich in hervorragender Weise an der 
ammensetzung betheiligen, Pyroxenfels nennen; doch 
eint der bereits früher von mir gewählte Name Enstatit- 
ls”) besser am Platze zu sein, und zwar deshalb, weil 
livin in den hangenden und liegenden Partieen des Gesteins- 
gers reichlich zu finden und das letztere in einem Bronzit- 
rpentin, dessen Archetypus unser Gestein in seinen olivin- 
hen Lagen vorstellt, eingeschaltet ist. 
Die Serpentine der sächsischen Granulitformation sind 
eierlei Art. Die Bronzitserpentine sind durch Umwandlung 
 Enstatitfels hervorgegangen, während der Archetypus der 
'echselungsreicheren Granatserpentine ein aus Olivin, Gra- 
‚„ Diallag, Enstatit und Chromit bestehendes Gestein dar- 
Ite. 
Obwohl die vier zuletzt erwähnten Gesteine, insonderheit 
Serpentine, sich als Endglieder der Gesteinsreihe in der 
sischen Granulitformation bekunden und sich in ihrer 
eralischen und chemischen Zusammensetzung von den 
ıllaggranuliten entfernen, so lassen sie sich doch durch die 
ilweise Führung von Diallag, Enstatit und Granat mit den- 
n in Beziehung bringen. Die geologische Stellung beider 
eine macht das noch wahrscheinlicher**); denn im Ser- 
n ist Diallaggranulit bis zu 1 M. mächtigen Bänken ein- 
agert, was eine gleichzeitige Bildung des Urgesteins des 
Serpentins und des Diallaggranulites entschieden beweist. 
Aus Vorstehendem dürfte sich demnach als Resultat er- 
n, dass alle Gesteine der sächsischen Granulitformation 
ihrer mineralischen und chemischen Zusammensetzung in 
- oder minder deutlichem Zusammenhang mit den Diallag- 


|; h E E. Datne, N. Jahrb. f. Min. 1876. pag. 233. 
Eu) E. Dartur, N. Jahrb, f. Min. 1876 pag. 345 ff, 


332 


granuliten stehen. Auf gleiche Weise sind aber auch dies 
Gesteine gegenseitig verbunden. “ 

In chemischer Beziehung bilden die Gesteine der säch- 
sischen Granulitformation eine absteigende Reihe, in welcher 
der normale Granulit (SiO, 76 pCt.) als höchst silieirtes, der 
Serpentin als kieselsäureärmstes (SiO, 43 pCt.) Glied erscheint. 


VI. Genetische Betrachtungen. 


In den folgenden Zeilen soll und kann es nicht unter- 
nommen werden, die Frage über die Genesis des sächsischen 
Granulites überhaupt zum Austrag zu bringen. Nur insoweit 
soll eine Beantwortung des Gegenstandes versucht werden, 
als die geführte Untersuchung hierzu Veranlassung und einigen 
Anhalt giebt. Die Danlecur gen können sich deshalb auch 
nur mit etlichen Punkten der vorhandenen Theorien beschäf- 
tigen und sie etwas näher beleuchten; es kann sich nicht um 
eine vollständige Entkräftung der einen oder der anderen ‘a 
selben handeln. | 

Die Theorie von der eruptiven Entstehung des sächsisch 
Granulites wurde bekanntlich zuerst von ©. NAumAnn*) auf 
gestellt; dieselbe hat, da sie mit Meisterschaft entwickelt une 
wiederholt mit viel Geschick vertheidigt wurde, jedenfalls de 
meisten Anklang und die zahlreichsten Anhänger gefund: 
Die Begründung dieser 'heorie ist von Anderen, so u.a, v 
Tu. SCHEERER und A. v. LAsauLx von anderen Gesichtspunkteı \ 
aus, versucht worden. > 

Die kürzeste und wohl auch bestimmteste Darlegung sen, 
ner Ansichten über die Eruptivität des sächsichen Granulites 


gab NAUMANN ””) in der Antwort a Er v. Hoonmren E 


aus dieser Marstellung Be | 
NAUMANN giebt daselbst über das Alter des Granulites Kl 


iechen (Langenstriegis) und die devonischen ( Altmörbit 
Schichten mit eingerechnet; denn der Granulit habe dieselb 
sammtlich und gleichzeitig aufgerichtet. Wir hätten es deı 
nach im sächsichen Granulit mit einem verhältnissmässig junge 
an a zu thun; dasselbe sei desbe 


*) Vergl. die historische Skizze vorliegender Arbeit. 
#*#*) Jahrb. d.k. k. geol. Reichsanst. 1856. 


‚333 


Gesteine sind als eruptive unzweifelhaft gekennzeichnet, 
wenn Glaseinschlüsse, eine felsitische oder glasige Basis oder 


werden können. 

- Keines dieser Merkmale, welche eine solche Entstehung 
des Granulites mit der grössten Sicherheit und Bestimmtheit 
begründen würden, sind von uns in irgendwelcher Granulit- 
"yarietät als vorhanden beobachtet worden und werden wohl 
(schwerlich nachgewiesen werden können. Vergl. F. Zırkku’s*) 
Urtheil, das hiermit übereinstimmt. A. v. Lasaunx“*) glaubt 
dess auf “rund der mikroskopischen Untersuchung eines 
Granulites von Etzdorf bei Rosswein, die eruptive Entstehung 
des sächsischen Granulites überhaupt bestätigen zu müssen. 
Die Punkte, welche von ihm zur Beweisführung heran- 
gezogen werden sind folgende. 

h Im Quarz sind neben Flussigkeitseinschlussen die sogen. 
"Dampfporen vorhanden. Spuren einer Metamorphose sind nur 
heilweise zu beobachten. (Er fasst die Metamorphose als 
umbildende Einwirkung der Atmosphärilien auf das Gestein, 
ls den Anfang der Verwitterung desselben auf.) Alle Ge- 


ntstanden. Bei einer angenommenen Erstarrungsreihe ist 
J)uarz zuerst, Granat zuletzt erstarrt. — 

-  Fasst man diese Angaben näher in’s Auge, so muss man 
gestehen, dass eine Beweiskraft denselben nicht innewohnt. 


Jampfporen im Quarz, angeführt, deren Richtigkeit entschieden 
estritten werden muss. Betrachtet man ferner die angenom- 
nene Erstarrungsreihe für die einzelnen Mineralien, so muss 
r hervorgehoben werden, dass eine solche nicht existirt. 
liessen sich übrigens aus der eitirten Arbeit selbst Beweise 
gegen vorbringen. Vorausgesetzt, eine solche Erstarrungs- 
eihe, oder eine bestimmte Reihenfolge im Auskrystallisiren 
er Mineralien wäre vorhanden, so könnte trotzdem eine Be- 
ündung für die eruptive Bildung des sächsischen Granulites 
rin nicht gefunden werden. Der ursprüngliche krystallinische 
arakter des Granulites ist aber ebensowenig beweisend, da 
bekanntlich krystallinische Gesteine, wie Glimmerschiefer, 
rnblendeschiefer etc. giebt, für welche man eine andere als 
uptive Entstehung anzunehmen sich gezwungen sieht. Die 
likommene Krystallinität des sächsischen Granulites in sei- 
einzelnen Varietäten beweist weiter nichts, als dass er 
Nicht zu den klastischen oder halbklastischen Gesteinen zählt. 


*) Mikrosk. Beschreibung 1876. pag. 468. 
= **) N, Jahrb. f. Miner. 1872. pag. 831. 


| Dy 


“ 334 


Die mikroskopische Beobachtung und Untersuchung a 
sächsischen Granulite liefert demnach nichts, was für, wohl 
aber so manches, was gegen eine eruptive Bildung derseibeß 
zu sprechen scheint. | 

Eine Anzahl von krystallinischen Gesteinen ist ohne Zweifel, 
trotz des Fehlens von Glaseinschlussen, felsitischer Grundmasse 
und der Fluctuationstextur, eruptiver Entstehung, weil sie als’ 
deutliche gangförmige Massen mit Einschlüssen des Neben- 
gesteins auftreten. Zu diesen Gesteinen zählen unter anderen 
ein Theil der Granite, die Diabase, Diorite etc. 

Vergleicht man nur deren Mikrostructur mit der der &ra- 
nulite, so ergiebt sich zu Ungunsten der letzteren ein auffälliger 
Unterschied. Die Textur der Diabase und Granite ist eine 
richtungslose; die verschiedenen Gemengtheile fügen sich ein-' 
zeln und ohne besondere Richtung anzunehmen, aneinander. 
Genannte Gesteine besitzen eben die granitische Structur. Das 
Gefüge der Granulite hingegen ist ein schiefriges, wenn auch 
zum Theil nur unvollkommen entwickelt, welches durch die! 
lagenweise und zum Theil gestreckte Anordnung der mine- 
ralischen Bestandtheile hervorgebracht wird. Zugleich ist die| 
Aggregation der einzelnen Mineralien in den granulitischen 
Gesteinen oft eine solche, welche als haufenweise Gruppirung, 
im Abschnitt über die Structur der Diallaggranulite beschrie- 
ben wurde. Ferner zeichnen sich die Diallaggranulite ‚und 
auch die übrigen Granulitvarietäten dadurch aus, dass in ihnen] 
die benachbarten Mineralien gewöhnlich randlich ineinander! 
greifen. | 
Alle diese eigenthümlichen Ausbildungen des Gefüuges der 
Granulite tindet man aber an keinem nachweislich eruptiven| 
Gesteine, wohl aber an gewissen krystallinischen Schiefern, | 
deren Genesis leider noch nicht aufgeklärt ist, die man aber 
nichtsdestoweniger, so häufig mit dem beliebten, weil bequemen! 
Schlagwort — „metamorphische Schiefer“ — bel | 

Aus der Mikrostructur des Granulite lassen sich demnach’ 
keine stichhaltigen Beweise für, wohl aber erhebliche Zweifel 
gegen ihre eruptive Entstehung beibringen. & 

Diese Zweifel erscheinen aber um so berechtigter, wenn! 
man die Makrostructur und namentlich die Lagerungsverhält- 
nisse der Granulite in Betracht zieht. Dass die sächsische 
Granulitformation eine geschichtete Formation sei, dafür spricht) 
die Wechsellagerung der einzelnen Granulitvarietäten unt 
einander und ihre Wechsellagerung mit den übrigen vorhan- 
denen Gesteinen. Auf diese Verhältnisse hier nochmals nä 
einzugehen, darf wohl unterlassen werden, da sie im vier 
Abschnitt unserer Arbeit ausführlich geschildert worden s 


335 


Eeneh haben G. Pusch und A. STELZNER*) seiner Zeit auf 
diese Verhältnisse aufmerksam gemacht und letzterer weist 
darauf hin, dass eben diese Lagerungsverbältnisse gegen eine 
E “eruptive Entstehung der sächsischen Granulite sprechen. Er 
la ‚sagt: „Die Annabme, dass ein eruptives Magma bei seiner 
E Verfestung in tausendfacher Wiederholung sich in scharf be- 
grenzte und dennoch chemisch und mineralisch ganz differente 

Gesteine gegliedert habe, diese Annahme durfte Niemandem 
i verständlich und räthlich ae 

- Naumann **) erkennt jedoch diese Thatsachen nicht als 
Ousreichend zum Beweis an, indem er anführt, dass mancherlei 
jüngere eruptive Gesteine, wie Trachyte, Obeidianlayenl tra- 

‚chytische Laven etc. bekannt seien, welche in ähnlicher Weise 
substanziell verschiedene Moerhouen aufweisen. Wenn aber 

nach der Auffassung von Naumann der sächsische Granulit bei 
‘seinem Hervorbrechen als eruptives Gestein die umgebenden 

Schiefer gehoben haben soll, so lassen sich vorstehende Bei- 

spiele nicht fuglich als Beil herbeibringen; denn bei 
dieser Annahme wäre die sächsische Granulitellipse als ein 
homogener Vulcan anzusehen, über dessen Masse die später 

e zum Theil erodirten Schiefer gewolbt waren. Homogenen 

Vulcanen mangelt nicht nur jede Schichtung, sondern auch 
| jedwede erhebliche Differenzirung ihrer Massen, wie sie uns 

aber im sächsischen Granulitgebiet entgegentreten. Zudem 
braucht wohl nur flüchtig bemerkt zu werden, dass die ange- 
führten Beispiele von Stratovulcanen hergenommen sind, und 
gait keine Verallgemeinerung auf homogene Vulcane zulassen. 
Der ganze Habitus der sächsischen Granulitformation 
En: uns aber kein Bild, welches wir uns von homogenen 

: leanen zu machen on sind. „Es ist überhaupt nach 
ünseren heutigen. Erfahrungen über Te emuin. nicht mehr 
zulässig, dass irgend einer bestimmten Felsart oder Gruppe 
3 Felsarten jene wunderbare Kraftäusserung zugeschrieben 

| rde, welche in einer Breite von mehreren Meilen alles ge- 

schichtete Gebirge gehoben, nach Nord und Sud auseinander 

4 £ schoben und gefaltet haben soll.“ 

Dies sind unter anderen einige Punkte, welche nicht ohne 
nd gegen die von NAUMmann angenommene eruptive Bildung 
sprechen scheinen. Die Beleuchtung der übrigen von 

i MAnn angeführten Punkte, — wie die grossartige Auf- 

. tung der Schiefer, Verwerfungen im Streichen derselben, 

altsame Eintreibungen der granulitischen Massen in das 

|  ebeee, Zertrummerung und Zerreissung des Schiefer- 
e) N. Jahrb. f. Min. 1871. 
h: u N. Jahrb. f. Min. 1873. pag. 917. 


336 


gebirges und die Metamorphose der unmittelbar angrenzenden, | 
sowie der gänzlich oder theilweise losgerissenen Partieen des 
Schiefergebirges, muss für spätere ausführliche Arbeiten vor- 
behalten bleiben. Ein Theil dieser Punkte wird durch die 
neue geologische Karte von Sachsen zur Erledigung gebracht | 
werden können. Hoffentlich erscheint aus der Feder des | 
Herrn Dr. LEHMANN, auf dessen untersuchtem Gebiete einige | 
der angedeuteten Punkte, wie uber den „Granulitgang* von | 
Auerswald, zum Austrag zu bringen sind, bald eine ausführ- 
liche Darlegung seiner darüber gemachten Beobachtungen und ı 
die sich hieraus ergebenden Folgerungen. 

Wenden wir uns in Kürze zu den Punkten, welche Ta. 
SCHEERER*) vom chemischen Standpunkte aus als Stützen der 
Eruptivität des sächsischen Granulites beibrachte. ; 

So verdienstlich die auf seine Veranlassung und ‚unter 
seiner Leitung ausgeführten chemischen Analysen von zahl- 
reichen Gesteinen des sächsischen Granulitgebietes. sind, so 
unhaltbar sind die hieraus gezogenen geologischen Folgerungen 
und zwar Folgerungen, die er wohl kaum selbst beabsichtigt 
haben kann; denn er kämpft gegen die von A. STELZNER auf- 
gestellte Theorie vom Metamorphismus der sächsischen Gra- 
nulitformation an und unversehens gelangt er zu Sätzen, welche | 
eher diese Theorie stützen, nicht aber die Eruptivität dieser | 
Formation beweisen. SCHEERER’s Schlussfolgerungen sind: a 

„Die Granulite sind aus Gneissen (Plutoniten) durch um- 
Bildealen Prozess hervorgegangen , welcher das chemisch. ge- | 
bundene Wasser aus letzteren entfernte. Dass dieser Process 
in einer mehr oder weniger vollkommenen Umschmelzung, | 
mindestens in einer Erhitzung bis zur Massen - Erweichung | 
bestand, lässt sich aus dem Auftreten des krystallinischen | 
Granats schliessen, welcher als wasserleeres Mineralgebilde, | 
aus dem wasserhaltigen Glimmer a ist. Als 
umschmelzbares Eruptivgestein ..... können wir nicht den 
Granit betrachten, ....., sondern müssen die Umschmelzung 
den Trappgranuliten, d. h. namentlich den Gabbro- und He 
persthenitgestein im Granulitterritorium zuschreiben.“ cl 

Nun, diese Sätze sind wohl nicht misszuverstehen. Ein 
Gestein, das durch einen umbildenden Process (Metamorphose) | 
einen vollkommen anderen Habitus und neue Bestandtheile er-| 
hält, — nun ein solches Gestein — mag es vorher ursprünglich 
krystallinischer oder klastischer Natur sein, darf man doch) 
nicht mehr eruptiv nennen, dafür wäre allenfalls die belieb 
Bezeichnung metamorphisch am Platze. _Indess die Wider 
sprüche mehren sich noch. Auch das metamorphisiren 


*) 2.2.0. 


337 


Gestein ist selbst wiederum ein umgewandeltes. SCHEERER 
führt aus: „Die zuletzt betrachteten Trappgranulite seien viel- 
leicht Gemische von Gabbro-Hyperstheniten und anderen Ge- 
Ebirgsarten oder zum Theil auch ungeschmolzene Schiefer- 
gesteine.“ 

= Es wird aus der zufälligen Uebereinstimmung der chemi- 
schen Analysen eines Phyllites von Penna und des Orthoklas- 
_ Diallaggranulites von Niederrossau als wahrscheinlich hin- 
Breit, dass diese Schiefer umgeschmolzen seien und so 
u Diallaggranulit eine Denn aus Schiefer und 
Gabbro sei. 

Wenn Ueberreste von Schiefermasse oder wohl gar kla- 
u“ Material, wie es die die Granulitformation umgebenden 
 silurischen und Bouichen Schiefergesteine enthalten, nach- 
zuweisen wäre, so hatte die Auffassung, dass der Diallag- 
 granulit ein zum Theil umgeschmolzener Schiefer sei, ihre 
Richtigkeit. Keines dieser Merkmale, weder Schiefermasse, 
äh och anderes klastisches Material, habe ich in den zahlreich 
“untersuchten Präparaten von Disllaggranuliten nachzuweisen 
rmocht. Wäre aber eine solche Nachweisung erfolgt, dann 
äre freilich die von SCHEERER vertheidigte Eruptivität des 
sächsischen Granulites zwar nicht, aber wohl seine metamor- 
_ phische Entstehung auf das eclatanteste bewiesen worden. 

E So ist im Vorstehenden bereits das wichtigste Argument 
beigebracht worden, was gegen die metamorphische Bildung 
des Granulites, wie A, STELZNER*) selbige anzunehmen geneigt 
ist, spriebt. So lange kein klastisches Material in irgend 
einem der sächsischen Granulite festgestellt wird, kann man 
| sich wohl schwerlich zu dieser Ansicht bekennen. 

d Indem so in aphoristischer Weise einige Grunde, die ent- 
er gegen die eruptive oder gegen die metamorphische Eut- 
ung des sächsischen Granulites zu sprechen scheinen, an- 
ihrt worden sind, muss ferner bemerkt werden, dass eine 
edigung dieser Streitfrage , ob eruptiv oder ob metamor- 
isch nicht so leicht erwartet werden darf. Ja man könnte 
behaupten, der Versuch, eine solche Lösung herbeiführen 
wollen, sei zunächst nicht einmal so dringlich, sondern 
t wichtiger und erspriesslicher sei die Aufgabe, zu beant- 
ten: Inwiefern die sächsische Granulitformation mit den- 
jenigen Granulitterritorien, welche anerkanntermaassen archäi- 
schen Schichtencomplexen angehören, übereinstimmen ? 

- Nach mehrjährigen Untersuchungen im Gebiete der säch- 
hen Granulitformation und nach eingehenden Studien ihrer 
esteine gewinnt allerdings die Ueberzeugung Raum, dass 


ee )..20. 


338 


dies der Fall und dass vorstehende Frage bejahend zu beant- 
worten sei. Es gilt demnach nachzuweisen, dass sowohl in 
petrographischer als auch stratigraphischer Hinsicht in unserem 
Granulitgebiet dieselben oder wenigstens ähnliche Verhältnisse 
obwalten, wie uns aus verschiedenen archäischen Gneiss- 
gebieten, wie z. B. aus dem ostbayerischen Waldgebirge durch 
die unter GümBeEL’s Leitung geführten Untersuchungen, und 
aus dem Böhmerwald (Gegend von Christiansberg, Prachatitz 
und Krumau) durch die Untersuchungen F. v. HocHSTETTER’S 
bekannt geworden sind. Nimmt man diesen Standpunkt zur 
sächsischen Granulitformation ein, so mussen die Theorien 
über die Genesis derselben zunächst in den Hintergrund treten | 
und werden erst nach Beantwortung der oben gestellten Frage, 
mag dieselbe bejahend oder verneinend ausfallen, möglichen- 
falls an Bedeutung gewinnen. Würde nun die Auffassung, 
dass das sächsische Granulitgebiet eine archäische Formation 
sei, begründet und würde man trotzdem auch genöthigt, die 
eruptive Entstehung derselben anzunehmen, so wäre der 
Schlüssel für die Genesis der archäischen Gneisse zugleich ge- 
funden. Ob dies Ziel zu erreichen sein wird, muss die Zu- 
kunft lehren. | 

Kehren wir indess zu der oben gestellten Aufgabe zurück 
und führen aus vorliegender Arbeit dasjenige an, was für eine 
solche Uebereinstimmung der sächsischen Granulitformation | 
mit archäischen Gebieten spricht. Es ist folgendes: 21 

Die Structur, sowohl Makro- als auch Mikrostructur des | 
Diallaggranulites ist dieselbe, wie selbige an primitiven kıyg | 
stallinischen Schiefern un beobachtet wird. 

Die Wechsellagerung des Diallaggranulites mit dem | | 
übrigen Granulitvarietäten und mit den sonstigen Gesteinen 
der Formation findet in derselben Weise statt, wie die | 
Wechsellagerung der Granulite und &neisse etc. in den ar- | 
chäischen Gneissgebieten (Ostbayerisches Grenzgebirge, Böh- | 
merwald etc.). a 

Aber auch das Vorhandensein der gleichen Gesteine, 
einerseits in der sächsischen Granulitformation, andererseits 
in den archäischen Gneissdistrieten, scheint eine derartige | 
Conformität zu begründen. Stellt man hinsichtlich der Ge- | 
steinsarten einen Vergleich an, so findet man, dass normaler | 
Granulit, Cordierit-gneiss, Serpentine, (sabbrogesteine, Horo- | 
Blendarele und feldspathreiche Hornblendeschiefer sowobl dem. 
sächsischen Granulitgebiet als auch dem ostbayerischen Grenz- | 
gebirge gemeinsam siud. Und bei Durchsicht der betreffend 
Literatur begegnet man (resteinsbeschreibungen, die den Diallag- u 
granulit auch in jenen (regenden vermuthen lassen. 


339 


GümBEL*) beschreibt aus dem bayerischen Grenzgebirge 
eklögitartige Gesteine unter dem Namen Granatdiorit, von 
welchen er zugleich hervorhebt, dass sie nicht genau mit dem 
Eklogit aus dem Fichtelgebirge übereinstimmen, sondern dass 
es feldspathreiche Gesteine seien, 
Aus den Granulitdistrieten des südwestlichen Böhmens 
erwähnt F. v. HocHstErnEr %®) Gesteine, die er als Horn- 
blendegesteine bezeichnet und bald mit Eklogiten, bald mit 
Be  ürnigen Dioriten vergleicht. Ihr Zusammenvorkommen 
mit Serpentin und echtem Granulit macht es wahrscheinlich, 
dass in denselben entweder unser Diallaggranulit oder min- 
destens ein ihm nahe verwandtes Gestein vorliegt. 
E Auch Hornıs ***) berichtet aus dem Granulitgebiet von 
Krems an der Donau, dass unweit Strass im dortigen Gra- 
nulit ein dunkles Gestein vorkomme, das aus Feldspath, 
"Quarz, Hornblende und Granat zusammengesetzt sei und in 
den Granulit übergehe. Also anscheinend dieselben Lagerungs- 
verhältnisse wie im sächsischen Granulitgebiet zwischen nor- 
malen  Granulit und Diallaggranulit und womöglich ein Ge- 
stein, das mit letzterem auch nach seiner Constitution völlig 
übereinstimmt. Eine mikroskopische Untersuchung jener dun- 
klen granatführenden Gesteine aus den letztgenannten Gebieten 
MB ürtte vielleicht die Gleichheit derselben mit unsern Diallag- 
n granuliten bestätigen. | 
Dies sind einige Analogieen, die sich bei einem Ver- 
eiche der sächsischen Granulitformation mit archäischen 
ranulitgebieten vom Standpunkte unserer Arbeit ergeben. 
Die Darstellung anderer, unzweifelhaft vorhandener Aehnlich- 
keiten zwischen jener Formation und diesen Schichten- 
complexen muss für eine besondere Abhandlung vorbehalten 
bleiben. 


4 
F 
E 
F 


*) Ostbayerisches Grenzgebirge pag. 346. 
- **) Jahrb. d. k. k. Reichsanst, 1854. pag. 30. 37. 45. 
_  ®*e) Sitzungsber. d. Wiener Akad. VII. 1851. 


Erklärung der Figuren. 


Tafel IV. 


Fig. 1 und 2. Grössere Diallage mit feiner Faserung. 
Fig. 3. Diallag mit drei breiteren Zwillingslamellen. 

Fig. 4. Diallag mit drei Spaltungsrichtungen. | 
Fig. 5 bis 17. Kleinere, krüppelhaft entwickelte Diallage. a” 
Fig. 18. Diallag mit interponirten Blättchen. 500malige Ver- 

grösserung. > 
Fig. 19. Diallag mit runden und länglichen Hohlräumen. 500 mail 

Vergrösserung. ee; 
Fig. 20. Diallag, zum Theil zersetzt. 


; 


Fig. 21. Diallag, vollständig zersetzt in hornblendeartige Fäserchen. 
Fig. 22a. Orthoklas mit sogen. Faserung. 90 mal. Vergröss. % 
Fig. 22b. Derselbe bei 500 mal. Vergröss. 
Fig. 23. Granat mit Umwandlung in Chlorit- und Biotitblättche 
und Magnetit. 90 mal. Vergröss. 
Fig. 24. Granat mit Umwandlung in Chlorit- und Biotitblättche 
und Magnetit im Innern des Kırystalls., 
Fig. 25. Diallaggranulit von Knobelsdorf. a. Diallag, b. H 
blende, c. Plagioklas, d. Granat, e. Quarz, f. Biotit, g. Magne 
kies, h. Titaneisen. E 
Fig. 26. Orthoklas - Diallaggranulit vom Steinberg bei Erla 
a. Diallag, b. Plagioklas, c. Quarz, d. Granat, e. Orthoklas, f. Bioti 
g. Magnetkies, h. Titaneisen. i. Zirkon. - 


Profil. No. 1—4. a. Diallaggranulit, b. Glimmergranulit, c. | 
maler Granulit. 


341 


F 5. Kritische Bemerkungen zur neueren Taunus- 
Literatur. 


Von Herrn K. A. Lossen ın Berlin. 


- Das mir soeben zugegangene fünfte Heft des laufenden 
Jahrganges des weitverbreiteten LEONHARD-GEINITZ’ schen Jahr- 
buches enthält auf Seite 541 eine kurze Besprechung eines 
in der wissenschaftlichen Sitzung der SENCKENBERGIischen Ge- 
sellschaft am 25. März 1876 von meinem lieben Freunde und 
{ ollegen Dr. Kırı Koch gehaltenen Vortrags: „Neuere An- 
'schauungen über die geologischen Verhältnisse des ns SM 
lchem der Hauptantheil der rechtsrheinischen Taunusgesteine 
cambrisch oder huronisch hingestellt wird. Ich hatte 
isher gezögert, zu diesen auf Grund des geologischen Karten- 
ufnahmen im Maassstabe 1:25000 gewonnenen neueren An- 
auungen Stellung zu nehmen, ein Vergleich dieses Vortrags 
dem von meinem Freunde im Herbste 1874 (5. October), - 
o nur anderthalb Jahr früher, in Bonn „über die krystal- 
schen, metamorphischen und devonischen Schichten des 
unus-Gebirges* *) gehaltenen, ergab eine so grosse Ver- 
iedenheit der in beiden Vorträgen vertretenen Anschauun- 
„ dass ich die endgiltige Formulirung seines Urtheils ab- 
rten zu dürfen glaubte, umsomehr, als eine solche nach der 
chlage nicht wohl vor Abschluss der Kartirung im Felde 
olgen kann. Die weite Verbreitung indessen, welche Koc#’s 
zter Vortrag durch das Referat in der genannten Zeitschrift 
ält, veranlasst mich, vorläufig Einiges zu erwidern, wobei 
- zugleich einige hauptsächliche Irrthümer berichtigen will, 
sich in den mir fast gleichzeitig durch den Autor gütigst 
rschickten interessanten Aufsatz des Herrn A. WICHMANN: 
ikroskopische Untersuchungen über die Sericit-Gesteine des 
htsrheinischen Taunus“ **) eingeschlichen haben, völlige Wür- 
ung dieser Studie auf dem Gebiete der Mikroskopie mir 
behaltend.. Dieser Vorbehalt mag umsoweniger in die 
agschale fallen, als. A. Wıcnmans, welchen Kock eitirt und 


I *) Verhandl. d. naturh. Ver. d. preuss. Rheinl. u. Westf. 1874. 
‚ Lorrespabl. 2. pag. 92. ff. 
-**) Verhandl. d. naturh. Ver. u. s. w. 1877. pag. 4 


342 


Kartirung des Taunus seitens meines Freundes veranlasst wor- 
den sind, in der Hauptsache zu dem nämlichen Resultat ge- 
langt zu sein scheint, welches ich in dem genetischen Theile 
meiner vor zehn Jahren gedruckten Abhandlung*) mitgetheilt 
habe, indem er in seiner Art ausführt, dass „diese jetzt kry- 
stallinischen Gesteine“ „sich ursprünglich in einem klastischen 
Zustande befanden und dass es noch heutzutage in vielen 
Fällen möglich ist, zu entscheiden, welche Elemente bereits in 
dem früher klastischen Gestein sich befanden und welche ihre 
Existenz einer später vor sich gehenden Metamorphose zu 
verdanken haben.“ 

Ganz analog habe ich (a. a. ©. pag. 590, 591, 687, 692) 
den Quarz gewisser Quarzite, Serieitgneisse und Serieit- 
schiefer im Taunus in krystallinischen und klastischen geschie- 
den, wobei mich die vergleichende Beobachtung deutlich kla- 
stischer Elemente und der Uebergang krystallinischer Gesteine 
durch krystallinisch-klastische in rein klastische leiteten. Herr’ 
WiıcHmann hält also die von ihm untersuchten Taunus-Gesteine | 
gleich wie ich für metamorphische Sedimente, und gereicht mir| 
diese Bestätigung meiner Ansicht durch das Mikroskop, das ich 
damals nur in sehr unvollkommener Weise handhabte, zu einiger 
Genugthuung. Koch, der früher diese Ansicht wenigstens ‚be- 
züglich eines Theils dieser Gesteine unterstützt hat, stimmt) 
dem nicht mehr bei, sondern nimmt eine Diagenesis ungefähr 
in dem Sinne an, wie Gomsen dieselbe ein Jahr nach dem’ 
Erscheinen meiner Abhandlung über die linksrheinische Fort- 
setzung des Taunus in seinem reichhaltigen Werke über das] 
ostbayerische Grenzgebirge geltend gemacht hat. Die von mir 
vertretene Theorie des Dislocationsmetamorphismus] 
stimmt mit der von GümBEL vertretenen Theorie der Diag 
nesis darin ganz überein, dass eine Umkrystallisirung ni 
sowohl des festen, fertigen, sedimentären Gesteins, als vi: 
mehr des ihm ursprünglich**) zu Grunde liegenden sedime 
taren stoffliehen Substrats vor sich gegangen sei. Der Haup 
unterschied beider Theorien beruht darin, dass GUmBEL und 
auch Koch die Auskrystallisirung von Silicaten, wie Feldspath 
Hornblende, Glimmer u. s. w., als eine ganz normale Functi | 
des sedimentären Gesteinsbildungsprocesses ansehen, ich da- 
gegen das Auftreten solcher schwer löslicher Silicate in den 
palaeozoischen und jüngeren Sedimenten für eine Abnorm 
halte, welche auf nachträgliche (seltener auf gleichzeitige) 


*) Zeitschr. d, d, geol. Ges. 1867. Bd. XIX. pag. 509. ft. 

*%) Vergl, meine Abhandl, a. a. O. pag. 697 ‚wie sie den Cob 
Schichten am Rhein in statunascendi zu Grunde gelegen haben.“ ] 
hebe dies hervor, da ich hierin häufig missverstanden werde. | 


‚343 


wirkung geologischer Factoren schliessen lässt, die mit dem 
jener Bildungszeit gemässen normalen Sedimentirungsprocesse 
selbst in gar keinem causalen Zusammenhange stehen, dagegen 
"mit dem allgemeinen gebirgsbildenden Process. Ein näheres 
| \ Eingehen auf diesen Punkt würde mich hier zu weit führen, 
ich werde diese theoretischen Fragen zum Gegenstand eines 
besonderen Aufsatzes machen, der dann auch die Genesis der 
Wr aunus-Gesteine berühren wird. 

4 Kocn giebt (l. c. pag. 119) nachstehende Schichtenfolge 
"der rechtsrheinischen Taunus- Gesteine von unten nach 
oben an, welcher ich die (ebendaselbst pag. 122) mitgetheilten 
A 2 Mumunzen zugefügt habe: 


i 


Sericitgneiss und verwandte Schichten. 


an Grünschiefer beider Gruppen mit den 

a Ksoß) verwandten Sericitschiefern. | 

KUH ” 

n 3. Bunte Phyllite mit den oberen Seriecit- 
R ? schiefern und den grüngrauen Quarziten 

m. | und Quarzitschiefern. 

Hi a Taunusquarzit mit Sandstein u. Schiefer- 
is Zwischenschichten mit Homalonotus cras- 
BE blenz-Schich- sicauda, Spirifer macropterus und Pleuro- 
2 u ya I dietyum problematicum. 

| 5. Wisperschiefer. 


= Bei Beurtheilung dieser Gliederung hat man zu unter- 
scheiden zwischen der Reihenfolge übereinander und dem den 
i elnen Gliedern der Reihe beigelegten Alter. Was die erstere 
betrifft, so stützt sich meines Freundes Annahme auf eine angeb- 
Ehe Sattelstellung der Schichten 1. 2. 3. 4., nachgewiesen in 
ehreren parallelen Profilen. Die Richtigkeit dieser aus 
zelbeobachtungen combinirten Lagerungsverhältnisse kann 
an der Hand der Koc#’schen Karten und Profile controlirt 
den; dass die Combination aus den Einzelbeobachtungen 
h nicht so einfach ergiebt, wird jeder Fachgenosse, der im 
inischen Schiefergebirge kartirt hat, unbedenklich zugeben; 
CH selbst hat in Bonn anderthalb Jahr vor Aufstellung 
nes nunmehrigen Schema’s (a. a. O. pag. 96) noch den 
ünusquarzit (4) als Aequivalent des Spiriferen - Sandsteins 
blenzer Grauwacke) und die Bunten Phyllite (3) als meta- 
hisches Aequivalent („mit metamorphischem Charakter“ 
97) des den Taunusquarzit unterteufenden Wisperschiefers 
‚angesprochen. Damals galt ihm der Wisperschiefer nörd- 
a des Taunus - Kammes für sattelformig gelagert, während 
ihn heute unter Annahme eines widersinnigen Einfallens 


keits d. D. geol. Ges. XXIX. 2. 23 


344 


a 
N 
längs des ganzen Taunusruckens als einfaches, dem Taunus- 
quarzit aufgelagertes Profil auffasst. Die Annahme von theils 
ebenso widersinnig zusammengeschobenen, theils der Schwere 
nach fächerförmig aus dem Loth gewichenen, d. h. nach dem 
Aussenrande des Gebirges uberschlagenen Schichten auf der 
Südseite des Taunuskammes würde vielleicht den dort con- 
struirten Sattel der Schichten 1. 2. 3. 4. auch als Mulde deu- 
ten lassen und in der That soll das Sericitschiefersystem von 
Homburg nach Lupwıe’s Angaben muldenförmig dem Taunus- 
quarzite auflagern, wofür der Autor nicht nur die eigenen] 
Beobachtungen, sondern auch amtliche Gutachten der Berg- 
behörden aufführt.*) Diese und andere sich widersprechenden] 
Angaben und Auflassungen verschiedener Autoren oder des- 
selben Autors zu verschiedenen Zeiten, sowie der annoch 
fortdauernde Streit um den Wien Schiefer, der bald 
als das älteste oder nahezu älteste, bald als das jungste Glied) 
des rheinischen Unterdevon hingestellt wird, beweisen sattsam, 
dass eine Reihe Profile nicht "ausreicht, das Alter einzelner 
Schichtengruppen sicher festzustellen, so lange die Gliederung 
der ganzen, das rheinische Mitteldevon unterlagernden mäch- 
tigen Schichtenreihe vou, wie mir scheinen will, örtlich sehr 
schoene Faciescharakter , nicht ee auf strato- 
graphisch-paläontologischem Wege gelöst ist, | M 

Ich selbst habe die Taunus-Gesteine seiner Zeit natürlich 
nur insoweit als Unter - Devon bezeichnet, als man damals 
überhaupt — Belgien ausgenommen — die "Sehichten alter als 
das rheinische Mitteldevon insgemein so bezeichnete. Ich ging 
aus von dem Walderbacher körnigen Rotheisenerz mit der) 
bekannten Fauna **), das ich Dumont’s E, (a. a. O. pag. 643) 
an der Basis der Eifler Kalkmulden parallelisirte und auf 
meiner Karte als Oberes Unterdevon notirte; einen zwei- 
ten festen palaeontologischen Horizont gaben für mich die petre- 
faetenführenden Quarzite von Sahlershütte und von dem W 
denburger Häuschen bei Mengerschied ab, die mit den Schie- 
fern ein tieferes Unterdevon repräsentirten. Die a 
masse der Schiefer,, sowohl der krystallinischen , als der ge- 
wöhnlichen Thon- und Dachschiefer (Hunsrücker - Schiefer = 
Wisper - Schiefer Koc#) hielt ich mit A. Dumont für jünger 
als die Hauptmassen der Quarzite, die ich als Sättel, z. Th. 
mit sehr steiler, ja senkrechter Schichtenstellung und fächer | 


*) Notizbl. d. Ver. f. Erdkd. u. d. Mittelrhein. geol. Ver. I. 18 | 
März pag. 44. und III. pag. 82 bis 119. 


**) Darin auch hier, wie in Belgien nach GossELET Pleurodie 
problematicum , dessen Vorkommen seiner Zeit von E. Kayser 
Horizont aberkannt worden war. 


345 


förmig auseinandergewichenen Flügeln auffasste. Einen deut- 
"Jiehen Quarzitsattel (nicht Luftsattel) habe ich (a.a. O. Taf. XII. 
A ig. 3.) abgebildet, ebendaselbst (Fig. 4.) die Ueberlagerung 
eines Schiefersattels durch einen z. Th. eingesturzten (@uarzit- 
‚Sattel im Rheinthale in der Nähe der St. Clemenskapelle unter- 
halb Schloss Rheinstein; ich glaubte indessen aus diesem letz- 
teren Profile keineswegs das jüngere Alter der Quarzite gegen- 
über der Hauptmasse der Schiefer ableiten zu dürfen, da mit den 
"Quarziten auch sonst fortwährend Schieferzonen wechsellagern, 
"die nicht als zwischengefaltet, sondern als wirklich wechsellagernd 
aufgefasst werden müssen. Diese Gesammtanschauung, wonach 
die Kalkmulde von Stromberg sich von selbst in Anbetracht 
der Walderbacher Fauna als Mitteldevon ergab, stimmt mit 
der meines Freundes insoweit nicht überein, als er einen Theil 
der Schiefer (Stufen 1. 2.3.) für älter als die Quarzite erklärt, 
"wonach die meisten Rücken dieser letzteren consequenter Weise 
als Mulden und nicht als Sättel oder aber als einfache Profile 
zwischen zwei Schieferlager verschiedenen Niveau’s angesehen 
werden müssten. Es ist ja nun gar leicht möglich, dass ich 
“mit meiner Auffassung der Lagerungsverhältnisse im Irrthum 
"war; andererseits hat mein Freund selbst erst kurzlich (vergl. 
oben) seine Auffassung bezüglich der Reihenfolge der Schich- 
ten gewechselt und wenn ich mit ihm, der so viel mehr Zeit 
und Muhe auf die Durchforschung des Taunus verwenden 
durfte, als es mir bei Abfassung meiner Erstlingsarbeit ver- 
sonnt war, gern annehmen möchte, dieser Wechsel bedeute 
Fortschritt der Erkenntniss, so kann ich doch nicht ohne 
Er zustimmen. Es fehlt in Kocn#’s Darstellung doch 
8 jetzt vollständig die klare Darlegung des Fa men. 
beiden, nur vom Rhein getrennten rechts - und linksrhei- 
nischen Theile des Gebirges; die neue Auffassung ist nicht 
on der palaeontologisch garantirten Muldenaxe von Walderbach 
gehend gewonnen, — die sudwestliche streichende Endigung 
Walderbacher Mulde und die der Quarzitzuge im Kreise 
uüznach, wo die Schiefer sudlich und nördlich der Quarzite 
einem Profile zusammenschliessen, ist annoch gänzlich un- 
ücksichtigt geblieben; ja ganz nahe bei Frankfurt, wo der 
rtrag über die „neueren Anschauungen“ gehalten wurde, 
ht zu Oberrossbach, südlich des Taunusquarzit- Kammes, 
nig entfernt von den Serieitschiefern von Köppern ein petre- 
tenführender Dolomit an, welchen die Section Wetzlar der 
ı% DecHhen’schen Karte als mitteldevonisch bezeichnet, der aber 
Ai Br Koc#’schen Schema noch keine Stelle gefunden hat. 
- Wenn diese Bedenken für mich und gewiss auch für 
mi anchen anderen Fachgenossen hinreichen, um gegenüber der 
von Kocn aufgestellten Reihenfolge der Schichten des rechts- 


23* 


346 


rheinischen Taunus eine zuwartende Stellung einzunehmen, so 
wachsen diese Bedenken ganz beträchtlich, sobald ich, die 
Reihenfolge selbst einmal als richtig zugegeben, die Alters- 
bestimmung in’s Auge fasse. Der Taunus- Quarzit (4) ist 
auch nach Koch zweifellos unterdevonisch, er wird nach 
demselben Autor concordant unterlagert von einem Sehichten- 
system (3), das mein Freund nicht zu bestimmen wagt, wel- 
ches aber consequenter Weise trotz relativ geringer Mächtigkeit 
und gänzlichem Mangel an Versteinerungen silurisch heissen | 
müsste, wenn die abermals concordant unterlagernden Schich- 
ten (2 und 1) cambrisch oder gar huronisch sind. Kock 
und auch. A. Wichmann gebrauchen die Begriffe Cambrium und 
Huron als ident und in der That giebt es eine so laxe An- 
wendung dieser Worte, dass man das begreifen kann, aber 
nicht im Unklaren belassen, zumal hier, wo es sich um die 
Begründung einer neuen Anschauung handelt. Es liegt aber 
in dieser laxen Begriffsbestimmung gerade in diesem Falle! 
etwas sehr Bezeichnendes, man empfängt daraus den Ein- 
druck und WICHMANN spricht dies geradezu, wenn auch bedingt, 
aus, dass die Gesteinsbeschaffenheit den Gradmesser abgeben! 
soll für die Altersbenennung. Beide Autoren recurriren sehr 
weit ausholend auf alpines, skandinavisches und nordame 
kanisches Cambrium oder Huron, indem sie den viel näher! 
gelegenen Harz, den man zum palaeontologischen und petro-) 
graphisch-stratographischen Vergleich sonst recht gern für das 
Rheinland heranzieht, sehr säuberlich links liegen lassen; be- 
sonders aber stützen sie ihre Ansicht auf Goupen’s Phyllit- 


(Huron, wem es gefällt) unter a nen das na 
LaAusE*) sogar discordant auflagern würde. Ein normale 
nicht stark dislocirtes oder sonst irgendwie abnorm beein- 
flusstes Cambrium**), wie z. B. die plastischen Thone und 


LH 


”) Beolecte d. böhm. Erzgeb. I. Th. Prof. a 8. und pag. a 
bis 76. Hohenstein - Schiefer. | 


**) Man könnte mir hier einwerfen, dass doch die z. Th. bis Bi. 
ein Decimeter grossen Feldspäthe der von den Herren Renarp und pE LA 
VaLtee so vortrefflich untersuchten und beschriebenen ausgezeichneten] 
Base en naen silurischen in von Mairus etc. nach Bi, | 


Gesteine seien nicht metamorphisch. Tnaeken beide Autoren haben en 
kürzlich in dieser Zeitschrift (Bd. XXVIII. pag. 771) mitgetheilt, 
bei der Bildungsart der von ihnen beschriebenen Porphyroide „der M 
DIOR IUE noch „ immer eine Me Rolle zpiele. “. Insdaz u 


bei u Sr Ickiaibiägnee erfolgt seien, eaielich eine nenne ag 


347 


| der Obolus-Sandstein Ehstlands und Ingermannlands oder der 
Fucoiden-Sandstein und Alaunschiefer im südlichen Schweden 
‘oder auf Bornholm, führt keine Gneiss-artigen Ge- 
steine. 
| h Disloeirte Cambriumschichten führen allerdings und auch 
‚wohl im Fichtelgebirge Phyllitgneiss-artige Einlagerungen, Feld- 
'"spath, Serieitflaser u. s. w., dislocirte Silur- und Devonschichten 
‘aber nicht minder und damit hört der petrographische Habitus 
eben auf leitend für das Alter zu sein. Herr GunseL hat von 
einem Theile meiner im Alter auf der Grenze von Silur und 
jevon stehenden Harz - Porphyroide von Treseburg und noch 
von so manchem anderen Gesteine aus dem Harze, welches. 
"er bei mir in Berlin in der Sammlung der königl. geol. Lan- 
-desanstalt gesehen hat, die Uebereinstimmung mit seinem 
"Phyllitgneisse , Br mit Gesteinen aus seinem 
Phyllit- -Stockwerke constatirt, ganz wie Hrrm. CREDNER, als 
“er unter Vergleich meiner Ba ke aus dem-Harz seinen 
Aufsatz über die „wenn auch nicht gleichalterigen, so doch in 
petrographischer ns vollkommen analogen“ nordameri- 
kanischen „buronischen“ Schieferporphyroide*) schrieb. 
© Es wäre also gewiss richtiger gewesen, zumal angesichts 
der z. Th. versteinerungsführenden devonischen und silurischen 
metamorphischen Schichten Belgiens, im Taunus vorerst kein 
Cambrium aufzustellen, ja sogar der Ausdruck Vordevon er- 
Scheint so lange, als man keine Petrefacten aufführen kann, 
velche nicht irgendwie in das Unterdevon hineinpassen, in 
En Augen einigermaassen gewagt, denn ich kann mir das 
inische Devon nur concordant auf Silur oder aber discor- 
nt auf älteren Schichten lagernd vorstellen; weder Silur- 
refacten, resp. cambrische, noch eine Discordanz zwischen 
dem Taunusquarzit und den Taunusschiefern (3, 2, 1) sind 
n dessen im Taunus nachgewiesen. 
- Mein Freund sucht seine Ansicht aber weiterhin dadurch 
begründen, dass er erklärt, „dass jeder lithologischer Zu- 
mmenhang vielfach bekannter Dorn ihnen mit den hemi- 
ystallinischen Taunusgesteinen fehlt.“ In der That der 
rnpunkt der Frage uber die Auffassung der Taunusgesteine 
‚zuht, so lange man nicht, wie das allerdings in dem Ausdruck 
Huron gefunden werden kann, auf die Urschieferformation 


nischen Gesteinsbildungsprocesses vor der völligen Schichtenaufrich- 
gefolgert werden. Ob hier directe chemische Sedimentirung oder 
enesis oder aber Dislocationsmetamorphose gewaltet habe, das kann 
t klar hervortreten, wenn einmal von den Dumont’schen metamorphischen 
d normalen Regionen der Ardennen eine einheitliche kartographische 
tellung vorliegt, wie sie zur grossen Genugthuung der Geologie die 
neue Seologische Landesaufnahme Belgiens uns zu geben verspricht. 

- *) Leonu.-Gein. Jahrb. 1870. pag. 970. 


— 


'Nahe-Profil, sowie auf das Guldenbach-, Gräfenbach- und Fisch- 


348 


zuruckgreift, nicht in der Altersbezeichnung, sondern in der 
Entscheidung der Frage: Lässt sich der mineralogisch-petro- 
graphisch auffällige Charakter, der die Taunus-Gesteine aus- 
zeichnet, als einem festen Niveau angehörig nachweisen oder 
nicht und ist er noch in dem wohlbeglaubigten Devon be- 
merkbar ? 

Ehe ich an diese Entscheidung herantrete, muss ich 
hervorheben, dass dieselbe nicht wohl allein auf der rechten, 
sondern auch auf der linken Rheinseite, also auf dem eigent- 
lichen Felde meiner Abhandlung zum Austrage kommen muss, | 
Hier aber begegne ich vorerst der Schwierigkeit, dass mein 
Freund seine neuere Auffassung noch nicht auf das Rhein- 


bachthal - Profil im Kreise Kreuznach angewendet hat. Ich 
zweifle nicht daran, dass sein reger Eifer sehr bald diese 
Lücke beseitigt haben wird, dann werde ich mich vollständiger | 
und klarer mit ihm ren können. Einstweilen | 
kann ich, die linke Rheinseite mit den Augen meines Freundes 
musternd, höchstens in seinem Sinne als wahrscheinlich be- | 
zeichnen, dass seine Stufe 1 linksrheinisch nieht vertreten sei, 
wohl aber die Stufen 2, 3 und die höheren Stufen, muss dann | 
aber zugleich sofort von meinem Standpunkte aus constatiren, | 
dass das allerkrystallinischste Serieit-Gestein, der grobkörnig- 
flaserige Gneiss von Schweppenhausen sich Koch’s Glieder u 
nicht fügt. » 

Das Charakteristische der Taunus- Gesteine kann nur in | 
ihrem mineralischen Bestande und in der Structur, welchen 
das Mineralaggregat im Grossen und Kleinen zeigt, sowie in 
der Art und Weise, in welcher sich dieser Gesteinscharakter 
abändert, gefunden werden. 

Yon den Mineralien der Taunus-Gesteine hebt Kodel 
vor allen anderen Seriecit, Albit und Quarz als „wesentlich“ und „in | 
allen Schichten, welche man unter dem Namen Taunusgesteine | 
begreift, vorhanden“ und von diesen wieder (a.a.OÖ. pag. 107, 108) | 
„als den wichtigsten Mineralbestandtheil* den Sericit here 
und auch Wichmann beginnt seine Abhandlung mit der Be- | 
schreibung dieses Minerals. Ist nun der Serieit etwa im | 
Taunus- Quarzit oder Wisperschiefer, d. h. in dem von Kock | 
zugestandenen Unterdevon nicht vorhanden? Er ist ganz ge- | 
wiss vorhanden. Dafür verweise ich nach meiner Abhandlung | 
z. B. auf die sericitischen Arkosquarzite aus dem Steinbruche | 
bei dem Denkmale aus den Sprengsteinen des Bingerloch N 
(a. a. O. pas. 623, 624), sowie auf das Gneiss-artige Sericit | 
führende Gestein aus dem Bingerloche selbst, das in der 
Bonner Universitäts-Sammlung sich befindet (a. a. 0. pag. a7 
Letzteres Gestein ist zugleich ein sehr guter Beleg dafür, 


m. 


‚349 


Boch in so hohem Niveau — diese Schichten liegen im SO.- 
i ?lügel der die Walderbacher Mulde einschliessenden Quarzit- 
mulde, die nach Kocn*) hier von der linken Rheinseite nach 
dem Niederwalde übersetzt — gneissartige Gesteine auftreten. 
Mag man über die Kaolinmassen in dem Quarzite und in den 
ibn durchsetzenden Quarztrümern aus dem dem Bingerloche 
u erliegenden Steinbruche denken wie man will, die kry- 
stallinische und nichtklastische Natur des Ha blokldenechen 
Feldspaths in dem Gesteine vom Bingerloch ist ganz unan- 
fechtbar. Herr vom Rırz war so gütig, mir Fragmente 
s einen Sprengstücks aus der Bonner Sammlung zu sen- 
den, an welchen ich dies abermals constatiren konnte. 
"Serieitreich und zugleich Adinol**)-haltig ist das Gestein von 
‚Stromberg, das. Inner der Romergasse ansteht und daselbst 
die ganze Felswand zusammensetzt. Es steht so nahe bei dem 
| Stromberger Kalke an, dass die Section Simmern der v. DECHEN’- 
schen Karte die Stelle mit in den Kalk hineingezogen hat”***). 
arzadern mit Albit setzen in dem Gestein auf. Serieit ist 
aehrfach anderwärts im rheinischen Devon bekannt. 
Der Albit ist von Koch als zweiter charakteristischer 
semengtheil der Taunus - Gesteine namhaft gemacht. Herr 
NicHmann dagegen, welcher offenbar mit den meinen Beschrei- 
ngen zu Grunde liegenden Gesteinen gar wenig vertraut ist, 
beschuldigt mich gleichwohl (a. a. O. pag. 14 n. 15 in Anm.), 
dass ich die Albitnatur der Feldspäthe im Taunus aus Ana- 


ie 


4 
F 
P 


ie, 


= ,#) Vergl, C.Kocn, Geogn. Uebersichtskarte d.R.-Bez, Wiesbaden. 1876. 
Y m **) Herr Wıcuhwann irrt sehr, wenn er die Wahl des Wortes Adinol- 
schiefer eine „nicht ganz glückliche“ um deswillen nennt, weil „schon 
her“ die Gesteine von Herborn u. s. w. mit diesem Namen belegt 
rden seien. Der Name Adinole stammt nicht aus dem Nassauischen, 
ihrt von Beupant her und ist von ihm für den von Berruier analy- 
n dichten Natron-Hälleflint von Sala angewandt worden, den man 
mals für einen derben, unreinen Albit hielt, ganz analog, wie den 
t für dichten Feldspath (vergl. BeuDAnT, Traite de Miner. 2 ed. 
pag. 122). Da Herr Wıcnmann selbst nach Törnesoum’s Vorgang 
ine Porphyroide mit den schwedischen vergleicht, so wird er nunmehr 
‚vielleicht den Namen Adinolschiefer als mit einem „bestimmten petro- 
aphischen Begriffe“ verbunden ganz in der Ordnung finden. Dass übri- 
ns die Herborner Gesteine, insoweit sie mit den gleichalterigen Hleisch- 
hen von Lerbach im Oberharz, die Hausmann dem Sala-Gestein ver- 
chen hat, übereinstimmen, ‚unzweifelhaft klastisch“ seien, möchte 
chter behauptet als bewiesen sein. Wenn die Localliteratur in Nassau 
Hessen das Wort Adinole auf jeden schmelzbaren Wetz- oder Horn- 
efer angewendet hat, gleichviel ob er chemisch mit dem Adinol- Gestein 
mt, wie z. B. ausgezeichnete Adinol-Gesteine im Diabascontact (cf. 


**®) Auf meiner Karte, die der citirten Abhandlung im XIX. Band 
tr Zeitschr. auf Tafel xl. beigegeben ist, hat leider gerade an dieser 
elle ein irriger Farbenüberdruck stattgefunden. Die Grenzen sind in- 
essen tichtig gestochen. Vergl. Verbesserungen 1 auf pag. 700. 


350 


lysen hergeleitet habe, welche entweder nicht Gemengtheile | 
des Gesteinskörpers selbst, sondern secundäre*) Kluftsub- 
stanzen “*), oder, wenn wirklich Gemengtheile, so doch nach 
seiner mikroskopischen Untersuchung weder Albit, noch über- | 
haupt Feldspath zum Gegenstande gehabt haben. Es ist das, | 
ich muss es zu meinem aufrichtigen Bedauern constatiren, 
eines jener vorschnellen Urtheile, welche die einseitige Hand- 
habung der mikroskopischen Untersuchungsmethode von Gesteins- 
splittern nur allzuhäufig zum Schaden der Wissenschaft hervorruft, 
weil der Mikroskopiker es nicht für nothwendig hält, seine Er- 
fahrungen am Mikroskopirtische an dem durch andere Methoden 
bereits Festgestellten oder noch Festzustellenden zu controliren. 
Ich hätte recht gern Herrn Wichmann meine Originalsammlung 
linksrheinischer Taunus-Gesteine zur Verfügung gestellt, wenn 
er mich von seinen Untersuchungen hätte in Kenntniss setzen | 
wollen. So bleibt mir nur übrig zu erklären, dass die Ori- 
ginale der zwei einzigen von WICHMANN aus dem linksrheini- 
schen Gebiete untersuchten ***), angeblich von Argenschwang 
stammenden Splitter nicht durch mich bezogen sind, dass aber 
schon die Ueberschrift „Grüne Zonen - Gneisse (C. LossEn’s 
Sericit-Gneisse)* das Unvertrautsein mit den von mir beschrie- 
benen Gesteinen verräth, da ich unter der Rubrik Sericitgneiss| 
nicht ein bestimmtes Taunus - Gestein, sondern eine ganze 
Reihe sericithaltiger, im Uebrigen nach Structur, Procentgehalt' 
der einzelnen Mineralien und Nebengemengtheilen sehr ver-| 
schiedener schiefriger Quarz -Feldspath-Gesteine beschrieben | 
habe. Was Herr Wichmann unter dieser seiner Ueberschrift) 
eigentlich für Gesteine begreift, kann ich umsoweniger consta-| 
tiren, als es ıhm nicht beliebt hat, seinen meist sehr kurzen und 
oft a weniger beschreibenden, ie vielmehr einfach das subjec- 
tive Urtheil kurz ieumrenden Diagnosen eine kurze petro-| 
graphische Beschreibung der verschliffenen Handstücke vorauf-| 
zuschicken. an Die Albite, deren Analysen ich mitgetheilt hab 


*) Herr Wıcumann scheint das Wort „secundär“, worauf hier aufmerk- ) 
sam gemacht sei, missverständlicherweise a. a. 0. pag. 11 für Quarz und | 
pag. 15 in Anm. für Albit in ganz verschiedener Bedeutung anzuwenden. 

”*) Diesen Irrthum verschuldet Herr Wıcumann vielleicht nicht in| 
erster Linie, wenigstens hat Kocn, wie ich leider erst sehr spät er-! 
sehen, 1874 in Bonn gesagt (a. a. O. pag. 93) „mehrere vorliegende 
Analysen bezeichnen diesen Bestandtheil übereinstimmend als Albit. Das! 
Material zu diesen Analysen wurde aber stets in Kıystall-Ausscheidungen 
auf Drusen und Klüften entnommen“, die einfache Kenntnissnahme Y« 
der Beschreibung der Gesteine, welche mir das Material geliefert haben, 
hätte beide Autoren vor diesem Irrthume geschützt. 

”) a. a. O. pag. 25 u. 26, 
+) Nur vermuthungsweise kann angeführt werden, Herr Wiıcum 
habe möglicherweise ein Sericit- Adinol-Gestein von Argenschwang 


351 


" sind von mir, z. Th. mit sehr viel Mühe, aus den sehr ein- 
‚gehend beschriebenen Gesteinen selbst und nicht aus Drusen 
oder Kluüften herauspräparirt. Die Analysen Ila. und b. be- 


BF Die Analysen Illa. und b. (Argenschwang) seen 
en Albit aus der Gruppe A. I. 2: Albitreiche, quarzarme, 
chloritische Sericitgneisse an. (a.a.O.p. 575.) Auch sie lassen 
‚dem blossen Auge bereits die Spaltbarkeit und an einzelnen 
‚Stellen die Zwillingsstreifung deutlich erkennen. Es sind dies 
letztere freilich Bänder- oder Zonengneisse, aber sicherlich 
nicht die von Herrn Wichmann unter dem Mikroskop studirten 
‘gebänderten Gesteine. Die Albitbänder können darin von sehr 
eringer Dimension bis zu 1 Fuss Stärke anschwellen, wie 
denn die einzelnen Individuen in diesem, gleichwie in dem 
 flaserig- körnigen Gneiss von Sg m. nicht selten 
1] Cm. und mehr Kantenlänge erreichen. Diese deutlich 
späthig-blättrig brechenden Albit-Massen bedürfen keines Mi- 
kroskops zu ihrer Constatirung, sie können aber auch nicht 
als Auslaugungsproducte jüngeren Alters als die Auskrystalli- 
"sirung der Taunus-Gesteine angesehen werden. Dass sie hie 


liffen. In diesem Falle würden ‚‚die eigenthümlichen rothen Schnüre 
d Zonen, die Lossen für Albit hält“, recht wohl ‚die prächtigste 
gregatpolarisation‘‘ darbieten können, ohne dass daraus der von Herrn 
CHMANN abgeleitete Schluss gezogen werden dürfte, Albit sei nicht vor- 
nden; ein Mosaik kleinster Albit- oder Quarz- und Albitpartikel in 
krogranitischer Structur kann eben nur Aggregatpolarisation zeigen. 
tr Wichmann sagt selbst bei Beschreibung der Sericit - Adinolschiefer, 
e Unterscheidung von Quarz und Feldspath ist bei derartigen Aggre- 
en eine recht schwierige, oft geradezu unmögliche.“ Mich deucht, das 
te ihn vorsichtiger machen. Gerade dass Herr Wicuumann in den nach 
sT’s /Analysen bis zu 6,7 pCt. Na,O haltigen Sericitschiefern nirgends 
bit auffinden konnte unter dem Mikroskop (noch auch Chlorit!), das 
d mich einstweilen sehr vorsichtig die Tragweite abmessen lassen, die 
seinen mikroskopischen Diagnosen auf mein Urtheil gestatte. Nicht 
ob ich meinem Collegen eine treffliche mikroskopische Schule und 
htige eigene Erfahrung auf diesem Untersuchungsgebiete aberkennen 
e, aber die Schwierigkeiten, die bei der Untersuchung solcher Ge- 
e zu überwinden sind, sind so gross, dass die Sicherheit, mit der 
Wicumann seine Diagnosen abgiebt, mir dazu in keinem richtigen 
ältnisse zu stehen scheint, zumal derselbe weder die vorhandenen 
ischen Analysen zu Rath gezogen, noch auch nur in meiner Abhand- 
ie Beschreibung der makrokrystallinischen Gesteine aufmerksam 
en hat. 


352 


und da trumförmig wie die Kalkspathader im Marmor erschei- 
nen, ist im Grossen keine andere Erscheinung als wie die 
unter dem Mikroskop von Herrn WIcHMmann selbst beobachtete, 
dass der Biotit im Serieit - Porphyroid vom Hellenstein „nur | 
innerhalb der das Gestein durchsetzenden Quarztrümer auf- 
tritt“ (a. a. O. pag. 18). Die richtige Würdigung solcher Trü- 
mer lässt sich nur in der Natur selbst und nicht vom Mikro- 
skopirtische aus gewinnen. Die durch mich veranstalteten 
Analysen der mit blossem Auge als Plagioklas deutlich erkenn- ' 
baren Albite aus dem köornig-flaserigen Gneisse von Schwep- 
penhausen und aus dem Zonengneisse von Argenschwang 
haben die Uebereinstimmung mit der Substanz des von LisT 
analysirten Albits von Naurod aus einem Quarztrume darge- 
than. Diese Trumer des Taunus sind Primaertrumer oder 
Durchwachsungstrümer in der von mir diesen Worten | 
beigelegten Bedeutung; in ihnen ist das, was Koch „krystal- 
linische Bindemasse* der Taunus - Gesteine nennt, d.h. die 
charakteristischen krystallinischen Mineralien der Taunus - Ge- 
steine — nach meiner Erfahrung allerdings vorzugsweise 
Quarz und Albit, seltener Sericit, Strahlstein u. s. w. — so| 
zu sagen als Quintessenz auskrystallisit. Die Albitfüh-| 
rung der Taunus-Gesteine steht sonach durch drei 
Analysen von verschiedenen Fundorten fest; so| 
lange kein anderer Plagioklas analytisch nachgewiesen ist, 
und so lange die Bauschanalysen der feldspathführenden| 
Taunus- Gesteine einen het Natrongehalt (6 bis 7 pOt.| 
in den grünen Sericitschiefern Lıst’s) aufweisen, hat man) 
umsoweniger ein Recht, die Albit - Natur auch der übrigen| 
Plagioklase im Taunus ea, als es vom Standpunkte! 
geologischer Erfahrung ganz unberechtigt erscheint, die aus 
den Eruptivgesteinen gewonnenen Resultate auf die einer ganz) 
anderen Kategorie angehörigen Taunus-Gesteine zu übertragen. 
Es kann allerdings wohl noch ein zweiter Plagioklas oder| 
es können: mehrere vorhanden sein, es ist überhaupt wünschens-' 
werth, dass nicht einseitig mikroskopirt, sondern recht gründ-| 
lich quantitativ analysirt werde, aber bevor dies geschehen ist, 
bleibt der allein nachgewiesene Plagioklas der einzige, den 
man mit Recht namentlich auffuhrt. i“ 

Ausser Plagioklas führen nun WıcHMmAnn und Koch Or-) 
thoklas aus den Taunus - Gesteinen an. WıcHmann giebt 
sogar a der grössere Theil der Feldspäthe der „Sericike] 
gneisse* sei Brthokldsnndb, Die Möglichkeit, ja Wahrschein-| 
lichkeit, dass auch irgendwo Orthoklas im Taunus vorkomme, 
kann bei der Ausdehnung des Gebirges a priori gewiss nicht 
bestritten werden. Es handelt sich nur um den stringen 
Beweis. Chemisch oder krystallographisch ist der Orthokl 


353 


soweit aus der Publication ersichtlich, von keinem der beiden 
"Autoren nachgewiesen, was doch um so nothwendiger er- 
scheint, als Koch den Orthoklas zu einem „leitenden* Ge- 
nstheil, d. h. einem niveaubestimmenden macht. Nach den 
wenigen Worten Wıcumann’s (a. a. OÖ. pag. 14) kann man 
nur annehmen, dass Mangel an Zwillingsstreifung und Beob- 
achtung von „Carlsbader Zwillingen“ unter dem Mikroskop 
"das Kriterium für den Orthoklas abgegeben habe. Wenn 
nun an und für sich der Mangel an Zwillingsstreifung nur 
ann als Kriterium benutzt werden kann, wenn man ganz 
cher ist, und das ist bei schlecht contourirten Krystall- 
 körnern sehr selten der Fall, dass man einen Schnitt nahezu 
parallel P und nicht le M beobachtet, so ist doch 
erst auszumachen , ob der Albit nicht in en Taunus - Ge- 
‚steinen bäufig in einfachen, nicht verzwillingten Individuen auf- 
tritt. *) Ebensowenig kann ein Zwilling aus nahezu zwei glei- 
chen Hälften parallel der Kante P:M ohne Weiteres als Carls- 
"bader Zwilling gelten, denn es ist eine ganz gewöhnliche 
; Erscheinung, dass Albit - Zwillinge nach dem gewöhnlichen 
"Plagioklas- -Zwillings-Gesetze nicht Viellinge, sondern einfache 
Zwillinge zu gleichen oder nahezu gleichen Hälften sind. So- 
weit meine Erfahrungen unter dem Mikroskop an analysirtem 
"Albit reichen — Herr Wichmann scheint, da er überhaupt 
keinen Albit in Gesteinen kennt, folgerichtig Albite (Pertbit- 
"Verwachsungen ausgenommen) unter dem Mikroskop nicht 
$tudirt zu haben — kann man die an und für sich nur sehr 
orsichtig zu handhabende Zirken'sche Unterscheidungsmethode 
iwischen Orthoklas und Plagioklas, wie sie aus der Unter- 
Suchung der Eruptivgesteine hergeleitet ist, nicht ohne Wei- 
eres ir die Unterscheidung von Orthoklas un Albit benutzen. 
haben vielmehr die Albite makroskopisch, wie mikrosko- 
ch ihre Eigenthumlichkeiten, die für sich betrachtet sein 
llen. Ich muss daher einstweilen die Orthoklase des Herrn 
CHMANN fur einfache Individuen oder einfache Zwillinge oder von 
‚nicht gestreiften Fläche betrachtete Zwillinge oder Viellinge 
‚Albit halten und stütze mich dabei noch auf die bekannten 
alysen. Die Taunus-Gesteine führen ein Mineral von hohem 
i-Gehalt, den Sericit, da die bekannten Bausch - Analysen 
Gesteine nun gar keinen so hohen Kali-Gehalt aufweisen 
Ct. K,O in dem auch nach Herrn Wichmann, wie nach List 
| mir, Feldspath-freien rothen Sericitpbyllite; 4,8 pCt. K,O 
n 3,1 pCı Na,O in dem feldspathführenden „‚gefleckten Se- 
chiefer‘‘ [feinkörnigen Wiesbadener Sericitgneisse] und 


R ) 'Vergl. J. Rumpr, Einfache Albitkrystalle aus d. Schneeberg in 
Kasseir, Tscheew., Min. Mitth, 1874 pag. 97. 


354 


nur 2,5 pÜt. K,O neben 6 — 6,7 pCt. Na,O in A grünen 
Sericitphylliten), so ist offenbar bislang viel zu wenig Kali 
chemisch nachgewiesen, um neben dem sicher nachgewiesenen 
Sericit die von Herrn WıcHmAans gemachte Annahme von Or- 
thoklas vorwiegend über Plagioklas zu gestatten. Soviel über 
den Albit im Taunus, der übrigens nicht allein dasteht, son- | 
dern durch das Vorkommen von ganz ähnlichen Albit-Massen 
im Harz, deren Analysen mir vorliegen und demnächst ver- | 
öffentlicht werden sollen, bestbeglaubigt erscheint. 

Auch dieses Mineral lässt sich nicht, wie die oben bereits 
angeführten Beispiele des Gesteins aus dem Bingerloche und 
des nur 100 bis 150 Schritte vom Stromberger Kalke entfernt 
zwischen diesem und dem Taunus-Quarzite anstehenden Adinol- 
Gesteins bereits beweisen, in die tiefen Koch#’schen Cambrium- 
stufen bannen. Ich will mir daher hier nur noch gestatten, 
an das von Herrn Hrymann zwischen Kövenich und Cröv an 
der Mosel beobachtete Albit - Vorkommen und an die Albit- 
führenden Quarzadern zu erinnern, die in der Umgebung der | 
Bruchhäuser Steine aufsetzen, beide Plagicklas-Vorkommen 
zwar nicht analysirt, aber derart übereinstimmend mit den ana- 
lysirtten aus Taunus und Harz, dass für mich kein Zweifel’ 
an ihrer Albit- Natur bestehen kann.*) — Für das dritte Mi- 
neral der Koch’schen Bindemasse der Taunus - Gesteine, den] 
loco Krystallisirten Quarz, braucht ein Vorkommen im Unter-| 
devon nicht erst bewiesen zu werden. ni 

Was nun die Structur betrifft, zu welcher jene Minera- 
lien untereinander und mit anderen Krystallinischen oder kla-| 
stischen Bestandtheilen vereinigt als Gestein auftreten, so wird) 
von KocH und von WIcHMANN eine verschiedene Nomenclatur 
angewendet. Ich hatte die schichtigen Taunus-Gesteine in dem 
descriptiven Theile meiner Abhandlung in krystallinische, | 
krystallinisch-klastische und klastische eingetheilt, dabei aber 
nur ganz offenbar klastische Gesteine in die beiden letzten | 
Kategorieen gestellt, indem ich die Theorie des Metamorphis- | 
mus in die Beschreibung hineinzutragen nur allzusehr vermied.| 
Koch spricht von hemikrystallinischen und rein klastiö 


*) Der derbe späthige Albit dieser metamorphischen Bildungen Be 
meist fleischrother bis gelblichweisser Farbe, sanftem Perlmutterglanze auf 
der meist windschief gebogenen oder sonst unregelmässig gestalteten und 
selten nur mit regelmässiger Zwillingsstreifung ans n. 
Spaltfiächen, hat so viel Eigenthümliches für den erfahrenen Blick, 
er sich von anderen Plagioklasen unterscheidet. Den Albit aus 
(QQarztrümern der dem Taunus vielfach vergleichbaren regional - met#-) 
morpben Gegend von Wippra im Harz habe ich danach auch seiner Zeit 
ganz sicher als solchen nur durch den Vergleich mit dem analysirten Albi 
des Taunus bestimmt, lange bevor ich quantitative Analysen aus dem 
besass, welche mein angefochtenes Urtheil lediglich bestätigt haber 


355 BR 


"Gesteinen, danach würden im ganzen Taunus keine reinkrystal- 
linischen Gesteine vorkommen, was sicherlich nicht zutrifft; 
WIcHMAnS, der das von mir für gewisse Sericitgneisse u. s. w. 
14 behauptete klastische Material in so manchen krystallinischen 
1% chiefern des Taunus unter dem Mikroskop so sehr bestä- 
| Piste *), dass wohl gerade auf Grund dessen Koch jene Be- 
zeichnung hemikrystallinisch seinerseits offenbar zu weit aus- 
gedehnt hat, nennt alle von ihm untersuchten Sericitgesteine 
krystallinisch‘“, aber sehr verschieden nach Structur und 
 Ausbildungsweise „von den krystallinischen Schiefern.‘‘ Der 
Unterschied in der Nomenclatur klärt sich also dergestalt auf, 
dass WICHMARN, die vielfach gebräuchliche systematische Ein- 
theilung in krystallinische und klastische Gesteine im Auge 
behaltend, Koc#’s hemikrystallinische Gesteine trotz der so 
‚häufig neben den metamorphischen Neubildungen gefundenen 
Iten klastischen Bestandtheile in die Klasse der krystalli- 
nischen Gesteine einreiht. Kock stellt seine _cambrischen 
 Schichtengruppen l und 2 aus der Eingangs gegebenen Glie- 
derung zu den hemikrystallinischen , seine unterdevonischen 
| Schichtengruppen 4 und 5 zu den rein klastischen Gesteinen. 
ei Zwischen beiden Gruppen soll keinerlei petrographischer 
bi U Debergang statthaben, ich denke indessen, das beiden gemein- 
" same Kklastische lee) ist an und für sich schon ein 
"Bindeglied in gewissem Sinne. Doch giebt es noch andere 
Debergänge: 

Bezüglich der dem Alter nach unbestimmt gelassenen 
Gruppe 3, die meinem Freunde 1874 noch als ‚‚metamorphi- 
sches‘ Aeyöivalent seiner Wisperschiefer (5) galt, und die er 
I als „„Bunte Phyllite mit den oberen Sericitschiefern und grün- 
grauen Quarziten und Quarzitschiefern‘‘ charakterisirt, heisst 
(a. a.. O. pag. 116), sie bilden ‚‚einen scheinbar vermit- 
Bis. Uebergang der hemikrystallinischen Gesteine der Stu- 
fen 1 u. 2 zu den rein klastischen Taunus-Gesteinen‘‘, ferner 
| Kit dieser Schichtengruppe stehen wir im Gebiete der echt 
stischen Gesteine, eigentliche Uebergänge von Sericitgneissen 
‚oder Grünschiefern in diese Schichten der bunten Phyllite und 


k An. 
EN 


» Gegen die etalın für Klastieität, welche Herr Wıcumann a.a. O. 
.6 mittheilt, hätte ich freilich manchen Einwand zu erheben, ich 
n mich indessen hier auf diese wichtige Frage nicht einlassen; be- 
kt sei nur z. B., dass „Abrundung“ ein sehr precäres Krite- 
m ist, was sich Herr WıcHMmAnN gewiss selbst nicht verhehlt hat. Ab- 
Ollte Sandkörner sollen auch die Quarze in den interessanten devo- 
ischen Porphyroiden des Herrn RortnpLetz sein, es sind aber, wie ich 
lich persönlich an den gefälligst mir zur Einsicht gebotenen. "Original- 
iffen des Autors überzeugt habe, für mein Auge wenigstens und auch 
das von Herr ZırkeL so wohl contourirte Dihexaöder, als man in 


396 


ihrer Begleiter giebt es eigentlich nicht“‘; schliesslich aber 
(a. a. OÖ. pag. 122) mag Koch „‚‚weder behaupten, noch be- 
streiten‘, ob die in Rede stehenden Schichten ‚,‚als oberste 
Schichten‘ noch zu seinem halbkrystallinischen Cambrium ge-| 
hören, indem er nur beifügt: „Diese Schichten weichen in 
Lagerung und Zusammensetzung wesentlich ab von den dar- 
unter liegenden Sericitgneissen und Grünschiefern; dagegen 
liegt auch gar kein Anhaltspunkt vor, dieselben für Devon- 
schichten zu halten.‘ Letzterer Ausdruck ist — es handelt 
sich um das Referat eines Vortrags — offenbar nicht wörtlich’ 
zu nehmen*), denn sonst wurde man nicht verstehen, welchen 
Anhalt Koch früher gehabt haben könnte, diese Schichten für 
metamorphische Wisperschiefer zu halten. Dieser Anhalt ist 
vielmehr nach einer Publication ZirkeL’s**), welcher auf den 
Wunsch der Herren v. DecHnen und Koch von letzterem ge- 
sammelte Materialien mikroskopisch untersuchte, darin gegeben, 
dass vereinzelte Lager von ,‚buntem Phyllit‘‘, wie z. B. das 
von Bärstadt, noch nördlich des Taunuskammes in der zweit- 
untersten Koc#’schen devonischen Stufe 5 (Wisperschiefer) 
auftreten, welche dieselben mikroskopischen Turmaline führen, 
wie die Phyllite von Kloster Eberbach, Steinborn, Mörles- 
mühle u. a. südlich des Taunuskammes. So führt ja auch der 
Dachschiefer der Wisperschiefer von Caub dieselben Turma- 
line, wie der „Dachschiefer, welcher dem Phyllit von Stein- 
born bei Wiesbaden eingelagert ist.‘“ Es ist hier indessen 
weniger auf den in älteren Schichten häufigeren Turmalin 
Nachdruck zu legen, als auf die Zusammenfassung des „buuten 
Phyllit’s von Bärstadt‘‘ nördlich des Taunuskammes mit den 
bunten Phylliten sudlich desselben, also eines Gesteins aus 
Stufe 5 mit denen aus Stufe 3, sowie auf die Einlagerung 
von Dachschiefer im bunten Phyllite von Steinborn bei Wies- 
baden (in Stufe 3) und andererseits die Einlagerung von jenem 
bunten Phyllite in die dachschieferreiche Wisperschieferzone| 
Dass aber jene „Phyllite‘“ im Devon (5) und in der Stufe (3) 
trotz namhafter klastischer Bestandtheile nicht ‚‚rein‘‘ oder 
„echt klastische‘‘ Gesteine sein können, dass vielmehr hier 
Freund Koch den Ausdruck abermals zu wenig scharf prä 


*) Vergl. auch pag. 109 a.a. O., wo man Angesichts der Kocn’schen 
Behauptung, die Zone des bunten Phyllits gehöre dem „Gebiete des 
echt klastischen Gesteine“ an, geradezu das Gegentheil herauslesen kann] 
„genaue stratigraphische Ermittelungen haben zu dem in allen ne 
bestätigten Resultate geführt, dass die hemikrystallinischen Gesteine ei 
tieferliegenden Schichtenfolge angehören, als die klastischen, und 
letztere mit den darüber liegenden ‘gut charakterisirten Unterdevon! 
schichten in engem Zusammenhange stehen.“ nn 

**) Leonu.-Gein. Jahrb, 1875 pag. 0628. 


‚357 


| e sisirt hat, das geht denn doch wohl aus der Wahl des Wortes 
| Ara ‘sowohl bei Koch als bei ZiRKEL und aus der ausdrück- 
lichen Aufführung von Sericitschiefern im Niveau der bunten 
Pbyllite hervor. Wenigstens war es bislang nicht gebräuchlich, 
in der Petrographie von echt klastischen Phylliten zu reden. 
"Wenn auf der anderen Seite diese Gesteine der Stufe 3 oft 
so deutlich conglomeratisch werden, dass ich gerade auf sie 
"oestützt die Klasse der krystallinisch - klastischen Taunus-Ge- 
Steine seiner Zeit aufgestellt habe (a. a. O. pag. 643 u. 584), 
% ‚so ist, nachdem das Mikroskop meine Annahme von klastischem 
"Material in meinen „körnigen“ Sericitgneissen der Stufe 1 
(vergl. pag. 692 und 697 raeiner Abhandlung) bestätigt hat, 
der lediglich quantitative Unterschied von etwas mehr vi 
weniger -Serieit mit krystallinischer Quarzbindemasse und 
etwas weniger oder mehr klastischem Sandmaterial zwischen 
en feldspathfreien Sericit-Quarz-Gesteinen der Stufen 1 u. 3 
enn doch nicht wesentlicher, sondern nur gradueller Art, 
F' En.ı Koch selbst angiebt, dass local auch in den Sehieliten 
einer Stufe 1 (Altenhain, Vockenhausen u. a.) der klastische 
Quarz mit der Quarzbindemasse so zunehmen kann, „‚dass 
juarzitartige Schichten resultiren‘“ und WıcHmann (a. a. O. 
Bus 19) unter seinen ‚‚krystallinischen Taunus - Gesteinen‘‘ 
Phyllit-Quarzitschiefer“ beschreibt, die „allem Anschein nach 
hedem Grauwacken resp. deine dargestellt haben“. Wenn 
| man Angesichts dieser Ermittelungen die Worte Kocn’s, dass 
Ras ganze Wesen der einen Schichtenreihe gegen die andere 
scharf abschneide‘‘, liest und bei Wichmann (a.a. O. pag. 20) 
)bige von Zırkzu als Phyllit aufgeführten turmalinführenden 
Gesteine als „echt klastisch‘ eitirt findet, so sucht man ver- 
ens nach der Lösung dieser sich widersprechenden An- 
en. Rast kommt man zu der Vorstellung, Koch halte die 
ricitische Umhüllung des Quarzsandes“ in den Phylliten 
ner Stufe 5 für ein klastisches und nicht krystallinisches 
ment. Dem widerspricht aber die Beschreibung solcher 
llitischen Umhüllungen in der mikroskopischen Diagnose 
_ „rothen Sandsteins von Hochscheid‘ (Hundsruck)*) durch 
ER. A. Anger, einen anderen Schüler Zırzer's. So lange man 
bi also nicht die klastische Natur der Sericitflaser klar be- 
weist, kann ich zwischen den Sericit- -Quarzgesteinen der Stufe 
l und 3 nur einen quantitativen, nicht aber einen qualitativen 
Unterschied finden und gerade in diesem quantitativ wech- 
Selnden Verbalten des Bestandes mag denn auch der Grund 
uchen sein, dass auf der einen Seite noch von Phyllit, 
‘ der anderen schon von ‚echt klastischem‘‘ Gestein die 


1. 


% E *) Tscherm., Miner, Mitth. 1875 pag. 155. 


398 


Rede ist. Dafür, dass die krystallinischere Ausbildung deı 
Sericit-Quarz-Gesteine auch noch innerhalb der von Koca als 
echt oder rein klastisch bezeichneten Schichtengruppe auftritt 
spricht auch die Ausbildung des dieser Gruppe zugerechneten 
Quarzits von Wildensachsen im SO.- Flügel des Eingangs er 
wähnten Koc#H’schen Hauptsattels. Koch selbst giebt 1874 
in Bonn (a. a. OÖ. pag. 97) an, das Gestein .„‚gleiche meh 
den krystallinischen Quarzitschiefern, welche bei den Serieit 
Gneissen erwähnt werden.“ Wıcumann (a. a. O. pag. 20 
beschreibt dasselbe geradezu unter seinen krystallinische 
Taunus - Gesteinen. Trotzdem wird es von Koch stratogra 
phisch der Schichtengruppe der klastischen Gesteine zugezählt 

Koc#h hebt noch als durchschlagenden Grund der Ver 
schiedenheit der Quarzitmassen in Stufe 3 und Stufe 1 hervor 
dass nur letztere in Gneisse übergehen, erstere und der Taunus 
Quarzit (4) dagegen nicht. Ich verweise dem gegenuber au 
den oben erwähnten gneissigen Quarzit des Bingerloch’s 
(Stufe 4) und auf die eben eitirten Worte Koc#’s uber den Quarzi 
von Wildensachsen. Es sind aber ferner ebensolche Schiefer 
die bald mehr den Charakter des szewöhnlichen rheinischer 
Dachschiefers, bald den eines bunten, bald den eines seh 
stark glänzenden silbergrauen Thonglimmerschiefers (Phyllit 
hervorkehren, zwischen welchen der schon oben gelegentlich 
der Albitanalyse angeführte Serieitgneiss von Schweppen 
hausen, das in jeder Beziehung allerausgezeichnetste Sericiti 
Gneiss-Gestein, lagert. Dieser Gneiss enthält nichts Kla 
stisches, ist vielmehr ein rein krystallinisches Ge) 
stein, er trägt durch seinen Gehalt an Serieit, Albit und 
Quarz den Stempel eines echten Taunus-Gesteins an sich; da, 
sehr grobe Korn, welches die beiden letzteren Gemengtheilı 
hie und da erreichen (bis zu 1 K.-Cm.) und die Gegenwarn 
von Kaliglimmer*) in Blättern bis zu 1, Q.-Cm., seltene) 


63 


*), Herr Wıckmann kann nach den ihm vorliegenden Schliffen mein; 
Behauptung, dass „echter Glimmer auch als wesentlicher Gemengthe 
der krystallinischen Taunus - Gesteine vorkomme“, nicht bestätigen. De 
Kaliglimmer ist aber in einem Theil dieser Gneisse entschieden ein „we 
sentlicher‘‘ Gemengtheil, wie ich denselben auch nur für einen Theil de 
Taunus-Gesteine überhaupt als solchen bezeichnet habe, und braucht hie 
nicht erst vergebens unter dem Mikroskop gesucht zu werden, da ih! 
das unbewaffnete Auge sieht, ja die Hand seine Blätterlagen aufblätter 
kann. Das Verhältniss dieses Kaliglimmers zum Sericit, welches ich vo 
10 Jahren dahin auffasste, der Sericit sei ein physikalisch. und dan 
auch vielleicht chemisch molecular veränderter Kaliglimmer, verdient ein 
erneute sorgfältige Prüfung. Im Uebrigen fehlen nach R, Brum Pseudk do 
morphosen nach silberweissem, optisch zweiaxigem Glimmer nieht ei 
hier würde es sich vielleicht nur um eine physikalische Molecularumla 
gerung handeln, resp. zugleich Austausch von Alkaliradical gegen Wase 
stoff. Die neue Untersuchung wäre dahin zu richten, ob nicht umge 


' 359 


/ 


Janeben auch von dunklem Glimmer, können dies Gestein den 
chten Gneissen der krystallinischen Schieferformation nur 
ümsomehr annähern. Wenige Schritte davon steht mit gleichem 
u’ streichen und Einfallen ein ganz gewöhnlicher blauer Schiefer 
in, ein daraus gefertigter Dünnschliff zeigt nach Herrn Zır- 
’s Angabe, dem ich den Schliff vorlegte, viel weniger kry- 
llinische Bestandtheile als die unterdevonischen Schiefer von 
chem an der Mosel. Das stimmt durchaus nicht zu der 
ederung, welche Koch auf der rechten Rheinseite aufgestellt 
at, solche hochkrystallinischen Sericit - Gneisse, wie sie der 
ehtsrheinische Taunus bis jetzt nirgends aufweisen kann, 
ften zwischen so wenig krystallinischen Gesteinen nicht 
kommen, wenn die Mineralien, welche die Charakteristik 
r Taunus - Gesteine ausmachen und die Gneissstructur, zu 
her sie zusammentreten können, an die tieferen Niveau’s 
2) im Sinne Kocn’s gebunden sein sollen. Die Koc#’schen 
schauungen finden also einstweilen weder auf die nähere 
ıgebung der Stromberger Kalkmulde, wo Ausser dem Sericit- 
nol- Gestein auch noch Grüne Schiefer auftreten, noch auf 
Bingerloch, noch auf Schweppenhausen eine befriedigende 
endung und doch liegt gerade inzwischen dieser und an- 


Der andere Schlüssel dürfte meiner Erfahrung aus dem 
rze nach vielleicht in einer gründlichen Untersuchung des 
altnisses der Grünen Schiefer”) zum Diabas gefunden 


der Kali-Glimmer das Endproduct der Sericit - bildenden Processe 
a offenbar, wie die meisten Autoren übereinstimmend, und so auch 
Wichmann, annehmen, der Sericit chemisch wesentlich ein Glimmer- 
val ist, während seine physicalischen Eigenschaften vom Glimmer 
ichen. Dass Rosensusca, nicht wie Wıcumann hervorhebt ‚in den 
eitgesteinen “,. sondern in Dünnschliffen zweier Handstücke von 
weppenhausen und Naurod, wie R. ausdrücklich angiebt, keinen 
mer gesehen hat, beweist nichts und soll im Sinne Rosengusch’s 
ats gegen mich beweisen, denn mein gelehrter Freund in Strassburg 
' t stets sehr genau zu beachten, dass in einem oder dem anderen 
plitter nicht alle Varietäten eines Gesteins zu finden sind; auf pag. 571 
einer Abhandlung ‚hätte aber Herr WICHMAnN lesen können, dass zu 


men. Ich constatire übrigens hier wiederholt die Differenz zwischen 
Amann und Koc#s. Nach Kochn ist Muscovit ein „leitender“ Gemeng- 
m Eppsteiner Schiefer u. s. w. Herr Wıcamann hat offenbar nicht 
sondern nur gewisse Sericit-Gesteine des rechtsrheinischen Taunus 
ucht. 


) Absichtlich bin ich nicht näher auf die Grünen Schiefer des 
m (angeblich Koch’s Stufe 2, vergl. jedoch das Vorkommen zu 
mberg) hier eingegangen. Koch, wie Wıchmann gestehen, dass die 


heits, d.D.geol.Ges. XXIX.2. 24 


360 


werden. Eine energische chemische Einwirkung auf Diabase, 
Diabastuffe, überhaupt Diabas - Gesteinsmaterial und zugleich 
auf Thon- und Sandmassen ist im Stande, alle die Mineralien 
hervorzubringen, die wir im Taunus als metamorphische Bil- 
dungen finden: Quarz, Albit, Hornblende, Asbest, chloritische‘ 
Mineralien, Kalkspath, Epidot, Hämatit, Magnetit u. s. w. 
einerseits, Sericit, Kaliglimmer, Biotit andererseits, Die 
Diabascontactgesteine, die Veränderungen der Diabase und 
Schiefer im Contact mit den Graniten und in regional - meta- 
morphischen Zonen zeigen den Weg zu solchen Untersuchungen. 
Der Flussspath, Schwerspath, Turmalin und Axinit (Bor-, 
Fluor-, Schwefelverbindungen), in Taunus und Harz werden 
mit der Zeit vielleicht auch dazu beitragen, die chemischen Pro- 
cesse näher auseinanderzulegen. Nachdem ich früher schon an- 
gegeben, dass die Diabase des Harz im Contact mit Granit 
Strahlstein (z Th. in Trümern!) neben saussuritartig dichtem 
Labrador*), sowie Granat, Epidot, Albit, Axinit u. s. w.*®) 
führen und dass die sogenannten Diorite der Winzenburg (mit 
Uralit-Hornblende, saussuritartigen Feldspäthen ete.) nur im 
Granit-Contact veränderte Diabase seien***), haben neuerdings 
unabhängig von meinen Beobachtungen ALLPORTT), TÖRNE- 
BOHMff) und STRENG ff) die Entstehung von Hornblende aus 


- 


petrographische Untersuchung dieser Gesteine noch nicht abgechie 
sei und da diese Gruppe, wenn auch nicht so unvermittelt dastehend, als 
es den Anschein haben könnte, jedenfalls am meisten locales Gepräge 
unter den Taunus-Gesteinen zeigt, so hielt ich es für angezeigt, dieselbe 
von der Besprechung in dieser vorläufigen Mittheilung auszuschliessen! 
Hervorgehoben sei hier nur, dass wenn, wie im Taunus durch Koch 
geschieht, die Niveau’s nach dem petrographischen Habitus ohne Ver- 
steinerungen abgegrenzt werden, die Aequivalenz zweier so verschiedenen 
Schiefersysteme wie nach Kocw’s eigenen Angaben die Serieit-Hornblende- 
schiefer im Nordflügel und die Eppsteiner Schiefer im Südflügel des 
Kocu’schen Sattels darstellen, umsomehr Bedenken erregen muss, ale 
die petrographische Untersuchung noch nicht abgeschlossen ist. ui 


*) Zeitschr. d. d. geol. Ges. Bd. XXI. pag. 298., richtiger grü 
strahlig faserige Hornblende (7,5 pCt. Al,O,). 
*##) ebendas. Bd. XXVII. pag. 969. AR 
***) ebendas. Bd. XXVII, pag. 451; Günmser stellt dies Gestein 2 
seinem Proterobas. Rosengusch beschreibt Proterobas als „typischen Die, 


bas“, dessen Augit „oft in deutlichst erkennbarer Weise in Uralit“ üb 
geht, primaere (Diorit-) Hornblende ‚daneben nur spärlich“, 


+) On the metamorph. rocks sourrounding the Lands-End ma 
Granits. Quart. Journ. of the geol. Soc. 1876. Vol. XXXIL. 
pag. 407 seq. 
tr) Leonn.-Gein. Jahrb. 1877 pag. 258 u. 377. Ueber die w 
geren Diabas- und Gabbro-Gesteine Schwedens. 
+++) ibidem. Ueber die krystallinischen Gesteine von Minnesot 
Nordamerika pag. 31, 131 u. 225. 


‚361 


"Augit kennen gelehrt oder doch sehr wahrscheinlich gemacht. 
Zumal Arnport’s Beschreibung der Veränderungen Cornischer 
Diabase im Granit - Contact giebt Vergleichspunkte mit meinen 
Beobachtungen an den Diabasen aus dem Ramberg-Contactringe. 
"Ausserhalb der Granit-Contactzonen kenne ich so tiefgrei- 
fende Veränderungen des Diabas nur in den unabhängigen 
BE enunhischen Regionen. Neben den früher schon beob- 
"achteten Neubildungen: Quarz, Albit, Epidot, Kalkspath, As- 
best, Eisenglanz, Chloritmineral habe ich seither auch die fa- 
Berige grüne Hornblende und Leukoxen in den oft sehr um- 
g ewandelten Diabasen der Grünen Schiefer in der regional- 
u er plischen Sudost-Zone des Harzes beobachtet. Diese 
P: Analogie i in der Umwandlung eines zweifelsohne fertigen Gesteins, 
"eines alten Erstarrungsgesteins, wie es der Diabas ist, in den 
C Contactzonen um die Granite und in der regional-metamorphen 
Zone”) des Harzes, fordert sehr zu den oben angeregten 
"Studien auf, deren Schwierigkeit ich nicht unterschätze. 
Um Auen ersten Beitrag meinerseits zur Anwendung dieser 


sich Quarz, Kalkspath, Albit, Asbest aus Klüften des Diabas 
jn Münster bei Bingen aufgeführt habe, dass die Diabase der 
jar-Gegend nicht minder sehr stark verändert sind und z. B. 
e vom Scharzfelse bei Wiltingen und von Hamm Albit auf 
lüften führen, Asbest der Diabas vom Burdenberge bei 


op 
"Rauenthaler Berge im rechtsrheinischen Taunus, welches Koch 
1874, wie es scheint, noch Hyperit oder Gabbro, nunmehr 
er im Einklange mit WIcHMAnN Augitschiefer (letzterer Autor 
icit- -Augitschiefer) nennt, nach meinem aus einem Koon’ schen 


en körnigen Diabas (Diabasgabbro, früher Hyperit) halten 
n. Die an dieser Stelle relativ sehr ausführliche Beschreibung 


asselbe Gestein vorliegt, wie ihm. Danach glaube ich nicht 
‚fehl zu gehen in der Annahme, dass der Sericit, welchen 
WICHMAnN in diesem Gestein sieht, obwohl ihm das Ausser- 


- #%) Auch das neueste classische Werk von Rosensusch über die Con- 
zonen der Steiger Schiefer, wonach die krystallinische Ausbildung der 
iefer im Granitcontacte von derjenigen in regional - metamorphischen 
en auf den ersten Blick sehr abweicht, hindert mich nicht, die Lö- 
3 des Problems der krystallinischen Schiefer vom Vergleiche der 
eterscheinungen mit regional abweichend krystallinischen Zonen 
alb wohlbeglaubigter palaeozoischer a. Ss. w. Sedimentärformationen 
offen; Rosenpusch hat, sich weise beschränkend, planmässig und 
im auch mit so durchschlagendem Erfolge eben nur die eine Seite 
scheinungen gezeichnet. 


24° 


362 


gewöhnliche und von typischen Vorkommnissen Abweichende 
. des Minerals nicht entgangen ist, fast farbloser Hornblendefilz, 
d. h. Asbest sei. Es bestärkt mich darin das von WIcHManN 
selbst hervorgehobene Lagerungsverhältniss der Neubildung 
zu dem Augit, und auch der von demselben (a. a. O. pag. 5) 
ausdrücklich nur aus diesem Gesteine angegebene „prismatische 
Winkel* „rhombischer Blättchen von Sericii* in Betrag von 
eirca 125° dürfte sich vielleicht einfacher auf den Winkel 
sehr kleiner und fast farbloser Hornbiendequerschnitte (124° 
30’), als auf den Winkel des Muscovit zurückführen lassen, 
Im Uebrigen ist die Angabe Wıcamanw’s „makroskopisch *) 
stimmt dieses Gestein mit dem von Lossen beschriebenen 
 Serieit-Augitschiefer überein“, abermals durchaus irrig; Herr| 
WıcHMmanN ist offenbar bezüglich der linksrheinischen Gesteine 
schlecht unterrichtet gewesen und kann ich nach solchen Pro- 
ben für keinen Vergleich, den er zwischen rechts- und links- 
rheinischen Gesteinen unter Anziehung meiner Abhandlung 
zieht, einstehen, was ich umsomehr bedauere, als ein Ver- 
Ah der mikroskopischen Bilder typischer rechts- und 
linksrheinischer Gesteine gewiss sehr werthvoll gewesen wäre, 

Zum Schlusse kann ich nur den Wunsch aussprechen, 
es möchten diese vorläufig gemachten Einwürfe gegen die 
neueren Anschauungen meines Freundes Koch der Ausgangs- 
punkt erneuter Untersuchungen werden, welche die Frage der 
Petrogenesis der Taunus - Gesteine, die ich scharf trenne von 
der über das relative Alter der einzelnen Schichten, einer ge-| 
reifteren Lösung entgegenführen, als sie in meiner Erstlings- 
arbeit zu finden war. ‘Es handelt sich hier nicht um eine 
Localfrage am Rhein oder gar auf der rechten Rheinseite, 
es handelt sich um die Beantwortung der von NAUMANN ganz 
richtig gestellten Frage nach der Entstehung derjenigen kry- 
stallinischen Schiefer, welche in stratographischem Zusammen- 
hange mit echt sedimentären versteinerungsführenden Forma- 
tionen stehen. Dass mein Freund mir hier auf Grund sorg-| 
fältiger neuer Beobachtungen an Ort und Stelle vom Taunus) 
her Widerpart leistet, anstatt meine ausgetretenen Wege zu 


*) Auch das mikroskopische Bild ist durchaus verschieden; es vei-) 
steht sich danach ganz von selbst, dass ich für den Plagioklas als con- 
stituirenden Gemengtheil des Rauenthaler Gesteins und seiner echten! 
linksrheinischen Aequivalente, der körnigen Diabase von Schweppen- 
hausen, Münster bei Bingen u. s. w. nicht die Albit- Natur geltend 


gemacht habe Wenn NBRIERRE Wıcumann. den saussuritartig verw 


Gestalt absprechen will, so muss ich bemerken, dass man zuweilen | 
des eingeleiteten Umwandlungszustandes, die der Leistenform par 2113 


‚363 


hen, kann für die Entscheidung dieser Frage nur nützlich 
in; ich selbst werde nicht verfeblen, so lange ich kann, 
m mit neuen Waffen vergleichender Studien Stand zu balten. 
Das Arsenal ist weit und gross: Harz, Ardennen, Vogesen, 
Fichtelgebirge, Thüringerwald und Voigtland, Sachsen, Schle- 
n u. Ss. w. Öffnen durch rege geologische Forschung auf der 
rundlage genauer Kartirung heute ein reiches Material für 
e wissenschaftliche Ausrüstung, und gleichviel wer schliess- 
lich Recht behält, die Wissenschaft wird sicheren Gewinn 
von tragen. 


364 


6. Die Vulcaninsel Voshima*) und ihre jüngste 
Eruption. 


Von Herrn Epmunp Naumann ın Yeddo. 


Hierzu Tafel V. bis IX. 


An der Oeffnung des Meerbusens, den die beiden sich 
nach Süden zu vorschiebenden Halbinseln Idzu und Awa be- 
grenzen, liegt, etwa 60 naut, Meilen von der japanesischen 
Hauptstadt entfernt, gleich einem natürlichen Bollwerke der 
feuerspeiende Berg Ooshima. Von Norden her den Anfang 
einer sich nach den Benininseln hinziehenden Vulcankette 
bildend, ist er zugleich einer der mächtigsten und interessan- 
testen der hierzu gehörigen Inselberge.. Ooshima ist ein 
Berg. Flachkegelförmig hebt sich das Massiv aus der blauen 
Fluth heraus, überkleidet mit einem herrlichen Pflanzenteppich, 
welcher sich heraufzieht bis zur Umwallung des oben auf- 
sitzenden centralen Kegels. In letzterem ist ein mächtiger‘ 
Krater eingetieft, der in seinem Schooss den kleinen Eru- 
ptionskegel, ein Gebilde des vorigen Monats (Januar 1877), 
birgt. 

Durch Passagiere englischer und französischer Post- 
dampfer, die an der Insel vorbeikamen, gelangte mit Beginn 
des neuen Jahres die Nachricht nach Yeddo, dass sich die 
Wiedereröffnung des Feuerschlotes durch einen am nächtlichen 
Himmel weit verbreiteten glänzenden Schein anzeige. Die 
Uebereinstimmung späterer Mittheiluingen, welche mir von 
verschiedenen Augenzeugen wurden, liessen über die Eru- 
ption keinen Zweifel übrig und so unternahm ich in Gemein- | 
schaft einer Anzahl von Freunden in der Zeit vom 19. bis| 
22. Januar eine Expedition, bei welcher wir das Glück hatten, | 
den Ausbruch in grösstmöglicher Nähe beobachten zu können. 
Nach meiner Rückkunft liefen neue Berichte über eine bedeu- 
tende Verstärkung des Ausbruches ein, weshalb ich mich in| 
Gesellschaft meines Freundes KoRscHELT und meines japa- 
nischen Assistenten, des Herrn NaxAno, am 9. Februar noch- 


*) Oo, gross. Shima, Insel. Ich werde mich beim Gebrauche japa- | 
nischer Wörter immer der Harsunn’schen Schreibweise bedienen, y 
welcher die Vocale wie im Deutschen, die Doppeleonsonanten sh in. y’ 
ausserdem j, wie im Englischen ausgesprochen werden. 


‚365 


mals nach der Insel begab. Wir kamen diesmal jedoch zu 
4 spät. Die Eruption war, nachdem sie nicht lange vorher ihre 
ganze Gewalt entfaltet, zum Abschlusse gelangt. Meinen 
Aufenthalt auf der Insel benutzte ich zu einer vollständigeren 
j "Untersuchung des Vulcans. Am 16. Februar Mittags ver- 
liessen wir den kleinen Hafen von Ooshima und kamen nach 
_ einer rauhen, regnerischen und gefahrvollen Nacht mit un- 
_ serem japanischen Segelboote am 17. Februar Morgens 6 Uhr 
in Ajiro*), einem Hafen der Idzu**)-Küste an. Die Ruck- 
reise bei der ersten Expedition hatte uns, nachdem wir mit 
em kleinen Dampfboot Yokozuka maru einen bedrohlichen 
turm recht wacker überstanden, nach dem gleichen Zufluchts- 
rte geführt. 

In Nachfolgendem mögen die durch beide Excursionen 
gewonnenen Resultate zur Mittheilung gelangen. Es wird in- 
essen zum besseren Verständnisse der Verhältnisse von 
shima beitragen, wenn wir vorerst einen Blick auf die 
ologie der Nachbargegenden werfen. 

Die erste Halbinsel an der vielfach gegliederten Küste von 
dostnippon ist von Osten her die mit den Provinzen 
dzusa***) und Awa. Darauf folgt die sehr kleine Uragaf)- 
lbinsel, zwischen dieser und Awa durch führt der Uraga- 
al in den Golf von Yeddo. Weiter nach Sudosten liegt die 
zförmige Halbinsel Idzu. Zu der Provinz Idzu gehören die 
gen. sieben Inseln, unter denen Ooshima, gerade in der 
tte einer die Sudspitze von Idzu und Awa verbindenden 
nie, die nördlichste. 

- Die Umgegend von Yeddo und Yokohama zeigt durch- 
hends Terrassen oder platte Hügel, die sich grossentheils 
s Tuffmassen mit zwischenliegendem Meeressand aufbauen, 
r und da Versteinerungen führende Schichten, auch stellen- 
is Lehm- und Torf-Ablagerungen zeigen. Letztere schlie- 
:n das System nach oben zu ab. In den stellenweise, be- 
nders gegen die Küste hin sich weit öffnenden, flachen 
älern, die in nur geringer Höhe über dem Meeresspiegel 
gen, findet die Reiscultur das günstigste Feld. Das beste 
d anschaulichste Bild über all’ diese Verhältnisse liefert die 
Ste zwischen Kanasawa und Yokozuka. Während am in- 
‘sten Theile des Yeddogolfes die Ufer niedrig und flach sind 
d sich die Riffe zwischen Kanagawatf) und Kanasawattf) 


| 
Pur 
A 
\n N 
I 
f 


*) A (Ami), Netz. 

 *#*) dzu, Bohne. 

 *=#) Kadzu, oben (Kami). 

Be) Ura, hinten. 

- th) Ka (Kami), Gott; Kawa, Fluss. 
-tr}) Kana (Kane), Geld; sawa, Thal, 


366 


in nur wenig gebrochenen Linien hinziehen, beginnt bei Kana- 
sawa ein förmliches Labyrinth von Inseln und Buchten. Vor 
der hornförmigen, seichten Kanasawabucht liegt die Insel 
Natzushima. Sie hat ganz auffallende Aehnlichkeit mit dem 
am Gestade der Odawarabai gelegenen, von Fremden so viel‘ 
besuchten Enoshima. Steilufer, gleiche Höhe mit den Ter- 
rassen des Landes, üppiges Grün auf der flachen Oberfläche, 
das sind die Hauptzuge dieser vom Lande losgerissenen Bruch- | 
stucke. Das Wasser arbeitet unaufhörlich an dem lockeren 
Schichtenbau Es unterwühlt die Massen, Blöcke stürzen 
herab, werden zerkleinert und weggeführt. So bilden sich die 
steil abfallenden Ufer und so entstehen unter Mitwirkung der 
sacularen Hebung schliesslich die weiten, niederen Strecken, 
die unterbrochen sind von einzelnstehenden oder zusammen- 
hängenden Hügeln. Nachdem dann das Meer aufgehört, Klip- 
pen zu bilden, rundet die Erosion die schroffen Formen ab 
und macht aus den steilen Wänden sanfte Gehänge. | 

Dass eine Hebung der Bai stattgefunden, das be 
sen einmal die in gleichem Niveau etwa 30 Fuss uber dem 
Wasserspiegel an der Wand eines schon im Lande gele- 
genen Hügels zahlreich auftretenden, durch das Meerwasser 
gewaschenen Höhlen, das beweisen ferner die Muschel- 
schichten, die zum Theil in beträchtlicher Höhe über dem 
Meeresspiegel, auch in verhältnissmässig grosser Tiefe eines 
mehrere Hunderte von Fussen mächtigen Schichtensystems 
und sogar weit ab von der Küste auftreten. An den Klip-| 
pen der Yokohama-Bluffs zieht sich circa 12 Fuss über dem’ 
Meeresspiegel eine Linie von Bohrmuschellöchern hin. Für 
die jetzt noch stattfindende Hebung der Bai liegt ein schöner 
Beweis vor. Jenseits des Sumidagawa, der Yeddo durch- 
schneidet und in die Bai mündet, liegt der Stadttheil Hondjo. | 
Vor etwa 200 Jahren befand sich der Boden, auf dem er er- 
baut ist, noch unter Wasser. Der Name einer Alge, Asakusa | 
nori (es ist die auch bei uns in Deutschland vorkommende 
Porphyra vulgaris Ac.), die an vielen Punkten der japanischen 
Kuste ceultivirt wird, erinnert noch jetzt an jene Zeit, in der| 
Ostyeddo noch nicht existiren konnte. Das Terrain hat sich 
gehoben und auf dem Platze, der noch vor einer verhältniss- 
massig kurzen Zeit vom Maseer bedeckt war, steht nunmehr! 
die Neustadt Hondjo, noch getrennt von der Altstadt durch 
den Sumidagawa. Die Nori wird jetzt am Gestade der Bel, 
besonders in der Nähe von Shinagawa gepflegt. De] 

Was das Alter der Schichten betrifft, so weicht ihre Fauna | 
nieht wesentlich von der lebenden ab, wenigstens was die| 
Conchylien betrifft. Eine genaue Ventilation dieser Frage hat, 
bis jetzt nicht vorgenommen werden können. Dr. Auoeng 


bat darauf hingewiesen, dass sich die Fauna der Schichten von 
Shinagawa durch einige jetzt ausschliesslich dem nördlichen 
‚Japan zukommende Formen auszeichnet. 

Die Klippen bei Kanagawa sind lehrreich in Bezug auf 
1 r ie Zusammensetzung der Hügel. Sie zeigen einen ziemlich 
| Br Wechsel von Tuff und Meeressand und zeigt 
‚eines der Profile nachstehende Folge von Gesteinent : 


I 
Sandra lalr: .a 
Me 10 
Sand. . —— 
Tuff . 3 
Sand . 

Tuff . 6 
Sand . 2m 
Ran a 
Sands gor2t 
Tuff; sn 
Sand . in 
Tuff . 11 
Sand . Ben 
nude insnas.. eb 
Sand. . 20.0 
Boluttionm. fun sun 
Sand. . 2» 20 


a 
> 
| 


| Bi Ein anderer Aufriss zeigt eine wenige Zoll dicke Tufi- 
schicht mit kleinen Bimsteinbruchstücken. Der Tuff enthält 
- Conchylien. Er ist lichtbläulichgrau in Farbe, von mergel- 
jem Aussehen, besteht aus sehr feingeriebenem, doch nur 
ig zersetztem Material und braust mit Säuren. Die Tuffe 
Odawarabai*) sind bei Enoshima nicht so dicht, gehen viel- 
r in's Grobkörnige über. Es scheint sonach, als ob das 
aterial nach den Auswurfsheerden zu gröber Sie: Die 
ablagerungen der Yeddobai und der benachbarten Gegenden 
anken den nahe gelegenen erloschenen und thätigen Vul- 
n ihre Entstehung und ihre Schichtung dem Meerwasser. 
erwähnten Bimsteine sind durch die Strömung an das 
e Ufer geführt und hier abgesetzt worden. 

‚Südlich von Uraga, zwischen Kurihama und Nagaso steigt 
‚ ein kleiner Gebirgsstock mit bis ca. 700’ hohen Gipfeln an. 


se 0, klein; ta, Reisfeld; wara (v. hara), Flur. 


Ba 
Bi \ m 


368 


Er ist unzweifelhaft vulcanischer Natur. Sein zackiger, hoher 
Rücken charakterisirt ihn deutlich neben den niedrigen, in 
immer gleicher Höhe fortziehenden Hügeln im Norden. Diese 
Trachyt (?)-Masse taucht vereinzelt aus dem Hügellande hervor. | 

An der anderen Seite der Bai ist im innersten Theil das | 
Ufer durchgängig tief und fach, bis gegenüber von Uraga, da 
wo die Provinz Awa anfängt, die Berge dicht an’s Meer treten 
und eine felsige Küste bilden. Awa ist durchweg bergig. Die 
Rücken sind hier stumpf zackig, die Gipfel erreichen eine 
Höhe bis zu 12000. Einzelne steilansteigende, kegelförmige 
Partieen lassen sich, von der Ferne gesehen, deutlich unter- 
scheiden. Nördlich von Awa, in Kadzusa, liegen flachere, 
doch gegenüber den Tuffhugeln drüben immer bedeutende Berge. 

Die Schichten, die in der Umgegend von Yeddo und 
Yokohama normal oder schwebend liegen, zeigen gegen diesen 
volcanischen Gebirgsstock der Uragahalbinsel hin zahlreiche 
Verwerfungen. Besonders ist die Lagerung bei Yokoska viel- 
fach gestört und diese Unregelmässigkeiten sind auch zweifels- 
ohne die Ursache zu der hier so zerrissenen Form der Küste. 
An der Odawarabai, sowie zwischen Kanasawa und Enoshima 
begegnen wir gleichfalls durchsetzenden Störungen. 

Das Schichtensystem erstreckt sich bis zum Banyugawa. *) 

Jenseits dieses Flusses beginnt dann sudl. von dem Thon- 
schiefergebiet von Koshu ein wildes Vulcangebirge. Der hoch- 
ansteigende Ooyama, Hakone mit seinem Komagatake**), mit 
seinen Solfataren und dem herrlichen Kratersee, dann der 
ziemlich im Mittelpunkt von Idzu gelegene 4A700° hohe Ama- | 
hiroyama***) sind bestimmt hervortretende hier bemerkens- 
werthe Systeme dieses Gebirges. Auf dem Abhange des] 
Amahiro sitzen seewärts die prächtigen Kegel Komura und 
Oomura, letzterer mit deutlichem Krater versehen, auf. Von 
der Ferne gesehen, nebmen sich die ann bedeu- 
tendsten Gipfel dieses Berges aus wie Reste eines durch die 
Erosion zerstörten Einsturzkraters. Die Gehänge sind wild’ 
zerfurcht, schwach geneigt. Idzu ist durchaus bergig und 
besteht all fast gänzlich aus Gesteinen der Trachytgruppe, | 
die, an den Küsten besonders , vielorts eine schon säulenför- | 
mige Absonderung zeigen. Idzu besitzt eine enorme Zahl 
von Thermen. Es giebt deren auf der Halbinsel etwa 40. | 
Bei Atami kommen intermittirende Quellen vor. | 


*, Ba (v. ma), Pferd; niyu, eintreten; kawa, Fluss. 
**) Koma, Füllen; take, Spitze, 
***) Ama, Himmel; hiro, Schloss; yama, Berg. 


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370 


Die sieben zu Idzu gehörigen Inseln sind der Reibe 
nach: Ooshima, Tosbishima, Niishima, Kosushima, Miaki- 
shima, Mikura a Hachjjio. 


(Siehe vorstehende Holzschnitte.) 


Bei der zweiten Besteigung des Vulcans, am 11. Februar, 
boten diese Inseln einen herrlichen Anblick dar. Ihre Formen‘ 
verrathen sofort die vulcanische Natur. Toshishima ist das 
nächste Eiland. Es ist ein prächtiger steiler Kegel, nach 
Osten zu schief abgestumpft, der unmittelbar aus dem Meer‘ 
auftaucht. Die weiter links gelegenen Inseln Niishima und 
Kosushima, sehr flache, stark abgestumpfte Kegel, nehmen sich! 
aus wie Festungen. Ersteres hat zwei, letzteres drei selbst- 
ständige Kratere. Kosushima stuft sich terrassenförmig ab. 

Zwischen Toshishima und Niishima ragt die Felskuppe 
Utone aus den Wassern hervor. Chinaishima und Sikini- 
shima sind dicht bei Niishima liegende kleine Inseln. 

Sehr viel weiter nach links werden Miakishima und Mi- 
kura über dem Horizonte sichtbar. Sie erscheinen als leicht 
abgerundete Kegel und haben in der Form ihrer Profile gegen- 
seitig merkwürdige Aehnlichkeit.e. Miaki hat zwei Kratere, 
Mikura nur einen. Hachijio liegt ausserhalb des Gesichts-) 
kreises. AH 
In folgender Uebersicht sind die Inseln nach ihrer Grösse 
geordnet. Die Nummern bezeichnen die Reihenfolge von) 
Norden nach Suden. | 


Höhe in Fussen. 


Kosushima . . 2000 
Toshishima . . 1730 


1. ' Ooshima‘ . 1.3... 2450 
7.‘ Hachijio*) ... 2840 
5. Miakishima*) 

3. Niishima*) .%% 1490 
6. Mikura*) 

4. 

2. 


Ooshima misst 22 naut. Meilen im Umfang. Die Inseln 
sind sämmtlich bewohnt. Nach einer im Sommer des Jahres 
1595 vorgenommenen Zählung war die Anzahl der Häuser 
913 mit 2373 Seelen. Hundert Jahre später ergab sich als 
Anzahl der Häuser 2253 und der Menschen 13400. Ein 
grosser Uebelstand für die Insulaner ist der Mangel an) 
Wasser, der sich nicht nur direct fühlbar macht, sondern auch 


den Anbau vieler Pflanzen, besonders die Cultur des Reis 


*) Mi— ake, drei— Haus. Mi—kura, drei— Magazin. ni, neu, 
Hachi — 8, jio = 10’. in 


sl 


ausschliesst. Bei meinem Aufenthalt in Hafu (der an der 
‚Südostecke von Ooshima gelegene Hafen) habe ich mich selbst 
"mit Regenwasser begnügen müssen. Bei unserer Ankunft 
erzählte uns der Kochio *”) sehr naiv, dass er sein Haus nur 
deshalb mit Ziegelr gedeckt habe, um das Regenwasser be- 
quem sammeln zu können. Auf der Insel Hachijio finden sich 
} einige Reisfelder, aber schlechte. Mikura und Kamidzu (Ko- 
sushima) sind beide ziemlich reich an Wasser, doch findet man 
es nur in den Tiefen der Thäler, weshalb es für den Ackerbau 
emlich nutzlos ist. 

Niishima hat Brunnen, unter allen Inseln ist dies die 
asserreichste.e. Mit Toshishima sieht es am schlimmsten aus, 
In der trocknen Jahreszeit giebt es bier nirgends Wasser. 
Das Buch Idzukaitoshi (Beschreibung der Inseln des Idzu- 
meeres) berichtet Folgendes über die Inseln: 

„Es ist bekannt, dass in alten Zeiten zu Ooshima, Hachi- 
Jio, Miake, Elan **) (Kosushima), Aogashima ***) u. s. w.f) 
uptionen stattfanden, doch sind Ueberlieferungen, die über 
Zeit genaueren Aufschluss geben, nicht vorhanden. Bei 
rkeren Ausbrüchen pflegten sich die Ausbruchsmassen all- 
hlig über grössere Gebiete zu verbreiten. Die Eruptionen 
lten 3—5 Jahre, zuweilen auch 7—8, selten über 10 Jahre 
g an. Ooshima, Miake und Aogashima sind noch jetzt im 
ustande der Thätigkeit (das Buch ist im Jahre 1793 ver- 
st), doch beschränkt sich der Vulcanismus zur Zeit nur auf 
Krater, das heisst es treten keine Lavaströme auf.“ 

Von Miake wird Folgendes berichtet: 

Ungefähr 11 Uhr Morgens am 3. Juli 1876 wurde auf 
shima plötzlich ein fürchterliches Geräusch vernommen, 
ırosse Wogen wälzten sich heran und weisse Wolkenmassen 
mgaben den Gipfel von Miake. Während der Nacht beob- 
tete man von Ooshima aus eine mächtige Feuersäule über 
Insel. Am 7. desselben Monats kehrte eine von Miake 
mmende Dschunke im Hafen von Ooshima ein. Die Schiffer 
tätigten die Beobachtungen der Ooshima - Insulaner. 

Vor 8 Jahren soll auf Miake ein neuer Krater gebildet 
rden sein. 

_ Um nun endlich zu einer specielleren Betrachtung von 
shima überzugehen, so hat der Umriss der Insel die Form 
‚eines Rhombus und liegt mit der einen stumpfen Ecke dem 
Uragacanale zugekehrt. (Siehe den folgenden Holzschnitt.) 


% 


*) Bürgermeister. 

- **) Kami, oben; dzu (in Zusammensetzung), Bucht. 

-#%%*) Aogashima liegt 30 naut. Meilen südl. von Hachijio und ist etwa 
nso gross wie Toshishima. 

+) Diese 5 sind also als thätige Inselvulcane zu bezeichnen. 


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373 


4 
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Die Reliefform des Vulcans wird am besten verständlich, 
"wenn man zunächst die nicht geringen Umzegelud sigkeiten 
im Felsbau ausser Auge lässt. Ein stark abgestumpfter un- 
.terer Kegel, der dort wo die Abhänge ohne bedeutende Unter- 
- brechungen verlaufen, im oberen Theil 20°, im unteren 10° 
Steigung hat, trägt einen oberen centralen Conus und ist mit 

einer Umwallung gekrönt, die sich um letzteren herumzieht, 
| Der untere Kegel entspricht der Somma des Vesuv und hat 
u ne Höhe von 540 Metern. Der centrale Kegel ist 200 Meter 

‚hoch*); die Neigung seiner Abhänge beträgt nicht über 20°. 
} Am Gipfel dieses Kegels öffnet sich ein riesiger Krater, den 
in die Japaner Shihara**) nennen, kreisrund, mit steil abfallenden 
Wänden versehen, etwa 600 Meter im Borchmesser und von 

130 Meter mittlerer Tiefe. Auf seinem flachen Boden sitzt 
der neue Eruptionskegel auf. Ausser dem jüngsten und klein- 
h ‘sten Krater, durch den hindurch sich bei dem letzten Aus- 
| bruche die feurigen Massen an’s Tageslicht arbeiteten, besitzt 
die Insel noch einen dritten, der in unmittelbarer Nähe der 

üste an der Südostspitze liegt. Sein Boden liegt unter 

m Wasserspiegel, er bat eine in das Meer hinausführende 
'Oeffnung und heisst Hafu oder Habu (vielleicht Corruptionen 
des holländischen Wortes haven und des englischen Harbour). 

bildet jetzt den Hafen der Insel. 
Der Durchmesser dieses ältesten Kraters beträgt gegen 

0 Meter und seine ziemlich senkrechten Wände sind durch- 

hnittlich 70 Meter hoch. Die grösste Abweichung des Vul- 

ns von der regelmässigen Gestalt beruht einmal darin, dass 

r grosse Krater am Gipfel in Bezug auf die ganze Intel ex- 

ntrisch, von der Südküste etwa nur halb soweit entfernt 

E als von der Nordspitze. Im Zusammenhange damit ist 
 Abhang im Norden gegen die Regel convex. Auf der 

) West und Südseite zeigt der untere Kegel keine Unregel- 

ässigkeiten. Der Ringwall ist in diesen Theilen und auch 

tlich ziemlich vollkommen, jedoch stellenweise verstürzt und 
gleich hoch, nach Norden zu öffnet er sich. Auf der Seite 

n Idzu liegt, tiefer als der ca. 80° :hohe Ringwall, eine 

eile, sich in einer bogenförmigen Linie hinziehende Felswand, 

ein mächtiges, vom Fuss des centralen Kegels aus sich 
rbreitendes, sanft geneigtes Lava-Aschenfeld auf eine Strecke 
 umsäumt. Ueber diese weite Flache verbreitet sich ein 
avastrom deckenartig. Es ist ein eigenthumlicher Anblick, 
enn man von Sensu aus aufsteigend das wilde Dickicht 


 *) Die Höhe des ganzen Berges beträgt 740 M. 
 *) Shi, Feuer; hara, die todte, unbewohnte Flur. 


> 


durchdrungen hat und mit einem Male die Vegetation hinter“ 
sich lässt. Da schweift der Blick, obwohl man sich erst in 
der Hälfte der Höhe befindet, über Ener unübersehbar erschei- 
nende Lavafeld, das uber 2 naut. Meilen Durchmesser hat. 
Rechts liegt die Steilwand. Ueberall die auf- und nieder- 
tauchenden, wild zerrissenen braunen Massen, ein Chaos selt- 
samer winziger Hügel, die aus einer Aschenwüste hervorragen. 
Im Hintergrunde erhebt sich der centrale Kegel, auf der Ost- 
seite wird das Ende des Ringwalles sichtbar. Links schaut 
über dem Horizont ein kleiner Kegel hervor. Auf der öst- 
lichen Seite verbindet sich die Umwallung mit dem viel tiefer 
liegenden Felde durch eine abgerundete, flach und gestreckt 
abfallende Erhebung. Zwischen dieser und dem Fusse des 
Kegels treibt der Lavastrom aus den Schuttmassen jüngeren 
Ursprungs hervor. Passirt man die nordöstliche Ecke der 
Insel, so sieht man, wie der Strom sich hier über eine nackte, 
stark geneigte Fläche, die sich an das erwähnte Feld an- 
schliesst, hinunterzieht, um sich an den gerade hier sehr hohen 
Wänden der Steilküste rinnenweise in’s Meer zu ergiessen. | 

Der untere Kegel ist mit Ausnahme zweier nackter Bö- 
schungen, die sich auf der Nordost- und Südwestseite befinden, | 
bis zur Ringmauer resp. bis zum Rande der Lava - Aschen- 
wüste hinauf vollständig bewachsen. Ooshima schmückt die 
herrlichste Vegetation. Bei der ersten Expedition war es noch 
recht unwirthlich auf der Insel. Das zweite Mal aber fanden | 
wir das Eiland mit herrlichen Kamelienbluthen uberschüttet: | 
Die Kamelie ist hier ein hohes Gewächs von nicht selten dem 
Umfange wie unsere grösseren Obstbäume. Ein Urwald von 
Fichten auf der Südseite, in dem der Epheu an den schlanken | 
Stämmen hoch hinauf klettert, und worin eine Unzahl van 
Schlingpflanzen gedeihen, bieteh unerwartete Reize. sn 

Cryptomerien wachsen zu Hafu. Ahorn, Erle, Eiche and 
Bambus bilden ganze Wälder. In den Bin Schluchten | 
machen sich die Farne breit. Fl 

Fossile Reste von Pflanzen finden sich an ine Punkten. | 
An dem südwestlichen nackten Talus in dichtem Tuff und auf 
dem Ringwalle zwischen Ftago und Mihara einerseits und am | 
Wege am östlichen Fusse des Ftago in dichtem Tuff. An 
Stelle der vegetabilischen Substanz findet sich ockriger Braun- | 
eisenstein. Die Reste sind meist Blätter von Acer, Aue 


Airteki ende, Die Funde zeigen, dass Al nur der | 
Talus, sondern auch die Ringmauer und dann wahrscheinlich 
auch die Fläche zwischen Mihara und Umwallung bewachsen | 
sein musste und dieser letztere Fall konnte nur während einer, 
sehr lange andauernden Periode der Ruhe eintreten. Der süd- 


375 


westliche nackte talus ist grösstentheils mit Asche und Sand, 
die an vielen Stellen Tuff bilden, bedeckt. Flache Thäler 
ziehen sich hier der Küste zu. Vielfach ragen Lavamassen 
der lockeren Ueberschüttung hervor und bilden die merk- 
'würdigsten Gestalten. Gewundene und gedrehte, hier und da 
durchbrochene Formen sind nicht selten. An einem Punkte 
sitzt eine zackige Krone auf geschichteter Unterlage, an einem 
eren gleicht die Lava aus Feuer erstarrten Wellen, (Siehe 
el VI.) Nahe der Ringmauer, die hier einen Durchbruch 
igt, in welchem ein Tempelthor steht (die Japaner betrachten 
Berg als Tempel) liegt eine dünne Schale sehr dichten, 
jrösen, layaähnlichen Tuffes in Bruchstücken auf Sand. Sie 
thalt auf ihrer rauhen, sandigen Unterfläche Pflanzenreste. 

Zwischen Sendzu *) und dem unbewachsenen Talus der 


hen bewachsener Berg. Ihm schliessen sich seitlich und 
h dem Gipfel zu einige weniger beträchtliche Erhebungen 
Von dem erwähnten Talus an bis über Hafu hinaus ist 
Terrain complicirt. Der Ftagoyama**), der bedeutendste 
enberg des Vulcans liegt auf der Hafuseite. Er steigt 
toch höher an als die Ringmauer und verdeckt, von der öst- 
en Küste aus gesehen, den Miharayama (den centralen 
egel) vollständig. Seiner Höhe entsprechend, lehnt er sich 
der Nähe der Umwallung an den unteren Kegel an.***) 
hoher, scharfer Rücken (noch über die Hälfte der Ring- 
erhöhe) zieht sich, mit einer schneidigen Spitze beginnend, 
dlich von Hafu Auf eine Strecke weit parallel der Küste 
Der Ftago entsendet ein Joch nach diesem Zuge, dem 
rieder ein niedriger Grat, in südlicher Richtung bis 
u laufend, anschliesst. Die Massen zeigen hier eine Aus- 
ınung ringförmiger Gruppirung. 

Noch verdient eine zwischen dem Dorfe Sashikijimura 
der Ringmauer gelegene Erhebung Namens Takenoyamaf) 
Erwähnung. Sie ist über und über bewachsen und dürfte, 
08 ausgezeichnete Kegelform und die ziemlich isolirte 


) in Bo hrüche gewesen sein und diesen überhaupt ihre 
sxistenz zu verdanken haben. 


E. *) Sen, Quelle; dzu, Bucht. 

" =) Der Zwillingsberg (wegen seiner zwei Gipfel so genannt). 
ss) Als wir bei der zweiten Expedition an der Südküste hinfuhren, 
bemerkten wir 3 kleine, dem Südabhange des Ftagoyama aufsitzende co- 
he Hügel. 
u +) Take, Bambus. 

Zeits. d. D. geol. Ges. XXIX. 2. 25 


376 


Zwischen Sendzu und Okada befindet sich eine Er 
Schlucht. Da, wo einer der zahlreichen Lavaströme die Sohle 
eines Wasserlaufes bildet, thut sich plötzlich, nur wenige 
Schritte von dem von Niishima nach Sendzu führenden Wege 
entfernt, eine etwa 100° tiefe und oben 80’ breite Spalte auf. 
Uralte Eichen neigen sich schirmend über den dunklen Ab- 
grund und bilden mit ihren herrlichen Kronen ein grünes Dach. 

Ganz dasselbe Schauspiel wiederholt sich an der Sud- 
seite der Insel, in der Nähe von Hafu. Auch diese Spalte 
verläuft, wie die Sendzuschlucht, radial und in beiden Fällen 
lässt sich der Lavastrorn des Wasserlaufes, in dessen Richtung | 
die Spalte liegt, auf eine Strecke weit oben an den Wänden | 
der Schlucht verfolgen. 

Ooshima ist ein Vulcan aus gemischtem Material. Tufl- 
schichten, Breceiamassen, Lapillibänke, Bombenlager wechseln 
vielseitig. Die Lava tritt in Strom-, Decken- und Gangform 
auf und ist bald ganz dicht, selbst halbglasig, bald er 
von ÖStructur. ; 

Die verbreitetste Lava, die sich fast uberall in den ra- | 
dialen Wasserläufen zeigt, ist von compacter Beschaffenheit, 
licht bläulichgrau gefärbt und von vielen, meist länglich in | 
der Richtung des Stromes gestreckten Poren durchsetzt. 
Weisse bis grauliche, glasglänzende Feldspathkrystalle liegen | 
in der compacten Grundmasse ausgeschieden. Viele davon 
zeichnen sich durch einen deutlichen Farbenschimmer auf ge- | 
wissen Flächen aus. Andere zeigen die charakteristischen | 
Eigenschaften des Sanidin. Die Porenwände der Lava sind 
mit sehr dünnen Drusen minutiöser, glasglänzender Kıryställ- 
chen überzogen. Dieses noch nicht näher untersuchte Mineral | 
zeigt nach Behandlung mit Salzsäure keine Veränderung. Das 
Gestein ist vor dem Löthrohr zu einem dunklen Glase schmelz- | 
bar und hat ein specifisches Gewicht von 2,70. | 

Mikroskopisch zeigt es sich zusammengesetzt aus winzigen | 
Leistehen von vorherrschendem Plagioklas und Sanidin, aus | 
Augit und ‚Magneteisen, letzteres in reichlicher Menge. Die 
Structur ist rein krystallinisch. Der Plagioklas weist deut- | 
liche Zwillingsstreifung auf, doch ist diese mit lebhaften Farben- | 
erscheinungen nicht enden Sanidin erscheint zum Theil 
in durch die Zwillingsnaht erkennbaren Karlsbader Zwillingen. | 
Der fast farblose Augit kommt in unregelmässig begrenzten 
Körnern vor. Was die Mikrostructur der Bestandtheile betrifit, 
so führt der Feldspath mehr oder weniger deutliche Glaseit 
schlüsse in ziemlicher Menge, enthält auch feine leistenförm 
Kryställchen, die Augit sein dürften. | 

Herr Korscuerr hat die Lava chemisch untersucht w 
ergaben sich hierbei folgende Resultate. 


| 
i 


377 


_ Auffallenderweise ist ein grosser Antheil des Gesteins in 
zsäure löslich. Die lösliche Menge beträgt 31,55 pCt. 
Die Bauschanalyse giebt fölgende Zusammensetzung: 


a un 
RE ? 
Ey Ze h 
2 
ne, 


| ANOERNE AL, 14,30 
FeO . 13,70 
n. MeO.... 9,88 
6304.53 9,35 

RO: R 6,28 

NO. 20% 2,02 

Tor 0,14 


= Dieses Ergebniss weist der Lava zunächst einen Platz 
inter den basischen Gesteinen an. *”) Dann ist der hohe Kalk- 
halt beachtenswerth. Es unterliegt hiernach kaum einem 
eifel, dass der trikline Feldspath Labradorit ist, besonders 
n man Löslichkeit in Säure und das A ennmlche Farben- 
; Be den makroskopisch ausgeschiedenen Krystallen 


Ei *) Wenn man von der Voraussetzung ausgeht, dass das gesammte 
auf den Sanidin geht und für ihn die Zusammensetzung annimmt 


Al)O,.9Si0, + K,0 .. 3810, 
rhält man das folgende Mengenverhältniss für die Bestandtheile des 


Sanıldın 30,33 pCt. . 
Labrader... .....% 21,9 
Auge. 28,99 


- Magneteisen .... 12,64 
Wasser 0... 0,14 


_ Der in Säuren lösliche Antheil der Lava beträgt 31,55 pCt. Er 


irter Salzsäure auf dem Wasserbade bestimmt. Nimmt man nun 
Labrador als vollständig zersetzbar an, so ergiebt sich 
21,9 (Labrador) 
— 12,64 (Magneteisen) 
34,54 pCt. als löslichen Antheil, 


mit dem direct erhaltenen Resultai sehr gut übereinstimmt, da der 
ador nicht win in Säuren löslich ist. 


e, 


ER TE 24,87 
ME, 179 
FeO... 2,03 

Me Sc 561g 

43 (Siehe RımmeLssers, Mineralanalyse S. 452.) 


25 * 


378 


eigen ist, berücksichtigt, Die sehr beträchtliche Menge von. 
Kali steht im Einklang mit dem reichlichen Vorhandensein 
von Sanidin, wie es durch die mikroskopische Untersuchung 
dargethan wird. Diese letzt erwähnte Thatsache spricht gegen 
die basaltische Natur, und verdient der Mangel an Olivin in 
dieser Hinsicht gleichfalls alle Beachtung. 3 

Die Laven von Ooshima sind demnach als Augit- 
andesite zu betrachten. Interessant ist es, dass die java- 
nischen Andesite, wie das eben beschriebene Gestein, sich 
gleichfalls durch den Reichthum an Sanidin kennzeichnen. 

Das Gestein der Steilwand hat ein spec. Gewicht von 
2,88, ist von grauer Farbe und dicht von Structur. Die mikro- 
skopische Untersuchung ergab dieselbe mineralogische Zusam- 
mensetzung wie die für die gewöhnliche Lava erhaltene. Nur 
konnte ich hier einen relativ grossen Olivinkrystall nach- 
weisen. Bei der auf den Krystall unternommenen Glühprobe 
ergab sich indessen, dass ausser diesem keine Olivine vor-| 
handen waren. ; 

Die compacte röthliche Lava des Hafukraters hat ein 
spec. Gewicht von 2,85. Unter dem Mikroskop zeichnet sie 
sich durch grosse Magneteisenmenge aus. 

Speciische Gewichte anderer _Varietäten stellen se 
wie folgt: m 


Analysirtes Gestein (gemeine Lava). . 2,70 

Gemeine Lava. . . 6 122509 

Glasige Varietät mit el aus- 
geschiedenen Feldspathen . . . . 2,80 


Als Mittel ergiebt sich somit 2,78. 


Für das Studium der Structurverhältnisse des Vulcans 
der Hafukrater von hervorragendem Interesse. Der unters! 
Theil der Südseite besteht aus massigem Gestein, das nach 
der Oeffnung zu von Tuffen überdeckt wird. Weiter nach 
oben kommt dann ein ca. 30° mächtiger Complex von Tu 
schichten mit feinem Material, schwarz, schön geschichtet ui 
horizontal lagernd, der an zwei Stellen von Gängen du 
setzt ist. Die beiden Gänge sind nur 20 Schritte von eina 
entfernt. Der südliche hat deutliche, durch poröse und sp 
rige Beschaffenheit ausgezeichnete Saalbänder. Das Inne 
ist vollkommen dicht, stellenweise halbglasig. Das Streich: 
dienest Ziemlich. senkretht anfastzender Ganges ist 25° W. 
Seine Mächtigkeit beträgt 1/, —2'. Der zweite Gang 
etwas anders beschaffenes Gestein. Es ist durchgängig 
porös und mehr zersetzt als das vorige. Mächtigkeit n 
über 1’. Ungefähr 120’ über dem Wasserspiegel tritt 


379 


hier eine 4— 6’ dicke rothe Bank anscheinend schwammiger 
va von ziemlich regelmässiger Form auf. Darüber wieder 
erscheint eine ca. 30° mächtige, graue, compacte Lava., dann 
“eine rothe Bank (A—6') und zuletzt wieder eine graue Lava 
ca. 30'). 

Die Aufeinanderfolge der Gesteine ist nicht in allen 
Theilen des Kraters dieselbe. Unten am Wasserspiegel tritt 
Endpunkte der Mittellinie des Hafens der für das alte 
afusystem so charakteristische, viel eckige Bruchstücke fuh- 
nde Tuff auf. Er enthält Fragmente bis zu 1’ im Durch- 
esser. Dieser Tuff erscheint wieder zu beiden Seiten des 


Auf der Nordseite des Kraters befindet sich ein stiller 
t mit einem Tempelthor. Hier steht eine gewaltige Masse 
hr harter, compacter, röthlicher bis grauer Lava, im Han- 
nden eine Ablagerung rother Bomben au. Letztere reicht 
s zum Wasserspiegel hinunter , erstreckt sich aber nur auf 
ringe Entfernung seitwärts. Die Contactfläche steigt schief 
ter einem Winkel von etwa 30° an. Die compactere Lava 
ird nach den Bomben zu porös und hat unten eine rauhe, 
zackige, runzlige Fläche. Die ausserordentlich ähnliche Be- 
haffenheit des äussersten Theiles der Lavamasse und der 
ombensubstanz weist auf Entstehung bei ein und demselben 
usbruche hin. Senkrechte Sprünge durchsetzen die eine An- 
ge zu plattiger Absonderung aufweisende compacte Lava. 
e vorher erwähnten grauen Lavabänke zeigen eine unregel- 
nässig säulenföormige Absonderung. 

Am Eingange zum Hafen tritt beiderseits Tuff auf, die- 
lbe Art wie der vorher erwähnte. Ein prächtiges Profil mit 
wundenen Schichten zeigt die nördliche, höhere Seite der 
fahrt. (Siehe Tafel VIII.) Unter dem Tuff tritt überall wie- 
r Lava auf, die den unablässig arbeitenden Meereswogen 
folgreicheren Widerstand entgegensetzt. Grossartig war bei 
einem zweiten Aufenthalt auf der Insel das Schauspiel der 
randung. Mit furchtbarer Gewalt, unter Brausen und Tosen 
hlagen die Wellen gegen das steile Ufer, so dass der weisse 
cht thurmhoch spritzt. Beim Zurückgehen der Wellen bieten 
end kleine Cascaden einen reizenden Anblick dar. Selbst 
s härteste Gestein kann so unermuüudlichen Kräften nicht wider- 
ehen und gewiss würde die Insel im Laufe der Zeiten sichtlich 
zusammenschrumpfen, wenn hier nicht Pluto mit Neptun im 
eite lage und sich nicht immer neue Massen aufthurmten, um 
durch die Wirkung der Wasser Zerstörte zu ersetzen.*) 


*) Der Verfasser des Buches über Idzu und seine Inseln wundert 


380 


Die Küste ist an der nördlichen, östlichen ud südlicben 
Seite durchgängig steil, im nordöstlichen Theile am höchsten. 
Zwischen Nena ra und der sich als mächtiger Lavafels- 
deutlich heraushebenden Nordwestspitze ist das Ufer flach, bei | 
erstgenanntem Dorfe finden sich sogar kleine Dünen. 

Der Tuff zieht sich von Hafu aus um die südöstliche 
Ecke herum und besitzt hier, auf etwa 80’ hohen Lavamassen 
ruhend, nur geringe Mächtigkeit.e.. Dann folgt bis zu dem 
nackten Talus, wo die Schichten merkwürdig gefaltet wieder 
auftreten, ausschliesslich Lava. An der Südostseite tritt 
wiederum ein schönes Profil mit Schichten auf, das zu bedeu- 
tender Höhe ansteigt, Allenthalben bildet Tara das Funda- 
ment dieser lockeren Massen. Die Küstenlinie erscheint 
mannigfach gebrochen, wo Lava ansteht, und verläuft in ein- 
fachen geschwungenen Linien, wo Tuff das Ufer bildet. West- 
lich von der Insel, in noch weniger als 2 naut. Meilen BEoze 
feraung von der Küste, stürzt das Meer an einer Stelle zu 
der colossalen Tiefe 550 Faden ab. | 

Die Schichtung des feineren Auswurfsmateriales ist keinen 
wegs auf den unteren Theil des Vulcans beschränkt. In den 
Hohlwegen, die in den radialen Wasserrinnen aufwärts führen, 
steht überall der sehr feinkörnige Tuff wohlgeschichtet an, 
und fallen die Schichten überall vom Gipfel ab. Das eigen- 
thümliche Gestein, das am Eingang zum Hafen ansteht, ist 
indessen beträchtlich verschieden von den Tuffen der höhere 
Theile des Berges. Es führt grössere Bruchstücke in ziem- | 
licher Menge und enthält stellenweise kleine geschiebeartig 
gerundete Steine. | 

In der Nähe des Kraters ziehen sich die Schichten im 
Norden bis auf weite Entfernung hin, fast horizontal lagernd. 
Die Klippen zeigen einen leichten Abfall vom Krater in der 
Umgebung desselben. In Hafu selbst bemerkt mau, wie di 
Schichten hier auch der Tiefe zufallen. Diese Verhältnisse 
beweisen deutlich und klar, dass der Hafukrater ursprünglich 
submarin gewesen ist. Die Insel muss sich demnach gehoben | 
haben. Eine solche Hebung wird auch dargethan dureh d 
plötzliche Zurucktreten der auf Lavamassen (die über dem | 
Wasserspiegel eine Mächtigkeit von ca. 80° haben) stehenden ' 
Tuffklippen. Die säcularen Niveauveränderungen auf Ooshima | 
und in der Bai von Yeddo weisen mit Bestimmtheit auf e 
langandauernde und weit verbreitete Hebung hin. 


sich, dass, wie es eine grosse Zahl von Beobachtungen beweise, sich 
Inseln mehr und mehr vergrössern, während doch die Berge immer ne 
Massen auswürfen. Er kann sich nicht denken, dass die Insel ni 
nachsinkt und auf diese Weise kleiner wird, 


udnmunun nen 


Idealer Durchschnitt von Ooshima, Süd nach Nord. 


a. Krater der ersten (Hafu), 


b. Krater der zweiten und 


c. Krater der dritten Periode (Shihara). 


381 


Wenn man jetzt, die angeführ- 
ten Thatsachen als Basis nehmend, 
auf die Urgeschichte des Vulcans 
zuruckzugehen sucht, so lässt sich 
zunächst die Convexität des nörd- 
lichen Abhanges gewiss nicht bes- 
ser erklären, als durch Annahme 
einer älteren besonderen Eruptions- 
axe für diesen Theil des Berges. 
Die das Lavafeld einsäumende 
Steilwand würde dann nichts An- 
deres sein, als der hervorragende 
Theil eines dieser Axe entspre- 
chenden Kraters. 

Das Hafusystem stellt jeden- 
falls die erste Epoche in der geo- 
logischen Geschichte des Vulcans 
dar. Die Eruptionen waren bis 
zur vollständigen Verstopfung die- 
ses Canales submarin. Durch die 
vulcanische Thätigkeit an diesem 
Punkt wurden die Massen ange- 
häuft, die später den Unterbau für 
den nach und nach über das Meer 
emporwachsenden Vulcan bildeten. 

Die zweite Periode beginnt mit 
dem Erlöschen des Hafukraters 
und wird bezeichnet durch Eru- 
ptionen im Sinne einer nördlichen 
Axe. Auch diese gelangte, wie 
man wohl annehmen kann noch in 
geologischer Zeit, zum Abschluss 
und ihre Gebilde wurden durch. 
die im Laufe späterer Jahrhunderte 
erfolgte Anhäufung neuer Massen 
fast vollständig verdeckt und ver- 
wischt. Das bedeutendste Ereig- 
niss in der jüngsten Bildungs- 
epoche des Vulcans ist der Krater- 
einsturz, der die Entstehung der 
Ringmauer zur Folge hatte. Noch 
jetzt dauert die dritte Periode fort; 
über ihren neuesten Abschnitt ge- 
ben uns folgende Ueberlieferungen 
interessanten Aufschluss. 

Um das Jahr 860 wurden ver- 
schiedene Verbrecher, auch die 


382 


Priestersecte Michibara nach den Idzuinseln verbannt. Dei 
berühmte Feldherr Tameromo begab sich, um sich vor seinen 
Widersachern zu verbergen, ungefähr um das Jahr 1300 nach 
Ooshima. Die Insel ist, wie es scheint, vom neunten Jahr- 
hundert an bewohnt gewesen.. Beachtenswerth erscheint es, 
dass mit ziemlich derselben Zeit die Berichte über die Aus- 
brüche anfangen. 
Im November 872 hörte man ein furchtbares Getöse auf 
der Insel, das wie starker Donner klang. Zu dieser Zeit soll 
die Nibrdwestseits von Idzushima um 300 Cho weit in das 
Meer hinausgerückt worden sein. Auch eine kleine Insel ent- 
stand mul 
Wo jetzt Niishimamura steht, war vorber Wasser. Ooshima 
soll sich an dieser Stelle, gleichfalls zur angegebenen Zeit, 
vergrössert haben. Daher bat auch de später erbaute Dorf 
den Namen Niishimamura (neues Inseldorf) erhalten. *) 
Aus dem Buche Nihonki (Beschreibung von Japan) er- 
fahren wir, dass der Berg das ganze Jahr durch seit Alters | 
her Feuer spie, dass das Getöse wie Donner klang und dass 
der schwarze Rauch hoch in die Luft stieg. Dabei wurden 
Aschenmassen bis auf colossale Entfernungen hin fortgetragen. | 
Im April des Jahres 1433 fand (nach dem Buche Rama- 
kura) eine gewaltige Eruption statt. Unter lautem Donner 
warf der Berg feurige Massen aus, das Meerwasser kocha 
so dass viel Fische darin umkamen. 
Am 16. des ersten Monats 1696 „brannte Miharayamakı 
Dieser Ausbruch dauerte volle 7 Jahre lang, | 
Am 22. November 1716 war ein furchterliches Brdbeben 
Wassermassen überflutheten die tieferen Theile der Insel. 
Viele Schiffe in der Nähe von Okadamura**), sowie 18 Fischer- | 
kähne verschwanden spurlos. 58 Häuser stürzten zusammagn 
und 56 Menschen kamen um’s Leben. “| 
Der Hafukrater war vor diesem Ereignisse noch vollstän- 
dig geschlossen. In seiner Tiefe befand sich ein Weiher, nach 
dem die Rinder hinabstiegen, um Wasser zu nehmen. Dieses 
kleine Wasserbecken war nur 3 Cho lang und 2 Cho breit. | 
Im Jahre 1716 riss die Fluth eine Bodenmasse von 60 Schritt | 
Dicke, die Krater und Meer früher trennte, hinweg. Das 
Meerwasser drang ein und aus dem Weiher wurde ein Ha 
Man sieht an diesem Beispiele, in wie nachhaltiger Weise d 
Wogen des Meeres an dem durch die Kraft des Feuers gebi 


*) Der Name Nomasumura (Dorf südlich von Niishima) deut 
gleichfalls auf einen Zuwachs der Insel in diesem Theile hin. No, Flur; 
masu, Zunahme; mura, Dorf. 


”*) Oka, Hügel; ta, Reisfeld; mura, Dorf. 


383 


d eten Inselberge umgestaltend thatig sind. Die jetzigen Be- 
wohner von Hafu erzählen von einem schrecklichen Taifun, 
der vor 42 Jahren stattfand und durch den besonders in Hafu 
arge Verwüstungen angerichtet wurden. Das Haus des Kochio 
(Bürgermeisters), das früher nur 10° über dem Wasserspiegel 
“stand, wurde durch die Gewalt der Wogen fortgerissen. Auf 
‚solche Art belehrt, hat man das Haus 20’ über dem Wasser- 
spiegel wieder aufgebaut. 
# Im Juli 1779 begann Miharayama wieder zu speien und 
"war bis in den Herbst des Jahres 1794 unausgesetzt thätig. 
Das Buch, dem diese Nachrichten entnommen, ist im 
hre 1793 verfasst und giebt daher keine Auskunft über die 
gegenwärtigen Jahrhundert stattgefundenen Ausbrüche. Aus 
dem Angeführten ersieht man, dass die Berichte sich fast nur 
4 auf das vorige Jabrhundert beschränken, über die ältere Ge- 
BE hichte des Vuleans weiss man aber zu wenig. 
Nach den Aussagen der Bewohner hat vor 40 Jahren 
"eine starke Eruption begonnen, die etwa 20 Jahre lang an- 
hielt. Grosse Massen von Schwefeldampf vergifteten zu eser 
it ne Pflanzen und das Wachsthum litt grossen Schaden. 
an vernahm oft unterirdisches Getöse und die Insel wurde 
won Erdbeben heimgesucht. 
- Im Jahre 1869 ereignete sich ein Ausbruch, der nur 
Tage lang dauerte. 
Bis zum 27. December des vorigen Jahres stiess der 
'ater nur Rauch aus. Herr Bısser in Yokohama, der den 
rg vor 2 Jahren bestieg, fand damals den Kraterboden ganz 
ch ohne irgend welche Erhebung. An einer Stelle des Bo- 
ns sah er eine Oefinung, der Dämpfe entstiegen. Bei mei- 
r ersten Excursion befand sich der Vulcan bereits 24 Tage 
ng im Zustande der Thätigkeit und es hatte sich ein im 
dwestlichen Theile des grossen Kraters Shihara aufsitzender 
egel gebildet, in dessen Krater die flüssige Lava auf- und 
ederwallte.e Bei meiner zweiten Excursion fand ich den 
ulcan vollständig ruhig. Violette und gelbe Dämpfe stiegen 
ı dem mit Schwefel überkleideten Kraterrande des Eruptions- 
gels auf. Letzterer hatte an Umfang jedenfalls ganz bedeu- 
nd zugenommen. Seine Höhe beträgt jetzt etwa !/, der 
efe des grossen Kraterss. Er muss an Volumen in der 
vischenzeit um mehr als das Zehnfache gewachsen sein und 
r eine solche Zunahme war eine Zeit von nur 16 Tagen 
forderlich! 
Die Eruption scheint mit dem 6. Februar vollständig zu 
e gekommen zu sein und hat ihre grösste Intensität in der 
it nach dem 20. Januar erlangt. 
Ein intelligenter Bewohner des Dorfes Sendzu hat vom 


Ä 
e 
ı 


384 


Beginn des Ausbruches an Notizen niedergeschrieben, und ia 
verdanke ich die in Nachstehendem zusammengestellte “a 
schichte der Eruption. Die Beobachtungen sind in Sendzu 
selbst oder in der Nähe des Dorfes vom Meere aus an- 
gestellt. n 

27. December 5 h. p. m. Stoss von unten her. Renchl 

Feuerschein über dem Berge während der Nacht. 


28. December. Erderschütterung, nicht so stark wie am 
vorigen Tage. Sonst wie vorher. 2 

29. December. Furchtbares Erdbeben. „Die Erde zerriss. 
in Stucke.* $ 

4. Januar. Der Ausbruch macht sich von Neuem durch 
grellen Feuerschein zur Nachtzeit bemerkbar. z 

13. Januar. Wieder sehr heftig. & 

14. Januar. Der Ausbruch hat etwas nachgelassen. $ 

15. Januar. Abermals sehr heftig. 

16. Januar. Starke Stosse. 

17. und 18. Januar. Sehr ruhig. 

19. Januar. Starker Ausbruch, Feuerregen sichtbar. 

21. Januar. Himmel intensiv geröthet. 

22. Januar. Ebenso. 

23. Januar. Starkes Getöse von der Spitze her und 
beben. 

94. Januar. Ebenso. 

25. Januar. Himmel geröthet. 

26. und 27. Januar. Gleichfalls. 

28. und 29. Januar. Ruhig. 

30. Januar. Himmel etwas geröthet. 

1. Februar. Deutliches Getöse vom Berge her. 

9. Februar. Nichts. 

3. Februar. Heftiges Erzittern des Bodens, starkes Getös 
Feuersäule sichbar. 

4. und 5. Februar. Verhältnissmässig ruhig, Himmel n 


6., 7. und 8. Februar. 


röthet, 


wegen Regen nicht recht intensiv. 
Sehr ruhig. Eruption zu Ende, 


An den Tagen, an welchen die Eruption sehr beftie wa 
erzitterte der Boden ununterbrochen. 

Nach übereinstimmenden Aussagen der Beiohlieh a 8 
der Ausbruch in keiner Weise vorher angezeigt. Man h 
vor der Eruption weder Erdbeben, noch ist das Quellwas 
ausgeblieben (bei Sendzu giebt es eine Quelle — sen, Que 
dzu, Bucht —). Ausserhalb des Shihara treten vulcanis 
Erscheinungen fast gar nicht auf. Im nordwestlichen Theil 
der Insel befindet sich eine Wasserdampf - Fumarole. 


385 


empf dringt aus Spalten in unbedeutender Menge hervor und 
hat eine Temperatur von 80°C. Die Fumarole liegt 455 M. hoch. 
e Nun zu meinen eigenen Beobachtungen. Freitag, am 
19. Januar Abends lief das für die erste Expedition gemie- 
thete kleine Dampfboot des Yokoska-Arsenals, die Yokoska 
' maru, in Miyake ein. Wir hatten beschlossen, da das Landen 
in Ooshima der Klippen wegen während der Finsterniss mit 
Bo: sen Gefahren verbunden ist, die halbe Nacht in diesem 
sicher gelegenen Orte en en um dann am frühen Mor- 
En in Ooshima anzulangen. Als wir, noch bei vollständiger 
Dunkelheit, etwa den halben Weg zurückgelegt hatten, bot 
ch uns ein unbeschreiblich schöner Anblick a Schwarz 
lag die flache Masse des Vulcans vor uns auf dem Wasser 
“und aus ihr heraus stieg eine riesenhafte, in eigenthumlich 
hellem Lichte glühende Kauchsäule senkrecht auf. Ueber das 
ächtliche Himmelsgewölbe verbreitete sich ein feuriger Schein. 
Gleich nach unserer Ankunft in Hafu, die fruh 6 Uhr 
30 M. erfolgte, schickten wir uns zur Besteigung an. Der Weg, 
en wir nahmen, führt erst durch Felder westlich von Hafu, 
er Charakter der Landschaft ist hier gänzlich verschieden 
dem typisch japanischen. An den sanft geneigten Gehängen 
in flachen Mulden liegen die Felder. Nichts von dem so 
stlichen Terrassenbau wegen des Wassermangels. Früher 
anden sich einige Reisfelder auf der Insel, sie wurden aber 
ürch Aschenregen verschüttet und in wuüste Strecken ver- 
randelt. Die parallel der Küste verlaufenden Pfade der Insel 
nd grösstentheils eingesaumt durch halbmannshohe, dicht 
berwachsene, selbst mit Bäumen besetzte Wälle. 
Nach kurzer Wanderung biegen wir rechts ein und gehen 
wärts. Wir schreiten auf feinen Aschenmassen, die später 
ch gröberen Sand ersetzt werden, fort. Seitlich stehen 
; ununterbrochen geschichtete. Massen mit grösstentheils 
digem oder gröberem Material an, auch eine Lapillibank 
ein Lager schwammiger, rother Bomben kommt zum Vor- 
ehein. Nicht lange dauert es, so kommen wir auf einen 
vastrom mit licht bläulichgrauem, etwas porösem, stellen- 
ise in’s Halbglasige übergehendem Gestein. Seine Oberfläche 
st durch die Sand führenden Wasserströme glatt gescheuert. 
Wenn man sich einen Hohlweg vorstellt, dessen steil 
eböschte Wände bis zu Doppelmannshöhe ansteigen, mit 
ehgängig deutlich geschichteten Auswurfsmassen, die, wie 
Weg selbst, nach der Küste zu einfallen, hier und da kleine 
nbedeutende Verwerfungen zeigend, wenn man sich in die 
johle des Weges eine tiefe, 2 bee Rinne eingeschnit- 
en denkt, so hat man ein ungefähres Bild der scharf und 
stimmt inten Wasserläufe, wie sie sich in grosser Zahl 


g . 


RER 


356 


in radialer Richtung gegen die Küste hinabziehen. Etwas 
anderen Charakter tragen die Wasserläufe, bei denen ein Lava- 
strom den Boden bildet. Sie sind nicht eng und tief, sondern 
breit und niedrig. Der Lavaströme giebt es viele am Berge, 
Ich zählte zwischen Niishima und Sendzu 9, alle von auto 
gleicher Beschaffenheit. 

Um wieder zu der Besteigung Zune so führt 
jetzt der Weg um den Ftagoyama herum. Wir kommen end-| 
lich in ein tiefes Thal, das sich auf der nördlichen Seite des 
eben genannten Berges hinaufzieht und klettern über einen 
Lavastrom, der durch dieses Thal der Tiefe zugeflossen, auf- 
wärts. In der Lava finden sich, im oberen Theile des Stro- 
mes, einige verkoblte Baumstämme. 
| Der Himmei hat sich bereits mit grauen, unheilver 
denden Wolken umzogen, und als wir auf dem Rücken eines 
der grossen nackten Wälle anlangen , die sich an der Endung 
des Thales hinziehen, umhüllen weisse, dichte Nebel bereits 
die vor uns gelegenen Gipfel und Dale den centralen 
Kegel, der noch zu erklimmen ist. Die Eruption macht si 
jetzt schon durch ein schwach, wie aus weiter Ferne her e 
klingendes Gekrach von Zeit zu Zeit bemerkbar. Wir geh 
noch eine Strecke auf der Höhe der Ringmauer hin, die w 
inzwischen erklettert haben und finden hier Pflanzenreste. 


Zweige finden sich zum Theil in prächtiger Erhaltung. An 
einer Stelle zeigt sich ein Stamm. Nach Entfernung des 
lockeren Materials, das der Holzsubstanz entspricht, ergieb 
sich eine senkrechte, etwa 1’ tiefe und 4” im Durchinesser 
betragende Höhlung. Hierdurch wird der Beweis geliefeı 
dass die Bildung an Ort und Stelle vor sich gegangen se 
muss, was ja schon von vornherein anzunehmen war. D 
Pflanzenreste finden sich überdies nur in einer oberflächlich 
Lage. 

Wir steigen nunmehr hinab und überschreiten die ziem 
ebene, mit losen Auswurfsmassen übersäte, sich zwise 
Ringmauer und centralem Kegel ausdehnende Fläche. 
wir dann den Kegel etwa bis zur halben Höhe erklomn 
haben, bricht der Regen los. Bei unserer Ankunft auf de 
Schuttwall aber, der den grossen alten Krater umgiebt, lohı 
sich die überstandene Muhsal in reichlichstem Maasse. 

In der Tiefe des mit jäh absteigenden Wänden umrahmte 
riesigen Shihara wird der Eruptionskegel sichtbar. Ausi 
heraus bahnt sich unter fortwährendem Gekrach und Get 
eine mächtige Feuersäule. 

Nachdem wir im Angesicht dieses Schauspiels den Mittag 
imbiss eingenommen, begab ich mich mit zwei Anderen unt 


- 


387 


"andauerndem und strömendem Regen auf eine Rundtour um den 
| Br Krater. Wir kommen schliesslich nach den tiefsten Stel- 
Ten des Randes (ganz hinabzugelangen ist der steilen Wände 
ber nicht ausführbar), die dem feuerspeienden Kegel gerade 
"gegenüberliegt und den bestmöglichen Einblick in den Vor- 
gang gewährt. (Siehe Tafel IX.) Nach unserem Beobachtungs- 
punkte zu hat der Kegel einen nach unten zu spitzen Ausschnitt, 
essen tiefster Punkt in verhältnissmässig geringer Höhe über 
dem grossen Kraterboden lieg. Man sieht in Folge dessen 
von hier aus tiefer in den Canal hinein, von dem man auf 
anderen Standorten nur die Oeffnung wahrnehmen kann. Da 


Berrlich leuchtende Masse. Feurig glänzende Wellen schlagen 
E. die Kraterwände. J/n Zwischenräumen von 2 Secunden 


300° Ehen), Auf diese Weise entsteht ein ununterbrochener 
Peuerregen. In Zwischenräumen von 4— 6 Secunden finden 
Explosionen von viel gewaltigerer Stärke statt, bei denen die 
"Bomben bis zu einer Höhe von über 1000’ steigen. Die Aus- 
ürflinge fallen grösstentheils wieder in den Krater zurück, die 
ı grösserer Höhe geschleuderten jedoch kommen auf den Kegel- 
jantel nieder und rollen aufihm mit ausserordentlicher Geschwin- 
skeit, einen weissen Rauch hinter sich lassend, Feuerkugeln 
gleich, der Tiefe zu. Einmal bläaht sich die flüssige Lava in 
Kratertiefe zu einer Blase auf. Ihre wellige Oberfläche 
nzt für einige Secunden mit zauberhaftem Schein, doch 
"plötzlich verschwindet unter lautem Krachen das locker aus- 
sehende Gebilde und in tausend Bruchstücken fliegt es in die 
üfte. Von Zeit zu Zeit verliert die lose Bedeckung der 
teilen Kraterwände den Halt, sie rutscht dann hinab und die 
an’s Licht getretene Masse glänzt in hellem Scheine, so 
s man den Eindruck erhält, ais müsse sich das ganze Innere 
| Kegels in glühendem Zustande befinden. 

An denjenigen Theilen der Wände des grossen Kraters, 
ge dem Eruptionskegel sehr nahe liegen, dringen grosse Mas- 
sen von Wasserdämpfen aus Spalten hervor. Zwischen Kegel 
ıd grosser Kraterwand, etwas nach rechts von der engsten 
lle, steigt plötzlich eine grosse Wolke dicken, grüngelben 
uches auf, wahrscheinlich aus Schwefeldämpfen bestehend. 
Nachdem wir lange Zeit auf unserem Posten ausgeharrt 
ten, machten wir uns auf, um die Runde um den Krater zu 
lenden und dann wieder zu unseren Gefährten zu stossen. 
T Regen hatte unter der Zeit immer mehr zugenommen, 
zt kam noch Hagel: dazu und ein kalter Sturm jagte über 
ı Gipfel des Berges. Dabei wurden uns durch den un- 


388 


freundlichen Wind Asche und Sand in’s Gesicht gepeitscht, so 
dass wir — seit etwa 2 Stunden vollständig durchnässt — 
nunmehr sehnlichst an die Rückkehr dachten. Der Nebel lag 
so dicht auf der Gegend, dass man kaum 20 Schritte weit 
mit Deutlichkeit zu sehen vermochte. In Folge dessen liessen 
wir davon ab, den anderen Theil der Gesellschaft aufzusuchen, 
was doch nur unter Gefahren möglich gewesen wäre und be- | 
mühten uns, ihrer drei, den Weg nach dem Hafen selbst zu 
finden, was denn auch unter ziemlichen Schwierigkeiten gluck- 
lich gelang. 
Die Structur des Berges, selbst die Geschichte liefert den 
Beweis, dass die Ausbruchsthätigkeit nach längeren Perioden | 
der Ruhe, die durch kleinere, weniger bedeutende Eruptionen, 
ähnlich der eben beschriebenen, unterbrochen wurde, sich zu 
furchtbarer Stärke entwickelt haben muss, und es ist nicht ab- 
zusehen, welche Zerstörungen ein solcher Paroxismus zur 
Folge haben würde. Gewiss hat der mächtige Krater die 
Insel in früheren Zeiten gegen Lavaergüsse geschützt. Sollte 
sich aber einmal die andringende Lava einen weiteren Oanal 
bahnen und sollte Sich dann der grosse Krater des Mihara- | 
yama bis zu gewisser Höhe plötzlich füllen, so dürfte ohne | 
Zweifel durch die in diesem Falle stattfindenden Explosionen 
und besonders auch in Folge gewaltigen Druckes der centrale | 
Kegel an irgend einer Stelle gesprengt werden und ein Lava- | 
strom würde sich hinabwälzen. Die Dimensionen des grossen 
Kraters sind im Verhältniss zu denen des Nihara so bedeu- 
tend, dass ein solches Ereigniss mit ziemlicher Wahrschein- 
Hahkeit prophezeit werden kann. An welcher Stelle der | 
Durchbruch erfolgen wurde, ist schwer zu sagen, da es hier 
auf die Widerstandsfähigkeit der Massen an verschiedenen 
Punkten ankommt. Im Norden befindet sich ein Ausschnitt, 
und hier scheint der Bau auch am lockersten zu sein, we-| 
nigstens zeigen die durch abgestürzte Blöcke hier geböschten | 
Wände, dass zerstörende Einflüsse in diesem Theile viel wii 
samer gewesen sind, als anderswo. a: 
Ein anderer Fall ist der, dass der Schuttkegel der a | 
sten Eruption durch spätere Ausbrüche nach und nach der | 
maassen anwächst, dass er am Ende den Mihara unter seine 
Massen begräbt. Als ich bei meiner zweiten Excursion de 
Berg bestieg, war von eigentlicher Thätigkeit nichts mehr | 
wahrzunehmen. Dennoch kann nicht mit absoluter Sicherhe; 
angegeben werden, ob der Vorgang zu vollständigem A 
schlusse gekommen ist, Die Leute in Hafu, in deren Aus- 
sagen ich allerdings nicht viel Vertrauen setzen kann, behaup- 
teten, dass noch täglich eine Explosion (ungefähr zur Mitta 
zeit) stattfinde. Als wir uns am 12. Februar 9 Uhr 30 Mi 


880 


Talus befanden, beobachteten wir über dem Gipfel eine deut- 
liehe, ungeheuer mächtige Rauchwolke. 

= Beim Aufsteigen dann, kurz bevor wir das auf der süud- 
"westlichen Seite der Ringmauer stehende 'Tempelthor erreichten, 
hörten wir ein Getöse und sahen über dem Gipfel eine kleine, 
weisse Wolke. Oben angekommen, fanden wir uns jedoch in 
en diesen Vorfällen nach gestellten Erwartungen vollständig 
etäuscht. 

” Die Eruption muss nach dem 20. Januar ihre grösste 
Kraft entwickelt haben, denn ich fand bei der zweiten Bestei- 
‚sung den Mihara ringsum mit frischen Bomben überschüttet, 
die das erste Mal nicht vorhanden waren. Wir fanden damals 
ii einen einzigen frischen Auswürfling und zwar oben auf 
dem Walle. Diese Ejection lag wie breit gequetscht auf der 
Asche, als ob sie in leichtflüssigem Zustande aus grosser 
Iö6he kommend mit bedeutender Kraft aufgeschlagen wäre. 
Wie schon erwähnt, ist der Eruptionskegel in den letzten 
17 Tagen des Ausbruches etwa um das Zehnfache des Vo- 
imens, das er in den ersten 24 Tagen erreichte, gewachsen. 
serdem mussen die Bomben zu enormer Höhe gestiegen 
in, um in Sendzu sichtbar zu werden. Mehrere Berichte 
liegen vor, nach denen der Ausbruch in der Zeit vom 23. Ja- 
ar bis 4. Februar besonders bei Nacht einen grossartig 
schonen Anblick dargeboten haben muss. | 
Bei der Besteigung am 12. Februar fand ich überdies, 
‚dass sich in der Zwischenzeit, seit dem letzten Besuch, eine 
zwar nicht sehr auffallende, aber doch bedeutende Spalte ge- 
et hatte, die, am Fusse des Eruptionskegels anfangend, 
h am grossen Kraterboden nach Norden hinzieht. An dem 
‚Kegel abgelegenen Ende der Spalte zeigt sich eine Aschen- 
äufung, die etwa ein Viertel so hoch ist wie der Ausbruchs- 
el. Dieser Hügel existirte am 20. Januar noch nicht, und 
muss also hier nach dem 20. Januar ein secundärer Aus- 
ch stattgefunden haben. Der unscheinbare Hügel hat kei- 
Krater. 

Interessant ist folgende Uebersicht der Erdbeben, die seit 
1. October 1876 hier in Tokio bemerkt worden sind. 
E. Knıppıng war so freundlich, mir diese Zusammen- 
lung seiner eigenen Beobachtungen mitzutheilen: 


Erdbeben vom 1. October 1876 
bis zum 6. März 1877. 


1876. October, 
November, + keines. 
December, 


390 


1877. 11. Januar, Vorm. 7 h. 38 m, 
1l. Januar, Vorm. zw. 10 u. 11. h. 
20. Januar, Nachm. 8 h. 19 m., stark. 
15. Februar, Nachm, 1 h. 19 m., stark. 
16. Februar, Nachm. 0 h. 40 m. 
21. Februar, Nachm. 8 h. 53, 5 m. 
6. März, Vorm. 0.h. 7 m.: 


Eee) 
la 


Auffallend muss es erscheinen, dass gerade vor der Eru- 
ption, während einer verhältnissmässig langen Zeit hier in 
Tokio, das doch sonst so häufig von Erdbeben heimgeauciä 
wird, keine stattfanden. 

Das Erdbeben am 20. Januar war sehr stark. Ein al 
Yeddoresident versicherte mir, dass etwas derartiges seit einer 
ziemlichen Reihe von Jahren nicht passirt sei. Wir befanden 
uns zu der Zeit, in der es stattfand, vom Berge zurückgekehrt, 
gerade in Hafu und ist hier nicht die mindeste Erschütterung 
gespürt worden. Auch in Sendzu kam an diesem Tage nichts 
Ausserordentliches vor. Als wir bei der Rückreise am 21. Ja- 
nuar nach Ajiro kamen, berichteten uns die Einwohner dieses 
Ortes über das Erdbeben, das hier ebenso stark und unge | 
um dieselbe Zeit wie in Tokio gespurt wurde. ıl 

Als ein Ereigniss, das mit der Eruption zu Ooshima augen- | 
scheinlich in Zusammenhang steht, ist das plötzliche Erschei- 
nen eines Felsens uber dem Mor in der Nähe von Idzu Aue 
fang dieses Jahres (einer japanischen Zeitung nach) anzuführen. 

Zum mindesten für bemerkenswerth halte ich, dass der 
Nazuyama, ein circa 70 nautische Meilen von hier entfernt, 
etwas nordöstlich von den Nikkobergen gelegener Vulcan, nach 
den Aussagen eines Bewohners des Dorfes Odawara, vor eini- 
gen Monaten (December oder Januar), also ungefähr um. die 
Zeit der Ooshima-Eruptionen, grosse Ba. entwickelt: 
habe. In Odawara (ungefähr 10 naut. Meilen vom Nazuya ma 
entfernt) hörte man auch unterirdischen Donner. Ich habe im | 
vorigen Sommer diesen Berg selbst bestiegen. Er hat einen | 
stark versturzten Krater mit Solfataren und, der Erfahrung | 
nach, die ich gemacht habe, wissen die ben der Umgegend | 
Hichts von seinen Ausbruchen. Weil demnach irgend ein be- | 
sonders auftretendes vulcanisches Phänomen für den Nazuyama | 
als etwas ausserordentlich Seltenes aufzufassen ist, vermu e 
ich eine gewisse Beziehung der erwähnten Kraftäusserungen“ zur 
Ooshima - Eruption. 

Japan besitzt eine erstaunlich grosse Anzahl von Vulca 
bergen mit deutlich ausgesprochenem oder nur wenig verwi 
tem COharakter. Active Vulcane giebt es, den Resultaten n 
die meine Forschungen bis jetzt ergeben haben, ungefähr 


391 


Diese Zahl dürfte eher zu niedrig als zu hoch gegriffen sein. 
Continuirlich thätig ist keiner der japanischen Feuerberge. 
3 Die Erforschung der Geschichte der einzelnen Vulcane ist 
mit mannigfachen Schwierigkeiten verknüpft. Man muss sich 
eben an Ort und Stelle begeben. Wenn brauchbare Ueber- 
erungen überhaupt vorhanden sind, so findet man sie mög- 
erweise — vorausgesetzt, dass man sucht — am Platze 
bst. Erst eine gründlichere Kenntniss der geologischen Er- 
eionisse in historischer Zeit, wie auch der geologischen Be- 
affenheit des Landes, Kann ein werthvolles allgemeines 
theil gestatten; daher enthalte ich mich hier einer wenn 
uch flüchtigen Auseinandersetzung über die Stellung Ooshima’s 
den übrigen thätigen Vulcanen Japans und vertröste den 
ser auf speciellere Arbeiten, deren erste, wie ich hoffe, 
ht bald managen wird. 


2% 
Erklärung der Tafeln. 


Tat. v. Uebersichtskarte der Bucht von Yeddo mit den sieben Inseln. 
Taf. VI. Die Lavawüste mit dem Kegel im Hintergrunde. Rechts 
Steilwand. 

Taf. VII. Lavaformen auf dem nackten Talus der Südseite. 

Taf. VII. Eingang zum Hafen. Gegenüber die gewundenen Tuff- 
chten, auf Lava ruhend. Der höchste Gipfel links im Hintergrunde 
er Ftagoyama. Diesseits steht Lava an. Die Fichtengruppe links 
Eingange steht auf Tuff. 

Taf. IX. Die Eruption am 20. Januar 1877. Auf dem Boden des 
en Kraters Shihara sitzt der neue thätige Kegel. 


392 


7. Veber die Ergebnisse der Forschung auf dem 
Gebiete der chemischen Krystallographie. *) 


Von Herrn A. Arzkunı ın Berlın. 


Die in der Natur vorkommenden festen Körper erschei- 
nen in zweierlei Arten von Gruppirungen, entweder sind sie 
amorpb, d. h. unregelmässig geformt, oder als sogen. 
ale welche ihrem Aeusseren nach durch regelmässige, 
ebenflächige Begrenzung charakterisirt sind. 4 

Aber nicht nur durch die äussere Erscheinung ist die 
Trennung in diese beiden grösseren Abtheilungen gerechtfer- 
tigt, es ist vielmehr eine scharfe Scheidung zwischen den- | 
selben einzuhalten auf Grund ihres inneren Baues und ihrer 
physikalischen Eigenschaften. Bekanntlich unterscheiden sich 
die festen Körper von den Flüssigkeiten dadurch, dass die | 
ersteren feste Gleichgewichtslagen ihrer Eleinsten. Theilchen 
besitzen. Sollen diese kleinsten Theilchen, die physikalischen 
Moleküle, aus ihrer Gleichgewichtslage en wer- 
den, so leisten die zwischen ihnen wirkenden Kräfte einen 
Widerstand. “ 

Während der Widerstand, welchen die kleinsten Theilchen 
eines amorphen Körpers zeigen, nach allen Richtungen der- 
selbe ist, sofern der Körper in sich homogen ist, ist es ein 
Hauptmerkmel der Krystalle, dass der Widerstand, welcher 
von ihren kleinsten Theilchen einer das Gleichgewicht zu | 
storen vermögenden Kraft entgegengebracht wird, ein nach | 
verschiedenen Richtungen verschiedener ist und sich mit der | 
Richtung nach gewissen Gesetzen ändert. | 

Auch in chemischer Beziehung sind die amorphen und 
krystallisirten Körper streng auseinander zu halten: | 

Während die ersteren selten eine chemische Verbindung 
nach bestimmten Atomverhältnissen darbieten, sondern viei- 
mehr ein Gemenge von wechselndem Charakter sind, zeichnen 
sich die krystallisirten Körper durch eine bestimmte chemische | 
4 


1 


*) Vorlesung, gehalten behufs Habilitation vor der philosophischen 
Facultät der königl. Universität zu Berlin am 9. Juli 1877. 


395 


ısammensetzung aus — ein Umstand, welcher schon sehr 
die Mineralogen zu der Annahme veranlasste, dass 


jeder chemischen Verbindung eine bestimmte Kıystall- 
form zukomme. 


Wenn dieser Satz in späteren Zeiten, durch die Fort- 
britte der Chemie, in manchen Beziehungen modificirt worden 
, so halten wir auch jetzt noch an dem Principe fest, dass 


die Krystallform eines Körpers wesentlich von seiner 
Zusammensetzung abhängt. 


Es liest im Wesen aller experimentellen Wissenschaften, 


ringen suchen und, so lange sie nicht im Stande sind sich 
f allgemeinere Gesetze zu stützen, zu solchen Hypothesen 
re Zuflucht nehmen, welche am meisten geeignet sind, den 


ehenden Zustand des Wissens auf dem betreffenden Ge- 


inander in Einklang zu bringen, zu erklären. 

In diesem Stadium befindet sich gegenwärtig die che- 
che Krystallographie. Aber, wenn auch unsere Kenntnisse 
dem Zusammenhange der geometrischen Eigenschaften 


:hritten sind, dass wir aus der chemischen Natur eines 
örpers unmittelbar auf die ihm zukommende regelmässige 
rm schliessen können, so hat uns die Erfahrung doch Bezie- 
gen kennen gelehrt, welche nicht als zufällige betrachtet 
den können. 

Wenn also die meisten Mhalsächeh. welche die Bezie- 
gen zwischen der Krystallform und der chemischen Zu- 
mmensetzung betreffen, mit anderen Worten dem Gebiete 
chemischen Krystallographie angehören , wesentlich Er- 
arungssätze primitiver Natur sind, so ist es dennoch unsere 
cht, dieselben zu verzeichnen en durch neue Forschungen 
j Bebiet mit neuen Thatsachen zu bereichern, ehe wir die 
echtigung erlangen, einen Versuch zu machen, die Ergeb- 
"in ein allgemeines Gesetz zusammenzufassen. 


Schon in den ersten Jahren dieses Jahrhunderts waren 
e Chemiker und Mineralogen, vorwiegend in Frankreich, 
uf aufmerksam geworden, dass die chemische u 
zung die Gestalt der Körper beeinflusse, aber erst seit den 
iten MITScHERLICH’s ist es möglich geworden, diesen Er- 


26 * 


394 


scheinungen einen Ausdruck zu geben. MITSCHERLICH war es 
welcher zuerst bemerkte, dass einerseits chemisch analog 
zusammengesetzte Verbindungen öfters die Eigenschaft be- 
sitzen, in äbnlichen Krystallgestalten zu erscheinen, anderer- 
seits aber, dass einige Substanzen auch noch, je nach den 
Umständen, unter welchen sich Krystalle derselben bilden, in 
verschiedenen, aufeinander nicht zurückfuhrbaren Formen auf- 
zutreten vermögen. Durch MitscHeruicH’s Untersuchung der 
Alkaliphosphate und der Sulfate der zweiwerthigen Metalle einer- 
seits, andererseits durch seine Beobachtungen an den Kry- 
stallen des Schwefels sind die beiden Hauptsätze der jetzigen 
chemischen Krystallographie begründet worden, nämlich die 
Lehre der Isomorphie und die Kenntniss der Erschei- 
nung, welche wir mit dem Namen Polymorphismus be- 
zeichnen. % 

Die ersten beiden Arbeiten MrrscHErLich’s, welche einen 
Umsturz der bis dahin angenommenen Begriffe in der che-' 
mischen Krystallographie hervorriefen, brachten zwar auch 
neue Thatsachen, MITSCHERLICH’s Verdienst besteht aber haupt- 
sächlich darin, dass er aus den Beobachtungen richtigere| 
Schlüsse zu ziehen verstanden hat, als seine Vorgänger B 
diesem Gebiete. | 

Der von Havy aufgestellte Satz, dass jeder chemischen 
Verbindung eine bestimmte Krystallform zukäme, war zu der 
Zeit als allgemeingültig angesehen und veranlasste, bei den 
damaligen mangelhaften analytisch-chemischen Methoden, eine 
ganze Reihe von Körpern, welche in späteren Zeiten als ver-) 
schieden erkannt wurden, für dasselbe zu halten. Es waren! 
auch Fälle von Zusammenkrystallisiren analog zusammenge- 
setzter Verbindungen bekannt, aber die Erklärung hiess: | 


ein Körper hat grössere Krystallisationskraft, als die 
mit ihm in wechselnden Mengen zusammen vorkom- 
menden und zwingt daher diesen letzteren seine eigene 
aussere Form auf. 


Gegen diese Ansichten trat MITSCHERLICH auf, indem 
er durch eine Reihe von Beobachtungen die a die eı 
sich gestellt hatte, zu beantworten suchte. Durch eine rein 
chemische Unterenehune der phosphorsauren 'und arsensauren 
Salze der Alkalimetalle ist MirsouerLich bekanntlich auf seind 
grosse Entdeckung geführt worden. Es fiel ihm zuerst die 
Identität der Formen bei den entsprechenden Salzen der b 
den Säuren auf. — Zur Zeit, als er seine Arbeit über 
schwefelsauren Salze der Zu eier Metalle ausfüuhrte, wa 
MiTSCHERLICH noch der Meinung, dass die Aehnlichkeit  deı 
Krystallformen lediglich bedingt sei durch die gleiche a 


395 


der Elementaratome, welche zu einem Molekül einer Verbin- 
ng zusammentreten. Er bemerkte zugleich, dass das Zu- 
sammenkrystallisiren von chemischen Verbindungen nur dann 
gelang, wenn dieselben vollkommen analog zusammengesetzt 
waren. — Später erst erkannte er, dass die Form einer Ver- 
bindung nicht allein von der absoluten Anzahl der ihr Molekül 
zusammensetzenden Elementaratome abhängt, sondern auch 
von der Natur derselben, dass also eine gleiche Anzahl von 
| Atomen in zwei Verbindungen noch nicht nothwendig eine 
Gleichheit ihrer geometrischen Form nach sich zıeht. Diese 
| Beobachtung veranlasste ihn, die Elemente nach isomorphen 
Gruppen zu ordnen und als Bediugung für die Isomorphie 
zweier Körper ihre Fähigkeit zusammenzukrystallisiren , auf- 
} iz ‚ustellen. 

"Die Isomorphie gewann darauf eine steigende Bedeutung 
| durch die Entdeckung der neuen Säure des Selens, auf welche 
MinscHerLich geführt wurde durch die Form ihrer Salze, 
Be allkommen mit denen. der Schwefelsäure überein- 
mmten. | 

_ MiTsSCHERLICH unterzog seine Krystalle genauen Messungen 
d bestätigte die bereits von WOoLLASTON gemachte Beobach- 
ng, dass isomorphe Körper bei analogen Symmetrieverhält- 
ssen nicht absolut dieselben Winkelgrössen besitzen, sondern 
I )ifferenzen zeigen, welche von Haur übersehen won waren. 
- So zeigte er, dass die Sulfate des Magnesiums, Zinks und 
Eckels, diejenigen von Eisen und Cobalt nicht identische 
rmen besitzen, sondern durch eine constante Verschiedenheit 
ihren entsprechenden Winkeln sich unterscheiden. 

Dieselbe Erscheinung wurde durch genaue Messungen 
ch an isomorphen Mineralien constatirt, so erwiesen sich 
. bei den rhomboedrischen Carbonaten Winkelunterschiede, 
he bei den Endgliedern der Reihe, dem Kalkspath und 
 Zinkspath 2° überstiegen. Auch die seit längerer Zeit 
webende Frage über die Ursache der rhombischen Form 
Aragonits, der anderen Modification des Caleiumcarbonats, 
che man bis dahin in einer geringen Beimengung des ent- 
chenden Strontiumsalzes gesucht hatte, gelangte zu einer 
iedigenden Lösung, indem bereits unzweifelhafte Beispiele 
Dimorphie im einfach phosphorsauren Natrium Na H, PO, 
H,O und im Schwefel vorlagen. 

Von den Alaunen ausgehend zeigte MITSCHERLICH, dass 
Reihe von Elementen, welchen die Eigenschaft zukommt, 
zwei ihrer Atome drei Atome Sauerstoff zu binden, 
in ihren einfacheren Verbindungen grosse Analogien 
sen, so sind Fe,O, und Al, O, nicht nur in den Alau- 
isomorph, sondern auch in denjenigen Verbindungen, 


396 


welche aus einem Monoxyd und einem Sesquioxyd bestehen, 
den sogen. Spinellen. Die Analogie geht aber noch weiter, 
indem es sich erweist, dass diese Verbindungen, die Sesqui- 
oxyde, auch für sich als isomorph zu betrachten sind, wie es 
natürliches Eisenoxyd und naturliche T'honerde, Eisenglanz 
und Korund, deutlich zu erkennen geben. 
Wenn eh mir erlaubt habe, is von MITSCHERLICH erkann- 
ten Thatsachen hier so ausführlich wiederzugeben, so mag es 
eine Rechtfertigung darin finden, dass dieselben, trotz der Fort- 
schritte, welche die Chemie in den letzten Jahren zu ver- 
zeichnen hat, auch jetzt noch ihre volle Giltigkeit behalten 
haben. — MITSCHERLICH war eben nicht allein der Begründer 
der neuen Auffassung von dem Zusammenhunge der äusseren 
Form und des chemischen Baues fester Körper, sondern zu- 
gleich auch derjenige, welcher die meisten Belege für die Be- 
stätigung seiner Theorie geliefert hat. — Diese Thatsachen 
waren es, welche zur Grundlage späterer Forschungen ge- 
worden sind, und wenn G. Rose auch mit vollem Rechte ber | 
merkt: f 
„Wahrscheinlich ist das Gesetz von MITSCHERLICH nur ein 
bestimmier specieller Fall eines noch allgemeineren Geseiog 
dessen Fassung noch nicht gefunden ist“, ’ 
so ist es andererseits nicht zu leugnen, dass wir durch neuere | 
Forschungen, besonders durch die Hilfe der Chemie und Physik 
nicht mit Unrecht uns diesem Zeitpunkte näher gerückt be- | 
trachten können. E 
Mag mir gestattet sein, hier kurz die Fortschritte zu er- 
wähnen, welche, seit MiTscHERLicH’s Entdeckung, die chemische 
Krystallographie erfahren hat: 


Die Entdeckung der Beziehungen der isomorpben ver 
bindungen zum Molekularvolun das Studium der‘ 
isomorphen Mischungen, die ur ellane der Morpho- | 
tropie, die Studien über die Dimorphie — das sind| 
die wesentlichsten Ergebnisse, welche auf diesem 
Gebiete zu verzeichnen sind. | 


Schon unmittelbar nach der Entdeckung der To 
sah BErRZzELIUS ein, dass dieselbe ein ziemlich sicheres Mittel 
darbot, um Aufschluss zu geben über die Zusammensetzung | 
er Verbindungen, also mittelbar auch über das Atom- | 
gewicht mancher Elemente. So fand sich Berzeuivs durch 


397 


‚bindungen eine den bereits bekannten: Schwefelsäure und 
 Ueberchlorsäure entsprechende Zusammensetzung zuzuschreiben. 
Sodann wurden die Salze der Chromsäure und Mangan- 
säure, welche sich ebenfalls als isomorph mit den Sulfaten 
I _ erwiesen, entsprechend diesen aufgefasst. 
= Später zeigte Kopp, dass den isomorphen Verbindungen 
nicht blos gleiche Form und gleiche Zusammensetzung zu- 
komme, sondern dass auch das Molekularvolum isomorpher 
Reihen, d. h. der Quotient aus dem Molekulargewicht durch 
das specifische Gewicht, ein gleiches oder nahezu gleiches sei 
und bei zwei Verbindungen um so weniger sich unterscheide, 
je grösser die Winkelähnlichkeit ihrer Krystallformen, je voll- 
_ kommener ihre Isomorpbie sei. Diese Aehnlichkeit der Mole- 
kularvolumina, welche nicht allgemein ist, findet sich übrigens, 
wie Kopp selbst ausdrucklich bemerkt, auch bei Körpern, deren 
 Kıystallformen nichts Analoges bieten. Dagegen sind die 
Molekularvolumina dimorpher Körper durchweg verschieden. 
Wie schon MıTscHERLICH erkannt hatte, ist für die Iso- 
morphie zweier Körper viel entscheidender die ihnen zukom- 
mende Fähigkeit zusammenzukrystallisiren, die Möglichkeit 
)morphe Mischungen aus ihnen darzustellen. Die isomorphen 
Mischungen unterscheiden sich von den chemischen Verbin- 
dungen dadurch, dass sie nicht etwa wie die Doppelsalze nach 
bestimmten Ben zusammengesetzt sind, sondern 
dass jeder der isomorphen Bestandtheile in oa: .„ nicht 
onalen Verhältnissen mit dem anderen mischbar ist. So 
t man bei den später anzuführenden Mischungen der über- 
‚ eblorsauren und übermangansauren Salze, dass das uüber- 
mangansaure Kalium in so geringen Mengen in der Mischung 
vorhanden sein kann, dass es analytisch kaum ncheineisen 
ft, und doch eine deutliche Färbung verursacht, welche nicht 
mechanische Beimengung zu betrachten ist, da die Kıy- 
le als vollkommen homogen sich erweisen. 
Hiermit ist zugleich der Unterschied zwischen isomorphen 
Mischungen und mechanischen Gemengen ausgesprochen. 
 RuamnmeLsperg’s Untersuchung über die Mischungen der 
riole des Magnesiums, Ziuks, Eisens, Mangans und Kupfers 
weisen uns deutlich, dass in denjenigen Fällen, in welchen 
‚erzeugten Mischkrystalle (wie dies z. B. bei den Sulfaten 
 Magnesiums und Zinks beobachtet worden ist) nahezu 
selbe quantitative Verhältniss der beiden sich mischenden 
standtheile, wie es in der Lösung enthalten war, zeigten, 
lese Erscheinung wesentlich durch das nahezu gleiche Lösungs- 
’ermögen beider Substanzen bedingt sei, was auch durch die 
Ahatsache bestätigt wurde, dass bei Salzen mit merklich ver- 
iedener Löslichkeit, derselbe Fall nicht mehr eintrat. — 


x 


398 


Ein anderes Ergebniss dieser Untersuchung ist, dass die 
Mischkrystalle, entstanden in einer Lösung von Mg- oder 
Zn - Sulfat mit Kupfervitriol, welches bekanntlich für sich mit 
5 Mol. H,O und im asymmetrischen Systeme krystallisirt, 
z. Th. die Form des letzteren annahmen und dann ebenfalls 
5 H,O enthielten, z. Th. aber auch, und zwar mit 7 H,O, in 
der monosymmetrischen Gestalt des Eisenvitriols auftraten, 
wenn in der ursprünglichen Lösung auch keine Spur dieses 
Salzes enthalten war. Analoge Versuche mit den übrigen 
Vitriolen erwiesen, dass Mg, Zu, Fe und Mn in ihren 
schwefelsauren Verbindungen mit 7 H,O dimorph sind, indem 
sie bald in einer rhombischen, bald in einer monosymmetrischen 
Gestalt auftreten können. 

In einer Untersuchung der isomorphen Mischungen der 
überchlor- und übermangansauren Salze schlug P. GroTa eine 
andere Richtung ein, um die Mischungserzeugnisse miteinander 
und mit den beiden reinen Verbindungen zu vergleichen, nam- 
lich es wurde in jeder Krystallisation nicht nur der Mn-Gehalt 
durch Titrirung ermittelt, sondern es wurden auch goniometrische 
Bestimmungen ausgeführt, wobei sich die unerwartete That- 
sache herausstellte, dass die Winkel der Mischkrystalle nicht nur 
nicht im Verhältnisse zu den Mengen der beiden componirenden 
Verbindungen standen , sondern manchmal Werthe besassen, 
welche ausserhalb der beiden reinen Verbindungen fielen. Es 
zeigte sich auch, dass eine sehr geringe Beimengung der Mn- | 
Verbindung schon genügte, um deutliche Abweichungen von | 
den ursprünglichen Werthen in den Winkeln des überchlor- | 
sauren Salzes hervorzurufen. e 

GROTH schliesst aus den Resultaten seiner Untersuchung, | 
dass die Aenderung , welche die drei Axen, die im rbom- 
bischen System ja relativ irrationale Grössen sind, in den | 
Mischungen erleiden, keine proportionale, sondern eine oa 
plieirtere, anscheinend unregelmässige ist. | 

Zu denselben Resultaten gelangt man bei der Vergleiehung. 
der Winkelwerthe der rhomboädrischen Carbonate. Bei all- 
mähliger Zu- resp. Abnahme des einen Bestandtheils in der | 
Mischung, findet die dadurch hervorgerufene Winkeländerung | 
nicht im selben Sinne statt. 

Fernere Beweise dieser complieirten Beziehungen zwischen 
Winkeländerung und chemischer Zusammensetzung lieferte die | 
Untersuchung der Cölestine, welche meistens kalkhaltig sind. 
Ördnet man diese verschiedenen isomorphen Mischungen der 
beiden Sulfate nach der steigenden Grösse eines ihrer Winkel, 
z. B. nach demjenigen des Spaltungsprismas, so stellt es sich 
heraus, dass die Endglieder nicht etwa aus den kalkreieiäg 


resp. kalkärmsten Mischungen bestehen, sondern dass manche. 
ER 


. 399 


"ihren Winkeln nach in die Mitte zu stellende Varietäten 
| nicht einen mittleren Kalkgehalt aufweisen, sondern in Bezug 
"auf denselben ausserhalb der Endglieder gestellt werden müssten. 
| Noch auffallender zeigte sich dieses Verhältniss bei dem 
Boteiche, welchen NEmınar zwischen dem Barytocölestin und 
m em Baryt und Cölestin ausführte, wobei es sich erwies, dass 
der Werth einer seiner drei Axen ganz ausserhalb der ihr 
‚entsprechenden Grössen der sämmtlichen Baryte und Cölestine 
fällt, obwohl, aller Wahrscheinlichkeit nach, der Barytocölestin, 
"in Bezug Er seine chemische Zi len, gerade in die 
Mitte der beiden reinen Sulfate, des Baryum und Strontium, 
gestellt werden müsste. 
= Wenn auch in manchen Fällen eine grössere und ein- 
fachere Gesetzmässigkeit zwischen den geometrischen Con- 
sStanten isomorpher Mischungen und ihren Mischungsverhält- 
nissen zu herrschen scheint, wie z. B. aus der Untersuchung 
xünstlicher Mn- und Fe-Wolframe hervorgeht, so ist im All- 
emeinen die Zahl der Beobachtungen unverhältnissmässig 
ring in Anbetracht der Wichtigkeit der Frage und daher 
nicht geeignet, dieselbe endgiltig zu entscheiden. 
In allen eben betrachteten Fällen von Isomorphie sind 
‚absichtlich Beispiele von Körpern angeführt worden, welche 
BE selben Krystallsysteme krystallisiren, wie auch wohl über- 
upt in diesem Sinne allein von isomorphen Substanzen die 
ede sein kann. 
Es sind uns zwar Fälle bekannt, in welchen man geneigt 
in könnte, den Begriff der Isomorphie über ein Krystall- 
stem hinans auszudehnen: ich meine die Fälle von Winkel- 
inlichkeit, wie wir sie oft bei analog constituirten, jedoch 
schiedenen Krystallsystemen angehörenden Körpern an- 
ffen. Allein die physikalischen Gründe, wie das optische 
halten, die thermischen Eigenschaften u. s. w. fallen zu 
wer in’s Gewicht, als dass man dem Versuche sich unter- 
en sollte, prineipiell und theoretisch constatirt verschiedene 
ge durcheinander zu werfen. 
Die Arbeiten Sounckr’s über die möglichen Krystallsysteme 
en schon allein ein genugender Grund, um uns gegen die 
nahme von Uebergängen. zwischen dem einzelnen ur 
/stemen zu schützen. 
Auf alle diese Gründe gegen die Ansicht, dass man zwei 
n verschiedenen Krystallsystemen Keystallisirende Körper als 
morph betrachten könne, braucht hier nicht näher einge- 
gen zu werden, da diese Meinung durch die Thatsachen 
e directe Widerlegung erfahren hat. _ 
Das auffallendste Beispiel geometrischer Aehnlichkeit bei 


490 


verschiedener Symmetrie liefert eines der verbreitetsten Mine- 
ralien: der Feldspath. A 

Bekanntlich sind die beiden Verbindungen Orthoklas und 
Albit vollkommen analoger Zusammensetzung: 


2 K, 2A], 091 Ib O nnd 
2 Na, 2 AI, 6 sı 16 & 


zugleich zeigen beide Körper eine auffallende Aehnlichkeit in 
ihren geometrischen Verhältnissen, d. h. nahezu gleiche Win- 
kel, entsprechende Ausbildung, selbst analoge Spaltbarkeit und 
gewisse Aehnlichkeiten im optischen Verhalten; trotzdem ge- 
hört der erste dem monosymmetrischen und der zweite dem 
asymmetrischen Systeme an. 

Seit längerer Zeit liessen die chemischen Analysen erken- % 
nen, dass fast sammtliche Orthoklase neben Kali auch Natron 
in wechselnden Mengen enthalten, andererseits zeigte sich in 
den Albiten, wenn auch stets in geringen Mengen, Kali. 

Diese Thatsachen veranlassten die Vermuthung, dass so- 
wohl die Kalium-, wie die Natrium-Verbindung dimorph 
sei und die auffallende Winkelähnlichkeit der beiden, ver- 
schiedenen Symmetrieverhältnissen unterworfenen Formen nicht 
einer Isomorphie, sondern der Dimorphie zuzuschreiben sei. 

Bekanntlich hat schon PastEeur auf das Vorkommen von 
ähnlichen Winkeln bei dimorphen Modificationen hingewiesen. 
— Die zuerst von P. GroTH ausgesprochene Meinung, nach 
welcher es ebenso einen Kalium-Albit, wie einen Natrium-' 
Ortloklas geben müsse, hat nun durch Des Croizeaux’s Ent- | 
deckung des Mikroklin eine glänzende Bestätigung gefunden. | 

Der Mikroklin, ein Kalium - Albit, obwohl asymmetrisch' 
krystallisirt, ist seinen geometrischen Verhältnissen nach dem 
Orthoklas so nahe, dass er bisher für einen solchen gehalten 
worden ist und oma blos auf optischem Wege entdeckt 
werden. Es ist aber jetzt durch Des CLo1zEAux bereits eine] 
grosse Anzahl von Mikroklinvarietäten bekannt gemacht wor-! 
den, von denen diejenige von Magnet- -Cove sich als die reinste 
ae vollkommen Natrium-freie erwies. R 

Dass auch Natron-Orthoklase existiren, ist ebenfalls sr | 
fach beobachtet worden. Dieser monosymmetrische Natrium- 
Feldspath weist aber in seinen Winkeln eine ebenso grosse, 
Aehnlichkeit mit dem Albit auf, wie diejenige, welche zwischen/ 
dem ÖOrthoklas und dem Mikroklin besteht. 

Daraus gebt es klar hervor, dass mit dem Orthoklas nic 
der Albit isomorph ist, sondern der monosymmetrische | 
trium-Feldspath, und umgekehrt mit dem Albit der asymm a 
trische Mikroklin, und diese beide sind es, welche isomorphe) 
Mischungen bilden. 


401 


Das eben angeführte Beispiel ist, wenn auch die am 
meisten beweisende, so doch keinesfalls eine vereinzelte That- 
‚sache. So zeigte z. B. bereits vor einigen Jahren Topsör, 
dass das schwefelsaure und selensaure Beryllium, welche allen 
Erwartungen nach isomorph sein mussten, bei ihrer vollkommen 
analogen Zusammensetzung und gleichem Massegehalt von 
1.4 Mol., trotzdem in zwei verschiedenen Krystallsystemen kry- 
"stallisiren: das erste Salz tetragonal, das zweite rhombisch. 
Bereitet man jedoch eine Auflösung da Verbindungen, so 
‚entstehen Mischkrystalle, welche bald tetragonal, bald rhom- 
"bisch sind, je nachdem, in welchem Verhältnisse die beiden 
Bestandtheile in ihnen el sind. Ist das Verhältniss von 
Selen und Schwefel ein derartiges, dass auf 1,44 des ersteren 
‚nicht mehr wie 3,95 des zweiten kommen, so sind die Kry- 
'stalle rhombisch, steigert sich jedoch das Verhältniss bis 7,33 
"und mehr Schwefel auf 1 Selen, so entsteht die tetragonale 
Form. Wir seben also, dass sowohl das Sulfat, wie das Se- 
"Jeniat des Berylliums beide Arten der na: annehmen 
föonen wenn aber die eine Verbindung vorwiegend in einer 
"Form, die andere in der anderen auftritt, so ist für jede der- 
vr Einen die gewöhnlichere zugleich auch die stabilere, 

In diese Klasse der isodimorphen Verbindungen ge- 
‚hören wahrscheinlich noch viele andere, bei denen diese Eigen- 
‚schaft noch nicht constatirt worden ist. 

Wir werden uns aber wohl auch nicht irren, wenn wir 
im Allgemeinen in denjenigen Fällen, bei welchen, der analogen 
Zusammensetzung wegen, eine Isomorphie zu erwarten wäre, 
sie aber nicht angetroffen wird, eine Dimorphie voraussetzen, 
ie welche wir um so a, geführt werden, wenn die 
Bien isomorph sein sollenden a sich durch eine Aehn- 
ichkeit in ihren Winkeln auszeichnen. 

Die Untersuchungen der letzten Jahre haben auch in der 
at gezeigt, dass die Dimorphie, resp. Polymorphie durchaus 
ine seltene Erscheinung ist. Sobald aber eine der Dimor- 
Phie unterworfene Substanz zugleich auch mit einer anderen 
omorph ist, so liegt die Wahrscheinlichkeit nahe, dass auch 
ese zweite dimorph sei: mag hierfür das Beispiel der arse- 
gen und antimonigen Säuren genügen, von denen man früher 
der einen nur die reguläre, von der anderen nur die 
ombische Krystallform kannte, bis es gelang, auch rhom- 
sche arsenige und reguläre antimonige Säure aufzufinden 
d damit die Dimorphie dieser Verbindungen zu beweisen. 
Es ist evident, dass nabezu gleiche Gruppirungen der 
'ystallmoleküule, welche so oft bei chemisch analog zusam- 
engesetzten Körpern angetroffen werden, ebenso gut auch bei 
erbindungen vorkommen können, welche, ihren chemischen 


15 


402 


Eigenschaften nach, absolut nichts Gemeinsames miteinander 
haben, was uns ana: nicht zu zwingen vermag, solche 
Körper lediglich auf die Aehnlichkeit ihrer äusseren Gestalt 
hin für isomorph zu erklären; wie es ja auch nicht noth- 
wendig ist, dass eine Bedingung auch im umgekehrten Sinne 
ihre Giltigkeit behält. Unzweifelhaft besitzen die regulär 
krystallisirenden Körper sämmtlich einen analogen krystall- 
molekularen Bau, was uns noch nicht berechtigt, z. B. Magnet- 
eisen und schwefelsaures Guanidin für isomorph zu halten. 
Was aber für das reguläre Krystallsystem gilt, kann 
ebenso bei Krystallsystemen mit geringerer Symmetrie der 
Fall sein, d.h. es können zwei Körper von gänzlich verschie- 
dener Zusammensetzung nahezu gleiche Krystallgestalt besitzen, 
ohne desshalb miteinander isomorph zu sein. Al 
Es ist allerdings nicht zu leugnen, dass uns Thatsachen 
bekannt sind, welche vom Standpunkte unserer gegenwärtigen 
Anschauungen nicht vollkommen erklärlich erscheinen, wie z.B. 
die von TSCHERMAK angenommene isomorphe Vertretung des 
Natron- und Kalk-Feldspaths, welche trotz ihrer geometrischen 
Aehnlichkeit keine entsprechende chemische Zusammensetzung 
haben, indem der eine aus Bi 
2 Na, 2Al, 6 Si und 16 O und der andere aus 
1 Ca, 2Al, 2Si und 8O besteht. KR 
Wenn uns aber für die Annahme der Isomorphie dieser 
beiden Verbindungen eine mit unseren sonstigen Erfahrungen 
im Einklange stehende Erklärung fehlt, so bleibt die Tbatsache | 
nichtsdestoweniger bestehen, denn es sind die asymmetrischen | 
Kalknatron-Feldspäthe wohl kaum anders als wie als isomorphe | 
Mischungen aufzufassen, da wir eine ununterbrochene Reihe | 
derselben kennen und jedesmal constatiren können, wie mit | 
steigendem Gehalte der einen Verbindung derjenige der an- 
deren entsprechend geringer wird. Ferner lassen sich alle | 
bis jetzt bekannt gemachten Analysen der Kalknatron - Feld- | 
späthe stets ungezwungen auf m Theile Albit und n Theile 
Anortbit berechnen. “1 
Es ist zwar von Des CLoIzEAux ein Einwand gegen jene 
Hypothese gemacht worden, wobei er sich ausschliesslich auf 
die optischen Eigenschaften der Kalknatronfeldspäthe stützt, es 
ist jedoch die Frage auf diesem Wege nicht eher zu entscheie u 
den, bis uns eine grössere Anzahl von Thatsachen vorliegen 
werden , aus denen wir ersehen können, wie sich isomorphe 
Mischungen in Bezug auf ihre optischen Eigenschaften ver 
halten im Vergleiche mit den reinen Verbindungen, aus welchen 
sie hervorgegangen sind. Rt 


403 


Die Dimorphie hat neuerdings OrTro LEHMANN zum Gegen- 
stande einer eingehenden Untersuchung gemacht. 
13 Die Chemie und besonders die organische kennt schon 
seit längerer Zeit Verbindungen, welche bei empirisch gleicher 
Zusammensetzung in ihren chemischen Eigenschaften von 
einander differiren. — Diese Verbindungen, welche zum Theil 
als aus absolut gleicher Anzahl Atome im chemischen Molekül 
bestehend, aber mit verschiedener gegenseitiger Anordnung 
gedacht werden, zum Theil sich von einander dadurch unter- 
scheiden, dass das Molekül der einen Verbindung das Viel- 
- fache desjenigen der anderen darstellt, werden unter den 
Namen metamer resp. polymer le oder, im All- 
"gemeinen, als isomer solche Verbindungen bezeichnet, welche, 
aus denselben Elementen bestehend, gleiche procentische Zu- 
_ sammensetzung besitzen. 
Dass solche Verbindungen krystallographisch in keiner 
Beziehung zueinander zu stehen brauchen, ist vollkommen klar 
nd auf diese Klasse von an en findet auch der Be- 
gif: Dimorphie oder Polymorphie keine Anwendung. 
Es sind dagegen diejenigen Körper als polymorph zu 
trachten, welche bei gleicher chemischer Zusammensetzung 
und gleichem chemischen Verhalten, sich durch ihre Krystall- 
form von einander unterscheiden. 
n Orro LeumAans, welcher eine Reihe solcher Körper unter- 
icht hat, bezeichnet dieselben als physikalisch isomere, 
dem er gerade so, wie es in der Chemie geschieht, zwei 
Klassen unterscheidet: solche, deren physikalisches Molekül 
"aus gleicher Anzahl, aber in verschiedener Anordnung befind- 
chen chemischen (Theil) - Moleküle besteht — es sind die 
physikalisch metameren Körper; und solche, deren physi- 
kalisches Molekül verschieden gross ist, d. h. aus verschie- 
dener Anzahl chemischer Moleküle gebildet ist — und welchen 
er die Bezeichnung physikalisch polymer giebt. 
Durch diese Untersuchung ist ermittelt worden, dass die 
‚eine oder die andere Krystallform, welche ein physikalisch 
olymerer Körper anzunehmen vermag, wesentlich von der 
ee abhängt und dass eine bestimmte Modification nur 
innerhalb bestimmter Temperaturgrenzen bestehen kann. 
Während also die physikalisch polymeren Körper, welche, 
| wie erwähnt, durch die relative Grösse ihres physikalischen 
% _Moleküls Be eis sind, im Stande sind, sich ineinander 
| umzuwandeln, findet bei de metameren Körpern die Um- 
'wandlung blos in einer Richtung statt und keine Rückbil- 
dung: die weniger beständige, labilere Aggregation wandelt 
sich (und zwar kann es bei jeder Temperatur geschehen) in 
5 stabilere um, und, wie theoretisch vorauszusehen war und 


404 


sich durch den Versuch bestätigt findet, liegt der Schmelzpunkt 
der labileren Modification immer tiefer, als derjenige der sta- 
bileren. M 
Schliesslich bleibt noch eine Klasse von Erscheinungen zu 
erwähnen, welche krystallographische Beziehungen nicht analog 
zusammengesetzter, sondern auf andere Weise verwandter 
Körper betreffen: ich meine die Morphotropie, welche 
P. Grora durch das Studium der sogen. Abkömmlinge, resp. 
Substitutionsproducte der organischen Chemie begründet hat. 
—- Es ist klar, dass Verbindungen, welche sich voneinander 
dadurch unterscheiden, dass in der einen ein bestimmtes Atom 
resp. eine Ätomgruppe durch ein anderes Radical ersetzt ist, 
bei sonst gleichbleibender Zusammensetzung nicht im Verhält- 
niss der Isomorphie zueinander stehen können, wenn wir die- 
selbe, wie mehrfach betont worden ist, blos auf analog zusam- 
mengesetzte Körper beschränken wollen. Andererseits ist es 
aber von vornherein wahrscheinlich, dass Derivate derselben 
Grundverbindung bestimmte Beziehungen zueinander ausweisen 
müssen. Diese Beziehungen nun hat P. GrorH an einer Reihe 
organischer Verbindungen, den Benzolderivaten, studirt und ist 
zu dem Schlusse gekommen, dass durch die Substitution be- | 
stimmte morphotropische Modifieationen in der Krystallform 
der zu vergleichenden Körper hervorgerufen werden, welche 
sich in den relativen Aenderungen des AÄxenverhältnisses 
äussern und ihrem Werthe nach abhängig sind sowohl von der 
der Substitution unterworfenen Verbindung, wie auch vom sub- | 
stituirenden Radical, ferner vom Krystallsystem des ursprüng- 
lichen Körpers, Ding endlich von der relativen Stellung der 
neueintretenden Gruppe gegenüber den anderen Atomen des 
Molekuls. Hi 
Was die Wirkung der Verbindung selbst betrifft, in wein] 
cher die Substitution stattfindet, so ist die Aenderung, welche | 
sie in ihrer Krystallform dadurch erleidet, eine um so ge | 
ringere, je complieirter ihr Molekül. Es la ar Ursache, | 
weshalb die organischen Verbindungen mit compliecirter mole- | 
kularer Zusammensetzung sich am besten zur Beobachtung der 
morphotropischen Wirkungen eignen. Die Aenderung, welche 
in ihnen durch die Substitution hervorgerufen wird, ist stark 
genug, um der Beobachtung nicht zu entgehen und nicht so | 
stark, um jeden Zusammenhang zwischen der ursprünglichen | 
und der resultirenden Krystallform scheinbar aufzuheben. Sollte | 
man dagegen in verhältnissmässig weniger complicirten un- | 
organischen Verbindungen die morphotropischen Beziehunge 
einzelner Elemente, z. B. der Metalle, miteinander vergleiche 
wollen, so würde man auf grosse Schwierigkeiten stossen, 
dingt durch das relativ grosse Atomgewicht jedes einzelne 


405 


‚eomponirenden Bestandtheils im Vergleiche zu dem Gewichte 
des ganzen Moleküls. 

— Wenn wir die absolute quantitative morphotropische Wir- 
kung eines substituirenden Radicals vorläufig noch nicht genau 
u bestimmen vermögen, so hat uns die Untersuchung von 
>. GROTH gezeigt, welche relative Aenderungen hervorgebracht 
rerden durch die Substitution eines Wasserstoff- Atoms durch 
ie Radicale: Hydroxyl, Chlor, Brom, Methyl, die Nitrogruppe 
I. s. w. Soweit diese Wirkungen, nach Grota’s Entdeckung 
der Morphotropie, auch an anderen Verbindungen studirt wor- 
den sind, hat die Beobachtung in allen Fällen die Voraus- 
‚setzungen bestätigt gefunden. — Erwähnenswerth ist es, dass 
uch hier jedesmal Isomorphie - Beziehungen zwischen denje- 
jigen Verbindungen sich herausstellten, in welchen z. B. Ol, 
r und J, oder zwei einander sehr ähnliche Metalle an dieselbe 
elle des Moleküls treten, was darauf hindeutet, dass die 
omorphie nicht von der empirisch loan Zu- 
mmensetzung, sondern vielmehr von der ana- 
ogen chemischen Constitution des Moleküls ab- 


Ueberblicken wir die Ergebnisse der Forschung auf dem 
Gebiete der chemischen Krystallographie, so werden wir leicht 
merken, dass die Isomorpbie, trotz der vielfachen Anwen- 
ng, welche dieselbe gefunden hat und immer noch findet, 
it MıTscHerLich keine wesentlichen Fortschritte gemacht hat. 
Sollte die Forschung in dieser Richtung fortgesetzt wer- 
den, so wäre sie blos auf die Weise von Nutzen, wenn wir 
die physikalischen und geometrischen Eigenschaften der iso- 
morphen Mischungen von bekannter chemischer Zusammen- 
tzung mit den entsprechenden Eigenschaften der reinen 
bindungen vergleichen wollten. Diese Richtung einzu- 
agen, wäre schon dann von grossem Werthe, selbst wenn 
lie zu verfolgende Aufgabe sich darauf beschränken sollte, 
ins eine Controlle zu verschaffen über das Wesen mancher 
eralien, welche als isomorphe Mischungen aufgefasst wer- 
sie oh aber auch neues Licht zu werfen auf die 
dımorphie und die krystallographischen Beziehungen poly- 
'pher Körper im Allgemeinen. Endlich dürfen wir vom 
dium der morphotropischen Beziehungen ergiebige Folgen 
arten, welche mit der Zeit vielleicht im Stande sein wer- 
1, uns auch eine Aufklärung über die chemische Constitution 
Mineralien zu verschaffen — eine Frage, welche mit Recht 
Kräfte so vieler Mineralogen und Chemiker schon jetzt 


Aus allem Vorhergehenden ist wohl die Schlussfolge 
berechtigt, dass wir durch das Studium der künstlichen V 
bindungen, deren Entstehungsbediugungen uns bekannt sin: 
am sichersten der Lösung der mannigfaltigen Aufgaben, wele 
uns auf dem Gebiete der chemischen Krystallographie begegne 
näher zu kommen die Hoffnung haben dürfen, wenn auch dies 
Lösung, um in einer vielleicht noch entfernten Zukunft v: 
wirklicht zu werden, die angestrengteste Thätigkeit manche 
Forscher beanspruchen wird, 


407 


" B. Briefliche Mittheilungen. 
; | I 


li. Herr Kayser an Herrn Beyakıcn. 


Lauterberg a. Harz, Ende Mai 1877. 


Gestatten Sie mir, Ihnen Einiges uber die Ergebnisse der _ 
n mir im vorigen Monat im Auftrage der geologischen Landes- 
nstalt an den Rhein unternommenen Reise mitzutheilen. Wie 
Sie wissen, war meine Hauptabsicht, mir eine bessere Kennt- 
niss der unterdevonischen Fauna zu verschaffen, und zu diesem 
wecke habe ich namentlich die von Herrn v. DECHEN ge- 
ündete Sammlung des natürhistorischen Vereins zu Bonn, 
wie die meines Collegen, des Herrn Landesgeologen Dr. 
och in Wiesbaden, einer genaueren Durchsicht unterworfen. 
Als Hauptresultat dieser Studien kann ich aussprechen, 
iss die hereynische Fauna, d. h. die Fauna, welche die über 
wann Obersilur folgenden obersten Kalketagen Bar- 
pe’s (F, G, H) Böhmen’s und die unter dem Hauptquarzit 
der Wieder Schiefer liegenden ältesten Ablagerungen des 
arzes auszeichnet, auch im rheinischen Gebirge vorhanden 
Eine der Localitäten, wo dieselbe auftritt, ist Bicken 
eit Herborn. Der Ort ist den Paläontologen schon seit 
miger Zeit durch den dort vorkommenden schwarzen Kalk 
it schönen Versteinerungen aus dem Niveau des Goniatites 
tumescens bekannt. Dass aber an demselben Punkte auch 
etrefacten eines tieferen Horizontes vorhanden seien, habe. 
schon vor zwei Jahren in einer Notiz über ein missgebil- 
es Gomphoceras (diese Zeitschr. 1875) mitgetheilt, bei wel- 
eher Gelegenheit ich eine Reihe derselben als der Wissen- 
‚bacher Fauna angehörig aufgeführt habe. Von der oberdevo- 
chen wird diese ältere, in einem grauen Kalkstein auftretende 
na einer gutigen Mittheilung des Herrn Koch zufolge nur 
ch eine schwache Schieferzone getrennt. Die Kocr’sche 
mmlung enthält eine recht ansehnliche Zahl von Arten aus 
ı grauen Kalke, welche zusammen mit den im Besitze un- 
er Bergakademie befindlichen mit grosser Bestimmtheit sein 


eits. d. D. geol. Ges. XXIX. 2. 27 


408 


hereynisches Alter dartbun. Ganz richtig hat schon Koch 
von diesen Arten erkannt: Uyphaspis Barrandei Corpa und 
Acidaspis Römeri BarR., von denen die erstere mit der bei 
Mägdesprung nicht seltenen ©. hydrocephala A. RoEn. identisch 
ist. Weiter kommt bei Bicken vor der durch die Spitzenan- 
hänge seines Pygidiums ausgezeichnete BDronteus thysanopeltis 
Barr., der freilich ausser aus Böhmen auch aus französischem 
Unterdevon bekannt ist. Der verbreitetste Bicker Trilobit 
aber scheint der dem devonischen Phacops latifrons nahe- 
stehende, bei einiger Uebung indess sicher davon zu unter- 
scheidende Ph. fecundus Barr. zu sein, und zwar in ganz 
gleicher Ausbildung, wie er in der Gegend von Zorge, Wieda 
und Ilsenburg vorkommt. Von Goniatiten nenne ich weiter 
als sicher bestimmt tabuloides Barr. und Jugleri Borm. 
(= emaciatus BarR.), welche beide auch in Böhmen und im 
Harz vorkommen, von Orthoceratiten sehr grosse Exemplare 
von ÖOrthoceras (?) triangulare ArcH. u. VERN. und verwandten 
Arten, einer Formengruppe, die sowohl im Harzer wie im 
böhmischen Hercyn (victor und Archiaci Barr.) eine Rolle 
spielt. Die Brachiopoden sind mit wenigen Ausnahmen zu 
schlecht erhalten, um eine sichere Bestimmung zu erlauben, 
erinnern aber zum Theil an hereynische, zum Theil an unter- 
devonische Typen. Er 

Ebenso deutlich wie bei Bicken ist die hercynische Fauna 
weiter in dem in letzter Zeit vielfach genannten Kalk von 
Greifenstein vertreten. Schon mein verehrter Freund, | 
Professor SCHLÜTER hat in demselben von böhmischen Arten 
erkannt: Bronteus thysanopeltis, Proetus bohemicus Barr. und 
Pr. complanatus, von denen der letztere sich auch im Harz zu 
finden scheint. Ausserdem hat F. RoEMER im Greifensteiner | 
Kalk den so charakteristischen böhmischen Phacops cephalotes 
Barr. erkannt, der im Harz durch eine sehr nahestehende 
Form vertreten wird. Dass weiter auch Ph. fecundus nicht | 
fehle, scheinen mehrere wahrscheinlich hierher zu rechnende | 
Pygidien zu beweisen. Ausser den genannten Arten glaubte 
ich endlich in Bonn und Wiesbaden noch zu erkennen: Merista | 
herculea BARR. und Spirifer falco Barr. | 

Zählt man die genannten Trilobiten, Cephalopoden und 
Brachiopoden aus dem Greifensteiner und Bicker Kalk zusam- | 
men, so erhält man eine Summe von Formen, welche die 
Existenz der hercynischen Fauna am Rhein "wohl ausser 
Zweifel stellen dürften. Dass diese Fauna am Rhein ebenso 
wie im Harz ihr normales Lager unter dem typischen Unter- 
devon einnimmt, kann als sicher angenommen werden, und. 
diesem valnonınlcmsohen Resultate wird die Stratigraphie Rech 
nung zu tragen haben. Wenn, wie erwähnt, bei Bicken da 


409 


"Oberdevon auf längere Erstreckung direct auf hercynischen 
Schichten aufzuruhen scheint, so weist dies auf eine grosse 
streichende Verwerfung hin, ganz ähnlich wie eine solche nach 
unserer Auffassung im Hz zwischen dem Bruchberge und 
“dem Clausthaler en existirt. 

1 Erlauben Sie mir an diese Mittheilung einige weitere Be- 
merkungen über die Stellung der Wissenbacher Schiefer 
im rheinischen Gebirge anzuschliessen. Die Frage nach dem 
Alter derselben darf geradezu als eine brennende für die Geo- 
| logie jenes Gebirges bezeichnet werden. Die Brüder Sanp- 
"BERGER und Herr v. DscHen auf der einen Seite weisen den 
"Sehiefern von Wissenbach ihren Platz an der oberen Grenze 
des Unterdevon an; derselben Ansicht schliesst sich MAURER 
ür die gleichaltrigen Schiefer des Ruppachthales an, und 
upwıg stellt seine Orthoceras - Schiefer, jedenfalls durch den 
Brsans A. Rormer’s im Harz bestimmt, noch höher, in’s 
Mitteldevon. Ganz im Gegensatz zu den Ansichten der ge- 
| anten Forscher sind KocH und F. RoENMER geneigt, die frag- 
hen Schiefer als das tiefste oder doch ein sehr tiefes Glied 
s Unterdevon, jedenfalls als älter wie der Spiriferensandstein, 
zusehen. 

Bei den äusserst complieirten, vieldeutigen Lagerungs- 
rhältnissen des rheinischen Schiefergebirges ist die Paläon- 
logie in erster Linie berufen, über die Stellung der Wissen- 
cher Schiefer zu entscheiden. Nun enthält die fragliche 
Fauna, wenn sie auch als ganz überwiegende Cephalopoden- 
facies mit dem rheinischen Unterdevon in seiner gewöhnlichen 
rachiopodenreichen Entwickelung nur wenige Vergleichungs- 
nkte darbietet, doch kaum eine Art, die mit Bestimmtheit 
n höheres Niveau anzeigte, dagegen eine Mehrzahl, die auf 
einen tiefen Horizont hinweisen. Die Goniatiten, deren theil- 
weise Uebereinstimmung mit böhmischen Arten erkannt zu 
‚haben, Kocn’s Verdienst ist, liefern für sich allein noch kei- 
n ausreichenden Beweis fur die tiefe Stellung der Wissen- 
cher Schiefer, für ihre von KocH schon vor mehreren Jahren 
auptete Aequivalenz mit BArRRANDE’s oberen böhmischen 
ketagen. Denn mit alleiniger Ausnahme des eigenthüm- 
hen, sawohl bei Wissenbach als auch im Ruppachthale 
kommenden Gon. Jugleri gehören sie sämmtlich der Gruppe 
Nautilini an, und von diesen Formen darf man nicht ver- 
ssen, dass schon für mehrere (subnautilinus, evexus, latesep- 
$) eine sehr lange, vom Hercyn bis in’s Mittel-, ja local 
ar bis in’s .Oberdevon reichende Lebensdauer nachgewiesen 
orden ist und dass daher keiner jener Formen ein grosser 
erth für die Erkennung eines bestimmten Niveau’s beige- 
ssen werden darf. Wichtiger als die Goniatiten sind wohl 


20% 


410 


die höchst eigenthümlichen, der Gruppe des Orthoceras trian- 
gulare angehörigen Formen, von denen bei Wissenbach und 
im Ruppachthale mehrere, wie es scheint z. Th. mit dem 
Harzer Hercyn gemeinsame Arten vorkommen. In der Koch#’- 
schen und unseren Berliner Sammlungen befinden sich aber 
auch einige andere echte Orthoceratiten (auf die näher einzu- 
gehen ich mir auf eine spätere Gelegenheit verspare), die mir | 
ebenfalls aus den ältesten Harzschichten bekannt sind. Von 
sonstigen Oephalopoden verdienen ferner Nautilus subtubercu- 
latus SANDB., den Kock wohl mit Recht als identisch mit 
BARRANDE's Hercoceras mirum betrachtet, sowie der von MAURER 
in den Ruppachschiefern gefundene Nautilus Beachtung, weil 
beide Arten auf Hercyn hinweisen, und ebenso die Gattung 
Trochoceras, weil ihre Hauptentwickelung vordevonischen Ho- 
rizonten (besonders BARRAnDE’s bohmischer Etage E) angehört. 
Aber auch unter den spärlichen Vertretern anderer Thier- 
ordnungen und -Klassen finden wir Formen, die ein höheres, 
und zwar hercynisches Alter andeuten. So erwähne ich eine 
in der Koc#’schen Sammlung aufbewahrte Cardiacee und einen 
Capulus von Wissenbach, welche beide mit Harzer Hercyn- 
formen übereinzustimmen scheinen. Weiter könnte von Trilo- 
biten eine kleine Cyphaspis der Koc#’schen Sammlung sehr 
wohl mit der oben erwähnten, auch bei Bicken vorkommenden 
hydrocephala identisch sein; das meiste Gewicht aber möchte 
ich auf Phacops fecundus legen, der nach den zahlreichen, in 
verschiedenen Sammlungen befindlichen Stücken zu urtheilen, 
bei Wissenbach gar nicht selten sein kann. A 

Nach allem Angeführten scheint es mir wahrscheinlich, dass | 
die Wissenbacher Schiefer nicht nur ein sehr tiefes Glied des 
rheinischen Devon ausmachen , sondern auch wesentlich der- | 
selben Etage angehören, wie der Kalk von Greifenstein und. | 
Bicken. M 

Ist die soeben ausgesprochene Ansicht begründet, so ver- | 
lieren die mächtigen, sowohl bei Wissenbach als auch im | 
Ruppachthale auftretenden Lager von körnigem Diabas ihr 
Auffallendes. Denn so selten das genannte Gestein im Allge- | 
meinen in den eigentlichen Spiriferensandsteinschichten ist, 
in so massenhafter Verbreitung kommt es in den hereynischen“ 
Ablagerungen des Harzes vor. | 

Wie leicht oder wie schwer sich die Ansicht vom. her- | 
eynischen Alter der Wissenbacher Schiefer mit den stratigra- | 
phischen Verhältnissen in Einklang bringen lassen wird, wird. | 
sich erst mit der Zeit zeigen. Dass aber speciell die Lage- 
rungsverhältnisse im Ruppachthale meiner Annahme durchaß 
nicht entgegenstehen, das erlauben Sie mir schon hier in aller | 
Kürze auszuführen. Bei im Allgemeinen nordöstlichem Strei- 


411 


“chen und südlichem Einfallen der Schichten trifft man gleich 
am Eingange jenes sich in südlicher Richtung von der Lahn 
. abzweigenden Thales, und ebenso etwa 1/, Stunde weiter 
thalaufwärts, oberbalb der Fritzenmühle, plattige, sandig- 
‚schiefrige Gesteine, die durch ihre Fauna als ungefähre Ver- 
 ireter des Spiriferensandsteins charakterisirt sind, der ganze 
# Zwischenraum aber zwischen beiden genannten Punkten wird 
I von einer mächtigen Folge von Dachschiefern mit eingelagerten 
- Diabasen eingenommen, und diese Schiefer, in deren unge- 
i _ fährem Centrum die Grube Langscheid liegt, sind es, welche 
“die hereynische Fauna einschliessen. Lässt nun schon das 
| Vorhandensein der Coblenzschichten im Norden wie im Süden 
er Dachschiefer vermuthen, dass man es im Ruppachthale 
nicht mit einer einfachen Schichtenfolge aus dem Liegenden 
"in’s Hangende, sondern mit einer Schichtenfalte zu thun habe, 
so findet diese Vermuthung noch eine weitere kräftige Stütze 
im doppelten Auftreten einer durch zahlreiche Kalklinsen und 
‚ Nieren charakterisirten Schieferzone Herr Maurer hat das 
_ Verdienst, diese Zone zuerst gleich über der Fritzenmühle, 
"im Hangenden der Grube Langscheid und nicht weit vom 
‚"Spiriferensandstein, nachgewiesen und in den Kalklinsen Pen- 
B 'lamerus rhenanus aufgefunden zu haben. Mein verehrter Ool- 
lege Koch hat aber dieselben petrographisch so ausgezeich- 
neten Knollenschiefer auch weiter thalabwärts im Liegenden 
ler genannten Grube wiedergefunden, wie ich mich auf einer 
) unter seiner Führung unternommenen Excursion überzeugt 
"habe. Diese Thatsachen beweisen, dass die Schichten im 
Ruppachthale eine Falte mit gleichsinnig einfallenden Flügeln 
bilden. Stellt dieselbe eine Mulde dar, so wären die Dach 
 schiefer das jüngste Glied der ganzen Folge, ist sie hingegen 
| als Sattel aufzufassen, so wären dieselben das älteste Glied 
und dann würde die normale Reihe von unten nach oben sein: 
|  Dachschiefer, Knollenschiefer, Coblenzschichten. Dass die 
‚ letzte Deutung die richtige sei, glaube ich aus den oben mit- 
‚ getheilten paläontologischen Gründen annehmen zu müssen. 

© Gestatten Sie, dass ich zum Schluss, um jedem Missver- 
 Ständniss vorzubeugen, ausdrücklich bemerke, dass meine An- 
sicht über das Alter der Wissenbacher Fauna sich vorerst nur 
‚ auf die Schiefer von Wissenbach und vom Ruppachthale be- 
"zieht, und nicht auch auf Cephalopodenschiefer anderer Loca- 
| litäten, die man vielfach ebenfalls als Wissenbacher Schiefer 
| Bzeichnet hat. Es ist zwar wohl möglich, dass sich später 
auch ein Theil von diesen als hercynisch erweisen wird, ein 
anderer aber dürfte wohl richtiger als Gephalopadenfacies 
‚ höherer unter- oder auch mitteldevonischer Horizonte zu be- 
achten sein. In diese letzte Kategorie gehören z. B. sehr 


412 


wahrscheinlich die Schiefer von Porsguen in der Bretagne, in 
denen BARROoIS jüngst einige Wissenbacher Goniatiten, ein | 
paar Orthoceratiten und Bactrites nachgewiesen hat, die aber 
sowohl nach ihrer übrigen, zum Theil aus mitteldevonischen 
Brachiopoden bestehenden Fauna als auch nach ihrer Lagerung 
an der Basis des Stringocephalenkalks ein sehr viel höheres 
Niveau einnehmen müssen, als die echten Wissenbacher Schiefer. 


2. Herr Tueonpor Worr an Herrn G. vom Rarn. 


Guayaquil, den 22. Juni 1877. 


Esmeraldas ist von allen Provinzen Eeuadors die ein- 
förmigste in ihrem geologischen Bau. Sie bildet den nörd- 
lichen an Neu-Granada grenzenden Theil des westlichen Tief- 
landes Ecuadors, vom Gestade des paeifischen Oceans bis an 
den Fuss der Anden. Ein grosser Theil davon ist ganz flach, 
besonders im Norden, ein anderer Theil von niedrigen a | 
birgen durchzogen, deren Gipfel kaum 5— 600 M. aufragen; 
nenn abe Se a Hügelzuge nur 50 bis 70 M. 
hoch. — Die älteste Formation, welche am Meer und in den | 
Flussthälern der Beobachtung zugänglich ist, besteht aus jung- | 
tertiären (oder gar unten) Meeresbildungen, | 
Sandstein und Schieferthon, die durchgehends fossilfrei, hier | 
und da ganz horizontal, öfters etwas geneigt sind. Nur an | 
einer einzigen Localität fand ich Fossilien, die aber noch nicht | 
bestimmt sind. Kein einziges nutzbares oder auch nur wissen- 
schaftlich interessantes Mineral findet sich in dieser Formation | 
des Meeressandsteins. — Auf sie folgen horizontale Diluvial- | 
schichten, welche am Meer blos stellenweise und schwach | 
auftreten, weiter landeinwärts aber sehr mächtig entwickelt sind, | 
eine zusammenhängende Decke bilden und nur in den tieferen | 
Flussthälern bis auf ihre Unterlage durchfurcht sind. Dieses | 
Diluvium besteht aus abwechselnden Kies-, Sand- und Lehm- 
banken, und die mineralogische Beschaffenheit des Materials | 
lässt keinen Zweifel übrig, dass es aus den Anden stammt. | 
und von den zahlreichen, am Westabhang der Cordilleren und 
selbst in der interandinen Region entspringenden Flüssen an- | 
geschwemmt wurde. Bei weitem der grösste Theil der G: 
rölle in den Kiesbänken erweist sich als Syenit, Dioritporphyr 
und dichter Grünstein, selten sind Fragmente schiefriger @e- 
steine (Grünsteinschiefer) und Gangquarz. Vulcanische Ge- 


A 


u 


413 


‚'steine fehlen ganz darin. Das Bindemittel der Conglomerate 
"ist eisenschüssiger Sand und Lehm. Dies Diluvium ist durch- 
Ehends goldführend und an manchen Stellen würde sich 
das Waschen reichlich lohnen, besonders im nördlichen "Theil 
der Provinz, im grossen Flussgebiet des Rio Santiago. Dort 
entdeckte ich auch — zum ersten Mal -für Ecuador — das 
"Platin mit seinen nie fehlenden Begleitern, Palladium , Os- 
' mium, Iridium ete. Es findet sich zusammen mit sehr feinem 
(22-23 karätigem) Gold, besonders am Rio Cayapas (Neben- 
Huss des Santiago) in zwar in solcher Quantität, dass es 
gewiss bei späterer Ausbeutung der Goldseifen berücksichtigt 
werden wird. Diese Entdeckung überraschte mich übrigens 
nicht sehr, da das Platin aus den benachbarten neu-granadi- 
nischen Goldseifen von Barbaccas und Chocö schon längst 
bekannt ist und in den Handel kommt. Ich habe zwar auf 
dieser Reise die Grenzen Ecuadors nicht überschritten, bin 
aber vollständig überzeugt, dass unser goldführendes Terrain 
die directe Fortsetzung desjenigen von Barbacoas ist. — Ueber 
dem Diluvium, dessen Verbreitung und Lagerung sich un- 
öglich aus dem heutigen Lauf der Flüsse erklären lässt und 
uf eine Epoche zurückweist, in welcher das Land ein anderes 
ief besass, folgt auf den Hohen direct die Humusschichte 
nd in den flachen Thalmulden das neuere Alluvium der 
I Flüsse, welches neben den Geröllen älterer Eruptivgesteine 
h ich solche der Laven und Andesite, überhaupt der vulca- 
nischen Gesteine der Hochanden rin: natürlich nur an 
den Flüssen, deren Quellgebiete in die naar Gebirge 
BE nfreichen. Am Rio Esmeraldas, welcher fast alle Ge- 
ser der Provinz Quito sammelt, dessen Quellen vom Schnee 
es Cayambi, Antisana, Coiopası, Pichincha und Corazon 
gespeist werden, der von allen Flussen des westlichen Ecua- 
‚dor’s den längsten Lauf besitzt und mit seinen grossen Neben- 
v issen das ausgedebnteste Gebiet einnimmt, trifft man über 
‚dem Diluvium eine merkwürdige vulcanis ehe Formation. 
je! ist zu bemerken, dass in diesem Flussgebiet die Di- 
luvialschichten weniger entwickelt und weniger goldreich sind, 
'in dem des Rio Santiago, ja stellenweise fehlen sie ganz, so 
s dann die vulcanischen Massen direct auf die Meeres- 
mation zu liegen kommen. Jene bestehen nun aus einem 
r festen Tuff, der mit Rapilli und Bimsteinsand gemischt 
und zahlreiche grössere und kleinere Brocken von Andesit 
d Andesitlaven umschliesst. Oft sind diese scharfkantigen 
eckigen Fragmente so zahlreich, dass der Tuff in eine 
re vulcanische Breccie übergeht. Einige Grünsteine und 


414 


vialschichten, welche beim Hereinbrechen der schlammartigen 
Tuffmassen zum Theil zerstört wurden. — Die ganze weite 
Thalmulde des Rio Esmeraldas wurde von dem vulcanischen 
Tuff ausgefüllt; derselbe kam durch das Thal des Rio Gualla- 
bamba vom Hochland herunter, drängte sich rückwärts weit 
in das Bett des Rio blanco (zweiter Hauptstamm des Esme- | 
raldas), sowie meilenweit in alle Seitenthäler hinauf, scheint 
aber doch das Meer nicht erreicht zu haben, denn einige Mei- 
len oberhalb des Dorfes Esmeraldas verliert sich seine Spur. 
Bei der Vereinigung des Rio Guallabamba und Rio blanco 
(beide vereinigt erhalten erst den Namen R. Esmeraldas) ist 
die Mächtigkeit des Tuffes ca. 30 M., an anderen Stellen, 
besonders in engen Schluchten, erreicht sie noch mehr. Aber 
die Erosion hat ungeheure Massen desselben wieder zerstört 
und selbst noch einige Meter tief in die Unterlage des Meeres- 
sandsteins eingeschnitten, wodurch an den steilen Flussufern 
schöne hohe Profile blosgelegt wurden. Ich copire ein solches 
Profil, das ich am mittleren Rio Esmeraldas aufnahm und 
welches so zu sagen die ganze Geologie jener Provinz veran- 
schaulicht; denn denken Sie sich den vulcanischen Tuff weg‘ 
und an seiner Stelle das Diluvium stärker entwickelt, so haben 


Honmusschicht. 
Gemischte neuere 
Gerölle, Sand, | 
Lehm etc. (Allu- 
vium). Sa 


.nemmnmsenne- 


4 
a 


ne 


Vulcan. Tuff und' 


2 Da 
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3 US: 
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BEN ! ° 
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US; \ -\ 
u 
[4 
? 


HL), I] . 
3 er TER % Mi. 
Diluviale Conglo- 
merate, goldfüh- | 
rend. . 
Meeressandstein U. 
Schieferthon. | 


Sie genau ein Profil am Rio Santiago. — Der vulcanische| 
Tuff zeigt keine Spur von Schichtung oder successiver Bil- 


dung; alles erscheint wie ein Guss. Alle meine Beobach-, 


” 


415 


tungen drängen mich zu der Ansicht, dass er das Resultat 
eines grossen Ereignisses ist, welches vielleicht mit dem 
"Durchbruch der Gewässer des vulcanischen Hochlandes (des 
Rio Guallabamba) durch die Westcordillere zusammenhängt. 
Denn dass das vulcanische Material wirklich aus den Hoch- 
anden stammt, und zwar von verschiedenen Vulcanen, darüber 
| "kann nach Vergleichung des Materials gar kein Zweifel herr- 
1 ‚schen; ich fand darin sogar Bruchstücke des Quarz - Andesits 
\ von Puellaro und Obsidianstuckchen vom Antisana. Das von 
"mir durchreiste Gebiet besitzt weder ältere noch neuere vul- 
 canische Gesteine in situ. — 

So hätte ich Ihnen denn mit wenig Worten ziemlich Alles 
mitgetheilt, was sich über die Geologie der Provinz Esme- 
raldas im Allgemeinen sagen lässt. Im Uebrigen ist es ein 
prachtvolles Land und besonders reich an feinen Hölzern und 
ielen anderen vegetabilischen Erzeugnissen — alle unbenutzt! 
ausser dem Kautschuk, der seit mehr als 10 Jahren in unge- 
heuren Mengen ausgeführt wurde, aber jetzt allmalig abnimmt, 
da die Arbeiter die Baume, statt sie anzuzapfen, ganz aus- 
rotten. Die Provinz ist nur an der Meeresküste schwach be- 
Biker (ca. 10,000 Einw.); das ganze Innere ist von einem 
_ zusammenhängenden Urwald bedeckt, in welchen man nur in 
Canoas auf den Flüssen eindringen am Sen out 
"naten meiner Reise brachte ich wohl mehr als zwei in den 
‚kleinen für die Zwecke eines Naturforschers äusserst unbe- 
 quemen Canoas zu, ja zuletzt auf dem Esmeraldas und seinen 
Nebenflüssen volle 23 Tage ohne Unterbrechung. Die Flüsse 
‘sind sehr reissend und nicht gefahrlos, dazu fiel die Reise in 
die stärkste Regenzeit, in der sie ungeheuer anschwellen. Ich 
will nicht weitschweifig werden und Ihnen nicht die unsäg- 
‚lichen Muühsale schildern, denen man sich hier nlenzelicn 
muss, um das nothwendige Material zur Entwerfung einer 
' Karte eines solchen Band zusammenzubringen. Ich machte 
‚eine Menge Specialkarten und Pläne von den einzelnen Flussen, 
deren Zusammenstellung mich gegenwärtig beschäftigt, denn 
die alten Karten von ganz Ecuador, aber vorzüglich von diesem 
| isher nie genau erforschten Theil, sind ganz falsch. — Am 
Rio Caypas machte ich die Bekanntschaft der wilden Caypas- 
4 Adianer, eines sehr interessanten Stammes mit eigener Sprache 
und eigenen Sitten. Sie halten sich in ihren Wäldern, von 
Jagd und Fischfang lebend, ganz isolirt und daher unvermischt 
mit anderen Rassen, gehen fast nackt, bemalen ihren Körper, 
‚sind übrigens a Vielleicht bei einer anderen Gelegen- 
‚heit mehr von diesem merkwürdigen Völkchen, das ich auf 
a. 2000 Köpfe schätze. 


416 


Guayaquil, den 30. Juni 1877. 


— — Seit vier Tagen regnet es in Guayaquil vulcanische 
Asche. Man weiss noch nicht, welcher Vulcan des Hoch- 
landes in erhöhte Thätigkeit getreten ist und erwartet mit der 
nächsten Post von Quito Aufschluss. Am Dienstag den 26. Juni 
zwischen 9 und 11 Uhr Morgens hörte man an der ganzen 
Kuste von hier bis Tümbes starke Detonationen, die von N, 
und NO. zu kommen schienen und das Militair alarmirten in 
der Meinung, es werde bei Babahazo eine Schlacht geliefert. 
Alsbald begann der Aschenregen. Hier in Guayaquil kommen 
in 30 Stunden 315 Kilogr. auf ein Qu.-Kilom. Die Asche be- 
steht grösstentheils aus Feldspath- und Magneteisen-Parti- | 
kelchen und reagirt schwach auf Chlorwasserstoff. Gestern 
liess der Aschenregen nach, desto stärker trat er heute Morgen i 
wieder auf und dauert jetzt, da ich diesen Brief schliesse | 
(Abends 6 Uhr), noch immer fort. Die Asche ist heute 
schwärzer, mehr Magneteisen enthaltend, die Quantität grösser 
als in den vorigen Tagen (für heute noch nicht berechnet). Die 
Sonne konnte nicht durch den Aschennebel dringen; gegen 
die Cordillere zu, gegen NO., hängt ein dichter Schleier 
grauschwarzer Aschenwolken. Selbst mein geschlossenes Zim- 
mer ist mit Aschentheilchen erfüllt und ich konnte heute den 
ganzen Tag nicht zeichnen, weil das Papier sich jeden Augen- “ 
blick bedeckte, die Vegetation hat eine schmutzig graue Decke 
und man fürchtet selbst für manche Pflanzungen, da der Som- 
mer begonnen hat und es 6 Monate lang . regnen wird; 
wie wird es wohl im Hochlande in der Nähe des Volcanen 
aussehen?! Sollte ich interessante Einzelheiten über die Eru- 
ption in Erfahrung bringen, werde ich nicht mans Sie 
zu benachrichtigen. s 


3. Herr F. Sınpeercer an Herrn K. A. Losskn. 


Würzburg, den 31. Juli 1877. %g 


Im neuesten Hefte der Zeitschrift der deutschen ge | 
gischen Gesellschaft (Bd. XXIX. pag. 50—62) kommt Br | 
HiLGENDORF nochmals auf die Steinheimer Frage zurück un r 
versucht verschiedene von mir auf Grund von Beobachtung: 2 
an Ort und Stelle erhobene Einwürfe gegen seine Ansichten 
zu widerlegen. Ich kann dem edgehuben nur wiederbeäE 


417 


' dass ich keine Veranlassung habe, die Darstellung der Sach- 
lage, welche ich in meiner Wlonographie der Land- und Süss- 
"wasser-Conchylien der Vorwelt (pag. 630—655) gegeben, zu 
modificiren. Insbesondere muss ich mich wiederbolt gegen 
die Behauptung verwahren, dass die über der Region des 
arinifex oxysiomus gelegene obere Zone des Ü. multiformis 
ar. trochiformis aus zusammengeschwemmtem Materiale auf 
ecundärer Lagerstätte bestehe. Eine solche Täuschung wird 
"wohl ausser Herrn Hınaenporr Niemand von den zahlreichen 
tschern für möglich halten, welche von mir beschriebene 
 Lagerstätten von Petrefacten der verschiedensten Formationen 
nach mir untersucht haben. . Aber wenu es dennoch der Fall 
wäre, so würde es Herrn Hırcenporr Nichts nützen, denn der 
echte irochiformis liegt nicht blos in den beiden grossen Brü- 
ben, sondern mit C. supremus zusammen auch in dem 
erlassenen Bruche am Klosterberge über dem Niveau des 
ysiomus! (Land- und Süssw.-Conch. pag. 634). Seltsam 
ngt es, dass Herr OLessin die von ihm selbst auf Grund 
zahlreicher Beobachtungen aufgestellte Meinung über die Ur- 
chen von Scalariden-Bildung (XXI11. Bericht des Augsburger 
reins für Naturkunde pag. 108), welche mir schon früher 
r verstorbene ROSSMÄSSLER ganz übereinstimmend als die 
nige mitgetheilt hatte, nun neuerdings (wo?) fur stark in’s 
dränge gerathen ansehen soll. In einem Punkte bin ich 
Istäandig mit Herrn HiLgEnnorr einverstanden, nämlich darin, 
dass wenn auch mein letztes, so doch keineswegs das letzte 
ort überhaupt in dieser Sache gesprochen ist. Ich vindieire 
ieses Herrn Professor Hyarr in Boston, der nach monate- 
angen Beobachtungen und Aufsammlungen an einer Monogra- 
ie von Steinheim seit etwa 5 Jahren arbeitet, von der bereits 
äusserst präcis ausgeführte photographische Tafel vor mir 
. Ueber das was Scalaride ist, haben nach meiner Mei- 
jung die Conchyliologen das beste Urtheil, mögen diese auch 
die Steinheimer Formen entscheiden, ieh bin gern bereit, 
Material dazu herzugeben, soweit meine Doubletten reichen. 


418 


6. Verhandlungen der Gesellschaft. 
1. Protokoll der Aprıl- Sıtzung. 


Verhandelt Berlin, den 4. April 1877. 


Vorsitzender: Herr BeryvrichH. 


Das Protokoll der März - Sitzung wurde vorgelesen und. 
genehmigt. 


Der Gesellschaft ist als Mitglied beigetreten: 
Herr CHarues Barroıs in Lille, 

vorgeschlagen durch die Herren KAYser, F. Romumı 

und SCHLÜTER. | 


Der Vorsitzende legte die für die Bibliothek der Gesch 
schaft eingegangenen Bücher und Karten vor. on 


Herr Wessky legte ein Stuck Meteoreisen von Rittersgrün] 
in Sachsen vor, welches er für das hiesige mineralogische Mu-' 
seum erworben, und bemerkte, dass dieses Stück aus der 
Breituaupr’schen Sammlung und von dem 180 Pfund schweren 
Meteoreisen - Block stamme, welcher in Freiberg aufbewahrt 
wird. Ferner legte derselbe grosse skandinavische Enstatit- | 
Krystalle von Bamle zur Ansicht vor und sprach über das] 
Vorkommen dieses Minerals. " 


Herr Weiss legte eine grössere Reihe von Porphyr- 
vorkommen des nördlichen Thüringer Waldes, nament-! 
lich aus der Gegend von Friedrichroda vor, welche besonders) 
geeignet sind, um die grosse Aehnlichkeit von solchen Er- | 
scheinungen, wie man sie in trachytischen Gebieten kennt, zu/ 
verdeutlichen und knüpfte daran Mittheilungen über das Aul-| 
treten der thuringischen Porphyre überhaupt. | 

Bei den geologischen Kartirungen im Thüringer. Walde 
wurde in letzter Zeit gegenüber den zahlreicheren von HEInR. | 
ÜREDNER unterschiedenen Varietäten, durch Professor v. Sera \ 


und die anderen Geologen besondere Aufmerksamkeit zwe 


419 


Porphyr- -Varietäten zugewendet, welche man als einen dichteren, 
weniger krystallinischen und einen sehr krystallreichen Quarz- 
 porphyr bezeichnen kann und über welche sich v. SEEBACH 
bereits gelegentlich der Generalversammlung der deutschen 
\ geolog. Gesellschaft zu Jena 1876 ausgesprochen hat. Wie 
v. SEEBACH in der Gegend von Tambach, so konnte auch der 
" Vortragende bei Friedrichroda diese beiden Porphyre unter- 
scheiden ; jedoch ist damit nicht ausgeschlossen, dass zwischen 
beiden, gerade namentlich bei Friedrichroda, grosse Annähe- 
rungen existiren. Während die krystallreiche Varietät vor- 
-züglich durch ihre oft sehr grossen und zahlreichen Feldspäthe 
auffällt, so ist die krystallärmere niemals mit solchen grossen 
Ausscheidungen begabt und ihre Grundmasse tritt demgemäss 
mehr hervor. Sie ist aber die bei weitem vorwiegende, die 
‚krystallreiche, die ungleich seltenere Varietät, letztere die 
dritte Abänderung ÜREDNERs, wobei übrigens zu bemerken, 
dass nicht alle von ÜOREDNER hierfür angegebenen Vorkommen 
wirklich unserem Sersach’schen Porphyr entsprechen. Bei 
'Tambach würde nach ihm der krystallreiche Porphyr das 
ältere, der krystallarme das jüngere Eruptivgestein sein und 
beide regelmässige Einlagerungen im Rothliegenden bilden. 
Bei Friedrichroda kommen jedoch beide auch gangförmig 
or und das Altersverhältniss tritt nicht überall so klar hervor. 
Die im Nachfolgenden zu besprechenden Erscheinungen 
en sich sammtlich nur an der ersten oder Hauptvarietät 
des Quarzporphyrs, niemals am krystallreichen. Es sind 
so che, welche ihre Analogieen in jüngeren, trachytischen und 
überhaupt vulcanischen Gebirgen finden und dort zuerst ein- 
endere Beachtung fanden. 

Eine Reihe von Eigenthümlichkeiten erinnert ganz an die 
] Pluidalerscheinungen der vulcanischen Gesteine. Der Porphyr 


‚den parallelen Ablösungsflächen Flaserung, indem sich um 
ausgeschiedene Quarz- und Feldspathkrystalle die dünnen Plat- 
‚ten bogig herumlegen. Wo diese Structur häufiger auftritt, lösen 
‚sich oft die einzelnen Platten und bilden Schollen und (Schar 
‚ben, welche auf ihrer Oberfläche durch den Abdruck der lang- 
gezogenen Parallelflasern ein geflossenes Aussehen zeigen und 
‚bisweilen auf kleinere Strecken sich zu Massen loser klin- 
gender Schollen anhäufen. 

8 Poröse Porphyre, welche ihre Poren nicht der Verwit- 
\terung, sondern ursprünglichen Hohlräumen. Blasenräumen, 
‚verdanken, treten mannigfach auf und erlangen besonderes 
Interesse, wenn diese Poren parallel und langgezoge n 
|erscheinen, was zwar Selten der Fall ist, doch in ausgezeich- 
‚neter Weise im Porphyr des Kühlen Thales und des Simmet- 


420 


berges gefunden wurde. In anderen Fällen treten solche bla- 


sige und mehr oder weniger schlackenförmige Partieen mitten 
im dichten und festen Gestein auf (Kubles Thal, oberhalb des 
Falkenstein im Dietharzer Grund). 

Am verbreitetsten und auch längst bekannt, aber stets 
von neuem Interesse sind die kugelförmigen Bildungen in 
den Porphyren, welche man als perlitische, als sphäro- 


lithische und als Kugeln unterschieden hat. Ohne auf | 


neuere Ansichten über deren Deutung, Unterscheidung und 
Entstehung einzugehen, sollen hier nur die Erscheinungen 
selbst nambaft gemacht werden. Sphaerolithe und Kugeln 
sind, wie erwähnt, seit lange auch in den thuringischen Por- 
phyren bekannt gewesen, dann mehr in den Hintergrund ge- 
treten, haben aber in neuerer Zeit wieder lebhafte Aufmerk- 
samkeit erregt, wie sie es verdienen. Der Vortragende hat 


eine grosse Reihe solcher Vorkommen gesammelt und legt 


hier das Wichtigste vor, glaubt auch damit ein ziemlich voll- 


ständiges Bild zu geben, soweit es vorläufig ohne Hinzuziehung 
ausgedehnterer mikroskopischer Untersuchung geschehen kann. 


Unter diesen Bildungen kann man zunächst die sogen. 
perlitischen ihrer ganz eigenthüumlichen Formen wegen von 
den übrigen trennen. Es sind genau dieselben Erscheinungen, 
wie sie von verschiedenen Beobachtern in trachytischen und 
auch in verschiedenen älteren Eruptivgesteinen schon gesehen 
und beschrieben wurden. In Dünnschliffen ireten sie theil- 
weise schon mit blossem Auge kenntlich oder bei schwächerer 
Vergrösserung sehr schön hervor und zeigen jene eigenthum- 


liche Kammerung oder, wie VOGELSANG sagt, arabeskenartige | 


Zeichnung. 


Ihnen gegenüber kaun man die fast immer grösseren 


sphaerolithischen Bildungen und die Porphyrkugeln 


stellen. Man kommt dabei, wenn man alle verschiedenen 
Fälle betrachtet, zu der Ueberzeugung, dass im Wesentlichen 
beide Dinge nicht verschieden, sondern die sogen. Porphyr- 


kugeln nur grosse Sphaerolithe sind. Man wird zunächst | 
unter ihnen massive und hohle (oft auch durch secundäre | 
Mineralien, wie Quarz, Achat, wieder ausgefüllte) Sphaerolithe | 


oder Kugeln finden und zwar von der verschiedensten Grösse. 


Nur sind häufiger die kleinen massiv, die grossen hohl, als | 


umgekehrt. Eine besondere Art sind jene hohlen Kugeln, 


welche, durch Scheidewände getheilt, bisweilen sehr regelmässig 
gekammert sind und so zu Lirbophycı werden, wie sie | 


v. Serpacu sehr schön in der Umgebung von Tambach kennen 


gelehrt hat und wie sie weniger schön auch von Friedrichroda } 


vorliegen. 


421 


Die Masse, woraus diese kugeligen Bildungen bestehen, 
ist offenbar die des Porphyrs selbst, aber es findet sich in 
_ derselben stets eine eigenthumliche Slenoslin Zwar ist na- 
 mentlich an den grösseren Kugeln oft die Porphyrschale der- 
selben so dicht oder gleichmässig aussehend wie die des ein- 
# - schliessenden Porphyıs, auch mit denselben krystallinischen 
 Ausscheidungen, allein stellenweise tritt selbst hier oft genug 
- die zu erwähnende Structur deutlich auf. Dieselbe besteht in 
radialer, fein fasriger Anordnung der Theilchen, ver- 
bunden ar concentrisch schaliger Structur. In den 
” kleinen Sphaerolithen ist jene vorwiegend oder ausschliesslich 
vorbanden, in den grossen Kugeln die concentrisch schalige 
meist deutlich , die erstere dagegen oft nicht zu bemerken. 
Piores\sse Da von 0 on kleinerer und grösse- 
'er Hohlkugeln (von 5 Mm. bis 10 Cm. Durchmesser) bewei- 
sen, dass neulich die radiale Structur dennoch vorhanden 
| ist, wenn sie auch vom unbewafineten Auge nicht immer erkannt 
a id, ‚In diesen Beziehungen stimmen also Sphärolithe und 
i ugeln völlig miteinander überein und können nicht geschieden 
werden. Die hier vorliegenden Fälle begünstigen sehr die 
sung, dass beide Gebilde auch im Ganzen gleicher Ent- 
7 stehung seien. 

© In selteneren Fällen wird die faserige Beschaffenheit grö- 
| ber und geht in erkennbar gesonderte Mincralsubstanzen über, 
in einem Falle einer nen Kugel scheint mir die Zu- 
sammensetzung aus radial angeordneten Quarz- und Feldspath- 
stängelchen ee afelhatı, Dies erinnert lebhaft an die scho- 
nen von Losssn neuerlich im Harze beobachteten Sphärolith- 
bi dungen im Granit, wo jeder Sphärolith deutlich aus Quarz- 


und Feldspath, de gestellt, besteht, ihrerseits wieder an 


di e blumig-blättrigen, alien kntlan las Verwachsungen von 
Quarz und Feldspath mancher Granite (z. B. schlesischer ’) 
anstreifend. 

In den kleineren Sphärolithen finden sich auch sonst sehr 
'öhnlich Quarz und Feldspath, jedoch in Krystallen, ausge- 
ieden vor. Dieselben mögen theilweise als Bun san an 
_Sphärolithbildung gedient haben, doch öfter noch sind sie 
einfach von dem Sphärolith während dessen Festwerden ge- 
troffen und umschlossen worden. Die Wirkungen, welche 
solche Krystalle auf die Sphärolithfaserung ausgeubt haben, 
ind im Ganzen gering gewesen. Aehnlich ist es wohl von 
‚hohlen Sphärolithen zu denken. !)er Hohlraum, welchen 
uraschliessen, spielt ganz die nämliche Rolle wie ein fester 


KEN a 0 ER ER De 6 
TERN NEN 


422 


als solche grössere oder kleinere Sphärolithe, die sich um 
eine Gasblase herum bildeten. Wo mehrere Blasen benach- 
bart waren und sich berührten, entstanden die gekammerten 
hohlen Sphärolithe oder Lithophysen. — Besonders erwäh- 
nenswerth ist auch das Vorkommen solcher kugeliger Bildun- 
gen, die im Innern eine dichte grunliche Masse einschliessen, 
welche, abgesehen von der Farbe, der übrigen Porphyrgrund- 
masse ganz ähnlich ist, ohne Radialstructur. Deren Hüllen 
sind indessen ebenfalls radialfaserig. 

Auf die mikroskopische Beschaffenheit der Sphärolithe 
soll hier nicht eingegangen werden. Nur das Zusammenvor- 
kommen der obigen Erscheinungen und ihr Auftreten an den | 
Fundstellen sei noch erwähnt. 

Langgestreckte Poren zeigen sich im eieephäreliiknahen 
sowie im dichten thonsteinähnlichen Porphyr. Flaseriger, band- 
förmiger Porphyr umschliesst nicht selten Kugeln und Sphäro- 
lithe,‘ auch perlitische Massen, ja die bandförmtge Structur 
durchsetzt auch bisweilen die massigen Kugeln. Sphärolithe 
haften auf bandförmigen Lagen beiderseits. Perlitische und 
sphärolithische Bildungen sind ganz gewöhnlich vergesellschaftet, 
lagenweise liegen dicke sphärolithische Platten im gemeinen $ 
Porphyr. Dagegen ist lagenweises Abwechseln anscheinend 
perlitischer (graugrüner) mit anderer (rother) dichter Porphyr- 
masse seltener und, wie Dünnschliffe lehrten, dann die per- 
litische Structur wohl auffallend gegen die bandförmige zurück-# 
gedrängt. In anderen Fällen bildet dieses Abwechseln ver-| 
schiedener Lagen, die unregelmässig und plötzlich aneinander 
abschneiden, fast breccienartige Vorkommen von zertrümmerten, ® 
aber sofort mit Porphyrmasse wieder verkitteten Porphyrbruch- 
stücken. Bei starkem Ueberwiegen der Sphärolithbildung er-! 
scheinen Kugeln in völlig sphärolithischer Grundmasse, oder’ 
es werden mandelsteinartige Gesteine, worin jedoch die Man-E 
deln nur dünnwandige kleine Hohlkugeln sind. Oft durch-E 
setzen dichte, grüne Trümer den sphärolithisch - perlitischen! 
Porpbhyr. u 

Alle diese Fluidalerscheinungen, sowie die von Sphärolith- 
bildungen kommen bei Friedrichroda nur im Porphyr, nicht 
im Porphyrtuff vor. Meistens finden sie sich an der unteren, 
häufig jedoch auch an der oberen Grenze eines Porphyrlagers, 
aber auch mitten in mächtigen Porphyrvorkommen darin, in! 
welchem Falle man an wiederholte Ergüsse denken könnte, 
Immer aber sind die Stellen, wo sich dergleichen Erscheinun- 
gen zeigen, zerstreut und vereinzelt, wenngleich häufig, sie 
setzen nicht regelmässig fort, Sonden sind eben stets spora-) 
disch und untergeordnet. Ganz ähnlich ist aber das Verhalten 
der analogen Bildungen in vielen Trachytgebieten und man 


423 


- könnte jeder der hier besprochenen Erscheinungen eing durch- 
aus ähnliche aus jüngeren vulcanischen Gesteinen an die Seite 
- stellen. 

Ä Zuletzt sind auch noch Einschlusse anderer Gesteine 
im Porphyr zu erwähnen, welche in beideu Varietäten vor- 
- kommen. Ich kenne Einschlüsse von rothem Schieferthon, 

” zum Theil noch mit Glimmer, zum Theil jaspisartig verändert, 
_ im Hauptporphyr am Heuberge, sowie Einschlüsse faustgrosser 
und grösserer Stücke eines violetten porphyrischen Gesteins 
im krystallreichen am Nordabhang des Abtsberges bei Friedrich- 
 roda. Das eingeschlossene Gestein im letzteren Falle ist stark 
“ zersetzt, führt wenig Quarz und kann zu Porphyrit gehören. 


Herr O. SPEYER legte vor und besprach die paläontolo- 
gischen Einschlüsse, welche derselbe aus dem Bohrmaterial, 
einem dichten, grauen Kalksteine, gewonnen, welcher in dem 
 fiskalischen Bohbrloche zu Pirmallen nördlich von Memel bei 
einer Teufe von 242 Meter erbohrt worden ist und der Zech- 
- steinformation angehört. — Diese, durch ihre zierlichen und 
-z. Th. äusserst kleinen Formen ausgezeichnete Fauna umfasst 
einschliesslich einiger noch näher zu untersuchenden Arten 25 
"und zwar 5 Entomostraceen, 2 Anneliden, 11 Mollusken, 
"1 Anthozoon, 2 Bryozoen, 1 Foraminifere und 3? Amorphozoen. 
"Dieselben wurden eingehender besprochen und mit analogen 
- Vorkommnissen in Deutschland, England, Russland etc. näher 
‚verglichen, woraus das interessante Resultat hervorging, dass 
mit nur wenigen Ausnahmen sämmtliche Arten von Purmallen 
in dem unteren Zechstein in der Wetterau, Hessen und Thü- 
ringen vorkommen, und nur /, derselben in der mittleren 
‚Zechstein-Etage der genannten Localitäten und Englands. 


Herr BeyricH knüpfte hieran einige weitere Mittheilungen 
über die Schichten, welche bei dem genannten Bohrloche Nasen 
sunken wurden, und hob hervor, dass bereits über den verstei- 
nerungsreichen Schichten gelbliche Kalksteine, welche eine 
gewisse Aehnlichkeit mit dem Lublinitzer Kalkstein in Ober- 
schlesien besitzen, sich durch die darin aufgefundenen, wenn 
auch unvollkommen erhaltenen Versteinerungen als der Zech- 
steinformation angehörig erwiesen hätten. Derselbe erwähnte, 
dass in dem Bohrloche von Purmallen unter jenem grauen 
Zechstein bereits Dolomite mit Crinoiden-Stielen und unvoll- 
kommenen Brachiopoden-Resten erbohrt worden seien, welche 
lem Devon angehören dürften. 


F Herr Kayser legte einen ihm von Herrn LiEBE über- 
Sandten, aus den unterdevonischen Nereitenschichten Thurin- 
s stammenden, ausgezeichnet erhaltenen Flossenstachel von 
Uienacanthus vor. 

E leits.a. D.geol.Ges. XXIX. 2. 38 


424 


Das Fossil wird dadurch interessant, dass es, wie die 
Gesellschaft anerkannte, eine ganz auffällige Aehnlichkeit mit 
dem von BARRANDE aus dessen böhmischer Etage G als 
Ct. bohemicus abgebildeten Reste zeigt, so dass an der speci- 
fischen Identität beider wohl nicht zu zweifeln sein durfte. 

Schon BarRANDE hat auf die Aehnlichkeit seiner böh- 
mischen Art mit dem von GiIEBEL aus den gleichalterigen 
Schichten von Mägdesprung beschriebenen Ct. abnormis hinge- 
wiesen und ausserdem die auf den ersten Blick vollständige 
Uebereinstimmung eines von ihm in der VERNEUIL’schen Samm- 
lung gesehenen, aus dem Unterdevon von Nehou stammenden 
Stachels mit bohemicus hervorgehoben. 

Der Vortragende führte aus, dass die specifische Ueber- 
einstimmung der böhmischen, harzer (?), bretannischen und 
thuringer Form, sowie das Vorkommen. der Gattung überhaupt, 
die man im tieferen Niveau als das „Hercyn* noch nicht | 
kannte, die aber im Unterdevon sehr verbreitet sei (sie 
kommt auch im englischen und lievländischen Oldred und — 
wie ein in der Sammlung des naturhistorischen Vereins aufbe- 
wahrtes Stuck wahrscheinlich macht — auch in unterdevo- 
nischen Quarziten am Rhein vor), ein neues nicht unwichtiges 
Bindeglied zwischen den hercynischen Ablagerungen und dem 
Uuterdevon bilde. 


Hierauf wurde die Sitzung geschlossen. 


V. W. O. 
BeyrichH. Dames. SPEYER. 


2. Protokoll der Maı - Sıtzung. 


Verhandelt Berlin den 2. Mai 1877. 


Vorsitzender: Herr WeEBsKY. 


Das Protokoll der April - Sitzung wurde vorgelesen und) 
genehmigt. 


Der Gesellschaft sind als Mitglieder beigetreten: 


Herr Dr. T. STerzeL, Lehrer für Naturwissenschaft an 
der höheren Bureetschalk und Custos des städti- 
schen Museums zu Chemnitz, \ 

vorgeschlagen durch die Herren H. REDNER; 
Dartue und Tu. SıEGERT; 


425 


Herr Bergreferendar Dr. Max Busse z. Z. in Clausthal, 
vorgeschlagen durch die Herren Kayser, LIEBISCH 
und Danues. 


' Der Vorsitzende legte die für die Bibliothek der Gesell- 
schaft eingegangenen Bücher und Karten vor. 


Herr Weiss sprach uber neuere literarische Arbeiten, 
welche auf die Fructification der Calamarien Bezug nehmen, 
‘(Siehe den Aufsatz in diesem Heft pag. 259.) 


Hierauf wurde die Sitzung geschlossen. 


Vs W. O. 


h WEBSKY. Weiss. Danmss. 


3. Protokoll der Juni - Sıtzung. 


Verhandelt Berlin, den 6. Juni 1877. 


Vorsitzender: en Bryrich. 


Das Protokoll der Mai - Sitzung wurde vorgelesen und 
genehmigt. i 


Der Vorsitzende legte alsdann die für die Bibliothek der 
Gesellschaft eingegangenen Bücher und Karten vor. 


- — Herr HaAucHzcorne berichtete über die Resultate, welche 
die bei Dobrilugk in der Lausitz und bei Purmallen in Ost- 
Preussen gestossenen Bohrlöcher für die Geologie gehabt 
haben. *) | 


Herr Beyrıca las eine briefliche Mittheilung des Herrn 
Kayser über das rheinische paläozoische Gebirge (siehe dieses 
Heft Pag. 407), sowie eine weitere des Herrn SCHWEINFURTH 
über in Afrika gemachte paläontologische Sammlungen vor. 


- Herr WesskY legte einige aus Quarz und Antimonglanz 
jestehende Gangstücke vor, welche das mineralogische Mu- 
eum als Geschenk von dem Bergwerks - Director Herrn 
BBART erhalten hat. | 


” 


© *) Dieselben werden ausführlich in einem der nächsten Hefte dieser 
1 Zeitschrift als Aufsatz veröffentlicht werden. D.R. 


426 


Dieselben stammen nach seiner Mittbeilung aus den För- 
derungen des Antimonwerkes Heinrichshain bei Punnau in 
Böhmen, 7!/, Kilom. von Marienbad und ebensoweit von der 
Eisenbahnstation Kuttenplan. 

Es sind daselbst sechs in hor. 11—3 streichende, theils 
parallel laufende, theils sich spitzwinklig schneidende Gänge 
bis auf 2000 Meter Länge schurfweise constatirt, zwei der- 
selben durch eine Dampfkunst in 23 Meter Teufe 336 Meter 
und 152 Meter im Streichen aufgeschlossen worden. 

Diese Gänge setzen im Ampbibolschiefer auf, der nahbe# 
dasselbe Streichen, namlich hor. 10—2, besitzt und steil auf- 
gerichtet sowohl östlich wie westlich einfällt, 

Die Gänge erreichen stellenweise eine Mächtigkeit von 
4 Metern, sie bestehen aus zersetztem Nebengestein und sehr 
drusigem, aus Krystallen zusammengeseiztem Quarz, in wel- 
chem letzteren der Antimonglanz theils eingesprengt auftritt, ® 
theils in derben strahligen Massen eine centraie Ausfüllung® 
bildet; er wird von leicht verwitterndem Markasit begleitet, 
welcher die Bildung von Eisenvitriol und dessen Oxydations 
Producten im Alten Mann bewirkt. Ion dem gegen Südost sich 
 auflagernden Glimmerschiefer vertauben die Gänge. 

Herr Weiss legte zuerst eine kleine Anzahl Pflanzen 
abdrücke des Rothliegenden zwischeu Laugwal 
tersdorf und Lässıg bei Gottesberg iu Schlesien vor (1? de 
Niederschlesischen geolog. Karte), welche ihın vom Herr 
Bergmeister ScHaürze in Waldenburg zur Bestimmung zuge 
sehickt und am angeführten Orte in einem Voreinschnitt@& 
zum Tunnelbau durch Herrn Bun WALTER in Lässig h 
gesammelt wurden. '# 

Ausser den in den meisten Rothliegenden Todalttäten aufs 
tretenden Walchia piniformis und iliciformis, Odontopteris obE 
tusa und Alethopteris (Callipieris) conferta, die nicht mitgesand) 
waren, liegen nun vor: Sphenopteris crassinervia Göpp., die 
auch theilweise der ‚Sphenopt. Naumanni GuUTBIER (dessene 
Fig. 4) sehr nahe kommt, erstere bisher nur von Nieder; 
Rathen in der Grafschaft Glatz, letztere weiter verbreite 
(Nieder-Rathen, Wünschendorf, Lissitz in Mähren, Saalhausen)) 
Neuropteris cf. angustifolia BRONGN., wegen zu undeutliche| 
Nervation nicht genau bestimmbar; eine Oyclopteris, wie sie aucl 
ahnlich in Steinkohlen - Formationen vorkommt (ef. varians) 
Callipteridium Regina A. Rom. sp., bisher nur von Zorge in 
Harz; Pecopteris oreopteridia SCHLOTH. sp.; Taeniopteris ef 
multinervia Weiss, an einzelnen Stellen mit der zweifacheı 
Gabelung der Seitennerven am Grunde, an anderen abe; 
scheinbar einfache sich mit einfach gabligen Nerven mischeno 
wie bei 7. abnormis Gurte. (jene bisher sicher von Lebach 


427 


diese von Zwickau, Braunau, Neurode); Sagenopteris taeniae- 
 folia GöpP. , Blaher nur von Braunau; endlich noch COyatho- 
 carpus arboresceus und Asterophyllites equisetiformis. 

’ Nächstdem sprach derselbe Redner uber die Verthei- 
lung der fossilen Landfloren in den Formationen 
- überhaupt, im Vergleich mit derjenigen der thierischen Reste, 
- und das hieraus ableitbare Gesetz. (Siehe den Aufsatz in 
_ diesem Hefte pag. 252.) 

} Herr Dauzs legte ein eigenthümlich missgebildetes Exem- 
 plar eines Micraster en aus der turonen Kreide 
von Kalkofen bei Lebbin auf der Insel Wollin vor. Das 
_ ungewöhnliche grosse Exemplar fällt schon bei fluchtiger Be- 
1 trachtung dadurch auf, dass die rechte Seite in der vorderen 
_ Hälfte gewölbter und dabeı schmäler ist als die linke. Vom 
_ Genitalapparat strahlen die hinteren paarigen, das linke vor- 
dere und das unpaare Ambulacrum regelmässig aus. Das 
rechte vordere Ambulacrum dagegen erscheint verdoppelt. 
"Das erste Porenpaar ist noch regelmässig, dann aber ver- 
breitert sich die Ambulacralfurche um das doppelte und es 
"stellen sich in der Mitte noch zwei Reihen Porenpaare, auf 
einer stumpfen Erhebung stehend, ein. Die beiden Poren- 
7 reihen liegen dicht nebeneinander und bestehen aus runden 
en; gegen das Ende der Ambulacralfurche werden sie un- 
{ regelmässig, oblitteriren all- 
mälich und sind am Ende der 
Furche nicht mehr zu beob- 
achten, von hier ab bis zum 
Peristom verlaufen die einzel- 
nen getrennt stehenden Paare 
wieder in normaler Weise. Es 
sind also in der Ambulacral- 
furche vier Porenreihen (oder 
ein Doppelambulacrum ) vor- 
handen. Interessant ist es, 


Fa unpaares Ambulacrum. dass sich die Ursache dieser 
-b, b hintere paarige Ambulacra. Missbildung feststellen lässt. 
-  e linkes vorderes Ambulacrum. Dicht neben dem unversehrten 
Erdirechtes , „ Genitalapparat bemerkt man 


eine unregelmässig längliche, 
‚ovale, buckelartige Erhebung der Schale, über welche hinweg 
die 2 mittleren der 4 Porenreihen verlaufen. Da das erste 
Porenpaar regelmässig gebildet ist, so lässt sich annehmen, 
dass ein fremder Körper (ein Kalk- oder Sandkörnchen) oder 
eine krankhafte Anschwellung der Schale selbst den Grund 
zu dieser Missbildung gab, die auf die ganze Ambulacral- 
furchen - Ausdehnung Einfluss ausübte, dann aber einer nor- 


428 


\ 


malen Weiterentwickelung der Porenpaare wich. Es ist diese 
Art der Missbildung nicht zu verwechseln mit der von von 
Meyer (Nov. Act. Ac. Leop. V. 18. 2. pag. 284. t. 13) schon 
beschriebenen Abweichung von der Fünfzahl im Bau der Echi- 
niden, wo anstatt der d Ambulacren 4 (Cidaris) oder 6 (Ga- 
lerites) in gleichen Spatien sich einstellen. Die an dem vor- 
gelegten Exemplar vorhandenen 6 Ambulacren sind durch 
krankhafte Verdoppelung eines Ambulacrums entstanden. 
Der hier beschriebene Fall steht bis jetzt vereinzelt da. Auch 
die hierauf hin angestellte Revision der im hiesigen zoolo- 
gischen Museum aufbewahrten Echiniden war resultatlos. 


Hierauf wurde die Sitzung geschlossen. 


V. W. (0) [0 
BEYRICH. Weiss. Dames. 


Druck von J. F.Starcke in Berlin. 


E-. Zeitschrift 


der 


: Deutschen geologischen Gesellschaft. 
| e% eo: (Juli, August und September 187). 


A. Aufsätze, 


1. Beiträge zur Geognosie des Oberharzes, 


Von Herrn A. v. Groppkck in Clausthal. 


Ueber das Alter der Schichten zwischen Diabaszug 
und Bruchberg. 


- Durch den Nachweis des Vorkommens von Posidonomya 
heri südöstlich vom oberharzer Diabaszug*) ist es bewiesen 
den, dass sich die Culmschichten zu beiden Seiten des 
baszuges vorfinden, und die Auffassung des letzteren als 
onischer Luftsattel begründet. Welches Alter das ganze 
schen oberharzer Diabaszug und Bruchberg liegende 
ichtensystem besitzt. ob es silurisch oder carbonisch ist, 
sogar vielleicht devonische Partieen darin auftreten, war 
vor Kurzem eine durchaus offene Frage, und gingen die 
ichten darüber weit auseinander. 

Einen Beitrag zur Lösung dieser wichtigen Frage zu lie- 
,„ und gleichzeitig einige damit mehr oder weniger im 
ammenhang stehende geognostische Beobachtungen am 
'z bekannt zu machen, ist Zweck der folgenden Zeilen. 
Bekanntlich bestehen die fraglichen Schichten aus Grau- 
jacken, Thonschiefern und Kieselschiefern. Ausser Pflanzen- 
'esten, darunter Calamiten in den Thonschiefern und Grau- 
jacken, und den im vorigen Jahre wiederum aufgefundenen 
Posidonomyen im Hutthal, ist das ganze Schichtensystem ver- 
feinerun gsleer. 

2 D) Siehe Zeitschr. 1876 pag. 361 ff. 

Zeits.d. D.geol. Ges, XXIX. 3. 29 


R; 


430° 


F. A. RoEMER, der unser Schichtensystem schon für Culm 
hielt, bat die Kieselschiefer auf seiner bekannten Karte in 
alien zusammenhangslosen Partieen dargestell. — Bei 
meinem seit dem Jahre 1871 in diesem Gebiet ausgeführten 
Aufnahmen*) hat es sich herausgestellt, dass sich die Kiesel- 
schiefer wesentlich zu drei getrennten, allerdings vielfach ver- 
zweigten und zu einzelnen Nebenzügen, oder isolirten Par- 
tieen, aufgelösten, aber immer dem allgemeinen Schichten- 
streichen folgenden Hauptzügen gruppiren, zwischen denen 
Grauwacken und Thonschiefer, stellenweise auch Quarzite, 
legen. 

Der nordwestlichste, am meisten zertheilte, dem Diabas- 
zug zunächst liegende Kieselschieferzug taucht unter hercy- 
nischem Schotter oder Zechsteinschichten, an der Freiheit bei 
Osterode hervor und lässt sich von hier bis zum Eberthals- 
kopf, zwischen Altenau und Harzburg, verfolgen. : 

Mit Ausnahme einer Stelle, nämlich an den Abhängen 
des Eisernen Stiegs, Dürrenkopfs und Langenbergs bei Ler- 
bach *), wo sich ein Zweig dieses Zuges unmittelbar an den 
Diabaszug anlegt, die hangende Grenze desselben bildend, ist 
dieser ganze Kieselschieferzug von Grauwacken und Thon- 
schiefern umgeben, die auch alle Räume zwischen den ein- 
zelnen Nebenzugen, mannigfachen Verzweigungen, oder iso- 
lirten Partieen desselben erfüllen. 

Durch eine breite Grauwacken- und Thonschieferzone, 
in welche die Söse ihr Flussbett eingegraben hat, von diesem | 
Zuge getrennt, verläuft an dem nordöstlichen Abhange des 
Bruchbergs vom Wüstebleek und Apenke bei Osterode bis 
nach der Steilen Wand im oberen Kellwasserthal bei Altenau 
ein zweiter breiter Kieselschieferzug. Dieser Zug wird, nebst 
dem angrenzenden Quarzit, bei Osterode von hercynischem 
Schotter bedeckt. An der nordöstlichen, gegen Söse und Oker 
gerichteten Seite zeigt er fast gar keine Abzweigungen, ist | 
nirgends von Nebenzügen begleitet, sondern in einfacher, sanft | 
hin und hergebogener Linie gegen die benachbarten Grau- 
wacken und Thonschiefer scharf abgegrenzt. 

Nach Südosten dagegen sendet der Zug in den unmittelbar 
daranliegenden Bruchbergquarzit Abzweigungen hinein, und | 
finden sich einzelne isolirte Partieen von Quarzit, quarzitischen | 
Grauwacken und Thonschiefern mitten in dem Zuge einge 
schlossen. a 

Der dritte, mittlere Zug beginnt mit feiner Spitze am | 
Sperberhaier Damm und setzt, vielfach verzweigt und sich | 
verbreiternd, über Altenau Br: von dort lässt er sich noch | 


*) Siehe diese Zeitschr. 1872 pag. 613. 


431 


_ bis zum Spitzenbruch verfolgen, wo er wiederum mit feiner 
Sitze endet. 

Nach allen Seiten ist dieser Zug von Grauwacken und 
nechiefern umgeben. 

Die Kieselschiefer des besprochenen Gebiets sind an sehr 
| - vielen Stellen von Gesteinen begleitet, die HAusmann zuerst 
als Adinole beschrieben hat.*) Dieselben finden sich z. B., 
um nur einige ausgezeichnete Fundpunkte anzugeben, am 
_ Hengstrücken bei Osterode, am lLerbacher Huttenteich, auf 
- der Höhe des Clausberges, an den Heidelbeerköpfen , am 
 Schwarzenberge, am Ifenkopf, am Eichelnberge bei Riefens- 
_ beek, an den Giersköpfen, am Wienthalskopf, Krumme Waa- 
gen, a: Breitenberg, Nasseweg etc. 

Die hier als Adinole bezeichneten Gesteine lassen sich 
leicht von den begleitenden Kieselschiefern durch ihren matten 
 jaspisartigen Bruch, ihre verschiedenen, oft sehr lebhaften 
_ rothen, grünen und grauen Farben und besonders durch ihre 
"leichte Schmelzbarkeit unterscheiden. Chemisch sind sie durch 
einen sehr hohen 4A — 10 pCt. betragenden Natrongehalt aus- 
gezeichnet. Sie finden sich sehr selten anstehend, sondern 
meist in lose umbherliegenden Blöcken, die sich gewöhnlich 
urch eine auffallende weisse Verwitterungsrinde auszeichnen. 
Hausmann sagt 1. c., dass die Adinole in Lagen von ver- 
- schiedener Breite, zuweilen bandförmig, mit dem Kieselschiefer 
_ abwechselt, wobei entweder eine scharfe Sonderung, oder eine 
feezenseitige Verflössung beider sich zeigt. 

Es ist mir innerhalb des hier zunächst berücksichtigten 
Gobies nur möglich gewesen, eine einzige Stelle zu finden, 
an welcher die SEN eh der Adinole deutlich 
aufgeschlossen sind. — Es ist dies die Stelle, welche Hauvs- 
MANN bei seiner Sehldennon sicherlich auch im Auge pehaht 
hat, nämlich das Ohausseeprofil am Lerbacher Hüttenteich. 
Kein Grund liegt vor daran zu zweifeln, dass dieses Do 
eernkliniee das allgemeine ist, dass also demnach die 
 Adinole Schichten zwischen dem Be bildet, wie 
‘schon mein Freund Lossen hervorgehoben hat. **) 

Er Sehr wichtig ist es, dass sich die Adinolen bis 
Jetzt noch in keinem anderen Kieselschiefelgebiet 
des. Harzes hatten auffinden lassen, weder zwi- 
schen den silurischen Kieselschiefern des Ost- 
harzes, noch zwischen den, ihrer Lagerung nach, 
uuzweifelhaften Oulmkieselschiefern des West- 
harzes. — Um so überraschender war es mir, in letzteren 


# 
F- 


*) Siehe diese Zeitschr. 1872 pag. 613. (Bild d. Harzgeb. pag. 79). 
**) Siehe diese Zeitschr. Bd. XXI, pag. 591 und XXIV. pag. 739. 


29* 


432 


bei Lautenthal im September 1876 Adinole nachweisen zu 
können. 

Dieser Fund, auf den zunächst näher eingegangen werden 
soll, macht es recht wahrscheinlich, dass die Schichten zwi- 
schen Diabaszug und Bruchberg dem Culm angehören, denn 
auf Grund der neuerdings so sorgfältig ausgeführten geogno- 
stischen Untersuchungen im Östharz mussen wir annehmen, 
dass in den silurischen Kieselschiefern des Harzes keine Adi- 
nolen vorhanden sind. 

Der ausgezeichnetste Fundpunkt der Lautenthaler Adinole 
ist an der sogenannten Teufelsecke unterhalb Lautenthal. Es 
ist das eine am linken Thalgehänge der Innerste vorsprin- 
sende Partie des Teufelsberges, der ich schon in meinem 
Abriss der Geognosie des Harzes pag. 149 gedacht habe. 

Hier sind die Kramenzelschichten und Kieselschiefer 
treffllich aufgeschlossen. 

Dass die Kieselschiefer wirklicb dem Culm und nicht 
etwa dem Devon angehören, war schon früher durch das Vor- | 
kommen von Posidonomya PBecheri in denselben bewiesen (l.c. 
pag. 104). — Im vorigen Jahre fand ich nun, zum weiteren 
Beweise, zwischen den Kieselschiefern an der Teeufelsecke eine 


über fussdicke mächtige Bank eines dunkelblauen Kalksteins © 


in Gesellschaft von schwarzen Alaunschiefern ähnlichen oder 
graugrun, auch gelblich gefärbten Thonschiefern. — In dem 
Kalkstein und in den begleitenden Thonschiefern ist Posido- 
nomya Becheri massenhaft zu finden. 
Im Kalkstein liegt, wenn auch seltener, Ortholeras strio- 
latum; auch undeutliche Reste von Goniatiten finden sich. | 
Es ist dies jedenfalls eines der wichtigsten Culmkalk- ' 


Vorkommen des Harzes, auf deren Wichtigkeit Herr HALrar 5 


neuerdings in dieser Zeitschrift 1877 pag. 63 mit Recht | 
hinweist. | 

Gerade dieser Wichtigkeit wegen sei es erlaubt, nebenbei | 
auzufuhren, dass, als ich im Aupust mit meinen hochverehrten | 
Freunden, den Herren Lossen und KAYSER, im Öberharz ge- | 
meinschaftliche geognostische Excursionen machte, es uns ge- | 
lang, am Grossen Ahrendsberg, in der Grossen Juliusstau, | 
mächtige Schichten silieirter Culmkalke zwischen metamor- | 
phosirtem Posidonomyenschiefer nachzuweisen. | 

Es ist dies schon die vierte Stelle, an welcher im Ober- 
harz, abgesehen vom Iberg, versteinerungsführende Culmkalke | 
deutlich vorkommen. Diese vier Stellen sind also: Bocks- | 
wieser Stollnort, Grosse Juliusstau am Grossen Ahrendberge, | 
Bielstein bei Lautenthal (durch Herrn HALFAR nachgei 
und Teufelsecke bei Lautenthal. | 

Im Hangenden der südlich einfallenden Culmkalkbank an | 


433 


Be: | 
‘der Teufelsecke findet man, umgeben von grünlichen, wetz- 
schieferartigen Gesteinen und echten Kieselschiefern bis fuss- 
 dieke Lagen rother, jaspisartiger Adinole, ebenso Schichten 
_ von grün und graugefärbter Adinole. 
Bei diesem relativ grossartigem Vorkommen ist man nun 
jeden Zweifels bezüglich der Lagerung überhoben. 
, Die Adinole liegt hier deutlich schichtenförmig im Kiesel- 
- schiefer. 
Nachdem ich durch diese Beobachtung auf die Adinole- 
 gesteine bei Lautenthal einmal aufmerksam gemacht war, ge- 
lang es mir, dieselben auch in dem bekannten von HAUSMAnN 
fl. ec. pag. 80) abgebildeten Kieselschieferbruch am Bielstein, 
ferner im Dölbethal und am Grossen Trogthaler Berg aufzu- 
- finden. Unzweifelhaft werden sie sich noch an vielen anderen 
Stellen bei Lautenthal nachweisen lassen. 
3 Die äussere Aehnlichkeit dieser Adinolen mit den zwi- 
schen Diabaszug und Bruchberg vorkommenden, ist so frappant, 
dass man auf den ersten Blick die Zusammengehörigkeit der- 
selben erkennt. 
Auf meine Veranlassung hat Herr Ingenieur WUNDERLICH, 
Assistent im hiesigen bergakademischen Laboratorium, eine 
= Suite von Adinolen analysirt und haben die Analysen, welche 
" nachstehend mitgetheilt sind, bewiesen, dass die Adinolen von 
“ Lautenthal und Lerbach zwar nicht alle genau dieselbe Zu- 
‚sammensetzung haben, sich aber sämmtlich durch ihren hohen 
"Natrongehalt (4,3—10 pCt.) und relativ niedrigen Kaligehalt 
(0,28—1,86 pCt.) auszeichnen. 

Durch umstehende Analysen ist es bewiesen, dass typische 
Adinolen, die bisher, ihrem Alter nach, in sicher bestimmten 
geognostischen Niveaus des Harzes nicht bekannt waren, dem 
Harzer Culm angehören. | 
® Wenngleich Adinole bekanntlich durchaus nicht allein und 
ausschliesslich in Culmschichten auftritt, so ist es doch für 
unseren Zweck sehr bemerkenswerth, dass dieselbe im Culm 
Nassau’s, Hessens und Westfalens verbreitet ist.*) 
Non nicht geringerer Bedeutung für die Altersbestimmung 
ler Schichten zwischen Diabaszug und Bruchberg ist das 
ommen von Geschieben gemengt krystallinischer Gesteine 
den Harzer Grauwacken. | 

Grobe Conglomerate mit solehen Gesteinen (Granit, Felsit- 


_ *%) Siehe H. v. Decuen, Verhandlung des naturwissensch. Vereins 
 preuss. Rheinlande u. Westfalen VII. Jahrg. 1850 pag. 186. — 
Koch, Jahrbuch des Vereins für Naturkunde im Herzogthum Nassau 
1860, 15. Heft pag. 237. — K.A.Lossen, diese Zeitschr. 1872 pag. 798. 


— WÜRTENBERGER, N. Jahrb. f, Min. G. u. P. 1865 pag. 5350. 


Bi 


434 
I. 

a. 
Kieselsäure 71,60 56,841 76,426 
Titansäure — ; 0,059 0,079 
Schwefelsaurer Baryt . — — — 
Eisenoxyd | 1,41 0,023 0,030 
Eisenoxydul . — 1,504 2,022 
Thonerde . 14,75 5,164 6,944 
Phosphorsäure . — 0,096 0,129 
Manganoxydul Spur 2,401 3,229 
Kalkerde . 1,06 15,710 1,912 
Magnesia . ‘:Spur 0,911 1.225 
Kali. 0,32 1,090 1,466 
Natron. 10,06 4,281 5,156 
Wasser — 0,537 0,722 
Bitumen (CH). — Spur —_ 
Kohlensäure . — 11,191 — 

Summa 9,20 | 9,808 | 100,00 |: 
Spec. Gewicht — 2,68 = 


I. Rothe Adinole 


EENEEENENEE RE 
RE Ct 


von Desbach nach SCHNEDERMANN. 


II. 


S. Hausmann, Bildung des Harzgebirges pag. 79. | 
Gestein vom Hüttenteich bei Lerbach, welches einen 
schichtenförmigen Wechsel von en Lagen grün- 
licher und röthlicher Adinole mit grauem krystalli- 
nischem Kalkstein zeig. — Die Kohlensäure der 
Analyse a. gehört diesem Kalkstein an. — b. ist die 
auf 100 berechnete Substanz nach Abzug des der 
Kohlensäure entsprechenden kohlensauren Kalks. 


435 


IV 2 VI. vn. 
76,267 | 68,490 | 76,340 | 76,178 | 70,186 
0,190 0,110 0,020 0,122 0,014 
ee au ei | ie! a A 
1574. .\..:3,328 | 1,828 | 0,800. | 1,200 
0,439 0,068 | 2,261 1,200 0,824 
13,798 | 15,695 | 9,486 | 15,014 | 14,601 
0,205 | Spur 0,186 0,199 
0,305 Spur | 0,825 Spur Spur 
1,213 2,301 | 0,889 so 3,450 
01279 | 1120 | 0610 | 0,560 | 1,010 
0,286 1,201 | 1,846 1,452 1,861 
5115 | 6a | 6,399 | 4321 | 7,432 
2,339 2,436 | 0,734 1,327 1,450 
Spur de — Sm Far 
‚0,193 _ Spur — — 
Bm 
7 102,386 | 101,375 | 101,67 | 108,07 | 102,227 
2,74 2,65 al 2,74 2,96 


| | 

Hell fleischroth gefärbte Adinole von der Teufelsecke 
bei Lautenthal. 

Grünlich graugefärbte Adinole mit darin stelllenweise 

vertheilt liegenden fieischrothen Partieen von der 

Teufelsecke. 

Hellgrüune Chrysopras -ähnliche Adinole von der Teu- 
 felsecke. | 
. Graublaugefärbte Adinole aus dem Dölbethal bei 


Lautenthal. | 
Graublaugefärbte Adinole vom Bielstein bei Lautenthal. 


436 


porphyr etc.) sind lange im Liegenden des Oberharzer Diabas- 
zuges bekannt. Sie bilden hier keine zusammenhängende 
Schicht, sondern treten local in einer Grauwackenthonschiefer- 
zone auf, die sich parallel dem Diabaszuge von der Rumpel- 
brücke (einem kleinen Thälchen uördlich von Osterode) bis 
zum Huneberg (zwischen Altenau und Harzburg) verfolgen 
lässt, und ebenso wie die begleitenden Kieselschieferzuge von 
der Fortsetzung des vereinigten Burgstädier- und Rosenhöfer 
Gangzuges verworfen wird. 

Die bekannten Vorkommen dieser Conglomerate liegen 
nicht alle in derselben Streichungsrichtung, wie man sich leicht 
überzeugen kann, wenn man dieselben auf eine genaue Karte 
aufträgt. — Uebrigens ist in einem Wasserlauf, der von der 
Widerwage (einem Nebenthälchen des Hutthals) nach dem 
Hirschler Teich getrieben ist, deutlich aufgeschlossen, dass 
keineswegs nur eine Conglomeratschicht vorhanden ist, son- 
dern mehrere, die durch gewöhnliche Grauwacken- und Thon- 
schieferschichten getrennt sind. | 

Im Herbst 1875 wurde ich auf das Vorkommen dieser 
Conglomerate in der Nähe von Grund, an der Chaussee in 
einem Steinbruch unterhalb der Bergstadt, aufmerksam, dessen | 
F. A. RoEmer bereits im Jahre 1844 notizweise gedacht hat 
(Neues Jahrb. für Miner. 1844 pag. 58) und dadurch veran- 
lasst, im Sommer 1876 weitere Nachforschungen über diese | 
Gesteine zu machen. | 

Es gelang nachzuweisen, dass sich dieselben in grosser 
Verbreitung im nordwestlichen Theile des Oberharzes, zwischen | 
Badenhausen und Lautenthal, vorfinden. 

Nur der Umstand, dass die in Rede stehenden Schichten | 
in selten besuchten Gegenden des Gebirges liegen, und in 
diesen sehr sparsam anstehend zu beobachten sind, erklärt 
es, dass man von ihnen bisher keine Kenntniss gehabt hat. 
Die groben Conglomerate zerfallen, der Verwitterung preis- | 
gegeben, so leicht, dass man nur selten grössere Gesteins- | 
stücke derselben findet. — Das Bindemittel zerbröckelt und 
die Geschiebe fallen heraus. — Die letzteren sind dann aber | 
auch so auffallend, dass man sie bei einiger Aufmerksamkeit 
nicht übersehen kann, besonders auf Waldwegen, in denen die 
Moosdecke aufgerissen ist. Unter den Geschieben sind wall- | 
nussgrosse Geschiebe von Milchquarz am häufigsten, demnächst | 
Geschiebe verschieden gefärbter Quarzite.. — Wo man diese] 
Quarz- und Quarzitgeschiebe findet, werden bei längerem Su- | 
chen nirgends Geschiebe von Granit und Felsitporphyr | 
vermisst. | 

Nebenbei sei bemerkt, dass zu den hier in Betracht kom- | 
menden Conglomeraten nur solche mit mindestens wallnuss- | 


437 


grossen Geschieben gerechnet sind. Conglomerate mit erbsen- 
_ oder bohnengrossen Geschieben enthalten selten, und wenn 
überhaupt, nur äusserst sparsam deutliche Bruchstücke ge- 
- mengt krystallinischer Gesteine; sie sind im ganzen Culm- 
 grauwackengebiet, ebenso wie in silurischen oder devonischen 
- Grauwacken, unregelmässig verbreitet und nicht niveaubeständig. 
Am Grossen Ufer bei Badenhausse ist der sudlichste Punkt 
_ an dem die Conglomeratschichten mit Geschieben gemengt- 
krystallinischer Gesteine unter der Zechsteindecke hervor- 
tauchen; von da ziehen sie sich über den Mittelberg nach dem 
- Brandhay und Kalteborn hinauf, werden hier von dem Laub- 
- hütter Gangzug verworfen und setzen dann quer über die 
Höhe zwischen Paulwasser und Kreuzbach bis nahe an den 
- Silbernaaler Zug. 

= Zwischen Laubhütter und Silbernaaler Zug finden sich 
_ die Conglomeratschichten weiter westlich noch einmal am 
- Knollen ”s Grund und dem westlichen Einhang des Eichel- 
- berges, an welchem letzteren die Schichten auch noch nörd- 
"lich vom Silbernaaler Zug in geringer Verbreitung anzu- 
| treffen sind. 

Die weitere Fortsetzung der Schichten jeuseit des Silbern- 
= aaler Zuges, nach einer eventuellen Verwerfung, scheint durch 
“ den Zechsteinkalk des westlichen Harzrandes verdeckt. Unter 
‚letzterem tauchen sie aber am Heinrichsberg wieder auf und 
Eehen von hier über den Buchberg nach dem Pferdekopf. 

> Am nördlichen Rande des Ibergs und Winterbergs lassen 
‚sich die Conglomerate auch an dem Alten Pandelbach und am 
Hasenberg auffinden. — Nördlich vom Hüutschen- und Spiegel- 
‚thaler Gangzuge sind die Höhen, westlich von der Innerste, 
Dre ich an unseren Schichten. 

- Mit breiter Basis beginnen sie nördlich des Zuges an der 
Pandelbachshöhe und am Strullberg;; in ihrem weiteren nord- 
östlichen Fortstreichen über die*Grosse Wulpke und das Flöss- 
hay verschmälern sie sich allmählig. — Dieser Tbeil des 
‚Schichtensystems setzt am Grossen Wöhlersberge, südlich von 
der Hütschenthaler Sägemüble, auch sogar über die Innerste 
ieruber. Oestlich von der Innerste ist auch noch ein zweites 
Eenig ausgedehntes Vorkommen am Adlersberge, unmittelbar 
nördlich vom Spiegelthaler Zuge, bekannt. 

- Unweit Münchehoff finden wir das grobe Conglomerat 
derum dicht neben der Zechsteindecke. In der weiteren 
Kortsetzung davon liegen die Schichten an den Brombergs- 
köpfen und am Neckelnberge. 

- Damit haben wir den nördlichsten bekannten Punkt dieses 
Vorkommens erreicht, das durch den Lautenthaler Gangzug 
abgeschnitten erscheint; ob nördlich des letzteren die Conglo- 


438 


merate noch vorkommen , müssen weitere Untersuchungen 
ergeben. 

Es ist zweifellos, dass die besprochenen groben Conglo- 
merate mit den Geschieben von Granit, Felsitporphyr etc. dem 
Culm angehören. 

Sie legen sich in ihrem östlichen Verbreitungsbezirk an 
den devonischen Diabaszug, in ihrem westlichen Verbreitungs- 
bezirk an den devonischen Iberg und wird es daraus klar, 
dass sie einem bestimmten Niveau und zwar den tieferen 
Schichten des Culm angehören. 

Für die Gliederung des Culm verspricht diese Beobachtung 
. sehr wichtig zu werden. 

Da man bis jetzt nirgends in den Harzer silu- 
rischen und devonischen Grauwacken solche Con- 
glomerate angetroffen hat, darf es wohl als höchst 
bemerkenswerth bezeichnet werden, dass sich die- 
selben auch zwischen dem Diabaszug und Bruch- 
berg haben nachweisen lassen. 

In früheren Jahren waren sie mir schon in der Nähe der 
Stadt Altenau und zwar am Kirchenholz und Schwarzenberg 
bekannt. — Im vorigen Jahre war ich erfreut, sie am Söse-# 
kopf bei Osterode anzutrefien. Es ist dies einer der schön- 
sten Fundpunkte.e. Am linken Söseufer befindet sich ein 
grosser, der Stadt Osterode gehöriger Steinbruch; am nord-' 
östlichen Ende desselben steht die Conglomeratbank an, und 
zieht sich von hier in mächtigen Klippen bis beinahe auf die® 
Höhe des Sösekopfes. Se 

Die Granitgerölle erreichen hier meist Faustgrösse, oder’ 
sind noch grösser. q 

Durch die Güte des Herrn Director Lange am Scheeren-S 
berge bei Osterode erhielt ich von diesem Fundpunkt ein® 
Stuck mit einem Thonschiefergeschiebe, das einen Fenestella- 
ähnlichen Abdruck zeigt. F 7 a 

Die Adinolen und die groben Conglomerate mit Geschie-! 
ben gemengt krystallinischer Gesteine in den Schichten zwi- 
schen Diabaszug und Bruchberg können, obwohl sie sich, am| 
Harz ausserdem, wie hervorgehoben, bis jetzt ausschliesslich in) 
typischen Oulmschichten gefunden haben, nicht allein das car- 
bonische Alter jenes Schichtensystems beweisen. OR 

Es treten aber noch folgende beweisende Umstände hinzu. 

Während die Grauwacken des Silurs, Devons und Kohlen- 
gebirges am Harz gar keine wesentlichen petrographischen 
Verschiedenheiten zeigen, ist dies bei den Thonschiefern wohl! 
der Fall. Die Thonschiefer des unteren Kohlengebirges zeich- 
nen sich am Harz dadurch aus, dass sie eine sehr sandige 
Beschaffenheit haben, also den Charakter der Grauwacken- 


439 


© schiefer besitzen; sie zeigen meist eine blaugraue Farbe und 
brechen beim Anschlagen nicht mit ebenen, sondern schwülig 
gebogenen Flächen. 

3 Die geschilderte Beschaffenheit zeigen, mit wenigen Aus- 
- nahmen, die Thonschiefer zwischen Diabaszug und Bruchberg, 
E Ein noch grösseres Gewicht ist darauf zu legen, dass am 
> Polsterthaler Teiche, wo der Osteroder Diabaszug mit feiner 

- Spitze endet, ferner am Eberthalskopf und Spitzenbruch, wo 

7 die den Diabaszug begleitenden Kieselschieferzuge ihre End- 
- schaft erreichen, die oberharzer Culmschichten mit den Ge- 
 steinen zwischen Diabaszug und Bruchberg in direeten räum- 
- lichen Zusammenhang treten, ohne dass Verwerfungserschei- 

nungen nachgewiesen, oder auch nur vermuthet werden können. 

Es lassen sich also in kurzer Wiederholung folgende 

_ Gründe dafür angeben, dass die Schichten zwischen Diabaszug 
- und Bruchberg dem unteren Kohlengebirge angehören: 


1. Das Vorkommen von Posidonomyen im Hut- 
thal. 
2. Die Verbreitung von Adinolen in den 
Kieselschieferzugen. 
3. Das Auftreten von groben ÖOonglomeraten 
mit Geschieben gemengt krystallinischer 
| Gesteine in den Grauwacken. 
4. Die sandige grauwackenschieferartige Be- 
j  schaffenheit der Thonschiefer. 
5. Der direete räumliche Zusammenhang mit 
typischen Culmschichten. 


Jeder dieser Gründe würde für sich nicht durchschlagend 
sein, in ihrer Gesammtheit wirken sie aber, wie mir scheint, 
"überzeugend. 

Ich bin mir wohl bewusst, dass die Auffindung eines, 
oder gar mehrerer Petrefactenfunde grössere Beweiskraft hat. 
Da wir aber solche bis jetzt nicht haben, und wenig Aussicht 
zur Auffindung vorhanden ist, schien es mir gerechtfertigt, auf 
‚die geschilderten Lagerungsverhältnisse und petrographischen 
‚Eigenthümlichkeiten hinzuweisen, umsomehr, da die Mitthei- 
lung derselben zur Vermehrung unserer geognostischen Kennt- 
nisse des Harzes beitragen kann. 
Nehmen wir es als bewiesen an, dass die Schichten zwi- 
"schen Diabaszug und Bruchberg dem Oulm angehören, so 
lassen sich die stratigraphischen Verhältnisse derselben nach 
Analogie der beim Diabaszug angenommenen leicht deuten; — 

es sind nämlich die von Thonschiefern und Grauwacken um- 
‚gebenen Kieselschieferzüuge als sattelföormige Erhebungen älterer 
Culmschichten aus jüngeren anzusehen. 


140 | = 


Diese Auffassung wird dadurch sehr gestützt, dass un- 
mittelbar neben den Kieselschieferzügen meist Thonschiefer 
liegen, die, wenn in ihnen auch noch nicht Posidonomyen 
gefunden sind, doch als Posidonomyenschiefer angesehen wer- 
den können, umsomehr, da dieselben meist die petrographische 
Beschaffenheit der Culmthonschiefer zeigen. — Vielfach haben 
diese Thonschiefer auch, ebenso wie die zwischen den Kiesel- 
schiefern liegenden, intensiv rothe Farbe. 

Es wiederholt sich also an den Kieselschieferzugen das 
bei Lautenthal aufgeschlossene Culmprofil, nämlich: Kiesel- 
schiefer mit Adinolen, Posidonomyenschiefer und darüber 
Grauwacke. 

Im besten Einklang mit unserer Auffassung steht es auch, 
dass sich unmittelbar an die devonischen Diabaszuge Kiesel- 
schiefer, zum Theil mit Adinolen, anlegen. 

Der kleine Diabaszug, welcher sich vom Lattenbusch über 
den Knöppelberg bis auf die Höhe des Schönenberges hin- 
zieht, ist an seiner südöstlichen oder hangenden Grenze von 
Kieselschiefern begleitet, die sich auf der Höhe des Schönen- 
berges um die Spitze des Zuges herumlegen und dann im 
Liegenden verschwinden. 

Im Liegenden des grossen Zuges, der von Osterode bis 
zum Polsterthaler Teich zu verfolgen ist, erscheinen auf der 
Höhe des Eisernen Stieges Kieselschiefer mit schönen rothen 
Adinolen. *) | 

Entsprechend liegen, wie schon oben erwähnt, am Eiser- 
nen Stieg auch am Hangenden des Zuges Kieselschiefer, so # 
dass letztere an dieser Stelle einen vollständigen Luftsattel © 
bilden. 
Ich bin jetzt auch nicht mehr zweifelhaft, dass die schon | 
zweimal von mir erwähnten**) Kieselschiefern ähnlichen Ge- 
steine, welche im Hutthal (Widerwage) zwischen dem kör- | 
nigen Diabas und den Posidonomyenschiefern liegen, wirklich 9 
den Culmkieselschiefern angehören. '% 

Ein ganz gleiches Vorkommen kenne ich auch aus dem © 
Stolln der Grube Georg Andreas am Polsterberge. 


2. Ein neuer Gang im Oberharz. 


Das parallele Streichen (h. 5—5) und gleichgerichtete 
steile Einfallen (ca. 60—70° SO.) sammtlicher Schichten zwi- 
schen Osterode und Harzburg, welches auch durch die Oker- | 


*) Diese Zeitschr. 1885 pag. 611. | 
**) Abriss der Geognosie des Harzes pag. 162 und diese Zeitschr. 
1876 pag. 364. r 


441 


‚thaler Granitpartie nicht wesentlich geändert wird, kann ent- 
_ weder in der gleichmässigen Erhebung des Schichtensystems 
‘seinen Grund haben, so zwar, dass sich jetzt in SO. das 
- Hangende, in NW. das Liegende befindet, oder es ist die 
Folge starker Zusammenfallung der Schichten durch Seiten- 
- druck und späterer Erosion an der Tagesoberfläche, so dass 
- man in einer zum Streichen senkrechten Richtung nicht ein- 
fach vom Hangenden zum Liegenden, oder umgekehrt, gelangt, 
"sondern dieselben Schichten mehrmals überschreitet. 
| Die letztere Ursache der Schichtenstellung muss als die 
- riehtige angenommen werden, wenn man den Diabaszug und 
die Kieselschieferzuge, wie es vorher geschehen, als Sättel 
mit parallel einfallenden Flügeln betrachtet. 
Die starke Faltung der Schichten an den nordwestlichen 
- Abhängen des Bruchbergs und Brockens schwächt sich weiter 
"nach Nordwest immer mehr ab, und findet man, wie schon 
. früher von mir hervorgehoben’ *), im Gebiet des Innerstethales 
und seiner Nebenthäler vorwiegend flaches Fallen, das hier 
; fast ebenso häufig nach NW. wie nach SO. gerichtet ist. 
Es ist wichtig, dass diese allmälige Verflachung der 
| Mulden- und Sattelbildungen, in der Richtung von SO. nach 
= NW., im ganzen Gebiet des Oberharzes, westlich vom Bruch- 
4 bergsquarzit und Brockengranit, also in dem durch die Orte 
"Osterode, Harzburg, Goslar, Langelsheim, Lautenthal und 
Grund bezeichneten Terrain zu beobachten ist. 
| Nachdem mir dieses Verhalten im Sommer 1876, und 
zwar infolge der Auffassung der Kieselschieferzuge als Sättel, 
‚klar geworden war, schien es mir ganz natürlich, die Ursache 
‚desselben in der bei der Hebung des Gebirges sich äussernden 
Massenwirkung von Bruchbergquarzit und Brockengranit zu 
suchen, und zwar unter der Annahme, dass sich die Massen 
in der Richtung von SO. nach NW. bewegten, und legte ich 
mir die Frage vor, ob nicht etwa die Bildung der oberharzer 
Gangspalten damit im causalen Zusammenhang stehen könne **). 


*%) Diese Zeitschr. 1866 Bd. XVIII. pag. 702. 

-  _**) Das Vorkommen der groben Conglomerate mit Geschieben kry- 
stallinischer Gesteine einerseits neben dem Diabaszug, andererseits in der 
U: ngebung des Ibergs, erweckten in mir die Vorstellung, dass die Culm- 
schichten südlich der Lautenthaler, Hahnenkleer und Bockswieser, Festen- 
burger, Schulenberger Gangzüge eine Mulde bilden. — Dieser Mulde 
stellte ich den nördlich jener Gangzüge längst bekannten devonischen 
el gegenüber und schloss daraus, dass die Schichten diesseits und 
jenseits jener von mir zuerst als Verwerfungsspalten erkannten Gangzüge 
unabhängig von einander gefaltet seien, dadurch auch in leicht begreif- 
licher, wenn auch mit meinen früheren "Anschauungen, was die Zeitfolge 
ler Ereignisse anbetrifft, nicht übereinstimmender Weise, die Verwerfung 
der Schichten erklärend.. Die an diese Erklärung sich knüpfenden Er- 


442 


Bei wiederholter eingehender Betrachtung der ausgezeich- 
neten General - Gangkarte des nordwestlichen Oberharzes vom 
Bergrath E. BoRCHERS schien mir der Umstand, dass das 
oberharzer Gangspaltensystem im Westen seine grösste Breite 
besitzt, und sich nach Osten zu verschmälert, desswegen be- 
merkenswerth, weil die Hauptgangspalten nach der Stelle hin 
convergiren, wo im oberen Kellwasserthal Bruchbergquarzit 
und Brockengranit zusammentreffen. 

In ganz unerwarteter Weise. bekam durch das Zusammen- 
fassen aller bisher vorgetragenen Thatsachen und Erwägungen 
eine Verwerfungsspalte Bedeutung, welche ich bei der Kar- 
tirung des Gebietes zwischen Altenau und Harzburg in fru- 
heren Jahren entdeckte. 
! Das Vorhandensein einer solchen Spalte hat sich dadurch 

ergeben, dass die schon früher erwähnten Kieselschieferzüge 
zwischen Diabaszug und Bruchberg am Ochsenberge und Eber- 
thalskopf verworfen sind, 

Die Punkte, an denen die Verwerfung nachgewiesen ist, 
lassen sich durch eine gerade Linie verbinden. Diese Linie 
trifft in ihrer Verlängerung nach SO. ebenfalls das obere 
Kellwasserthal, zu dessen beiden Seiten man an der Steilen 
Wand und den Lerchenköpfen eine bedeutende Verschiebung # 
des Quarzits nachweisen kann. Verlängert man diese Linie 
nach NW., so geht sie gerade zwischen den Eisensteinlager- 
stätten des Eisernen Weges und des Spitzenberges hindurch. 
Da nun diese Eisensteinlagerstätten, ihrer petrographischen 
Beschaffenheit nach, zusammengehören und, ebenso wie die im 
unteren Kellwasserthal (zwischen unterem ar mittlerem Raben- 
thal), als locale sattelförmige Erhebungen der Blattersteinzone| 
des devonischen Diabaszuges anzusehen sind, folgt, dass hier 
auch eine Verwerfung vorliegt. 

Der Beweis, dass wir es mit einer grossen Verwerfungs- 
spalte zu thun haben, liegt nun aber nicht allein darin, dass 


wägungen führten mich zn der Bemerkung, dass das ober'harzer Gang- 
spaltensystem von der steilen Wand, wo Bruchbergquarzit und Brocken-I 
granit zusammenstossen, ausstrablt, und ergab sich nun daraus von selbst@ 
die in dieser Abhandlung gegebene genetische Deutung der Gangspalten! 

Durch eine meine Ansichten klärende Privatcorrespondenz mit mei- 
nem Freunde Lossen bin ich zu der Ueberzeugung geführt, dass sie 
gegen die Existenz jener Mulde sehr wesentliche Einwürfe machen lassen, 
wenn man, wie ich es selbst zuerst gethan, eine Aequivalenz der Grau- 
wacken mit Geschieben gemengt krystallinischer Gesteine und der Posi- 
donomyenschiefer annimmt. Dadurch wird aber an der einmal aufgefun- 
denen Thatsache des Ausstrahlens der Gänge vom oberen Kellwasserthal 
her, die im Verein mit der Bemerkung über die allmälige Verflachung 
der Schichtenstellung am Öberharze in der Richtung von SO, nach NW. 
die Grundlage meiner Theorie bildet, nichts geändert. 


443 


‚sich alle die Punkte, an denen der Quarzit, die Kieselschiefer 
"und die Eisensteinlagerstätten verschoben sind, durch eine 
gerade Linie an lassen, sondern auch a dass die 
_ Lage der verschobenen Stücke zu beiden Seiten der Linie eine 
‚der gleichzeitigen Verwerfung der genannten Gebirgsglieder 
_ entsprechende ist. 

Da alle Gänge am Oberharz Verwerfungsspalten sind, ist 
- die oben beschriebene Spalte als ein neuer Gang anzusehen, 
der in Folge seiner Lage und seiner bedeutenden streichenden 
bänge fur das Verständniss des ganzen Gangsystems we- 
4 "sentlich ist. 

4 In. fördernder Anerkennung der Wichtigkeit des neuen 
- Ganges ist auf gütige Veranlassung des Herrn Berghauptmanns 
-_ OrrıLıae in Clausthal ein Schurfversuch ausgeführt. Dieser 
- Schurf, auf der Höhe des Ochsenberges, oberhalb des Kleinen 
- Fledermausthales, angesetzt, hat wirklich wenige Meter von 
der Stelle entfernt, wo nach meinen Angaben der Gang durch- 
‚setzen musste, das Ausgehende eines 8 Meter mächtigen Gan- 
ges, begleitet von zwei d bis 10 Oentim. mächtigen Trümern, 
aufgeschlossen und, wenn auch erzleer, so doch in einer für 
das Ausgehende der oberharzer Erzgäange ganz charakteristi- 
schen Weise. 

Die Ausfullung bestand nämlich aus blauen fetten Letten 
mit Einlagerungen von Sun dueez Gangkalkspath und 
Schwefelkiesconcretionen. 

- Der Gang zeigte im Schurf, besonders deutlich bei den 
beiden Trümern, ein Streichen von h. 12 und ein steiles 
östliches Einfallen, in voller Uebereinstimmung mit dem bezüg- 
lichen Verhalten der Verwerfungsspalte im Grossen. 

Als fernere Anzeichen für das Vorhandensein des neuen 
Ganges sind noch anzuführen: Ä 
E 1. Da wo die Gangspalte die Kalbe durchsetzt, finden 
sich, und zwar an der Einmündung des Steinigen 
thals in die Kalbe, Blöcke von Gangbreceien, deren Bruch- 
preke, nach Art der Ringelerze, von Quarz umhullt sind. 

9. Ganz in der Nähe dieser Stelle, zwischen dem Un- 
ter. en und Steinigen Schweinsthal, liest am linken Ufer der 
Kalbe, das alte Bergwerk „Neues Glückauf‘‘, welches wahr- 
scheinlich auf einem dem Hauptgange sich zuschaarenden erz- 
führenden Trume gebaut hat. 

- Betrachtet man das bekannte oberharzer Gangbild im 
Zusammenhang mit dem oben geschilderten neuen Gange, so 
Zeigt es sich, dass alle Gänge des Oberharzes, im grossen 
janzen, strahlenförmig vom oberen Kellwasserthal auslaufen. 
treten deutlich 3 Hauptgangstrahlen hervor. Der südliche 
Strahl, mit seinem Generalstreichen in h. 7, wird von dem 


444 


Silbernaaler Zug, Vereinigten Burgstädter und Rosenhöfer Zug, 


und dem Schulthaler Zug gebildet. 

Der östliche Strahl ist der neue in h. 12 streichende 
Gang. 

Den mittleren Strahl bilden der Lautenthaler Hahnenkleer 
und der Bockwieser Festenburger Schulenburger Zug, die einem 
Generalstreichen in h. 9 folgen. 

Der südliche und östliche Strahl laufen von der Steilen 
Wand im oberen Kellwasserthal aus, wo Bruchbergquarzit und 
Brockengranit zusammenstossen. 

Der mittlere Strahl trifft, wenn man sich den Bockwieser 


Festenburger Schulenberger Zug durch das Kellwasserthal in 


gerader Richtung verlängert denkt, nicht genau die Steile 


Wand, sondern auf der Höhe des Ochsenberges, nordwestlich 


von der Steilen Wand, den neuen Gang. 

Ist es richtig, wie oben angenommen wurde, dass bei 
der Hebung des Gebirges Quarzit und Granit sich in der 
Richtung von SO. nach NW. bewegten, und dabei die vor ihnen 
liegenden Schichten zusammenschoben, — ist es richtig, dass 
Quarzit und Granit durch ihre Massenwirkung die unmittelbar 
vor ihnen liegenden Schichten stark zusammenfalteten, und 


diese Wirkung sich in weiterer Entfernung abschwächte, so ® 


erklärt sich, wie mir scheint, in einfacher Weise die Bildung 


der Gangspalten im Zusammenhang mit dem Schichtenbau des 


Oberharzes. 
Durch das Zusammenfalten von Schichten in Folge eines 


gleichmässigen Drucks, der senkrecht zum Streichen der ge- # 
bildeten Mulden und Sattelflügel wirkt, lässt sich das Auf- © 
reissen von weit fortsetzenden Gangspalten, welche, wie am # 
Oberharz, die Schichten quer durchsetzen, also in der Rich- © 


tung des Drucks liegen, nicht erklären. 


Durch einen solchen gleichmässigen Druck können höch- | ] 


stens, wenn die Cohäsion des Gesteins überwunden wird, Zer- 


reissungen an den Mulden und Sattellinien, also sankrache zur I 
Druckrichtung, und Ueberschiebungen der so getrennten Stücke | 


stattfinden, — Erscheinungen, die man am ÖOberharz manch- 
mal beobachtet. | a 

Wirkt aber der Druck beim Zusammenschieben der 
Schichten nicht überall gleichmässig, sondern an der einen] 
Stelle stärker als an der anderen, so sind die Bedingungen 
für das Aufreissen von Spalten in der Richtung des Drucks 
gegeben. 

Es sei A B C D eine geschichtete Gebirgsmasse, die, 


durch einen Mruck in der Richtung der Pfeile « und ß Er | 


sammengeschoben wird. 


445 


[4 


Stellen uns die Pfeile « Druckkräfte von bestimmter In- 
nsität vor, welche an der Linie B E wirken, die Pfeile B 
ruckkräfte von geringerer, beziehungsweise grösserer Inten- 
tät, wie die durch die Pfeile « repräsentirten, so muss bei 
leichzeitigem oder nacheinander folgendem Wirken der Druck- 
räfte «© und B, und entsprechenden Cohäsionsverhältnissen 
es Gesteins, ein Reissen desselben vom Punkte E aus in der 
ichtung der Linien E F, E@, EA, oder diesen naheliegen- 
en Richtungen, erfolgen. 

Es ist ersichtlich, dass man auf diese Weise das Aus- 
rahlen der oberharzer Gangspalten vom oberen Kellwasser- 
'thal aus, wo Bruchbergquarzit und Brockengranit zusammen- 
ossen, erklären kann, wenn man annimmt, dass diese Ge- 
'einsmassen mit verschiedener Intensität auf die, in der 
Bewegungsrichtung, vor ihnen liegenden Schichten einwirkten. 
Dabei fällt uns zunächst als ein Widerspruch auf, dass 
er Bruchbergquarzit selbst verworfen ist. — Dieser Wider- 
uch ist aber nur ein scheinbarer, insofern ja die Ursache 
Bewegung nicht in dem Gestein, dem Bruchbergquarzit, 
bst zu suchen ist, sondern zusammenfällt mit der Ursache 
Bewegung der Erdrinde im Grossen. — In unserem spe- 
len Fall wird das Verhalten sofort klar, wenn man be- 
kt, dass an der Steilen Wand und den Lerchenköpfen der 
anit, im Sinne der Bewegungsrichtung, noch hinter dem 
arzit liegt. 

In der Figur ist das Aufreissen der Spalten vom Punkte # 
; ganz schematisch dargestellt. — In Wirklichkeit werden, 
verschiedenen Cohäsionsverhältnissen der Gesteine ent- 
echend, Abweichungen aller Art von diesem einfachen 
hema eintreten. Die Betrachtung unseres Gangbildes zeigt 
dieses in deutlicher Weise. 

Sehr auffallend ist es, dass nördlich vom südlichen Gang- 


jeits. d, D. geol. Ges. XXIX. 3. 30 


446 


strahl (niehe oben) das Gebirge am meisten zersplittert ist. — 
Hier folgen in kurzen Entfernungen aufeinander Hütschen- 
thaler, Spiegelthaler Zug, der Haus Herzberger Zug, der Zeller- 
felder Hauptzug, der Burgstädter Zug, der Rosenhöfer Zug, 
während weiter nördlich bis zu dem mittleren Gangstrahl das 
Gebirge fast gar keine Gänge birgt; auch zwischen dem mitt- 
leren und östlichen Gangstrahl sind nur wenige und unbedeu- 
tende Gangvorkommnisse bekannt. 

Diese auffallende Erscheinung glaube ich der Gegenwir- 
- kung von Iberg und Bruchberg zuschreiben zu müssen. 

Die stratigraphischen Verhältnisse am Iberg sind im We- 
sentlichen folgende: | 

Der devonische Kalkstock des Ibergs und Winterbergs 
bei Grund zeigt nirgends deutliche Schichtung, sondern besteht 
seiner Hauptmasse nach aus durchaus massigem Kalk, wie 
es ältere Schriftsteller schon bemerkt haben. 

Obwohl sich die längere Axe des ellyptisch gestalteten 
Kalkstocks von SO. gegen NW., quer gegen das allgemeine 
Schichtenstreichen, ausdehnt, wird das regelmässige Streichen 
der ihn umgebenden Grauwacken und Thonschieferschichten © 
in h. 3 bis 5 durch denselben nicht wesentlich gestört. Be- # 
sonders deutlich tritt das an den Schichten mit groben Con- 
glomeraten hervor, welche nördlich vom Winterberge, in dem 
Alten Pandelbach und am Hasenberge gefunden werden. 

Die Grauwacken und Thonschieferschichten liegen zu oft # 
ziemlich steilen und sogar heteroklinen Falten über dem de- © 
vonischen Kalk zusammengeschoben. 4 

Davon überzeugt man sich z. B. durch Betrachtung der # 
Schichten, welche in dem Hohlwege aufgeschlossen sind, der © 
von Grund nach dem Hübichenstein führt. Auch die Befahrung # 
der für die Eisensteingewinnung getriebenen Stolln ist in dieser I 
Hinsicht belehrend. m: 

Ich schliesse aus Allem, dass bei der Faltung des Ge-| 
birges der massige Kalkstock des Ibergs und Winterbergs seine I 
Lage nicht wesentlich geändert hat, die Grauwacken und Thon- 
schieferschichten vielmehr einfach über dem unbeweglichen 
Kalkstock zusammengeschoben sind. 

Die unbewegliche Kalkmasse hat der Faltung der Schich- | 
ten einen nicht unbeträchtlichen Widerstand entgegengesetzt 
und dadurch ist es zu erklären, dass östlich vom Iberg die] 
stärkste Zersplitterung der Gebirgsschichten stattfand. Hier 
liegen die complicirtesten Ganggebiete des Oberharzes, der 
Rosenhöfer und der Burgstädter Gangzug. j' 

Es könnte vielleicht befremden, dass in dem Vorherge- | 
henden Bruchbergquarzit und Brockengranit, zwei verschiedene | 
Gesteine, die man, wenn ich mich so ausdrücken darf, nicht! 


447 


in einem Athem zu nennen gewohnt ist, zusammengestellt 
_ und gewissermaassen gleichwerthig behandelt sind. 

Das ist auch nur im rein mechanischen Sinne geschehen, 
insofern diese Gesteine als in Bewegung gesetzte Massen be- 
_ trachtet werden können, wobei es zunächst ganz gleichgültig 
ist, dass das eine Gestein ein geschichtetes, das andere ein 
- massiges ist, — ob letzteres sich bei der Bewegung etwa im 

- flüssigen oder theilweise oder ganz starrem Zustande befand. 

| Um meinen Gesichtspunkt in auffallender Weise zur Gel- 
tung zu bringen, hebe ich hervor, dass dieselbe mechanische 
- Wirkung denkbar ist, wenn an Stelle der Brockengranitmasse, 
4 beispielsweise, eine gleich grosse Dolomitmasse vorhanden 
wäre. 

Ich glaube es auf Grund unserer allgemeinen geologischen 
N: "Anschauungen als richtig voraussetzen zu durfen, dass Bruch- 
| _ bergquarzit und Brockengranit entweder gleichzeitig oder nach- 
“einander in Bewegung waren, und dabei den geschilderten 
mechanischen Einfluss ausüubten und ergiebt sich daraus, dass 
die hier vorgetragene Hypothese unabhängig von jeder Hypo- 
these über die Granitgenesis ist. 

= Mein hochverehrter Freund K. A. Lossen hat in neuester 
ta "Zeit, gestützt auf seine jahrelangen ausgezeichneten und für 
- die Harzgeognosie epochemachenden Untersuchungen die An- 
"sicht aufgestellt, dass am Harze ein und dieselbe Kraft die 
‚Schichten übereinander geschoben und die Granitmassen empor- 
gepresst habe*) und es zuerst ausgesprochen, dass durch die 
bei der Graniteruption eingetretene Spannung in den Gesteins- 
‚schichten die Harzer Gangspalten aufgerissen sind.”*) Es kann 
‚diese Hypothese mit der von mir im Vorbergehenden vertre- 
‚tenen Ansicht, dass nämlich die oberharzer Gangspalten durch 
einen vom bberen Kellwasser herwirkenden Druck aufgerissen 
sind, in besten Einklang, wie mir scheint, gebracht werden. 


*) Diese Zeitschr. 1876 pag. 169. 

 *#) Bei seiner letzten Anwesenheit in Clausthal, im Herbst 1876, 
hat mir mein lieber Freund seine in dieser Zeitschrift Bd. XXVIII. 
ag. 777. in den Grundzügen bereits veröffentlichte Hypothese über die 
esis des Rammelsberger Erzlagers weitläufig auseinander gesetzt, und 
ei, ohne auf seine mir damals noch nicht bekannte Hypothese über 
die Genesis des Granits einzugehen, — einen Zusammenhang derselben 
mit der Eruption des Ockerthaler Granits und der oberharzer Gang- 
tenbildung angedeutet. — Leider kann ich, aus hier nicht anzuführen- 
Gründen, weder der Hypothese über den Rammelsberg, noch der 
Anschauung , dass der Ockerthaler Granit die oberharzer Gangbildung 
wesentlich beeinflusst hat, beipflichten. 


30* 


448 


2. Neue Forschungen in Steinheim. 


Von Herrn F. Hıreenvorr ın Berlin. 


Es ist mir möglich gewesen, nochmals Steinheim aufzu- | 
suchen, wo ich, nun zum sechsten Male, an Ort und Stelle 
Auftreten, Verschwinden und Umwandlung der Varietäten des 
Planorbis multiformis zu verfolgen mich bemüht habe.*) An- 
fäanglich hielt ich bei meiner genauen Bekanntschaft mit der 
Oertlichkeit, wie sie durch einen fast vierteljährigen Aufent- 
halt gewonnen werden kann, ein oder zwei Wochen für aus- 
reichend, um die wichtigeren zweifelhaften Punkte klar stellen 
zu können, beabsichtigte auch eigentlich keine neuen Forschun- 
gen, da ich nach Professor SANDBERGERs Angaben glaubte, 
dass Herrn Hyarr’s Arbeit umfangreich genug angelegt wäre, 
um das Sichten des Bekannten und das Enthüllen von man- 
chem Dunklen zu ermöglichen. Prof. Hyırr ist jedoch nur 
14 Tage in Steinheim gewesen (weshalb Herr SANDBERGER I 
allerdings schon ganz mit Recht den Aufenthalt einen „wochen- 
langen“ nennen durfte) und noch dazu unter nicht ganz gun- 
stigen Verhältnissen, so dass er schwerlich in den dortigen 
Ablagerungen bewandert genug sein möchte, um die schwie- 
rigeren Fragen zu erledigen; besonders waren seine Grabungen © 
in bescheidenerem Maasse angestellt, als ich erwartet.**) Ich ® 
nahm daher selbst wieder meine Forschungen in grösserer © 
Ausdehnung auf und suchte zumal in die tieferen Schichten © 
genaueren Einblick zu gewinnen. Etwa 10 Löcher wurden | 
zu diesem Behuf gegraben , und die Arbeit wurde gewöhnlich © 
erst nach ganz sicherer Blosslegung des anstehenden Jura- 
gesteins oder beim Eindringen unterirdischen Wassers abge-| 
brochen; meist war eine Tiefe von etwas mehr oder weniger’ 
als 20 Fuss hierzu erforderlich, wobei dann die Aufstellung 
einer kleinen Fördervorrichtung, ausnahmsweise sogar eine 


*) Vergl. meine Bemerkungen über den Stand der Angelegenheit] 
pag. 50 der Zeitschr. d. d. geol. Ges. 1877 und die des Herrn SAnpBERGER 
ib. pag. 416 (s. Nachtrag). 

**) Auch dürfte, da Prof. Hvarr, wie er mir mittheilt, durch ander- 
weitige Beschäftigungen und ein Augenleiden längere Zeit den Stein-) 
heimer Studien ferngehalten wurde, seine ausführliche Darstellung we-) 
nigstens noch etwas weiter im Felde sein. Fe 


449 | 


_ Verschalung sich als nothig erwies. Aus den zwei Wochen 
des Voranschlags sind denn somit deren neun geworden. Da 
| - jedoch eine flüchtige Untersuchung bei Fragen, wie sie hier 
- vorliegen, eher Verwirrung und Unheil als Nutzen bringt, so 
‘ habe ich geglaubt, einige Opfer nicht scheuen zu sollen, um 
die viel besprochene Angelegenheit mit etlicher Sicherheit zum 
Abschluss zu führen. — Prof. SANDBERGER, hörte ich, war 
beide Male nur etwa drei Stunden lang anwesend Ad hat 
\ eigentliche Grabungen nicht veranstaltet. Wenn derselbe daher 
(wie z. B. Conch. der Vorwelt pag. 644 bei Erwähnung eines 
emeinschaftlichen Vorkommens von P/. m. Steinheimensis und 
zystomus) von Beobachtungen über tiefere Zonen spricht, so 
2 wird man dies als eine Wiedergabe Hyarr’scher Mittheilungen 
Eifzufassen haben, * 

In der That habe ich mehrfach Neues zu erblicken Ge- 
legenheit gehabt, jedoch kaum etwas, dass sich dem Rahmen 
 entzöge, welchen ich in meiner ersten Schrift über Steinheim 
vorgeführt; dass die elegans-Schichten in der alten (westlichen, 
Haupt-, Gemeinde- oder Pharion’schen) Grube jetzt abgegra- 
ben sind, dass einzelne früher beobachtete Schichten in man- 
hen neuen Profilen nicht entwickelt erscheinen und Aehnliches, 
arf kaum auffallen. 

Bezüglich der Uebergangsformen war ich erfreut, 
‘eine schöne, regelmässig abgelagerte trochäformis \ oaystomus- 
"Schicht **) anzutreffen, während ich fruher meine Beweisstucke 
us secundären Ablägerungen mühsam zusammensuchen musste, 
d zwar sind solche Schichten sowohl in der Gemeindegrube 
ls in der Kopp’schen (östlichen) nachweisbar. Leider ist das 
dium, ein weicher Letten, der Erhaltung wenig günstig, 
dass man wohl das Vorhandensein zahlreicher Uebergangs- 
emplare constatiren, aber nur wenige davon und, in gerin- 
er Zahl noch, gute sammeln kann. Ein umfangreiches 
inplattenstuck, das nach Aussage der Sandgräber der obe- 
' secundären irochiformis-Schicht der alten Grube entnommen 
r, giebt indessen die Möglichkeit, auch ausserhalb Steinheims 
beweisen, dass die Hauptreihe des Pl. multiformis in einem 
stimmten Zeitabschnitt fast nur durch trochiformis | oxystomus- 


*) Zum besseren Verständniss des Nachstehenden bemerke ich: 
Die Varietäten meiner „Hauptreihe“ überlagern sich in nachstehender 
Weise: Pl. m. Steinheimensis, tenuis, sulcatus , discoideus, trochiformis, 
Oxystomus, revertens und supremus; Pl. m. elegans gehört der oberen 
a tochiformis - Zone an, der Pl. m. costatus entsteht innerhalb der dis- 
coideus - Zone. 


**) Trochiformis \oxystomus bedeutet die Zwischenform zwischen 


‚den beiden Varietäten, von denen die erstgenannte die untere darstellt. 
ge Zeitschr. d. d. geol. Ges. 1877 pag. 52, Anm. 


450 


Exemplare vertreten wurde.*) — Schichten, welche Zwischen- 
stufen zwischen Pl. m. minutus und costatus enthielten, ge- 
langten gleichfalls zur Untersuchung und ich bin somit im 
Stande, diese auffallende und daher mehrfach angezweifelte 
Umgestaltung mit neuem Beweismaterial zu stützen. Dass 
ich wieder Steinheimensis \tenuis-, sowie tenuis\ sulcatus - Exem- 
plare sammelte, versteht sich von selbst, ob der diesmalige 
Fund aber vollständige und elegante Reihen liefert, habe ich 
noch nicht erprobt. Die Forschung betreffs der kleinen und 
dab«i selteneren Typen triquetrus, pseudotenuis u. s. w. kann 
erst mit längerem Zeitaufwande in der Ruhe des heimischen 
Studirzimmers ausgeführt werden. Die bauchige Form des 
Limnaeus socialis (L. bullatus KLEeıs) wurde häufig in den 
tenuis - Tuffen angetroffen (vergl. meine Mittheilung über die 
Steinheimer Limnaen in Sitzungsber. d. Ges. naturf. Freunde, 
Berlin 1867). Schliesslich sei gelegentlich der Uebergangs- 
formen noch einer brieflichen Mittheilung erwähnt, wonach # 
auch Prof. HyATT jetzt der Ansicht ist, dass alle Steinheimer 
Planorbiden eng miteinander zusammenhängen und sich von 
dem aequeumbilicatus ableiten lassen, | 

Grosse Aufmerksamkeit habe ich dem etwaigen Vorkom- 
men einzelner Exemplare oberer Varietäten in un- 
teren Schichten zugewandt, und die Herren Professoren 
FRAAS, JAEGER und EIMER, ferner Herr SrEInmann aus Mun- 
chen, sowie einige Zuhörer des Herrn JAEGER, deren Besuche 
die Einförmigkeit meines Lebens in Steinheim angenehm # 
unterbrachen, haben sich eifrig, aber wie ich erfolglos, an 
der Jagd auf solche Vorläufer (besonders von trochiformis in 
discoideus-Schichten **)) betheiligt. Selbst noch in einer (echten) # 
Zwischenschicht haben andere und ich geraume Zeit gesucht, 
ohne eines einzigen wirklichen trockiformis (d. h. mit Spira- 
winkel über 90°) ansichtig zu werden, und in gleicher Weise® 
scheinen auch typische oxystomus in der trochiformis\ o.cysiomus- 5 
Zone noch zu mangeln. Dass nun ein trochiformis oder oxy-| 
stomus (von revertens oder supremus will ich ganz schweigen, F 


*) Ich hatte aus dem Reste meines früheren Materials eine Reihe, 
die die Entstehung des owysiomus veranschaulichen sollte, zusammen-/ 
gestellt. Einige zwanzig competente und competenteste Fachgelehrte| 
haben sie nach geschehener Prüfung einstimmig und ohne irgend einen) 
Zweifel als beweisend für die Zusammengehörigkeit beider Extreme er-| 
klärt. (Es waren Gegner und Freunde des Darwinismus.) Herr Sanp- 
BERGER, dem sie ebenfalls vorlag, liess mir aber mittheilen, dass er bei) 
seiner Ansicht bleibe, d. h. die Existenz von Uebergangsformen zwischen! 
trochiformis und oxystomus nach wie vor leugne. | 


**) Herr Dr. O. Börrcer hat vor einigen Jahren 2 Tage langı 
gleichfalls vergeblich einem solchen Vorkommen nachgespürt. | 


451 


_ da selbst Prof. SanpgEreEr dieselben aus den unteren Abthei- 
Bangen nicht erwähnt) gar noch tiefer als in einer discoideus- 
Schicht läge, davon ist mir in diesen letzten 2 Monaten wie- 

- derum absolut keine Andeutung vorgekommen, und doch ist 

- in dieser Zeit mancher Kubikmeter Erdmasse unter meinen 
Augen an’s Licht geschafft worden. Prof. Hyatt schreibt 

- mir nun zwar in Uebereinstimmung mit seinen Aeusserungen 

- gegenuber Herrn SANDBERGER, dass er in der tiefsten Schicht 

der alten Grube, unmittelbar auf dem Jura, fast alle Varie- 
täten beisammen gefunden habe; diese „tiefste Schicht“ ist 

_ aber eben nur die tiefste (tertiäre) Schicht an jener Stelle, 

_ durchaus nicht die tiefste überhaupt, weder in der genannten 

Grube und noch weniger am Klosterberg im Ganzen, In 

diesem Punkt ist auch Prof. Hyarr selbst nicht mehr ganz 

\ ohne Zweifel. Wie meine Nachuntersuchung in dem näm- 
_ lichen wieder aufgedeckten Loche ergiebt, haben wir in obiger 
BE assrung (die jedenfalls die von SANDBERGER schlechthin als 
„tiefste Schicht“ bezeichnete Bildung sein wird) nichts anderes 
als eine untere discoideus - Schicht vor uns, die zwar allerlei 

” frühere Varietäten zu einem ziemlich bunten Gemisch verar- 
 beitet hat, so „Steinheimensis, tenuis, tenuis\sulcatus u. S. w., 

7 aber durch allerlei sonstige Einschlüsse erstlich sicher genug 

zeigt, dass nicht Alles, was sie in sich birgt, im, Wasser 

- über ihr lebte und schwebte, sondern dass auch früher gebil- 

 dete Gesteine und daher auch wohl umgelagerte ältere Sande 
“ nebst deren Schneckenschalen in ihr ein zweites Bett gefunden. 

Dann aber habe ich bislang von oberen Formen selbst einen 

19 Beosianıs, der schon den späteren discoideus-Schichten nicht mehr 

© fremd ist. noch nicht in ihr bemerkt, und von noch höheren, 

 trochiformis, oxystomus U. S. W. u ich, wie zu erwarten, 
keine Spur. Die (den Petrefacten nach) tiefste Schicht, welche 

- überhaupt in der westlichen Grube je gefunden wurde, ist eine 

 Steinheimensis\ tenuis - Schicht; diesmal habe ich hier aber mit 

Gewissheit keine na Lage beobachtet, die nicht 

schon viel tenuis und auch wenigstens vereinzelte sulcatus 

- enthielte. 

# Die wirklich tiefste Zone des Klosterberges fand ich 

"in der verlassenen Grube oben auf dem Rücken, westlich vom 

_ Klosterhof, trefflich entwickelt. Sie liegt auf Opalinus - Thon, 

enthält, soweit bis jetzt festgestellt, nur den echten Pl. m. 

” Steinheimensis nebst Limnaeus (selbst die sogen. Gillien habe 

ich nur als Seltenheit bemerkt) und ist als weicher Letten, 

Kalkstein und Sand petrographisch in dreifacher Weise ohne 

auffallende geologische Abweichungen zwischen diesen Abthei- 

lungen zur Ausbildung gelangt; die Steinplatte, sehr reich mit 

"Schalen durchsetzt‘, verschafft uns eine leichte Controlle für 


452 


die Abwesenheit der aufwärts anzutreffenden Abänderungen 


des Pl. multiformis. Da sie etwa 5 Meter tief steckt, glaube 
ich kaum, dass Hyatt sie gesehen hat, obgleich er dicht neben 
meinem Loch gegraben haben muss, auch würde er dann 
schwerlich mehr von einer Vermischung der Varietäten in der 
tiefsten Schicht gesprochen haben. Erst über dem Steinhei- 
mensis folgt eine den tenuis einschliessende Sandlage, aber schon 
mit geringer Beimischung von sulcatus. — In gleicher Weise 
bilden Kalkbänke mit sSteinheimensis die Ueberlagerung des 
Jura (unterer weisser) in der Kopp’schen (östlichen) Grube; 
leider lasst der Erhaltungszustand zu wunschen übrig. Auch 
hier folgt darauf erst der tenuis. 

Die Sauberkeit der unteren und besonders der untersten 
Schichten ist für die Ansicht, dass die späteren Varietäten sich 
aus den früheren heraus entwickelt haben, allerdings von 
grosser Wichtigkeit. Ob dagegen untere Formen nach 
oben hin sich fortsetzen oder nach scheinbarem Erlöschen 
noch einmal wiederkehren, ist nur für das Aussterben eines 
Typus bezüglich als Zeugniss periodischer Blüthe- und Ver- 
fallzeiten von Belang, nicht für das Entstehen neuer Ge- 
stalten. Dessenungeachtet habe ich der Vollständigkeit des 


Bildes halber auch nach dieser Richtung hin mir Aufklärung 


zu verschaffen gesucht. Es ist mir kein Fall vorgekommen, 
wo ich ein Wiederauftauchen einer einmal verschwundenen 
Abart anzunehmen mich veranlasst gefühlt hätte. Wenn trochi- 


Jormis-Sande als Adern, Nester, muldenförmige Einlagerungen | 
in der oxystomus - Zone auftreten, so ist immer ihre Ueber- 


siedelung aus einer älteren Schicht mehr als wahrscheinlich. 


Denn sie schliessen z. B. oxystomus -haltige Thonschollen und 
Gesteinsstücke ein; auch sind solche Stellen meist arg zer- WW 
ruttet und von ganz unregelmässigen Gefüge, wie die photo- 
graphischen Aufnahmen, die ich mehrfach von solchem Trum- 
merwerk anfertigen liess, leicht erkennen lassen. Auch hat 
bis jetzt Niemand, dem ich die rein geputzten Wände oder nur | 
deren Bilder vorgezeigt, an der secundären Natur dieser Massen | 
gezweifelt. — Es ist mir der Nachweis einer in noch ausge- | 
zeichneterer Weise zusammengewürfelten Ablagerung aus der | 


sulcatus-Periode gelungen. Trümmer von festen Steinheimensis- 
Platten, von tenuis- Gesteinen, dann Blöcke von porösem sul- 
catus-Tuff, dazwischen kopfgrosse Jurabrocken, endlich schmie- 
rige Sande hauptsächlich mit Steinheimensis, Alles lag in wustem 
Gewirr wenigstens 2 Meter hoch durcheinander. Aber auch 
hier sind obere Schneckentypen, discoideus, trochiformis, o1ysto- 
mus, costatus u. 8. w., trotz der musterhaften Unordnung voll- 
ständig ausgeschlossen und die darüber liegenden Bänke, von 


denen die unterste, eine Breccienbildung ‚” als regelrecht ge- 


453 


 lagerte Kalkplatte auftritt, schliessen sich in ihrem Inhalt 
meinem Zonenbilde durchaus an. Fallen statt der obenge- 
nannten dauerhaften Gesteine Sande der Vermischung anheim, 
so kann der complieirte Ursprung solcher Massen dem ahnungs- 
losen Beobachter leicht entgehen, und doch wird der beweg- 
liche Sand weit eher und öfter einer Verschleppung unter- 
worfen gewesen sein als Tufffelsen und Kalkbänke. 

| Einen eigenthümlichen Misserfolg haben meine 
° Bemühungen um die Aufklärung jener merkwürdigen Lage- 
- rungsverhältnisse gehabt, die von Prof. SANDBERGER, Conch. d. 
Vorwelt pag. 635, also geschildert werden: „Unter der Hır- 
GENDORF’ schen Zone des Pl. Steinheimensis fand ich in etwa 
‚1,9 Meter Tiefe in Uebereinstimmung mit den mir von Hyarr 
1873 gemachten Mittheilungen im Hauptbruche und zwar in 
nächster Nähe der Häuser des Dorfes nochmals lose Sande 
mit fast allen bisher erwähnten Formen. Diese einfache That- 
sache wirft naturlich alle Theorieen um, welche HıLGENDORF 
” an die von ihm angenommene Schichtenfolge geknüpft hat.“ 
” Zunächst würde es wohl ebenso gut oder besser sein zu sagen, 
dass eine Steinheimensis - Lage über den anderen Formen ge- 
- funden wurde, nicht aber die sSteinheimensis- Zone; denn das 
" Fehlen einer zweiten tieferen Steinheimensis - Schicht, welche 
die HILGENDoRF'sche Steinheimensis-Zone vorstellen wurde, kann 
" ja nicht ohne Weiteres als bewiesen angenommen werden. 
6 Es müsste dann auf diesen Fall meines Erachtens das oben 
F angestellte Raisonnement uber wiederholte Bluthenperioden 
_ einer Art zur Geltung kommen, und mein Stammbaum würde 
1 von jener Thatsache nur insofern berührt werden, als eben 
_ noch ein besonderer Ast fur den Steinheimensis nach oben 
_ binaufzuziehen wäre. Indess hielt ich es nichtsdestoweniger 
_ für meine Pflicht, eine eigene, eingehende Untersuchung; über 
Beine Sache anzustellen, der so grosse Bedeutung beigemessen 
wurde. Ich bat Herrn Geh. Ratk KöLuiker, der mich schon 
einmal in der gleichen Angelegenheit durch eine gutige Ver- 
_ mittelung verpflichtet hatte, dass er Herrn SANDBERGER veran- 
"lassen möchte, auf einem beigefügten Plane der Grube den 
fraglichen Punkt einzutragen, in gleicher Weise schrieb ich 
nach Boston an Herrn HyATT, um genauere Auskunft hierüber, 
auch mit den Arbeitern, Grubenbesitzern , mit Herrn Prof. 
 Fraas und endlich mit zweien der in den Conch. der Vorw. 
als Zeugen namhaft gemachten Herren sprach ich persönlich, 
um den Ort, der gewissermaassen für meinen ganzen Stamm- 
_ baum ein Begräbnissplatz sein sollte, zu ermitteln. Aber alle 
meine Schritte waren umsonst. Von Würzburg erhielt ich 
keine Antwort, der Brief von Amerika scheint zu besagen, 
N dass der Werkidser von einer solchen Stelle nichts wisse, ich 


u ir 


a 


454 


wurde auf einen SANDBERGER Schen, nach der Hyarr’schen Zeit 
gemachten Schurf verwiesen, keiner der Leute im Dorfe wusste 
etwas von einer Grabung, die Prof. SANDBERGER dort veran- 
staltet haben könnte, und auch die Zeugen erinnerten sich 
weder einer solchen Stelle, noch einer Demonstration des 
Herrn SANDBERGER betreffs dieses sonderbaren Vorkommens. 
Ich hatte früher mauchen Punkt in der Umgebung der west- 
lichen Grube probeweise aufhacken lassen und habe auch | 
heuer gerade auf die SANDBERGER’sche Aeusserung hin in dem 
bezeichneten Striche 4 grössere Gruben gemacht, sämmtlich 
weit über 1,9 Meter tief, allein eine obere Stieinheimensis- 
Schicht war und blieb in der Nähe der Häuser unfindbar. 
Erst in grosser Tiefe kamen in den Gruben sSteinheimensis- 
Exemplare zum Vorschein, aber der Juraboden oder der 
Wasserspiegel zeigte sich jedesmal, ohne dass vorher eine 
wahre steinheimensis - Schicht erreicht wurde. An einer 
Stelle traf ich bei 2 Meter Tiefe nach Durchstechung secun- 
därer Schuttlagen auf ein Flussbett mit Rollkiesstücken bis zu 
Faustgrösse, das der oxystomus-Zeit anzugehören scheint, dar- 
unter aber 4!/, Meter weiter nur noch trochiformis bis in das 
Grundwasser hinein. Ein neuer Bruch, der Gress’sche, liegt, 
nördlich vom alten, dicht dabei, schon innerhalb der Häuser 
und besitzt 2 aufgeschlossene Wände, die von sSteinheimensis 
vollig frei sind. Ich bin nach alledem leider ausser Stande, 
über jene „einfache Thatsache* zu berichten und muss es Herrn @ 
SANDBERGER überlassen, aufzuklären, warum jene Stelle so 
schwer ausfindig zu machen ist, uns genauer kund zu thun, 
wo sie nun eigentlich liegt, und, wenn möglich, eine ausführ- | 
lichere Beschreibung der Lagerungsverhältnisse zu liefern. 
Interessant ist ein Vergleich der Kopp’schen Grube 
mit der westlichen. Während in letzterer die Lagen, wenn 
auch manchmal stark gehoben (bis zu 52° Fall), regelmässig 
geschichtet und ungestoft erscheinen, so ist in der ersteren | 
keine Steinbank der Zertrummerung entgangen*), der Fall ist 
in Allgemeinen stärker und secundäre Schichten scheinen hier | 
häufiger zu sein. So wurden auf der Grenze zwischen dis- 
coideus und trochiformis wie von trochiformis und oxysiomus pe 
trographisch und zoologisch anders geartete Schollen als Ein- | 
schlüsse vorgefunden. Die Ostwand besonders bietet eine | 
wahre Musterkarte aller möglichen geotektonischen Verhält- 
nisse. Dem entsprechend suchen wir hier auch vergeblich 
nach einer so scharf ausgeprägten paläontologischen Entwicke- | 


ser n | 


*) Das Nämliche gilt von der Grube westlich vom Klosterhof, und | 
auch am Südrande des Kessels auf dem Hochfelde scheint ein gleiches | 
Verhältniss obzuwalten. "5, Ra 


455 


lung, wie sie in dem alten Bruch, der für diese Umwandlungs- 
studien den Ausgang bilden muss, vor Augen liegt. Das Ein- 
treten der neuen Formen vollzieht sich östlich mehr stati- 
stisch, indem in jeder Uebergangsschicht sich Mischungen 
von Ur-, Zwischen- und Endformen finden, deren numerisches 
Verhältniss allein sich nach oben hin zu Gunsten der neuen 
Varietät ändert. In der Westgrube finden wir echte mor- 
phologische Zwischenlager. Je regelmässiger der Schich- 
tenbau, um so klarer und einfacher kommt die stetige Umge- 
staltung des alten Typus zum Ausdruck. 

Damit mag es vorläufig genug sein. Genaue Pläne nebst 
Niveauangaben und Profile hoffe ich in Bälde an anderer 
‚Stelle der Oeffentlichkeit übergeben zu können. Eine aus- 
führliche Darstellung der gesammten Ergebnisse, wie sie mei- 
nen ehemaligen und neuen Arbeiten entspricht, beabsichtige 
- ich später zu liefern, auf welche Gelegenheit denn auch eine 
” eingehendere Besprechung der von anderen Autoren gegebenen 
> Schilderungen des Steinheimer Beckens verschoben sein soll. 


Nachtrag. 


| Zu der inzwischen (pag. 416 dieses Bandes) erfolgten 
- Erwiderung des Herrn Prof. SANDBERGEE auf meine - letzte 
" Auseinandersetzung mag in Kürze bemerkt werden, dass 
> Cwzssiw’s Arbeit „Ueber Gehäusemissbildungen der Planorben*, 
> Melakozool. Blatt. XX. pag. 68. 1873, uns die sehr klar aus- 
- gesprochene Ansicht dieses Autors mittheilt, wonach eine 
_ durch äussere Verhältnisse hervorgebrachte Skalaridenbildung 
nicht erblich ist und nicht zur Artenbildung führen kann, wie 
es VAN DEN BROECK geglaubt, und wie es danach von Herrn 
_ SANDBERGER (Conch. d. Vorw. pag. 640—643) für die Stein- 
 heimer Planorben angenommen wird. Solche Skalariden sind 
nach OLessın auch immer durch eine nachweisbare Verletzung 
der Schalen gekennzeichnet, wovon bei denjenigen Steinheimer 
Schnecken, die einen Anspruch auf das Prädikat skalaride 
haben könnten, in einem irgendwie auffälligen Grade nichts 
zu beobachten ist. Ich schrieb in meiner kurzen Anmerkung 
 (pag. 62) nur: „Die Theorie der Skalaridenbildung durch ein 
- Gewirr von Wasserpflanzen“, ich hätte vielleicht u 
gesagt „die Theorie einer Artbildung durch Skalaridität.. 

was udEss bei den klaren Auslassungen CLEssın’s ndaliits 
und Herrn SANDBERGER’s andererseits keine Missverständnisse 


456 


herbeiführen kann. — Dass der echte trochiformis keine Skala- 
ridenbildung ist, scheint mir Herr SANDBERGER selbst ausge- 
sprochen zu haben durch den Passus (pag. 640) „weiter auf- 
wärts (in den trochiformis - Schichten) aber Skalariden nicht 
mehr vorkommen.“ Selbst mein turbiniformis (SANDBERGER'S 
pyrguliformis) ist nicht einfach ein skalarider discoideus, und 
die discoideus\ trochiformis sind es in keiner Weise. Natürlich 
kommt Skalaridenbildung bei discoideus ebensogut vor als bei 
den anderen Varietäten, minutus, trochiformis, costatus etc. — 
Ein trochiformis in einer supremus-Schicht ist mir bislang nicht 
begegnet. Wenn es aber dergleichen giebt, warum sollten sie 
denn nicht aus einer früheren Schicht stammen dürfen? Und 
wenn auch dies nicht sein darf, was hat denn dies Factum 
mit der Entstehung des suwpremus zu thun? — Die übrigen 
Punkte erledigen sich hinreichend durch meine obigen Mit- 
theilungen. | 


457 


3. Ueber Gesteinsumbildungen bei Predazzo und 
am Monzoni. 


Von Herrn J. Lemgers ın Dorpat. 


Das Studium der Contacterscheinungen ist deshalb für 
” die chemische Geologie so wichtig, weil ausser der Neubil- 
” dung, dem Contactgebide selbst, auch die Factoren derselben, 
die mittel- oder unmittelbar obemiseh aufeinander einwirkenden 
” Mineralien sich grösstentheils erhalten haben: zur Aufstellung 
der chemischen Reactionsgleichung sind Anhaltspunkte vor- 
" handen. Zunächst müssen durch eingehende Untersuchungen 
- empirische Regeln der Mineralvergesellschaftung gewonnen wer- 
" den, erst dann lassen sich Fragen nach dem inneren Zusam- 
 menhang aufstellen und kann das Experiment mit Erfolg an- 
5 gewandt werden. Die vorliegende Arbeit, eine Fortsetzung 
’ ‚einer früaheren*), kann bei der Fülle des zu bewältigenden 
 Stofls auf Abgeschlossenheit keinen Anspruch machen, sie 
wurde veröffentlicht in der Hoffnung, dass die Ergebnisse der- 
selben dem künftigen Forscher das Entwirren der verwickelten 
Verhältnisse erleichtern werden. Zu grossem Danke bin ich 
Herrn Professor ZırkeL in Leipzig verpflichtet für die viel- 
 fache Belehrung, die mir bei der mikroskopischen Untersuchung 
zu Theil wurde. 

i Es sollen zunächst zur früheren Untersuchung des Schich- 
ten-Profils am Fusse des Canzocoli**) einige Nachträge ge- 
liefert werden, und ist aus nebenstehender Skizze die Schichten- 
folge ersichtlich. Der mit A uberschriebene Stab enthält die 
‚in dieser Arbeit analysirten Lagen, der mit B bezeichnete die 
früher untersuchten ; die beigeschriebenen Zahlen beziehen sich 
auf die Nummern ar Analysen in den Se un Ab- 
A andlungen. 


*) Zeitschr. d. d. geol. Ges. 1872 pag. 187. 

a **) Zeitschr. d. d. geol. Ges. 1872 pag. 192; vergl Fig. 3 der bei- 
P gefügten Tafel. Bis auf den Fassait No. 1 sind alle in dieser und der 
früheren Arbeit analysirten Proben der Wand östlich vom Wasserfall 
entnommen. 


A B = Fig. 3 (1872) 
1. 
"7 As AR EL 
NDS Im T | Mm VITTERTRTAITTOTIATAERTTTITIT 
1 nn 
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Pu" 
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DIT IE TI TUI EINST TITTISIETTTT I ITIIT ET 


Die in der früheren Arbeit*) analysirte Schicht No. 12 
zeigt gegen den Predazzit grüne, CaO- und MsO-reiche Con- | 
tactzonen No. 12a.; stellenweise finden sich in derselben gut | 
ausgebildete Fassaitkrystalle No. 1. Zwischen der grünen | 
(12a.) und dem aufliegenden Predazzit zieht sich eine schwarz- | 
grüne Serpentinzone No. la.**) hin, jedoch sei bemerkt, dass | 
die Grenzen derselben gegen die grüne Lage, sowie die der | 
letzteren gegen die Binnenpartie der Schicht keine scharfen | 
sind: das gilt allgemein von allen Lagen dieses Profils. | 

Etwa 3 Meter über der Cascade ist der schwarze Pre- 


*) 1872 pag. 197. Auf der Skizze sind die grünen Contactzonen I 
durch Schraffirung angedeutet. Ense 


##*) Diese Schicht, sowie fast sämmtliche in dieser Arbeit unter- 


suchten Silicate enthalten CaCO, beigemengt, welches dem Gestein vor | 
der Analyse durch verdünnte Salzsäure entzogen wurde. | ei 


459 


_ dazzit No. 2c. von der ca. !/, Meter dicken, graugrünen 
- Silieatschicht No. 2 durchsetzt. No. 2. ist der Mitte entnom- 

“men. An den Grenzen gegen den Predazzit ist die Schicht 

- dunkler grün gefärbt, doch finden sich derartige Partieen, un- 

regelmässig begrenzt, auch in der Mitte. 

No. 2a. ist die obere Grenzpartie. 

No. 2b. die untere. 

No. 2d. Silicatrückstand aus dem Predazzit No. 2c. 

Am Fusse der Cascade, zwischeu den früher analysirten 

- Carbonatschichten 8. und 7., wird der schwarze Predazzit 

No. 5b. von einer grossen Zahl Silicatlagen durchsetzt, von 
- welchen folgende untersucht wurden. 

i No. 3. ca. 1 Meter mächtig; graugrune Grenzpartie gegen 
- den Predazazit. 

| No. 3a. Zwischen No. 3. und dem Predazzit sich hin- 

” ziehende schwarzgrüne Serpentinzone. 

© #3 Meter tiefer durchsetzt den Predazzit No. db. die ca. 

7 1), Meter dieke Lage No. 4. (aus der Mitte entnommene 

" Probe); gegen den Predazzit hin wird die Schicht; etwas 

dunkler grün No. 4a, und zwischen dieser letzteren Zone und 

"dem Predazzit zieht sich eine schwarzgrüne Serpentinlage 

No. Ab. Unter der Schicht No. 4 treten im Predazzit eine 
Ferosse Zahl meist sehr dünner Silicatlagen auf, 


N No. v2 No.7la..:No2: No.2a. No. 2b. No. 2d. No. 3. 
FH, (6) 1.00 16.68 3,03 2,50 0,97 1.98°,..2,41 
$: 5:0, 46,10 35.51 51,79 43,15 45.28 41,86 44,00 
Al, Ö, 8,74 4.89 13.00 ° 10,25: 11,41 1,40 885 
| Fe, 0, 4,76 43607,2548716127 3.19 341.522 
‚Ca 0..723,93 ET 220070 — 23,04 
RO — _ 6,62 — = _— — 

_ Na, O — — 0,78 DE a um Tan, 

Mg0 15,47 3832 6,44 17,76 14,98 45,29 17,35 
B 100 .100 98,31 100 98,00 100 100,89 


No. 3a. No. 4. No.4a. No. 4b. 
H,O 14,80 2,20 3.31 LACH 
Si O0, 8801 ,91.070,. 43.68 .. 36.36 
Al, O, 4.92. 11,30 8,91 7,89 
Fe, O, AT 4,32 4,49 4,14 
Ca oO 1.04 5 °.19.54...29.68 0,67 
K,0O — 6,07 —_ — 
Na, O — 0,31 — — 
M&O 36,96 909. ,106,10' 96,26 

100 98,56 100,23 100 


460 
de. 3b. 
R*) 192%... Mil 


CaCO, 60,23 63,24 
MgeO H,O 19,99 25,05 
99,49 100 


Die grünen Zonen 2a., 2b., 3., 4a., sowie die in der 
früheren Arbeit (1872 pag. 197) analysirten 7d., 11., 12a. 
zeigen im Dünnschliff, unter dem Mikroskop, kleine blass- 
grüne, lebhaft farbig polarisirende Körnchen, zwischen welchen ' 
stellenweise dunkelgrüne Körnchen eingelagert sind; irgend- 
welche Krystallumrisse konnten in keinem Fall beobachtet | 
werden. Die chemische Zusammensetzung der grünen Zonen 
stimmt mit der mancher Augite überein und es möge die Be- 
zeichnung ‚Augitzonen‘‘ vorläufig gestattet sein. Die K,O- 
reichen Binnenzonen 2. und 4. zeigen im Dünnschliff kleine, 
polarisirende Körnchen, die nach der Analyse vielleicht die 
Deutung als Augit und Orthoklas zulassen; ferner finden sich 
schwach braune, etwas dichroitische Stellen, wohl Magnesia- 
glimmer. Die mikroskopische Untersuchung ist hier, wie in 
allen folgenden Fällen an den analysirten Proben angestellt 
worden. Die Al, O,reichen Serpentinzonen 1a., 3a., 4b. lassen 
unter dem Mikroskop nichts über ihren Ursprung erkennen. 
Die Ergebnisse dieser und der früheren Analysen sind folgende. 

‘Die Carbonate sind meist Predazzite, seltener Caleite, die | 
mehr oder weniger mit MgO - Silicaten °(Olivin, Serpentin, | 
Spinell) innig vermengt sind. Die die Carbonate durchziehen- 
den, mächtigeren Silicatlagen sind in der Mitte alkalireich, an 
den Grenzen gegen die Carbonate alkalifrei, dagegen reich an 
CaO und MgO; dünne Lagen sind in ihrer ganzen Masse | 
Ca0- und MgO-reich. Diese CaO- und MgO-reichen Zonen | 
zeigen in ihrer chemischen Zusammensetzung grosse Ueberein- 
stimmung; zwischen den eben genannten Augitsäumen und | 
den Predazziten ziehen sich häufig schwarzgrüne Serpentin- | 
zonen hin. / 

Zwischen dem toal del mason und dem toal dei Rizzoni 
am Monzonigebirge ist eine grosse Scholle veränderter Carbonat- | 
und Silicatschichten im Monzonit eingebettet. Als Wegweiser’ 
für künftige Untersuchungen wurden folgende Analysen aus- | 
geführt. 
5. Graugrüne, 3 Centim. dieke Lage, im Dünnschliff 
dasselbe Bild darbietend wie die Augitzonen am Canzocoli;| 
dieselbe ist beiderseits von braunen Serpentinzonen 5a. um-| 
geben. Die Lage durchsetzt krystallinischen Kalkstein. 


en 


*) R = in HC] unlöslicher Silicatrückstand. N 


461 


a 


6. Graugrüne, 2 Centim. dieke Lage; durchsetzt Kalk- 
stein; im Dünnschliff wie 5.; spinellhaltig. 

7. Graue, 5 Centim. dicke Lage, beiderseits von sehr 
_ dünnen, braunen Serpentinzonen umgeben; durchsetzt Pre- 
dazzit. Im Dünnschliff sieht man farblose, polarisirende Kör- 
ner, ferner führt die Zone wenigstens 0,88 pÜt. Spinell, wel- 
B.: nach der Behandlung mit HF zurüekbleibt. Um durch 
die Analyse zu entscheiden, dass wirklich Spinell vorliegt, 
wurde eine grössere Portion, 100 Gramm, in Arbeit genommen, 
doch ist bei so grossen Mengen die Aufschliessung durch HF 
nicht zweckmässig. Es wurde deshalb das gröbliche Pulver 
"in kleinen Mengen in schmelzendes kohlensaures Natron-Kali 
getragen und kurze Zeit gegluht, bis die anfangs stürmische 
„’Entwickelung bedeutend nachgelassen hatte; hierbei wird 
| der grösste Theil der Silicate aufgeschlossen, der Spinell aber 
wenig angegriffen. Die Schmelzen wurden mit H,O ausge- 
Jaust, dann mit HCl und NaHO behandelt und de ruckstän- 
dige Gemisch von Spinell und wenig Silicat mit HF zur Zer- 
legung des letzteren digerirt, Zum Austreiben des HF lasse 
m an die Schwefelsäure kurze Zeit und bei nicht höherer Tem- 
peratur als 100° einwirken, weil sonst ansehnliche Mengen 
- Spinell in Lösung gehen. Die Zusammensetzung des durch 
- Kalibisulfat aufgeschlossenen Spinells giebt die Analyse 7a. 
@ 8. 15 Centim. dicke weisse Schicht, ist beiderseits von 
gutbegrenzten, braunen Serpentinzonen 8a. umgeben; diese 
Schicht durchsetzt den Predazzit am Allochet. Im Dünnschliff 
;eigt die Schicht 8. farblose, polarisirende Körner (Augit?), 
ner weissen Glimmer und Gruppen von Körnern, die durch 
‚gregatpolarisation - zeisende Substanz getrennt sind, selbst 
jedoch dieselbe optische Orientirung besitze; diese namen 
sind den theilweise serpentinisirten Olivinen ähnlich, auch ist 
der hohe MsO- und H,O - Gehalt von 8. Deutung 
günstig. Alle von 5. ab analysirten Proben enthalten Eisen- 
Kies, dessen sehr wechselnde Menge nicht angegeben, sondern 
bei der Berechnung der Analyse in Abzug gebracht ist. 


% 


| Die. Da, 6. T. 7a. 8. 8a. 
H 8,20. 15,89 0,62 2,50 — 3,22. 1340 
u 42,14, 33,84 31.61 38,78 — ,, 44,67 36,33 


Bel79 6.04 20,51 16,31. 69,73. 11,36 . 5,48 
Ds 82 205 A 245 2,80., 2,12 


Be ee. 1796. 0,88 
M&O 16,86 40,99 18,81 16,98 27,84 20,51 41,32 
R un, an De N. 0,18%) 


100° 100 100. 98,94 100 100 99,02 


 *%) In HF unlöslicher Spinellrückstand. **) Alkali 
Zeit d.D.geol.Ges. XXIX. 3. al 


462 


Auch hier sind die dünnen Silicatlagen in ihrer ganzen 


Masse CaO- und MgOreich, und zeigen eine ähnliche Zu- 
sammensetzung wie die Augitzonen am Üanzocoli; zwischen 
ihnen und den Carbonaten ziehen sich Serpentinsäume hin. 

Am palle rabbiose, oberhalb der Mineralfundstätten, tritt 
in der Berührungsgegend des Monzonits und Kalksteins ein 
Profil sehr veränderter Schichten zu Tage: es sind abwech- 
selnde Lagen von Carbonaten und Silicaten, auch Schmitzen 
letzterer in ersteren eingebettet. Die Silicatschichten sind ent- 
weder oberflächlich hellgelb, im Innern grünlichgelb oder 
dunkelgrun gefärbt, und zwar treten die dunkelgrünen oft auf 
als Contactsäaume der hellen Lagen gegen die Carbonate, wie 
folgende Skizze veranschaulicht. Die Schraffirung bezeichnet 
die dunkelgrünen Zonen. 


Die dunkelgrünen Säume sind nach der Analyse serpen- | 


tinartige Verbindungen, die Binnenpartieen zeigen einen wech- 


seluden Habitus. Entweder sind es dichte, grünlich gelbe, 


etwas mit CaCO, imprägnirte Silicate 9., welche gegen die 


Carbonate durch einen dunkelgrünen Saum 9a. begrenzt sind; 
oder die Binnenzone besteht aus einem grobkörnigen Gemenge | 


von Caleit und sehr veränderten, bis 1 Centm, grossen gelb- 


grünen Krystallen 10., 10a., 10b. (verschiedenen Stellen ent- 
nommen), oder aus einer dichten, grünlich gelben, etwas mit 


Ca CO, imprägnirten Masse, äusserlich sehr ähnlich dem Si- | 


licate 9., chemisch jedoch von demselben völlig verschieden: | 
11. und 12.; 11a. und 12a. sind die zugehörigen dunkel-| 
grunen Saume. Alle diese Silicate werden durch HCl zerlegt, | 
11. und 12. recht langsam aber fast völlig. | 


9. 9a. 10.. : 103)  0R | 
H,O "14,68. 1777 1868 1801 eco 
SiO, 32,29. 33,39 36.03 39,75 3496 
AhO.:. 9,90 849 831 a0 
Fe,0,  308..24 359. 10 So 
Ca0. .ı10,01°.. 121. .200 0 | 
MeO 29,51 35,88 33,75. 3387 3235 0 
R*) 0,60. 0,54 :.0,22) 0m 
100,07 99,52 100,38 100 100 


*) In HC] unlöslicher Rückstand. 


Ss ze Er A Bee 
E ER, RT b 


463 


er ee 
H,O 1,60 16,65 4,88 16,89 
SiO, 4170 33,32 42,22 33,49 
On 78 110,998, 
BeO, 16,16: 19,37, 2,65% 2,54 
0 u 24,09.. 0,66 21,80 -5:4:1,01 
MO. 13.06..1.90508 4 17,11,85,68 


99,82 . 100,08 98,05 


Die dunkelgrünen Säume gleichen in ihrer Zusammen- 
setzung den Serpentinen am Canzocoli, ebenso die Silcate 11. 
“ und 12. den Augitzonen 2a., 2b., 3. etc. Die Silicate 9., 
10a. und 10b. sind ursprünglich Baßzeiche Verbindungen ge 
- wesen und haben den CaO gegen MgO und H,O ausgetauscht; 
_ der wechselnde CaO-Gehalt ist nicht auffallend, da, wie 
_ später durch den Versuch dargethan wird, dieser Stoff sich 
leicht durch MgO ersetzen lässt. Es ist wahrscheinlich, dass 
das dichte Silicat 9. und die Krystalle 10a. und b. identisch 
En jedoch aus welchem Mineral hervorgegangen? Die wahr- 
 scheinlichste Annahme ist die, dass sie umgewandelte Augite 
sind und aus dem Silicat 11. und 12. entstanden; hierfür 
spricht: 1) dass unter den Pseudomorphosen 10a. und b. sich 
bisweilen Krystalle von der Form des Augits“) fanden (leider 
nur an einem Ende ausgebildet), 2) zeigen die Silicate 11. 
und 12. im Dünnschliff blassgrüne, von Rissen durchzogene, 
_ lebhaft farbig polarisirende Körner ohne bestimmte Umrisse; 
_ dasselbe Bild bot auch 9. im Dünnschliff dar, nur waren die 
| - Körner stellenweise trübe oder zeigten Aggregatpolarisation. 
a Es sollen nächstens Versuche angestellt werden, ob bei der 
Behandlung von 11. mit MgCl, - Lösung ein Ersatz des CaO 
durch MgO und H,O möglich ist. 
E Es liegt See, anzunehmen, dass die dunkelgrünen Ser- 
_ pentinsäume durch weiteren Ersatz des CaO durch MgO und 
4,0 aus den Binnenpartieen hervorgegangen, umsomehr als 
“die Umbildung sich künstlich herbeiführen lässt, doch ist das 
_ saumartige Auftreten dann schwer zu erklären; wenn das 
hindurchsickernde Wasser in den tieferen Schichten solche 
- Umwandlungen bewirkte, so musste es wenigstens die höheren 
Lagen in ihrer ganzen Masse verändern, waren jedoch Saurm 
‘und Binnenpartie ursprünglich verschieden, so erklärt sich alles 
ungezwungen; dabei ist nicht wear dass verschiedene 
Mineralien vorlagen, es genügt, wenn die chemische Zusammen- 
setzung Unterschiede zeigte. Alles zusammengefasst ergiebt 


_  *) Man könnte auch an Monticellit denken, wäre nicht der hohe 
Pr: - Gchalt gegen diese Deutung. 


3l* 


464 


sich, dass die Carbonate von CaO- und MgOreichen Silicat- 
age und -Schmitzen durchsetzt werden, die meist von Ser- 
pentinsäaumen umgeben sind. 

Die durchsetzten Kalk- und Predazzitschichten sind oft 
mit bedeutenden Mengen von Silicaten innig vermengt; 12b. 
giebt die Zusammensetzung eines solchen im Predazzit sich 
vorfindenden serpentinartigen Silicats. 


-12b. 


H,O 15,01 
SiO, 38,02 
AM,O, 6,73 
Fe, O, 3,20 
CaoO 1,17 
MgO 36,87 
100 


In das Profil dringt ein schmaler Monzonitgang ein, der 
folgende Contactzonen, vom Monzonit aus gerechnet, zeigt: 


erst eine braune Zone 13., aus Granit und hellgrünen, polari- ® 


sirenden Körnern, wohl Augit, bestehend; dann eine ca. 1 Cm. 
dicke, dichte, grünliche Zone 13a., die stellenweise grüne po- 
larisirende Körner und dunkelgrünen Serpentin eingesprengt | 
enthält, und endlich gegen den Kalkstein einen dunkelgrünen 

Serpentinsaum 13b. | 


13. 13a. 13b. 


Ho 5 Ta8 9,8 
Ssio, 1133 "ale 3286 Ei 
AL, 0, 18,182 199,94 1,12 ; 
Fe,0, . 680 019 20 
CaO 28,28 10,27 1,90 
MO 9,58 20,05 34,87 
R*) en da 
100,66 99,43 99,51 


Der Serpentinsaum und die Zone 13a. sind den unter- 
suchten Proben 9a. und 9. sehr ähnlich, wahrscheinlich ist | 
der durch HCl zerlegbare Antheil von 13a. nichts weiter als | 
umgewandelter Augit; der Monzonit zeigt äusserlich keine Ab- 
weichung vom typischen. — Oberhalb des Profils dringt ein | 
kleiner Monzonitausläufer in den Kalk, und sind die Contaet- 
erscheinungen aus folgender Skizze ersichtlich: | 


*) In HCl unlöslicher Rückstand. 


465; 


[ 


Vegetation. 


NNNNINUNNNINNININNNNNNINNNNNUNNININMUNM? 


Kalk. 


Der Monzonit 14. besteht vorherrschend aus grosskrystal- 
- linischem Orthoklas und wird stellenweise von etwas Wolla- 
 stonit durchsetzt; der Uebergang in das typische Gestein ist 
_ nicht blossgelegt. Den Monzonit umgiebt eine beiderseits 
scharf begrenzte, circa 9 Centim. dicke weisse Zone, aus 
- 57,03 pCt. Wollastonit und 42,78 pOt. Granat 14b. bestehend. 
14a. giebt das Verhältniss des in HCl löslichen Antheils 
- (Wollastonit) der Zone zum Granat. Zwischen diesem Saum 
_ und dem Kalkstein zieht sich, mit beiderseits scharfen Grenzen, 
ein 1 bis 5 Centim. dickes , Salem: Band 14c.; im Dünn- 
-schliff beobachtet man grössere, hellgrüne, oft von Rissen 
 durchzogene Körner, die wohl Augit sind; hin und wieder 
finden sich dunkelgrune Körner eingesprengt. 


E.: | 1A. 14a. 14b. 1Ac. 
® H,O 0,59 0,55 — 0,90 
SiO, 63,10 27,33 41,00 44,50 
Al,O, 15,34 2273..19472 11,46 
Re5,0.. 2:94 0,78 3,94 9422 
Ca Oo 4.09 2529 34,083. ..25,44 
K,O 1341 42,78%) — — 

Na,0 1,06 — — — 

M&O 0,35 0,35 1,417 12,05 


100,18 99,81 100,86 100,27 


Eu Am le Selle, oberhalb des Sees, berührt der Monzonit 
den Predazzit und zeigt an einer Stelle **) folgende Oontact- 
gebildee An den Monzonit legt sich eine hellgrüne Zone, die 
im Dünnschliff dem Saum 14c. gleich erscheint; zwischen 
di ieser und dem Predazzit zieht sich eine Serpentinlage hin, 


bs. 1 

3 "N In HCl unlöslicher Granat. 
| 3) Die Stelle ist leicht zu finden, wenn man dem Rinnsale folgt, 
der an der Grenze von Predazzit und Monzonit herabsickert. Abgelöste 


c Contactstücke finden sich übrigens oft im Rinnsale selbst. 


466 


die wahrscheinlich aus Monticellit hervorgegangen, wenigstens 
fanden sich Krystalle, die an einem Ende (das andere war 
nicht ausgebildet) Monticellit- ähnliche Flächen zeigten. 


ee Monzonit 


1:91:79 


15. Grüne Augitzone. | 

15a. Serpentinzone, schwarz gefärbt, stellenweise stark 
glänzend, aus schlecht ausgebildeten Krystallsäulchen bestehend. 

15b. Predazzit, berührt die Zone 15a. 

16. Grüne Kneilzone von einer anderen Stelle. 

16a. Dunkelgrune Serpentinzone, hier und da besser 
erhaltene Krystalle führend. 

16b. und 16c. Ausgesuchte, jedoch schlecht erhaltene 
schwarzbraune Krystalle aus einer Serpentinzone. 


9. 15a. 16. 16a. 16b. 16 e. 


Ho ım 208 18 um Ka Ka 
SiO, 41,59 35,78 41,92 39,82 39,19 38,42 
ALRoO, 198 5ar7r Bere a 
Fe,0,: 840 539 Tee an A. 1 
Ca0 2339 °..098: oo. 8 7a = 
MO 16% 37.68 15 30 sn 387 


100,14 98,63 100 98,82 99,47 99,42 
15b. 
Rn) 0,39 


CaCO, 69,66 
MgOH,O 29,36 


99,35 


Am Allochet zeigt der Monzonit an einer Stelle gegen] 
den Predazzit folgende Zonen. Mit scharfer Grenze legt sich | 
ein eirca 5 Centim. dicker, grauer, aus Granat und grünem | 


*) R = in HCl unlöslicher Rückstand. Me 


ei | 467 


- Augit bestehender Saum 17. an, worauf eine schlecht be- 
grenzte graugrüne Lage 17a. folgt; im Dünnschliff zeigt sie 
 blassgrüne, von Rissen durchzogene Körner, wie sie bei den 
Zonen 14c., 15., 16. beobachtet wurden. Zwischen dem stark 
_  ausgelaugten Predazzit und 17a. ist der gelbgrün gefärbte 
Serpentin 17b. 


Predazzit Monzonit 
f 
/ 17% 
175, 
on 17. 72 17b. 


Ho 8 53.158 
50, 53918. 43,77 3441 
A,O, 16,65 15,14 6,68 
Ro a5 
CO 3256 2035 1,61 
20. 3:06 195 art 


99,43 98,45 98,63 


Die Reihenfolge der Oontactzonen vom Monzonit an ge- 
rechnet ist diese: Granat, Augit, Serpentin (Monticellit). Diese 
regelmässige Anordnung, zusammengehalten mit der oft sehr 
scharfen Abgrenzung der Säume gegen einander, ist mit der 
 landläufigen Theorie, wonach die Contactgebilde durch Zusam- 
- menschmelzen von Monzonit und Carbonaten entstanden, gar 
_ nicht vereinbar. Trat der feurigflüssige Monzonit etwa mit 
 Dolomit in Berührung, so musste beim Zusammenschmelzen 
- die CO, ausgetrieben werden, und die entweichenden CO,- 
Blasen führten eine innige Mischung des Magmas herbei; die- 
- selbe musste anch hervorgebracht werden durch die Strömun- 
gen des Magmas in Folge der Temperaturunterschiede an der 
Grenze und im Innern. Die chemische Zusammensetzung der 
- Contactzonen ist ferner nicht derartig, dass sie durch einfache 
Addition der Monzonit- und Dolomit - Bestandtheile sich dar- 
stellen lässt; soll z. B. Batrachit durch Zusammenschmelzen 
_ von Dolomit und Monzonit hervorgehen, so müssen der grösste 
_ Theil der Thonerde und sämmtliche Alkalien ausgeschieden 
- werden. Wir wollen auf die Complicirtheit dieses Saigerungs- 
_ processes nicht näher aufmerksam machen, jedenfalls mussten 


468 


auch diese Saigerungsströme eine Mischung des Magmas her- 
beiführen. Durch Zusammenschmelzen konnte der Monzonit 
an den Grenzen nur CaO- und MgÖreicher werden, eine regel- 
mässige und oft scharf begrenzte Anordnung bestimmter Mine- 
ralien jedoch nicht hervorgehen.*) Nur Wasser, welches aus 
dem Monzonit und dem ÜOarbonat Stoffe aufnahm, vermochte 
so regelmässige Mineralzonen abzusetzen; hohe Temperatur 
mochte dabei im Spiel, ja sogar unerlässlich sein, was sich 
zur Zeit jedoch mit Sicherheit nicht entscheiden lässt. 

Die chemische Zusammensetzung der Augitzonen um den 
Monzonit und im Schichtenprofil bei Canzocoli ist eine recht 
ähnliche, aus dem Grunde ist es schon einigermaassen wahr- 
scheinlich, dass ihre Bildungsweise eine ähnliche gewesen ist, 
auch ist die Reihenfolge der Contactzonen am Monzonit und 
im Schichtenprofil dieselbe: erst Augit dann Serpentin. Zwi- 
schen den sich berührenden Carbonaten und Augitzonen be- 
stehen entschieden genetische Beziehungen, doch lassen sie 
sich zur Zeit nicht aufdecken. Wären die Augite sehr Al, O,- 
arm, so liesse sich ihr Auftreten in der Nähe des Carbonats 
begreifen: die "Thonerde des Monzonits und der Binnenzonen 
2. und 4. ist ein verhältnissmässig stabiler Stoff, der durch 
Wasser nicht weit fortgeführt wird, andererseits sind CaO- 


*) Es sei bei der Gelegenheit auf eine oft besprochene Frage hinge- 
wiesen, Es wird ein Gesteinsfragment von einem feurigflüssigen Magma 
umhüllt, ist es möglich, dass die strengflüssigen Bestandtheile des Frag- 
ments mit dem Magma verschmelzen, während die leichtflüssigen erhalten 
bleiben. Die Möglichkeit muss zugegeben, die Realität freilich in jedem 
einzelnen Falle durch den Versuch dargethan werden. Das flüssige 
Magma wirkt nämlich nicht nur als glühender Körper durch seinen 
Wärmeüberschuss auf das Fragment, sondern kann auch mit den Bestand- 
theilen desselben in chemische Wechselwirkung treten und dieselben in 
leichtflüssige Verbindungen umwandeln; hat sich diese Umwandlung nur 
auf strengflüssige Mineralien erstreckt, so liegt die scheinbar sich wider- 
sprechende Thatsache vor, dass die leichtflüssigen Mineralien sich bei 
einer Temperatur erhalten haben, bei welcher die schwer schmelzbaren 
verglasten. Wenn man z. B. Leucit und Albit. in geschmolzenes NaCl 
einträgt, so wird der erstere rasch in den leicht schmelzbaren Natron- 
leucit umgewandelt, während der Albit unverändert bleibt. Noch auf 
einen anderen Gegenstand sei hingewiesen. Aus der Thatsache, dass 
die Temperatur im Erdinnern mit wachsender Tiefe langsam zunimmt, 
hat man die Gegenwart eines heissen resp, glühenden Erdkernes in Ab- 
rede gestellt, und die erhöhte Temperatur ausschliesslich von hydro- 
chemischen Processen hergeleitet. Zu dieser Annahme zwingen die That- 
sachen noch nicht, es können auch beide Wärmequellen nebeneinander 
bestehen. Rührte die Erdwärme ausschliesslich von einem glühenden 
Kern her, so müsste allerdings die Temperatur mit zunehmender Tiefe 
fortschreitend wachsen; addirt sich jedoch in den oberen Schichten 
Wärme, von hydrochemischen Processen herrührend, hinzu, so muss na- 
türlich das ‚Gesetz der Temperaturzunahme“ in den oberen Schichten | 
ein anderes sein. | 


469 


na MgO - Carbonat leicht löslich, in der Nähe der Carbonat- 
wand würden sich vorherrschend Al, O,arme, dagegen CaO- 
und MeÖreiche Silicate bilden. Der Al, .0,- Gehalt der Augite 
ist jedoch nicht viel geringer, als don der Granat- und der 
"Binnenzonen 2. und 4. Hervorgehoben sei, dass die Mine- 
-ralien der Hornblende- und Augitgruppe auch anderweitig als 
"Oontactzonen beobachtet werden konnten: die Kalklager auf 
Kimito*) werden von ÖOrthoklasgranitgangen durchsetzt, die 
‚beiderseits von Labradorgranitbändern umsäumt sind; zwischen 
"letzten und dem Kalkspath zieht sich häufig eine dünne Horn- 
- blendezone hin; ebenso werden die Feldspatheinlagerungen im 
- Serpentin von Zöblitz“*) und Waldheim bisweilen von Horn- 
blendesaumen umgeben. Aehnliches ergab eine mikroskopische 
"Untersuehung der in der früheren Arbeit***) analysirten Mela- 
-phyre und deren Contactproducte: der Melaphyr 25. zeigt im 
Dünnschliff viel Orthoklas, wenig Plagioklas, grössere Augit- 
‚krystalle und kleine, grüne, polarisirende Körner, während die 
"Contactzone 25a. nur aus letzteren besteht Eine en, der 
| liegender Arbeit untersuchten Augitzonen bis zum Verwechseln 
gleicht; der Melaphyr 26. besteht aus Plagioklas, Orthoklas 
| und grünen Körnern, seine Contactzone 26a. nur aus letz- 
teren. Das fälschlich als Melaphyr bezeichnete Gestein 23 c. 
| - (Zeitschr. d. d. geol. Ges. 1872. pag. 215) zeigt im Dünn- 
‚schliff nur grüne Körner. Man darf also sagen: die Minera- 
lien der Augitgruppe treten als Contactproducte mit Vorliebe 
in der Nähe des Kalksteins, Dolomits und Olivins auf. Sind 
auch die angeführten Fälle zu gering an Zahl zur Aufstellung 
einer allgemein gültigen Regel, so fordern sie doch zum wei- 
| teren Verfolgen des Gegenstandes auf. 
4 Die äusserste Zone zwischen dem Augit und Carbonat ist 
Serpentin, vielleicht in den meisten Fällen aus Monticellit 
hervorgegangen. Da das Mineral Al,O,arm und sehr basisch 
ist, ist dessen Auftreten in uarmlttelbarer Nähe des Dolomits 
er rklärlich; man kann den Batrachit aus Dolomit hervorgegan- 
gen denken durch Verdrängung der CO, durch SiO,: 


Ca0 CO N NEAO 
Me0 00, 7 9% = 150 


u Da durch Zusammenschmelzen von 1 Mol. Dolomit mit 
von. SiO, ein trubes, gegen MsOl - und NH,Cl- Lösung 


SiO, + 200,. 


*) Zeitschr. d. d. geol. Ges. 1870. pag. 803. 

- *#), Zeitschr. d. d. geol. Ges. 1875. pag. 531. 

*%*%) Zeitschr. d. d. geol. Ges. 1872. pag. 217. Leider konnte we- 
en Mangel an Material nicht in allen Fällen die mikroskopische Unter- 
uchung angestellt werden. 


> 


470 


sich dem Batrachyt ähnlich verhaltendes, Glas erhalten wird, 
so ist eine pyrogene Entstehung des Batrachits, etwa wenn 
ein Quarz-führender Normaldolomit von flüssiger Lava*) um- 
hullt wird, sehr wohl möglich. Am Monzonit ist jedoch eine 
derartige rein plutonische Entstehungsweise nicht nachweisbar. 
In der früheren Arbeit**) wurde festgestellt, dass das Ver- | 
hältniss von CaO zu MgO in den einzelnen Schichten des 
Profils am Canzocoli ein recht beständiges ist, ungeachtet die 
beiden Basen in sehr verschiedenen Verbindungen als Silicat, 
Carbonat und Hydrat auftreten. In der folgenden Uebersicht 
sind die procentischen Mengen an CaO und Mg® in den ein- 
zelnen Schichten angegeben. Gruppe A: die in der früheren 
Arbeit (1872 pag. 235) analysirten Carbonatlagen; Gruppe B: 
die in der früheren Arbeit analysirten Silicatlagen; Gruppe C: 
die in dieser Arbeit analysirten Carbonatlagen; Gruppe D: die 
in dieser Arbeit analysirten Silicatlagen. 


nen. 
59] 6] 7| 810]7aj11|122[2e| 30 | 1 |22|2B| 3 |4a 


CaO | 34] 34| 27| 3333] 24| 20] 25 | 34/35 Fr a 5 n 23 
MgO | 19| 22| 22| 22| 17] 13| 17| 13 | 22223] 15| 18| 15| 17116 
Mittel: 


u ch.) 


Go. 93798 2 2 
MO OO 14 2 16 


CO 32 „23 al 
wenn die MgO menge überall = 20 gesetzt wird. 


Man sieht das Atomverhältniss von CaO zu MgO ist an- 
nähernd wie 1:1; diese auffallende Beständigkeit lässt siel 


am De erklären, wenn man annimmt, dass das Profil = 


entstanden ist ? 
”*) Zeitschr. d. d. geol. Ges. 1872. pag. 235. 
1) Nummern der Analyse. 


2) Zur MgO menge im Brueit ist die 40 pCt. betragende MgOmeng] 
in dem (11,71 pCt.) Rückstande zugeschlagen. 


471 


Bien Grenzen gegen Dolomit selbst stark dolomitisch waren. 
_ Wurde nun dieser Schichtencomplex der Wirkung heisser 
 Wasserdämpfe ausgesetzt, so wurde, wie früher”) angestellte 
Versuche lehren, der reine Dolomit in Predazzit umgewandelt; 
enthielt der Dolomit Silicate beigemengt, so verband sich alle 
- Magnesia mit der Kieselsäure und Thonerde zu Olivin, Ser- 
H. _ pentin und Spinell, es bildete sich die in der früheren "Arbeit 
l -_ analysirte Schicht 7.**) (ein Gemenge von Ca 00;,, Olivin und 
- Spinell) oder wenn die Menge der Silicate geringer war, bil- 
 deten sich serpentinhaltige Predazzite wie 2c. und 3b., wäh- 
rend aus den dolomitischen Säumen der Silicatlagen die grü- 
nen Augitzonen hervorgingen, dünne Silicatlagen, die in ihrer 
ganzen Masse dolomitisch waren, aber gänzlich in Augit um- 
gewandelt wurden. Hervorgehoben sei, dass das Atomver- 
- hältniss von CaO zu MgO in den Bassaitäößen am Monzonit 
 14e., 15. und 16. annähernd wie 1:1 ist; in diesen Fällen 
ist die obige Erklärungsweise nicht anwendbar; ferner ist in 
- der früheren Arbeit***) dargethan, dass die Contactzonen des 
- Melaphyrs am Canzocoli sehr CaO- und MgOreich sind, ob- 
_ wohl der umgebende Kalkstein magnesiaarm ist, ran sind 
‘ die den sehr reinen Calcit von Kimitof) nich Horn- 
BE hlendezonen MgOreich. In den beiden letztgenannten Fällen 
_ war das umwandelnde Wasser jedenfalls reicher an CaO als 
_ an MeO; wenn nun trotzdem die Augite beträchtliche Mengen 
_ MsO enthalten, so hängt das mit der sehr viel grösseren 
Verwandtschaft der Kieselsäure zur Magnesia als zum Kalk 
zusammen, es wurde aus der Lösung unverhältnissmässig 
mehr MsO denn CaO als Silicat niedergeschlagen. 
E G. vom RatH deutete zuerst die bekanrten Serpentin- 
# > pmorphosen von Pesmeda als umgewandelte Monticellite 
und gab chemische Analysen von denselben; im folgenden 
fügen wir einige hinzu. 
E; 18. Blassgelbe, gutausgebildete Monticellit- Pseudomor- 
| Pphosen. 
18a. Blassgelbe Pseudomorphosen, stellenweise von klei- 
‚nen schwarzen Flecken durchsetzt. 


*) Zeitschr. d. d. geol. Ges. 1872. pag. 231. 
**) jbid. pag. 195. 

»**) ibid. pag. 245. 

+) ibid. 1570. pag. 803. 


se 


472 


18. 18a. 


H,O 12,87 14,45 
Si O, 38,853 39,69 
Al, O, 2,56 5,40 
Fe, O, 4,98 5,20 
CaO 5,99 4,77 
MgO 30,38 28,30 
Re) 8,69 1,72 


99,350 99,93 


Es konnte nicht entschieden werden, ob die schwarzen 
Stellen in 18a. umgewandelte Spinelle sind und den beträcht- 
lichen Al,O, gehalt bedingen. Die sehr häufige Vergesell- 
schaftung von Olivin (Batrachit) mit Spinell, Chrom- und 
Magneteisen ist wohl höchst wahrscheinlich durch genetische 
Verhältnisse herbeigeführt: die Umstände, unter welchen der 
sehr basische Olivin sich bildete, sind auch der Entstehung der | 
SiO, freien Verbindungen ROR,O, günstig. (Olivin und Fe,O, 
in Ben basischen en 2) 

In der Nähe der eben analysirten Serpentine finden sich 
im Calcit schwarze oder braune, oberflächlich oft fettglänzende, 
tafelförmige Krystalle, die wahrscheinlich ebenfalls ursprüng- 
lich Monticellit waren. Vielleicht sind diese Pseudomorphosen | 
sogenannter Vorhauserit 19., 19a. und b. 


) R = in HCl löslicher Rückstand, 


**) Hier mag ein vielleicht ähnlicher Fall berührt werden. Rosen- 
puscu (LeonH. Jahrb. für Miner. 1872, pag. 52) fand im Heulandit mi- | 
kroskopische Quarzeinschlüsse. Der Heulandit ist der SiO,reichste Zeo- 
lith (Al, :Si = 1:0), das Wasser, aus welchem er sich abschied, musste 
relativ beträchtliche Mengen SiO, enthalten, und es ist verständlich, 
dass unter Umständen der Gehalt an Basen im Wasser so gering war, 
dass ein Theil der SiO, unverbunden als Quarz sich abschied; auch in | 
dem gleichfalls SiO,reichen Chabasit (Al,:Si —= 1:5) wies Rammers- 
pzrG (Handb. der Mineralchemie, 2. Aufl. pag. 617) in einem Falle die 
Gegenwart freier Kieselsäure nach. Darf man diese 2 Fälle verallge- | 
meinern, so ‘wird man mikroskopische Quarzeinschlüsse vorherrschend in | 
Zeolithen mit hohem SiO,gehalt erwarten. Der Fall wäre gerade dem | 
beim Olivin entgegengesetzt, wo bei dem grosseh Ueberschuss an Basen | 
gegenüber der Kieselsäure ein Theil der ersteren mit der letzteren sich | 
nicht verband, sondern als Verbindung von der Form ROR,O, sich 
abschied. Eine ausnahmsweise Geltung obiger Beziehungen ist natürlich | 
nicht zu erwarten (z. B. der basische Epidot kommt sehr oft mit Quarz | 
zusammen vor), aber schon dass Stattfinden einer gewissen Regelmässig- | 
keit wirft auf die Entstehungsumstände einiges Licht. 


I a a 19b. 


10: aeg 14,35 
SiO, 39,63 41,38 42,02 
0.0.43 1.099 .00,97 
Bo euere 
Ca O0 1,26 0:30* =# 0,74 
MsO 38,05 38,99 38,51 
R*) 2,31 & ir 


99,93 100 100 


Diese braunen, sowie, die blassgelben Pseudomorphosen 
sind in der Regel mit den bekannten grünen Fassaiten 20. 
| vergesellschaftet ; in der Nähe der braunen Pseudomorphosen 
sind die Fassaite oft etwas verändert und haben eine braun- 
grüne oder braune Farbe 20a. angenommen. Bekannt ist 
ferner, dass manche Monticellitmetamorphosen zum grössten 
Theil aus einem Gewirr kleiner Fassaitkrystalle bestehen, und 
ist die Zusammensetzung der letzteren aus der Analyse 20». 
ersichtlich. Die Serpentinsubstanz der Pseudomorphose wurde 
durch Behandeln mit HCl und NaHO entzogen. 


20. 20a. 20b. 


90: 1,0651. 20,96€ 15010 
SiO, 48,65 48,50 48,16 
MO, N Tue 6, 
EIO  3,98..203892:.73,66 
CO 206 420 2471 
MO 1520. 15,84 16,76 


100,61 100,75 100 


4 . Die Zusammensetzung der in der Monticellithulle auftre- 
tenden (20b.) und der im Calcit eingewachsenen Fassait- 
Be (20.) ist dieselbe. 
G. vom Rırtn deutet erstere als Umwandlungsproducte 
des Monticellits, so dass Monticellit das ursprüngliche Mineral 
war, welches zum Theil zu Fassait, zum Theil zu Serpentin 
umgebildet wurde. Diese Entstehungsweise ist nicht sehr 
wahrscheinlich, viel einfacher ist die Annahme, dass Fassait 
und Monticellit. gleichzeitige Bildungen sind, der erstere blieb 
unverändert, der letztere wurde in Serpentin umgewandelt. 
Derartige Fobeklünsen von Mineralien in gut ausgebildeten 
Kırystallen eines anderen Minerals sind nicht so selten, es sei 


- #*) R= in HCI unlöslicher Rückstand. 


474 


hierbei an die von Rorau beobachteten Granatkrystalle von 
Predazzo erinnert, die im Innern aus einem Gemenge von 
Caleit und Granatsubstanz bestehen. Es wurde bemerkt, dass 
die serpentinisirten Monticellite 18. bis 19b. mit Fassait 20. 
innig vergesellschaftet, also gleichalterige Bildungen sind; die 
Wasserlösung und die sonstigen Umstände waren zur gleich- 
zeitigen Abscheidung beider Mineralien geeignet. Da nun 
die chemische Zusammensetzung der grossen Fassaitkrystalle 
20. und der in Monticellitumrissen auftretenden 20b. dieselbe 
ist, so darf man schon annehmen, dass auch die Entstehungs- 
umstände der letzteren dieselben waren, wie die der ersteren: 
d. h. die Mineralien sind alle gleichalterig, es ist nicht wahr- | 
scheinlich, dass bei nachträglicher Umwandlung von Monti- 
cellit in Fassait der letztere mit derselben Zusammensetzung 
hervorging wie sie die direct gebildeten, doch viel älteren 
Fassaite besitzen. 

Ferner ist hervorzuheben, dass das Verhältniss von 
Ca0:MgO im Batrachit (29:20) und Fassait (Mittel: 31:20) 
ziemlich dasselbe ist, nämlich gleiche Aequivalente, was auch 
bei den früher untersuchten Augitzonen stattfand; man darf 
daraus wohl schliessen, dass die Bildungsumstände überall | 
recht ähnliche waren. *) | 

Im Folgenden ist eine Reihe Versuche über Bildung von 
MsO-Silicaten mitgetheilt, und es sei von vornherein bemerkt, 
dass sie nur als Vorarbeiten für eingehendere Untersuchungen 
angestellt wurden; um rasch zum Ziele zu gelangen, wurde mit 


%*) Da die Muttersubstanz der Fassaite und Monticellite bei Pesmeda | 
CaCO, ist, so entbielt das Wasser mehr CaO als MgO gelöst; durch | 
Versuche ist zu entscheiden, ob in H,0 gelöster Dolomit wenigstens | 
theilweise noch als solcher vorhanden ist; tritt dieser mit SiO, in Wechsel- | 
wirkung, so ist das Atomverhältniss von CaO:MgO = I: 1 in dem sich‘ 
bildenden Silicat schon eher erklärlieh. Das im Verhältniss zum Dolomit 
so seltene Vorkommen von MgCO, hängt mit der grösseren Neigung der| 
MgCO, Doppelverbindungen mit CaCO, einzugehen zusammen. Aehn-| 
liches scheint bei der Bildung der Mineralien der Hornblende- und Augit-| 
gruppe stattzufinden: überwiegend führen diese Mineralien a und MgO| 
gleichzeitig, reine MgO - Verbindungen kommen selten vor ; selbst wenn]; 
sie sich in sehr MgO reicher Umgebung gebildet, haben sie doch CaO) 
aufgenommen. So enthalten die im Zöblitzer, aus Olivin hervorgegan-' 
genen, Serpentin eingebetteten Hornblenden auf 2 Aequiv. MgO noch 
immer 1 Aequiv. CaO. (Zeitschr. d. d. geol. Ges. 1875. pag. 531.) Man| 
wird bei künftigen Untersuchungen die chemische Zusammensetzung der| 
in gleichartigen Gesteinsmassen (körniger CaCO,, Dolomit, Olivin, Ser- 
pentin) eingebetteten Mineralien mehr berücksichtigen müssen, zur Ent-) 
scheidung der Frage, welche Beziehungen zwischen der Zusammensetzung) 
eines Minerals und seiner Umgebung stattfinden. So gewonnene Regeln) 


I 


erleichtern dem experimentirenden Geologen sehr die Fragestellung, 


475 


sehr concentrirten Lösungen gearbeitet, wobei secundäre Zer- 

_ setzungen beträchtlich auftraten. 

B: Serpentin kann sich aus Batrachit bilden durch Ersatz 

_ des CaO durch MgO und H,O. Feingepulverter Batrachit 
vom Rizzoni 21. wurde unter ld Umständen mit MgQl,- 

| lösung behandelt. 

4 21a. 18 Stunden in zugeschmolzenem Glasrohr bei 195 
bis 200° behandelt; durch secundäre Zersetzungen war etwas 
_Fe,O ; abgeschieden, was durch Schlämmen entfernt wurde. 


3 21b. 5 Monate bei 100°. 
m 21e 1 Jahr. bei 35-40". 
-21d. 1 Jahr bei Zimmertemperatur behandelt. 
2 Alle Proben vor der Analyse bei 100° getrocknet. 
; ala le lc, ld, 
H,O 0.992: 11.902. 17,23 4,48 2,45 
SiO, 3807 3943 34,66 36,12 36,88 
FeO 4,68 3,42 4,95 4,63 4,89 
CaO 3415 1211 3.097 28,61= 32,08 
MgsO 23,49 33,396 938,54 26,06 23,91 
00, .— 0,37 1,09 — _ 
Ko032 9993. 9916 199.902100)21 


Melilith vom Vesuv 22. wurde mit MgÜl, lösung behandelt. 
22a. 1 Monat bei 100°. 

22b. 10 Monate bei Zimmertemperatur. 

Zur Analyse bei 100° getrocknet. 


29. 2a 2b. 
320,081. 15,27 5,35 
80, -.40,74 36,02. 39,42 

e.0...11L,68 11,00 
Bo. al 90 | 14,80 
0 1:39.18. 9,40 26,00 
Bo on 2,695. 989 
N.0% 09 9909). 0,70 1,95 
Meo: 6,88. .99,70 10,46 
Co, u 0,344.16.0,30 
100,33 100,03 100,60 


Die durch Untersuchungen von Feldspathumwandlungen 
ge efundene Thatsache, dass K,O sehr viel schwieriger gegen 
MgO ausgetauscht wird als Na,0, bestätigt sich “auch hier 
>): doch ist hervorzuheben, dass ein Silicat, das ınehrere 


AN ei ET iin VITA RIES 1, 7 EEE BR De 
a ee 


Basen gleichzeitig enthält, nur dann zu vergleichenden Affini- 
tätsbestimmungen verwendet werden darf, wenn die enthal- 
 tenen Basen alle chemisch N sind, etwa wie die 
ö H,O atome in der Phosphorsäure. 

Vorlier geschmolzener*) Melanit vou Achmatowsk 23. 
wurde mit MeOl,lösung 6 Wochen bei 100° digerirt 23a.; 
bei 100° getrocknet. 


93: 298e 
7,0 1 1008 
SO, 2.6 07 
ALO. 8.96 


ro Ber 
GO. 360 306 
MgO 0,50 20,42 


100,52 99,27 


24. Das blassgelbe Silicat von palle rabbiose 9. (ver- 
änderter Augit?) 4'/, Monat bei 100° mit MgCl, lösung be- | 
handelt; lufttrocken analysirt. -j 


24. 
H,O 16,70 

- Sı 0% 35,71 
OÖ, + Fe,0, 13,64 
2,12 
MgO 39,87 
99,84 


Okenit von Grönland 25. 15 Tage mit Mg0), lösung bei | 
100° behandelt: 25a.; lufttrocken analysirt. | 


25. 25a. 
H,O 16,88 17,46 
SiO, 55,12. 99,061 
Al,O, 0,62 0,50 
CaO 27,41 _— 
MgO — 22,43 

100,03 100 
4 


*) Gelatinirt mit Säuren; das Schmelzproduct ist natürlich Bi | 
mehr übereinstimmend mit dem ursprünglichen Mineral. 


477 


Er An der früheren Arbeit*) wurdenUmwandlungsversuche 
- an einigen Mineralien bei erhöhter Temperatur angestellt, im 
Folgenden wurden dieselben Mineralien bei Zimmertemperatur 
3 mit MgOl, lösung behandelt, und zwar: 


26. Gehlenit 4 Jahre lang. 
26a. Pektolith 5 Monate. 
26b. Apophyllit 3 Monate. 
26c. Datolith 3 Monate. 


- Alle Proben lufttrocken analysirt. 


26. 26a. 26b. 26.c. 


H,O 15.02 Ar 1683 617 
8. 26,23 52,93 50,59 . 37,06 
No nV 23,3 1A -— 21,41%) 
BE CO... 23,38 29,60 24,89 35,11 
| K,O — — 4,95 — 
E 1,0 a e 
m MgO ao 251.080 0,5 


| 4 Co, 0,76 el N a 
Bi: 100,10 99,60 98,07 100 


| * Aus den vorliegenden und den in der früheren Arbeit 
_ mitgetheilten Versuchen ergiebt sich: der CaO lässt sich in 
_ Silicaten durch MgO ersetzen; bei erhöhter Temperatur geht 
die Umwandlung sehr viel rascher vor sich als bei niederer; 
es ist zu untersuchen, ob die Temperatur einen Einfluss auf 
Bi. Umwandlungsproduct hat, namentlich ob der Wassergehalt 
- der bei höherer Temperatur sehäldfen Producte geringer ist, 
als der bei niedriger Temperatur hervorgegangenen; es ist 
ferner festzustellen, ob eine erhöhte Concentration der ein- 
wirkenden Lösung den Wassergehalt des Products ändert, und 
welche sonstige Wirkung die verschiedene Ooncentration nach 
ae sich zieht; ferner Einfluss der Zusammensetzung des Magnesia- 
" salzes, und der Gegenwart anderer Salze; endlich die Wirkung 
des reinen Wassers selbst bei verschiedenen Temperaturen. 
_ Wenn die Abhängigkeit der Umwandlung von den Umständen 
festgestellt ist, wird man umgekehrt aus der Zusammensetzung 
einer hrliehen Pseudomorphose auf die Umstände ihrer 
Bildung zurückschliessen können. 

Werden wasserfreie CaO-Silicate in MgO-Silicate um- 
gewandelt, so wird zugleich immer Wasser aufgenommen. Da 


B. a Zeitschr. d. d. geol. Ges, 1872. pag. 248. 
4 *) B,0;. 
Reit, d. D. geol. Ges. XXIX. 3 32 


478 


MgO - Salze in der Regel mehr Krystallwasser enthalten als 


die entsprechenden CaÖ-Salze, so darf man mit grosser 
Wabrscheinlichkeit annehmen, dass das H,O, welches CaO- 
Silicate bei der Umwandlung in MgO - Silicate aufnehmen, 
Krystallwasser ist. In einer früheren Arbeit*) konnte das- 
selbe Verhältniss für Kali- und Natronverbindungen nachge- 
wiesen werden; letztere sind wasserreicher als erstere. Es 
sind Versuche unternommen worden, die moderne Werthig- 
keitstheorie zur Ermittelung der Constitution der Silicate zu 
verwerthen; es mag daher hier folgende Bemerkung Platz 
haben. In NaCl, NaBr und NaJ sollen die freien Affinitäten 
des Na und der Halogene gesättigt sein; wenn nun trotzdem 
die genannten Verbindungen Krystallwasser aufnehmen, so 
soll dieses in molecularer Verbindung sein, vom ganzen Na0l- 
Molecul angezogen werden. Ganz abgesehen davon, dass man 
nichts klares sich dabei denken kann, denn wie soll etwa das 
NaCl - Molecuül H,O anziehen, wenn es nicht seine Bestand- 
tbeile Na und Cl thun, liefern die hier und früher mitgetheilten 
Versuche den Beweis, dass der Wassergehalt ähnlicher Ver- 
bindungen ganz entschieden von der Natur der in ihnen ent- 
haltenen Elemente abhängt; es ist vorberrschend das Na, wel- 
ches in Cl, Br, JNa etc. das Krystallwasser anzieht, während 


das K in ähnlichen Verbindungen dasselbe nicht vermag oder 
doch in geringerem Grade; man wird sagen dürfen: das Na 
hat noch freie Affinitäten**) gegen H,O, während das Kin 


den entsprechenden Verbindungen sie nicht oder weniger hat, 


K und Na sind nicht gleichwerthig; dasselbe gilt vom Mg | 


gegenüber dem Ca. Da derartige „Ausnahmen vom Werthig- 
keitsgesetz*“ bei starren Verbindungen auf Schritt und Tritt 


vorkommen , so haben Structurformen von Mineralien, auf 


Grund der Annahme unveränderlicher Valenz, durchaus keinen 
Werth, und ist diese Modernisirung der Mineralchemie, ganz 


abgesehen von den Einwänden gegen den Versuch, am | 
Schreibtisch die Constitution der Silieate ermitteln zu wollen, | 
ein entschiedener Ruückschritt von exacter Wissenschaft zur 


Scholastik. — 


Aus Batrachit, allgemein aus Silicaten, die gleichzeitig | 
CaO und MgO enthalten, können auch MgO -Silicate gebildet | 


werden durch Abscheidung des CaO mittelst CO,. Im Labo- 


ratorium lassen sich derartige, in etwas grösserem Maassstabe 


*) Zeitschr. d. d. geol. Ges. 1876. pag. 567. Auch die gegen Ende | 


der vorliegenden Arbeit mitgetheilten Versuche bestätigen das frühere 
Ergebniss. 


*) Im Sinne der herrschenden Theorie: Angriffspunkte; über die | 


Intensität der freien Valenzen wissen wir nichts. 


479 


 anzustellende Versuche nicht ausführen, man wird die in na- 
- türlichen Kohlensäurequellen auftretende CO, verwenden müs- 
sen. Um jedoch den fraglichen Gegenstand klar zu stellen, 
\ _ wurden folgende Versuche unternommen. 
4 27. Batrachitpulver : Monat bei 100° mit K, CO, lösung 

behandelt. 
r. 27a. B. 6 Monate bei Zimmertemperatur mit K, CO,- 

lösung behandelt. 

| E 27b. B. 1 Monat bei 100° mit Na, CO,lösung behandelt. 


Alle Proben wurden lufttrocken analysirt. 


27. 27 a. 27 b, 


# Bo 840205: 8,74 
% Di, 2859. 035.11. . 2874 
: BD . 3837,.: 468 4,02 
CO 2812 33,06 28,41 
Me0O 19,12 22,58 19,32 
0.009, 2.152. sel 


100,52 100,62 100,84 


3 'In keinem Falle ist Alkali in’s Silicat eingetreten; H,O 
ist aufgenommen worden, auch fand eine geringe SiO,abschei- 
dung statt. Um nun zu entscheiden, mit welcher Basis sich 
die CO, verbunden, wurde die Probe "27. mit kalter, sehr ver- 
inner HOl säure so lange behandelt, als Aufbrausen erfolgte 
"und dann sofort filtrirt; von der Gesammtprobe waren 18,02 pCt. 
 Ca0 und 2,05 pCt. MgO (auch das Silicat wird etwas gelöst) 
Ein ı Lösung gegangen, demnach hatte sich die OO, überwiegend, 
_ wenn nicht ausschliesslich, des CaO bemächtigt. 

98. Das Silicat 9. ende Augit?) von palle rab- 
 biose wurde 2 Monate mit K, CO, lösung behandelt. 

E 28a. Melilith 22. 3 Mer bi 100° mit K,CO, lösung 
Be endelt; beide Proben lufttrocken analysirt, 


u Aa 28a. 
H,O 15,79 4,14 
SiO, 31.47 33.92 
Al,O,-+ Fe,0, 12,84 13,02 
CaO 10,28 29,60 
K,0O — 4,22 
Na, 0 — 1,37 
MgO 28,59 5,89 
CO, 1,92 8,51 


100,89 100,67 


450 


Auch hier ist kein Kali in’s Silicat eingetreten, nur ein 
Theil des Na,O im Melilith*) ist gegen K,O ausgetauscht. 
Zur Entscheidung der Frage, mit welcher Basis die CO, sich 
verbunden, wurden beide Proben mit verdunnter HÜlsäure 
behandelt, und die Lösungen analysirt. Von 27. wurden ge- 
löst: 1,42 pCt. Al,O, — Fe&,0,, 2,97 pCt. CaO uud 0,76 pCt. 
Ms0O;: von 28a.: 15,18 p0t.-Al,0, 1 :E&O, 12.26 PC 0 
und 0,52 pCt. MgO. Wenn auch in beiden Fällen ausser dem 
Carbonat beträchtliche Mengen Silicat von der verdunnten 
Säure gelöst sind, so ergiebt sich doch deutlich, dass die CO, 
vorberrschend mit CaO verbunden ist. Allgemein: es können 
gewisse OCaO- und MgO haltige Silicate in H,Ohaltige MgO- 
Verbindungen übergeführt werden durch Einwirkung von ge- 
lösten Alkalicarbonaten; CaO tritt als kohlensaures Salz aus 
und wird durch H,O ersetzt, welches sehr wahrscheinlich zum 
Theil basisches ist. In der Natur können sich mehrere Vor- 
gänge häufen: enthält das Wasser gleichzeitig CO,, Alkali- 
carbonat und MgO salze, so wird ein Theil des CaO im CaO 
MsOsilicat als Caleit ausgeschieden und nur durch H,O er- 
setzt, ein anderer gegen MgO und H,O ausgetauscht. Aus 
den Versuchen ergiebt sich die sehr viel grössere Verwandt- 
schaft der SiO, zum MgO als zum CaO, was auch in einer 
früheren Arbeit**) nachgewiesen wurde. — Zur Entscheidung 
der Frage, ob aus Batrachit durch Aufnahme von SiO, Fassait 
hervorgehen könne, wurde Batrachitpulver 1 Monat mit einer 
Lösung von Na,0 2 SiO, bei 100° behandelt. Das Product | 
war nicht gleichmässig und enthielt gallertartige Flocken: nach 
der Analyse 29 ist SiO, und H,O nebst etwas Na,O aufge- 
nommen; möglicherweise haben jedoch nur secundäre Processe 
stattgefunden: das warme Wasser löste CaO und MgO aus | 
dem Silicat und diese verbanden sich mit der SiO, des | 


N3,0 2 SiO,. 


| 29. 
H,O 5,96 
SiO, 46,86 
FeO 3,69 
CaO 25,54 
MgO 17,88 
NaO 0,83 

100,76 


*) Nach einer vorläufigen Untersuchung wird Mejonit durch MgC], 
und K,CO,lösung sehr langsam verändert; da beide Salzlösungen den | 
Melilith rasch umwandeln, wird man in manchen Fällen, wo eine physi- | 
kalische Unterscheidung von Mejonit und Melilith unausführbar ist, ‚sich | 
obiger chemischer Unterscheidungsmittel bedienen. | 

**) Zeitschr. d. d. geol. Ges. 1876. pag. 569. Kocht man Batrachit- | 
pulver mit NH, Cllösung, so gehen beträchtliche Mengen CaO in Lösung, | 
MgO jedoch wenig. 'y 


481 


% Es ist möglich, dass durch Einwirkung von Alkalisilicat 
_ auf Olivin*) Serpentin entsteht, im Grossen, bei der Bildung 
von Serpentinlagern hat dieser Vorgang wohl nicht stattge- 
 funden; da das spec. Gewicht des Olivins = 3,2 bis 3,5, das 
des Serpentins = 2,6 ist, so musste, wenn letzterer durch 
_ Aufnahme von H,O und SiO, aus ersterem hervorging, eine 
- sehr bedeutende Volumvergrösserung, stattfinden, wobei nicht 
nur die mächtigsten Verwerfungen in den Serpentinlagern und 
- deren Umgebung sich zeigen mussten, sondern es wurden die 
- Olivinkrystalltrümer schwerlich so oft die ursprüngliche Lage 
- der optischen Axen beibehalten haben. Zur Entscheidung der 
- Frage, ob Batrachit Al,O, aufnimmt, wurde das gepulverte 
- Mineral 1 Monat mit einer Lösung von Al,O, in KHOÖ bei 
- 100° behandelt; es waren 2 pÜt. Al,O, eingetreten, jedoch 
“ war das Pulver nicht gleichmässig, und Al, O, - Aufnahme mög- 
"= liecherweise nur Folge secundärer Vorgänge- — Nachdem in 
einer früheren Arbeit (Zeitschr. d. d. geol. Ges. 1876. pag. 519) 
- der bedeutende Einfluss der chemischen Masse bei Silicat- 
_ umwandlungen dargethan war, lag der Gedanke nahe, zu 
| _ untersuchen: ob die aus CaO-Silicaten künstlich dargestellten 
7 Ms0O-Silicate durch Behandeln mit CaCl,-Lösung wieder in 
\  CaO-Silicate übergeführt werden können. Es wurden die in 
_ dieser und der früheren Arbeit (Zeitschr. d. d. geol. Ges. 1872. 
 pag. 248) künstlich dargestellien MgO-Silicate mit sehr con- 
- centrirter CaCl,-Lösung bei 100° behandelt, und zwar meist 
"ebenso lange Zeit, als zur Umwandlung des natürlichen CaO- 
- Silicats in eine MgO- Verbindung erforderlich war. Die Menge 
- des CaC], war ungefähr ebenso gross als die Menge des 
_ MgC]l,, welche zur Ueberführung der CaO-Silicate verwandt 
wurde, dagegen betrug die Menge des mit CaCl, digerirten 
_ Ms0-Silicats nie mehr als die Hälfte (in der Regel weniger) 
des CaO-Silicats, welches mit Mg CI, - Lösung behandelt wurde: 
auf die MgO - Silicate wirkten ale sehr viel grössere Massen 
- CaCl, ein, als auf die CaO -Silicate MgQ],. 


4 30. Der umgewandelte Batrachit 21b. 2 Monate be- 
handelt. 

E 30a. Umwandlungsproduct von geschmolzenem Grossular 
- (Zeitschr. d. d. geol. Ges. 1872. pag. 250, No. b.) 
30b. Magnesia-Pektolith (ibid. pag. 252, ce.) 

30c. Umgewandelter Melanit 23a. 

30d. Magnesiadatolith (l. ce. pag. 250, b.). 


RE 


’ 


h. *%) Olivinpulver zeigte nach der Behandlung mit Na,0 SiO, - Lösung 
> ebenfalls flockige Partieen, doch schritt der Vorgang zu langsam vor sich, 
‘so dass von einem weiteren Verfolgen desselben Abstand genommen 
wurde. 


Br, 


482 


30e. Magnesiamelilith 22a., von 30a. bis 30e. alle 
1 Monat mit CaCl,-Lösung behandelt; die gebildeten Producte 


bei 100° getrocknet. 


30. 30a:.:..30b: S0e : 308 30e. 


H,O 21,11 14,63 15.23 88 .— 19.793 


SiO, 32,36 33,27 52,43 31,86 36,93 32,17 
Al,O, + Fe, 0, 4,26*) 24,00 2,09 28,01 23,24°*) 13,20 
CaO 9,00 11,88 5,78 455 20.01 990m 
20 nn 1,57 
Mg O 34,37 14,39 24.08 17,34 13,78 1780 
CaCO, 5.90.2338. 298 Jo su nm 


100 100... . 100 ..:100% 100 100 


öl. Wollastonit von Orawitza 18 Tage bei 100° mit 
MgCl, - Lösung behandelt. | 

öla. 31. ebenso lange mit CaCl], - Lösung behandelt. 

32. Apophyllit 18 Tage mit MgC], behandelt. 

32a. 32. ebenso lange mit CaOl, digerirt. 

33. Gehlenit 18 Tage mit MgCl, behandelt. 

33a. 33. ebenso lange mit CaC], behandelt. 


31: 31a. 39.2800 0 u 


H,O 15,06 14,85 11,24 15,81 1583 13800 
Sio, 49,12 44,11 57,89 46,21 26,40 24,48 

AL,O, FE FRO, 05 0a se 
CaO 148 2,45 917 11,55 18,90. 17408 
K,O au Nm 
M&O 32,87 29,92 20,64 14,82 15,60 14,70 
CaCO, Leg a er 


39,08 100 100,80 100 99,99 100 


Ferner wurde Wollastonitpulver 15 Tage bei 100° mit | 
einer M&Cl,-Lösung behandelt, deren MgO-Gehalt (die Lö- | 


sung enthielt 1 pCt. MgO) der CaO-Menge im Wollastonit 
genau äquivalent war (l CaO SiO, + 1 MgCl,).. Nach 
15 Tagen war in der Lösung auf 0,0726 Gramm MgO 
0,739 Gramm CaO, d. h. auf 1 Aequiv. MgO 7,27 Aequiv. 
CaO. Genau derselbe Versuch wurde mit Okenit angestellt 
(1 [CaO 2 SiO, 2 aq.] + 1 MgCl,); nach 11tägiger Behand- 
lung enthielt die Lösung auf 0,027 Grm. MgO 0,3893 Grm. 


*, FeO. 
*), H,O + B,O,. 


485 


- CaO,d. h. auf 1 Aeguiv. MgO 10,29 Aequiv. CaO. Aus den 
Versuchen ergiebt sich, dass nur wenig CaO in die Magnesia- 
silicate eingetreten, dagegen ist bisweilen eine beträchtliche 
Menge CaCO, beigemengt. Da mit sehr concentrirter CaÜl,- 
Lösung gearbeitet wurde und leider auch während der ganzen 
Zeit der Einwirkung die Luft ungehinderten Zutritt hatte, ist 
es sehr wahrscheinlich, dass der CaCO, nur secundären Zer- 
_  setzungen seinen Ursprung verdankt, und zwar so: die atmo- 
"=  sphärische CO, spaliete aus dem Silicat MgO als Carbonat ab, 
= und dieses setzte sich mit CaCl, in CaCO, und MgCl, um. 
- Ferner wurde der grössere Theil der Versuche in Silber- 
gefässen ausgeführt, wobei nicht unbedeutende Mengen Ag als 
Chlorid in Lösung gingen; auch bei diesem Vorgang musste 
sich CaCO, bilden. Indess auch gesetzt der CaO im UaCO, 
sei wirklich erst in’s Silicat eingetreten, und dann durch CO, 
wieder abgeschieden worden, so ergiebt sich, dass die Ueber- 
führung von MgO -Silicaten in CaO -Silicate sehr viel schwie- 
riger erfolgt als der umgekehrte Vorgang; die Verwandtschaft 
der SiO, zur Magnesia ist sehr viel grösser als zum CaO, und 
das ist der Grund, weshalb die meisten Silicate bei der Zer- 
setzung und Verwitterung MgO aufnehmen, oder wenn sie 
schon MsO enthalten, dieselbe fest zurückhalten. Sind Silicate 
" einmal „serpentinisirt*, so widerstehen sie hartnäckig jeder 
Umwandlung. Bis jetzt ist nur ein Fall bekannt, wo ein MgO- 
 haltiges Silicat in ein CaO -Silicat übergeführt wird: die Um- 
”  wandlung des Augits und der Hornblende in Epidot; letzteres 
Mineral scheint trotz seines hohen CaO - Gehalts sehr wider- 
standsfähig zu sein, ein verwitterter Epidot scheint bis jetzt 
nicht beobachtet zu sein. Versuche über die Ueberführung 
von MsO - Silicaten in Aikali- Silicate konnten wegen Zeit- 
mangel nicht zum Abschluss gebracht werden, es ist jedoch 
zu erwarten, dass Kalisalze eher die Magnesia verdrängen wer- 
den als Natronsalze. Mit Sicherheit ist bis jetzt die Ueber- 
führung nur eines MgO - Silicats in eine Kaliverbindung fest- 
gestellt: die des Cordierits in Pinit, Pyrargillit ete.; die Um- 
-  wandlung von Hornblende in reinen Kaliglimmer ist durch die 
Analyse noch nicht dargethan. Jedenfalls liegen Fälle vor, in 
denen die Magnesia durch andere Basen verhältnissmässig 
leicht verdrängt wird. Vielleicht sind derartige leicht verän- 
-  derliche MgO-Silicate in der Ackerkrume enthalten, wenigstens 
geht aus der Arbeit von Prrers (Landwirthschaftl. Versuchs- 
station 1860 Bd. II. pag. 113) hervor, dass dem Boden durch 
Behandeln mit KCl - Lösung eine verhältnissmässig beträcht- 
_ liche Menge MgO entzogen wird. Da anderweitig wahrschein- 
lich ist, dass die absorbirenden Silicate des Bodens zeoli- 
 thischer Natur sind, wurde als Ausgangspunkt fur später aus- 


484 


zufubrende Untersuchungen folgender Versuch angestellt. Cha- 
basit wurde zuerst durch Behandeln mit KCl - Lösung in ein 
Kalisilicat, und letzteres durch l4tägiges Einwirkenlassen von 
MsCl, - Lösung in ein MgO - Silicat 34. übergefuhrt. 


34. 
H,O 20,28 
SiO, 49,75 
41,0, 18.01 
K,O 6,94 
Na,0 0,94 
MsO 3,48 
100 


Es wurde eine gewogene Menge des MgO - Chabasits 34. 
mit KCl-Lösung, deren Gehalt an KCl der MgO-Menge des 
Oabasits genau aequivalent war, 3 Tage bei 100° behandelt, 
nach welcher Zeit in der Lösung auf 0,0952 Grm. KR,O_ 
0,0783 Grm. MeO enthalten waren, d. h. auf 1 Aequiv. K,O 
0,93 Aequiv. MgO. In diesem Falle ist also die Verwandt- 
schaft des K,O zur SiO, grösser als die vonMgO. Vielleicht | 
findet das bei den meisten Zeolithen statt, wofür folgender 
Fingerzeig spricht. Alle Zeolithe sind frei von MgO und doch 
haben sie sich in vielen Fällen aus MgOhaltigen Lösungen | 
gebildet, z. B. da wo sie Augit-reiche Gesteine verdrängen. 
Daraus folgt freilich noch nicht zwingend die geringere Ver- 
wandtschaft der Magnesia zu den genannten Mineralien: die 
überwiegende Gegenwart anderer Salze konnte der Magnesia 
entgenwirken, auch ist es nicht gleichgültig, an welchen eletro- 
negativen Bestandtheil die Magnesia gebunden ist, immerhin 
ist ein experimentelles Verfolgen der Frage geboten. Hervor- 
gehoben sei, dass die Umwandlung des künstlichen Analeims 
(Zeitschr. d. d. geol. Ges. 1876. pag. 545) in ein MgO- Silicat 
sehr langsam erfolgt, was nicht für eine starke Affinität der | 
Magnesia spricht. Erwünscht wären Versuche uber die Um- | 
wandlung des Picranaleims in Analcim (durch Behandeln mit | 
Na0l - Lösung). | 


485 


Verfolgt man den Weg vom Sacinathal zur Sforzella, so 
treten in der steilen Kalkwand, kurz vor der Alm, mehrere 
- Melaphyrgänge zu Tage, die dureh folgende Skizze veran- 
- sehaulicht werden. 


8 35. Eine zum Theil abgesprengte Melaphyrader, die von 
"= 2 —5 Centim. breiten, beiderseits scharf begrenzten Granat- 
“ - zonen 35a. umgeben ist: der Melaphyr zeigt im Dünnschliff: 
1 4  Augit, Plagioklas, Orthoklas, Fe, O, und sehr kleine Glimmer- 
|  blättehen. 

= 86. Eine etwa '/, Meter breite, durch eine Kalkeinla- 
1 _gerung in zwei Stücke getheilte Ader; die Probe ist circa 
wi 5 Centim. von der Grenze gegen den Kalkstein entnommen. 
Im Dunnschliff beobachtet man grössere, farblose, einfach 
4 - brechende Partieen von gelben, gleichfalls einfach brechenden 
und farblosen, aber polarisirenden Körnern durchsetzt; viel- 
Eieicht ist das Gestein ein Gemenge von Granat und Augit; ob 
dasselbe aus Melaphyr entstanden, konnte an den gesammelten 
- Proben nicht dargethan werden. 

36a. 3 Centim. von der Grenze gegen ÜaCO, entfernt. 
.86b. Sehr serpentinisirter Saum berührt her, den 
CaCO, und geht allmälig über in 36a.; im Dünnschliff er- 
kennt man in der sehr veränderten Grundmasse noch einige 
j gelbe, einfach brechende Körner. Bei der Serpentinisirung des 
 Gesteins ist CaO aus- und MgO und H,O eingetreten. 

"2 In der Nähe von 35. wird die allen and von kleinen 
‚Silicatadern durchsetzt, die stark serpentinisirt sind; die Zu- 
Be enenseizung einer solchen 2 Centim. dicken, chen 
Ader giebt die Analyse 36c.; im Dünnschliff beobachtet man 
eine nicht individualisirte Masse, die von spärlichen, undurch- 
sichtigen , gelben, bisweilen sechseckigen Körnern durchsetzt 
‚ist; wahrscheinlich sind die Körner Korund. 


RN: 


DE 


486 


35. 35a. 36. 36. 36b. 6. 
H,O 1,67 DU 4,59 3,84..713,9 IF 
SiO, 49,37 87,44 985,854 34,83 34,69 34,24 
AL, O2. 18,70, °14,22° 2812,60 7712,12 IN2 15546 
Re, 0....9,07 9,98 1,08 8,52 6,43 341 
CaO 8,48. 31,2%. 26,40: 727,44 2,69 4,83 
K,O 4,37 m. 0,14 0,20 — — 
MsO 4,65 5.03... 11.35 2 11.1177233.58. 28.10 u 
Na, O 3,08 _ — -— _— 0,56*) 


99.39 100,91 98,00 98.06 99,11 100 


37. Melaphyrader, zeigt im Dünnschliff Orthoklas, Oli- 
goklas, grössere Augitkrystalle und kleine grüne Körner # 
(Augit ?), wird an der Grenze gegen CaCO, von einem scharf 
begrenzten 3 — 6 Centim. dicken Granatsaum 37a. umgeben 
und von Ausläufern desselben in 3 völlig getrennte Stücke 
getheilt. 

31. Ola 


H,O 1.83 0,00 
:0,....4091 , 3269 
ALO, 1810 1 
Ee,0,:.10,17.2.80 
020 12.16, 36.53 


K,0O 3,25 —; 

Na,0 2,99 — 

MsO 3,75 3,50 
99,45 100 


Höher hinauf, unmittelbar vor der Alm, wird der Fussweg | 
selbst von einer Melaphyrader gebildet; die folgende Skizze | 
veranschaulicht die Einzelheiten. a 


*) In HF unlöslicher Rückstand (Korund ?). 


487 


Der schwarze, übrigens nicht gleichmässig zusammen- 
gesetzte Melaphyr 38. wird an der Kalkgrenze von einer 
Granatzone 38a. umgeben, auch gehen von letzterer Ausläufer 
in die Ader selbst hinein, ähnlich wie beim Gang 37. Der 
Melaphyr zeigt im Dünnschliff grosse Augitkrystalle neben 
kleinen Augitkörnern, Plagioklas, Orthoklas, Fe,O, und brau- 
nen Glimmer. Unmittelbar an die eine Seite der Melaphyr- 
ader legt sich eine ca. 1 Meter breite, rothe Granitader (im 
Dünnschliff: Quarz, Orthoklas, sehr wenig Glimmer und Pla- 
gioklas) 39. an, die gegen den CaCO, keine Contactzonen 
aufweist. Ueber dem Kalkrucken A vereirigen sich die Granit- 
adern und ein Ausläufer des Melaphyrganges. Der Ausläufer 
39a. ist mehr grünlich als schwarz gefärbt und zeigt gegen 
den CaCO, Contactzonen von Granat 39b. 99a. zeigt im 
Dünnschliff in einer vorwaltenden nicht individualisirten Grund- 
masse Fe,O,, wenig Orthoklas und Plagioklas und lichtgrüne 
Körner, die wohl Augit sind. 


88. 88a 39. 39a. 39b. 


Eo >00 205 09 315 18 
SiO, 48,38 38,26 70,71 51,39 39,95 

Fr, 1550 10,87 14,59 16,68 16,68 
110810600 2,0 535  .60 
eo 1000 3100..039 11,73. 32,68 
ee A Beuulosı 
wo 0, — Da se 
ma 505 64 04.161 ..368 


0865 98.91 93,96: °,993,89 100,66 


Da Melaphyrgänge bei Predazzo und am Monzoni recht 
_ oft mit Gängen von orthoklastischem Gestein, hier Granit, 
- gewöhnlich Liebeneritporphyr vergesellschaftet sind, liegt der 
Gedanke wohl nahe, genetische Beziehungen zwischen beiden 
 Gesteinsarten anzunehmen, doch lassen sie sich zur Zeit kaum 
_ andeuten. Lässt man das Granitmagma fix und fertig durch 
_ eine „Eruption* zu Tage treten, so bleibt immer noch die 
" Frage zu lösen, warum ein so schmaler Gang nicht als Ob- 
 sidian oder Quarzporphyr mit nichtindividualisirter Grundmasse 
_ erstarrte. Eine sichere Grundlage für die Beurtheilung von 
 Erstarrungserscheinungen fehlt zur Zeit und kann nur durch 
; eingehende Studien von Lavaströmen und künstlich hergestell- 
x ten Entglasungen gewonnen werden; ist dann noch durch Ver- 
“suche die Einwirkung des Wassers und der Salzlösungen auf 
Gläser ermittelt, erst dann wird es möglich sein, der Ent- 
BE errei- derartiger Gänge‘ wie sie oben beschrieben, 


488 


mit Erfolg nachzuspüren. Hervorgehoben sei, dass zwischen | 
dem CaCO, und dem Granatsaum stellenweise Magneteisen 


anftritt; überhaupt findet sich dieses Mineral und auch Eisen- 
glanz recht oft an der Grenze von Melaphyr*) und CaCO,, 
doch lässt sich über den Vorgang der Entstehung nichts an- 


geben. Die Voraussetzung, dass der Eisenglanz durch Subli- | 


mation von FeÜl, entstanden, lässt sich nicht eher einer 
Beurtheilung ee als wenn das Vorkommen des 
Eisenglanzes am Vesuv genau erforscht ist. Es wird darauf 
achtzugeben sein, ob das Chlor des FeCl, zur Entstehung von 


Clhaltigen Silicaten: Sodalith, Mikrosommit etc. Anlass ge- 


geben hat; finden sich solche am Vesuv immer in Begleitung 
von Eisenglanz, und kann ihre Gegenwart auch bei Predazzo 
nachgewiesen werden, so gewinnt die Voraussetzung sehr an 
Wahrscheinlichkeit; auch ein Cl-Gehalt der Glassubstanz in 
den Gesteinen wurde obiger Annahme eine Stütze liefern. 


Oberhalb der Alm nach Predazzo zu wird der Kalkfelsen 
von mehreren Silicatgängen durchsetzt, die sich haufig ver- 


zweigen. Die folgende Skizze veranschaulicht eine derartige 


Veraderung. 


Die Adern sind oft sehr schmal: 8 bis 1 Centim., ja 


3 Millim. dick; sie zeigen gegen den CaCO, blass gelbgrüne 
Contactsäaume, 40a., die gegen die dichte, violettgraue oder 


braune, von dunklen Pünktchen durchsetzte Mitte**) 40. 


schlecht begrenzt sind; zwischen der Dicke der Adern und 
der Dicke der Säume findet keine Beziehung statt: schmale [7 


Adern haben oft ebenso breite, ja breitere Säume als mäch- | 


tige Adern; die ca. 2 Centim. dieke Ader 40 b. besteht zum | 


grössten Theil aus der grünen Saumsubstanz. Im Dünnschliff 


*) In meiner früheren Arbeit (Zeitschr. d. d. geol. Ges. 1872. p. 219) | 
ist in Folge eines Druckfehlers der Gehalt an Fe,O, in der Contactzone 
zu 8 pCt. angegeben; es muss heissen 80 pCt.; ausserdem enthält die 


Zone Magnetit. 


**) Das Gestein enthält stellenweise sehr viel Eisenkies, der sich | 
übrigens auch in den Melaphyren 35 — 39a., jedoch in geringer ua | 


vorfindet. 


489 


“ zeigt die Mitte 40. eine nicht individualisirte, polarisirende 
Masse ohne Feldspath oder Augit; dieselbe wird von braunen, 
undurchsichtigen, bisweilen sechseckigen Körnern durchsetzt, 
die nach der Analyse Korund sind. Wird das feingepulverte 
Gestein mit HF behandelt, so hinterbleibt ein fast 1 pCt. be- 

_ tragender, bräunlicher Rückstand; dieser mit Kalisulfat ge- 

- schmolzen, lässt über 90 pCt. Al,O, in Lösung gehen, der 

_ nach dem Schmelzen und Behandeln mit HOl fast 10 pOt. 

" betragende Rückstand löst sich in HF und ist ein Silicat. 

Diese sehr bedeutende, vom Korund eingeschlossene Silicat- 

masse erklärt die Undurchsichtigkeit der Korundkörner zur 

Genuge. Stellenweise sind die Korundkörnchen von einer 

Eisenkiesrinde umgeben. Die Contactzonen 40a. und 40b. 

zeigen im Dünnschliff neben farblosen Partieen gelbgrüne 

Körner, wohl Epidot, welche Deutung auch in der Analyse 

eine Stütze findet. 


AD. 40a. A0b. 


20) ,00019.410% 23,89 
0, 51.69. 39,77% 13,95 
0. 23.68. ..19,49: 21,39 
Bo ee. 8,25: 7,29 
CaO 175..9136 217,31 
Bo or oT 1,90 
| neo 39% 5057... 151 
e oe 3 
ee ae en 

99,25 99,58 100,41 


# Die Thatsache, dass zwischen der Breite der Gänge und 
der Contactzonen keine Beziehungen bestehen, ist mit der rein 
plutonischen Entstehungsweise der Zonen nicht vereinbar. 
_ Breite Gänge, die doch über mehr Wärme verfügen, müssen 
Breitere Verschmelzungssäume zeigen; sind die Contactmine- 
"ralien jedoch wässerigen Ursprungs, so hört jede Beziehung 
auf. Ferner ist zu bedenken, dass die schmale Ader 40., 
wenn sie überhaupt pyrogen ist, nur in Folge eines sehr hohen 
Drucks in enge Risse eindringen konnte. Ist es wahrschein- 
lich, dass bei einem gewaltsamen Hineinpressen der Masse, 
die noch dazu von er CO,-Blasen durchzogen 
_ wurde, eine regelmässige Zonnenbildung selbst in 1—2 Centim. 
dieken Adern hervorgehen konnte? ist nicht vielmehr zu er- 
warten, dass der ursprüngliche Teig mit den Contactproducten 
lonig vermischt sein wird? Ebenso wenig lassen sich die 
et begrenzten Granatlagen, die den Melaphyr 37 in meh- 


ae 


“ 


490 


rere Stücke theilen, durch Zusammenschmelzung erklären; ge- 


riethen Kalksteinschollen in den flussigen Teig, so konnten sie x 


im besten Falle wohl einschmelzen, aber eine scharf begrenzte 
Absonderung des Schmelzproducts war nicht möglich.*) 

41. Schwarzer Melaphyrgang, 1 Meter breit, durchsetzt 
die Kalkwand vor Forno; der Melaphyr ist von CaCO, - Adern 


vielfach durchzogen und besteht aus Plagioklas, Orthoklas und 


Ausgit. | 
 4la. !/, Centim. dieke, grünliche Contactzone des Me- 
laphyrs 41. gegen den umgebenden Ca0O,; zeigt im Dünn- 
schliff sehr zersetzte Feldspäthe und etwas weniger veränderte 
Ausgite. 

42. Melaphyr äusserlich frisch erscheinend, nach der 
Analyse stark verändert aus einem anderen breiten Gange 
bei Forno. 


In dem Gestein befindet sich eine faustgrosse Einlagerung : 


von Calcit, zwischen welcher und dem Melaphyr sich eine 
!/, bis 1 Centim. dicke, dunkelgrüne Contactzone hinzieht, die 


aus einem innigen Gemisch von 37 pCt. CaCO, und dem tho- 


nigen Silicat 42a. besteht. 


42 


41. 41a. 49. 10,428. 


H,O 3.419 ...72.09 006.56 2 1097 
SiO, 5183. 48.03 A982 099 
A,0O, 55 9000 1a 
Fe0, 911 Da er ol 
Go 18 3% 80. 09 
K,O 1.40 01.8 

N,0° 108, 000 

MsO 6,39 7.10. 320 015.38 


100,31 100,17 100,17 100 


In beiden letztgenannten Fällen sind die Contaetzonen 
wasserhaltige Silicate, bei 4la. durch Umwandlung des Mela- | 


#) Dagegen ist es immerhin möglich, dass Ca CO; - Schollen durch | 
spätere hydrochemische Vorgänge in Granat umgewandelt wurden. Man 
beobachtet ferner bei Predazzo nicht im Contact mit CaCO, stehende | 


Melaphyre, die von scharf begrenzten Epidotschnürchen durchzogen wer- 


den; vielleicht ist die Bildung der Granatstränge eine ähnliche gewesen. | 


491 


4 phyrs selbst entstanden, bei 42a. ist die Möglichkeit nicht 
N ausgeschlossen, dass eine veränderte Granatzone vorliegt. Zur 
- Deutung und Ermittelung einer etwaigen Metamorphose, 
E.: die in den Melaphyrgängen eingeschlossenen Kalk- 
steinstüucke erlitten haben, wäre es sehr erwünscht, wenn 
Kalkstein und Dolomit, welche von Lava umhuüllt en auf 
— stattgefundene nderaneen untersucht würden, auch liessen 
sich die Schwierigkeiten, derartige Binachliesenngen von Kalk- 
| nnd Dolomitblöcken künstlich herbeizuführen , überwinden, 
" wenn erst die Nothwendigkeit des Be perimenis von den Geo 
i logen allgemeiner anerkannt und auf Darreichung staatlicher 
| Mittel zu besonders kostspieligen Versuche gedrungen wird. 


‚m Wie erwähnt, werden die Melaphyrgänge häufig von 
“ Feldspath-, nei, Porphyrgängen begleitet, letztere wur- 
1 ‚den Br suche, um Ninalenunkıe für etwaige genetische Be- 
" ziehungen zu ersteren zu gewinnen. Es stellte sich heraus, 
dass selbst die scheinbar frischesten Gesteinsproben eine tief 
"eingreifende Umwandlung erlitten haben: die Grundmasse be- 
"steht nämlich wesentlich aus Orthoklas und einem Natron- 
 zeolith. 

' 43. Brauner (stellenweise mit einem Stich in’s Grüne) 
sehr fester Porphyr von Boscampo bei Predazzo; in HCl lös- 
licher Antheil; die SiO, wird gallertartig abgeschieden. 

43a. DE in HC losliche Rückstand: wesentlich Or- 
 thoklas. 
i 44. Brauner, sehr fester Porphyr, einer anderen Stelle 
entnommen. 

N Im Dünnschliff zeigen beide Proben neben den grossen 
tafelförmigen Orthoklaskrystallen 50. sehr wenig Fe,O, und 
‚spärliche, grüne, etwas dichroitische, bis 1/, Meter grosse 
Augitkrystalle; ferner finden sich in der Grundmasse winzige, 
u. Säulchen , die wohl ebenfalls Augite sind. Die 


45. ee vom ni: bildet einen Ban 
ım Kalkstein und liegt in dem schmalen Wege, der vom Pelle- 
rinthal zum toal della foglia führt; in der Nähe sind Me- 
laphyrgänge. 

N 45a. Durch HCl zerlegbarer Antheil des Porphyrs. Im 
Dünnschliff beobachtet man kleine Orthoklastafeln, jedoch kei- 
en Liebenerit, Augit oder Augitmikrolithe; die Grundmasse 


43.1... 48a. 1 od a 
H,O 4,73: 1,09) 5990500 
8:0, :° 27.01: '60.19' 53.64 Ber 0088 
ALO, 12,67 21,93 22,56 20,98 10,00 
Fe,or nr gT Sarnen 105 
CaO 1.60: "0,83... 297 so 
KO "0,94 10,01) % 3860 1869 nor 
Na,0 4.4353 4. 8,52 7,09: 7 an sad 
Mr0: 10,50 140,96. .0972 009. 003 
By Anden 1,10 yo 2 15007 


10027400 100,52 99,51 97,93 


Der Gang 45. zeigt gegen den Kalkstein keine Oontact- 
zone, nur stellenweise ist er an der Grenze dunkelgrün 46. 
Derartige in der Grundmasse dunkelgrün gefärbte Partieen, 
wobei die tafelförmigen Orthoklase ihre rothe Farbe behalten, 
kommen auch oft bei Boscampo vor. 47. giebt die Zusammen- 
setzung eines solchen grünen, serpentinähnlichen Porphyrs. ! 

47a. ist die Zusammensetzung des durch HCl zerlegbaren 
Antheils; die SiO, scheidet sich theils flockig, theils gallert- 
artig ab. u 

48. Violettbrauner Porphyr in unmittelbarer Berührung Ü 
mit 47. = 
48a. Durch HCl zerlegbarer Antheil von 48. 


46. AT. AT a. 48. Ada. 
H,O 4,88 6,62 5,89 6,64 55T 
SiO, 35.69... 48,60... 14.80. 2 52.072. 12,60 
15:0, 221599 7120,96 9,341 222,84 9.05 
Fe, O, 53504 .,.1.1.02, 14,00 8,39 3,06 
CaoO 0,33 1,30 1.12.04 2,06 2,01 
K,O 9,87 7,86 0,51 8.95 1,39 
Na, O 1.06 0,66 0,06 0,84 0,05 
MsO 1,70 2.18 2,04 1,13 0,91 
R’*r) _ — 53,10 0,207) 58,21 

0,20) 


100,69 99.80 97.93 98.08 98,25 


49. Rother Porphyr von Boscampo, geht allmälig in den | 
dunkelgrunen 49a. über; im Dünnschliff zeigen die Proben |" 


=) In HCl unlöslicher Rückstand. 
**) CO,. 
***) In HCl unlöslicher Rückstand. 
r) 00; 


NEN N 5 
R 493 


47. bis 49a. grössere Orthoklastafeln , keine Augite; die 
Grundmasse ist dieselbe wie bei den früheren Proben. 

50. Tafelförmige Orthoklaskrystalle aus 44. 

In dem Liebeneritporphyr findet man bisweilen Zeolithe 
eingelagert, von welchen Skolezit 50a. und Analcim 50b. 
analysirt wurden. *) 


49. 49a. 50. 50a. 50b. 


H,O a er 
SiO, 54,28 46,88 63,38 48,44 53,63 
Al,O, 21,56 22,21 20,04 22,40 22,96 
Do N Ds Ko ie 0,7 
er 508. 2050.::050 10,81. ..0,39 
a. 598: 98, 0 
Do 100 il. 3,68 50,18: 13,42 
Be 190 03.:..038..08..— 
CO, 10, 0 1,82**) 0,79**) 


98,92 98,68 100 100 100 


In folgender Tabelle ist die Zusammensetzung des in HOl 
“unlöslichen Antheils der Proben 45. A, 47. B, 48. © ange- 
‚geben, aus welcher hervorgeht, dass etwas veränderte und 
‘durch andere Silicate verunreinigte Orthoklase vorliegen. 


A B C 


=.0..09 132.149 
SiO,. 63,78 61,42 59,44 
20. 1948 91.13, 23,75 
DS ie 
eo. 007.032. .008 
Bo ae ‚13.36 19.02 
eo 024 108 1,36. 
Me0° 0.17 ..005..500,37 

100:.2.100...,..100 


Die zeolithische Natur des einen Bestandtheils der Por- 
phyr-Grundmasse wurde auch durch folgenden Versuch dar- 
gethan. Der Porphyr 43. wurde als feines Pulver 6!/, Monat 
bei 100° mit einer Lösung von K,CO, behandelt, nach wel- 
cher Zeit das Na,O im Porphyr durch K,O ersetzt war; 51. 


'“ ”) Es finden sich noch andere Zeolithe ausgeschieden, jedoch war 
%8 nicht möglich reine Substanz zur Analyse zu erlangen. 
=) In HCl unlöslich, 


| Zeits, d. D.geol. Ges. XXIX, 3. 33 


sw a. 


‚giebt die Zusammensetzung des umgewandelten Porphyrs. 
Nach 10tägigen Behandeln mit Na, CO, - Lösung hatte der 
Kaliporphyr 5l. das K,O gegen Na,O wieder ausgetauscht 5la. 
Beide Proben im lufttrocknen Zustande analysirt. Der Zeo- 
lith kann nicht näher bestimmt werden, vielleicht ist er vor- 
herrschend Natrolith, mit dessen Zersetzungsproducten oder 
anderen Zeolithen vermengt. 


5l, 5la. 
H,O 3,81 5.95 
SiO, 26,25 — 
Be,0, 1 ALO, 18.43 1a 
CaO 1,70 1,71 
K,O 1,62 0,56 
Na, O 0,43 5,50 
MgO 0,49 0,54 
R*) 46,39  73,36**) 


100,12 100,74 


Aus den Analysen ergiebt sich, dass der anscheinend 
frische Porpbyr (43., 44., 45.) etwa zur Hälfte aus Orthoklas, 
zur Hälfte aus einem Natronzeolith besteht; durch weitere 
Einwirkung von chemischen Agentien gehen die Producte von | 
'46. bis 49. hervor, wobei die Feldspathsubstanz wenig ver- 
ändert, der Zeolith dagegen in eine pinit- oder pyrargillit- 
artige Verbindung übergeführt wird; doch ist es möglich, dass 
nicht der Zeolith, sondern de Muttersubstanz die Um- | 
wandlung erlitten hat. Es ist bei dem Vorgang Natron aus- | 
geschieden, etwas MgO und bisweilen sehr viel Fe,O, aufge- 
nommen worden; dass letzterer Stoff Alkali-Silicate zerlegt, 
wurde in einer früheren Arbeit dargethan. ***) Durchsickern | 
K, CO,haltige Gewässer den Porphyr, so kann der Zeolith in 
eine Kaliverbindung umgewandelt werden; wenn gleichzeitig | 
freie CO, einen Theil des K,O aus dem Silieat abspaltet, so | 
wäre die Möglichkeit einer Liebeneritbildung vorhanden. Ueber! 
das Urgestein des Liebeneritporphyrs lässt sich zur Zeit nichts | 
angeben, vielleicht war es ein Gemenge von Feldspath und | 
Nephelin, welcher letztere in den Zeolith sich umbildete; frei- 
lich ist dann sehr schwierig zu erklären, weshalb die grösse- 
ren Nephelinkrystalle sich in Liebenerit verwandelten, jedoch | 
ist es möglich, dass letzterer nicht aus Nephelin, sondern aus 


—— | 


*) In HCl unlöslich. 
**) R + lösl. SiO,. a 
*##) Zeitschr. d. d. geol. Ges. 1876. pag. 522. Yu 


495 


_ Cordierit hervorgegangen. Die mitgetheilte Untersuchung des 
 Liebeneritporphyrs ist in keiner Weise vollständig, sie soll 
' nur als Vorarbeit für künftige Untersuchungen dienen, bei 
_ welchen auch die Lagerungsverhältnisse des Melaphyrs zu den 
begleitenden Melaphyrgängen zu studiren sind, 


en 


Von den mannigfaltigen Zersetzungsproducten des Augit- 
porphyrs wurden folgende näher untersucht. 

Der Augit des Porphyrs von Bufaure 52. wird bisweilen 
- mit Beibehaltung seiner Form in ein Gemenge von CaCO, 
und grünlich braunem Thon umgewandelt; 52a. und 52b. 
giebt die Zusammensetzung des thonigen Products nach Abzug 
von CaCO,; an einer anderen Stelle wird der Augit 52c. in 
ein Gemenge von. CaCO, und Grünerde 52d. umgewandelt, 
- wobei die Form des Augits sich meist gut erhalten hat. 


i 

| 

| 2 5. 5b 32er” 5324. 
l Eon 06 10:88515119,87 :1.12,10:5 3:0,60:r>8,27 
E86, 0048,80 36,24 37,75 49,32. 46,44 
\ Mala 1400613,67. 3:10,69 %81rn 15,07 
BO, 1519,86: 23,08 1:21,69». 1%66, ı 19,54 
u 0 1949 2,19. .».2,4311)19,20010,55 
E..K,0 e BES ie dnnkB 62 
NO... Bl er no 
i MeO 1433 1421 12,35 1422 5,84 


100 100 100 99,88 100 


Aus den Analysen 52a. und b. ergiebt sich, dass im Ver- 
haltniss zur Thonerde alle Stoffe in bedeutender Menge aus- 
geschieden sind, am stärksten der CaO, sehr viel stärker als 
Ni80, auch hier die grössere Verwandtschaft der SiO, zur 
_ Magnesia als zum Kalk sich bestätigend. Derselbe ce 
I bei der Umbildung des Augits in Grünerde stattgefunden, 
nur ist ein Theil der ausgeschiedenen Basen durch K,O ersetzt 
worden. Nach den oben mitgetheilten Versuchen zu ulnnaesen 
‚werden Kalisalze eher mit CaO als mit MgO sich ausgetauscht 
haben, doch konnte die Bestätigung durch den Versuch nicht 
geliefert werden; nachdem K,CO,-Lösung bei 100° 8'/, Monat 
auf den gepulverten Augit 52. denk: hatte, war noch 
"keinerlei Umwandlung zu ermitteln, und soll daher die Di- 
 gestion weiter fortgesetzt werden. 


39“ 


496 


Der Melaphyrgang 53 (befindet sich unterhalb des Feld- 
spathporphyrganges 45.) zeigt im Dünnschliff Orthoklas, Pla- 
gioklas und Augit, welcher stellenweise in eine lauchgrüne, # 
etwas dichroitische, fasrige Masse umgewandelt wird. Ei 

53a. giebt die Zusammensetzung der frischen, schwarzen, 
bisweilen 1 Centim. grossen Augitkrystalle. | 

53b. die Zusammensetzung der strahligen, lauchgrünen, 
weichen Augitpseudomorphosen. 


53: ed 

H,O 2,27 1,03 2,54 
SiO, 49,94 4942 48,48 
Al,O, 17,09 5,26 8,15 
Fe, 0, :"6513° 10,70 1177 
CaO 14,52 18,79 15,50 
K,0 0,62 — — 

Na,0 2,97 — — 

MgO 7,36 14,80 13,56 

100,50 100 100 


Die Veränderung des Augits ist nicht sehr ausgesprochen, 
es ist möglich, dass der Thonerdegehalt in 53b. schon ur- 
sprüunglich grösser war; war er jedoch derselbe wie im 
frischen Augit 53a., so verlief die Umwandlung ähnlich wie 
die oben erörterten Fälle (52a. etec.). 

54. Dunkelgrauer Augitporphyr bei Forno, von schwar- 
zen, grossen Augitkrystallen 54a. durchsetzt, zeigt im Dunn- | 
schliff Orthoklas, Plagioklas, Fe,O,, sehr wenig Glimmer und V 
stark veränderten Olivin; der Porphyr hat folgende Umwand- 
lung erlitten: | 

54b. Die Grundmasse ist violett gefärbt und wird von 
vielen rosa gefärbten, sehr kleinen Feldspäthen durchsetzt, 
während die Augitkrystalle blasser und ziemlich mürbe ge- 
worden sind; im Dünnschliff zeigt der Porphyr kleine Epidot- | 
ansiedelungen. | 


54. 54a. 54b. 

H,O 2,18 1,47 3 
SiO, 48,72 48,62 47,74 
Al, 0. 114,65 5.054.:.2.11.08 
Fe, O, 9,81, ,:10.55 9,84 
CaO 11,50; ::,19,73...1.12.03 
K,O 1,62 _— 0,33 
Na,O 2,02 — 2,98 
MgO 6,43 14,58 5,48 
99,93 100 99,25 


497 


Aus der Analyse ergiebt sich, dass das Kali am stärksten 
ausgeschieden, nächstdem die Magnesia (Olivin), dagegen sind 
H,O, Na,O und CaO eingetreten, welcher letztere Stoff zur 
Epidotbildung verwendet worden. 

An einer anderen Stelle wird der Porphyr 55. (Forno, 
in der Nähe des CaCO,, nach Predazzo zu) von rosa gefärb- 
tem Laumontit in bedeutender Menge durchspickt 55a., ja es 
findet bisweilen eine völlige Verdrängung von Porphyr durch 
Laumontit und CaCO, statt und nur an den sehr veränderten 
Porpbyrschmitzen und Striemen 55b., welche sich in dem Ge- 
menge von Oalcit und Laumontit vorfinden, erkennt man, dass 
eine Verdrängung vorliegt. Die Skizze verdeutlicht das Nähere 
und wird durch die Schraffirung das Calcit- und Zeolith - Ge- 
menge bezeichnet. | 


| 
| 
+ 


59c. giebt die Zusammensetzung des nicht. ganz reinen 
Laumontits. Im Dünnschliff zeigt. der Augitporphyr 90. sehr 
viel Plagioklas, Orthoklas, kleine Augite, Fe,O, und grüne, 
regellos polarisirende Partieen, die als Viridit bezeichnet 
werden. 


Bahn, sah, ,bbe, 
H.0....:2,62 ».12,87 1.2906» 13,43 
SiO, 4834 48,27 49,76 50,63 
Al,O, 18,49 19,23 16,68 20,48 
mo ae 19er. OB 
CaO ae el 
le nn 
Bro ol Roger 
Ro so. ol > 
co, a NO Ya7e'e) 


98,535 99,71 100,42 100 


 *) In HCl unlöslich. 


498 


Bei 55a. sind in erster Reihe die Feldspäthe, nächst ihnen 


die Magnesiasilicate verändert und durch Laumontit verdrängt 
worden; die zeolithfreie Einlagerung 55b. hat eine abwei- 
chende Umwandlung erlitten: CaO und Na,O sind ausge- 
schieden, dagegen H,O und K,O aufgenommen worden. 

Die beiden Augitporphyre 56. und 56a. (Forno, verschie- 
denen jedoch nahe gelegenen Stellen entnommen) werden in 
ein Gemenge von Epidot und Quarz, in welchem sich die sehr 
veränderten Augitkrystalle noch erkennen lassen, umgewandelt 
56b.; obwohl der Epidosit sehr porös ist, hat er doch bedeu- 
tende Festigkeit. Der Augit wird sehr viel schwieriger in 
Epidot umgewandelt, als die übrigen Bestandtheile,. ebenso 
konnte für den Diorit des Insel Hochland*) nachgewiesen wer- 


den, dass die Hornblende der Epidotisirung viel hartnäckiger 
widersteht als der Feldspath. Die Augitporphyre 56. und 56a. 


bieten im Dünnschliff dasselbe Bild dar wie 54. 


56. 56a. 56,b. 
H,O 3,55 2,64 2,51 
SiIO, 4862 47,78 47,30 
Al,O,--18;232 : 31,86 18,26 
Be,0,:7:9;62 ” 10.26 10,91 
CeO 9.13 ...10.79 19:90 
K,0 1,86 1,67 —_ 
Na,O 2,66 2.12 — 
MgO 6,34 ; 5,91 0,68 


Oyei 3 Mios Ir baunake 
. 100,29 99,03 99,56 


Nicht selten wird dieser Augitporphyr in ein Gemenge | 
von Epidot und einem rosa gefärbten Zeolith (Laumontit?) | 
umgewandelt, in welchem Falle das Omen dlune meoluE, sehr | 


murbe ist. 


57. Sehr mürbes Umwandlungsproduct. 
97a. Enthält mehr Epidot als 57., namentlich grössere 
Epidotkörner, die analysirt wurden 57b. 


57c. Sehr veränderter Augit aus 57a.; im Dünnschliff | 


lässt sich die allmälige Umwandlung der Augitkrystalle in 
Epidot sehr gut beobachten. | 


*) Archiv für die Naturkunde Liv-, Esth- und Kurlands, I. Serie 
Bd. IV. pag. 369, k 


499 


| 57. 57a. 57Tb. 5Te. 
H,O 6,90 6,49 1,94 1,91 
SiO, 43,85 42,09 938,24 46,69 
j aan, 19505 19.900 22,29 8,50 
e DeiO, 9,64 22207499 11,16 


[; CaO 1701 18,39 21,06 20,08 
ı u Ko ga — 
W mass “3,56 309,99 21,66 
[4 on geogr 100. 


Ei In den mitgetheilten Fällen wird der Augitporphyr vor- 
- herrschend in CaOreiche Silicate umgewandelt: Jaumontit, 
|: Epidot und Gemenge von beiden; ausserdem hat das Gestein 
- anderweitige Zersetzungen erlitten, die sich jedoch, wegen der 
- ÜUnausführbarkeit einer mechanischen Sonderung, durch die 
_ chemische Analyse nicht verfolgen liessen. Das CaCO ‚reiche, 
die Umwandlung bewirkende Wasser ist stellenweise zur 
gleichzeitigen Entstehung von Laumontit und Epidot geeignet 
& gewesen, und da bei der Verdrängung des Augits Magnesia 
4 frei wurde, ohne vom Epidot oder Laumontit gebunden wor- 
den zu sein, darf man annehmen, dass die Verwandtschaft 
dieser Base zur SiO, in den letztgenannten Mineralien geringer 
ist als die von CaO, worüber Versuche angestellt werden 
esellen. — .::' | 

 ——_ Bekanntlich lässt sich die Zusammensetzung der Zeolithe 
bis auf den Wassergehalt durch einige wenige empirische For- 
 meln ausdrücken; in einer früheren Arbeit?) wurde darauf 
_ hingewiesen, dass möglicherweise den gemeinsamen Formeln 
nahe genetische Beziehungen zu Grunde liegen, dass also viele 
Glieder derselben Gruppe, nur verschiedene Hydrate, bei sonst 
gleicher chemischer Constitution, vorstellen, und die Umstände 
bei der Entstehung diese Verschiedenheiten bedingten. 

w Im Folgenden sind einige Versuche an Leonbhardit und 


'# Orientirung für künftige Versuche hier mitgetheilt werden. 
_ Die genannten Mineralien werden durch Chloralkalien äusserst 
langsam verändert, kohlensaure Alkalilösungen wirken dagegen 
 verhältnissmässig rasch ein. Der abgeschiedene CaCO, wurde 
urch Behandeln mit NH,Cl-Lösung entzogen, wobei jedoch 
mmer etwas NH, in das Silicat eintrat, eine aequivalente 
Alkalimenge vertretend; in allen Fällen liess sich dieses NH,, 


durch Digestion mit Chlorkali-Lösung, sehr rasch durch Alkalı 


*) Zeitschr. d. d. geol. Ges. 1876. pag. 549. 


500 


wieder ersetzen. Die Behandlung mit Alkali - Carbonat fand 


bei 100 ° statt; die unbewandellen Silicate wurden lufttrocken 
analysirt. 

58. Leonhardit von Schemnitz, nach Abzug von 20 pci 
in HCl unlöslicher Beimengung. 

58a. Leonhardit 4 Monate mit Na, CO ,-Lösung behan- 
delt; dann durch NH,CI CaCO, entzogen, und schliesslich 
5 Tage mit NaCl-Lösung behandelt (bei 100°). 

58b. Leonhardit 4 Stunden bei 190° in zugeschmolzenem 
Rohr, dann 1 Monat bei 100° mit K,CO,-Lösung behandelt; 
nach Entziehung des CaCO, durch NH,Cl, wurde das Silicat 
3 Tage mit NaCl- Lösung behandelt, um das Sie gelretene K,O 
und NH, durch Na,O zu ersetzen. 


58. 58a. 55b. 


H,0..331..06 103 
Sio, 53,14 53,20 52,42 
Al,Ö, 21,60 21,438 20,34 
€20. 11.09. , 200 
Ko 0,58. -..0.15 1.08 
Na,.0. ,:031, 80 ©. 


100 100 100 


Die Versuche wurden unternommen, um die Frage zu 
entscheiden, ob die Reihenfolge der Umwandlungsprocesse | 


von Einfluss auf die Zusammensetzung des Endproducts ist, 
ob also beide Wege dasselbe Natronsilicat ergeben, wenn man 
einmal den Leonhardit durch Na, CO, - Lösung umwandelt, 
ein anderes Mal erst den CaO des Leonhardits durch K, o 


und dann letzteres durch Na,O ersetzt. Zu diesem Zweck. | 
müssen beide Umwandlungen unter gleichen Umständen, be- 


ziehungsweise bei gleicher Temperatur vorsichgehen, und 


wurde deshalb ursprünglich eine gewisse Menge Leonhardit 


4 Monate mit K, CO ,-Lösung bei 100° und dann mit NH, Cl 


und Na0l behandelt; die Analyse verunglückte, doch schiei | 


der Wassergehalt En anderer zu sein als bei 58a. Wegen 


Zeitmangel konnte der Versuch nicht wiederholt werden, und 
wurde daher zur Beschleunigung des Vorgangs bei 190° gear- 


beitet. Der Wassergehalt ist auch hier ein verschiedener als 
bei 58a.; sollten weitere Versuche das bestätigen, so ist die 
Tbatsache nicht mehr auffallend, dass Umwandlungsproducte 
eines Minerals, bei gleichem Verhältniss der in ihnen enthal- 
tenen feuerbeständigen Stoffe, Schwankungen im Wassergehalt 
aufweisen. 


501 


Leonhardit von Rheinbayern 59. wurde 3 Monate mit 
K,CO,-Lösung behandelt, dann der CaCO, durch NH, CI- 
Lösung entzogen und le mit KCl- Lösung digerirt 59a. 
Durch 3tägige Behandlung mit NaCl - Lösung wurde der Kali- 
Leonhardit 59a. in das Natronsilicat 59b. übergeführt. 


a 59a. 59b. 


ro na 5a 71743 
ON 45 49,79 
Al,ÖO, 21,96 20,51 20,67 
CaO 9,86 3,93 83,74 
Bro 2,20. 11,36 ° 1,08 
N20920.90 092971 


39,97. 100 100 


Wie man sieht, lässt sich der Leonhardit unter obigen 
Umständen nicht in Analeim oder Leueit umwandeln, doch 
wäre es möglich, dass die Umwandlungsproducte mit den ent- 
sprechenden des Gmelinits und Herrschelits*) übereinstimmen, 
worüber Versuche entscheiden müssen. 

Die beiden Zeolitbe Leonhardit und Laumontit zeigen in 
ihrer chemischen Zusammensetzung wenig Unterschiede, ver- 
halten sich jedoch gegen Salzlösungen verschieden. Während 
der. Leonhardit nach 3 monatlichem Behandeln mit K,CO,- 
Lösung den grösseren Theil des CaO gegen K,O ausgetauscht 
hat, ist der Laumontit aus dem Plauen’schen Grunde 60. selbst 


H nach 8monatlicher Behandlung K,CO, - Lösung wenig ver- 
ändert, wie aus der Analyse 60a. ersichtlich (nach Lösung 


des abgeschiedenen CaCO, durch NH,CI wurde das Silicat 


_ mit KCI-Lösung behandelt). Durch dtägige Behandlung mit 
 NaCl-Lösung wurde der Kali- Laumontit 60a. in den Natron- 
_ Laumontit 60 b. übergeführt. 


60. 60a. 60b. 


H,0 1653) 14,56 15,11 
SO,;  ABi6T »4997- 050587 
ARO, 2135 ©2171 122,04 
CAO: 1.1063 129,04 841 
K,O 2:05. 00&11 | (113 
No mol 028." 809 


99,94 99,67 100,40 


*) Zeitchr. d. d. geol. Ges. 1876. pag. 547. 
*%) Spur CO, enthaltend. 


502 


Da der Laumontit in einem Kali-reichen Gestein: Granit 


vorkommt, so ist es möglich, dass das Wasser, aus welchem 
er sich abschied, verhältnissmässig reich an K,O war; wenn 
nun trotzdem der Laumontit bei seiner Entstehung mehr CaO als 
K,O aufnahm, so kann das ausser anderen Umständen auch 
darin seinen Grund haben, dass in dieser Verbindung die 
Verwandtschaft des CaO zur SiO, grösser ist als die des 
Kali’s; ein solches Silicat wird durch Kalisalze schwer um- 
gewandelt werden. Es wird darauf achtzugeben sein, ob Lau- 
montite, die in kalireichen Gesteinen eingewachsen sind, schwie- 
riger durch Kalisalze umgewandelt werden, als Laumontite, 
die sich in kaliarmen Gesteinen vorfinden. Bestätigt sich das, 
so kann die Thatsache wohl als Fingerzeig dafür aufgefasst 
werden, dass Laumontite in kalireichen Gesteinen sich aus 
kalireichen Lösungen gebildet haben. 

In einer früheren Arbeit wurde darauf hingewiesen, dass 
die Mineralien der Sodalithgruppe möglicherweise leicht einer 
Umbildung in Zeolithe unterliegen und fand die Vermuthung 
an einem Versuch mit Sodalith eine Bestätigung. Es war die 
Absicht, durch Versuche zu entscheiden, ob bei der Einwir- 
kung von Na,CO,-Lösung auf Skolopsit, unter theilweiser 
Abscheidung von CaCO,, Aufnahme von H,O und Na,O, 
Ittnerit gebildet wird, jedoch konnte der Skolopsit nicht be- 
schafft werden, es wurden deshalb nur mit Ittnerit folgende 
Versuche angestellt. Etwas unreiner Ittnerit 61. wurde durch 


1'/, monatliche Behandlung mit K,CO, - Lösung in das kali- 


reiche Silicat 61 a. übergeführt, wobei etwas Cl und SO, aus- 
traten; durch 5tägige Behandlung mit Na, CO,-Lösung wurde 
das Kalisilicat 61a. in die Natronverbindung 61b. übergeführt. 


61. 61a.'*:6T b- 


mo. go oe] 
SiO, 33,72 34,45*) 34,40*) 
Al,O, 28,57 27,68 28,10 
B30 og. Tr Fe 
K,O 352,00. "10,65 055 
Na,0 9,68 5,46 12,45 
Nacı 17982  Ca,18. 00 
so, 1,57 oT.” 68 
RB”) 1,60 — — 
co, 10450 .0880 
99,46 100 100 


*) SiO, + R. 
**) In HC] unlöslich. 


503 


Aus den Versuchen ergiebt sich, dass der Ittnerit sehr 
leicht veränderlich ist, Schwankungen in der Zusammensetzung 
daher nicht auffallen dürfen, ferner dass die 50, nicht in 
Form von mechanisch beigemengtem Gyps vorhanden, son- 
dern wie im Hauyn mit dern Silicat verbunden ist; mechanisch 
beigemengter Gyps wäre durch die langdauernde Einwirkung 
von Alkaliearbonat völlig zerlegt worden. *) 

Die zeolithführenden Gesteine enthalten ausser den leicht 
veränderlichen Mineralien Leucit, Nephelin und dessen Ver- 
wandten häufig amorphe Glassubstanz; es war geboten, zu 
untersuchen, ob nicht letztere zu einer Umbildung in Zeolith- 
artige Mineralien besonders geeignet sei. Als Ausgangspunkt 


‚für künftige Untersuchungen wurde Obsidian vom Ararat 62.. 


4 Mienate bei 100° mit einer K,CO,-Lösung behandelt, nach 
welcher Zeit, unter theilweisem Austritt von SiO,, Aufnahme 
von K,O das Silicat 62a. hervorgegangen war. Letzteres 
wurde durch dtägige Behandlung mit NaCl - Lösung in das 
Natronsilicat 62b. übergeführt, wobei ein Theil des im Silieat 
enthaltenen Alkalis als solches, ohne Ersatz, durch das Wasser 
abgespalten wurde. Die Proben wurden lufitrocken analysirt. 


62. 62a. 62b. 


ee 
Sio, 73,79 6749 67,50 
Al,O, 1430 
re | 15,24 15,54 
oe er 
Ro 8 739 a9 
No er 25757 
MO 031 029 0,30 


100,04 100 100 
er Obsidian wird somit in sehr kurzes Zeit in ein 


wasserhaltiges Silicat umgewandelt, es ist möglich, dass bei 
der Umbildung von Melaphyr, Basalt etc. in Zeolithe das 


 Glasmagma**) eine wesentliche Rolle spielt; jedoch wenn 


*) Bei künftigen Untersuchungen wird die Einwirkung von BaCl,- 
Lösung auf Ittnerit und dessen künstliche Umwandlungsproducte zu 


untersuchen sein; vielleicht tritt die an SO, gebundene Base rascher 
mit BaCl, in Wechselwirkung als die mit SiO, vereinigten, und lässt 


sich so. ein Aufschluss über die Vertheilung von Säure und Basis ge- 
winnen, 


'...#%) Die. chemische Zusammensetzung der ‚amorphen Glasmasse ist 


zur Zeit unbekannt; in Fällen, wo das Glas durch Säuren nicht zer- 
 legbar ist, wird es vielleicht zweckmässig sein, das Gestein mit einer 


504 


auch eine unmittelbare Umwandlung von Glassubstanz in wirk- 
liche Zeolithe*) nicht stattfindet, so können doch die Zer- 
setzungsproducte des Glases zur Zeolithbildung geeignet sein. 
DeLess#e**) fand, dass natürliche Gläser an Lösungen causti- 
scher und in schwächerem Maasse, kohlensaurer Alkalien ver- 
hältnissmässig beträchtliche Mengen ihrer sammtlichen Bestand- 
theile abgeben, und diese letzteren können zur Zeolithbildung 
‚verwendet werden. Zur weiteren Verfolgung dieser Frage 
sind Versuche an geschmolzenen Mineralien: Orthoklas, Sa- 
nidin, Labrador, Nephelin und Augit eingeleitet und soll das 
Ergebniss seiner Zeit mitgetheilt werden; hier sei nur hervor- 
gehoben, dass nach einigen Tagen schon, durch Behandeln 
der genannten geschmolzenen Mineralien mit Alkalicarbonat- 
lösung, ein merklicher SiO,- Austritt stattfindet, die geschmol- 
zenen Mineralien werden rascher verändert als die natürlichen; 
es ist möglich, dass unter diesen Umständen die Feldspäthe 
geradezu in ihre Hydrate: Zeolithe umgebildet wurden. Es 
ist zu wünschen, dass Geologen, denen ein Glas- oder Por- 
zellan - Ofen zur Verfügung steht, geschmolzene Mineralien 
verschieden lange Zeit sich abkühlen, auch Entglasungsproducte 
hervorgehen lassen, und dann die verschiedenen Proben mit 
Salzlösungen behandeln, um den Einfluss der Abkühblungs- 
dauer auf die spätere hydrochemische Umbildung zu ermitteln. 
Ferner wird man durch Zusammenschmelzen von Orthoklas 
und Kieselsäure übersaure Gläser und Entglasungsproducte # 
herstellen müssen und deren Verhalten gegen Salzlösungen 
prüfen. Die gewonnenen Ergebnisse können möglicherweise 
zur Deutung der reinen und der nichtindividualisirten, aber 
optisch wirksamen Glassubstanz in Quarzporpbyren verwerthet 
werden, wenn man letzteres Gestein denselben chemischen 
Agentien aussetzt, wie die künstlichen Gläser. Noch auf eine | 
andere Erscheinung sei hingewiesen: Granit und Felsitporphyr 
unterliegen dem Kaolinisirungsprocess und zwar scheint es, 
dass der Porphyr verhältnissmässig häufiger kaolinisirt wird 
als der Granit, jedenfalls sind kaolinisirte Granite im Ver- 
hältniss zur grossen Verbreitung des frischen Gesteins selten. | 
Es sind nun zwei Fälle: entweder verläuft der Kaolinbildungs- 


Alkalicarbonatlölung zu behandeln, um das Glas in ein durch Säuren 
zerlegbares, wasserhaltiges Silicat umzuwandeln. Die Glieder der Feld- 
spathreihe, sowie Hornblende und Augit werden von Alkalicarbonatlösung. 
sehr langsam verändert; etwa vorhandener Leucit, Nephelin, Sodalith etc, 
sind dem Gestein durch HCl vor der Behandlung mit Alkalicarbonat zu 
entziehen. | ’ 

*) Auch die Umwandlung von Glassubstanz in sogenannten Viridit 
wäre möglich. 

**) Annales de chim. et phys. 1854. Bd. 41. pag. 464, 


Dan a nn rn me ae 1 Tr Wer DI ES I DT I BETEN men 21T Ir PT Ian e Ver DEN CT Te TE Bro 


Se An 


Er 


505 


process nicht so schematisch einfach, wie allgemein ange- 
nommen wird, die Bedingungen treten selten ein, oder, was 
wahrscheinlicher ist, die chemische Constitution der umgewan- 
delten Mineralien ist von wesentlichem Einfluss. Es ist zu 
untersuchen, ob die Silicate der Porphyrgrundmasse leichter 
kaolinisirt werden, als die ausgeschiedenen grösseren Feld- 
spathkrystalle, ferner ob leicht kaolinisirbare Porphyre sich 
anders gegen Salzlösungen verhalten als solche, die schwer 
verwittern. Wie von mehreren: Forschern hervorgehoben, sind 
auch die Granite untereinander sehr abweichend in der Kao- 
linisirbarkeit. Eine vergleichende Untersuchung über die Ein- 
wirkung von Salzlösungen auf schwer und leicht verwitternde 
Feldspäthe wäre geboten. Es sind ferner Versuche anzu- 
stellen, ob Feldspäthe durch längeres, jedoch nicht bis zum 
Schmelzen fortgesetztes Gluhen und darauf folgendes rasches 
oder sehr langsames Abkühlen eine Veränderung im Verhalten 
gegen Salzlösungen erlangen. Ergeben sich Unterschiede, so 
wird man Feldspäthe aus Laven, Trachyten, Obsidianen mit 
denselben Salzlöosungen behandeln, um Anhaltspunkte für die 
Ermittelung der Bildungsumstände der genannten Gesteine zu 
gewinnen; erst mit so gewonnenen Grundlagen ist ein erfolg- 
reiches Verfolgen der u von krystallinischen Ge- 
steinen möglich. 

Ausser in Zeolithe kannte die Glassubstanz von Gesteinen 
auch in Hydrotachylyt, sogeaannte chloritische Substanz und 
in Pechstein umgebildet werden; über den letzteren Fall mö- 
gen einige Bemerkungen mitgetheilt werden. 

' Der Pechstein gilt noch vielfach als plutonisches Product, 
das „Magma“ erstarrte je nach den Umständen zu Pechstein 


oder zu Quarzporphyr. Der hohe Wassergehalt des Pechsteins 
ist bei der Aufstellung dieser Hypothese wenig berücksichtigt 
- worden. Es ist zuzugeben, dass jede Flüssigkeit, auch bei 


hoher Temperatur, Gase absorbirt (geschmolzenes Silber ver- 


schluckt Sauerstoff); die Meinung, dass eine flüssige Gesteins- 
masse Wassergas absorbire, hat nichts zu Beanstandendes, ob 


jedoch so bedeutende Mengen wie im Pechstein, im Mittel 


- 6-7 pCt., im Maximum 10 pCt., ist sehr fraglich. Das be- 
liebte geologische Auskunftsmittel „hoher Druck“ ist ein leeres 
Wort: denn erstens wissen wir nicht, ob überhaupt ein hoher 
E.. bei der Pechsteinbildung stattfand, die Grösse des et- 
N ragen Drucks ist erst recht unbekannt, s dann kennen wir 


nicht die Beziehung zwischen der Grösse des Drucks und der 
nz des vom flüssigen Magma absorbirten Wassers. *) Indess 


*) Sehr verwickelt werden die Verhältnisse, wenn das Wasser bei 


| der hohen Temperatur in seine Bestandtheile zerfällt; es sei bei der 


506 


gesetzt das Magma enthielt wirklich die bedeutenden Mengen 
Wasser absorbirt, so musste, nach den Erfahrungen bei ana- 
logen Fällen, beim Erstarren ein beträchtlicher Theil des 
Wassers dampfförmig entweichen, Dampfporen müssten sich 
in grossen Mengen im Pechstein vorfinden, und wenn es wahr 
ist, dass die Mandelsteinhohlräume durch Dampfblasen ent- 
standen, so sollte man auch im Pechstein grössere Höhlungen 
erwarten. Letzteres findet nicht statt, und die Zahl der mikro- 
skopischen Dampfblasen ist eine sehr unbedeutende. Der 
Einwand, dass beim Erstarren alles Wasser sofort chemisch 
gebunden wurde, ist nur ein Nothbehelf, es ist nicht sehr 
wahrscheinlich, dass ein geschmolzenes Gestein gerade so viel 
und nicht mehr H,O absorbirle, als es im festen Zustande, 
also unter gänzlich veränderten Umständen, wo eine Spaltung 
in verschiedene Silicate eintrat, zu binden vermochte. Aber 
selbst das zugegeben, stellt sich eine neue Schwierigkeit ein; 
der Pechstein zeigt selbst auf kleinen Entfernungen beträcht- 
liche Schwankungen im Wassergehalt, die jetzt wasserärmeren 
Partieen mussten somit beim Erstarren einen Theil des Was- 
sers abgeben, es mussten sich zahlreiche Dampfporen bilden, 
was nicht stattfindet. Die Annahme, das flüssige Magma habe 
von vorn herein an verschiedenen Stellen einen ungleichen 
Wassergehalt gehabt, ist nicht wahrscheinlich, da die bei der. 
Durchwässerung des Magma’s stattfindenden Strömungen nahe 
liegende Theile innig vermengen mussten. Oft wird angeführt, 
dass das rasche Erstarren die Ursache war, dass das Wasser 
zurückgehalten wurde. Befände sich letzteres ausschliesslich 
in Hohlräumen eingeschlossen, so könnte man obige Erklärung 
gelten lassen, es ist aber chemisch gebunden, und es ist nicht 
der geringste Grund vorhanden, vorauszusetzen, dass das flüs- 
sige Silicatmagma bei raschem Erstarren mehr Wasser che- 
misch bindet als bei langsamer Abkühlung, man darf mit dem 
gleichen Recht auch das umgekehrte annehmen. Indess es 
sei, so hat es doch seine Schwierigkeit, so grosse geschmol- 
zene Pechsteinmassen wie bei Meissen ungewöhnlich rasch 
abkühlen zu lassen. Traf kaltes Wasser mit dem geschmol- 
zenen Magma zusammen, so mussten die oberflächlichen Stellen 
des letzteren allerdings rasch erstarren, wobei in Folge der 
Dampfentwickelung massenhaft Blasenräume sich bilden muss- 


Gelegenheit darauf hingewiesen, dass das in manchen Basalten angetrof- 
fene metallische Eisen durchaus nicht aus dem Erdinnern zu Tage ge- 
fördert zu sein braucht, derartiges wäre am ehesten bei Olivingesteinen 
zu erwarten, jedoch sind bei letzteren überhaupt keine Einschlüsse von 
metallischem Eisen beobachtet, vielmehr kann das Eisen durch Wasser- 
stoff (von zerfallenem H,O stammend) aus Fe,O, oder Eisensilicat re- 
dueirt sein. . 


507 


ten; war, jedoch die Erstarrungsrinde hinreichend diek gewor- 
den, so konnte der flüssige Kern nur sehr langsam abkühlen. 
Es wäre noch möglich, dass in Folge eines hohen Drucks das 
Magma eine Schmelzpunkterniedrigung erlitt; nahm der Druck 
plötzlich ab, so trat Erstarrung ein. Soll diese Voraussetzung 
gelten, so muss man nach den Ergebnissen der mechanischen 
Wärmetheorie und den Versuchen Tnuomson’s noch eine zweite 
nicht sehr wahrscheinliche Annahme machen, dass nämlich 

das flüssige Magma beim Erstarren sein Volumen vergrösserte. 

Ferner wird beim Erstarren Wärme frei; diese durfte nicht so 
| gross sein, dass nach der Druckerniedrigung noch beträcht- 


liche Mengen des Magma’s flüssig blieben und dann langsam 

erstarrten; ausserdem durfte die Druckerniedrigung nicht so 

stark sein, dass das noch glühende Gestein sein Wasser verlor. 
 Verringerte dagegen das flüssige Magma beim Erstarren sein 
 Volum, so konnte eine plötzliche Drucksteigerung ein rasches 
| Erstarren herbeiführen; über die Gegenwart oder gar über die 
| Veränderungen des Drucks bei der Pechsteinbildung wissen 
wir jedoch nichts. Es wäre nun möglich, dass das Wasser 
nicht durch schwache Verwandtschaft, wobei der Druck als 
wesentlicher Factor auftrat, vom flüssigen Magma absorbirt 
wurde, sondern dass in Folge starker Affinitäten das Wasser 
zu sehr beständigen Verbindungen vom Gestein absobirt wurde, 
etwa wie die wasserfreien Oxyde der Alkalien auch bei Glüh- 
hitze Wasser, unter Bildung von feuerbeständigen Hydraten, 
aufnehmen. Dem steht die Thatsache entgegen, dass der 
Pechstein schon bei mässigem Glühen alles Wasser verliert; 
ein Pechstein von Meissen mit 7,61 pCt. H,O verlor nach 
- öwöchentlichem Stehen über H,SO, bei Zimmertemperatur 
1,72 pCt. H,O, über 200°: 3,31 pCt. H,O; somit 4,30 pCt., 
mehr als die Hälfte des ganzen Wassergehalts werden bis 
200° abgegeben. Man sieht, die plutonische Hypothese ist 
so einfach nicht, das schlimmste ist, ihrer Prüfung durch Ver- 
suche stehen kaum überwindliche Schwierigkeiten im Wege, 
_ man geräth leicht auf den Abweg, die exacte Methode zu ver- 
lassen und die Hypothese durch eine Reihe anderer Hypo- 
thesen zu begründen, Wenn der Pechstein ein Erstarrungs- 
product eines sauren Silicatmagma’s bei Gegenwart von Wasser 
unter hohem Druck sein soll, so ist noch folgende Frage zu 
berücksichtigen. Die elementare chemische Zusammensetzung 
_ des Pechsteins nach Abzug des Wassers ist dieselbe wie die 
des Quarzporphyrs, Trachyts und Granits; bei hoher Tempe- 
ratur, im flüssigen Zustande, sind die Magmen der genannten 
Gesteine auch chemisch identisch. Nun gilt der Granit für 
_ ein eruptives Gestein, Granitgänge wurden durch hochge- 
 spaunte Wasserdampfe nach oben befördert; das mit dem 


‚508 


Pechsteinmagma chemisch identische Granitmagma traf mit 
Wasserdampf unter hohem Druck zusammen, unter Umständen 
also, wo man wenigstens eine theilweise Erstarrung des 
Granitmagma zu Pechstein erwarten sollte Warum ist unter 
den zahllosen untersuchten Granitgängen nie ein Uebergang in 
Pechstein beobachtet worden? Es ist freilich ein Leichtes, 
eine Menge Umstände auszuklugeln, die bei der Granitbildung 
anders gewesen sein könnten, als bei der Pechsteinbildung, 
so lange man aber ihre Anwesenheit nicht wirklich nachweist, 
erklärt die eben besprochene Hypothese der Pechsteinbildung 
überhaupt nichts. Da liegt es doch näher, die Bıscnor’sche 
Grundidee, die beim Serpentin, Chlorit und den Zeolithen sich 
bewährt hat, auch für die Pechsteinbildung gelten zu lassen, 
nämlich: wasserreiche Silicate sind auf nassem Wege ent- 
standen, wobei man den grossen Vortheil hat, sich auf Ver- 
suche und Beobachtung ähnlicher Fälle stützen zu können. 
Wenn also zwischen Quarzporphyr und Pechstein genetische 
Beziehungen stattfinden, so ist letzterer aus ersterem, oder 
beide aus einem dritten Gestein hervorgegangen; es konnten 
auch die etwaigen Porphyrtuffe, welche mit dem Porphyr zu 
Tage gefördert wurden, in Pechstein umgewandelt werden, 
dabei wird man immer auch den Fall im Auge haben mussen, 


dass zwischen beiden Gesteinen gar keine Beziehungen statt- 4% 


finden. 

Da der Versuch 62a. die Möglichkeit einer Umwandlung 
von Obsidian in Pechstein darthut, wurde zur Orientirung für 
künftige Untersuchungen die Frage gestellt, ob der Pechstein 
durch Alkalicarbonatlösung ebenso leicht verändert wird, wie 
das Umwandlungsproduct 62a.; die Versuche bejahen die 
Frage. Pechstein von Garsebach 63. wird durch 1!/, monat- 


liche Digestion mit einer K,CO,-Lösung bei 100° in das " 
K,Oreiche Silicat 63a. übergeführt, wobei eine beträchtliche 


SiO, - Abscheidung stattfindet; durch 3tägige Behandlung mit 
Na,CO,-Lösung wird das Silicat 63a. in die Natronverbindung 
63a. übergeführt. Die Proben wurden lufttrocken analysirt. 


693. 64a. 63b. 


H,O 1,390 ao los 
SiO, 71.58 Dec 5 39 
a ne 
Ca O 1.11 080 1 
K,O 128 869 5,47 
Na, O 2,57 0.6 0 
MgO 0,94. NO OT 


100,10 100 100 


g 


4 509 


Als wichtige Vorarbeiten für das Studium der Pechstein- 
bildung sind eingehende Untersuchungen über die in der 
Natur stattgefundenen Veränderungen des Obsidians, Perlits, 
Trachits, der Lava*) und des Pechsteins selbst anzustellen; 
ferner sind bisweilen in Quarzporphyren pechsteinartige Ein- 
lagerungen angetroffen: die genaue Kenntniss derartiger Ueber- 
gänge ist für die Entwickelungsgeschichte immer vom grössten 
Werth. In allen Fällen wird eine Herbeiführung der natür- 
lichen Umwandlungserscheinungen auf dem Wege des Versuchs 
anzustreben sein, unter möglichst grossem Wechsel der Um- 
stäande. Wie erwähnt, wird der Obsidian und wahrscheinlich 
auch geschmolzener Feldspath verhältnissmässig rasch durch 
Alkalicarbonat umgewandelt, wobei immer ein SiO, - Austritt 
stattfindet; es ist möglich, dass der letztere Vorgang die uner- 
lässliche Bedingung zur Wasseraufnahme und zum Basen- 
austausch im Silicat vorstellt; wenn das der Fall ist, so kann 
möglicherweise die Umwandlung ebengenannter Silicate nur 
durch Alkalicarbonatlösung**), nicht durch Alkalisalze mit 
starken Säuren herbeigeführt werden. Für den experimen- 
- tirenden Geologen ist das aber noch kein Grund, derartige 
‚ natürliche Umbildungen in der Nähe von Alkalicarbonatquellen 
vor sich gehen zu lassen; in einer früheren Arbeit wurde dar- 
 gethan, dass CaCO, sich in NaCl-Lösung unter theilweiser 
Umsetzung zu CaCl, und Na,CO, löst, und es ist durch 
Versuche zu entscheiden, ob nicht auch eine solche Lösung”***) 
_ ähnliche Veränderungen hervorbringt, wie reines Alkalicarbonat. 
- Ueberhaupt ist das Experimentiren mit gemischten Lösungen 
- dringend geboten, da einerseits in der Lösung selbst die 
 mannigfaltigste Umsetzung der Salze untereinander eintritt, 
‚andererseits der electronegative Bestandtheil eines Salzes von 


| *) Namentlich ist die Veränderung der Lava und deren Tuffe durch 
Meerwasser zu berücksichtigen. 
H **) Da nach den thermochemischen Untersuchungen J. Tnuonsen’s 
 kieselsaure Alkalien durch Wasser zum Theil in freies Alkali und SiO, 
zerlegt werden, so werden Alkalisilikatlösungen wahrscheinlich in ähn- 
licher Weise die natürlichen Gläser umwandeln, wie Alkalicarbonatlösun- 
gen, worüber Versuche angestellt werden sollen. Bestätigt sich das, so 
"ist eine grosse Mannigfaltigkeit unter den natürlichen Umwandlungspro- 
_ ducten von Gläsern zu erwarten. Wird z. B. die obere Lage eines Ob- 
 sidians durch Na,CO, - Lösung in ein Na,0 reiches Hydrosilicat umge- 
bildet, so wird das frei werdende kieselsaure Kali in den tieferen Lagen 
des Obsidians K,O reiche Hydroverbindungen bilden, die wieder je nach 
dem Gehalt der Lösung an SiO,, je nach der Concentration der Lösung 
(hier ganz besonders wirksam wegen der Zersetzung der Alkalisilicate 
“durch H,O) in ihrer Zusammensetzung wechseln werden. 
| =) Solche Verhältnisse treten ein, wenn beispielsweise ein von 
Caco, durchsetztes Gestein der Wirkung des NaClhaltigen Meerwassers 
ausgesetzt wird. 


 Zeits.d. D.geol. Ges. XXIX. 3. 34 


510 


wesentlichem Einfluss auf den Verlauf der Gesteinsumbildung 
sein kann. Sehr wichtig ist die Untersuchung der felsitischen 
Einschlusse in manchen Pechsteinen, weil sie möglicherweise 
in naher Beziehung zum Urmaterial des Pechsteins stehen; 
die schwarze Glasmasse des Pechsteins von Spechtshausen 
enthält gegen 5 pCt. H,O und führt K,O und Na,O, jedes 
zu 4 pCt; die bekannten felsitischen Kugeln daselbst enthalten 
1 bis 2 pCt. H,O und 8 pCt. K,O gegen 1 pCt. Na,0; 
letztere sind für längere Zeit einer Digestion mit Na, CO,- 
Lösung ausgesetzt worden, zur Entscheidung der Frage, ob sie 
in pechsteinartige Verbindungen übergehen können, worüber 
seiner Zeit berichtet werden soll.*) Endlich lassen sich von 
einer chemischen und experimentellen Untersuchung des Pala- 
gonits, der in vieler Beziehung dem Pechstein gleicht, Auf- 
schlüsse über die Entstehung des letzteren Gesteins erwarten. 

Auf dem Gipfel der Margola finden sich veränderte Se- 
dimentgesteine, die allgemein als Bandjaspise bezeichnet wer- 
den; in der That sehen sie letzterem Gestein sehr ähnlich, 
sind jedoch nach der Analyse Silicate von etwas ungewöhn- 
licher Zusammensetzung. Die mikroskopische Untersuchung 
ergab keine Aufschlüsse, die Analysen sind nur als Wegweiser 
für kunftige Untersuchungen veröffentlicht worden. 

64. Grüne, etwas grobkörnige Silicatlage. 

64a. Hellgrüne, stellenweise hellrosa, sehr dichte Si- 
licatlage. | 
64b. Schwarze, sehr dichte Lage. 


64. 64a. 64b. 


H,O. .,270.. 0,96. 24 
SiOo, 61,86 62,98 58,12 
1.0.2.7 008 1910, 01 
Fe:0,. 1698 5,31 wo 
CaO 12,57 650 2,04 
K;0..:.0,36.:.,200. 0096 
N2.0..1.8,08.. 8.900 0.01 
M&O +.11.2,56.1:.12,03% 901,98 


99,89 99,88 9994 


*) Es ist mehrfach bemerkt worden, dass die Zusammensetzung des | 
Pechsteins nach Abzug des H,O fast dieselbe ist, wie die der benach- 
barten Quarzporphyre; in beiden Gesteinen zeigt ferner der K,O- und | 
Na,0-Gehalt Schwankungen. Ist der Pechstein wirklich durch Einwir- | 
kung von Alkalisalzen auf Porphyr hervorgegangen, wobei unter H,O- | 


Aufnahme die Alkalien sich austauschten, so ist die sehr ähnliche Zu- | 


sammensetzung nicht auffallend.. Vergl. Bıscuor’s Geologie 1. Aufl. [ 
Ba. 2. pag. 2222. | 


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5il 


4. Notiz über das Vorkommen des Nuschelkalkes bei 
Altmersleben in der Altmark. 


Von Herrn W. Branco ın Berlin. 


In der Nähe von Calbe i. d. Altmark liegt das Dorf 
Altmersleben auf einem diluvialen Höhenzuge, der im Süden 
von der Milbe-Niederung begrenzt wird. Eine kurze Strecke 
südlich vom Dorfe, hart am Rande der genannten Niederung, 
ist in 38 kleinen Brüchen der Muschelkalk aufgeschlossen. 
Der eine der Brüche ist bereits ganz zugewachsen und lässt 
nichts mehr erkennen. Auch bei den beiden anderen ist die 
Beobachtung insofern erschwert, als die Sohle der Brüche 
unter dem Wasserspiegel liegt. Daher stehen diese unter 
Wasser und bilden zwei kleine Teiche, die von steilen Rän- 
dern umgeben sind, welche aus Muschelkalk bestehen. In 
dem kleineren Bruche, der ganz verlassen ist, scheinen die 
Schichten nach SO. zu fallen; aber bei dem Mangel eines 


Kahnes kann man dieselben nicht erreichen. Im grösseren 


Bruche fallen sie unter 45 — 50° nach ONO. bei O., also 


fast östlich. 


Zu unterst, über dem Wasserspiegel, liegen oolithische 
Kalke, bestehend aus meist ovalen Körnern, die in der Mitte 
einen länglichen dunklen Kern von Kalk besitzen, von Form 
ähnlich einem Nummuliten - Querschnitte; auch zeigen sich 
cehloritische Körner in dem Gesteine. Darüber folgt ein zoo- 
 gener Kalkstein, welcher viele plattgedruckte, kleir®, grün- 
liche Steinkerne von Muscheln enthält, unter denen Myophoria 


h vulgaris zu erkennen ist. Er wird von krystallinischem Kalk 


überlagert, und über diesem liegen in Wechsellagerung Kalk- 
und Thonschichten. Dieser letztere Kalk ist meist kıystal- 


 Jinisch, seltener dicht. Ueber diesen im Ganzen an 20’ mäch- 
tigen Schichten liegen etwa 20’ Kalkschutt. — Es stimmt also 
E das Einfallen nicht mit dem des Rudersdorfer Vorkommens. 


Ferner zeigen die Thonschichten bisweilen an der Grenze 


% zwischen ihnen und dem Kalke eine schmale Sandsteinschicht, 
R und ich fand im Bruche ziemlich dicke Stucke eines gelb- 
braunen Sandsteins umbherliegen , die jedenfalls auch aus der 


ablagerung stammten, denn sie enthielten, mit gut erhaltenen 
_ weissen Schalen, die Terebratula vulgaris. 


34 * 


512 


Was die aufgefundenen len anbetrifft, so sind 
es die folgenden: 

Pecten laevigatus, Lima striata, Monotis Albertü, Gervillia 
socialis, Mytilus eduliformis , oo vulgaris, Myacites elon- 
gatus, Turbinites dubius, Terebratula vulgaris in sehr grossen 
Mengen, Ceratites nodosus, Nautilus bidorsatus. | 

Von Trochiten - Kalken habe ich nichts gesehen; es liegt 
uns also hier die oberste Abtheilung des Muschelkalkes vor. 

Eine fernere interessante Thatsache ist das Vorkommen 
von Salz - Pflanzen und Salz-Wasser auf einigen Wiesen bei 
Calbe. Diese Stadt liegt etwas westlich von Altmersleben 
und da die Schichten nach Osten fallen, so musste im Westen 
auch die Anhydritgruppe vorhanden sein. Dass dieselbe sich 
auch weiter nach Norden hin erstreckt, hat eine gewisse Wahr- 
scheinlichkeit; nach alten Chroniken soll nämlich der nord- 
westlich von Altmersleben liegende Arendsee durch Einsturz 
entstanden sein. Historisch ist jedenfalls, dass noch in neuerer 
Zeit ein Einsturz am Ufer dieses See’s stattfand, denn am 
25. November 1685 versank ein Hugel mitsammt der darauf 
befindlichen Mühle, so dass jetzt an dieser Stelle eine Bucht 
befindlich ist, welche 20 Klafter Tiefe aufweist (BECKMAnN, 
historische Beschreibung von Brandenburg, Thl. I. pag. 1075 
bis 1080). Direct nachgewiesen aber ist das Vorkommen der 
Anhydritgruppe unter dem Muschelkalke durch ein Bohrloch, 
welches dicht bei den Steinbruüchen von Altmersleben ge- 
stossen wurde; ich verdanke die Notizen über dasselbe der 


Güte des Herrn Maschinenmeisters RonLanp auf der Hoym- 


grube bei Czernitz, Oberschlesien. Es wurden bis 14 Meter 
Thone und Kalke, von 14 bis 196 Meter Thon, Gyps, Kalk 
und etwas Sandstein und von 196 bis 875 Meter Steinsalz 
erbohrt. Bei letzterer Tiefe wurde das Bohrloch eingestellt, 
doch liessen die letzten Bohrproben ein Ende des Steinsalzes 
noch lange nicht erwarten. — Die von Herrn RounanD ver- 
fasste Bohrtabelle lautet: 


Es, wurden durchbohrt : 


1. 0,00M. bis 2,79 M. Angeschwemmtes Gebirge. 

2a IN 352 RB0A Thon un Ra 

3. 9,04 „ ,„ 11,80 ,„ Blauer Kalk mit Quarzadern. 

4. 11,50 „ .„ 14,44 „ Thon mit Kalk. 

DR 1A,A4 501500 yp8: 

6. 16,00 „ ,„ 17,83 „ Gyps, Thon und Kalk. 

7. 17,83 „ „ 19,34 „ Grünlicher Thon mit Braun- 
kohlen-Spuren, \ 

8. 19,34 „ ,„, 51,26 „ Rother Thon. 


513 


9. 51,26 M. bis 56,94 M. Kalkstein, Schwefelkies und 
Kohlen-Spuren. 

10. 56,9 „ » 60,04 „, Sandstein. 

1l. 60,04 „ „ 70,10 ,„ Gyps, rother Thon und Kalk. 

12. 70,10 „ ,, 106,88 ,„ Muschelkalk und Gyps (bei 
93 Meter ist das Wasser 
stark salzig). 

13. 106,88 „ „ 170,26 „ Blauer Kalk mit schiefer- 
artigem Thon. 

14. 170,26 „ ., 188,08 „ Kalk, Thon, Gyps und rother 
Thon. 

15. 188,08 .„. ,, 196,00 „ Grauer und rother Thon, 
Gyps und Sandstein. 

16. 196,00 „ .„, 373,24 „, Steinsalz. 


Zu No. 9 bemerke ich noch, dass die vorkommende 
Kohle wahrscheinlich nur Keuperkoble*) sein wird. Ich 
habe dieselbe nämlich dieht am Bohrthurm, beim Graben eines 
Brunnens ebenfalls gefunden und zwar im Keuperthon. 

Bei der obigen Teufe von 373,24 Meter wurde das Bohr- 
loch eingestellt, das dabei vorkommende Steinsalz scheint noch 
sehr mächtig zu sein. Die letzten Bohrproben lassen ein 

Ende noch lange nicht vermuthen. Petrefacten habe ich nicht 

erbohrt, ich habe wenigstens in den Bohrproben nichts ent- 
decken können. Nächst diesem tiefen Bohrloch habe ich noch 
4 kleinere Bohrlöcher in der Umgegend gestossen und habe 
_ ich gefunden: 


Bei Bohrloch]]l. 


0,00 M. bis 4,15 M. Ackerboden. | 

4,15 „ ,„ 12,00 „ Schwimmenden Sand mit grauem 
Thon. 

12,00 „ ,„ 14,50 „„ Dunklen Thon. 

14,50 „ ,„ 17,50 ,„ Braunen Sand. 

17,50 „ ,„ 18,70 „ Braunen Sand mit Braunkohlen- 
stuckchen. 


18,70 „ ,„ 20,00 „ Schwimmenden Sand. 


*) Die Remerkung des Herrn RontanD , dass er Keuperkohle ge- 
 funden habe, beruht wohl auf einem Irrthum. Es wäre”ja möglich, dass 
‚dort eine völlige Ueberkippung stattgefunden hätte, aber es ist doch 

cn nichts bewiesen. Das Einfallen der Schichten nach Osten bedingt 
das Vorhandensein des Keupers im Osten und das Bohrloch ist gerade 
im Westen der Steinbrüche angesetzt, W. Branco. 


BRNA. 9 DW Aria; NE 


514 


Bei Bohrloch?,. _ | 


0,00 M. bis 0,65 M. Gelben lehmigen Sand. 
069.4... 1,29%) Gelben“ Thon. 
1,25 » » 2,00 ,„ Blauen Thon mit Mergel. 
2.00 » » 9,00 „ Dunklen grauen Thon. ‚ 
9,00 „ „17,00 „ Dunkelbraunen thonigen Sand und 
N Braunkohlenstuckchen. 
17,00 „ .,. 26,00 „, Grauschwarzen sehr fetten Thon. 
26,00 „ ,„ 27,00 „ Dunklen schwimmenden Sand. | 
27,00 „ ,» 37,00 „ Sand mit viel Wasser und dazwischen 
graue Thonlagen. Ä 


Bei Bohrloch 3. 


0,00M. bis 1,20 M. Gelben Sand. 
1,20 ”„.» 4,90 „. ort. 
4,50 „ „ 12,50 „ Gelben und blauen Thon. 


Bei Bohrloch 4. 


0,00 M. bis 1,30 M. Gelben Sand. | “N 
1,30 „» » 39,00 „ Dunklen fetten Thon, in welchem 
sicb Stückchen von Schwefel- 

eisen vorfanden. Di 


zug 


515 


5. Ueber den Zusammenhang der geometrischen Gesetze 
der Krystallographie. 


Von Herrn Ta. Lisesiscn ın Berlin. 


Das System derjenigen Ebenen und Geraden im Raume, 
welche mögliche Flächen und Kanten einer Krystallgattung 
sind, wird, geometrisch betrachtet, von drei Gesetzen be- 
herrscht, von dem Gesetz der constanten Neigungswinkel, von 
dem Gesetz der rationalen Indices oder dem ihm äquivalenten 
Gesetz der Zonen und von dem Gesetz der Symmetrie. Hieran 
schliessen sich als nothwendige Ergänzungen diejenigen Ge- 
setze, welche aussagen, dass die beiden zuletzt genannten Ge- 
setze unabhängig von der Temperatur sind, nämlich einerseits 
die Gesetze der Erhaltung der rationalen Indices, der Zonen 
und des anharmonischen Verhältnisses tautozonaler Flächen 
und andererseits das Gesetz der Erhaltung der Krystallsysteme. 
In Bezug auf die ausführliche Darstellung dieser Gesetze wird 
auf die trefflichen und allgemein verbreiteten Lehrbücher der 
Krystallographie, welche wir V. v. Lane, P. GRoTH und 
C. Krein verdanken, verwiesen. Es sollen hier einige Be- 
merkungen mitgetheilt werden, welche den Versuch enthalten, 
den Zusammenhang zwischen den angeführten Gesetzen genau 
zu bezeichnen. 


l. Gesetz der constanten Neigungswinkel. 


„Für eine bestimmte Temperatur ist nur die 
relative, nicht die absolute Lage der Ebenen 
und Geraden, welche mögliche Flächen und Kan- 
ten einer Krystallgattung sind, constant.“ 


Flächen und Kanten sind also nur ihrer Richtung nach 
vollig bestimmt, oder m. a. W. nur die Neigungswinkel der 
Flächen und Kanten sind, so lange die Temperatur nicht ver- 
ändert wird, constant. Die Richtung einer Ebene (Geraden) 
im Raume wird schon durch zwei von einander unabhängige 


% Grössen eindeutig festgesetzt, z. B. durch die beiden Winkel, 
_ welche die Ebene (Gerade) mit zwei ihrer Richtung nach ge- 
 gebenen Ebenen (Geraden) einschliesst. Es sind also in einer 


516 


Krystallgattung nur doppelt unendlich viele Flächen und Kanten 
möglich. Demnach kann das Gesetz in Rede auch so ausge- 
sprochen werden: 


„Die in einer Krystallgattung möglichen 
Flächen und Kanten bilden für jede bestimmte 
Temperatur eine zweifach ausgedehnte Mannig- 
faltigkeit.* 


Stellt man sich vor, dass diese Flächen und Kanten durch 
einen und denselben Punkt im Raume gelegt werden, so bil- 
den sie ein Ebenen- und ein Geradenbündel. Auf dieses Bün- 
del bezieht sich die geometrische Betrachtung der Krystalle, 
weil es alle zwischen den Flächen und Kanten einer Krystall- 
gattung bestehenden Beziehungen enthalt. Zur Aufsuchung 
dieser Beziehungen würde sich die behufs Erläuterung des 
ersten Gesetzes beispielsweise angeführte Bestimmungsmethode 
als ungeeignet erweisen. Die Geometrie des Raumes bietet 
aber andere Hilfsmittel dar, welche nothwendig und ausreichend 
sind, um die geometrischen Verhältnisse der Krystalle auf ein 
so einfaches Grundgesetz, wie es dasjenige der rationalen 
Indices oder der Zonen ist, zuruckzuführen. Indem die 
Schöpfer der Krystallographie, Hauy und COnr. $. Weiss, sich 
gewisser Bestimmungsmethoden der Raumgeometrie bedienten, 
erkannten sie, dass man den einfachsten Ausdruck für das 
Band, welches Flächen und Kanten einer Krystallgattung in 
Bezug, auf ihre gegenseitige Lage verknüpft, erst dann gewinnt, 
wenn man die Lage aller Flächen und Kanten mit der Lage‘ 
von irgend vier Flächen (beziehungsweise Kanten) unter ihnen 
vergleicht. Die aus einer theoretisch möglichen doppelten 
Mannigfaltigkeit zu wählenden vier Flächen (Kanten) unterliegen 
der Bedingung, dass sie nicht zu je dreien einer Geraden 
(Ebene) parallel seien. — Indem ich jetzt das Gesetz der 
rationalen Indices und das Gesetz der Zonen formulire, be- 


diene ich mich der von F. A. Mösıus in seiner Abhandlung 


über das Gesetz der Symmetrie der Krystalle*) glücklich ge- » 
wählten Bezeichnungen, welche dem Anscheine nach in die 
krystallographische Literatur keinen Eingang gefunden haben. 


2. Gesetz der rationalen Indices und Gesetz der Zonen. 


Es seien drei nicht einer und derselben Geraden parallele 
Ebenen gegeben, welche sich in dem Punkte O schneiden | 
und die Durchschnittslinien Ox,, Ox,, Ox, erzeugen. Eine 


*) Ber. Verhandl. d. sächs. Ges. d. Wissensch, 1849, Math. -phys. 1 
Cl. pag. 65 ff. | | 


B j 517 


vierte Ebene bestimme auf diesen Durchschnittslinien Ab- 
schnitte, welche sich verhalten wie die Längen: 


OA, : OA, : OA,. 
Eine funfte Ebene bestimme Abschnitte, welche sich wie 


die Längen: 
OH, : OH, : OH, 


falten. Man bilde die drei Verhältnisse: 


OA, WORT OR! 

OH, OH, 0, 
Wenn nun die beiden zwischen diesen drei Verhältnissen 
bestehenden Verhältnisse rationale Zahlen, die Null mit 


einbegriffen, sind, so nennt Mößıus die fünfte Ebene aus den 
vier ersteren Ebenen arithmetisch ableitbar. Setzt man 


O4, ‚OA, , OA, 
OH,» OH, OH: 
so heissen die rationalen Zahlen b,, h,, h, bekanntlich die 


' Indices der Fläche, welche die Abschnitte OH,, OH,, OH, 
bestimmt. Das Gesetz der rationalen Indices lautet nun: 


un: 


'„Das System der in einer Krystallgattung 
möglichen Flächen und Kantenistso beschaffen, 
dass aus je vier Flächen (Kanten*)) die jedesmal 
übrigen Flächen und Kanten arithmetisch abge- 
leitet werden können.“ 


Es seien vier Ebenen, von denen nicht je drei einer und 
derselben Geraden parallel sein sollen, ‚gegeben. Zu diesen 
Ebenen sollen andere Ebenen in der Weise hinzugefügt wer- 
den, dass jede neue Ebene mit zweien von den Durchschnitts- 
_ linien der bereits vorhandenen Ebenen parallel laufe. Dann 
_ nennt MöBIuUS jede dieser neuen Ebenen aus den vier ersteren 
Ebenen geometrisch ableitbar. Das Gesetz der Zo- 
"nen ist mit Rücksicht hierauf wie folgt zu formuliren: 


„Das System der in einer Krystallgattung 
möglichen Flächen und Kanten ist so beschaffen, 
dass aus je vier Flächen (Kanten) die jedesmal 
übrigen Flächen und Kanten geometrisch abge- 

leitet werden können.“ 


l 
an 


Bi *) Da Flächen und Kanten sich dualistisch gegenüberstehen, so 
' kann man, was von den Flächen gilt, auch von den Kanten aussagen. 


u 

f in 
S 

= 


5i8 


Für die Darlegung des Zusammenhanges zwischen dem 
Gesetz der rationalen Indices und dem Gesetz der Zonen 
bedürfen wir einer Bestimmungsmethode der Lage einer Fläche 
und einer Kante. Da unsere beiden Gesetze eine Eigenschaft 
von je fünf Flächen (Kanten) aussagen, nämlich von vier will- 
kürlich aber fest gewählten und der Bestimmung zu Grunde 
liegenden Flächen (Kanten) und ausserdem von einer der 
übrig bleibenden Flächen (Kanten), so liegt die Aufforderung 
nahe, von der bekannten Fundamentalgleichung der räumlichen 
Goniometrie, welche zwischen den Cosinus der von fünf Ebenen 
(Geraden) eingeschlossenen Winkel besteht *), auszugehen : 


cos (45) cos (41) cos (42) cos (43) 
1 cos (15) 1 cos (12) cos (13) 
() cs Dd)icos HT ea 
cos (35) cos (31) cos (32) 1 | 


Es sollen 1, 2, ., ., 5 fünf Gerade bedeuten; und zwar 
seien 1, 2, 3 drei Kantenrichtungen eines asymmetrischen 
Krystalles. Ferner bedeute 4 die Normale einer Fläche (4) 
desselben Kıystalls und 5 eine jener Fläche (4) parallele 
Kantenrichtung. In diesem Falle ist cos (45) = 0. Ordnet 
man die vorstehende Determinante nach den Elementen der 
ersten Horizontalreihe und der ersten Verticalreihe, so er- 
halt man: 


—o 


(2) 2% A cos (4i) cos (Ak) = 0 


worin die Grössen A;k die in A. pag. 136 angegebene Bedeu- 


tung haben. Nun bestehen nach A. Formel (43) die Re- 
lationen: N 


3 

% A,, cos (k) = YA. sin (23) . cos (51) 
Ki Ä 
3 a 

(3) Di: Ay, cos (dk) = YA. sin (31). cos (HI) 

k=1 

d 

2 


w 
\ 


A,, cos (dk) = YA. sin (12) . cos (SI) 


*) Vergl. Zur analytisch - geometrischen Behandlung der Krystallo- 
graphie. In: Zeitschr. für Krystallographie Bd. I. 1877. pag. 142, — Der | 
Kürze wegen soll diese Abhandlung hinfort mit A. bezeichnet werden. | 


519 


Hierin bedeuten I, II, III die Normalen der Flächen, 
welche bezüglich parallel den Kantenrichtungen 2 und 3, 3 
und 1, 1 und 2 liegen; und YA ist der räumliche Sinus der 
von den Kantenrichtungen 1, 2, 3 gebildeten Ecke. Mit 
Rücksicht auf (3) geht die Gleichung (2) über in: 


a) c08 (41) sin (23) cos 6 I) + cos (42) sin er cos (5II) -- 
(@) cos (43) sin (12) cos (III) = 


Halten wir die Normale 4 fest, und lassen wir die Gerade 5 
alle Kantenrichtungen einnehmen, welche der Fläche (4) par- 
allel laufen, so wird die Gleichung (4) stets erfüllt; d. h. die 
zuletzt erhaltene Gleichung ist die Gleichung der Fläche (4), 
wenn darin die Grössen cos (5I), cos (Il), cos (SI1I) als 
variabel angesehen werden. Unter Benutzung der Bezeich- 
nungen: 

cos (41) = u,, cos (42) = w, cos (43) = u, 


sin (23) cos (I) = &, sin (31) cos (SU) = &,, 
sin (12) cos (IH) = 3, 


N nimmt die Gleichung (4) die Form an: 


(5). us ru, 7,50. 


Man kann die Grössen u,, u,, u, als die Coordinaten der 
betrachteten Fläche (4) und die veränderlichen Grössen &,, 
&, &, als die Coordinaten der veränderlichen Kantenrichtung 5 
auffassen. — Umgekehrt kann man aber auch die Kantenrich- 
tung 5 festhalten und die Normale 4 in der Weise variiren, 
dass sie successive auf allen der Kante 5 parallelen Flächen 
senkrecht steht. Auch dann bleibt die Gleichung (4) bestehen. 
Sie ist unter den jetzt geltenden Annahmen die Gleichung 


R: der Kante 5. 


Die Gleichung (1) und die aus ihr abgeleiteten Gleichun- 


F gen bestehen, welches auch die absolute Lage der fünf Ebenen 


(Geraden) im Raume sein möge. Dieser Umstand kommt 


darin zur Geltung, dass man in (5) die Grössen u,, u,, u, 
‚und ebenso die Grössen &,, &,, &, mit einem beliebigen Factor 


versehen kann, ohne dass die Gleichung (5) aufhört zu be- 


Östehen; d. h. die Coordinaten u, , uw, u, und &,,&,, & sind 


nur bis auf einen Proportionalitätsfactor bestimmt, oder m. a, W. 


nur die beiden Verhältnisse u, :u,:u,, sowie die beiden Ver- 
hältnisse &, : &,: & sind bestimmt. So gelangt das erste 
- Gesetz zur analytischen Darstellung. 


Die so eben angestellte Betrachtung zeigt, dass die Glei- 


chung (5), welche in A. pag. 138 — 140 auf einem anderen 
_ Wege gewonnen wurde, ein specieller Fall der Fundamental- 


520 


gleichung (1) der raumlichen Goniometrie ist. Diese letztere 
Gleichung kann zum Ausgangspunkt für die geometrische Be- 
handlung der Krystalle gewählt werden, da sie die gemein- 
same Quelle für die Lösungen der die rechnende Krystallo- 
graphie beschäftigenden Aufgaben enthält. 

Für krystallographische Zwecke scheint es geboten, als 
Coordinaten einer Fläche die mit u,, u,, u, bezeichneten 
Grössen und demzufolge als Coordinaten einer Kante die mit 
Es £95 $ bezeichneten Grössen zu wählen, da die u,, u,, u, 
sich direct mit den von Char. S. Weiss eingeführten und all- 
gemein üblichen Parametern vergleichen lassen. Es sind näm- 
lich die Grössen u,, u,, u, den reciproken Werthen dieser 
Parameter proportional, vergl. A. pag. 141: 


Hierin. ‚bedeuten a, 0A, ,.., - ON a, _ OA, die 


Axeneinheiten, h,, b,, bh, die vorhin definirten Indices. Die 9, 


Coordinaten der durch die Flächen H und H’ bestimmten 
Kante erhalten folgende Werthe, A. pag 141: 


P P ln 2 Br ' 
ya 9, 4 
1 X 1 
— (by, —h,h,) = — nn: — 2 — 5 
23 a 1) a N 2,2 Na 2a, Na 


Die Grössen 7, , Y, 7); heissen die Indices der Kante, 
Da die Gleichung (4) in mehrfacher Weise Umformungen 
gestattet, so könnten noch andere Bestimmungsweisen für 
Flächen und Kanten vorgeschlagen werden. Es ist nach A, 


pag. 135. 137: ws 
sin (23) = sin (D), sin (31) = sin (I), sin (12) = sin (HN) | 
Bin (1), NW /Bin, (2) ih None | 


sin (I) sin (11): m sin sin (III) 


worin (1), (2), (3) die bezüglich an den Kanten 1, 2, 3 liege H 


den äusseren Flächenwinkel der Ecke (123) und a), (IM), (II) IE 
die bezüglich an den Normalen I, II, III liegenden äusse- | 


ren Flächenwinkel der Ecke (III Im bedeuten. Demnach h 
kann die Gleichung (4) auch so geschrieben werden: M 


(ey so8 (41) sin (1) cos (5) + cos (42) sin 2 cos (6) + i 
) cos (43) sin (3) cos (III) = 0. 


521 


Hierin kann man — und dies ist die von Dr. JUNGHANN 
bevorzugte Bestimmungsweise (briefliche Mittheilung 19. Mai 
1877) — die Grössen cos (41) sin (1), cos (42) sin (2), 

cos (43) sin (3) als Coordinaten der Fläche (4) auffassen. 
Dann würden cos (51), cos (5II), cos (5III) die Coordinaten 
der Kante 5 sein. 

Die Gleichung (4) nimmt ferner mit Rücksicht auf A. 

- Formel (10) und (10a) die Form A. Formel (62) an: 


cos (41) cos (42) 
N cos ID) cos (d I) 4 cos (II 2) cos (5 II) -H 
cos (45) ce 
i cos IT3) cos (II) = 0, 
cos (41) 


so dass auch etc. als Coordinaten der Fläche (4) 


| cos (Il) 
und cos (5I) etc. als Coordinaten der Kante 5 gedeutet wer- 
' den können. Diese Wahl würde sich in Uebereinstimmung 
' befinden mit den von Prof. KRONECKER in seinen Universitäts- 
 vorlesungen und in seinen „Bemerkungen zur Determinanten- 
theorie“ in: BorcHarpr’s Journal Bd. 72. 1870. pag. 159 
mitgetheilten Definitionen von Punkt- und Ebenencoordinaten. — 

Behalten wir die in erster Linie angeführten Ooordinaten 
"bei, so soll jetzt der Zusammenhang zwischen dem Gesetz 
der rationalen Indices und dem Gesetz der Zonen begründet 
werden. Nach Mösıus besteht derselbe darin: 


„Jede aus den vier ersteren Flächen (Kan- 
ten) arithmetisch ableitbare Fläche oder Kante 
ist aus denselben Flächen (Kanten) auch geo- 
metrisch ableitbar und umgekehrt.“ 


D. h. Die beiden Gesetze in Rede sind aequivalent. Sie 
‚stellen dieselbe Haupteigenschaft der Krystalle, nämlich den 
 Deductionszusammenhang der Flächen und Kanten einer Kry- 
stallgattung, von denen vier nicht zu je dreien einer Kante 
(Fläche) parallele Flächen (Kanten) gegeben sind, von ver- 
‚schiedenen Gesichtspunkten aus hetrachtet dar. Von der con- 
‚sructiven Bestimmungsmethode, welche sich des Hilfsmittels 
der Zonen bedient, gelangt man zu der analytischen Bestim- 
' mungsmethode, welche das Hilfsmittel der Indices benutzt, 
indem man das Resultat der ÖOonstruction durch Zahlen aus- 
drückt. Und umgekehrt kann man jede ihren Indices nach 
"bekannte Fläche (Kante) durch Construction vermittelst Zonen 
ohne Anwendung von Maassstab und Zirkel finden. 


Wr 
x 
BN 


& 


' 
J 


Ya a NER 2 PB nn RUHT PERS RER EL DER ERINNERT ER ENE Na Ka Ra rad. \ Bine a RR 
e \ . h {m ; { LEN OR 
f BR / NEL N N 


322 : 


Der Beweis des vorstehenden Satzes ist in dem für die 
neuere Geometrie bahnbrechenden Werke von F. A. Möpıns: 
Der barycentrische Caleul 1827, enthalten. Der Abschnitt 
über das geometrische Netz in der Ebene pag. 266 fi. be- 
handelt Systeme von Geraden und Punkten der Ebene, welche 
die Eigenschaften der Flächen und Kanten eines Krystalls be- 
sitzen, d. h. arithmetrisch und geometrisch aus je vier unter 
ihnen ableitbar sind. 

Es werde zunächst das Gesetz der Zonen zu Grunde ge- 
legt. Die Gleichungen der vier gegebenen Flächen C,, C,, C,, A, 
von denen die drei ersteren zu Coordinatenebenen gewählt sein 
mögen, seien bezüglich: 


Die Fläche A bestimmt die Axenlängen a,, a,, a,, welche 
sich im Allgemeinen wie irrationale Zahlen verhalten. Es soll 
nachgewiesen werden, dass jede aus den vier gegebenen 
Flächen geometrisch ableitbare Fläche H durch eine Gleichung 
von der Form: | | 


worin h,, b,, b, rationale Zahlen, die Null mit einbegriffen, | 
sind, dargestellt werden kann. Zu diesem Zweck betrachte 

man die Art und Weise, wie die Coordinaten einer geometrisch 
abgeleiteten Fläche (Kante) aus den Coordinaten der dieser 
Ableitung zu Grunde liegenden Kanten (Flächen) zusammen- 
gesetzt werden. Es sind die Coordinaten der Kante, welche 
durch die beiden Flächen G (g, g, g,) und K(k, k, k,) 
bestimmt wird, enthalten in dem Rechteck: 


Sı ES 5 Y | 
a, A, Az “ 
k, k, k, 
a, a, az H: | 
Sie haben die Werthe: a 
1 a 
ER i ka k N 
a,a, (8, k, 83 Bor), 2,2, (8; 1 81 2» B 
1 k k | 
2,8, (g, 2. "Tuning ') h; 


« 


523 


Hierin sind die Klammergrössen rationale Zahlen, wenn 
die Indices g, 8, 8,, k, k, k, rationale Zahlen sind. 
Ferner sind die Coördinaten der Fläche, welche den Kanten 


1 1 1 
B| Bi, ERRSHUTEN Ba» ) 3] und 
3 


a,a, 2,2, 2,2, 
1 | 1 | 
R N i 
= a; u a, a, nn a, a, % 
j parallel geht, enthalten in dem Rechteck: 
1 1 l 
ana, B, 2,8, B a,2, 2 
1 1 1 
a, a, \ a, a, "" a] 4, 2 


Sie haben, wenn man von dem gemeinsamen Factor 


Bl, absieht, die Werthe: 
EIER | 


i ai (B, arm Ps 15 . (B, IT DARER B, ae 12 HB, Ne) 


2; 


Hierin sind die Klammergrössen rationale Zahlen, wenn 


die Indices ß, ß, ß,. Y,Y.Y, rationale Zahlen sind. Da 
nun die vier zu Grunde liegenden Flächen rationale Indices, 
- nämlich beziehungsweise 100, 010, 001, 111, besitzen, so 
haben auch alle geometrisch abgeleiteten Kanten und Flächen 
rationale Indices, was zu beweisen war. 


Es werde jetzt das Gesetz der rationalen Indices zu 


N Grunde gelegt. Aus demselben lasst sich das Gesetz der 


Zonen in einfacherer Weise, als bei Mösıus a. a. O. ab- 


_ worin die Grössen h,, h 
einbegriffen, sind. Der gesuchte Beweis wird erbracht sein, 
wenn wir nachweisen, dass die Fläche H bestimmt werden 


_ leiten, wenn man sich des anharmonischen. Verhältnisses 
" von vier Flächen in einer Zone und von vier Kanten in einer 
Fläche bedient. Das anharmonische Verhältniss ist nur ab- 
 hängig von den Indices (A. pag. 154) und daber mit diesen 
rationale — Es sind gegeben die Flächen H,, H,, H,, A 
' und ausserdem die En einer Fläche H: 


Ne nn En — 0 


32h, rationale Zahlen, die Null mit 


524 


kann durch in ihr liegende Kantenrichtungen, welche ihrerseits 7 
durch schon vorhandene Flächen mit rationalen Indices erzeugt | 


werden. Die Kantenrichtungen, welche die Flächen A und H 
auf den Flächen H,, H,, H, erzeugen (vergl. die beistehende 
Linearprojeection, in welcher die Sectionslinien der Flächen und 
die Schnittpunkte der Kanten mit denselben Buchstaben wie | 
die Flächen und Kanten bezeichnet sind), haben folgende # 
Coordinaten und Indices: 


Oa, : Or = ; == [011] 

Oa, : Pd 0 ur [101] 

Oa, : — — ; — ; 0 [110] 

Ob, : Vale , [05,6] 

Ob, : — 0 ,— — [h, Oh ] 
Ob a . 0.5 Bun, 


Durch die Axen Ox,, Ox,, Ox, kann man nun je vier 
Flächen legen, nämlich durch 


Ox "und! Ox}), Ox,.:0a,, 0 
0x3, und'Ox,,.0x7,0025, :0M% 
0x ,"undOX, ,Ox},'0a,,7027, 


un. k 
4 
hr Üi. 
n 4 


Be Te, 
er Ar 
Kir 
a { 
Hlr- 


525 


£ welche wir" kurz bezeichnen mit x, xX,, x,X,, X,2,, x,h, 
etc. Ihre Coordinaten und Indices sind in folgendem Schema 
enthalten: 


.. = 0° °0°%.(100) 
en = 0 (010) 
gg = (001) 
a0 e n (011) 
eh, . 0 = (101) 
en = Fr 0.10) 
zu hl. 0 = = (Oh,h, ) 
= 0 = (h,0h,) 
zn, . = DAN ChH.0) 


Bilden wir nun die anharmonischen Verhältnisse der von 
Ox;, Ox,, Ox, ausgehenden Flächen: 


Do 

(x, X, X, 4, h,) = —— 
h, 

h,—h 

(x, :-x%, X, 23,h,) = —— 
h, 

h‚—h 

na.ı.z, X, 8, h,) = an 


2 

' Beispielsweise möge der erste Ausdruck berechnet wer- 
den. Nach A. pag. 151 Formel (75) it frre=k=]1: 
h, hi, SEI, h, Dh, h’, hr, —h", h”, 

h, h; —h, hir, „ hi, hir a hr, h’, 


10,5 


Werden in dem vorliegenden Falle für die Indices 
N ’ ’ 7 „ ' „ D 

ah, Buuıch,h,,.h, Boch sgohtunkt »iits.beziehungs- 
Di Zeits. d.D.geol.Ges. XXIX.3. 55 


L > 

| 

1 
M| 


526 
weise die Indices der Flächen x,x, (001), xx, (010), . 
x,a, (Oll), x,b, (Oh,h,) gesetzt, so ergiebt sich: 


0.0 21.1 Du ya 
0.1—1.1'5,.02u..1 2 7m 


(x, . %,X,2, h,) == 


Die drei vorstehenden anharmonischen Verhältnisse sind 
‚bekannt, sobald die Indices der zu construirenden Fläche 
H (h, h,h,) gegeben sind. Nun wird, wenn das anharmo- 
nische Verhältniss von vier Elementen gegeben ist und wenn 
‚ausserdem von diesen vier Elementen drei gegeben sind, das 
vierte Element ohne Anwendung von Maassstab und Zirkel 
allein mit Hilfe des Lineals construirt. Man kann also mit 
Hilfe der obigen anharmonischen Verhältnisse ohne Anwen- 
dung von Maassstab und Zirkel in den Ebenen H,, H,,H, 
beziehungsweise die Kanten Oh,, Oh,, Oh,, von denen je 
zwei die Lage der Fläche H bestimmen, construiren. Damit 
ist die Aequivalenz des Gesetzes der rationalen Indices mit 
dem Gesetz der Zonen bewiesen. 

Eine analoge Beziehung findet zwischen den beiden Ge- 
setzen statt, welche den Einfluss der Temperatur auf die Lage 
der Krystallflächen beherrschen. ZErfahrungsmässig ist das 
Gesetz der rationalen Indices unabhängig von der Temperatur. 
(Gesetz der Erhaltung der rationalen Indices.) 
Da die Indices als rationale Zahlen sich nicht stetig mit der 
Temperatur ändern können, so müssen fur jede Fläche die 
Verhältnisse ihrer Indices bei jeder Temperatur dieselben 
bleiben. Nun enthält die Bedingung dafür, dass drei Flächen 
H (h,h,h,), H’ (bh, bh, HR 96,6 ,9) einer’ Zone 
angehören, nur die Indices dieser Flächen: } 


h, hl, Ih; 
bu. hih, 0 
h”, h”, he; 


und ist unabhängig von den Axenlängen und den durch die | 
Axen eingeschlossenen Winkeln, welche Grössen im Allgemeinen | 
mit der Temperatur stetig veränderlich sind. Demnach bleiben | 
die Flächen, welche bei irgend einer Temperatur in einer Zone | 
liegen, auch bei irgend einer anderen Temperatur tautozonal 
(Gesetz der Erhaltung der Zonen*)). u 

| 


*) Vergl. Grauich und v. Lang, Sitz.-Ber. d. Wien. Akad. 1858. 
Mathem.-physik. Cl. Bd. XXXIII. pag. 369 ff. — Referat von C. Neu- 
mann in: Fortschritte der Physik f. d. J. 1858. — V. v. Lane, Lehrbuch | 
der Krystallographie 1866. $. 34.  zir | 


Han, 


527 


3 Die aus den Indices h, h, h,, h,’h,’ h,', h,” h,” h,” gebil- 
 dete Determinante lässt sich nicht in einen Ausdruck umformen, 
_ der nur trigonometrische Functionen der von drei tautozonalen 
Flächen H, H’, H” eingeschlossenen Winkel enthält. Demnach 
giebt es im Allgemeinen keinen für die Winkel zwischen nur 
- drei tautozonalen Flächen bestehenden Ausdruck, der bei jeder 
Temperatur constant bleibt. Dies müsste indessen der Fall 
W sein, wenn das Gesetz der Rationalität der Tan- 
 genten tautozonaler Kanten in Wirklichkeit diejenige 
allgemeine Gültigkeit besässe, welche ihm von Fr. NAumAnn*) 
zugesprochen wurde.”*) Naumann leitete bekanntlich durch 
eine theoretische Betrachtung die Bedingungsgleichungen ab, 
welche die Axenlängen und die von den Axen eingeschlossenen 
Winkel erfüllen müssen, wenn die Krystalle des asymmetrischen 
 Krystallisationssystemes jener Regel unterworfen sein sollen. 
Dieser Betrachtung legte er die Hypothese zu Grunde, dass 
die Axenlängen jedes Krystalles entweder rationale Zahlen 
oder durch Quadratwurzeln aus rationalen Zahlen darstellbar 
seien. Im Anschluss an seine analytischen Ergebnisse ver- 
suchte NAuMAnN zu zeigen, dass die theoretischen Bedingungen 
durch die vorhandenen Beobachtungsresultate befriedigt wer- 
den. Da nun hiernach das unter der angegebenen Voraus- 
setzung abgeleitete Gesetz der Rationalität der Tangenten 
tautozonaler Kanten eine durch alle Beobachtungen bestätigte 
Thatsache sei, so folgerte NAuMAnn, dass auch die zu Grunde 
liegende, zuerst von Ch. $. Weiss aufgestellte Hypothese, be- 
‚treffend die Darstellbarkeit der Axenlängen durch Quadrat- 
 wurzelgrössen, als richtig erwiesen sei. Allein schon die theo- 
 reiischen Consequenzen, welche V. v. Lang unter der Annahme 
der allgemeinen Gültigkeit des Gesetzes in Rede aus demselben 
 z08***), lassen erkennen, dass dieses Gesetz keineswegs in 
allen Fällen mit der Wirklichkeit übereinstimmen kann. Die 
interessante Untersuchung Lang’s ergab unter der erwähnten 
Voraussetzung, dass die Tangeten tautozonaler Kanten ratio- 
nale Vielfache derselben Quadratwurzelgrösse seien; dass die 
 goniometrischen Functionen irgend einer Krystallkante (oder 
Hi eines ebenen Krystallwinkels) sich durch Quadratwurzeln aus- 


er 


8 *) Abhandl. d. sächs. Ges. d. Wiss. Bd. II. 1855. — Elemente 
der theoretischen Krystallographie 1856. pag. 54—57. 235. 333. 334. 355. 
0 372_375. 
| =) Allerdings benutzt Naumann zur Formulirung seines Gesetzes 
vier Flächen F, F’, F,, Fı’. Allein es kommen nur die Winkel (FF’) 
% nd (F},F}’) in Betracht. Daher ist offenbar, dass das Gesetz auch 
gelten muss, wenn F’ mit F, zusammenfällt. 


en je -Ber. d. Wien. Akad. 1860., math.-phys. Cl. Bd. XLI. 


39° 


528 


drücken lassen; dass jede Fläche, welche zu einer anderen 
Fläche in einer Zone senkrecht steht, sowie jede Fläche, 
welche auf einer Krystallkante senkrecht steht, eine mögliche 
Krystallfläche seı; ‘dass jeder Krystall sich wenigstens auf ein 
monoklino@drisches Axensystem beziehen lassen müsse. Dem- 
nach stehen die so vielfach ventilirten Fragen nach der Mög- 
lichkeit rechtwinkliger Axensysteme, der Darstellbarkeit der 
Axenlängen durch Quadratwurzelgrössen und der Rationalität 
der Tangenten tautozonaler Kanten im Zusammenhange und 
erledigen sich gleichzeitig mit einer unter ihnen. Mit der 
Prüfung dieser Fragen beschäftigte sich in eingehender Weise 
G. vom RartH in seiner bewundernswerthen Abhandlung uber 
den Axinit.*) Auf Grund genauer Messungen gelang es ibm 
zu zeigen, dass die Bedingungen Naumann’s durch die neu 
gewonnenen Elemente des Axinit nicht erfüllt werden. Damit 
war nachgewiesen, dass das Gesetz der Rationalität der Tan- 
genten tautozonaler Kanten und die mit ihm zusammenhän- 
genden Relationen für das asymmetrische Kıystallisations- 
system keine Gültigkeit besitzen. Zu demselben Ergebniss 
führt folgende theoretische Erwägung: die Verhältnisse der 
Tangenten tautozonaler Kanten enthalten die Axenlängen und 
die von den Axen eingeschlossenen Winkel; da diese Grössen 
im Allgemeinen mit der Temperatur stetig veränderlich sind, 
so sind es auch die Verhältnisse jener Tangenten. Die Auf- 
suchung der einzelnen Fälle, in denen die Tangenten tauto- 
zonaler Kanten sich wie rationale Zahlen verhalten , setzt die 
Kenntniss der Symmetrieverhältnisse der Krystalle voraus. 
Bezeichnet man den Cosinus des von den Coordinaten- 
axen x; und x; eingeschlossenen Winkels mit c;, und wendet 


man ferner für die aus den Grössen c;, gebildete Determi- 


nante das Symbol A an, so ist im asymmetrischen Krystal- | 
lisationssystem die Tangente der von den Flächen H’ b,n% 
und H” (h”, h”, h’,) gebildeten Kante: 


m 

\/ A 8 0, 8 A 
IL __ | 

tn(HH) = > 5 _— 

h; hx 

4, 9 . >= A 

i,k= a Ak 


Hierin ist n, =h, Ibau—h,iht, mn. he bh 
n; = hy/h,”—h,'h,”. In ‘den schiefwinkligen "(asymmetri- | 
schen und. monosymmetrischen) Krystallisationssystemen ist 


*) Posc. Ann. 1866. Bd. 128. pag. 166 ff. 


329 


das Verhältniss der Tangenten tautozonaler Kanten niemals 
einem Verhältniss von rationalen Zahlen gleich, da jenes Ver- 
hältniss stets die von den Axen eingeschlossenen Winkel, 
von denen also wenigstens der eine von 90° verschieden ist, 
enthält. ‘Wir können daher unsere Betrachtung auf die recht- 
winkligen Krystallisationssysteme beschränken. In diesen ist 
== ,=1 ey, =%n=0, Ah, =l,=4,—=1, 
A,=A,=4,=0, A=1, also: 


tan (H’H’) = 
G, (h,'h,” — h,'b,”)?+ a,a, (h,'h, el BOp2E 2a, bb) 
| h, hir an + 4) 


PB | . (@ 
Nor 
a, 4, a, 2, n A, 


Ein ne loker Ausdruck besteht fur die Flächen K’ (k,'k,Kk',) 
und K” (k,”k,k,”). 

Gehören Hr, H”, K’, K” derselben Zone an, so kann man 
Setzen: 


h,’ Be KR h,’ h, wa ya de! kl 08 ki k); ete. 


worin A eine rationale Zahl bedeutet. Demnach ist, unter 
R eine rationale Zahl verstanden,: | 


) | k,' kn ir k, Er .ı kyk,’ 
tan (H’H”) R a2, 2, 2, a, 2, 
tan (K’ K”) ER ? hr her hr h,? h,’ h.. 
274, 4 a, 3, Az d; 


i Dieser Ausdruck erhält einen rationalen Zahlenwerth: 
1. wenn die Coordinatenaxenlängen a,, a,, a, Quadratwur- 
_ zeln aus rationalen Zahlen sind, 2. wenn sowohl eine der 
Ebenen H’, H” als auch eine der Ebenen K’, K” mit einer 
_ und derselben Coordinatenaxenebene zusammenfällt. Es mö- 
gen beispielsweise H’ und K’ mit x, x, zusammenfallen; dann 
Beh = n=0,h=-k = 0 und: 


tan (H’ H”) a‘ R k,' Kr 
tan jean. ch, oh," 


| D.h, Wenn in einem rechtwinklichen Krystallisations- 
‚systeme eine Zonenaxe in einer Coordinatenaxenebene liegt, so 
b verhalten sich die Tangenten der Winkel, welche diese Ebene mit 
den Flächen der Zone einschliesst, wie rationale Zahlen. Ein 


530 


analoger Satz gilt für die Winkel, welche eine Coordinaten- 
axe mit den Zonenaxen einschliesst, die in einer durch die 
Coordinatenaxe gehenden Fläche liegen. Die einzelnen recht- 
winkligen Krystallisationssysteme, ausgenommen das rhom- 
bische, besitzen noch folgende durch die höhere Symmetrie | 
bedingte besondere Eigenschaften. 4 

Im quadratischen Krystallisationssystem ist a, = nn; — a, 
,=0C, folglich ist: 


tan (H’H”) = 

Yaa ((h, bh,” — hy/h,”)? + (h3’h,” — h,’b,”)?) + ec(h,'h,” —h,’ bh 7 
hrs h, ” bh,’ h, „ h.r "h, " 

aac I -— 4 - - + - S 


aa aa ce 


Sind H’, H” zwei Flächen der Aequatorialzone , so ist 
Bin — 3) und 
h [2 h ” RE h ' h [2 
tan (H’ H”) a a 


D.h. Die Tangenten der Kanten in der Aequitorialzone 

des quadratischen Systems sind rationale Zahlen. 

Im regulären Krystallisationssystem it, =, =3,=], 
folglich ist: 

tan (H’H’) = 

V(b’’b,” —hbyb,)’ + (bb ah, 

h, h,” — hie hr ..- huh. 


D. h. Die Tangenten der Kanten des regulären Systems | 

sind Quadratwurzeln aus rationalen Zahlen. 
Bedient man sich im hexagonalen Krystallisationssystem ' 

der Schraur’schen orthohexagonalen Coordinatenaxen, so ist | 

u 0, u ads, ac: | 
tan (H’H”) = | 

Yaa((b)hb,’—h, 5")? + 3(h, h,”—h, ab n + ee Ch,’ b," — buch 
a 


aa Ya) cc 


Hieraus geht hervor, dass die Tangenten der Kanten in | 
der Aequatorialzone des hexagonalen Systems Quadratwurzeln | 
aus rationalen Zahlen sind; denn es ist, wenn h, = h,"”= n 
gesetzt wird: | 
h "h REN h ' h „ 
tan (H’ H”) mr = U lr 2 PA 


EN 


531 


Das Gesetz der Rationalität der Tangenten tautozonaler 
- Flächen besitzt also nur einen sehr beschränkten Geltungs- 
I bereich. Es giebt aber einen auf vier tautozonale Flächen 
bezuglichen Ausdruck in den von diesen Flächen eingeschlos- 
 senen Winkeln, welcher unabhängig von der Temperatur 
| ist, namlich das anharmonische Verhältniss von vier 
einer Zone angehörenden Flächen. Dieses Verhältniss ist 
unabhängig von den Axenlängen und von den durch die Axen 
eingeschlossenen Winkeln und nur abhängig von den Indices 
der vier Flächen H {h, h, h,}, H’ fh,’ h,'h,'), H” (h,” by” h,”), 
H” (h,” b,” h,”). Es ist (vergl. A. pag. 151) das lien 
monische Verhältnis 


(h h‘), (b’ h” % 
H H’ H” H” on — ß ne L 
3, GW, 
_ worine,x—=]1, 2, 3 und (hh), = h, h, — h,h,, u. s. w., 
und andererseits: 


| in) 5018 sin (HH) sin (H' H”) 
N ee sin (H H”) 


Im Allgemeinen verändern sich die Winkel zwischen je 
zwei Krystallflächen stetig mit der Temperatur. Allein mit 
der Veränderung der Temperatur geht die Veränderung der 
Winkel tautozonaler Flächen so vor sich, dass das anharmo- 
_ nische Verhältniss (H H’H” H”) zwischen vier dieser Flächen 
 H,H', H”, H” denselben Werth behält. Ein analoger Satz be- 
steht für Kanten in einer Fläche. (Gesetz der Erhaltung 
_ des anharmonischen Verhältnisses von tautozo- 
\ nalen Flächen und von Kanten in einer Fläche.) 

h 


3. Gesetz der Symmetrie. 


Es soll hier nur der Zusammenhang des Gesetzes der 
_ Symmetrie mit dem Gesetz der rationalen Indices hervorge- 
hoben werden, der sich kürzer als in dem Lehrbuche V. von 
ü Lang’s darstellen lässt, wenn man das anharmonische Ver- 
 hältniss von vier tautozonalen Flächen durch die Winkel zwi- 
schen diesen Flächen ausdrückt. 
‚ Zufolge der Definition der Symmetrie - Ebene sind zwei 
R Flächen H’ und H” symmetrisch in Bezug auf jede der beiden 
_ mit ihnen in einer Zone liegenden Flächen G und K, wenn 
G& den Winkel (H’ H”) und K dessen Nebenwinkel 'halbirt. 
Das anharmonische Verhältniss: 


532 


sin (HG) sin (H’K) 
sin (H’G) sin (HK) 
ist in diesem Falle ein harmonisches: 
(Hy H:@.K) = 

Denn es ist: (H’G) = (G H”) und 1 m K) + [0:0 KR 
180°, also | 
| sin (HG) _ sin (H”K) 

sin (NO En ein KHRE 


(H’ H’GK) = 


— 1. 


Die Flächen H’ und H” heissen einander zugeordnet in 
Bezug auf die Symmetrie - Ebenen G und K. Die einander 
zugeordneten Paare von tautozonalen Flächen sind zugeord- 
nete harmonische Flächen zu den beiden rechtwinklich auf 
einander stehenden Symmetrie - Ebenen. Wenn die Flächen 
eines Paares zugeordneter Flächen zusammenfallen, so muss 
auch eine Symmetrie-Ebene mit ihnen zusammenfallen. Dem- 
nach stellt eine Symmetrie-Ebene ein zusammenfallendes 
Flächenpaar dar. Da (H’H”GK) eine rationale Zahl ist, so 
erhellt, dass nur mögliche Krystalllächen Symmetrie - Ebenen 
sein können. Ferner geht daraus hervor, dass tautozonale 
Flächen, welche bei irgend einer Temperatur eine symmetrische 
Zone bilden, auch bei jeder anderen Temperatur ihre Symme- 
trie bewahren. (Gesetz der Erhaltung der Sym- 
metrie.) Es erhebt sich nun die Frage, ob und wann tauto- 
zonale Flächen in mehrfacher Weise so zu Paaren geordnet 
werden können, dass diese Paare zugeordnete harmonische | 
Paare zu Symmetrie-Ebenen, die nicht senkrecht auf einander | 
stehen, sind. | 

Es seien G und K zwei unter einem von 90° verschie- 
denen Winkel zu einander geneigte Ebenen, welche Symme- | 
trie-Ebenen der durch sie bestimmten Zone sein sollen. Der 
Fläche G entspreche in Bezug auf K die Fläche P, der Fläche 
K entspreche in Bezug auf G die Flache ©. Dann haben | 
wir vier tautozonale Flächen: Q, G, K,P, welche uuter einan- 
der drei gleiche Winkel einschliessen, nämlich den von den 
Symmetrie - Ebenen G und K gebildeten Winkel: (GK) =. 
Damit die vier Flächen mögliche Krystallflächen seien, muss | 
das anharmonische Verhältniss : | 


sin (Q K) sin (GP) 


nee (CK) ' sin (QP) 


‚einen rationalen Zahlenwerth, Null und Unendlich mit einbe- | 
griffen, besitzen. Nun ist: of 


533 


(QK) = 29, (GP) = 29, (AP) = 39 
folglich: 
sin 29 . sin 29 
SEN), ag. Se 
oder: 


.—  —— ru u nn u DE ee - 
Te ERBE MIERT 5 et 
: ER Bari. 
” en 


In dcs © 
la ee, 


Daraus ergiebt sich: das anharmonische Verhältniss 
(QGKP) ist rational, wenn cos ?o rational ist. Dies ist 
der Fall für folgende Werthe von ©, wenn wir absehen 1. von 
dem schon vorhin betrachteten Falle » = 90°, in welchem 
cos 90° = O0 und (QGKP) = Oiist, und 2. von dem Falle 
» = 0°, der keine Bedeutung besitzt: 


u -=,609, "cos 60% S (QGKP) = o 
a An0, eos \> (QGKHM=2 


© — a0, ‚cos 30° = I QGRP)= I 


Der Grad der Symmetrie in einer Zone ist 
also 2, 3, 4 oder 6, 


DE EEE ER GEE TEL EEE EEE EBERLE TER 
=; Bi THE EEE TREE er ws « xr 


Eye x ST RS BR TEE PEN RE SEN I Ba RT BT ISTRSER ONE DICHTE 
Bu N \ BIT NE RTERER TR 
e DR r “ g 


534 


6. Ueber die Fauna des unteren Korallen - Ooliths 
von Völksen am Beister unweit Hannover. 


Von Herrn C. Struckmann ın Hannover. 


Eines der interessantesten Profile des Oberen Jura in der 
Umgegend von Hannover ist dasjenige von Völksen am süd- 
östlichen Abhange des Deistergebirges, wo in einer Reihe von 
Steinbruchen die ganze Schichtenfolge des Oberen Jura von 
den Oxford- (Hersumer) Schichten bis zum Wealden  aufge- 
schlossen ist. Es ist dieses Profil namentlich eingehend von 
HEINRICH ÜREDNER in seiner „Gliederung der oberen Jura- 
formation und der Wealden-Bildung im nordwestlichen Deutsch- 
land“, Prag 1863 und von D.Brauns in seinem „Oberen Jura 
im nordwestlichen Deutschland“, Braunschweig 1874, beschrie- 
ben worden. Beide Forscher erwähnen auch der Korallenbank 
an der unteren Grenze des Korallen-Ooliths, welche von ihnen 
noch den Hersumer Schichten (Oxfordien) hinzugerechnet wird, 
indem Beiden entgangen zu sein scheint, dass das hauptsäch- 
lichste und wichtigste Leitfossil des Korallen - Ooliths (Etage 
corallien von D’ORBIGNY oder Etage sequanien pe LoRrıon’s), 
die Stacheln von Cidaris florigemma, sich gerade in grösster 
Häufigkeit in diesen Korallenschichten vorfinden. 

Ich hatte vor Kurzem Gelegenheit, diese Schichten wieder- 
holt zu beobachten und deren sehr reiche Fauna zu sammeln, | 
und haben sich dabei in mancher Beziehung so interessante 
Resultate ergeben, dass ich nicht anstehe, dieselben in wei- 
teren Kreisen bekannt zu machen. 

Wenige Minuten vom Dorfe Völksen (Eisenbahnstation ) 
Eldagsen der Hannover - Altenbekener Eisenbahn) ist am süd- 
östlichen Fusse des Deisters vom Hofbesitzer FLEBBE vor | 
einigen Jahren ein Steinbruch eröffnet worden, in welchem 
die Schichten des Korallen - Ooliths in ausgezeichneter Weise 
aufgeschlossen sind; dieselben streichen von WNW nach 
OSO und fallen nach N. ein. | 

Zu beobachten sind an dieser Stelle: K 

1. Zu unterst 2,5 bis 3 M. sandige dolomitische Schich- | 
ten von gelblich grauer Farbe, in den oberen Bänken oolithisch | 
werdend; dieselben sind hier fast versteinerungslos; indessen | 
ist eine unbestimmbare Pholadomya und ein Exemplar von | 


in, 


535 


Collyrites bicordata LESKE von mir aufgefunden; von einer an- 
deren nicht sehr entfernt belegenen Stelle des Deisters am 
Bielstein ist in denselben Schichten dagegen Ammonites cor- 
datus in grosser Häufigkeit von mir beobachtet. 

2. 3,5 bis 4 M. Korallenbank mit zahlreichen Korallen, 
Cidaris florigemma, Ostrea rastellaris und einer sonstigen reichen 
Fauna, von der folgenden Schicht durch eine dunne Mergellage 
getrennt. 

3. 5 M. groboolitkische, dunkelgraue Kalksteinbänke 
mit Stacheln von Cidaris florigemma, Pecten subfibrosus, Chem- 
nitzia Heddingtonensis Sow. 

4. 8 M. feinoolithische hellgraue Kalksteinbänke mit 
Echinobrissus planatus RoEm., Zthynchonella pinguis und zahl- 
reiche Schalen von Exogyra reniformis GOLDF. 

Darüber lagert eine mehrere Meter mächtige dunkle Thon- 
schicht ohne Versteinerungen, während höhere Schichten in 
dem FresBr’schen Steinbruche nicht zu beobachten sind. 

Es unterliegt durchaus keinem Zweifel, dass die unterste 
Schicht dem Oxfordien, die folgenden 2, 3 und 4 dagegen 
dem Korallen-Oolith hinzuzurechnen sind. 

Besonderes Interesse bietet indessen nur die Schicht 2, 
die Korallenbank, und zwar wegen ihrer interessanten und 
reichen Fauna, welche ich im Folgenden näher beschreiben 
will. Bei der Anlage eines neuen Abfuhrweges in dem ge- 
nannten Steinbruche mussten diese Korallenschichten durch- 
brochen werden, und waren dieselben daher kurze Zeit lang 
in ausgezeichneter Weise aufgeschlossen. Auf etwa sechs 
verschiedenen Excursionen sind dabei ausschliesslich aus 
den Korallenschichten zahlreiche Versteinerungen von 
mir gesammelt worden; ich führe in dem folgenden Verzeich- 
nisse jedoch nur diejenigen auf, deren genaue und sichere 
Bestimmung mir nach den mir zu Gebote stehenden wissen- 
schaftlichen Hilfsmitteln gelungen ist. 


1. Thecosmilia (Lithodendron) trichotoma GoLDF. 
Goniocora (Lithodendron )) socialis A. RoEm. 
Montlivaultia sessilis MünsTt. 

Montlivaultia excavata A. Rorn. 


oe 


Montlivaultia brevis BÖLSCHE. 


BörLscHhe, die Korallen des norddeutscheu Jura- und Kreidegebirges. 
Inaugural-Dissert. Berlin 1867. pag. 8. t. 1.f.1 


6. Montlivaultia subdispar FROMENTEL. 
Ebendaselbst pag. 6. 


7. Isastraea helianthoides GOLDF. 


536 
8. Isastraea explanata GoLpr. (= Is. Goldfussiana 
D’ORB.?) 
EwaLp Becker, die Korallen der Nattheimer Schichten; Palaeonto- 
graphica Bd. XXI. pag. 169. 


9. Stylina fallax BECKER. 
Ebendaselbst pag. 142. 


10. Thamnastraea seriata BECKER. 
Ebendaselbst pag. 174. 


ll. Thamnastraea arachnoides PARK. 
Ebendaselbst pag. 171. 


12. Thoamnastraea concinna GOLDE. 


13. Thamnastraea (Agaricia) foliacea QUENST. Sp. 
Becker, Palaeontogr. Bd. XXI. pag. 175. 


14. Microsolena Roemeri BöÖLSCHE (Asiraea agaricites 
A. Rorn.). 
BöLsche, die Korallen des norddeutschen Jura- und Kreidegeb. p. 24. 


Ausserdem sind noch verschiedene vorläufig unbestimm- 
bare Korallen von mir aufgefunden. 


15. Millericrinus echinatus SCHLOTH. 
Rhodocrinites echinatus bei A. Rorm., nordd. Oolith.-Geb. pag. 32. 


16. Apiocrinus rosaceus SCHLOTH. 
F. Roemer, Geologie von Oberschlesien pag. 268. t. 25. f. 27 u. 28. 
Sehr häufiges Vorkommen. 


17. Pentacrinus alternans A. RoEn. 


18. Cidaris florigemma PHiLL. 


Die Stacheln sind ausserordentlich häufig und erfullen 
die ganze Korallenbank, kommen jedoch auch in den zunächst 
folgenden Schichten vor. Ausser den Stacheln sind noch 
einige Asseln aufgefunden. 


19. Cidaris elegans Münst. Ä 
Quenstedt, Petrefactenkunde Deutschlands Bd. III., Echiniden, p. 40. ff. | 
1.62 6,40. AR 
Ausser einer Anzahl wahrscheinlich zu derselben Art ge- | 
höriger Stacheln ist von mir bisher nur ein, aber sehr wohl- | 
erhaltener Körper aufgefunden, vollständig mit süddeutschen 
Exemplaren und der eitirten Abbildung bei QuEnstepr über- 
einstimmend. Die Art ist durch die durchbohrten, fast kugel- 


937 


runden, auffallend angeschwollenen Gelenkköpfe ausgezeichnet; 
die Stacheln zeigen am Gipfel eine kleine Krone. 


20. Hemicidaris intermedia FLEMING. 


Dames, die Echiniden der norddeutschen Jurabildungen, I. Theil, 
Zeitschr. d. d. geol. Ges. 1872. pag. 109. t.3.f. 6. e. £. 


Bisher sind nur einige der von Dauzs abgebildeten cy- 
lindrischen Stacheln von mir aufgefunden. 


21. Glypticus hieroglyphicus Münst. 
Danes, 1. ec. pag. 128. 1.8. f. 3 
| Bisher in 3 unverkennbaren Exemplaren aufgefunden. 


War im nördlichen Deutschland bislang nur aus dem oberen 
Korallen-Oolith vom Spitzhut bei Hildesheim bekannt. 


92. Terebratula coarctata Park. 


Quensteor, Petrefactenkunde Deutschlands II. Bd., Brachiopoden, p. 273- 
tb. A%. f. 180., 131. und 192. 
v. Buch, Ueber Terebrateln pag. 79. 


In zahlreichen wobhlerhaltenen Exemplaren, an welchen 
die ausgezeichnete gitterartige Bedeckung und die scharfe 
Ruckenfurche vorzüglich erkennbar ist, mit den citirten Abbil- 
dungen bei QuEnsTEDT auf das Vollständigste übereinstimmend. 

Eine Reihe von jungen Ezemplaren ist von der Terebratula 
reticulata SCHLOTH. bei QUENSTEDT und namentlich von den 
Fig. 124 und 125 (Taf. 44.) abgebildeten nicht zu unterschei- 
den, und dazwischen liegen so viele Uebergangsformen, dass 

nach dem Vorgange v. SCHLOTHEIM’s uud v. Buch#’s eine Ver- 

_ einigung beider Species durchaus gerechtfertigt erscheint. 

Meines Wissens ist diese intersssante Art, welche, wenn man 

T, coarctata und T. reticulata vereinigt, im südlichen Deutsch- 

_ land vom mittleren Jura bis in den oberen weissen Jura ge- 

 funden wird, bisher im nördlichen Deutschland noch nicht 
beobachtet worden. 


23. Terebratula pectunculus SCHLOTH. 


v. Bucah, Ueber Terebrateln pag. 82. f. 34. t. 2. 
Quensteor, Brachiopoden pag. 287. t. 45. f. 22—62. 


In zahlreichen woblerhaltenen Exemplaren, meist mit 
7 Rippen, jedoch kommen auch einzelne der von QUENSTEDT 
beschriebene Varietäten vor, d. h. Exemplare mit nur 6 Rip- 
‘pen oder auch mit 9 Rippen, je nach der Anzahl der Zwischen- 
_ rippen. In den meisten Fällen ist der Erhaltungszustand ein 
so schöner, dass die feine Gitterung bezw. Punktirung der 
Schale mit blossem Auge erkennbar ist. 


| 
v Mr 
» 


& 
& 


538 


So viel mir bekannt geworden, ist auch diese ausgezeich- 
nete Terebratel bisher aus dem norddeutschen oberen Jura 
noch nicht beschrieben. 


24. Terebratula trigonella SCHLOTH. 


v. Buch, Ueber Terebrateln pag. 80. 

Quexsteot, Brachiopoden pag. 280. t. 49. f. 10. 

C. Srauckmanı, Ueber das Vorkommen der Ter. trigonella im oberen 
Jura bei Goslar, Zeitschr. d. d. geol. Ges. Bd. XXVI. pag. 217. 


Bisher nur in einem kleinen Exemplar mit 4 Rippen und 
fein punktirter Schale gefunden. 

Terebratula trigonella kommt bekanntlich auch im unteren 
Korallen-Oolith von Goslar vor. 


25. BRhynchonella ef. strioplicata (QUENST. 
Quexstevt, Brachiopoden pag. 132. t. 40. f. 24—27. u. 32-33. 


In zahlreichen woblerhaltenen Exemplaren, von süddeut- 
schen Exemplaren aus dem Weissen Jura Epsilon, welche ich 
unter dieser Bezeichnung erhalten habe, nicht zu unterscheiden. 
Diese kleine zierliche Rhynchonella ist etwas länger wie breit 
(7:6 Mm.), besitzt einen auffallend spitzen und feinen Schna- 
bel; die Schale ist dicht mit feinen Längsfalten bedeckt, 
welche an der Stirn in 6 bis 8 grobe Falten zusammenlaufen. 
Bisher aus dem nördlichen Deutschland noch nicht bekannt. 


26. Rhynchonella cf. lacunosa var. sparsicosta 
QUENST.) 


Neben der vorigen findet sich in gleicher Häufigkeit eine 
kleine Rhynchonella, welche durchgehends erheblich breiter wie 
lang; ist, indem die durchschnittliche Länge 11 Mm., die Breite 
aber 14 Mm. beträgt; das grösste Exemplar besitzt eine Länge 
von 17 und eine Breite von 20 Mm. Der Schnabel ist lang- | 
halsig und breit; die Zahl der Falten ist sehr wechselnd; bei 
den meisten Exemplaren ist die Schale fast glatt und finden | 
sich nur an: der Stirn einige grobe Falten, und zwar in der | 
Regel deren 10. Mit bewaffnetem Auge werden in der Ge- | 
gend des Schnabels einige schwache Längsstreifen bemerkbar; 
ausserdem sind einige schwache Querrunzeln sichtbar. a 

Die meisten Exemplare gleichen der Rh. lacunosa var. spar- | 
sicosta (JVENST., wie dieselbe in den „Brachiopoden* t. 39. | 
f. 92—94. abgebildet wird. 1 


Andere Exemplare würden sich als Rh. iriloboides | 


Quenst. bezeichnen lassen (ebendas. t. 40. f. 12. u. 13.)5 
jedoch sind so viele Uebergänge vorhanden, dass es mir be- | 
denklich erscheint, verschiedene Arten zu unterscheiden. In- | 


939 


dessen glaube ich nicht zu irren, wenn ich die Art als Rh. spar- 
sicosta zusammenfasse. Jedenfalls ist dieselbe von allen bisher 
aus dem norddeutschen Jura beschriebenen Arten wesentlich ver- 
schieden, während dieselbe der süddeutschen Art sehr nahe steht. 


% 


| 
; 27. Ostrea rastellaris MünsT. (gregaria Sow.) 
Eine der häufigsten Versteinerungen. 


28. Exogyra lobata A. RoEm. 
29. Pecten vitreus A. RoEn. 
80. Pecten subfibrosus D’ORB, 
3l. Peecten vimineus Sow. 

32. Pecten lens Sow. 


33. Pecten subtextorius GoLDF. 
F. Rormer, Geologie von Oberschlesien pag. 265. t. 25. f. 9. 


34. Lima alternicosta BUVIGNIER. 


P. pt Lorıorn et E. PerLAr, Monographie paleontolog. et geolog. des 
etages superiears de la formation jurassique des environs de 
 Boulogne-sur-Mer. Paris 1874. u. 1875. pag. 330. t. 21. f. 12—14. 


ee 


35. Lima densepunctata A. RoEn. 
36. Lima tumida A. Rokn. 
37. Lima proboscidea A. Ron. 


38. Cerithium Struckmanni de LoRr. 


pe LorıoL et PeLrAt, Boulogne 1874/75. pag. 75. t.7. f. 295—27. 
D. Brauns, Der obere Jura im nordwestlichen Deutschland pag. 190. 


\ Ueberall in der Korallenbank bei Hannover nicht selten. 


u 89. Natica (Neritopsis) decussata GoLDF. 
QuENSTEDT, der Jura pag. 772. t. 94. f. 28. 


% 40. sSerpula spiralis Münst. 


-  _Quessteor, Der Jura pag. 776. t. 9%. f. 28. 
 Tuvamann et EraLLon, Lethaea Bruutrutana pag. 439. t. 60. f. 17. 


\s Diese eigenthumliche Art ist von mir in verschiedenen 
_ unverkennbaren Exemplaren aufgefunden worden. 


41. Serpula flagellum Münst. 


Pruft man das vorstehende Verzeichniss, so muss zunächst 
N Ze“ . . » 
die erhebliche Anzahl von Versteinerungen auffallen, welche 


540 

für die Fauna des norddeutschen oberen Jura durchaus neu 
ist; dahin gehören ausser verschiedenen Korallen, namentlich 
aus der Gattung Thamnastraea: Apiocrinus rosaceus, Cidaris 
elegans, Terebratula coarctata und pectunculus, Rhynchonella strio- 
plicata und sparsicosta, Pecten subtextorius, Lima alternicosta, 
Neritopsis decussata und Serpula spiralis. Dazu kommen einige 
Versteinerungen, welche bisher nur selten in Norddeutschland 
beobachtet worden sind, namlich Glypticus hieroglyphicus Münsr., 
welcher bislang nur aus dem Korallen - Oolith vom Spitzhut 
bei Hildesheim und Terebratula trigonella, welche bisher nur 
aus dem nnteren Korallen-Oolith von Goslar bekannt war. 

Daneben aber ist nicht zu verkennen, dass die gesammte 
Fauna einen fast suddeutschen Charakter trägt, indem eine 
ganze Reihe von Arten auftritt, welche theils für den Frän- 
kischen und Schwäbischen oberen Jura, theils für den oberen 
Jura der nördlichen Schweiz charakteristisch sind. 

In Beziehung auf die Korallen, welehe überhaupt sowohl 
in horizontaler, wie in verticaler Richtung einen grösseren 
Verbreitungsbezirk besitzen, will ich nur bemerken, dass die 
meisten Species sowohl den Nattheimmer Juraschichten in 
Schwaben, wie dem Terrain & chailles der Schweiz angehören; 
jedoch dürfte es nicht rathsam erscheinen, daraus bestimmte 
Schlussfolgerungen zu ziehen. Wichtiger ist es, dass von den 
übrigen Versteinerungen folgende Arten dem Terrain & chailles 
der nördlichen Schweiz angehören (cf. MorscH, der Aargauer 
Jura, Bern 1867. pag. 156 ff.): 


1. Millerierinus echinatus SCHLOTH. 
2. Apoicrinus rosaceus SCHLOTH. 

3. Cidaris florigemma Pit. 

4. (Cidaris elegans Münst. 

5.  Hemicidaris intermedia FLEMING. 
6. Glypticus hieroglyphicus Münst. 
7. Terebratiula coarctata*) PARrk. 
8. Ostrea gregaria Sow. 

9, Pecten vimineus Sow. 

10. Pecten lens Sow. | 

11. Pecten subfibrosus D’ORB. 

12. Pecten subtextorius MünsT. 

13. Lima alternicosta Buv. 

14. Lima tumida A. Rorm. 

15. sSerpula spiralis Münst. 


”) MoescnH. führt 1. c. Terebratula subcoarctata Morscu an, welche 
der echten coarctata jedenfalls sehr nahe steht. 


541 


Im süddeutschen weissen Jura finden sich dagegen: 


l. Apiocrinus rosaceus SCHLOTH. , in den Nattheimer 
Schichten Schwabens (Weisser Jura Epsilon). 

2. Cidaris elegans Munst.; ebendaselbst. 

3. Terebratula coarctata Park. (reticulata SCHLOTH.) vom 
oberen braunen Jura bis in den oberen weissen Jura. 

4. Terebratula pectunculus ScHLoTH.; die kleinere hier 
vorliegende Form hauptsächlich in den mittleren Schichten des 
weissen Jura (Gamma) Schwabens. 

5. Terebratula trigonella ScHLoTH.; hauptsächlich im wei- 
ssen Jura Epsilon, aber auch schon in tieferen Schichten auf- 
tretend, im Aargauer Jura ebenfalls bereits in den Crenularis- 
Schichten (ef. v. Ammon,: die Juraablagerungen zwischen Re- 
 gensburg und Passau; München 1875 pag. 137). 

6. Zhynchonella lacunosa var. sparsicosta QUENST., eine der 
Hauptleitmuscheln des mittleren weissen Jura Gamma. 

7. Rohynchonella strioplicata QUENST., mit der vorigen 
zusammen vorkommend. | 

8. Osirea rastellaris Münst. (gregaria Sow.), sowohl im 
mittleren wie im oberen weissen Jura. 

9,  Pecten subtextorius GoLDF., in den Nattheimer Schichten. 
10. Lima proboscidea A. RoEM., durch den ganzen weissen 
Jura. in | / 

I ll. Neritopsis decussata GoLDF., in den Nettheimer 
Schichten. Ä 

12. Serpula spiralis Müunst., ebendaselbst. 


Ferner will ich hervorheben, dass von den in der Ko- 
rallenbank bei Volksen bislang aufgefundenen Arten ausser 
 Cidaris florigemma noch Hemicidaris intermedia, Lima alierni- 
costa, Lima tumida, Pecten vimineus, Ostrea rastellaris und Ce- 
 rithium Struckmanni in der Etage Sequanien pE LorioL’s von 
Boulogne-sur-mer angetroffen werden. 

E Fasst man die gesammten Resultate zusammen, so ist 
zunächst auf die Thatsache aufmerksam zu machen, dass nicht 
allein bei Völksen am Deister, sondern überall in der Um- 
gegend von Hannover, so namentlich bei Linden und Ahlem, 
sowie auch in anderen Gegenden des nordwestlichen Deutsch- 
lands, z. B. bei Goslar und in der Weserkette nach den ge- 
 nauesteu Beobachtungen die Stacheln von (idaris florigemma 
in grosser Häufigkeit bereits in der Korallenbank unmittelbar 
über den Hersumer Schichten auftreten. 

R Durch diese Thatsache allein dürfte die Stellung dieser. 
Schichten bereits genügend charakterisirt werden, und würde 
es gerechtfertigt erscheinen, die Korallenbank, d.h. den eigent- 
lichen Coral-rag A. Rosmer’s nicht den Oxford- (Perarmaten- 


 Zeits.d.D.geol. Ges. XXIX. 3. 36 


542 


oder Hersumer) Schichten, sondern dem Korallen-Oolith (etage 
corallien nach D’ORBIGNY oder Sequanien nach DE LoRIOL) zu- 
zurechnen. 
Dazu kommt die entschiedene Aehnlichkeit der Fauna mit 
dem Terrain & chailles der nördlichen Schweiz und die Ge- 
meinsamkeit verschiedener Arten mit dem nordfranzösischen 
Korallen - Oolith, und findet dadurch die obige Annahme eine 
weitere Bestätigung. 
Schwieriger ist der Vergleich mit dem süddeutschen 
weissen Jura, da fast sämmtliche gemeinsame Arten sowohl 
im mittleren wie im oberen weissen Jura vorkommen. Da 
indessen Terebratula pectunculus, Bhynchonella lacunosa var. 
sparsicosta und Ichynchonella sirioplicata, obwohl dieselben auch 
in höheren Schichten des süddeutschen Jura, namentlich im 
Epsilon, gefunden werden, als Hauptleitmuscheln des mittleren 
weissen Jura, Gamma, angesehen werden, und da es aus an- 
deren Gründen allerdings kaum thunlich erscheinen dürfte, 
einen so tiefen Horizont wie den unteren Korallen-Oolith mit 
den Nattheimer Schichten (Epsilon) in Parallele zu stellen, 
so wird es entgegen einer früher von mir geäusserten Ansicht 
allerdings wahrscheinlich, dass die Korallenbank des unteren 
Korallen - Ooliths dem mittleren Horizont des schwäbischen 
weissen Jura, d. h. einem Theile der Beta- und Gamma- 
Schichten QuEsstepr’s oder der Zone des Ammonites bimam- 
matus nach WAAGEN entspricht. Eine sichere Schlussfolgerung 
lasst sich freilich aus den bisherigen kiesigen Funden nicht # 
ableiten. 
Jedenfalls ist es eine interessante Thatsache, dass aber- 
mals so entschieden süddeutsche Formen in unserem nord- 
deutschen oberen Jura aufgefunden worden sind, und scheint 
es fast, als ob bei genauerer Durchforschung unserer Jura- 
Fauna der bisher bestandene grosse Contrast zwischen dem 
suddeutschen und norddeutschen oberen Jura immer mehr 
schwinden wird. | 
Endlich will ich bei dieser Grelegenheit noch auf eine 
Schwierigkeit in der Eintheilung des norddeutschen oberen 
Jura’s und in der Parallelisirung desselben mit dem nordfran- 
zösischen und schweizerischen Jura aufmerksam machen. Ich | 
habe eine derartige Parallele bereits im Jahrgange 1874 p. 233 
dieser Zeitschrift versucht, und habe ich seitdem diese Frage 
beständig im Auge behalten, auch Gelegenheit genommen, | 
meine Ansichten mit den Herren P. pe LorıoL in Genf und | 
M. os TrisoLer in Neuchatel auszutauschen. m 
Während die angenommene Eintheilung in vier Haupt- | 
gruppen: va! 


343 


I. Oxfordbildungen (Hersumer- oder Perarmaten- 
Schichten) = etage Oxfordien; 
II. Korallen-Oolith (Florigemma-Schichten) = 6tage 
Sequanien; 
III. Kimmeridge = etage Kimmeridien; 
IV. Portlandbildungen = £etage Portlandien, 
über welche Ä 


V. die Pirbechkebrehten und 
VI. die Wealdenbildungen 


lagern, zweckmässig beibehalten wird, dürfte es erforderlich 
werden, in den Unterabtheilungen des Korallen-Ooliths, viel- 
' leicht auch den Kimmeridge-Bildungen einige nicht wesentliche 
Veränderungen vorzunehmen. 

Es handelt sich dabei um die Stellung des französischen 
Astartien; ich hatie dasselbe bei meiner früheren Uebersicht 
allerdings mit einem Fragezeichen in die unteren Kimmeridge- 
Bildungen, d. h. in die Nerineenschichten v. SEEBACH’s ver- 
setzt, indem ich mich dabei wesentlich von der Rücksicht 
leiten liess, dass das Astartien unmittelbar von den Pteroceras- 
Schichten überlagert wird. Da indessen die Terebratula hu- 
meralis A. Rorn. als die wesentlichste Leitmuschel des Astar- 
' tien angesehen werden muss, so dürfte es richtiger sein, die 
obersten Schichten unseres Korallen-Ooliths, d. h. die Schich- 
ten mit Terebratula humeralis mit dem Astartien in Parallele 
zu stellen. Es entsteht alsdann allerdings die neue Schwierig- 
keit, dass für unsere unteren Kimmeridge-Bildungen, wenn 
dieselben dem Lorror’schen Profile der Haute-Marne eingereiht 
werden sollen, kein Platz übrig bleibt; denn in der Haute- 
- Marne folgen über dem Astartien unmittelbar die Pteroceras- 
- Schichten, während im nördlichen Deutschland überall zwischen 
ke den Schichten mit Terebratula humeralis und den Pteroceras- 
' Schichten noch die Nerineenschichten (Zone des Natica glo- 
- bosa und Zone des Nerinea tuberculosa) lagern. | 
| Diese untersten Kimmeridge - Schichten noch dem Ko- 
 rallen-Oolith (Söquanien) hinzuzurechnen, würde ich für völlig 
unzulässig halten, weil der Charakter der Fauna durchaus dem 
 Kimmeridge entspricht. Weit weniger bedenklich wurde es 
' mir dagegen erscheinen, die Kimmeridge - Gruppe bereits mit 
den Schichten der Terebratula humeralis beginnen zu lassen 
- und mit den Nerineen-Schichten als unterer Kimmeridge, d.h. 
' zugleich auch als Astartien zu vereinigen. 

% Denn zwischen der Fauna der Schichten mit Teredratula 
 humeralis und den darüber folgenden Kimmeridge - Bildungen 
‘besteht bereits eine sehr nahe Verwandtschaft, namentlich 
‚ unter Berücksichtigung, dass hier bei Hannover die reiche 


36 * 


544 


Schildkröten-, Saurier- und Fisch-Fauna mit vielfachen gleichen 
Arten bereits in den Schichten mit Teerebratula humeralis beginnt. 

Um also eine vollständige Parallele zwischen dem nord- 
französischen und norddeutschen oberen Jura herzustellen, 
würde es entweder nur der Versetzung der obersten Stufe der 
etage Sequanien, d. h. des Astartien in die Kimmeridgegruppe 
bedürfen, und würde das von mir im Jahre 1874 gegebene 
Schema nur in der Art eine Aenderung erfordern, dass die 
Schichten der Terebratula humeralis als unterstes Glied den 
Kimmeridge-Bildungen eingereiht werden. Diese letzteren zer- 
fallen alsdann in vier Unterabtheilungen: 


1. Schichten mit Terebratula humeralis, 

2. Nerineen-Schichten, welche zusammen mit 1. als un- 
teres Kimmeridge oder als Astartien zusammengefasst 
werden könnten, 

3.  Pteroceras-Schichten oder mittlerer Kimmeridge. 

4. Virgula-Schichten oder oberer Kimmeridge. 


Fur den Korallen-Oolith, entsprechend der etage Sequa- 
nien DE LorIoL’s, bleiben alsdann nur zwei grössere Unter- 
abtheilungen, nämlich: 


1. die Korallenbank und die Schichten der ÖOstrea rasiel- 
laris, entsprechend dem Terrain & chailles der Schweizer, 
bezw. dem Rauracien v. TRIBOLET’s und den Crenularis- 
Schichten von MöscaH; und 

2. die Schichten des Pecten varians und der Nerinea Vi- 
surgis, entsprechend dem Corallien compacte der fran- 
zösischen Geologen. | 


Beide Schichten zusammen könnten alsdann als Schichten 
der Cidaris florigemma bezeichnet werden. nl 

Anderenfalls würde man sich aber auch darauf beschrän- 
ken können, die Schichten mit Terebraiula humeralis allein 
mit dem Astartien zu parallelisiren und als oberstes Glied dem 
Korallen - Oolith zu belassen, während für den Kimmeridge | 
meine bisherige Eintheilung unverändert bliebe. Es würden 
alsdann die Nerineen - Schichten und die Pteroceras - Schichten V' 
zusammen dem Pterocerien der Haute-Marne entsprechen. | 


545 


7. Der archäische Distriet von Strehla bei Riesa ı. 8. 


Von Herrn Hans Ponue ın Leipzig. 


EINLEITENDE BEMERKUNGEN. 


Vom Nordabfall der Sudeten und des Erzgebirges, von den 
Vorbergen des Thüringerwaldes und des Harzes, dehnt sich 
eine weite, mächtige Decke von Schwemmland, den Gebilden des 
Oligocän, Diluvium und Alluvium, bis an die Kusten der Ostsee 
aus und verhullt die unter dieser Decke anstehenden Gesteine, 
die theilweise am Südrand jenes Gebiets zu Tage treten. Nur 
hie und da erheben sich aus diesen scheinbar einförmigen 
Ablagerungen klippenartige Partieen jenes festen Untergrundes. 
Auf sie, gleichsam Oasen in der Einförmigkeit weiter Sand- 
und Lehmflächen, hat sich naturgemäss die Aufmerksamkeit 
und Beobachtungslust der Geologen concentrirt. Die meso- 
zoische Klippe von Lüneburg hat in v. STROMBECK und VOLGER, 
die Kreide von Rügen in Hagenow, der Jura von Wollin und 
Cammin in WesseL und SADEBECK, das Muschelkalkriff von 
Rüdersdorf in Eck ihre Bearbeiter gefunden. Umsomehr muss 
. es auffallen, dass eine aus dem Diluvium als eine Insel festen 
Gesteins hervorragende Höhengruppe, welche geologischen 
Centren so nahe liegt, wie die der Strehlaer Berge zwischen 
Leipzig und Dresden , diejenige Aufmerksamkeit noch nicht 
auf sich gezogen hat, die sie wohl verdient. Es sind Ver- 
treter der archäischen Formationen, welche hier nicht nur in 
einzelnen schroffen Felspartieen und steilen Bergabfällen zu 
Tage treten, sondern auch in zahlreichen Steinbruchen und 
sonstigen Entblössungen aufgeschlossen sind und somit den 
Geologen zu Beobachtungen einladen. NAUMANN war der ein- 
' zige, der um das Jahr 1837 dieses interessante kleine Gebirge 
, einer kurzen Schilderung würdigte, welche in dem 1845 er- 

schienenen ersten Heft der „Geognostischen Beschreibung des 
Königreichs Sachsen“ auf pag. 88 bis 93 niedergelegt ist. 
Seit jener Zeit sind die geologischen Verhältnisse der Strehlaer 
E.; nicht wieder und, wie sie es wohl verdient hätten, 
“nicht genauer in’s Auge gefasst worden. Im Laufe des 
letzten Jahrzehnts haben nun allerorts, und auch in Sachsen, 
durch die geologischen Landesuntersuchungen gerade jene 


ES ee a 
Be 


546 


ältesten Schichtencomplexe der Erdkruste eine besondere und 
eingehendere Wurdigung gefunden, so dass schon darin eine 
Aufforderung lag, eine solche auch jener, ein so scharf um- 
grenztes Gebiet darstellenden Formationsgruppe zu Theil wer- 
den zu lassen. 

Der Verfasser entschloss sich nın, auf Veranlassung und 
mit Unterstützung des Directors der Landesuntersuchung von 
Sachsen, Herrn Professor OREDNER, den Strehlaer Bergen eine 
eingehende Bearbeitung zu Theil werden zu lassen; ihm und 
Herrn Professor ZIRKEL sei für die Liebenswürdigkeit, mit der 
sie mir rathend an die Hand gingen, auch an dieser Stelle 
der herzlichste Dank ausgesprochen. 

Die auf zahlreichen, in den Jahren 1876 und 1877 ver- 
anstalteten Excursionen gesammelten Beobachtungen lassen sich 
am übersichtlichsten in folgende Abschnitte bringen: 


T. Geographische Lage und topographische 
Verhältnisse des archäischen Districts von 
Strehla. 


U. Petrographie des archäischen Schichten- 
complexes von Strebla. 


III. Geologischer Bau der archäischen Forma- 
tionsgruppe von Strehla. 


IV. Stellung des Strehlaer Gebirges zu denar- 
chäischen Nachbardistricten. 


V. Genetische Betrachtungen uber gewisse Ge- 
steinsvorkommnisse (Granitgneisse, Glim- 
merschieferzone). 


VI. Kurzes Resume über die beobachteten That- 
sachen. 


I. Geographische Lage und topographische 
Verhältnisse. 


Die Strehlaer Berge liegen, hart an der sächsisch- -preussi- 
schen Grenze, im Norden "der Leipzig-Dresdener Eisenbahn 
zwischen den Stationen Riesa und Oschatz. Sie werden im | 
Osten durch die Elbe, im"Norden, Westen und Süden durch 
drei kleine Nebenbäche derselben begrenzt, den Dahlschen | 
Bach von Sörnewitz und Möhla über Cafertitz nach Klingen- | 
hain zu im Norden, den Mühlbach von Wellerswalda uber | 
Leissnitz nach Lampertswalda im Westen und durch den Döllnitz- | 


547 


bach im Süden, der von Oschatz über Zschöllau, Bornitz, Canitz 
- und Merzdorf nach Riesa fliesst. 
fe Der topographische Charakter des Strehlaer Gebirges wird 
durch wellig parallellaufende, lange Höhenzuge und Hugel- 
keiten gekennzeichnet. Dieselben haben eine Richtung von 
| Westsudwest nach Ostnordost; ihre runden, nach beiden Seiten 
ziemlich gleichmässig und nicht zu steil abfallenden Rücken 
erheben sich im Westen allmälich aus dem umgebenden 
| Schwemmland und fallen im Osten meist etwas steiler nach 
der Elbe zu ab. Der mittelste Zug erreicht im Liebschutzer 
Windmühlenberg 604’, der ihm südlich parallel laufende im 
ÖOschatzer Colmberg fast 1000’ Meereshöhe. 

Blickt man vom westlichsten Gipfel des mittelsten Höhen- 
zuges, dem kahlen Windmühlenberg, süudwärts, so hat man 
dicht vor sich einen langgezogenen zackigen Felskamm, weiter 
unten ein Längsthal mit den Dörfern Wellerswaida im Westen, 
Liebschütz zu Füssen, weiter östlich Clanzschwitz und Leck- 
witz; drüben erhebt sich wallartig der steile Zug der 
Oschatzer Grauwackenschiefer, der sich rechts bis zu seiner 
höchsten Kuppe, dem Colmberg, verfolgen lässt; hinter diesem 
Grauwackenschieferzug blicken die Thurme von Oschatz hervor, 
links fällt er in eine flache Senkung ab, in*der sich ein Bach 
den Weg zur Elbe bahnt. Diese Senkung wird von dem süd- 

_ liehsten Höhenzug des Gebiets überragt; hinter ihm tauchen 
- in weiter Ferne die Höhen des Erzgebirges auf. Zur Linken, 
im Östen der Strehlaer Berge, fliesst die Elbe, im Allgemeinen 
nordwestliche Richtung beibehaltend, von Riesa über Strehla 
nach Mühlberg und Belgern zu; jenseit derselben dehnt sich 
eine weite Ebene aus, die von den Meissener Bergen und 
weiterhin von den Lausitzer Hohen überragt wird. Zur Rechten 
neigt sich der Windmuhlenberg in eine weniger ausgedehnte 
Ebene, aus der zahlreiche Dörfer und das Städtchen Dahlen 
am Fusse des Oolmberges sich hervorheben; im Westen wird 
dieselbe durch die Porpbyrkegel der Gegend von Wurzen be- 
grenzt. Blickt man vom Windmühlenberg aus nordwärts, so 
sieht man wieder ein schmales Längsthal sich ausdehnen, in 
_  welehem die Dörfer Clötitz zur Linken, geradeaus Laas und 
rechts Sahlasan liegen; jenseits dieses Längsthales liegt bei 
Lampertswalda ein anderer Hügelzug und dahinter, bei Sörne- 
SR witz und Mohla, noch ein letzter; beide laufen dem Hauptzug 
F 
& 


parallel. Durch den letzten bricht sich westlich, bei Möhla, 
der Dahlsche Bach ein enges felsiges Querthal, um dann diesen 
Zug, plötzlich nach Osten fliessend, beständig zu begleiten, 
-  Jenseit des Dahlschen Baches fesseln nur noch zwei zur Lin- 
ken, bei Schöna, aus der Ebene hervorragende Riffe durch auf 


| 


948 


ihnen angelegte Steinbruche das Auge des Geologen; auch sie 
gehören noch zum archäischen Gebiet und sind die letzten Ver- 
treter desselben nach Norden zu. Denn darüber hinaus breitet 
sich eine endlose Sandfläche aus, deren landschaftlicher Reiz, 


bedingt durch mächtige, dem Gebirge parallellaufende Düunen- 


ketten, durch freundliche Dörfer und ausgedehnte Waldungen 
zur Linken, uns nicht mit ihrer geologischen Eintönigkeit 
aussöhnt. 

Das ist die topographische Beschaffenheit des Gebiets, 
welches unsere Aufmerksamkeit in Anspruch nimmt, und im 
Folgenden wird sich zeigen, dass die Natur dieses Gebiet geo- 


logisch nicht minder, als topographisch scharf gegen die Um- 


gebung abgegrenzt hat. 


IH. Petrographie des archäischen Distriets 
von $Strehla. 


a. Allgemeine Gliederung des Gebirges. 


Das im Vorhergehenden topographisch geschilderte Gebiet 4 


zerfällt seiner petrographischen Beschaffenheit nach in zwei 
Haupttheile. Das Schwemmland der Thäler wird durch die 
Formationen des Oligocan, Diluvium und Alluvium gebildet, 
die Gesteine, welche jene langgezogenen Höhen aufbauen, ge- 
hören den Gliedern des archäischen Distriets und des Silur 
an. Es ist nicht der Zweck dieser Arbeit, ersteres einer ein- 


gehenderen Behandlung zu unterziehen, wiewohl es eine solehe 


vielleicht verdiente; dasselbe wird hier nur eine oberfläch- 


liche Besprechung finden, besonders in seinen Beziehungen | 


zu dem archäischen Schichtencomplex, dessen Petrographie 
von grösserer Wichtigkeit ist; und zwar werden wir vorerst 


die Gesteine des Gneissgebiets, dann die der Glimmer- a 
schiefer- und Phyllitzone besprechen, hierauf einen IE 


auf die Zusammensetzung des Silur werfen und zuletzt die 
Formationen des Schwemmlandes einer kurzen Betrachtungge 
unterziehen. 


—um nn 


\ 


549 


b. Gesteinsbeschreibung. 


A. Gmeissgebiet. 


| Allgemeine Beschaffenheit. 


Das Gneissgebiet umfasst einen Kreis von Gesteinen, 
welche, von derselben mineralogischen Zusammensetzung, ihre 
einzelnen Gemengtheile jedoch in verschiedenen Structurver- 
hältnissen erscheinen lassen; es sind Gneisse und Granit- 
gneisse, von Naumann als Granite aufgefasst, welche alle Ueber- 
gänge einer oft geradezu schiefrigen in eine richtungslose Stru- 
ctur repräsentiren. Sie weisen saämmtlich die nämlichen Bestand- 
theile auf, wenn auch nicht immer genau in denselben Mengen- 
verhältnissen, indem beim Schwinden der schiefrig-flaserigen 
Structur der Glimmergehalt etwas abnimmt und dafür reich- 
licherer Feldspath an die Stelle tritt; manche Varietäten kom- 

men in ihrem Gesteinscharakter dem Freiberger grauen Gneiss 
nahe. Die Frage über die Genesis aller dieser Gesteine zu 
beregen, ist hier nicht der Ort, sie findet in einem beson- 
deren Abschnitt dieser Abhandlung ihre Erledigung. 

Der Feldspath, welcher bei weitem den vorherrschenden 
Gemengtheil bildet und etwa 50 bis 60 Volumprocent in An- 
spruch nimmt, ist theils Orthoklas, theils Plagioklas und von 

 milchweisser Farbe, die bei der Verwitterung durch Hydroxy- 
dirung der vorhandenen und im frischen Gestein mikroskopisch 
sichtbaren Magneteisenkörnchen gelblich wird. Bemerkenswerth 
ist, dass ohne Unterschied der Structur Plagioklase sehr zahl- 
reich vorhanden sind, ja dass sie sogar zuweilen an Menge 
den Orthoklas zu überwiegen scheinen. Der Quarz, welcher 
mit etwa 30 Volumprocent den zweiten Rang einnimmt, ist 
fast stets wasserhell und ölig glänzend, nur selten nimmt er 
_ etwas röthliche oder grünliche Farbe an. Der Glimmer ist 
schwarzer Biotit, dem sich in sehr geringen Mengen Kali- 
_  glimmer beigesellt. 

% Diese drei makroskopischen Gemengtheile vereinigen sich 
zu einem Gestein von mittlerem Korn; nur in den sudöstlichen 
Aufschlüssen, bei Riesa, treten über centimeterlange Karlsbader 
Zwillinge in dem mittelkörnigen Gemenge, welches dort eine 
_ granitische Structur besitzt, auf und verleihen dem Ganzen ein 
__ porphyrartiges Aussehen ; Spuren von dieser Erscheinung zei- 
gen auch die weiter westlich gelegenen Granitgneisse von 
 Strehla. | 

I Unter dem Mikroskop geben sich als stetige Begleiter 
' Magneteisenkörner zu erkennen, ferner farblose Apatitnadeln, 


( 


550 
hie und da auch ein Turmalin. Der Quarz zeigt reichlich die 
bekannten Flussigkeitseinschlusse. 

Zuweilen wird der Biotit theilweise oder ganz durch Horn- 
blende ersetzt; es entstehen so syenitische Granitgneisse, wie 
sie besonders im östlichen Theil unseres kleinen Gebirges, bei 
Görzig an der Elbe in geringer Ausdehnung, in grösserer 
Verbreitung dagegen noch weiter sudsudöstlich, bei Gröba und 
Riesa, aufzutreten pflegen. Sie sind nicht scharf gegen das 
Glimmergestein begrenzt, sondern gehen durch Zurücktreten 
der Hornblende und Vortreten des Glimmers ganz allmälig in 
dasselbe über. Diese Syenitbildung scheint dem Gneissgebiet 
in seinem weiter westlichen Auftreten zu fehlen; nur einmal, 
am Steinsberg bei Sahlasan, findet sich ein Gestein, das viel- 
leicht hierher gehört; es zeigt unter dem Mikroskop dieselbe 
Zusammensetzung, wie jenes von Görzig und Riesa, nur dass 
in ihm die dort ganz spärlich vertheilten Apatitsäulchen ®unge- 
wöhnliche Quantitäten annehmen: schwerlich durfte ein zweites 
Vorkommniss existiren, welches dieselben in gleich massen- 


\ 


haften Anhäufungen aufzuweisen vermag. Makroskopisch ist 


diese Felsart kaum von einem gewöhnlichen Diorit zu unter- 


scheiden; mit Handstücken eines Pyrenäenophits, die ich der 
Güte des Herrn Professor ZIiRKEL verdanke, besitzt es eine 
auffallende Aehnlichkeit. Man muss es wegen der Ungewiss- 
heit des geologischen Vorkommens dahin gestellt sein lassen, 


in welcher Weise dieses Gestein eine Einlagerung im Gneiss 


bildet; zahlreiche, an einer Stelle umherliegende, zum Theil 
sehr grosse, eckige Bruchstücke bekunden nur, dass es in der 


Tiefe ansteht. Jedenfalls beweist der Umstand, dass der 


Feldspath Orthoklas und erst in zweiter Linie Plagıoklas ist, 4 


zur Genüge, wie weit dieses Gestein in Wirklichkeit sich von U 


den Ophiten entfernt. 


Nicht weit nördlich davon finden sich häufig Lesestucke 4 


eines gewöhnlichen Syenitgneisses auf dem Acker, die das 
Vorkommen eines solchen auch in den westlicheren Theilen 
des Gneissgebiets unzweifelhaft machen. 


Einlagerungen und Concretionen. 


An die Stelle der immerhin dort seltenen syenitischen Granit- | 
gneisse tritt in den westlicheren Gneissterritorien eine andere 
Erscheinung, die übrigens auch den syenitischen Gesteinen der 
östlichsten Gegenden keineswegs fehlt. Es finden sich in den | 
Gneissen und Granitgneissen hänfig laug linsenförmige Ein- 


lagerungen von, je nach der Structur des umgebenden Gesteins, 
bald grobschiefrigen, bald körnigen Amphiboliten, die nicht, 


wie die Syenitgneisse, allmälich in das Hauptgestein übergehen, 


591 


sondern scharf gegen dasselbe absetzen. Sie erweisen sich 
als ein dicht verwobener Filz von Hornblendefaserbuscheln 
mittleren bis feinen Kornes, zwischen denen helle Feld- 
spath- und Quarzpünktchen und zahlreiche Schwefelkies - Ein- 
sprenglinge sichtbar werden. Daneben sieht man braune 
Glimmerschüppchen; sie treten meist sehr zurück, so beson- 
ders bei den massigen Einlagerungen des Granitgneisses, der 
ja selbst seinem geringeren Glimmergehalt die richtungslose 
Structur verdankt; zuweilen aber sind sie auch in grösserer 
Menge vorhanden und bewirken dann eine grobe Schieferung. 

Unter dem Mikroskop erweist sich der spärlich vorhan- 

dene Feldspath dieser Amphibolite theils als Plagioklas, meist 

in kurzen gedrungenen Gestalten, theils als Orthoklas in lan- 
gen schmächtigen Zwillingen. Die Orthoklase erleiden nicht 
selten eine sogar mehrmalige Biegung, Stauchung oder Bre- 
chung, so dass sie den Anblick eines zwischen den Hornblende- 
faserbuscheln sich hindurchwindenden Krystalls gewähren. — 
Ausserdem enthalten die Amphibolite stets opake Magneteisen- 
körner und wenige Apatitnadeln. 

Der Widerstand, welchen solche Felsarten dem Hammer 
entgegensetzen, ist sehr gross; wenn man halbe Stunden lang 
klopft, um ein leidliches Handstuck zu erhalten, dann begreift 

man die Vorliebe der grauen Vorzeit für diese Gesteine, welche 
sie gern zur Anfertigung von Werkzeugen benutzte; die durch 
den dichten Hornblendefilz erzeugte Zähigkeit und das dem 
der Basalte nabekommende, hohe specifische Gewicht befähig- 
ten sie dazu ganz besonders. 

Diese Ampbibolit-Einlagerungen, die innerhalb des Gneiss- 
gebiets eine sehr häufige Erscheinung sind, erlangen nie grös- 

 sere Ausdehnungen ; die bedeutendste, an der Nordgrenze 
des Gebiets bei dem Dorfe Cafertitz, ist hochsteus 4 Meter 
' mächtig und etwa 50 Meter lang. Es sind gewissermaassen 
- Hornblende-Conceretionen im Grossen, wie sie sich im Kleinen 
und zwar noch viel häufiger wiederfinden. Solche kleinere 
 Coneretionen nehmen bei richtungsloser Structur des Haupt- 
 gesteins gewöhnlich, wenn auch nicht immer, analog dem Auf- 
bau des Ganzen eine unregelmässig längliche Form an, wäh- 
_ rend sie im Gneiss die schönsten Linsen bilden; die grössten, 
im Granitgneiss von Riesa beobachteten, erreichen über Fuss- 
_ länge, meist sind sie nur mehrere Zoll lang. Sie sind fast 
immer feinkörnig und haben einen höheren Quarz- und Glim- 
mergehalt, als jene grossen Einlagerungen; zuweilen sind 
 lentieuläre Quarzschnure in ihnen ausgeschieden. — Oft ist der 
' Glimmerreichthum ein sehr bedeutender, und so bilden sich 
‘ Mittelglieder zwischen ihnen und einer anderen Art von Con- 
, eretionen, denen des Magnesiaglimmers, welche in seltenen 


592 


Fällen Quarzfeldspath - Lamellen zwischen den Glimmerlagen 
erscheinen lassen und so zuweilen in einem Gestein mit regel- 
loser Structur gneissartige Concretionen bilden, wie sie auch 
in grösserem Maassstabe als Einlagerungen darin vorkommen. 

Am häufigsten scheidet sich der Quarz concretionsweise 
aus, im Granitgneiss als unregelmässig längliche Klumpen, im 
Gneiss lange, oft gabelförmig sich theilende Schmitzen bildend; 
er enthält nicht selten Schwefelkies, ferner manchmal hasel- 
nussgrosse, schmutzbraune Granatkrystalle (so am Steinsberg 
bei Sahlasan), die einzigen, die in unserem Gebiet gefunden 
wurden. . BR 

Der Quarz kann sich auch mit Feldspath zu grösseren 
Concretionen vereinigen; zuweilen fehlt dann der Biotit ganz, 
gewöhnlich ist er in geringen Mengen vorhanden und bewirkt 
die Schichtung. Solche quarzitische , glimmergranulitartige 
Gesteine finden sich namentlich am Nordrande des Gebiets, 
so westlich Schöna, nordöstlich Möhla, in ziemlich bedeutender 
Ausdehnung; sie scheinen im Ganzen lenticuläre Gestalt zu 
besitzen und gehen durch Vermittelung des Glimmers in das 
Hauptgestein über. 

Ein Gestein, welches auch zu dieser Gruppe gehört, 
steht am Nordabfall des Steinsberges nördlich Sahlasan an. 
Es ist, wie die vorigen, von mittlerem Korn und ebenso | 
reich an Quarz, wie arm an Glimmer, der in spärlichen, lam- 
mellaren Schüppchenanreihungen das Ganze durchzieht, hie 
und da auch in dichteren Lagen auftretend.. Der Quarz und 
der meist plagiotome Feldspath haben aber eine von der ge- 
wöhnlichen abweichende, dunkel blaugrüune Färbung, während | 
der Glimmer in seinen braunroth glänzenden Schüppchen zu- 
weilen den Eindruck macht, als sei das Ganze mit kleinen 
Granaten besät. Von solchen zeigt nun allerdings das Mikro- | 
skop nichts; dahingegen ist das Gestein durch und durch von | 
nadelartigen, farblosen Mikrolithen durchzogen, die ganz so, 
wie in den Cordieritgneissen des sächsischen Granulitgebirges, | 
oft zu dichten Faserbüscheln vereinigt und dann scheinbar 
schwach gelblich gefärbt sind. Um irgendwie sicher über ihre 
mineralogische Beschaffenheit urtheilen zu können, sind sie zu | 
winzig dünn; sollten sie mit denen der Cordieritgneisse iden- | 
tisch sein, so wären sie in die Nähe des Fibroliths zu stellen. | 

Dieses Vorkommniss hat eine sehr beträchtliche Ausdeh- 
nung; auch nördlich davon kommen noch ähnliche dunkle | 
Gesteine vor, die besonders an grossen Schwefelkiespartikeln | 
sehr reich sind. Es würde jedoch zu weit führen, alle Modi- 
ficationen, denen man im Gneissgebiet begegnet, einer Be- | 
sprechung zu unterziehen; ist ja doch die Beschaffenheit des | 
Gneisses selbst nach der geringeren oder grösseren Menge 


593 


u 


des Quarzes, nach der Quantität oder der Gestaltungsweise 
(bald in einzelnen Blättern, bald solche durch Aggregate von 
winzigen Schüppchen vertreten) des Magnesiaglimmers, nach 
der Verschiedenheit der Structur, einer ganz ausserordentlichen 
Mannigfaltigkeit der Ausbildung unterworfen. 


Absonderungs- und Verwitterungs-Erscheinungen. 


Der Gneiss sondert sich in !/, bis 1 Fuss mächtige Bänke, 
seltener in dünne Platten ab, welche der Flaserung parallel 
gehen; wo die mehr körnig flaserigen Varietäten vor den 
geradezu schiefrig flaserigen vorherrschen, theilt er sich in un- 

regelmässig zackige Blöcke ab, welche eine länglich poly- 
 edrische Gestalt haben und durch in der Streichrichtung liegende 
oder spitzwinklig, selten rechtwinklig dieselbe kreuzende Sprünge 
entstehen. Eine der letztgenannten ähnliche Absonderungs- 
weise haben die eingelagerten quarzitischen Gesteine, während 
die Amphibolite meist grob geschiefert sind. Die Granitgneisse 
besitzen die allbekannten, granitischen Absonderungsformen, 
welche auch den ihnen eingelagerten quarzitischen und Horn- 
blendegesteinen gewöhnlich eigen ist; eine der letzteren weist 
bei dem Dorfe Leissnitz eine länglich kugelige , concentrisch 
sehalige Absonderungsweise auf, wie sie auch den kleineren 
 Hornblendeconcretionen des rnioneies von Riesa nicht 
IN selten zukommt, deren äusserste Schalen oft wieder von ra- 
# diären Sprüngen zertheilt sind. Am Ausgehenden erhält auch 
_ der Granitgneiss häufig plattige Absonderung, besonders an 
_ der Süd- und Westgrenze unseres Gebiets; die Streich- und 
; E rasichtung dieser Platten stimmt dann genau mit der allge- 
_ meinen des Gneissgebiets überein. 
i Die Granitgneisse erscheinen bei der Verwitterung, ebenso 


“wie die Gneisse, gelblich gefärbt und zerfallen schliesslich zu 
1" einem mittelkörnigen, schmutzbraunen Grus, der an manchen 
Stellen, wie am Liebschützer Windimühlenberg und am Steins- 
f berg nördlich Sahlasan, mehrere Meter mächtig ist. Auch in 
den Granitgneissen erhält dieser Grus oft eine ausgezeichnete 
 Schichtung, so bei Leissnitz, wo er, wie überall, mit a Haupt- 
_ streichrichtung des Gmeissgebiets einerseits und andererseits 
mit der Richtung der dort anstehenden Amphiboliteinlagerung 
Sin seinen Streichlinien und Fallebenen harmonirt. Dieser Um- 
stand ist für die Genesis des Gesteins sehr wichtig, denn es 
scheint demnach doch eine Schichtung auch des Granitgneisses 
 vorzuliegen, welche erst durch das Zersstzungsprodnet vor 
N: Augen geführt werden kann. 
E Das Endproduct der Verwitterung bilden braune, ziemlich 


N 


Be ockene Thbone, welche nach den Thälern zu an Mächtigkeit 


554 


gewinnen. Obwohl diese Thone wenig plastisch sind, wurden 
sie doch von den Töpfern der Vorzeit zur Herstellung ihrer 
Geräthe benutzt, wie die Glimmer- und Quarzbrocken in den 
Begräbnissgefässen der in jener Gegend nicht selten, -so bei 
Cafertitz durch eine Sandgrube entblössten Urnengräber be- 
zeugen. 
| Gänge. 
Gangvorkommnissen begegnen wir in unserem Gneiss- 
gebiet sehr häufig. 
Es sind in erster Linie Quarzgänge, wenige Linien bis 
mehrere Fuss mächtig, welche oft in der Mitte eine Verwach- 
sungsnath aufweisen oder auch noch offene und mit hübschen 
Krystallen ausgekleidete Spaltenräume besitzen. Nicht viel 
weniger häufig sind Quarzfeldspathgänge, die am Südrande des 
Gebiets bis metermächtig werden; oft gesellt sich etwas Kali- 
glimmer oder Maguesiaglimmer hinzu. Diese Gänge haben ir 
vielen Fällen vorzügliche Zonenstructur; so besitzt in einem 
Aufschluss bei Gröba (Riesa) ein über fussmächtiger Gang 
Salbänder von 2 bis 3 Centim. langen Carlsbader Zwillingen # 
mit grünlickem Quarz und grossen Magnesiaglimmertafeln, 
während farbloser Quarz die Mitte einnimmt. Zuweilen ist 
der Feldspath vom Quarz schriftgranitisch durchwachsen, wie 
am Klingenhainer Berg und bei Wellerswalda; dann tritt 
neben dem Kaliglimmer schwarzer Turmalin auf, der übrigens 
auch sonst kein seltenes Gangmineral ist. | 
Eine andere Gangbildungsweise gehört ausschliesslich den 
syenitischen Granitgneissen und Amphiboliten an. In diesen | 
Felsarten treten weisser Orthoklas, oft gelblich gruner Plagio- # 
klas, grüne oder seltener farblose und dann radialstrahlige W 
Hornblende und häufig Granaten zu Centimeterstärke kaum 
überschreitenden Adern zusammen (Strehla, Cafertitz); in den 
Amphiboliten der syenitischen Granitgneisse marmoriren diese | 
hellen Adern in unregelmässigen Schmitzen das dunkle Neben- | ! 
gestein (Görzig, Gröba). a: 
f Es ist nicht meine Absicht, eine erschöpfende Schilderung 
r Gangvorkommnisse zu en: ich habe nur die wich- 
a hervorgehoben und schlieese damit die petrographische a 
Betrachtung des Gneissgebiets, um zu den weit bemerkens- 
wertheren Gesteinen der Glimmerschieferzone überzugehen. 


595 


B. Glimmerschieferzone. 


Allgemeine Beschaffenheit, 


Die Glieder der Glimmerschieferzone zeichnen sich durch 
grosse Mannigfaltigkeit innerhalb eines so kleinen Gebietes 
aus. Bei der Seltenheit genügender Aufschlusse, — denn 
diese Schiefer sind von der erodirenden Thätigkeit der At- 
mosphärilien grossentheils stark mitgenommen und, als zur 
technischen Benutzung wenig brauchbar, nur hie und da durch 
Steinbruche und schwache Schürfe entblösst, — bei der Selten- 
heit der Aufschlusse dauerte es lange, ehe der Zusammenhang 
zwischen all’ diesen Gesteinen bei der Complicirtheit der geo- 
logischen Verhältnisse zur Zufriedenheit hergestellt wurde. 
‘So sehr sich übrigens einzelne Schiefer der Zone von 
einander unterscheiden, lassen sich dech gemeinsame Merk- 
male an ihnen nicht verkennen; es ist vor allem die Ausbil- 
dung von concretionsartigen, oft dicht gedrängten Lenticulär- 
schmitzen, welche für diesen Kreis von Gesteinen so bezeichnend 
ist und im Grossen in der Linsenform der einzelnen Glieder 
der Zone wiederzukehren scheint. Im Folgenden werden die- 
' selben, vom Gneissgebiet ausgehend, möglichst im Zusammen- 
hang behandelt. | 


Cornubianitische Granitgneisse. 


Die Granitgneisse, welche das Gneissgebiet an seinem 
Sudrande überwiegend zusammensetzen, werden, je mehr sie 
sich der Glimmerschiefergrenze nähern, desto quarzreicher; an 
Stelle der Einzelindividuen des Glimmers treten Aggregate 
" winziger Glimmerschüppchen, und, in Verbindung noch mit 
den gewöhnlichen Erscheinungen es Gneissgebiets,, finden 
"sich zuweilen Einlagerungen, welche die Vorläufer der han- 
| genden Schiefer zu sein scheinen. Schliesslich wird der Granit- 
 gneiss zu einem Gestein, welches den dunkeln, quarzreichen, 
"unter dem Namen  orhibianie: bekannten Felsarten am näch-* 
sten steht, und das ich danach Cornubianitgneiss nenne. 
"Dieser Cornubianitgneiss stellt das Mittelglied zwischen einem 
feldspathreichen, quarzarmen und einem quarzreichen, feldspath- 
"armen Gestein dar und geht allmälich in das Liegende sowohl, 
wie in das Hangende u in der Nähe des Erautisneisses 
‚durchaus massig, beginnt er nach den hangenden Schiefern zu 
erst plattig, dann schiefrig sich abzusondern; an der Gneiss- 
grenze ebenso hell gefärbt, wie die liegenden Granitgneisse, 


nimmt er nach den überlagernden Gliedern der Glimmer- 
9) 


596 


schieferzone immer dunklere Schattirungen an, bis er das 
schwarze Grau der letzteren erreicht. 

Der Cornubianitgneiss wird zusammengesetzt aus Quarz, 
Feldspath und Biotit mit etwas Muscovit, die sich zu einem 
meist dunkelfarbigen Gemenge von mittlerem bis feinem Korn 
und krystallinisch körniger Structur vereinigen. Der Feldspath, 
welcher in seinen Mengenverhältnissen dem Quarz noch bei- 
nahe gleich bleibt, erweist sich unter dem Mikroskop zum 
grossen Theil als Plagioklas, wodurch die Verknüpfung mit 
dem liegenden Granitgseiss einerseits und den Schiefern des 
Hangenden andererseits nur noch enger hergestellt wird. 

Die makroskopisch kaum wahrnehmbaren Verwitterungs- 
erscheinungen geben sich mikroskopisch durch eine Trübung 
der Feldspäthe, die im Innern oder an den Rändern der Kıry- 
stalle beginnt, ähnlich wie in den Gneissen zu erkennen; der 
vorwiegend noch dunkle Glimmer ist der Zersetzung ebenso- 
wenig entgangen. Accessorische Gemengtheile sind in diesen 
Cornubianitgneissen opakes Magneteisen und farblose Apatit- 
säulchen. 2 

Das Gestein ist an wenigen Stellen nur entblösst, be- 
sonders östlich Wellerswalda, am Weg nach dem Breiten 
Teiche; im weiter östlichen Verlauf der Glimmerschieferzone 
bekunden grosse, eckige Blöcke im Walde an der Südseite 
des Dürrenbergs bei Clanzschwitz, dass dasselbe in der Tiefe 
ansteht. Schliesslich sei noch bemerkt, dass man die Oornu- 
bianitgneisse mit demselben Recht zu den Granitgneissen des | 
Gneissgebiets, wie zu den liegendsten Schiefern der Glimmer- 
schieferzone stellen kann; sie bilden in jeder Hinsicht, in 
ihrer Structur, in ihrer Farbe, in ihrer mineralogischen Zusam- % 
mensetzung ein Zwischenglied zwischen jenen beiden. 


Conglomeratschiefer. 


Je weiter man sich von dem Gneissgebiet entfernt, desto 
entschiedener nimmt die Schieferung zu, durch Faraliellioci 
-von Glimmer hervorgerufen; der Feldspath tritt sehr zurück, 
Quarz und Glimmer, der bald als Muscovit dem Biotit an | 
Menge fast gleich ist, bilden die Hauptbestandtheile. Fi 
De dunklen Glimmerschister unserer Gegend haben zwie | 
schen den Glimmerlagen dünne Lamellen eines schmutzgrauen | 
und feinkörnigen Gemenges. Der Quarz, der den Haupt- | 
bestandtheil dieses Gemenges bildet, gewährt in seinen dicht- | 
gedrängten Körnern unter dem Mikroskop bei gekreuzten IR 
Nicols den Anblick eines regellosen, prachtvoll bunten Mosaik- | 
pflasters. Der spärlich vertheilte Feldspath ist Plagioklas, die | 
an sich schon seltenen Orthoklase haben auch dann noch zu | 


” 


= | 557 


weilen eine trikline Lamelle eingelagert. Der Biotit überwiegt 
in diesen Schiefern meist noch etwas den Muscovit; ausser- 
dem finden sich wenige Apatitnadeln, einzelne Turmaline und 
seltene Granatkörner. Auch wurden zuweilen kurze, unförm- 
liche Krystalle beobachtet, welche, durch in ihnen aggregirte 
dunkle Pünktchen, wahrscheinlich Magneteisenkörnchen, blau- 
grau gefärbt, sich nicht scharf gegen die Umgebung abheben; 
gestutzt auf ähnliche Vorkommnisse in später zu besprechen- 
den Schiefern konnten dieselben als Andalusite bestimmt 
werden. 

In diesen dunklen * Gneissglimmerschiefern sind helle 
Lenticulärschmitzen oft in grosser Menge ausgeschieden und 
‚diese verleihen dem Gestein seinen eigenthumlichen, augen- 
gneissartigen Ausdruck, In manchen Schichten liegen sie so 
dicht beisammen, dass das Gestein nicht mehr den Eindruck 
eines schiefrigen, sondern eines fiasrigen macht. Sie bestehen 
bald aus Quarz, bald aus Feldspath, bald aus Glimmer, bald 
aus allen dreien zusammen in verschiedenen Aggregations- 
weisen und sind wenige Linien bis mehrere Zoll lang; meist 
überschreiten sie nicht die Länge eines Zolles.. Gewöhnlich 
sind es schmale, an beiden Enden sich einfach in das Haupt- 
gestein auskeilende Linsen, die sich aber auch an einem oder 
beiden Enden gabelförmig theilen können, 

Eine höchst merkwurdige und gewiss seltene Erscheinung 
in den Glimmerschiefern dieser Art ist, dass sie fast überall, und 
oft in grossen Mengen, Geschiebe und Rollstücke der Gesteine 
des Liegenden enthalten und somit wahre Oonglomerat- 
schiefer mit durchaus krystallinischem Binde- 
mittel repräsentiren, wie schon NAUMANN”) vermuthet. 
Die Grösse der Geschiebe schwankt von nicht ganz ein Oenti- 
meter Durchmesser bis zu Kindskopfgrösse und haben meist eine 
längliche, eiförmig abgerundete Gestalt; doch kommen auch 
kuglige Rollstücke vor. Sehr häufig sind namentlich die kleineren 
in unregelmässig polyedrischen Formen mit abgerundeten Ecken 
und Kanten vertreten; unter den grösseren wurden zerborstene 


- und wieder zusammengekittete Rollstucke, so von Cornu- 
- bianitgneiss beobachtet. 


Es sind Fragmente von Granitgneiss, Quarz, Cornubianit- 


 gneiss und den auf letzteren folgenden Uebergängen in die 
‘Schiefer, ja in den hangendsten Schichten Rollstücke von 


_ diesen Conglomeratschiefern selbst, welche in dem Gestein oft 


zu dichten Massen concentrirt sind; eine Verwechselung mit 
den stets daneben auftretenden, oben besprochenen Lenticulär- 


*) Naumann, Geognosie 1850. I. pag. 781. 799. 


) Zeits.d. D.geol. Ges. XXIX, 3. 37 


598 
sitzen, ist durchaus unmöglich. Beim Zerschlagen fallen die 
Geschiebe leicht aus der umgebenden Gesteinsmasse heraus, 
glatte Eindrücke hinterlassend, und bekunden damit recht ihre 
Nichtzugehörigkeit zu dem Gestein, das sie einschliesst. 

Dieses genetisch so sehr wichtige Vorkommniss, welches 
von NAUMANN nur vorübergehend erwähnt wird, steht in der 
That bis jetzt einzig da. Zwar gedenkt Naumann*) auch eines 
Gneisses von Goldkronach im Fichtelgebirge, der Fragmente 
von fremdartigem Schiefer entbält und schon früher von 
Corta**) beschrieben wurde. Diese Fragmente sind jedoch 
von den obigen gänzlich verschieden, es sind eckige, schollen- 
förmige Bruchstücke eines Thonschiefers. Vor Allem ist die 
Natur des Gesteins, das sie einschliesst, zweifelhaft: es ist 
die Frage, ob es nicht eher eine Arkose, als ein krystallinisches 
Gestein ist. 

Die Conglomeratschiefer werden im Walde am Sudost- 
abfall des Dürrenbergs an mehreren Stellen anstehend gefun- 
den, waren auch am Südrand des kleinen Steinbergs bei 
Clanzschwitz durch einen Steinbruch entblösst. Im westlichen 
Verlauf stehen sie zwar nirgends an, sind jedoch beispiels- 
weise auf dem Schlangenberg östlich Wellerswalda in so zahl- 
losen eckigen Fragmenten von oft bedeutender Grösse auf 
dem Acker verstreut, dass uber ihr Vorhandensein in der 
Tiefe gar kein Zweifel aufkommen kann. Da sie als technisch 
werthlos von Steinbrechern nicht aufgesucht werden und der 
Verwitterung rasch anheim fallen, so bekommt man selten 
eine ganz frische Probe davon zu sehen. 


Andalusitschiefer. 


Schon bei Wellerswalda lassen sich häufig nach dem 
Hangendsten der Conglomeratschiefer zu Lesestücke von 
weissem Glimmerquarzitschiefer bemerken, die schwache Ein- 
lagerungen eines solchen in ersteren wahrscheinlich machen. 
Weiter östlich davon, bei Liebschütz, keilt sich ein Gestein 
in die Conglomeratschiefer aus, welches die in derartiger Aus- 
dehnung offenbar locale Bildungsweise der letzteren, je weiter | 
man sie östlich verfolgt, mehr und mehr zu verdrängen 4 


beginnt. 


Es sind das die hellen Alimereohiet unserer Gegend | 
der Kaliglimmer überwiegt hier bedeutend den Biotit, welcher | 


meist nur noch in kleinen glänzenden Schüppchen vereinzelt 


auftritt. Der Glimmer bildet hellgraue bis dunkelgraue gung (| 


*) Naumann, Geognosie 1850. II, pag. 179. NY | 


“) N. Jahrb. 1843. pag. 175. 


Br a en 


559 


zende Parallellagen, oder feinflasrige Häute zwischen den 
weissen, feinkörnigen Quarzaggregaten, welch’ letztere oft so 
überwiegen, dass man das Gestein eher als einen glimmer- 
reichen Quarzitschiefer bestimmen könnte. Bei der Ausbildung 
des Glimmers in Häuten erscheint der Quarz wie lauter ganz 
dicht gedrängte Lenticulärschmitzen, und es wird dadurch der 
für die Glieder der Glimmerschieferzone so bezeichnende, 
grossflasrige Habitus hergestellt. 

Der Feldspath scheint diesen Schiefern ganz zu fehlen; 
an seine Stelle tritt der Andalusit, den NAumAann*) ebenfalls 
schon aus dieser Gegend erwähnt. Dieses Mineral zeigt sich 
in blaugrauen, winzigkleinen bis centimeterlangen, gedrungenen 
Krystallen, die zwar sämmtlich mit ihren Säulenaxen den 
Glimmerlagen parallel laufen, aber dennoch, in derselben 
Ebene, nach allen Richtungen zerstreut liegen. Aus der um- 
gebenden Masse treten sie bei der Verwitterung deutlich her- 
vor; sehr trefflich hat man dieses Bild mit dem Anblick eines 
gespickten Bratens verglichen. In diesem Falle kann man die 


Krystallform oft gut erkennen, die kurzen Säulen tragen an 


beiden Enden eine zweiflächige keilförmige Domenzuschärfung. 
Schliesslich zersetzen sich die Andalusite zu einer grünlich 
braunen, thonigen Masse, die gut gegen die schmutzbraun ge- 
wordene Umgebung absticht; besonders in diesem Stadium ist 
das Gestein von den Andalusitschiefern und Garbenschiefern 
des sächsischen Granulitgebirges nicht zu unterscheiden. In- 
teressant ist auch die Uebereinstimmung, welche manche Va- 
rietäten dieser Gesteine mit ähnlichen aus den Pyrenäen, die 
mir Professor ZIRKEL zur Vergleichung gütigst überliess, so- 
wohl makroskopisch als mikroskopisch zu erkennen geben. 
Die Andalusite ergeben unter dem Mikroskop in ihren 
Längsschnitten kurze, breite, rechteckige Contouren, welche 
dunkel blaugrau aus der hellen Umgebung heraustreten. Diese 
dunkle Färbung scheint theils von bituminösen Substanzen her- 


 zurüuhren, da sich die ganze Krystallsubstanz beim Gluhen 
-bleicht, theils wird sie durch zahllose winzige und opake Korn- 


chen, jedenfalls von Magneteisen, hervorgerufen, die gleich- 
mässig durch die Andalusitmasse vertheilt sind; an diesen 
Körnerpartieen lässt sich das Mineral in unseren Schiefern 
auch in sonst unsicheren Fällen noch erkennen. 

Das Erscheinen der Andalusite beginnt im Liegendsten da, 
wo der Feldspath in den Conglomeratschiefern sich zu ver- 
lieren anfängt; es sind zuerst spärlich vertheilte und fast mi- 


_ kroskopisch winzige Krystalle, die nach dem Hangenden zu 
- immer bedeutendere Grössen- und Mengendimensionen anneh- 


‚*) Naumann, Geognosie I. 1850. pag. 7%. 
37° 


560 


men und in den quarz- und muscovitreichsten Schiefern ihren 
Höhepunkt erreichen. In letzteren sind sie übrigens keines- 
wegs gleichmässig vertheilt; andalusitreichere oder -ärmere 
Schichten wechseln mit andalusitfreien ab, sogar innerhalb 
derselben Schicht sind manchmal die Krystalle an einzelnen 
Stellen mehr zusammengeschaart, während sie an anderen ver- 
schwinden. Nach dem Hangenden zu nimmt der Andalusit- 
reichthum wieder gleichmässig ab und löst sich ganz so, wie 
im Liegenden, mit dem spärlichen Feldspath der nächsten 
überlagernden Conglomeratschiefer ab. 

Die Andalusite rufen auf den Schieferflächen je nach der 
Grösse der Krystalle mehr oder weniger grosse Knoten her- 
vor, indem sich die Glimmerlamellen augenartig um dieselben 
herumlagern; ferner sind die Schieferflächen meist von dunklen, 
durch Magnesiaglimmer-Aggregate bewirkten Flecken und häufig 
von kaum fingerbreiten, wellenartigen Parallelfalten bedeckt. 
Manche Schichten sind von zierlichen kleinen Granatkryställ- 
chen ganz erfüllt, nnd in diesen Schichten fehlen die Andalu- 
site entweder ganz oder sind doch nur sehr spärlich vertheilt. 

Die Andalusitschiefer stehen auf dem Liebschützer Sittel- 
berg und auf dessen östlicher Fortsetzung, dem grossen Steins- 


berg bei Olanzschwitz, an, wo sie lange Felskaämme bilden und 


ausserdem durch Steinbrüche aufgeschlossen sind. Am Steins- 
berg sind sie nach Osten zu durch ein flaches Erosionsthal 
quer abgeschnitten und lassen sich ‘deshalb nicht weiter ver- 
folgen. 


Erst nahe westlich von dem Dorfe Leckwitz ist ım Thal 
inmitten von Schwemmland durch einen kleinen Steinbruch ein 
Gestein entblösst, welches den Zusammenhang mit jenen An- 


dalusitschiefern herstellt; wahrscheinlich nimmt es schon theil- 
weise oder ganz die Stelle der Conglomeratschiefer ein, welche | 


obige überlagern. 


Dasselbe ist nicht weniger quarzreich, als die Andalusit- 
schiefer; die Menge des gleichfalls als Muscovit vorwiegenden 
Glimmers reicht aber nicht hin, selbständige Lagen zu bilden, 
so dass das Gestein einen mehr flasrigen, glimmerquarzitartigen 
Charakter erhält. Die Andalusite, an denen das Ganze sehr | 
reich ist, sind klein und schmutzigweiss; sie weisen ebenfalls 
gedrungene, rechteckige Längsschnitte und rundliche, rhom- | 
bische Querschnitte auf, sind aber, wie das Mikroskop zeigt, | 
nicht von jenen dunklen Körnchenpartieen durchzogen, sondern | 
von zahlreichen Quarzlappen durchwachsen, welche die Anda- 
lusitsubstanz in ein cavernöses, maschiges Gewebe zertheilen. | 

Auch hier erscheinen die bei einem der Vorkommnisse 


PR 
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dan) 
TUR 
den 
rer 


Ss 


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561 


des Gneissgebiets erwähnten farblosen Mikrolithenbundel eines 
vielleicht eyanitartigen Minerals, welche oft zu strahligen Faser- 
bündeln aggregirt sind. Ferner lässt das Mikroskop seltene 
trikline Feldspäthe und schliesslich, ebenso wie in den Anda- 
lusitschiefern, vereinzelte Turmaline, Apatitnadeln und schwarze 
Magneteisenkörnchen erkennen. 


Chiastolithschiefer. 


Weiter östlich macht die Glimmerschieferzone eine Wen- 
dung nach Süden, um sich dann, eine Schlinge bildend, bei- 
nahe 30° nach Südwesten umzubiegen. Die Wendung der 
Zone nach Süden repräsentiren mehrere Aufschlüsse am 
Schieferberg östlich Leckwitz, die ein neues bemerkenswerthes 
Gestein blosslegen, welches, wie das letztbeschriebene im Han- 
genden, so im Liegenden der Andalusitschiefer eingeordnet zu 
sein und die bei Olanzschwitz das Liegende bildenden Con- 
glomeratschiefer theilweise oder ganz zu verdrängen scheint; 
sein Auftreten ist auf den Schieferberg beschränkt, den es 
vermöge seiner Widerstandsfähigkeit gegen die zerstorenden 
Einflüsse der Atmosphärilien aufzubauen vermochte. 

Dieses Gestein hat im frischen Zustande eine glänzend 
grauschwarze Farbe und homogenes Aussehen; parallel der 
groben Schieferung oder Schichtung ist es von zahlreichen, 
im Querschnitt lang schmitzenförmigen Schwefelkiesansamm- 
lungen und augenartig umschlossenen, weissen Quarzschnüren 
durchzogen. Der eigenthumliche, matte Glanz des Schiefers 
rührt von zahlreichen, späthig glänzenden Krystallen her, die 
sich nur durch diesen Glanz von der Umgebung unterschei- 
den lassen; es sind ", bis 2 Centim. lange, schlanke Säulchen, 
welche zwischen je zwei Schichtflächen gewöhnlich an keine 
bestimmte Richtung gebunden sind, auf den Schichtflächen 
aber diesen immer parallel laufen. Man könnte im frischen 
Gestein die Säulchen für Hornblende und das Ganze für einen 


dunklen Hornblendeschiefer halten; das Mikroskop erweist 


jedoch die Krystalle als Chiastolithe und vermöge der Ver- 
witterungserscheinungen , welche diese Ohiastolithe aus der 
lichtgrau und trocken thonig gewordenen Gesteinsmasse als 


 schmutzigweisse, kaolinische, selten ausgehöhlte Säulen her- 


vortreten lassen „. konnte sie schon Naumann”) als solche 
bestimmen. 

Die Chiastolithe gewähren in ihren rhombischen Quer- 
schnitten und in den meist keilformig an beiden Enden zuge- 
spitzten Längsschnitten alle jene Figuren, welche dem Mineral 


*) Geognostische Beschreibung des Königreichs Sachsen I. pag. 90., 
Geognosie 1850 I. pag. 559. 789. 


3 
I 


962 


zu seinem Namen verholfen haben, in grosser Mannigfaltigkeit 
und in allen bekannten Formen*), wie ich sie an mir von 
Professor ZIRKEL gütigst zur Verfügung gestellten Präparaten 
von Pragneres in den Pyrenäen, aus Spanien und von Markt 
Gefrees im Fichtelgebirge selbst zu studiren Gelegenheit hatte. 
Nur darf man sich hier diese Figuren keineswegs scharf aus 
der umgebenden Gesteinsmasse hervortretend denken, da eines- 
theils die Grundsubstanz nicht so dunkel, und andererseits die 
Chiastolithe vielfach verunreinigt sind. Man sieht nämlich an 
diesen Vorkommnissen sehr deutlich, dass es keine Thon- 
schiefermasse ist, welche hier jene Figuren bildet, sondern 
dunkle Körnchenpartieen, wahrscheinlich von Magneteisen, wie 
sie sich auch in den Andalusiten und in vielen Feldspäthen 
des Gneissgebieis, wenngleich nicht in so eigenthümlicher 
Weise, aggregiren. Auch ist die Ausbildungsweise der Chiasto- 
lithe oft eine mangelhafte; manchmal erscheinen sie nur wie 
Fetzen fasriger Krystallsubstanz in dem umgebenden Gemenge, 
oder es setzt einmal eine Säule plötzlich ab, um nach kurzer 
Unterbrechung durch einen Theil der Bene: oder durch 
einen anderen querliegenden Krystall jenseits desselben sich 
fortzusetzen. 

In obigen Chiastolithen erreichen die dunklen Körnchen- 
partieen in den Ecken der Rhomben des Querschnitts oft solche 
Ausdehnung, dass die Krystallmasse nur. noch als langarmiges, 
helles Kreuz sich gegen die dunkle Umgebung abhebt, durch 
dessen Kreuzungsquadrat die, sich ebenfalls fast rechtwinklig 
schneidenden, linearen Körnchenpartieen quer hindurchziehen; 
diese erscheinen dann wie die Nähte eines Kreuzzwillings. 
Nie aggregiren sich dagegen hier, wie sonst so häufig, die dun- 
klen Körnchen allein in der Mitte des Querschnitts. 


Alle Krystalle sind in bestimmten Richtungen dicht von a 
Kaliglimmer - Mikrolithen durchwachsen, wie sie in anderen 


Vorkommnissen so deutlich nicht ausgeprägt sind. Dieselben 
durchziehen in Längsschnitten als sanft doppelt geschwungene 
Linien parallel der Basis die Chiastolithsubstanz, in der Rich- 
tung der Verticalaxe stets sich unterbrechend und so eine scharfe 
Mittellinie bildend, die mit der Verticalaxe zusammenfällt und 
namentlich dann gut hervortritt, wenn die dunklen Körnchen- 
partieen etwas ausserhalb dieser Linie liegen oder nur sehr | 
spärlich zusammengesetzt sind. In Querschnitten bilden die 
Mikrolithen scharfgeschnittene Diagonalen der Rhomben, indem 


sie überall rechtwinklig auf den Seiten anhebend, in geschwun- 


genen Linien sich nach der Mitte ziehen. Diese farblosen 


*) Vergl. Zıekeı, Beiträge z. geol. Kenntn. d. Pyrenäen, Zen 
d. d. geol. Ges. 1867. XIX. pag. 68, 


563 


Nädelchen sind nicht immer Einzelindividuen, sondern werden 
oft aus linear angereihten Körnchen zusammengesetzt. Un- 
beirrt von ihnen durchsetzen Spaltungsrichtungen den Krystall, 
in Querschnitten den Seiten der Rhomben, in Längsschnitten 
der Verticalaxenrichtung und der Basis parallel sich kreuzend. 
— Uebrigens offenbaren auch diese Chiastolithe zuweilen 
trefliche Aggregatpolarisation. 

Das Grundgemenge der Chiastolithschiefer gewährt den- 
selben Anblick eines dichtgedrängten, mosaikartigen Quarz- 
pflasters, wie in den Andalusitgesteinen uud den Conglomerat- 
schiefern; hier ist aber ein grosser Theil der Quarzkörnchen, 
die durch Bitumen schwach graulich angehaucht sind, nicht so 
stark lichtbrechend, während andere sich durch grelle Farben 
auszeichnen. Den zweiten Rang nehmen in ihren Mengen- 
verhältnissen unzählige, durch das Quarzgemenge ziemlich 
gleich vertheilte schwarze Körner und Lappen ein, die ver- 
muthlich Magneteisen sind und zugleich die dunklen Körnchen- 
partieen in den Chiastolithen zusammensetzen. Ferner tritt 
etwas Kaliglimmer auf, der sich oft an die Chiastolithe an- 
schmiegt, auch theilweise in den äusseren Partieen der Kıy- 
stalle eingewachsen ist, 

‘Als bezeichnende, accessorische Gemengtheile finden sich 
häufige Turmaline, und ausserdem kleine Körper von honig- 
gelber Farbe in ziemlich beträchtlicher Menge. Dieselben ge- 
ben sich bei etwas stärkerer Vergrösserung durch ihre eigen- 
artige Färbung und Krystallform als Zirkone zu erkennen; sie 
treten in bald schlanken, bald ganz kurzen und rundlichen Säulen 
mit oft deutlich als ditetragonale Pyramiden erkennbaren Zu- 


 spitzungen, selten in unregelmässigen Körnern auf. Theilweise 


sind sie auch noch bei schwacher Vergrösserung sichtbar, 
sinken aber bis zur grössten Winzigkeit herab uud können dann 
zuweilen an die bekannten Thonschiefernädelchen gemahnen. 
Einmal wurden zwei in dem Winkel der Rutilzwillinge ver- 


-  wachsene Säulchen gesehen, ihre Zugehörigkeit zum Zirkon, 


von dem ja dergleichen Kniezwillinge noch nicht bekannt sind, 


lasst sich jedoch wegen der grossen Kleinheit nicht sicher 
ei nachweisen. — Uebrigens kommen ähnliche Körner, wenn- 
_ gleich sehr vereinzelt, auch in den Andalusitschiefern und 


Conglomeratschiefern vor. 
Sehr häufig sind ferner in den Chiastolithschiefern Gra- 


'naten, bei der Verwitterung auch noch mit blossem Auge 
_ sichtbar; sie treten seltener in scharf umrandeten, rhomboi- 
_ dischen Krystalldurchschnitten auf, meist in augenartig von 
- den opaken Körnchen umflossenen Linsen und Schnuren; diese 
sind ebenso von, hier parallelen Körnchenpartieen durchzogen, 
ebenso von winzigen Zirkonen durchwachsen, wie die Grund- 


564 


substanz, während die viel kleineren Turmaline und Zirkone 
stets klar bleiben. 

Nach dem Liegenden zu wird das Gestein massiger, und 
nur eine deutliche Schichtung, durch hellere und leichter ver- 
witternde, bandartige Zwischenlagen hergestellt, bleibt übrig. 
Die grauschwarze Farbe wird um ein Weniges heller, und der 
Glanz geht verloren; die Masse wird noch sproöder und springt 
unter dem Hammer wie Glas. Unter dem Mikroskop sieht 
man, dass der an sich schon geringe Kaliglimmergehalt fast 
ganz durch ziemlich viel Biotit verdrängt ist die Zirkone und 
Chiastolithe nehmen an Menge ab und letztere auch an Grösse, 
so dass sie am Handstuck nicht mehr zu unterscheiden sind. 

Es ist nicht wahrscheinlich, dass ein Theil der in diesen 
Gesteinen so massenhaften opaken Körnchen und Läppchen 
aus Graphit besteht, da sie auch durch starkes Gluhen nicht 
zum Verschwinden gebracht werden; der Kohlenstoffgehalt der 
Chiastolithschiefer scheint eher von bituminosen, das Ganze 
durchdringenden und färbenden Substanzen herzurühren. Eine 
im Laboratorium des Hofrath WIEDEMANN angestellte Bestim- 
mung ergab einen Kohlenstoffgehalt von 1,8702 pCt., einen 
Wassergehalt von 0,9 pCt., während durch nicht zu starkes 
Gluhen des Gesteinspulvers bereits ein Gewichtsverlust von 
1,7 pCt. erzielt und die dunkle Farbe hedeutend gelichtet 
wurde. Schon Naumann erwähnt diesen Bitumengehalt und 
BREITHAUPT giebt das specifische Gewicht des Gesteins zu 
2,974 an, indem er sagt, dass dies die einzigen „Alaun- 
schiefer* seien, in denen man Chiastolithe gefunden habe. *) 


Andalusitgneisse. 


Ich komme zu einer Reihe von Gliedern des Glimmer- 
schiefergebiets, die, im Südwesten des Chiastolithschiefer- 
berges, zwischen Leckwitz und Zausswitz, mehrfach aufge- 
schlossen, die süudwestliche Umbiegung der ganzen Zone und | 
ihre Auflagerung auf einem anzunehmenden, sudlicheren Gneiss- 
zug repräsentiren. Das Hauptgestein dieser Gegend zeigt zwar | 
in seinem Totalhabitus die grösste Aehnlichkeit mit den schon | 
erwähnten Andalusitschiefern, weicht aber im Einzelnen doch | 
mannigfach von denselben ab, so dass es einer kurzen Be- | 
schreibung bedarf, ehe die dasselbe überlagernden Andalusit- 
gneisse geschildert werden können. { Si 

Der Hauptunterschied zwischen ihm und den früher 


beschriebenen Andalusitschiefern besteht darin, dass es nicht F 


so quarzreich ist wie letztere, in denen der Quarz ver- 


*) Journal für practische Chemie Vol. IV. 


in der Grundsubstanz des Gesteins zahlreich vertheilten Mikro- 
' lithenfaserbüschel, erhalten diese Andalusitgneisse eine sehr 


569 


möge seiner Massenhaftigkeit gesonderte Lagen zwischen den 
Glimmerpartieen, ja selbständige Bänke bilden konnte, und 
so dem Ganzen zu einer meist trefflichen Schieferung verhalf; 
‘ die quarzärmeren Zausswitz-Leckwitzer Schiefer tragen einen 
meist ausgesprochen flasrigen Charakter und sind nur in dünne 
Platten abgesondert, nicht eigentlich geschiefert. Auch liegen 
infolge dessen die Andalusite nicht immer plan parallel und 
verhalten sich mehr wie die Krystalle in den Chiastolith- 
schiefern, mit welch’ letzteren das Gestein überhaupt eine un- 
verkennbare Analogie hat; diese Analogie wird noch dadurch 
gehoben, dass die Zausswitz-Leckwitzer Schiefer eine ziemlich 
dunkle Farbe haben, welche durch reichliche Magneteisen- 
körner, im Liegenden auch durch ziemlichen Biotitgehalt neben 
dem Muscovit hervorgerufen wird und erst nach dem Hangen- 
den zu sich Jichtet. 

Hier im Hangenden stellt sich nun Feldspath und zwar 
vorzugsweise Orthoklas ein, zuerst in einzelnen Körnern, die 
allmälich sich mehren, während die Andalusite weniger 
zablreich und namentlich kleiner werden. Auch der Glimmer- 
gehalt nimmt etwas ab, und es bildet der Quarz mit dem 
Feldspath gesonderte Lagen, die dem Gestein eine plattige 
Schieferung verleihen, und eine gewisse Aehnlichkeit mit den 
Freiberger rothen Gneissen herstellen. Weiter nach dem Han- 
senden nimmt der Glimmergehalt noch mehr ab; die Muscovit- 
schuppchen reihen sich nur noch zu spärlichen Häuten zwi- 
schen den Quarzfeldspath - Aggregaten an, es wird aus dem 
schiefrigen Gestein ein nur mehr geschichtetes, in mehr oder 
weniger dicke Bänke abgesondertes, das einen etwas glimmer- 
granulitartigen Habitus hat. Die Andalusite heben sich hier 
aus dem fast feinkörnigen Gemenge als blaue Flecken ziem- 


_ lich dicht, aber wenig scharf hervor; unter dem Mikro- 


skop erscheinen sie, wie fast überall in der eisenreichen 
Zausswitz-Leckwitzer Zone, licht roth gefärbt, ihre Krystall- 


substanz scheint demnach Eisen in chemischer Verbindung zu 


enthalten. Ein Präparat von einem Gangvorkommniss bei 
Penig in Sachsen zeigte dieselbe rothe Färbung der Andalusite, 


dieselben weisen aber eine andere Erscheinung nicht auf, die 
_ den unsrigen eigenthumlich ist. Letztere sind nämlich ganz 


von farblosen Quarzlappen durchwachsen, zwischen denen die 


 rothe und noch von Magneteisenkörnern erfüllte Andalusit- 
 substanz sich schwammartig hindurchzieht und zu rechteckigen 


-Krystalllängsschnitten und rundlichen, rhombischen Quer- 
schnitten vereinigt. 
Durch dieses Verhalten der Andalusite, sowie durch die 


566 


nahe Stellung zu dem oben, pag. 560 u., im Anschluss an die 
quarzreichen Andalusitschiefer beschriebenen Vorkommniss, mit 
welchem sie jedenfalls die beiden äussersten Glieder einer 
Synklinale bilden. 

Die Andalusitgneisse stellen bei ihrem Reichthum an 
Andalusit einerseits und an Feldspath andererseits ein ganz 
abnorm thonerdereiches Gebilde dar. Im Hangendsten nimmt 
der Glimmergehalt wieder sehr zu; hier zeichnet sich das Ge- 
stein durch die für die Glimmerschiefer so bezeichnende Fels- 
kammbildung, südlich der Leckwitzer Parkes, aus. 


Glimmergquarzite. 


Es bleibt noch ein kleiner Kreis von Gesteinen zu be- 
sprechen, welche vielleicht im Hangenden sich direct an die 
oben geschilderten anschliessen, und somit einen Uebergang 
in die Phyllitzone bilden würden, vielleicht aber auch ein 
Mittelglied zwischen den Phylliten und den Gesteinen des über- 
lagernden Silur darstellen. Nach ihrer petrographischen Be- 
schaffenheit sind sie jedenfalls noch an dieser Stelle zu be- 
sprechen. | 

Sie sind westlich Zausswitz in mehreren Steinbruchen |: 
blossgelegt und liegen noch in der Niederung, welche durch 
die zuletzt geschilderten, nahe östlich anstehenden Andalusit- 
gesteine gebildet wird; nordwestlich über ihnen erhebt sich || 
aus dieser Niederung der Käferberg, der östlichste Steilabfall |] 
des Grauwackenschieferzuges der Colmberggruppe. 2. 

Das eine dieser Gesteine ist ein hellgrauer, diekplattiger 
Quarzitschiefer von ziemlich feinem Korn, der spärlich vor- 
handene Glimmerblättehen erkennen lasst und einem silurischen 
Grauwackensandstein der härteren Varietäten ähnelt. Unter 
dem Mikroskop zeigt sich eine durchaus krystallinische Zu- 
sammensetzung; zwischen den Quarzkörnchen ziehen Reihen 
beiderlei Glimmers als schichtendes oder flaserndes Element Ns 
in verhältnissmässig geringen Mengen hindurch. Daneben treten 
ziemlich viel. braunrothe Granaten auf, wegen der Quarzumhül- 5 
lung meist schwer als solche zu erkennen, ferner nicht seltene | 
grünliche Turmaline. “ 

Eine etwas andere Zusammensetzung zeigt das zweite der | 
hierher gehörigen Gesteine, das, noch weiter südwestlich als ' 
das erste, am Sudrand des grossen Käferberges in mehreren 
Steinbrüchen aufgeschlossen ist. Es hat eine viel dunklere 
Farbe; unter dem Mikroskop sieht man, dass die Zusammen- 
setzung ebenfalls ganz krystallinisch ist. Die Menge des 
hauptsächlich dunklen Glimmers ist hier eine bedeutenderagfe 


967 


dagegen scheinen die Granaten zu fehlen, während Turmaline 
auch in diesem Gestein nicht selten sind. 


Gänge. 


Werfen wir zum Schluss einen kurzen Blick auf die 
Gangvorkommnisse, welche den Gesteinen der Glimmerschiefer- 
zone eigenthumlich sind, so fallen zunächst die sehr häu- 
figen Quarzgänge in die Augen; zumal die quarzreichen Anda- 
lusitschiefer des grossen Steinsbergzuges nördlich Clanzschwitz 
sind daran sehr reich; bald werden sie quer von solchen 
Gängen durchsetzt, bald von ihnen in manchmal meterstarken, 
sich theilenden und von neuem theilenden braungrauen Partieen 
durchschwärmt, welche oft wieder von helleren und dünneren 
Quarzadern durchschnitten sind. Der gewöhnliche, rein weisse 
und oft fein kıystallinische Gangquarz vergesellschaftet sich 
zuweilen mit Magnesiaglimmer, auch mit einem grünen chlo- 
ritischen Mineral; in den Chiastolithschiefern ist er durch 
Eisenoxyd schon topasgelb, stellenweise blutroth gefärbt. Hier 
kommen zwischen den Quarzen Hohlräume in beträcht- 
lichen Mengen vor, in welchen augenscheinlich früher Krystalle 
‚sich befanden, nach dem reichlich vorhandenen Oxydhydrat 
zu urtheilen, von irgend einer Eisenverbindung. Die Quarz- 
gänge der Andalusitgesteine von Zausswitz enthalten gewöhn- 
lich rothe Andalusite in ziemlicher Menge, die über centimeter- 
lang werden und sich an beiden Säulenenden garbenartig zer- 
theilen können. 

Die Gesteine, welche auch Feldspatb führen, also die 
 Conglomeratschiefer, Andalusitgneisse und Cornubianitgneisse, 
' sind reich an granitischen’ Gängen, wie sie am Schlangenberg 
bei Welilerswalda, am Sudabfall des Dürrenberges und südlich 
des Leckwitzer Parkes vorkommen; die Bestandtheile dieser 
Gänge: Quarz, Orthoklas und Muscovit, seltener Biotit, be- 
sitzen zuweilen hübsche Zonenstructur, indem der Quarz die 
Mitte einnimmt, In den granitischen Gängen der Andalusit- 
 gneisse treten, wie in den dortigen Quarzgängen, oft schwarze 
Turmaline und rothe Andalusite auf. 


In ihren Verwitterungserscheinungen bieten die Glieder 
der Glimmerschieferzone weniger Hervorhebenswerthes, als die 
des Gneissgebiets; die auffälligsten wurden im Zusammenhang 
mit den betreffenden Gesteinen bereits besprochen. Die pe- 
trographischen Betrachtungen über diese Gruppe finden hier- 
durch ihre Erledigung. 


568 


C. Phyllitmantel. 


Die typischen Thonglimmerschiefer sind nur an einem 
Punkt, hart östlich am Dorf Wellerswalda, durch Strassenbau 
aufgeschlossen; sie bilden dort vermöge der zahlreich in ihnen 
eingelagerten Quarzite eine schwache Erhöhung. 

Sie besitzen die allen Phylliten eigenthumliche, mattglän- 
zend silbergraue Farbe und feine, oft transversale Schieferung. 
Die Quarzschnüre, von denen sie häufig in kaum fingerbreiten 
Lagen durchzogen sind, haben schmutzigweisse Farbe; die bis 
zu ] Meter mächtigen Quarziteinlagerungen sind mehr blaugrau 
und grob geschiefert, übrigens ganz krystallinisch und meist 
glimmerhaltig. 

Nach den liegenden Conglomeratschiefern der Glimmer- 
schieferzone zu wird die dunkel silbergraue Farbe des Phyllits 
lichter und matter, und die Schieferflächen sind etwas fettig 
anzufublen; diese Varietät hat mit manchen nassauischen 
Sericitschiefern und solchen vom Stilfser Joch grosse Aehn- 
lichkeit. Mikroskopisch den Serieit vom Kaliglimmer zu unter- 
scheiden, konnte dem Verfasser nicht gelingen; zwischen den 
Haufwerken wahrscheinlich beider Mineralien finden sich Quarz, | 
einzelne schwarze Magneteisenkörner und farblose Apatit- 
nadeln. Ausserdem sieht man in ziemlicher Menge gelblich 
grüne Krystalle, welche als Säulen mit meist unregelmässig 
ausgezackter, ungefähr basischer Endigung ausgebildet sind; 
selten wurde an einem Säulenende eine besenartig divergirende 
Combination kleiner Säulchen bemerkt, auch kam ein zer- 
borstener und durch die Grundmasse wieder verkitteter Krystall 
vor. Es sind das dieselben Turmaline. wie sie pag. 566 u. 
in den Glimmerquarziten erwähnt wurden. Neben ihnen kom- | 
men nun die bekannten Thonschiefeınädelchen in grossen 
Mengen vor. b 

Makroskopisch ist der Sericitschiefer, wie der überla 
gernde echte Phyllit, von Quarzschnüren durchzogen; dieselbe 
nehmen in grösserer Ausdehnung zuweilen das Aussehen eine 
Glimmerquarzitschiefers an, der denen in der Glimmerschiefer 
zone, weiter östlich bei Clanzschwitz, ähnlich ist; es wird \ 
durch diese Erscheinung die Zwischenstellung der Sericit- |, 
schiefer zwischen der Glinimerschteferzene und dem. Phyllit- » 
mantel bezeichnet. 

Nach dem Liegenden zu wird das Gestein wieder dunkler 
grau, aber noch fettiger, oft geradezu talkartig anzufuhlen: 
der Uebergang in die nahen Conglomeratschiefer des Liegenden 
ist wegen Mangels an Aufschlüssen nicht zu verfolgen, 


569 


Im weiter östlichen Verlauf ist die dort stets tiefliegende, 
vielleicht quarzärmere Phyllitzone nirgends aufgeschlossen: es 
ist möglich, dass die pag. 566 noch im Anschluss an die 
Glimmerschieferzone beschriebenen Glimmerquarzite schon 
hierher gehören, die dem südlicheren Glimmerschieferzug im 
Nordwesten sich anlegen, 


Von den Schiefern, welche sich einem anzunehmenden 
 südlicheren Gneisszug an seinem Sudflugel, also an der äus- 
sersten Grenze unseres Gebietes im Suden, anlegen, scheint 
ein Vorkommen unter die Glieder der Phyllitzone zu ge- 
hören; dies kann man indess nur seiner petrographischen 
Beschaffenheit nach schliessen, da es geologisch wegen Man- 
gels an Aufschlüssen nicht sicher nachzuweisen ist. 

Dasselbe wird bei Canitz und Merzdorf nahe Riesa von 
' der Eisenbahn mehrfach durchschnitten; es ist ein blauschwar- 
zer, feinkörniger Knotenschiefer von pbyllitartiger Schiefe- 
rung und nicht ganz so intensivem Glanz, wie. die gewöhn- 
‚lichen Phyllite. Unter dem Mikroskop zeigen sich in der 
, dunklen, unreinen Masse von Quarz, Glimmer und Magnet- 
eisen zahlreiche grünlichgraue Turmaline und vereinzelte Längs- 
' sehnitte von sehr kleinen Chiastolithen. Das Innere der Knöt- 
; chen bleibt opak, zeichnet sich aber durch stahlgrauen, matt 
metallischen Glanz aus; vielleicht wird es von sehr dunklen, 
 rudimentären Chiastolithen gebildet. Das Ganze ist von zahl- 
‚reichen, manchmal erst mikroskopisch erkennbaren Quarz- 
‚äderehen regellos durchzogen, in welchen viele, oft schön 
 carminrothe Granaten in guten Krystallen ausgebildet sind. 
Nach dem Liegenden zu nehmen die Knötchen an Zahl 
ab und verlieren sich endlich ganz; dabei wird die Masse des 
' Schiefers immer härter und homogener, und die Schieferung 
‚grober. Es entsteht schliesslich der südlich Merzdorf aufge- 
ı schlossene schwarze Kieselschiefer, der in seinen liegendsten 
' Partieen helle Lenticulärschmitzen, übrigens von derselben 
Znsammensetzung wie die dunkle Umgebung, aufweist, welche 
‘an die Glieder der Glimmerschieferzone erinnern. Auch finden 
‘sich hell gebänderte Varietäten, welche von den Männern der 
Steinzeit als Material für manche Werkzeuge scheinen benutzt 
“worden zu sein; wenigstens liess sich von diesen Gesteinen 
‚die Masse eines zersprungenen, noch schön polirten Stein- 
'hammers mit wohlgearbeitetem, trichterformigem Loch, welcher 
bei Strehla gefunden wurde, nicht unterscheiden. 
Diese Knotenschiefer und Kieselschiefer werden von kie- 
‚seligen Grauwackensandsteinen des Silur, die mit lettigen 
‚Lagen wechseln, direct überlagert. Das nächste aufgeschlos- 


570 


sene Gestein im Liegenden der Schiefer ist der pag. 549 u. 
erwähnte, etwa 3 Kilom. nordöstlich entfernte Granitgneiss 
von Groba und Riesa; die zwischen beiden anzunehmende 
Glimmerschieferzone ist topographisch durch das Erosions- 
thalchen des Döllnitzbaches angedeutet. 


D. Anhang. 


Silur. 


Mit welcher Berechtigung dieser Name „Silur* für die hier 
zusammengefassten Gesteine gebraucht wird, ist im geolo- 
gischen Theil gezeigt. An dieser Stelle kommt es uns nur 
darauf an, die petrographische Beschaffenheit kurz hervorzu- 
heben, weil wir auf dieselbe später, gelegentlich der Frage 
einer Contactmetamorphose in den Strehlaer Bergen, zurück- 
greifen müssen. | 

Die betreffenden Gesteine setzen sich, soweit sie in der 
Gegend von Oschatz aufgeschlossen al, aus meist quarzi- 
tischen Grauwackensandsteinen zusammen, welche in ihrer I 
sehr bedeutenden Mächtigkeit fast der des Gneissgebiets gleich- 
kommen, aber einen sehr eintönigen Gesteinscharakter besitzen, | 
Sie scheinen die Phyllitzone direet zu überlagern; bei Wellers- 
walda sind sie ganz nahe deu Phylliten durch ein kleines HF 
Rinnsal entblösst, bei Oanitz liegen sie direct über den Knoten- | 
pbylliten und de auch sonst in der Phyllitzone ganz nahen ) 
Aufschlüssen gesehen. | 

Das typische Gestein ist das bei Zschöllau am Bahnhof 
Oschatz durch einen Steinbruch aufgeschlossene, Es hat eine | 
hellgraue Farbe und ist grob geschiefert; zwischen den mittel- 
körnigen Quarzaccumulaten erscheinen ziemlich zahlreiche ) 
weisse Kaolinpünktchen. Zuweillen kommen Zwischenlarei 
von weissen lettigen Schiefern vor; sehr häufig ist das Ge- M 
stein von bis fussmächtigen Quarzgängen und -Adern durch- 2 
schwärmt. Die Schieferflächen sind zuweilen durch Eisen- a 
verbindungen , welche übrigens nur in sehr geringer Menge | | 
vorhanden sein können, röthlich gefärbt. u 

In dem nordöstlichsten Auftreten dieser Gesteine, auf dem | 
Käferberg westlich Zausswitz, kommen zwischen dem fein- RB 
körnigen Quarz - Kaolingemenge bis centimeterlange Quarz- 
geschiebe vor, welche von .bläulicher Farbe ind, und dem 
Ganzen ein porphyroidisches Aussehen verleihen. h | 

In den südöstlicheren Partieen haben die Grauwacken- | u; 
sandsteine bei Canitz, wo sie die Knotenpbyllite direct 


571 


überlagern, ein etwas mittleres Korn nnd kieselige Beschaffen- 
heit. Auch dort finden sich lettige Zwischenlagen, jedoch von 
dunkler Farbe. Durch Auslaugen der kaolinischen Bestand- 
theile in herumliegenden Bruchstüucken erhalten letztere ein 
spongiöses Aussehen. 

Sudwestlich von unserem Gebiet, im Colmberg, scheinen 
die Grauwackenschiefer schon einer höheren Etage anzuge- 
hören und weichen von der oben beschriebenen Beschaffenheit 
insofern ab, als sie ganz feinkörnig sind und so den Anblick 
eines gewöhnlichen hellgrauen Thonschiefers gewähren. 
| Organische Ueberreste wurden bisher in diesen Gesteinen 
noch nicht gefunden. 


Diluvium und Oligoeän. 


Diese beiden Formationen können hier ebenfalls nur eine 
ganz kurze Besprechung finden, insofern sie mit dem Gebiet 
der archäischen Gesteine sich beruhren. 

Das Oligocan ist innerhalb unseres Gebiets nur in seiner 
untersten Etage vorhanden und tritt besonders an der Nord- 
grenze, vou welcher aus es nach dem Preussischen zu immer 
mehr an Mächtigkeit zunimmt, als weisse Sande, Kiese und 
Thone häufig zu Tage; weiter südlich zeigen einzelne, aus 
dem Diluvium hervorkommende, weisse Stellen und oft allein 
übrig gebliebene, grosse Knollenyuarzite seine einstige grös- 
sere Verbreitung an. Nach der Mulde zu, die sich zwischen 
unserm Gebirge und dem sächsischen Mittelgebirge ausdehnt, 
nimmt es wieder zu, so dass schon bei Oschatz die untersten 
Braunkoblenflötze abgebaut werden; wahrscheinlich sind solche 
auch im Westen unseres Gebiets nach Dahlen zu vorhanden 
und durch dunkle humöse Flecken inmitten weisser Sandfelder 
und kleine Torfmoorbildungen angedeutet. 

Das Diluvium zeigt in seiner unteren Abtheilung, den 


 Kiesen und Sanden, welche meist die Längsthäler zwischen 


den langen Parallelzugen unseres Gebirges ausfüllen, eine sehr 
mannigfaltige Zusammensetzung, die aus seinem Charakter, 


als dem einer Strandfacies, hervorgeht. In erster Linie sind 


es wieder Skandinavien und die baltischen Gegenden, welche 
mit ihrem bunten Gesteinsmaterial diese re Etage liefern; 


, ferner nehmen die Glieder des Strehlaer erchänschen Districts, 
" das Oligocän mit seinen schneeweissen Kieseln und seinen 


 Knollenquarziten, und die Gesteine des oberen Elbthals, beson- 


ders Basalte, an der Zusammensetzung Theil. 


Im 


Braunkohlenquarzite finden sich fast überall im Kies; 


| Basaltblöcke bis zur Mächtigkeit eines Meters sind ebenfalls 


‚ ziemlich gleichmässig ausgestreut. Die Fragmente von Ge- 


572 | 


steinen des Strehlaer Gebirgs vertheilen sich so, dass Gneisse 
und Granitgneisse in den nördlicheren, die Glimmerschieferzone 
und das Silur in den südlicberen Gegenden im unteren Dilu- 
vium durch Geschiebe und Rollstucke vertreten sird. Manche 
Schichten werden fast ausschliesslich von einheimischem Ma- 
terial gebildet, so in den Kiesgruben am Westabfall des Wind- 
mühlenberges, und bei Clanzschwitz am Nordabfall des 
Öttenberges. 

Die obere Stufe des Diluviums, der Höhenlehm, scheint 
im Süden des Gebiets weite Flächen in den Niederungen 
zu bedecken, ist aber nur an wenigen Punkten aufgeschlossen. 
Die Geschiebe, die im Lehm viel spärlicher vertheilt sind, 
bleiben dieselben, wie im Kies, und erreichen oft bedeutende 
Grössen, bei der Wegschwemmung des umgebenden Lehms 
als Zeugen desselben zurückbleibend. Auch in unserem Gebiet 
gesellt sich zu jenen Geschieben als neues, für den Lehm be- 
zeichnendes Material die obersilurische, versteinerungsreiche 
Formation der schwedischen Insel Gottland in zahlreichen 
Vertretern hinzu, welche oft die schönsten Schlifflächen und 
Parallelriefen aufweisen. Besonders häufig sind sie am Ost- 
rande des Gebiets, wo der Lehm das linke, steile Elbufer 
auskleidet. | 


Die Petrographie des Strehlaer Distriets findet hier ihren 
Abschluss. Ich habe darin zuerst die Gneisse, Granitgneisse 
und Syenite des Gneissgebiets mit ihren amphibolitischen und 
quarzitischen Einlagerungen besprochen; ich ging dann zu | 
den Cornubianitgneissen, Conglomeratschiefern, Andalusitschie- 
fern und Andalusitgneissen, zu den Chiastolithschiefern und 
Glimmergquarziten der Glimmerschieferzone über. Hierauf 
wandte ich mich zu den Phylliten, Serieitphylliten und Quar- | 
ziten des Phyllitmantels, um mit einem kurzen Blick auf die 
Grauwackensandsteine des Silur und auf die Zusammensetzung | 
des Oligocän und Diluvium die petrographischen Betrachtun- 
gen zu endigen. Ri 


573 


- m. Geologischer Bau der archäischen Formations- 
gruppe von Strehla. 


a. Allgemeine Lagerungsverhältnisse. 


Die im petrographischen Theil beschriebenen Gesteine 
gehören vier Formationsgliedern an. 

Dieselben vereinigen sich im Strehlaer Gebiet zu einer 
Antiklinale, die nur mit ihrem südlichen Flügel aus dem Dilu- 
vium emportaucht. Sie beginnt an der Elbe in der Gegend 
von Strehla und hat eine Richtung von Ostnordost nach West- 
sudwest; in der Gegend von Lampertswalda bei Station Dahlen 
verschwindet sie wieder in der Diluvialebene. Der Kern dieser 
Antiklinale wird von den Gesteinen des Gneissgebiets gebildet, 
welchen sich, concordant uberlagernd, die Glieder der Glimmer- 
_ schiefer-, Phyllit- und Silurgruppe mantelartig anlegen. 

Ausserhalb des Hauptzuges treten im Südosten mehrmals 
Gesteine der obigen Formationsglieder auf, welche vielleicht 
einer zweiten, selbständigen Parallelfalte angehören. 


b. Specielle Lagerungsverhältnisse. 


A. Gneissgebiet. 


Die Gesteine des Gneissgebiets treten im Innern der 
oben beschriebenen Antiklinale in einem mächtigen Zug zu 
Tage; die bedeutende Mächtigkeit dieser Schichtengruppe 
lässt sich hier, wo sie weite Flächen mit steil ausgehenden 
Schichtenköpfen ausfüllt, zu einem Theil gut berechnen; sie 
beträgt von der Glimmerschiefergrenze im Süden bis an die 
 nordwestlichsten Aufschlusse bei Schöna beinahe 5 Kilometer. 
Jedoch ist die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, dass die 
Schichten dieses Gneissgebiets zu der Antiklinale parallelen 
_ Falten zusammengepresst sind, was die angegebene Mächtig- 
keit bedeutend reduciren würde. Anlass zu dieser Vermuthung 
giebt die Beobachtung, dass nahe östlich Laas die Gneiss- 
schichten an einem Punkt Mit 20° nach Norden, in directer 
Nachbarschaft 70°, und dann sehr steil nach Suden fallen. 
Jedoch lässt das sporadische Auftauchen der Gneissklippen 
aus dem Diluvium sichere Beobachtungen über die innere 
 Architektonik nicht zu. 

In jenem ganzen Territorium besitzen die Glieder des 
Gneissgebiets im Allgemeinen dasselbe Streichen und Fallen; 


Zeits.d. D.geol. Ges. XXIX. 3. 38 


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er Dr 


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574 


das erstere beträgt überwiegend N. 65° O. mit Abweichungen 
bis N. 5° W., das letztere ist ein meist sehr steil nach SSO. 
gerichtetes.. Nur im westlichsten Zipfel des Gebiets ist die 
Streichrichtung eine wesentlich verschiedene; sie beträgt nach 
einer Amphiboliteinlagerung in dem dortigen Granitgneiss | 
N. 30° W. Es scheint sich hier der ganze Schichtencomplex 
nach Nordwesten umzulegen und dies die westliche Endigung 
der Antiklinale in dieser Gegend anzudeuten, 


Granitgneisse. 


Die Granitgneisse bilden als Hangendstes des Gneiss- 
gebiets eine Art Einlagerung zwischen den echten Gneissen 
und der Glimmerschiefergrenze in Form einer etwa kilometer- 
mächtigen, nach Westen zu wachsenden Ellipse. 

Würde man diese Ellipse von Suden kommend begehen, so 
müsste man das Gestein ohne Zweifel für wahren Granit halten. 
Zwar sind in geringer Ausdehnung flasrige Modificationen, 
ebenso Amphibolit-Einlagerungen zu finden; aber trotzdem 
könnte man es doch nicht wagen , die Zugehörigkeit dieser 
granitartigen Gesteine als Granitgneisse zur Gneissgruppe aus- 
zusprechen, wenn man nicht, von Nordwesten kommend, 
die enge Verknupfung derselben mit ausgesprochenen und ty- 
pischen Gneissen und den allmälichen Uebergang dieser in 
anscheinend granitische Gesteine verfolgen könnte. Wer daher 
die wahre Natur dieser granitartigen Feldspathgesteine deutlich 
erkennen will, muss von Norden kommend diesen Uebergang 
und diese Verknüpfung studiren. — Auch in kleinerem Maass- | 
stab kommen im Gneissgebiet Granitgneisse vor, und diesen 
analog sind in jener grossen Granitellipse die oben erwähnten 
Modificationen schiefrig flasriger Gneisse, welche bis 4 Meter 
mächtige und 10 Meter lange, unregelmässig wolkige, im | 
(sranitgneiss sich verzweigende Partieen bilden können. Sie 
stehen besonders in den westlichen Gegenden, auf den Hain- | 
bergen östlich Lampertswalda, an der Glimmerschiefergrenze, 
und im Osten nahe Strehla an, an zahlreichen anderen Orten 
durch Lesestucke vertreten. ji 

In diesen flasrigen Modificationen, in den Amphibolit- | 
einlagerungen, sowie in den pag. 553 geschilderten Absonde- | 
rungs- und Verwitterungserscheinungen der Granitgneisse haben 
wir einen Anhaltspunkt, die Streichrichtung der letzteren zu 
bestimmen, welche mit derjenigen der echten Gneisse über- | 
einstimmt. Die abweichende Richtuug der westlichsten, weit, 
von den anderen entfernten Amphiboliteinlagerung Ba Lam- 
pertswalda ist oben erklärt. 


579 


Gneisse. 


a Die Gneisse des Liegenden, mit denen der obige Granit- 
gneiss durch allmäliche Uebergänge eng verknüpft ist, zeigen 
in einer quer über das Streichen der Schichtenköpfe gerich- 
- teten Linie von beinahe 4 Kilometer Länge, von den nord- 
 westlichsten Aufschlüssen bei Schöna bis in die Gegend von 
Laas, in sammtlichen Aufschlüssen ungefähr dieselbe Schichten- 
stellung sehr steil nach SSO. einfallender Bänke. 

Besonders hervorhebenswerthe Ausdehnung erreichen unter 
den Einlagerungen im Gneiss in den nördlichen Gegenden die 
quarzreicheren, glimmergranulitähnlich aussehenden Varietäten. 
Die bedeutendste dieser Einlagerungen, jenes dunkle Gestein, 
welches den ganzen Raum zwischen dem Klingenhainer- und 

dem Steinsberg einzunehmen scheint, erreicht eine Mächtigkeit 
von über 400 Metern. 


Granitgneisse von Riesa. 


Ausserhalb jenes Hauptzuges des Gneissgebiets, welcher 
an seiner Sudgrenze unter den ihm anliegenden Schiefermantel 
untertaucht, erscheinen, etwa 4 Kilometer sudöstlich, bei Gröba 
nahe Riesa die pag. 549 beschriebenen porphyrartigen und meist 
 syenitischen Granitgneisse in wenigen isolirten Aufschlussen. 
u Auch diese Gesteine gewähren uns, an den Felsen des 
 Elbufers, in ihren zahllosen parallelen Lenticulärconcretionen 
_ unverkennbare Anhaltspunkte, die Streich- und Fallrichtun- 

gen zu bestimmen. Danach ist das Streichen dieser öst- 
liebsten Vertreter des Gmneissgebiets in der Strehlaer Ge- 
gend N. 75° O., das Fallen ein nicht zu steil, 50— 60°, 
nach Norden gerichtetes, während die Gesteine des Haupt- 
 gneisszuges im Allgemeinen sehr steil nach Suden einfallen. 
_ Dasselbe Fallen zeigt der nördlichste Aufschluss dieser Ge- 
gend, ein Steinbruch nordöstlich vom Dorfe Gröba, in einer 
_ dortigen Amphiboliteinlagerung, dagegen ein sehr abweichen- 
des Streichen von N. 30° O. Wahrscheinlich ist in dieser 
_  Streichrichtung die quer herübergehende, der anliegenden 
 Glimmerschieferzone entsprechende Verbindung zwischen dem 
 Hauptgneisszug und einem pag. 573 0. angenommenen, kürzeren 
- Parallelzug angedeutet, der im Westen durch anliegende Schiefer 
von jenem getrennt, aber schon hier mit ihm durch eine solche 
_ Querverbindung vereinigt ist. 
h; Von den wieder nach Suden einfallenden Schichten eines 
solchen zweiten südlicheren Gneisszuges ist nichts aufge- 


38* 


576 


schlossen, doch konnten dieselben noch innerhalb unseres Ge- 
biets durch den südlich einfallenden Schiefermantel von Canitz 
und Merzdorf westlich Riesa ihre Begrenzung finden. 


B. Glimmerschiefer- und Phyllitzone. 


Die Glieder der Glimmerschiefer- und Phyllitzone tauchen 
zuerst bei Wellerswalda, am westlichsten Sudrand des Haupt- 
gneisszuges, aus der Diluvialbedeckung hervor und begleiten 
diesen Zug, ebenso im Allgemeinen N. 65° O. streichend und 
bald auf dem Kopfe stehend, bald sehr steil nach Süden ein- 
fallend, in seinem östlichen Verlauf bis nach Clanzschwitz; 
hier machen sie eine kleine Wendung nach Norden, N. 55° O 
streichend, und verschwinden in einer flachen Diluvialniederung, 
aus der sie nur in einem kleinen Aufschluss westlich Leckwitz mit 
steilstehenden Schichtenköpfen und dem gewöhnlichen Streichen 
hervorragen. Im weiteren östlichen Verlauf biegen sie sich 
im Schieferberg zwischen Leckwitz und Strehla mit verticaler 
Schichtenstellung und fast nordsudlichem Streichen rechtwinklig 

m, lenken dann wieder in beinahe rechtem Winkel nach Sud- 
westen und nehmen eine Hauptstreichrichtung von N. 50° 0. 
an. Hier, zwischen Leckwitz und Zausswitz, stehen die 
Schichten anfangs auch fast auf dem Kopf, haben aber bald 
ein sehr entschiedenes Einfallen nach Nordnordwesten, 
bei Zausswitz schon von 70°. Diese Leckwitz-Zausswitzer 
Schiefer bilden also mit den nördlich gegenüberliegenden 
Glimmerschiefern und Phylliten, welche von Wellerswalda bis 
Clanzschwitz den Hauptgneisszug begleiten, eine enge Mulden- 
bucht, die sich nach Westen öffnet, im Östen durch die quer | 
herubergehende Verbindung abgeschlossen wird, welche “2 
Streichen der Gesteine des Schieferbergs andentet. nn 

Im Südwesten von Zausswitz verschwindet wieder alles | | 
unter Diluvialbedeckungen; die Glimmerschiefer- und Phyllit- | 
zone beschreibt hier wahrscheinlich wieder einen Bogen nach 
Süden, dann nach Sudosten, dessen Fortsetzung erst bei Canitz | 
und Merzdorf durch wieder auftauchende, steil nach Süden 
einfallende Phyllite angezeigt wird: sie würden sich, bei der Mi 
Annahme eines sudlicheren kleineren, dort freilich von Dilu- 
vium vollständig verdeckten (zneisszuges, diesem an seiner 


Sudflanke mit einem Streichen von N. 80° W. anlehnen. = 


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577 


Glimmerschiefer. 


Die Mächtigkeit der Glimmerschieferzone mag bei Wellers- 
walda, wo sie sich wegen der scharfen Begrenzung an beiden 
Seiten noch am besten messen lässt, etwa 800 Meter betragen; 
bei Clanzschwitz und namentlich bei Zausswitz erscheint sie 
wegen der dort fächerförmigen Schichtenstellung bedeutender. 
Die an Rollstucken des Liegenden reichen, dunklen Gneiss- 
slimmerschiefer, welche über den wenige Meter mächtigen 
Cornubianiten lagern, werden durch die bei Liebschütz sich 
in sie auskeilenden, hellen Andalusitschiefer in eine obere und 
eine untere Abtheilung getbeilt; die oberen Conglomerat- 
schiefer scheinen schon bei Leckwitz durch die etwa 150 Meter 
mächtige Andalusitgneissbildung verdrängt zu werden, während 
dort die unteren ebenfalls theilweise oder ganz durch die etwa 
300 Meter mächtige Lenticularmasse der Chiastolitbschiefer des 
Schieferberges ersetzt werden; letztere breiten sich übrigens 
jedenfalls auch auf Kosten der sie überlagernden Andalusit- 
schiefer aus. Es repräsentiren also im Westen die Conglo- 
meratschiefer das vorherrschende Gestein, weiter im Osten die 
Andalusitschiefer, die schon im Steinsberg bei Clanzschwitz 
etwa 300 Meter mächtig sein mögen. 

Im Hangenden ist die Glimmerschieferzone von den Seriecit- 
schiefern des. Phyllitmantels begrenzt, wenigstens bei Wellers- 


 _ walda; dieselben stellen augenscheinlich ein Uebergangs- 


glied dar. 

Die Glieder der Glimmerschieferzone weisen in ihren 
speciellen Lagerungsverhältnissen mannigfache Unregelmässig- 
keiten auf, die ähnlich, wenngleich weniger scharf, im Gneiss- 
gebiet vorkommen und als eine Folge gewaltiger Pressungen 
zu betrachten sind. Die steilen Schichtenköpfe des Sittel- und 
Steinsbergs bei Liebschütz und Clanzschwitz sind bald nach 
Suden, bald nach Norden umgebogen, wie dies seltener auch 
im Gneissgebiet zu bemerken ist. Manchmal lösen sich ganze 
Schichtencomplexe ab und scheinen sich thalabwärts senken 


zu wollen. Dieselben Schichtenstörungen finden sich zwischen 


Leckwitz und Zausswitz, und man muss deshalb bei der ge- 


_ ringen Tiefe der dortigen Aufschlüsse in der Bestimmung des 


Streichens und Fallens vorsichtig sein. 
Die Streichlinie ist oft eine wellenartige; doch sind diese 
_ Wellen hier nicht nur im Grossen ausgebildet, wie das im 


 Gneissgebiet eine gewöhnliche Erscheinung ist, sondern sie 
kehren auch im Kleinen , in Meterlänge, dicht "hintereinander 


wieder, zugleich eine wechselnde Fallrichtung mit sich ver- 
 knüpfend. Die Schichten der Chiastolithschiefer des Schiefer- 


i bergs bei Leckwitz, welche dem innersten Winkel der Mulden- 


578 a j 


bucht zwischen der Clanzschwitzer und der Zausswitz - Leck- 
witzer Zone angehören, divergiren offenbar nach beiden Seiten, 
indem sie sich an dem eigentlichen Wendepunkt, wo der 
grösste Druck stattfinden musste, am meisten zusammen- 
pressen. 

Lehrreich zeigen ganz dünne Quarzäderchen, zumal in den 
Chiastolithschiefern und Andalusitschiefern, welchen Faltungen 
diese Gesteine ausgesetzt waren: wie die Windungen eines 
bogenreichen Flusses eine geographische Karte, so durchziehen 
sie das Gestein, bald auf den Schichtflächen sich fortschlän- 
gelnd, bald einmal quer durchsetzend. 


Phyllite. 


Die typischen Phyllite überlagern bei Wellerswalda durch 
Vermittelung des mit Glimmerquarzitschiefer wechsellagernden 
Sericitgesteins concordant die Glimmerschieferzone; sie fallen 
fast ebenso steil noch wie jene, 75°, nach Süden und zeigen 
dieselben Unregelmässigkeiten im Aufbau. Das Streichen ist 
in diesem westlichsten Theil ein ostwestliches, zeigt also, wie 
dies nach den Erscheinungen im Gneissgebiet (vergl. pag. 974 o.) 
zu erwarten ist, eine schwache Wendung der Hauptstreich- 
richtung N. 65° O. nach Nordwesten zu, welche Abweichung 
auch die unterlagernden Conglomeratschiefer der Glimmer- 
schieferzone offenbaren wurden, wenn man sie anstehend fände. 

Die Mächtigkeit der Phyllitzone mag bei Wellerswalda 
etwa 200 Meter betragen ; es kommen häufig bis metermächtige, 
blaugraue Quarzitschiefer vor, die Biotit und jedenfalls auch 
Hornblende enthalten und nach Suden zu Uebergänge in die 
quarzitischen Grauwackensandsteine des Silur zu bilden schei- 
nen. Wahrscheinlich gehören hierher auch die westlich Zauss- 
witz und aı Südrand des Käferberges aufgeschlossenen Glimmer- "| 
quarzite (vergl. pag. 566), deren senkrecht stehende Schichten- | 
köpfe N. 45° O. streichen und die Grenze der Zausswitz- 
Leckwitzer Schieferzone gegen das nördlich anliegende Sins 
darstellen mögen. | 

Die Canitz-Merzdorfer chiastolithführenden Kuotenphrikil Ku 
und Kieselschiefer (vergl. pag. 569), welche sich der ange- | 
nommenen südlichen, kleineren Antiklinale an deren Südflanke 
anlehnen würden, streichen N. 80° W. und haben sehr steil | 
nach Süden einfallende Schichten; die im Liegenden anzuneh- 
menden (slimmerschiefer sind nirgends aufgeschlossen, der S 
nächste Aufschluss im Liegenden, fast 3 Kilometer nordöstlich, |7 
entblösst die Granitgneisse von Riesa. u a 

Die Canitzer Knotenphyllite haben in vorzüglichster Weise | 
die Eigenthümlichkeit, sich am Ausgehenden nach einer Seite | 


579 i 


umzulegen. So haben die etwas flachen Aufschlüusse sudlich 
Weida bis zu 3 Meter Tiefe nichts als etwa 45° nach Norden 
einfallende Schichten aufzuweisen; man könnte hiernach geneigt 
sein, eine auf der Fallebene des Gneissgebiets fast senkrechte 
Schichtenstellung anzunehmen. Kommt man aber in den tie- 
feren Aufschluss bei Canitz, so sieht man zwar bis zu einer 
gewissen Tiefe, 2 Meter etwa, die Schichten ebenfalls 45 
nach Norden einfallen: dann aber biegen sie sich plötzlich 
fast rechtwinklig um und fallen gleichmässig, in grösserer 
Tiefe etwa 80 °, nach Süden. _ 


C. Silur. 


Die auf die Phyllitzone folgende mächtige, aber höchst 
monotone Schichtenreihe von quarzitischen Grauwackensand- 
steinen hat bisher nicht einen einzigen organischen Rest ge- 
| liefert, der zu ihrer Altersbestimmung dienen: könnte. Der 
Umstand jedoch, dass in dem unter ganz analogen Ver- 
haltnissen auftretenden Grauwackengebirge der benachbarten 
Lausitz Graptolithen gefunden, dass ferner GEiniTZ*) aus diesen 
Grauwacken eine silurische Lingula beschreibt, durfte ein Hin- 
weis auf das silurische Alter auch der Oschatzer Grauwacken- 
formation sein. 

Die hierher gehörigen Grauwackensandsteine scheinen, 
obwohl direete Beobachtungen der Diluvialdecke wegen nicht 
möglich waren, die Phyllitzone unmittelbar zu überlagern; 
wenigstens waren sie bei Wellerswalda durch ein kleines 
Rinnsal gleich unterhalb des Phyllitaufschlusses entblösst. Sie 
schmiegen sich in gleich steilen Schichtenstellungen dem Ver- 
lauf des archäischen Distriets an; diese anfangs sehr steile, 
stellenweise senkrechte Schichtenstellung wird jedoch nach 
- der, südlich davon sich ausdehnenden „ grossen sächsischen 
Mulde zu allmälich Sacher. 


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D. Diluvium. 
Das Diluvium, welches unser kleines Gebirge rings um- 


schliesst und noch ausserdem die meisten Längs- und Quer- 
thäler zwischen den einzelnen Höhenzugen ausfuüllt, gliedert 


*) Isis 1872. pag. 127., 1871. pag. 139. 


580 


sich, wie überall in Sachsen, in eine untere Etage, die der 
Kiese und Sande, und in eine obere, die des Geschiebelehms, 
welche beide, oft discordant sich überlagernd, die Ebenen 
auskleiden und gleichmässig sich an den Höhen hinanziehen. 
Besonders die untere Stufe ist in unserem Gebiet verbreitet; 
sie drängt sich im Norden und Wesien an das Gebirge 
heran, bedeckt die nördlichen Höhenzüge und den mittelsten 
an ihren westlichsten und östlichsten Enden und füllt das 
Längsthal von Laas an der Nordseite des letzteren aus; 
einmal ist der Windmühlenbergzug, nördlich Leckwitz, durch 
ein flaches, von Diluvium bedecktes Querthal unterbrochen, 
welches das nächst südliche, ebenfalls ganz von Diluvium 
erfüllte Längsthal zwischen dem Windmühlenberg und dem 
Grauwackenschieferzug mit dem vorigen verbindet; hier macht 
sich schon die obere Stufe der Geschiebelehme als schwache 
Decke über den Kiesen und Sanden geltend, aus welch’ letz- 
teren bisweilen die schneeweissen Sande des Unteroligocan 
in kleinen Partieen hervorragen. Südlich des grossen Grau- 
wackenschieferzuges bedeckt fast überall Diluviallehm weit und 
breit die Kiesetage, Höhen und Thäler gleichmässig über- 
ziehend; er bekleidet auch die Steilgehänge des linken Elb- 
ufers bei Strehla, wo er von queren Wasserrissen häufig durch- 
klüftet wird. 

An einheimischem , dem beschriebenen Gebirge entstam- 
mendem Material ist vorzüglich der Kies reich, der dadurch, 
dass solches oft bedeutende Lagen selbständig ausmacht, eine 
besondere Mächtigkeit und eigenihümliche Facies erlangt. 
Namentlich durch diese Bedeutung, welche einheimisches Ma- 
terial hier gewinnt, erinnert das den Oschatz - Strehlaer, bis 
1000 Fuss hoben Bergen (Colm) angelagerte Diluvium an die 
Strandfacies des Lausitzer Diluvium.*) 1 

Folgendes Beispiel mag die eigenthümliche Ausbildungs- 
weise unseres Diluvium erläutern. Am Nordabhang des Otten- 
berges südlich Clanzschwitz bilden braune, horizontal geschich- | 
tete Sande mit grossen nordischen Blöcken das Liegende; auf “a 
sie legt sich eine schwache, gleich ebene Schicht von Grau- | 
wackenschieferrollstucken mit lettigem Zwischenmaterial, und | 
nun folgt eine 3 Meter mächtige Schicht, die fast nur aus 
Grauwackenschieferrollstücken bis über Kopfgrösse besteht; | 
diese Lage hebt sich etwa 45° nach Nordosten fallend nach 
dem Ottenberg zu, an den sie sich anlehnt. Das Hangendste 
bildet eine wenige Fuss mächtige, wiederum horizontale | 
Schicht, mit Rollstücken, theils von von Grauwackenschiefer, 


581 


theils von Gesteinen der Zausswitz - Leckwitzer Glimmer- 
schieferzone. — Ganz ähnlich sind die Verhältnisse am West- 
ende des Liebschützer Windmuühlenberges, wo die Kiese eiuen 
mächtigen Ringwall um den Berg herum bilden und neben 
nordischem Material zum nicht geringen Theil aus grossen 
Gneiss- und Granitgneissgeschieben bestehen, die sämmtlich 
wohlabgerundete Conturen haben. 


Wir sind am Ziel unserer geologischen Schilderung an- 
gelangt; wollen wir einen zusammenfassenden Ruckblick auf 
die besprochenen Verhältnisse werfen, so durchwandern wir 
am besten an der Hand eines Generalprofils von Nordwesten 
nach Südosten die Gegend. 


Wir beginnen 


l. au dem nördlichsten, letzten Vertreter des archäischen 
Grebiets von Strehla in der dann ununterbrochenen Decke von 
Schwemmland; es sind oberflächliche Schürfe in echtem grauen 
Gneiss, der ostwestlich streicht und 80° nach Süden einfällt, 
und quarzreichere, glimmergranulitähnliche Varietäten ein- 
schliesst. 

Von hier aus nach dem Hangenden, also nach Südosten 
uns wendend, überschreiten wir, in immer höhere Horizonte 
gelangend, folgende Aufschlusspunkte: 

2. kleiner Steinbruch nordwestlich Cafertitz; der Gneiss 
bewahrt seinen flasrigen Charakter mit sehr steilem Einfallen 
nach Suden, — Dasselbe zeigt uns eine ganze Reihe von Auf- 
schlüssen, die wir, den Dahlschen Bach überschreitend, auf 
dem Wege nach Laas antreffen. 

3. Erst auf dem Hügel zwischen der Windmühle und dem 
_ Jägerhaus östlich Laas findet sich ein Haufen grösserer Blöcke, 
welche zwar theilweise noch treffliche Flaserung und bedeu- 
tenden Biotitgehalt, theilweise aber schon so granitisches Korn 
zeigen, dass die Flaserung nur noch undeutlich hervorfritt. 

4. Ein alter Steinbruch am Waldrande enthält fast durch- 
weg noch flasrige Gesteine, die zumal in ihren biotitreichen 
Zonen lebhaft an gewisse erzgebirgische Gneisse erinnern. 
Das Fallen ist theils senkrecht, theils sehr steil nach Süden. 

5. Im Wald an der Berglehne zeigt ein kleiner ver- 
_ lassener Steinbruch unzweifelhaften Gneiss, wenn auch ärmer 
_ an Biotit und reicher an Feldspath, als bisher. Die Schichten 
- fallen nicht steil nach Suden. 

6. Auf der Höhe des bewaldeten und darum aufschluss- 
losen Dürrenberges treten uns Blöcke und kleine alte Schürfe 


552 


in sehr schwach flasrigem Granitgneiss entgegen, welcher den 
Granitgneissen der an Aufschlüssen reichen westlichen Fort- 
setzung dieses Zuges entspricht. 

7. Noch im Wald sind grosse Blöcke von dunklen Cornu- 
bianitgneissen verstreut, welche bei Wellerswalda, im Westen, 
über den Granitgneissen anstehen. 

8. Am südöstlichen Waldrand treten an einzelnen Stellen 
die dunklen Conglomeratschiefer zu Tage, welche mit steil 
nach Süudsüdosten gerichteten Schichtenköpfen N. 59° O 
streichen und das Hangende der Cornubianitgneisse sub 7 
bilden, deren Blöcke im Wald bis in direete Nähe dieser 
Schiefer gehen. 

9. Uebergänge bildende Lesestücke in Menge führen zu 
den zackigen Felskäammen der Andalusitschiefergruppe des 
Steinsberges; die Schichten stehen auf dem Kopf und sind bald 
nach Norden, bald nach Suden umgebogen. 

10. Etwas tiefer, auf dem Rücken des sudlich anliegenden 
kleinen Steinsbergs, bekunden zahlreiche grosse Fragmente die 
überlagernden Conglomeratschiefer; ein kleiner Aufschluss an 
der Südseite entblösst die hangendsten Schichten derselben. 

11. Die schmale Muldenbucht zwischen dem Clanzsch- 
witzer und dem Leckwitzer Schiefermantel durchschreitend, in die 
sich die silurischen Grauwackenquarzite hineinziehen, gelangen 
wir zu den Andalusitgneissen, welehe die Leckwitz-Zausswilzer 
Zone überlagern und durch Felsbildung, sowie durch za 
Schürfe aufgeschlossen sind. 


12. Die dunkleren und quarzärmeren Andalusitschiefer, 


zwischen Leckwitz und Zausswitz, sind in mehreren Schürfen 
blosgelegt; sie fallen im Allgemeinen 70° nach Nordwesten 
und streichen N. 40° O. 

Das Liegende müssten, nach Analogie des nördlich 
gegenüberliegenden archäischen Zuges, Gneisse und Granit- 
gneisse bilden; sie sind jedoch innerhalb des Bogens, in dem 


sich die Schiefer von Leckwitz über Canitz nach Merzdorf | 


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ziehen, nicht aufgeschlossen. Erst über 4 Kilometer östlich 


treten die isolirten Granitgneisse von Gröba und Riesa auf, 


welche im Allgemeinen ostwestlich streichen und 50 — 60° 


nach Norden einfallen. 


13. Den Abschluss unserer etwa 14 Kilometer langen 


Profillinie im Südosten bilden die Knotenphyllite von Canitz; 
sie legen sich dem Zug sub 12 mit sehr steil südlich ein- 


fallenden Sebichten und N. 80° W. Streichen im Südwesten any 


583 


IV. Stellung des Strehlaer Gebirges zu den archäischen 
Nachbardistrieten. 


Offenbar repräsentirt dieses kleine Gebirge kein voll- 
kommen geologisch in sich abgeschlossenes Ganzes; es 
stellt ein zwar nach Westen zu begrenztes Gebiet dar, das 
sich aber nach Osten fortzusetzen und nur durch die Diluvial- 
bedeckungen des Elbstromes dem Auge entzogen zu werden 

scheint. 

Augenscheinlich ist es der grosse Lausitzer Hohenzug, 
der im Osten mit dem Strehlaer Gebirge in Verbindung steht, 

“ wenn es auch noch nicht möglich ist, die Gliederung jenes 
Gebirgszuges, die zu wenig bekannt ist, mit derjenigen dieses 
Gebiets zu vergleichen; es sind jedenfalls die nordwestlichsten, 
fingerförmigen Ausläufer des Lausitzer Zuges, die wir in den 
Strehlaer Bergen vor Augen haben. 

Unverkennbar ist eine gewisse Aehnlichkeit, welche die 
archäische Schichtengruppe von Strehla mit gewissen Com- 
plexen des südlich davon gelegenen sächsischen Mittelgebirges 
bietet. Diese Aehnlichkeit ist um so auffälliger, als sie der 
Nordabfall des Erzgebirges mit dem gegenüberliegenden Flügel 
des Mittelgebirges in weit geringerem Maasse aufzuweisen hat. 

Sie besteht vor allem in der Ausbildung der Glimmer- 
schieferetage als Andalusit-, resp. Garbenschiefer; ferner darin, 
dass die darunter liegenden archäischen Complexe nicht, wie 
das zu erwarten wäre, einen schiefrigen Habitus besitzen und 
dadurch den Uebergang zu der Glimmerschieferetage vermitteln, 
sondern im Gegentheil granit- und porphyrartige Ausbildungs- 
weise annehmen (s. u... Das Profil durch die Granitgneisse 
des Liebschützer Berges und die Quarzitschiefer, sowie die oft 

 garbenschieferartigen Andalusitschiefer des grossen Steinsberges, 
auf welche, freilich erst nach einer Einschaltung jener ganz 

_ localen Conglomeratschichten, die Phyllite von Wellerswalda 

- folgen wurden: es findet sein Analogon an verschiedenen 

Stellen der Peripherie des Granulitgebirges, so südlich von 

_ Rochlitz, so westlich von Geringswalda. 

Während also unser Gebirge einerseits die nordwestlichsten 
Ausläufer des Lausitzer Gebirgszuges bildet, repräsentirt es 

_ andererseits die kleinste und niedrigste der drei erzgebirgischen 

_ Falten*), ‘welche mit der zweiten, dem Granulitgebirge, die 


8 
% *) Vergl. Herm. Creoner in der Zeitschr. f. ges. Naturw. XLVII. 
Pag. 261. 


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584 


grosse sächsische Mulde bildet. Jedoch ist uns diese Falte 
nicht in ihrer ganzen Wölbung erhalten, oder wenigstens 
unserer Beobachtung zugängig, vielmehr bilden die Gneisse 
und Schiefer des Strehlaer Gebirges, wenn wir von der klei- 
neren, südöstlich davon gelegenen, ihnen parallelen Faltung 
absehen, uur den südsüdöstlichen und demgemäss auch nach 
Südsudosten einfallenden Flügel jener Falte. Dahingegen ist 
ihr nordnordwestlicher Abfall von dem hohen Schwemmland 
der Gegend zwischen Dahlen und Belgern bedeckt, Der zu 
Tage tretende Flügel würde demnach nichts sein, als die sich 
wiederum an die Oberfläche hebende nördliche Fortsetzung 
der archäischen Schichtencomplexe am Nordrande des Granulit- 
gebirges. Mit dieser Vorstellung harmonirt die oben hervor- 
gehobene Aehnlichkeit im petrographischen Charakter beider 
durch die Dyasmulde von Oschatz getrennter Flügel. 

Nach Westen zu findet der archäische District in der 
Strehlaer Gegend seinen Abschluss. Die anliegenden silu- 
rischen Gesteine aber setzen sich, wenn auch in weniger steil 
aufgerichteten Schichten, noch weit südwestlich fort. Der süd- 
liche Grauwackenschiefermantel streicht über den Colmberg 
nach Grimma zu bis in die Gegend von Oderwitsch und 
Hainichen. 


V. Genetische Betrachtungen über gewisse Gesteins 
vorkommnisse. 


Bei der Wichtigkeit, welche die Frage des Contactmeta- 
morphbismus erlaugt hat, kann man nicht umhin, an die petro- 
graphische und geologische Beschreibung der Strehlaer Berge 
einige genetische Betrachtungen zu knüpfen, welche durch die 
von NAUMANN über die Verhältnisse in diesen Bergen ausge- | 
sprochenen Ansichten hervorgerufen werden. 


a. Granitartige Gesteine. 


Auf der Naumann’schen geologischen Karte des König- BR 
reichs Sachsen ist in den Strehlaer Bergen das ganze Gneiss- | 
gebiet mit Ausnahme zweier kleiner Flecken bei Cafertitz und 
Sahlasan, als Granit bezeichnet. Selbst da, wo die ng 
gnostische Beschreibung des Königreichs Sachsen“ das Gestein 7 
als Gneiss bezeichnet, wie bei Möhla, Laas und Görzig, ist 


a 
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auf der Karte Granit angegeben. Den übriggelassenen Gneiss 


985 


lasst Naumann vom dunkelglimmerigen „Granit* durch hellen 
Glimmer sich unterscheiden (was nicht der Fall ist). Infolge- 
dessen nimmt er den Granit als eruptiv an und erklärt die an- 
liegenden Schiefer als Umwandlungsproduct der von jenem durch- 
brochenen Thonschiefer; und zwar stellt er dies als eins der 
trefflichsten Beispiele einer umfassenden Contactmetamorphose 
hin. „Ein sehr ausgezeichnetes Beispiel* (der Umwandlung 
von Thonschiefer in Glimmerschiefer), sagt er*), „findet sich 
in Sachsen nördlich von Oschatz, wo der Thonschiefer 
von Wellerswalda* (die von den Conglomeratschiefern unter- 
lagerten Phyllite?) „in seiner östlichen Fortsetzung, bei Lieb- 
schütz und Clanzschwitz, dicht vor dem Granit, zu einem aus- 
gezeichneten, oft andalusitreichen Glimmerschiefer metamor- 
phosirt ist.“ Warum freilich die Schieferzone bei Wellerswalda, 
wo doch gerade der „Granit* am mächtigsten entwickelt ist, 
intact geblieben sein soll, dürfte nicht leicht zu erklären sein. 

Es sind bisber immer die granitartigen Gesteine von Strehla 
ais Granitgneisse bezeichnet und wird ihrer Beziehungen zum 
(Grmeissgebiet bereits im geologischen und petrographischen 
Theil gedacht. Im Folgenden ist zuerst die Möglichkeit einer 
Eruptivität dieser Gesteine in Erwägung gezogen und dann 
alles, was dagegen spricht, nochmals zusammengefasst. Der 
Verfasser ınuss gestehen, dass er bei seinen ersten Excur- 
sionen fast geneigt war, sich der Naumann’schen Darstellung 
anzuschliessen, so günstig scheinen auf den ersten Blick die 
Verhältnisse für dieselbe zu liegen. Bald jedoch häuften sich 
die Gegenbeweise derart, dass man anderer Ueberzeugung 
werden musste. 

Es ist eine sehr gewöhnliche Erscheinung, dass bei ge- 
waltiger Faltung und Pressung der Erdoberfläche längs der 
Scheitellinie solcher Falten sich Spalten öffnen, Eruptivmaterial 
herausdringen und sich in der Richtung der Spalten verbreiten 
kann. Ein ähnliches Phänomen scheint auf den ersten Blick 


innerhalb der beiden Strehlaer Antiklinalen stattgefunden zu 


haben: gewaltig steil aufgerichtete Schichten schliessen in 
ihrer Mitte granitartiges Material ein. 
Allein schon der Umstand, dass in der nördlicheren, 


grösseren Antiklinale (in der kleineren lässt sich wegen Man- 
gels an Aufschlussen in dieser Hinsicht nichts Bestimmtes 


sagen) jener Tractus granitartigen Materials nicht auf der 
Scheitellinie sich hinzieht, sondern zwischen der liegenden 


Gneiss- und der hangenden Glimmerschiefergruppe eingenrdnet 
_ erscheint, spricht gegen die obige Auffassung; vor allen Din- 
- gen aber finden sich ja Rollstücke dieses sogenann- 


*) Naumann, Geognosie 1850. I. pag. 789. 


ten Granits bereits in den dicht darüber liegenden 
dunklen Gneissglimmerschiefern. 

Will man also die eruptive Natur dieser granitartigen 
Gesteine aufrecht erhalten, so müsste man sie als Decke nach 
Ablagerung des Gneisses und vor dem Absatz der Glimmer- 
schiefer ausgebreitet sich denken; dafür würde auch eine Art 
der Absonderungsweise sprechen, die das Gestein neben seiner 
gewöhnlichen, wohlbekannten, häufig besitzt und die schon 
NAUMANN hervorhebt: die in mehr oder weniger dünne, den 
Streich- und Fallrichtungen der Gneisse und Glimmerschiefer 
. parallele Platten. 

Indessen kommt eine Anzahl von Umständen hinzu, Eaalaihe 
die eruptive Natur des sogenannten Granits überhaupt höchst un- 
wahrscheinlich machen. Dies ist vor allem, in Verbindung 
mit der im II. Abschnitt geschilderten Uebereinstimmung der 
petrographischen Beschaffenheit dieser „Granite“*“ mit den un- 
verkennbaren Gneissen des Liegenden, der allmäliche Ueber- 
gang und die enge Verknüpfung zwischen beiden Gesteinen, 
wie sie pag. 574 geschildert wurde. Und dies drückt sich 
nicht nur im Gesammitcharakter aus, es kehrt auch im Einzel- 
nen wieder: dieselben Concretionen, dieselben Modificationen, 
wie dort in’s Körnige, hier in’s Schiefrig-Hasrige, dieselben # 
Hornblendegestein - Einlagerungen und quarzreicheren Varie- 
täten. — Und kann es ferner ein Zufall sein, der diesen 
Gneiss- und Hornblendegestein-Einlagerungen der sogenannten 
Granite (mit Ausnahme der westlichsten und östlichsten Amphi- 
boliteinlage, deren abweichende Richtungen sich sehr wohl 
erklären lassen (vergl. pag. 574 und 575), dieser plattenfor- 
migen Absonderung des Gesteins, diesen eigenthümlichen Ver- 
witterungserscheinungen (vergl. pag. 553) ein und dieselbe 
Richtung nicht nur unter einander, sondern auch mit den 
Gesteinen der Gneissgruppe verleiht? Schwerlich liesse sich 
dies mit nur einiger Wahrscheinlichkeit als eine zufällige An- 
ordnung innerhalb einer plastischen Eruptivmasse erklären. | 

Bedenken wir ferner die elliptische, nach Osten sich aus- 
keilende Gestalt des Ganzen, die allerdings auch auf das | 
Eruptivgestein passen würde, schliesslich aber den allmälichen 
Uebergang in die südlich vorliegende Glimmerschieferzone 
(vergl. pag. 998)» aus einem feldspathreichen, glimmer- und 
quarzarmen in ein feldspatharmes, glimmer- und quarzreiches R 
Gestein, so schwinden alle Zweifel an der Zugehörigkeit dieser 
granitartigen Gesteine als Granitgneisse zum Gneissgebiet, an 
ihrer Natur als integrirender Theil der archäischen Schichten- 


gruppe. 


987 


b. $limmerschieferzone. 


Die Unwahrscheinlichkeit einer Oontactmetamorphose in 
dem Strehlaer Schiefermantel möge noch mit einigen Worten 
hervorgehoben werden, obgleich mit der veränderten Stellung 
der granitartigen Gesteine in jener Gegend der Gedanke an 
eine Contactmetamorphose hinwegfällt; die Schiefer können 
ja gar nicht durch diese granitartigen Gesteine umgewandelt 
sein, denn sie enthalten schon Rollstucke von demselben in 
ihren liegenderen Partieen, sind also erst zur Ablagerung ge- 
langt, als jene, welchen die metamorphosirende Einwirkung 
zugeschrieben wurde, schon längst existirten und durch Bear- 
beitung von Seiten des Wassers Geroöll lieferten. Das um- 
wandelnde Agens, der Granit, der das Nebengestein durchdrang, 
— es fehlt gerade so, wie bei der sogenannten Oontactmetamor- 
phose rings um das Granulitgebirge; auch die Granulite sind, 
wie unsere Granitgneisse, Glieder der archäischen Formations- 
gruppe. 

Und doch ‚scheint die Strehlaer Schieferzone an manchen 
Stellen mit der Reihenfolge übereinzustimmen, wie sie von 
RosENBUSCH in seinem neuesten Werk uber die Steiger Schie- 
fer*) den Producten einer Üontactmetamorphose von innen 
nach aussen zugetheilt wird. So zeigt bei Leckwitz das Lie- 
gsendste (nach topographischen Verhältnissen zu vermuthen 
allerdings noch nicht ganz das Liegendste) der Zone, die 
Chiastolithschiefer des Schieferberges, in seinen östlichsten 
massigeren Partieen einen Gesteinscharakter, der es den 
Andalusithornfelsen RosensuscH’s an die Seite setzt; im Han- 
genden wird das Gestein schiefriger, es folgen die Andalusit- 
'  schiefer resp. Knotenglimmerschiefer von Zausswitz-Leckwitz. 
Nun treten allerdings etwas störend die Leckwitzer Andalusit- 
gneisse dazwischen; hierauf könnten sich aber wieder sehr 
passend die Canitzer Knotenphyllite anreihen , die durch die 
Glimmerquarzite westlich Zausswitz in die intacten Grauwacken- 
sandsteine des Käferbergs übergehen würden. — Auch der 
Umstand, dass gerade hier jene Reihenfolge am ausgepräg- 
testen ist, würde sich durch das Zusammenlaufen der zwei 
vorher getrennten Granitgneisszuge an dieser Stelle befriedi- 
send erklären lassen. Da nun aber diese Granitgneisse ent- 
schieden nicht eruptiv sind, und zwar am entschiedensten 
gerade ganz in der Nähe des Chiastolithschieferberges, in dem 


*) Abhandl. zur geol. Unters. von Elsass-Lothringen Helft 3. 


588 


Aufschluss zwischen Strehla und Sahlasan, so müsste man, » 


um den metamorphen Charakter der Schiefer aufrecht zu 
erhalten, zu dem Mittel greifen, einen subterranen oder von 
Diluvium vollständig verdeckten Eruptivstock anzunehmen; und 
zwar wäre dessen „Brennpunkt“ in die Nähe der Chiastolith- 
schiefer zu setzen. Von dieser Gegend aus müssten dann die 
Schiefer, gleichmässig nach Aussen zu im Umkreis abnehmend, 
metamorphosirt sein; das ist aber nicht der Fall, die Glimmer- 
schieferzone zieht sich in gleicher Mächtigkeit bandartig am 
Gneissgebiet hin. Ihr Charakter als der eines umgewandelten 
Thonschiefers würde nur einigermaassen zu erklären sein, wenn 
der Granitgneiss des Gneissgebiets wahrer Granit wäre. 
Gegen einen reinen Pyrometamorphismus sprechen zahl- 
reiche petrographische Bedenken. Unkrystallinische Schiefer 
treten in der Gegend nur in Gestalt der eintönig weite Flächen 
bedeckenden, quarzitischen Grauwackensandsteine auf: wie 
sollten aus diesen stets fast eisen- und bitumenfreien Schie- 
fern einerseits die eisen- und kohlenstoffreichen Chiastolith- 


schiefer, andererseits die ganz abnorm thonerdereichen Andalusit- 


Br 


gneisse, dann wieder die sehr glimmerreichen Zausswitzer 
Schiefer und schliesslich die quarzreichen Ändalusitgesteine 
inmitten der dunklen Üonglomeratschiefer entstanden sein? 


Auch darf man eine Thatsache schliesslich nicht ganz unbe- 


rucksichtigt lassen: das ist der hohe Bitumengehalt mancher 
Schiefer, namentlich der Chiastolithschiefer, welcher sich bei 
dem Fehlen eines Juuftabschlusses durch überlagernde Gesteine 
nicht wohl mit dem Gedanken der nahen Berührung eines 
mächtigen Eruptivstockes verträgt. 

Aber nimmt man auch eine zugleich mit der Eruption 
eines solchen angenommenen Eruptivgesteins hervordringende, 
die Thonschieferschichten durchtränkende und umwandelnde 


Lösung an, so kommt man damit in den Strehlaer Schiefern 


nicht weit; eine solche müsste von bestimmten Punkten aus 
gleichmässig die Gesteine durchdringen und metamorphosiren. 


Nun kommen aber, um nur ein Beispiel zu erwähnen, inner- 


halb der Clanzschwitzer Conglomeratschiefer (mit ihren Geröllen 


auch von Granitgneiss, welcher genau mit dem anstehenden | 


Fels übereiustimmt) total anders beschaffene Gesteine, die 


Andalusitschiefer vor, und innerhalb dieser hinwiederum wech- 
seln ganz verschieden zusammengesetzte Schichten, andalusit- | 
freie und -führende, quarzarme und -reiche mit einander ab, | 
Und nun gar bei Leckwitz, wo im Liegenden Chiastolith- | 
horufelse lagern, auf die glimmerreiche Andalusitschiefer und 


noch weiter weg Andalusitgneisse folgen. 


Uebrigens will ich noch erwähnen, dass die Geschiebe 


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589 


und Rollstücke liegender Gesteine in den krystallinischen 


 Gneissglimmerschiefern von Strehla durch ihre Grösse und 


Beschaffenheit schon gar keinen Vergleich mit Geschieben in 


- überlagernden silurischen Grauwackensandsteinen zulassen; in 


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letzteren werden die Geschiebe selten einen Oentimeter lang 
und bestehen stets nur aus Quarz und Kieselschiefer. 


- Aus Obigem geht hervor, welch’ gewichtige, thatsächliche 
Einwürfe gegen die Annahme einer Oontactmetamorphose mit 
Bezug auf die Entstehung der jetzigen Erscheinungsweise der 
Strehlaer Schiefer sich geltend machen lassen. 


VI. Kurzes Resume über die beobachteten Thatsachen. 


Ich sehe mich in dieser Arbeit zu folgenden Resultaten 
gelangt: 


l. Der archäische Distriet von Strehla setzt sich zusam- 
men aus einer Gneissgruppe mit Gneissen, Granitgneissen, 
Hornblende- und Quarzitgesteinen; aus einer Glimmerschiefer- 
etage mit dunklen Gneissglimmerschiefern und Chiastolith- 


 schiefern, hellen Andalusitschiefern und Andalusitgneissen; 


und aus einer Phyllitzone mit Seriecitphylliten, echten Phylliten 


-_ und Glimmerquarziten. 


2. Die dunklen Gneissglimmerschiefer der Gegend von 
Strehla haben die für einen archäischen Schichtencomplex 
höchst auffällige Erscheinung eines Oonglomerates der liegen- 
den Granitgneisse und sonstigen Gesteine mit durchaus kry- 
stallinischem Bindemittel aufzuweisen. 


3. Die granitartigen Gesteine des Gneissgebiets der 
Gegend von Strehla sind als Granitgneisse und den Gneissen 
äquivalente Glieder der archäischen Formationsgruppe auf- 


 zufassen. 


4. Die Genesis der Andalusitschiefer, Chiastolithschiefer 


_ und Knotenglimmerschiefer des geschilderten Gebiets steht mit 
- einer Contactmetamorphose von Seiten eines Eruptivgranites in 


keinem nachweisbaren Zusammenhang; Eruptivgraniie fehlen 
in den Strehlaer Bergen. 


5. Der archäische Distriet von Strehla bildet eine aus 
dem rings umgebenden Schwemmland auftauchende Insel- 
gruppe. 
 Zeits.d.D, geol. Ges. XXIX. 3. 39 


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590 


6. Diese Inselgruppe repräsentirt eine grössere Bud u: 
vielleicht auch noch eine sudlichere, kleinere Antiklinale von 
derselben ostnordöstlichen Richtung, welche Antiklinalen einer- 
seits die nordwestlichsten Ausläufer des grossen Lausitzer 
Zuges nach dem Harz zu, andererseits als Theil, und zwar als 
südsüdöstlicher Flügel der dritten und kleinsten erzgebirgischen 
Falte, mit dem nordnordwestlichen Flügel des sächsischen 1 
Mittelgebirgs die grosse sächsische Mulde bilden. 


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POST EUER 
a RE: DE TAI 


Inhalt. 
Einleitende Bemerkungen . ee ee Ba 
I: eo und topographische Verhält- 7 
nissen. 2 ER EN f .. 
II. Petrographie des archäischen Districts von ae 


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Strehla. 


a. Allgemeine Gliederung des Gebinges ee 
b. Gesteinsbeschreibung . 2 a 
A. Gneissgebiet. . 
Allgemeine Beschaffenheit 
Concretionen und Einlagerungen . 
Absonderungs - und Verwitterungserschei- 
nungen . a ; 
Gänge . . Ä 
B. Glimmerschieferzone . 3 
Allgemeine Beschaffenheit 
Cornubianitgneisse . 
Conglomeratschiefer Se 
Andalusitschiefer „.. 0.0 0 22200 
Chiästelithschiefer „ °. = ar. 2, ns 
Andalusitgneisse .. . ... 
Glimmerquarzite EN ee ne 
Gänge: „ur DE re 
Ci Ehyllitmantel Von a 
D.."tAnhang ir a) al ne De 
DILUEER De 2 
Diluvium und Oligoeän 


III. Geologischer Bau der archäischen Formations- 
gruppe von Strehla . A : - 


a. Allgemeine Lagerungsverbältnisse 
b. Specielle Lagerungsverhältnisse . . . ı 2... 
A, , Gneissgebiet »;.,. 1... 1017-0. 10 nnd lee Re. re | 
Granitgneisse ., . 2 2.0 2 an 
Gneissen. ee 
Granitgneisse von Biena' By 
B. Glimmerschiefer und Phyllitzone. . . . .. 0° 
Glimmerschiefer. . .. Hr 0.20. vr 
Phyllite ... 0.2.0 


Generalpronl a de ie on 
schen Nachbardistrieten - -... ..... 
steinsvorkommnisse ET a 


b, Glimmerschieferzone ENGEN: RN 


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w. ereayae des Strehlaer Gebirgs zu den archäji- 
PN Genetische Betrachtungen über gewisse 
E. Granitartige Gesten. 0 u. 


Br Kurzes Resume über die ee ran 


39* 


592 


8, Notiz über das Vorkommen des Moschus - Ochsen 
(Ovibos moschatus BLAmmv.) im Löss des Rheinthals. 


Von Herrn Ferv. Rormer ın Breslau. 


In den bekannten Basaltbruchen von Unkel am Rhein 
wurden schon vor einigen Jahren zahlreiche Knochen fossiler 
Wirbelthiere unter einer mächtigen Löss- Bedeckung an einer 
etwa 50 Fuss über dem Rheinspiegel liegenden Lagerstätte 
aufgefunden. Der in dem benachbarten Remagen wohnende 
Herr Bergwerksdirector SCHWARZE hat diese Knochen mit 
grossem Eifer und bemerkenswerther Umsicht gesammelt und 


demnächst auch wissenschaftlich zu bestimmen gesucht. Es 


wurden namentlich das Mammuth, das gewöhnliche Nashorn 
der Diluvialzeit (Rhinoceros tichorhinos Cuv.), das Rennthier, 
Equus caballus fossilis und andere bekannte Arten der dilu- 


vialen Säugethier-Fauna nach mehr oder minder zahlreichen 


und mehr oder minder vollständigen Ueberresten durch den- 
selben bestimmt. 


Bei einer Durchsicht dieser umfangreichen und noch fort- 
während neuen Zuwachs erhaltenden Sammlung, welche mir | 


im August dieses Jahres durch die freundliche Gefälligkeit 
ihres Besitzers verstattet war, fand ich unter den noch nicht 
bestimmten Knochen der Sammlung ein durch den festanhaf- 
tenden Loss zum Theil verdecktes grosses Knochenstuck, in 


welchem ich bei näherer Betrachtung zu meiner freudigeen 


Ueberraschung einen unvollständigen Schädel von Ovibos 
moschatus mit Sicherheit erkannte. Die schmale Längsfurche 
zwischen den erweiterten Basen der Hornzapfen, die abwärts 
gewendete Richtung der wenigstens zum Theil erhaltenen 
Hornzapfen selbst liessen mir in Betreff der Artbestimmung 
keinen Zweifel. Uebrigens ist freilich die Erhaltung des 


Schädels ebenso unvollständig, wie bei allen anderen bisher ; 


aus dem Diluvium bekanntgewordenen Exemplaren. Nur der 
hintere Theil des Schädels ist erhalten. Der vordere Theil 


der Stirn, die Nasenbeine und der Oberkiefer mit den Zähnen 2 


fehlen durchaus. Nach den durch RıcHArpson (The Zoology 
of the Voyage of H.,M. S. Herald. Vertebrals including 


fossil Mammals by Sir Joms Rıcnarpson. London 1854. t. 2. | 
3. 4.) gelieferten Beschreibungen und Abbildungen von Schä- | 


593 


deln des lebenden und fossilen Moschus - Ochsen in Nord- 
America lässt sich aber dennoch so viel feststellen, dass der 
Schädel von Unkel einem männlichen Individuum und zwar 
einem vollständig ausgewachsenen angehört hat. 

Durch diesen Fund bei Unkel wird die Zahl der Fund- 
stellen, an welchen bisher der Moschus- Ochse in dem Dilu- 
vium Deutschlands beobachtet wurde, auf fünf erhöht. Bisher 
kannte man nämlich den vom Kreuzberge bei Berlin gefunde- 
nen und schon vor vielen Jahren durch QUENSTEDT richtig ge- 
deuteten Schädel des Berliner Museunis, den durch GIEBEL aus 
der Nähe von Merseburg beschriebenen, den durch E. E. ScHnip 
aus dem alten Flussgeschiebe der Saale bei Jena aufgeführten 
und endlich den 1874 in dieser Zeitschrift Bd. XXVI p. 600 ft. 
von mir selbst aus Schiesien beschriebenen Schädel. Das 
Vorkommen bei Unkel hat das besondere Interesse, dass hier 
der Schädel unmittelbar zusammen mit den Knochen der ubri- 
gen diluvialen Säugethiere gefunden wurde und hier also mit 
Sicherheit auf ein gleichzeitiges Zusammenleben des Moschus- 
Ochsen mit Mammuth, Rhinoceros, Rennthier u. s. w. ge- 
schlossen werden kann, während die übrigen Schädel einen 
solchen Schluss nicht gestatteten, da sie ganz vereinzelt ohne 
andere Knochen gefunden wurden. 

Wahrscheinlich werden sich bei Unkel, wo noch fort- 
während neue Funde von fossilen Knochen gemacht werden, 
' auch andere Theile des Skelett’s von Ovibos noch nachweisen 
' lassen. In der That hat mir Herr Schwarze in jüngster Zeit 
' brieflich mitgetheilt, dass er Ober- und Unterkiefer des Thieres 
unter seinen Vorräthen erkannt zu haben glaubt. Hoffentlich 


' wird sich derselbe auch entschliessen, demnächst eine voll- 


ständige Beschreibung des fraglichen Schädels und aller son- 


|  stigen bei Unkel vorkommenden Ueberreste des erst in den 


_ letzten Jahren als ein Mitglied unserer deutschen diluvialen 
 Säugethier-Fauna nachgewiesenen merkwürdigen Wiederkäuers 
‚ mit genauen Messungen der einzelnen Knochen zu ver- 
öffentlichen. | 


B. Briefliche Mittheilungen. 


1. Herr Ta. Woır an Herrn G. vom Ratn. 


Guayaquil, den 30. Juli 1877. 


In meinem letzten Briefe vom 30. Juni d. J., in welchem 
ich Ihnen von dem Aschenregen in Guayaquil berichtete, ver- 
sprach ich Ihnen zu schreiben, sobald ich etwas Näheres über 
dessen Ursprung erfahren hätte. Wie ich vermuthet hatte, 
war es der Cotopaxi, der wieder, wie schon oft in früheren 
Zeiten, Ecuador in Schrecken setzte. Die Eruption vom 29. 
und 26. Juni d. J. kann in Bezug auf ihre Grossartigkeit 


und ‘traurige Folgen nur mit der vom 4. April 1768 ver- 


glichen werden, wenn sie dieselbe nicht noch übertraf. 
Schrecklich sind die Berichte, welche über die Verwüstungen 


aus Quito, Latacunga und Ambato eintrafen, und bei keiner S 
früheren Eruption haben so viele Menschen das Leben 


verloren. 


reisen, um als Augenzeuge, wenn auch nicht die Eruption selbst 


(zu der ich zu spät gekommen wäre), so dach ihre unmittel- = 
baren Resultate am Vulcan selbst zu studiren. Allein ohne j | 
specielle Erlaubniss der Regierung durfte ich eine dreiwöchent- 4 


liche Reise nach dem Canton Santa Elena, zu der ich einige 


Tage früher beordert worden, nicht verschieben , und so blieb 4 
mein Wunsch unerfüllt. . Jedoch hoffe ich, bald einige Wochen 
Urlaub zu bekommen, um den jetzigen Zustand des Cotopaxi, 
besonders die neuen Lavaströme untersuchen zu können. Ich | 


berichte Ihnen also vorläufig über die Eruption nach Briefen 


aus Quito, welche allerdings das Ereigniss nur unvollkommen 


schildern und wenig wissenschaftlich brauchbares Mäterial 
liefern. 


Aschenregen, wie es scheint ohne bedeutende Vorzeichen, 


wenigstens wurden diesmal keine Erderschütterungen in der | 
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Sobald ich erfahren, dass der Cotopaxi in Thätigkeit ge- i 
treten, war es mein sehnlicher Wunsch, nach Latacunga zu En 


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Die Eruption begann am 25. Juni mit einem starken 


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595 


Nähe des Cotopaxi bemerkt. Schon um 9 Uhr Morgens war 
der Aschen- oder vielmehr Sandregen in Latacunga und 
Machache so dicht, dass vollständige Finsterniss eintrat und 
diese dauerte in den Umgebungen des Vulcans volle 36 Stunden. 
Vom Berg selbst war während der ganzen Dauer der Eru- 
ption nichts zu sehen. In der ungefähr 10 Leguas nördlich 
‚gelegenen Hauptstadt war am ersten Tage der Aschenregen 
schwach. — Erst am 26. Juni brach der Cotopaxi mit aller 
Wuth los. Sein Donner und Gebrüll setzte ganz Ecuador in 
Schrecken, seine schwarzgrauen Aschenwolken breiteten sich 
weit über die Grenzen der Republik aus, und seine Verbee- 
rungen brachten die Bewohner dreier Provinzen (Pichincha, 
Leon und Tunguragua) an den Abgrund der Verzweiflung! Von 
Quito schreibt man: „Die dichteste Finsterniss herrschte am 
vollen Tag, Blitze durchzuckten die Atmosphäre und Donner- 
schläge folgten ihnen ; das unterirdische Getöse war schreck- 
licb und die Aschenmassen drohten die Dächer der Häuser 
einzudrucken.*“ Dies war noch nicht das Schlimmste; aber 
nun stürzten ungeheure Wasser- und Schlammmassen von den 
Abhängen des Vulcans in die Thäler und Ebenen und ver- 
heerten Alles. Wenn wir die Ansicht des Herrn Dr. Reıss 
über den Ursprung der Wasser- und Schlammströme als richtig 
zu Grunde legen, nach welcher nämlich diese durch Ab- 
schmelzen des Schnees in Folge der Ergiessung der glühenden 
Lava entstehen, so müssen wir annehmen, dass bei dieser 
Gelegenheit ungeheure Mengen Lava nach verschiedenen Rich- 
tungen ergossen wurden. 

Ein Schlammstrom wälzte sich mit ungeheurer Schnellig- 
keit gegen Norden in’s Thal von Chillo und überschwemmte 
alle etwas niedriger gelegenen Theile desselben. Unter an- 
derem wurde die schönste Hacienda mit der dazu gehörigen 
Baumwollenspinnerei der Familie AGuvırRE MONTUFAR, einst 
der Lieblingsaufentbalt HumsoLpr’s, von Grund aus zerstört. 
Es kamen gegen A400 Menschen um’s Leben und 4000 sind 
brodlos geworden. Den materiellen Schaden durch Verlust an 
Vieh, Feldern und Gebäuden etc. schätzt man in Chillo auf 
5 Millionen Pesos.*) Wie colossal die Ueberschwemmung 
gewesen sein muss, geht daraus hervor, dass das sonst so 
unbedeutende Flusschen, welches die Gewässer von Chillo dem 
Rio Guallabamba und Esmeraldas zufuhrt, letzteren Strom bei 
seiner Mundung um einige Fuss steigen machte. Reisende, 
welche von Esmeraldas nach Guayaquil kamen, sagten mir, 
' dass der Fluss plötzlich gestiegen und sein Wasser ganz un- 
‘= brauchbar geworden sei, er war voll von Baumstämmen, 


*) 1 Peso gilt etwas mehr als 4 Mark, 


BARRIERE N SI BER en 
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596 


Gebälk, Trummern von Häusern und Möbeln, todten Fischen, 
Rindern, Pferden und Thieren aller Art, auch einige mensch- 
liche Leichen wurden bemerkt, kurz: „todo el rio era hecho 
una sopa“, 

Der zweite Schlammstrom stürzte sich vom Cotopaxi gegen 
Westen in die weite Ebene von Callo und Rumibamba hinab 
und dehnte sich dort wie ein See aus. Diese Ebene wurde 
schon längst durch frühere Eruptionen verödet und war daher 
wenig bewohnt und bebaut. Doch wurden mehrere Hacienden 
an ihrem Rande zerstört und wahrscheinlich auch die letzten 
Reste der interessanten Inca - Ruinen von Calle. Auch ein 
Theil der schönen Landstrasse ist ruinirt. Der Strom walzte 
sich dann gegen Süden auf Latacunga zu, theilte sich aber 
kurz vor dem Städtchen in 3 Arme, und nur diesem Umstande 
ist die Erhaltung desselben zu verdanken. Dennoch waren 
die Verheerungen gross genug: alle Brücken sind zerstört und 
die schone Baumwollen-Manufactur des Herrn VILLAGÖMEZ, zu 
300,000 Pesos geschätzt, ist spurlos verschwunden, mit vielen 
anderen Gebäuden und grossen Viehheerden. Alle Saatfelder 
sind verwüstet. — Noch ein dritter Schlammstrom kam von 
der Sudostseite des Cotopaxi und vereinigte sich mit dem vo- 
rigen unterhalb Latacunga im Flussbett des Rio Patate, überall 
ähnliche Verheerungen anrichtend.. — Ueber die östlich am 
Cotopaxi entspringenden Flüsse hat man noch keine sicheren 
Nachrichten. 

Was nicht von Wasser und Schlamm verwüstet wurde, 
war mit tiefer Asche bedeckt. Auf den Feldern und Waiden 
von Machache, 5 Leguas vom Vulcan, lag dieselbe gleichförmig 
!/, Vara (ca. 20 Centim.) hoch. Ueber die mineralogische 
und chemische Natur der Producte dieser Eruption wissen wir 
bis jetzt noch Nichts. Ich habe nur die in Guayaquil ge- 


fallene Asche untersucht und gefunden, dass sie grösstentheils 


aus Feldspath- und Magneteisentheilchen besteht und schwach 
auf Chlorwasserstoff reagirt. 


Am 27. Juni begann es in Quito wieder zu tagen, als 


Anzeichen, dass das Ende der Aschen-Eruption nahe, obwohl 


an diesem und dem folgenden Tage die Luft noch so voll | 


Asche war, dass die Sonne nicht durchdringen konnte und das 
Athmen beschwerlich fiel. Erst am 29. Juni klärte sich die 


Atmosphäre gänzlich (in Guayaquil regnete es noch bis zum 
l. Juli Asche), und am 3. und 5. Juli fielen ze Regen- 


güsse, welche die Stadt von Asche reinigten. 
Doppelt furchtbar wurde dies Naturereigniss für Quito 


durch das zufällige Zusammentreffen desselben mit einem Er- 
eigniss ganz anderer Art. Am 25. Juni, einige Stunden vor 
Beginn des Aschenregens, hatte der General-Vicar von Quito 


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597 


vor seiner Abreise in die Verbannung nach N. Granada (wegen 
Streitigkeiten mit der Regierung) das Interdiet über die Stadt | 
verhängt, in Folge dessen alle Kirchen geschlossen und alle 
kirchlichen Functionen suspendirt wurden. Dies brachte unter 
dem Volke eine unbeschreibliche Sensation hervor und die 
Bestürzung stieg auf's Höchste, als der Cotopaxi ausbrach 
und dies Ereigniss allgemein als Folge des Interdicets und 
Strafe des Himmels für die Ermordung des Erzbischofs ge- 
deutet wurde. Am 26. Juni rannte das Volk, Männer und 
Weiber, in der dichtesten Finsterniss mit Laternen durch die 
Strassen, die einen zu den Heiligen betend, die anderen heu- 
lend und auf die Regierung fluchend. Es war ein kritischer 
Moment fur die Letztere, denn die Stadt war von Truppen 
fast entblösst, da diese zur Dämpfung der Aufstände in der 
Provinz Imbabura sich am Nordende der Republik befanden. 
Der Pöbel rottete sich gegen Abend in stärkereu Schaaren 
zusammen, stürmte und plünderte das Hospital und griff die 
Militairwache am Pulvertburm an. Mitten im Tumult der 
Elemente gelang es doch der Regierung den Volksaufruhr mit 
wenig Blutverlust zu dämpfen (man zählte nur 4 Todte). Am 
29. Juni Morgens 9 Uhr, als die Sonne wieder zum erstenmal 
durch die Wolken brach, wurde unter festlichem Glockengeläute 
die Aufhebung des Interdicts verkündet und das Volk’ strömte 


7 unter unbeschreiblichem Jubel in die wieder eröffneten Kirchen. 


Es war den Bemühungen des Bischofs von Ibarra gelungen, 
den General-Vicar von Quito auf seiner Reise am Rio Chota 
zur Zurucknahme seines unbesonnen verhängten Strafediets 
zu vermögen. Dieser dankte darauf ab und es wurde ihm 
dafur die Strafe der Verbannung nachgelassen. 


2. Herr Aurkep StELzner an Herrn K. A. Lossen. 


Freiberg, den 8. August 1877. 


Herr E. Kırkowsky hat in letzter Zeit (Zeitschr. d. d. 
geol. Ges. 1875 u. 1876) zweimal über diejenigen Resultate 
berichtet, zu welchen er durch sehr sorgfältige Untersuchungen 
_ des Glimmerschiefergebietes in der nächsten Umgebung von 
Zschopau gelangt ist, und er hat dadurch gezeigt, in wie viel- 
 seitiger Weise unsere seitherigen Kenntnisse des erzgebir- 
gischen Gneiss- und Glimmerschiefergebietes der Vervollstän- 
ı digung und Verbesserung fähig sind, wenn man das letztere 
unter Benutzung der ausgezeichneten neuen Generalstabskarten 


598 ae 


mit solcher Liebe und Hingabe studirt, wie dies von Seiten 
des Genannten geschehen ist. 

Hätte sich nun KALkowsky lediglich auf die Schilderung 
seines kleinen, nur etwa eine Qu.-Meile umfassenden und aus 
dem grossen archäischen Territorium des Erzgebirges sehr 
willkürlich herausgegriffenen Gebietes beschränkt, so würde 
keinerlei weitere Veranlassung zur Besprechung seiner Arbeit 
vorliegen; aber obwohl er es selbst einmal hervorhebt, dass 
es wohl immer richtiger sei, vom Ganzen auf die Theile, 
anstatt von einem Theile auf das Ganze zu schliessen, so hat 
er doch in Wirklichkeit bei seiner Darstellung ein ganz an- 
deres Princip verfolgt, denn er hat es für zweckmässig erachtet, 
den Berichterstattungen über sein kleines Untersuchungsgebiet 
mehrfache kritische Bemerkungen, namentlich über diejenigen 
Erfahrungen einzuflechten, welche die „Freiberger Geologen* 
bei ihren älteren Untersuchungen des ganzen Erzgebirges, be- 
sonders hinsichtlich des rothen Gneisses gewonnen zu haben 
glauben. 

Diese kritischen Bemerkungen KıLKkowskyY’s beruhen nun 
aber z. Th. auf einer so unvollständigen Kenntniss, oftmals 
auch auf einer so irrthumlichen Interpretation jener älteren, 
von Freiberg aus gewonnenen Resultate, dass ihre Berichtigung 
dringend nothwendig erscheint, wenn sich nicht in Zukunft 
eine ganz ungerechte und falsche Vorstellung von den Arbeiten 
der älteren Geologen unseres Erzgebirges entwickeln und be- 
festigen soll. i 

Gleich seine erste Arbeit leitet KALKowsky mit der Be | 
merkung ein, dass der rothe Gneiss durch die Freiberger 
Geologen von den ubrigen Urgneissen des sächsischen Erz- 
gebirges abgesondert und dass in Folge zahlreicher Beobach- 
tungen von MÜLLER, COTTA, SCHEERER und STELZNER die eru- 

tive Natur dieses. rothen Gneisses behauptet worden sei | 
(1875 pag. 623). / 

Mein Name hätte bei dieser Gelegenheit wobl wegbleiben 
können; denn ausser einigen ganz kurzen und nur beiläufigen 
Bemerkungen über den rothen Gneiss von Geyer habe ich nie- 
mals etwas über dieses Gestein veröffentlicht. u 

Aber auch das ist unzulässig, MüLLer, v. Comm und U 
SCHEERER als Vertreter einer und derselben Ansicht über dn 
rothen Gneiss hinzustellen. | 

Denn zunächst hat ScHEERER, um mit dessen Ansichten 
zu beginnen, jederzeit ausdrücklich hervorgehoben, dass zwar 
eine Beantwortung der Frage uber die Genesis der Gneisse 
grösstentheils nur auf rein geognostischem Gebiete zu gewin- MM 
nen sei, dass er aber immerhin versuchen wolle, eine Antwort | 
auch von seinem Standpunkte, d.i. vom Standpunkte des Ohe- e 


599 


mikers aus, zu geben. Er ist deshalb lediglich auf Grund 
der Interpretation von Analysen zahlreicher Gneisse und an- 
derer Gesteine dazu geführt worden, drei Gneissgruppen, und 
später überhaupt drei Gesteinsgruppen zu unterscheiden und 
die Hypothese aufzustellen, dass die Gesteine einer jeder dieser 
Gruppen „eine ugesheilte chemische Verbindung mit vollkom- 
men homogener, plutonisch flüssiger Masse“ gebildet haben 
mussen. Er sträubt sich also, wie er immer ausdrücklich 
hinzufugt „als Chemiker“ hinsichtlich aller Gneisse „auf das 
Entschiedenste* dagegen, „an ursprünglich mechanisch zusam- 
mengehäuftes Material“, „an zusammengeschwemmte Schutt- 
massen zerstörter Gebirgsarten* zu denken, sowie dagegen, an- 
zunehmen, dass aus dergleichen später Gneisse hervorgegangen 
seien. Und nicht nur den rothen und mittleren Gneiss hält 
er für eruptiv, sondern sogar hinsichtlich des grauen Gneisses 
gelangt er zu dem Resultate: dass er „vom chemischen Stand- 
„punkte aus auch diesen unbedenklich für einen eruptiven 
„erklären müsse, trotz des Einspruches, den vielleicht mancher 
„Geognost dagegen erheben werde.“ „Warten wir ab“, so 
schreibt der Chemiker weiter, „was Herr Obereinfahrer MüLLer 
„uns später aus seinen reichen Erfahrungen über die geogno- 
„stischen Verhältnisse der grauen Gneisse mittheilen wird“, 
d. h. doch wohl, er hofft, dass die festzustellenden geo- 
gnostischen Thatsachen die auf chemischer Grundlage ge- 
wonnene Hypothese bestätigen sollen (Zeitschr. d. d. geol. 
Ges. Bd. XIV. 1862. pag. 103 — 108. des Sep.-Abdr.; Fest- 
schrift zum Jubiläum der Bergakademie I. 1866. pag. 159 
bis 162.). 

Dass dieser auch noch anderweit zum Ausdruck gelan- 
gende einseitig chemische Standpunkt ScHEERER’s „wohl auf 
„einem Ideengange beruht, der mit unserer jetzigen An- 
chain unvereinbar ist“ (Kae. 1876 pag. 709.), ist nun 
bereits seit langen Jahren durch v. CortA hervorgehoben wor- 
den, denn dieser Letztgenannte hat, und zwar alsbald nach 
Erscheinen der ersten SCHEERER’schen Arbeit nicht nur darauf 
aufmerksam gemacht, dass jene von rein chemischem Stand- 
punkte aus gefolgerte Eintheilung der Gneisse in keine Ueber- 
einstimmung mit derjenigen Gliederung zu bringen sei, die 
sich auf Grund der geognostischen Beobachtung ergebe (Fest- 
schrift II. 1867 pag. 104., Geologie der Gegenwart 1866 
pag. 58 — 60), sondern er hat sogar, von Lagerungsverhält- 
nissen gänzlich absehend,, und lediglich auf Grund derselben 
analytischen Zahlenresultate, durch welche SCHEERER zur Glie- 
derung der Gneisse in rothe, mittlere und graue bewogen 
wurde, ernste Bedenken gegen die Zulässigkeit dieser Drei- 
gliederung ausgesprochen, indem er darauf aufmerksam machte, 


600 


dass die Lücken im Kieselsäuregehalt der drei von SCHEERER 


unterschiedenen Gneissarten z. Th. schon kleiner seien, als 
die Schwankungen des Kieselsäuregehaltes innerhalb jeder 
Gruppe für sich; hieran anknupfend hat er dann gefragt, „ob 
„iman berechtigt sei, überhaupt noch einen grossen Werth auf 
„jene Lücken zu legen, welche ja durch neuere Analysen leicht 
„noch mehr ausgefüllt werden könnten“ (Gesteinslehre 2. Aufl. 
1862 pag. 300 — 303). 

Auch MivrLLer hat mehrfach hervorgehoben, dass seine 
Gneissgruppen nicht mit den SCHEERER’schen zusammenfallen 
(Berg- und Hüttenm. Zeit. 1863 No. 27., N. Jahrb. f. Min. 
1864 pag. 829). 

Im Uebrigen ist aus dem Vorstehenden zu ersehen, dass 
SCHEERER, merkwürdiger Weise, nicht, wie KaLkowskr glaubt, 
in Folge „einer grossen Uebereinstimmung seiner Analysen“, 
sondern eigentlich trotz des Mangels einer solchen Ueberein- 
stimmung chemische Constitutionsformeln für Gesteinsgruppen 
aufgestellt hat. Aber auch wenn sich ScHEERER in seinen Fol- 
gerungen geirrt hat, so ist er doch, wie ich nebenbei bemerken 
möchte, bei der Auswahl desjenigen Materials, welches er seinen 
für alle Zeiten werthvollen Analysen zu Grunde legte, keines- 
wegs so einseitig und kritiklos verfahren, als dies KALKowSkKY 
da zu glauben scheint, wo er mit Bezug auf die ScHEERERr’schen 
Arbeiten sagt: „Wenn man einen bestimmten Habitus als 
„Iypus des rotheu Gneisses hinstellt, alle petrographischen 


„Abänderungen einfach bei Seite schiebt und dann noch pfund- 


„weise Gestein für eine Analyse verarbeitet, so ist eine grosse 
„Uebereinstimmung der Analysen weiter nicht auffällig. Wählte 
„man sich nicht in dieser Weise das Material aus, sondern 
„nähme den Stoff zur Analyse irgend woher, wo rother Gneiss 
„ansteht, so würden wohl Analysen von Proben aus einem 


„Aufschlusspunkte ein bedeutendes Schwanken z. B. des Kiesel- EB 


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„säuregehaltes ergeben“ (1876 pag. 709). Diese Beurtheilung j 


des ScHEERER schen Verfahrens verdient die entschiedenste 


Zurückweisung. Der oben schon besprochene, reihenförmig 
sich ordnende Kieselsäuregehalt der analysirten Gesteine, die 
ja SCHEERER von MÜLLER und zahlreichen anderen Geologen 


nach kritischer Auswahl übergeben wurden, dürfte denn doch 


wohl beweisen, dass keineswegs „alle petrographischen Ab- 


änderungen bei Seite geschoben“ worden sind. Und wenn es U 
8 


KALkowsky trotz des Schlusssatzes seiner oben citirten Be- 
merkung nicht zu billigen scheint, dass SCHEERER seine Ge- 
steine „pfundweise* verarbeitete, so dürfte des Letzteren Ver- 


fahren demunerachtet wohl von allen Denjenigen gebilligt wer- | 
den, die der Meinung sind, dass die mittlere Zusammensetzung 
irgend eines variablen Gemenges auf analytischem Wege um | 


601 


so richtiger erhalten werden wird, je sorgfältiger man zuvor 
auf mechanischem Wege aus einer möglichst grossen Quantität 
jenes Gemenges eine Durchschnittsprobe herzustellen bemüht 
gewesen ist. Ueber die Principien, nach welchen das Material 
für die meisten in Freiberg ausgeführten Gesteinsanalysen 
ausgewählt worden ist, vergleiche man übrigens SCHEERER’S 
Mittheilungen in der Zeitschr. d. d. geol. Ges. XIV. 1862 und 
Festschrift I. pag. 164. 

Jedenfalls ergiebt sich aus dem Vorstehenden, dass SCHEE- 
RER von denjenigen Freiberger Geologen ausgeschieden 
werden muss, welche die Eruptivität des rothen Gneisses ver- 
treten haben „auf Grund zahlreicher Beobachtungen, nach denen 
„der rothe Gneiss die anderen geschichteten Gesteine der ar- 
„ehäischen Formation durchsetzt* (Kıuk. 1875 pag. 623), und 
wir haben daher nunmehr zu prüfen, wie sich die Uebrig- 
bleibenden, also v. Oorta und MÜLLER, zur Frage über den 

 rothen Gneiss stellen. 

Ich werde diese Frage an der Hand einiger derjenigen 
Bemerkungen zu beantworten suchen, welche KALKOWSKY sei- 
nen Schilderungen eingeflochten hat. Nachdem er nachge- 

_ wiesen hat, dass im Glimmerschiefergebiet von Zschopau 
' Lager von rothem Gneiss, die freilich „nur theilweise an- 
„stehend zu beobachten sind und sich auch nur auf kurze 
„Strecken in Feldsteinen verfolgen lassen“, sowie auch Lager 
von köruigem Kalkstein eingeschaltet sind, nachdem er sich 
 alsdann aus „Stücken auf der Halde‘“ das „Kalklager recon- 
struirt‘‘ hat (sic!), so gelangt er durch Beobachtung dieses 
reconstruirten !! Kalklagers zu dem Resultate, „dass bei dem 
„Kalklager von Griesbach der rothe Gneiss keineswegs 
„diejenige Unabhängigkeit von seinem Neben- 

| „gestein zeigt, die nöthig wäre, um denselbenals 
„ein Eruptivgestein auffassen zu können. Will man 
„aber trotzdem die Erklärung der vorgefüuhrten Erscheinungen | 
„mit der beliebten Prämisse beginnen, „„da es bewiesen ist, 
„„dass der rothe Gneiss eruptiv ist**, so kommt man zu dem 
' „Schlusse, dass auch der Kalkstein von Griesbach eruptiv 
Bst... Ist nun aber der Griesbacher Kalkstein eruptiv, 
„so muss auch der ihn umgebende Glimmerschiefer und endlich 
„die ganze archäische Formation des Erzgebirges eruptiv sein.* 
| Offenbar spricht hier KaALkowskY diejenige Opposition 
‚aus, die er bei den „Freiberger Geologen“ voraussetzen zu 
‚dürfen glaubt. Hätte er doch lieber in v. Corra’s Gesteins- 
\lehre (2. Aufl. 1862. pag. 300—301) nachgelesen. Da würde 
‚ser gefunden haben: „Für den bei Freiberg herrschenden 
| „grauen Gneiss, sowie für vielen anderen, erschien mir aber 
| „die eruptive Entstehung unwahrscheinlich, nicht wegen ihrer 


602 


„Schieferung und mindestens anscheinenden Schichtung, son- 
„dern wegen der parallelen Einlagerung sehr ungleicher Varie- 
„täten und sogar ganz abweichender Gesteine. In der Nähe 
„von Freiberg kann man allerdings nur den Quarzschiefer 
„als ein sehr abweichendes Gestein parallel zwischen dem 
„grauen Gneiss beobachten. Im Gebiete des Erzgebirges 
„wechseln aber nicht nur zuweilen vielerlei Varietäten parallel 
„miteinander ab, sondern das Gestein geht in der Gegend von 
„Lengefeld, Zethohan und Wolkenstein auch so unmerklich 
„in Glimmerschiefer über, enthält sogar (als rother Gneiss) 
„bei Kallich selbst Kalkstein, dass mir fur die Mehrzahl der 
„erzgebirgischen Gneissvarietäten und namentlich für die grauen 
„eine Entstehung durch Umwandlung viel wahrscheinlicher 
„blieb.‘* 2 
Ferner belehrt uns Karkowsky, dass „alle Lager von 
„rothem Gneiss, die grossen wie die kleinen, stets vollkommen 
„regelmässig zwischen den Schichten anderer Schiefer ein- 
„gelagert sind; nirgends findet man abnorme Verbands- 
„verbältnisse, nirgends durchgreifende Lagerung: überall viel- 
„mehr folgt der rothe Gneiss nach Streichen und Fallen den 
„ihn begrenzenden Schichten.“ Natürlich, sonst wären es 
eben keine Lager! Indessen kann es allerdings auch regel- 
mässige Einlagerungen geben, die dennoch ihrer Genesis 
nach keine Lager, sondern Lagergänge sind und diese Auf 
fassung ist es wohl eigentlich, die KALkowsky mit den eben 
eitirten Worten widerlegen will. 
Vielleicht hat er diese Bemerkungen in Anbetracht meiner 
gelegentlichen Aeusserung über den rothen Gneiss von Geyer 
für nothwendig erachtet, da ich denselben (Beiträge z. geogn. 
Kenntn. d. Erzgeb. I. pag. 5) für eruptiv ansah, trotz der 
Coincidenz seiner Lagerungs- und Shaichr al a 
denen des umgebenden Glimmerschieferss. Wenn es an dem 
ist, so erkläre ich hiermit sehr gern, dass ich jenen Ausspruch, 
welchen ich im Jahre 1863, noch als Bergakademist und unter 
dem frischen Eindruck der ScHEErEr’schen Lehren, nieder- 
schrieb, heute nicht mehr für richtig anerkenne, dass ich vie 
mehr schon seit Jahren meinen Zuhörern auf der Excursio 
nach Geyer und Ehrenfriedersdorf die viel schöner aufge 
schlossene Wechsellagerung von rothem Gneiss und Glimmer- | 
schiefer am Krebsberge zeige und' sie darauf aufmerksam 
mache, dass an dieser Localität die verschiedenen wechsel 
lagernden Schichten von Glimmerschiefer und rothem Gneiss h 
lediglich als genetisch gleichwerthige Glieder einer und der | E 
selben Formation aufgefasst werden können. N 
Indessen KALKkowsKY glaubt als weiteren Opponenten ge i 
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603 


gen seine Deutung der Griesbacher Verhältnisse auch v. Cora 
annehmen zu mussen, denn er schreibt: 

„Ihren Höhepunkt erreichten diese Zweifel an dem sedi- 
„mentären Oharakter der archäischen Formation des Erzgebir- 
„ges mit der zuerst von B. v. CorTA ausgesprochenen Erupti- 
„vität des rothen Gneisses. Ich bin hier nicht in der 
„Lage, eine Kritik der bisherigen Publicationen über dieses 
„Ihema zu geben, wohl aber muss ich besonders darauf hin- 
„weisen, dass sich der rothe Gneiss des Zschopauer 
„Glimmerschiefergebiets als echtes Glied derar- 
„ehäischen Formation zu erkennen giebt“ (1876. 
pag 745). | 

Dass, soweit es sich um Griesbach handelt, die Opposi- 
tion v. CorTa’s nur eine eingebildete und keine thatsächliche ist, 
lässt sich abgesehen davon, dass dieser rothe Gneiss erst durch 
KıALKowsky entdeckt wurde, nicht nur durch die oben schon 
eitirte Stelle der Gesteinslehre, sondern auch durch zahlreiche 
andere Bemerkungen v. Corta’s nachweisen; z. B. Gesteins- 
lehre 2. Aufl. 1862. p. 174, Festschrift II. p. 112. B. v. Cotta 
hat allerdings einen, aber auch nur einen! Gang von rothem 
Gneiss in grauem Freiberger Normalgneiss nachgewiesen ; 
aber Er zum mindesten hat deshalb niemals in Abrede gestellt, 
dass der rothe Gneiss in anderen Fällen als parallele Ein- 
lagerung in den sonstigen Gesteinen der archäischen Forma- 
tion und als integrirendes Glied derselben auftreten könne. 
In seiner Geologie der Gegenwart sagt er auf Seite 60 aus- 
drucklich: .‚Aus dem Allen ergiebt sich, dass eine sichere, 
„allgemein gültige Unterscheidung der Gneissarten nach ihrem 
„verschiedenen Ursprung bis jetzt noch nicht durch die blosse 
„mineralogische oder chemische Untersuchung möglich gewesen 
„ist, sondern stets nur eine Entscheidung für den einzelnen 
„Fall und zwar dnrch die Lagerungsverhältnisse, wo diese 
„deutlich aufgeschlossen sind.‘ 

Dieser Standpunkt durfte wohl unbestritten richtiger sein 
als jener, den KALKowskY einnimmt, wenn er sagt: „‚Es kann 
„nicht ım Entferntesten meine Absicht sein, nach den hier 
„niedergelegten Beobachtungen eine Kritik der Fälle vorzu- 
„nehmen, wo man den rothen Gneiss in durchgreifender 
„Lagerungsform aufgefunden hat; doch lässt sich vermuthen 
„(sicl), dass sich auch diese Vorkommnisse ohne Hilfe der 
„Eruptivität werden deuten lassen‘‘ (1875. pag. 630). Nie- 
manden und somit auch nicht Herrn KALkowskyY, kann es 
natürlich verwehrt werden, ,Vermuthungen‘‘ zu haben; aber 
- es dürfte denn doch zweckmässig und im Hiublick auf das 
täglich wachsende Anschwellen der von uns zu verarbeitenden 
* Literatur recht wünschenswerth erscheinen, dass man derartige 


604 


„Vermuthungen‘‘ und die auf sie gegründeten Folgerungen 
wenigstens so lange unausgesprochen lässt, als man die von 
Anderen als thatsächlich existireud beschriebenen Lagerungs- 
verhältnisse nicht selbst geprüft und als man bei dieser Prü- 
fung nicht gefunden hat, dass sich die älteren Beobachter iu 
der Anschauung jener geirrt haben. 

Ausserdem kann ich auch die Bemerkung nicht unter- 
drücken, dass es mir völlig unbegreiflich ist, wie die Zweifel 
au dem sedimentären Charakter der archäischen Formation 
des Erzgebirges durch v. Cotta ihren Höhepunkt erreicht 
haben sollen, da des Letztgenannten Brief, in welchem der 
Gneissgang bei dem Hirser’schen Vorwerk geschildert wird, 
in dem Jahre 1844 geschrieben, die Eruptivität des Gneisses 
im weiteren Umfauge aber erst 1862 durch SCHEERER und 
1863 durch MÜLLER ausgesprochen wurde. 

Nach alledem dürfte wohl zur Genüge erwiesen sein, dass 
auch v. Cotta nicht zu denjenigen ‚Freiberger Geologen“ 
gerechnet werden darf, welche nach KıLkowsky’s Auffassung 
kurzweg behaupten, ‚‚dass der rothe Gneiss eruptiv sei‘; es 
bleibt sonach nur noch H. MÜLLER übrig, also derjenige, der 
im Jahre 1850 wohl zum ersten Male das Wort ‚,‚rother 
Gneiss‘‘ ausgesprochen hat und der allerdings späterhin für 
gewisse Gneisse unseres Erzgebirges eruptive Entstehung 
annehmen zu müssen glaubte. Denn in der Uebersicht über 
die Resultate seiner langjährigen Untersuchungen im erzgebir- 7 
gischen Gneissgebiete (Berg- u. Hüttenm. Zeit. 1863. No.27) 
gliedert MÜLLER die erzgebirgischen Gneisse in doppelter Weise; 
einmal nach ihrer mineralogischen Constitution in normale 
graue, amphotere graue und rothe Gneisse, und ein anderes 
Mal vom geologischen Standpunkte aus; und lediglich von 
diesem letzteren aus unterscheidet er ‚zwei von einander ent- 
„schieden abweichende Formationen, eine ältere und eine 
„jJungere Gneissformation“. Jene hält er ‚‚für das älteste, 
„wenn auch bedeutend veränderte Sediment, oder — wofür 
„die sehr gleichmässige chemische Zusammensetzung zu spre 
„chen scheint, für die älteste Erstarrungskruste des betreffen 
„den Theiles des Erdballes‘‘ und erwähnt, wie ansdrucklich 
noch binzugefüugt sein möge, dass dieselbe „überall, wo sie 
„mit der Glimmerschieferformation in Berührung kommt, von 
„der letzteren regelmässig überlagert wird‘‘, dass also „‚de 
„Glimmerschiefer, wenn man denselben als ursprünglich sedi- 
„mentäres Gebilde betrachtet‘‘, in der Hauptsache später ab- 
gelagert sein müsse als der zur Grundlage dienende graue 
Gneiss. u 

Die „beliebte Prämisse‘ von der bewiesenen Eruptivitä 
des rothen Gneisses führt also auch hier keineswegs zu de: 


605 


von KALKOWSsKky den Freiberger Geologen octroyirten Folge- 
rung, „dass die ganze archäische Formation des Erzgebirges 
„eruptiv sei‘. 

‘ Nur bezüglich der jüngeren Formation ist MÜLLER der 
Ansicht, dass derselben auf Grund des gegenseitigen Verbandes 
ihrer einzelnen, petrographisch differenten Glieder, auf Grund 
ibrer Architeetur und ihrer oft „ganz abnormen Lagerungs- 
verhältnisse‘‘ zur älteren Formation ,‚wohl keine andere als 
eine plutonisch eruptive Bildung, ebenso wie den nahe ver- 
wandten älteren Graniten zu vindiciren sei“. Diese jüngere 
Formation hat zwar im allgemeinen ihr eigenes und wohl ab- 
geschlossenes Verbreitungsgebiet, indessen bemerkt MULLER 
weiterhin, dass sie z. Th. auch in die ältere Gneiss-, Glimmer- 
und Thonschiefer - Formation hinausgreift und dass in diesen 
drei, ja sogar auch in jüngeren und unzweifelhaft sedimentären 
Formationen „einzelne, mehr oder minder mächtige, lager- 
„formige, stockförmige und entschieden gangförmige Massen 
„verschiedener Gneissgesteine auftreten, deren petrograpbische 
„Charaktere so vollkommen mit denen im Hauptgebiete und in 
„„den Ausläufern der jüngeren Gneissformation übereinstimmen, 
„dass man sie, so lange nicht gewichtige Gründe dagegen 
„sprechen, als es elhen Ursprungs und desselben Alters, wie 

„diese betrachten darf““. 

In ähnlicher Weise hat MüLLEeR dann auch noch später 
von einer eruptiven jüngeren Gneissformation der Gegend von 
Schmiedeberg und Niederpöbel gesprochen (Beiträge zur geogn. 
Kenntn.d. Erzgeb. II. 1867. pag. 7), während von B. R. FÖRSTER 
„Gänge, Stöcke und Lager (resp. Lagergänge)‘*‘ von rothem 
Gneiss in den grauen Gneissen des Himmelsfürster Gruben- 
gebietes beschrieben und z. Th. abgebildet worden sind (eben- 
daselbst III. pag. 9). 

Obwohl die soeben eitirten Worte MüLtLer’s keineswegs 
von rothem Gneiss als solchem, sondern nur von der an 
rothem Gneiss allerdings besonders reichen jüngeren Gneiss- 
formation des Erzgebirges handeln, so muss dennoch zu- 
gegeben werden, dass mit ihnen endlich eine wunde Stelle 
gefunden worden ist, gegen welche die KıLkowsky’sche Po- 
lemik wenigstens so lange begründet erscheinen kann, als 
MvLLeR nicht den durch Karten und Profile näher zu erläu- 
ternden Nachweis darüber geliefert haben wird, dass sich die 
abnormen Lagerungs- und Verbandsverhältnisse der jüngeren 
Gneissformation nicht auf mechanischem Wege (durch spätere 
Dislocationen), sondern nur durch die Annahme einer pluto- 
| nisch- -eruptiven Entstehung erklären lassen. Angenommen nun, 
‚ dass dieser Beweis erbracht sei, wurde dann noch der weitere 
|“ Nachweis zu führen sein, dass auch die von MÜLLER be- 


"Zeits.d. D.geol. Ges. XXIX. 3. Mn 


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606 


sprochenen, im Glimmerschiefer und Thonschiefer lager- und 
stockförmig auftretenden Gneissgesteine wirkliche Ramificatio- 
nen jener eruptiven Gneissformation seien, dass sie also räum- 
lich mit dem Hauptgebiete derselben zusammenhängen und 
folglich die gleiche genetische Deutung wie dieses verlangen; 
denn der Umstand allein, dass das Material dieser lager- und 
stockförmig auftretenden Gneissgesteine petrographisch mit 
solchen unzweifelhafter Gneissgänge übereinstimmt, dürfte an 
und für sich doch noch nicht genügen, um die resentheilen 
Ansicht zu widerlegen, welche in jenen vermeintlichen Lager-- 
gängen und eruptiven Stöcken echte Lager oder ursprünglich 
stockartig aufgeschwollene Einlagerungen im älteren Gneiss 
und Glimmerschiefer zu erkennen glaubt. 

So lange diese Beweise nicht erbracht sind, wird man die 
oben besprochenen Punkte als die Schwächen der MüLLEr’schen 
Darstellung bezeichnen dürfen und jeder Dritte wird einstweilen 
der letzteren gegenüber seine eigene Stellung einnehmen kön- 
nen; mit Rücksicht auf die KAaLkowskY'schen Arbeiten sei 
aber nochmals daran erinnert, dass sich bei MÜLLER die beiden 
Begriffe eruptive Gneissformation und rother Gneiss zwar zum 
grössten Theile, aber doch nicht vollständig decken und dass 
MvüLLER in Folge dessen keineswegs eine Inconsequenz begeht, 
wenn er, wie er das wenigstens mündlich mehrfach gethan 
hat, gewisse Einlagerungen rothen Gneisses inmitten der älteren 
Gneissformation dieser letzteren in aller und jeder Weise 
zurechnet. | 

Ehe ich schliesse, möge es mir gestattet sein, Herrn Kar- 
KOwSKY auch noch auf das Gebiet der mikroskopischen Unter- 
suchungen zu folgen, denn auch diese werden von ihm benutzt, 
um die Annahme von der Kruptivität des rothen Gneisses zu 
widerlegen. 1 

KaAukowsky eröffnet die Angaben über seine bezüglichen | 
Untersuchungen mit der Bemerkung, dass, da ‚das Mikroskop 
„bei so vielen Gesteinen Aufschlüsse über genetische | 
„Verhältnisse zu Tage gefördert hat, man erwarten könnte, 
„durch die Untersuchung auch des rothen Gneisses Thatsachen 
„aufzufinden, die der Annahme einer Eruptivität desselben 
„widersprechen. Leider“, fährt er fort, „ist dies nicht der 
„Fall“‘ (1876. pag. 709). Aber während man hiernach meinen 
sollte, dass alle weiteren Erörterungen resultatlos bleiben 
mussten, überraschen uns schon die ersten Zeilen der nächsten 
Seite mit der einlenkenden Angabe, dass „,‚die Structurunter- 
„schiede, auf denen die Möglichkeit der Unterscheidung von 
„Granit und Gneiss beruht ..... gewiss leichter wahrzuneh- 
„men, als zu beschreiben‘ sind; und nachdem nun einige 


dieser wahrnehmbaren Differenzen in Erwägung gezogen wor- | 
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607 


den sind, gelangt KaLkowsky mit ihrer Hilfe denn auch 
glücklich so weit, dass er zu unserer weiteren Ueberraschung 
noch auf derselben Seite 710 und mit gesperrter Schrift ver- 
sichern kann: ,‚Nach allen diesen mikroskopischen Verhält- 
„nissen ist der rothe @neiss des Zschopauer Gebietes ein 
„echter Gneiss, nicht etwa ein schiefriger Granit“, 
und weiter sagt er Seite 710: „‚In petrographischen Verhält- 
„nissen liegt somit nicht die geringste Veranlassung, den 
„rothen Gneiss für ein Eruptivgestein zu halten,‘ 

Muthet KırLkowsky den Freiberger Geologen und allen 
ihren gesinnungsverwandten ÜOollegen wirklich zu, dass sie 
ihre Ansichten über den rothen Gneiss wegen einer solchen 
schwachen Beweisführung, die das leider Unmögliche doch 
noch möglich macht, ändern sollen? Das kann doch sein 
Ernst nicht sein! 

Aus allem Vorstehenden dürfte sich nun ergeben: 


1. dass die Ansichten, welche die Freiberger Geologen 
über den rothen Gneiss ausgesprochen haben, keineswegs so 
übereinstimmend sind, wie dies von Seiten KALKowskY’s 
behauptet worden ist; 

2. dass zum mindesten v. Cotta wiederholt ausge- 
sprochen hat, dass der rothe Gneiss theils lager-, theils 
gangformig auftreten, d. bh. theils ein integrirendes Glied der 
archäischen Formation, theils ein eruptives Gebilde sein 
kann. MÜLLER theilt diese Ansicht, der auch ich mich seit 
Jahren unbedingt angeschlossen habe; 

3. dass der rothe Gneiss von Griesbach, sofern we- 
nigstens .das nach Haldenstücken reconstruirte Profil den 
thatsächlichen Verhältnissen entspricht, eine Einlagerung im 
Glimmerschiefer ist und der Formation dieses letzteren zu- 
gehört; endlich aber 

4. dass es durchaus unstatthaft ist, auf Grund einer 
einzigen localen Beobachtung Schlussfolgerungen zu ziehen 
über anderwärts beobachtete Vorkommnisse und über die 
Natur des rothen Gneisses im Allgemeinen. 


Und warum versucht KıLkowsky eigentlich das letztere, 
warum eifert er überhaupt so gegen den an anderen Orten 
gelieferten Nachweis, dass Gneiss auch gangförmig auftreten 
kann und alsdann für ein eruptives Gestein gehalten wer- 
den muss? 

Es sind ja keineswegs bloss v. Cotta und MivLLER, 
welche die eruptive Natur gewisser Gneisse nachweisen zu 
= können glaubten, sondern auch FournET, HumBoLpT, KJERULF, 
Naumann u. A., deren bezügliche Arbeiten ZIRKEL in seiner 
Petrographie (II. pag. 433) sorgfältig zusammengestellt hat, 


40* 


608 


haben ja ganz dasselbe vor und nach den Freiberger Geologen 
gethan, so dass ZIRKEL sich dahin ausspricht: „Auch die 
„allerdings nur äusserst selten vorkommenden Gneissgänge 
„durften als eruptive Vorkommnisse zu erachten sein, deren 
„Ausbildungsweise nicht schwieriger zu begreifen ist, als die 
„eines Phonolithes oder schiefrigen Quarztrachytes, welche 
„gleichfalls Gänge bilden und deren eruptive Natur wohl 
„kaum Jemand ernstlich in Zweifel ziehen wird“ (l. c. M. 
pag. 493). 5 

Und dann ist ja auch diese Doppelnatur, die hiernach für 
den Gneiss anzuerkennen ist, für andere Gesteine längst in 
gleicher Weise nachgewiesen worden, beispielsweise für den 
Granit. ZIRKEL, nachdem er die überzeugendsten Beweise für 
die eruptive Natur der meisten Granite gegeben hat, macht 
(II. pag. 353) darauf aufmerksam, wie man gleichwohl nicht 
übersehen dürfe: „dass es auch Granite giebt, welche in der 
„Lhat an und für sich keine eruptiven Lagerungs- und 
„Verbandsverhältnisse aufweisen‘‘, sondern „‚welche in inniger 
„Wechsellagerung und durch petrographische Uebergänge ver- 
„knüpft, innerhalb gewisser Gneissablagerungen als vollständig 
„zugehörige Glieder derselben erscheinen“. „Granit und 
„Gneiss“, fährt er fort, „können unter solchen Umständen 
„mit Bezug auf ihre Bildungsweise nicht von einander ge- 
„trennt werden“. ÜREDNER ist vollständig derselben Ansicht; 
auch er unterscheidet sedimentäre und eruptive Granite, denn 
„der Granit tritt unter doppelten, durchaus verschiedenen, aber 
„bisher nicht immer getrennt gehaltenen Lagerungsformen _ 
„auf“. (Elem. d. Geol. 3. Aufl. pag. 62.) > 

Warum soll nun aber das, was für den Granit gilt, nicht 
auch — wenn schon in anderen Quantitätsverhältnissen — 
für den Gneiss Gultigkeit haben dürfen? Wir können ja den 
rothen Gneiss auch eine „schiefrige Varietät des Granites“ 
(Zırket, II. pag. 424) oder „‚Granitgneiss‘ (Cora, Gesteins- 
lebre pag. 169) nennen und das wird selbst nach KALKkowsky 
zulässig sein, denn er versichert ja ausdrücklich, ‚es giebt 
‚„„Gneisse, die sich von Graniten mikroskopisch fast gar nicht 
„unterscheiden“, Und wenn nun dieser Wechsel im Namen 
erfolgt ist, wird KALKoswky auch dann noch bei seiner Be- 
hauptung bestehen bleiben, dass es keine eruptive „Granit- 
gneisse‘‘ geben könne? | 

In der That scheint es, dass die ganze von KALKOWSKY 
eröffnete Polemik lediglich ein neuer Beweis für die Richtig 
keit eines Ausspruches von u) ist, den ich letzthin einmal | 


ı 
) 


609 


„gleich zu Anfang die Definitionen unserer Worte und Aus- 
„drücke feststellen, sodass Andere wissen mögen, wie wir sie 
' „auffassen und verstehen und ob sie darin mit uns uüberein- 
„stimmen oder nicht. Denn es wird sich in Ermangelung 
„dessen ereignen, dass wir schliesslich damit enden, womit wir 
„hätten anfangen sollen, ac mit Streitfragen und Streitig- 
„keiten uber Wörter.‘ 

Gilt das nicht auch für unseren Fall? Die älteren Geo- 
logen haben das Wort rother Gneiss nur petrographisch 
aufgefasst und sie konnten deshalb von sedimentären Gneiss- 
lagern und von eruptiven Gneissgängen sprechen; KALKOWSKY 
aber scheint bei dem Worte rother Gneiss in erster Linie 
immer nur an sein Griesbacher Lager zu denken und weil nun 
dieses der Glimmerschieferformation angehört und weil Kar- 
KOWSKY ausserdem dem Worte rotber Gneiss neben der petro- 
graphischen auch eine genetische Bedeutung unterlegt, so ge- 
winnt er natürlich einen ganz anderen Standpunkt. So lange 
er diesen innebehalten wird, so lange wird natürlich auch 
zwischen ihm und den „Freiberger Geologen‘“ eine Verstän- 
digung über den rothen Gneiss unmöglich sein. 

Im Angesichte solcher nutzlosen Disputationen drängt sich 
unwillkurlich die Frage auf, ob es nicht auch in der Geologie 
zweckmässig sein durfte, jenes von Bacon anempfohlene weise 
Verfahren der Mathematiker derart zu benutzen, dass wir uns 
ein für allemal daruber entscheiden, ob wir unseren Gesteins- 
namen lediglich eine petrographische, oder eine petrographisch- 
genetische, oder gar eine petrographisch - genetisch -historische 
Bedeutung unterlegen wollen? Denn die Inconsequenz , die 
sich wohl alle petrographischen Systeme in dieser Beziehung 
haben zu Schulden kommen lassen, dürfte in der That öfter 
als wir zugeben wollen, die Quelle von Irrthumern und 
falschen Interpretationen geworden sein. Indessen die Er- 
örterung dieser Frage liegt heute nicht in meiner Absicht, 
und ich beschränke mich deshalb nur noch darauf, in die 
Erinnerung zurückzurufen, dass v. Cotta bereits‘ vor Jahren 
und vielleicht im Vorgefühle solcher unliebsamen Disputa- 
tionen, die „in Streitigkeiten über Wörter‘ enden, vorge- 
schlagen hat, die eruptiven Gneisse als Gneissite zu be- 
zeichnen, Leider hat dieses kurze und alle Zweideutigkeiten 
ausschliessende Wort keinen grossen Anklang gefunden; viel- 
leicht haben die vorstehenden Zeilen zur Folge, dass es in 
Zukunft wieder häufiger angewendet wird. 

Und nun zum Schlusse. Wohl Niemand weiss es besser, 
als gerade die Freiberger Geologen, die auf dem archäischen 
Gneisse des Erzgebirges leben, dass die heutigen Kenntnisse 
dieser so schwer verständlichen Formation noch vielfältiger 


Vervollkommnung fahig sind; wohl Niemand Geo sich de 
auch aufrichtiger über a Beitrag, der diese Kenntnisse 
erweitern hilft, als eben die Freiberger Geologen. Wenn 
aber solche Beiträge mit kritischen Bemerkungen über ihre 
Leistungen und Darstellungen verknüpft werden, dann dürfen 
sie wohl auch hoffen, dass sich die Kritik in Zukunft an 
ihre thatsächlichen Angaben und Auffassungen hält und nicht 
Fictionen bekämpft, die ihnen niemals, zum wenigsten in ihrer 
Gesammtheit, in den Sinn gekommen sind. 


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0. Verhandlungen der Gesellschaft. 


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1. Protokoll der Julı- Sitzung. 


Verhandelt Berlin, den 4. Juli 1877. 


Vorsitzender: Herr WEBSKY. 

Das Protokoll der Juni -Sitzung wurde vorgelesen und 
genehmigt. 

Der Vorsitzende legte die fur die Bibliothek der Gesell- 
schaft eingegangenen Bücher und Karten vor. 


Der Gesellschaft ist als Mitglied beigetreten: 

Herr Enwarnp B. TAawneyY, Esquire, zu Bristol, 
vorgeschlagen durch die Herren F. RoEMER, WEBSKY 
und BEYRIcH. | 

Herr Tu. Lıesıscn sprach über den Zusammenhang der 
geometrischen Gesetze der Krystallographie. (Siehe den Aufsatz 
in diesem Heft pag. 515.) 

Herr WEBskY sprach über neue Verbesserungen am 
Goniometer. 

Hierauf wurde die Sitzung geschlossen. 

v. w. 0. 


WeEBSsKY. Wriss. Damss. 


2. Protokoll der August - Sıtzung. 


Verhandelt Berlin den 1. August 1877. 


Vorsitzender: Herr WEEBSsKY. 


Das Protokoll der Juli- Sitzung wurde vorgelesen und 
genehmigt. | 


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612 


Der Vorsitzende legte die für die Bibliothek der Gesell- 
schaft eingegangenen Bücher und Karten vor. 


Herr K. A. Lossen besprach die Gliederung derjenigen 
palaeozoischen Schichten im Harz, welcheälter als 
das Mitteldevon sind, unter Berücksichtigung der verschie- 
denen Facies, in welcher dieselben im Unterharz, Sudost- 
undNordwest-Oberharz zur Ausbildung gelangt sind. An- 
knüpfend an frühere in dieser Zeitschrift gemachte Mittheilun- 
gen über die Gliederung dieses Schichtencomplexes im Unter-- 
harze*) führte er aus, wie seine letztjährigen geologischen 
Aufnahmen und Begehungen in der Gegend von Wernigerode 
und Ilsenburg zu einer Einordnung der in dieser Gegend 
durch F. A. Roeuer’s und JAascHe’s Untersuchungen bekannten 
Petrefactenfundpunkte in das Schema dieser Gliederung und 
damit zu einem gewissen Abschluss für den Unterharz, zugleich 
zu einem Versuch der Klarlegung des Zusammenhanges zwi- 
schen Unter- und Oberharz geführt haben. 

F. A. RoEmER war in seinen letzten Publicationen zu der 
Ansicht gelangt, dass das Schiefergebirge mitsammt seinen 
Kalkeinlagerungen u. s. w. und mit den zahlreichen einge- 
schalteten Diabaslagern nördlich und südlich der jüngeren 
Elbingeroder Mittel- und ÖOberdevonmulde correspondire wie 
Flügel und Gegenflügel. Diese Ansicht ist im Wesentlichen 
richtig: der Muldenbau hört nicht mit den innersten Schichten 
auf, lässt sich vielmehr in vier Zipfel ausgezogen weit vom 
Centrum gegen Andreasberg, Treseburg, Blankenburg, Hasse- 
rode und noch z. Th. darüber hinaus verfolgen. In Con- 
sequenz dieser Anschauung wird man nun aber dahin geführt, 
die Pflanzen -führenden Grauwacken im Nordrande des Harzes 
zwischen Ilsenburg und Heimburg ebenso für den Gegenflügel 
der Nordhälfte der Sattelaxe der Tanner Grauwacke südlich 
der Elbingeroder Mulde anzusprechen, und somit die Auffas- 
sung ROoEMER’s, wonach diese Grauwacken am Nordrande Culm- 
grauwacke sein soll, zuruckzuweisen, wie dies von dem Vor- 
tragenden schon 1868 im XX. Bande dieser Zeitschrif 
pag. 217 ff. geltend gemacht worden ist. Die Pflanzenführung 
dieser Grauwacken zeigt allerdings in Lepidophyten vom Er- 
haltungszustande der Änorria und in Calamarien**) vom Typus 


*%) cf. Bd. XX, pag. 216. ff.; Bd. XXI. pag. 284.; Bd. XXVI. 
pag. 448.; sowie: Geol. Specialkarte von Preussen u. d. Thüring. 
Staaten. Lief. I, Erläuterungen. 


*#) Nach F. A. Rosmen’s eigenen Angaben hatte ich 1868 geglaubt, 
das Fehlen der Calamarien in dieser Flora hervorheben zu sollen, in- 
dessen Bornia scrobieulata, welche Rormer und Jascue abbilden, gehört 
zum Typus des Archaeocalamites radiatus und ähnliche, wenn auch 


613 


des Archaeocalamites radiatus (= Calamites transitionis) u. 8. w. 
nach einer neueren Beurtbeilung des Herrn Weiss im Allge- 
meinen bereits den Charakter der Flora der älteren nicht 
productiven Steinkohlenformation , - indessen auch diejenigen 
Pflanzen, welche in den Grauwackeneinlagerungen im 
Wieder Schiefer noch unter dem Niveau der Harz-Graptolithen 
zu Lindenberg bei Strassberg an der Selke und zu Wolfsberg 
gefunden werden *), zeigen diesen Charakter und somit bleibt 
bestehen, was der Vortragende schon 1868 unter Hinweis auf 
das allgemeinere Vorkommen*”) einer ersten Land- 
flora auf der Scheide von Silur und Devon betont 
hatte, dass die richtige Erkenntniss der Lagerungsverhältnisse 
das Alter dieser Pflanzenreste bestimmen müsse. Ebensowenig 
kann aus dem meist nach N. und ©. gerichteten Einfallen der 
Grauwacken zwischen Ilsenburg und Heimburg eine Anla- 
gerung an das Schiefergebirge parallel dem Harzrande ge- 
folgert. werden, denn einmal ist F. A. Rosmer’s Darstellung 
des räumlichen Verhaltens dieser Grauwacke auf der PreopI- 
ger’schen Karte (1:50000, Blatt Wernigerode) wesentlich 
fehlerhaft, namentlich nicht die vielmehr bis in die Nähe der Stei- 
nernen Renne reichende Grauwacke auf den schmalen Saum längs 
des Flötzgebirges beschränkt; sodann findet sich das gleiche 
Einfallen vielfach auch weiterhin im Schiefergebirge gegen die 
eigentliche innere devonische Elbingeroder Mulde hinzu, ja in 
der Büchenberger Eisenerzlagerstätte selbst, in welcher be- 
kanntlich das Untere zu oberst lagert. Es ist eben die Elbin- 
geroder Mulde im Grossen und Ganzen keine regelmässige, 
sondern eine durch Druck und Gegendruck zwischen den beiden 
grossen Granitmassen des Harzes verzerrte und verbogene 
Mulde, deren Ränder vielfach widersinnig zusammen- und auf- 
einandergeschoben sind, was ja ehedem ZinckEn in seinem 
östlichen Harz***) veranlasste, irrigerweise von dem „mantel- 
formigen* Abfallen der Schichten ,„ringsum‘ den „‚untergela- 
gerten Kalk“ (d. h. den Devonkalk im Muldencentrum) zu 
reden. (Vergl. auch JascHe, Klein. min. Schrft. pag. 91.) 
Zwischen dieser Tanner Grauwacke im Nordrande 
des Harzes und dem Stringocephalenkalk, beziehungsweise dem 


schlechter erhaltene Calamarienreste sind seither durch die Herren 
E. Kıyser und A. Harrar aus der Tanner Grauwacke des Oderthales 
zwischen Andreasberg und Lauterberg gesammelt worden. 


”) cf. Bd. XXII. pag. 187 und Verbesserung auf pag. 957. 


**) Dass das damals von mir mitaufgeführte Takon von Wurzbach 
sich seither als echte Culmformation ergeben hat, bedarf kaum der Er- 
wähnung. 


»»#) D,. Oestl. Harz 1825. pag. 32 und 9. 


614 


diesen Kalk repräsentirenden Eisenerzlager folgen dann vom 
 Wernigeroder Schlossberg nach dem Büchenberg und Harten- 
berg von N. gegen S., d. h. unerachtet widersinniger Fall- 
richtung vom Liegenden zum Hangenden: 


Untere Wieder Schiefer, unten mit weithin fortsetzen- 
den mächtigen Kalk-, Wetz- und Kieselschieferlagern, 
oben ein reines Thonschiefersystem mit zahlreichen 
Einschaltungen von lagerförmigen Diabasmassen; 


Hauptquarzit, bie und da etwas kalkhaltig oder schiefrig 
mit viel Glimmerblättehen auf den Schichtflächen; 


Obere Wieder Schiefer mit spärlichen kleinen Kalk- 
‚einlagerungen und Grauwackeneinlagerungen ; 


| 
| 
| 
Se 
Hauptkieselschiefer; a 
Zorger Schiefer und Elbingeroder Grauwacke. Ei 
Es ist nun durch die Aufnahmen des Vortragenden fest- | 
gestellt, dass jene Schichten aus dem Drengethale oberhalb 
Hasserode in der Nähe des Dreiannen - Hauses, aus welchen 
F. jA. RormEr Spirifer macropterus und Chonetes sarcinulata 
anfuhrte und welche er danach als Spiriferen-Sandstein*) be-. 
zeichnete, dem Niveau des Hauptquarzits angehören. RoEMER 
selbst giebt an, dass jene Schichten weiter nach dem Haken- 
stiege hinzu fortsetzen, diese Fortsetzung stellt aber keineswegs 
bereits das Ende dar, sondern vermittelt den Anschluss nach den 
Quarziten, die bei dem Zillierbach und von da weiter gegen O. im 
Nordflügel der Elbingeroder Mulde ın Rormer’s Wissenbacher 
Schichten (Wieder Schiefern) überall anstehen, ohne auf seiner 
Karte angegeben zu sein, wie denn das wichtige Niveau des 
Hauptquarzits im Unterharz bei relativ geringer Mächtigkeit und 
häufiger Auskeilung der Quarzitbänke bis auf die neueste Zeit 
unbeachtet geblieben ist. Der fast stete Mangel an Verstei- 
nerungen mag indessen wobl am meisten zu dieser Nicht- 
beachtung beigetragen haben. In der That ist aus dem Haupt- 
quarzit südlich der Sattelaxe der Tanner Grauwacke auch nicht 
ein Petrefact ‚bekannt, weder aus dem Gebiet der Harzer 
Süd-Mulde (Behre - Zorge - Mulde), noch aus demjenigen der 
Selke-Mulde. Damit steht in Einklang, dass hier der Haupt- 
quarzit stets des Gehaltes an Kalk entbehrt. Um so bedeu- 
tungsvoller ist die Einordnung des Rozmer’schen Spiriferen- 
sandsteins aus dem Drengethale in das Niveau des Haupt- 
quarzits. Es stimmt diese Beobachtung vortrefflich überein 
mit der schon früher in einem Briefe des Vortragenden an 


*) F. A. Rormer in Palaeontogr. Beitr. III. 1855. pag. 44., 1866. 9 
Beitr. V. pag. 2. und diese Zeitschr. Bd. XVII, pag. 387. Br 


615 


Herrn BryrıcHh*) gemachten Angabe, dass auch die von dem 
verstorbenen OSCAR SCHILLING südlich Elend in einem kalkigen 
Quarzitschiefer von ähnlicher Beschaffenheit wie der Spiri- 
ferensandstein aufgefundene Fauna, die Herr Bryrıca für 
unterdevonisch erklärt hat, nur in das Niveau des Haupt- 
quarzit gestellt werden kann, wie dies auch die neuerlichen 
Kartenaufnahmen bei Elend durch E. Kayser bestätigt haben. 
Eben dahin gehören aber auch die bekannten Versteinerungen 
(Homaolonotus, Spirifer macropterus ete.) der Drei Jungfern zu 
St. Andreasberg. Nimmt man endlich hinzu, dass auch die 
in dieser Zeitschrift Bd. XVII. pag. 16 durch Herrn Beyrich 
nach der von den Herren Bergassessoren HEınE und STEIN 
gesammelten Fauna als unterdevonisch angesprochenen Schiefer 
‘des Krebsbachthales bei Mägdesprung ebenfalls mit Quarziten 
zusammen vorkommen, welche nicht anders gedeutet werden 
können als eine Ausserste Andeutung des Elbingeroder Mulden- 
systems in seinem gegen SO. gerichteten Zipfel, so haben wir 
vier wohlcharakterisirte Vorkommen einer Unter- 
devon-Fauna vom Typus des Spiriferensandstein 
im Hauptquarzit des Unterharzes. 

Im Liegenden dieses Quarzit - Niveau’s sind 
aber, wie der Vortragende früher klargelegt hat, und zwar 
allermeist im unmittelbaren Liegenden, die Schich- 
ten der häufig durch zahlreiche Diabaseinschaltungen ausge- 
zeichneten oberen Abtheilung der Unteren Wieder 
Schiefer Graptolithen -führend**) und erst darunter 
folgt die untere Abtheilung mit der Fauna der Kalke von 
Harzgerode (Schneckenberg, Scheerenstieg u. s. w.) Hassel- 
felde-Trautenstein, Zorge, Wieda, die Herr Brrrıch besonders 
in’s Augenmerk nahm, als er die Aequivalenz des älteren herey- 
nischen Schiefergebirges mit deu Stufen F. G. H. Barranne’s 
aussprach und welcher, wie gleich ausgeführt werden soll, auch 
die Faunen bei Ilsenburg (Klosterholz, Tännenthal bei Oehren- 
felde) zugezählt werden mussen. Es wird danach der Begriff 
Aelteres hercynisches Schiefergebirge, der früher 
bis zur Elbingeroder Grauwacke aufwärts ausgedehnt worden 
ist, fortab nur bis an die untere Grenze des Haupt- 
quarzit auszudehnen sein; von da ab mit dem Haupt- 
quarzit beginnend reicht das normale Unterdevon bis zum 
Mitteldevon (Stringocephalenkalk und -Eisenstein der Elbinge- 
roder Mulde, in der Sud- Mulde und in der Selke - Mulde 
fehlend), wobei es dahingestellt sein mag, ob das oberste 


*) Diese Zeitschr. Bd. XXVII. pag. 448. 
**) Diese Zeitschr. Bd. XXI. pag. 284; Bd. XXIV. pag. 177; 
Bd. XXVI. pag. 206; Bd. XXVII. pag. 448. 


616 


Glied dieser Schichtengruppe, die Elbingeroder Grauwacke, oder 
diese zusammen mit dem Zorger Schiefer sich als ein Aequi- 
valent des in der Elbingeroder Mulde sonst nicht vertretenen 
unteren Mitteldevon (Oalceola-Schiefer im nördlichen Oberharz) 
mit der Zeit werde nachweisen lassen; augenblicklich et 
dafür jeder fernere Anhaltspunkt. 

Charakteristisch für die Entwickelung dieses Unterdevon am 
Unterharz ist dierelativ geringe Mächtigkeit der quarzi- 
tischen Ablagerung an der Basis desselben, die meist relativ 
bedeutende Ausdehnung der durch den Oberen Wieder Schiefer 
davon getrennten Hauptkieselschiefer darüber und der Ueber- 
gang dieser letzteren durch das im Habitus zwischen wesent- 
lich kalkfreiem Thonschiefer, Wetzschiefer, Kieselschiefer und 
Grauwackenschiefer schwankende Zorger Schiefersystem in die 
hangende Massengrauwacke (Elbingeroder Grauwacke), Am 
ausgeprägtesten ist dieser Charakter in den beiden Mulden 
südlich der Sattelaxe der Tanner Grauwacke, wo gerade die 
in’s Auge fallende Entwickelung jener mächtigen Kieselschiefer- 
und Grauwackenmassen in der Umgebung von Zorge, Hohe- 
geiss, Benneckenstein, Rothensütte, Stiege bis gegen Neustadt 
und dann wieder an der unteren Selke in der Grafschaft 
Falkenstein und im Ballenstedtischen Gebiete ehedem Veran- 
lassung ge$&eben hat von der Unteren Steinkohlenformation zu 
reden. Und in der That, wenn man sich eine wesentlich kalk- 
freie, fast petrefactenleer# Facies des Mittel- und Ober-Devon 
zusammengeschrumpft denkt auf die geringe Mächtigkeit, 
welche das Schiefersystem der Oberen Wieder Schiefer mit 
seinen oft sehr ausgedehnten Einschaltungen dichter und kör- 
niger Diabase nebst Grünen Schiefern u. s. w. besitzt, so hat 
die Vorstellung im Hauptkieselschiefer den Culmkieselschiefer, 
im Zorger Schiefer die Posidonienschiefer und in der Elbin- 
geroder Grauwacke die sogenannte Culmgrauwacke des Ober- 
harzes, d. h. die Flötzleere Grauwacke wiederzufinden den 
ersten Anschein für sich. Der gänzliche Mangel indessen an 
Culm-Versteinerungen, namentlich an der Posidonomya Becheri, 
und die Lagerungsverhältnisse in der dritten Mulde des Unter- | 
harzes, in der Elbingeroder Mulde, nördlich der Sattelaxe der en 
Tanner Grauwacke, gestatten nicht, diese Vorstellung festzu- 
halten. Bei Elbingerode hatte auch F. A. RoEnmeEr nicht ge- 
wagt an Culm zu denken, er hatte Kieselschiefer incertae sedis 
und eine Mitteldevon-Grauwacke, d. i. die Elbingeroder Grau- 
wacke, angegeben. Die ontelanlne des Vortragenden 
und des Herrn Beyrıcn haben indessen gezeigt, dass“ diese, hr 


Devon, den Stringocephalenkalk und -Eisenstein, unterlagert, # 
Auf der ganzen Südwest-, West- und Nordseite des Elbinge- 


617 


roder Muldensystems von Rothehutte über den Büchenberg, 
Hartenberg, Eggeroder Brunnen bis zur Blankenburg-Hütten- 
roder Fahrstrasse muss man fast stets, willman aus dem Wieder 
Schiefer oder vom Haupt-Quarzit her in die mittel- und ober- 
devonische Kalk- (Eisen-) und Schalsteinmulde eindringen, diese 
Kieselschiefer- und Grauwackenmassen überschreiten; wenn dies 
local und auf der Linie von Huttenrode bis Neuwerk auf der 
Ostseite des Muldensystems nicht der Fall ist, so kann dies 
im Sinne einer ungleichmässigen , von einer Verstauchung 
eines Theils der Schichten begleiteten Faltung verstanden 
werden, wie dies auch daraus gefolgert erden kann, dass 
hier ebenso die Kalk- und Eisensteine des Stringocephalen- 
Niveau fehlen und der Schalstein direct an den Oberen Wieder 
Schiefer grenzt; analog ist die Südseite der Mulde da zu 
beurtheilen, wo der oberdevonische Iberger Kalk unmittelbar 
an den Oberen Wieder Schiefer grenzt u. s. w. 

Im Oberharz kennt man diese charakteristischen Devon- 
schichten zwischen den Quarzitschichten und dem zuverlässigen 
Mitteldevon nicht. Dagegen sind die Quarzitschichten, hier 
mehr als Quarzit- oder auch als Grauwackensandstein ent- 
wickelt, im Gegensatz zum Haupt-Quarzit des Unterharz, von 
sehr grosser Mächtigkeit. Im Nordwest-Oberharz 
sind diese Gesteine, welche F. A. RoEmer zu Anfang als Aeltere 
Grauwacke des Harzes und späterhin als Spiriferensandstein 
bezeichnet hat, wenn auch nicht stetig, so doch häufig durch 
einen Gehalt an kohlensaurem Kalk nebst etwas Eisen- und 
Mangancarbonat ausgezeichnet und gleichen auch sonst durch 
ihren Glimmerreichthum und ihre beträchtlichen Zwischenmittel 
von Thonschiefer den Haupt-Quarziten nördlich der Sattelaxe 
der Tanner Grauwacke im Unterharz, Es ist trotzdem darauf- 
hin nicht anzunehmen, dass dieser ganze mächtige Schichten- 
complex nur das eine geringmächtige Niveau des Unterharz 
vertritt. F. A. Roruer selbst hat schon hangendere und lie- 
gendere Niveau’s angedeutet, wie z. B. jene an Fucoiden 
reichen Bänke ganz in der Nähe der hangenden Grenze gegen 
die Calceola-Schiefer; aber auch die an thierischen Organismen 
reichen Bänke mussen verschiedene Niveau’s repräsentiren, 
denn ein Theil derselben, wie z. B. die grossen Homalonoten, 
deutet ein entschiedenes Unterdevon an, ein anderer Theil 
aber erinnert so sehr an das Mitteldevon, dass FErD. ROEMER 
in der Lethaea geognostica I. Bd. pag. 43 im Gegensatz zu 
seinem Bruder das unterdevonische Alter der Bildung in Frage 
zieht und vielmehr an einen Vergleich mit „,mitteldevo- 
' nischen“ Grauwackensandsteinen von Lindlar auf der rechten 
Rheinseite denkt. Solche frisch graublaue und sehr kalkreiche, 
verwittert mulmig braune, petrefactenreiche Quarzitsandsteine 


618 


hat der Vortragende im Gosethal am östlichen Fuss des Hohekehl 
in und bei der Schneise zwischen den Forstparcellen No. 102 
und No. 104 gesammelt, etwas oberhalb der Stelle, wo, wie 
ihm Herr WIMMER zuerst gezeigt hat, die Oalceola- Schichten 
das Gosebett schneiden. Unter den zahlreichen Resten fand 
derselbe keine Homalonoten. Danach glaubt er nicht fehl zu 
gehen, wenn er die ganze mächtige Quarzitsandsteinbildung 
des Kahleberges, Rammelsberges u. s. w., kurz des grossen 
Devonsattels im Nordwestoberharz als eine besondere Facies 
der Devonschichten unter dem Niveau der Calceola sandalina 
(Calceola- Schiefer) ansieht, deren Unterkante etwa überein- 
stimmen mag mit der Uuterkante des Haupt-Quarzit-Niveau’s 
im Unterharz, die aber in ihrer Totalität nieht nur dieses 
letztere Niveau, sondern zugleich die darüber folgenden Schich- 
tengruppen des Oberen Wieder Schiefer, des Hauptkiesel- 
schiefer, des Zorger Schiefer und auch der Elbingeroder Grau- 
wacke vertritt, insoweit man nicht in dieser letzteren etwa 
schon ein Aequivalent der Calceola- Schichten vermuthen darf. 
Das wirkliche Liegende dieser mächtigen Quarzitsandstein- 
bildung ist nicht bekannt, da sie die unterste Schichtengruppe 
des aus den Schichten der Unteren Steinkohlenformation 
herausgeschobenen Devonsattels bildet. E 
Anders verhält sich die zweite Quarzitsandsteinbildung im 
Sudost-Oberharz. Der weithin fortstreichende Rücken 
des Bruchberges und Ackers, jene charakteristische Bergkette, 
welche uns mit einemmal aus dem Harz in den Taunus, 
Soon-Idar- oder Kellerwald zu versetzen scheint, wird aus we- 
sentlich kalkfreien, hellfarbigen Quarzitsandsteinen zusammen- 
gesetzt, die, hie und da durch grössere Quarzkörnchen un- 
gleichkörnig, etwas conglomeratisch, an anderen Stellen rund- 
zellig löcherig ausgebildet sind. Die Kalkarmuth, der das fast 
völlige Fehlen von Petrefacten (Krinoidenstielglieder ausge- 
nommen) entspricht, harmonirt hier charakteristisch mit dem 
Haupt - Quarzit südlich der Sattelaxe der Tanner Grauwacke, 
wiewohl der Sandsteinhabitus bei diesem letzteren nie derartig 
hervortritt, wie bei dem Gestein des Bruchbergs und Ackers. 
Alle Autoren, die über den Harz geschrieben haben, stimmen, 
soweit sie diesen Gegenstand überhaupt zur Sprache bringen, 
darin überein, dass die Quarzitsandsteinmassen zwischen der 
Kattenäse bei Harzburg auf der Westseite der Ecker und von 
da continuirlich durch das Ecker- und Ilsethal bis zum Tännen- 
kopf auf der Ostseite des bei Oehbrenfelde aus dem Nordrand 
des Harz austretenden Thales nur die Fortsetzung des Bruch- 
berges jenseits der trennenden Masse des Brocken-Granits be- 
deuten können, und in der That, es ist die Identität so gross, 
dass darüber für Jeden, der beide Gegenden besucht hat, kein 


619 


Zweifel obwalten kann. Diese Quarzitsandsteine sind von 
F. A. Rormer zu verschiedenen Zeiten verschieden beurtheilt 
worden. In seiner ersten Abtheilung der Beiträge zur geo- 
logischen Kenntniss des nordwestlichen Harzgebirges (Sep- 
tember 1850. Paläontograph. III. 1854) stellt er dieselben in 
Text (pag. 66) und Karte noch zur Aelteren Grauwacke (Spi- 
riferen-Sandstein), in der zweiten Abtheilung aus dem Jahre 
1852 in demselben Bande pag. 89 dagegen zu „Kulm oder 
Jüngere Grauwacke“. Es ist an dieser Stelle klar ersichtlich, 
dass ROEMER nur dadurch zu letzterer Auffassung gelangte, weil 
er ein, abgesehen von dem als Störung aufgefassten Osteroder 
Diabaszug , einheitliches Profil der Culmschichten vom Ober- 
harzer Plateau bis in die Gegend von Benneckenstein und 
Wieda annahm. Diese an und für sich nach dem ganzen 
Gebirgsbau wenig wahrscheinliche Ansicht ist durch den Nach- 
weis der Sattelaxe der hereynischen Tanner Grauwacke und 
den der devonischen Elbingeroder Grauwacke in der Süd- 
Mulde des Harzes hinfällig geworden. Speciell die z. Th. 
pflauzenfübrenden Grauwäcken bei Lauterberg (Scharzfelder 
Zoll) und im Sieberthale, „‚rothe Grauwacken‘‘ F. A. RoEmER’s, 
sind, wie von dem Vortragenden schon 1868 a. a. O. ausge- 
führt worden ist und auch nach den neueren Specialkarten- 
aufnahmen von E. Kayser*), nur die westliche Fortsetzung 
der Sattelaxe der Tanner Grauwacke. Diese Thatsache fuhrt 
aber, eben weil die Zone der Tanner Grauwacke eine Sattelaxe 
darstellt, wie der Vortragende an der Hand der Aufnahmen 
E. Kayser’s auf der Geologenversammlung zu Dresden gezeigt 
hat, zu der Oonsequenz, dass die zwischen der Grauwacke des 
Sieberthales und dem Bruchberg und Acker anstehenden Thon-, 
Wetz- und Kieselschieferschichten mit Kalkeinlagerungen uud 
Einschaltungen von kornigem Diabas der Stufe der Unteren 
Wieder Schiefer angehören, wonach die fernere Folgerung, die 
Quarzitsandsteine jener Bergkette seien die Vertreter des 
Haupt-Quarzit, sehr naheliegt. 1868 (a. a. O.) hatte der Vor- 
tragende vermuthungsweise und mit dem Hinweis auf die spä- 
tere letailuntersuchung als wahrscheinlich bezeichnet, die 
älteren Schichten des Unterharz reichten bis zum Osteroder 
Diabaszug, und dieser mit seinen bekannten Mitteldevonschich- 
ten bilde die Scheide gegen die Schichten der älteren Stein- 
kohlenformation des Oberharzes; 1875 glaubte E. Kayser 
(a. a. O.) auf Grund seiner Kartenaufnabmen und derjenigen 
v. GRoDDECK’s den Bruchberg und Acker als eine Mulde des 
Haupt-Quarzit deuten und die Identität der Schichten zwi- 
schen dieser Mulde und dem Österoder Diabaszug mit den 


*) Diese Zeitschr. Bd. XXVII. pag. 958 ff. 


620 
Unteren Wieder Schiefern und der Tanner Grauwacke sud- 
östlich jener Bergkette aussprechen zu dürfen; v. GRODDECK 
hat indessen seither in einem wichtigen Aufsatze*) zur Evidenz 
gezeigt, dass Schichten zwischen dem Bruch- und Acker- 
berg und dem Österoder Zug dem Oberharzer Culm und der 
Flötzleeren Grauwacke angehören, namentlich die Mittheilung 
der Wiederauffindung des von F. A. Rormer vorübergehend be- 
haupteten Fundes der Posidonomya Becheri im Hutthal (Wider- 
wage) lässt keinem Zweifel mehr Raum. Müssen wir sonach 
wohl die Ausdehnung der Aelteren Steinkohlenformation bis 
zum nördlichen Einhange des Bruch- und Ackerberges aner- 
kennen, so folgt doch daraus iu keiner Weise die Einbeziehung 
des Quarzsandsteinbergrückens selbst in diese Formation; 


Kayser’s Annahme einer Quarzitsandsteinmulde kann aller-- 


dings nicht aufrecht erhalten werden, im Uebrigen aber passt 
diese Schichtengruppe ihrem petrographischen Habitus nach 
offenbar weit besser zu der älteren Schichtengruppe, speciell 
in das Niveau des Hauptquarzits, als zu den Culmschichten oder 
dem Flötzleeren. Eine im Streichen verlaufende Störung, hervor- 
gerufen durch ungleichmässiges Gleiten der durch Seitendruck 
einseitig zusammengefalteten Massen, ist, da Mittel- und Ober- 
devon hier gänzlich fehlen, auf alle Fälle anzunehmen, vielleicht 
begleitet von gleichsinnig streichenden Verwerfungen; aber auch 
so scheint die Vorstellung viel einfacher, dass nördlich des Berg- 
ruckens das Unterdevon unter Verstauchung geringmächtiger 
mittel- und oberdevonischer Schiefer — Kalkfacies braucht 
gar nicht vorhanden zu sein — auf die Schichten der älteren 
Steinkohlenformation einseitig aufgeschoben sei, als dass sud- 
lich des in diesem Falle zur letzteren Formation gerechneten 


Quarzitruckens der Untere Wieder Schiefer direct an die Stein- er 


kohlenformation angrenze. “ 

Es giebt aber, so lange leitende Petrefacten aus jenen 3 
Quarzsandsteinmassen fehlen, noch eine andere und, wie dem 
Vortragenden scheint, entscheidendere Probe fr die Ni- 


veaubestimmung derselben nach den Lagerungsverhältnissen. 
Oben wurde gesagt, dass die Quarzitsandsteine auf der Nord- 
seite des Brockenmassivs allseits zugestandenermaassen als 
Fortsetzung des Bruchbergs gelten und auch E. Kayser hat 
in seinem citirten Referate dieselbe Anschauung vertreten. 
Diese Quarzitmassen scheinen zwischen Ecker und Ilse die 


ganze oder fast die ganze Breite zwischen dem Granit un 
den Flötzschichten am Rand des Gebirges einzunehmen, weiter 


östlich hingegen, im Ilseprofile auf dem Ostufer der Ilse, im “ 


*) Diese Zeitschr. Bd. XXVIII. pag. 361; vergl. auch den seither 
veröffentlichten Aufsatz desselben Autors pag. 429 dieses Heftes. AR 


gen, 
Di; 
e, 


621 


Klosterholze und im Tännenthale erscheinen andere Schichten 

zwischen dem Flötzgebirgsrande und dem Quarzit, im letzt- 

genannten Thale aber stehen auch zwischen Quarzit und Granit 

Schieferhornfelse an, welche noch etwas weiter gegen Hasse- 

rode hinzu sich um die streichende Endigung der Quarzit- 

schichten herum mit den näher dem Rand gelegenen Schichten 

vereinigen; in dergleichen Schieferschiehten endet aber auch 

zwisehen Hasserode und Usenburg die Eingangs erwähnte, 

längs des Harzrandes erstreckte Zone der Tanner Grauwacke 
im Nordflügel des Elbingeroder Muldensystems. Nach F. A. 
 Rosmer’s Kartirung, die auf dem Prepviger’schen Blatte Wer- 
nigerode in ganz unzutreffender Weise: diese auch sonst irrig 
dargestellte Grauwackenzone quer gegen das Streichen über 
die trennende Schieferzone hinweg mit dem östlich des Ilse- 
thales kaum angegebenen Quarzit zusammengezogen hat, 
kann man nicht zu einer richtigen Vorstellung des gegensei- 
tigen Lagerungsverhältnisses von Quarzit und Schiefer einer- 
seits, Schiefer und Grauwacke andererseits gelangen. Das 
thatsachliche Verhältniss nach den Kartenaufnahmen des Vor- 
tragenden ist, dass die Grauwackenzone, nachdem sie von 
Darlingerode in SSW. uber den Panberg, Sienberg und Biel- 
stein harzeinwärts bis zum Granit gezogen ist, so dass bier die 
Schichten des nordwestlichen Zipfels des Elbingeroder Mulden- 
systems an ihr ausheben, gegen NW., also nach Ilsenburg 
hinzu, untertaucht, und nur vielleicht zweimal noch sattel- 
formig in dieser Nordwestrichtung aus den an ihrer Stelle die 
Sattelstellung zu Tage übernehmenden Schiefern wieder hervor- 
tritt, einmal zu beiden Seiten des Tännenthals, sodann am 
Kammerberg im Ilsethal. In entgegengesetzter Richtung, also 
gegen SO., hebt das von der Kattenäse gegen Hasserode 
hinzu immer mehr an Breite abnehmende Quarzitschichten- 
system muldenförmig in denselben Schichten aus, in 
welchen die Grauwacke sattelformig untertaucht; es ist 
in gewissem Sinne die Fortsetzung des Elbingeroder Mulden- 
systems nach NW. zu nennen, jenseits des sattelformigen 
Querriegels der Tanner Grauwacke, der vom Harzrande bis 
gegen den Granit sich erstreckt. — Die Schichten, welche 
zwischen Grauwacke und Quarzit, also unter Berücksichtigung 
der widersinnig dem Fallen nach umgestauten Schichten über 
jener und unter diesem lagern, sind nicht in allen Profilen 
vollzählig aufgeschlossen : im Ilsethale liegen nur Kiesel- 
schiefer und verwandte Gesteine, welche Uebergänge von 
| Kieselschiefer, Wetz- und Grauwackenschiefer bis zum Thon- 
‚schiefer darstellen, zwischen den pflanzenführenden Grauwacken 
des Kammerberges und dem Quarzit, sowie auch, obwohl in 


Zeits. d. D. geol. Ges. XXIX. 3, 41 


622 


sehr unscheinbaren, von Schottermassen ganz verhullten Auf- 
schlüssen, zwischen den ersteren und dem Flötzgebirge. Im 
Klosterholze trifft man längs des Wässerchens, von wo aus 
der alte Stolinbetrieb gegen SO. in den Berg angesetzt ist, von 
unten nach oben zunächst Schiefer mit den darin eingelagerten 
Eisenerz- (Roth- und Thoneisenstein) haltigen kalkreichen 
Grauwackenbänken oder Kalken, welche JascHE die bekannte 
Fauna geliefert haben, darüber eine ganz schmale Quarzitbank 
im Schiefer, dann Diabaseinschaltungen, eine unbedeutende 
Grauwackeneinlagerung, endlich die Quarzittrummerhalden, 
welche von Klippen anstehenden Quarzits unterbrochen bis 
zum Granit reichen; etwas seitwärts des Wässerchens am 
Wege, der über den Gypsbruch nach Oehrenfelde führt, folgen 
in der dem eben aufgeführten Profile entgegengesetzten Rich- 
tung auf die Schichten, welche die Fauna beherbergen, Wetz- 
schiefer und Kieselschiefer; die Tanner Grauwacke tritt im 
Klosterholze nicht zu Tag. Im Tännenthale oberhalb Oehren- 
felde trifft man Eingangs bald oberhalb der Försterei auf der 
Ostseite des Thales im Bachbette selbst jene schwarzen Kalke 
anstehend, welche JascHE Oardiola interrupta u. Orthoceras virga- 
tum geliefert baben, gegenüber auf der Westseite am Thonmühlen- 
kopfe liegt der für die Ilsenburger Hütte betriebene Kalksteinbruch, 
aus dem F. A. Roemer nach JascHx®’s Sammlung Goniatites sub- 
nautilinus, lateseptatus, Orthoceras regulare u. a. bestimmt hat. 
Diese Kalke setzen weiter in den Berghang hinein, wo man an 
einem Forstwege deutlich den Wechsel von Kalk- und Schiefer- 
schichten beobachten kann, daneben Grauwackenbänke, die 
an Gesteine aus dem Klosterholz erinnern, weiter aufwärts 
Kiesel- nnd Wetzschiefer und dann eine mächtigere Grau- 
wackenmasse, die auch druben oberhalb der schwarzen Kalke 
am Tännenkopfe ansteht und als auftauchender Sattel der 
Tanner Grauwacke gedeutet worden ist. Die Schichten, n 
welche noch weiter aufwärts auf der anderen Flügelseite dieser 
Grauwacke anstehen, bis zum Quarzit und jenseits desselben, 
und in welchen der Quarzit sich muldenförmig aushebt, sind 
schon mehr oder weniger stark durch die Granitcontactmeta- 
morphose verändert, doch lassen sich deutlich neben Schiefer 
und Schieferhornfels Kieselschiefer, Grauwackeneinlagerungen 
und auch Diabaseinschaltungen erkennen. | Hi 

Nach den, wenn auch lückenhaften, Aufschlüssen dieser 
Profile kann es gar keinem Zweifel unterliegen, dass diese 
Schichtengruppe, in welcher die Tanner Grauwacke sattel- 77 
förmig untertaucht und die Quarzite in urngekehrter Richtung 
muldenförmig ausheben, als Unterer Wieder Schiefer anzu- 
sprechen ist. Ein Grund, zwischen den kalkigen Bänken im | 


DEAL 


623 


Klosterholz und zwischen den schwarzen oder grauen Kalken 
des Tännenthales einen wesentlichen Unterschied zu machen, 
ist in den Lagerungsverhältnissen nicht gegeben, ein Grund 
trotz der Lagerungsverhältnisse nach der Fauna silurische und 
devonische Schichtencomplexe daraus zu machen, wie dies von 
JASCHE und zuletzt auch von F. A. RoEMER geschehen ist, 
liegt aber ebensowenig vor, seitdem man nach Beyrıca’s be- 
zuglichen Darlegungen die von F. A. RoEMER, GIEBEL und An- 
deren als silurisch angesprochenen Kalkfaunen von Harzgerode 
und aus dem Klosterholze bei Ilsenburg als durchaus aequi- 
valent auffasst mit der Kalkfauna der sogenannten Wissen- 
bacher Schiefer F. A. Rormer’s im Unterharze (Hasselfelde, 
Zorge, Wieda, Tännenthal u. s. w.) und diese eine hercynische 
Fauna, in welcher silurische und devonische Formen gemischt 
vorkommen, vergleicht mit Barrande’s Etagen F. G. H. 

Wie ersichtlich, gewinnt hiernach die in die Unteren 
Wieder Schiefer eingemuldete Quarzitmasse in ihrer Unterkante 
die gleiche Position wie der Hauptquarzit in den drei Mulden- 
systemen des Unterharzes, speciell in der benachbarten Elbin- 
geroder Mulde, der Umstand, dass es sich hier um die Endi- 
gung der Quarzite im Streichen, und zwar in einem durch 
seine Fauna so wohl bestimmten Schichtensystem , handelt, 
erlaubt hier eine viel präcisere Lösung der Altersfrage, als die 
Lagerungsverhältnisse am Bruch - und Ackerberge eine solche 
gestatten. Diese Lagerungsverhältnisse wird man im Zusam- 


| menhange mit denjenigen östlich des Ilsethales nun dahin ver- 


stehen, dass in jenem mächtigen Quarzitrucken des Oberharz 
eine Mulden- und eine Sattelfalte zusammengepresst neben- 
einander herlaufen, das Muldensystem den Unteren Wieder 
Schiefern des südöstlichen Einhanges zugekehrt, das Sattel- 
system der Unteren Steinkohlenformation des Oberharz. Das- 
selbe Verhältniss muss auch noch an der Kattenase wesentlich 


, obwalten, nur, dass hier der Granit auf der Seite angrenzt, wo 


die Wieder Schiefer*) liegen sollten; von dort gegen SO. nach 


| Ilsenburg hinzu aber, d. h. mit dem Umwenden des Schichten- 


systems in die Richtung parallel dem Rand des Gebirgs hört 
die Pressung des vorher dem Oberharz zugekehrten Sattel- 
flugels auf, derselbe fallt bald in die Luftlinie; auf der rechten 


| Dse-Seite treten in Folge dessen die älteren Schichten, erst 
| die Unteren Wieder Schiefer und dann die Tanner Grauwacke 


*) Ganz scheinen dieselben auch hier nicht zu fehlen, wenigstens 
deuten JascHhe’s Angaben über schwarze Kalke gleich denjenigen vom 


' Tännenthale und über pflanzenführende Grauwackenschichten am Bauer- 
| berge auf dem Ostufer der Ecker darauf hin. 


41* 


‚624 


hervor; zugleich hebt die dem Granit zugewendete Muldenfalte 
der Quarzitschichten allmälig aus. 

Hält man die Aequivalenz der Unterkante des Ilsen- 
burger Quarzits mit der Unterkante des Quarzits zu beiden 
Seiten des Drengethales fest, so finden auch einige andere 
Umstände ihre Erklärung, beziehungsweise ihre passende Stelle 
in der Beweisführung. Einmal wird es jetzt weit glaubwür- 
diger, dass jene „‚glimmerreichen Sandsteine, wie der oberhalb 
Hasserode‘‘ mit Chonetes sarcinulata, Orthis umbraculum und 
Spirifer speciosus, die F. A. RormEr in seiner letzten Mitthei- 
lung über den Harz (Brief an Bryrıch vom 25. April 1867, 
diese Zeitschr. Bd. XIX. pag. 254) nach JAscHE als aus dem 
Klosterholze stammend anfüuhrt, wirklich dorther entstam- 
men. Sodann steht die von dem Vortragenden gemachte 
Beobachtung, dass gewisse Bänke des Haupt - Quarzit’s am 
Wege von Dreiannen nach Hasserode und von da nach dem 
Drengethale hinzu einen ungleichkörnig, grauwackenartig con- 
glomeratischen Charakter annehmen, eine sonst im Unterharze 
nirgends beobachtete Erscheinung, im besten Einklang mit 
der Annäherung des Haupt-Quarzit’s an das süudöstliche Ende 
der Ilsenburger Quarzite, für die, wie für den Bruchberg 
u. s. w. gerade conglomeratische Quarzit - Sandsteinbänke be- 
zeichnend sind. Endlich ist es dann auch höchst wahrschein- 
lich, dass jene eigenthümlichen und zum Theil breccienartig 
entwickelten, körnigen bis körnigsandigen Quarzgesteine, die 
im Kamme der Hippelen und zu beiden Seiten des Holzemme- 
thales unmittelbar oder doch ganz in der Nähe der Granitgrenze 
anstehen, Reste zusammengepresster Quarzitmulden darstellen, 
welche eine weitere geographische wie petrographische Annähe- 
rung des Haupt-Quarzit’s an die Ilsenburger Quarzite bedeuten. 

Die mächtige Entwickelung der Quarzitmassen am Acker, 
Bruchberg und an der Ecker und Ise, der vielfach sandstein- 
artige und durch den conglomeratisch-sandsteinartigen Charakter 
gewisser Bänke der Grauwacke angenäherte Habitus derselben, 
endlich die zahlreichen Einschaltungen von Kieselschiefern | 
u. Ss. w. sprechen dafür, dass auch dieses Quarzitsystem nicht 
einfach nur das geringmächtige Niveau des Haupt - Quarzit’s 
in Unterharze, sondern zugleich die darüberliegenden Oberen 
Wieder Schiefer, Hauptkieselschiefer, Zorger Schiefer und El- 
bingeroder Grauwacken vertritt, von welchen Schichten man 3 
westlich der Gegend zwischen Dre und Elend weder in 
der Richtung auf den Bruchberg noch nach Ilsenburg hinzu 
etwas nachweisen kann. 2 

Die in diesem Vortrage dargelegten Beobachtungen und 
die daraufhin vertretenen Anschauungen lassen sich in folgen- 
dem Schema darstellen: 


F. G. H. BaARRANDE. 


Hercynisches Schiefergebirge 


Zu Seite 624. 


Unterharz. | 


den Pflanzen von Wernigerode, Ilsenburg, Mägde- 
sprung u. S. w. 


9%. Unterer Wieder Schiefer: 


2a. Grenzquarzitlager (local); 

2b. Untere Stufe der Unteren Wieder 
Schiefer: Schiefer mit Grauwacken-Ein- 
lagerungen (darin Pflanzen bei Lindenberg, 
Wolfsberg, Stolberg u. s.w.), Kiesel- (Wetz-) 
Schiefer- und Kalkstein-Einlagerungen, letz- 
tere mit den Faunen vom Schneckenberg u. 
Scheerenstieg u. a.O. beiHarzgerode, von Hil- 
kenschwenda, Hasselfelde, Trautenstein, Zor- 
ge, Wieda, Thale, Altenbrak, Blankenburg, | 
Oehrenfelde u. Klosterholz bei Ilsenburg; 

2e. Obere Stufe der Unteren Wieder 
Schiefer: Schiefer frei von mächtigeren Ein- 
lagerungen (in der Regel mit zahllosen Ein- 


schaltungen körniger Diabase) mit den be-| 


sonders der oberen Grenzregion angehörigen 
einzeiligen Graptolithen der Selkemulde: 
Klausberg, Panzerberg, Schiebeckgrund u. 
s. w. bei Harzgerode, Pansfelde, Stangerode, 
Wieserode; ferner bei Thale und am Mol- 
lenberg bei Zorge. 


SO.-Oberharz. NW.-Oberharz. 


TE —— 0 330 
—— mm 


1. Tanner Grauwacke (und Plattenschiefer) mit 


l. Tanner Grauwackemit| 1]. fehlt zu Tag. 
den Pflanzenresten im Oder- 
thale und am Scharzfelder 
Zoll u. s. w. 
2. Unt. Wieder Schiefer:| 2, fehlt zu Tag. 
2a. fehlt. 
2b. Untere Stufe d.Unt. 
Wieder Schiefer: 
Wetz- u. Kieselschiefer 
mit unreinen, bislang 
versteinerungslosen 
Kalkeinschaltungen, fast 
ganz frei von reinem 
Thonschiefer. *) 


2c. Obere Stufed. Unt. 
Wieder Schiefer: | 
Schiefer frei von mäch- | 
tigeren Einlagerungen 
(mit Einschaltungen 
körniger Diabase) bei 
Lauterberg im geraden 
Lutterthal Graptolithen 
führend. *) 


Unterdevon. 


Normales 


— 


. Haupt-Quarzit: 


. Oberer Wieder Schiefer mit spärlichen ge- 


. Hauptkieselschiefer. 
. Zorger Schiefer mit Einschaltungen dichter 


. Elbingeroder Grauwacke, bei Lucashof 


Südlich und östlich der Sattelaxe der Tanner 
Grauwacke in der Süd- und in der Selke- 
Mulde ohne Kalkgehalt und petrefactenleer; 
nördlich derselben Axe in der Elbinugeroder 
Mulde häufiger kalkhaltig mit den Faunen von 


Elend, Hasserode (Drengethal), Drei Jungfern 
und aus der Krebsbach bei Mägdesprung. 


ringmächtigen Kalkeinlagerungen, darin etwas 
Fauna zu Güntersberge, Huttenrode, Neuwerk, 
Büchenberg bei Elbingerode; nach obenhin 
häufig mit Binschaltungen diehter Diabase und 
dann in deren Begleitung als Grünschiefer, sel- 
tener mit solchen von körnigem Diabas. 


und körniger Diabase. 


und Thale pflanzenführend (? ob = Calceola- 
Schichten). Darüber als Hangendes: 


3—7. Bruchberg-Quarzit:| 3—7. Kahleber- 
kalkfreier Quarzit, Quarzit-| ger Quarzit- 
sandstein und conglomera-| sandstein: 
tischer Quarzitsandstein mit| Kalkreiche Quar- 
Wetz- und Kieselschiefer-| zite und Grau- 
einlagerungen des Ackers,| wackensandsteine 
Bruchberges und an der mit mächtigen . 
Ecker und Ilse; mit Cri- Schiefer - Zwi- 
noiden - Stielgliedern (? mit| schenlagern und 
einer Fauna im Klosterholze| den in verschiede- 


bei Ilsenburg, übereinstim- | nen Niveau’s auf- 
mend mit der im Haupt- | tretenden Faunen 
Quarzit von Hasserode| des Kahlebergs, 
[Drengethal]). Rammelsbergs, 
Schalker Thales, 
Gosethales,Ocker- 


thales u. Ss. w. 


Das Hangende darüber: Darüber Hangendes: 


Stringocephalenkalk und Risenerz. 


feblt zu Tag. ee 


*) Dass die Lauterberger Graptolithen in Schiefern der Stufe %c. und nicht solchen der Stufe 2b., wie E. Kuyser 


(a. a. ©.) annehmen zu müssen glaubte, auftreten, ergiebt sich aus der Qualität der Schiefer als Thonschiefer und aus den 
Einschaltungen von körnigem Diabas, welche mehrfach (mindestens an zwei Stellen) in der Nähe des Fundorts anstehen. 


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625- 


Herr Tu. Lirsisch sprach über die Symmetrie der 
Krystallzwillinge und über aequivalente Zwil- 
lingsaxen. 

Die beiden Individuen eines Krıystallzwillings seien Com- 
binationen holo&ödrischer Formen. Die Pole der Flächen 
des I. Individuum seien A, R,.., die Pole der Gegenflächen 
A, B,... Denselben entsprechen diejenigen Pole der Flächen 
des II. Individuums, welche nach einer Drehung der II. Indi- 
viduums um 180° um die Zwillingsaxe beziehungsweise mit 
BEN B,.. zusammenfallen: W,D,:., AED, ..- 
Die Pole und Gegenpole der Zonenkreise des I. Individuums 
seien a, b,.. und a, b,...; die entsprechenden Pole und 
Gegenpole der Zonenkreise des II. Individuums seien q, D, . 
und q,d,... Unter dieser Annahme liegen A und 9, Bund®,.., 
Aund A, Bund®,.., aunda, bundb, .., aunda, bundb,.. 
symmetrisch zur Zwillingsebene Z. Die Zwillingspole 
seien Z und /. Dann sind folgende Winkel einander gleich: 


FD. 
KA 


(A 7) 
(@2) 


(ZU), (BZ) 
(Zu). (02) 


I I 


ll 


Die beiden Individuen eines Krystallzwillings haben ausser 
der Zwillingsebene Z und der Zwillingsaxe Z auch noch die 
der Zwillingsebene parallel laufenden Kantenrichtungen, sowie 
die in der Zone der Zwillingsaxe gelegenen Flächen gemein. 
Es soll untersucht werden, wann sich unter den letzteren 
Flächen insbesondere eine Flache V befindet, welche ebenfalls 
die Eigenschaft der Zwillingsebene, dass in Bezug auf sie die 
beiden Individuen des Zwillings symmetrisch liegen, besitzt. 


1. Die Zwillingsaxe Z liegt nicht in einer Axenebene. 


Gehört der Zwilling einem Krystallisationssysteme an, in 
welchem drei Kantenrichtungen zu Axen gewählt sind, so 
kann Symmetrie in Bezug auf eine Fläche aus der Zone der 
Zwillingsaxe nur dann eintreten, wenn zwei Axen, welche 
mit x, und x, bezeichnet werden mögen, gleichwerthig sind 
und gleiche Neigung zur Zwillingsaxe Z und zur dritten Axe 
x, besitzen. Alsdann liegen namlich die beiden Individuen 
des Zwillings symmetrisch zu einer Ebene V, welche senk- 
recht zu der von der Zwillingsfläche Z und der Fläche Zx; 
bestimmten Kantenrichtung steht. Da die Fläche Zx, eben- 
falls Symmetrieebene des Zwillings ist, so besitzt also der 
Zwilling in diesem Falle rhombische Symmetrie. 


626 0 | 


Nun ist die Fläche Zx, nicht nur 
Symmetrieebene der zum Zwilling 
verbundenen Individuen, sondern 
auch Symmetrieebene jedes der bei- 
den Individuen. Man kann daher 
' wohl die Flache V, nicht aber auch 
die Fläche Zx, mit der ursprüng- 
lichen Zwillingsfläche Z vertauschen 
und in die Formulirung des Gesetzes 
der Zwillingsbildung aufnehmen. Das 
Symbol der Fläche Z ist (bh hl); das 
Symbol der Fläche V besitzt dieselbe Form. Mit der Zwil- 
lingsaxe 7, kann ihre in der Ebene Zx, liegende Normale 
vertauscht werden. 


Hierher gehören die Krystallzwillinge des regulären 
und des tetragonalen Systems, bei denen das Symbol der 
Zwillingsfläche die angegebene Form hat. 


Damit ein Zwilling des hexagonalen Krystallisations- 
systems symmetrisch zu einer Fläche V aus der Zone der 
Zwillingsaxe sei, müssen zwei der Nebenaxen gleich geneigt 
zur Zwillingsaxe 7, sein; dann liegt die Zwillingsaxe Z ent- 
weder in der Ebene, welche dnrch die Hauptaxe .und die 
dritte Nebenaxe gelegt ist, oder in der Ebene, welche durch 
die Hauptaxe geht und senkrecht zur dritten Nebenaxe steht. 
Die Symbole der Zwilliugsfläcke Z sind beziehungsweise 
(2b hh1) und (Ob h 1). Die Fläche V, welche der Fläche 
Z hinsichtlich der Auffassung des Gesetzes der Zwillingsbil- 
dung aequivalent ist, steht senkrecht auf der Durchschnittslinie 
der Fläche Z und der durch die Zwillingsaxe /# und die Haupt- 
axe gelegten Fläche. i 


2. Die Zwillingaxe 7 liegt in einer Axenebene. 


Es möge in einem dreiaxigen Krystallisationssysteme die 
Zwillingsaxe / in der Axenebene x, x, liegen. Dann ist eine 
Fläche V aus der Zone der Zwillingsaxe / Symmetrieebene 
des Zwillings, wenn die dritte Axe x, in der Ebene liegt, die 
senkrecht zur Durchschnittslinie der Zwillingsebene Z und der 
Axenebene x, x, steht. Damit die Fläche V der Zwillings- 
flache Z aequivalent sei, muss die Axe x, senkrecht zur 
Axenebene x, x, stehen. In diesem Falle ist auch die Axen- 
ebene x, x, Symmetrieebene des Zwillings, d. h. der Zwilling ; 
besitzt wieder rhombische Symmetrie. u 


Da die Ebene x, x, 
schon Symmetrieebene des 
einfachen Krystalles ist, 
so kann sie nicht, wie dies 
mit der Fläche V der Fall 
ist, als ein Aequivalent der 
ursprünglichen Zwillings- 
fläche Z aufgefasst wer- 
den. Das Symbol der 
Fläche Z ist (hk 0), das- 
jenige der Flache V ist von 
derselben Form. Die Zwillingsaxe /; kann mit ihrer in der 
Axenebene x, X, liegenden Normale vertauscht werden. 

Hierher gehören die Krystallzwillinge des regulären, 
tetragonalen, rhombischen und monosymmetrischen 
Systems, bei denen das Symbol der Zwillingsfläche die ange- 
gebene Form besitzt. 

Wenn im hexagonalen System die Zwillingsaxe Z in der 
- Ebene der Nebenaxen liegt, so kann man sie vertauschen mit 
der in dieser Ebene senkrecht zu ihr stehenden Geraden. Das 
Symbol der Zwillingsfläche Z ist (£hkO0), und das Symbol 
der Fläche V hat dieselbe Form. Liegt die Zwillingsaxe Z 
in einer durch die Hauptaxe und eine der Nebenaxen gehenden 
Axenebene, so kann man sie mit ihrer in dieser Ebene lie- 
genden Normalen vertauschen. Das Symbol der Fläche Z ist 
(khkl), worin h= 2k zu setzen ist. Das Symbol der 
Fläche V besitzt dieselbe Form. | 


(1); 


3. Die Zwillingsaxe Z liegt in zwei Axenebenen. 


Fällt die Zwillingsaxe / mit einer der Krystallaxen selbst, 
z. B. mit x, zusammen, so kann Symmetrie in Bezug auf eine 
Flache V aus der Axenzone x, nur dann eintreten, wenn die 
Axenebenen x, x, und x, X, senkrecht zu einander stehen und 
wenn V mit einer dieser Axenebenen selbst zusammenfällt. 
Die Fläche V ist der ursprünglichen Zwillingsfläche nur dann 
aequivalent, wenn die Axen x, und x, senkrecht zur Axe x, 
stehen. In diesem Falle befinden sich die rechtwinkligen 
Axensysteme der beiden Individuen des Zwillings in paralleler 
Lage; der Fall kann also nur bei hemiedrischen, tetartoädri- 
dischen und hemimorphen Formen, welche von dieser Betrach- 
tung ausgeschlossen sind, eintreten. 

Wenn im hexagonalen Systeme die Zwillingsaxe mit 
einer der Krystallaxen zusammenfällt, so befinden sich die 
Axensysteme der beiden Individuen des Zwillings ebenfalls 
in paralleler Lage. 


628 


Die im Vorstehenden abgeleiteten Sätze über aequivalente 
Zwillingsaxen sind von Fr. Naumann (in dem Lehrbuch der 
reinen und angewandten Krystallographie Bd. Il. pag. 204. 
1830) ohne Beweis mitgetheilt worden. Dieselben scheinen 
in der neuesten zusammenfassenden Darstellung der Krystall- 
zwillinge von A. SADEBECK nicht berücksichtigt worden zu 
sein, denn wir finden (Angewandte Krystallographie pag. 29. 
1876) ohne nähere Bestimmungen den allgemeinen Satz hin- 
gestellt: „Die als Zwillingsaxe angenommene Linie kann man 
mit einer darauf senkrechten vertauschen, welche auch den an 
die Zwillingsaxe gestellten Anforderungen genugt.* Und dieser 
Satz wurde in derselben allgemein gehaltenen und daher un- 
richtigen Fassung wiederholt im Sitzungsber. der Ges. naturf. 
Freunde in Berlin vom 17. April 1877. 

A. SADEBECK hat seine Ansicht dahin ausgesprochen, dass 
eine bestimmte Pseudosymmetrie zum Wesen der meisten 
Zwillinge gehöre (Sitzungsber. a. a. O.). Was hier unter 
„Pseudosymmetrie‘“ zu verstehen sei, und dass die Frage nach 
der Symmetrie der Zwillinge zusammenhänge mit der Frage 
nach den aequivalenten Zwillingsaxen , welche letztere zuerst 
von Naumann richtig beantwortet wurde, ist in der vorstehen- 
den Betrachtung fur holoedrische Krystalle dargelegt worden. 


Hierauf wurde die Sitzung geschlossen. 


V, W. Os. 
WEBSKY. Lossen. Dames. 


Bez he ale ae Ze fi au sn en ra ann 


3.  Fünfundzwanzigste allgemeine Versammlung der 
Deutschen geologischen Gesellschaft zu Wien. 


Protokoll der Sitzung vom 27. September 1877. 


Der Geschäftsführer Herr v. HAvrr eröffnete die Ver- 
sammlung mit der Begrüssung der Gäste und verlas Zu- 
schriften vom „wissenschaftlichen Club“, vom ,Verein der 
Montan- und Eisenindustriellen“, von Professor JEITTELES, 
sowie von den Pester Geologen, die zu einem Ausflug nach 
Ungarn eingeladen haben. I 


Sodann constituirte sich die Versammlung. Zu Vorsitzen- B: 
den wurden durch Acclamation gewählt: für den ersten Tag 


629 


Herr v. HAvEr aus Wien, für den zweiten Herr BryYricHh aus 
Berlin, für den dritten IHlerr GümgeL aus München. Zu Schrift- 
führern wurden ernannt die Herren Kayser aus Berlin und 
Pau aus Wien. 


Hierauf erstattete Herr LASARD aus Berlin Bericht über 
die finanzielle Lage der Gesellschaft und überreichte die 
Rechnungsabschlüsse für das abgelaufene Jahr. Zu Rech- 
nungsrevisoren wurden ernannt die Herren GROTRIAN aus 
Braunschweig und STACHE aus Wien. 


Der Gesellschaft sind als Mitglieder beigetreten: 


Herr Dr. KıroLızky aus Rossitz in Mähren, 
vorgeschlagen durch die Herren v. Mossısovics, 
ScaMID und VIEDENZ; 


Herr Professor MAKowSkY aus Brünn, 
vorgeschlagen durch die Herren v. HAuUER, CREDNER 
und VIEDENZ; 


Herr Dr. 'SchucHhArpr aus Görlitz, 
vorgeschlagen durch die Herren Lossen, Wxiss und 
WEBSKY. 


Darauf lud Herr v. HocusrErtrer zur Besichtigung der 
Sammlungen des polytechnischen Institutes, namentlich der 
daselbst aufgestellten, der Anstalt von Herrn ScHarY in Prag 
geschenkten böhmischen Silurpetrefacten, sowie seiner neuen 
prähistorischen Funde aus der Gegend von Hallstatt ein; der- 
selbe legte ferner eine verkleinerte galvanoplastische Nachbil- 
dung von Aetosaurus ferratus Fraas aus dem Stubensandstein 
von Stuttgart vor. 


Die Reihe der Vorträge eröffnete Herr K. A. Lossen 
aus Berlin, indem er eine von ihm nach den Aufnahmen der 
geologischen Landesanstalt (1:25000) und älteren geologischen 
Karten auf der Grundlage der topographischen Harzkarte von 
AUHAGEN zusammengestellte Geognostische Uebersichts- 
karte des Harzgebirges im Maassstabe 1:100000 vor- 
legte und an der Hand derselben in längerem Vortrage seine 
Theorie von der einheitlichen geologischen Consti- 
tution des Harzes entwickelte, welche der Gegenstand eines 
besonderen Aufsatzes sein wird. 


Herr Kayser aus Berlin sprach über die Fauna der 
ältesten Ablagerungen des Harzes. Nach einer Schilderung 
der wichtigsten Bestandtheile der fraglichen „hercynischen‘* 
Fauna führte der Vortragende aus, dass dieselbe derjenigen 
der obersten, von BARRANDE mit F G und H bezeichneten 
Kalketagen des böhmischen Silurbeckens äquivalent sei. Auch 


630 


die Kalke von Greiffenstein und Bicken in Nassau enthalten 
eine zwar spärliche, aber idente Fauna, und eine Reihe harzer 
und böhmischer Arten Kommen auch in den Dachschiefern 
von Wissenbach und im Ruppachthale, in den Tentaculiten- 
und in den Nereitenschichten des Thüringer und Franken- 
waldes, sowie in gewissen kalkig-sandigen unterdevonischen 
Schichten bei Nehou im nordwestlichen Frankreich vor. Die 
durch v. GRUNEWALD vom ÖOstabfall des südlichen Ural be- 
kannt gemachten Brachiopoden bieten weitere Analogieen. 
Nirgends aber findet sich eine der hercynischen ähnlichere Fauna 
als im Oriskanysandstein und in der Oberhelderbergformation 
Nordamerika’s. 

Nachdem der Vortragende die bemerkenswerthesten uber- 
einstimmenden Merkmale der fraglichen amerikanischen und 
europäischen Faunen hervorgehoben, ging er auf die Frage 
nach der Stellung der hereynischen Schichtfolge im geologischen 
System ein und besprach die Gründe, weshalb dieselbe nicht, 
wie BARRANDE es für die böhmischen Ablagerungen thut, zur 
Silurformation gerechnet werden dürfe, vielmehr zum Devon 
gezählt werden müsse, ähnlich wie die Amerikaner ganz all- 
gemein ihr Oberhelderberg und die canadischen Geologen auch 
den Oriskanysandstein zur devonischen Formation stellen. 

Der Vortragende besprach darauf die Frage nach dem 
Niveau der hercynischen Fauna innerhalb der Devonformation. 
Von den beiden hier möglichen Ansichten, dass dieselbe 
entweder einen sehr tiefen Horizont der- genannten Formation, 
eine Art Uebergangsglied zwischen Silur und Devon bilde oder 
dass sie nur eine besondere Facies des Unterdevon, eine Tief- 
seebildung im Gegensatz zu dem als Flachmeerbildung erschei- 
nenden rheinischen Spiriferensandstein darstelle, gab er der 
letzteren den Vorzug, und zwar besonders aus dem Grunde, 
weil die .‚hercynische‘‘ Fauna fast überall in Böhmen, im 
Harz, am Rhein und namentlich auch in Nordamerika an kal- 
kige Gesteine geknüpft erscheint. Ihr Tiefseecharakter be- 
dingt die mannigfachen kleinen silurischen Reminiscenzen, die 
sie bei im Allgemeinen entschieden devonischem Gepräge zeigt. 

Redner wies zum Schluss darauf hin, dass wenn man die 
böhmischen Etagen F—-H nicht mehr zum Silur rechne, der 


oft behauptete Gegensatz in der Entwickelung des böhmischen n, 


und des nordeuropäisch - amerikanischen Silurs sich um ein 
gut Theil verringere, da die tieferen, wirklich silurischen Bil- 
dungen Böhmens von den gleichalterigen Ablagerungen Russ- 
lands, Englands u. s. w. nicht wesentlich verschieden seien. | 


An diesen Vortrag knüpfte sich eine Discussion zwischen un 
den Herren Kayser, LAUBE und GÜümßBEL. = 


j 


I 


EIER] 
- eo 


631 


Herr v. ErrinssuAusen aus Graz hielt einen Vortrag 
über seine phylogenetischen Forschungen auf phytopalaonto- 
logischem Gebiete. Frühere Arbeiten, durch welche er diese 
Forschungen vorbereitete, in Kürze berührend, bemerkte er, 
dass die Bearbeitung des Skelets der blattartigen Pflanzen- 
organe einen Zeitraum von zwanzig Jahren in Anspruch ge- 
nommen hat und dass auf dieselbe die Bestimmungen der 
fossilen Blattorgane sich stützen müssen. Auf Grundlage der 
hierdurch gewonnenen Thatsachen konnte der Vortragende den 
genetischen Zusammenhang der Jetztflora mit der Tertiärflora 
in allgemeinen Zugen feststellen. Die Glieder der ersteren 
sind die weiter entwickelten Elemente der letzteren. Es 
erübrigte aber noch, die Abstammung der jetztweltlichen Arten 
aus tertiaren nachzuweisen. Wegen des spärlichen und mangel- 
haften Materials war man bisher bei der Bearbeitung der fos- 
silen Pflanzen kaum in der Lage, die phylogenetische Me- 
thode anzuwenden. Der Vortragende ist aber durch ein be- 
sonderes auf der Sprengung der Gesteine mittelst Frost 
beruhendes Verfahren bei der Gewinnung der Pflanzenfossilien 
in den Besitz eines vollständigeren und besseren Materials 
gelangt, welches ihn in den Stand setzte, den Ursprung der 
Pflanzenarten auf Grund unwiderlegbarer Thatsachen zu ver- 
folgen. Unter Hinweis auf seine der kaiserl. Akademie der 
Wissenschaften vor Kurzem überreichte Abhandlung „,‚Beiträge 
zur Erforschung der Phylogenie der Pflanzenarten‘ entwickelt 
der Vortragende ein Beispiel einer phylogenetischen Reihe, 
namlich die Abstammung der Pinus Pumilio, silvestris und 
Laricio von der P. Palaeo-Strobus. 


Herr NEUMAYR aus Wien trug über die in den letzten 
Jahren im Auftrage des k. k. Unterrichts - Ministeriums 


in Griechenland und in der europäischen Türkei gemachten 


Untersuchungen vor und erläuterte seine Mittheilung durch 
Vorlage der auf diesen Expeditionen aufgenommenen geolo- 
gischen Karten von Nordgriechenland, dem südöstlichen Thessa- 
lien und der Halbinsel Chalkidike, sowie einer Reihe von 
ihm mitgebrachter Gesteinsproben. Als Resultat der von 
dem Vortragenden in Verbindung mit Dr. Bittner, Dr. BURGER- 
STEIN, Fr. TELLER und Fr. HsyEr unternommenen Arbeiten 
erscheint zunächst ein klarer Einblick in den Bau der grie- 
chischen Gebirge, die in ihrem westlichen Theile die Fort- 
setzung des illyrischen Faltensystems darstellen. — Die Gesteine, 
welche die Gebirge zusammensetzen, sind z. Th. normale 
Kalke und Sandsteine der Kreideformation, theilweise sind es 
krystallinische Kalke und Schiefer, die jedoch trotz ihres ab- 
weichenden petrographischen Charakters nach Lagerung und 


632 


Versteinerungen der Kreide zugezählt werden mussen. Dieser 
letzteren Gruppe gehört die Akropolis von Athen, der Lyka- 
bettus, Hymettus und Pentelikon an. 

Im Anschluss an diesen Vortrag entwickelte sich eine 
lebhafte Discussion zwischen Professor v. SEEBACH aus Göt- 
tingen und den Herren Fuchs und NEUMAYR aus Wien uber 
das Alter des Pentelikon und sein Verhältniss zum Gestein 
des Hymettus und der ostgriechischen Inseln, 


Herr v. SEEBACH erklärte, aus Griechenland den Ein- 
druck mitgenommen zu haben, dass der grobkörnige Marmor 
des Hymettus und das feinkörnige Gestein des Pentelikon mit 
seinen Glimmerblättchen und Eisenglimmerhäuten verschieden- 
artige, nicht zusammengehörige Bildungen seien, und dass das 
letztgenannte Gestein als das westliche Ende der im öst- 
lichen Griechenland verbreiteten krystallinischen Schiefer an- 


zusehen sei. Ä 


Dagegen leugnete Herr NeumAyr das Vorhandensein einer 
Grenze zwischen beiderlei Gesteinstypen, die vielmehr nach 
seinen Beobachtungen durch zahlreiche Uebergänge mit einan- 
der innig verknüpft sind und sich dadurch als eine einheitliche 
Bildung erweisen. 


Hierauf wurde die Sitzung geschlossen. 


V. W. O. 
v. HAveEr. KAYSEr. PıAuL. 


Protokoll der Sitzung vom 28. September 1877. 


Vorsitzender: Herr BEYRrıcH. 


Nach einigen geschäftlichen Mittheilungen des Herrn 
v. Hauer bezüglich der für die folgenden Tage projectirten 
Excursionen trat die Gesellschaft in die Berathung über den 
Ort der nächstjährigen Versammlung ein. y 


Nach einer längeren Debatte, an der sich die Herren 
HAUCHECORNE, V. SEEBACH, SPEYER, LAUBE, LASARD und 
v. Haver betheiligten, wurde als Ort für die nächstjährige 
Versammlung Göttingen gewählt, als Termin die Zeit 2 bis 
3 Tage nach Schluss der Allgemeinen Naturforscher-Versamm- 
lung in Cassel bestimmt und zum Geschäftsführer der Göttinger 
Versammlung Herr v. SEEBACH ernannt. 


633 


Darauf berichtete Herr ZirreL aus München über die im 
vorigen Jahre von der Gesellschaft beschlossene Neuorgani- 
sation der Palaeontographica, die zum Organ der Gesellschaft 
erhoben werden soll. Mit dem nächsten 25. Bande wird Bandl. 
einer neuen Serie beginnen, dessen erste Lieferung in nächster 
Zeit zu erwarten ist. 


Der Gesellschaft sind als Mitglieder beigetreten: 


Herr Franz Kraus in Wien, 
vorgeschlagen durch die Herren v. HAvEr, Br- 
NECKE und v. Mossısovıics; 


Herr WıLHeLm ZsıemonpyY in Budapest, 
vorgeschlagen durch die Herren v. Hauer, 
NEUMAYR und v. HocHsTETTER; 


Herr Baron Otto v. PErTRıno in Czernowitz in der 
Bukowina, 
vorgeschlagen durch die Herren NEUMAYR, PAuL 
und KAYSER; 


Herr Professor Freiherr ConsTantın v. ETTINGSHAUSEN 
in Graz, 
vorgeschlagen durch die Herren GROTRIAN, 
LASARD und SPEYER; 


Herr Professor Dr. Neminar in Inusbruck, 
vorgeschlagen durch die Herren NEUMAYR, 
KARRER und STACHE. 


Hierauf machte Herr NEUMAYR zu seinem gestrigen Vor- 
trage die berichtigende Bemerkung, dass nicht, wie mehrfach 
verstanden worden sei, sammtliche von ihm zur Ansicht aus- 
gestellte Gesteinsproben sedimentären Ursprungs und zwar 
eretaceischen Alters seien, sondern dass sich unter denselben 
auch unzweifelhafte Eruptivgesteine befänden, und dass er die 
letzteren streng von den metamorphosirten Schiefergesteinen 
trenne. 


Darauf legte Herr Lrpsius aus Darmstadt der Versamm- 
lung seine geologische Karte des westlichen Sud - Tirol vor, 
welche das Gebiet zwischen dem Etschthal, dem Adamello- 
Stock, dem Garda-See und dem Ultenthal umfasst. Der Vor- 
tragende knüpfte daran einige Worte der Erläuterung über die 
Reihenfolge der Formationen, welche auf der Karte ausge- 
schieden wurden, und über die Stratigraphie der aufgenomme- 
nen Gebirge. Das Hauptinteresse nimmt die Triasformation 
in Anspruch, deren sämmtliche Glieder in reicher Entwicke- 
lung‘ vom Buntsandstein an bis hinauf in die rhaetischen 
Schichten in Judicarien und in der Val di Non auftreten. 


634 


Zur Vergleichung wurde die Trias der lombardischen Alpen, 
wesentlich der Val Trompia, in den Kreis der Untersuchungen 
gezogen. Eine Parallelisirung der sudalpinen Trias mit der 
deutschen ermöglichen bis jetzt nur drei Horizonte: der Ser- 
vino (Werfener Schichten der Nordalpen) charakterisirt sich 
durch das häufige Vorkommen der Myophoria costata als Roth; 
die Brachiopodenkalke mit Ammonites binodosus, Retzia trigo- 
nella, Rhynchonella decussata und anderen wichtigen Leitfossilien 
als Wellenkalk; und endlich die Avicula contorta - Schichten 
als rhaetische Stufe. Speciell muss darauf hingewiesen wer- 
den, dass wir für die Abgrenzung des alpinen Muschelkalkes 
gegen den alpinen Keuper bisher keine sichere Anhaltspunkte 
besitzen. Wenn trotzdem die obere Abtheilung der alpinen 
Trias, nämlich die Stufen des Schlerndolomites (= Esinokalk), 
der Raibler Schichten und der Hauptdolomit, mit dem Namen 
Keuper bezeichnet worden, geschieht dies deswegen, weil 
dieser Schichtencomplex die rhaetische Stufe unterlagert, und 
für ein solches Schichtensystem der Name Keuper in der 
Wissenschaft besteht. 

Von den stratigraphischen Verhältnissen sei erwähnt, dass 
das westliche Sud - Tirol der etwas aufgetriebene westliche 
Flügel der weit nach Norden gegen die Centralalpen vor- 
springenden Etschmulde ist; zwischen dem Tonalit-Stock des 
Adamello und der vorgelagerten Glimmerschiefer - Insel des 
Monte Dosdana einerseits und dem Granit der Cima d’Asta 
und der vorgelagerten Glimmerschiefer-Insel Recoaro anderer- 
seits sind die Formation der Trias, Jura, Kreide und Tertiär 
derartig muldenförmig eingeklemmt, dass die synklinale Linie 
in NNO—SSW-Richtung aus der Val di Non über den 
Molveno-See und die Thalweite von Stenico zum Garda -See 
verläuft. Der östliche Flügel dieser Mulde fällt regelmässig 
in West; der westliche Theil ist stockförmig aufgetrieben durch 
die hohe Erhebring des Adamello - Stockes. 

Für alle weiteren Erläuterungen verwies der Vortragende 
auf die demnächst zu veröffentlichende geologische Beschrei- 
bung des westlichen Sud-Tirol. 4 

Daran anschliessend machte Herr ZirtEL aus München 
einige Bemerkungen über das Alter der grauen Kalke mit 
Terebratula Rotzoana. Dieselben waren von BENECKE zum iM 
Unter - Oolith gerechnet worden, während sie DE Zi6no und 
nach ihm Lersıus zum Lias gestellt haben. Dass diese letz- 
tere Classification die richtige sei, das werde bewiesen durch 
neue Petrefactenfunde in den rothen Liasschichten der Gegend 
von Hallstatt, nämlich von Terebr. Rotzoana und fimbriaeformis, 


N. 
17 


sowie noch einer dritten Form, die auch in den grauen Kalken 
des südlichen Tirol vorkomme. 7 


635 


Nachdem Herr Beyrıcn im Anschluss an die Bemerkun- 
gen des Vorredners noch die grossen Schwierigkeiten der 
Gliederung der Schichten zwischen dem grauen Kalk und dem 
rotben Ammonitenkalk hervorgehoben , hielt Herr ABıcu aus 
Wien einen längeren Vortrag über den Umfang und die Natur 
des Einflusses, den die vulcanische Bildungsthätigkeit auf die 
successive geologische Entwickelung der Gebirgsländer zwischen 
dem kaspischen und dem schwarzen Meere vom Schlusse der 
palaozoischen Periode bis auf die Gegenwart ausgeubt hat. 


Herr Szago aus Budapest sprach über die Chronologie, 
Classification und Benennung der Trachyte von Ungarn. Die 
Wichtigkeit der trachytischen Trummergesteine hervorhebend, 
betonte er, dass, um in der Beurtheilung derselben sich zu- 
recht zu finden, es unerlässlich sei, die Trachyte in ihrem 
normalen und modificirten Zustande ‘kennen zu lernen. Das 
führt zu der Classification der Trachyte auf Grundlage der 
Mineralassociation. Redner machte eine doppelte Classification, 
die eine ist eine approximative, ruht auf Charakteren, die 
jeder Feldgeolog zu bestimmen im Stande ist, indem er die 
Eintheilung der Trachyte in drei Classen macht: 1. Augit- 
Trachyt; 2. Amphibol - Trachyt; 3. Biotit- Trachyt. Diese 
letztere Abtheilung zerfällt dann in Trachyte und Quarz- 
Trachyte, während die beiden oberen nur Trachyte ohne we- 
sentlichen Quarz enthalten. Zu der systematischen Einthei- 
lung nimmt er als Basis die Feldspathe, und so zerfällt die 
obere Eintheilung namentlich für die Biotit - Trachyte in drei 
verschiedene Classen, während die beiden ersteren bleiben. 
Die Typen nach der systematischen Classification sind: 
1. Augit - Anorthit - Trachyt; 2. Amphibol- Anorthit - Trachyt; 
3. Biotit- Labradorit - Trachyt oder -Quarz -Trachyt; 4. Biotit- 
Andesin- (Oligoklas) Trachyt oder -Quarz- Trachyt; 5. Biotit- 
Orthoklas-Trachyt oder -Quarz- Trachyt. Diese Typen stellen 
zugleich auch die chronologische Ordnung der Trachyte dar, 
welche als Formationen unterschieden werden können. Den 
Eruptionscyelus hat in der sarmatischen Zeit der Augit- 
Trachyt geschlossen, das ist die jungste vulcanische Trachyt- 
Bildung in Ungarn, während der Anfang in der Eocänzeit mit 
dem Ortboklastrachyt erfolgte. Die älteren Trachyte haben 
durch die später erfolgten Eruptionen verschiedenartige Modi- 
ficationen erlitten; als solche betrachtet der Vortragende den 
Rhyolith, gemischte Trachyttypen, Lithoidit, Grünstein-Trachyt, 
Alunit und die Hydroquarzite. 


Hierauf ergriff Herr Lasarp aus Berlin das Wort, um 
der Gesellschaft mitzutheilen, dass der auf seinen Antrag sei- 
tens der deutschen Reichsregierung bei’ zahlreichen rheinischen 


636 


Telegraphenstationen eingeführte Lasaurx’sche Seismograph 
sich gelegentlich des letzten Erdbebens von Herzogenrath nicht 
bewährt habe. Im Anschluss hieran bemerkte Herr NEUMAYR, 
dass bei den letzteren stärkeren österreichischen Erdbeben 
eine Reihe verwerthbarer Zeitangaben durch spontane Glocken- 
signale in Bahnwärterhäusern gewonnen worden seien. 


Herr Beyrıcn legte eine Suite jurassischer Ammoniten 
von der Ostküste Afrikas vor, die durch den Afrikareisenden 
HiLDEBRANDT nach Berlin eingesandt und vom Vortragenden 
zum Gegenstand einer Mittheilung in den Schriften der Ber- 
liner Akademie gemacht worden ist. Diese Ammoniten zeigen 
grosse Uebereinstimmung mit den von WAAGEN aus Indien 
bekannt gemachten, der Acanthicus-Zone angehörenden Formen. 


Dazu bemerkte Herr WAAGEN aus Wien, dass er in einem 
der vorliegenden planulaten Ammoniten deu Amm. torquatus 
oder bathyplocus zu erkennen glaube. 


Herr Grorrıan aus Braunschweig legte eine Reihe 
schöner, von dem Modelleur Fischer in Braunschweig ver- 
fertigter Gypsabgusse von Rhinoceros- Zähnen aus dem Dilu- 
vium von Söllingen, sowie von Cöloptychien aus den Mucro- 
natenschichten von Vordorf vor, 


Herr F. PoSepny aus Wien sprach über den Ursprung 
der Salze abflussloser Gebiete. Die bisherigen Erklärungen 
der Herkunft der in abflusslosen Gebieten angesammelten Salze 
genugen nur in einzelnen Fällen, rechtfertigen aber nicht die 
Allgemeinheit der Erscheinung der Chlorverbindungen in allen 
Gewässern sowohl der offenen, als auch der abgeschlossenen 
Gebiete. Dieser allgemeinen Erscheinung können keine locale 
Ursachen zu Grunde liegen. Der Vortragende empfahl seine 
in den Sitzungsberichten der Wiener Akademie — Juli l. J. 
-- veröffentlichte Hypothese. Die Chlorverbindungen stammen 
zwar aus dem Meere, doch hat sich an ihrem Transport die 
Atmosphäre betheilig. Durch den Wellenschlag in die klein- 
sten Theilchen zerschlagenes Meerwasser wird bei der Ver- 
dampfung in kleinen Mengen mit fortgerissen, gelangt bei dem 
Niederschlag dieser Dämpfe auf das Festland und wurde hier 
in sämmtlichen Quellen, Flüssen und Seen, wenn danach 
gesucht wurde, auch aufgefunden. Der Chlornatriumgehalt 
wurde ferner auch in dem atmosphärischen Niederschlage 
selbst nach gewiesen, die vollständigste Untersuchungsreihe liegt 
über das im Jahre 1863 in Nancy gefallene Regenwasser 7 
vor und ergiebt den ansehnlichen Gehalt von 14 Gramm in 
einem Cubikmeter. Ferner lässt sich aus den in Böhmen ans 
geführten Wassermessungen und Analysen berechnen, dass der % 


Br), 


637 


(daselbst von Mitte 1871 bis Mitte 1872 gefallene Regen 


l Gramm Chlorverbindungen im Cubikmeter enthalten hat. 

In offenen Gebieten gelangen diese Salze verhältnissmässig 
bald in das Meer zuruck, in abflusslosen Betten sammeln sie 
sich hingegen an, äussern ihren Einfluss auf die Vegetation 
und stempeln jedes abflusslose Gebiet zu einer Salzsteppe. 
Ihre Lösungen, durch das Uebergewicht der Verdampfung über 


den jährlichen Niederschlag continuirlich concentrirt, sammeln 


sich als Salzseen an den tiefsten Terrainpunkten an und führen 
unter Umständen zum Absatze fester Salzmassen. 

Die Salzlagerstätten repräsentiren gewissermnaassen meteo- 
rologische Daten über die Beschaffenheit des Klimas fruherer 
Formationsalter. 


Hierauf wurde die Sitzung geschlossen. 


Ve 2 W L} (0) ® 
 BeEYrich. KAYsEr. PAUL. 


Protokoll der Sitzung vom 29. September 1877. 


Vorsitzender: Herr GUMBEL. 


Der Vorsitzende verlas zunächst eine Einladung der fran- 
zösischen geol. Gesellschaft zur Beschickung des im Jahre 
1878 zu Paris stattfindenden internationalen geolog. Oongresses; 
sodann einen telegraphischen Gluckwunsch des Berg- und 
Hüttenmännischen Vereins für Steyermark und Kärnthen. 


Darauf sprach Herr LAUBE aus Prag unter Vorlage einer 
bezüglichen Karte über die geologischen Verhältnisse des böh- 
mischen Erzgebirges, und insbesondere über den sogenannten 
rothen Gneiss. Er sieht in diesen, von den älteren sächsischen 
Geologen für eruptiv gehaltenen Gesteinen ein Glied der 
krystallinischen Schieferformation und zwar speciell ein Aequi- 


_ valent des Bojischen oder bunten Gneisses GUNnBEL’s im Böh- 
mischen Walde. 


Herr CREDNER aus Leipzig erklärte, dass er in Sachsen 
zu demselben Resultat gelangt sei. Auch er sieht den rothen 
Gneiss als Glied der archäischen Formation an. Im Gegen- 
satz zu Lause aber glaubt er, dass der genannte Gneiss 
kein bestimmtes Niveau einnehme, sondern nur eine der 


vielen Varietäten der Gesteine der Gneiss - Glimmerschiefer-- 


u 
„4 


Er 


Zeits. d.D.geol. Ges. XXIX.3. 42 


638 
formation darstelle. Auch im Granulitgebirge trete dieses 
durch seinen Muscovitgehalt charakterisirte Gestein auf. 


Herr STELZNER aus Freiberg bemerkte dazu, dass An- 
sichten einer „,,‚Freiberger Schule“, von der Herr CREDNER, 
gesprochen, über die Genesis des rothen Gneisses nicht existir- 
ten, wie die untereinander abweichenden Ansichten CorTA’s 
und MüLLer’s bewiesen. Schon CorrA habe die Zugehörigkeit 
eines Theils des rothen Gneisses zur archaäischen Formation 
hervorgehoben. Verbände man mit dem Worte Gneiss einen 
rein petrographischen Begriff, so sähe er nicht ein, warum 
man nicht auch von Gneissgängen sprechen solle. 


Herr GroTH aus Strassburg i. Els. sprach über Natron- 
Orthoklas, der jüngst durch einen seiner Schuler, Herrn 
FÖRSTNER, in Obsidianlava und Andesit der Insel Pantellaria 
entdeckt worden sei. Die Messungen hätten auf das bestimm- 
teste die monokline Form ergeben, die chemische Analyse eine 
Zusammensetzung wie beim gewöhnlichen Orthoklas, nur dass 
das Kalium grösstentheils durch Natrium vertreten sei. 


| 
i 
Darauf übergaben die Herren GROTRIAN und STACHE als 3 
Rechnungsrevisoren den von ihnen geprüften Rechnungs- 
abschluss des Hrn. Dr. Lasarn, welchem letzteren die Gesell- 
schaft unter Ausdruck ihres Dankes die Entlastung ertheilte. 4 


Herr HAUCHEcoRNE aus Berlin legte eine Anzahl von 
der dortigen geologischen Landesanstalt herausgegebene Karten- 
blätter der Umgegend von Berlin vor, sowie Lagerstätten- 
karten, welche von den preussischen Bergbehörden auf Antrag 
der Landesanstalt unter Benutzung der Messtischblätter des 
Generalstabes angefertigt worden sind. 


Sodann besprach Herr BeyrıcHn 9 Sectionen derselben 
officiellen Karte von Preussen und den Thüringischen Staaten, 
umfassend den Kyffhäuser und seine weitere Umgebung. | 


Herr TrAUTSCHOLD aus Moskau legte ein neues, von 
KoKscHAROwW beschriebenes Mineral aus dem Ural (Waldowyit) 
vor; dasselbe unterscheidet sich chemisch nicht vom Xan- 
thophyllit und ist nach KorscH#Arow rhombisch, aber mit 
monoklinem Formentypus. Derselbe machte ferner Mittheilun- 
gen über das Niveau des Spir. Moskwensis, sowie über die 
Uebergangsschichten zwischen Jura und Kreide in der Gegend 
von Moskau. 


über seine Untersuchungen bezüglich der Fauna der Tripoli- 2 
Schichten Sieiliens, woraus sich deren geologische Stellung 
ergiebt. Diese Tripoli, mehr oder minder mergelige Kieselguhr- 


Be 


639 


schichten, an der Basis der mächtig entwickelten Schwefelforma- 
tion auftretend, sind meist nur wenige Meter mächtig, aber von 


. Wichtigkeit für den Bergbau, da bei normalen Lagerungsverhält- 


nissen unter ihnen keine Schwefelbildungen mehr vorkommen. 
Zunächst enthalten diese Tripoli zahlreiche Radiolarien, von 
denen bereits EHREnBERG Handstucke von Caltanisetta mikro- 
skopisch untersucht hat, und daraus in seiner Mikrogeologie 
32 Arten abbildete und beschrieb, neben 50 Arten Diatomeen, 
8 Arten Spongiennadeln und 8 Foraminiferen. Der Reich- 
thum von Radiolarien ist aber weitaus grösser, und habe ich 
in den Tripoli von Grotte (bei Girgenti) bereits 82 Arten 
sefunden, zum Theil neue Formen. Da ich bereits in der 
Sectionssitzung der Geologie bei der Naturforscherversamm- 
lung in München darüber Mittheilungen machte, so genügt es, 
hier auf die Thatsache hinzuweisen, dass eine ganze Reihe 
der bei Grotte fossil vorkommenden Radiolarien heute noch 
im sieilianischen Meere lebt, und dass die Gruppe der Spon- 
guriden bei Grotte in vielen Arten fossil vorkommt, während 
man diese bis jetzt nur in lebenden Formen kannte. An 
einigen Localitäten finden sich auch zahlreiche Fischreste in 
diesen Tripoli, wie denn SauvagE von Licata 53 Arten See- 
fische beschrieben hat, nebst 10 Arten Susswasserfischen. 
Aus dem Vorkommen der letzteren wollte man manchmal 
schliessen, es seien die Tripoli zum Theil Süsswasserbildun- 
sen, oder doch brackischer Natur; das ist entschieden un- 
richtig, wie denn die Radiolarien und Foraminiferen deren 
marine Bildung beweisen, und zwar eine Bildung in grosser 
Tiefe. Mit Recht spricht sich auch SauvAgE dahin aus, dass 
die Reste von Susswasserfischen nur durch die in’s Meer sich 
ergiessenden Flüsse dorthin gelangt sein können. 

Die italienischen Geologen betrachten die Tripoli als zur 
Schwefelformation gehörig. Diese besteht bekanntlich zu oberst 
aus den Trubi, weisslichen marinen Kalkmergeln, unter denen 
in mächtiger Entwickelung Susswasserbildungen folgen, 
aus Gypsen, Mergeln ‘und Kalken bestehend, in denen die 
Schwefelablagerungen sich befinden; unter diesen Süsswasser- 
bildungen folgen dann von Neuem marine Ablagerungen, und 
zwar zunächst blaugraue, bituminöse Thone (Tufo), die aber 
auch öfters fehlen und unter diesen endlich die Tripoli. Ich 
habe schon früher diese Bildungen zusammen zum Messinien 
von K. Mayer gehörig angesehen, mit Vorbehalt jedoch für 
die Tripoli*), und mich den Ansichten von Tu. Fucas ange- 
schlossen, wonach die Gyps- und Schwefel-führenden Schichten 
an der Basis des Pliocän auftreten, so im Ganzen der Oonge- 


*) Siehe unt. And. diese Zeitschr. Bd. XXVIH. pag. 659. 
42* 


640 


rienstufe der Wiener Geologen entsprechend, oder der mittleren 
Abtheilung des Maver’schen Messinien, wobei ich mir dieselbe 
jedoch bis in die sarmatische Stufe hinabreichend denke. 

Die in den Tripolischichten vorkommenden Petrefacten ge- 
währen keinen Anhalt, um dieselben mit Sicherheit einreihen 
zu können; ausser Radiolarien, Diatomeen, Spongiennadeln und 
Fischen finden sich nur 7—8 Foraminiferen (vor allem Glo- 
bigerina bulloides, die oft massenhaft erscheint), die aber keinen 
anderen Schluss zulassen, als dass man es mit Tiefseebil- 
dungen zu thun habe. Dagegen gelang es mir, in dem über- 
lagernden bituminösen Thone eine sehr reiche Foraminiferen- 
fauna zu finden, sowie einige andere Petrefacten, welche die 
geologische Einreihung dieses Thones ermöglichen. In der 
Grube Stretto bei Grotte wurde nämlich ein Querschlag ge- 
trieben, um zu untersuchen, ob unter dem tiefsten dort be- 
kannten Schwefelflötze nicht noch ein tieferes liege, und wurde 
auch wirklich ein solches angefahren, das aber nur arme Erze 
schüttete.e Bis dorthin stand der Querschlag immer in den 
bekannten Susswasserbildungen, gelangte dann aber in den ma- 
rinen Tufo, der so sehr mit Bitumen imprägnirt sich erwies, 
dass eine kürzlich vorgenommene Analyse eines vor 4 Jahren 
gesammelten Handstückes noch 3 pCt. Bitumen ergab. Einige 
Petrefacten wurden darin gefunden nnd ausserdem zeigte sich 
dieser Thon so reich an Foraminiferen, dass aus den Schlamm- 
ruckständen einiger Handstucke nicht weniger als 116 Arten 
bestimmt werden konnten, darunter 17 neue. Die vollständige 
Liste hier zu geben, wäre zu weitläufig, und mögen deshalb 
vorläufig nur die Gattungen aufgezählt werden, welchen die 
einzelnen Arten angehören. Es sind Lagena 6 Arten, Fissu- 
rina 1, Nodosaria 28, Glandulina 2, Lingulina 1, Frondicu- 
laria 4, Dentalina 4, Citharina 1, Pullenia 4, Marginulina T, 
Cristellaria 2, Robulina 6, Polymorphina 3, Uvigerina 4, Bu- 
limina 6, Sphaeroidina 1, Pulvinulina 5, Rotalia 1, Orbulina 1, 
Globigerina 1,‘ Discorbina T, Anomalina 2, Planulina 2, Si- 
phonina 1, Textilaria 2, Bolivina 2, Reussia 1, Chilostomella 1, 
Haplophragmium 1, Clavulina 3, Plecanium 5, Spiroculina 1. 

Auffallend ist hier zunächst der Mangel an Miliolideen 
(Spirolocunina tenuis Czk. fand sich nur einmal vor), sowie 
dass gänzlich fehlen: Amphisteginen, Heterosteginen und Poly- 
stomellen. Dagegen ist charakteristisch die grosse Anzahl 
der Nodosarideen, Cristellarideen und Globigerinideen, denen 
sich zunächst anschliessen Lageniden , Uvigerinen, Bulimini- 
deen, Textilarideen und Plecanideen. Das ist ganz entschieden 
eine Tiefseefauna und keine einer Strandbildung angehörige. 
Diese Tiefseebildung wird noch durch das Mitvorkommen von 
Radiolarien bestätigt, die allerdings nicht mehr massenhaft auf- 


641 


treten wie in den Tripoli, sondern nur vereinzelt, und kann 
man für Tufo- wie Tripolischichten gleichgeltend sagen, dass 
deren Ablagerung in um so tieferem Meere stattfand, je mehr 
Radiolarien in ihnen vorkommen, und umgekehrt. 

Auch die Aelinlichkeit mit der Foraminiferenfauna des 
Tegels von Baden fällt auf, und wird durch die Betrachtung 
bezüglich der Häufigkeit des Vorkommens der umgebenden 
Individuen bestätigt. Es finden sich nämlich: 


1. Ungemein häufig 2 Arten: Orbulina universa D’ORB. 
und Globigerina bulloides D’ORB. 

2. Häufig 3 Arten: Nodosaria monilis Sıuv., Rotalia Sol- 
dani D’ORB., Uvigerina semiornata D’ORB. 

3. Nicht selten 10 Arten: Nodosaria rophanistrum L., 
Pullenia bulloides D’OrB., Pullenia falxe Czx., Robulina 
cultrata D’ORB., Sphaeroidena austriaca.D’ORB., Discor- 
bina sacharinaria Scuw., Planulina Ariminensis D’ORB., 
Planulina Wüllerstorfi Scahw., Siphonina fimbriata Rss., 
Bolivina antigqua D’ORB. 

4. Selten fanden sich 31 Arten und 

9. Sehr selten 69 Arten, worunter auch alle neuen. 

; 

Zu bemerken ist, dass bei dem wenigen zum Schlämmen 
verfügbaren Materiale die Häufigkeitsskala der seltneren Arten 
sich bei grösseren Mengen ändern mag. 

Lässt man die 17 neuen Arten ausser Acht, so wurden 
gefunden 99 von anderen Orten bekannte. Davon sind aber 
abzuziehen A Arten, die nach Abbildungen von Costa be- 
stimmt wurden, ohne dass genau angegeben werden kann, 
woher sie stammen; es bleiben somit 95 Arten. Von diesen 


sind aus dem Badener Tegel bekannt . . - 62 Arten 


und von Lapugy, das als Aequivalent des Ba- 

dener Tegels mit angesehen werden kann. . 3 „, 
dann von Kar Nicobar aus dem dortigen Neogen 

nach SCHwAGER Nodosaria tympaniplectiformis, 


Dentalina sacharinaria, Planulina Wüällerstorfi,. 3 % 
sodass als vorkommend im Badener Tegel und 
Meguivalenten . ... 2. anne 68 Arten 


bekannt sind. Ausserdem wäre noch Lagena vulgaris WIELL. 
zuzufügen, da diese Art allerdings im Badener Tegel unbe- 
kannt ist, jedoch in den Pliocan- und Oligocän-Schichten an- 
derer Orte vorkommt. Es bleiben somit 26 Arten, die als 
nicht bekannt aus dem Badener Tegel und dessen Aequiva- 
lenten, in Stretto gefunden wurden, und die eine nähere Be- 
trachtung verdienen. Von diesen gehören 


N en Et 
El sg a a ni 


642 


14 nur jüngeren Schichten an, namlich: 
3 dem Pliocän, 
10 den Trubi etc., z. Th. auch dem Pliocän, 
1 (Dvigerina semiornata) der sarmatischen Stufe 
des Wiener Beckens. 


12 dagegen sind nur aus älteren Schichten bekannt, und 
zwar: 


4 im miocänen Salzthon von Wieliczka, nach Reuss. 
(Pullenia compressiuscula, Marginula turgidula, Dis- 
corbina subaequalis, Discorbina perafjinis), 

3 in den oligocänen Septarienthonen ebenfalls nach 
Reuss (Nodosaria soluta, Polymorphina lanceolata, 
Chilostomella cylindracea), 

3 in eocänen Ablagerungen (Clavulina triquetra Rss., 
Nodosaria pyknostyla GMmBL., Nodosaria pachy- 
cephala GMBL.), 

2 in der Kreide (Nodosaria absolescens Rss. ‚„ Den- 
talina nodosa D’ORB.) 


Aus diesen Betrachtungen ergiebt sich, dass die unter- 
suchte Foraminiferen-Fauna der des Badener Tegels sehr nahe 
steht, ja fast nicht von demselben zu unterscheiden ist. Dafür 
sprechen auch die in den Schlämmruckständen ausser den 
Foraminiferen gefundenen Reste; neben vielen kleinen Fisch- 
zähnchen (Lamna) und Fragmenten von Echinus-Stacheln fan- 
den sich Cellepora rosula Rss. und das Krebschen Citharina 
dilatata Rss., beide ebenfalls Formen des Badener Tegels. 


Ansserdem fanden sich an grösseren fossilen Resten; 


Flabellum Royssianum M. En. Trochus sp. 


Ceratotrochus simplex See. Corbula gibba OLıvı 
Isis? Pecten cristatus BRONN 
Columbella nassoides BELL. Pecten spinulosus MUNST. 


Cancellaria mitriformis Broce. Ostrea cochlear PoLı 
Buccinum semistriatum Brocc. 


Die meisten dieser Petrefacten geben allerdings Keinen 
bestimmten Anhalt zur geologischen Einreihung. Von Wich- 
tigkeit sind jedoch die in dem Badener Tegel vorkommenden: 
Flabellum Royssianum, Columbella nassoides und namentlich 
Pecten spinulosus, welch’ letzterer geradezu als Leitfossil für den 
Badener Tegel gilt. Auch Cnncellaria mitriformis möchte 
beachtenswerth sein, da dies eine für’s Tortonien charakte- 
ristische Form ist. ie 

So muss man denn schliesslich den Tufo von Stretto als 
gleichaltrig mit dem Badener Tegel ansehen, wenn man an- | 


RR 


643 


derwärts nicht annehmen will, dass ältere Formen in Sud- 
Europa sich länger erhalten hätten, als im Wiener Becken. 
Dass der fragliche Tufo der zweiten Mediterranstufe 
der Wiener Geologen, d. h. dem Tortonien angehöre, wird 
durch eine rein geologische Betrachtung unterstützt, Der 
Tofo ist Meeresbildung und zwar in tiefer See abgelagert, 
darüber liegen die Susswasserbildungen der schwefelführenden 
Gypse und kalkigen Mergel, die in Süsswasserseen sich abge- 
lagert. haben müssen. Es muss somit der in tiefem Meere 
abgelagerte Tufo mittlerweile so gehoben worden sein, dass 
Susswasserseen sich über ihm bilden konnten, und fällt diese 


Hebung in die Zeit nach der Ablagerung des Tufo. Die 


Hauptmasse der schwefelführenden Gypse ist zweifellos gleich- 
zeitig mit der Oongerienstufe, entsprechend der zweiten Unter- 
abtheilung des Messinien von K. MayEr, wenngleich es mir 
wahrscheinlich ist, dass deren Bildung schon früher begonnen 
und zwar bereits in der sarmatischen Stufe, so dass die sici- 
lianischen Schwefelablagerungen die Epochen der ersten und 
zweiten Unterabtheilung des Messinien angehören. 
Die marinen Trubi, welche dann wiederum die schwefelfuh- 
renden Susswassergebilde üuberlagern, wären dann als Aequi- 
valente der obersten Abtheilung des Messinien anzusehen, 
welche Bildungen anderwärts nur als Susswasserbildungen be- 
kannt sind, in Sicilien aber nun ihre marinen Aequivalente 
finden. 
Mit der geologischen Einreihung des Tufo ist auch die der 
unterliegenden Tripoli entschieden, die keinesfalls jünger sein 
können, wie die obersten Schichten des Tortonien. Da die 
Tripolischichten innig mit dem Tufo verbunden sind, und 


Uebergänge zwischen denselben mehrfach beobachtet werden 


können, so sind sie als gleichaltrig anzusehen, und in die 
oberste Abtheilung des Tortonien zu stellen. 


Herr HornstEın aus Cassel legte künstliche Nachbil- 
dungen von Buntsandsteinplatten mit Thierfährten von Karls- 
hafen an der Weser vor. 


Herr KArrEr aus Wien besprach die Resultate der mikro- 
skopischen Untersuchung eines thonreichen Mergels (Tuffes ?), 
welchen Dr. RıcH. Ritt. v. DrascHhe auf der Insel Luzon 
gesammelt hatte. Diese Thone liegen dort unmittelbar auf 
Gabbrogestein in der Nähe der Küste. Die nach sorgfältiger, 
und bei der Härte des Materials etwas muhsamer Durchschläm- 
mung der Thone zurückgebliebenen Sande zeigten sich erfüllt 
von Foraminiferen, welche in ganz auffälliger Weise mit jenen, 
welche ScHwAGER im paläontologischen Theile des grossen 
Novara - Werkes von Kar Nicobar beschrieben hat, überein- 


644 


stimmen. Das Material war damals von Prof. HocHSTETTER 
mitgebracht worden. 

In dem Material von Luzon Fanich sich 85 gut bestimm- 
bare Arten Foraminiferen, wovon 25 als neu erkannt wurden. 
Die übrigen 60 stimmten gut zu zwei Dritttheilen mit jenen 
überein, welche ScHwAGER von K. Nicobar beschrieb, der Rest 
betrifft Arten, die auch im Wiener Becken auftreten. Unter 
den mit den Nicobaren übereinstimmenden Formen sind auch 
viele, welche ScHwAGER gerade von dort als neu bezeichnet 
hatte, so die auffallende Textilaria quadrilatera ScHw. und 
Discorbina saccharina ScHaw., welche sehr häufig an beiden 
Punkten vorkommt u. s. w. 

Bezeichnend für die Fauna ist das Auftreten von 20 No- 
dosarien und 11 Cristellarien-Arten, sowie von zahllosen Glo- 
bigerinen und Orbulinen. Daran schliessen sich viele Dimor- 
pbinen, darunter eine prachtvolle neue, die Hrn. Prof. ZIıTTEL 
zu Ehren Dimorphina Zitteli Karr, benannt ward. Im Ganzen 
macht die Fauna den Eindruck, dass die Thiergesellschaft in 
nicht geringer Tiefe gelebt und im Sediment begraben wor- 
den sei. 

Zugleich aber hat sich auch durch die Uebereinstimmung 
mit der Fauna von Kar Nicobar, welche Schwager für miocän 
zu halten geneigt ist, im Zusammenhalt mit der Erfahrung, 
die man über die Tertiär - Ablagerungen von Java zu machen 
Gelegenheit hatte, die ebenfalls miocan ist, als ferneres Re- 
sultat ergeben, dass wir an den bezeichneten Punkten Reste 
eines grossen miocänen Meeres vor uns haben, welches seine 
Sedimente über die Nicobaren, Sumatra, Java, Borneo, ÜCe- 
lebes, die Phillippinen bis Luzon hinauf ausgebreitet hatte. 
Es ist damit bestätigt, was schon JuNnGHUHN über die unter- 
meerische Verbreitung dieser Ablagerung aussprach und was 
schon JENKIns behauptete, welcher in diesem miocänen Meere 
eine spätere und kleinere Wiederholung des grossen Nummu- 
liten - Meeres oder -Golfes zu erblicken meint, welches von 
Mittel-Europa bis Japan und vielleicht noch weiter reichte. 


Herr GorrtscHhE aus Hamburg legte von STELZNER ge- 
sammelte Juraversteinerungen aus der Argentinischen Republik 
vor.  Dieselben bewiesen das Vorhandensein des Bajocien, 
Bathonien und Callovien in diesen Gegenden. Einige wenige 
Formen, wie Stephanoceras Sauzei stimmen mit europäischen 
Arten überein. Ä 


Herr TourA aus Wien hielt folgenden Vortrag über die 
Kenntniss der „Grauwackenzone“* der nördlichen Alpen: 
1. Zwischen der, der Hauptsache nach aus krystalli- 
nischen Schiefergesteinen gebildeten Centralkette und der aus 


645 


mesozoischen Gesteinen aufgebauten Kalkzone treten in den 
Nord-Alpen Schiefer, Sandsteine, Conglomerate und Kalke 
auf, die man als Ganzes unter dem Namen der nördlichen 
Grauwackenzone der Alpen bezeichnet. Ihre Gliederung 
war wegen Mangel an bezeichnenden Fossilresten nicht mit 
Sicherheit durchzufuhren, doch wurden diese Gesteine als 
der silurischen Formation zugehörig betrachtet und dement- 
sprechend auf der grossen geologischen Uebersichtskarte von 
Franz v. Hauer zur Darstellung gebracht. 

Die Anhaltspunkte für diese Annahme bilden die bei 
Dienten im Pongau, in dem Eisenstein - Tagbaue „Nagel- 
schmiede“ aufgefundenen und von v. HAUvER*) bestimmten 
Versteinerungen, sowie die am Erzberg bei Eisenerz haupt- 
sächlich in Schwefelkiesknollen des schwarzen graphitischen 
Thonschiefers eingeschlossenen Petrefacte, welche von Prof. 
Surss als obersilurisch bestimmt wurden.**) Dieser Zone ge- 
hören nun auch als Endglieder der langen Reihe von Vorkomm- 
nissen die Gesteine an, welche zwischen dem Semmering- 
Sattel und Gloggnitz auftreten. Im Süden von den imposanten 
Kalkmassen der Rax und des Schneeberges trifft man unter 
den Werfener Schiefern einen Zug von Schiefergesteinen, die 
neuerlichst von Prof. Tscuermak eingehender studirt worden 
sind. ***): F 

Manches davon, sagt TScHERMAR, lässt sich mit dem ver- 
gleichen, was von THEoBALD in Graubünden als Casanna- 
Schiefer bezeichnet wurde, woraus aber, wie ganz richtig 
hervorgehoben wird, nichts weiter folge als die bisher noch 
zu wenig betonte Aehnlichkeit der älteren alpinen Sediment- 
bildungen überhaupt. 

Prof. Ep. SuEss sprach in seinen Vorlesungen wiederholt 
‘ die Ansicht aus, dass in dem Schiefer-Oonglomeratzuge Aequi- 
 valente der erwähnten Casanna - Schiefer vorlägen. In seiner 
so hochinteressanten Arbeit über die Aequivalente des Rothlie- 
genden in den Süd-Alpenf) giebt Susss an, dass „ein ganz 
bestimmter Theil der alpinen Schieferbildungen, welcher jünger 
ist als die Anthracit-führenden Schichten der Tarantaise oder 
der Stang, Alpe‘‘ mit diesem Namen zu bezeichnen sei. 


*) Mittheilungen v. Freunden d. Naturwissenschaften von W. Haı- 
Dingen, I. Bd. pag. 187; man vergl. auch M. V. LıpoLp: die Grauwacken- 
* formation im Kronlande Salzburg, Jahrb. d. k. k. geol. Reichsanst. 1854. 
pag. 309— 386. | 
-  **) Jahrb. d. k.k. geol. Reichsanst. 1865 pag. 271—273. in Stur’s 
Abhandl. über die obersilurischen Petrefacte am Erzberg. 
%*%%) Vergl. Verhandl. d. k. k. Reichsanst. 1873. pag. 02 u. 69: 
‚Die Zone der älteren Schiefer am Semmering. 
+) 57ster Bd. der Sitzungsber. d. kais. Ak.d. Wiss. in Wien pag. 784. 


646 > 


Iu dieser Gesteinszone der Nordalpen glückte es mir nun 
ganz vor kurzem*), bei Gelegenheit einer mehrtägigen Studien- 
Excursion langs der Bahnlinie, an dem Rucken, der aus der Sem- 
mering-Gegend gegen Gloggnitz zieht, die ersten Pflanzenreste 
aufzufinden. Die betreffende Localität liegt im Westen von der 
Station Klamm unmittelbar an der Bahnlinie, bei der Brücke über 
den Wagnergraben. Hier fand ich dünnplattige, braunverwit- 
ternde, starkglimmerige Sandsteine mit dunklen, sehr feinkörni- 
gen Thonschiefer-Zwischenmitteln von geringer Mächtigkeit. 
Auch grobkörnige „‚Grauwacken‘“ fanden sich vor, welche, wie 
ich hier nur nebenbei erwähnen will, überraschend denjenigen 
Grauwacken gleichen, die am Grillenberge bei Payerbach in 
unmittelbarer Nachbarschaft des Spatheisenstein - Eisenglanz- 
Vorkommens auftreten. In einer der erwähnten Thonschiefer- 
Schichten, die von ganz geringer Mächtigkeit ist, liegen die 
Pflanzenversteinerungen, die in ihrem Erhaltungszustande an 
die zuerst von SUESS bei Tergove in Croatien**) entdeckten 
Pflanzenreste erinnern. 

Die bei Klamm aufgefundene Flora ist zwar sehr arten- 
arm, doch sind die aufgefundenen Reste hinreichend, um eine 
genauere Altersbestimmung vornehmen zu können. Es sind 
nach den Bestimmungen, die Herr Bergrath Srur vorzunehmen 
die Freundlichkeit hatte: 


le Me un ar u aa; I 


Lepidodendron cf. Goepperti PrESL 
Calamites Suckowi BRonG. 
Neuropteris gigantea STERNB. 


Neuerlichst fand ich neben diesen Formen noch schlecht 
erhaltene Stücke von sSigillaria sp. ind. und zwar an einer 
anderen Stelle derselben pflanzenführenden Schicht. 

Die wichtigste Art für die Altersbestimmung ist Neu- 
ropteris gigantea STERNB. STUR bestimmte darnach die pflanzen- 
führende Schicht als der unteren productiven Steinkohlenforma- 
tion angehörig, entsprechend dem Horizont von Schatzlar. j 

Dieselben Gesteine fand ich auch bei Breitenstein im 
Westen und auch im Östen von dem Stationsplatze von Klamm. 
Das Liegende bilden weisse wohlgeschichtete Quarzite, das 
Hangende die sogenannten grauen Schiefer, während die Grün- 
schiefer im Hangenden der letzteren auftreten. | 


*) Vergl. die erste Notiz hierüber in den Verhandl. d. k. k. en 4 
Reichsanst. 1877. No. 12. B 

**, Sitzungsber. Band 57. pag. 275. Vergl. ausserdem D. Stun: 
Foss. Pflanzen aus dem Schiefergebirge von Tergove in Croatien. Jahrb, 
d. k. k. geol. Reichsanst. 1568. pag. 131. i 


ET 


647 


Das Verhaltniss der Forellensteine zu den grauen Schie- 
fern ist ein derartiges, dass ich eine Alters-Uebereinstimmung 
derselben mit den Liegend-Quarziten der Steinkohlenformation 
als höchst wahrscheinlich annehmen möchte. — 

2. Auf den Schichten dieser Grauwackenzone liegt dis- 
cordant ein mächtiger Kalkzug, der aus Steiermark her sich 
bis nach Gloggnitz verfolgen lässt. Derselbe wird auf un- 
seren Karten als Grauwackenkalk bezeichnet. Auch hierin 
waren bisher keinerlei Fossilreste gefunden worden. 

Erst im vorigen Jahre fand ich in den schwarzen Kalken, 
die am Semmering-Joche auf den quarzitischen Schiefern (die 
mehrfach mit den Sericitschiefern des Taunus verglichen wer- 
den) die ersten sicheren Versteinerungen.*) Es waren Pen- 
tacriniten-Stielglieder, deren grösste etwa 6, die meisten aber 
nar 4 — 5 Millim. Durchmesser haben und alle von gleicher 
Höhe sind. Von einer sicheren Bestimmung derselben konnte 
natürlich keine Rede sein, da sowohl Pentacrinus priscus GOLDF. 
(Petr. germ. t. 54. f. 7.) aus dem ,‚‚Uebergangsgebirge der 
Eifel“, als auch Pentacrinus propinguus Münst. von St. Cassian 
Aehnlichkeit haben, die gleichhohen Glieder liessen übrigens 
gleich von Anfang an auf die jüngere Form schliessen. Heute 
möchte ich den Pentacrinus bavaricus WınkL. als die wahr- 
scheinlich damit ubereinstimmende Form bezeichnen, worin 
ich noch durch zahlreiche Exemplare dieser Art bestärkt 
werde, welche ich Herrn H. ZuGcmAvYEr verdanke, der sie in 
den „Kössener Schichten‘ am Kitzberge**) gesammelt hat. 

Ausserdem fanden sich am Semmering-Sattel neben eini- 
gen Seeigel-Stacheln und wenigen schlecht erhaltenen Korallen 
nur noch viele unbestimmbare Pelecypoden- und Gastropoden- 


Reste in Durcehschnitten und Schalenbruchstücken. 


Von einer sicheren Altersbestimmung dieser dunklen Kalk- 
schiefer konnte demnach keine Rede sein und ich sprach daher 
nur die beiläufige Meinung dahin aus, dass diese Gebilde jünger 
als silurisch sein dürften und vielleicht der devonischen For- 
mation angehören könnten, wodurch eine Art von Verbindung 
zwischen dem mährischen und dem Grazer Devon hergestellt 
worden wäre. 

Das Auftreten von Fossilien in den durch seinen totalen 
Mangel an Versteinerungen bisher geradezu berüchtigten Kal- 
ken schien mir einer eingehenderen Würdigung werth und ich 


*), Toura: Ein Beitrag zur Kenntniss des Semmering-Gebirges. Ver- 
handl. d. k. k. geol. Reichsanst. 1876. No. 14. pag. 334. 

**) Vergl. über diese Localität: Führer zu den Ezcurs. Wien 1877. 
pag. 151. Diese Art ist vom Kitzberge weder von Zucnaver noch von 
Srur in seiner Geologie der Steiermark angeführt worden. 


648 


verwendete im diesjährigen Spätsommer manchen Tag auf die 
Verfolgung dieser dünnplattigen Kalke, die ıch auch in der 
That an gar vielen Punkten constatiren konnte. Ein Ver- 
zeichniss der Stellen, wo ich die Pentacriniten - Kalke wieder 
auffand, habe ich unlängst in einer vorläufigen Notiz gegeben.) 
Allenthalben fand ich sie in dem Gebiete zwischen dem Sem- 
mering - Sattel im Westen und dem Rauchberge im Osten und 
zwar über quarzitischen Schiefern und Quarziten, — der gyps- 
führenden Formation — und unter bald dunkel- bald licht- 
grauen mehr oder weniger dolomitischen Kalken. Meist waren 
es aber auch hier ausser den Pentacriniten - Stielgliedern nur 
ganz undeutliche Schalenspuren, bis es mir endlich glückte, 
unweit der Papiermühle zwischen Schottwien und dem Dorfe 
Göstritz eine fossilienreiche Kalkschicht aufzufinden und zwar 
unter recht günstigen Verhältnissen, so dass ich in den an- 
stehenden Kalkbänken eine verhältnissmässig reichliche Aus- 
beute machen konnte. 

Das hier gesammelte Material besteht ausschliesslich nur 
aus Bivalven, es ist eine Fauna, die die grösste Aehnlich- 
keit mit derjenigen hat, die Professor Suess in seiner mit 
Mossiısovics herausgegebenen Arbeit über die Gebirgsgruppe 
des Osterhorns**) als die schwäbische Facies der rbaetischen 
Stufe bezeichnete. Die häufigsten und wichtigsten Arten von 
Göstritz sind neben anderen die folgenden: 


Anomia alpina WINKL. Myophoria Emmerichi WInkL. 
Pecten acuteauritus SCHAFH. Myophoria sp. (cf. M. liasica 
Avicula contorta PoRTL. . STOPP.) 

Leda percaudata GÜUMB. Cardita multiradiata Emm. 
Leda ef. Borsoni STOPP. Anatina cf. praecursor QUENST. 
Mytilus minutus GoLDF. Cypricardia Marcignyana MART. 


Nachdem die Vorträge damit beendigt, ging der Vorsitzende 
zu einigen geschäftlichen Mittheilungen über, sprach dann den 
Geschäftsführern seinen Dank für ihre Bemühungen im Inter- 
esse der Versammlung aus und schloss mit der Aufforderung, 
sich nächstes Jahr recht zahlreich in Göttingen wiederzufinden, 


die Allgemeine Versammlung der Deutschen geologischen Ge- 


sellschaft in Wien. » 
v. w. 0. 
GUMBEL. KAyYsEr. PıAuL. 


*%) Vergl. Verh. d. k. k N R.-A. 1877. No. 12. pag. 195—197. Rn 
%%) Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 1868. pag. 188. ff. 


an nee DR BED ine. ep ne Sinn. 


wi; u REN ö N j be 
u en S ae 


2 BR er 


650 
Debet. 
1876. An Cassa: 
1. Januar. | Bestand a 
8. Februar. | Ottmer für alte Bände 
SR Besser’sche Buchhandlung 
16. “ Beiträge der Berliner Mitglieder 
16. ” Bücking für alte Bände 
2. % Besser’sche Buchhandlung 
22. April von Könen 
8. Mai. Besser’sche Buchhandlung 
8. do. do, 


Am I. Januar 1877 Cassa-Bestand 1259 M. 24 Pf. 


Die obige Rechnung revidirt und vorbehaltlich eines dem 


Betrages von 30 Pf. richtig befunden. 
Wien, den 28. September 1877. 


” 


i E.-B, No. 


GROTRIAN. 


Rechnungsablage 


Mk. 


. 1 1479 
ps 
2. | 936 

558 


G 


829 


3 
A. 
d. | 1070 
5 es 
6 
7 918 


pro 1876. 


651 


Credit. 

Mk. Pf. 
1870. Per Cassa: 

4. Januar. | Bibliothek, an Schiller A.-B. No. 1, 140 | 62 
MER dto. , an Friedrich 5 NZ), 16 | 88 
Er An Richter K er. 87 \50 
MIDI, es isıchter. Be SA. 4 150 
EN „ Linke OL 18 | — 
SS „. Laue 35 0, 909 | — 
4. Februar. | ‚„ Porto-Auslagen 2 ed 13 | 27 
ER „ Carl Fränkel A RL 319 
16: *,, ‚„ Bernstein = ng! u 
Nom „ Porto-Auslagen an Weiss be 1523 
17. März. „ Ebel 5 hl. 75 | 50 
DA 5 en „ Schneider R . 14 | 30 
3, „ J. F. Starcke N ee, 1017. 
‚6. Mai. „ Schmidt n Er Se 
6 „ J. F. Starcke „ 2.19; 037.1: 
16°, » J. W. Mourgues u. Sohn ss „ 16. 135 | 20 

10. £R) ” Ebel ” ” 17. 14 
28. Septmbr. | „ dto. En ken 66 | — 
27. October. | „ dto. 5 19; de 
27. * „ Fracht = „20. ee 
DIR: 2 „ Rosenberg x al: re N 
27. > „ Schneider = 22. 7 150 
11. Novembr.| ‚,, Keller Be 3.20. 112 | 50 
Bir »  Schlotterbeck 5 ar 26 | 20 
11 ;; „ Marschalleck u. Weinzerl cr 2 64 | 20 
11. ” „ Schneider a „ 26. 27.120 
11. ee „» Richter i DI 6 |70 
11. 2 „ Schneider ae 28. 7140 
30. Decembr.| ‚, Besser’sche Buchhandlung ,, 99: 481 | 35 
31. a SaBesande nn nen % 1259 | 24 
5915 | 26 


meister Herrn Dr. 


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Lasannp laut Ausgabe-Belag No. 25 zu bonifieirenden 


Dr. Gv1Do STACHE. 


Druck von J. F.Starcke in Berlin. 


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Zieitschrift 


der 


Deutschen geologischen Gesellschaft, 
4. Heft (October, November und December [807). 


A, Aufsätze, 


l. Geologische Vebersicht der jüngeren Tertiärbildungen 
des Wiener Beckens und des Ungarisch - Steierischen 
Tieflandes. 


Von Herrn Turopor Fuchs ın Wien. 


Vorwort. 


Zu wiederholtenmalen wurde mir von befreundeter Weise 
geklagt, wie ausserordentlich schwer es für den Fernerstehen- 
den sei, aus der so überaus zerstuckelten Literatur uber die 
österreichischen Tertiärbildungen sich eine bestimmte Vor- 
stellung von dem Baue dieser Formationen zu bilden, und dies 
umsomehr, als es offenbar sei, dass selbst unter den einhei- 
mischen Fachgenossen über manche wesentliche Punkte sehr 
divergirende Anschauungen gehegt werden, die ausseröster- 
reichischen Fachkreise sich jedoch selbst über die elemen- 
tarsten Grundzüge in solcher Unklarheit befanden, dass von 
dieser Seite bei Bezugnahme auf österreichische Verhältnisse 
fast stets die grössten Missgriffe begangen und die ohnedies 
schwierige Materie dadurch nur noch mehr verwirrt wurde. 

Es waren diese Klagen stets von der Aufforderung be- 
gleitet, doch endlich einmal die Grundzuge der geologischen 
Verhältnisse der österreichischen Neogenbildungen in einer 
zusammenhängenden Darstellung zur Anschauung zu bringen 
und so den Plan zu realisiren, an dessen Ausführung der be- 
ruhmte Verfasser der „Fossilen Mollusken des Wiener 


Zeits.d. D.geol. Ges. XXIX. 4. 43 


654 


Tertiärbeckens‘ leider durch einen fruhzeitigen Tod ge- 
hindert wurde. *) 

So gern ich nun auch seit Langem dieser Aufforderung 
nachgekommen wäre, so waren es doch zwei Momente, welche 
mich bisher davon zuruckhielten. 

Das eine Moment war die ungenugende Kenntniss, welche 
wir bisher von der Fauna des Schliers besassen, das zweite 
aber lag darin, dass mir bisher die Beziehungen mancher 
unserer Schichtengruppen zu den ausserösterreichischen Tertiär- 
bildungen nicht vollständig klar waren. 

Beide Hindernisse sind gegenwärtig beseitigt. 

Durch die schöne Arbeit von R. Horrnes über die Fauna 
des Schliers von Ottnang sind uns die paläontologischen 
Charaktere dieser Formation so genau bekannt geworden, wie 
die irgend einer anderen Schichtengruppe, und meine letzte 
Reise durch Ober-Italien hat mir alle wunschenswerthen Auf- 
klärungen über die Beziehungen der italienischen Tertiärbil- 
dungen zu den unserigen gebracht. 

Unter solchen Umständen steht der Ausführung des vor- 
erwähnten Planes kein wesentliches Hinderniss mehr im Wege. 

Da jedoch eine erschöpfende Durchführung desselben 
offenbar das Werk vieler Jahre sein wird, so schien es mir 
zweckmässig, in einer vorläufigen Mittheilung eine gedrängte 
Uebersicht der wichtigsten Thatsachen zu geben. ; 

Die diesjährige Versammlung der Deutschen geologischen 
Gesellschaft in der Hauptstadt unseres Reiches schien mir 
eine passende Gelegenheit hierfür zu sein und dies umsomehr, 
als ja dabei auf kurzestem und unmittelbarstem Wege der 
Zweck erreicht werden konnte, welcher in nichts Anderem 
bestand, als unsere heimischen Verhältnisse zur Kenntniss des 
Aulslandes zu bringen. 

So entstand vorliegende Schrift. Die Kurze der mir zu 
(sebote stehenden Zeit möge die skizzenhafte Form entschul- 
digen. Vieles konnte nur angedeutet, Manches nur erwähnt 
werden, indessen hoffe ich doch die wesentlichen Grundzüge 
hinlänglich in’s Klare gesetzt zu haben. 


Eine besondere Sorgfalt habe ich auf die paläontologische E: 


Charakterisirung der einzelnen Schichten und Schichtengruppen 


*) Es hat zwar vor Kurzem mein verehrter Freund Herr R. Hovrnss 
in dieser Zeitschrift 1875 eine sehr hübsche Uebersicht der österreichischen 


Neogenbildungen gegeben (Beitrag zur Gliederung der Österreichischen 
Neogenablagerungen) ; doch sind in dieser Arbeit die ausländischen 
Aequivalente so wenig berücksichtigt und ist selbst die paläontologische 


Begründung der einzelnen Stufen mitunter so kurz gegeben, dass dadurcl, 
wie ich glaube, die vorliegende Arbeit nicht überflüssig wird. 


655 


gelegt und in einzelnen Fällen, wo mir dies zur vollen Klar- 
heit nothwendig erschien, sogar vollständige Petrefacten-Ver- 
zeichnisse gegeben. Es schien mir dieses Vorgehen deshalb 
angezeigt zu sein, weil ich die vielfältige Erfahrung gemacht 
habe, dass die grosse Unklarheit, welche namentlich im Aus- 
Jande über die Gliederung unserer Tertiärbildungen herrscht, 
hauptsächlich darin ihren Grund hat, dass bei der Unterschei- 
dung der einzelnen Schichten die paläontologische Charakteri- 
sirung derselben häufig in so ungenügender Weise gegeben 
wurde. 

Das zum Schlusse angeführte kleine Literatur- Verzeichniss 
wird gewiss Vielen eine willkommene Beigabe sein. 


$. 1. Einleitung. 


Unter allen Tertiärgebieten der österreichisch - ungarischen 
Monarchie hat keines einen so grossen Ruf erlangt, als das 
Wiener Becken. 

Das elassische Fundamentalwerk M. Horrxzs’: „Die fos- 
silen Mollusken des Tertiärbeckens von Wien‘, 
sowie eine ganze Reihe grösserer Werke und kleinerer Ab- 
handlungen, welche die Tertiärbildungen dieses Gebietes zum 
Gegenstand haben, bilden die Grundlage dieser Berühmtheit 
und haben vielfach im Auslande die Ansicht wachgerufen, dass 
das „Wiener Becken‘ den wichtigsten Bestandtheil unserer 
Tertiarbildungen darstelle und dieselben in ihrer typischsten 
Entwickelung zeige. 

In Wirklichkeit ist dies jedoch nicht im Entferntesten der 
Fall, der Schwerpunkt für das Studium unserer Tertiärbildun- 
gen ruht vielmehr in dem grossen ungarisch - steierischen 
Becken. 

Hier erreichen die Tertiärbildungen ihre grösste räum- 
liche Ausdehnung und ihre reichste und vollständigste Glie- 
derung. 

Hier zeigen die Oongerien-Schichten und die Ablagerungen 
der levantinischen Stufe jenen fast unerschöpflichen Reichthum 
eigenthumlicher Formen, der mit Recht die paläontologischen 
Kreise des Auslandes in immer steigendes Erstaunen setzt. 

Hier finden sich die reichen Braunkohlenschätze unserer 
Monarchie, deren prachtvoll erhaltene Pflanzenuüberreste das 
Material zu den classischen Arbeiten UngER's, v. ETTine- 
HAUSEN’ S und Srur’s lieferten. 

Hier finden sich die Schwefelflötze Radobojs, die Salz- 


45 * 


656 


stöcke Siebenbürgens, sowie jene ausgedehnten Gebiete man- 
nigfacher , eigenartiger Eruptivgesteine, deren Studium die 
bahnbrechenden reformatorischen Arbeiten v. RiCHTHOFEN’s, 
StacHaz's, SzaBö’s und TscHERMAR’s in’s Leben riefen, deren 
reiche Schätze an schönen und seltenen Mineralien die Zierde 
aller Mineraliensammlungen bilden. 

Erwägt man nun ferner noch, dass hier selbst die Diluvial- 
und Alluvialbildungen mit ihren Tropfsteinhöhlen und Eis- 
höhlen, mit ihren Tuffabsätzen und ihren Lössterrassen, mit 
ihren Flugsandgebieten, Salzböoden und Torfmooren eine Man- 
nigfaltigkeit der Bildung zeigen, die man sonst nirgends auf 
so engem Raum vereinigt findet, so muss man wohl zugestehen, { 
dass die Beckenausfüullung des ungarischen Tief- 
landes ein geologisches Object darstellt, mit dem 
sich an Reichthum einzelner Objecte, an Vielsei- 
tigkeit und Tiefe des wissenschaftlichen Inter- 
esses kein anderes bekanntes Tertiärgebiet der 
Erde auch nurim Entferntesten vergleichen lässt. 

Die nachfolgenden Zeilen mögen diesen Ausspruch erhärten. 


8. 2. Aquitanische Stufe. 
(Sotzka -/Schichten.) 


Die Basis der ungarischen Neogenbildungen wird durch 
Ablagerungen gebildet, welche in Siebenbürgen durch die kohlen- 
führenden Schichten des Zsilythales, in der Ofener Ge 
durch den sogenannten Pecetunculus - Sandstein*), in 
Steiermark, Krain, Croatien und Slavonien durch die soge- 
nannten Botzka Schichten dargestellt werden. | 

Es sind dies Ablagerungen von vorwiegend sandigem und 
mergeligem Charakter, welche häufig Kohlenflötze führen, und 
sich in ihren marinen den durch eine eigenthümliche Men- 
gung von oligocänen und miocänen Formen, in ihren bra- 
kischen durch das massenhafte Auftreten von Cerithium mar- 
garitaceum, Cerith. plicatum und Cyrena semistriata auszeichnen 
(Cyrenenmergel). 

Im Zsilythale treten die Bildungen yollkormin isolirt auf, 
in der Ofener Gegend jedoch, ebenso wie in Steiermark und 
Krain, schliessen sie sich auf das innigste an die Eocänbil- 
dungen an, machen alle Störungen desselben mit und werdeng 
discordant von den Neogenbildungen überlagert. | 


*) So genannt wegen des häufigen Vorkommens des Peetunculus. 
obovatus Lam. 


u de RN 
>= 


657 

Sie entsprechen auf das genaueste und voll- 
ständigste der unteren oder oligocänen Meeres- und 
Susswassermolasse Suddeutschlands, sowie den 
Faluns von Bazas und M&rignaec bei Bordeaux und 
gehören mithin der aquitanischen Stufe MıAYERr’s 
an. In Italien gehören hierher die Grünsande von 
Belluno, die Schichten von Schio und Monte Ti- 
tano, sowie wahrscheinlich auch die Kalksteine 
von Aqui und Gassino bei Turin. 

Im nachfolgenden gebe ich ein vollständiges Verzeichniss 


der in Oesterreich in diesen Schichten bisher aufgefundenen 
Versteinerungen: 


launa der aquitanischen Stufe. 


(Sotzka-Schichten, Peetunculus-Sandstein.) 


Gastropoden. 


Buccinum baccatum Basr. 
Calyptraea striatella NYST. 
Cerithium gibberosum GRAT. 


2 margaritaceum Brocc. 

3 papaveraceum BAsSsT. 

s plicatum Bruc. 
Rathü Br. 


” 
Chenopus cf. speciosus SHLOTH. 
Dentalium sp. 
Fusus Burdigalensis BAST. 
Helix sp. 
Litorinella acuta BRAUN. 
Melania faleicostata Horn. 
Melanopsis Hantkeni Horn. 
Natica crassatina Lam. 

»„ helieina Brocc. 

Neritina fulminifera SANDB. 

h picta FRR. 
Planorbis sp. 
Pleurotoma Duchasteli NyYst. 

5 regularis DE Kon. 
Pyrula Lainei Basrt. 
Trochus sp. 
Turritella Beyrichi Horn. 

e Geinitzüi SPEYER. 

& turris BAST. 
Typhis cuniculosus NYST. 


658 


Bivalven. 


Arca diluwvü Lam. Lucina dentata Basr. 
Astarte sp. \ »„ globulosa. Desn. 
Cardita paucicosta SANDB. Lutraria rugosa CHEMN. 
Cardium cingulatum GOoLDF. Mytilus aquitanicus MAYER. 

= cf. turonicum Mayer. Nucula cf. Lyelliana Bosgu. 

5 sp. Östraea crassissima Lan. 
Corbula carinata Dus. 5 cyathula Lam. 

“ gibba OLıvı. Panopaea Heberti Bosqt. 
Cyclas sp. = Menardi Desn. 
Cyprina sp. Pecten pictus GOLDF. 

Cyrena cf. donacina Braun. Pectunculus obovatus Lam. 

»„ gigas Horn. püosus LiNN&. 

»„ semistriata DesH. Pholadomya Puschü GOLDF. 
Cytherea incrassata Sow. Psammobia aquitanica MAYER. 

S sp. . Solen sp. 

Diplodonta fragilis Braun. Syndosmya sp. 

Dreissena Brardi BRone. Tellina sp. 

Isocardia subtransversa ORB. Venus cf. multilamellata Lam. 
Lucina columbella Lam. »„ . umbonaria Lam. 


8. 3. Erste Mediterran - Stufe. 
(Horner Schichten.) 


Unter der Bezeichnung der Horner Schichten oder der 
ersten Mediterran-Stufe fasst man einen Complex von Abla- 
gerungen zusammen, welche das Hauptlager der mächtigen 
Bänke von Östraea crassissima, O0. gingensis und Mytilus Hai- 


dingeri sind und sehr häufig irrthumlicherweise mit der aquita- 


nischen Stufe verglichen werden, während sie in Wahrheit mit 
derselben gar nichts zu thun haben und vielmehr auf das ge- 
naueste mit der oberen Meeresmolasse Suddeutsch- 
lands, mit den Faluns von Saucats und Leognan, 
sowie mit jener Schichtengruppe Italiens überein- 
stimmen, welche die italienischen Geologen „mio- 
cenico medio‘“* nennen. (Serpentinsande und Atu- 
rienmergel des Montferrats.) 

Innerhalb unseres Gebietes werden diese Ablagerungen 
hauptsächlich durch muschelführende Sande und durch eine 
_ dichte, blaugraue Mergelbildung repräsentirt, welche sich durch 
das Auftreten von Salz-, Gyps- und Schwefelflötzen, sowie 
durch eine Gruppe eigenthumlicher Fossilien auszeichnet, unter 
denen namentlich Nautilus Aturi, Pecten denudatus und Soleno- 
mya Doderleini als charakteristisch gelten. (Schlier.) 


659 


In anderer Richtung werden die Horner Schichten durch 
den Umstand charakterisirt, dass mit ihnen die grossen unga- 
rischen Trachyt-Eruptionen ihren Anfang nehmen, wie 
denn auch die grossen Steinsalzlager Siebenbürgens 
grösstentheils im Trachyttuff liegen, und die Trachyttuffe von 
Piliny bei Neograd die charakteristischen Fossilien des Schliers 
fuhren. 

In tektonischer Beziehung ist hervorzubeben, dass die 


‘Horner Schichten sich stets viel inniger an die Ablagerungen 


der jüngeren Mediterran-Stufe als an die Sotzka-Schichten an- 
schliessen, indem sie mit den ersteren durch die Zwischen- 
gruppe der Grunder Schichten sowohl tektonisch als faunistisch 


‘auf das untrennbarste verbunden sind, während sie sich gegen 


die Sotzka - Schichten und die Pectunculus - Sandsteine meist 
vollkommen discordant verhalten. 

Zu den Horner Schichten werden folgende Ablagerungen 
gerechnet: Die Steinsalz - Ablagerungen Siebenburgens, die 
Sande von Korod bei Klausenburg, die Grünsande von Pro- 
montor bei Ofen, die Anomiensande des Gebietes von Gran 
und Ofen, sowie des Gebietes nördlich der Matra, die Miocän- 
Schichten im Liegenden der Kohle von Salgö-Tarjan, die tie- 
feren Schichten von Radoboj, die gelben Sande von Zriny in 
Croatien, die Sandsteine und Sande von Stein in Krain, sowie 
diejenigen von Sagor. Die Bryozoenkalke und Mergel von 
Tüffer, der Schlier Oberösterreichs, Niederösterreichs und 
Mährens, die Schichten von Meissau, Gauderndorf, Eggenburg, 
Loibersdorf und Molt, die Tegel von Orlau, sowie schliesslich 
die salzfüuhrenden Bildungen Galiziens. 

Im Wiener Becken wurden von Prof. Suess innerhalb der 
Horner Schichten folgende untergeordnete Glieder unter- 
schieden: 

a) Schichten von Molt. Sie zeichnen sich durch das 
häufige Vorkommen von Üerithium margaritaceum und plicatum 
aus, und wurden deshalb früher vielfach mit den Sotzka- 
schiebten verwechselt. Da jedoch die übrigen mitvorkommen- 
den Arten lauter echte Neogenformen sind und die Schichten 
überkaupt stratigraphisch nicht von den Horner Schichten zu 
trennen sind, kann ich mich dieser Auffassung durchaus nicht 
anschliessen und halte sie vielmehr für Ablagerungen, welche 
den Loibersdorfer und Gauderndorfer Sanden vollständig äqui- 
valent sind. 

Das Uebergreifen des Cerithium margaritaceum und C. pli- 
catum aus der aquitanischen Stufe in die Ablagerungen der 


‘ersten Mediterran - Stufe findet ja beinabe überall statt, und 


finden sich diese beiden Arten auch im Wiener Becken selbst, 


660 


in der Gauderndorfer und Eggenburger Schicht, noch stellen- 
weise sehr haufig. 

Folgende Arten sind bisher aus den Schichten von Molt 
bekannt geworden: 


 Mures erinaceus Linn£. Turritella Biepelliüi PartscHa. 
„»  Schöni HoeRrR. 5 turris BAST. 
„» .. sublavatus BAsrt. Arca cardiüformis Bast. 
Cerithium margaritaceum Brocc. Chama gryphina Lan. 
» plicatum BRU6. » . gryphoides LinnE. 
Natica redempta NıcH. Lucina ornata Ac. 
Nerita Plutonis Basrt. Mytilus Haidingeri HoErn. 


Pleurotoma concatenata GRAT. Pecten Malvinae Due. 
Turritella cathedralis BRONG. 


b) Schichten von Loibersdorf und Korod. 
Grobe, lichte Sande, welche sich namentlich durch Pecten so- 
larium, Cardium Kübecki und Pectunculus Fichteli auszeichnen. 

Auch diese Ablagerungen wurden häufig wegen einiger 
in Loibersdorf vorkommenden Oligocänarten für aquitanische 
gehalten und von den übrigen Ablagerungen des Wiener 
Beckens getrennt. 

Wie wenig diese Auffassung berechtigt sei, möge aus fol- 
gsendem Petrefacten-Verzeichniss hervorgehen, welches sammt- 
liche Arten von Loibersdorf und Korod umfasst. a 


(Die Oligocän-Arten sind durch ein Sternchen bezeichnet.) 


Gastropoden. 


Conus ventricosus BRONN. Fusus Burdigalensis Basrt. 
Ancillaria glandiformis Lam. Turritella cathedralis BRonc. 
Cypraea leporina Lam. ® gradata MENKE. 
Terebra fuscata. BRONN. 5 turris Bast. 
Buccinum reticulatum Linn&. * Xenophora cumulans BRoNG. 
Voluta ficulina Lam. Pyramidella plicosa BROcC. 
Pseudoliva Brugadina GRAT. Natica millepunctata Lam. 
Cassis saburon Lam. »  Josephinia Rısso. 

» sulcosa Lam. Nerita gigantea BrurL. MicH. 
Chenopus pes pelecani Phi. Melanopsis Dufouri Für. 
Strombus Bonelli Bronc. Sigaretus camaliculatus BasT. 
* Murex capito Pnır. s. ss. Dentalium sp. j 


Bivalven. 


Panopaea Menardi Desn. Tapes vetula Basr. 
Tellina strigosa GMELIN. Venus Haidingeri HoErn. 


aan eig, 


Pan 


\ 


661 


% 


Venus Aglaurae HoERN. nec 
Brone. 

» umbonaria Lam. 
Grateloupia donaciformis DESH. 
Corbula gibba Ouivı. 

ER carinata DuJ. 
Dosinia orbicularis Ac. 
Cytherea Raulini Horn. 
erycina Lam. 

3, Lamarcki Ac. 
Isocardia subtransversa ORB. 
Cardium Moeschanum MAYER. 
Burdigalinum Lam. 
cingulatum GOLDF. 
Kübecki HAURR. 


” 


E2) 
% 
” 


” 


ec) Schichten von Gauderndorf. 


Chama gryphina Lam. 
Lucina ornata Ac. 

„» dentata Bast. 
Cardita Zelebori Hoern. 
Pectunculus Fichteli DesuH. 
Arca Fichteli DesH. 

Leda pella Linse. 

„  ‚fragilis CHEMN. 
Mytilus Haidingeri HoErn. 
Pecten solarium Lam. 

» .  Malvinae Dur. 
Östraea digitalina EıcHw. 

& Gingensis SCHLOTH. 

en crassissima LaAM. 
Anomia costata BRocc. 


Feine, weiche, 


tiefgelbe Sande, weiche sich durch das Vorherrschen zart- 
schaliger, glatter, sinupalliater Bivalven auszeichnen: 


Solen vagina Linn£. 
Polia legumen LissE. 
Psammobia Labordei Basr. 
Psammosolen strigillatus Linn&. 
Tellina lacunosa UHENHN. 
planata Linn£. 
» strigosa GMELIN. 
Lutraria sanna Basrt. 
ER latissima DEsH. 
- Mactra Bucklandi Derr. 
Tapes vetula Basrt. 
Venus umbonaria Lan. 
„»  islandicoides Lam. 
Cyiherea pedemontana Ac. 


” 


d) Schichten von Eggenburg. 


Uytherea erycina Lam. 
Cardium Burdigalinum Lam. 
Hoernesianum GRAT. 

3 hians BRocc. 
Arca Fichteli Desu. 
Mytilus Haidingeri HoErn. 
Avicula phalaenacea Lam. 
Pyrula clava Basrt. 
Turritella gradata MENKE. 

5 cathedralis BRONG. 
Cerithium plicatum BRUG. 

» margaritaceum BROCC. 
Calyptraea chinensis LINNE. 


>” 


Grobe Sande und 


sandige Bryozoenkalke mit Austern, Pecten, Brachiopoden, 


Balanen und Echiniden. 


Ostraea lamellosa Brooc. 
Pecten Holgeri Gein. 
Rollei HoERNn. 
Beudanti Basrt. 

» Malvinae Du». 
palmatus Lam. 


” 


Pecten substriatus ORB. 

» Burdigalensis Lam. 
Pectunculus pilosus LiNN&. 
Arca umbonata Lam. 
Cardita scabricosta MICH. 

5, crassicosta Lam, 


662 
Cardium hians Broce._ Calyptraea chinensis LinsE. 
N, multicostatum Brocc. Pyrula rusticula Bast. 
Cytherea Pedemontana Ag. »  condita Bronc. 
Venus umbonaria Lam. »„  eingulata Bronn. 
„  Aglaurae HoErn. nec Fusus Burdigalensis BAsrt. 
Brone. Murex Partschi Horn. 
Tapes vetula BasT. Terebratula sp. 
Lutraria rugosa CHEMN.  Echinolampas, Spatangus. 
Turritella vermicularis Brocc. Brissomorpha. 
$ cathedralis Brone. Balanus. 
Trochus patulus Brocc. Bryozoa. 


e) Schlier. Graue Mergel mit Nautilus Aturi, Pecten 
denudatus, Solenomya Doderleini und einer reichen Gatropoden- 
Fauna, welche im Allgemeinen den Charakter der Badener 
Fauna zeigt. Hier und da kommen in grosser Menge Meletten 
vor (Meletta sardinite), und wurden diese Schichten daher 
auch früher „Meletta-Schichten“*) genannt. 

Von Foraminiferen treten namentlich Globigerinideen und 
Cristellarideen, wozu noch als besonders charakteristisch das 
Genus Clavulina kommt, hervor. Die Rotalideen, Polystomelli- 
deen, Nummulitideen und Polymorphinideen sind sehr selten 


oder fehlen auch ganz. 
I 


Schlier von Ptinang. 


(Nach Hoernes jun) 


Cephalopoden. 


Nautilus Aturi Basrt. 


Gastropoden. 


Conus antediluvianus Bronge. Dolium sp. indet. 
» Dujardini Desn. var. Cassis Neumayri Horn. jun. 

Ancillaria austriaca Horn. jun. Cassidaria striatula Bon. 

Marginella Sturi Hoern. jun. Chenopus pes pelecani PniL. 


ltingicula buccinea Dessn. Pyrula condita BRoNG. 2 
Terebra Fuchsi Horn. jun. Fusus ottnangensis Hoxen. jun. 
Bucceinum Pauli Hoerx. jun. » Valenciennesi GRAT. 4 
= subquadrangulare „» Haueri Hozrn. jun. 7° 
Micn. - Euthria mitraeformis Brooc. 


*) Nicht zu verwechseln mit den älteren, dem Karpathen - Sandstein 
untergeordneten Meletta-Schiefern (recte „Amphisylen-Schiefer‘), 


u... 663 


Cancellaria Suessi HoERn. jun. 
Pleurotoma cataphracta Brocc. 
festiva Do». 
inermis PARTSCH. 
turricula Brocc. 
 rotata Brocc. 
dimidiata BRocc. 
recticosta BELL. 


= spinescens PARTSCH. 

5 crispata JAN. 

=. Auingeri Hoern. 
jun. 

e sp. indet. 

e Brusinae Hoern. 
jun. 


Litorina sulcata PiLk. 


Adeorbis Woodi Horn. 

Xenophora Deshayesi 

Trochus otinangensis HoERNn. 
jun. 

% Sturi HoERn. jun. 
Scalaria amoena PniL. 
Turbonilla costellata GRAT. 

5 sp. indet. 
Actaeon pinguis ORB. 
Natica millepunctata Lan. 

»  helicina Brocc. 

Dentalium intermedium Hozan. 


Jun. 
5 entalis LinN&. 
e Karreri HoErn. jun. 


Bivalven. 


Teredo sp. indet. 
Anatina Fuchsi HoErn. jun. 
Corbula gibba OLwi. 
Neaera cuspidata OLivi. 

> eleguntissima FloERn. 

jun. 

Macira triangula Ren. 
Tellina ottnangensis HoERn. jun. 
2 sp. .indet. 
Luceina Dujardini Desn. 

» Wolfi Hoern. jun. 

.».  ottnangensis HoERN.jun. 
»  Mojsvari Hoean. jun. 
Cryptodon subangulatus HoERN. 
jun. 

ES sinuosus Don. 


Solenomya Doderleini MAYER. 
Astarte Neumayri Horn. jun. 
Nucula Mayeri Hoerx. jun. 
» placentina Lam. 
» Ehrlichi Hoern. jun. 
Leda clavata Cauc. 
„  subfragilis HoERrn. jun. 
»  pellucidaeformis HoErn. 
jun. 
Arca diluvü Lam. 
Modiola Foetterlei HoErn. jun. 
* sp. indet. 
Pinna Brocchü URB. 
Perna sp. indet. 
Pecten denudatus REuss. 
Östraea sp. 


Echinodermen. 


Cidaris sp. indet. 
Schizaster Laubei Hoern. jun. 
ns Grateloupi Sısum. 


Ihrissopsis ottnangensis HOoERN. 
jun. 
Goniaster scrobiculatus HELLER. 


Alle diese einzelnen Glieder haben jedoch keine allgemein 


stratigraphische Bedeutung, sondern stellen nur die mannig- 
fachen Modificationen einer und derseiben Formation dar. Auch 
der Schlier macht hiervon keine Ausnahme, denn bei Grund 


AR, RRSIESS I ee Seh EN ER ass Soll ERRTT, ie 


664 


und Niederkreuzstätten tritt über ihm der grösste Theil der 
Arten noch einmal auf, welche als die charakteristischsten 
der Schichten von Eggenburg und Gauderndorf angesehen 
werden, und in Italien wechsellagert der Schlier an vielen 
Punkten ganz direct mit Gauderndorfer und Eggenburger 
Schichten (Modena, Superga). 


8. 4. Zweite Mediterran - Stufe. 


Die zweite oder jüngere Mediierran - Stufe umfasst jene 
vielgestaltigen Complexe von Korallen-, Nulliporen- und Bryo- 
zoenkalken, von verschiedenartigen Sand- und Mergelbildungen, 
welche unter dem Namen der Schichten von Grund und Nieder- 
kreuzstätten, der Sande von Neudorf und Pötzleinsdorf, sowie 
unter der Bezeichnung des Leithakalkes, des Badener Tegels, 
der Mergel von Gainfahra und Grinzing bekannt sind. 

Die Ablagerungen dieser Stufe treten im ganzen Umkreise 
des österreichisch - ungarischen Beckens in mächtiger Ent- 
 wickelung auf und umgeben ebenso alle grösseren und klei- 
neren Gebirgszuge, welche an verschiedenen Punkten insel- 
artig innerhalb desselben auftreten. (Leithagebirge, Bakony- 
gebirge, Gebirge von Fünfkirchen, westslavonisches Gebirge, 
Fruska-Gora.) 

Sie zeichnen sich allenthalben durch die grosse Menge 
wohlerhaltener Conchylien aus und haben überhaupt die weit- 
aus grösste Anzahl der aus den österreichischen und unga- 
rischen Miocänbildungen bekannt gewordenen Fossilien ge- 
liefert. 

Wo sie über den Horner Schichten auftreten, liegen sie 
immer concordant auf denselben, sind aber von denselben 
trotzdem meistentheils durch eine häufig braunkoblenführende 
Süsswasserbildung getreunt, welche in der Regel auch dort 
auftritt, wo sie unmittelbar auf älteren Bildungen aufruhen. 
Letzteres ist namentlich am östlichen Abbruche der Alpen auf 
der Linie von Wien bis an das Bacher Gebirge (Marburg) der 
Fall und gehören hierher die Braunkoblenlager von Eibiswald, 
Fohnsdorf, Leoben, Brennberg, Pitten u. s. w. N 

Unter den ausländischen Tertiärbildungen ent- ie 
sprechen den Ablagerungen der zweiten Nez | 
terran-Stufe: E 

ER der Touraine*), die Faluns“ E 


*) Die Faluns der Touraine werden gewöhnlich mit den Hop 
Schichten zusammengestellt. In der That kommen auch einige bezeie 
nende Horner Arten in ihnen vor (Pecten solarium, Turritella cathedralis 


665 


de Salles bei Bordeaux, sowie in Italien alle Bil- 
dungen, welche unter dem Namen „miocenico su- 
periore* (Tortonien)*) zusammengefasst werden. 

In Hoernes’ bekanntem Werke finden sich aus den Ab- 
lagerungen der zweiten Mediterran-Stufe des Wiener Beckens 
eirca 600 Arten beschrieben. Mit Einbeziehung der gleich- 
artigen Bildungen Ungarns dürfte jedoch diese Zahl nach einer 
von Herrn AumGerR in der Sammlung des Hof- Mineralien- 
eabinets vorgenommenen Schätzung weit über 1000 betragen, 
worunter sich eine sehr grosse Anzahl neuer Arten befindet. 

Die reichsten Fundorte in dieser Schichtengruppe sind 
nach Herrn AvınGer die folgenden: 


Maas RN u eo 8,614 Pötzleinsdorff . . . 204 
Kosten 205..000:8: 0495 Buytur: 0% 83. .2189 
Forchtenau . . . . 454 Grinzine sol... 221166 
a ee Bissıtzı 2.2.0.%..28..176 
Steinabrunn. . . .436 Möllersdorf . . . . 164 
Niederleiss » . . .". 360 Szobbectae 21.2.0160 
Grussbaeh . . . ..923 Jaromieric . . . .136 
Bose. , ..291 ° Kienberg. ... . ..12 
Baden 3.05 ...285 Niederkreuzstätten. . 121 
Gamfahen, ....... . 283 Rudelsdorf . . . . 111 
Bloslanı aaa nn ZA Ructz 2, over wl0l 
SO 20€ Rausnitz, 1.2.00 ..580 


Es sind in der zweiten Mediterran-Stufe eine grosse An- 
zahl untergeordneter Glieder unterschieden worden, die wich- 
tigsten derselben sind die folgenden: 


a) Schichten von Grund und Niederkreuz- 
stätten. Es gehören hierher marine Sande und Mergel, 
welche in Mähren und dem nordwestlichen Theile von Nieder- 
österreich unmittelbar über dem Schlier auftreten und sich 
paläontologisch durch den Umstand auszeichnen, dass neben 
den charakteristischen Ärten der zweiten Mediterran-Stufe eine 
grosse Anzahl der bezeichnendsten Arten der Gauderndorfer 


der Gesammthabitus scheint mir aber doch entschieden für die zweite 
Mediterran - Stufe zu sprechen. (Grunder Schichten, Sande von Neudorf 
und Pötzleinsdorf.) 


*) Die Ablagerungen des Tortonien werden im nördlichen Italien 
gewöhnlich durch die Pleurotomenthone gebildet; es ist dies jedoch nicht 
in der ausschliesslichen Weise. der Fall, wie gewöhnlich angenommen 
wird, es finden sich vielmehr auch hier Sande mit Austern, Pecten adun- 
cus, Besseri, elegans u. s. w., welche den Sanden von Neudorf und 
Pötzleinsdorf entsprechen. — Auf Corsica, Sardinien, Sieilien und Malta 
findet sich typischer Leithakalk in grosser Entwickelung. 


x 5 


666 


und Eggenburger Schichten wiederkehren, wodurch diese Bil- 
dungen einen eigenthümlichen, zwischen der ersten und zwei- 
ten Mediterran-Stufe vermittelnden Charakter erhalten. 

In Grund und Niederkreuzstätten selbst ist diese Beimen- 
gung von Horner Arten so gross und treten dieselben in 
solcher Häufigkeit auf, dass man diese Schichten ihrer Fauna 
nach ebenso gut zu der ersten wie zu der zweiten Mediterran- 
Stufe rechnen könnte. Da jedoch in allen derartigen Fällen 
meiner Ansicht nach das Auftreten einer neuen Fauna wich- 
tiger ist, als das Uebrigbleiben von Resten einer vorhergehenden, 
so halte ich die von Prof. Suess vorgenommene Zutheilung 
der Grunder*) Schichten zur zweiten Mediterran-Stufe für die 
richtigere. 

Das nachfolgende Gerz iehriee der Fauna von 
Grund und Niederkreuzstätten kann zur Orientirung 
über den Charakter dieser Fauna dienen: 


Arten der ersten Mediterran - Stufe. 
(Horner Schichten.) 


Turitella gradata MEnKE. Murex Partschi Horn. 
h cathedralis BRoNc. » linguabovis Basr. 
Pyrula cornuta Ac. Östraea crassissima Lam. 
» rusticula BAsT. Mytilus Haidingeri Hoern. 
er condita BRonG. Avicula phalaenacea Lam. 
& cingulata BRonn. Srca umbonata Lam. 
Murex Jquitanicus GRAT. „  Breislacki Basr. 


Arten der zweiten Mediterran - Stufe. 


Conus ventricosus BRONN. Turritella turris BAST. 

»  Dujardini Desn. Ostraea digitalina EıcHw. 
Ancillaria glandiformis Lam. Pecten Besseri ANDRr2. 
Fusus sp. pl. » sSievrinyensis FUCHS. 
Muresx sp. pl. »  aduncus EıcHnw. 
Buceinum sp. p). » elegans ANDRZ. 
Cancellaria inermis PuSch. Venus multilamellata Lam. 

= sp. pl. „» . plicata GMEL. 
Pleurotoma asperulata Lam. „ ovata Penn. 
Turritella bicarinata Eıcnw. Arca dilwii Lam. 


*) Mit den Schichten von Grund und Niederkreuzstätten werden seh 
häufig die Sande von Plötzleinsdorf in Verbindung gebracht; es ist die 
jedoch ganz unrichtig, da in Plötzleinsdorf keine Spur von Horner Arten 
vorkommt, Ba: 


667 


Arca turonica Dup. Corbula gibba OLivi. 
Cardium tuwronicum MAYER. 5, carinata Du). 
Mactra triangula Ren. 


In den Horizont von Grund werden auch die Susswasser- 
kalke von Ameis, sowie die, wie bereits fruher erwähnt, an 
der Basis der zweiten Mediterran - Stufe ganz allgemein auf- 
tretenden Braunkohlenbildungen gestellt, weiche namentlich 
durch Ostraea crassissima, Cerithium lignitarum und Pyrula cor- 
nuta charakterisirt werden. In demselben Horizont kommt bei 
Mötting in Krain und bei Papa in Ungarn die merkwürdige 
Pereiraea Gervaisi vor. 

b) Leitha-Conglomerat. Grobe Conglomerate und 
Brececien, welche namentlich an den Rändern des Beckens 
mitunter in grosser Mächtigkeit auftreten und sich durch 
grosse Austern und Pectenarten, sowie durch das häufige Vor- 
kommen von C/ypeaster auszeichnen. 

c) Nulliporenkalk und Korallenkalk. Sie bil- 
den die harten Abänderungen des sogenannten Leithakalkes 
(Kalkstein von Kaisersteinbruch und Wöllersdorf) und treten 
sehr häufig in Verbindung mit den vorgenannten Conglome- 
raten auf. 

In paläontologischer Beziehung sind sie ebenfalls durch 
Olypeaster und grosse, dickschalige Bivalven ausgezeichnet, 
doch treten daneben auch in ausserordentlicher Mannigfaltigkeit 
Gastropoden und zwar namentlich grosse und reichver- 
zierte Formen auf, darunter sehr viele Phytophagen (Conus, 
Strombus, Cassis, Ancillaria, Cypraea, Cerithium, Turbo etc.) 


Strahlthiere. 


Astraea, Prionastraea, Heliastraea, Solenastraea, Favia, Cla- 
docora, Porites, Clypeaster div. sp., Scutella, Conoclypeus. 


Bivalven. 


Ostraea crassicostata Sow. ÄArca turonica DuJ. 
R digitalina Dur. » Noae L. 
s’ecten latissimus Brocc. Cardita Jouanneti BAast. 


„» . scabricosta MıcnH. 
».. rudista Lam. 


»  Tournali SERRES. 
» Besseri AnDRrz. 


» Sievringensis Fucns. » Partschi GoLDF. 

» aduncus Eıcaw. „»  calyculata LinnE. 

„» elegans ANDRZ. „»  elongata BRONN. 
Spondylus crassicosta Lam. „.  scalaris Sow. 
Plicatula mytilina PnıLL. Chama gryphoides LiNN£E. 
Pectunculus pilosus L. „» austriaca HoErn. 


Arca dilwvü Lam. Luvina globulosa Desn. 


668 


Lucina leonina Bast. 

» Haidingeri HoErn. 

» columbella Lam. 
Cardium hians Brocc. 

s multicostatum BRocc. 

iR discrepans BASsT. 

> turonicum MAYER. 
Venus clathrata Dur. 


Gastropoden. 


Conus Mercati Brocc. 
3» ventricosus BRONN. 
»  Dujardini Desn. 
' Ancillaria glandiformis Lam. 
Oliva clavula Lam. 
Cypraea pyrum GMELIN. 

53 amygdalum Brocc. 

»  sanguinolenta GMELIN. 
Erato laevis Don. 
Mitra fusiformis BRocc. 

» goniophora BELL. 

.„  ebenus Lam. 
Columbella curta BELL. 

5 corrugata Bon. 
„ scripta BELL. 
Cassus mammillaris HoERN. nec 
GRAT. 

» saburon Lam. 
Strombus Bonelli Brone. 
Triton Tarbellianum GRAT. 
Fusus intermedius MicnH. 
Fasciolaria fimbriata Brocc. 
Cancellaria cancellata Lam. 


d) Bryozoenkalke. 


porengrus bestehend, 
Varietäten des Leithakalkes 


schieden von denselben getrennt werden, da ihre Fauna einen 
vollständig ee ie Charakter zeigt. er 


lagerungen „, 


Fast 
niger zerriebenen Bryozoen oder auch aus beigemengtem Nulli- 
bilden sie die lockeren und weicheren 
(sogen. Sandstein von Marga- 
rethen) und finden sich meist in Verbindung mit den vorgeze 
nannten Nulliporen- und Korallenkalken. ö 

In paläontologischer Beziehung müssen sie jedoch ent- 


und entich die vielen und a 


Venus multilamellata Lam. 
»  plicata GmEL. 
„ eincta EıcHw. 
„»  fasciculata Russ. 
» Basteroti DESH. 
Tapes vetula Bast. 
Tellina lacunosa CHEun. 
Panopaea Menardi Desn. 


Cancellaria spinifera GRAT. 
Pleurotoma granulato - cincta 


MünsT. 

= Jouanneti Desnm. 
Cerithium vulgatum BRoNG. 

5 Zeuschneri Pvuscn. 

3 minutum SERR. 

7 Bronni PARTSCH. 

= scabrum OLIVI. 

& spina PARTSCH. 


Turbo rugosus Linn®8. 
Trochus fanulum GMELIN. 
» patulus Bronn. 

»  triangulatus EICHw. 
Rissoina sp. pl. 
Rissoa sp. pl. 
Turritella bicarinata EıcHw. 


% Archimedis Hokarn. 
nec Brone. 

> turris BAST. 

»  . . vermicularis BRrocc. 

u Riepelü PARTScH. 


f 
ganz aus mehr oder we- 


h 


669 


Gastropoden sind hier vollständig verschwunden, und das gru- 
sige Material enthält fast nur Bänke von Ostraea digitalina, 
Pecten aduncus, Leyihayanus, Besseri und Malvinae. Hierzu 
gesellen sich eine Anzahl anderer sandliebender Bivalven, so- 
wie kleine dunnschalige Echiniden (Echinus, Echinolampas). 


An einzelnen Punkten kommen in grosser Menge Balanen, 
Terebrateln und Krabben vor. 


e) Sande von Neudorf. Grobe Sande, welche fast 
ganz die Fauna des Bryozoenkalkes führen: Ostraea, Pecten, 
Pinna, Panopaea, Thracia, Venus. Von Gastropoden kommen 
or: Turritella, Conus, Fusus, Murex. Sehr viele Haifischzähne. 


Östraea digitalina Eıcahw. Venus praeoursor MAYER. 
Anomia costata BRocc. „. eincta EıcHw. 
Pecten Besseri ANDRZ. Lutraria oblonga UBEMN. 

» Sievringensis Fuchs. Thracia pubescens PULT. 

» aduncus EICHw. Pr sp. 

»„  elegans AnDrz. Pholodomya alpina MATH. 
Pina Brocohii ORB. Panopaea Menardi Desn. 
Pectunculus pilosus LINNE. Conus ventricosus BRONN. 
Cardita. Jouanneti Bast. Ancillaria glandiformis Lan. 

»  Partschi GoLDF.  Cypraea pyrum GMELIN. 
Cardium discrepans Bst. Fusus Valenciennesi GRAT. 

» turonicum MAYER. Turritella Riepeli PARTSCH. 
Lueina Leonina Bast. je turris BAST. 

hs columbella Lam. & Archimedis Horn. 

5 borealis LinNE. nee BRoNG. 
Diplodonta rotundata Mont. er vermicularis BROCC. 
Isocardia cor Link. Bulla lignaria UL. | 
Cytherea Pedemontana Ac. Trochus patulus Brocc. 


Venus multilamella Lam. 


Die Bryozoenkalke und die Sande von Neudorf wieder- 
holen gewissermaassen in der zweiten Mediterran - Stufe die 
Schichten von Eggenburg. 


f)} Sande von Plötzleinsdorf. Feine, gelbe Sande, 
welche sich namentlich durch das häufige Vorkommen von 
Tellinen, Lucinen, Psammobien, sowie überhaupt durch glatte, 
dünnschalige Sinupalliaten auszeichnen, während die Austern- 
und Pectenarten, sowie überhaupt die faunistischen Elemente 
der Neudorfer Sande und der Bryozoenkalke vollkommen 
zurücktreten. 


Sie repräsentiren in der zweiten Mediterran-Stufe gewisser- 
maassen die Sande von Gauderndorf. 
Zeits. d. D. geol. Ges. XXIX. 4, 44 


670 
Poötzleinsdorf. 

Panopaea Menardi Desn. Cardium turonicum MAYER. 
Tellina planata L. Ancillaria glandiformis Lam. 
Psammobia Labordei Basr. Buccinum Dujardini Desn. 
Venus umeonaria Lam. Trochus patulus Brocc. 
Lucina incrassata Du». Monodonta angucata EıcHw. 

55 multilamellata Lam. Turritella Archimedis Horn. 

F columbella Lam. nec BRoNG. 

ae ornata Ac. Trochus patulus Bast. 


„ dentata Bast. 


Die Ablagerungen b—f werden bisweilen unter dem Na- 
men der „Strandbildungen* oder der Zone des Leithakalkes 
zusammengefasst. 

Sie enthalten eine eigenthumliche Foraminiferen - Fauna, 
in der namentlich die Amphisteginen, Heterosteginen, Polysto- 
mellen, Rotalinen und Truncatulinen massenhaft auftreten, 
während Nodosarien und Cristellarien sehr selten sind, oder 
auch ganz fehlen. (Amphisteginen - Zone.) 


8) Mergel von Gainfahrn und Grinzing. Graue‘ 
oder gelbe, mehr oder minder sandige Mergel, welche na- 
mentlich durch das massenhafte Auftreten von Turritellen, von 
Ostraea cochlear, Arca diluvü, Pectunculus pilosus, Venus multi- 
lamellata und plicata, Cardita rudista uud Jouanneti, Vermetus 
arenarius, sowie durch einen ausserordentlichen Reichthum an 
grossen zoophagen Gastropoden aus den Geschlechtern von 
Conus, Strombus, Cassis, Ancillaria, Murex, Fusus, Buccinum, 
Cancellaria etc. charakterisirt wird. Daneben kommen jedoch 
auch fast alle übrigen Typen des Nulliporenkalkes unter- 
geordnet vor, von dessen Fauna sich die vorliegende eigentlich 
nur durch das Zurucktreten der riffbildenden Korallen, der 
Clypeaster, der grossen, dickschaligen Austern- und Pecten- 
arten, sowie der Öerithien unterscheidet. 

An einigen Punkten mischen sich der Fauna einzelne 
Elemente der Badener Fauna bei. | 

Die Foraminiferen-Fauna stimmt auch grösstentheils mit 
der vorhergehenden überein, doch treten die Amphisteginen 
und Polystomellen etwas zurück, während Quinqueloculinen 
und Polymorphinen hier das Maximum ihrer Entwickelung 
erreichen. N 


Univalven. 


N: 


Ancillaria glandiformis Lam. Buceinum polygonum BRoc0. 
Buccinum coloratum Eıcuw. M prismaticum Broco. 
; Dujardini Lam. Mr Rosthorni Homer. 


671 


Cancellaria calcarata Broce. Murex lingua bovis BAsT. 


* callosa PaRrTscH. » Sedgwicki MıcH. 
5 cancellata Lam. »  spinicosta BRONN. 
> inermis PUSCH. „ . sublavatus Bast. 
varicosa Broce. Natica Josephinia Rısso. 
Diese mammillaris HoRERN. nec ,, millepunctata Lam. 
GRAT. » redempta MichH. 

„ saburon Lam. Pleurotoma asperulata Lam. 
Chenopus pes pelecani PhıL. „ cataphracta BRocc. 
Conus extensus PARTSCH. “ granulato - cincta 

„ Haueri ParTscH. Movnst. 

» Mercati Brocc. 5 Jouanneti Desn. 

»  Noe Brocc. be pustulata BRocc. 

» ponderosus BRoce. Ranella marginata Brone. 

» Puscki MicurT. Strombus Bonelli Brone. 

»  tarbellianus GRAT. Terebra fuscata BRocc. 

ventricosus BROCC. Triton affine DesnH. 
Fasciolaria fimbriata BROCC. » nodiferum Lam. 
Me tarbelliana GrAT. Turbinella suberaticulata OR». 
Fusus intermedius MIcHT. Turritella Archimedis HoErn. 

»  Puschi AnDRZz. nec BRoNG. 

»  . Valenciennesi GRAT. * bicarinata EıcCHw. 

„».  virgineus GRAT. m Riepeli PARTscH. 
Mitra scrobiculata BROocc. 4 turris BastT 
Murezx aquitanicus GRAT. vermicularis BROCC. 


„  brandaris Linsne£. var. Voluta rarispina Lan. 
„»  . erinaceus Lixn&. 


Bivalven. 


Arca diluvü Lam. Isocardia cor Linn®. 
» turonica DuJ.  Lucina columbella Lam. 
Cardita Jouanneti Drsn. N dentata Bast. 

„  Paxtschi GoLDF. Östraea cochlear Pou1. 

» . .rudista Lam. Pectunculus obtusatus PARTSCH. 
Cardium discrepans BAST. 4 pilosus LinN£. 

" hians Brocc. Venus clathrata Dus. 

bj multicostatum Brocc. »  Dujardini Hoern. 


fr turonicum MAYER. »  . multilammellata Lam. 
Corbula carinata Du). "„  plicata GmELIN. 
» . gibba Ouwi. 


b) Badener Tegel. Eine der best charakterisirten 
Ablagerungen der österreichischen Miocänbildungen. 

Sie bestehen immer aus zarten, homogenen, blauen Mer- 
geln (Tegel), welche fast ausschliesslich canalifere Gastropoden, 


44 * 


672 


vor Allem aber eine überraschende Menge verschiedener Pleuro- 
toma-Arten enthalten, weshalb man sie wohl mit Recht geradezu 
Pleurotomenthone nennen könnte. 

Von Holostomen kommen Natica, Scalaria und Solarium, 
von Bivalven Pecten cristatus, spinulosus und duodecimlamellatus, 
sowie Corbula, Nucula, Leda und Limopsis-Arten vor. 

Sehr häufig sind Einzelkorallen und grosse Dentalien. 
Die bezeichnenden Oonchylien des Badener Tegels sind aus- 
nahmslos zoophag und fehlen die phytophagen Gattungen 
vollstandig. 

In der Foraminiferen-Fauna sind besonders charakteristisch 
die grosse Anzahl von Nodosarien und Cristellarien. Daneben 
finden sich Globigerinen, Truncatulinen, F olymenphinen, Uvi- 
gerinen und Textilarien. 

Amphisteginen, Heterosteginen und Bel ter allen fehlen 
beinahe ganz. 


Gastropoden. 


Pleurotoma dimidiata Brocc. 
inermis PARTSCH. 


Ancillaria obsoleta Brocc. 


Buccinum Badense PARTScCH. x 


».  . costulatum Brocc. n Lamarcki BeELL. 
b5 semicostatum Brocc. modiola JAN. 
y serraticosta BRONN. „ monilis BRocc. 
Cancellaria lyrata BRoNN. % obeliscus DEsu. 
3 spinifera GRAT. N spinescens PARTSCH. 
Cassis saburon Lam. i h; spiralis SERR. 
Chenopus pes pelecani PhiL. \ turricula Brocc. 


Columbella nassoides BELL. Ringicula buccinea Desn. 
Conus antediluvianus BROoNG. Scalaria lammellosa BBocc. 

» Dujardini Desn. " scaberrima MIcHT. 
Fusus bilineatus PARTSCH. Solarium millegranum Lam. 

»  longirostris BRocc. „» moniliferum BRonN. 

„ semirugosus BELL. Terebra acuminata Borson. 
Mitra Bronni Mich. Triton Apenninicum SAssı. 

» cupressina Brocc. Turbo carinatus BoRs. 

„.. scrobiculata Brocc. Turritella Archimedis HoErn. 


„»  striatula Brocc. nec Bronc. 
Mures goniostomus PARTSCH. 5 bicarinata EIcHw. 
» spinicosta BRONN. „ırtuturris BAst. 


» vaginatus JAN. Typhis fistulosus BRocc. 


Natica helicina Brocc. „ horridus Brocc. 
„» millepunctata Lam. „» tetrapterus BRoNN. 
Pleurotoma bracteata Brocc. » .  Weneelidessü HoERN. 
= cataphracta Brooc. Dentalium Badense PARTSCH. 


? Coquandi BELL. 
a coronata Münst. 


N Bouei DesH. 


673 


Bivalven. 


Arca pisum PARTSCH. Pecten cristatus BRoNN. 
Corbula gibba OLıvı. „»  .. duodecimlammellatus Br. 
Leda clavata CALCARA. » spinulosus Münst. 
»  Jragilis Cueun. — 
„  nitida Brocc. Kleine Spatangiden. 
„  pella Lınn&. Einzelkorallen. (Cariophylla, 
»  pellucida PhiL. Thecocyathus, Acanthocya- 
»  pusio Pain. thus, Trochocyathus, Del- 
»  eussi HoErn. tocyathus, Paracyathus, Co- 
Limopsis anomala EıcHw. nocyathus, Conotrochus, Di- 
Nucula Mayeri HoErn. scotrochus , Ceratotrochus, 
» nucleus LinnE. Flabellum, Stephanophylkia.) 


Ostraea cochlear Pou1. 


In den heutigen Meeren kommt auf den Tang- und See- 
graswiesen eine sehr eigenthümliche,, charakteristische Fauna 
vor, welche zumeist aus Rissoen, Rissoiden und Turbonillen, 
aus kleinen Turbiden, Trochiden und Cerithien, sowie aus 
einer Unzahl 'anderer, kleiner, zum grossen Theile phytophager 

Conchylien besteht. 
Diese Fauna, welche am besten gleich den Foraminiferen 
durch Schlämmen und Sieben gewonnen wird, kommt auch 
im Wiener Becken an verschiedenen Localitäten vor, ohne 
jedoch an eine bestimmte Ablagerung gebunden zu sein. 

In Steinabrunn und Nussdorf findet man sie in den Am- 
pbisteginenmergeln, welche dem Nulliporenkalk untergeordnet 
sind; bei Pötzleinsdorf kommt sie in den Tellinensanden vor 
und bei Niederleis am Porzteiche bei Voitelsbrunn trifft man 
sie sogar im Badener Tegel in Gesellschaft der typischen 
Badener Fauna an. 

Es erklärt sich dieses eigenthumliche Auftreten sehr ein- 
fach aus dem Umstande, dass diese Conchylien als Bewohner 
der Algenwälder eben in keiner unmittelbaren Beziehung zum 
Untergrunde stehen, und von schwimmenden Algenmassen 
nach allen Richtungen hin getragen in den verschiedensten 
Sedimenten zur Ablagerung kommen können. 

Mit Ausnahme der Schichten von Grund und 
Niederkreuzstätten, welche stets an der Basis der 
zweiten Mediterran-Stufe auftreten, nehmen die 
übrigen Glieder derselben keine bestimmte Stel- 
lung gegen einander ein. Sie wechsellagern viel- 
mehr auf das mannigfaltigste mit einander und 
gehen durch verschiedene Zwischenbildungen in 
einander über. Sie werden deshalb auch gegen- 


674 


wärtig allgemein nur als Faciesbildungen des- 
selben geologischen Zeitabschnittes aufgefasst, 
und zwar glaubt man, dass der Badener Tegel 
eine Tiefseebildung sei, während die übrigen Bil- 
dungen (Leitha-Conglomerat, Nulliporen-, Ko- 
rallen und Bryozoenkalk, Sand von Pötzleinsdorf 
und Neudorf, Mergel von Gainfahrn und Grinzing) 
in geringerer Tiefe abgelagert wurden. 


8. 5. Sarmatische Stufe. 


Ueber der zweiten Mediterran-Stufe folgt, im ganzen Um- 
kreise des Beckens auf das schärfste von derselben getrennt, 
ein System von Sanden, Mergeln und oolitischen Kalksteinen, 
welche in ihrer Fauna einen tiefgehenden Gegensatz zu der 
vorhergehenden bilden. 

An Stelle der vorhergehenden erstaunlichen Mannig- 
faltigkeit ist hier plötzlich eine ausserordentliche Einförmig- 
keit getreten. Korallen, Echinoderinen, Brachiopoden, Ptero- 
poden, sowie überhaupt alle grossen reichverzierten und auf- 
fallenden Conchylien sind verschwunden und die Fauna 
besteht fast nur aus einer geringen Anzahl mittelgrosser, 
unscheinbarer Bivalven, welche gesellig auftretend im Verein 
mit einigen Cerithien, Rissoen und Trochusarten eine sehr 
einförmige, an allen Punkten mit ermüdender Gleichförmig- 
keit wiederkehrende Fauna zusammenseizen. 

Von Foraminiferen treten nur wenig Arten, namentlich 
Polystomellen, diese aber in grosser Häufigkeit auf. 

Krabben, Balanen und Haitische scheinen vollkommen zu 
fehlen, dagegen findet man an einigen Punkten sehr häufig 
Seesäugethiere (Hernals, Nussdorf). 

Das Fehlen der Korallen , Echinodermen, Brachienoden, 
Pteropoden, Balanen und Selachier, sowie das gesellige Auf- 
treten der wenigen vorkommenden Conchylien geben der Fauna 4 
einen entschieden brackischen Habitus, weshalb diese Stufe 
in früherer Zeit auch allgemein als die brackische Stufe 
des Wiener Beckens bezeichnet wurde. Es muss jedoch da- 
gegen bemerkt werden; dass unter den vorkommenden Arten, 
abgesehen von ganz isolirten localen Einschwemmungen, sich 9 
nicht ein einziges Süsswasser-Conchyl befindet, alle vorkom- 
menden Arten vielmehr zu echt marinen Gattungen gehören, 

Die grösste Analogie mit der sarmatischen Fauna bietet 
die Fauna des Schwarzen Meeres, und wird man daher die 
sarmatische Stufe am richtigsten als die Bildung eines Binnen- 
meeres mit etwas reducirtem Salzgehalte auffassen können. 


675 


Ablagerungen vom Charakter der sarmatischen 
Stufe kommen westlich vom Wiener Becken und 
im südlichen Europa nirgends vor, hingegen er- 
reichen sie im Depressionsgebiet des Schwarzen 
Meeres, sowie .des Caspischen Sees und Aralsees 
eine ausserordentliche Verbreitung und bilden 
bier den sogenannten älteren oder marinen Step- 
penkalk. 

Die Bivalven bleiben an den entferntesten Punkten 
dieses ausgedehnten Verbreitungsbezirkes fast vollständig die- 
selben. Die Gastropoden sind hingegen im österreichisch- 
ungarischen Becken grösstentheils andere als ausserhalb 
desselben. | 

Auffallend ist die ausserordentlich scharfe Trennung der 
sarmatischen von der vorhergehenden Fauna. Von den 52 
Arten, welche bisher aus den hierher gehörigen Ablagerungen 
Oesterreich-Ungarns bekannt geworden sind, kommen blos 19 


auch in der vorhergehenden Stufe vor, und von diesen 19 


treten 10 entweder nur ganz local auf oder sie sind auf die 
tiefsten Theile der Ablagerungen beschränkt. Dreiunddreissig 
Arten, darunter fast sämmtliche Bivalven, sind der sarma- 
tischen Stufe eigenthümlich. 


Fauna der sarmatischen Stufe. 


(Die der sarmatischen Stufe eigenthümlichen Arten sind gesperrt 


gedruckt.) 
Gastropoden. 
1. Buceinum dupllicatum 13. Cerithium spina PARTSCH. 
Sow. 14. Melania applanata Fuchs 
2 5 VerneuiliOrp. 16. Melania sutur ata Fucas. 
3. 3 Dujardini Desu. 17. Melanopsis impressa Krauss. 
4. Bulla Lajonkaireana 18. Murex sublavatus BAST. 
Basr. 19. Nacella pygmaea STOL. 
5. 3 truncata AD. 20. Natica helicina Brocc. 
6. Columbella scripta Ber. 21. Nerita picia FEr. 
7. Cerithium disjunctum 22. Paludina immutata 
Sow. FRAUENF. 
8. „» Duboisi HoERN. 23. ” Frauenfeldi 
9. ,„  nodoso - plicatum Hoern. 
Hoean. 24. Planorbis vermicularis 
10. » Pauli Hoern. jun. STOL 
11. , "pietum Basr. 25. Pleurotoma Doderleini 
12. » rubiginosum EIcHW. Horn. 


13. »  scabrum OLivi. 26. » Sotteri Mich. 


676 


27. Rissoa angulata Eıcnw. 83. Trochus podolicus 


28. „. inflata ANDRZ. PARTScH. 

29. Trochus biangulatus Eıchw. 84. ,„ Poppelacki 

0. » Celinae ANDRZ. Ä PARrTscH. 

31. Trochus Orbignyanus 39. ,„  quadristriatus 
Hoern. . Des. 

32.  „» . pictus Eıchw. _ 36. Turbo Auingeri Fuchs. 

Bivalven. 

37. Cardium obsoletum 46. Modiola volhynica 
EıcHw. Eıcaw. 

88. ,„  plicatum Eicuw. AT. Osiraca gingensis SCHOTH. 

39. Donax lucida EıcHw. var. sarmatica 


40. Ervilia podolica Eıcnw. 48. Pholas sp. 
41. Fragilia fragilis Lıns#. 49. Psammobia Labordei Bast. 
42. Lucina Dujardini Desu. 50. Solen subfragilis EıcHw. 


dar 0. sp. dl. Syndosmya sarmatica 

44. Mactra podolica Eıcaw. Fucas. 

45. Modiola marginata 92. Tapes gregaria PARTScH. 
Eıchw. 


8. 6. Congerien -Stufe. 


Ablagerungen von ausgesprochen brackischem Charakter, 
welche das ganze ungarische Tiefland und die centralen Theile 
des Wiener Beckens einnehmen, allenthalben unter den dilu- 
vialen und alluvialen Oberflächenbildungen angetroffen werden 
und überhaupt unter allen tertiären Ablagerungen die grösste 
Oberflächeuausbreitung erreichen. 

Sie bestehen fast ausschliesslich aus losen Sanden und 
Mergeln (Tegeln), und nur im südlichen Ungarn und Croatien, 
Slavonien und Syrmien werden sie zum Theil durch weisse, 
plattige Kalkmergel vertreten, welche bisweilen fast das Aus- 
sehen von lithographischem Kalksleın annehmen. 

Die Fauna der Oongerien- Schichten besitzt einen ausge- 
sprochen brackischen Charakter und besteht überall der Haupt- 
sache nach aus eigenthumlichen Cardien, Congerien und Mela- 
nopsiden. 


Gleichmässigkeit im Grundcharakter doch fast jede Localität 
ihre eigenthümlichen Arten hat. Br 

So oft ein neuer Fundort aufgefunden wird, so oft kann “ 
man auch sicher sein, eine grosse Anzahl neuer Formen zu 


Merkwärdig ist hierbei der Umstand , dass bei aller 4 


677 


erhalten, und zwar sind es gerade immer die auffallenden und 
herrschenden Arten, welche überall andere sind. 

Es ist dies eine Eigenthümlichkeit in der räumlichen Ver- 
theilung der Organismen, welche wir in der Jetztwelt nur in 
den Flussgebieten des Mississippi und Amazonenstromes fin- 
den. In beiden Fällen beruht auch in diesem Umstande der 
beispiellose Artenreichthum, welchen diese Gebiete zeigen, 
und denselben Effect hat diese Thatsache auch in den Con- 
gerien - Schichten, so zwar, dass die Anzahl der aus diesen 
Schichten jetzt bekannten Arten bereits 160 beträgt und mithin 
diejenige der sarmatischen Stufe um mehr als das Dreifache 
übersteigt. 

Dabei sind diese Schichten noch lange nicht ausgebeutet, 


und liefert noch fortwährend jeder neue Fundort in Ungarn, 


Croatien oder Siebenbürgen immer wieder neue und neue 
Arten. 

Im höchsten Grade auffallend ist die Fremdartigkeit, 
welche die Fauna der Üongerien - Schichten, verglichen mit 
analogen Faunen der Jetztzeit, zeigt. Nicht nur gehört die 
Mehrzahl der vorkommenden Arten zu Formengruppen und 
Untergattungen, welche in der Jetztzeit entweder gar nicht 
oder doch nur verschwindend vertreten sind, sondern es kom- 
men hier sogar mehrere ganz neue und auffallende Genera 
vor. (Dreissenomya, Valenciennesia.) 


Würde man das Alter der Congerien-Schichten 
nur nach dem Grade der Verwandtschaft ihrer 
Fauna mit derjenigen der Jetztzeit zu beurtheilen 
haben, so musste man sie für viel älter erklären 
als die Horner Schichten. 


Ebenso ist die Fauna der Congerien - Schichten auf eine 
merkwürdig schroffe Weise von derjenigen der sarmatischen 
Stufe getrennt, indem von den 52 Arten der 'sarmatischen 
Stufe und den 160 der Congerien-Schichten blos die ubiquitäre 
Melanopsis impressa beiden Stufen gemein ist. 

Unteg, den lebenden Faunen kann nur die Fauna des Cas- 
pischen os und des Aralsees in Bezug auf systematische 


Verwandtschaft mit der Fauna der Congerien-Stufe verglichen 


werden, indem hier nicht nur einige kleine Congerien, sondern 
auch mehrere Arten von sinupalliaten Cardien vorkommen, 
welche fur die Congerien - Schichten so bezeichnend sind; in- 
dessen muss dieselbe in Vergleich mit der Fauna der Con- 
[I % . “ [ * 
gerien-Schichten doch als eine verschwindend arme bezeichnet 


werden und kann sich mit dem daselbst herrschenden Formen- 


reichthum nicht im Entferntesten messen. 


678 


Foraminiferen fehlen in den Congerien - Schichten bereits 
vollständig, und lassen sich durch dieses Criterium die Ab- 
lagerungen dieser Stufe stets sicher von den älteren Stufen 
unterscheiden. 


Fauna der Congerien-Schichten in desterreich - Ungarn. 


Gastropoden. 


1. Acme Frauenfeldi Hoern. 
2. Bithynia adnata Neun. 


27. 
28. 


” 


”„ 


Forbesi GAUDRY ? 
nobilis REuss. 


29. Lymnueus obtusissimus 


58. 


” 


Fuchs. 


3. „ croatica Brus. 30. „ paucispira Fuchs. 
4. „  labiata Neun. 31. Melanopsis acicularis FER. 
5. „ margaritula Fuchs. 32. „ J/quensis GRAT. 
6. „  obiusecarinata Fucns. 33. „ avellana Fuchs. 
7. „  proxima Fuchs. 34. „ Bouei Für. 
8. „ stagnalis Bast. 35. „ costata Für. 
9. „  tentaculata Linse. 36. „ ceylindrica STOL. 
10. Hydrobia (Pyrgula) angu- 837. ,„ decollata STOL. 
lata Fuchs. 88. „ defensa Fucas. 
11. „ (Pyrgula) Archimedis 39 „ ZEsperi Für. 
Fuchs. 40. „ gradata Fucns. 
12. „ ZEugeniae Neun. 41. „ impressa Krauss. 
13. ,„ elegantissimaFravenr. 42. „ inconstans Neun. 
14. „ (Tricula) glandulina 43. „ Kupensis Fuchs. 
STOL. 44. „  Martiniana F&r. 
15. „ (Triceula) Haidingeri 45. „ obsoleta Fuchs. 
STOL. 46. „ praemorsa LinNE. 
16. „ (Pyrg.)incisa Fucns. 47. „ pygmaea ParrtscH. 
17. „ (Pleurocera) laevis 48. „ scripta Fucas. 
FucHs. 49. „ Sturi Fuchs. 
18. „ margarita Neun. 50. „ VWindobonensis FucHs. 
19. „ (Pyrgula) Mathildae- 51. Melania (Pleurocera) 
Jormis Fucas. costulata Fucas. 
20. „ payoda Neun. 52. „  Escheri Brone. 
21. „ prisca Neun. 5a rg Pleurocera), Kochü 
22. „  (Pleurocera) Radma- Fuchs. 
nesti Fuchs. 54. „ Letochae Fuchs. 
23. „  slavonica Brus. 55. „  (Pleurocera) scala- 
24. „  (Litorinella) subula riaeformis Fuchs. 
FucHs. 56. „  (Pleurocera) Schwa- 
25. „ transitans NEum. benaui Fucas. 
26. Lymnaeus balatonicusFucus. 57. Neritina acutecarinata 


Fucas. 
callosa MENEG. 


679 


59, Neritina. crescens Fuchs. 78. Valenciennesia Pauli Hoern. 


60. „ Grateloupana Für. 79. Valwata adeorboides Fucns. 

61. „ nwosa. Bros. 80. „  balatonica RoLLe. 

62. „ pieta Far. 81. „ Ödieincta Fuchs. 

63. ,„ obtusangula Fucus. 82. „ (Tropidina) bifrons 

64. „  Zadmanesti Fuchs. Nevm. 

65. „. semiplicata SANDB. 83. „  carinata Fucas. 

66. turbinata FucHs. 84. „ . debilis Fucns. 

67. Blamorbis (Iberus) bala- 85. „  (Tropidina) Eugeniae 
tonicus STOL. NeEvm. 

68. „. cornu Bronc. 86. „  gradata Fuchs. 

69. „ :(Segmentina) Haueri 87. „ helicoides Stou. 
STOL. 88. „. Kupensis Fuchs. 


70. „. micromphalus.FucHs. 89. „ piscinalis MÜLL. 
71. „ pseudammonius ScutL. 90. „  (Carinifex) quadran- 


72. „ Rudmanesti Fuchs. gulus Neun. 
73. „ tenuis Fucns. 91. „  simplex Fuchs. 
74. varians Fuchs. 92. „ tenustriata Fucus. 
TR N nbinelle (Melania) ina- 95. „ variabilis Fucns. 
’ specta Fuchs. 94. Vivipara alta Nuunm. 
76. „. (Melania) turbinel- 95. „. difarcinata. BıeLz. 
loides Fuchs. 96. „. grandis NEum. 
77. Valenciennesia annulata 97. „  Herbichü Neun. 
Bruss. 98. „ . Sadleri PArTscH. 


Bivalven. 


99. Cardium apertum Musst. 118. Cardium oriovacense Neun. 
100. „  Arpadense Hoern. 119. „  Penslii Fuchs. 
101. „  Auingeri Fuchs. 120. „ .Petersi Hoeen. 
102. „  banaticum Fucas. 121. „ planum Desn. 
103. „ carnuntinumPartscHh. 122. „ proximum Fuchs. 
104. ,„  complanatum Desu. 123. „ »pseudo - obsoletum 


105. ,„ conjungens PARTSCH. Fucas. 

106. „  decorum Fuchs. 124. „  Riegelü Hoern. 

107. ,„  desertum SToL. 125. ,„ scabriusculum Fucas. 
108. „ edentulum Des#, 126. „ Sehmidti Hoern. 
109. „ Fuchsü Neun. 127. „ secans Fuchs. 

110. „ HAantkeni Fuchs. 128. ,„  semisulcatum Hoekn. 
11l. ,„  Haueri Horn. nee Rovss. 

112. „ hungaricum Hoernı, 129. „ simpler Fucns. 

113. „ Karreri Fucns. 130. ,„ slavonicum Neun. 
114. „  Zenzü Hoern. jun. 131. „ speluncarium NEuM. 
115. „ Majeri Hoxrn. 132. „  syrmiense Hoern. jun. 
116. „ Neumayri Fuchs. 133. „  undatum Reuss. 


117. ,„. Nova-Rossicum BarB, 134. „ vieinum Fucas. 


680 

135. Congeria auricularis 149. Congeria triangularis 

Fucns. PARTScH. 
136. „  Dbalatonica Parıscn. 150. Dreissenomya arcuata 
137.200, NS varVerassitesia Fuchs. 
138. _„ Dbanatica Hozrn. jun. 151. „ äntermedia Fuchs. 
139. „ Basteroti Desn. 152. „  Schroeckingeri Fuchs. 
140. „ Czjzeki Hoern. 155. „ unioides Fuchs. 
141. „ Fuchsü PıLar. 154. Pisidium amnicum MÜLL. 
142. „  Partschi Ca. 155. „ priscum Eıcaw. 
143. „ polymorpha Pırnu. 156. Unio atavus PARrTscH. 
144. „ Radmanesti Fucns. 157. „ DBielzü Fucus. 
145. „ rhomboides Horrn. 158. „ moravicus Hokrn. 
146. „ simplex Bar». 159. „ procumbens Fucns. 
147. „ spathulatz ParıscH. ‘160. „  Wetzleri Dunk. 


148. „ subglobosa PARTSCH. 


8. 7 Levantinische Stufe. 


Ueber den brackischen Congerien-Schichten treten in eini- 
gen Gegenden Schichten auf, welche sich durch ihre Fossilien 
als reine Susswasserbildungen documentiren. 

Im eigentlichen Wiener Becken sind diese Ablagerungen 
nur sehr wenig entwickelt, und werden nur durch die Suss- 
wasserkalke vom Eichkogel und von Moosbrunn repräsentirt. 

Ihre grösste Entwickelung erreichen sie in Croatien und 
Slavonien, wo sie aus blauem Tegel und losen Sanden be- 
stehen, den Congerien - Schichten concordant aufliegen. so wie 
diese Braunkohlenflötze führen und sich dureh die grosse 
Menge und Mannigfaltigkeit von Viviparen und Unionen von 
nordamerikanischem Habitus auszeichnen. 

In denselben Horizont gehören ohne Zweifel auch die 
melanopsisreichen Süsswassermergel, welche in Oroatien und 
Dalmatien an u Punkten isolirt im Kalkgebirge 
auftreten. 

Was die Fauna dieser Ablagerungen anbelangt, so zeichnet 
sich dieselbe ebenfalls durch das Auftreten verschiedener neuer 
Genera oder Subgenera (Prososthenia, Fossarulus), sowie über- 
haupt durch einen überraschenden Formenreichthum aus. 

Die Viviparen und Unionen erinnern auffallend an nord- 
amerikanische Formen. I 

Die Valvaten, Bithynien und Melanopsiden hingegen 
scheinen ihre nächsten Analoga in den entsprechenden Vor- 
kommnissen Kleinasiens und des Baikalsees zu finden. a 

Hierher gehörige Schichten scheinen im südlichen Russ- 
land vollständig zu fehlen, um so häufiger treten sie jedoch auf 


681 


der Balkanhalbinsel, in Griechenland, in Kleinasien und den 
Inseln des griechischen Archipels auf. (Süsswasserbildungen 
von Cos und Rhodus, Melanopsis-Schichten von Megara, Con- 
stantinopel und Uesküb.) 

Auch hier zeigt jede Localität eine grosse Anzahl eigen- 
thümlicher Formen. 

Auffallend ist es, wie wenige Arten die Ablagerungen der 
levantinischen Stufe mit denen der Congerien-Schichten gemein 
hahen. 

In neuerer Zeit sind Ablagerungen der Congerien- und 
levantinischen Stufe auch ausserhalb des Danubio - Pontischen 
Verbreitungsbezirkes gefunden worden, und zwar im Rhöne- 
thal, in Toscana, in Griechenland und auf den griechischen 
Inseln, 

Sie treten hier vielfach mit marinen Ablagerungen in 
Verbindung, und lässt sich dadurch feststellen, dass sie 
nicht, wie bisher angenommen wurde, dem oberen 
Miocän, sondern dem Pliocan der Mediterran- 
länder entsprechen. 

Im Rhönetbal, in Toscana und bei Athen werden die 
Congerien - Schichten von marinen Ablagerungen unterteuft, 
deren Fauna eine bisher ungekannte Mengung von miocänen 
und pliocänen Elementen enthält. (Mio - Pliocäan der franzo- 
sischen Geologen.) | 

Bei Mengara finden sich in den melanopsisreichen Süss- 
wasserkalken der levantinischen Stufe marine Schichten ein- 
geschaltet, welche eine pliocäne Fauna enthalten. 

In den tiefsten Lagen der Pikermibildungen, in der Nähe 
von Pikermi selbst, findet man marine Conchylien, welche 
sammtlich noch lebend an der Küste angetroffen werden. 


Fauna der levantinischen Stufe in Oesterreich-Ungarn. 


Gastropoden. 
1. Amnicola immutata FRnFLd. 11. Emmericia Jenkiana Brus. 
2. „. Torbariana Brus. 12. Fossarulus pullus Brus. 
3. „. Stosiciana BRUS. 13. „  sStachei Nrun. 
4. Bithynia Pilari Neun. 14. „ tricarinatus Brus. 
5. „.. Podwissensis Neun. 15. Helix Schlosseriana Brus. 
6. ,„. tentaculata Line. 16. „  subcarinata A. BBaun. 
T. „  Vukotinovici Brus. 17. „ Tournoueri DesnH. 
8. Emmericia canuliculata Brs. 18. Hydrobia acutecarinata 
9, „. candida Neum. Neun. 
10. „  globulus Neun. 19. „ aurita NEUM. 


20. Hydrobia (Litorinella) can- 
21. 
22. 
23. 
24. 
25. 
26. 
2m“ 
28. 
29. 
30. 


31. 


39. 


682 


didula NEunm. 


„  (Liütorinella) dalmatina 
NEvm. 

„ (Pyrgula) {Taueri 
Nevn. 

»„ (Pyrgula) inermis 
Neun. 

„ longaeva NEum. 

„. pupula Baus. 

„  sepulcralis PARTSCH. 

„  slavonica Brus. 

„ syrmica NEUM. 

„ turrieula Neun. 

„  (Titorinella) ulvae 
Penn. 

Lithoglyphus fuscus 

ZIEGLER. 

„  histrio Neun. 

„  naticoides KÜSTER. 

„ pannicum NEUM. 


Lymnaeus acuarius NEU. 
„ subpalustris THOMAE. 


. Melania Escheri Brong. 


„  ricinus NEUM. 
Melanopsis ucanthica NEUM. 
acicularis FER. 
Braueri Neun. 
costata Fr. 
clavigera Neun. 
decollata STOL. 
Esperi Pür. 
eurystoma NEUM. 
geniculata Bus. 
harpula NEum. 

„ hastata Neun. 


„ hybostoma Neun. 
„ impressa Krauss. 
„ inconstans NEUM. 
Lanzaena Bros. 
lanceolata NEUM. 
lyrata Neun. 
Martiniana Fer. 
Matheroni MAYER. 
„  onychia Brus. 

„  Panticiana Brus. 


60. 


61. 
62. 
69. 


Melanopsis praemorsa 
Linn£. 

„  praerosa LiNNE. 

„ pterochila Brus. 

„  pygmaen PARTScH. 

„ pyrum Neun. 

„ recurrens NEUM. 

„  Sandbergeri Neun. 

„  slavonica NEum. 

„ Sinjana Brus. 

„  Visianiana Brus. 
Neritina amethystina Brus. 

„  capillacea Brus. 

„. Coa Neun. 
Grateloupana FE&r. 
militaris NEUM. 
platystoma Brus. 

„ sagittifera BRUS. 

„ transversalis ZIEGLER. 
Planorbis applanatus 

THoMAE. 
„. cornu BROoNG. 
„ Reussi Hoern. 


Vv 
Sulekianus BRUS. 
transylvanicus NEUN. 


” 


” 


. Prososthenia cincta NEUM. 


Drobaciana Brus. 
„ 'Schwartzi Neun. 
„. Tournoueri NEUM. 
„  tryomiopsis BRUS. 


b) 


. Stoliva prototypica BRUS. 


„  valvatoides BRUS. 
Valenciennesia plana Brus. 


. Valvata homalogyra BRUS. 


„  piscinalis MÜLL. 
„  Sibinensis NEUM. 


Sulekiana Brus. 


” 


. Vivipara alta Neum. 


altecarinata Brus. 
ambigua NEUM. 
arthritica NEUM. 
aulacophora Brus. 
avellana Nkum. 
balatonica NEum. 
„  bifarcinata Bırrz. 
„ Brusinana NEvm. 


683 


104. Vivipara concinna Sow. 121. Vivipara ovulum Neun. 
105. „ eryptomorpha Brus. 122. „ pannonica Neun. 
106. „  Dezmaniana Brvs. 123. „Pauli 'Brus. 


107. „  eburnea Nevum. 124. „ Pilari Bevs. 

108 „ -Fuchsi Neun. 125. „ rudis Neun. 

109. „ grandis Neun. 126. „ Sadleri PARrTScH. 

110. „ Herbichi Nevm. 127. „ spuria Barus. 

111. „ Hoernesi NEvm. 128 „ strieturata NEuM. 

112. „ leiostraca Brus. 129. ,„  Strossmayeriana 

113. „ Lenzü Nevm. PıvAr. 

114. ,„ lignitarum Neun. 130. „ Sturi Neun. 
115. „ melanthopsis Brus. 131. „ Suessi Neun. 

116. „ Mojsisoviesii Neun. 132. „ wunicolor OL. 

117. „ Neumayri Brus. 133. ,„  Vukotinovici FRNFLD. 

118. „ notha Brus. 134. „ Wolf Neun. 

119. „ oncophora Brus. 155. „  Zelebori Horn. 


120. „  ornata Neun. 


Bivalven. 


136. Congeria polymorpha 155. Umio Oriovacensis HoeRN. 
PALLAS. 156. „ pannonicus NEum. 

137. Pisidium aequale Neun. 157. „ Pauli Neun. 
138. „  Clessini Nevn. 158. „ -Pilari Brus. 
139. „ propinguum Neun. 159. „ ptychodes Brus. 
140. ,„  slavonicum NeEvm. 160. „  Rackionus Brus. 
141. „ solitarium Neun. 161. „ Rakovicianus Brus. 
142. rugosum NEUM. 162. „  Sandbergeri Neun. 
143. eo atavus PARTSCH. 163. „ sculptus Brus. 
144. „ Barrandei Neun. 164. „  slavonicus HoErn. 
145. „ Beyrich Neun. 165. „  Stachei Neun. 
146. „  clivosus Brus. 166. „ Sloliczkai NEum. 
147. „ cyamopsis Brus. 167. ,„  Strossmayerianus 
148. „ cymatoides Brus. | Brvs. 

149. „ excentricus Brus. 168. „ Sturi Hoern. 
150. „ Haueri Neun. 169. „ thalassinus BRus. 
151. „ Hochstetteri Neun. 170. „  Vucasovieianus Brus. 
152. „ maximus Fuchs. 171. „  Vukotinoviei HoErn. 


153. „ Moldaviensis Horrs. 172. 
154. „ Nicolaianus Brus. 


„  Zelebori Hoern. 


S. 8.  Belvedere-Schotter oder Thracische Stufe, 


Im Wiener Becken sowie in Steiermark erscheinen über 
den brackischen Congerien - Schichten, sowie über den Süss- 
wasserbildungen des Eichkogels und von Moosbrunn (levan- 


684 


tinische Stufe), und zwar gegen beide Bildungen vollständig 
discordant gelagert, ausgedehnte fluviatile Sand- und Schotter- 
massen von sehr jugendlichem, gewissermaassen diluvialem 
Habitus, welche sich jedoch durch die fossilen Säugethier- 
reste, welche sie enthalten, als Glieder der Tertiärformation 
erweisen. | 

Die Schottermassen sowohl, welche fast ausschliesslich 
aus Quarzgeschieben bestehen, wie auch die Sande zeichnen 
sich immer durch eine tief rostgelbe Färbung aus, welche sich 
bisweilen zu einem grellen Ziegelroth steigert. 

Zuweilen schalten sich den Sanden und Schottermassen 
auch harte, trockene, eisenschüssige Lehme ein, und im süd- 
lichen Krain, sowie bei Karlstadt setzen sich die Belvedere- 
Bildungen in der Form eisensteinführender Thone und Sande 
weit über die Grenzen der Beckenausfüllung in die westlich 
gelegenen Kalkgebirge fort. 

Auffallend ist es, dass auch die Sande und Schotter von 
Eppelsheim, die Sande von Balta in Südrussland, sowie die 
Mergel und Conglomerate von Cucuron und Pikermi, welche 
alle den Belvedere-Schotterbildungen analog sind, sich sammt 
und sonders durch ihre grosse Eisenschüssigkeit auszeichnen. 

Von Conchylien sind bisher in den Belvedere-Schichten 
blos einige Unionen, sowie schlecht erhaltene Melanopsiden 
und Congerien gefunden worden, welche letztere sich hier 
übrigens wahrscheinlich auf secundären Lagerstätten befanden. 


$. 9. Lagerung der Tertiär - Schichten. 


Die Ablagerungen des Neogen, von den Horner Schichten 
angefangen bis zu den jüngsten Bildungen, zeigen innerhalb 
des gesammten ungarischen und Wiener Beckens vollkommen 
horizontale Lagerung, und sind hier Aufrichtungen oder ge- 
birgsbildende Zusammenschiebungen derselben nirgends beob- 
achtet worden. 

Sie bilden dadurch einen grossen Gegensatz zu der aqui- 
tanischen Stufe (Sotzka-Schichten), welche meist aufgerichtet 
und mannigfach gestört ist. 

Sehr häufig kommen jedoch in den Neogenbildungen klei- 
nere und grössere Verwerfungen vor, welche auf localem au E 
sinken beruhen. 00 

Von Wien bis gegen Neustadt verläuft die Bahn auf einer 
grossen Verwerfungsspalte. B. 

Man sieht in Folge dessen rechts längs des Gebirges und 
ziemlich hoch an demselben hinauf die älteren Alagerungen 
des Wiener Beckens (Leithakalk und sarmatische Sande), wäh- 


685 


rend die Ebene links von der Bahn von den Congerien- 
Schichten gebildet wird. 

Der Eichkogel bei Mödling stellt ein am Rande stehengeblie- 
benes, nicht abgesunkenes Stück der Congerien-Schichten vor. 

Aehnliche Verwerfungen treten auch an anderen Punkten 
auf, und hat es überhaupt den Anschein, als ob sich inner- 
halb des ganzen ungarischen Beckens die mittlere Becken- 
ausfüllung durch ein Absinken von den Randbildungen ge- 
trennt hätte. 

In der Umgebung von Wien treten in der oberflächlichen 
Lage der Tertiärbildungen sehr häufig eigenthümliche Sto- 
rungen auf, welche mit einer Faltung des Terrains beginnend, 
schliesslich in eine förmliche Massenbewegung übergehen, 
wodurch mitunter chaotische, moränenartige Terrainmassen 
erzeugt werden. 

Diese Störungen treten namentlich längs der Verwer- 
fungsspalten auf, und hat es den Anschein, als ob die durch 
die Verwerfung verursachte Storung des Gleichgewichtes die 
Veranlassung der Bewegung gewesen sei. 


$. 10. Diluvialbildungen. 


Zu den Diluvialbildungen werden vor allen Dingen die 
älteren Flussterrassen gerechnet, welche fast alle Flüsse, 
namentlich in ihrem oberen Laufe, begleiten und aus mannig- 
fachen Geschiebe- und Sandmassen zusammengesetzt sind. 

Das charakteristischste und weitverbreitetste Glied dieser 
Formation ist jedoch der Löss, der einmal das ganze unga- 
rische Tiefland als eine continuirliche Decke bedeckt zu haben 
scheint und gegenwärtig theils an den Abhängen der Gebirge, 
theils im Tieflande in der Form isolirter plateauförmiger De- 
nudationsreste angetroffen wird. 

Der Löss tritt allenthalben in der bekannten charakte- 
ristischen Form eines lichtgelben, feinsandigen, ungeschichteten 
Lehmes mit eigenthümlicher Tuffstructur auf, enthält an vielen 
Stellen die bekannten diluvialen Säugethierreste und Land- 
schnecken und erreicht mitunter eine sehr bedeutende Mäch- 
tigkeit. | 

Bekannt sind die grossen Lossmassen von Krems, die 
gewaltigen Lösswände am rechten Ufer der Donau unterhalb 
Pest und die Lössmasse des Titler Plateaus. 

Die Genesis des Lösses ist in Oesterreich ebenso unklar 
wie in anderen Gebieten. Der Absatz eines grossen Binnen- 
sees ist er gewiss nicht, dagegen spricht seine ganze petro- 
graphische Beschaffenheit und Textur, sowie der Umstand, 


Zeits. d. D. geol. Ges. XXIX, 4, 45 


686 


dass er ausschliesslich Reste von Landthieren, niemals solche 
von Susswasserorganismen enthält. 

Ebensowenig lässt sich der Löss als ein Ueberschwem- 
mungsgebilde betrachten, da er eben gar keine Beziehungen 
zu den bestehenden Wasserläufen erkennen lässt. 

Die Rıcnruoren’sche Theorie der Lössbildung durch den 
Wind scheint mir bisher die einzige zu sein, welche allen 
Verhältnissen Rechnung trägt und alle Eigenthümlickeiten in 
befriedigender Weise erklärt. 

Unter dem Namen Nyirok versteht man in Ungarn einen 
braunen, plastischen, versteinerungsleeren Thon, der nament- 
lich in Trachytgebirgen oft in grosser Mächtigkeit vorkommt 
und ein Zersetzungsproduct desselben darstellt. 

Zu den Diluvialbildungen gehören auch vielfach vorkom- 
mende Kalktufflagen, sowie die Pflanzentuffe und die 
Pisolite von Ofen. 

Bei Sutto nächst Almäs an der Donau, sowie an meh- 
reren Punkten in der Zips kommen ausgedehnte Ablagerungen 
von weissem krystallinischen Kalktuff vor, welche bis zu 
100 Fuss Mächtigkeit besitzen und mitunter eine so dichte und 
krystallinische Structur zeigen, dass sie als „weisser Marmor* 
zu architektonischen Zwecken verwendet werden. 

Bei Süttö, wo dieselben in grossen Steinbrüchen abgebaut 
werden, findet man in ihnen nicht selten Reste von grosseu 
diluvialen Säugethieren. 

Schliesslich müssen hier noch erwähnt werden die vielen 
Tropfsteinhöhlen, welche sich fast in allen unseren Kalk- 
gebirgen finden, und von denen die Adelsbergergrotte 
einen weltberühmten Ruf erlangt hat, obwohl sie an Grösse 
von der Agtelekerhöhle bei Rosenau noch bei weitem 
übertroffen wird. E, 

Als eine ganz besondere Eigenthümlichkeit verdienen noch 
die verschiedenen Eishöhlen hervorgehoben zu werden, von 
deuen namentlich diejenige bei Dobschau im Gömörer Comi- 
tate durch Krenser’s anziehende Schilderung auch in weiteren 
Kreisen bekannt geworden ist. 


$S. 11. Alluvium. 


Die Alluvialbildungen bestehen der Hauptsache nach aus 
den Landbildungen der jetzigen Flussläufe, welche namentlich 
im ungarischen Tieflande eine ausserordenthöbe Verbreitung 
gewinnen, ja gewissermaassen das ungarische Tiefland selbst ei 
darstellen. | i 


687 


Vom volkswirthschaftlichen ‚Standpunkte aus betrachtet 
stellen sie das wichtigste geologische Element dar, da sie die 
natürliche Kornokammer Mittel- und West-Europas bilden. 

Im ungarischen Tieflande liegt das Schwer- 
gewicht der gesammten wirthschaftlichen Inter- 
essenOesterreichs, und die richtige Cultur und die 
zweckmässig durchgeführte Canalisirung dessel- 
ben allein kann die Grundlagen für die wirth- 
schaftliche Regeneration unseres Reiches schaffen. 

Am Rande des Beckens, in der Nähe der Gebirge, findet 
man die Alluvien aus gröberen Materialien (Geschieben), in 
den mittleren Theilen des Beckens jedoch fast ausschliesslich 
aus Sand und Thon zusammengesetzt. 

In der Umgebung von Wien hat das Alluvium der Donau 
eine durchnittliche Mächtigkeit von 6— 7°, und besteht von 
oben nach unten regelmässig aus folgenden Schichten: 

a) Silt. Das Ueberschwemmungsproduct der Donau 
besitzt durchschnittlich eine Mächtigkeit von 1—2° und besteht 
aus einem zarten, gelben, feinsandigen Lehm. Wo er mäch- 
tiger entwickelt ist, nimmt er auch wohl bisweilen, wie z. B. 
in einem Theile der Leopoldstadt, in den tieferen Schichten 
eine mehr thonige Oonsistenz an, wird blassgrau und ähnelt 
dann mitunter sehr tertiärem Tegel. Bisweilen enthält er auch 
Einlagerungen von Sumpfbildungen. 

b) Der Alluvial-Schotter, die Grundlage der Donau- 
Auen, besitzt durchschnittlich eine Mächtigkeit von 2—3° 
und besteht zum grössten Theil aus den Gesteinen der Alpen, 
namentlich aus Alpenkalk, in untergeordneter Weise aus um- 


geschwemmtem Diluvial- und Belvedere-Schotter. 


ec) Der Driftthon. Das unterste Glied der Donau- 
Alluvien bildet eine 1 — 2° mächtige Ablagerung von zartem, 
dunkelblaugrauem, sandigem Thon, welcher bisher noch bei 
keiner Sondirung vermisst wurde und bisweilen das Aussehen 
eines tertiären Sedimentes besitzt. Es sind in ihm jedoch 
niemals andere als recente Oonchylien gefunden worden. 

In der Umgebung von Debreczin besteht das Alluvium 
nach WoLrF aus einem vielfachen Wechsel von Sand und Thon 
mit Land- und Sumpf-Conchylien, welche Bildungen in einer 
Tiefe von 52° noch immer nicht durchsunken waren! Es ist 
dies eine Mächtigkeit des Alluviums, welche ganz ausser- 
ordentlich ist und nur mit den Alluvialbildungen der Po-Ebenen 
verglichen werden kann, die sich ebenfalls durch ihre ausser- 
ordentliche Tiefe auszeichnen. 

Zu den Alluvialbildungen müssen auch die Torfmoore, 
die Salzböden, die beweglichen Flugsandmassen, sowie die 


45* 


688 


hier und da auftretenden Ablagerungen von Kalktuff gerechnet 
werden. i. | 
Besondere Erwähnung verdient noch eine dem unga- 4 
rischen Tieflande eigenthümliche Erscheinung. Es sind dies 
langgezogene, wellenförmige Erhöhungen, welche in streng | 
paralleler Stellung in ausserordentlicher Anzahl das gesammte | 
ungarische Tiefland bedecken und die grösste Aehnlichkeit mit | 
alten Dünenzügen besitzen. Es sind diese langen linealen 
Höhenzüge auf den vom k. k. militär-geograpbischen Institute 
herausgegebenen Specialkarten sehr sorgfältig verzeichnet wor- 
den, und man sieht auf denselben, dass sie alle einen von 
Nordnordwest nach Sudsudost gerichteten Verlauf besitzen. — 
Ihre eigentliche Natur ist bisher noch nicht vollständig auf- 
geklärt; von manchen Seiten werden sie mit den im caspischen 
Depressionsgebiete vorkommenden „Bugors* verglichen. 


$. 12. Säugethier-Faunen der Österreichisch - ungarischen 
Tertiärbildungen. 


In den Braunkohlenbildungen der aquitanischen Stufe 
wurden an mehreren Punkten Reste von Anthrocotherium ge- 
funden, eine Säugethiergattung, welche auch für die den Gom- 
berto-Schichten von Cadibona, Zovencedo und Monte Promina 
untergeordneten Braunkobhlen - Ablagerungen charakteristisch 
ist und überhaupt als das Charakterthier der Oligocänzeit be- 
trachtet werden muss. 

In den Ablagerungen der ersten und zweiten Mediterran- 
Stufe, sowie auch in denen der sarmatischen Stufe scheinen 
dem jetzigen Stande unserer Kenntniss nach dieselben Säuge- 
thiere vorzukommen, und zwar entsprechen dieselben auf das 
vollständigste der bekannten Säugethier - Fauna von Sansans 
und Simorre in Frankreich und von Georgsmünd und Günzberg 
in Süddeutschland. (Erste Säugethier-Fauna des 
Wiener Beckens.) 

Innerhalb Oesterreichs ist die reichste Fundstätte hierher 
gehöriger Reste Eibiswald, dessen Fauna von PETERS bearbeitet 
wurde. Einzelne isolirte Reste finden sich gelegentlich überall 
in hierher gehörigen Ablagerungen. 

Bisher wurden in diesen Ablagerungen folgende Arten 
gefunden: 


M‘:stodon angustidens Ouv. Rhinoceros austriacus PETERS. 
„  tapiroides Cuv. „  sansaniensis LART. 
Dinotherium Cuwvieri Kaur. Anchitherium aurelianense Cvv. 


EFEER 


689 
Hyotherium Soemmeringi v. Cetotherium. sp. 

MEYER. Pachyacanthus Suessi BRANDT. 
Listriodon splendens MEYER. „  trachyspondylus BRANDT. 
Palaeomeryx sp. Schizodelphis canaliculatus 
Prox sp. v. MEYER. 

Amphicyon intermedius v. Mey. Delphinus brachyspondylus 
Viverra miocenica PETERS. BRrARNDT. 

Affe (Neudorf a. d. March.) Champsodelphis Letochae 
Halitherium Schinzü Kavp. BRrANDT. 
Squalodon Ehrlich VARBENED. »„ Fuchsü BRANDT. 


Cetotheriopsis Linziana BrAanDt. „ Karreri BRANDT. 


Die Ablagerungen der Congerien-Schichten der levanti- 
nischen Stufe und des Belvedere-Schotters führen ebenfalls 
eine und dieselbe Säugethier - Fauna, welche sich jedoch auf 
das schärfste von der vorhergehenden unterscheidet und voll- 
ständig mit der bekannten Säugethier - Fauna von Cuccuron, 
Eppelsheim und Pikermi übereinstimmt. (Zweite Säuge- 
thier-Fauna des Wiener Beckens.) 

Die reichsten Fundstätten für die hierher gehörigen Reste 
sind die Umgebungen Wiens (Schottergruben, amı Laaer- und 
Wienerberge, Ziegeleien von Inzersdorf), Baltavär im Eisen- 
burger Comitat und Ajnäcskö bei Neograd in Ungarn. 


Bisher wurden folgende Arten gefunden: 


Mastodon Borsoni Hays. Tapirus priscus KAUP. 
„  longirostris Kup. Sus Sp. 
„  arvernensis CROIZET u. Cervu ssp. 
JoB. (BRIBIR). Antilope sp. 


_Dinotherium giganteum Kaup. Machaerodus culiridens Ouv. 


Rhinoceros Schleiermacheri Kaup. Ayaena hipparionum GERY. 
Acerotherium incisivum Cuv. Castor Ebeczskyi KRENNER. 
Hippotherium gracile Kaup. 


Auf die Säugethier- Fauna des Belvedere - Schotters folgt 
innerhalb unseres Gebietes unmittelbar die bekannte, durch 
Elephas primigenius charakterisirte Diluvial-Fauna. 

Die Reste derselben werden einerseits in den Knochen- 
höhlen (Slouper-, Mixnitzer- und Igritzerhöhle), 
andererseits gelegentlich überall gefunden, wo Löss vorkommt. 

Die Felsspalten des Fünfkirchener Kalkgebirges enthalten 
eine Knochenbreccie, welche fast ganz aus den Knochen kleiner 
Nagethiere zusammengesetzt ist. Nachdem nun in neuerer Zeit 
durch Neurıng nachgewiesen worden ist, dass die unter ähn- 
lichen Verhältnissen bei Halle vorkommenden Knochenreste 


59V 


fast ausschliesslich von kleinen Steppenthieren herrühren, | 
wäre es wohl äusserst interessant zu erfahren, ob dies auch 
mit den Vorkommnissen von Fünfkirchen der Fall ist. Es 
würde diese Thatsache ausserordentlich zu Gunsten der RıcHT- 
HOFEN schen Lösstheorie sprechen. 

In den Knochenhöhlen von Blansko, sowie in deu Löss- 
bildungen von Joslowitz und von Zeiselsdorf bei Krems wur- | 
den in Gesellschaft der grossen ausgestorbenen Diluvialthiere | 
auch unzweifelhafte Spuren des Menschen (Feuersteinwaffen, 
Knochenwerkzeuge und bearbeitete Knochen) gefunden*). 

Merkwürdig ist es, dass die Alluvien der Theiss ebenfalls 
sehr häufig Knochen der grossen diluvialen Säugethiere führen, 
ja der grössere Theil der im Pester National-Museum aufbe- 
wahrten Reste stammt von hier. 

Man ist gewöhnlich der Ansicht, dass sich diese Vor- 
kommnisse in den Theiss-Alluvien auf secundärer Lagerstätte 
befinden; wenn man jedoch bedenkt, dass diese Reste im un- 
garischen Löss in der Regel sehr schlecht erhalten sind, in 
den Theiss-Alluvien hingegen eine vorzüglich gute Erhaltung 
zeigen, So wird dies äusserst unwahrscheinlich, und hat es 
vielmehr den Anschein, dass die diluviale Säugethier-Fauna in 
Ungarn wirklich länger lebte als anderswo. 

Bisher wurden folgende Säugetbiere nachgewiesen: 


Elephas primigenius. Ursus arctoides. 
Rhinoceros tichorrhinus. Felis leo spelaea. 
Bos primigenius, Hyaena spelaea. 
n  pmiscus. Gulo spelaeus. 
Cervus eucyceros. Canis lupus. 
„ ..Alces. Talpa europaea. 
„ dama. Sorez vulgaris. 
„ .elephas. Rhinolophus. 
Equus cabellus fossilis. Verschied. kleine unbestimmte 
Sus scropha. Nagethiere (Steppenthiere?). 


Ursus spelaeus. 


$. 13. Fossile Floren. 


Obwohl das Studium der fossilen Floren bisher noch 
nicht zu so abgeschlossenen Resultaten geführt hat, wie das- 
jenige der fossilen Thierwelt, so lässt sich doch bereits jetzt 
so viel erkennen, dass sich auch hier eine Anzahl von ein- 
zelnen Stufen unterscheiden lassen, welche im Allgemeinen 


*) Näheres hierüber siehe im Aufsatz von Professor Makowsky in 
„Führer zu den Excursionen d. d. geol. Ges. nach der Allg. Versamm- 7 
lung in Wien 1577.“ Et 


691 


den im Vorhergehenden aufgestellten Hauptstufen parallel 
stehen. 

Auffallend ist bierbei nur der Umstand, dass der wich- 
tigste Wendepunkt in der Geschichte der Pflanzenwelt nicht 
wie bei der Landfauna zwischen die sarmatische Stufe und die 
Congerien - Schichten fallt, sondern bereits fruber, und zwar 
zwischen der ersten und der zweiten Mediterran-Stufe eintritt, 
indem auf die entschieden tropische Flora von Radoboj in den 
kohlenführenden Schichten von Leoben, Köflach und Parschlug 
eine Flora von ausgesprochen gemässigtem Charakter folgt. 
Denselben Charakter behält die Flora aber auch in der sar- 
matischen Stufe und den Congerien-Schichten bei.*) 

Ich verdanke der Gute meines verehrten Freundes D. STur 
die nachfolgenden Verzeichnisse, aus denen man den Charakter 
der einzelnen Floren entnehmen mag. 

Mit den Namen der an den genannten Fundorten gefun- 
denen Pflanzenreste, werden in den folgenden Verzeichnissen 
nur die, dem ersten Autor von der betreffenden Localität vor- 
gelegenen Originalien bezeichnet, mit Ausschluss aller später 
von anderen Autoren vorgenommener Identifieirung mit Resten 


aus anderen Localitäten und ohne Rucksicht darauf, ob die 


Einreihung des betreffenden Restes in die angezogene Gattung 
richtig war oder nicht. 


a) Sotzka-Schichten. 
(Aquitanische Stufe.) **) 


Podocarpus eocenica U. Laurus primigenia U, 
Seguota Sternberglüi GöPpP. sp. „ Zalages U. 
Myrica longıfolia U. Dryandroides grandis U. 

„  banksiaefoha U. Andromeda protogaea U. 
Quercus Drymeia U. Panax longissimus U. 

N Eyrill: Sterculia labrusca U. 
Ficeus Morloti U. Zizyphus Protolotus U. 

ne me Ü: „ lanceolatus U. 
Artocarpidium olmediaefol. U. Rhamnus Eridani U. 

„ integrifolium U. Eugenia aizoon U. 


Platanus Sirü U. „ Apollinis U. 
Cinnamomum lanceolatum U. Eucalyptus oceanica U. 


*) Ich habe bei einer früheren Gelegenheit diesen Wendepunkt zwischen 
die zweite Mediterran-Stufe und die sarmatische Stufe gelegt, glaube aber 
damit einen Irrthum begangen zu haben, den ich hiermit zu corrigiren suche. 

**) Von vielen Phyto - Paläontologen wird die Radobojer Stufe als 
„aquitanisch“ bezeichnet, es ist dies jedoch eine unrichtige Anwendung 
dieser Bezeichnung, die von rechtswegen einzig und allein der Sotzka- 
Stufe zukommt. Fucns. 


692 


Sophora europaea UÜ. 
Caesalpinia norica U. 
Cassiu Phaseolites U. 


Prevali in Kärnthen. 


Schuhmacheria Weberniana 
STUR. 
Dillenia Lipoldi STUR. 


Möttnigin Krain. 
Aspidium Trinkeri STUR. 


Osmunda Grutschreiberi STUR. 


b) Radoboj. 
(Als Beispiel der Flora der ersten Mediterran-Stufe oder des Schlier.) 


Cystoseirites communis U. 
„ affinis U. 
„  gracilis U. 
„ Hellü U. 

Phegopteris recentior U. sp. 


Woodwardia Roessneriana HEER. 


Pteris radobojana UV. 
 Smilaz Haidingeri U. 
Zosterites marina U. 
Ruppia pannonica U. 
Potamogeton Sirenum UV. 
Sabal mazima U. 
Phoenicites spectabilis U. 
Pinus lanceolata UV. 

„  ÜUngeri EnDL. sp. 

„ Saturni U. 

„Uran U. 

Myrica inundata U. 

„. Sivani UV. 
Comptonia grandifolia U. 

„ laciniata U. 
Quercus palaeococcus U. 

„ tephrodes U. 

„ Apollinis U. 

„ Gryphus UT. 
Fagus atlantica U. 
Ostrya utlantidis U. 
Ulmus bicornis U. 

„ prisca U. 

Ficus trachelodes Una. 

»„ Thaliae UV. 
Laurelia rediviva U. 
Molinedia denticulata U. 


Exocarpus radobojana U. 
Daphne radobojana U. 
Banksia radobojensis U. 


 Persoonia radobojensis U. 


Olea Osiris U. 

Puvetta borealis U. 
Morinda Z’roserpinae U. 
Nauclea olympica U. 
Cinchona Titanum U. 

„ pannonica U. 
Neritinium longifolium U. 
Echitonium superstes U. 

„  microspermum U. 

„  obovatum UV. 
Myrsine radobojana U. 


Sideroxylon Pulterliki UV. 


Symplocos radobojana U. 
Andromeda atavia U. 
Gaulteria Sesostris U. 
Gilibertia Hercules U. 

„ grandiflora U. 
Cissus radobojensis ETT. 
Ceratopetalum radobojanum 

Err. 
Anona elliptica U. 

„. macrophylla U. 
Magnolia Dianae U. 

„  primigenia U. 
Clematis radobojana U. 
Samyda europaea U. 
Grewia tiliacea U. 

Acer megalopteriz U. 
Banisteria giganlum U. 


6953 


Malphigiastrum: Procrustes U. 
Sapindus heliconicus U. 

„ Ungeri ETT. 
Cupania Neptuni U. 
Bursaria radobojana U. 
Evonymus radobojanus U. 
Prinos radobojanus U. 
Zizyphus paradisiacus U. 
Engelhardtia macroptera U. 
Juglans radobojana U. 
Rhus Pyrrhae U. 
Protamyris radobojana U. 
Elaphrium antiquum U. 


Zanthoxylum europaeum Ü. 
Getonia petraeformis U. 
Terminalia radobojensis U. 
Melastomites radobojana U. 
Pyrus theobroma U. 
Amygdalus radobojana U. 
Cytisus radobojensis U. 
Dolichites maximus U. 
Palaeolobium radobojense U. 
Cercis radobojana U. 
Mezoneurum radobojanum U. 
Copaifera radobojana UV. 
Acucia bisperma U. 


c) Moskenberg bei Leoben. 
(Als Beispiel der Flora der zweiten Mediterran-Stufe.) 


Typha latissima A. Be. Laurus Haidingeri Ert. 
Libocedrus salicornioides U. Cinnamomum Scheuchzeri HEkr. 
Taxodium dubium STERNB. Sp. „ polymorphum A. Br. 
Glyptostrobus europaeus Hzer. Dryandroides lignitum U. 
Sequoia Langsdorfü Brer. Acer trilobatum A. Bar. 

Pinus helios U. „  palaeocampestre Em. 
Myrica salicina U. „  decipiens A. Br. 

Alnus Kefersteiniüi GOPP. sp. Diospyros brachysepala A. Br. 
Ostrya Atlantidis U. Paliurus Favonü Une. 

„ .stenocarpa ETT. Rhamnus Gaudini Heee. 
Fagus Feroniae U. Juglans acuminata A. Br. 
Quercus mediterranea U. Carya bilinica U. 

Ulmus Bronnü U. Cassia Zephyri ETt. 
Ficus Fridaui ET. 


d) Sarmatische Stufe. 


Cystoseira Partschü ST. 

„  dilicatula Kov. 
Salvinia reticulata ETT. sp. 
Smilax Prasili U. 


Potamogeton cuspidatus ETT. 


»  Wieseri Kov. 

» Fenzli Kov. 

„ inquirendus Kov. 
Aroites tallyanus Kov. 


 Sparganium gracile ANDRAR. 


Pinus Suessi STUR. 
„ ÄKotschyana U. 


Pinus moravica STUR. 

„  Junonis Kov. 

„ Dianae Kov. 

„ hungarica Kov. 
Taxites pannonicus ETT. 
Podocarpus stenophylla Kov. 
Alnites lobatus U. 
Alnus Prasili U. 
Quercus parvifolia ETT. 
u. pseudoalnus ETT. 

„  pseudoserra Kov. 

„ .deuterogona U. 


694 


Quercus giyantum ETT. 

„ pseudorobur Kov. 
Fagus macrophylla U. 
Carpinus Neilreich Kov. 
Celtis trachytica ETT. 

'„  vulcanica Kov. 
Ficus .Fussi ANDR. 

Hokea erdöbenyensis STUR. 
„  schemnitziensis STUR. 
„  pseudonitida ETT. 

Viburuum palaeontana U. 

Apocynophyllum sessile U. 

Sapotacites Ackneri ANDR. 

Styrax apiculatum Kov. 

Andromeda Weberi ANDR. 

Vitis tokayensis STUR. 

Parrotia pristina ETT. sp. 

Weinmannia Ettingshauseni Kov. 

Acer aequimontanum U. 

„. Jurenaki STUR. 


Acer palaeosacharinum STUR. 
„ sepultum ANDR. 
„. Sanetaecrucis STUR. 


Hiraea dombeyopsifolia ANDR. 


Sapindus Haszlinskyi ET. 
Cupanoides anomalus ANDR. 
Celastrus anthoides ANDR. 
Zizyphus Pettkoi STUR. 
Juglans inquirenda ANDR. 
Caria sepulta Kov. 
„Stun 0% 
Rhus palaeoradicans STUR. 
„  pauliniaefolia ETT. 
Ptelea macroptera Kov. 
Terminalia tallyana ETT. 
Fragaria Haueri STUR. 
Podogonium Ettingshauseni 
STUR. 
Cassia vulcanica ETT. 
(Palmen fehlen.) 


e) Congerien-Stufe. 


Chara .Mariani A. Br. 

„  inconspicua A. Br. 
Nictomyces antediluvianus U. 
Panicum Ungeri ETT. sp. 
Cupressites aequimontanus U. 
Thuiozylum juniperinum UV. 

„ ambiguum U. 

Pinus Partschü ETt. 

„  aequimontana GöPpP. 
Alnus Hoernesi STUR. 
Artocarpidium cecropiaefolium 

Err. 
Corylus Wickenburgi U. 
Ostrya Prasili U. 
Bumelia ambigua ETT. 


Diospyros pannonica ETT. 
Andromedites paradoxus ET. 
Sterculia vindobonnensis ET. 
Pterospermum dubium ETT. 
Tilia vindobonnensis STUR. 
Acer pseudocreticum ETT. 
Rhamnus Augustini ETt. 
Myrtus austriaca ETT. 
Prunus nanodes U. 
Leguminosites Machaerioides 
Err. 
Meyenites aegquimontanus U. 
Mohlites parenchymatosus U. 
Cottaites lapidariorum. 
(Palmen fehlen.) 


$. 14. Einige allgemeine Eigenthümlichkeiten der Neogen- B.: 


bildungen des österreichisch-ungarischen Tertiärbeckens. 


Die Tertiärbildungen des ungarischen Beckens und seiner 
Annexe zeigen eine Reihe von Eigenthümlichkeiten, welche 
bisher aus keinem anderen Tertiärgebiete bekannt geworden 


695 


sind und welche mitunter in so entschiedenem Gegensatze zu 
allen in Uebung befindlichen theoretischen Voraussetzungen 
stehen, dass sie zu den dunkelsten Problemen der Geologie 
gerechnet werden mussen. Es mögen im Nachfolgenden die 
auffallendsten derselben hervorgehoben werden: 

a) Isolirtheit des Beckens. Eine der räthsel- 
haftesten hierher gehörigen Thatsachen ist die vollständige 
Isolirtheit des Beckens. In der That, wenn man die jetzigen 
orographischen Verhältnisse als Grundlage annimmt, so be- 
greift man schlechterdings nicht, durch welche Canäle das 
ungarische tertiäre Binnenmeer mit dem grossen Ocean in 
Verbindung gestanden haben mag. Von allen Seiten durch con- 
tinuirliche, mächtige Gebirgssysteme hermetisch abgeschlossen, 
scheint sich überhaupt nur durch Vermittelung des Wiener 
Beckens ein Zusammenhang mit dem Weltmeere zu ergeben, 
indem man von hier aus einerseits durch Schlesien und Ga- 
lizien in das Depressionsgebiet des Schwarzen Meeres, an- 
dererseits durch Oberösterreich, Suddeutschland und die Schweiz 
in das Gebiet der provencalischen Mediterran - Ablagerungen 
gelangt. 

Diese Verbindungswege sind jedoch nur scheinbare und 
verlieren ihren Werth sofort, wenn man sie näher in’s 
Auge fasst. 

Durch das Wiener Becken und Schlesien kann man aller- 
dings aus den Mediterran-Ablagerungen Ungarns continuirlich 
in das Gebiet der galizischen Mediterran - Ablagerungen gelan- 
gen, es ist jedoch dadurch für unsere Zwecke gar nichts ge- 
wonnen, da man bekanntlich im Gebiete des Schwarzen und 
Marmorameeres nirgends eine Spur von Mediterran-Ablagerun- 
gen kennt und demnach die Mediterranbildungen Galiziens 
selbst auch wieder isolirt und ohne erkennbaren Zusammen- 
hang mit dem Mittelmeere sind. 

Dasselbe gilt auch von !den Mediterranbildungen der 
Wallachei, welche ebenfalls so lange für isolirt gelten mussen, 
bis man solche auch in Rumelien oder an der Nordkuste 
Kleinasiens in Zusammenhang mit dem Aegäischen Meere 
nachgewiesen haben wird. 

Noch viel weniger kann jedoch die Strasse über Ober- 
österreich und Süddeutschland als ein wirklicher Verbindungs- 
weg aus dem ungarischen Becken zum Mittelmeere gelten, da 
in diesem Gebiete wohl Ablagerungen der Horner Stufe vor- 
kommen, von der Fauna unserer zweiten Mediterran - Stufe 
jedoch, sowie von jener der sarmatischen, Congerien- und 
levantinischen Stufe nicht die Spur vorhanden ist, und diese 
Faunen demnach nach dem jetzigen Stande unserer Kenntnisse 
unmöglich von dort eingewandert sein können. Ueberdies ist 


696 


es ja überhaupt noch nicht vollständig sichergestellt, ob die 
marinen Miocänbildungen der Schweiz durch den Rhönedurch- 
bruch hindurch wirklich mit a des Rhönethales in 
continuirlicher Verbindung stehen. 

Unter solchen Umständen hätte man im ungarischen 

Becken ausschliesslich Binnenbildungen erwarten sollen, und 
wir finden hier im geraden Gegentheile Ablagerungen eines 
Meeres, welche, was Mannigfaltigkeit und Reichthum seiner 
Erzeugnisse anbelangt, ohne auch nur annäherndes Beispiel 
dasteht! 
b) Scharfe Trennung der einzelnen Stufen. 
Der Entwickelungsgang des österreichisch-ungarischen Neogen- 
beckens von den rein marinen Mediterran - Ablagerungen bis 
zu den fluviatilen Bildungen des Belvedere - Schotters stellt 
sich im Grossen und Ganzen als ein continuirlich verlaufender 
Aussüssungsprocess dar. 

Wo in der Gegenwart eine ähnliche Aussussung eines 
Meeresbeckens vorkommt, verläuft dieselbe regelmässig in der 
Weise, dass die Meeres - Organismen nach und nach zurück- 
treten, die Süsswasser-Organismen nach und nach überhand- 
nehmen und schliesslich die Herrschenden werden. Man kann 
dann in der Reihenfolge der Faunen zwei Endglieder unter- 
scheiden, eine rein marine und eine rein limnische, während 
die dazwischen liegenden der Hauptsache nach aus einer 
Mischung der beiden bestehen und einen ganz allmäligen 
Uebergang aus der einen in die andere vermitteln. 

Genau denselben Vorgang sehen wir auch in der allmä- 
ligen Aussüssung des Mainzer Beckens, des Beckens von 
Hampshire (Insel Wight), sowie in mehrfacher Wiederholung 
in den wiederholten Aussussungen des Pariser Beckens und 
desjenigen von Bordeaux. 

Vollständig anders verhält sich die Sache im ungarischen 
Becken. Der Uebergang aus der rein marinen Mediterran- 
Stufe in die reinen Süsswasserbildungen der levantinischen 
Stufe finden nicht durch eine allmälige Verdrängung der einen 
durch die andere und durch mannigfache Mischungen derselben 
statt, sondern es zeigt sich hier die sonderbare Erscheinung, 
dass den einzelnen Graden verminderten Salzgehaltes immer 
eine vollständig neue und eigenthumliche Fauna entspricht, 
welche sich auf das schärfste gegen die nächst älteren und 
nächst jüngeren abgrenzt. So finden sich von den 52 Arten 
der sarmatischen Stufe nur 19 bereits in der Mediterran-Stufe 
vor, von den 160 Arten der Congerien - Schichten (brakisch) 
und den 52 der sarmatischen Stufe (halbbrakisch) ist eine 
einzige (Melanopsis impressa) beiden Ablagerungen gemeinsam, 
und auch zwischen der Fauna der Congerien-Schichten (160) 


697 


und derjenigen der levantinischen Stufe (172) kommen kaum 
ein Dutzend in beiden gemeinsam vor, und dies sind zum 
grössten Theile noch jetzt lebende Arten!" 

Bedenkt man nun ferner, dass dort, wo in den Medi- 
terran - Ablagerungen eingeschaltet, brakische und Süsswasser- 
bildungen vorkommen, dieselben keineswegs die Fauna der 
sarmatischen Stufe oder der Oongerien - Schichten fuhren, so 
wird die Sache noch viel räthselhafter und es drängt sich un- 
willkürlich die Ueberzeugung auf: dass die Veränderun- 
gen der Fauna, welche wir im ungarischen Neogen- 
becken beobachten, keineswegs einfach die Folge 
der veränderten äusseren Lebensbedingungen sind, 
sondern dass dieselben noch von ganz anderen 
Faectoren bedingt werden, welche sich bis jetzt 
der wissenschaftlichen Erkenntniss vollständig 
entziehen. | 

Ebensowenig als wir im Stande sind, in den äusseren 
Verhältnissen einen Anhaltspunkt zu gewinnen, warum z. B. 
der artenarmen und einformigen Vegetation des tropischen 
Afrika gegenüber das dürre Capland einen so beispiellosen 
Formenreichthum entwickelt, ebensowenig sind wir bisher im 
Stande in den äusseren Verhältnissen einen Grund zu finden, 
warum gerade an diesem Punkte der Erde die Natur gewisser- 
maassen jeden kleinsten Anlass benützte, um in so ver- 
schwenderischer Fülle immer neue und neue Organismen zu 
schaffen, während sie in anderen Gebieten so hartnäskig an 
gewissen Typen festhält und sich selbst durch bedeutende 
äussere Eingriffe nicht in ihrem Gleichgewichte stören lässt. 

Alle diese Thatsachen wurzeln offenbar in der Eigenthum- 
lichkeit des Lebens selbst, dessen complieirter innerer Orga- 
nismus uns heute noch men wissenschaftlich fassbar 
ist wie jemals, wenn wir auch allerdings überzeugt sind, dass 
es einem inneren Gesetze gemäss verläuft. 

ec) Verhältniss der fossilen Faunen des unga- 
rischen Tertiärbeckens zu den lebenden. Die Fauna 
der beiden Mediterran-Stufen zeigt eine grosse systematische 
Verwandtschaft mit der Mittelmeer - Fauna, mit der sie auch 
in der That viele Arten gemein hat. Es findet sich daneben 
jedoch eine ganze Reihe echt tropischer Formen, und zwar 
weisen die systematischen Beziehungen fast stets an die West- 
küste des tropischen Afrika’s. 

Unter den von Apanson von der Westküste Senegam- 
biens beschriebenen Meeres-Mollusken kommt eine ganz erkleck- 
liche Anzahl vor, welche gegenwärtig dem Mittelmeere fremd 
ist, sich dagegen fossil in den marinen Ablagerungen des un- 


698 


garischen Tertiärbeckens findet. (Tugonia anatıina, Tellina 
lacunosa, Tellina sirigosa, Mactra Bucklandi, Pleurotoma ra- 
mosa etc.) 

Beziehungen zu der indischen Fauna oder zu derjenigen 
des Rothen Meeres zeigen sich fast gar nicht, hingegen merk- 
wurdigerweise einige sehr auffallende zu der lebenden Fauna 
der Meere Japans. 

Die Fauna der sarmatischen Stufe hat in ihrem Habitus 
die grösste Aehnlichkeit mit der Fauna des Schwarzen Meeres, 
obne dass sich jedoch diese Aehnlichkeit auch in einer näheren 
systematischen Verwandtschaft der Arten aussprechen würde. 
In dieser Hinsicht scheinen vielmehr die Beziehungen zum 
indischen Faunengebiet vorzuherrschen, so dass man vielleicht 
einmal die sarmatische Fauna in ähnlicher Weise für eine 
verarmte Dependenz des Indischen Oceans ansehen wird, wie 
gegenwärtig das Schwarze Meer eine verarmte Dependenz des 
Mittelmeeres bildet. 

Mit der nordischen Meeres - Fauna zeigt die sarmatische 
gar keine Verwandtschaft. 

Die Fauna der Congerien - Schichten kann nur mit der 
Fauna des Caspischen Meeres verglichen werden, namentlich 
insofern, als auch im letzteren eigenthumliche Cardien mit 
Siphonen den wichtigsten Bestandtheil der Fauna bilden. Wenn 
man jedoch die einzelnen Arten vergleicht, so ist die u 
wandtschaft eine sehr geringe. 

Die Fauna des Caspischen Meeres ist ühebaan mit den 
Congerien-Schichten verglichen ausserordentlich arm, und na- 
mentlich enthält sie gar nichts, was sich auch nur im Ent- 
ferntesten mit dem grossen Gastropoden- -Reichthume derselben 
vergleichen liesse. 

Die Beziehungen der levantinischen Fauna weisen nach 
verschiedenen Richtungen. Die Unionen und Viviparen wei- 
sen in wahrhaft frappanter Weise auf das Mississippi-Gebiet, 
die Melanopsiden hingegen scheinen mehr Aehnlichkeit mit 
denjenigen Griechenlands und Kleinasiens zu besitzen. In 
neuerer Zeit hat die so überaus eigenthümliche, durch Dy- 
BOWsSKY bekannt gewordene Süsswasser-Fauna des Baikalsees 
mancherlei Aehnlickeiten zur Gastropoden-Fauna der Congerien- 
Schichten und der levantinischen Stufe geliefert. n 

Das Mittelmeer, das Schwarze Meer und das Cas- 
pische Meer zeigen uns ähnliche Verhältnisse der Fauna 
räumlich neben einander, wie wir sie in den Tertiär- 
bildungen des ungarischen Beckens als Mediterran-Stufe, 
sarmatische Stufe und Congerien-Stufe zeitlich 
nach einander finden. A 

Man ist im Allgemeinen gewöhnt anzunehmen, dass eine 


ss sv 


Aequivalente 
in West- und Süd-Europa. 


— 111 ————— — 


5 
= 
9 


I 


Quartärbildungen. 


| Quartär. 


Fauna des Meeres, resp. des süssen Wassers. 


Haupt-Stufen. Unter-Abtheilungen. 
(Pacies.) 
Diluylum. Löse, —Nyirok: Lössschnecken. — Lebende Süsswasserschnecken und Muscheln. 


Thraclsche Stufe, 


Aeltere Flussterrassen, 


Bolvedere-Schotter, 


Weisse Mergel von Sinigaglia etc. 


Mio-Pliocän im Rhönethal. 
Korallenkalk von Rossignano, 
Lignit vom Monte Bamboli, 


Faluns der Touraine? 
Faluns de Salles. 

Oeningen. 

Oberer Kalkstein von Malta. 
Kalkstein von Syracus, 


Faluns von Saucats u, Leognan. 

Miocän von Lissnbon. 

Molasse von St. Gallen und 

Muschelsandstein in Süddeutschland, 

Serpentinsand und Aturienmergel von 
Turin. g 

Schlier von Bologna mit Aturia. 

Schlier von Malta. 


Faluns von Bazas und Merignac. 

Untere Meeres-Muvlasse in Süddeutsch- 
land. 

Kalkstein v. Aqui u. Gassino bei Turin. 

Schio-Schichten. 

Unterer Kalk von Malta, 

Sables de Fontninebleau. 

Asterien-Kalkstein, Gaas, Lesbarritz. — 

Dego, Carcare, Gomberto, Sangonini. 


Miocän 


Oligoeän. 


— 


Sarmatlsche Stufe, 
(Cerithien-Schichten.) 


Beocsin, 


Sarmatlscher Muschel-Tegel. 
Cerithien-Sand: 
Tegel von Hernals (Rissoen-Tegel). 


Mergel von Cucuron. Unio 8 Vivipara sp. Helix sp. 
Sande und Schotter von Eppelsheim. (Belvedere-Schichten.) Belvedere-Sand, nio sp ipara sp p 
Brakische Schichten mit Potamides & N N r A r a 5 
Basteroti von Montpellier. fr Levantinische Stufe, Paludinen-Schichten. Amnicola 3, Bithynia 4, Emmericia 4, Fossarulus 3, Helix 3, Hydrobia 13, Lithoglyphus 4, Lymnaeus 2, Melania 2, Melunopsis 31, 
Brakische Schichten mit Potamides | 4 | (Süsswassor-Schichten.) Melanopsis-Meıgel, Neritina 8, Planorbis 5, Prososthenia 5, Stoliva 2, Valenciennesia 1, Valvata 4, Viripara 43, Congeria 1, Pisidium 6, Unio 30. 
B Etruscum Mayen von Siena. 8 
Z | Congerien-Schichten von Bollene, von E Congerien-Tegel und -Sand. Cardium aperlum, Arpadense, carnunlinum, complanatum, conjungens, edentulum, Haueri, hungaricum, Mayeri, Neumayri, Nova- 
Castellina marittima und von Cnsino Congerlen-Stufe, Nine Endlenraninetorgelevon rossicum, Petersi, Schmidt, simplew, syrmiense. — Congeria subylobosa, Partschi, rhomboidea, triangularis, spathulata, bala- 
bei Siena. (Brakische Schichten.) & tonica, simplex. — Melanopsis Martiniana, Vindobonensis, impressa, avellana, Bouei, Sturü, costala, praemorsa, pygmaea. — 


Valenciennesia annulata, Pauli. — Valwala balatonica, carinata, Eugeniae, piscinalis. — Bithynia tentaculata. — Vivipara Sadleri, 


ee Er HE EA 

Mactra podolica, Tapes gregaria, Donaz lucida, Ervilia podolica, Cardium obsoletum, plicatum, Modiola volhynica, marginata, 
Ostraca gingensis var. sarmatica. — Cerithium pictum, rubiginosum, disjunctum, Murez sublavatus, Buccinum duplicalum, Ver- 
neuili, Bulla Lajonkaireana. 


Zwelte Mediterran-Stufe, 


“= Telhiakafksundt Oonelomeret Heliastraea, Sideraslraea, Pirionastraca, Favia. Porites, — Clypeaster, Echinolampas, Conoclypeus, Schizaster. — Ostraea crassi- 
an [3 L coslata, digitalina, — Pecten latissimus, Tournali, Besseri, Siepringensis, Leythayanus,\ aduncus, elegans, Malvinge. — Pectunculus 
Ss Sande von Neudorf. pilosus, — Arca Turonica, diluvii, — Cardita Jouanneli. — Cardium hians, discrepans, multicostatum, Turonicum,. — Lucina 
2 Sande von Pötzleinsdorf. globulosa, leonina, incrassata, multilamellata, Haidingeri. — Venus, Cytherea, Tellina, Mactra, Corbula, Panopaea. — Ancil- 
© | Tegel Gainfahr Grinzi laria glandiformis, Conus, Cypraea, Oliva, Cassis, Buccinum. — Turritella bicarinala, lurris, Archimedis, Rüplii, vermicula- 
- OBBASVONSSZETILINSNTISUUERSCUTZITTEE ris. — Turbo rugosus. — Natica millepunctata. 

Pe ee nn ee LER ee REEL ee 
re Conus antediluvianus, Dujardini. — Ancillavia obsoleta, Mitra scrobiculala, cupressina. — Terebra acuminata, fuscala. = Buccinum 
o a Badense, Cassis saburon, Cassidaria echinophora, Triton Apenninicum, Murez goniostomus, vaginalus, spinicosta. — Typhis fistulosus, 
= Badener Tegel. Fusus bilineatus, semirugosus, longirosiris. — Cancellaria Iyrata, Pleurotoma bracteata, cataphraeta, lurricula, monilis, rotala, 
EB coronata, spiralis, dimidiala, Lamarcki, modiola, crispata, obeliscus. — Solarium moniliferum, Scalaria lamellosa, lanceolata. 

Natica helicina, Dentalium Badense, Bouei. — Pecten cristatus, spinulosus. — Corbula Nucula, Leda, Limopsis. — Einzelkorallen. 
er hi Pyrula cornula, rusticola, condita. — Murex Agwitanieus. — Fusus Burdigalensis, Pleurotoma asperulata, Cerilhium lignitarum 
Grunder Sehichten. Duboisi, papaveraceum, Tunritella bicarinata, gradata, turris, Archimedis. — Ostraea crassissima, Mytilus Haidingeri. 


Erste Medlterran-Stufe, 
(Horner Schichten.) 


Aqulfaulsche Stufe, 
(Sotzka - Schichten.) 


Gomberlo-Stufe, 


Schlier, 


Schichten von Gauderndorf. 


Schichten von Loibersdorf, 
Korod und Molt. 


Strandbildungen ? 


Sotzka-Schichten. 
Poctunculus-Sandstein. 
Cyrenen-Mergel. 


Fichtelii, Arca Richtelii, Pecten solarium, Mytilus Haidingeri, Ostraea crassissima, gingensis. — Ancillaria glandiformis, Tere- 
bra fuscata, Murex capito, Schöni. — Cerithium margaritaceum, plicatum, lignitarum. 


Cassidaria Buchii, Buceinum baecalum, Chenopus speciosus, Typhis cuniculosus, Husus Burdigalensis, Pyrula Lainei, Pleurotoma \ 


Duchastelli, regularis, Tiwrmitella Geinitzi, Natica crassalina, helicina, Melanopsis Hantkeni. — Panopaea Menardi, Corbula gibba, 
carinala, Pholadomya Puschi, Psammobia aqnilanica, Cytherea Beyrichi,Venus umbonaria, Cyprina rotundata, Cyrena semistriala, 
Cardium cingulatum, comatulum, Lucina Heberti, columbella, dentata, Arca dihwii, Avicula Stampinensis. 


Tabellarische Uebersicht der jüngeren Tertiärbildungen Oesterreich-Ungarns. 


Landsäugethiere. 


Ill. Säugethler-Fauna, 

Elephas primigenius, Rhinoceros tichorrhinus, Bos 
priscus, primigenius, Cervus euryceros, elaphus, 
Equus caballus, Ursus spelaeus, Hyaena spelaca, 
Felis leo spelaea, 


ze 


II. Säugelhler-Fauna, 


Mastodon longirostris, Borsoni, Acerotherium inci- ' 


sium, Hippotherivum gracile, Dinotherium gigan- 
teum, Tapirus priscus, Sus sp, Cervus sp., Anti- 
lope sp., Machairodus cultridens, Hyaena hippa- 
rionum, 


I. Säugethler-Fauna, 


Mastodon angustidens, tapiroides, Dinotherium Cu- 


therium aurelianense, Tapirus sp., Listriodon sp., 
Hyotherium Soemmeringi, Palacomeryz sp., Pros 
sp., Amphicyon intermedius, Viverra miocenica, 
Affe, 


Anthracofherlum magnum. 


Fauna von Oberburg und Prassburg. 


Anthracotherien. 


vieri, Rhinoceros sansaniensis, austriacus, Anchi= 


Flora mit der 
stimmend, 


ki 


Vorwiegend a 
leben in Kl 
Centralusion 

Glyptostrobus 
Betulai, A 

— Ulmus 3, 

\ Laurus 3, 

I pindus 4, 

Terminali 


Nordamerik 
Typen. — 

Libocederus, 
nus, Myrica, 
Ficus, Law 
Dyospyros, 
Cassia, 


"Indisch - austri 
' Bambusium, 
 Myrica 6, (0 
monum 9, € 
 tinium 3, I 
Diospyros 6, 
Acer 4, Mal, 
Zisiphus 3, 

nus 3, Cass 


Sehr viel austı 
cila, Arauce 
Quercus, Fi 
Andromeda, 


F 


Fossile Floren. 


Gemässigtes Kllına, 
lebenden europäischen Flora überein- 


Warmes gemässigtes Rllına, 

iatischer Typus. Die lebenden Annloga 
sinasien, am Onucasus, Himalaya, in 
‚ Nordasien und Japan. — (Srun.) 

, Thuiorylon 3, Pinus 14, Myrica A, 
us A, Quercus 14, Fagus 6b, Carpinus 3, 
eltis A, Ficus 5, Populus 10, Salia 6, 
'nnamonum 4, Hackea A, Acer 13, Sa- 
amnus 6, Juglans 5, Carya 6, Rhus d, 
}, Prunus 4, Cassia 4. 


Warmes gemässigles Klluna, 


ische, atlantische und mediterraneische 
Sron.) 

Taxodium, Glyptostrobus, Sequoia, Pi- 
"Alnus, Ostrya, Pagus, Quercus, Ulmus, 
us, Cinnamonum, Dryandroida, Acer, 
Paliurus, Rhamnus, Juglans, Carya, 


Tropisches Kllına, 

lische Typen. — (Stun.) 

Smilax, Sahal, Phoenicites, Pinus 8, 
uercus 10, Ficus A, Populus 3, Cinna= 
inchona 4, Apocyrophyllum 7, Neri- 
!chitonium 3, Myrsine 8, Bumelia 3, 
Styrar , Andromeda 3, Silibertia A, 
nighiastrum 9, Sapindus 5, Celastrus 8, 
Terminalia 3, Myrtus 3, Pyrus 4, Pru- 
aA, Copaifera 3. 


Tropisches Kllına, 
'alische Typen. — Klabellaria, Phöni- 
writes, Podocarpus, Ephedrites, Myrica, 
us, Laurus, Dryandroides, Lomalia, 
Celastrus, Juglans, Pyrus, Cassia, 


lora vom Monte Promina, 


. 
@ |Molanopsis- und Paludinen- 


in 
“ 


I 


Miocänm 


Oligoeän. 


‚(Zu Seite 699.) 


Aequivalente im Orient, 


Quartürbildungen: 


Fluviatile Sande von Balta, 


Rothe Thono von Pikermi. 


——.[- 


Schichten 
von Megarn, Cos, Rhodus oto, 


IT Te Te TEA 
Cardienthon d. Krim; jüngerer od. brakt- 
acher Steppenkalk dos südl. Russland, 
Congerien - Schichten von Talandi und 


Trakones bei Athen. 
——— 


Aoltorer oder marinor Stopponkalk Sül. 
Russlands, 
Korallenkalk von Trakones bei Athen, 


Miocähn vom Gebel Gonofle bei Buez, 
Supranummuliten-Kalk Armeniens, 


Oligocüin vom Arulsee und von Ar 
menien, 


‚(Zu Seite 699.) 


Fossile Floren. Aequivalente im Orient, 


re] VE 


Gemässigtes Kllına. ä 
lebenden europäischen Flora überein- | & Quartürbildungen: 

5 

o 


— eo 
z Fluviatile Sande von Balta, 
Warmes gemässigtes Klima, EN 


iatischer Typus, Die lebenden Annloga _— 0000 
inasien, am Onucasus, Himalaya, in F Mel I z N 3 
‚ Nordusien und Japan. — (Srun.) ls he und Paludinen- Schichten 
, Thuiorylon 3, Pinus 14, Myrica 4,|% von Megara, Cos, Rhodus oto, 

tus A, Quercus 14, Fagus 6, Carpinus 3, 8 

eltis 4, Ficus 5, Populus 10, Salia 6, & Cardienthon d, Krim; jüngerer od, brakt. 
nnamonum 4, Hackea A, Acer Id, Sa- scher Steppenkalk des südl, Russland, 


amnus 6, Juglans 5, Carya 6, Rhus 5, Congorien - Schichten von Talandi und 
}, Prunus A, Cassia 4. Trakones bei Athen. 


— — [m 


a oder marinor Stopponkalk Sit. 
7. usslands, 

Warnies gemässigtes Klluna, Korallenkalk von Trakones bei Athen, 
ische, atlantische und mediterraneischo 
Sroun.) 

Taxodium, Glyptostrobus, Sequoia, Pi- 
"Alnus, Ostrya, Pagus, Quercus, Ulmus, 
us, Cinnamonum, Dryandroida, Acer, 
Paliurus, Rhamnus, Juglans, Carya, 


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Tropisches Kllına, 
\lische Typen. — (Srun.) 
Smilax, Sahal, Phoenicites, Pinus 8, 
uercus 10, Ficus A, Populus 3, Cinna- Miocin vom Gebel Oenoffe bei Suer, 
"inchona 4, Apocyrophyllum 7, Neri- Supranummuliten-Kalk Armenien, 


!chitonium 3, Myrsine 8, Bumelia 3, 
Sityrax „ Andromeda 3, Silibertia A, 
ighiastrum 9, Sapindus 5, Celastrus 8, 
Terminalia 9, Myrtus 3, Pyrus 4, Pru- 
aA, Copaifera 3. 


Troplsches Kllına. 
‘alische Typen. — Klabellaria, Phöni- 
trites, Podocarpus, Ephedrites, Myrica, 
us, Laurus, Dryandroides, Lomalia, 
Celustrus, Juglans, Pyrus, Cassia, 


Oligocüin vom Aralsee und von Ar- 


lora vom Monte Promina, 
menien, 


Pr 


ETEEER 


699 


RN 


Fauna umsomehr von der lebenden abweicht, je älter sie ist, 
und sich umsomehr der lebenden nähert, ein je geringeres 
Alter sie besitzt. 

Die österreichisch-ungarischen Tertiärbildungen zeigen ge- 
nau das entgegengesetzte Verhalten. 

In den Ablagerungen der beiden Mediterran-Stufen findet 
man kaum ein einziges Genus, welches den jetzigen Meeren 
fremd wäre, und selbst von den Arten stimmt eine bedeutende 
Anzahl mit den lebenden überein. (In den Horner Schichten 
21 pCt., in der jüngeren Mediterran-Stufe 15 pCt.) 

Die Ablagerungen der sarmatischen Stufe zeigen noch 
ebenfalls ausschliesslich lebende Genera, hingegen sind die 
Arten sammtlich von lebenden verschieden. 

Betrachten wir nun aber die Fauna der Oongerien-Schich- 
ten und der levantinischen Stufe, so treffen wir hier auf ein 
solches Maass von Eigenthümlichkeit, wie man es in so jungen 
Ablagerungen von vornherein kaum für möglich halten wurde. 

Die wenigen noch lebenden Arten, welche sich hie und 
da finden, verschwinden vollständig gegen die T'hatsache, dass 
mehr als die Hälfte der vorkommenden Arten, und darunter 
fast alle häufig und charakterbestimmend auftretenden ohne 
jede nähere Verwandtschaft in der Jetztwelt sind, dass fur die 
vielen eigenthumlichen Formen bereits über ein Dutzend neuer 
Genera und Subgenera geschaffen wurde und in der That 
auch mehrere ganz abweichende und isolirt dastehende Gat- 
tungen vorkommen. 

Höchst sonderbar ist es dabei, in wie auffallender Weise 
so viele hier auftretende Formen in ihrem äusseren Habitus 
an paläozoische Typen erinnern. So wiederholen die Con- 
gerien fast alle Gestalten, welche die Megalodonten des Devons 
und Kohlenkalkes zeigen, und ebenso ahmen die vielen eigen- 
thumlichen Gastropoden in ihrer äusseren Form en miniature 
die paläozoischen Chemnitzien, Loxonemen, Murchisonien, 
Euomphalen u. s. w. nach. Die beiden Genera Vulenciennesia 
und Dreissenomya haben einen ganz ausgesprochen paläo- 
zoischen Habitus. 


8. 15. Literatur. 


Um der vorhergehenden geologischen Skizze etwas mehr 
Halt zu verleihen und zugleich den ausländischen Fachgenossen 
die Möglichkeit an die Hand zu geben, das oft nur kurz An- 
gedeutete durch ein Zurückgehen auf die Quelle zu vervoll- 
ständigen, habe ich es für zweckmässig erachtet, ein kurzes 
Literaturverzeichniss folgen zu lassen. 


Von den stratigraphisch-geologischen Arbeiten wurden nur 
diejenigen aufgeführt, welche irgend ein grösseres abgeschlos- 
senes Gebiet behandeln oder irgendwelche principielle Bedeu- 
tung besitzen, da eine Anführung auch nur der wichtigsten 
descriptiven Detailarbeiten den Umfang des Verzeichnisses un- 
gebuhrlich ausgedehut hätte. 

Wer sich diesfalls zu unterrichten wünscht, der möge in 
den Inhaltsverzeichnissen der Schriften der k. k. geologischen 
Reichsanstalt die Namen AnprIian, HANTKEN, HAvEer, Hock- 
STETTER, HOoERNES, Fuchs, KArrRER, LiPoLp, NEumAYR, PAUL, 
Reuss, RiCHTHOFEN, ROLLE, STACHE, STUR, SUESS, SZABÖ, WOLF 
nachschlagen, und er wird den grössten Theil der hierher ge- 
hörigen Arbeiten erhalten. 

Nächst den Schriften der k. k. geol. Reichsanstalt sind 
noch nachzuseben die Publicationen der ungarischen geol. 
Gesellschaft, der ungarischen geol. Anstalt, sowie der Wiener 
Akademie. 

Die paläontologische Literatur ist ausführlicher behandelt 
worden und dürfte so ziemlich Alles enthalten, was bei Ar- 
beiten auf diesem Gebiete als Quellenliteratur benutzt wer- 
den kann. 


a. Allgemeines, Stratigraphisches und Geognostisches. 


Hıver Fr, v., Geologische Uebersichtskarte der österreichischen Mon- 
archie. Wien, HöLder, 1867—1873. 

(Der Text zu der Karte [von demselben Autor] erschien in 
einzelnen Abhandlungen im Jahrbuche der k. k. geol, Reichs- 
anstalt, 1867—1873.) 

— — und Stacaze, G., Geologie Siebenbürgens.. Wien, BrAUMÜLLER, 
1863. (Sammt Karte.) 

Srur, Geologie der Steiermark. Graz, Verlag d. g. mont. Ver., 1871. 
(Sammt Karte.) 

Kırker, F., Geologie der Kaiser Franz- Josefs-Hochquellen-Wasserleitung. 
Eine Studie in den Tertiärbildungen am Westrande des alpinen 
Theiles der Niederung von Wien. Abhandlungen der k. k. geol. 
Reichsanstalt, 1877, IX. 


(Geologische Karte der Umgebung Wiens. Zahlreiche Pro- 
file und Durchschnitte. Vollständiges Literaturverzeichniss über 


das Wiener Becken, 529 Nummern vom Jahre 1500—1877! — e 


Besonders wichtig für das Verhältniss des Badener Tegels zum 


Leithakalk.) "M 

Surss, E., Der Boden der Stadt Wien nach seiner Bildungsweise, Be- 
schaffenheit nnd seinen Beziehungen zum bürgerlichen Leben. Wien, 
BraumüLter, 1862. (Mit Karte.) b; 


Pırrtsch, P., Erläuternde Bemerkungen zur geognostischen Karte des 4 
Beckens von Wien und der Gebirge, die dasselbe umgeben. Wien, 


1844. (Mit Karte.) 
(Erster Versuch einer geologischen Behandlung des Wiener es 
Beckens.) r, 


701 


CzJzek, J., Erläuterungen zur geognostischen Karte der Umgebungen 
Wiens. Wien, 1849. (Mit Karte.) 

(Ausführlicher als das Vorhergehende. Verzeichniss der 
Fossilien des Wiener Beckens von Hoernes. Artesischer Brun- 
nen am Getreidemarkt und Raaber Bahnhof.) 

— -- Erläuterungen zur geognostischen Karte der Umgebung von Krems 
und vom Mannhartsberg. Sitzungsber. d. kais. Akademie d. Wiss. 
1853. (Mit Karte.) 

(Horner Schichten.) 

Stur, D., Geologische Karte der Umgebungen Wiens. Artırıa & Comp., 

1860. 


(Neue, vollständig umgearbeitete Auflage der Czzrr’schen 
Karte. Kein Text.) 

Horrnes, M., Die fossilen Mollusken des Tertiärbeckens von Wien. 
No. 1, Conus. Jahrbuch d. k. k. geol. Reichsanst., II. 1851. 

(Enthält eine Aufzählung und kurze geolog. Schilderung 
sämmtlicher bemerkenswerther Fundorte des Wiener Beckens.) 

SAEMAnn, Note sur la suecession des faunes dans le bassin tertiaire de 
Vienne. Bull. Soc. Geol. France, 1863. 

(In dieser kleinen Notiz wird zum erstenmale eine vollstän- 
dige Gliederung des Wiener Beckens durchgeführt, welche bis 
heutigen Tages nur wenig verändert worden ist! Dieselbe 
stammt jedoch eigentlich nicht von SaEmann, sondern von Suess.) 

Horanss, R. jun., Ein Beitrag zur Gliederung der österreichischen 
Neogen-Ablagerungen. Zeitschrift der Deutschen geol. Gesellschaft, 
1875, pag. 691. ? 

(Erste vollständig durchgeführte Gliederung der österrei- 
chischen Neogen-Ablagerungen auf dem neuesten Standpunkte. 
Der Unterschied zwischen erster und zweiter Mediterran-Stufe 
wird acceptirt, der Schlier jedoch für eine dem Badener Tegel 
analoge Facies der Horner Schichten erklärt.) 

Rorze, F., Ueber die Stellung der Sotzka- Schichten in Steiermark. 
Sitzungsber d. kais. Akad. der Wissensch., 1858. 

— — Geologische Stellung der Horner Schichten in Niederösterreich. 
Sitzungsber. d. kais. Akad. der Wissensch., 1859. 

Suzss, E, Ueber die Gliederung der tertiären Bildungen zwischen dem 
Mannhart, der Donau und dem äusseren Saum des Hochgebirges. 
Sitzungsber. d. kais. Akad, d. Wissensch., 1866. 

(Erste und zweite Mediterran-Stufe. Gliederung der Horner 
Schichten.) 

Srtur, D., Die Bodenbeschaffenheit der Gegenden südöstlich bei Wien, 
Jahrb. d. k. k. geol. Reichsanst., 1869, XIX., pag. 465. (Moos- 
brunner Schichten pag. 471.) Siehe Levantinische Stufe. 

— — Beiträge zur Kenntniss der stratigraphischen Verhältnisse der ma- 
rinen Stufe des Wiener Beckens. Jahrb. d. k. k. geol. Reichsanst, 
1870. XX. pag. 308. 

Kırrer und Fuchs, Ueber das Verhältniss des marinen Tegels zum 
Leithakalke. Jahrb, d. k. k. geol. Reichsanst. 1871. XXI. pag. 67. 

Suess, E., Ueber die Bedeutung der sogenannten „brackischen Stufe“ 
oder der „Cerithien-Schichten“. Sitzungsber. d. kais. Akad. d. Wiss. 
1866. LIV. 

(Aufstellung der Bezeichnung „Sarmatische Stufe‘.) 

Fucas, F., Ueber die Natur der sarmatischen Stufe und deren Analoga 
in der Jetztzeit und in früheren geol. Epochen. Sitzungsber. d. kais. 
Akad. d. Wiss. .1877. LXXIV, 

Havrr, Fr, v., Ueber die Verbreitung der Inzersdorfer (Congerien-) 
Schichten in Oesterreich. Jahrb. d. k. k. geol. Reichsanst 1860. 


Zeits. d.D.geol.Ges.XXIX. 4. 46 


ZsıcGmonpy, W., Mittheilungen über die Bohrthermen zu Harkäny auf 
der Margaretheninsel nächst Ofen, zu Lipnik und den Bohrbrunnen 
zu Alcsüth. 


Pest bei F. Kırıan 1873. (Geologische Beschreibung der 


vier Brunnen. Harkäny 20°, Margaretheninsel 63°, Alesüth 97°, 
Lipnik 123°.) 

Hrvnratvyv, J., A magyar birodalom termeszeti viszonyainak leiräsa, 
Pest 1866. Ill. vol. Beschreibung der Naturverhältnisse Ungarns. 
(Sehr wichtig für die Kenntniss des ungarischen Tieflandes. Reiches 
Literaturverzeichniss. Vieles über Höhlen.) 


Stur, D., Ueber die Ablagerungen des Neogen (Miocän und Pliocän) 
der nordöstlichen Alpen und ihrer Umgebung. Sitzungber. d. kais. 
Akad. d. Wiss. 1855. XVI. pag. 477, 

Krenner, J., Ueber die pisolithische Structur des diluvialen Kalktuffes 
von Ofen. Jahrbuch. d. k. k. geol. Reichsanst. 1863. XIII. p. 462. 

Prress, C., Geologische Studien aus Ungarn. Jahrbuch d. k.k. geol. 
Reichsanst. 1856. VII. pag. 332. und 1859. X. pag. 513. (Dilu- 
vialer Kalktuff von Süttö, 100° mächtig, ähnlich dem Carraramarmor.) 

HocäHsTEeTTer, F. v., Ueber die geologische Beschaffenheit der Umgegend 
von Edeleny bei Miskolez in Ungarn, am Südrande der Karpathen. 
Jahrb. d. k. k. geol. Reichsanst. 18506. pag. 692. [Agtelekerhöhle.] 

Scumipr, A., Das Bihargebirge. Wien 1864. (Enthält vieles über 
Höhlen.) 


— — Die Baradlahöhle bei Agtelek und die Lednica - Eishöhle bei 


Szilitze im Gömörer Comitate Ungarns. (Sitzungsber. d. kais. Akad. 
der Wiss. 1856. XXII. pag. 579.) 

Krenner, J., Die Eishöhle von Dobschau. Budapest 1864. 

Szas6, J., Nyirok €s lösz a budai hegysegben. Földtani Közlöny 1877. 
VII. pag. 49. 

Worr, H., Geologisch-geographische Skizze der niederungarischen Ebene. 
Jahrb. d. k. k. geol. Reichsanst. XVII. 1867. 

(Vollständiges Literaturverzeichniss.) 

Pokorny, A., Untersuchungen über die Torfmoore Ungarns. Sitzungsber. 
d. kais. Akad. d. Wiss. 1861. 

Wan«er, H., Die Slouper Höhle und ihre Vorzeit. Denkschrift d. kais. 
Akad. d. Wiss. 1868. XXVIH. 

Szar6, J., Vorkommen und Gewinnung des Salpeters in Ungarn. Jahrb, 
d. k. k. geol. Reichsanst. 1850. I. pag. 324. 

Moser, J., Ueber die Salpeterdistricte in Ungarn. Jahrb. d. k. k. geol. 
Reichsanst. 1850. I. pag. 459. 

Kvassay, Ueber den Natron- und Szikboden im ungarischen Tieflande. 
Jahrb. 1876. pag. 427. 


Moser, J., Der abgetrocknete Boden des Neusidler Sees. Jahrb, d. k. k.. 4 


geol. Reichsanst. 1866. XVI. pag. 338. 


Jupp, W., On the origin of lake Balaton in Huugary. Geol. Magazin a 


1876. pag. 9. 
Surss, E., Ueber den Lauf der Donau. Oesterr. Revue 1863. 


4. 0 
4 


703 


UnGer Fr., Beiträge zur näheren Kenntniss des Leithakalkes, nament- 
lich der vegetabilischen Einschlüsse und der Bildungsgeschichte der- 
selben. Denkschr. der kais Akad. der Wiss. 1858. XIV. pag. 12. 

(Nachweis, dass der Nulliporenkalk pflanzlichen Ursprungs sei.) 

Frvess, T., Ueber eigenthümliche Störungen in den Tertiärbildungen des 
Wiener Beckens, und über eine selbstständige Bewegung loser 
Terrainmassen. Jahrbuch der k. k. geol. Reichsanst. 1872. XXI, 
pag. 309. 


BsupAnt, F. G., Voyage mineralogique et geologique en Hongrie pen- 
dent P’annde 1818. Paris 1844. Deutsch im Auszuge bearbeitet von 
C. Tu. Kıeinscuron. Leipzig 1825. pag. 8. 

(Be:onders wichtig für die Trachytbildungen.) 

Rıcuruoren, F. v., Studien aus dem ungarisch-siebenbürgischen Trachyt- 
gebirge. Jahrb. d. k. k. geol. Reichsanst. 1861. 

(Fundamentalwerk für die Naturgeschichte der österreichischen 
Trachytbildungen.) 

Lıroın, Der Bergbau von Schemnitz in Ungarn. Jahrb. d. k. k. geol. 

Reichsanst. 1867. XVII. pag. 317. 
(Reiches Literaturverzeichniss ) 

Jupp, J., On the ancient Volcano of the distriet of Schemnitz Hungary. 
Quarterly Journ. Geol. Soc. 1576. pag. 291. 

Srac#e, G., Bericht über die geol. Aufnahmen im Gebiete des oberen 
Neutraflusses und der königl. Bergstadt Kremnitz im Sommer 1864. 
Jahrb. d. k. k. geol Reichsanst. 1865. XV. pag. 297. 

— — Die geologischen Verhältnisse der Umgebungen von Waitzen in 
Ungarn. Jahrb. d. k. k. geol. Reichsanst. 1866. XVI. pag. 277. 

(Behandelt hauptsächlich die Trachytbildungen des Gebiets.) 

Koch, A., A Dunai trachytesoport jobbpärti reszenek földtani leiräsa. 
Budapest 1877. 

(Von der königl. ungar. Akademie gekrönte Preisschrift. 
Ein sehr vollständiger Auszug derselben erschien in deutscher 
Sprache in der Zeitschrift der Deutschen geol. Gesellschaft 1876. 
pag. 293. unter dem Titel: „Geologische Beschaffenheit der 
am rechten Ufer gelegenen Hälfte der Donau - Trachytgruppe 
[St. Andrae-Visegrader Gebirgsstock] nahe Budapest.) 

Szız0, J., Tokaj-Hegyalja taljänak leiräsa s osztaljozäasa. Königl. ung. 
Akad. d. Wiss. 1866. 

(Beschreibung des Tokaj-Hegialja-Trachytgebirges.) 

Poserny, Studien aus dem Salinengebiete Siebenbürgens. No. 1. Jahr- 
buch d. k. k. geol. Reichsanst. 1867. XVII. pag. 475.; No. 2. Jahr- 
buch d. k. k. geol. Reichsanst. 1871. XXL pag 123. 

Hauch, A., Die Lagerungsverhältnisse und der Abbau des Steinsalzlagers 
zu Bochnia in Galizien. Jahrb. d. k. k. geol. Reichsanst. 1851. II. 

Suzss, E., Bemerkungen über die Lagerung des Salzgebirges bei Wie- 
liezka. Sitzungsber. d. kais. Akad. d. Wiss. 1868. LVII. 

ZEUSCHneR, Geognostische Beschreibung des Schwefellagers von Szwoszo- 
wice bei Krakau. Haıpıncer’s Naturwissenschaftl. Abhandlungen 
18550. III. pag. 171. 

Haver, K. v., Untersuchungen über den Brennwerth der Braun- und 
Steinkohlen von den wichtigsten Fundorten im Bereiche der Ööster- 
reichischen Monarchie, nebst einigen statistischen Notizen und An- 
gaben über ihre Lagerungsverhältnisse.. Wien, BraumüLLer 1862. 

(Uebersicht über die tertiären Braunkohlenlager.) 

Haver, Fr, v. und Forrterıe, Fr., Geologische Uebersicht der Bergbaue 

der Österreichischen Monarchie. Wien 1855. 5%. (Französisch.) 


46 * 


704 


Cotta, Bern. v., Erzlagerstätten im Banat und in Serbien. Wien. 
Braumürter. 1864. 8°. 
Poserny, F., Geologisch - montanistische Studie der Erzlagerstätte von 
Rezbänya. Budapest 1874. 
ZernarovicHh, V. v., Mineralogisches Lexikon für das Kaiserthum 
Oesterreich. I. Wien. BraumiLLer. 1859. 
1. A 5 1879. 
(Angeführt wegen der in den tertiären Eruptivgesteinen auf- 
tretenden Mineralien.) 


e Paläontologisches. 


a) Wirbelthiere. 


Suzss, E., Ueber die Verschiedenheit und die Aufeinanderfolge der ter- 
tiären Landfaunen in der Niederung von Wien. Sitzungsber. d. kais. 
Akad. d. Wiss. 1863. 

-- — TÜUeber die grossen Raubthiere der österreichischen Tertiär - Abla- 
gerungen. Sitzungsber. d. kais, Akad. d. Wiss. 1861. XLII. 
Perers, K., Zur Kenntniss der Wirbelthiere aus den Mioecän - Schichten 
von Eibiswald in Steiermark. Denkschr. d. kais. Akad. der Wiss. 

1859. XXIX. und 1870. XXX. 
(Schildkröten, Amphieyon, Viverra, Hyotherium, Rhino- 
ceros, Anchiterium.) 

Vıcex, M., Ueber österreichische Mastodonten. Abhandlnng d. k. k. 
geol. Reichsanst. 1877. VII. (M. tapiroides, Borsoni, angustidens, 
longirostris, arvernensis.) 

Perers, K., Phoca pontica bei Wien. Sitzungsber. d. kais. Akad. d. 
Wiss. 1867. LV. 

— — Das Halitherium - Skelett von Hainburg. Halitherium Cordieri 
Can. Jahrb. d. k. k. geol. Reichsanst. 1867. XVII. pag. 309. 

— — DUeberreste von Dinotherium ans der obersten Miocän-Stufe der 
südlichen Steiermark. Mittheilungen des naturwissensch. Vereins für 
Steiermark. 1871. II. 

Horrnes, R., Anthracotherium magnum Cuv. aus den Kohlen- Ablage- 
rungen von Trifail. (Trifail, Sotzka, Hrastnigg.) Jahrb. d. k. k. 
geol. Reichsanst. 1876. XXVI. pag. 209. 

Krenner, J., Ajnäcsköi ösemlösei (Säugethiere von Ajnäcskö). Arb. d. 
ung. geol. Gesellsch. 1867. III. gag. 114. 

Kusınyı, F., Ajnäcsköi Ösemlösök. (Säugethiere von Ajnäcskö.) Arb. 
d. ung. geol. Ges. 1863. II. pag. 77. 

— — Az O-Buda Kis-Czelli m6sztuffban 1856-ban talält csontmarad- 
vänyok. (Die im Jahre 1856 im Alt - Ofen - Kleinzeller Kalktuffe 
gefundenen Knochenreste.) Arb. d. ung. geol. Gesellseh. 1863. II 
pag: 73. 

Perers, C., Der Lias von Fünfkirchen. (Sitzungsber. d. kais. Akad. d. 
Wiss. 186%. XLVI. pag. 289. (Knochenbreccien von Beremend. 
Sehr viel kleine Nagethiere, Insectenfresser, Fledermäuse, Schlangen.) 

Branpr, F., Bemerkungen über die untergegangenen Bartenwale (Balae- 
noiden), deren Reste im Wiener Becken gefunden wurden. Sitzungs- 
ber. d. kais. Akad. d. Wiss. 1872 LXV. 


— -- Untersuchungen über die fossilen und subfossiien Cetaceen Euro- 


pas. M@m. Acad. St. Petersbourg. 1873. 
(Cetaceen des Wiener Beckens.) 
Surss, E., Neue Reste des Squalodon aus Linz. Jahrb. d. k. k. geol. 
Reichsanst. 1868. XVII. 


705 


Prrers, K., Schildkrötenreste aus den österreichischen Tertiär-Ablage- 
rungen. Denkschr. d. kais. Akad. d. Wissensch. IX. 1855. 

HArertAanDT, G., Ueber Testudo praeceps n. sp., die erste fossile Land- 
schildkröte des Wiener Beckens. Jahrb. d. k. k. geol. Reichsanst, 
1876. XXVI. pag. 249. 


Hecker, J., Beiträge zur Kenntniss der fossilen Fische Oesterreichs. 

Denkschr. d. kais. Akad. d. Wiss. 1850. I. pag. 201. 
-(Meletta sardinites von Radoboj.) 

— — Beiträge zur Kenntniss der fossilen Fische Oesterreichs. Denk- 
schriften d. kais. Akad. d. Wiss. 1856. XI. pag. 187. 

(Labrus Agassizzü, L. parvulus, Ctenopoma Jemelka. Alle 
drei aus dem Leithakalk von Margarethen.) 

— — und Kner R., Neue Beiträge zur Kenntniss der fossilen Fische 
Oesterreichs. Denkschr. d. kais. Akad. d. Wiss. 1861. XIX. pag. 49. 

(Serranus pentacanthus, Trigla infausta, Scorpaena prior, 
Scomber antiquus, Rhombus Heckeli.) 

Kner, R., Kleinere Beiträge zur Kenntniss der fossilen Fische Oester- 
reichs, Sitzungsber. d. kais. Akad. d. Wiss. 1862. XLV. pag. 485. 
(Julis Sigismundi, Palimphemus anceps , Pagrus priscus aus dem 
Leithakalk von Margarethen.) 

 — — und SteımpAcuner F., Neue Beiträge zur Kenntniss der fossilen 

0 Fische Oesterreichs. Denkschr. d. kais. Akad. d. Wiss. 1863. XXI. 

% pag. 17. 

$: (Morrhua aegelfinoides, aus Pod-Sused.} 

_  ÖTEINDACHNER, F., Beiträge zur Kenntniss der fossilen Fischfauna Oester- 

- reichs. Sitzungsber. d. kais. Akad. 1859. XXXVII. pag. 673. 
(Hernalser Tegel: Caranz carangopsis, Scorpaenoptera silu- 
ridens, Sphyraena viennensis, Clinus gracilis.) 

Hecker, Fossiler Gadoid (Brosmius?) aus dem Congerien - Tegel von 
Inzersdorf. Jahrb. d. k. k. geol. Reichsanst. 1851. II. a. pag. 157. 

Fucss, T., Ueber die Fisch-Fauna der Congerien-Schichten. Verh. d. 
k. k. geol. Reichsanst. 1871. pag. 227. 

(Kurze Notiz: Die bisher in den Congerien-Schichten auf- 
gefundenen Fische sind lauter marine Formen.) 


re I me Ar 


Gliederthiere. 


Heer, O., Die Insecten - Fauna des Tertiärgebildes von Oeningen und 
Radoboj in Croatien. Leipzig 1847-1859. 

Max, G., Vorläufige Studien über die Radobojer Formieiden in der 
Sammlung der k. k. geolog. Reichsanstalt. Jahrb. d. k. k. geol. 
Reichsanst. 1867. XVII. pag. 40. 

Reuss, A., Phymatocarcinus speciosus, eine neue fossile Krabbe aus dem 
Leithakalk des Wiener Beckens. Sitzungsber. d. kais. Akad. d. 
Wiss. 1871. LXII. 

— — Die fossilen Entomostraceen des österreichischen Tertiärbeckens. 
Haıpıncer, Naturwiss. Abhandl. 1850. III. pag. 41. 

Bırrner, A., Ueber Phymatocarcinus speciosus Reuss. Sitzungsber. d. 
Wiener Akad. 1877. LXXV, pag. 430. 


Mollusken. 


Horrnes, M., Die fossilen Mollusken des Tertiärbeckens von Wien. 
Abhandl. d. k. k. geol. Reichsanst. 1856. III. (Gastropoden), und 
1870. IV. (Bivalven, beendet von A. Reuss.) 


f 


a ee FI U al ar a Zn un te ae St ann in 2d za FIT Te u Zu 


706 


Revss, A., Die marinen Tertiär - Schichten Böhmens und ihre Verstei- 
nerungen. Sitzungsber. d. k. Akad. d. Wissensch. 1860. XXXIX. 
pag. 207. 

(Enthält auch Korallen und Foraminiferen,) 

— — Die fossile Fauna der Steinsalz - Ablagerung von Wieliczka, 
Sitzungsber. d. kais. Akad. 1867. LV. 

(Enthält auch Foraminiferen, Korallen und eine Krabbe.) 

Horrnes, R., Die Fauna des Schliers von Ottnang. Jahrb d. k. k. 
geol. Reichsanst. 1875. XXV. pag. 339. 

(Enthält auch einige Spatangiden ) 

Rorre, Fr., Ueber einige neue oder wenig gekannte Mollusken - Arten 
aus Tertiär-Ablagerungen. Sitzungsber. d. kais. Akad. d. Wissensch. 
1861. XLIV. 

(Valvata batatonica, Venus Ungeri, Cyrena lignitaria, Cyr. 
subtellinoides, Modiola stiriaca etc. etc.) 

— —  Teber einige neue Acephalen - Arten aus den unteren Tertiär- 
Schichten Oesterreichs und Steiermarks. Sitzungsber. d. kais. Akad. 
d. Wiss. 1859. XXXV. pag. 19. 

Reuss, A., Ein Beitrag zur Paläontologie der Tertiär- Schichten Ober- 
schlesiens. Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges. 1601. 

SCHwARrTZz v. MOHRBNSTERN, Ueber die Familie der Rissoiden. Denk- 
schriften. d. kais. Akad. d. Wiss. 1861. XIX. (Rissoina), und 1564. 
XXIH. (Rissoa). 


Pırrsca, P., Ueber die sogenannten versteinerten Ziegenklauen aus dem 
Plattensee in Ungarn und ein neues, urweltliches Geschlecht zwei- 
schaliger Conchylien. Annalen des Wiener Museums der Natur- 
geschichte 1836. 

(Congeria subglobosa, triangularis, balatonica und spa- 
thulata.) 

Czizex, J., Ueber die Congeria Partschi. Hawınger, Naturwissensch. 
Abh. 1850. III. pag. 129. 

SroLıczka, F., Beitrag zur Kenntniss der Mollusken-Fauna der Cerithien- 
und Inzersdorfer Schichten des ungarischen Tertiärbeckens. Verh. 
d. k. k. zool.-bot. Ges. 1862. pag. 529. 

Reuss, A., Paläontologische Beiträge. Sitzungsber. d. kais. Akad. d 
Wiss. 1868. LVI. 

(Valenciennesia annulata Reuss.) 

Rorır, F., Die Lignit - Ablagerungen des Beckens von Schönstein in 
Untersteiermark und ihre Fossilien. Sitzungsber. d. kais. Akad. d. 
Wiss. 1860: XLI. pag. 7. 

Gosanz, J., Die fossilen Land- und Süsswasser-Mollusken des Beckens 
von Rein in Steiermark. Sitzungsber. d. kais. Akad. d. Wiss. 1854. 
XII. pag. 180. 

Neumayr, M., Beiträge zur Kenntniss tertiärer Binnen-Faunen. Jahrb. 
d. kiK. geol. Reichsanst. 1869. XX. pag. 355. 

(1. Die dalmatinischen Süsswasser-Mergel. — 2. Die Con- 
gerien-Schichten in Croatien und West-Slavonien.) 

Fuchs, T., Die Fauna der Congerien-Schichten von Radmanest. Jahrb. 
d. k. k. geol. Reichsanst. 1870. XX. pag. 343. 

— — Die Fauna der Congerien - Schichten von Tihany am Plattensee 
und Küp bei Päpa in Ungarn. Jahrb. d. k. k. geol. Reichsanst. 
1870. XX. pag. 531. 

- — Neue Conchylien-Arten aus den Congerien - Schichten und aus 
den Ablagerungen der sarmatischen Stufe. Jahrbuch d. k. k. geol, 
Reichsanst. 1873. XXIII. pag. 19. 


707 


Nevmayr, M. und Pıvr, K., Die Congerien- und Paludinen - Schichten 

Slavoniens und deren Fauna. Ein Beitrag zur Descendenz-Theorie. 
- Abhandl. d. k. k. geol. Reichsanst, 1875. VII. 

Hoernes, R., Ein Beitrag zur Kenntniss der Neogen - Fauna von Süd- 
steiermark und Croatien. Jahrb. d. k. k. geol. Reichsanst. 1875. 
XXV. pag. 69. 

— — Valeneiennesia-Schichten aus dem Banat. Jahrb. d. k. k. geol. 
Reichsanst. 1875. XXV. pag. 69. 

Brusına Sririnıon, Fossile Binnen - Mollusken aus Dalmatien, Kroa- 
tien und Slavonien. Agram 1874. 

Pırar, S., Geologische Untersuchungen in Kroatien. Agram 1873 (in 
kroatischer Sprache). 


Echinodermen, Korallen und Bryozoen. 


Lavure, G., Die Echinoiden der österreichisch-ungarischen oberen Tertiär- 
Ablagerungen. Abhandl. d. k. k. geol. Reichsanst. 1871. V. 

Loczv, L., Echinodermen aus den Neogen - Ablagerungen des weissen 
Körösthales. (Termeszetrajzi füzetek 1877. I.) 

Reuss, A., Die fossilen Polyparien des Wiener Tertiärbeckens. Haı- 
DInGEr, Naturwiss. Abhandl. 1848. II. pag, 1. 

— — Die fossilen Korallen des österreichisch - ungarischen Miocäns. 
Denkschr. d. kais. Akad. d. Wiss. 1872. XXXI. pag. 197. 

— — Die fossilen Bryozoen des österreichisch - ungarischen Miocäns. 
Denkschr. d. kais. Akad. d. Wiss. 1874. XXXII. pag. 141. 

(Salicorniadea , Cellularidea , Membraniporidea. Wird von 
A. Manzonı fortgesetzt.) 


Foraminiferen. 


Orzısny, A., Foraminiferes fossiles du bassin tertiaire de Vienne 
(Autriche) decouverts par Exc. le Chevalier J. pe Hıver. Paris 
1846, Guie & Comp. 

CzJZEx, j Beitrag zur Kenntniss der fossilen Foraminiferen des Wiener 
Beckens. Haıpinger, Naturw. Abhandl. 1848. II. pag. 137. 

NEUGEBOREN, L., Die Foraminiferen aus der Ordnung der Stichostegier 
von Ober-Lapugy in Siebenbürgen. Denkschr. d. kais. Akad. d. 
Wiss. 1856. XII. pag. 69. 

— — Die Cristellarien und Robulinen aus der Thierclasse der Fora- 
miniferen aus dem marinen Miocän bei Ober-Lapugy in Siebeubürgen. 
Archiv des Vereins für siebenbürgische Landeskunde 1872. X. 

Reuss, A., Neue Foraminiferen aus den Schichten des österreichischen 
Tertiärbeckens. Denkschr. d. kais. Akad. d. Wissensch. 1850. 1. 
pag. 360. 

— -- Die fossile Fauna der Steinsalz- Ablagerungen von Wieliczka in 
Galizien. Sitzungsber. d. kais. Akad. d. Wiss. 1867. 

(Enthält auch Korallen und Mollusken.) 

Kırrer, F., Zur Foraminiferen-Fauna in Oesterreich. Sitzungsber. d 

kais. Akad. d. Wiss. 1867. LV. 
(Schlier.) 

— — Ueber das Auftreten der Foraminiferen in dem marinen Tegel 
des Wiener Beckens. Sitzungsber. d. kais. Akad. d. Wissensch. 
1861. XLIV. 

— — Ueber das Auftreten der Foraminiferen in den Mergeln der ma- 
rinen Uferbildungen (Leithakalk) des Wiener Beckens, "Sitzungsber. 
d kais. Akad, d. Wiss. 1864. L. 


708 


Kırker, F., Die miocäne Foraminiferen- Fauna von Kostej im Banat. 
Sitzungsber. d. kais. Akad. d. Wiss. 1868. LVII. 

—_ — Ueber das Auftreten der Foraminiferen in den brackischen 
Schichten (Tegel und Sand) des Wiener Beckens. Sitzungsber. d. 
kais. Akad. d. Wissensch. 1869. XLVII. 

— — Geologie der Franz-Josefs-Hochquellen-Wasserleitung. Abhandl. 
d. k. k, geol. Reichsanst. 1877, IX. pag. 370. 


Pflanzen. 


Unger, F., Blätterabdrücke aus dem Schwefelflötz von Szwoszowice in 
Galizien. Haıpinger, Naturwiss. Abh. 1850. III. pag. 121. 

— — Die Pflanzenreste im Salzstocke von Wieliczka. Denkschr. d. k. 
Akad. d. Wiss, 1850. I. pag. 311. 

— — Die fossile Flora von Sotzka. Denkschr. d. kais. Akad. d. Wiss. 
1851. II. pag. 131. 

— — Abbildung und Beschreibung fossiler Pflanzen. Denkschr d. k. 
Akad. d. Wiss. 1852. IV. pag. 79. ; 

(Radoboj. — Parschlug.) 

— — Ein fossiles Farnkraut aus der Ordnung der Osmundaceen, nebst 
vergleichenden Skizzen über den Bau des Farnstammes, Denkschr. 
d. kais. Akad. d. Wiss. 1854. VI. pag. 197. 


— — Die fossile Flora von Gleichenberg. Denkschr. d, kais. Akad, 


d. Wiss. 1854. VII. pag. 157. 

— — DUeber fossile Pflanzen des Süsswasserkalkes und Quarzes. Denk- 
schriften d. kais. Akad. d. Wiss. 1858. XIV. pag. 1. 

— — Syiloge plantarum fossilium, Samml. fossiler Pflanzen, besonders 
aus der Tertiärformation. Denkschr. d. kais. Akad. d. Wiss. 1861. 
XIX, pag. 1. 

(Radoboj, Parschlug etc.) 

— —  Sylloge plantarum fossilium. Pugillus secundus. Denkschr. d. k. 
Akad. d. Wiss. 1864. XXI. pag. 1. 

(Sotzka, Radoboj, Parschlug,.) | 

— — Sylloge plantarum fossilium. Pugillus tertius et ultimus. Denk- 
schriften d. k. Akad. d. Wiss. 1806. XXV. pag. 1. 

(Sotzka, Radoboj, Parschlug.) 

— — Die fossile Flora von Radoboj in ihrer Gesammtheit uud nach 
ihrem Verhältnisse zur Entwickelung der Vegetation der Tertiärzeit. 
Denkschr. d. kais. Akad. d. Wiss. 1869. XXIX. pag. 125. 

— — Die fossile Flora von Szäntö in Ungarn. Denkschr. d. kais. 
Akad. d. Wiss. 1870, XXX. pag. 1. 

Errinssuausen, C., v., Fossile Pflanzenreste aus dem trachytischen 
Sandstein von Heiligenkreuz bei Kremnitz. Abhandl. d. k. k. geol. 
Reichsanst. 1852. I. 

— — Beitrag zur Kenntniss der fossilen Flora von Tokay. Sitzungsber 
d. kais. Akad. d. Wiss. 1859. 

— — Die tertiären Floren der Umgebungen von Wien. Abhandl. d. 
k. k. geol. Reichsanst. 1855. II. 

— — Die fossile Flora von Köflach in Steiermark. Jahrb. d. k. k. 
geol. Reichsanst, VIII. 1857. 

— — Die fossile Flora des Tertiärbeckens Bilin. Denkschriften d. k. 
Akad. d. Wiss, 1866. 1868. 1869. 

— — Beiträge zur Kenntniss der fossilen Flora von Radoboj, Sitzungs- 
ber, d, kais. Akad. d. Wiss, 1870. 


709 


Errinssuatsen, C. v., Die fossile Flora von Sagor in Krain. Denkschr. 
d. kail. Akad. d. Wiss. 1872. XXVII.pag. 159. 

— — DUeber Castanea vesca und ihre vorweltliche Stammart. 
ber. d. kais. Akad. d. Wiss. 1872. LXV. | 

Srur, D., Beiträge zur Kenntniss der Flora des Süsswasser - Quarzes, 
der Congerien- und Cerithien-Schichten im Wiener und ungarischen 
Becken. Jahrb. d. k. k. geol. Reichsanst. 1867. XVII. pag. 77. 

— — Ueber zwei neue Farne aus den Sotzka - Schichten von Möttnig 
in Krain. Mit zwei Tafeln. Jahrb. d. k. k, geol. Reichsanst. 1870. 
pag 1. (Aspidium Trinkeri und Osmunda Grutschreiber:.) 

ANDRAE, J., Tertiär-Flora von Szakada: und Thalheim in Siebenbürgen, 
Abh. d. k. k. geol. Reichsanst. 1855. I. 

KovArs, J., Fossile Flora von Erdöbenye. 
1556. I. pag. 1. 


Sitzungs- 


Arb. d. ung. geol. Ges. 


710 


2. Mineralogisch - petrographische Mittheilungen aus 
dem Berliner mineralogischen Museum. 


Von Herrn Ta. Liesisca ın Berlin. 


Il. Ueber die von Dr. G. ScHweEinFUrTa in der 
mittelaegyptischen Wüste gesammelten massigen. 
Gesteine. 


Herr Dr. G. SchwEInFurtH übergab dem Berliner mine- 
ralogischen Museum eine Sammlung von Gesteinsstücken, 
welche von ihm auf einer Reise durch die mittelägyptische 
Wüste zwischen dem Nil und dem Rothen Meere (24. März 
bis 18. Mai 1877) aufgenommen wurde. Dem Wunsche des 


Herrn SCHWEINFURTH entsprechend sollen im Folgenden die 


Resultate der mikroskopischen Analyse dieser Gesteine mit- 
getheilt werden. 

Ueber die orographischen und geognostischen Verhältnisse 
der mittelaegyptischen Wüste liegen einige kurze Notizen der 
Herren GVssFELDT und SCHWEINFURTH in PETERMANN’s Geo- 
graphischen Mittheilungen, Jahrg. 1876. pag. 221., Jahrg. 1877. 
pag. 252. und 387. vor. Hiernach erhebt sich südlich von 
dem zum Rothen Meere ausgehenden Wadi Araba, 29° n. Br., 
eine wellige Hochfläche, „Hammäda“ genannt, von ca. 1200 M. 
Höhe. In den steilen nördlichen Abfall dieses nach SCHWEIN- 
FURTH aus Schichten der mittleren Kreideformation zusammen- 
gesetzten Plateaus — die südliche Galala — sind wilde Fels- 
thäler tief eingeschnitten. Dem Betrachter, welcher die Höhe 
des Plateaus erstiegen hat, bietet sich der Anblick des krystal- 
linischen Gebirges, welches in kühnen Bergformen über die 
Hochfläche emporragt, dar. Das Gebirge, unter 28° 40’ 
n. Br. beginnend und von da bis in das Sudahn sich er- 
streckend, besteht aus einer Reihenfolge isolirter Berge, deren 
Gipfel durch hahnenkammartige gewaltige Zacken ausgezeichnet 
sind. Die Reliefformen, welche hier die massigen Gesteine 


angenommen haben, verleihen der ost-ägyptischen Wüste einen 


eigenartigen Charakter, 


ul 


Die im Nachstebenden erwähnten, auf eine Erstreckung 
von ca. 1,5 Breitengrade vertheilten Fundorte sind zum Theil 
auf Blatt II. der Karte von Inner- Afrika in dem Ergänzungs- 
band II. der Geogr. Mitth. und zum Theil auf Tafel XIV. im 
XXIIH. Bde. Jahrg. 1877 derselben Mittheilungen verzeichnet. 


l. Gebel Om el Tenasseb.*) 


Die Hauptmasse des ca. 1200 M. hohen Berges besteht 
aus Granitporphyr (Coll. Schw. No. 34). In feinkörniger 
rothbrauner Grundmasse liegen zahlreiche Einsprenglinge von 
fleischrothen Orthoklas- und Plagioklaskrystallen, grauen 
Quarzkrystallen und grünlichschwarzen Biotitblättchen. Adern 
von Epidot durchzieben das Gestein. Im Dünnschliff unter 
dem Mikroskop löst sich die Grundmasse in ein gleichmässig 
körniges Gemenge von Quarz-, ÖOrthoklas- und Plagioklas- 
körnern auf. Die porphyrischen Plagioklas - Einsprenglinge 
zeigen häufig zwei fast normal zu einander stehende Schaaren 
von Lamellen in Zwillingsstellung, nach den Gesetzen: Dre- 
hungsaxe die Normale auf © P&, resp. Drehungsaxe die 
Makro-Axe. | 

Der graue Granitporphyr (Coll. Scuw. No. 31) er- 
innert durch seinen Habitus an gewisse gangformig auftretende 
Granitporphyre des Riesengebirges in Schlesien. In grauer 
feinkörniger, gegenüber den Einsprenglingen zurücktretender 
Grundmasse liegen weisse, zuweilen fast adularartige Ortho- 
klas- und Plagioklaskrystalle, graue Quarze in Form von 
hexagonalen Pyramiden und grünlichschwarze Biotitblättchen. 
Die mikroskopische Untersuchung eines Dunnschliffes ergab, 
dass die Quarz- und Orthoklas- Gemengtheile der Grundmasse 
einander schriftgranitartig in der von Lossen und RosENnBuscH 
beschriebenen Weise durchdringen. Das vorliegende Gestein 
dürfte eines der schönsten Beispiele für dieses Structurverhält- 
niss darbieten. 

In der Hauptmasse des Gebel Om el Tenasseb_ tritt 
gangförmig ein prismatisch abgesondertes Gestein auf, welches 
seinem Habitus nach ein Felsitporphyr ist. Vielleicht ge- 
hört es zu den porphyrisch ausgebildeten Gangvorkommen 
granitischer Gesteine. Das Handstück (Coll. Scaw. No. 33) 
rübrt von einem dem Gebel Om el Tonasseb im Norden vor- 
gelagerten Hügel her. Die vorwiegende rothbraune, feinkör- 


*) Am Gebel Om el Tenasseb verweilten die Herren ScaweEinFuRrTH 
und GüssseLpr schon auf ihrer gemeinsamen Reise im Jahre 1876. Die 
südlicher gelegenen Berge bis zum Gebel Duchän wurden von Herrn 
SCHWEINFURTH allein im Jahre 1877 besucht. 


712 


nige Grundmasse umschliesst sparsame röthlichweisse Ortho- 
klas- und Plagioklaskrystalle.e Die Betrachtung des Dünn- 
schliffs lehrt, dass dieses Gestein jene Structureigenthumlichkeit, 
welche von Rosengusch als „Granophyrstructur mit Pseudo- 
sphärolithen“ bezeichnet wurde*), in vorzüglichster Ausbildung 
besitzt. Bei makroskopischer Betrachtung ist keine Spur von 
Sphärolithen wahrzunehmen. 

Ein anderes gangförmig am Gebel Om el Tenasseb auf- 
tretendes Gestein (Coll. Schuw. No. 35) ist ein feinkörniger 
grünlichschwarzer Diabas, welcher aus einem gleichmässig 
körnigen Gemenge von Plagioklas, Augit, Hornblende, Magnet- 
eisen, Eisenkies, Apatit und sparsamen Quarzkörnern besteht. 
Seiner Zusammensetzung wie seinem Habitus nach gleicht das 
Gestein gewissen Diabasen, welche Gänge im Lausitzer Granit 
bilden. 


92. Wadi Mor. 


Sudwestlich vom Gebel Om el Tenasseb erstreckt sich 
von Ost nach West ein vier Stunden langes Seitenthal, das 
Wadi Mor, an dessen Hängen Herr ScHwEinFurta eine Fülle 
von Versteinerungen“*) antraf. Das Thal gehört dem Gebiet 
der Wasserscheide zwischen dem Nil und dem Rothen Meere 
an. Die Felsen im oberen Wadi Mor unfern der Wasserscheide 
bestehen aus einem gleichmässig feinkörnigen Gestein von 
bräunlichschwarzer Farbe (Coll. Schw. No. 26), welches pris- 
matisch säulenformig abgesondert ist, und aus einem Gemenge 
von Orthoklas, Plagioklas, Quarz, zahlreichen grünlichschwar- 
zen Biotitkrystallen, Apatit und Magneteisen besteht. Diese 
Zusammensetzung weist dem Gestein einen Platz unter den 
feinkörnigen Graniten an. 

Wichtig ist die Beobachtung des Herrn SCHWEINFURTH, der- 
zufolge im oberen Wadi Mor ein grobkörniger Granit in Con- 
tact tritt mit dem rothen Sandstein, welchem die Schichten 
der mittleren Kreideformation in Aegyten aufgelagert sind. 
Auch dieser Granit ist nach Herrn SCHWEINFURTH prismatisch 
säulenförmig abgesondert. Das Handstück (Coll. Scuw. No. 28) 
besteht aus einem grobkörnigen Gemenge von fleischrothem 
Orthoklas, weissem Plagioklas, grauem Quarz und schwarzem 
Biotit. Zuweilen sind die beiden Feldspäthe in paralleler 
Stellung verwachsen. Das Contactstück (Coll. Schw. No. 29) 


*) Vergl. Zeitschr. d. d. geol. Ges.:Bd. XXVIII. 1876. pag. 383. 
und 386. — Mikroskopische Physiographie der massigen Gesteine 1877. 
pag. 31—33. 

*%*) Dieselben befinden sich in dem Berliner paläontologischen 
Museum. 


713 


zeigt eine innige Verbindung von Granit und Sandstein. Ver- 
zweigungen der Granitsubstanz, deren Feldspäthe an den Be- 
ruhrungsstellen mit dem Sandstein z. Th. verwittert sind, 
reichen in die Sandsteinmasse derart hinein, dass schliesslich 
eine Vermischung der Gemengtheile beider Gesteine eintritt. 
Feldspathkrystalle, welche dem Granit angehören, erscheinen 
ringsum von Sandstein umgeben. 


3. Gebel Gharib. 


Herr SCHWEINFURTH giebt folgende Beschreibung: „Der 
Gharib ist das merkwürdigste Gebirge, das ich noch bis jetzt 
kennen gelernt habe. Es ist ein Tenasseb in zwei- bis drei- 
facher Proportion. Mit diesem Berge theilt er das Porphyr- 
gestein, die isolirte Lage, die Zackenmenge, den sternförmigen 
Grundriss seines Baues und schliesslich die Eigenthumlichkeit, 
dass er nach Osten ganz öhne alle Vermittelung von Vor- 
hügeln oder Abstufungen mit seinen relativ 6000 Fuss hohen 
Steilwänden direct an die Ebene grenzt, welche, ohne von der 
geringsten Hügelwelle unterbrochen zu sein, sich bis an die 
Korallenfelsen am Ufer des Rothen Meeres ausdehnt..... Ich 
glaube bestimmt, dass der Gharib der höchste Berg Aegyptens 
sei, vielleicht 8000 Fuss hoch.“ 

Die vom Gebel Gharib vorliegenden Gesteinsstucke (Ooll. 
Scaw. No. 8, 10—13) sind Hornblendegranite, grobkör- 
nige Gemenge von Orthoklas, Quarz und Hornblende. Die 
Orthoklaskrystalle besitzen eine braunrothe bis isabellgelbe . 
Farbe und zeigen im Dünnschliff im polarisirten Licht bei ge- 
kreuzten Nicols perthitartige Plagioklas - Einlagerungen. Die 
Hornblende ist schwarz und wird nur schwierig mit dunkel- 
grüner Farbe durchsichtig. Die Quarzkrystalle sind reich an 
Flüssigkeitseinschlüussen mit beweglichen Libellen. 

Die Bezeichnung Gebel Gharib trägt das Handstück (Coll. 
Scuw. No. 9), welches aus Quarz, der über 8 Cm. lange, 
gsrüunlichschwarze Hornblendekrystalle umschliesst, besteht. 


4. Gebel Dara. 


Der Gebel Dara, südlich vom Gebel Gharib unter 27° 85’ 
nördl. Br. und 32° 55’ östl. L. von Greenwich gelegen, besitzt 
nach SCHWEINFURTH eine ausgezeichnete Hahnenkammbildung. 

‚Die drei vorliegenden Handstucke (Coll. Schw. No. 16—18) 
sind Varietäten eines schönen Quarzporphyrs, welche sich 
lediglich durch die verschiedene Grösse der Gemengtheile und 
durch die abweichende Färbung der Grundmasse unterscheiden. 
In einer grünlichgrauen bis dunkelblaugrauen, über die Ein- 


714 


sprenglinge vorwaltenden Grundmasse liegen Quarzkrystalle 
(1—53 Mm.), dunkelbraunrothe Orthoklas- und Plagioklas- 
krystalle. Zuweilen schliessen die Orthoklase Quarzkrystalle 
und Plagioklaslamellen ein. Gesetzmässige schriftgranitähn- 
. liche Durchdringungen von Orthoklas und Quarz wurden nicht 
beobachtet. Im Düunnschliff unter dem Mikroskop löst sich 
die Grundmasse in ein krystallinisch körniges Gemenge von 
Orthoklas, Quarz und zahlreichen Hornblendekrystallen auf. 
Es ist charakteristisch für die vorliegenden Gesteine, dass 
unter den porphyrischen Einsprenglingen Hornblendekrystalle 
nicht wahrzunehmen sind. Am deutlichsten erscheinen die 
mikroskopischen Hornblendekrystalle in der Grundmasse von 
(Coll. Scaw. No. 16a.). Ihre Grösse beträgt hier in der Rich- 
tung der Axe c 0,06 — 0,15 Mm., in der darauf senkrechten 
Richtung 0,01—0,03 Mm. Querschnitte annähernd normal zur 
Axe ec zeigen die Combinatioin oP, oP &. Die Spaltbarkeit 
parallel den Flächen des Prismas oP ist auch bei diesen 
winzigen Krystallen deutlich zu beobachten. Schnitte annä- 
hernd parallel der Axe c erscheinen dunkelgrün, wenn die 
Richtung der Axe c parallel der Schwingungsebene des Pola- 
risators geht, hellgelblichgrun, wenn jene Richtung normal zu 
derselben Schwingungsebene steht. Die Durchschnitte senk- 
recht zur Axe c zeigen ähnliche Farbenunterschiede von dunkel- 


grun und hellgrun. Die Auslöschung auf Durchschnitten an- 


nähernd parallel der Symmetrieebene findet zwischen gekreuzten 
Nicols statt, wenn die Schwingungsebene eines der beiden 
Niecols unter ca 3° gegen die Axe c geneigt ist. — Biotit ist 
nicht wahrzunehmen. 

In den Handstücken (Coll. Scuw. No. 16 und 17) sinken 
die Dimensionen der mikroskopischen Hornblendekrystalle noch 
weiter herab. Ich fand ca. 0,02—-0,06 Mm. in der Richtung 
der Axe c, ca. 0,002 — 0,006 Mm. in den zu c senkrechten 
Richtungen. Erst bei 700facher Vergrösserung sind die Quer- 
schnitte annähernd normal zur Axe e deutlich zu erkennen. 
Ihre Begrenzung wird ebenfalls durch die Formen oo P und 
oP & gebildet. Spaltbarkeit konnte nicht mehr beobachtet 
werden. Dagegen sind auch diese Hornblendekryställcheu noch 
stark pleochroitisch. Die dunkelblaugraue Färbung der Grund- 
masse des Gesteins (Coll. Schw. No. 17.) ist der massen- 
haften Anhäufung von mikroskopischen Hornblendekrystallen 
zuzuschreiben. *) 

Gehören diese Gesteine zu den porphyrisch ausgebildeten 
a ? 


*) Mit No. 17 stimmt makroskopisch und mikroskopisch ein unter 
den nordischen Diluvialgeschieben vorkommender Quarzporphyr voll- 


715 


5. Berg zwischen Gebel Gharib und Gebel 
Kufara. 


Das Gestein (Coll. Schw. No. 14) ist ein „Labrador- 
porphyı*, Diabasporphyrit (nach Rosengusch), mit schwar- 
zer, dichter Grundmasse, in welcher zahlreiche, nach P& 


_ tafelförmige, grünlichweisse Plagioklaskrystalle ausgeschieden 


sind. Die Ausdehnung der Plagioklase in der Richtung der 
Axe c beträgt ca. 2 Cm., die Breite der Tafeln ca. 2 Mm. 
Auf der Basis bemerkt man Zwillingsstreifung nach dem Gesetz: 
Drehungsaxe die Normale auf oP ©; auf oP © selbst wurde 
keine Zwillingsstreifung beobachtet. Die Grundmasse erscheint 
im Dünnschliff unter dem Mikroskop als ein Gemenge von 
Plagioklaskrystallen, zwischen denen eine blassgrünlich durch- 
scheinende Substanz, vielleicht aus der Umwandlung von Augit 
hervorgegangen, vorhanden ist. Die schwarze Färbung wird 
durch fein vertheiltes Magneteisen verursacht. 

Ein zweites Handstüuck (Coll. Schw. No. 14a.), welches 
zeigt, dass das Gestein schiefwinklig parallelepipedisch abge- 
sondert ist, stimmt mit No. 14 in der Zusammensetzung 
überein; nur ist ein Theil der Plagioklase in Epidot um- 
gewandelt. | 

Von derselben Localität liegt ein Quarzporphyr (Coll. 
Schw. No. 15) von dem T'ypus der dunklen Elfdalener Por- 
pbyre vor, welcher dadurch bemerkenswerth ist, dass in der 
dichten, bräunlichschwarzen Grundmasse neben ÖOrthoklas, 
Plagioklas und Quarz auch noch deutliche Augitkrystalle von 
ca. 1 Mm. Länge ausgeschieden sind. Im Dünnschliff wurden 
Augitquerschnitte nahezu normal zur Axe c beobachtet, welche 
die Combination des Hauptprismas mit dem Ortho- und Klino- 
pinakoid zeigen. Auch die bedeutende Auslöschungsschiefe 
auf Durchschnitten nahezu parallel der Symmetrieebene lässt 
an der Deutung der in Rede stehenden Krystalle als Augite 
keinen Zweifel. Die Grundmasse ist krystallinischh Man be- 
merkt unter dem Mikroskop Feldspath- und Quarzkrystalle. 
Auf Kluftflächen ist das Gestein epidotisirt. 


6. Gebel Mangul. 


Dieser Gebirgsstock liegt 2 Stunden WSW vom Gebel 
Dara und 9 Stunden SSW vom Gebel Gharib. Die Haupt- 


ständig überein. Vergl, Tn. Lıesg.: Ueber die in Form von Diluvial- 
geschieben in Schlesien vorkommenden massigen nordischen Gesteine. 
1874. pag. 23. (6.) Auch die Uebereinstimmung der Mehrzahl der übri- 
gen vorliegenden ägyptischen Gesteine mit gewissen Gesteinen aus dem 
skandinavischen Norden ist eine auffallende. 


716 


masse desselben ist ein Quarzporphyr (Coll. Schw. No. 23) 
mit lavendelblauer bis graubrauner mikroskopisch feinkörniger 
Grundmasse, in welcher 1—2 Mm. grosse Einsprenglinge von 
Quarz, Orthoklas und Plagioklas liegen. 

Ein zweites Handstück (Coll. Schw. No. 24) ist reich an 
Einsprenglingen, unter denen weisse ÖOrthoklaskrystalle bei 
weitem vorwalten. Die Grundmasse erscheint im Dünnschliff 
als ein ausgezeichnet krystallinisch körniges Gemenge von 
Orthoklas, Quarz und zahlreichen Biotitkrystallen. 


7. Gebel el Set. 


Die Hauptmasse dieses am Golf von Suez gelegenen 
Berges ist ein grobkörniges Gemenge von dunkelbraunrothem 
Orthoklas, der stellenweise in Epidot umgewandelt ist, spar- 
samen (Juarzkörnern und vereinzelten grünlichschwarzen Glim- 
merblättchen, also ein quarz- und glimmerarmer Granit (Coll. 


'Scaw. No. 18—20). 


8. Vorhügel des Gebel Kuffara und des 
Gebel Harba. 


Diese Vorhügel sind bedeckt von grossen, plattenformig 
abgesonderten Granit-Blöcken (Coll. Scauw. No. 1, 2). Das 
Gestein ist ein körniges Gemenge von fleischrothem Oıthoklas, 
weissem Plagioklas, grauem Quarz, schwarzem und grünlich- 
schwarzem Biotit. Accessorisch findet sich Titanit. 

Durch den Granit setzen verticale Gänge von Quarz- 
porphyr (Mikrogranit nach der DBezeichnungsweise von 
Rosengusch). Das Gestein (Coll. Schw. No. 3) enthält in 
vorwaltender braunrother feinkörniger Grundmasse grosse 
Quarzdihexaäder, röthlichweisse Orthoklaskrystalle und spar- 
same grünlichschwarze Glimmerblättchen ausgeschieden. Im 
Dünnschliff beobachtet man eine gesetzmässige schriftgranit- 
artige Durchdringung der Orthoklas- und Quarzgemengtheile 
der Grundmasse. | 


9. Gebel Harba. 


Der Diabasporphyrit (Coll, Schw. No. 5) enthält in 
schwarzer dichter Grundmasse 2 — 4 Mm. grosse, meist in 
Epidot umgewandelte Plagioklaskrystalle. Die Grundmasse hat 
dieselbe Beschafferheit wie diejenige des Gesteins No. 14. 


10. Gebel Duchän. 


Die mikroskopische Beschaffenheit des Porphyrites vom 
Gebel Duchän ist neuerlichst von ROSENBUSCH zutreffend be- 


717 

schrieben worden.*) In der Schweinrurtm’schen Sammlung 
befinden sich zwei Handstücke (No 21 u. 21a.), welche das 
von Rosengusch beschriebene röthliche Umwandlungsproduct 
der Plagioklaskrystalle enthalten. RosEnBUScH hegt Bedenken, 
dasselbe für Epidot zu erklären, da der starke Pleochrismus 
zwischen grüngelb und pfirsichblüthroth ungewöhnlich sei. Nun 
ist von BREWSTER ein carminrothes epidotähnliches Mineral, 
der Withamit, aus Trapp von Glencoe in Argyleshire , es 
schrieben erden, welches ebenfalls jene Farbenunterschiede 
im polarisirten Lichte zeig. Auch der Withamit ist ein Um- 
wandlungsproduct eines asymmetrischen Feldspathes, und das 
Gestein, in welchem er sich findet, ist ebenfalls ein Por- 
phyrit. Die Vergleichung von Dünnschliffen der beiden Por- 
phyrite zeigt eine grosse Uebereinstimmung des Withamites aus 
Schottland mit dem röthlichen Mineral in dem ägyptischen 
Porphyrit.. Nur sind die Withamitkrystalle häufig radial an- 
geordnet, was ich bei den Krystallen des ägyptischen Minerals 
nicht beobachten konnte. 

Die Bergwände im Wadi Om Sidr am Gebel Duchän be- 
stehen aus einem grobkörnigen Granit (Coll. Schw. No. 25), 
dessen Gemengtheile dunkelfleischrother Orthoklas, grauer Quarz 
und schwarzer, zu kleinschuppigen Partieen Aneelanfier Glim- 
mer sind. 

Das Material eines Tempels aus Haprıan’s Zeit am Gebel 
Duchän ist ein grobkörniger Granit (Coll. Scuw. No. 30), 
welcher dem bekannten Granit von Syene sehr ähnlich ist. 


ll. Gebel Gattär. 


Die Hauptmasse des zackigen Bergstockes ist ein platten- 
förmig abgesonderter Granit (Coll. Schw. No. 27) mit fleisch- 
rothem Orthoklas, grauem Quarz und sparsamen grünlich- 
schwarzen Glimmerschüppchen. 

Krystallinisch - schieferige Gesteine, welche nach der Be- 
schreibung von O. Frass**) im Süden des Gebel Gattär 
Sur eten sind in der nude Sammlung nicht 


‚ vertreten. 


*) Mikrosk. Physiogr. der massigen Gesteine 1877. pag. 290. 
**) Aus dem Orient 1867. pag. 33. ff. 


Zeits. d.D. geol. Ges. XXIX., 4. 47 


718 


II. Ueber einige Gesteine aus Central-Afrika. 


Unter einer Sammlung von Gesteinsstucken aus Central- 
Afrika, welche Herr Dr. G. SCHWEINFURTH in dem Berliner 
mineralogischen Museum niederlegte, befinden sich einige Hand- 
stucke des Glimmerschiefers, welcher die Hauptmasse des 
Baginse-Berges im östlichen Niam-Niam-Land bildet,*) Dieser 
Glimmerschiefer führt Quarzausscheidungen, welche Krystalle 
von Biotit, Muscovit und Disthen umschliessen. Der Disthen 
besitzt nicht die gewöhnliche himmelblaue Farbe. Er ist 
spargelgrün. Zahlreiche schwarze Biotitblättchen sind parallel 
der Hauptspaltungsfläche M (100) ©P & eingeschaltet. Beob- 
achtet wurden folgende Flächen aus der Zone der Axe c: 


M (100)oP&, T (010) oP&, o (110) © ’P, 
1 (110) oP', k 210) oP’2. 


Endflachen sind an den vorliegenden Exemplaren nicht 
vorhanden. Einige der Krystalle sind Zwillinge nach dem 
Gesetz: Drehungsaxe die Normale zur Fläche M. 

In derselben Sammlung befindet sich ein Handstück des 
Gesteins, welches nach SCHWEINFURTH an einem kleinen Hügel 
zwischen dem Dimoflusse und dem Molmulbache bei Dimo’s 
Dorf im Djur-Lande ansteht.**) Es ist ein schiefriges mittel- 
körniges Gemenge von vorwaltenden schwarzen, glasglänzen- 
den Hornblendekrystallen, weissen Plagioklaskrystallen und 
sehr untergeordnet auftretenden, kleinen Quarzkörnern. Dem- 
nach ist das Gestein zu den Hornblendegneissen zu 
rechnen. Die Hornblende besitzt starken Pleochroismus. In 
einem dünnen Schliff sind die Farben derjenigen Lichtstrablen, 
welche parallel zu den Elastieitätsaxen c, b, a schwingen: 

seladongrun, olivengrün, strohgelb, 


III. Ueber einige Syenitporphyre des südlichen 
Norwegens. 


In einer Mittheilung an G. vom Raru beschrieb Eck ***) 
einen Syenitporphyrgang, der die oberen Silurschichten in der 
Nähe von Sundvolden in Ringeriget am Stensfjord durchbricht, 


*) Vergl. Perunmann’s Geograph. Mittheil. Jahrg. 1871. Taf. VI. 
”*) Vergl, 1 ce. 
”**, Jahrb. d. Min. 1867. pag. 433. — Ueber das Vorkommen vergl. 
Tu. Kırrunr, Kart over Jordbunden i Ringeriget. 1862. 


719 


_ und der hinsichtlich der dichten Beschaffenheit seines Salband- 


gesteins bemerkenswerth ist. Die Grundmasse des Salband- 
gesteins soll sich unter dem Mikroskop als amorph erweisen. 
Da jedoch das spec. Gew. der Grundmasse = 2,638 angegeben 
wird, so war zu vermuthen, dass die Bezeichnung „amorph* 
nur bedeuten solle: nicht in bestimmbare Mineralien auflösbar. 
— Unter den vorliegenden, von A. Kuntu gesammelten Hand- 
stücken des Syenitporphyrs von Sundvolden ist auch das 
grünlichschwarze, dichte Salbandgestein vertreten. Die Unter- 
suchung eines Dünnschliffes ergab, dass die Grundmasse nicht 
amorph, sondern aus krystallinen Elementen zusammengesetzt 
ist. Allerdings lasst sich die mineralogische Natur der doppelt- 
brechenden Elemente nicht genau angeben. Da die Gangmitte 
wesentlich aus Feldspathkrystallen besteht, so möchte man 
auch im Salband lediglich Feldspath vermuthen, obwohl weder 
die Spaltbarkeit, noch die optischen Eigenschaften dieses Mi- 
nerals nachgewiesen werden können. — In-der krystallinisch 
feinkörnigen hellgrauen Grundmasse des Gesteins der Gang- 
mitte tritt neben vorherrschendem Orthoklas noch Plagioklas 
und ausser zahlreichen bräunlichschwarzen Biotitkrystallen 
auch Ausgit in paralleler Verwachsung mit Hornblende auf. Im 
Dünnschliff erscheinen die Augitdurchschnitte blassgelb oder 
hellgrünlichgelb mit schwachem Pleochroismus. Querschnitte 
annähernd normal zur Axe c zeigen die Combination oP, 
oaP&®&, oP%&. Für die Neigung der optischen Haupt- 
schnitte zur Axe ce auf Durchschnitten annäherd parallel der 
Symmetrieebene ergaben sich Winkel zwischen 41° und 54°,5. 
Die Augitkrystalle sind häufig von dunkelgrüner Horublende, 
bei welcher der Winkel ec nur wenige Grade beträgt, um- 
geben. Stellenweise bemerkt man buschelförmige.Partieen von 
faseriger Hornblende. — Die porphyrischen Einsprenglinge 
bestehen aus Orthoklas. — Mit Rücksicht auf den reichlichen 
Ausitgehalt ist das Gestein als augitführender Syenitporphyr 
zu bezeichnen. 

Unsere Kenntniss von der mineralogischen Zusammen- 
setzung der Syenitporphyre aus der Gegend von Christiania, 
welche unter so mannigfachen Namen vielfach beschrieben 
worden sind, ist durch neuere mikroskopische Untersuchun- 
gen*) wesentlich erweitert worden, insofern A. E. TöRNEBOHM 
und H. Rosengusch das Vorhandensein von Augit und Olivin 
in der Grundmasse dieser Gesteine nachwiesen. Die porphy- 


*) F. Zırker, Mikrosk. Beschreib. d. Min. u. Gest. 1873. pag. 381. — 
A.E. Törsesoum, Rhombporfiren vid Kristiania. Geol. Fören. i Stock- 
holm. II. No. 23. 1875. Jahrb. Min. 1875. pag. 952. — H. Rosengusch, 
Mikr, Phys. der massigen Gesteine 1877. pag. 133. 


47* 


720 


rischen Feldspatheinsprenglinge betreffend, so wurden sie von 
A. E. TörneBoHm als Plagioklas bestimmt, während F. ZiRKEL 
und H. Rosengusch Orthoklase mit Plagioklaseinlagerungen 
beobachteten. Letztere bestätigten also durch mikroskopische 
Untersuchungen die zuerst von J. RorTHu beobachtete That- 
sache, dass manche dieser Feldspäthe stellenweise Zwillings- 
streifung zeigen.*) Ein vorliegendes Handstuck , welches 
von dem Syenitporphyrgange in der Nähe des Hofes Ris, nördl. 
von Christiania herrührt und von TH. KJERuULF **) dem Museum 
übergeben wurde, lässt schon mit der Loupe die Zwillings- 
streifung auf der Fläche oP der Feldspatheinsprenglinge deutlich 
erkennen. An einem dünnen Schliff parallel der Fläche &P & 
wurde beobachtet, dass die Durchschnittslinie der Ebene der 
optischen Axen mit der Fläche & P& parallel zur Kante 
oP|oP%& lieg. Demnach würde unter der Voraussetzung, 
dass die Bestimmungen des optischen Oharakters der Feld- 
späthe von Des CLoızeAaux allgemeine Gultigkeit besitzen, der 
vorliegende Feldspath als Oligoklas bezeichnet werden mussen. 
In Dünschliffen des Gesteins vom Hofe Ris, welche keine 
genau angebbare Lage zu den Flächen der porphyrischen Ein- 
sprenglinge haben, erwiesen sich diese Einsprenglinge als 
Verwachsungen eines monosymmetrischen Feldspathes mit zahl- 
reichen unregelmässig umgrenzten Plagioklasen, deren Zwil- 
lingsstreifung eine äusserst feine ist. Die Dicke der Lamellen 
beträgt 0,002—0,01 Mm. Die Einsprenglinge schliessen zahl- 
lose kleine Krystalle von Augit, Biotit, Olivin, Magnetit ein. 
Die kleinkörnige Grundmasse des verhältnissmässig frischen 
Gesteins besteht aus einem Gemenge von Orthoklas, Pla- 
gioklas, Augit, Biotit, Olivin, Apatit und Magnetit. Es ver- 
dient hervorgehoben zu werden, dass man schon mit unbe- 
waffnetem Auge die gelben, 1—2 Mm. grossen Olivinkörner 
wahrnehmen kann. — Auch die Einsprenglinge des Syenit- 
porphyrs von Tyveholmen stellen Verwachsungen von mono- 
symmetrischen und asymmetrischen Feldspäthen dar. Zuweilen 
scheinen die letzteren zu überwiegen. Die Neigung der 
Durchschnittslinie der Ebene der optischen Axen und der 
Fläche oP & zur Kante oP|oP © wurde an einem Schliffe 
parallel zur Fläche P © zu 1—2° gemessen. 

Von besonderem Interesse ist der durch seine Contact- 
gebilde (Granat, Epidot, Malakolith) in der Berührung mit Silur- 
kalk ausgezeichnete Syenitporphyrgang vom Vettakollen ***), 


*) J. Roru, Die Gesteins-Analysen 1861. p. XXXVII. pag. 17. — 
Zeitschr. d. d, geol. Ges. 1864. pag. 683. 
*%*) Vergl. Kserunr’s Analyse in: Christiania - Silurbecken 1855. 
pag: 30. No. 31. 
*#%) Analysen von Tn. KısenuLr in: Christiania - Silurbecken 1855. 
pag. 28, 29, 35. 38. 


er N RE 
2, Ar 


ale 2 a Lane 2 ee 


721 


nördlich von Christiania, dessen südlicher Fortsetzung nach 
Te. KyuruLr der oben erwähnte Syenitporphyrgang vom Hof 
Ris angehört.*) Ein Handstück mit ansitzenden Contact- 
mineralien — von KEILHAU gesammelt — enthält in schwarzer 
dichter Grundmasse ca. 1 Om. grosse, nach © P & tafelartige 
Plagioklaskrystalle, deren Zwillingsstreifung schon mit unbe- 
waffnetem Auge zu erkennen ist. Die Grundmasse erweist 
sich im Düunschliff unter dem Mikroskop aus krystallinen 
Elementen zusammengesetzt, nämlich aus wasserhellen Pla- 
gioklasen, braun durchscheinenden Biotitkrystallen und einem 
hellgrunlich durchscheinenden Mineral, welches seinen op- 
tischen Eigenschaften nach wahrscheinlich Augit ist. Es wur- 
den Durchschnitte beobachtet, welche die Umgrenzung eines 
normal zur Axe e durchschnittenen und von den Formen ©P, 
aP&, oP& begrenzten Augitkrystalles zeigten. Spaltbar- 
keit wurde bei diesen winzigen Individuen nicht wahrgenom- 
men. Untergeordnet treten Apatit und Magnetit auf. — Da 
das vorliegende Gestein anscheinend frei von Orthoklas ist, 
so wurde man es, wenn der geognostische Zusammenhang mit 
dem Augit-Syenitporphyrgang vom Hofe Ris (!/, Meile südlich 
vom Vettakollen) nicht nachgewiesen wäre, auch nicht in eine 
Reihe mit den typischen Syenitporpbyren stellen dürfen. 

Der Syenitporphyr setzt am Vettakollen auch gangförmig 
im Syenit auf.**) Die vorliegenden Handstücke des grauen, 
kleinkörnigen Syenits vom Vettakollen bestehen aus vorwal- 
tendem ÖOrthoklas, untergeordnet auftretendem Plagioklas, 
kleinen grünlichschwarzen Krystallen von Hornblende und 
Augit, Apatit und Magnetit. In dem einen der Handstücke 
sind ausserdem noch schwarze Biotitkrystalle und zahlreiche 


. winzige Quarzkörner, welche von Flüssigkeitseinschlüssen mit 


beweglichen Lamellen erfüllt sind, vorhanden. Die Horn- 
blende lässt im Dünnschliff keine Krystallumrisse, aber deut- 
liche Spaltbarkeit erkennen. Ihre Axenfarben sind: dunkel- 
grün, gelblichgrun, hellgelb. Der Augit wird fast farblos oder 
hellbräunlich; auf Spaltflächen und auf unregelmässigen Rissen 


ist er gelblichbraun gefärbt. Häufig treten Hornblende und 


Augit in paralleler Verwachsung auf.! 

Das Salband eines sogen. Syenitporphyrganges aus dem 
Gneiss des Egeberges, südlich von Christiania, erscheint auf 
den ersten Blick dem vorher beschriebenen Gestein vom Vetta- 
kollen sehr ähnlich, Es enthält in schwarzer, dichter Grund- 
masse ebenfalls Plagioklaskrystalle, deren Zwillingsstreifung 


*) Vergl. Geologische Uebersichtskarte des Christiania - Silur- 
beckens 1854. 


**) Analysen von Ts. KırruLr a. a O. pag. 11. 12. 19. 17. 


722 


im polarisirten Licht zwischen gekreuzten Nicols ungemein _ 
scharf erscheint. Die Grundmasse ist jedoch ebenso wie die- 
Jenige des Gesteins von Sundvolden Kryptokystallin. 


IV. Ueber, die Granitporphyre Niederschlesiens. 


Nach den Untersuchungen von G. RosE*) treten in dem 
Granitit, welcher die Hauptmasse des Riesengebirges in Schle- 
sien bildet, gangförmig verschiedenartige, ältere Eruptivgesteine 
— Ganggranite, Porphyre, Syenite — auf. Ueber das Vor- 
kommen der beiden zuletzt genannten Gesteine geben die Sec- 
tionen Hirschberg und Waldenburg der geognostischen Karte 
von Niederschlesien Aufschluss. Bedeutende Längserstreckung 
und gemeinsame Streichrichtung in h. 2— 3 zeichnen die Por- 
phyr- und Syenitgänge aus. Verfolgt man das Auftreten dieser 
Gesteine in der Natur, so bemerkt man, dass namentlich die 
Porphyrgänge in dem Detail des Bodenreliefs deutlich als von 
dem umgebenden Granitit verschiedene, selbstständige Gebirgs- 
arten hervortreten: neben den kuppelförmigen Granitbergen 
erscheinen lange, geradlinig in der angegebenen Richtung fort- 
streichende, felsbedeckte Rücken, welche örtlich Schärfen ge- 
nannt werden. Hierher gehören die Schärfe bei Glausnitz, 
der Ziegenrucken bei Steinseiffen, zwei Felsrucken, welche von 
Steinseiffen sudwärts zur Annakapelle hinziehen, die Schärfe 
bei Hermsdorf am Kynast und deren Fortsetzung nach Süden. 

J. Rott hat mit Recht. hervorgehoben **), dass die Por- 
phyre G. Rose’s „nichts anderes als porphyrisch ausgebildete 
Ganggranite sind“. Da ihre mineralogische Zusammensetzung 
nach den im Folgenden mitzutheilenden Untersuchungen mit der- 
jenigen der Granitite übereinstimmt, so müssen sie als Granit- 
porphyre bezeichnet werden. Die Ganggranite G. Rose’s, 
welche in ihrem geognostischen Verhalten keine Regelmässig- 
keit aufweisen, sind zum Theil wohl nicht als selbstständig 
auftretende Gesteine, sondern als Ausscheidungen, welche dem 
Hauptgranitit des Riesengebirges angehören, zu betrachten. 

Nach G. Rose durchsetzt der Granitporphyr den Haupt- 
granitit und den Syenit. Durch Steinbrüche sind namentlich 
der Granitporphyrgang von der Schärfe bei Hermsdorf am 
Kynast und einer der Gänge, welche die Strasse zwischen 


*) In: Erläuterungen zu der geognostischen Karte vom nieder- 
schlesischen Gebirge und den umliegenden Gegenden. Herausgegeben 
von J. Rorn, 1867. pag. 62—68. — Vergl. G.Rose, Zeitschr, d. d. geol 
Ges. 1849. pag. 375. 

”*) a. a, O. pag. 79. 388. 


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123 


Erdmannsdorf und Stonsdorf überschreiten, gut aufgeschlossen. 
Der Granitporphyr setzt an diesen Stellen vertical im Granitit 
auf. Die Mächtigkeit des ersteren Ganges beträgt ca. 25 Schritt, 
die des letzteren ca. 11 Schritt. Das Ganggestein ist von 
dem Nebengestein scharf geschieden. Am Salband ist eine 
Verdichtung der Grundmasse des Granitporphyrs wahrzu- 
nehmen. 

Dass in dem Granitporphyr Einschlüsse von Granitit vor- 
kommen, wird durch ein Handstück bewiesen, welches G. Rose 
den von den Gräbersteinen nach Westen hinabziehenden Felsen 
entnommen hat. 

An der Zusammensetzung der Granitporphyre des Riesen- 
gebirges betheiligen sich folgende Mineralien: Quarz, Ortho- 
klas, Plagioklas, Magnesiaglimmer, Kaliglimmer, Hornblende, 
Augit, Magnetit, Apatit, Orthit. 

' Der Quarz erscheint ohne Ausnahme in ringsum ausge- 
bildeten Krystallen, meist in hexagonalen Pyramiden, zuweilen 
mit schmalen Prismenflächen. Die Kanten sind gerundet. 
Flussigkeitseinschlusse mit beweglichen Libellen sind häufig; 
dagegen scheinen nadelförmige Mikrolithe, welche zuweilen die 
Quarzkrystalle granitischer Gesteine erfüllen, hier zu fehlen. 


Die Orthoklas-Krystalle erscheinen sehr häufig mit 
adularartigem Schiller und sind oft vollkommen farblos und 
durchsichtig. Zuweilen sind sie nur innen farblos, aussen da- 
gegen rothlich gefärbt. (Kirche Wang, zwischen der Anna- 
kapelle und Seydorf, Glausnitz, Buschvorwerk.) Weiss sind 
die Orthoklase der Gänge von Lomnitz, zwischen Erdmanns- 
dorf und Stonsdorf, vom rechten Ufer der Aupa im Riesen- 
grunde. Ein zonare Structur ist haufig schon makroskopisch 
wahrzunehmen. Ausgezeichnet tritt sie in Dünnschliffen des 
Salbandgesteins aus dem oben erwähnten Steinbruch zwischen 
Erdmansdorf und Stonsdorf hervor. — Die Krystallform ist 
nicht in allen untersuchten Vorkommnissen dieselbe Die nur 
wenige Millimeter in der verticalen Richtung messenden Ortho- 
klase des Granitporphyrs von der Schärfe bei Hermsdorf lassen 
die Formen oP, Po, oP, 2P& erkennen. Ein ca. 1 Cm. 
grosser Krystall von Buschvorwerk bei Krumhübel war von 


jenen Formen und ausserdem noch von @P3, P& und P 
begrenzt. Zwillinge nach dem Karlsbader Gesetz sind sehr 
gewöhnlich. — Von einem im Innern farblosen Orthoklas- 
krystall aus dem Granitporphyr zwischen Seydorf und der 
Annakapelle wurden dünne Schliffe parallel den beiden Haupt- 
spaltungsflächen angefertigt. Zwischen gekreuzten Nicols fand 
bei dem Schliff parallel oP Auslöschung statt, wenn die 
Kantenrichtung oP|oP&o der Schwingungsebene des einen 


724 


der beiden Nicols genau parallel ging. An dem Schliff parallel 
oP& wurde die Neigung der Durchschnittslinie der Ebene 
der optischen Axen und der Fläche © P © zur Kante 
oP|»oP& zu 6° bestimmt. — Die Grösse der Orthoklas- 
krystalle schwankt zwischen wenigen Millimetern und mehreren 
Centimetern in der Richtung der Axe c. Einschlusse von 
Biotit- und Quarzkrystallen sind sehr verbreitet. Doch lässt 
sich an manchen der wasserhellen Orthoklase constatiren, dass 
sie fast vollkommen homogen sind. Der Orthoklas des Granit- 
porphyrs vom sogen. Altarstein, dem südlichen Felsen der 
Gräbersteise, ist perthitartig von Plagioklas durchdrungen. In 
dem Granitporphyr zwischen der Kirche Wang und Brücken- 
berg umgiebt der Plagioklas den Orthoklas; Einlagerungen 
einzelner Piagioklaskıystalle werden in den Orthoklasen der 
Granitporphyre des Riesengebirges sehr häufig angetroffen; 
sie folgen dem Gesetz: die Flächen der zweiten Spaltungs- 
richtung, sind beiden Feldspäthen gemein. — Die Umwandlung 
des Orthoklases in grünlichen oder gelblichen Glimmer ist an 
einigen Punkten ziemlich weit vorgeschritten, so namentlich in 
dem Granitporphyr des Landshuter Kammes, des Buchwalder 
Zuges, in demjenigen von Rohrlach und Fischbach, in dem 
Granitporphyr, welcher im granatführenden Glimmerschiefer 
des Eulengrundes bei Wolfshau auftritt, im Granitporphyr von 
Erdmannsdorf (Steinbruch des Bauer MEscHER). ) 

Die Plagioklase, deren Grösse zwischen 1 Mm. und 
3 Cm. schwankt, sind gewöhnlich weiss oder hell gelblich, 
seltener roth (Buschvorwerk). Doppelzwillinge beobachtete ich 
in den Granitporphyren von der Schärfe bei Hermsdorf am 
Kynast und von einem Gange zwischen Erdmannsdorf und 
Stonsdorf, sowie in Gesckieben am rechten Ufer der Lomnitz 
oberhalb Waldhaus. Sie stimmen überein mit den von G. RosE 
aus dem Olivin-Gabbro von Neurode beschriebenen Labradorit- 
Doppelzwillingen*): Zwillinge, gebildet nach dem Gesetz: 
Drehungsaxe die Normale zum Brachypinakoid, sind zu einem 
Doppelzwilling nach dem Gesetz: Drehungsaxe die im Brachy- 
pinakoid liegende Normale zur Verticalaxe verbunden. Die 
Plagioklaskrystalle des Granitporphyrs aus dem oben genannten 
Steinbruch zwischen Erdmannsdorf und Stonsdorf lassen im 
Dunnschliff Zonenstructur erkennen. 

Die Plagioklase der Granitporphyre verwittern leichter als 
die Orthoklase. Auch aus der Umwandlung der Plagioklase 
entsteht ein hellfarbiger Glimmer. In einem Granitporphyr 
von Erdmannsdorf (Bruch des Bauer MzscHer) bilden die grün- 


*) Vergl. Zeitschr. d. d. geol. Gesellsch. Bd. XIX. 1867. pag. 277. 
Taf, VII. Fig. 1. 2. 


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7’ £ = _ > 


725 


lichen Glimmerblättehen in den Plagioklasen zuweilen divergent 
strahlige Büschel, welche im Dünnschliff zwischen gekreuzten 
Nicols ein schwarzes Interferenzkreuz zeigen. Das Gestein 
des eben genannten Fundortes ist von zahlreichen Quarzadern, 
deren Material wohl aus der Zersetzung der Feldspäthe hervor- 
ging, durchzogen. Der Granitporphyr vom Landshuter Kamme, 
dessen Plagioklase noch vollständiger in Glimmer umgewan- 
delt sind, ist demgemäss auch von noch zahlreicheren Quarz- 
gängen erfüllt. Zuweilen ist der Plagioklas in eine röthlich- 
braune Pyknotrop-artige Substanz umgewandelt (südlich von 
Dürre Fichte, zwischen Seydorf und der Annakapelle). 

Der Magnesiaglimmer tritt in deutlichen tafelartigen 

oder säulenförmigen Krystallen von sechseitigem Umriss und 
schwarzer oder grünlichschwarzer Farbe auf. Durchschnitte 
parallel der Axe c sind zuweilen am Rande mit grüner, innen 
mit brauner Farbe durchsichtig; oft lassen solche Durchschnitte 
abwechselnde resp. braun oder grün durchscheinende Lamellen 
erkennen. Gebogene Glimmerblättchen sind sehr häufig. 
Die bisher beschriebenen Mineralien fehlen keinem der 
Granitporphyre des Riesengebirges. Beschränkter ist das Vor- 
kommen von Hornblende. Sie bildet einen Gemengtheil 
der Gesteine des westlichsten Zuges zwischen Erdmannsdorf 
und Stonsdorf, und des Spitzberges bei Erdmannsdorf. 

In einem Granitporphyr von Erdmannsdorf tritt acces- 
sorisch grünlichschwarzer Augit auf. Das Vorhandensein 
dieses Minerals konnte im Dünnschliff an Durchschnitten an- 
nähernd normal zur Axe c, welche die Combination des ver- 
ticalen Prismas mit dem Ortho - und Klinopinakoid zeigten, 
und ausserdem an der Auslöschungsschiefe an Durchschnitten 
parallel der Axe c nachgewiesen werden. *) 

Als ein bemerkenswerther accessorischer Gemengtheil der 
Granitporpbyre des Riesengebirges ist der Orthit zu erwäh- 
nen; derselbe tritt in 1/, bis 1 Cm. langen, nach der Ortho- 
axe verlängerten nadelförmigen Krystallen auf. Die mir be- 
kannten Fundorte sind: Erdmannsdorf, re rechtes Ufer 
der Aupa im Riesengrunde. 

In allen Granitporphyren des Biesensehiee ist eine 
dichte Grundmasse vorhanden. Die Quantität derselben 
überwiegt nur in selteneren Fällen diejenige der Einspreng- 
linge (Gänge zwischen Erdmannsdorf und Stonsdorf); und zwar 
scheint es, als wäre ein solches relatives Mengenverhältniss 
auf die Salbänder der Granitporphyrgänge beschränkt. Die 
Farbe der Grundmasse ist grau bis röthlichbraun, in den Sal- 


*) Ueber das Auftreten von Augit in Granitporphyren vergl. 
Rosengusch, Mikr. Phys. d. massigen Gesteine 1877. pag. 21. 22. 


726 


bändern zuweilen schwarz, — Die mikroskopische Unter- 
suchung ergab, dass, wenn vorläufig von der Betrachtung der 
Salbander abgesehen wird, an der Zusammensetzung der 
Grundmasse wohlbestimmbare krystalline Elemente Theil neh- 
men: Quarz, Orthoklas, Plagioklas, Glimmer. Demnach ist 
die Grundmasse nach der Bezeichnungsweise von ROSENBUSCH 
mikrokrystallin und zwar grobkörnig, Die Structur der Ge- 
mengtheile der Grundmasse ist entweder eine regellos körnige 
(Schärfe bei Hermsdorf am Kynast, zwischen Schlingel- und 
Brodbaude) oder eine granophyrartige.“) Schriftgranitartige 
Durchdringungen von Quarz und Feldspath wurden in den 
Granitporphyren von Erdmannsdorf, namentlich auch in dem 
Gesteine aus der Mitte des mehrfach erwähnten ca. 11 Schritt 
breiten Ganges, im Granitporphyr, welcher zwischen der Kirche 
Wang und Brückenberg ansteht, sowie in demjenigen vom 
rechten Ufer der Aupa im Riesengrunde beobachtet. Die von 
Rosensusch mit dem Namen „Pseudosphärolithen* belegten 
Gebilde finden sich in grosser Schönheit in dem Gestein eines 
Ganges zwischen Erdmannsdorf und Stonsdorf (0,2 — 0,4 Mm. 
im Durchmesser) und im Granitporphyr von Buschvorwerk. 
Der Unterschied in der Ausbildung der Gesteinsvarietäten 
von der Gangmitte und vom Salband ist am auffallendsten an 
dem ca. 11 Schritt breiten, durch einen Steinbruch aufge- 
schlossenen Granitporphyrgange zwischen Erdmannsdorf und. 
Stonsdorf zu beobachten. Der Granitporphyr von der Mitte 
des Ganges enthält in grauer Grundmasse weisse und grünlich- 
weisse Orthoklas- und Plagioklaskrystalle bis zur Grösse von 
mehreren Centimetern, ferner graue Quarzkrystalle und grün- 
lichschwarzen Biotit. Mit der Entfernung von der Gangmitte 
nimmt die Grösse der Gemengtheile ab. Betrachtet man das 
Salbandgestein für sich, so wurde man es ohne Bedenken als 
Quarzporphyr bezeichnen. In schwarzer dichter Grundmasse 
enthält es nur wenige Millimeter grosse Einsprenglinge von 
weissem ÖOrthoklas und Plagioklas, Quarz und schwarzem 
Biotit.. Die mikroskopische Untersuchung der Grundmasse 
liess in dieser zahlreiche, scharf begrenzte Krystalle von Ortho- 
klas und Plagioklas und unzählige braun durchscheinende, 
kieine Biotitblättchen erkennen. Aber zwischen diesen wohl- 
bestimmbaren Mineralien befindet sich eine doppeltbrechende 
krystokrystalline Basis, welche sich nicht in definirbare Ele- 
mente auflöst. Vurch die bandartige Anordnung der Feldspath- 
und Biotitkrystalle der Grundmasse um die Einsprenglinge 


*) Granophyrstructur wurde schon von H.Rosexgusch an dem Granit- 
porphyr von der Kirche Wang nachgewiesen. Zeitschr. d. d. geol. Ges. 
1876. pag, 390. | 


127 


herum wird eine fluidale Structur angedeutet. Eine amorphe 
Substanz konnte ich nicht beobachten. 

So bieten die Strueturformen der Granitporphyre des 
Riesengebirges ein Analogon zu den Structurverhältuissen der 
Granitapophyseu des Harzes und der Granopbyre der Vogesen, 
deren Beschreibung wir Lossen und RosEnguscH verdanken, dar. 

Die von G. Rose als Syenit bezeichneten Gesteine, welche 
gangformig im Granitit des Riesengebirges auftreten und die 
Granitporphyrgänge begleiten, lassen eine sichere Bestimmung 
ihrer mineralogischen Beschaffenheit nicht zu, da die vorge- 
schrittene Verwitterung die Erkennung der Natur ihrer Feld- 


_ spatbgemengtheile nach optischen Kennzeichen in vielen Fällen 


verhindert. Die Kenntniss dieser Gesteine bleibt mithin auch 
nach der mikroskopischen Untersuchung lüuckenhaft. — Der 
mittelkörnige Syenit, welcher östlich von Glausnitz einen ca. 
15 Schritt mächtigen, NNO-—-SSW streichenden Gang bildet, 
enthält schmale, schon mit der Loupe erkennbare Plagioklas- 
krystalle. Unter dem Mikroskop sind diese Plagioklase zum 
Theil recht deutlich gestreift; ob jedoch die im Dünnschliff 
trüben und undurchsichtigen Feldspäthe ebenfalls zu den Pla- 
gioklasen gehören, oder ob sie monosymmetrisch sind, muss 
unentschieden bleiben. Das Gestein enthält ausserdem schwarze, 
von @oP, @P& nnd oP%& in der Verticalzone umgrenzte, 
verhältnissmässig frische Hornblendekrystalle, welche im Dunn- 
schliff mit braunen Farben durchsichtig sind und häufig Zwil- 
linge nach ©P © bilden. Ein dunkelgrüner Glimmer tritt in 
zahlreichen Blättchen auf. An Durchschnitten parallel der 
Axe ce bemerkt man abwechselnde grün und carminroth ge- 
färbte Lamellen. Namentlich in den letzteren ist die Absorp- 
tion der senkrecht zur Axe ce schwingenden Strahlen sehr 
stark. Zahlreiche sehr kleine Quarzkörnchen und Apatitsäul- 
chen treten im Dünnschliff hervor. — Unter der Voraussetzung, 
dass der Feldspath vorzugsweise Plagioklas ist, würde das 
vorliegende Gestein als Quarzglimmerdiorit zu bezeichnen sein. 

Der sogen. Syenit von Buchwald bat die Zusammen- 
setzung der Kersantone.*) Er besteht aus einem mittelkörnigen 
Gemenge von Plagioklas, schwarzem, im Dünnschliff braun 
durchscheinenden Augit, schwarzem Biotit, Apatit nnd spar- 
samen Quarzkörnchen. In verwitterten Stucken ist der Augit 
in eine grüne chloritische Substanz umgewandelt. Stellenweise 
umschliesst das Gestein Kalkspath, der‘ von Epidotkrystallen 
umgeben ist. — Das Gestein von Buchwald stimmt schon 
makroskopisch vollständig überein mit dem sogen. Trapp von 


*) Vergl. Rosensusch, Mikr. Phys. d. massigen Gesteine 1877. p. 250. 


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728 


Sorgenfri bei Christiania; die mikroskopische Untersuchung be- 
stätigt diese De 

Ausserhalb des Riesengebirges kommen in Niederschlesien 
noch an zwei Stellen Granitporphyre vor. 

In dem Thale nordwestlich der Eisenkoppe bei Ältenberg 
tritt im Thonschiefer ein Granitporphyr auf*), welcher dem- 
jenigen von Buschvorwerk im Riesengebirge ähnlich ist. In 
einer dichten rothbraunen Grundmasse liegen röthlichweisse 
Orthoklaskrystalle vou adularartiger Beschaffenheit , weisse 
Plagioklase, Quarzkrystalle in Form von hexagonalen Pyra- 
miden, deren Seitenkanten durch die Flächen des hexagonalen 
Prismas abgestumpft sind, schwarze Biotitkrystalle und acces- 
sorisch nadelförmige Orthitkrystalle. Die Grundmasse enthält 
Orthoklas und Quarz in gesetzmässiger schriftgranitähnlicher 
Durchdringung. 

In dem Gebiet des Hornblendegneisses zwischen Reichen- 
stein und Eisersdorf setzen mehrere Granit- und Porphyrgänge 
auf.**) Das Gestein vom Kohlberge bei Follmersdorf ist ein 
mittelkörniger Granitporphyr, dessen dichte Grundmasse im 
Dünnschliff unter dem Mikroskop die sogen. Granophyrstructur 
in grosser Schönheit erkennen lässt. Als Einsprenglinge er- 
scheinen neben grauem Quarz in-Form von hexagonalen Pyra- 
miden, rothem Orthoklas und weissem Plagioklas noch schwarze 
glänzende Hornblendekrystalle und vereinzelte kleine Titanite. 
Da zahlreiche Quarzkrystalle, welche bei starker Beleuchtung 
und noch deutlicher unter dem Mikroskop hervortreten, in dem 
Gestein vorbanden sind, so kann dasselbe nicht mit G. Ros# 
als Syenitporphyr ***) bezeichnet werden. 

Es sei gestattet an dieser Stelle in Kurze das anzuführen, 
was die mikroskopische Untersuchung zur Kenntniss der übri- 
gen Porphyre des in Rede stehenden Gebietes beizutragen 
vermag. 

Die dichte braune Grundmasse der Porphyre vom Wach- 
berg bei Droschkau, unterhalb des Chausseehauses zu Follmers- 
dorf, von Werdeck und vom Giebelberg bei Reichenstein, in 
welcher ca Y/, Cm. lange, nadelförmige, schwarze Hornblende- 
krystalle liegen, ist ein mikroskopisch grobkörniges Gemenge 
von Hornblende, Augit, Orthoklas und sparsamen Quarz- 
körnern. Daher sind diese Gesteine als dichte Syenite mit 
accessorischem Augit zu bezeichnen. Der Pleochroismus der 
braun durchscheinenden Hornblenden ist nicht stark; dagegen 


*) Vergl. Erläuterungen pag. 47. 
#%) Vergl. Erläuterungen pag. 202, 
##%) Vergl. Zeitschr. d. d. geol, Ges. Bd. I. 1849. pag. 382. 


729 


tragen namentlich die grösseren Krystalle eine deutliche 
Zonenstructur zur Schau. Der Augit, in der Verticalzone um- 
grenzt von @P, @P&, oPc&, erscheint im Dünnschliff 
blassgrün und ist vollkommen nach dem verticalen Prisma 
spaltbar. 


V. Museovit in Quarzporphyr von Kupferberg 
in Schlesien. 


Museovit kommt unter den Einsprenglingen der Quarz- 
porphyre höchst selten vor.*) Es ist daher bemerkenswerth, 
dass der Porphyr von der Bergmühle bei Kupferberg in Ned 
schlesien nach M. WesskY“") hin und wieder kleine, aber 
scharf ausgebildete säulenformige Krystalle von Muscovit ent- 
hält. Auch in der geblichweissen kryptokrystallinen Grund- 
masse sind zahlreiche mikroskopische Muscovitblättehen vor- 
‚handen, Das vorliegende Gestein ist ausserdem von Interesse 
wegen der zahlreichen weissen, rundlichen, ca. 1 Mm. grossen 
Anhäufungen von Feldspath- und Quarzkörnern, welche die 
Grundmasse erfüllen und welche. nach VogkELsang***) als 
Granosphärite zu bezeichnen sind. Man kann unter den 
Granospbäriten des Kupferberger Porphyrs zwei Modificationen 
unterscheiden. Entweder besteht die mittlere Partie aus 
grösseren Krystallen, und nach Aussen hin findet eine allmäh- 
liche Abnahme in den Dimensionen der Individuen statt; oder 
der mittlere Theil wird von kleineren Krystallen gebildet und 
ist umgeben von einem aus grösseren Krystallen zusammen- 
gesetzten Ringe. 


VL Ueber Hornblendegneisse und Serpentine 
von Frankenstein in Schlesien. 


Die Serpentine und die Gabbro-artigen Gesteine, welche 
südwestlich von Frankenstein die Baumgarten-Grochauer Berg- 
gruppe zusammensetzen, gehören nach J. RoTaf) den krystal- 


*) Vergl. Rosenguscn, Mikr. Phys. d. massigen Gest. 1877. p. 57. 
**) M. Wessky, Ueber die geognostischen Verhältnisse der Erz- 
lagerstätten von Kupferberg und Rudelstadt in Schlesien; Zeitschr. d. d. 
geol. Ges. Bd. V. 1853. pag. 392. | 
eR) VOGELSANG, Die Krystalliten 1873. pag. 135. — Vergl. Rosen- 
BUSCH a. a. O. pag. 81. 82. 84, 
+) Vergl. Erläuterungen pag. 105—109. — J. Roru, Beiträge zur 
Petrographie der pluton. Gesteine, Abh. d. Berl. Akad. 1869. pag. 93. 


730 


linischen Schiefern an und stehen in der engsten Verbindung 
mit Hornblendeschiefern und Gneissen. Unter den mannig- 
fachen Spaltungsproducten dieser Gesteine findet sich auf dem 
Joche zwischen Wachberg und Grochberg ein sogen. Weisstein, 
nach J. Roru ein Feldspathgestein der Hornblendeschiefer. 
Das Gestein besteht aus einem mittelkörnigen Gemenge von 
grauem Quarz, weissem Plagioklas und sehr kleinen Krystallen 
von grünlichschwarzer Hornblende. Die Auslöschungsschiefe 
auf Plagioklasdurchschnitten parallel oP beträgt 5 bis 6° zu 
beiden Seiten der Kante oP|oP%&. Häufig beabachtet man 
im Dünnschliff zwei sich nahezu unter 90° schneidende Schaa- 
ren von Zwillingslamellen, welche beziehungsweise nach den 
Gesetzen: Drehungsaxe die Normale zum Brachypinakoid und 
Drehungsaxe die Makroaxe verbunden sind. — Ein ähnliches, 
aber quarzarmes Gestein kommt auf der Ostseite des Wach- 
berges vor. Hier kann man an den grossen Blöcken, welche 
aus einer Magnesitgrube zu Tage gefördert werden, die Ver- 
bindung des Feldspathgesteins mit Hornblendegneiss beobachten. 
Die Mächtigkeit der Lagen des Feldspathgesteins schwankt 
zwischen wenigen Centimetern und mehreren Metern. Man 
kann Handstücke schlagen, welche in der Mitte wesentlich 
aus Feldspath und an den Seiten aus Hornblendegneiss be- 
stehen. Dieses Vorkommen bestätigt vollkommen die oben 
erwähnte Auffassung von J. Rortu. Das Feldspatbgestein vom 
ÖOstabhang des Wachberges besteht aus einem feinkörnigen Ge- 
menge von vorwaltendem weissem Plagioklas und kleinen schwar- 
zen Hornblendekrystallen. "ie auf einer doppelten Zwillings- 
bildung nach den angegebenen Gesetzen beruhende Gitter- 
streifung im polarisirten Licht zwischen gekreuzten Nicols ist 
sehr oft zu beobachten. — Durch Anhäufung der Hornblende- 
krystalle geht das Feldspathgestein in Hornblendegneiss über. 
Die schwarzen glänzenden Hornblendekrystalle sind zum Theil 
vollständig frei von fremdartigen Einschlüssen, zum Theil von 
Magnetit erfüllt. Die Axenfarben der Hornblende sind: (ec) 
seladongrün, (b) olivengrün, (a) strohgelb. Stellenweise er- 
scheint die Hornblende im Dünnschliff hellfarbig, fast farblos 
oder nur an den Rändern blassgrünlich. Zwischen diesen Horn- 
blendeindividuen steckt eine pseudophitartige Substanz, welche 
aus der Umwandlung des Plagioklases hervorgegangen zu sein 
scheint, da man allmähliche Uebergänge dieser Substanz in 
Plagioklas unter dem Mikroskop verfolgen kann. 

Unter den Hornblendegneissen westlich von Frankenstein, 
südlich von Reichenbach, befinden sich solche, welche reich 
an Granat und arm an Plagioklas sind und andere, welche 
keinen Granat, aber zahlreiche Plagioklaskrystalle führen. 
Letztere sind auf der geognostischen Karte von Niederschlesien 


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731 


als Syenite, in den Erläuterungen*) als Hornblendegneisse 
bezeichnet. — Die granatführenden,, meist feinkörnigen Horn- 
blendegneisse bestehen aus schwarzer Hornblende, einem grü- 
nen Mineral, welches im Dünnschliff die Spaltbarkeit und die 
optischen Eigenschaften des Malakolithes (Salites) erkennen 
lässt, Granat, Plagioklas, Quarz und Magnetit. Die rund- 
lichen Granatkörner erscheinen unter dem Mikroskop von 
zahlreichen Quarzkörnchen erfüllt. An den Hornblendegneissen 
von der Spittelmühle bei Reichenbach, von Hahnenbach und 
Lampersdorf beobachtet man, dass lea von Granat- 
und Quarzkörnern, die im Durchmesser 1—2 Mm. gross sind, 
aussen von einer aus Plagioklas und Quarz gebildeten Zone 


: umgeben werden. An diese schliesst sich ein Kranz von 


schwarzen Hornblendekrystallen. Die Räume zwischen der- 
artigen rundlichen Massen sind erfüllt von einem gleichmässig 
feinkörnigen Gemenge von Malakolithkrystallen. 

Die granatfreien Hornblendegneisse stellen feinkörnige bis 
mittelkörnige Gesteine dar, welche aus weissem Plagioklas, 
bräunlichschwarzer Hornblende, hellgrünem Augit, schwarzem 
Biotit, Quarz, Apatit und Magnetit zusammengesetzt sind. 
Im Dünnschliff erscheint die Hornblende kastanieubraun bis 
holzbraun. Durchschnitte normal zur Axe c zeigen fast nur 
oP, als schmale Abstumpfung der scharfen Kanten tritt zu- 
weilen oP wo auf. Die Hornblende des Gneisses von der 
Schönheyder Niedermühle ist aussen grün, innen braun. Zu- 
weilen befinden sich die Hornblendekrystalle in paralleler 
Verwachsung mit Augit. Letzterer wird im Dünnschliff fast 
farblos oder blassgrünlich. Mangel an Pleochroismus und eine 
Auslöschungsschiefe von 40 — 57° auf Durchschnitten an- 
nähernd parallel zur Symmetrieebene sind charakteristisch für 
den Augit. Die grössten Augitkrystalle vom Mittelberge bei 
Reichenbach sind in der Richtung der Verticalaxe ] Mm. lang. 
Deutliche Querschnitte normal zur Axe c wurden in dem fein- 
körnigen Hornblendegneiss von Lampersdorf beobachtet; oP, 
aPx&, oPc& bilden die Umgrenzung in der Verticalzone. 
In verwitterten Gesteinsstüucken ist der Augit in eine grünliche, 
ehloritische Substanz umgewandelt. Der Biotit besteht meist 
aus abwechselnden Lagen, welche in dem senkrecht zur Axe c 
schwingenden Lichte beziehungsweise grün oder braun er- 
scheinen. 

In dem Hornblendegneiss bei Lampersdorf und Weigels- 
dorf findet sich ein Mineralgemenge, welches wesentlich aus 
ölgrüner Hornblende und grünlichschwarzem Serpentin zusam- 
mengesetzt ist. Der Serpentin, welcher im Duüunnschliff die 


"pas. 1122. 


EEE AA EN 


732 


charakteristische Maschenstructur erkennen lässt, enthält noch 
unveränderte farblose Olivinkörner. Die ca. 2—3 Mm. langen 
Hornblendekrystalle, welche in dem Serpentin nicht gleich- 
mässig vertheilt, sondern zu einzelnen gesonderten Partieen 
zusammengehäuft sind, und zuweilen divergent strahlige Bündel 
bilden, werden im Dünnschliff farblos. 

Stellenweise enthält das Gestein ausser Hornblende und 
Serpentin noch Blättchen eines weissen talkähnlichen Minerals, 
welche auf den Spaltungsflächen der Hornblende und zwischen 
den einzelnen Hornblendekrystallen sitzen, so dass man an- 
nehmen darf, die Talkblättchen seien aus der Umwandlung 
der Hornblende hervorgegangen. 

Der in Rede stehende hornblendeführende Serpentin er- . 
innert an das mit ihm in der Zusammensetzung übereinstim- 
mende MNineralgemenge vom Westabhang der Koralpe in 
Kärnthen, welches G. TscHerMmAK*) beschrieben und mit Recht 
als ungewöhnlich bezeichnet hat. 

Auch der Serpentin, welcher zwischen Nimptsch und 
Frankenstein in fünf Hügeln aus dem umgebenden Diluvium 
zu Tage tritt, ist aus Olivin hervorgegangen. Die zeisiggrüne 
bis ölgrüne Serpentinsubstanz, welche Körner von Chrom- 
eisenstein umschliesst, zeigt im Dünnschliff Maschenstructur 
und enthält farblose Olivinkörner. — Bei starker Beleuchtung 
sieht man auf den Bruchflächen des Serpentins kleine glän- 
zende nadelformige Krystalle, welche nur selten die Grösse 
von ca. 1 Cm, erreichen und die Spaltbarkeit der Hornblende 
besitzen. Auch die optischen Eigenschaften dieses Minerals 
weisen auf ein Glied der Amphibolgruppe, insbesondere auf 
Aktinolith hin. Im Dünnschliff erscheinen die Durchschnitte 
farblos, parallel der Längsrichtung geht eine vollkommene 
Spaltbarkeit, senkrecht zu ihr ist das Mineral von unregel- 
mässigen Rissen durchsetzt. Die Auslöschungsschiefe beträgt 
auf den Durchschnitten parallel der Längsrichtung im Maximum 
14°. Zuweilen wurden rhombische Querschnitte, deren Winkel 
mit den Winkeln des verticalen Prismas der Hornblende über- 
einstimmen, beobachtet. — Auf den grösseren hellgelben 
Hornblendekrystallen sitzen Blättchen eines weissen talkahn- 
lichen Minerals, welches augenscheinlich aus der Umwandlung 
der Hornblende hervorgegangen ist. 

Der Serpentin nördlich von Frankenstein besitzt also 
im Wesentlichen dieselbe Zusammensetzung wie derjenige von 
Lampersdorf und Weigelsdorf. 

Nach J. Rortu steht der Serpentin nördlich von Franken- 


*) Tscaenmak, Verwandlung von Grammatit in Talk bei Gegenwart 
von Olivin. Min, Mitth. 1876. pag. 65. 


733 


stein in Verbindung mit den Hornblendegneissen , welche 
nördlich von den Serpentinhügeln und in deren Streichungs- 
richtung auftreten.*) Da deutliche Aufschlüsse, welche den 
unmittelbaren Zusammenhang der Serpentine und der Horn- 
blendegneisse in Evidenz setzen, fehlen, so ist es von Interesse, 
dass sich in dem Berliner Museum Gesteinsstüucke befinden, 
welche als Belege für die Richtigkeit jener Auffassung dienen. 
Dieselben rühren, der beiliegenden Etikette zufolge, von Schurf- 
arbeiten her, welche zu Thomnitz behufs Aufsuchung von 
Chrysopras - Lagerstätten unternommen wurden, und gehören 
augenscheinlich Hornblendegneissen an. Sie bestehen aus 
mehreren mit einander wechsellagernden Mineralgemengen, 
von denen das eine aus grunlichschwarzer Hornblende und 
untergeordnetem Plagioklas, ein zweites aus hellgrünem Mala- 
kolith, ein drittes aus Quarz, Plagioklas, Malakolith und ver- 
einzelten Epidotkrystallen zusammengesetzt ist. G. Rose fand 
am Gumberg ein Gestein, welches auf der einen Schieferungs- 
fläche schon mit dem unbewaffneten Auge grünlichschwarze 
Hornblende erkennen lasst; im Dünnschliff löst sich das Gestein 
auf in ein mikroskopisch grobkörniges Gemenge von Horn- 
blende, Malakolith und Plagioklas. Demnach scheinen in der 
That die Serpentine zwischen Frankenstein und Nimptsch in un- 
mittelbarem Zusammenhang mit Hornblendegneissen zu stehen. 

Von besonderem Interesse sind die Feldspathgesteine dieser 
Hornblendegneisse, deren Vorkommen durchaus analog dem Vor- 
kommen der ähnlichen Gesteine vom Wachberg bei Baumgarten 
ist. Aus diesen Feldspatbgesteinen rühren diejenigen wesent- 
lich aus Plagioklas bestehenden Handstüucke her, welche von 
GLOCKER mit dem Namen Saccharit belegt und von ScHauipr**) 
analysirt wurden, Von Dana ist der Saccharit zum Andesin 
gestellt worden. Der Name Saccharit ist zur Bezeichnung 
eines Gliedes der Kalknatronfeldspäthe natürlich überflüssig. 
Die mikroskopische Untersuchung der GLockEr’schen Original- 
stüucke ergab, dass dieselben aus einem feinkörnigen Gremenge 
von Plagioklaskrystallen bestehen, die sich im polarisirten 
Licht aus zahlreichen Lamellen in Zwillingsstellung zusammen- 
gesetzt erweisen. Die optischen Eigenschaften der wenigen 
im Dünnschliff ungestreift erscheinenden Feldspathdurchschnitte 
gestatten nicht die Annahme, dass neben dem Plagioklas noch 
ein monosymmetrischer Feldspath vorhanden sei; es liegen 
derartige Schnitte parallel zur Fläche P %&. — Einige Stücke 
enthalten ausser Plagioklas noch sparsame kleine grüne Horn- 
blendekrystalle und grössere blauschwarze Turmaline. Der 


*) Vergl. Erläuterungen pag. 125. 143. 
**) Poce. Ann. Bd. 61. pag. 385. 


Zeits.d. D.geol. Ges. XXIX. 4. 48 


734 


Turmalin erscheint im Dünnschliff indigoblau, wenn die Rich- 
tung der Hauptaxe normal zur Hauptschwingungsebene des 
Polarisators ist, hellisabellfarbig oder fast farblos, wenn diese 
Richtung der Hauptschwingungsebene des Polarisators parallel 
geht. Die Turmalindurchschnitte sind lagenweise parallel der 
Hauptaxe heller und dunkler gefärbt. Parallel der Hauptaxe 
gehen geradlinig verlaufende Blätterdurchgänge. Auch der aus 
der Umwandlung des Plagioklases hervorgegangene sogen. 
Razoumoffskin*) enthält zahlreiche Turmalinkrystalle; die 
grösseren Handstücke desselben, welche im Berliner Museum 
aufbewahrt werden, zeigen den zersetzten Plagioklas noch in 
Verbindung mit Hornblendegneiss. 

Neuerlichst hat A. v. Lasavıx eine auffallende Ansicht über 
die Entstehung des Saccharits ausgesprochen **), derzufolge die 
sogen. Saccharite in die Reihe der aus der Umwandlung von 
krystallinischen Gesteinen zu Serpentin hervorgehenden Mine- 
ralneubildungen gehören sollen. Insbesondere sollen die 
feldspathreichsten Saccharite als das eine Endglied, Quarz- 
aggregate als das andere Endglied dieser Reihe angesehen 
werden. Diese Ansicht ist völlig unvereinbar mit den Ergeb- 
nissen der Untersuchungen über die bei der Serpentinbildung 
entstehenden Umwandlungsproducte*”*), und mit den Beob- 
achtungen über das Vorkommen der Feldspathgesteine am 
Gumberg und am Wachberg. . 


*) Analysirt von ZerLner, Scuweise. J. Bd. 18, pag. 370. 
**) Sitzungsbericht der schlesischen Gesellschaft für vaterländische 
Cultur vom 11. Juli 1877. 
***%) J.Rorn, Erläuterungen pag. 105—109. 124. 125. 


[7 


735 


d. Verbreitung der Inoceramen in den Zonen der 
norddeutschen Kreide. 


Von Herrn Cremens ScaLöter ın Bonn. 
(Aus einem Briefe an Herrn Bevrıca.) 


‚Als Ihr letzter Besuch in Bonn uns im vergangenen Som- 
mer erfreute, fanden Sie mein Arbeitszimmer ganz erfüllt von 
Inoceramen. Es wird Sie vielleicht interessiren, was das Re- 
sultat der Prüfung ist. 

Es wurden ca. 1000 Exemplare untersucht, die ich grössten- 
theils selbst in den letzten Decennien gesammelt habe. Mein 
Wunsch , die Arbeit noch vor Beginn der Reisezeit und dem 
am Schlusse der Herbstferien bevorstehenden Umzuge aus dem 
Poppelsdorfer Schlosse, in dessen von mir innegehabten Räu- 
men sich Mineralogie und Zoologie theilen, zu vollenden, hat 
sich glücklicherweise verwirklicht. 

Hier haben Sie das geognostische Ergebniss. Die ein- 
gehende paläontologische Erörterung wird Ihnen das nächste 
Heft der Paläontographica, an dem bereits a gedruckt 
wird, bringen. 


Hils. (Etage Neocomien p’ORB.) 


Im Neocom Norddeutschlands, d. i. im Hilsconglomerat 
und Hilsthon, sowie im Hilssandstein des Teutoburger Waldes 
hat bis jetzt die Gatung J/noceramus noch keinen Vertreter 
aufzuweisen. 


Uuterer Gault. (ktage Aptien n’ORR.) 


In den unteren Gliedern des Gault: in den Crioceren- 
Schichten und in der Zone des Belemnites Brunswicensis wurde 
ebenfalls noch kein /noceramus aufgefunden. 

Zum ersten Male taucht I/noceramus in der norddeutschen 
Kreide auf in der oberen Abtheilung des Unteren Gault, in 
den Schichten, welche characterisirt sind durch Ammoniites 
Martini, Ancyloceras Bowerbanki etec., also im Aptien. Hier 
fand sich 


48* 


RETRO De POS le LIE 
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{ B 2 Te Ra ala f 1 


5 Y 
rn 


736 
Inoceramus Ewaldi SCcHLÜT. 


im nördlichen Westfalen, an der preussisch - holländischen 
Grenze bei Wüllen. 


Mittlerer Gault. (Etage Albien v’Ore. z. Th.) 


Im mittleren Gault, d. h. in den Schichten mit _/mmo- 
nites tardefurcatus , und Ammonites Milletianus, welche der un- 
teren Partie der Etage Albien D’OrBIcnY’s entsprechen, haben 
sich noch keine Inoceramen gezeigt. 


Oberer Gault. (Etage Albien n’Ore. z. Th.) 


Die beiden Glieder des Oberen Gault, der Minimus-Thon 
und der die Untere Kreide zum Abschluss bringende Flammen- 
mergel, sowie die Aequivalente des ersteren im Teutoburger 
Walde, der rothe Gaultsandstein mit Ammonites auritus, Holaster 
latissimus, Cardiaster Caroli Magni ete. bei Neuenheerse und 
Altenbeken führen beide den altbekannten: 


Inoceramus concentricus PARK. *) 


Als grosse Seltenheit hat sich ausserdem im Flammen- 
mergel gezeigt: 


Inoceramus sulcatus PARK.*") und 
Inoceramus sp. n. 


Unterer Pläner. (Etage c&nomanien D’ORR.) 


Der cenomane Pläner Norddeutschlands birgt zwei ver- 
schiedene Formen von Inoceramen: 


Inoceramus orbicularis Münst.***) 
Inoceramus virgatus SCHLÜT. F) 


Das tiefste Glied, die Tourtia von Essen oder die Zone 
des Pecten asper und Catopygus carinatus war der Erhaltung 
der Faser - Muschel nicht günstig. Ich habe als grosse Selten- 
heit nur zwei Abdrucke von /noceramus orbicularis in derselben 
gesammelt. Dagegen zeigen sich von dem dicken Schlosse 


*) Pırkınson, Transact. geol. Soc. of London 1819. Va. pag. 58. 
t. 1. — Gouoruss, Petr. Germ, t. 109, 
##) Pankınson, 1. c, — Goupruss, f. 8a. b. c. 
”**) Gorpruss, Petr. Germ. pag. 117. t. 113. f. 2. Syn. Inoceramus 
latus Mant. bei Goupruss pag. 117 t. 112. £. 5. 
+) Syn. Inoceramus Lamarckü Gouvr. t. 91. f. 2. und Inoceramus 
siriatus Mant, GoLpr. bei STROMBECK. 


737 


eines /noceramus öfter Fragmente*), welche darthun, dass die 
Gattung bei Beginn der cenomanen Zeit nicht ganz selten war. 

Im mittleren Cenoman, in der Zone des Ammonites va- 
rians und Hemiaster Griepenkerli ist neben _Ammonites varians 
an allen Aufschlusspunkten /noceramus orbicularis das hau- 
figst vorkommende Fossil und daneben nicht selten Inoceramus 
virgatus.**) 

Das jüngste Glied des Oenoman, die Zone des Ammonites 
Rotomagensis und Holaster subglobosus führt ebenfalls noch die 
beiden genannten Inoceramen. Hier erreichen sie das Ende 
ihres Daseins. In dem nun folgenden oberen Pläner kaben 
sie sich noch nicht gezeigt. 


Oberer Pläner. (Etage Turonien D’ORB.) 


Im Turon steigt die Zahl der Arten unserer Gattung er- 
heblich. Es fanden sich: 


Inoceramus labiatus SCHLOTA.*”*””) 
Inoceramus Brongniarti Sw. STOMBf) 
Inoceramus inaegwivalvis SCHLÜT. ff) 
Inoceramus latus Sow.TTr) 
Inoceramus cf. cuneatus D’ORB 
Inoceramus undulatus MANT. GOLDF. *T) 
Inoceramus Cuvieri Sow. STROMB.”Tf) 


*%) Welcher Art diese Reste, welche theils der rechten, theils der 
linken Klappe angehören, entstammen, lässt sich zur Zeit noch nicht 
ermitteln. Gewisse Eigenthümlichkeiten machen es wahrscheinlieh, dass 
sie einer der bis jetzt aus norddeutschem Cenoman bekannten Arten 
nicht angehören. 

**) Im „Grünsande“ südlich von Unna (Billmerich, Fröhmern) mit 
Ammonites varians, der entweder dieser Zone oder der Tourtia angehört, 
fand sich ein kleiner Inoceramus, vielleicht nur Brut, dessen eine Klappe 
einen kurzen, dessen andere Klappe einen längeren, gerade vorgestreckten 
Wirbel besitzt, Obwohl diese Stücke an sich nicht bestimmbar sind, so 
ergiebt sich doch aus dem genannten Umstande, dass sie nicht einer der 
beiden genannten Arten angehören, dass das norddeutsche Cenoman also 
noch eine dritte, seltene Art besitzt. 

»*) Ostracites labiatus SchLotu. Leonnarp, Miner. Taschenb. 1813. 
VII. pag. 93. Syn. Inmoceramus mytiloides ManTELL, Geolog. of Sussex 
1822. pag. 215. t. 28. f. 2. — Goupr., Petr. Germ. pag. 118. t. 113. f. 4. 

+) Gorpruss, t. 111. f. 3. syn. Inoc. annulatus Gouor. t. 110. f.7. 
— Y. STromBEcK, Zeitschr. d. d. geol. Ges. 1859. pag. 49. 

++) Syn. Inoe. striatus GoLpr. t. 112. f. 2. 

+t+) Sowensyv, Miner. Conch. t. 582. f. 1. 

*) GoLpruss, Petr. Germ. t. 112. £. 1. 

*4+) Sowerpy, Linn. Transact. 1823. XII. t. 25. und die Copie: 
Sowerpy, Miner. Conch. t. 441.; GoLpruss, 1. e. t. 111. f 1. — v. Stron- 
BECK, Zeitschr. d. d. geol. Ges. 


138 


. Diese Arten vertheilen sich in den einzelnen Zonen des 
Turon wie folgt: 


Zone des Actinocamaz plenus. 


In der Zone des Actinvcamazx plenus hat sich noch kein 
Inoceramus gezeigt. 


Zone des /noceramus labiatus und Ammonites* 
nodosoides (Mytiloides-Pläner). 


Die leicht kenntliche, 'schmale, langgestreckte Form des 
Inoceramus labiatus, welcher in zahllosen Individuen die Bänke 
dieser Zone erfüllt, charakterisirt dieselbe um so schärfer, als 
sie weder höher noch tiefer vorkommt, und in- weitester geo- 
graphischer Verbreitung nachgewiesen ist. 

Im subhercynischen Becken soll auch I/noceramus Brong- 
niarti schon in dieser Zone auftreten, in Westfalen habe ich 
denselben so tief noch nicht gesehen. 


Zone des Inoceramus Brongniarti und Ammonites 
Woollgari (Brongniarti-Pläner). 


Die Hauptform, daher namengebend, ist /noceramus Brong- 
niarti, sowohl im eigentlichen Brongniarti-Pläner, wie in der 
als (raleriten-Pläner bezeichneten Facies. Kleinere Schalen 
sind hier häufiger als grössere. Daneben findet sich, bis jetzt 
als Seltenheit, auch Inoceramus inaequivalvis. 


Zone des Heteroceras Reussianum und Spondylus 
spinosus (Scaphiten-Pläner). 


Durch Herrn v. STROMBECK wurden aus diesem Niveau auf- 
geführt Inoceramus latus Sow., In. cf. cuneatus D’ORB. und 
In. undulatus Mant. In einzelnen Exemplaren habe ich auch 
den In. Brongniarti und In. inaequivalvis beobachtet. 


Zone des Inoceramus Cuvieri und Epiaster brevis 
(Cuvieri-Pläner). 


Wie In. labriatus ausschliesslich an der Basis des eigent- 
lichen oberen Pläners sich findet, so gehört In. Cuvieri der 
jüngsten Zone des Pläners, diese charakterisirend, an. Die 
Art findet sich überall ausserordentlich häufig und ist mit 
Epiaster brevis das häufigste Fossil der nach ihr benannten 
obersten Zone des Pläners überhaupt. 


739 


Daneben zeigt sich auch hin und wieder In. Brongniurti. | 
Doch habe ich niemals kleinere Exemplare beobachtet; nur 
solche Formen, welche GoLDFUSS In. annulatns nannte. *) 


Emscher-Mergel. 


(Zone des Ammonites I\argae und Inoceramus digitatus.) 


Im Emscher-Mergel ist die Zahl der Arten, welche hier 
die Gattung /noceramus repräsentiren, nicht allein mindestens 
ebenso gross, wie im gesammten turonen Pläner, sondern ist 
auch der Reichthum der Formen noch mannigfaltiger, so dass 
die Gattung in diesem Niveau den Höhepunkt ihrer Entwicke- 
lung erreicht, von dem sie rasch hinabsteigt, indem sie im 
Senon mit wenigen Vertretern erlischt. Es wurden beobachtet: 


Inoceramus digitatus Sow.**) 
Inoceramus undulato-plicatus Fern. Ron. ***) 
 Inoceramus radians SCHLÜT. F) 

Inoceramus involutus Sow.}f) mit den beiden Neben- 
| formen | 
| ‚Inoceramus umbonatus MEEk u. Havo.fff) und 
| Inoceramus exogyroides MEER u. Hayn.*f) — 
\ Inoceramus gibbosus Scuuor.*Tf) 
| Inoceramus undabundus MErk u. Hayo.*TTff) 
q Inoceramus subcardissoides ScHLüT.T*) 
| Inoceramus Cuvieri Sow. 
Inoceramus cf. Cripsü Man. 


*) Als grosse Seltenheit fanden sich auch ein paar Schaalen eines 
kleinen /noceramus, welche unter den bekannten Arten sich zunächst an 
Inoceramus involutus anlehnen, sich aber wegen ungenügender Erhaltung 
‚noch nicht hinreichend charakterisiren lassen. 

**) Sowraev, Miner. Conchol. 1829. tom. VI. pag. 215. t. 604. f. 2. 

»*) Finn. Rormer, Kreidebild von Texas 1852. t. 7. f. 1. pag. 59. 
n 7) Von flacher Gestalt, mehr hoch als breit, mit einfachen radialen 
Rippen versehen. 

++) Sowergv, l.c. tom. VI. pag. 160. t. 583. 

+44) Merk, United States geolog. Survey of the Territories. A Re- 
port of the invertebrate Cretaceous and Tertiary Fossils of the Upper 
Missouri Country. Washington 1876. t. 3. 

*7) Meer, ibid. pag. 46. t. 5. f. 93. 

*++) Etwa von der Gestalt des Inoc. Brongniarti, aber die Rippen 
stärker, die hintere Seite darch eine Längseinsenkung abgeschnürt,. in 
Folge dessen die zwischen ihr und dem Flügel gelegenen Partie der Rip- 
pen höckerartig etc. 

*L+4) Meer, 1. c. pag. 60. t. 3. f. 2. 

+*) Die hintere Partie der mehr als fussgrossen Muschel abgeschnürt; 
kräftige radiale Rippen, die vordere und hintere Partie bedeckend; die- 
selben von concentrischen Rippen gekreuzt. 


740 


In. Ouvieri Sow. ist nur in 2 oder 3 Exemplaren in den 
tieferen Lagen gefunden. 

Die im Emscher-Mergel Westfalens gefundenen, vorläufig 
zu In. Crepsii Mant. gestellten Stucke werden vielleicht nach 
Auffindung besseren Materials davon abzutrennen sein. 

Vielleicht tritt auch In. cardissoides GoLDF. bereits im 
Emscher auf, wie durch einige we besonders gute Stücke 
angedeutet hl 

Ausser den genannten Arten enthält der Emscher noch 
2 oder 3 andere Arten, welche noch nicht genügend charak- 
terisirt werden konnten; insbesondere eine hochgewölbte und 
eine flache Art, beide concentrisch gerippt. Vermuthungsweise 
gehört erstere dem 


Inoceramus Decheni A. Roxn.*) 


an, welche zwar aus der Tourtia von Essen stammen soll, 
was aber irrig sein dürfte. 


Unter-Senon (Etage Santonien Cog.) 


Im Santon oder gewöhnlicher Unter-Senon genannten 
Schiebten tritt die Gattung I/noceramus nochmals mit einem 
neuen Typus auf; es ist 


Inoceramus lobatus Münsr. **) 
Derselbe zeigt sich in allen drei Zonen des Unter-Senon: 


l. Im Recklinghauser Sandmergel (Marsupiten-Zone), 

2. in den Quarzgesteinen von Haltern (Zone des Pecten 
muricatus) und 

3. in den kalkigen Sandsteinen von Dülmen KZane des 
Scaphites binodosus), 


steigt aber, indem sie in letzterer erlischt, nicht in das Ober- 
Senon oder die Coeloptychien-Kreide hinauf. 

Als Seltenheit findet sich hierneben — aber bis jetzt nur 
im tiefsten Niveau, insbesondere am Salzberge bei Quedlinburg: 


Inoceramus cardissoides GoLDF.***) 
Der wahrscheinlich von /n. lobatus nicht abzutrennende 
Inoceramus Lingua GoLDF.f) 


hat sich vorherrschend im obersten Niveau, in der Zone des 
Scaphites binodosus gezeigt. 


*) A. Rormer, Verstein. d. nordd. Kreidegeb. pag. 60. t. 8. f. 10. 
**, Goupruss, Petref. Germ. III. pag. 113. t. 110. f. 3. 
”*+) GoLpruss, ibid, t. 110. f. 2. pag. 112. 

+) Goworuss, ibid. t. 110. f. 9. 


741 


Die zweite Hauptform ist: 
Inoceramus Cripsü Mant.*), 


der in typischen Exemplaren und häufig vorkommend gleich 
im Reckliughauser Sandmergel beginnt, durch die beiden fol- 
genden Zonen steigt und weiter in das Ober-Senon fortsetzt. 
Nach einer Angabe von Brauns soll auch als seltenes 
Vorkommen 
 Inoceramus involutus Sow. 


noch bis in die Salzberg-Mergel hineinreichen. 


Ober-Senon. (Ooeloptychien-Kreide.) 


Der schon im ganzen Unter-Senon verbreitete 
Inoceramus Oripsü MANT. 


findet sich in allen drei Gliedern der Coeloptychien - Kreide, 
namlich 


l. in der Zone der Becksia Soekelandi (Hauptniveau des 
Actinocamazx quadrutus), 

2. in der Zone des Ammonites Coesfeldiensis und Lepi- 
 dospongia rugosa und Micraster glyphus (Untere Mu- 
eronaten-Kreide) und 

3. in der Zone des Heteroceras polyplocum und Ammo- 
nites Wüttekindi und Scaphites pulcherrimus (Übere 
Mucronaten-Kreide). 


In der mittleren der drei genannten Zonen, in der Zone 
des Ammonites Coesfeldiensis findet sich ausserdem nicht selten 
eine Nebenform: 


Inoceramus Barabini Morr.**) 


Sonach ist Inoceramus Cripsil der letzte Repräsentaut der 
wichtigsten Kreidemuschel, der Gattung J/noceramus***) und 
zugleich der wichtigste Vertreter derselben, da sie bei häufigem 
Vorkommen die weiteste Verbreitung besitzt in Europa, Afrika, 
Asien und Amerika. 


*) MantetL, Geology of Sussex pag. 133. t. 27. f£. 11. — Goıp- 
Fuss, 1. c. pag. 116. t. 112. £. 4. 

**) Morton, Organic Remains of the Cretaceous Group of the 
United States 1834. pag. 62. t. 13. f. 11. (nicht t. 17. f. 3.). — Meerx, 
Iepası 49: 13. 18.2: 

***) Der von Gorruss aus dem Kreidetuff von Maestricht aufge- 
führte Inoceramus nobilis gehört nicht zur Gattung Jnoceramus. — Ob 
Inoceramus tegulatus Hıcenow (Jahrb. f. Min. 1842. seq. pag. 32.) aus 
der weissen Kreide Rügens eine selbstständige Art darstelle oder mit 
Inoceramus Cripsiü zu vereinen sei, vermag ich wegen mangelnden Mate- 
rials nicht zu entscheiden. 


Folgende Tabelle erleichtert den Ueberblick über das Vorkommen der Ar 
der Gattung Inoceramus in den einzelnen Gliedern der Kreide Norddeutschlar 


über die verticale Verbreitung der Inoceramen in den Zonen der | 


742 


Uebersicht 


Kreide Norddeutschlands. 


Bezeichnung der Art. 
5 
e) 
© 
{e) 
© 
z 
In. Ewaldi Scurüt, . .|— 
In. concentricus Park. . |— 
In. sulcatus Park. —_ 


In. sp. n. 
. orbicularis Münsr. . 
. virgatus SCHLÜT. 
. labiatus SCHLoTH. 
. Brongniarti Sow. 
. inaeyuwalvis 
SCHLUDA Eon 4 
. latus Sow. 
. cuneatus D’OnB. 
undulıtus ManT. . . 
. Cuvieri Sow. .. .. 
. involutus Sow. .. . 
. digitatus Sow. ... 
. undulato - plicatus 
F. Rorm. 
. radians SCHLÖT. 
. subcardissoides 
ScHLür. 
. gibbosus SCHLüT. . . 
. undabundus Meex u. 
Hayo. 
‚„ cardissoides GoLDF. 
. lobatus Müsnst... . 
. Cripsü Man. 
. Barabiniı Monr. 


ee 2 00 0.2 0° 


LE ar ee on; 


Ca, wet Pur 


1 1 + IZ.d. Amm. Martini. 


Gault Cenoman 
3 3 R2 
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743 


4. Bemerkungen zur geologischen Karte von 
Luxemburg des Herrn N. Wiırs, 


Von Herrn LeoroLo» van Werweke ın Strassburg ı. Els. 


(Aus einer brieflichen Mittheilung an Herrn Beyrıcn.) 


Gestatten Sie mir, Ihnen einige Bemerkungen zu einer 
kürzlich erschienenen geologischen Karte des Grossherzogthums 
Luxemburg”) zuzuschicken, die bei dem innigen Zusammen- 
hang unserer Luxemburger Bildungen mit den benachbarten 
rheinpreussischen vielleicht nicht ohne Interesse fur Sie sind. 

Ausser einer in sehr kleinem Maassstab und in nur gro- 


ben Umrissen ausgeführten Karte von STEININGER**), besass 


Luxemburg bisher keine eigene das ganze Land berüucksich- 
tigende geologische Karte. Eine Uebersichtskarte über das 
Gebiet der Trias gab Morıs im Anschluss an seine im Pro- 
gramm des Athenäums von Luxemburg im Jahre 1852 erschie- 
nene Abhandlung über diese Formation. MAJERUS veröffent- 
lichte im Bulletin der Societe des sciences naturelles du 
Grand - Duch& de Luxembourg, tome deuxieme, 1854, eine 
Arbeit über die luxemburgischen Jura-Ablagerungen und 
fügte ihr eine kleine erläuternde Karte bei. — Einige Karten 
über ausgedehntere Gebiete aus älterer Zeit umfassen zwar 
Luxemburg, geben aber natürlich ihrera kleinen Maassstab 
entsprechend wenig mehr als Andeutungen. Es sind dies die 
geognostische Karte der Rheinländer zwischen Basel und 
Mainz, zusammengestellt durch C. v. OEYnHAUSEN, H. v. LA 
Rocaz und H. v. DecHEen; und die geologische Karte von 
Frankreich von Durr£noy und E. DE BEAUMONnT. 


*), Carte geologique du Grand-Duche@ de Luxembourg par N. Wiıes, 
professeur & l’Athenee, et P. M. Sırsen, conducteur des travaux publics, 
publide par les soins de la section des sciences naturelles de l’Institut 
royal grand-ducal et dediee a Son Altesse Royale Monseigneur le Prince 
Henrı des Pays-Bas, Lieutenant-Representant de Sa Majest€ le Roi Grand- 
Duc dans le Grand-Duche de Luxembourg. Paris, Imprimerie LEmEr- 
cırr et Cie. 57 rue de Seine; grav& par Ernarp, 12 rue Duguay-Trouin. 
1877. Echelle de 1 & 40,000 me£tres. 

**) Essai d’une description geognostique du Grand-Duch€ de Luxem- 
bourg, Bruxelle 1825. — Die dieser Arbeit beigefügte Karte umfasst 
jedoch auch die belgische Provinz Luxemburg. 


744 


Das war das vorhandene Kartenmaterial, als im Jahre 
1855 die ersten Arbeiten zur Ausführung der nun vorliegenden 
Karte begannen. Während derselben erschien 1856—1865 die 
geognostische Karte der Rheinprovinz und der Provinz West- 
falen von H. v. Decuen, welche weit über ihr Gebiet auf 
Luxemburg übergreift. 

Aus dem der neuen Karte beigefügten Wegweiser*) 
erfahren wir, dass dieselbe auf besondere Anregung Seiner 
Königlichen Hoheit des Prinzen Herınrıcn der Niederlande, in 
Angriff genommen, und dass mit ihrer Ausführung ein aus 
neun Mitgliedern gebildetes Comite betraut wurde, in welchem 
schliesslich nur noch Wis activ blieb; ihm wurde dann später 
zur Vollendung der noch auszuführenden Arbeiten SIEGEN bei- 
geordnet. Diesen beiden Herren verdanken wir die geolo- 
gische Karte in der Form, wie sie heute vor uns liegt. Die 
Karten mehrerer Gemeinden, die von einigen der übrigen 
Mitglieder des Comite’s ausgeführt worden waren, mussten dem 
Wegweiser zufolge als unbrauchbar unberücksichtigt bleiben 
und neu bearbeitet werden. 

Die Karte ist im Maassstab von 1:40000 ausgeführt; den 
lithographischen Theil besorgte ErHArnp, den Farbendruck 
LeEMERrcIER in Paris. Als topographische Grundlage diente die 
geographische Karte des Grossherzogthums Luxemburg von 
A. Lıssch. Der Umstand, dass auf dieser Karte die orogra- 
phischen Verhältnisse keinen genügenden Ausdruck finden, für 
die Thal- und Bergbildungen weder Schraffirungen, noch die 
viel übersichtlicheren Höhencurven vorhanden sind, bedingt als 
nothwendige Folge, dass auf der geologischen Karte ein sehr 
wichtiger Moment nicht zur Anschauung kommen kann: die 
innige Beziehung zwischen der Zusammensetzung des Bodens 
und seiner Gestaltung. Eine geologische Karte, welche diese 
Abhängigkeit zeigen soll, verlangt ausführlichere topographische 
Grundlagen, als die bis jetzt vorhandenen; und so lange solche 
fehlen, muss der Versuch, für Luxemburg eine Karte her- 
stellen zu wollen, die den Ansprüchen genügt, die man heute 
an geologische Karten zu stellen gewohnt ist, erfolglos 
bleiben. 

Die Colorirung der Karte ist zwar eine sehr lebhafte, 
lässt aber deunoch in vielen Fällen die nöthige Klarheit ver- 
missen: auch sind die Farben mitunter unglücklich gewählt. 
So sind die unteren Kalke des Muschelkalks (siehe nach- 
stehende Tabelle) blauviolett, die mittleren Kalke derselben 
Formation blau ausgezeichnet; durch kurzen Gebrauch der 


*) Wegweiser zur geologischen Karte des Grossherzogthums Luxem- 
burg von Wıes. Luxemburg 1877. 


745 


Karte bleicht aber erstere Farbe so bedeutend, dass sie von 
der zweiten schwer zu unterscheiden ist. — Die quartären 


Ablagerungen 


(nur Diluvium; Alluvium ist nicht eingetragen) 


sind durch Schraffirungen bezeichnet, eine Methode, welche 
einen Ueberblick über die Lagerung dieser Bildungen sehr 


erschwert. 


Wenden wir uns nun zu den auf der Karte unterschiede- 


nen Formationsabtheilungen. 
folgende: 


Grauwacke inferieure 
Schiste] de la Grau- 
gres | wacke superieure 


Gres bigarre 
Marnes gypsiferes du gres 
bigarre (Röth) 
Calcaire coquillier (Liere assise) 
Marnes de calcaire coquillier 
(liere assise) 
 Caleaire coquillier (2itme assise) 
Marnes du calcaire coquillier 
(2ieme assise) 
Calcaire coquillier (3ieme assise) 
Marnes irrisees inferieures 
Gres moyen du Keuper 
 Marnes irrisees superieures 
 Gres superieure du Keuper 
(Räth) 
* Calcaire infraliasique 
 Gres de Luxembourg 


* Calcaire & Gryphees arquees 

 Marnes & ovoides ferrugineux 

 Calceaire & Gryphdes Cymbium 

* Gres superieur du Lias 
(Macigno d’Aubange) 

Schiste bitumineux 

- O©olithe ferrugineuse 


- Marnes grises 
 Calcaire & polypiers 


Terrains quaternaires 
(Diluvion) 


| terrain 
| devonien 


Es sınd von unten nach oben 


Untere Grauwacke 
Schiefer- 
der oberen \ Devon. 
thone 
dankstein Grauwacke 
Bunter Sandstein \ Buntsandstein- 
Roth | formation. 
Untere Kalke 
Untere Mergel- Anhydrit- 
gruppe des 
Mittlere Kalke Muschel- 
Obere Mergel kalks. 


Obere Kalke 


Lettenkohle 
Mittlerer Keupersandstein 


Bunte \iergel Keuper. 
Oberer Keupersandstein 
(Räth) 
Unterer Liaskalk te rer 
Unterer Liassandstein oder 
(Luxemburger Sandstein) { schwarzer 
Gryphitenkalk Tue 
Övoidenmergel 
Cymbienkalk ' Sn etlkrer 
Mittlerer Liassandstein 
\ oder 
(Macigno) Ei 
Bituminöser Schiefer AR; 
Jura. 


Eisenhaltiger Oolith 
(Minette-Schiefer) 


Graue Mergel Oberer oder 
Polypenkalk weisser Jura. 
Diluvium 


746 


Die erste Verticalreihe giebt die zur Farbenskala der 
Karte angeführten Namen, die zweite Reihe enthält dfe deut- 
schen Bezeichnungen des Wegweisers, sowie eine Zusam- 
menfassung der unterschiedenen Abtheilungen zu Formationen. 
An mehreren Stellen fehlt eine Uebereinstimmung zwischen 
den deutschen und den französischen Bezeichnungen; wir haben 
sie mit * bezeichnet. 

Diese Eintheilung möchten wir nun einer kurzen Be- 
sprechung unterwerfen. 

Die von dem Autor unterschiedenen Abtheilungen des 
Devon werden von ihm mit den in den benachbarten Ländern 
auftretenden Bildungen nicht genau verglichen. Seine „unmaass- 
gebliche Ansicht aber ist die, dass man darin die zwei un- 
tersten Abtheilungen der devonischen Formation anzunehmen 
habe.* (Wegweiser pag. 7.) Zur palaeontologischen Charakte- 
ristik werden angeführt: aus der unteren Grauwacke Stiel- 
glieder von Encriniten, Euomphalusarten, Spiriferen, Trümmer 
von Orthoceras und Trilobiten; aus der oberen Grauwacke 
Spiriferen und Stielglieder von Encriniten. 


Unter den Encriniten sind hier jedenfalls solche unbe 


stimmbare Stielglieder zu verstehen, die man sonst als Tro- 
chiten bezeichnet. 
Die triadischen Ablagerungen eröffnen Conglomerate, auf 


welche Buntsandstein folgt. Vogesensandstein soll wicht zur 


Ablagerung gelangt sein. 

Zuerst durch Ca. E. Weiss (Ueber die Entwickelung des 
Muschelkalks an der Saar, Mosel und im Luxemburgischen, 
Zeitschr. d. d. geol. Ges. Bd. XXI. pag. 837 — 849), später 
durch BEnEcKE (Ueber die Trias in Elsass, in Elsass-Lothrin- 
gen und Luxemburg. Strassburg 1877) erfahren wir, dass 
diese Sandsteine einer weiteren Gliederung fähig sind; dass 
besonders die Abtrennung des Muschelsandsteins in den oberen 
Horizonten möglich ist. Wenn auch die Stellung der Con- 
glomerate mit Sicherheit nicht festgestellt ist, so bleibt doch 
jedenfalls, wie auch BENnECKE bemerkt, zu beweisen, dass 
Vogesensandstein nicht abgelagert worden sei. Diese letztere 
Annahme von Wiss ist durch keinen Beweis gestützt. — Als 
Aequivalente des Röth sind die feineren thonigen Sandsteine 
unter dem Muschelsandstein anzusehen. Die Thone mit Gyps 
über dem letzteren können dann nur mittleren Muschelkalk 
darstellen, auf welchem Kalke des oberen Muschelkalks: 
Trochiten- und Nodosuskalk, folgen. WıEs sieht dagegen diese 
Thone mit Gyps als Röth und den oberen Muschelkalk als 
unteren an. 

Ueber den oberen Muschelkalk (nach unserer Auffassung) 
sind weitere mächtige Kalkablagerungen bisher nicht ange- 


5 


747 


geben worden, weder von Moris, der seine Kalke richtig mit 
dem Friedrichshaller Kalk verglich, noch von Weiss und Be- 
NECKE.E Wenn wir bei Wıes nun dennoch einem mittleren 
Muschelkalk begegnen , der über seinem unteren folgen soll, 
so handelt es sich da einfach um ein Vernachlässigen der im 
Luxemburgischen so häufigen Verwerfungen. Es lässt sich in 
der That nachweisen, wie ich in einer demnächst erscheinenden 
Arbeit zeigen werde, dass unterer und mittlerer Muschelkalk 
bei Wızs dasselbe ist, und dass die an einigen Punkten an- 
geblich dazwischen gelagerten bunten Mergel dem Keuper an- 
gehören. Diese Keupermergel sind wohl in ein tieferes Ni- 
veau als der Muschelkalk gesunken, unterteufen denselben aber 
niemals. 

Wir sind an dieser Stelle dem früheren Bearbeiter der 
Luxemburger Trias, Morıs, eine Rechtfertigung schuldig gegen- 
über der herben Kritik, welche Wırs gegen ihn ausübt. (Morıs 


‚war Professor am Athenäum in Luxemburg und Präsident des 


zur Ausführung der geologischen Karte ernannten Comite’s.) 
Auf Seite 7 des Wegweisers heisst es: „Hier trifft seine Ein- 
theilung (diejenige von Morıs) im grossen Ganzen zu, lässt 
aber im Detail noch manches zu wünschen übrig. Namentlich 
fehlt es ihm an einer klaren Einsicht in den Bau der Muschel- 
kalkformation; die mächtigen Mergelschichten, welche in der- 
selben vorkommen, hielt er sogar an manchen Stellen für 
Keuperthone, und das Bild, welches er sich von dieser ganzen 
Formation machte, musste daher ein sehr verworrenes werden “ 

Nach dem oben Gesagten war die Moris’sche Anschauung 
richtig; den oberen Muschelkalk hatte er richtig erkannt, sowie 
seine Ueberlagerung durch den Keuper. Darin dass er die 
von uns als mittleren Muschelkalk bezeichneten Schichten zur 
Buntsandsteinformation rechnete, schloss er sich vollständig 
der damals herrschenden Ansicht an. Seine Eintheilung des 
Keuper, abgesehen davon, dass er die Lettenkohle nicht aus- 
schied, ist die auch noch heute übliche. 

Dies möge genügen, um zu zeigen, wie wir, was die 
Trias anbelangt, die geologische Karte aufzufassen haben. 
Darauf dass auch im Keuper Manches ‚eine andere Deutung 
erfahren muss, werde ich bei einer anderen Gelegenheit zurück- 
kommen. Auch sollen dann die zahlreichen Verwerfungen, 
welche auf der Karte nicht zur Anschauung kommen, soweit 
sie beobachtet sind, besprochen werden. — Als ein Mangel ist 
endlich noch hervorzuheben, dass die Veränderungen, welche 
der Muschelkalk in seiner westlichen Verbreitung in Luxem- 
burg erfährt, weder im Texte noch auf der Karte berucksich- 
tigt werden. 

Gehen wir zur Besprechung des Jura über. Hier können 


748 


wir es nicht unterlassen, einige Sätze des „Wegweiser“ wört- 
lich zu eitiren; sie betreffen die Auffassung einer Reihe von 
Schichten des Lias und des braunen Jura. 

„Der mittlere und der obere Lias muss im Luxembur- 
gischen entschieden zum braunen Jura gezählt werden.“ 
(Wegw. pag. 57.) 

„Der obere oder weisse Jura begreift in unserem Lande 
die Oolithgruppe, welche in drei Abtheilungen auftritt: a. den 
oolithischen Eisenstein (minette), welcher aber nicht weiss, 
sondern hochroth ist, und seinen reichen an recht 
offen zur Schau trägt.“ (l. c. pag. 41.) 

„Die Stellung des eisenhaltigen Ooliths ist nicht 
leicht zu bestimmen. “Seinem ganzen Habitus nach musste er 
zum weissen Jura gezählt werden, wie das oben pag. 4l ge- 
schehen ist; nimmt man dagegen auf die Farbe Rücksicht, so 
muss man ihn zu unserem braunen Jura rechnen, wie wir 
das in der voranstehenden Tabelle gethan.* (l. ce. pag. 57.) 

Aus diesen Sätzen, denen wir noch mehre ähnliche an- 
schliessen könnten, kann,man nur folgern, dass hier unter 
den Bezeichnungen schwarzer, brauner und weisser Jura nicht 
Schichten verstanden sein sollen, welche den Ablagerungen 
gleichen Namens z. B. in Schwaben aequivalent wären, wo 
diese Namen ursprünglich ja auch auf Farbenunterschiede sich 
gründeten, jetzt aber auf palaeontologisch bestimmt abgegrenzte 
Abtheilungen sich beziehen, sondern Juraschichten von resp. 
schwarzer, brauner und weisser Farbe ohne diese palaeonto- 
logische Begrenzung. 

Ueber seine Eintheilung drückt sich der Verfasser selbst 
in folgender Weise aus: „Man wird bemerken, dass die voran- 
stehende Eintheilung ganz eigenthumlich ist, und ausser dem 
Luxemburger Lande vielleicht nirgends angewendet werden 
könnte. Aber für das Luxemburger Land ist sie vollkommen 
berechtigt, sowohl wegen der Massenbeschaffenheit der ein- 
zelnen Glieder, als wegen ihrer organischen Einschlüsse.* 
(l. e. pag. 57.) 

Die vom Autor angegebene palaeontologische Charakte- 
ristik ist jedoch eine so mangelhafte, dass es nur für einige 
wenige Schichten gelingt, sie als Aequivalente von bestimmten 
Schichten anderer Gegenden zu erkennen. Die letzten Worte 
des eben mitgetheilten Satzes des Autors beruhen demnach 
auf sehr schwacher Grundlage. 

Eine z. Th. andere Bedeutung müssen wir jedoch den 
Bezeichnungen: schwarzer, brauner und weisser Jura beilegen, 
wenn wir uns an die Populäre Geologie*) desselben Ver- 


*, Populäre Geologie von N. Wırs. Luxemburg 1876. 


Fa FE ER 


an 


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* 
B. 
b 
3 
| 3 


749 


fassers halten. In $. 125 derselben wird eine Uebersicht über 
die Juraformation im Allgemeinen gegeben; die dort angenom- 
mene Eintheilung ist die allgemein gebräuchliche in unteren, 
mittleren und oberen, resp. schwarzen (Lias), braunen (Dogger) 
und weissen Jura (Malm). In den 88. 126—133 incl. werden 
diese Abtheilungen näher beschrieben; darauf folgt in $. 134 


die specielle Beschreibung des Luxemburger Jura, in dem, wie 
dies auch im Wegweiser geschehen ist, schwarzer, brauner und 


weisser Jura unterschieden werden. 

Wir greifen als Beispiel der Behandlung in der Populären 
Geologie den weissen Jura heraus. Derselbe wird gegliedert 
in die Oxford-, Kimmeridge- und die Purbeck-Gruppe. — Von 
der Oxfordgruppe sagt der Verfasser: „die Oxfordgruppe ent- 


halt bedeutende Lagen eines fast nur aus Korallen, namentlich 


aus I/sastraea helianthoides zusammengesetzten Kalkes, und be- 
sitzt sowohl in Norddeutschland, als in England eine bedeu- 
tende Ausdehnung.“ (Pop. Geol. pag. 219.) 

Wie Wiss speciell den luxemburgischen weissen Jura, der 
in „graue Mergel* und „Polypenkalk* gegliedert wird, auffasst, 
folgt aus folgenden Sätzen, die wir wiederum wörtlich anführen. 

„Der Luxemburger Jura umfasst die zwei unteren Abthei- 
lungen dieser Formation ganz, von der oberen aber nur die 
Oxfordgruppe.* (Pop. Geol, pag. 232.) 

„Was die grauen Mergel unter dem Polypenkalk betrifft, 
so können sie mit gleichem Recht zum braunen oder weissen 
Jura gerechnet werden. Da sie aber niemals braun gefärbt 
erscheinen, wenn sie nicht durch Diluvialeisenerze verunreinigt 
sind, so werden sie hier zum weissen Jura gezäblt.* (Pop. 
Geol. pag. 2353.) 

„Die Polypenkalke endlich beginnen mit einer etwa 15 
bis 20 M. mächtigen Lage eines sehr zerklufteten Kalksteins, 
worauf der eigentliche Polypenkalk ruht. Dieser bildet La- 
gen von 5 bis 10 M. Mächtigkeit, welche fast nur aus zer- 
drückten und zusammengekneteten Polypenstöcken und darin 
zerstreuten Muschelstücken bestehen. ... Die Asiraeu helian- 
thoides scheint vorzugsweise bei der Bildung der Kalkbäuke 
betheiligt zu sein.“ (Pop. Geol. pag. 236. 237.) 

? Die Ansicht, die wir schon oben durch die mitgetheilten 
Sätze des Wegweisers gewinnen mussten, drängt sich auch 
durch den dritten der eben angeführten Sätze wieder auf; die 
Ansicht nämlich, den weissen Jura, wie ihn WıEs für Luxem- 
burg abgrenzt, als Juraschichten von zwar weisser Farbe, 
nicht aber als Schichten anzusehen, welche den gleichnamigen 
Ablagerungen anderer Gegenden, wo die Bezeichnung weisser 
Jura für eine palaeontologisch bestimmt begrenzte Abtheilung 
des Jura gebraucht wird, aequivalent sind. — Vergleichen wir 


Zeits. d.D. geol. Ges. XXIX. ı. 49 


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750 


aber untereinander die zwei ersten und den letzten der mitge- 
theilten Sätze, so mussen wir unbedingt zu einer entgegen- 
gesetzten Ansicht kommen; wir müssen annehmen, dass als 
weisser Jura, resp. Oxford, Schichten bezeichnet werden, 
welche durch ihre Fossilführung den gleichnamigen und gleich- 
artigen Bildungen anderer Gegenden parallel stehen sollen. 

Hier stehen wir vor einer Verwirrung, welche wir nur 
andeuten, nicht aber vollständig aufklären können. — Es darf 
uns nicht wundern, dass die auf Grundlage der angeführten 
Principien als Oxford oder als weisser Jura bezeichneten 
Schichten solches nicht sind. Morıs sah den Polypenkalk als 
dem systeme oolithique zugehörig an. (Catalogue des fossiles 
recueillis dans le terrain jurassique du Grand-Duche de Luxem- 
bourg, tome deuxieme pag. 189—195.) Ebenso MasErus (l. c.), 
der diese Kalke als Glied seiner etage bathonien superieur, 
oolithe, beschreibt. Wenn auch die genaue Stellung dieser 
Schichten erst durch neue Untersuchungen festgestellt werden 
muss, so geht aus den vorhandenen Untersuchungen doch so 
viel hervor, dass diese Polypenkalke etwa den mittleren Lagen 
des braunen Jura angehören, und dass, da sie überhaupt die 
jüngsten jurassischen Ablagerungen im Luxemburgischen sind, 
das Auftreten von weissem Jura in diesem Lande ausge- 
schlossen ist. 

Für nähere Details verweise ich ausser auf die beiden 
eben erwähnten Arbeiten, besonders aber auf die description 
geologique et mineralogique du departement de la Moselle par 
M. E. Jacguor et M. M. O. Terqusnm et Barre, Paris 1868, 
da die Luxemburger Juraablagerungen nur Fortsetzungen der 
dort beschriebenen Schichtenreihen sind. 

Wie für die Trias der Muschelkalk, so diente für den 
Jura der Polypenkalk, um zu zeigen, mit welcher Vorsicht die 
Karte von WıEs und SIEGEN aufgenommen werden muss. In 
der ganzen Reihenfolge der Schichten lassen sich mit Sicher- 
heit nur die Schichten vom mittleren Keupersandstein (= Schilf- 
sandstein) bis zum Gryphitenkalk erkennen; darunter und dar- 
über herrscht die grösste Unsicherheit. Ä 


n | 751 


3. Ueber einen Pterichthys von Gerolstein. 


Von Herra E. Beyrıc# ın Berlin. 
Hierzu Tafel X. 
Die in deutschen Devonbildungen bisher aufgefundenen 


Reste von Placodermen haben nur wenig dazu beigetragen, die 
Kenntniss dieser merkwürdigen alten Fischformen zu erwei- 


ER 


B tern und man war für ihre Beurtheilung ausschliesslich auf die 
: Resultate angewiesen, zu welchen die Untersuchung der reichen 
R Vorkommnisse des englischen und russischen Oldredsandstone 
- geführt hatte. Eine erste Nachricht von dem Vorhandensein 
= hierher gehörender Reste in deutschem Devon erhielt man 
$ durch Agassız, der in der Monographie der Fische des Oldred- 


sandstone dem höchst unbedeutenden Fragment einer Knochen- 
platte aus der Eifel (a. a. O. t. 30. f. 10.) den Namen Aste- 
rolepis Hoeninghausü beilegte. Später beobachteten STEININGER, 
EichwAtLn und Andere geringfügige andere, in der Eifel ge- 
fundene Trümmer, die auf Schuppen, Zähne oder Flossen- 
stacheln gedeutet und auch wohl mit Namen belegt wurden, 
denen aber doch kaum ein anderes Interesse zukam, als dass 
sie zeigten, dass die von marinen Resten aller Art erfüllten 
rheinischen Devonbildungen auch eine wahrscheinlich reiche 
Fauna von Fischen enthalten, deren Natur uns unbekannt 
blieb. Etwas bedeutender zwar waren die durch H. v. MEYER 
als Placothorax Agassizit (Palaeontographica I. pag. 102. t. 12. 
f. 1.); dann als Physichthys Hoeninghaus® (Palaeontographica 
IV. pag. 80. t. 15. f. 1—11.) und als Coccosteus hercynicus 
(F. A. RoEmer, Beiträge II. pag. 82. t. XTI. f. 28.) beschrie- 
benen Reste, die beiden ersteren von Gerolstein, der letztere 
aus dem Devon des Oberharzes; indess wurde auch die diesen 
Trümmern gegebene Deutung erst einen festeren Boden ge- 
winnen, wenn Vollständigeres aus denselben Schichten be- 
kannt würde. 

Bei diesem dürftigen Zustande unserer Kenntnisse von- 
Fischen des deutschen Devon war eine der Deutschen geolo- 
gischen Gesellschaft bei ihrer Versammlung zu Jena im August 
des Jahres 1876 durch Herrn v. KoEnen zugesendete Mitthei- 
lung von hohem Interesse, dass sich im Oberdevon zu Bicken 


49* 


REDE SE Pe N 
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752 


bei Herborn der wohlerhaltene Panzer eines Placodermen, 
Rumpf mit ansitzendem Kopf und Ruderorgan, gefunden habe. 
Herr v. Kornen hatte dem Thier, dessen Photographie vor- 
gelegt wurde, den Namen Coccosteus bickensis gegeben, obwohl 
dasselbe, wie in brieflicher Erläuterung ausgeführt war, Ab- 
weichungen in der Anordnung der Kopfknochen von dem durch 
PANDER gegebenen Bilde des Coccosteus erkennen lässt, ab- 
gesehen von dem Vorhandensein eines dem Rückenorgan des 
Pterichthys vergleichbaren Knochen, der am Coccosteus nicht 
gekannt ist. Hiernach dürfte es wohl noch als sehr fraglich 
gelten, ob der Fisch wirklich ein Coccosteus ist, oder nicht viel- 
mehr ein dem Pierichthys oder Asterolepis näher stehender 
Fisch, über dessen Bau die zu erwartenden genaueren Beschrei- 
bungen Aufschluss geben werden. Dieser Mittheilung des 
Herrn v. Kornen schloss Herr v. Fritsch die Bemerkung an, 
dass in Halle ein Asterolepis aus dem Oberdevon der Gegend 
von Brilon aufbewahrt werde, und ich selbst erwähnte, dass 
auch in Berlin ein beachtenswerthes hierhergehörendes Stuck 
vorhanden sei. Von diesen Mittheilungen nehme ich Anlass, 
das fragliche Stück der hiesigen Sammlung, dem ich den Na- 
men Pterichthys rhenanus gebe, durch Abbildung und 
Beschreibung zu erläutern, indem ich glaube, dass es seiner 
vortrefflichen Erhaltung wegen vielleicht die Beurtheilung des 
Fisches von Bicken, sowie der verwandten Form von Brilon 
erleichtern werde. 

Die Namen Pterichthys und .sterolepes werden von neueren 
Autoren für gleichbedeutend gehalten; in England wird der 
Name Pterichthys festgehalten, anderwärts wird der Name 
Asterolepis gebraucht, weil er ein paar Monate früher gedruckt 
war. Asterolepis und Bothryolepis waren Namen, welche EıcH- 
wALD in Russland gefundenen Knochenschildern gab, von 
deren Bedeutung er keine Vorstellung hatte. Den Namen 
Pterichthys gab Acassız Fischen, die zuerst durch HucH MILLER 
im Oldredsandstone von ÜOromartry entdeckt waren, und die, 
wenn auch nur in plattgedrückter Form erhalten, doch die 
wichtigsten Eigenthümlichkeiten des Fisches sicher erkennen 
lassen. Sie schienen das Wunderbarste zu sein, was bis dahin 
in alten Formationen gefunden war. Agassız leitet seine Er- 
läuterungen über die Gattung Pterichthys mit der Bemerkung 
ein, dass er beim ersten Blick auf diese wunderbaren Fische 
dasselbe Erstaunen empfunden habe wie Cuvier, als er zum 
ersten Male den Plesiosaurus untersuchte, der allen Gesetzen 
der Organisation Hohn zu sprechen schien, Drastischer noch 
schildert Hucu MıLter selbst sein Erstaunen beim ersten Auf- 
finden dieser Fische. Er meint, dass LAMARCK, wenn er der 
erste Entdecker gewesen wäre, sicher geglaubt hätte, er habe 


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753 


einen Fisch ertappt gerade wie er im Begriff war sich in 
einen Vogel zu verwandeln. Es seien Flügel da, denen nur 
die Federn fehlen, ein Körper, der eben so gut dazu geeignet 
scheine, sich durch die Luft wie im Wasser zu bewegen, und 
ein Schwanz, der zum Steuern bestimmt war. So neu und 
wunderbar waren diese Fischformen, dass es langer und muüh- 
seliger Arbeiten bedurfte, um allmälig die Irrthümer zu be- 
seitigen, welche bei der ersten Deutung des specielleren Baues 


derselben kaum vermeidlich waren. 


In der sehr unvollständigen und vielfach irrigen Vor- 
stellung, die Acassız von dem Bau des Pterichthys gewonnen 
hatte, war nur die Darstellung von der allgemeinen Zusammen- 
setzung des Körpers correkt und späterer Berichtigungen nicht 
bedürftig. Er zeigte, dass ein mit Schmelzplatten bedeckter 
Kopf gelenkig mit einem von regelmässig geordneten Platten 
umgebenen Rumpf verbunden ist, an dessen hinterer Seite ein 
mit dachziegelformigen Schuppen bedeckter Schwanz hervor- 
tritt. Die flügelformigen Anhänge deutet er als Brustflossen 


und giebt ihnen ihre Stellung als eingelenkt zwischen Kopf 


und Rumpf. Verschiedene Irrthumer, in welche Acassız ver- 


fiel, waren Folge seiner unvollständigen Kenntniss von der 


Zusammensetzung des Rumpfes. Das Verdienst, den gesetz- 
mässigen Bau dieses Theiles des Pierichthys zuerst entziffert 
und klar dargelegt zu haben, erwarb sich Sir PuıLıp EGERTON 
in einer Arbeit, die 1848 im Quarterly Journal der Londoner 
geologischen Gesellschaft bekannt gemacht wurde. In dieser 
Abhandlung wird auch zuerst erklärt, das Acassız’s Gattungen 


 Homothorax und Pamphractus in der Natur nicht existiren und 


nur auf verkannten schlecht erhaltenen Resten von Piterichthys 
gegründet waren. 

Die genauere Kenntniss der russischen alten Fische be- 
ginnt erst mit dem Erscheinen der ausgezeichneten, die Resul- 
tate langjähriger Studien enthaltenden Arbeiten von ÜHRISTIAN 
PANDER, unter denen die Monographie der Placodermen des 
devonischen Systems von 1857 die hier in Betracht kommen- 
den Formen behandelt. Panper hatte auch über ein reiches 
Material von englischen Fischen zu verfügen und glaubte die 
Panzer der meist nur in zerstreuten Schuppen, Knochen und 
Schmelzplatten erhaltenen russischen Fische mittelst der Ver- 
gleichung mit den im Zusammenhang erhaltenen, wenn auch 
verdrückten englischen Panzern mit grosser Sicherheit bis in 
die kleinsten Theile herab zusammensetzen zu können, so 
dass durch den Bau der russischen Fische die an englischen 
Stücken nicht gut beobachtbaren Theile ihre Ergänzung finden 
sollten. Er erklärte, dass 4sterolepis und Bothryolepis von 
EICHWALD auf geringfügigen Unterschieden der Skulptur be- 


754 


% 


ruben, die kaum zur Unterscheidung von Arten benutzt werden 
dürften, und er behielt den so wenig berechtigten Namen 
Asterolepis bei für einen russischen Fisch, der, wenn die 
Restauration in allen Theilen correkt ist, dem englischen 
Pterichthys zwar jedenfalls verwandt, aber doch keineswegs 
ident ist. Dass hier eine Verschiedenheit obwaltet, zeigte Sir 
Paıtıp EGErToNn im Jahre 1862 gelegentlich der Beschreibung 
des Pierichthys macrocephalus, indem er bemerkte, dass bei 
dem englischen /terichthys, wie sich an allen Stücken nach- 
weisen lasse, das Ruderorgan oder die Brustflosse nie, so wie 
PANDER es darstellt, mit einem kräftigen Gelenk den Rändern 
der vorderen seitlichen Platten der Bauchseite des Panzers 
eingefügt sei; es seien vielmehr stets zwei besondere, dem 
vorderen Rande der Bauchseite vorliegende und mit dem 
Bauchpanzer nicht fest verbundene Platten vorhanden, denen 
die Flossen angefügt sind. Er begriffe nicht, sagt EGERTON, 
wie PAnDER zu seiner Darstellung gekommen sein Könnte. 
Da nun bei der ausführlichen Beschreibung, die PAnDEr ge- 
geben hat, nicht wohl anzunehmen ist, dass der so sorgfältige 
Beobachter sich in einem so wichtigen Punkte geirrt haben 
könnte, so liegt die Folgerung nahe, dass der angebliche 
Pterichthys ein vom russischen Asterolepis wesentlich verschie- 
denes Thier ist und dass beide Namen nebeneinander in Ge- 
brauch bleiben mussen. 

Der wohlerhaltene Panzer von Gerolstein gleicht nun in 
Form, Grösse und Zusammensetzung in auffallender Weise 
dem Bilde, welches EGERTON im Jahre 1848 für den Panzer 
des englischen Pterichthys gegeben hat. Wie bei diesem nah- 
men die vorderen paarigen Seitenschilder der Bauchseite mit 
ihren umgebogenen Rändern Antheil an der Umfassung der 
grossen Oeffnung für den Kopf und es ist hier ebensowenig 
wie nach EGERrToN bei dem englischen Pierichthys denkbar, 
dass die Ruderorgane in jenen Schildern eingelenkt gewesen 
seien. Unser Fisch gehört demnach in die Gattung FPterichthys, 
wie sie durch EgErToN festgestellt wurde. 

Die Abbildungen auf Tafel X. stellen den Panzer des 
Eifeler Pterichthys in Figur 1 von der Seite, in Figur 2 von 
unten und in Figur 3 von vorn dar. Figur l und 2 haben die 
gleiche Stellung wie die Holzschnitte Figur 1 und 2 auf 
Seite 305 im Quarteriy Journal von 1848. Die ubereinstim- 
mende Stellung ist gewählt, um zugleich die grosse Ueberein- 
stimmung im Bau, wie die Verschiedenheiten, welche das 
Eifeler Stück als einer anderen Art angehörig kennzeichnen, 
übersichtlicher hervortreten zu lassen. Die Figuren stellen 
das Stuck, ohne ergänzenden Zusatz, ‚so dar, wie es erhalten 
ist. Der Panzer hat, fast unversehrt, seine natürliche Form 


755 


erhalten; nur an der vorderen Seite ist nach unten eine 
leichte Verschiebung erfolgt, durch welche die unsymmetrische, 
in Figur 3 sichtbare Umgebung der vorderen Oeffnung hervor- 
gebracht wurde. Die Substanz des Panzers selbst ist grössten- 
theils erhalten, sie fehlt nur an der oberen Kante und auf 
einem grossen Theil der Bauchseite, wie in Figur 2 ersicht- 
lich ist, Den Panzer setzen 11 Platten zusammen: drei un- 
paare und vier paarige Platten. Zwei unpaare Platten, die 
vordere (a) und die hintere (b), nehmen die Mitte des Rückens 
ein, die dritte (g) von rhombischer Form Jiegt im Centrum 
der Bauchseite. Zwei Plattenpaare, (c) und (d), liegen an 
der Seite, zwei andere, (e) und (f), legen sich an der Bauch- 
seite mit Schuppennähten auf die Centralplatte und betheiligen 
sich so auch noch, in rechtem Winkel umgebogen, an der 
Zusammensetzung der Seitenflächen des Panzers. Die Buch- 
staben a, b, c, d, e, f und g bezeichnen die gleichen Platten 
wie in den angeführten Figuren des Quarterly Journal. Die 
bei letzteren noch weiter ausgezeichneten, mit dem Buchstaben 
‘(h) bezeichneten Platten existiren nicht, wie Sir PnıLıp EGERTON 
selbst (im Quarterly Journal 1862 pag. 104) berichtigte; ihre 
Annahme beruhte auf falscher Deutung eines Bruches, durch 
welchen die hinteren Enden der Platten (f) zerdrückt und ent- 
fernt wurden. Die Platten (i) sind die mit dem Panzer nicht 
_ verwachsenen, daher auch an unserem Stück nicht vorhandenen 
Platten, denen die Ruderorgane (k) eingefügt sind. Die Ver- 
- schiedenheit des Eifeler /#Zerichthys-Panzers von dem englischen 
ergiebt sich bei Vergleichung der beiden Seiten - Ansichten, 
Fig. 1 auf unserer Tafel und bei Egerton. Es ist ersichtlich, 
dass die Rückenplatten sich bei dem Eifeler Fisch stärker 
erheben und dass die Rückenkante mit einer viel auffälligeren 
nach vorn geneigten Spitze in der Mitte der vorderen Rücken- 
platte endigt. Die Seitenplatten sind von gleicher Form wie 
bei dem englischen Fisch, und durch gleich verlaufende Nähte 
nach oben mit den Rückenplatten und nach unten mit den 
Seitenplatten der Bauchseite verbunden, nur die Naht zwischen 
der hinteren Rückenplatte (b) und der hinteren Seitenplatte (d) 
hat einen etwas abweichenden Verlauf. Ausserdem ist nur 
zu bemerken, dass die beiden eigenthümlichen, bei dem eng- 
lischen Fisch vom hinteren Rande ausgehenden Rippen (2 und 
8 in Figur 1 bei EscErToN) dem Eifeler Fisch fehlen, bei 
welchem statt dessen vom vorderen Rande eine horizontale 
Rippe ausgeht und in der hinteren Seitenplatte endigt, ohne 
den Hinterrand zu erreichen. Der Verlauf dieser Rippe ist 
in Figur ] angedeutet, auch ist richtig angegeben, dass die 
Schmelztuberkeln besonders oberhalb der Rippe in parallelen 
Reihen geordnet sind. Eine weitergehende Vergleichung mit 


756 


den verschiedenen in England unterschiedenen Pierichthys- 
Arten wurde kaum zu einem befriedigenden Resultat führen. 

Von grossem Interesse würde es sein, wenn die Schicht, 
in welcher unser Pierichthys bei Gerolstein von einem ver- 
storbenen Sammler gefunden wurde, zu weiterer Ausbeutung 
ermittelt werden könnte. Dem Gestein nach könnte das 
Stuck aus den unteren thonreichen Ablagerungen der Eifeler 
Kalksteinformation herruhren, auf welchen Horizont auch an- 
dere, minder bedeutende Fischreste hinweisen, welche dem 
hiesigen paläontologischen Museum früher zugekommen waren. 
Zu letzteren gehört auch der Knochen, welcher in der Le- 
thaea palaeozoica, t. 31. f. 10., von Fern. RormEr als Ich- 
thyodorulıtes sp.? abgebildet ist. Als ich diesen Knochen, 
veranlasst durch die Erwerbung des Pierichthys-Panzers, behufs 
genauerer Untersuchung vom Gestein löste, stellte sich heraus, 
dass der früher vom Gestein verdeckt gewesene Theil des 
Knochens flacher ist als die fruher allein sichtbar gewesene 
Seite, ‘und dass die beiden Seiten in einem schmalen stumpf- 
gerundeten Kiel zusammenstossen,, ganz entgegengesetzt dem 
a. a. O. f. 10 gegebenen Profil. Der Knochen gehört wahr- 
scheinlich einer anderen grossen Placodermen - Gattung an und 
wird seine Erklärung vielleicht durch spätere glückliche Funde 
bei Gerolstein erhalten, 


737 


6. Der reihe Gmeiss des sächsischen Erzgebirges, 
seine Verbandverhältnisse und genetischen Beziehungen 
zu der archäischen Schichtenreihe. 


Von Herrn Hermann Creoner ın Leipzig. 
Hierzu Tafel XI. 
Die Anschauung, dass die mit Kalksteinen, Quarziten, 


Graphitschiefern, Hornblendegesteinen, Eisenerzen wechsel- 
lagernden und selbst an Varietäten reichen Gneisse, Glimmer- 


 schiefer und Phyllite der archäischen Formationsgruppe das 


Product der Erstarrung gluthflussiger Masse sei, hat derjenigen 
weichen müssen, welche jene Ablagerungen als Absätze der 
ältesten Meere, als sedimentäre Gebilde auffasst. Freilich 
gehen die Ansichten der Geologen weit auseinander, ob wir 
in diesen Schichtenreihen ursprüngliche oder metamorphische 
Bildungen zu suchen haben und auf welchem Wege etwaiger 
Metamorphismus sich bethätigt habe. Es sind dies jedoch 
Meinungsverschiedenheiten, die für unsere Theorien über die 
Genesis der genannten Gesteinsreihen erst von zweiter Bedeu- 
tung sind, wenn nur deren sedimentärer Charakter festge- 
halten wird. 

Um so auffälliger muss es erscheinen, dass sich seit den 
letzten Jahrzehenden in fast allen Publicationen, welche eines 
der grössten centraleuropaischen Gneissgebiete, das Erzgebirge, 
betreffen, die Auffassung geltend macht, dass eine gewisse 
Gruppe von Gneissen, die sogenannten rothen Gneisse, 
ganz anderer Entstehung seien, als die mit ihnen engver- 
knüpften und petrographisch nahe verwandten übrigen Gneisse 
und krystallinischen Schiefer. Es ist die Ansicht von der 
Eruptivität des erzgebirgischen rothen Gneisses, die sich 
in zahlreichen Publicationen H. MüLLer’s, v. Corta’s, SCHEE- 
RER’S, STELZNER’S, FÖRSTER’s und JoKELY’s wiederholt und von 
hier aus ihren Weg in verschiedene Lehrbücher und dadurch 
allgemeine Verbreitung gefunden hat. 

Vorarbeiten für die geologische Landesuntersuchung von 
Sachsen gaben bereits seit einigen Jahren Veranlassung zur 
Erörterung der Frage nach der geologischen Stellung des 


rothen Gneisses, — eine Frage, die durch die unterdessen 
fortgeschrittenen Untersuchungen des erzgebirgischen Gebietes 
dahin zur Erledigung gelangtist, dass der rothe Gneissals 
ein integrirendes Glied der archäischen Schichten- 
reihe, mit anderen Worten wie diese letztere als sedimen- 
taren Ursprunges betrachtet werden muss. 

Gleich an dieser Stelle sei bemerkt, dass jetzt und in der 
Folge der Ausdruck „sedimentär“ mit Bezug auf die 
archäischen Formationen nur im Gegensatze zu „eruptiv* oder 
„aus Gluthfluss erstarrt* gebraucht wird. Zuweilen wird zur 
Bezeichnung dieses genetischen Gegensatzes das Wort „meta- 
morphisch* ebenso fälschlich wie willkürlich angewandt, — 
fälschlich, weil es überhaupt jenen Gegensatz gar nicht aus- 
drückt, da auch ein Erstarrungsgestein einer Metamorphose 
unterliegen kann, und willkürlich, weil bei Weitem nicht alle 
Geologen von der allmählichen Herausbildung des Gesteins- 
charakters archäischer Schichtenreihen durch metamorphische 
Processe überzeugt sind. Das Adjectiv „sedimentär* em- 
pfiehlt sich dahingegen als Ausdruck unserer Anschauung von 
der Genesis der krystallinischen Schiefer, weil es einerseits 
im wirklichen Gegensatz zu „eruptiv* steht, und andererseits 
allen Meinungen über die Modalität der wässerigen Entste- 
hung und etwaiger Metamorphosirungs - Processe freien Spiel- 
raum lässt. 

Bei den folgenden Darlegungen, wo es sich nur um das 
gegenseitige Alters- und Lagerungsverhältniss des rothen 
Gneisses zu den übrigen Gneissen und krystallinischen Schie- 
fern handelt, ist es gleichgültig, ob der Leser diese letztge- 
nannten Gesteinsreihen für Endproducte einer allgemeinen 
plutonischen oder hydrochemischen Metamorphose, für ur- 
sprünglich krystallinische Gebilde oder für diagenetischen Ur- 
sprunges hält, — der Schwerpunkt der Frage liegt vielmehr 
darin, ob rother Gneiss und die übrigen archäischen Gneisse 
und Schiefer des Erzgebirges gleichalterig und gleichartig ent- 
standen, ob sie mit anderen Worten zusammengehörige Glieder 
einer einzigen Formation sind, oder ob die rothen Gneisse 
die übrigen nach deren Ablagerung und Gesteinswerdung glutb- 
flüssig durchbrochen und durchsetzt haben, also zu ihnen im . 
Verhältnisse eines Eruptivgesteines zu seinem älteren Neben- 
gestein stehen? 


Die Erörterungen, die hierüber angestellt werden sollen, 
theilen sich folgenden drei Abschnitten zu: 


I. Petrographische Charakteristik des rothen Gneisses. 
II. Entwickelung der Ansichten über die geologische Stel- 
lung des rothen Gneisses, 


759 


III. Darstellung der Lagerungsverhältnisse des rothen 
Gneisses zu den übrigen archäischen Gesteinscom- 
plexen des Erzgebirges. 


Schliesslich wird das Ergebniss unserer Betrachtungen in 
einem „Kurzen Ruckblicke* zusammengefasst werden. 


I. Petrographische Charakteristik des erzgebirgischen 
rothen Gneisses. 


Da der Begriff „rother Gneiss* von manchen Autoren zu 
weit ausgedehnt und, wie später gezeigt werden soll, selbst 
auf ganz echte stockförmige Granite angewendet worden ist, 
die nichts mit dem rothen Gneiss gemein haben, so scheint 
es wuüunschenswerth , unsere Betrachtungen über den rothen 


 Gneiss durch eine möglichst bestimmte Definition dieser 


Gesteinsspecies einzuleiten. 

a. Gemengtheile des rothen Gneisses. Der rothe 
Gneiss in seiner typischen Ausbildung wird aus Orthoklas, 
Plagioklas, Quarz und Muscovit zusammengesetzt, während 
Biotit, im Gegensatze zu den sämmtlichen übrigen Gneissen 
des Erzgebirges fehlt.*) Der Orthoklas ist weiss bis licht- 
fleischroth, der Plagioklas weisslich, der Quarz wasserhell, 
weiss oder hellgrau, der Muscovit silberweiss, weingelb, hell- 
grün, oder lichtgrau. Orthoklas und Quarz sind die vorwal- 
tenden, Plagioklas und meist auch Muscovit die stark zurück- 
tretenden Bestandtheile des rothen Gneisses. Ausserdem hat 
KALKowsky **) als mikroskopische, constante Gemengtheile 
dieses Gesteines Eisenglanz in Blättchen, sowie Apatit in 
rundlichen Körnern nachgewiesen. 

Accessorisch treten Turmalin, Granat und Biotit im rothen 
Gneisse auf. Letzterer nimmt jedoch nur direct an den Gren- 
zen gegen den grauen Gneiss am eigentlichen Mineralgemenge 
Theil, weiter von den Grenzen entfernt stellt er sich nur zu- 
weilen in bis 5 oder 6 Cm. grossen und 0,5 Cm. dicken 
blätterigen Tafeln von schwarzbrauner Farbe auf den Schich- 
tungsflächen zwischen den Gneissbänken ein. Der Granat 


*) H. MürLer, Berg- und hüttenm, Zeitung 1863. pag. 234. — 
G. Jenzscn versuchte bekanntlichst, den Plagioklas des rothen Gmeisses 
auf Grund des specif. Gewichtes als Albit zu deuten. Die Zulässigkeit 
dieser Bestimmung ist mit Recht (u. A. von Roru und GünseL) ange- 
fochten worden. 

**) Diese Zeitschrift 1876 pag. 707. 


TEN N AR Van u ne 


760 


hingegen tritt mit gewisser Constanz als accessorischer Ge- 
mengtheil des rothen Gneisses auf. 

b. Die chemische Zusammen des rothen 
Gneisses ergiebt sich aus folgenden von SCHEERER und RuBE 
veranstalteten Analysen (I. rother Gneiss von Kleinschirma, 
II. vom Michaälisstolln-Mundloch, III. von Leubsdorf). 


I. Il. III. 


3105.31: 79,14... 74,870 2.2.1006 
Al,-O,... ..18,25 14,12... 12,60 
FeO-... 1,84 227 2,41 
MnO... 0,08 0,25 Spur 
CaO ... 060 1,13 0,66 
MgO... 0,39 0,17 0,26 
K,O0..:2..4,8000 2.29 8,15 
Na.02% 2.2.12 2,95 2,56 
H,022 220,89 0,82 0,94 


Summa 99,77 99,47 100,44 


c. Die Farbe des rothen Gneisses entspricht die- 
ser Benennung in manchen Fällen erst nach Eintritt der Ver- 
witterung. Ursprünglich besitzen zwar viele Vorkommnisse 
des genannten Gesteins bereits eine lichtfleischrothe Färbung, 
oft aber stellt sich diese, oder wenigstens eine intensivere 
Nuance derselben erst in Folge der Zersetzung der Eisen- 
glanzschuppchen ein. Zahlreiche „rotbe* Gneisse sind in 
frischem Zustande fast vollkommen weiss, und verwittern 
gelblich. 

d. Die Structur des rothen Gneisses ist eine 
lagenförmige, schieferige oder plattige, seltener eine fiaserige. 

Die lagenförmige Structur wird dadurch erzeugt, dass 
0,5 bis 3 Cm. dicke Lagen eines körnigen Gemenges von 
Feldspath und’ Quarz mit solchen von verfilzten, parallel ge- 
lagerten Schuppen oder grösseren Tafeln von Muscovit parallel 
mit einander abwechseln. Die körnigen Lagen erhalten durch 
eingestreute, freilich meist kleine und stets isolirte Muscovit- 
schüuppchen die Andeutung einer schiefrigen Structur, und sind 
mit den Muscovitzwischenlagen meist fest verwachsen, spalten 
jedoch auf den Grenzflächen ziemlich leicht, jedenfalls leichter 
als quer durch die wechsellagernden Schichten. Zuweilen 
stellt sich zwischen diesen eine solche von reinem, weissem, 
glasigem (Juarz ein. 

Die plattige Structur der rothen Gneisse ist nur eine 
Modification der lagenförmigen, indem bei ihr die feinkörnig- 
schiefrigen, feldspath - quarzreichen Lagen eine Stärke von 


761 


0,3 M. erreichen, während der Kaliglimmer nur papierdünne 
Schichten zwischen den erstgenannten Straten bildet. In Folge 
dieser Structur und des geringen Zusammenhaltes der Glimmer- 
lagen und der an Quarz und Feldspath reichen Platten lassen 
sich letztere in oft uberraschender Grösse, Dünne, Ebenheit 
und Gleichmässigkeit von einander abheben und werden des- 
halb in zahlreichen Steinbruchen gewonnen. Eine solche 
Platte gleicht beim ersten Blick auf den beiderseitigen Be- 
grenzungsflächen einem schuppigen hellen Glimmerschiefer, 
während auf dem Querbruche das körnige Gefüge sichtbar 
wird, jedoch durch zarte Parallellinien, auf denen sich die 
Platten meist noch dünner spalten lassen, eine deutliche Lagen- 
structur erhalt. | 

Die schiefrige Structur wird dadurch erzeugt, dass 
sich sowohl die Quarz-, wie die Feldspathkörner zu gegenseitig 
mit einander innig verwachsenen dünnen, flach linsenförmigen 
Schmitzen vergesellschaften und dass gleichzeitig die an die- 
sem Mineralgemenge theilnehmenden Muscovitschuppen eine 


parallele Lage besitzen. Erstere Erscheinung, die sich nach 
. Kırkowsky (]l. c.) namentlich auch bei mikroskopischer Unter- 


suchung bemerklich macht, manifestirt sich vorzugsweise auf 
dem Querbruche des Gesteins, letztere auf den Schichtungs- 
flächen desselben, welche von lauter isolirten Glimmerblättchen 
bedeckt erscheinen. Wo sich die lagenförmige Sonderung von 
Quarz und Feldspath nicht zeigt, wird die Schieferung aus- 
schliesslich durch die Parallelität der Muscovitschuppchen be- 
dingt, obwohl letztere bei dieser Structur- Modification des 
rothen Gneisses nie zusammenhängende Häute, sondern stets 
isolirte, aber oft dicht neben einander liegende Blättchen bilden. 
So beschaffene rothe Gneisse spalten in der Schieferrichtung 
ebenflächig und leicht. 

Sehr gewöhnlich stellt sich auf den Schieferungsflächen 
dieser rothen Gneisse eine ausgezeichnete lineare Parallel- 
structur ein, indem die Glimmerblättchen in parallel neben 
einander herlaufende Linien angeordnet sind. Ist diese 
Streckung besonders auffallend ausgeprägt, so entstehen die 
stengeligen Varietäten des rothen Gneisses. 

Am seltensten tritt eine dem grauen Gneisse analoge 
flaserige Structur ein, die jedoch auch bei dem rothen 
Gneisse so weit gehen kann, dass augengneissartige 
Varietäten entstehen. 

Trotz dieser Schwankungen in der Structur ist doch im 
Ganzen der Habitus des rothen Gneisses ein so überraschend 
gleichmässiger, dass es uns unmöglich deucht, ein so scharf 
charakterisirtes Gestein, wie den rothen Gneiss, auch nur 
im Handstücke mit einem Granite verwechseln zu können. 


762 


Da, wie oben gesagt, viele dieser rothen Gneisse nament- 
lich im frischen Zustande keine rothe, sondern eine weisse 
oder lichtgelbliche Färbung besitzen, da ferner, wie noch ge- 
zeigt werden soll, die specifische Verschiedenheit des Glim- 
mers als Haupt-Criterium bei einer Olassification der erzgebir- 
gischen Gneisse dienen muss und endlich der sogenannte 
rothe Gneiss mehr als durch seine Farbe, durch seine aus- 
schliessliche Muscovitführung charakterisirt wird, so würde 
der Name „Muscovitgneiss“ der Bezeichnung „rother Gneiss* 
vorzuziehen sein, wenn nicht letzterer bereits zu gebräuchlich 
geworden wäre und nicht wenigstens für eine grosse Anzahl 
der damit belehnten Gesteine zuträfe. Wir werden künftig die 
Worte „Muscovitgneiss“ und „rother Gneiss* als Synonyma 
gebrauchen. 


Der bunte (rothe) Gneiss GünBEL’s aus dem ost- 
bayerischen Grenzgebirge darf mit den Gesteinen, welche 
H. MüLLeR rothe Gneisse nannte und welche auch den Gegen- 
stand dieser Darstellung bilden, nicht verwechselt werden: 
enthalt doch derselbe als Glimmerbestandtheil vorwaltend 
Biotit (Geogn. Beschr. d. ostb. Grenzgeb. pag. 214. u. 217.), 
ein Mineral, das in unseren echten rothen Gneissen gar nicht 
oder nur hin und wieder accessorisch auftritt. GÜNBEL selbst 
sagt 1. c. pag. 216., „dass der sächsische rothe Gneiss und 
der bunte Gneiss des bayerischen Grenzgebirges zwei ganz 
verschiedene Urgebirgsfelsarten darstellen, welchen nur die 
Aeusserlichkeit einer röthlichen Färbung gemeinschaftlich zu- 
zukommen scheint.“ 


II. Entwickelung der neueren Ansichten über die geo- 
logische Stellung des rothen Gneisses. 


C. F. Naumann. Die erste zusammenhängende Darstellung 
eines Theiles des erzgebirgischen Gneiss- und Schiefergebietes 
stammt von NAUMANN, dessen geognostische Karte der Gegend 
zwischen Gössnitz, Oederan, Sebastiansberg und Auerbach 
(Sect. XV. der geogn. Karte von Sachsen) nebst der sie erläu- 
ternden Beschreibung (Heft II. der geogn. Beschr. von Sachsen) 
vom Jahre 1837 datirt sind, jedoch erst 1844 erschienen. In 
beiden Publicationen fasst Naumann die Gneisse des Erz- 
gebirges als zusammengehörige Glieder einer einzigen 
Formation auf. Nach ihm sind sie nichts als mehr oder 
weniger scharf gesonderte Varietäten der in ihrem petrogra- 
pbischen Habitus ausserordentlich schwankenden Species Gneiss 
(l. e. pag. 70 u, 71). Als die hervorstechendsten dieser zahl- 


er 763 


reichen Modificationen bezeichnet er u. A.: 1. den langflase- 
rigen Normalgneiss von Freiberg mit dunkelbraunem bis schwar- 
zem Glimmer; 2. die körnig-schuppigen, dickschieferigen oder 
plattigen Gneisse von Oederan und Schellenberg, die sich 
durch ihre Führung von silberweissem oder hellgrauem Glimmer 
und röthlichem oder gelblichem Feldspath auszeichnen. Diese 
(MüLLER’S und unsere rothen) Gneisse nehmen oft grani- 
tischen, oft aber auch schiefrigen Habitus an und wechsel- 
lagern mit Quarzschiefern und lichten Glimmerschiefern, mit 
denen sie auf das vielfältigste verknüpft sind, weshalb sie 
auch (pag. 60 u. 75) als Producte der nämlichen 
Bildungsvorgänge zu betrachten seien; 3. die Gneisse 
der Gegend von Memmendorf (pag. 75), welche sich durch 
ihre geringe Flasrigkeit und durch die Gegenwart von sowohl 
schwarzbraunem, wie silberweissem Glimmer kennzeichnen; 
4. der gebänderte oder breitstreifige Gneiss von Reifland mit 
lichtröthlichem, grauem und braunem Glimmer und röthlich- 
weissem bis fleischrothem Feldspath. Hierzu gesellt sich noch 
eine grössere Anzahl von ausschliesslich auf Schwankungen 
der Structur und der Mischungsverhältnisse beruhenden Va- 
rietäten.. 

Naumann spricht damals seine Ansicht über die Genesis 
der Urgneissformation noch nicht bestimmt aus, stellt es 
es höchstens als eine Möglichkeit hin (pag. 122), dass die 
gesammten erzgebirgischen Gneisse trotz ihrer Wechsellagerung 
mit Schiefern, Quarziten und Kalksteinen, trotz ihrer von ihm 
anerkannten und betonten ausgezeichneten Schichtung, als Er- 
starrungsproduct aufgefasst werden könnten, nirgends aber 
macht er von genetischem Standpunkte ausirgend 
welchen Unterschied zwischen den oben aufge- 
zählten Gneissen, — ihm sind sie vielmehr nur petro- 


- graphische Varietäten und Unterabtheilungen einer Gesteins- 


en 


reihe, welche die sich in westlicher Richtung an das Erz- 
gebirge anlegenden Glimmerschiefer und Thonschiefer ganz 
unbezweifelt unterteufen (pag. 115) und deren Liegendes bilden, 
ganz analog den Lagerungsverhältnissen des bei Zschopau 
isolirt unter dem Glimmerschiefer hervortretenden „Gneisses“, 
welcher die Gestalt einer flachen, rings vom Schiefer umla- 
gerten Kuppel besitze (pag. 116). 

Bereits wenige Jahre später erheben H. MÜLLER, v. CoTTA 
und SCHEERER Einwürfe gegen diese einheitliche Auffassung 
der erzgebirgischen Gneisse und stellen sich anfänglich sammt- 
lich dadurch zu ihr in Gegensatz, dass sie zwei Gneiss- 
bildungen unterscheiden, von denen die eine zur anderen im 
Verhältnisse durchgreifender Lagerung stunde Der rothe 


BE a Er ION: 
NER ir 


764 


Gneiss (Naumann’s Varietät 2), später auch der amphotere 
Gneiss*) (Naumann’s Varietät 3 und 4) werden von dem 
grauen Gneiss (Naumann’s Varietät ]) getrennt und erstere 
als Eruptivgesteine dem letzteren als deren Nebengestein 
gegenüber gestellt. 

HERMANN MÜLLER. — Der Schöpfer dieser von der frü- 
heren abweichenden Richtung ist Hermann MÜLLER in Frei- 
berg.**) Er, der genaueste Kenner der erzgebirgischen Erz- 
lagerstätten, ist es auch, dem die umfangreichsten geologischen 
Betrachtungen zu Gebote stehen und der deshalb seine An- 
sichten am Ueberzeugendsten vertritt. 

Die in seinen späteren einschlägigen Publicationen *"*) 
enthaltenen Anschauungen über die Genesis der erzgebirgischen 
Gneisse dürfte sich in folgende Sätze zusammenfassen lassen: 
Die Gesteine des erzgebirgischen Gneissgebietes gehören zwei 
von einander entschieden abweichenden und verschiedenalte- 
rigen Formationen an, einer älteren oder Urgneissfor- 
mation und einer jüngeren oder Eruptivgneiss- 
formation. Erstere besteht vorwiegend aus Varietäten der 
normaleu grauen Gneissgruppe, die vollkommen concordant 
auf einander folgen, und in grosse, mehr oder weniger con- 
centrisch umlaufende, breite Zonen mit grossartig kuppelför- 
miger Architektonik angeordnet sind. Diese Gesteinsgruppe 
wird von der Glimmerschieferformation gleichmässig überlagert, 
in welche sie allmählich übergehen kann, und ist deshalb die 
älteste Formation des Erzgebirges und ein Aequivalent der 
Urgneisse anderer Gegenden. 

Ganz abweichender Natur ist die jüngere Gneiss- 
formation. Vorwaltende amphotere und rothe Gneisse 
und neben ihnen Gneissgranit, Granulit, Felsitschiefer, Granat- 
glimmerfels,, Quarzitschiefer, Erzlager und Kalkstein bilden in 
regelloser Aufeinanderfolge und in buntem Wechsel diese 
Gesteinsgruppe, der eine gesetzmässige Architeetur fehlt, so 
dass die Grenzen ihrer einzelnen Glieder nieht nur durch 
petrographische Uebergänge verwischt sind, sondern auch in 
unbestimmten, mannigfaltig gewundenen Linien verlaufen. Diese 


*) Amphoter nennt Mürter diejenigen Gmeisse, welche neben Or- 
thoklas, Plagioklas und Quarz, Magnesiaglimmer und Kaliglimmer führen. 


*#) Neues Jahrb. f. Min. 1850. pag. 592. 


*#*#) Ueber die geolog. Verhältn. des erzgeb. Gneissgebietes, Berg- 
und hüttenm. Zeitung 1863. XXI. No. 27. pag. 233. und Neues Jahrb, 
f. Min. 1863. pag. 613. Eintheilung der erzgeb. Gneisse, Neues Jahrb, 
f. Min. 1864. pag. 829. Ueber den Glimmertrapp in der jüngeren Gneiss- 
formation des Erzgebirges, Neues Jahrb. f, Min, 1865. pag.1. Geognost. 
Verhältnisse der Gegend von Schmiedeberg, Niederpöbel, Naundorf und 
Sadisdorf, Freiberg 1867, 


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765 


jüngere Gneissformation hat ihr grösstes Verbreitungsgebiet in 


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den oberen, dem Gebirgskamme entlang gelegenen Regionen 
des Erzgebirges, von wo aus breite, z. Th. meilenlange Arme 
nach dem Fusse des Gebirges durch den Urgneiss, ja durch die 
Glimmerschiefer und Thonschiefer, oft unter abnormen Lage- 
rungsverhältnissen hinausgreifen. Es durchsetzen somit solche 
jüngere Gneisse die übrigen, umfassen Schollen und Fragmente 
ihres Nebengesteines und können im Contacte mit Grauwacken 
diese in „Glimmertrapp“ metamorphosiren. Nach diesen seinen 
Beobachtungen sieht sich H. MÜLLER gezwungen, den jüngeren 
Gneissen die gleiche Entstehung wie den Graniten, nämlich 
einen eruptiven Ursprung zuzusprechen, welcher in post- 
silurische Zeiten falle. 


THEODOR SCHEERER. Den Ansichten H. MüLLer’s schloss 
sich SCHEERER bald an. Bereits auf einer in Gesellschaft dieses 
und B. v. Corta’s in die Gegend von Thiemendorf, Floha, 
Augustusburg im Herbst 1853 ausgeführten Excursion über- 
zeugt er sich davon*), „dass der graue Gneiss ein an Ort und 
Stelle metamorphosirtes Gebilde darstelle, während der rothe 
Gneiss, der sich noch an den Granit anschliesse, bei seiner 
Metamorphosirung mehr oder weniger eruptiv ge- 
worden sei.“ Auf diese Bahn gelenkt, zu der er in Folge 
seiner skandinavischen Gneissstudien bereits inclinirte, sucht 
er während eines fast ein Jahrzehend umfassenden Zeitraumes 
die Unterscheidung in der Constitution und der Genesis der 
verschiedenen Gueissformationen des Erzgebirges auf dem Wege 
der chemischen Analyse und deren theoretisirender Auslegung 
festzustellen. Die in das Bereich unserer Betrachtungen fal- 
lenden, von jenem ersten Eindrucke jedoch einigermaassen 
abweichenden Endresultate der während der Jahre 1858 bis 
1866 in zahlreichen Publicationen niedergelegten Untersuchun- 
sen TH. ScHEERER’s**) lassen sich in Kürze und meist mit 
seinen eigenen Worten wie folgt zusammenfassen: 


l. Die verschiedenen erzgebirgischen Gneisse haben in 
ihrer ganzen Verbreitung eine constante und streng gesetz- 


*) Neues Jahrb. 1854. pag. 44. 

*%=) Die hauptsächlichsten der einschlägigen Publicationen Scuerreer’s 
sind: Ueber die chemische Constitution krystallinischer Silicatgesteine, 
mit besonderer Beziehung auf die Freiberger grauen und rothen Gneisse; 
Götting. gelehrte Anz. 1861. pag. 33. Siehe auch Neues Jahrb. 1861. 
pag. 013. — Die Gneisse des sächs. Erzgebirges und verwandte Gesteine 
nach ihrer chem. Constitution und geolog. Bedeutung; diese Zeitschrift 
1862. pag. 23. Separat- Abdruck. Leipzig 1862. — Ueber die chem. 
Constitution der Plutonite, Festschrift zum hundertjährigen Jubiläum der 
Bergakademie zu Freiberg. Dresden 1866, pag. 158. 


Zeits.d. D.geol. Ges. XXIX. 4. 50 


766 2 


mässige chemische ÜOonstitution, welche sich wie bei, einer 
Mineralspecies durch eine stöchiometrische Formel aus- 
drucken lässt. 


2. Die verschiedenartige chemische Zusammensetzung und 
zwar vorzüglich des in erster Linie den Unterschied bedingen- 
den Kieselsäuregehaltes liefert deshalb ein Kriterium für die 
Gliederung der Gneisse. 


3. Auf Grund desselben hat man drei erzgebirgische 
Goneisse zu unterscheiden: 


a. den grauen Gneiss mit 64 bis 66 pCt. Kieselsäure 
(als homogene Verbindung gedacht, ein neutrales 
Silicat), 

b. den mittleren Gneiss mit 69 bis 71 pCi. Kieselsäure, 

c. den rothen Gneiss mit 74 bis 76 pCt. Kieselsäure 
(in Anderthalb-Silicat). 


Diese Dreitheilung fällt jedoch nicht mit derjenigen 
MOLLER’s zusammen, indem dessen rothe und amphotere 
Gneisse jeder der obigen drei Gruppen angehören können.”) 


4. Aus dieser Gesetzmässigkeit der Constitution geht 
hervor, dass die Gneisse ursprünglich eine ungetheilte, che- 
mische Verbindung mit vollkommen homogener, plutonisch- 
flüssiger (also schmelzflussiger, jedoch von Wasser imprägnirter) 
Masse gebildet haben. In Folge allmählicher Abkühlung. und 
Druckabnahme ihrem Erstarrungspunkte nahe gebracht, theilte 
sich das Magma in die drei chemischen Materien des Quarzes, 
des Feldspathes und des Glimmers, also die jetzigen Gemeng- 
theile des Gneisses. Die drei oben aufgezählten Gneissarten 
repräsentiren gewissermaassen drei Etagen in der Schmelzmasse 
des ursprünglichen plutonischen Heerdes.. Der graue Gneiss 
ist als das an schweren metallischen Bestandtheilen reichste 
Gestein als unterster Horizont zu betrachten, uber den der 
mittlere und darüber wiederum der rothe Gneiss folgt. (Daher 
untere, mittlere und obere Plutonite.) Jedoch ist der graue 
Gneiss z, Th. wieder eruptiv geworden, hat Massen der an- 
deren Gneisse und von Quarziten mit sich heraufgebracht und 
hat sich über die ursprünglich über ihm liegenden Gesteine 
ausgebreitet. 


5. Die Gneisse besitzen deshalb nur eine Parallelstructur, 
welche sich erst nach ihrer Eruption einstellte, nicht aber 
eine wirkliche Schichtung. 


*) H. Mürren, Neues Jahrb, f. Min. 1864. pag. 829. 


767 


BERNH. von Cotta. Im Anschluss an die MürLver’schen 


Anschauungen erscheint es auch B. v. CorTTA, wie er nach der 


bereits erwähnten, mit MULLER und SCHEERER ausgeführten 
Orientirungstour im Jahre 1853 schreibt*), wahrscheinlich, 
wenn auch nicht fest begründet, dass der rothe Gneiss sich 
zum grauen Gneisse in gewissem Grade wie ein Eruptivgestein 
verhalte. Für die eruptive Natur der Gruppe der rothen 
Gneisse sprächen nach v. ÜCoTTA: 


1. „Die Formen ihrer Verbreitung, welcbe nicht mit der 
Textur oder Schichtung übereinstimmen, 
2. Das meist sehr Verworrene oder Undeutliche der 


- Schiefertextur oder Plattenform innerhalb dieser Gesteine. 


3. Der Umstand, dass man an einigen Orten deutliche 
Bruchstucke des grauen Gneisses im rothen gefunden hat: so 
am West-Abhange der Hermannshöohe zwischen Königswalde 


und Mildenau.* 


Dass aber dieser rothe Gneiss nicht in derselben Weise 


eine eruptive Ergiessung des Erdinnern sein könne, wie etwa 


der gewöhnliche Granit, das gehe aus dem häufigen schicht- 
oder lagerförmigen Wechsel seiner einzelnen, oft sehr un- 
gleichen Varietäten hervor. Zum Zwecke eines ganz vorläu- 
figen Versuches der Deutung des ungleichen Verhaltens der 
grauen und der rothen Gneisse könne man annehmen, dass 
die rothen Gneisse metamorphosirte Grauwacke, Thonschiefer, 
Sandsteine und Kieselschiefer seien, welche durch Pressung 
von unten in halb erweichtem Zustande in gewissem Grade 
eruptiv wurden, während der graue Gneiss zwar auch einer 
plutonischen Metamorphose unterlag, aber an Ort und Stelle 
verblieb. Eine ähnliche, nur noch bestimmtere Auffassung 
vertritt B. v. CoTta in späteren Schriften, wenn er 1859 
sagt*”): „Der rothe Gneiss giebt sich überall, wo er recht 
charakteristisch auftritt, als ein eruptives Gestein zu erkennen, 
was beim grauen oder Freiberger Normalgneiss durchaus nicht 
der Fall ist. Der rothe Gneiss umschliesst zuweilen sogar 
deutliche Bruchstücke ‚des grauen oder er bildet Gänge in ihm 
und könnte daher füglich als ein gneissähnlicher (d. h. schie- 
feriger) Granit bezeichnet werden.“ 

Ebenso spricht er sich 1862 aus***): „Der sogenannte 
rothe Gneiss verhält sich zu dem sogen. grauen sehr oft wie 


*) Neues Jahrb. 1854. pag. 41. 
**) Lehre von den Erzlagerstätten I. pag. 144. 
es) Gesteinslehre pag. 144. 
50 * 


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768 


ein etwas Jüngeres und kieselsäurereicheres Eruptivgestein und 
würde somit eigentlich als eine schiefrige Varietät des Gra- 
nites, etwa als Granitgneiss oder, wie ich noch lieber vor- 
schlagen möchte, als Gneissit zum Granit zu rechnen sein.**) 
Jedoch beschränkt er diese Auffassung in dem genetischen 
Theile seiner Gesteinslehre (pag. 301) mit den Worten: „nicht 
aller kieselsäurereiche (rothe) Gneiss muss deshalb nothwendig 
eruptiv sein, weil es einiger sicher ist“, — ferner in seiner 
„Geologie der Gegenwart“ pag. 60, wo er sagt: „eine sichere, 
allgemein gültige Unterscheidung der Gneissarten nach ihrem 
verschiedenen Ursprung sei bis jetzt noch nicht nach der 
blossen mineralogischen oder chemischen Untersuchung mög- 
lich gewesen, sondern stets nur eine Entscheidung für den 
einzelnen Fall und zwar durch die Tagerunesysuln es, wo 
diese deutlich genug aufgeschlossen sind.“ 

ALFRED STELZNER schloss sich in seiner 1865 erschienenen 
Arbeit über „die Granite von Geyer und Ehrenfriedersdorf etc,“ 
pag. 6 den Ansichten SCHEERER’s und CorrA’s über die Eru- 
ptivität des rothen Gneisses der genannten Gegend an, hebt 
jedoch hervor, dass sich der dortige rothe Gneiss durch eine 
sehr vollkommen plattenformige und höchst ebenflächige Zer- 
klüftung auszeichnet, die jederzeit der Schieferung parallel 
sei, dass ferner diese Structur vellkommen concordant mit 
dem Streichen und Fallen der benachbarten Glimmerschiefer 
verlaufe. 

Die geologische Landesuntersuchung von 
Sachsen, welche bereits im Jahre 1872 einen Theil des 
erzgebirgischen Gneissterrains in den Bereich ihrer Thätigkeit 
208, fasste natürlich gleichzeitig. die Frage nach der Gliede- 
rung der Gneissformation und nach unterscheidenden Criterien 
für eine solche in’s Auge. Herr A. Jentzsch bearbeitete die 
an rothen Gneissen reiche Gegend von Schellenberg und 
Thiemendorf (Section Schellenberg), Herr E. KıLkowsky die 
Umgebung von Zschopau**), Herr F. ScHALcH die Sectionen 


*) Will man flaserig-schiefrige Varietäteu des Eruptiv-Granites als 
Gneissite bezeichnen, so lässt sich im Allgemeinen dagegen wohl nichts 
einwenden, doch darf man diesen Namen nicht willkürlich auf die rothen 
Gneisse des Erzgebirges anwenden, welche hier nirgends als Modificationen 
von eruptiven Graniten oder in Verknüpfung mit solchen auftreten. 

**) Der bei seinen geologischen Aufnahmen in der Section 
Zschopau der geologischen Specialkarte von Sachsen gewonnenen An- 
schauung über die Stellung und Genesis des dortigen rothen Gneisses 
verlieh Herrn E. Kırkowsky Ausdruck in den beiden Aufsätzen: „Rother 
Gneiss und Kalkstein im Wilischthale“, diese Zeitschrift 1875. pag. 623. 
und „Das Glimmerschiefergebiet von Zschopau“, diese Zeitschrift 1876. 
pag. 716. und 749. 


PER 


769 


Geyer und Marienberg, Herr A. SAvER die Gegend von Anna- 
berg und Cranzahl; — die.z. Th. noch im Bau begriffenen 
erzgebirgischen Bahnen (Flöha-Reitzerhain, Pockau-Olbernhau, 
Annaberg-Weipert, Nossen -Freiberg, Freiberg- Bienenmühle) 
mit ihren langen und tiefen Gneiss-Einschnitten *) wurden be- 
gangen und z. Th. in grossem «Maassstabe geologisch pro- 
filirt, ferner nicht wenige Orientirungstouren in verschiedene 
Distriete der erzgebirgischen Gneissregion unternommen, — 
bis heute haben alle diese, zum grossen Theile sehr detailirten 
Untersuchungen noch nicht einen einzigen Beweis für die 
eruptive Natur der rothen Gneisse geliefert**), immer deut- 


*) Die hier in Betracht kommenden Bahneinschnitte besitzen eine 
Länge von etwa 50 Kilom., bieten also der geologischen Forschung durch 
ihre grosse Längenausdehnung und durch die dichte Aneinanderreihung 
solch’ gewaltiger Schürfe in meist frischem Gesteine sicherere Grund- 
lagen als die sporadischen Aufschlüsse früherer Jahrzehende. 

%%) Ebensowenig wie uns im sächsischen Erzgebirge ist Herrn 
Gümser im benachbarten ostbayerischen Waldgebirge auch nur die ge- 


‚ringste Andeutung einer eruptiven Gneissbildung zu Gesichte gekommen. 


Geogn. Beschreibung des ostbayer. Grenzgeb. 1866. pag. 602. 


Nachträglich, also nach bereits seit längerer Zeit erfolgtem Ab- 
schlusse dieses Aufsatzes, sei bemerkt, dass Herr Lıugr auch die rothen 
Gneisse des böhmischen Eızgebirges, wie er in einem am 29. Sep- 
tember d. J. in Wien gehaltenen Vortrage darlegte, als Glieder der kry- 
stallinischen Schieferformation erkannt hat. Seiner Ansicht, dass der 
rothe Gneiss eine der unteren Stufe der Gneissformation eigenthüm- 
liche Schichtengruppe repräsentire, konnte ich bereits damals in Kürze 
die in diesem Aufsatze niedergelegten Beobachtungen entgegenhalten, 
wonach der rothe Gneiss in allen Horizonten der erzgebirgischen Gneiss- 
und Glimmerschieferformation auftritt. (Siehe Protocoll der Versamml. 


d. Deutsch. geol. Gesellsch., zu Wien: diese Zeitschrift diesen Band 


pag. 637.) 

Wenn darauf Herr SteLzner im Gegensatz zu unserer Auffassung 
des rothen Gneisses die Möglichkeit auch gangförmiger Vorkommnisse 
dieses Gesteins beanspruchte, so kann man zwar nicht behaupten, dass 
diese Möglichkeit überhaupt ganz ausgeschlossen sei, — nur würde die 
Vermuthung des Herrn Srterzuer mit Bezug auf die erzgebirgischen 
rothen Gneisse an Werth gewinnen, wenn gleichzeitig auf irgend ein un- 
zweideutiges erzgebirgisches Beispiel eines gangförmigen, echten rothen 
Gneisses Bezug genommen worden wäre. 

Gneissartige Modificationen eruptiver Granite als Gneissite zu be- 
zeichnen, wie Sterzuer nach Corta’s Vorgang am 29. September in 
Wien vorschlug, mag ja recht empfehlenswerth sein, obwohl für dieselben 
der sehr bezeichnende Name Gneissgranite (zusammengezogen aus gneiss- 
artige Granite) bereits existirt, Mit blosser Namengebung ist uns jedoch 
mit Bezug auf die Sichtung und Gliederung der erzgebirgischen Gneisse 
nicht geholfen, — müsste doch erst bewiesen werden, dass überhaupt 
ein rother Gneiss des Erzgebirges in Verknüpfung mit Eruptivgraniten 
als deren Modification in durchgreifender Lagerungsform auftrete, dann 
wird es auch Zeit sein, für diese vermutheten , bis jetzt nicht zu finden- 
den eruptiven rothen Gneisse einen bezeichnenden Namen zu wählen, 


770 


licher stellte es sich vielmehr heraus, dass der rothe 
Gneiss nur das eine, der graue Gneiss das andere 
Endglied einer sehr grossen Reihe von Varietäten 
der Glimmergneisse repräsentiren, so zwar, dass die 
grauen Gneisse als Glimmermineral wesentlich Biotit (Magnesia- 
glimmer), die rothen Gneisse hingegen ausschliesslich oder 
fast ausschliesslich Muscovit (Kaliglimmer) führen, wäbrend 
die übrigen, zwischen ibnen stehenden Modificationen (die 
amphoteren Gneisse MOULLER’s) sich durch ihren Gebalt an 
beiden Glimmerarten auszeichnen, deren Mischungsverhältniss 
jedoch ein so schwankendes ist, dass dadurch wiederum zahl- 
reiche Varietäten bedingt werden. 

Nach dieser specifischen Verschiedenbeit des 
an der Zusammensetzung des Gneisses theilneh- 
menden Glimmers zerfallen demnach die erzgebirgischen 
Gneisse in die bereits von Herrn H. MÜLLER aufgestellten 
drei Hauptgruppen: 


graue Gneisse = Biotitgneisse, 


zweiglimmerige Gneisse = muscovitführende 
Biotitgneisse (amphotere Gneisse MÜLLER’S), 
rothe Gneisse = Muscovitgneisse. 


In jeder dieser drei Gruppen lassen sich nach Structur- 
verschiedenheiten, die also erst Oriteria zweiter Ordnung 
liefern, eine grosse Anzahl analoger Gneissvarietäten unter- 
scheiden. Manche von diesen sind sehr constant, wiederholen 
sich in jedem der betreffenden Gneissdistriete ganz regel- 
mässig und mit ganz gleichem Charakter und können deshalb 
auch kartographisch zur Darstellung gebracht werden. Hierher 
gehören, um einige Beispiele anzuführen, nach den Unter- 
suchungen der Herren F. ScHhaLcH und A. SAUER in der Gruppe 
der zweiglimmerigen Gneisse des Marienberger - Annaberger 
Gneissgebietes die Augengneisse, die Granitgneisse, die streifig- 
stengeligen Gneisse, die feinkörnigen Gneisse u. a., während 
der an geringeren und weniger constanten Schwankungen der 
Structur und der Mischungsverhältnisse ausserordentlich reiche, 
vor jenen wohl charakterisirten Varietäten stark vorwaltende 
Rest dieser (Gneissgruppe als zweiglimmeriger Hauptgneiss 
oder gemeiner zweiglimmeriger Grneiss bezeichnet werden kann. 
Er ist es, in welchem die oben aufgezählten Gneissvarietäten 
und neben ihnen Hornblendeschiefer, Eklogite, dolomitische 
Kalksteine und Quarzitschiefer, sowie rothe Gneisse in Form 
concordanter Einlagerungen auftreten. 

Die sämmtlichen Varietäten dieser drei Gruppen bilden 
eine normale Schichtenreihe (die Urgneissformation), bei wel- 


u SE Je a 3 


771 


cher Schieferung mit der Schichtung und der bankartigen oder 
dunnplattigen Absonderung und dem Gesteinswechsel zusam- 
menfallt, 

Es muss jedoch betont werden, dass eine einigermaassen 
vollkommene Parallelität im Aufbau der Gneiss- und krystalli- 
nischen Schieferformation nicht stattfindet, dass es vielmehr 
eine sich überall wiederholende Eigenthüumlichkeit der ar- 
chäischen Gneisse und der ihnen eingeschalteten Gesteine ist, 
linsenförmige Massen zu bilden, sich mit anderen Worten im 
Streichen mehr oder weniger rasch auszukeilen. In dieser 
Lagerungsform wiederholt sich gleichsam in grossartigstem 
Maassstabe die Flaserstructur des Gneisses. Wird dieses 
höchst charakteristische Lagerungsverhältniss nicht im Auge 
bebalten, so mag das Verkennen solcher staffelartig innerhalb 
des Hauptformationsgliedes hinter einander eingelagerter Linsen 
unter sich gleichen Gesteines zu der Ansicht führen, dass man 
eine gangartig die Schichten durchsetzende Zone vor sich 
habe, — ein Vorkommen, wie es bei Benutzung mangelhafter 


'topographischer Grundlagen leicht möglich ist. Zwischen zwei 


benachbarten, aber isolirten Aufschlussen eines von der vor- 
herrschenden Gneissart sich irgendwie unterscheidenden Gneiss- 
gesteines darf eine Verbindungslinie eben nur dann gezogen 
werden, wenn dies in der das Nebengestein beherrschenden 
Streichrichtung möglich ist. 

Ausser in Form von einigermaassen scharf begrenzten 
Lenticulärmassen stellen sich gegen aussen verschwimmende 
Striche von Gneissvarietäten dadurch ein, dass ein in dem be- 
nachbarten Gesteine stark zurücktretendes Mineral häufiger 
wird und die Rolle eines wesentlichen oder eines charakte- 
ristischen accessorischen Gemengtheiles übernimmt, um dann 
ebenso allmählich wieder zurück zu treten. Solches ist na- 
mentlich mit dem Biotit und Muscovit der Fall, von denen 
strichweise bald der eine, bald der andere vorwaltet. Wollte 
man versuchen, die Verbreitung solcher Varietäten kartogra- 
phisch darzustellen, so würde man höchst unnatürliche Grenz- 
linien erhalten, weil man es hier nur mit fahlbandartigen Wol- 
ken eines accessorischen Minerales innerhalb des Hauptgesteines 
zu thun hat. 

Dass aber eine Concordanz, wie sie oben behauptet 
wurde, zwischen den einzelnen Varietäten der Gneissformation 
wirklich überall existirt, wo nicht etwa spätere Schichten- 
störungen dieselbe beeinflusst haben, dass somit die rothen 
Gneisse nichts sind, als gleichalterige integrirende Glieder der 
archäischen Schichtenreihe, dafür mag der folgende Abschnitt 
sprechen. 


772 


Vorher jedoch noch einige kurze Erörterungen über die 
mehr auf speculativem Wege erzielten, als auf exacter Beob- 
achtung beruhenden Anschauungen TH. SCHEERER’s über die 
Gliederung und die Genesis der erzgebirgischen Gneisse 
(Siehe oben pag. 765). Sagt nun auch SCHEERER mit Bezug 
auf jene, „er habe seine Änsichten als Chemiker aussprechen 
wollen, merke aber etwas zu spät, dass er sich .über die 
Grenzen der Chemie hinaus, in das Gebiet der Geognosie ver- 
irrt habe“, so hat doch ScHEERER’s Name einen viel zu mine- 
ralogisch - geologischen Klang, als dass sich seine einschla- 
gigen Publicationen an dieser Stelle der Besprechung entziehen 
könnten. 

Die bezüuglichen Theorien SCHEERER’s sind auf eine An- 
zahl von Gneiss - Analysen gegründet, welche auf die Weise 
erzielt wurden, dass man grössere Mengen (nämlich 20 bis 
25 Pfund) „normalen“ Gesteins auswählte und eine Durch- 
schnittsprobe desselben der chemischen Untersuchung unter- 
warf. Die erlangten Resultate wurden nun auf ganze „Etagen“ 
der Gneissformation übertragen, welche danach in ihrer ganzen 
Mächtigkeit und Verbreitung eine gleichmässige Zusammen- 
setzung erhielten. Diese Methode darf als eine ungerecht- 
fertigte bezeichnet werden, da keine der angenommenen Etagen 
der sächsischen Gneissformation ausschliesslich aus den Gneissen, 
wie sie analysirt wurden, den sogenannten „normalen“ Gestei- 
nen, sondern neben diesen aus zahlreichen anderen, ganz ver- 
schiedenartige accessorische Bestandtheile führenden Gneiss- 
varietäten, sowie ausserdem aus Eklogit, Hornblendeschiefer, 
granatreichen Glimmerschiefern , Kalkstein, Quarzitschiefern 
u. 8. f. bestehen, deren Berücksichtigung bei der Bausch- 
analyse der „Gneiss-Etagen* vollkommen abweichende Resul- 
tate geliefert haben würde. Der Schluss, dass die drei Gneiss- 
formationen eine streng gesetzmässige Oonstitution besässen, 
wäre dann wohl nicht gezogen worden. Er ist es aber gerade, 
auf den SCHEERER seine ganze Hypothese über die Genesis 
der Gneisse mit den Worten aufbaut: weil die chemische Zu- 
sammensetzung der Gmneisse eine vollkommen gesetzmässige 
ist, müssen letztere ursprünglich eine vollkommen homogene, 
plutonisch-flüssige Masse gebildet haben. Die Voraussetzung 
dieses Schlusses, dass nämlich die analysirten Proben die 
mittlere Zusammensetzung der drei Gneiss-Etagen SCHEERER’S 
repräsentirten, ist, wie gesagt, eine irrthumliche, — die Ge- 
steine der Gneissformation bilden vielmehr in Umkehrung jener 
'Sätze eine so mannigfaltige Reihe von wechselndem, z. Th. 
durchaus verschiedenartigem Materiale, dass sie sich aus einer 
einst homogenen Masse nicht ausgeschieden haben können. 


773 


Ebensowenig lässt sich Scherrer ’s Dreitheilung der Gneisse 
nach ihrem Kieselsäuregehalte (die ja nicht mit der von 
MÜLLER aufgestellten und von uns acceptirten Dreigliederung 
zusammenfällt) vertheidigen. Aus den von ihm und Anderen 
publicirten Analysen geht eben nur hervor, dass der Kiesel- 
säuregehalt der chemisch untersuchten Gneisse zwischen 60 
und 80 pCt. schwankt, — denn mit demselben Rechte wie in 
3, liessen sich wohl 6, 8 oder mehr Gruppen von Gneiss- 
gesteinen mit verschiedenem Kieselsäuregehalt aufstellen. CorrA 
sagt darüber zutreffend”) „es wäre denn doch denkbar, dass 
durch fernere Untersuchungen die ohnehin sehr kleinen Lücken 
sich ausfullten, welche jetzt zwischen jenen drei Gneissarten 
zu bestehen scheinen. Diese Lücken sind kaum grösser als 
die Schwankungen der Werthe innerhalb der einzelnen Arten, 
was um so beachtenswerther erscheinen muss, als der früher 
weit grösser erscheinende Sprung zwischen grauem und rothem 
Gneiss auch erst im Verlaufe der Untersuchung durch die ge- 
fundene Stufe des Mittelgneisses sehr vermindert worden ist. 


Man könnte wohl auch noch Mittelgneisse zwischen grauem 


und mittlerem, mittlerem und rothem finden.“ 


Auch Günsen hat bereits für das ostbayerische Grenz- 
gebirge auf das Ueberzeugendste dargelegt**), dass der Kiesel- 
säuregehalt als Criterium für eine geologische Classification 
der Gneisse nicht gelten könne, und gezeigt, dass eine Schei- 
dung der dortigen Gneisse im Sinne der Eintheilung ScHEE- 
RER’s weder nach den Ergebnissen der chemischen Analyse, 
noch nach der Art der Zusammenlagerung möglich sei. Will 
man der Analyse ein Merkmal entnehmen, nach welchem sich 
grauer und rother Gneiss des Erzgebirges in ihrer chemischen 
Constitution wesentlich unterscheiden und welches wirklich 
auf der verschiedenartigen mineralischen Zusammensetzung 
dieser Gesteine beruht, so wird man es, wie gesagt, nicht im 
Gehalte an Kieselsäure, sondern im Gehalte an Magnesia 
zu suchen haben. Je nach der specifischen Verschiedenheit 
des an der Zusammensetzung der Gneisse theilnehmenden 
Glimmerminerales enthalten die rothen Gneisse, die fast nie 


 Biotit und auch dann nur in Spuren führen, nur geringe, die 


grauen (also Biotit-) Gneisse hingegen beträchtliche Quanti- 
täten von Magnesia. So haben denn die vorliegenden Ana- 
lysen im rothen Gneisse nur 0,17 bis 0,39, im grauen Gneisse 
hingegen 1,30 bis 2,56 pCt. Magnesia nachgewiesen. Jedoch 


®) Gesteinslehre 1862. pag. 302. 
**) Geogn. Beschr. d. ostbayer. Grenzgeb. 1868. pag. 206. ff. 


774 


bewährt sich auch dieser Gegensatz nur in den genannten 
extremen Gmneissvarietäten, — sind doch die echten Muscovit- 
und Biotitgneisse durch eine grosse Anzahl zweiglimmeriger 
Modificationen verknüpft. 


II. Darstellung der Lagerungsverhältnisse des rothen 
Gneisses zu den übrigen archäischen Schichtencomplexen 
des Erzgebirges und natürliche Folgerungen hieraus. 


In dem vorhergehenden Abschnitte ist gezeigt worden, 
dass eine Anzahl verdienstvoller Freiberger Geologen gewisse 
Gneisse des erzgebirgischen archäischen Gebietes fur eruptiven 
Ursprungs halten und ihnen durchgreifende Lagerung zu- 
schreiben. Durch vollkommen objective Darstellung soll nun 
dargethan werden, 


dass überall dort, wo rother Gneiss (Mus- 
covitgneiss) und andere, also graue und zwei- 
glimmerige Gneisse oder Glimmerschiefer in 
Berührung mit einander zu beobachten sind, 
eine concordante, sich zuweilen vielfach wie- 
derholende Wechsellagerung dieser Gesteine, 
oft auch eine enge petrographische Verknüpfung 
zwischen ihnen stattfindet. 


Ist aber durch Detailbeschreibung einer Anzahl von Auf- 
schlussen der Beweis geliefert, dass die erzgebirgischen 
Gneisse überall dort, wo ihre Verbandverhältnisse klar und 
unzweideutig vor Augen liegen, eine echte Schichtung 
besitzen und dass sie in dem nehmlichen tektonischen Ver- 
hältnisse zu einander stehen, wie wechsellagernde Bänke und 
Schichten von Schieferthon, Sandstein und Kalkstein, — sind 
wir dahingegen nicht im Stande, aus dem Erzgebirge ein ein- 
ziges Beispiel der durchgreifenden Lagerung eines Gneisses 
beizubringen, — so dürfte die Berechtigung gegeben sein, die 
sämmtlichen Gneisse des Erzgebirges, analog denen anderer 
Länder als Glieder einer Schichtenreihe, als Angehörige einer 
einzigen und zwar der archäischen Formation zu betrachten. 

(segen diese unsere Auffassung des erzgebirgischen rothen 
(Grneisses scheint der Umstand zu sprechen, dass das gang- 
formige Auftreten desselben in anderen Gneissen behauptet 
wird. Als ein solches Beispiel gangförmiger Gneissvorkomm- 
nisse, und somit als ein Beweismittel für die Eruptivität des 
rothen Gneisses wird der Gneissgang von Hilger’s 


N, 
BB "n, 


715 


Vorwerk "bei Freiberg, von welchem Cotta 1844 Kenntniss 
gab*), am hänfigsten eitirt. Fast alle Arbeiten und Referate 
über das uns beschäftigende -Thema kommen auf ihn als ein 
einleuchtendes Exempel jener interessanten Lagerungsform 
zuruck. Cotta beschreibt ihn in einer kurzen brieflichen Mit- 
theilung, als einen etwa einen Fuss mächtigen Gang, in wel- 
chem rötblicher Feldspath vorherrscht, während silberweisse 
Glimmerblättehen und Quarz untergeordnet auftreten. Dennoch 
sei das Gestein unverkennbar schiefrig und zwar quer gegen 
die Salbänder; noch deutlicher zeige sich eine lineare Anord- 
nung der Glimmerblättchen, wie es scheine, parallel dem 
Fallen der Schieferung. 

Leider ist dieses interessante Vorkommniss durch Ver- 
schuttung der Beobachtung vollkommen entzogen. Von dem 
Gesteine selbst ist jedoch ein Handstück in der Sammlung der 
Freiberger Bergakademie aufbewahrt und auf der Etikette von 


Herrn v. Cotta mit der Bezeichnung versehen: Gang von 


rothem Gneiss bei Hilger’s Vorwerk. Dieses Gesteinsstuck 
ist jedoch kein rother Gneiss. AÄehnelt es diesem auch in 
vieler Beziehung und besteht es auch aus den Gemengtheilen 
dieser Gneissvarietät, also aus röthlichem Feldspath, Quarz 
und Muscovit, so fehlt ihm doch die für den rothen Gneiss 
charakteristische und untrügliche lagenformig-plattige oder dick- 
schiefrige Structur, sowie die Anhäufung der Glimmerblättchen 
zu Lagen, die mit glimmerfreien oder glimmerarmen Schichten 
wechseln. Das Gestein des Ganges von Hilger’s Vorwerk 
ist ein feinkörniges Aggregat von Feldspath und Quarz, in 
welchem wenige und kleine weisse Glimmerblättchen linear 
vor einander geordnet liegen und dadurch dem Gesteine eine 
gewisse Parallelstructur verleihen. Ganz analoge Ganggebilde 
von 0,1 bis 0,2 M. Mächtigkeit wurden durch die Einschnitte 
der Bahnstrecke Freiberg -Bertlelsdorf und zwar unweit des 
eben genannten Hilger’s Vorwerkes neuerdings erschlossen. 
Mit dem echten rothen Gneisse, dessen Charakteristik oben 


_ gegeben worden ist und dessen Natur weiter unten durch viele 


Beispiele illustrirt werden soll, dürfen jedoch jene Gang- 
gesteine nicht verwechselt werden , vielmehr scheinen sie zu 
der Gruppe der granitoidischen Gangsecretionen zu gehören, 
die sich ja oft durch mehr oder weniger deutliche Parallel- 
structur auszeichnen. 

Aehnliches gilt von gewissen sogenannten rothen 
Gneissen der Freiberger Gegend, wie sie z. B, mit den Bauen 
der Grube Himmelfahrt angetroffen wurden. Ein Theil der- 


*) Neues Jahrb. 1844, pag. 681. t. 7. f. 1. 


776 


selben, wie überhaupt der rothen Gneisse in den übrigen Frei- 
berger Grubengebäuden ist echter rother Gneiss und bildet als 
solcher flötzartige Einlagerungen im grauen Freiberger Gneisse.*) 
Andere der als rother Gneiss bezeichneten Gesteine hingegen, 
die in durchgreifender Lagerung aufsetzen, wie dies u. A. durch 
die neuerdings veranstalteten Profil- Aufnahmen des Herrn 
Bergdirector WENGLER dargethan ist, tragen diesen Namen mit 
Unrecht. Durch die Güte des eben genannten Herrn hatte 
ich Gelegenheit, grössere Massen dieses letzterwähnten, gang- 
bildenden Gesteines über Tage zu untersuchen. Es ist ein sehr 
festes, zähes, blassröthliches, granitisches, fein- bis mittel- 
körniges Aggregat von röthlichem bis fast weissem Feldspath, 
ziemlich viel lichtgrauem Quarz mit sehr wenig kleinen, zarten, 
metallisch - glänzenden, weissen Muscovitschüppchen. Local 
verschwinden letztere vollkommen, so dass ein Feldspath-Quarz- 
Aggregat entsteht. Stellenweise wird auch wohl ein pegmatit- 
ähnlicher Charakter oder eine schwach schriftgranitische Structur 
erzeugt, endlich local eine, übrigens nur schwach angedeutete 
Parallelstructur dadurch hervorgebracht, dass sich lagenweise 
die Quarzkörnchen oder die Glimmerblättchen anreichern. 
Jedoch ist diese Parallelstructur weder eine scharfe, noch 
bedingt sie eine leichtere Spaltbarkeit und Zerklüftung in der 
betreffenden Richtung, auch erstreckt sie sich nicht über die 
gesammte Masse des Ganggesteines, sondern stellt sich nur in 
nach Aussen wolkig verschwimmenden Flecken zwischen dem 
echt körnigen Gesteine ein. Der Gesammtcharakter auch 
dieses Vorkommnrisses erinnert lebhaft an gewisse Varietäten 
der granitischen Gangsecretionen, wie sie aus dem Granulit- 
gebiete beschrieben worden sind.**) Mit dem rothen Gneisse 
von Thiemendorf, von Stat. Zöblitz, aus dem Thale der schwar- 
zen Pockau, von Wiesenbad, Königswalde, Geyer, Ehren- 
friedersdorf, Wilischthal und anderen Vorkommnissen des 
typischen Gneisses stimmt dieses Gestein nicht überein. 

Der Begriff „rother Gneiss“ ist somit augenscheinlich von 
manchen der Freiberger Geologen und Bergleute zu weit aus- 
gedehnt worden, indem man diese Benennung Gesteinen zu- 
legte, welche, reich an Feldspath, eine röthliche Farbe be- 
sitzen und durch Schuppchen von Muscovit, die oft, aber nur 
stellenweise, linear vor einander stehen, local eine Andeutung 
von Parallelstructur aufzuweisen haben. Diese fälschlich 


*) Solche „3 bis 6 Zoll mächtige flötzartige Einlagerungen von 
rothem Gneiss‘“ erwähnt neuerdings auch Wensuer in seinem Geschäfts- 
berichte über das Berggebäude Himmelfahrt Fdgr. 1872. p.3. B.R. Förster 
beschreibt (Gangstudien, Freiberg 1569, pag. 8) ebenfalls ausser Gängen, 
auch Einlagerungen von rothem Gneisse, die er jedoch als Lagergänge deutet, 

”*) H, Cn,, diese Zeitschr. 1875. pag. 122. 


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777 


„rother Gneiss“ genannten Gesteine sind es, welche die grauen 
Gneisse gangföormig durchsetzen und ihnen wird Niemand ein 
jüungeres Alter als diesen absprechen wollen. Aber ebenso 
bestimmt muss ihre Identifieirung mit den wahren rothen 
Gneissen abgelehnt und vor den genetischen Schlüssen, die 
aus dieser Verwechselung resultiren, gewarnt werden. Der 
Charakter des rothen Gneisses wird eben nicht nur durch 
dessen Bestandtheile, sondern ebenso wesentlich durch seine 
eigenthümlichen Structurverhältnisse bedingt. Lässt man sie 
ausser Acht, so gelangt man vielleicht sogar noch dazu, die 
Pegmatite, weil sie aus röthlichem Feldspath, weisslichem 
Quarz und lichtem Glimmer bestehen, zu den rothen Gneissen 
zu rechnen. Und in der That behandelt ja ScHEERER bereits 
gewisse echte Granite, sodendes Altenberger Stock- 
werkes, unter der Rubrik des rothen Gneisses*), und schreibt 
an einer anderen Stelle (l. c. pag. 75): „Varietäten des rothen 


 Gneisses entstehen durch sein Auftreten als wirklicher Granit* 


und (l. ec. pag. 43): „der rothe Gneiss zeigt sich zuweilen 
selbst als ein wirklicher Granit.“ Gelangt freilich der Begriff 
des rothen Gneisses in diesem weiten, und ich darf wohl mit 
Recht sagen, falschen Sinne zur Anwendung, — dann sind 


die Beispiele für gang- und stockförmige Durchsetzungen dieses 


Gesteines in Fülle beizubringen, was hingegen von den echten 
rothen Gneissen schwer fallen dürfte. 


Der rothe Goneiss ist ein Gestein, welches nicht auf ein 
bestimmtes geologisches Niveau der archäischen Schichtenreihe 
beschränkt ist, sondern in jedem Horizonte der Urgneiss- 
formation, sowie der Glimmerschieferformation des sächsischen 
Erzgebirges als Glied dieser Schichtensysteme auftreten kann. 
Er ist deshalb ebensowenig für einen der genannten Complexe 
charakteristisch, wie z. B. Sandstein oder Kalkstein für eine 
der jüngeren Formationen. Es tritt vielmehr der rothe Gneiss 
im sächsischen Erzgebirge auf: 


l. zwischen Complexen von grauem (rneisse, 

2. zwischen solchen von’ zweiglimmerigem Grneisse, 
3. zwischen solchen von Gneissglimmerschiefer, 

4. zwischen solchen von Glimmerschiefer, 


und zwar nicht nur im Erzgebirge, sondern auch in dem 
Gneissglimmerschiefer und Glimmerschiefer des sächsischen 
Mittelgebirges (Granulitgebirges). 


*) Diese Zeitschrift 1862. pag. 64. 


778 


l. Beispiele von Einlagerungen des reihen Gneisses in 
grauen Gneiss. 


Am Freiberger Bahnhof (Profil 1 auf Taf. X].). 
Der Untergrund von Freiberg und seiner weiteren Umgebung 
wird wesentlich aus grauem Gneisse (also Biotitgneiss) aufge- 
baut, der nach diesem seinem typischen Verbreitungsgebiete 
als Freiberger Normalgneiss bezeichnet worden ist. Ganz ab- 
gesehen von anderen Aufschlusspunkten dieses Gesteins unter- 
halb und um Freiberg beansprucht der Felsanschnitt am Wege 
jenseits (also südlich) des Bahnhofes unsere besondere Beach- 
tung, weil hier rother Gneiss von typischer Beschaffenheit 
in Berührung und zwar in Wechsellagerung mit normalem 
grauem (Grmeisse an vollkommen frischer Aufschlussfläche zu 
beobachten ist. 

Der dortige graue Gneiss besteht aus langgestreckten 
Flasern von weissem oder licht graulichweissem, ziemlich grob- 
körnigem Feldspath und Quarz und mehr oder weniger zusam- 
menhängenden Häuten von schuppigem, schwarzem oder 
schwarzbraunem Biotit. Nur selten zeigt sich zwischem letz- 
terem ein feines Schuppchen von weissem, perlmutterglänzen- 
dem Muscovit. Durch seinen Reichthum an dunkelem Magnesia- 
glimmer erhält das Gestein ein dusteres Aussehen und auf 
den Schichtflächen eine fast schwarze Färbung. 

Wie das Profil 1 auf Tafel XI. zeigt, sind an der ge- 
nannten Stelle die Schichten des grauen Goneisses (g) haken- 
förmig übergebogen, so dass die nelimlichen Straten von der 
Fläche des Felsanschnittes zweimal über einander geschnitten 
werden. Zwischen diese Schichten von grauem Gneisse ist 
nun eine 12 bis 15 Om. mächtige Bank von typischem 
rothem (rneisse (r) eingelagert und nimmt als integrirendes 
Glied des dortigen Gneisscomplexes an der beschriebenen 
Schichtenbiegung Theil. 

Der rothe Gneiss, aus dem diese Bank besteht, ist ein 
feinkörniges Gemenge von licht fleischrothem, durch eintretende 
Zersetzung licht gelblich gefärbtem Feldspath und weissem bis 
wasserhellem Quarz , welche lagenförmig aggregirt sind , so 
dass innig verwachsene, dünne Schmitzen beider mit einander 
wechsellagern. Zu ihnen gesellen sich weisse, silberglänzende 
oder lichtgraue Schuppchen von Kaliglimmer, welche unter 
sich und dem lagenförmigen Wechsel der Quarz- und Feld- 
spathschmitzen, sowie der Grenzfläche der Gneissschicht parallel 
liegen, wodurch eine deutliche Spaltbarkeit des Gesteins: hervor- 
gerufen wird. Auf den beiderseitigen Grenzflächen der rothen 
(rneiss-Bank haben sich grössere Muscovitschuppen zu einer 


779 


zusammenhängenden Membran concentrirt, In schroffem Gegen- 
satze zu der dunkelen Farbe des hangenden und liegenden grauen 
Grneisses zeichnet sich dieser Muscovitgneiss durch seine blass- 
röthliche, sehr lichte Färbung aus. Seine Begrenzungsflachen 
nach dem grauen Gneisse sind vollkommen eben, parallel und 
haarscharf, — wie eine Kieselschieferplatte zwischen Thon- 
schiefer, so liegt der rothe Gneiss zwischen dem grauen. 
Eine vollkommene Ooncordanz herrscht zwischen beiden: nicht 
nur, dass die Grenzflächen der rothen Gneiss - Bank parallel 
‘der deutlichst ausgesprochenen Schichtung des Nebengesteins 
verlaufen, auch die Schichtung und Schieferung innerhalb der 
zwischengelagerten Bank harmonirt vollständig mit der des 
grauen Gneisses; genau dieselbe Lage, wie die Biotitschuppen 
und -häute im grauen Gneisse, haben auch die Muscovitschuppen 
des rothen Gneisses. Ebenso ist die Betheiligung des letz- 
teren an der beschriebenen Schichtenbiegung eine vollkommen 
regelmässige. Dort, wo in der Fläche der eigentlichen Um- 
biegung das Maximum der Zusammenpressung stattgefunden 
hat, ist die Bank von rothem Gneisse auf sich selbst zuruck- 
gebogen. Jedoch befindet sich zwischen den beiden, jetzt 
einander zugekehrten Grenzflächen des letzteren noch eine 
dünne Lage schiefrigen grauen Gneisses, sodass sie mit einan- 
der nicht in directe Berührung gelangen. Zugleich ist in Folge 
der starken Biegung der “;chichten an diesem Punkte eine 
klaffende Stelle entstanden (x), wo (wie in unzähligen anderen 
Spalten, die den Gneiss anderorts durchsetzen) die Ausschei- 
dung von Quarz- und Adularkrystallen aus den im Gestein 
eireulirenden wässerigen Lösungen stattfinden konnte. 

An der Bahnstrecke von Freiberg nach Bienen- 
muühle. Von Freiberg aus zweigt sich in sudsüdöstlicher 
Richtung die vor Kurzem fertig gestellie Bahnlinie Freiberg- 
Bienenmuhle ab, um bis in die Nähe der böhmischen Grenze zu 
fübren. Der erste Theil dieser Bahnstrecke, der augenblicklich 
allein in Betracht kommt, gehört dem Gebiete des grauen 
Gneisses an, in welche sie durch zahlreiche und ausgedehnte 
Einschnitte treffliche Aufschlüsse gewährt. Namentlich ist dies 
zwischen den Stationen Berthelsdorf und Lichtenberg der Fall. 
Grauer Gneiss, bald kurz-, bald langflaserig, oft fast schieferig 
mit glänzend schwarzen Biotitblättern und -Membranen ist 
überall das herrschende Gestein. Bei dem Mangel dieses dun- 
kelen, auf den Schichtungsflächen schwarz erscheinenden Gneisses 
an weissem Glimmer ist es um so auffallender, zwischen 
ihnen an verschiedenen Stellen Bänke und Lagen von vollkom- 
men biotitfreien Muscovitgneissen in schärfster Wechsellagerung 
eingeschaltet zu finden. In Folge der weissen Farbe ihrer 
Muscovitschuppen und der blassröthlichen bis fast weissen 


780 


Färbung des Feldspathes und Quarzes heben sich diese Gneisse 
hell aus dem dunkelen Uutergrunde des Biotitgesteins hervor, 
umsomehr als auch hier die Grenzflächen zwischen beiden 
 haarscharfe sind und nicht durch Mischung beider Glimmer 
vermittelt werden. Genau wie am Bahnhofe von Freiberg 
bilden diese rothen Gneisse 3 bis 12 Cm. mächtige, eben- 
plattige Bänke, die oft zu wiederholten Malen mit dem grauen 
Gneisse wechsellagern und sich bei der meist schwebenden 
Lagerungsform der dortigen: archäischen Schichten zuweilen 
weit verfolgen lassen. Namentlich war dies in einem der 
letzten Eiuschnitte vor Lichtenberg der Fall, an dessen Wand 
sich vier, jedesmal nur einige Oentimeter mächtige Lagen von 
rotbem Gneisse, getrennt durch 0,3 bis 1 M. grauen Gneisses 
in vollständiger Parallelität über einander wiederholten und in 
dieser 10 bis 12 M. sichtbar waren, um dann in der Bahnsohle 
zu verschwinden, Aehnliche dunneEinlagerungen von rothem 
Gneisse waren in den mehr nach Berthelsdorf zu gelegenen 
Einschnitten gut zu beobachten und ergaben sich überall als . 
durch ebene Grenzflächen scharf vom grauen Gneisse getrennte 
plattenföormige Bänke. Nur in dem Bahneinschnitte bei der 
Grube „Junge hohe Birke“ stellten sich zwischen grauem und 
rothem Gneisse feldspathführende Muscovitschiefer (m) ein, 
durch welche dann eine Verknüpfung mit dem grauen Gneisse 
(g) vermittelt wurde (Fig. 8. Taf. X1.). 

Diese sämmtlichen Vorkommnisse des rothen Enefinas 
zwischen Freiberg und Lichtenberg können nur in dem Sinne 
gedeutet werden, dass sie concordante, gleichalterige Einla- 
gerungen zwischen dem dort stark vorwaltender grauen Gneisse, 
integrirende, wenn auch sehr wenig mächtige Glieder der dor- 
tigen Urgneissformation repräsentiren. 

Nördlich vom Michaölis-Stolln im Thale der 
Freiberger Mulde. Im Jahre 1862 beschrieb SCHEERER*) 
aus oben genannter Gegend einen Gang von rothem Gneisse, 
der den grauen Gneiss durchsetzen, sich nach oben zu einem 
gegen 100 Fuss mächtigen Stocke ausbreiten und Schollen 
von grauem Gneisse umfassen sollte und illustrirte dieses für 
die genetische Auffassung der rothen Gneisse höchst wichtige 
Vorkommniss durch ein grosses Profil in Holzschnitt (). c 
pag. 45). Die dortigen Verhältnisse verdienen deshalb, da sie 
allen sonst gewonnenen Erfahrungen zu widersprechen schei- 
nen, unsere ganz besondere Würdigung. Ohne vorläufig Bezug 
auf die Darstellung Scherrer’s zu nehmen, lasse ich die Re- 
sultate neuerer Untersuchung jenes Profiles folgen: 

Etwa 1'/, Meile nördlich von Freiberg mündet der 


*) Diese Zeitschrift 1862. pag. 33. und 49, 


781 


Micha&lis - Erbstolln in das rechte Gehänge des Muldethales. 
Folgt man letzterem stromabwärts, also in nördlicher Richtung 
für etwa 450 Schritte, so gelangt man auf einen Fahrweg, der 
sich das rechte Thalgehänge hinaufzieht, in dieses einge- 
schnitten ist und deshalb einen fast continuirlichen Aufschluss 
in anstehende Gesteine gewährt (Fig. 2. Taf. XI... Das Ge- 
hänge besteht von dem genannten Stolln-Mundloche an, bis zu 
etwa 700 Schritt Entfernung von diesem aus einer regel- 
mässigen Schichtenfolge von Varietäten des grauen Grneisses, 
welche z. Th. langflaserigen, z. Th. schieferigen Habitus an- 
nehmen, z. Th. auch mehr oder weniger vereinzelte Muscovit- 
schuppen aufzuweisen haben. In gleichbleibender Weise strei- 
chen diese Schichten etwa O-W und fallen mit 35 bis 45° 
gegen N. ein, so dass sie von dem T'haleinschnitte der Mulde 
fast rechtwinkelig gekreuzt werden. Das untere Drittel des 
genannten Weges ist ausschliesslich in grauen Gneiss (g) ein- 


geschnitten, bis sich eine 3 M. mächtige Einlagerung von 


rothen Gneissen einstellt (r! in Fig. 2. Taf. XI. und R? im 
eitirten Profile SCHERRER’S). 

Die Schieferung und die durch wechsellagernde bald 
glimmerreiche, bald glimmerarme Varietäten bedingte Schich- 
tung dieses rothen Gneisses steht in vollkommenster Harmonie 
mit den liegenden und hangenden Schichten des grauen 
Gneisses.. In etwa 17 M. Entfernung folgt auf letztere eine 
neue, diesmal nur 1] M. mächtige Einlagerung eines rothen, 
jedoch vereinzelte Biotitschuppen führenden Gneisses (r?), an 
deren Grenzflächen sich die schwarzen Glimmerblätter des das 
Hauptgestein bildenden Biotitgneisses innig anschmiegen. Die 
gleiche Wechsellagerung wiederholt sich am oberen Theile 
jenes Weges noch zweimal, nur dass die nächste Einlagerung 
von rothem Gneiss (r?) etwa 35 M. Mächtigkeit besitzt, wäh- 
rend sich die letztaufgeschlossene Partie (r*) durch ihre Linsen- 
form auszeichnet, und nur eine Maximalmächtigkeit von 5 M. 
erreicht. An ihr ist das Anschmiegen der dort dunnschiefrigen 
grauen Gneisse besonders deutlich wahrzunehmen, wie sie allen 
Undulationen der Oberfläche des rothen Gneisses bis in das 
Kleinste folgen. Fassen wir diese Beobachtungen zusammen, 
so ergiebt es sich, dass die Gesteine vom Michaälis-Stolln bis 
zu einem Punkte 600 M. nördlich von diesem aus einer un- 
tadelhaften Schichtenreihe von vorwaltenden (z. Th. etwas 
Muscovit führenden) Varietäten des Biotitgneisses bestehen, 
zwischen welchen einzelne bis zu 95 M. mächtige rothe Gneisse 
in Bank- oder Linsenform eingelagert sind. Diese jeder di- 
recten Beobachtung. zugängige Aufschlusslinie ist die Basis fur 
die Deutung der übrigen, zum grössten Theile durch Gesteins- 
schutt und dichtes Niederholz verborgenen Lagerungsverhält- 


Zeits. d. D. geol, Ges. XXIX. 4. 5l 


782 


nisse. Trotz der Mangelhaftiskeit der Äufschlüsse in diese 
lassen sich an dem Thalgehänge unterhalb jenes Weges die 
Fortsetzungen der beiden liegendsten rothen Gneisseinlagerungen 
(r! und r? des Profils 2) mit Sicherheit constatiren. Dann 
folgt nach einer Anbäufung von Gesteinsschuti der untere Theil 
einer ziemlich plumpen, linsenförmigen rothen Gueiss-Einlage- 
rung. Sie ist es, wie durch directe Beobachtung nachweisbar, 
deren obere Fortsetzung (r?) vom Wege in 35 M. Mächtigkeit 
geschnitten wird, — ein vollkommenes Analogon der kleinen, 
auf dem Profile mit r* bezeichneten Linse. Es lassen sich 
somit auch die an den verwachsenen Felsgehängen nur theil- 
weise entblösten Erscheinungen in vollkommensten Einklang 
bringen mit den deutlichen Wegaufschlussen, welche für die 
Concordanz, für die Einheitlichkeit der gesammten dort auf- 
tretenden Gneisse sprachen. 

Ganz anders die Deutung SCHEERER’s, der die rothen 
Gneisse für eruptive Eindringlinge ansah. Nach ihm ist die 
Linse r? nicht eine selbstständige, von der liegenden rothen 
Gneissbank durch eine Lage grauen Gneisses getrennte Ein- 
lagerung, sondern vielmehr die sackartige Aufblähung eines 
Intrusivganges, als welchen er die Bank r? anspricht. Des- 
halb sind nach ihm auch die Zwischenlagen von grauem 
Gneisse, die sich nur stellenweise unmittelbar beobachten 
lassen, nichts als Schollen im rothen Gneisse. — Die Schichten- 
folge an dem erst beschriebenen Wege, deren Fortsetzung die 
weniger deutlich beobachtbaren Gesteine der unteren Thal- 
gehänge bilden, ist eine so regelmässige und concordante, dass 
sie Deutungen, wie sie dieselben von SCHEERER erfahren hat, 
ausschliessen sollte. 


2. Beispiele von Einlagerungen des rothen Gneisses im zwei- 
glimmerigen üneisse. 


Zwischen Cranzahl und Königswalde, sowie 
bei Wiesenbad unweit Annaberg. Folgt man der von 
Annaberg aus in südlicher Richtung nach Weipert führenden 
Bahnstrecke, so überschreitet man eine durch zahlreiche Ein- 
schnitte der Beobachtung zugängig gemachte regelmässige, im 
Allgemeinen nach S. einfallende  Schichtenreihe von zwei- 
glimmerigen Gneissen. Je nach dem Verhältnisse, in 
welchem sich Biotit und Muscovit gleichzeitig an der Zusam- 
mensetzung dieser Gesteine betheiligen und je nach der Reich- 
haltigkeit der letzteren an Feldspath entsteht eine ziemlich 
mannigfaltige Abwechselung von schieferigen, körnig-flaserigen, 
schuppigen, bald lichteren, bald dunkeleren Varietäten des 


183 


zweiglimmerigen Gneisses, deren auffälligste ein grober Augen- 
gneiss mit bis kubikzollkgrossen Feldspathaugen ist. 

An der Stelle, wo die Annaberg-Weiperter Chaussee die 
Bahnlinie uberbruckt, bietet die südliche Wand eines tiefen 
Felseinschnittes das auf Taf. XI. in Fig. 3 wiedergegebene 
Profil durch folgende Complexe von zweiglimmerigem Gneiss, 
rothem Gneiss und Hornblendefels: 

Das dort in einer Mächtigkeit von mehr als 100 M. auf- 
geschlossene Liegende bildet ein an Biotitschuppen sehr reicher, 
an Muscovit ziemlich armer und deshalb dunkelfarbiger zw ei- 
glimmeriger Gneiss (z!) von langflasriger Structur. In 
Folge seines Reichthums an Biotit erhält er viel Aehnlichkeit 
mit dem Freiberger grauen Gneisse. Unvermittelt, aber in 
vollkommenster Concordanz, folgt auf ihn ein 4 M. mächtiger, 
durch parallele Schichtflächen begrenzter Complex eines fast 
weissen, ebenplattigen Muscovitgneisses (r!). Er besteht 
aus lauter 1 bis 5 Om. dicken, vollkommen ebenflächigen 
Platten eines sehr feinkörnigen zuckerartigen Aggregates von 


'weissem Feldspath und Quarz mit wenigen, aber parallel ge- 


lagerten, kleinen, silberglänzenden Schuppchen von Kali- 
elimmer. Die Grenzflächen seiner Platten hingegen sind ent- 
weder von einer 1 bis 2 Mm. dicken Lage von mit einander 
zu einem schuppigen Aggregate verwachsenen silberweissen 
Muscovitblättchen, oder wenigstens von sehr zahlreichen, zwar 


isolirten, aber doch dicht neben einander liegenden Einzel- 


schuppen bedeckt. Die beschriebene Gneisseinlagerung r! be- 
steht demnach aus einem vielfachen Wechsel von ebenen 
Platten eines feinkörnigen Feldspath - Quarz - Aggregates mit 
wenig Muscovit und dünnen Lagen oder Häuten von reinem 
Muscovit. Das Hangende derselben bildet ein Hornblende- 
fels (b). Dieser ist z. Th. grobkörnig und bestehtgdann aus 
ordnungslos verwachsenen, mehrere Oentimeter grossen, blät- 
terigen Individuen von dunkeler Hornblende, — z. Th. wird er 
in Folge paralleler Anordnung kleinerer Hornblendeprismen 
schiefrig; zonenweise führt er dunkelkirschrothen Granat nnd 
zwar local so reichlich, dass dieser den vorwaltenden Geemeng- 
theil bildet. | 

Auf die Hornblendegesteine folgt eine zweite Einlagerung 
von plattigem, rothem Gneiss (r?), der petrographisch genau 
mit dem beschriebenen (r!) übereinstimmt. Er bildet jedoch 
keine so parallelflächig begrenzte Bank wie dieser, sondern 
verjüngt sich nach unten zu von 3 bis auf 1 M. Mächtigkeit, 
repräsentirt also augenscheinlich eine Lenticuläreinlagerung, 
wie sie ja beim rothen Gneisse so gewöhnlich sind. Ausser- 
dem ist auch ihre obere Grenzfläche nicht eben, sondern wölbt 
sich zu schwach wellenförmigen Buckeln. An sie legt sich 


51* 


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184 


ein feldspatharmer, zweiglimmeriger Gneiss (z?), der durch die 
reichliche Betheiligung des Glimmers (von welchem Muscovit 
bei Weitem vorwaltet, während Biotit nur in isolirten Schuppen 
auftritt) eine dünnflaserige bis schieferige Structur erhält. 
Gerade sie ist besonders geeignet, das innige Anschmiegen 
des zweiglimmerigen Gneisses an die welligen Unebenheiten 
auf den hangenden Grenzflächen des rothen Gneisses bervor- 
treten zu lassen. 

Dieser durch die Uebereinstimmung von Plattung, Schie- 
ferung und Wechsellagerung vollkommen normale Gesteins- 
complex erleidet durch eine w förmige Biegung eine Störung 
seines regelmässigen Einfallens, durch welche jedoch die Zu- 
sammengehörigkeit und Concordanz der beschriebenen Glieder 
noch eclatanter wird. 

Ganz analoge Verhältnisse weist die Einlagerung von 
rothem Gneisse in zweiglimmerigem Gneisse auf, welche durch 
einen Einschnitt der Annaberger Bahn etwa 1'/, Kilom. nörd- 
lich von Station Wiesenbad an der Mundung des Pöhlbaches 
aufgeschlossen ist. Hier bildet ein flaserig-schieferiger zwei- 
glimmeriger Gneiss das Hangende wie das Liegende der in 
dünnen Platten mit Lagen von weissem Glimmer haarscharf 
abwechselnden rothen Gneisse, In den nahen Brüchen an dem 
gegenuberliegenden Gehänge des Zschopau-Thales lassen sich 
dieselben in Folge des beschriebenen Wechsels körniger und 
schiefriger Lagen in nur fingerdicken, aber bis meterlangen 
und -breiten Platten gewinnen. Dieselben können, auf den 
Schichtungsflächen gesehen, für Glimmerschiefer gehalten wer- 
den, während auf dem Querbruche der Glimmer nur in zarten, 
dem Querschnitte der Glimmerlagen entsprechenden Parallel- 
linien zwischen dem feinkörnigen Gemenge hervortritt. 

An der Pockau und Flöha. Der obere, also südlich 
von Zoöblitz und sudöstlich von Marienberg gelegene Theil des 
Thales der schwarzen Pockau ist bis 100 M. tief in den hü- 
gelig-bergigen Abfall des Erzgebirges eingeschnitten und bietet 
an seinen steilen Felswänden grossartige Aufschlüsse in die 
Gneissformation, der sein ganzer Verlauf angehört. Eine 
höchst pittoreske Felspartie bildet der Katzenstein, ein jäher, 
fast senkrechter Absturz, welcher im Halbkreis eine Schlinge 
des genannten Bergstromes umguürtet. Die Gneisse, aus wel- 
chen dieses Amphitheater besteht, sind zu unterst vollkommen 
ebenplattige, scharfschichtige rothe Gneisse, die nach oben zu 
augengneissartigen Charakter annehmen. Da diese Schichten 
ungefähr nach NO, also im Allgemeinen in der Richtung des 
Flusslaufes einfallen, so erreichen auch die Augengneisse in 
einiger Entfernung von dem genannten Katzensteine die Thal- 
sohle, Hier ist durch die eben erfolgte Anlage einer Chaussee 


Sa 


785 


das Profil in grösster Deutlichkeit blosgelegt, welches in Fig. 4 
auf Taf. XI. wiedergegeben ist. 

Zuerst sind für grössere Erstreckung eben- und dünn- 
plattige rothe Gneisse (r) aufgeschlossen, deren Bänke mit 
gleichbleibender Regelmässigkeit nach NO einfallen. Auf sie 
folgt eine etwa 8 M. mächtige Zone der eben erwähnten augen- 
gneissartigen Modification des rothen Gneisses (ra) mit bis 
nussgrossen Feldspathaugen und fast ausschliesslichem weissem 
Glimmer. Ihr Hangendes wird von einem Complexe gebildet, 
der aus wechsellagernden Schichten von dunkelem, biotitreichem 
Augengneiss (z!) und Quarzitschiefern (q) besteht, um von 
dünnen und ebenplattigen, sehr feinkörnigen, zweiglimmerigen 
Gneissen (z?) überlagert zu werden. Verschiedene Varietäten 
der zweiglimmerigen Gneisse halten dann bis zur Kniebreche 
unweit Station Zoblitz an, sind auch durch die zahlreichen 
Einschnitte der Marienberger Bahn blosgelegt. Auf sie folgt 
in gleicher Schichtenlage und wie die Glieder des beschrie- 
benen Complexes constant nach NO fallend, eine neue mäch- 


‚tige Gruppe von rothen Gneissen. Dieselbe, durch grossartige 


Bahnanschnitte sowohl hinter den Stationsgebäuden, wie an der 
Bahnstrecke blosgelegt, bietet eine mannigfaltige Wechsellage- 
rung von plattigen, flaserig - schieferigen, z. Th. granulitähn- 
lichen und dann granatführenden Varietäten. Zwischen ihnen 
treten hier und da dünne Lagen von schieferigen, zweiglim- 
merigen Gneissen und linsenföormige Einlagerungen von Horn- 
blendefels oder Quarz auf, an welche sich die benachbarten 
Schichten anschmiegen, — in ihrer Gesammtheit das Bild 
einer typischen, geschichteten Formation. Während im Allge- 
meinen eine gleichbleibende Regelmässigkeit im Streichen und 
Fallen dieser Schichten und Lenticulärmassen obwaltet, stellt 
sich direct hinter dem Güterschuppen von Station Zöblitz eine 
Schichtenstörung ein, durch welche der dort aufgeschlossene 
plattige rothe Gneiss eine scharfe Knickung erfährt. Einzelne 
besonders mächtige Bänke des rothen Gneisses zeigen eine 
eigenthümliche, unregelmässig flammig verzogene Structur, die 
sich jedoch nur innerhalb dieser Bänke geltend macht und die 
Regelmässigkeit und Parallelität der hangenden und liegenden 
plattigen Schichten nicht beeinflusst. 

Noch weiter stromabwärts ist die Ueberlagerung des 
zweiglimmerigen Gneisses durch einen rothen Gneiss wiederum 
so deutlich aufgeschlossen, dass ich mir nicht versagen kann, 
auch dieses Profil in Fig. 9 Taf. XI. bildlich wiederzugeben. 
In ihm stellen z biotitreiche, kurzflaserige, zweiglimmerige 
Gneisse und r einen vollkommen concordant darüber liegenden 
rothen Gneiss vor, welcher zu unterst dünne, durch feine La- 


RE EEE a a I a N ’ 
EEE AN RE TE ER ET ORTE ENE 
Fa f 2 € Ed 


786 


gen von weissem Glimmer getrennte Platten, darüber bis 
0,3 M. mächtige Bänke bildet. 

Bei Station Pockau fliesst der gleichnamige Bergstrom in 
die Flöha. Auch in ihrem Thale liefern Bahneinschnitte Bei- 
spiele dafür, dass der rothe Gneiss gleichförmige Pinlagerungen 
in dem zweiglimmerigen Gneisse bildet, so am Flöha-Viaducte 
östlich von Dorf Schellenberg, in dem Felsanschnitte bei 
Foldung, in dem Bruche direct an der Haltestelle Metzdorf, 
— überall normale Schichtenfolge, nirgends durchgreifendes 
Aufsetzen. 


3. Beispiele von Binlagerungen des rothen Gneisses im Gmeissglimmer- 
schiefer des Brzgebirges nnd des sächsischen Mittelgebirges. 


An der Mübhlleithe bei Geyer. Nach den Uhnter- 
suchungen des Herrn F. ScHALcH auf Section Geyer und 
Marienberg folgt auf die granatführenden hellen Glimmerschiefer 
(Muscovit - Schiefer), mit denen die erzgebirgische Glimmer- 
schieferformation beginnt, als zweites Glied dieser letzteren 
eine Zone von Gneissglimmerschiefern, welche wiederum von 
echten Muscovitschiefern überlagert wird. In ibr, also in der 
Stufe der Gneissglimmerschiefer, stellen sich nicht selten Ein- 
lagerungen von rothem Gmneisse ein, deren eine als typisches 
Beispiel kurz geschildert werden soll. 

Sudwestlich von Geyer, beruhmt durch sein in vielen 
Beziehungen interessantes, leider jetzt abgebautes Zinnstock- 
werk, liegt oberhalb der Siebenhöfe am Gebänge der Mühl- 
leithe ein verbrochener Schurfschacht der „Neuen Hoffnung* 
und in dessen unmittelbarer Nähe ein Steinbruch. Durch 
„beide sind die Schichten aufgeschlossen, welche das Profil 6 
Taf. XI. wiedergiebt. Das Liegendste dieses Complexes wird 
von Glimmerschiefern (gg!) gebildet. Sie bestehen aus Mem- 
branen von weissem Glimmer und nur vereinzelten Biotit- 
blättchen, zwischen welchen dünne, sich allseitig rasch aus- 
keilende Lagen und Schmitzen von Quarz und weissem oder 
röthlichweissem Feldspath eingeschaltet sind, wodurch die 
charakteristische schiefrige, langflasrige Structur des Gneiss- 
glimmerschiefers erzeugt wird. Auf sie folgt vollkommen con- 
cordant rother Gneiss (r) in 0,2 bis 0,5 M. mächtigen 
Bänken, deren feinkörnige Masse durch lamellare Lagen von 
Muscovit und durch die parallele Anordnung isolirter, lebhaft 
perlmutterglänzender Muscovitblättchen eine mehr oder weniger 
weitläuftige Parallelschichtung erhält. Bei einer Gesammt- 
mächtigkeit von etwa 10 M. geht er nach seinem Hangenden 
zu durch reichliche Aufnahme von Glimmer zuerst in dünn- 


787 


schieferigen, feldspathreichen Gneissglimmerschiefer (gg?) und 
dieser durch Verringerung seines Feldspathgehaltes in gewöhn- 
liche Gmeissglimmerschiefer über. Die Concordanz dieser 
Gesteinsreihe offenbart sich nicht nur durch ihr vollkommen 
gleiches Streichen und Fallen (NO-SW und 40° gegen NW), 
sondern auch durch die Parallelität in der Anordnung der 
gesteinsbildenden Materialien: namentlich die Glimmerblättchen 
des rothen (sneisses haben genau die Lage derer im hangenden 
und liegenden Gneissglimmerschiefer. Nach der engen petro- 
graphischen Verknüpfung dieser letzteren mit dem rothen 
Gneisse darf man vom geologischen Standpunkte die rothen 
Gneisseinlagerungen in dieser Zone der Glimmerschieferforma- 
tion, obwohl sie den typischen petrographischen Habitus der 
Species rother Gmneiss besitzen, als sehr feldspathreiche Mo- 
dificationen der hellen Gneissglimmerschiefer betrachten, — 
eine verwandtschaftliche Zusammengehörigkeit, auf die bereits 
Herr E. KALkowsky mit Bezug auf die von ihm bei Gelegen- 
heit seiner kartographischen Aufnahme des Zschopauer Glim- 


 merschiefergebietes untersuchten rothen Gneisse und Gneiss- 


glimmerschiefer hinweist. *) 

Die nordwestliche Fortsetzung dieser Zone von durch 
Uebergänge eng verknüpften Gneissglimmerschiefern und rothen 
Gneissen wird von dem Geyerschen Granitstocke geschnitten, 
und ist hier in der durch den Abbau der Zinnerze in letzterem 
verursachten gewaltigen Pinge der Beobachtung von Neuem 
und zwar in der gleichen Erscheinungsweise wie an der Muhl- 


 leithe zugangig, 


Herr A. Steuzner hat bereits im Jahre 1865 diese rothen 
Gneisse beschrieben.**) Da er jedoch damals dafür hielt, 
„dass nach den eingehenden Untersuchungen der Neuzeit eine 
eruptive Bildung des rotben Gneisses zugegeben werden müsse“, 
so folgert er aus der Parallelität der Schichtstructur der rothen 
Gneisse und der benachbarten feldspathführenden Glimmer- 
schiefer, dass die Schichtung der krystallinischen Schiefer nur 
eine Parallelstructur und nicht durch ursprüngliche Ablagerungs- 
verhältnisse, sondern in Folge der Einwirkung fremder Kräfte 


bedingt sei. 


- Auch in den Goneissglimmerschiefern, welche sich als 
unterste Zone der Glimmerschieferformation fast rings um das 
elliptische Gewölbe der Granulitformation des säch- 
sischen Mittelgebirges zieht, stellen sich hier und da 
rothe Gneisse ein. ‘Jedoch bilden sie nie so regelmässige, 
parallelschichtige und ebenplattige, wenn auch sich im Streichen 


*) Diese Zeitschrift 1876. pag. 708. 
**) Die Granite von Geyer etc. Freiberg 1865. pag. 6. 


788 


ganz allmählich auskeilende Schichtencomplexe wie im Erz- 
gebirge, sondern überall nur decimeter- bis metermächtige und 
bis 3 oder 4 Meter lange Linsen, an welche sich die an 
Magnesiaglimmer reichen Lamellen des dunkelen Gneissglimmer- 
schiefers innig anschmiegen. Sehr deutlich war dies in meh- 
reren Felsanschnitten am unteren Ende des Dorfes Auers- 
walde (südlich von Chemnitz), in kleinerem Maassstabe in 
dem Rittergutsbruche bei Gersdorf (unweit Rosswein) zu beob- 
achten. An dem letztgenannten Aufschlusspunkte (siehe Fig. 7 
Taf. XI.) besassen die nach aussen haarscharf begrenzten Lin- 
sen (r) bis zu 20 oder 30 Cm. Dicke und 0,5 bis 1 M. Länge. 
Sie lagern, zuweilen an ihren Rändern zu mehreren mit einan- 
der verwachsen, in einem der Schichtenstellung des Neben- 
gesteines folgenden Schwarme staffelförmig dicht vor einander, 
stets durch dünne Lagen des an schwarzem Magnesiaglimmer 
reichen, schwach flaserigen dunkelen Gneissglimmerschiefers (gg) 
von einander getrennt, die sich den kleinsten Unebenheiten 
dieser Linsen auf das Innigste anschmiegen. Das Gestein 
dieser lenticulären Einlagerungen hat zwar nicht den plattig- 
lagenförmigen Charakter der erzgebirgischen rothen Gneiss- 
complexe, erhält aber durch die der äusseren Gestaltung der 
Linsen conforme Anordnung der Kaliglimmerschuppen eine 
unverkennbare Schieferung. Ihr Feldspath ist licht fleischroth; 
Körner von graulichweissem Quarz und silberglänzende Schüpp- 
chen von weissem Glimmer sind reichlich, solche von Magnesia- 
glimmer gar nicht vorhanden. Durch diese Farbeontraste heben 
sich diese Linsen von rothem Gneisse scharf aus dem dunkelen 
biotitreichen Gneissglimmerschiefer heraus. 

Ganz ähnliche Schwärme von rothem Gneisse beschreibt 
Herr J. Leumans ans dem Gneissglimmerschiefer des süd- 
westlichen Flügels der Granulitellipse zwischen Wolkenburg 
und Lobsdorf. 


4. Beispiele von Einlagerungen des rothen Gneisses im Glimmer- 
schiefer des Erzgebirges und des sächsischen Mittelgebirges. 


Wechsellagerungen von Bänken oder ganzen Oomplexen 
von rothem Gneisse mit hellem Glimmerschiefer*) gehören zu 
den häufigsten Erscheinungen im Gebiete der erzgebirgischen 


*) Die geologische Landesuntersuchung von Sachsen wäblte zur Be- 
zeichnung der Glimmerschiefer mit ausschliesslichem Kaliglimmer den 
Namen „heller Glimmerschiefer“ (Muscovitschiefer) im Gegensatze 
zu den geologisch und deshalb auch kartographisch wohl von ihnen zu 
scheidenden, sowohl Biotit wie Muscovit führenden „dunkelen Glim- 
merschiefern‘“. Siehe KıLkowskv, diese Zeitschr. 1876. p. 688. u. 096. 


789 


Glimmerschieferformation und sind auch neuerdings mehrfach 
beschrieben worden.*) Sie sind es, durch deren Einzeichnung 
die Architektonik des erzgebirgischen archäischen Gebietes auf 
den betreffenden Kartenblättern so deutlich hervortritt, was 
eben nur dadurch möglich ist, dass diese rothen Gneisse inte- 
grirende, aber besonders auffallende Glieder jener Schichten- 
reihe sind und als solche alle Störungen der ursprünglichen 
Lagerung mit erlitten haben. Nur ist im Auge zu behalten, 
dass, wie überall in der archäischen Formation, die flache 
Linsengestalt auch bei dem rothen Grmeisse dominirt und dass 
sich selbst ganz regelmässig plattige Complexe des letzteren 
allmählich allseitig auskeilen. 

An dieser Stelle sollen aus den vielen nur einige wenige 
Beispiele herausgegriffen werden; — So leicht auch ihre Zahl 
vermehrt werden könnte, überall würden sie concordante, nie 
durchgreifende Lagerungsformen vorführen. 

Steinbruch am Krebsvorwerke bei Ehrenfrie- 
dersdorf, Wie bei Geyer so fallen auch bei Ehrenfrieders- 


dorf die Sehichten der Glimmerschieferformation mit etwa 


30° gegen NW ein. In den Steinbrüchen am Krebsvorwerk, 
etwa 1 Kilom. nördlich von Ehrenfriedersdorf ist durch terrassen- 
formigen Abbau der Fig. 11 Taf. XI. dargestellte Schichten- 
complex in der Weise entblöst, dass jede Stufe des Abbaues 
das Hangende der in der vorigen Stufe gebrochenen Schichten 
gewinnt. Wie das citirte Profil auf den ersten Blick zeigt, 
haben wir eine vielfache Wechsellagerung von rothem Gneiss 
mit Schiefern und zwar mit hellen Glimmerschiefern 
vor uns. 

Letztere bestehen dort aus verfilzten Blättern und Mem- 
branen eines bleigrauen Kaliglimmers, die sich an schwache 
Linsen von weissem Quarz flaserig anschmiegen. Ihr Habitus 
bleibt in der ganzen dort entblösten Schichtenreihe genau der- 
selbe, nur in einer ihrer Zwischenlagen zwischen dem rothen 
Gneisse gesellen sich zum Kaliglimmer ziemlich viel Schuppen 
von dunkelem Biotit und etwas Feldspath, so dass eine gneiss- 
glimmerschieferartige Modification entsteht. Der Muscovitgneiss 
besitzt eine fast weisse Farbe, ist ziemlich reich an glänzenden 
Schuppen von Kaliglimmer und weist die normale Ausbildung 
auf, indem er bald eine dunn- und ebenplattige, bald eine 
schwach flaserige Structur annimmt. In dem durch die er- 
wähnten Brüche im August 1876 aufgeschlossenen Horizonte 
der Glirmmerschieferzone bildete der rothe Gneiss 10 Bänke 
und Schichtencomplexe von 5 Om. bis 6 M. Mächtigkeit, 


- welche durch 1 Cm. bis gegen 4 M. mächtige Glimmerschiefer- 


*) Eben derselbe; diese Zeitschr. 1875. pag. 623. u. 1876. pag. 706. 


790 


zwischenlagen getrennt waren. In Folge der verschiedenen 
Färbung der beiden Gesteine trat deren Wechsellagerung be- 
sonders deutlich hervor, jedoch ist die mechanische Trennung 
des rothen Gneisses von den benachbarten Lagen des hellen 
Glimmerschiefers oft schwieriger als diejenige der Gneissplatten 
unter sich, weil erstere oft innig mit einander verwachsen sind. 

Bei Thiemendorf unweit Oederan. Um zu zeigen, 
in wie gleichbleibender und deshalb characteristischer Weise 
sich Wechsellagerungen wie die eben beschriebenen in der 
erzgebirgischen Glimmerschieferformation wiederholen, sei zum 
Schlusse ein der Gegend von Oederan entnommenes Beispiel 
zur Darstellung gebracht. Hat man auf der Bahnstrecke, die 
von Oederan nach Floha führt, bei Thiemendorf eine Zone 
granatreicher Glimmerschiefer überschritten, so gelangt mau 
in derem Hangenden (an der südlichsten Wegüberführung nach 
Thiemendorf) an einen Schichtencomplex, der in Fig. 5 
Taf. XI. bildlich wiedergegeben ist. Er besteht aus einer 
grösseren Anzahl von Flötz- oder bankföormigen Einlagerungen 
von rothem Gneiss (r), welche mit hellen Glimmerschiefern 
wechsellagern und von diesen durch haarscharfe, vollkommen 
parallele Grenzflächen getrennt sind, so dass sich die dünneren 
Gneissplatten mit Leichtigkeit aus den durch Verwitterung ge- 
lockerten Glimmerschiefern herauslösen lassen. Der rothe 
Gneiss bildet hier fussdicke, ebenflächig aufeinander liegende 
Platten und besteht aus einem feinkörnigen Gemenge von 
röthlichem Feldspath, lichtem Quarz und wenigen aber parallel 
gelagerten Glimmerblättchen. Dadurch, dass sich diese lagen- 
weise anreichern, wird eine mehr oder weniger deutliche 
Schichtung des Gesteines hervorgebracht. Die zwischengela- 
gerten Glimmerschiefer besteben fast ausschliesslich aus weissen 
bis licht apfelgrünen Muscovittafeln und -schuppen. 

Nach den Aufnahmen des Herrn A. JEntzscH folgen auf 
diesen Complex wiederum mächtige helle Glimmerschiefer aus 
vollkommen weissem, perlmutterglanzendem Muscovit mit sehr 
zahlreichen Granaten. Als ihr Hangendes stellt sich von Neuem 
dickplattiger rother Gneiss und auf diesem ein Quarzitschiefer 
ein. Das Streichen sämmtlicher Glieder dieser Schichtenreihe 
ist ein nordöstliches, ibr Fallen ein mit 20° gegen NW ge- 
richtetes. 

Auch dem Glimmerschiefer, welcher die Granulitformation 
des sächsichen Mittelgebirges zonal umgürtet, sind untergeord- 
nete Vorkommnisse von rothem Gneisse nicht fremd. Jedoch 
wiederholt sich auch hier die Erscheinung, auf die wir oben 
(pag. 788) bereits aufmerksam machten, dass die Einlagerungen 


dieses Gesteines nur die Gestalt kleiner , oft diekbauchiger 


Linsen besitzen. 


un 


791 


Kein Aufschluss ist mir bekannt, welcher dieses Verhält- 
niss deutlicher beobachten liesse, als der tiefe Einschnitt der 
Waldheim-Döbelner Bahn kurz vor letztgenannter Station, bei 
Klein-Limmeritz. Abgesehen von kleinen, der Beobachtung 
leicht entgehenden derartigen Linsen von rothem Gneisse sind 
durch die Wände dieses Einschnittes 12 grössere Lenticulär- 
 massen entblöst, deren bedeutendste bei 2,5 M. Maximaldicke 
eine Länge von etwa 10 M. erreicht. Was bei einigen der- 
selben, wie sie in Fig. 10 Taf. XI. abgebildet sind, ganz be- 
sonders auffallen muss, ist ihre plumpe kurze Form, die 
Bauchigkeit ihrer Grenzflächen, denen sich der Glimmerschiefer 
innigst anschmiegt. Manche dieser Linsen von Muscovitgneiss 
nehmen zwar ein ziemlich körniges Gefüge an, doch erhalten 
andere durch die parallele, beziehentlich den Conturen der 
Linse entsprechende Anordnung der z. Th. glänzend weissen 
grossen Muscovittafeln und -Schuppen den Habitus des echten 
rothen Grneisses. 


Kurzer Rückblick. 


Von verschiedenen Geologen ist der rothe Gneiss des 
Erzgebirges für ein eruptives Gestein angesprochen worden, 
eine Ansicht, die in vielen monographischen Arbeiten Erörte- 
rung, in manche Lehrbücher Aufnahme und dadurch allgemei- 
nere Verbreitung gefunden hat. 
| In vorstehendem Aufsatze ist gezeigt worden: 


wie von einigen der jener Anschauung huldigenden Geo- 
logen der Begriff „rother Gmneiss* augenscheinlich zu weit 
aufgefasst und auf granitische und granitoidische Gesteine 
ausgedehnt worden ist, denen eine durchgreifende Lagerung 
und z. Th. auch eine eruptive Entstehung nicht abgesprochen 
werden kann; 

wie ein anderer Autor, der in der Gesetzmässigkeit 
der chemischen Constitution der von ihm angenommenen 
Gneissformationen einen Beweis für die Entstehung des 
rothen Gneisses zu finden glaubte, nur durch willkürliche 
Auswahl des chemisch untersuchten Materials zu jener 
stöchiometrischen Formel für die rothen Gneisse gelangen 
konnte, auf welchem seine Beweisführung beruht. 


Dahingegen ist an zahlreichen und unzweideutigen, einem 
ausgedehnten archäischen Gebiete entnommenen Beispielen 
nachgewiesen worden: 


N 

RS: Be Be de N, 

u va PR ey 
£ Y 


792 


1. dass der rothe Gneiss flötzartige, bankförmige oder 
lenticuläre Einlagerungen und mehr oder weniger mächtige 
Schichtencomplexe zwischen den grauen (sneissen, den 
zweiglimmerigen Gneissen, den Gneissglimmerschiefern und 
Glimmerschiefern des Erzgebirges und sächsischen Mittel- 
gebirges bildet, 

2. dass diese rothen Gneisse durch regelmässige 
Wechsellagerung oder allmählichen Uebergang innig mit den 
benachbarten archäischen Schichten verknüpft sind, 

3. dass die rothen Gneisse bankförmige Absonderung, 
Plattung,. Schieferuug und Schichtung besitzen, welche nicht 
nur unter sich und den Begrenzungsflächen der Einlagerung, 
sondern auch mit der Schichtung der ihr Hangendes und 
Liegendes bildenden archäischen Schichten vollkommen 
übereinstimmen. 


Wenn nun endlich bei Begehung grosser Gebiete und 
ausgedehnter tiefer Aufschlüsse, wie sie jetzt besonders die 
Gebirgsbahnen bieten, kein einziges Beispiel gangformigen 
Auftretens der echten rothen Gmneisse aufgefunden werden 
konnte, so därfte folgender Schluss kein ungerechtfertigter sein: 


der rothe Gneiss des sächsischen Erzgebirges, 
sowie des sächsischen Mittelgebirges ist ein 
normales Glied der archäischen Schichienreihe 
jener Gebiete und zwar, wie Schichtung und 
Wechsellagerung beweisen, sedimentären Ur- 
sprunges. 


793 


7. Ueber Hoplolichas und Conolichas, zwei Unter- 
gattungen von Lichas. 


Von Herrn W. Danss ın Berlin. 
Hierzu Tafel XII— XIV. 
Dem Bedürfniss, die zahlreichen Arten der Gattung Lichas 


in Unterabtheilungen zu scheiden, hat AnGELIN zuerst Ausdruck 
gegeben. In der Palaeontologia Scandinavica pag. 68 sind 


dieselben ausschliesslich nach der Zahl und dem Verlauf der 


DEREN 
SR, 


Seitenfurchen der Glabella in mehrere Gruppen zerlegt, und 


für eine derselben, welche aller Furchen entbehrt, oder nur 


ganz kurze vordere Seitenfurchen besitzt, der Name Platy- 
metopus eingeführt. So nützlich nun auch eine derartige Grup- 
pirung ist, so genugt es doch nicht, dieselbe nur auf ein 
Merkmal hin zu begründen. Wenn wir dieselbe unverändert 
auf alle Lichas-Arten ausdehnen, so würden z. B. sämmtliche 
hier zur Beschreibung kommende der AngkLin’schen Abthei- 
lung B. I. 2. zufallen, die er folgendermaassen charakterisirt: 
Fronte utringue distinete biloba, lobis lateralibus undique cir- 
cumscriptis. — Nehmen wir als Typus dieser Abtheilung seine 
Lichas deflexa (t. 37. f. 2.) und ziehen wir dieselbe mit den auf 
unseren Tafeln abgebildeten in Vergleich, so ergiebt sich das 
Unnatürliche einer solchen Vereinigung von selbst. Man muss 
also ausser dem Verlauf der Seitenfurchen, dessen Bedeutung 
durchaus nicht in Abrede gestellt werden soll, noch andere Merk- 
male zur Begrenzung einer natürlichen Abtheilung hinzuziehen, 
und der Versuch, zwei solcher Gruppen weiter zu begrenzen und 
in ihren gegenseitigen Beziehungen darzustellen, soll im Folgen- 
den zugleich mit der Beschreibung und Abbildung mehrerer 
bisher nur ungenügend oder garnicht bekannter Arten gemacht 
werden. 

Das Material, welches ich zu dieser Arbeit benutzen 
konnte, ist so vollständig, als es beim jetzigen Stande unserer 
Sammlungen zu erreichen möglich war. Die Berliner, Königs- 
berger, Kieler, Breslauer und Neubrandenburger Sammlungen 
enthalten werthvolle Stücke, die ich Dank der Freundlichkeit 
der Herren BEyrich, ZADDACH, SADEBECK, F. RoEMER und 
BRUCKNER benutzen konnte. Namentlich war dadurch der 


Nachweis möglich, dass  Metopias verrucosus QuEnst., Lichas 
renswaldi BoLh und L. quadrecornis STEisu. mit der schon 
länger bekannten L. tricuspidata ident sind. — Besonders aber 
hat Herr MAsck» in Göttingen durch bereitwillige Uebersendung 
der von mir erbetenen Stücke seiner Sammlung meine Arbeit 
darin gefördert, dass ich die in der noch mehrfach zu erwäh- 
nenden STEINHARDT’'schen Abhandlung beschriebenen Lichas- 
Arten einer Revision unterziehen konnte. Allen diesen Herren 
meinen wärmsten Dank. 


I. Hoplolichas. 


Den Namen Hoplolichas, der etwa den Werth einer Unter- 
gattung repräsenliren mag, schlage ich für eine Gruppe von 
Lichas - Arten vor, welche durch folgende Merkmale sich 
von den übrigen unterscheiden: Die Glabella besitzt stets 
nur vordere und hintere (nie mittlere) Seitenfurchen. Die 
oberen und unteren Seitenlappen sind durch das Zusam- 
menfliessen der betreffenden Furchen stets rundum begrenzt. 
Der Oceipitalriug tragt am Hinterrand in der 
Mitte Stacheln in verschiedener Anzahl, Länge 
und Richtung. Der vordere Theil des Mittellappen ist mit 
Dornen oder einem rüsselartigen Fortsatz versehen. — Die 
Eigenthümlichkeiten des Pygidiums hat schon Bryrich (Ueber 
' einige böhmische Trilobiten pag.. 30) gelegentlich der Be- 
sprechung von Lichas dissidens hervorgehoben. lIın wesent- 
lichen bestehen sie darin, dass die Seitentheile nicht platt 
liegen, sondern gewölbt gegen den vorderen Theil der 
Spindel aufsteigen, und ferner, dass man ohne die Dorsal- 
furchen jederseits nur 4 Furchen zählt, so dass die dritte der 
d Pleuren, aus deren Verschmelzung das Pygidium entstanden 
zu denken ist, in der Mitte ungetheilt bleibt, im Gegensatz 
zur ersten und zweiten. *) 

Ueber die Zusammengehörigkeit der Köpfe und der Pygi- 
dien, welche noch niemals direct beobachtet wurde, kanu ein 
Zweifel füglich nicht mehr obwalten. Hoplolichas conicotuber- 
culata hat dafür den Beweis geliefert. Es kommt an den 
Fundstellen dieser Art, wenigstens bei Kuckers in Ehstland 
ausser ihr nur noch eine kleine Lichas - Art in Köpfen vor, 
welche schon der geringeren Grösse wegen eine Zugehörigkeit zu 
den zugleich vorkommenden Pygidien ausschliesst. Ausserdem 
ist dieselbe aber mit feinen Tuberkeln besät, wie sie weder die 


*) Das anscheinende Abweichen von dieser Furchenzahl bei H. pro- 
boscidea habe ich bei der Beschreibung derselben zu erklären versucht. 


795 


Köpfe von Lichas contcotuberculat«, noch die von dort be- 
kannten Schwanzschilder zeigen. Es lässt sich aber nach- 
weisen, dass bei allen Lichas-Arten, deren Köpfe und Schwanz- 
schilder bekannt sind, beide Theile in ihrer Besetzung mit 
Körnehen und Tuberkeln die grösste Aehnlichkeit haben, wie 
das auch mit den Pygidien aus dem Brandschiefer von Kuckers 
der Fall ist, deren Tuberkelverzierung ganz der als L. conico- 
tuberculata beschriebenen Köpfen gleicht. Dazu kommt, dass 
sich fast stets in Geschieben, die Arten der Untergattung 
Hoplolichas in Köpfen geliefert haben, auch Pygidien fanden, 
welche die eben erwähnten Eigenthümlichkeiten besitzen, wo- 
durch schon an und für sich die Zusammengehörigkeit höchst 
wahrscheinlich gemacht wurde. 

Die geologische Verbreitung der Untergattung ist sehr 
gering, Sie erscheint im Orthocerenkalk des Untersilur und 
verschwindet in den oberen Etagen desselben, die Fr. ScHMiDT 
als „Schicht 1a (Brandschiefer)“ unterschieden hat. Ebenso 
gering ist die geographische Verbreitung, Aus der Silur- 
formation Englands und Scandinaviens ist nichts Hierhergehö- 
riges bekannt geworden. Aus anstehenden Schichten kenne 
ich nur die ebenerwähnte Art. Die Individuen der beiden 
anderen Arten entstammen sämmtlich den grauen untersilu- 
‚rischen ÖOrthocerenkalkgeschieben. Der einzige Hinweis auf 
ihre Heimath ist durch eine briefliche Mittheilung Fr. Schmipr’s 
gegeben, nach welcher eine der L. tricuspidata sehr naheste- 
hende, wenn nicht identische Art in gleichaltrigen Schichten 
bei Karrool in Ehstland gefunden ist. 


Hoplolichas tricuspidata Beyrıca. Taf. XII. Fig. 1. 2. 3., 
Taf. XII. Fig. 1. 


Bevkıca, Untersuchungen über Trilobiten, II. Stück pag. 7. t. 1. f. 7. 

Metopias verrucosus Quenst., Handbuch der Petrefactenkunde, 2. Aufl. 
pag. 348. t. 28. f. 34. 

Lichas tricuspidatus BoıL (Derauerr), Die Trilobiten Mecklenburgs. 
Archiv des Vereins der Freunde der Naturgeschichte in Mecklen- 
burg, 12. Jahrg. 1850. pag. 161. 

— Arenswaldi Bor, ebenda pag. 161. 

— — Kansr., Beiträge zur Landeskunde der Herzogthümer Schleswig 
und Holstein, I. Beitr, Mineralogischen Inhalts 1869, pag. 66. 
t. 22. £. 6. 

—  tricuspidata Beva., STEINHARDT, 1, c. pag. 32. t. 3. f. 3. ab. 

— quadricornis STEINH., ebenda pag. 33. t. 3. f. 4ab. (non f. 9.) 


Als Pygidium dazu wahrscheinlich: 


Lichas dissidens Beyr., Ueber einige böhmische Trilobiten. Berlin 1845. 
pag. 30. f. 18. 

BorL,.lic. pag. 162. 

Ba STEinH; . .C.. Pag, 29, ,1..2: f. 8, 


796 


Der Kopf ist stark gewölbt. Von der Seite gesehen, 
springt ‘das Mittelstuck der Glabella zuerst etwas über den 
schmalen Vorderrand des Kopfschildes vor, steigt dann senk- 
recht in die Höhe und wendet sich fast im rechten Winkel 
nach hinten bis zur Nackenfurche, in die es senkrecht abfällt. 
Der Nackenring erscheint schräg nach oben und hinten ge- 
wendet. Die Seitentheille der Glabella erreichen an keiner 
Stelle völlig die Höhe des Mittelstucks. Die vorderen Seiten- 
furchen entspringen am Vorderrand zugleich mit den Dorsal- 
furchen, wenden sich dann in flachen Onrven gegeneinander, 
laufen auf dem mittleren Theil des Kopfes fast parallel, und 
zwar in solcher Entfernung von einander, dass an der Stelle, 
wo die Seitentheile der Glabella am breitesten sind, auch das 
Mittelstück ungefähr dieselbe Breite besitzt. Gegen das Ende 
ihres Verlaufs divergiren sie wiederum schwach. Auf dem 
durch sie und den mittleren Theil der Nackenfurche begrenzten 
Mittelstuck der Glabella erheben sich vorn, da wo die fast 
senkrecht aufsteigende Vorderseite sich rechtwinklig nach hin- 
ten biegt, zwei zu Stacheln verlängerte Höcker, mit ihrer 
Basis zusammenstossend, nebeneinander. Die Stacheln divergiren 
nach beiden Seiten, mit den Spitzen nach vorn gewendet. 
Wenig dahinter stebt jederseits noch ein verlängerter Höcker, 
mit der Spitze mehr nach oben gewendet, so dass die Basen 
aller vier in einer fast halbkreisformigen Linie stehen. Der 
übrige Theil des Mittelstücks ist mit grösseren und kleineren 
Höckern regellos besetzt. Die vorderen Seitenlappen sind 
seitlich von den in der Mitte schwach nach innen gebogenen 
Dorsalfurchen, hinten von den die gerade Fortsetzung des 
mittleren Theils der Nackenfurche darstellenden hinteren Seiten- 
furchen begrenzt. Hinten, am verschmälerten Ende, tragen sie 
einen durch seine Grösse auffallenden spitzen Hocker, der vom 
übrigen Theil durch eine flache Rinne deutlich abgegrenzt, 
ein Hauptmerkmal zur Feststellung der Art bei 
nicht erhaltenem Vordertheil des Mittelstucks 
und Fehlen der Stacheln am Oeceipitalring.. Die 
unteren Seitenlappen, unten von den scharf nach aussen und 
hinten gewendeten Seitentheilen der Nackenfurche begrenzt, 
sind gerundet dreieckige Felder, die ganz in der Nackenfurche 
liegen. Von den an keinem vorliegenden Exemplar gut erhal- 
tenen Wangen lässt sich nur constatiren, dass sie mit Höckern 
besetzt waren, die im unteren Theil kleiner sind, als nach der 
Mitte zu. er Nackenring erweitert sich im mittleren Theil 
schildförmig, trägt in der Mitte einen langen, seitlich stark 
comprimirten, schief nach oben gerichteten Stachel; derselbe 
muss eine sehr beträchtliche Länge erreicht haben. Ein 
Exemplar der Mascke’schen Sammlung, dessen Kopf bis zum 


797 


Stachelansatz 22 Mm. lang ist, hat einen Stachel, von dem 
15 Mm. Länge erhalten sind, dessen Bruchfläche aber auf eine 
wenigstens doppelt so beträchtliche Länge hinweist. BoLL 
sagt, dass sein L. Arenswaldi einen Stachel von 1", Zoll 
besitzt, auch zeigen die Abbildungen bei QUENSTEDT, KARSTEN 
und auf unserer Tafel XII. Fig. 3 deutlich die sehr bedeu- 
tende Länge. Neben diesem oben und an den Seiten spärlich 
mit feinen Hockern bedeckten Stachel steht jederseits ein be- 
traächtlich kürzerer. Der obere Theil des Nackenringes ist mit 
Höckern bedeckt. In der Medianlinie, am Anfang der grossen 
Stachels, steht ein einzelner Höcker, dadurch auffallend, dass 
um ihn her die Schale glatt ist. 

Diese in Geschieben nicht gerade seltene Art wurde von 
Beyrıca (l. e. pag. 7) zuerst beschrieben und t. 1. f. 7. ab- 
gebildet. BEYrIcH wies auch darauf hin, dass die Art schon 
1769 von Wırckens und 1771 von Warch nach Stücken aus 
Diluvialgeröllen abgebildet worden sei. Das einzige ihm da- 
mals bekannte Stuck war leider nicht vollständig, und ist aus 
diesem Grunde die so leicht kenntliche Art von fast allen 
späteren Autoren falsch gedeutet worden. Das BeyricH'sche 
Original-Exemplar ist gerade an der Stelle des Mittelstucks 
der Glabella, wo die vier nach vorn, resp. oben zeigenden 
scharfen Dornen stehen, verletzt, und daher dieselben oder 
ihre Ansatzstellen in der Abbildung nicht angedeutet. Ferner 
ist der mittlere Stachel nur zum Theil erhalten und daher zu 
kurz, die Seitenstacheln am Occeipitalring dagegen zu lang 
gezeichnet. Trotzdem hat QuEnsteDt die Art richtig wieder- 
erkannt, seltsamer Weise aber vereinigt er sie mit Metopias 
verrucosa Eıchw., deren vordere Seitenfurchen nicht in den 
Nackenring münden, also sicher eine verschiedene Art kenn- 
zeichnen, Durch die Länge des Stachels, die ByErich an 
seinem Exemplar nicht beobachten konnte, wurde Bott (I. c. 
pag. 161) zur Aufstellung einer neuen Art — L. Arenswaldi — 
geführt. Es liegt mir eins der Bout’schen Stücke aus der Neu- 
brandenburger Sammlung vor, welches die genaue Ueberein- 
stimmung mit Lichas tricuspidata erweist. Wenn BoLL ausser- 
dem auf die verschiedene Wölbung der Glabella zur Unter- 
scheidung beider hindeutet, so lag schon nach Erkennung der 
Lichas proboscidea Grund genug zur Vermuthung vor, dass 
er ein Exemplar dieser Art vor Augen gehabt habe, wie sich 
dies auch durch das Studium des Original-Exemplars bestätigt 
hat. Das, was Bouu Lichas tricuspidata nennt, ist also Hoplo- 
lichas proboscidea, das, was er Lichas Zrenswaldi nennt, ge- 
hört ausnahmslos zu Hoplolichas trieuspidata. Ferner hat 
Karsten (l. c. pag. 66) unter der Bezeichnung Lichas Arens- 
waldi ein prachtvolles Exemplar, das bei Kiel gefunden wurde, 


Zeits.d. D.geol. Ges. XXIX, 4. 52 


798 . 


beschrieben und t. 22. f. 6. seines Werkes abgebildet. Die 
Abbildung giebt im Ganzen wohl ein richtiges Bild, aber ein- 
mal sind die Seitenstacheln des Oceipitalringes zu lang ge- 
zeichnet, und weiter sind die Bruchflächen der 4 Dornen auf 
dem Mittelstuck der Glabella als stumpfe Hocker dargestellt, 
da bis dahin die Dornen noch nicht beobachtet waren. Ich 
habe durch dankenswerthe Vermittlung des Herrn A. SADEBECK 
auch dieses Stuck im Original untersuchen können, und habe 
es nochmals auf Taf. XII. Fig. 3 darstellen lassen, weil es 
schöner, als irgend ein anderes die seitliche Compression, den 
ovalen Querschnitt und die bedeutende Länge des Stachels 
zeigt. — Wenig glücklich ist StTEINHArpT bei der Sonderung 
der in diese Gruppe gehörigen Lichas - Arten gewesen. Er 
scheidet zuvörderst Lichas trieuspidata von Lichas guadricormis, 
namentlich auf Grund der verschiedenen Wölbung der Glabella. 
Betrachtet man aber die Profilansichten beider auf Taf. III. 
seiner Abhandlung, so vermisst man an dem Exemplar seiner 
Lichgs tricuspidata gerade den entscheidenden Theil, der durch 
eine punktirte Linie ergänzt ist. Es lässt sich also vermu- 
then, dass er nur die Borz’sche Angabe, deren eben Erwähnung 
geschah, recapitulirt hat. Dagegen vereinigt er mit L. quadri- 
cornis, deren Aufstellung durch die mangelnde genaue Dar- 
stellung der Lichas trieuspidata hervorgerufen und wohl ent- 
schuldbar ist, irrthümlicherweise die hier als Joplolichas pro- 
boscidea dargestellte Art, indem er den Fortsatz aus der 
Verschmelzung der mittleren Dornen entstanden annimmt, eine 
Auffassung, die ich gelegentlich der Besprechung der A. pro- 
boscidea widerlegt zu haben glaube. Ich habe alle von ihm 
benutzten Stucke nochmals untersuchen können, und nament- 
lich waren es die Stücke seiner L. quadricornis, das eine aus 
der Mascke’schen Sammlung, das andere aus dem Königs- 
berger zoologischen Museum, welche die wichtige Beobachtung 
der Dornen auf der Glabella ermöglichten und dadurch das 
Bild der Hloplolichas tricuspidata vervollständigten. — Nun 
zum Unterschied von Hoplolichas probosciden! Ist Nackenring 
und der vorderg Theil der Glabella nicht erhalten, so giebt die 
Wölbung der ganzen Glabella Anhaltspunkte zur Scheidung. 
Bei unserer Art überragt der mittlere Theil die Seitentheile 
nur gering, bei H. proboscidea viel bedeutender. Ferner ist 
dort der grosse Höcker am Ende der Seitentheile nicht so 
deutlich durch eine Furche umzogen und es tritt neben ihm 
ein kleiner Höcker in die Seitenfurche, der der 2. tricuspidata 
fehl. Ob sich der lange Nackenstachel bei ZH. proboscidea 
anders verhält, kann erst nach Auffindung vollständigerer Exem- 
plare derselben festgestellt werden. — Jedenfalls war die hier 
gegebene Darstellung und Erörterung dieser interessanten Ärt 


799 


nur durch die bereitwillige und dankenswerthe Unterstützung 
ermöglicht, deren ich mich von allen Seiten, die ich dieserhalb 
anging, zu erfreuen hatte. 

Pygidium. Ueberall, wo sich bisher die als Zoplolichas 
tricuspidata beschriebenen Köpfe befunden haben, sind mit 
ihnen zugleich Pygidieu gefunden worden, welche die Eigen- 
thumlichkeiten des von BeyrıcHn (a. a. O. pag. 30. f. 18.) 
als ZLichas dissidens beschriebenen und abgebildeten Pygidiums 
zeigen. Dass die von BEYrıch hervorgehobenen Merkmale 
dieses Pygidiums für die hier als Zoplolichas abgegrenzte 
Gruppe von Lichas - Arten charakteristisch ist, und dass sich 
diese Zusammengehörigkeit aus dem steten Zusammenvorkom- 
men nach gleichem Typus gebauter Pygidien mit dem Kopf- 
schild von Hoplolichas conicotuberculata im Brandschiefer Ehst- 
lands herleiten lässt, ist in den einleitenden Bemerkungen 
pag. 794 betont worden. Da nun ausserdem die Grösse der 
als Lichas dissidens bekannten Pygidien sehr gut zu den 
Köpfen der Lichas trieuspidata passt, und auch die Häufigkeit 
des Vorkommens beider gleich ist, so unterliegt es wohl kaum 
einem Zweifel, dass Lichas dissidens die Pygidien zu Hoplo- 
lichas tricuspidata begreift. Beide sind bisher zusammengefun- 
den worden bei Königsberg (cf. STEINHARDT), in Mecklenburg 
(ef. Bor), bei Kiel (cf. Karsten) und namentlich bei Sorau 
(cf. BEYRicH), immer vergesellschaftet mit JIllaenus centaurus, 
Asaphus expansus und grossen Pygidien von Megalaspis sp. — 
Dass die Zusammengehorigkeit nicht früher erkannt wurde, 
hat namentlich wohl darin seinen Grund, dass das von BeyricH 
zuerst beschriebene Stuck von H. tricuspidata ein besonders 
kleines, und dass dagegen sein erstes Exemplar von Lichas 
dissidens ein aussergewöhnlich grosses war, dass sie also in 
ihren Grössenverhältnissen garnicht zu einander passten. Seit- 
dem sind aber beide in zahlreichen Exemplaren gefunden, und 
es hat sich gezeigt, dass das Beyric#’sche Exemplar von 
L. tricuspidata einem besonders kleinen Individuum angehört 
haben muss, dass die normale Grösse der Art aber ganz vor- 
trefflich zur Grösse der L. dissidens passt. — Die Gestalt und 
Eigenthüumlichkeit des in Rede stehenden Pygidiums hat BEYRIcCH 
klar dargestellt, und es wäre überflüssig, dieselbe zu wieder- 
holen. Ein Exemplar der Berliner palaeontologischen Samm- 
lung aus den Orthocerenkalkgeschieben von Sorau ermöglicht 
es, auch die Form des mittleren Endtheils desselben zu er- 
kennen, der an dem von B£yYrıcH abgebildeten Exemplar be- 
schädigt war. Dieser mittlere Theil spaltet sich nämlich in 
zwei, etwa 3 Mm. lange Stacheln, die etwas nach aufwärts 
gerichtet sind, und einen Winkel von etwa 70° mit einander 


52* 


800 ER 


bilden. Die Besetzung mit Höckern verschiedener Grösse 
reicht bis auf diese Stacheln hin. 

Es lagen Pygidien von fünf Exemplaren von Sorau und 
zwei Exemplare von Königsberg vor, letztere aus dem dortigen 
zoologischen Museum, von denen das eine von STEINHARDT 
besprochen und abgebildet ist, der diese Art vollkommen PIE 
erkannt hat. 


Hoplolichas proboscidea nov. sp. Taf XII. Fig. 4., 
Taf XIIN. Big 2,3. 4 


Lichas quadricornis var. STEINHARDT 1. c. pag 39. t. 3. f. 9. 
? — velata Steinuarprt 1. c. pag. 0. t. 3. f. 9. (als Pygidium). 


Kopf. Diese ausgezeichnete Art liegt mir in drei Exem- 
plaren vor, von denen zwei der Masckr’schen, eins der Bres- 
lauer Sammlung gehört. Sie steht der H. tricuspidata BEYR. 
sehr nahe, ist aber durch die seltsame Verzierung des Mittel- 
lappen der Glabella bestimmt unterschieden. Am vorderen 
Theil, dem höchsten der vorderen Wölbung, erhebt sich nam- 
lich ein etwas schief nach oben gewendeter, an dem grössesten 


Exemplar 5 Mm., an dem kleinen 2,5 Mm. im Durchmesser 


enthaltender, anfangs kreisrunder Fortsatz. Derselbe ist bis 
zu 9 Mm. Länge an dem Exemplar der Breslauer Sammlung 
(aus einem Diluvialgeschiebe von Rostock stammend) erhalten. 
Er zeigt hier, dass er im weiteren Verlauf auf der Oberflache 
abgeplattet wurde, und sich auf den Seiten scharfe Kanten 
bildeten. Ebenso stellte sich eine mediane Kante auf der 
Unterseite ein, so dass er in seinem oberen Theil einen drei- 
eckigen Querschuitt bekam und dadurch an die Stirnfortsätze 
einiger Ampyx-Arten erinnert, welche AngeLin als Lonchodomas 
gerade wegen des eckigen Fortsatzes von Ampyx abgezweigt 
hat. Die Kanten tragen Hocker verschiedener Grösse, und 
auch die Oberfläche ist mit feinen Höckern besetzt. Dass 
dieser Fortsatz hohl war, geht daraus hervor, dass er oben 
durch den Gesteinsdruck zerquetscht ist. An dem grösseren 
Exemplar ist derselbe oben abgebrochen, das erhaltene Stück 
ist 6 Mm. lang. Durch die Besetzung der Oberfläche dieses 
Fortsatzes mit Tuberkeln erweist er sich als directe Fortsetzung 
der Schaale des Kopfes, und aus diesem Umstande ergiebt sich 
auch die Unhaltbarkeit der StEısHuarptT'schen Ansicht, dass der 
russelartige Fortsatz aus einer Verschmelzung mehrerer Sta- 
cheln entstanden sei, welche bei seiner H. quadricornis an 
derselben Stelle des Kopfes stehen. Er untersuchte das klei- 
nere hier auf Taf. XIII. Fig. 4 abgebildete Stück, welches 
den Fortsatz nur 2 Mm. lang zeigt, auf dessen Stumpf aber 


- 


801 


Bruchstellen auf verhältnissmässig beträchtliche Dimensionen 
der fehlenden Tuberkel schliessen lassen. Abgesehen von 
diesem Russel, der, wenn erhalten, die Art sofort kenntlich 
macht, unterscheidet auch noch der Oceipitalring unsere Art 
wesentlich von A. tricuspidata. Derselbe nimmt von beiden 
Dorsalfurchen ab nach der Mitte an Breite zu, so dass er 
unter dem Mittellappen der Glabella am breitesten ist; an den 
hinteren Rändern steht eine Reihe von je 4 Tuberkeln.*) 
Die mittlere Spitze war jedenfalls in einen langen, schräg nach 
oben gewendeten, im Durchschnitt längsovalen Stachel ausgezo- 
gen, wie die grosse Bruchfläche lehrt. — Ist eine dieser beiden 
Eigenthümlichkeiten erhalten — der Rüssel oder der Nacken- 
ring — so ist die Unterscheidung von H. tricuspidata leicht; 
sie ist aber auch bei Nichterhaltung derselben durch mehrere 
geringfügigere, aber deutliche Abweichungen durchzuführen, 
welche bei Besprechung von 2. tricuspidata erwähnt sind: der 
stärker gewölbte mittlere und hintere Theil des Mittellappen 
und die nicht so deutlich durch eine Rinne umgrenzten Höcker 
am Ende der Seitenlappen, dagegen das Erscheinen eines 
Hockers jederseits im hintersten Theil der vorderen Seiten- 
furchen. - Ä 

Pygidium. Dieselben Gründe, die mich dazu geführt 
haben, das von BeyYrich als Lichas dissidens beschriebene Py- 
gidium als zu Hoplolichas tricuspidata gehörig zu betrachten, 
veranlassen mich auch in der von STEINHARDT nur in Gestalt 
des Schwanzschildes bekannt gemachten Art, Lichas velata, 
das Pygidium von Hoplolichas proboscidea zu vermuthen. Letz- 
tere Art ist weit seltener als H. tricuspidata, aber auch L. velata 
ist bisher nur in 2 Exemplaren gefunden und zwar stets mit 
H. proboscidea zusammen — nämlich bei Königsberg und 
Rostock. Durch seine Form und seinen allgemeinen Habitus 
bekundet es ferner sofort die Zugehörigkeit zu einer der Hoplo- 
 lichas tricuspidata (dissidens) sehr nahe verwandten Art, und 
als solche ist bis jetzt Hoplolichas proboscidea aus demselben 
geognostischen Horizont allein bekannt; lässt sich natürlich 
erst Sicherheit darüber gewinnen, wenn beide im Zusammen- 
hange aufgefunden sein werden, so sprechen doch jetzt die 
angeführten Thatsachen so sehr für denselben, dass für mich 
kaum noch Zweifel übrig bleiben. — Das von STEINHARDT als 
Lichas velata beschriebene und abgebildete Pygidium (l. c. 
pag. 30. t. 3. f. 9.), das ich durch die Güte des Besitzers, 
Herrn Masckz,, selbst untersuchen konnte, besteht in seiner 


*) An den kleineren Exemplaren nehme ich nur 2 jederseits wahr. 


802 


Anlage aus den gleichen Theilen, wie L. dissidens, entbehrt 
aber des langen Fortsatzes mit den zwei Stacheln am Ende. 
An seiner Stelle stehen am flach ausgebuchteten Hinterrand 
zwei kleine Spitzen. Ferner fällt die Rhachis sanfter zum 
Hinterrand ab, und die Seiten sind in weit kürzere Dornen 
ausgezogen. — Besser als das von STEINHARDT untersuchte 
Exemplar ist ein weiteres der Breslauer Sammlung, das ebenso 
wie der erwähnte Kopf aus derselben Sammlung einem Ge- 
schiebe von HRostock entstammt.*) Die den ersten beiden 
Pleuren entsprechenden Theile sind breit und flach, an den 
Seiten nach abwärts gewendet und über den Rand in kurze, 
spitze, nach hinten gewendete Zacken ausgezogen. Auf dem 
Raum der letzten Pleure biegt sich die Mittelfurche in der 
Nähe der Randes im Bogen nach den Seiten und verläuft dann, 
sich nach oben zurückbiegend, parallel mit den übrigen Seiten- 
furchen, so dass es den Anschein gewinnt, als wenn auch die 
letzte Pleure getheilt sei. In diesem oben spitzen, unten run- 
den Schaaltheil stehen drei grössere Höcker übereinander. 
Auch der übrige Theil des Pygidiums ist mit grösseren und 
kleineren Tuberkeln unregelmässig besetzt. Durch den er- 
wähnten Verlauf der Mittelfurchen, und ferner dadurch, dass 
die Theilungsfurchen der beiden ersten Pieurenthbeile beinahe 
bis in die Spitze der Zacken reichen, ist dies Pygidium von 
dem der H. tricuspidata hinreichend, auch bei Nichterhaltung 
der Randzacken, resp. -Stacheln, unterschieden. 

Die Art ist bisher nur aus Orthocerenkalk bekannt ge- 
worden. 


Hoplolichas conico-tuberculata NIESZKOWSKI. 
Taf. XIV. Fig. 2—6. 


1858. Nırszkowskı. Zusätze zur Monographie der Trilobiten der Ost- 
seeprovinzen, nebst der Beschreibung einiger neuen obersilurischen 
Crustaceen. Archiv für die Naturkunde Liv-, Ehst- und Kurlands. 
2. Band 1. Serie pag. 365. t. 1. f. 7—10. Dorpat 1861. 

(non L. conicotuberculata Steism. 1. c. pag. 28. t. 3. f. 2.) 


Kopf. Vom Kopfe dieser bisher nur unvollständig ge- 
kannten Art liegen mir 7 Exemplare vor, welche eine sehr 
genaue Feststellung der Merkmale desselben gestatten. Die 
Wangen sind allerdings nirgends vollständig zu beobachten — 
eine bei fast allen Lichas-Arten wiederkehrende Ebscheinung. 
— Die Glabella bildet in ihrer Gesammtheit ein regelmässiges 


*) SteınHAarnt erwähnt, dass Professor Zanpacn in der Breslauer 
Samralung ein zweites Stück des L. velata gesehen hat. Es ist das 
hier in Rede stehende. 


803 


Oval; der Querdurchmesser beträgt etwa */, des Längsdurch- 
messers. Hinten ist dieselbe gerade abgeschnitten und bis auf den 
Abfall zum Nackenring gleichmässig flach gewölbt. Nach dem 
ersten Drittel entspringen die vorderen Furchen, welche zuerst 
gegeneinander eingebogen und dann bis wenig vor dem Hinter- 
rande parallel verlaufend zuletzt etwas divergiren und in der 
Nackenfurche endigen. Der durch sie begrenzte Mittellappen 
der Glabella ist vorn mit kleinen Hoöckern besetzt, zwischen 
denen noch bedeutend kleinere Platz finden; von da ab, wo 
sich dieser Mittellappen verschmälert, werden die Höcker spar- 
samer und stellen sich in zwei Längsreihen, dabei nehmen sie 
namentlich an Höbe zu, so dass an der Occipitalfurche zwei 
stumpf conische Höcker zu stehen kommen, zwischen denen 
zuweilen noch ein kleinerer dritter steht. Die Besetzung mit 
winzigen Tuberkeln um die grösseren herum seizt sich auch 
auf diesen Theil des Mittelappen fort. Die Seitenlappen 
werden — da die Mittelfurchen fehlen — von den Vorder- 
furchen und Hinterfurchen begrenzt. Letztere erscheinen als 
die gerade verlaufende Fortsetzung der Nackenfurche nach bei- 
den Seiten bis zu den Wangen. — Die Seitenlappen sind in 
gleicher Weise nach hinten zu mit grösseren Erhebungen ge- 
ziert. Am hinteren Rande steht ein grosser stumpf konischer 
Höcker, mitunter noch ein oder zwei kleinere. Die hinteren 
Seitenlappen liegen, da die Schaale hinter ihnen fast senk- 
recht abfällt, nicht nur hinter, sondern auch unter den vorderen 
Seitenlappen. Sie sind klein, schwach quer-oval und tragen 
2—3 Höcker, etwas kleiner als die unteren der Mittel- und 
der oberen Seitenlappen. Da, wie erwähnt, die hinteren Seiten- 
furchen eine nach beiden Seiten gerade Verlängerung der mitt- 
leren Nackenfurche darstellen, liegen sie noch hinter dem 
mittleren Theil derselben und werden von hinten durch die 
scharf nach abwärts gebogenen Seitentheile der Nackenfurche 
begrenzt. Vor der Glabella verläuft ein flacher, mit feinen 
Tuberkeln besetzter, schmaler Rand, auf den sich die oberen 
Furchen fortsetzen. Die allein beobachteten festen Wangen 
zeigen sich als schmale Streifen bis in die Mitte der Seiten- 
lappen, denselben parallel verlaufend; dann divergiren sie nach 
aussen, begrenzen ein etwa halbkreisförmiges Stuck, unter 
welchem die Augen liegen, und geben dann divergirend nach 
hinten. Wo die Divergenz beginnt, stellt sich eine am Rande 
des Halbkreises verlaufende Furche ein. Zwischen der Gla- 
bella und diesem mit zierlichen Tuberkeln besetzten Rande 
stehen 4— 5 stumpfe Tuberkeln, auf dem unteren Theil 3 bis 
4 Höcker, fast ebenso gross wie jene auf dem hinteren Theil 
der Glabella. Der unter den Wangen schmale, feintubereulirte, 
an den Seiten in kurze Spitzen auslaufende Nackenring ver- 


804 


‚Jängert sich nach hinten in ein breites (die Basis hat die 
Breite der Glabella) dreieckiges Schild, an dessen Seiten- 
rändern jederseits gerade unter den hinteren Seitenlappen ein 
nach hinten gewendeter Vorsprung bemerkbar ist. Die Spitze 
dieser Ausbreitung gabelt sich in zwei lange gekrümmte Fort- 
sätze. Etwas vor der Theilungstelle erhebt sich ein deutlicher 
Höcker auf dem sonst nur mit feineren Körnchen bedeckten 
Schild. Diese Fortsätze erreichen etwa ?/, der Länge der 
Glabella. Sie .divergiren unter einem Winkel von etwa 10°, 
erscheinen zuerst im Durchschnitt rand, werden aber später 
seitlich comprimirt, wenden sich etwas nach unten und endigen 
als schmaler, hinten stumpf zugespitzter Lappen, der an seinen 
Seitenrändern mit Höckern besetzt ist, während die Oberfläche 
nur feine Körnchen trägt. An einem Exemplar lässt sich 
beobachten, dass nicht nur die Fortsätze, sondern auch der 
ganze Oceipitalring (hier besser Occipitalschild zu nennende 
Theil) hohl ist. 

Pygidium. Das Pygidium ist hochgewölbt. Die Rhachis 
springt, beiderseits von den tiefen Dorsalfurchen begrenzt, 
deutlich hervor, ihr hinterer Rand ist durch eine flache Rinne 
begrenzt, die parallel dem hinteren, gerade abgeschnittenen 
Rande bis zur mittleren Pleura reicht. Die Rhachis beginnt 
mit einem schmalen glatten Rande, dann folgen zwei durch 
tiefe Furchen getrennte Ringe und zuletzt der der dritten 
Pleura entsprechende längere Endtheil. Auf den Seiten zeigen 
sich jederseits — ohne die Dorsalfurchen — vier Furchen. 
Davon begrenzen die zweite und vierte die erste und zweite 
Pleurenanlage bis zum Rande. Die Pleuren selbst sind in der 
Mitte durch eine weitere Furche (die erste, bezüglich dritte) 
gespalten, welche fast bis zum Rand heranreicht und dann 
plötzlich abbricht. Die erste und zweite Pleura setzt sich 
über den Rand in scharfe, nach hinten gewendete Zacken fort, 
von denen der der zweiten angehörigen ein wenig über den 
unteren Rand hinausreicht. Die dritte ungetheilte Pleura er- 
scheint als gerundetes Dreieck, unten begrenzt von der erwähn- 
ten flachen, dem Hinterrand parallel laufenden Rinne, welche 
sich übrigens, wenn auch schwächer, am ganzen Rande des 
Pygidiums verfolgen lässt, besonders deutlich auf Abdrüucken 
der inneren Fläche desselben. Am Rande macht sich die 
dritte Pleura noch dadurch bemerkbar, dass an beiden Ecken 
des Hinterrandes breite, aber kurze Spitzen hervortreten. In 
der Mitte desselben, also in der Varlängerung der Rhachis ist 
eine deutliche kleine, scharfe Spitze vorhanden. Auf jedem 
Ringe der Rhachis stehen 5— 6 gleichgrosse Höcker, der 
übrige Theil des Pygidiums trägt Tuberkeln und Körnchen 
verschiedener Grösse. — Ueber die Zusammengehörigkeit des 


805 


Kopfes und des Pygidiums kann füglich kein Zweifel obwalten. 
In den Schichten, in denen beide nicht selten vorkommen, er- 
scheint nur noch eine fein tuberkulirte Lichas- Art, die schon 
ihrer Kleinheit wegen kaum in Betracht kommen kann, die 
aber auch bei der gleichartigen Besetzung mit Tuberkeln, 
welcher Kopf und Pyeidium einer Art stets zeigen, nicht 
hierher gehören kann. 

Die Art ist bis jetzt nur im untersilurischen Brandschiefer 
(Schicht la nach Fr. Schuipr) in Ehstland gefunden. Nıesz- 
KOWskI nennt Erras und Wannamois. Das mir vorliegende, 
von meiner Frau und mir gesammelte Material stammt von 
 Kuckers bei Jewe. 

Es gehört ein so reiches Material, wie das mir zu Gebote 
stehende dazu, um die Eigenthümlichkeit dieser so interessanten 
Art feststellen zu können. Kein Exemplar des Kopfes oder 
des Pygidiums zeigt alles oben beschriebene, und nur eine 
Combination aller Exemplare giebt ein deutliches Bild dersel- 
ben. — Unterschiede von anderen Arten anzugeben ist über- 
flüssig. Schon der in der beschriebenen Ausbildung auftre- 
tende Nackenring mit den zwei grossen Fortsätzen ist für sie 
bis jetzt ausschliesslich bezeichnend. Dazu tritt die Lage der 
hinteren Seitenlappen, die nach dem Hinterrande des Kopfes 
hin zunehmende Grösse der Höcker etc. Am Pygidium ist die 
mittlere Spitze hervorzuheben, die dasselbe von dem sonst im 
allgemeinen Habitus ähnlichen der Z. tricuspidata scheidet. 

Da diese Ärt bisher nur unvollständig bekannt war, hat 
sie auch zu manchen Missdeutungen Veianlassung gegeben. 
Die erste Erwähnung derselben finden wir in dem palaeonto- 
logischen Theil, welchen FRIEDRICH SCHMIDT seinen „Ürcter- 
suchungen über die silurische Formation von Ehstland, Nord- 
Livland und Oesel**) hinzugefügt hat. Es heisst dort p. 188 
bei Erwähnung der Lichas Eichwaldi, dass eine verwandte 
Form in la bei Wannamois und Salla, wahrscheinlich auch 
auf Odensholm vorkomme. Der Mittellobus sei schmäler und 
breite sich vorn weniger über die Seitenloben aus, als bei 
L. Eichwaldi; an seinem Basaltheil seien grosse, 
spitze Tuberkeln von feinen umgeben. Das Schwanz- 
schild stärker gewölbt, zackig. — Dann hat NıEszkowskı die 
Art beschrieben und abgebildet. In der Beschreibung ver- 
missen wir einmal die schon von Scuumipr als charakteristisch 
hervorgehobene Tuberkelbesetzung am Hinterrande der Gla- 
bella und ferner ist an seinen Exemplaren nichts vom Ocei- 
pitalschild und seinen Fortsätzen, am Pygidium nichts von den 


*) Archiv für die Naturkunde Liv-, Ehst- und Kurlands, 2. Band 
1. Serie. Dorpat 1861. 


- 806 


Zacken zu bemerken gewesen. Dagegen bildet er das Hypo- 
stoma ab, das mir unbekannt geblieben ist, und verweise ich 
in Bezng auf dasselbe auf seine Beschreibung und Abbildung. 
— Die so ungenügend beschriebene und abgebildete Art hat 
zuerst EiCcHwALD durchaus falsch gedeutet, wenn er in seiner 
Lethaea rossica J. pag. 1390 aussprieht, dass er.geneigt sei, 
den Kopf der Nızszkowskischen Art mit L. Eichwaldi NıEszk., 
das Pygidium mit L. oelandica AnGELIN zu identificiren. Lichas 
Eichwaldi, eine in der WeEsenBerg’schen Schicht (2 nach Fr. 
ScHMIDT) häufige Art, die ich auch in zahlreichen Exemplaren 
gesammelt habe, ist nie mit einem so geschmückten Oceipital- 
schild versehen, hat auch nie die Tuberkelbesetzung der 
unsrigen. Von einer Identität kann also nicht die Rede sein, 
und ebensowenig von der des Pygidium mit dem von L. oelan- 
dica, wie ein Blick auf Anezuin’s Abbildung (Pal. Scandin. 
t. 36. f. 10.) lehrt. Endlich hat STEINHARDT in seiner vor- 
erwähnten Arbeit die Art unrichtig gedeutet. Seine Beschrei- 
bung (pag. 291) und seine auf t. 3. f, 2. gegebene Abbildung 
geben davon schon Zeugniss, wenn man sie mit den hier ge- 
gebenen vergleicht. Ausserdem konnte ich mich aber durch 
Untersuchung des von ihm benutzten Exemplars der MAsckE- 
schen Sammlung davon überzeugen, dass er irrtbumlich eine 
vermuthlich neue Art als L. conicotuberculata beschrieben hat. 
Am meisten Aehnlichkeit zeigt dieselbe mit L. angusia BEYR., 
ist aber bedeutend gewölbter. 


11. Conolichas. 


Als einer zweiten natürlichen Gruppe zugehörig sind die 
im Folgenden genauer zu beschreibenden drei Arten zusammen- 
gefasst, welche als C. aequiloba STEINH., triconica nov. sp. und 
Schmidti nov. sp. aufgeführt sind. Bis auf die ungenügende 
Charakteristik, welche STEINHARDT (l. c. pag. 31.) von der ersten 
dieser 3 Arten gegeben hat, war ın der Literatur bisher so 
gut wie Nichts bekannt. Das eigenthümliche, was sie ver- 
bindet, besteht in der eigenthumlichen Erhebung, welche der 
Mittellappen oder die Seitenlappen oder beide zugleich erfahren. 
Sie erheben sich entweder konisch gerade nach oben, oder 
konisch nach rückwärts gekrummt in sehr auffallender Art, 
mitunter so, dass der Mittellappen der Glabella in der Mitte 
senkrecht geknickt erscheint (cf. Taf. XIII. Fig. 7c). Der 
Verlauf der Furchen ist genau derselbe, wie bei der Unter- 
gattung Hoplolichas, auch hier sind nur vordere und hintere 
Seitenlappen vorhanden, beide rundum begrenzt. — Das Pygi- 
dium ist bislang unbekannt. — Die hier in Betracht zu zie- 


807 


henden Formen schliessen sich auf das engste an Hoplolichas 
an und scheint es, als ob C. aequiloba durch den Besitz eines 
kurzen Nackenstachels den Uebergang; vermittelte. Andeutung 
eines kurzen Dornes hat auch C. triconica (cf. Taf. XIV. 
Fig. 1b.), doch kommt es einmal nie zu der überaus kräf- 
tigen Entwickelung dieses Schaaltheils, wie bei Hoplolichas, 
und andererseits ist die Erhebung der einzelnen Glabellatheile 
so auffallend und Hoplolichas fremd, dass an eine Vermengung 
beider kaum zu denken ist. — Auch diese Gruppe hat sich 
bisher nur im Untersilur, aber in den jüngeren Schichten des- 
selben gezeigt. Sie ist gewissermaassen die Fortsetzung von 
Hoplolichns. Das einzige Stuck von Ü. aequiloba, das bisher 
bekannt ist, lasst nicht mit wunschenswerther Klarheit erken- 
nen, aus weichem Niveau es stammt. Das Gestein, in welchem 
es liegt, ist ein hellgrauer Kalk, der bei flüuchtiger Betrachtung 
wohl als Orthocerenkalk angesprochen werden könnte. Jedoch 
ist er sehr hart und viel feinkörniger, auch ist die Art der 
Erhaltung eine andere. Ich bin geneigt, das Stück für nicht 
‚ausgelaugten Backsteinkalk zu halten. Unzweifelhaft gehören 
die beiden Exemplare von C. triconica diesem Niveau an. 
C. Schmidtii stammt aus der Jeweschen Schicht (1b) nach der 
Bezeichnung von Fr. ScHmipT, welche den Brandschiefer (1a) 
in Ehstland überlagert. 


Conolichas aeguiloba Srewu. Taf. XIIL Fig. 5. 
STEINHARDT |], c. pag. 31. t. 3. f. 6. 


Das einzige bis jetzt bekannt gewordene Stück dieser 
neuen Art ist von STEINHARDT so irrthumlich beschrieben und 
abgebildet worden, dass eine Wiedererkennung derselben un- 
möglich ist. Dank der Güte des Herrn MAsckE, zu dessen 
Sammlung das Exemplar gehört, bin ich im Stande, die Be- 
schreibung zu berichtigen und zu vervollständigen. Die näch- 
sten Beziehungen hat unsere Art sicher zu 7. triconica, von 
der sie aber durch die Bildung der Seitentheile der Glabella 
abweicht. Wie der Mitteltheil beschaffen war, lässt sich nicht 
‚erkennen; nur soviel steht fest, dass er weniger steil vom 
Vorderrand aus aufsteigt. Die Seitenfurchen laufen auch hier 
fast parallel, und lassen den Mittellappen nur wenig breiter 
erscheinen als die läugsovalen Seitentheile. Letztere sind in 
der vorderen Partie ganz flach gewölbt, nach hinten sind sie 
in nach hinten gewendete Zipfel angezogen, deren Länge bei 
der Verletzung, die das Exemplar auch an diesen Stellen er- 
fahren hat, nicht beobachtbar ist. Zwischen dieser hinteren 
Partie der Seitentheile fällt der Mitteltheil plötzlich senkrecht 


808 


nach unten bis zum Nackenring. Während die gesammte 
Oberfläche des Kopfes mit kleinen, zerstreut stehenden Tu- 
berkeln verschiedener Grösse besetzt ist, ist der steil nach 
unten fallende Theil des Nittellappens fast glatt, indem er 
nur über dem Nackenring einige kleine Höcker trägt. Die 
unteren Seitenlappen scheinen dieselbe Beschaffenheit zu ha- 
haben, wie bei (©. triconica. Sie sind aber grösstentheils vom 
Gestein bedeckt. STEINHARDT leugnet ihr Vorhandensein; aber 
der zur Hälfte blosgelegte Theil der linken Seite lässt uber 
die Existenz keinen Zweifel. Der Nackenring verlängert sich 
hier in drei Dornen, die gerade nach hinten weisen. Der 
mittlere derselben ist wohl auch hier der längste gewesen, 
darauf deutet die bedeutend breitere Bruchfläche desselben im 
Gegensatz zu der des Seitendornes hin. Durch die Verlän- 
gerung der seitlichen Lappen in rückwärts gebogene Zipfel 
nähert sich diese Art der Ü. triconica, von der sie durch die 
verschiedene Form des Mittellappen gut getrennt ist. Der 
Dorn des Nackenringes vermittelt einen gewissen Uebergang 
von Hoplolichas zu Conolichas, doch ist derselbe viel schwächer 
entwickelt, und kommt bei der Entscheidung über die Ver- 
wandtschaft der Art gegenüber der viel schärfer ausgeprägten 
Eigenthümlichkeit der Seitenlappen erst in zweiter Reihe in 
Betracht. 


Conolichas triconica nov. sp. Taf. XI. Fig. 7,, 
Taf. XIV. Fig. L. 


„Problematischer Körper“. Kıöpen, Versteinerungen der Mark Bran- 
denburg pag. 283. t. 6. f£. 3. 
Lichas? angusta Kausr. ]. c, pag. 69. 


Zwei nur unvollständig erhaltene Köpfe geben zur Auf- 
stellung dieser neuen Art Veranlassung, von denen der eine 
der Sammlung der hiesigen Bergakademie gehört, in welche 
er mit der KLöpen’schen Sammlung gekommen ist. Das Ge- 
stein — der echte Backsteinkalk — enthält nur den Abdruck 
des Kopfes, jedoch so vollständig, dass ein Guttapercha- 
Ausguss die ursprüngliche Form gut wiedergiebt. Er wurde 
bei Berlin gefunden. Das zweite Stuck gehört dem palaeon- 
tologischen Museum der Universität und wurde bei Anger- 
münde in einem noch wenig verwitterten Backsteinkalk- 
geschiebe entdeckt. Der Kopf ist hoch gewölbt. Die Glabella 
steigt vom vorderen Rande fast senkrecht auf und fallt von 
der Mitte nach der Oceipitalfurche wiederum steil ab. Die 
Vorderfurchen entspringen am Vorderrande, weit nach vorn, 
convergiren zuerst ein wenig und laufen dann parallel bis zum 


EA 0 
Ne 2 


309 


höchsten Punkt, von wo sie in zwei mit ihren Convexseiten 
sich zugekehrten leichten Curven bis zur Nackenfurche fort- 
setzen. Der Mittellappen ist vorn flach gewölbt und mit weit 
von einander stehenden Tuberkeln verschiedener Grösse be- 
deckt. An der Stelle, wo der vordere steil aufsteigende Theil 
in den hinteren Steilabfall umbiegt, erhebt sich der Mittel- 
lappen noch zu einem hohen, spitzen, mit der Spitze nach 
hinten überhängenden Kegel, so dass der vordere Theil mit 
diesem Kegel einer Zipfelmütze gleicht. Die nach hinten ge- 
wendete Seite und der zur Nackenfurche abfallende Theil 
erscheint auf beiden Stucken fast glatt, nur ganz undeutliche 
Spuren von kleinen Höckern sind erkennbar. Die vorderen 
Seitenlappen bilden mit ihrer Basis ein vorn schmaleres, hin- 
ten etwas breiteres Oval, auf dessen hinterer Hälfte sich ein 
stumpfer, scharf nach hinten gewendeter Kegel erhebt. Der 
vordere Theil der Seitenlappen ist ähnlich, wie der Mittel- 
lappen mit zerstreut stehenden Tuberkeln besetzt. Diese 
Höcker werden aber grösser und spitzer, je mehr sie sich dem 
Gipfel des Kegels nähern, sodass auf demselben 5 bis 6 spitze 
Zacken stehen. Auf der hinteren Seite nehmen dieselben an 
Grösse wieder ab. — In der Profilansicht erscheint also die 
Glabella in Gestalt eines vorderen, fast senkrecht erhobenen, 


spitzen, mit seiner Spitze nach rückwärts gebogenen Kegels 


(Mittellappen) und dahinter eines gleichfalls stark nach rück- 


wärts gewendeten stumpfen, an der Spitze mit spitzen Zacken 
besetzten Kegels (Seitenlappen). Die hinteren, sehr kleinen, 
etwas querovalen Seitenlappen liegen unter den beschrie- 
benen Kegeln der vorderen Seitenlappen ganz in der Nacken- 
furche; oben werden sie von den hinteren Seitenfurchen, 
welche eine gerade Fortsetzung des mittleren Theils der 
Nackenfurche nach beiden Seiten darstellen, unten und an den 
Seiten durch die nach hinten gebogenen seitlichen Theile der- 
selben begrenzt. Die wenig erhaltenen Reste der Wangen sind 
mit starken Tuberkeln besetzt. Der Oceipitalring ist gemäss 
dem Verlauf der Nackenfurche unter den Seitenlappen schmal, 
aber unter dem Mittellappen verbreitet er sich schildformig 
und trägt in der Medianlinie einen kurzen, aber spitzen, nach 
rückwärts gewendeten Dorn. 

Diese Art ist so eigenthumlich und durch ihre drei Kegel 
auf Mittellappen und oberen Seitenlappen der Glabella so sehr 


von allen bisher beschriebenen Arten abweichend, dass Unter- 


schiede anzugeben überflüssig erscheint. v. Kröpen hat in 
seinen „Versteinerungen der Mark Brandenburg“ (pag. 283. 
t. 6. f. 3.) diese Art zuerst beschrieben und abgebildet. Er 
rechnet denselben zu seinen „problematischen Körpern“ und 
berichtet, dass beim Auffinden des Stückes die Ausfüllungen der 


810 


drei Tuben noch vorhanden war, dass dieselbe aber zer- 
malmte. Weiter kommt er zu der eigenthümlichen Ansicht, 
dass dieser Körper wohl dem Hintertheil einer noch unbe- 
kannten Art von Leptaena angehören möge, weil er im Innern 
der Tuben Stacheln gefunden habe. Die eitirte Abbildung 
stellt den Kopf verkehrt dar. Trotzdem hat KarsTEN nur aus 
dieser Abbildung richtig geschlossen, dass ein verkehrt ge- 
stellter Lichus - Kopf dargestellt sei, hat aber denselben mit 
L. angusta verglichen — ein bei der Unzulänglichkeit der 
Figur wohl entschuldbarer Irrthum. 


Conolöchas Schmidtii nov. sp. Taf. XIII. Fig. 6. 


Im Herbst 1376 fand ich an der baltischen Eisenbahn 
beim Dorfe Paösküll in Ehstland in der sogen. Jewe’schen 
Schicht (1b nach Fr. Scaumipt) einen Lichas - Kopf, welcher 
mir durch seine eigenthümliche Gestalt sofort auffiel und auch 
von meinem Freunde und damaligen Führer durch sein Heimath- 
land, Fr. ScHmipt, augenblicklich als neu erkannt wurde. Da 
ein Exemplar dieser Art bis dahin noch nicht aufgefunden 
war, wurde es der getroffenen Verabredung gemäss in dem 
Revaler Museum, dessen geognostische, vorzuglich reiche und 
höchst übersichtlich und lehrreich aufgestellte Sammlung unter 
der Leitung Fr. Scumipr’s steht, niedergelegt, und mir nun 
jetzt auf meine Bitte auf das Bereitwilligste zur Bearbeitung 
übersandt. Als Zeichen meiner Dankbarkeit fur die so lehr- 
und erfolgreiche Führung auf dieser Reise, die ohne ihn nahezu 
unmöglich gewesen wäre, habe ich diese Art nach ihm be- 
nannt. — Die Glabella ist hoch gewölbt. Die Vorderfurchen 
beginnen am Vorderrande und laufen in leichten Curven bis 
zum Nackenring, der mittlere Theil des Mittellappens wird 
dadurch sehr verschmälert, nach hinten aber erweitert er sich 
wiederum deutlich. Die bemerkenswertheste Eigenthümlichkeit 
der Art beruht aber in der Beschaffenheit der vorderen Partie 
des Mittellappens; derselbe springt etwas über den Vorderrand 
hervor, steigt dann senkrecht hoch über die Seitenlappen 
empor und endigt in einer gerundeten Spitze, welche nach 
hinten allmählich zum mittleren Theil abfällt. Vorn auf der 
steil aufsteigenden Seite stehen kleine Körnchen zerstreut. 
Von der Spitze der Erhebung aber bis zum Nackenring neh- 
men die Tuberkeln an Zahl und Grösse zu, so dass sie nahe 
der Nackenfurche dicht gedrängt stehen. Die gleichfalls 
stark aber gleichmässig gewölbten oberen Seitenlappen laufen 
binten spitz zu und sind ähnlich wie der Mittetlappen vorn 
mit weniger und feineren, hinten mit mehr und grösseren Tu- 
berkeln von verschiedener Dimension besetzt. Die hinteren 


‚sıl 


Seitenfurchen bilden jederseits des mittleren Theils von der 
Nackenfurche etwas nach aufwärts gebogene kurze Rinnen, 
hinter welchen die unteren , fast kreisrunden Seitenlappen 
liegen. Die Nackenfurche begrenzt sie von hinten, indem sie 
sich von der Mitte aus nach beiden Seiten scharf nach unten 
wendet. Dadurch stellt sich der mittlere Theil des Oceipital- 
ringes als breites Viereck, die beiden Seitentheile als schmä- 
lere Streifen dar. Der vordere Theil des mittleren Theils dieses 
Oceipitalringes ist mit grösseren , dicht gedrängten Höckern 
besetzt. Auf dem hinteren Theil desselben und auf den beiden 
seitlichen Theilen stehen feine Körnchen dicht zusammen. In 
der Mitte des Oceipitalringes erhebt sich auf diesem hinteren 
Theil ein grösserer stumpfer Höcker. Die Wangen sind flach 
gewölbt und mit Tuberkeln dicht besetzt; von der Augenplatte 
wendet sich eine kurze, tiefe Rinne halbkreisförmig nach 
aussen. 

Durch die Erhebung des Mittellappens der Glabella in 
Verbindung mit dem Verlauf der Seitenfurchen ist die Ver- 
wandtschaft mit den beiden vorigen Arten dargethan. Sie unter- 
scheidet sich von ihnen auf’s Deutlichste durch die Beschaffen- 
heit der Seitenlappen, die nicht in Zipfel verlängert sind. 


So bieten die 3 beschriebenen Arten der Gruppe alle 
Combinationen, die möglich sind, und zwar: 


Seitenlappen allein verlängert — Ü. aeguiloba, 
Mittellappen allein verlängert — Ü. Schmidtü, 
Seiten- und Mittellappen verlängert — (. triconica. 


Schliesslich sei noch einer ämerikanischen Trilobiten- 
gattung Erwähnung gethan, welche in naher Beziehung zu den 
hier dargestellten Arten steht. Es ist das die von James HALL 
aufgestellte Gattung Terataspis. Im 15. Report on the Cabinet 
of natural history wurde zuerst eine Lichas grandis beschrie- 
ben, welcher auf Grund grösseren Materials im 16. Report 
(pag. 223 ff.) eine erneute ausführlichere Besprechung zu Theil 
wird. Der Autor schlagt vor, diese Art zum Typus eines 
neuen Genus zu machen, welches er Terataspis nennt. Erst 
der kürzlich erschienene Band der „Illustrations of Devonian 
Fossils“ bringt die Abbildungen dieser Art und einer zweiten 


_ (T. eriopsis), welche im 13. Report als L. arımatus beschrieben 


war, und welcher dann im 16. Report (pag. 226) der Name 
eriopsis beigelegt wurde, da der erstere schon vergeben war. 
Die Hinzuziehung zu Terataspis ergiebt sich aber erst aus der 
Erklärung zu Taf. XIX. des eben erwähnten Atlas. Ausser- 


N RE ET NT 
% a FRE BR ,; 
En Mutad E 


812 


dem ergiebt sich aus diesen Tafelerklärungen, dass J. HırLL 
die Gattung Terataspis nicht mehr in die Nähe von Lichas, 
sondern in die von Acidaspis stellt, wofür die Gründe erst der 
dazugehörige, noch nicht erschienene Textband bringen wird. 
Vergleicht man nun die Abbildung des Kopfes von L. grandis 
mit der in vorliegender Arbeit gegebenen Beschreibung und 
Abbildung von C. triconica, so lässt sich sofort eine ver- 
wandtschaftliche Beziehung zwischen beiden — und somit der 
Gattung Terataspis zu Conolichas — erkennen. Einer Vereini- 
gung beider widerspricht jedoch der Umstand, dass Terataspis 
nur einen Seitenlappen besitzt. Nach Analogie mit (. triconica 
wird man denselben als Vertreter der vorderen Seitenlappen 
aufzufassen haben, nicht als hintere oder mittlere, wie JAMES 
Harı will (l. c. pag. 224), denn die hinteren würden in den 
Nackenring zu liegen kommen, wo sie bei den amerikanischen 
Arten nicht beobachtet sind. Abgesehen von diesem ÜUnter- 
schiede jedoch, der allerdings die Abtrennung einer Unter- 
gattung berechtigt erscheinen lässt, ist eine solche Ueberein- 
stimmung im Bau der Köpfe zwischen Terataspis und Conolichas, 
dass dadurch die Stellung von Terataspis in die Nähe von 
Lichas gefordert wird, insofern man wohl nicht daran denken 
kann, Conolichus zu Äcidaspis zu bringen. Ebenso liegt wohl 
kein Grund vor, Terataspis eriopsis (l. e. t. 19. £. A—11) von 
der Gattung Lichas zu entfernen. — Die Pygidien, welche Harı 
zu Terataspis rechnet, sind allerdings sehr eigenthümlich, 
lassen sich aber meiner Ansicht nach noch immer viel unge- 
zwungener auf den Bauplan der Lichas-Pygidien zurückführen, 
als auf Acidaspis - Pygidien. Die auf t. 19. f. 13. als Lichas 
pustulosus und f. 14 sehr befremdlich als „Dalmanites“ acantho- 
pleurus abgebildeten Pygidien scheinen denen von Hoplolichas 
sehr nahe zu stehen. — Ohne die Erläuterungen, die JAMES 
Harn im Text zur Darlegung seiner Ansicht noch bringen 
wird, lässt sich natürlich die Frage nicht genugend entscheiden. 
Jedoch scheint wenigstens das Resultat sicher, dass, wenn man 
die Zugehörigkeit von Oonolichas zu Lichas zugesteht (und das 
dürfte wohl widerspruchslos geschehen können), man auch 
der Gattung Terataspis eine gleiche Stellung geben muss. 
Wenigstens ist bis jetzt aus der Beschaffenheit weder der 
Köpfe noch der Pygidien ein Verwandtschaft mit Acidaspis 
zu erkennen. | 


813 


Erklärung der Tafeln. 


Tafel X. 


Fig. 1. Hoplolichas tricuspidata. Kopf mit verhältnissmässig gut 

. erhaltenen Dornen am Vordertheil des Mittellappens der Gla- 
bella. Aus der Mascke’schen Sammlung. (Dasselbe Stück ist 
in der mehrerwähnten STEInHARDT’schen Sa auf t. d. 
f, 4. dargestellt.) a 5 


Fig. 2. Hoplolichas tricuspidata. Aus der le in Neubran- 
denburg, wo dasselbe unter der Boır’schen Bestimmung: 
L. Ärenswaldi liegt; als Beweis der Identität mit H, tricuspi- 
data abgebildet. en von Herrn Brückser in Neu- 
brandenburg. . .. ... ? 


Fig. 3. Hoplolichas tr nl. Aus der Kieler Sammlung mit 
ausgezeichnet erhaltenem Nackenstachel. Dasselbe Stück ist in 
der Abhandlung von Kanstex (t. nn en Mitgetheilt 
durch Herrn A. SıpeBEck 


Fig. 4. Hoplolichas proboscidea aus . Nische’ chen Sammlung 


are XI. 


Fig. 1. Hoplolickas trieuspidata, Pygidium (= L. dissidens Bevr.). 
Das Stück zeigt die Verlängerung in die beiden hinteren Sta- 
cheln deutlich. Berliner palaeontologisches Museum . 


Fig. 2. Hoplolichas proboscidea. Kleines Exemplar aus der Bres- 
lauer Sammlung mit vortrefflich erhaltenem Fortsatz des Mittel- 
lappen der Glabella, welcher erkennen lässt, dass derselbe nach 
Ben kantız wurde . . . 2.0 une 


Fig. 3. Hoplolichas proboscidea. Kleines Exemplar der Mascke’- 
schen Sammlung. Dasselbe Stück hat der Abbildung t.d. f.5. 
der Steınnarptr’schen Abhandlung zu Grunde gelegen. 


Fig. 4. Hoplolichas proboscidea.. Pygidium aus der Breslauer 
Universitätssammlung. Dieses Stück und das auf dieser Tafel 
Fig. 2 dargestellte wurde von Herrn F. Rosmer mitgetheilt. 


Fig. 5. Conolichas aequiloba, aus der Mascke’schen Sammlung. 
Dasselbe Stück auf t.3. f.6. der Stzinnarpr’schen Abhandlung 
dargestellt. In Fig. dc. ist der rechte Seitenlappen zu gewölbt, 
der linke zu niedrig dargestellt. Die a nn daher kein 
richtiges Bild des Seitenprofils . 


Fig. 6. Conolichas Schmidtü, aus dem Bevnle: Mae, ne 
theilt durch Herrn Fr. Scumior a A 


Fig. 7. Conolichas triconica nach dem grösseren der beiden Exem- 
plare. Palaeontologisches Museum in Berlin. . . 2... 
Tafel XIV. 


Fig. 1. Conolichas triconica, nach einem Guttaperchaabguss, ge- 
nommen vom Exemplar der Kıöpen’schen Sammlung. Das 


Zeits. d.D.geol, Ges. XXIX, 4. 58 


Seite 


795 


795 
800 


SI 
(de) 
(de) 


800 


800 


sul 


807 


810 


808 


814 


Stück ist von Kı.öpen (Versteinerungen der Mark Brandenburg 
t. 6. f. 3.) in umgekehrter a ee nn der 
kgl. Bergakademie . ; Br ee 
Fig. 2. Hoplolichas ms cutnhert nl, ini Nacken] 
Fig. 3. Dieselbe Art mit Nackenstachelin N 
Fig. 4. Dieselbe Art, halb in Gestein ni abgehide, um die 
Länge der Stacheln zu zeigen . 
Fig. 5 und 6. Zwei Pygidien dert at Fig 5 zeigt die 


Rhachis, Fig. 6 die Seitentheile besser. Alle Stücke in dem 
hiesigen palaeontologischen Museum . ch wa: 


Seite 


815 


8. Ueber die Zusammensetzung des Aeschynits 
und Samarskits. 


Von Herrn C. RammELspere ın Berlin. 


Als ich vor einigen Jahren eine Reihe von Untersuchungen 
über die Tantal- und Niobmineralien mittheilte*), welche die 
Bestimmung der relativen Menge der Säuren beider Elemente, 
ihre Trennung von der Titansäure, das Verhältniss von Yttrium 
und Erbium in manchen, und somit die Feststellung ihrer 
Mischung bezweckten, waren Tantalit und Niobit, Polykras 
und Euxenit, Tapiolith, Fergusonit, Yttrotantalit, Pyrochlor 
und Wöhlerit von mir analysirt worden. Die von MENDELEJEW 
zuerst vorgeschlagenen Aenderungen der Atg. der Cer- und 
Yttriummetalle hatten Correctionen der Formeln einzelner zur 
Folge, die ich später mitgetheilt habe. **) 

Damals fehlte es mir an Material, um zwei noch fehlende 
wichtige Glieder der ganzen Reihe, den Aeschynit und den 
Samarskit, in gleicher Art zu untersuchen. Jetzt bin ich 
jedoch im Stande, diese Lücke auszufüllen. 


Aeschynit. 


Diesen Namen gab BerzeLıus einem Mineral von Miask, 
welches er von HARTWALL untersuchen liess, der nach einer 
vorläufigen Analyse Titansäure, Zirkonsäure, Oeroxyd etc. als 
Bestandtheile angab. 

Während G. Rose und KokscHharow die Form des Mi- 
nerals feststellten, unterwarf Hrrmann dasselbe seit 1844 
wiederholten Versuchen, welche das wichtige Resultat gaben, 
dass in der Titansäure sehr viel Tantalsäure steckte, die, 
nach H. Rose’s Entdeckung der Niobs, von Hermann als 
Niobsäure erkannt, bei späteren Versuchen aber als Gemenge 
der Säuren von Niob und Ilmenium gedeutet wurde. 

Wir besitzen von Hermann sechs Analysen des Aeschynits 
aus den Jahren 1844—1866, von denen jede von den anderen 


*) Poce. Ann. Bd. 144 und 150. 


**) Bericht d. chem. Ges. 9. pag. 1580. (viele Druckfehler ent- 
haltend). 
53* 


ee ren, , 


816 


qualitativ und quantitativ verschieden ist. So z. B. schwankt 
das Verhältniss von Titansäure und Niob (Ilmen-)säure von 
1:1,5 bis 1:3,3. Die Zirkonsäure erscheint in der ersten 
Analyse, in der zweiten ist sie fraglich, in der dritten fehlt 
sie, in der fünften tauchen 23 pOt. Thorsäure statt ibrer auf. 
Auch die Oxyde der Cer- und Yttriumgruppe differiren in den 
verschiedenen Analysen von 16 — 35 pCt. Selbst der Eisen- 
gehalt ist ganz abweichend angegeben. 

Während hiernach offenbar selbst HermAnn’s neueste Ver- 
suche die Zusammensetzung des Aeschynits zweifelhaft liessen, 
schlug Marısnac 1867 neue Wege zur Analyse des Minerals 
ein, constatirte die Gegenwart des Thoriums und die Ab- 
wesenheit des Zirkoniums, und theilte Resultate mit, welche 
von’ denen Hermann’s zum Theil recht bedeutend abweichen. 

Deshalb schien es mir gerechtfertigt, den Aeschynit von 
neuem zu prüfen. Sein Vol.-Gew. fand ich = 5,168. Der 
Gang der Analyse war im Allgemeinen der von MarıcnaAc be- 
folgte. Die unlöslichen Metallsäuren enthalten nur Niob und. 
Titan, kein Tantal. Ebenso fehlt Zirkonium, während. das _ 
Thorium durch seine Reactionen, speciell durch die Analyse 
seines Sulfats bestimmt erkannt wurde. 


Gefunden sind: 


Niebsäure u. ur eh 32,51 
Titansaure . 4, 2%! 2:221.20 


Thorsäure. :..... %.2..1455 
Ceroxyd { 
Lanthan- und Be 19,41 


Ytter- und Erbinerde . . 3,10 
Eisenoxyd. su... 1a tl 
Kalkınsa neues 


99,98 
Dieses Resultat stimmt im Allgemeinen mit demjenigen 
MarıIGnAc’s recht wohl überein. Beide weichen von HeEr- 


MANN’S letzten Versuchen besonders im Titan, Thorium, den 
Cer- und Yttriummetallen und dem Eisen ab. 


Das Atomverhältniss von 
R: Nb: Ti, Th 
ist bei 


MarısnAac = 1,08 : 1: 1,54 
Re. 0,92: 282 


817 


Je nachdem man die Proportion 1:1:1,5 = 2:2:3 oder 
1:1:1,83 = 3:3:4 für richtiger hält, wurden die Formeln 


R? Nb? (Ti, Th)? O'* oder R? Nb? (Ti, Th)‘ 0% 


anzunehmen sein. 


Die R sind als R? sechswerthig, so dass man den 
Aeschynit als 


R? Nb? O® q J 3 R? Nb? 05 
13 (Ti, Th) 0.) =. (8 (5. Th) 0: 


betrachten könnte, wodurch die erste Proportion als die wahr- 
_ scheinlichste bervortritt, wobei die Mol. R? Nb? O® und 
4 RO’ aequivalent sind, ersteres aber ein Drittelniobat ist 
gleich dem des Fergusonits R?’ Nb? O°. 


Samarskit. 


Auch dieses uralische Mineral wurde zuerst von G. Rose 
beschrieben und Uranotantal genannt, welchen Namen H. Rose 
nach Auffindung der Niobsäure in Samarskit verwandelte. 
H. Rose hat den Samarskit gelegentlich seiner grossen Ar- 
beiten über Tantal und Niob mehrfach untersuchen lassen; 
PERETZ, CHANDLER, FINKENER, STEPHENS haben Analysen ge- 
liefert, deren letzte weniger Metallsauren (Nb, Sn, W) als die 
früberen, weniger Eisen und Uran, dagegen mehr Yittrium 
und Cer, besonders aber Zirkonium und Thorium auf- 
weisen, die in den früheren fehlen. 

_ Der Samarskit ist in den letzten Jahren viel reichlicher 
in Nordamerika, besonders in N. Carolina gefunden worden. 
Durch die Gute des Herrn Epw. S. Dana bin ich im Stande 
gewesen, auch dieses Vorkommen zu untersuchen. 

Ohne in das Detail der Analysen hier näher einzugehen, 
will ich blos hervorheben, dass es mir nicht gelungen ist, die 
von FINKENER und STEPHENS angegeben Säuren des Zirkoniums 
und Thoriums zu finden. 

A. Samarskit von Miask am Ural. Vol. - Gew. 5,672. 
Mittel von drei Analysen. 

B. Samarskit von Mitchell County, N. Carolina. Vol.- 
. Gew. 5,839. Durch einen Gehalt an Tantal ausgezeichnet. 


818 


A. B. 


Zinnsäure . . . 0,22 0,16 
Mitansaure 2 2.2.01.08 0,56 *) 
Tantalsäure . . — 14,36 
Niobsäure . . . 55,34 41,07 
Yttererde . . . 880 6,10 
Erbinerde . . .°. 382. 1080 
Ceroxyd (Di) . . 4,33 2,97 
Eisenoxyd (Mn) . 14,30 14,61 
Uranoxyd ....».. .2.11,94. 1090 


99,83 100,93 


Der Samarskit enthält oder liefert vielmehr das Eisen 
nur als Oxyd. 

Bei Berechnung der Analysen habe ich UO? nanalog 
WO? mancher Tantalite als elektronegativen Bestandtheil an- 
genommen. 

Dann sind die At. der R (Y, Er, Ce, Fe) 

und von Nb, Ta, U = 1: 2,97 in A. 
=] 228 mB, 
also wohl 1: 3. 


Offenbar besteht das Ganze hauptsächlich aus Halbniobat 
(Tantalat), isomorph gemischt mit einem Uranat; und da 
U: (Nb, Ta) nahe = 1: 10, so wäre die Formel des Sa- 


marskits 
[= (BR? Nb° Sn 
RB? U’ O:! 
In B. ist Ta: Nb=1:5. 


E. Dana’s Messungen haben bestätigt, dass die Form der 
des Tantalits (Niobitse) sehr nahe steht, der wiederum dem 
Yttrotantalit isomorph ist. 


*) SiO2. 


819 


9, Ueber den Kalkeisengranat von Sissersk. 
Von Herrn C. Raumeıssere in Berlın, 


Unter dem Namen Demantoid erhielt ich abgerundete 
Stücke eines grünen Minerals von Poldnewaja am Fluss Bo- 
browka, Bezirk Sissersk am Ural. Sie sind durchsichtig, 
slasglänzend und von einer talk- oder serpentinartigen Sub- 
stanz von röthlichweisser Farbe theils umgeben, theils durch- 
setzt. Ihr Aussehen erinnert an Olivin. 

Das Vol.-Gew. ist — 3,828 und sie bestehen aus 


Kieselsäure . . . 35,44 
Eisenoxyd.. . . . 32,85 


Kalk.  ..2.0.2..0.92.89 
Maenesia . . .. ... 0,20 
101,34 


Es ist also ein Kalkeisengranat, 
Ca’ Fesı O0, 


gleichwie der von Kokscunarow beschriebene von den Schi- 
schimsker Bergen und mancher andere grüne Granat. 


BE Da a re 
\ ji = Ne - 7 ac PIE 


a 


820 


10. Das thrialetische Thermalquellensystem in Kartha- 
linien vom geologischen Standpunkte betrachtet. *) 


Von Herrn H. Asıca ın Wien. 


Die eruptive vulcanische Bildungsthätigkeit, welche die 
geologische Entwickelung der Gebirgsländer zwischen dem. 
Kaspischen und dem Schwarzen Meere, von dem Schlusse der 
palaeozoischen Zeit bis zum Anfange der gegenwärtigen Pe- 
riode, stets begleitet hat, ist in der Gegenwart als abgeschlossen 
zu betrachten; wenn man von der starken Solfatarenthätigkeit, 
die im Innern des erloschenen Eruptionskraters des Tandurek in 
sudwestlicher Nähe des Ararat herrscht**), und von den tem- 
porären Eruptionsphänomenen innerhalb der Schlammvulcan- 
gebiete an beiden Enden des Kaukasus absieht. 

Dagegen wirkt die Vulcanität in ihrer tbermalen Erschei- 
nungsform durch eine Vielzahl von heissen Quellen fort, welche 
den Bruch- und Richtungslinien derjenigen Gebirgszüuge folgen, 
deren Erhebung und systematisches Aneinanderschliessen die 
physikalisch - geographische Individualisirung des oberen oder 
eigentlichen, wie des ihm südlich gegenüberliegenden 
unteren Kaukasus bedingthaben. 

In dem unteren Kaukasus, der dem Inbegriffe der georgisch- 
armenischen Gebirge entspricht, sind die, hauptsächlich als Rand- 
gebirge ausgedehnter Plateaulandschaften aufzufassenden Ge- 
birgszuge, in naher Uebereinstimmung mit den orographischen 
Directionslinien im oberen Kaukasus, vorherrschend von 
SO-NW und von O-W orientirt. 

Eine besondere geologische Bedeutung fällt hier auf das 
nördliche georgische, latitudinale Randgebirgssystem von nahe 
30 geogr. Meilen Länge, welches, eines Theils als das thria- 
letische, anderen Theils als das achalzik-imeretinische Grenz- 


*) Der theilweise Inhalt dieses Aufsatzes wurde vom Verfasser ge- 
legentlich der diesjährigen allgemeinen Versammlung in Wien vorgetragen, 
und ist durch ein Versehen in den Protocollen über dieselbe nicht zum 
Abdruck gekommen. 

**), Ein vermeintlicher thätiger Vulcan an den Quellen des Euphrat 
vom Akademiker H. Asıcn. Moskau im Bulletin de la Soc. Imp. des 
Naturalistes de Moscou 1870. 


821 


 gebirge, westlich den unteren Rionlauf und östlich den des 
Kur begleitet. Unter allen Gebirgsketten auf dem kaukasischen 
Isthmus findet sich keine, an deren successiver Ausbildung 
vulcanisch eruptive Bildungsthätigkeit einen so durchgreifenden 
und einheitlich bestimmenden Antheil genommen hätte, als an 
diesem, durch die Bruch- und Verwerfungslinie des Borjom- 
Thales in zwei Hälften gesonderten Doppelsysteme. Die 
‚Häufigkeit thermaler und nichtthermaler Mineralquellen in dem- 
selben steht im engsten Zusammenhange mit dieser Entste- 
hungsgeschichte. Die thatsächliche generelle Uebereinstimmung 
in der chemischen Zusammensetzung der Wasser räumlich 
weit von einander entfernter T'hermen, zeigt sich hier bedeut- 
sam geknüpft an die Gleichartigkeit geognostischer und petro- 
graphischer Verhältnisse und es berechtigen diese physika- 
lischen Umstände dazu. diese heissen Mineralwasser als die 
integrirenden Glieder eines grossen Thermalsystems aufzu- 
fassen, welches ich als das thrialetische bezeichne. Es ge- 
hören dahin: die Thermen von Tiflis mit 37° R., von Abastu- 
man mit 88°, Bagdad mit 29°, Abano oberhalb Borjom mit 
25° 8., Aspinsi mit 22°. 

"Die hier befolgte Absicht, den genetischen Zusammenhang 
hervorzuheben, der zwischen der chemischen Natur der durch 
eruptive vulcanische Thätigkeit hervorgebrachten Gesteine des 
thrialetischen Gebirges und der Mineralisation seiner Thermen 
besteht, erfordert einen kurzen Hinblick auf die allgemeine 
petrographische und geognostische Natur der Massen, aus 
deren Schoosse die Thermen aufsteigen. 

An der Zusammensetzung des Fundamental-Terrains, über 
dem sich die Bildungen aus cänocoischer Zeit, unter dem 
dauernden Einflusse der eruptiven Vulcanität in der ganzen 
Ausdehnung der thrialetischen und der achalzik-imeretinischen 
Ketten entwickelten, sind den bisherigen Forschungen zu 
Folge, nur ältere Gesteine der Granitfamilie im Chramthale 
und Ablagerungen aus der jüngeren Kreidezeit betheiligt. 

Die im Verlaufe der eänocoischen Zeit gebildeten Fels- 
arten ordnen sich naturgemäss den folgenden drei Haupt- 
abtheilungen unter: 


l. Sedimentäre Schichten von dem Charakter kalkig 
thoniger Sandsteine, spröder Mergelkalke und plattenförmiger 
Kalksteine, in den verschiedensten Ausbildungsformen. Es 
sind normal geschichtete Gesteine, die durch artenreiche fossile 
Reste als untereocäne, marine Bildungen gekennzeichnet sind. 


2. Regelmässig geschichtete Ablagerungen von ausneh- 
mender Mächtigkeit, welche eruptiv und sedimentär zugleich, 


822 


aus den Elementen vulcanischer, Krystallinischer Gesteine ge- 
bildet, in einer Weise auf dem Meeresboden empordrangen 
und sich deckenförmig ausbreiteten, wovon der Process der 
Schlammvulcanihätigkeit der Gegenwart, vielleicht die geeig- 
netste Vorstellung *) zu gebeu vermag. 


38. Kırystallinisch körnige Gesteine, substanziell mit denen 
der zweiten Abtheilung verwandt, oder ganz übereinstimmend, 
welche nach verticalen Dimensionen aus Spalten empordrangen 
und durch ihre, meistens der Längenrichtung der Ketten fol- 
gende successive Entwickelung, wesentlich zu der gegenwärtigen 
Reliefausbildung des Gebirges beigetragen haben. 

Die älteren Felsarten dieser dritten Abtheilung haben 
diejenigen der beiden anderen stets in stehenden oder liegen- 
den Gängen durchsetzt; die jüngsten dagegen, theils wie jene 
aus Spalten emporgedrungen, theils kraterförmigen, flachen 
Weitungen oder kegelformigen Hügeln entströmt, haben sich, 
deckenartig über alle übrigen binweg, in horizontalen Dimen- 
sionen und zwar von solchem Umfange ausgebreitet, dass 
Oberflächenräume von 7 geogr. Qu.-Meilen von ihnen bedeckt 
worden sind. In rein geognostischer Beziehung hat es sich 
herausgestellt, dass sämmtliche thrialetischen Thermen, ent- 
weder aus Klüften oder verborgenen Spalten der das Gebirge 
gangförmig durchsetzenden Krystallinischen Massen , oder in 
deren Nähe aus klastischen, geschichteten Ablagerungen, immer 
aber an Oertlichkeiten hervortreten, wo stattgehabte mecha- 
nische Terrainzerrüttung und Verschiebungen zu erkennen 
sind. In chemisch-analytischer Beziehung schliesst sich diesen 
Umständen die Thatsache an, dass die, den beiden letzten der 
zuvor angedeuteten Abtheilungen zugeliörenden Gesteine von 
ausgesprochenem Eruptivcharakter, durch das Band einer 
übereinstimmenden chemischen Grundanlage mit einander ver- 
bunden sind, so dass die Bilder ihrer elementaren Zusammen- 
setzung eine unverkennbare Familienähnlichkeit darbieten. 

Der genetische Zusammenhang, auf den diese Aehnlichkeit 
in der Elementarzusammensetzung deutet, findet seinen sicht- 
baren Ausdruck in dem Umstande, dass bei den nachweislich 
in chronologischer Reihenfolge, vom Schlusse der Kreideperiode 
an, gangförmig oder als Masseneruptionen aufgetretenen kry- 
stallinisch körnigen Gesteinen, das jüngere mit seinen amygda- 
loidischen Begleitern , palyngenetischer Vorstellung gemäss, 
haufig aus der Masse des vorhergegangenen herausgebildet 
worden ist. 


*) Ueber eine im Kaspischen Meere erschienene Insel nebst Beiträgen 
zur Kenntniss der Schlammvulcane der kaspischen Region von H. Asıch, 
Petersburg 1563, besonders pag. 111. ft. 


823 


Besonders deutlich zeigt sich dies bei den jüngsten Ge- 
steinen krystallinischer Ordnung, welche als Lava an die 
Oberfläche traten und die Form deckenartiger Ausbreitung 
annabmen. Pie chemische Analyse musste der trügerischen 
Deutung der mineralogischen Merkmale zu Hilfe kommen, um 
die wahre Natur dieser, lange für Olivin- und Magneteisen- 
führenden Dolerit gehaltenen Bildungen als Andesitlava darzu- 
tkun, in welcher ein trikliner Feldspath als bei weitern über- 
wiegender Gemengiheil vorwaltet, der sich ungezwungen der 
Formel des Andesin fügt. Ein besonderes Interesse bean- 
sprucht diese Felsart um der vollkommenen Uebereinstimmung 
willen, die ihre physikalischen und chemischen Merkmale mit 
gewissen modernen isländischen Laven zeigen. 

Die Mittelwerthe aus den Analysen von drei Varietäten 
thrialetischer Laven, die aus Lagerstätten 2000, 4000 und 
6000 Fuss Meereshöhe entnommen waren, bestätigen in ver- 
sleichender Zusammenstellung mit der Elementarzusammen- 
setzung einiger Laven aus Island das Gesagte. 


Augit-andesitlava. 


I II. IIl. 
Thrial. Ge- Hals in Island. Efravolsrhaun 

birge. Island. 
Speeit. Gew.. .. 2,92 Ps) 2,776 
Kieselerde .... 52,58 55,92 60,06 
Thonerde..... 15,51 15,08 16,59 
Eisenoxydoxydul. 10,56 15,18 11397 
Kalkerde..... 7,83 6,54 9,56 
Magnesia..... ER 4,21 2,40 
Ballen. sa; 0,49 0,95 1,45 
Nakon....... 3,69 2.93 3,60 


Glühverlust ... 0,40 — _ 
Manganoxydul .. 0,35 — — 


gas 2 100,59 101,23 


Die namhaft erscheinende Verschiedenheit in Bezug auf 
etwas höheren Kieselsäuregehalt und geringere Quantitäten 
von Kalkerde und Magnesia in den isländischen Laven, wird 
durch ein grösseres quantitatives Verhältniss des Augit- und 
Olivinbestandtheils in der Lava aus Thrialith erläutert, wo- 
durch der Kieselsäuregehalt vermindert und der der Erden 
erhöht erscheint. Aus diesem Grunde nähert sich die von mir 
ermittelte Zusammensetzung des der Zersetzung durch Säure 
auf das hartnäckigste widerstehenden Feldspathbestandtheils, 


824 
der in der thrialetischen Lava 78,30 pCt. beträgt, vorzugs- 


weise der Zusammensetzung der Andesin-reichen isländischen 
Lava von Efravolshraun. 


Feldspathgemengtheil der Lava. 


__Speeif, Gew. .... 2,69 


‚Kieselsäure ..... . . 60,40 
Thonerde - .. . .. 17,46 
Eisenoexyd.... .. 9,60 


Kalkerde ... .... 020 
Talkerde ........ 320 
Ka... . 2.0.50. 082g 
Natron. 2.202... 5,96 


Es verdient bemerkt zu werden, dass die thrialetische, 
als Algetstein in Grusien bekannte Augitandesit - Lava nicht 
nur in technisch-architektonischer, sondern auch in landwirth- 
schaftlicher Beziehung den wichtigsten Felsarten des unteren 
Kaukasus beizuzählen ist, insofern die von dieser Lava be- 
deckten Landestheile sich durch einen eigenthumlichen Schwarz- 
boden auszeichnen, der den Korn, Gras und Waldwuchs in 
einer die übrigen Bodenarten übertreffenden Weise begünstigt. 
Die Gründe für die besondere Erzeugungsfähigkeit eines schwar- 
zen humusreichen, für das Wasser ausgezeichnet permeablen 
Bodens, möchten bei diesem, durch Porosität ausgezeich- 
neten, einer eigentlichen Grundmasse entbehrenden, und nur 
aus mikroskopischen Krystallen zusammengesetzten Gesteine, 
wohl mehr in einem besonderen physikalischen Verhalten der 
Felsart als solcher, als in den substantiellen Resultaten ihrer 
nur sehr schwierigen atmosphärischen Zersetzung liegen. 

In sehr bemerkenswerther Weise tritt das Bild der Zu- 
sammensetzung der thrialetischen Augitandesit - Lava, mehr 
oder weniger durch locale Mischungsabänderungen verschleiert, 
in den älteren eruptiven Ganggesteinen hervor, aus deren 
Schoosse die thrialetischen Mineralwasser entspringen; es 
verräth sich darin gewissermaassen das chemisch dominirende 
Grundprineip der durch vulcanische Tbätigkeit des Erdinnern 
vermittelten Mineralmassen, die das eigentliche geotektonische 
Gerüst des thrialetischen Gebirgszuges von dem Meridian von 
Tiflis an, bis an das Ufer des Schwarzen Meeres darstellen. 
Es lässt sich geognostisch erkennen, dass das successive 
Hervortreten dieser eruptiven Gesteine in gleichbleibenden 
Richtungen, in der physikalischen Entwiekelungsgeschichte des 


825 


gesammten Isthmus, besondere Phasen bezeichnete, wo ein 
bestehendes Reliefverhältniss der submarinen oder der über- 
meerischen Erdveste unter Eintritt grosser Niveauveränderun- 
gen, die theils durch Hebung, theils durch Senkung umfang- 
reicher Regionen vermittelt wurden, eine totale Abänderung 
erlitt. Ä 

Zur Bestätigung des über Aehnlichkeit der Mischungs- 
verhältnisse, wie über das Hervortreten eines gewissen ande- 
sitischen Grundprincips in der Zusammensetzung der krystal- 
linischen Ganggesteine Gesagten, welche den tbermalen Mineral- 
quellen gewissermaassen die Wege bahnten, mag hier noch 
die Angabe der Zusammensetzung von drei nahe übereinstim- 
mend constituirten Felsarten eine Stelle finden, welche in 
engster geognostischer Beziehung zu der Thermengruppe von 
Abastuman im Kreise von Achalzik stehen, unter sich jedoch 
physikalisch stark differenzirt sind. 


I. Ein Augitandesit mit triklinem Feldspath, in dessen 
unmittelbarer Nähe die Haupttberme von Abstuman 
hervortritt. 


ll. Mikrokrystallinische Varietät eines dichten dunkel- 
braunen, hornblendefuhrenden Andesit, mit netzförmi- 
gen Schnüren von triklinem Feldspath, 


III. Pechsteinartige Modalität eines ähnlichen Gesteins mit, 
in der glasigen Grundmasse eingekneteten Bruchstücken 
von wachsgelben triklinen Feldspathkrystallen, bei 
Chomi im Borjomthale. 


I, II. I. 


neck Gew... .... 2.190 2,466 
Kieselsäure ...... 55,35 60,10 57,05 
Etansaure a... 0,74 Spur Spur 
Aihenerde iu... 19.84... 14.96.:19.03 
Bisenoxyd.. .in.incc » 3,9045, 0,28: 4.1589 
Kealkerde. un un: 4,42, 5 :5,.903.45983 
Maunesia +... 2,123... 80 
BE er 1.47.93 1181,14 
Natron, „lei. 6,53 .. 44 ..=5,08 
2 NER RE Se Spur Spur 0,21 
Kassen‘. „ur. 2.037,87 A, 20 
Gasförmige Stofie, em- 

pyreum. Oel und? — _— 2,07 


Kohlensäure 


99,00 99,20 99,43 


826 


Nächst der zuvor betonten Familienähnlichkeit dieser phy- 
sikalisch verschiedenen, aber geognostisch auf das engste ver- 
bundenen Ganggesteine von augit- und hornblendeandesitartigem 
Typus mit den thraletischen Laven, nimmt der Gehalt an 
chemisch gebundenem Wasser und an gasförmigen Stoffen, die 
bei angewendeter Glühhitze entweichen, das Interesse beson- 
ders in Anspruch. 

Am auffallendsten und im hohen Grade eigenthumlich 
verhält sich in dieser Beziehung der Pechstein - Andesit der 
No. III., welcher daselbst saalbandähnlicher Begleiter eines 
Augitandesites ist, der sich durch bedeutende Grösse seiner 
triklinen Feldspäthe auszeichnet. Durchwachsen auf das 
Innigste mit bizarr geformten, meistens rindenartig plattge- 
drückten und gewundenen Geoden aller Grössen, die, um- 
schlossen von einer feinen chalcedonartigen Rinde, mit schnee- 
weissem, meistens derbem Blätterzeolith ausgefüllt sind, ist 
dem Gestein ein physiognomisches Gepräge eigen, in welchem 
sich der einst plastische Zustand und, ein mit Blasenauftrei- 
bung verbundenes Empordrängen der Masse auf das Deutlichste 
fixirt zeigen. Der frappante und und ungewöhnliche Eindruck 
solcher Structur- und Formenverhältnisse wird durch die Grösse 
der Dimensionen vermehrt, womit die erwähnten Geoden an 
der Oberfläche durch Pechstein gebildeter Bergrücken, durch 
atmosphärische Ablation von dem umschliessenden Gestein 
befreit, im Hochrelief als plumpe, gedrückt keulenförmige 
Protuberanzen bis zu 6 und 10 Zoll im Durchmesser hervortreten, 
Sie bestehen aus grünlich gebänderten siliciosen Rinden von 
ansehnlicher Stärke. Die nierenförmige Oberfläche des inneren 
leeren, sehr zusammengeschrumpften Raumes der Geode ist mit 
einem derben, wachsglänzenden Mineral von dem Habitus des 
Prehnit; mit grünlichem Chalcedon und sporadisch mit einem 
weissen, balbkrystallinischen, wasserhaltigen Silicate ausge- 
kleidet. Derartige gangförmige, mauernartig emporragende 
Gangausbrüche treten hauptsächlich bei Ohomi im Borjomthale, 
mitunter auch in selbstständiger, orographischer Entwickelung 
längs der steilen Gebirgsabhänge hervor und, mit Burgruinen 
gekrönt, tragen sie wesentlich zu der pittoresken Natur der 
ganzen Südseite des achalzik-imerethinischen Grenzzuges bei. 

Die geologische Bedeutung dieses denkwürdigen, so leb- 
haft au die Pechsteine aus älteren Perioden erinnernden Ge- 
steins gipfelt aber in dem Umstande, dass die reine Pechstein- 
masse der nicht amygdaloidischen Gesteinsmodalität, in Stücken 
der trockenen Destillation unterworfen, zuerst ihr chemisch 
gebundenes Wasser abgiebt und bei gesteigerter starker Glüh- 


hitze fast um das Mehrfache ihres Volums anschwellt; wobei 


flüchtige Bestandtheile entweichen, unter welchen, neben 


ee RE UN A N, 
Au Nr Re“ 
Be, 
N 
[ud ‚N ‘ 
1: 


Ä 


827 


etwas Kohlensäure, ein brenzliches, nach Kreosot riechendes 
Oel erkannt wurde. | 

Zu Gunsten der in dem Vorstehenden vertretenen Ansicht 
von dem einheitlichen Gesetze, welches die chemischen Mi- 
schungsverhältnisse der vulcanischen Gebilde des thrialetischen 
Gebirges beherrscht, sei hier noch die Zusammensetzung einer 
Felsart erwähnt, welche in ihrem geognostischen Verbande mit 
srösstentheils klastisch-eruptiven Felsarten, aus deren Schoosse 
die heissen Quellen von Tiflis in der dabachanischen Schlucht 
entspringen, als Fundamentalbildung auftritt. 

Das Gestein erscheint in mächtigen Bänken, durchaus mit 
dem petrographischen Charakter eines schwärzlichen, sehr 
festen bituminösen Schiefers, oder besser gesagt, Pelit von 
kryptokrystallinischem Gefüge und splittrigem aber mattem 
Bruch. Die Felsart bildet ein Glied in der mächtigen Reihe 
regelmässig geschichteter trappartiger Gesteine aus der zuvor 
erwähnten zweiten Abtheilung, welche Schichtenablagerungen 
enthält, deren Entstehung in Folge untermeerischer Eruptionen 
die meiste Wahrscheinlichkeit fur sich hat. 


Zusammensetzung des Pelit von Tiflis. 


Speer Gew 2.0 0... 2,913 
Kieselsaäure nebst Titan- 

Saumen ao 58,49 
ihonerde.. +... 14,17 
Eisenoxydoxydul..... 8,18 
Ralkerde 2 „ar. a. 4.10 
Talkerde ..... ; 63,07 
Kalte. en seien 0,66 
Natron 2... N 5,52 
Schwefel, 230» 2... 1,35 
Mangan nenn Spur 
Kohlensäure von... 0,73 
Kohlenwasserstoffverbind. 

und Wasser"... 261 

99,48 


Auch in diesem geschichteten Gesteine tritt das chemische 
Bild der pag. 823 und 825 erwähnten Felsarten wieder hervor. 
Bedenkt man, dass das unmittelbar aus den Tifliser Tber- 
men aufsteigende Gasgemenge weder Kohlensäure *), noch eine 


*) Ueber das Vorkommen des brennbaren Kohlenwasserstoffs in den 
Gasgemengen der kaukasischen Thermen. Bullet. de l’Acad&mie Impe- 
riale des Sc. de St. Petersburg Tome VII, 


828 


Spur von Schwefelwasserstoff, wohl aber brennbaren Kohlen- 
wasserstoff und zwar in überwiegender Menge neben Stickstoff 
enthält, so führt die Analyse des Pelit jetzt zu den Schlussfolgen: 


l. dass der miterscheinende Kohlenwasserstoff in den 
Tifiser Thermen als ein local aus den bituminösen 
Schiefern herbeigeführter, secundärer Bestandtheil zu 
betrachten ist. 

2. dass ein Gleiches auch von dem geringen Gehalte an 
Schwefel gilt, der höchstwahrscheinlich an Natron ge- 
bunden, dem Tifliser Mineralwasser aus einer eigen- 
thümlichen, im Pelit vorhandenen, noch näher zu er- 
gründenden complieirten Schwefelverbindung zugeführt 
wird, die sich bei trockener Destillation erst in der 
Gluhbitze zerlegt. 

3. Alle bei der Untersuchung des Pelit, wie bei der des 
Pechsteins von Chomi beobachteten Thatsachen for- 
dern zu petrogenetischen Vorstellungen auf, nach wel- 
chen die Gegenwart des Wassers, der Kohlenwasser- 
stoffverbindungen, des Schwefels und der Kohlensäure 
als ursprünglich in der vulcanischen Tiefe vorhanden, 
keinesweges aber auf etwa äusserlichem Wege secun- 
där herheigeführt anzunehmen ist und dass, schon in 
der empordringenden Masse des Pechsteins von Chomi, 
wasserhaltende feste zeolitische Ausscheidungen, aus 
der dem Magma beigemengten mineralisirten Lösung, 
unter allmählicher Aufhebung des Druckes stattfanden. 


Nach den Untersuchungen von H. Srteuve in Tiflis, ins- 
besondere der heissen Quellen von Abastuman, die nur eine 
Wiederholung derer von Tiflis sind, ergiebt es sich, dass die 
sammtlich aus der Hornblende- und Augitandesitformation 
entspringenden Thermen des thrialetischen Systems zu der 
Classe der alkalischen Warmquellen (Akratothermen nach 
VETTER) gehören, welche, ohnerachtet der Geringfügigkeit ihrer 
Mineralisation, erfahrungsmässig einen ausgezeichneten bal- 
neologischen Werth besitzen. 

Es steht fest, dass in den Thermalquellen von Abastuman, 
in Uebereinstimmung mit den Thermen von Tiflis, Abano und 
Aspinsi, kein freier Schwefelwasserstoff und ebensowenig freie 
Kohlensäure, auch kein Kohlenwasserstoff, wie dies in den 
Tifiser Thermen vorkommt, vorhandeu ist. 

Ebenso ist anzunehmen, dass in den thrialetischen wirk- 
lichen Thermalwassern , deren Temperatur 15° R. übersteigt, 
der überhaupt nur sehr geringe Natronantheil, nicht an Kohlen- 
säure, sondern an Schwefel und Chlor gebunden ist. Durch- 
aus ausgenommen hiervon sind sämmtliche der Classe der 


829 


Natronsäuerlinge und der sogenannten Stahlquellen zufallenden, 
übrigens zahlreichen Mineralquellen des thrialetischen Gebirges, 
welche geologisch bedeutsam der Haupterstreckungsrichtung 
der Thermalquellen parallel gerichtet, die letzteren trabanten- 
artig begleiten. Es sind dies sehr kohlensäurereiche, eisen- 
haltige Quellen, deren Temperaturen bedeutend unter 15° R. 
herabsinken. Neben den Mineralquellen dieser beiden Ord- 
nungen, nehmen diejenigen von Borjom als temperirte Natron- 
thermen von 18° und 23° R. eine äusserst interessante mittlere 
Stellung ein. Die Untersuchungen von H. StruvE haben ge- 
zeigt, dass sie der gleichen Olasse von Mineralwassern 
wie Ems, Schlangenbad und Vichy beizuzählen sind. Durch 
ihren starkenGehalt an doppeltkohlensaurem Natron, der bei 
einer Gesammtquantität von 52,64 Gran fester und gasförmiger 
Bestandtheille auf ein Pfund (oder 7580 Gr.) Mineralwasser 
33,8 Gran beträgt und zu der Summe fester Bestandtheile in 
dem Verhältnisse von 77,6 : 100 steht, treten die Thermal- 
wasser von Borjom mit denen von Vichy in nächste Parallele. 

Aus den allgemeinen geologischen Verhältnissen der thria- 
 letischen Mineralquellen und insbesondere aus der einheit- 
lichen chemischen Zusammensetzung derjenigen eruptiven Ge- 
steine des Gebirges, die den andesitischen Typus zeigen und 
eben deshalb besonders reich an kalkhaltigen Natronfeld- 
spathen sind, erläutert sich demnach befriedigend der durch- 
gängige alkalische Charakter, sowohl der an Kohlensäure 
armen, schwach mineralisirten heissen Quellen, wie der 
kalten Natronsäuerlinge des Gebirges. 

Jedenfalls aber nöthigen diese Thatsachen, in Betreff der 
Genesis der kaukasischen Thermalguellen Vorstellungen zu 
adoptiren*), welche den Process der eigentlichen Mineralisation 
ihrer Wasser in den Schooss der mit den modernen Laven 
sehr verwandten Gesteine und zwar mindestens in die Tiefe 
verlegen, wo das Mineralwasser den ihm eigenthümlichen Tem- 
peraturgrad durch die abwärts zunehmende tellurische Wärme 
erhält, 


*) Siche meine Beiträge zur geologischen Kenntniss der Thermal- 
quellen in den kaukasischen Ländern. Tiflis 1865. pag. 38. ff. 


Zeits. d.D, geol. Ges, XXIX. 4. 54 


830 


B. Briefliche Mittheilungen. 


3. Herr Fr. Scnmior an Herrn F. v. RicHtHoren. 


St. Petersburg, den 14./26. November 1877. 


Mit grossem Interesse habe ich die Lecture Ihres grossen 
Werkes über China begonnen; dabei habe ich Gelegenheit zu 
verschiedenen Bemerkungen gefunden, von denen ich glaube, 
dass sie nicht ohne Interesse für Sie sein werden. 

Was zunächst den Löss betrifft, so ist ein grosser Theil 
von Süd-Russland von ihm bedeckt, wenn auch nicht in so 
grossem Maassstabe wie in China. Er scheint vorzüglich den 
Flussläufen zu folgen. DBaRBoT DE MarnY hat sich mit seiner 
Verbreitung beschäftigt. Ich habe ihn selbst bei und in Kiew, 
sowie am Dniestr gesehen. Er scheint grösstentheils die Grund- 
lage der berühmten Schwarzerde zu bilden, die eben nach 
meiner Meinung nichts weiter ist als Löss, in dem sich ein 
grosser Theil verrotteter vegetabilischer Substanz erhalten hat. 
An den Abhängen des Dniestr, die aus lockeren, z. Th. mit 
Vegetation bedeckten, kalkigen Schichten der Kreide- und 
Silurformation bestehen, habe ich die noch jetzt fortgehende 
Bildung des Löss (im Jahre 1872) durch atmosphärische Agen- 
tien vortrefflich beobachten können. Auf den genannten be- 
wachsenen Abhängen leben ziemlich zahlreiche Landschnecken, 
Achatina lubrica und Helices; diese werden durch von den 
Thalwandungeu herabkommende (durch Regen entstandene) 
Schlammströme eingehüllt und thalabwärts geführt, wo sich 
mächtige Lager von neugebildetem Löss ansammeln, der z. Th. 
auf den Niederungen liegen bleibt, z. Th. vom Flusse fort- 
geführt wird. Eingetrocknete neuere Schlammströme mit ein- 
geschlossenen Landschnecken, z. Th. schon mit Vegetation be- 
deckt, waren an vielen Stellen an den Abhängen zu sehen. 

Am Amur und auf Sachalin habe ich durchaus nichts von 
lössartigen Bildungen gesehen; freilich kannte ich damals, 
1859 -— 1862, weder den Löss vom Rhein noch vom Dniestr 
aus eigener Anschauung. 


831 


Was das centralasiatische Binnenmeer betrifft, so glaube 
ich, dass es ein grosser Landsee gewesen ist, von dessen 
übriggebliebener Fischfauna wir bald nach PRZEWALSKI’s Samm- 
lungen aus dem Lob-nor, die nächstens hier ankommen wer- 
den, etwas erfahren werden. Aus dem Kaku-nor hatte er 
schon früher einen neuen Fisch mitgebracht, den Prof. KEssLEr 
als Schizopygopsis Przewalskü beschrieben hat. 

Es stellt sich nach meiner Meinung immer mehr heraus, 
dass das alte Aralo-caspische Bassin ein selbstständiges war, 
das ınit dem Eismeer nur durch Flüsse und andere Landseen 
verbunden war. In den jetzt schon vielfach untersuchten Ge- 
senden westlich und östlich vom Ural hat man durchaus keine 
(ausser in der Nähe des Eismeeres) neueren marinen Abla- 

gerungen gefunden; dagegen zahlreiche tertiäre und posttertiäre 
_ Süsswasserschichten; so Üzerskı bei Omsk (die Muscheln von 
Prof. v. MArTEns beschrieben) und STACKENBERG, Prof. in Kasan, 
zwischen Wolsa und Öbtschei Syst in einem grossen, in die- 
sem Jahre entdeckten Süsswasserbecken, von dem er glaubt, 
dass es mit dem Caspischen Bassin zusammengehangen und 
mit einzelnen Buchten bis Kasan gereicht habe. Die eigen- 
thumliche Cardiaceenfauna des ÜOaspischen Beckens reichte 
aber früher bis in’s jetzige Schwarze Meer, wie die reiche 
Cardiaceenfauna von Kertsch beweist. Die mit dem Eismeer 
verwandten oder identischen Fische und Crustaceen konnten 
durch Flüsse und Seeen in das Caspische Becken gelangen. 

Wiederum ganz getrennt von dem aralocaspischen Becken 
war das alte Balchasch-Alaku-Bassin, das Herr PoLJAkKow im 
verflossenen Sommer bereist hat; die Fische des Balchasch 
sind eigenthümliche Formen, Schizothorax orientalis, Diptychus 
Strauchü, Dybowskiü u. s. w., die an andere centralasiatische 
und an indische Formen erinnern. 

Das hohe Centralasien ist nachweislich zuletzt zur Kreide- 
zeit unter Wasser gewesen, da Schichten der oberen Kreide 
von STOLICZKA im Targanbecken, von RomAanowskı in Kokan 
(wo auch starke Lössbildungen) und von MYScHENKOwW am 
oberen Sakafschan gefunden sind. 

Der Baikal ist wahrscheinlich in einem uralten Falten- 
thal entstanden, das sich wie das todte Meer bis unter das 
Meeresniveau senkte. In seiner Umgebung finden sich nach 
Herrn Czerskı mehrere alte Erosionsthäler, Spuren von 
Flüssen, die ehemals in ihn mündeten. Seine Tiefe reicht 
gegenwärtig nach Herrn Dyrsowskr’s Messungen bis über 4000 
Fuss hinab, also bis unter den Boden des Japanischen Meeres. 
Seine Fauna ist bis auf einige Fische und den Seehund, die 
eingewandert sein können, eine ganz eigenthümliche (über 


54 * 


832 


100 Gammariden nach Dysowsktr) und die Idee, dass er ein 
Fjord des Eismeeres gewesen sein könne, muss total aufge- 
geben werden. 


2. Herr WÜrTTENBERGER an Herrn K. A. Lossen. 


Goslar, den 1. December 1877. 


Meinem Versprechen gemäss übersende ich Ihnen anbei 
einige Versteinerungen aus dem hiesigen weissen Jura, welche 
sehr deutlich die Bildung der bekannten concentrischen Kiesel- 


ringe wahrnehmen lassen. Das Vorkommen erscheint mir 


deshalb besonders interessant, weil die Häufigkeit derartiger 
Versteinerungen an der Fundstelle es gestattet, die Verkie- 
selung in allen Stadien der Vollkommenheit, von dem ersten 
Ansatze einzelner Ringe an bis zur grössten Ausbildung zu 


beobachten. Zur Erläuterung des Vorkommens möge Fol- 


sendes dienen: 


An der Nordostseite von Goslar führt vom sogen. Öster- 
felde ein Fahrweg neben dem Cramer’schen Teiche vorbei auf 
den Petersberg, aus welchem ein kleiner Hohlweg zur städti- 
schen Sandgrube abzweigt. In diesem Hohlwege stehen die 
unteren Schichten des Coral-rag an, welche durch eine K.rogyra 
charakterisirt sind, die von H. CREDNER fruher zu Er. reni- 
formis GoLDF. gezogen, von STRUCKMANN aber als Ex. lobata 
A. Rorm. erkannt worden ist. An der linksseitigen Böschung 
dieses Hohlweges, von seiner Abzweigung aus der erwähnten 
Strasse angesehen, lässt sich die Schichtenfolge am deutlichsten 
beobachten , jedoch nicht zu allen Zeiten, weil die Böschung, 
welche in Folge des Besuchs von Sammlern häufige Aufwüh- 
lungen erleidet, von Zeit zu Zeit durch den Aufseher der 
Sandgrube wieder ausgeglichen und eingeebnet, dadurch aber 
genaueren Beobachtungen entzogen wird. Die Nähe der Fund- 
stätte an meinem Wohnorte hat es mir jedoch möglich ge- 
macht, die Folge der Schichten , welche in h. 9,5 bis 10,5 
streichen und mit 60--70° gegen Osten einfallen, festzustellen, 
indem ich den Platz mir hahe aufgraben lassen. 

Die Auflagerung auf den Ornatenthonen des Doggers, 
welche am CÖramer’schen Teiche auftreten, bezw. den CRED- 
ner schen Dilatata - Schichten , ist an dieser Stelle nicht zu 


sehen, vielmehr muss ich schon die ältesten der im Hohlwege 


anstehenden Schichten als zum Coral-rag gehörig annehmen. 


833 


Von unten nach oben sind zu beobachten: 


1,5 M. grauer fester Kalkstein in einzelnen, wenig mäch- 
tigen Bänken, ganz erfüllt von Kalkschaalen und Trum- 
merstucken der Exrogyra lobata, dazwischen Serpula tri- 
carinata und andere Serpula- Arten. 


1 M. gelblichgrauer Thonmergel mit Exogyra oe 


1 M. ockergelber Thonmergel, dieselbe Auster mit Kiesel- 
ringen führend. 


. 0,6 M. grauer, fester Kalkstein, ausser zahlreichen 
Schaalen genannter FKxogyra nicht selten auch eine 
grosse Lima einschliessend; erstere zeigen, soweit sie 
an den beiden Lagerflächen dieser Kalkbank vorkommen, 
ebenfalls Kieselringe. 


0,7 M. ockergelber Thonmergel, gleichfalls die Erogyra 
lobata in Menge mit Kieselringen enthaltend. 


. 0,2 M. graue, feste Kalkbank mit Schaalen derselben 
Exogyra. 


2 M. ockergelber Mergelthon, mit geringmächtigen Lagen 
von gelblichgrauem Thonmergel wechselnd und 2 Koral- 
lenbänke führend. Die Schicht beginnt mit 0,4 M. Mergel- 
thon, auf welcher eine etwa 0,2 M. mächtige Lage, 
bestehend aus einer Zusammenhäufung von Astrea helian- 
thoides GoOLDF. und Thamnastrea concinna GoLDF. (= Astrea 
varians A. Rorm.) ruht, die wiederum von 0,6 M. leicht 
zerfallendem und im nassen Zustande etwas plastischem 
Mergelthon bedeckt wird, auf welchen eine wohl auch 
0,2 M. mächtige Lage mit Thamnastrea concinna folgt. 
Ueber letzterer liegt alsdann 0,6 M. Thonmergel. Mein 
Diätar SCHWEITZER, welcher zuweilen an der Stelle ge- 
sammelt hat, glaubte die Beobachtung gemacht zu haben, 
dass in der unteren Korallenbank nur die 4strea helian- 
thoides und in der oberen nur die Thamnastrea vorkomme. 
Dies habe ich jedoch nur insoweit bestätigt gefunden, 
als mir erstere in der oberen Bank noch nicht aufge- 
stossen ist, während die weit häufigere T’hamnastre« in 
beiden Bänken auftritt. Diese Korallen scheinen übri- 
gens eine compacte Schicht nicht zu bilden, sondern in 
einzelnen Individuen und Bruchstücken lose aneinander 
gereiht zu sein. Beide Bänke, wenn man dieselben so 
nennen darf, sind nur ungenügend zu beobachten, da 
dieselben durch das Ausgraben der Korallen schon sehr 
angegriffen worden sind und häufig wieder überschüttet 
und verdeckt werden. 


834 


Diese ganze 2 M. mächtige Schicht führt ausser 


vielen, mehr oder weniger mit Kieselringen versehenen 
Exemplaren der Exogyra lobata, Stacheln von Crdaris 
Jlorigemma PhırLL., die Zhynchonella incanstans Sow., 
Pecten articulatus GoLDF. und eine Bivalve, welche am 
meisten Aehnlichkeit mit Avicula spondyloides A. RoEm. 
hat. Besonders interessant ist diese Schicht aber da- 
durch, dass dieselbe die Terebratula (Waldheimia) trigo- 
nella ScHhL. führt, welche STRUCKMANN daselbst entdeckt 
und späterhin auch Brauns von da angeführt hat. Der 
eigentliche Fundpunkt liegt in den Mergelthonen zwi- 
schen den beiden Korallenbänken und sind sowohl ein- 
fache, als auch doppelte Schaalen dieser schönen Tere- 
bratel, obwohl mitunter beschädigt, beim Nachgraben an 
jener Stelle nicht ganz selten zu finden. 


8. 0,3 M. grauer fester Kalkstein mit Exogyra lobata. 
9. 4 M. hellgelber Thon- und Kalkmergel. 
10. 3 M. licht-ockergelber Mergelkalk. 


Die beiden letzten Schichten, welche ebenfalls noch, ob- 
gleich weniger häufig, jene Exogyra führen, werden alsdann 
von dem oolithischen Mergelkalk überdeckt, welcher sich als 
das unterste Glied des von H. Ürepner gelieferten Profils des 
Petersberger Coral-rag darstellt und auf welchen die verstei- 
nerungsreichen Schichten der Sandgrube folgen, in deren un- 
tersten Partieen aber auch noch Exemplare obiger Exogyra 
vorkommen. Diese Auster zeigt sich schon in den obersten 
Doggerschichten am Cramer’schen Teiche (wenigstens sind 
die daraus eninommenen Exemplare nicht von denen im 
Coral-rag zu unterscheiden), erreicht aber ihre vorzugsweise 
Entwickelung im unteren Coral-rag und steigt bis in die 
Orepner’schen Schichten hinauf. | 

Nach den hier mitgetheilten Beobachtungen kann ich es 
nicht für gerechtfertigt halten, die Korallen-führende Schicht, 
wie es zuweilen geschieht, vom Coral-rag zu trennen und letz- 
tere erst über jener Schicht beginnen zu lassen. 

Um nun wieder auf die Verkieselung der fraglichen Ver- 
steinerungen zu kommen, so findet sich dieselbe zwar vorzugs- 
weise an der Exogyra lobata, vereinzelt aber auch an anderen 
Stücken, so z. B. an der Spirigera trigonella, von welcher ich 
2 Belagexemplare mit Kieselringen beifüge, und, wie Sie auf 
einem der übersendeten Handstucke sehen können, auch am 
Pecten articulatus. Die beigelegten losen Schaalen der mebr- 
besprochenen kleinen Auster ermöglichen alle Beobachtungen, 
welche LxzoroLp v. Buch und andere Forscher über die Kiesel- 


| 835 


ringe bereits gemacht haben, namentlich auch in der Beziehung, 
dass dieselben sowohl isolirte Wärzchen (die ersten Ansätze) 
und Ringe, als auch die Vereinigung solcher in grösseren 
Mengen zeigen, alsdann aber noch erkennen lassen, wie die 
Kieselringe sich nicht nur auf, sondern auch zwischen den La- 
mellen der Kalkschaale bilden und diese dadurch von einander 
spalten und selbst zertrümmern. Das eigenthumliche rauhe 
und zerfressene Aeussere mancher Schaalen, an welchen die 
Anwachsstreifen zertheilt und stellenweise zerrissen erscheinen, 
hat mich zuerst darauf gebracht, die Stücke näher zu unter- 
suchen, und ich hielt den Gegenstand fur interessant genug, 
um neben Uebersendung der versprochenen Stucke Ihnen Vor- 
stehendes mitzutheilen. 


3. Herr A. Sıneseck an Herrn Ta. Lıiesisch. 


Kiel, den 3. December 1877. 


In Ihrem interessanten Vortrage uber Symmetrie der 

Krystallzwillinge und über äquivalente Zwillingsaxen citiren 
Sie eine Stelle aus meiner angewandten Krystallographie, 
nach der es den Anschein haben muss, als ob ich die Aequi- 
valenz zweier aufeinander senkrechter Zwillingsaxen als einen 
allgemein gültigen Satz betrachtete. Lediglich aus didaktischen 
Gründe:: wählte ich die allgemeinere Form, welche ich aller- 
dings durch das Wörtchen „meist“ hätte mildern mussen. Am 
Schlusse des Absatzes sage ich auch „bei der Wahl zwischen 
zwei Zwillingsaxen* und nicht „bei der Wahl zwischen den 
zwei Zwillingsaxen“, worin liegen soll, dass eine Wahl nicht 
immer vorhauden ist. 
- Sie werden hier finden, dass ich bei der Behandlung der 
triklinen Zwillinge darauf hinweise, wie die beiden bei den 
Karlsbader Zwillingen möglichen Zwillingsaxen im triklinen 
System zwei’ verschiedene Gesetze bezeichnen. Bei meinem 
Vortrage in der Gesellschaft naturforschender Freunde erklärt 
sich der unrichtige Ausdruck daraus, dass ich zunächst über 
die Beziehungen zweier aufeinander senkrechter Zwillingsaxen 
zu Sprechen hatte. 

Was die von mir betonte Pseudosymmetrie anbetrifft, so 
bezieht sich dieselbe nicht allein auf die theoretischen Ver- 
hältnisse, sondern auch auf die Erscheinungsweise der Zwil- 
linge in der Natur mit Einschluss der wiederholten Zwillings- 
bildungen, wie ich es ausführlicher in der angewandten Kry- 
stallographie behandelt habe. 


836 


4. Herr Fr. Scumipr an Herrn F. v. RıCHTHOFEN. 


Petersburg, den 6./18. December 1877. 


Herr DOoKATSCHAJEW, der im verflossenen Sommer einen 
grossen Theil des Tschernosemgebiets bereist hat, erklärt sich 
im Wesentlichen mit Rurprecar’s Theorie, dass nämlich der 
Tschernosem Steppenhumus sei, einverstanden. Er hat ihn 
immer in Verbindung mit lockeren Bildungen gefunden , die, 
grösstentheils localer Entstehung, aus Zerstörung älterer Bil- 
dungen hervorgegangen, sind. Er scheut sich aber noch einst- 
weilen, den Namen Löss für alle diese Bildungen anzunehmen, 
weil er den typischen Löss am Rhein noch nicht gesehen hat 
und weil er nur ausnahmsweise Landschnecken in diesen Ab- 
lagerungen gefunden hat. Das Nämliche warf mir schon Prof. 
TeorıLaxtow in Kiew ein; der grösste Theil der Stadt liegt 
auf Löss (wie ich vermuthe); es sind auch Knochen von 
Mammuth und dergleichen darin gefunden worden, aber keine 
Landschnecken , die dagegen am Dniestr z. B. überall vor- 
kommen. 

Im Aralcaspischen Gebiet ist bis jetzt der Löss nur an 
den Abhängen der Grenzgebirge gefunden worden, im Kau- 
kasus, bei Samarkand, Taschkend und Kokan. PRZEWALSKT'sS 


Bericht über seine Reise an den Lob-nor habe ich schon ge- 


lesen. Er hat Ihre Arbeiten kaum gekannt und bietet einst- 
weilen wenig Geologisches. Die rein geographischen, sowie 
zoologischen, auch ethnographischen Interessen haben überwo- 
gen. Leider hat er die directe Tour vom Lob-nor nach Tibet 
nicht machen können, weil es ihm au Führern fehlte. Es hat 
mich aber interessirt zu sehen, wie nahe seine Erkundigungen 
und Beobachtungen mit Ihrer Karte übereinstimmen. Gleich 
südlich vom Lob-nor ein hohes Gebirge, der Alton-tagh. Dann 
ein schmales, hohes Plateau von O-W, dann wieder ein hohes 
Gebirge, und so in mehrfacher Wiederholung, bis Tibet er- 
reicht ist. i 

Was das Aralocaspische Becken betrifft, so sind wenigstens 
in seinem Gebiet schon Eocänschichten gefunden , neuerdings 
namentlich auch von Karrırskı am Sudost - Abhang des Ural; 
ebenso Eocän und Miocän am Ostufer des Kaspi; aber neuere 
Tertiärbildungen fehlen durchaus , worauf ich vorzugsweise 
Nachdruck legen will. Man wollte eine Zeit lang, nachdem 
Lovss mit den schwedischen Seeen vorangegangen war, überall 
Relictenfaunen finden; so in den nordrussischen Seeen, im 


Aralocaspischen Becken, im Baikal u. s. w. Es waren in 


diesen Fällen immer Fische und Crustaceen, die den Anlass 


zur Verbindung jetzt getrennter Becken boten. Aber diese 


837 


können auch durch Susswasserverbindungen wandern, während 
die stationären Meeresmollusken , die allein beweisend für 
frühere marine Verbindungen sein können, in den zwischen- 
liegenden Gebieten und im Umkreis der Seeen durchaus fehlen. 

Wie gesagt, ist es vorzugsweise die Verbindung des 
Aralocaspischen Beckens mit dem Eismeer in jüngstver- 
gangener neogener, geologischer Zeit, die namentlich Hun- 
BOLDT und auch MurcHison annahmen, gegen die ich mich er- 
klären möchte. Die Ablagerungen der sarmatischen Stufe 
scheinen weit in das jetzige Aralocaspische Becken hinein- 
geragt zu haben; diese haben aber mit der jetzigen und jungst- 
vergangenen Eismeerfauna wenig zu thun. Zur Zeit der Car- 
diaceen - Ablagerungen von Kertsch gab es schon ein mehr 
oder weniger geschlossenes Becken. Waren marine Verbin- 
dungen da, so gingen sie eher nach Westen als nach Norden. 
Die hohen Ufer der sibirischen Ströme sind schon an vielen 
Stellen genau untersucht worden, haben aber nur im hohen 
Norden, bis einige Hundert Werst von der Küste, Ablagerun- 
gen mit jetzt lebenden Eismeermollusken gezeigt. Weiter im 
Suden kommen nur Susswasserbildungen vor, in denen freilich 
ausser zerstreuten Knochen und Holzresten keine organischen 
Reste (ausser bei Omsk) gefunden sind. 


Jetzt giebt es wieder eine neue Reise nach Turkestan; 
MIiDDENDORFF geht hin mit einigen jungen Naturforschern. 


5. Herr E. Kırkowsky an Herrn K. A. Lossen. 


Leipzig, den 31. December 1877. 


Herr Prof. A. STELZNER hat in einem Briefe an Sie, der 
in dieser Zeitschrift 1877 pag. 597 ff. abgedruckt ist, meine 
Arbeiten über den rothen Gneiss des Erzgebirges einer Kritik 
unterzogen, die auf nur wenig gerechtfertigter Grundlage be- 
ruht. Gestatten Sie mir gütigst, Ihnen im Folgenden eine 
kurze Vertheidigung meiner Arbeiten mitzutheilen. 


Ich hatte behauptet, die Freiberger Geologen hätten den 
rothen Gneiss des Erzgebirges für eruptiv erklärt; Herr Prof. 
STELZNER sucht nachzuweisen, dass ich Unrecht gethan hätte, 
eine solche allgemeine Behauptung auszusprechen. Dieser 
Protest gegen eine derartige Auffassung der betreffenden Ar- 
beiten der Freiberger Geologen kommt übrigens etwas spät; 
denn bereits 1865 schrieb Herr Prof. STuLZNER in seiner Ab- 
handlung über die Granite von Geyer und Ehrenfriedersdorf 


838 


pag. 5 und 6: „Wenn man nun auf Grundlage der umfassen- 
den und eingehenden Untersuchungen der Neuzeit eine eruptive 
Bildung des rothen Gneisses zugeben muss, so folgt etc.“ 
Gegen diese allgemeine Behauptung hat Niemand etwas ein- 
zuwenden gehabt. | 

In allen ihren Arbeiten sprechen die Freiberger Geologen 
nur von dem rothen Gneiss; es ist ein ganz bestimmtes 
Gestein des Erzgebirges, welches diesen Namen führt, nur 
ein Gestein, das oftmals ganz genau in seiner typischen Aus- 
bildung beschrieben wird. Wenn nun von diesem rothen 
Gneiss gesagt wird, er habe zahlreiche Untervarietäten nach 
Textur und Zusammensetzung, so können diese Schwankungen 
doch nur immer so gering sein, dass der rothe Gneiss stets 
dasjenige schiefrige Gestein ist, von dem B. v. CorttA schreibt, 
Geologie der Gegenwart, 4. Aufl. pag. 60: „es herrscht Or- 
thoklas vor, verbunden mit Quarz und wenig meist hellem 
Kaliglimmer, zuweilen auch mit etwas Oligoklas.“ Wenn nun 
von einem solchen Gestein, von dem rothen Gneiss gesagt 
wird, dass er bisweilen in durchgreifender Lagerung als 
Eruptivgestein vorkommt, so kann Jeder den Schluss ziehen, 
dass der rothe Gneiss als Eruptivgestein anzusehen ist. 

Wie es Diabas- oder Basaltlager giebt, an denen die 
Eruptivität nicht nachweisbar ist, und doch heut zu Tage Nie- 
mand an der Eruptivität dieser Gesteine zweifelt, so musste 
man sagen, dass die Freiberger Geologen den rothen Gneiss 
für eruptiv bielten. Denn dass dasselbe Gestein bald 
eruptiv, bald nicht eruptiv sein soll, ist eine geologische Un- 
möglichkeit. Alle beschriebenen Lager von rothem Goneiss 
hatten also durchaus für jeden Fernerstehenden nur dieselbe 
Bedeutung wie Basalt- oder Diabaslager. 

Sobald ich nun im Erzgebirge ein Lager von rothem 
Gneiss fand und nachweisen konnte, dass dasselbe durch all- 
mähligen Uebergang mit Glimmerschiefer und mit Kalkstein 
verbunden ist, und ferner darlegte, dass der betreffende rothe 
Gneiss petrographisch identisch ist mit dem einen Gestein, 
welches die Freiberger Geologen als rothen Gneiss bezeichnen, 
so folgte daraus unumstösslich, dass der rothe Gneiss nicht 
eruptiv sei. 

Wenn ich mit diesem allgemeinen Satze den Anschauungen 
der Freiberger Geologen entgegentreten musste, so ist das 
nicht meine Schuld, warum vermieden sie nicht, um Herrn 
Prof. Sterzser’s Ausdruck zu gebrauchen, „alle Zweideutig- 
keiten.* Denn allerdings habe ich mich im Irrthum befunden, 
indem ich annahm, dass der eine rothe Gneiss eine petro- 
graphisch-geologische Einheit sei; wer hätte auch wohl ver- 
muthet, dass die Freiberger Geologen noch jetzt, wie das im 


839 


vorigen Jahrhundert vorkam, Geologie trieben mit rein petro- 
graphischen Begriffen. Ferner aber übersieht Herr Prof. 
STELZNER völlig, dass er es ist, welcher in seinem Brief zum 
ersten Male wenigstens andeutet, dass der rothe Gneiss 
der Freiberger Geologen zwei ganz verschiedene Gesteine be- 
zeichnet, von denen das eine eruptiv ist, das andere nicht. 

Bis jetzt lasen wir uberall von dem rotben Gneiss: es 
war überall ein einziges petrographisch genau bestimmtes 
Gestein, welches bisweilen in durchgreifender Lagerung beob- 
achtet wurde. Herr Prof. STELZNER mag mir nicht entgegen- 
halten, dass es ja auch eruptive und nicht eruptive Granite 
gebe. Das ist schon ganz richtig, aber es hat auch bis jetzt 
noch Niemand von irgend einem fest benannten und genau 
bestimmten Granit behauptet, er sei bald eruptiv, bald nicht 
eruptiv. 

Ich kann nicht verlangen, dass Sie die Vertheidigung 
aller von Herrn Prof. STELZNER angefochtenen Stellen meiner 
Arbeiten entgegennehmen; doch erlauben Sie mir noch einige 
Punkte herauszugreifen, um zu zeigen, dass meine Behaup- 
tungen auch stets begründet sind. 

Gegenüber meiner Angabe, dass B. v. Cotta zuerst die 
Eruptivität des rothen Gneisses ausgesprochen habe, schreibt 
Herr Prof. StTELZNerR: „Die Eruptivität des Gneisses in wei- 
terem Umfange wurde zuerst 1862 durch SCHEERER und 1869 
durch MÜLLER ausgesprochen.“ Beachten Sie wohl, wie Herr 
Prof. STELZNER hier mit einem ale von einer Eruptivität 
in weiterem Umfange redet, während ich einfach gesagt 
hatte, dass B. v. Cotta zuerst die Eruptivität ausgesprochen 
habe. Ich kann bei dieser Gelegenheit Herrn Prof. STELZNER 
zeigen, dass meine Kenntniss der einschlägigen Literatur 
durchaus nicht so unvollständig ist, wie er annehmen zu 
müssen glaubt. Bereits im Jahre 1854 schrieb B. v. CorrA 
im Neuen Jahrb. f. Min., Jahrgang 1854 pag. 39: „Soviel 
scheint indessen doch wahrscheinlich, dass der rothe Gneiss 
... Sich zum grauen Gneisse in gewissem Grade wie ein 
Eruptivgestein verhält.“ Wenige Zeilen darauf werden die Um- 
stände aufgezählt, welche für die „eruptive Natur“ sprechen. 
Mit dieser „Eruptivität in gewissem Grade“, sofern darunter 
Lagerungsverhältnisse verstanden werden sollen, die sich durch 
nachträgliche Dislocationen nicht erklären lassen, bin ich wohl 
einverstanden, und ich hätte nie Veranlassung genommen, 
einer solchen Auffassung entgegenzutreten. Leider sind die 
Freiberger Geologen bei diesem vorsichtigen Ausdruck nicht 
stehen geblieben, und somit ist es immerhin B. v. Cotta, wel- 
cher beim rothen Gneiss zuerst von „eruptiver Natur“ ge- 
sprochen hat. H. MÜLLER hatte vier Jahre vorber nach müh- 


840 


samer Arbeit die Verschiedenheit grauen und rothen Gneisses 
nachgewiesen, ohne dabei irgend welche Eruptivität zu erwäh- 
nen. Was die Eruptivität des erzgebirgischen rothen Gneisses 
in weiterem Umfange betrifft, so hat bereits im Jahre 1857 
JOKELY dieselbe deutlichst ausgesprochen, ja er kam sogar zu 
dem Resultate, dass „es der rothe Gneiss gewesen ist, welcher 
den ersten gewaltsamen Act in der Entwickelungsgeschichte 
des Erzgebirges herbeiführte.e. Durch ihn wurde zuerst die 
Decke der älteren krystallinischen Schiefer gesprengt und 
eigentlich jene Hauptschichtenstellung derselben hervorgerufen.“ 
In noch weiterem Umfange konnte die Eruptivität des rothen 
Gneisses wohl nicht ausgesprochen werden. 

Wenn Herr Prof. STELZNER behauptet, SCHEERER hätte sich 
nicht auf Grund von geognostischen Beobachtungen für die 
Eruptivität des rothen Gneisses ausgesprochen, wie ich das 
andeutete, so brauche ich dagegen doch wohl nur darauf auf- 
merksam zu machen, dass SCHEERER in seiner Arbeit in der 
Zeitschr. d. d. geol. Ges. Bd. XIV. pag. 52. eine Skizze ver- 
öffentlicht, in der „ein entschiedener Gang von rothem Gneiss 
im grauen Gneisse* dargestellt wird. 

Ueber die Resultate, zu denen ich durch die mikrosk»- 
pische Untersuchung des rothen Gneisses gelangte , schreibt 
Herr Prof. STELZNER, dass ich zuerst gesagt habe, das Mikro- 
skop offenbare leider keine Thatsachen, welche der Eruptivität 
des rothen Gneisses widersprechen und dann nach „einlenken- 
den Angaben“ mit gesperrter Schrift versichert habe, der rothe 
Gneiss des Zschopauer Gebietes sei ein echter Gneiss, nicht 
etwa ein schiefriger Granit. Ich hätte so „das leider Unmög- 
liche doch noch möglich gemacht“. 

Ja, wo in aller Welt steckt denn in meinen Worten die 
gewaltsame Schlussfolgerung? Was hätte Herr Prof. STELZNER 
wohl erst dazu gesagt, wenn ich aus der Bestimmung des 
rothen Gneisses als echten Gneiss einen Widerspruch gegen 
die Eruptivität desselben herausgefunden hätte? Mit wieviel 
mehr Nachdruck hätte er dann wohl auf die Beobachtungen 
eruptiver Gneisse durch FournET, HumBoLDT, KJERULF, NAU- 
MANN u. A. hingewiesen ? Ich habe gerade der durch das Mi- 
kroskop gewonnenen Bestimmung des rothen Gneisses als 
echten Gneiss gar kein directes Gewicht für die Beurtheilung 
etwaiger Eruptivität beigelegt. Nicht weil die mikroskopischen 
Verhältnisse ergaben, dass der rothe Gneiss des Zschopauer 
Gebietes ein echter Gneiss ist, habe ich eine Eruptivität des- 
selben in Abrede gestellt, andern weil die Lagerungsverhält- 
nisse, die Uebergänge und die petrographische NOpmeRdeEn 
mit dem Glimmerschiefer mich dazu nöthigten, | 


841 


6. Herr F. Sınpgerger an Herrn K. A. Lossen. 


Würzburg, den 2. Januar 1878. 


Vor kurzer Zeit habe ich der Deutschen geologischen 
Gesellschaft einen Separatabdruck der in der Steinheimer 
Angelegenheit in der geologischen Section der Deutschen 
Naturforscher - Versammlung stattgehabten Discussion (Verh. 
pag. 156 -- 164) übersendet, auf welche ich hiermit Alle auf- 
merksam machen möchte, welche an diesem Gegenstande ein 
Interesse nehmen, der für mich einstweilen abgeschlossen ist. 


7. Herr W. Branco an Herrn W. Dames. 


Strassburg, den 8. Januar 1878. 


Die vergangenen grossen Ferien habe ich in Lothringen 
und Luxemburg zugebracht, um Material für eine Bearbeitung 
des dortigen unteren braunen Jura zu sammeln und speciell 
über die Stellung der Eisensteinlager klar zu werden, welche 
einen fast ununterbrochenen Horizont durch ganz Lothringen 
bilden und sich bis nach Luxemburg und Frankreich hinein 
ausdehnen. Die Ausbeutung derselben hat nach dem letzten 
Kriege einen ganz ausserordentlichen Aufschwung genommen, 
und wenn auch momentan einzelne Gruben und Tagebaue zum 
Erliegen gekommen sind, so ist doch eine Reihe von Auf- 
schlussen geschaffen worden, die stellenweise wirklich gross- 
artig genannt werden müssen. Da ich hier in Strassburg 
längere Zeit mit der palaeontologischen Bearbeitung zu thun 
haben werde, der Lothringer Jura aber für uns Deutsche jetzt 
ein doppeltes Interesse besitzt, so wollte ich mir erlauben, 
Ihnen kurz die geognostischen Resultate meiner Beobachtun- 
gen — so weit sie bis jetzt klar vor mir liegen — mitzu- 
theilen. Dieselben sind insofern nicht uninteressant, als sich 
herausgestellt hat, dass die Abgrenzung des braunen Jura 
gegen den Lias in dortiger Gegend sich gut mit der in Deutsch- 
land üblichen Eintheilung in Uebereinstimmung bringen lässt, 
obne der Sache Gewalt anzuthun. 

Was zunächst den unteren Lias anbetrifft, so wird des 
Ammonites planorbis Erwähnung gethan; jedenfalls vorhanden 
aber sind die Schichten mit dem Amm. angulatus, wenn auch 
in nur schwacher Entwickelung. Weit mächtiger ist dagegen 
die Ausbildung der Arieten-Schichten, welche bei Metz durch 


842 


Steinbrüche vortrefflich blosgelegt sind; auch lässt sich über 
ihnen ein Horizont abtrennen, welcher durch das häufige Auf- 
treten des Belemnites acutus MıLL. charakterisirt ist. Dabei 
gleicht die petrographische Beschaffenheit derselben völlig der- 
jenigen der gleichwerthigen schwäbischen Bildungen. Leider 
wird in den darüber folgenden höheren Schichten der Versuch 
einer strengeren Gliederung durch den Mangel an Aufschlüssen 
sehr erschwert. Ob nun die obere Abtheilung des unteren - 
Lias sich palaeontologisch scharf abscheiden lassen wird oder 
nicht, jedenfalls kann dieselbe keine bedeutende Mächtigkeit 
oe 

Der mittlere Lias ist in seinen unteren Schichten zweifellos 
vorhanden; doch scheint es mir sehr fraglich, ob sich die 
Aufeinanderfolge der 3 Oppernschen Zonen des Amm. Jamesoni, 
ibex und Davoei nachweisen lassen wird. Dagegen zeigt die 
obere Abtheilung des mittleren Lias sehr schön die Zweithei- 
lung in die Schichten mit Amm. margaritatus und Amm. spi- 
natus. Erstere bestehen wie in Schwaben aus blauen Thonen, 
während letztere meist eine mehr sandige Beschaffenheit zeigen. 

Der obere Lias beginnt mit bituminösen Schiefern, die 
stellenweise mit den bekannten flachgedrückten Leitversteine- 
rungen erfüllt sind; auch Kalkplatten mit Monotis substriata 
finden sich. Ueber diesen Schiefern habe ich bisher vergeblich 
nach den Schichten des Amm. jurensis gesucht. Die leitenden 
Species, auf deren Existenz gestützt OrrkL das Vorhanden- 
sein dieser Etage vermuthete, sind allerdings zum Theil vor- 


handen, aber es scheint hier eine — vom schwäbischen Ge- 
sichtspunkte aus — anormale Association von Formen statt- 
zufinden. 


Es folgt auf den oberen Lias eine Ablagerung von dunklen 
Thonen, in deren unterem Niveau sich palaeontologisch ein 
Horizont ausscheidet , der für uns Deutsche den Beginn des 
braunen Jura bedeutet. Ich habe denselben, nämlich die 
Schicht des Amm. torulosus, durch ganz Lothringen hindurch 
bis in das Luxemburgische hinein verfolgen können. Zwar 
ist die Mächtigkeit derselben eine äusserst geringe und auch 
der Reichthum an Individuen kein grosser, zwar scheint der 
‚Imm. torulosus selber hier völlig zu fehlen, aber das Vorkom- 
men von Trigonia pulchella, Astarte Voltzi, Nuculu Hausmanni, 
Turbo subduplicatus, Cerithium armatum, Thecocyathus mactra 
lasst keinen Zweifel über den Horizont, in welchem man sich 
befindet. Auffallend ist das Mitvorkommen von Formen, die 
wir in tieferen Lagen zu sehen gewohnt sind, wie des Bel. 
acuarius und digitalis und einiger Ammoniten aus der Familie 
der Faleiferen. Unter Letzteren ist es eine dem Amm. Thouar- 
sensis D’OrB. nahestehende Form, welche in den dunklen Tho- 


843 


nen über der Schicht des Amm. torulosus eine massenhafte 
Verbreitung erlangt und dieselben fast allein erfüllt. Diese 
Thone werden, wie in Schwaben, in ihren oberen Lagen 
sandig und gehen zuletzt in einen Sandstein über. Letzterer 
scheint überall vorhanden zu sein, und erst über ihm liegen, 
im Wechsellager mit eisenhaltigen Kalksteinen, die oolithischen 
Eisenerzze. Die Maächtigkeit derselben unterliegt jedoch be- 
deutenden Schwankungen, welche bis zum localen Verschwin- 
den des Erzes fuhren können, in welchem Falle Letzteres dann 
durch Sandstein ersetzt ist. 

Was nun die Stellung dieser Eisensteine anbetrifft, so 
liegen sie jedenfalls immer über der Schicht mit dem Amm. 


'torulosus, also — nach deutscher Auffassung — nicht im Lias, 


sondern im braunen Jura. Da jedoch in ihrer Fauna eine 
Vermischung von Formen verschiedener Horizonte vorzukom- 
men scheint, so wird erst das Resultat meiner weiteren Arbeit 
zeigen müssen, ob die Eisensteine besser den Schichten des 
Amm. Murchisonae oder denen der Trigonia navis gleichzu- 
stellen sind. 

Das Hangende dieser Eisenerze wird von Thonen oder 
Mergeln gebildet, über welchen eine mächtige Kalkablagerung 
beseinnt. Hart über den Mergeln enthält diese letztere eine 
Fauna, welche beweist, dass wir hier die Schicht des Amm. 
Sowerbyi in normaler Ausbildung vor uns haben. Ueber 
diesen folgen die Schichten des Amm. Humphriesianus und 
später die des Amm. Parkinsoni. Interessant werden erstere 
dadurch, dass in ibnen bereits eine bedeutende Entwickelung 
riffbauender Korallen stattfindet, wie wir solche in Schwaben 
erst höher hinauf kennen. 


8. Herr M.v. Trıeoıer an Herrn W. Danmes. 


Neuchätel, den 3. Februar 1878. 


Ich habe letzten Herbst eine kleine Reise nach Hannover 
gemacht, um dort die oberen Jurabildungen zu studiren. 
Schon lange hatte ich die Absicht, diese Reise zu machen, 
umsomehr, als ich vor 3 Jahren das Vergnügen hatte, von 
Paris aus mit Tombeck, Rover und Peurar dieselben Bildun- 
gen in der Haute-Marne und im Boulonnais gründlich kennen 
zu lernen. Ich erachtete es daher als sehr wünschenswerth, 
auch einmal nach Hannover zu kommen, um meine Studien in 
diesen 3 classischen Juragegenden zu Ende bringen zu können. 


844 
Auf Einladung von Herrn ©. STRUCKMANN habe ich mich letztes 
Jahr entschlossen, meinen lang ersehnten Plan auszuführen. 
In seiner letzten Arbeit (diese Zeitschr. 1877. pag. 534.) 


schlägt StruckmAann folgende intheilung für den oberen Jura 
von Hannover vor: 


VI. Wealdbildungen. 
V. Purbeckschichten. 
IV. Portlandbildungen. 
4. Virgulaschichten. 
3. Pterocerasschichten. 
2. Nerineenschichten. 
1. Schicht mit T. humeralis. 
2. Sch. d. P. varians u. d. N. Visurgis. 
m Korallenoolith | 1. Korallenb. u. Sch. d. O. ee 
I. Oxfordbildungen. 


III. Kimmeridge 


Ich habe in den folgenden Zeilen versucht, diese Einthei- 
lung mit derjenigen, die wir im Jura gebrauchen, in Einklang 
zu briugen. In einer späteren und ausführlicheren Arbeit werde 
ich Gelegenheit haben, diesen Synchronismus weitläufiger zu 
besprechen. 

Was den Zusammenhang der Oxfordbildungen (Hersumer- 
schichten) mit dem Argovien des Jura anbetrifit, so liegt, für 
“mich wenigstens, darüber kein Zweifel vor; denn sie liegen 
genau wie dieser zwischen der Kellowaygruppe einerseits und 
der Korallenbank (Terrain a chailles) andererseits. 

Die Korallenbank (zusammen mit den Schichten der 
Ö. rastellaris) ist, sowohl ihrer Lagerung, als ihrer Fauna 
nach, ganz entschieden unser Terrain a chailles oder unteres 
Rauracien. Das obere Rauracien würde dann möglicherweise 
durch die Schichten des Pecten varians und der Nerinea 
Visurgis vertreten sein. Somit wäre die ganze Gruppe des 
Korallenooliths unserem Rauracien entsprechend. 

Was nun die Schichten des hannoverschen Jura anbe- 
trifft, welche das Sequanien”) (Astartien) des Jura vertreten 
könnten, so glaube ich mit STRUCKMANN, dass man dafür die 
Schichten mit Terebratula humeralis und die Nerineenschichten 
ansehen muss. Die Pteroceras- und Virgulaschichten ent- 
sprechen dem Pterocerien und dem Virgulien. Für die übrigen 
Schichten könnte man folgendes synchronistische Schema auf- 
stellen: 


*) Ich meine hier das Sequanien von Marcou und den Jurageologen, 
welches zwischen dem Rauracien und dem Pterocerien liegt. Das Se- | 
quanien LorıoL’s ist davon verschieden und begreift in sich sowohl das 
soeben erwähnten Sequanien von Marcov, als auch das Rauracien, 


845 


Untere Portlandschichten = Portlandien. 

Obere Portlandschichten (Eimbeckh. Plattenkalk) = 
dolomies portlandiennes. 

Purbeckschichten = Purbeckien, 

Wealdenbildungen = fehlen. 


Im Allgemeinen hätten wir also folgenden Parallelismus 


für die oberen Jurabildungen des Jura und von Hannover: 


l. Argovien = Hersumerschichten. 
2. Raur. inf. = Korallenbank u. Sch. mit 
Eeifllanis Korallenoolith 
3. Raur. sup. = Sch. mit P. varians und 
N. Visurgis 
ch 1. Sch. mit T. hu- RK; 
4. Seg. (Astartien) = meralis iq wa 
2. Nerineenschicht. u 
5. Pterocerien — Pterocerasschichten = mittl Kimmeridge. 
5. Virgulien = Virgulaschichten = ober. Kimmeridge. 
7. Portland. u. dolom. portland. = unt. u. ober. Portland. 
8. Purbeckien = Purbeckschichten. 
Zeits. d. D, geol. Ges. XXIX. 4. 55 


C. Verhandlungen der Gesellschaft. 


1. Protokoll der November - Sılzung. 


Verhandelt Berlin, den 7. November 1877. 


Vorsitzender: Herr BEYRIicH. 


Das Protokoll der August - Sitzung wurde vorgelesen und 
genehmigt. 


Der Vorsitzende legte die für die Bibliothek der Gesell- 
schaft eingegangenen Bücher und Karten vor. 


Sodann erstattete derselbe Bericht über die Allgemeine 
Versammlung der Deutschen geologischen Gesellschaft in 
Wien und die damit verbunden gewesenen geologischen Ex- 
cursionen. 


Herr HaAucHEcorRNE legte ein bemerkenswerthes Vor- 
kommen von gediegenem Kupfer aus der Grube Calumet and 
Hecla- Mine in Keweenow - County im Staate Michigan vor, 
welches Herr Oberbergrath ALtHaus an Ort und Stelle gesam- 
melt hatte. Es ist ein Melaphyr - Mandelstein, in welchem in 
dem unverwitterten Theile des Gesteins die Blasenräume mit 
Kalkspath erfüllt sind, während in dem verwitterten Theile 
gediegenes Kupfer an die Stelle des Kalkspaths in den Blasen- 
räumen getreten ist. 

Derselbe sprach über neuere Aufschlüsse im Stein- 
kohlenbecken an der Worm bei Aachen. Nach den Resul- 
taten von Ausrichtungsarbeiten in dem nördlichsten Theile 
des Worm-Beckens, sowie von Bohrarbeiten gegen Westen hin, 
welche grösstentheils in der holländischen Provinz Limburg 
liegen, gewinnt es den Anschein, dass der Kohlenreichtlium 
jener Gegend sich gegen Westen und Nordwesten noch erheb- 
lich über das bisherige Bergbaugebiet hinaus ausdehnt. 


Herr K. A. Lossen legte vor und besprach Gesteins- 
proben, die er in Begleitung des Herrn Bryrıch und mehrerer 
Collegen in der Umgegend von Wildungen und des Keller- 


347 


waldes in dem östlichst vorspringenden Theil des Rheinischen 
Schiefergebirges gesammelt hatte. Er verglich dieselben mit 
aequivalenten Gesteinen aus dem ÖOber- und Unterharz und 
hob besonders hervor die grosse Uebereinstimmung: 1) der 
Culmkieselschivfer mit ihren charakteristischen Einlagerur- 
gen meist roth, grau und grün gebänderter schmelzbarer 
Silicatgesteine [falscher Bandjaspis: die rothen oder grauen 
Lagen vorzugsweise natronreichb (Adinole), die grünen 
Lagen mehr kali- als natronhaltig], 2) conglomeratischer 
Schichten der Grauwacke des Flötzleeren mit stark abgerollten 
Geschieben von Granit, Quarzporphyr oder Haäffeflint, Quarzit 


u. 8. w.; beide Vorkommen im Oberharz altbekannt und, wie 


neuerdings Herr v. GRODDECK gezeigt, von grosser Verbreitung. 
Ebenso findet der nach des Vortragenden Ansicht unterdevo- 
nische Bruchbergquarzit sein Analogon in den Quarziten des 
Kellerwaldes, Jeust, der Gr. Aschkuppe u. s. w. Aber auch 


jene nicht mit Posidonomyenschiefern verknüpften und adinol- 


freien Kieselschiefermassen des Unterharzes und jene pflanzen- 
führenden Grauwacken ebendaselbst, welche der Vortragende 
als nicht dem Culm, sondern den Schichten unter dem Mittel- 
devon angehörig nachgewiesen hat, sind in dem untersten 
Bruchtheile des östlichen Rheinischen Schiefergebirges ganz 


oder nahezu ganz übereinstimmend vorhanden: so besonders 


breccienartige bis conglomeratische, an gerollten Quarzitstücken 
und an Schieferstüucken reiche Grauwacken zwischen Jesberg 
und Schönstein, welche übereinstimmen mit Grauwacken im 
Wieder Schiefer von Trautenstein, Hasselfelde, ferner sehr 
feldspathreiche Grauwacken etc. Alle diese Analogien sind 


_ ein Beweis, dass Harz und Rheinland ehedem ein und dem- 


\ 
; 


selben alten Meeresboden angehört haben, der bei der Bildung 
dieser Festländer zerstückt wurde. Der erste Theil dieser 
vergleichenden Beobachtungen ist schon von Herrn WÜRTTEN- 
BERGER zZ. Th. ganz richtig gemacht und beurtheilt worden, 
der zweite Theil, die älteren Schichten anlangend, ist dagegen 
neu und wird nicht ohne Einfluss bleiben auf das eingehendere 
Verständniss der Gliederung der vasten Massen des Rhei- 


nischen Schiefergebirges. 


2, 
’ 


Herr Wessky sprach über Pegmatitvorkommnisse im 
Riesengebirge. 


Hierauf wurde die Sitzung geschlossen. 


V, Ws. 0. 
BEYRICH. Danmes. SPEYER. 


99 * 


348 


2. Protokoll der December - Sitzung. 


Verhandelt Berlin, den 9. December 1877. 


Vorsitzender: Herr BEYRICH. 


Das Protokoll der November - Sitzung wurde vorgelesen 
und genehmigt. | 


Der Gesellschaft ist als Mitglied beigetreten: 
Herr Geheimer Bergrath Freunp in Berlin, 
vorgeschlagen durch die Herren Linnıg, Weiss 
und HAUCHECORNE. 


Der Vorsitzende legte die für die Bibliothek der Gesell- 
schaft eingegangenen Bücher und Karten vor. 


Herr Kayser legte vor und besprach einen der Gesell- 
schaft vom Autor, JAMES HALL, zugeschickten neuen Band des 
Geological Survey of N. York, enthaltend 136 Tafeln Abbil- 
dungen von Versteinerungen aus den Oberhelderberg-Hamilton- 
und Chemung - Schichten. Die Abbildungen sind sammtlich 
Phototypien, von denen ein Theil durch directe Photographie 
der Original - Exemplare hergestellt wurde, und dürfen als 
Muster ihrer Art bezeichnet werden. Jeder Tafel ist eine Er- 
läuterung. der Namen, Fundorte und Niveaus der abgebildeten 
Arten beigefügt, aber kein ausführlicher beschreibender Text, 
wie denn die ganze Publication nur als eine vorläufige, dem 
regelrechten Erscheinen der Paleontology of N. York voraus- 
eilende anzusehen ist. 

Nichtsdestoweniger wird die Hauu’sche Arbeit von Allen, 
die sich mit den Studium der paläozoischen Formationen be- 
schäftigen, mit Freude begrüsst werden, da sie uns eine Fülle 
neuer oder doch durch ihre schwere Zugänglichkeit bisher so 
gut wie unbekannt gebliebener, zum Theil sehr überraschen- 
der Formen des nordamerikanischen Devon in ausgezeichneten 
Abbildungen vorführt. So verdienen gleich auf den ersten 
Tafeln des Werkes die C’apulus - verwandten Formen aus den 
OÖberhelderberg- und Hamilton-Schichten unser Interesse. Ihre 
grosse Zahl unh ihre Charaktere erinnern an die Capulus- 
Formen, welche in den von BArrAnpe mit den Buchstaben F | 


und G bezeichneten, das böhmische Silurbecken krönenden | 


Kalketagen und in den äquivalenten ältesten Ablagerungen des 
Harzes auftreten. Bellerophonten sind in grosser Zahl abge- | 


849 


bildet. Neben Formen, die solchen des europäischen Devon 
sehr ähnlich sind, treffen wir t. 24. grosse Arten mit starken 
Längs- und schwachen Querstreifen, wie sie bei uns im Devon 
nicht vorkommen, aber in DE Konınk’s B. Keynianus aus dem 
_ belgischen Kohbhlenkalk ihr Analogon haben. Weiter seien 
hervorgehoben das interessante Cyrtoceras mit bis 13 Centim. 
breiten, dunnen, die Schale zierenden Querlamellen auf t. 36.; 
6 Trochoceren, verschiedene Gyroceren und grosse Nautilen, 
die sammtlich aus dem Oberhelderberg stammen und mit For- 
men der BArkAnDE’schen Etagen F und G grosse Analogien 
darbieten. Was die Goniatiten betrifft, denen 9 Tafeln ge- 
widmet sind, so gelten für ihre verticale Verbreitung im All- 
gemeinen dieselben Regeln wie in Europa: die zuerst auf- 
treteunden gehören den Gruppen der Nautilini und Simplices an 
(im Oberhelderberg 1 Art, im Hamilton 4, 1 auch im Portage). 
Primordiale (oder erenate) Goniatiten stellen sich erst im Ha- 
milton und höher .ein (simulator und Patersoni H.), und erst 
zu oberst, in den Chemungschichten, erscheinen Formen aus 
der Gruppe des G. Münsteri (nundaja H.) und der Multilo- 
E baten (Chemungensis Van.). Die aus dem Goniatitenkalk von 
F Indiana abgebildeten Arten wurde man nach allen europäischen 
- Erfabrungen entschieden für Kohlenkalkformen anzusprechen 
® geneigt sein. Unter den Trilobiten wäre die grosse, der 
europäischen Blumenbachi verwandte Calymene platys GREEN 
F aus dem ÖOberhelderberg eine sehr auffällige Erscheinung, 
E wenn nicht ein paar Arten derselben Gattung auch in den 
vom Vortragenden zum Devon gerechneten vorhin genann- 
@ ten Barranpe’schen Etagen F und G vorkämen. Wie die 
M eben erwähnte Form, so weisen auch die zahlreichen in dem 
gleichen Niveau auftretenden echten Dalmaniten, von denen 
die Mehrzahl (D. myrmecophorus, Helena, Calypso ete.) der 
Gruppe des böhmischen Hausmanni Bronen. (aus Barr.'s 
- Etage G) angehören, auf innige paläontologische Beziehungen 
- zwischen der amerikanischen Oberhelderberg - Formation und 
- den über dem böhmischen echten Obersilur (Etage E) folgen- 
den Kalklagerungen und den gleichalterigen ältesten Schichten 
‘ des Harzes hin. Wie in diesen letzteren, so tritt auch im 
oberen Helderberg zugleich mit den grossen Dalmaniten eine 
l  Cryphäus - Art (inone H. t. 14.) auf. Besondere Beachtung 
verdienen weiter unter den Trilobiten eine Anzahl Dalmaniten 
— mit einem am Rande fächerförmig zerlappten Kopfschilde, 
- Formen, für die GrEEN seiner Zeit die Gattung Odontocephalus 
_ aufgestellt, sowie verschiedene Lichas- (Terataspis) Reste von 
- gigantischen Dimensionen aus dem Helderberg, unter den 
sonstigen Crustaceenresten endlich solche von Dithyrocaris aus 


850 


den Hamilton- und eine grosse Leperditia (?)*) (Ceratiocaris | 


punctatus H.) aus den Portageschichten. Ausgezeichnete Ab- 
bildungen von Korallen bilden den Schluss des interessanten 


Bandes. 


Der Vortragende ging weiter auf die vielfachen Analogien 


über, welche die besprochenen, von HA abgebildeten Formen 
mit wohlbekannten europäischen Arten zeigen. Es *scheint 
zweifellos, dass eine Vergleichung europäischer und amerika- 
nischer Original-Exemplare in vielen Fällen eine specifische 
Uebereinstimmung ergeben wurde. Von derartigen Analogien 
seien hervorgehoben: Loxonema sp. Haız (t. 14. f. 4. 5.) 
wohl ident sinuosum Sow. bei Paıtuips (Pal. Foss.) und urcua- 
tum Mst. — Euomphalus laxus Hauı nicht verschieden von 
serpula de Kon. — Bellerophon pelops Harn (Ob. Held.) ähnlich 
tuberculatus D’ORB. — B. curvilineatus H. (Ob. Held.) ähnlich 
dem rheinischen trilobatus Sow. var. acuta. — Pleurotomaria 
rugulata H. (Hamilt.) verwandt delphinuloides Gr. — Pl. cu- 
pillaria Con®k. (Hamilt.) verwandt decussata Sanpe. — Tenta- 
culites arenosus und scalariformis H. (Oriskanysandst. und Ob. 
Held.) kaum zu trennen von scalaris SchL. — Ein Coleoprion 
(Ob. Held.) äbnlich der rheinischen und thuringer Unterdevon- 
form (gracile Sande. = Tentac. subconicus GEIN.?) — Goniatites 
erpansus (= Marcellensis) Van. (Hamilt.) und wahrscheinlich 
auch Gon. mithrax HALL ident eweıus v. BucH. — Gon. discoi- 


deus Hau (Hamilt.) übereinstimmend mit simpler v. Buch 
(retrorsus typus SANDB.). — (on. uniangularis Coxr. (Hamilt.) 


und bicostatus Haus (Port.) sich anschliessend an Gon. Ver- 
newili MsT. (retrorsus, amblylobus etc. Sanne.). — Gon. Patersoni 
Haut wohl identisch intwmescens Beyr. — Phacops bufo GREEN 
(Hamilt.) kaum verschieden von latifrons BrRonn. — ÜCryphaeus 
Roothü (= calliteles) Grern (Hamilt.) zum mindesten sehr 
äbnlich einer Art des rheinischen Spiriferensandsteins. Er- 
wägt man, dass ausser den eben genannten Arten auch unter 
den Korallen, Lamellibranchiaten und Brachiopoden des nord- 
amerikanischen Devon viele mit europäischen Arten überein- 


stimmen — so unter den letztgenannten ausser den auch von 


Haut unter diesen Namen beschriebenen Spirifer Verneuili, 
Productus subaculeatus und Atrypa retieularis noch Cyrtina 


hamiltonensis — heteroclita, Spirifer acuminatus = cultrijugatus, 
Sp. Oweni = 'laevicosta, Athyris spiriferoides = concentrica, 
Rhynchonella venustula = cuboides — so ergiebt sich für die 


Devonfauna beider Continente eine grosse Uebereinstimmung, 


*) Diese Form gehört vielleicht, ähnlich wie die von Danes (diese 4 
Zeitschr. Bd. XX. pag. 504. Taf. XI. Fig. 10.) beschriebene grosse Art 
aus dem Oberdevon von Freiburg ij. Schl., zu Bannannn’s Gattung Aristozoe, 


ET AT 


85h 


wobei noch in’s Gewicht fällt, dass die analogen oder identen 
Formen hier wie dort zu den häufigsten und darum charakte- 
ristischsten gehören. 

Der Vortragende ging zum Schluss auf die merkwürdige 
Aebnlichkeit über, welche die Faunen der Oberhelderberg- 
schichten und der Barranpe’schen Etagen F bis H untereinander 
zeigen, eine Aehnlichkeit, die BARRANDE schon vor längeren 
Jahren erkannt und für die im Obigen eine Reihe von Be- 
legen aufgeführt worden. Von den amerikanischen Geologen 
wird die Oberhelderbergformation schon lange ganz allgemein 
zum Devon gerechnet und die canadischen Geologen rechnen 
auch den an der Basis der Oberhelderbergbildungen auftre- 
tenden Oriskanysandstein zum Devon. Dass diese COlassiti- 
eation die richtige sei, dafür hat die besprochene neueste 
Publication J. Hırr’s neue zwingende Beweise gebracht. Eine 
Fauna, in der Goniatiten und Gyroceren von ganz devonischem 
Habitus, in der von Brachiopoden mehrere Terebratuliden- 
gattungen (Terebratula, BRensselaeria, Centronella etc.), Camaro- 
phorien, Producten, zahlreiche grosse Spiriferen von echt 
devonischem Charakter, in der Uryphaeus, in der eine vollig 
devonische Korallenfauna mit Heliophyllum, Michelinia, Calceola, 
Phillipsastraea ete., in der endlich zahlreiche Fische auftreten, 
und die überdies mit der höheren Hamiltonfauna durch viele 
gemeinsame Arten verknüpft ist, muss ohne Frage als de- 
vonisch angesehen werden. !as Vorhandensein einiger wenigen 
noch an das Silur mahnenden Typen, wie die genannte Caly- 
mene, eine Anzahl Dalmaniten, Trochoceren und Graptolithinen 
(Dietyograptus) kann gegenuber dem im Uebrigen völlig devo- 
nischen Charakter der Fauna um so weniger in’s Gewicht 
fallen, als sämmtliche genannte Formen ausser Calymene in 
neuerer Zeit vereinzelt auch anderwärts in unzweifelhaft devo- 
nischen Ablagerungen aufgefunden worden sind. 

Wenn man auf diese Weise zu dem Ergebniss kommt, 
dass die Oberhelderbergformation nicht, wie BARRANDE es will, 
zum Silur, sondern zum Devon gezogen werden muss, so 
mussen die oben mehrfach erwähnten, dem oberen Helderberg 
iin Alter nahe stehenden Ablagerungen Böhmen’s, des Harzes 
und anderer Gegenden nothwendig ebenso classificirt werden. 
Dass dies speciell für den Harz unbedingt geboten sei, dafür 
hofft Redner in seiner monographischen Bearbeitung der Fauna 
der ältesten Ablagerungen dieses Gebirges, mit der er bereits 


‚seit längerer Zeit beschäftigt ist, ausreichende Beweise herbei- 


bringen zu können. 
Derselbe legte ferner Exemplare eines Spirifer aus 


dem rheinischen Unterdevon vor. Dieselben gehören der 


Sammlung des naturhistorischen Vereins zu Bonn und stam- 


852 


men vom Menzenberge, von Daleiden und aus dem Conderthal 
bei Coblenz. Die Form zeichnet sich durch einige unregel- 
mässige, auf Sinus und Sattel in der Nähe des Randes auf- 
tretende Falten, sowie eine sich mitunter ausbildende ebenfalls 
randliche Spaltung der Seitenrippen aus. Bei sehr gut erhal- 
tener Schale nimmt man auf deren Oberfläche eine sehr zier- 
liche Papillensculptur wahr. Die die vorgelegten Stücke be- 
gleitende Etikette trägt den von WIRTGENn herrührenden Namen 
Sp. dichotomus. Gleichbedeutend scheint der auf Exemplare 
von Daleiden (Scanur’s Sp. canaliferus aus der dortigen Grau- 
wacke!) gegründete STEININGER'sche Name daleidensis, der vor 
jenem die Priorität hat. Die fragliche Art wird dadurch noch 
interessanter, dass der durch ähnliche Falten auf Sinus und 
Sattel und üubereinstimmende Dichotomie der Seitenrippen aus- 
gezeichnete ‚Sp. Bischofi A. RoEmer’s und GisBeL’s aus dem 
Kalk der Harzer Wieder Schiefer (Mägdesprung und Zorge) 
mit ihr wahrscheinlich identisch ist. 


Herr OÖ. SPEYER gab einige nachträgliche Bemerkungen 
zu seinem in der April - Sitzung 1876 gehaltenen Vortrage 
(cfr. diese Zeitschr. Bd. XXVIII. pag. 417) über das Vorkom- 
men von Mastodon - Zähnen bei Fulda, und zwar bezüglich 
seiner fortgesetzten Untersuchungen und endgültigen Feststel- 
Jung der von dort bekannten beiden Species. 

Die Möglichkeit hierzu gaben einestheils die Vergleiche 
der Fuldaer Mastodon - Zähne mit dem reichen Material an 
Mastodon - Resten in der Sammlung der k. k. geolog. Reichs- 
anstalt in Wien , anderentheils die inzwischen erschienene Är- 
beit M. VAcEr’s über österreichische Mastodonten und ihre 
Beziehung zu den Mastodonten Europa’s. Beide Hilfsmittel 
führten zu folgenden Resultaten. 


Was zunächst den aus dem Jahre 1865 stammenden 
Fund von Mastodon - Zähnen bei Fulda betrifft, welche in der 
Sammlung des Vereins für Naturkunde daselbst aufbewahrt 
sind, hatte H. v. MEYeEr für dieselben die neue Art M. virga- 
tidens aufgestellt. VAcER hat indessen in seinem Werke 
(a. a. OÖ. pag. 7. u. 8.) nachgewiesen (und habe ich mich in den 
Sammlungen der k. k. geol. Reichsanstalt selbst davon über- 
zeugen können), dass die von H. v. Meyer für M. virgatidens 
in Anspruch genommenen unterscheidenden Merkmale, als: 
Flachheit der Kämme, Breite der Kronen und 
schwache Ausbildung der Wulstkanten auch für | 
Mastodon Borsoni Lart. charakteristisch sind, und weiter die 
Wulststreifigkeit (Runzelung der Schmelzlage) bei den Zähnen 
von M. virgatidens eine Eigenschaft ist, welche fast allen 
Mastodon - Arten zukommt, mithin die betreffenden Fuldaer 


853 


Zähne zu M. Borsoni gestellt werden müssen, und der von 


H. v. Meyer gegebene Name einzuziehen ist. 

Bezüglich des zweiten Fundes aus dem Jahre 1871, 
von welchem einige gut erhaltene Backzahne in die hiesige geo- 
logische Landesanstalt übergegangen sind, erkanute ich damals 
nach dem mir zu Gebote stehenden Vergleichungsmaterial theils 
eine Verwandtschaft mit M. longirosiris Kaup, theils mit M. 
arvernensis CROIZET, und identificirte die betreffenden Fuldaer 
Stücke mit erstgenannter Art, zumal Kaup beide Arten als syno- 
nym vereinigt hatte. Dass aber M. longirostris und M. arver- 
nensis nicht identisch, sondern zwei gut zu unterscheidende 
Arten sind, hat VAceER in seiner lehrreichen Arbeit eingehend 
auseinandergesetzt und ich habe mich für das betrefiende Vor- 
kommen überzeugt, dass die bei Fulda neben Mast. Borsoni vor- 
kommende Art zu M. arvernensis gehört, ein Resultat, welches 


_ umsomehr an Interesse gewinnt, weil auch an anderen tertiären 


Localitäten, in Oesterreich, Italien und Frankreich, beide genannte 


Arten als treue Begleiter erscheinen. Hiermit ist gleichzeitig das 


er + re ee ee Ze re 
a a at ee 


relative Alter der Fuldaer Tertiärbildungen bestimmt, welche 
als pliocän angesehen werden müssen, weil M. Borsoni und 
M. arvernensis nur diesem Niveau ana Auch findet 


hierdurch die von BeyrıcH schon früher ausgesprochene Ansicht 
ihre Bestätigung, dass die Tertiärbildungen von Fulda, welche 


se 


E 


überhaupt eine grosse Verbreitung von gleichem Charakter in Hes- 
sen finden, den Sanden von Eppelsheim parallel zu stellen seien. 

Herr BEyrıcHh bemerkte zu vorgehender Mittheilung, dass 
die Altersbestimmung der Fuldaer Tertiärbildungen dadurch 


noch einen höheren Werth erhalten, dass hierdurch nun eine 


Aufklärung gewonnen ist über die Stellung anderer in Hessen 
in Thalniederungen vorkommenden von Diluvium bedeckten 


 Tertiärbildungen, welche nach ihrer Lagerung nicht den oligo- 


cänen älteren hessischen Tertiärbildungen angehören können, 


wegen gänzlichen Mangels an Conchylien bisher aber nicht 
‚bestimmt classificirt werden konnten. 


Herr SPEYER sprach ferner über das Niveau der Pedina aspera 


E As. in Norddeutschland. In dem ersten Theil der Arbeit von 
_ W. Damss über die Echiniden der nordwestdeutschen Jurabildun- 
gen (cfr. diese Zeitschr. Bd. XXTIV. 1872) finden wir p. 129 einen 
Steinkern einer Pedina aus dem» Oxford der Haferkost bei 
Dörshelf erwähnt, welcher aus der Sammlung des Herrn Koch 
in Delligsen stammt und das einzige Stück war, durch welches 
- in dem norddeutschen Jura die Existenz von Seeigeln aus der 
_ Familie der Echiniden s. str. nachgewiesen werden konnte, 


ohne jedoch über die Species ein sicheres Urtheil zu ermög- 
 liehen, bis dem genannten Autor später durch die Herren 
SCHLÖNBACH und WESSELHÖFT zwei wohlerhaltene Exemplare 


De RR Er as A 
RER TARE 
Pr 


854 


zu Gebote standen, welche von ihm als Pedin« aspera At. 
erkannt und in einem Nachtrage zu den regulären Echiniden 
(l. c. pag. 617. Taf. 22. Fig. 2.) näher beschrieben und abge- 
bildet wurden, ohne dass uber das Niveau auch dieser beiden 
Stücke sichere Angaben vorlagen. 

Von Interesse dürfte es daher sein, dass durch den neuen 
Fund jener Fedina nicht nur eine Reihe prachtvoll erhal- 
tener Exemplare in allen Altersstufen vorliegt, sondern auch 
das genaue Niveau derselben in dem norddeutschen Jura fest- 
gestellt werden konnte. 

Das Verdienst hierfür gebührt zunächst Herrn Pastor Dr. 
Denkmann in Salzgitter, welcher eifrige Forscher und genauer 
Kenner der dortigen paläontologischen Vorkommnisse mit 
grosser Liberalität mir nicht nur die Fundstätte bezeichnete, 
von welcher die in seiner schönen Sammlung befindlichen Pe- 
dinen stammen, und von welcher auch die in der SCHLÖN- 
BACH’schen Sammlung vorhandenen Exemplare herruhren, son- 
dern mich auch nach dem betreffenden Fundorte begleitete 
und mir mit seinen bereits gewonnenen Beobachtungen rathend 
zur Seite stand, wofür ich genanntem Herrn auch an dieser 
Stelle meinen Dank auszudrücken nicht unterlassen kann. 

Etwa ', Stunde nordwestlich von der Station Dörneburg 
an der Eisenbahn von Vienenburg nach Hildesheim liegt das 
Vorwerk Astenbek. Von diesem führt in einem schmalen 
Thalgrunde einen Buchenbestand entlang, welcher einen Theil 
des sogen. Vorholz bildet, ein Fussweg in fast nördlicher 
Richtung etwa auf '/, Stunde Entfernung über Keuper - Sand- 
stein und Keupermergel bis zu einem bewaldeten, in ostwest- 
licher Richtung streichenden Bergrücken, welcher „Langer 
Berg“ genannt wird. Durch diesen Wald führt links von dem 
erwähnten Wege abgekend ein Fussweg in nordnordwestlicher 
Richtung mit allmähligem Ansteigen bis zur Kammbhöhe des 
Berges, welche man in einer kleinen halben Stunde erreicht 
und dort einen grossen Steinbruch in Betrieb findet, in welchem 
feste Kalksteinbanke behufs Wegebaumaterialien ausgebeutet 
werden. Zur bequemeren Abfuhr dieses letzteren wurde von 
Norden aus, also fast rechtwinklig zur Streichungslinie des 
Berges und seiner Schichten, ein Einschnitt auf 50 bis 60 M. 
Länge ausgeführt, durch welchen nicht allein die dortigen 
Oberen Juraschichten aufgeschlossen, sondern auch die Lager- 
stätte der Pedina aspera — ich werde diese kurz als Pedinen- 
schicht bezeichnen — blosgelegt wurde, Insoweit es mir bei 
der Kürze der Zeit und der eingetretenen ungünstigen Witte- | 
rung möglich war, konnte ich folgendes Schichtenprofil von 
unten nach oben feststellen, dessen Genauigkeit jedoch durch a 
die fortschreitenden Steinbruchsarbeiten eine Vervollständi- 
gung finden wird. MR 


eh ee Pi 
ae 


855 


Die Schichten fallen fast unter einem Winkel von 35 bis 
40 Grad nach Norden ein und beginnen 


1) 20 bis 25 M. mit einem Wechsel gelbbrauner, sandiger, 
fester Kalkmergelbänke, blaugrauer, harter, fein ooli- 
thischer Kalksteine und gelblicher oolithischer Kalke. 


Aus den ersteren sammelte ich: _#mmonites (Perisphinctes) 
plicatilis Sow., Ammonites (Oppelia) mendax v. SEEB., Belem- 


nites excentralis Young, Gryphaea dilatuta, Gervillia aviculoides 


Sow. (mit erhaltener Schale), Lima laeviuscula Sow. und 
Pecten subfibrosus D Orp. In den oolithischen Kalken: Amm. 
plieatilis Sow., Lima rudis Sow. und Chemnitzia Heuddingto- 
nensis Sow. Ausser den genannten Versteinerungen fand Herr 
Pastor DEnKkMAnNN in diesen Schichten noch: Naxtilus giganteus 
D’ORrB., Amm, (Amaltheus) cordatus Sow. (bis zu 1 Fuss im 
Durchmesser), Cucullaea Goldfussi Rorm., Pholadomya canali- 
culata Roru., Modiola aequiplicata v. Str. und Modiola bipar- 
tita Sow. 


| 2) 3 bis 4 M. Koralleubank, theils zellige, mürbe, 
theils feste krystallinische Kalke, 


in welchen sich ziemlich haufig Isastrea heliunthoides GOLDF., 
? Thamnastrea coneinna GoLdr., Hinnites spondyloides RoEn., 
Pecten Buchü BRorm. und Chemnitzia Headdinytonensis SOw. 
fanden. (Diese letztere mit erhaltener Schale, an welcher die 
Farbenstreifen noch sichtbar.) Herr DEnkmann besitzt aus 
dieser Korallenbank noch: Pecten subfibrosus D’ORB., JFPecten 
inaequicostatus PHILL., Pecten vitreus Roeum. (= solödus RoEn.) 
und Lima rudis Sow. 


3) 5 bis 6 M., beginnend mit losem Oolith, in welchem 
Pentacrinus alternans RoEm. häufig auftritt, geht dann 
in oolithisches Gestein uber und alsdann in gelbliche 
und bräunliche, leicht zerfallende, groboolithische 
Kalkmergel mit eingelagerten festen Kalkbänken. 


Aus diesen Schichten sammelte Herr Denkmann: Echino- 
brissus planatus Rorn. , Cidaris florigemma PritL. in einzelnen 
Stacheln, Pecien subfibrosus D’OrB., Lima rigida Sow. und 
Ezogyra lobata Rorn. 


4) 30 bis 40 M. eine in mehr oder weniger dicke Platten 

geschichtete Folge von dichten, gelblich braunen, ziem- 
lich harten Kalkteinen (in dieser ist ein zweiter — 
kleinerer — Steinbruch angelegt), welche eine weisse, 
mehlige Verwitterungsrinde annehmen. 


856 


Diese Kalksteine scheinen arm an Versteinerungen zu sein, 
da Herr Denkmann hieraus nur Chemnitzia abbreviata RoEn., 
Ammonitis plicatilis Sow. (in kleinen Exemplaren), Hünnites 
spondylordes RoEm., Pecten varians RoEn., /. inaequicostutus 
Pair. und Glypticus hieroglyphicus MünstT. gesammelt hat. 

Etwa 3 bis 4 M. über der Basis dieser Kalksteine schiebt 
sich eine | 


/, M. mächtige Schicht eines schmutzig graubraunen 
Sandmergels ein. Dieser Mergel braust stark mit 
Salzsäure, ist im frischen Zustand locker und lässt 
sich leicht zu Sand zerdrücken. 


Es ist dieses die Pedinenschicht, in welcher Pedina 
aspera Ag. ziemlich regelmässig vertheilt derart eingebettet 
liegt, dass die Exemplare fast stets mit der Basis parallel der 
Schichtungsfläche liegen. Die geringe Mächtigkeit dieser 
Schicht, das steile Einfallen derselben zwischen den harten 
Kalksteinbänken im Liegenden und Hangenden erforderte ein 
theilweises Abraumen des letzteren, wodurch nicht nur eine 
reiche Ausbeute der interessanten Echiniden. erzielt, sondern 
auch die in dieser Schicht neben der Pedina aspera auftreten- 
den Versteinerungen ausgebeutet werden konnten. Es ergab sich 
folgendes Resultat: Hemicidaris intermedia (sehr selten), Echi- 
nobrissus scutatus Lam. (selten), Pygurus ? Hausmann! Der., 
Phasianella striata Sow. und Chemnitzia Bronni Roem. (beide 
ziemlich häufig), Nerinea Visurgis Rorm. (selten), Bulla Hi- 
desiana RoEMm., mm. plicatilis Sow. (jung), Pecten varians RoEm. 
(jung), Pholadomya canuliculata Roem., Lima semilunaris GOLDF. 
und Trigonia clavellata Sow. 


5) 6 bis 8 M. braune, ungeschichtete, bröckelige Mergel, 
in welcher sich ungemein reich Nerinea Vesurgis RoEm. 
und N. fasciata VoLTz fand, doch meist in Bruch- 
stücken, wodurch diese Schicht ganz das Ansehen 
zusammengeflutheter Massen erhält. 


Ferner fand ich darin: Natica ?turbiniformis Rorm., Pleu- 
rotomaria ?grandis Roxm., Trigonia clavelluta Sow., Tr. papil- 
lata Ac., Pleuromya Alduini Bre., /'ecten varians RoEM. und 
Osirea deltoidea Sow. — Nach Herrn DEnskMmAnn ist diesen 
noch hinzuzufügen: /’hasianella striata Sow., Chemnitzia Bronnü 
Rorm., Turbo granulatus (== Trochus Eggelsensis BRAuns), 
Cerith. Struckmanni vs Lor., Ostrea deltoidea Sow., Terebratula 
bicanalieulata Zıer., Terebr. tetragona Rorm., Bhynchonella pin- 
quis Rorm., Opis exaltata Rorm., (Astarte), Astarte crassitest! 
Rorn., A. plana Rorn., Pholadomya canaliculata Rornm., Hemi- 
cidaris intermedia und Pseudodiadema mamillanum RoEM. sp. 


857 


Aus diesem Profil und den erwähnten Versteinerungen 
geht hervor, dass hier der Oxford und Korallenoolith aufge- 
schlossen sind und zwar Schicht 1 u. 2 den Hersumer Schichten 
'v. SERBACH’S entsprechen, die übrigen Schichten 3 bis 5 dem 
 Korallenoolith angehören. 
Die Korallenbank - Schicht 2 des gegebenen Profil’s an 
die Basis des Unteren Korallenooliths zu stellen, wie es 
*  ÖTRUCKMANN — gestützt auf das ziemlich häufige Auftreten von 
- Cidaris florigemma — schon in diesem Niveau kürzlich für den 
- — Unteren Korallenoolith von Völksen in Anwendung gebracht, 
muss für den vorgedachten Fundort noch so lange in Frage 
_ gestellt bleiben , bis genauere Resultate uber die vollständige 
Fauna der Korallenbank des Langen Berges vorliegen, und sich 
mit ihr das Auftreten der Cidaris florigemma erweist, welches 
- sich bis dahin erst mit Schicht 3 einstellt, womit I die vor- 
- liegende Schichtenreihe der untere Korallenoolith beginnt. 
Die Zone der Pedina aspera — Schicht 4 — würde alsdann 
E dem mittleren und Schicht 5 dem oberen Korallenoolith 
angehören. Nach vergleichenden Beobachtungen des Herrn 
- — Denkmann entsprechen der Schicht 4 des Langen Berges die 
- Ablagerungen von Spitzhut (hier fand genannter Forscher schon 
_ vor 80 Jahren eine Pedina aspera) und von Lechstedt bei 
Hildesheim, indem sich an beiden Localitäten im Wesentlichen 
- dieselben Petrefacten finden, wie am Langen Berg, n nur ist 
hier Lima tumida, welche bei Lechstedt häufig und in grossen 
- Exemplaren vorkommt, nicht vertreten. Auch die aufgeschlos- 
 senen Schichten des Othberger Steinbruches am Russe des 
Langen Berges entsprechen der vorgedachten Schicht 4, und 
- kommt hier abermals Pedina aspera Nor jedoch nicht haufig 
2 und nur in mittelmässiger Erhaltung; auch erscheint hier 
= Lima tumida neben Lima semilunaris Goupr. 
Es lässt sich hiernach für das vorliegende Schichtenprofil 


Bene Schema aufstellen: 


Un terer Oxford Orepxer’s | Hersumer Schicht. 
E. a. Zone d. Amm. cordatus v. SEEBACH’S Schicht 1. 
u, , „  mendax | Perarmatenschicht, 


‘e. Korallenbank } Korallensch. v. Seusacu’s } Schicht 2. 


Ir Unterer Korallenoolith Schicht 3 
FE öberer Oxford Zone d. Cidaris florigemma i 
e: ‚Crepner’s Mittler. Korallenoolith | Schicht. 4 


x Schicht d. Cidaris [ Zone d. Pedina aspera 
florigemma | Oberer Korallenoolith s 
Ä Zone d. Nerinea sei) FEehRn: 


838 


Das Niveau der Pedina aspera in dem norddeutschen 
Oberen Jura ist hiernach, im Vergleich mit unseren deutschen 
Fundpunkten dieser Echiniden, ein hiöheres, denn in dem 
Berner und Neuchateller Jura, sowie im Yonne-Departement 
gehört Pedina aspera dem Unteren Oxford an und hat sich 
bei Basel im Korallenkalk gefunden. 

Der Beschreibung, welche Dauss (a. a. O. pag. 617) von 
Pedina aspera giebt, hatte der Vortragende Folgendes hinzu- 
zufügen. 

Die Dimensionen der vorliegenden Exemplare übertreffen 
tbeils diejenigen der beiden Stücke, welche Dauzs in Händen 
hatte, theils sind sie auch geringer und zwar ergaben sich bei 
10 gemessenen Stücken folgende Groössenverhältnisse: 


Durchmesser. Höhe. 
1. 83 Mm. 41 Mm. |) in der Sammlung des 
I 31... Herrn DEnKMAnNN. 
34,02, 26.3, 
A. DT 5, 26...,, 
9.09. 282.5 
6:790, 20.,; 
AA. 5 20:7, 
8, 40 0. 18 
9. 88 20, | 
10.29. 17 , das kleinste vorlieg. Stuck. 


Meist auf beiden Seiten flach zeigen doch einige Exem- 
plare auf ihrer oberen Seite eine stärkere Wölbung, wodurch 
die abweichenden Verhältnisse zwischen Durchmesser und 
Höhe bei No. 1, 5, 6 und 9 erklärlich. Die vorherrschende 
Form ist nicht kreisrund, sondern sphärisch fünfseitig, 
knüpft sich aber an keinen bestimmten Alterszustand, denn 
von den gemessenen Exemplaren sind No. 2, 3 und 8 kreis- 
rund, alle übrigen von fünfseitiger Form. 

Die dieser Species ohne Zweifel angehörenden Stacheln, 
welche mehreren Stücken zu 2, 3 und mehr Exemplaren 
anhaften, sind etwa \/, Mm. dick, haben einen kurzen Kopf 
mit schmalem, glatten Ring und einen glatten, cylindrischen, 
sich wenig zuspitzenden Körper. Die genaue Länge liess sich 
nicht ermitteln, da die betreffenden Stacheln sammtlich an der 
Spitze abgebrochen sind. 


Herr Danmes bemerkte zu diesem Vortrage, dass sic 
unter den als //emicidaris intermedia vorgelegten Exemplaren 
auch das Bruchstuck einer Schale von Cidaris florigemm 
befinde, ein bei der grossen Seltenheit derselben immerhi 
bemerkenswerther Fund. 


859 


Herr RAMMELSBERS sprach über die Zusammensetzung 
des Aeschynits und Samarkits, sowie über den Kalkeisengranai 
(sogen. Damantoid) von Sissersk (cfr. diese Zeitschr. diesen 


Band pag. 815). 


Herr HaLrar berichtete uber zwei neue Tentaculiten- 
Vorkommen in den Wieda’er Schiefern auf dem Braunschwei- 
gischen Unterharze unter Vorlage der betreffenden Tenta- 
Se und einiger der am meisten leitenden Versteinerungen 
aus den sie begleitenden krystallinischen und dichten Kalkstein- 
lagern. 


Herr K. A. Lossen legte einige von Herrn Bergrath 
WÜRTTENBERGER eingesandte Versteinerungen (Exogyra lobata, 
Waldheimia trigonella) aus dem Coral-rag von Goslar vor, an 
denen man die Verkieselung sehr schön wahrnehmen kann 
(efr. diese Zeitschr. diesen Band pag. 832). 


Hierauf wurde die Sitzung erehldsenne 


V. W, O. 


BEYRICH. RAMNMELSBERG. SPEYER. 


860 


Für die Bibliothek sihd im Jahre 1877 im Austausch und 
als Geschenke eingegangen: 


A. Zeitschriften: 


Albany. 20—27. Annual reports of the New York state museum 
of natural history. 

Albany. dGeological survey of the state of New York Palaeonto- 
logy by J. Haut. JIllustrations of devonian fossils.. 4°. 
1876. 

Augsburg. 24. Bericht des naturhistorischen Vereins. 

Bamberg. 11. Bericht über das Bestehen des naturforschenden 
Vereins. = 

Basel. Jahresbericht der naturforschenden Gesellschaft für 
1875/76. 

Berlin. Mittheilungen aus dem naturwissenschaftlichen Verein 
für Neuvorpommern und Rügen. Jahrg. 8. 

Berlin. Zeitschrift für das Berg-, Hütten- und Salinenwesen 
im preussischen Staate. Bd. 24, Lfg. 5. 6. und Bd. 25. 
Lfg. 1—A. 

Berlin. Abhandlungen zur geolog. Specialkarte von Pan 
und den Thüringischen Staaten. Bd. 1. Heft 4, Bd. 2. 
Heft 4.. 

Berlin. Monatsberichte der Königlich preuss. Akademie der 
Wissenschaften. 1876, September — December. 1877, 
Januar — October. 

Berlin. Verhandlungen des botanischen Vereins der Provinz ; 
Brandenburg. 18. Jahrg. e 

Berlin. Zeitschrift für die gesammten Naturwissenschaften. y. 
Bd. 13. 14. a 

Bern. Mittheilungen der naturforschenden Gesellschaft in Bern. 
No. 906— 922. a 

Bern. Beiträge zur geolog. Karte der Schweiz. Lief. 14: 
Geolog. Beschreibung des Kantons St. Gallen. 

Bonn. Verhandlungen des naturhistor. Vereins der Rhein- 
lande und Westfalens, Jahrg. 32, Hälfte 2 und 33, 
Hälfte 1. ne 

Boston. Occasional papers of the Boston society of natural 
history II.: Kexız, the spiders of the United States. = 

Boston. Annual report of the trustees of the museum of com- 
parative zoology for 1874. 1875. 1876. oe 

Boston. Proceedings of the Boston Society of natural history. 
Vol. 18. part. 3.u.4. — Memoirs Vol. 2. part. 4. No. EZ =. 


N N De De A 


861 


Bremen. 1874. Abhandlungen des naturwissenschaftlichen Ver- 
‚eins’Bd. 5. No. 2. 
- Breslau. Jahresbericht des schlesischen Vereins für vaterlän- 
 —  dische Kultur pro 1876. 
- Brünn. Bericht des naturforschenden Vereins. Bd. 14. 
Brüssel. Bulletin de la societe belge de geographie. 1. annee 
er lk1877) No. 1-4. 
Budapest. Földtani közlöny 1876, 8—12. — 1877, 3—8. 
* Budapest. Termeszetrajzi Füzetek. Elso kötet, I. — IV" füzet. 
- Buffalo. Bulletin of the Buffalo society of natural sciences. 
4 Vol. 3. No. 1 und 4. 
 Caleutta. Palaeontologica Indica. Ser. X. part 2. Ser. XI. 
ER: part. ]. 
| Colmar. Bulletin de la societe d’histoire naturelle. Annees 16. 
4 17. (1875. 1876.). 
_ Darmstadt. Notizblatt des Vereins für Erdkunde, Heft 15. 

 Dav ‚enport, Proceedings of the pet academy of natural 

sciences. Vol. 1. (1867 --76). 
| _ Dorpat. Archiv für die Naturkunde Di Ehst- und Kur- 
m lands. I. Serie, Bd. 7. Lief. 5. und Bd. 8. Lief. 1. 2. 
 .— MH, Serie Bd. 7. Lief. 3. 
Dresden. Sitzungsberichte der „Isis“ 1877. Januar — Juni. 
 Doblin. Proceedings of the Royal Irish Academy. Ser II. Vol.1. 
ET UNo. 1—5. 11. — Vol. 2. No. 4— 6. — Transactions 
# (Seience) Vol. 25. part. 20. — Vol. 26. part. 1—5. 
F Enden. Jahresbericht der naturforsch. Gesellschaft für 1876. 
'rankfurt a. M. Abhandlungen der Senkenbergischen natur- 
forschenden Gesellschaft. Bd.11. Heft 1. — Berichte pro 
1875— 1876. ee 
Freiburg i. B. Bericht der naturforschenden Gesellschaft. 
2 Ba:7. Heft 1. 
nf. Memoires de la societEe de physique et d’histoire natu- 
 relle. Tome 24., 2. partie et tome 25., 1. partie. 
rlitz. Neues L.audikzei Magazin. Bd. 52, Heft 2.13.5B4..53,, 

Heft 1. 2. | 
- Gotha. Mittheilungen aus Justus PERTHES’ geographischer 
Anstalt von Prrermans. 1876. Heft 11. 12. — 1877. 
Heft 1-12. Ergänzungshefte 49—52. 
' Hamburg. Abhandlungen aus dem Gebiete der Naturwissen- 
schaften, herausgegeben vom naturwissenschaftl. Verein 
zu Hamburg-Altona. 
nnover. Zeitschrift des Architekten- und Ingenieur-Vereins 
_ für Hannover. Bd. 22. Heft 4., Bd. 23. Heft 1—4. 
rrisburg. Second geolog. survey of Pensylvania: STEVENSON, 
= Report of progress in the Greene and Washington district of 
| Be the bituminous coalfields. 1876. 
B- Teits, d. D.geol. Ges. X XIX. 4. 56 


S 


862 


Heidelberg. Verhandlungen des naturhistorisch - medicinischen 
Vereins. Neue Folge. I. No. 5 und II. No. 1. 

Hermannstadt. Verhandlungen und Mittheilungen des Sieben- 
burgischen Vereins f. Naturwissenschaften. Jahrg. 27. 

Kesmark. Jahrbuch des ungarischen Karpathenvereins. Jahrg. 2. 

Kiel. Naturwissenschaftlicher Verein für Schleswig - Holstein. 
bo. 1. Heft 2. 

Lausanne. Bulletin de la societe vaudoise des sciences natu- 
relles. No. 77. 78. (Vol. 14. 15.) 

Leipzig. Mittheilungen des Vereins für Erdkunde für 1876, 
nebst 16. Bericht. 

Leipzig. Sitzungsberichte der naturforschenden Gesellschaft. 
Jahrg. 1.2.8. 2..4.,2No. 1. 

London. Quarterly journal of the geological society. Vol. 22. 
part. 4. Vol. 23. part. 1—3. 

Lyon. Academie de sciences, belles letires et arts. (lasse des 
sciences. Vol. 21. 

Lund. Acta universitatis Lundensis. Tom. 10. 11. (1873 — 74.). 

Magdeburg. 7. Jahresbericht des naturwissenschaftl. Vereins 
für 1876. 

Manchester. Hemoirs of the literary and philosophical society. 
3. Series. Vol. 5. — Proceedings Vol. 13—15. 

Manchester. Transactions of the geological society. Vol. 14. 


part. 6—14. « 
Milano, Atti della societa italiana di scienze natwrali. Tom. 19. 
Fasc. 1—3. 


Moskau. Bulletin de la societe imperiale des naturalisies. Annee 
1875. No. 1. 3. 4.; 1876. No. 1.2. — Memoires t. 13. 
Livrais 4. | \ 

München. Sitzungsberichte der Königl. Bayerischen Akademie 
der Wissenschaften, 1876. Heft 2. 3., 1877. Heft 1.2. 

Nancy. Bulletin de la societe des sciences de Nancy. Fasc. 5.6. 

Neubrandenburg. Archiv des Vereins der Freunde der Natur- n 
geschichte in Mecklenburg. Jahrg. 30. E 

Neuchatel. Bulletin de la societe des sciences naturelles.. Tom. 10: 
et. 11. ver 

New Haven. The -{merican journal of science and arts. No. 66. 
bis 82. 

New York. Annals of the Lyceum of natural histroy. Vol. ] 
No. 12. 13., Vol. 11. No. 1—8. — Proceedings II. Seri 
No. 1—4. | 

Osnabrück. Jahresbericht des naturwissenschaftlichen Verein 
für 1874/75. Be 

Paris. Bulletin de la socidte geologique de France. Tome 4. 
Livrais 8. 9. 11. 12. — Tome 5., Livrais 1— 1. 


\ 


863. 


Paris. "Bulletin de la societe de lindustrie minerale. (II. Serie), 
2 Tome 5 Livr. 4., Tome 6. Livr. 13. 

Paris. Annales des mines. 1876. (VII. Serie), Livr. 4—6. — 
er 1877. Livr. 1—5. 


E Jahrburch der königlich ungarischen Landesanstalt. 
b 
2 


Im 
» 


; Bd. .4. Heft 2.32, Bd. 5. Heft 1., Ba.'6. Heft’1. 
Philadelphia. Pröceedings of the ucademy of natural sciences. 
1875. 1—3, 1876. 1—3. — Journal, Vol. 8. part 2. 
Philadelphia. Ereecinge of the en philosophical society. 
| No. 96—99. 

Pisa. Atti della societa Toscana di Scienze naturali. Vol. 2. 
Tase. 2.. Vol. 3. Fase. 1. 

_ Prag. Sitzungsberichte der königlich böhmischen Gesellschaft 


u >. . 
) Way Er 


der Wissenschaften 1876. No. 1—-7. — Abhandlungen 
RE 6. Folge, Bd. 8. 
2 Regensburg. Abhandlungen des zoologisch - mineralogischen 


Br Vereins... Jahrg. 30. 
Roma. R. Comitato geologico d’Italia. Bolletino 1876. No 11. 
= 12., 1877. No. 1—10. — Memorie Vol. 3. part. 1. 

_ Roma. Ati della R. Academia dei Lincei. Transatti Vol. 1. 
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Salem. sSieth annual report of the trustees of the Peabody 
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Salem. The American nauralist. Vol. 8. No. 2.4—12., Vol. 9. 
Be 1-4, 6-12. 

St. Gallen. Jahresbericht der naturwissenschaftl. Gesellschaft 
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"St. Louis. Transactions of the academy of sciences. Vol. 3. 
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bolm. Greologiska föreningens i ee Jöorhandlingar. 
Ba. 3. No. 6—11. 
E Stockholm, Kongl. Svenska Vetenskaps Akademiens Handlingar. 
B n 13., Bd. 14. 1. Hälfte. — Bihand till handlingar. 

lee Ofversigt af förhandlingar. 33. Jahrg. 

Gere, 
Petersburg. Bulletin de lacademie royale des sciences. 
jome 24. Livr. 4., Tome 25. Livr. 1—3. — Memoires. 
Be Tome 22. Livr. 11. 12., Tome 23. Livr.: 2—8., Tome 24. 
kiwr. 1—-3., Tome 25. Livr. 3. 
Stuttgart. Jahreshefte des Vereins für vaterländische Landes- 
kunde in Württemberg. Jahrg. 33. Heft 1—2. 
Venedig. Memorie dell R. Instit. Veneto di scienze. Vol. 19. 
# part. 1—3., Vol. 18. part. 3., Vol. 20. part. 1. 

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the exploration west of the 100. meridian. Part. IV. Vol. 3. 
(Geology.) 1875. — Annual u Jor 1875 and 1876. 


96 * 


Be en 


— Report upon the exploration of the 40. parallel. Vol. 6.: 
Microscopical peirography by ZirkeL. — Bulletin of the 
entomological commission No. 1. 2 | 

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gical and geographical survey of the territories. Bulletin. 
II. Series, Vol. 3. No. 1—4. — Report Vol. 2. 9. 10. 11. 
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Washington. /teport of the commissioners of agriculture for 

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Wien. Sitzungsberichte der k. k. Akademie der Wissenschaften. 
naturwiss.-mathem. Klasse. Abth. I. Bd. 72. Heft 1—9., 
Abth. II. Bd. 72. Heft 1—5., Bd. 73. Heft. 1—3. 

Wien. Mittheilungen der k. k. geographischen Gesellschaft. 
Jahrg. 9. : 

Zürich. Neue Denkschriften der allgemeineh Schweizerischen 
Gesellschaft für die gesammten Naturwissenschaften. Bd. 2u 
Abthr 1.2: 

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und 1875. 


B. Abhandlungen. 


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— — Note sur le terrain devonien de la rade de Brest. 3,8 
Lille 1877. E 

Beut, Tu., Geological age of the deposits containing flint imple- | 
ments at Hoxne. 8°. London 1876. ® 

— — On the loess of Ihe Rhine and the Danube. 8°. nr 
1876. 3 


When PAR. Park sol 11 ESS Le a Er ae 
u TIER) SR 7 Br 
; Die IR Ri 


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— — On the drift of Devon and Cornwall. 8°. London 1876. 

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Tertiär-Geschiebe aus Oldenburg. 8°. 1877. 


Onuzonı, G., Delle antiche morene vicine ad arco nel * rentino. 


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barde..:82.. 1877: 


OrtHn, A., Die naturwissenschaftlichen Grundlagen der Boden- 


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— — Bericht über die Bodenkarten und geologischen Karten 
auf der Weltausstellung zu Wien. 8°. 1877. 

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— — Deber einige Aufgaben der wissenschaftlichen Meeres- 


kunde. _ 8°. . 1877. 


Penck, A., Nordische Basalte im Diluvium von Leipzig. 8 . 1877. 8 | 
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867 


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'— — Mineralogische Mittheilungen. Neue Folge. (Z. f. 
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— — Bericht über eine geologische Reise nach Ungarn 1876. 
©. Boun. 1877. 
_— — Mineralogische Beiträge. 8°. Bonn 1877. 
_ — — Vorträge und Mittheilungen in der niederrheinischen 
E Gesellschaft. 8°. Bonn 1877. 
 Reyer, Ep., Beitrag zu Fysik der Eruptionen und der Eruptiv- 
3 gesteine. 8°. Wien 1877. 
 SELIGmann, G., Mineralogische Notizen. 8°. Leipzig 1877. 
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4 and Cynthiana meleoric stones. 8°. 1877. 
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_ STEVENSON, The geological relations of the lignite groups 8°. 
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STÖHR, E., Il terreno pliocenico dei dintorni di Gärgenti. 8°. 
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 Smrüver, G., Die Mineralien Latiums. Theil 1. 8°. 1877. 
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 — Studi minerali del Lazio. Parte secunda. 4°. Roma 1877. 
UPAN, A. G., Studien über die Thalbildungen des östlichen 
Br nkündtens und der Tiroler Centralalpen. 8°. Wien 
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Be scnorn, H., Ergänzungen zur Flora des russischen Jura. 
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ACER, M., Ueber österreichische Mastodonten. 4°. Wien 


C. Karten. 


® geologique du grand-duche de Luxembourg, par WIES et 
SIEGEN. 1:40000. 9. Blatt. 


us Pa TERRE BR 2 ER Ba Sa EINE x I u A a A Je 


Druckfehlerverzeichniss 


für Band XXIX. 


S. 216 Z. 6 v. u. lies: „Speeton‘ statt Speeton. ER SE 5 
- 362- Av.u. - „Plagioklas“ statt Plagioklar. Be 


- 464 - 18v.o. - „Granat“ statt Granit. En 
- 473 - 15 v.0. -  ,„Monticellitpseudomorphosen“ statt Monticellit- 
| metamorphosen. | ER u 
4801-9 v 0.20 2 ta RR Es ar RING 
„1,93 statt 0,93. 
- - 491 - 13 v.u. -  „Millimeter‘‘ statt Meter. N a: 
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= - 
% I. Namenregister. 

E A, hinter den Titeln bedeutet Aufsatz, B. briefliche Mittheilung, 
R: P. Protokoll der mündlichen Verhandlungen. 

F 

E H. Asıcn, Ueber die vulcanische Thätigkeit in den Gebirgsländern 
4 zwischen dem Kaspischen und dem Schwarzen Meere. P. 

3 


N IR 
a 


 — Das thrialetische Thermalquellensystem in Karthalinien vom 
geologischen Standpunkte betrachtet. A. 

 L. v. Ammon, Ueber die obere Juraformation auf der Halbinsel 

E- Purbek, und den oberen Alpenjura von Wendelstein. B. 

A. Arzrunı, Ueber die Ergebnisse der Forschung auf dem Ge- 

u: biete der chemischen Krystallographie. A. . 

Berenptr, Ueber Geschiebe von ser Gestalt in der Mark 

2 Brandenburg. P. 

 E. Beyrıcn, Ueber Geschiebe von Ppyramidaler Gestalt. P. 

— Ueber Zechstein und Devon in dem Bohrloch zu Purmallen. P. 

— Ueber die Gliederung der Schichten zwischen dem grauen Kalk 
und dem rothen Ammonitenkalk im westlichen Süd-Tirol. P. 


 — Deber jurassische Ammoniten von der. Ostküste Afrikas. P. 
_  — Teber die geognostische Karte vom Su re und dessen wei- 
Be terer Umgebung. P. . 5 
_ —— Deber einen Pterichthys von Gerolstein. A. . 
 — Teber Mastodon-Arten von Fulda. P. 


 G. Bornm, Beiträge zur geognostischen Kenntniss de Elle A. 
- W. Branco, Notiz über das Vorkommen des Muschelkalks bei 
Altmersleben in der Altmark. A. i 

Beobachtungen über den Jura in Lothringen. B. E 
 H. Crepner, Ueber die Gliederung des en im süchsi- 
Bee: schen Erzgebirge. Bi. 

— Ueber den sächsischen rothen Gneiss. P 
Der rothe Gneiss des sächsischen Erzgebirges, . seine Verband- 
verhältnisse und genetischen ee zu der archäischen 
-  Schichtenreihe. A. Se: 
-_ W. Damzs, Ueber eine Missbildung an "Micraster breviporus. N 
_ — Ueber Hoplolichas und Conolichas, zwei Untergattungen von 
we Lichas. A... . . 

Daran, Die Diallaggrannlite "der sächsischen Granulitforma- 
tion. 

Errıngsuausen, "Ueber seine phylogenctischen Forschungen "auf 
_  phytopaläontologischem Gebiete. P. 

i. Fuchs, Geologische Uebersicht der jüngeren Tertiärbildungen 
des Wiener Beckens und des ungarisch - steierischen Tief- 
enge A... nn. 


+ . . . 


Pa I v SE N 
\ NE TR 


RE NENNE EEE ER 
Hr S UT AN IERRN 


Gortsche ,„ Ueber Juraversteinerungen aus der Sec 
Republik. P. I E 

A. v. Groppeck, Beiträge zur Geognosie des Oberharzes. A ; 

P. Groru, Ueber Natron-Orthoklas von der Insel Pantellaria. P. 

GroTriAn, Ueber Gypsabgüsse von Rhinozeros - Zähnen und von 
Coeloptychien. P. 


A. Hırrar, Ueber die metamorphosirten Culmschichten in der. 


nächsten Umgebung von Rohmker Halle, sowie über zwei 
neue, im nordwestlichen Oberharze beobachtete Culm - Vor- 
kommen. A. ech en ee 

= Weber transversale So in den Cuimschichten des 
Öberharzes. P. : 

— Ueber Tentaculiten aus den Widwe er Schiefern vom braunschwei- 
gischen Unterharz. P. . . \ 

HAUCHECORNE, Ueber Bohrlöcher bei Dobrilugk und bei Pur- 
mallen. P. Une 

— Ueber die Beognostische Karte der Umgegend von Bm P. 

— Ueber gediegen Kupfer aus der Grube Calumet und Hecla 
Mine in Keweenow - County im Staate Michigan. P. 

— Neue Aufschlüsse bei dem Steinkohlenbecken an der Worm 
bei Aachen. P. 

P. Herrer, Ueber die "Umgegend- von n Campiglia. B. 

F. Hır.senporr, Noch einmal Planorbis N Ay an 

— Neue Forschungen in Steinheim. A. 

v. Hocusterter, Galvanoplastische Nachbildungen von  Aötosaurus 
ferratus. als 

K. Horwann, Ueber die Basalte des Bakonyer Gebietes. B. 

Horssteın, Künstliche Nachbildungen von mit 
Thierfährten. P. SR el 

E. Kırkowskv, Ueber den rothen Gneiss des Erzgebirges. EB. 

Kırrer, Mikroskopische Untersuchung der Foraminiferen eines thon- 
reichen Mergels von Luzon. P. . 

E. Kıyser , Ueber gangförmig auftretende Bruptivgesteine von 
Rübelard und Elbingerode. : re 

— Ueber Thon und Sand auf dem Plateau von Elbingerode, P; 

— Ueber Geschiebe von pyramidaler Gestalt. P. 


— DUeber einige er aus dem rheinischen Unter 


devon. P. An... 

— Ueber die hercynische Fauna. von 'Bieken, "Greifenstein und 
Wissenbach. B. h \ 

— Ueber Ütenacanthus aus den unterdevonischen Nereitenschichten 
Thüringens. P. > % 

— Ueber die Fauna der ältesten Ablagerungen des Harzes. P. 

— Ueber die Oberhelderberg-Schichten im Staate New- York. P. 

— Ueber Spirifer sp. aus dem rheinischen Unterdevon P. 

A. Krause, Die Fauna der sogen. Beyrichien- oder Choneten- 
Kalke des norddeutschen Diluviums. A. 

Lısırp, Ueber die practische Unbrauchbarkeit. des v. Lasınız 
schen Seismographen. P. 

Lırez, Ueber die geologischen Verhältnisse des böhmischen Erz. 


gebirges. R% 


J. Lemseng,, Ueber Gesteinsumbildungen bei Predazzo "und "am 


Monzoni. A. e 
Lersivs, Erläuterung der. geologischen Karte von Süd- Tirol. Ri: 


Tu. Liesısch, Ueber den Zusammenhang der geometrischen Ge- 
setze der Krystallographie. A. EN RE ne 


_— 


= 


Se a ee abe a ee 
Ey r 2 R ve7 iR F 


EC 


Ta. Liesisch , 


r 
‘ 


Ueber die Symmetrie der a le ud über 
aequivalente Zwillingsaxen. P. . 

Mineralogisch - petrographische Mittheilungen aus dem Berliner 
mineralogischen Museum. A. 


.„ A. Lossen, Ueber die Gangspalten der. Gegend von Rübeland 


und Elbingerode. P. 


Ueber ein Br nlohlenvorkommen De Wienrode am Nardrand 


des Harzes. P. 
Ueber Granat- haltiges Magneteisen mit naiden. Stielgliedern 
vom Spitzenberg im Harz. P. 


Ueber die Umwandlungen des Kalkes von I Hasserode im Granit- 


contact. P. 

Theorie der Entstehung der Haupt- Gang- - und Verwerfungs- 
spalten des Harzes. P. \ ine 
Kritische Bemerkungen zur neueren Taunus - _ Literatur. Aus: 
Ueber die Gliederung derjenigen palaeozoischen Schichten im 
Harz, welche älter als das Mitteldevon sind. P. 

Ueber die geognostische Uebersichtskarte des Harzgebirges und 
über die geologische Constitution des Harzes. P. . ehe 
Ueber Gesteinsproben aus der Seas von Wildungen und 
vom Kellerwald. P. . . 

Versteinerungen aus dem Coral- rag von Goslar, P. 


Ei; Naumann, Ueber die Vulcaninsel Ooshima und ihre jüngste 


Eruption. A. 


 Nevmara, Geognostische Untersuchungen und nen 


in Griechenland und in der europäischen Türkei. P, 

Ueber das Alter der Kalke des Pentelikon und des Hymettus. P 

Pourıs, Der archäische District von Strehla bei Riesa in 
Sachsen. A. 


:  Podeenv ‚ Ueber den Ursprung. der Salze abflussloser Gebiete. pP 


RAmmELSBeERG, Ueber Nephelin, Monacit und Silberwismuth- 
Blanz A... 
Ueber die Zusammensetzung des Meschynits und ne RN 


F. v. Rıicutuoren, Ueber den Gebirgsbau Central-Asiens. P 
F. RoEmer, Notiz über das Vorkommen des Moschus-Ochsen (Ovibos 


moschalus BraAınv.) im Löss des Rheinthales.. A. Bir 


i SıpeBeck, Ueber die Krystallisation des Diamants. P. 


Ueber Krystallzwillinge. 


Sınpseroern, Ueber die Steinheimer Conchylien. ; P. 416 B. 
. SCHLÜTER, Verbreitung der Inoceramen in den Zonen der 


norddeutschen Kreide. A. 


R. Schmipr, Bemerkungen über Bene „China“, B. '830, 
SEERACH, Ueber das Alter der Kalke des Pentelikon und des 


Hymettus. P. 


. SpEyErR, Ueber den Bon in Fer De Sachsen. "P. 


Ueber Zechstein aus dem Bohrloch zu Purmallen. P. 

- Ueber Mastodon-Zähne von Fulda. P. 2 

Ueber das Niveau der Pedina aspera Ac. P. A 
STELZNEr, Ueber den rothen Gneiss des ge Erz. 


STÖöHR, Ueber die Fauna der "Tripoli - Schichten Sieiliens. P. 
TRUCKMANN , Ueber die Fauna des unteren Korallen -Ooliths 
von Völksen am Deister unweit Hannover. A. 

6, Classification der ungarischen Trachyte. P. 

Luk, Ueber die Grauwackenzone der nördlichen Alpen. P. 


IrauTscHorD, - Ueber Waldowyit aus dem Ural. P.. ... 


gebirges . . DB AT N 


TaıutscuoLp, Ueber das Niveau des Spir. Moskwensis. P. . . 
— Ueber die Uebergangsschichten zwischen Jura und Kreide in 
der Gegend von Moskau. P. . . .. a! \ 


M. v. TrızeotLert, Ueber den Parallelismus der oberen be ä 
gen des Schweizer Jura und von Hannover. B. . . 2... 


M. Wessky, Ueber das Meteoreisen von Rittersgrün. P. . . . 


— DUeber Enstatit von Bamle.. P. . . . : ae ; 
— Ueber Antimonglanz von Heinrichshain bei Punnau in Böh- 

men.‘ PD", mE a es ee 
— TÜUeber neue Verbesserungen am :Goniomleter. BIT se 


— Ueber Pegmatitvorkommnisse des Riesengebirges. P. . 
E. Weiss, Ueber Protriton Petroleı von Friedrichroda in Thü- 

ringen. P. S Ve a ee 8 
— Ueber die Aetzfiguren bei Gyps. Bu. no Rahmen ae 
—  Teber die Schlagfiguren bei Bleiglanz. P. . . . 2. 2... 
— Ueber die Entwickelung der fossilen Floren in den geologischen 


Perioden, A; Sn Se i Br 
— DUeber neuere Untersuchungen an Fructificationen der Stein- 
kohlen - Calamarien. A. . a u 


— TUeber die Porphyrvorkommen des nördlichen Thürnigerwalden P. 


L. van Werwecke, Bemerkungen zur geologischen Karte von 


Luxemburg des Herrn N. Wies.: A. 2 N ne ne, 
G. Worrr, Das australische Gold, seine Lagerstätten und seine 
Associationen. A. ee ; ; 
Ta. Wourr, Geologie der Provinz von Azuay (Cuenca) in Ecuador. P. 
_ Geologie der Provinz Esmeraldas in Ecuador. P. . ... 
— Ueber eine Ascheneruption des Cotopaxi in Ecuador. B. . . 
WÜRTTENBERGER, Ueber Jura bei Goslar. 2. . i 


ZıtTeL, Ueber das Alter der Kalke mit Terebratula Rotzoana. P. 


 . . NH. Sachregister. 


: Absonderung des Gmneisses 
; von Strehla Ö 

_ Adinole im Oberharz 
er { : 
 Aetzeindrücke bei Gyps Ä 
Albit in Taunusgesteinen 

j = Alluvium in Esmeraldas 

_  — in Oesterreich . 

-  Altmersleben 

Ammoniten aus Ost- Afrika 
 Ammonites Bias an, 
= jntemuptus . . . . 
 —_—— Milletianus . 

.—  norieus I 
 — tardefurcatus . . 

Be amans ,. 0. 
_ Amphibolit im Gneiss von 
Strehla . . . 

_ Andalusitgneiss von Strehla 
E Ssfschiefor von Strehla 


Antimonglanz von Heinrichs- 
hain. 

A quitanische Stufe . : 
Asche, vulcanische, von 
Guayaquil ; 


‚phaltkalke- von Holzen 
rypa reticularis 5 
Zi er -Andesit von Ooshima 


lemnites pistilliformis . 
llerophon substriatus 
vedere-Schotter 5 


ven 907: 


ssin, rn 83. 


Berlin, geognost, Karte von 


Beyrichia tuberculata . 
— DBuchiana 

— Kochii 

— Maccoyana . 

—  Salteriana i 
Beyrichienkalk . . . 
Biotit in Granulit 


Blasenräume in Porphyren . 


Bohrloch zu Purmallen 4923, 


— zu Dobrilugk 


Braunkohlen bei AWienrode F 


— bei Elbingerode 
Brevismilia conica . 
Bruchberg . 
Bryozoenkalk .. 


Calamarien . . 


Calymene Blumenbachii 


Cardiola interrupta 
Carinifex 
Centrodus . 


Chiastolithschiefer v v. Strehla 


Chonetenkalk . 
Chonetes’ striatella . 
Cidaris muricata 

—  punctata. . 
Coelolepis Schmidtii 
— Goebeli . 
Coenites Linnaei 
Congerien-Stufe . 


[2 


Conglomerate im Oberharz 


Conglomeratschiefer v. Strehla 


Conocardium reticulatum.. 


Conolichas 

— aequiloba 
— Schmidtii 
--  trieonica. 


Contact von Manson a 


RunReR 2 :ı 


— von Melaphyr ı und Kalk 


Conularia lanceolata 


* 


K 


K3 


. BR Pe EBEN Te Fade PN el 
I N a a IE ke ST Dar ann 
a Fr 7 En “ Er N ER : 
a RE a RR er 
R N 


Corbis corrugata 
Cornubianitgneiss v. Strehla 
Cornulites serpularius . 
Cotopaxi Ä 

Crania irregularis \ 

— implicata . 
Ctenacanthus . .. . ., 


Culm im Oberharz . . 63, 


— bei Rohmker Halle . 
Cytherea parva . . 
Cytherellina siliqua 


Damantoid. . 

Diabas im Oberharz 

- ın Aegypten 
Diabasporphyrit in Aegypten 


715. 


Diagenesis. 

Diallag . & 
Diallaggrannlite . ; 
—  Örthoklasfreie . 
—  Orthoklasführende 
— Verbreitung . , 
— Classification 

— Varietäten 

— Genesis 

Diamant ; i 
Diluvium in Eemersldas te 
— bei Strehla . 571, 
— in Oesterreich . 
Dimorphie . 

Diorit ; 

Discina orbieuloides 
Dislocationsmetamorphismus 
Disthen in Central-Afrika 
Durchwachsungstrümer 


391, 
302. 


Eggenburg, Schichten von 
Einlagerungen des rothen 
Gneisses in Glimmerschiefer 
- — in  Gmeissglimmer- 
schiefer . ; 
- — in grauen Gneiss. 
=, — in zweiglimmerige 
Gneisse . nl 
Elligser Brink 
Emscher Mergel . 
Entrochus . 
Eruption, 
Ooshima id 
des Cotopaxi Kan 
Euomphalus Ehre 
Exogyra reniformis 
—  spiralis 


vulcanische, auf 


| Fassait:. a MET 


Fauna der aquitanischen 
Stufe. 


— der Tripolischichten ‚Si- 
ciliens . 

— des Korallen-Ooliths” 

-- eines Mergels von Luzon 

—: , hercynische, im Harz. 


— — im rheinischen Ge- 

birge EIERN 
— im nordamerikanischen 
Devon 


—, oberdevonische, im ah 
nischen Gebirge: . 

Favosites fibrosa 

— Gothlandica 5 

Feldspath in Augitandesit 

Felsit - 

Felsitporphyr . ala N”e 

Fenestella patula 

—  striato-punctata 

Flammenmergel . ö le 

Flaserung der Porphyre s 

Flora des 
Tertiär . GN IT Fer 

— des Rothliegenden von 
Langwaltersdorf und Lässig 

—  , fossile . 252. 

Fructification der Calamarien 


Gänge, goldführende, in Au- 
stralien . 
— im Glinmersehiefer: von 


Strehla . 
— im Gneiss von Strehla 3 
Gauderndorf, Schichten von 


Gault in Norddeutschland 
Geschiebe, von pyramidaler 

Gestalt i 
Glimmerquarzit von Strehla 


Glimmerschiefer von Strehla 


Gneiss von Strehla 

—  , rother, des sächsischen 
Erzgebirges 

Gold in Australien. 


Goldklumpen in Australien 


Goldseifen in Australien . 
Goniometer 4 nal Pr 
Granatı a 

— in Granulit 


Granit in Aegypten 612. 716. 
Granitgneiss von Strehla 549. 


Granitporphyr in Aegypten. 
— in Niederschlesien. \ 


Granulitformation in Sachsen 2 


österreichischen 


598. 637. 757. 


407 
848 


847 
9 
ng 
824 
126 
zı 
et 


% 


nt u 
Grauwacke in den nördlichen 


"02 Alpen... 
e- —. vom Kellerwald 


E  — von Wildungen 

3 ‚Greifenstein 

3 Grund, Schichten von. 
B..: : 
er eniatit im Granulit. 
“ Harz, 


geognost. Karte des . 
Hils . i r 
— in Norddentschland 5 
Holopea i 
Hoplolichas . 
conico-tuber culata- 

—  proboscidea . 
_  —  trieuspidata . ; 
Hornblende im Granulit . 

—  -gneiss in Central-Afrika 
in Schlesien 
— -granit in Aegypten . 
—  -Plagioklas-Gesteine . 


Indices, rationale 5 
 Imoceramus  concentricus . 
hatus . .. 
"u striatus - 
Inoceramen d. oerechen 
Kreide 2 
3 Jura in der Argentinischen 
{ Republik ; 
we in Luxemburg. 
bei Goslar 
. in Lothringen . 
- bei Hannover . 
von Astenbeck 
auf Purbeck 
am "Wendelstein 


talk von Greifenstein 
. von Luxemburg Er 
Be, geognostische, des 
- der Umgegend von 
‚ Berlin ; 
von Luxemburg. 

‚des westl. Süd- Tyrol 


Nlen-Oolith . ERNEUTEN 


TAS. 


Kreideformation in Griechen- 


landa=; 631. 
-—- im Norddeutschland . 
Krystallographie, chemische 
Krystallzwillinge . . 


Kupfer von Keweenaw 


Lagerung der Glimmerschiefer 
von Strehla 

— der Gneisse von Strehla 

der Phyllite von Strehla 

— des rothen Gneisses . 

— des Silur von Strehla 

— des Wiener Tertiär . 

Lagerungsverhältnisse d. Gol- 
des in Australien 

Laumontit . 

Leda scapha . ; 

Leitha-Conglomerat 

Leonhardit 

Leperditia Angelini 

Leptaena transversalis. 

Lias in Süd-Tyrol . 

Lima elongata 

— .longa. 

stricta. . 

—  subrigida 

Lingula cornea . 

Literatur des öterreichischen 
Dertian.n 

Litophysen 

Loess in Oesterreich 

— in Süd-Russland . 

Loibersdorf, Schichten von . 


— 


Magnetit in Granmulit . . . 
Magnetkies in Granulit - 
Mastodon von Fulda . 852. 
Mediterran-Stufe 658. 


Melaphyr im Fassathal 
Meristella didyma 
Meteorstein N 
Meyeria ornata . . 
Micrastem breviporus 
Modiola pulcherrima 
Modiolopsis antiqua 

Molt, Schichten von 
Monaeit ae 
Monticellit. 

Monzonit 

Morphotropie . 
Moschnsochs.,..; ... een 
Murchisonia cingulata. . . 
Muschelkalk bei Altmersleben 
Muscovit im Quarzporphyr 


830, 


Seite 


Natron-Orthoklas k 

el der Krystll 
flächen 5 

Nephelin 

ei a Schichten 
von e 

Nucleospira pisum i 

Nucula subtriangula 

Nulliporenkalk 


Oberharz . . . \ 
Obsidian vom Araratlı 
Oligocän von Strehla . 
ÖOnchus curvatus 

— Murchisoni . 
Oniscolepis magnus. 
Oolith 

Ooshima : 
Orthis anaenlare 2 
Orthoceras annulato- costatum 
—:  costatum . 

— Damesi . 

— DHagenowi 

— Schmidtii i 
— sinuoso-septatum . 
—  verticillatum 
Orthoklas in Granulit. 
Ostrea Couloni . 

— haloitoidea . 

— macroptera . 
Ovibos moschatus 


Pachylepis costatus . 

— glaber . . 
Panopea punctato-plicata. : 
Pechstein En 

Pecten comatus . 

—  Goldfussi 

— orbicularis . , 

—  striato-punctatus . 
Pedina aspera 

Pegmatit im Riesengebirge . R 
FRut, 8%. a 
Phacops Downingiae r 
Phyllit von Strehla 

Pinna granulata. - 
Pläner in Norddeutschland } 
Plagioklas in Granulit . 
Planorbis multiformis 
Pleurotomaria gigantea 
Plicatula imbricata. 
Polymorphie \ : 
Porphyr im Harz . 

— im Thüringer Wald. 
— von Boscampo. 


. So. 


201 
418 
492 


| 
| 
I 


Schichten , palaeozoische, im 
Harz % 

Schiefer, Wisenbadter 

Schieferung, transversale. 

Schlagfiguren bei a ’ 

Schlier . 

Seifen, Gold- 

Seismograph . ke, 

„ Senon in Norddeutschland 

” Serpentin in Australien . 

— in Schlesien . 

Serpula hilsensis . 


7 BD > 


Porphyr vom Monzoni . . 

Porphyrit . - 131 

— "vom Gebel Duchän . 716 

Predazzit g 458 

Primärtrümer i 392 

Primitia Beyrichiana . . „. 38 

— minuta 2. een. 38 

— mundula. 38 

— oblonga . 37 

—  obsoleta . Br 

er oyalas u un 

— Roemeriana. 37 

— semicircularis 37 

Proetus coneinnus . . . 39 

Protriton Petrolei 202 

Pseudomorphosen von Ser- 
pentin nach Monticellit 471 

Pterichthys 751 

—\ 'striatus 0 5% 40 

 Pterinea reticulata . 21 

> retofllexa ment... mel 

—  tenuistriata . Be 

Ptilodyctia lanceolata. . .„. 1 

Purbeck-Mergel . 2259 

Quarz in Granulit 20 

Quarzporphyr in Aegypten 7a 

719. 710 08 

Retzia Salteri ; 18 

Rhynchonella multiformis . 248 5 

— nucula A 

— Wilsoni 18 

Röth in Sachsen 204 

Rothliegendes in Sachsen 202 

Rostellaria Parkinsoni, 242 

Saccharit ‘ee. ee 

Samarskit . ; 815 

Säugethierfauna des Öösterrei- 
chisch-ungarischenTertiär . 688 

Scalariden. 417 


ifer aus Unterdevon 


aan) a saxonica . . 


. 


A 16 


_ rhomboidaiis gern 
: varjecostata BARRÄRE 


za repens  . 


je der Bode i 
* Krystallzwillinge z 


| Me in Porphyren 


[ 


= . Goldgewinnung 


448. 


® 
“ 
. 


168 
846 


Terebratula perovalis . ° . 
=... praelonga,. ..2, u. 
—2subsella . 0.0. 
Tertiär des Ungarisch- Steie- 
rischen Tiefllandes . . . 
— des Wiener Beckens. . 


— in Esmeraldas. . . 
Thermal-Quelln . . . 
Ehone des Hılsa. 2...) 
Trachyte in Ungarn . . . 


Trochus sealaris 


Tschernosem . . . . 83%. 
Turbo clathratus .°...:. 
— pulcherrimus ERS ER, 
— . striatus . . RER 


Turmalin in Eranulit Eu 
Turritella hilseana . . . 


Umbildungen der Gesteine . 


Unmio Menke, 2... 
Unterdeyvon . 2:2. 2.5 
Unterquader. . 2°... 


Verhältniss, anharmonisches, 

von 4 Krystallflächen . . 
Verwitterung des Gneisses 
vom Steehlay 2.0.2, 
Vulcane auf Ooshima . . 
—.ıin-Bakony.. 2 . =... 
— in Esmeraldas . . .. 


Waldheimia trigonela . . 
Wollastont — .,. 


Zechstein zu Purmallen . 

Zinnstein von Campiglia. . 
Zirkon in Granult .. _. 
Zonen der Krystallflächen . 
Zwillingsaxen. . . 


Druck von J. F.Starcke in Berlin. 


625. 


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Zeilschr.d.Deutsch.geol.Ges.1877.. 


Taf. 


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über die wichtigsten Vorkommnisse nutzbarer 
Mineralien 


im 


OESTLICHEN AUSTRALIEN 


zusammengestellt von,.D*G. Wolff. 


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= Rupferfelden. | 
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Alesoxoische hohlenfelden 
echte Steinkohlenfelder 
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u = rn 120° 
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Anter Ru. 
Vew Castle 


Shoalhaven KR. 


Caplowe 


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Taf. IM. 
Grünsteingang, Goldquarzgänge 
u. obersilurische Schiefer. 
Onerschnitt von Woodspoint in Victoria, 
nach N? 6H4 Ulrich. 


Fig „UT. 


Fig.T; 
Kilkivan- Gold- 
Feld. 


Haa/sstab-1:63360 
1”= Imile. 


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© Alluvronen mit 6old. 


DIE bold im Serpentin. 


I 


> Onarxlagergang. 

il Zelsiporphyr. 

ea Jüngere (onglomenate. S 
EI Grystall: Schiefer. 
um Granit. 


Ouarzgang,inlvon.Orünstein.durel, 
brochen, ul ganz xertrümmert. 
3 


Andesit -Diabas. , 
= Alte Schiefer und Sand, 


steine. 


Zersetster aufgelöster 3 chiefer. 


Solider Schtefer und Sandstein 
(obersüurusch.) 


Ouarztrummer im Grünstan. 
(Schwebende Ouarzkörper, ähnlich den 
Lentikulargängen.) 

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BEE Grünstein (Dioriische:) 
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Zeitschr. d.Deutsch. geol. Ges 1877. 


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N® 9, 
C be bebe bababa 
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Profil aus denv Steinbruch ba der Lanenhainer Profil an.den steilen Belsen:am. linken Zschopau, 
Dhihle bei Mittweida. ufer oberhalb Kriebstan.be Morüsfeld ; 


Profil des Steinbruches links der Strasse Ringethal-Nittireida bei der‘ 
Fabrik Weissenthal. 


N® 4. 


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© C 2 
Profil am linken Zschopauufer zwischen Veuschönberg und Waldheim. 


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Lith.von Laue 


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Zeitschr. d. Deutsch.geol. Ges. 1877. 
Die Yeddobai und Idzu 


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mit den sieben Inseln. 
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Onbiaski Rerosn.s hima 


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13944 065.2. 333 nordl.Br. 


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Gex.u.lth.von Late. 


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Zeitschr.d. Deutsch. geol.Ge 


Zeitschr. d.Deutch.geol. Ges. 1877. 


| Tacl. 


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Am Bahnhof Freiberg. 


Neue 


Hoffnung 1. 


In der Schrwarzen Pockau. 


Balmeinschritt oberhalb 
Station. Pockcar. 


Herm. Credner. 


Sohle des Mulde -Thales. 
Nördlich vom: Mundloche des Michaelis -Stollus. 


Buhneinschnütt b 
Fi £ 7. Thieımendorf- 


Bahneinschnitt zwischen 


fheiberg und Berthelsdorf, 


Bei Gensdorf' unmeit Rossmwein, nit bei 


Klein-Timmeritz. 


Steinbruch am IKrebs-Vormerk 
bei Ehrentiiedersdorf 


rolher (ineiss 8 - Gneissglimmenschiefer 


vn = rolher Augengneiss = heller Glimmerschieler 
2 u g - Ouurzütschiefor 
grauen (neiss ( Muscovitsohielen) 


sweiglimmeriger Gnaiss  — Amphibolit 


| Zeitschr. d. Deutsch. geol.Ges. [81T ak ll, 


) Gex.u.lith.von Laute. 


‚ Zeitschr. d. Deutsch. geol.Ges 181 


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Vex.u. liıth.von Laute 


Dad XV. 


Gex.ı.. lith.von Lane 


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tschr.d. Deutsch. geol.Ges. 1817. 


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