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Full text of "Zeitschrift der Deutschen Geologischen Gesellschaft"

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FOR  THE  PEOPLE 

FOK  EDVCATION 

FOR  SCIENCE 

LIBRARY 

OF 

THE  AMERICAN  MUSEUM 

OF 

NATURAL  HISTORY 

Bound  at 

[A.M.N.H. 

1917 


E  I 

ba 

it/3 


Zeitschrift 

der 

Deutschen  Geologischen  Gesellschaft. 

(Abhandlungen  und  Monatsberichte  ) 


B.  Monatsberichte. 


Nr.  1.  65.  Band.  1913. 


INHALT. 

Protokoll  der  Sitzung  vom  8.  Januar  1913 1 

Vorträge: 

KOHNE:  Vorlage  und  Erläuterung  von  Profilen  aus  dem 
Peissenberger  Kohlenrevier  (Titel) 1 

JENTZSCH,  A.:  Ostdeutsches  Pliocän / 

MENZEL,  H.:  Diskussionsbemerkungen  zum  Vortrage 
von  Herrn  JENTZSCH  (Mit  1   Textfigur)      ....     .? 

BARBORT,  i:.:  Nun-  und  Umbildungen  in  Neben- 
gesteinen der  Salzstöcke  des  Norddeutschen  Flach- 
landes (Mit  :\  Textfiguren) .    .    .    6 

WIEGERS,  F.:  Zur  Gliederung  des  französischen  Di- 
luviums (Titel) ic 

Mitteilung  des  Vorstandes iß 

Briefliche  Mitteilungen: 

HAARMANN,  Brich:    Geologische   Streifzüge  im   Staate 

Coahuila  (Mit  K>  Textfigaren) 2,s 

GERTH,   II.:    1  'lache  Überschiebung  oder  Absenkung  an l' 

der  Südflanke    der  Weissensteinkettc    bei  Günsberg 
PRAESENT,    Hans:     Die    höchste    marine    Grenze    auf 

Bornholm  (Mit  1  Textfignr) .  :,:; 

BARBORT,  E.:  Ober  Corbula  isocardiaeformis  als 

Synonym  für  Lsocardia  angulata   PHILL.  .     .     .  jt! 


Deutsche  Geologische  Gesellschaft. 


Vorstand  für  das  Jahr  1913 


Li  zender: 

Heil 

\\  A.HNSCHAFFE 

Stellvertretende    / 

RAUFF 

Vorsitzende:        l 

BORN HA ROT 

Schatzmeister: 

MICHAEL 

Archivar: 

_ 

SCHNEIDER 

Schriftführer:  Herr  BARTLINQ 
FLIEGEL 

..       HENNIG 
„      JANENSCH 


Beirat  für  das  Jahr  1913 

die  Herren:    v.  KOENEN-Göttingen,   EtINNE-Leipzig,    FBICKE-Bremen,    MAUSEN- 

Kopenhagen,  OEBBKCKK-München,  ROTHPLETZ-München. 


Die  ordentlichen  Sitzungen  der  Gesellschaft  finden  in  Berlin  im  Gebäude 
•der  Kgi.  Preuss.  Geol.  Landesanstalt  und  Bergakademie.  Invalidonstr.  44,  abends  7  Ihr, 
•in  der  Regel  am  ersten  Mittwoch  jeden  Monats  statt,  die  Jahresversammlungen 
in  einer  Stadt  Deutschlands  oder  Österreichs  in  den  Monaten  August  bis  Oktober. 
Vorträge  für  die  Monatssitzungen  sind  Herrn  Professor  Dr.  JANENSCH  tunlichst 
8  Tage  vorher  anzumelden.  Manuskripte  von  Vorträgen  zum  Druck  spätestens  5  Tage 
Jiach  dem  Vortrage  an  Herrn  Königl.  Geologen,  Privatdozenten  Dr.  BÄRTLING 
«inzusenden,  Vorlagen  für  etwaige  Textfiguren  müssen  spätestens  am  'Page  des  Vortrage* 
in  Händen  des  Schriftführers  sein. 

Die  Aufnahme  geschieht  auf  Vorschlag  dreier  Mitglieder  durch  Erklärung  des 
Vorsitzenden  in  einer  der  Versammlungen.  .Jedes  Mitglied  zahlt  10  Mark  Eintrittsgeld 
und  einen  Jahresbeitrag  von  25  Mark.  Es  erhält  dafür  die  Zeitschrift  und  die  Monats- 
berichte der  Gesellschaft.  (Preis  im  Buchhandel  für  beide  zusammen  30  M.)  Die  bis  zum 
l.  April  nicht  eingegangenen  Jahresbeiträge  werden  durch  Postauftrag  eingezogen, 
.ledes  ausserdeutsche  Mitglied  kann  seine  Jahresbeiträge  durch  einmalige  Zahlung  von 
300  M.  ablasen.  

Reklamationen  nicht  eingegangener  Hello  und  Monatsberichte  der 
Zeitschrift  können  nur  Innerhalb  eines  Jahres  nach  ihrem  Versand 
berücksichtig!  werden. 

Die  Autoren  der  aufgenommenen  Aufsatze,  brieflichen  Hittellungen 
miii  Protokollnotizen  sind  für  den  Inhalt  allein  verantwortlich;  Nie  er- 
balten 50  Sonderabztlge  umsonst,  eine  grössere  Zahl  gegen  Erstattung  dar 
Herstellungskosten. 

Zugunsten  der  Bücherei  der  Gesellschaft  werden  die  Herren  Mit- 
glieder ersucht,  Bonderabdrückc  Ihrer  Schriften  an  den  Archivar  ein« 
■tuenden)  diese  werden  in  der  nächsten  Sitzung  vorgelegt  und.  soweit 
angängig]  besprochen. 


Bei  Zusendungen  an  die  Gesellschaft  wollen  die  Mitglieder  foi- 

Adressen  benutzen: 

l    Manuskripte  zum  Abdruck  in  der  Zeitschrift,  Korrekturen  sowie  darauf  bezüg- 
lichen Schriftwechsel  Herrn  Kgl.  Geologen,  Privatdozenten  i»r.  Härtung, 
langen  an  die  Bücherei,  Reklamationen  nicht  eingegangener  Hefte,  An- 
meldung neuer  Mitglieder,  Anzeigen   von   Adressenänderungen   Herrn  Samm- 
lungskustos  Dr.  Schneider, 

zu  i'ei  im  \  4.  l  n\  alidensl  r.  4f. 
;i.  Anmeldung  tun  Vorträgen  für  die  Sitzungen  Herrn  Professor  Dr.  Janensch, 

Berlin    N   4.  Invalide,, 

i    Bonstige    Korrespondenzen   an    Herrn   Geb.  Bargraf  Professor  Dr.  Wahn- 
schaffe,  Berlin  N   i.  Invalidenstr.  n. 

5,  Die  Beiträgt    lind  an  Herrn  Professor  Dr.  Michael,  Charlottenburg  2,  Bleib 
treuste    14,    Postscheckkonto    Nr   16071    beim    Postseheckami  Berlin   N  W ! 
oder  an  die  Dt  utsi  he    Bank,  Depositenkai  e  Q   in  Oharlottenburg  2  für  das 
Konto    i '•  ttsche  Geologi  che  Oe  ellschafl  B  V  "  porto    und  bestellgeldfrei  ein- 
zuzahlen 


Zeitschrift 


der 

Deutschen  Geologischen  Gesellschaft. 

B.    Monatsberichte. 

Nr.  1.  19115. 

Protokoll  der  Sitzung  vom  8.  Januar  191. '5. 

Beginn  7  Uhr. 

Der  Vorsitzende,  Herr  WAHNSCHAFFE,  eröffnet  die  Sitzung 
und  erteilt  dem  stellvertretenden  Schriftführer  das  Wort  zur 
Verlesung  des  Protokolls.  Das  Protokoll  der  Sitzung  vom 
4.  Dezember    1912   wird   verlesen   und   genehmigt. 

Als    Mitglieder    wünschen     der    Gesellschaft    beizutreten: 

Herr    Bergbaubeflissener    ROBERT    RüPPEL,    Berlin  NW., 

Luisenplatz    1  IV,     vorgeschlagen    durch     die    Herren 

Scheibe,  Raukf,  Bevschlag. 

Herr  Bergreferendar  HEINRICH  MÜLLER,  Berlin  N  4, 
Invalidenstr.  44,  vorgeschlagen  von  den  Herren  Be^ 
sciil  v<;,   Kursen,   Michael. 

Herr  KÖHNE  spricht  über  das  Thema  „Vorlage  und 
Erläuterung  von  Profilen  aus  dem  Peißenberger 
Kohlenrevier''. 

Herr  JENTZSCH   spricht   über  Ostdeutsches    Pliocän: 

Nachdem  vor  drei  Jahren  Rednersich  für  ein  plioeänes  Alter 
des  „Posener  Tones"  ausgesprochen  hatte1),  war  es  dringend 
erwünscht,  weitere  Stützen  für  diese  Auffassung  zu  suchen 
und  den  wenigen  bisher  aus  Ostdeutachland  bekannt  gewordenen 
Arten   der  Pliocänfauna  weitere  Funde   anzugliedern.     Das  Ver- 


')  Jkntzsch:  Der  Posener  Ton  und  diu  Lagerstätte  der  Flow 
von  Moltkegrube.  Jahrb.  Kgl.  Preuß.  Geol.  Landesanst.  f.  1!U0,  WA.  XX XI. 
Tri!  1,  II.  1,  S.  192—201. 

1 


breitungsgebiet  de»  Posen  er  Times  versprach  noch  am  ehesten 
Erfolg  nach  dieser  Richtung.  Bei  Durchsicht  der  dem  Kaiser- 
Friedrich-Museum  in  Posen  zugegangenen  neueren  Funde  be- 
merkte  Redner  einen  Knochen,  der  in  einer  Ziegelei  zu  Budy 
bei  Schildberg,  also  im  südlichsten  Teile  der  Provinz  Posen, 
gefunden  war.  Die  dortige  Grube,  welche  Redner  vor  einigen 
Jahren  untersucht  hatte,  baut  typischen  „  l'osener  Ton"  unter 
diluvialer  Decke  ab.  Nach  dem  Fundberichte  soll  der  Knochen 
im  Posener  Ion  gefunden  sein,  also  im  Pliocän.  Dem  entspricht 
sein  Erhaltungszustand  völlig.  Der  Vorstand  der  Sammlung. 
Herr  Prof.  Dr.  PFÜHL,  überließ  mir  auf  meine  Bitte  den  Knochen 
zur  Bestimmung.  Diese  wurde  durch  Herrn  H.  ScilRÖDKR  aus- 
geführt und  ergab  mit  Bestimmtheit,  daß  er  das  Proximalende 
des  rechten  dritten  Metatarsale  eines  kleinen,  aber  doch  aus- 
gewachsenen RhinoceroK  ist.  Damit  ist  nachgewiesen,  daß  er 
keiner  der  bekannten  diluvialen  Arten  angehört,  somit  nach 
Lage  der  Verhältnisse  dem  ostdeutschen  Pliocän  zuzurechnen 
ist.  Die  Faunula  des  letzteren  besteht  nunmehr  aus  einem 
Rhinocer08,  zwei  verschiedenen  Mastodonarten  von  Thoru  und 
Obornik  und  einer  Paludina  äff.  Fhichsi  von  Lopatken.  Dem 
paßt,  sich  eine  Florula  Ostpreußens  an.  An  der  Nordküste  des 
Samlandes  kommen  nämlich  bei  Kauschen,  noch  über  dem  die 
bekannte  M  ioräntlora1)  bergenden  „Mittleren  Letten",  im  ZAD- 
DAC1 Ischen  „Glimniersande"  Zapfen  vor,  davon  ich  in  meiner 
früheren  Stillung  als  Direktor  des  Ostpreußischen  Provinzial- 
Museums  viele  Dutzende  in  Händen  gehabt  habe.  Diese 
Zapfen  gehören  2  Arten  an:  Der  Pinus  Laricio  Thomasiana 
und  Pinus  Hageni.  Erster  steht  der  J'.  Laricio  PoiK.,  letz- 
tere der  /'.  Halepen8l8  MlLL.  ganz  nahe,  zwei  noch  heute  in 
Südeuropa  lebenden  Arten.  Obwohl  /'.  Thomasiana  nach 
alteren  Angaben  auch  in  der  (mioeänen)  Kohle  von  Liblar 
bei  Köln  vorkommen  soll,  werden  doch  im  neuesten  Verzeichnis 
die  dortigen  Pinuszapfen   unbestimmt  gelassen.    Die  Rauschener 

Zapfen    sind    mithin    mindestens    verdächtig    auf    plioeüncs  Alter. 
Letzteres  würde  auch  den   bei    Danzig    gefundenen    beiden   linken 

Bornzapfen   des   Bubalus   PalUxai   v.  BaER3)    zukommen,    falls 


Zadpaoh:     Das    Terti&rgebirge     Saraland         Schriften     der 

pbys.-ökoDom.  Gesellschaft   Kön  Bd  VIII,  1867,  S.  85     197,  ins 

ere       101   und  Tafel  XVI.        0.  Hkkk:  Miocäne  baltische  Flora. 

König  bei  ■  1869,  in  be  ondere  S.  22    25.        Jentzsch:  Das  AIi-t  der 

udischen  Braunkohlenformation  and  die  Senftenberger  Teitiärflora. 

Jahrb.  Kgl    Preuß    Geol.  Laodesanst.  f.  1908,   Bd.  XXIX,  S.  58  —  61. 

I     Römi  i      I  bei  C  B.  von  BaeRS  />'".■>  Pallasii  aus  dem  Diluvium 

ii    Danzig       Zeil  ehr,  d.  Deal  eh.  Geol.  G<   eil  eh.  Bd.  XXVII,  1875 


Letztere  nicht  etwa,  wie  die  letzten  Veröffentlichungen  darüber 
noch  als  möglich  zulassen,  verschleppt  sein  sollten?  Die  ge- 
nannten  wenigen,   aber  beachtenswerten  Funde,   zu   denen    i b 

ein  von  Dkkkk  mitgeteilter  Cyrenenfund  aus  Hinterpommern 
kommt,  verteilen  sich  auf  ein  weites  Gebiet  und  auf  llfo  Jahr- 
hunderte. Bei  ruhiger  Überlegung  können  sie  eigentlich  nicht 
überraschen.  Denn  wir  wissen,  daß  der  ganze  deutsche  Nordosten 
v  >mi  Ende  des  Oligocän  bis  zum  Beginne  der  Diluvialzeil 
keinerlei  Meeresreste  geliefert  hat,  also  wohl  Festland  gewesen 
sein  muß.  Obwohl  das  darüber  hinschreitende  Eis  seinen 
Untergrund  vielorts  zerstörten,  müssen  doch  unter  den  Glazial- 
ablagerungen  noch  stellenweise  Überbleibsel  der  nächstälteren 
Schichten  erhalten  geblieben  sein,  wenngleich  sie  jetzt  verdeckt 
sind.  Diese  Überbleibsel  zu  suchen,  ist  also  eine  Aufgabe 
der  Zukunft.  Ihre  Fauna  und  Flora  ist  uns  außerdem  erhalten 
in  einzelnen  Stücken,  welche  als  Geschiebe  in  glazialen  oder 
tluvioglazialen  Schichten  des  deutschen  Nordostens  gefunden 
werden.  Dem  erwähnten  Pinus-Zapfen  gleichende  hat  Redner 
sogar  in  einem  Bohrprofil  \i  von  Pn-uß. -Holland  (Ostpreußen) 
beobachtet.  In  der  das  ganze  Miocän  und  Pliocän  umfassenden 
Festlandzeit  des  deutschen  Nordostens  mögen  dort  recht  ver- 
schiedene Faunen  und  Floren  sich  abgelöst  haben,  deren 
Reste  im  Laufe  der  nächsten  Jahrhunderte  allmählich  ge- 
funden  werden   müssen. 

In  der  Diskussion  führt.  Herr  MENZEL  folgendes  dazu 
aus  (mit   1  Textfigur): 

Seit  der  ersten  Entdeckung  der  Pal  udinen-Reste  in  dein 
l'osener  Flammenton  und  ihrer  Veröffentlichung  im  Jahre 
HU  0  war  ich  bemüht,  besseres  und  vollständigere-  Material  zu 
näherer  Bestimmung  der  plioeänen  Paludinen  zu  erlangen. 
Als  ich  daher  im  Sommer  1911  auf  der  Durchreise  Danzig 
berührte,  unterzog  ich  mit  freundlicher  Beihilfe  des  Direktors 
desDanziger  l'rovinzial-Musoums,  des  Herrn  Professors  I»r.  K  i  MM  . 
die  dort  aufbewahrten  fossilen  l'aludinen  einer  Durchsicht  und 
entdeckte  eine  ganze  Anzahl  leidlich,  wenn  auch  nicht  voll- 
ständig erhaltener  Stücke,  die  zu  der  plioeänen  F'urm  gehören. 
Ihre    Fundorte   sind: 

S.  180 — 441, Taf.  XI.  La  Baume:  Beitrag  zur  Kenntnis  der  fossilen 
mikI  snbfossilen  Boviden.  Schriften  der  Naturforscher- Gesellschaft  in 
Danzig,  N.  F.,  XII,  S.  45    80,  insbesondere  S.  49    50. 

Jentzsch:  Bericht  über  die  Verwaltung  de    Provinzialmuseoms 
in  den  Jahren  1893    95.     Schriften  Physikal.-Ökon.  Gesellschaft  R 
berg  1896,  S.  107. 

1* 


1.  Sehwetz,  Kiesgrube  an  der  Kulmer  Chaussee,  zu- 
sammen mit  Cardium  edule  und  Teilina  soliduln, 
4   Exemplare. 

2.  N  eu-Barkoschin,  Kreis  Berent  (wahrscheinlich  auch 
aus  Kies),    1    Stück;   1908   angekauft. 

3.  Abbau  Briesen,  Kreis  Briesen,  Westpreußen. 
2   Stücke:  HEYM  ded.   1905. 

4.  Strasburg,  Westpreußen.  Wohl  aus  Kies.  2  Stücke: 
Feiilauek  ded.  1900. 

Außerdem  gelang  es  mir,  unter  dem  von  Herrn  JENTZSCll 
im  Laufe  langer  Jahre  mit  großer  Sorgfalt  gesammelten  Ma- 
teriale  an  Fossilien  aus  Westpreußen,  das  teils  von  primärer, 
zum  großen  Teil  aber  von  sekundärer  Lagerstätte  aus  Dilu- 
vialschichten jeder  Art  stammt  und  in  der  Sammlung  der 
Geologischen  Landesanstalt  in  Berlin  aufbewahrt  wird,  einen 
Ldthoglyphus  zu  entdecken,  der  mit  Lithoglyphus  acutus  Coli. 
identisch   ist.     Er  stammt  aus   Carlswalde  bei   Riesenburg. 

Wenn  die  Paludinen  auch  nicht  ganz  vollständig  sind, 
so  gestatten  sie  doch  aufs  neue  die  Feststellung,  daß  sie  in 
die  Reihe  der  Paludina  Neumayeri  gehören  und  der  /'.  Fuchui 
in  gewisser  Weise  nahe  stehen,  wenn  sie  auch  mit  keiner  be- 
kannten Art  identisch  sind.  Da  ihre  nächsten  Verwandten 
indessen  ihre  Hauptverbreitung  in  den  oberpontischen  Schichten 
haben  und  auch  der  Lithoglyyhv»  in  denselben  Schichten  auf- 
tritt, so  möchte  ich  heute  glauben,  daß  die  Schichten  von 
Lopatken,  in  denen  sich  die  Paludina  primär  gefunden  hat, 
diesem  Horizont  gleichzustellen  sind,  in  dem  ja  auch  schon 
Mastodon  Borsoni  vorkommt,  nicht  aber,  wie  ich  früher  aus- 
geführt habe,  der  levantinischen  Stufe.  Wir  hätten  damit  ein 
Uter  des  Posener  Flammentones,  das  sich  nach  oben  zu  liis 
zum    Mittelpliocän   erstreckt. 

Nach  meiner  Vorstellung  hat  sich  zur  Neogenzeit  bis  in 
das  mittlere  Pliocän  hinein  von  Österreich-Ungarn  her,  viel- 
leicht durch  Russisch-Polen  hindurch,  ein  im  Süden  anfänglich 
noch  brackisches,  danach  aber  immer  melir  ausgesüßtes,  im  Norden, 
in  den  heutigen  Provinzen  Schlesien,  Posen  und  Westpreußen 
aber  durchweg  mit  Land-  und  Süßwasserbildungen  erfülltes 
Becken  bis  dicht  an  die  heutige  Ostsee  heran  aasgebreitet, 
da  'li'  fließenden  Gewässer  der  umliegenden  Länder  aufnahm. 
Spätere  Untersuchungen  in  dieser  Richtung  werden  das  sicher 
immer    mehr    bestätigen.       Auch     ein'-    erneute     DurcharbeitUDg 

der  Pflanzen  des  Posener  Flammentones  unter  diesem  Gesichts- 
punkte dürfte  noch  weitere  Stützen  für  diese  Ansicht  beibringen. 


Bis  jetzt  wären  also  als  aus  dem  ostdeutschen  Mittel- 
pliocän  stammend  an  tierischen  Fossilien  folgende  Arten  fest- 
gestellt, von  denen  eine,  die  Paludina,  auch  aus  dem  Tone 
selbst  bekannt   ist: 

Mastodon  Zaddachi  Jentzscii 
Rhinoceros  sp. 
Lithoglyphus  acutus  Cou. 
Paludina  crassa  n.  sp. 
Da  sich    letztere    als  neue  Art   erwiesen   hat,  so  mag  sie 
hier  neu   benannt  und   beschrieben   werden: 
Paludina  crassa  n.  sp. 
Gehäuse    kegelförmig,     dickschalig,     enggenabelt,     Nabel 
durch    den    Spindelumschlag    etwas    verdeckt.      Zahl    der    Um- 
gänge   mehr  als  5  (nur  unvollständige   Stücke   bekannt).      Die- 
selben   sind    ziemlich    stark    gewölbt,    treppenförmig    aufgebaut 
und  nehmen    gleichmäßig    und    ziemlich    rasch    an   Durchmesser 
zu,    so    daß    der  nächste  mindestens   doppelt    so   hoch    wie    der 
vorhergehende   ist.      Oberfläche,     soweit    es    sich  bei  den   meist 
abgerollten    Stücken    erkennen    läßt,     mäßig    fein    quergestreift. 


/  13  -i 

Paludina  crassa  a.  sp. 

in  Neu-BarkoscMn;    2 — 4  -von  Schwetz,    Kiesgrube   ai 

Kulmer  ( Jhaussee. 


Eine  Längsskulptur  oder  eine  bemerkenswerte  Abplattung 
ist  nicht  zu  erkennen.  Die  Nähte  sind  ziemlich  tief,  die 
Umgänge  erscheinen  oft  nur  lose  aufeinander  gelegt.  Mund- 
saum ist  nicht  erhalten.  Der  Durchschnitt  der  mit  dicken 
Wandungen  versehenen  Umgänge  ist  ein  wenig  schief  eiförmig 
gestaltet  und  oben  vollständig  gerundet.  Man  wird  daraus 
schließen  können,  daß  auch  die  Mündung  rundlich  eiförmig 
-•-taltet   ist. 

Vorkommen:  Primär  in  dunklen  Kohlenletten  des  Posener 
Flammentones  in  einem  Bohrloche  bei  Lopatken  und  auf  se- 
kundärer   Lagerstätte   in   unterdiluvialeu    Kiesen   Westpreußeus. 

Es  scheint  sich  auch  nach  den  neu  untersuchten  Stücken  zu 
bestätigen,    daß    die    pliocäne   Paludina    crassa    n.  sp.  zu    den 


glatten  Paludinen  gehört,  trotz  ihrer  sonst  sehr  üppigen  Schal- 
entwickelung. Indessen  kann  nicht  verschwiegen  werden,  daß 
z.  B.  Stücke  der  im  Alter  mit  Knoten  versehenen  P.  (Tylotoma) 
rtimana  ToURN.,  denen  die  letzten  Windungen  abgebrochen 
sind,  an  den  jüngeren  Umgängen  eine  ähnliche,  annähernd  stiel- 
runde, dickschalige,  glatte,  gewölbte  Form  zeigen  wie  die  vor- 
liegende Palüdina. 

Herr  E.  HARBORT  spricht  über  Neu-  und  Umbil- 
dungen im  Nebengestein  der  norddeutschen  Salzstöcke. 

Die  eigenartigen  geologischen  und  tektoniscben  Verhält- 
nisse der  norddeutschen  Salzstöcke  sind  durch  die  zahlreichen 
Arbeiten  und  Diskussionen  der  letzten  Jahre  allgemein  bekannt 
geworden  und  ebenso  die  drei  verschiedenen  Theorien,  die  auf- 
gestellt wurden,  um  eine  Erklärung  für  das  Aufsteigen  des 
Salzgebirges  durch  die  oft  einige  Kilometer  mächtigen  Deck- 
schichten  zu  geben. 

Diese  drei  Theorien  sind  kurz  folgende:  Auf  der  einen 
Seite  steht  die  LACHMANN -ARRHENIUSsche,  nach  der  das 
Salzgebirge  aus  endogenen  Kräften  heraus  zu  autoplasten 
Ekzemen  durch  die  Deckgebirgsschichten  hindurchwuchs,  auf 
der  andern  Seite  die  von  STILLE  vertretene  extrem  tektonische 
Theorie,  wonach  das  Salzgebirge  durch  horizontalen  Falten- 
schub  im  Kern  von  Triassätteln  aufgewölbt  wurde.  Die  Dis- 
kussion über  diesen  Gegenstand  hat  ergeben,  daß  meine  vor 
mehreren  Jahren  über  die  Ursache  des  Aufsteigens  der  Salz- 
masseu  in  unserer  Gesellschaft  geäußerten  Anschauungen 
zwischen  den  beiden  erwähnten  Theorien  stehen.1)  Ich  habe 
seinerzeit  ausgeführt,  daß  diese  Salzmassen  in  Norddeutsch- 
land auf  vorgebildeten  tektoniscben  Störungslinien  unter  dem 
Druck  der  im  Verlauf  des  Mesozoikums  und  Tertiärs  immer 
mächtiger  anschwellenden  Deckgebirgsschichten,  also  durch 
vertikal  nach  unten  wirkende  Druckkräfte,  in  die  Höhe  gepreßt 
wurden  seien.  Das  Salzgebirge  müsse  seinen  heutigen  LagerungS- 
vi-rliältnissen  entsprechend  wie  ein  flüssiges  Magma  aufgestiegen 
sein.  Daß  es  bei  diesen  Aufpressungsvorgüngen  innerhalb  i\e* 
Salzgebirges  zu  den  mannigfaltigsten  Faltungserscheinungi-n 
kam,  ist  allgemein  bekannt;  es  ist  aber  auch  weiter  von  vorn- 
herein anzunehmen,  dalJ  es  dabei  ZU  den  verschiedensten  Um- 
krystallisationen,     Umbildungen    und     Neubildungen    innerhalb 

E.  Barbort:   Zur  Geologie  der  oordhannoverschen  Salzhorste. 
Ze  I  ehr    1910,  S.  326B. 


des  Salzgebirges,  der  Salzgesteine  selbst  gekommen  sein  muß. 
Auf  diese  Prozesse  innerhalb  des  Salzgebirges  will  ich  jedoch 
heute  nicht  eingehen.  Es  sind  darüber  speziellere  Untersuchungen 
von  Seiten  der  geologischen  Landesanstalt  im  Gange,  über  die 
demnächst  durch  die  Herren  BEYSCHLAG  und  SetDEL  ausführ- 
lich berichtet  werden   wird. 

Ich  möchte  heute  nur  einige  kurze  Mitteilungen  über 
Neu-  und  Umbildungen  in  den  Nebengesteinen  der  Salzstöcke 
geben  und  auf  einige  Erscheinungen  aufmerksam  machen,  die 
vielleicht  nicht  unwichtig  sind  bei  der  Beurteilung  der  Ent- 
stehung der   Salzstöcke. 

SaCzstocS 


Fig.  1. 

Schematischer   Querschnitt    durch    einen    norddeutschen    Salzstock    und 

äein   Nebengestein    Tertiär,  Kreide,  .Iura  oder  Trias),  die    Umänderung 

von  Salz  und  Anhydrit   in  die   Nebengesteine  veranschaulichend. 


Begeben  wir  uns  von  dem  Kern  eines  Salzstockes  nach 
den  Bändern  desselben,  so  linden  wir  in  den  peripheren 
Teilen  des  Salzgebirges  allgemein  kleinere  und  größere  bis 
kubikmetergroße,  bald  sporadisch  eingesprengte,  bald  zu 
dichten  Scharen  gedrängte,  meist  eckig  und  scharf  begrenzte 
Stücke  jüngerer,  mesozoischer  Deckgebirgsschichten,  die  an 
den  Fianken  der  Salzstöcke  von  dem  aufsteigenden  Salz- 
gebirge gefaßt,  mitgeschleppt  und  nach  und  nach  mit  dem 
Salz  innig  vermengt  wurden.  Auffällig  ist,  daß  weder  diese 
im  Salz  eingeschlossenen  Gesteinsstücke,  noch  auch  die  Ge- 
steine aiii  Salzhorst,  abgesehen  von  der  mechanischen  Zer- 
stückelung selbst,  keine  besonderen  Merkmale  zeigen,  die  aut 
sehr  intensiv  e  Pressung,  Verknetung  oder  gar  dynamometamorphe 


—     8     — 

Umkrystallisationsvorgänge  hinweisen.  Meist  sind  die  Brocken 
nicht  einmal  abgerundet  oder  ausgewalzt  beim  Transport,  sondern 
wie  erwähnt,  durchaus  scharfkantig,  derart,  daß  bisweilen  be- 
nachbarte durch  Steinsalz  getrennte  Stücke  genau  aufeinander 
passen.  Hinter  dieser  Zone  von  breccienartigem  Salzgebirge 
liegt  nun  in  der  Regel  ein  den  Aufschiebungsfiächen  parallel 
verlaufender  Mantel  von  Anhydrit,  der,  ähnlich  wie  der  Anhy- 
drithut  die  Schichtenköpfe  bedeckt,  das  Salzgebirge  randlich 
wie  ein  Mantel  umgibt.  Ich  will  diese  Anhydritablagerung, 
die  in  ihrer  Struktur  oft  an  manche  Varietäten  des  Haupt- 
anhydrites  erinnert  —  meist  ist  es  ein  zuckerkörniger  bis  dichter, 
im  übrigen  aber  petrographisch  recht  verschieden  struierter 
Anhydrit  — ,  als  Mantelanbydrit  bezeichnen.  Das  Vorhandensein 
dieses  Anhydritmantels  um  den  Salzstock  (nachgewiesen  bis  zu 
600  m  Teufe)  läßt  darauf  schließen,  daß  ebenso  wie  am  Salzhut 
Ablaugungen  stattfanden,  auch  an  den  Seitenflächen  der  Salz- 
stöcke Auflösungen  und  Abwanderungen  der  Salzmassen  in  die 
Nebengesteine  stattgefunden  haben  müssen.  Untersucht  man  die 
Schichten  des  Nebengesteins  um  einen  Salzhorst,  die  vielfach 
fast  ungestört  und  horizontal  gelagert  sind,  so  findet  man,  daß 
auch  in  einer  Zone  bis  zu  1  km  Breite  auf  Schichtflächen  und 
Klüften  Anhydrit  in  diese  Gesteine  eingewandert  ist  und 
ferner  poröse  Gesteine  die  Anhydritmassen  gewissermaßen  wie 
einen  Schwamm  aufgesogen  haben.  GaGEL1)  hat  diese  An- 
hydritisierungen  und  das  Einwandern  von  Anhydrit  auf  den 
Klüften  in  Nebengestein  sehr  eingehend  vom  Lüneburger  Salz- 
stock beschrieben.  Es  ist  dies  aber  eine  ganz  allgemeine 
Erscheinung,  und  die  Einwanderung  der  Anhydritmassen 
ist  nicht  nur  auf  die  stark  gestörte  Breccienzone  in  der  un- 
mittelbaren Nähe  des  Salzstockes  beschränkt,  sondern  ver- 
liert sich  erst  ganz  allmählich  in  einem  oft  kilometerbreiten 
Gürtel  um  den  Salzhorst.  Die  von  6EINITZ2)  erwähnten  „An- 
h\ ■dritscliichten"  aus  der  oberen  Kreide  der  Bohrung  .lessenitz  4, 
dessen  Profil  er  nach  den  von  mir  bereits  durchgeklopften  Kernen 
aufstellte,  das  aber  dementsprechend,  wie  ich  an  anderer  Stelle 
ii.h  liweisen  werde,  mehrerer  Berichtigungen  bedarf,  sind  nichts 
weiter  als  solche  sekundär  auf  Schichtfugen  und  Klüftchen  ein- 
gewanderten Anhydritmassen,  keineswegs  aber  „Einquetschungen 
von   -<itlich   daneben   befindlichem   Anhydrit   des   Horstes. 

Gagel:  Beiträge  zur  Kenntnis  des  Untergrundes  von   Lüne- 

Jabrb.  A.  Sgl.  Preuß.  Geol.  Landesanst.  1909,  S.  218  und  244ff. 

E  (ii.i.Mi/:  Zur  Geologie  des  Lübtheeoer  Gebirgszuges  II.   Arcb. 

(I.  Vor.  (I.  Freunde  dei   Naturgeschichte  in  Mecklenburg  66,  Jahrg.  1912, 

»2ff. 


9 


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-      10     — 

Daß  aber  die  Nebengesteine  in  unmittelbarer  Nähe  der 
Salzstöcke  ferner  stark  von  Steinsalz  imprägniert  sind,  ist 
eine  ebenso  allgemeine  Erscheinung,  die  schon  darin  zum  Aus- 
druck kommt,  daß  Bohrkerne  aus  solchen  Bohrungen  in  kurzer 
Zeit  nach  dem  Austrocknen  der  Bergfeuchtigkeit  starke 
Ausblühungen  von  Salzen  erkennen  lassen.  Ich  habe  nun 
weiter  um  Rolfsbütteler  Salzstock  eine  ganze  Anzahl  von 
Bohrungen  untersucht,  die  l'/a — 5  km  vom  Salzrücken  entfernt 
stehen  und  schwer  durchlässige,  bis  gegen  1000  m  mächtige 
Schiefertone  der  Kreide-  und  Wealdenformation  durchbohrten. 
Diese  z.  T.  vor  7  —  8  Jahren  als  Kernbohrungen  und  mit  Süß- 
wasserspülung ausgeführten  Bohrungen  lieferten  nun  selbst  in 
den  mehrere  Kilometer  vom  Salzhorst  entfernten  Löchern 
(z.  B.  Bohrloch  Hillerse  I  und  Horst  IV.)  Kerne  von  Tonen 
und  stark  bituminösen  Blättertonen,  die  imprägniert  sind  von 
Steinsalz  und  einen  Chlornatriumgehalt  von  2  Proz.  und  mehr 
aufweisen.  Das  im  fi2.  Bande  dieser  Zeitschrift  S.  333  gegebene 
Profil  des  Rolfsbütteler  Salzstockes  mag  zur  Veranschaulichung 
hier  nochmals  abgedruckt  werden  (cf.  S.  9).  Trotzdem  die  Bohr- 
kerne mit  Süßwasserspülung  gebohrt  wurden  und  später  von  mir 
noch  wiederholt  abgebürstet  worden  sind,  zeigen  sie  immer 
wieder  beim  Trocknen  einen  dünnen,  glänzenden  Überzug  von 
Salz.  Die  Menge  des  Salzgehaltes  scheint  entsprechend  der 
Entfernung  vom  Salzstock  abzunehmen1).  Daß  dieser  Salz- 
gehalt ursprünglich  bei  der  Ablagerung  dieser  Sedimente  aus- 
geschieden sei,  ist  nicht  wohl  anzunehmen,  da  die  in  den 
heutigen  Meeren  niedergeschlagenen  terrigenen  Seichtwasser- 
ablagerungen im  günstigsten  Falle  einen  sehr  viel  geringeren 
Gehalt  von  Chlornatrium  aufweisen,  nämlich  den  entsprechenden 
Anteil  von  NaCl,  welcher  auf  die  Bergfeuchtigkeit  von  dem 
Chlornatriumgehalt  normalen  Meerwasser  mit  ca.  .'JProz.  entfällt. 
Bei  20  Proz.  Bergfeuchtigkeit  —  die  meisten  Tongesteine  dürften 
weniger  Bergfeuchtigkeit  enthalten —  würden  also  im  günstigsten 
Falle  0,<)  Proz.  Na  Clin  Frage  kommen,  wobei  allerdings  zu  be- 
rücksichtigen wäre,  daß  gelegentlich  durch  Adsorption  in  den 
Sedimenten  eine  kleine  Anreicherung  eingetreten  sein  könnte. 
Überdies  besitzen  aber  auch  die  gleichen  Gesteine  in  anderen 
Gebieten  weiter  ab  von  Salzstöcken  den  hohen  Steinsalzgehalt 
nicht.  In  der  Bohrung  Hurst  4  aber  sind  ferner  /..  B.  nicht  nur 
die   marinen    \e imtone  von  Salz  imprägniert,  sondern  auch  die 

')  Genauere  Analj  en  stehen  /..  Z.  noch  aus,  sollen  aber  ba 
an  dieser  Stelle  veröffentlich!  werden.     Auch  wäre  e    interessant,  nach- 
zuweisen, ob    Kali-   und   Chlormagnesiasalze   in   die    Nebengesteine  ab 
gewandt  1 1 


—    11    — 

nichtmarineri.  pflanzen-  und  brackwassertiereführenden  WealdeL- 
schiefer  in  etwa  1000  m  Teufe.  Da  die  Nebengesteine  in  dem 
vorliegenden  Falle  außerordentlich  schwer  durchlässig  sind  für 
Wasser,  so  kann  die  Zuführung  des  Salzgehaltes  wohl  nur 
durch  ganz  allmähliche  Diffusion  innerhalb  der  berg- 
feuchten  Gesteine  erklärt  werden.  Grundwasserströmungen 
sind  in  diesen  Gesteinen  und  Teufen  so  gut  wie  ausgeschlossen, 
und  die  Vorstellung  von  ARIUIENIUS1),  daß  die  Salzstöcke 
rings  von  einer  wasserführenden  Schicht  umgeben  seien,  von 
der  aus  das  Salzgebirge  durchschwängert  und  zu  Auflösungen 
und  Umkrystallisationen  veranlaßt  würde,  ist  nicht  zutreffend 
(Siehe  Fig.  3).  Der  Bergbau  hat  wiederholt  in  solchen  Salz- 
stöcken die  Begrenzungsflächen  des  Salzgebirges  in  Horizontal- 
bohrungen und  Strecken  durchfahren,  und  diese  Stellen  blieben, 
wie   der  Bergmann   sich   ausdrückt,    „knochentrocken". 


Erdoberfläche. 


Lie</eri(ti>. 


Fig.  3. 
Typus  eines  siebengebürgischen  Salzstockes  Dach  Posepny— Arbhenius. 

Die  von  Herrn  BEYSCHLAG  in  der  Diskussion  vertretene 
Vorstellung,  daß  die  Salzmassen  vielleicht  nur  am  derzeitigen 
Salzspiegel  aufgelöst  wurden  und  daß  sich  die  Laugen  von  hier 
aus  horizontal  verbreiteten,  wäre  denkbar,  wenn  man  gleichzeitig 
berücksichtigt,  daß  das  Aufsteigen  des  Salzstockes  ganz  all- 
mählich erfolgte,  entsprechend  der  Zunahme  der  mesozoischen 
Sedimente,  wie  ich  es  an  anderer  Stelle  wiederholt  ausgeführt, 
habe.  Dagegen  wäre  es  schwerer  zu  erklären,  daß  die  Salz- 
massen am  heutigen  Salzspiegel  aufgelöst  wurden,  sich  hori- 
zontal ausbreiteten  und  dann  (juer  durch  dir  Schichtung  durch 
hunderte  von  Metern  undurchlässiger  Tongesteine  nach  unten  ge- 
wandert sein  sollten.     Jedenfalls  spricht  das  Vorhandensein  des 


-   \ .  \  i:i;im.mi's:  Zur  Physik  der  Salzlagerstätten.  Meddelander 
fr.in  K.  Vetenskapsab  Nobel  in  8  ti  tut,  Bd>  II,  Nr.  20,  S.  IT. 


—     12     — 

Mantelanbydrites  und  der  in  den  Nebengesteinen  weithin  ein- 
gewanderte Anhydrit  dafür,  daß  doch  auch  stoffliche  Ab- 
wanderungen seitlich  in  größerer  Tiefe  der  Salzstöcke  stattge- 
funden haben,  die  dann  nur  durch  Diffusion  oder  Zirkulation 
gesättigter  Laugen  auf  Klüften  und  Schichtflächen  zu  erklären 
wären,   da  Grundwasserströmungen  hier  kaum  anzunehmen  sind. 

Berücksichtigt  man  nun  aber  die  Mengen  der  Neben- 
gesteine, die  von  Salz  imprägniert  sind,  so  ergibt  sich,  daß 
ganz  gewaltige  Abwanderungen  von  Salzmassen  in  die  Neben- 
gesteine stattgefunden  haben  müssen,  Tausende  von  Kubik- 
metern  oder  gar  Kubikkilometor. 

MONKE  und  BeySCHLAG1)  haben  auf  den  engen  Zu- 
sammenhang zwischen  Salzlaugen  und  Erdöl  an  unseren  Salz- 
stöcken und  das  stetige  Zusammenvorkommen  beider  auf- 
merksam gemacht  und  weiterhin  die  Vermutung  ausgesprochen, 
daß  die  Salzlaugen  auf  bituminöse  Nebengesteine  in  der  "Weise 
einwirkten,  daß  sie  die  Bitumina  aus  diesen  Gesteinen  frei- 
machten, die  sich  dann  in  porösen  Gesteinen  zu  Petroleum- 
lagerstätten ansammeln  konnten.  Es  ist  nun  eine  auffällige 
Erscheinung,  daß  an  den  Salzstöcken  Norddeutschlands  das 
Bitumen  wenigstens  in  den  Tonen  der  mesozoischen  Sedi- 
mente, obgleich  sie  vielfach  stark  von  Salz  imprägniert  sind, 
noch  drinnen  steckt.  Ich  möchte  daher  der  übrigens  von 
BETSCHLAG,  Monke  und  Mrazec  bereits  diskutierten  Annahme 
mehr  zuneigen,  daß  die  Petrolea  nichts  weiter  sind,  als  die 
angesammelten  Rückstände  der  bekanntlich  besonders  im  älteren 
Steinsalz,  enthaltenen  Bitumina  nach  der  Auflösung  des  Salzes. 
Während  das  Steinsalz  seitlich  weithin  abwanderte,  reicherten 
sich  näher  am  Salzstock  die  Bitumina  auf  porösen  und 
klüftigen  Gesteinen  an.  Daß  Erdöl  in  zerklüftetem  Salz- 
gebirge  austritt,  oft  zusammen  mit  schlagenden  Wettern,  hat 
der  deutsche  Kalibergbau  ja  leider  wiederholt  feststellen 
müssen.  Es  ist  aber  wohl  kaum  anzunehmen,  daß  in  solchen 
Fällen  die  Bitumina  sekundär  von  den  Nebengesteinen  her 
in  den  Salzstock  eingewandert  sind.  Jedenfalls  würde  ich  es 
für  sehr  wichtig  halten,  wenn  einmal  experimentell  festgestellt 
.  ob  man  durch  Auflösung  von  älterem  Steinsalz,  ev.  unter 
erhöhtem  Druck,  Erdöle  erhalten  kann.  Das  ältere  Steinsalz 
isl  überall  besonders  stark  bituminös  und  stinkt  heim  An- 
schlagen intensiv.  Wiederholt  wurde  mir  von  Bergleuten  mit- 
geteilt, daß  in   ihm  aufgefahrene  Strecken   Dicht  so  gut   stehen, 

II   Monke    mm    Fr.  Beyscitlao:     Ober    daa  Vorkommen    des 
Zeitschr.  f.  prakt.  Geologie  1905,  Befl  L,  2  and  12,  S.  125  ff. 


—     13     — 

als  unter  gleichen  Bedingungen  im  jüngeren  Steinsalz  angelegte, 
sondern  hereintreiben  und  quellen,  so  daß  die  verengten  Strecken 
häutiger  erweitert  werden  müssen.  Es  wäre  möglich,  daß  hier 
zwischen  dem  Bitumengehalt  und  der  Beweglichkeit  des  älteren 
Steinsalzes   ein   ursächlicher   Zusammenhang   bestellt. 

Auf  einige  andere  Umwandlungen  in  den  Nebengesteinen 
bzw.  Neubildungen  in  denselben  möchte  ich  noch  kurz  hin- 
weisen. Ich  habe  gelegentlich  in  mehreren  Bohrungen,  so 
z.  B.  bei  Hope  in  unmittelbarer  Nähe  des  Salzhorstes  tertiäre 
tonige  Grünsande  beobachtet,  glaukonitische  Schichten,  welche 
sich  unmittelbar  dem  Senon  auflegen  und  wahrscheinlich  dem 
Eocän  angehören.  "Während  diese  Sedimente  fernab  vom  Salz- 
horst keine  petrographischen  Besonderheiten  aufweisen,  sind 
sie  in  der  Nähe  der  Salzstöcke  oft  durchsetzt  von  unzähligen 
kleinen,  bis  einige  Millimeter  langen,  schwebend  gebildeten,  telis 
hellen,  teils  dunkel  gefärbten  Dihexaedern  von  Quarzkryställchen. 
deren  Entstehung  wohl  vielleicht  so  zu  erklären  ist.  daß  stark- 
alkalische  Wässer  gelöste  Kieselsäure  fortführten  und  hier  zur 
Ausscheidung  brachten.  Größere  derartige  Quarzkrystalle  von 
1  cm  Länge  und  mehr  (Prisma  und  Dihexaeder)  beobachtete 
ich  auch  in  Tonen  der  unteren  Kreide  in  der  Bohrung  Warmeloh  1. 

Im  Gipshut  der  Salzstöcke  Norddeutschlands  z.  B.  im 
Gipshut  von  „Adolfsglück"  fanden  sich  gelegentlich  große, 
unregelmäßige  Knollen  von  Dolomit,  die  ich  früher  als  Reste  und 
Schollen  von  Plattendolomit  ansah.  Genauere  Untersuchungen 
der  Struktur,  sowie  die  mannigfaltig  wechselnde  chemische  Zu- 
sammensetzung ergaben  jedoch,  daß  es  sich  ebenfalls  um 
Residuen  handelt,  um  konkretionäre  Bildungen,  wahrscheinlich 
entstanden  aus  den  Rückständen  der  dolomitischen  Einlagerungen 
des  grauen  Salztones.  Ich  bin  heute  der  Ansicht,  daß  mög- 
licherweise auch  manche  Dolomitisierungserscheinungen  weiter 
ab  vom  Salzstock  auf  die  sekundäre  Zuführung  magnesiahalt iger 
Lösungen  vom  Salzgebirge  her  zu  erklären  sind.  Ich  habe 
früher1)  dolomitische  Gesteine  aus  dem  unteren  Valanginien 
von  zwei  Bohrungen  aus  dem  Kreidegebiet  zwischen  den  Rolfs- 
bütteler  und  Ölheimer  Salzstöcken  beschrieben,  die  äußerlich 
durchaus  den  Zechsteindolomiten  gleichen  und  vielleicht  sich 
in  der  angedeuteten  Weise  genetisch  erklären    lassen. 

Nicht  unerwähnt  will  ich  lassen  das  Auftreten  größerer 
Mengen    von    Pyrit    in    den    Sedimenten    der    Nebengesteine    in 


')  E.  Harbort:  Über  zwei    rief  bohran  gen  in  der  unteren  Kreide 
bei  Stederclorf  und    Horst   im    Kreise  l'eino.     .lalirb.  d.  \\<j\.  Preaß.  Geo 
aast.  1905,  S.  33  ff. 


—      14      — 

der  Nähe  von  Salzstücken.  Es  linden  sich  ja  zwar  auch  iu 
diesen  Sedimenten,  z.  B.  in  der  oberen  Kreide,  nicht  selten 
primäre  Konkretionen  von  Pyrit;  doch  ist  es  eine  allbekannte 
Tatsache,  daß  der  Pyrit  besonders  häufig  in  unmittelbarer 
Nähe  der  Salzstöcke,  an  Erdölzonen  gebunden,  poröse  Gesteine 
imprägniert.  Die  in  den  alten  Teerkuhlen  von  Hordorf  aus- 
geworfenen  Ölsande   sind   z.  B.    außerordentlich  reich   an  Pyrit. 

Für  den  Bohrtechniker  in  Erdölgebieten  ist  der  sonst 
beim  Bohren  wenig  beliebte  Pyrit  ein  guter  Vorbote.  Die  Ent- 
stehung dieser  Pyritmassen  könnte  vielleicht  so  erklärt  werden, 
daß  durch  die  beim  Auflösen  der  Steinsalzmassen  freiwerden- 
den Kohlenwasserstoffe  ein  Teil  der  Kalziumsulfatlösungen 
reduziert  wurde,  und  der  bei  diesem  Prozeß  freiwerdende 
Schwefelwasserstoff  nun  seinerseits  zirkulierende  Eisensalz- 
lüsungen  als  Sulfide  fällte.  Es  würde  das  eine  ähnliche  Er- 
klärung sein,  wie  sie  auch  von  STILLE1)  und  anderen  für  die 
Entstehung  der  Schwefelwasserstoffquellen  aus  Mündermergel- 
gipsen   am  Deister  usw.  gegeben  wurde. 

Zum  Schluß  möchte  ich  auf  intensive,  eigenartige  Rot- 
färbungen mancher  Kreidegesteinshorizonte  in  unmittelbarer 
Nähe  der  Salzstöcke  hinweisen,  die  weiter  ab  vom  Salzhorst 
diese  auffallende  rote  Farbe  nicht  besitzen,  sondern  ihre  normale 
weiße  oder  graue  Beschaffenheit.  Derartige  Rotfärbungen  der 
Kreideschichten  kenne  ich  von  den  Gaultschichten  Helgolands, 
ferner  aus  dem  Flammenmergel  der  Bohrung  Jessenitz  4.  Sie 
sind  weiter  bekannt  aus  der  Tourtia  bei  Lüneburg  und  dem 
unteren  Gault  am  Hope-Lindwedeler  Salzstock.  Herr  STOLLEE 
machte  mich  ferner  auf  ähnliche  Erscheinungen  im  Gault  der 
Bohrung  Gamsen  bei  Gifhorn  aufmerksam.  Auch  Schichten 
des  Senons  habe  ich  gelegentlich  in  ähnlicher  intensiver  Färbung 
an  Salzhorsten  beobachtet,  so  daß  diese  Rotfärbung  der  Sedi- 
mente gewissermaßen  zur  Leitschicht  beim  Auffinden  von  Salz- 
stöcken im  norddeutschen  Flachlande  werden  kann  ähnlich 
wie  die  Zunahme  des  Salzgehaltes  der  Sedimente.  Diese 
auffällige  Rotfärbung  kann  auf  dreierlei  Weise  zustande  ge- 
kommen  sein. 

1.     Die    Rotfärbung    rührt    her    von    der    Aufnahme    roter 

■  ine    aus    dem    Untergrunde    zur  Zeit    der  Ablagerung    des 

betreffenden  Sedimentes.     Eigentümlich   ist  sie  dem  betreffenden 

Formationshorizont  nicht,   da  sie,   wie   erwähnt,    weiter  ab   vom 


Stille:  Über  den  G-ebirgsbau  and  die  Qaellenverhältnisse  bei 
Bad  Nenndorf  a.  Deißter.  Jahrb.  d.Egl.  preaß.  geol.  Landesanstalt  L901, 
S.  361. 


—     15     — 

Salzstock  abnimmt  uml  es  sich  vorwiegend  um  stark  kalkige 
Gesteine  bzw.  um  Mergel  handelt,  d.  h.  also  um  Gesteine, 
bei  denen  im  allgemeinen  entsprechend  ihrer  Entstehung  rote 
Farbe  und  Kalkgehalt '  sich  auszuschließen  pflegen.  So  könnten 
die  roten  Kreidemergel  auf  Helgoland  ihre  rote  Farbe  aus 
zertrümmerten  Buntsandsteinschichten  bekommen  haben,  die 
roten  Schichten  des  oberen  Gault  am  Jessenitzer  Salzstock 
vielleicht  durch  Aufnahme  von  roten  Keuperletten,  über  welche 
die  Kreide  hier  transgrediert.  Wenn  diese  Erklärung  richtig 
ist,  so  würden  die  geschilderten  Verhältnisse  jedenfalls  be- 
weisen, daß  die  Aufwölbungen  älterer  Triasgesteine  im  Unter- 
grunde und  auch  wohl  die  Salzstöcke  selbst  bereits  zur  Gault- 
zeit  vorhanden   waren. 

2.  Die  rote  Farbe  mancher  Kreidesedimente  an  den  Salz- 
stöcken könnte  daher  rühren,  daß  das  Kreidemeer  bereits  auf- 
gepreßte Salzstöcke  umspülte,  daß  in  der  Nähe  derselben  ent- 
weder rote  Zechsteinresidualletten  mechanisch  aufgearbeitet 
wurden  oder  aber  die  im  Meerwasser  enthaltenen  Eisensalze 
infolge  der  wasserentziehenden  Eigenschaften  des  an  Chlor- 
natrium lokal  konzentrierten  Meereswassers  als  Eisenoxyde  aus- 
gefällt wurden. 

3.  Die  Rotfärbung  in  den  Sedimenten  der  Nebengesteine 
kannte  durch  sekundäre  Infiltrationen  eisen- und  chlornatrium- 
haltiger  Lösungen  vom  Salzstock  her  erklärt  werden  und  der 
Eisengehalt  etwa  aus  Carnalliten  oder  dem  jüngeren  Steinsalz 
herrühren. 

Gegen  die  letzte  Erklärung  scheint  mir  jedoch  die  Tatsache 
zu  sprechen,  daß  solche  intensiv  rotgefärbten  Kreidemergel 
wechsellagern  bzw.  wieder  überlagert  werden  von  nicht  rot- 
u'ifärbtem  Kreidegestein.  So  überlagern  z.  B.  die  roten  Gault- 
schichten  am  Jessenitzer  Salzstock  z.  T.  rein  weißgefärbte 
Kalke   und   Mergel   der  oberen   Kreide. 

Meine  vorstehenden  Ausführungen  können  keine  er- 
schöpfende Darstellung  des  Gegenstandes  geben,  sondern  sollen 
lediglich  eine  Anregung  sein,  weiterhin  diese  Umwandlungen 
der  Nebengesteine  der  Salzstöcke  genauer  zu  studieren,  da 
ich  glaube,  daß  sie  nicht  unwichtig  sind  sowohl  für  die  Er- 
klärung der  heutigen  Erscheinungsformen  der  Salzmassen  im 
Untergrunde  des  norddeutschen  Flachlandes,  als  auch  für  die 
diagenetischen    Vorgänge    innerhalb    der    Nebengesteine    selbst. 

An  der  Diskussion  beteiligen  sich  die  Herren  Gki  pj  . 
BEYSCHLAQ,    SEIDL   und   der  Vortragende. 


—      UJ      — 

Zum    Schluß    spricht  Herr   WlEGERS    „Zur    Gliederung 
des   französischen  Diluviums"1). 

Zur  Diskussion  äußern  sich  die  Herren  KÜHNE,  VON  STAFF, 
RASSMUSS   und   der  Vortragende. 

Darauf  wird   die   Sitzung  geschlossen. 

v.  w.  o. 

Wahnschaffe.  Michael.  Schneide». 


3Iitteilung  des  Vorstandes. 

Gemäß  dem  von  der  Hauptversammlung  in  Greifswald 
in  der  Sitzung  vom  9.  August  1912  gefaßten  Beschluß  ist  nach- 
stehendes Schreiben  an  den  Preußischen  Herrn  Minister  der 
geistlichen   und  Unterrichtsangelegenheiten   in  Berlin  abgesandt: 

Euere  Exzellenz 
beehren  wir  uns,  davon  geziemend  in  Kenntnis  zu  setzen, 
daß  die  Deutsche  Geologische  Gesellschaft  in  ihrer  allge- 
meinen Tagung  in  Greifswald  im  August  vorigen  Jahres 
einstimmig  die  Resolution  gefaßt  hat,  bei  Ew.  Exzellenz 
vorstellig  zu  werden,  dem  geologischen  Unterriebt  an  den 
Schulen  eine  größere  Ausdehnung  als  bisher  zu  geben  und 
diesen  namentlich  an  den  Gymnasien  zur  Einführung  zu 
bringen! 

Die  elementaren  Kenntnisse  vom  Bau  der  Erde,  der 
Gebirgsbildung,  des  Vulkanismus,  der  Erdbeben,  der  geo- 
logischen Arbeitsleistung  des  Wassers  sowie  der  histori- 
schen Entwicklung  der  Erdoberfläche  und  ihres  organischen 
Lebens  sind  heutzutage  wichtige  Erfordernisse  der  all- 
meinen  Bildung.  Trotzdem  ist  ihre  Pllege  in  unseren 
Schulen  weit  hinter  derjenigen  in  anderen  Staaten  zurück- 
geblieben. 

D  i    Geologie    ist  die   naturgemäße  Grundlage   der  Geo- 
graphie,    die    aus    ihren    Ergebnissen    das    Verständnis    der 

1     I>i-r  Vortrag  wird  in  einem  der  nächsten   riefte  erscheinen. 


heutigen  Erdoberfläche  herleitet.  Auch  für  eine  anregende 
Vertiefung  der  Heimatkunde  ist  die  Geologie  in  hervor- 
ragendem Maße  geeignet.  Dazu  kommt  ihre  große  Be- 
deutung für  das  praktische  Leben,  mit  dem  doch  schließ- 
lich der  größte  Teil  der  Gymnasialzöglinge  später  zu  tun 
bekommt.  Ein  Verständnis  für  die  Bodenschätze  des 
Landes,  namentlich  der  Kohlen-,  Salz-  und  Erzlager,  für 
die  Wasserversorgung  und  Quellenkunde,  für  die  land- 
und  forstwirtschaftliche  Ausnützung  des  Bodens  ist  ohne 
geologische  Grundbegriffe  unmöglich.  Hier  aber  versagten 
unsere  Schulen  und  besonders  unser  humanistisches  Gym- 
nasium bisher  vollständig,  während  in  den  Schulen  anderer 
Länder  gerade  Geologie  eines  der  anregendsten  Lehrfächer 
geworden  ist. 

Finanzielle  Rücksichten  können  bei  der  Einführung 
der  Geologie  als  Lehrfach  nicht  mitsprechen,  da  die  Geo- 
logie im  Gegensatz  zur  Chemie,  Physik  und  Mineralogie 
fast  ohne  alle  kostspieligen  Hilfsmittel  gelehrt  werden  kann. 

Die  einzige  Vorbedingung,  die  für  einen  solchen  Unter- 
richt zu  erfüllen  wäre,  ist  die  Aufnahme  der  Geologie  als 
Prüfungsfach  in  das  Staatsexamen,  damit  zunächst  geeignete 
Lehrer  herangebildet  werden.  In  welcher  Weise  das  am 
zweckmäßigsten  zu  ermöglichen  ist,  wird  besonderer  Be- 
ratungen bedürfen,  denen  die  Unterzeichneten  nicht  vor- 
greifen möchten.  Sie  erlauben  sich  aber,  an  Ew.  Exzellenz 
die  gehorsame  Bitte  zu  richten,  die  Erledigung  dieser 
schon  lange  dringlichen  Angelegenheit  nicht  länger  hinaus- 
schieben zu  lassen.  Wir  gestatten  uns  dabei,  auf  die  in 
der  Anlage  beigefügte  frühere  Resolution  der  Deutschen 
Geologischen  Gesellschaft  vom  Jahre  1910  nochmals  hin- 
zuweisen. 

Im  Auftrage  der  Deutschen  Geologischen  Gesellschaft: 
gez.    Felix  Waunsciiaffe       Otto  Jaekel 


-        1* 


Briefliche  Mitteilungen. 

1.    Geologische  Streifzüge   in   Coahuila. 
Von  Herrn  Erich  Haarmann. 

(Mit   l(i  Textfiguren.) 

Mexico,  den  8.  Juni  191*2. 

Seit  September  1910  habe  ich  in  Coahuila,  jenem  Staate, 
der  den  mittleren  Teil  von  Nordmexiko  bildet,  wiederholt 
größere  Reisen  ausgeführt.  Der  Mangel  an  Vegetation  und  die 
sich  weit  hinziehenden,  gleichmäßig  aufgebauten  Sierren  er- 
leichtern geologische  Studien  sehr,  dagegen  verhindern  die 
außerordentliche  Größe  des  Gebiets,  in  dem  die  meisten  Reisen 
in  langen  Überlandwegen  gemacht  werden  müssen,  das  meist 
wüstenartige  Klima,  sowie  das  Fehlen  topographischer  Karten, 
sich  in  wenigen  Monaten  ein  vollständiges  Bild  der  Geologie 
zu  machen. 

Wenn  ich  trotzdem  schon  heute  einige  meiner  geologischen 
Beobachtungen  mitteile,  so  geschieht  dies  lediglich  deswegen, 
weil  es  mir  durch  die  wiederholten  politischen  Unruhen  in 
jenen  Gegenden  zweifelhaft  geworden  ist,  ob  ich  in  absehbarer 
Zeit  meine  Studien  dort  fortsetzen  und  zu  einem  gewissen 
Abschluß  bringen  kann,  es  mir  aber  andererseits  besser  er- 
scheint, einstweilen  etwas  Unvollständiges  über  diese  schwer 
zugänglichen  und  noch  recht  unbekannten  Gebiete  zu  geben, 
als  gar  nichts  zu  veröffentlichen.  Man  wolle  daher  die  vor- 
handenen Lücken  entschuldigen,  die  der  natürliche  Mangel 
jeder  Pionierarbeit  sind.  Diese  lassen  jedoch  auch  erkennen, 
welch  interessante  Probleme  noch  in  Coahuila  zu  lösen  sind. 
Da  mir  Zeit  und  Literatur  fehlen,  mein  Material  demnächst 
selbst  zu  bearbeiten,  so  habe  ich  einen  Teil  davon  an  Kollegen 
zur  Bearbeitung  weitergegeben,  für  deren  Übernahme  ich  diesen 
auch   hier  verbindlichst  danke. 

Lage,  Topographie  und  Entwässerung.  Coahuila  wird 
im   Norden    vom    Rio   Grande    de!    Norte    begrenzt,    der    hier 


—    /.'/ 


Fig.  1. 


■J<> 


die  Staatsgrenze  Mexikos  gegen  die  Vereinigten  Staaten  von 
Amerika  bildet.  Weiter  grenzen  an  Ooahuila,  von  Osten  über 
Süden  nach  Westen  die  mexikanischen  Staaten:  Nuevo  Leon, 
San  Luis  Potosi,  Zacatecas,  Durango  und  Chihuahua.  Coahuila 
liegt  etwa  zwischen  24'/3°  und  30°  nördl.  Br.  und  1°  und  5°  westl. 
L.  von  Mexiko.  Man  rechnet  in  Mexiko  nach  dem  Meridian  von 
Mexiko-Stadt,  der  98°  16'  40"  westl.  L.  von  Greenwich  ent- 
spricht. 

Coahuila  hat  einen  Flächenraurn  von  165  099  qkm,  ist 
also  elfraal  so  groß  wie  das  Königreich  Sachsen.  Auf  den 
Quadratkilometer  kommen  durchschnittlich  2,2  Einwohner,  tat- 
sächlich jedoch  sind   weite  Landstrecken  unbewohnt. 

Die  beigefügte  Skizze  von  Coahuila,  Fig.  1,  gibt  keine 
Gebirge  an1),  jedoch  erkennt  man  die  wichtigsten  Züge  der 
Oberflächengestaltung  auch  aus  dem  Verlauf  der  Flußläufe  und 
der  Verteilung  der  Lagunen  sowie  den  eingeschriebenen  Zahlen, 
welche  Höhen  in   Metern   über  dem    Meere   angeben. 

Im  nördlichen  Teile  des  Staates  fällt  das  Land  nach 
Norden  zu  ab;  es  wird  hier  vom  Rio  Grande  del  Norte  ent- 
wässert, der  vor  der  Einmündung  des  Rio  Pecos  nordöstliche 
und  östliche  Richtung  hat.  Im  östlichen  Coahuila  verläuft 
mit  nordnordwestlichem  Streichen  die  nördliche  Verlängerung 
der  Sierra  Madre  Oriental,  die  sich  jenseits  des  Rio  Grande 
typographisch  und  geologisch  in  den  Sierren  zwischen  Rio 
Grande  und  Rio  Pecos  fortsetzt. 

Die  Sierra  Madre  Oriental  ist  aus  mehreren  Gebirgsketten 
zusammengesetzt  und  kein  geschlossenes  Gebirge.  Ihre  Be- 
deutung liegt  darin,  daß  sie  mit  ihrem  Ostabfall  die  Be- 
grenzung des  mexikanischen  Hochlandes  gegen  die  Küstenregion 
bildet,  die  aus  der  flachhügeligen  Zone  in  der  Nähe  der  Sierra 
nach  dem  Golf  zu  in  die  flache  Küstenebene  übergeht.  Un- 
gefähr dort,  wo  die  Sierra  in  die  Südostecke  unserer  Karten- 
skizze eintritt,  fängt  sie  an,  sich  zu  zerteilen:  ein  Teil  der 
Kulissen  schwenkt  nach  Westen  ab  und  streicht  fast  ost-westlich, 
mit  geringer  Abweichung  nach  Nordwesten,  ein  anderer  Teil 
folgt  der  alten  nordnordwestlichen  Richtung,  und  diesen  nennen 
wir,  obwohl  er  an  Bedeutung  und  Geschlossenheit  verloren  hat, 
im   folgenden   Sierra   Madre   Oriental. 

In  dem  Winkel,  den  die  sich  teilenden  Sierren  miteinander 
hildc-n,  liegt,  wie  auch  aus  der  Carte  von  A.BHOT  ausgezeichnet 
zu    ersehen    ist,    eine    Art    Massiv.       Inwieweit    dieses   durch   die 


»)  Die    beste    Karte   von    Coahaila   ist   die    von    T.  S.  Abbott, 

1  :  r.OOOÜO,  Hin:,. 


—     21      — 

Tektonik   bedingt   ist   und   die  Ursache   zur  Teilung   der  Sierreu 
war,   müssen   weitere   Beobachtungen   zeigen. 

Die  Wasser  der  nördlichen  Sierra  Madre  Oriental  nimmt 
der  ihr  hier  östlich  parallel  verlaufende  Rio  Grande  auf,  der 
sie   weiterhin   dem   Golf  von    Mexiko   zuführt. 

Die  ost- westlich  gerichteten  Sierren  im  Süden  geben  ihre 
Niederschläge  zum  Teil  ebenfalls  an  das  Stromgebiet  des  Rio 
Grande  ab,  weiter  westlich  jedoch  fließen  sie  dem  Bolsön 
von  Mapimi  zu.  Derselbe  nimmt  auch  die  Wasser  auf,  die 
von  der  Westseite  der  Sierra  Madre  Occidental  abfließen. 

Mit  „Bolsön"  bezeichnet  man  ein  abflußloses  Auffüllungstal. 
das  von  Bergen  wenigstens  teilweise  umgeben  ist  und  wie  eine 
.,große  Tasche"  die  Niederschläge  der  Berge  und  das  von  diesen 
transportierte  Gesteinsmaterial  aufnimmt.  Sodann  versteht  man 
aber  auch  unter  „Bolsön"  mehrere  zusammenliegende  Bolsones, 
wenn  diese  in  ihrer  Gesamtheit  ein  abflußloses  Gebiet  bilden. 
Eine  scharfe  Trennung  ist  dann  nämlich  meistens  nicht  möglich, 
da  die  einzelnen  Bolsones  fast  immer  wenigstens  stellenweise 
untereinander  verbunden  sind.  Auch  der  „Bolsön  de  Mapimi'" 
ist  ein  großes  abflußloses  Gebiet,  das  aus  zahlreichen, 
meistens  jedoch  nicht  ganz  für  sich  abgeschlossenen  Bolsön- 
ebenen   besteht. 

Da  in  anderen  Sprachen  ein  Wort  fehlt,  das  „Bolsön'* 
wiedergeben  könnte,  so  verdient  diese  Bezeichnung  allgemeine 
Verbreitung,  wie  sie  auch  in  der  amerikanischen  Literatur  schon 
eingeführt  ist1). 

Der  Bolsön  von  Mapimi  liegt  zwischen  den  beiden  Haupt- 
sierren  im  Osten  und  Westen,  den  ost-westlich  streichenden 
Sierren  im  Süden  (zwischen  Saltillo  und  Torreön)  und  etwa 
dem  Rio  Grande  im  Norden.  Ein  großer  Teil  dieses  riesigen 
Beckens  gehört  zu  Coahuila,  ein  anderer  zu  Chihuahua  und 
ein  kleiner  zu  Durängo. 

Dieses  Becken  darf  man  sich  nun,  wie  schon  oben  an- 
gedeutet wurde,  keineswegs  als  eine  große  Ebene  vorstellen, 
vielmehr  erheben  sich  schroff  aus  ihm  zahlreiche  meist  nicht 
sehr  lange,  isolierte  Kulissen,  die  Höhen  bis  weit  mehr  als 
1000  m  über  den  Ebenen  erreichen,  wie  z.  B.  nach  meinen 
Messungen  die  Sierra  del  Pino  (zwischen  28°  und  29°  nördl.  Br. 
und  im  4°  westl.  L.  von  Mexiko),  deren  höchster  Punkt  1400  m 
über  der   westlich   angrenzenden   Ebene   liegt. 


")  R.  T.  Hill:  Topographie  Atlas,  U.  S.,  Blatt  3,  U.  8.  G.  8.1900, 
S.  8.   —   W.  G.  Tioht:   Am.  Geologist,   Bd.  :$(',  1905,  S.  271—284.  - 
0.  H.  Gokdon:  Professional  Paper  <»S,  U.  S.  G.  S.,  S.  221. 


—     22     — 

Die  Bolsön-Ebenen  bilden  oft  abflußlose  Seen,  d.  s.  La- 
gunen, die  jedoch  nur  selten,  da  es  keine  permanenten  Flüsse 
gibt,  Wasser  enthalten,  während  man  sie  auf  den  Karten  fast 
immer  als  dauernde  Seen  dargestellt  findet. 

Durch  die  Schuttmassen,  welche  die  "Wasser  von  den 
randlichen  Gebirgen  und  den  Sierren  inmitten  des  Bolsons 
zeitweise  nach  den  Tälern  trugen,  wurden  die  Gebirgsketten 
immer  mehr  begraben,  weiter  und  weiter  ertranken  sie  in  den 
jungen   Sedimenten  der  Täler. 

Diese  Auffüllungstäler  gerade  sind  es,  die  den  Unterschied 
zwischen  dem  Bolsön  von  Mapimi  bzw.  der  Mesa  Central  und 
den  Ketten,  für  die  wir  den  Namen  „Sierra  Madre  Oriental" 
beibehalten  haben,  ausmachen.  In  dieser  nämlich  werden  die 
Täler  im  allgemeinen  weiter  erodiert,  die  Schuttmassen  werden 
ausgeräumt  und  dem  Vorlande  oder  dem  Meere  zugeführt. 
Dadurch  werden  die  Ketten  der  östlichen  Sierra  Madre  besser 
herausmodelliert  und  erscheinen  so  dem  Beobachter  weitaus 
bedeutender,  als  die  in  hunderten  von  Metern  mächtigem 
Schutt  begrabenen  Sierren  der  Mesa.  Tatsächlich  sind  sie  es 
jedoch  nicht,  im  Gegenteil:  nach  Osten  wird  die  absolute 
Höhe  der  Sierren  im  allgemeinen  geringer. 

Da  sich  die  Ketten  der  Mesa  und  der  Sierra  Madre  geo- 
logisch nicht  unterscheiden,  so  bleibt  einzig  dieser  topo- 
graphische  Unterschied. 

Stratitfraphischer  Überblick.  Paläozoicum.  Paläo- 
zoische Schichten  waren  bisher  im  ganzen  Gebiete  unbekannt1). 
Bei  „Las  Delicias"  fand  sich  nun  eine  mächtige  Schichtenfolge 
von  präpermischem  Alter,  das  sich  genauer  bis  jetzt  nicht  be- 
stimmen ließ,  und  ich  nenne  daher  diese  Schichten,  bis  weitere 
Untersuchungen  ihre,  geologische  Stellung  ergeben  haben:  „De- 
licias-Schichten". 

Die  Mächtigkeit  der  Delicias-Schichten  ist  mindestens 
2000  m,  wahrscheinlich  aber  noch  erheblich  mehr.  Am  besten 
sind  sie  in  einigen  „Arroyos"  aufgeschlossen,  so  vor  allem  im 
Arroyo  de  Wenceslao  und  im  Arroyo  de  San  Jose.  In  ihrem 
unteren  Teile  bestehen  die  Delicias-Schichten  vorwiegend  aus 
Gerollen  und  verbackenen  Sauden,  meist  vulkanischer  Gesteine; 
nach  oben  werden  die  Gerolle  kleiner  und  nehmen  ab:  mächtige 
Bänke   vulkanischer   Sande,  die  man  stellenweise  zuerst  für  ver- 


')  Die  Erze  von   Sierra   olojada    treten   nicht,   wie  R.Beck,   sich 
auf  Mai.coi.mson  beziehend,   in  der  3.  Auflage   seiner  „Lehre  von  den 
Erzlagerstätten",    IM.  II,    S.  278,    Bagt,    in    carhonischem,    Bondern    in 
retacischem  Kalkstein  auf. 


wittertes  vulkanisches  Gestein  halten  könnte,  wiegen  vor.  Noch 
weiter  nach  oben  folgen  dunkle  bis  schwarze  Mergelschiefer 
und  Mergel,  die  Lagen  von  Geoden  und  Bänke  von  dunklem 
Kalk  enthalten.  Leider  fand  ich  keine  Fossilien,  jedoch  war 
die  mir  zur  Verfügung  stehende  Zeit  sehr  kurz,  so  daß  ich  hoffe, 
bei  längerem   Suchen   doch   welche   zu   finden. 

Auf  den  Delicias-Schichten  liegen  stellenweise  Reste  von 
Korallenriffen.  Sie  bestehen  aus  einem  dunkelblaugrauen  bis 
gelblich-grauen,  festen,  spröden  und  ungeschichteten  Kalk,  der 
besonders  im  Pichagua  gut  zu  beobachten  ist.  Er  enthält  eine 
reiche  Fauna  von  meist  verkieselten  Korallen  (Tetrakorallen 
und  Tabulaten)  Brachiopoden  usw.,  deren  Bearbeitung  Herr 
W.  HaaCK  freundlichst  übernommenhat.  Dieser  hat  sie  zwar 
noch  nicht  beendigt,  jedoch  hat  die  bisherige  Vergleichung  eine 
große  Ähnlichkeit  mit  den  von  G.  GlRTY1)  beschriebenen  Gua- 
dalupe-Schichten  ergeben,  und  wie  Herr  HaaCK  mir  mitteilt, 
haben  die  bei  Las  Delicias  gefundenen  Klippen  höchstwahr- 
scheinlich permisches  Alter.  Von  der  Aufzählung  der  bisher 
bestimmten  Fossilien  sehe  ich  ab,  da  Herr  HaaCK  demnächst 
selbst  seine  Untersuchung  der  Fauna  veröffentlichen  wird. 

Mesozoische  Schichten.  In  bezug  auf  die  strati- 
graphischen  Verhältnisse  der  mesoischen  Formationen  verweise 
ich  auf  die  Arbeiten  der  um  die  Gliederung  dieser  Schichten 
in  Mexiko  verdienten  Geologen  BUKCKHARDT  und  BOESE. 
Durch  die  Arbeiten  des  ersten  wurden  uns  mehrere  Jura- 
vorkommen näher  bekannt,  während  BoESE  besonders  Kreide 
bearbeitete.  Es  genügt  hier,  auf  die  zusammenfassenden  No- 
tizen der  beiden  Autoren")  hinzuweisen,  wo  weitere  Literatur 
angegeben  ist. 

Für  uns  ist  hier  folgendes  wichtig:  Die  ältesten  der  be- 
kannten mesozoischen  Schichten  unseres  Gebiets  gehören  dem 
Oberen  Jura  an.  Sie  sind  bisher  von  Mazapil,  San  Pedro 
del  Gallo  (westlich  Mapimi)  und  Symon  bekannt,  welche  Vor- 
kommen von   BUKCKHARDT  bearbeitet  wurden. 

Auch  Untere  Kreide  kennt  man  von  verschiedenen  Punkten, 
jedoch  nur  aus  der  Zone,  in  der  auch  Oberer  Jura  vorkommt: 
also  im  südlichen  und  südwestlichen  Teile  unserer  Karten- 
skizze, während  weiter  nördlich  Untere  Kreide  ebensowenig 
wie  Jura  bekannt  geworden  ist.  Es  ist  wahrscheinlich,  dalJ 
je    weiter    nach    Norden,    um    so    mehr    Verhältnisse    eintreten, 

')  G.  Girty:  The  Guadalupian  Fauna,  Prof.  Paper  58,  U.  S.  G.  S. 

2)  C.  Bukckhakdt:  Neue  Untersuchungen  über  «Iura  und  Kreide 
in  Mexiko.  Zontralbl.  Min.  1910,  Nr.  19  u.  20.  —  E.  Bosk:  Neue  Bei- 
träge  zur  Kenntni*   der  mexikanischen   Kreide.     Ebenda. 


24 


wie  sie  in  Texas  herrschen,  wo  Aptien  das  älteste  bekannte 
Kreideglied  ist  und  Mittlere  Kreide  weithin  transgredierend 
liegt.  Der  Rio  Grande  ist,  soweit  er  Mexiko  und  die  Ver- 
einigten Staaten  scheidet,  weder  in  tektonischer  noch  in  strati- 
graphischer   Beziehung  eine   Grenze. 

Weit  verbreitet  sind  jene  mächtigen,  größtenteils  fossil- 
armen Kalke  der  Unteren  und  Mittleren  Kreide,  welche  die 
Hauptmasse   der   Sierren  bilden. 

Die  Obere  Kreide  beginnt  mit  Turon  (Zone  des  Inoceramus 
labiatus),  von  dem  BOESE  eine  Reihe  Fundpunkte  angibt,  und 
das  ich  selbst  noch  an  zahlreichen  anderen  Stellen  gefunden 
habe.  Diese  Stufe  tritt  überall  im  Gebiet  in  derselben  Facies 
und  mit  der  gleichen  individuenreichen  aber  speziesarmen  Fauna 
auf.  Es  sind  dünnschichtige,  ebenplattige  Kaikschiefer,  meist 
ftwas  mergelig,  in  denen  Inoceramus  labiatus  und  einige  andere 
Arten   dieses   Genus   sehr  häufig  sind. 

Die  Labiatusschichten  sind,  soweit  wir  heute  wissen,  die 
jüngste  derjenigen  Schichtstufen,  von  denen  wir  sicher  eine 
gleichmäßige  Ausbildung  ihrer  Facies  kennen,  d.  h.  sowohl 
westlich  der  Sierra  Madre  Oriental,  im  Gebiet  der  Mesa  Central, 
als  auch  in  ihrem  östlichen  Vorlande,  also  in  Gebieten  mit 
heute  recht  verschiedenen   Höhenlagen. 

Eine  interessante  Turon-Fauna  fand  sich  beim  Macho  in  der 
Hacienda  Mövano1),  deren  Bearbeitung  Herr  E.  BOESE  freund- 
lichst übernommen  hat.  Es  findet  sich  unter  den  Fossilien 
auch  Inoceramus  labiatus,  und  wie  mir  Herr  BoESE  mitteilt, 
handelt    es    sich   hier    um   die    Basis    der   Labiatus- Schichten. 

Emscher  fand  ich  an  den  Cabeceras  del  Rio  Escondido, 
nicht  weit  von  Allende,  Coahuila,  östlich  der  Sierra  Madre 
Oriental.  Er  besteht  aus  dickbankiger  heller  Kalkkreide  mit 
einer  dem  Inoceramus  digitatus  ähnlichen  Form.  Herr  BOESE 
hält  sie  für  eine  neue  Art  und  wird  auch  hierüber  gelegentlich 
eine  Notiz  geben.  Der  Emscher  ist  hier  also  ähnlich  aus- 
gebildet wie  in  Texas  und  verschieden  von  dem  Vorkommen 
in  Guerrero,  dem  ersten  und  bisher  einzigen  in  der  Literatur 
bekannten  Fundpunkt  von  Emscher  in  Mexiko.  Dort  tritt 
nämlich  nach  BüBCKB  \kl>l  diese  Stufe  als  „schwärzliche  Schiefer 
und  Merge.lschiefer.  grauliche  oft  sandige  Schiefer  und  Mergel- 
kalk"   auf. 

')  Hei  meinen  Untersuchungen  im  Gebiete  dieser  Hacienda  sowie 
bei  denen  des  Cerro  de  Santiago,  die  wegen  der  großen  Wassenmimt 
und  der  weiten  Entfernungen  nur  mit  mancherlei  Schwierigkeiten  aus- 
zufahren waren,  fand  icli  .stets  gern  gewährte  tatkräftige  Hilfe  des  Hauses 
Federicö  Ritter,  wofür  ich  diesem  auch  bier  verbindlichsten  Dank  sage. 


Untersenoo  beschrieb  Boese  von  Cnrdenas,  das  er  wegen 
der  so  verschiedenen  Facies  von  anderen  amerikanischen  Vor- 
kummen   mit    dem   Lokalnamen    „Division    C;'irdenas  '    belegte. 

Auch  Obersenon  gibt  BOESE  an,  jedoch  ist  wenigstens 
oberstes   Obersenon    bisher  nicht  nachgewiesen   wordeD. 

Endlich  Danien.  Dieses  und  vielleicht  ein  Teil  des 
Senons  wird  in  Nordamerika  durch  Laramie  vertreten,  eine 
höchst  interessante  Formation,  da  sie  nach  den  weit  ver- 
breiteten, gleichmäßigen  Meeresbildungen  des  Jura  und  der 
älteren  Kreide  eine  durchaus  andere  Facies  zeigt.  Laramie 
ist  in  nächster  Nähe  des  Festlandes  oder  auf  ihm,  in  Binnen- 
seen gebildet  worden.  In  Coahuila  sind  Laramieschichten 
bisher  aus  den  Kohlengebieten  bekannt  geworden ').  Sie  ent- 
halten Sandsteine  und  Konglomerate  und  in  ihrem  unteren 
Teile  Kohlen,  gerade  wie  jenseits  des  Rio  Grande.  Auf  die 
Folge  der  jüngsten  Kreideschichten  im  Kohlenbezirk  von 
Esperanzas  müssen   wir  unten   noch   eingehen. 

Für  im  wesentlichen  gleichaltrig  mit  Laramie  glaube  ich 
Schichten  halten  zu  sollen,  die  ich  im  Gebiet  der  Hacienda 
Movano,  besonders  in  der  Nähe  des  Ranchos  Soledad  fand, 
und  die  ich  bis  zur  endgültigen  Festlegung  ihres  Alters 
.,  Soledad-Schichten''  nenne.  Zuunterst  treten  graue,  grüne 
und  rote  Mergel  auf,  die  häufig  steinmergelartig  zerbröckeln. 
Ich  habe  diese  bunten  Mergel  auch  an  vielen  Stellen  an  der 
Bahn  zwischen  Escalön  und  Sierra  Mojada  beobachtet.  Darüber 
liegt  eine  Folge  von  Sandsteinen,  Konglomeraten  und  Ton- 
schiefern, bzw.  Sandschiefern.  Die  Sandsteine  zeigen  vielfach 
diskordante  Parallelstruktur  und  sind  häufig  zu  Quarziten 
verkieselt.  Die  Gerolle  bestehen  hauptsächlich  aus  Kreidekalk 
und  vulkanischen,  vor  allem  Andesit-  und  Rhyolith- 
ähnlichen  Gesteinen,  wie  sie  auch  in  den  vulkanischen 
Hügeln  jener  Gegend  auftreten.  Fig.  2  gibt  ein  Bild 
der  Soledad-Schichten   beim   Rancho   Soledad. 

Offenbar  sind  diese  Schichten  in  Becken  und  zwar  in 
Süßwasserbecken  gebildet  worden,  denn  nichts  deutet  auf  Ab- 
lagerung im  Meere  oder  in  seiner  Nähe,  wie  dies  beim  Laramie  in 
den  Kohlengegenden  der  Fall  ist.  Glaukonit  wurde  im  Gegensatz 
zu  jenen  Gebieten  in  den  Soledad-Schichten  nirgends  gefunden. 
Fossilien  sind  selten:  nur  an  einer  Stelle  fanden  sich  in 
den  Konglomeraten  verkieselte  Hölzer  und  riesige  verkieseltc 
Wirbeltierreste.      Meine  Zeit  erlaubte   es   nicht,   an  jener  Stelle 

')  J.  G.  Aouilera:  Les  gisements  carboniferes  de  Coahaila.  Guitl«* 
geologiqne  au  Mexique  190(>,  XX  VII. 


Aufschlüsse  zu  macheu,  und  so  mußte  ich  mich  mit  der  Auf- 
sammlung der  herausgewitterten  Stücke  begnügen,  die  meist 
nicht  recht  gut  erhalten  waren.  Leider  fanden  sich  keine 
Zähne,  die  eine  Bestimmung  erleichtert  hätten.  Immerhin 
sandte  ich  die  Wirbeltierknochen  Herrn  Henuy  Schkoedek, 
der  sich  freundlichst  ihrer  Untersuchung  annahm  und  zu  der 
Ansicht  kam,  es  sei  das  wahrscheinlichste,  daß  es  sich  um 
Saurier  handele.  Zu  genauen  Bestimmungen  ist  aber  natür- 
lich weit  mehr  und  besseres  Material  notwendig,  dessen  Be- 
schaffung   der  Wassermangel    jener   Gegend    schwierig    und    die 


Fig.  2. 
.Soledad-Schichten"  beim   ßancho  Soledad. 


Revolution  augenblicklich  unmöglich  macht.  Trotzdem  hoffe 
ich  eines  Tages,  wenn  möglich  im  größeren  Maßstabe,  mehr 
Material   ausgraben   zu   können. 

Diese  wahrscheinlich  als  Saurierreste  zu  deutenden  Wirbel- 
tierknochen legen  die  Gleichaltrigkeit  der  Soledad-Schichten 
mit  Lararaie  nahe. 

Tertiär  wurde  nirgends  gefunden,  es  mag  jedoch  bemerkt 
werden,  daß  die  Laramiestufe  von  einigen  Autoren  als  ältestes 
Tertiär   aufgefaßt   wurde1). 


')  Zur  Stratigraphie  der  obersten  Kreidescbichten  vergleiche  auch 
I  W.  Stantoh  und  J.  B.  Hatcheh:  Geology  :ind  Palaeontology  ofthe 
[adith  River  beds.     Bullelm  257,  IT.  S.  G.  ö.  1905. 


—     27     — 

Tektonische  und  vulkanische  Vorgänge  und  ihr«» 
Zeitlichkeit.  Der  Ablagerung  der  präpermischen  Delicias- 
Schichten  muß  die  Bildung  eines  Festlandes  vorangegangen  sein, 
von  welchem  das  diese  zusammensetzende  Gesteinsmaterial 
abgetragen  werden  konnte.  Besonders  im  unteren  Teile  be- 
stehen die  Delicias-Schichten  vorwiegend  aus  Gerollen  und 
Sanden  vulkanischen  Gesteins  und  mit  oder  nach  jener  ältesten 
nachweisbaren  Schichtenbewegung  muß  daher  auch  vulkanisches 
Magma  emporgestiegen   sein. 

Die  Delicias-Schichten  wurden  vor  Ablagerung  des  Perm 
sehr  stark  gefaltet,  und  zwar  streichen  die  Schichten  nordöst- 
lich  und   fallen   steil   nach   Norden   ein.      Vielfach   ist  das   Ein- 


Fig.  3. 
.Delicias-Schichten"   im   Arroyo   de  Wenceslao. 


fallen  senkrecht,  fast  nirgends  weniger  als  45 ".  Zahlreiche 
meist  unbedeutende  Querverwerfungen  durchsetzen  die  Schichten, 
von   denen   Fig.  3   ein   Bild   gibt. 

In  den  stark  nach  Norden  gefalteten  Delicias-Schichten 
glaube  ich  den  Typus  der  Appalachen  wiederzuerkennen, 
und  es  ist  möglich,  daß  wir  es  hier  mit  den  Resten  eines 
südlichen  Zweiges  dieses  außerordentlich  ausgedehnten  Ge- 
birges zu  tun  haben,  dessen  Auffaltung  im  Obercarbon  statt- 
fand. 

Der  auf  den  gefalteten  Delicias-Schichten  stellenweise 
noch  erhaltene  permische  Korallenkalk,  der  in  Figur  4  abge- 
bildet wurde,  hat  soweit  sich  bisher  feststellen  ließ,  keini' 
Dislokationen  in  bezug  auf  seine  Unterlage  erfahren.  Der  massige 
Kalk  zeigt  keine  Schichtung,  sondern  ist  von  verschieden  ge- 
richteten Klüften  durchsetzt,  die  den  Kalk  in  einzelne  Blocke 
auf  losen. 


_     28     — 

Bei  den  jüngeren  Dis  lokatiosp  erioden ,  denen  die 
heutigen  Oberflächenformen  im  wesentlichen  ihre  Entstehung 
verdanken,  lassen  sich  im  Gebiet  unserer  Kartenskizze  wie 
auch  in  anderen  Teilen  Mexikos  zwei  Faltungsrichtungen 
unterscheiden:  eine  generell  nordwestlich  gerichtete,  die  häufig 
stark  nach  Ost-West,  weniger  nach  Nord-Süd  abweicht  und 
eine  nordöstlich  streichende,  die  Abweichungen  nach  Nord-Süd 
zeigt.  Man  ersieht  hieraus,  daß  beide  Faltungen  ineinander  über- 
gehen  können,  jedoch   sind   sie  meistens  auseinander  zu  halten. 


«Mmm. 


'7" 


Fig.  4. 

Der   „l'iehagua",  bestellend   aus  permiscliem  Korallenkalk, 
darunter  „Delicias- Schichten". 


Die  nordwestliche  Faltung  ist  die  weitaus  bedeuten- 
dere, denn  sie  beherrscht  die  höchsten  Gebirge:  die  Sierra 
Madre  Occidental  und  die  Sierra  Madre  Oriental,  sowie  die  zahl- 
reichen Sierren  im  dazwischenliegenden  Bolson  de  Mapimi  '); 
sie  hat  das  ganze  Gebiet  meist  außerordentlich  stark  zusammen- 
geschoben. Häufig  findet  man  nach  Norden  überfaltete  Anti- 
klinalen, oft  scheinbar  monoklinalen  Bau  und  stellenweise 
Schuppenstruktur,  bei  welcher  an  streichenden,  parallelen 
Überschiebungen    sich    dieselben   Schichten    öfters   wiederholen. 


')  Allgemein  wird  wohl  nunmehr  die  Tatsache  anerkannt  sein. 
daß  die  Mesa  Central  kein  Horst  und  topographisch  keine  j^roße  Ebene, 
sondern  im  wesentlichen  ein  Faltenland  ist.  Vgl.  hierzu  E.  Bosk:  Zur 
Frage  der  Entstehung  des  sogenannten  mexikanischen  Zentralplateans. 
N.  Jahrb.  Min.  1908,  Bd.  II.  Die  Ansichten  BÖtiES  ftber  diesen  Gegen- 
stand  sind   auch   nach   meinen  Beobachtungen  durchaus  zutreffend. 


29 


I.    Profil  durch  den  Cerro  de  Sandate. 


11.    Profil  südöstlich  von  Sta.  Eulalia. 


111.    Profil  an   der  Westseite  des   Puerto  de  Sta.  Eulali;i. 

Fig.  5. 
Schematische  Profile   durch   den  Nordrand  der  Sierra  dt>  San    Lorenzo. 


iL  *.r*X ■^..tfc. .'l^-t.  .-ir?^»?.-*.* 


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Fig.  6. 

Berge  au  der  Ostseite  des  Puerto  de  Sandate. 

Links  der  ( lerro  de  Sandate. 


—     30     — 

Fig.  5  zeigt  diese  Verhältnisse  vom  Nordrande  der  Sierra 
de  San  Lorenzo,  südlich  von  San  Pedro  de  las  Colonias. 
Fig.  6  gibt  die  natürliche  Ansicht  des  ersten  Profils  in  Fig.  .r>. 
Die  Überschiebung  ist  in  der  Figur  nicht  zu  sehen,  sie  geht 
dort  zutage,  wo  im  Nordabfall  des  Cerro  de  Sandate  eine 
leichte  Delle  erscheint.  Aus  dem  Einfallen  der  Über- 
schiebungen und  der  Richtung  der  Überfaltung,  wie  sie  aus 
Fig.  7  ersichtlich  ist,  die  ich  der  Liebenswürdigkeit  des 
Herrn  ARTUR  Frey  verdanke,  geht  hervor,  daß  der  Druck, 
welcher  die  nordwestliche  Faltung  verursacht  hat,  von  Süden 
bzw.    von    Südwesten   kam. 


Fig.  7. 

Nach  Nordwesten  überfaltete  Kreidekalkschichten  bei  der 

Ojuela-Grube  (Mapimi),   gesehen  von  Campo  Sur. 


Die  Sierren  ziehen  sich  meist  nicht  sehr  weit  hin,  um 
dann  von  anderen  parallel  verlaufenden,  wechselnd  ansetzenden 
Ketten  abgelöst  zu  werden.  Dabei  ist  auffällig,  daß  das 
Streichen  der  Schichten  oft  gegen  das  Generalstreichen  der 
Sierren  gerichtet  ist,  und  zwar  verlaufen  die  Gebirge  mehr  in 
der  Nord -Süd -Linie  angenäherten  Richtungen  gegenüber  den 
mehr  nordwestlich  streichenden  Schichten.  Es  entstehen  da- 
durch eigenartige!  Abzweigungen  von  den  Hauptgebirgszügen, 
die  durch  mehr  oder  weniger  tiefe  Einbuchtungen  von  diesen 
getrennt  sind.  Süss  nennt  diese  Erscheinung  treffend  „schräge 
Kulissenfaltung",  die  sich  sonst  besonders  im  Great  Basiu, 
Arizona,  Neu-Mcxiko,  aber  auch  in  Nieder-Californien  findet. 
Auf  die  Ähnlichkeit  des  Baus  der  Sierren  im  Bolson  de 
Mapimi  mit  dem  der  Basin  Ranges,  wies  auch  E.  Süss  nach 
Berichten  von  EDMUND  Naumann  und   anderen  schon  hin,  und 


—     31     — 

er  betrachtet  diese  Ketten  als  die  südliche  Fortsetzung  seines 
„Zwischengebirges".  SÜSS  meint,  die  Mesa  Central  sei  ein 
„eingebrochenes  Faltenland" :  „streichende  Brüche  durch- 
schneiden den  Bau,  der  an  ihnen  oft  in  lange  Streifen  zerlegt 
ist,  oft  auch  zu  tiefen  Gräben  absinken  mag".  Solche 
streichenden  Brüche,  an  denen  Absenkungen  stattgefunden 
haben,  mögen  existieren,  sie  sind  mir  jedoch  nicht  bekannt 
geworden,  und  ich  bin  der  Ansicht,  daß  der  ganze  Bau  sehr  wohl 
lediglich  durch  tangentialen  Zusammenschub,  der  in  der  Haupt- 
sache Faltung  und  Überschiebung,  gelegentlich  auch  Aufpressung 
an    steilen  Brüchen    zur  Folge    hatte,    gebildet    werden   konnte. 


Fig.  8. 
.,Polygon- Falte"  bei  Minus  Viejas  (Nuevo   Leon). 


Im  östlichen  Vorlande  der  Sierra  Madre  Oriental,  wo  die 
nordwestliche  Faltung  schon  sehr  an  Intensität  abgenommen 
hat  und  ganz  aufhört,  findet  man  weithin  die  Schichten  nur 
schwach  geneigt,  bis  sie  dann  oft  unvermittelt  scharf  gefaltet 
sind.  Solche  Verhältnisse  sah  ich  bei  Peyotes  und  in  anderen 
Gegenden.  Eine  ausgezeichnete  Vorstellung  hiervon  gibt 
Fig.  8,  die  ich  der  Freundlichkeit  des  Herrn  C.  Q.  SCHLERETH 
verdanke.  Man  sieht  auf  ihr  nach  Norden  gegen  ein  durch 
eine  Querverschiebung  freigelegtes  Profil.  Links  auf  dem  Bilde 
liegen  die  Schichten  flach;  ohne  Bruch  gehen  sie  dann  plötz- 
lich in  eine  Falte  über,  die  sich  aus  einzelnen  nach  unten 
durchgebogenen,  winklig  aneinander  stoßenden  Stücken  zu- 
sammensetzt. Solche  Falten  nenne  ich  „Polygon-Falten".  Im 
Hintergründe  links  setzen  schwach  nach  Südwesten  geneigte 
Kreideschichten  die  Berge  zusammen.  Diesseits,  also  südlich 
der    Querverschiebung,    längs    welcher    jetzt     ein    Tal    erodiert 


—     32     — 


worden     ist,    setzt    die    Sattelachse    fort,  jedoch    hier    auf  dem 
Südflügel   von   einer    Überschiebung  begleitet.      In   dem  Schema 
Fig.  9    sind     diese    Verhältnisse    dargestellt. 
Tangentialer   Gebirgsdruck   kam,    wie  überall 
bei    der    nordwestlichen    Faltung    aus    Süd- 
westen   und    schob    die   Schichten   zusammen. 
Der  südliche  Gebirgsteil   ließ  sich  wohl  wegen 
eines   vorlagernden  Hindernisses  nicht  weiter- 
schieben,  so   daß   die  nach  der  Faltung  weiter 
wirkenden  Kräfte  sich  in  einer  Überschiebung 
am    Südflügel    auslösten,     während     sie    beim 
nördlichen     Teil     entlang     der     Verschiebung 
dessen  Vorschub  nach  Nordosten  bewirkten,  so 
daß    hier    kein   Bruch    der    Schichten    eintrat. 
Verwerfungen    im    engeren    Sinne,     an    denen    im    wesent- 
lichen  vertikale    Schichtenverschiebungen    stattgefunden  haben, 
konnten  bisher    erst    an    einer  Stelle    beobachtet  werden,    und 
zwar   dort,   wo   der  Horst  der  paläozoischen   Delicias-Schichten 


Fig.  9. 
Schema  des  Baus 
l>ei   Minas  Viejas. 


Fig.  10. 

Schematisches  Profil  durch  den  Nordrand  der  Sierra  Sta.  Ahm, 
llacienda  „Las  Delieias". 


erscheint,  an  der  Südwestecke  jenes  oben  erwähnten  Massivs,  das 
ich  im  Winkel  zwischen  den  sich  teilenden  Sierreu  vermute. 
Während  die  Kreideschichten  auf  der  Südseite  der  Sierra 
Santa  Ana  noch  gefaltet  sind,  liegen  sie  auf  deren  Nordseite 
BÖblig  oder  kaum  merklich  geneigt.  liier  linden  sich  steile 
Brache,  die  nach  der  Sierra,  also  nach  Süden  zu  einfallen. 
Die  nördlicheren  Schollen  sind  in  Staffeln  relativ  und  auch 
wohl  tatsächlich  die  gehobenen,  und  an  dieser  Störnngszonc 
kommt  dann  Paläozoicum  (Delicias-Schichten  und  Perm)  zu- 
tage: geologisch  ein  ll"r^t,  topographisch  ein  Graben.  Meine 
Auffassung  der  Verhältnisse  kommt  in  dem  schematischen 
Profil    Fig.  10  zum  Ausdruck. 


Fig.  11  zeigt  die  beiden  sich  kreuzenden  Spalten  am 
Agua  Grande,  oberhalb  der  Häuser  der  Hacienda  Las  Delicias. 
Fig.   12    gibt    die    N   15°   0    streichende   Spalte,    an   der  keine 


Fig.  11. 

l>i<-  beiden  sich  kreuzenden  Spalten  am    k.gua  Grande 

(Hacienda  „Las  Delicias"). 


Fig.  L2. 
Nordöstlich  streichende  Kluft  am  Aeua  Grande. 


Verwerfung  der  Schichten  stattgefunden  hat,  während  an  dem 
in  Fig.  13  dargestellten  Bruche,  der  in  N  70°  W  streicht  und 
mit  70"  nach  Süden  fällt,  eine  Schichtenverschiebung  vor  sich 
ging,     und     zwar,     wie     die     mit     dem     Einfallen     gerichtetes 

3 


—     34     — 

I  larnischstreifen     zeigen,     wesentlich     im      senkrechtein     Sinne. 
Der   Teil   rechts   der  Verwerfung  ist  der  gehobene. 

Es  liegt  kein  Grund  vor,  anzunehmen,  daß  die  hier 
nachzuweisenden  wesentlich  vertikalen  Bewegungen  auf  senk- 
recht gerichtete  Kräfte  zurückzuführen  sind,  es  ist  vielmehr 
naheliegend  auch  diese  Brüche  als  Folge  horizontalen  Schubs 
aufzufassen,  wie  dessen  Wirkungen  südlich  und  weiter  nörd- 
lich dieses  Gebiets  zu  beobachten  sind.  Daß  er  hier  nicht 
die   „Great   Basin   strueture"    hervorrief,    sondern    sich    in    der 


Fig.  13. 
Verwerfung  um    \uiu  Grande. 


Aufpressung  des  paläozoischen  Horstes  an  Staffelbrüchen  aus- 
löste, liegt  lediglich  daran,  daß  die  mesozoischen  Schichten 
hier  auf  der  scharf  gefalteten  alten  Unterlage  ruhen,  die  eine 
weitere   Faltung  nicht   zuließ. 

Außerhalb  des  Gebiets  fand  ich  ähnlich  aufgepreßt»' 
Schichten  beim  Salto  Grande,  in  der  Nähe  von  Necaxa,  etwas 
nördlich  von  20°  nördl.  Br.  in  der  Sierra  Madre  Oriental. 
Hier  sieht  man  in  einer  Basaltdecke  einen  Horst  von  Kreide- 
kalk, der  gegen  das  vulkanische  Gestein  mit  steil  von  ihm 
a!>fullenden  Verwerfungen  abschneidet,  von  denen  wenigstens 
eine  gut  aufgeschlossen  ist.  Ich  halte  die  Kreideschichten  für 
aufgepreßt  und  dabei  zusammengestaucht.  In  der  Nähe  der  Ver- 
werfung biegen   sich   die   Kalke   nach    unten  und  legen  sich   der 


\  erwerfung  selbst  parallel,  so  daß  dadurch  der  Eindruck  eines 
aufgepreßten  Pfropfens  entsteht.  Damit  stimmt  auch  überein, 
daß  die  in  beiden  Gebieten  weitverbreiteten  jüngeren  Schichten 
—  also  bei  Las  Delicias:  Kreide,  bei  Necaxa:  Basalt  — 
durchaus  ungestört  und  praktisch  horizontal  liegen.  Dies  ist 
jedenfalls  leichter  dadurch  zu  erklären,  daß  die  älteren  Ge- 
steine gehoben  wurden,  als  dadurch,  daß  die  jüngeren  weithin 
gleichmäßig  gegenüber  den  verhältnismäßig  viel  weniger  aus- 
gedehnten  Kernen   alter  Schichten   abgesunken   sind. 


Fig.  II. 

Intnision    von    Diorit    in    Ki  eiilesdiiehten    beim    Agua    Grande. 


Während  und  nach  der  nordwestlichen  Faltung  fand  unter- 
irdisches Magma  Wege  emporzusteigen:  es  bildete  Intrusionen 
und  drang  bis  an  die  Oberfläche,  wo  es  Ergüsse  und  Krater 
bildete. 

Eine  Intrusion  von  Diorit  wurde  in  dem  schematichen 
Profil  Fig.  10  angedeutet.  Sie  steht  in  Verbindung  mit  der 
Verwerfung  am  Agua  Grande.  Auffallend  ist,  daß  der  Diorit 
die  Kreideschichten  in  keiner  Weise  aufbiegt  oder  stört.  \us 
Profil  Fig.  10  ist  dies  schon  ersichtlich,  und  Fig.  14  bringt 
es  nochmals  im  einzelnen  zur  Darstellung.  Man  muß  zu  der 
Auffassung  kommen,  daß  das  Magma  schon  bestehende  Hohl- 
räume ausgefüllt  hat,  die  sich  in  dem  kalkigen  Gestein  be- 
sonders  entlang  Verwerfungen   durch    erhöhte  Wasserzirkulation 

3* 


—     36      — 

bildeten.  In  denselben  Kreideschichten  findet  man  auch  sonst 
zahlreiche   Höhlen  und  in   der   Ebene   bedeutende   Erdfälle. 

Außer  Intrusionen  kommen  auch  vielfach  Vulkane  vor. 
Typisch  ist  der  „Vulkan  von  Movano"  beim  Rancho  Movano. 
Sein  Hauptteil  ist  der  Cerro  de  Movano  (64  m  über  dem  Rancho 
Movano).  Er  bildet  mit  den  Hügeln  beim  Rancho  Santa  Marin 
den  Vulkan,  der  heute  durch  Erosion  stark  zerstört  ist;  alle 
seine  Reste  beweisen  durch  ihren  gleichmäßigen  periklinalen 
Bau,  daß  sie  zusammengehören.  Ihr  Material  besteht  aus  Basalten, 
die  oft  sehr  porös  sind.  Außer  Basalten  finden  sich  Tuffe, 
besonders  bei  Alt-Movano.  Der  Vulkan  von  Movano  hat  in 
Höhe  der  heutigen  umgebenden  Ebene  einen  Durchmesser  von 
ungefähr  5   km. 

Einen  anderen  Typ  von  Vulkanen  vertritt  der  Cerro  de 
Santiago,   etwa   20  km  nördlich   von  San  Pedro  de  las  Colonias. 


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Fig.  15. 
Partie  von  der  Westseite  des  Cerro  de  Santiago. 


Er  ist  ein  stark  zerrissenes,  aus  vielen  Gipfeln  bestehendes 
kleines  Gebirge,  das  Bogenform  hat:  im  Süden  ist  der  Berg- 
zug westlich  gerichtet,  er  biegt  dann  allmählig  nach  Norden 
um,  und  geht  in  rein  nördliche  Richtung  über.  Die  Haupt- 
masse des  Gebirges  liegt  im  südlichen  Teil,  wo  es  sich  auch 
am  höchsten  über  die  benachbarte  Ebene  erhebt.  Fast  alle 
Erhebungen  des  Gebirges,  sowie  die  zahlreichen  Berge  und 
Hügel  in  seiner  Nähe,  fallen  nach  der  Innenseite  des  Bogens 
schroff,  nach  außen  sehr  sanft  ab.  Ein  charakteristisches 
Bild  von  der  Westseite  des  Cerro  de  Santiago  gibt  Fig.  L5, 
die  auch  einen  gleichmäßig  abfallenden  Kegel  zeigt;  solche; 
sind  jedoch  nicht  die  Regel.  Im  Nordosten,  der  offenen  Seite 
des  vom  Cerro  de  Santiago  gebildeten  Bogens  vorgelagert, 
etwa  6  km  von  ihm  entfernt,  liegen  die  Gachupines,  die  ihren 
Steilabfall  nach  dem  Cerro  de  Santiago  zu,  also  nach  Süden 
bzw.  Südwesten  haben,  während  sie  sich  nach  Norden  langsam 
abdachen.      Der   Cerro  de  Santiago   und  die   Gachupines   bilden 


daher  Teile  eines  kreisförmigen  Bergzuges,  der  im  allgemeinen 
nach  innen  steil,  nach  außen  flach  abfällt.  Die  Oberflächen- 
formen werden  durch  den  geologischen  Bau  bedingt,  denn  die 
vulkanischen  Gesteine  (vorwiegend  Andesite  und  Basalte), 
aus  denen  alle  jene  Berge  und  Hügel  bestehen,  zeigen  ein 
Einfallen,  das  ihrem  flachen  Abfall  entspricht,  d.  h.  im  Cerro 
de  Santiago  nach  Süden  bis  Westen,  in  den  Gachupines  nach 
Nordosten.  Dabei  wird  generell  das  Fallen  nach  dem  Außen- 
rande des  Santiago-Bogens  flacher.  Alle  diese  Erhebungen 
bilden  danach  die  verhältnismäßig  geringen  Reste  eines  Ring- 
vulkans. Zum  großen  Teil  sind  sie  durch  die  Seeablagerungen 
der  Laguna  begraben,  in  die  sie  sich  unter  der  heutigen  Ober- 
fläche noch  fortsetzen,  so  daß  der  Vulkan  an  der  Basis  einen 
Durchmesser  von  wenigstens  25  km  gehabt  haben  muß.  Aus 
der  Form  der  Erosionsreste  zu  schließen,  war  er  wohl  nicht 
sehr  hoch   und   hatte   einen   weiten   Krater. 

Die  nordöstliche  Faltung  ist  die  nächst  jüngere  der 
bis  heute  sicher  nachweisbaren  tektonischen  Erscheinungen, 
denn  die  jüngeren  Schichten  sind,  soweit  sie  überhaupt  ge- 
faltet wurden,  von  ihr  betroffen  worden.  So  vor  allem  die 
oben  erwähnten  Soledad- Schichten,  jene  Beckenbildungen,  in 
denen   Gerolle  vulkanischer   Gesteine   vorkommen. 

Sonst  macht  sich  die  nordöstliche  Faltung  noch  dadurch 
bemerkbar,  daß  sie  die  schon  nordwestlich  zusammengeschobenen 
Schichten  nochmals  in  nordöstlicher  Richtung  faltete.  In 
nordwestlich  scharf  zusammengestauchten  Gebieten,  wie  in  den 
großen  Sierren,  ist  die  nordöstliche  Faltung  oft  nicht  leicht 
nachzuweisen.  Und  doch  glaube  ich  die  oben  geschilderte 
eigenartige  „schräge  Kulissenfaltung"  durch  doppelte  Faltung, 
d.  h.  durch  eine  stärkere  ältere  und  eine  weitaus  schwächere 
jüngere  erklären  zu  sollen.  Sicheres  hierüber  müssen  weitere 
Untersuchungen   ergeben. 

Dort,  wo  während  der  älteren  Dislokationsperiode  die 
Schichten  nur  schwach  gefaltet  wurden,  ist  die  nordöstliche 
Faltung  meist  gut  zu  beobachten,  wie  beispielsweise  im  öst- 
lichen Vorlande  der  Sierra  Madre  Oriental,  wo  die  nordwest- 
lichen Falten  allmählig  aasklingen.  Wo  ich  beide  Richtungen 
zusammen  beobachtete,  war  regelmäßig  die  nordwestliche  die 
bedeutendere;  beide  sind  oft  an  einer  Schicht  auf  einem 
Quadratmeter  Fläche  zu  sehen.  Nirgends  jedoch  konnte  ich 
dort  einen  Bruch  nachweisen,  vielmehr  geht  die  eine  Streich- 
richtung immer  mehr  oder  weniger  sanft  in  die  andere  über. 
Häufig  findet  man  in  kleineren  und  größeren  Hügeln  perikli- 
nales   Streichen.       Besonders    kenne    ich    diese   Verhältnisse    in 


—      38      — 

der  Gegend  von  Peyotes  und  Allende  (Coahuila),  südlich 
Ciudad  Porfirio  Diaz.  Neben  großen  Flächen,  wo  die  Schichten 
nur  sehr  wenig  und  gleichmäßig  geneigt  liegen,  findet  man 
Gebiete,  die  durch  Periklinalen  in  ihrer  Topographie  schach- 
brettartiges Aussehen  haben.  Zwischen  nordwestlicli  und  nord- 
östlich gerichteten  Hügeln  liegen  kesselförrnige  Täler.  Die 
Hügel  zeigen  fast  immer  perisynklinalen  Bau,  während  die 
Antiklinalen  in  den  Tälern  liegen.  Wie  es  scheint,  hängt 
dies  von  der  Gesteinsbeschaffenheit  ab:  spröde  Kalke  werden 
besonders  bei  doppelter  Faltung  sehr  zerbrechen,  und  zwar 
hauptsächlich  in  den  Periantiklinalen,  so  daß  die  Erosion  dort 
doppelt  rasch   einwirken  kann. 

Der  periklinale  Schichtenbau  ist  aus  vielen  Gebieten 
Nordmexikos  bekannt,  so  besonders  aus  der  Gegend  zwischen 
Monterrey  und  Torreon.  SCALIA1)  meinte,  die  Ursache  seien 
Lakkolithen  (von  denen  freilich  nie  etwas  zu  sehen  war),  aber 
schon  BOESE")  sprach  die  Vermutung  aus,  daß  doppelte 
Faltung  der   Grund  sei. 

In  einiger  Entfernung  östlich  von  der  Sierra  Madre  ist 
in  unserem  Gebiete  die  nordwestliche  Faltung  nicht  mehr 
nachzuweisen,  vielmehr  beobachtete  ich  dort  rein  nordöstliches 
Streichen  der  Schichten.  So  ist  z.  B.  bei  den  Cabeceras  del 
Ptio  Escondido  Emscher  in  N  50°  0  zu  einem  Sattel  gefaltet, 
der  nach  Südosten  mit  16°,  nach  Nordwesten  mit  40°  ab- 
fällt. Dies  sowie  Beobachtungen  an  anderen  Stellen  deuten 
darauf  hin,  daß  auch  bei  der  nordöstlichen  Faltung  der  Druck 
von  Süden  bzw.  Südosten  kam.  In  der  Kohlengrube  „El  Fenix0 
sah  ich  ein  Streichen  des  Flözes  in  N  45°  0  mit  5°  Fallen 
nach  Süden.  Nach  dem  Grubenbilde  ist  das  Generalstreichen 
das   gleiche. 

Infolge  der  nordöstlichen  Faltung  wurden,  wie  man  nach 
unseren  heutigen  Kenntnissen  annehmen  muß,  Lakkolithen  ge- 
bildet. Von  den  mir  im  Gebiet  bekannten  ist  der  bedeutendste 
der  Cerro  Blanco,  unmittelbar  bei  dem  als  „Blanco"  bezeich- 
neten Punkt  der  Kartenskizze,  im  Gebiete  der  Ranchos  de 
Armendaiz,  etwa  17ö  km  nördlich  vom  Cerm  de  Movano.  Er 
bildet  '2  Spitzen:  Cerro  Blanco  Grande  und  Cerro  Blanco  Chico. 
Zum  größten  Teil   wird   er  aus  rostbraun  verwitterndem,  hellem 

.  Scalia:  Sopra  alcono  Biagolari  formazioni  mootaose  del 
'.!■  co.  Atti  dell' Accademia  Grioenia  di  Bcienze  oaturali  in  I  Satania. 
Ser.  La,  Bd.  XIX,  1906. 

E.  Böse:   Qxcaraion  dans  tes  environa  de  Monterrey  et  Saltillo. 
Guide   geologique   au    Mexique,   XXIX.     Vgl.  ancb    Denselben:    Bj 
cursioD  dans  les  environa  de  Parras.     Ebenda,  XXIII. 


—    39     — 

Rhyolith  (?)')  gebildet,  von  dem  der  Berg  seinen  Namen  hat. 
Fig.  1(5  gibt  einen  Blick  auf  den  Cerro  Blanco  von  Süden;  derCerro 
Blanco  Chico  liegt  vor  der  höchsten  Spitze  und  erscheint  im 
Bilde  als  ein  Grat.  Am  Fuße  des  Cerro  Blanco  legen  sich  Labiatus- 
schichten  mantelförmig  um  ihn  herum;  es  sind  hier,  wie  auch 
sonst,  mergelige  Kalkschiefer,  die  zahlreiche  Fossilien,  und  zwar 
besonders  Inoceramen  führen.  Es  kann  kein  Zweifel  sein,  daß  hier 
eine  Aufpressung  der  Schichten  durch  das  Magma  stattgefunden 
hat;  wie  sollte  sonst  wohl  eine  sich  dem  Lakkolithen  so  an- 
schmiegende Lagerung  der  Schichten  zustande  kommen !  In 
den  Schiefern  treten,  ihrem  Streichen  folgend,  Gänge  von 
Camptonit  (nach  Waitz)   auf.      Solche  finden   sich    auch   weiter 


Fig.  L6. 
Der  Ceri  o   Blanco  von  Süden. 


westlich,  und  zwar  immer  im  Streichen  der  Turonschiefer,  so 
daß  man  annehmen  muß,  daß  das  Magma  infolge  der  Faltung 
in  den  durch  diese  hervorgerufenen  Schwächelinien  aufgestiegen 
ist.  Man  beobachtet  dies  z.  B.  westlich  am  Wege  vom 
Rancho  Blanco  nach  Paquita,  wo  die  Schichten  und  der 
Fruptivgang  in  N  27  °  0  streichen.  Noch  weiter  westlich  im 
Tale  von  Temporal,  am  Wege  vom  Rancho  Blanco  zur  Noria 
del  Temporal    streichen    die  Schichten    in    N    70"   ( >.       In    ihnen 


Eerr  P.  Waitz  war  so  freundlich,  einen  Teil  '1er  von  mir  in 
Coahuila  gesammelten  Gesteine  zu  untersuchen.  Ein  Stück  von  dem 
Material  des  Cerro  Blanco  bestimmte  er  als  „  Granitisch -porphyrisches 
Gestein  mit  Topas,  Turmalin  und  Muscoril  aus  der  pneumatolytischen 
Kontaktzone".  Herr  Waitz  fügt  hinzu,  <hiß  das  Gestein  dem  Quarz- 
porpbyi  mit  Topas  aus  der  Kontaktzone  des  Granits  der  Saubachschlucht 
in  Sachsen  ähnelt,  und  verweisl  dabei  auf  Rosenbusch. 


III 


tritt  hier  mit  gleicher  Richtung  ein  bis  14m  mächtiger  Gang 
von  Camptonit  auf,  in  dessen  Nähe  die  Schichten  kontakt- 
verändert sind:  die  hellgelben,  mergeligen  Kalkschiefer  sind  ver- 
kieselt  und  sehen  dunkel,  fast  schwarz  aus.  Zudem  sind  sie 
hier  stark  gestaucht,  während  sie  sonst  verhältnismäßig  sanft 
und  gleichmäßig  gefaltet  sind,  woraus  sich  ergibt,  daß  das 
Magma,  wiewohl  es  den  durch  die  Faltung  vorgezeichneten 
Schwächelinien  folgte,  doch  beim  Aufsteigen  die  Schichten 
noch  selbst  erheblich  zusammendrückte. 

Zur  Bloßlegung  dieses  Lakkolithen,  der  heute  als  hohe 
Spitze  weithin  sichtbar  ist,  mußte  langwährende  Erosion 
einwirken. 

Ganz  ähnliche  Lakkolithen  sind  in  den  Vereinigten 
Staaten  bekannt,  und  auch  von  der  Grenze  dieser  gegen 
Mexiko  hat  BOESE1)  einen  solchen  beschrieben.  Es  ist  dies 
der  Cerro  de  Muleros,  etwa  460  km  nordwestlich  vom  Cerro 
Blanco.  Auch  dort,  wo  Syenitporphyr  das  Material  des 
Lakkolithen  bildet,  ist  das  jüngste  Glied,  mit  dem  er  in 
Kontakt  steht,  Turon,  während  sich  in  den  Vereinigten  Staaten 
auch  noch  in  allerjüngsten  Kreideschichten  lakkolithische 
Intrusionen  finden. 

Über  die  relativen  Altersverhältnisse  der  jüngeren  Fal- 
tungen und  vulkanischen  Erscheinungen  wiederhole  ich  zu- 
sammenfassend: die  älteste  und  in  ihrem  Effekte  bedeutendste 
Faltung  ist  die  nordwestliche.  In  den  von  ihr  hauptsächlich 
betroffenen  Schichten  finden  sich  keine  Gerolle  vulkanischen 
Gesteins,  vielmehr  drang  vulkanisches  Magma  in  oder  durch 
diese  Schichten,  oft  auf  Spalten  oder  an  den  durch  die 
Faltung  geschwächten  Stellen  oder  Linien  der  Erdkruste,  so 
daß  wir  das  Emporsteigen  des  Magmas  als  eine  Folge  jener 
ältesten  Dislokationsperiode,  jedenfalls  aber  als  eine  jüngere 
Erscheinung  wie  diese  ansehen  müssen.  Die  nordöstliche 
Faltung  betraf  auch  jüngere,  nicht  nordwestlich  gefaltete 
Schichten  —  sie  ist  daher  eine  jüngere  tektonische  Er- 
scheinung,  in   deren   Gefolge   Lakkolithen   entstanden. 

Die  Zeitlichkeit  des  Beginns  der  ersten  dieser 
K  r  u  stenbewegungen  läßt  sich  gut  bestimmen.  "Wir  haben  ge- 
sehen, daß  das  jüngste  Glied  der  Kreide,  von  dem  wir  eine  durch- 
gehende  Verbreitung   in   gleicher  Facies  kennen.   Turon   (Unter- 


')  E.  Böab:  Excaraion  au  Cerro  de  Maleros.  Guide  geologiqae 
au  Mexiipie  1906,  XX,  und  Derselbe:  Monografia  ^eologica  y  pale- 
ontol6gica  de!  Cerro  de  Muleros.  Boletin  <1<'I  tnetituto  6eol6gico  de 
Mexico,  Nr.  25. 


—      41      — 

turon)  ist.  In  den  nachturonen  Schichten  tinden  wir  nun,  je 
weiter  nach  oben,  desto  ungleichmäßigere  Verteilung  und  desto 
stärkere  Wechsel  in  den  Facien,  so  daß  wir  annehmen  müssen, 
daß  nach  Abschluß  des  Unterturons  zeitweise  Bewegungen  der 
Erdkruste  eingesetzt  haben,  die  zu  Ausgang  der  Kreidezeit, 
vor  Ablagerung  des  Laramie,  d.  h.  zur  Zeit  des  Emschers 
und  besonders  des  Senons  außerordentlichen  Umfang  annahmen. 
Denn  nur  so  erklärt  sich  uns  der  scharfe  Facieswechsel :  statt 
mehr  oder  weniger  gleichmäßiger  Meeresbedeckung  der  tieferen 
Kreideschichten  sehen  wir  im  Laramie  Ablagerungen,  die  in 
der  Nähe  vom  Festland  oder  auf  diesem  gebildet  wurden,'  und 
denen  ein  solches  das  Geröll-  und  Sandmaterial  zur  Bildung 
seiner   Schichten   geliefert  haben   muß. 

Auch  die  an  der  Basis  des  Laramie  auftretenden  Kohlen, 
deren  Bildung  einen  festen  Sockel  zur  Voraussetzung  hat, 
deuten  auf  vorhergehende  Krustenbewegungen:  ist  doch  der 
Zusammenhang  zwischen  solchen  und  der  Ablagerung  größerer 
Kohlenmengen  schon  oft  genug  nachgewiesen  worden,  so  in 
Deutschland  bei  den  Kohlenlagern  des  Carbons,  des  Wealden* 
und  des  Tertiärs.  Die  Coahuila-Kohlen  wurden  am  Fuße  der 
schon  zum  größten  Teil  vorhandenen  Sierra  Madre  Oriental 
abgelagert,  welche  weithin  einen  Uferrand  bildete.  Dieselben 
Verhältnisse  sehen  wir  sich  jenseits  des  Rio  Grande  in  den 
Vereinigten  Staaten  fortsetzen,  und  wir  betrachten  daher  jene 
Fortsetzungen  als  eine  geologische  Einheit  mit  den  Er- 
scheinungen  in   Mexiko. 

Während  und  nach  Ablagerung  der  Kohlen  und  des 
Laramies  wanderte  die  nordwestliche  Faltung  noch  etwas  über 
ihren  früheren  Bereich  hinaus,  denn  die  obersten  Kreideschichten 
sind  noch  in  der  Nähe  der  Sierra  zum  Teil  nordwestlich  ge- 
faltet,  wie   z.  B.   bei   Esperanzas. 

Im  allgemeinen  gelten  in  Mexiko  alle  Dislokationen, 
welche  für  die  heutigen  Oberflächenformen  bestimmend  waren 
-  soweit  ich  aus  der  Literatur  und  mündlichen  Mitteilungen 
entnehmen  kann  —  für  tertiär,  obwohl  AGUILERA  schon  längst 
von  Schichtenbewegungen  zur  Kreidezeit  gesprochen  hat.  Er 
begründet  dies  jedoch  nicht  näher  und  widerspricht  sich  auch 
öfters,  so  daß  sich  seine  Meinung  keine  allgemeine  Geltung  ver- 
schaffen konnte.  AGUILERA S  Zusammenstellung')  der  jüngsten 
Kreideschichten  bei  Esperanzas  gebe  ich  nachstehend  wieder. 
Sie  läßt  erkennen,  daß  in  der  Kbene  und  im  Gebiet  der 
Sierra    verschiedene  Ablagerungsbedingungen   geherrscht  haben. 

')  J.  G.  AGUILERA :   a.  a.  I  I. 


—      42     — 

die  nur  durch  das  Aufsteigen  des  Gebirges  erklärt  werden 
können.  Im  Text  spricht  sich  AGUILEKA  auch  dahin  aus, 
daß  die  Kohlen  am  Fusse  eines  Gebirges  abgelagert  seien, 
während  er  in  der  stratigraphischen  Übersicht  die  höchsten 
Schichten  m  der  Sierra  als  „durch  Erosion  zerstört"  angibt. 
Folgerichtig  ist  jedoch  anzunehmen,  daß  Äquivalente  der 
obersten  Schichten  (von  4  bzw.  3  aufwärts)  in  der  Sierra 
überhaupt  nicht  abgelagert  werden  konnten,  sondern  dort 
damals   nur   Abtragung  stattfand. 


Ebene 

Sierra  von  Santa  Rosa 

Pliocän 
EocäD 

9.    Kalkkonglomeral 

8.    Gelblicher  Kalk 

7.    Austernbank    in    den 
Schiefern 

i).    Bunte  Schiefer 

Durch  Erosion   zerstört 

Danien 

5.    Glaukonitische  Sandsteine 
mit   PÜanzenabdrücken 
und  verkieselten  Hölzern 

Nur   in    geringer   Mächtigkeit   an 

Atui 
E  nischer? 

4.    Schiefer   mit   den   in   Ab- 
bau     stehenden     Kohlen- 
lagern 

3.    Kalkige,  gelbliche,  fossil- 
führende  Sandsteine    mit 
dünnen  Lagen  von  Schiefer 
und     ebenfalls     fossilfüh- 
rendem Kalk 

2.     Bläuliche    Schiefer     ohne 
Fossilien 

einigen   Stellen    am    Fuße    der 
Sierra  sichtbar 

Kohlenschiefer  an  den  Abhängen 
in  geringer  Mächtigkeit 

Kalkschiefer  mit  Exogyra  costata 

auf  der   Bö  he  der  Sierra 

Fossilführende  Schiefer  von  Muz- 
quiz   (Montana    und   Colorado 

Unter- 

turon 

1.    Kalkige  Schiefer  mit    [noct 

ramtis  labiatus 

Wir  sehen  also,  daß  in  Mexiko  ebenso  wie  in  den  be- 
nachbarten Teilen  der  Vereinigten  Staaten  und  vielen  anderen 
Gegenden  der  Erde,  stark'-  Gebirgsbildungen  im  Ausgange  der 
Kreidezeit  stattfanden.  An  diesem  Krgebnisse  würde  auch 
dann  nichts  Wesentliches  geändert  werden,  wenn  sich  ent- 
gegen  der  heutigen  Auffassung  herausstellen  sollte,  daß  Laramie 
als  Alttertiär  aufzufassen  sei:    auch  dann  würde  bestehen  bleiben. 


—     43     — 

daß  die  Krustenbewegungen  während  der  Wende  der  Kreide- 
zeit und  des  Tertiärs  in  erster  Linie  für  die  heutige  Ober- 
tlächengestaltung  maßgebend  -waren. 

Auch  für  die  vulkanischen  Bildungen,  die  im  Anschluß 
an  die  nordwestliche  Faltung  entstanden,  müssen  wir  jung- 
cretacisches  Alter  annehmen,  und  zwar  postturon  bis  prä- 
laramie,  denn  in  den  Soledad-Schichten  finden  wir  ihre  Ge- 
steine  als    Gerolle. 

Ninhdem  das  Gebiet  der  Mesa  Central  zusammengeschoben 
war,  und  in  langen  Kulissen  die  heutigen  Sierren  vorgebildet 
waren,  begann  die  Auffüllung  der  Täler,  wodurch  die  Sierren 
selbst  immer  mehr  zugeschüttet  wurden.  Nach  Ablagerung 
der  ältesten  dieser  Beckenbildungen,  zu  denen  wir  die  Soledad- 
Schichten  rechnen,  fand  in  alttertiärer  Zeit  die  nordöstliche 
Faltung  statt,  welche  die  Bildung  von  Lakkolithen  mit  sich 
brachte. 

Mit  dieser  Auffassung  des  Alters  der  Lakkolithen  stimmt 
überein,  daß.  wie  wir  oben  sahen,  Gänge  vulkanischen  Ge- 
steins, die  mit  dem  Cerro  Blanco  in  Verbindung  stehen,  in 
nordöstlich  streichenden  Falten  auftreten.  Dies  allein  würde 
jedoch  für  das  Alter  der  Lakkolithen  kaum  als  beweisend 
gelten  können  —  wichtiger  scheint  mir  zu  sein,  daß  für  die 
durchaus  gleichartigen  Lakkolithen  in  den  Vereinigten  Staaten 
postcretacisches  Alter  sichergestellt  ist.  Herr  Whitmax  CUOSS 
war  so  liebenswürdig,  mir  die  Gründe  hierfür  kurz  mitzu- 
teilen1), wofür  ich  ihm  verbindlichst  danke.  Er  schließt  seinen 
Brief,  indem  er  sagt:    „I   can    readily  believe  that  the  epoch  of 


'     Dies.-  sind: 

„Ist.  From  personal  knowledge  of  tlie  rock»  I  am  perfectly  sure 
that  the  laccolitli  and  sbeet  intrusions  of  the  Henry,  Abajo  and  La  Sal 
Mountains  of  Utah.  The  Carrizo  Mountains  of  Arizona,  the  £1  Late, 
La  Plata  Rico  and  Elk  Mountains  of  Colorado  are  of  the  same  epoch 
of  intrusion  and  are  closely  related  rocks. 

2nd.  These  intrusive  bodies  occur  at  many  different  horizons 
from  the  Paleozoic  to  the  post-Laramie  Cretaceous.  We  have,  however 
DO  -vidence  of  more  than  one  general  epoch   of  intrusion. 

3rd.  In  the  West  Elk  Mountains  of  Colorado,  Bheets  and  dikes 
of  these  porphyries  intrude  pyroclastic  Sediments  above  the  uppermost 
coal-bearing  beds  of  the  upper  cretaceous.  The  beds  intruded  an- 
presumably  earlv  Eocene  in  age.  (See  A.nthracite-Crested  Butte 
l'olio  U.  S.  G.  bT.) 

4th.  In  the  Telluride  quadrangle  Colorado  laccoliths  disturb 
the  lower  voleanics  of  the  greal  Tertiary  seqaence  of  the  San  Juan 
mountains.     (See  Telluride  folio  U.  S.  G. 

5tb.  In  tho  Silverton  quadrangle  Colorado,  sheets  and  small 
laccoliths    of  typical    character   intrude    the   Tertiary    volcanics,    whicli 


44 


such  intrusion  diel  begin  earlier  in  adjacent  provinces,  but  should 
desire  to  have  satisfactory  evidence. "  Dem  kann  ich  nur  zu- 
stimmen, und  da  nichts  gegen  das  frühtertiäre  Alter  der  Lakko- 
lithen  in  Mexiko  bekannt  ist,  die  wenigen  bisherigen  Be- 
obachtungen aber  dafür  sprechen,  so  müssen  wir  sie  für 
gleichaltrig  mit  denselben  Bildungen  in  den  Vereinigten  Staaten 
halten. 

Jünger  als  die  nordöstliche  Faltung  und  die  Lakkolithen 
ist  das  Empordringen  von  Basalten,  wozu  z.  B.  der  von 
AGUILERA1)  bei  Esperanzas  erwähnte  Basalt  gehört.  Allu- 
viale vulkanische  Vorgänge  gibt  es  jedoch  in  Nordmexiko 
nicht,  im  Gegensatz  zu  Südmexiko  und  Mittelamerika,  wo  man 
allermeist  gute  Erhaltung  und  zum  Teil  riesige  Höhen  der 
Vulkane  beobachtet.  Auch  die  im  Süden  so  häufigen  makro- 
seismischen vulkanischen  Erdbeben  sind  im  zentralen  Norden 
Mexikos  unbekannt  oder  zum  mindesten  außerordentlich  selten. 
Verschiedene  Gründe  scheinen  dafür  zu  sprechen,  daß  es  auch 
im  Süden  ältere  Vulkane  gibt,  und  daß  in  beiden  Gebieten 
die  vulkanischen  Vorgänge  mehr  oder  weniger  gleichzeitig 
eingesetzt,  im  Süden  aber  länger  ausgehalten  haben,  während 
der  Norden  eher  zur  Ruhe  kam  ■ —  daß  also  nicht  etwa  ein 
Wandern  der  vulkanischen  Tätigkeit  von  Norden  nach  Süden 
stattgefunden   hat. 

Unser  Gebiet  scheint  auch  noch  in  ganz  junger,  sicher 
noch  in  posttertiärer  Zeit  von  Schollenbewegungen  betroffen 
worden  zu  sein.  Bekannt  sind  solche  schon  aus  vielen  Teilen 
Mexikos  und  der  Vereinigten  Staaten:  so  vom  Isthmus  von 
Tehuantepec,  von  der  Golfküste,  von  Niederkalifornien,  vom 
Großen  Salzsee,  aus  Neu-Mexiko2)  und  von  zahlreichen 
anderen   Stellen. 

certainly  followed  great  Post-Cretaceous  erosion.  (See  Silverton  folio 
U.  S.  G.  S.  and  Rico  and  La  Plata  folios  U.  S.  G.  S.  in  addition 
to  tliose  named  before.) 

6th.  1  would  refer  to  a  general  discussion  of  the  subjeet  under 
the  title  „The  laccolithic  mountain  groups  of  Colorado,  Utali  and 
Arizona"    by  myself,  published  in   1895  .  .  . 

Mucli  further  information  has  been  secured  since  1895,  confirming 
the  conclnsions  of  tbat  date  in  most  respects. 

I  certainly  make  no  dogmatic  generalization  as  to  the  date  of 
the.se  intrusions.  Thcy  may  not  all  be  of  the  same  age,  even  in  Colorado 
and  Utah,  but  no  evidence  has  been  found  suggesting  tliat  in  tbat 
province    theae   intrusions   began    before   the   close   of  the    Cretaceous." 

')  J.  G.  Ahuilera:  a.  a.  0. 

Im  Professional  Paper  68,  ü.  S.  G.  S.,  sagt  C.  H.  Gordon 
auf  S.  220  mit  Bezug  auf  Sierra  and  Socorro  counties  in  Neu-Mexiko: 
„ Although  the  chief  djsplacement  evidently  took  place  in  Tertiary  time, 


I., 


Durch  junge  Bewegungen  ist  wohl  auch  eine  Beobachtung 
zu  erklären,  die  ich  am  Vulkan  von  Movano  machte.  Auf 
den  rein  aus  vulkanischen  Gesteinen  bestehenden  Hügeln,  die 
den  Vulkan  bilden,  beobachtete  ich  zahlreiche  Kreidekalk- 
gerölle  und  auf  dem  Cerro  de  Movano,  der  sich  bis  64  m 
über  dem  Rancho  Movano  erhebt,  fand  sich  das  letzte  Kalk- 
geröll weniger  als  2  m  unter  dem  höchsten  Punkt.  Diese 
Gerolle  sind  von  Wasser  transportiert,  und  das  konnte  nur 
geschehen,  als  der  Talboden  eine  entsprechende  Höhenlage 
hatte,  und  zwar  wurden  sie  von  den  viel  höheren  Kreidesierren 
hergetragen,  der  Sierra  de  Cipriano  oder  anderen.  Auch 
P.  Waitz1)  erwähnt  von  Wasser  transportierte  Gerolle  auf 
dem   Hügel   westlich   von   Parral   (Chihuahua). 

Die  Täler  im  Bolsön  von  Mapimi  sind  also  nicht,  wie 
manche  anzunehmen  scheinen,  seit  ihrer  Entstehung  mehr  oder 
weniger  gleichmäßig  immer  weiter  aufgefüllt  worden,  sondern 
sie  waren  schon  mal  höher  als  heute  zugeschüttet.  Ich  ver- 
mute, daß  jugendliche  Hebungen  des  ganzen  Landes  veranlaßt 
haben,  daß  das  Erosionsniveau  tiefer  gelegt  wurde,  und  so 
vielfach  eine  Abtragung  der  Talablagerungen  stattfinden  konnte. 

Die  früher  weit  stärkere  Einbettung  der  Berge  erklärt 
vielleicht  die  teilweise  Erhaltung  der  alten  vulkanischen 
Bildungen   aus   der   Wendezeit   von  Kreide  und   Tertiär. 

Zusammenfassung. 

Zum  ersten  Male  wurden  in  Coahuila  palaeozoische 
Schichten  nachgewiesen,  und  zwar  die  präpermischen  „Delicias- 
Schichten"   und   Perm    im   Gebiete    der   Hacienda   Las   Delicias. 

Die  Delicias-Schichten,  die  aus  Konglomeraten,  Sauden 
und    Mergeln    bestehen,     sind    in    nächster   Nähe    von    Festland 


evidences  of  later  movement  appear  in  places  in  the  faulting  of  the 
Palomas  gravcl."     Die   Palomas  gravel  sind  Plistocän. 

Was  den  ersten  T«il  dos  zitierten  Satzes  angeht,  (laß  nämlich  die 
bedeutendsten  Schicbtenbewegungen  im  Tertiär  stattfanden,  so  scheint 
der  Autor  damit  nicht  durchaus  scharf  die  Tertiärzeit  bezeichnen  zu 
wollen.  Sagt  er  doch  selbst  auf  S.  237  unter  „Tertiarj  sy&teat":  „With 
the  dose  of  the  Cretaceous  period  .  .  .  came  an  upiift  .  .  ."  und  in  den 
von  den  drei  Autoren  derselben  Schrift  verfaßten  „General  features" 
heißt,  es  auf  S.  32  unter  „Tertiarv  and  Quartern j  events":  _  \t  the  close 
of  Cretaceous  time  the  long- maintained  condition  of  quiescence  and 
scarcely  broken  period-  ol  deposition  ceased."  AJUo:  im  Ausgange 
der  Kre  idezeit! 

')  P.  Waitz:  Esquisse  geoloeique  et  pätrographique  des  envirou.^ 
de  Parral.     GuiuV  geologique  au  Klexiqae,  \\l. 


—      46     — 

abgelagert  "worden,  dessen  Bildung  dieser  Schichtenfolge  also 
voraufgehen  mußte.  Sie  selbst  sind  scharf  nordöstlich  gefaltet 
und  fallen  steil  nach  Norden,  so  daß  ihr  Bau  dem  der 
Appalachen  sehr  ähnlich  ist,  die  im  Obercarbon  aufgefaltet 
wurden. 

Nach  der  Dislokation  der  Delicias-Schichten  bildeten  sich 
auf  ihnen  bei  Las  Delicias   zur  Permzeit  Korallenriffe. 

In  einer  Zone  im  südlichen  und  südwestlichen  Teile  des 
Gebiets  finden  sich  Oberer  Jura  und  Untere  Kreide,  während 
im  übrigen  Cenoman  die  älteste  bisher  bekannte  mesozoische 
Schichtstufe  ist,  so  daß  hier,  wie  es  scheint,  Verhältnisse  ein- 
treten,  die   denen   in   Texas   ähnlich   werden. 

Wir  sahen,  daß  das  jüngste  Glied  der  Kreide,  welches 
in  Gebieten  mit  heute  verschiedenen  Höhenlagen  in  gleicher 
Facies  auftritt,  Turon  (Unterturon)  ist,  daß  jedoch,  je  weiter 
nach  oben  die  Kreideschichten  um  so  größere  Unterschiede  in 
der  Facies  und  um  so  ungleichmäßigere  räumliche  Verteilung 
zeigen,  und  zwar  mehren  sich  nach  oben  immer  mehr  litorale 
Kennzeichen,  bis  wir  rein  litorale  Facien  im  Laramie  sehen, 
welches  vermutlich  dem  Danien  und  einem  Teil  des  Senons 
entspricht.  Zum  ersten  Male  wurden  auch  im  Gebiet  des 
Bolsöns  von  Mapimi  Schichten  gefunden,  die  wahrscheinlich 
dem  Laramie  gleichaltrig  sind,  und  die  wir  vorläufig  „Soledad- 
Schichten"   nannten. 

Schon  von  anderen  Autoren  wurde  im  Gegensatz  zu 
früheren  Ansichten  festgestellt,  daß  das  heutige  Mexiko  im 
wesentlichen  ein  Faltenland  sei.  Auch  für  Coahuila  ist  dies 
zutreffend,  und  wir  unterschieden  dort  in  dem  Faltenbau:  die 
Mesa  Central,  hier  der  Bolsön  von  Mapimi,  und  die  Sierra 
Madre  Oriental.  Geologisch  sind  diese  Gebiete  gleichartig, 
und  sie  unterscheiden  sich  nur  dadurch,  daß  im  abflußlosen 
Bolson  von  Mapimi  die  Kulissentäler  zum  Teil  aufgefüllt  sind, 
während  sie  in  der  Sierra  ausgeräumt  und  tiefer  erodiert 
werden. 

Zwei  Faltungen  ließen  sich  unterscheiden:  eine  generell 
nordwestlich  und  eine  generell  DOrdöstlich  gerichtete.  Von 
diesen  war  die  nordwestliche  die  ältere  und  weitaus  be- 
deutendere. 

Wir  schlössen,  daß  das  teilweise  Landfestwerden  im  Aus- 
gange der  Kreidezeit  auf  vorhergehende,  jedoch  postturone 
Gebirgsbildungen  zurückzuführen  sei  und  erkannten,  daß  damals 
die  ältere  der  für  die  Gestaltung  der  heutigen  Oberflächen- 
formeo  maßgebenden  Dislokationsperioden,  welche  die  Schichten 
in    nordwestlicher   Richtung   faltete,    einsetzte. 


// 


Ein  mitten  im  Bolsön  von  Mapimi  vermutetes  Massiv, 
das  topographisch  gut  zu  erkennen,  tektonisch  jedoch  noch 
nicht  festgelegt  i6t,  war  möglicherweise  die  Ursache  dazu,  daß 
die  von  Süden  kommenden  Ketten  der  Sierra  Madre  Oriental 
sich  trennen  und  im  Süden  des  Massivs  sich  nach  Westen 
umbiegen,  während  sie  im  <  >sten  nach  Nordnordwesten  weiter- 
streichen. 

Mit  der  nordwestlichen  Faltung  fand  unterirdisches  Magma 
\\  ege  emporzusteigen  und  Intrusionen  und  Vulkane  zu  bilden, 
BO  daß  sich  deren  Gesteine  in  den  wahrscheinlich  jung- 
iTi-tacischen   Soledad-Schichten   schon   als   Gerolle  finden. 

Die  Soledad-Schichten  sind,  wie  auch  andere  junge 
Schichten,  im  wesentlichen  nordöstlich  gefaltet,  und  diese 
Faltungsperiode  ist  daher  postcretacischen,  und  zwar  höchst- 
wahrscheinlich frühtertiären  Alters.  In  ihrer  Folge  bildeten 
sich   Lakkolithen. 

Jünger  ist  das  Empordriugen  von  Basalten,  zu  denen  der 
bei   Esperanzas  bekannt  gewordene  gehört. 

Später,  sicher  noch  in  posttertiärer  Zeit,  fand  eine  Hebung 
des  Landes  im  ganzen  statt,  wodurch  das  Erosionsniveau  tiefer 
gelegt  und  im  Bolsön  von  Mapimi  die  früher  schon  stärkere 
Einbettung    der    Sierren     zum    Teil     wieder    abgetragen    wurde. 


2.   Flache  Überschiebung  <h\w  Absenkung 

auf   der    Südflanke    der    Weißensteinkette    bei 

Günsberg? 

Von  Herrn  II.  Gerth. 

Buenos  Aires,  im  August  191*2. 
Infolge  einer  mehrmonatlichen  Reise  in  der  Cordillere  ist 
es  mir  erst  jetzt  möglich,  zu  BUXTOBFS  „Bemerkungen  über 
den  Gebirgsbau  des  nordschweizerischen  Kettenjura,  im  be- 
sondern der  Weißensteinkette"  ')  Stellung  zu  nehmen,  in  denen 
er  den  von  mir  in  „Beiträge  zur  Kenntnis  der  Tektonik  des 
Ostendes    der    Weißensteinkette    im    Schweizer   Juragebirge" 

')  Diese  Zeitscbr.   1911,   B.  3,  S.  337  ff.  (I). 
-     Diese  Zeitschr.  1910,  H.  4,  S.516  ff.     II 


niedergelegten  Erklärungsversuch  des  Baues  dieser  Kette  an- 
greift. Durch  meinen  Aufenthalt  in  Argentinien  bin  ich  nicht 
in  der  Lage,  alle  von  Herrn  BüXTORF  angeführten  Punkte 
jetzt  zu  beurteilen,  und  muß  ich  mich  auf  die  Besprechung 
einiger  allgemeinerer  Tatsachen  beschränken.  Dies  glaube  ich 
jedoch  nicht  unterlassen  zu  können,  da  in  den  Ausführungen 
BüXTORFs  einige  für  den  Kern  der  Frage  ganz  nebensächliche 
Punkte  in  den  Vordergrund  gestellt  werden,  so  daß  der  Fern- 
stehende leicht  ein  falsches  Bild  von  der  wahren  Sachlage 
bekommen   kann. 

Auf  das  Klusenproblem,  das  BüXTORF  so  schnell  im 
Sinne  MÜHLBERGs  entscheiden  zu  können  glaubt,  will  ich  jetzt 
nicht  eingehen,  zumal  mir  ja  für  dieses  Gebiet  eine  Ent- 
gegnung durch  Herrn  MÜHLBERG  schon  in  Aussicht  gestellt 
ist.  Wenden  wir  uns  also  gleich  dem  Aufbruch  der  Weißen- 
steinkette bei   Günsberg  zu. 

Um  Mißverständnissen  vorzubeugen,  will  ich  die  beiden 
Auffassungen  hier  noch  einmal  kurz  klarstellen.  Ich  nehme 
an,  daß  bei  der  Auffaltung  der  Weißensteinkette  das  unmittel- 
bar an  das  Gebirge  grenzende  Land  in  der  Gegend  von  Güns- 
berg nicht  mitgehoben  wurde,  sondern  etwas  einsank.  Hier- 
durch wurde  der  Südschenkel  der  Antiklinale  steilgestellt,  die 
Kalkhorizonte  ausgedünnt  und  ausgezogen  und  die  dazwischen 
liegenden  mergeligen  Schichten  ausgequetscht;  schließlich  kam 
es  wohl  auch  zur  Zerreißung  der  ausgedünnten  Kalke.  Dies 
war  der  primäre  Vorgang,  dann  drängte  allerdings  der  hoch- 
gebliebene Gewölbeteil  nach  Süden  über  den  abgesunkenen 
vor  und  bewirkte  so  die  starke  Überkippung  der  geschleppten 
Schichten  des  in  die  Tiefe  gesunkenen  Schenkels,  wie  ich  das 
durch  die  Luftlinien  in  Prof.  27  und  den  Fig.  5  u.  6  an- 
zudeuten versucht  habe  (II). 

Bl  XTORF  dagegen  glaubt  das  eigentümliche  Fehlen  der 
höheren  Schichten  des  Südschenkels  folgendermaßen  erklären 
zu  können:  An  einem  plötzlich  in  der  Flanke  auftretenden, 
schwach  geneigten  Sprung  erfolgte  eine  Loslösung  der  höheren 
Gewölbepartie,  und  diese  wurde  über  die  Schichtköpfe  der 
Schenkelbasis   hinweg  nach   Süden   geschoben. 

Nachdem  mir  BüXTORF  nunmehr  zugibt,  daß  die  Lias- 
kalkschnlle  beim  Scheibenstand  von  Günsberg  ihre  flache 
Lagerung  auf  der  Molasse  sekundärer  Überkippung  verdankt, 
ist  die  Hauptstütze  für  seine  Annahme  noch  das  Profil  in  dem 
kleinen  Bach,  der  die  Kimmeridgelluh  zwischen  Dählen  und 
Säget  nahe  ihrem  Ostende  durchbricht.  Ich  will  gern  zu- 
geben,   daß   die   detaillierte   Zeichnung,    welche   BüXTORF   jetzt 


/.'/ 


gibt  (I,  S.  34<i),  den  dort  aufgeschlossenen  Verhältnissen  mehr 
gerecht  wird  als  mein  etwas  schematisch  gehaltenes  Profil 
(II,  S.  534).  Daß  in  diesem  Aufschluß  Horizonte  durch  Aus- 
quetschung fehlen,  habe  ich  nie  bestritten,  ob  es  nun  die 
Kalke  des  Sequans  oder  Rogensteins  sind,  und  vielleicht  auch 
noch  tiefere  Molasseschichten,  bleibt  für  den  Kernpunkt  der 
von  mir  angeschnittenen  Frage  vollkommen  ohne  Bedeutung. 
Die  einzige  wichtige  Tatsache,  die  wir  aus  den  Aufschlüssen 
bei  Säget  entnehmen  können,  ist  das  im  wesentlichen  kon- 
kordante  Einfallen  aller  Schichten  von  der  Molasse  bis  zum 
Lias,  ganz  gleich,  wie  stark  sie  nach  Süden  überkippt  sind. 
Dieses  Faktum  ist  von  mir  schon  früher  klar  hervorgehoben 
und  auch  meinen  Profilentwürfen  zugrunde  gelegt  worden. 
BüXTOllFS  erste  Profile1)  sind  aber  in  diesem  Punkte  ganz 
unrichtig,  und  auch  die  neuen  Durchschnitte  geben  die  wirk- 
lichen Verhältnisse  zum  mindesten  unklar  wieder.  Weder 
in  dem  Aufschluß  am  Säget,  noch  sonst  irgendwo  bei 
Günsberg,  sehen  wir  Schichten  des  Südschenkels  in 
diskordanter  Lagerung  auf  die  Schichtköpfe  der 
Molasse  geschoben,  wie  es  BüXTOKF  darzustellen 
pflegt.  Er  gibt  allerdings  zu,  daß  die  Überschiebung  nirgends 
unmittelbar  aufgeschlossen  sei,  sie  könnte  also  nur  durch  die 
allgemeinen  Verhältnisse  des  Baues  der  Kette  in  der  Um- 
gebung von  Günsberg  wahrscheinlich  gemacht  werden.  Ich 
habe  nun  gerade  einige  allgemeinere  Gesichtspunkte  angeführt, 
die  sehr  gegen  die  Annahme  einer  Überschiebung  sprechen. 
BUXTOKF  versucht  sie  freilich  zu  widerlegen,  doch  wie  mir 
scheint,  mit  recht  wenig  Glück.  Neben  dem  Fehlen  oder  der 
Reduktion  höherer  Horizonte  des  Südschenkels  ist  die  aller- 
größte Eigentümlichkeit  die  starke  Abtragung  der  Kette  auf 
der  Südflanke,  so  daß  sogar  die  Anhydritgruppe  im  Kern  des 
Gewölbes  bloßgelegt  wird.  Sie  ist  und  bleibt  bei  der  An- 
nahme einer  Überschiebung,  die  uns  gerade  ein  vollständiges, 
nach  Süden  vorspringendes  Gewölbe  vermuten  lassen  sollte, 
ganz  unverständlich.  Ein  Erklärungsversuch  des  tektonischen 
Aufbaues  eines  Gebirges  muß  doch  auch  dem  heutigen  morpho- 
logischen Bild  gerecht  werden.  Ich  habe  ferner  darauf  auf- 
merksam gemacht,  daß  oberhalb  Günsberg  die  Kalk-Trümmer 
und  Schollen  vollkommen  fehlen,  die  wir  sonst  überall,  wo 
qteilgestellte   Malmkalke    die    Gewölbeflanke    bilden,     in     mehr 


')  Geologische  Beschreibung  des  Weißonstein-Tunnels  and  seiner 
Umgebang.  Beitr.  z.  geolog.  Karte  <1.  Schweiz.  X.  F.  Lief.  XXI.  Bern 
1907.  (111). 

I 


50 


oder  minder  ausgedehnten  Massen  das  Molassevorland  bedecken 
sehen.  Ich  suchte  dieses  Fehlen  dadurch  zu  erklären,  daß 
hier  die  Malmkalke  an  der  Verwerfung  in  die  Tiefe  versenkt 
worden  sind  und  daher  auch  der  Erosion  kein  Material  liefern 
konnten.  Gegen  diese  DeutuDg  führt  BüXTOKF  nun  die  Eis- 
massen ins 'Feld,  die  gerade  bei  Günsberg  alles  fortgeräumt 
haben  sollen,  während  sie  unmittelbar  nördlich  und  südlich, 
nämlich  da,  wo  wieder  Malmkalke  an  der  Gewölbefianke 
hervortreten,  die  Trümmer  haben  liegen  lassen.  Diese  selektive 
Erosion  des  Eises  hat  wohl  auch  die  ganze  Stirn  des  auf  die 
Molasse  überschobenen  Gewölbes,  die  man  bei  Günsberg  er- 
warten sollte  und  von  der  man  heute  merkwürdigerweise  nicht 
mehr  die  geringste  Spur  findet,  hinweggefegt?  Ich  habe  weiter 
angeführt,  daß  eine  so  bedeutende  Überschiebung,  wie  sie 
BüXTOKF  annimmt,  nicht  lokal  auf  die  Umgebung  von  Güns- 
berg beschränkt  sein  kann,  sondern  sich  auch  weiter  nach 
Osten  und  Westen  verfolgen  lassen  müsse.  Diesen  Einwand 
glaubt  BüXTOKF  ebenso  schnell  dadurch  abtun  zu  können, 
daß  er  schreibt,  die  Überschiebung  sei  keineswegs  auf  die 
Umgebung  von  Günsberg  beschränkt.  Er  fügt  seinen  ersten 
Profilen  nun  noch  ein  weiter  östlich  durch  die  Gegend  des 
Hochkreuz  und  Hochstelli  gelegtes  hinzu,  in  dem  wir  die  Malm- 
und Rogensteinfluhen  des  Südschenkels  weit  auf  die  Molasse 
überschoben  sehen  (I,  S.  3.">9,  Prof.  l).  Leider  führt  aber 
BüXTOKF  keine  Beobachtung  an,  die  ihn  zur  Konstruktion 
dieses  Profils  führte,  und  auch  mir  ist  am  Hochstelli  kein 
Aufschluß  bekannt,  den  man  in  diesem  Sinne  verwerten  könnte-. 
Wir  gehen  wohl  nicht  fehl,  wenn  wir  annehmen,  daß  es  rein 
konstruktiv,  durch  Verlängerung  der  bei  Günsberg  an- 
genommenen Überschiebungsfläche  nach  Osten  gewonnen  ist. 
In  Wirklichkeit  beobachten  wir  nun  am  Ostende  der  Fluh  des 
Hochstelli,  dort  wo  vom  Reckenacker  ein  Holzabfuhrweg  zum 
Bach  herunterführt,  das  von  Bohnerz  bedeckte  Kimmeridge  iu 
normalem  Kontakt  mit  Molasse.  Wir  haben  also  allen  Grund 
anzunehmen,  daß  die  steilgestellten  und  überkippten  Schichten 
des  Hochstelli  in  der  Tiefe  wurzeln,  wie  ich  es  in  Profil  20 
meiner  zitierten  Arbeit  dargestellt  habe.  Weder  am  Hoch- 
stelli im  Osten,  noch  an  der  Balmfluh  im  Westen, 
lassen  sich  Erscheinungen  beobachten,  die  für  eine 
etwaige  größere  Ausdehnung  der  Überschiebung 
sprechen.  Allein  dieser  Umstand  in  Verbindung  mit 
dem  vollständigen  Fehlen  von  Resten  des  über- 
schobenen Komplexes  bei  Günsberg,  nicht  nur  von 
Trümmern,     sondern    auch    von    Anstehendem,     scheint 


— .     51      — 

mir  die  Uberschiebungsh ypothese  in  höchstem  Grade 
unwahrscheinlich  zu  machen.  Solange  mir  also  BUXTORF 
keine  Unrichtigkeiten  nachweist,  die  wirklich  gegen  meinen 
Erklärungsversuch  sprechen,  sehe  ich  mich  nicht  genötigt  von 
demselben  abzugehen,  und  auch  STEINMANN  und  seine  Schule 
werden  nach  wie  vor  nur  da  größere  Überschiebungen  annehmen, 
wo   der  allgemeine   Gebirgsbau    für    ihr  Vorhandensein   spricht. 

Die  genaue  Kartierung  der  Gegend,  die  BüXTOKF  nun 
durch  einen  seiner  Schüler  hat  in  Angriff  nehmen  lassen,  wird 
noch  besser  zeigen  als  meine  Skizze  (II,  S.  532)  und  die  topo- 
graphische Karte  es  jetzt  schon  tun,  daß  wir  es  doch  mit 
einer  Reihe  verschieden  gebauter  Stücke  in  der  "Weißenstein- 
kette zu  tun  haben,  und  daß  die  von  mir  angenommenen 
Querstörungen  doch  nicht  so  aus  der  Luft  gegriffen  sind,  wie 
es  BUXTOKF  hinstellt.  Ich  habe  schon  ausgeführt,  daß  die 
Schollen  mehr  in  vertikaler  als  in  horizontaler  Richtung 
gegeneinander  verschoben  sind.  Daß  aber  bei  solchen  vertikalen 
Bewegungen  einzelner  Gewölbeabschnitte  die  Schichtbänder  der 
steilgestellten  Schenkel  im  kartographischen  Bild  keine  deutliche 
seitliche  Verschiebung  erkennen  lassen  werden,  liegt  auf  der  Hand. 
Wenn  ein  Schichtkomplex  (Rogenstein)  von  40"  Nordfallen 
plötzlich  zu  80°  Südfallen  übergeht  (Hochkreuz)  und  ca.  1  km 
weiter  westlich  ebenso  plötzlich  wieder  flach  nach  Norden  fällt,  in 
der  Längmattscholle,  dann  aber  wieder  steil  mit  70°  nach  Süden 
geneigt  ist,  so  haben  wir  doch  wohl  allen  Grund  anzunehmen, 
daß   er  von   einer  Reihe   von    Störungen   durchsetzt  wird. 

Zum  Schluß  noch  einige  Worte  über  die  Bedeutung  der 
sekundären,  nach  Beendigung  der  Auffaltung  eintretenden 
Dislokationen  in  den  östlichen  Ketten  des  Schweizer  Juras, 
denen  BüXTORF  im  Gegensatz  zu  mir  nur  eine  ganz  unter- 
geordnete Rolle  zukommen  lassen  möchte.  Ich  glaube,  daß 
wir  gerade  dort  zwei  Arten  der  Dislokation  deutlich  unter- 
scheiden können.  Die  erste  bestand  in  der  Auffaltung  der 
Antiklinalen;  die  zweite,  die  begann,  als  die  durch  den 
faltenden  Druck  hervorgerufene  Spannung  nachließ,  äußerte 
sich  im  Zusammenbrechen  und  Einsacken  der  ebengebildeten 
Gewölbe')-  Natürlich  werden  die  Bewegungen  der  zweiten 
Art  besonders  da  auftreten,  wo  ihnen  durch  die  der  ersten 
vorgearbeitet  wurde,  sei  es  z.  B.  durch  Steilstellung  und  Aus- 
dünnung    eines    Schenkels     der    Antiklinale,     während     Bie     an 


1  Hervorheben  möchte  ich  ausdrücklieb,  daß  ich  mich  mit  diesen 
Darlegungen  zunächst  auf  die  östlichen  Ketten,  die  ich  allein  genauer 
kenne,  beschränke. 


anderen  ganz  ausbleiben  und  die  regelmäßige  Urform  der  Falte 
erhalten  wird.  Durch  diese  Annahme  scheint  mir  eine  sehr 
merkwürdige  Erscheinung  der  östlichen  Ketten  des  Schweizer 
Juras  eine  ungezwungene  Erklärung  zu  finden:  Wir  sehen  dort 
in  ein  und  derselben  Kette  wiederholt  Stücke,  in  denen  noch 
der  Scheitel  der  Gewölbe  oft  bis  zu  den  jüngsten  Schichten 
erhalten  ist,  abwechseln  mit  solchen,  in  denen  die  Falten  sehr 
tief  abgetragen  und  aufgebrochen  sind,  so  daß  in  ihrem  Kern 
verhältnismäßig  tiefe  Horizonte  zutage  treten,  ohne  daß  sich 
die  Höhe  der  ursprünglichen  Auffaltung  wesentlich  ändert. 
Betrachten  wir  diese  Tatsache  etwas  näher,  so  finden  wir. 
daß,  wenn  uns  heute  noch  geschlossene  Gewölbe  erhalten  sind, 
wenigstens  des  Doggers,  diese  die  reguläre  Form  haben,  eine 
Falte  mit  mehr  oder  weniger  steilen  Schenkeln  und  stark  ge- 
wölbtem Dach  (Röthifluh,  Weißensteinkette;  Beretenkopf, 
Farisbergkette).  Versuchen  wir  aber  dort,  wo  die  Ketten 
heute  stark  abgetragen  oder  gerade  die  Flanken  der  Falten 
der  Erosion  anheimgefallen  sind,  die  ursprüngliche  Gestalt  der 
Antiklinale  zu  rekonstruieren,  so  kommen  wir  vielfach  zu  der 
von  mir  als  Koffergewölbe  bezeichneten  Form,  einer  Anti- 
klinale mit  steilen  Schenkeln,  die  oben  plötzlich  zu  dem 
weiten  flachen  Dach  umbiegen.  Es  zeigt  sich  nun  ferner,  daß 
an  den  zuletzt  erwähnten  Stellen  besonders  starker  Abtragung 
der  Ketten  diese  fast  immer  von  Störungen  betroffen  sind,  die 
einen  Schenkel  oder  auch  ganze  Teile  des  Gewölbes  abgesenkt 
haben.  Hier  und  da  mag  das  Koffergewölbe  auch  schon  bei 
der  ersten  Art  der  Bewegung  entstanden  sein;  doch  kam  es 
dann  in  den  scharfen  Unibiegungen  offenbar  überhaupt  nicht 
zu  bruchloser  Faltung  der  Kalkhorizonte,  und  es  wurde  auch 
auf  diese  Weise  späteren  Abrutschungen  schon  vorgearbeitet. 
So  erklärt  sich  das  morphologische  Bild,  das  uns  die 
Ketten  des  östlichen  Juras  darbieten,  der  rasche 
Wechsel  geschlossener  Gewölbe  und  tief  auf- 
geb  rochen  er  Antiklinalen,  auf  einfache  Weise  durch 
das  Einbrechen  und  Zusammensinken  der  Falten  an 
einigen  Stellen.  Hier  wurde  der  Erosion  durch  tek- 
tonische  Vorgänge  und  Sackungen  vorgearbeitet, 
während  an  anderen  Punkten  das  ursprüngliche  Ge- 
wölbe erhalten  blieb.  Letzteres  aber  ist  die  typische 
regelmäßige  Jura  falte  mit  stark  gewölbtem  Scheitel, 
wie  wir  sie  aus  den  älteren  D  urch  sehn  itten  kennen, 
nicht  aber  sind  <•»  die  geknickten  und  gestauchten  Falten,  die 
BüXTORF  in  Seinen  Profilen  aus  den  Alpen,  WO  der  Zusammen- 
Schub    ein    viel    intensiverer    \v;ir,    auf   <1<ti  .Iur;i    überträgt. 


3.     Die  höchste  marine  Grenze  auf  Bornholm. 

Von  Herrn  Hans  Praesent. 

» 

(Mit  einer  Textfigur). 

Greifswald,  den  5.  .Juni  1912. 

In  diesen  Monatsberichten  1911,  S.  47 — 77  kommt  Herr 
Hauptmann  W.  Kranz  in  seiner  Arbeit  über  „hohe  Strand- 
linien auf  Bornholm"  auf  Grund  eigener  eingehender  Unter- 
suchungen zu  dem  Ergebnis,  daß  die  höchste  marine  Grenze 
sich  nur  etwa  8 — 10  m  über  dem  heutigen  Mittel  Wasserspiegel 


Ski/./.»-  der  hochgelegenen  alten  Strandwälle  bei  Salomons  Kapel.  Maß- 
stab ungefähr  1  :  5000.  Die  kleinen  Zahlen  bedeuten  Entfernung  von 
Salonion-  Kapel,  die  großen  die  Höhe  über  dem  Ostseemittelwasser  in  in. 


der   Ostsee  findet,   daß   also   die  früheren   dänischen    Messungen 

(z.  B.   Forchhammer  12 — l"  m,   Mdnthe  17  m)  durchweg 

zu  hoch  seien.  Dagegen  erhob  der  auf  Bornholm  kartierende 
dänische  Geologe  V.  Mh/i  'HERS  Einspruch  (ebenda  S.  397—399), 
verteidigte  die  älteren  dänischen  Beobachtungen,  bezeichnete 
sie  als  „vielmehr  ziemlich  niedrig"  und  führte  unter  anderen 
hochgelegenen  Vorkommen  mariner  Ablagerungen  auch  den 
höchsten  bekannt  gewordenen  alten  Strandwall  an.  indem  er 
schrieb:  „Der  höchste  Punkt  der  marinen  Grenze  überhaupt 
findet  sich  im  Norden  auf  Hämmeren,  ca.  250  m  östlich  von 
der  Ruine  „Salomons  Kapel",  wo  man  ein  Paar  schwach  aus- 
gebildete Strandwälle  und  einen  ganz  kleinen  Terrassenabsatz, 
bzw.    20  — 21',— 22    in    ü.     M.    sieht."      (S.   3.9*).       An    diese 


—     54     — 

wichtige  Stelle  war  Herr  KkANZ,  wie  er  mir  mitteilte,  bei 
seinen  Begehungen  nicht  gekommen,  und  deshalb  empfahl  er 
sie  in  seiner  Erwiderung  an  MlLTHERS  (ebenda  S.  56 6 —  369) 
einer  Nachprüfung  (S.  567). 

Auf  persönliche  Bitte  des  Herrn  Kranz  hin  besuchte  ich 
gelegentlich  der  diesjährigen  Pfingstexkursion  der  Geographischen 
Gesellschaft  zu  Greifswald  die  fragliche  Stelle  bei  Salomons- 
Kapel  auf  Hämmeren.  Mit  Hilfe  der  Angaben  MlLTHERS' 
fand  ich  die  alten  Strandwälle  sofort,  wenngleich  die  von  ihm 
erwähnten  20  m  ü.  M.  liegenden  "Wälle  mehr  nordöstlich 
als  östlich  von  Salomons-Kapel  in  250  m  Entfernung  zu  sehen 
sind.  Mit  einem  20  m-  Meßband  und  einem  schnellen  Nivellement 
mit  Meßlatte  und  Horizontalglas  (unter  Berücksichtigung  des 
gleichzeitigen  Pegelstandes  im  Hammerhavn)  habe  ich  die  bei- 
gefügte Skizze  aufgenommen,  woraus  die  Richtigkeit  von 
MlLTHERS'  Beobachtungen  an  dieser  Stelle  vollauf  zu  sehen  ist1). 

Salomons-Kapel  liegt  nahe  der  Uferlinie  nördlich  vom 
Hauptleuchtturm  auf  Hämmeren  im  Hintergrunde  einer  kleinen 
Bucht  mit  relativ  flach  ansteigenden  Ufern.  Steht  man  bei 
der  Kapelle,  so  gewinnt  man  leicht  den  Eindruck,  als  befände 
man  sich  auf  dem  Boden  einer  weiten,  jetzt  über  dem  Meere 
liegenden  Bucht,  deren  steilere  Abgrenzungen  im  Hintergrunde 
sich  vielleicht  als  Überreste  alter  Kliffs  deuten  lassen.  Steigt 
man  nach  Nordosten  hin  an,  so  gelangt  man  nach  J  60  ra  Ent- 
fernung an  die  ersten  sich  scharf  von  dem  grünen  Rasen  ab- 
hebenden Geröllwälle,  von  denen  besonders  die  beiden  obersten 
sich  deutlich  verfolgen  lassen.  Die  Höhe  der  Wälle  ü.  d.  M. 
beträgt  an  dieser  Stelle  etwa  18,5— 20  m  (vergl.  die  Skizze). 
Wenn  MlLTHERS  20  —  22  m  Höhe  angibt,  so  dürfte  die  geringe 
Differenz  auf  Kosten  meines  schnellen  Höhennivellements  zu 
setzen  sein.  Bis  an  den  Fuß  des  steiler  ansteigenden,  viel- 
l eicht  alten  Kliffs  kann  man  eine  Fülle  schön  gerundeter 
Strandgerölle  sammeln,  obgleich  oberflächlich  die  suba»"- 
rischen  Wirkungen  der  jüngsten  Zeit  oft  den  Granit  in  Grus 
haben  zerfallen  lassen,  und  Heidekraut  in  günstigen  von 
Humus  eingenommenen  Vertiefungen  sich  angesiedelt  hat.  Wenn 
auch  die  typischen  Brandungsgerölle  und  kantengerundeten 
Blocke  noch  kein  zwingender  Beweis  für  alte  Meeresablagerungen 
zu  sein  brauchen,  so  spricht  doch  die  d  eutliche  Form  der 
zu     verfolgenden   Strandwälle,    für   die  Annahme.    ilaLi 


Bei    len  M  tützten  mich  die  Herren  Kommilitonen 

Dkeybh,    Junqnitz,    Dr.  Kuohn    und   Zibqnrr,    denen    ich    auch   an 
I»Mnk  aassprechen  möchte. 


—      55     — 

tatsächlich  einst  das  Meer  Ins  hier  hinauf  gereicht  hat,  resp. 
das  Land  sich  um  diesen  Betrag  gehoben  hat.  Ostlich  von 
Salomons-Kapel  hat  der  an  den  Messungen  mitbeteiligte  cand. 
phil.  ZlEGNER  ca.  6  Wälle  hintereinander  eingezeichnet,  die 
bei  ihrer  verschiedenen  Höhenlage  (ca.  10  —  18  m)  vielleicht 
Stillstandslagen   der  Uferlinie   darstellen. 

Es  ergibt  sich  also,  daß  die  von  MlLTHERS  an- 
gegebene höchste  marine  Grenze  in  ca.  20  m  Höhe 
über  dem  heutigen  Meeresspiegel  richtig  beobachtet 
ist,  und  daß  deshalb  die  von  Herrn  Kranz  an  seine  Grenz- 
linie von  8  — 10  m  geknüpften  Theorien  der  Revision  bedürfen. 
Leider  war  es  mir  nicht  möglich,  bei  der  kurzen  Reise  der 
Greifswalder  Geographischen  Gesellschaft  auch  die  anderen 
von  KliANZ  und  MlLTHERS  diskutierten  Stellen  zu  besuchen. 
Deshalb  vermag  ich  mich  auch  nicht  zu  den  von  KliANZ  auf- 
gestellten „Ursachen  der  Strandverschiebung"  (ebenda  S.  61 
bis  77)  zu  äußern,  sondern  kann  lediglich  die  beobachteten 
Tatsachen  mitteilen.  M.  E.  wäre  es  aber  eine  dankenswerte 
Aufgabe,  einmal  systematisch  die  ganze  Insel  zu  umwandern 
und  sämtliche  hohen  Strandlinien  einwandfrei  und  genau 
zu  fixieren,  um  endgültige  Klarheit  in  diese  Fragen  zu  bringen, 
falls  das  nicht  schon  inzwischen  von  der  dänischen  geologischen 
Landesuntersuchung  geschehen  ist.  —  Herr  Kuaxz  stimmt 
meinen  Ausführungen  bei  und  hält  jetzt  die  Möglichkeit 
eustatischer  Bewegungen  bei  der  Nord  westeck  e  Bornholms 
für   ausgeschlossen. 


4.    Über    Corbula   isocardiaejormis    als    Synonym 

für  Isocardia  angulata  Pili  Li.. 

Von  Herrn  E.  Harbort. 

Berlin,   im  .Januar   L913. 

A.  WOLLEMANN  hatte  in  seiner  Arbeit  über  die  Bivalven 
und  Gastropoden  des  deutschen  und  holländischen  Neocoms 
(Abhandl.  der  Kgl.  Preuß.  Geol.  Landesanstalt,  N.  F.,  Heft  31, 
S.  114)  die  Vermutung  ausgesprochen,  daß  der  im  englischen 
und  norddeutschen  Neocom  außerordentlich  weit  verbreitete 
kleine  Zweischaler,  der  von  PHILLIPS  der  Gattung  Isocardia 
zugewiesen    worden   war,    möglicherweise   der   Gattung  Corbula 


—     56     — 

zugerechnet  werden  müsse.  Ich  habe  alsdann  im  Jahre  1905 
das  Schloß  an  verschiedenen  Exemplaren  präparieren  und  unter- 
suchen können  und  konnte  danach  feststellen,  daß  Isocard  ia 
angulata  Phill.  zweifellos  zur  Gattung  Corbula  gehört. 
H.  WOODS  macht  nun  in  seiner  Monographie  der  Kreide- 
zweischaler  Englands,  Band  II,  Teil  5  (Palaeontographical 
Society  1908,  S.  211 — 212)  darauf  aufmerksam,  daß  der  Name 
Corbula  angulata  bereits  von  Lamakck  für  eine  eocäne  Form 
vergeben  ist.  Es  ist  daher  notwendig,  dies  außerordentlich 
häufige  Fossil  der  unteren  Kreide  neu  zu  benennen  —  und  ich 
bringe  dafür  in  Vorschlag  den  Namen  Corbula  isocardiaeformi?. 
Corb.  isocardiaefor mis  ist  in  sämtlichen  Stufen  des  nord- 
deutschen Neocoms  vorhanden  und  spielt  hinsichtlich  der  außer- 
ordentlichen Häufigkeit,  der  weiten  horizontalen  Verbreitung 
und  Unabhängigkeit  von  der  Facies  im  norddeutschen  Neocom- 
meer  eine  ähnliche  Rolle,  wie  etwa  das  Cardwm  edule  in 
unserer  heutigen   Nord-   und   Ostsee. 


Zeitschrift 


der 


Deutschen  Geologischen  Gesellschaft. 

B.    Monatsberichte. 
Nr.  2.  1913. 


Protokoll  der  Sitzung  vom  5.  Februar  1913. 
Vorsitzender:    Herr  WahnsCHAFFE. 

Der  Vorsitzende  teilt  mit,  daß  unsere  Gesellschaft  am 
16.  Januar  d.  J.  ein  sehr  geschätztes  Mitglied,  den  Kustos 
und  Bibliothekar  an  der  Königlichen  Geologischen  Landes- 
anstalt und  Bergakademie  Dr.  Oskar  Ehe  R  dt,  durch 
einen  plötzlichen  Tod  verloren  hat.  Der  Verstorbene, 
der  sich  ursprünglich  dem  Studium  der  Botanik  gewidmet 
hatte,  brachte  der  Geologie  und  unserer  Gesellschaft  stets  ein 
reges  Interesse  entgegen.  Für  letztere  bearbeitete  er  das  im 
Jahre  1903  erschienene  Register  der  Zeitschrift  der  Deutschen 
Geologischen  Gesellschaft  für  die  ersten  50  Bände  vom  Jahre 
1848  —  1898.  Im  Jahre  1907  gehörte  er  als  Schriftführer, 
von  1908  bis  1912  als  Archivar  dem  Vorstande  unserer  Ge- 
sellschaft an  und  hat  sich  mit  hingebendem  Eifer  um  ihre 
geschäftliche   Verwaltung  verdient  gemacht. 

Seinem  Organisationstalent  verdankt  die  Bibliothek  der 
Königlichen  Geologischen  Landesanstalt  und  Bergakademie  eine 
bedeutende  Erweiterung  und  ausgezeichnete  Katalogisierung. 
Dem  warmherzigen,  vielseitig  gebildeten  und  zu  jeder  Aus- 
kunft stets  bereiten  Manne  werden  wir  ein  treues  Andenken 
bewahren. 

Die  Anwesenden  erheben  sich  zu  Ehren  des  Verstorbenen 
von   ihren   Sitzen. 

Als   Mitglieder  wünschen   der  Gesellschaft  beizutreten: 

Herr  Bergbaubeflissener  ROBERT  ROTHER,  Berlin  NW.  23, 
Altonaer  Str.   21,     vorgeschlagen     durch     die    Herren 

Rauff,  Michael  und  Rassmus. 

5 


—     58     — 

Herr  Bergassessor  Dr.  M.  TORNOW,  Berlin  N.  4,  Inva- 
lidenstr.  44,  vorgeschlagen  durch  die  Herren  Bey- 
schlag,  Michael  und  Seide. 

Herr  Bergassessor  Dr.  Otto  CläUSNITZEK,  Berlin  N.  4, 

Invalidenstr.    44,     vorgeschlagen     durch     die     Herren 

BEYSCHLAG,    MICHAEL    und    SEIDL. 
Herr   Bergassessor  WALTER  SCUWEISFURT,    Berlin  N.  4, 

Invalidenstr.    44,     vorgeschlagen      durch     die     Herren 

Beyschlag,  Michael  und  Seidl. 

Der  Vorsitzende  legt  die  als  Geschenk  eingegangenen 
Werke  der  Versammlung  vor. 

Herr  G.  GÜRICH  sprach  über  Vermeintliche  Fossilien 
des   Otawikalkes  in  Deutsch-Südwestafrika. 

Er  weist  nach,  daß  der  von  Kuntz  mitgebrachte  Ortho- 
c^ras- ahn  liehe  Körper  eine  kieselige  Konkretion  ist,  während  die 
von  P.  HERMANN  mitgebrachten  „Orthoceren"  und  „Cyrthoceren" 
konzentrische  Gipsmergelkonkretionen  sind.  Man  ist  sonst 
immer  noch  nicht  in  der  Lage,  dem  Otawikalke  ein  bestimmtes 
Alter  beizulegen. 

In  der  Diskussion  spricht  Herr  LOTZ. 

Herr  LACHMANN  spricht  über  den  Bau  alpiner 
Gebirge1). 

An  der  Diskussion  beteiligen  sich  die  Herren  SCHLUNCK, 
EARBORT  und   der  Vortragende. 

In  der  Diskussion  zu  dem  Vortrag  des  Herrn  LACHMANN 
führt  Herr  HARBORT  folgendes  aus: 

In  den  letzten  Jahren  wurde  wiederholt  der  Versuch  gemacht, 
die  Theorie  der  Decken  Überschiebungen  von  den  alpinen 
Verhältnissen  auch  ;iuf  unsere  deutschen  paläozoischen  Gebirgs- 
rümpfe  zu  übertragen.  Ich  habe  s.  Z.  entschieden  dagegen 
Stellung  genommen'2)  und  nachgewiesen,  daß  die  Lagerungsver- 
hältnisse des  Iberger  Kalkstockes  z.  B.  sich  am  einfachsten  nach 


')  Der  Vortrag  wird  in  einem  der  nächsten  Holte  abgedruckt 
werd 

?)  E.  BarbOHT:  Zur  Präge  der  Iieckenüberschiebung  des  Iberger 
Kalkes  bei  Grand  im  Harz.    Zentralbl.  f.  Min.  1911,  S.  675 ff. 


Mi 


der  alten  Horsttheorie  erklären  lassen,  jedenfalls  aber  die  iso- 
lierte Korallenriffnatur  des  Iberger  Kalkstockes  nach  biono- 
mischen  Grundsätzen  sich  durchaus  vereinbaren  läßt  mit  einer 
autochthonen   Entstehung  des   Kalkes. 

Die  Annahme,  daß  der  Iberg  und  konsequenterweise  dann 
auch  der  Rübeländer  Kalkstock  Erosionsreste  einer  alten  Decken- 
überschiebung seien,  schien  mir  durch  nichts  begründet.  Damals 
sind  mir  bereits  gelinde  Zweifel  auch  an  der  Richtigkeit  der 
Deutung  der  Decken  in  den  Alpen  aufgestiegen,  als  ich  sah, 
auf  welch  unsicheren  Unterlagen  hier  in  Norddeutschland  die 
Deckenüberschiebungstheorie  von  alpinen  Geologen  basiert 
wurde.  Insbesondere  blieb  mir  stets  rätselhaft,  warum  wir 
von  den  Überschiebungsdecken  in  den  Alpen  noch  nirgends 
in  den  supponierten  Ursprungsgebieten  unzweifelhafte  Wurzel- 
reste gefunden  haben.  Leider  kenne  ich  die  Alpen  recht  wenig 
und  eigentlich  nur  als  gelegentlicher  Tourist,  so  daß  ich  mir  ein 
Urteil  über  die  Richtigkeit  der  von  Herrn  LACHMANN  vor- 
getragenen neuen  Theorie  der  Krystallokinese  nicht  erlauben 
kann.  Jedenfalls  aber  glaube  ich,  daß  Herrn  Laciimanns 
Theorie  über  die  Entstehung  der  komplizierten  Tauchfalten  usw. 
in  den  Alpen  den  Vorzug  hat,  daß  die  vielumstrittene  Frage 
nach  den  Wurzeln  der  Überschiebungsdecken  ausgeschaltet  wird. 

Auf  eine   andere   Schwierigkeit  der  Deckenüberschiebungs- 

tl rie    möchte    ich    noch    hinweisen.      Herr    SCHLUNCK    führte 

soeben  aus,  daß  bei  den  alpinen  Faltungsvorgängen  derartig 
hohe  Druckkräfte  auf  die  verschiedensten  Gesteine  eingewirkt 
hätten,  daß  diese  vollkommen  plastisch  geworden  sein  müßten. 
Ich  möchte  jedoch  daran  erinnern,  daß  die  metamorphen  Um- 
krvstallisierungen,  von  denen  Herr  Lachmann  erzählt  hat, 
z.  B.  gerade  die  allerjüngsten  tertiären  Schichten  der  Alpen 
betroffen  hat,  also  Ablagerungen,  die,  abgesehen  von  einem 
etwa  horizontal  wirkenden  Faltungsdruck,  niemals  unter  einer 
besonders  hohen  Druckbelastung  von  Tausenden  von  Atmo- 
sphären gestanden  haben  können,  weil  jüngere  Sedimente  von 
solcher    Mächtigkeit  hier  niemals   abgelagert  worden   sind. 

H«rr  SEIDL  spricht  über  die  Steinsalzablagerungen 
des  oberen  Zechsteins  bei  Schönebeck  nach  den 
Grubenaufschlüssen  des  Graf  Moltke-Schachtes  (mit 
Lichtbildern1). 

In  der  Diskussion  sprachen  die  Herren  HarBORT, 
Wr.MSTORF,  BEYSCHLAG.   Laciimann   und  der  Vortragende. 

1     Der  Vortrag  erscheint  in  einem   der  flachsten  Hefte. 


—     60     — 

In  der  Diskussion  zu  dem  Yortrag  des  Herrn  SEIDL  be- 
merkte Herr  HARBORT  folgendes: 

Von  den  wichtigen  Mitteilungen  des  Herrn  SEIDL  inter- 
essieren am  meisten  seine  Ausführungen  über  die  dynamo- 
metamorphenVorgänge  innerhalb  des  Salzgebirges.  Der 
Vortragende  hat  gezeigt,  daß  die  verschiedenen  Salzsorten  in- 
folge der  ungleichen  Druckverteilung  die  mannigfaltigsten  Um- 
krystallisationen  erlitten  haben.  So  könne  z.  B.  älteres  Stein- 
salz, welches  im  normalen  Zustande  deutliche  Jahresringe  von 
Anhydrit  usw.  erkennen  läßt,  unter  besonderen  Druckverhält- 
nissen derart  umgewandelt  werden,  daß  sich  zunächst  die 
Anhydritschnüre  zu  einzelnen  wurmartigen  Enden  auflösten 
oder  gar  der  Anhydrit  als  eine  feine  Trübe  gleichmäßig  das 
ganze  Steinsalz  durchsetze.  Innerhalb  der  einzelnen  Falten  im 
Salzgebirge  zeige  das  in  den  Mulden  und  Sattelkernen  ange- 
staute Salz  eine  andere  Struktur  als  das  an  den  Faltenschenkeln 
ausgewalzte  und  gezerrte  Salz.  Ich  möchte  darauf  hinweisen, 
daß,  wenn  es  sich  hier  wirklich  um  ganz  allgemein  verbreitete 
Erscheinungen  handelt,  für  die  bergmännische  Praxis  daraus 
Schlußfolgerungen  von  der  größten  Wichtigkeit  zu  ziehen  wären. 
Bekanntlich  hat  der  Salzbergmann  in  Norddeutschland  mit  so 
außerordentlich  komplizierten  Faltungserscheinungen  in  seinem 
Grubenfelde  zu  rechnen,  daß  es  ihm  oft  ganz  unmöglich  ist, 
irgendeine  Gesetzmäßigkeit  in  dem  Aufbau  der  Salzmassen 
zu  erkennen  und  er  daher  aufs  Geratewohl  irgendwohin  mit 
seinen  Strecken  in  das  Grubenfeld  hineinfährt,  wo  durch  llnri- 
zontalbohrungen  das  Vorbandensein  von  Kalisalzen  nachgewiesen 
wurde.  Die  von  Herrn  SEIDL  gegebene  Charakteristik  der 
verschiedenen  petrographischcn  Ausbildung  des  Salzes  würde 
nun  wenigstens  in  den  schichtungslosen  Salzgesteinen  die  Kon- 
struktion von  Sätteln  und  Mulden  ermöglichen  und  die  Ent- 
wirrung   der  regellosen  I-agerungsverhältnisse    erleichtern. 

Was  nun  die  dynamomethamorphen  Umwandlungen  der 
sonstigen  Salzgesteine  anbelangt,  so  wies  Herr  SEIDL  darauf 
hin.  daß  selbst  der  Anhydrit  in  tektonisch  stark  beanspruchten 
Teilen  mancher  Lagerstätten  seine  ursprüngliche  Struktur  voll- 
ständig verlieren  könne  und  den  mannigfaltigsten  mechanischen 
I  in  formungen  unterworfen  sei.  Ich  muß  jedoch  dazu  bemerken, 
da  Li  mir  dioc  Umwandlungen  des  An  In  ilrites  weniger  mechanisch- 

Ische  Umformungen  zu  sein  scheinen,  sondern  daLS  es  sich 
vielmehr,   wie  «las  ja   auch   von  dem   übrigen  leicht  löslicheren 

Steinsalz    und    Kalisalz     gilt,      um      Umschmelzungs-     bzw.     Um- 

krystallisationsprozesse    handelt,    um    dynamometamorphe  Vor- 
gänge,   die    nicht   ganz    allein    unter    dem    Einfluß    von   Druck 


—     61     — 

und  erhöhter  Temperatur  zustande  kommen,  sondern  auch 
bedingt  werden  von  den  in  den  Salzen  enthaltenen  Lösungs- 
komponenten. Die  Erklärung  der  konglomeratischen  Carnallite 
des  Herrn  Seidl  auf  rein  mechanischem  Wege  als  Rollungs- 
breccien  zwischen  zwei  als  Preßbacken  wirkenden  Steinsalz- 
platten scheint  mir  nicht  zutreffend  zu  sein,  da  sich  solche 
konglomeratischen  Carnallititlager  nicht  nur  an  solchen  Stellen 
finden,  wo  das  Kalilager  durch  Auswalzung  dezimiert  wurde, 
sondern  oft  gerade  da,  wo  die  Kalilager  am  stärksten  an- 
schwellen. Zudem  aber  erscheint  auch  die  Beobachtung,  daß 
konglomeratische  Teile  eines  Carnallititlagers  wechsellagern 
mit  geschichteten,  mit  diesem  Erklärungsversuch  unvereinbar 
zu  sein.  (Die  von  ARRHENIUS  versuchte  Erklärung  paßt  sich, 
nachträglich  bemerkt,  den  Verhältnissen  besser  an,  obwohl  auch 
diese  Deutung  noch  mancherlei  Lücken  und  Fragen  offen  läßt.) 
Bezüglich  der  Bildungsmöglichkeit  von  Hartsalzlagern  aus 
ursprünglichem  Carnallitit  durch  Umkrystallisation  in  Gebieten 
stärksten  Druckes  will  ich  gerne  zugeben,  daß  sie  hier  und 
da,  insbesondere  in  den  arg  gestörten  nordhannoverschen  Kali- 
salzstöcken, vorhanden  gewesen  sein  mag.  Ich  habe  selbst  wieder- 
holt Beobachtungen  gemacht,  die  mir  die  Möglichkeit  einer  der- 
artigen Entstehung  wahrscheinlich  machen.  Im  23.  Abbau  der 
Hauptfördersohle  des  Kaliwerkes  Beienrode  ist  an  einer  seit- 
lichen Verschiebung  des  konglomeratisch  ausgebildeten  Car- 
nallititlagers das  normale  Kalilager  offenbar  infolge  von  Druck- 
metamorphose umgewandelt  in  ein  Carnallit-Sylvin-Gestein. 
In  dem  fast  reinen  Carnallit  liegen  zahlreiche  schwebend  ge- 
bildete "Würfel  von  Sylvin  eingelagert.  Es  scheint  also,  als  ob 
hier  zunächst  das  Steinsalz,  die  schwefelsaure  Magnesia,  dann 
aber  auch  ein  Teil  der  Chlormagnesia  ausgewandert  ist.  Die 
Erklärung  des  Herrn  Seidl,  daß  die  abgespaltene  Chlormagnesia 
sich  in  den  sog.  Urlaugen  wiederfinden,  erscheint  mir  durchaus 
plausibel  (obwohl  ich  damit  nicht  sagen  will,  daß  der  Berg- 
mann nunmehr  alle  Laugen  für  harmlos  halten  darf).  Ich 
möchte  aber  ferner  darauf  aufmerksam  machen,  daß  sich  in 
den  nordhannoverschen  Salzstöcken  innerhalb  der  Kaliregion 
bisweilen  dünne,  bis  einige  Meter  mächtige,  auf  größere  Ent- 
fernung hin  aushaltende  Lager  von  reinem  Bischofit  oder  auch 
von  Langbeinit  finden,  in  Teufen,  wo  an  sekundäre  Hutbildungen 
nicht  mehr  zu  denken  ist.  Es  erscheint  mir  daher  näherliegend, 
auch  derartige  Vorkommen  und  Anreicherungen  an  Magnesia- 
salzen als  Ausseigerungsprodukte  infolge  von  Umkrystallisation 
ursprünglicher  Carnallititlager  aufzufassen.  Hierfür  Bprichl 
denn    auch   die   Tatsache,    daß   im   Fortstreichen    solcher    chlor- 


—     62     — 

rnagnesiareicher  Salzgesteine  chlormagnesiafreie,  oder  doch  ehlor- 
magnesiaarme  Kalisalze  mit  Hartsalzcharakter  aufgeschlossen 
wurden.  Gleichwohl  aber  möchte  ich  doch  sehr  davor  warnen, 
derartige  lokal  zu  beobachtende  Prozesse  einer  Art  von  Hart- 
salzbildung, d.  h.  von  chlormagnesiaarmen  Kalisalzen,  all- 
gemein für  die  Entstehung  der  Hartsalzlager  im  engeren  Sinne 
verantwortlich  zu  machen,  denn  bekanntlich  sind  Hauptver- 
breitungsgebiete unserer  Hartsalzlager  die  tektonisch  nur  wenig 
gestörten  Lagerstätten  im  "Werra-  und  Südharz-Gebiet.  Bei 
den  durchaus  regelmäßigen  Lagerungsverhältnissen  kann  an 
eine  derartige  Enstehung  der  Hartsalze  aus  Carnallititen  durch 
Druckmetamorphose  nicht  gedacht  werden.  Eine  Verall- 
gemeinerung der  SlilDLschen  Hartsalztheorie  erscheint  mir 
somit  nicht  wohl   möglich. 

Herr  R.  LACHMANN  führte  zu  dem  Vortrage  des  Herrn 
E.  Seidl  das  Folgende  aus. 

Zur  Beurteilung  des  tektonischen  Charakters  der  Salz- 
lagerstätte von  Schönebeck  ist  eine  Ergänzung  der  Profile  bis 
zum  mittleren  Zechstein  erforderlich,  welche  ich  den  Vor- 
tragenden  vorzunehmen  bitte. 

In  erster  Linie  freue  ich  mich,  daß  infolge  des  Eingreifens 
von  Herrn  Geheimrat  Bi-^  schlag  sich  eine  Vermittlung  in  der 
Salzfrage  anzubahnen  scheint.  Dieser  mit  Dank  zu  begrüßenden 
Tatsache  gegenüber  kann  ja  ruhig  der  Zukunft  vorbehalten 
bleiben,  festzustellen,  welcher  Anteil  an  dem  in  Ausbildung 
begriffenen  Kanon  Herrn  STILLE,  meinem  jetzt  versöhnten 
Gegner  Herrn  HARBORT  und  mir  zuzumessen  ist.  Jedenfalls 
darf  ich  wohl  das  Verdienst  in  Anspruch  nehmen,  die  Salz- 
stockfrage  in  Deutschland  zuerst  wieder  unter  einem  allgemeinen 
Gesichtspunkt  formuliert  und  historisch  beleuchtet  zu  haben. 
Wenn  bereits  in  meinem  ersten  Vortrage  ausweislich  des  Proto- 
kolls (Diese  Zeitschr.  1910,  Monatsber.,  S.  116)  ausgeführt 
wurde,  „Die  Reihung  der  Ekzeme  an  der  Aller  spricht  für  das 
Vorherrschen  der  asiatischen  NW-Richtung  auch  während  des 
töesozoicums",  so  geht  daraus  hervor,  daß,  was  die  I 
abhängigkeit  mancher  Salzstöcke  von  tektonischen  Linien 
angeht,    der    Herr   Vortragende    zu    Unrecht    einen   Unterschied 

chen  Beiner  Meinung  und  der  ESkzemtheorie  konstruiert  hat. 
A.HRHENTD8     würde    sich,     wenn     er    anwesend     wäre,     mit     der 

iing  des   Problems    durch    den  Vortragenden    z"weifell 
vielen   Punkten   einverstanden   erklärt  haben. 

Prinzipielle  Einwendungen   habe  ich  nur  gegen  die  Heran- 
ziehung allein  der  plastischen  Cohäsionsei genschaften  des  Stein- 


—     63     — 

salzes  zur  Erklärung  der  .,Durchspießurjg"  des  Hangenden  durch 
die  Salzmassen.  Dieses  besteht  häufig  aus  unplastischen  Kalken 
und  Sandsteinen  und  könnte  deshalb  nur  durch  einen  ganz 
starren  Körper,  nicht  durch  das  Salz  als  plastischen  Körper 
durchspießt  werden.  Es  zeigen  sich  übrigens  im  Zechstein- 
salz auch  keine  oder  höchst  selten  mechanisch-plastische  De- 
formationen, vielmehr  ergibt  sich  gerade  aus  den  Bildern  des  Berm 
Vortragenden  besonders  deutlich  die  krystalloblastiscbe 
Struktur  —  im  Sinne  BeCKEs  —  der  in  Bewegung  befindlichen 
und  deutlich  umkrystallisierten  Salzmassen.  So  sind  die  Salz- 
augen und  die  Anhydritaggregate  mit  „Entmischungshäutchen" 
geradezu  vollendet  typische  Beispiele  von  „Krystalloblasten'", 
und  der  Zusammenhang  zwischen  Bewegung  und  Lösungs- 
umsatz wird  gerade  durch  die  SElDLschen  Bilder  aufs  deut- 
lichste demonstriert. 

Rekrystallisation  (nicht  die  Krystallisationskraft,  wie  in 
der  Diskussion  der  Dezembersitzung  Herr  KEUSCH  mir  unter- 
legte) oder  "Wanderung  unter  Lösungsumsatz  kennzeichnet  also 
das   Wachstum   der   Ekzeme. 

Der  Versuch,  den  Mi.wzECschen  Begriff  der  Diapirfalte 
nach  Deutschland  zu  verpflanzen,  muß  entschieden  zurück- 
gewiesen werden,  EDUARD  SüESS  sprach  sich,  wie  ich  einer 
brieflichen  Mitteilung  von  Svante  ARRHENIUS  entnehme,  gerade 
für  die  Notwendigkeit  aus,  die  rumänische  Salztektonik  nach 
unseren  norddeutschen,  durch  bessere  Aufschlüsse  und  gründ- 
liche wissenschaftliche  Verarbeitung  geklärteren  Begriffen  umzu- 
arbeiten, und  es  besteht  absolut  kein  Grund  zu  einem  der- 
artigen  Ideenimport  aus   Osteuropa. 

Es  ist  zweitens  erfreulich,  daß  der  EVERDINGsche  Begriff  der 
Deszendenz  und  des  Hauptsalzkonglomerats,  den  ich  l'.'lO  als 
erster  angefochten  habe,  nunmehr  auch  in  Berlin  fallengelassen 
ist.  Leider  scheint  mir  die  neue  Deutung,  Carnallitbreccie  und 
II artsalze  durch  Streß  aus  einem  geschichteten  carnallitischen 
.Mutterlager   abzuleiten,   ebenso   unannehmbar  zu   sein. 

Beide  Lagerstättenformen  treten  auch  in  gänzlich  unge- 
störten Gebieten  auf,  wie  bereits  die  Herren  EARBORT  und 
WüNSTORF  bemerkten,  und  es  ist  kein  Anlaß  vorhanden, 
zwei  ursächlich  verschiedene  Formen  anzunehmen.  Außerdem 
leren  die  Salzgesteine,  wie  ja  auch  der  Herr  Vortragende 
demonstriert  hat,  auf  tektonische  Beanspruch  durch  Fließ- 
erscheinungen  und  nicht  durch  Breccienbildung.  Schließlich 
steht  die  Annahme  der  Hartsalzbildung  aus  Carnallit  im 
Widerspruch  mit  den  von  VAU  T'HOFF  aufgestellten  chemisch- 
physikalischen Gesetzen.     Es  müßte  sich  bei  tektonisch   veran- 


—     64     — 

laßten  Umbildungen  im  Gefolge  des  Wachstums  der  Ekzeme 
wegen  der  niederen  Temperaturen  in  der  Umbildungsregion 
nicht  Hartsalz,   sondern  Kainit  gebildet  haben. 

Aus  den  angeführten  Gründen  trete  ich,  sowohl  was  die 
konglomeratische  Ausbildung  des  Carnallits,  wie  die  Entstehung 
von  Hartsalz  anlangt,  für  die  bis  heute  noch  von  keiner  Seite 
angefochtene  ARRllENIUSsche  Vorstellung  ein,  daß  ein  ursprüng- 
lich vorhandenes  Reichardtit-Kainitlager  infolge  von  Erd- 
erwärmung durch  Sedimentbelastung  noch  vor  der  eigentlichen 
Ausbildung  von  Salzstöcken  mit  ihren  „tektonischen"  Begleit- 
erscheinungen in  2  und  mehr  Kilometern  Tiefe  in  Carnallit, 
II  artsalz  und  thermometamorph  zersprengtes  Brecciengestein 
umgewandelt  worden  ist. 

Nach  Verlesung  und  Genehmigung  des  Protokolls  wird 
die   Sitzung   geschlossen. 

v.  w.  o. 

Wahnschaffe.  Bärtling.  Janenscii. 


—      65      — 


Briefliche  Mitteilungen. 

5.    Theoretische 

Grundlagen   der  experimentellen  Tektonik. 

Voe   den  Herren  Jon.  Koexigsberger  nncl  0.  Morath. 

(Mit  9  Textfiguren.) 

Freiburg  i.  Br.,  im  Oktober  1912. 

Allgemein  pflegt  man  im  geologischen  Unterricht  die 
komplizierten  Vorgänge  bei  der  Gebirgsbildung  durch  einfache 
tektonische  Modelle  (Haut  eines  Apfels,  Papier,  Tücher)  an- 
schaulich zu  machen.  Manche  Forscher  haben  dann  das  Ziel 
erstrebt,  die  Vorgänge  in  der  Natur  durch  Modelle  nachzuahmen 
und  aus  dem  Verhalten  des  Modelles  Schlüsse  auf  die  Kräfte 
bei   der   Gebirgsbildung  zu   ziehen.    — 

Wir  erwähnen  hier  nur  die  Experimente  von  J.  HALL, 
Favre,  Daübree,  11.  Sciiardt,  H.  Cadell,  E.Reyer,  B.  Willis 
und  namentlich  von  W.  PauLCKE1),  der  eine  eingehende  klare 
historische  Übersicht  der  Arbeiten  seiner  Vorgänger  gibt. 
Gerade  in  den  neuesten  Untersuchungen  wird  immer  mehr  Wert 
auf  eine  möglichst  getreue  Nachahmung  der  Natur  gelegt,  und 
es  ist  kein  Zweifel,  daß  die  Versuche  von  H.  ScilARDT,  von 
H.   Cadell,  von  B.  Willis,  von  W.  PaüLCKE  dem  Ziel  immer 

')  W.  Paulcke:  Das  Experiment  in  der  Geologie.  Karlsruhe  1912. 
Wir  möchten  z.  S.  36,  Anm  2  bemerken,  daß  die  Wirkung  des  Wassers 
bei  der  Dynamometermorphose  zuerst  1901  von  dem  einen  von  uns 
aus  petrographisch-chemischen  Gründen  gefordert  and  dann  durch  Ver- 
suche von  G.  Sphzia  und  solche  von  dem  einen  von  uns  gemeinsam 
mit  W.  Müller  1906  als  wahrscheinlich  nachgewiesen  wurde.  E.Riecee 
erwähnte  nur  beiläufig  in  einer  theoretisch-physikalischen  Arbeit  die 
Rolle  eines  Lösungsmittel-  bei  einseitigem  Druck.  —  An  die  Ver- 
wandlung von  Holz  in  Kohle  nur  durch  Druck  (S.  14)  vermag  der  eine 
von  uns  nicht  zu  glauben.  Möglicherweise  war  <\w  Brückenpfeiler,  wie 
das  oft  geschieht,  schon  vorher  angekohlt  worden.  Andernfalls  muß  die 
Reibungswärme  sehr  groß  gewesen  seht. 


—     66     — 

näher  gekommen  sind.  Diese  Vervollkommnung  der  Mittel  ist 
durch  ein  richtiges  Gefühl  der  experimentierenden  Geologen 
erreicht  worden,  ohne  daß  einer  derselben  hätte  beweisen 
können,  daß  seine  Anordnung  wirklich  besser  als  die  früheren 
war.  Die  Ergebnisse  können  nicht  als  Beweis  dienen;  denn 
sie  sollen  gerade  die  Beobachtungen  in  derNatur  kontrollieren.  — 
Wir  haben  uns  deshalb  die  Frnge  vorgelegt,  wie  ein  Modell 
beschaffen  sein  muß,  damit  es  möglichst  genau  die  Vorgänge 
in  der  Natur  wiedergibt.  H.  von  HELMIIOLTZ1)  hat  zuerst  das 
Problem  des  hydrodynamischen  und  aerodynamischen  Modells 
theoretisch  erschöpfend  behandelt;  das  Studium  an  Modellen 
in  der  Praxis  ist  heute  im  Schiffsbau  und  Flugzeugbau  all- 
gemein üblich.  —  Auch  in  der  Elastizitätslehre  fester  Körper 
und  den  damit  zusammenhängenden  tektonischen  Problemen 
der  Gebirgsbildung  ist  eine  exakte  Angabe  der  Beschaffen- 
heit eines  wirklich  naturgetreuen  Modells  möglich. 
Das  Problem  ist  mathematisch  ziemlich  einfach;  wir  wollen 
uns  aber  hier  darauf  beschränken,  den  Gedankengang  der  Ab- 
leitung darzulegen.  Alle  Eigenschaften  oder  physikalischen 
Konstanten  einer  Substanz,  z.  B.  die  von  Granit,  sind  durch 
die  drei  Grundeinheiten,  Länge,  Masse  und  Zeit,  gegeben").  Wenn 
wir  also  eine  bestimmte  Annahme  über  das  Längenverhältnis 
der  Natur  zum  Modell  machen,  z.  B.  daß  100  km  =  1  m  alh&o 
das  Verhältnis  100000  :  1  sein  sollen,  ebenso  bezüglich  der 
Zeit  und  Masse,  so  sind  theoretisch  all  e  Eigenschaften  der 
Modellsubstanzen  eindeutig  definiert;  sie  müssen  in  einem 
bestimmten  Verhältnis  zu  denen  der  natürlichen  Gesteine  stehen. 
Praktisch  entsteht  dann  nur  die  Frage,  ob  wir  eine  solche 
llsubstanz  auch  herstellen  können. 
Wir  bezeichnen  die  Eigenschaften  in  der  Natur  mit  dem 
Iudex   0:   1  (i,  q0  usw.,  die   im  Modell   mit    1  :  1,.  £,.    Also  das 

Längenverhältnis  Modell  ;  Natur  =  -  =   1  .  10 ""''•  Das 

100  000 

Größenverhältnis    bei    dem    Modell    von    W.  PaüLICKE   dürfte 
wohl    auch   zwischen    10    *  und    10-!i  liegen. 

Einsichtlich  der  Dichten  oder  spezifischen  Gewichte  der 
Modellsubstanzen  haben  wir  nicht  viel  Auswahl;  die  verfüg- 
baren, billigeren  Substanzen  haben  ein  spezifisches  Gewicht 
zwischen     I     und    10,    also    von    derselben    Größenordnung 


II.  v.  Selmholtz:  Wiss.  Abhdlg.,  I.  S.  158,  1882. 
I   d    konnte   auch   die  chemischen   Vi  mil  einbegi 

hiervon   abgesehen,    da    sie   bei    der  Gebirgsbildung  für  die 
Tektonik  nur  von   sekundärer  Bedeutung  Bind. 


wie  das  der  Gesteine  (2,4  —  3,4).  Wir  wählen  die  Dichte  der 
Mudellsubstanzen  etwa  =  3 '),  also  s,  =  s0  oder  [m,  1,  8] 
=  [m0  10~3],  denn  Dichte  ist  Masse  m  :  Volumen  l3.     Die  Masse 

m,  /1,\3 

transformiert   sich   also  im  Verhältnis  =       ,       ==    1  •  10 ~5 

m0  \  ]o  / 

Bezüglich  der  Zeit,  mit  der  wir  die  Vorgänge  am  Modell  sich 
abspielen  lassen,  haben  wir  keine  willkürliche  Wahl  mehr; 
denn  eine  der  Größen,  welche  die  Zeit  enthält,  nämlich  die 
Schwerkraft  g,  müssen  wir  so  nehmen  wie  in  der  Natur. 
Wir  können  bis  jetzt  die  Schwerkraft  nicht  beeinflussen  oder 
eine  andere  Massenkraft  ähnlicher  Größe  ohne  viel  Apparatur 
(Elektromagneten)  hinzufügen'-').  Die  Schwerkraftbeschleunigung  g 


Geschwindigkeit 
hat  die  Dimension  „   . 

Zeit 

Es  ist  also 


[l-i 


l0t0    '   =   1,  t,    -     oder 


oder 


r  =  lA 

to  I      I, 


Da  aber  =    1  ■  1 0" 

In 


angenommen  wurde,  so  müßte  sich  die  Zeit  für  den  Modell- 
vorgang zu  dem  in  der  Natur  sich  etwa  wie  1  :  300  verhalten. 
Rein  theoretisch  müßten  wir  um  ein  vollkommen  richtiges 
Modell  herzustellen,  die  jetzigen  Eigenschaften  der  Gesteine 
und  von  der  geologischen  Geschichte  die  Zeitdauer,  den  An- 
fangszustand und  die  wirkenden  Druckkräfte  kennen.  Praktisch 
gestaltet  sich  die  Sache  hinsichtlich  der  Zeit  einfacher.  Auch 
wenn  man,  wie  der  eine  von  uns  auf  dem  Standpunkt  steht, 
daß  einige  tektonische  Vorgänge  bei  der  Gebirgsbildung  sich 
relativ  rasch  in  kurzen  Perioden  abgespielt  haben,  so 
wird  man  doch  glauben  dürfen,  daß  die  Beschleunigungen0) 
äußerst  gering  und  zu  vernachlässigen  sind.  Sogar  die  Ge- 
schwindigkeiten werden  recht  klein  gewesen  sein.  Deshalb 
ist  es  ziemlich  gleichgültig,  wie  lange  der  Vorgang  im  Modell 
braucht;    nur    dürfen    keine    nennenswerten    Geschwindigkeiten 

1    Eine    etwas    andere    Zahl    wäre    ohne    wesentliche    Bedeutung, 
wie  aus  dem  folgenden  zu  ersehen  ist. 

-    \\  .   Paulcke  bal  diese  Schwierigkeil  bei  seinen  Versuchen  um- 
_•  ii.  wie  später  erörtert  wird. 
3)  Wir  halten  die  Brdbeben  nur  für  Anzeichen  tektonischer  Vor- 
i,    üicht    für   den  Vorgang   Belbst.     Doch  weiß   man  biervon  noch 
:  chts. 


—      68      — 

(mehr  als  0,1  cm  p.  sec.)  zustande  kommen.  Die  Rücksicht 
auf  die  innere  Reibung  in  den  Gesteinen  verlangt  noch  kleinere 
Werte  der  Geschwindigkeit,  damit  die  Spannungen1)  im  Modell 
wie  das  in  der  Natur  der  Fall  war,  sich  während  des  Vor- 
gangs selbst  ausgleichen  und  keinen  nennenswerten  Betrag 
erreichen.  Wenn  ein  tektonischer  Vorgang,  z.  B.  im  Tertiär, 
dreimal  während  200  000  Jahren  und  innerhalb  dieser  Haupt- 
perioden von  vielleicht  1000  Jahren  Dauer  zehnmal  in  6  Monaten 
vor  sich  gegangen  wäre,  so  entspräche  das  einer  wahren  Zeit- 
dauer in  der  Natur  von  etwa  30  •  6  Monaten  =180  Monaten; 
denn    die  Pausen    sind   ohne  Belang.      Im   Modell   müßte   dann 

180 
der  Vorgang    QnA    =   0,6   Monate   dauern.      Wir   haben    auch 

bei  unseren  Versuchen  gefunden,  daß  je  langsamer  und  stetiger 
wir  das  Modell  sich  verändern  ließen,  um  so  ähnlicher  die 
Ergebnisse  der  Natur  werden. 

Über  den  Anfangszustand  vor  der  Bildung  von  Gebirgen 
ist  man  verschieden  genau  unterrichtet.  In  manchen  Gegenden 
ist  die  geologische  Geschichte  vor  der  Hauptfaltung  ziemlich 
gut,   in   anderen   sehr  wenig  bekannt. 

Bezüglich  der  wirkenden  Kräfte  bei  einer  Hauptfaltung 
steht  es  ähnlich.  In  einigen  Fällen  müssen  Horizontaldrucke 
die  Ursache  gewesen  sein,  in  andern  sind  noch  Zusatzhypothesen 
möglich.  Gerade  diese  Frage  sollen  die  Modelle  mitbeant- 
worten und  können  es,  wenn  wir  sie  naturgetreu  den  theore- 
tischen Forderungen  entsprechend  wählen.  Die  Brüche,  Ver- 
werfungen usw.  soll  unseres  Erachtens  das  Modell  automatisch 
wiedergeben.  Man  muß  dazu  im  Modell  die  Erdkruste  bis 
zur  Tiefe  der  Druckausgleichung,  der  des  „geschmolzenen" 
Gesteines,  darstellen.  Die  Druckausgleichungsfläche  für  die 
Schwerkraft  nach  PEATT  und  die  Schmelzlläche  (Grenzfläche 
fest-flüssig)  nach  der  geothermischen  Tiefenstufe  liegen  überein- 
stimmend in  etwa  100  km.  Die  Ausgleichungsfläche  für 
Spannungen  möchten  wir  schon  in  etwa  50  km  Tiefe  suchen. 
Die  lireite  der  darzustellenden  Zone  wird  man  nicht  zu  klein 
wählen  dürfen.  Wohl  waren  bei  den  meisten  Gebirgsbildungen 
die  Vorgänge  einigermaßen  auf  kürzere  Strecken  parallel  zu 
den  Faltenachsen  und  senkrecht  zu  den  wirkenden  Kräften 
ähnlich.  hoch  sind  überall  erhebliche  Wirkungen  der  seit- 
lichen    Masses     bekannt.      Will     man     also     eine     Strecke     von 


l.  ii..i,l.li  sich  hier  um  entsprechend  große  Spannungen; 
kleine  Spannungen,  wie  sie  sieb  im  sog.  Bergschlag  usw.  äußern,  Timmen 
für  'la-  Modell  nicht  in   Betracht. 


—     69     — 

100  kin  Queiprofil  durch  ein  Gebirge  =  1  m  Modell1)  dar- 
stellen, so  sollte  die  Tiefe  des  Modells  50  cm,  die  Länge 
mindestens  50  cm  betragen.  Da  die  Dichte  der  Modellsub- 
stanz etwa  =  2  ist,  so  würde  die  Modellsubstanz  etwa  250  kg 
wiegen.  Bei  den  Versuchen  von  "W.  PaüLCKE  sind  sogar 
schon  3000  —  3500  kg  als  Belastung  verwandt  worden.  "Wir 
haben,  wie  später  dargelegt  wird,  die  Tiefe  des  Modells  ge- 
ringer, 30  cm  statt  50  cm  genommen,  uns  mit  30  km  =  30  cm 
Querprofil  und  demgemäß  40  cm  Anfangslänge  (Endlänge  nach 
der  Verschiebung  variabel)  begnügt;  das  Modell  wog  etwa 
25  kg.  Durcb  diese  Abänderungen  sind  die  theoretischen 
Forderungen  nicht  mehr  exakt  erfüllt;  man  müßte,  wenn  mehr 
Mittel    zur   Verfügung    stehen,   suchen   diese   einzuhalten. 

Die  im  folgenden  abgeleiteten  und  hier  genügend 
genau  befolgten  wesentlichen  Bedingungen  für  ein 
naturgetreues  Modell  sind  aber  bisher  exakt  überhaupt  nicht, 
angenähert  durch  eine  nachgiebige  künstliche  Überlastung-') 
nur  von  W.  PAULCKE  innegehalten.  Es  sind  folgende:  Die 
Schichten  müssen  durch  ihre  eigene  Schwere  brechen, 
sich  wieder  verkitten  und  in  sich  verschieben  können.  Ver- 
schiedene   Schichten   haben   verschiedene  Konstanten. 

Die  theoretischen  Beziehungen  sind  folgende:  Die  Zug- 
festigkeit3) für  Granit  ist  0,5  kg  pro  qmm.  Das  besagt, 
wie  eine  einfache  Rechnung  ergibt,  daß  ein  Granitstab  von 
200  m  =  2  •  104  cm  Länge  nach  unten  aufgehängt  durch 
seine  eigene  Schwere  abreißen  würde.  Da  die  Dichte  die- 
selbe ist,  muß  die  Modellsubstanz  so  beschaffen  sein,  daß  ein 
Stab  aus  ihr  am  oberen  Ende  aufgehängt  bei  einer  Länge 
von  2  •  104  cm  :  105  =  2  •  10"1  cm  =  2  mm  durch  sein  Eigen- 
gewicht abreißt.  Er  darf  also  nur  sehr  wenig  widerstandsfähig 
sein.     Kalkstein    entspricht  Abreißen    bei    1    mm   Länge,    Sand- 


')  Genauere  Angaben,  auch  für  das  Größenverhältnis  1  :  10',  sind 
in   der  Dissertation   von   (.).   Mhkath   zu   linden. 

')  Eine  starre  Belastuni;  durch  ein  mit  Schrauben  festgehaltenes 
Bretl  hat  schon  Daubree  angewandt.  Eine  bewegliche  aber  gleich- 
mäßige hydrostatische  Überlastung  führte  B.  Willis  ein.  In  der  An- 
wendung beweglicher,  variabler  Belastung  durch  W.  Paulcke  liegl 
ein  wesentlicher  Fortschritt.  Die  Versuche  von  \Y.  Paiilckb  dürfte] 
Verbalten  der  Erdkruste  in  einer  Tiefe  von  etwa  2 — :>  km  in  vielei 
Einsicht  -ut  darstellen. 

8)  Wir  entnahmen  die  Zahlen  den  Veröffentlichungen  von  C.  Bach, 
von  B  \is<  ihm  ,i.i:.  den  physikochemischen  Tabellen  ?on  Landolt 
und  Böknstkin,  Berlin.  l'.H»».  fennT  dem  Handbuch  d.  Physik,  heraus- 
gegeben von  Wink  kl mann.  Bd.  I.  Artikel  Zug,  Druck,  Kohäsionen,  von 
F.    Auerbach,  Leipzig,  L908. 


—     70     — 

stein  schon  bei  0,7  mm.  Wesentlich  komplizierter  sind  die 
Rechnungen  zur  Ermittelung  der  Biegungsfestigkeit,  Druck- 
festigkeit usw.  der  Modellsubstanz.  "Wir  geben  hier  nur  die 
Resultate. 

Biegungsfestigkeit. 
Die  Länge  10,  bei  der  ein  Stab  von  der  Höhe  h0  und  be- 
liebiger Breite  infolge  seines  Eigengewichtes  bei  Auflegen  an 
beiden  Enden  und  bei  nicht  unterstützter  Mitte  durchbricht,  ist 
10  =  176  l^ho  für  Granit.  Mit  Berücksichtigung  der  Schub- 
spannung 

1   =   I<;3,1  .  101  .  h  —  2,8  h'  für  Granit 

und  1   =   I73,5  .  10*.  h  — 2,8  h'-'  für  Kalkstein 


und  1   =  ^26.  10*.  h  —  2,8  h2  für  Sandstein. 

Im  Modell  hängen  Länge  1  und  Höhe  h  des  Stabes  in 
folgender  Weise  zusammen: 

für   Granitsubstanz   1   =  ^0,31  h  —  2,8  h2 

für  Kalkstein  1  =  J/0,35  .  h  —  2^8  .  h2 

und  für  Sandstein  ^2,6  .  h  —  2,8  .  h3  . 

Es  muß  also  ein  Stab  von  .">  mm  Länge  aus  der  Modell- 
substanz  geschnitten  und  an  beiden  Enden  gestützt,  bei  einer 
Höhe  von  0,1  mm  oder  bei  etwa  8  mm  Länge  bei  0,3  mm 
Höhe   durchbrechen. 

Druckfestigkeit. 

Die  einseitige  Druckfestigkeit  ist  für  Granit  etwa  8  kg 
pro  qmm1);  oder  es  würde  eine  freistehende  Granitsäule  von 
2900  m  sich  selbst  an  ihrer  Unterlage  zertrümmern.  In  der 
Modellsubstanz  muß  das  demnach  schon  bei  2,9  cm  Höhe  ein- 
treten. Man  sieht  hieraus,  gleichgültig  ob  die  Zahl  für  Granit  ganz 
genau  bestimmt  ist  oder  nicht,  die  äußerst  geringe  Festig- 
keit, die  eine  Modellsubstanz  besitzen  muß.  Dieser 
Forderung  ist  bisher  nicht  genügt  worden.  Für  Sand- 
steinmodell.substanz  wäre  die  entsprechende  Höhe  hi  =  0,3  cm, 
für    Kalkstein   h,   =    1,8   cm. 

Die  Forderungen  bez.  der  Schubspannung  sind  dann 
meist  von  selbst  erfüllt;   der  eine  von  uns  hat  sie  aber  auch  exakt 

1  Wir  baben  hier  die  üblichen,  technischen  Werte  verwandt. 
1.  I.i.nm.  und  K'.  PRANDTL  N.  -I.  Min.  llJ07  I,  S.  13;  haben  gezeigt, 
daß    und  warum    diese    zu    klein    aasfallen.     Hier  kommt  es  zunächst 

■  i  darauf  an,  wenn  man  nur  an  der  Kfodelisubstanz  die  Festigkeit 

i  selben   Wei      ermittelt. 


/ 


diskutiert.  Fast  gar  nicht  kommt  es  auf  den  Elastizitäts- 
koeffizienten an,  -weil  in  der  Natur  die  Kräfte  so  groß  sind, 
daß  bei  einseitiger  Beanspruchung  fast  stets  eine  Zerreißung 
stattfindet.  Die  kleinen  Spannungsdifferenzen  gleichen  sich 
rasch  aus,  weil  ja  alle  Gesteine  von  Rissen  usw.  durch- 
zogen  sind. 

Die  Bedingung  für  die  Kompressibilität  ist,  wie  sich 
leicht  zeigen   läßt,   stets  von   selbst  genügend   erfüllt. 

In  der  Natur  sind  aber  noch  zwei  andere  Größen  von 
Bedeutung,  die  für  den  Ingenieur,  der  die  Gesteine  auf  ihre 
Haltbarkeit  prüft,  ohne  Belang  sind,  für  die  wir  daher  nur 
spärliche  Daten  besitzen:  das  ist  äußere  und  innere 
Reibung.  Immerhin  läßt  sich  auch  für  diese  Eigenschaften 
die  Größenordnung  angeben,  und  das  führt  auf  eine  sehr 
wichtige   Eigenschaft  der   Modellsubstanz. 

Die  äußere  Reibung  tritt  ein,  wenn  zwei  Gesteins- 
schichten auf  einander  vorbeigleiten,  also  bei  allen  Horizontal- 
bewegungen:  Decken,  Gleitbretter  usw.  Sie  ist  angenähert 
gemessen  für: 

bei  Ruhe       bei  Bewegung 

Muschelkalk   auf  Muschelkalk     .      .      .       0,75  0,69 

Rogenstein  auf  Rogenstein     ....       0,7.">  0,67 

o.7.">  ist  der  Bruchteil  der  Last,  der  zur  Überwindung  der 
Reibung  gebraucht  wird.  Wenn  also  1  kg  Kalk  auf  einer  Kalk- 
fläche verschoben  werden  soll,  braucht  man  eine  Horizontal- 
kraft, so  groß,  wie  sie  zum  Heben  von  0,7.">  kg  notwendig 
wäre.  Dieser  Wert  stellt  eine  maximale  Grenze  dar.  Wenn 
zwei  verschiedene  Substanzen  aufeinander  gleiten,  so  ist  nach 
einem  bekannten  physikalisch-technischen  Satz  der  Wert  kleiner. 
Ferner  bildet  sich  in  allen  glimmerhaltigen  Gesteinen  sehr 
rasch  eine  Zone  mit  Paralleltextur,  wie  wir  sie  in  den  Alpen, 
in  Norwegen  u.  a.  a.  0.  an  der  Basis  von  Decken  oft  beobachten 
können.  Häufig  tritt  auch  die  sogenannte  Mylonitisierung,  eine 
innere,  mit  Zertrümmerung  des  Gesteines  verbundene  Gleit- 
bewegung in  der  Nähe  (aber  auch  bis  Ö00  m  entfernt)  der 
Grenzfläche  ein,  die  die  äußere  Reibung  erheblich  heruntersetzt 
und  in  innere  Reibung  verwandelt.  Vielfach  sind  auch  wenig 
mächtige  weiche  Schichten  vorhanden,  die  wie  ein  Schmier- 
mittel wirken.  Die  äußere  Reibung  muß  im  Modell  dieselbe 
Größe  behalten,  da  sie  eine  Zahl  ist.  Diese  Forderung  ist, 
nebenbei  bemerkt,  leicht  zu  erfüllen.  Schwerer  ist  es,  Sub- 
stanzen ausfindig  zu  machen,  die  den  Zwischenmitteln  bei  den 
Gleitbrettern  nach   der  Definition   von   A.  Srirz).  z.  B.   Raibler 


Schichten,  zwischen  Hauptdolomit  und  Wettersteinkalk,  Kössner 
Schichten,   Liasschiefer  usw.   entsprechen. 

Anders  verhält  sich  die  innere  Reibung.  Sehr  häufig 
werden  in  der  Natur  Gesteine  in  sich  selbst  "verschoben;  sie 
werden  zertrümmert  und  gleiten  ineinander.  Hierbei  sind  zwei 
Fälle  zu  unterscheiden.  Das  Gestein  zeigt  bei  dem  betreffenden 
Druck  eine  innere  Plastizität,  wie  das  in  der  Natur 
stets  für  Steinsalz,  öfters  für  Dolomit,  etwas  seltener  für 
Kalkstein  und  nie  für  Silikatgesteine  zutrifft.  Marmor  er- 
fordert nach  den  Versuchen  von  F.  D.  ADAMS  und  von 
F.  R[NXE  [vgl.  die  im  Anhang1)  auseinandergesetzten  Über- 
legungen] mindestens  etwa  einen  allseitigen  Druck  von  1000  kg 
p.  <[cm  bei  gewöhnlicher  Temperatur,  oder  wohl  etwa  500  kg 
]i.  qcm  bei  400°;  zu  diesem  Druck  tritt  der  einseitig  wirkende 
umformende  hinzu.  Da  aber  für  eine  etwas  größere  Gesteins- 
masse der  allseitige  Druck,  wie  eine  leichte  Überlegung  er- 
gibt, nicht  höher  sein  kann  als  die  Überlagerung  erlaubt,  so 
tritt  plastische  Deformation  von  Kalkspath  in  etwa  5  km  Tiefe, 
oder  wenn  wie  bei  der  alpinen  Faltung  Erhitzung  auftritt, 
vielleicht  schon  in  2,5  km  Tiefe  auf.  Die  dem  Marmor  ent- 
sprechende Modellsubstanz  muß  also  unter  ihrem  Eigengewicht 
in  etwa  2 —  3  cm  Tiefe  sich  plastisch  deformieren.  In  Wirk- 
lichkeit liegen  die  Verhältnisse  in  der  Natur  noch  komplizierter. 
Ursprünglich  sind  in  vielen  Gebirgen  nicht  Marmore,  sondern 
Kalksteine  vorhanden.  Diese  sind,  wie  F.  D.  ADAMS")  zeigte, 
viel  widerstandsfähiger.  Der  Solnhofer  Schiefer  erfordert,  damit 
Beginnen  des  Fließens  eintritt,  bei  450°  einen  Druck  von 
4500  kg  p.  qcm,  was  einer  Überlastung  von  etwa  IS  km 
gleichkommt.  Das  wäre  eine  viel  größere  Tiefe  als  sie  uns 
je  durcli  Hebung  aufgeschlossen  ist.  Tatsächlich  sieht  man 
auch  in  der  Natur  ein  sehr  verschiedenes  Verhalten  von  reinem, 
grobkörnigen  und  von  reinem  feinkörnigen  Kalkstein.  Der 
einigermaßen  reine  feinkörnige  Kalkstein  wird  plastisch  de- 
formiert, und  gleichzeitig  tritt  eine  Sammelkrystallisation,  die 
I  niwandlung  zu  Marmor,  auf.  Wie  die  Einschlüsse  in  den 
Mineralien  auf  Hohlräumen  in  solchen  Marmoren  und  Dolomiten 
1  arrar.i.  CampolungO  usw.),  zeigen,  fand  die  Umkrystallisation 
in  kohlensäurelialtiger  wässeriger  Lösung  bei  höherer  Temperatur 
statt.  Diese  hat  <  1  i o  plastische  Deformation  sehr  erleichtert 
und  im  primär  feinkörnigen  Kalkstein  vielleicht  schon  in  Tiefen 
vron   1-    2  km  ermöglicht.     Im  Modell  kann  man  indeß  zunächst 


i.   Anhang   übei    plastische  Deformation  von  Gesteinen. 
I     I).  Ai.ams.  The  Jonrn.  of  Geol.  20.  III.  1912. 


von  diesen  physikalisch-chemischen  Vorgängen  absehen  und 
für  Marmor  und  reinen  feinkörnigen  Kalkstein  gemeinschaft- 
lich dieselbe  innere  Plastizität,  gleichgültig  wie  sie  zustande 
kommt,   annehmen. 

Unreiner  Kalkstein  setzt  der  "Wirkung  der  wässerigen 
Lösungen  größeren  Widerstand  entgegen,  hauptsächlich  aus 
mechanischen  Gründen:  er  ist  dichter,  daher  kann  weniger 
Lösung  eindringen,  und  das  Kalkcarbonat  wird  teilweise  von 
unlöslichen  Bestandteilen  umhüllt  und  geschützt.  Solcher 
Kalkstein   ist  daher  auch  kaum  plastisch.    — 

Die  Silikatgesteine  sind  an  sich  nicht  plastisch,  wohl  aber 
zum  Teil  deformierbar.  Es  tritt  in  ihnen  ein  Gleiten  längs 
einiger  Bestandteile  insbesondere  der  Glimmer  ein,  und  sie 
erhalten  dadurch  eine  Paralleltextur.  Am  stärksten  ist  das  bei 
den  glimmerreichsten  Gesteinen,  den  Glimmerschiefern,  ausge- 
prägt. Diese  sind  daher  sehr  leicht  deformierbar;  sie  können  in 
feinste  Spitzfalten  gelegt  werden.  Außerdem  dienen  sie  andern 
Schichten  als  Gleitmittel,  weil  in  den  Glimmerschiefern  leicht 
auch  bei  großer  Überlastung  eine  Bewegung  zustande  kommt. 
Sie  haben,  wie  man  das  kurz  bezeichnen  kann,  eine  geringe 
innere  lieibung.  —  In  Gesteinen  mit  weniger  Glimmer  ist 
diese  Eigenschaft  weniger  ausgeprägt;  doch  gibt  stets  der 
Glimmer  die  Auslösung  der  Bewegung,  bei  der  die  andern 
Gesteinsteile  (Quarz,  Feldspat)  mehr  oder  minder  stark  zer- 
trümmert werden  (Mylonite,  Protogine).  Fehlt  Glimmer  in 
einem  Gestein,  so  kommt  eine  innere  Bewegung  kaum  zu- 
stande; die  "Widerstandskraft  eines  solchen  Gesteinskörpers 
ist  viel  größer.  Das  sieht  man  sehr  schön  schon  an  wenig 
mächtigen   Aplitgängen   in   Myloniten.    — 

Durch  die  innere  Bewegung  entsteht,  wie  wir 
glauben,  die  Paralleltextur  bei  den  krystallinen 
Schiefern,  und  zwar  bei  denen  erster  Art,  den  kontakt- 
metamorphen,  während  der  Aufschmelzung  bei  hoher 
Temperatur,  bei  denen  zweiter  Art,  den  dynamometa- 
morphen,  während  der  tektonischen  Vorgänge  bei 
niederer  Temperatur.  In  den  Alpen,  auch  in  Norwegen,  haben 
ferner  wässerige  Lösungen  die  dynamometamorphe  Umformung 
der  Silikatgesteine  durch  Bildung  von  Sericit,  Epidot,  Saussuriti- 
sierung  usw.  wesentlich  erleichtert.  Im  Modell  ist  eine  derartige 
Verschiebung  durch  Glimmer  nicht  direkt  nachzuahmen.  Die 
Klättchen  müßten  um  1.1 0:'  kleiner  sein,  also  submikro- 
skopische Dimensionen  haben,  und  dazu  stimmt  schon  das 
ganze  Korn  der  Modellsubstanz  nicht.  Da  aber  die  Glimmer 
in    der    Natur    in    einem    Gestein    sich    jeder    beliebigen     Be- 

6 


—      74      — 

wegung  anpassen,  genügte  uns  in  erster  Annäherung  eine  all- 
seitige innere  Plastizität  der  Modellsubstanz.  Bei  Granit 
tritt  diese,  wie  -wir  aus  den  Versuchen  von  F.  "W.  Adams 
folgern,  bei  einer  Überlastung  von  2000  kg  per  qcm  ein,  zu 
der  noch  der  einseitige  Druck  hinzukommt;  das  entspricht 
einer  Überlastung  von  8  km  oder  in  der  Modellsubstanz 
von  8  cm. 

Die  Brüche  und  Verwerfungen  der  Schichten  und 
Senkungen  größerer  Teile  kann  man  entweder,  wie  W.  PAULCKE 
das  tut,  willkürlich  hervorrufen  oder  auch  automatisch  im 
Modell  wiedergeben.  Wir  haben,  wie  schon  erörtert,  die 
Tiefe  des  Modells  bis  zur  Druckausgleichungsfläche, 
wo  der  wahre  plastische  Zustand  der  Gesteine  eintritt,  ge- 
nommen.      Dann    wird    also    ein    Absinken    der    Schichten   von 


Fig.  1. 


selbst  eintreten,  wenn  es  dem  Vorgang  entspricht.  Um  im 
Modell  die  Plastizität  dieser  untersten  Teile  darzustellen, 
ohne  ihnen  eine  zu  große  Fluidität  zu  erteilen,  muß  ein 
Material  genommen  werden,  in  dem  ein  Druckausgleich  rasch 
eintritt,  verglichen  mit  der  Zeit,  die  hierzu  für  die  oberen 
Schichten  notwendig  ist.  Das  spezifische  Gewicht  dieser 
halbHüssigen  Masse  soll  gleich  oder  eher  ein  klein  wenig 
größer  sein  als  das  der  oberen   Schichten. 

Die  tektonisch  wirksamen  Kräfte  im  Modell  sind 
theoretisch  nur  dann  bestimmbar,  wenn  wir  wüßter,  wie  sie 
in  der  Natur  gewesen  sind.  Man  hat  im  allgemeinen  stets 
horizontal  gerichtete  Kräfte  angenommen.  Aus  theoretischen 
Betrachtungen,  auf  die  a.  a.  0.  eingegangen  werden  soll,  läßt  sich 
schließen,  daß  die  alte  Anschauung  vielleicht  richtig  ist,  wonach 
die  Spannung  im  Gewölbe  der  Erdkruste  horizontale  Kräfte 
und  damit  die  tektonischen  Vorgänge  bedingt.  Demnach 
os  am  besten,  ein  seitlich  keilförmiges  Modell  zu  bauen 
(Fig.  L),  etwas  von  der  plastischen  Unterlage  langsam  alt- 
fließen   zu    lassen    and    <li<-    dann    entstehende    Spannung  die 


Modellschichten  hängen  frei,  suchen  nach  unten  zu  gleiten  — 
sich  ausgleichen  zu  lassen.  Wir  haben  davon  abgesehen, 
weil  die  Kosten  etwas  größer  sind,  und  haben  uns  damit 
begnügt,  die  Horizontalkräfte  durch  Zusammenschub  der  zwei 
Seitenwände,  wovon  die  eine  beweglich  ist,  zu  erreichen. 
Durch  Übertragung  mit  Zahnrädern  konnte  der  theoretischen 
Forderung  (S.  67)  langsamer  Veränderung  einigermaßen,  wenn 
auch  nicht  ganz,  genügt  werden.  Es  würde  sich  bei  künftigen 
Versuchen  empfehlen,  entweder  die  obige  Anordnung  Fig.  1 
oder  wenigstens  eine  sehr  starke  verkleinernde  Übersetzung  mit 
Motorantrieb  zu  wählen,  so  daß  die  Verkürzung  in  einer 
Minute   etwa   l/a  mm   oder  weniger   beträgt. 

Die  Modellsubstanzen  haben  etwa  drei  Gesteinsarten  zu 
genügen:  die  Hauptmasse  muß  die  Konstanten  der  Tiefen- 
gesteine besitzen;  ein  geringerer  Teil  in  der  Nähe  der  Ober- 
fläche muß  den  Kalksteinen  entsprechen;  einige  dünne 
Zwischenlagen  sollen  die  Schichten  ersetzen,  die  als  Schmier- 
mittel dienen.  Aus  praktischen  Gründen  müssen  ferner  einig- 
dünne Schichten  gefärbt  werden,  um  das  Bild  klar  wiedere 
geben   zu   können. 

Anhang  I. 

Versuch  einer  praktischen  Ausführung  des 
naturgetreuen  Modells. 
"Während  die  vorhergehenden  theoretischen  Darlegungen 
und  die  ausgerechneten  Bedingungen  für  die  Modellsubstanzen 
den  Anspruch  auf  Richtigkeit  und  Exaktheit  erheben,  gilt  das 
von  unserer  Ausführung  eines  Modelles  nicht;  dieses  sollte,  da 
wir  die  Kosten  selbst  tragen  mußten,  möglichst  billig  sein. 
"Wir  haben  folgende  Modellsubstanzen  verwandt,  die  an- 
genähert den  oben  mitgeteilten  Bedingungen  genügen,  und  für 
den  Maßstab  1  :  75000  bis  1  :  25000  verwendet  werden 
dürfen.  Sie  enthalten  leicht  zu  beschaffendes  Material.  Für 
ganz  exakte  Versuche  muß,  wie  früher  dargelegt,  für  einen 
bestimmten  Maßstab  eine  bestimmte  Mischung  hergestellt 
werden.  In  der  Dissertation  des  einen  von  uns  sind  die 
Bedingungen  ausgerechnet,  denen  die  Modellsubstanz  bei 
1:100000,  1:50000,  1:10000  genügen  muß.  Man  stellt 
sich  erst  die  Pamsayfettmischung  her,  von  der  für  100  kg 
Modellsubstanz  nur  100  g  gebraucht  werden;  man  verwendet 
hierzu  100  g  Paraffin,  20  g  Vaseline  und  20  g  reine  Gutta- 
percha, die  etw:i  fünf  Stunden  hing  auf  150° — 250°  erhitzt 
werden.  Dann  mischt  man  900  Gewichtsteile  Eisenpulver  : 
L35  Teile    Maschinenöl  :  (>  Teile  Paraffin  :  1  Teil  Ramsayfett  als 


76 


Granitmasse,     900  :  145  :  5  :  1     als    Kalksteinmasse.      Für    die 
gefärbten  Schichten: 

rot: 
500  Bleipulver  :  500  Eisenoxyd  :  300  Maschinenöl :  1  Ramsayfett, 

grün: 
500  Bleipulver  :  500  Chromoxyd  :  200  Maschinenöl :  1  Ramsayfett. 

Kosten : 

Maschinenöl  techn.  (MERCK,  Darmstadt)  100  kg  =  38  M. 
Eisenpulver  Nr.  4  von  De  Haen, 

Seelze  bei  Hannover 100  -  =  35  - 

Eisenoxyd  rot  tech.   Nr.  7   dgl.     .     .     .  100  -  =  40  - 

Bleipulver  pulv.  f.  Akkumulatoren  dgl.    .  100  -  =  140  - 

Chromoxyd  grün  tech.  Nr.  2  dgl.       .     .  100  -  =  190  - 
Paraffin  solid.  (52°— 53°),  Mekck- 

Darmstadt 1  -  =  0,95   - 

Kosten  für   100  kg  Modellsubstanzen: 

Eisen 28  M. 

Öl       10    - 

Paraffin       1    - 

alles  andere  zusammen 15    - 

54  M. 

Die  Substanzen  sind  nach  jedem  Versuch  wieder  ver- 
wertbar. Man  muß  nur  vorsichtig  die  gefärbten  von  den 
ungefärbten  Schichten  trennen.  Jede  Masse  wird  für  sich 
geschmolzen  (auf  etwa  40°  erhitzt)  und  dann  aufgegossen. 
Um  hierbei  eine  Vermischung  mit  dem  halbfiüssigen  Unter- 
grund zu  vermeiden,  wird  auf  diesen  ein  ganz  dünnes  Battist- 
tuch   aufgelegt.  — 

Man  kann  leicht  durch  geeignetes  Mischen  und  Prüfung 
der  Materialkonstanten  in  der  früher  angegebenen  Weise,  sich 
genauer  passende  Modellsubstanzen  und  auch  für  andere  Maß- 
stäbe herstellen.  Unser  obiges  Rezept  soll  nur  einen  Anhalts- 
punkt  geben. 

Wir  geben  einige  Bilder1)  der  mit  unserm  kleinen 
Apparat  von  etwa  40  X  20  X  30  cm  angestellten  Versuche. 
Sie  machen,  wie  uns  scheint,  einen  ziemlich  naturgetreuen 
Eindruck,    und    scheinen  jetzt  schon   gegenüber   den   bisherigen 

Die  Schraffierungen  und  Punktierungen  auf  den  Figuren  haben 
Dichte  mit  Schichtung  zu  tun.  Der  Verlauf  der  Schichten  ist  nur  aus 
den  Grenzlinien  der  einzelnen  Lager  zu  erkennen.  Die  Reproduktion 
unserer  Originalzeichnungen  lal.it  leider  manche  Details  nicht  erkennen; 
insbesondere  sind   vielfach  Ecken  abgerundet  wiedergegeben. 


Versuchen  einen  Fortschritt  darzustellen,  obgleich  in  unserm 
Modell  die  Tiefe  in  verkürzten  Maßstab  mit  Rücksicht  auf 
die  Materialersparnis  genommen  wurde.  Wünschenswert  für 
die  weitere  Forschung  wäre  in  größerem  und  allseits  richtigen 
Maßstab  mit  unseren  Modellsubstanzen  operieren  zu  können. 
Auch  müßten  mehr  farbige  Schichten  genommen  werden,  um 
das  Bild  bis  in  größere  Tiefe  verfolgen  zu  können.  Doch 
fehlen     uns    die     Mittel.       Immerhin     ist    mit    diesem     kleinen 


M^^**^*^^*^ 


Blatt  1. 

Faltengebirge  mit  überkippten   Falten. 
Im  Modell:  1  :  100000. 


Apparat,  der  mit  Modell  Substanzen  auf  etwa  50  M.  kommt, 
eine  gute  Veranschaulichung  der  tektonischen  Vorgänge  für 
den  Unterricht  möglich.  Für  etwa  800  M.  wäre  ein  exakt 
richtiger  Apparat  mit  Modellsubstanzen  im  Maßstab  1  :  75000, 
der  vielleicht  am  geeignetsten  ist,  auf  einer  Länge  von  75  km 
(=  1  m  Modell),  Breite  von  38  km  (50  cm  Modell)  und  50  km 
Tiafe  (60  cm  Modell)  herzustellen.  Etwas  überraschend  bei 
den  Figuren  ist  die  Häufigkeit  von  Überschiebungen,  die 
meist  in  der  Mitte,  wo  die  horizontal  schiebenden  Druck- 
kräfte    am    geringsten     waren,     einsetzten,     ferner    das     Fehlen 


—     78     — 

von  Brüchen.  Man  erkennt  deutlich  interessante  tektonische 
Einzelheiten ;  manche  sind  aus  Naturbeobachtungen  schon  ge- 
folgert worden. 

1.  Die  am  stärksten  bewegte  Stelle  wird  am  meisten 
gefaltet. 

2.  Die  Falten  werden  in  der  Bewegungsrichtung  überkippt. 

3.  Eine  als  Falte  hingleitende  Decke,  die  sog.  Über- 
faltungsdecke bei  der  die  Schichten  gewissermaßen 
aufgerollt   werden,    ist    nicht    zu    beobachten.      (Auch 


^BE". 


Blatt  2. 

Liegende  und  überschobene  Falten. 
Im   Modell:    1  :  100000. 


W.  PAULCKB   scheint  sie  nicht  erhalten  zu  haben).      Die 
Decke    wird    nur    an    ihrem    Ende    bisweilen   gestaucht 
und   aufgefaltet.      Dagegen   werden    aufgerichtete  Falten 
überkippt,   flach   gelegt  und  vielleicht  etwas  ausgewalzt 
Blatt  2.    Fig.  4  und  5).      Eine    starke  Auswalzung  und 
[uetschung    von     Mittelschenkeln     ist    nicht    zu    be- 
merken.     Es   acheint,    daß   im    Modell   wie   in   der  Natur 
eine    Zerreißung    und    Verschiebung  der   Faltenschenkel 
aneinander  viel   häufiger  ist.     Auf  Blatl  3  wird  eine 


—      79     — 

Falte  überkippt  (Blatt  3,  Fig.  4),  auseinandergerissen  und 
der  eine  Schenkel  über  den  andern  überschoben  (Fig.  5). 
4.  Sehr  merkwürdig  ist  Blatt  4,  Fig.  3,  4  und  5.  Diese 
zeigen,  wie  bei  der  Überschiebung  eine  Spitzfalte 
(Fig.  3),  gestaucht,  gehoben,  jeder  der  beiden  Schenkel 
zurückgefaltet  und  so  auseinandergezerrt  wird.  Wenn 
man  in  der  Natur  nur  Fig.  5  sieht,  würde  man  wahr- 
scheinlich  zu   ganz   andern   Erklärungen   greifen. 


Blatt  3. 

Zerreißung  einer  Falte,  Übergang  zur  Überschiebung. 

Im  Modell:  1:50000. 


5.  Die  Unterlage  der  Decke  wird  an  ihrem  Ende  ge- 
faltet (Blatt  6,  Fig.  4),  manchmal  auch  etwas  hinauf- 
gebogen (Blatt  2,   Fig.  4,   Blatt  4,   Fig.  4).     Mehrfache 

•    Decken    haben    wir  nicht   gesehen,    vielleicht    wegen   zu 
wenig   Farbschichten. 

6.  Eine  Masse,  die  etwas  Widerstand  bietet,  gibt  Anlaß 
zu  einer  Überschiebung  (Blatt  6),  ebenso  ein  Bruch 
(Blatt  2,   Fig.  2   und    3,  und   Blatt  4). 

7.  Größere  Hohlräume  (Blatt  5,  Fig.  2)  bilden  sich  nicht, 
außer  ganz   an  der  Oberfläche. 


—    so    — 

Zu  beachten  ist,  daß  alle  diese  Bilder  nur  einer  ein- 
maligen tektonischen  Bewegung  entsprechen,  also  insofern 
nicht  ohne  weiteres  mit  den  alpinen  Vorgängen  verglichen 
werden   können. 

Aus  der  Tatsache,  daß  wir  nur  Falten  und  Über- 
schiebungen, aber  keine  Brüche  und  Verwerfungen  erhalten  haben, 
läßt  sich  vielleicht  schließen,  daß  erstere  durch  horizontale 
Druckkräfte.   Zusammenschub  der  Erdkruste  durch  Kontraktion, 


Blatt  4. 

Überschiebung  mit  Stauchungsfaltung. 

Im  Modell:  1:50000. 


letztere  durch  Zerrung  bei  lokaler  Dilatation  entstehen1).  Ob 
diese  Zerrung  gleichzeitig  mit  den  Faltungen  erfolgte  oder 
eine  spätere  Nachwirkung  eines  intensiven  Faltungsprozesses 
ist,  läßt  sich  wohl  aus  den  Naturbeobachtungen  bisher  nicht 
sicher  entnehmen.  Das  Verhalten  des  Modells  würde  möglicher- 
weise für  die  zweite  Auffassung  sprechen.  Doch  müßten  mehr 
rimente    an     einem     größer«'!:     Modell     gemacht    werden. 


M:i:     müßte    zu    dem   Zweck    im   Modellkasten   (Fig.  1     etwas 
er  Druck   eingießen   und  bo  eine  Bebung  und 
■  hnaog  be\<  irk< 


—     sy 


Blatt  5. 
Im  Modell:   1  :  50000. 


— ► 

1 

. . 

f/ 

A 

^ 

■■.:.•■.                 ••'.•.•■,              -    "      '•                 '                                • 

Blatt  6. 

Im  Modell:   l  : 50000. 


—     S2     — 

und  namentlich  der  Verlauf  der  obersten  Schicht  durch  Farb- 
sehichten  besser  hervorgehoben   und  untersucht  werden. 

Die    Plastizität    der    Modellsubstanzen    hängt    sehr    stark 
Ton     der    Temperatur     ab.       Die     angegebenen    Rezepte     gelten 


1 Z_       j/(m. 

Blatt  7. 

Einzelne  Falte  an  Hinderniss. 

Im  Modell:  1  :  25000. 


für  18°  C.  Zimmertemperatur.  Hält  man  eine  kleinere  Plastizität 
oder  innere  Reibung  als  wir  sie  angenommen  haben  für  richtig, 
su  kann  man  die  gleiche  Modellsubstanz  bei  14°  verwenden, 
die   halbe   Plastizität  erzielt  man   etwa  bei   8°. 


Anhang  II. 

Zur  Plastizität  der  Gesteine. 

I..    MlLCH1)    hat    eine    Besprechung    der    Untersuchungen 

über    Plastizität    der    Mineralien    und    Gesteine    gegeben;     auf 

sei    verwiesen.     Wir   wollen   hier  nur  die   Grundlagen   für 

die   Zahlenangaben   im  vorigen  Teil   und  unsere  Ansichten  dar- 

legen,    soweit   sie  von    denen  von    L.   Milch   verschieden  sind. 

Wir  machen  zunächst  die  Annahme,  daß  bei  der  eigent- 
lich'n  dynamometamorphen  Umformung  der  Gesteine  500° 
nicht  überschritten  werden;  die  Gründe  hierfür  wollen  wir 
a.a.O.  darlegen.  1  »aß  schon  hei  gewöhnlicher  Temperatur 
eine     plastische    Umformung    von    Steinsalz,    Sylvin,    Kalkspat 

I.   Milch:  Geol.  Rundsch.  II,  1911,  S.  1 15. 


—     83     — 

möglich  ist,  haben  die  Versuche  von  F.  KlCK,  F.  RlNNE. 
F.  D.  Adams  gezeigt;  also  sind  auch  die  aus  ihnen  bestehen- 
den Gesteine  plastisch  deformierbar.  Andrerseits  haben  die 
Versuche  von  F.  D.  Adams  ebenso  klar  gezeigt,  daß  bei 
Zimmertemperatur  und  15  000  kg  p.  <|cm  und  bei  450°  und 
einem  Druck  von  6750  kg  p.  qcm1)  kleine  Offnungen  im 
Granit  sich  nicht  schließen,  daß  also  dies  Gestein  auch  bei 
solchem    Druck     und     hoher    Temperatur    nicht    plastisch     ist. 


Fig.  2. 
Gestreckte  Konglomerate  von  Quarziten   bei  Ulvensrand   und  Mörketjern 
(Bergen).     Die    letzteren   sind    am  stärksten  gedehnt  (das  2.  Stück   von 
links):    die   beiden    großen  Durchmesser   des  Ellipsoides   verhalten  sich 

zu   dein    kleineren    wie  i">  :  1. 


ADAMS  konnte  andrerseits  Granit  durch  einen  Druck  von  etwa 
S000  kg  p.  Atm.-')  umformen,  ohne  daß  der  Granitblock  seinen 
Halt  verloren  hatte.  Demnach  findet  ein  eigentliches  Fließen 
des  Gesteines,  wie  man  es  an  Metallen,  Steinsalz  usw.  beob- 
achtet, nicht  statt.  Die  Mineralien  werden  nur  zertrümmert, 
verschoben  und  durch  den  Druck  ineinander  verzahnt.  Der 
Verf.    steht  da  auf  demselben  Standpunkt,   den   E.  WEINSCHENK 


')  F.  D.  A.DAMS:  Joorn.  of  Geol.  XX,  1912,  S.  115. 
I     D.  Adams:  Journ.  of  Geol.  Will,   L910,  S.  523 


—     84     — 

einnimmt.  Den  nämlichen  Vorgang  benutzt  die  Technik,  um 
mit  hydraulischen  Pressen  Pulver  und  Fasern  zu  solidem 
Material  zu  formen.  —  F.  D.  Adams  erkannte  auch  unter  dem 
Mikroskop  die  Zertrümmerung  und  Verschiebung  der  Mineral- 
bruchstücke ganz  deutlich1).  Dasselbe  gilt  von  den  deformierten 
Silikatgesteinen  in  der  Natur.  Man  hat  da  allerdings  vielfach 
von  undulös  auslöschendem  Quarz  in  dem  Sinne  gesprochen, 
daß  man  eine  plastische  Verbiegung  von  Quarzkrystallen  an- 
nimmt. Ich  habe  die  stärkst  deformierten  Quarzitgerölle  von 
Mürketjern  und  Ulvensrand  bei  Bergen,  die  H.  REUSCH  be- 
schrieben hat,  daraufhin  untersucht.  Diese  sind  einer  variablen 
Streckung    ausgesetzt    gewesen.      An   einem   Aufschluß   sind   sie 


Fig.  3. 

Scheinbar   undulös    auslöschender  Quarz   aus   den   Quarzconglonieraten 

'Bergen)    bei    geeigneter    Beleuchtung     und    200  fach  er    Vergrößerung. 

Man  sieht  die  scharfen  Grenzen. 

nur  wenig  deformiert  (vgl.  Fig.  2  die  beiden  Gesteinsstücke 
rechts);  sie  gehen  allmählich  in  immer  stärker  deformierte 
über  (vgl.  Fig.  2  die  beiden  Stücke  links).  Wenn  man  im 
Dünnschliff  die  einzelnen  Quarzkörner  untersucht,  so  zeigen  viele 
eine  undulös  kontinuierlich  wechselnde  Auslöschung.  Bringt  man 
aber  den  Dünnschliff  auf  einen  Theodolithtisch  nach  FEDOROW, 
SO  kann  man  durch  Drehen  um  die  zwei  Horizontalachsen 
stets  scharfe  Grenzen  zum  Vorschein  bringen;  dieselbe  Er- 
scheinung ist  von  den  Zwillingsebenen  der  Plagioklase  her 
bekannt.  Der  kontinuierliche  Übergang  zwischen  zwei  Aus- 
löschungsrichtungen ist  also  nur  scheinbar;  er  beruht  auf 
der  schrägen  Lage  der  Grenzebene  gegen  den  Schnitt.  Durch 
Drehen  kann  man  die  Grenzebene  vertikal  stellen.  Fig.  3 
zeigl  solche  scharfe,  sogar  fast  geradlinige  Begrenzungen  in 
einem  scheinbar  undulös  auslöschenden  Quarzkorn.  Ähnliches 
gilt  für  die  Feldspäte.  Die  Plastizität  des  Granits  ist  also 
nicht     von    derselben    Natur    wie    die    des    Kalksteins,    da   sie 


F.  1».  Adams:  a.  a.  0.,  S.  524. 


—     83     — 

nicht  durch  die  Mineralien  selbst  verursacht,  sondern  eine 
Zertrümmerung  der  Bestandteile  mit  darauffolgender  Verkittung 
oder  Verzahnung  ist.  Daher  stellen  die  Mylonite  die  eigent- 
liche Facies  mechanisch  umgeformter  Silikatgesteine  dar1). 
Besonders  gern  findet  ein  Gleiten  der  Mineralkörner  längs  der 
Glimmerblättchen  statt;  der  Glimmer  wird  zerfasert,  und  es 
tritt  eine   mechanische   Parallelstruktur   ein. 

Fragen  wir  uns  nach  dem  Minimaldruck,  bei  dem  eine 
Umformung  eines  Gesteines  eintreten  kann,  ohne  daß  seine 
Festigkeit  wesentlich  leidet,  so  sieht  man.  daß  ganz  unab- 
hängig von  der  Natur  des  Vorganges  die  Forderung  besteht, 
daß  der  allseitige  Druck  das  Zerbrechen  verhindern,  also  etwas 
größer  als  die  Bruchfestigkeit  sein  muß.  Diese  Überlegung 
ist  zuerst  von  A.  Heim  angestellt  worden'^).  Die  Umformung 
erfolgt  dann,  wenn  der  Druck  nach  einer  Seite  größer  ist,  und 
er  muß  m.  E.  wieder  etwas  größer  sein  als  der  Druck,  der 
Bruch  hervorruft.  Wenn  also  für  Marmor  nach  den  Versuchen 
von  F.  RlNNE  und  II.  Pkandtl3)  die  Bruchfestigkeit  bei  ein- 
seitiger Belastung  etwa  1000  kg  p.  <|cm  ist,  so  ist  zur  plasti- 
schen Umformung  ein  allseitiger  Druck  von  1000  kg  p.  qcin 
und  einseitiger  Überdruck  von  nochmals  1000  kg  nötig.  Ein 
allseitiger  Druck  kann  aber  nur  bei  entsprechender  Über- 
lastung zustande  kommen.  Darauf  beruhen  die  S.  72  an- 
gegebenen Zahlen.  Ahnliche  Daten  dürften  für  grobkörnigen 
Dolomit  gelten.  —  Für  feinkörnigen,  nicht  ganz  reinen  Kalk- 
stein, z.  B.  Solnhofer  Schiefer,  liegt  die  Grenze  für  die  Druck- 
festigkeit, wie  F.  D.  Adams4)  fand,  höher:  bei  etwa  2200  kg 
p.  <|cm.  Zur  Umformung  wäre  also  der  allseitige  Druck  da- 
durch gegeben,  der  einseitige  müßte  das  Doppelte  betragen. 
Bei  450°  trat  plastische  Umbildung  mit  Schließen  von 
Hohlräumen  unter  etwa  6700  kg  p.  (|cm,  also  vermutlich  einem 
allseitigen  Druck  von  etwa  3300  kg  p.  qcm,  ein.  Der  zur 
Umformung  genügende  Druck  ist  nicht  angegeben5).  —  Für 
Granit  ist  nach  ADAMS  die  Druckfestigkeit  etwa  1600  kg 
p.  i|cm,    die  Umformung  tritt   aber   erst  bei   8000   kg  p.  <|cm'') 


')  Außerdem  existiert  noch  eine  andere  Umformung  liei  Gegen- 
wart heißer  Lösungen.  Da  werden  Plagioklas  und  Biotil  chemisch  an- 
gegriffen und  umgewandelt:  Das  bedingt  Plastizität  durch  chemische 
Dvnamometamorphose. 

-')  Vgl.  auch  F.  Rinne:  N.  Jahrb.  Min.  1903,  I,  S.  177. 

3)  F.  Rinnk:  N.  Jahrb.  Min.  1907,  I,  S.  13. 

')  K.  D.  Adams:  .lourn.  of  Geol.  XX,  1912,  S.  108. 

5)  F.  D.  Adams:  a.  a.  0.,  S.  &20. 

ü)  F.  D.  Adams:  a.  a.  0.,  S.  523. 


—     86     — 

einseitigem  Druck  ein;  danach  wäre  ein  allseitiger  Druck  von 
4000  kg  p.  qcm  als  nötig  zu  vermuten.  Wir  haben,  -weil  man 
bei  den  Versuchen  von  ADAMS  nicht  leicht  genau  den  wahren 
allseitigen  Druck  und  den  Einfluß  der  äußeren  Reibung  ab- 
schätzen kann,  einen  allseitigen  Druck  von  2000  kg  p.  qcm 
als  genügend  angenommen.  Es  mag  sein,  daß  die  Annahme 
von  A.  HEIM,  auf  die  wir  uns  hierbei  stützen,  nicht  ganz  zutrifft, 
und  daß  die  größeren  Zahlen  von  Adams  zugrunde  zu  legen 
sind.  Doch  dürfte,  wenn  ein  Granit  glimmerreich  ist,  und 
eine  gleitende  Bewegung  längs  der  Blättchen  zustande  kommt, 
die  innere  Reibung,  die  sich  dieser  Umformung  entgegenstellt, 
kleiner  sein  als  die  bei  der  Kompression  von  Säulen.  In  der 
Natur  finden  wir  standfeste  Granitmylonite  in  Tiefen,  die  sicher 
nicht  über  10  km  betragen,  und  also  eine  allseitige  Belastung 
von  nicht  über  2000  kg  p.  (|cm  bewirkt  haben  können. 


6.    Der  Gebirgsbau  der  lombardisch en  Alpen. 
Von  Herrn  H.  Rassmuss. 

(Mit  4  Textiiguren.) 

Vortrag  vom  6.  November  1912. 

Literatur. 

Es  sind  nur  die  auf  die  Tektonik  bezüglichen  speziellen  Arbeiten 
hier  angeführt.  Die  im  Text  in  Klammern  beigefügten  Zahlen  ver- 
weisen auf  die  entsprechende  Nummer  dieses  Verzeichnisses. 

1.   Ä.IRAGHI,  < '. :  II  Giura  tra  il  l'rembo  e  il  Serio.     Atti  Soc.  ltal.  di 

Sc.  nat..  Milano  1897. 
_\   DB  \u-;s>.\M>i:i,  Gr.i  I  •sservazioni  geologiche  Sulla  Creta  e  sull'Eocene 

della    Lombardia.     Atti  Soc.  Ital.  di  Sc.  nat.,  M'ilano  1<S'.>'.* 
:;  II  gruppo  de!  Monte  Misma.    Ebenda,  Bd.  12,  Milano  1903. 

4.  ioni  geologiche  attfaverso   il    gruppo   de  Mte.  Misma.     Ani 
Soc.  ftal.  di  Sc.  nat.,   Bd.   13,  Milano  1904. 

5.  Baltzeb,  \.    Geologie  der  1  mgebung  des  Iseosees.  Geol.  u. Paläont. 

Abb.,  hrsg.  \.  Koken,  Jena   L902. 

6.  Becker,  II  .   Carta  geologica  dcll'Alta   Brianza   1:86400.     Milano, 

;    L894 
i.  Brianza.     Zeitschr.  i   prakt.  Geol.,  Berlin   1895. 

8.  Benecke.   E.  W.:    Erläuterungen   zu  einer  geologischen    Carte   des 

Grignagebirgt        \   Jahrb.  Min.,  Beil.-Bd.  III,   L884 
'.i.  v.  Bistram,  A  :    Dae    Dolomitgebiet   der   Luganer    Upen.     Ber.  d. 

Natnrf.  Ges.  zu  Freibarg  i,  B  ,   Bd    \l\.   L908. 


—     87     — 

10.  Biti'nkk,  A.:  Über  die  geologisclien  Aufnahmen  in  Judicariea  und 

Val  Sabbia.   Jalirb.  d.  k.  k.  geol.  Reichsanst,  Bd.  31,  Wien  1881. 

11.  —  Nachträge  zum   Berichte    über   die   geologischen   Aufnahmen  in 

Jadicarien  und  Val  Sabbia.     Ebenda,  Bd.  33,  Wien   ls83. 

12.  —  Überschiebungserscheinungen  in  den  Ostalpen.    Verhandl.  d.  k.  k. 

Geol.  Reichsanst.,   Wien  1891. 

13.  BONARELLI,  G.:  Contribuzione  alla  conoscenza  del  Giura-Lias  lom- 

bardo.     Atti  |{.  Acc.  Sc.  di  Torino,   Bd.  XXX,  1894. 
11.  BuSSANDRI,  G.:    Osservazioni  stratigratiche  sul  Monte  Barro.      \tti 
Soc.  Ital.  di  Sc.  nat.,  Bd.  4«),  Milano  1910. 

15.  Caccjamam,  G.  B.:    Rilievi  geotectonici  tra  il  lago  d"Iseo  e  la  Val 

Trompia.     Comm.  Ateneo  di  Brescia  1906. 

16.  —  Complemento  dei  rilievi  geotectonici   usw.     Ebenda  190S. 

17.  —  Costituzione  geologiea  del  Mte.  Maddalena.     Ebenda  1899. 

18.  —  Studio  geologico  della  regione  Botticino-Serle-Gavardo.     Ebenda 

1904. 
l!l.     —  La  Geologia  Bresciana   alla  luce  dei  nuovi  concetti    orogenici. 
Ebenda  1911. 

20.  —  Struttura  geologica  del  Gruppo  del  Guglielmo.     Ebenda    1912. 

21.  —   Revisione  della  geologia  Camuna.     Ebenda   1912. 

22.  —  Una  frattura  con  sovrascorrimento  in  Val  Camouica.     Boll.Soc. 

Geol.  Ital.  1909. 

23.  —   Una  falda  di  ricoprimento  tra  il  lago  d'lseo  e  la  Val  Trompia. 

Ebenda  1910. 

24.  —   La  falda   di    ricoprimento    del    Mte.  Guglielmo    con    premesso 

schizzo  tectonico  della  Lombardia  Orientale.     Ebenda  1912. 

25.  —  Studio  geologico  dei  dintorni  Collio.     Comm.  Ateneo  di  Brescia 

1903. 

26.  Corti,  B.:  Osservazioni  stratigratiche  e  paleontologiche  sulla  regione 

compresa  fra  i  due  rami  del  lago  di  Como  e  limitata  a  sud  dai 
laghi  della   Brianza.     Boll.  Soc   Geol.  Ital,  Bd.  XI,  1893. 

27.  COZZAGLIO:    Osservazioni    geolouiche    sulla    Kiviera  Bresciana    del 

lago  di  Garda.     Boll.  Soc.  Geol.  Ital.  1891. 

28.  —   Kicerche   sulla    topografia    preglaciale   e   neozoica   del    lago   di 

Garda  (tav.  II).     Comm.  Ateneo  di  Brescia  1902. 

29.  CURIONI,  G.:   Geologia  applicata  delle  provincie  Lombarde.    Bd.  I,  II. 

Milan..   1877.     Mit  Karte  1  :  172800. 
:!o.  v.  Baue»,  F.:  Erläuterungen  zu  einer  geologischen   Übersichtskarte 

dei'  Lombardei  mit  hol.  Karte.     Jahrb.  d.  k.  k.  geol.  Reichsanst. 

Bd.  IX,  Wien  L858. 
81.   IIu.m.  A.:   Ein   Profi]  am  Südrand  der  Alpen,   der  Pliocänfjoi 

Breggiaschlucht.     Geol.  Nachl.  15,  Natur/.  Ges.  Zürich,   1906 
.".L1.  Marjani,  E.:    Appunti    geologici    sul   secondario  della   Lombardia, 

occidentale.     Atti  Soc.  It.  Sc.  Nat.,   Bd.  43,  Milauo  1904. 

33.  Paravicini,  G.:    Contribuzione   alla  conoscenza  geologica  d eil' Alt a 

Brianza.     Manuskriptdruck,  Milano   L899. 

34.  Puilippi,  E.:    Beitrag  zur   Kenntnis   des  Aufbaues  der  Schichten- 

folge im  Grignagebirge.     Diese  Zeitschr.  L895 
-  Geologie  der  I  mgegend  von   Lecco  und   des  Resegonemassivs. 
Ebenda,  Berlin   1897. 

36.  Porro,  i  .:    Le  Alpi   Bergamasche,  carta  geol.  1:100000  con  note 

ill.     Milano   1903 

37.  -     Note  geologiche  sulla  Alpi  bergamasche  e  bresciane.     Liend.  R. 

[st.  Lomb.,.  Milano   L911. 

38.  Rasetti,  E.:  II  Monte  Fenera  di  Valsesia.     Boll.Soc.  Geol.  It.  1897 


—     88     — 

39.  R.ASSMUSS,  H. :  Zur  Geologie  der  Alta  Brianza.     Zentralbl.  Min.  1910. 

40.  —  Beiträge  zur  Stratigraphie  und  Tektonik  der  südöstlichen  Alta 

Brianza.     Geol.-Pahlonr.  Abh.,  hrsg.  v.  Koken,  X,  5,  Jena  1912. 

41.  —  Zur  Geologie  der  Vall'Adrara.     Diese  Zeitschr.  1912. 

42.  Repossi,  E.:    Osservazioni  stratigrafiehe  sulla  Val  d'Intelvi,  la   Val 

Soldae  la  Val  Menaggio.    Atti  Soc.  Ital.  di  Sc.  nat.,  Milano  1902. 

43.  Salomon,  W.:  Die  Adamellogruppe.    Abh.  d.  k.  k.  Geol.  L'eichsanst. 

Wien  1908-10. 

44.  Schmidt,  C.  und  Steinmann.  G.:  Geologische  Mitteilungen  aus  der 

Umgehung  von  Lugano.     Eclog.  geol.  Helv.,  Bd.  II,    Lausanne 
1890. 

45.  Schmidt,  C:  Zur  Geologie  der  Atta  Brianza.     C.-Ji.  VI.  Congr.  geol. 

int.  Zürich  1894. 

46.  Takamelli,  T.:    II   cantou  Ticino   meridionale   ed    i  paesi    linitimi. 

Bern  1880. 

47.  —  Carta     geologica     della    Lomhardia     1  :  250000    con     spiegaz. 

Milano  1890. 

48.  —  Di  alcune   condizioni   tettoniche   della    Lomhardia   occidentalo. 

Boll.  Soc.  tieol.  lt.  1902. 

49.  —  Considerazioni  a  proposito  della  teoria  dello  Schardt  nelle  regioni 

esotiche  delle  Prealpi.   Rend.  R.  Ist.  Lomb.,  Bd.  81,  .Milano  1898. 

50.  1  tre  laghi  con  carta  geolog.     Milano  1903. 

51.  —  Sulla  tectonica  del  \ erbano.   Rend.  R.  lstit.  Lomb.,  Milano  1911. 

52.  Tilmann,  N.:  Tektonische  Studien  im  Triasuebirge  des  Val  Trompia. 

Diss.,  Bonn  1907. 

53.  —  Beitrag  zur  Stratigraphie  und  Tektonik  der  Trias  des  Mte.  Gug- 

lielmo.     Diese  Zeitschr.  1909. 
54    TommaSI,  A.:  Alcune  osserx  azioni  stratigrafiehe  sui  Corni  di  Canzo 
e  dintorni.     L'end.  R.  Ist.  Lomb.,  Milano  1882. 

55.  Toknquist:   Geologischer  Führer  durch    das   oberitalienische  Seen- 

gebirge.    Berlin  1902. 

56.  VariSCO,  A.:   Carta  geologica  della  provincia  di  Bergamo  con  note 

illustr.     Bergamo  1881. 

57.  WlLCKEN8,  R. :  Beitrag  zur  Tektonik  de*  mittleren  Ogliotales.    Diese 

Zeitschr.  1911. 

Die  Alpengeologie  wird  gegenwärtig  von  der  Theorie  des 
einseitigen  Schubes  beherrscht.  In  kühner  Konsequenz  hat 
diese  zu  der  großartigen  Konstruktion  der  Überschiebungs- 
decken  geführt,  die  ein  gewaltiger  einseitiger  Schub  von  Süden 
her  übereinandergetürmt  haben  soll.  Die  ostalpine  Decke 
überlagert  die  lepontinischen  und  helvetischen  Decken  der  West- 
alpen. Ein  asymmetrischer  Bau  kennzeichnet  die  Falten- 
gebirge. Die  südlichen  Kalkalpen,  deren  Bewegung  nach  Süd 
gerichtet  ist,  werden  daher  von  Eduard  SuESS1)  von  den 
Alpen  abgeschieden  und  mit  den  dinarischen  Ketten  zu  den 
Dinariden  zusammengefaßt,  die  sich  nach  Osten  in  den  Tauriden 
nach  Asien  fortsetzen.  Während  die  Alpiden,  im  Rahmen  der 
präpermischen    Gebirge   posthum   gefaltet,    sich   durch    ihre   Be- 

I  las   Antlitz  der  Erde. 


*9 


wegungsrichtung  von  dem  asiatischen  Bau  der  Altaiden  unter- 
scheiden, behalten  die  Dinariden  das  kennzeichnende  Merkmal 
der  asiatischen  Grenzbögen  in  der  Bewegung  nach  Süden  bei. 
Erkennt  E.  SüESS  damit  den  Südalpen  eine  gewisse  Gleich- 
stellung mit  den  Nordalpen  zu  und  versucht  die  Einseitigkeit 
des  Baues  der  Gebirge  durch  die  scharfe  und  vollständige 
Trennung  dieser  beiden  Gebirgsteile  aufrecht  zu  erhalten,  so 
versuchen  neuere  Arbeiten  von  TiLMANN  (52,53)  undR.  WrLCKENS 
(57)  wiederum,  auf  ältere  Ansichten  von  SüESS  zurückgreifend, 
die  südlichen  Kalkalpen  nur  als  ein  Absenkungsgebiet  der 
Alpen  zur  Poebene  und  Adria  anzusehen  und  intensivere  nach. 
Süd   gerichtete  tangentiale   Kräfte  zu   leugnen. 

Ich  habe  am  Ende  meiner  Arbeit  über  die  südöstliche- 
Alta  Brianza  (40)  den  Gebirgsbau  der  lombardischen  Alpen 
kurz  zu  schildern  versucht ;  weitere  Untersuchungen,  die  ich 
in  den  Bergamasker  und  Brescianer  Alpen  ausführte,  sowie 
neue  wichtige  Arbeiten  des  hochverdienten  Brescianer  Geologen 
G.  B.  Cag'CIAMALI  erlauben  jetzt  ein  vollständigeres  Bild  zu 
geben. 

Die  Grenze  der  Dinariden  gegen  die  Alpen  wird  nach 
E.  SuESS  durch  jene  „Narbe"  bezeichnet,  die  in  mehr  als 
400  km  Länge  von  Jvrea  im  "Westen  bis  zum  Bachergebirge 
im  Osten  sich  verfolgen  läßt.  Ihr  entspricht  eine  Intrusiv- 
zone  granodioritischer  Gesteine  und  ein  Gürtel  tiefgreifender 
Dis'okationen. l)  Die  Grenzlinie  verläuft  von  Ivrea  längs  des 
Amphibolitzuges  zum  Lago  Maggiore  nach  Bellinzona,  quer 
hinüber  zum  Comer-See,  folgt  dem  Veltlin  bis  Stazzone,  der 
Tonale-Linie  bis  Dimaro,  wo  sie  sich  mit  der  Judicarien-Linie 
vereinigt  und  biegt  dann  über  Meran  und  Bruneck  in  den 
Gailbruch  ein.  Das  also  nach  Süden  abgetrennte  Gebiet  zer- 
fällt durch  eine  weitere  Grenze,  die  der  Richtung  und  Lage 
des  Garda-Sees  entspricht,  in  die  lombardischen  Alpen  im 
Westen,  die  Venezianer  Alpen  im  Osten,  die  sich  durch  ver- 
schiedene Sedimentausbildung  schon  vom  Perm  an  unterscheiden. 
Ebenso   ist  der   Gebirgsbau   verschieden. 

Die  lombardisch-judicarischen  Alpen  zwischen 
Lago  Maggiore  im  Westen  und  Garda-See — Sarca — oberes  Etsch- 
tul  im  Osten  bilden  insgesamt  einen  gegen  Südsüdost 
deutlich   konvexen    Bogen,   dessen    äußerste  Wölbung  etwa 


')  SüESS:  III  1,  S.  422;  SALOMON:  über  Alter,  Lagerungsfonn  und 
Enstehungsart  der  periadriatischen  ^ninitisch-kürnigen  Massen.  Tschek- 
macks  Mineral,  petrogr.  Mitt-il.  1897.     SALOMON:    Die  Adamellogruppe, 

1  DOS -10. 


—     90     — 

bei  lireseia  liegt  (vgl.  Carte  geolog.  internat.  de  l'Europe 
1:1,5  Mill.  Bl.  31  und  Fig.  4).  Die  Bogenforrn  ist  der  natür- 
liche Ausdruck  des  tangentialen  Gebirgsdruckes,  wobei  wir 
mit  SüESS  die  Kraft  im  Zentrum,  den  Schub  von  innen  nach 
außen,  also  hier  von  Nord  nach  Süd  annehmen  müssen.  Das 
Zurückweichen  des  Bogens  im  Osten  und  "Westen  mag  mit 
einer  Hemmung  durch  die  starren  Porpbyrplatten  von  Bozen 
und  Lugano   zusammenhängen. 

Der  Gebirgsbogen  der  lombardischen  Alpen  zeigt 
sich  selbst  wieder  aus  einer  Anzahl  kleinerer  Bögen 
girlandenförmig  zusammengesetzt,  wie  die  Betrachtung 
einer  geologischen  Übersichtskarte  (Takamelli:  Carta  geologica 
della  Lombardia  1  :  250  000)  lehrt  (vgl.  auch  Fig.  4).  Wie  der 
asiatische  Bau  im  großen  in  eine  Scharung  und  Kettung  nach 
außen  konvexer  Faltenbögen  zerfällt1),  so  zergliedert  sich  der 
lombardische  Bogen  im  kleinen  in  eine  Reihe  von  Teilbögen.  Der 
ungleichen  Intensität  des  von  der  Innenseite  wirkenden  Gebirgs- 
druckes, der  unmöglich  —  schon  wegen  der  ungleichförmigen 
Zusammensetzung  der  Erdrinde  —  sich  in  einem  ganzen  Erd- 
ringe zu  gleicher  Stärke  entfalten  kann,  entspricht  das  Vor-  und 
Zurückschreiten  der  Faltenwelle,  dem  Auf-  und  Abschwingen 
der  Faltenachse  in  der  vertikalen  Komponente  vergleichbar.  Wir 
unterscheiden  die  Bögen  Val  Margorabbia — Varese — Mendrisio; 
Mendrisio — Como  —  Canzo.  Diesem  liegt  im  Süden  der  Bogen 
Mte.  Barro — Erve  vor.  Es  folgt  die  prächtige  Girlande  des 
Albeuza — Erve — Caprino —  Almenno,  dann  ein  mehr  grad- 
liniger Verlauf  bis  zur  Val  Cavallina.  Der  Iseo-See  wird  von 
dem  Iseo-Bogen  umkränzt  (41).  Von  dort  schwingt  sich  ein 
weiter  Bogen  zum  Garda-See. 

Einzelne  dieser  Faltenbögen  zeigen  sich  randlich 
in  eine  Reihe  schräg  zur  Gesamtrichtung  streichender 
Wellen  zerlegt,  eine  Erscheinung,  die  Hayden2)  an  der  Front 
Range  als  „folds  en  echelon" ,  E.  SüESS3)  als  Kulissen- 
falten" bezeichnet  bat.  V.  STAFF4)  und  KKONECKER  haben 
eine  solche  Einbiegung  des  Schichtstreichens  vom  Tornagotal 
am  Ostende  des  Albenzagewölbes  beschrieben.  Wahre  Muster- 
beispiele dieser  Zergliederung  des  Alpenrandes  konnte  ich 
am  Iseo-Bogen  beobachten  (41).  Während  das  Innere  des 
Bogens   im  Westen  des  Iseo-Sees  einen  verhältnismäßig  ruhigen 

')  Suess:  Bd.  I. 

2)  Atlas  of  Colorado. 

3)  Antlitz  der  Erde  IB.  2,  S.  438  ff. 

*)  v.  Staki  ■■:  Über  Kulissen  falten.  N.  Jahrb.  f.  Min.  Beil.-Bd.  XXX, 
191 0. 


—     91     — 

Bau  zeigt,  bäumen  sieh  zum  Alpenrande  immer  neue,  schief 
streichende  Sekundärgewölbe  auf,  die,  vom  Vorland  von 
Süden  aus  gesehen,  wie  echte  Kulissen  hintereinander  sich 
aufbauen  (vgl.  Karte,  diese  Zeitschr.  1912,  S.  339.)  Vor  das 
Mismagewölbe  tritt  nach  der  Einbiegung  von  Grone  (Mulde 
von  S.  Antonio)  das  Bronzone-Gewölbe,  vor  dieses  nach  der 
Mulde  von  Viadanica  das  Predoregewölbe,  das  sich  durch  die 
Canzano-Einbiegung  in  zwei  Kulissen  zweiter  Ordnung  teilt. 
Nach  der  Einbiegung  des  Schichtstrichens,  die  jetzt  vom  See 
von  Sarnico,  dem  westlichen  Zweige  des  Iseo-Sees  erfüllt  ist, 
dringt  das  Gewölbe  des  Mte.  Alto  von  neuem  in  die  Ebene 
vor.      Dann  biegt  der  Iseo-Bogen  zur  Val   Trompia  zurück. 

Die  Zersplitterung  des  Faltenbogens  in  seitliche  Kulissen 
iindet  nur  in  einer  tangentialen,  von  innen  nach  außen,  d.  h. 
hier  von  Nord  nach  Süd,  wirkenden  Kraft  ihre  Erklärung,  wie 
V.  STAFF1)  gezeigt  hat.  AMPFERER3)  hat  dargetan,  daß  bei 
nicht  kreisförmigem  Umriß  einer  vorwärts  bewegten  Scholle 
das  Streichen  der  Falten  schräg  zum  Schollenrande  gerichtet 
ist,  da  die  Falten  sich  senkrecht  zu  den  Kraftstrahlen,  den 
Verbindungslinien  mit  dem  Schwerpunkt  dieser  Scholle,  an- 
ordnen. Faßt  man  den  nach  Süd  vordringenden  Faltenbogen 
als  eine  einheitlich  bewegte  Scholle  auf,  so  wird  man  zum 
Verständnis  der  schief  streichenden  Randfalten  auch  diese  Er- 
klärung heranziehen   können. 

Weist  die  äussere  Form  des  Gebirgsbaues  der  lombardischen 
Alpen,  der  nach  Süden  konvexe  Bogen  mit  seinen  Girlanden 
und  Kulissen,  auf  einen  von  Norden  drängenden  tangentialen 
Schub  hin,  so  wird  diese  Anschauung  durch  das  Studium  der 
Struktur  vollauf  bestätigt.  Der  lombardische  Uogen  ist 
durch  eine  fortlaufende  Reihe  nach  außen,  also 
ungefähr  nach  Süden  gerichteter  Überschiebungen 
gekennzeichnet.  Konnte  die  Form  der  Architektonik  auch 
der  eines  Zerrungsgebirges,  hervorgerufen  durch  einen  Zug 
von  Süden,  ähneln,  so  wird  diese  Annahme  durch  die  Struktur 
scharf  widerlegt.  Bei  einer  Zerrung  müßte  man  Anzeichen 
vod  Ausdehnung  im  Schichtenbau  erwarten,  hier  findet  man 
die  Beweise  stärkster  Zusammenpressung,  wie  den  Schuppen- 
bau von  Canzo  oder  die  Verknetungen  in  der  Ravellamulde 
(40).  Diese  Tatsachen  schließen  auch  die  Entstehung  durch 
„ein  allgemeines  Einsinken  des  Gebirges  nach  Süden"   (f)2)  aus. 

»j  a.   a.  0. 

a)  AMPFERER:  Über  das  liewegutigsbild  von  Faltengebirgen. 
Jalirb.  (1.  k.  k.  Geol.  Reichsanst.,  56,  Wien  1906,  S.  571.  ein  Hinweis, 
den  ich   Herrn  v.  STAFF  verdanke. 

7* 


—     92     — 

Eine  kurze  Schilderung  des  Schichtenbaues  möge  zur 
Erläuterung  dienen.  Die  südlichen  Kalkalpen  beginnen 
an  der  Val  Sesia  in  Gestalt  einzelner  Kalkschollen.  Die 
flach  lagernde  Trias-Liasscholle  des  Mte.  Fenera  ist  die 
wichtigste  (38).  Zwischen  Lago  Maggiore  und  Lago  di  Lugano, 
wo  die  Kalkzone  noch  auf  einen  schmalen  Streifen  beschränkt 
ist,  und  der  permische  Quarzporphyr  große  Flächen  einnimmt, 
finden  sich  nur  durch  Verwerfungen  zerlegte  Schollen,  zwischen 
denen  das  Grundgebirge  noch  öfters  hervortritt.  In  dem  Lias- 
gebiet  zwischen  Luganer-  und  Comer-See  haben  uns  R.EPOSSIS 
Untersuchungen  (42)  bisher  nur  aufrechten  Faltenbau  und 
Ost  —  West  streichende   Verwerfungen   kennen   gelehrt. 

Je  weiter  wir  von  Westen  nach  Osten  vorschreiten,  je 
breiteren  Raum  die  Südalpen  gewinnen,  um  so  freier  können 
sich  die  tektonischen  Kräfte  entfalten,  um  so  mehr  treten  die 
Verwerfungsbrüche  zurück,  die  im  Westen  in  der  schmalen 
Absenkungszone  am  Bruchrande  der  krystallinen  Alpen  gegen 
die  Poebene,  natürlich  die  Hauptrolle  spielen  müssen.  Am 
Comer-See,  in  der  Alta  Brianza,  tritt  der  tangentiale,  von 
Norden  kommende  Gebirgsdruck  zum  erstenmal  in  größerer 
Intensität  in  Erscheinung.  Von  Como  bis  Canzo  verläuft  eine 
Überschiebung  von  Lias  auf  Kreide,  die  C.  SCHMIDT  (45)  be- 
schrieben hat.  Den  östlichen  Teil  dieser  Überschiebung  konnte 
ich  genauer  untersuchen  (40).  Auf  flacher  Überschiebungs- 
fläche lagert  der  Mittel-  und  Unterlias  auf  flyschartiger  jüngerer 
Kreide,  die  ein  vortreffliches  Schmiermittel  abgegeben  hat. 
Im  Liegenden  dieser  Ilauptüberschiebung  findet  eine  vierfache 
enge  Schuppung  von  Kreide  und  Jura  statt.  Ich  habe  die 
Intensität  desGebirgsdruckes  mit  der  „Sonn wen dphase"  FRECBs' ) 
verglichen.  Nach  Osten,  wo  eine  mächtige  Riffbildung  des 
oberrhätischen  Korallenkalkes  einsetzt  und  dem  Gebirgsdruck 
ein  Hindernis  entgegengestellt  hat,  hört  die  Überschiebung 
auf;  wir  finden  nur  im  Südschenkel  der  Ravellamulde  eine 
innige  Verknetung  und  Verquetschung  der  Schichten.  Der 
Riffkalk  selbst  ist  zu  einem  nach  Süd  überstürzten  Spezial- 
gewölbe,  das  an  ähnlich  gebauten  Falten  in  den  Nordalpen 
erinnert,  zusammengestaut  (Fig.  1).  Dafür  treten  hier  in  einer 
südlicheren  Zone  Überschiebungen  auf.  Am  Prasanto,  wo  die 
Schichten  in  prächtige  Falten  gelegt  sind,  ist  zwischen  zwei 
nach  Süden  überliegenden  Gewölben  ein  dritter  Antiklinalkern 
eingezwängt,    die    Mulden    dazwischen    sind   ausgequetscht  und 


I      Frech:    Über    den    Gebirgsbau    der    Upen.      Petermanne 

Mitteil.  1908. 


—     93     — 


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—     94     — 

durch  Überschiebungen  ersetzt.  Noch  weiter  südlich,  in  der 
Randzone  an  der  Val  Varea,  ist  unterster  Lias  auf  Tithon  über- 
schoben, rechts  und  links  an  Ouerverwerfungen  abgebrochen,  einem 
plötzlichen  Überbranden  der  Faltenwelle  entsprechend.  Diese 
richtet  sich  dann  noch  einmal  auf,  um  sich  im  Mte.  Barro 
noch  stärker  nach  Süden  zu  überschlagen.  Auf  einer  schrägen 
Fläche,  die  die  Schichten  diskordant  abschneidet,  ist  der 
Hauptdolomit  auf  die  jüngeren  Schichten  bis  zum  Mittellias 
aufgeschoben.  Im  Osten  treten  diese  wieder  unter  dem  Haupt- 
dolomit hervor,  am  andern  Ufer  des  Lecco-Sees  sind  sie  zu- 
erst noch  überkippt,  um  nach  der  Biegung  von  Erve  im 
Albenza  wieder  in  ein  normales  Gewölbe  überzugehen.  Dafür 
hat  sich  der  tektonische  Druck  in  der  nächstnördlichen  Zone 
ausgelöst  —  es  scheint  hier  das  Gesetz  zu  gelten,  daß 
die  Überschiebungen  in  den  verschiedenen  Zonen 
einander  ablösen  — ,  die  die  unmittelbare  Fortsetzung  der 
Ravellaüberschiebungszone  bildet.  Die  Hauptdolomitscholle 
des  Resegone  östlich  Lecco  ist  auf  oberes  Rhät  überschoben, 
wie  PHILIPPI  (35)  nachgewiesen  hat.  Auf  die  Resegone- 
Coltignonescholle  türmt  sich  im  Norden  die  Muschelkalk- 
Esinokalkscholle  der  Grigna  meridionale,  auf  diese  längs  einer 
dritten  Überschiebung  der  Muschelkalk  und  Esinokalk  der  Grigna 
settentrionale  (34).  Entsprechend  dem  Gesteinscharakter  der 
starren  Kalkmassen  treten  hier  nicht  Faltenüberschiebungen 
wie  in  der  Alta  Brianza,  sondern  dachziegelförmige  Schollen- 
überschiebungen  auf. 

Die  Überschiebungslinie,  die  von  Como  über  Canzo  bis 
zum  Resegone  zu  verfolgen  war,  geht  nach  Osten  in  die  von 
PllILll'Pl  (35)  beschriebene  Diagonalverschiebung  von  Morterone 
über,  um  am  Mte.  Aralalta  ganz  auszuklingen.  Die  Grigna- 
überschiebungen  laufen  nach  Osten  in  die  Verwerfung  Valtorta- 
Averara  aus  (36).  Hier  hat  die  Stauung  schon  im  Norden 
eingesetzt,  wo  permische  Ablagerungen  und  krystalline  — 
vielleicht  paläozoische  (43)  —  Schiefer  den  Bereich  der  Süd- 
alpen von  neuem  erweitern.  Die  krystallinen  Schiefer  des 
Vetlin  sind  an  einer  Überschiebung,  deren  flaches  Einfallen 
PoKkOS  Karte  (36)  deutlich  zeigt,  kilometerweit  auf  die  per- 
mischen Sedimente  im  Süden  i'iberschoben.  Der  südlich  ge- 
legene beherrschende  Gipfel  der  orobischen  Alpen,  der  Pizzo 
dei  tre  Signori,  ist  gleichfalls  durch  eine  Überschiebung  ge- 
kennzeichnet. Xach  Osten  macht  die  Überschiebung  der 
krystallinen  Schiefer,  die  sich  zuerst  teilt,  später  einem  nach 
Süd  überkippten  Faltenbau  Platz.  Ihr  mechanisches  Äquivalent 
ist   in   der   außerordentlich   verwickelten,    wohl   noch   nicht  klar 


—     96     — 

erkannten  Tektonik  der  Presolana  im  Süden  zu  suchen,  die 
PoiiRO   durch   Überschiebungen   aus   Süden   erklärt  (36). 

Das  sich  im  Osten  anschließende  Gebiet  der  oberen  Val 
Camonica  hat  GäGCTAHALI  vor  kurzem  in  einer  zusammen- 
fassenden Arbeit  (21)  behandelt.  Die  krystallinen  Schiefer  der 
Zone  von  Edolo  sind  nach  den  Untersuchungen  PoRROS  (37) 
auf  Perm  und  untere  Trias  im  Süden  überschoben.  Die  Über- 
schiebung geht  im  Westen  aus  einer  überkippten  Falte  am 
Mte.  Bognaviso  hervor  und  läuft  nach  Osten  in  den  Gallinera- 
bruch  S.ALOMONs  (4:5)  aus.  Sie  wird  im  Norden  am  Palone 
di  Torsolazzo  von  zwei  weiteren  aus  verquetschten  Falten 
entstandenen  Störungen  begleitet,  an  denen  Sericitschiefer  und 
karbonische  Konglomerate  auftreten.  Im  Süden  von  Malonno 
schließt  sich  eine  vierte  nach  NW  einfallende  Störung  an.  Die 
Edoloschiefer  fallen  stets  nach  NW  zur  Tonallinie  ein,  was  auf 
.,struttura  imbricata"  (Schuppenstruktur)  zurückzuführen  ist. 
CaCCIAMALI  kommt  zu  dem  Schlüsse:  „Questa  tectonica  a 
zolle  embricate  in  senso  S — N,  ossia  a  ripetute  sovrapposizioni 
od  accavallamenti  di  serie  in  senso  N- — S,  non  si  spiega  se  non 
ammettendo  tante  fratture  immergenti  a  nord  con  altrettanti 
sovrascorrimenti  di  masse  da  nord  a  sud." 

Die  eigenartig  dreieckige  Gestalt  des  krystallinen  Gewölbes 
von  Cedegolo  hängt  wohl  mit  der  Intrusion  des  Adamello- 
ethmolithen  zusammen  und  kann  man  vielleicht  eine  Fort- 
setzung des  Tonalitkernes  darunter  annehmen  (21).  Die  Lage 
des  Adamello  gerade  im  Zentrum  des  lombardisch-judikarischen 
Üogens  (vgl.  Carte  geol.  intern.)  führt  unwillkürlich  zu  der 
Vermutung1),  daß  ihm  eine  gewisse  Bedeutung  bei  der  Ge- 
birgsbildung  zuzuschreiben  sei,  besonders  da  er  erst  in  junger 
Zeit  emporgedrungen  ist,  wie  SALOMONs  Untersuchungen  nach- 
gewiesen haben.  Sind  wirklich  die  alpinen  Zentralmassive, 
deren  jugendliches  Alter  zu  beweisen  zahlreiche  Forscher  an 
der  Arbeit  sind,  nur  passiv  heraufgetragene2)  Stücke  der 
Erdrinde? 

Im  Süden  des  Adamello  dringen  die  krystallinen  Schiefer 
am  weitesten  nach  Süden  vor,  einem  Gebiet  stärkster  Empor- 
hebung entsprechend,  dessen  Zentrum  der  Adamello  bildet. 
Die  Aufwölbung  der  von  pttanzenführendem  Perm  bedeckten 
Quarzphyllite  des  Mte.  Muffetto  wird  im  Süden  durch  die 
Val  Trompia-Linie  SUESS'  begrenzt.  Diese  stellt  einen  meist 
senkrechten    oder    steil     nach   Nord    geneigten    Bruch    dar,    zu 

')  die  auch   BaltzbR  (5)  ausspricht. 
»)  Subss:  111,2. 


-     96     — 

dem  Querbrüche  hinzutreten  (52).  Im  Osten,  in  der  Gegend 
von  Collio,  ist  die  Tektonik  noch  nicht  geklärt.  Die  Karte 
Ca«  ClAMALls  (52)  läßt  nicht  sicher  erkennen,  ob  hier  Quer- 
brüche den  Verlauf  der  Grenzlinie  beeinflussen,  die  ungefähr 
den  Isohypsen  folgt,  oder  ob  diese  in  eine  Überschiebung  über- 
geht.1) 

Die  camunische  Triassynkline,  die  sich  zwischen  das  West- 
ende des  Cedegolo-  und  Muffettogewölbes  einschiebt  und  im 
Osten  an  das  Adamellomassiv  grenzt  —  vertikale  Bewegungen 
herrschen  in  dessen  Umgebung  vor  — ,  wird  durch  die  von 
"WiLCKENS   (57)  erkannte  steile  Verwerfung  Niardo  —  Val  Dezzo 

N  s 

Val  di  Peuoro  WS  Stalle«: 


11 

|.  .  .  «| 

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fr    i    il 

Muschelkalk 

Wengener  und 
Buchensteiner 

Schichten 

Esinokalk 

Kaiblcr 

Schichten 

Fig.  2. 
Profil  durch  die  Guglielmo-Gruppe  (nach  Cacciamali).     1  :  50000. 

zerschnitten.  Im  Süden  folgt  ein  weniger  bedeutender,  nach 
Nord  geneigter  Bruch,  der  von  Breno  nach  Westen  zu  der 
Val  Dezzo  verläuft,  nach  Osten  dem  Pillobruch  SALOMONs  ent- 
spricht (21). 

In  den  Brescianer  Kalkalpen,  im  Süden  der  Muffettoauf- 
wölbung,  ist  eine  wichtige  langgedehnte  Uberschiebungslinio 
von  CACCIAMALI  erkannt  worden.  Sie  verläuft  von  Pilzone 
am  Iseo-See  über  die  Punta  d'Oro,  den  Mte.  Kedendone,  Mte. 
Guglielmo,  Castel  dell'Asino  zum  Mte.  Ario  südlich  der  Val 
Trompia.  Sie  geht  aus  einer  nach  Süd  überliegenden  Falte 
hervor,  deren  Mittelschenkel  ausgequetscht  ist.  An  der  Punta 
d'Oro  ist  Lias  und  Jura  auf  Kreide  überschoben  und  zum 
Teil  durch  die  Erosion  des  Rio  Parlo  von  der  —  ca.  1  km 
entfernten  —  Wurzel  gänzlich  losgetrennt  (15,  23).  Nach  NO 
tn-ten,    da  die   hangenden    Schichten  von    der   Erosion   entfernt 


')  Ich   war  durch  ungünstiges  Wetter    und   Zeitmangel  verhindert, 
genauere  Begehungen   dort  auszuführen. 


—      97     — 

sind,  ältere  Schichten  des  überschobenen  Antiklinalkerns  an 
den  Überschiebungsrand:  llauptdolomit  überlagert  am  Mte. 
Redendone  und  Mte.  Valmala  den  unter  der  Kreide  auftauchenden 
Lias  (23).  In  der  Mte.  Guglielmo-Gruppe(vgl.  Profil  Fig.  2),  vou 
der  CACCIAMALI  (20)  soeben  eine  Spezialkarte  im  Maßstab 
1  :  25  000  veröffentlicht  hat1),  setzt  sich  diese  Überschiebung 
in  immer  älteren  Schichten  fort.  Am  Mte.  Nistola  überlagert 
Esinokalk  den  Hauptdolomit  des  Mte.  Lividino.  Ostlich  dringt 
im  Mte.  Pergua  eine  breite  Zunge  von  Esinoriffkalk  bis  an 
das   Mellatal  vor.      In   geringem  Abstände  folgt  im  Norden  eine 


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Fig.  3. 
Profil  durch  den  Mte.  Ario  (nach  Tilmann). 


3  O 


ca.  1  :  66600. 


zweite  Überschiebung,  die  nach  CACCIAMALI  (20)  mit  17°  nach 
Norden  einfällt.  Der  Muschelkalk  des  Mte.  Stalletti,  auf  den 
sich  Wengen-Buchensteiner  Schichten  und  der  Esinokalk  des 
Guglielmo-Gipfel  legt,  ist  auf  den  Esinokalk  des  Mte.  Nistola 
ül>erschoben.  (Fig.  2).  Durch  die  Erosion  der  Mella  weit 
zurückgeschnitten,  setzt  sich  die  Überschiebung  wahrscheinlich 
in  der  Muschelkalkklippe,  die  dem  Hauptdolomit  des  Castelb» 
dellAsino  auflagert,  am  östlichen  Ufer  der  Mella  fort  (20, 
S.  12,  Anm.  l)  und  geht  dann  in  die  von  Tilmann  (f>2)  be- 
schriebene Überschiebung  des  Mte.  Ario  über  (Profil  Fig.  '.'>  . 
BlTTNEB  hatte  au3  seinen  Untersuchungen  im  Val  Trompia- 
Gebiet  (10,  11)   auf  eine   aus  dem  Zentrum  des  Gebirges  gegen 


')  Tilmann  hatte  im  Jahre  1909  in  dieser  Zeitschrift  53)  den 
Cicbirgsbau  des  Gaglielmo  als  durch  Absenkangsbrüche  gekennzeichnet 
dargestellt. 


—     98     — 

den  Rand  hin  wirkende  Kraft  und  einen  „in  gewissem  Sinne 
symmetrischen  Bau  der  Ostalpen"  geschlossen.  TlLMANN  stellt 
das  Gebiet  als  hauptsächlich  von  Längs-  und  Querverwerfungen 
zerbrochen  dar,  denen  sich  im  Süden  die  beiden  Antiklinen 
von  Levrange  und  Vestone  anschlössen.  Der  Verlauf  der  Mte. 
Ario-Linie  auch  im  Westen  dieses  Berges  auf  TiLMANNs 
Karte  (52,  Taf.  I)  beweist  deutlich,  wie  flach  diese  Störung 
nach  Norden  einfällt.  TlLMANN  will,  wie  früher  SüESS,  den 
Gebirgsbau  durch  Absenkung  nach  Süden  erklären,  im  Gegen- 
satz auch  zu  der  Annahme  einer  Hebung  des  krystallinen 
Kernes  des  Muffetto  (53,  S.  216).  Das  Vorland  der  lom- 
bardischen Alpen,  das  Kreideflysch-  und  Tertiär- 
hügelland im  Süden  ist  aber  gar  nicht  eingesunken, 
sondern  nur  weniger  gehoben  als  die  Kalkalpen:  die 
Sedimente  des  Vorlandes  lagen  ja  vorher  unter  dem  Meeres- 
spiegel. Selbst  das  Pliocän  ist  am  Rande  der  lombardischen 
Alpen  noch  auf  400 — 500  m  gehoben  worden  und  beweist  — 
wie  die  pliocänen  Terrassen  im  Innern  (40,  41)  — ,  daß  die 
Hebung  so  lange  anhielt.  Senkungsvorgänge  treten  erst  in 
den  Venezianer  Alpen  auf. 

Der  Bau  der  Bergamasker  Voralpen  gehorcht  demselben 
Gesetz,  zeigt  dieselben  Merkmale  eines  Schubes  von  Norden. 
Sind  in  den  nördlichen  italienischen  Kalkalpen  mit  ihren  starren 
triadischen  Kalkmassen  die  Bewegungen  mehr  in  Schollen- 
verschiebungen vor  sich  gegangen,  so  finden  dieselben  tek- 
tonischen  Kräfte  im  südlichen  Gebiet  plastischerer,  meist 
jurassischer  Schichten  in  überkippten  Falten,  gesteigert  zu 
Faltenverwerfungen  und  Überschiebungen,  ihren  Ausdruck.  Am 
Mte.  Canto  Alto,  der  die  Fortsetzung  des  Albenzagewölbes 
nach  Osten  bildet,  findet  nach  liebenswürdiger  schriftlicher 
Mitteilung  meines  Freundes  Herrn  KRONl-XKEK1)  eine  Wieder- 
holung der  mesozoischen  Schichtserie  durch  Überschiebung 
statt.  Die  Gruppe  des  Mte.  Misma  zwischen  Serio-  und  Cheriotal 
setzt  sich  nach  DE  AlessanüKI  (4)  aus  einer  Reihe  nach  Süd 
überschlagener  Falten  zusammen,  bei  denen  durch  Ausquetschung 
des  Mittelschenkels  (4,  S.  111)  Faltenverwerfungen  und  Über- 
schiebungen entstehen.  Der  Mte.  Misma  selbst  ist  durch  eine 
eigenartige  überschobene  Liasscholle  auf  seinem  Gipfel  aus- 
gezeichnet, die  an  eine  ähnliche  Lagerung  am  Mte.  Barro- 
gipfel  erinnert.  Im  Osten  des  Cheriotales  (Val  Cavallina) 
dringt  der  Iseo-Bogen  nach  Süden  vor,  dessen  Zergliederung 
in    seitliche    Kulissen     ich     oben     beschrieben     habe.      In     dem 


1     <l»-r  eben   mit  der  Kartiernng  dieses  Gebietes  beschäftigt  ist. 


—     99     — 

Winkel  zwischen  Misina-Gewölbe  und  Iseo-Bogen  wird  die  liracby- 
antikline  von  Zandobbio  aufgestaut.  Das  Bronzone-Mte.  Grone- 
gewölbe  ist  nach  Süden  überschlagen  (41).  Die  eigentümliche, 
durch  einen  Bruch  bedingte,  viereckige  Form  des  überkippten 
Predorgewölbes,  das  gerade  am  Rande  der  Kalkalpen  —  der 
ja  einer  Flexur  entspricht  —  gelegen  ist,  scheint  mir  auf 
vertikale  Kräfte  hinzuweisen,  die  den  Gewölbescheitel  aus- 
einanderzerrten. 

Der  Iseo-See  —  bzw.  sein  N  —  S  gerichteter  Teil  ohne 
den  See  von  Sarnico  — ,  in  dem  ich  eine  Querstörung  an- 
nehmen muß  (41).  trennt  die  westliche  in  Kulissen  zerteilte 
Hälfte  des  Iseo-Bogens  von  der  östlichen,  in  der  der  Falten- 
bogen in  die  oben  beschriebene  Überschiebung  Punta  d'Oro- 
Mte.  Redendone  übergeht.  Die  Brescianer  Voralpen  zeigen 
weitere  Überschiebungen  (Mte.   Maddalena,  18). 

Bei  Brescia  biegt  der  Bogen  der  lombardischen  Alpen 
nach  Nordosten  zurück.  Der  Gebirgsbau  behält  den  gleichen 
Charakter.  Der  Garda-See  wird  am  westlichen  Ufer  von  einer 
gewaltigen  Überschiebung  von  Hauptdolomit  bis  auf  Kreide 
begleitet,  die  COZZAGLIO  schon  1891  beschrieben  hat  (27). 
Ihr  folgen  parallele  Überschiebungen  im  Westen  (27,  28,  Taf.  II). 
Die  Überschiebung  des  Mte.  Baldo  am  Ostufer  des  Garda-Sees  — 
mit  dem  der  Übergang  zu  dem  erst  später  dem  Meere  ent- 
stiegenen Veroneser  Tafelland1)  beginnt  —  und  der  ähnliche 
Gebirgsbau  der  judikarischen  Alpen  (10),  der  durch  die  breit 
davorliegende  Bozener  Porphyrplatte  in  seiner  Entfaltung  ge- 
hemmt ist,  fallen  nicht  mehr  in  das  zu  betrachtende  Gebiet 
der  eigentlichen   lombardischen  Alpen. 

Einige  Worte  über  das  Alter  der  Gebirgsbildung  mögen 
meine  Schilderung  schließen.  Als  die  Theorie  des  einseitigen 
Schubes  die  Herrschaft  gewann,  und  der  symmetrische  Bau 
der  Ostalpen  zertrümmert  wurde,  suchte  man  die  nach  Süd 
gerichtete  Bewegung  der  Südalpen,  als  durch  das  Einsinken 
der  Poebene  bedingt,  als  das  Resultat  einer  pliocänen  Rück- 
faltung anzusprechen.  Ja  TERMIKR2)  sah  in  den  Dinariden 
den  traineau  icraseur,  der  den  eigentlichen  Mechanismus  des 
Nordschubes  vollbracht  und  dann  beim  „elastischen  Rückstoß" 
nach  Süden  überkippt  war.  Die  Südbewegung  der  Südalpen  sollte 
also  jünger  als    die  nordalpine  Deckenbewegung   sein. 


')  Vgl.  K.  Boden:  Die  geologischen  Verhältnisse  der  Veroneser 
Alpen  zwischen  der  Etsch  und  dem  Tale  von  Negrar.  Beitr.  z.  Geol. 
und  Paläont.  Österreich-Ungarns  und  des  Orients.    Wien,  1908. 

■)  La  Synthese  des  Alpes. 


—     100     - 

Ich  habe  an  anderer  Stelle  (40,  S.  126)  nachzuweisen 
versucht,  daß  die  Hauptaufrichtung  der  lombardischen  Alpen 
in  die  oberste  Kreide  zu  versetzen  sei.  Dies  geht  einerseits 
aus  den  santonianen  (2)  Geröllablagerungen  des  Vorlandes  — 
im  Gebirge  selbst  fehlen  diese  oder  zeitliche  Äquivalente 
vollständig  — ,  die  bereits  triadische  Gerolle  enthalten,  anderer- 
seits aus  der  disk ordanten  Anlagerung  der  santonianen 
und   jüngeren  Ketten  hervor,   die  auch   durch   den    ruhigen 


Dinariaclie       Südgrenze  Ober- 

Grenze.  der  Schiebung 

Kalkalpen. 


Ver- 
werfung. 


M    Hffl 


Kryatalline    Permi  scher 
Zone.  Quarz- 

porphyr. 


Tonalit. 


Fig.  4. 
Schematische  Skizze  zur  Tektonik  der  lombardischen  Alpen. 


.1       Adamello. 

/./'   I.ugancr  Quarzporphj  r. 

/;/'  r.'./.'inr  Quar/.porphyr, 

' '      i  lede^olo  -  Aufwölbung. 

M     tfuffetto  -  Aufwölbung'. 

Br    Brianza-1  berachiebongen. 

Gr    <  trigna  - 1  berschiebungen, 

/:■     i  (ei  gamasker  - 1  rberachiebungen. 

R      Resegone   (  berat  hiebung. 

Hu    Barro  - 1  bei 

CA  Canio  Allo  •  Obersohiebu 

Mi    MiMn.i    i  bersi  hieb  tag 


Gk    Pia   d'Oro-Guijlielmo-Ario- Über- 
schiebung. 
Qa    i  ..ird.i  -See-  (Jbersi  hiebung. 


Presolana  -  Ubei  Bchiebung. 
/■.'      Überschiebung    der    krystallinen 

Schiefer  von  Edolo. 
/       [seo -Bogen. 
I  '     Val  <  lamonica  -  Bruch. 
i  /    \;ii  Trompia  ■  Linie 
GH    Giudicarien    Linie. 
/(/      Iclro  •  Linie. 


—     101     — 

Bau  von  den  Kalkalpen  deutlich  abweichen.  Ich  habe  drei 
Phasen  der  Faltung  unterschieden,  in  denen,  von  Erosions- 
perioden unterbrochen,  stets  neue  Ketten  dem  Hauptgebirgs- 
körper  angegliedert  wurden. 

Die  Schweizer  Molasse,  die  älter  als  die  helvetischen 
Decken  sein  soll1),  enthält  zahlreiche  südalpine  Gerolle,  die 
nicht  von  der  Klippendecke  abgeleitet  werden  können'"')  — 
ebensowenig  wie  die  exotischen  Blöcke  des  Flysch,  die  vielleicht 
bis  in  das  Obersenon  herabreichen3)  —  sondern  das  Vorhanden- 
sein eines  südalpinen  Gebirges  —  wahrscheinlich  schon  im 
Obersenon  —  voraussetzen.  Dieses  muß  also  auch  aus  diesem 
Grunde   älter   als   die   nordalpinen  Deckenbewegungen   sein. 


7.    Nachträgliche  Bemerkungen  zu 

meiner  Kritik  der  LACHMANNschen  Ekzemtheorie. 

Von  Herrn  E.  Habbort. 

Berlin,  November  1913. 

Herr  LaCHMANM4)  hatte  in  seinen  letzten  Ausführungen  in 
unserer  Kontroverse  auf  meine  wiederholte  Anfrage  an  ihn, 
welches  denn  die  physikalisch-chemischen  Kräfte  der  von  ihm 
behaupteten  autoplasten  Salzbewegungen  wären,  geantwortet: 
„Im  übrigen  kann  ich  auch  heute  noch  nicht  Herrn  HABBORT 
zufriedenstellen,  wenn  er  dargelegt  haben  will,  mit  welchem 
physikalischen  Namen  die  Salzauftriebskräfte  abgestempelt 
werden  müssen.  Nach  Kraftgröße  und  Ablauf  scheint  mir 
manches  in  die  Gruppe  der  osmotischen  Kräfte  zu  weisen, 
über  die  ja  allerdings  selbst  unter  den  Physikern  keine  ge- 
meinsame   Vorstellung     existiert.       "Wie     weit     sich     hier     die 


1  Arn.  Seim:  Die  Brandung  der  AJpen  am  Nagelflubgebirge. 
Vierteljabrschrifl  d.  Naturf.-Ges.,  Zürich  1906. 

--  \kn.  Beim:  Zur  Frage  der  exotischen  Blocke  im  Flysch,  mit 
einigen  Bemerkungen  über  die  subalpine  Xageltluh.  Fei.  geol.  Bd.  l.\. 
1907. 

••>)  Arn.  Beim  a.  a.  0.    S.  422. 

4  lt.  Lacttmann:  Brich  Sarbort  im  Streit  gegen  die  Ekzeme. 
Diese  Zeitschr.  1911,  Monatsber.  S.  191. 


—     102     — 

Laboratoriutnsbegriffe     und     die    Erscheinungen     in    der    Natur 
entgegenkommen,    bleibt    anderweitig  auszuführen.      Doch   muß 
daran    festgehalten    werden,    daß    der    Geologe    zunächst   nicht 
theoretische   Erwägungen,   sondern   Beobachtungen    zu   sammeln 
hat."       Dem     Schlußsatz    des    Herrn     LACHMANN    stimme    ich 
durchaus  bei,  nur  meine   ich,   daß   er  selbst  dieses  Axiom  nicht 
befolgt,   wenn    er  seine   Theorie   auf  die  Annahme  von  Kräften 
stützte,  deren  Existenz  und  Wirken  überhaupt  noch  zu  beweisen 
war  und  deren  Wesen  er  noch  viel  weniger  erkannt  hatte.     Der 
Kernpunkt  unseres  ganzen  Streites   lag  nun   aber  gerade   in  der 
Frage,   ob   die   heutige    Erscheinungsform    vieler    unserer    Salz- 
lagerstätten als  autoplaste  oder  heteroplaste   Gebilde   zu  deuten 
ist,  d.   h.  ob   die    Formveränderungen   der  ursprünglichen    Salz- 
ablagerungen im  wesentlichen  durch  innere  oder  von  außen  her 
wirkende  Kräfte  anzunehmen  sind.  Nach  LACHMANN  wirkten  aus- 
schließlich  endogene  Kräfte  an  der  Umformung  der  Salzlager- 
stätten,  das  Endprodukt  sind  seine  autoplasten  Exzerne;  nach 
meiner  Auffassung    sind   es   dagegen   exogene  Kräfte,    in    erster 
Linie  der  Gebirgsdruck,  gewesen,   das  Endprodukt  sind  hetero- 
plaste  Gebilde,    keine  Geschwüre,    sondern    allenfalls  Quetsch- 
oder Druckwunden    der    Erdhaut.       Bei    dieser    diametral    ent- 
gegengesetzten  Stellungnahme  wäre  es  im  Interesse  der  Sache 
zwecklos    gewesen,    die  Diskussion    weiter   fortzusetzen,    zumal 
da    Herr    LACIIMANN    nur    wenig    Hoffnung    zu    haben    schien, 
selbst    in     absehbarer     Zeit     eine     physikalisch-chemisch     ein- 
leuchtende    Erklärung    für    seine    Theorie    geben    zu    können. 
Wenigstens  erweckten  seine  Worte  (S.  491):    „Wir  können  dann 
in    Ruhe    zusehen,    bis    uns    die   Physiko-Chemiker    die    Kräfte 
gegebenenfalls    experimentell    vorführen,    welche   diese    Riesen- 
gebilde    Meter     um     Meter     in    Ilunderttausenden    von    Jahren 
emportreiben"  .  .  .  ,  nicht  den  hoffnungsfreudigen  Eindruck,  wie 
seine   mehrfachen  Ankündigungen,   demnächst  die  physikalisch- 
chemischen Erklärungen  geben  zu  wollen.     Nachdem  nun  Herr 
Lachmann    selbst     offenbar     auf    eine    physikalisch-chemische 
Begründung  seiner   Theorie    zu  verzichten    schien,    blieb    abzu- 
warten,    ob    die     Physiko-Chemiker    das    ihnen    in     das    Nest 
gelegte   Kuckucksei   ausbrüten    würden,   und   was   dabei   heraus- 
käme.     Zur    allgemeinen   Überraschung    aber    sieht    das    Junge 
ganz   anders   aus,    als   man    nach    dem   Namen,    den    sein    Vater 
ihm   vorzeitig  gab,   hätte   erwarten  sollen.      Die  LACHMANNsche 
Ekzemtheorie   von   Ende  1912  stützt  sich  jetzt  zum  großen  Teil 
auf   die    Annahme   exogener    Kräfte,   nämlich   den   Druck   der 
auf  dem  Salzgebirge   lastenden  Deckgebirgsschichten,  d.  h.    also 
•m.    E.   auf  tektonische   Kräfte. 


—      103      — 

Aruhenius1)  und  Lachmann2)  hüben  nämlich  inzwischen 
die  Kkzemtheorie  nach  der  physikalisch-chemischen  Seite  hin 
weiter  ausgebaut  und  sind  zu  der  Vorstellung  gekommen 
(S.  153  — 157  der  in  Anm.  2  zitierten  Arbeit),  daß  das  Aufsteigen 
des  Salzgebirges  durch  die  überlagernden  Deckgebirgsschichten 
aufzufassen  sei  als  eine  Äußerung  der  Isostasie  in  der  Erd- 
rinde, indem  die  spezifisch  leichteren  Salzmassen.  (Sp.  G.  2,16) 
gegenüber  den  schwereren  Deckschichten  (Sp.  G.  2.4  —  2,6) 
aufwärtsstrebten.  „Die  Druckunterschiede  werden  natürlich 
durch  Einwirkung  von  außen  geschaffen.  Die  Einwirkungen 
können  tektonischer  Natur  sein  oder  durch  das  Grundwasser 
hervorgerufen  werden1',  da  innerhalb  der  Salzmassen  spezifisch 
leichtere  und  schwere  Salzmassen  nebeneinancierliegen,  eilen 
diese  verschieden  schnell  aufwärts,  es  kommt  zu  Differential- 
bewegungen mit   Faltungsvorgängen   im   Gefolge. 

Mein  Profil  vom  Rolfsbütteler  Salzstock3)  sowie  meine 
damaligen  und  späteren  Erläuterungen4)  dazu  stimmen  in 
manchen  wesentlichen  Punkten  mit  dieser  Theorie.  Ich  führte 
s.  Z.  aus,  daß  das  Salzgebirge  unter  dem  Druck  der  sich  ihm 
auflagernden,  sukzessive  immer  mehr  akkumulierenden,  meso- 
zoischen und  jüngeren  Sedimente  auf  spaltenartigen  Hebungs- 
linien aufgestiegen  sein  müsse.  Die  Druckkräfte  waren  im 
nordhannoverschen  Gebiete  im  Gebiete  der  am  typischsten 
ausgeprägten  Salzhorste  vorwiegend  vertikal  gerichtet,  ent- 
sprechend der  allmählichen  Vertiefung  des  nordhannoverschen 
Sedimentationsbeckens.  Ich  vermutete,  daß  die  Salzmassen 
leicht  beweglich  wie  ein  flüssiges  Magma  gewesen  sein  müßten, 
und  stützte  diese  Annahme  auf  die  heute  uns  entgegentretenden 
eigenartigen  äußeren  Erscheinungsformen  der  Salzkörper  sowie 
auf  ihren  komplizierten  und  vielfach  unregelmäßig  gefalteten 
inneren  Aufbau. 


')  Sv-  ArrheniüS:  Zur  Physik  der  Salzlagerstätten.  Medde- 
landen  from  K.  Vetenskapsakademiens  Nobelinstitut,  Bd.  II,  Nr.  20, 
S.  1—25. 

-)  Sv.  Arrhknius  und  R.  Lachmann:  Die  physikalisch- chemischen 
Bedingungen  bei  der  Bildung  der  Salzlagerstätten  und  ihre  Anwen- 
dung auf  geologische  Probleme.  Geolog.  Kundschau,  Bd.  III,  Hüft  .'}, 
S.  139—157. 

3)  E.  Harbort:  Zur  Geologie  der  nordhannoverschen  Salzhorste. 
Diese  Monatsber.  1910,  S.  333.  —  (Bern.:  Bezüglich  des  Maßstabes  ist 
beim  Umzeichnen  ein  Fehler  untergelaufen,  den  ich  hier  berichtigen 
möchte:  statt  etwa  1  :  100000  ist  etwa  1:50000  zu  lesen,  wie  ja  ohn>' 
weiteres  aus  den  Tiefenangaben  der  Bohrungen  zu  entnehmen   ist.) 

4)  E.  Harbort:  Üb  >r  RlCSABD  Lacuuanns  Salzgeschwüre. 
Diese  Monatsber.  1911,  S.  270  ff. 


—      104     — 

Wenn  Herr  LACHMANN  nun  behauptet,  daß  meine  An- 
nahme einer  rein  mechanischen  Plastizität  der  Salzmassen  ihre 
leichte  Beweglichkeit  und  das  Aufsteigen  nicht  zu  erklären 
vermöge,  weil  das  Steinsalz  in  diesem  Sinne  als  relativ  spröder 
Körper  zu  betrachten  sei,  so  muß  ich  gestehen,  daß  ich  mir 
eines  Unterschiedes  zwischen  rein  mechanischer  Plastizität 
und  Umformbarkeit  bei  Mitwirkung  chemisch-physikalischer 
Vorgänge,  Umkrystallisationen  und  dynamometamorpher  Um- 
bildungen unter  dem  Einfluß  ursprünglich  im  Salz  enthaltener 
oder  später  zugeführter  Lösungskomponenten  früher  nicht  bewußt 
geworden  bin.  Die  heutigen  äußeren  Erscheinungsformen  der 
Salzmassen  zwangen  mich  lediglich  zu  der  Annahme,  daß  das 
Salzgebirge  leicht  beweglich,  d.  h.  plastisch-flüssig,  gewesen 
sein  müßte,  ich  wollte  zunächst  nur  eine  deskriptive  Darstellung 
der  stattgefundenen  Bewegungsvorgänge,  weniger  eine  exakte 
chemisch-physikalische   Erklärung  geben. 

Die  Möglichkeit  solcher  Umkrystallisationsvorgänge  inner- 
halb der  Salzmassen  habe  ich  nie  geleugnet,  sondern  im  Gegen- 
teil selbst  damit  als  mit  gegebenen  Faktoren  operiert1).  Nach 
allem  scheint  mir  die  neue  ARRHENIUS-LACHMANNsche  Theorie 
in  vielen  wesentlichen  Punkten  den  von  mir  vertretenen  An- 
schauungen durchaus  nicht  so  fern  zu  stehen,  als  es  zunächst 
den  Anschein  hat  und  in  vielen  Übereinstimmung  zwischen  uns 
zu  herrschen.  Jedenfalls  aber  glaube  ich,  daß  durch  die  bis- 
herigen Diskussionen  jetzt  wenigstens  eine  gemeinsame  Grund- 
lage geschaffen  worden  ist,  von  der  aus  eine  Verständigung 
möglich   erscheint. 

Es  erübrigt  nur,  auf  einzelne  Punkte  nochmals  zurück- 
zukommen, die  Herr  Lachmann  auf  meine  früheren  Einwände 
vorbringt'-'). 

Zu  1.  "Wenn  Herr  LACHMANN  von  einer  Transgression 
des  Keupers,  des  Rots,  der  Münder  Mergel  usw.  über  Salz- 
gebirge spricht,  so  muß  ich  demgegenüber  daran  festhalten, 
daß  von  einer  Transgression  dieser  Formationen  im  land- 
läufigen Sinne  in  den  fraglichen  Gebieten  keine  Rede  sein 
kann.  Wenn  es  Herrn  LACHMANN  gelingen  sollte,  einwandfrei 
festzustellen,  daß  diese  Formationsglieder  ohne  jedwede  Dis- 
lokationen dem  Salzgebirge  aufliegen,  so  wäre  er  dann  doch 
nur  berechtigt,  von  einer  lokalen,  übergreifen  den  Lagerung 
des  Rot,  Keupers  usw.  zu  sprechen,  nicht  aber  von  Meeres- 
tran -^ressionen.     Es   würde   dann   konsecjuenterweise  zu  folgern 


E.  Barbort:  Diese  Monateber.  L911,  3.275S. 
\  Diese  Monateber.  1911,  S.  t91S. 


—       10.',       — 

sein,  daß  das  Salzgebirge  die  es  bedeckenden  Triasschichten 
durchbrochen  hat  zu  einer  Zeit,  als  noch  das  Triasmeer  über 
den  betreffenden  Gegenden  stand,  d.  h.  aber  mit  andern  Worten, 
daß  diese  Salzstöcke  submarin  bis  zum  Meeresboden  aufstiegen 
und  dann  später  von  den  Keuper-,  Jura-  usw.  -schichten  über- 
deckt wurden.  Ein  einwandfreier  Beweis  für  derartige  Lage- 
rungsverhältnisse ist  jedoch  m.  E.  bislang  von  Herrn  Lach- 
MANN  nicht  erbracht;  am  wenigsten  gilt  das  aber  für  das 
Allertal,  wo  bekanntlich  auf  dem  Salzgebirge  Schollen  der 
verschiedenalterigsten   Gesteine   liegen. 

Zu  2.  Es  wird  der  Einwand  gemacht,  daß  ein  druck- 
flüssig hervorgepreßtes  Salz  eine  vollkommene  Vermischung 
aufweisen  müßte.  Daß  eine  solche  Vermischung  der  Kom- 
ponenten des  Salzgebirges  stattgefunden  hat,  glaube  ich  aus 
der  so  unendlich  mannigfaltigen  petrographisch-mineralogischen 
Zusammensetzung  der  Salzgesteine  schließen  zu  können.  Die 
Untersuchungen  VAN  t'  HoFFs  haben  uns  ja  gezeigt,  daß  die 
uns  in  den  heutigen  Salzlagerstätten  entgegentretenden  Ge- 
menge von  Salzmineralien  nicht  den  ursprünglichen,  durch 
chemische  Präzipitationen  auf  dem  Boden  des  Zechsteinbeckens 
entstandenen  Salzgesteinen  entsprechen.  Es  müssen  also  not- 
wendig Wanderungen  der  einzelnen  stofflichen  Bestandteile, 
Vermischungen  und  Umsetzungen   stattgefunden  haben. 

Zu  3.  Die  Möglichkeit,  daß  die  Gipshutmassen  sub- 
terran  gebildet  sein  könnten,  habe  ich  niemals  bestritten  und 
möchte  das  auch  den  Einwendungen  von  STILLE  gegenüber 
nochmals  betonen.  Wenn  ich  in  meiner  ersten  Arbeit1)  die 
Entstehung  des  Gips-  und  Anhydrithutes  schilderte  und  zum 
Schluß  hinzufügte:  „dies  mag  vielfach  submarin  geschehen  sein, 
z.  B.  wo  die  Transgression  des  Senonmeeres  einen  Teil  der 
bereits  abgelagerten  mesozoischen  Schichten  zerstörte",  so  ist 
durch  die  Worte  „mag  vielfach"  doch  wohl  ausgedrückt,  daß 
außerdem  die  subterrane  Entstehung  in  anderen  Fällen  für 
ebenso   möglich   gehalten   wurde. 

Zu  4.  Die  Beobachtung,  daß  gelegentlich  unter  den  Deck- 
gebirgsschichten  in  den  Salzstöcken  direkt  das  Steinsalz  ohne 
aufgelagerten  Gipshut  angetroffen  wurde,  erklärte  ich  dadurch, 
daß  an  solchen  Stellen  anhydritarmes  Steinsalz,  insbesondere 
jüngeres  Steinsalz,  ausgelaugt  wurde.  Dieser  Deutung  schließt 
sich  Herr  Lachmann  an.  Andererseits  aber  glaubt  er  das 
Fehlen   des   Gipshutes    auch   dadurch   erklären   zu   können,    daß 

')  E.  Hakbort:    Zur  Geologie   der   nordliannoverselien   Salzhorste. 
Diese  Monatsl.er.  1910,  S.  338. 

8 


—    iou    — 

seit  der  letzten  Transgression  der  Salzauftrieb  noch  nicht 
wieder  eingesetzt  habe.  Gegen  diese  Erklärung  spricht  jedoch 
die  Tatsache,  daß  auf  ein  und  demselben  Salzstock,  z.  B. 
dem  Hope-Lindwedeler,  Teile  des  Salzstockes  keinen  Gipshut, 
sondern  nur  eine  schützende  Letten-  und  Tondecke  besitzen, 
dicht  benachbarte  dagegen  einen  mächtigen  Anhydrit-  bzw. 
Gipshut.  Herr  LaCIIMANN  würde  also  kousequenterweise  zu 
der  Vorstellung  gezwungen  werden,  daß  diejenigen  Teile  eines 
solchen  Salzstockes  ohne  Gipsdecke  relativ  älter  seien,  als  die 
von    einem    Gipshut  bedeckten. 

Zu  5.  Bei  Rolfsbüttel  finden  sich  auf  dem  Salzgebirge 
transgredierende  Flächen  einer  Senondecke.  Herr  LACHMANN 
folgert  daraus:  „Nach  der  HAKBORTschen  Vorstellung  aber 
müßte  hier  seit  der  Kreidezeit  immer  gerade  so  viel  Steinsalz 
tektonisch  herausgequetscht  worden  sein,  wie  subterran  ab- 
gelaugt wurde,  weil  sonst  die  Senondecke  entweder  gelüftet 
worden  wäre  oder  eingesunken  sein  müßte." 

Aus  meinem  Profil  von  Rolfsbüttel  geht  hervor,  daß  das 
Senon  transgredierend  über  dem  Gault  liegt  unter  Ausfall  der 
älteren  Stufen  der  oberen  Kreide.  Es  liegt  daher  nahe,  an- 
zunehmen, daß  zwischen  Gault  und  Senon  das  fragliche  Ge- 
biet zeitweilig  nicht  vom  Meere  bedeckt  war  und  während 
dieser  Zeit  der  Anhydrithut  durch  Ablaugung  der  Schichten- 
köpfe des  Salzgebirges  subterran  oder  subarrisch  entstand. 
Das  transgredierende  Senonmeer  bedeckte  den  Gipshut  mit 
neuen  Sedimenten.  Dieser  Zustand  ist  uns  stellenweise  er- 
halten geblieben.  An  andern  Stellen  des  gleichen  Salzstockes 
dagegen  hat  das  Salzgebirge  die  Senondecke  wieder  durch- 
brochen. Es  mag  dahingestellt  bleiben,  ob  dieses  solche 
Stellen  waren,  wo  durch  spätere,  tertiäre  Denudations-  oder 
diluviale   Exarationsvorgänge    die   Senondecke   geschwächt   w;ir. 

Zu  6.  „Daß  der  Gipshut  Ablaugungsreste  darstellt  und 
somit  gewaltige  Auflösungen  unter  Tage  vor  sich  gegangen 
sind",  habe  ich  niemals  bestritten,  ebensowenig  die  Tatsache, 
daß  er  von  den  Bergleuten  wegen  seiner  Wasserführung  sehr 
gefürchtet  ist.  Ich  wandte  mich  nur  gegen  die  Annahme 
wasserdurchschwängerter,  senoner  und  tertiärer  Ton-  und 
Mergeldecken,  welche  den  Salzauftrieb  durch  Umkrystallisation 
in  dem  vorhin  erörterten  und  in  ähnlichen  Fällen  angeregt 
haben  sollen.  Aus  dem  gleichen  Grunde  muß  ich  entschieden 
die  Darstellung  von  ArrHENIUS1)  als  nicht  zutreffend  be- 
zeichnen,    wenn    er    die    ganze   Oberfläche    der   Salzstöcke    um- 

')  Akkiiknujs:  Zur  Physik  der  Salzlagerstätten,  a.  a.  0.,  S.  14  u.  17. 


—      107      — 

kleidet  sein  läßt  von  einer  wasserführenden  Zone,  und  zwar 
sowohl  im  Hangenden  als  im  Liegenden,  so  daß  der  ganze 
Salzstock  gewissermaßen  in  wasserführenden  Schichten  schwimmt. 
Der  Bergbau  hat  wiederholt  die  seitlichen  Begrenzungsflächen 
mit  Strecken  durchfahren  und  durch  zahlreiche  Horizontal- 
bohrungen  durchörtert,  ohne  Wasser  anzutreffen.  Die  rand- 
lichen Begrenzungsflächen  waren  meist  „knochentrocken'',  wie 
der  Bergmann  zu  sagen  pflegt.  Die  Durchwässerung  der  Salz- 
massen Ton  außen  her  durch  Tagewässer  scheint  mir  daher 
für  die  Umkrystallisationsvorgänge  beim  Aufsteigen  der  Salz- 
massen  keine   wesentliche  Rolle   zu   spielen. 

Zu  7.  Ich  will  zugeben,  daß  die  wenigen  Bohrungen 
bei  Bremen,  welche  das  Salzgebirge  erst  in  bedeutender  Tiefe 
erreichten,  zufällig  nicht  auf  dem  Rücken,  sondern  auf  einer 
seitlich  abfallenden  Flanke  des  Salzstockes  stehen.  Vergleicht 
man  jedoch  z.  B.  die  Tiefenzahlen  der  zahlreichen  salzfündigen 
Bohrungen  an  der  unteren  Aller  zwischen  Verden  und  Celle, 
so  ergibt  sich,  daß  die  durch  einzelne  Querverschiebungen  ge- 
treanten  Salzpfeiler  dieser  Salzhebungszone  in  beträchtlich 
verschiedenen  Niveaus  von  90 — 500  m  angetroffen  wurden. 
Herr  LACHMANN  meint,  daß  die  tieferliegenden  Ekzeme  nach- 
träglich versenkt  wurden.  Gut!  Da  es  in  jedem  einzelnen 
Falle  aber  schwer  werden  dürfte,  den  Betrag  in  Metern  nach- 
zurechnen, um  den  das  Ekzem  tiefer  sank,  sollte  man  zum 
mindesten  recht  vorsichtig  sein  und  nicht  eine  solche  Hori- 
zontbeständigkeit des  Salzspiegels  als  Grundpfeiler  von  Theorien 
von   weittragender  Bedeutung  verwerten. 

Zum  Schluß  seien  noch  einige  Bemerkungen  gestattet  zu 
den  KiKseiiMANXschen  Profilen  durch  das  Salzgebirge  an  der 
oberen  Aller,  auf  die  sich  Herr  LACHMANN  wiederholt  bezieht. 
KlRSCllMANN  stellt  den  Untergrund  des  Salzgebirges,  die  Ober- 
kante des  mittleren  Zechsteins,  als  nahezu  eben  dar.  Es  wird 
daraus  gefolgert,  daß  diese  Lagerungsverhältnisse  für  auto- 
plaste  Entstehung,  entsprechend  der  Ekzemtheorie,  sprächen, 
da  der  mittlere  Zechstein  andernfalls  doch  wohl  als  Kern 
einer  sattelförmigen  Salzaufwnlbung  mit  herausgewölbt  sein 
müßte.  Herr  SCHMIEREU  zeigte  mir  nun  aus  den  ihm  bekannt 
gewordenen  Bohrungen  des  oberen  Allertales  Kerne  von  Mittlerem 
Zechstein,  die  sämtlich  ein  Einfallen  von  über  40u  besitzen. 
Danach  scheint  die  Oberfläche  des  mittleren  Zechsteines  unter 
dem  Allertal  keinesfalls  so  ungestört  zu  liegen,  wie  Herr 
KlRSCHMANN  annimmt.  Herr  SCHMIERER  wird  demnächst  die 
BÜIRSCHMANNSchen  Profile  noch  einer  besonderen  Kritik  unter- 
ziehen. 


108 


8.    Über    den   Salzgehalt    der    Nebengesteine 

an  den  norddeutschen  Salzstöcken. 

Von  Herrn  E.  Hakbort. 

Berlin,  den  6.  Februar  1913. 

In  meinem  Vortrag  über  „Neu-  und  Umbildungen  im  Neben- 
gestein der  norddeutschen  Salzstöcke1)  habe  ich  darauf  auf- 
merksam gemacht,  daß  ganz  allgemein  die  Nebengesteine  einen 
mit  der  Entfernung  vom  Salzstock  abnehmenden  Salzgehalt 
besitzen.  Der  Salzgehalt  betrage  2  Proz.  und  mehr.  Diese 
letzte  Angabe  stützte  sich  zunächst  nur  auf  vorläufige  Fest- 
stellungen nach  ganz  roh  ausgeführter  Methode,  indem  ich 
eine  größere  Menge  zerkleinerten  Gesteines  mit  Wasser  aus- 
laugte, die  erhaltene  salzige  Lösung  eindampfte  und  aus  der 
Gewichtsdifferenz  zu  der  obigen  Schätzung  gelangte.  Inzwischen 
habe  ich  eine  Anzahl  Analysen  anfertigen  und  den  Chlorgehalt 
von  den  im  Wasser  löslichen  Bestandteilen  mehrerer  Gesteins- 
arten aus  verschiedenen  Teufen  und  Entfernungen  von  ein- 
zelnen Salzstöcken  bestimmen  lassen. 

Die  Analysen  wurden  von  Herrn  Dipl.-Ing.  Dr.  HetJSELEK, 
Chemiker  der  Geol.  Landesanstalt,  ausgeführt. 

Die  Ergebnisse  sind  in  der  nebenstehenden  Tabelle  zu- 
sammengestellt. 

Zu  den  Analysen  ist  folgendes  zu  bemerken: 

1.  Die  Bohrkerne,  welche  zu  dem  Analysenmaterial  ver- 
wandt wurden,  entstammen  sämtlich  aus  Bohrungen, 
die  mit  Süßwasserspülung  ausgeführt  wurden.  Der 
wirkliche  Salzgehalt  der  Gesteine  dürfte  daher  noch 
ein  wenig  höher  zu  veranschlagen  sein. 

2.  Die  Gesteine  wurden  gepulvert,  und  der  in  Wasser  lös- 
liche Teil  wurde  extrahiert.  Über  den  Gang  der  Unter- 
suchung teilt  Herr  Chemiker  HEUSELER  mir  das  Folgende 
mit:  „Es  wurden  10  g  der  bei  110°  getrockneten 
Substanz  mit  destilliertem  Wasser  ausgekocht,  der 
Rückstand  durch  ein  zuvor  getrocknetes  und  gewogenes 
Filter  filtriert  und  mit  heißem  Wasser  gewaschen.  Rück- 
stand und  Filter  wurden  in  einem  Wägegläschen  wieder 
bei   110°  getrocknet  bis  zur  Gewichtskonstanz  und  ge- 

')  Diese  Monatsber.  1913,  S.  10. 


—     109     — 


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wogen.  Die  Lösung  wurde  zu  250  ccm  verdünnt,  davon 
die  Hälfte  zur  Bestimmung  von  Chlor- Ion  mittels 
Titration  mit  1/,0n.  Silbernitratlösung  verwandt,  die 
andere  Hälfte  zur  qualitativen  Prüfung  auf  Eisen,  Alu- 
minium,  Calcium  und  Magnesium." 

3.  Der  Chlorgehalt  wurde  auf  NaCl  umgerechnet,  nach- 
dem eine  Kontrolle  ergeben  hatte,  daß  Magnesia  in 
dem  wasserlöslichen  Teil  der  Gesteine  nicht  ent- 
halten war. 

4.  Die  Differenz  zwischen  berechneter  Menge  an  Na  Cl 
und  dem  wasserlöslichen  Teil  der  Gesteine  dürfte  da- 
durch zu  erklären  sein,  daß  einerseits  geringe  Mengen 
des  im  Gestein  vorhandenen  Calciumsulfates  (Anhydrit 
oder  Gips)  in  Lösung  gingen,  andererseits  aber  auch  ein 
Teil  des  Chlorgehaltes  auf  Chlorkalium  umzurechnen 
ist,  oder  aber  die  Gesteine  auch  zum  Teil  von  Sulfaten  der 
Alkalien  durchtränkt  sein  mögen.  Einige  Gesamtanalysen 
des  wasserlöslichen  Teiles  der  Nebengesteine  dürften 
zweifellos  über  diese  Fragen  späterhin  interessante 
Aufschlüsse  ergeben. 

Ich  habe  nun  in  meinem  Vortrag1)  bereits  darauf  hin- 
gewiesen, daß  mit  der  Entfernung  vom  Salzstock  im  allge- 
meinen auch  eine  Abnahme  des  Salzgehaltes  in  den  Neben- 
gesteinen zu  konstatieren  ist.  Die  Analysenergebnisse  beweisen 
aber  ferner,  daß  recht  erhebliche  Differenzen  an  Salzgehalt 
vorhanden  sind  zwischen  den  dichten,  tonigen  Gesteinen  der 
unteren  Kreide  und  den  poröseren  Mergeln  der  oberen  Kreide, 
daß,  mit  andern  Worten,  die  Salzaufnahmefähigkeit  der  ver- 
schiedenen Gesteine  auch  noch  abhängig  ist  von  ihrer  Durch- 
lässigkeit. 

Die  Menge  des  Salzes  übersteigt,  worauf  ich  bereits 
früher  hinwies,  bedeutend  den  primären  Salzgehalt  in  normalen 
Meeressedimenten.  Chemische  Untersuchungen  des  von  der 
<  hallenger-Expedition  aus  675  Faden  Teufe  gedretschten  roten 
Kuntinentalschlammes  ergaben  einen  Gehalt  von  0,93  Pro/.. 
Na,  i),  was  einem  Gehalt  an  Chlornatrium  von  0,85  Proz.  ent- 
sprechen  würde'"). 

In  der  Literatur  sind  wiederholt  weit  höhere  Angaben 
über  den  Chlornatrium-Gehalt  rezenter  Meeressedimente  gemacht 


l)   a.  a.  0. 

*)  Eteporl  ofthe scientific resultsofthe  voyageofH.  M.  S.  Cliallcnger 
1-7:;     76  Deep  Sea   Deposit  ,     London  1891,  S.  236. 


—    111    — 

■worden.  K.  ANDREE1)  hat  kürzlich  noch  von  neuem  darauf 
hingewiesen.  Die  von  der  deutschen  Südpolar-Expedition  durch 
E.  Piiilippi  gesammelten  Tiefseeproben  wurden  von  GEBBING2) 
analysiert.  GEBBING  erwähnt,  daß  im  roten  Tiefseeton  der 
Gehalt  an  Na  Cl  mit  6,8  —  8  Proz.  am  höchsten  sei,  im  Diatomeen- 
schlamm 5,4  Proz..  im  antarktischen  Glazialton  1,9 — 3,7  Proz., 
im  Globigerinenschlamm  1,3 — 3,8  Proz.  betrage  und  führt 
die  Unterschiede  im  Salzgehalt  auf  eine  verschieden  starke 
Adsorption  der  betreffenden  Sedimente  zurück,  da  der  Salz- 
gehalt des  Meerwassers  selbst  nur  ganz  geringen  Schwan- 
kungen unterworfen  sei.  Diese  hohen  Gehalte  an  Chlornatrium 
erklären  sich  jedoch  dadurch,  daß  die  mit  der  BACHMANNschen 
Schlammröhre  gewonnenen  und  die  gedretschten  Meeresgrund- 
proben zunächst  auf  Filtrierpapier  getrocknet  und  dann  erst 
analysiert  wurden.  Der  Chlornatriumgehalt  wurde  also  ohne 
Rücksicht  auf  das  vordem  vorhandene  Volumen  an  Wasser 
auf  den  Trockenrückstand  berechnet').  Die  von  GEBBING  an- 
gewandte Untersuchungsmethode  gibt  also  keineswegs  den  pro- 
zentualen Chlornatriumgehalt  der  Meeresgrundproben,  sondern 
nur  den  Salzgehalt  einer  eingetrockneten,  im  frischen  Zustande 
weit  voluminöseren  Schlammprobe  an.  Da  naturgemäß  nicht 
mehr  zu  ermitteln  ist,  wie  hoch  in  jedem  einzelnen  Falle 
das  Volumen  der  Meerwasserlösung  war,  welches  der  Schlamm 
vor  seinem  Eintrocknen  enthielt,  so  ist  mit  den  GEBBlNGschen 
Angaben  über  den  Salzgehalt  der  Meeresgrundproben  absolut 
nichts  anzufangen.  Damit  werden  aber  auch  die  von  GEBBING 
gemachten  Ausführungen  über  die  Adsorptionserscheinungen  der 
Meeressedimente  völlig  hinfällig,  und  desgleichen  seine  abfällige 
Kritik  über  die  chemischenUntersuchungsmethoden,  nach  denen 
die  auf  der  Challenger-Expedition  gesammelten  Meeresgrund- 
proben seinerzeit  analysiert  wurden.  Damals  hatte  man  nämlich 
zur  Vermeidung  des  von  GEBBING  gemachten  Fehlers  die  ein- 
getrockneten Sedimente  vor  der  Analyse  entsalzt.  Über  den 
wahren  Chlornatriumgehalt  von  Meeressedimenten  wird  man 
somit  nur  dann  Aufschluß  erhalten,  wenn  man  gleichzeitig  mit 
der  Grundprobe  den  Gehalt  an  Meereswasser  bestimmt  und 
die  gefundenen  Mengen  an  Chlornatrium  auf  Trockensubstanz 
und    Meereswasser  berechnet.     Die  in  der  obigen   Tabelle   an- 


')  K.  Andukk:   liier  Sedimentbildung  am  Meeresboden.     Geolog. 
Rundschan  1912,  S.  158—160. 

')  Gebbino:  Chemische  Untersuchungen  von  Meeresboden-,  Meei 
wasser-   und    Luftproben.     Deutsche   Südpolar-Expedition  1901 — 1903, 
Bd.  VII,  Berlin  1909,  S.  77     119. 

3)  Gkbbing:  a.  a.  0.,  S.  83ff. 


—      112      — 

gegebenen  Salzgehalte  mesozoischer  Gesteine  können  demnach 
nur  durch  sekundäre  Einwanderung  salziger  Lösungen  in  die 
Gesteine  erklärt  werden,  wie  ich  dieses  in  meinem  Vortrage 
näher  ausgeführt  habe.  Der  Salzgehalt  ist  durchweg  weit 
höher,  als  ihn  normale  Meeressedimente  primär  besitzen  können. 


9.    Jura,    Muschelkalk    und    Rötkalke    in    der 
Bohrung  „Sehwarze  Erde  14u  bei  Eaesfeld. 

Von  Herrn   P.  Krusch. 

Berlin,  den  3.  Februar  1913. 

Die  Untersuchung  der  Bohrung  „Schwarze  Erde  14"  bei 
Raesfeld,  von  welcher  mir  durch  liebenswürdige  Vermittlung 
der  Fürstlich  SALM-SALMschen  Generalverwaltung  regelmäßig 
Kerne  zugehen,  hat  einige  Ergebnisse  gezeitigt,  welche  auch  für 
weitere  Geologenkreise  von  Interesse  sein  dürften. 

Unter  der  Unterkante  der  Oberen  Kreide,  welche  an- 
scheinend bei  264,26  m  erreicht  wurde,  stellten  sich  Schichten 
ein,  die  in  petrographischer  Beziehung  einen  dunklen  Mergel- 
schiefer darstellen.  Ein  größerer  mir  zugegangener  Kern  ergab 
eine  Reihe  von  Versteinerungen,  unter  denen  von  Herrn  J.  BÖHM 
einwandfreie  Arieten  bestimmt  wurden.  Der  Kern  gehört  also 
dem  Lias  a  an. 

<  >b  zwischen  Jura  und  Oberer  Kreide  noch  eine  gerifige 
Mächtigkeit  Unterer  Kreide  vorhanden  ist,  läßt  sich  nicht 
sagen,  da  nur  ab  und  zu  —  ca.  alle  50  m  —  ein  Kern  ge- 
zogen wird. 

Der  Liasfund  ist  von  großer  Wichtigkeit,  da  es  sich  bei 
Raesfeld  nach  meiner  Kenntnis  um  den  östlichsten  im 
westlichen  Teile  des  Beckens  von  Münster  handelt.  Ich 
halte  es  jetzt  allerdings  nach  dem  mir  vorliegenden  Profil  der 
Bohrung  Lothringen  1,  die  noch  weiter  östlich  liegt,  nicht  für 
unwahrscheinlich,   daß   auch   hier  Jura  durchteuft  wurde. 

Seit  längerer  Zeit  bekannt  ist  das  von  des  Herren  SCHULZE- 
BüXLOH  und  W.  BÄRTLING  aufgefundene  und  von  J.  BÖHM 
bestimmte  Doggervorkommen  von  Weseke  (Polyplocusschicbten), 
welches  von  der  Fürstlich  SALM-SALMschen  Verwaltung  in  der 
Letzten  Zeit  durch  eine  Bohrung  untersucht  wurde.     Hier  stehen 


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die  genannten  Schichten  des  Unteren  Dogger  mit  Toneisen- 
steinkonkretionen zutage  an :  unter  ihnen  fand  man  —  die 
Lagerungsverhältnisse  sind  gestört  —  u.  a.  einen  Mergelschiefer- 
horizont, der  petrographisch  recht  ähnlich  demjenigen  der 
Bohrung  „Schwarze  Erde  14"  ist.  Da  die  Bohrung  bei  Weseke 
gestoßen  wurde,  ist  eine  paläontologische  Bestimmung  leider 
unmöglich. 

Die  Liasschichten  der  Bohrung  „Schwarze  Erde  14"  sind 
mutmaßlich   von   264,2(1    bis   400  m  Tiefe  durchbohrt  worden. 

Ein  Kern  aus  402  m  erwies  sich  als  Wellenkalk:  er 
gleicht  in  petrographischer  Beziehung  durchaus  demjenigen 
Muschelkalkgestein,  welches  an  der  Ifaarmühle  ansteht.  Der 
Wellenkalk   dürfte  von  402  —  435  m  gereicht  haben. 

Bei  435  m  begann  der  Buntsandstein  mit  roten  und 
grünen  Letten.  Auffallend  ist  hier  in  der  oberen  Abteilung  die 
Häufung  der  Kalkbänke.  Ein  mir  zugegangener  Kern  von 
480  m  besteht  aus  dichtem  Kalk,  dessen  Schichten  unter  20 
bis  25°  einfallen.  Eine  solche  Kalkbank  war  recht  mächtig; 
sie  wurde  —  wenn  man  die  Bohrtabellen  als  richtig  annimmt  — 
von   480,20  bis   490,45  m  durchteuft. 

Zur  Klarstellung  der  Verhältnisse  ließ  die  Gewerkschaft 
mir  zu  Gefallen  einige  Kerne  in  10  m  Abstand  ziehen.  Von 
500  —  501  m  zeigten  sich  grüne  Letten  mit  dünnen  Kalk- 
schichten, Einfallen  25°.  —  Ein  Kern  aus  512,28  m  besteht 
in  der  Hauptsache  aus  grünen  Letten,  Einfallen  25°,  und  ein 
Kern  aus  520  m  Tiefe  aus  grünen  Letten  mit  dünnen  Kalk- 
schichten. Gefunden  wurden  von  J.  BÖHM  nur  eine  Lingula  und 
eine  Corbula.  Die  Ähnlichkeit  dieses  Rötgesteins  mit  Stein- 
mergelkeuper  ist  nicht  zu  verkennen.  Bei  547,02  m  traten 
dann  wieder  normale  grüne  Letten  in  größerer  Mächtigkeit  auf, 
die  mehr  oder  weniger  kalkig  waren,  und  bei  550  m  stellte 
sich  roter  Buntsandstein  ein,  der  bis  604  m  reichte  und  bereits 
dem  Hauptbuntsandstein   angehören   dürfte. 

Mutmaßlich  steht  die  Bohrung  in  einem  Graben,  in  dem 
Lias  und  Muschelkalk  erhalten  blieben;  sie  liefert  den  Beweis, 
daß  die  Verbreitung  der  Lias-  uud  Muschelkalk- 
formation von  der  holländischen  Grenze  nach  Osten 
eine  viel  größere  war,  als  wir  bis  jetzt  angenommen 
h  aben. 

Das  häufige  Auftreten  der  Kalke  im  Oberen  Bunten 
bedeutet  einen  wichtigen  faziellen  Unterschied  gegen- 
über den  zahlreichen  Funden,  die  im  Norden,  Osten  und  Westen 
bisher  gemacht   worden   sind. 


114      — 


10.    Ober  glaziale  Konglomerate  im  Lande 

Katanga,  Belgisch -Kongo. 

Von  Herrn  O.  Stutzer. 

Freiberg  i.  S.,  den  27.  November  1912. 

Im  letzten  Monatsbericht  des  Jahres  1911  dieser  Zeit- 
schrift veröffentlichten  wir  eine  Mitteilung:  „Über  Dwyka- 
konglomerat  im  Lande  Katanga,  Belgisch -Kongo."  Im  sechsten 
Monatsberichte  1912  erschien  ferner  eine  Mitteilung  des  Herrn 
E.  GROSSE:  „Dwykakonglomerate  und  Karroosystem  in  Ka- 
tanga." Es  wurden  in  dieser  Mitteilung  ebenfalls  Konglo- 
merate glazialen  Ursprungs  aus  dem  Lande  Katanga  beschrieben. 
Der  Fundpunkt  dieses  von  GROSSE  beschriebenen  Konglo- 
merates liegt  von  dem  von  uns  beschriebenen  etwa  fünf  Marsch- 
tage  entfernt. 

Wir  selbst  haben  Aufschlüsse  dieses  Konglomerates 
(a  Wemashi  "-Konglomerat  StüDTs)  später  an  mehreren  Stellen 
zwischen  8  und  13  Grad  südlicher  Breite  gesehen.  Unzweifel- 
hafte Beweise  seiner  glazialen  Entstehung  fanden  wir  aber 
nur  bei  den  heißen  Quellen  von  Moashia  am  Lufira.  Diese 
Quellen  besuchten  wir  später  noch  öfters,  zuletzt  am  11.  März 
d.  J.  Es  seien  daher  im  folgenden  noch  einige  Ergänzungen 
und  Berichtigungen  zu  der  früheren  Notiz  über  die  dortigen 
Aufschlüsse  mitgeteilt. 

Der  geologische  Untergrund  der  Salinen  von  Moashia 
ist  schon  früher  von  J.  CORNET1)  beschrieben  worden.  Die 
Schichten,  die  hier  zutage  treten,  fallen  ganz  steil  ein.  Weiter 
entfernt  von  der  Saline  treten  im  Nordosten  „Kambove"- 
Schichten  („Moashia"  -  Schichten  CORNETs),  im  Südwesten 
.,  Lufira-  Kundelungu"  -  Schichten  („Katete"  -  Schichten  Cor- 
NETs)  auf. 

Durch  Aufschlüsse  ist  ein  Übergang  zwischen  „Kam- 
bove"- Schichten  und  dem  glazialen  Konglomerate  sichtbar. 
Zwischen  dem  Konglomerate  und  den  „  Lufira- Kundelungu"- 
Schichten  sind  Übergänge  aber  nicht  aufgeschlossen.  Hier  ist 
vielmehr  alles  bedeckt.  An  allen  anderen  Stellen  Katangas, 
wo  ich  die  betreffenden  Konglomerate  antraf,  war  Hangendes 
und   Liegendes   ebenfalls   direkt  nicht  sichtbar. 


')  J.  Cornbt:    Observation  bux  les  terraina  anciena  du  Katanga. 
L897.     S.  52ft. 


—    II.-,    — 

Wir  selbst  nahmen  am  26.  April  1911  an  der  Saline  von 
Moashia  folgendes  Profil  auf: 

Im  Nordwesten  von  Lufira  stehen  die  geologisch  jüngeren 
„Kambove"-Schichten  mit  ihren  charakteristischen  oolithischen 
Kieselschiefern  an.  (Siehe  genaues  Profil  bei  CoiiXET.)  Bei 
der  Saline  selbst  sieht  man  spezieller  aufgeschlossen  folgende 
vertikal   stehenden   Schichten: 

1.  Schwarzblaue,  leicht  spaltbare  Tonschiefer,  von  der 
Konsistenz  der  schwäbischen  Posidonienschiefer,  mit  nur 
zentimeterdicken  Einlagerungen  eines  im  angewitterten  Zu- 
stande gelblichen,  sonst  blaugrauen,  kieseligen,  bisweilen  jaspis- 
artigen Gesteines.      Mächtigkeit   11,60  m  und  mehr. 

2.  Dieselben  Tonschiefer  wie  unter  1.,  stellenweise  aber 
durch  Aufnahme  kalkigen  Materiales  härter.  Mächtigkeit 
54  m. 

3.  Die  harten,  kieseligen  Einlagerungen  des  Tonschiefers, 
nehmen  überhand.  Dieselben  führen  etwas  Pyrit.  Mächtig- 
keit 20  m. 

4.  Dieselben  Tonschiefer  wie  unter  1.  In  dem  Ton- 
schiefer liegen  lokal  große  Sandsteinmassen.  Dieser  Sand- 
stein ist  mittelkörnig,  graubraun  und  hart.  Der  Schiefer 
schneidet  diskordant  an  diesen  Sandsteinmassen  ab.  Einzelne 
Gerolle  sind  in  den  Schiefern  schon  vorhanden.  Mächtigkeit 
schwankend,   10  bis   20  m  oder  mehr. 

5.  Schiefer  wie  unter  1.  Schwankende,  nicht  sehr  große 
Mächtigkeit. 

6.  Glazialkonglomerate  mit  toniger  Grundmasse. 

Weiter  nach  Südwesten  hin  ist  alles  bedeckt.  Zudem 
werden  hier  die  Konglomerate  von  jüngeren  Kiesen,  die  auch 
zu  Konglomeraten  zusammengebacken  sind,  überlagert.  Die 
Gerolle  dieses  jüngeren  Konglomerates  sind  auf  der  Saline 
mit  den  herumliegenden  Gerollen  des  älteren  Konglomerates 
meist  vermischt.  Das  höhere  Alter  des  Glazialkonglomerates 
erkennt  man  vor  allem  dadurch,  daß  unter  den  Gerollen 
Gesteine  der  „Kambove" -Serie  fehlen,  obwohl  diese  Gesteine 
in  direkter  Nähe  anstehen.  Die  oolithischen  Kieselschiefer  und 
Kalksteine,  die  man  auf  der  Saline  findet,  stammen  alle  aus 
dem    jüngeren    („Lubilashe")- Konglomerate. 

Die  Frage  nach  dem  Alter  der  Glazialkonglomerate  von 
Moashia  ist  leider  ungeklärt.  In  unserer  früheren  Mitteilung 
bezeichneten  wir  das  Konglomerat  als  Dwyka.  Die  in  diesem 
Worte    liegende   Altersbestimmung    ist    aber    durch    Fossilfunde 


—     116     — 

bisher  nicht  bewiesen.  Die  Bezeichnung  erfolgte  nur  durch 
Analogieschluß.  Bei  den  Salinen  von  Moashia  ist  der  Über- 
gang zwischen  „Kambove"-  Schichten  und  Glazialkongloruerat 
sichtbar.  Da  die  Schichten  aber  hier  alle  steil  stehen,  so 
kann  man  aus  der  Schichtenfolge  an  dieser  Stelle  allein  nicht 
ohne  weiteres  auf  eine  richtige  Altersfolge  schließen,  d.  h., 
man  weiß  an  Ort  und  Stelle  zunächst  nicht,  ob  die  Kon- 
glomerate Hangendes  oder  Liegendes  der  „Kambove"-Schichten 
sind.  Da  weiter  nach  Südwesten  „Lufira-Kundelungu"-Schichten 
(„Katete"- Schichten  COBNETs)  folgen,  so  könnte  man  geneigt 
sein,  bei  normaler  Lagerung  das  Alter  der  Konglomerate  für 
jünger  als  „Kambove1'  und  älter  als  „Lufira-Kundelungu"  zu 
erklären.  Daß  diese  erstere  Annahme  aber  nicht  richtig  ist, 
ergibt  sich  aus  folgender  Betrachtung: 

1.  Die  Einschlüsse  des  glazialen  Konglomerates  stammen 
alle  von  Gesteinen,  welche  älter  sind  als  die  „Kainbove"- 
Schichten,  obwohl  letztere  ebenfalls  bei  Moashia  anstehen. 
Dieselbe    Beobachtung    machten    wir    in    den    Monts  Mulumbe 

zwischen  8  und  9  Grad  südlicher  Breite),  wo  die  Glazial- 
konglomerate keine  Einschlüsse  von  oolithischem  Kieselschiefer 
usw.  führen.  Wie  bei  Moashia  werden  auch  hier  die  Glazial- 
konglomerate von  jüngeren  Gerollen  bedeckt,  welche  ihrerseits 
oolithische  Kieselschiefer  führen.  Wie  Herr  Studt1)  uns  mit- 
teilte, hat  er  diese  Beobachtung  über  die  Einschlüsse  der 
„Wemashi  "-Konglomerate  an  anderen  Stellen  ebenfalls  gemacht. 
Es  läßt  sich  dies  alles  nur  dadurch  erklären,  daß  die  Glazial- 
Konglomerate  („Wemashi" -Konglomerate)  älter  sind  als  die 
.,  Kambove"-Schichten. 

2.  Herr  STÜDT  hat  an  mehreren  Stellen,  z.  B.  südlich 
Elisabethville,  festgestellt,  daß  die  „Kambove" -Schichten 
hier  unzweifelhaft  die  Konglomerate  („Wemashi "-Konglomerate) 
überlagern. 

Man  muß  daher  die  „Wemashi" -Konglomerate  wohl 
sicher  für  älter  als  die  „Kambove" -Schichten  erklären.  Die 
stratigraphische  Stellung,  welche  die  Glazial-Konglomerate  von 
Moashia  in  dem  geologischen  Aufbau  des  Landes  einnehmen, 
ist  daher  folgende: 


Herr  STUDT  ist  Geologe  \>c\  der  Tang.  Conc.  Ltd.  in  Katanga 
and  bei  der  Union  miniere  du  Baut-Katanga.  Er  weilt  bereits  mehrere 
Jahre  in  Rhodesien  und  in  Katanga  und  muß  als  der  beste  Kenner 
der  Geologie   Eatan  gas  gelten. 


117 


Jüngstes: 
„Lubilashe" -Schichten 

Diskordanz 
„  Kundelungu"  -  Schichten 
„  Lufira"  -  Schichten 
„  Karnbove  "  -  Schichten 


,  Wemashi "  -  Schichten 

Diskordanz 
,  Kafubu"  -  Schichten 


(jüngere  Ablagerungen  und  Kon- 
glomerate) 

(vorwiegend  rote  Tonschiefer  und 
rote   Sandsteine) 

(verschiedene  Gesteinstypen,  charak- 
teristisch sind  die  oolithischen 
Kieselschiefer) 

(Glazialkonglomeiate,  Tonschiefer. 
Grauwacken) 

(vorwiegend  Quarzite) 


Es  wäre  hierdurch  das  Alter  der  Glazialkonglomerate 
gegenüber  den  anderen  Schichten  Katangas  einigermaßen 
geklärt.  Eine  Parallelisierung  der  verschiedenen  Sedimente 
Katangas  mit  den  Gesteinsschichten  Südafrikas  und  eine  Fest- 
legung des  geologischen  Alters  dieser  Schichten  ist  aber  aus 
Mangel  an  Fossilien  noch  nicht  möglich. 

Es  wurden  in  unserer  früheren  Mitteilung  die  Glazial- 
konglomerate, wie  schon  gesagt,  nur  durch  Analogieschluß  für 
Dwyka  erklärt.  In  neuerer  Zeit  liegen  nun  aber  Beobach- 
tungen von  StüDT  vor,  welche  für  ein  höheres  Alter  dieser 
Glazialkonglomerate  zu  sprechen  scheinen.  StuüT  hat  nämlich 
neuerdings  (1912)  in  Nordwest- Rhodesien  im  Luanodistrikt, 
östlich  von  Brokenhill,  (Mossopteris  und  andere  Fossilien  in 
den  dort  kohleführenden  Schichten  gefunden.  Es  entsprechen 
diese  Ablagerungen  von  Nordwest-Rhodesien  also  zeitlich  un- 
gefähr dem   Dwyka  Südafrikas. 

Die  Kohlenablagerungen  des  Luano- Gebietes  sollen  sich 
aber  nach  Bildung  der  dortigen  Luano-Einsenkung,  d.  h.  nach 
Ablagerung   der   „Kundelungu" -Schichten,   gebildet   haben. 

Werden  diese  letzteren  Beobachtungen  bestätigt,  so  würde 
das  Alter  der  „Wemashi" -Schichten  älter  als  Dwyka  sein. 
Vorläufig  kann  aber  eine  sichere  Altersbestimmung  der  glazialen 
„Wemashi" -Konglomerate  noch  nicht  erfolgen. 


—      tih 


Neueingänge  der  Bibliothek. 

Bartsch,  P.:  The  Recent  and  Fossil  Mollusks  of  the  Genus  Alvania 
from  the  West  Coast  of  America.  S.A.  aus:  Proc.  of  the  U.  St. 
Nat.  Mus.,  Vol.  41.     Washington  1911. 

Basst.er,  R.  S.:  The  Waverclyan  Period  of  Tennessee.  S.-A.  aus: 
Proc.  of  the  U.  St.  Nat.  Mus.,  Vol.  41.     Washington  1911. 

—  The  Early  Paleozoic  Bryozoa  of  the  Baltic  Provinces.  Smith.  Inst. 
U.  St.  Nat.  Mus.,  Bull.  77.     Washington  1911. 

BERG,  G.:  Die  kristallinen  Schiefer  des  östlichen  Riesengebirges.  Mit 
4  Tafeln  und  9  Texttiguren.  Abhandl.  d.  Kgl.  Preuß.  Geol.  Landes- 
anstalt, N.  F.  68.     Berlin  1912. 

CLARK,  A.  IL:  The  Svstematic  Position  of  the  Crinoid  Genus  Marsupites. 
S.-A.  aus:   Proc.  of  the  U.  St.  Nat.  Mus..  Vol.  40.    Washington  1911. 

CrOSS,  W.:  Petrological  Abstracts  and  Reviews.  S.-A.  aus:  The  Journal 
of  Geology,  Vol.  XX,  4.     Washington  1912. 

—  The  Natural  Classification  of  Igneous  Rocks.  S.-A.  aus:  Quart. 
Journ.  of  the  Geol.  Soc.  of  London,  Vol.  66,  1910. 

—  Use  of  Symbols  in  expressing  the  Quantitative  Classification  of 
Igneous  Rocks.  S.-A.  aus:  The  Journ.  of  Geol.,  Vol.  XX,  No.  8. 
Washington   1912. 

— ,  Iddikgs,  .1.  I'.,  Pirsson  L.  V.  u.  Washington  B.  S.:  Modifikation 
of   the    Quantitative   System    of  Classification    of  Ignenons   Rocks. 
S.-A.  aus:  The  Journ.  of  Geol.,  Vol.  XX,  No.  6.    Washington  1912. 
GlLMORE,  Ch.  W.:   A  new  Fossil  Alligator  from    the  Hell  Creek  Beds 
of  Montana.  S.-A.  aus:   Proc.  of  the  U.  St.  Nat.  Mus.,  Vol.  41. 

Washington  1911. 

—  A  new  Mosasauroid  Reptile  from  the  Cretaceous  of  Alabama. 
S.-A.  aus:  Proc.  of  the  ü. St. Nat. Mus.,  Vol.  LI.    Washington  1912. 

BARBORT,    E.:    Ein    menschliches   Skelett    aus   dein    KalktulVIager   von 

Walbeck    in    Braunschweig.         S.-A.  aus:    Zeitschr.   f.  Ethnologie, 

Beft  G,  1911,  und  Heft  1,  1912. 
Henkel,  L.:  Zusammenstellung  von  Zahlen   für  die  Wasserführung  der 

Flüsse.  S.-A.   aus:   Geographischer  Anzeiger,   S.  2()6  —  'J70. 

HENNIG,  E.:    Zur   Inoceramus-Frage.         S.-A.  aus:    Diese  Zeitschr.  64, 

Mon  -Ber.  11.     Berlin  1912. 

—  Die  Stratigraphie  des  Arbeitsgebietes  der  Tendaguru- Expedition. 
S-A.  aus:  Diese  Zeitschr.  64,  Mon.  Her.  4. 

. —  Das  Jura  Profil  an  der  deutsch-ostafrikan.  Zentralbahn.  S.-A.  aus: 
Diese  Zeitschr.  »'»4,  Mon.-Ber.  5. 

—  Über  die  mögliche  Ausdehnung  der  Dinosaurier-Vorkommnis 

Lüchen    Afrika.        S.-A.  aus:    Sitzungsber.  d.   Ges    oaturforsch. 
I'rvun  I,-.  Berlin.     Jahrg.  L912,  Nr.  9. 

—  Die  l'is.lif.-tii na  der  Kreidezeil.  S.-A.  aus:  Sitzungsber.  d.  Ges. 
Daturforech.  Freunde,  Berlin.     Jahrg.  1912,  Nr.  9. 

Jentzsch,   A.:    Über  den  Schuppenbau  der  Glazialbildungen.       S.-A. 
Compte    Rendu    du    Xle    Cong         G  Internat.     1910. 

:kholm    1912. 
D(     geologische  Kurs  für  Landwirtschaftslehrer  1912.       S.-A.  aus 
Landwirt  cnaftlicbe  Jahrbücher.     Berlin   1912, 


—     IIB     — 

Kirk,    E. :    The   Structure   and    Relationsbips    of  certain  Eleutherozoic 

Pelmatazoa.         S.-A.    aus:    Proz.  of  tlie   ü.  St.  Nat.  Mus.,  Vol.  41. 
Washington  1911. 
Kokiink,    \Y.:    Praktisch«'    Erfahrungen    bei    geologisch-bodenkundlichen 
Kartierungsarbeiten    im    südlichen    Bayern.         S.-A.    aus:     Inter- 
nationale Mitteilungen   für  Bodenkunde.  Bd.  IT,  5.     Berlin  1912. 

—  Zur  Stratigrapbie  und  Tektonik  des  oberbayrischen  Oligocän. 
S.-A.  aus:  Geol.  Rundschau.  Bd.  III.  5  6.     Leipzig  1912. 

Kokk,  J.:  Über  Oser  bei  Schönlanke.  S.-A.  aus:  Jahrb.  d.  Kgl.  Preuß. 
Geol.  Landesanstalt  f.  1908,  Bd.  XXIX,  3.     P.erlin  1908. 

Krause,  C:  Über  die  Geologie  des  Kaokofeldes  in  Deutsch-Südwest  - 
afrika.  S.-A.  aus:  Zeitschrift  f.  prakt.  Geologie,  Jahrg.  XXI,  3. 
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Laube.  G.  C:  Der  geologische  Aufbau  von  Böhmen.  3.  Auflage. 
Sammlung  gemeinnütziger  Vorträge.  Herausgegeben  vom  Deutschen 
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1912.     Prag  1912. 

V.  LoziNSKi,  W.:  Beitrage  zur  Obeiflächengeologie  des  Krakauer  Ge- 
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Jahrb.  d.  K.  K.  Geolog.  Keichsanst.  1912,  (52,   1.     Wien  1912. 

—  Die  periglaziale  Facies  der  mechanischen  Verwitterung.       S.-A.  aus: 
Compte    Rendu    du   Xle   Congres   Geolog.    Internat.    1910.     Stock 
holm  1912. 

—  Das  seismische  Verhalten  der  Karpathen  und  ihres  Vorlandes.  XI 1 1 
1  Karte.  S.-A.  aus:  Gcrlands  Beiträge  zur  Geophysik,  Bd.  XII,  1. 
Leipzig  1912. 

—  Zur  Bildungsweise  der  Konglomerate  des  Rotliegenden.  Mit  einer 
Abbildung  im  Text.  S.-A.  aus:  Jahrb.  d.  K.  K.  Geolog.  Reichsanst. 
1912,  Bd.  62,  2.     Wien  1912. 

—  <  >uartärgeologische  Beobachtungen  und  Betrachtungen  aus  Schweden. 
Mit  .")  Allbildungen.  Aus  der  Natur,  Zeitschrift  für  alle  Natur- 
freunde.    Leipzig  1912. 

Mann,  I  >.:  Die  geologische  Untersuchung  des  D.-changbezirks  vom  Januar 
bis  Juni  1911.  S.-A.  aus:  Mitteilungen  aus  den  deutschen  Schutz- 
gebieten XXV,  3.     Berlin  1912. 

Mi.-  l'WERD  r.  A.:  Das  Senon  von  Boimstorf  und  Glentorf.  S.-A.  aus: 
Diese  Zeitschr.  <>4,  Mon.-Bcr.  7.     Berlin   1912. 

—  Über  Grund wasserverhältnisse  in  dem  Bielefelder  Quertale  >\e^  Teuto- 
burger  Waldes.         S-A.  aus:  Diese  Zeitschr.  64,  Mon.-Ber.  1. 

Rudolfe,  J.:  Die  heranrückenden  ewigen  Fröste  auf  der  Erdkugel 
(Das  Erkalten  des  Klimas.     Kowno  (Rußland)  1911. 

Rutten,  L.:  i'ver  orbitoiden  van  Soemba.  S.-A.  aus:  Verslag  van 
de  Gewone  Vergadering  der  Wissen  Natuurkundige  Afdeeling  van 
28  September  1912.     Amsterdam   1912. 

—  Studien  über  Formaniferen  aus  Ost-Asien.  S.-A.  aus:  Samm- 
lung D    l<     Geolog.  Iv'eichsmus.  in  Leiden,  S.  1,  Bd.  L\.     Leiden  1912. 

Seemann,    F.:    Ergebnisse    einer    naturwissenschaftlichen    Reise    zum 
Erdschi       Dago     Kleinasien  .       ausgeführt    von    Dr.  A.   Penther  u. 
Dr.  K.  Zederbauer.    III.  Petrographischer  Teil.      S.-A.  aus:  Annalea 
K.  K.  Naturhistor.  Hofmus.,   Bd.  XXI,  .".  u.  -1.     Wien   L907. 

—  Über    die    Verwendung    'Im-    Phonolithe    des    böhmischen     Mitul- 

D  wecken.       S.-A. aus:  Land wirtschaftl.  Jahrbücher. 

Berlin  1913. 

—  Mißerfolge  der  Wünschelrute  inNordböhmen.  S.-A.  aus:  Journal  für 
G   sbeleuchtung und  Wasserversorgung,  1912,  Nr.  17.   München  1912. 


—      120     — 

S ERMANN,  F.:  Die  naturwissenschaftlichen  Sammlungen  Deutschböhmens. 

IV.    Das  Aussiger  Stadtmuseum.     S.-A.  aus:  Lotos,  Naturw.  Zeit- 
schr.  60,  1912.    Prag  1912. 

—  Neue  Mincralfundorte  des  böhmischen  Mittelgebirges. 

—  Die  Aussiger  Thermen.     Aussig  1912. 

SlMIONESCU,  J.:  Ichthyosaurierreste  aus  der  Trias  von  Dobrogea  (Ru- 
mänien).      S.-A.  aus:  Academia  Romana.    Bull.  I.  2.    Bukarest  1913. 

Spethmann,  IL:  Meer  und  Küste  von  Rügen  bis  Alsen.  Meereskunde. 
Sammlung  volkstümlicher  Vorträge  zum  Verständnis  der  nationalen 
Bedeutung  von  Meer  und  Seewesen.     Heft  71.     Berlin  1912. 

—  Der  Wasserhaushalt  der  »»stsee.  S.-A.  aus:  Zeitschr.  der  Ges. 
f.  Erdkunde  zu  Berlin.     Jahrg.  1912,  10.     Berlin  1912. 

—  Zur  deutschen  Landeskunde.  II.  Küstenverlagerung  und  Meeres- 
strömung zwischen  Lügen  und  Alsen.  S.-A.  aus:  Zeitschr.  der 
Ges.  f.  Erdkunde  zu  Berlin.     Jahrg.  1912,  7.     Berlin  1912. 

—  Methodische  Betrachtungen  über  geographische  Exkursionen  an 
deutschen  Hochschulen.  Mitteilungen  des  Vereins  der  Geographen 
an  der  Universität  Leipzig. 

SPRINGER,  F.:  The  Crinoid  Fauna  of  the  Knobstone  Formation.  S.-A. 
aus:  Proc.  of  the  U.  St.  Nat.  Mus.,  Vol.  41.     Washington  1911. 


Zeitschrift 


der 


Deutschen  Geologischen  Gesellschaft. 


H.    Monatsberichte. 
Nr.  3.  1913. 


Protokoll  der  .Sitzung  vom  5.  März   1913. 
Vorsitzender:   Herr  WahnsCHAFFE. 

Als  Mitglieder  wünschen  der  Gesellschaft  beizutreten: 
Herr  Stadtschulrat  AüGUST  Hahne  in  Stettin,  Königs- 
platz 15,  vorgeschlagen  durch  die  Herren  RatfF, 
STREMME  und  BtiANCA. 
Der  Naturwissenschaftliche  Verein  in  Dortmund  (Adresse : 
An  den  Vorsitzenden  des  Naturwissenschaftlichen 
Vereins  in  Dortmund,  Herrn  Professor  Weinert. 
Dortmund,  Märkische  Straße  60),  vorgeschlagen  von 
den  Herren  FREMDLING,   BÄRTLING   und  FRANKE. 

Der  Vorsitzende  bespricht  die  als  Geschenk  eingegangenen 
Werke   und  legt  sie  der  Versammlung  vor. 

Herr  TORNAU  hält  einen  Vortrag  zur  Geologie  des 
mittleren  und  westlichen  Teiles  von  Deutsch-Ost- 
afrika (mit   Lichtbildern)1). 

Zur  Diskussion  sprechen  die  Herren  HENNIG,  GaGEL, 
Stutzer,   Gürich  und  der  Vortragende. 

Herr  C.  GAGEL  spricht  darauf  über  Flachfallende, 
diluviale  Überschiebungen  im  holsteinischen  Zechstein- 
anhydrit.    (Mit  5   Textfiguren.) 

Der  Alberg,  Aisberg  oder  Kalkberg  bei  Segeberg  in 
Holstein   ist  91  m   hoch   und  überragt  seine  diluviale  Umgebung 

l)  Der  Vortrag  erscheint  in  erweiterter  Form  als  Heft  6  der 
„Beitrage  zur  geologischen  Erforschung  der  Deutschen  Schutzgebiete", 
herausgegeben  von  der  Kgl.  Preuß.  Geolog.  Landesanstalt. 


122 


um  50  —  60  rn  in  sehr  steilem  Anstieg,  so  daß  er  seiner 
äußeren  Form  nach  von  älteren  Geologen  (L.  V.  BüCH,  HOFF- 
MANN,  VOLGER)  vielfach  mit  den  Basaltkuppen  Mitteldeutsch- 
lands und  dem  Hohentwiel  verglichen  ist.  Der  im  Mittelalter 
von    einer    mächtigen  Burg    gekrönte  Berg    ist    jetzt    auf    der 


Ocfirt 

\V.  5>,/  aßgeßaut; 
A\ra gj  wen. ßqffmann 

Gärten    der 

Lübecker 
Straße 

diilhjdr'ü 


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ViCuviaf- 

Sand 

mit 

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Qidiuium 

flnfiydrit 

Qiatvium 

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-?*'  •  llhsscr 


Ol3i 


Fig.  1. 
Schematisches  Profil  durch  den  Anhydritstock  von  Segoberg. 


Süd-  und  ( »stseite  durch  den  Abbau  des  Anhydrits  und  Gipses 
lir  stark  /.erstört,  so  daß  kaum  noch  die  Hälfte  seines 
ursprünglichen  Umfanges  vorhanden  ist  und  man  an  seiner 
jetzigen  Ostseite  die  Reste  des  zerstörten  ehemaligen  Burg- 
brunnens dir  Länge  nach  durchgeschnitten  erkennen  kann. 
Dieser  jetzt  noch  vorhandene  Rest  des  Alberges  besteht  ans 
auf    dem     Kopf''    stehendem    Anhydrit    in    verschiedener    Aus- 


—      123     — 

bildung:  bald  dunkelgrau,  bald  hellgrau,  bald  fast  weiß,  z.  T. 
einförmig  gefärbt,  z.  T.  gestreift,  geflammt  und  schwarz  ge- 
sprenkelt, oft  fast  dicht,  dann  feinkörnig  bis  ganz  grobkörnig, 
vielfach    durchzogen  von    nahezu   senkrecht   stehenden   Streifen 


R.  S  n:ivk   phot. 


Fig.  2. 


Südseite  des  Alberges  bei  Segeberg  im  Oktober  1912;  zeigt  die  auf  dein 

Kopfe  stellende  Schichtung  und  bei  +  < —  die  große  Überscbiebungsftige, 

auf  der  das  Diluvialmaterial   eingeklemmt   ist.     Jetzt   ist   die  Ostwand 

noch  weiter  zurückgerückt. 


und  Schnüren  bituminöser  Natur,  die  z.  T.  geradlinig,  z.  T. 
stark  wellig  und  gekräuselt  verlaufen.  Z.  T.  ist  der  Anhydrit 
deutlich  flaserig,  oft  auch  direkt  dünnschichtig  aus  hellen  und 
dunklen  Lagen  von  1 — 3  — 10  nun,  ja  bis  2,5  cm  Stärke  auf- 
gebaut, an  denen  man  die  völlige  Saigerstellung  und  das  sehr 
verschiedene   —    fast  umlaufende   —    Streichen   zweifellos  fest- 

9* 


—      124 

stellen  kann,  und  es  ist  nicht  zu  verstehen,  wie  diese  offen- 
sichtliche und  schon  von  HOFFMANX  und  Meyn  sicher  fest- 
gestellte Tatsache  später  von  Haas  bezweifelt  werden  konnte. 

Stellenweise  ist  der  —  dann  meist  dunkelgraue  und 
sehr  feinkörnige  —  Anhydrit  zwar  so  massig  und  klotzig, 
daß  Schichtflächen  nicht  zu  erkennen  sind,  aber  auch  hier 
findet  man  ab  und  zu  die  steilstehenden  feinen,  bituminösen 
Streifen  und  daneben  die  sicher  erkennbare,  senkrecht  stehende 
Schichtung. 

Eingeschlossen  im  Anhydrit  finden  sich  ab  und  zu  bis 
1  cm  große  Steinsalzkrystalle  bzw.  bis  apfelgroße  Klumpen  von 
Steinsalz. 

Der  Quere  nach  durchzogen  wird  der  Anhydrit  des  Al- 
berges  von  einer  Anzahl  flacher  oder  wenig  geneigter  bzw. 
gebogener,  sehr  auffälliger  Spalten  und  Fugen,  die  stellenweise 
sich  mehrfach  gabeln  und  verzweigen,  und  zunächst  viel  mehr 
in  die  Augen  fallen  als  die  steilstehende  Schichtung  der  feinen, 
bituminösen   Streifen. 

In  148  m  Tiefe  unter  der  Sohle  des  alten  Gipsbruches 
ist  vor  etwa  40  Jahren  ein  139  m  mächtiges  Salzlager  erbohrt 
worden,  worunter  wieder  Anhydrit  folgte,  und  dieses  sowie 
das  früher  von  IIoffmann,  VOLGEK,  Meyn,  STEFFEN,  GlliARD 
und  Haas  beobachtete  Auftreten  von  Dolomit,  Stinkkalk, 
Oolith,  Rauhwacke  usw.  im  Hangenden  (Osten)  des  Anhydrits 
—  die  jetzt  abgebauten  Anhydritpartien  im  Osten  des  Kalk- 
berges müssen  großenteils  nicht  so  steil  gestanden  haben  wie 
die  jetzt  sichtbaren,  da  GlRAKD  die  Überlagerung  durch  den 
Dolomit  noch  sicher  feststellen  konnte  —  haben  meistens  als 
Beweismittel  gegolten,  um  das  permische  Alter  des  Anhydrits 
darzutun,   der  außerdem   noch   würfelförmige   Boracite  führt. 

I oh  meinerseits  kann  nur  betonen,  daß  der  Anhydrit  des 
Alberges  die  größte  petrographische  Ähnlichkeit  mit  dem  des 
Schiltsteins  bei  Lüneburg  hat,  dessen  Tiefbohrung  ich  vor 
einigen  Jahren  durchzuarbeiten  Gelegenheit  hatte  ').  Auch  hier 
im  Alberg  ist  das  am  meisten  charakteristische  Gestein  der 
spiitige,  grobkrystalline,  stellenweise  strahlige  Anhydrit,  z.  T. 
mit  bis  über  3  cm  großen  porphyrischen  Anhydritkrystallen  mit 
den  drei  charakteristischen  Blätterdurcbgängen  von  ungewöhn- 
licher Deutlichkeit,  der  schon  nach  seiner  Struktur  als  sicherer 
Hauptanhydrit  des  oberen   Zechsteins  anzusprechen   ist, 

')  C.  GAGEL.:   Beitrüge  zur   Kenntnis   des  Untergrundes   von  l.fm.-- 
Jahrb.  d.  Preuß.  gcol.  Landesanst   L909,    XAX,    Teil   1,    Seite 
2.W     240. 


125 

wenn  ihm  auch  die  dafür  meist  charakteristische  bläuliche 
Farbe  fehlt;  und  ich  kann  nur  auf  die  am  angeführten  Ort 
gegebene  Schilderung  des  Schiltsteinanbydrits  hinweisen,  die 
-  bis  auf  die  bei  Segeberg  fehlende  auffällige  bläuliche  Farbe 
gewisser  sehr  grobkristalliner  Partien  —  genau  auf  die  Ver- 
hältnisse des  Alberges  paßt.  Insbesondere  sind  auch  die  sehr 
feinen,  steilstehenden,  gekräuselten  bituminösen  Streifen  beiden 
Vorkommen  gemeinsam,  ebenso  der  Schichtverband  mit  Dolomit, 
Stinkkalk,  Rauhwacke  usw.  Hingewiesen  sei  dabei  nochmals 
auf  die  ausgezeichnete  Schilderung  des  Alberges  durch  HOPF- 
MANX  vor  00  Jahren1),  der  die  sehr  steile  Schichtstellung  von 
stets  über  60°,  oft  über  80°,  das  umlaufende  Streichen  aus 
der  6.  über  die  7.,  8.,  9.  Stunde  bis  zur  12.  Stunde,  das 
wechselnde  Fallen,  die  Fächerstellung  der  Schichten  im  SO, 
wo  die  Schichtfolge  z.  T.  überstürzt  war  und  der  Gips  z.  T. 
den  Stinkkalk  überlagerte,  während  er  sonst  unter  ihn  einfiel, 
sehr  genau   und   schön   beschreibt. 

Von  den  im  „Hangenden''  des  Anhydrits,  d.  h.  im  N  und 
<)  früher  beobachtbaren,  jetzt  ganz  abgebauten  Stinkkalken, 
Dolomiten,  Oolithen,  Rauhwacken  ist  jetzt  anstehend  im  „Gips"- 
bruch  nichts  mehr  zu  beobachten,  —  die  massigen  Dolomite 
sind  vielfach  als  Fundamentsteine  verwertet  —  doch  finden 
sich  in  den  nördlich  und  östlich  vom  Kalkberg  gelegenen,  steil 
abfallenden  Gärten  der  Häuser  in  der  Lübecker  Straße,  wo 
HOFFMANN,  Meyn  und  Haas  diese  Gesteine  noch  anstehend 
beobachtet  haben,  jetzt  noch  in  den  zwischen  den  Gärten  auf- 
gerichteten Steinmauern  ziemlich  zahlreiche  Bruchstücke  dieser 
Gesteine,  sowie  auch  der  später  noch  genauer  zu  besprechenden 
diluvialen   Breccie   aus   diesen  permischen  Gesteinen. 

Von  dem  eigentlichen  Dolomit,  der  nach  den  Analysen  von 
KARSTEN  21,53  Proz.;  23,75  Proz.;  55,23  Proz.,  ja  68,49  Proz. 
M. g  CÖa  enthalten  hat  —  nach  FORCHHAMMERS  Analyse  nur 
7,49  Proz.  MgC03  —  (nebst  0,21  — 0,29  Proz.  Bitumen  1,96  bis 
3,96  Proz.  Al,03  und  8,04  —  21,36  Proz.  Si  08),  habe  ich  selbst 
keine  Belegstücke  mehr  gefunden,  sondern  nur  solche  von  Rauh- 
wacken, dünnplattigen  und  dickplattigen,  bräunlichen,  unreinen 
Kalken  und  schwarzen,  bituminösen  Kalken.  Diese  Gesteine 
zeigen  nach  freundlicher  Mitteilung  meines  Kollegen  ZIMMER- 
MANN keine  der  für  den  mitteldeutschen  Zechstein  ganz 
typischen  Ausbildungen,  könnten  aber  als  harte,  kalkige  Partien 
dea  Salztons  aufgefaßt  werden,  mit  denen  sie  immerhin  Doch 
die   größte    Ähnlichkeit   haben. 

')  Gilbbkts:  Annalen  L824,  Seite  33,  insbesondere  S.  40     ll 


—     126     — 

Eine  schwarze  poröse  Rauhwacke  hatte  nach  KARSTEX 
5,78  Proz.  Si  09,  1,98  Proz.  Al9  03,  73,78  Proz.  Ca  C03,  18,21 
Proz.  Mg  C03,  0,30  Proz.  Bitumen. 

Durchzogen  wird  der  Anhydrit  besonders  auf  der  Nord- 
seite von  einer  Anzahl  mehr  oder  minder  steilstehender  Spalten 
und  Höhlungen,  die  mit  diluvialem  Material,  hauptsächlich  Spat- 
sand,  erfüllt  sind,  was  ebenfalls  schon  von  Meyn1)  vor  mehr 


R.  Struck  phot.  p-     ^ 

Ostseite   des  Alberges   bei  Segeberg   im  Oktober  1912;   mit  H — (-    sind 
die  Stellen  bezeichnet,  an  denen  ich  diluviales  Material  aus  den  Über- 
schiebungsfugen   herausgeholt    habe.     — >  -f-  entspricht   der   ebenso  be- 
zeichneten Stelle  der  Fig.  2. 


als  60  Jahren  festgestellt  und  auf  sekundäres  Einbrechen  von 
oben  (bzw.  von  der  Seite  her)  ganz  richtig  zurückgeführt 
wurde;  auch  beobachtete  Meyn  einen  strohgelben  diluvialen 
Kalksandstein   als   Spaltenausfüllung  im   Anhydrit. 

Schon  bei  meinem  ersten  Besuche  des  Alberges  vor 
12  Jahren  fand  ich  an  der  SO- Seite  des  Felsens  etwa  in 
Kopfböhe   eine    kleine,    ganz   flach   verlaufende   Fuge    im   An- 


')  L.  Meyn:   Geognostisclw  Beobachtungen  in  den  Herzogtümern 
Schleswig  ii.  Holstein.     Altuna  1*1*,  Seit.'  s 


—      127     — 

hydrit,  die  mit  einem  graugrünlichen  Tonmergel  erfüllt  war 
und  mir  nach  Lage  der  Dinge  nicht  von  oben  oder  von  der 
Seite  her  infiltriert  zu  sein  schien.  Indessen  konnte  ich  weder 
die  diluviale  Natur  dieses  grünlichen  Tonmergels  sicher  fest- 
stellen, noch  bei  dem  fast  senkrechten  Absturz  die  nach 
Norden  anscheinend  aufsteigende,  ganz  feine  Fuge  mit  Sicher- 
heit weiter  verfolgen,  auch  schien  mir  die  Konsequenz  aus  der 
sich  mir  aufdrängenden  Annahme  von  einer  diluvialen  Über- 
schiebung fürs  erste  noch  so  kühn,  daß  ich  bei  dem  Mangel 
an  Beweis  über  den  weiteren,   rückwärtigen  Verlauf  der  Spalte 

—  und  vor   allem  in  dem  schon   abgebauten  Teil  des  Anhydrits 

—  die  Sache  fürs  erste  in  der  Schwebe  ließ  und  dann  über 
anderen  Aufgaben  zu  verfolgen  vergaß.  Bei  späteren  Besuchen 
konnte  ich  die  mit  Ton  erfüllte  Fuge  nicht  mehr  finden, 
doch  erhielt  ich  noch  einmal  eine  Probe  von  braunem  diluvialen 
Tonmergel,  die  durch  Herrn  Apotheker  Sonder- Oldesloe, 
„mitten  im  Anhydrit''  gefunden  war,  ohne  daß  ich  die  Fund- 
stelle selbst  noch  hätte  sehen  können. 

Im  Herbst  vorigen  Jahres  benutze  ich  nun  einen  dienst- 
freien Nachmittag  zu  einem  Besuch  in  Segeberg,  um  mir  den 
Alberg  nochmals  anzusehen,  und  hatte  das  Glück,  gerade  in 
dem  Moment  dahin  zu  kommen,  als  größere  Sprengarbeiten  an 
der  entscheidenden  Stelle  gemacht  waren,  in  der  Fortsetzung 
der  von  mir  früher  beobachteten  Fuge,  so  daß  man  nun  an 
der  ehemals  unzugänglichen  Stelle  herumklettern  und  die 
wieder  frisch  freigelegte,  flache  Fuge  genau  untersuchen 
konnte. 

Dabei   war  nun   mit  völliger   Sicherheit  festzustellen: 

1.  daß  diese  flache  Fuge  sich  tatsächlich  fast  horizontal 
tief  in  den  Anhydrit  hinein  erstreckt  und  nicht  nur 
oberflächlich  ist,  und  daß  auf  ihr  nicht  unerhebliche 
Diluvialmassen   in   den   Anhydrit   eingeklemmt  sind; 

2.  daß  diese  Ilauptfuge  in  der  Ostwand  des  Felsens  einen 
ganz  flach  verlaufenden  Bogen  beschreibt  und  sich 
stellenweise  gabelt  bzw.  Ausläufer  nach  unten  zu  ab- 
sendet; 

3.  daß  darüber  noch  einige  ähnlich  auffallende  Fugen  ver- 
laufen, auf  deren  einer,  die  am  Boden  der  ehemaligen 
Sprengstoffkammer  verläuft  und  die  vorbeschriebene  an 
einer  Stelle  kreuzt,  ebenfalls  (wenn  auch  wenig)  Diluvial- 
material  nachgewiesen   wurde. 

Auf  der  unteren,  flach  verlaufenden  Hauptfrage,  an  der 
die  Sprengarbeiten   stattgefunden  hatten,    war   an   verschiedenen 


12* 


Stellen  festzustellen,  daß  die  eingeklemmten  Diluvialmassen 
aus  ein-  bis  dreifingerstarken  Schichtkomplexen  von  Sand, 
Sandstein  und  braunem  Tonmergel  bestehen;  der  braune  Ton- 
mergel ist  fein  geschichtet,  die  damit  zusammenliegenden  Spat- 
sandschichten sind  z.  T.  durch  sekundäre  Gipsausscheidung 
zu   einem   ziemlich   festen    Sandstein   verkittet. 

Ich  habe  diese  Wechsellagerung  von  Spatsandstein  bzw. 
Sand  und  Tonmergel  in  zusammenhängenden  Stücken  von  der 
ganz  flachen  Überschiebungsfläche  unter  dem  noch  an- 
stehenden, hangenden  Anhydrit  selbst  hervorgeholt;  der 
Spatsand  bzw.  Sandstein  besteht  aus  Körnern  von  Milchquarz, 
wasserhellem  und  rotem  Quarz,  hochrotem  Orthoklas,  schwarzem 
Augit  bzw.  Amphibol  und  anderem  nordischen  Material:  da 
Tonmergel  und  Sand  in  feingeschich  teter  Wech  sei  lagerung 
aufttreten,  ist  an  irgendeine  seitliche  Infiltration  nicht  zu  denken, 
was  auch  schon  der  Augenschein  über  den  ganz  flachen 
Verlauf  der  Spalte  ausschließt,  die,  wie  schon  betont,  sich 
horizontal  nach  Westen  in  den  Berg  verfolgen  läßt.  Stellen- 
weise ist  nur  zusammengequetschtes,  mergeliges  Material  von 
5  — 10  mm  Stärke  auf  der  Überschiebungsfläche  vorhanden, 
stellenweise  ist  gar  kein  sicheres  diluviales  Material,  sondern 
nur  weißer  Quarzsand  in  der  ganz  feinen  Fuge  konstatierbar: 
aber  im  weiteren  Verlauf  nach  Norden  und  Süden  ist  es  an 
einzelnen  Stellen  derselben  Fuge  wieder  sicher  festzustellen 
und  dient  einer  minimalen  Vegetation  als  Unterlage  und  Nähr- 
boden. 

Von  dem  jetzigen  Obersteiger,  dem  der  fiskalische  Anhydrit- 
bruch untersteht,  ist  mir  das  häuligere  Vorkommen  solcher 
Sande  und  brauner  Mergelmassen  auf  diesen  flachen  Klüften, 
die  von  den  Arbeitern  „Schliche"  genannt  und  wegen  der  Fr- 
leichterung  der  Arbeit  sehr  geschätzt  werden,  bestätigt  worden. 
Kurz  nach  meinem  Besuch  ist  dann  bei  weiterem  Fortsprengen 
des  Anhydrits  auf  derselben  Fuge  und  dicht  (etwa  1,5  m) 
hinter  der  Stelle,  wo  ich  selbst  das  diluviale  Material  ge- 
sammelt habe,  eine  etwas  größere  Partie  eines  festen  Diluvial- 
konglomerats gesammelt  worden,  mit  größeren  nordischen  Ge- 
rollen und  durch  Ca  C03  verkittet,  von  dem  von  den  Arbeitern 
für  mich  einige  Proben  beiseite  gelegt  und  bei  meiner  nächsten 
Anwesenheit  mir  übergeben  wurden.  Fs  ist  ein  diluvialer. 
konglomeratischer  Sandstein  mit  kirschkerngroßen  nordischen 
Gerollen  und  feinkörnigen  Spatsandlagen;  in  einzelnen  Stücken 
fast  dezimeterstark  und  recht  fest  durch  Ca  CO.  verkittet. 
Die  Grenzfläche  dieser  Konglomerate  gegen  den  Anhydrit  ist 
stellenweise   merkwürdig    windschief    verbogen,    dieser    kon- 


—      129     -- 

glomeratische  Sandstein  selbst  gut  geschichtet,  ebenfalls  mit 
etwas  gekrümmten  Schichtflächen.  Auch  vereinzelte  dunkle 
Brocken  braunkohlehaltigen  Materials  sind  in  diesem  Diluvial- 
sandstein enthalten,  z.  T.  auch  kleine  Stückchen  dunkler  Rauh- 
wacke  und  bituminöser  Kalke.     Dieser  z.  T.   konglomeratische 


Fig.  4. 

Diluvialkonglomerat  von  der  Überschiebungsfläche  im  Anhydrit  von  der 

mit  4-  <—  bezeichneten  Stelle,  enthält  Kreide,  Granit  Gneiß,  Quarzit, 

Kieselschiefer;  in  anderen  Stücken  von  derselben  Stellt;  auch  noch  eckige 

kleine  Rauhwackenstiicke,  3/4  nat.  Große. 

Sandstein  hat  kleine  Erweiterungen  der  Fuge  ausgefüllt,  auf 
der  ich  selbst  die  Wechsellagerung  von  Sandstein  und  Tonmergel 
beobachtet  hatte;  die  Partie  ist  jetzt  völlig  fortgesprengt,  so  daß 
jetzt  —  191"  —  nur  wieder  eine  feine,  kaum  mehr  als  tinger- 
starke Fuge  und  ein  fast  kopfgroßer  Diluvialeinschluß  zu 
beobachten   ist. 

Es   erscheint  mir  also   sicher,   daß  die  Spitze  des  Alberges 
in   diluvialer  Zeit  über  den  von  diluvialen  Schichten  bedeckten 


—      130      — 

Sockel  unter  fast  völliger  Ausquetschung  dieser  Diluvialschickten 
hinübergeschoben  ist  —  wie  mir  scheint,  von  Westen  her, 
doch  ist  das  nur  ein  persönlicher  Eindruck,  den  ich  nicht 
einwandfrei  beweisen  kann.  Auf  der  Ostseite  des  Bruches,  dem 
Alberg  gegenüber,  habe  ich  die  Überschiebungsfuge  nicht  finden 
können. 

Unter  der  Hauptabbausohle  sind  in  neuerer  bzw.  neuester 
Zeit  zwei  vertiefte  Abbaustellen  im  Süden  des  Bruches  an- 
gelegt, die  etwa  3  m  tiefer  heruntergehen,  und  an  beiden 
dieser  tiefen  Abbaustellen  habe  ich  im  Herbst  1912  wiederum 
verhältnismäßig  flachfallende  Überschiebungsfugen'  mit  reich- 
lich eingeklemmtem  diluvialen  Material  feststellen  können; 
auf  der  südöstlichen  Stelle  nur  hellen,  reinen  Spatsand,  auf 
der  südwestlichen  braunen,  unreinen,  mergeligen  Spatsand, 
offenbar  ganz  zusammengeriebenes  und  durcheinandergeknetetes 
Material. 

Die  südwestliche  tiefe  Abbaustelle  war  erst  seit  wenigen 
Tagen  bzw.  Wochen  in  Angriff  genommen,  der  hangende 
Anhydrit  abgeräumt  und  das  auf  der  Überschiebungsfläche 
von  etwa  10  qm  Größe  gefundene  Diluvialmaterial  als  sehr 
störender  Fremdkörper  in  eine  Ecke  gekehrt,  wo  etwa  lfa  bis 
2/3  cbra  davon  lagen;  ein  Hineinfallen  von  oben,  von  der  ganz 
sauberen  Hauptabbausohle  oder  aus  steilen  Spalten,  die  nicht 
beobachtbar  waren,  war  nach  Lage  der  Dinge  ausgeschlossen; 
vom  Steiger  und  von  den  Arbeitern  wurde  mir  obenein  aus- 
drücklich versichert,  daß  dieser  „lehmige  Sand"  von  der  mir 
gezeigten  Fuge  stammt,  aus  der  ich  selbst  entsprechendes 
Material   herausgeholt  habe. 

Ob  die  Überschiebungsflächen  in  diesen  beiden  tiefen 
Abbaustellen  mit  der  erstbeschriebenen  über  der  Hauptabbau- 
sohle zusammengehören  oder  nicht,  läßt  sich  mit  völliger  Sicher- 
heit nach  dem  jetzigen  Zustand  der  Aufschlüsse  weder  be- 
haupten noch  bestreiten,  da  der  Zusammenhang  durch  Abbau 
unterbrochen  ist.  Mir  persönlich  erscheint  dieser  Zusammen- 
hang zum  mindesten  sehr  unwahrscheinlich ;  sollte  er  tat- 
sächlich vorhanden  gewesen  sein,  wie  der  Steiger  vermutet, 
80  müßte  die  Überschiebungsfläche  einen  sehr  komplizierten 
Verlauf  gehabt  haben,  und  ich  persönlich  möchte  nach  dem 
Augenschein  und  der  Lage  der  Fugen  zueinander  mehr  an  eine 
rirhtige   Schuppenstruktur  glauben. 

Dem  jetzigen  Steiger  ist  das  Vorhandensein  des  Diluvial- 
materials auf  den  flachen  Tronnungsfugen  schon  seit  längerer 
Zeit  aufgefallen;  ob  die  hoch  am  Berge  befindlichen,  sehr  auf- 
fällig   ähnlichen,     flachfallenden    Fugen     alle    ebenfalls    solche 


—     131     — 

diluviale  Überscbiebungsüächen  sind,  läßt  sich  mangels  jeder 
augenblicklichen  Untersuchungsmöglichkeit  der  höheren  senk- 
rechten Wand  vorläufig  ohne  Einhauen  von  Stufen  oder  Be- 
schaffung sehr  langer  Leitern  nicht  entscheiden;  ich  möchte 
es  aber  sehr  vermuten,  denn  an  einer  Stelle  dicht  unter  der 
alten,  hochgelegenen,  jetzt  verlassenen  Sprengstoffkammer  habe 
ich  es,  wie  erwähnt,  mit  Hilfe  einer  langen  Leiter  auch  fest- 
stellen  können! 

Fragt  man  sich  nun  nach  der  Ursache  und  dem  genauen 
Zeitpunkt  dieser  sichtbaren  diluvialen  Überschiebungen  —  ob 
tektonisch  oder  Eisschub  —  so  ist  fürs  erste  völlig  klar  und 
sicher,  daß  diese  beobachtbaren  Überschiebungen,  mögen  sie 
bewirkt  sein,  wodurch  sie  wollen,  stattgefunden  haben  müssen 
vor  der  Heraushebung  des  Alberges  zu  seiner  jetzigen  über- 
ragenden Höhe,  da  die  sicher  beobachtbare  Hauptüberschiebungs- 
fiäche  erheblich  über  dem  allgemeinen  Niveau  der  jetzigen 
diluvialen  Umgebung  liegt.  Weder  Eisschub  noch  tektonische 
Kräfte  können  die  Spitze  des  Alberges  unter  den  jetzigen 
Umständen  oben  auf  seinen  jetzigen  Sockel  hinaufgeschoben 
haben,  sondern  das  muß  passiert  seiü,  als  dieser  Sockel  noch 
erheblich  tiefer,  innerhalb  der  diluvialen  Umgebung  lag. 
Für  einen  tektonischen  Aufschub  unter  den  jetzigen  Um- 
ständen fehlen  die  seitlichen  Angriffsmöglichkeiten  auf  die 
isoliert  aufragende  Spitze,  und  dem  Inlandeis  schreiben  wir 
doch  die  Tendenz  zu,  vorhandene  schroffe  Höhenunterschiede 
auszugleichen  und  abzuscheren;  nicht  aber  wäre  es  verständ- 
lich, daß  es  sozusagen  den  Ossa  auf  den  Pelion  hätte  auf- 
türmen und  die  anderswo  abgerissene  Spitze  auf  den  schon 
an  sich  hervorragenden  Sockel  hätte  oben  hinaufschieben 
sollen.  Dieser  Wahrscheinlichkeitseinwand  gegen  glaziale 
Überschiebung  bleibt  aber  auch  bei  ursprünglich  tieferer  Lage 
des  Sockels  bestehen ;  immer  ist  durch  die  Aufschiebung  der 
Anhydritspitze  auf  den  ebenso  beschaffenen  Sockel  ein  vorher 
nicht  oder  nicht  so  stark  vorhandener  Höhenunterschied  des 
Anhydritstockes  gegen  seine  Umgebung  geschaffen 
worden. 

Mir  scheint  also  aus  diesen  Überlegungen  zu  folgen,  daß 
hier  eine  echte  tektonische  Überschiebung  vorliegt,  eingetreten 
zu  einer  Zeit  im  Diluvium,  wo  der  Anhydritstock  des  jetzigen 
Alberges  noch  erheblich  tiefer,  innerhalb  diluvialer  Schichten 
lag,  deren  Reste  bei  der  Überschiebung  zwischen  die  Schuppen 
zwischengeklemmt  wurden,  und  daß  sich  später,  nach  Ab- 
schluß dieser  Schuppenbildung  —  und  wahrscheinlich 
nach   dem  Rückzuge   des  letzten  Inlandeises   aus  dem  Gebiet  — 


t32 


der  Alberg  durch  das  erneute  Auftreten  hebender  Kräfte  erst 
so  weit  herausgehoben  hat,  daß  er  nur  50 — 60  m  seine  Um- 
gebung überragt. 

Hervorgehoben  muß  werden,  daß  einzelne  Ausläufer  und 
Abzweigungen  der  mit  diluvialem  Material  erfüllten,  ganz 
flachen  Überschiebungsfugen  quer  durch  eins  oder  das  andere 
der  senkrecht  stehenden  Schichtpakete  hindurchstreichen,  ohne 
anscheinend  eine  bemerkbare  seitliche  Verschiebung  in  dieser 
senkrecht  stehenden  Schichtung  bewirkt  zu  haben,  was  ange- 
sichts des  auch  hier  beobachtbaren,  wenn  auch  sehr  gering- 
fügigen diluvialen  Einklemmungsmaterials  sehr  auffällig  ist  und 
mir  den  Mechanismus  der  hierbei  eingetretenen  Bewegungen 
stellenweise  völlig  rätselhaft   erscheinen   läßt. 

Hervorgehoben  mag  nochmals  werden,  daß  die  von  mir  sicher 
und  mehrfach  beobachteten  und  an  einer  Stelle  mindestens 
1 '  ._,  m  horizontal  nach  Westen  in  den  festen  Anhydrit  hinein 
verfolgten  Überschiebungsflächen  nebst  dem  eingequetschten 
Diluvialmaterial  rein  gar  nichts  mit  —  an  diesen  Stellen 
völlig  fehlenden  —  steilstehenden  Spalten  zu  tun  haben,  und 
daß  das  in  dieser  horizontalen  Kluft  beobachtete  und  von  mir 
selbst  daraus  hervorgeholte  Diluvialmaterial  unmöglich  von 
oben  her  aus  derartigen  Spalten  eingespült  sein  kann,  sondern 
bei  II  or  izontalbcwegungen  des  Anhydrits  eingeklemmt 
sein  muß;  das  war  nach  Lage  der  beobachteten  Verhältnisse 
evident. 

Aber  nicht  nur  über  Tage  in  den  sichtbaren  Aufschlüssen 
sind  solche  Machen  Überschiebungsflächen  mit  eingeklemmtem 
Diluvialmaterial  vorhanden,  auch  unter  Tage  müssen  sie  nach 
den  Ergebnissen  der  zahlreichen  Bohrungen  im  Alberg  und  bei 
Stipsdorf  vorhanden   sein. 

An  beiden  Stellen  sind  schon  seit  dem  Beginn  des 
1'.'.  .Jahrhunderts  und  noch  unter  dänischer  Herrschaft  mehrfach 
Bohrungen  auf  Salz  ausgeführt,  die  zwar  bis  zum  Jahre  1869 
erfolglos  geblieben  sind,  aber  alle  miteinander  höchst  auffällige 
Ergebnisse  gezeitigt  haben,  die  schon  mehrfach  in  der  geologi- 
schen Literatur  diskutiert,  sind,  wenn  auch  eine  richtige  Lösung 
(\ir  hier  vorhandenen  Probleme  bisher  nicht  erzielt  wurde. 
Fast  alle  diese  Bohrungen  haben  einen  mehrfachen  und  sehr 
auffallenden  Wechsel  von  Anhydrit  bzw.  Gips  mit  Diluvial- 
Bchichten  ergehen,  kein  einziges  diesei  Bohrprofile  ist  aber  mit 
den  nebenstehenden  in  Übereinstimmung  zu  bringen,  trotz  sehr 
geringer   I lorizontalentfernungen. 

Die  erste  Bohrung  im  Segeberger  Gipsbruch  (1804 — 1806). 
angesetzt   50  Fuß   östlich   der   höchsten    Spitze,   ergab: 


—     iS'ö 


fll  - 

47,   - 

1  5     - 

9'/,    - 

39 

6'/i     " 

{l- 

67,     - 

107,    - 

.38     ■ 

8 

154  Fuß     4     Zoll    „Gips" 

Sandstein,    kalkigen  Sandstein,   „Quarz  und   Kalk* 

.Kalk  und  Lehm",  tonigen   Kalk 

„Gips" 

kalkigen  Sandstein 

„Gips  mit  Sand" 

..Gips" 

809  Fuß     77,  Zoll 

Der  Sandstein,  kalkige  Sandstein,  „Kalk  und  Lehm", 
„toniger  Kalk"  sind  offenbar  diluviale  Schichten  bzw.  diluviales 
Material,  dessen  dem  Zechsteinanhydrit  fremde  Natur  als 
etwas  besonders  Auffälliges  sorgfältig  hervorgehoben  ist.  Diese 
Dinge  entsprechen  auf  das  genaueste  dem  von  mir  selbst  von 
den  höheren  Cberseliiebungsflächen  gesammelten  Diluvialmaterial. 
In   dem   „Gips"    sind   mehrfach   Boracite  gefunden. 

Im  Jahre  1807  wurde  dann  am  Grunde  des  125  Fuß  tiefen 
Schloßbruunens  eine  308  Fuß  tiefe  Bohrung  ausgeführt,  die 
anscheinend  nur  Anhydrit  ergeben  hat,  und  in  433  Fuß  Tiefe 
ebenfalls   ergebnislos   eingestellt  wurde. 

Die  im  Jahre  1868  im  Süden  des  Gipsbruches  angesetzte 
Bohrung,  die  in  148  m  Tiefe  endlich  das  lange  gesuchte 
Salz  fand,  hat  nach  den  mangelhaften,  darüber  in  die  Öffent- 
lichkeit gekommenen   Berichten   folgendes   Profil   ergeben: 

88,5   m  Anhydrit 

—  115    m  Sand 

—  117     -    Ton 

—  120     -    Sand 
starkes  Auftreten  9proz.  Sole  in  einer  Sandscliiclit 

—  129.5-    brauner,  sandiger  Ton 

—  134,."»-    Anhydrit 
(48,9-    brauner,  harter,  sandiger  Ton,  Anhydrit  und 

„zäher,  fester  Ton" 
139    m  Steinsalz  und  darunter 
in  287    -    Tiefe  Anhydrit. 

Über  die  von  88  bis  129  m  Tiefe  angetroffenen  Schichten 
ist  leider  nichts  näheres  publiziert;  daß  es  Diluvialmaterial 
gewesen  ist,  Sand  und  Geschiebemergel,  ergibt  sich  nicht  nur 
aus  der  Beschreibung,  sondern  darüber  liegt  auch  noch  ein 
Bericht  eines  Augenzeugen,  des  Bergicispektors  BRUQN,  in  den 
Akten  des  Oberbergamts  Clausthal  vor,  der  ausdrücklich  an- 
gibt, daß  diese  Schichten  mit  dem  über  Tage  in  dem  Anhydrit 
beobachtbaren  fremden  (diluvialen)  Einlagerungen  überein- 
gestimmt hätten. 

Über  die  nächsten  1  '.•  m  liegen  wenigstens  etwas  detailliertere 
Angaben  in  den  Akten  des  Oberbergamts:  danach  sind  ge- 
fanden : 


41,  m 


dann 


—      134      — 

von  404  7"  bis  412'  6"  „grauer,  fester  Ton"  (—  129,5  m) 

—  429'  6"  fester  Anhydrit  (—  134,5  m) 

—  439'  1"  Anhydrit  und  „grauer  Sand"  und  „harter  Ton" 

—  445'  3"  „grauer  Ton" 

—  450'        Anhydrit 

—  459'        „grauer,  sandiger  Ton"   und  Sand 
459  —  472'        sehr  fester  Anhydrit 

—  477'  6"  „Salzton" 

Steinsalz 
Daß  auch  hier  der  „graue,  feste  Ton"  und  Sand  Diluvial- 
material gewesen  ist,  wird  ausdrücklich  hervorgehoben,  ebenso 
daß  die  letzten  4  m  (459  —  472)  besonders  fester  Anhydrit 
gewesen  sei;  zwischen  diesem  und  dem  hangenden  Anhydrit 
liegt  also  eine  55  m  mäentige  Schichtenfolge  von  Sand,  Ton, 
Geschiebemergel  zu  unterst  mit  einzelnen  kleinen  Anhydrit- 
bänkchen,  während  in  der  alten  Bohrung  von  1804/06,  die 
nur  etwa  80  m  nördlich  davon  gestanden  hat,  zwei  derartige 
Einlagerungen  diluvialen  Materials  von  5'/9  und  3  m  Mächtig- 
keit im  Anhydrit  konstatiert  sind.  Diese  Diluvialschichten 
im  Anhydrit  führen  sehr  erhebliche  Wassermassen. 

Eine    später   in  geringer  Entfernung  davon   an   der  Stelle 
■des  verunglückten  Schachtbaus  ausgeführte  Bohrung  ergab  unter 

91    m  Anhydrit 

—  116,6  -    „Sand" 

—  118,6  -   „Ton" 

—  120      -    „Sand  mit  Ton" 

—  121,8  -    „sandigen  Ton" 

1 27.2  -    „braunen,  zähen  Ton"  mit  Gips 

—  127,7  -    „braunen,  sandigen  Ton" 

starke  Sole 

—  132      -  „grauen  sandigen  Ton" 

—  134,4  -  „grauen  Ton   mit  Anhydrit" 

—  141,2  -  „grauen,  sandigen  Ton" 

—  149,1  -  „braunen  Ton" 

—  149,9  -  „sehr  harte,  zähe  Schicht"  (Anhydrit?) 

—  152      -  „braunen,  sandigen  Ton" 

und  darunter  wieder  Salz  und  Anhydrit,  also  ein,  wenn  auch 
sehr  ähnliches  so  doch  nicht  völlig  übereinstimmendes  Profil, 
und  einen  mehrfachen  Wechsel  von  braunem  und  grauem 
sandigen   Ton   (Geschiebemergel.) 

Eine    andere    in     der    Nähe    des    Gipsberges     am    Neuen 
Teich   ausgeführte    Bohrung  ergab 

—  106     in  Diluvium  „blauen  Tun,  Kies,   Sand.  Geschiebe,  braunen 

Tun  usw.* 

—  110     m  Anhydrit 

—  11(1       -    „zähen,   grauen   '] 

—  121      -    „krystallinen   Anhydrit' 

—  128,5  -  „roten  zähen  Ton"  und  grauen  Ton  in  mehrfach«  m  Wechsel 


—     135     — 

—  146     m  Sand,  braunen  und  grauen  Ton  mit  Braunkohlestiickchen 

—  226      -   reinen  Quarzsand 

—  280      -   graugrünen,  z.  T.  sehr  plastischen  Ton  (Alttertiär?) 

also  noch  zwei  Schollen  von  Anhydrit  eingeklemmt  ins  Diluvium. 
Bei  dem  nur  wenige  Kilometer  NO.  von  Segeberg  entfernten 
Stipsdorf  sind  ebenfalls  eine  ganze  Anzahl  Bohrungen  auf 
Salz  ausgeführt,  zum  Teil  ebenfalls  noch  in  dänischer  Zeit 
unter  den  Auspizien  des  hervorragenden  Geologen  FORCII- 
HAMMEK,   die  folgende   Resultate   ergaben : 

1.  Bohrung  1829  im  Boden  der  40  Fuß  tiefen  „Kalk"- 
(Gips)grube  (aus  der  jahrhundertelang  Anhydrit  und  Gips  ge- 
brochen  wurde!): 

."»'     6"  gelber  Sand 
5'  gelber  Lehm 

IT     6"  Gips 

6"  „Gips  mit  Lehm" 
1'     6"  gelber  Lehm 
4'     4"  Gips 

5'     8"  gelber  Lehm  mit  Sand 
/.'/'  10"  Gips 
1'  Sand 

2S     V    Gips 

148'  5"  (einschließlich  der  Tiefe  des  Glasbruches!) 

Zweite  Bohrung   1843   ebenda: 

8'  6"  gelber  Lehm  und  grober  Sand 
IT  6"  Gips 

2'         gelber  Lehm 

-V  4"  Gips 

5'  8"  gelber  Sand  und   Lehm 
52'  9"  Gips 

1'  Sand 

24'  2"  Gips 

■V  6"  grober  Sand  mit  Feuerstein 

5'  6"  Gips 

5'  2"  schwarzer  Ton  (tertiär?) 
10    7"  Gips  und  Ton  gemischt 

Beide  Bohrungen  zeigen  fast  genau  dasselbe  Profil,  was 
für  die  hier  vertretene  Auffassung  von  den  flach  verlaufenden 
Überschiebungen  von  erheblicher  Bedeutung  ist;  die  zweite  ist 
von  FoRCHUAMMEii  selbst  kontrolliert,  und  diese  dabei  sicher 
beobachtete  Wechsellagerung  von  Anhydrit  und 
Diluvium  hat  diesen  ausgezeichneten  Beobachter 
zu  der  Annahme  von  dem  diluvialen  Alter  des  An- 
hydrits  geführt1). 

Fouchh ammer:  Die  Bodenbildung  der  Herzogtümer  Schleswig- 

Holstein    und    Lauenburg.     Pestgabe    für   ili'>    Versammlung    deutscher 
Landwirte,  Kiel  1847,  S.  11  and  1"« 


—     136     — 

Die  Bohrung  1869,  ebenfalls  am  Grunde  der  45  Fuß  tiefen 
,,  Kalkkuhle"  ausgeführt,  hat  gleichfalls  vielfach  diluviales 
Material  im  Anhydrit  ergeben,  doch  ist  hierüber  kein  genaues 
Bohrprotokoll  publiziert;  sie  soll  97  m  Anhydrit  mit  8  Ein- 
lagerungen von  ,, grauem  Ton"  von  2  bis  6  m  Mächtigkeit  und 
mit  Sandschichten,  und  darunter  20  m  Salz  ergeben  haben;  aus 
den  mir  zugänglichen  Akten  ist  nur  ersichtlich,  daß  bis  45  Fuß 
fester  Anhydrit,  dann  „Sand  mit  Kohlestückchen*',  dann 
Anhydrit. 

bei     99'   ..grauer  Ton  und  Sand" 
-     157'   ..viel  Sand'-,  dann 
bis  194'  Anhydrit 

bei  216—252'  „grauer  Ton,  Sand  und  Gips  in  Schichten  von 
2  —  5'  Stärke  wechsellagernd" 
von  252-287'  ..Gips" 
-     287—307'  fester  Anhydrit  gefunden  sind, 

also  wiederum  die  mehrfache  Wechsellageruug  von  Anhydrit 
mit  Diluvialmaterial  und  starke  Wassermassen  in  diesen 
Diluvialschichten. 

Eine  Bohrung  S  von  Stipsdorf  und  0  von  Kalkberg  ergab 

folgendes  Profil: 

4     ra  „Ton"  und  Sand 

12      -  Anhydrit 

1,5  -  „Ton" 

7,0  -  Anhvdrit 

2,5  -  „Ton" 

2,5  -  Anhydrit 

6,5  -  „Ton" 

2").0  -  Anhydrit 

3,5  -  „Ton" 

9,0  -  Anhydrit 

3,5  -  „Ton" 

2,5  -  Anhydrit 

4,0  -  „Ton" 

17,5  -  Anhydrit  und  dann 

bis  zu  120     m  Tiefe  Steinsalz, 

also  eine  sechsmalige  Wechsellagerung  von  Anhydrit  und 
Diluvium. 

In  den  Bohrungen  NO  von  Stipsdorf  am  Kagelsberg  sind 
im  Anhydrit  mehrfach  „brauner,  zäher  „Ton"  mit  S  teinsalz- 
stücken,  „schwarzer  Ton"  und  „kohlige  Bestandteile"  sowie 
„Ton  mit  erratischen  Geschieben"  gefunden,  also  sicherer  Ge- 
schiebemergel und  eingeklemmtes  Braunkohlenmaterial :  auch 
hier  hat  zwischen  dem  eingeklemmten  Diluvium  und  dem  Salz 
nur  noch  1,57  m  fester  Anhydrit  gelegen;  genauere  Angaben 
sind  nicht  weiter  in  die  Öffentlichkeit  gekommen,  als  daß  das 
Steinsalz    in    108   rn    Tiefe    getroffen    ist.      Was    der    „braune 


—      137     — 

zähe  Ton  mit  Steinsalzstücken"  gewesen  ist,  ist  ganz  unsicher, 
(roter  Ton  des   ZO?) 

Eine   Bohrung   SW   von    Stipsdorf  ergab: 

88    m   Lehm,  Sand,  Ton,  Kies 
39     -    Anhydrit 

2      -    roten  Ton 
26     -    „  Salzton "  mit  Sandschichten 

2,.")  -    Sand  mit  20  proz.  Sole 
105  -   „sandigen  Tontt,  sehr  fest,  dann  „blauen  Ton", 

162     m, 

also  39  m  auf  Diluvium  überschobenen  Anhydrit.  Ein  anderes 
Bohrloch   NW   von   Stipsdorf  ergab 

12  m  grauen,  steinigen  Ton,  Sand,   Kies.  Gerolle 
38  -    Anhydrit 
J4  -    grauen  Ton 
(8  -    Sand,  Gip.-.  Tob 
6  -    Anhydrit 
ö  -    „Salzton" 
42  -    Salz: 

also  •wiederum  12  m  unzweifelhaft  diluviale  Schichten  im 
Anhydrit.  Über  die  weiteren,  vor  wenigen  Jahren  bei  Stips- 
dorf heruntergebrachten  Bohrungen  ist  nichts  weiter  bekannt 
geworden,  als  daß  eine  bei  mehr  als  SOi*  m  Tiefe  im  grünen 
Ton   des   Alttertiärs   steckengeblieben   ist. 

Aus  allen  diesen  Bohrungen  bei  Segeberg  und  Stipsdorf 
ergibt  sich,  daß  die  dortigen  Anhydritstöcke  ein  kompliziertes 
Schuppensystem  mit  vielfach  eingeklemmtem  Diluvialmaterial 
bilden. 

Außer  diesen  Beweisen  für  intensive  Störungen  diluvialen 
Alters  im  Anhydrit  liegt  aber  noch  ein  weiterer,  sehr  schöner 
Beweis  dafür  vor,  nämlich  eine  sehr  interessante  diluviale 
Reibungsbreccie  aus  permischem  und  diluvialem  Material  ge- 
mischt, hauptsächlich  bestehend  aus  eckigen  (aber  auch  ge- 
rundeten) Trümmern  von  Stinkkalk,  Dolomit,  Oolith,  Rauhwacke, 
daneben  und  fest  damit  verkittet  nordisches  Material,  Granit, 
Flint  und,  wie  FORCHHAMMER  schon  beobachtete,  auch  tertiäres 
Material  mit  Dentalien.  Diese  sehr  interessanten  Reibungs- 
breccieD,  die  von  FORCIIHAMMER  mit  „schwarzem,  porösem, 
lavaartigem  Kalkstein",  von  Mi.yn  mit  ..altem  Mörtel"  (be- 
stehend aus  grobem  Sand,  Steinen  und  Kalkstein  bzw.  Dolomit) 
verglichen  werden,  sind  von  den  verschiedensten  Beobachtern 
auf  der  Nord-  und  Ostseite  des  Segeberger  Alberges  beobachtet 
und  auch  noch  von  mir  seihst  gefunden,  allerdings  jetzt  nur 
noch  in  Form  loser  Blöcke  im  Gartenboden.  Auch  Mkyn 
vergleicht    einen   Teil  dieser  Eteibungsbreccien   mit  ihren  großen 

in 


—      138     — 

Höhlungen  mit  „groben  Lavaschlacken",  und  betont,  daß  sie 
zum  Teil  zusammen  mit  gelbem  Kalksandstein  vorkommen,  also 
jenem  Gestein,  das  ich  direkt  von  den  Überschiebungsflächen 
unter  dem  anstehenden  Anhydrit  hervorgeholt  habe,  und  es  ist 
damit    aus    diesem    eckigen    Trümmergestein    nun    der   direkte 


Fig.  5. 
Diluviale  Keibungsbreccie  aus  eckigem  (und  z.  T.  auch  gerundeten)  Zech- 
steinmaterial (Rauhwacken,  bituminiösen  Kalk  usw.)  mit  wenig  nordischen 
Geschieben  dazwischen.     Größe  1  :  1. 


Nachweis  intensiver,  in  diluvialer  Zeit  erfolgter  Bewegungen 
geliefert,  die  das  permische  Gesteiu  zertrümmert  und  mit  dilu- 
vialem Material  verknetet  haben.  Dieselben  Breccien  aus  eckigem 
und  abgerundetem  permiseben  Gestein  und  Diluvialmaterial 
sind   auch  noch   bei  Stipsdorf  gefunden. 

haß  die  bei  den  Mehrungen  in  Segeberg  innerhalb  <\vn 
Anhydrits  gefundenen  41  m  Diluvialmaterial  nicht  etwa,  wie 
ursprünglich    vermutet    wurde,    eine   ganz    steil    einfallende  Kluft 

(ähnlich  wie  im  Nordwesten  des  jetzigen  Steinbruchs)  erfüllt  haben, 


—     139     — 

die  von  der  Bohrung  durchfahren  wurde,  sondern  daß  sie  ganz 
flach  im  Anhydrit  liegen  müssen,  ergibt  sich  daraus,  daß  nur 
4  m  fester  Anhydrit  zwischen  diesen  stark  wasserführenden 
Diluvialmassen  und  dem  Steinsalz  lagen,  was  eine  steilfallende 
Kluft  völlig  ausschließt,  und  daß  die  beiden  letzten  Bohrungen 
im  Segeberger  Anhydrit,  trotzdem  sie  eine  ganze  Anzahl 
Meter  voneinander  entfernt  lagen,  doch  faßt  dasselbe  Profil 
mit  fast  denselben  Tiefen  der  eingequetschten  Diluvialmassen 
ergaben. 

Ob  zwischen  dem  Anhydrit  und  dem  Steinsalz  noch  Kali- 
salze liegen,  wie  s.  Z.  Meyn  durch  einen  scharfsinnigen  Indizien- 
beweis nachzuweisen  sich  bemüht  hat,  wird  sich  nur  durch 
genaues  Studium  aller  diesbezüglichen  Akten  der  zuständigen 
Berginspektion  feststellen  lassen. 

Für  die  so  zum  mindesten  sehr  wahrscheinlich  gemachten 
tektonischen  Schuppenbildungen  bei  Segeberg  kennen  wir  ja 
ein  vollständiges  Analogon  in  der  wundervollen  dreifachen 
Schuppenüberschiebung  im  Miocän  des  Morsumkliffs  auf  Sylt, 
die  auch  erst  in  diluvialer  Zeit  erfolgt  ist1),  und  in  den 
Überschiebungen  der  Kreide  von  Jasmund  auf  Rügen  auf  das 
ältere  Diluvium,  und  die  dieses  koukordant  unterlagernde  Kreide, 
die  ebenfalls  erst  spät  im  Diluvium,  zur  letzten  Interglazialzeit 
erfolgt  ist2).  Daß  die  merkwürdigen  Einklemmungen  dilu- 
vialen Materials  im  Turon  von  Lüneburg  auch  erst  am  Ende 
der  letzten  Interglazialzeit,  nach  intensiver  Verwitterung 
dieses  Diluviums,  erfolgt  sind,  hat  sich  ja  gleichfalls  erweisen 
lassen3). 

Die  zahlreichen  sonstigen  Arbeiten,  die  Beweise  für  dilu- 
viale —  z.  T.  interglaziale  —  tektonische  Störungen  gebracht 
haben,  habe  ich  erst  kürzlich  zusammengestellt4) ;  hinweisen 
möchte  ich  hier  nur  noch  auf  die  Ausführungen  von  HarBORT5) 
über   das    Aufsteigen    der    Salzhorste,    worin    das    pfeilerartige 


')  C.  Gagel:  Die  Lagmingsverhältnisse  des  Miocäns  am  Morsum- 
kliff  auf  Sylt.  Jahrb.  d.  Kgl.  Geol.  Preuß.  Landesanst.  1905,  XXVI, 
S.  24G  IV. 

-)  K.  Keilhack:  Die  Lagerungsverhilltnisse  des  Diluviums  in 
der  Steilküste  von  Jasmund  auf  Rügen.  Jahrb.  d.  Kgl.  Preuß.  Geol 
Landesanst.    1912,  XXXIII,  Teil  1,  S.  114  ff. 

GAGEL:  Neuere  Beobachtungen  über  die  diluvialen  Störungen 
im  Lüneburger  Turon  und  Nachträgliches  zu  den  diluvialen  Störungen 
im  Lüneburger  Turon.     Diese  Zeitschr.    1905,  S.  16~>  u.  270,    Tafel  10. 

4)  C.  Gagel:  Kin  diluviales  Brachsystem  in  Norddeutschland. 
Diese  Zeitschr.    1911,  Monatsber.  1,  S.  t. 

BarbORT:    Zur    Geologie    der    nordhannoverschen   Salzhorste. 
Diese  Zeitschr.  1910,  Bd.  62,  S.  326— 336. 

IM 


—     140     — 

Aufragen  der  isolierten  Anhydritstöcke  Norddeutschlands  auf 
die  plastischen  Eigenschaften  der  liegenden,  durch  Gebirgs- 
bewegungen  stark  gepreßten  Salzmassen  zurückgeführt  wird 
(Aufpressungshorste),  was  die  nachträgliche  Heraushebung  des 
Alberges  nach  den  Überschiebungen  sehr  gut  verständlich 
machen   würde. 

Nicht  unerwähnt  lassen  möchte  ich  die  sehr  auffällige 
Tatsache,  daß  von  diesen  Überschiebungsflächen,  auf  denen 
das  diluviale  Material  eingeklemmt  ist,  noch  andere  Spalten 
unter  spitzen  Winkeln  ausstrahlen,  die  stellenweise  die  sehr 
schöne  senkrechte  Schichtung  durchsetzen,  ohne  sie  anscheinend 
im  geringsten  zu  stören  oder  zu  verschieben ;  der  Mechanismus 
dieser  Spaltenbildung  und  Überschiebungen  muß  also  ein  sehr 
komplizierter  gewesen  sein,  so  daß  man  sich  fürs  erste  keine 
recht  anschauliche  Vorstellung   davon  machen   kann. 

Ich  möchte  noch  betonen,  daß,  wenn  auch  in  den  Bohr- 
aufschlüssen im  Anhydrit  mehrfach  sichere  Grundmoräne  ge- 
troffen sein  muß,  nach  den  ganzen  Beschreibungen  und  Angaben 
darüber,  doch  in  den  über  Tage  jetzt  noch  nachprüfbaren  und 
sichtbaren,  im  Anhydrit  eingeklemmten  Diluvialmassen  Grund- 
moräne sicher  nicht  vorhanden  ist,  sondern  nur  fette  bräun- 
liche und  grünliche  Tonmergel  und  fein  gesch  ich  tete,  gelb- 
braune Tonmergel,  die  mit  Saudschichten  bzw.  Sandsteiuschichten 
Wechsel  lagern  und  deren  Schichtung  sich  den  stellenweise 
merkwürdig  windschief  gebogenen  unteren  Grenzflächen  des 
hangenden  Anhydrits  auffallend  anschmiegen,  so  daß  eine  seit- 
liche Einpressung  dipses  Diluvialmaterials  in  Spalten  des 
Anhydrits   durch   das   Inlandeis   ausgeschlossen   erscheint. 

Auch  möchte  ich  nochmals  besonders  hervorhebe)],  daß 
die  Stellen  an  denen  jetzt  das  diluviale  Material  mitten  im 
Anhydrit  beobachtet  wurde,  mindestens  40  —  50  m  von  der 
ehemaligen  Außenseite  des  Anhydritstockes  entfernt,  also  ziemlich 
in   der   Mittes  des   Berges  liegen. 

Daß  auch  stellenweise  tertiäres  Material  in  diesen  Fugen 
eingeklemmt  ist,  sei  noch  besonders   betont. 

Was  die  in  den  Bohrregistern  mehrfach  erwähnten,  auf- 
fälligen, roten  Tone  anbetrifft,  so  läßt  sich  jetzt  natürlich 
Dicht  mehr  einwandfrei  ermitteln,  was  das  gewesen  ist;  rote 
Tone  des  Diluviums  Bind  im  allgemeinen  in  diesem  Gebiet 
nicht  bekannt,  soweit  es  sich  nicht  um  die  fetten,  diluvial 
umgelagerten,  roten  Qntereocäntone  bandelt;  eventuell  könnte 
ich  aber  um  rote  permische  Tone  gehandelt  haben,  da  auch 
sonst  bei  Segeberg  alle  die  Gesteine  beobachtel  sind,  die  sich 
auch    bei     Lietb    und    Schobüll    linden    (ZO.) 


—     /  // 

Literatur  über  Segebei  g 

(insbesondere  über  die  Bohrungen!). 

Fr.  Sknk:    Geognostische    Bemerkungen    über  die  Gegend,   in    welcher 

die  Salzquellen  Lüneburg,  Sülze  und  Oldesloe   liegen.     Sehr.  d. 

Geog.  Soc.  f.  d.  gesamte  Mineralogie,  Jena  1911,  Bd.  III. 
Steffens:  Geognostisch-geologische  Aufsätze  als  Vorbereitung  zu  einer 

inneren  Naturgeschichte  der  Erde.     LS10. 
Fk.Hoffmann:    Geognostische    Beschreibung   der  Bervorragungen  de9 

Flözgebirges   bei    Lüneburg  und   Regeberg.     Gilberts   Ann.  d. 

Phy>ik  76,  1824. 
Volqkr:     Über  die  geognostiseben  Verhältnisse  von  Helgoland,    Lüm 

bürg  und  Segeberg.     Braunschweig  1846. 
Kabell:     Über    die    geognostischen     Verhältnisse    des     südwestlichen 

Bolstein.     Spezialber.   über  die  Verhandl.    f.  M'n.,   Geogn.   und 

Geogr.  24.  Vers.  Deutscher  Naturforscher  und  Arzte,  Kiel  1847. 
Kokuimammi  !;:    Di'-  Bodenbildung  der  Herzogtümer  Schleswig-Holstein 

und   Lauenburg.    Festgabe  f.  d.  Vers.  Deutscher  Land- und  Forst- 

wirthe,  Kiel  1847. 
Meyk:    Geognostische  Beobachtungen  in  den   Herzogtümern  Schleswig 

und  Holstein.     Jahresber.  der  11.  Versammlung  Deutscher  Land- 

und  Forstwirthe,  Kiel  1848. 

Brietl.  Mitt.  über  Abraumsalze  in  Stipsdorf.  Diese  Zeitschr.  XXIII. 

1871,  S.  653. 
Boll:  Geognosie  der  deutschen  Ostseeländer  zwischen  Eider  und  Oder. 

Neuhrandenburg  1846. 
Karsten:  Über  die  Verhältnisse,  in  denen  die  Gipsmassen  zu  Lüneburg, 
berg    und    Lübtheen    zu  Tage    treten.     Abhandl.  Kgl.  Akad. 

\V,,M-n-rh.    Berlin    1818,   S.  188,   189. 

Girard:    Die  Norddeutsche   Ebene.     Berlin  1855. 

Haas:  Die  geologische  Bodenbeschaffenheit  Schleswig-Holsteins.    1889. 

Face:    Das  Vorkommen    von   Salz   in  der  Provinz  Schleswig- Holstein. 

Schriften  d.  naturwiss.  Vereins  f.  Schleswig-IIoNtein    Bd.  VI. 
Struck:   Übersicht  der  geologischen  Verhältnisse  Schleswig-Holsteins. 

Ee-t^abe  für  den  XVII.  Deutschen  Geographentag,   Lübeck  1909. 

Zur  Diskussion  sprechen  die  Herren  KkilhaC'K,  HARBORT, 
H.ESS   VON    WrCHDORF   und   der  Vortragende. 

Herr  U.  IIKSS  VON  WICHDORFF  vergleicht  die  Ver- 
hältnisse am  Ahlberg  bei  Segeberg  mit  dem  in  ähnlicher  Weise 
mitten  im  Diluvium  emporragenden  Gips-  und  Salzstock  von 
Sperenberg  südlich  von  Berlin.  Umgeben  von  außerordentlich 
mächtigen  diluvialen  Ablagerungen,  die  bereits  in  der  Nähe  des 
Gipsstockes  zusammen  mit  starken,  von  den  in  der  Nachbarschaft 
anstellenden  Tertiärschichten  losgerissenen  und  im  Diluvium  ein- 
gebetteten Tertiär-Schollen  eine  Mächtigkeit  von  1  10 — 190  m 
erreichen,  erhebt  sich  der  Sperenberger  Gipsstock  bis  dicht  an 
die  Oberfläche,  /..  T.  treten  die  Gipsfelsen  in  der  Nähe  des 
jetzigen  Gipsbruches  stellenweise  ohne  Diluvialdecke  direkt 
zutage.  Der  Gipsstock  von  Sperenberg  stellt  eine  gleichmäßige 
Hutbildung    auf  dem    im    Untergrund    befindlichen,    steil    auf- 


112 


gepreßten  Salzstoeke  dar.  Die  Mächtigkeit  dieses  Gipshutes  be- 
trägt bereits  am  Rande  gegen  50  m  und  steigt  in  der  Mitte 
überall  bis  zu  etwa  100  m  an.  Der  Salzspiegel  liegt  ganz  gleich- 
mäßig in  der  Höhe  der  anlagernden  Buntsandsteinschichten 
(vgl.  das  untenstehende  Profil.)  Die  zahlreichen  fiskalischen 
Bohrungen,  die  teils  im  Bereich  des  Gipshutes,  teils  außerhalb 
desselben  niedergebracht  worden  sind,  haben  nun  ergeben,  daß 
weder  am  Salzstock  noch  an  dem  ihn  bedeckenden  Gipshut 
irgendwelche    diluvialen   Störungen,    Einpressungen  oder  TJber- 


Steinsalz 


Buntsaml- 
stein 


Tertiär 


Diluvium 


Rosidual- 
gips 

Profil  des  Gipsstockes  von  Sperenberg  bei  Berlin. 

llutbildung  auf  dem  Zechsteinsalzhorst).     Maßstab  1  :  25000. 

(In  natürlichem  Höhenverhältnis.) 


Schiebungen  geschehen  sind;  vielmehr  zeigen  die  bis  über 
1250  m  tiefen  Bohrungen  die  regelmäßige  steile  Aufpressung 
des  Salzgebirges.  Wohl  aber  haben  diese  staatlichen  Bohrungen 
eine  Erscheinung  aufgewiesen,  die  ganz  analog  den  Beobach- 
tungen am  Ahlberg  bei  Segeberg  zu  sein  scheint,  sich  aber  bei 
Sperenberg  als  rein  sekundär  herausgestellt  hat,  das  Auftreten 
oft  mächtiger  Diluvialschichten  scheinbar  mitten  im  Gipse. 
Es  hat  sich  nämlich  bei  dem  Sperenberger  Vorkommen  fest- 
stellen lassen,  daß  hier  ausgedehnte  Schlottenbildungen  im 
Gripa  vorhanden  sind,  die  oftmals  schief  und  gewunden,  nach 
unten  zu  aber  vielfach  nahezu  senkrecht  verlaufen.  Sie  sind 
mit  dem  Diluvial-  und  Tertiärschollenmaterial  der  diluvialen 
Decke  ausgefüllt.   Am  Rande  des  Gipsstockes  gehen  die  Schlotten 


/  /••; 


sogar  bis  auf  den  Salzspiegel  herab,  oben  noch  stark  geneigt  und 
gewunden,  unten  nahezu  senkrecht;  so  hat  z.  B.  Bohrloch  III 
unter  63  m  Diluvium  von  03  —  79  m  festen  Gips,  von  79  bis 
85  rn  klüftigen  Gips  und  von  85 — 111,5  m  Gips  mit  sand- 
erfüllten Klüften  unmittelbar  auf  dem  darunter  folgenden  Stein- 
salz ergeben.  Die  Bohrung  II,  die  von  30,4  —  1 15,8  m  Gips  auf- 
weist, hat  dagegen  zahlreiche  gekrümmte  Schlotten  angeschnitten 
und  sie  z.  B.  bei  56  m,  84  m  und  92  m  mit  Sand,  Tonmergel 
und  Kohlenletten  erfüllt  gefunden.  In  der  Mitte  des  Gipsstockes 
scheinen  die  Schlotten  nicht  allzu  tief  in  den  Gips  hinein- 
zuragen, wenigstens  hat  die  auf  der  Sohle  des  großen  Gips- 
bruches angesetzte  Bohrung  I  nur  von  0  —  28  m  klüftigen  Gips 
mit  sanderfüllten  Klüften,  von  28  —  88,8  m  dagegen  festen 
Gips   über  dem   Steinsalz   angetroffen. 

Bezüglich  der  Entstehungszeit  des  Sperenberger  Salzstockes 
und  seines  mächtigen  Gipshutes  schließe  ich  mich  durchaus 
der  Meinung  des  Herrn  E.  Harbort  an.  Hätte  der  Gips- 
stock in  seiner  heutigen  Höhenlage  bereits  vor  Beginn 
der  Eiszeiten  existiert,  so  würde  er  von  dem  heranrückenden 
Inlandeis  eine  weitgehende  Veränderung  und  teilweise  Zer- 
störung erlitten  haben.  Er  zeigt  aber  in  seiner  l3/4  km  langen 
und  1  km  breiten  Ausdehnung  einen  geradezu  modellartig 
gleichmäßigen   Aufbau. 

Herr  W.  HUTH  spricht  sodann  zur  Kenntnis  der 
Epidermis  von  Mariopteris  muricata.  (Mit  10  Text- 
figuren.) 

Als  die  erste  Mitteilung  über  die  Epidermis  von  Mario- 
pteris muricata  für  die  Paläobotanische  Zeitschrift1)  gerade 
druckfertig  war,  erhielt  ich  von  Herrn  GOTIIAN  aus  Paris  die 
Nachricht,  daß  Z EILLER  bereits  Alethopteris  Grandini  aus 
dem  oberen  Produktiven  Carbon  maceriert  hätte.  Da  die  Zeit- 
schrift in  kürzester  Zeit  erscheinen  sollte,  so  fügte  ich  die  mir 
gemachte  Mitteilung  eiligst  noch  im  Petitdruck  an  die  Arbeit 
an.  Wie  nun  ZEILLER  nach  Empfang  der  oben  erwähnten 
Arbeit  in  einem  Briefe  an  GoTHAX  mitteilt,  hat  er  aber 
Alethopteris  Grandini  tatsächlich  nicht  maceriert,  sondern 
die  Oberflächenstruktur  der  Pflanze  bot  sich  ihm  durch  einen 
Zufall   für  mikroskopische   Beobachtung   dar. 

Er  sagt  darüber  in  dem  genannten  Schreiben:  „  .  .  .  cette 
cuticule   s'offrait  tonte   prete   pour   l'examen    microscopique   sur 

')   l'aläobolanische  Zeitschrift,  Bd.  J,  1912.  Beft  1.  S.  7  ff.,  Taf.  1.  II. 


—      14  i 

I  echantillon  Iui-meme,  et  je  n'ai  eu  aucune  preparation  a  lui 
faire  subir,  aucun  merite  par  consequent  a  l'etudier  et  a  en 
donner  la  iigure.  L'observatiou  de  M.  Iil'lll  constitue  donc 
une  decouverte  vraiment  nouvelle  et  dun  reel  interet  en  ce 
(ju'elle  montre  la  possibilite  de  trouver,  parmi  les  Fougeres 
ou  les  PtiTidospermees  houilleres,  des  echantillons  se  pretant 
a  la  preparation  et  ä  l'etude  de  la  cuticule.  An  anderer 
Stelle  in    demselben   Briefe    sagt    er:     „c:est    la    premiere   fois 


f"' 


l'hot.  Otto  Roth. 


Fig.  1. 


MarioptcrU  muricata.    Halde  der  Myslowitzgrube,  Liegendes  des  Morit! 
flözes;  leg.  H.  P.  I.  89. 


qu'on  arrive  a  obteüir  une  preparation  de  cuticule  de  Fougere 
(ou  Pteridophyllee)  du  terrain  houiller  par  la  methode  de 
Schulze.  Je  l'ai  essaye  bien  souvent  et  n'ai  jamais  rien 
obtenu  .  .  .'" 

Es  ist  demnach  also  tatsächlich  das  erste  Mal.  daß  es 
gelungen  ist,  Farnepidermen1)  ans  dem  Produktiven  Carbon 
zu  präparieren  und  zu  mikroskopieren,  und  nur  darin  liegt 
auch  zunächst  die  ECauptbedeutung  dieser  kleinen  Arbeit. 
Ob  es  gelingen   wird,    in   mehreren   oder   ^ar    in   vielen    Fällen 


Bi     I  pcadopbytec  aus  dem  Carbon   isl   die  Sache  schon  lange 
bekannt,    siehe  Z   illkr:   Bass.  houill.  ei  perm.  de  Blanzy  et  du  I 
fasc.  II.   L906    ■     te,  S.  19*. 


/  'ir, 


die  Epidermen  so  zu  präparieren  und  mikroskopisch  studieren 
zu  können,  bleibt  vorläufig  fraglich.  Wenn  es  aber  gelingen 
sollte,  so  ist  nicht  ausgeschlossen,  daO  die  Oberflächenstruktur 
vielleicht  zur  Klassifizierung  der  Farne  des  Carbons  mitbenutzt 
werden  könnte,  und  dadurch  wäre  möglicherweise  ein  Mittel 
vorhanden,  die  Klassifizierung  im  rezenten  Sinne  natürlicl  er 
zu  gestalten.  Jedenfalls  bandelt  es  sich  hier  nur  um  aller- 
erste  Versuche,   und    eine   große  Anzahl   gut  gelungener 


i  not.  Otto  Kon. 

ftfariopleris  muricata.  —  Jüngeres  Exemplar.  —  Niederschlesien,  Bangi   id- 

zug,  Johann  Baptistagrube  b.  Schlegel hu.    ||    bezeichnen  die  Stellen, 

an  denen  die  beiden  macerierten  Stücke  abireschlagon  sind. 


Präparate  dürfte;  erst  mit  einiger  Sicherheit  zeigen,  ob  die 
weiter  unten  angeknüpften  theoretisch  -  hypothetischen  Aus- 
führungen   aufrecht   erhalten    werden    können. 

Die  Macerationen  sind  bisher  bei  drei  verschiedenen 
Uesten  aus  dem  Produktiven  Carbon  gelungen.  Es  handelt  sieh 
um  einen  aus  Oberschlesieu  stammenden  Rest  vom  Man'n/>ft  ri.s- 
Typus  '),  der  als  Art  noch  nicht  genauer  bestimmt  werden 
konnte,  und  um  zwei  Stücke  von  Marioptevis  muricata,  von 
denen  eins  aus  Oberschlesien  (Fig.  l)  und  eins  aus  Nieder- 
schlesien    (Fig.  2)    ist.      Bei     dem    Stück     Fig    1     gelang     die 

')  Dieser  Resl   ist   abgebildet   in  Abbildungen   und  Beschreib 
fossiler  PflanzenreBte,  Lf.  VIII,   1913,  Nr.  151. 


—     146     — 

Maceration  verhältnismäßig  leicht,  da  hier  ein  Rest  vorliegt, 
bei  dem  die  kohlige  Haut  des  Farnes  an  allen  Stellen  ent- 
weder von  selbst  leicht  abblätterte  oder  doch  mit  dem 
Messer  leicht  zusammenhängend  abzuheben  war.  Bei 
dem  Stück  Fig.  2  war  ein  derartiges  Verfahren  vollständig 
ausgeschlossen,  denn  die  kohlige  Haut  des  Farns  war  — 
wie  das  in  fast  allen  Fällen  zu  sein  pflegt,  wenn  der  Kohle- 
rest des  Farns  noch  vorhanden  und  die  Pflanze  nicht  über- 
haupt nur  als  Abdruck  erhalten  ist  —  mit  dem  Tongestein 


,,.     „  Phot.  W.  IluTii. 

Hg.  3. 

Epidermis  der  in  Fig.  1  abgebildeten  Mariopteris  muricata.     Vergr.  ca. 

55  facli.   —  Die  Figur  zeigt  deutlich  die  Streckung  der  Epidermiszellen 

über  einem  sich  dicliotom  verzweigenden   Gefäßbündel. 


absolut  fest  verbunden,  so  daß  eine  Ablösung  auf  mecha- 
nischem Wege  nichts  als  mikroskopisch  kleine  und  etwas  größere 
schwarze   Kohlebröckchen   ergab. 

Hier  benutzte  ich  nun  folgendes  Verfahren:  Ich  schlug 
von  den  durch  -f-  und  |!  bezeichneten  Stellen  durch  einen 
kleinen  Meißel  zwei  Stückchen  des  Farns  mit  dem  fest 
daran  h  aftenden  Gestein  ab  und  brachte  die  ( resteinsstückchen 
in    das    ScilULZESche    Maccrationsgemisch. 

Auf  die  Methode  von  SCHULZE  gehe  ich  hier  nicht  näher 
ein,   da   ich    in    meiner    ersten    Mitteilung1)    genaueres    darüber 


')  I'aläobot.  Zeitschr.  usw. 


—      147     — 

mitgeteilt  habe  und  auch  an  verschiedenen  anderen  Orten  in 
der  Literatur  genaue  Beschreibungen  darüber  vorhanden  sind  '). 
Ich  erwähne  nur,  daß  in  diesem  Falle  nach  längerer  Behand- 
lung —  nach  Braunfärbung  des  Kohlehäutchens  und  Weg- 
waschung der  dunkelfärbenden  Substanz  —  sich  die  Ober- 
epidermis  von  den  Gesteinsstückchen  zusammen- 
hängend löste  und  auf  den  Objektträger  gebracht 
■werden  konnte. 

Bemerkenswert    ist,     daß    es    mir    in    keinem    Falle    ge- 
lungen    ist,     irgendeine    Struktur    der    Unterepidermis 


„.      .  Phot.  YY.  Huni. 

E  ig.  4. 

Ein    Teil   des   in  Fig.  3  dargestellten   EpidermissTOckchens,   ca.  80  fach 

vergrößert. 


zu  erkennen.  Diese  scheint  in  den  Fällen,  welche  mir  vor- 
lagen, zerstört  zu  sein,  oder  ist  auch  wohl  im  Lebenszustande 
der  Pflanze  außerordentlich  dünn  gewesen.  Sehr  feine  dünne 
Häuteben,  die  ich  einmal  erhielt  und  betrachten  konnte,  ließen 
keine  Spur  von  irgendeiner  Zellstruktur  erkennen.  Auch  durch 
kein   Färbemittel   habe   ich   irgend   etwas   erreichen   können. 

Ich   bin   der  Ansicht,     daß    bei    den    von    mir    gemachten 
Präparaten     tatsächlich     die     eigentlichen     Epidermen     — 


')  z.  B.  Gümrbl:    „Beitrüge   zur   Kenntnis   der  Textnrverhaltnisse 
der  Mineralkohlen"  (Sitzgsber.  d.  FTgl.  bayr.  Akad.  d.  Wies.,  Math.-phys. 

Cl.  1HH.".,  :?.  M&rz). 


14b 


nicht  aber  nur  bloße  Abdrücke  der  Zellen  —  vorliegen, 
bei  denen  allerdings  wohl  die  innere,  untere  Begrenzungs- 
schicht der  Zellen  fehlt.  Diese  Epidermen  sind  als  äußerst 
dünne,   hellbraune   Ptlanzenhäutchen   zu   erkennen. 

Die  Präparate  ohne  Ausnahme  sind  äußerst  durchsichtig. 
Die  Expositionszeit  für  die  Mikrophotographie  war  daher  nur 
eine  sehr  kurze  und  betrug  für  alle  Fälle  etwa  10 — 12  Sekunden. 

Ich  hatte  in  der  ersten  Besprechung  dieser  Epidermen 
versucht,     einiges    über    ihre   Anatomie   zu    sagen   und   mehrere 


V         -  PllOt.    W.     EüTH. 

Fig.  ... 
Epidermis  der  in  Fig.  2  abgebildeten  Mariopteria  muricctta  von  der  mit 
bezeichneten    Stelle  —   Zeigl   deutlich  Neigung  zur  Längsstreckung  ilei 
Epidermiszellen.     Vergr.  ca.  55  fach. 


Möglichkeiten     ihrer    physiologischen     BedeutuDg     angeknüpft. 

Auch  hier  möchte  ich  einige  bedanken  darüber  aussprechen, 
betone  aber  ausdrücklich,  daß  bei  dem  bisher  vor- 
handenen wenigen  Material  natürlich  noch  nichts  mit 
Sicherheit  festzustellen  ist,  sondern  daß  es  sich  be- 
sonders in  bezug  auf  die  „Frage  der  Spaltöffnungen'' 
um  rein  theoretische,  vorläufige  Betrachtungen  oder 
gar   um    Hypothesen   handelt. 

Bezüglich  der  Form  der  Zellen  zeigen  die  fossilen  Epi- 
dermen nichts  anderes  als  die  Epidermiszellen  unserer  heutigen 
Farne.      Die    Zellen    der    'inen     Art    sind    langgestreckl    und 


//.'/ 


ziemlich  schmal,  während  die  der  anderen  in  ihren  Fläcben- 
durchmessern     in     verschiedenen     Richtungen     im    allgemeinen 

gleich  sind.  Sehr  schön  ist  bei  beiden  Arten  die  Streckung 
der  Zellen  über  den  sich  verzweigenden  Gefäßbündeln  und  die 
abweichende  Form  der  Zellen  zwischen  den  Gefäßbündeln 
(Fig.  3,  4,  6,  7). 

Obwohl  es  sich  hier  um  die  Präparate  von  zunächst 
nur  zwei  Pflanzen  handelt,  zeigt  sich  schon,  daß  die  Ober- 
flächenanatomie,   sofern   sie   mit    in   Betracht   gezogen  wird,    zu 


r.      ..  Phot.   W.   Hunt. 

Fig.  6. 

Epidermis  der  in  Fig.  2  abgebildeten   Marioptern  muricata.  —  Ein  Teil 

les    in    Fig.  2    durch  -4-    bezeichneten   Stücke?.    <i,   /.   <■   und    d  Spalt- 

"ffnungen.  —  Vergr.  ca.  55  fach.  —  Die  Figur  zeigt  deutlich  die  Streckung 

der  Zellen  über  einem  sich  verzweigenden  Gefäßbündel. 

anderen  Resultaten  führen  könnte  als  die  gewöhnliche  paläo- 
botanische  Bestimmung  nur  nach  der  äußeren  Form;  denn  die 
Epidermen  der  beiden  Pflanzen,  welche  letzteren  jeder  Paläo- 
botaniker  beide  als  Mariopteris  muricata  liest irnmen  würde. 
ntliche  Verschiedenheiten.  Die  eine  Art 
tat  langgestreckte  Zellen,  während  bei  der  zweiten  die  Flächen- 
durchmesser der  /.eilen  in  verschiedenen  Richtungen  annähernd 
gleich  sind.  Außerdem  hat  die  Pflanze  Fig.  2  noch  eine 
Anzahl  von  kleinen  runden  Löchern  in  der  Epidermis,  die 
ich  als  „Spaltöffnungen"  oder  besser  gesagl  als  „Atemporen" 
ansprechen   möchte  (genaueres  darüber  siehe  weiter  unten). 


löO 


Ich  habe  immer  —  und  auch  die  anderen  Autoren  haben 
■wohl  sicher,  wie  ich  aus  den  Abbildungen  der  Mariopteriden 
besonders  auch  bei  Zeilleh  entnehme  —  die  Form  Fig.  2  für 
eine  Jugendform  oder  doch  zum  mindesten  für  eine  noch 
wenig  gegliederte  Wedelspitze,  also  eine  noch  nicht 
völlig  ausgewachsene  Bildung  von  Mariopteris  muri- 
cata  angesehen,  was  äußerlich  dadurch  zu  erkennen  ist,  daß 
die  einzelnen   Fiedern  noch  recht  wenig  differenziert  sind. 

Man  könnte  nun  vielleicht  annehmen,  daß  mit  dem  Alter- 
werden der  Pflanze   eine   Streckung  der  Epidermiszellen  Hand 


Fig.  7. 


Pliot.    W.   HUTH. 


Epidermis  der  in  Fig.  2  abgebildet"ii  Mariopteris  muricata.  —  Ein  anderer 

Teil  des  durch  -+-  bezeichneten  Stückchens,    a,  b  und  c  Spaltöffnungen; 

c  ist  dieselbe  Spaltöffnung  wie  b  in   Fig.  6. 

n  Hand  gegangen  sei,  und  daß  sich  diese  langgestreckten  Zellen 
der  Pflanze  (Fig.  l)  also  erst  bei  ausgewachsenen  Exemplaren 
zeigen. 

Bei  Fig.  1  handelt  es  sich,  dem  Äußeren  nach  geurteilt, 
um  ein  ausgewachsenes  Exemplar.  Auch  ist  bei  den  Epi- 
dermispräparaten  der  Pflanze  Fig.  2  (Fig.  5  —  8)  eine  Neigung 
zur  Längsstreckung  wohl  zu  erkennen.  Merkwürdig  ist  nur, 
daß  sich  bei  Fig.  1  die  erwähnten  „Atemporen"  bisher  nicht 
nachweisen  ließen.  Daß  diese  mit  dem  Altern  der  Pflanze 
völlig  verschwinden  könnten,  ist  wohl  ausgeschlossen.  Es 
müßten  zum  mindesten  erkennbare  Erinnerungen  daran   zurück- 


—     151      — 

bleiben.  Nun  beträgt  über  die  Anzahl  der  „Atemporen"  auf 
einem  Blattstückchen  von  5  qmm  10,  d.  h.,  es  finden  sich  im 
Durchschnitt  2  Poren  pro  qmm.  Die  Anzahl  dieser  „Spalt- 
öffnungen" ist  also  sehr  gering,  denn  nach  1 1  vi?KULANDT  finden 
sich  im  Durchschnitt  100  —  300  Spaltöffnungen  auf  den  qmm. 
Vielleicht  ziehen  sich  die  „Spaltöffnungen"  mit  dem  Alter  der 
Pflanze  durch  die  Längsstreckung  der  Zellen  so  weit  aus- 
einander, sind  also  so  zerstreut,  daß  man  auf  einem  so  kleinen 
Präparat  selten  eine  hat.  Sollten  sich  die  Zellen  vou  Fig.  5  —  8 
mit  dem  Alterwerden   tatsächlich   so  weit   strecken,    daß   sie  die 


Fig.  8. 


Pliot.   W.   HUTH. 


Spaltöffnung  a  in  Fig.  7,  ca.  3C0  facli   vergrößert. 


Form  von  Fig.  3  u.  4  annähmen,  so  wäre  diese  Streckung  tat- 
sächlich so  beträchtlich,  daß  die  Poren  sehr  weit  auseinander- 
liegen müßten.  Jedenfalls  müssen  über  diese  wichtige  Frage 
eingehendere  Untersuchungen  bei  vielem  Material  Auskunft 
geben.  Einstweilen  kann  man  darüber  noch  gar  kein  Urteil 
abgeben.  Es  ist  aber  anderseits  wohl  möglich,  daß  es  sich 
hier  um   zwei   verschiedene   Pflanzen    handelt. 

Ich  hatte  nun  in  der  oben  erwähnten  kleinen  Arbeit  ver- 
sucht, einiges  über  die  Physiologie  dieser  bereits  erwähnten 
„Spaltöffnungen"  oder  „Atemporen"  zu  sagen.  Auch  hier 
möchte  ich  über  diese  interessante  Frage  einige  Betrachtungen 
anknüpfen. 


Zun  liebst  möchte  ich  darauf  hinweisen,  daß  diese  „Spalt- 
öffnungen'' eine  sehr  große  Ähnlichkeit)  mit  den  Ateinporen 
der  Marchantiaceen  haben,  besonders  mit  denen  von  Reboulia 
hemisphaet'ica,  Lunularia  vulgaris  und  einigen  anderen.  Der 
Unterschied  ist  nur  der,  daß  sich  bei  den  Marchantiaceen 
mehrere  Kränze  von  „Scbließzellen"  finden,  wohingegen  hier 
nur  ein  Kranz2)   solcher  vorhanden   ist. 

Y()lGTa)  erklärt  den  Ausdruck  „Schließzellen"  für  die 
Marchantiaceen  mit  folgenden  Worten:  ., Unter  „Schließzellen" 
verstehe  ich  diejenigen  Epidermiszellen,  welche  sich  an  der 
Bildung  der  Porenkuppel  beteiligen  und  sieh  als  solche  immer 
durch  geringere  Größe  und  abweichende  Form  —  in  einigen 
Fällen  auch  durch  charakteristische  Wandverdickuugen  — 
auszeichnen." 

Ob  hier  eine  Porenkuppel  vorhanden  gewesen  ist,  läßt 
sich  natürlich  nicht  mehr  feststellen.  Daß  im  Lebenszustande 
der  Pflanze  eine  vorhanden  gewesen  sein  könnte,  ist  natürlich 
nicht   unwahrscheinlich. 

Auch  die  geringe  Anzahl  der  Spaltöffnungen  stimmt  unge- 
fähr  mit   der   der   genannten    Marchantiaceen   überein. 

Es  handelt  sieh  allerdings  hier  um  eine  Oberepidermis, 
und  auf  dieser  ist  die  Anzahl  der  „Spaltöffnungen"  für  ge- 
wöhnlich geringer.  Bei  diesen  Carbonfarnen  jedoch  scheint 
die   Unterseite    der    Fiedern    wohl    gar    keine    ..Spaltöffnungen" 

;" isen    zu    haben,   und    auch    äußerst   dünn   gewesen    zu   sein, 

denn  ich  kann  mir  sonst  nicht  erklären,  warum  die  Unter- 
epidermis    so  wenig  erhalten    ist   und   gar   nichts    erkennen   läßt. 

Auch  über  die  Art  des  offnens  und  Schließens  der  Atem- 
poren wage  ich  einige  Annahmen  zu  machen.  Vielleicht  haben 
die  Schließzellen  durch  Nachlassen  des  Turgor  eine  Streckung 
in  radialer  Richtung  erfahren  und  so  die  kleine  Öffnung  ver- 
kleinern oder  vergrößern  können,  ähnlich  etwa,  wie  die  fris 
des  Auges  die  Pupille  vergrößert  und  verkleinert.  Die  Ver- 
engungsfähigkeit  ist  aber  wahrscheinlich  eine  ziemlich  geringe 
gewesen,  und  ein  völliges  Schließen  dieser  Poren  ist  wohl 
kaum   anzunehmen. 


Zbillbr    erwähnl    in    dem    oben    genannten    Briefe  auch   eine 
gewisse  Ähnlichkeit  mil  Frenelopsu.  i  quelques  cuticales  fossiles, 

Ann.  d.  Sc.  nat,  6e8er.  Bot.  t.  XIII    L882),  p.  231,  pl.  XI,  Fig.  2— 10.) 
Diese     Ansicht    möchte   ich   mich  nicht   anschließen. 

i-t  zwar  ein  zweiter  konzentrischer  Kranz  von  Zellen 
deutlich   Bichtbar,    aber  diese  Zellen   Bind    weniger  differenziert    gegen- 
über den  u  en  Zellen,  und  man  kann  sie  deswegen  wohl  kaum 
3  h  ließzellen"  ansprecht  q. 
Bot.  Zi  itung,  37.  Jahrg.,  Nr.  17,  S.  745. 


—      153      — 

Infolge  der  genannten  Eigenschaften  hätten  diese  runden 
„Spaltöffnungen''  also  in  physiologischer  Hinsicht  eine 
gewisse  Ähnlichkeit  mit  den  allerdings  spalten  förmigen 
Spaltöffnungen  der  Schwimmpflanzen,  die  von  HaBERLANDT 
eingehender  untersucht  worden  sind.  HABERLANDT  sagt  dar- 
über1): „Der  Bau  ihrer  Schließzellen  weicht  vom  gewöhnlichen 
Typus    sehr    häufig    in    der    Weise    beträchtlich    ab,    daß    der 


Fig.  9  b.  10.  Gez-  W-  Hdth- 

Schematische  Darstellung  des  „Schließapparates  der  Spaltöffnungen" 
von  Muriopteris  muricata  in  etwa  300  facher  Vergrößerung.  —  Fig.  9 
geöffnet,  Fig.  10  halb  geschlossen,  [a  Flächenansicht,  b  hypothe- 
tischer Querschnitt.  —  Ich  möchte  zu  diesen  Figuren  bemerken,  daß  die 
Querschnitte  rein  hypothetisch  sind.  Die  langgestrichelten  schrägen 
Linien  in  den  Flächenansichten  a  geben  etwa  die  Richtung  der  in  b 
dargestellten  hypothetischen  Schnitte  an. 


Spaltenverschluß  nicht  durch  Berührung  der  vorgewölbten 
Bauchwände  zustande  kommt,  sondern  ausschließlich  auf  der 
mehr  oder  minder  vollständigen  Annäherung  der  stark  ver- 
breiterten  äußeren   Cuticularleisten  beruht." 

Von  SCHWENDENER3)  wurde  angegeben,  daß  bei  ver- 
schiedenen "Wasserpflanzen  {Alisina  Plantago,  Calla  palustris. 
Salvinia  natans)  die  Spaltöffnungen  niemals  geschlossen 
werden,  „weder  beim  Liegenlassen  in  Glycerin,  Jodlösung, 
S-iuren   usw.,    noch    unter    dem    Einfluß    der  Dunkelheit.      Die 


1    Physiologische  Pflanzenanatomie  1904,  S.  412. 
a)  Schwenden  er:    I  ber  Bau   und  Mechanik  der  Spaltöffnungen. 
Monatsber.  d.  Berliner  Akad.  1881,  S.  853. 

1 1 


—      154      — 

Schließzellen    bleiben    vielmehr    auch    im    spannungslosen    Zu- 
stande gekrümmt,   die   Spalten   geöffnet." 

Bei  den  Wasserpflanzen  also  und  bei  hygrophilen  Pflanzen, 
wie  es  ja  auch  die  Marchantiaceen  fast  durchgängig  sind, 
schließen  sich  die  Spaltöffnungen  oder  Atemporen  entweder 
niemals  oder  doch  nur  mäßig,   selten  jedenfalls  vollständig. 

Es  könnte  sich  also  demnach  hier  wohl  um  hygrophile 
Farne  handeln,  welche  Annahme  sich  ja  auch  mit  allen 
übrigen  Ansichten  über  das  Klima  des  Produktiven  Carbons 
durchaus  vereinigen  ließe.  Denn  nach  der  allgemeinen  Annahme 
ist  das  Klima  der  Carbonmoore  ständig  sehr  feucht  gewesen 
und,  diesen  feuchten  Standorten  angepaßt,  brauchten  die  Spalt- 
öffnungen auch  nicht  zur  Deckung  großer  Transpirationsverluste 
in  der  heutigen  komplizierten  Weise  ausgebildet  zu  sein;  um- 
gekehrt würde  also  diese  Art  der  Ausbildung  der  Spaltöffnungen 
die  weitverbreitete  Annahme  über  das  feuchte  Klima  des  Pro- 
duktiven Carbons  unterstützen.  Ebenso  würde  sich  dann  auch 
die  geringe  Anzahl  der  Spaltöffnungen  erklären,  oder  die  Tat- 
sache,  daß  gar  keine  vorhanden  sind. 

Die  Epidermis  ist  außerdem  für  Wasserdampf  nicht 
undurchlässig.  SäDEBECK1)  sagt:  „Außer  bei  den  Hymeno- 
phyllaceen,  welche  als  hygrophile  Farne  keine  Spaltöffnungen 
und  Intercellularräume  besitzen,  fehlen  solche  auch  bei  anderen 
Farnen,  deren  Epidermis  zu  keiner  vollständigen  Entwicklung 
gelangt  ist,  also  bei  den  ebenfalls  hygrophilen  Farnen,  welche 
durch  ihre  Blätter  den  größten  Teil  des  Wasserbedarfs  auf 
osmotischem  Wege  von  der  Umgebung  beziehen,  so  z.  B. 
Asplenum  obtusifolium  L.2)." 

Tatsächlich  ist  wohl  auch  bei  den  hier  untersuchten 
Mariopteris- Arten  die  Cuticula  sehr  dünn  gewesen,  so  daß 
eine  Aufnahme  des  die  Oberfläche  benetzenden  Wassers  - — 
durch  die  häufigen  Niederschläge  hervorgerufen  —  auf  osmoti- 
schem Wege  stattgefunden  haben  kann,  so  daß  also  entweder 
nur  cuticulare  oder  neben  dieser  doch  nur  ganz  untergeordnet 
stomatare  Transpiration  stattgehabt  hat. 

Vielleicht  sind  die  beschriebenen  „Atemporen"  in  Wirklich- 
keit ganz  ähnlich  gewesen  wie  die  Atemporen  der  heutigen 
Marchantiaceen.  Es  würde  nur  der  eine  Grund  dagegen 
sprechen,    daß,    da    die   Farne    in    der    Entwicklung    über    den 


1     In    Exui.u:  I'kanti,   I,  4,  S.  66. 

•  Hinweisen  möchte  ich  liier  auch  auf  die  sogenannten  Wasser 
gruben  bei  Polypodium  vulyn;  ;  s.  I'otunmk:  Flora  des  Rotliegenden  von 
Thüringen  1893,  S.  54  ff.,  Fig.  1,  bzw.  sein  Lehrbuch  der  Pflanzen- 
paläontologie, 


—      155      — 

Moosen  stehen,  diese  Tatsache  wohl  kaum  zu  vermuten  wäre. 
Immerhin  ist  es  ja  möglich,  daß  im  Produktiven  Carbon  die 
Farne  doch  in  anatomischer  Beziehung  auf  einem  Stadium 
niederer  Entwicklung   standen. 

Ich  möchte  noch  bemerken,  daß  von  HäBERLANDT  der 
Einwand  gemacht  worden  ist,  es  könnte  sich  hier  ebensogut 
auch  um  die  Ansatzstellen  von  Härchen  handeln.  Dieser 
Einwurf  muß  aber  zurückgewiesen  werden.  Ich  habe  diese 
Tatsache  in  meiner  ersten  Besprechung  gar  nicht  erwähnt, 
weil  sie  für  einen  Paläobotaniker  nicht  in  Betracht  kommen 
konnte.  Denn  überall,  wo  sich  im  Carbon  behaarte  Farne 
finden,  sind  die  Härchen  deutlich  als  feine  Kohleteilchen  auf 
dem  Rest  des  Farnes  erhalten;  ich  erinnere  z.  B.  an  Neuropteris 
Üchenchzeri.  Man  könnte  ja  nun  glauben,  daß  die  Pflanze  in 
der  Jugend  behaart  gewesen  wäre,  und  daß  die  Haare  infolge 
der  Cutinisation  der  Zellen  an  der  Insertionsstelle  später  abge- 
fallen wären.  Aber  auch  dann  müßte  man  auf  den  jugend- 
lichen Pflanzen  die  Härchen  finden.  Ich  habe  eine  recht  große 
Anzahl  von  Mariopteris  muricata-'Resten  in  der  Hand  gehabt, 
und  habe  nie,  weder  mit  bloßem  Auge  noch  mit  der  Lupe,  noch 
mit  dem  Binokularmikroskop  jemals  Härchen  entdeckt.  Auch 
anatomisch  würde  an  einer  solchen  Stelle,  an  der  ein  Haar 
abgefallen  ist,  kaum  eine  derartige  Konfiguration,  wie  sie  hier 
vorhanden  ist,  möglich  sein.  Von  all  den  Möglichkeiten,  die 
überhaupt  für  die  Erklärung  dieser  runden  Offnungen  in  der 
Epidermis  in  Betracht  kommen,  ist  zweifellos  diejenige  der 
„Atemporen"  am  wahrscheinlichsten.  Ich  wüßte  jedenfalls  keine 
andere   Möglichkeit,   die   zur  Erklärung  in   Betracht  käme. 

Zum  Schluß  möchte  ich  nochmals  betonen,  daß  es 
sich  bei  den  Ausführungen  über  die  Physiologie  dieser  Epi- 
dermen und  ihrer  wahrscheinlichen  „Atemporen  nur  um 
Gedanken  über  diese  Gebilde  handelt,  die  vorläufig  in- 
folge des  noch  äußerst  mangelhaften  Materials  und  der  großen 
Schwierigkeit,  sich  diese  Präparate  überhaupt  herzustellen, 
noch  unbewiesen  sind.  Jedenfalls  möchte  ich  durch  diese 
zweite  kleine  Besprechung  nochmals  darauf  hinweisen,  wie 
wichtig  diese  Errungenschaft  für  die  Paläobotanik  werden  kann. 

Herr  W.  HUTH  macht  zum  Schluß  noch  eine  Mitteilung 
über  eine  neue  Fundortsverwechselung. 

In  der  Sitzung  der  Deutschen  Geologischen  Gesellschaft 
vom    1.   Mai   1912    hatte    Herr  ZOBEL1)     von     einer    wichtigen 


')  Siehe  aucli  Paliiobotan.  Zeitschrift,  Bd.  I,  Beft  1. 

11' 


—     156     — 

Fundortsverwechslung  Mitteilung  gemacht  und  in  seinen  Aus- 
führungen festgestellt,  daß  Marsilidium  speciosum  SCHENK  aus 
dem  "Wealden  identisch  sei  mit  Sphenophyllum  Thoni  MAHR  aus 
dem  Rotliegenden.  Im  Anschluß  daran  hatte  Verf.  in  der 
Diskussion  eine  ähnliche  Fundortsverwechselung  erwähnt,  die 
bei  der  Bearbeitung  der  Monographie  über  die  Gattung 
Mariopteris1)  zutage  getreten  war.  Es  handelt  sich  um  eine 
typische  Mariopteris  mitricata,  die  von  SCHENK  in  seiner 
Wealdenflora,  1871,  S.  15,  Tab.  VIII,  Fig.  1  als  Ahthopteris 
Huttoni  ScillMPER  beschrieben  und  abgebildet  worden  war. 
Jetzt  ist  in  der  neuesten  Literatur  wieder  eine  ähnliche  Ver- 
wechselung zu  vermelden.  Es  handelt  sich  um  ein  von  Herrn 
H.  Hamshaw  Thomas2)  als  Cladophlebis  lobifolia  beschriebenes 
Stück,  das  ohne  Zweifel  als  eine  typische  Mariopteris  mnricata 
aus  dem  Produktiven  Carbon  zu  erkennen  ist.  Es  ist  diese 
Verwechselung  wohl  so  zu  erklären,  daß  das  Stück  durch  irgend- 
einen Zufall  aus  dem  im  Süden  an  den  Distrikt  von  I?ium 
angrenzenden  Donetz-Carbon-Kevier  dorthin  verschleppt  und  in 
eine  Sammlung  von  Jurafossilien  geraten  ist,  die  Herrn  THOMAS 
zur  Bearbeitung   überwiesen   worden  war. 

Zur  Diskussion  spricht  Herr  JentzsCH. 

V.  W.  0. 

"Wahnschafi  e.         Bartling.         Hennig. 


l)  Hein:   Die    fossile  Gattung  Mariopteris    in    geologischer    und 
botam  iehnng,   Berl.  1912,3.49,  Fig  13.    — '  Abb.  a.  B 

foss.  Pflanzenr.,  Lief.  VIII,  1913,  Nr.  143,  S.  11,  Fig.  5. 

s)  Thomas:  The  Jurassic  Fl.  of  Kamenka.    M em.  I  ,,nouv. 

Ber.,  livr.  71,  Petersburg  1911. 


—     157     — 


Briefliche  Mitteilungen. 


11.    Über  den  Bau  alpiner  Gebirge. 
Von  Herrn  R.  Lachmann. 

(Mit  12  Textfiguren.) 

Die  Vorstellung  von  der  Einheitlichkeit  in  der  Bildung 
von  Gebirgen  hat  in  den  letzten  Jahrzehnten  durch  die  Fort- 
schritte   in    der   Erkenntnis    vom  Bau    der  Alpen    starke    Ein- 


Fig.  1. 

//        Helveiicum.        L  =  Lepontinum.        O  =  Osialpinum.        D  =  Dinaricum. 

Schema  der  Alpen  nach  der  Deckenlehre  in  ihrer  heutigen  Form. 


büße  erlitten.  Nicht  Faltenwellen  sind  es  -wie  im  Jura,  in 
den  Appalachen  und  im  Ural,  welche  den  Grundtypus  des 
alpinen  Gebirgsbaues  darstellen,  sondern  dünne  Bewegungs- 
lamellen, Decken  genannt,  welche  durch  Bewegung  vornehm- 
lich in  horizontaler  Richtung  übereinandergeschichtet  worden 
sind.  Die  von  ScilAKDT,  LUGEON  und  TERMIER  begründete, 
von  Steinmann',  Suess  und  Uiilig  übernommene  und  aus- 
gebildete Deckenlehre  will  den  Aufbau  der  Alpen  in  der 
Weise  erklären,  daß  die  vier  heute  im  Alpenkörper  vereinigten 
helvetischen,  lepontinischen,  ostalpinen  und  dinarischen  Massen 
(Fig.  1)  nach  Süden  zu  auseinanderzureihen  sind  und  hier 
vor  der  Alpenfaltung  nebeneinander  als  besondere  Sedimen- 
tationsbezirke  gelegen  haben. 

Im    einzelnen    bestehen    nun    diese    vier   Zonen    nicht    aus 
einer     einzigen      liegenden     Falte     oder     Überschiebungsdecke, 


158 


sondern  die  helvetischen  und  lepontinischen  Anteile  der  Alpen 
werden  wieder  in  je  bis  zu  acht  Decken,  die  ostalpine  Region 
in  mindestens  zwei  Decken  aufgelöst,  die  ihre  Lage  zueinander 
durch  Schub  von  Süden  nach  Norden  unabhängig  von  der  ent- 
gültigen Zonengruppierung  erhalten  haben  müssen.  Wie  stark 
die  Komplikation  innerhalb  der  einzelnen  Deckensysteme 
gedacht  wird,  zeigen  die  AiiGANDschen  Profile  durch  das 
lepontinische  Gebiet  im  Wallis. 

Aber  selbst  mit  dieser  außerordentlichen  Massenkonzen- 
tration durch  Südschub  kommt  die  Deckenlehre  nicht  aus. 
ARNOLD  Heim  und  KOBER  haben  in  weitgehendem  Maße  von 
der  Hilfstheorie  der  Deckeneinwickelung  Gebrauch  ge- 
macht. Bei  dieser  Vorstellung  war  noch  nach  der  Über- 
schiebung der  vier  Hauptzonen  im  Körper  der  Alpen  ein 
starker  Südschub  am  Werke,  durch  welchen  beispielsweise  der 
hängendste  Teil  des  Lepontinums  (Radstädter  Tauerntrias)  in 
den  liegendsten  Teil  des  Ostalpinums  (Quarzite  und  Gneise) 
eingefaltet  und  in  dieser  Umhüllung  um  mehr  als  50  km  nach 
Norden  verfrachtet  ist. 

Nehmen  wir  also  die  konsequenten  Vertreter  der  Decken- 
lehre beim  Worte,  so  müssen  wir,  um  die  Lage  der  Südalpen 
vor  der  Faltung  zu  rekonstruieren,  zunächst  die  Decken- 
systeme aus  ihrer  gegenseitigen  Verschlingung  auseinander- 
wickeln,  dann  zweitens  die  vier  Faciesbezirke  durch  Aus- 
glättung  der  Hauptwellen  nebeneinandersetzen  und  endlich 
innerhalb  jedes  Deckensystems  die  Verfaltung  der  Unterzonen 
entwirren. 

Versuchen  wir  einmal,  zahlenmäßig  den  Betrag  des  Schubes 
aus  Süden  abzuschätzen.  Zwei  Deckeneinwickelungen  in  jedem 
Profil  bewirken  eine  Verkürzung  um  100  km,  das  Helveticum, 
als  Deckfalte  mit  30  km  Ausschlag,  bringt  (50  km,  das 
Lepontinum  mit  80  km  Überdeckung  1 60  km  und  das  Ost- 
alpinum  120  km,  wenn  wir  diese  höchste  Bewegung  als  Über- 
schiebung und  nicht  als  Überfaltung  auffassen.  Das  macht 
zusammen,  auch  ohne  die  ganz  hypothetische  dinarische  Über- 
gießung,  440  km. 

Innerhalb  der  helvetischen  Zone  muß  mit  mindestens 
vier  Einzeldecken  (240  km),  bei  der  lepontinischen  Zone  mit 
ebensoviel  Teildeckfalten  und  einer  Verkürzung  von  640  km 
gerechnet  werden.  Die  nicht  ausgewickelten  Decken  des  Monte 
Rosa  sind  mit  weiteren  100  km  einzuschätzen,  und  auf  Kosten 
der  ostalpinen  beiden  Uauptdecken  kommen  weitere  240  km. 
Nimmt  man  endlich  100  km  für  die  ostalpinen  Spaltdecken 
hinzu     und     setzt     den     gleichen     Betrag     für    die     Breite     vom 


—     159     — 

"Wurzelpunkt  des  Helveticums  bis  zur  Nordgrenze  der  Dinariden 
wieder  ab,  so  ergibt  sich  eine  Nordbewegung  der  Südalpen 
um  nicht   weniger   als    1660  km. 

Ein  Verteidiger  der  Deckenlehre  könnte  allerdings  diesen 
Betrag  reduzieren  mit  dem  Hinweis  auf  die  stattgehabten  Aus- 
walzungen und  Abgleitungen  der  Deckenstirnen.  Diese  werden 
aber  mehr  als  ausgeglichen  durch  die  vielen  kleinen  Gesteins- 
fältelungen  und  lokalen  Schuppungen,  besonders  im  krystallinen 
Gestein,  welche  auf  den  Übersichtsprofilen  nicht  mehr  dar- 
stellbar sind  und  im  Sinne  der  Deckenlehre  dem  Ausmaß  der 
gesamten   Kontraktion   wieder  hinzuzufügen   sind. 

Wir  haben  daher  das  unbestreitbare  Recht,  aus  der 
Deckenlehre  in  ihrer  heutigen  Form  die  Schlußfolgerung  zu 
ziehen,  daß  die  Dinariden  vor  der  Alpenfaltung  in  der  Gegend 
der  heutigen  Sahara  gelegen  haben.  Auf  Hunderte  von  Meilen 
Entfernung  soll  eine  Gesteinshaut,  deren  Dicke  bestenfalls 
einige  Kilometer  ausmacht,  gegen  Norden  zum  Alpenkörper 
lamellenartig  zusammengeschoben  sein. 

Es  ist  von  berufenen  Geophysikern  oft  genug  aus- 
gesprochen worden,  daß  derartige  Annahmen  mit  den  Gesetzen 
der  Mechanik  im  Widerspruch  stehen.  Die  Gesteine,  welche 
die  äußere  Erdrinde  zusammensetzen,  haben  eine  so  geringe 
Standfestigkeit,  daß  bedeutende  horizontale  Bewegungen  einer 
äußeren  Erdhaut  ohne  Anteilnahme  des  Untergrundes  aus- 
geschlossen sind.  Mechanisch  unmöglich  ist  auch  die  Bildung 
von  liegenden  Falten  von  mehr  als  100  km  Amplitude  bei 
einer  Schicht  von  höchstens  einigen  Kilometern  Dicke,  die 
nach  den  Berechnungen  von  SMOLUCHOWSKI  zu  Faltenwellen 
von  nur   10  —  20  km   ausreichen. 

In  zweiter  Linie  stehen  die  räumlichen  Schwierigkeiten. 
In  den  Pyrenäen  könnte  man,  weil  sie  linear  verlaufen,  einen 
beliebig  langen  Erdhautstreifen  zusammengeschoben  denken. 
Anders  in  den  typischen  Deckengebirgen,  den  Alpen  und 
Karpathen,  welche  zum  Teil,  bzw.  ihrer  ganzen  Länge  nach, 
als  Bogen  verlaufen.  Für  die  Westalpen  z.  B.  steht,  ihre 
einheitliche  und  zentrifugale  Bildung  vorausgesetzt,  nur  der 
eingeschlossene  Teil  der  Poebene  als  Ursprungsland  der  Deck- 
massen zur  Verfügung.  Der  Krümmungsradius  des  inneren 
Alpenbogens  beträgt  hier  nicht  mehr  als  50  km.  Das  theore- 
tische Maximum  des  Außenschubes,  selbst  bei  unendlicher 
Dehnungsfähigkeit  der  Gesteine  in  der  Horizontalen,  Hegt 
also  in  den  Westalpen  bei  50  km.  Wenn  man  aber  bei  der 
Bildung  von  Deckengebirgen  nur  mit  rein  mechanischen  Fak- 
toren  der   Beanspruchung   rechnet,    darf   man   für   die   westlich'' 


—      160      — 

Alpenhälfte  überhaupt  nur  wenige  Kilometer  an  zentrifugaler 
Gesamtbewegung  voraussetzen. 

Die  Anhänger  der  Deckenlehre  benötigen  ferner  einer 
vollkommenen  Einheitlichkeit  im  Aufbau  des  Gesamtkörpers 
der  Alpen. 

Nicht  nur  die  vier  Hauptdeckensysteme,  sondern  auch 
ihre  Unterteilungen  sollen  durch  eine  besondere  Ausbildung 
des  Materials,  entsprechend  einem  gesonderten  Ablagerungs- 
raum, kenntlich  sein.  Sodann  ist  die  Einheitlichkeit  des 
Geschehens  ein  unbedingtes  Erfordernis  der  Deckentheorie. 
"Wie  hätten  sich  die  lepontinischen  Decken  von  Savona  bis 
zum  Semmering  in  einheitlichem  Zuge  in  der  Zentralzone  der 
Alpen  nachweisen  lassen  können,  wenn  diese  Gebirgsmasse 
stückweise  und  zu  verschiedenen  Zeiten  aus  dem  fernen  Süden 
heraufgewandert  wäre'r1 

Und  endlich  muß  eine  vollkommene  Einheitlichkeit  der 
Bewegungsrichtung  in  den  Alpen  -vorgefunden  werden.  Aus 
der  Verteilung  der  Massen  und  der  Bewegungsflächen  muß 
überall  und  gleichmäßig  eine  Bewegung  aus  Süden  erkennbar 
sein.  Mau  ist  gezwungen,  alle  entgegengesetzten  Bewegungen 
als  volumetrisch  bedeutungslose  Rückenfaltungen,  die  sym- 
metrische Fächerstellung  der  Westalpen  als  ein  durchaus 
sekundäres  Merkmal  und  jene  merkwürdige  Grenzfläche  zwischen 
Ost-  und  Westalpen,  welche  vom  Rhätikon  bis  zum  Ober- 
engadin  mit  Nordsüdstreichen  die  halben  Alpen  durchzieht, 
als  zufälligen  Erosionsrand  an  einer  für  den  Bau  des  ganzen 
Gebirges  bedeutungslosen  Flexur  mit  Absinken  der  Ostalpen 
zu  erklären.  Alles  das  sind  sehr  unwahrscheinliche  Deutungen, 
die  nur  zugunsten  eines  sonst  unanfechtbaren  Gesamtbildes 
zulässig   sein   würden. 

Das  Drama  der  Entstehung  der  Alpen  muß  also  nach 
dem  "Willen  der  Deckenlehre  die  drei  Aristotelischen  Forde- 
rungen der  Einheit  von  Zeit,  Ort  und  Handlung  widerspruchslos 
erfüllen.  Daß  dem  so  ist,  kann  mit  guten  Gründen  bezweifelt 
werden. 

Im  vergangenen  Sommer  haben  20  Mitglieder  der  Geolo- 
gischen Vereinigung  unter  Leitung  von  Herrn  STEINMANN 
die  lepontinische  Serie  der  Aufbruchszone  von  Graubünden, 
im  unterengadiner  „Fenster"  und  in  den  Tauern  besucht. 
Wir  haben  uns  davon  überzeugen  können,  daß  außer  TERMIEK8 
schistes  lustres  auch  nicht  eiu  einziger  Horizont  auf  größefe 
Entfernung  aushält  und  als  Träger  einer  besonderen  Teildecke 
nahmhaft  gemacht  werden  kann.  Statt  wirklicher  Decken 
sind  eine    ganze  Anzahl    von    dünnen    Bewegungslamellen    vor- 


—     im 


handen,  welche  VON  SEIDLITZ  im  Rhiitikon  in  ihrer  Gesamt- 
heit treffend  als  Riesenquetschzone  bezeichnet,  und  die  keines- 
wegs besonderen  Ablagerungsräumen   entstammen  müssen. 

Seitdem  ferner  Lfbling   die  Gosaukreide    auf   einem  Riß 
zwischen    zwei    ausgebildeten    ostalpinen  Decken    nachgewiesen 

A  Ipennordrand 




Alpensüdrand 

Fig.  2. 
■■eweguDgen    an    der   Grenze  von    Ost-    und    Westalpen    (n.  Spitz 
und    DVHRBNFURTH.) 
7  =  Rhäticon.    2  =  Mittagspitz     3  =  Widderstein.    4  =  Grünten.    4a  =  ] 
5  =  Wetterstein.      6  =  Karwendelmulde.      7        Sonnwendjoch.     8  =  Parpan. 
9  —  Plessur.  70  =  I)ucan.   11  =  Engadiner Dolomiten.   I2  =  Piz-Lad.   73  =  Jackel 
(Endkopf.)       14  =  Surctla.       15  =  Avers.       26  =  Piz-AJo        11        [ndicarien. 
IS  =  Tribulaun. 
1,  S,  9,  10,  11,  12,  13  16  =  Rhätis«  ne   Bö 


hat.  und  andrerseits  Heim  die  Stirnen  des  liegendsten  helve- 
tischen Deckenaystems  zur  mittleren  Pliocänzeit  in  Erosions- 
rinnen der  obermioeänen  Nagelfluh  anbranden  läßt,  kann  von 
einer  Einheitlichkeit  in  der  Bildungszeit  der  Alpendc'k.Ti 
nicht  mehr  die   Rede   sein. 

Und    drittens    zur    Einheitlichkeit    der  Bewegung.      SPITZ 
und   DYHREXFÜRTH     haben     neuerdings    den    Beweis     erbracht, 


lfJ2 


daß  sämtliche  Sedimente  der  ostalpinen  Zone  in  Graubünden 
vom  Endkopf  bis  in  die  ersten  Teilungen  des  Tessiner  Massives 
hinein  mit  der  Stirn  gegen  Westen  zum  Teil  sogar  in  Parabel- 
form angeordnet  sind.  („Rhätische  Bögen".)  Auf  der  bei- 
stehenden Skizze  (s.  Fig.  2)  sind  eine  Reihe  von  gleichgerichteten 
Bewegungselementen  auch  in  Tirol  vermerkt.  Das  kann  gar 
nicht  anders  gedeutet  werden,  als  daß  dieser  ganze  Gürtel 
der  Alpen  von  Längsbewegungen  beherrscht  wird,  und  daß 
die  Auffassung  der  vielbesprochenen  Grenzlinie  als  einfacher 
Erosionsrand  keine  Berechtigung  mehr  besitzt. 

Man  kann  angesichts  der  geschilderten  Widersprüche  zu- 
nächst einmal  die  Tatsachen  in  Zweifel  ziehen,  auf  welche  die 
ganze  Deckenlehre  sich  aufbaut,  und  mit  MYLIÜS  die  Be- 
hauptung aufstellen,  daß  jeder  Berg  in  den  Alpen,  ob  groß  oder 
klein,    unweit   des   Bildungsortes   seiner   Sedimente   gelegen  ist. 

Ich  fürchte  aber,  daß  das  ein  unmögliches  Unterfangen 
ist,  und  daß  Mylius  wie  viele  vor  ihm  über  kurz  oder  lang 
das  Vorhandensein  von  großen  Horizontalbewegungen  inner- 
halb der  Alpen  zugeben  muß.  Man  kann  auf  Grund  doch 
immerhin  beschränkter  eigener  Beobachtungen  höchstens  zur 
Revision  mancher  voreiliger  Schlüsse  anregen.  Trotzdem  aber 
werden  einige  gesicherte  Tatsachen  bestehen  bleiben,  die  auf 
Grund  der  heute  üblichen  Anschauung  den  Schub  aus  un- 
endlicher  Südferne  notwendig  machen. 

Es  fragt  sich  aber  zweitens,  ob  man  nicht  unter  weit- 
gehender Anerkennung  der  Beobachtungen  dieselben  zu  einer 
anders   gearteten   Auflassung   gruppieren   soll. 

Ich  möchte  für  meinen  Teil  den  metamorphen  und 
krystallinen  Gesteinsmassen,  welche  fast  ausschließlich  die 
eigentlichen  Zentralalpen  zusammensetzen,  eine  entscheidende 
Rolle   bei   der  Bildung  der  Alpen   zumessen. 

Petrographische  Beobachtungen,  besonders  von  WEIN- 
SCHENK,  BECKE  und  Sander,  haben  übereinstimmend  ergeben, 
daß  in  diesen  Teilen  der  Alpen  die  Deformationen  und  die 
krystalline  Mobilität  des  Gefüges  ganz  überwiegend  parallel 
verlaufen.  SANDER  meint,  daß  in  gewissen  Gebieten  der 
westlichen  Tauern  die  mit  Rekrystallisation  verbundene  Durch- 
mischung der  Gesteinsglieder  bei  der  Gebirgsbildung  eine 
derartige  gewesen  ist,  daß  vollständig  neue  Gesteine  ent- 
stehen,  Tektonite,  wie  er  sie  nennt,  denn  Komponenten  in 
einem  und  demselben  Handstücke  ursprünglich  kilometerweit 
auseinander  gelegenen  Schichten  entstammen  können.  Tkkmikks 
schistes  lustres  sind  wenigstens  in  den  Ostalpen  häufig  der- 
derartig«-    Miscbgesteine. 


—    163     — 

Die  Lehre  von  der  Dynamometamorphose  will  die  Kry- 
stallinität  als  Folge  der  Gebirgsbildung  deuten.  Man  kann 
das  Verhältnis  auch  umgekehrt  auffassen  und  sich  fragen,  ob 
nicht  der  Zustand  der  Krystallinität  die  außerordentliche 
„Durchbewegtheit  der  Tektonite"  —  um  einen  SANDERschen 
Ausdruck   zu   gebrauchen   —   ermöglicht   hat. 

Und  da  die  STEENMANNSche  Aufbruchszone  in  Grau- 
bünden, die  Schieferhülle  der  Tauern  und  die  Glanzschiefer- 
massen von  Wallis  nichts  anderes  sind  als  vergrößerte  der- 
artige  Tektonite,     so    kann    man     die    angedeutete    Auffassung 


Fig.  3. 

Ausbildung  von   „Ackerfurchen"  aus  Ogiven  des  Obersulzbacligletschers 

(n.  Crammer.) 


dahin  erweitern,  daß  die  Struktur  der  Zentralalpen  bedingt 
wurde  durch  den  besonderen  physikalischen  Zustand  derA  an 
ihrem   Aufbau   beteiligten    Gesteinsmassen. 

Es  läßt  sich  nämlich  die  Behauptung  begründen,  daß  diese 
Struktur  nur  einen  extremen  Spezialfall  darstellt  der  beson- 
deren Art  von  Raumerfüllung,  die  allen  „krystallokinetisch" 
gewordenen,  d.  h.  in  Relativbewegung  unter  Lösungsumsatz 
begriffenen   Mineralmassen   eigen   ist. 

Wenn  ein  Gletscher  mit  erkennbarer  Blaublätterstruktur 
seinen  Querschnitt  seitlich  einengen  muß,  so  legen  sich  nach 
CRAMMER  die  Ogiven  in  so  enge  Schlingen,  daß  die  wirkliche 
seitliche  Kompression  in  einem  vollkommenen  Mißverhältnis  zu 
der  erzielten   scheinbaren   linearen  Verkürzung  steht  (s.  Fig.  3). 

Einem  zweiten  Beispiel  krystallokinetischer  Raumerfüllung 
begegnen   wir  in   den  Salzlagerstätten.     Ein   geschichteter  Salz- 


—     164     — 

körper,  welcher  in  einem  Salzstock  auftreibt,  legt  sich  in 
vielen  Fällen  in  großartiger  Weise  in  weitausholende  Falten, 
<leren  Achsen  in  der  Regel  senkrecht  im  Räume  stehen.  Die 
Verfaltung  kann  in  manchen  norddeutschen  Salzstöcken  so  weit 
gehen,  daß  in  gleichgeneigten  Salzschichten  sich  älteres  und 
jüngeres  Salz  in  buntem  Wechsel  ablösen.  Gewisse  Strecken- 
profile auf  Friedrichshall  sind  das  übertragene  Abbild  von 
S\NDERschen  Tektonitprofilen  vom  Tauernwestende.  Eine  noch 
übersichtliche  Anordnung  auf  „Riedel"  hat  Stille  mit  Recht 
mit  dem  Simplonstadium  der  Schweizeralpen  in  Vergleich  ge- 
bracht (Fig.  4  und  5).  Ein  Unterschied  besteht  lediglich  in 
der  räumlichen  Achsenrichtung.  Die  Amplituden  der  Salzfalten 
scheinen  über  1  km  nicht  hinauszugehen  und  stehen  in  dem 
gleichen  relativen  Verhältnis  zum  Querschnitt  der  Ekzeme  wie 
•die  Faltwellen  des  Simplon   zum  Alpenkörper. 

Es  besteht  heute  wohl  Einmütigkeit  darüber,  daß  durch 
Überfaltungen  im  Salz  gewaltige  räumliche  Horizontal-Be- 
wegungen  nur  vorgetäuscht  werden.  Wenn  in  einem  Salz- 
stock, der  in  horizontale  Schichten  eingebettet  ist  und  einem 
mehr  oder  weniger  horizontalen  Boden  auflagert,  räumliche 
Konzentrationen  im  Verhältnis  von  1 :  7  und  mehr  vorkommen, 
so  muß  man  schließen,  daß  den  krystallinen  Salzmassen  eine 
Art  der  Bewegung  eigen  ist,  welche  man  nicht  mit  den  mecha- 
nischen Gesetzen  der  Faltung  von  Sandsteinen  usw.  vergleichen 
darf.  Krystallokinetische  Mineralmassen  besitzen  bei  einer  Ein- 
engung zwischen  indifferenten  Körpern  die  Fähigkeit  zu  einer 
beliebig  weitgehenden  Durchmischung,  sobald  sie  dem  Zwange 
einer  neuen  Raumerfüllung  —  gleichgültig,  ob  unter  Dilatation 
■oder  Kompression  ■ —  unterlegen  sind.  Der  Grad  der  Durch- 
mischung hängt  von  der  Beweglichkeit  der  beteiligten  Gesteine 
relativ  zueinander  ab  und  läßt  keine  Schlüsse  zu  auf  regionale 
Bewegungen  des  Gesamtsystems. 

Es  ist  ferner  eine  bemerkenswerte  Tatsache,  daß  trotz  der 
bis  ins  Mikroskopische  gehenden  Durchmischung  der  Salz- 
schichten eine  chemische  krystallokinetische  Verschmelzung  nicht 
oder  nur  in  seltenen  Fällen  eingetreten,  ist  als  ob  es  bei  der 
Mobilisierung  des  Gefüges  bis  zu  einer  Dissoziation  der  Moleküle 
nicht  gekommen   ist. 

Andernfalls  wäre  es  anerklärlich,  wieso  sich  nicht 
beispielsweise  Sylvin  und  Kieserit  bei  einer  Umkrystallisation 
in    geringen   Tiefen    in    Kainit   umgewandelt    haben. 

Eine  Erörterung  dieser  Fragen  kann  aber  erst  auf 
Grund  einer  Erweiterung  des  Rli:<  KEachen  Prinzips  er- 
folgen. 


IG  5     ■— 


—    a> 

5  S 


=       5 

S3  k4 


5 
v. 


■  - 

j.'.'ii.titlM/iJililt,  •  iu!  i/n/t'/y.'/./.'j'  r."W,'l/->\ 


166 


In    den    Alpen  liegen  die  Verhältnisse  weit  komplizierter 
als   im   Zechsteinsalz,    weil   sich   nicht    einfach    indifferente   und 


On-SO 


Fig.  6. 
Kalk  (Is)-Gneiskeile  am  Gstellihorn  (Berner  Oberland)  n.  Schmidt. 


i  • ,  i 


"• 


•\ 


■  '■   ■ 

■•'-.   .  .    ~^ 


>< 


Fig.  7. 

Verfaltung  von   Rhät  und  Triasdolomit  am  (  »bernberger  Tribulcum 

(n.  Frech.) 


krystallokincti^rlie  Müssen  geschlossen  gegenüberstehen.  Einer- 
seits hat  die  Jielastungsmetamorphose  jugendliche  Sedimente 
ergriffen,  \vi(>  die  oligocänen  Glarner  Dachschiefer,  anderer- 
seits   sind    die    präkarbonischen    Gneismassive    der    "Westalpcn 


—     1H7     — 

ebenso  wie  die  ostalpinen  Zentralgneise  nur  in   ihren  randlichen 
Partien   der  alpinen   Massenbewegung  unterlegen. 

Sander  hat  uns  im  Krierkar  mit  einer  derartigen  be- 
ginnenden Teilung  einer  Zentralgneiszunge  in  die  Schieferhüllen- 
decke hinein  bekannt  gemacht.  Die  Kalk-Gneiskeile  des 
Berner  Oberlandes  sind  wegen  ihrer  hochkrystallinen  Tracht  keine 
rein  mechanischen  Kontakte  noch  auch  IntrusiverscheinuDgen, 
weil  die  Bewegungen  weit  ins  Sedimentäre  übergreifen,   sondern 


Fig.  8. 

ZungenViildung  von  Triasdolomit  in   Glimmerschiefer.     Westabhang  der 

Weißwand  (n.  Frbhh.) 


krystallokinetische  Diffusivzonen.  Dasselbe  gilt  für  den  Simplon. 
Die  gleiche  Erscheinung  tritt  auch  an  der  Grenze  zweier  ver- 
schiedengradig  metamorpher  Sedimentgesteine  auf.  Im  Tri- 
bulaungebiet  zeigt  sich  rhätischer  Glimmerkalk  in  zickzack- 
förmiger  Verfaltung  mit  zuckerkörnigem  Dolomit  (Fig.  7). 
Dieser  unterlagert  die  Diffusionszone  ungestört,  weshalb  ein 
regionaler  Faltungsdruck  als  Ursache  ausgeschlossen  ist.  Man 
könnte  an  primäre  Wechsellagerung  denken,  aber  die  gleiche 
Erscheinung  wiederholt  sich  in  der  Nachbarschaft  an  der  Grenze 
«wischen   Dolomit  und   Glimmerschiefer  (Fig.  8). 

Über  das  Verhältnis  der  Metamorphose  zur  Krystallokinese 
ist  noch   folgendes   zu   sagen.     Die  Belastungsmetamorphose  be- 


—     168      — 

ginnt  für  verschiedene  Sedimentkomplexe  in  verschiedener  Tiefe. 
Die  Krystallokinese  kann  erst  in  einer  Zone  einsetzen,  in  der 
die  metamorphen  Gesteinsmassen  überwiegen.  In  tieferen  Re- 
gionen werden  also  nicht  oder  ungenügend  metamorphe  Gesteins- 
massen anzutreffen  sein,  welche  durch  den  krystallokinetischen 
Strom  passiv  verflößt  werden,  wie  die  von  STARKab  gebildeten 
Fetzen  von  Dolomit  in  den  Kalken,  Quarziten  und  Schiefern 
der  Radstädter  Serie  im  Sonnenblickgebiet  (Fig.  9).  Mylonite 
treten  hauptsächlich  an  der  Untergrenze  der  indifferenten  Zone 
auf.  "Wo  in  einer  krystallin  durchbewegten  Grundmasse  eckige 
Bruchstücke  bewegungsloser  Schichten  eingeordnet  sind,  ent- 
stehen breccienähnliche  und  als  solche  gedeutete  Gebilde.  Sie 
sind  im  Prinzip   dasselbe  wie  die  im  Zechsteinsalz   aufgelösten 


Makerni  Sp. 


Fig.  9. 
Dolomit  in  der  metainorphen  Radstädter  Seril  (n.  Stark.) 

Muschelkalkfragmente,  die  Herr  HAKBORT  in  der  vorigen 
Sitzung  der  Gesellschaft  vorgelegt  hat.  • 

Kataklase  und  Diaphthoritisierung,  auch  wohl  tektonisch- 
plastische  Deformationen  zeigen  sich  in  krystallinen  und  meta- 
morphen Massen,  welche  aus  dem  Bereich  der  Krystallokinese 
in  denjenigen  der  rein  mechanischen  Beanspruchung  hinauf- 
getreten sind. 

Die  Ausarbeitung  der  Flächen  geringsten  Widerstandes 
durch  Phyllitisierung  ist  ein  mechanischer  Prozeß,  welcher  in 
den  Gang  der  chemisch-physikalischen  Krystalloblastese  helfend 
eingreift.  Beides  wirkt  zusammen,  um  unter  Umfaltung  und 
Mischung  aus  metamorphen  Sedimenten  eigentliche  krystalline 
Schiefer  zu  machen. 

Durch  die  krystallokinetische  Unterströmung  wird  die 
indifferente  Decke  teils  aufgenommen,  teils  ausgeschieden.  Auf 
dem  SANDERschen  Profil  am  Torjoch  (Geolog.  Führer  1912,  S.  41 
Fig.  2 —  3)  bereitet  sich  eine  Trennung  der  Tarntaler  Triashülle 
vor  in  einen  resorbierten,  steil  und  isoklinal  eingefalteten  Anteil 
und  eine  ausgeschiedene,  gegen  Norden  zu  flach  abtreibende 
Teilscholle.  Abgedriftete  Sedimente  zeigen  sich  mit  Vorliebe 
an  der  Grenze  zweier  krystalliner  Bildungen.    Das  Vorhandensein 


—     169     — 

adaptiver  Strukturen  in  den  Sedimenten  ist  das  Hauptkriterium 
für   ein   krystallokinetisches   Arrangement. 

Die  krystalline  Strömung  wird  angeregt  durch  Störungen 
des  isostatischen  Gleichgewichts  im  Untergrund.  Die  Strömungs- 
richtung ergibt  sich  aus  der  relativen  Höhenlage  der  Nachbar- 
schaft des  Störungsstreifens:  dadurch  bildet  sich  Rückland 
und  Vorland.  Über  dem  strömenden  Untergrund  muß  sich 
infolge  der  Verzahnung  der  indifferenten  und  der  beweglichen 
Zone  die  sedimentäre  Hülle  in  Falten  legen.  Die  Narbenfläche 
zwischen  Rückland  und  der  abtreibenden  Faltenmasse  wird 
durch  Sedimentation  oder  durch  Aufdringen  von  Eruptiven, 
häufig   durch   beides   maskiert. 

Bei  den  meisten  Gebirgen  hat  sich  die  Strömung  inner- 
halb des  krystallinen  Sockels  abgespielt  und  ist  hier  nur  selten 
als  Deckenbau  nachweisbar  (F.  E.  SUESS'  moravische  Fenster). 
Die  Besonderheit  der  alpinen  Gebirge  besteht  in 
dem  Hinaufgreifen  der  krystallokinetisch  labilen 
Zone    in    den    Bereich    des    erkennbar    Sedimentären. 

Die  Entstehung  der  Schweizer  Alpen  unter  den  ange- 
deuteten Gesichtspunkten  ist  in  beistehenden  schematischen 
Zeichnungen  wiedergegeben  (Fig.  10  — 12). 

In  den  Westalpen  ist  trotz  sehr  weit  hinaufreichender 
Metamorphose  die  Reichweite  der  krystallokinetischen  Be- 
wegungen eine  kleinere  als  in  der  Schweiz.  Vielleicht  hat  ein 
geringerer  Höhenunterschied  zwischen  Rück-  und  Vorland  die 
volle  Entfaltung  der  dynamischen  Eigenschaften  der  krystallinen 
Bewegung  verhindert.  In  den  Ostalpen  hat  das  Auftreten  der 
Zentralgneisraassive  unweit  der  Dinaridengrenze  auf  die  Aus- 
breitung der  krystallinen  Unterströmung  einen  beschränkenden 
und   richtenden   Einfluß   ausgeübt. 

Dieser  Vorschlag  zu  einer  Modifikation  der  Deckenlehre 
scheint  geeignet,  die  hauptsächlichsten  Bedenken  zu  beseitigen, 
welche  vorher  aufgezählt  wurden.  Die  Dinariden  liegen  auch 
heute  noch  an  Ort  und  Stelle.  Die  Widersprüche  mit  den 
mechanischen  Gesetzen  der  Elastizitätslehre  erklären  sich  durch 
die  besondere  Art  der  Raumerfüllung  krystallinisch  bewegter 
Massen.  Eine  Einheitlichkeit  bei  der  Entstehung  der  Alpen 
kann   nicht  mehr   erwartet   werden. 

Die  krystallokinetische  Bewegung,  in  der  Hauptsache  eine 
Folge  der  Tiefenversenkunir.  mußte  naturgemäß  im  Bereiche  der 
Alpen  zu  verschiedenen  Zeiten  einsetzen,  und  jede  Teilströmung 
konnte  in  mehrere  Faciesbezirke  übergreifen.  Auch  Längs- 
bewegungen sind  als  Ausgleich  zwischen  ungleich  gesenkten 
Querstreifen    erklärlich;   und   was    insbesondere    das    Verhältnis 

12 


-  -     170     — 

der  beiden  Hälften  anlangt,  so  steht  nichts  im  Wege,  die  Ost- 
alpen  von  den  Westalpen  unterströmt  zu  denken.  Die  ja 
häufig  ergebnislose  Suche  nach  den  Wurzeln  beruht  auf  einer 
falschen  Fragestellung.  Die  gesamten  Zentralalpen  sind  gleich- 
zeitig Wurzel-  und  Deckenland. 

Die  in  diesen  Ausführungen  enthaltene  allgemeine  Theorie 
der  Gebirgsbildung  erfüllt  in  Anlehnung  an  AMPFERER  die 
Hauptforderung  der  Geophysik,  von  der  Kontraktionstheorie 
als  einer  für  die  Faltengebirgsbildung  unzulänglichen  Begründung 
abzusehen.  Indem  sie  den  Sitz  der  Faltungskraft  aus  dem 
hypothetischen  feurig-flüssigen  Untergrund  von "  AMPFERER 
hinaufverlegt    in    eine    Zone    von    bis    etwa    10  km    unter    der 


'  Metamorphe  öedimenfe 


Bereich  der  isostatischen  Störung  ( Massendefizit I 


Fig.  10. 
Das  Vorland  reicht  bis  zu  den  Massiven  (Mercantour  bis  Aarmassiv). 
Das  Rückland  bilden  die  SuESSschun  Dinariden.  Die  Belastungsmeta- 
morphose breitet  sich  unregelmäßig  in  den  alpinen  Sedimenten  aus.  Die 
Störungen  im  Gleichgewicht  des  Untergrundes,  welche  bereits  die 
mächtigen  Sedimentationsreihen  im  Mesozoicum  ermöglichten,  decken  sich 
mit  der  heutigen  Verteilung  des  Massendefizits,  welche  die  Dinariden 
verschont    und    (nach    NIETHAMMER)    auf    der   Innenseite    der    Massive 

kulminiert. 


Erdoberfläche,  in  welcher  die  Belastungsmetamorphose  die  Ent- 
stehung krystallokinetischer  Strömung  ermöglicht,  wird  sie  der 
Tatsache  gerecht,  daß,  soweit  wir  wissen,  eine  nur  wenige  Meilen 
dicke  Erdhaut  an  dem   Spiel  der  Faltung  beteiligt  ist. 

Von  der  Faltungserscheinung  sind  die  Störungen  im  Gleich- 
gewicht des  Untergrundes  zu  trennen,  welche,  wie  vermutet 
wird,  den  ersten  Anlaß  zu  Vertikalbewegungen  gegeben  haben. 
Nach  Pendelbeobachtungen  sind  diese  Störungen  heute  noch 
als  Massendefizit  unter  den  Zentralalpen  (nicht  unter  den  Gesamt- 
alpen)  nachweisbar   und  klingen  erst  in  über  100  km  Tiefe   aus. 

Zur  physikalischen  Begründung  der  Annahme  einer  iso- 
statischen Untergrundstörung  als  Erreger  der  Gebirgsbildung 
stellt  mir  Herr  Professor  VON  DEM  BORNE  die  folgenden  Zeilen 
zur   Verfügung: 


171 


Wirkungsbereich  der  Krisfallokinese 


Fig.  11. 
Sobald  die  metamorphen  Sedimente  auf  ihrer  krystallinen  Unterlage 
zwischen  den  Widerlagern  abwärtsgleiten,  setzt  die  krystallokinetische 
Diffusivströmung  ein.  Sie  ergreift  auch  nichtmetamorphe  Teile  der 
Sedimente,  wie  andrerseits  krystalline  und  metamorphe  Massen  in  den 
Bereich  der  indifferenten  Hangendzone  hinübertreten.  Das  Unter- 
strömungsgefälle  auf  der  Oberfläche  der  krystallokinetischen  Zone 
bildet  sich  in  der  Richtung  auf  die  tiefergelegenen  Massive  aus.  In 
gleicher  Richtung  sind  die  sich  überschiebenden  Deckschollen  in  Ab- 
wanderung begriffen.  Da  die  Krystallokinese  eine  Senkung  des  Unter- 
grundes voraussetzt,  häufen  sich  gleichzeitig  die  Flyschsedimente  auf 
und  ermöglichen  das  Einbeziehen  immer  jüngerer  Sedimentkomplexe 
in  den  Bereich  der  Krystallokinese.  Die  Strömungslinien  sind  großen- 
teils Motiven  der  A.RGANDschen  Profile  entnommen. 


Fig.  12. 
Die  Diffusiverscheinungen  zwischen  ehemaligen  Sedimenten  und  krystal- 
linen Schiefern  haben  den  Grad  der  Verfaltung  am  Simplon  erreicht. 
Beim  Zusammentreten  zweier  Gegenströmungen  ist  eine  Gneisscholle 
vollständig  wurzellos  geworden  (?  Dent  Blanche-Decke).  Die  Sediment- 
hüllen haben  als  lepontinisclie  Decken  die  Massivscholle  überschritt,  n 
(Trennung  in  resorbierte  und  gestrandete  Hüllen).  Die  helvetischen 
Decken  sind  noch  derart  mit  dem  Massivboden  verschweißt,  daß  man 
die  Beteiligung  der  tieferen  helvetischen  Massen  an  der  Krystallokinese 
während  der  Überwanderung  voraussetzen  muß.  Bei  der  Rückhebung 
der  Zentralalpen  sind  die  voralpinen  Decken  z.  T.  mechanisch  ab- 
geglitten (Rkyek,  Sciiakdt  und  Pbnck). 


12' 


—      172     — 

Der  Zustand  absoluter  Isostasie  ist  für  die  Erdfeste  er- 
reicht, wenn  überall: 

1.  die  Dichte   nach  dem  Erdinneren    hin    zunimmt,    und 

2.  die  Flächen  gleicher  Dichte  („isostere  Flächen")  mit 
den  Flächen  gleichen  Schwerepotentials  („Niveau- 
flächen") zusammenfallen. 

Abweichungen  von  diesem  Zustande,  sei  es  in  Gestalt  der 
Anordnuug  dichterer  Massen  unter  minder  dichten,  sei  es  durch 
das  Vorhandensein  von  Massen  verschiedener  Dichte  in  gleichem 
Niveau,  müssen  das  Bestreben  haben,  durch  Ausgleichsbewegungen 
zu  verschwinden  und  können  so  die  motorische  Ursache  tek- 
tonischer  Vorgänge  werden.  Wollen  wir  solche  Vorgänge 
rekonstruieren,  so  werden  wir  vor  allem  darauf  achten  müssen, 
daß  dieser  Ausgleichstendenz  in  jedem  Stadium  Rechnung  ge- 
tragen wird. 

Die  große  Mannigfaltigkeit,  die  in  der  geometrischen  An- 
ordnung isostatischer  Anomalien  nicht  nur  denkbar,  sondern 
auch  bereits  vielfach  nachgewiesen  ist,  macht  es  mir  wahr- 
scheinlich, daß  wir  durch  sie  die  unendliche  Mannigfaltigkeit 
der  tektonischen  Wirklichkeit  sehr  viel  besser  werden  erklären 
können,  wie  durch  die  uniforme  Schrumpfungshypothese.  Auch 
den  zahlreichen  Bedenken  physikalischer  Art,  die  gegen  diese 
Hypothese  vorliegen,  tragen  wir  durch  die  Annahme  der  „Aus- 
gleichshypothese"   in   erwünschter  Weise   Rechnung. 

In  der  Diskussion  führte  der  Vortragende  folgendes  aus. 
Nach  dem  gegenwärtigen  Stand  unserer  petrographischen  Kennt- 
nisse kann  ein  allgemeines  mechanisches  Plastischwerden  der 
alpinen  Gesteine  nicht  angenommen  werden,  weil  nicht  ein 
einziger  Fall  derart  bekannt  geworden  ist,  daß  ein  Gestein 
in  eindeutiger  Weise  in  seinen  sämtlichen  Gefügeelementen 
tektonoplastisch  umgeformt  wurde.  (Vgl.  S  AND  ER:  Über  Zu- 
sammenhänge zwischen  Teilbewegung  und  Gefüge  in  Gesteinen. 
TSCHEBMACKS  Mineralogische  und  petrographische  Mitteilungen 
XXX,  11.  3  u.  4,  1911,  S.  281  —  314.) 

Die  HElMsche  Plastizitätstheorie  bedarf  also  der  Ein- 
schränkung, daß  keine  plastische,  sondern  nur  eine  bruchlose 
Gesteinsumformung  vorkommt. 

Die  tatsächlichen  Beobachtungen  von  plastisch-homogenen 
deformierten  Mineralkörnern  (MlL.cn)  möchte  ich  in  dem  Sinne 
als  Webefeh  ler  im  krystal  lokinetisch  en  Gefüge  deuten, 
daß  entweder  in  einer  in  Losungsformung  begriffenen  Gesamt- 
masse ein  <;<'fijgcclement  wegen  seiner  Unlöslichkeit  zu  mecha- 


—      173      — 

nischer  Deformation  gezwungen  wurde,  oder  etwa  beim  Aus- 
treten einer  Substanz  aus  der  krystallokinetischen  in  die  indiffe- 
rente Zone  bei  Fortdauer  der  Bewegung  die  mechanische 
Umformung,  wrelche  an  sich  einen  größeren  Energieaufwand 
erfordert,  erzwungen  wurde.  (Näheres  in  „Beiträgen  zur 
Plastizitätsfrage",    Zentralbl.  f.  Min.  usw.  1912,  S.  745  ff.) 


12.    Beiträge    zur    Geologie    des    westlichen 

Kwenlun   und  Westtibets,  nach  Zügmayers 

Beobachtungen. 

Von  Herrn  Kurt  Leuciis. 

(Mit  1  Textfigur.) 

München,  den  12.  Januar  1913. 

Herr  Erich  Zugmayer  in  München  übergab  mir  die 
auf  seiner  hauptsächlich  zu  zoologischen  Zwecken  1906  unter- 
nommenen Heise  gemachten  geologischen  Aufzeichnungen  mit 
den  von  ihm  gesammelten  llandstücken  zur  Bearbeitung,  wofür 
ich   ihm   meinen   herzlichen   Dank   ausspreche. 

In  Anbetracht  des  Unistandes,  daß  unsere  Kenntnisse 
vom  geologischen  Bau  des  von  ZuGMAYKR  durchreisten  Ge- 
bietes noch  sehr  gering  sind,  halte  ich  mich  für  berechtigt, 
die  Ergebnisse  der  Untersuchung  mitzuteilen,  obgleich  das 
vorliegende  Material  nicht  sehr  groß  ist  und  sich  überdies 
auf  eine   lange   Strecke  verteilt. 

Über  den  Reiseweg  hat  ZuGMAYER  einen  Bericht  mit 
topographischer  Karte1)  veröffentlicht,  welcher  meinen  Aus- 
führungen zur  Grundlage  dient,  auf  welchen  ich  hiermit  ver- 
weise. Zur  Orientierung  ist  auch  Blatt  62  in  STIELERS  Hand- 
atlas,  Ausgabe   1912,  nützlich. 

Vom  Südrand  des  Tarinibeckens  südöstl.  Khotan  querte 
ZuGMAYER  den  westlichen  Kwenlun  zwischen  dem  SO.  und 
82.  Grad  ö.  Gr.  im  Gebiete  des  Oberlaufes  des  Kerija-darja, 
reiste  dann  im  allgemeinen  in  SW-  Richtung  durch  Westtibet 
bis   zu   dem    östlichsten    der  Panggongseen    und  zog    schließlich 


')  Petermanns  Geogr.  Mitt.  1909,  145-151,  T.  17. 


174 


durch  einen  Teil  der  Karakorumhauptketten  nördlich  dieser 
Seenreihe  in  "W-  Richtung  nach  Ladakh. 

In  orographischer  und  geologischer  Hinsicht  gliedert  sich 
der  Weg  ZüGMAYEKs  in  3  Teile.  Es  sind:  1.  der  westliche 
Kwenlun  vom  Südrand  des  Tarimbeckens  bis  zu  dem  Paß 
nördl.  Baba  Hatun  oder  Arasch,  etwa  in  35x/a  Grad  nördl.  Br. 
(auf  Zugmayeks  Karte  bis  zu  dem  Paß  südlich  Lager  9);  2.  das 
hochliegende  Bergland  zwischen  dem  eigentlichen  Kwenlun 
im  Norden  und  den  Hauptketten  des  Karakorum  im  Süden 
(bei  ZüGMAYKR  vom  Paß  südlich  Lager  9  bis  Lager  44);  3.  das 
Gebiet  der  Karakorumhauptketten  nördlich  der  Panggongseen 
(Lager  44  bis  Lager  50). 

1.  Westlicher  Kwenlun.  Von  Sampula  östlich  Khotan 
querte  Zugmayer  die  Ausläufer  des  Tekeligtagh,  einer  Vor- 
kette des  Kwenlun.  Sie  bestehen  aus  rotem  blättrigem  bis 
dünngeschichtetem  Sandstein.  Die  Schichten  stehen  sehr  steil, 
z.  T.  senkrecht,  und  ihre  verschiedene  Widerstandsfähigkeit 
bringt  es  mit  sich,  daß  einzelne  härtere  Bänke  wie  Mauerreste 
aus  dem  Sande  aufragen.  Ein  Bach  bei  Utrakija  führt  unter 
seinen  Gerollen  auch  solche  von  Gneiss,  Glimmerschiefer  und 
rotem,  z.  T.  porphyrischem  Granitit.  Diese  Gerolle  stammen 
aus   dem   eigentlichen   Tekeligtagh. 

Vom  weiteren  Weg  bis  Polu,  der  in  zum  Gebirgsrand 
schiefer  Richtung  verläuft,  werden  nur  junge  Ablagerungen 
erwähnt.  Es  sind  grobe  Konglomerate,  darüber,  8  —  20  m 
mächtig,  eine  homogene  Lehmschicht  (=  Löß?),  und  zu  oberst, 
0  —  30   m    mächtig,     verfestigter    Sand    mit    kleinen    Gerollen. 

Was  nun  das  Alter  dieser  Schichten  betrifft,  so  sind 
zweifellos  die  dislozierten  roten  Sandsteine  eine  Abteilung  der 
Hanhaischichten,  unter  welchem  Namen  die  mächtigen  kon- 
tinentalen Bildungen  Zentralasiens  der  Tertiärzeit  und,  bei 
Mangel  genügender  Unterscheidungsmerkmale  und  dadurch  be- 
wirkter Unmöglichkeit  einer  Trennung,  auch  noch  posttertiären 
Alters,  zusammengefaßt  werden.  Dagegen  dürften  die  anderen 
Ablagerungen  die  jüngsten  dieses  Gebietes  sein,  wobei  unent- 
schieden bleiben  muß,  ob  die  groben  Konglomerate  noch  in 
das  Jungtertiär  oder  schon  ins  Posttertiär  zu  stellen  sind. 
Die  Lehmschicht  ist  möglicherweise  Löß  und  damit  postdiluvialer 
Entstehung,  und  die  verfestigten  Sande  mit  ihren  Gerollen  können 
als  die  feineren  Detritusmassen  der  Flüsse,  in  einiger  Entfernung 
vom    Nährgebiet   abgelagert,   aufgefaßt  werden. 

Der  Weg  geht  bis  Polu  durch  die  Vorberge  des  Kwenlun, 
das  Hochgebirge  wird  erst  bei  Polu  erreicht,  und  hier  ändert 
sich    die    I'h ysiognomie    selir. 


—     175     — 

Von  Polu  (2560  m),  nahe  der  Mündung  eines  linken  Zu- 
flusses in  den  Kerija-darja,  aufwärts  durch  dieses  linke  Seiten- 
tal sind  Talboden  und  Hänge  zunächst  ganz  mit  Flußschottern 
ausgekleidet.  Erst  höher  oben  kommt  älteres  Gestein  zutage 
und  zwar  Hornblendegranit.  In  4000  m  Höhe  etwa  tritt 
bröckliger  grünlicher  und  rötlicher  Tonschiefer  auf,  und  die 
Paßhöhe  (5180  m,  Su-baschi  oder  Kisil-dawan)  bildet  blättriger 
braunvioletter  Glimmerschiefer.  Außerdem  kommen  unter  den 
Bachgeröllen  vor  bläulicher  und  roter  Granitit,  Hornblende- 
granit, Syenit  und  Quarze.  Das  Tal  ist  sehr  höhlenreich,  und 
die  Höhlen  werden  von  Goldgräbern  benützt,  welche  aus  den 
Flußschottern    Gold   auswaschen. 

Nach  dem  Auftreten  von  Granit  unter  den  Bachgeröllen 
muß  angenommen  werden,  daß  im  Gebiete  dieses  Tales  Granit 
zutage  kommt,  für  dessen  Vorhandensein  ja  auch  die  Glimmer- 
schiefer der   Paßhöhe   sprechen. 

Vom  Paß  geht  der  Weg  nach  Süden  zu  einer  Ebene  herab, 
in  der  einige  Seen  liegen  (4650  m).  Der  Abstieg  führt  über 
Gehängeschutt,  festes  Gestein  ist  nicht  sichtbar.  Die  Ebene 
ist  im  N,  W  und  S  mit  mächtigen  Schuttmassen  erfüllt,  in 
welche  sich  die  von  den  6000  m  hohen  Ketten  herabfließenden 
Bäche  tief  eingerissen   haben. 

Über  die  Ebene  und  ihre  Seen  hat  ZUGMATEß  in  seinem 
Bericht  nähere  Angaben  gebracht;  ich  erwähne  daraus  die  Fest- 
stellung, daß  der  Teil  der  Ebene,  in  welchem  der  Sagüskul 
liegt,  eingebrochen  ist,  was  an  der  verschiedenen  Höhenlage 
einer  horizontalen  Schicht  von  torfartigen  Pflanzenresten  zu 
sehen  ist. 

Ferner  zeigt  sich,  daß  die  ganze  Ebene,  ein  einem  Fluß- 
tal eingeschaltetes  Becken,  früher  von  einem  See  erfüllt  war, 
der  einen  Abfluß  nach  0,  zu  einem  Zufluß  des  Kerija-darja, 
hatte.  Durch  das  Einsinken  des  westlichen  Teiles  des  See- 
bodens (Gebiet  des  Sagüskul)  sowie  durch  mächtige  Ströme 
von  basaltischer  Lava,  welche  südlich  der  Ebene  und  in  ihrem 
mittleren  Teile  aufstieg  und  Teile  der  Ebene  bedeckte,  wurde 
der  einheitliche  See  zerstückelt  und  z.  T.  ausgefüllt.  Solche 
Laven  liegen  südlich  Sagüskul,  ferner  zwischen  ihm  und  dem 
Atschikkul,  endlich  östlich  und  südöstlich  Atschikkul.  Sie 
bilden  eine  Barre  zwischen  diesem  unl  dem  Ullugkul,  der 
150  m  höher  liegt  als  Atschikkul  und  einen  periodischen 
Abfluß  zum  Kerija-darja  hat.  Auch  die  beiden  anderen  Seen 
haben  verschiedenes  Niveau,  und  zwar  liegt  Atschik  100  m 
höher  als  Sagüs.  Es  ist  demnach  hier,  wie  ZUGMAYEU  bemerkt, 
durch  die  vereinigte  "Wirkung  von  tektonischen  und  vulkanischen 


176 


Vorgängen  eine  völlige  Umkehr  der  Höhenverhältnisse  ent- 
standen, indem  der  breite,  ursprünglich  nach  0  sich  senkende 
Talboden  heute  von  W  nach  O  stufenförmig  ansteigt.  Dadurch 
ist,  in  Verbindung  mit  der  zunehmenden  Verringerung  der 
Wassermenge  der  Seen,  dieses  Gebiet  dem  Kerija-darja  bis 
auf  einen  Bruchteil,  den  periodischen  Abfluß  des  Ullugkul, 
entzogen  worden. 

Die  Laven  mögen  noch  näher  besprochen  werden.  Die 
effusive  Tätigkeit  verteilt  sich  auf  2  Gebiete:  das  eine  am 
Südrande  der  Ebene,  in  den  Vorbergen  der  hohen  Kette,  und 
das  andere  östlich  Atschikkul.  In  beiden  Gebieten  sind 
deutliche  Krater  zu  sehen  (2  nördlich  der  hohen  Kette, 
2  östlich  Atschikkul,  1  südöstlich).  Außerdem  sind  Sekundär- 
krater und  Schlackenschornsteine  zahlreich  vorhanden. 

Die  Lavaströme  dürften  in  der  Hauptsache  aus  dem  süd- 
lichen Gebiete  nach  N  herabgeflossen  sein,  dafür  spricht  die 
Form  der  Krater  dieses  Gebietes,  welche  nach  N  offen  sind. 
Hier  lag  also  das  Hauptgebiet  der  vulkanischen  Tätigkeit. 
Die  Lava  ist  ein  dunkelgraues,  poröses  Gestein  mit 
porphyrischem  Plagioklas,  Quarz  und  reichlichen  karbonatischen 
Bildungen  in  den  Hohlräumen.  Olivin  ist  gleichfalls  vorhanden, 
jedoch  sehr  spärlich.  Schlüsse  auf  das  Alter  der  Effusion 
lassen  sich  daraus  natürlich  nicht  ziehen.  Dagegen  ergibt  die 
frische  Beschaffenheit  de3  Gesteins  und  seine  Lagerung  über 
den  Sedimenten  des  alten  Sees,  daß  die  Ausbrüche  in  junger 
Zeit  erfolgt  sind  und  somit  wahrscheinlich  posttertiäres  Alter 
haben.  Daran  ändert  auch  die  Tatsache  nichts,  daß  die  Ströme 
z.  T.  starke   Erosion   durch   fließendes   Wasser  zeigen. 

Von  dieser  Ebene  führt  der  Weg  über  einen  Kücken  nach 
SO  zum  Oberlauf  des  linken  Zuflusses  des  Kerija-darja.  Hier 
steht  mürber  grauer  Tonschiefer,  später  auch  Chloritschiefcr 
an.  Im  Bach  und  in  seinen  seitlichen  Zuflüssen  finden  sich 
Gerolle  von  Granitit,  Gneiss  und  Quarz,  da  aber  im  Tal  selbst 
nur  der  Schiefer  anstehend  gefunden  wurde,  müssen  diese  Ge- 
rolle aus  den  das  Tal  seitlich  begrenzenden  Bergen  stammen. 
Beim  Weiterweg,  %  etwa  in  5400  m,  hören  die  Schiefer  auf, 
von  hier  ab  bis  zum  Paß  (über  5800  m)  und  südlich  bis  zum 
Kerija-darja  steht  roter  Sandstein  an.  Damit  endet  der  eigent- 
liche Kwenlun,  die  Sandsteinzone  gehört  schon  zu  dem  zweiten 
der  von   mir  unterschiedenen   Gebiete. 

Der  Kwenlun  südlich  Kerija  scheint  nach  diesen  Beob- 
achtungen einen  ziemlich  einfachen  Bau  zu  besitzen.  Am  Nord- 
rand ist  dem  alten  Gebirge  eine  Zone  junger  Bildungen  an- 
gelagert,   deren    z.  T.  stark    gestörte    Lagerung    das    Auftreten 


—      177      — 

tektonischer  .Bewegungen  in  junger  Zeit  beweist1).  Das  alte 
Gebirge  selbst  besteht  aus  Tonschiefern,  Glimmerschiefern  und 
Graniten.  Diese  wurden  im  N  anstehend  gefunden,  ihr  Auf- 
treten weiter  nach  S  ist  noch  in  2  Gebieten  durch  die  Bach- 
gerölle  festgestellt.  Die  Umwandlung  der  Ton-  in  Glimmer- 
schiefer muß  auf  die  -von  den  Graniten  ausgeübte  Kontakt- 
metamorphose  zurückgeführt  werden. 

Auch  im  südlichen  Teil  sind  tektonische  Bewegungen  aus 
junger  Zeit  nachgewiesen,  sie  dürften  noch  später  erfolgt  sein 
als  die  am  Nordrande.  Gleichzeitig  damit  oder  in  ihrem  Ge- 
folge und  in  der  Ausbreitung  der  Laven  durch  sie  bestimmt, 
spielen  sich   die  vulkanischen   Vorgänge   ab. 

"Wenn  ich  nun  dazu  übergehe,  die  hier  gewonnenen  Er- 
gebnisse mit  den  von  benachbarten  Teilen  des  westlichen 
Kwenlun  bekannten  zu  vergleichen,  so  ist  zunächst  zu  be- 
tonen, daß  nur  westlich  der  ZüGMAYERschen  Route  verlässige 
Angaben  vorhanden  sind.  BOGDANOWITSCH2)  gibt  hier  ein 
Profil  von  Khotan  nach  S,  welches  SUESS3)  bespricht.  Die 
Vorhügel  werden  von  tertiären  Hanhaischichten  gebildet,  diese 
Zone  setzt  sich  nach  0  fort  in  den  Ausläufern  der  Vorkette 
Tekeligtagh.  Diese  selbst  besteht  aus  Gneiss  und  an  ihrer 
Südseite  aus  einem  schmalen  Granitzug,  ungefähr  entsprechend 
dem  Hornblendegranit  südlich  Polu.  Daran  schließt  sich  im 
Profil  von  BOGDANOWITSCH  eine  eingefaltete  oder  einge- 
brochene Mulde  von  Oberkarbonkalk  und  Angaraschichten,  und 
südlich  davon  erscheint  wieder  Gneiss,  eine  2.  Kette,  Karan- 
gutagh,  bildend.  An  entsprechender  Stelle  sehen  wir  im  Profil 
südlich  Kerija  eine  Zone  von  Tonschiefern,  die  nach  S  in 
Glimmerschiefer  übergehen.  Zugleich  tritt  Granit  auf  in  der 
Kette,  über  welche  der  Paß  Su-baschi  führt.  Diese  Kette 
bildet  aber  die  Fortsetzung  des  Karangutagh  nach  0.  Daraus 
ergibt  sich,  daß  die  Gneisszone  sich  noch  nach  0  erstreckt, 
daß  aber  der  Granit  und  besonders  seine  Gneiss-Randzone  hier 
nur  wenig  entblößt  ist  und  zum  größten  Teil  noch  unter  den 
Schiefern  liegt,  die  er  kontaktmetamorph  umgewandelt  hat. 
Die  Schieferzone  dürfte  wohl  auch  S.  Khotan  vorhanden  ge- 
wesen sein,  aber  durch  den  grabenartigen  Einbruch  zwischen 
den    beiden   Gneissketten   in   die   Tiefe    gesunken    »ein,    so    daß 


')  Analoge  Beobachtungen  darüber  bringt  auch  Hf.din  (Pkt.  Mit  t. 
Erg.-H.  181,  1900). 

1  Bog  dano  witsch:  Geologische  Untersuchungen  in  Ostturkestan 
(Arbeiten  der  tibetanischen  Expedition  unter  Führung  von  M.  W. 
Pibwtzow,  Bd.  11,  herausgeg.  von  der  Kais.  rasa,  geogr.  Ges.  1892  [russ]). 

•     Antlitz  der  Erde  111,  1,  S.  1546. 


—      17H      — 

sie  jetzt  von  den  jüngeren  Sedimenten  verdeckt  ist,  welche 
ihrerseits  durch  die  Versenkung  vor  der  Zerstörung  bewahrt 
blieben. 

Die  Beobachtungen  südlich  Kerija  zeigen  also  die  Haupt- 
züge des  westlichen  Kwenlun,  wie  sie  im  W  erkannt  wurden. 
SUESS  (s.  o.)  hat  die  Einzelbeobachtungen,  besonders  von  BOG- 
DANOWITSCH  und  STOLICZK.A,  zusammengefaßt.  Es  ergibt  sich 
daraus  folgendes: 

An  den  Innenrand  des  westlichen  Kwenlun  oder  Jarkent- 
bogens  lagern  sich  Hanhaischichten,  teilweise  in  gestörter  La- 
gerung. Der  Kwenlun  besteht  aus  einem  breiten  Zug  wahr- 
scheinlich devonischer,  sicher  präkarbonischer  Sedimente,  welche 
von  mächtigen  Granitstöcken  durchbrochen  sind.  An  manchen 
Stellen  (südlich  Khotan,  südlich  Kerija)  tritt  Granit  (bzw.  Gneiss) 


NW 


§ranit  x 

Querprofil   des  Tales  des   Kerija- darja  nach   ZUGMATEB. 

am  Innenrand  des  Bogens  auf.  Weiter  im  W  dagegen  ist 
dem  Devonzug  eine  Zone  von  karbonischen  Kalken  vorgelagert, 
ein  Rest  dieser  Zone  findet  sich  südlich  Khotan  und  hier  wird 
sie  durch  den  nun  den  inneren  Teil  des  Bogens  bildenden 
Granit  (und   Gneiss)  abgelöst. 

2.  Das  hochgelegene  Bergland  von  Westtibet. 
Der  von  ZUGMAYKR  überschrittene  Paß  nördlich  Baba  Ilatun 
oder  Arasch  im  Tale  des  Kerija-darja  liegt  in  rotem  bis  vio- 
lettem Sandstein.  Über  seine  Lagerung  zu  dem  Tonschiefer 
ist  nichts  bekannt,  doch  scheint  es  mir  zweifellos,  daß  der 
Sandstein  jünger  ist  Dafür  spricht  der  Umstand,  daß  er  die 
obersten  ca.  400m  des  Tales  allein  bildet,  dafür  spricht  auch 
die  Tatsache,  daß  mit  dem  Betreten  des  Sandsteingebietes  die 
Gerolle   von   Granit   im   Bachbett  verschwanden. 

Der  Sandstein  bilde)  vom  Paß  bis  zum  Tale  des  Kerija- 
darja  herab  das  Anstehende.  Der  Fluß  hat  hier  sein  Bett  tief 
eingenagl  und  die  Wände  der  Schluchl  zeigen  folgendes  (Fig.  l): 

Das  tiefste  bildet  ein  bläulicher,  z.T.  porphyrischer  Granit, 
die  Fortsetzung  des  Granitmassivs,  dessen  Spuren  in  dem  linken 


—      179      — 

Seitental  des  Kerija-darja  gesehen  wurden.  Während  aber  dort 
der  Granit  noch  größtenteils  durch  die  Scliieferhülle  verdeckt 
ist,  ist  er  hier  ganz  davon  entblößt.  Erst  im  Quellgebiet  des 
Kerija-darja,  an  dem  Paß  östlich  von  Lager  12  ZüGMAYERS, 
liegt  wieder  Schiefer  über  dem  Granit.  In  dem  Gebiete  da- 
zwischen aber  liegt  über  ihm  der  rote  Sandstein.  Er  zeigt 
keine  Spur  von  Kontaktmetamorphose,  und  zusammen  mit  der 
Lagerung  ergibt  sich  daraus,  daß  der  Sandstein  jünger  ist  als 
Schiefer  und   Granit. 

Der  Sandstein  ist  in  der  Schlucht  20  m  mächtig,  südlich 
der  Schlucht  scheint  er  zu   fehlen. 

Die  Gegend  von  Baba  Hatun  ist  noch  weiter  von  Inter- 
esse. Wir  sehen  nämlich  auch  hier  wieder  junge  Krater 
südlich  des  Flusses,  und  von  ihnen  ausgehend  basaltische  Lava 
von  sehr  ähnlichem  petrographischem  Charakter,  wie  die  schon 
besprochene,  sich  als  Strom  von  etwa  5  km  Breite  und  1,5  km 
Länge  in  das  Tal  herabziehen  und  auf  dessen  linker  Seite  über 
dem  Sandstein  auskeilen.  Durch  diese  Lavadecke  wurde  das 
Flußtal  abgedämmt,  der  Damm  hielt  aber  nicht  lange  stand, 
und  heute  ist  die  Schlucht  bis  in  den  Granit  herab  einge- 
schnitten. Die  Lava  verursachte  auch  eine  Veränderung  und 
teilweise  Ausfüllung  des  Tales  oberhalb  dieser  Schlucht, 
worüber   ZüGMAYER  näheres   berichtet. 

Überdeckt  ist  die  Lava  links  des  Flusses  von  Sandstein- 
detritus,  der  von  der  Paßhöhe  herabkommt.  Außerdem  wurden 
auf  der  Lava  lose  herumliegende  kleine  Stücke  von  braunem 
und  bläulichweißem  Chalcedon  und  Hornstein  gesammelt.  Sie 
besitzen  sehr  unregelmäßige  Formen,  die  Kanten  sind  z.  T. 
schwach  gerundet,  z.  T.  scharf;  außerdem  fanden  sich  sehr 
kleine  farblose  Quarze,  von  denen  einer  deutliche  Krystallform 
(hexagonales  Prisma  und  undeutliche  hexagonale  Pyramide) 
besitzt.  Es  scheint,  als  ob  diese  Stücke  aus  dem  Sandstein 
stammen  und  von  ihm  auf  die  Lava  herabgeschwemmt  wurden, 
z.  T.  mögen   sie   Bestandteile   der   Lava  gewesen   sein. 

Vom  Weiterweg  fehlen  Beobachtungen  über  anstehendes 
Gestein.  Erst  vom  Becken  des  Jeschilkul  (f)0."><>  m)  wird 
solches  erwähnt.  Nördlich  des  früher  größeren  Sees  bildet 
dunkelgrauer  Kalkstein  mit  Kalkspatgängen  eine  Kette  niedriger 
Hügel.  Die  Schichten  sind  disloziert  und  fallen  mit  50" 
(N  oder  S?)  ein.  Am  Westufer  steht  roter  Sandstein  an, 
der  anscheinend  unter  dem  Kalkstein  liegt.  Feine  breeeiöse 
Konglomerate  umgeben  in  ausgedehnten  Bänken  den  heutigen 
See,  in  größerer  Entfernung  vom  Ufer  liegen  8 — 15  m  mäch- 
tige  Schichten    von    weichem    Mergel,    der   aus    einem   Wechsel 


—      180      — 

von  lichtbräunlichen  und  grauen  Lagen  besteht;  beides  sind  Ab- 
lagerungen des  Sees,  der  in  junger  Zeit  entsprechend  größere 
Ausdehnung  hatte.  Heiße  Schwefelwasserstoffquellen  (über  70°) 
mit  Kieselsinter  und  Schwefelinkrustationeu  liegen  am  Nord- 
ufer des   Sees. 

Die  vom  Jeschilkul  nach  WSW  sich  erstreckende  Talung 
ist  ein  alter  Seeboden,  frühere  Strandlinien  sind  an  einigen 
Stellen  sichtbar.  Die  Berge  zu  beiden  Seiten  bestehen  aus 
rotem  Sandstein  mit  Tongallen,  die  höhere  Kette  im  Norden 
aus  dunkelgrauem  Kalkstein,  der  also  auch  hier  über  dem 
Sandstein   liegt. 

Dasselbe  zeigt  sich  in  dem  Becken,  in  welchem  der  See 
bei  Lager  23  liegt.  Im  N,  S  und  0  liegt  roter  Sandstein. 
Im  N  und  0  ist  er  überlagert  von  Kalkstein,  der  im  0  in 
Form  von  höhlenreichen  Erosionsresten  erhalten  ist.  Im  S 
fehlt  der  Kalkstein  ganz.  Die  Kette  westlich  des  Sees  besteht 
ebenso  wie  die  im  N  aus  Kalkstein.  Auch  dieser  See  zeigt 
die  Spuren  starken  Rückganges  durch  alte  Strandlinien  und 
Sedimente  ähnlich   wie   am  Jeschilkul. 

Ähnliche  Verhältnisse  bietet  die  Umgebung  des  Apo-Zo 
(5370  m).  Zunächst  am  See  bestehen  die  Berge  teils  aus 
Sandstein,  der  aber  hier,  wenigstens  teilweise,  ein  graugrüner 
Quarzitsandstein  ist,  teils  aus  dunkelgrauem  Kalkstein.  Die 
3  Inseln  des  Sees  sind  ebenfalls  aus  Kalkstein,  die  Halb- 
insel aber  ist  aus  rotem  Sandstein  aufgebaut.  Im  NO 
ist  der  Kalkstein  bis  auf  wenige  Reste  fortgeschafft,  im 
SW  ganz.  Östlich  des  Sees  erhebt  sich  die  LargotkaDgi- 
Kette,  die  ebenso  wie  ihre  Ausläufer  aus  Sandstein  besteht, 
dagegen  wird  die  Kette  südlich  des  Seebeckens  von  Kalk- 
stein  gebildet. 

Auch  dieser  See  zeigt  alte  Strandlinien,  besonders  im  W. 
Sein  Abfluß  ist  gleich  dem  früher  erwähnten  des  Ullugkul  nur 
noch   ein  periodischer. 

Mangzaka  (5200  m).  Die  breite  Sutnd3chilingebene  ver- 
bindet Apo-Zo  mit  dem  weit  im  W  gelegenen  Mangzaka.  Nach 
ZUGMAYEBS  Beobachtungen  ist  es  wahrscheinlich,  daß  die  ganze 
Ebene  zusammen  mit  dem  Tal  zwischen  Apo-Zo  und  Jeschilkul 
und  dem  Becken  dieses  Sees  früher  von  einer  einheitlichen 
Wassermasse  erfüllt  war  (näheres  bei  ZüQMAYEE!)  Dafür 
sprechen  die  alten  StrandlinieD,  welche  noch  170  m  über  dem 
heutigen  Spiegel  des  Mangzaka  gefunden  wurden.  Südlich  des 
Sees  wurde  ein  Profil  aufgenommen.  Auch  hier  bildet  bläu- 
lieber Granit  das  Liegende,  darüber  kommt  roter  Sandstein 
und   zu    oberst   dunkelgraucr    Kalkstein. 


—      181      — 

Erwähnt  sei  noch  die  große  Zahl  von  warmen  Quellen, 
z.  T.  mit  Schwefelwasserstoff. 

Die  Berge  beiderseits  des  kleinen  Sees  (bei  Lager  30) 
bestehen  aus  grauem  Tonschiefer,  ebenso  die  Vorberge  der 
hohen  Ketten  südlich  davon,  d.  h.  wahrscheinlich  in  dem  Ge- 
biete der  Wasserscheide  zwischen  Lager  30  und  31.  Die  hohen 
Ketten  selbst  werden  von  Kalkstein  gebildet  und  die  niedrigen 
Erhebungen   längs   der  Marschlinie  von   rotem   Sandstein. 

In  ihneu  ist  an  einer  Stelle,  SO  Lager  31,  roter  Quarz- 
porphyr  aufgedrungen. 

Der  weitere  Weg  geht  in  südlicher  Richtung  bis  zu  einem 
Zufluß  des  östlichsten  Panggongsees,  dann  in  WSW  durch  dieses 
Tal  zum  See.  Geologisch  zeigt  sich  stets  das  gleiche  Bild: 
unten  roter  Sandstein  und  darüber  dunkelgrauer  Kalkstein. 
In  den  Tälern  liegen  z.  T.  mächtige  Schottermassen.  Unter 
den  Gerollen  finden  sich  bei  Lager  37  in  dem  zum  Panggong- 
see  ziehenden  Tal  auch  solche  von  Hornblendegranitit ,  die 
aus   der  hohen   Kette  nördlich   dieses   Tales   stammen. 

Auch  nördlich  der  Panggongseen  wurde  nur  Sand-  und 
Kalkstein  beobachtet,  und  erst  bei  Lager  44,  östlich  des  Salamla- 
tales,  ist  die  westliche  Grenze  dieser  einförmigen  Zone  erreicht. 

Da  Angaben  über  Streichen  der  Schichten  gar  nicht  und 
über  Fallen  nur  von  einer  Stelle  gebracht  werden  konnten,  ist 
es  schwierig,  den  Bau  dieses  Gebietes  klarzulegen.  Doch 
scheint  im  allgemeinen  die  Lagerung  der  Gesteine  eine  flache 
zu  sein,  und  damit  läßt  sich  am  besten  die  weite  Verbreitung 
von  Sand-  und  Kalkstein  erklären.  Denn  ein  Blick  auf  eine 
Karte  zeigt,  daß  dieses  Gebiet  in  NO  —  SW-  Richtung  etwa 
300  km  breit  ist. 

An  einigen  Stellen  ist  die  Unterlage  des  Sandsteins  sicht- 
bar. Es  ist  die  Schieferhülle  des  Granits  und  dieser  selbst, 
festgestellt  am  Nordrand  der  Zone  bei  Baba  Ilatun,  im  süd- 
westlichen Teile  südwestlich  und  südlieh  des  Mangzaka,  und 
endlich  im  südlichsten  Gebiete,  wo  die  Kalk-  und  Sandstein- 
zone an   die   Hauptkette   des   Karakorum   grenzt. 

Es  ergibt  sich  daraus,  daß  die  Gesteine  dieser  Zone  jünger 
sind  als  Schiefer  und  Granit.  Da  es  ZUGMAYEB  nicht  gelang, 
Fossilien  zu  finden,  und  da  andrerseits  auch  Uberdeckung  durch 
jüngere  Sedimente,  abgesehen  von  den  jungen  Seebildungen, 
fehlt,  ist  es  unmöglich,  das  Alter  der  Schichten  zu  bestimmen. 
Einen,  allerdings  unsicheren  Anhaltspunkt  dafür  gibt  nur  die 
Betrachtung   der   Gebiete   westlich   des   besprochenen. 

Dabei  zeigt  sich  nun,  daß  in  hohem  Grad  Übereinstimmung 
herrscht. 


—     182      — 

SüESS1)  hat  ein  Bild  dieser  Gegenden  entworfen,  ihm 
sei  folgendes  entnommen:  Vom  Mustagata  an  der  Westseite 
des  Tarimbeckens  nach  S  und  SO  streicht  eine  breite  Gneiss- 
zone durch  den  Karakorum  (K2)  zu  den  Panggongseen.  Nord- 
östlich davon  breitet  sich  ein  Kalkgebirge  aus,  das  nach  0 
rasch  an  Breite  zunimmt.  Es  nimmt  den  ganzen  Raum 
zwischen  den  beiden  nach  0  auseinandertretenden  hohen  Ketten- 
zügen Kwenlun  und  Karakorum-Transhimalaya  ein.  Das  Kalk- 
gebirge besteht  aus  marinen  Ablagerungen  verschiedener  Pe- 
rioden. Sicher  bekannt  ist  Karbon,  Perm,  Trias,  Lias  und 
Callovien.  Dieses  Gebiet  zerfällt  von  W  nach  0  in  folgende 
Teile:  Gebiet  des  Karakorumpasses,  Hochebene  Dipsang,  die 
Lokzhungberge,  Lingzithang,  Aksai-Tschin.  Daran  schließt  sich 
im  0  das  Bergland  von  Westtibet. 

Die  geologische  Geschichte  dieser  Gebiete  ist  dadurch 
besonders  interessant,  daß  bis  zu  ihnen  die  permischen  und 
mesozoischen  Meerestransgressionen  von  S  her  sich  erstreckten. 
Sie  reichten  über  den  Karakorum  nach  N  bis  zum  Südrande 
des  westlichen  Kwenlun.  Dieser  selbst  blieb  dauernd  Land, 
auf  ihm  bildeten  sich  während  des  Mesozoicums  Angaraschichten, 
deren  kontinentaler  Charakter  in  scharfem  Gegensatz  zu  dem 
marinen   der  Kalksteine   im   Süden   steht. 

Der  Untergrund  des  Sand-  und  Kalksteingebietes  erscheint 
als  die  stark  abgetragene  Rumpffläche  eines  alten  Gebirges. 
Es  dürfte  hauptsächlich  aus  paläozoischen  (devonischen?) 
Schiefern  mit  großen  jüngeren  Granitmassiven  bestanden  haben. 
Die  Abtragung  des  Gebirges  war  so  weit  vorgeschritten,  daß 
diese  Granite  schon  auf  weite  Strecken  bloßgelegt  waren. 
Darüber  legte  sich  der  Sandstein,  entstanden  aus  den  Auf- 
bereitungsmassen der  alten  Gebirge,  entweder  als  kontinentale 
(Wüsten-?)  Bildung  oder  als  Absatz  in  einem  langsam  vor- 
rückenden Meer,  und  dann  erst  bildeten  sich  rein  marine  Sedi- 
mente. Wie  schon  erwähnt,  kann  deren  Alter  zurzeit  nicht 
bestimmt  werden;  es  ist  möglich,  daß  sie  mehrere  Horizonte 
umfassen;  doch  möchte  ich  darüber  keine  weiteren  Bemerkungen 
machen  wegen  des  durchaus  hypothetischen  Charakters,  welchen 
sie  notwendigerweise  zeigen  müßten.  Erwähnen  möchte  ich 
aber  noch,  daß  Sandsteine  im  Liegenden  der  Kalksteine  westlich 
dieses  Gebietes  zu  fehlen  scheinen,  wenigstens  nicht  als  durch- 
gehender   Horizont  nachgewiesen  sind. 

3.  Nord  I  iche  Hauptkette  des  Karakorum.  Die  ersten 
Spuren   dieser   Kette   wurden    schon   bei   Lager  37    in   dem   zum 


')    Antlitz  der   Kr,!..    I,   S.  :,^,-    IM  1,  S.  348. 


—     183     — 

östlichsten  Panggongsee  ziehenden  Tal  gefundeD,  nämlich  Ge- 
rolle von  Hornblendegranitit.  Aber  erst  bei  Lager  44,  östlich 
des  Salamlatales,  wurde  das  Gebiet  der  Kette  selbst  betreten. 
Hier  stehen  krystalline  Schiefer  an.  Von  Gesteinen  liegen  vor 
ein  graugrüner  Glimmerschiefer,  ein  Stück  eines  lamprophyri- 
schen  Ganges,  der  diesen  Glimmerschiefer  durchsetzt,  und  ein 
grünlicher   Quarzit. 

Diese  Schieferserie  setzt  sich  nach  W  fort  und  ist  in  den 
vom  Kisupaß  nach  0  und  W  herabziehenden  Tälern  zu  beob- 
achten, ebenso  wie  am  Passe.  Dort  tritt  zu  den  Schiefern 
noch   dunkelgrüner  Biotitgranitit. 

Endlich  mögen  noch  Stücke  von  Jadeit  erwähnt  werden, 
welche  ZüGMAYEK  am  NO-Fuß  des  Tschangla  östlich  Leh 
sammelte.      Das    Muttergestein   ist  Biotitgranitit. 

STOLICZKA1)  hat  die  Hauptketten  des  Karakorum  zwischen 
Leh  und  Westende  der  Panggongseen  von  S\V  nach  NO  gequert. 
Er  fand  dort  sehr  verschieden  ausgebildete  syenitische  Gneisse, 
feinkörnigen  Syenit  und  Übergänge  in  Hornblendeschiefer.  Auch 
typischer  Gneiss  wurde  festgestellt,  der  ohne  scharfe  Grenze  in 
den  Syenit  übergeht.  Ferner  beobachtete  Sl'OLlCZKA,  daß  eine 
Serie  von  syenitischem  Gneiss,  Syenitschiefer,  Chloritschiefer 
nördlich  vom  Tschangla  bis  zum  Westende  der  Panggongseen 
sich  erstreckt.  Ihre  NO-Grenze  hat  diese  Zone  im  Tschang- 
tschenmotale,  dort  beginnt  das  Kalkgebiet  von  Lingzithang 
mit  karbonischen   und  triassischen   Sedimenten. 

Die  von  ZuiiMAYEli  nördlich  der  Panggongseen  gesammelten 
Gesteine  stammen  aus  der  Kette,  welche  die  Fortsetzung  jenes 
von  StüLK'ZKA  gequerten  Zuges  alter  krystallinischer  Bildungen 
ist.  Die  Hauptkette  des  Karakorum  mit  NW- SO  -  Richtung 
ist  noch  nördlich  der  östlichen  Panggongseen  nachzuweisen, 
weiter  im  0  hat  aber  ZüGMAYEli  dort,  wo  ihre  weitere  Fort- 
setzung liegen  müßte  (etwa  zwischen  Lager  33  und  37),  nur 
die  jüngeren  Ablagerungen  gefunden.  Es  scheint  daher,  als 
ob  diese  Kette  hier  plötzlich  endigt.  Möglich  ist  jedoch  auch, 
daß  sie  hier  stärker  abgetragen  und  dadurch  von  den  jüngeren 
Ablagerungen  verdeckt  ist. 

Zum  Schlüsse  seien  mir  noch  einige  Bemerkungen  ge- 
stattet. 

Es  darf  angenommen  werden,  daß  durch  die  dankens- 
werten Beobachtungen  ZüGMAYEßS  die  Gesteine  des  durch- 
reisten    Gebietes,     wenigstens     ihre  Hauptgruppen,     bekannt 

')  Records  Geol.  Survey  of  [ndia   1^71 


—      184      — 

wurden.  Ebenso  dürfte  ihre  Verbreitung  ziemlich  genau  fest- 
gelegt sein.  Es  muß  späterer  Forschung  überlassen  bleiben, 
eingehendere  geologische  Untersuchungen  dort  auszuführen,  und 
ich  möchte  hier  auf  die  Punkte  hinweisen,  welche  von  be- 
sonderem Interesse  sind. 

Am  Nordrande  des  Kwenlun  wäre  es  äußerst  wichtig,  zu 
erforschen,  welcher  Art  die  tektonischen  Verhältnisse  zwischen 
dem  alten  paläozoischen  Gebirge  und  den  jungen  Bildungen 
sind.  Ich  erinnere  daran1),  daß  am  Südrand  des  Tianschan 
Überschiebungen  vom  Gebirge  gegen  das  gesunkene  Vorland, 
-das  Tarimbecken,  an  verschiedenen  Stellen  nachgewiesen  sind, 
daß  an  anderen  Stellen  das  Gebirge  staffeiförmig  nach  Süd 
absinkt.  Vom  Südrand  des  Tarimbeckens  fehlen  bis  heute 
Beobachtungen  über  Tektonik,  und  wir  wissen  nicht,  wie  die 
Hanhaischichten,  die  dort  ähnlich  wie  am  Nordrande  mächtig 
entwickelt  sind,  sich  zu  dem  alten  Gebirge  verhalten.  Wenn 
wirklich  eine  allgemeine  Bewegungsrichtung  der  zentral- 
asiatischen Gebirge  gegen  Süd  vorhanden  ist,  so  müßte  sie 
auch  hier  in  Erscheinung  treten.  Wenn  aber,  wie  ich  glaube 
annehmen  zu  dürfen,  die  zum  Teil  mit  Überschiebungen  ver- 
bundenen Absenkungen  am  Südrande  des  Tianschan  nur  Folge- 
erscheinungen des  Einbruches  darstellen,  welcher  das  Gebiet 
des  Tarimbeckens  betroffen  hat,  so  könnten  wir  auch  an  dessen 
Südrand  und  ebenso  am  Westrand  ähnliche  tektonische  Ver- 
hältnisse erwarten.  In  der  Tat  hat  BOGDANOWITSCH  süd- 
westlich Jangi  Hissar  im  Kaschgargebirge  nachgewiesen,  daß 
die  devonischen  Sedimente  dort  eine  nach  Ost,  also  gegen 
das  Tarimbecken  übergelegte  Falte  bilden.  Dies  ist  aber 
meines  Wissens  bisher  der  einzige  bekannte  Fall  einer  gegen 
das  Bruchbecken  gerichteten  Bewegung  des  Kwenlun.  Deshalb 
wäre  es  verfrüht,  daraus  zu  verallgemeinern,  um  so  mehr,  als 
diese  Falte  auch  durch  andere  Ursachen  entstanden  sein 
könnte  (Rückfaltung). 

Das  Alter  der  Kalksteine  in  Westtibet  ebenso  wie  das 
der  liegenden  Sandsteine  zu  ermitteln,  bleibt  eine  lohnende 
Aufgabe.  Wir  wissen  bis  jetzt  aus  dem  im  Westen  anstoßenden 
ähnlich  gebauten  Gebiete  nur,  daß  es  im  Karbon,  im  Perm, 
in  Trias  und  Jura  vom  Meere  überflutet  war,  können  aber 
noch  nicht  nachweisen,  daß  die  Meeresbedeckung  von  Karbon 
bis  Jura  eine  dauernde  war,  oder  daß  Oszillationen  mit  zeit- 
weiser Trockenlegung   stattfanden.     Die  Wahrscheinlichkeit  für 

Lbuchs:  Ergebnisse  neuer  geologischer  Forschung  im  Tianschan. 
Geol.  Rundschau  1913,  II   3 


—     185     — 

diese  zweite  Annahme  ist  aber  sehr  groß,  denn  das  Gebiet 
liegt  ja  in  den  äußeren  Teilen  der  Thetys.  Auch  zeigt  sich 
ein  Unterschied  gegenüber  dem  Gebiete  im  Westen  darin,  daß 
die  roten  Sandsteine  im  Liegenden  der  Kalksteine  dort  fehlen, 
woraus  geschlossen  werden  könnte,  daß  im  Osten  die  rein 
marinen   Bedingungen   erst  später  entstanden. 

Die  nächsten  Angaben  über  den  geologischen  Bau  dieser 
südlich  des  Jarkentbogens  gelegenen  Zone,  östlich  der  Zl'G- 
MAYERschen  Route,  bringt  HEDIN1)-  Obwohl  seine  Querung 
zwischen  85  l/a  und  86 '/:>0  O.Gr.,  also  etwa  400  km  weiter 
östlich  liegt,  zeigt  sich  doch  eine  auffallende  Übereinstimmung 
vor  allem  darin,  daß  auch  hier  im  Osten  rote  Sandsteine 
große  Verbreitung  besitzen.  Ebenso  kommen  junge  Effusiv- 
gesteine (Andesite)  vor,  welche  die  Sandsteine  durchbrochen 
haben  und  auf  deren  Oberfläche  Krater  und  Lavaströme  bilden. 
Endlich  ist  auch  der  Kalkstein  im  Hangenden  der  Sandsteine 
vorhanden.  Die  Sandsteine  sind  meist  schwach  gefaltet  und 
öfters  in  Form  von  Zeugenbergen  erhalten,  auf  denen  an  manchen 
Stellen   als   schützende  Decke   Andesittuff  oder  -lava  liegt. 

Es  liegt  nahe,  anzunehmen,  daß  auch  das  ganze  zwischen 
ZuGMAYERs  und  Hedixs  Route  liegende  Gebiet  den  gleichen 
Bau  besitzt.  Daraus  würde  hervorgehen,  daß  der  Jarkent- 
bogen  in  seiner  ganzen  Länge  die  gleiche  Rolle  gegenüber 
den  postkarbonischen  bis  jurassischen  Transgressioneu  und 
Ingressionen  behauptet  hat.  Er  bildet  während  dieser  ganzen 
Zeit  den  Südrand  des  Angarakontinentes,  und  dieser  Südrand 
ist  nicht  mehr  vom  Meere  überflutet  worden.  Die  Thetys  bleibt 
auf  das  Gebiet  südlich  des  Jarkentbogens  beschränkt;  ihr  Nord- 
ufer mag  dort  im  Laufe  der  Zeiten  sich  verändert  haben  durch 
Ingressionen  und  Regressionen,  die  sich  im  Vorlande  des  Jarkent- 
bogens  abspielten,    aber    dieser  selbst  bleibt  davon   unberührt. 

Die  letzte  Frage  von  größerer  Bedeutung  ist  die  nach 
dem  weiteren  Verlaufe  der  Karakorumkette  nördlich  der 
Panggongseen.  Die  beiden  in  Betracht  kommenden  Möglich- 
keiten habe  ich  schon  erwähnt.  Ihre  Erforschung  ist  deshalb 
wichtig,  weil  sie  die  Beziehungen  zwischen  Karakorum  und 
Transhimalaya  aufklären  können.  Es  scheint,  als  ob  beide 
Gebirge  eng  zusammengehören.  Daran  würde  auch  der  sichere 
Nachweis  einer  Unterbrechung  des  Zusammenhanges,  etwa 
durch   Grabenbrüche,   nichts   änderu. 


1  I'ktkkm.  Mitt.,  Erg.-H.  131,  1900:  Scientific  Results  of  a  Journev 
in  Central  Asia  1899-1902,  Bd.  6,  Teil  2:  Geolog?  (BÄCKSTRÖM, 
Johansson),  1907. 

1.'. 


—     1*6     — 

13.  Zur  Tektonik  der  Insel   Capri. 
Von  Herrn  H.  Arlt. 

(Mit  1  Text6gur.) 

München,  den  15.  November  1912. 

Nach  allgemeiner  Ansicht  ist  die  Gestalt  Capris  durch 
Brüche  bedingt.  Daß  sich  aber  außer  jenen  vertikalen  Bewe- 
gungen auch  horizontale  auf  dieser  Insel  nachweisen  lassen, 
ist  eine  Behauptung  RoVERETOs.  In  einer  kurzen  Notiz1) 
führt  jener  Autor  aus,  daß  die  cretaeeischen  Kalke  Capris  in 
Form  einer  liegenden  Antiklinale  von  Westen  her  über  den 
Macigno   herübergeschoben   seien. 

ROVERETO  erscheint  somit  als  einer  der  ersten  unter  den 
italienischen  Geologen,  der  für  den  tektonischen  Aufbau  des 
Apenninengebirges  horizontale  Bewegungen  in  Rechnung  zieht. 
Da  derartige  tektonische  Anschauungen  in  Italien  heutzutage 
noch  fast  allgemein  nur  als  phantastische  angesehen  werden, 
erfahren  seine  Äußerungen  in  der  Literatur  seines  Heimat- 
landes  heftige   Ablehnung. 

G.  DE  LORENZO2)  versucht  die  Behauptung  ROVERETOS, 
Capri  sei  als  ein  Deckenland  aufzufassen,  zu  widerlegen. 
Unter  der  Voraussetzung  ausschließlich  vertikaler  Schollen- 
bewegungen faßt  er  das  Verbandsverhältnis  von  Ellipsactinien- 
kalk  und  Macigno  in  folgender  "Weise  auf:  Der  eoeäne  Flysch, 
welcher  ursprünglich  normal  den  cretaeeischen  Kalk  bedeckte, 
wurde  durch  die  Erosion  von  den  höheren  Partien  entfernt, 
während  er  an  den  tieferen  Teilen  erhalten  blieb,  wo  er 
neben  die  Gleitflächen  der  gehobenen  bzw.  gesenkten  Kalk- 
schollen zu  liegen  kam.  So  sind  der  Mte.  Tiberio,  der  Mte. 
S.  Michele  und  der  Mte.  Solare  als  Schollen  durch  treppen- 
förmige  Verwerfungen  voneinander  getrennt,  und  jeweils  an 
den  tiefsten  Stellen  der  gesenkten  Schollen  findet  sich  der 
eoeäne   Flysch    in    Fetzen. 

Gelegentlich  meiner  Anwesenheit  auf  Capri  im  Frühjahr 
dieses  Jahres  lenkte  ich  mein  Augenmerk  auf  diese  Lagerungs- 
verhältnisse   und    suchte   die   von  DKECKE3)   angeführten  Stellen 

1  G.  Rovereto:  L'  isola  di  Capri.  Nota  prelimioare.  Atti  Soc. 
ligustica  di  Sc  Dat.  et  geogr.,  IUI.  XVIII,  L907,  S.  6. 

'J  G.  db  Lorenzo:  1/  isola  di  Capri.  Atti  <li  I»'.  Ac  d.  Lincei, 
Ser.  V,  Ol.  d.  sc.  6s.,  Rendiconti  16,   l,   1907,  S.  853-  857. 

Deecki  :    Geo  og  scher  Führer  durch  Campanieo,  S.  202  a.  209 
Berlin,  Gebr.  Borntri 


—      187      — 

auf,  ..wo  die  eocänen  Schichten  an  einer  Verwerfung  bei 
Lo  Capo  am  Nordfuße  des  Tiberiofelsens  in  einzelnen  Fetzen 
kleben  und  sich  zwischen  der  Marina  g  ran  de  und  der 
Blauen  Grotte  in  kleinen  Schollen  zwischen  den  Gehänge- 
breccien   zu   erkennen   geben". 

Um  zu  dem  Aufschluß  am  Lo  Capo  gelangen  zu  können, 
ist  der  Weg  in  einem  Ruderboot  der  einzig  mögliche,  da  ein 
Hinabsteigen  vom  Mte.  Tiberio  an  den  ungefähr  200  m  senk- 
recht   abstürzenden    Felswänden     ausgeschlossen    ist.      Der  von 


Kreide 


Eocsn 


Wcot 


Aufnahme  des  Verf. 

1  lu  i Schiebung  bei  Lo  Capo  auf  Capri. 


mir  besuchte  Aufschluß  befindet  sich  einen  reichlichen  Kilo- 
meter östlich  der  Marina  grande  vor  dem  Vorsprung  der  Insel, 
die  von  einer  weißen  Villa  gekrönt  ist.  Durch  die  Brandung 
des  Meeres  ist  hier  eine  nicht  unbeträchtliche  Aushöhlung  — 
ca.  15  m  tief  landeinwärts  —  des  weißen,  die  Tiberio-Scholle 
aufbauenden  Kreidekalkes  erfolgt.  Diese  Brandungskehle  hat 
die  Eigentümlichkeit,  daß  der  Boden  der  entstandenen  Aus- 
höhlung aus  Macigno,  das  Dach  aus  Kreidekalk  besteht.  Die 
obenstehende  Photographie  veranschaulicht  diese  Verhältnisse. 
Der  Macigno  besteht  aus  einer  Wechsellagerung  von  weichen  und 
harten  Sandsteinen,  zwischen  denen  grünliche  Bänke  und 
kalkige  Schichten  eingeschaltet  sind.  Das  Gestein  zeigt  Spuren 
heftiger  Pressung,  indem  die  Schichten  im  allgemeinen  steil 
gestellt      und      die      härteren      Gesteinspartien      innerhalb     des 

13* 


—      1X8      — 

Schichtverbandes  zu  linsenförmigen  Körpern  ausgewalzt  sind. 
Die  zertrümmerten  Gesteine  sind  durch  Kalkspatinfiltrationen 
wieder  verkittet.  Die  Ellipsactinienkalke  des  Mte.  Tiberio 
erscheinen    darüber    als    eine    ungeschichtete    helle    Kalkmasse. 

Daß  diese  Lagerungsverhältnisse  nur  durch  eine  horizon- 
tale tektonische  Bewegung  entstanden  sein  können,  also  eine 
Überschiebung  darstellen,  scheint  durch  das  Bild  und  die  Be- 
schreibung schon  hinreichend  erwiesen.  Es  mag  genügen, 
wenn    ich    noch    hinzufüge,    daß   der  Zustand   des  geschilderten 

Aufschlusses    es    an    der    im  Bilde  mit f-  —    bezeichneten 

Stelle  gestattete,  noch  ungefähr  6  m  in  gebückter  Stellung 
zwischen  Macigno  am  Boden  und  Kreidekalk  im  Dach  vorzu- 
dringen. Die  Überschiebungsfläche  senkt  sich  schwach  geneigt 
gegen   SW. 

Dort,  wo  im  westlichen  Teil  der  Insel  zwischen  Marina 
grande  und  der  Blauen  Grotte  ebenfalls  Eocän  in  kleinen 
Aufschlüssen  direkt  am  Meere  vorhanden  ist,  liegen  die  Ver- 
hältnisse bedeutend  ungünstiger,  da  hier  große  Gehängeschutt- 
halden die  Berührungsflächen  zwischen  dem  Kalk  des  Mte.  Solare 
und  dem  Macigno  verhüllen.  Diese  Aufschlüsse  lassen  sich 
weder  für  den  einwandfreien  Beweis  einer  horizontalen  noch 
einer  vertikalen   Bewegung  verwenden. 

Daß  die  jetzige  Gestaltung  Capris  durch  Abbruche  bedingt 
ist,  soll  natürlich  nicht  bestritten  werden.  Daß  aber  jene 
späteren  tektonischen  Ereignissen  angehören,  war  ebenfalls  an 
dem  zuerst  beschriebenen  Aufschluß  unterhalb  des  Mte.  Tiberio 
zu  beobachten.  Etwas  nordöstlich  von  der  im  Bilde  wieder- 
gegebenen Stelle  durchsetzte  eine  senkrechte  Verwerfung  den 
Kalk   und   schnitt  die   Überschiebungsfläche   ab. 

Meine  Beobachtungen  bestätigen  also  die  RoVERETOSche 
Behauptung  insofern,  daß  horizontale  tektonische  Bewegungen 
auf  Capri  zu  Überschiebungen  geführt  haben.  Daß  jene  Über- 
schiebungen in  Form  von  Deckfalten  stattgefunden  haben, 
dafür  kann  ich  keine  Belege  beibringen,  da  ich  in  dem  massigen 
Ellipsactinienkalk  Schichtung  nicht  mehr  erkennen  konnte. 
In  schuppenförmigen  Massenbewegungen,  die  durch  spätere 
Einbrüche  zerstückelt  wurden,  scheiut  meiner  Meinung  nach  die 
Erklärung   der  Tektonik   von   Capri   zu    liegen. 


Zeitschrift 


der 

Deutschen  Geologischen  Gesellschaft. 

B.   Monatsberichte. 

Nr.  4.  1918. 


Protokoll  der  Sitzung  vom  2.  April  1913. 
Vorsitzender:    Herr  WAHNSCHAFFE. 

Der  Vorsitzende  eröffnet  die  Sitzung  und  macht  die  Mit- 
teilung, daß  die  Gesellschaft  ein  sehr  verdientes  Mitglied, 
den  Professor  Dr.  GEORG  BÖHM  in  Freiburg  i.  Br.,  durch 
den  Tod  verloren  habe.  Dem  Verstorbenen  widmet  der  Vor- 
sitzende folgenden  Nachruf: 

Georg  Böhm  wurde  in  Frankfurt  a.  0.  am  21.  Dezember 
1854  geboren.  Nachdem  er  in  Berlin  als  Gymnasiast  das 
Keifezeugnis  erlangt  hatte,  studierte  er  hier,  in  Straßburg  und 
in  Göttingen  Geologie  und  Paläontologie.  Unter  v.  Seebachs 
Leitung  verfaßte  er  in  Göttingen  seine  Doktordissertation,  die 
im  Jahre  1877  in  der  Zeitschrift  der  Deutschen  Geologischen 
Gesellschaft  unter  dem  Titel  „Beiträge  zur  geognostischen 
Kenntnis  der  Hilsmulde"  erschien.  Am  14.  August  1876 
war  er  auf  Vorschlag  der  Herren  BEYUICH,  V.  SEEBACH  und 
ZlTTEL  als  Mitglied  in  die  Deutsche  Geologische  Gesellschaft 
aufgenommen  worden  und  er  bekundete  sein  Interesse  für  diese 
dadurch,  daß  er  mehrfach  an  den  allgemeinen  Versammlungen 
teilnahm  und  verschiedene  Arbeiten  sowie  viele  kleinere  Mit- 
teilungen   in    der    Zeitschrift    der    Gesellschaft    veröffentlichte. 

Er  begab  sich  sodann  nach  München,  wo  er  unter  v.  Zittels 
l.'itung  „Die  Fauna  des  Kelheimer  Diceras-Kalkes, 
II.  Abteilung:  Bivalven  (Palaeontographica  28.  1882)  und  „Die 
Bivalven  der  Stramberger  Schichten  (Palaeontografica, 
Supplement    1883)"    bearbeitete. 

Im  Jahre  1883  begann  er  die  Untersuchung  über  die 
Grauen  Kalke  in  Venetien,  deren  Ergebnisse  er  in  mehreren 
Aufsätzen  in  unserer  Zeitschrift  veröffentlichte.  An  der  Uni- 
versität Freiburg  i.  B.  habilitierte   sich   GEORG   BÖHM  1885  als 

14 


—      190      — 

Privatdozent  für  Geologie  und  Paläontologie  und  hielt  von  1886 
ab  Vorlesungen  über  Paläontologie  und  einzelne  geologische 
Fächer.  Im  Jahre  1888  wurde  er  zum  Professor  extra- 
ordinarius  und   1903   zum  Professor  ord.  hon.  ernannt. 

Vom  Jahre  1884  an  unternahm  BÖHM  verschiedene  Reisen 
nach  England,  Nord-  und  Südfrankreich,  Italien,  Sizilien, 
Algerien,  Spanien,  der  Balkanhalbinsel  und  Schweden,  um 
seine  Privatsammlung  zu  vermehren  und  Vergleichsmaterial 
für  seine  südtiroler  Arbeiten  zu  gewinnen,  die  als  „Bei- 
träge zur  Kenntnis  der  Kreide  in  den  Südalpen. 
I.  Die  Schiosi-  und  Callonegha-Fauna  (Palaeontographica 
1894/95.  Bd.  41)  erschienen. 

An  die  Reisen  durch  Europa  schlössen  sich  1897  größere 
Reisen  nach  Transkaspien  und  Turkestan,  sowie  von  1899 
bis  1902  nach  Niederländisch-Indien  und  Neuseeland.  Be- 
richte über  die  letzte  große  Reise  finden  sich  in  unserer 
Zeitschrift  und  im  Geologischen  Centralblatt  des  Neuen  Jahr- 
buchs für  Min.  usw.  Sodann  veröffentlichte  er  „Beiträge 
zur  Geologie  von  Niederländisch-Indien"  und  Nach- 
träge ,,Zur  Geologie  des  Indo-australischen  Archi- 
pels"   in  der  Palaeontographica   1904   und    1907. 

Auf  der  Sula-Insel,  auf  Misol  und  in  Buru  entdeckte 
BÖHM  ein  ausgedehntes  Mesozoicum,  eine  unerwartete  Neuheit 
gegenüber  der  NEUMAYR-SuESSschen  Theorie  vom  jurassischen 
Molukken-Kontinent.  Die  Faunen  aus  den  Schichten  von  Nieder- 
ländisch-Indien   hat    BÖHM    teils    allein,    teils    im  Verein    mit 

Wanner,  Richabz,  Kossmat,  Krumheck  und  von  Seidlitz 
bearbeitet. 

GEORG  Böhm  hat  auf  paläontologischem  Gebiete  Tüchtiges 
geleistet  und  allzufrüh  ist  der  emsige  Forscher  seiner  Tätig- 
keit  am   18.  März   d.  J.  entrissen   worden. 

Die  Anwesenden  erheben  sich  zu  Ehren  des  Verstorbenen 
von    ihren   Plätzen. 

Der  Gesellschaft  wünschen  als  neue  Mitglieder  beizutreten: 

II.  rr    Dipl. -Ingenieur    RaüER,     Leipzig-Stötteritz,    Naun- 

hofer  Str.  9,  vorgeschlagen  durch  die  Herren  THIEM, 

Kkiliiack  und   Qi  [TZOW, 

Herr  Kommerzienrat  Dr.  ALFRED  ENKE,  Stuttgart,  Hasen- 

b  ergsteige     3,     vorgeschlagen     durch     die     Herren 

Bartling,  Beischlag  und  Dammer. 

Der  Vorsitzende  legt  sodann  die  als  Geschenk  ein- 
gegangenen Druckschriften  vor  und  bespricht  eine  Auswahl 
daraus. 


IUI        — 


Herr  IL  BÄlLfLING  spricht  über  die  Endmoräne  am 
Nordabfall  des  Rheinischen  Schiefergebirges  und  ihre 
Beziehungen   zur  Talbildung.     (Mit  7   Textliguren.) 

Über  die  Ausbildung  des  Diluviums  im  Niederrheinisch- 
"Westfälischen  Industriebezirk  ist  bereits  im  vorigen  Jahre  in 
dieser  Zeitschrift  berichtet  worden1).  In  dieser  früheren  Ver- 
öffentlichung wurde  bereits  ausgeführt,  daß  im  nördlichen  Teil 
des  Niederrheinisch -Westfälischen  Industriebezirks  ein  nordisches 
Diluvium  vorherrscht,  während  im  südlichen  Teile  in  den 
Gebirgstälern  nur  ein  einheimisches  Diluvium  zur  Ausbildung 
gekommen  ist.  Im  letzten  Sommer  konnten  nun  bei  Arbeiten 
im  Felde  besonders  die  Beobachtungen  über  die  Ausbildung  und 
den  Verlauf  der  Endmoränen  und  die  Beziehungen  beider  Aus- 
bildungsformen des  Diluviums  zueinander  vervollständigt  werden. 

Am  längsten  bekannt  sind  uns  durch  die  Arbeiten  von 
G.  MüELLER  und  P.  KitUSCH  die  Endmoräne  von  Langendreer- 
holz  nördlich  von  Witten,  die  von  mir  bereits  früher  auf  dem 
Meßtischblatt  Bochum  weiter  verfolgt  wurde.  Dazu  kam  eine 
Endmoräne,  die  vor  zwei  Jahren  bei  Horde  durch  die  Erweite- 
rungsarbeiten am  Güterbahnhof  unter  einer  starken  Lößdecke 
aufgedeckt  wurde  und  bereits  im  Vorjahre  (a.  a.  0.)  beschrieben 
wurde.  In  neuerer  Zeit  konnten  nun  bedeutende  Aufschüttungen 
glazialer  Ablagerungen  in  der  Umgebung  von  Kupferdreh,  die 
ebenfalls  als  Endmoränen  angesprochen  werden  müssen,  nach- 
gewiesen werden.  Diese  sind  deswegen  bemerkenswert,  weil 
sie  sehr  tief  in  das  alte  Gebirge  eingreifen.  Von  Steele  aus 
entsandte  das  Inlandeis  in  das  heutige  Ruhrtal  zwei  Zungen, 
und  zwar  eine  in  der  Richtung  auf  Kupferdreh,  eine  zweitein 
der  Richtung  auf  Niedervvenigern  bis  über  Altendorf  hinaus. 
Letztere  hat  endmoränenartige  Bildungen  nicht  hinterlassen, 
sondern  lediglich  vereinzelte  nordische  Blöcke  und  an  einigen 
Stellen  auch  Grundmoräne.  Diese  tritt  nördlich  von  Altendorf 
unmittelbar  am  Ruhrtalrand  unter  der  untersten  Talterrasse 
bei  der  alten  Zeche  Katharina  zutage.  Sie  führt,  abgesehen 
von  einheimischen  Gerollen,  auch  krystalline  nordische  Ge- 
schiebe (Gneis)  und  zeigt  durchaus  normale  Ausbildung  und 
Struktur,  so  daß  trotz  ihrer  auffälligen  Lage  kein  Zweifel  über 
ihre  Deutung  bestehen  kann.  Die  zweite  Zunge,  die  sich  Dach 
Kupferdreh   vorschob,    hinterließ    aber   eine    echte    Endmoräne. 

')  Et.  Bärtling:  Das  Diluvium  des  Niederrheinisch  Westfälischen 
ludustriebezirks  und  seine  Beziehungen  zum  Glazialdiluvium.  Diese 
Zeitscbr.  64,  1912,  Monatsber.,  S.  !■'•■>.  —  II.  Menzel:  Die  Quartärfauna 
des  Niederrheinisch-Westfälischen  [ndustriebezirks.     Ebenda,  S.  177. 

II 


—     192     — 

Zwischen  den  einzelnen  Teilen  der  Endmoräne,  die  uns- 
also  bei  Kupferdreh,  Langendreerholz  und  Horde  erhalten  ge- 
blieben sind,  fehlen  uns  randliche  Bildungen  des  Inlandeises 
vollständig,  wenn  man  nicht  die  auffällig  starke  Bestreuung 
mit  großen  nordischen  Blöcken  als  ihr  Äquivalent  ansehen  will. 
Der  Südrand  der  Geschiebebestreuung  wird  innerhalb  dieses 
Gebietes   durch   eine   auffällige  Häufung   der   großen  Blöcke   be- 


Fig.  1. 

Grandmoräne  von  Blockpackung  überlagert  and   von   Feinsanden 

(glazialen   Vbrschüttungsprodukten)  unterlagert. 

Ziegelei  nördlich  von  Kapferdreh. 

zeichnet,  die  in  den  Ortschaften  Linden,  Weitmar,  Queren- 
burg usw.  vielfach  in  Ziegeleigruben,  Wege-  und  Eisenbahn- 
einschnitten und  natürlichen  Wasserrissen  an  der  Sohle  des 
Lösses   zu   beobachten   sind. 

Die  Ausbildung  der  Endmoränen  weicht  im  allgemeinen 
etwas  von  der  des  FJachlandes  ab.  Im  Flachlande  sind  natur- 
gemäß  Stellen,  an  denen  anstehendes  Gestein  zutage  tritt, 
selten,  und  infolgedessen  treten  einheimische  Gesteine  in  jene 
Glazialablagerungen  meist  nur  sehr  selten  auf,  während  dagegen 
hier  das  Inlandeis  einen  verhältnismäßig  großen  Weg   über  an- 


—     in:; 

stehendes  älteres  Gebirge  zurücklegen  mußte  und  große  Massen 
«inheimischen  Materials  aufnehmen  konnte.  Grundmoränen  sind 
in  diesen  Eisrandbildungen  im  allgemeinen  selten.  Sie  fehlen 
jedoch  keineswegs,  sondern  konnten  von  mir  z.  B.  bei  Kupfer- 
dreh und  Haus  Laer  in  der  Endmoräne  nachgewiesen  werden. 
Meist    bestehen    die    Glazialablagerungen    ganz    aus    feinen    ge- 


Ä.ufnahme  des  Verfassers. 
Fig.  2. 
Sande  mit  Kreuzschichtung  (Fluvioglazial)  in  dvr  Endmoräne 

von   Kupferdreh. 


schichteten  Sanden  und  aus  Blockpackungen.  Die  feinen, 
geschichteten  Sande  zeigen  überall  eine  sehr  starke  Diskordanz- 
schichtung  (vgl.  Fig.  2) '),    die    meist   noch    dadurch    besonders 

')  Die  Klischees  zu  den  Figuren  1  bis  4  und  7,  sind  dem 
„Geologischem  Wanderbuch  für  den  Niederrheinisch-Westfälisehen 
Industriebezirk"  des  Verfassers  entnommen:  sie  wurden  mir  von  der 
Verlagsbuchhandlung  von  Ferd.  Enke  in  Stuttgart  freundlichst  zur  Ver- 
fügung gestellt,  wofür  ich  auch  au  dieser  Stelle  nochmals  meinen  ver- 
bindlichsten Dank  aussprechen  möchte.  Auf  die  mehr  ins  einzelne 
gehende  Darstellung  der  Endmoränen  in  diesem  Wanderbuch  (S.  365, 
38:2  und  3H*  sei  hier  verwiesen. 


—     194     — 

scharf  hervortritt,  daß  zahlreiche  Streifchen  von  zerriebener 
Steinkohle  in  die  Sande  eingelagert  sind.  Auch  Lehm-  und 
Tonstreifen  fehlen  in  diesen  Bildungen  keineswegs.  Sie  deuten 
wohl  darauf  hin,  daß  von  Zeit  zu  Zeit  die  rasche  "Wasser- 
bewegung unterbrochen  wurde  und  bei  Verlangsamung  des  Ab- 
schmelzens  ein  Niederschlag  der  tonigen  Trübe  aus  den  zurück- 
gestauten Wassermassen  eintreten  konnte.  Ganz  unregelmäßig 
verteilt  findet  man  nun  in  diesen  feinen  Sanden  einzelne  Kies- 
nester oder  auch  einzelne  große  nordische  Blöcke  eingelagert. 
Diese  großen  nordischen  Blöcke  können  unmöglich  mit  den 
Sanden  zusammen  bewegt  sein;  denn  ein  Wasser,  das  imstande 
war,  solche  Blöcke  zu  transportieren,  hätte  die  feinen  Sande 
ohne  Frage  restlos  hinwegfegen  müssen.  Ihr  Vorkommen  ist 
nur  durch  die  Erklärung  zu  deuten,  daß  sie  auf  treibenden 
Eisschollen  vom  Eisrand  her  verfrachtet  wurden,  bei  deren 
Auftauen  zu  Boden  sanken  und  in  die  feinen  Sande  eingebettet 
wurden.  Die  Verknüpfung  der  feinen  Sande  mit  Blockpackungen 
der  Endmoräne  findet  sich  nicht  nur  bei  Kupferdreh,  sondern 
in  gleicher  Weise  auch  bei  Langendreerholz  wieder;  sie  scheint 
aber  in  der  Hörder  Endmoräne  zu  fehlen.  Allerdings  ist  uns 
deren  südlicher  Teil,  der  unter  Lößbedeckung  begraben  ist, 
noch  gänzlich  unbekannt  und  wird  es  vermutlich  auch  bleiben. 
Die  feinen  Sande  würden  nun  nicht  unbedingt  zu  der 
Annahme  zwingen,  diese  Bildungen  als  Endmoränen  aufzufassen, 
wohl  aber  lassen  die  ausgedehnten  Blockpackungen,  die  im 
Zusammenhang  damit  auftreten,  keine  andere  Erklärung  zu. 
Ein  großer  Teil  der  Endmoränen  besteht  aus  solchen  typischen 
Blockpackungen,  d.  h.  einer  Anhäufung  von  riesigen  Blöcken 
der  verschiedenartigsten  Gesteine.  Unter  ihnen  herrschen  die 
Carbonsandsteine  und  -konglomerate  vor.  Dazwischen  finden 
sich  aber  auch  so  bedeutende  Massen  von  Schiefertonblöcken, 
daß  beispielsweise  bei  Kupferdreh  die  Blockpackung  der  End- 
moräne direkt  verziegelt  wird.  Die  Blöcke  werden  zu  diesem 
Zweck  in  einem  Kollergange  vermählen  und  nur  die  alier- 
härtesten  bleiben  zurück.  Die  Schiefertonblöcke  in  der  End- 
moräne sind  eine  höchst  eigenartige  Erscheinung.  Ihr  Transport 
zusammen  mit  den  großen  Carbonsandsteinblöcken  und  nordi- 
schen Geschieben  ist  nur  durch  Eis  denkbar.  Bei  einem 
Transport  durch  irgendeine  andere  Kraft  zusammen  mit  den 
anderen  harten  Geschieben  hätten  sie  zur  feinsten  tonigen 
Trübe  aufgelöst  werden  müssen.  Wie  die  nebenstehenden  Ab- 
bildungen (Fig.  3  und  4)  zeigen,  erreichen  die  Blöcke  einen  Durch- 
messer bis  zu  l!/a  m;  die  krystailinen  nordischen  Geschiebe  selbst 
finden   sich   noch    in   Blöcken,   die   '  2  m  Durchmesser   und   mehr 


—      190     — 

erreichen.  Sie  sind  beweisend  dafür,  daß  es  sich  um  wirkliche 
Bildungen  des  Inlandeises  handelt,  deren  Oberflächenformen  aller- 
dings vielfach   wieder  verändert  oder  ganz  zerstört  worden  sind. 


Aufnahme  des  Verfassers. 


Fig.  3. 

Blockpackung  in  der  Endmoräne  von  Kupferdreh. 

Als  Maßstab  dient  der  Schirm   links  von  der  Mitte  des  Bildes. 


Daß  es  sich  um  wirkliche  Endmoränen  handelt,  zeigt 
außerdem  auch  die  Verbreitung  der  Grundmoräneu.  Unter  dem 
Löß  ist  die  Grundmoräne  im  ganzen  Industriebezirk  nördlich 
des  Endmoränenzuges  von  Eving  über  Langendreer,  Bochum 
bis  Steele  und  Essen  fast  überall  nachzuweisen.  Selbstver- 
verständlich  gibt  es  bei  dem  großen  Altersunterschied  zwischen 
dem   Löß   und   der   Grundmoräne  auch    viele   Stelleu,    an   denen 


—     196     — 

sie  vor  Ablagerung  des  Lösses  wieder  ausgeräumt  wurde.  Die 
Grundmoränen  sind  sämtlich  auf  die  Nordseite  der  Linie  be- 
schränkt, die  durch  die  Endmoränen  von  Kupferdreh  bis  Horde 
bezeichnet  wird;  an  keiner  einzigen  Stelle  greifen  sie 
nach   Süden   darüber  hinaus. 

Auch  Schmelzwasserabsätze  des  Inlandeises  gehen  nur 
selten  über  diese  Linie  nach  Süden  hinaus.  Sie  bezeichnet 
also   fast    stets    die    wirkliche   Südgrenze    des    nordischen   Dilu_ 


Aufnahme  des  Verfassers. 

Fig.  4. 

Großer  gesprengter  Block  von  Carlionsandstein  in  der  Endmoräne 
bei  Börde. 


viums.  Eigentliche  Schmelzwasserabsätze  sind  lediglich  im 
Emschertale  von  der  Hörder  Endmoräne  abwärts  bis  nach 
Barop  hin  zu  finden;  sie  fehlen  aber  an  allen  übrigen  Stellen. 
Nur  stellenweise  greift  die  Verbreitung  der  nordischen  Blöcke 
wohl  etwas  weiter  über  die  Moränen  nach  Süden  aus.  So 
finden  sich  beispielsweise  noch  Blöcke  bei  Wengern  und 
Volmarstein  in  ziemlich  bedeutender  Höhenlage  über  der 
Ruhr,  während  das  Ruhrgebiet  oberhalb  dieses  Fundortes  frei 
von  nordischen  Blöcken  ist.  Ich  kann  mir  das  Auftreten 
dieser  nordischen  Geschieben  bei  Wengern  nur  durch  die  An- 
nahme erklären,  daß  auf  den  zurück  gestauten  Wassern  mit, 
Blöcken  beladene  Eisschollen  bis  weit  ins  Gebirge  hinein- 
getrieben  sind   und    an    Höhen   strandeten. 


—     197     — 

Die  Oberflächenformen  der  Endmoräne  sind  wie 
überhaupt  die  des  Glazialdiluviums  im  Ruhrkohlenbezirk  senil; 
nirgends  finden  wir  noch  ihre  frischen  natürlichen  Formen;  auch 
der  Löß  hat  bei  ihrer  Veränderung  das  Seinige  dazu  getan 
und  die  letzten  Spuren  frischer  Züge  verwischt  und  ver- 
schleiert. 

Stellen,  an  denen  die  Endmoränen  sich  in  ein  nicht  ver- 
eist gewesenes  älteres  Gebirge  hineingeschoben,  sind  in  Nord- 
deutschland mit  Sicherheit  verhältnismäßig  nur  selten  nachzu- 
weisen. Aus  diesem  Grunde  dürften  die  Beobachtungen  über 
das  Verhältnis  dieser  Endmoränen  zur  Talbildung  von  beson- 
derem  Interesse   sein. 


Fig.  5. 
Schematische  Darstellung    des   Verhaltens    der    drei    unteren   Diluvial- 
terrassen der  Ruhr  oberhalb  von  Steele   und    unterhalb   von  Heisingen. 
(Die  höher  gelegenen,  älteren  Terrassen  sind  fortgelassen.)     Signaturen 

wie   Fig.  6. 


Weiter  oberhalb  im  Ruhrtal  sind  die  Terrassen  stets  in 
den  Fels  eingeschnitten;  es  ist  das  Normale,  daß  sie  durch 
Felsbänder  voneinander  getrennt  sind  etwa  in  der  Weise,  wie 
durch  die  nebenstehende  Fig.  5  dargestellt  ist.  Mancherlei 
Modifikationen  sind  dabei  natürlich  später  durch  umgestaltende 
Vorgänge  geschaffen;  das  Normale  ist  aber,  daß  die  Terrassen 
stets  durch  Felsbänder  voneinander  getrennt  sind.  Das  gleiche 
gilt  auch  für  den  Teil  des  Ruhrtals  von  Kupferdreh  abwärts 
bis  nach  Kettwig  hin,  wo  erst  bei  dem  selbstgenannten  Orte 
nach  den  Ausführungen  von  Herrn  WüNSTORF  wieder  ähnliche 
Verhältnisse  vorliegen  wie  bei  Kupferdreh.  Aus  diesem  \  er- 
halten der  Terrassen  folgt  also,  daß  sich  die  Ruhr 
nicht  vor  der  Vereisung  bis  zur  heutigen  Tiefe  ein- 
geschnitten hab  e  n   kann. 

Die  ältesten  Terrassen  liegen  auf  den  höchsten  Punkten, 
die  jüngsten  Terrassen  tief  unten  in  den  Tälern.  Zu  der 
Bildung  jeder  neueren   Terrasse  mußte   der  Fluß   sich    jedesmal 


—     198     — 

erst  -wieder  tief  einschneiden.     Nirgends   bilden   ältere  Diluvial- 
bildungen  die  Unterlage   einer   Terrasse. 

Anders    verhält    es    sich    dagegen    dort,    wo    das    Glazial- 
diluvium in  das  Talsystem  eingreift.     Dort  liegen  die  Terrassen 
sowohl     auf    anstehendem    frisch    erodierten    Carbon    wie    auch 
auf  Resten    des    Glazialdiluviums.      Bei    Kupferdreh    greift    die- 
Endmoräne   stellenweise  bis    an   den   Rand   des  Alluviums   hin- 
unter.    Verfolgen  wir  ihre  Unterkaute  von  Überruhr  nach  Süden 
so    sehen    wir,    wie    sie    sich    allmählich    in    der    Gegend    von 
Hinsei   so   tief  eingesenkt    hat,    daß    sie    das   Niveau    des  Allu- 
viums   erreicht    und    nun    darunter    verschwindet.      Ob    sie    tief 
unter  das   Alluvium    hinabgreift    oder    wie    tief,    ist    noch    voll- 
ständig unbekannt.     Im  Süden  dagegen  bei  Kupferdreh  schließen 
die   Glazialbildungen   ganz   plötzlich  wieder   ab.      Die   Moränen 
liegen   hier   also   in   einer   Mulde,    die    bis    unter    das   Alluvium 
hinabgreift.     Die  Mulde  besitzt  die   langgestreckte  Gestalt   einer 
Rinne;   ihr  Untergrund   ist  aber  nicht  eben,  sondern   senkt  sich, 
wie    beschrieben,    von     Norden     nach    Süden    ein.     Abgesehen 
hiervon    kann    diese    Rinne     aber    durch    die    Ruhr    nicht    ge- 
schaffen    sein,     da    auch    das    Verhältnis    der    Terrassen    zum 
Glazial     dagegen    spricht.      Die     Terrassen     sind    im    Tal     der 
Ruhr  von  Steele  bis  nach  Kupferdreh    sowohl    in    anstehendes 
Gebirge  eingeschnitten,   wie  auch  vielfach    in  die  Aufschüttungen 
der    Endmoräne.       Bei    Hinsei     und    Holthausen     finden     sich 
modellartig    schöne   Terrassenflächen,    die    aber  verhältnismäßig 
wenig    reines    Flußschottermaterial     enthalten     und,     wie    gute 
Aufschlüsse    in   der  Umgebung  der  Hinseier  Kirche    sowie    am 
Wege  zum  Essener  Strandbad  zeigten,  ganz  aus  Blockpackungen 
aufgebaut    sind,    deren    Oberfläche    später    durch    die    Terrasse 
abgehobelt  ist.     Und   in  ganz   ähnlicher  Weise  finden  sich   auch 
Stellen,   wo   sich   noch   die  mittlere  und  die   .').  Ruhrterrasse  in 
Glazialbildungen    eingeschnitten    haben,     so     daß    wir    hier    im 
allgemeinen    das    Bild    haben,    das    die    nebenstehende    Fig.   6 
darstellt.       Für    das    Verhalten     der    Unterkante     der    Glazial- 
bildungen   sind   besonders    die   Aufschlüsse    am   Rüpingsweg    in 
Hinsei   sehr  instruktiv.     Am  Nordende  stehen  Terrassenschotter 
über    Carbonschiefern    an,    dann    schieben    sich   zwischen   beide 
die     Glazialbildungen     ein,     die    auf    Kosten     der     anstehenden 
■  arbonschiefer    und    der  Schotter   bald    so    an   Mächtigkeit   zu- 
nehmen,   daß   sie   den   ganzen   Steilrand    vom    Alluvium    bis   zur 
Terra88enfläche    aufbauen.      Ihre    Unterkante    greift    hier    also 
bis    unter   das    Alluvium    hinunter. 

Ein     gleiches    Verhalten     sehen     wir     nun     auch     zwischen 
Moränen      und      Terrassen      bei       der      Altendorf-Dahlhausener 


—     199     — 

Gletscherzunge.  Sowohl  die  unterste  Terrasse  legt  sich  bei 
Zeche  Katharina  auf  die  Grundmoräne  auf,  während  bei  Dum- 
berg  unter  der  3.  Terrasse  Geschiebelehm  nachgewiesen  werden 
konnte.  Diese  3  Terrassen  sind  also  sämtlich  jünger  als  das 
Glazialdiluvium.  Allerdings  sprechen  viele  Anzeichen 
dafür,  daß  die  höchste  von  diesen  mit  dem  Glazial- 
diluvium gleichzustellen  ist.  Dieses  Verhalten  der  Ter- 
rassen macht  es  unmöglich,  daß  das  Ruhrtal  bereits  fertig- 
gebildet vorlag,  besonders  da  es  weiter  abwärts  wieder  in 
gleicher  Weise  in  festen  Fels  eingeschnitten  ist  wie  weiter 
oberhalb.      Wenn    hier    eine    alte    Talrinne    vorhanden    gewesen 


Anstehendes 
Palaeozoicum 


Terrassen- 
ablasreruniren 


Fig.  6. 
Schematische    Darstellung    des    Verhaltens    von   Glacialbildungen    und 

Terrassen  zwischen  Kupferdreh  und  Dahlhausen  a.  Et. 


wäre,  so  müßte  sie  cafionartig  dem  gleichen  Lauf  gefolgt  sein, 
den  heute  das  Ruhralluvium  benutzt;  sie  müßte  die  gleichen 
Mäander  gezogen  haben,  denen  heute  der  Fluß  folgt,  dürfte 
keine  größere  Breite  gehabt  haben  als  das  heutige  Alluvium, 
und  müßte  wieder  aufgefüllt  gewesen  sein  bis  zur  höchsten 
Terrasse,  so  daß  diese  sich  wieder  in  festen  Fels  einschneiden 
konnte,  und  sie  müßte  mit  der  Terrassenbildung  nach  und  nach 
wieder  restlos  bis  auf  das  heutige  Alluvium  ausgeräumt  sein; 
kurz,  diese  Annahme  erfordert  so  viele  unmögliche  Voraus- 
setzungen, daß  im  Ernst  nicht  davon  gesprochen  werden  kann. 
Ebensowenig  ist  nun  der  Gedanke  unannehmbar,  daß  eine 
selbständige,  vom  Ruhrtal  unabhängige  ältere  Rinne  hier 
bestanden  haben  könnte.  In  der  südlichen  Fortsetzung  ist 
eine  solche  ausgeschlossen.  Das  Deilbachtal,  das  hier  in  der 
Verlängerung  des  Ruhrtales  liegt,  zeigt  nur  eine  Terrasse,  die 
mit  der  untersten,  jüngsten  Ruhrterrasse  korrespondiert;   es  ist 


—     200     — 

eine  ganz  junge  Talbildung,  die  frisch  in  den  festen  Felsen 
eingeschnitten  ist.  Eine  diluviale  Rinne  weiter  von  Steele  ab 
nach  Norden  hin  wäre  allerdings  bis  zu  einem  gewissen  Grade 
denkbar.  Über  Kray  läßt  sich  nämlich  wirklich  eine  diluviale 
Rinne  nach  Norden  verfolgen.  Diese  ist  jedoch  nicht  älter 
als  die  Grundmoräne,  sondern  jünger;  denn  an  ihrer  Westseite 
schneidet  die  Grundmoräne,  auf  den  Präglazialschottern  auf- 
liegend, mit  einem  Erosionsrand  gegen  dieses  Tal  ab.  Ver- 
folgen wir  diese  Rinne  nach  Norden  hin,  so  stoßen  wir  auch 
bald  auf  Schwellen  unter  der  Lößbedeckung,  die  die  weitere 
Konstruktion  einer  alten  Rinne  unmöglich  macht.  Von  Schonne- 
beck zieht  sich  nämlich  über  Dahlbusch,  Mechtenberg,  Leithe, 
Wattenscheid  eine  Schwelle  höher  aufragender  Kreideschichten 
durch,  die  das  Vorhandensein  einer  jungdiluvialen  Rinne  von 
Kray   nach   Norden   hin  vollständig   ausschließt. 

Es  bleibt  also  nur  die  Annahme,  daß  entweder  die  Tal- 
bildung tektonisch  angelegt  ist,  oder  daß  das  Eis  mit  seinen 
Schmelzwassern  diese  Rinne  selbst  ausgekolkt  hat.  Eine  tek- 
tonische  Anlage  des  Tales  ist  aber  ganz  unmöglich,  ein  Graben- 
bruch liegt  nicht  vor.  Querverwerfungen  sind  wohl  vorhanden, 
aber  sie  sind  ganz  unbedeutend;  der  Bergbau  hat  vielmehr 
besonders  bei  der  Zeche  Heinrich  unter  dem  Ruhrtal  voll- 
kommen ungestörte  Verhältnisse  angetroffen.  Eine  solche  Ver- 
werfung müßte  aber  auch  jünger  sein  als  die  Kreide.  Es  ist 
ja  aber  eine  bekannte  Tatsache,  daß  in  dem  Gebiete  östlich 
von  Essen  Störungen,  die  die  Kreide  mitverworfen  haben,  zu 
den  größten  Seltenheiten  gehören.  In  dem  hier  in  Frage 
kommenden  Gebiet  von  Huttrop  und  Freisenbruch  östlich  von 
Steele  sind  Verwerfungen  der  Kreide  nirgends  nachzuweisen. 
Die  Möglichkeit  einer  tektonischen  Anlage  des  Ruhr- 
tales  scheidet   also   vollkommen   aus. 

Die  Frage,  weshalb  gerade  hier  der  Einbruch  des  Eises 
in  das  alte  Gebirge  erfolgte,  ist  also  nur  außerordentlich  schwer 
zu  beantworten.  Möglicherweise  hängt  dieser  Vorstoß  damit 
zusammen,  daß  der  Kreidesüdrand  hier  bei  Essen  nicht  mehr 
als  hoch  aufragende  Geländeschwelle  wie  am  Haarstrang  aus- 
gebildet ist,  sondern  wegen  der  Faciesänderung  in  der  Kreide 
nur  unbedeutende,  wenig  widerstandsfähige  Erhebungen  bildete, 
die  noch  dazu  durch  die  altdiluvialen  lluhrschotter  vor  Heran- 
nahen des  Inlandeises  bereits  ganz  abgetragen  waren.  So 
konnten  Zungen  des  Inlandeises  durch  die  Bodengestaltung 
vielleicht  schon  präformiert  sein,  die  dann  gegen  den  Gebirgs- 
rand  vorgeschoben  wurden.  Welche  Faktoren  hierbei  weiter 
noch  eine  Rolle  spielten,  entzieht  sich  vorläufig  unserer  Kenntnis. 


201 


Es  ist  möglich,  daß  viele  Zufälligkeiten  zusammenwirkten; 
vielleicht  spielte  auch  der  Sutan,  die  bekannte  größte  Über- 
schiebung des  westfälischen  Carbons,  eine  Rolle  dabei.  Diese 
erreicht  den  westlichen  Talrand  des  Ruhrtals  zwischen  Schloß 
Schellenberg  und  Heisingen,  folgte  infolge  der  Faltung  der 
Überschiebungsfläche  dem  heutigen  Ruhralluvium  bis  fast  in 
die  Gegend  von  Steele  und  biegt  dann  nach  Osten  um.  Diese 
Überschiebung  kann  natürlich  das  Tal  nicht  tektonisch  an- 
gelegt haben,  wohl  aber  hat  sie  eine  starke  Zertrümmerung 
der  Gesteinsmassen  hervorgerufen.  Die  hierdurch  hervor- 
gerufene leichte  Angreifbarkeit  der  Schichten  ließ  vielleicht 
gerade  hier  eine  wunde  Stelle  des  Gebirges  entstehen,  die  der 
evortierenden  Wirkung  der  Schmelzwasser  keinen  Widerstand 
zu  leisten  vermochte.  Vollständig  befriedigen  kann  diese  Er- 
klärung allerdings  auch  nicht.  Es  bleibt  eben  nur  die 
Erklärung,  daß  die  Schmelzwasser  selbst  hier  eine 
Rinne  vor  dem  Eisrand  ausgeschlagen  haben,  in  die 
sich   Endmoränenbildungen  hineinlegten. 

Ein  analoges  Verhalten  der  Endmoräne  ist  von  Th.  WeGNER 
auch  für  die  jüngere  Endmoräne  von  Münster  nachgewiesen1). 
Nach  seinen  Feststellungen  legt  sich  diese  Endmoräne  auf 
bedeutende  Erstreckung  in  eine  Rinne  oder  Mulde  hinein,  die 
höchstwahrscheinlich  durch  die  hoch  herabstürzenden  Schmelz- 
wasser des   Eisrandes   erst   ausgekolkt  ist. 

Ein  gleiches  Verhalten  zeigt  auch  die  Endmoräne  von 
Laer  und  von  Crengeldanz.  Die  beiden  alten  Pforten  von 
Laer  und  Crengeldanz,  die  von  der  altdiluvialen  Ruhr  benutzt 
wurden,  und  um  die  sich  die  altdiluvialen  Ruhrschotter  delta- 
artig in  riesigem  Bogen  anordnen,  dessen  Grenze  über  Froh- 
linde, Castrop,  Riemke  verläuft,  sind  durch  das  Inlandeis 
offenbar  bedeutend  vertieft.  Durch  das  Abteufen  eines  Spül- 
versatzschachtes der  Gelsenkirchener  Bergwerks -Aktiengesell- 
schaft in  Langendreerholz  ist  festgestellt,  daß  die  Unterkante 
der  Glazialbildungen  auch  hier  bis  unter  das  Niveau  der 
untersten  Ruhrterrasse  hinabgreift.  Die  Aufschüttung  beträgt 
an  der  Crengeldanzer  Pforte  60  —  62  m;  sie  beginnt  mit  sehr 
groben,  reichlich  mit  nordischem  Material  durchsetzten  Kiesen, 
und  erst  über  diesen  stellen  sich  die  feineren,  mit  Blöcken 
durchsetzten  Sande  ein.  Die  Unterlage  der  altdiluvialen  Ruhr- 
schotter dürfte  in  dieser  Pforte  in  einer  Höhenlage  von  140  m 
gelegen    haben.      Auf   Rechnung    des    Inlandeises     ist    also    an 


')  Tu.  Wegner:    Über  eine  Stillstandslage  der  «Großen  Vereisung 
im  Miinsterlandc.     Diese  Z.-iUoln .  il2,    IHK).   Monatsb«F.,  S.391S. 


202 


diesen  Stellen  eine  Auskolkung  im  Betrag  von  ca.  50  m  zu 
setzen. 

Die  Hörder  Endmoräne  zeigt  keinerlei  ähnliche  Verände- 
rungen des  Untergrundes.  Sie  sind  dort  jedoch  keineswegs 
ausgeschlossen,  da  unsere  Kenntnis  solcher  Erscheinungen  bei 
Horde  wegen  der  starken  geschlossenen  Lößdecke  und  der 
geringen    Tiefe   der  Aufschlüsse   noch   sehr  lückenhaft  ist. 

Ungelöst  bleibt  die  Frage,  wo  die  Schmelzwassermassen 
des  Inlandeises  ihren  Abfluß  fanden.  Von  Horde  und  Barop 
zieht  sich   das   breite  Annener  Tal    nach    Witten    hin,    das   den 


Aufnahm)'  >]i-s   \  erfaE 


Fig.  7. 


Kiesgrube  in  der  Endmoräne  von  Langendreerholz. 


Gedanken  nahelegt,  daß  hier  eine  Schmelzwasserrinne  zu  suchen 
sei.  Die  Diluvialbildungen  in  derselben  bestehen  aber  bei 
Witten  aus  reinen  Ruhrschottern,  frei  von  jedem  nordischen 
Material.  Hier  herrschen  Gesteine  des  Snuerlandes,  besonders 
aus  dem  Devon  und  Culm,  vor,  während  umgekehrt  bei  Barop 
Schotter  und  Sande  auftreten,  die  nur  aus  carbonischem 
Material,  gemischt  mit  nordischen  Gerollen,  bestehen.  In  der 
Talbildung  Italien  wir  also  zwei  ganz  verschiedenartige  Teile, 
die  durch  eine  Talwasserscheide  in  der  Gegend  von  Annen 
voneinander  getrennt  sind  und  eine  gemeinsame  Entstehung 
des  gesamten   Talzuges  ausschließen. 

Diese    Beobachtungen    bestätigen    also   vollständig  die   von 
Herrn  P.Krusch  bereits  vor  längerer  Zeil  mündlich  wiederhol 
äußerte  Auffassung,  daß  im  Annener  ebenso  wie  Im  Aplerbeck- 
Söhlder  Tal   keine  einheitliche  Talbildung  vorliegt,  sondern  daß 
nur  di"  besonders  flache  Talwasserscheide  dieses  Bild  vortäuscht. 


—     203     — 

Es  fehlt  also  jeder  Anhaltspunkt,  wo  die  Schmelzwasser 
geblieben    sind.      Diese    Frage    bleibt   vorläufig    noch   ungelöst. 

Die  Beobachtungen,  die  im  vorstehenden  niedergelegt  sind, 
liefern  aber  vielleicht  einen  brauchbaren  Beitrag  zu  der  Frage, 
ob  das  Eis  oder  seine  Schmelzwasser  imstande  waren, 
nennenswert  die  Oberflächenformen  des  festen  Ge- 
birges umzugestalten.  Für  dieses  Gebiet  müssen  wir 
die  Frage  bejahen  und  dürfen  uns  vielleicht,  ohne  vor- 
eilig zu  verallgemeinern,  doch  wohl  fragen,  ob  diese 
Tätigkeit  des  Inlandeises  nicht  schon  oft  unterschätzt 
worden  ist. 

In  der  Diskussion  sprechen  die  Herren  BETSCHLAG, 
WUNSTOUF,   Grupe,   FLIEGEL  und  der  Vortragende. 

Herr  GRUPE  macht  in  der  Diskussion  zu  dem  Vortrage 
•des  Herrn  BÄRTLING  über  die  Endmoränen  am  Nordrande  des 
Rheinischen  Schiefergebirges  Bedenken  dagegen  geltend,  daß 
die  Schmelzwässer  des  Eises  lokal  eine  50 — 60  m  tiefe  Tal- 
rinne im  festen  Gebirge  erzeugt  haben  sollen,  und  weist  auf 
die  den  geschilderten  Verhältnissen  analoge  Erscheinung  hin, 
daß  im  mittleren  Flußgebiete  der  Weser  die  Glazialaufschüt- 
tungen ebenfalls  tief  in  die  Täler  hinunterreichen,  mag  es  sich 
nun  um  die  Ablagerungen  der  mittleren  (zweiten)  Vereisung, 
wie  bei  Hameln,  oder  um  die  Ablagerungen  der  ersten  Vereisung 
(Porta1),  Freden -Alfeld,  nordwestlicher  Harzrand)  handeln. 
In  diesen  Gegenden  können  bedeutendere  Erosionswirkungen 
der  Schmelzwässer  im  älteren  Gebirge  schon  aus  dem  Grunde 
nicht  angenommen  werden,  weil  die  Glazialschichten  im  un- 
mittelbaren Niveau  der  Täler  oder  doch  nahe  demselben  von 
rein  fluviatilen  Bildungen  vielfach  unterlagert  worden,  und 
zwar  im  einen  Falle  (bei  Hameln)  von  den  Schottern  der 
Mittleren  Terrasse,  im  anderen  Falle  (am  Barzrande  in  der 
Gegend  von  Gandersheim,  Seesen  und  Juliushütte)  von  prä- 
glazialen Schottern  und  Schuttmassen,  die  als  Liegendes  der 
ältesten  Glazialbildungen  sogar  schon  das  jungpliocäne  Alter 
der  Täler  bekunden.  (Zur  näheren  Orientierung  aber  diesen 
Gegenstand  vgl.  die  in  dieser  Zeitschrift  L909  und  1912  ver- 
öffentlichten   Aufsätze   über   die   Weserterrassen). 


')  Daß  die  Vergletscherang  an  der  Porta  und  im  Zusammenhange 
damit  die  in  der  Literatur  schon  mehrfach  erörterte  Ablenkung  der 
Weser  ins  Gebiel  der  Baase -Ems  in  die  erste  unserer  drei  Eiszeiten 
fällt,   ist  das  Ergebnis  neuerer  I  utersuchungen,   über  die  bei  nächste 

Gelegenheit  berichtet  werden   soll. 


204 


In  der  Diskussion  weist  der  Vortragende  darauf  hinr 
daß  im  Rheinischen  Schiefergebirge  eine  Ausfurchung  der  Täler 
schon  zur  Pliocänzeit  oder  im  älteren  Diluvium  ausgeschlossen 
ist.  Stets  liegen  die  ältesten  Terrassen  am  höchsten,  während 
die  jüngsten  in  den  tieferen  Teilen  der  Täler  auftreten.  In 
den  schematischen  Darstellungen  Fig.  5  und  6  (S.  197  u.  199) 
sind  diese  Terrassen  nicht  mit  zur  Darstellung  gebracht.  In 
der  Umgebung  von  Kupferdreh  kennen  wir  pliocäne  Ablage- 
rungen in  Form  von  Quarzschottern  erst  etwa  10  km  weiter 
südlich  auf  den  höchsten  Erhebungen  bei  Velbert.  Sie  liegen 
dort  fast  200  m  über  dem  Talboden  der  Ruhr. 

Für  die  Auffassung,  daß  glaziale  Schmelzwasser  diese 
Ausfurchungen  bewirkt  haben,  sprechen  besonders  auch  die  Auf- 
schlüsse in  dem  neuen  Spülversatzschacht  der  Gelsenkirchener 
Bergwerks- Aktiengesellschaft  in  Langendreerholz.  Dort  konnten 
in  der  ganzen  Mächtigkeit  von  über  60  m,  die  in  den  Sanden 
und  Kiesen  durchteuft  wurden,  überall  nordische  Komponenten 
nachgewiesen  werden.  An  der  Basis  fand  sich  aber  gröberer  Kies, 
in  dem  das  nordische  Material  besonders  reichlich  vorhanden 
war.  Gerade  dieses  Auftreten  von  groben  Kiesmassen  nordischer 
Herkunft  unmittelbar  auf  der  erodierten  Unterlage  von  älterem 
Gebirge  spricht  aber  dafür,  daß  die  Rinnen  durch  diese  Ab- 
lagerungen selbst  geschaffen  sind.  Dem  Alter  nach  sind  diese 
Glazialbildungen,  wie  bereits  im  Vorjahre  (a  .a.  0.)  nachgewiesen 
wurde,  höchstwahrscheinlich  in  die  2.  Eiszeit  zu  stellen.  Insofern 
besteht  völlige  Übereinstimmung  mit  dem  von  Herrn  FLIKGEL 
auf  der  linken  Rheinseite  nachgewiesenen  Alter  der  ent- 
sprechenden  Endmoränen. 

Gegen  die  Möglichkeit,  daß  die  Rinne  hier  tektonisch 
angelegt  sein  könnte,  sprechen,  abgesehen  von  dem  im  Vortrag 
ausgeführten  Gründen,  das  Verhalten  der  Flöze  in  den  Zechen 
der  beiden  Seiten  des  Ruhrtales,  deren  Abbau  zum  Teil  unter 
das  Ruhrtal  vorgedrungen  ist.  Die  Flöze  liegen  dort  voll- 
ständig ungestört.  Eine  tektonische  Entstehung  der  Rinne, 
in  der  die  mächtigen  Kiesaufschüttungen  liegen,  ist  demnach 
vollständig   ausgeschlossen. 

Herr  BERG  berichtete  über  neue  Basaltfunde  im 
Riesengebirge. 

Basalt  war  im  Riesengebirge  bisher  in  der  geologischen 
Literatur  nur  vom  Eisenberg  bei  Saalberg  und  aus  der  Kleinen 
Schneegrube  bekannt.  Bei  den  Kartierungsarbeiten  auf  dem 
Blatte  Krummhübel   wurden   verstreute  Bruchstücke  in   geringer 


20. 


Zahl  dicht  südlich  vom  Pferdestein  und  östlich  vom  Hübelstein 
entdeckt.  Ferner  fand  sich  an  einem  Promenadenweg  unter- 
halb der  Marthahöhe  in  Krummhübel  ein  kleiner,  nur  30  cm 
mächtiger  Basaltgang  von  ost  —  westlichem  Streichen,  der  sich  in 
Lesesteinen  noch  50-- 100  m  weit  westwärts  verfolgen  ließ. 
Die  drei  Fundpunkte  liegen  in  einer  von  Ost  nach  West  sich 
hinziehenden  Linie,  deren  Verlängerung  genau  auf  den  eben- 
falls ost — westlich  streichenden  Gang  in  der  Kleinen  Schneegrube 
und  weiterhin  ungefähr  auf  das  Basaltvorkommen  vom 
Schwarzen  Berge  beim  Forsthaus  Iser  hinweist.  Auf  derselben 
Linie  liegt  ein  von  Herrn  WENKE  in  llirschberg  in  der  Zeit- 
schrift des  Riesengebirgsvereins  bekanntgegebener  Fundpunkt 
von  Basaltlesesteinen  am  Nordwestabhang  des  Dürren  Berges 
südlich  von  Hain.  Es  scheint  also  hier  zweifellos  eine  einheit- 
liche Bildung,  wenn  auch  kein  zusammenhängender  Basaltgang, 
vorzuliegen,  also  eine  Ost  —  Westspalte,  auf  der  an  verschiedenen 
Punkten  geringe,  in  der  Tiefe  vielleicht  zusammenhängende 
Basaltmassen   aufgedrungen   sind. 

Seiner  petrographischen  Natur  nach  handelt  es  sich  an 
allen  drei  Fundpunkten  um  einen  Glasbasalt,  der  Augit,  Olivin 
und  Magnetit  in  reichlicher  Glasbasis  führt.  Der  Basalt  vom 
Pferdestein  ist  besonders  olivinreich,  der  vom  Hübelstein  etwas 
blasig  entwickelt.  Feldspat  fehlt  fast  völlig,  trotz  eines  ziem- 
lich hohen  Al-Gehaltes.  Die  Feldspatmasse  scheint  also  im 
Gla3  enthalten  und  nicht  ausgeschieden  zu  sein.  Nur  ganz 
vereinzelt  finden  sich  kleine  Feldspatleistchen ,  an  die  sich 
■winzige  Augitmikrolithen  rauhreifartig  ansetzen.  Bemerkens- 
wert sind  mikroskopische,  unscharf  begrenzte  rundliche  Partien 
des  Gesteins,  in  denen  das  Glas  überwiegt  und  als  Ausschei- 
dungen nur  winzige  tief  braune  Hornblendesäulchen  enthält.  l",in^ 
von  Calcit  erfüllte  Geode  inmitten  einer  solchen  Glaspartie 
beweist,  daß  es  sich  hier  nicht  um  älteste,  intratellurische, 
sondern  im  Gegenteil  um  die  letzten  restlichen  Ausscheidungen 
des   Magmas  handelt. 

Die  Analyse  (Analyt.  Eyme)  ergab   folgende   Werte: 

Sin 36,87 

Ti  0. 3,16 

AI.  n, 10,54 

Fe   0            7,38 

FeO 7.24 

CaO 13,78 

MgO 11,90 

K20 0,73 

Na,  0 1,07 

92,67 

15 


>0G 


Übertrug      92.67 

Hs0 6,02 

SÖ3 Spur 

S 0,13 

CO? 0,44 

P20, 0,96 

100,22 


Herr  L.  FIXCKH  spricht  über  Alkaligesteine  in  dem 
niederschlesischen  Schiefergebirge. 

Vor  einiger  Zeit  wurde  mir  von  Herrn  Professor  Dr. 
E.  ZIMMERMANN  eine  Reihe  von  Diabasen  und  Porphyren  aus  der 
Umgebung  von  Bolkenhain  im  niederschlesischen  Schiefergebirge 
zur  Untersuchung  übergeben,  nachdem  er  mich  darauf  aufmerksam 
gemacht  hatte,  daß  ein  Teil  dieser  Gesteine  durch  die  Führung 
von  blauen  Hornblenden  ausgezeichnet  ist.  In  diesen  Gesteinen 
ist  die  blaue  Hornblende  schon  früher  durch  KäLKOWSKY1) 
und  nach  ihm  von  GÜRICH  beobachtet  worden;  und  GÜRICH2) 
hat   sie   als   Glaukophan   erkannt  und    näher  beschrieben. 

Die  Gesteine,  in  denen  sich  der  Glaukophan  findet,  sind 
mehr  oder  weniger  stark  geschieferte  Diabase.  Während  die 
Feldspate  dieser  Gesteine  meist  sehr  starke  Zertrümmerung 
und  z.  T.  auch  Zersetzung  erkennen  lassen,  sind  die  Augite 
oft  noch  recht  frisch.  Es  sind  Titanaugite,  die  bisweilen,  wie 
auch  GÜRICH  hervorhebt,  randlich  von  dem  sekundären  Glau- 
kophan umwachsen   sind. 

Von  besonderer  Bedeutung  für  die  Auffassung  dieser 
glaukophanführenden  Diabase  und  Diabasschiefer  ist  nun  das 
Auftreten  von  echten  Keratophyren  in  räumlich  engem  Ver- 
bände mit  jenen  Gesteinen,  über  deren  geologisches  Alter  in 
neuerer  Zeit  nur  GÜRICH  sich  geäußert  hat.  Nach  ihm  ge- 
hören  sie   in   das   Untersilur. 

Von  den  Keratophyren  dieses  Gebietes  sind  besonders 
zwei  Gesteine  von  Interesse,  ein  quarzführender  Keratophyr 
von  Mekzs  Steinbruch  bei  Klein-Waltersdorf  und  ein  ähnliches 
Gestein  vom  Eichenbusch  bei  Hohendorf.  Diese  Gesteine  sind 
ebenfalls  durch  die  Führung  von  blauen  Hornblenden  charak- 
terisiert. Es  ist  aber  hier  eine  primäre,  arfvedsonitische 
Hornblende.  Die  Grundmasse  dieser  Gesteine  ist  ausgesprochen 
trachytoid.        Diese      Keratophyre      müssen      also      den      Labn- 

1  E.  Kai.kuwsky:  Über  grüne  Schiefer  Nniin^chlesiens.  Tscherm. 
Mm.  Mut.  L876,  S.  87-116. 

3)   G.  GÜRICH:     Beiträge   zur  Kenntnis   der   nicilerschlcbisclten    Ton 

Bchieferformation.     Diese  Zeitschr.  84,   L882,  S.  691— 734. 


—     207 

porphyren  zugerechnet  werden.  Wie  manche  Lahnporphyre 
entsprechen  auch  sie  als  paläovulkanische  Äquivalente  pan- 
telleritischen  Arfvedsonittrachyten.  Derartige  Gesteine  sind 
ausgesprochene  Alkaligesteine,  und  ich  stehe  nicht  an,  auch 
die  anderen  Keratophyre  dieses  Gebietes,  die  frei  sind  von 
Alkalihornblende,  die  sich  aber  durch  die  Führung  von  oft 
fleckigen  natronreichen  Feldspaten  auszeichnen,  als  echte  Kera- 
tophyre,  also  ebenfalls   als   echte  Alkaligesteine,   zu   betrachten. 

Nach  LoSSEN1)  bilden  die  Keratophyre  „ein  interessantes 
saures  Glied  derjenigen  paläozoischen  Eruptionsformation,  an 
deren  basischem  Ende  die  echten  Diabase  stehen".  ROSEN- 
BUSCH  hat  früher  die  Keratophyre  in  ihrer  Gesamtheit  als 
Alkaligesteine  aufgefaßt.  Da  sie  aber  in  unseren  deutschen 
Gebieten  stets  in  engem  Verbände  mit  Diabasen  auftreten,  die 
ROSENBUSCH  seinen  Kalkalkaligesteinen  zurechnet,  so  ist  er 
neuerdings3)  geneigt,  den  größeren  Teil  der  keratophyrischen 
Gesteine  als  „Ergußgesteine  der  Kalkalkalimagmen  vom  che- 
mischen Charakter  der  Aplite'1  anzusprechen.  Dafür  spricht 
für  ihn  besonders  auch  der  Umstand,  daß  in  den  Keratophyren 
Alkalipyroxene  und  Alkaliamphibole,  die  doch  den  effusiven 
Formen  der  Alkalimagmen  häufig  eigen  sind,  nicht  ganz  ein- 
wandfrei nachgewiesen   werden  konnten. 

Inzwischen  hat  aber  R.  BRAUNS3)  für  mitteldevonische 
Keratophyre  des  Lahn-  und  Dillgebietes  den  einwandfreien 
Beweis  für  deren  Zugehörigkeit  zu  den  Alkaligesteinen  er- 
bracht. Brauns  hat  in  einem  Keratophyr  aus  dem  Rupbach- 
tal  arfvedsonitische  Hornblende  und  Ägirin  nachgewiesen  und 
hat  außerdem  festgestellt,  daß  ein  Teil  der  mitteldevonischen 
Diabase   des  Lahn-  und  Dillgebietes   alkalireiche  Essexite   sind. 

Die  Frage,  ob  die  glaukophanführenden  Diabase  und  Diabas- 
schiefer des  niederschlesischeu  Schiefergebirges,  besonders  der 
Umgebung  von  Bolkenhain,  als  essexitische  Gesteine  anzusehen 
sind,  glaube  ich  schon  jetzt  in  bejahendem  Sinne  beantworten 
zu  dürfen.  Wenn  auch  das  Studium  dieser  Gesteine  durch 
die  starke  mechanische  Deformation  eines  großen  Teiles  der 
Gemengteile    sehr    erschwert    wird,    so    deutet    doch    die    eigen- 

')  R.  Lossbn:    Diese  Zeitschr.  34,  1882,  S.  455. 

'-'■  EL  Rosbnbusch:  Mikrosk.  Phys.  der  massigen  Gesteine,  1.  Aufl., 
Bd.  II,  2,  S.  1493. 

3)  R.  BRAUNS:  Beiträge  zur  Kenntnis  der  chemischen  Zusammen- 
setzung der  devonischen  Eruptivgesteine  im  Gebiete  der  Laiin  und  Dill. 
X.  Jahrb.  Min.,  Beil.-Bd.  XXVII.  S.  306  u.  2l".5  ff.  —  Siehe  auch  Dökmkk: 
Beitrage  7,ur  Kenntnis  der  Diabasgesteine  aus  dem  Klitteldevoi  der 
Umgebung  von  Dillenburg.  Diss.  Criciien  1902  und  N.  Jahrb.  Min.,  Beil.- 
Bd.  XV.  S.  594—645. 

15* 


•20H 


artige  Umwachsung  der  Titanaugite  durch  eine  sekundäre 
Glaukophanhornblende  darauf  hin,  daß  wahrscheinlich  diese 
Pyroxene  einen  Mantel  von  natronhaltigem  Augit  besessen 
haben.  Die  Führung  von  solchen  Titanaugiten  mit  Ägirin- 
augitmänteln  ist  gerade  für  manche  alkalireichere  Essexite 
charakteristisch. 

Meine  Auffassung  der  Gesteine  aus  der  Umgebung  von 
Bolkenhain  ist  also  kurz  gefaßt  folgende:  Wir  haben  in  dem 
niederschlesischen  Schiefergebirge  eine  paläovulkanische  Alkali- 
gesteinsprovinz, in  der  Essexite  mit  trachydoleritischen  Dia- 
basen und  Keratophyren,  die  zum  Teil  typischen  Alkalitrachyten 
entsprechen,   in   engem  geologischen   Verbände   auftreten. 

Ich  glaube  ferner,  daß  der  Satz  Lossens:  Es  liegt  in 
den  Keratophyren  „ein  interessantes  saures  Glied  derjenigen 
Eruptivformation  vor,  an  deren  basischem  Ende  die  echten 
Diabase  stehen",  sich  in  seiner  ganzen  Tragweite  aufrecht  er- 
halten lassen  wird. 

Zur  Diskussion   spricht  Herr  Berg   und   der  Vortragende. 

In  der  Diskussion  warnt  Herr  BERG  vor  einer  Über- 
schätzung des  Vorkommens  natronhaltiger,  blauer  Hornblenden 
in  stark  umgesetzten  und  geschieferten  Gesteinen  bei  Be- 
urteilung der  petrographischen  Natur  des  ursprünglichen  vor- 
metamorphen  Magmas.  Das  Vorkommen  derartiger  Hornblenden 
in  den  Geoden  mit  Calcit  u.  a.  beweist,  daß  sie  nicht  nur 
durch  Umsetzung  aus  Natronpyroxenen,  sondern  auch  als  echte 
Neubildungen  entstehen  können.  Zu  solcher  Neubildung  ist 
durch  Reaktion  des  Natrongehaltes  der  Plagioklase  auf  die 
normalen   Pyroxene  überall  im   Gestein   Gelegenheit  gegeben. 

Demgegenüber  weist  Herr  FINCKH  darauf  hin,  daß  in 
den  ebenfalls  zum  Teil  stark  druckmetamorph  veränderten 
Diabasen  Ostthüringens  solche  Neubildungen  -von  Glaukophan 
nicht  beobachtet  werden  konnten,  während  sie  in  den  Diabasen 
und  Diabasschiefern  der  Umgebung  von  Bolkenhain  auffällig 
häufig  erscheinen. 


Herr  W.  WOLFF  machte  eine  kürzt-  Mitteilung  über 
neue  Funde  pliocäner  und  diluvialer  Conchylien  in 
glazialen   Stromkiesen  bei  Obornik  in  Posen. 

Das  Städtchen  Obornik  Liegt  nördlich  von  Posen  an  der 
Einmündung   des   kleinen  Welnaflusses   in   die  Warthe.     Östlich 


—     209     — 

der  Stadt  betinden  sich  in  der  diluvialen  Terrasse  des  Welna- 
Warthewinkels,  deren  tieferer  Untergrund  durch  den  pliocänen 
„Posener  Ton'1  (Flanimenton)  gebildet  wird,  Kiesgruben,  die 
reich  an  Geschieben  aller  Art  und  besonders  an  abgerollten 
Knochen  und  Conchylien  sind.  Seit  langen  Jahren  ist  Herr 
Sanitätsrat  Dr.  VON  CiiF  U'owski  (Posen)  bestrebt,  die  Fossilien 
zu  sammeln.  Eine  Folge  von  Conchylien,  die  er  kürzlich 
Herrn  R  UFF  übersandte,  wurde  von  H.  MENZEL  und  dem 
Vortragenden  untersucht   und  zeigte  folgende  Zusammensetzung: 

1.  Jurassische  Fossilien,  z.  T.  anhaftend  an  braunem  Sand- 
stein,  nicht   bestimmt. 

2.  Serpula  Damesii  (Cenoman). 

:'..  Mitteloligocäne  Conchylien:  Fusus  multisulcatus,  Pleuro- 
toma  Seli/sii,  PL  subdenticulata. 

4.  Pliocäne  Conchylien:  Paludina  crassa  MENZEL,  P.  cf. 
gradata  Saiüja,  verschiedene  andere  nicht  bestimmbare 
Paludinen. 

5.  Paludina  diluviana,   diluvial. 

6.  Cardium  edule,  diluvial. 

7.  Corbicula  fluminalis,  diluvial? 

Die  jurassischen  Fossilien  mögen,  da  sie  recht  zahlreich 
sind,  einheimischer  Herkunft  sein.  Man  kennt  in  der  Provinz 
Posen  eine  Reihe  von  Juravorkommen  (Pakosch,  Hohensalza), 
und  weitere  mögen  verborgen  unter  dem  Diluvium  der  Ent- 
deckung  durch  tiefere   Brunnenbohrungen   harren. 

Die  mitteloligocänen  Conchylien  sind  wohl  von  Norden 
durch  das  Inlandeis  herbeigeschleppt.  Man  kennt  Mittel- 
oligocän  in  dem  Gebiet  zwischen  Frankfurt  a.  d.  0.,  Lands- 
berg und  Köslin;  vielleicht  reicht  es  im  Ostseegebiet  bis  zur 
Weichselmündung. 

Die  pliocänen  Paludinen  sind  offenbar  einheimischen  Ur- 
sprungs. Nachdem  durch  JENTZSCH  und  MENZEL  die  Palu- 
dina cran.sa  MZL.  aus  dem  „Posener  Ton"  von  Lopatken  in 
der  Gegend  von  Culm,  Westpr.  (rechts  der  Weichsel)  bekannt- 
gegeben ist,  darf  man  annehmen,  daß  diese  Art,  wo  sie  inner- 
halb des  Verbreitungsgebietes  des  Posener  Tons  auf  sekundärer 
Lagerstätte  vorkommt,  aus  demselben  ausgewaschen  ist.  Übrigens 
ist  auch  ein  abgerollter  Mastodon-Zahn  aus  der  Oborniker 
Kiesgrube  beschrieben  worden,  der  wohl  ebenfalls  dem  Posener 
Ton   („Flammenton'')   entstammt. 

Corbicula  fiuminalis  gilt  an  den  thüringischen  Fundorten 
—  meines  Wissens  den  einzigen  Deutschlands  --  als  Fossil 
des    älteren   Interglazials.      In    Frankreich    und   England    findet 


210 


sie  sich  in  diluvialen  Terrassen,  z.  B.  im  Themse- Tal,  und 
außerdem  bei  Cromer  an  der  ostenglischen  Küste,  einem  Fund- 
ort, der  von  deutschen  Kritikern  gleichfalls  für  älteres  Inter- 
glazial angesehen  wird.  In  Dänemark  ist  sie  an  zwei 
Stellen  gefunden,  wo  ihr  ein  präglaziales  Alter  zuge- 
schrieben  wird. 

Als  gleichwertig  den  thüringer  Corbicula-Schottem  gelten 
die  Paludina  diluviana- Tone  der  Mark,  die  mit  ziemlicher 
Sicherheit  dem  älteren  Interglazial  zugerechnet  werden.  So 
ist  es  vielleicht  kein  Zufall,  daß  sich  in  Obornik  neben  der 
Corbicula  jluminalis  zahlreiche  Exemplare  der  Paludina 
diluviana  finden. 

Auf  diese  letztere  und  einige  andere  interglaziale 
Konchylien  hat  bereits  F.  WAHNSCHAFFE  im  .lahrb.  d.  geol. 
Landesanstalt   1897    aufmerksam   gemacht. 

In  den  Rahmen  des  älteren  Interglazials  dürfte  vielleicht 
auch  das  (  ardium  edule  gehören.  Allerdings  erklärte  Maas 
die  zwischen  Argenau  und  Birnbaum  a.  d.  Warthe  zerstreuten 
Vorkommen  mariner  Sande  mit  Cardium  edule  für  wahrschein- 
lich präglazial').  Aus  dem  Vergleich  mit  den  westpreußischen 
Vorkommen  habe  ich  indessen  den  Schluß  gezogen2),  daß  die 
marinen  Schichten  von  Ost-  und  Westpreußen  und  Posen  mit 
den  Paludinenbänken  eng  verbunden  sind,  und  vermutlich  der 
gleichen  Zeitepoche  wie  diese,  also  dem  älteren  Interglazial, 
angehören. 

Darauf  wurde   die   Sitzung   geschlossen. 

v.  w.  o. 

Wahnschaffe.  Bärtling.  Janenscii. 


')  Diese  Zeitschr.  1904,  Mooateber.,  S.  :;/. 

-)  \Y.  Wolff:  Die  geologische  Entwickelung  Westpreußens. 
Schriften  d.  Naturforschenden  Gesellsch.  in  Danzig,  N.  F.,  Bd.  XIII, 
II. ft  3/4,  1913. 


211 


Briefliche  Mitteilungen. 

14.  Vorbergbildrmg  und  Tektonik  am  Nordrand 

der  Schwäbischen  Alb. 

Von  Herrn  Richard  Lang. 

(Mit  3  Textfigaren.) 

Tübingen,  den  6.  Februar  1913. 

Vom  Neckarland  aus  bietet  sich  die  Schwäbische  Alb 
dem  Auge  des  Beschauers  als  eine  fast  ununterbrochene 
hochragende  Gebirgsmauer  dar.  Erst  in  größerer  Nähe  löst 
sich  die  Bergwand  in  zahllose  Vorsprünge  und  Vertiefungen 
auf,  die  als  unregelmäßige  Zacken  und  Grate  ins  Vorland 
hinausragen  oder  als  tief  eingerissene  Täler  die  Albmasse 
zerschlitzen.  Da  und  dort  erscheinen  der  Alb  vorgelagert 
vereinzelte  niederere  oder  höhere  Kuppen  und  „Buhle"  oder 
steil  ansteigende  Vorberge,  die  fast  die  Höhe  der  Albhoch- 
fläche erreichen  und  als  herrliche  Aussichtspunkte  auf  den 
Steilabfall   der  Alb  bekannt  sind. 

Die  Vorberge  der  Schwäbischen  Alb  sind  letzte  Reste, 
letzte  Zeugen  aus  einer  Zeit,  da  die  Alb  weiter  nach  Westen 
und  Norden  reichte.  Sie  überdeckte  bekanntlich  zur  Miocän- 
zeit  noch  die  Gebiete  des  heutigen  Stuttgart,  und  ist  seit 
dieser  Zeit  unter  dem  Einfluß  von  Erosion  und  Denudation 
immer  weiter  nach  Südosten  zurückgewandert.  An  manchen 
Stellen  fielen  kleine  Bezirke  des  Albmassivs  langsamer  der 
Zerstörung  anheim  als  das  umliegende  Gebiet,  und  so  trifft 
man  heute  entlang  dem  Nordrand  der  Alb  die  eben  genannten 
Vorberge  und  Hügel,  die  aus  irgendeiiiom  Grunde  noch  nicht 
so  tief  abgetragen  sind   wie  das  sie  umgebende   Gelände. 

Es  erschien  mir  nicht  uninteressant,  den  Gründen  nach- 
zugehen, aus  denen  die  Vorberge  bis  auf  den  heutigen  Tag 
erhalten  geblieben  sind.  Zum  Teil  sind  die  Bedingungen 
für    die    Vorbergbi  ld  u  ng    schon     lange    bekannt,    zum    Teil 


212 


mochte  jedoch  auch  der  Zufall  eine  ausschlaggebende  Rolle 
dabei  spielen.  Auch  für  diese  anscheinenden  Zufallsprodukte 
ließ  sich  ein  tieferer  Grund  ihrer  Existenz  erkennen,  -wie  die» 
im  folgenden  nachgewiesen  werden   soll. 

Schon  nach  den  Gesteinen,  aus  denen  die  Vorberge 
vollständig  oder  mindestens  bis  zu  einem  gewissen  Teile  auf- 
gebaut sind,  kann  man  die  Vorberge  in  zwei  vollständig  ver- 
schiedenartige  Gruppen   einteilen. 

Ein  Teil  der  Vorberge  besteht,  mindestens  um  deren 
Kuppen,  aus  Basalttuff,  den  Ausfüllmassen  der  „Vulkan- 
embryonen" der  Schwäbischen  Alb.  Da,  abgesehen  von  dem 
zu  den  Hegauvulkanen  gehörenden  badischen  Wartemberg, 
vulkanische  Erscheinungen  am  Nordrand  der  Alb  auf  die 
Kirchheimer  und  Reutlinger  Gegend  beschränkt  sind,  so  tritt 
auch  nur  hier  diese  Art  von  Vorbergen  auf.  Da  den  Tuffen 
eine  mehr  oder  weniger  große  Masse  harter  Weißjurakalkstücke 
tief  hinab  in  den  Schloten  beigemengt  zu  sein  pflegt  und  oft 
eine  beträchtliche  Verkittung  der  Tuffe  zu  beobachten  ist,  so 
kommt  ihnen  manchmal  eine  ziemlich  bedeutende  "Widerstands- 
fähigkeit gegen  zerstörende  Einflüsse  zu.  Diese  "Widerstands- 
fähigkeit wird  besonders  dann  erkennbar,  wenn  die  die  Tuff- 
röhren umgebenden  harten  Kalke  des  "Weißen  Juras  abgetragen 
sind.  Dann  vermochten  die  darunterliegenden  Schichten  vom 
"Weißen  Jura  a  bis  zu  dem  eine  Geländeterrasse  erzeugenden 
Kalkgestein  des  Braunen  Jura  y,  die  fast  ausschließlich  aus 
weichen  tonigen  und  mergeligen  Schichten  bestehen  und  nur 
selten  von  einer  Kalkbank  unterbrochen  werden,  der  Erosion 
so  gut  wie  keinen  Widerstand  entgegenzusetzen.  Deshalb 
wurde  diese  Schichtenserie  trotz  ihrer  hohen  Mächtigkeit  von 
über  150  m  stets  rasch  abgetragen,  wenn  erst  die  schützende 
Decke  der  Weißjurakalke  zerstört  worden  war.  Die  tuff- 
erfüllten Röhren  dagegen  hielten,  soweit  sie  infolge  ihrer 
Gesteinszusammensetzung  und  Verkittung  eine  gewisse  Festig- 
keit besaßen,  der  Zerstörung  stand  und  wurden  allmählich 
ringsherum  freigelegt  und  als  Kegelberge  oder  niedere  Kuppen 
herauspräpariert,  wenn  sie  auch  vorher  auf  der  intakten  Alb- 
hochfläche Maare  gebildet  haben  mochten.  So  entstanden  die 
vulkanischen  Vorberge,  wie  der  Georgenberg  bei  Reutlingen, 
der  Florian  und  Weinberg  bei  Metzingen,  die  Limburg  bei 
Weilheim  und  alle  die  kleineren  „Buhle"  und  „Bolle"  der 
Reutlinger  und  Kirchheimer  Gegend,  die  der  dortigen  Land- 
schaft  ihren   eigenartigen   Charakter  verleihen. 

Die  zweite  Gruppe  von  Albvorbergen  besteht  ausschließlich 
aus    Sed  i  men  tsch  i '•  h  t.  <-n    und    reicht   stets    mindestens   bis    zu 


—     213     — 

der  ersten  Zone  harter  Kalk  des  Weißen  Juras  hinauf,  da 
die  Berge  nur  so  als  Außenlieger  der  Zerstörung  zu  trotzen 
vermochten.  An  solchen  Vorbergen,  die  vom  mittleren  oder 
unteren  Braunen  Jura  als  Sockel  aufragen,  wären  zu  nennen 
aus  dem  südlichen  Teil  der  Schwäbischen  Alb  der  Hohen- 
karpfen  und  der  Lupfen  bei  Spaichingen,  der  Lemberg,  Ober- 
hohenberg  und  Plettenberg  zwischen  Rottweil  und  Balingen, 
im  mittleren  Teile  der  Alb  der  Hohenzollern  bei  Hechingen 
und  die  Achalm  bei  Reutlingen,  im  nördlichen  Teile  derselben 
die  zwischen  Fils  und  Rems  gelegenen  drei  Kaiserberge  Hohen- 
staufen,  Rechberg  und  Stuifen,  und  als  letzter  Vorposten  im 
Nordosten  der  Ipf  bei  Bopfingen. 

Bei  der  Entwicklung  dieser  Vorberge  wie  über- 
haupt bei  der  allmählichen  Abtragung  der  Alb  geht  der  Zer- 
störungsvorgang im  allgemeinen  in  der  Weise  vor  sich, 
daß  die  an  den  Berghängen  zutage  tretenden  weichen  Schichten 
des  untersten  Weißen  und  der  oberen  Hälfte  des  Braunen 
Juras  durch  die  Einwirkung  der  Atmosphärilien  rasch  zerstört 
und  fortgeführt  werden.  Bei  den  harten  Kalken  des  Weißen 
Juras  vollzieht  sich  die  Zerstörung  viel  langsamer.  Nur  ganz 
allmählich  bröckelt  unter  dem  Einfluß  von  Frost  und  Hitze 
und  der  erodierenden  Tätigkeit  des  Wassers  das  Weißjura- 
gestein an  den  Steilkanten  der  Alb  ab  und  stürzt,  gewaltige 
Kalkschutthalden  bildend,  ins  Tal  hinab.  Wo  sich  ein  Kalk- 
plateau befindet,  das  nicht  mehr  von  wasserhaltenden,  den 
darunterliegenden  Kalk  mehr  oder  weniger  vor  der  Durch- 
feuchtung schützenden  Tonschichten  überdeckt  ist,  wird  auch 
oberflächlich  das  Wasser  eindringen,  bei  zerklüftetem  Gestein 
dasselbe  chemisch  und  mechanisch  zermürben  und  die  Zer- 
störung der  Stufe  an  der  Steilkante  gegen  das  Albvorland 
befördern.  Auch  vermögen  dann  die  Sickerwasser  die  unter 
den  harten  Jurakalken  liegenden  weichen  Tone,  soweit  die 
ersteren  Zerklüftung  aufweisen,  zu  durchfeuchten  und  am  Berg- 
hang zum  Rutschen  zu  veranlassen.  Auf  diese  Weise  kann 
das  harte  Kalkgestein  auch  durch  Nachgeben  der  Unterlage 
zum  Abbrechen  und  damit  zur  Zerstörung  gebracht  werden. 
Immer  jedoch  bleiben  die  harten  Weißjuraschichten  gegen- 
über den  sie  unterlagernden  Mergeln  und  Tonen  in  der 
Geschwindigkeit  ihrer  Zerstörung  relativ  zurück,  und  es  re- 
sultiert deshalb  stets  ein  steil  in  die  Höhe  ansteigender  Berg- 
hang, der  nach  oben  mit  einer  harten  Weißjuraplatte  abschließt, 
die  nicht  selten  gegen  das  Tal  zu  Felsbildungen  und  senkrecht 
abstürzende  Steilwände  zeigt.  Daher  wird  im  Verlaufe  der 
Erosion     zwar    „die    horizontale    Ausdehnung    der    Alb     immer 


214 


kleiner  und  kleiner;  aber  die  Höhe  derselben  bleibt  bis  zum 
letzten  Augenblicke,  in  welchem  das  letzte  Stück  dahinsinken 
wird,   ungefähr  wenigstens,   dieselbe"  '). 

Für  die  Vorbergbildung  kommt  als  wichtiger  Faktor  noch  in 
Betracht,  ob  die  Kalke  des  "Weißen  Juras  eine  größere  oder 
geringere  "Wetter  best  an  digk  eit  besitzen  und  deshalb  längere 
oder  nur  kürzere  Zeiten  ihrer  Zerstörung  zu  trotzen  vermögen. 

In  dem  normal  ausgebildeten  "Weißen  Jura  zeigen  die 
harten  jtf-Kalke,  die  hier  im  wesentlichen  in  Betracht 
kommen,  weithin  ungefähr  gleiche  Mächtigkeit  und  gleiche 
petrographisch-strukturelle  Eigenschaften:  Bänke  aus  völlig 
dichtem  Kalkgestein,  die  in  dünneren  oder  dickeren  Lagen 
parallel  über  einander  liegen  und  in  größere  oder  kleinere 
Stücke  und  Klötze  zerbrechen.  Sie  werden  somit  auch  überall 
ungefähr  die  gleiche  Festigkeit  und  Wetterbeständigkeit  gegen 
die   zerstörenden   Einflüsse   der  Atmosphärilien   aufweisen. 

Anders  in  den  „kolonisierten"  "Weißjuraschichten, 
wo  wuchernde  Schwämme  die  Bildung  ungeschichteter  Kalk- 
felsen, häufig  schon  vom  "Weißen  Jura  a  ab  beginnend,  an 
Stelle  von  Tonschichten  oder  „wohlgeschichteten"  Kalken 
veranlaßt  haben.  In  diesem  Falle  ist  die  Mächtigkeit  der 
harten  Kalke,  die  die  weichen  Tone  und  Mergel  bis  hinab 
zum  mittleren  Braunen  Jura  überragen,  oft  eine  beträchtlich 
größere  als  in  den  sie  umgebenden  nichtverschwammten  Weiß- 
juraschichten,  und  infolge  der  massigen,  ungeschichteten,  weithin 
kompakten  Beschaffenheit  der  Schwammfelsen  neigen  diese 
noch  viel  weniger  zur  Verwitterung  als  die  geschichteten  Weiß- 
jurakalke.  Sie  können  deshalb  auch  von  der  Erosion  viel 
weniger  leicht  angegriffen  werden,  weil  sie  als  ziemlich  wasser- 
undurchlässige, zusammenhängende,  senkrecht  aufragende,  ge- 
waltige Felsplatten  die  darunterliegenden  weichen  Tone  vor 
der  Durchfeuchtung  und  Wegfülirung  schützen.  Unterbrechen 
schon  geschichtete  Kalkbänke  von  einiger  Vertikalentwicklung 
die  rasche  Abtragung,  indem  sie  die  Bildung  von  Terrassen 
veranlassen,  so  ist  dies  in  noch  erhöhtem  Maße  der  Fall,  wenn 
gewaltige,  scheinbar  einheitliche  Felsklötze  mit  unzugänglichen 
Steilwänden  von  hundert  und  mehr  Metern  Höhe  und  beträcht- 
licher horizontaler  Erstreckung  sich  den  Einflüssen  der  Erosion 
entgegenstellen. 

Da  die  Verschwammung  des  unteren  Weißen  Juras 
besonders    in    d<-r    Balinger    Gegend     auftritt,     so    läßt    sich 

1  Brakco:  Schwabens  125  Valkanembryonen.  Jahresb.  d.  Ver. 
f.  raterl.  Naturkunde  in   Württemberg,  1894,  S.  525. 


—     215     — 

gerade  hier  der  Gegensatz  zwischen  der  Zerstörung  der 
geschichteten  und  der  verschwammten  Gebirgsteile  beobachten. 
Schon  in  den  70er  Jahren  des  vorigen  Jahrhunderts  hat 
ENGEL  in  seiner  trefflichen  Studie  über  den  Weißen  Jura  in 
Schwaben  auf  diese  Gegensätze  hingewiesen:  „Der  kolonisierte 
Fels  trotzt  Jahrtausenden,  während  die  weichen  Tonschichten 
drum  herum  der  Zeit  und  dem  Einfluß  der  Atmosphärilien 
erliegen;  so  entstanden  eben  Bollert  und  Hörnle  als  die  weit 
vorragenden  Schildwachen  des  Tals,  das  offenbar  lediglich 
durch  Erosion  gebildet  ist1)".  Besonders  sei  auch  der  Lochen, 
dieses  wuchtigen  Felsklotzes  aus  Schwammgestein,  gedacht. 
Daß  nicht  nur  die  Tonschichten,  von  denen  Engel  spricht, 
sondern  auch  das  geschichtete  Weiß-ß  leichter  zerstört  werden 
als  die  in  ihm  eingebetteten  Schwammriffe,  lehrt  ein  jeder 
Besuch   der  dortigen   Gegend. 

Was  nun  die  im  südl  ich  en  Teile  der  Schw  äbischen 
Alb  gelegenen,  oben  genannten  Vorberge  betrifft,  so  mag 
der  eine  oder  andere  der  Verschwammung  der  Weißjurakalke, 
die  er  an  seinen  Gipfel  trägt,  neben  andern  Ursachen  seine 
Existenz  verdanken.  So  zeigt  der  Plettenberg  nach  Engel 
zum  Teil  verschwammten  Weißen  Jura  y>  auf  dem  Oberhohen- 
berg  fand  er  nur  einen  kleinen  Schwammklotz  im  ß2).  Die 
übrigen  genannten  Vor  berge  der  Südalb  sind  dagegen  wohl 
ausschließlich  aus  geschichtetem  Weißem  Jura  aufgebaut.  Für 
sie  dürfte  deshalb  der  eben  genannte  Grund  für  die  Erklärung 
ihrer  Bildung  nicht  herangezogen  werden  können.  Da  ich  sie 
als  mir  weniger  bekannt  von  der  Besprechung  ausschließe, 
möchte  ich  es  auch  dahingestellt  sein  lassen,  inwieweit  ihre 
Entstehung  mit  Erosionswirkungen  von  der  Donauseite  her  in 
Beziehung  gebracht  werden  kann,  oder  ob  sie  etwa  unter  den- 
selben Bedingungen  erhalten  geblieben  sind  wie  die  im  folgenden 
zu  beschreibenden  nichtvulkanischen  Vorberge  im  mittleren 
und   nördlichen   Teile   der  Alb. 

Bei  diesen  letzteren  Vorbergen  vom  Hohenzol  lern 
bis  zum  Ipf  kann  Verschwammung  der  Weißjurakalke  nicht 
die  einzige  Ursache  der  Isolierung  dieser  Bergkegel  gewesen 
sein.  Zwar  zeigt  die  Achalm  unter  normal  geschichtetem 
Weißem  Jura  noch  einige  Meter  verschwammte  massige  Felsen. 
und  der  Rechberg  sowie  der  Stuifen,  ersterer  jedoch  nur  auf 
seiner  Nordseite,    trägt  eine  Schwamm-;'-Kuppe3).      Aber  selbst 


')  Jahresh.  d.  Ver.  f.  vaterländische  Naturkunde  in  Württemberj 
1877,  S.  140. 

-)  a.  a.  0.,  S.  138. 
s)  a.  a.  0.,  S.  159. 


—     216     - 

wenn,  was  mindestens  bei  der  Achalm,  wo  die  Verschwam- 
mung erst  unter  den  normal  abgelagerten  Schichten  auftritt, 
höchst  unwahrscheinlich  ist,  die  Schwammschichten  die  Vor- 
bergbildung  der  genannten  Berge  veranlaßt  hätten,  so  ist  damit 
die  Bildung  der  übrigen,  keine  Schwammschichten  tragenden 
Vorberge  noch  keineswegs  erklärt.  Man  hat  deshalb  bisher 
bei  der  Erklärung  der  Vorberge  allgemein  den  Zufall  für  das 
Übrigbleiben  dieser  Erosionsreste  verantwortlich  gemacht.  Und 
tatsächlich  läßt  sich  leicht  ausmalen,  wie  bei  der  Erosion  am 
Nordrand  der  Alb  da  und  dort  ein  Gebirgspfeiler  durch  die 
Gunst  seiner  Lage,  unberührt  von  den  zerstörenden  Ein- 
flüssen der  Atmosphärilien,  erhalten  geblieben  ist.  Bei  dieser 
Auffassung  ist  jedoch  der  Begriff  „Gunst  der  Lage"  ein 
undefinierbares   Etwas1). 

Auf  Grund  der  geologischen  Kartierung  der  Achalm  bei 
Reutlingen  und  ihrer  Umgebung,  die  höchst  merkwürdige 
Ergebnisse  zeitigte,  wurde  ich  darauf  aufmerksam,  daß  die 
Erhaltung  der  zu  besprechenden  Vorberge  doch  einem  tieferen 
Grund  zu  verdanken  ist,  als  man  bisher  annehmen  mochte, 
daß  tatsächlich  eine  gewisse  „Gunst  der  Lage"  für  ihre  Bildung 
anzunehmen  ist,  nicht  aber  eine  aus  dem  Zufall,  sondern  aus 
einer  gesetzmäßigen  Abhängigkeit  heraus  geschaffene.  Alle 
die  Albvorberge  vom  Hohenzollern  bis  zum  Ipf  sind, 
soweit  sie  nicht  vulkanischen  Ursprungs  sind,  in 
ganz  gesetzmäßiger  Weise  von  tektonischen  Stö- 
rungen   abhängig,    die    in   deren   Nähe   durchstreichen. 

Meine  Kartierung,  deren  Ergebnisse  in  tektonischer  Be- 
ziehung auf  der  nebenstehenden  Kartenskizze  vermerkt  sind, 
ergab,  daß  die  Achalm  nicht  nur,  wie  Eb.  FkaaS  bei  der 
Revision  von  Blatt  Urach  der  geologischen  Spezialkarte  von 
Württemberg  im  Maßstab  1:50000  (1902)  eingehend  unter- 
sucht hat,  auf  der  Südseite  von  einer  ungefähr  ostnordöstlich 
streichenden  Verwerfung  begrenzt  ist,  deren  Sprunghöhe  hier 
-  nach  Nordosten  zunehmend  —  zirka  25 — 30  m  erreicht, 
sondern  daß  auch  auf  der  Nordseite  des  Berges  eine  tektonische 
Linie  mit  wechselnder,  zunächst  der  Achalm  über  40  m 
erreichender  Sprunghöhe  gegen  Eningen  sich  hinzieht  und  dort 
sich  mit  ersterer  vereinigt.  Wie  aus  der  Kartenskizze  ersichtlich 
ist.  Iiildet  so  die  Achalmscholle  eine  keilförmig  gegen  Osten 
auslaufende    Staffel     /.wischen     einer    höheren    Nordscholle    und 


tu  '     indzügen    der   Phy  iogeographie"    von   Davis  and 

BRAUN    >.  L29    I8l  die  Vorbergbildung  iin  der  All,  durch  Btarke  Krosions- 
vorgange  erklärt. 


—     217     — 

•einer  tektonisch  tieferliegenden  Südscholle.  Während  die  Nord- 
und  Südscholle  ungefähr  gegen  Ostsüdosten  beträchtliches  Ein- 
fallen aufweisen,  zeigt  die  Achalmscholle  einen  Torwiegend 
nördlichen  Einfall.  Da  die  Sprunghöhe  zwischen  Nord-  und 
Achalmscholle  beträchtlicher  ist  als  zwischen  letzterer  und 
der  Südscholle,  so  bestand  von  jeher  für  den  nördlichen  Teil 
der  Achalmscholle  eine  rel  ative  Tief  enlage.  Es  befand  sich 
somit  zu  einer  Zeit,  da  zu  beiden  Seiten  der  Achalm  das 
Gebirge  noch  bis  zum  Weißen  Jura  ß  und  höher  aufragte,  der 
Teil  des  Weißen  .Iura  ß,  den  heute  die  Achalm  trägt,  großen- 
teils   relativ    tiefer    als    die    Weiß-£-Schichten    der   Nord-    und 


Eningcn 


Fig.  1. 

Tektonik  an  der  Achalm  bei  Reutlingen.  Nach  Aufnahmen  des  Verfassers. 
Maßstab  1:100000. 

Südscholle.  Hier  reichte  somit  das  harte  Kalkgestein  höher 
hinauf,  und  es  wurde  von  der  Oberflächenverwitterung,  wie  sie 
die  Albhochfläche  zeigt  und  wie  sie  aueh  an  den  geschichteten 
;j-Kalken  gegenüber  den  Schwammschichten  deutlich  erkennbar 
ist,  rascher  zerstört  als  die  tieferliegenden  Weißjura-/?-Schichten 
des   nördlichen   Teils   der  Achalmscholle1). 

Durch  die  relative  Tiefenlage  der  Achalmscholle  in  An- 
lehnung an  eine  höherliegende  Scholle  kann  zwar  die  relativ 
lange  Erhaltung  des  Weißen  Juras  auf  ihr  erklärt  werden, 
nicht  aber  die  Abtrennung  der  Achalm  vom  Albmassiv.  Es 
muß  hier  noch  ein  weiteres  Moment  für  die  Erklärung  heran- 
gezogen werden.  Es  ist  die  häufige  Beeinflussung  der  Fluß- 
läufe durch  die  Tektonik;  eine  Auffassung,  die  ich,  was 
die  Verhältnisse  in  Württemberg  anbelangt,  schon  länger  ver- 
trete2).      Sehr     häufig     schließen     sich     die     Wasserläufe     aufs 


')  Vgl.  auch  das  geologische  Profil  durch  die  Ä.chalm  in  Lang: 
Der  Nordrand  der  mittleren  Schwäbischen  Alb.  Geolog.  Charakter- 
bilder, Nr.  14,  1913. 

J)  Vgl.  z.  B.  1>.\N<;:  Zur  Tektonik  von  Württemberg.  Jahresh. 
d.  Vereins  f.  vaterl.  Naturkunde  in  Württemberg  1911,  S.  KC\  I  f. 


—     218     — 

engste  an  die  vorhandenen  tektonischen  Richtungen  an,  derart, 
daß  sie  entweder  ziemlich  genau  der  tektonischen  Störung 
folgen,  also  entlang  den  tektonischen  Linien  am  raschesten 
erodieren,  oder  daß  sie,  was  in  mehr  oder  weniger  abge- 
tragenem Gelände  häufig  einzutreten  pflegt,  parallel  zu  den 
tektonischen  Störungen  rechts  oder  links  seitlich  davon  laufen. 
Die  Richtung  der  Flußläufe  parallel  zu  den  vorhandenen 
tektonischen  Liniensystemen  ist  vielfach  eine  so  ausgesprochene, 
daß  sie  uns  den  feineren  Schollenbau  eines  Gebiets  zu  ent- 
hüllen vermag,  der  oft  vom  Geologen  im  Gelände  nicht 
mehr  mit  Sicherheit  nachweisbar  ist.  So  können  Flußläufe 
auch  ihrerseits  zur  Erkennung  tektonischer  Linien  dienen. 
Über  die  Tatsache  der  Beeinflussung  der  Richtung  der  Fluß- 
läufe durch  die  Tektonik  beabsichtige  ich  an  anderer  Stelle 
näheres  zu  berichten. 

Die  beiden  tektonischen  Linien,  die  die  Achalm 
nördlich  und  südlich  umsäumen,  vereinigen  sich  in  östlicher 
Richtung  zwischen  Vorberg  und  Albmassiv.  Sie  schließen 
somit  die  Achalmscholle  tektonisch  gegen  die  Alb  ab.  Setzt 
man  nun  den  eben  angegebenen  Satz  voraus,  daß  die  Fluß- 
läufe gern  in  der  Richtung  von  Verwerfungen  sich  hinziehen, 
so  wird  es  verständlich,  daß  die  Achalm  eben  deshalb  von 
der  Alb  abgetrennt  wurde,  d.  h.,  daß  die  Erosion  zwischen  der 
heutigen  Achalm  und  dem  heutigen  Albrand  rascher  sich 
vollzog  als  an  der  Achalm  selbst,  weil  gerade  zwischen  Vor- 
berg und  Alb  die  Verwerfungen  sich  erstreckten.  Diese  stellten 
gegenüber  der  tektonisch  in  sich  geschlossenen  Achalmscholle 
ein  Kohäsionsminimum  dar,  Linien,  in  denen  die  Zerstörung 
des  Gebirges  besonders  leicht  einsetzen  konnte.  Tatsächlich 
befindet  sich  heute  zwischen  Achalm  und  Alb  ein  weites  Tal, 
in  dem  der  Ort  Eningen  sich  entwickelt  hat,  und  mehrere 
kleine  Bäche  und  Täler  zu  beiden  Seiten  des  Vorberges  ver- 
laufen  in  der  Richtung  der  tektonischen  Linien  und  deuten 
so  schon  äußerlich  die  Richtung,  wenn  auch  vielfach  nicht 
den  genauen   Verlauf,   der  Verwerfungen   an. 

Noch  viel  klarer  als  an  der  Achalm  tritt  die  Abhängig- 
keit der  hier  besprochenen  Albvorberge  von  der  Tektonik 
beim  Hohenzollern  heraus.  1911  hat  WaedELICII  in  einer 
kurzen  Notiz  die  Vermutung  ausgesprochen,  daß  der  Hohen- 
zollern auf  der  Fortsetzung  eines  nordwestlich  gerichteten,  an 
Onstmettingeo  vorbeiziehenden  Grabens  liege1).  Schon  vor  dieser 
Veröffentlichung  hatte  Herr  cand.  rer.  nat.  GrÜNVOGBL  die  Kur- 

')  Blätter  des  Schwäbischen  Aibvereine      S.  299. 


—     219     — 

tierung  der  Onstmettinger  Gegend  aufgenommen,  und  er  konnte 
im  Verlauf  seiner  ausgezeichneten  Untersuchungen,  die  in  ab- 
sehbarer Zeit  als  Dissertation  erscheinen  dürften,  zeigen,  daß  die 
Lagerungsverhältnisse  zwischen  Alb  und  Hohenzollern  sich  in 
der  auf  Fig.  2  skizzierten  Weise  verhalten.  Ich  verdanke 
diese  sowie  die  Sprunghöhenangaben  der  Freundlichkeit  des 
Herrn  GrÜNVOGEL.  Die  Sprunghöhe  der  beiden  nordwest- 
lich gerichteten  Verwerfungen  beträgt  je  ca.  80  m,  die  von 
Südosten  auf  den  Hohenzollern  zu  laufende,  von  ihm  durch 
eine    Querverwerfung    jedoch    getrennte    Scholle    bildet    somit 


llbbrnzollrrn 


..-■ 


Fig.  2. 

Tektonik  am   Hohenzollern.     Nach  GrÜNVOGEL. 
Maßstab   1  :  100000. 

einen  Graben,  der  sich  in  ununterbrochener  Folge  noch  8  km 
weit  nach  Südosten  fortsetzt.  Die  zwischen  der  Hochalb  mit 
dem  Zellerhorn  als  Ausläufer  und  dem  Hohenzollern  nord- 
östlich gerichtete  Verwerfung  hat  ca.  20  m  Sprunghöhe  in  der 
Weise,  daß  die  Südostscholle  gegen  die  Hohenzollernscholle 
um  diesen  Betrag  abgesunken  ist.  Ob  dieselbe  zu  beiden 
Seiten  über  den  Graben  hinaus  sich  fortsetzt,  konnte  mangels 
genügender  Aufschlüsse  nicht  festgestellt  werden,  ist  jedoch 
infolge  des  eigentümlichen  Verhaltens  der  dieser  Richtung 
folgenden  Bäche  anzunehmen.  Es  ergibt  sich  somit  eiue 
relative  Tiefenlage  der  Hohenzollernscholle,  und  zwar  von  •*><> 
bis  80  m  gegenüber  den  seitlich  gelegenen  Schollen.  Diese 
Tiefenlage  bewirkte  eine  längere  Erhaltung  der  harten  Kalke 
des  Weißen  Juras  innerhalb  des  Grabens  als  zu  beiden  Seiten 
desselben:  Die  Querverwerfung  aber  veranlaßte  die  Abtren- 
nung des  Berges  von  der  Albtafel,  indem  von  Nordosten  und 
Südwesten  parallel  zu  deren  Streichen  zwei  Bäche  die  Gebirgs- 
brücke     zwischen    dem    Vorberg    und     dem    Zellerhorn    immer 


—     220      — 

tiefer  hinab  abtrugen  und  heute  noch  abtragen.  Die  Schollen- 
lage sowie  der  Verlauf  der  tektonischen  Linien  war  somit  auch 
hier  für  die  Ausgestaltung  des  Vorberges  als  solchen  von  ent- 
scheidendem  Einfluß. 

Was  die  drei  Kaiserberge  Hohenstauf  en ,  Rechberg 
und  Stuifen  anbelangt,  so  kann  ich  mich  hier  auf  die  Ein- 
zeichnungen  von  Eb.  Fkaas  bei  der  Revision  des  Blattes 
Gmünd  der  geologischen  Spezialkarte  von  Württemberg  im 
Maßstab  1  :  50  000  (1907)  stützen  sowie  auf  Angaben  Werners 
in  seiner  geologischen  Studie  über  Hohenstaufen  und  Spielburg1). 
Nördlich  von  den  drei  Kaiserbergen  verläuft,  wie  die  Karten- 
skizze Fig.  3  ausweist,  eine  parallel  dem  Lauf  der  Rems 
folgende,  ziemlich  genau  ostwestlich  gerichtete  Verwerfungszone, 
an  der  die  Kaiserbergschollen  abgesunken  sind.  Jeweils  ist  die 
tektonische  Lage  des  nördlichen  Albvorlandes  die  höhere2). 
Die  nördlich  vom  Hohenstaufen  sich  erstreckende  Verwerfung 
bat  nach  WERNER  eine  Sprunghöhe  von  im  Mittel  60  m.  Nach 
Werner  geht  die  am  Hohenstaufen  sich  hinziehende  Nord- 
verwerfung in  einem  Zuge  auch  nördlich  vom  Rechberg  vorbei. 
Er    glaubt    aber   nicht,    daß    alle    beim   Rechberg  beobachteten 

')  Inaugural-Dissertation  Berlin  1907.  Eine  Karte  ist  der  Disser- 
tation nicht  beigegeben,  so  daß  der  Verlauf  der  Verwerfungen  ent- 
sprechend der  Autfassung  WERNERS  im  einzelnen  nicht  festgestellt 
werden  konnte. 

2)  Dieselbe  Lagerungsweise  ist  auch  zwischen  der  Scharwald-  und 
der  Kilderscholle  zu  beobachten.  Dieses  Absinken  der  jeweiligen  Süd- 
schollen  hätte  SCHEU  (Zur  Morphologie  der  Schwäbisch -Fränkischen 
Stufenlandschaft.  Forschungen  z.  deutschen  Landes-  und  Volkskunde 
1909,  S.  384;  zu  bedenken  geben  müssen,  ob  er  daraufhin  von  einem 
Absinken  des  nördlichen  Vorlandes  gegenüber  der  Alb  sprechen 
durfte,  wenn  er  nicht  sichere  geologische  Beweise  dafür  in  II 
batte.  Der  einzige  geologische  Beweis  für  ein  Absinken  des  nördlichen 
Albvorlandes,  den  Scheu  beibringt,  ist  eine  beim  Bergbau  von  Wasser- 
alfingen  gefundene  Verwerfung  mit  einer  Sprunghöhe   von  ganzen  zwei 

Metern.   Es  ist  ohne  weiteres  verständlich,  daß  Beine  Berechnung  ei 

Absinl  Vorlandes  gegenüber  der  All»  um  60m  auf  Grund  dei 

Höhenlage  von  Sandterrassen  tertiären  und  diluvialen  Alters  keinen 
sicheren  Beweis  bietet.  (Vgl.  hierzu  die  eingehenden  neueren  Unter- 
suchungen von  Eb.  Fkaas  gelegentlich  der  Revision  des  Blattes  Aalen 
der  geogno.sti>ch"n  Spezialkarte  von  Württemberg  im  Maßstab  I  :  f>0000 
[1912].)  Allein  die  Lagerungsverhältnisse  der  Juraschichten  vermögen 
hier  einen  Bicheien  Aufschluß  zu  gelten.  Kr..  Fkaas  hat  jedoch  im 
Kochertal  nicht  nur  keine  Verwerfung  im  Sinne  SCHEÜB  gefunden,  Mindern 

■  ur  ..ein  auffallend  starkes   Einfallen  der  Schichten  gegen  Süden", 
ait    einer    muldenförmigen    Absenkung    ohne    Bildung    einer   Ver- 
werfung  zusammenzuhängen    scheint.     Die   Voraussetzung    Schei 

Flußumkehrungi  jomil  völlig  in  der  Luft.    Es  sind  daher 

auch  alle  von  ihm  daran  geknüpften  Schlüsse  nur  von  problemati- 
schem W 


—     221      — 


Störungen  ausschließlich  auf  diese  Verwerfung  zurückgehen, 
daß  somit  noch  andere  Störungslinien  in  Betracht  kommen. 
FltAAS  zerlegt,  wie  auf  der  Kartenskizze  eingetragen  ist,  die 
Nordlinie  "WERNERS  in  zwei  getrennte  Verwerfungen,  deren  west- 
liche vor  dem  Rechberg  gegen  Süden  zu  abbiegt.  Beide  Ansichten 
stimmen  also  darin  überein,  daß  zwischen  Hohenstaufen  und 
Rechberg  tektonisch  gestörtes  Gelände  sich  befindet,  das  beide 
Vorberge  gegeneinander  tektonisch  abschließt.  Auch  gegen 
Südwesten  ist  der  Hohenstaufen  abgesunken,  wie  aus  der 
Kartenskizze  ersichtlich  ist.  Er  zeigt  deshalb  eine  deutlich 
ausgeprägte  relative  Tiefenlage  den  ihn  umgebenden  Schollen 
gegenüber.    Auch   beim   Rechberg  tritt  seine  tektonische  Tiefen- 


Fig.  3. 

Tektonik  an  den  Kaiserbergen  HohenstaufeD,  Rechberg,  Stuifen. 

Nacb  Eb.  Fhaas. 

Maßstab  1  :  150000. 

läge  zum  mindesten  gegen  das  nördliche  Albvorland  deutlich 
hervor  und  ebenso  die  zwischen  zwei  östlich  und  westlich  vom 
Rechberg  gelegenen  tektonischen  Linien  eingeschlossene  Lage. 
Möglicherweise  setzen  auch  beim  Stuifen,  abgesehen  von  der 
tektonischen  Nordlinie,  weitere  Verwerfungen  durch.  Jeden- 
falls zeigt  auch  er  eine  gewisse  Tiefenlage  gegen  Norden. 
Vielleicht  hängt  seine  Isolierung  aber  auch  noch  mit  seiner 
im  Weißen  Jura  vorhandenen  Verschwammung  der  Schichten 
zusammen.  Wenn  nun  auch  für  den  Stuifen  nur  eine  sichere 
Verwerfung  für  seine  tektonische  Entstehung  ins  Feld  geführt 
werden  kann,  so  ist  doch  wenigstens  für  die  beiden  andern 
Kaiserberge,  Hohenstaufen  und  Rechberg,  mit  Sicherheit  deren 
Isolierung  und  Erhaltung  auf  ihre  relative  Tiefenlage  und  ihre 
Umsäumung  durch  Verwerfungen  auf  mehreren  Seiten  und 
besonders   auch   gegen   die   Alb   hin   zurückzuführen. 

Was  endlich  den  am  weitesten  nach  Nordosten  zu  ge- 
legenen Albvorberg,  den  Ipf  bei  Bopfingen,  anbelangt,  so  ragt 
dieser  am  Westrande  des  vulkanischen  Rieses  gelegene  Außen- 

ie 


—      222      — 

lieger  mitten  aus  tektonisoh  gestörtem  Gebiet  auf.  Während 
sich  zwar  an  ihm  selbst  eine  ununterbrochene  Scliichtenfolge 
erkennen  läßt,  findet  man  schon  westwärts  die  durch  das  Auf- 
steigen des  Rieslakkolithen  veranlaßten  Überschiebungen  am 
Lauchheinier  Tunnel  und  in  nächster  Nähe  am  Sigart  und 
Buchberg  Vorkommen  von  ortsfremdem  Grundgebirgs-  und 
Trias  bzw.  Juragestein.  Es  darf  somit  auch  hier  ohne  weiteres 
damit  gerechnet  werden,  daß  die  Erhaltung  und  Ilerausarbeitung 
des  Ipfs  als  isolierter  Kegel  mit  tektonischen  Störungen  zu- 
sammenhängt, die  in  seiner  Nähe  durchstreichen.  Obwohl 
genaue  Aufnahmen  über  die  tektonischen  Verhältnisse  aus 
diesem  Gebiete  fehlen,  so  lassen  sich  doch  einige  Angaben 
darüber  machen.  Schon  DEFFXEU  und  0.  FRAAS  haben  bei 
der  Bearbeitung  der  Blätter  Bopfingen  und  Ellenberg  der 
geognostischen  Spezialkarte  von  Württemberg  im  Maßstab 
1  :  50000  auf  zwei  tektonische  Linien  hingewiesen,  die  Sigart- 
Hirnheimer  und  die  Zipplinger  Achse,  die  für  unsere  Zwecke 
von  Bedeutung  sind1).  Die  Sigartlinie  verläuft  über  den  west- 
lich vom  Ipf  gelegenen  Sigart  an  dessen  Südseite  dem  Egertal 
entlang  in  südöstlicher  Richtung.  Die  Zipplinger  Linie,  in 
nordsüdlicher  Richtung  sich  erstreckend,  streicht  östlich  vom 
Ipf  vorbei  und  trifft  südöstlich  von  Bopfingen  auf  die  Sigart- 
linie, so  daß  dadurch  die  Scholle,  auf  der  der  Ipf  sich  erhebt, 
tektonisch  völlig  von  der  Alb  abgeschlossen  wird.  Entlang 
der  Zipplinger  Linie  vom  Blassenberg  nordöstlich  vom  Ipf  bis 
zum  Flochberger  Schloßberg  und  zur  Beiburg  südöstlich  von 
ihm  fallen  die  Schichten  der  Westschollen  beträchtlich  ein, 
und  es  zeigt  sich  so  bei  der  Ipfscholle  „eine  muldenartige 
Einsenkung,  welche  die  Jurabänke  herabgezogen  und  die  dem 
Ries  zugewendete  östliche  Seite  des  Berges  in  ihrem  ganzen 
Bau  verändert  hat".  Der  Verlauf  der  beiden  tektonischen 
Linien  ist  auf  der  REGELMANNschen  geologischen  Übersichts- 
karte von  Südwestdeutsshland  schematisch  eingetragen.  Aus 
der  Darstellung  von  DEFFNEK  und  FRAAS,  die  bis  heute  keinen 
Widerspruch  gefunden  hat,  geht  hervor,  daß  die  Ipfscholle  an 
der  Zipplinger  Linie  eingesunken  ist  und  somit  eine  relative 
Tiefenlage  einnimmt,  die  der  längeren  Erhaltung  der  höheren 
Juraschichten  förderlich  war.  Die  Entstehung  des  Ipfs  als 
Vorberg  ist  der  Abtrennung  der  Ipfscholle  von  dem  Albmassiv 
durch  die  genannten  Störungslinien  zuzuschreiben,  entlang 
deren  einer,  der  Sigartlinie,  die  Eger  ihr  Bett  auf  längere 
Krstreckung   gegraben    litt 

•     '     1*77.  S.  27     30 


—     223      — 

Überblickt  man  die  bei  den  zuletzt  besprochenen 
Albvorbergen  vom  Hohenzollern  bis  zum  Ipf  gefun- 
denen Verhältnisse,  so  läßt  sich  mit  Bestimmtheit 
sagen,  daß  ihre  heutige  Existenz  stets  mit  der  be- 
sonderen tektonischen  Lage  ihrer  Schollen  im  Zu- 
sammenhang steht,  dergestalt,  daß  einerseits  die 
relative  Tiefenlage  der  Schichten  die  lange  Erhaltung 
der  harten  widerstandsfähigen  Kalkbänke  des  Weißen 
Juras  und  damit  auch  der  darunterliegenden  weicheren 
Juraschichten  begünstigt,  und  daß  andererseits 
der  Verlauf  tektonischer  Linien  zwischen  dem  Alb- 
massiv und  dem  nachmaligen  Vorberg  und  die  da- 
durch hervorgerufene  raschere  "Wirksamkeit  der 
Erosion  entlang  diesen  Linien  die  Herausschälung 
und  Abtrennung  dieser  hochragenden  Weißj urareli kte 
vom  Albplateau  bewirkt  hat.  Jedenfalls  wird  sich 
niemand  der  Tatsache  verschließen  können,  daß 
die  diese  Außenlieger  stets  auf  mehreren  Seiten 
umziehenden  tektonischen  Störungen  den  wesent- 
lichsten Einfluß  auf  deren  Bildung  gehabt  haben. 
Dafür  sprechen  die  hier  beigegebenen,  nach  genauen  karto- 
graphischen Aufnahmen  angefertigten  Abbildungen  zu  deutlich, 
auf  denen  die  Vorberge  stets  durch  Verwerfungen  mit  z.  T. 
beträchtlicher  Sprunghöhe  von  der  Alb  abgetrennt  sind.  Dabei 
ist  noch  zu  berücksichtigen,  daß  in  weiten  Gebieten  Württem- 
bergs nur  dann  und  wann  Gebirgsstörungen  von  meist  geringem 
Ausmaß  auftreten  und  daß  tektonische  Linien  mit  Sprunghöhen 
von   fünfzig  und   mehr   Metern   oft  meilenweit  fehlen. 


15.   Über  Meteoritent'älle  an  Bord  von  Schiffen. 
Von  Herrn  Arth.  Wichmann. 

Utrecht,  den  8.  April  1913. 

Gelegentlich    der    Besprechung    des    1  S09    an    Bord    eines 

auf     offenem    Meere     fahrenden    Schiffes     gefallenen    Meteoriten 

hatte    ich    übersehen,    daß    auch    andere    Eälle    bereits    in    der 

Literatur    Erwähnung    gefunden     hüben ').      Da    die    Angaben 

')  Ein  verschollener  Meteoril   aas  dem  Jahre  1809.     Diese  Zeil 
schrift  59,  19(17,  S.  220. 

m; 


224 


z.  Tl.  noch  an  Unsicherheiten  leiden,  mögen  auch  diese  Vor- 
kommnisse einer  Erörterung  unterzogen  werden. 

1.  Jon.  BECKMANN  hatte  bereits  der  Reisebeschreibung 
des  JOH.  SlEGM.  WURFFBAIN  die  Angabe  entnommen,  daß 
nach  einem  von  Blitz  begleitenden  Gewitter  auf  Deck  felsen- 
harte Steine  gefunden  worden  seien1).  Diese  Notiz  wurde  von 
E.  F.  F.  Chladni  übernommen  und  dabei  zugleich  das  Er- 
eignis in  das  Jahr  1643  oder  1644  verlegt2).  Aus  dem  er- 
wähnten Journal  geht  aber  hervor,  daß  es  am  23.  April  1645 
stattfand,  und  zwar  auf  der  am  12.  desselben  Monats  auf  dem 
Schiffe  „Wesel"  von  Surat  aus  angetretenen  Fahrt  nach  Batavia. 
WüRFFBAlNs  Erzählung  lautet  folgendermaßen:  „Den  23. 3) 
hatten  wir  guten  Fortgang,  obschon  sehr  trübes  Wetter,  un- 
gefehr  aber  2.  Stund  vor  der  Sonnen-Aufgang  wurde  es  gantz 
still,  darauf  bekam  sie  einen  schweren  Blitz  und  starken 
Donnerschlag,  durch  ein  Geschütz-Loch  an  der  lincken  Seite 
des  Schiffes  hinein,  welcher  wie  ein  schmaler  Stral  Feuers  den 
großen  Mastbaum  hinauflieff,  als  er  nun  ungefehr  3  Klaffter 
Höhe  erreicht,  hat  er  sich  weit  mit  einem  großen  Knall  zer- 
spreuet,  den  Mastbaum  angezindet  und  seinen  Lauff  bis  zum 
äußersten  Ende  des  Fahnensteckens  verfolgt,  wodurch  ver- 
meldeter  Mast   von   unten    an    biß    an  das   große  Zwerg  Holtz 

zerschmettert,     der    große    Stang    oder    anders    oben 

aufstehende  Mastbaum  gantz  zerrissen  und  unbrauchbar  ge- 
macht, der  Fahnenstöcke  wie  ein  Geröhr  zerknicket,  der  Knopff 
aber  desselben  gar  hinweggeführet  worden,  solcher  Brand 
nun  wurde  bald  nechst  Göttlicher  Hülffe  gelöschet,  als  es  aber 
Tag  ward,  hat  man  so  wohl  auf  dem  Schiff  als  in  dem  Mast- 
baum unterschiedliche  Felsen-harte  Steine  gefunden,  welche 
dieser  erschröckliche  Strahl  mit  sich  geführet  hat4)." 

Die  letztere  Angabe  beruht,  wie  bereits  aus  dem  Text 
hervorgeht,  lediglich  auf  Vermutung.  Es  ist  natürlich  aus- 
geschlossen, daß  die  Steine  einen  derartigen  Weg  eingeschlagen 
haben   könnten. 

2.  Der  zweite  Fall  ist  ebenfalls  zuerst  durch  JOH.  Beck- 
mann weiteren  Kreisen  bekannt  geworden,  jedoch  abermals 
ohne  Anführung  der  Jahreszahl.  Er  hatte  der  Reisebeschreibung 
von  0.  E.  Willman  die  Angabe  entnommen,   daß  eine  8  Pfund 

')  LitteraturderälterenReisebpscliroibuniM'ii  I.  G<>üingenl808,S.9(>. 

»)  Über  Feuermeteore.     Wien  1819,  S.  227. 

3)  Das  SeliüT  befand  sich  unweit  der  vorderindischen  Küste,  etwa 
zwischen   10°  und   12°  N. 

*)  Vierzehn  Jährige  Ost-Indianische  Krieg-  und  Ober-Kauffmanns- 
Dienste.     Nürnberg  1686,  S.  19.5. 


—     225     — 

schwere  Kugel  auf  ein  Schiff  mit  vollen  Segeln  gefallen  sei 
und  dabei  zwei  Mann  getötet  habe1).  Es  dürfte  kaum  einem 
Zweifel  unterliegen,  daß  alle  späteren  Erwähnungen  auf  diese 
Notiz  zurückgehen2),  wie  denn  auch  CHLADNI  das  Ereignis  in 
die  Zeit  zwischen  1647  und  1654  -  -  der  Dauer  der  Reise  — 
verlegt3).  J.  C.  POGGENDORFF  konnte  denn  auch  die  Be- 
merkung nicht  unterdrücken,  daß  die  Angabe  in  der  mitgeteilten 
Form  wenig  Glaubwürdigkeit  habe,  und  daß  es  daher  wünschens- 
wert sei,   sie   im   Original   nachlesen   zu  können4). 

Willman  war  am  11.  Juli  1648  auf  einem  holländischen 
Kompanieschiff  in  Batavia  eingetroffen.  Sein  Journal,  eine  sehr 
selten  gewordene  Schrift,  enthält  über  das  letzte  Vierteljahr 
ausschließlich  die  folgende  Eintragung5): 

„Vthi  Octob  :  Novemb  :  Decembri  kommo  äthskilliga  Skiepp 
effter  i  frän  Hollandh  iblandh  hwilka  een  Skieppare  pä 
Skieppet  Malacca  berättade  medh  heek  Skiepsfolcket  /  atti 
thet  the  segladhe  vthi  Wilda  Hafwet  /  är  een  8.  Pundig  Kuula 
kommen  in  vthi  Skieppet  '  slaandes  2.  Bätzmän  dödz  i  alias 
äsyn6)." 

Es  stellt  sich  also  heraus,  daß  es  mit  der  Angabe  von 
BECKMANN  seine  Richtigkeit  hatte,  daß  aber  leider  "WlLLMAN 
nicht  selbst  der  Beobachter  war.  Da  aus  seinen  Aufzeich- 
nungen hervorgeht,  daß  er  ein  sehr  gewissenhafter  Mensch 
war,  so  dürfen  wir  auch  in  diesem  Punkte  seinen  Angaben 
Glauben   schenken. 

3.  Nach  den  Mitteilungen  eines  Gärtners,  namens  Carl 
RlTTER,  der  an  der  Fahrt  teilnahm,  befand  sich  das  Schiff 
„Esher",  Kapt.  John  SMART,  am  5.  April  1820  unter  20° 
10  N,  51ü  50'  W,  als  während  eines  Platzregens  ein  etwa 
1  2  Pfund    schwerer    Stein    auf   das  Deck   fiel    und    sogleich    in 

>)  a.  a.  0.  I.  1808,  S.  272. 

s)  J.  B.  EYRIES:  Notice  sur  un  recenil  de  voyages  imprimes  a 
Wisingsoe,  en  Suede.  Ann.  des  Voyages  XII.  Paris  1810,  S.  290.  — 
Pierres  meleoriques.     C.  R.  Acad.  des  Sc.  II.     Paris  1836,  S.  620. 

3)  a.  a.  0.  S.  228. 

*)  Meteorsteinfall  auf  ein  Schiff.  PoGGEND.-Annal.  38,  Leipzig 
1836,  S.  402. 

5)  OlOPF  Ekichsson  WlLLMAN:  Een  kort  Beskriffningh  pä  een 
Reesa  tili  Ostindien  och  förbeskreffhe  Japan,  in  dem  Sammelbande: 
Een  kort  Beskriffning  uppä  Trenne  Resor  och  Peregrinationer/ sampt 
Konungsryket  Japan.     Wisingsborgh  1667,  S.  196. 

6)  Wirklich  wird  unter  dem  I.  Dezember  1648  die  Ankunft  des 
SchiftVs  „Malacca"  in  Batavia  berichtet  (Dagh-Register  ^ohonden  int 
Casteel  Batavia  .  .  .  Anno  1647—1648.  's  Gravenhage  1903,  S.  171). 
Wie  mir  Herr  Dr.  J.  DE  HuLLU  freundlichst  mitteilte,  ist  das  Journal 
der  „Malacca"  im  Reichsarchiv  im   Haag  nicht   vorhanden. 


—     226 

mehrere  Stücke  zersprang').  Es  stellte  sich  aber  heraus,  daß 
RlTTEK  das  Opfer  einer  Täuschung  geworden  war,  denn 
P.  PäRTSCH2)  und  FjtfEDR.  HOFFMANN3)  berichteten  über- 
einstimmend, daß  der  in  Rede  stehende  Stein  ein  Kalkstein, 
also   kein   Meteorit  sei. 


16.   Über  ein  feldspatreiches,  knollenartiges 
Mineralaggregat    der    Luanza-Pipe    im    Kunde- 

lnngu   (Katanga,  Belgisch-Kongo). 

Von  Herrn  ().  Stutzer. 

Freiberg  i.  S.,  deD  10.  April   1913. 

Im  Kundelungu- Gebirge  des  Landes  Katanga,  Belgisch- 
Kongo,  sind  seit  kurzem  mehrere  bluegroundführende  Pipes  be- 
kannt. Dieselben  haben  dort  sedimentäre  Schichten  unbekannten 
Alters  röhrenartig  durchstoßen.  Bruchstücke  des  Nebengesteins 
(vor  allem  Kundelungu-Sandstein)  enthalten  sie  eingeschlossen. 
Von  diesen  Pipes  wurde  im  Jahre  1911  und  1912  die  „Luanza- 
Pipe"  aufgeschlossen.  Der  Inhalt  dieser  Pipe  erwies  sich  als 
typischer  Yellow  Ground  mit  seinen  charakteristischen,  bunten 
Mineralien:  Ilmenit,  Granat.  Diopsid,  Olivin.  Seltener  fand  man 
im  Setzgut  auch  Zirkone.     Diamanten  sind  ebenfalls  vorhanden. 

Im  Juli  1912  besuchte  ich  zum  letztenmal  jene  Stelle 
und  fand  bei  dieser  Gelegenheit  in  einem  Haufen  des  dortigen 
Setzgutes  (Tailings)  auch  ein  knollenartiges  Mineralaggregat 
von  etwa  Walnußgröße.  Derartige  (z.  T.  viel  größere)  Knollen 
sind  im  Blueground  der  bekannten  Diamantgruben  Südafrikas 
allgemein   verbreitet  und   des   öfteren   beschrieben   worden. 

Schon  makroskopisch  ließ  sich  die  Knolle  durch  ihren 
Granatgehalt  als  eine  „eklogitähnliche  Knolle",  ein  sogenannter 
„Griquait  ,  bestimmen.  Die  mikroskopische  Untersuchung  be- 
stätigte   dieses,    zeigte    aber    zugleich    eine  von   den   bisher   be- 

Joh.  LhOTSKY:  Fallen  eines  Meteorsteins  an  Bord  eines  auf 
liolmr  See  segelnden  Schiffes.  Zeitschr.  f.  Phys.  u.  Mathem.  VII.  Wien 
1830,  S.  253—256, 

a)  Berichtigung  eines   Irrthmns.     Il.id.  S.  282-383. 

Poqgbndobff:    Noch    einige    Nachrichten    über   Meteorsteine 

POGGEND.  Ann.    Will.    1880,   S.  31*. 


—     227     — 

kannten   Knollen   abweichende   Zusammensetzung,    wie   aus   den 
folgenden    Mitteilungen    hervorgeht.    — 

In  der  geologischen  Literatur1)  sind  von  Blueground- 
„Griquaiten     bisher  folgend«-   Varietäten   beschrieben: 

1.  Reine   Granat-Knollen. 

2.  Reine   Diopsid-Knollen. 

3.  Granat-Diopsid-Aggregate. 

4.  Granat-Diopsid-Bronzit-Aggregate. 

b.     Granat-Diopsid-Disthen-Aggregate  (seltener). 
Der  neue,   aus  Katanga  stammende  Typus  kann  als 
6.     Granat-Diopsid-Hornblende-Bytownit-Aggregat 
bezeichnet  werden. 

Der  Dünnschliff  dieser  Knolle  zeigte  unter  dem  Mikro- 
skope  nämlich   folgendes: 

Hauptbestandteile  der  grobkörnigen  Knolle  sind  Bytownit, 
Granat,  Diopsid  und  braune  Hornblende.  Daneben  treten  auf- 
fallend viel  Apatit,  dazu  brauner  Glimmer,  grüner  Amphibol, 
Ilmenit  und   Chlorit  auf. 

her  tafelförmige,  zwillinggestreit'te  Bytownit  war  stärker  licht- 
brechend  als  kanadabalsam  und  wurde  durch  seine  Auslöschung  als 
Bytownit  bestimmt.  Der  Granat  war  schwach  rötlich  gefärbt.  Seine 
Form  war  gerundet,  bisweilen  ausgebuchtet.  Der  grünliche,  mono- 
kline  Pyroxen  erwies  sich  als  Diopsid.  Der  Apatit  trat  in  dicken 
Stengeln  oder  unregelmäßigen  Formen  auf.  Er  war  optisch  posi- 
tiv, nicht  negativ,  wie  die  Regel.  Braune  Hornblende,  charakteri- 
siert durch  ihre  Spaltbarkeit,  umschloß  an  einer  Stelle  einen  Rest 
von  Diopsid.  Sie  scheint  aus  Pyroxen  durch  Umbildung  entstanden. 
Brauner  Glimmer  (auf  Blättchen  ohne  Spaltbarkeit  scheinbar  ein- 
achsiger Achsenaustritt)  war  in  geringer  Menge  mit  der  Hornblende 
verein).  Außerdem  sah  man  im  Schüft'  noch  faserigen,  grünen 
Amphibol,  anscheinend  ein  sekundäres  Produkt.  Der  grüne  Am- 
phibol umgab  braune  Hornblende,  Pyroxen  und  Granat  und  trat 
an  einzelnen  Stellen  in  zusammenhängenden  Massen  auf.  Außerdem 
fand  sich  etwas  Chlorit,  besonders  in  den  Spaltrissen   des  Granates. 

Über  die   Mengenverhältnisse   ist   folgendes   zu   sagen: 
Der  Bytownit  wiegt  im  Schliffe  vor,  alsdann  folgen  Granat. 
dann  nur  in  geringem  Abstände,  Diopsid  und  braune  Hornblende, 
dann   Apatit,    darauf  in    größerem    Abstände    brauner   Glimmer. 
Ilmenit  und   grüner  Amphibol. 

'    Siehe   0.  Stutzer:    Die    wichtigsten    Lagerstätten   der  „Nicht 
erze",  [.Teil,  S.  108,  Berlin  1911.     !>!.•  dortigen  Mitteilungen  angeführt 
nach  P.  A.  Wagner:    l>i>'  diamantführenden  Gesteine  Südafrikas  osw.| 
Berlin  1909.) 


—      228      — 

Bytownit  in  „Eklogitknollen"  des  Bluegroundes  ist  von 
P.  A.  WaGXEU  schon  beschrieben  worden,  und  zwar  in  einer 
Knolle  der  Jagersfontaingrube.  Zwischen  Granat  und  Pyroxen 
fanden  sich  hier  schmale  Zonen,  welche  aus  frischen,  idio- 
morphen  Bytownitleisten,  aus  stark  doppeltbrechenden  Augit- 
körnern  und  aus  vielen  grünen  Spinellen  bestanden.  In  diesen 
von  P.  A.  Wagner  beschriebenen  Knolle  war  aber  der  Bytownit 
ein  untergeordneter  Nebengemengteil,  während  er  in  der  Knolle 
von   Katanga   der   erste   Hauptgemengteil   ist. 


Zeitschrift 


der 


Deutschen  Geologischen  Gesellschaft. 

B.   Monatsberichte. 
Nr.  5.  1913. 


Protokoll  der  Sitzung-  vom  7.  Mai  1913. 
Vorsitzender:   Herr  RaUFF. 
Als    Mitglieder    wünschen    der    Gesellschaft    beizutreten: 

Herr  Dr.  Wilhelm  KEGEL,  Assistent  am  Museum  der 
Kgl.  Geol.  Landesanstalt,  Berlin  N  4,  Invaliden- 
straße 44,  vorgeschlagen  durch  die  Herren  BÖHM, 
Eeermann,  Gothan. 

Herr  Dr.  Pilz,  Dipl.-Ing.  in  Heidelberg,  Häußerstraße  28, 
vorgeschlagen  durch  die  Herren  KOLBECK,  BECK 
in    Freiberg   i.  S.   und   STÜTZER. 

Der  Vorsitzende  legt  die  als  Geschenk  eingegangenen 
"Werke  der  Versammlung  vor. 

Herr  H.  RASSMLSS  spricht  über  die  Parallelisierung 
des  deutschen  und  alpinen  Muschelkalkes. 

Die  Versuche,  die  deutsche  und  die  alpine  Trias  zu 
parallelisieren,  gehen  bis  auf  L.  v.  Buch1)  und  F.  v.  ALBEHTI2) 
zurück.  Eine  der  ersten  und  die  bisher  fast  einzig  fest- 
stehende ist  die  im  Jahre  1856  von  SüESS  und  Otpel  in 
ihrer  Arbeit  „Über  die  mutmaßlichen  Äquivalente  der  Kössener 
Schichten  in  Schwaben"  vorgenommene  Gleichstellung  des 
germanischen  Rhät  mit  den  alpinen  Kössener  Schichten.  Diese 
sind  in  gleicher  Weise  in  den  lombardischen  Alpen  im  Süden 
wie  in  den  Nordalpen   ausgebildet,   und  Schichten   mit  Avicula 


')  Oberschlesische Versteinerungen inOberitalien.  Zeitsclir. Deutsche 
Geol.  Ges.  1,  1849. 

2)  Überblick  über  die  Trias  mit  Berücksichtigung  ihres  Vorkommens 
in  den  Alpen.     Stuttgart  1864. 

17 


—     230      — 

contovta  dehnen  sich  ja  im  Bereich  der  germanischen  Trias 
bis  nach  Frankreich  aus,  wo  sie  vielfach  an  der  Basis  des 
Lias  über  ältere  Schichten  transgredieren  und  daher  von  den 
Franzosen  als  Infralias  zum  Jura  gerechnet  werden.  Die  weite 
Verbreitung,  die  bei  dem  Flachseecbarakter  der  rhätischen  Ab- 
lagerungen besonders  bemerkenswert  erscheint  und  auf  eine 
große,  aber  sehr  flache  Transgression  zurückgeführt  werden  muß, 
findet  sonst  keine  Analoga  beim  Vergleich  der  alpinen  und  ger- 
manischen Trias.  Höchstens  könnte  man  noch  die  Ähnlichkeit 
des  Buntsandsteins  —  besonders  des  Rot  mit  den  Campiler 
Schichten  —  mit  der  skythischen  Stufe  anführen,  die  aber  z.  B. 
in  den  lombardischen  Alpen  zum  Teil  mit  dem  Perm  verschmilzt. 

Der  Vergleich  des  Muschelkalks  und  Keupers  bereitet 
besondere  Schwierigkeiten.  Ein  Vergleich  auf  Grund  der 
Faciesverhältnisse  und  Meeresschwankungen,  wie  ihn  v.  WÖHR- 
MAXN ')  versuchte,  ist  bei  der  gänzlich  verschiedenen  Aus- 
bildung der  „binnenmeerischen"2)  und  „ozeanischen'"  Sedi- 
mente unausführbar.  Der  auf  ähnlicher  rein  geologischer  Me- 
thode beruhende  Versuch  Längs3),  den  mittleren  Keuper  (Bunte 
Mergel  und  Stubensandstein)  Schwabens  mit  den  Raibler  Sand- 
steinen gleichzustellen,  weil  beider  Entstehung  eine  Hebung 
des  hypothetischen  Vindelicischen  Gebirges  voraussetze,  erscheint 
auf  zu   unsichere   Daten   gegründet. 

Ahnliche  Facies  und  gleiche  Pflanzenformen  scheinen  die 
deutsche  Lettenkohle  und  den  alpinen  Lunzer  Sandstein  zu 
verbinden  und  damit  eine  schon  von  STUR  und  später  besonders 
von  BlTTNEK4)  hervorgehobene  Möglichkeit  einer  Paralleli- 
sierung  zu  bieten.  Die  Identität  der  Flora  wurde  von  Be- 
NECKE5)  und  PHILIPPIG)  bestritten,  die  marine  Fauna  der 
schwäbischen  Lettenkohle  zeigt  nach  der  neuen  Arbeit  ZELLEHs') 
keinerlei   Beziehungen   zur   alpinen. 


')  Alpine  und  außeralpine  Trias.    N.  Jahrb.  Min.  1894,  II. 

2)  Diese  Bezeichnung  Toknquists  dürfte  vor  Philippis  „kontinen- 
tal"  den  Vorzug  verdienen. 

3)  Das  Vindelicischo  Gebirge  zur   mittleren    Keuperzeit.     Jahresh, 
Ver.  f.  vaterl.  Nuturkde.  Württembergs  1911. 

Koinerkungen  zur  Gliederung  der  alpinen  Trias.  Verb.  Geol. 
Reichsanst.  1896.  Die  stratigraphische  Stellung  des  Lunzer  Sandsteins 
in  der  TriasformatioD.     Jahrb.  Geol.  Reichsanst.  1897. 

5)  Lettenkohlengruppe   und    Lunzer    Schichten.     Ber.  Naturf.-Ges. 
Freiburg  X.  1*97. 

Die  Fauna  des  unteren Trigonodusdolnmits  von  Si-hwiehrrdingen 
und  de  sogenannten  Cannstatter  Kreidemergels.  Württemberg.  Jahresh. 
L898,  S.  222. 

i    Kenntnis  der  Lettenkohle   and   des  Keupers  in  Schwaben. 
N.  Jahrl..  Min.,  Beil.-Bd.  XXV,  1907,  S.  117. 


231 


Ein  paläontologiseher  Vergleich  der  deutschen  und  alpinen 
Trias  wurde  teils  auf  einzelne  Formen  gegründet,  teils  in  der 
Ähnlichkeit  von  Brachiopoden-  und  Gastropodenfaunen  gesucht. 
Unter  den  ersteren  spielt  das  Vorkommen  von  nodosen  Cera- 
titen  in  den  oberen  Buchensteiner  Schichten  des  Vicentinischen 
Triasgebirges,  die  TORNQUIST1)  entdeckte,  eine  vielumstrittene 
Rolle.  Die  Identität  mit  den  deutschen  Formen  wurde  von 
PülLlPPI2)  widerlegt.  Auch  scheint  mir  für  die  stratigraphische 
Bewertung  in  Betracht  gezogen  werden  zu  müssen,  daß  im 
Vicentin  höhere  Schichten  als  die  Nodosen  führenden  bis  zum 
norischen  Hauptdolomit  fehlen  bzw.  durch  Eruptivgesteine  ver- 
treten werden.  Es  läßt  sich  also  nicht  beurteilen,  ob  der 
Ceratites  Tomquisti  Phil,  nicht  in  höhere  Stufen  hinaufreicht. 
In  Sardinien  ist  er  von  TORNQUIST3)  selbst  bereits  in  Wen- 
gener  Schichten  gefunden  worden,  und  entfällt  damit  nach 
Fkkch4)  die  Möglichkeit  genaueren  stratigraphischen  Vergleichs. 

Beim  Vergleich  ganzer  Faunen  ist  der  der  Gastropoden- 
fauna  des  Marmolatakalkes,  den  SalOMON5)  mit  dem  oberen 
deutschen  Muschelkalk,  vielleicht  noch  einem  Teil  der  Letten- 
kohle, parallelisiert,  zu  erwähnen.  Die  Fauna  des  schwäbischen 
Trigonodusdolomits  und  des  „Cannstätter  Kreidemergels"  zeigt 
nach    PniLll'Pl6)    keine    bestimmten    Beziehungen    zu    alpinen. 

Der  mittlere  Muschelkalk  Schwabens  enthält  nach  den 
Untersuchungen  HOHEXSTEINS7)  eine  Reihe  alpiner  Einwanderer 
aus   der   ladinischen    Stufe. 

Am  wichtigsten  ist  das  Vorkommen  von  alpinen  Formen 
in  Oberschlesien.  Schon  ECK  hat  in  seiner  Arbeit  „Über  die 
Formation  des  Buntsandsteins  und  Muschelkalks  in  Ober- 
schlesien" 1865  die  Mikultschützer  Kalke  des  oberen  Wellen- 
kalks auf  Grund  des  Auftretens  alpiner  Brachiopoden  mit  dem 
Virgloriakalk  verglichen,  und  andere  sind  ihm  in  der  Gleich- 
stellung mit  dem  alpinen  Brachiopodenkalk  der  anisischen 
Stufe    gefolgt.       AllLBUKG')    hat    dagegen    mit    Recht    auf    die 


:)  Ge.-.  iL  Wissenscb.  Göttingen  1896.  Zeitschr. Deutsche  Geol. Ges. 
1898.     Das  Vicentinische  Triasgebirge   1901. 

J)  Die   Ceratiten    des   oberen    iieutschcn    Muschelkalkes.     Paläont. 
A.bh.  VIU,  1901. 

Außeralpine  Trias   auf  Sardinien.     Preuß.  Akad.  d.  Wiss.  1901. 
*)  Leihen  geogno8tica  Trias,  S.  274,  Anm.  4. 
ä)  Marmolata,  Paläontogr,  L895. 

a.a.O.  S.  '205. 
•i  Bohen  stein,  Beitrag  zur  Kenntnis  des  mittleren  Muschelkalks. 
Zentralbl.  Min.  L911. 

Die  Trias   im   südlichsten   Obersohlesien.      ALL.  Geol.  Landes 
dt  1906. 

17 


—       O'A-2       — 


große  vertikale  Verbreitung  dieser  alpinen  Braehiopoden,  die 
zum  größten  Teil  noch  in  der  ladinischen  Stufe  -vorkommen, 
—  wie  überhaupt  den  Braehiopoden,  die  bei  ihrer  festsitzenden 
Lebensweise  sich  außerordentlich  abhängig  von  den  Facies- 
verhältnissen  zeigen  und  nur  langsam  in  der  Horizontalen  sich 
ausbreiten  können,  nur  ein  beschränkter  Wert  für  weitreichende 
stratigraphische  Vergleiche  zukommt1)  —  hingewiesen  und  den 
oberen  diploporenführenden  Dolomit  Oberschlesiens,  der  dem 
oberen  Wellenkalk  angehört,  auf  Grund  seiner  Fauna  und 
auch  seiner  Facies  den  ladinischen  Riff  kalken  der  Alpen  gleich- 
gestellt. 

In  der  vortrefflichen  Zusammenfassung,  die  unsere  Kennt- 
nis über  die  gesamte  Trias  in  der  Lethaea  geognostica  gefunder 
hat,   ist  folgende  Vergleichstabelle  gegeben'2): 


Oberer  Muschelkalk 

Ladinisch 

Zone  der  Daonella  Lommeli 
Zone  des  Prolrachyceras  Rt  it:i 

Mittlerer  Muschelkalk 

Anisisch 

Zone  des  Ceratites  trinodosus 

Unterer 
Muschelkalk 

Schaumkalk 

Wellenkalk 

Zone  der  Rhynchonella  decurtata 

Wellenclolomit 

Zone  des  Dadocrinus  gracilis 

Ebendort  hat  Frech  anhangsweise3)  den  ersten  deutschen 
sicher  alpinen  Ammoniten  aus  Niederschlesien  beschrieben, 
ohne  damit  weitere  Schlußfolgerungen  zu  verbinden.  Eine 
zwar  kleine,  aber  bis  jetzt  doch  die  einzige  zusammengehörige 
Fauna  von  echten  alpinen  Cephalopoden  aus  demselben  nieder- 
schlesischen  Wellenkalk  erlaubt  mir,  einen  Beitrag  zu  der 
Altersfrage  des  deutschen  Muschelkalkes,  wenn  wir  von  dem 
alpinen   als   dem   Normalprofil    ausgehen,   zu   liefern. 

Cephalopoden  alpinen  Charakters  sind  aus  dem  deutschen 
Muschelkalk    schon   lange   bekannt.     Die   mit   der  mediterranen 


')  Vgl.  Geyer,  Braehiopoden  des  Hierlatz.  Abb.  K.  K.  Geol. 
ReichsanBt.    1889. 

»)  S.  550. 

3)  S.39,  Anm.  1.  Das  von  I'i:i.<  ii  als  /in/atonites  Ottonis  v.  Buch  em. 
bezeichnete  große  Bruchstück  (S.  40,  Fig.  la,  b)  ist  weder  mit  diesem 
noch  mit  dem  alpinen  Balatonita  nov.  spec.  ind.  v.  Arthabbrs 
t.XXYl  f.  1  identisch,  sondern  gehört  zu  Balatonites  Zimmeri  nov.  spec, 
wie  ich  in  meiner  paläontologischen  Bearbeitung  ausgeführt  habe. 


—     233     — 

Gattung  Longobardites  verwandte1)  Beneckeia  ist  im  unteren 
Muschelkalk  —  wie  im  Röt  —  weit  verbreitet.  Die  Be- 
ziehungen zu  der  ersteren  werden  nach  V.  FritSCH2)  durch 
die  von  ihm  beschriebene  Beneckeia  denticulata  noch  enger 
geknüpft. 

Der  dem  Ceratites  binodosus  V.  HAU.  nahestehende  (  era- 
tites  antecedens  BEYR.  kommt  in  Südwest-  und  Mitteldeutsch- 
land bis  Rüdersdorf  vor.  Jaekel  hat  von  Rüdersdorf  einen 
Ceratites  frinodosus  beschrieben,  der  sich  aber  durch  die 
Lobenlinie  wie  auch  den  engen  Nabel  und  die  weite  Berippung 
zu  unterscheiden  scheint3).  Der  zur  Gruppe  der  Mxltinodosi 
gehörige  Ceratites  so?idershusa?ws  ist  von  PlCARD  aus  dem 
Schaumkalk   der  Hainleite   beschrieben4). 

Die  Gattung  Hungarites,  von  der  sich  Hnngarites  Strom- 
becki  GRIEP.  sp.  schon  im  unteren  Wellenkalk  der  germanischen 
Trias  findet,  tritt  in  der  ozeanischen  Trias  eigentümlicherweise 
erst  in  der  ladinischen  Stufe,  in  der  Zone  des  Protrachyceras 
Reit^i,  auf. 

Der  dem  Ptychites  Suttneri  v.  Mo.is.  aus  den  Schreyer- 
almschichten  nahe  verwandte  Ptychites  dvx  GiEH.  ist  in 
Thüringen,  besonders  bei  Freyburg  a.  U.,  nicht  selten.  Eben- 
dort  findet  sich  der  engernablige  und  am  Nabel  anschwellende 
Ptychites   Beyrichi  V.  FritSCH. 

Es  ist  interessant,  daß  v.  FritSCH5)  auch  einen  Vertreter 
der  Gattung  Meekoceras  bzw.  Beyricliites  nachgewiesen  hat, 
von  der  PHILIPP!0)  ja  die  Ceratiten  ableiten  zu  dürfen  glaubt, 
nämlich  Meek.  (BeyricJiitex)  thuringum  v.  Fi*,  aus  dem  Schaum- 
kalk von  Freyburg  a.  U. 

Wohl  die  häufigsten  und  artenreichsten  alpinen  Bewohner 
des  deutschen  Muschelkalkmeeres  sind  die  Balatoniten,  die 
auch  im  alpinen  Ozean  die  flachere  See  vorziehen.  Balatonites 
Ottonis  v.  BUCH,  der  von  Oberschlesien  bis  Rüdersdorf  ver- 
breitet ist,  steht  Formen  aus  der  Binodosuszone  im  Val  dl 
Scalve  in  den  lombardischen  Alpen,  aus  den  Varennakalken. 
von   Neubrags    im   Pustertal    sowie    aus    dem    Muschelkalk    des 


')  v.  MOJSISOVIC,  Cephalopoden  der  mediterranen  Triasprovinz. 
S.  183. 

''  v.  Kimtscii,  licitrag  /.ur  Kenntnis  der  Tierwelt  der  deutsches 
Trias.     Abi..  Naturf.-Ges.  Halle  1906. 

3)  Neues  Jahrb.  Min.  1889,  II,  vgl.  auch  v.  Fritsch  a.a.ii.  S.  66, 

Anni.  6. 

4)  Diese  Zeitschr.  1892. 

5)  a.  a.  0. 

6)  Die   Ceratiten   de.-   oberen    deutschen   Muschelkalkes    S.  L09ff 


—     234     — 

Karwendelgebirges  nahe1).  Balatonites  spinosus  PlC  aus 
dem  Schaumkalke  von  Sondershausen  ist  nach  PiCARD2)  mit 
Balat.  lineatus  v.  Arth.  verwandt.  Aus  dem  Schaumkalk  von 
Freyburg  a.  U.  ist  Balatonites  macer.  von  v.  Fritsch3)  be- 
schrieben. Auch  die  arietiformen  Balatoniten  sind  dort 
durch  Arniotites  Stautet  V.  Fritsch  und  Arniotites  Schmer- 
bitzi  V.  Fr.  vertreten. 

Acrocliordiceras  Damesi,  den  NOETLING4)  von  Groß- 
Hartmannsdorf  in  Niederschlesien  beschrieben  hat,  ist  zwar 
vielleicht  nicht  mit  der  von  V.  HAUER  später  aus  dem  Han-Buleg- 
kalk  beschriebenen  Form5)  identisch,  wie  schon  V.  AliTHABER6) 
hervorgehoben  hat  —  das  NOETLINGsche  Original  unterscheidet 
sich  durch  den  schmaleren  Querschnitt,  schnelleres  Anwachsen 
und  breitere  Loben  —  aber  doch  mit  ihr  nahe  verwandt. 
Ob  das  von  V.  BuKOWSKl7)  aus  der  Trinodosuszone8)  von 
Dalmatien  erwähnte  Vorkommen  dieser  Art  auf  einem  Vergleich 
mit  der  IlAUERSchen  Form  oder  dem  Original  beruht,  ist  mir 
nicht  bekannt,  jedenfalls  ist  keine  Beschreibung  gegeben,  die 
die   Identität  sicherstellt. 

Die  einzig  sicher  alpine  Form  des  deutschen  Muschel- 
kalkes ist  der  von  Frech9)  beschriebene  Balatonites  Jovis 
v.  Arth.  aus  dem  Wellenkalk  von  Groß -Hartmannsdorf. 
Aus  diesem,  wohl  aus  denselben  Schichten,  liegt  mir  aus  der 
Sammlung  der  Kgl.  Geol.  Landesanstalt  eine  Fauna  von  über 
60  Cephalopodenindividuen  vor,  die  mir  Herr  ZIMMERMANN 
und  Herr  J.  Böhm  in  liebenswürdigster  Weise  zur  Verfügung 
stellten.  Sie  wird  ergänzt  durch  einige  Stücke  aus  der  Samm- 
lung der  Kgl.  Bergakademie,  die  ich  Herrn  HOLDEFLKISS  ver- 
danke.   Die   paläontologische  Beschreibung  wird   demnächst  im 

})  v.  Mojsisovic  a.  a.  0.  S.  78,  Rothplbtz,  Das  Karwendelgebirge. 
Z.-Deutsch-Osterr.  Alpen-Ver.  1888.  Hai.  < Monis  selbst  kommt  nicht,  wie 
Frech  (vgl.  S.  232  Anm.  3),  Ahlburg  a.  a.  0.  und  Kayseb,  Geologische 
Formationskunde  IV.  Aufl.,  S.  351,  Anm.  1  irrtümlich  angeben,  in  der 
alpinen  Trias  vor. 

Diese  Zeitschr.  1899. 

3)  a.  a.  0. 

4)  Die  Entwicklung  der  Trias  in  Niederschlesien.  Diese  Zeit- 
schrift  1880. 

6)  Die  Cephalopoden  des  Muschelkalkes  von  Han  BULOO.  Wien 
1887,  t.  V,f.2a,  b. 

Verb.  K.  K.  Geol.  Roichsanst.  1896,  S.  126. 

7)  Über  den  geologischen  Bau  von  Spizze  Imatien.  Verh. 
K.  K.  Geol.  Eteichsan  I    1896. 

Zusammen  mit  Cer.  trinodosus    vgl.  a.  a.  0.  S.  102 — 103,,  nicht 
r  Binodosuszonc,  wie  Ahlborg    a.  a.  0.  S.  141)  und  E.  Kaysebs 
Lehrbuch  S  351  lieh  angeben. 

:')  a.    .  0.  S.  2'i   u.  39. 


—     235     — 

Jahrbuch  der  Kgl.  Geol.  Landesanstalt  veröffentlicht  werden. 
Die  Stücke  stammen,  wahrscheinlich  alle  aus  derselben  Bank, 
jedenfalls  aber  aus  demselben  Horizont  des  Wellenkalkes 
in  DEMISCHs  Steinbruch  bei  Nieder-Groß-IIartmannsdorf,  wie 
mir  Herr  ZIMMERMANN  gütigst  mitteilte.  Nach  NOETLING, 
dem  wir  bisher  die  einzige  genauere  stratigraphische  Unter- 
suchung dieses  Gebietes  verdanken,  kommen  die  Cephalopoden 
in  den  von  ihm  „Groß-Hartmannsdorfer  Schichten"  benannten 
oberen  Schichten  des  unteren  Wellenkalkes  unter  dem  Schaum- 
kalk vor,    im   Schaumkalk   finden   sie   sich   nicht  mehr1). 

Das  Auftreten  alpiner  Arten  in  diesen  Schichten  verdient 
darum  besondere  Berücksichtigung,  weil  die  Facies  des  Wellen- 
kalkes hier  nicht  wie  in  Oberschlesien  von  der  normalen  Ent- 
wicklung abweicht,  sondern  durchaus  der  mitteldeutschen 
ähnelt  und  daher  einen  unmittelbaren  Vergleich  erlaubt. 
Andererseits  dürfen  wir  einer  Cephalopodenfauna  einen  beson- 
deren stratigraphischen  Wert  zumessen,  da  die  Cephalopoden 
sich  doch  wohl  am  schnellsten  ausbreiten  und  von  allen 
Fossilien  die  sicherste  Zeitbestimmung  erlauben,  wie  jüngst 
DIENER3)   wieder  mit  Recht  betont  hat. 

Ich  bestimmte  folgende  Arten: 
Nautilus  dolomiticus  Qu. 
Nautilus  bidorsatus  V.  ScilLOTU.  s.  str. 
Nautilus  pertumidus  v.  Arth. 
Bern  ckeia   Buchi  v.  Alb.  sp. 
Hungarites   Strombecki  GiiiEP.  sp. 
ludatonites   Ottonis  V.  BUCH   sp. 

Balatonites  Ottonis  v.  Buch  sp.  var.  rectangularis  nov.  var. 
Balatonites  Beyrichi  Frech  em. 
I'xilatonites  quaternonodatus  nov.  spec. 
Balatonites  Zimmert  nov.  spec. 
ludatonites  Zimmermanni  nov.  spec. 
Balatonites  nov.  spec.  ind. 
Balatonites  egregius  v.  Autii. 
I'xilatonites  stenodiscus  v.  ARTH. 
I'xilatonites  Jovis  v.  Arth. 
Balatonites   Doris  v.  Arth. 
I'xilatonites  constrictus  v.  Aktii. 
I'xilatonites  cf.  lineatus  v.  ARTH. 
Halatonitex    äff.  /  /•  /  und  <>k  u  s    v.   II  M. 


')  a.  a.  0.  S.  339. 

-    Lebensweise  und  Verbreitung  der    kmmoniten.     N.  Jahrb    Mm 

1912  rr. 


—      236     — 

Acrochordiceras  Damesi  NOETL.  zitiere  ich  nach  NoET- 
LING1).  Die  gesperrt  gedruckten  sind  mit  alpinen  Arten 
identisch.     Von   diesen  kommen 

Nautilus  pertionidus  v.  Arth. 
Balatonites  egregius  v.  Arth. 
Balatonites  stenodiscus  v.  Arth. 
Balatonites  Jovis  v.  Arth. 
Balatonites  Doris  v.  Arth. 
Balatonites  constrictus  v.  Arth. 
Balatonites  lineatus  v.  Arth. 

in  den  Reiflinger  Kalken  von  Groß-Reifling  in  Steiermark  vor, 
die  VON  Arthaber2)  beschrieben  hat.  Sie  gehören  sämtlich 
der  obersten  Zone  der  anisischen  Stufe,  der  Zone  des  Ceratites 
trinodosus  v.  MOJS.  an3).  Ein  Teil  ist  auch  aus  der  gleichen 
Zone  von  Vamos — Hegyesgyür  im  südlichen  Bakony  bekannt4). 

Balatonites  constrictus  V.  Arth.,  sowie  die  Gruppe  der 
mit  Einschnürungen  versehenen  Balatoniten,  zu  denen  auch 
Balatonites  lineatus  V.  Arth.  gehört,  bilden  nach  v.  Arthahek 
den  Übergang  zu  der  Gattung  Cuccoceras  Dien.,  die  zwar 
selten  und  individuenarm,  aber  über  weite  Entfernungen  außer- 
ordentlich horizontbeständig  ist.  Sie  findet  sich  in  der  Trino- 
dosuszone  des  Monte  Cucco  in  den  Karnischen  Alpen  und  den 
Han-Bulogkalken  Bosniens  ebenso  wie  in  der  gleichen  Zone 
von  Spiti  im  Himalaya  und  in  Nevada5). 

Balatonites  Zimmert  nov.  spec.  ist  mit  dem  von  V.  Art- 
HABER,  Taf.  XXVIf  la  — c  abgebildeten  Balatonites  nov.  spec. 
ind.  nah  verwandt,  wie  schon  FRECH  ein  zur  ersteren  Art  ge- 
höriges Bruchstück  mit  der  ARTHABERSchen  Art  identifiziert 
hatte6).  Diese  stammt  ebenfalls  aus  der  Trinodosuszone  der 
Reiflinger  Kalke. 

Balatonites  trinodosus  V.  HAU.,  von  dem  sich  die 
niederschlesische  Form  nur  unwesentlich   unterscheidet,   ist  von 


')  Das  Original  scheint  das  einzig  bisher  gefundene  Exemplar 
dieser  Art  zu  sein. 

3  Die  Cephalopodenfauna  der  Reiflinger  Kalke.  Beitr.  z.  Paläont. 
Österreich-Ungarns  u.  d.  Orients,  .\,  1S96. 

,   Wie  V.  ARTHABER    berichtigend  in   „Muschelkalk   des  südl.  Ba- 
kony" 1903  und  in  der  Lethaea   hervorhebt. 

4)  v.  Arthaber,  Neue  Funde  im  Muschelkalk  deB  südl.  Bakony. 
Res.  wiss.  Erf.  d.  Balaton-Sees,  I,  Budapest. 

5)  v.  Arthabeb,  Über  die  Eorizontieruug  der  Fossilfunde  am 
Monte  Cucco  und  aber  die  systematische  Stellang  von  Cuccoceras  Dun. 
Jahrb.  K    K.  Geol.  Reiehsanst.  Wim  1!»12. 

'     Vgl.  oben. 


—      237      — 

HAUER  aus  der  bosnischen  Trinodosuszone,  aus  dem  llan- 
Bulogkalk,  beschrieben  worden1).  Die  skaphitenartige  Knickung 
des  äußeren  Umganges  zeichnet  beide  in  gleicher  Weise  aus. 
Verwandte,  vielleicht  identische  Formen  des  Acrochordiceras 
Damesi  NOETL.  treten,  wie  erwähnt,  in  der  Trinodosuszone 
in  Bosnien  und  Dalmatien   auf. 

Die  übrigen  oben  angeführten  Arten  sind  ausschließlich 
Bewohner  des  deutschen  Binnenmeeres  und  eignen  sich  daher 
nicht  zu  einer  genauen  Zeitbestimmung.  Balatonites  Ottonü 
v.  BUCH  sp.,  dessen  Verwandte  sich  in  den  Alpen  schon  in 
der  Binodosuszone  finden,  kommt  auch  in  Oberschlesien  schon 
in  tieferen  Horizonten  (Dadocrinuskalk2)  vor.  Balat.  Beyrichi 
FRECH,  em.  und  Bai.  quatei*nonodatu8  nov.  spec.  stehen  ihm 
nahe  und  haben  keine  alpinen  Verwandten.  Sie  sind  wohl  erst  im 
deutschen  Triasmeer  entstanden.  Ebenso  sind  Beneckeia 
Buchii  v.  Alb.  sp.  und  Hungarites  Strombecki  Gkiep.  sp. 
ohne  unmittelbare  alpine  Verwandte.  Sie  treten  schon  im 
untersten  Muschelkalk  auf  und  gehen  durch  verschiedene  Hori- 
zonte hindurch. 

Die  entscheidenden  Formen  und  mit  alpinen  identischen 
Arten  weisen  alle  deutlich  auf  die  alpine  Trinodosuszone  hin. 
Hatte  Mo.iSLSOVlC  in  seiner  Zusammenfassung  über  die  Meere  der 
Triasperiode :;)  die  Trinodosuszone  mit  den  Trochitenkalken 
parallelisiert,  so  ist  sie  in  der  Letliaea  geognoatica  schon  in 
den  mittleren  Muschelkalk  und  Schaumkalk  heruntergerückt4), 
in  E.  K.AYSER8  Formationskunde5)  1911  ist  sie  als  Äquivalent 
des  obersten  Wellenkalks  aufgefaßt.  Die  vorliegende  Fauna 
zwingt  eindeutig,  sie  einem  noch  tieferen  Niveau  des  deutschen 
Muschelkalkes  gleichzustellen.  Der  obere  Teil  des  unteren0) 
Wellenkalkes  ist  mit  der  alpinen  Zone  des  Ceratites 
Irin  odosus  v.  MOJS.  zu  identifizieren.  Die  Grenze 
zum  Schaumkalk  dürfte  etwa  der  Grenze  von  ani- 
sischer und  lad  inischer  Stufe  entsprechen.  Wo  die 
untere  Grenze  der  Trinodosuszone  liegt,  müßten  erst  ein- 
gehendere   stratigraphische    Untersuchungen    im    Felde    lehren. 


1     V'ue   Cephalopodeu   aus   dem   bosnischen    Muschelkalk.      Al>li. 
Ak.  .1.  Wi>.s.  Wien   1892. 

-     E.  Kayski:,  Formationskunde  S. 

3)  Die  Cephalopodenlaun.i   der   oberen  Trias  des   Bimalaya    nebsl 
Bemerkungen    über    dir    Meere    der   Triasperiode.      Verh.   K.   K 
Reichsan>t.  1896. 

•    Vgl.  die  Tabelle  S.  232. 

'■>)  S.  392. 

°)  nach  NoetlinQS  <  rliedei  in 


—     238     — 

Diese  Einteilung  dürfte  sich  auch  mit  den  von  AllLBURG1) 
gewonnenen  Ergebnissen  im  südlichen  Oberschlesien  decken. 
Der  obere  Dolomit  (des  oberen  Wellenkalkes)  entspricht  nach 
ihm  den  ladinischen  Riff  kalken  der  Alpen,  die  ja  die  Wengener 
und  Cassianer  Schichten  umfassen.  Für  den  unteren  Dolomit 
des  oberen  Wellenkalkes  bliebe  dann  etwa  die  Zone  des  Pro- 
trachyceras  Reitzi  („Buchensteiner  Schichten  )  übrig. 

Zur  Diskussion  sprechen  die  Herren  ZIMMERMANN,  Rauff, 
MICHAEL  und  der  Vortragende. 

Herr  MICHAEL  wies  darauf  hin,  daß  in  der  ober- 
schlesischen  Trias  sich  die  ersten  Anklänge  einer  alpinen 
Entwicklung  bereits  in  den  bunten  und  schiefrigen  Tonen 
zeigen,  welche,  wenn  auch  in  geringer  Mächtigkeit,  an  der 
Basis  der  kalkigen  Schichten  auftreten  und  den  Werfener 
Schichten  sehr  ähneln.  Auch  in  den  darüber  folgenden  50  m 
mächtigen  Rötkalken  und  in  dem  eigentlichen  unteren  Muschel- 
kalk ließen  sich  manche  Hinweise  auf  die  alpine  Ausbildung 
erkennen.  Nahe  faunistische  Beziehungen  bestehen  seit  län- 
gerer Zeit  für  einige  Horizonte  des  oberschlesischen  oberen 
Wellenkalkes  (Schaumkalk).  AHLBURG  hat  dann  namentlich 
auch  für  die  oberen  Dolomite  dieser  Stufe  das  gleiche  bewiesen. 

Neuerdings  hat  sich  durch  die  Bearbeitung  der  Fauna 
durch  Assmann  herausgestellt,  daß  auch  die  Fauna  des 
unteren  Muschelkalkes  in  seiner  oberen  Hälfte  alpine  Formen 
in  größerer  Zahl  aufweist.  Der  Ton  Herrn  RaSSMUSS  erbrachte 
Nachweis  alpiner  Formen  im  niederschlesischen  Muschelkalk 
lasse  die  Beziehungen  dieses  Vorkommens  zu  dem  ober- 
schlesischen Muschelkalke,  mit  welchem  er  auch  die  Entwicklung 
mächtiger  Rötkalke  gemeinsam  habe,  als  ziemlich  eng  erscheinen. 

Herr  ZIMMERMANN  spricht  über  die  Stellung  des 
Plattendolomits  im  Vergleich  mit  dem  Staßfurter 
Zechsteinprofil.") 

Herr  R.  MICHAEL  sprach  über  die  Altersfrage  des 
Tertiärs  im  Vorlande  der  Karpaten. 

Eine  kürzlich  erschienene  Arbeit  von  PETRASCIIECK 
(W.  PETRASCHECK,  Die  tertiären  Schichten  im  Liegenden  der 
Kreide    des    Teschener    Hügellandes,    mit    einem    Beitrag    über 


0. 
Dei   Vortrag  erecheinl  in  einem  der  nächsten  Hefte. 


—     239      — 

den  Fossilinhalt  von  THEODOR  FüCHS.  Verh.  d.  K.  K.  Geol. 
Reichsanst.  1912,  S.  75  u.  f.)  hat  zu  neueren  Erörterungen 
über  die  Altersfrage  der  Schichten  des  subbeskidischen  Tertiärs 
im  Vorlande  der  Karpaten  Veranlassung  gegeben.  Zur  Sache 
haben  sich  bereits  OPPENHEIM  (Zur  Altersfrage  des  bei  Teschen 
im  Karpatenlande  überschobenen  Tertiärs,  Zentralb].  Min.  1913, 
S.  85  u.  f.)  und  A.  Rzeiiak  (Das  Alter  des  subbeskidischen 
Tertiärs,  Zeitschr.  d.  Mähr.  Landesmuseums,  Brunn  1913, 
S.  235  u.  f.)  geäußert.  PETRASCHECK  gibt  in  seiner  Arbeit 
eine  übersichtliche  Zusammenstellung  über  die  Schichtenfolge 
der  zugehörigen  Ablagerungen,  deren  alttertiäres  Alter  zuletzt 
TJHLIG  erklärt  hatte.  (Über  die  Tektonik  der  Karpaten, 
Sitzungsber.  d.  K.  Akad.  d.  Wiss.,  Math.-naturwiss.  Kl.,  Bd.  106, 
Wien  1907,  S.  871  und  Die  karpatische  Sandsteinzone  und  ihr 
Verhältnis  zum  sudetischen  Karbongebiet,  Mitt.  d.  Geol.  Ges., 
Wien  I  1908,   S.  63  u.  f.) 

ÜHLIG  hatte  auch  zuerst  auf  die  Tatsache  hingewiesen, 
daß  die  Schichten  des  Alttertiärs  in  erheblicher  Ausdehnung 
von   überschobenen   Kreideschichten   überlagert  seien. 

Den  ersten  Nachweis  dieser  Überschiebung  in  einer  Tief- 
bohrung hatte  ich  s.  Z.  durch  die  Ergebnisse  der  Bohrung  Batz- 
dorf  bei  Bielitz  erbracht  (MrCHAEL,  Die  Lagerungsverhältnisse 
und  Verbreitung  der  Carbonschichten  im  südlichen  Teil  des 
oberschlesischen  Steinkohlenbeckens.  Diese  Zeitschr.  Bd.  60, 
1908,  S.  17).  Auf  diese  Ergebnisse  nahm  UllLIG  noch  in 
seiner  zweiten  Arbeit  Bezug.  Die  Überschiebung  ist  inzwischen 
durch  weitere  Bohrungen  in  gleicher  Weise  nachgewiesen. 
PETRASCHECK  gibt  jetzt  eine  Liste  von  10  Bohrungen,  in 
denen  inzwischen  unter  der  Kreide  die  tertiären  Schichten 
festgestellt  worden  sind.  In  dieser  Liste  von  PETRASCHECK 
ist  die  als  Ersatz  für  das  Bielitzer  Bohrloch  gestoßene  Bohrung 
Baumgarten  nicht  erwähnt. 

Ich  hatte  aber  bereits  in  einer  Mitteilung  über  den  Gas- 
ausbruch im  Tiefbohrloch  Baumgarten  bei  Teschen  Österreich- 
Schlesien  (diese  Zeitschr.  Bd.  60,  S.  2-S'tf)  berichtet,  daß  die 
Bohrung  nach  Durchörterung  der  Kreide  in  alttertiäre  Schichten 
geraten  sei.  PetüASCHECK  zitiert  (L.  C.P.  76)  diese  Mitteilung, 
scheint  aber  die  Richtigkeit  zu  bezweifeln,  denn  er  erwähnt,  daß 
meine   Angaben    durch   HÖFEK   etwas   modifiziert  worden   seien. 

Diese  Modifizierung  besteht  aber,  wie  ich  mich  durch 
Einsichtnahme  in  das  von  PETRASCHECK  erwähnte  Zitat  und 
durch  Nachfrage  bei  v.  HÖFER  überzeugt  habe,  lediglich 
in  der  Angabe  rlÖFERS,  daß  eine  ihm  vorgelegte  Probe  aus 
der     Bohrung     Baumgarten    aus     360   m     Tiefe     „Schlier"     sei. 


—     240     — 

Meine  Angabe,  daß  die  Bohrung  Baumgarten  zunächst 
Kreideschichten  durchbohrt  hat,  wird  davon  nicht  betroffen. 
Auch  bezüglich  der  Bohrung  Kurzwald,  über  welche  ich  früher 
berichtet  habe,  gibt  PETRASCHECK  nur  eine  unvollkommene 
Darstellung  meiner  Ansicht.  Ich  habe  allerdings  bei  meiner 
ersten  Mitteilung  auf  Grund  der  mir  vorgelegten  Proben  (diese 
Zeitschr.  1904,  S.  142)  über  diese  Bohrung  angeben  müssen, 
daß  sie  in  der  Kreide  stecken  geblieben  sei.  Diese  Mitteilung 
wird  zitiert  und  von  PETRASCHECK  insofern  berichtigt,  daß 
er  von  der  Bohrung  Kurzwald  (später)  gleichfalls  Proben 
eingesehen  habe,  deren  letzte  zweifellos  tertiär  war. 
PETRASCIIECK  hat  meine  weiteren  Mitteilungen  über  diese 
Bohrung  (diese  Zeitschr.  1904,  S.  144,  und  1908,  S.  289)  nicht 
berücksichtigt,  in  welchen  ich  erwähne,  daß  die  Bohrung  Kurz- 
wald, deren  Bohrturm  bei  372  m  Teufe  den  entzündeten  Gasen 
zum  Opfer  fiel,  gerade  unter  der  Kreide  die  alttertiären 
Schichten  erreicht  habe.  Es  besteht  also  zwischen  unseren 
Auffassungen  kein   Unterschied. 

Über  die  Altersfrage  der  von  PETRASCHECK  eingehend 
charakterisierten  tertiären  Schichten  hat  bis  vor  kurzem 
eine  Meinungsverschiedenheit  unter  denen,  welchen  die  Ver- 
hältnisse aus  eigener  Anschauung  bekannt  waren,  nicht  be- 
standen. Man  war  sich  vollkommen  darüber  klar,  daß  das 
subbeskidische  Tertiär  von  den  kalkigen  Tonen  im  Bereich 
der  oberschlesischen  Platte  altersverschieden,  d.  h.  wesentlich 
älter  war  als  diese  letztere  zum  Miocän  gestellte  Schichten- 
folge. Beide  Schichtenkomplexe  erreichen,  der  jüngere 
gelegentlich,  der  ältere  überwiegend,  Mächtigkeiten  von  vielen 
hundert  Metern.  Ich  habe  wiederholt  Gelegenheit  gehabt, 
beide  Schichtenfolgen  in  langen  Kernreilien  untersuchen  zu 
können.  Namentlich  sind  die  Untersuchungen  in  den  Miocän- 
schichten  von  Interesse,  weil  hier  im  engeren  oberschlesischen 
Gebiete  durch  die  häufigen  Kernbohrungen  einwandfreies 
Vergleichsmaterial  geliefert  wurde,  während  die  gleichen 
Schichten  in  den  südlichen  Gebieten  meist  mit  Meißel  gebohrt 
wurden,  daher  wenig  brauchbare  Bohrproben  ergaben.  Die 
charakteristischen  Unterschiede  in  der  Gesteinsfolge  beider 
Abteilungen  werden  von  PETRASCHECK  in  durchaus  zutreffender 
Weise  geschildert.  Ich  kann  sie  noch  dahin  ergänzen, 
daß,  worauf  ich  bereits  früher  hingewiesen  habe  (Über  die 
Altersfrage  der  oberschlesischen  Tertiärablagerungen,  diese 
Zeitschr.  1907),  in  dem  Gips-  und  Salzhorizont  des  ober- 
schlesischen Miocäns  vielfach  geschichtete  Gesteine  auftreten, 
die     mit     den     überwiegend     geschichteten      sandigen     Mergel- 


—     241      — 

schiefern  des  Alttertiärs  gewisse  Ähnlichkeiten  aufweisen. 
Um  so  bemerkenswerter  ist  aber  das  Ergebnis,  zu  welchem 
PETRASCHECK  neuerdings  hinsichtlich  des  Alters  der  sub- 
beskidischen   Tertiärschichten   gelangt. 

Diese  Schichten  enthalten  im  Gegensatze  zu  den  hell- 
farbigen Tegeln  nur  spärliche  Versteinerungen.  Das  von 
PETRA  SCHECK  gesammelte  Material  lieferte  nur  eine  minimale 
Ausbeute  bestimmbarer  Objekte.  Die  Bestimmungen  wurden 
von  THEODOR  FUCHS  ausgeführt.  Beide  Autoren  gelangen 
nun  zu  dem  überraschenden  Ergebnis,  daß  die  Schichten 
noch  zum  Miocän  zu  stellen  sind,  daß  also  ein  beträchtlicher 
Teil  der  von  UllLlG  als  subbeskidisches  Alttertiär  zusammen- 
gefaßten Region  ins  Miocän  gehöre.  Gegen  diese  über- 
raschende Auffassung,  zu  welcher  FucHS  im  wesentlichen  auf 
Grund  der  Pteropoden,  namentlich  der  Vaginellen  und  strati- 
graphischer  Vergleiche  mit  den  Niemtschitzer  Schichten  Mährens 
gelangte,  hat  bereits  OPPENHEIM  in  der  oben  erwähnten  Arbeit 
nachdrücklich  Widerspruch  erhoben.  Oppenheim,  der  für 
die  stratigraphische  Einordnung  seinerseits  auch  Wert  auf 
das  Vorkommen  von  Meletta  legt,  weist  darauf  hin,  daß 
FUCHS  früher  die  Niemtschitzer  Schichten  selbst  zum  Oligocän 
gestellt  hatte.  Die  von  PETRASCHECK  gesammelte  Fauna 
ließe  keinen  sicheren  Schluß  auf  die  Altersfrage  selbst  zu. 
Die  Niemtschitzer  Schichten,  deren  stratigraphische  Stellung 
zuerst  von  RzEHAK  richtig  erkannt  worden  sei,  müßten  auf 
Grund  ihrer  Fauna,  mit  deren  Bearbeitung  OPPENHEIM  3eit 
Jahren  beschäftigt  ist,  in  das  untere  bis  mittlere  Oligocän 
gestellt  werden.  In  jedem  Falle  müsse  behauptet  werden, 
daß  die  überschobenen  Tertiärschichten  des  Karpatenrandes 
bei  Teschen  nicht  dem  Miocän,  sondern  den  alttertiären 
Bildungen   angehören. 

In  der  gleichen  Frage  hat  nun  auch  RzEHAK  das  Wort 
ergriffen,  und  zwar  auf  Grund  einer  Nachprüfung  der  von 
Petrascheck  gesammelten  Fossilien.  RZEHAK  spricht  sich 
dahin  aus,  daß  petrographisch  eher  Alttertiär  als  Miocän  vor- 
läge. Ebenso  spräche  kein  einziger  der  in  den  subbeskidischen 
Tertiärmergeln  aufgefundenen  Fossilreste  gegen  die  Deutung 
dieser  Mergel  als  Alttertiär.  Auch  die  Vaginellen  und  die 
gelegentliche  Häufigkeit  ihres  Vorkommens  könnten  nicht 
veranlassen,  nur  an  Miocän  zu  denken;  ebensowenig  gestatten 
die  Balantien  einen  zwingenden  Schluß  auf  ein  miocänes  Alter 
der  subbeskidischen  Mergel.  RZEHAK  erwähnt  ferner,  daß  die 
von  Fuchs  angeführten  verkohlten  Fäden  Algen  seien  in  Eisen- 
sulfidsubstanz, die  in  ähnlicher  Weise  in  einem  schlierähnlichen. 


—      242     — 

alttertiären  Mergel  vorkämen.  RZEHAK  hat  ferner  eine  größere 
Zahl  von  Foraminiferen  in  mehreren  Proben,  insbesondere  aus 
der  Bohrung  Bestwin,  deren  Schichtenfolge  mir  gleichfalls 
bekannt  ist  und  von  mir  stets  nur  als  Alttertiär  angesprochen 
wurde,  aufgefunden.  Auch  in  diesen  Foraminiferen  liegt  nach 
RzEHAK  in  ihrem  Gesamtcharakter  eher  Alttertiär  als  Miocän  vor. 

Hinsichtlich  der  Niemtschitzer  Schichten  bemerkt  RzEHAK, 
daß  diese  die  Schlierfacies  des  Alttertiärs  darstellen.  Er  glaube 
nicht,  daß  FüCHS  trotz  seines  etwas  schwankenden  Urteils 
mit  seiner  Zurechnung  der  alttertiären  Schichten  zum  Miocän 
gleichzeitig  auch  die  Niemtschitzer  Schichten  in  dieses  Niveau 
habe  heraufrücken  wollen.  An  dem  vormiocänen  Alter  dieser 
Schichten  sei  nicht  zu  zweifeln.  Die  Mergel  des  subbeskidischen 
Alttertiärs  könnten  einem  verhältnismäßig  hohen  Niveau  des 
Paläocäns  angehören;  sie  seien  mit  den  Dobrotower  Schichten 
Galiziens,  mit  denen  sie  von  PETRASCHECK  gleichfalls  in 
Beziehungen  gebracht  werden,  nur  dann  zu  vergleichen,  wenn 
man  diese  letzteren  Schichten,  wie  dies  von  Seiten  einiger 
galizischer  Geologen  auch  geschehe,  dem  Oligocän  zuweise. 
RZEHAK  betont  schließlich,  daß  die  Tertiärschichten  der  von 
PETRASCHECK  erwähnten  Bohrungen  als  bereits  unter  dem 
Salzhorizont  und  dem  Ostrauer  Schlier  (entsprechend  der  von 
mir  seinerzeit  veröffentlichten  Schichtentabelle)  aufzufassen 
und  dementsprechend  dem  Alttertiär  (Oligocän)  zuzuweisen  seien. 

Dieser  durch  OPPENHEIM  und  RZEHAK  gegebenen  Wider- 
legung der  Ansichten  von  PETRASCHECK  und  FüCHS  möchte 
ich  meinerseits   noch   einige  Bemerkungen   hinzufügen: 

Das  karpatische  Alttertiär  transgrediert,  wie  ich  vor 
mehreren  Jahren  (diese  Zeitschr.  1904,  S.  143)  zum  ersten 
Male  durch  die  mitten  in  Oberschlesien  über  40  km  vom  Nord- 
rand der  Karpaten  entfernte  Tiefbohrung  von  Zawada  nach- 
gewiesen habe,  in  weiter  Erstreckuug  nach  Norden.  Außer  in 
Zawada  sind  mir  namentlich  in  der  Gegend  nördlich  von 
Sohrau  weitere  Kernbohrungen  bekannt  geworden,  die  gleich- 
falls alttertiäre  Schichten  durchbohrten.  Ihre  Nordgrenze  fällt 
zusammen  mit  einer  größeren  Störung,  an  welcher  die  Ober- 
fläche des  Steinkohlengebirges  um  mehr  als  800  m  abgesunken 
ist.  Besonders  bemerkenswert  ist,  daß  überall  wo  die  alt- 
tertiäre Schichtenfolge  angetroffen  wurde,  in  dem  Miocän 
darüber  der  Salzhorizont  mit  einem  bis  über  30m  mächtigen 
Steinsalzlager  entwickelt  ist.  In  allen  Bohrungen,  welche  ich 
untersuchen  konnte,  läßt  sich  eine  ungemein  scharfe  petro- 
graphische  Grenze  zwischen  Miocän  und  Oligocän  erkennen. 
An  der  unteren  Grenze  der  Mimäntegel  treten  sandige  Schichten, 


—     243     — 

Kalksandsteine  auf,  unter  diesen  folgen  dann  zunächst  hell- 
und  dunkelrote,  dann  grünlicbe  Mergel  von  einigen  Metern 
Mächtigkeit.  Unter  diesen  treten  dann  stark  glaukonitische 
mergelige  Sandsteine  auf.  Erst  unter  diesen  Sandsteinen  folgen 
deutlich  geschichtete,  leicht  spaltende,  schmutziggelbe,  merg- 
lige, schiefrige  Sandsteine,  welche  zahlreiche  Melettaschuppen 
führen,  und  in  denen  häufiger  sandigere  Zwischenschichten 
eingelagert  sind.  Ferner  finden  sich  in  diesen  Schichten, 
die  in  Zawada  eine  Mächtigkeit  von  205  m  erreichen, 
starke,  bituminöse  Zwischenlagen,  ohne  daß  es  bis  jetzt  ge- 
lungen wäre,  sichere  Anzeichen  von  Petroleum  anzutreffen. 
Die  Melettaschiefer  sind  durch  Zwischenschichten  charakterisiert, 
bei  denen  eine  sehr  weitgehende  Spaltbarkeit  zu  beobachten 
ist.  Die  Bohrkerne  lassen  sich  in  eine  große  Zahl  von  milli- 
meterdicken Scheiben  zerlegen,  deren  Schichtflächen  Alaun- 
überzüge aufweisen.  Derartige  Papier-  bzw.  Alaunschiefer 
treten  in  allen  oberschlesischon  Bohrungen  auf,  in  denen  bisher 
die  alttertiäre  Schichtenfolge  bekannt  geworden  ist.  Von 
besonderem  Interesse  ist  aber  eine  Einlagerung  von  einem 
hellgrauen,  gelegentlich  grüngefleckten  Tonmergel  in  den  oberen 
Partien  der  Melettaschiefer  selbst.  In  diesem  Gestein  habe  ich 
bereits  vor  mehreren  Jahren  einen  glatten  großen  Pecten  in 
allerdings  sehr  wenig  guter  Erhaltung,  aber  immerhin  in  zahl- 
reichen Exemplaren  gefunden,  der  bei  der  Seltenheit  deutlich 
bestimmbarer  Versteinerungen  in  diesen  Schichten  besondere 
Berücksichtigung   erforderte. 

Ich  habe  mich  seinerzeit  bereits  vor  Jahren  mit  UlILTG  über 
die  Bedeutung  dieses  Fundes  verständigt.  Leider  waren  meine 
Bemühungen  vergeblich,  ähnliche  Funde  in  den  bisher  aus  den 
alttertiären  Schichten  vorliegenden  Materialien  zu  erhalten. 
Es  dürfte  sich  hier  um  einen  ziemlich  weit  verbreiteten 
Horizont  handeln,  denu  ich  habe  zwei,  wenn  auch  undeutliche 
Abdrücke  der  gleichen  Form  auch  in  der  Bohrung  Zawada  ge- 
funden, ebenso  in  allen  Bohrungen  von  Pallowitz,  obwohl  diese 
zum  Teil  mehrere  Kilometer  voneinander  entfernt  sind.  Von  vorn- 
herein war  es  ersichtlich,  daß  es  sich  hier  um  keine  mioeäne 
Form  handelte,  .sondern  um  eine,  welche  dem  oligooäneu  P 
8emicingulatU8  MÜNSTER  nahesteht  und  sieh  sowohl  von  den 
eoeänen  wie  den  mioeänen  Formen  unterscheidet.  «Ton.  BÖHM 
hat  die  Liebenswürdigkeit  gehallt,  das  von  mir  gesammelte 
Material  zu  bearbeiten.  Die  Ergebnisse  werden  von  ihm  an 
besonderer  Stelle  behandelt,  auf  welche  LCD  hiermit  verweise. 
Durch  die  Untersuchungen  von  BÖHM  ist  es  erwiesen,  daß  es 
sich   um   eine  oligocäne   Form   bandelt. 


—     244     — 

Das  Ergebnis  steht  also  mit  den  stratigraphischen  Fest- 
stellungen in  vollem  Einklang.  Durch  die  von  QüITZOW 
inzwischen  durchgeführte  Bearbeitung  der  Fauna  des  ober- 
schlesischen  Miocäns  sind  die  stratigraphischen  Ergebnisse 
gleichfalls  bestätigt  worden.  Die  marinen  Tegel  über  dem 
Salzhorizont  sind  Mittelmiocän.  Die  Tegel  unter  dem  Salz- 
horizont sind  Mittel-  bis  Untermiocän.  Der  Salzhorizont  ist 
demnach  Mittelmiocän.  Auf  den  petrographischen  Gegensatz 
der  unter  den  miocänen  Tegeln  in  Zawada  und  Pallowitz  er- 
bohrten Schichtenfolge  zu  den  bellfarbigen  miocänen  Tegeln 
habe  ich  bereits  hingewiesen.  Sie  müssen  also  älter  wie  Miocän 
sein.  Das  Auftreten  der  Melettaschiefer  in  den  Bohrkernen 
von  Zawada  und  Pallowitz  in  diesen  Schichten  deutete  bereits 
von  Anfang   an   auf  Oligocän   hin. 

Selbst  wenn  man,  wie  es  neuerdings  versucht  wird,  das 
Auftreten  von  Meletta  für  die  Altersbestimmung  als  weniger 
ausschlaggebend  ansehen  will,  eine  Auffassung,  welche  ich  nicht 
teile,  wird  die  Zugehörigkeit  der  Schichten,  von  der  allein 
schon  beweisenden  petrographischen  Ausbildung  ganz  abgesehen, 
durch    den    erwähnten    Pectenfund    als    Oligocän    sichergestellt. 

Dieses  Ergebnis  zwingt  aber  mit  Notwendigkeit 
das  gleicheAlter  für  die  Schichten  folge  des  subbeski- 
dis  chen  Tertiärs   anzunehmen. 

Soweit  mir  hier  erbohrte  Schichtenfolgen  bekannt  geworden 
sind,  gleichen  sie  den  oberschlesischen  Melettaschiefern  durchaus. 

Ich  befinde  mich  hier  in  voller  Übereinstimmung  mit  der 
Darstellung,  welche  PETRASCHEK  von  der  Ausbildung  der 
zugehörigen  Gesteine  gegeben  hat.  Da  die  oberschlesischen 
Mergel  mit  Pecten  und  die  bunten  Tone  den  jüngsten  Hori- 
zonten des  Alttertiärs  angehören,  so  ist  deshalb  das  oligo- 
cäne  Alter  auch  für  die  tiefere  und  somit  für  die  ge- 
samte Schichtenfolge  des  subbeskidischen  Alttertiärs 
erwiesen.  Da  auch  die  von  FüCHS  und  Petrasciikk  an- 
geführten paläontologischen  Gründe  durch  die  OPPENHEIM  und 
EtZEHAK  als  nicht  stichhaltig  erkannt  worden  sind,  liegt  kein 
Grund  vor,  die  bisherige  Auffassung  eines  oligocänen  Alters 
des    Alttertiärs    zugunsten     einer   anderen    Ansicht  aufzugeben. 

Die  Einladung  der  85.  Versammlung  deutscher  Natur- 
forscher und  Ärzte  in  Wien  (September  1913)  wird  der 
Gesellschaft   durch   den   Vorsitzenden   übermittelt. 

Das  Protokoll  der  Sitzung  wird  verlesen  und  genehmigt, 
v.  w.  o. 

1 1  innig.  Raufe,  Bärtling, 


—      245      — 


Briefliche  Mitteilungen. 

17.    Aiifpressung  und    Kxplosion   oder   nur 
Explosion  im  vulkanischen  Kies  bei  Nordlingen? 

Von  Herrn  W.  Braxca. 

Berlin,  den  17.  August  1912. 

In  einer  Arbeit  über  die  Frage,  ob  Intrusionen  notwendig 
Hand  in  Hand  gehen  müssen  mit  einer  Aufpressung  des  Hangen- 
den1), habe  ich  gezeigt,  daß  diese  Frage  nicht  nur  bejaht 
werden  muß,  sondern  daß  sie,  wie  leicht  einzusehen,  sogar 
einen  mathematisch  genauen  Ausdruck  des  Betrages  dieser  Auf- 
pressung gestattet. 

Die  Werte,  zu  welchen  man  gelangt,  sind  indessen  er- 
klärlicherweise verschiedene,  je  nachdem  man  auf  dem  wohl 
von  der  ganz  überwiegenden  Mehrzahl  der  Geologen  einge- 
nommenen Standpunkte  steht,  daß  der  Schmelzfluß  bereits  als 
solcher,  durch  irgendeine  Kraft  getrieben,  aus  tieferem  Niveau 
in  höheres  hinaufsteigt  und  dort  eine  Intrusion  bildet.  Oder 
ob  man,  von  E.  SÜSS'  Standpunkt  aus,  annimmt,  daß  heiße 
Gase  aufschmelzend  durch  die  längst  hartgewordene  Erdrinde 
ümpordringen  und  dann,  sich  auch  seitlich  einschmelzend,  erst 
eine  Intrusionsmasse  neu  erzeugen.  So  ergeben  sich  eine  „Auf- 
steig"- und   eine   „Aufschmelz"-Hvpothese. 

Ich  schicke  im  folgenden  (A)  eine  kurze  Zusammenfassung 
der  Ergebnisse  dieser  Arbeit  voraus,  um  dieselben  dann  auf  die 
Verhältnisse  im  vulkanischen  Ries   bei  Nordlingen  anzuwenden. 

A.   Allgemeines  über  Aufpressung  bei   Intrusionsbildung. 

I.  Aufsteiglehre.  Aufpressung  durch  Druck.  Ein 
aufsteigender  bzw.  aufgepreßser  Schmelzfluß,   der   »ine  Intrusion 


1    Sitzungsberichte  Sgl.  Akademie  d.Wissensch.  Berlin,  Mathemat. 
pliysik-.il.  Klasse  1912.    BW.  38,  &  707—735. 

18 


246 


bildet,  kann  unmöglich,  als  wäre  er  ein  wesenloses  Ding,  in 
eine  feste  Gesteinsmasse  sieh  hineinbegeben,  ohne  daß  aus 
letzterer  ein  dem  Volumen  der  Intrusionsmasse  mindestens 
gleiches  Volumen  verdrängt  wird.  Diese  Verdrängung  aber 
kann  nur  nach  oben  hin  stattfinden,  das  Hangende  muß  also 
aufgepreßt  werden.  Hierbei  ist  es  gleichgültig,  ob  der  be- 
treffende Hohlraum  durch  Aufblättern  der  Schichten  infolge 
von  Gebirgsdruck  entstand,  oder  ob  das  Magma  ihn  sich  selbst 
erst  schafft,  indem  es  sich  gewaltsam  in  die  Schichten  eindrängt. 

Wenn  also  l'  das  Volumen  der  eindringenden  Intrusiv- 
masse  ist  und  1  das  Volumen  der  festen  Gesteine,  welches 
verdrängt  werden  muß,  damit  die  Intrusivmasse  überhaupt 
Platz  finden  kann,  so  ist  selbstverständlich  1 '  — | —  1  =  2.  Das 
Volumen  verdoppelt  sich  also  an  dieser  Stelle:  der  Betrag 
der  Aufpressung  also  muß  (mindestens)  so  groß  sein  wie  der 
Betrag  des  Volumens  der  Intrusivmasse.  Ist  z.  B.  bei  ge- 
gebener Länge  und  Breite  eine  Intrusivmasse  300  m  hoch, 
so   muß   die   Aufpressung   ebenfalls   300  m   betragen. 

Die  Sache  ist  so  einleuchtend,  so  selbstverständlich,  daß 
es  fast  überflüssig  erscheint,  sie  darzulegen;  und  doch  ist  es  nötig. 

Es  entsteht  indessen  die  Frage,  ob  diese  Aufpressung 
notwendig  an  der  Erdoberfläche  stets  einen  entsprechend 
hohen  Berg  hervorrufen  muß.    Das  ist  wohl  nicht  unbedingt  nötig. 

Bei  tiefer  Lage  der  Intrusionsmasse  ist  es  denkbar,  daß 
diese  Aufpressung  nach  oben  hin  sich  allmählich  mehr  oder 
weniger  wieder  ausgleichen  könnte.  Falls  nämlich  hier  in 
den  überliegenden  Schichten  „Massendefekte"  in  Form  von 
Hohlräumen  vorhanden  sein  sollten,  dann  würden  diese  zu- 
sammengedrückt werden  können.  Bei  einer  großen  Mächtigkeit 
des  überliegenden  Schichtenkomplexes,  also  mehrfachen  oder 
größeren  Hohlräumen  in  demselben,  könnte  das  sogar  bis  zu 
einer  völligen  Ausgleichung  der  Aufpressung  führen,  so  daß 
an  der  Erdoberfläche  nur  ein  schwächerer  oder  gar  kein  Berg 
entstände. 

Je  geringer  dagegen  die  Mächtigkeit  des  überliegenden 
Schichtenkomplexes,  desto  weniger  groß  wird  diese  Wahrschein- 
lichkeit werden,  da  ceteris  paribus  in  einem  wenig  mächtigen 
Schichtenkomplexe  auch  weniger  Gelegenheit  für  solche  1  [ohl- 
räume  vorhanden  ist.  Bei  flacherer  Lage  der  Intrusivmasse 
wird  sich  daher  die  Aufpressung  ziemlich  sicher  bis  zur  Tages- 
fläche fortsetzen  und  dann   auf  dieser  einen    Berg  erzeugen. 

Wer  mithin  zeichnerisch  oder  spekulativ  eine 
Intrusionsmasse  darstellt,  die  dieser  aus  doppelter 
Ursache     [siehe     llj     erfolgenden     Aufpressung     nicht 


—     247     — 

Rechnung  trägt,  der  erklärt  indirekt  damit  die  In- 
trusionsraasse  für  ein  körperloses  und  außerdem  noch 
für   ein   temperaturloses   Ding. 

II.  Aufpressuug  durch  Erwärmung.  Der  Betrag  der 
Aufpressung  wird  aber  weiter  noch  dadurch  erhöht,  daß  das 
Nebengestein  durch  die  hohe  Temperatur  der  Intrusivmasse 
stark   erwärmt  und   damit  ausgedehnt  wird. 

Die  lineare  Ausdehnung  der  Gesteine  beträgt  nach  MELLARD 
R.EADE  bei  einer  Erwärmung  um  100°  C  rund  0,001.  Tritt 
nun  das  Intrusivmagma  in  der  Tiefe  des  Intrusionsortes  mit 
einer  Temperatur  von  1600°  C)  ein,  so  würde  die  lineare 
Ausdehnung  betragen  0,0 IG.  Da  jedoch  nach  unten  und  nach 
den  Seiten  hin  eine  Ausdehnung  unmöglich  ist,  so  würde  die 
Ausdehnung  nach  oben  hin  rund  dreimal  so  viel,  also  ca.  0,048, 
ausmachen. 

Indessen  nicht  nur  die  Temperatur  t,  sondern  auch  die 
Masse  m  der  Intrusivmasse,  also  m  t,  sind  hier  maßgebend. 
Setzt  man  dann  die  durch  m  t  bewirkte  Ausdehnung  des  Daches 
=  x,  so  haben  wir  als  Gesamtbetrag  des  neuen  Volumens 
l'+l  +  x  =  2-t-x.  Mit  anderen  Worten:  Das  Volumen 
der  Aufpressung  entspricht  nicht  nur  dem  Volumen 
der  hinzugekommenen  Intrusivmasse,  sondern  auch 
noch  der  Volumenvermehrung  der  festen  Erdrinde  im 
Hangenden,  die  durch  die  Erwärmung  hervorgerufen 
w  urde. 

Ein  Einwurf.  Gegenüber  dieser  Größe  x  könnte  man 
vielleicht  den  Einwurf  erheben,  daß  zwar  zweifellos  die  Er- 
wärmung des  Nebengesteines  durch  die  Intrusivmasse  statt- 
finden müsse,  daß  es  aber  möglich  sei,  daß  eine  Ausdehnung 
auch  nach  oben  hin  durch  den  Druck  der  überlagernden 
Schichten  verhindert  würde. 

Die  Beantwortung  der  Frage  wird  abhängen  einmal  von 
der    Höhe    der   Temperatur,    welche    das   Nebengestein    erlangt, 


')  Joh.  Koenigsberger  kommt  zu  niedrigen  Temperaturen  (Um- 
wandlungen und  chemische  Reaktionen  in  ihrer  Verwendung  zur 
Temperaturmessung  geologischer  Vorgänge.  Neues  Jahrbuch  für  Minera- 
logie, Geologie  und  Paläontologie,  Beil.-Bd.  32,  Stuttgarl  1911,  S.  131  : 

„Einige  Magmen  (■/..  B.  Eifel  haben  bei  ihrem  Empordringen  sicher 
eine  höhere  Temperatur  als  1000°  besessen;  gleichwohl  bat  sich  in 
ihnen  Quarz  als  Einschluß  gehalten." 

„Einige  Magmen  z.  B.  Kaiserstuhl  waren  anderseits  schon  in 
größerer  Tiefe  kälter  als  1100—1200°;  ihre  Erstarrungstemperatur  muß 
also  unter  1 100°  gelegen  haben."  .  .  „Bis  jetzt  liegt  m.  E.  Kein  Grund 
vnr,  die  Erstarrungstemperaturen  der  Magmen  tiefer  als  1000°  anzu- 
nehmen." 


18' 


246 


also  von  der  Temperatur  und  der  Masse  der  Intrusion.  Zweitens 
von  der  Stärke  des  Druckes,  den  die  auflastenden  Schichten 
ausüben,  also  von  der  Tiefe,  in  welcher  die  Intrusion  stattfindet. 

Eine  flacbliegende,  große,  sehr  heiße  Intrusivmasse  wird 
daher  einen  relativ  hohen  "Wert  von  x  erzeugen  und  damit 
die  Möglichkeit  einer  Aufpressung  infolge  von  Erwärmung. 
Eine  tiefliegende,  kleine  Intrusivmasse  von  niedriger  Temperatur 
wird  vielleicht  nicht  imstande  sein,  den  Betrag  der  Aufpressung 
zu  vergrößern. 

III.  Aufschmelzhy  potli  ese.  Bei  Aufschmelzung  würden 
allerdings  die  heißen  Gase,  als  seien  sie  fast  ein  körperloses 
Ding,  durch  die  Erdrinde  hindurchgehen,  sich  eine  Röhre  durch 
dieselbe  schmelzen  und  dann  von  dieser  aus  an  irgendeiner 
Stelle  seitwärts  die  Gesteine  einschmelzen  können,  auf  solche 
Weise   eine  Intrusionsmasse   bildend. 

Hier  würde  die  „Intrusion"  also  ibren  Namen  zu  Unrecht 
führen,  indem  gar  keine  Scbmelzmasse  eindringen,  sondern 
nur  ein  Wechsel  des  festen  in  den  flüssigen  Aggregatszustand 
stattfinden  würde. 

Aber  da  beim  Übergänge  krystallisierter  Mineralien  bzw. 
Gesteine  in  den  gescbmolzenen  Zustand  ebenfalls  eine.  Voluni- 
zunahme  stattfindet,  so  müßte  doch  auch  hier  eine  Aufpressung 
des  Hangenden  sich  vollziehen;  nur  würde  sie  geringer  sein 
als  bei  I.  Je  nach  dem  Mineral  oder  Gestein,  das  eingeschmolzen 
wird,  beträgt  die  Volumzunahme  z.  B.  bei  Augit  und  Olivin 
ca.  15  Proz.,  bei  Quarzit  bis  17  Proz.,   bei  Granit  ca.  8,6  Proz. 

Wenn  also  wieder  1  das  Volumen  der  an  dieser  Stelle 
ursprünglich  vorhanden  gewesenen  festen  Gesteinsmasse  ist  und 
ein  Bruchteil  von  l'  angibt,  um  wieviel  größer  das  Volumen 
des  nun  durch  Einschmelzen  aus  jener  entstandenen  neuen, 
lntrusivgesteines  ist,  so  wird  das  neue  Volumen  an  dieser  Stelle 
bei  Einschmelzung  von  Granit  1  -+■  '/ta  ==  l'isi 
bei  Einschmelzung  von  Quarzit  1  -+-  '/6'  =  1  '/6 
Bein;  woraus  sich  der  Betrag  der  im  Gefolge  davon  entstehenden 
Aufpressung   als   '/ö — * / 1 •_•   ergibt. 

Nehmen  wir  also  wieder  wie  vorher  eine  Intrusivmasse 
von  300  m  Höhe  an,  so  würde  je  nach  der  Natur  des  ein- 
schmelzenden Gesteines  (Quarzit  bzw.  Granit)  der  Betrag  der 
Aufpressung  50  bzw.  25  m  sein.  Dazu  kommt  dann  aber 
noch  wie  vorher  (S.  880)  der  Betrag  von  x,  welcher  von  m  t 
der  Intrusivmasse  abhängig  ist. 

Bezuglich  der  mögliches  Wirkung  einer  tiefen   oder  flachen 
der  Intrusivmasse  auf  eine  Bergbildung  an  der  Erdober- 
fläche gilt  natürlich  ganz  dasselbe  wie  das  Bub  I   Gesagte. 


—     249     — 

IV.  Denkbare  Ausnahme.  Eine  Ausnahme  von  dem 
sub  I — II  Gezeigten  ist  nur  denkbar  in  dem  Falle,  daß  eine 
Intrusivmasse  in  eine  durch  auslaugende  Tätigkeit  des  Wassers 
entstandene  Höhle  im  Kalkgebirge  eintreten  würde.  Hier  würde 
der  Hauptbetrag  der  Aufpressung,  die  infolge  der  Bildung  des 
Hohlraumes  entstehen  muß,  wegfallen.  Es  würde  nur  der 
kleine  Betrag  der  Aufpressung  übrig  bleiben,  der  durch  Er- 
wärmung entsteht. 

Mir  ist  indessen  nur  der  hier  S.  278  erwähnte  Kall  be- 
kannt,  daß   man   Solches   beobachtet   hätte. 

V.  Scheinbare  Ausnahme  würde  die  von  CLOOS  be- 
schriebene, überaus  interessante  Granitintrusion  des  Erogon- 
gebirges  im  Hererolande  bilden;  denn  hier  betont  Cl.OOS  aus- 
drücklich das  ausnahmsweise  Fehlen  von  Spuren  einer  Auf- 
pressung (Jahrb.  d.  Kgl.  Preuß.  Geol.  Landesanst.  1911)  des 
hangenden  Erogon- Sandsteines.  In  meiner  eingangs  zitierten 
Arbeit  habe  ich  näher  ausgeführt,  daß  ich  mir  die  Verwischung 
dieser  Spuren  zu  erklären  suche  einmal  durch  eine  horizontale 
(nicht  gewölbte)  Obertläche  der  Intrusivmasse,  zweitens  durch 
späteres  "Wiedereinsinken   des  Aufgepreßten   (siehe  sub  VII). 

Die  Folgewirkungen  einer  solchen  Aufpressung  in  den 
Schichten  des  Daches  bestehen  nun  im  Aufreißen  von  Spalten, 
im  Wiedereinsinken    des   Aufgepreßten,    in  Erderschütterungen: 

VI.  Spaltenbildung  muß  notwendig  während  der  Auf- 
pressung eintreten.  Dadurch  kann  —  je  nachdem  die  Spalten 
bis  zur  Tagestläche  aufreißen  oder  nur  in  der  Tiefe  entstehen  — 
weiterer  Aufstieg  des  Schmelzflusses  bis  zur  Tagesfläche  oder 
nur  Gangbildung  erzeugt  werden.  Beiderlei  Spalten  wird 
man  aber,  wenn  man  das  nicht  berücksichtigt,  leicht 
ohne  weiteres  als  tektonische  Spalten  erklären  wollen, 
während  es  doch  hier  echt  vulkanische  Spalten  sind, 
die  den  Ausbruch  wie  die  Gangbildung  ermöglichen! 
Das  Magma  schafft  sich  hier  also  selbst  den  Ausweg, 
nicht   aber  tektonische   Spalten   ermöglichen   ihn. 

Auch  Kontaktexplosionen  werden  durch  diese  Spalten 
ermöglicht,  indem  Wassermassen,  die  in  der  Knlrinde  ange- 
sammelt siüd.  plötzlich  in  die  Nähe  des  Schmelzflusses  ge- 
langen  können. 

V I I .  Wiedereinsinken  des  Aufgepreßten.  Ganz 
ebenso  wie  das  Magma  einer  Eruption,  nachdem  diese  beendet 
ist,  wieder  in  die  Tiefe  hinabsinken   und  Tersch winden  kann1), 

')  Ej  kann  eventuell  auch  im  Schlote  bald  erstarren  und  dann 
□ich!   zurückfließen. 


—     2Ö0     — 

so    muß    das   Zurückfließen    auch   stattfinden   können,   wenn   das 
Magma  nur  unter   Tage   eine   Intrusion   gebildet   hat. 

Im  letzteren  Falle  wird  das  Dach  de«  von  der  Intrusions- 
masse  ausgefüllt  gewesenen  Hohlraumes  einsinken  können,  so 
daß  dann  die  Aufpressung  sich  teilweise  in  eine  Einsenkung  ver- 
wandeln kann.  Dieses  Zurückfließen  und  Einsinken  aber  wird 
erfolgen  können,  gleichviel,  ob  das  Magma  aufgestiegen  war  (1), 
oder  ob   es   erst   durch   Einschmelzen   (III)   sich   gebildet  hatte. 

Der  Betrag  des  Einsinkens  aber  wird  ein  noch  größerer 
werden  können,  wenn,  wie  sub  "YTII  zu  besprechen,  mit  einer 
Intrusion  auch  noch  Extrusionen  Hand  in  Hand  gehen.  Es 
würde  dann  ein  Abfließen  nicht  nur  nach  unten,  sondern  auch 
nach  oben  hin  stattfinden,  folglich  das  Einsinken  ebenfalls  noch 
verstärkt  werden. 

Aber  noch  durch  weitere  Umstände  muß  der  Betrag  des 
Einsinkens  sich  abermals  vergrößern:  Wir  sahen  (II  u.  III),  daß 
infolge  der  von  der  Intrusivmasse  ausgehenden  Erwärmung 
eine  Volumvermehrung  bzw.  Aufpressung  des  Daches  erfolgte. 
Da  nun  das  erwärmte  Dach  allmählich  wieder  sich  abkühlt 
bis  zu  der  Temperatur,  welche  dem  betreffenden  Niveau  zu- 
kommt --  also  vielleicht  von  16C0"  C  auf  100°  C  bei  einer 
Tiefe  von  3  km  — ,  so  muß  der  Betrag  der  durch  Erwärmung 
des  Daches  erfolgten  Aufpressung  wieder  durch  Einsinken  ver- 
nichtet werden. 

Indem  aber  auch  die  Intrusivmasse  selbst  sich  bei  der 
Abkühlung  zusammenzieht,  so  muß  dadurch  ein  weiterer  Betrag 
des   Einsinkens   ermöglicht  werden. 

Endlich  erleidet  aber  die  Intrusivmasse  bei  dem  Über- 
gang aus  dem  amorphen,  dem  geschmolzenen  Zustande  in  den 
krystallisierten  wiederum  eine  nicht  unbedeutende  Zusammen- 
ziehung (siehe  sub  III  Granit  z.  B.  8,6  Proz.),  durch  die  nun 
zum  dritten  der  Betrag  des  Einsinkens  verstärkt  werden  kann. 
Nach  der  Aufpressung  durch  eine  Intrusion  muß 
bzw.  kann  also  ein  Wiedereinsinken  aus  nicht  weniger 
als  fünf  verschiedenen  Gründen  eintreten.  Der  Betrag 
des  Einsinkens  kann  sogar  größer  werden  als  der- 
jenige der  Aufpressung;  nämlich  dann,  wenn  bedeutendere 
Massen   über   Tage   ausgeworfen   werden. 

Wenn  also  (siehe  sub  I)  1  +  x  der  Betrag  der  Auf- 
pressung ist,  so  läßt  das  Endergebn  is  nach  erfolgtem  Ab- 
fließen (A),  Auswurf  (E),  Zusammenziehen  infolge  von  Ab- 
kühlung der  Intrusivmasse  (x'),  des  Daches  (y),  Krvstallisation 
der  Intrusivmasse  (z)  sich  in  die  Formel  fassen: 
1-f-x  —  (x'-f-y-l-z-r-A-r-E). 


251 


Unter  diesen  Größen  kann  E,  wie  schon  gesagt,  so  groß 
sein,  daß  der  Betrag  des  Einsinkens  größer  wird  als  der  der 
Aufpressung. 

VIII.  Es  unterliegt  keinem  Zweifel,  daß  das  Magma  sich 
in  dreifacher  Weise  betätigen  kann:  Entweder  es  steigt  nicht 
bis  zur  Erdobertläche  auf  und  bildet  nur  eine  Intrusion;  oder 
es  steigt  bis  zur  Erdoberfläche  auf  und  bildet  dort  nur  eine 
Extrusion ;  oder  es  erzeugt  mit  einem  Teile  eine  Extrusion 
und  mit  dem  anderen  Teile  zugleich  auch  eine  Intrusion. 
Letzteres  ist  unserer  Ansicht  nach  bei  dem  Ries  der  Fall 
gewesen. 

IX.  Magmatische  Erdbeben.  Aus  4facber  Ursache 
müssen  im  Gefolge  von  Intrusionen  Erdbeben  hervorgerufen 
werden,  2  unter  Volumvermehrung  und  dadurch  bewirkte 
Aufpressung,  2  unter  Voluinverniinderung  und  dadurch  be- 
wirktes  Einsinken.      Diese  Ursachen   sind: 

unter    Volumzunahme: 

a)  direkt   durch  die  sich   einpressende  Intrusionsmasse, 

b)  durch    die  von    derselben    ausgehende   Erwärmung; 

unter  Volumverminderung: 

c)  durch    Abkühlung    der    Intrusionsmasse     und     des 
erwähnten   Nebengesteines; 

d)  durch   Auskrystallisieren   der  geschmolzenen    Intru- 
sionsmasse. 

Aus  2  fach  er  Ursache  können  dann  ferner  im  Gefolge 
von   Intrusionen   Erdbeben   entstehen:   Durch   Einsinken 

e)  infolge  von  "VViederabfluß   des  Magmas   in   die  Tiefe; 

f)  infolge   von   etwaigen   gleichzeitigen   Auswürfen   des 
Magmas   an   der    Erdoberfläche. 

Aus  nicht  weniger  als  6  verschiedenen  Ursachen 
also  müssen  bzw.  können  bei  Intrusionen  Erdbeben 
erzeugt  werden.  Ich  habe  sie  alle  unter  den  Begriff  der 
„magmatischen"    Beben   mit   zusammengefaßt. 

Diese  magmatischen  Beben  bilden  offenbar  einen 
Teil  dessen,  was  man  gemeinhin  als  tektonische 
Beben  darum  bezeichnet,  weil  sie  sich  in  den  Faltungs- 
gebieten  der  Erde  vollziehen.  Indessen  durch  die  Faltung 
bzw.  Zusammenpressung  der  Erdrinde,  oder  auch  durch  iso- 
statische Bewegungen  derselben  entsteht  ein  Aufsteigen  großer 
Gebiete.  Dadurch  aber  wird  Raum  geschaffen  dafür,  daß 
Schmelzfluß  ebenfalls  den  aufsteigenden  Gebieten  nachsteigen 
bzw.   nachgepreßt   werden    kann   und   sich   dann    in   den  höheren 


252 


Niveaus,  sei  es  auf  Spalten,  sei  es  auf  selbst  ausgeblasenen 
Röhren,  noch  weiter  aufwärts  bewegt,  entweder  Gänge  oder 
Intrusionen   oder  Extrusionen   bildend. 

Wenn  dann  dieses  Magma  aus  soeben  aufge- 
führten Ursachen  Erdbeben  erzeugt,  so  vollziehen 
sich  diese  zwar  in  Faltungsgebieten,  sind  aber  trotz- 
dem keine  tektonischen,  sondern  in  Wirklichkeit 
magmatische  oder  auch  „kombinierte",  nämlich  mag- 
matisch-tektonische"  oder  „magmatische  E  in  stur z"- 
Beben. 

X.  Ein  Einwurf.  Man  könnte  vielleicht  einwerfen,  daß 
die  in  I,  II,  III  theoretisch  erwiesene  Aufpressung  durch  eine 
Intrusion  doch  tatsächlich  nicht  stattfinden  könne,  da  sie  durch 
den  Druck   der   auflastenden   Schichten   verhindert  würde. 

Dieser  Einwurf  wäre  indessen  unhaltbar;  denn  ein  Schmelz- 
fluß kann  gar  nicht  in  ein  anderes  Gestein,  dieses  hochhebend, 
eindringen,  wenn  er  nicht  unter  einem  noch  etwas  größeren 
Drucke  steht,  als  derjenige  ist,  der  in  der  betreffenden  Tiefe 
herrscht. 

Auch  wenn  etwa  durch  gebirgsbildende  Vorgänge,  durch 
Faltung  ein  Hohlraum  für  die  Intrusivmasse  erzeugt  würde, 
so  könnte  hier  die  Emporwölbung  der  Schichten  natürlich 
ebenfalls  nur  unter  der  Bedingung  vor  sich  gehen,  daß  der 
Druck,  den  die  faltende  Kraft  ausübt,  größer  ist  als  derjenige, 
der  in   der  betreffenden   Tiefe  herrscht. 

Höchstens  vom  Boden  der  Aufschmelzhypothese  aus  ließe 
sich  bis  zu  einem  gewissen  Grade  ein  solcher  Einwurf  erheben; 
auch   hier  aber  muß  ja  die  Erwärmung   emporpressend  wirken. 

Ich  habe  schon  bei  früherer  Gelegenheit  betont,  in  wie 
hohem  Maße  uns  diese  Aufschmelzhypothese  über  gewisse 
Schwierigkeiten  der  Vulkanologie  hinweghelfen  würde.  Die 
heißen  Gase  würden  sich  durch  die  feste  Erdrinde,  ganz  un- 
abhängig von  präexistierenden  Spalten,  Röhren  hindurch* 
schmelzen,  würden  sich  flachgelegene,  isolierte  Schmelzherde 
selbst  schaffen.  Aber  wie  soll  man  die  tatsächliche  Natur 
der  Laven,  der  Intrusionsmassen,  der  Tiefengesteine  zusammen- 
reimen mit  den  hypothetischen  Gesteinen,  die  aus  einge- 
schmolzenen Quarziten  oder  Kalken  hervorgehen  müßten? 
Derartige   Gesteine   kennen   wir  nicht. 

Es  bliebe  daher,  wie  idi  früher  ausführte,  höchstens  der 
Ausweg,  daß  mau  annähme,  die  heißen  Oase  wirkten  auf-  und 
einschmelzend  nur  in  Behr  großen  'riefen  der  Brdrinde,  in 
denen  Lediglich  Gneise  und  alte  Eruptivgesteine  liegen;  sie 
verlören   jedoch    ihre    hohe  Temperatur    und  damit    ihre   ein- 


—     253     — 

schmelzende  Kraft  in  den  höheren  Niveaus,  in  denen  Quarzite, 
Kalke,  Tone  auftreten.  Das  -wäre  in  der  Tat  ein  Ausweg. 
Aber  damit  verlören  wir  den  großen  Vorteil,  daß  uns 
die  Aufschmelzhypothese  flachgelegene  Schmelzherde 
schaffen  würde,  deren  Vorhandensein  von  allen 
Vulkanologen   als   notwendig   angenommen   wird. 

So  freudig  ich  daher  ohne  jene  Schwierigkeit  die  Auf- 
schmelzhypothese bewillkommnen  möchte,  so  glaube  ich  doch 
noch   in   der  Aufstieghypothese   das   Sicherere   zu  haben. 

B.    Nutzanwendung    der    in    Abschnitt    I    gewonnenen 
allgemeinen    Ergebnisse    auf    das    vulkanische    Ries    bei 

Nördlingen. 

In  verschiedenen  Arbeiten1)  hatten  wir  gezeigt,  daß  die 
grundmoränenartigen  Bildungen,  die  rätselhaften  Lagerungs- 
verhältnisse und  die  Glättung  und  Schrammung  der  Gesteine, 
die  im  Umkreis  um  das  vulkanische  Ries  bei  Nördlingen 
herrschen,  nicht,  wie  man  gemeint  hatte,  durch  Eis  hervor- 
gerufen seien;  und  daß  an  der  klassischen  Lokalität  des  Buch- 
berges nicht  eine  Durchpressung  alter  Gesteine  durch  jüngere 
vorliege,  sondern  daß  richtige  Überschiebungen  vorlägen, 
und    daß    diese    hervorgerufen    seien    durch    vulkanische    Kraft; 


')  W.  Branca  UDd  E.  Fraas:  Das  vulkanische  Ries  bei  Nörd- 
lingen in  seiner  Bedeutung  für  Fragen  der  allgemeinen  Geologie.  Abb. 
<1.  Berl.  Akad.  d.  Wiss.,  Berlin  1901. 

W.  Branca  und  E.  Fr  AAS:  Beweis  für  die  Richtigkeit  unserer 
Erklärung  des  vulkanischen  Ries  bei  Nördlingen.  Sitzungsbcr.  d.  Berl. 
Akad.  d.  Wiss.,  Berl.  1901. 

\\  .  BraKCA:  Das  vulkanische  Vorries  und  seine  Beziehungen 
zum  vulkanischen  Ries  bei  Nördlingen.  Abh.  d.  Berl.  Akad.  d.  Wiss. 
vom  Jahre  1902,  mit  1  Tafel,  Berlin  1903. 

W.  BRANCA:  Die  Griesbreccien  des  Vorrieses  als  von  Spalten  un- 
abhängige, früheste  Stadien  embryonaler  Vulkanbildung.  Sitzungsber. 
d.  Berl.  Akad.  d.  Wiss.,  Berlin  1903. 

\Y.  Branca  und  E.  Fraa's:  Das  kryptovulkariische  Becken  von 
Steinheim.      Abh.    d.  Berl.  Akad.    d.   Wiss.,    mit    2  Tafeln,   Berlin  190.*). 

W.  Branca  und  E.  Fraas  neb^t  einem  Beitrag  von  W.  SCHÜTZE: 
Die  Lagerungsverhältnisse  bunter  Breccie  an  der  Bahnlinie  Donau- 
wörth -Treuchtlingen  und  ihre  Bedeutung  für  das  Riesproblem,  mit 
1  Tafel.     Abh.  d.  Berl.  Akad.  d.  Wis?.,  Berlin  1907. 

W.  Branca  und  E.  Fraas:  Abwehr  der  Angriffe  W.  Kranz' 
gegen  unsere,  das  vulkanische  Ries  bei  Nördlingen  betreffenden  Arbeiten. 
Zentralblatt  für  Mineral.,  Geol.,  Paläont.  1911,  S.  450  ff 

K.  11  ai'ssmann  :  Magnetische  Messungen  im  Ries  und  dessen  Um- 
gebung. Abh.  d.  Berl.  Akad.  d.  Wiss.,  Math.-phys.  El.  1904,  IV. 
S.  1-138. 


—     254     — 

daß    es    sich    also    uin    großartig    pseudoglaziale    Erscheinungen 
handele. 

Im  Laufe  unserer  fortschreitenden  Untersuchungen  stellte 
sich  dann  allmählich  der  Umfang  dieser  Überschiebungen,  der 
anfänglich  ein  beschränkter  zu  sein  schien,  als  ein  immer 
größerer  heraus.  Zwar  hatten  wir  wohl  auch  anfangs  schon 
die  Vermutung,  daß  die  überschobenen  Massen  früher,  bevor 
sie  durch  Erosion  zum  Teil  entfernt  wurden,  ausgedehnter 
gewesen  sein  möchten,  als  das  jetzt  der  Fall  zu  sein  schien. 
Aber  augenfällig  war  zunächst  doch  immerhin  nur  eine  ganz 
beschränkte,   kleine   Zahl   solcher  Vorkommen. 

Zuerst  hatte  es  sich  daher  wesentlich  und  vor  allem  um 
die  schon  erwähnte  Scholle  des  Buchbergs  und  um  die  Lauch- 
heimer  Masse  gehandelt.  Als  wir  dann  aber  nach  einigen 
.lahren  unsere  Untersuchungen  abschlössen,  da  hatte  sich 
schließlich  eine  überwältigende  Fülle  überschobener  Massen 
rings  um  das  Ries  ergeben:  Nicht  nur  wurde  im  Südosten 
desselben  durch  den  neuen  Bahnbau  nördlich  Donaueschingen 
erwiesen,  daß  überraschenderweise  alles,  was  dort  anstehend 
zu  sein  schien  und  von  aller  Welt  auch  bisher  für  anstehend: 
gehalten  wurde,  wurzellos,  und  daß  es  durch  vulkanische  Kraft 
überschoben  ist;  sondern  auch  südlich  vom  Ries,  das  aus- 
gedehnte Gebiet  des  Vorries,  das  ebenfalls  von  jedermann 
bisher  für  anstehend  gehalten  wurde,  erschien  uns  nun  auch 
als  zum  größeren  oder  geringeren  Teile  wurzellos,  überschoben 
durch   dieselbe   vulkanische   Kraft. 

Aber  nicht  genug  daran;  durch  ein  ganz  neuerdings  in 
der  Nähe  von  Nördlingen  inmitten  des  Rieskessels  nieder- 
gebrachtes Bohrloch1)  wird  überraschenderweise  abermals  eine 
Erweiterung  unserer  Kenntnisse  nach  derselben  Richtung  hin 
gebracht.  Dort  ist  jetzt  sogar  derjenige  Granit,  welcher  den 
Boden  des  Rieskessels  bildet,  als  wurzellos  erwiesen,  während 
er  doch  ebenfalls  bisher  ganz  allgemein  für  anstehend  ange- 
sehen wurde.  Es  zeigt  sich,  daß  er  in  einer  Mächtigkeit  von 
100 — 180  m   auf  dem   Keuper  liegt. 

Im  selben  Schritte  mit  dieser  allmählichen  Erweiterung 
unserer  Kenntnisse  von  dem  Umfang  der  Überschiebungen 
mußten  erklärlicherweise  auch  unsere  Anschauungen  über  die 
Art  und  Weise  der  vulkanischen  Kraftwirkung  sich  umgestalten: 
Gegenüber  den  scheinbar  doch  nur  sehr  vereinzelten  über- 
schobenen   Massen     hatten    wir     anfänglich    geglaubt,    die   Auf- 


uUrrh 


:    W.Kranz:    I»:'-   Nördlingtr  Ricsproblem II,  Jahresbericht   des 
heinischeD  Geologischen  Vereins,  N.  F.  II.  1,  S.  54— 65.) 


—     255     — 

pressuDg  des  Riesgebietes  lediglich  durch  eine  in  der  Tiefe  in 
den  Granit  eingedrungene  Intrusivmasse  erklären  zu  können; 
ein  Lakkolith  könne  die  Überschiebungen  bewirkt  haben,  in- 
dem nämlich  dadurch  an  der  Erdoberfläche  ein  Berg  ent- 
standen sei,  von  dessen  Abhängen  infolge  von  Bergrutschen 
die  betreffenden  Massen  zum  Abgleiten  gebracht  seien,  so  daß 
sie  sich  auf  die  umgebende  Alb  ergossen  hätten.  Später  sei 
dann   wieder   ein   Absinken   des   Gebietes   erfolgt. 

Dabei  hatten  wir  aber  die  Vorstellung,  daß  durch  diese 
Aufpressung  nicht  etwra  ein  einspitziger  kegelförmiger 
Berg  entstanden  sei,  sondern  daß  diese  Aufpressung  ein 
Gebiet  betroffen  habe,  das  durch  die  Erosion  bereits  in  Höhen 
und  Tiefen  gegliedert  und  namentlich  in  seinem  zentralen  Teile 
durch  die  Erosion  ausgefurcht  war.  Demzufolge  stellten  wir 
uns  vor,  daß  diese  Abrutschungen  und  Überschiebungen  nicht 
nur  nach  außen  auf  die  umgebende  Alb,  sondern  auch  nach 
inneu  auf  die  erodierten  Teile  erfolgt  seien.  Das  wurzellose 
Vorkommen  von  Jura,  Keuper  und  Granit  findet  somit  nach 
dieser  Vorstellung  ebensowohl  im  Rieskessel  selbst,  als  auch 
auf  der  umgebenden  Alb   seine   Erklärung. 

Bei  wachsender  Erkenntnis  von  der  großen  Ausdehnung 
der  überschobenen  Massen  konnte  indessen  dieser  Erklärungs- 
versuch nicht  mehr  genügen.  Wir  sahen  auch,  daß  im  Vorries 
gewisse  Gebiete,  die  auf  unsere  Bitte  der  leider  verstorbene 
VON  KNEBEL  kartographisch1)  in  ihrer  Ausdehnung  aufnahm,  eine 
solche  Zerschmetterung(Vergriesung)  des  Malmkalkes  aufweisen, 
daß  dies  nur  durch  hier  stattgefundene  Kontaktexplosionen  er- 
klärbar war.  In  gleicher  Weise  erklärte  sich  zugleich  die  Zer- 
schmetterung des  Granites,  die  sich  besonders  im  Boden  des  Ri«^- 
kessels  zeigte.  Wir  stimmten  daher  der  von  E.  SÜSS  ausgesprochenen 
Ansicht,  welcher  meinte,  daß  die  Riesphänomene  lediglich 
durch  eine  einzige,  riesige  Kontaktexplosion  zu  erklären  sei, 
teilweise  bei;  nämlich  insofern,  als  wir  außer  der  Bergbildung 
und  jenen  kleineren  Explosionen  noch  eine  gewaltige  Explosion2) 
zur  Erklärung  der  Riesphäuomene  annahmen.  Dergestalt,  daß 
diese  Kontaktexplosion  den  Massen  an  der  Oberfläche  des  auf- 
gepreßten und  dadurch  zerbrochenen  Gebietes  den  Anstoß  zum 
Abfahren  und  zum  Übcrschobenwerden  über  die  Albhochfläche 
hin  gegeben  hätte;  ganz  wie  das  beim  Bandaisan  auf  Japan 
ebenso   der   Fall   gewesen   ist. 


')  Siehe  die  Tafel  in  meiner  Arbeit  über  das  Vorries,  auf  der 
diese  Exple-Monsgebiete  von  von   Knkmki.  dargestellt    sind. 

J)  W.Bkanca:  l>as  Vorrics.  Abb.  dieser  Akademie  1903,  S.  11 
...  32,  3G  u.   II. 


256 


Eine  gänzliche  Ausschaltung  der  Emporpressung  und  damit 
der  Bergbildung  schien  und  scheint  mir  noch  jetzt  unmöglich. 
Ganz  ebenso  betrachteten  übrigens  auch  noch  andere  Forscher 
diese  ehemalige  Bergbildung  im  Riesgebiete  als  etwas  Gegebenes, 
Notwendiges.  Schon  GÜMBETi  hatte  einen  hohen  Berg  über 
dem  heutigen  Riesgebiete  angenommen,  der  dann  später  in  die 
Tiefe  gestürzt  sei;  allerdings  nicht  entstanden,  wie  andere 
Autoren  das  meinten,  durch  Aufpressung,  sondern  nur  durch 
Aufschüttung  in  Gestalt  eines  echten  Stratovulkanes.  KOKEN 
war  gleichfalls  von  der  Annahme  einer  Bergbildung  ausgegangen. 
Wir  waren  zur  gleichen  Ansicht  gelangt.  W.  KRANZ  endlich 
hatte  dieselbe  Vorstellung  gewonnen,  und  sogar  einen  bis  zu 
der  bedeutenden  Höhe  von  1000  m  aufragenden  Berg  ange- 
nommen, von  dem  ebenfalls  Abrutschungen  erfolgt  seien.  Nur 
darin  wich  er  von  uns  ab,  daß  wir  die  Ursache  der  Berg- 
bildung in  einer  aufpressenden  Intrusion,  einem  Lakkolith,  sehen 
zu  müssen   glaubten,  KRANZ  dagegen   durch   Horstbildung. 

Dessenungeachtet  freilich  bekämpfte  Kranz  '),  sich  selbst 
damit  widersprechend,  die  Vorstellung  einer  Bergbildung  bei 
uns  und  suchte,  wie  vor  ihm  schon  E.  SÜSS,  die  ganzen  Ries- 
phänomene lediglich  auf  eine  übergewaltige  Explosion  zurück- 
zuführen. Wenn  daher  Kuanz  ganz  neuerdings2)  die  Vor- 
stellung einer  Bergbildung  aufgibt,  so  ist  das  zunächst  einmal 
eine  zwingende  Notwendigkeit  für  ihn,  um  jenen  Widerspruch 
zu  beseitigen.  Zweitens  aber  war  seine  Annahme  einer  großen, 
1000  m  hohen  Horstbildung  inmitten  des  Tafelgebirges  der 
Alb  überhaupt  eine  Vorstellung,  die  so  lange  ganz  unglaubhaft 
erscheint,  bis  nicht  an  einer  ganzen  Anzahl  anderer  Orte  der 
Alb  derartig  tiefgehende  und  mit  1000  m  tiefem  Absinken 
verbundene  Zerklüftungen  nachgewiesen  sind.  Nur  an  einer 
einzigen  Stelle,  mitten  aus  der  Albtafel,  wird  schwerlich  eine 
solche   Horstbildung   herausgebrochen   sein3). 


')  Zerit ralblatt  für  Mineralogie,  Geologie,  Paläontologie  1911  und 
unsere  Antwort  ebenda  1911. 

3)  Das  Nördlinger  Riesproblom  II. 

3)  Es  gclit  aus  dem  Gesagten  aber  auch  klar  hervor,  daß  ICliANZ 
in  seiner  Arbeil  mit  Unrecht  behauptet,  daß  er  auf  ganz  demselben 
Standpunkte  wie  E.  Süss  gestanden  habe.  Das  war  eben  nicht  der 
Kall,  da  er  einen  Eorstberg  annahm,  E.  Süss  aber  jede  Bergbildung 
ablehnte.     Er&t  jetzt,  nachdem    Kuanz  Bich   von  dem    Horstberge   los- 

I     bat,    kann    or    sagen,    daß    er   den   Standpunkt   teile,    auf   dem 
E.  Si  ss  steht.     Aber  selbst  jetzt   noch  bestebl  diese  strenge  l  herein 
Stimmung  lediglich  dem  Wortlaute  nach;   denn  in  Wirklichkeit  i 
Standpunkt,  d.h.  ist  die-  Anschauung,  auf  der  E.  Süss  fußt,  eine 
andere  als  die,  auf  der  Kranz  aufbaut.    E.  Süss  stellt  auf  dem  Bodon 
der  Aufschmelzhypotl ,  bei  welcher  der  Betrag  der  Aufpressung,  wie 


—     257     — 

"Wenn  nun  so  verschiedene  Forscher  das  Bedürfnis  zu  der 
Annahme  gefühlt  haben,  daß  an  der  Stelle  des  heutigen  Ries- 
kessels zuvor  die  Bildung  eines  Berges  sich  vollzogen  habe,  fo 
muß  das  natürlich  seine  sehr  triftigen  Gründe  gehabt  haben.  Wir 
hatten  deren  fünf:  Gemeinsam  überzeugend  war  allen  genannten 
Autoren  wohl  die  überaus  auffallende  Tatsache,  daß  unten  im 
Rieskessel  der  Granit,  der  den  Boden  desselben  bildete,  bis 
zu  ca.  200  m  höher  lag,  als  er  eigentlich  liegen  durfte;  denn 
rings  um  den  Rieskessel,  unter  der  Alb,  liegt  er  ca.  200  iu 
weniger  hoch  als  im  Kessel  selbst.  Hierin  schien  also  offenbar 
allen  Autoren,  welche  sich  eingehender  mit  dem  Ries  beschäftigt 
hatten,  der  zweifellose  Beweis  einer  ehemaligen  Bergbildung 
zu   liegen. 

Daß  der  Granit  hier  unten  im  Kesselboden  in  "Wirklich- 
keit gar  nicht  anstehend,  sondern  wurzellos,  überschoben  sei, 
konnte  niemand  ahnen  und  wagte  auch  niemand  anzunehmen. 
Erst  durch  ein  tiefes  Bohrloch  ist  das  jetzt  erwiesen  worden  ; 
und  es  ist  wohl  recht  wahrscheinlich,  daß  diese  "Wurzellosig- 
keit  für   alle   Granitvorkommen   unten   im   Rieskessel   gilt. 

Für  uns  kam  indessen  noch  ein  zweiter  Grund  hinzu: 
Das  Innere  des  nahegelegenen  Steinheimer  Beckens  zeigte 
ebenfalls  eine  Hebung;  denn  dort  ist  im  Zentrum  des  Beckens 
der  Dogger  bis  in  das  Niveau  des  Malm  gehoben,  so  daß  er 
auf  solche  Weise  einen  Berg  bildet.  Nach  dem  aber,  was  uns 
nun  das  Bohrloch  bei  Nördlingen  im  Ries  zeigt,  kann  man 
jetzt  auch  auf  das  Steinheimer  Becken  zurückschließen  und 
damit  auch  diesen  Beweis  für  hinfällig  halten.  Man  wird 
daher  jetzt  auch  diese  kleine  „Aufpressung"  im  benachbarten 
Steinheimer  Becken,  durch  die  der  Dogger  in  das  Niveau  des 
Malm  hinaufgeschoben  ist,  vielleicht  nicht  mit  Unrecht  eben- 
falls als  einen  durch  Vereinigung  von  schwacher  Aufpressung 
mit  einer  Kontaktoxplosion  entstandenen  Vorgang  zu  erklären 
haben,    durch    den    die   Dogger-Scholle    des   Klosterberges   viel- 


ich  ;nif  S.i'/s  zeigte,  infolge  von  Intrusionsbildung  ein  sehr  viel  geringerer 
ist  iL I s  bei  der  Aufsteiglehre,  bei  welcher  auch  Spalten  nicht  nötig  sind, 
da  die  Gase  sich  durchschmelzen  Milien.  Khan/,  alier,  wenn  ei  das 
auch  nirgends  direkt  ausgesprochen  hat,  isl  offenbar  begeisterter  An- 
hänger der  Aufsteighypothese;  denn  hier  werden  ja,  im  Gegensatz  zur 
Aufschmelzlehre,  von  den  Autoren  meist  präexistierende  Spalten  als' 
erforderlich  zum  Aufsteigen  betrachtet  KRANZ  nun  ist,  wie  seine 
mehrfachen  Angriffe  auf  meine  Arbeiten  über  die  Spaltenlehre  der 
Vulkane  beweisen,  ein  begeisterter  Anhänger  der  Notwendigkeit  prä- 
existierender  Spalten,  folglich  muß  er  auch  ein  Anhänger  derAufsteig- 
nnd   damit  ein   Gegner  der  Aufschmelzhypoth  I>as  erscheinl 

mir  wenigstens  als  logische  Notwendigkeit. 


—     258     — 

leicht  auch  auf  untere  (unsichtbare)  Malmschichten  geschoben 
worden   wäre. 

Für  das  Mitwirken  einer  Explosion  auch  dort,  im  Stein- 
heimer  Becken,  spricht  die  „  Vergriesung"  (S.  2'jö)  des  Malm- 
kalkes  in   der  Peripherie   des   Beckens '). 

So  sind  allerdings  diese  beiden  Beweise,  welche 
uns  für  die  Notwendigkeit  der  Annahme  einer  Auf- 
pressung des  Riesgebietes  zu  sprechen  schienen,  hin- 
fällig. Indessen  es  bleiben,  wie  ich  im  folgenden  zeigen 
werde,  noch  genug  andere  Gründe  übrig,  aus  denen  eine  Auf- 
pressung mit  Sicherheit  hervorgeht.  Es  ist  auch  nicht  zu  ver- 
gessen, daß  die  abnorme  Höhenlage  des  Granites  im  Boden 
des  Rieskessels  zwar  nicht  mehr  ein  Beweis  für  eine 
stattgefundene  Aufpressung  ist,  daß  sie  aber  auch  keineswegs 
ein   Beweis  gegen  eine  solche  sein  muß: 

Die  Überschiebung  des  Granites  auf  Keuper  im  Boden 
des  Rieskessels  läßt  sich  ja  ganz  ungezwungen  durch  die  von 
uns")  angenommene  große  Explosion  erklären,  die,  im  Granit 
vor  sich  gehend  (in  dem  der  Lakkolith  steckte),  Teile  dieses 
auf  den  Keuper  geschoben  hat.  ganz  ebenso  wie  sie  die 
anderen  Überschiebungen  mit  hervorrief.  Bei  der  Beschaffenheit 
des  emporgepreßten  Albteiles,  der  im  zentralen  Teile  ein  weites 
Erosionsgebiet  besaß  (s.  hier  S.  255},  mußten  natürlich  Über- 
schiebungen nicht  nur  nach  außen  hin,  sondern  auch  nach 
innen  hin,  ebenso  also  auch  auf  dem  Boden  dieses  inneren 
erodierten   Gebietes  möglich   sein. 

Ob  dieser  Teil  der  Alb  nun  gleichzeitig  auch 
noch  gehoben  oder  ob  er  in  der  ursprünglichen  Lage 
verblieben  war,  mit  anderen  Worten  ob  die  Explosion 
in  größerer  oder  geringerer  Meereshöhe  erfolgte,  war 
für  ihre  Wirkung  absolut  bedeutungslos.  Es  läßt  sich 
daher  die  durch  das  Bohrloch  bei  Nördlingen  er- 
wiesene Würze llosigkeit  des  Granites  im  Boden  des 
Ries  kesseis  genau  ebenso  durch  die  von  uns  ange- 
nommene Explosion  in  gehobenem  Gebiete  wie  durch 
KltANZ's  Explosion  im  angehobenen  »iebiete  erklären. 
Ein  größeres  Maß  von  Wahrscheinlichkeit  für  die 
KliANZsche  Ansicht,  nur  auf  Grund  des  Nachweises 
der  Wurzellosigkeit  des  Granites  im  Rieskessel,  be- 
steht  durchaus   nicht. 


'    Wie  klein  dasselbe  gegenüber  dem  Ries  ist,  geht  aus  Tafel  II 
in   unserem    „Das   vulkanische   Rie     bei    Nördlingen0    hervor,   w<>  links 
.um   Vergleiche  das  Steinheimer  Becken  eingezeichnet  ist. 
a)  In   Vorrii   ,  S.  11.  32. 


—     259     — 

Wenn  nun  aber  auch  dieser  vermeintliche  Beweis  für  die 
Emporpressung  des  Riesgebietes  hinfällig  wird  und  damit 
vielleicht  auch  der  Analogiebeweis,  der  aus  dem  Steinheimer 
Becken  gewonnen  war,  so  bleibt  doch  noch  die  Zahl  von  fünf 
anderen  Gründen,  welche  das  Vorhandensein  einer  flach  ge- 
legenen   Intrusionsmasse  unter  dem   Ries   dartun: 

Einmal  beweisen  die  an  zahlreichen  Stellen  des  Ries- 
gebietes erfolgten  trachytischen  Eruptionen  über  Tage,  daß  ein 
Schmelzherd   in   der   Tiefe   gewesen   sein   muß. 

Zweitens  hat  HAUSSMANN  nachgewiesen,  daß  unter  dem 
Ries  ein  eisenreiches  basisches  Gestein  im  Granit  liegen  muß, 
da  sich  nur  so  die  magnetischen  Abweichungen  des  Ries- 
gebietes erklären  lassen.  Daß  dies  derselbe  Schmelzherd  war 
wie  der  soeben  erwähnte,  kann  kaum  zweifelhaft  sein,  weil 
nach  SaUEUs  Untersuchungen  das  durch  Eruption  Geförderte 
trachytiseh,  saurer  ist,  was  durch  Einschmelzen  von  Granit 
erklärt   wird. 

Drittens  ist  in  jüngster  Zeit  ein  eisenreiches,  körniges 
basaltisches  Gestein  am  Flochberg  gefunden  worden,  das  nach 
freundlicher  Mitteilung  von  Herrn  Dr.  SCHNEIDERHÖHN1),  Assi- 
stent am  mineralogischen  Institut  in  Berlin,  mit  großer  Wahr- 
scheinlichkeit ein  junge3  Gestein,  ein  limburgitischer  Basalt 
ist.  Das  wäre  dann  als  ein  Stück  der  Intrusionsmasse,  bzw. 
von  einer  Apophyse  derselben,  anzusehen,  das  losgerissen  und 
bei  den  Explosionen  mit  emporgeschleudert  worden  wäre.  Ich 
gebe   unten   das    Nähere   darüber. 


])  „Der  vorherrschende  Geniengteil  des  Gesteins  ist  ein  blaß- 
violetter Titaaaugit,  der  recht  gut  idiomorph  ausgebildet  ist.  Er  ist 
schwach  pleochroitisch,  und  öfters  zonar  gebaut,  derart,  daß  die  inten- 
siver gefärbten  Schalen  außen  liegen,  wie  es  z.  B.  mich  oft  in  hessischen 
Basalten  der  Kall  i^t.  Nächst  ihm  erscheint  in  etwas  geringerer  Menge, 
aber  in  größeren  Körnern  Olivin.  Kr  i.>t  ebenfalls  gut  idiomorph  und, 
wie  überhaupt  das  ganze  Gestein,  noch  recht  frisch.  Ebenfalls  sein 
reichlich  finden  sich  Erze,  und  zwar  nur  Magnetit.  Ihneuii  konnte 
nicht  oachgewiesen  werden.  Die  Zwischenräume  zwischen  den  Augit- 
leisten    und  den   Oiivinkörnern    nimmt,    der   Meng<  ehr   zurück- 

tretend,   Plagioklas   ein,  der  also  als  letzter  Geiiiengteil   allotriomnrph 
auskrystallisierte.      Er    ist    ein    sehr   basischer    Bytownit.      Pari 
frische    Glasmasse    konnte    nur    an    einer   kleinen    Stelle    nachgewiesen 
werden." 

„Die  Struktur  ist  hypidioraorph-körnig,  mit  leisem  Anklang  an 
eine  intersertale  Struktur.  Nach  Mineralbestand,  Struktur  und  Er- 
halt angszust and  ist  das  Gestein  wahrscheinlich  als  „Lim bürg iti 
Basalt"  zu  bezeichnen,  der  mit  manchen  basaltischen  Gesteinen  des 
Vogelsberges  und  von  Niederhessen  eine  große  Ähnlichkeit  hat.  Insbe- 
sondere hat  das  Gestein  von  Kalsmunl  !>ei  Wetzlar,  dessen  Dünnschliff 
ich   Herrn  Professor  Kaiseh  verdanke,  große  Ähnlichkeit  mit  dem  Ries- 


—     260     — 

Viertens  ist  durch  die  Tatsache,  daß  überhaupt  Kontakt- 
explosionen entstehen  konnten,  bis  zur  Zweifellosigkeit  er- 
wiesen, daß  ein  Magmaherd,  also  eine  Intrusionsmasse,  sich 
unter  dem  Riesgebiete  eingenistet  haben  muß.  denn  eine 
Kontaktexplosion  ist  eben  nur  möglich,  wenn  ein 
Magmaherd  vorhanden  ist,  der  das  Wasser  plötzlich 
in   Dampf  verwandelt. 

Fünftens  endlich  ist  durch  die  Tatsache  der  Kontakt- 
explosionen ebenso  bis  zur  Zweifellosigkeit  erwiesen,  daß  — 
wie  wir  von  Anfang  an  gesagt  haben  —  dieser  Magmaherd 
sehr  flach  unter  der  Erdoberfläche  sich  eingenistet  haben 
und   nun   nach   der   Erstarrung  liegen  muß. 

Eine  tief  gelegene  Intrusionsmasse  wird  freilich  ebenfalls 
Explosionen  von  Wasserdampf  erzeugen  können.  Aber  infolge 
der  dann  übergroßen  Mächtigkeit  des  Hangenden  wird  letzteres 
weder  in  die  Luft  geblasen,  noch  zur  Seite  geschoben  werden 
können;  hier  wird  die  Folge  der  tiefgelegenen  Explosion  nur 
in  ,, magmatischen  Erdbeben"  (S.  251)  bestehen.  Nur  dann, 
wenn  die  Intrusi vmasse ,  also  die  Explosionen  sehr 
flach  liegen,  können  letztere  eine  Zerschmetterung 
bzw.  Verschiebung  von  Schollen  an  der  Erdob  erfläche 
bewirken. 

Aber  ein  Einwurf  könnte  vielleicht  versucht  werden 
gegen  den  zweiten  der  obigen  fünf  Gründe,  daß  ein  basischer 
Lakkolith  in  der  Tiefe  unter  dem  Ries  liege:  Man  könnte  ein- 
werfen, daß  zwar  aus  HAUSMANNS  Untersuchung  über  die 
magnetischen  Abweichungen  im  Ries  zweifellos  das  Vor- 
handensein einer  großen  basischen  Gesteinsmasse  unter  dem 
Ries  erwiesen  sei;  daß  aber  diese  Masse  nicht  notwendig  durch 
Intrusion  '  in  den  Granit  zu  tertiärer  Zeit  gelangt  sein  müsse, 
sondern  daß  sie  ja  auch  durch  Differenziation  innerhalb  des 
Granitmagmas,  also  schon  zu  paläozoischer  Zeit,  enstanden 
sein  könne.  Womit  dann  natürlich  die  mit  einer  Intrusion 
Hand  in  Hand  gehende  Volumvermehrung  hinfällig  sein  würde. 
Allerdings  besteht  das  Urgebirge  unter  dem  Ries,  wie 
wir     es     aus     seinen    zahlreichen    Bruchstücken    in    der    Bunten 


gestein.  Das  Mengenverhältnis  und  die  Art  der  auftretenden  Mineralien 
sind  dieselben.  Ein  unterschied  besteht  darin,  daß  das  Gestein  von 
Kalsmnnt  mehr,  und  zwar  z.  T.  entglastos,  gekörntes  (ilas  enthalt,  daß 
infolgedessen  die  Titanaugite  größere  ldiomorphic  zeigen   und  auch  oft 

sphärolithisch  angeordnel  sind." 
„Wie  ja  von   zahlreichen  Basalten  bekannt  ist,   sind    das  kleinere 

chiede,  die  ofl  BOgar  innerhalb  ein  und  derelben  Gesteinsruasse 
auftreten.  So  z.  B.  an  dem  Gestein  von  Homberg  a.  d.  Ohm,  das 
A.  Sohwantkb,  N.  Jahrbuch,  Beil.,  Bd.  XVIII,  beschrieben  bat." 


261 


Breccie  kennen,  nicht  nur  aus  Gneisen,  Graniten,  krystallinen 
Schiefern,  sondern  auch  aus  basischeren  Gesteinen,  Gabbro  und 
Diorit,  wie  LÖFFLER  neuerdings  zeigte1).  Aber  demgegen- 
über frage   ich: 

Wie  kommt  es,  daß  die  magnetischen  Anomalien  gerade 
nur  im  Gebiete  des  Rieskessels  sich  zeigen,  daß  also  die 
angebliche  palaeozoische  Differenziation  zufälligerweise  gerade 
da  in  der  Tiefe  stattgefunden  haben  sollte,  wo  oben  darüber 
später   der   Rieskessel   sich   gebildet  hat? 

Wie  kommt  es,  daß  unter  einem  zweiten,  relativ  benach- 
barten Kessel,  dem  Steinheimer  Becken,  ebenfalls  zufälliger- 
weise eine  Differenziation  des  Granitmagmas  in  paläozoischer 
Zeit  stattgefunden   haben   soll? 

Auch  im  Steinheimer  Becken  haben  wir  ja  magnetische 
Abweichungen,  die  das  Vorhandensein  einer  eisenreichen, 
basischen   Gesteinsmasse  in   der   Tiefe  verraten. 

Wie  sollte  also  an  zwei  nicht  weit  voneinander 
entfernten  Orten  zufällig  in  paläozoischer  Zeit  im 
Granitmagma  eine  basische  Ausscheidung  gerade  da 
erfolgt  sein,  wo  Millionen  von  Jahren  später,  in 
miocäner  Zeit,  an  der  Erdoberfläche  dann  je  ein 
Kessel  sich  bildete,  je  eine  Aufpressung  erfolgte, 
bzw.  je   eine   Explosion   entstand? 

Ein  solches  Zusammentreffen  wäre  das  Unwahr- 
scheinlichste,  was  man   sich   denken   könnte. 

Nun  haben  wir  an  der  einen  dieser  beiden  Örtlichkeiten, 
im  Rieskessel,  die  unwiderleglichen  Beweise  dafür,  daß  ein 
miocäner  Schmelzfluß  dort  in  die  Höhe  gestiegen  ist;  denn  wir 
haben  dort  an  einer  ganzen  Anzahl  von  Stellen  Eruptionen,  die 
aus  einem  in  der  Tiefe  darunter  liegenden  Magmaherde  ent- 
stammen. 

Wir  haben  ferner  im  Steinheimer  Becken  ebenfalls  den 
zweifelhaften  Beweis  dafür,  daß  in  miocäner  Zeit  in  der  Tiefe 
Schmelzfluß  aufgestiegen  sein  muß,  wenn  er  auch  nicht  bis  an 
die  Tagesfläche  gelangte.  Denn  die  Emporhebung  der  Dogger- 
scholle im  Boden  des  Beckens  ist  ganz  notwendig  entweder 
•die  Folge  der  Aufpressung  durch  eine  Schmelzmasse  oder  die 
Folge  einer  Kontaktexplosion  durch  eine  Schmelzmasse  (S.  257*), 

Wir  haben  also  an  beiden  nicht  weit  voneinander  ent- 
fernten Orten  die  zweifellosen  Beweise  dafür,  daß  zu  tertiärer 
Zeit  Schmelzfluß  aufgestiegen   war,  der  sich   differenzierte. 

1  Zusammensetzung  des  Grundbebirges  im  Ries.  Jahreshefte  des 
Vorein>  für  vaterländische  Naturkunde  in  Württemberg.  Jahrg.  68, 
Stuttgart  1912,  S.  107-154. 

19 


—     262     — 

Folglich  ist  es  doch  das  Wahrscheinlichste,  daß 
dieser  Schmelzfluß  es  war,  der  die  Kesselbildungen 
(durch  späteres  Absinken  (s.  S.  249  VII)  hervorrief 
und    die    magnetischen    Abweichungen    bedingte. 

Wenn  aber  das  der  Fall  ist,  dann  ist  es  auch  ebenso 
wahrscheinlich,  daß  dieser  Schmelzfluß  in  beiden  Fällen  In- 
trusionsmassen  unter  den  beiden  Kesseln  bildet.  Intrusions- 
massen   aber  sind   mit   Emporpressung  notwendig  verknüpft. 

Meiner  Ansicht  nach  sind  die  obigen  fünf  Be- 
weise für  das  Vorhandensein  einer  flach  gelegenen 
Intrusivmasse  unter  dem  Riesgebiete  zwingend.  Ist 
dem  aber  so,  dann  sind  auch  weiter  zwingend  die 
Folgerungen,  die  sich  daraus  ergeben:  Zunächst  einmal 
die  Notwendigkeit,  daß  eine  Aufpressung  und  Bergbildung  an 
der  Erdoberfläche  erfolgt  sein  muß,  wie  sich  aus  Abschnitt  A 
sub  I,  II,  III  ergibt.  Sodann  die  Notwendigkeit,  daß  die 
sab  VI,  VII,  VIII,  IX  besprochenen  Folgewirkungen  der  Auf- 
pressung sich   eingestellt  haben   müssen. 

Demgegenüber  steht  nun  die  von  W.  Kranz  vertretene, 
schon  vordem  von  E.  SÜSS  ausgesprochene  Ansicht,  daß  keine 
Aufpressung   erfolgt  sei. 

Ich  will  nun  diese  beiden  sich  gegenüberstehenden  Anschau- 
ungen, durch  welche  die  Riesphänomene  ihre  ursächliche  Er- 
klärung finden  sollen,  so  genau  und  so  objektiv  wie  möglich 
prüfen,  indem  ich  das  Bild,  das  jeder  derselben  zugrunde  liegt, 
eingehend  darlege.  Es  genügt  nicht  das  kurze  Schlagwort: 
„Hier  bloße  Explosion,  „dort  Aufpressung  und  Explosion'', 
sondern,  um  ein  Urteil  zu  ermöglichen,  muß  jedes  derselben 
bis  in  seine  letzten  Konsequenzen  hinein  durchdacht  und  dar- 
gelegt werden. 

Der  Gegensatz  der  beiderseitigen  An  seh  auungen 
liegt  also  darin,  daß  wir  eine  Emporpressung  des  Ge- 
bietes (ßergbildung)  und  aus  dieser  Em  por  p  ressung 
folgende  Explosionen  —  also  Explosionen  im  gehobenen 
Gebiete  —  annehmen,  KKANZ  dagegen  nur  eine  über- 
gewaltige Explosion  im  ungehobenen  Gebiete.  Das 
ist  der   Gegensatz. 

Wenn  Kranz  dagegen  am  Schlüsse  (S.  65)  seiner  Arbeit 
diesen  Gegensatz  in  die  Worte  zusammenfaßt:  „Die  Ries- 
phänomene  würden  sich  also  durch  die  (Kranz1)  Sprengtheorie 
erklären  lassen,  während  der  (unser)  Riesberg  manches  deutet, 
vieles  aber  schwer  und  unverständlich  läßt",  so  gibt  diese 
Formulierung  ein  völlig  unrichtiges  Bild  unserer  Anschauung. 
Bei    solcher    Darstellung  werden   ja   die  großen   und   die  mehr- 


—     263     — 

fachen  kleineren  Explosionen  unserer  Erklärung  von  KliANZ1) 
völlig  zum   Verschwinden   gebracht! 

Auch  auf  S.  öO  seiner  Arbeit  spricht  Kranz  nur  von  unserer 
., Riesbergtheorie'1.  Wenn  man  den  Gegensatz  zweier  An- 
schauungen durch  kurze  Schlagworte  kennzeichnen  will ,  so 
muß  das  in  richtig  kennzeichnenden  "Worten  geschehen.  Will 
man  das  hier  tun,  so  steht  KßAKZ'  Sprenghypothese  unserer 
„Hebungs-Sprenghypothese"  gegenüber.  Ich  werde,  um  mög- 
lichst sachlich  zu  sprechen  daher  diese  Bezeichnungen  an- 
wenden. 

Unserer  „Hebungs-Sprenghypothese"  über  den  Verlauf 
der  Dinge  liegt  also  zugrunde  das  Bild  eines  durch  die  In- 
trusionsmasse,  den  Lakkolith  aufgepreßten  großen  Gebietes 
von  25  km  Durchmesser  mit  einer  durch  die  Erosion  bereits 
stark  gegliedert  gewesenen  Oberfläche.  Die  Folge  einer  ge- 
waltsamen Emporpressung  eines  solchen  Gebietes 
liegt  auf  der  Hand.  Eine  vollständige  Zerklüftung 
und  Zerbrechung  des  Gebietes,  so  daß  es  von  zahl- 
reichen teils  flacheren,  teils  tief  hinabreichenden, 
weit  klaffenden  Spalten  durchfurcht  wurde.  Alle 
unterirdischen  und  oberirdischen  Wassermassen  dieses 
Gebietes  konnten  infolgedessen  schnell  und  unge- 
hindert in  die  Tiefe,  in  die  Nähe  des  heißen  Lakko- 
lithes  dringen  —  teils  von  oben  aus  dem  mit  Höhlen  durch- 
setzten Malm,  teils  vielleicht  auch  aus  einem  mehr  zentralen 
See,  also  an  verschiedenen  Stellen  von  verschiedenen  dieser 
Orte  her,  was  doch  das  wahrscheinlichste  ist.  Daher  dann 
Explosionen  an  mehrfachen  Orten,  kleinere  im  Vor- 
ries, die  Vergriesungsgebiete  schufen,  größere  und 
größte  im  Ries,  die  dort  zum  Teil  den  Kessel  schufen, 
indem  sie  seinen  ehemaligen  Inhalt  auf  die  Alb  und 
in  das  Vorries  abfahren  ließen  und  schoben,  und 
die,  wie  jetzt  durch  das  Bohrloch  bei  Nördlingen  er- 
wiesen ist,  auch  die  oberen  Partien  des  Granites  über 
den  Keuper  schoben  und  vielleicht  auch  im  Stein- 
heimer  Becken  den  Dogger  überschoben  (S.  255  u.  257), 

Das  Bild  das  unserer  Anschauung  zugrunde  liegt,  zeigt 
uns  ferner,  daß  die  ungeheuren  Gesteinsmassen,  die  heute  über- 
schoben oben  auf  der  Alb  liegen,  von  dem  erhöhten,  bergigen 
Gebiete  natürlich   sehr  leicht  abwärtsfahren  konnten, 


1  \Y.  Branca:  Bin  Wort  über  die  Ries-Hypothesen.  Jahres- 
hefte und  Mitteilungen  des  Oberrliein.  geolog.  Vereins.  X.  P.  Bd.  111, 
Heft  1,  S.  87-88. 

lit* 


264 


sobald  sie  durch  die  Explosion  den  Anstoß  erhielten;  denn  die 
Bewegung   ging  hier   eben   hinab. 

Endlich  aber  zeigt  uns  unser  Bild,  daß  diese  Explosionen 
gegenüber  dem  vielfach  zerbrochenen,  tief  zerklüfteten,  ge- 
hobenen Gebiete  leichtestes  Spiel  hatten.  Alle  diese 
großen  Schollen  und  Gesteinsmassen  brauchten  durch 
die  Explosionen  nicht  erst  aus  dem  felsenfesten  Ge- 
steinsverbande her  ausgebroch en  zu  werden,  denn  sie 
waren  ja  bereits  durch  die  Emporpressung  heraus- 
gebrochen und  gelockert. 

So  liegt  dieser  von  uns  gegebenen  Erklärung  ein  Bild  zu- 
grunde, in  dem  die  Entstehung  der  Explosionen  und  die  Be- 
werkstelligung der  Überschiebung  auf  die  möglichst  leichteste 
Art  und   Weise  geschehen  konnte. 

Diametral  entgegengesetzt  und  schwierig  liegen 
die  Dinge  bei  dem  Bilde,  welches  der  „Sprenghypo- 
these" der  Ursache  der  Riesphänomene  zugrunde 
liegt.  In  seiner  Zeichnung  wie  mit  Worten  verneint  KRANZ 
jegliche  Aufpressung;  damit  beraubt  er  sich  aber  aller  oben 
aufgezählten  Folgewirkungen  einer  Aufpressung,  durch  die  der 
Vorgang   so   leicht  verständlich   wird. 

Nach  der  Sprenghypothese  soll  also  dort  in  der  Tiefe 
unter  der  Alb  eine  phreatische1)  Explosion  stattgefunden  haben, 
die  aber  von  ungeheurer  Stärke  gewesen  sein  müßte,  da  sie 
ganz  allein  so  ungeheure  Wirkungen  vollbracht  haben  soll! 
Das  ganze,  ca.  25  km  im  Durchmesser  besitzende  Gebiet,  in 
einer  Mächtigkeit  von  mehreren  hundert  Metern,  soll  ja  durch 
eine  im  Zentrum  in  der  Tiefe  erfolgte  riesige  Explosion  radial 
nach  allen  Richtungen  hin  herausgeschoben  und  auf  die  rings 
umgebende  Albhochfläche  hinaufgeschoben  worden  sein.  Natür- 
lich auf  schrägen  Flächen,  so  daß  ein  ganz  flacher,  umgekehrter 
Kegel   sich    ergeben    würde. 

Ganz  wie  die  unsrige,  so  hat  also  auch  diese  Erklärung 
eine  Kontakt- Explosion-)  im  Auge,  nur  daß  diese  hier  un- 
vergleichlich  viel  stärker  als  die  unsere  gewesen  sein  müßte; 
denn  während  bei  unserer  „  Ilebungs-  Sprenghypothese "  alles 
bergab  geschoben  wird,   müßte  bei  der   „Sprenghypothese"   der 


')  E.  Süss  wühlte  den  Ausdruck  von  yQta$ -Brunnen;  also  Ex- 
il unterirdisch  gesammelter  Wassermassen. 
-  Wie  ich  eine  solche  plötzliche  Verwandlung  von  \\  ■> 
Dampf  durch  eine  Schmelzmasse  genannl  hatte,  weil  es  sieh  hier  um 
eine  Kontaktwirkung  handelt,  ganz  \\i>-.  bei  anderen  Kontakterscheinungen 
im  Hof/'  eines  Tiefengesteines.  „Wesen  und  Wirkungen  der  Erdbeben." 
Berlin  1901.     I  ts-Programm. 


—     266     — 

ganze  ungeheure  Gesteinsinhalt  dieses  flachen  Trichters  berg- 
auf geschoben  werden.  Während  dort  das  Herausbrechen  und 
das  Zerbersten  dieser  ungeheuren  Schichtenmasse  durch  die 
Kraft  des  aufpressenden  Lakkolithes  besorgt  wird,  müßte  das 
hier  ganz  allein  durch  die  Kraft  der  Explosion  geschehen. 
Während  dort  endlich  das  ganze  Gebiet  durch  die  Aufpressung 
bis  tief  hinab  zerklüftet  wird,  so  daß  auf  klaffenden  Spalten 
die  Wasser  leicht  in  die  Tiefe  gelangen  können,  um  überhaupt 
die  Explosion  möglich  zu  machen,  fehlt  hier  die  Erfüllung 
dieser  conditio  sine  qua  non  einer  Kontakt-Explosion, 
die   Spaltenbildung,   vollständig. 

In  dem  Bilde,  das  wir  uns  gemacht  haben,  voll- 
zieht sich  also  alles  verhältnismäßig  leicht,  in  dem 
Bilde,  das  sich  KitANZ  gemacht  hat,  unendlich  viel 
schwerer.  Um  jene  conditio  zu  beschaffen,  ist  letztere  Er- 
klärungsweise nun  gezwungen,  die  Spalten  „durch  tektonische 
oder  vulkanische  Erdbeben"  plötzlich  entstehen  zu  lassen. 
Prüfen   wir: 

„Erdbeben."  Gewiß,  durch  ein  solches  werden  Spalten 
erzeugt,  und  namentlich  in  welligem  oder  bergigem  Gelände, 
da  wo  die  Gesteinsmassen  und  -schichten  an  den  Gehängen 
abreißen  und  zu  Tale  rutschen  können,  da  öffnen  sich  breite 
Spalten,  wohl  bis  zu  100'  Tiefe.  Aber  was  will  das  sagen 
gegenüber  den  tatsächlichen  Verhältnissen  des  vorliegenden 
Falles,  wo  die  klaffenden  Spalten  sich  mindestens  1000  bis 
2000  m  tief,  bis  in  die  Nähe  des  Lakkolithes  hinab,  weit 
geöffnet  haben   mußten. 

Welches  Erdbeben  hätte  je  bis  in  solche  Tiefe  hinab 
weit  klaffende  Spalten  erzeugt;  denn  auf  das  Klaffen  kommt 
es   hier   an. 

Erdbeben  als  Ursache  der  nötigen  Spalten  anzunehmen, 
erscheint  mir  somit  als  ein  völlig  aussichtsloser  Erklärungs- 
versuch. Aber  es  kommt  hier  nicht  darauf  an,  dem  wissen- 
schaftlichen Gegner  die  Unmöglichkeit  seiner  Behauptung  nach- 
zuweisen,  sondern   objektiv   abzuwägen. 

Erdbeben  sind  nur  Wirkungen,  si<>  können  unmöglich  die 
Ursache  gewesen  sein.  Also  die  Erdbeben  haben  selbst  eine 
Ursache,  und  es  fragt  sich,  ob  diese  die  Veranlassung  zur 
Bildung  so  tiefer  .und  klaffender  Spalten  gewesen  sein 
könnte. 

KRANZ  spricht  von  „tektonischen"  Beben.  Es  ist  mithin 
zu  prüfen,  ob  etwa  in  tektonischen  Vorgängen  die  Ursache 
gesucht  werden  dürfte.  Ich  halte  «las  hier  für  sehr  unwahr- 
scheinlich.    Ist   denn    irgend    ein  Anhalt   für   die   Annahme   vor- 


266 


handen,  daß  in  jungmiocäner  Zeit  der  Gebirgsdruck  gerade 
diesen  Teil  der  Alb  so  stark  zerklüftet  hat,  und  daß  er  —  die 
Hauptbedingung  —  so  weit  klaffende  Spalten  geschaffen  hat, 
daß  das  Wasser  schnell  in  die  Tiefe  gelangen  konnte?  Meiner 
Ansicht  nach  liegt  dafür  kein  Anhaltspunkt  vor;  und  KRANZ 
selbst  unterstützt  mich  in  dieser  Auffassung!  Hat  er  sich 
doch  soeben  völlig  losgesagt  von  seiner  früheren  Erklärung, 
daß  das  Riesgebiet  als  Horst,  d.  h.  infolge  von  Zerklüftung 
durch   Gebirgsdruck,   entstanden   sein  sollte. 

Aber  Kranz  spricht  auch  von  „vulkanischen  Beben  '.  Es 
fragt  sich  somit,  ob  etwa  die  Eruptionen  des  Riesgebietes  so 
gewaltige  Spaltenbildungen  erzeugt  haben  könnten.  Ich  wüßte 
nicht,  daß  mit  Eruptionen  eines  Vulkanberges  oder  gar  kleinerer 
vulkanischer  Ausbruchsstellen  —  nur  um  letztere  handelt  es 
sich  beim  Ries  —  jemals  eine  Bildung  so  tiefer,  klaffender 
Spalten  verbunden  gewesen  wäre;  oberflächlicher  Spalten 
wohl,    aber  so   tief  hinabsetzender  nicht. 

Wohl  aber  könnte  die  Ursache  dieser  Spaltenbildung  in 
kryptovulkanischen,  in  magmatischen  Vorgängen  zu  suchen 
sein,  die  ja  ebenfalls  Erdbeben  erzeugen.  Also  an  magma- 
tische Beben   müßte  man   denken1). 

Damit  wären  wir  dann  aber  bei  unserem  Lakko- 
lith  als  Ursache  sowohl  des  Bebens  als  auch  der 
Spaltenbildung  angelangt:  denn  selbstverständlich 
mußten  mit  dem  Vorgange  der  Aufpressung  und  Zer- 
spaltung  des  gehobenen  Riesgebietes  bis  tief  hinab 
ganz  ungeheure  Erderschütterungen  vorhanden  sein 
(s.   hier  S.  251). 

Man  sieht  somit,  daß,  wenn  die  ,,  Spreng hypo- 
these"  ein  so  übergewaltiges  „vulkanisches"  Erd- 
beben als  Ursache  der  Entstehung  so  tiefer,  klaffen- 
der Spalten  voraussetzt,  daß  das  nur  ein  krypto- 
vulkanisches  sein  könnte,  daß  also  Kranz,  ohne  sich 
dessen  bewußt  zu  sein,  für  unsere  Vorstellung  ein- 
tritt: denn  hier  kann  als  wirkliche  Ursache  des 
Beben3  nur  unser  aufpressender  Lakkolith  namhaft 
gemacht  werden.  Niemand  wird  doch  ernstlich  glauben 
wollen,  daß  die  verhältnismäßig  armseligen  Eruptionserschei- 
nungen, wie  sie  im  Riesgebiete  in  Tuff-  und  Schlacken-Aus- 
würfen sich  kundgegeben  haben,  die  Ursache  eines  so  ungeheuer- 


\V.  Brak  CA:  Erdbeben.  Deutsche  Revue.  Verlagsanstalt  Stutt- 
gart 1911.  Vgl.  auch  das  Referat  darüber  im  Zentralblatt  für  Geologie 
im 'i    1'a.läontologie  von    KeILHAOK    L913. 


-     267     — 

lieh  wirksamen  ^vulkanischen"  Bebens  gewesen  sein  könnten. 
Dazu  bedurfte  es  einer  ganz  ungemein  viel  bedeutenderen 
Ursache;   und   diese  kann   dann   nur  unser   Lakkolith   sein. 

Es  ergibt  sich  also  klar,  daß,  sobald  man  unsere 
Emporpressung  ausschaltet  und  nur  Explosion  gelten 
lassen  will,  man  keine  genügen  de  Ursache  tieferund 
k  1  äffender  Spaltenbil  du  ng  zur  Verfügung  hat,  welche 
die  conditio    sine  qua  non    für  diese   Explosion   ist. 

Indessen  einem  solchen  von  jeder  Emporpressung  ab- 
sehenden Erklärungsversuche  stellt  sieh  noch  eine  andere  er- 
hebliche Schwierigkeit  in  den  Weg:  Das  ist  die  für  eine 
solche  Hypothese  absolut  notwendige  Konzentration  aller  Wasser- 
massen in  dem  zentralen  Teile  des  Riesgebietes.  Wenn  ledig- 
lich durch  eine  einzige  riesige  Explosion  ein  Gebiet  von 
25  km  Durchmesser  aus  der  Tiefe  von  mehreren  hundert  Metern 
radial  heraus-  und  auf  die  Alb  hinaufgeschoben  werden  sollte, 
dann  mußte  das  ganze  explodierende  Wasser  gewissermaßen  an 
einem  Punkte,  also  im  zentralen  Gebiete,  konzentriert  und  dort 
plötzlich  in  die  Tiefe,  dem  Schmelzfluß  entgegengebracht  werden. 

Woher  wäre  nun  dort  eine  solche  Konzentration  ent- 
standen ? 

KRANZ  hat  freilich  ein  kleines  Modell  von  3  m  Durch- 
messer mauern  lassen,  im  Zentrum  dieses  dann  Schwarzpulver 
als  schiebenden  Sprengstoff  vermauert,  diesen  zur  Explosion 
gebracht   und   nun   schiebende    Wirkung  dabei   beobachtet. 

So  interessant  auch  jeder  derartige  kleine  Versuch  in  der 
Geologie  ist,  so  sollte  man  sich  doch  hüten,  ihn  ohne  weiteres 
für  beweisend  für  Naturgeschehnisse  anzusehen.  Meiner  An- 
sicht nach  beweist  dieser  Versuch  für  die  Entstehung  des 
Rieskessels  nicht  nur  gar  nichts,  sondern  es  war  auch  a  priori 
ausgeschlossen,  daß  er  etwas  dafür  beweisen  konnte.  Er  be- 
weist nur,  daß  man  mit  Hilfe  gewisser  Sprengmittel  eine 
schiebende   Wirkung   ausüben   kann. 

Aber  dazu  bedurfte  es  keines  Beweises.  Schon  in  meiner 
Arbeit  über  das  Vorries1)  habe  ich  auf  den  Unterschied 
zwischen  brisanten,  also  zerschmetternden  und  mehr  nur 
schiebenden  Sprengmitteln  hingewiesen,  der  allen  mit  Spreng- 
übungen  Vertrauten  eine  längst  bektinnte  Sache  ist.  Neues  in 
dieser  Beziehung  war  mithin  durch  einen  Versuch  auf  keine 
Weise   zu   erwarten. 

Für  das  Ries  beweist  dieser  Versuch  nichts;  denn  wenu 
ein  Experiment    beweisende   Kraft    haben    soll,    so    müssen    in 

')  S.  32,  33. 


—     2  b' 8      — 

ihm  alle  diejenigen  Bedingungen  erfüllt  werden,  welche  in  der 
Natur  bei  dem  zu  untersuchenden  Objekte  obwalten.  Wenn 
dagegen  in  dem  Experimente  —  und  das  ist  hier  der  Fall 
—  ganz  andere  Bedingungen  obwalten  als  in  der  Natur, 
dann  hat  es  als  Beweismittel  keinen  Wert.  Bei  dem  Modell 
wurde  1.  die  ganze  Masse  des  Sprengmittels  an  einem  Punkte 
konzentriert;   wurde   2.    das   Zentrum   dazu   ausgewählt;    wurde 

3.  das   SprengmiUel   vermauert,    also   fest  eingekapselt;     wurde 

4.  eine   genügend   große  Masse   des  Sprecgmittels   genommen. 

Beim  Ries  aber  lagen  alle  diese  Dinge  nicht  so.  Weder 
war  eine  so  gewaltige  Wassermasse  vorhanden,  noch  war  das 
Wasser  im  Zentrum  vereinigt,  noch  war  es  fest  eingekapselt, 
noch   wirkt   Wasserdampf  immer  schiebend. 

Man  stelle  sich  das  Kalkgebirge  der  Alb  vor.  Oben  die 
Malmkalke,  in  denen  allein  unterirdische  Wasseransammlungen 
sich  finden  können.  Darunter  die  ton-  und  sandsteinreichen 
Dogger-Lias-Keuperbildungen;  darunter  der  Granit.  Wie  sollen 
die  relativ  wenigen  '),  getrennt  voneinander  liegenden  Wasser- 
raassen  in  den  unterirdischen  Höhlen  und  Bächen  des  Malm 
an  Masse  genügen,  um  eine  so  ungeheuer  große  Wirkung  aus- 
zuüben? Wie  sollten  sie  sich  plötzlich  im  zentralen  Teile  des 
Riesgebietes  vereinigen'?  Da  bei  der  „Sprenghypothese"  die^ 
Spalten  fehlen,  auf  denen  das  Wasser  rasch  in  die  Tiefe  laufen 
konnte,  so  konnten  diese  isolierten  Wassermassen  bei  einer 
Explosion  höchstens  die  Malmkalke,  in  denen  sie  sitzen, 
beseitigen. 

Wir  werden  doch  unmöglich  annehmen  dürfen,  daß  in 
dem  damaligen,  jetzt  evakuierten  Riesgebiete  mehr  Höhlen 
und  unterirdische  Bachläufe,  also  größere  Wassermassen  vor- 
handen gewesen  seien,  als  das  heute  durchschnittlich  der  Fall 
ist.  Ganz  im  Gegenteil,  es  müssen  damals,  zur  Zeit  der  Ries- 
entstehung, weniger  als  heute  vorhanden  gewesen  sein,  wie 
eine  einfache    Überlegung1)   sogleich   zeigen    wird. 


')  Man  betrachte  den  Steilabfall  der  Alb,  der  uns  ju  einen  Auf- 
schluß von  gigantischer  Längserstreckung  darbietet,  wie  ihn  der  Geologe 
größerer  kaum  wünschen  kann.  Keine  Bohle,  kein  unterirdischer 
erlauf,  welche  in  diesem» Aufschluß  münden  —  also  kein  senkrecht 
oder  schräg  zum  Steilabfall  laufender  —  können  unserem  Blicke  ent- 
gehen. (Nur  die  parallel  demselben  verlaufenden,  oder  die  uocb  nicht 
bis  zum  Steilabfall  bindurcbgefressenen  könnten  verborgen  bleiben.) 
Alier  wie  armselig  wenige  kennen  wir  gegenüber  der  Masse  der  Albtafel. 

Diesi  !■  tzigen  Bohlen  und  Wasserläufe  im  Jurakalkgebirge  Bind 
aber  das  Werk  der  auflösenden  Tätigkeil  des  Wassers  seit  der  langen 
Zeit  von  dei  Hebung  an,  also  seit  aller  oberster  Jurazeit  (die  bekannt 
lieh  in  der  Alb  keine  Ablagerungen  mehr  hinterlassen  bat),  oder  sagen 


—     269      — 

Diese  verhältnismäßig  kleinen  Wassermassen  können  wohl 
hingereicht  haben,  um  an  getrennten  Orten  die  große  sowie 
die  kleineren  Explosionen  zu  erzeugen,  wie  wir  sie  bei  unserer 
,,Hebungs-Sprenghypotheseu  benötigten  und  annahmen1),  zumal 
diese  die  dazu  nötigen  Spalten,  um  das  Wasser  in  die  Tiefe 
zu  leiten,  zur  Verfügung  hat.  Wie  aber  sollten  diese  isolierten 
Wassermassen  hingereicht  haben,  eine  so  übergewaltige  Explosion 
zu  erzeugen,  wie  sie  nötig  gewesen  wäre,  um  den  Inhalt  eines 
Kessels  von  ca.  25  km  Durchmesser  mehrere  hundert  Meter 
hinauf  auf  die  Alb  zu  schieben,  zumal  da  bei  dieser  Spreng- 
hypothese die   nötigen   Spalten  fehlten? 

Doch  nicht  nur  die  große  dazu  nötig  gewesene  Wasser- 
menge, sondern  auch  die  in  der  Mitte  des  Riesgebietes  nötig 
gewesene  Vereinigung  aller  dieser  kleineren  voneinander  ge- 
trennten Wassermassen  zu  einer  einzigen  bereitet  unüberwind- 
liche Schwierigkeiten.  Die  Spalten  hätten  ja  mehr  oder  weniger 
radial  zum  mittleren  Teile  des  Riesgebiets  hin  verlaufen 
sein  müssen  —  eine  Annahme,  die  völlig  in  der  Luft  schweben 
würde.  Wenn  sie  das  nicht  taten,  dann  konnte  es  ja  gar  nicht 
zu  einer  zentralen  Vereinigung  der  getrennten  Wassermassen 
kommen  I 

Nun  kann  man  freilich  in  dem  zentralen,  stark  erodiert 
gewesenen  Gebiete  des  Rieses  außer  jenen  unterirdischen  Wasser- 


wir  rund  seit  Beginn  der  Kreidezeit.  Folglich  müssen  in  ober- 
miocäner  Zeit,  als  die  Kiesexplosionen  erfolgten,  erst 
weniger  H  oh  Irä  u  nie   gebildet  gewesen   sein    als    heutzutage. 

Ja,  die  Sache  lag  vielleicht  damals  noch  ungünstiger:  Es  ist 
bekanntlich  eine  auffallende  Erscheinung,  daß  wir  in  der  Alb  wie  in 
manchen  anderen  Kalkgebirgen  wohl  Spalten  und  Höhlen  erfüllt  mit 
diluvialem  H <"> 1 1 1 •  nlehm  und  diluvialen  Tierresten  finden,  nicht  oder 
wenig  aber  mit  tertiären  oder  gar  noch  cretaeeischen  Tierresten.  Wie 
ist  das  zu  erklären?  Entweder  muß  man  folgern,  daß  fast  alle  in 
tertiärer  und  cretaeeischer  Zeit  entstandenen  Höhlen  und  unterirdischen 
Wasserläufe  mit  den  sie  einschließenden  Schichten  fasl  spurlos  ab- 
getragen, der  Erosion  zum  Opfer  gefallen  seien,  sc  daß  also  die  jetzt 
vorhandenen  wesentlich  erst  seit  diluvialer  Zeit  entstanden  wären.  Das 
ist  wenig  glaublich.  Oder  man  muß  folgern,  daß  zur  Zeil  der  Riesbildung 
ersl  -ehr  viel  weniger  Höhlen  usw.  sieh  gebildel  hatten,  weil  ja  das 
Wasser  damals  noch  nicht  so  lange  wie  beute  auf  das  Gebirge  ein- 
gewirkt  hatte. 

Die  Sache  liegt  ziemlich  unklar:  denn  der  Zeitraum  vom  Beginn 
der  Hebung  am  Ende  der  Jurazeil  bis  zum  Obermiocän,  der  Zeit  der 
Etiesentstehung,  war  offenbar  ganz  unvergleichlich  viel  länger  als  der 
vom  I  Ibermiocän  bis  heute. 

Auf  jeden  Fall  können,  wie  gesagt,  in  obermioeäner  Zeil  nicht 
mehr,  sondern  eher  nur  weniger  Höhlen  und  unterirdische  Wasserläufe 
als  heute  im  Adbkörper  gesteckt  haben. 

')  Vorries,  S.  14,32,36. 


—      270      — 

massen  auch  noch  die  Ansammlung  einer  größeren  Wasser- 
masse in  Form  eines  offenen  Wasserbeckens  annehmen,  dessen 
Inhalt  sich  dann  auf  offenen  Spalten  schnell  nach  der  Tiefe 
hin  entleert  hätte.  Ich  selbst  habe  ja  schon  die  Möglichkeit 
der  Ansammlung  einer  solchen  Wassermasse  betont.  Aber  man 
stelle  sich  doch  einmal  nüchtern  vor,  was  erfolgen  mußte, 
wenn  plötzlich  klaffende  Spalten  auf  dem  Boden  dieses  Wasser- 
beckens aufrissen,  auf  denen  das  Wasser  in  die  Tiefe  strömte. 
Entweder  verschwand  das  ganze  Wasser  in  den  tiefen, 
klaffenden  Spalten,  so  daß  das  Wasserbecken  leer  lief.  In 
der  Tiefe  der  Spalten  verwandelte  sich  das  Wasser  in  Dampf 
und  schoß  den  oberen  Teil  der  Wassersäulen  in  die  Luft, 
oder  es  verblieb  ein  Teil  des  Wassers  im  Becken,  dann 
würden  durch  diese  Wassermassen  hindurch  Dampfmassen  in 
die  Höhe  geblasen  sein.  Nach  oben  hin  war  ja  der 
Widerstand  so  unendlich  viel  geringer  als  nach 
den  Seiten  hin,  daß  das  explodierende  Wasser  seine 
schiebende  Kraft  nach  den  Seiten  hin  wenig  aus- 
üben  konnte. 

Was  wäre  denn  geworden,  wenn  Kranz  bei  seinem 
kleinen  Modell  das  Schwarzpulver,  anstatt  es  in  der 
Tiefe  zu  vergraben  und  fest  einzukapseln,  unter 
leichter  Bedeckung  oben  hingelegt  hätte?  Es  wäre 
natürlich  nach  oben  hin  verpufft  und  hätte  keine 
schiebende    Wirkung   ausgeübt. 

Also  die  Wassermassen,  auf  welche  Kranz  seine 
Sprenghypothese  aufbaut,  sind  meiner  Ansicht  nach 
ungenügend  an  Masse  und  ungenügend  an  Konzen- 
tration und  ungenügend  fest  eingekapselt  gewesen,  um  eine 
Riesenexplosion   zu    bewirken. 

Nur  ein  anderes,  von  KRANZ  aber  gar  nicht  in  Erwägung 
Gezogenes  könnte  gewaltige  Wassermassen  geliefert  haben:  die 
Juranagelfiuhe,  bzw.  die  von  ihr  herrührenden,  durch  die 
Überschiebungen  geglätteten  und  gekritzten  „Buchberggerölle'* 
deuten  auf  die  ehemalige  Nähe  des  Molasse-Meeres.  Wie 
nun,  wenn  dieses  das  nötige  Wasser  geliefert  hätte,  um  eine 
riesige   Explosion   zu   erzeugen?   wie   beim   Ilakata. 

Freilich  würde  dazu  n<">tig  sein,  daß  die  Explosion  schon 
in  mittel miocäner  Zeit  erfolgt  wäre,  in  welcher  das  Meer  noch 
in  der  Nähe  war.  Aber  KRANZ  will  ja  gerade  die  Riesbildung 
in  obermiocäne  Zeit  verlegt  wissen,  in  der  das  Meer  schon 
hunderte  von  Kilometern  weit  entfernt  war.  Indessen,  ich  will 
trotzdem  einmal  eine  Explosion  zu  mittelmiocäner  Zeit  an- 
nehmen,   denn    es   kommt  ja    hier   nur   darauf  an,   objektiv   den 


—     271      — 

•einen  Erklärungsversuch  gegen  den  anderen  abzuwägen,  nicht 
den   Gegner  ad   absurdum   zu   führen. 

Dann  hätte  die  Sache  also  wie  beim  Rakata  gelegen. 
Aber  gerade  der  Rakata  liefert  den  schönsten  Beweis 
dafür,  daß  eine  explodierende  große  Wassermasse 
keineswegs  immer  schiebend  wirken  muß,  wie  die 
„Sprenghypothese"  das  annimmt.  Wo  ist  denn  am 
Rakata  auch  nur  eine  Spur  von  jener  schiebenden  Kraft,  von 
jenen  Überschiebungen  vorhanden,  wie  wir  sie  am  Ries  finden? 
Teils  in  die  Luft  geblasen,  teils,  und  wohl  zum  viel  größeren 
Teile,  in  den  durch  die  Explosion  geöffneten  Hohlraum  hinab- 
gestürzt ist  die  verschwundene  Masse  der  Insel.  Die  stehen- 
gebliebene Masse  aber?  Senkrecht  starrt  ihre  830  m  hohe 
Abrißwand  uns  entgegen  anstatt  einer  sanft  geneigten  Schub- 
fläche, wie  das  der  Fall  sein  müßte,  wenn  man  den  Rakata  mit 
Recht  als  ein  Analogon  der  Riesbildung  im  Sinne  der  „Spreng- 
hypothese" betrachten  könnte.  Senkrecht  und  sanft  geneigt  — 
das  sind  doch  diametrale  Gegensätze,  aus  denen  mit  Deutlich- 
keit hervorgeht,  daß  bei  der  Bildung  des  Rakataereignisses 
eben  gerade  nicht  an  Kranz'  Fladdermine  gedacht  werden  darf. 

Beim  Rakata  hat  also  offenbar  das,  obgleich  in 
ungeheuren  Mengen  vorhandene  Wasser,  der  „Spreng- 
hypothese" zum  Trotz  nicht  schiebend,  sondern  zer- 
schmetternd, hochblasend  gewirkt,  und  dann  ist  der 
Einsturz   erfolgt. 

Man  sieht,  die  Natur  hat  für  uns  im  Rakata  ein 
unendlich  viel  großartigeres,  viel  naturgetreueres, 
daher  überzeugenderes  Modell  der  Riesexpl  osion  ge- 
macht,  als   das   KllANZSche   Modell   es   sein   konnte. 

Aber  die  Natur  hat  uns  noch  ein  zweites,  oder 
richtiger  gesagt,  noch  ca.  125  Modelle  geliefert,  die 
alle  ausnahmslos  zugunsten  der  von  uns  vertretenen 
Ansicht  sprechen:  Das  sind  die  mehr  als  125  Maarkanäle 
im  Vulkangebiete  von  Urach.  Durch  jeden  einzelnen  von  ihnen 
wird  wiederum  der  Beweis  erbracht,  daß  explodierende  Wasser- 
massen keineswegs  schiebend  wirken  müssen,  sondern  daß  sie 
durchaus  brisant,  zerschmetternd  wirken  können.  Auch  an 
keiner  einzigen  dieser  125  Durchbruchsröhren  ist  auch  nur 
an  einer  einzigen  Stelle  des  Umfanges  ihrer  Mündung  eine 
schräge  Schubfläche  entstanden.  Ausnahmslos  haben  sie  senk- 
rechte  Wandungen1),   ganz   wie   am    Rakata. 


')  Daß  aber  auch  hier  die  Explosionen  darch  Wasserdampf  her- 
vorgerufen   wurden,    diese    Auffassang    wird    auch    durch    E.  Süss    ge- 


Zusammenfassend  möchte  ich  also  den  Inhalt  der 
obigen  Ausführungen  dahin  präzisieren,  daß  die  Bedingungen, 
unter  denen  Kranz  sein  Experiment  anstellte,  nicht  den 
Bedingungen  entsprachen,  wie  sie  beim  Ries  vorhanden  waren. 
Daß  aber  umgekehrt  die  Bedingung,  unter  der  die  Natur  das 
gewaltige    Experiment    der    Rakata-Explosion     und     die    gegen 


teilt.  Daß  Wasser  nicht  immer  schiebend  zu  wirken  braucht,  wie  aus 
den  Uracher  Kanälen  sich  ergebe,  gibt  auch  Kranz  zu.  (Zentralbl.  f. 
Min.,  Geol.,  Pal.  1912,  S.  412.) 

Daß  diese  Kanäle  der  Vulkan-Embryonen  des  Gebietes  von  Urach 
nicht  durch  die  ganze  gewaltige  Dicke  der  Erdrinde,  sondern  nur  durch 
den  oberen  Teil  der  letzteren  hindurchgeschlagen  wurden,  während 
in  der  Tiefe  der  Schmelzfluß  vermutlich  auf  einer  großen  Spalte  bzw. 
in  einem  Hohlraum  aufgestiegen  war,  das  habe  ich  in  meiner  Arbeit 
über  diese  Vulkan-Embryonen  gesagt  und  neuerdings  in  meiner  Er- 
widerung auf  Kranzs  Angriffe  wieder  darauf  verwiesen.  (Zentralbl.  f. 
Mineral.  Geol.,  Paläont.  1911,  S.  398).  Ich  habe  also  gar  nicht  an- 
genommen, daß  diese  Kanäle  —  wie  man  das  aus  Kranz"  Worten 
S.  412  notwendig  annehmen  muß  —  „aus  den  heißen  Tiefen  der  Erde" 
lediglich  durch  Explosionen  gemacht  worden  seien.  Ebenso  wirkt  es 
irreführend,  wenn  Kranz  —  der  im  übrigen  ja  hier  durchaus  bestrebt 
ist,  mir  gerecht  zu  werden  — ,  dann  gleich  dahinter  seine  eigene  Ansicht 
mit  den  Worten  einleitet:  „Da  scheint  es  mir  doch  glaubhafter",  um 
dann  aber  eigentlich  nur  zu  sagen,  was  ich  mit  anderen  Worten  ja 
nur  gesagt  hatte.  Ich  bin  daher  gezwungen,  an  dieser  Stelle  meine 
damaligen  Worte  nochmals  zu  wiederholen,  um  dem  vorzubeugen,  daß 
bei  solchen,  die  meine  Arbeit  nicht  gelesen  haben,  und  wer  könnte 
alle  Arbeiten  lesen,  die  Legende  entsteht,  ich  habe  ganz  anderes  ge- 
schrieben  und  vertreten,  als  tatsächlich  der  Fall   ist. 

In  „Schwabens  125  Vulkan-Embryonen"  habe  ich  S.  628  u.  <>30 
gesagt: 

S.  628:  „Damit  will  ich  nicht  sagen,  daß  ich  diese  Beziehungen 
zwischen  Spalten  und  Vulkanen  als  Ursache  und  Wirkung  bestreite. 
Das  kommt  mir  gar  nicht  in  den  Sinn.  Ich  will  nur  einer  Ver- 
allgemeinerung dieses  Satzes  entgegentreten,  da  ich  das  \  orhandensein 
von  Spalten  auf  Grund  der  im  Gebiete  von  Urach  gemachten  Er- 
fahrungen nicht  als  conditio  sine  qua  non  für  die  Knt>tehung  von 
Maaren   betrachten   kann.* 

S.  fi.'IO:  „Wohl  wird  unter  dem  ganzen  vulkanischen  Ge- 
biete von  Urach  in  der  Tiefe  ein  großer  Bohlraum,  ein  lierd 
vorhanden  gewesen  sein,  in  welchem  die  Schmelzmassen 
sich  mehr  als  an  anderen  Orten  der  Erdoberfläche  genähert 
befanden,  an  welchem  sie  in  einem  höheren  Niveau  standen 

anderwärts.  Wohl  mögen  vielleicht  von  diesem  Herde 
aus  verschiedene  klaffende  Spalten  nach  aufwärts  in  die 
Erdrinde  gegangen  sein,  in  welchen  die  Schmelzmassen 
abermals  höher  steigen  konnten.  Wohl  mögen  auch  diese 
Bruchlinien  hie  und  da  hinauf  bis  an  die  Erdoberfläche 
gereicht  haben:  trol  /.dem  aber  scheint  es  mir,  daß  diesen 
letzteren  Teil  ihres  Weges  zur  Erdoberfläche  unsere 
Schmelzmassen  ganz  vorwiegend  aufKanälen  zurücklegten, 
welche  sie  sich  durch  ihre  Gase  Belbsl   bohrten." 


—     •?; 


125  kleineren  Experimente  der  Maarkanäle  bei  Urach  an- 
stellte, ganz  der  Bedingung  entsprachen,  welche  die  „Spreng- 
hypothese" voraussetzt,  uämlich  Vorhandensein  großer  Mengen 
explodierenden  Wassers;  und  dennoch  erfolgte  hier  nirgends 
ein   Schieben,   wie   es   die    „Sprengbypothese"    annimmt. 

Gerade  umgekehrt  hat  nun  das  winzige  KRAXZsche 
Experiment  mit  Schwarzpulver  solcbe  schrägen  Schubflächen 
geliefert,  auf  denen  ein  Heraufschieben  der  Masse  sich  vollzog: 
und  haben  die  großen  Naturexperimente  mit  "Wasserdampf 
keine  solchen  schrägen  Schubfliichen  geliefert,  und  kein  Herauf- 
schieben   der   Massen   hat  stattgefunden. 

Nun  macht  aber  Kranz  als  vermeintlichen  Beweis  für 
die  Richtigkeit  der  „Sprenghypothese"  geltend,  daß  am  Ries 
nach  seiner  Entstehung  ringsum  eine  solche  schräge  Schub- 
fläche vorhanden  gewesen  sei,  und  daß  noch  heute  an  einigen 
Stellen  solche  schrägen,  zum  Ries  hin  einfallenden  Flächen  sich 
fänden:   so  am  Blassenberg,  Reimersberg,  Goldberg,  Röthenberg. 

Aber  was  wollen  diese  kleinen  Vorkommen,  an  denen 
man  eine  Neigung  gegen  das  Ries  hin  beobachten  kann,  sagen 
gegenüber  dem  ganzen  übrigen  Umkreise  des  Rieskessels,  an 
und  in  dem  man  nichts  davon  sieht,  an  dem  vielmehr  ein 
Steilrand  vorhanden   ist. 

Unmöglich  wird  man  natürlich  denken  dürfen,  daß  die 
angeblich  ursprünglich  vorhanden  gewesene,  ganz  sanft  aut'wärts- 
steigende  Schubfläche  später  durch  die  Erosion  bis  auf  einige 
noch  heut  erhaltene  Stellen  in  einen  Steilrand  umgewandelt 
worden   sei. 

Durch  die  Erosion  kann  wohl  allmählich  ein 
steiler  Abfall  in  einen  schrägen  verwandelt  werden, 
nicht  aber  umgekehrt  ein  schräger  in  einen  steilen. 
Letzteres  jedoch  müßte  hier  der  Fall  gewesen  sein, 
wenn   Kranzs  Vermutung  das   Richtige   träfe. 

Auch  die  etwaige  Vorstellung,  daß  durch  das 
spätere  Einsinken  des  Riesgebietes  dieser  schräge 
Rand  in  einen  steilen  verwandelt  worden  sei,  wäre 
unhaltbar.  Der  schräge  Rand  könnte  durch  das  Einsinken 
höchstens  in  zwei  Teile  zerbrochen  sein:  einen  peripheren, 
den  man  noch  ringsherum  sehen  müßte,  und  einen  inneren, 
der  ebenfalls  in  seinem  peripheren  Teile  sichtbar  sein  müßte, 
wiilirend  der  mehr  zentrale  immerhin  durch  Schutt  und  Sedi- 
mente  verhüllt  sein   könnte.      Nichts   ist  davon   zu  sehen. 

Mir  scheinen  viel  natürlichere  Krklärungen  näher  zu  liegen: 
"Wenn  ein  so  gewaltiger  Pfropfen  aus  der  Albhochfläohe  heraus- 
gebrochen,   in  die  Höhe  gepreßt  wurde,   und  wenn   dann  schlief- 


—     274     — 

lieh  eine  große  und  mehrere  kleinere  Explosionen  entstanden, 
dann  wird  selbstverständlich  auch  der  stehengebliebene 
Rand  in  Mitleidenschaft  gezogen,  also  zerbrochen  werden. 
Wenn  dann  nun  später  ein  Wiederhinabsinken  des 
Emporgepreßten  stattfindet  (S.  24,9  VII),  dann  werden 
selbstverständlich  auch  einzelne  Schollen  des  Randes 
sich  in  das  hinabsinkende  Gebiet  hineinneigen.  Auf 
solche  Weise  erklärt  sich  ungezwungen  die  Tatsache,  daß  an 
einigen  wenigen  Stellen  der  Rand  des  Rieskessels  schräg  zum 
Rieskessel  hinabsteigt,  an  dem  ganzen  übrigen  Teile  des  Um- 
kreises  aber  steil   abfällt. 

Aber  noch  eine  andere  Möglichkeit  liegt  vor.  Man  denke 
sich,  daß  in  dem  emporgepreßten  Pfropfen  durch  Ex- 
plosionen hie  und  da  eine  horizontale  Schubfläche  —  wie 
Kranz  das  betont  —  entstanden  sei,  auf  der  die  Massen 
anstatt  gleich  schräg  abwärts,  zunächst  horizontal  hinaus- 
geschoben worden  wären.  Wenn  dann  die  Scholle,  auf  der 
sich  vielleicht  eine  solche  horizontale  Schubfläche  gebildet 
hätte,  sj)äter  einsank,  dann  mußte  sie  leicht  eine  Neigung 
nach   außen   aufwärts   annehmen. 

Endlich  besteht  noch  eine  dritte  Möglichkeit:  Es  könnte 
im  Ries  selbst  die  Neigung  dieser  Schollen  auch  noch  hie 
und  da  durch  eine  unter  ihnen  stattgefundene  kleinere 
Explosion  eines  unterirdischen  Wassers  hervorgerufen  oder 
verstärkt  worden  sein:  denn  die  Vorstellung  der  ,, Spreng- 
hypothese'', daß  alles  unterirdische  Wasser  sich  nur  an  einem 
einzigen  Orte  zu  einer  einzigen  Explosion  vereinigt  haben 
sollte,  ist  ja,  so  scheint  mir  aus  meinen  vorhergehenden  Aus- 
führungen sicher  hervorzugehen,  eine  unhaltbare.  Ja,  sie  ist 
direkt  erwiesen  eine  nicht  zutreffende,  wie  aus  dem  Vorhanden- 
sein der  verschiedenen  Vergriesungsgebiete  im  Vorries  sich 
ergibt,  die  doch  durch  isolierte  kleinere  Explosionen  ent- 
standen  sind. 

Endlich  könnte  viertens  auch  die  Erosion  mitgeholfen 
haben,   schräge   Flächen   zu   verstärken. 

Nach  dieser  meiner  Erklärung  der  Entstehungs- 
raögl  ichkeiten  jener  schrägen  Flächen  wären  die 
letzteren  also  nicht  als  Teile  einer  vom  Ries  aus 
schräg  aufwärts  ansteigenden  Schubfläche  ent- 
standen, wie  KRANZ  will,  sondern  als  in  den  Ries- 
kessel  hinein  abwärts  sich  neigende  Flächen.  In  der 
Erscheinungs  weise  wären  diese  ganz  ebenso  aus- 
sehend wie  jene:  in  der  Genesis  aber  wären  die 
einen   das   gerade   Gegenteil    der   anderen. 


—      27Ö      — 

Für  mich  gibt  es  angesichts  so  erdrückender  Beweise 
keinen  Zweifel  an  dem  Vorhandensein  einer  Intrusivmasse 
unter  dem  Ries.  Ist  dem  aber  so,  dann  gibt  es  kein  Markten 
mehr:  Eine  Intrusionsmasse,  zumal  eine  so  flachliegende,  wie 
wir  —  ganz  ebenso  aber  auch  Kränz  —  sie  annehmen,  muß 
emporpressend  wirken;  auch  dann,  wenn  man  sich  auf  den 
Boden   der  Aufschmelzlehre   stellen   will. 

Über  den  Betrag  der  Aufpressung,  also  die  Höhe  des 
ehemaligen,  jetzt  ja  in  einen  Kessel  verwandelten  Berges 
haben  wir  nie  eine  Meinung  geäußert.  Da  der  Kessel  einige 
hundert  Meter  tief  ist,  so  könnte  man  vielleicht  höchstens  an 
eine  ähnliche  oder  etwas  größere  Höhe  des  Berges  denken. 
Unterstellt  ist  uns  freilich  von  gegnerischer  Seite,  als  angeblich 
notwendig,  die  ganz  unsinnige  Höhe  eines  zu  5000  (!)  m  auf- 
ragenden Berges,  was  dann  natürlich  als  etwas  Unmögliches 
sich  gut  bekämpfen  ließ.  Es  würde  das  eine  annähernd  5000  m 
hohe  Intrusivmasse  (!)  zur  Voraussetzung  haben.  Wir  haben  an 
derartiges  natürlich   nie   gedacht. 

Wie  hoch  oder  wie  gering  die  Aufpressung  war,  das  ist 
aber  nebensächlich.  Gesteinsmassen  können  schon  von  einer 
geringen  Erhöhung  heruntergleiten  und,  wenn  sie  durch  eine 
Explosion  den  Anstoß  erhalten,  auch  noch  weithin  fahren.  Sie 
können  aber  schwer  um  den  senkrechten  Betrag  von  einigen 
hundert  Metern  schräg  hinaufgleiten  und  dann  noch  weithin 
fahren  '). 


')  Es  ist  vie'leiclit  Dicht  ohne  Interesse,  hier  auch  noch  die  An- 
sichten zweier  anderer  Forscher  bezüglich  der  Riesgenese  zu  hören,  von 
denen  der  eine,  SäPPER,  nur  kurz  unsere  Erklärung  bezweifelt,  ohne 
eine  andere  zu  geben,  während  der  andere,  LÖFFLER,  im  vollen  Gegen- 
satz zu  Kkanz,  gerade  nur  unseren  ersten  Erklärungsversuch,  nur  die 
Hebung  bestehen  und  die  Explosionen  ganz  ausschalten  will. 

SAPPER  schreibt:  „Es  dürfte  von  mancher  Seite  die  Arbeit  von 
Fraas  und  BitANCA  über  das  Ries  Wi  lersprüchen  begegnen,  denn  das 
letzte  Wort  über  die  Entstehung  des  Rieses  ist  noch  keineswegs  ge- 
sprochen, und  es  gibt  manchen  Fachgenossen,  der  durch  die  Aus- 
führungen der  beiden  genannten  Forscher  noch  nicht  überzeugt  ist." 
(In  einer  Besprechung  von  II.  Recks  „  Massen  eruptionen",  S.  333.  Wohl 
Neues  Jahrbuch  f.  Mineral.,  Geol ,  Paläont.  1912.) 

Leider  sagt  aber  SAPPBR  nicht,  wie  er  sich  nun  die  Entstehung 
dor  Riesphänomene  denkt,  so  daß  es  mir  unmöglich  ist,  mich  über 
seine  Ansicht  zu  äußern.  Vielleicht  kennt  Sappek  meine  Arbeit  über 
das  Vorries  nicht,  in  der  unser  Erklärungsversuch  durch  Hinzufügen 
der  Explosionen  erweitert    wurde? 

RlCHARü  LoffLER  dagegen  meint:  „Ich  glaubte  nicht  unbedingt 
an  difl  Notwendigkeit  der  Zuhilfenahme  einer  Explosion  zur  Erklärung 
der  Überschiebungen  und  V  ergriesungserscheinungen,  da  häufig  zu- 
sammenhängende Schollen  von    nicht   unbeträchtlichem  Umfang   in    der 


276 


Zusammenfassung  von  Abschnitt  B. 

Der  eine  der  Gründe,  die  wir  als  Beweis  für  die  Empor- 
pressung des  Riesgebietes  durch  eine  Intrusionsmasse  geltend 
gemacht  hatten,  die  zu  große  Höhenlage  des  Granites,  ist 
hinfällig  geworden  durch  den  Nachweis,  daß  er  durch  Über- 
schiebung in  diese  Höhe  gelaugt  ist,  was  sich  leicht  durch  die 
Explosionen  erklärt,  die  unsere  „Ilebungs-Sprenghypothese" 
ebenso  darbietet  wie  Kranz"  „Sprenghypothese".  Dieser 
Nachweis,  daß  der  Granit  dort  überschoben  ist,  wird  aber 
durchaus  noch  zu  keinem  Beweise  gegen  eine  Aufpressung; 
und  es  bleiben  noch  zahlreiche  Gründe,  durch  welche  die  Auf- 
pressung bewiesen  wird: 

Daß  ein  Schmelzherd  unter  dem  Ries  liegt,  geht  hervor 
daraus,    daß   er  Extrusionen    an    der   Tagesfläche    geliefert  hat. 

Daß  eine  eisenreiche  Intrusivmasse  unter  dem  Ries  vor- 
handen ist,  geht  mit  Sicherheit  hervor  aus  den  magnetischen 
Abweichungen  im  Riesgebiete,  ferner  aus  dem  Auffinden  eisen- 
reicher basischer  Gesteinsstücke  jungen  Alters.    Sodann  daraus, 


bunten  Breccie  sich  vorfinden,  deren  Sehichtenverbund  verhältnismäßig 
wenig  gestört  ist.  Auch  müßten  bei  einer  Explosion  die  Massen  in  die 
flöhe  geschleudert  worden  sein,  während  wir  fast  überall  ziemlich 
horizontale  Überschiebungsflächen  antreffen.  Der  ganze  Überschiebungs- 
akt scheint  mir  übrigens  langsam  vor  sich  gegangen  zu  sein  unter  un- 
geheurem Druck,  was  eben  nur  auf  die  langsam  nach  oben  drängende 
Eruptivmasse  zurückzuführen  ist.  Mit  einer  Gasexplosion  müßte  doch 
wohl  eine  teilweise  Zerspratzuug  des  Magmas  oder  wenigstens  der  halb- 
weichen Grundgcbirgsgesteine  verbunden  gewesen  sein.  Auffallender- 
weise findet  man  aber  nirgends  magmatisch  beeinflußte  Gesteine  in  der 
bunten  Breccie.  An  größere  Wasseransammlungen  als  Ursache  einer 
solchen  Explosion  ist  wohl  nicht  zu  denken.  Denn  diese  Wassermassen 
könnten  sich  nur  im  Weißjura-  bzw.  Muschel kalkgebirge  angesammelt 
haben.  Nun  liegt  aber  bei  der  schlechten  Wärmeleitung  der  Gesteine 
und  unter  Berücksichtigung,  daß  die  Grundgebirgsgesteine  in  der  bunten 
Breccie  durch  Hitze  nicht  verändert  sind,  der  Weißjura  zu  hoch, 
I  elkalk  —  auf  jeden  Kall  wenigstens  in  größerer  Aus- 
dehnung —  fehlt." 

An  anderer  St. 'II"  sprichl  Bich  Löfflen  noch  entschiedener  gegen 
eine  Explosion  aus:  „Ob  bei  dem  Uberschiebungsakte  eine  große  Ex- 
plosion wesentlich  mitgewirkt  hat,  mag  dahingestellt  bleiben.  Eis  er- 
Bcheinl  vielleicht  auf  den  ersten  Blick  überraschend  und  andenkbar. 
Wenn  auch  die  Entstehung  der  Weißjuragriesfelsen  durcb  eine  Ex- 
plosion allein  zu  erklären  allenfalls  möglich  wäre,  so  wird  eine  Milche 
Erklärung  durch  die  Verquickung  der  Griesmassen  mit  der  eigentlichen 
bunten  Breccie  vollständig  angeschlossen."  Die  Zusammensetzung  des 
Grundgebirges  im  Ries.)  Jahreshefte  des  Vereins  für  vaterländische 
und.'  in  Württemberg.  Axhtundsechzigster  Jahrgang  mit  7  Täfeln 
und  2   B  ■.     Stuttgart  1912.     S.  10!»  Ann.,  und  S.  11''. 


—     277     — 

daß  überhaupt  Kontaktexplosionen  möglich  waren  ;  denn  diese 
haben    Wasser   und   Schmelzherd   zur   Voraussetzung. 

Daß  endlich  diese  Intrusivmasse  nur  sehr  flach  lag,  wird 
bewiesen  durch  die  Tatsache,  daß  sie  solche  Kontaktexplosionen 
hervorrief,  die  an  der  Erdoberfläche  sehr  stark  wirkten. 
Explosionen  in  tiefem  Niveau  würden  nur  Erdbeben  erzeugen, 
an   der   Erdoberfläche   daher  nicht  derartige  Wirkungen   haben. 

Folglich  muß  man  hier  auch  die  Wirkungen  einer  flach- 
gelegenen Intrusionsmasse  notwendig  zugeben:  a)  Aufpressung 
des  Hangenden;  b)  dabei  erfolgende  Zertrümmerung  des  auf- 
gepreßten Gebietes,  Aufreißen  klaffender,  tief  hinabgehender 
Spalten,  auf  denen  das  Wasser  (aus  den  unterirdischen  Höhlen 
des  Malm  oder  aus  einem  Süßwassersee  oder  aus  dem  Meere? 
dann  mittelmiocänen  Alters)  in  die  Tiefe  gelangen  konnte ; 
c)  leichte  Arbeit  für  die  Explosionen,  da  das  Gebiet  bereits 
zertrümmert  war,  sie  mithin  die  Schollen  nicht  erst  aus  dem 
Verbände  loszubrechen  brauchten,  und  da  die  Schollen  von 
dem  aufgepreßten  Berge   aus   leicht  abwärtsfahren  konnten. 

Umgekehrt  die  „Sprenghypothese";  sie  verfügt  a)  über 
keine  Spalten,  auf  denen  das  Wasser  in  die  Tiefe  gelangen 
konnte.  Sie  erfordert  b)  eine  ungeheure  Wassermasse,  da 
dessen  Explosion  ein  Gebiet  von  25  km  Durchmesser  heraus- 
schieben und  zugleich  mehrere  hundert  Meter  hoch  aufwärts- 
schieben  und  zugleich  diese  ganze  ungeheure  Gesteinsmasse 
erst  aus  dem  Schichtenverbande  herausbrechen  mußte.  Sie 
bedarf  ferner  c)  einer  Konzentration  der  ganzen  Wassermasse 
im  zentralen  Gebiete  und  d)  dort  einer  plötzlichen  Verwand- 
lung  derselben   in  Dampf. 

Alle  diese  Bedingungen  waren  im  Riesgebiete  nicht  erfüllt. 
Nur  dann,  falls  die  Riesentstehung  schon  in  mittelmiocäner 
Zeit  erfolgt  sein  sollte,  was  Kranz  eben  bestreitet,  könnte  im 
Meereswasser  wenigstens  das  genügende  Quantum  zur  Ver- 
fügung stehend  gedacht  werden.  Die  Spalten  aber  würden 
auch  dann  noch  fehlen,  und  diese  sind  die  conditio  sine  qua 
non  von  Kontaktexplosionen.  Durch  Erdbeben,  wie  Kranz 
will,   konnten   so   tiefe,   klaffende   Spalten   nie   entstehen. 

Das  von  Kranz  gemachte  Experiment  wurde  unter  völlig 
anderen  Bedingungen  angestellt,  als  sie  das  Ries  darbot;  es 
beweist  daher  nichts.  Dagegen  hat  die  Natur  ein  ungeheuer 
großes  Experiment,  die  Explosion  des  Rakata,  und  ca.  125 
kleinere  Experimente,  die  Explosionen  der  Uracher  Maarkanäle, 
gemacht,  aus  denen  hervorgeht,  daß  explodierender  Wasser- 
dampf dort  niemals  schiebend  gewirkt  hat.  Diese  schiebende 
Wirkung   aber  ist    gerade    die  Voraussetzung  der   „Sprenghypo- 

20 


—      278      — 

these",    ohne    deren  Erfüllung  dieser  Hypothese    jeder   Boden 
entzogen   wird. 

Wenn  die  „Sprenghypothese"  das  Richtige  träfe,  dann 
müßte  aus  dem  Ries  überall  eine  ganz  sanft  ansteigende  Schub- 
fiäche  zur  Alb  hinaufführen,  die  mindestens  in  ihrem  peripheren 
Teile  ringsum  im  Ries  erhalten  sein  müßte.  Gerade  umgekehrt 
aber  ist  der  Rand  der  Alb  fast  überall  steil.  Nur  vereinzelt 
zeigen  sich  in  das  Ries  hinein  sich  senkende  Flächen,  deren  Ent- 
stehung   aber    sich    anders  erklären  läßt  denn  als   Schubfläche. 

Nachtrag. 

Auf  S.  249  IV  hatte  ich  der  möglichen  Ausnahme  gedacht, 
daß  eine  Intrusivmasse  einmal  in  einen  durch  Wasser  im 
Kalkgebirge  ausgewaschenen  Hohlraum  eintreten  könne,  in 
welchem  Falle  dann  keine  Aufpressung  stattzufinden  braucht, 
falls  die  Menge  des  Intrusivmagmas  nicht  größer  ist  als 
dieser  Hohlraum.  Für  diesen  wohl  seltenen  Ausnahmefall 
gibt  HAARMANN  einen  interessanten  Beleg1)  aus  Nord-Mexiko. 
Er  beschreibt  einen  Diorit,  der  in  die  Kreideschichten  ein- 
gedrungen ist,  die  er  „in  keiner  Weise  aufbiegt  oder  stört", 
Fig.  10  und  14.  Als  Erklärung  sagt  er,  man  müsse  annehmen, 
daß  das  Magma  bereits  bestehende  Hohlräume  ausgefüllt  hat, 
„die  sich  in  dem  kalkigen  Gestein,  besonders  entlang  Ver- 
werfungen,   durch   erhöhte   Wasserzirkulation   bildeten. 

Das  ist  also  ganz  das,  was  ich  in  meiner  theoretischen 
Betrachtung    im   Auge   hatte. 

Aber  auch  für  die  durch  das  Intrusrvrnagnia  erfolgende 
Aufpressung  von  Schichten  gibt  HAAKMANN2)  einen  guten  Beleg, 
der  sich    auf   den   Lakkolith   des   Cerro  Blanco   bezieht. 

Haakmaxn  sagt  hier:  „Es  kann  kein  Zweifel  sein,  daß 
hier  eine  Aufpressung  der  Schichten  durch  das  Magma  statt- 
gefunden hat;  wie  sollte  sonst  wohl  eine  sich  dem  Lakkolithen 
so  anschmiegende  Lagerung  der  Schichten  zustande  kommen."  .  .  . 
„Zudem  sind  sie  stark  gestaucht,  während  sie  sonst  ver- 
hältnismäßig sanft  und  gleichmäßig  gefaltet  sind,  woraus  sich 
ergibt,  daß  das  Magma,  wiewohl  es  den  durch  die  Faltung 
vorgezeichneten  Schräglinien  folgte,  doch  beim  Aufsteigen  die 
Schichten   selbst   erheblich   zusammendrückte. 

Gerade  aus  Mexiko  liat  ja  auch  BÖSE  schon  vor  mehreren 
Jahren  schöne  Beweise  für  eine  solche  hebende  Tätigkeit  des 
Magmas   gegeben. 

Brich   Haakmann:  Geologische  Streifzüge  in  Coahnila.    Diese 
in    05,  1913,  S 
-',   Ebenda,  S.  39. 


279 


Neueingänge  der  Bibliothek. 

Ahlburg,  J.:  Über  den  geologischen  Aufbau  des  Blattes  Merenberg 
(Nassau).  Bericht  über  die  Aufnahmen  auf  Blatt  Merenberg 
(Nassau)  im  Jahre  1910.  S.-A.  aus:  Jahrb.  d.  Kgl.  Preuß.  Geol. 
Landesanst.  f.  1910,  Bd.  31,  7,  II,  3.      Berlin  1912. 

—  Die  neueren  Fortschritte  in  der  Erforschung  der  Goldlagerstätten 
Sibiriens.  S.-A.  aus:  Zeitschr.  f.  prakt  Geol.,  Jahrg.  XXI,  3  4,  1913. 
Berlin  1913. 

BXktmng,  R.:  Geologisches  Wanderbuch  für  den  Niederrheinisch- 
Westfälischen  Industriebezirk,  unifassend  das  Gebiet  vom  nörd- 
lichen Teil  des  rheinischen  Schiefergebirges  bis  zur  holländischen 
Grenze.  Mit  114  Textabbildungen.  Verlag  von  Ferd.  Enke,  Stutt- 
gart 1913. 

Berlin:  Denkschrift  anläßlich  des  2öjähri Jen  Bestehens  der  Gesellschaft 
Urania  zu  Berlin. 

—  Untersuchung  eines  Sublimationsproduktes  vom  Matavanuvulkan 
aufSawaii.  Bericht  der  Geologischen  Zentralstelle  für  die  deutschen 
Schutzgebiete.  S.-A.  aus:  Mitteilungen  aus  den  deutschen  Schutz- 
gebieten, Bd.  XXV,  4.     Berlin  1912. 

—  Untersuchungen  über  die  Natur  der  Hermattantrübe.  I.  Bericht 
des  Hauptmanns  Frhr.  v.  Sbbfribd.  II.  Gutachten  der  Geologischen 
Zentralstelle  für  die  deutschen  Schutzgebiete.  S.-A. aus:  Mitteilungen 
aus  den   deutschen  Schutzgebieten,  Bd.  XXVI,  1.    Berlin  1913. 

Born.  A. :  Über  eine  Vergesellschaftung  von  Clvmenien  und  Cheiloceren. 
S.-A.  aus:    Diese  Zeitschr.  64,  Monatsber.il,  1912.      Berlin  1912. 

BoftNHARDT,  V.:  Über  die  Gangverliältnisse  des  Siegerlandes  und 
seiner  Umgebung.  T.  II.  Mit  57  Abbildungen  im  Text,  14  farbigen 
Gangbildern  und  einem  Anhange:  Die  mikroskopische  Untersuchung 
der  Gangausfüllungen  des  Siegerlandes  und  seiner  Umgebung.  Mit 
1  Textfigur  u.  5  Tafeln  von  P.  Kkuscii.  Archiv  f.  Lagerstätten- 
forschung,  H.  8.  Herausgegeben  von  der  Kgl.  Preuß.  Geolog.  Landes- 
anstalt. "Berlin  1912. 

Bkandks,  H.:  Über  einen  verloren  gegangenen  Standort  von  Salz- 
pflanzen. Vortrag,  gehalten  zu  Hildesheim  in  der  gemeinsamen 
Sitzung  des  Niedersächsischen  botanischen  und  des  Niedersächsischen 
zoologischen  Vereins  am  4.  Dezember  1910.  S.-A.  aus:  4.  5.  Jahres- 
ber.  d.  Nieders.  botan.  Vereins  zu   Hannover  1912. 

Crook,  A.  I;.:  Notes  ml  Russian  Natural  History  Museums.  S.-A. 
aus:  Proc.  of  tlm  Amor.  Assoc.  of  Mus.  Vol.  Vi,  1912.  Springneid 
1912. 

DELHAES,  W.:  Ein  K'liiit  vorkommen  an  der  patagonischen  Küste.  S.-A. 
aus:  Zentralbl.  Min.  1912,  Nr.  24.    Stuttgart   1912. 

—  u.  Gerth,  H.:  Geol.  Beschreibung  des  Kettenjura  zwischen  Rei- 
goldswil  (Baselland)  und  Oensingen  (Solothurn).  Geol.  u.  paläontol. 
Abb.     Herausgeg.  v.  E.  Koken,  \.  I'.  XI,  1.     Jena   1!»1 2. 

Fraas,  E. :  Prote7'ocher8t8i  eine  pleurodire  Schildkröte  aus  dem  Keuper. 
Mii  Tafel  III  u.  IV  und  9  Textfiguren.  S.-A.  ans:  Jahreshefte 
d.  Vereins  f.  vaterl.  Naturk.  in  Württemberg,  Jahrg.  1913.  Stuttgart 
L913. 

—  Ein  unverdrücktet  Fckthyosaurus-Sch&del.  Mit  Tafel  I  a.  II.  S.-A. 
aus:  Jahreshefte  d.  Vereins  f.  vaterl.  Naturk.  >n  Württemberg,  Jahrg. 
1913     Stuttgarl   1913. 

20* 


—      280      — 

FraaS,  E.:  Neue  Labyrinthodonten  aus  der  schwäbischen  Trias.  Mit 
7  Tafeln  u.  5  Textfiguren.  S.-A.  aus:  Palaeontograpliica,  Bd.  60. 
Stuttgart  1913. 

Gagel,  C. :  Beiträge  zur  geologischen  Erforschung  der  deutschen 
Schutzgebiete.  Heft  4.  Beiträge  zur  Geologie  von  Kaiser-Wilhelms- 
land. Mit  3  Tafeln  und  1  Textfigur.  Herausgegeben  v.  d.  Geolog. 
Zentralstelle   für  die  deutschen  Schutzgebiete.     Berlin   1912. 

Haarmann,  E.:  Geologische  Streifzüge  in  Coahuila.  S.-A.  aus:  Diese 
Zeitschr.  65.  1913,  Mon.-Bcr.  1.     Berlin  1913. 

—  Über  eine  Lavahöhle  in  Mexiko.  S.-A.  aus:  Diese  Zeitschr.  63, 
1911,  Mon.-Ber.  3.     Berlin  1911. 

Harbort,  E.:  Neu-  und  Unibildungen  im  Neben gestein  der  norddeutschen 
Salzstöcke.       S.-A.:  Diese  Zeitschrift  65,  Monatsber.  1.    Berlin  1913. 

—  Über  Corbula  isocardiaeformis  als  Synonym  für  Isoeardia  <in</ii/<ita 
Phiu,.         S.A.:   Diese  Zeitschrift  65,  Monatsber.  1.     Berlin  1913. 

—  Zur  Frage  der  Aufpressungsvorgänge  und  des  Alters  der  nord- 
westdeutschen Salzvorkommen.  Vortrag,  gehalten  auf  der  Kali- 
hauptversammlung zu  Güttingen  am  10.  Juni  1912.  S.-A.  aus: 
Kali,  Zeitschrift  für  Gewinnung,  Verarbeitung  und  Verwertung  der 
Kalisalze,  Jahrg.  VII,  5,  1913.     Halle  1913. 

—  Über  den  Salzgehalt  der  Nebengesteine  an  den  norddeutschen 
Salzstöcken.  S.-A.  aus:  Diese  Zeitschr.  65,  Jahrg.  1913,  Monats. 
ber.  2.     Berlin  1913. 

—  Nachträgliche  Bemerkungen  zu  meiner  Kritik  der  Lachmann- 
schen  Ekzemtheorie.  S.-A.  aus:  Diese  Zeitschr.  65,  Jahrg.  1913, 
Monatsber  2.     Berlin  1913. 

—  Über  die  Theorie  der  Deckenüberschiebungen.  S.-A.  aus:  Diese 
Zeitschr.  65,  Jahrg.  1913,  Monatsber.  2.     Berlin  1913. 

—  Über  die  dynamometamorphen  Vorgänge  innerhalb  des  Salzgebirges. 
S.-A.  aus:  Diese  Zeitschr.  65,  Jahrg.  1913,  Monatsber.  2.   Berlin  1913. 

—  Zur  Frage  der  Genesis  der  Steinsalz-  und  Kalisalzlagerstätten  im 
Tertiär  vom  Oberelsaß  und  von  Baden.  S.-A.  au6:  Zeitschr.  f.  prakt. 
Geol.,  Jahrg.  XXI,  3,4,  1913.     Berlin  1913. 

—  u.  MbSTWERDT,  A.:  Lagerungsverhältnisse  und  wirtschaftliche  Be- 
deutung der  Eisenerzlagerstätte  von  Rottorf  am  Klei  bei  Helmstedt. 
S.-A.  aus:  Zeitschr.  f.  prakt.  Geol.,  Jahrg.  XXI,  3  4, 1913.  Berlinl913. 

Häberlk,  D.:  Über  traubige  und  zapfen  form  ige  konkretionäre  Bildungen 
im  Buntsandstein.  Mit  2  Abb.  S.-A.  aus:  Jahresber.  u.  Mitt.  d. 
Oberrhein,  geol.  Ver.,  N.  F.,  Bd.  3,  Jahrg.  1913.     Karlsruhe  1913. 

—  Die  natürlichen  Lands-chaften  der  Rheinpfalz.  Ein  Beitrag  zur 
pfälzischen   Heimatkunde.     Kaiserslautern   1913. 

Korn,  J.:  Die  Mittel-Posensche  Endmoräne  und  die  damit  verbundenen 
Oser.  S.-A.  aus:  Jahrb.  d.  Kgl.  Preuß.  Geol.  Landesanst.,  Bd.  33, 
7,1,3.     Berlin  1912. 

Kranz,  W.:  Das  Nördlinger  Riesproblem.  III.  S.-A.  aus:  Jahresber. 
u.  Mitt.  <1.  Oberrh.  Geol.  Vereins.    N.F.,  Bd.  III,  1.    Karlsruhe  1913. 

—  Die  Überschiebung  bei  Straubing.  S.-A.  aus:  Geognost.  Jahres- 
hefte  1912,  Jahrg.  XXV.     München  1912. 

Kruscii,  P.:  Die  Versorgung  Deutschlands  mit  metallischen  Rohstoffen 

(Erzes    und  Metallen  .     Mit    97  Abbildungen  im  Text.     Leipzig  1913. 

Kukuk  u.  Mintrop:  Die  Kohlenvorräte  des  rechtsrheinisch-westfälischen 
Steinkohlenbezirks.  S.-A.  aas:  Glückauf,  Berg-  und  Ilütten- 
männische  Zeitschrift,  Jahrg.  49,  Nr.  1.     Essen   1913, 


Zeitschrift 


der 


Deutschen  Geologischen  Gesellschaft. 

B.   Monatsberichte. 
Nr.  <».  1913. 


Sitzung  am   4.  Juni    1913. 
Vorsitzender:   Herr  RaUFF. 

Der  Vorsitzende  legt  die  als  Geschenke  eingegangenen 
Werke   der   Versammlung   vor. 

Herr  GOTHAS  spricht  über  das  angebliche  flöz- 
führende Rotliegende  im  oberschlesischen  Steinkohlen- 
becken. 

Bei  meinen  Studien  über  die  paläontologische  Gliederung 
des  oberschlesischen  Carbons  auf  Grund  der  Flora  war  u.  a. 
ein  Punkt  von  besonderem  Interesse,  nämlich,  wo  die  höchsten 
flözführenden  Schichten  zu  suchen  seien  und  welchem  rela- 
tiven Horizont  diese  angehörten.  In  der  POTOMEschen  floris- 
tischen Gliederung1)  stecken  die  dort  als  hangendst  angesehenen 
Sohrauer  Schichten  noch  in  den  Lo^c/toy; tem-Horizonten,  d.  h. 
im  mittleren  Westpbalien ;  wir  hatten  also  das  merkwürdige 
Verhältnis,  daß  im  Gegensatz  zu  den  anderen  paralischen 
Becken  das  oberschlesische  mit  viel  tieferen  Schichten  abschloß. 
Den  Gipfel  der  mitteleuropäischen  paralischen  Steinkohlen- 
becken bzw.  Beckenkomplexe  bildet  nämlich  ein  paläontologisch 
recht  gut  charakterisierter  Horizont,  der  in  England  durch  das 
Radstockian  und  z.  T.  durch  das  Transition,  in  Nordfrankreich 
durch  die  Zone  superieure  Zeillers,  in  Belgien  durch  die  Flenua 
bei  Mons,  im  Ruhrbecken  durch  das  Ibbenbürener-Piesberger 
Vorkommen  bezeichnet  wird.  Es  scheint  zwar,  daß  das  Rad- 
stockian  und  die  Piesbergschichten  z.  T.  ein  noch  etwas  höheres 
Niveau  einnehmen  als  die  betreffenden  Schichten  in  den   anderen 

1    Abhandl.  Kgl.  Preuß.  Geol.  Landesan.st.  N.  F.  XXI,  1896,  S.  14  15 

21 


282 


paralischen  Becken,  doch  ist  dies  von  untergeordneter  Bedeutung, 
und  allen  gemeinsam  ist  die  Eigentümlichkeit,  kein  Stephanien 
zu  besitzen.  Nirgends  haben  -wir  in  den  paralischen  Becken 
eine  Andeutung  von  eigentlicher  Stephanienflora.  Selbst  im 
Donetzbecken  Südrußlands  scheinen  die  genannten  Verhältnisse 
analog  zu  sein,  indem  durch  ZALESSKY  zwar  die  Flora  des 
Radstockian  usw.  bekannt  gemacht  worden  ist,  eigentliche  Ste- 
phanien- oder  gar  Rotliegendtypen  aber  fehlen.  Die  wichtigsten 
Angehörigen  der  genannten  höchsten  Westphalien  stufe  sind: 
Sphenopteris  neuroptero'ides  Boul.,  Sphenopt.  artemisioe- 
folioides  Ckepin,  Pecopteris  typ.  vestita  Lesqu.  bzw.  pseudo- 
vestita  D.  "White,  Neuropteris  Scheuchzeri  Hoffmanx,  Neur. 
rarinervis  BüNl?.,  Neur.  ovata  HOPFM.  (nur  in  den  höchsten 
Schichten)  Lrinopteris  Münsteri  Eichw.  sp..  Sphenophyllum 
emarginatum  Bkongn.,  Annullaria  tphenophylloides  Zenk.  sp., 
SigiLlaria  cumulata  WErss,  S.  principis  Weiss.  In  den 
Schichten  kommen  dann  zuweilen  schon  einzelne,  seltene  Vor- 
läufer des  Stephanien  vor,  wie  Taeniopteris- Arten ,  gewisse 
Pecopteriden,  Alethopteris  Graudini  usw.  Die  genannten  Typen 
sind  zwar  an  allen  Stellen  nicht  alle  gleichmäßig  vorhanden, 
die  jeweiligen  Typen  genügen  aber  vollkommen,  um  ein  Bild 
von   der   Sachlage  zu  gewinnen. 

Wenn  man  bedenkt,  daß  im  Ruhrbecken  zwischen  den 
Lonchoptrris-Horizonten  und  den  Ibbenbürener  noch  der  obere 
Teil  der  Gaskohle  und  die  ganze  Gasflammkohle  liegt,  so 
kann  man  ungefähr  ermessen,  wieviel  nach  den  früheren 
Anschauungen,  wo  also  das  Produktive  Carbon  in  Oberschlesien 
mit  den  Lonc/topteris-Ilorizonten  abgeschlossen  wurde,  noch 
bis  jener  vorgenannten  höchsten  Westphalienstufe  fehlte.  In- 
zwischen ist  es  nun  gelungen,  die  Existenz  dieser  Zone  auch 
im  oberschlesischen  Carbon  nachzuweisen,  so  daß  dieses  nun 
ganz  in  Konkordanz  zu  den  anderen  paralischen  Becken  kommt. 

Von  GrAEBLEB  wurde  zunächst  erkannt,  daß  die  von  ihm 
als  Laziskerschichten  bezeichneten  höher  als  die  „Sohrauer" 
liegen.  Die  reichsten  Fossilfunde  aus  diesem  Komplex  bietet 
bisher  die  Bradegrube  bei  Mokrau,  wo  auch  von  Herrn  Berg- 
verwalter NIKOLAUS  wirklich  gesammelt  worden  ist.  Daß  hier 
nennenswert  höhere  Schichten  vorliegen  als  in  der  Sohrauer 
Gegend,  geht  z.  B.  auch  paläontologisch  klar  aus  der  Tatsache 
hervor,  daß  sich  in  der  Bradegrube  einzelne  Vorläufer  der  Flora 
des  oberen  Westphalien  (Zone  supe-rieure  usw.)  finden,  nänilich 
Annularia 8phenophylloide8  und  Sphenopteris  pulcherrimaCE&P. 
Es  sind  mir  auch  noch  einige  andere  Typen  von  Vorläufern 
jener     höheren    Zone    aus    Oberschlesien    bekannt,     aber    ohne 


—      283 

Fundort.       Vorkommen     mit    dem     ausgesprochenen     Charakter 
jener   Flora  fehlten   aber  noch   vollständig. 

Um  so  schwerer  zu  verstehen  war  es,  daß  Gaeislek1) 
plötzlich  flözführendes  Rotliegende  aus  dem  Becken  angab,  das 
sich  auf  seiner  Karte  in  Gestalt  eines  schmalen,  seramelartigen 
Streifens  von  Gr.-Chelm  über  den  Przemsa-Fluß  über  Libiaz 
bis  Zarki  in  Galizien  hinzieht.  Ein  solches  Vorkommen  wäre 
für  ein  paralisches  Becken  an  sich  schon  etwas  sehr  Sonder- 
bares gewesen,  in  unserem  Falle  aber  nur  unter  Annahme 
einer  sehr  bedeutenden  Grabenversenkung  denkbar  gewesen. 
Die  Bohrungen  Byczyna  und  andere  galizische  Bohrungen, 
ferner  das  Carbon  von  Jaworzno  und  Sziersza  im  Norden 
jenes  Streifens  zeigen  sämtlich,  soweit  es  sich  um  das  flöz- 
führende Gebirge  handelt,  die  Horizonte  der  oberen  Mulden- 
gruppe (mittl.  Westphalien)  der  preußischen  Seite,  also  sind 
noch  um  ein  Gewaltiges  vom  Rotliegenden  entfernt.  Auf  jeden 
Fall  war  es  notwendig,  die  Fossilführung  jenes  auf  Grund 
petrographischer  Merkmale  von  Gakbler  angegebenen  Rot- 
liegenden zu  studieren,  da  hier  die  hängendsten  Flöze  von 
Oberschlesien  nach  allgemeiner  Annahme  vorliegen2).  MICHAEL 
(a.  a.  0.)  hat  sich  schon  durchaus  gegen  die  Annahme  des  flöz- 
führenden Rotliegenden  ausgesprochen,  er  sagt  S.  209:  „Die 
bis  300  m  Tiefe  („in  dem  Bohrloch  Libiuz  5")  anstehenden 
Schichten  müssen  dann  einer  hangenden  Flözfolge  des  Produk- 
tiven Carbons  angehören,  deren  Vertreter  in  Oberschlesien  selbst 
bis  jetzt  noch  nicht  bekannt  sind."  Die  günstige  Gelegenheit, 
die  der  seit  längerem  im  Abteufen  begriffene  Schacht  der  Grube 
Janina  bei  Libiaz  bot,  nahm  ich  wahr,  und  sammelte  auf  der 
dortigen  Halde  mit  freundl.  Erlaubnis  der  Grubenverwaltung 
die  aus  dem  Schachte  geförderten  Pflanzenfossilien,  die  aus  jenem 
oberen  Schichtenkomplex  stammen :;).   Die  gefundenen  Arten  sind: 

*  Neuropteris  rarinervis  Buxu.  viel,  N.  heterophylla 
Brongn. 

Sigillarien,   schlecht  erhalten,   rhytidolep. 
Calamiten. 

')  Das  oberschlesische  Steinkohlenbecken,  1909,  S.  P.I-L'l*  and 
S.  59-60. 

*)  Vgl.  Michael,  Jahrb.  Kgl.  Preuß.  Geol.  Lande.-anst.  IJ.H,  Teil  I, 
H.  2,  S.  206— 809.  Leider  sind  mir  ans  den  dort  angeführten  Bohr- 
löchern keine  Pflanzenreste  zu  Gesicht  gekommen.  Nach  Mumii 
rechnet  auch  Wojcik  in  der  tschechischen  Monographie  des  Krakauer 
Beckens  gleich  GäEBLEJR  die  oheren  flözführenden  Schichten  von 
Libiaz  zum    Kotlic-genden. 

3)  Herrn  Markscheider  Küntzkl  in  Königshütte  bin  ich  für  seine 
freundl.  Führung  nach   Libiaz  besonders  verpflichtet. 

21* 


—     284      — 

Linopteris  typ.  obliqua  BüNlL  sp. 

Asterophyllites  sp. 
:;:  Sphenophylliim  emarginatum  Br. 
:::  Pecopteris  typ.  pseudotestita  White. 
'  Annularia  sphetiophy/loides  Zenk.   sp. 

Lepiäophylhnu  majus.  Brongn. 

Stigmaria  ficoides  BRONGN. 

Sporites  glabra. 

Man  erkennt  auf  den  ersten  Blick,  daß  hier  von  Rot- 
liegendem gar  keine  Rede  sein  kann,  auch  nicht  von 
Stephanien,  daß  vielmehr  die  vorn  erwähnten  Schichten 
des  höchsten  Westphaliens  vorliegen  (Zone  superieure 
Zeillers).  Von  Stephanien  wurde  mir  auf  der  Grube  dort 
erzählt,  und  nach  Mitteilung  von  Herrn  MICHAEL  ist  die  An- 
gabe, daß  das  obere  Libiazer  Carbon  Stephanien  sei,  auch 
von  anderer  Seite  ihm  gegenüber  geäußert  worden.  Mit  einer 
etwaigen  flözleeren  Rotliegend-Überlagerung  hat  also  hier  wie 
anderwärts  in  unserem  Becken  das  Öözführende  Gebirge  nicht 
das  Geringste  zu  tun;  es  muß  dann  vielmehr  eine  zeitlich  sehr 
große  Diskordanz  angenommen  werden.  Nach  Mitteilung  auf 
der  Grube  finden  sich  auf  der  dortigen  Landoberfläche  Psaronien 
zerstreut;  sollte  dies  der  Fall  sein  —  ich  habe  keinen  gesehen  — 
so  würden  sie  aus  den  Schichten  über  dem  Carbon  stammen  und 
diese  tatsächlich  Rotliegend  oder  ehemaliges  Rotliegende  sein,  wie 
solches  weiter  im  Norden  bei  Karniowice  schon  lange  bekannt  ist. 

Ich  setzte  meine  Untersuchungen  dann  auf  preußischer 
Seite  fort  und  in  der  Nähe  des  Dorfes  Gr.-Chelm.  Hier  ist 
nach  Gaebleu  das  flözführende  Rotliegende  (a.  a.  0.,  S.  60) 
1  17,70  m  mächtig. 

Er  gibt  als  Profil : 

Buntsandsteinletten 

Kohle 0,26  m 

Mittel 9,—    „ 

Kohle         Chelm-FlÖ7. 1,44    „ 

Mittel    aus    hunten  Tonen    und    mürbem, 

rotem  Sandstein 107, —    „ 

117.7     m 

Dieses  „Unter-Rotliegende,  welches  auch  als  eine  Über- 
gangszone   aufgefaßt  werden   kann"  (a.  a.  0.,  S.  00)  '),   habe   ich 

')  Die  Uherschrift  bei  GAEBLEB  (a.  a.  0.,  S.  59),  Unter-Rotliegendes 
=  Radowenzer  Schichten  (?),  ist  mir  auch  unverständlich;  eins  von 
beiden  ist  doch  l>l<>ß  möglich;  die  Radowenzer  Schichten  als  Stephanien 
können   kein   Rotliegendes  sein. 


—      285      — 

in  einem  Tagesaufschluß  an  einer  alten  Schürf-  oder  Schacht- 
stelle westlich  des  Dorfes  Kl.-Chelm,  am  Fuße  des  Chelmer 
Berges,  untersuchen  können.  Hier  beißt  ein  kleines  Fl<">z  aus, 
offenbar  jenes  hangende  Flöz  von  0,26  m  in  dem  GaeüLER- 
schen  Profil,  also  nach  seiner  Auffassung  das  oberste  ober- 
schlesische  überhaupt.  Im  Hangenden  dieses  dort  etwa  0,20  m 
mächtigen  Flözes  sammelte  ich  zahlreiche  Pflanzenreste,  nämlich: 

*  Pecopteris  typ.  pseudovestita  D.  White  viel 

*  Neuropteris  rarinervis   Bunu. 
Stigmaria   ficöides  (Liegendes). 

.Man  sieht  trotz  der  geringen  Artenzahl,  daß  es  sich  um 
denselben  Schichtenkomplex  handelt  wie  bei  Libia,z,  wegen 
der  -vielen   Pecopteriden   wohl  um   dessen   hängenderen   Teil. 

Auch  petrographisch  habe  ich  in  dem  dortigen  Ausbiß 
nicht  so  erhebliche  Besonderheiten  gegen  die  sonstige  Be- 
schaffenheit des  Muldengruppengesteins  finden  können.  Es 
kommen  die  so  charakteristischen  Sphärosiderite  vor,  und  die 
Rotfärbung  der  Schichten  hängt  mit  Verwitterungsvorgängen 
zusammen,  wie  man  an  frisch  aus  dem  Stoß  herausgeholtem 
Material  sieht,  das  oft  noch  grau  bis  schwärzlich  ist.  MICHAEL 
hatte  also,  wenn  er  diese  Rotfärbung  für  eine  sekundäre 
Schichtenverfärbung   ansprach  (a.  a.  0.),   Recht. 

Im  übrigen  beweist  auch  das  Schwinden  fast  jeglichen 
Koblenrestes  auf  den  Chelmer  Abdrücken,  daß  hier  starke 
Oxydations-  und  Verwitterungsvorgäuge  stattgefunden  haben. 
Das  Gestein  auf  der  Libiazer  Seite  erinnert  mit  seinem 
stäubenden  Charakter  und  den  bald  in  Schüppchen  oder  Pulver 
sich  ablösenden  Abdrücken  durchaus  an  das  Verhalten  der 
mir  sonst  aus  den  hängenderen  Partien  galizischer  Bohrungen 
bekannten  Abdrücke,  die  ohne  Gummierung  oder  Fixierung 
kaum  zu  halten  sind.  An  die  sonstigen  Pflanzenvorkommnisse 
in  der  galizischen  Muldengruppe  erinnern  in  Libiaz  auch  die 
häufigen  »SponiVs-Exemplare,  oft  in  Menge  zusammengehäuft, 
wahrscheinlich   von   Sigillariostroben   herrührend. 

Nach  der  Lage  der  beiden  Fundpunkte  Chelm  und  Libiaz 
zu  urteilen,  zieht  sich  die  obere  Schichtenpartie,  wie  GAEBLEB 
annahm,  tatsächlich  von  der  preußischen  Seite  nach  Libiaz 
hinüber,  und  vielleicht  noch  darüber  hinaus;  hierüber  und 
über  ihre  Ausdehnung  nach  Norden  und  Süden  müsseu  spätere 
Aufschlüsse  Auskunft  geben.  In  den  übrigen  paralischen 
Becken  hat  man  diesen  durch  seine  Flora  scharf  gegen  die 
mehr  oder  weniger  mit  darunterliegenden  Lonchopteris- 
Horizonte,    die    in    Oberschlesien    bis    zur   Bradegrube   aufwärts 


—     286      — 

nachgewiesen  sind,  getrennten  Schichtenkomplex  immer  ab- 
getrennt, und  auch  in  Oberschlesien  müssen  wir  wegen  der 
überaus  charakteristischen  und  unterschiedlichen  Flora  eine 
solche  Separierung  vornehmen.  Wir  werden  diese  durch  die 
obige  Flora  gekennzeichneten  höchsten  Schichten  des  Prod. 
Carbons  des  oberschlesischen  Beckens  als  Chelmer  Schichten 
bezeichnen.  Sie  gehören  natürlich  noch  zur  Muldengruppe 
MICHAELS,   die   also   nur   höher  hinaufzuziehen   ist. 

Der  allgemeine  Gesichtspunkt  für  den  Vergleich  mit  den 
anderweitigen  Becken  war  im  vorigen  schon  hervorgehoben 
worden.  Wir  haben  im  oberschlesischen  Becken  den- 
selben Abschluß  der  produktiven  Schichten  nach 
oben  wie  in  den  anderen  paralischen  Becken;  denn 
wenn  auch,  wie  bemerkt,  die  Upper  coal  Measures  in  England 
(Radstockian)  und  die  Piesbergschichten  z.  T.  ein  etwas  höheres 
Niveau  einnehmen  als  die  Zone  superieure  in  Nordfrankreich 
und  die  Flenus  in  Belgien,  so  ist  dies  nicht  sehr  belangreich, 
da  alle  diese  Schichten  im  großen  und  ganzen  dieselbe  Leit- 
llora  enthalten  und  jedenfalls  nicht  das  Stephanien  erreichen; 
auch  die  Radstockschichten  nicht.  Es  ist  dies  ein  großer 
gemeinsamer  Zug,  der  dem  mitteleuropäischen  Becken,  ja  an- 
scheinend sogar  dem  Donetzgebiet  eignet  und  sie  zugleich  in 
Gegensatz  zu  den  meisten  Binuenbecken  bringt.  In  diesen 
ist  das  Stephanien  normalerweise,  und  zwar  produktiv,  fast 
immer  entwickelt,   z.  B. 

1.  in   den   mittelböhmischen   Becken, 

2.  in  dem  niederschlesisch-böhmischen  Becken  (Radowenzer 
bzw.    Idastollner   Flöze), 

3.  im   Wettiner   Becken   bei   Halle  a.  d.  S.1), 

4.  Im  Saarbecken  (Ottweiler  Schichten  mit  dem  Lummer- 
schieder   und   Schwalbacher  u.  a.    Flözen), 

5.  in  den  vielen  Becken  des  französischen  Zentralplateaus, 
wo  das  Stephanien  sogar  die  bevorzugte  Stufe  der  Kohlen- 
bildung ist  (Decazeville,  Commentry,  Gard,  Autun  und 
Epinac,   Le   Creuzot  und   Blanzy   usw.). 

Welche  Ursache  diesen  allgemeinen  Beziehungen  zugrunde 
liegt,  dürfte  vorderhand  unklar  sein,  übersehen  kann  man  aber 
an   der  1 1 and   des  oben  Gesagten   diese  Beziehungen  wohl  kaum. 

Schließlich  sei  noch  hinzugefügt,  daß  nunmehr  das  ober- 
schlesische   Becken    d  i  e    vollständigste,    mit    lückenloser 

')  Im  Zwickauer  Hecken  liegt  dagegen  das  Hotlitjgönde  diskordani 
auf  dem   obersten    Wostfalien   (SteRZEL). 


—     287     — 

Fossilfüh  ru  ng  bekannte  carbonische  Schichtenreihe 
in  Europa  darstellt,  da  sich  die  Flözenentwicklung 
■vom  Culm  (mähr.-sch  1  esischen  Dachschiefer)  bis  zum 
Gipfel  des  Westphalien  lückenlos  verfolgen  läßt; 
nach  einer  dem  Stephanien  entsprechenden  Lücke  folgt  dann 
die  permische  Flora  des  Kalkes  von  Karniowice,  die  RaCIBORSKI 
beschrieben  hat.  An  Vollständigkeit  kann  sich  damit  nur 
das  kleinasiatische  Becken  von  Eregli  (Schwarzes  Meer)  oder 
Heraclee  messen,  in  dem  die  Flora  von  dem  untersten  pro- 
duktiven Carbon  bis  ebenfalls  zu  den  höchsten  Schichten  des 
Westphalien  (hier  schon  mit  zahlreichen  Einmischungen  von 
Stephanien-Typen)  verfolgt  worden  ist  (Z  EILLER,  Mem.  Soc. 
Geol.  France.  Mem.  No.  21.  1899).  Das  nächst  vollständige 
niederschlesische  leidet  an  dem  zwischen  Waldenburger  Schichten 
und  Ilangendzug  (Schatzlarer Schichten)  eingeschalteten  flözleeren 
Großen  Mittel.  Bei  dieser  Vollständigkeit  in  dem  in  allen 
Etagen  flözführenden  oberschlesischen  Becken  ist.  es  sehr  über- 
raschend, innerhalb  derselben  eine  fast  mathematisch  scharfe 
Grenze  für  die  Florenfolgen  zu  finden,  nämlich  unmittelbar 
unter  dem  Pochhammerflöz,  dem  untersten  Sattelflöz,  wo  in 
demselben  Augenblick,  wo  die  oberste  marine  Schicht  er- 
scheint, die  Randgruppenflora  erscheint  mit  Typen  der 
Waldenburger  Schichten  und  zahlreichen  Sondertypen.  Hier- 
über und  über  die  oberschlesische  Steinkohlenflora  überhaupt 
wird  in  der  im  Druck  befindlichen  Monographie  der  ober- 
schlesischen Garbonflora  des  Verfassers  das  Nähere  zu  finden 
sein.  Von  dieser  ist  zunächst  nur  der  1.  Teil,  die  Farne  und 
farnähnliche  Pflanzen   enthaltend,   vollendet  worden. 

Eine  weitere  und  zwar  die  nächste  Aufgabe  muß  es  nun 
zur  weiteren  Klärung  der  hängendsten  Schichten  der  Mulden- 
gruppe sein,  die  Schichtengruppe  zwischen  den  Bradegruben- 
flözen  und  den  Chelmer  Schichten  paläontologisch  zu  unter- 
suchen. Nach  der  Annahme  GaEBLEUS  (a.  a.  0.,  S.  73)  ist 
diese  Schichtenserie  in  den  Schichten  der  lleinrichsfreudegrube 
bei  Lendzin  mit  7  Flözen  (ca.  180  m  Mächtigkeit)  und  den 
darüber  gesetzten  3  Beruner  Flözen  (ca.  180  m)  zu  suchen; 
das  unterste  Beruner  Flöz  soll  dem  obersten  Heinriehsfreude- 
flöz  entsprechen.  Fossilien  sind  leider  aus  diesem  Komplex 
gar  nicht  bekannt.  Ich  hoffe,  in  diesem  Herbst  Gelegenheit 
zu  haben,  auch  diese  Lücke  auszufüllen,  da  bei  Lendzin  eine 
600  m  tiefe  Bohrung  gestoßen  wird  (nach  freundl.  Mitteilung 
des  Herrn  Markscheider  WEBER  in  Kattowitz),  und  da  ferner 
die  Hoffnung  besteht,  an  dem  Ausbiß  bei  dein  alten  Wegge- 
schacht  am  Flelmitzkiberg  bei  Benin  weiteres  Material  zu  finden. 


—     288      — 
Zur  Diskussion  spricht  Herr  Michael. 

Herr  GuiLLEMAlN   spricht  über  Grundzüge   der  Geo- 
logie Katangas1). 

Zur   Diskussion    sprachen    die    Herren    STUTZER,    RAUFF, 
Hennig,  Michael  und  der  Vortragende. 

Das   Protokoll    wird   verlesen   und   genehmigt. 
v.  w.  o. 

Hennig.     Rauff.     Bäktling. 


')  Der  Vortrag    bildet    einen   Teil    der   in    der   gleichen    Nummer 
veröffentlichten  brieflichen  Mitteilung  des  Verfassers. 


—     28  9     — 


Briefliche  Mitteilungen. 


18.    Über  geologische  Beobachtungen    auf   der 
Insel  Elba. 

Von  Hcncii   IL  Arlt  und  .Ion.  Koenigsbekger. 

(Mit  5  Textfiguren.) 

München  und  Freiburg  i.  B.,  den  25.  November  1!U2. 

Seit  den  Zeiten  G.  V.  Raths1)  bietet  die  Insel  Elba  viele 
interessante  geologische,  petrographis^he  und  tektonische  Pro- 
bleme. Gelegentlich  unseres  gemeinsamen  Besuches  auf  dieser 
Insel  im  April  d.  J.  konnten  wir  einige  neue  Beobachtungen 
machen  und  auf  Grund  dieser  zu  den  geologischen  Streit- 
fragen über  die  tektonischen  Verhältnisse  der  Insel  Stellung 
nehmen. 

Durch  die  zahlreichen  Arbeiten  TERMIERS3),  welcher  Elba 
als  ein  „pays  des  nappes"  deutet,  hat  das  Studium  der  Geo- 
logie von  Elba  neue  Anregung  erhalten.  Die  Insel  Elba 
wurde  zu  einem  Kampfplatz,  auf  dem  die  Ideen  der  modernen 
Deckentheoretiker  mit  den  bisher  geläufigen  tektonischen  An- 
schauungen über  den  Aufbau  des  Apenninengebirges  zusammen- 
stießen. So  sind  gelegentlich  der  Generalversammlung  der 
Italienischen  geologischen  Gesellschaft  in  Portoferrajo  und  der 
damit  verbundenen    Exkurstonen    im    September    1910    die   von 


')  v.  Rath:   Die   Insel  Elba.     Geognostisch- mineralogische  Frag- 
mente aas  Italien  III.     Diese  Zeitschr.  XXII,  1870,  S.  591— 732. 

J)  P%  Tbrmier:  Sor  les  granites,  les  gneiss  et  les  porphyres  i 
de  l'ile  d'Elbe.  Compt.  Rend.  A.c.  So.  11s.  L909,  S.  1441,5.  —  Der- 
selbe: Sur  les  nappes  de  l'ile  d'Elbe.  Ebenda  lls.  L909,  S.1648/52. 
Derselbe:  Sur  les  relations  tectoniques  < lo  l'ile  d'Elbe  avec  la  Corse 
et  bot  la  Situation  de  celle-ci  dans  la  chaine  alpine.  El>enda  149,  1910, 
S.  11.  —  Derselbe:  Sur  la  Tectoniqae  de  l'ile  d'Elbe.  Ball.  d.  I.  Soc, 
geol.  de  France.  IV.  S,  ...   X.   1910,  S.  134      160. 


—     290      — 

TERMIER  gebrachten  neuen  Deutungen  "von  den  italienischen 
Fachgenossen   allgemein   abgelehnt  worden1). 

Für  die  Iusel  gibt  es  e"ine  geologische  Spezialkarte  im 
Maßstab  1 :  50000,  aufgenommen  von  B.  LOTTI3),  die  —  wie 
Termier  hervorhebt  —  sich  durch  Sorgfalt  und  Objektivität 
der   Eintragungen   auszeichnet. 

Nach  der  Ansicht  LOTTIS3),  dem  sich  seine  italienischen 
Fachgenossen  auf  ihrer  Versammlung  1910  angeschlossen  hatten, 
besteht  der  östliche  Teil  der  Insel  aus  einer  schwach  gewölbten, 
normalen  Schichtenfolge,  die  sich  über  „präsilurianischen  Gneisen, 
Glimmerschiefern  und  Marmoren"  (pr1,  pr2,  pr3,  pr4  der  Karte 
l.o  ins)  aus  paläozoischen,  mesozoischen  und  tertiären  Horizonten 
aufbaut.  Ein  Einbruch  längs  einer  N — S  streichenden  Verwerfung 
in  der  mittleren  Zone  der  Insel  bringt  eine  Wiederholung  dieser 
Schichten  gegen  Westen  hin.  Dort  und  auch  in  der  Mittel- 
zone treten  die  tertiären  Granite  und  Porphyre  auf,  welche 
die  genannten  Schichten  durchbrechen.  Die  grünen  Gesteine 
werden  je  nach  ihrer  Lagerung  zwischen  den  Sedimenten  als 
präsilurianische   oder  eocäne  unterschieden. 

Termier  dagegen  gliedert  Elba  in  drei  tektonische  Serien, 
von  denen  jede  durch  einten  ihr  eigentümlichen  Schichtenaufbau 
bezeichnet  ist,  und  die  alle  drei  deckenförmig  übereinander 
gelagert  sind  [vgl.  Fig.  3a,  welche  eine  Kopie  aus  TERMIEKS 
letzter   Arbeit4)   darstellt]. 

Die  basale  Serie  (1)  setzt  sich  nach  seiner  Auffassung 
zusammen  aus  dem  Elbaner  Granit  mit  seiner  metamorphen 
Hülle  im  Westen,  aus  dem  aus  ihm  hervorgegangenen  Mylonit 
im  Osten  sowie  aus  Gneis  im  Süden  und  aus  den  Tertiär- 
schichten, die  LOTTI  mit  dem  Zeichen  „e5"  (Albarese  und 
Macigno)  auf  seiner  Karte  ausgeschieden  hat.  Die  zweite 
Serie  (II)  besteht  aus  Marmoren  und  Kalkglimmerschiefern 
mit  grünen   Gesteinen,  jenen  Horizonten,    die   LOTTI  mit   „pr3" 


;  L.  Baldacci:  Nuove  ipotesi  sulla  Struttura  geologica  dell' Elba. 
Boll.  d.  Soc.  geol.  ital.  XXIX,  1910,  S.  LXXV-CXI1I.  —  P.  Aloisi: 
Excursioni  nell' l.sola  d'EIki  eseguite  dalla  societä  geologica  italiaoa  dal 
18  al  22  settembre  1910.  Ebenda  XXIX,  1910,  S.  CXXV1I-CXLIV.  - 
B.  L'itti:  La  riunione  della  Societa  geologica  italiana  a  Portoferrajo 
e  l' ipotesi  del  Tekmier  sulla  tettonica  dell'isola  d'Elba.  Boll.  Com. 
geol.  41,  II.  3,  S.  284-291. 

-      B.    LOTTI:     Carta    geologica    dell'isola    d'Elba.       l:f>0000. 
Rom;.    L885. 

•    B.  Lotti:    Descrizione  geologica  dell'isola   d'Elba.     Memorie 

ttive    della   carta   geologica    d'  ttalia.     II.     1886.    —    Derselbe: 
Geologia  della  Toscana.     Ebenda   XI II,   1910. 

1 1  ctoniqae  '1"  l'ile  d'Elbe,  a   a.  0.,  S.  135. 


—     291     — 

und  „pr4"  als  präsilurianiscb  auffaßt,  TEKMIER  aber  den 
,,Schistes  lustres"  der  Alpen  parallel  stellt.  Sie  erscheinen 
als  schmale  Zonen  zwischen  der  basalen  Serie  I  und  der 
hangenden  Serie  III,  welche  aus  der  Schichtenfolge  Silur- 
schiefer  bis  Eocän  im  östlichen  und  zentralen  Teil  der  Insel 
gebildet  wird.  Das  Eocän  der  obersten  Decke  („e1,  e2,  e3 
der  Karte  LOTTls)  wird  als  Kalk-Hornsteinfacies  dem  Macigno- 
Albarese    der    basalen    Serie   I    gegenübergestellt.       Ferner    ist 


Fig.  1. 
Übersichtskarte  und    Profil  der  Insel  Elba   nach   TüRMIEK. 


die  oberste  Decke   durch   ihren    Reichtum    an   grünen   Gesteinen 
charakterisiert. 

Im  folgenden   geben   wir   eine   kurze  Beschreibung  der  von 
uns   besuchten   Aufschlüsse    auf   Elba: 


I.    S.  Caterina-Terranera  (nordöstlich  Porto  Longone). 

Aus  grauen,  kavernösen,  oft  auch  dolomitischen  und  Bchwarz 
geäderten  Kalken,  die  von  LOTTl  mit  Infralias  („i"  der  Karte) 
bezeichnet,  von  Tki.mikk  als  echte  Triasbildungen  gedeutet 
werden,  durchquert  man  in  der  angegebenen  Richtung  zunächst 
sandige,   violette  oder  graue  tonige  Schiefer  Verrucano  — 

(„pm2"     der    Karte),    danach     bituminöse    Silurschiefer    („si"). 


292 


Diese  Schichten  gehören  jenem  System  an,  welches  vom  Silur 
über  Unter- Devon'),  Perm,  Trias,  Lias,  Eocän  eine  normale, 
tektonisch  nicht  erheblich  gestörte  Schichtenfolge  darstellt. 
Sie  bedeckt,  längs  der  Linie  Rio  Marina-Terranera  beginnend, 
den  größten  Teil  im  Osten  und  Nordosten  der  Insel  und  reicht 
gegen  Westen  bis  zu  der  Einschnürung  Elbas  zwischen  dem 
Golf  von   Portoferrajo  und   dem   Golfo   della   Stella. 

Steigt  man  in  den  Silurschiefern  am  westlichen  Abhang 
des  nördlich  C.  Bianco  mündenden  Tales  unterhalb  des  dort 
auf  der  Höhe  stehenden  Pulvermagazins  hinab,  so  gelangt  man 
alsbald  in  eine  breite  Trümmerzone,  innerhalb  welcher  die 
Schiefer  und  ihre  Unterlage  heftig  durcheinander  gepreßt  sind. 
Als  jene  Unterlage  erkennen  wir  hier  die  Granit-Mylonite, 
welche  wir  bei  Porto  Longone  eingehend  zu  studieren  gute 
Gelegenheit  hatten.  Die  von  diesem  Aufschluß  genommene 
Photographie  (Fig.  2)  läßt  den  tektonischen  Kontakt  gut  er- 
kennen (insbesondere  die  Schollen  von  dunklem  Granitmylonit 
in  hellem  Silur).  In  der  Natur  ist  die  Grenze  zwischen 
Silur  (oben)  und  Mylonit  (unten  und  seitlich  rechts)  noch 
dadurch  besonders  gut  bezeichnet,  daß  letzteres  Gestein  in 
der  Nähe  des  C.  Bianco  Träger  einer  Eisenerzlagerstätte  ist. 
Es  sind  die  leuchtend  rot  und  rotbraun  erscheinenden  Aus- 
scheidungen der  hier  emporgestiegenen  Eisenlösungen  nur 
höchstens  bis  in  die  Verruschelungszone  hineingedrungen,  ohne 
die  dunklen  Silurschiefer  imprägniert  zu  haben.  Die  Mineralien 
sind  gut  erhalten,  die  Spalten  offen.  Also  erfolgte  das  Auf- 
dringen der  Erzlösungen  nach  der  Überschiebung,  vermutlich 
im   Zusammenhang  mit  dem   Mittelmeereinbruch. 

Die  Silurschiefer  sind  hier  ziemlich  metamorphe  Phyllite, 
wie  sie  durch  eine  Gneis-,  vielleicht  auch  eine  Granitkontakt- 
metamorphose erzeugt  werden  können. 

Der  Granit  etwa  20  m  unter  der  Überschiebungsfläche 
besteht  u.  d.  M.  aus  Bruchstücken  von  Orthoklas,  unregelmäßig 
begrenzten  Körnern  von  Quarz,  etwas  feinzerteiltem  Plagioklas, 
aus   Zoisit,   Sericit  und   wenig  z.  T.   chloritisiertem   Biotit. 

Unmittelbar  an  der  Überschiebungsfläche,  wo  der  Granit 
mit  Silurlinsen  verkittet  ist,  ist  die  Zertrümmerung  so  weit- 
gehend, daß  die  Auflösung  des  Mikroskops  auch  bei  stärkster 
Vergrößerung  kaum  zur  Diagnose  hinreicht,  zumal  da  der  Schliff 
nicht   unter   einer  gewissen   Dicke   hergestellt  werden    kann. 

Neben  0uarz  und  wohl  Orthoklas  sind  sehr  zahlreich  in 
Bändern  angeordnet  Zoisitleisten  und  Sericitflasern  ausgeschieden. 


Lotti:  Geol.  Toscana,  S.  6. 


—      293      — 

Biotit,  Chlorit,  Epidot  sind  nicht  sicher  nachweisbar.  Außer- 
dem sieht  man  viel  Eisenerz,  das  frisch  ist  und  regelmäßige 
Begrenzungen   zeigt. 

Da  wir  nach  den  früheren  Untersuchungen  von  L.OTTI, 
DaLMEU  u.  a.  und  unseren  Darlegungen  (vgl.  S.  298)  berechtigt 
sind,  dem  Granitmylonit  posteocänes  Alter  (oder  exakter  ihn 
jünger   als   das   Albarese    zu   bezeichnen)    zu   geben,    haben   wir 


■ 

■ 


Fig.  2. 
Tektonischer  Kontakt  zwischen  Silur  und  Mylonit  bei  Capo  Bianco. 


an  dieser  Stelle  also  eine  vorzüglich  aufgeschlossene  Über- 
schiebung von  Silur  auf  posteoeänem  Granit  vor  uns.  "Wie 
man  an  den  Abhängen  des  verlassenen  Tagebaues  beobachten 
kann,  und  wie  es  auch  aus  der  Photographie  Fig.  2  deut- 
lich ersichtlich  ist,  ist  die  geschilderte  telefonische  Störungs- 
fläche eine  flache  Überschiebungsfläche,  die  nur  mit  wenigen 
Graden  gegen  Westen  bis  Nordwest  einfällt.  Eine  Deutung 
dieser  Erscheinung  als  Verwerfung  ist  vollständig  ausge- 
schlossen. 


29  / 


II.    Das  untere  Ortano-Tal. 

Ungefähr  10  km  nördlich  von  der  eben  beschriebenen 
Lokalität  mündet  an  der  Ostküste  der  Insel  das  Ortano-Tal. 
Auf  dem  Wege  dorthin  bleibt  man  ständig  in  den  früher  als 
gneis-  und  z.  T.  turmalinführende  Glimmerschiefer  bezeichneten 
Gesteinen,  die  aber,  wie  von  uns  weiter  unten  (S.  912  ff.  dar- 
gelegt ist,  als  Mylonite  zu  bezeichnen  sind.  Während  der 
Wanderung  längs  der  Küste  fiel  uns  auf,  daß  von  den  Bergen  hier 
und  da  Marmor  und  Brauneisenerze  an  das  Meeresufer  gebracht 
werden.  Beim  Hinaufstoigen  am  Südabhang  des  unteren  Ortano- 
Tales  finden  wir  die  Erklärung  dieser  Erscheinung.  Über  dem 
„Mylonit"  folgt  hier  ein  mächtiges  Lager  grau-weißen  Marmors, 
an  dessen  Basis  metasomatisch  Eisenerze  ausgeschieden  sind.  Im 
Talboden  ist  am  rechten  Gehänge  der  Kontakt  des  Marmors  gegen 
den  Mylonit  klar  aufgeschlossen.  Der  krystalline  Kalk  ruht 
hier  an  einer  steilen  Begrenzungslinie  neben  dem  Mylonit.  In 
der  Nähe  der  Grenze  beider  Gesteine  war  im  Mylonit  eine 
besonders  heftige  Verruschelung  zu  erkennen.  Überlagert  wird 
der  Marmor  von  einem  wohlgeschichteten,  ebenfalls  krystallinen 
Mergelkalk.  Talaufwärts  wandert  man  noch  geraume  Zeit  in 
diesen  krystallinen  Gesteinen,  bei  deren  Studium  sich  in  ihrem 
Habitus  eine  auffallende  Ähnlichkeit  mit  den  Eocäubildungen 
(Macigno  und  Albarese)  aufdrängte,  die  wir  einen  Tag  vorher 
auf  dem  Wege  von  Portoferrajo  nach  dem  Mte.  Capaune 
kennen  gelernt  hatten.  Beide  Male  waren  innerhalb  schiefriger 
Gesteine  verschieden  hell  oder  dunkel  gefärbte  Kalklinsen 
eingelagert,  nur  daß  westlich  Portoferrajo  bis  zum  Golf  von 
Procchio  unveränderte  Gesteine  anstanden,  während  wir  es 
hier  mit  metamorphen  zu  tun  hatten.  Es  erschien  uns  daher 
nicht  ausgeschlossen,  in  diesen  umgewandelten  Kalken  und 
Schiefern  eine  veränderte  Ausbildung  des  normalen  Tertiärs 
auf  dem  mylonitisierten  Granit  vor  uns  zu  haben.  Die  hier 
ebenso  wie  im  Westen  der  Insel  vorhandene  Vergesell- 
schaftung mit  Serpentin  vermochte  diese  Deutung  nur  zu 
stützen. 

Weiter  talaufwärts  legt  sich  auf  dieses  Schichtensystem 
Silurschiefer.  In  der  Nälie  ihrer  Auflagerungsfläche ')  sind  sie 
stark  gestört  und  gefältelt,  so  daß  der  Auffassung,  die  Silur- 
schiefer seien  hier  wie  am  C.  Bianco  in  sich  etwas  verschoben, 
keine  Schwierigkeit  entgegenstehen  würde.  Solche  Verschie- 
bungen  längs  „Gleitbrettern"  (A.  SPITZ)   sind  nicht  selten;   sie 


'.  Die  AnfluL"TiMig  selbst   war  hier  nichl  aufgeschlossen. 


29, 


sind  manchmal,  aber  wohl  nicht  mit  Recht,  als  Decken  ge- 
deutet. Im  Hangenden  des  Silurs  folgen  alsdann  wieder  die 
bereits  bei  Beschreibung  der  Aufschlüsse  S.  Caterina — Terra- 
nera  genannten  normal  auflagernden  permischen,  mesozoischen 
und  tertiären   Schichten. 

Von  diesem  Aufschluß  unterscheidet  sich  das  Torher 
unter  I  geschilderte  Profil  also  nur  dadurch,  daß  zwischen  dem 
liegenden  Mylonit  und  das  überschobene  Silur  noch  meta- 
morphe  Kalke   und    Schiefer  eingeschaltet  sind. 

III.    Casa  Perna — Casa  Ciollini. 

Die  Fahrstrecke  Portoferrajo  —  Porto  Longone  verläßt  man 
bei  der  Casa  Perna  und  steigt  in  der  Fossa  di  Mar  di  Carvisi 


WSW 


Diabas 


Granit 


Fig.  3. 
Profil  bei  Casa  Perna. 

am  östlichen  Talgehänge  empor1).  Hier  findet  sich  an- 
stehend Elbaner  Granit,  doch  selten  in  ganz  normaler  und 
gesunder  Ausbildung,  dazwischen  gestreckte  Gesteine,  die 
Glimmerschiefern  ähneln.  Man  ist  zeitweise  im  Zweifel,  ob 
ein  Granitkontakt  gegen  Gneis  oder  Glimmerschiefer  vorliegt, 
oder  ob  eine  mechanische  Deformation  der  Granitmasse  (Mylo- 
nitisierung)  eingetreten  ist.  Je  weiter  man  jedoch  nach  oben 
steigt,  gewinnt  letztere  Ansicht  die  Oberhand.  Die  gestreckten 
Gesteine  überwiegen,  schließlich  sind  echte  Mylonite  vorhanden. 
Auf  der  Höhe  stellen  sich  stark  gepreßte  dynamometamorphe 
Eocänschichten,  und  zwar  Macigno  und  Albarese  („e5"  der 
Karte),  ein.  Es  folgen  grüne  Gesteine  und  Eocän  der 
kalkighornsteinreichen  Facies  im  Sinne  TttUMlERs  („e2,  e3" 
LOTTls). 

In   einem  Profil   dargestellt,   ergeben   diese  Aufschlüsse  das 
Bild  von   Fig.  3. 


')  Die  LoTTische  Carte  zeigt  hier  posteoc&nen  normalen  Granit 
und  turmalinführenden  Bunt  an,  sowie  tarmalinfübrende  Gneise  and 
<  rlimmersehiefer. 


—    296    — 

Auf  beiliegender  Photographie  von  Gesteinsanschliffen 
sieht  man  in  Nr.  1  den  unveränderten  Granit  der  Unterlage, 
wie  er  z.  B.  bei  S.  Piero  in  Campo  gefunden  wird,  in  Nr.  2 
den  Granit  in  der  Tiefe  des  Tals  bei  Casa  Perna,  der  deut- 
lich als  solcher  zu  erkennen  ist,  aber  schon  gerundete  Ortho- 
klasbruchstücke, Quarztrüminer,  zerflaserten  Biotit  zeigt.  In 
Nr.  3  kann  man  noch  die  hellen  größeren  Orthoklasbruchstücke 
erkennen;  doch  ist  die  Hauptmasse  des  Gesteins  in  einen 
dunkelgrauen  gesehioferten  Brei  verwandelt.  Der  Biotit  ist 
chloritisiert   und   zu    Flasern   gestreckt. 


Fig.  4. 
Anschliffe  von   Gesteinen   des  Grundgebirges. 


Im  Dünnschliff  sieht  man  in  2,  daß  der  Plagioklas  schein- 
bar gebogen,  in  Wirklichkeit  in  verschieden  orientierte  Felder 
zerlegt  ist.  Der  Orthoklas  ist  zertrümmert  und  mikroperthi- 
tisch,  was  z.  T.  wohl  von  gepreßten  primären  pegmatitiscli.  n 
Verwachsungen   herrührt. 

Der  Mylonit  in  3  besteht  in  der  mylonitiseben  Grundmasse 
zu  etwa  '  3  aus  zertrümmertem  Orthoklas,  zu  l/3  aus  Quarz- 
körnern und  außerdem  aus  Zoisit,  Sericit  und  Chlorit.  —  Hier 
wie  sonst  in  den  Myloniten  wird  der  Plagioklas  zersetzt. 
Zoisit,  Quarz,  Albit  und  Myrmekit  sind  wohl  seine  Umwand- 
lungsprodukte. Diese  sowie  die  Chloritisierung  erfordern  Zu- 
tritt von  Wasser;  also  muß  die  Überschiebung  eine  Krhitzung 
des  feuchten  Gesteines  bewirkt  haben,  oder  es  müssen  Wasser- 
dämpfe  hinzugetreten  sein.  Letzteres  ist  fast  wahrscheinlicher. 
Die  Aufreißung  der  Brdkruste  war  wohl  von  Dampfexhalationen 
begleitet. 


—      2,97 


IV.    Mte.  Fabrello. 

Das  Profil  am  Mte.  Fabrello  nimmt  im  Streit  der  Mei- 
nungen um  die  tektonischen  Verhältnisse  Elbas  die  erste  Stelle 
ein.  Als  wir  es  von  der  Casa  Marchetti  aus  auf  dem  von 
TeRMIER1)  eingehend  beschriebenen  Wege  begingen,  fanden 
•wir  die  Aufschlüsse  hier  äußerst  klein  und  mangelhaft.  Die 
recht  üppige  Vegetation  schien  sie  im  Laufe  der  Jahre  mehr 
und    mehr  verdeckt   zu   haben. 

Wir  sahen  östlich  der  genannten  Casa,  die  ebenfalls  an 
der  Straße  Portoferrajo  —  Porto  Longone  gelegen  ist,  zunächst 
etwas  Mvlonit,  dann  Silur,  das  mit  Eocän  (Albarese)  heftig 
verpreßt  erschien.  Auch  eine  Serpentinlinse  befand  sich  inner- 
halb dieses  anormalen  Kontaktes.  Ferner  war  hier  in  einem 
kleinen  Aufschluß  ein  krystalliner  Dolomit  zu  beobachten. 
Später  längs  des  Fußweges  gegen  N  wurden  die  Anbrüche  des 
anstehenden  Gesteins  so  gering  und  unsicher,  daß  man  hier 
und  da  nur  unzusammenhängende  Aufschlüsse  schiefriger,  z.  T. 
auch  metamorpher  Gesteine,  einmal  auch  eisenschüssige  sandige 
Schichten   bemerken   konnte. 

Wie  gesagt,  fanden  wir  diese  Aufschlüsse  in  einer  recht 
ungünstigen  Verfassung,  so  daß  sich  über  ihren  tektonischen 
Wert  weniger  Bestimmtes  sagen  läßt  als  über  die  vorher  ge- 
schilderten. 

Zu  erwähnen  sind  im  Silur  des  Mte.  Fabrello  kleine,  aber 
deutliche  Chiastolithkrystalle,  die  zeigen,  daß  das  Silur  hier 
wie  bei  Terranera  kontakt  metamorph  ist.  Ob  dies  durch 
einen  eocänen  Granit,  der  in  der  Gegend  der  Deckenwurzeln 
der  Serie  III  vielleicht  nicht  an  die  Oberfläche  drang,  be- 
wirkt wurde,  oder  ob  Gneismetamorphose  vorliegt,  ist  un- 
sicher. 

Die  Valdana  und  die  Steinbrüche  bei  Porto  Longone  ge- 
währen bessere  Aufschlüsse  in  das  von  P.  TERMIER  als  Mylonit 
diagnostizierte  Gestein.  So  sehr  auch  unseres  Erachtens  die 
Deutung  von  TEUMIER  zutrifft,  so  sind  diese  Stellen  doch 
weniger  überzeugend  als  die  oben  beschriebenen  Aufschlüsse 
und  Gesteine  von  Casa  Perna — Casa  Ciollini.  Der  geschieferte 
Mylonit  bei  Porto  Longone  ist  kaum  der  ganz  normale  Granit. 
Man  sieht  u.  d.  \I.  <v»u;irz  häufig,  Orthoklas  selten,  neben  Biotit 
tritt  reichlich  und  relativ  gut  erhaltene  Hornblende  auf,  Plagio- 
klas  ist  nicht  nachweisbar,  Zoisit  und  Sericit  sind  selten. 
Interessant    ist    der    Aufschluß     im    Steinbruch     (an     der    Ecke, 


')  Sur  la  tectonii|iie  de  l'ile  d'Elbe,  a.  a.  0.,  S.  111. 


—     29  5      — 

kurz  bevor  die  Straße  an  das  Meer  tritt)  deshalb,  weil  Aplit- 
gänge  in  diesem  Gestein  zwar  auch  zertrümmert,  aber  doch 
weit  besser  erhalten  sind.  Sie  zeigen  mikroperthitischen  Ortho- 
klas, Quarz,  etwas  Chlorit,  Biotit  und  Hornblende.  Die  Konti- 
nuität der  Gänge  ist  gewahrt,  und  das  zeigt,  daß  die  Ver- 
schiebungen im  Mylonit,  die  zur  Schieferung  führen,  durch 
kontinuierliche,  vielleicht  sogar  homogene  Deformation  bewirkt 
sind.  An  manchen  Stellen  sind  allerdings  die  Gänge  auch 
abgerissen  und   ausgequetscht. 

Die  Schieferung  des  Mylonits  ist  der  Stärke  und  Richtung 
nach  wechselnd  und  verschieden  von  der  in  Glimmerschiefern 
und   echten   krystallinen   Schiefern. 

Die  Mylonite  in  Valdana,  über  die  sich  eine  ausgedehntere 
Kontroverse  zwischen  P.  TerMIEE1),  V.  NOVAEESE  und  P.  ALOISI 
entsponnen  hat,  sind  weniger  charakteristisch.  Erst  wenn  man 
viele  Mylonite  gesehen  hat,  wird  man  die  in  Valdana  als  solche 
erkennen. 

Kontaktmetamorphose  am  Eocän  bei  Pila. 
Das  Alter  des  Granits  von  Elba  ist  eingehend  von  G.  vom 
Rath,  Lorn,  Dalmer,  BüCCA,  NESSIG,  neuerdigs  wieder  von 
Lotti  diskutiert  worden.  G.  VOM  Rath  und  Menegiiini, 
Dalmer.  NESSIG  halten  den  Granit  für  jünger  als  Macigno 
(also  Jura-Eocän),  BüCCA  dagegen  für  paläozoisch.  Lotti2) 
kam  neuerdings  zum  Schluß,  daß  am  Mte.  Capanne  ein  Kontakt 
sicher  festgestellt  sei,  daß  aber  der  Übergang  dieser  Kontakt- 
gesteine in  Eocän  nicht  aufgeschlossen  und  daher  nicht  nach- 
weisbar sei  und  die  Kontaktfelsen  als  Lias  zu  deuten  seien. 
Wir  haben  an  der  Straße  von  Pila  nach  S.  Ilario,  die  neueren 
Datums  ist,  den  allmählichen  Übergang  des  Eocäns  (Albarese) 
in  Kontaktfelsen  gesehen.  Zuerst  wird  der  dort  fast  nur  Kalk- 
carbonat  enthaltende  Kalkstein  fleckig;  es  sondern  sich  Adern 
und  Linsen  verschiedener  Farbe  aus.  Dann  nimmt  der  Gehalt 
an  Kieselsäure  und  Tonerde  zu;  das  Gestein  wird  schließlich 
ein  harter,  Granat  führender  Ilornfels.  Die  Hornfelsen  sind  dort 
an  dieser  Straße  durch  eine  wenig  mächtige  Zone  von  Serpentin 
unterbrochen.  Ob  dies  eine  tektonisch  eingeklemmte  Scholle 
oder  ein  in  situ  umgewandelter  Peridotit  ist,  läßt  sich  kaum 
entscheiden.  Erst  dann  folgt  der  porphyrische  turmalinführende 
Mikrogranit,   wie   er   für   den  Mte.  Capanne   charakteristisch    ist. 

Vgl.  P.  Termibr,  C.  R.  l.">2.  s.  826,  l'JH. 
-    Lotti:  Geologia  della  Toscana,  S.  62.  — 

K.  Dalmer:  X.  Jahrb.  Min.  1894,  I,  S.  99.    -  L.  BüCCA:  Etendic.  Acc. 

Line.  VII,  2,  fabeic.  8,  1891. 


299 


Ergebnisse. 

Wie  verhalten  sich  nun  die  Ergebnisse  der  oben  be- 
schriebenen, von  uns  beobachteten  Profile  zu  den  geologischen 
Streitfragen  über  die   tektonischen  Verhältnisse  der  Insel  Elba? 

Unsere  Beobachtungen  bestätigen  die  TERJlIERschen  ganz 
allgemein  insofern,  indem  sie  besonders  in  unseren  Profilen  I 
und  II  (S.  Caterina-,  Terranera-  und  Ortano-Tal)  horizontale 
Schollenbewegungen  auf  Elba  zur  Gewißheit  machen.  Ja,  wenn 
man  will,  vermag  man  aus  allen  vier  beschriebenen  Profilen 
eine  Bestätigung  der  von  TERMIER  entwickelten  Ansichten 
herauszulesen.  Denn  das  Profil  des  Ortano-Tales  zeigt,  wie 
er  es  verlangt,  zwischen  basalem  Mylonit  und  übergeschobenem 
Silur  seiner  Nappe  III  eine  Zone  metamorpher  Kalke  und 
Schiefer  mit  grünen  Gesteinen  (Schistes  lustres  der  Nappe  II). 
Profil  III  (Casa  Perna — Casa  Ciollini)  läßt  sich  mit  dem 
von  TERMIER  vom  Mte.  Castello  gezeichneten1)  identifizieren, 
durch  welches  nachgewiesen  werden  soll,  daß  Nappe  III  decken- 
förmig  über  Nappe  I  liegt  und  das  Cebiet  im  Zentrum  der  Insel 
zwischen  Mte.  Eabrello  und  Mte.  Castello  ein  Fenster  darstellt. 
Endlich  kann  man  aus  dem  Profil  des  Mte.  Fabrello  (IV)  trotz 
der  Unvollkommenheit  der  Aufschlüsse  eine  tektonische  Über- 
lagerung von  Silur  über  Mylonit  unter  Einschaltung  linsen- 
förmiger  Schollen   von   Schistes   lustres   herauslesen. 

Einer  so  weitgehenden  Übereinstimmung  möchten  wir 
jedoch  nicht  das  Wort  reden,  sondern  müssen  darauf  hin- 
weisen, daß  sich  uns  bei  Begehung  des  Ortano-Tales  die 
Deutung  aufdrängte,  die  krystallinen  Schichten  unter  dem 
übergeschobenen  Silur  könnten  metamorphes  Eocän  darstellen. 
Einen  stichhaltigeren  Beweis  für  unsere  Meinung  als  TERMIER 
für  die  seinige  können  wir  allerdings  leider  auch  nicht  bringen, 
da  wir  ebenfalls  nur  auf  Grund  petrographischer  Ähnlichkeit 
zu  unserer  Bestimmung  gelangten.  In  solchen  Fällen  wird  es 
aber  wohl  stets  schwer  halten,  mit  besseren  Beweisen  zu  dienen, 
da  man  auf  Fossilfunde  in  den  stark  umgewandelten  Schichten 
wird  vergeblich  hoffen  können.  Unsere  Ansicht  hat  aber  gegen- 
über der  TERMlhRschen  den  Vorzug,  daß  sie  eine  Vereinfachung 
bringt,  da  wir  hier  mit  einer  Überschiebung  auskommen  können 
und  nicht  mit  zwei   Decken   zu   rechnen   brauchen. 

Das  Profil  III  zwischen  Casa  Perna  und  Casa  Ciollini  als 
Beleg  für  eine  deckenförmige  Überlagerung  des  Mte.  Castello 
und    des    ganzen    Gebietes    im   Osten    der    Insel    bis    zur    Linie 

')  Sur   la  Tectonique  de  l'ile  d'Elbe,  a.  a.  0.,  S.  149. 

22» 


—     300      — 

Porticciolo  —  Terranera  zu  benützen,  kann  der  eine  von  uns 
(H.  Arlt)  sich  zunächst  noch  nicht  entschließen,  da  wir  etwas 
Derartiges  dort  nicht  beobachtet  haben.  Was  man  sah,  schien 
zwar,  wie  oben  geschildert,  auf  eine  Störung  hinzudeuten,  ihr 
aber  eine  derartige  Bedeutung  zuzumessen,  scheint  kein  Zwang 
vorzuliegen,  besonders  deshalb  nicht,  weil,  wie  weiter  unten 
noch  erwähnt  werden  wird,  zwei  verschiedene  Eocänfacies  auf 
Elba  bisher  kaum   bewiesen   sind. 

Besondere  Erwähnung  verdienen  noch  die  grünen  Gesteine, 
hauptsächlich  aus  dem  Grund,  weil  STEJNMANN  ihrer  Aus- 
breitung in  seiner  Synthese  des  Apennins1)  eine  sehr  große 
Bedeutung  zumißt,  und  auch  TERMIKR  sie  als  wesentliche 
Charakterisierungsmerkmale  seiner  Nappes  II  und  III  benutzt. 
Wie  die  geologische  Karte  zeigt,  und  wie  wir  uns  bei  unseren 
Exkursionen  überzeugen  konnten,  lassen  sich  auf  Elba  grüne 
Gesteine  in  beiden,  oder,  wenn  die  TERMlERsche  Deutung  zu 
Recht  besteht,  in  allen  drei  tektonischen  Elementen  beobachten. 
Allerdings  besteht  ein  gewisser  qualitativer  Unterschied,  indem 
ihr  Vorhandensein  in  der  basalen  Serie  neben  Granit  und 
Eocän  spärlicher  ist  als  in  den  überschobenen  Schollen,  wo 
Serpentine  und  Diabase  eine  recht  große  Ausdehnung  haben. 
Immerhin  wird  man  auf  Elba  auf  ihr  Vorkommen  niemals  das 
Charakteristikum  einer  Decke  begründen  können;  eine  Tatsache, 
auf  die   auch   TaraMELLI2)   bereits   hingewiesen   hat. 

Der  eine  von  uns  (H.  Arlt)  möchte  auf  eine  Schwierig- 
keit in  der  TEKMIERSchen  tektonischen  Auffassung  hinweisen. 
Es  muß  auffallen,  daß  die  große  Granitkuppel  des  Mte.  Ca- 
panne  wie  überhaupt  der  ganze  westliche  Teil  der  Insel  jenseits 
der  Linie  Portoferrajo  —  Golfo  dell'Acona  nicht  die  geringsten 
Spuren  des  Hinweggleitens  der  von  ihm  angenommenen  beiden 
Decken  zeigen.  Der  Granit  selbst  erscheint  hier  vollständig 
normal  und  frisch,  ohne  auch  nur  im  geringsten  durch  Faltung 
oder  Pressung  in  Anspruch  genommen  zu  sein.  Diese  Tatsache 
ist  um  so  bemerkenswerter,  als  wir  im  Osten  der  Insel  eine 
Mächtigkeit  der  Mylonitbildungeu  haben  wie  selten  irgendwo. 
Das  Hilfsmittel,  die  höheren  Decken  seien  über  dem  noch 
heut  zu  einer  Höhe  von  über  1000  m  aufragenden  Mte.  Ca- 
paune  durch  Erosion  entfernt,  während  wir  sie  wenige  Kilo- 
meter   gegen     Osten     im    Niveau    des    Meeresspiegels    oder    auf 


')  G.  Steinmann:  Alpen  und  Apenninen.  Diese  Zeitschr.  1907, 
Mon.-Ber.  S.  177-  i 

,J)  Taramelli:  A  |)i «.pH  iin  iii  una  huovji  ipotesi  sulla,  struttura 
dell'  Apennino.  !>'.  [st.  Lombardo  di  sc.  e  lett  Rediconti,  Ser.  II,  Bd,  41, 
L908,  S.  126-139. 


301 


Hunderten  von  Metern  mächtiger  Mylonite  finden,  scheint  mir 
doch   zu  wenig   befriedigend.1) 

Greift  man  aber  anderseits  zur  Annahme  kurzer  Schübe, 
und  stellt  man  sich  den  Bewegungsvorgang  vielleicht  in  ähn- 
licher Weise  vor,  wie  es  LKPSIUS2)  mit  der  Entstehung  des 
Harzes  getan  hat,  so  steht  das  nahe  Nebeneinanderliegen  der 
zwei  Eocänfacies,  eine  der  wichtigsten  Stützen  des  TEKMIERschen 
Deckenschemas,   einer  solchen   Deutung  im   Wege. 

Doch  möglicherweise  ist  dieses  Hindernis  nur  ein  schein- 
bares! TERMIEK  benützt  die  LOTTlsche  Gliederung  des  Eocäns, 
die   letzterer  in   folgender   Weise   ausgeführt   hat3): 

1.  Wechsellagernde   Kalke,    Schiefer    und   Sandsteine, 

2.  Bunte   Nummulitenkalke, 

3.  Rötliche,   grünliche  und   hellgraue   Kalke, 

4.  Radiolarienhornsteine   und    manganhaltige    Kiesel- 
schiefer, 

5.  Diabase, 

6.  Euphotid, 

7.  Serpentin, 

8.  Kalke    (Albarese)    und    Schiefer   mit    Spuren    von 
Nummuliten, 

dazu,  den  hangenden  Albarese  und  Macigno  (1.)  von  den 
übrigen   Gliedern   abzutrennen    und   ihn   als  gleichwertiges,    nur 


')  Anm.  von  H.  Arlt.  Nachdem  die  vorliegende  Notiz  abgeschlossen 
war,  haben  P.  Termiek  und  J.  Boussac  im  Anschluß  an  ihre  Unter- 
suchungen bei  Savona  (Le  massif  cristalline  ligure.  Bull.  Soc.  geol. 
France  1912,  4.Ser.,  Bd.  XU,  S.272)  über  dieBeziehungen  zwischen  Alpen, 
Dinariden  und  Apennin  ebenso  geistreiche  wie  weitgehende  Schlüsse  ge- 
zogen. Danach  hätten  wir  es  im  krystallinen  Massiv  Liguriens,  als  dessen 
Äquivalent  auf  Elba  die  granitisehen  Gesteine  zu  gelten  hätten,  mit  der 
dinarischen  Masse  zu  tun.  Diese  soll  sich  in  ost — westgerichteter  Be- 
wegung auf  das  bei  Savona  aufgeschlossene  alpine  System  heraufgelegt 
haben,  während  die  hangende  Apennin-Serien  als  im  Zustand  der  Ruhe 
gedacht,  durch  eine  Bewegung  „in  inversem  Sinne"  zu  Decken  über- 
einander bzw.   untereinander  geschoben  sei. 

Auch     lici     einer    derartigen    Deutung     muß   es,    abgesehen    von    dn 

Kühnheil  des  Gedankenfluges,  als  auffallend  bezeichnet  werden,  daß 
die  „Dinariden"  dort,  WO  B16  zwischen  dem  alpinen  System  im  Liegenden 
und  den  Apennin  im  Hangenden,  wohl  am  weitesten  von  ihrem 
Wurzelgebiet  im  Osten  entfernt,  vorgestoßen  erscheinen,  nämlich  im 
Mte.  Capanne  auf  Elba,  am  frischesten  and  am  wenigsten  von  ihrer 
Über-  und  Unterschiebung  beschädigt  auftreten. 

s)  R.  LepsiUS:  Geologie  von  Deutschland,  Bd.  II,  S.  363,  besonders 
die  Tafeln  I  und  II. 

3)  B.  Lotti:  Osservazioni  geologiche  Bulle  isole  dell  Arc.hipelago 
toscano.     Boll.  dell  R.  Comit.  geol.  dltalia    1*84,  S.  56-61. 


—     302     — 

faciell  anders  geartetes  Glied  den  übrigen  Horizonten  gegen- 
überzustellen. 

Nach  dem,  was  wir  auf  Elba  zu  beobachten  die  Gelegen- 
heit hatten,  scheint  es  aber  noch  keineswegs  erwiesen,  daß  die 
rötlichen,  grünlichen  und  grauen  Kalke  sowie  die  mächtigen 
Radiolarite  das  Eocän  vertreten.  So  wurden  wir  bei  einer 
Wanderung  an  der  Küste  nordöstlich  Magazzini  (Bucht  von 
Portoferrajo)  in  den  rötlichen  Kalken  lebhaft  an  die  so  charak- 
teristische Scaglia  der  Südalpen  erinnert.  Diese  werden  hier 
von  mächtigen  Hornsteinkalken  unterlagert,  in  denen  man 
allerdings  vergeblich  nach  Aptychen  sucht.  Bezüglich  dieser 
Bildungen  auf  Elba  kann  wohl  auch  die  Ansicht  von  Stein- 
M  \x.\  zutreffen,  der  nach  dem  Vorgange  von  ZETTEL1)  für 
analoge  Gesteine  im  Apennin  cretaceisches  bis  oberjurassisches 
Alter  in  Anspruch  nimmt.  Es  scheint,  daß  für  diese  An- 
sicht sogar  LOTTI  selbst  ins  Feld  geführt  werden  kann,  welcher 
schreibt2),  daß  die  Hornsteine  im  Hangenden  in  rötliche,  weiße 
und  graue  Kalke  übergehen,  in  deren  oberem  Teil  Nummuliten- 
schichten  mit  A7.  Bzarritzensia3^  gefunden  worden  sind.  Es 
bleibt  also  in  den  liegenden  Kalk-  und  Hornsteinbildungen 
Raum  genug,  daß  darin  Kreide  und  auch  oberster  Jura  ver- 
treten  sein   könnten. 

Anderseits  würde  dann  das  LüTTlsche  Eocänprofil,  welches 
an  der  Basis  der  Radiolarite  wieder  Macigno  und  Albarese 
anführt,  die  Annahme  einer  tektonischen  Überlagerung  möglich 
erscheinen   lassen. 

Die  Auffassung,  die  der  andere  von  uns  (J.  KoENlGS- 
BERGER)  bez.  der  verschiedenen  Mylonitisierung  des  Granits 
und  der  Überschiebung  im  ganzen  hat,  ist  etwa  folgende:  Die 
Decken  in  Schottland,  Skandinavien  zeigen  eine  Überschiebung 
des  oberen  Granits  auf  einer  fast  ruhenden  Schieferunterlage. 
Hierbei  wurde  der  untere  Teil  der  Decke  mylonitisiert,  die 
Unterlage  aber  wenig  beeinflußt.  In  Elba  liegen  die  Dinge  um- 
gekehrt. Die  granitische  Unterlage  ist  zermalmt  und  geschiefert, 
also  muß  wohl  diese  sich  bewegt  haben.  Die  Schiefer-  oder 
auch  Eocändecke  ist  weniger  verändert.  Doch  ist  auch  hier 
auf  10  —  50  m  eine  Dynainometamorphose  wahrnehmbar.  Der 
Grad  der  Mylonitisierung  ist  sehr  wechselnd.  Teile  wie  der 
Mte.  Capanne   dürften   sich   nur   als   Ganzes   bewegt   haben    und 


Zittbl:  Geologischer  Bau  der  Zentral- Apenninen  1876.  Geogn.- 
>'.  Bd.  II. 
■    B.  Lotti:  Geologie  della  Toscana,  S.  151. 

.Y.  Biarritzensü  =  N.  syn.  alacicus.  Lutitien  superieur.  cf.  Bauü: 
Träte  IL  S.  L461. 


—     303     — 

sind  daher  nicht  beeinflußt,  während  z.  B.  die  Mylonitmasse 
des  Mte.  Calamita  '),  wühl  die  mächtigste  der  Insel,  von  413  m 
bis  0  m  über  dem  Meer  gleichmäßige  Zertrümmerung  und 
sekundäre  schwach  geneigte  Schieferung  aufweist.  Außerdem 
dürfte  wohl  der  Gipfel  des  Mte.  Calamita,  wie  die  Erzlager 
zeigen,  die  meist  gerade  am  Silur  aufhören,  an  der  Basis  der 
Decke  gelegen  haben,  der  Mte.  Capanne  dagegen  tief  unterhalb. 
Die  östliche  Hälfte  der  Insel  ist  eben  nach  der  Deckenbildung 
wohl  infolge  des  Mittelmeereinbruchs  stark  abgesunken.  Die 
Mylonitisierung  der  Unterlage  könnte  durch  die  Bewegung 
derselben,  also  durch  Unterschiebung  bedingt  sein.  Die  Silur- 
schiefer haben  hier  wie  in  Skandinavien  die  Gleitbewegung 
erleichtert;  nur  sind  sie  in  Elba  Decke,  in  Skandinavien 
Unterlage.  Bezüglich  der  Auffassung  des  Eocäns  sind  wir 
beide   gleicher  Ansicht. 

Das  Ergebnis  unserer  Beobachtungen  auf  Elba  läßt  sich 
kurz  dahin  zusammenfassen,  daß  trotz  mancher  Unsicherheiten 
in  der  Deutung  von  Einzelheiten  und  größeren  Gesteinskom- 
plexen der  tektonische  Aufbau  dieser  Insel  im  Gegensatz  zur 
Ansicht  der  italienischen  Geologen  durch  horizontale  Bewegun- 
gen hier  wie  in  anderen  Faltengebirgen  des  alpinen  Typus 
erklärt  werden   muß. 

Anhang. 

Breccienbildung  bei    Elba. 

An  der  Küste,  an  der  Bucht  von  Portoferrajo,  machten 
wir  einige  interessante  Beobachtungen  über  die  Entstehung 
von   Kalkbreccien. 

Dort  bildet  heute  das  Meer  zwei  Arten  von  Breccien,  die 
durch  Kalkcement  verkittet  sind.  Nahe  nebeneinander  finden 
wir  eine  Breccie  mit  runden  und  eine  mit  eckigen  Bruchstücken; 
beide  sind  etwa  3  m  mächtig.  Die  „runde"  Breccie  liegt  an 
der  Flachküste  und  reicht  vom  Meeresboden,  und  zwar  von  der 
Grenze  der  Ebbe,  bis  etwa  3  m  aufwärts;  hier  sind  die  vom  Meer 
gerollten  und  gerundeten  Stücke  verkittet.  Das  an  der  Küste 
mit  Kalk  gesättigte  Wasser  verdunstet  bei  der  Ebbe  und  gibt 
so  das  Kalkcement  ab.  Die  eckige  Breccie  findet  sich  oberhalb 
etwa  3  m  aber  dem  Meer,  da,  wo  die  Küste  steil,  aber  nicht 
ganz  senkrecht  abfällt.  Die  eckigen  Bruchstücke  sind  durch 
Verwitterung   und  Abspreugung   aus  den   Kocänkalkwänden    ent- 


')  P.  Termibr  bat  diese  Ma  se  noch  als  Gneis  bezeichnet,  doch 
isl  das  Gestein  weder  ein  Ortho-  noch  ein  Paragneis,  sondern  ein 
Mylouit.  M.in  erkennl  das  am  Fehlen  von  unverändertem  Bintit  und 
Plagioklas  und  der  hochgradigen  Kataklase. 


—     304     — 

standen  und  terrigenen  Ursprungs;  sie  werden  von  dem  emporge- 
spritzten Wasser  durchtränkt  und  bei  dessen  Verdunstung  verkittet. 
In  der  Flutzone  wird  der  Kalk  löcherig  gelöst,  unterhalb 
derselben  ist  das  Gestein  eben  gewaschen.  Dieser  Prozeß  kann 
die  Verkittung  der  runden  Breccie  nicht  wieder  beseitigen, 
sondern  nur  ihre  Mächtigkeit  etwas  verringern.  Letztere  wird 
durch  immer  neue  Rollstücke,  die  verkittet  werden,  stärker  ver- 
mehrt, als  die  mechanische  und  chemische  Tätigkeit  sie  vermindert. 


19.   Zur  Geologie  von  Katanga. 
Von  Herrn  C.  G-uillemain. 

Berlin,  im  Mai  1913. 

Die  Katanga-Provinz  der  heutigen  belgischen  Kongo- 
Kolonie  nimmt  die  Südostecke  dieses  innerafrikanischen 
Riesenkolonialreiches  ein.  Physikalisch-geographisch  kann  sie 
wohl  am  treffendsten  als  das  Gebiet  der  drei  Hauptquellflüsse 
des  Kongo,  des  Luapula,  des  Lufira  und  des  Lualaba 
bezeichnet  werden.  Im  Süden  und  Osten  fallen  die  physika- 
lich-geographischen  Grenzen  unmittelbar  zusammen  mit  den 
politischen.  Die  Südgrenze  ist  die  Wasserscheide  zwischen 
Kongo-  und  Zambesi-Becken.  Die  Westgrenze  wird  bezeichnet 
durch  den  Seengürtel  Bangwelo-,  Moero-,  Tanganika-See. 
Im  Norden  und  Westen  sind  die  Grenzen  der  politischen 
Provinz  Katanga  zurzeit  noch  rein  theoretische.  Im  Westen 
war  sie  bisher  eine  Parallele  zum  24.  Längenkreis.  Ganz 
kürzlich  sind  hier  einige  Verschiebungen  auf  Grund  politischer, 
ethnologischer  und  verwaltungstechnischer  Rücksichten  ein- 
getreten. Im  Norden  wird  die  Grenze  vom  fünften  südlichen 
Breitenkreise   gebildet. 

Geologisch-stratigraphisch  zeigt  dies  gewaltig  ausgedehnte 
Gebiet  eine  verhältnismäßig  weit  größere  Einfachheit  und 
Einheitlichkeit,  als  man  bisher  anzunehmen  geneigt  war.  Als 
Hauptmerkmale  dieser  Übereinstimmung  muß  die  Fossilleere 
der  ganzen  Schichtenfolge  zuerst  genannt  werden,  sodann  das 
häufige  Wechsellagern  ähnlicher  Gesteinsschichten.  Beide 
Tatsachen  scheinen  auf  eine  durch  sehr  lange  Zeiträume  fort- 
wirkende Gleichmäßigkeit  in  den  Klima-  und  den  Absatz- 
Bedingungen   hinzuweisen. 


—     305      — 

Einen  Überblick  über  die  bis  zur  Gegenwart  bekannt- 
gewordenen Beobachtungen  und  Veröffentlichungen,  soweit  sie 
die  geologischen  Verhältnisse  des  Landes  betreffen,  wird  am 
besten   das   nachfolgende   Literaturverzeichnis   gewähren. 

1.  J.  CORNET:  Rapport    geologique    sur   L'itineraire    de    Lusambo    ;'< 

Bunkeya.     Mouvem.  geogr.  1892,  Nr.  28. 

2.  Derselbe:    Apercu  geologique  de  la  partie  meridionale  du  bassin 

du  Congo.     Bull.  Soc.  roy.  beige  de  Geogr.  1893. 

3.  Derselbe:     Le   sol   du  Katanga    au    point  de  vue  agricole.     Bull. 

Soc.  roy.  de  Geogr.  d'Anvers  1893. 

4.  Derselbe:     Rapport  sur  son  voyage  au  Katanga.    Ebenda,  19.  April, 

14.  Mai,  11.  Juni  1893. 

5.  Derselbe:     Coupe    geologique    de    la    chaine    des    Kwandelungu. 

Ebenda,  25.  Juli  1893. 

6.  E.  FRANCQÜI  und  J.  CORNBT:     L'exploration    du   Lualaba,  depuis 

ses  sources  jusqu'au  lac  Kabele.  Mouv.  geogr.,  1.  October  und 
12.  November  1893. 

7.  Dieselben:     L'exploration  du  Lubudi.     Ebenda  15.  April  1894. 

8.  Dieselben:     Le  Plateau  des  Sambas.     Ebenda  22.  Juli  1894. 

9.  J.  CüRNET:     Les  formations  post-primaires  du   bassin  du  Congo. 

Ann.  Soc.  geol.  de  Belgique,  Bd.  XXI,  1893-1894,  Mem.  S.  193. 
Karte  1  :  2000000. 

10.  Derselbe:     Les  gisements  metalliferes  du  Katanga,  Mem.  et  Publ. 

Soc.  des  Sciences  etc.,  du  Hainaut  V.  Serie,  Bd.  VIII,  1896  paru 
en  1894,  S.  3.  Reproduit  dans  Bull.  Soc.  beige  de  Geologie, 
Bd.  XVII,  1903,  trad.  et  reprod.  S.  3. 

11.  Derselbe:    Les  depöts  superficiels  et  l'erosion  continentale  dans  le 

bassin  du  Congo.  Bull.  Soc.  beige  de  Geol.,  Bd.  X.,  1896  Mem. 
S.  44. 

12.  Derselbe:     Observations  sur  les  terrains  aneiens  du  Katanga  l'aites 

au  cours  de  l'Expedition  Bia  Francqui  1891  — 1893.  Ann.  Soc. 
geol.  de  Belgique,  Bd.  XXIV,  1896-1897,  Mem.  S.  25. 

13.  Derselbe:     La  geologie  de  la  partie  sud-est  du  bassin  du  Congo 

et  les  gisement  metalliferes  du  Katanga.  Avec  une  carte  ä 
1  :  2000000.  Revue  univers.  des  Mines  etc.,  3.  Serie,  Bd.  XXVIII, 
1894. 

14.  H.  BÜTTGENBACH:    Au  Katanga.    Les  Mines  de  Kambove.    Rapport 

au  Comite  specal  du  Katanga,  date  du  24.  Juli  1902.  Mouv. 
geogr.  Nr.  48,  1902. 

15.  J.  Corket:     Les    mines    de  Kambove    au    Katanga,   ä    propos    du 

rapport  de  Mr.  I'ingrnieur  BÜTTGENBACH.  Bull.  Soc.  beige  de 
(  h  ologie,  Bd.  XVI,  1902,  proc.  verb.  S.  651. 

16.  G.  Grey:     Tanganyika  Concessions,  Limited.     Reports  on  the  Dis- 

coverics  made  by  Mr.  George  Grey's  Expedition  in  Northern 
Rhodesia  and  Congo  Free  State,  and  Report  bj  Mr.  J.  R.  Farvell, 
Mining  Engineer.     London,   Februar  1913 

17.  B.  BÜTTGENBACH :     Les   gisemeüts   de   euivre   de   Katanga.     Ann. 

Soc.  Geol.  de  Belgique,  Bd.  31,  1903-1904,  p.  M.  515. 

18.  Derselbe:     Les  depöts  auriferes  du  Katanga.     Bull.  Soo.  beige  de 

Geologie,  Bd.  Willi,  1904,  Mem.  p.  173. 

19.  J.  CORNET:    Les  dislocations  du  bassin  du  Congo.    I.    Le  Graben 

de  l'üpemba.  A.nn.  Soc.  geol.  de  Belgique,  Bd.  32,  1904—1905, 
Mi  m.,  S.  205. 


—     30  G     — 

20.  H.  BÜTTGENBACH:  Tremblement   de   terre   au  Katanga  en  1902. 

Bull.  Soc.  beige   de  Geol.,  Bd.  XVIII,  1904,  proc.  verb.,  S.  143. 

21.  Derselbe:     Observation    geologiques    faites   au   Marungu   (1904). 

Ann.  Soc.  geol.  de  Belgique,  Bd.  32,  1904  - 1905,  p.  M.  315. 

22.  Derselbe:      Le   gite   auro-platinifere   de   Ruwe.     C.  r.  du  Congres 

intern,  des  Mines  etc.,  Sect.  de.  Geol.  appliq.  Liege  1905 

23.  Derselbe:     La  cassiterite  du  Katanga.    Ann.  Soc.  geol.  de  Belgique, 

Bd.  33,  1905-1906,  p.  M.  49. 

24.  Derselbe:    Quelques  faits  a  propos  de  la  fonnation  des  pepites  d'or. 

Les  veunes  metalliferes  du  Katanga,,     Ebenda  S.  55. 

25.  Derselbe:      L'avenir   industriel   de   l'Etat   Independant    du    Congo. 

Rev.  univ.  des  Mines  etc.,  4.  Serie,  Bd.  XIV,  1906,  S.  114. 

26.  G.  Grey:     Tanganyika  Concession,  Limited,  Engineers  and  Mana- 

gers Reports   on    the  Gold,   Tin   and  Copper  Mines   of  Katanga 
(Congo  Free  State)  etc.     London  1906. 

27.  J.  COENET:   Sur  la  distribution  des  sources  thermales  au  Katanga. 

Ann.  Soc.  geol.  de  Belgique,  Bd.  32,  1905-1906,  S.  205. 

28.  T.  W.  T.  Atherton:     Report  on  the  Copper  Deposits  of  the  Ka- 

tanga   in    the   Congo   Free    Staate.      Public    par    la   Tanganjika 
Concessions  Company  Lt.,  London  1907. 

29.  J.  COENET:      Les   couches  du  Lualaba.     Ann.   Soc.  geol.  de  Bel- 

gique,  Bd.  35,  1907-1908,  S.  B.  99. 

30.  Derselbe:     Formation    du   terreau  tourbeux   dans  les  roselieres  a 

Papyrus  du   lac  Kabele  (Katanga").     Ann.  Soc.  geol.  de  Belgique. 
Bd.  35,  1907-1908. 

31.  Derselbe:     Tectonique  et  morphologie  du  Katanga.    Ann.  du  Musee 

du  Congo,  Geologie  etc.,  Serie  II,  Bd.  T,  1908,  S.  75. 

32.  Derselbe:      La    geologie   de    l'itineraire    de    Kabinda  ä  Kikondia, 

d'apres  les  echantillons  receuillis  par  Mr.  l'ingenieiirLANCSWEERT. 
Bull.  Soc.  beige  de  Geologie,  Bd.  XXII,  1908,  Mem.  S.  83. 

33.  H.  BÜTTGENBACH :     Les  mines  du   Katanga,   Conference  faite  ä  la 

Societe    beige    des    Ingenieurs    et    des    Industrieis,    le    18.  Mars 
1908.     Bruxelles,  Lesigne  1908. 

34.  Derselbe:      Le    Congo    deviendra-t-il    un    pays    minier?     Bull.  Soc. 

belg.  d'etud.  colon.,  1908,  Nr.  2. 

35.  Derselbe:     Les   gisements    miniers    du    Katanga.      Ann.  du    Musee 

du  Congo,  Geologie  etc.,  Serie  II,  Bd.  I,  190*,  S.  17. 

36.  J.  R.  FarRELL:     The  Copper  and  Tin  Deposits  of  Katanga.    Engin. 

and  Men.  Journ.,  Bd.  90,  Nr.  15,  1908. 

37.  A.  Girh:     Report  on    the  Star  of  the  Congo  Mine.    Public  par  la 

Tanganyika  Concessions  Cy.  Lim.  London   1908. 

38.  Derselbe:     Report   on    Kambowe   Nr.  2    Mine    Publie    par  la  Tan- 

ganyika Concessions  Cy.  Lim.  London    L908. 

39.  F.  E.  STÜDT:    Carte   geologique   du    Katanga   (1:500000)  et   note 

explicative.     Ann.  du    Mu-<'e    du   Congo,    Geologie  etc.,  Serie  II, 
Bd.  1,  1908. 

40.  J.  COENET:  Sur    la   repartition    des    tremblements   de   terre  dans 

le  bassin  du  Congo.     Ann.  Soc.geol.de  Belgique,  Bd.  3<>,  1908 
bia  1909,  p.  B.  264. 

41.  B.  Büri'OENBAOH:      Sur      une      röche      diamantifere      trouvee     au 

Congo  beige.     Ä.nn.  Soc.  geol.  de  Belgique,  Bd.  36,   1908—1909, 
p.  15.  77. 
4l\     F.  E.  Sil  DT:    Some  notea    on  the  Geology  of  the  Katanga  Coun- 
try  and   Copper  Belt.    Transact.  of  the  Geol.  Soc.  of  South  Africa, 
Bd.  XII.  1909,  S.  159. 


—     :J07     — 

43.  J.  COENET:    Sur    la    Geologie    du    Lualaba,    entre    Kassongo    f-t 

Stanley ville.  Ann.  de  la  Societe  Geologique  de  Belgique,  Bd.  ;{(>, 
B.  230,  1909. 

44.  S.  H.  Ball  and   M.  K.  I..  Shaler:     Mining  Conditiona  in  tlie  Bel- 

gian  Congo  (Congo  Free  State).  Tran.--.  Amer.  lnstit.  of  Min. 
Engin.  1910. 

45.  A.  Gercke:     Die  Bergbauverhältnisse  im  Kongostaate.     Berg- und 

Hüttenmännische  Rundscliau,   Kattowitz  1910. 

46.  F.  F.  MaTHTEU:    Annonce  de   la   decouverte  de  vegetaux   fossiles 

ä  Kongolo.  Ann.  Soc.  göol.  de  ßelgique,  Bd.  38,  1910—1911. 
p.  B.  311. 

47.  Derselbe:     Observations  et  renseignements  sur  des  trernblements 

de    terre    dans    la   region    du    Tanganyika   et    dans    le    Nord    du 
Katanga,  publies  par  E.  L.  In:  Ciel  et  Terre,  Juni  1911,  S.  191. 
18.     E.  Deladrier:    Les  Kundelungu.    Mouvem.  geogr.,  10.  September 
1911. 

49.  0.  Stutzer:     Mitteilungen   über  die  neuen   Verordnungen   betreffs 

Aufsuchen  und  Aufschließen  nutzbarer  Lagerstätten  in  Katanga, 
Belgisch-Kongo.     Zeitschr.  f.  prakt.  Geol.  XIX,  1911,  H.  4. 

50.  Derselbe:      Die    Kupfererzlagerstätte   Etoile    du    Congo   im    Lande 

Katanga,  Belgisch-Kongo.  Zeitschr.  f.  prakt.  Geol.  1911,  11.7, 
S.  240.     Berichtigung:     H.  8,  S.  288. 

51.  J.  CORNET:    Le  Katanga.    Province  Beige.    Association  des  Licen- 

cies  sortis  de  l'Universite  de  Liege  Oeuvre  Mutuelle  Scientifique 
d'Expansion  Beige.  Oktober  1911,  Chapitre  V.  Mines.  Annexes: 
Bibliographie  Generale  du  Katanga,  Bibliographie  speciale  des 
gisement  miniers  du   Katanga. 

52.  0.  STUTZER:     Über  Dwyka-Konglomerat  im  Lande  Katanga,  Bel- 

gisch-Congo.     Diese  Monatsber.  1911,  Nr.  12,  S.  626—629. 

53.  E.  GROSSE:     Dwyka-Konglonierat    und    Karoosystem    in    Katanga. 

Diese  Monatsher.  1912,  Nr.  6,  S.  320  -321. 
51.     0.  STUTZER:    über    glaziale    Konglomerate     im    Lande    Katanga, 
Belgisch-Kongo.     Diese  Monatsber.  v.  65,  Nr.  2,   1913,  S.  114. 

CoitNET  hat  zwar  bereits  (50;  145  — 154)  sehr  vollständige 
bibliographische  Verzeichnisse  zusammengestellt,  auf  denen 
natürlich  auch  das  Obige  fußt,  doch  enthält  seine 
Bibliographie  generale,  neben  geologischen,  auch  alle  Arbeiten 
geographischen,  klimatologischen,  ethnographischen,  wirtschafts- 
politischen usw.  Inhaltes.  Von  seiner  „Bibliographie  speciale 
des  gisement  miniers  du  Katanga"  (50;  152)  sagt  er  anderer- 
seits selbst:  „Cette  bibliographie,  mise  ä  jour  en  octobre  1911 
ne  contient  que  l'etude   des   gisements   miniers  en   eux-memes. 

In  vorstehendem  Verzeichnis  ist  versuch!  wurden,  alle 
Arbeiten  zu  vereinigen,  deren  Inhalt  in  irgendeiner  Beziehung 
zur  geologischen  Kenntnis  des  Landes  steht.  Durch  den  Druck 
sind  die  für  die  folgenden  Erörterungen  vornehmlich  in  Betracht 
kommenden  Arbeiten  allgemein-geologischen  Inhaltes  besonders 
kenntlich  gemacht  worden.  Die  Mehrzahl  der  rein  lagerstätt- 
lich-wirtschaftliche  Prägen  behandelnden  Arbeiten  und  Berichte, 
ist  nur  der  Vollständigkeil    halber  wieder  abgedruckt  worden. 


—     308     — 

In  der  Folge  mag  versucht  werden,  einen  kurzen  Abriß 
des  Standes  unserer  geologischen  Kenntnisse  zu  geben,  wie 
sie  durch  die  Arbeiten  der  angeführten  Autoren  vermittelt 
werden. 

Nach  CORNET  wir  das  gesamte  orographisch-  hydro- 
graphische Becken  des  Kongo  von  einer  Schichtenfolge  erfüllt, 
deren  jüngste  Glieder  das  Innere  des  Beckens  bedecken, 
während  man  von  dort,  nach  den  Rändern  fortschreitend,  in 
ziemlich  regelmäßiger  Aufeinanderfolge  die  verschiedenen  Alters- 
stufen dieser  Folge  bis  zu  den  äußersten,  ältesten  Randgliedern 
antrifft,    die   stark   gefaltet   erscheinen. 

Als  das  jüngste  Glied  dieses  Schichtenkomplexes  hätten 
dabei  die  Lubilache  -  Schichten,  voraussichtlich  triadiscben 
Alters,  zu  gelten.  Als  die  ältesten  Glieder  wären  der  krystallinen 
Schiefergruppe  angehörende,  vermutlich  archäische  Gesteine 
anzusehen,  deren  heutige  Lage  mit  dem  Emporquellen,  gleich- 
falls überall  an  den  Rändern  des  Beckens  zutage  tretender 
Kruptivmassen,  hauptsächlich  der  Klasse  der  Granite  angehörend, 
in  Zusammenhang  stände.  Durch  eine  gewaltige,  etwa  NO — S W 
quer  durch  das  Gesamtbecken  verlaufende  Dislokation  ist  das 
uns  hier  beschäftigende  Beckeu  schon  in  sehr  frühem  Stadium  in 
zwei  getrennte  Teile,  den  nordwestlich  gelegenen  (Bassin  von 
Urua)  und  den  südöstlich  gelegenen  (Bassin  von  Katanga), 
getrennt  worden.  Innerhalb  des  letzteren  sollen  dann  faciell 
verschiedene  Ausbildungen  verschiedenen  Orts  stattgehabt 
haben.  Dementsprechend  unterscheidet  CoiiNET  die  „Facies 
occidental  ou  du  Lualaba"  von  der  „Facies  oriental  ou  de  la 
Lufila"  im  Katanga-Becken.  Innerhalb  dieser  beiden  faciell- 
verschiedenen  und  zeitlich  gleichwertigen  Schichtenreihen 
werden  dann  eine  Anzahl  einzelner  Systeme  unterschieden,  die 
verschiedene  Altersstufen  darstellen  sollen.  CoiiNET  ist  zu 
dieser  Auffassung  gelangt  durch  seine  geologischen  Itinerar- 
aufnahmen  bei  der  ersten  Bereisung  des  bis  dahin  geologisch 
gänzlich  unbekannten  Landes.  Dabei  wurden  durch  verschie- 
dene Gesteinsbeschaffenheit  und  gleichzeitige  Unterschiede  der 
Lagerung  sich  voneinander  abhebende  Schichtenkomplexe  in 
einzelne  Systeme  getrennt  und  alsdann  die  Gesamtheit  dieser 
Systeme  zu  einer  Altersfolge  von  Schichten  zusammenzufassen 
\  ersucht. 

Hierbei  ergaben  sich  naturgemäß  infolge  der  Fülle  dieser 
verschiedenen  Systeme,  des  Fehlens  von  jeglichen  Fossilien, 
die  zur  relativen  Altersbestimmung  hätten  dienen  können,  in 
einem  tektonisch  arg  zerrütteten  Gebiete  Schwierigkeiten,  die 
kaum    lösbar    zu    sein  schienen.      Relativ  einfach  noch  erschienen 


30.9 


diese  Verhältnisse  für  die  drei  obersten,  jüngsten  Glieder  der 
oben  angeführten  Schichtenfolge,  die  Lubilache-,  die  Lualaba- 
und  die  Kundelungu-Schichten.  Diese  zeigten  sich,  wo  sie 
von  CORNET  beobachtet  wurden,  horizontal  oder  flach  ein- 
fallend, nicht  metamorphosiert,  und  waren  durch  die  Unter- 
schiede in  ihrem  litologischen  Aussehen  noch  relativ  leicht 
von  einander  zu  unterscheiden  und  zu  trennen.  Dazu  kam, 
daß  CüRNET  zwischen  Lualaba-(Lubilache-)Schichten  und 
älteren  Schichtensystemen  in  mehreren  Profilen  eine  deutliche 
und  scharfe  Diskordanz  beobachten  konnte  (12),  sowie  die 
Auffindung  von  Fossilien  (Fischresten),  welche  die  Horizonti- 
sierung  der  Lualaba-Schichten  mit  dem  Perm  wahrscheinlich 
machten.  Die  erwähnte  Diskordanz,  deren  genaue  Lage  frei- 
lich noch  zweifelhaft  blieb,  ist  bezeichnenderweise  die  einzige 
in  der  gesamten  von  CüKNET  beobachteten  und  unterschiedenen 
Schichtenfolge,   die   er   in   situ   beobachten   konnte. 

Um  schnell  ein  Bild  von  der  Auffassung  CORNETS  über 
die  Altersstellung  der  verschiedenen  von  ihm  beobachteten 
Systeme  zu  geben,  die  im  einzelnen  zu  diskutieren,  zu 
weit  führen  würde,  mögen  die  Original -Tabellen  hier  folgend 
zum  Abdrucke  gelangen,  die  gleichzeitig  die  Wandlung  der 
Auffassung  erkennen   lassen   (1*5:   6). 


D. 
Terrains  detritiques 

Superficies 

C. 

Formations 

Post-Primaires. 


III.  Alluvions  du  fond  des  vall^es 
II.  Alluvions  anciennes  du  flaue  des  vallees  et 

des  plateaux  voisins 
I.  Produits  d'alteration  sur  place 

II.  Systeme  du  Lubilache 
I.  Systeme  du   Kundeluogu 


£  Facies  occidental  ou  du  Lualaba  —  u  Facies  orieDtal  ou  de  la 

Lufila 


B. 
Terrains 
Anciens 

Non- 

Metamor- 

phiques 


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A. 

Terrains 

AneiensMetamor- 

phiqaes 


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Syst.  de  Moanga 

Syst.  deKafunda  Mi- 
kopo 

II.  Syst.  da  Lubudi 

I.  Syst.  du  lac  Ka- 
bele 

V.  Syst.  de  la  Lufapa 
it.  de  Moachia 

III.  Syst  da  Nzilo 

II.  Syst.  du  Fliege 
I.  Syst.  de  Kissola 


Syst.  de  Ratete 

Syst.  da  pays  des  Bassanga 
Syst.  des  Monts  Muiombo 
Syst.  de   Kilassa. 


>yst.   de    Mnachia 


Quartzites  de  l.ufubo. 


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—     3 1 1     — 

Hinsichtlich  der  tektonischen  Veränderungen,  die  jene 
Gebiete  betroffen  haben,  ist  CORNET  zu  der  Annahme  gelangt, 
daß  in  der  Hauptsache  drei  große  Faltungsperioden  und 
-Systeme  sich  erkennen  lassen,  die  in  Parallele  zu  den  in 
Europa  bekannten  großen  Faltungsperioden,  der  huronischen 
der  caledonischen  und  der  hereynischen,  gestellt  werden  können 
und   die   er  wie   folgt  benennt  (31;    1*7): 

1.  Plissements      des      terrains     archeens,     anterieur     aux 
terrains   inetamorphiques. 

2.  Plissements   des   terrains   metamorphiques. 

3.  Plissements   des   terrains   non   metamorphiques. 

Ferner  wird  noch  für  die  primären  Schichten  (älter  als 
Kundclungu-Schichten!)  das  Vorhandensein  zweier  fast  senk- 
recht zueinander  verlaufender  Faltungssysteme  festgestellt, 
(31:  82  ff.),  die  Lualaba-Richtung,  welche  etwa  SW  — NO,  die 
Lufira-Richtung,  welche  etwa  SO — NW  verläuft.  Diese  beiden 
Hauptfaltungsrichtungen  stehen  auch  in  Verbindung  mit  den 
Hauptbruchrichtungen.  So  verläuft  beispielsweise  der  Graben 
von  Upemba  in  der  Lualaba-Richtung  (19).  In  der  tektonisch 
äußerst  zerrütteten  Gegend  von  Ruwe  hätten  wir  es  mit 
einem  Scharungspunkte  der  beiden  genannten  Faltungssysteme 
zu  tun.  Auch  die  Erzanreicherungen  gewisser  Zonen  jener 
Gebiete  entsprächen  diesen  Richtungen  und  wären  deshalb 
mit  entsprechenden  Spaltenbildungssystemen  in  Zusammenhang 
zu  bringen.  Hinsichtlich  des  relativen  Alters  der  Schichten- 
bewegungen wird  angenommen,  daß  solche  sowohl  in 
verschiedenen  Zeitepochen  sich  auslösten,  was  durch  Be- 
obachtung von  Diskordanzerscheinungen  bewiesen  sei,  wie 
auch  andererseits  „ein  und  dasselbe  stratigraphische  System 
zu  gleicher  Zeit  von  Faltungen  gänzlich  verschiedener,  so- 
gar sich  zu  widersprechen  scheinender  Richtung  betroffen 
worden   sei". 

Wichtig  erscheint  alsdann  noch  die  Verbreitung  der 
Eruptivgesteine,  von  denen  CORNET  einige  vereinzelte  basische 
erwähnt,  deren  Alter  in  die  archäische  Periode  verlegt  wird. 
Das  Empordriugen  der  meisten  sehr  zahlreichen  Granite  wird 
als  jünger,  aber  ebenfalls  noch  in  die  archäische  Periode 
fallend  angesehen  und  endlich  ein  abermaliges  Empordringen 
von  Graniten,  in  Verbindung  mit  der  Ausbildung  großer 
tektonischer  Linien  (Brüche  und  Faltungen),  angenommen. 
Noch  jugendlichere  EruptiYmassive  werden  ebenfalls  erwähnt 
(hauptsächlich  amygdaloide  Gesteine),  ohne  daß  der  Frage 
ihres  voraussichtlichen   Alters  nähergetreten   wird. 


—     312     — 

StüDT  (39  u.  42)  ist  auf  Grund  seiner  späteren 
Untersuchungen  im  großen  und  ganzen  zu  ähnlichen  Fest- 
stellungen wie  vor  ihm  COKNET  gelangt.  Einzelne  der  von 
CoRNET  beobachteten  Systeme  sind,  vermutlich,  da  nicht  die 
gleichen  Gegenden  bereist  wurden,  nicht  beobachtet  worden, 
oder  Studt  hat  eine  Trennung  dieser  nicht  für  zweckmäßig 
augesehen.  STUDT  hat  für  die  von  ihm  beobachteten  Systeme 
bis  auf  wenige  Ausnahmen  neue  Namen  gewählt  und  teilweise 
auch  abweichende  Schichtenkoraplexe  innerhalb  eines  solchen 
Systems  zusammengefaßt.  Dies  ist  außerordentlich  zu 
bedauern,  da  es  das  allgemeine  Verständnis  und  die  einfache 
Orientierung  in  einer  an  sich  schon  kompliziert  erscheinenden 
Sachlage  erschwert.  STUDT  hat  dann  ferner  im  Katanga- 
Becken  vier  Diskordanzen  verschiedenen  Alters  angenommen, 
von  denen  eine  möglicherweise  ident  mit  der  von  CORNET 
zwischen  Lubilache  und  älteren  Schichtengliedern  in  situ  fest- 
gestellten sei  mag.  Es  wäre  von  der  allergrößten  Bedeutung, 
wenn  diese  Diskordanzen  durch  Profil  aufnahmen  im  einzelnen 
belegt  werden  könnten,  oder  zum  mindesten  von  STUDT  mit- 
geteilt würde,  auf  Grund  welcher  Beobachtungen  er  sie  ange- 
nommen hat:  Bei  der  Feststellung,  daß  die  Schichten  des 
Mutumbwe-Systems  die  des  Kambowe-Systems  diskordant 
überlagern,  fehlt  beispielsweise  jeder  Hinweis  auf  begründete 
Tatsachen  oder  Beobachtungen  (30:  7).  Es  soll  indessen  an 
dieser  Stelle  auf  weitere  Einzelheiten  nicht  eingegangen  werden 
und  der  schnellen  Übersicht  wegen  die  Schichtentafel  Studts 
zum  Abdruck  gelangen,  wonach  er  selbst  bereits  versucht  hat. 
seine  Auffassung  mit  der  COKNETs  in  Einklang  zu  bringen 
und  zugleich  eine  Altersfeststellung  und  einen  Vergleich  mit 
den  geologischen  Schichtenfolgen  des  angrenzenden  Rhodesien 
und   Süd-Afrikas   zu   geben   (30:    14): 

Es  haben  dann  Stutzkk  (52:  IHM'.)  und  GROSSE  (53:  320) 
-/•wisse,  im  Nordosten  des  Katangabeckens  beobachtete  Konglo- 
merate als  glaziale  nachgewiesen.  Hierbei  ist  aber  zunächst 
nicht  klargestellt,  ob  die  von  beiden  an  verschiedenen  Punkten 
beobachteten  Glazialkonglomerate  gleichaltrig  sind.  (Die  Beobach- 
tungspunkte liegen  5  Tagereisen  weit,  etwa  120  km,  auseinander!) 
Jedenfalls  hat  STÜTZER  Glazialkonglomerate  festgestellt,  die 
zu  den  Moachia-Schichten  CORNETS  gehören  und  dort  steil 
aufgerichtet  sind.  Er  weist  auf  die  Möglichkeit  hin,  daß  viele 
der     in     den     verschiedenen     Systemen     bisher     eingeordneten 

lomerate  sieh  als  glazial  und  womöglich  gleichaltrig 
erweisen  könnten.  GkOSSE  teilt  seine  Beobachtung  mit,  daß 
die  im  allgemeinen  als  horizontal  liegend  aufgefaßten  Kunde- 
lungu-  Schichten,       bisweilen      lokal      gefaltet     sein      können. 


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23 


314 


CORNET 


Von  diesen  sagte  übrigens  CORNET  schon  (12:  190): 
„Les  couches  de  Kundelungu  ont  ete  plustard  soumises  ä  leur 
tour  a  une  longue  periode  de  denudation,  precedee  d'une 
dislocation  peu  importante  mais  neanmoins  appreciable  dans 
certaines  parties  du  bassin."  An  diesen  Faltungen  haben 
dann  auch,  wie  GROSSE  beobachtete,  Schichtenkomplexe  in 
konkordanter  Lagerung  teilgenommen,  die  Lufira- Schichten 
STUDTs,  welche  nach  des  letzteren  Annahme  durch  eine 
Diskordanz  von  den  Kundelungu -Schichten  getrennt  sein 
und  das  Liegende  dieser  bilden  sollten.  Die  Lufira- Schichten 
StüDTs  würden  demnach,  wie  GROSSE  meint,  das  konkordante 
Hangende  der  von  ihm  beobachteten  Glazialkonglomerate  dar- 
stellen. Die  Beobachtungen  Grosses  würden  sich  demnach 
wohl   kurz  in  folgendes   Schema  bringen  lassen: 

Grosse.  ^     S.Afrika     Studt 

(Mittlerer  Kundelungu.) 
400  m     Kundelungu- Schichten 
Rote     dickbankige     Ar- 
kosen,  abwechselnd  mit 
roten  Schiefertonen. 
;>  300  m    Rote  arkose freie  Schie- 
fertone 
mehrere   Rote  und  violette  Mergel- 
100  m         schiefer    faciell     durch 
rote  Schiefertone  und  Ar- 
kosea  ersetzt. 
Rote  sandige  Kalke 
30 — 40m  Graue     Kalke     teilweise 
durch    rote    Schiefertone 
und  Arkosen  ersetzt. 

G  1  a  z  i  a  1  k  onglomerate  Dwyka- 

am    Kaßra.      Mächtigkeit  Konglo- 

bis  zu  >  100  m  schwan-  merate 

kend.       Grünlich,     grob- 
körnige Arkose 

STUTZER  hat  dann  (54;  114)  erneut  versucht,  die  strati- 
graphische  Stellung  der  von  ihm  beobachteten  Glazialkonglo- 
merate von  Moachia  festzulegen.  Er  kommt  dabei  zu  nach- 
stehender Parallelisierung: 

Jüngstes 
„Labilaehe^-Schichten 

Diskordanz 
„Kund,  ■lungu"-  Schichten 
,Lufiraa-Schichten 

(verschiedene  Gesteinstypen,  charakteristisch 

sind  die  oolithischeo  Kieselschiefer) 
(Glazial  konglomerato,      Tonschiefer,      Grau- 
wacken) 


Ecca 


Schichten      Lufira 
Schichten 


Katete- 
Kazembe. 
Schichten 


,  Kambowe"-Schichten 
.Wemashi"-  Schichten 


(jüngere    Ablagerungen    und    Konglomerate) 

1    (vorwiegend  rote  Tonschiefer  und  rote  Sand- 
)  steine) 


Diskordanz 

.Kafubu  "-Schichten 


(vorwiegend  Quarzite) 


316 


Danach  wären  die  Moachia-Konglomerate  nichts  anderes 
als  Wemashi-Konglomerate,  letztere  ebenfalls  glazial,  aber 
beide  nicht,  wie  ursprünglich  angenommen,  den  südafrika- 
nischen Dwyka-Konglomerateu  stratigraphiseh  entsprechend, 
sondern  wesentlich  älter.  Es  wäre  alsdann  damit  fraglich 
geworden,  ob  in  Katanga  Äquivalente  der  südafrikanischen 
Dwyka-Konglomerate  überhaupt  vorhanden  seien.  STUTZE U 
greift  bei  dieser  Parallelisierug  nur  einige  „Systeme"  der 
früheren  Autoren  heraus,  während  andere,  wie  S.  von  Musofi, 
unberücksichtigt  blieben. 

Auf  mehrfachen,  sehr  ausgedehnten  Reisen,  die  ich  als 
Leiter  der  Unternehmucigen  in  Katanga,  der  Societe  Industrielle 
et  Miniere  du  Katanga,  während  zweier  Jahre  ausführte  (sie 
erstreckten  sich  nicht  nördlich,  wesentlich  über  den  9.  Grad 
südl.  Br.  hinaus),  hatte  ich  zu  Beobachtungen  und  Studien 
Gelegenheit,  deren  Ergebnis  zusammenfassend  in  folgendem 
dargelegt  werden  möge,  wobei  Stellung  zu  den  oben  angeführten 
Anschauungen  früherer  Autoren  zu  nehmen  sein  wird.  Es 
verbietet  sich  natürlich,  im  Rahmen  dieser  Mitteilung  auf 
Einzelbeobachtungen  genauer  einzugehen.  Schon  früher  wurde 
auf  das  Fehlen  von  Fossilfunden  in  den  weiten  Gebieten  des 
Südens  Katangas  hingewiesen,  die  geeignet  gewesen  wären, 
die  zahlreichen  Schichten  einer  großen  Altersfolge  von  Sedi- 
mentärgesteinen endgültig  zu  horizontisieren.  Seitdem  sind  jene 
Gebiete  von  einer  großen  Zahl  von  Geologen  bereist  worden, 
ohne  daß  solche  entscheidende  Funde  bekannt  geworden  wären. 
Der  gesamte  in  Frage  stehende  Schichtenkomplex  muß  demnach 
wohl  endgültig  als  äußerst  fossilarm  bezeichnet  werden.  Nicht 
unerwähnt  mag  indessen  bleiben,  daß  DELHAYE  im  unteren 
Lufiratale  kürzlich  in  einem  Kalkmassive  Stromatoporen  ge- 
funden zu  haben  glaubt.  Ob  ihr  Erhaltungszustand  eine  Alters- 
bestimmung zulassen  wird,  ist  noch  unbekannt.  Oben  wurde 
bereits  erwähnt,  daß  in  den  Lualaba-Schichten  (STUDTs),  über 
deren  relative  Altersstellung  in  der  gesamten  Schichtenfolge 
Katangas,  zwischen  Kundelungu-  und  Lubilache-Schichten, 
Zweifel  nach  CORNET  (29;  B.  99)  nicht  mehr  bestehen  können, 
Fischreste  und  neuerdings  (43;  B.  23l)  an  zahlreichen  Stellen 
Muschelabdrücke  und  Pllanzenreste  gefunden  wurden.  Sie 
scheinen  die  Auffassung  dieser  Schichten  als  Äquivalente  des 
Perm  zu  bestätigen.  Die  gesamte  im  Südkatanga-Becken  ver- 
breitete Schichtenfolge  konnte  indessen  bisher  durch  keinerlei 
Fossilfunde  horizontisiert  werden.  Unter  diesen  Umständen 
wurde  der  lithologischea  Beschaffenheit  der  einzelnen  Glieder 
dieser  Schichtenserie  ganz  besondere  Aufmerksamkeit  gewidmet, 
wobei   sich   folgendes   ergab: 


—     316     — 

1.  In  den  nach  bisheriger  Auffassung  -verschiedensten 
Altershorizonten  (Systemen)  ist  eine  überraschend  häufige 
Wiederkehr   ähnlicher   Gesteine   zu   beobachten. 

2.  Innerhalb  von  zweifellos  gleichen  Horizonten  ist  oft 
auf  relativ  geringe  Erstreckung  sehr  verschiedene  Facies- 
ausbildung  bemerkbar.  Diese  Beobachtung  läßt  sich  in  den 
Horizonten  der  bisher  als  verschiedene  Altersstufen  aufgefaßten 
„Systeme"   mehrfach  machen. 

3.  Es  sind  gewisse  Schichten  vorhanden,  die  durch  ihre 
eigenartige   Beschaffenheit  sich   als   Leithorizonte   eignen. 

Schon  aus  den  Arbeiten  CORNKTs  ist  ersichtlich,  daß  in 
den  verschiedenen  Systemen  sich  z.  B.  tonige,  rote  oder  violette 
Schichten  (die  Farbe  wechselt  oft  auf  geringe  Entfernung!) 
mehrfach  in  den  bisher  als  altersverschieden  aufgefaßten  Hori- 
zonten finden.  Sie  wechsellagern  häufig  mit  ähnlichen  kalkigen 
Horizonten.  Bisweilen  treten  Konglomerate  (poudingues)  in 
mehrfacher  Abwechslung  mit  den  ersteren  oder  mit  sandigen 
Schichten  auf.  Oder  es  wechseln  schließlich  in  wiederholter 
Folge  Arkosen  mit  Sandsteinen  oder  Tonschiefern,  Mergelschiefern 
Konglomeraten  und  Kalken.  Meine  Beobachtungen  bestätigten 
diese  Auffassung,  und  alle  Bemühungen,  eine  bestimmte  Auf- 
einanderfolge petrographisch  verschieden  ausgebildeter  Schichten 
als  Horizontisierungsmittel  benutzen  zu  wollen,  scheiterten  an 
dem  schnellen  Wechsel  der  Mächtigkeit  und  der  Beschaffenheit 
ein  und  derselben  Schicht  solcher  Folgen.  GliOSSE  (53)  hat 
noch  kürzlich  neuerdings  auf  diese  Tatsache  des  Facieswecbsels 
für  die  Kundelungu-Schichten  hingewiesen,  ich  selbst  konnte 
sie  aber  auch  in  mehreren  der  bisher  unterschiedenen  Systeme 
außer  in  den  Kundelungu-Schichten  beobachten.  Bei  der  häufig 
fast  horizontalen  oder  sehr  flach  geneigten  Lagerung  der  letzteren 
sind  sie  darin  naturgemäß  auffallender.  Unter  diesen  Um- 
ständen fiel  mir  eine  mit  großer  Regelmäßigkeit  auftretende, 
in  Aussehen  und  Mächtigkeit  ziemlich  unverändert  bleibende 
und  an  weit  voneinander  entfernten  Punkten  sich  wieder- 
findende Gesteinsschicht  besonders  auf,  die  mir  ihres  eigen- 
artigen und  eigentümlichen  Aussehens  wegen  gan^  besonders  ge- 
eignet erscheint,  einen  Leithorizont  zu  bilden.  Sie  sei  hier 
nur  kurz  ihrem  auffallenden  makroskopischen  Aussehens  nach 
beschrieben,  während  eine  genauere  petrographische  Be- 
schreibung später  erfolgen  soll.  In  einer  meist  tiefschwarz 
gefärbten,  nur  bisweilen  grauen,  heller  bläulichen  oder  bräunlichen, 
harten,  amorphen  Kieselsubstanz  finden  sich  zahllose  runde, 
meist  reinweiße,  radial 8tr ahlige,  ebenfalls  vollständig  kieselige 
Gebilde    (vielleichl     nur    sekundär    verkieselt!),    deren    Durch- 


—     317     — 

messer  schwankt  und  bisweilen  zu  3/4  cm  anwächst.  So  ent- 
steht ein  mit  lauter  runden  (selten  oval  oder  unregelmäßig 
geformt!)  weißen  Flecken  und  Tupfen  auf  den  Bruchflächen 
besätes  schwarzes  Gestein.  Bei  der  Verwitterung  geben  die 
in  kugeliger  Oberfläche  offenbar  besser  der  Verwitterung  wider- 
stehenden weißen  Oolithe  dem  Gestein  ganz  das  Aussehen  von 
angewitterten  Korallenkalken.  Ich  vermute,  daß  diese  sehr 
horizontbeständig  erscheinenden  Kieseloolithe  den  von  CORNßT 
in  seinem  Moachia-System  erwähnten  „röche  silicieuse  parti- 
culiere  ä  aspect  oolithique"  entsprechen,  die  er  „phtanite 
oolitique"  nennt  (13;  13).  Sie  würden  also  eine  Stufe  seines 
Systems  von  Moachia  darstellen.  Da  ich  Proben  davon  an 
Herrn  CORXET  gesandt  habe,  wird  sich  vielleicht  eine  Iden- 
tifizierung endgültig  festlegen  lassen.  Da  voraussichtlich  ein 
so  eigenartiges  Gestein  sich  nicht  in  verschiedenen  Horizonten 
in  situ  wiederfinden  wird,  so  würde  es  wohl  als  Leit- 
schicht zu  verwenden  sein,  besonders  wenn  sich  seine  be- 
obachtete Horizontbeständigkeit  ganz  allgemein  feststellen 
ließe. 

Es  wird  später  noch  darauf  zurückzukommen  sein,  inwie- 
fern das  Vorhandensein  von  Gerollen  dieses  Gesteins  zur  Alters- 
bestimmung verwendbar  sein   kann. 

Die  Fossilleere  und  die  Wiederholung  petrographisch  ganz 
ähnlicher  Schichten,  die  beide  auf  gleichgeartete  Klima-  und 
Absatzbedingungen  während  der  Bildung  der  genannten 
Katanga-Schichtenfolge  schließen  lassen,  die  Häufigkeit  der 
Faciesbildung  innerhalb  ein-  und  derselben  Schicht  erschweren 
die  heutige  Altersfeststellung.  Dazu  kommen  dann  noch  die 
tektonischen  Vorgänge,  welche  jene  Gebiete  betroffen  haben 
und  die  Sachlage  komplizieren.  CoKNET  hat  bereits  das 
Vorhandensein  zweier,  fast  senkrecht  zueinander  gerichteter 
Faltungsysteme  beobachtet.  Ich  selbst  beobachtete  mehrfach 
lokal  eine  völlige  metamorphe  Umwandlung  der  Gesteine 
durch  die  Intensität  der  Faltung.  Überkippte  Falten  sind 
vielfach  zu  beobachten,  und  da  wo,  solche  Gebiete  erheb- 
lich erodiert  sind,  ergibt  sich  häufig  eine  unentwirrbare 
Wiederholung  gleicher  Schichtenfolgen.  Torsionserscheinungen 
konnten  vielfach,  besonders  in  der  Gegend  von  Kambove 
beobachtet  werden.  Ebenso  sind  Brüche  und  Verwerfungen 
zahlreich  vorhanden,  wenn  auch  in  jenen  Klimaten  sich  ein 
direkter  Nachweis  in  Aufschlüssen  selten  führen  läßt,  wo 
meist  die  eluviale  Verwitterungsrinde  und  Gehängeschutt 
gerade  solche  Bruchgebiete  bis  zu  ganz  erbeblichen  Tiefen 
eindeckt.       Eine    große    Zahl    der   heutigen    Flußtäler   sind    in 


—     318      — 

ihrer  ersten   Anlage   rein   tektoniscbe    gewesen   und   erst  in   der 
Folgezeit  durch   die  Erosion  ausgestaltet  worden. 

Dies  möchte  ich  beispielsweise  vom  Lufira-Tale  unterhalb 
der  Fälle  von  Djuo  oder  Kiubo,  vom  oberen  Pande-Tale  bei 
Kapiri  und  vielen  kleineren  Tälern,  vornehmlich  in  den  stark 
gefalteten  Gebieten  des  Kambove-Plateaus,  annehmen.  Es  ist 
danach  ganz  erklärlich,  daß  bei  der  geologischen  Oberflächen- 
aufnahme, wie  sie  schließlich  den  Arbeiten  CoRNETs  zugrunde 
lag,  und  auch  SlTDT  in  den  sehr  verschiedenwertigen  Fund- 
berichten der  Prospektoren  vorlag,  in  jenen  orographisch 
außerordentlich  komplizierten  Gegenden  vielleicht  ganz  ähn- 
liche Schichtenfolgen  schon  in  relativ  geringen  Entfernungen 
so  verschieden  erschienen,  daß  es  sehr  logisch  und  zweck- 
mäßig erschien,  zunächst  jede  äußerlich  verschieden  erscheinende 
Schichtenfolge  als  ein  besonderes  System  aufzufassen.  Dies 
mußte  noch  besonders  ratsam  sein  bei  der  praktischen 
Unmöglichkeit,  in  jedem  Falle  die  verworrenen  tektonischen 
Verhältnisse  an  Ort  und  Stelle  zu  enthüllen.  Der  schon 
mehrfach  erwähnte  Umstand  des  schnellen  Facieswechsels 
innerhalb  desselben  Horizontes,  die  durch  Dislokationen  ver- 
änderten Lagerungsunterschiede  und  die  häufigen  lokalen 
Metamorphosierungserscheinungen  erschwerten  naturgemäß  eben- 
falls die  Parallelisierung.  Es  scheint  mir  nun,  daß  tat- 
sächlich viele  der  bisher  von  Co lt NET  und  StüDT 
als  verschiedenen  Horizonten  angehörig  aufgefaßten 
„Systeme"  in  der  Tat  nur  durch  Faciesbildung, 
Dislokation  und  Metamorphose  verschieden  erschei- 
nende Teile  ein  und  derselben  Schichtenserie  sind. 
In  gewisser  Weise  haben  auch  diese  Autoren  selbst  schon 
dieser  Auffassung  Rechnung  getragen,  indem  sie  eine  Trennung 
in  die  voneinander  faciell  verschiedenen  Bassins  von  Urua  und 
Katanga  einerseits  und  von  Lufila-  und  Lualabafacies  in 
letzterem  andererseits  annahmen,  aber  nach  meinen  Beobach- 
tungen wird  man  darin  weitergehen  müssen  und  verschiedene 
der  bisher  getrennten  ,, Systeme"  als  Äquivalente  auffassen 
können.  Es  fragt  sich  nun,  inwiefern  die  Beobachtung  von 
Diskordanzen  dieser  Auffassung  widersprechen  könnte.  CoitNET 
hat  nur  eine  einzige  Diskordanz  in  situ  beobachtet  und  in 
mehreren  Profilen  wiedergegeben,  nämlich  zwischen  Lubilache- 
und  Kundelungu-Schichten  einerseits  und  verschiedenen  seiner 
älteren  „Systeme"  andererseits.  Silin  hingegen  vermerkt 
Dicht  weniger  als  fünf  Diskordanzen  in  seiner  Schichtenserir. 
Es  würde  sich  nun  fragen,  ob  diese  Diskordanzen  in  der  Tat 
auch    durch    Profile    in    situ    belegt   werden    können.      Gerade 


—     319     — 

in  einem  tektonisch  so  verworrenen  Gebiete,  wie  es 
in  jenen  Teilen  Katangas  vorliegt,  kann  eine  Dis- 
kordanz nur  dann  als  sicher  vorliegend  angesehen 
werden,  wenn  sie  innerhalb  desselben  Aufschlusses 
in  situ  zu  beobachten  ist.  Selbst  räumlich  sehr  nahe 
beieinander  festgestellte  bedeutende  Abweichungen  in  der 
Gesteinsrichtung  können  keinesfalls  als  Beweise  einer  Dis- 
kordanz angesehen  werden.  Ich  konnte  solche  Abweichungen 
sehr  nahe  beieinander  und  in  durchaus  identen  Schichten 
feststellen,  aber  nur  ein  einziges  Mal  fand  ich  eine  Diskor- 
danz in  situ  der  fast  horizontalen  Kundelungu-Schichten  über 
steil  aufgerichteten  schwarzen  Schiefern  (wahrscheinlich 
Äquivalenten  der  Moachiaschichten)  im  Lufira-Tale  unterhalb 
der  Schnellen  von  Kiubo.  Ich  vermute  also,  daß  es  sich 
bei  den  Beobachtungen  der  verschiedenen  Gesteinslagerungen 
um  örtliche  Dislokationen  gleicher  Horizonte  gehandelt  haben 
mag,  und  daß  der  gesamte  Rand  des  Kongo-Beckens 
vollständig  in  kleinere  und  größere  Schollen  auf- 
gebrochen ist,  die  ursprünglich  alle  derselben 
Schichtenfolge   angehört  haben   mögen. 

CoiiNET  unterscheidet  in  der  im  Katanga-Becken  beob- 
achteten Schichtenserie  zwischen  „Terrains  anciens  meta- 
morphiques"  und  „Terrains  anciennes  non  metamorphiques" 
(13;  (5).  Von  ersteren  trennte  er  (12;  1871)  einige  als 
„Primitifs  ab  und  bezeichnete  die  übrigen  sowie  alle 
nichtmetamorphen  Schichten  bis  zu  den  zumeist  weniger 
dislozierten  Kundelungu-Schichten  als  „Primaires".  Er  ver- 
wendet dabei  die  heutige  Erscheinungsform  der  Sedimente  zur 
Altersbestimmung.  Aus  zwei  Gründen  möchte  ich  mich 
diesem  Vorgehen  vorläufig  nicht  anschließen.  Metamorphe 
Gesteine,  krystalline  Schiefer,  Gneise,  Glimmerschiefer, 
Amphibolite,  Chloritschiefer,  insonderheit  Fleckschiefer,  Frucht- 
schiefer, Phyllite  können,  wie  bekannt,  nicht  nur  aus  Gesteinen 
sehr  verschiedener  ursprünglicher  Entstehung,  sondern  auch 
sehr  verschiedenen  Alters  hervorgehen.  Es  ist  sehr  wohl 
denkbar,  daß  das  gleiche  Gestein  unter  veränderten  physi- 
kalischen Verhältnissen  sehr  verschiedene  Endprodukte  ergibt. 
Die  Bedingungen  hierfür  sind  aber  gerade  in  tektonisch  so 
arg  zerrütteten  Gebieten  wie  am  Rande  des  Kongo-Beckens  in 
erster  Linie  gegeben.  Dazu  kommt  dann  uoch  die  schon 
mehrfach  erwähnte  facielle  Verschiedenheit  der  Ursprungs- 
gesteine. Zweitens  aber  läßt  sich  unschwer  nachweisen,  daß 
innerhalb  der  Schichten  solcher  Systeme,  die  COBNET  zu  den 
nichtmetamorphosierten     rechnet,     lokal     ganz     erhebliche     Ge- 


—     320      — 

Steinsmetamorphose  zu  beobachten  ist.  Die  Gesteine  des 
Systems  von  Moachia,  z.  B.,  weisen  nach  CORNET  nur 
noch  schwache  Anzeichen  von  Metamorphose  auf.  In 
einzelnen  Aufschlüssen  jedoch  konnte  ich  gerade  in  diesen 
Schichten  außerordentlich  deutliche  metamorphe  Umwandlung 
feststellen.  Dies  steht  auch  im  Einklang  mit  den  Beobach- 
tungen STUDTs  in  seinen  Kambowe- Schichten  (Äquivalente 
der  Moachia-  usw.  Schichten  Cornets).  Es  entspricht  aber 
auch  dem,  was  Coknet  selbst  über  die  Tektonik  jener  von 
Kambowe-Schichten  bedeckten  Gebiete  der  Hauptkupfererzzone 
Katangas  schreibt,  und  was  ich  selbst  durch  Beobachtung 
intensivster  Faltung  und  tektonischer  Zerrüttung  in  jenen  Ge- 
bieten nur  bestätigen  kann.  Es  kann  danach  behauptet 
werden,  daß  ein  und  dieselben  Altersstufen  von 
Schichten  im  tektonisch  stark  gestörten  Gebiet, 
wie  es  dort  vorliegt,  örtlich  stark  metamorphosiert, 
andernorts  wenig  oder  gar  nicht  metamorphosiert  sein 
können.  Daraus  wäre  alsdann  für  unseren  Spezialfall  zu 
schließen,  daß  eine  ganze  Reihe  der  bisher  als  einzelne 
„Systeme"  und  Altersstufen  unterschiedene  Schichten- 
serien in  der  Tat  nichts  anderes  sind  als  einer- 
seits Faciesbil  düngen  derselben  Altersstufe,  daß  sie 
andererseits  lokale  metamorphe  Umwandlungen 
sonst  ganz  anders  erscheinender  Schichten  folgen 
darstellen. 

Eine  Parallelisierung  einzelner  bisher  unterschiedener 
Systeme  an  Hand  meiner  Beobachtungen  im  Gelände  und  an 
Profilen  würde  hier  zu  weit  führen.  Es  mag  nur  hervor- 
gehoben werden,  daß  niemals  beim  Übergang  von  einem  zum 
anderen  „System"  eine  Diskordanz  in  situ  nachgewiesen 
werden  konnte,  daß  aber  stets  bei  einem  ganz  auffälligen 
Wechsel  des  Schichtenverlaufes  (durchaus  nicht  immer  gleich- 
zeitig der  lithologischen  Schichtenbeschaffenheit!)  sehr  deut- 
liche Anzeichen  vom  Vorhandensein  tektonischer  Linien, 
erheblicher  Faltung   usw.   zu   beobachten   waren. 

Im  einzelnen  wird  darauf  vielleicht  noch  später  zurückzu- 
kommen sein.  Hier  mag  nur  einer  der  deutlichsten  Fälle 
meiner  Beobachtungen  erwähnt  werden.  Die  „Systeme"  von 
Nzilo,  Busanga,  Lufupa  halte  ich  für  teilweise  ganz  gleich- 
altrig und  alle  drei  als  lediglich  tektonisch  stark  beeinflußte 
Teile  des  Liegenden  des  Kundelungu-Systems  und  zum  Teil 
sogar  dieses  Systems  selbst.  Ich  vermute,  daß  die  Disloka- 
tionen, die  gerade  in  jenen  Gebieten  sich  am  stärksten  aus- 
lösten   (Scharungapunkl    der    beiden    zueinander   senkrecht   ge- 


—     321      — 

richteten  Faltungssysteme  CORNETs!),  wesentlich  jünger  sind, 
als  man  bisher  annahm,  und  daß  die  großen  Brüche,  von 
denen  der  Graben  von  Upemba  vielleicht  nur  der  heute  noch 
aufälligs  te  ist,  und  neben  dem  viel«  andere  kleinere  Bruch- 
linfien  bestehen,  erst  am  Ende  der  Faltungsperioden  gewisser- 
maßen als  letzte  Auslösung  der  höchsten  Spannung  entstanden. 
Von  diesen  Faltungen  wurden  aber  weite  Gebiete  des  heute 
von  Kundelungu-  (und  Lubilache-)  Schichten  bedeckten  Ge- 
bietes gar  nicht  mit  betroffen.  Dort  aber,  wo  diese  Faltung 
eintrat,  sind  eben,  wie  GROSSE  sehr  richtig  beobachtete,  die 
liegenden  Schichten  der  bisher  als  Kundelungu-System  bezeich- 
neten Schichtenfolge  in  gleicher  Weise  mitgefaltet  worden. 
Sie  sind  auch  naturgemäß  dort  am  intensivsten  gefaltet  worden, 
wo  sie  beim  Eintritt  der  Faltung  bereits  durch  Abrasion  frei- 
gelegen haben  mögen  (Südgebiet),  und  an  den  Stelleu  stärkster 
Beanspruchung  durch  Pressung,  d.  h.  in  der  Nähe  der  Bruch- 
linien,   sind    sie    auch    am    stärksten    metamorphosiert    worden. 

Nach  diesen  Beobachtungen  kann  ich  mich  denn  auch 
nicht  den  mir  persönlich  von  STUDT  geäußerten  Ansichten 
anschließen,  als  wären  die  von  ihm  als  Lualaba-Schichten 
bezeichneten  (Äquivalente  der  Wankie-  und  Lloano-Schichten 
Rhodesiens,  in  denen  er  in  Katanga  ebenfalls  das  Vorkommen 
von  Kohlen  vermutet)  in  den  großen  Graben-  und  Bruch- 
gebieten überhaupt  erst  zum  Absatz  gelangt,  sondern  fasse  sie 
als  mitversunkene  und  deshalb  erhalten  gebliebene  Reste  einer 
früher  bedeutend  ausgedehnteren  Bedeckung  dieser  Schichten 
auf.  Dem  entspricht  auch  die  kürzliche  Feststellung  des  gleich- 
mäßigen Vorkommens  dieser  Schichten  in  ausgedehnten  Gebieten 
des  nördlichen,  tektonisch  weniger  beeinflußten  oberen  Kongo- 
Beckens. 

Wenn  man  versucht,  lediglich  die  Tatsachen  in  Betracht 
zu  ziehen,  die  sich  aus  unmittelbaren  Beobachtungen  ergeben 
—  und  man  wird  zugeben  müssen,  daß  alle  Versuche,  unter 
so  ungünstigen  Bedingungen  eine  Altersfeststellung  der  Schichten 
erzwingen  zu  wollen,  eben  nur  Hypothesen  bleiben  können, 
die  durch  jede  neue  Beobachtung  von  Grund  auf  umgestürzt 
werden  könnten  —  so  kann  man  zurzeit  wohl  kaum  mehr 
sagen,  als  daß  in  Katanga  eine  Folge  fossilleerer  Schichten 
vorhanden  ist,  die  möglicherweise  aus  der  archäischen  Periode 
bis  in  die  Trias  reicht  (von  den  neogenen  und  <|uartären  lül- 
dungen  abgesehen!)  und  deren  oberstes  Endglied  die  Lubilache- 
Schichtea  CORNETS,  deren  illltestes  wohl  krvstalline  Schiefer 
und  Gneise  (echte  Gneise  sind  außerordentlich  selten!)  dar- 
stellen,   Durch  tektonische  Vorgänge,  die  vermutlich  in  mehreren 


—      322     — 

verschiedenen  Perioden,  am  heftigsten  aber  lokal  sich  nach 
oder  während  des  Absatzes  der  Kundelungu-Schichten  auslösten, 
ist  die  einheitliche  Schichtenbedeckung  in  einzelnen  Teilen  arg 
zerrüttet,  in  Schollen  aufgebrochen  worden.  Gelegentlich  sind  auch 
dabei  weite  Gebiete  (heutige  horizontale  Kundelungu-Systeni- 
bedeckung,  weites  Horizontalbecken  des  Luapula-Quellgebietes!) 
unberührt  geblieben ,  während  in  anderen  intensive  Faltung, 
Metamorphosierung  der  Gesteinsschichten  mit  ausgedehnten 
Bruch-  und  Verwerfungserscheinungen  Hand  in  Hand  gingen. 
Innerhalb  der  langandauernden  Periode  des  gleichmäßigen  un- 
gestörten Schichtenabsatzes  hatten  dann  wohl  im  Großen  und  Gan- 
zen sehr  gleichförmige  Gesamtabsatzbedingungen  geherrscht.  (Vor- 
herrschen von  Quarziten,  Sandsteinen,  Arkosen,  Konglomeraten, 
Tonschiefern,  vereinzelt  Kalken!).  Gleichzeitig  hat  sich  innerhalb 
dieser  weiten  Gebiete  eine  reiche  Faciesbildung  bemerkbar  ge- 
macht. Die  meisten  der  beobachteten  Erscheinungen  scheinen  mir 
am  besten  durch  die  Annahme  einer  lang  andauernden  Vereisung 
erklärt,  die  ja  durch  die  Auffindung  der  Glazialkonglomerate 
durch  Stutzer  und  GROSSE  erwiesen  erscheint.  Als  in 
Zusammenhang  mit  den  Dislokationen  stehend,  kann  man 
wohl  das  Emporquellen  ausgedehnter  Granitmassen  in  einer 
(vielleicht  auch  zwei  zeitlich  verschiedenen),  das  von  Diabasen 
(Porphyren  und  Melaphyren)  in  einer  späteren  Periode  (Haupt- 
bruchperiode) annehmen.  Das  Empordringen  heute  nur  noch 
sehr  untergeordnet  zu  beobachtender  basischer  Magmen  scheint 
mir  sehr  lokal  und  weniger  bedeutungsvoll  für  die  Tektonik 
des  Gesamtgebietes  geblieben  und  vor  oder  gleichzeitig  mit  einer 
Periode  des  Aufquellens  der  granitischen  Magmen  erfolgt  zu  sein. 
Da  nun  innerhalb  dieser  Schichtenfolge  die  Lualaba- 
Schichten  bisher  allein  durch  Fossilfunde  als  Perm  erkannt 
worden  sind,  und  durch  ihre  Stellung  zwischen  Lubilache- 
und  Kundelungu-Schichten  COKNKTs  auch  ihre  Stellung  relativ 
festgelegt  erscheint,  so  wird  man  zweckmäßig  die  gesamte 
Schichtenfolge  Katangas  darauf  beziehen  können.  Damit  wären 
als  oberster  Horizont  (Trias?)  die  Lubilache-Schichten  CORNETs 
(meist  Sandsteine,  sandige  Schiefer,  faciell  Kalke,  Mergel, 
touige  Sandsteine,  Schiefertone  usw.)  anzusehen.  Darauf  folgen 
absteigend  die  Lualaba-Schichten  (Perm),  die  in  gewaltiger 
Ausdehnung  im  obersten  Teile  des  Beckens  und  besonders  im 
Randgebiete  ganz  fehlen,  und  zwar  infolge  der  Erosion,  oder 
nur  in  abgesunkenen  Schollen  erhalten,  im  inneren  Teile  des 
Beckens  dagegen  weit  verbreitet  sind.  Es  folgt  hieraul 
das  Kund  eluDgu- System  CORNETs,  bestehend  aus  wechsel- 
lagernden Arkosen,  Tonschiefern  (faciell  Mergel  oder  Kai  ke  1),  Sand- 


—     323     — 

steinen.  Es  reicht  bis  zu  einem  Basalkonglomerat,  das  GROSSE, 
der  ein  genaueres  Profil  der  gesamten  Schicbtenfolge  aus  dem 
mittleren  Kundelungu  gab,  als  Glazialkonglomerat  erkannt  bat 
(53)  und  mit  dem  Dwyka-Konglomerat  Südafrikas   identifizierte. 

Diese  Konglomerate  konnte  ich  mehrfach  ebenfalls  auf 
meinen  Reisen  beobachten.  Einen  einwandfreien  Aufschluß 
fand  ich  z.  B.  am  Lufira  beim  Dürfe  Kiombo  (etwa  30  km 
unterhalb  der  Fälle  von  Kiubo).  Hier  überlagerten  zwei  durch 
grüne  Arkosen  voneinander  getrennte  Glazialkonglomeratbänke 
mit  leichtem  Einfallen  nach  Norden  diskordant  schwarze,  teils 
blättrige,  steilstehende  Tonschiefer.  Letztere  kann  ich  nur 
ihrem  Aussehen  nach  mit  den  von  STUTZER  aus  seinem  Profil 
von  Moachia  beschriebenen  schwarzen  Tonschiefern  vergleichen 
(ähnlich  Posidonienschiefer),  da  ich  sonst  nirgends  (Moachia 
kenne  ich  nicht  aus  eigener  Anschauung)  ähnliche  Gesteine 
beobachtete.  Sollte  diese  Annahme  sich  vielleicht  später  etwa 
durch  Auffindung  von  steilstehenden,  den  Schiefern  konkor- 
danten  Konglomeraten  in  jener  Gegend  bestätigen,  so  wäre 
der  unzweifelhafte  Beweis  einer  Diskordanz  zwischen  Kam- 
bowe-Systems  StüDTS  =  Moachia-System  COKNK'l's  und  dem 
Kundelungu-System  CoRNETs  dort  erbracht.  Über  den  er- 
wähnten beiden  Glazialkonglomeratbänken  bei  Kiubo  folgt 
stromauf  bis  zu  den  Fällen  von  Kiubo  des  Lufira,  in  hervor- 
ragend schöner  und  klarer  Weise  aufgeschlossen,  zum  Teil  in 
gewaltigen  senkrechten  Steilufern  des  Lufira  im  Hangenden 
das  ganze  Profil  der  Kundelungu-Schichten,  die  nur  flach 
gewellt  liegen  und  etwa  die  von  GROSSE  aus  dem  mittleren 
Kundelungu  beschriebene  Entwicklung  zeigen.  Es  läßt  sich 
auch  hier  vielfach  sehr  deutlich  die  verschiedene  facielle  Aus- 
bildung beobachten,  und  besonders  fällt  eine  wiederholte  Ein- 
schiebung  massiger  Kalkstöcke  auf.  Diese  facielle  Verschieden- 
heit zeigt  sich  auch  an  dem  wiederholten  Auskeilen  der 
Konglomeratbänke,  die  sich  stellenweise  zu  einer  einzigen 
zusammenschließen  und  in  der  Mächtigkeit,  wie  das  auch 
GROSSE  beobachtete,  stark  variieren.  Danach  wäre  es  an  sich 
erklärlich,  daß  GROSSE  in  seinem  Aufschlüsse  nur  eine  Konglo- 
meratbank von  bedeutender  Mächtigkeit,  ich  dagegen  zwei 
durch   grüne   Arkose   getrennte  beobachtete. 

Es  liegt  aber  auch  die  Möglichkeit  vor,  daß  GROSSE  in 
sein, 'in  Aufschlüsse  nur  die  obere  Konglomeratbank  beobachtete, 
die  nach  der  Tiefe  auch  auffallenderweise  in  eine  grüne 
Arkose  überging,  und  daß  sein  Aufschluß,  falls  er  nach  unten 
sich  fortgesetzt  hätte,  ebenfalls  eine  zweite  Konglomeratbank 
sowie  die  Diskordanz  dieser  mit    den  tieferen  Schichten  enthüllt 


24 


hätte.  Jedenfalls  geht  aus  den  Beobachtungen  GROSSES  und  den 
meinen  hervor,  daß  im  Kundelungu-Schichtenkomplex  eine  fort- 
gesetzte Schichtenfolge  bis  zu  einem  Glazial-Basal-Konglomerat 
herabreicht.  Das  stimmt  auch  mit  den  Beobachtungen  CORNETs 
überein,    wonachdiese    Schichten    mit   Konglomeraten    beginnen. 

Wichtig  war  nun  gerade  hier  die  auch  andererseits  ge- 
machte Beobachtung,  daß  in  den  Konglomeraten  sich  zahl- 
reich neben  vereinzelten  Kalkgeröllen,  bunte  Quarzite,  Granite, 
Quarze  als  die  Hauptmasse  der  Gerolle  fanden,  daneben  aber 
bildeten  sich  auch  jene  durch  ihr  Aussehen  unverkennbaren 
schwarz -weißen  Kieseloolithe,  die  den  Moachiaschichten  ent- 
stammen und  von  denen  oben  ausführlicher  gesprochen  wurde. 
Mit  ihnen  wurden  gerade  dort  (rechtes  Lufira-Ufer)  zu  enormen 
Bergen  angehäufte  Jaspis-Achat-Chalcedon-  und  eigenartig  grün 
gefärbte  amorphe  Kieselgesteinsgerölle  neben  Phorphyrroll- 
stücken  gefunden.  Als  primäre  Lagerstätte  für  erstere  muß  zweifel- 
los die  oberhalb  der  schwarz-weißen  Kieseloolithbank  in  den 
Moachiaschichten  vorhandene  Reihe  von  Kieselgesteinsbänken 
gelten,  während  für  letztere  die  Herkunft  noch  als  völlig  un- 
bekannt  angesehen   werden   muß. 

Damit  scheint  mir  bewiesen,  daß  jene  Konglomeratbank  bei 
Kionibo  jünger  ist  als  die  bewußte  schwarz-weiße  Kieseloolith- 
bank und  welche,  wie  vermutet  wird,  einen  Teil  der  Kambowe- 
Moachia-Schichten  bildet,  sie  müßten  demnach  das  Hangende 
der  Kambowe-Schichten  sein. 

Es  hat  nun  Stutzer  (52)  auch  bei  Moachia  und  ganz 
sicher  in  den  Moachia- Schichten  Cornets  eingeschaltet  eine 
Glazialschotterbank  festgestellt;  er  hat  aber  darin,  wie  er 
ausdrücklich  hervorhebt,  keine  Gerolle  der  Gesteine  der  dicht 
dabei  anstehenden  Kambowe-Serie  (auch  nicht  die  charakte- 
ristischen Kieseloolithe!)  gefunden.  Es  muß  also  hier  ein 
anderes  älteres  Glazialkonglomerat  als  das  Kundelungu- 
Basalkonglomerat  in  dem  Moachia-Glazialkonglomerat  vorliegen. 
Die  von  StüTZEU  als  aus  Lubilache-Konglomeraten  stammend 
angesehenen,  wirklich  bei  Moachia  lose  vorhandenen  Gerolle 
eines  jüngeren  Konglomerates  werden  vermutlich  aus  der  dort 
schon  zerstörten  Kundelungu-Glazialschotterbank  stammen  oder 
aus  ganz  rezenten  Gerölleanhäufungen,  wie  sie  sich  mehrfach 
beobachten  lassen!  Lubilache-Schichten  sind  meines  Wissens 
auf  sehr  große  Entfernungen  von  Moachia  bisher  noch  nicht 
beobachtet  worden,  auch  bestehen  sie  vorwiegend  aus  weichen 
Tonen  und  Sandsteinen,  und  nur  gelegentlich  wird  von  Dupont 
auch  das  Vorkommen  von  „poudingues"  aus  dem  Becken  des 
reu    Kongo  erwähnt. 


—     326     — 

CüKXET  hat  nun  zwar  schon  erkannt,  daß  an  der  Basis 
des  Kundelungu-Systeras  eine  Konglomeratbank  vorhanden  sei. 
Alle  von  ihm  wiedergegebenen  Profile  enthalten  jedoch  diese 
Schotterbank  nicht  (13:  27 — 28).  Ich  vermute  nun,  daß 
die  von  ihm  in  den  „Systemen"  von  Moanga-Kazembe,  von 
Katete  und  du  Pays  des  Bassanga  beschriebenen  Konglomerat- 
bänke ident  mit  dem  Kundelungu-Basalkonglomerate  sind. 
Tatsächlich  konnte  ich  nämlich  mehrfach  in  diesen  steil  ein- 
fallenden Konglomeraten  die  Gegenwart  von  Kambove-Gesteinen 
als    Gerollen,    besonders    der    Kieseloolithe,    darin     feststellen. 

Da  COKNET  selbst  schon  vermutete,  daß  die  Schichten 
des  Bassangalandes,  der  Muiombo-Berge,  von  Kilassa  und 
Kafunda-Mikopo  nur  faciell  verschiedene  Ausbildungen  des 
gleichen  Systems  sein  könnten,  so  mögen  diese  „Systeme" 
alle  wohl  nichts  anderes  als  die  untere  Abteilung  des 
Kundelungu- Systems  mit  seiner  Glazial-Basalschotterbank 
und  äquivalent  den  Lulira-Sehichten  Stldts  sein.  Somit 
wären  sie  auch  jünger  als  Moachia-Kambove-Schichten,  von 
denen  sie  ja  auch,  wie  COKNET  beobachtete  und  meine  Be- 
obachtungen  bestätigten,   Gerolle   führen. 

Es  gibt  nun  aber  noch  eine  ganze  Reihe  von  Konglome- 
raten, namentlich  im  Süden  des  Katanga-ßeckens  (fast  alle  bis- 
her dort  unterschiedenen  Systeme  enthalten  solche!),  in  denen 
ich  aber  nie,  trotz  vielfacher  Nachforschungen,  Gerolle  von 
Kambove-Gesteinen  (und  insbesondere  nicht  die  bewußten 
schwarz-weißen  Kieseloolithe)  finden  konnte.  Auch  für  diese 
Konglomerate  scheint  mir  die  glaziale  Natur  aber  ohne  Zweifel 
zu  sein.  Durch  STUTZERS  Beobachtung  in  den  Moachia- 
Konglomeraten  bin  ich  nun  in  der  Vermutung  bestärkt  worden, 
daß  diese  Konglomerate  wohl  alle,  oder  mindestens  teilweise, 
Äquivalente  der  Moachia-Konglomerate  sein  mögen.  Allerdings 
muß  bei  der  Zufälligkeit,  der  immerhin  das  Auffinden  der 
Kieseloolitbgerölhi  in  relativ  so  verschwindend  wenigen  Auf- 
schlüssen ausgesetzt  sein  wird,  mit  der  Möglichkeit  ihrer 
späteren  Auffindung  sowohl  gerechnet  werden,  wie  mit  der  Mög- 
lichkeit, daß  außer  den  Konglomeratbänken  des  Kundelungu 
und  von  Moachia  noch  andere  ältere  ebenfalls  vorhanden 
sein  könnten.  Vorläufig  aber  können  wir  diese  beiden,  nach 
der  Horizontstellung  verschiedenen  Konglomeratbänke  mit  aller 
Sicherheit  voneinander  unterscheiden. 

Daß  infolge  von  metamorphen  Vorgängen  solche  Konglo- 
merate ein  ganz  verändertes  Aussehen  zeigen,  konnte  ich  mit 
aller  Deutlichkeit  am  unteren  Lufupa  beobachten,  wo  Äqui- 
valente   der    im    Kanzenze-Fliissc    beobachteten   Glazialschotter 


326     — 


Vergleichs  -Tafel  der 

Nach   Benennungen  Cokxets1) 

Nach  Benennungen 

Nach  Auffassung 
Stutzers 
(54;  117) 

(12;  186)  (13;  6)  (39;  14) 

Studts2)    (39;  14) 

]. 

„Lubilache"-System  (Trias?) 

- 

Lubilashe-Sch. 

2, 

„Lualaba"-System  (Perm) 
Diskordanz? 

— 

Diskordanz 
Kundelungu- 

„Kundelungu"-System 

Kundelungu-System 

Schichten 

Als  Faciesbildungen  seiner  unteren  Stufe: 

Diskordanz 

als  derenmetamorpho- 

> 

sierte  Äquivalente: 

Syst,  von  Kazembe    1    Syst.  von  Nzilo 
Syst.  von  Katete         |>    Syst.  von  Busanga 
Syst.  von  Bassanga    J    Syst.  von  Lufupa 

Lufira-Schicht.    . 

3. 

Lufira-  System 

Alle  Basalkonglomerate  (glazial)  führend,  in  denen 

Gerülle  von    Moachia-Schichteu,  besonders  auch 

Ki>  seloolithe  der  Leitbank  nachweisbar. 

Diskordanz. 

Diskordanz. 

Kambowe- 

Äquivalent  u.  ev.  nur 

Kambowe-System 

Schichten 

faciell  oder  durch  me- 

tamorph.    Umwand- 

(vielfach stark 

Wemashi- 

lung  verschieden: 

metamorphosiert.) 

Schichten 

Syst.  v.  Kilassa 

Mochia-Schichten 

Syst.v.Muiombo? 

Äquivalent    und    ev.    nur   durch 

Tonschiefer,     Grau- 

L 

mit  Leitbank    der  „Pha- 

Syst.  v.  Kafunda- 

metamorphe    Umwandlung    oder 

wacke    mit    Glazial- 

nite    oolithiqnes".  Basal 

Mikopo? 

faciell  verschieden: 

konglomerat  als 

(glazial)  Rongl.  u.  „pou- 

Da  keine  Gerülle  v. 

Äquivalent  der   Mo- 

dingnes"  ohue  Gerolle  der 

Moachia-Schichten 

Wemashi-S.     Mutumbwe-S. 

acliia  -Konglomerate. 

Moachia-Schichten. 

(Kieseloolithe)     ent- 
haltend. 

Diskordanz? 
Musoü-Nysteni. 

Alle    Basalkouglomerat    führend. 

Diskordanz 

Systeme  von 

Diskordanz 

Kafubu-Schichten 

5. 

Fungwe;  Kissola;  Lufubo. 

Kafubu-  System 

[Möglicherweise    ganz    oder    teilweise    (metam. 

Nzilo-Quarzite? 

Äquivalente  der  Schic 

hten  unter  Nr.  4.) 

Kifubua- System 

')  Diese  Parallelisierung  ist  auf  Grund  meiner  Beobachtungen  vorgenommen,  sie  weicht 
von  den  bisherigen  Anschauungen  teilweise  ab.  Diskordanzen  sind  unverändert  nach  der 
jeweiligen   Auffassung  der  Autoren  eingetragen. 


—     327 


Kataiiga-Schichten. 

Nach  Aufnahme 
Grosses 

(53;  321) 


Kundelungu-Scb. 

Lufira-Schiclitcn 

Basal-Glazialkon- 
glomeratbank. 

Grüne  Arkose- 

Bank 


Lubilache-Schichten  (Trias?) 
I.ualaba-Scbichten  (Perm) 

Kundelungu -Schichten 

Bunte  S  and  stein  e  und  A  r  k  o  s  e  n  des  Kundelungu,  wechscl- 
lagernd  mit  Tonschiefern,  Mergelschiefern  und  Plattenkalken. 
Saudsteine  und  Arkoseu  lokal  faeiell  durch  Kalkinassive 
vertreten.    Bunte    meist  rote)  Tonschiefer,  wecbsellagernd 

mit  schiefrigen  Sandsteinen  und  gehänderten  Kalken. 
Ohere  Glazialkonglomeratbank 

Grüne  Arkosen  J      lokal  vereinigt 

Untere  Glazialkonglomeratbank     J 
Beide    Kouglomeratbäuke    Gerolle    der    Kieseloolithleitbank 
neben  viel  buuteni  Jaspis,  Achat,  Chalcedon,  Onyx,  Porphyr 

in  Gerollen  führend. 
Mit   nur  lokalen   Faltungserscheiuungen.     Ausbildung 
großer  tektonischer  Linien  (Verwerfungen,  Brüche  u.s.w.) 

Diskordanz. 
Kambowe-  Schichten. 

Schwarze  Schiefer  (der  Moachia-Schichten  STUTZER's 
Tonschiefer,  bunt  mit  Zwischenlagen  von  amorphen 
Kieselgesteiueu  lebhaft  bunter  Färbung,  bes.  eine  Bank 
schwarz-weißer  Kieseloolithe,  als  Leitbank,  Toni  ge  -Glimmer- 
Sa  udsteinschie  fer,  Sandsteine,  faeiell  durch  Kalke, 
Mergel,  Dolomite  ersetzt.  Häufig  stark  metamorphosiert 
und  Quarzlinsen  führend.  Erzlinsen  und  Imprägnationen. 
Konglomeratbänke  ((ilazial)  bisher  verschiedener 
Schichtensysteme,  stets  frei  von  Kieseloolithen  und  anderen 
Gesteinen  der  Kambove-Serie.  Stark  von  Faltungen  und 
Verwerfungen  verschiedener  Perioden  und  Richtungen  betroffen. 

Präglaziale-Schichten. 
Quarzite  (bunt)  silifizierte  und  rnetamorphosierte 
Grauwacken,  teils  schiefrig,  glimmerreich. 
Phyllite  z.T.?  Chlor itschiefer  z.T.?  Am- 
phybolschiefer  z.T.?  Gneis  z.  T  ?  Glimmer- 
schi ef  er  z.  T.  ?  Metam.  Tonschiefer.  Stets  steil  auf- 
gerichtet ! 

Teilweise  vielleicht  metamorphe   Lquivalente   der   Schichten 

zu   l.    Erzgange  fahrend.    Granite.   Basische  Eruptivgesteine. 

Vielfach  stark  von  Faltungen  und  Verwerfungen  verschiedener 

Perioden  betroffen. 


Upper 
Conglomerates 


Diskordanz 


Lower 
Conglomerates 


,J)  In  dem  ParalleliflierangBveraaohe  Studts  (39;  14)  muß  wohl  nach  der  Nomen- 
klatur CORNRTB  statt  S.  de  Kissola  —  S.  de  Kilassa  und  statt  S.  de  Kisola  —  S.  d.  kusola 
gelesen  werden. 


—      328      — 

ein  vollständig  verhärtetes,  teils  gefrittetes  und  zerquetschtes 
Puddinggestein  bildeten.  Ganz  ähnliche  Beobachtungen  er- 
gaben sich  am  rechten  Lualaba-Ufer  in  den  Tälern  von 
Kapanda  und  Vumay.  Bezeichnenderweise  fanden  sich  auch 
hier  diese  stark  metamorphosierten  Glaziabschotter  stets  in 
der  Nähe   der  tektonischen   Linien. 

Die  Auffassung  STUTZERS,  daß  die  Kambowe-Schichtendas 
Hangende  der  südlich  Elisabethvilles  verbreiteten  Konglomerate 
•  Wemashi-Schichten  STUDTs)  bilden  (ob  die  Überlagerung 
konkordant  oder  diskordaut  erfolgt,  ist  nirgends  ausgesprochen!), 
kann  ich  nach  obigen  Ausführungen  nur  teilen.  Leider  ist 
aus  den  Auseinandersetzungen  StüTZEKs  nicht  ersichtlich, 
welche  Gründe  ihn  zur  Parallelisierung  von  Moachia-Schichten 
mit  den  Wemashi-Schichten  Studts  führten.  Beide  liegen 
nämlich,  wie  ein  Blick  auf  die  STUDTsche  Karte  zeigt,  fast 
dreiviertel  Breitengrade  voneinander.  Wenn  nun  auch  durch 
die  Tatsache,  daß  in  beiden  Gerolle  von  Kieseloolithen  fehlen, 
die  Wahrscheinlichkeit  größer  geworden,  daß  beide  gleiche 
Horizonte  darstellen,  so  ist  doch  andererseits  die  Möglichkeit 
nicht  von  der  Hand  zu  weisen,  daß  auch  noch  ältere  Glazial- 
konglomerate  als   die  von   Moachia  vorhanden   sein  könnten. 

In  der  Tabelle  (S.  326:327)  mag  nun  versucht  werden,  die 
in  obigen  Ausführungen  für  die  Horizontisierung  der  Schichten 
gewonnenen  Anschauungen  schematisch  zugleich  im  Vergleich 
mit  den  bisherigen  Anschauungen  wiederzugeben.  Von  einer 
Altersfeststellung  soll  dabei  vorläufig  als  zu  unsicher  abgesehen 
werden.  Auffallend  ist  die  mit  den  Verhältnissen  Rhodesiens 
sich  ergebende  Übereinstimmung,  wo  man  ebenfalls  durch 
eine  Diskordanz  geschiedene  Obere  und  Untere  Konglomerate 
beobachtet  hat. 

Selbstverständlich  soll  nicht  behauptet  werden,  daß  mit 
dieser  Auffassung  alle  Zweifel  an  der  Schichtenfolge  Katangas 
gelöst  seien,  es  werden  vielmehr  damit  wohl  eine  ganze 
Zahl  neuer  Fragen  aufgeworfen.  Es  wäre  also  sehr  zu  be- 
grüßen, wenn  namentlich  die  Geologen,  welche  aus  eigener 
Anschauung  die  Verhältnisse  Katangas  kennen,  recht  zahlreich 
sich  veranlaßt  sähen,  ihre  Ansichten  auf  Grund  ihrer  Beobach- 
tungen  ebenfalls   zum   Ausdruck   zu   bringen. 


329 


20.   Vorläufige   Mitteilung  über  geologische 

Beobachtungen   in   Ost-Celebes. 

Von  Herrn  \V.  Hotz. 

(Mit  einer  Textiigur.) 

Buitenzorg  (Java),  den  25.  Januar  191.'». 

Im  Spätjahr  1912  untersuchte  ich  im  Auftrag  der  „Nederl. 
Maatschappy  tot  het  verrichten  van  Mynbouwkundige  "Werken'" 
das  südliche  Küstengebiet  am  Ostarm  der  Insel  Celebes.  Da- 
bei hatte  ich  Gelegenheit,  einerseits  das  von  J.  WaNNEK1) 
eingehend  beschriebene  Gebiet  im  östlichen  Teil  des  Insel- 
armes kennen  zu  lernen,  andererseits  aber  auch  westwärts 
anschließend  meine  Beobachtungen  bis  an  die  Tomori-Bai 
auszudehnen. 

Ich  hoffe,  später  in  Europa  mein  Material  auch  petro- 
graphisch  bearbeiten  und  darüber  eingehender  berichten  zu 
können,  und  möchte  mich  jetzt  darauf  beschränken,  kurz  einige 
Daten   mitzuteilen2). 

Im  östlichen  Küstenteil,  wo  meine  Beobachtungen  mit 
den  Angaben  J.  W.ANNERS  fast  völlig  übereinstimmen,  konnten 
beim  Dorfe  Lontio  belemnitenführende  Lagen  nachgewiesen 
werden.  Aus  graublauen,  schichtungslosen  Tonen  wurden 
zahlreiche   Belemniten   mit  tiefer  ßauchfurche   ausgebeutet. 

Im  Westen  hat  J.  Wannkk  im  Toeli-Fluß  Kalke  und 
Hornsteine  („Toeli-Kalk")  angetroffen,  die  von  ihm  in  Analogie 
mit  ähnlichen  Gesteinen  auf  der  Insel  Buru  für  jurassisch  ge- 
halten und  zur  „Buru-Formation"  Martins  gerechnet  werden. 
Leitfossilien  hat  er  aber  in  diesem  Schichtkomplex  auf  Celebes 
nicht  gefunden.  Die  Belemnitentone  von  Lontio  gehören  nun 
weder  petrographisch  noch  ihrer  geographischen  Lage  nach  zu 
dieser  Gesteinsserie  WANNEB8.  Das  neue  Vorkommen  liegt  in 
einem  Gebiet,  das  sonst  ganz  aus  tertiären  Schichten  aufgebaut 
wird,  und  stellt  tektonisch  wahrscheinlich  den  tieferen  Kern 
einer  Antiklinale  dar,  die  schon  WäNNEB  innerhalb  der 
neogenen  Celebes-Molasse  weiter  westlich  am  Kientom-Flusse 
erwähnt.      Die    Fundstelle    von    Belemniten    beim    Dorfe  Lontio 


')  J.  Wann  kr:   Beitrüge  zur  Geologie  des  Ostanns  der  Insel  Cele- 
bes.    N.  Jahrb.  Mm.,  Beil.-Bd.  XXIX,  1910,  S.  739. 

-;  Für  die  gütige  Erlaubnis  zur  Publikation  bin  ich  Herrn  J.  Kosn  K, 
Direktor  obiger  Gesellschaft,  zu  vielem  l)ank   verpflichtet. 

24 


330 


liefert  den  ersten  paläontologischen  Nachweis  mesozoischer 
Schichten  am  Ostarm  von  Celebes  und  damit  auf  der  Insel 
überhaupt. 

Im  südwestlichen,  geologisch  bisher  gänzlich  unbekannten 
Teil  des  Inselarmes  gelangt  die  sog.  „Buru-Formation"  zu- 
sammen mit  basischen  Eruptivgesteinen  zu  großer  Verbreitung. 
Charakteristisch  für  die  „Buru-Formation"  sind  rote  Horn- 
steine,    fleischfarbige  Kalkschiefer  und   Mergel   sowie  braunrote 


Kolonedale     \% 
Manfawa 


Kartenskizze  von  Ost- Celebes. 


Kalke  und  weiße  Massenkalke.  Im  Flußgebiet  des  oberen 
Sg.  Bongka  wurden  nahe  der  Wasserscheide,  die  hier  bis  auf 
12  km  an  die  Südküste  herantritt,  in  engstem  Verband  mit 
roten  und  durch  Hornstein  gebänderten  Kalken  auch  helle 
Nummulitenkalke  gefunden ;  die  größten,  schön  herausgewitter- 
ten Nummuliten  erreichen  einen  Durchmesser  von  1  cm.  Er- 
wähnung verdient  hier  noch  das  Auftreten  schmaler  Lignit- 
flözchen  in  Sandsteinen,  die  der  Kalkserie  am  Sg.  Bongka 
eingelagert  sind.  An  mehreren  Stellen  der  Küste  erwies  sich 
der  Kalk  dieses  Kalkhornsteinkomplexes  als  reich  an  Lepido- 
cyclinen. 

Wir    sehen    somit,    daß    die    Buru-Formation   MARTINS   — 
entsprechend   dem    „Toeli-Kalk"   WANNER8    —    auf  Ost-Celebes 


—     331     — 

teilweise  sicher  zum  Tertiär1)  gerechnet  werden  muß,  doch  sei 
hier  ohne  weiteres  zugegeben,  daß  innerhalb  dieser  Sediment- 
serie auch  Jura-  und  Kreideschichten  vorkommen  können.  Es 
dürften  aber  P.  und  F.  S.-UiASIN8)  kaum  im  Recht  sein,  wenn 
sie  für  ihren  „Rotton",  wozu  sie  alle  rotgefärbten  Mergel, 
Kalke  und  Hornsteine  auf  Celebes  rechnen,  bloß  kretazeisches 
Alter  annehmen,  hat  doch  auch  außerhalb  unseres  Spezial- 
gebietes M.  KOPERBERG3)  in  der  Landschaft  Bwool,  Nord- 
Celebes,  in  Verband  mit  jüngeren  Sandsteinen  rötliche,  schief- 
rige  Globigerinenmergel  und  roten  Kalkstein  mit  deutlichen 
Nummuliten  angetroffen.  II.  BUECKIN'O4)  faßt  die  rotbraunen 
Mergel  von  der  Insel  Zuidwachter  an  der  Westküste  sogar  als 
miozän   auf. 

Aus  Schichten  der  Buru-Formation  ist  im  wesentlichen 
auch  das  2 —  3000  m  hohe  Toekala-Gebirge  aufgebaut,  das  sich 
im  Süden  mit  hohen  Kalkwänden  quer  zum  Streichen  un- 
vermittelt aus  der  breiten  Alluvialebene  erhebt,  welche  die 
SO-Ecke   der  Halbinsel  umsäumt. 

E.  C.  ABENDANON,  der  das  Toekala-Massiv  bloß  aus  der 
Ferne  gesehen  hat,  fügt  neuerdings5)  auch  dieses  Gebirge 
in  sein  Bruchsystem  ein  und  spricht  von  einem  aufgetriebenen 
Horst.  Soviel  ich  an  Ort  und  Stelle  beobachten  konnte, 
kommt  seine  frühere  Annahme6),  das  Toekala-Gebirge  sei  eine 
hohe  Antiklinale,  im  Prinzip  der  Wirklichkeit  viel  näher. 
Allerdings  verläuft  die  Leitlinie  des  Gebirgsstockes  nicht  im 
Sinne  P.  und  F.  Sarasins7),  die  das  Toekala-Gebirge  als  ein 
langes,    SW — NO  streichendes    Kettengebirge    darstellen.      Die 


')  J.  Wanner  (Zur  Geologie  und  Geographie  von  West-Buru. 
N.  Jahrb.  Min.,  Beil.-Bd.  XXIV,  1907,  S.  133)  erwähnt  auch  auf  Buru 
inmitten  jurassischer  Massenkalke  das  unvermittelte  Auftreten  paläo- 
gener Sedimente. 

3)  P.  und  F.  Sakasin:  Entwurf  einer  geographisch  -geologischen 
!'.•  Schreibung  der  Insel  Celebes.     1901. 

3)  M.  KOPERBERG :  Verslag  eener  mynbouwk.  exploratie  van  het 
koprrerts  voorkomen  aan  de  Boekal  rivier  in  het.  landschap  Bwool. 
Ji  arboek  v.  h.  Mynwezen  1905,  S.  151.  —  Derselbe:  Geolog,  en  myn- 
boawk.  onderzoekingen   in   de  residentie  Menado.     Jaarboek   v.  h.  Myn- 

N  1902,  S.  151. 

4)  H.  Bueckino:  Beiträge  zur  Geologie  von  Celebes.  Sammlung 
des  geologischen   Reichsmnseums  Leiden  1904. 

5)  E.  C.  Abend an on:  Zur  (Jmrißform  der  Insel  Celebes.  Diese 
Monat  ber.  1912,  S.  266. 

6)  E.  C.  ABENDANON:  Celebes  en  Halmahera.  Tydsch.  Kon.  A;ml. 
Gen.  1910,  S.  1149. 

7)  P.  und  F.  Sakasin:  Entwarf  einer  geographisch-geologis«.  le  n 
Beschreibung  der  Insel  Celebes.  1901.  —  Dieselben:  Reisen  in  Celebes. 
L905,  Bd.  1. 


■r/,2 


vier  hohen  Gipfel  folgen  sich  vielmehr  in  einer  SSO  —  NNW 
gerichteten  Linie.  Bloß  das  südöstlich  vorgelagerte  Bergland 
löst  sich  in  einige  gedrungene,  kurze  Züge  auf,  die  sich,  von 
der  Küste  aus  gesehen,  kulissenartig  hintereinanderschieben  mit 
einer   Streichrichtung  SW — NO. 

Ich  kann  an  dieser  Stelle  nicht  näher  auf  die  Lagerungs- 
verhältnisse  im  Gebiet  des  Toekala-Gebirges  eingehen,  sondern 
möchte  als  weiteren  Beweis,  daß  die  z.  T.  tertiäre  Buru-Forma- 
tion  gefaltet  ist,  noch  ein  Vorkommen  enger  Antiklinalen  und 
Synklinalen  am  oberen  Bongka-Flusse  anführen.  Die  Sediment- 
schichten streichen  dort  SSO  — NN  Wund  weisen  somit  darauf 
hin,  daß  der  Aufbau  der  östlichen  Halbinsel  nicht  überall  dem 
Schema  P.  und  F.  SAKASINs  folgt.  Ich  fühle  mich  nicht 
kompetent,  um  mich  weiter  in  diese  neuerdings  aufgeworfene 
Streitfrage  einzumischen,  glaube  aber,  daß  P.  und  F.  S\R\six 
selbst  in  einem  „Leitlinienstrudel"1),  einem  „wirbelartigen 
Knoten",  nicht  überall  ruhige  und  einfache  Verhältnisse  voraus- 
setzen werden.  Gegen  die  Kreuzungspunkte  ihrer  Leitlinien 
hin  sind  von  vornherein  größere  Störungen  und  Komplikationen 
in  der  Tektonik  zu  erwarten. 

Stratigraphisch  und  petrographisch  findet  der  Ostarm  im 
Süden  direkten  Anschluß  an  Zentral-Celebes.  Die  Inselgruppe 
der  äußeren  Tomori-rBai  sowie  das  Küstenland  um  Kolonedale 
herum  wird  vorwiegend  aus  hellen  Massenkalken  aufgebaut, 
die  lokal  ebenfalls  rote,  kieselige  Kalkschiefer  und  dunkle 
Hornsteinpartien  führen.  Daneben  gelangen  basische  Eruptiv- 
gesteine zu  weiter  Verbreitung.  Sie  nehmen  einen  wesentlichen 
Anteil  am  Aufbau  der  südöstlichen  Halbinsel  und  reichen  in 
Begleitung  von  weißen  und  rötlichen  Kalken  bis  an  den  Golf 
von  Boni2).  Schon  J.  WANNEB  (a.  a.  O.,  S.  774)  weist  auf  die 
petrographische  Ähnlichkeit  seines  „Toeli-Kalkes"  mit  rot  ge- 
färbtem Kalkstein  hin,  die  P.  und  F.  Sa-RASIN  östlich  des 
M;mtana-Sees   erwähnen. 

Die  in  und  westlich  der  Tomori-Bai  auftretenden  basi- 
schen Eruptivgesteine  fand  ich  aber  auch  im  südwestlichen 
Teil  des  Ostarmes  als  Gabbro,  Peridotite  und  vulkanische 
Breccien  weit  verbreitet.  Auch  an  der  Nordküste  im  Gebiet 
der  Tomini-Bucht  wurden   sie   zwischen  Todjo  und  Bongka  von 


I'.  S  \i:.\sin:  Zur  Tektonik   von  Celebes.    Diese  Monatsber.  1912) 
S.  226. 

a,   P.  and    F.Sarasin:     Entwarf   oiner   geographisch-geologischen 
Beschruiiiun^   der   Insel  Celebes.     1901.  —  E.  C.  Abend anon:    Ondei 
zoefc    van  Zenti  L909-191O.     Tydsch.  Kon.  Aard.  Gen.  191Ö 

n.  1911.         Ferner:    diese  Zeitechr.  1912,  S.  266. 


333 


KOPKKBERG1)  nachgewiesen.  Bezüglich  des  Alters  dieser 
Eruptiva  in  der  östlichen  Halbinsel  ist  folgendes  zu  berichten: 
Im  Gebiet  des  Toeli-  und  Senorang-Flusses  trat'  ich  in  den 
tiefsten  Lagen  der  neogenen  Celcbesmolasse  wenig  mächtige 
Peridotitmassen  und  vulkanische  Breccien  als  konkordante 
Einlagerungen  an.  An  benachbarter  Stelle  fand  J.  Wann  KU 
(a.  a.  0.,  S.  765)  „zwischen  die  Mergelbänke  der  Celebesmolasse 
eingelagert  große  Platten  eines  basischen  Eruptivgesteins,  das 
von  Herrn  BüECKING  als  Hornblendediorit  bezeichnet  wird. 
Nach  der  Art  des  geologischen  Vorkommens  kann  daher  dieses 
Gestein  keinenfalls  älter  als  die  miozäne  Celebesmolasse   sein". 

In  der  Gegend  des  Toekala-Gebirges  trifft  man  in  sehr 
instruktiven  Aufschlüssen  inmitten  basischer  Eruptiva  schmale 
Einlagerungen  von  roten  Kalkschiefern  und  Hornstein,  während 
andererseits  wieder  den  Schichten  der  Buru-Formation  Peri- 
dotite  und  vulkanische  Breccien  als  konkordante  Bestandteile 
eingelagert  sind.  Wir  erkennen  daraus  einen  auch  im  Alter 
sehr  engen  Zusammenhang  zwischen  den  Gabbro-Peridotitmassen 
und  der  z.  T.  tertiären  Kalkhornsteinformation.  Man  ist  wohl 
berechtigt,  auch  für  einen  großen  Teil  der  basischen  Eruptiv- 
gesteine ein  tertiäres  Alter  (bis  miocän)  anzunehmen.  Die  Dar- 
stellung J.  AhlbüKGs2),  daß  sich  der  Ostarm  im  wesentlichen 
aus    präcarbonischen    Schichten    aufbaue,    trifft    keineswegs    zu. 

Von  den  eben  genannten  Eruptivgesteinen  liegen  Typen 
vor,  die  petrographisch  Vertretern  aus  dem  ausgedehnten 
Gabbro-Massiv  bei  Loboe  an  der  Tomini-Bucht  recht  nahe 
stehen  (vgl.  Wann'ER  a.  a.  0.,  S.  747).  Auch  für  dieses  Erup- 
tivgebiet ist  z.  T.  tertiäres  Alter  erwiesen,  treten  doch  dort 
beim  Dorfe  Poh  gabbroide  Gesteine  —  sei  es  nun  gang-  oder 
lagerförmig  —  auch  in  nachweislich  oligocänen  Sedimenten  auf "). 

Die  petrographische  Beschreibung  der  zusammen  mit  der 
Kalkhornsteinformation  auftretenden  Eruptivgesteine  möchte  ich 
mir  für  eine  spätere,  ausführlichere  Arbeit  vorbehalten.  Vor- 
läufig sei  bloß  noch  erwähnt,  daß  die  Peridotitgesteine  im 
südwestlichen  Teil  des  Ostarmes  durch  einen  reichen,  immer 
wiederkehrenden  Gehalt  an  rotem  Granat  ausgezeichnet  sind. 
Die    hellen,    großen    Granitkristalle    heben    sich    einsprenglings- 


')  M.  Kopbrberg:  Geol.  en  mynbonwk.  onderzoefc  in  Menado. 
Jaarboek  v.  lt.  Mynwezen  ]'.)().">,  s.  L72. 

J)  J.  AHLBURG  Der  geologische  Aufbau  von  Nonl-Celebes. 
Dic.M.   Monat, I.M-.  l'.MO,  S.  191. 

:!)  R.  I».  M.  Vi:i:i'.i;i:k  :  (Molukkenverslag.  Jaarboek  v.  h.  Myn- 
wezeo  1908)  gibl  ■  lort  auf  dtt  Kart«  unnchtigerweise  alte,  d.  b. 
größtenteils  pr&permisohe,  basische  Eruptivgesteine  aD. 


—     334     — 

artig  aus  dem  dunklen  Eruptivgestein  ab.  Lokal  wurden  auch 
Granat-Augitfelse  mit  reichlichem  Magnetit  angetroffen,  die 
auffallend  den  Kontaktprodukten  (Skarn)  aus  den  schwedischen 
oder  banater  Erzgebieten   gleichen. 


21.   Diluviale  Flußablagerungen   im   Gebiete 

der  Rodach. 

Von  Herrn  L.  Henkel. 

(Mit  1   Textfigur.j 

Pforta,  den  7.  Mai  1913. 

In  den  hier  zu  besprechenden  Ablagerungen  sind  organische 
Reste  bisher  nicht  gefunden  worden.  "Wenn  sie  daher  als  di- 
luvial bezeichnet  werden,  so  geschieht  es  auf  Grund  eines 
Analogieschlusses.  Sie  stimmen  in  ihrer  Zusammensetzung 
überein  mit  dem  Kies  der  jetzigen  Flüsse,  und  in  benachbarten 
Gegenden,  wo  eine  sichere  Altersentscheidung  möglich  war,  haben 
sich  solche  Absätze  immer  als  diluvial  herausgestellt,  während 
erweislich     tertiäre    ganz    abweichend    davon    ausgebildet    sind. 

Die  Rodach,  die  sich  oberhalb  Lichtenfels  in  den  Main 
ergießt,  sammelt  das  Wasser  einer  Anzahl  von  Flüßchen  und 
Bächen  des  Frankenwaldes.  Solange  diese  Gewässer  in  dem 
Schiefergebirge  fließen,  sind  ihre  Täler  eng,  erst  in  den 
weicheren  Schichten  des  Rotliegenden  und  der  Trias  weiten 
sie  sich  aus.  Ganz  ebenso  ist  es  offenbar  in  früheren  Still- 
standsperioden der  Tiefenerosion  gewesen.  In  den  harten 
paläozoischen  Schichten  hat  die  Kraft  der  Seitenerosion  nicht 
hingereicht,  eine  breite  Talaue  zu  schaffen,  beim  erneuten  Ein- 
schneiden des  Flusses  konnten  daher  keine  Reste  einer  solchen 
als  Terrassen  erhalten  bleiben.  Nur  im  letzten  Stück  des  Laufs 
im  Schiefergebirge  ist  wenigstens  morphologisch  Terrassenbildung 
zu  erkennen,  von  den  Ablagerungen  des  alten  Talbodens  aber 
nichts   erhalten   geblieben. 

Die  Flußablagerungen  des  Rodachgebiets  gliedern  sich  in 
drei    Gruppen: 

1.  Ablagerungen   der   oberen   Terrasse. 

2.  Ablagerungen   der  unteren   Terrasse. 

3.  Ablagerungen    der  jetzigen    Flußauen. 


Ablagerungen  der  oberen  Terrasse. 

Ablagerungen  der  Rodach. 
1.   Am    Ruppen,    ungefähr    l*/s  km    östlich    von   Kronach 
(bayrisches  Meßtischblatt  Kronach),  ist  durch  einen  Sandstein- 


OüiSSJiigFr    'q 

J»ocRsta, 


1.  1 

Kies  der  oberen 
Terrasse. 


Kies  der  unteren 
Terrasse. 


Skizze  der  diluvialen   Flußablagerungen  im  Gebiete  der  Roducli. 
Maßstab  1  :  400000. 


bruch     der    Kies     der    oberen    Rodachterrasse    aufgeschlossen. 
Man  beachtet  dort  folgendes  Profil: 

l'/a  m    Gehängeschutt,    hauptsächlich    aus    Wellenkalk 

des  nahen   Kreuzberges   bestehend; 
2   bis   3  m    sandiger    Lehm    mit    Schmitzen    von    Kies 

und  von   Mergel; 
2  m    Rodachkies;     untere    Grenze    bei    341  m,    also 

30  m  über  dem   Flu  Li. 
4  m   Buntsandstein. 


—     336     — 

Der  Kies  der  Rodach  unterscheidet  sich  von  dem  der 
Haßlach  und  Kronach  dadurch,  daß  er  in  Menge  große  Brocken 
von  Kieselschiefer  führt,  während  letztere  Flüßchen  davon 
nur  kleine  Gerolle  enthalten,  die  schon  in  Konglomeraten  des 
Rotliegenden   gelegen   haben. 

2.  Über  der  Hammermühle,  südlich  von  Kronach,  liegt, 
durch  einen  Hohlweg  aufgeschlossen,  Rodachkies,  ungefähr 
2  m  mächtig,  mit  der  unteren  Grenze  bei  ungefähr  342  m. 
Es  ist  also  auf  einer  Strecke,  wo  der  jetzige  Fluß  um  7  m 
fällt,  bei  dem  alten  Kies  kein  Gefälle,  ja  sogar  eine  schwache 
Steigung  zu  beobachten.  Es  wird  sich  dies  aber  wohl  so  er- 
klären, daß  der  Kies  am  Ruppen  in  einer  tiefen  Auskolkung  liegt, 
der  bei  der  Hammermühle  auf  einer  Schwelle  des  alten  Fluß- 
laufs  abgelagert  ist. 

Ablagerungen   der  Haßlach. 

1.  In  dem  Hohlweg  südlich  von  Weitzsch  (Meßtischblatt 
Neukenroth),  liegt  ziemlich  gut  aufgeschlossen  in  Stärke  von 
2  m  Haßlachkies  über  Sandsteinschiefern  des  Rotliegenden 
bei  372  m,  40  m  über  der  Haßlach.  Die  Terrasse,  zu  der 
er  gehört,  ist  auch  der  Gestalt  nach  wohl   erkennbar. 

2.  Westlich  vom  Kronacher  Schießhaus  (Blatt  Kronach) 
ist  durch  einen  Sandsteinbruch  Haßlachkies  aufgeschlossen, 
zwischen  den  Isohypsen  von  340  und  350  m,  also  ungefähr 
40  m  über  dem  Fluß.  Er  ist  von  Sandstein-Gehängeschutt 
so  bedeckt,  daß  man  ohne  den  Steinbruch  gar  nichts  von 
ihm  wahrnehmen  würde.  Übrigens  wird  er  wohl  nächstens 
durch  den  Steinbruchbetrieb  ganz  beseitigt  sein.  Der  Kies 
enthält  neben  sehr  reichlichem,  wenig  abgerolltem  Buntsand- 
steinmaterial Gerolle  aus  den  verschiedenen  Gesteinen  des 
Kulm  und  des  Rotliegenden.  Da  der  Gedanke  nahe  liegt, 
daß  in  der  Vorzeit  die  Steinach  durch  die  Einsenkung  von 
Neuhaus  und  Burggrub  nach  Südosten  geflossen  sein  könnte, 
so  habe  ich  ein  besonderes  Augenmerk  darauf  gehabt,  ob  in 
dem  vorliegenden  Kies  etwa  Steinachgerölle  vorkämen.  Da 
ich  von  solchen,  insbesondere  von  den  unverwüstlichen  und 
sehr  auffallenden  Quarziten  der  Steinach,  nichts  gefunden  habe, 
so  glaube  ich,  sicher  schließen  zu  dürfen,  daß  eine  derartige 
Flußverbindung   nicht   bestanden   hat. 

A  b  1  agerun  gen    der   Steinach. 
Ausgedehnte    Ablagerungen     einer    oberen    Terrasse    der 
Steinach    sind    schon    von     LOKETZ    beobachtel    und    auf  Blatt 


—     33T     — 

Sonneberg  der  preußischen  geologischen  Spezialkarte  einge- 
tragen worden.  Die  Erläuterungen  zu  Blatt  Sonneberg  geben 
eine  klare  und  richtige  Darstellung  des  Sachverhalts,  in  der 
kartographischen  Darstellung  aber  ist  der  Kies  der  oberen 
und  der  unteren  Terrasse  mit  der  durch  Abspülung  der 
oberen  Terrasse  entstandenen  Kiesbedeckung  der  Gehänge 
unter  einer  Bezeichnung   zusammengefaßt. 

Die  Ablagerungen  der  Steinach  nach  ihrem  Austritt  aus 
dem  Schiefergebirge  breiten  sich  auf  einer  weiten,  schiefen 
Ebene  aus,  die  wir  nach  der  Stadt  Sonneberg  benennen  wollen. 
Die  Anlage  dieser  Ebene  beruht  auf  einer  indirekten 
Wirkung  der  Tektonik.  Tektonisch  nimmt  die  Sonneberger 
schiefe  Ebene  die  Stelle  einer  ganz  flachen,  kuppelförrnigen 
Aufwölbung  ein.  Es  sind  infolgedessen  hier  die  ganz  außer- 
ordentlich mürben  Gesteine  der  untersten  Abteilung  des 
mittleren  Buntsandsteins  (sm,  der  geologischen  Spezialkarte) 
der  schützenden  Decke  härterer  Schichten  zuerst  beraubt  wor- 
den und  in  dem  so  bloßgelegten,  äußerst  unwiderstandsfähigen 
Boden  hat  die  Abtragung  ganz  flache  Bodenformen  geschaffen. 
An  einer  Stelle,  wo  durch  örtliche  Ursachen  die  höheren 
Schichten  des  Buntsandsteins  besser  verkittet  waren1),  sind 
sie  erhalten  geblieben  und  zu  der  Erhebung  des  Muppergs 
herauspräpariert  worden,  die  sich  sehr  auffallend,  fast  einer 
Basaltkuppe   ähnlich,    von   der  Umgebung  abhebt. 

Die  weite  Ausbreitung  der  Steinachkiese  auf  der  Sonne- 
berger schiefen  Ebene  ist  sicher  durch  die  zahlreichen  wechseln- 
den Arme  eines  verwilderten  Flusses  zustande  gekommen.  Es 
muß  jedoch  auch  die  Wassermenge  des  Flusses  bedeutend 
größer  gewesen  sein  als  jetzt,  denn  die  Flußaue  war  im  Zeit- 
alter der  oberen  wie  der  unteren  Terrasse  viel  breiter  als  jetzt. 
Es  müssen  also  die  Zeiten  des  Stillstandes  der  Tiefenerosien, 
der  sich  in  den  Terrassen  ausprägt,  wenigstens  teilweise  zu- 
sammengefallen sein  mit  Zeiten  größeren  Wasserreichtums  der 
Flüsse,  d.  h.  wahrscheinlich  mit  Eiszeiten.  Nicht  daß  die  jähr- 
liche Niederschlagsmenge  damals  größer  gewesen  wäre  als  jetzt; 
das  anzunehmen,  liegt  kaum  ein  Anlaß  vor;  aber  der  Abflußfaktor 
war  ein  anderer.  Wir  werden  uns  vorstellen  dürfen,  daß  er 
damals  bei  uns  so  viel  betrug  wie  jetzt  in  etwa  in  Schwediseh- 
Lappland,    d.h.   70   bis   95°/0,     während     in     Norddeutschland 


')  Daß  dem  so  i.-t,  ergibt  >ich  aus  'lein  Böschungswinkel  der 
Gehänge,  unter  sonsl  ganz  ähnlichen  Verhältnissen  bat  die  Aliteilung 
-in.,  drr  geologischen  Karte  am  Teatersberg  l>,  si  töönchröden  eine 
Bösebang  von  18",  am  Tiergarten  von  13°,  am  Mnpperg  aber  von  --0. 


-     338     — 

jetzt  von  dem  jährlichen  Niederschlag  noch  nicht  30  °/0  in  die 
Flüsse  kommt.  Es  führte  also  damals  etwa  der  Main  bei 
Lichtenfels  so  viel  Wasser  wie  jetzt  bei  Mainz.  Dazu  kam 
aber  nun  noch  eine  andere  Verteilung  des  Abflusses  im 
Jahreslaufe.  Der  Frankenwald  war  sicher  dreiviertel  des 
Jahres  mit  Schnee  bedeckt,  während  einzelne  Firnflecken  wohl 
auch  den  Sommer  durch  aushielten.  Während  der  größeren 
Zeit  des  Jahres  war  daher  der  Abfluß  gering,  seine  Haupt- 
masse drängte  sich  in  dem  kurzen  Sommer  zusammen.  Die 
vermehrte  Erosionskraft  der  größern  Wassermenge  konnte 
dabei  aufgehoben  werden  durch  die  vermehrte  Schotterführung, 
welche  die  Umwandlung  des  Klimas  und  damit  der  Pflanzen- 
decke mit  sich   brachte. 

Kies  der  oberen  Steinachterrasse  breitet  sich  ungefähr 
40  bis  45  m  über  dem  Fluß  von  der  Höhe  östlich  von  Weid- 
hausen bis  nach  Kaulsroth  aus,  liegt  aber  auch  viel  weiter 
östlich  bei  Mark  und  Schierschnitz.  Der  Föritzbach,  der  im 
Zeitalter  der  oberen  Terrasse,  falls  er  überhaupt  schon  bestand, 
nach  einem  Laufe  von  l'/2  km  auf  diese  Fläche  ausmündete, 
hat  sich  später,  sie  durchschneidend,  bis  zur  jetzigen  Mündung 
bei  Mitwitz  verlängert.  Da  zur  Zeit  der  Ablagerung  der 
oberen  Terrasse  die  Steinach  zwischen  Weidhausen 
und  Föritz  auf  der  jetzigen  Wasserscheide  floß,  ohne 
doch,  wie  wir  gesehen  haben,  Wasser  zur  Haßlach 
hinüber  zu  senden,  so  muß  die  allgemeine  Abtragung 
die  Wasserscheide  und  überhaupt  die  ganze  Boden- 
gestalt in  dieser  Gegend  seitdem  noch  erheblich 
verändert   haben. 

Mit  dem  Zutagetreten  widerstandsfähigerer  Schichten 
verengert  sich  von  Wörlsdorf  an  das  Steinachtal.  Die  obere 
Terrasse  tritt  hier  als  schmaler  Saum  bei  Wörlsdorf  und 
Ilassenberg  am  rechten  Ufer,  bei  Horb   am  linken  auf. 

Der  oberen  Terrasse  des  Rodachgebiets  muß  natürlich 
eine  Terrasse  des  Mains  entsprochen  haben,  sie  ist  aber  bis 
jetzt  noch  nicht  nachgewiesen.  Einem  gleichalterigen  Bache 
dürfte  die  von  Gümbel  (Frank.  Alb,  S.  549)  erwähnte  Geröll- 
schicht  aus  Quarz  mit  Doggergeröllen  zwischen  Püchitz  und 
Altenbanz   entstammen. 

Ablagerungen  der  unteren  Terrasse. 

Von  Rotenkirchen  an  zieht  sich  der  Haßlach  entlang  die 
untere  Terrasse  in  einer  Höhe  von  ungefähr  12  in  über  dem 
Fluß,   an   der   Geländeform,   wie   an   Kieslagern   deutlich   kennt- 


—     339      — 

üch.  Der  Kies,  mit  dem  der  jetzigen  Haßlach  übereinstimmend, 
ist  am  besten  zu  beobachten  an  dem  Weg  von  Haßlach  nach 
Haig  bei  330  m  (Meßtischblatt  Neukenroth). 

Der  von  LOKETZ  auf  dem  bayrischen  Anteil  von  Blatt 
Sonneberg  angegebene  Kies  umfaßt  außer  dem  der  unteren 
Terrasse  auch  solchen,  der  aus  der  oberen  Terrasse  verrollt  ist. 
Die  obere  Terrasse  selbst  ist  diesem  Forscher  hier  entgangen. 

An  der  Kronach  ist  schon  bei  Steinberg,  noch  im  Schiefer- 
gebirge, die  Terrassenbildung  bemerkbar.  Hier  ist  kein  Kies 
erhalten,  aber  weiterhin  findet  man  ihn  nordöstlich  von  Friesen 
1  Meßtischblatt  Kronach)  zwischen  350  und  360  m,  westlich 
von  der  Ziegelei  bei  Dörfles,  bei  352  m  uud  ostwärts  von 
Kronach  bei  der  Fallmeisterei  zwischen  320  und  330  m.  In 
einer  Ziegelei  ist  hier  über  dem  Kies  Lehm  von  ungefähr 
5  m  Mächtigkeit  aufgeschlossen.  Er  ist  ungeschichtet,  offenbar 
weil  er  in  einer  Wiesenaue  abgesetzt  wurde,  wo  die  durch- 
wachsenden Grashalme  die  Schichtung  immer  wieder  ver- 
wischten. Der  weitere  Verlauf  der  Kronachterrasse  nach 
Süden  zeigt,  daß  dieser  Bach  damals  nicht  wie  jetzt  in  die 
i  laßlach,   sondern   geradwegs   zur   Rodach   geflossen  ist. 

An  der  Rodach  hebt  sich  die  untere  Terrasse  schon 
oberhalb  von  Zeyern  morphologisch  heraus,  von  Kies  aber 
habe  ich  bis  zur  Hammermühle  nichts  Sicheres  auffinden 
können.  Bei  der  Hammermühle  kann  man  den  Kies  dieser 
Terrasse  bei  der  Isohypse  320  einige  Hundert  Meter  weit 
verfolgen,  weiter  findet  man  ihn  nordöstlich  von  Hummendorf 
zwischen  310  und  320  m,  gegenüber  südwestlich  von  Johannis- 
tal,  dann  im  Orte  Küps  auf  dem  Friedhof,  und  endlich  bei 
Redwitz  a.  d.  Rodach,  zwischen  dem  Bahnhof  und  dem  Ort, 
wo    die    Terrasse    eine    sehr    ausgeprägte    breite   Fläche    bildet. 

An  der  Steinach  hat  die  untere  Terrasse  den  größten 
Anteil  an  der  Sonneberger  Ebene.  Nach  der  Verengerung 
des  Tals  findet  man  Kieslager  von  ihr  bei  Beikheim  (Blatt 
Steinach  der  preußischen  geologischen  Spezialkarte),  ferner  bei 
Graitz,  gleich  nördlich  vom  Dorf,  und  südlich  von  Train  au, 
unterhalb  des  Höhenpunktes  292  der  Karte  des  Deutschen 
Reichs  1:100  000,  Blatt  Lichtenfels.  (Die  Meßtischblätter 
dieser  Gegend  sind   noch  nicht  erschienen.) 

Auch  an  der  Föritz  ist  eine  entsprechende  Terrasse  aus- 
gebildet. 

Die  untere  Terrasse  der  Rodach  mündet  auf  eine  Main- 
terrasse  aus,  deren  Kies  u.  a.  im  Straßeneinsohnitt  südlich 
vom  Bahnhof  llochstadt  und  bei  den  Steinbrüchen  von  NaLi- 
anger  westlich  von    llochstadt  aufgeschlossen   ist. 


—     346     — 

Ablagerungen  «1er  jetzigen  Flußniederungen. 

Die  jetzigen  Flußauen  der  Rodach  und  ihrer  Nebenflüsse 
sind  bis  zu  einigen  Metern  Höhe  über  dem  Stande  des  größten 
Hochwassers  noch  mit  Flußkies  erfüllt.  Die  Oberfläche  dieser 
älteren  Kieslager  senkt  sich  meist  ganz  allmählich  zum  jetzigen 
Ufer  herab,  nur  bei  Heubisch  in  der  Sonneberger  Ebene 
setzt  sie  sich  in  einer  deutlichen  Terrasse  von  4  m  Höhe 
ab.  Diese  Terrasse  trägt  aber  im  Gegensatz  zu  den  älteren 
keinen  Kern  von  anstehendem  Gestein,  sondern  besteht  nur 
aus  Flußkies.  Sie  ist  also  das  Ergebnis  einer  Aufschüttung, 
die  der  späteren  Tieferlegung  des  Flusses  vorausging.  Es 
wird  daher  der  Vorgang  wohl  allgemein  so  gewesen  sein,  daß, 
nachdem  die  Rodach  und  ihre  Zuflüsse  sich  beinahe  bis  zur 
jetzigen  Tiefe  eingesägt  hatten,  nicht  bloß  ein  Stillstand  der 
Tiefenerosien,  sondern  sogar  eine  Periode  der  Zuschüttung 
um  einen  mäßigen  Betrag  eintrat,  auf  die  dann  das  Ein- 
schneiden   bis   zum   jetzigen   Stande    folgte. 

LoRETZ  hat  die  älteren  Kiese  der  Flußniederungen  als 
,,  alt-alluvial"  bezeichnet.  Ich  glaube,  daß  der  Ausdruck 
„alluvial"  nicht  zutreffend  ist.  Es  sind  in  anderen  Gegen- 
den nicht  selten  im  Boden  der  jetzigen  Flußauen  die  Reste 
diluvialer  Tiere,  insbesondere  Mammut  und  Rhinozeros  tichor- 
rhinus,  gefunden  worden,  besonders  reichlich  z.  B.  im  Kies 
der  Saale  bei  Kosen.  Die  Wahrscheinlichkeit  spricht  daher 
dafür,  daß  auch  hier  im  Maingebiet  die  Bildung  der  älteren 
Kiese   der  Aue  ins   Diluvium   zurückreicht. 

Dieselben  Terrassen  wie  an  der  Rodach  sind  auch,  wie 
aus  den  Blättern  Oslau  und  Koburg  der  geologischen  Spezial- 
karte  hervorgeht,  an  der  Itz  ausgebildet.  Merkwürdig  sind 
die  Verhältnisse  an  dem  Rötenbach.  Er  fließt  wie  die 
Steinach  über  die  Sonneberger  schiefe  Ebene  und  ist  dort 
von  der  Steinach  nur  durch  eine  ganz  niedrige  Wasserscheide 
getrennt.  Zur  Zeit  der  unteren  Terasse  ist  dies  offenbar  in 
nuch  größerem  Maße  der  Fall  gewesen,  so  daß  sich  zwischen 
Sonneberg  und  Neustadt  a.  d.  Heide  der  Anteil  beider  Gewässer 
an  dieser  Terrasse  überhaupt  nicht  streng  trennen  läßt.  Aber 
in      die      Itz      ist      der     Rötenbach     damals     doch     .schon     ge- 

n,  wie  seine  Terrasse  bei  <  Kslau,  ungefähr  8  m  über 
'lein  jetzigen  L'fer.  beweist.  Im  Frühjahr  1913  war  hier 
zwischen  den  Fabriken  Katharinenwerk  und  Annawerk 
guter  Aufsi'liluß  geschaffen  durch  einen  langen  Graben, 
der  Massen  von  Thüringerwald  -Gerollen  an  die  Oberfläoha 
gebracht 


—     :j4l     — 

I.ouetz  verzeichnet  auch  Thüringerwald-Sehotter  nord- 
östlich von  Öslau  bei  der  Isohypse  von  900  Fuß,  also  unge- 
fähr 30  m  über  dem  Bach.  Ich  habe  aber  dort  bei  sorg- 
fältigstem Suchen  nichts  von  diesem  Schotter  auffinden  können 
und  glaube  daher  bestimmt,  daß  LORETJZ  durch  verschleppte 
Gerolle  getäuscht  worden  ist.  Ausgeschlossen  wäre  es  daher 
nicht,  daß  im  Zeitalter  der  oberen  Terrasse  der  Rötenbach 
in  seiner  jetzigen  Gestalt  noch  nicht  vorhanden  war,  sondern  sein 
Oberlauf,  wahrscheinlich  noch  verstärkt  durch  den  der  Effelter, 
zur  Steinach  floß.  Eine  sichere  Entscheidung  wird  aber  wohl 
kaum  möglich  sein,  denn  der  obere  Rötenbach  führt  keine  Ge- 
rolle,  die  nicht  ebenso   gut   aus  der  Steinach  stammen  könnten. 

Ziemlich  abweichend  von  der  Entwicklungsgeschichte  des 
Rodachsgebiets  scheint  die  des  Regnitztals  zu  sein1).  Zwar 
entspricht  Beanckenmorxs  „Vorstufe'"  oder  erste  Terrasse 
sehr  deutlich  den  älteren  Kiesen  dor  Niederung  an  der  Rodach 
und  seine  zweite  Terrasse  der  unteren  Rodachterrasse.  Aber 
während  diese  eine  ausgeprägte  Felsenterrasse  mit  dünner 
Kiesdecke  ist,  scheint  die  entsprechende  Regnitzterrasse  im 
wesentlichen  aus  früheren  Aufschüttungen  dieses  Flusses  heraus- 
gearbeitet zu  sein.  Die  „dritte  Terrasse"  BlanCKKNUouns 
dürfte  recht  verschiedenartige  Bildungen  in  sich  begreifen,  von 
denen  nur  ein  Teil  vielleicht  der  oberen  Rndachterrasse  entspricht. 

Eine  Parallelisierung  der  einzelnen  Terrassen  mit  solchen 
des  Rheins  und  damit  des  Alpengebiets  scheint  mir  so  lange 
noch  nicht  ratsam,  als  nicht  die  Terrassen  des  Mains  von 
der    Mündung  herauf  im   Zusammenhang  erforscht  sind. 


22.  Zur  Geologie  des  Kartsteins. 
Von  Herrn  L.  Sommeumeier. 

Bonn,  den  20.  April  1913. 

Durch  die  Ergebnisse  der  vor  2  Jahren  von  C.  K adk- 
Machi:k  vorgenommenen  und  beschriebenen2)  Ausgrabungen  in 
den  „Kakushöhlen"     im   Kartstein    in   der    l.it'.l    I  Meßtischbl. 

')  Blanckenhorn:  Das  Diluvium  der  Gegend  von  Erlangen. 
Sitzungs-Bericht  phys.  med.  Soz.  Erlangen  ls'.)5.  —  Lexk:  Die  geolo- 
gischen Verhältniese  der  Umgebung  vor   Erlangen.     Ebenda  1906. 

9)  C.  K  um-mai  m  k:     Der    Kartstein    bei    Eiserfey    in    der    Eifi 
Prähhistorische  Zeiteohx.     III.  Bd.  1911,  S.  201  -232. 


—     342     — 

Mechernick)  hat  die  vorgeschichtliche  Forschung  —  speziell 
für  das  Paläolithicum  in  Westdeutschland  —  eine  wertvolle 
Bereicherung  erfahren.  Wenn  auch  nach  R.  R.  SCHMIDT1)  der 
Nachweis  des  Acheuleen  hinfällig  ist  und  die  dem  Aurig- 
nacien  zugewiesenen  Artefakte  nicht  sicher  datierbar  sind, 
so  liegen  doch  ?, zwei  wohlausgeprägte  Kulturen  :  Mousterien 
und  Magdalenien  vor".  Auch  die  diluviale  und  postglaziale 
Wirbeltierfauna  ist  in  den  Höhlenfunden  typisch  vertreten. 
Bei  der  Bedeutung,  welche  der  Kartstein  als  prähistorischer 
Fundpunkt  dadurch  gewonnen  hat,  ist  es  wohl  angebracht, 
auch  einmal  die  geologischen  Verhältnisse  zu  beleuchten, 
da  diesen  RADKMACHER  in  seiner  Beschreibung  nicht  gerecht 
geworden  und  wohl  auf  Grund  seiner  Angaben  der  llauptirrtum 
auch  in   das   Werk  von  R.  R.  SCHMIDT  usw.  übergegangen  ist. 

Um  von  den  kleineren  Mißverständnissen,  die  lokale 
Geologie  betreffend,  abzusehen,  ist  das  Wesentlichste:  Die 
Kakushöhlen  sind  nicht  Höhlen  im  mitteldevonischen  Kalk- 
oder Dolomit,  wie  etwa  Buchenlo  ch,  Balv  erhöhl  e,  Wild- 
scheuer und  die  meisten  anderen  der  zahlreichen  Höhen  in 
Rheinland  und  Westfalen,  sondern  das  Höhlengestein  ist  ein 
diluvialer  Kalktuff,  aus  dem  der  ganze  Kartstein- 
felsen   besteht.      Die   allgemeine  Situation   ist  kurz   folgende: 

Der  Nordflügel  der  Sötenicher  Mulde  (der  nördlichsten 
der  Eifeler  Kalkmulden)  wird  bei  dem  Dorf  Eiserfey,  welches 
auf  der  Grenze  des  Unter-  und  Mitteldevons  liegt,  von  dem 
N.  —  S.  verlaufenden  Tal  des  Hausener  Baches  quer 
durchschnitten,  das  seine  Fortsetzung  in  dem  Feybach-Tal 
östlich  des  bekannten  Mechernich  nimmt.  Die  Gegend  von 
Eiserfey  ist  eine  der  wenigen  Stellen  im  Kalkgebirge  der 
Eifel,  wo  sich  umfangreichere  Kalktuff ablagerun gen  finden. 
Auf  der  Dechen- Karte  (Sekt.  Mayen)  sind  diese  schon  ver- 
zeichnet, schematisiert  und  ohne  ältere  und  jüngere  Bildungen 
zu  trennen.  Letztere  seien  hier  nicht  weiter  berührt,  beson- 
ders bemerkenswert  sind  sie  in  der  Talstufe  von  Dreimühlen. 
Zwischen  dieser  und  Eiserfey  ist  dem  westlichen  Talhang  ein 
Gehängetuff  aufgesetzt.  Sein  höheres  diluviales  Alter  geht 
ebenso  wie  aus  den  llöhlenfunden  auch  aus  den  geologischen 
Verhältnissen     hervor.2)      Er    ist    zum    Absatz    gekommen    vor 


!    K.  EL  Schmidt  unter  Mitwirkung  von  E. Koken  und  A.Schlitz: 
Die  diluviale  Vorzeit  Deutschlands,     Stuttgart  1912.     S.  75  und   7<>. 

a)  Die  eingehende  Erörterung  dieser,  besonders  auch  der  lokalen 

ehungsbedingangen    de     Tuffes    gebe  ich  in  der  ausführlichen  Ver- 

öffentHchung    meiner    Untersuchungen,    die   in   den    „Verh;   des  Natur- 

sehen  Vereine  d.  preuß.  Rheinlande  und  Westfalens"  erscheinen  wird. 


!43 


der  heutigen  Ausgestaltung  des  Haupttales  und  der  kleinen 
Seitentäler.  Durch  eine  alluviale  Rinne  wurde  er  bis  zum 
Untergrund  durchschnitten  und  ein  kleiner  Teil  von  der 
Hauptmasse  abgetrennt.  Deren  Erosionsrest  ist  der  Kartstein. 
Daß  die  Entstehung  des  Kalktuffes  bis  in  präquartäre  Zeit 
zurückreicht,  ist  nicht  anzunehmen,  da  tertiäre  Elemente  unter 
den  im  Tuffkalk  eingebetteten  Schnecken  fehlen.  Meine  Aus- 
beute aus  dem  Kartäteinkalk  enthält  nach  Bestimmung  durch 
Herrn   C.  R.  BoETTGEU-Frankfurt  a.  M. 

Fruticola  hispida  L. 
Helicodonta  obvoluta   MÜLL. 
Ariania  arbastorum  L.  (?) 
Cepaea  hortensis  MÜLL. 
Cochlicopa  lubrica  Müll. 
Succinea  putris  L. 
Carychium  minimum  Müll. 
Ihjthinia  tentaculata  L. 

also  rein  pleistocäne  und  rezente  Formen,  die  auch  heute  noch 
in  der  Gegend  leben. 

In  annähernd  10  m  Höhe  über  der  Talsohle  steigt  die 
bis  20  m  hohe,  zerklüftete  Steilwand  des  Kartsteins  auf, 
welche  das  aus  dem  höheren  Gehänge  sich  entwickelnde  Plateau 
nach  W.  begrenzt.  An  der  Hand  einzelner  Beobachtungen 
des  bloßgelegten,  unterlagernden  dolomitischen  Devonkalkes 
und  der  Untersuchungen  an  den  Außenflächen  des  Felsens  und 
im  Innern  der  Höhlen  ließ  sich  feststellen,  daß  die  ganze 
Masse  des  Kartsteins  aus  dem  Kalktuff  besteht.  Auch  die 
davorgelagerten,  abgestürzten  großen  Blöcke  sind  nicht 
„Dolomitbrocken",  sondern  Kalktuff.  Das  Gestein  ist  vor- 
wiegend ein  fester  und  recht  dichter  Travertin  mit  versin- 
derten  Poren.  Stellenweise  verliert  sich  die  Tuffstruktur 
nahezu  völlig  und  es  entsteht  ein  splitteriger  Süßwasserkalk. 
Als  interessante  Einzelheit  treten  ferner  große  Ooide1)  auf, 
unter  Mitwirkung  von  Kalkalgen  entstanden,  die  überhaupt 
am   Aufbau   des   Gesteins   starken  Anteil   haben. 

Was  die  Höhlenbilduug  betrifft,  so  handelt  es  sich  bei 
der  großen  Ilaupthöhle  um  eine  Sickerwasserhöhle,  durch 
Erweiterung  von  Klüften  entstanden,  die  den  ganzen  Kart- 
stein reichlich  durchsetzen.  Ihre  größte  Flächenausdehnung 
hat  die  Höhle   an   der  Grenze   des  Kalktuffs   gegen   den  Devon- 


')  Auch    dieses   werde   ich    an    anderer  Stelle  noch  eingehein!   be- 
handeln. 


344 


Untergrund,  in  diesem  hat  die  Aushöhlung  aber  nur  wenig 
hineingegriffen,  der  Hauptteil  liegt  im  Tuff.  Bei  der  zweiten, 
kleineren  Höhle  wird  aus  den  Angaben  RaDKMACHEKs  über 
die  bei  der  Ausgrabung  gemachten  Beobachtungen  der 
Charakter  der  Höhle  nicht  klar  ersichtlich.  Dem  Augenschein 
nach  ist  es  ursprünglich  eine  „Halbhöhle'',  eine  Nische  am 
Fuß  der  Wand,  die  durch  die  davorliegenden  Absturzmassen 
zur  Höhle  geschlossen  wurde.  Ähnliche  Nischen  und  Über- 
hänge  sind   am   Kartstein   noch   mehrfach   vorhanden. 

Auch  der  Sinterbildungen  sei  noch  mit  einigen  Worten 
gedacht.  Wo  diese  sich  als  Überschalungen  oder  traubige 
Ansätze  finden,  sind  sie  als  sekundäre  Produkte  vom  Diluvial- 
kalk zu  trennen.  Von  dem  hellgelben  bis  bräunlichen  Tuff- 
kalk unterscheiden  sie  sich  durch  die  meist  rein  weiße  Farbe 
und  grobkrystalline  Beschaffenheit. 

Der  Versuch  Rademachers,  aus  dem  Auftreten  einer  die 
diluvialen  Schichten  abschließenden  Sinterdecke  eine  Klima- 
änderung („Übergang  des  feuchtkalten  Diluvialklimas  in  das 
trockene  postglaziale")  abzuleiten  und  sie  zur  glazial -chrono- 
logischen Einteilung  der  Kulturschichten  zu  verwerten,  ist 
schon  von  R.  R.  SCHMIDT1)  und  E.  Koken1)  zurückgewiesen. 
Unhaltbar  sind  gleichfalls  die  Folgerungen,  welche  aus  der 
Anschwellung  des  Schichtenprofils  am  Osteingang  der  großen 
Höhle  gezogen  werden.  Hier  wird  der  infolge  ihrer 
sonst  gleichbleibenden  Mächtigkeit  parallele  Verlauf  der 
Schichten  gestört  durch  eine  Anhäufung  von  abgewitterten,  zu 
einer  festen  Masse  verbackenen  Gesteinsbrocken  zwischen  den 
Lehmschichten.  Auch  das  ist  natürlich  eine  ganz  lokale  Er- 
scheinung, die  zu  allen  Zeiten  auftreten  kann,  und  es  ist  auch 
hieraus  nicht  angängig,  auf  eine  Klimaänderung  —  in  diesem 
Falle  das  Einsetzen  einer  neuen,  der  letzten  Eiszeit  —  zu 
schließen.  Hätten  klimatisch  bedingte  Ursachen  die  Anschwellung 
der  Schicht  hervorgerufen,  so  müßten  sich  diese  auch  im  ganzen 
Gebiet  bemerkbar  machen,  z.  B.  in  Gestalt  versinterter  Ge- 
hängebreccien  als  eiszeitliche  Bildungen  im  Bergschutt  des 
Kalkgebirges.  Zur  Parallelisierung  der  archäologischen  und 
geologischen  Stufen  des  Diluviums  lassen  sich  die  Karstein- 
profile  also  nicht  heranziehen.  Nach  Koken1)  reicht  von  den 
„durch  Fossilinhalt  charakterisierliarcn  Schichten  keine  über 
das  letzte   Glazial    zurück". 

')  a.-a.  0. 


Zeitschrift 

der 

Deutschen  Geologischen  Gesellschaft. 

B.    Monatsberichte. 
Nr.  7.  1913. 


Protokoll  der  Sitzung  vom  2.  Juli  1913. 
Vorsitzender:   Herr  WAHNSCHAFFE. 

Der  Vorsitzende  widmete  den  beiden  verstorbenen  Mit- 
gliedern der  Gesellschaft  K.  I.  V.  Steenstrup,  und  E.  Holz- 
apfel,  nachstehende.  Gedenkworte : 

In  jüngster  Zeit  hat  unsere  Gesellschaft  zwei  hervor- 
ragende  Mitglieder    durch    den   Tod  verloren,    K.  I.  V.  Stekn- 

strup  und  Eduard  Holzapfel. 

K.  I.V.  Steenstrup,  ein  Neffe  des  berühmten  Naturforschers 
JAPETÜS  Steenstrup,  wurde  am  7.  September  1842  in  Höste- 
mark  Molle  in  Dänemark  geboren,  wo  sein  Vater  als  Pächter 
wohnte.  Er  widmete  sich  ursprünglich  dem  pharmazeutischen 
Studium,  wurde  jedoch  im  Jahre  1866  als  Assistent  am  Mine- 
ralogischen Museum  in  Kopenhagen  angestellt  und  erhielt  als 
solcher  Gelegenheit,  in  Grönland  Untersuchungen  und  Samm- 
lungen auszuführen,  die  die  Hauptarbeit  seines  Lebens  bilden 
sollten.  Im  ganzen  hat  er  neun  Reisen  dorthin  unternommen, 
auf  denen  er  geologische,  archäologische  und  topographische 
Forschungen  ausführte  und  reiche  Sammlungen  von  Gesteins- 
proben, Mineralien  und  Versteinerungen  heimbrachte.  Leider 
ist  ein  Teil  dieser  Sammlungen  bei  dem  großen  Brande 
des  Schlosses  Christiansborg  im  Jahre  1884  zerstört  worden. 
STEENSTRUP  bat  Längere  Zeit  in  Grönland  unter  den  Eskimos 
gelebt  und  er  hat  dabei  <lie  Sitten  und  Gebräuche  dieses  inter- 
essanten Volkes  und  die  Natur  des  Landes,  vor  allem  seinen 
geologischen  Bau,  das  Inlandeis  und  die  großen  Fjordgletscher 
gründlich  studiert.  Seine  wissenschaftlichen  Arbeiten  sind 
hauptsächlich  in  den  „Meddelelser  om  Grönland"  veröffent- 
licht worden.      Im   Jahre  L871    befand   Bich  STEENSTRUP  unter 

25 


346 


den  Teilnehmern  der  Expedition,  die  ausgerüstet  war,  um  die 
großen  von  NORDENSKIÖLD  1870  entdeckten  Eisenblöcke  von 
der  Insel  Disko  nach  Kopenhagen  zu  schaffen.  Während 
NORDENSKIÖLD  sie  für  Meteoreisen  angesehen  hatte,  führte 
STEENSTRUP  den  Beweis,  daß  sie  mit  dem  Basalt  aus  den 
Tiefen  der  Erde  herausgeschafft  worden  seien.  (Wissenschaft- 
liche Mitteilungen  des  naturhistorischen  Vereins  in  Kopenhagen 
1875  Nr.  16—19.)  Im  Jahre  1889  trat  er  in  die  dänische 
geologische  Landesuntersuchung  ein  und  war  dort  bis  1897 
als  Staatsgeologe  tätig.  Er  gehörte  zu  den  Begründern  des 
im  Jahre  1893  gestifteten  dänischen  geologischen  Vereins,  in  dem 
er  sich  eifrig  betätigte  und  zu  dessen  Ehrenmitglied  er  im  Jahre 
1906  ernannt  wurde.  Während  seiner  Tätigkeit  als  Staatsgeologe 
fand  STEENSTRUP  Gelegenheit,  sich  eingehend  mit  den  Dünen 
Dänemarks  zu  beschäftigen.  Aus  dieser  Zeit  stammt  seine 
wichtige  Arbeit  „Om  Klittern  es  Vandring  (Über  das  Wandern 
der  Dünen)",  die  im  Jahre  1804  in  den  „Meddelelser  fra  Dansk 
Geologisk  Forening"  erschien.  Hier  hat  STEENSTRUP  die  durch 
Auswehung  entstandenen  Parabeldünen  als  einen  besonderen 
Typus  aufgestellt.  Sein  reiches  Wissen  ermöglichte  es  ihm, 
jüngere  Geologen  in  entgegenkommendster  Weise  mit  seinem 
Rate  zu  unterstützen,  und  auf  seine  Veranlassung  hat  beispiels- 
weise der  verstorbene  N.  V.  UsSING  seine  umfassenden  Unter- 
suchungen  über  die   Geologie   Grönlands   unternommen. 

Im  Jahre  1889  wurde  STEENSTRUP  als  Mitglied  in  die 
Deutsche  Geologische  Gesellschaft  aufgenommen,  und  er  führte 
den  Vorsitz  in  der  ersten  Sitzung  der  allgemeinen  Versammlung 
der  Gesellschaft  in  Greifswald  in  demselben  Jahre.  Wegen 
seiner  großen  wissenschaftlichen  Verdienste  wurde  ihm  1894 
die  Würde  eines  Dr.  phil.  h.  c.  verliehen. 

Viele  deutsche  und  auswärtige  Geologen  sind  mit  Steens trup 
in  nähere  wissenschaftliche  Beziehung  getreten,  und  mir  selbst 
war  es  vergönnt,  ihn  näher  kennen  zu  lernen  und  wiederholt 
auf  geologischen  Versammlungen  und  Kongressen  oder  geologi- 
schen Reisen  längere  Zeit  mit  ihm  zusammen  sein  zu  können. 
Zuletzt  sah  ich  ihn  im  vorigen  Jahre  in  Dänemark  auf  der 
Exkursion  nach  Faxe  und  Stevnsklint,  die  die  Mitglieder 
der  Deutschen  Geologischen  Gesellschaft  unter  Führung  der  däni- 
schen Kollegen  im  Anschluß  an  die  allgemeine  Versammlung  in 
Greifswald  unternahmen.  Man  konnte  damals  nicht  ahnen, 
daß  der  geistig  und  körperlich  noch  so  frische  Manu  kaum 
ein  Jahr  darauf,  am  6.  Mai,  aus  dem  Leben  scheiden  würde. 
STEENSTRUP  i-i  allen,  die  mit  ihm  in  Berührung  kamen,  stets  in 
freundlichster  Weise  «ntgegengekommen.     Sein  gerader,  aufrieb- 


—     347      — 

tiger  Charakter,   sein  scharfer,  kritischer  Verstand  haben  es  ver- 
mocht, daß  er  allgemein  geschätzt  wurde  und  viele  Freunde  besaß. 

Eduard  Holzapfel  wurde  am  18.  Oktober  1853  in 
Steinheim  in  Westfalen  geboren  und  widmete  sich,  nachdem  er 
seine  ursprüngliche  Laufbahn  als  Artillerieoffizier  aufgegeben 
hatte,  dem  Studium  der  Geologie  und  Paläontologie.  Auf 
Anregung  seiner  Lehrer  an  der  Universität  Marburg,  DüNKEU 
und  v.  KOENEN,  verfaßte  er  eine  Arbeit  über  „Die  Zechstein- 
formation am  Ostrande  des  Rheinisch -Westfälischen  Schiefer- 
gebirges", auf  Grund  deren  er  im  Jahre  1878  die  Doktorwürde 
erhielt.  Diese  Arbeit  erschien  als  Inaugural- Dissertation  in 
Görlitz  1879  und  brachte  neue  Beobachtungen  über  die  ge- 
samte Entwicklung  der  bisher  nur  an  wenigen  Punkten  durch 
den  Bergbau  bei  Frankenberg,  Thalitter  und  Stadtberge  be- 
kannt gewordenen   Zechsteinformation   des   genannton   Gebietes. 

Im  Jahre  1882  wurde  Holzapfel  als  Nachfolger  Bkancas 
als  Dozent  an  die  Technische  Hochschule  zu  Aachen  berufen, 
erhielt  dort  1885  das  Prädikat  als  Professor  und  im  Jahre 
1  8 '. * 4  die  etatsmäßige  Professur  für  Geologie  und  Paläontologie. 
Die  Hauptarbeiten  Holzapfels  beziehen  sich  auf  das  rheinisch- 
westfälische  Devon  und  auf  die  Aachener  Kreide  und  sind  in 
paläontologischer  und  stratigraphischer  Hinsicht  für  diese  For- 
mationen von  großer  Bedeutung.  Im  Jahre  1882  veröffentlichte 
er  in  den  Paläontographicis  (3.  Folge,  IV.  Bd.,  6.  Lief.)  die 
wichtige  Arbeit  über  „Die  Goniatiten-Kalk  e  von  Adorf 
in  Waldeck",  durch  die  er  unsere  Kenntnisse  über  die  Fauna 
des  unteren   Oberdevons   wesentlich   bereicherte. 

Es  folgte  sodann  die  auf  Anregung  V.  DECHENs  unter- 
nommene Arbeit  über  „Die  Lagerungsverhältnisse  des 
Devons  zwischen  Roer-  und  Vichthal  (Verh.  d.  naturh. 
Ver.  f.  Rheinl.-Westf.,  Bd.  40,  1883)",  die  er  auf  der  bei- 
gegebenen geologischen  Kartenskizze  in  diesem  Gebiete  der  nord- 
östlichen   Endigung   des   Hohen   Venn    zur  Darstellung  brachte. 

Eingehend  beschäftigte  er  sich  mit  der  Aachener  Kreide, 
über  die  er  zwei  Aufsätze  in  der  Zeitschrift  der  Deutschen  Geolo- 
gischen Gesellschaft  1884  und  1885  veröffentlich U:,  während 
er  „Die  Mollusken  der  \ ach  euer  Kreide"  in  den  Pa- 
läontographicis (Bd.  34,  1887,  2!»  -  180,  Taf.  IV  — XX  und 
Bd.  35,    1889,    139      268,   Taf.  VIII      XXIX)  beschrieb. 

Im  Juli  1887  trat  Holzapfel  als  Mitarbeiter  bei  der 
Königlich  Preußischen  Geologischen  Landesanstall  ein  und  hat 
als  solcher  mehrere  geologische  Blätter  im  Rheinlande  teils 
allein,    teils    in    Gemeinschaft   mit    LEPPLA    aufgenommen. 

25  • 


348 


Durch  diese  Arbeiten  erhielt  er  das  Material  zu  der  Ab- 
handlung „Das  Rh  eintal  von  Bingerbrück  bis  Lahn  stein 
(Abh.  d.  Kgl.  Preuß.  Geol.  Landesanst.  Neue  Folge,  H.  15,  1893, 
mit  geolog.  Übersichtskarte)",  worin  er  die  Gliederung  des 
Devons  und  seine  Tektonik,  das  Tertiär  und  Diluvium  im 
Rheintal  und  seiner  Umgebung  sowie  die  Entstehung  des 
Rheintales   behandelte. 

Von  gleicher  Bedeutung  ist  seine.  Arbeit  über  „Das 
obere  Mitteldevon  (Schichten  mit  Stringocephalus 
Burtini  und  Maeneceras  terebratum)  im  Rheinischen 
Gebirge  (Abh.  d.  Kgl.  Geol.  Landesanst.  Neue  Folge,  IL  16, 
1895),  die  aus  einem  paläontologischen  und  einem  geologischen 
Teile  besteht. 

Auf  Grund  der  neuen  Tiefbohrungen  berichtete  er  in  der 
Deutschen  Geologischen  Gesellschaft  am  4.  Januar  1899  über 
„Steinsalz  und  Kohle  im  Niederrheintal". 

Von   weiteren  Arbeiten  seien   erwähnt: 

Die  cambrischenund  ältesten  Unterdevonschichten 
der  Gegend  von  Aachen  (.lahrb.  d.  Kgl.  Preuß.  Geol.  Landes- 
anstalt für  1898,  Berlin  1899).  Beobachtungen  im  Unter- 
devon der  Aachener  Gegend  (ebendas.  f.  1889,  Berlin  1900). 
Beobachtungen  im  Diluvium  der  Gegend  von  Aachen 
ebendas.  f.  1903,  Berlin  1907).  Von  besonderem  Interesse 
ist  hier  der  Nachweis   von   Verwerfungen   im   Diluvium. 

Ein  zusammenfassendes  Resultat  seiner  langjährigen  Unter- 
suchungen gab  er  in  der  A.  VON  KOENEN- Festschrift  1907  in 
dem  Aufsatze:  Die  Faciesverhältnisse  des  rheinischen 
Devons. 

Im  Jahre  1907  wurde  HOLZAPFEL  als  ordentlicher  Professor 
für  Geologie  und  Paläontologie  an  die  Universität  Straßburg  i.  E. 
berufen  und  zugleich  zum  stellvertretenden  Direktor  der  Geo- 
logischen  Landesanstalt  von   Elsaß-Lothringen   ernannt. 

HOLZAPFEL  war  ein  sehr  ruhiger,  besonnener  Forscher, 
der  sich  frei  hielt  von  allen  phantastischen  Hypothesen.  Alle 
seine  Arbeiten  beruhen  auf  gründlicher  Beobachtung.  Er  war 
daher  unter  seinen  Fachgenossen  sehr  geachtet  und  stand  mit 
vielen   in  freundschaftlichem    Verkehr. 

Leider  machten  sich  bei  ihm  schon  im  vorigen  Jahre  die 
Anzeichen  eines  schweren  Gehirnleidens  bemerkbar,  dem  er 
allzufrüh  für  die  Wissenschaft  am  11.  Juni  dieses  Jahres  er- 
legen   ist. 

Die  Anwesenden  erheben  sich  zur  Ehrung  der  beiden  ver- 
storbenen Mitglieder  der  G  laft  von  ihren   Sitzen. 


—     349     — 

Als   neues   Mitglied   wünscht  der   Gesellschaft   beizutreten: 
Das  Steinkohlenwerk  Rheinpreufsen  in  Homberg  (Nieder- 
rhein),   vorgeschlagen    durch    die    Herren    BÄRTLING, 
KRÜSCH   und   FLIEGEL. 

Der  Vorsitzende  legt  die  als  Geschenk  eingegangenen 
Arbeiten  der  Versammlung  vor  und  lädt  die  Anwesenden 
auch  mündlich  zur  Teilnahme  an  der  Allgemeinen  Ver- 
sammlung in  Freiburg  i.  Br.  und  den  anschließenden  Exkur- 
sionen  ein. 

Herr  von  STAPF  spricht  über  die  Geomorphogenie 
des   Gebietes  der  Lausitzer  Überschiebung. 

Zur  Diskussion  sprechen  die  Herren  RäSSMUS,  HENNIG, 
KEILHACK  und   der   Vortragende. 

Herr  HANS  SCHNEIDERHÖHN  spricht  über  die 
chemische  Umbildung  tonerdehaltiger  Silikate  unter 
dem  Einflufs  von  Salzlösungen  (nach  den  Versuchen 
von   J.  LEMBERG). 

J.  LEMBERGs  Experimentaluntersuchungen,  die  in  den 
Jahren  1872 — 1888  in  der  Zeitschrift  unserer  Gesellschaft 
veröffentlicht  wurden,  bieten  auch  heute  noch  das  umfassendste 
Analysenmaterial  dar  „über  Bildung  und  Umbildung  von  Sili- 
katen". LEMBERG  selbst  hat  seine  Analysen  nie  diskutiert, 
und  eine  eingehende  Darlegung  der  chemischen  Umbildung  von 
Silikaten  auf  Grund  dieser  Analysen  von  anderer  Seite  fehlte 
ebenfalls  noch,  wenn  auch  viele  Eiuzelergebnisse  oft  verwandt 
wurden.  Dies  mag  seinen  Grund  darin  haben,  daß  die  Analysen 
nur  in  Gewichtsprozenten  und  im  allgemeinen  in  der  chrono- 
logischen Reihenfolge  ihrer  Anfertigung  veröffentlicht  sind. 
Unter  diesen  Umständen  ist  eine  eingebende  Übersicht  über 
mehr  als  ein  halbes  Tausend  Silikatanalysen  nicht  gut  möglich. 

Es  erschien  mir  deshalb  notwendig,  als  Einleitung  zu 
weiteren  Experimentaluntersuchungen  auf  diesem  Gebiete 
zunächst  die  LEMBERGschen  Analysen  auf  Molekülverhältnisse 
umzurechnen  und  zweckmäßig  anzuordnen.  Diese  Umrechnung 
erstreckte  sich  auf  etwa  600  Analysen  von  Mineralien  und  ihren 
synthetisch  dargestellten  Umbildungsprodukten. ')    Um  sämtliche 

')  Diese  umgerechneten  Analysen  und  ihre  ausführliche  Be- 
sprechung werde  ich  demnächst  im  Neuen  Jahrbuch  f.  Min.  usw.  mit- 
teilen.   Dort  wird  auch  die  andere  einschlägige  Literatur  berücksichtig! 

\v<  nlen. 


—     350      — 

Analysen  untereinander  vergleichbar  zu  machen,  wurden  die 
Molekülquotienten  (=  Gewichtprozente  der  Metalloxyde  Si  03, 
Al2  03,  CaO,  K2  0,  Na..  0  usw.,  dividiert  durch  das  Molekular- 
gewicht) auf  eine  Einheitsmenge  umgerechnet,  wofür  Al2  03 
gewählt  wurde.  Es  wird  hierbei  also  vernachlässigt,  daß  durch 
Einwirkung  von  Salzlösungen  vielleicht  Tonerde  abgespalten 
wird,  ein  Vorgang,  der  zwar  bei  ähnlichen  Experimenten  später 
von  St.  J.  TilUGUTT  beobachtet  wurde,  den  aber  LembkkG  für 
seine  eigenen  Versuche  stets  in  Abrede  gestellt  hat.  Überdies 
könnte  eine  Abspaltung  von  Tonerde  bei  dieser  Umrechnung  doch 
nicht  in  Betracht  gezogen  werden,  weil  LembkrG  stets  nur  die 
Bodenkörper  und  nie  die  Lösungen  analysiert  hat,  so  daß  wir 
uns  hier  also  auch  auf  die  Angabe  der  Art  der  erhaltenen  Boden- 
körper beschränken  müssen. 

LEMBEKG  führte  seine  Versuche  so  aus,  daß  er  auf  Mine- 
ralien oder  synthetisch  dargestellte  Stoffe  Salzlösungen  entweder 
bei  100°  auf  dem  Dampfbad  oder  bei  200°  im  zugeschmolzenen 
Rohr  oder  im  Digestor  einwirken  ließ.  Die  Zeitdauer  schwankte 
von  mehreren  Tagen  bis  zu  l1^  Jahren.  Es  spielten  sich 
hierbei   folgende  Vorgänge  ab: 

1.  Die  Basen  des  umzuwandelnden  Körpers  wurden  mehr 
oder    weniger    vollständig    gegen   die   der  Lösung    ausgetauscht. 

2.  Der  Wasser-  und'  Siliciumdioxydgehalt  des  umzuwan- 
delnden Körpers  wurde   geändert. 

Es  seien  nunmehr  die  einzelnen  Mineralien  aufgeführt 
und  die  Art  ihrer  Umbildung  unter  den  verschiedenen  Be- 
dingungen,  denen   sie   LEMBEKG   aussetzte,   besprochen. 

I.    Krystallisierte  wasserfreie  Alumosilikate. 

Die  Basen  stehen  zu  Tonerde  im  Verhältnis  1:1.  Der 
Si  Cy-Gehalt  ist  je  nach  dem  Mineral  verschieden.  Es  wurden 
von   dieser  Gruppe  untersucht: 

Alkalifeldspäte  (K,  Na)„  0  .  Al2  03 .  6  Si  0, 

Kalkfeldspat  Ca  0  .  Al3  03  .  2  Si  <  >, 
sowie  die   Mischkrystalle  beider. 

Nephelin  Na,  0  .  Al3  03 .  2  Si  09 
Leuzit  K,  0  .  Al2  03  .  4  Si  <  >, 
Spodumcii    Lis  O  .  Ala  03  .  4  Si  03 
Jadeit   Na.,  u  .  AI,  <>3.  4  Si  0,. 

Es  entstanden  aus  all  diesen  Mineralien  bei  Behandlung 
mit  Salzlösungen  bei  100"  oder  200"  wasserhaltige  Alumo- 


—     351     — 

silikate  vom  Typus  R"  0  .  Al2  0;{  .  n  Si  Oj  .  in  IL,  0.  Hierin 
bedeutet  R"  0  die  Base  der  einwirkenden  Lösung.  Sie  wurde 
bei  genügend  langer  Zeitdauer  der  Einwirkung  stets  vollständig 
gegen  die  vorher  im  Mineral  vorhandenen  Basen  eingetauscht. 
Der  Gehalt  an  Si  Oa  war  geringer  geworden  gegenüber  dem 
ursprünglichen  Mineral  bei  Einwirkung  von  Laugen,  Karbo- 
naten und  in  schwächerem  Maße  von  Chloriden  und  Sulfaten, 
dagegen  höher  bei  Anwendung  von  Alkalisilikatlösungen.  Der 
geringste  nicht  weiter  beeinflußte  Gehalt  an  Si  0L.  in  Berührung 
mit  Laugen  usw.  betrug  2  Moleküle,  der  höchste  in  Berührung 
mit  Alkalisilikatlösungen  5.  Moleküle.  Der  Wassergehalt  war 
abhängig  von  der  Base:  Kaliverbindungen  hatten  0,25  bis 
0,5  Mol.  H3  0  auf  1  A1203,  die  Verbindungen  anderer  Basen 
bedeutend   mehr,    1    bis   2   Mol.  H2  0. 

EL    Krystallisierte  wasserhaltige  Alumosilikate:  Zeolithe. 

Die  Basen  der  Ausgangsstoffe  stehen  zur  Tonerde  wieder 
im  Verhältnis  1:1.  Der  Si  OrGehait  ist  bei  den  einzelnen 
Mineralien  verschieden,  ebenso  der  Gehalt  an  Wasser.  Durch 
Einwirkung  von  Salzlösungen  entstanden  Körper,  deren  all- 
gemeine Zusammensetzung  wieder  R"  0  .  Ala  03 .  n  Si  C\> . 
m  EL  0  war.  Nur  ist  hier  der  absolute  Wassergehalt  ein 
höherer,  3  bis  5  Mol.,  und  der  Einfluß  des  gelösten  Salzes  auf 
ihn   ist  nicht   so   deutlich   wahrzunehmen. 

III.  Zu    Glas    erstarrte    Schmelzen    von    Alumosilikaten. 

Es  wurden  eine  größere  Anzahl  von  den  unter  I  und  II 
genannten  Mineralien  geschmolzen.  Die  Schmelzen  wurden 
rasch  abgekühlt,  so  daß  sie  glasig  erstarrten.  Auf  diese  Gläser 
ließ  dann  Lb.Ail5EKG  dieselben  Salzlösungen  und  unter  den  näm- 
lichen Umständen  einwirken  wie  vorher  auf  die  krystallisierten 
Mineralien.  Das  Resultat  war:  Es  entstehen  wieder  Körper 
von  demselben  Typus  wie  unter  I  und  II,  deren  Wasser- 
gehalt aber  höher  ist  als  bei  den  unter  I  und  II  erhaltenen 
Produkten;  er  beträgt  im  Durchschnitt  4  —  5  Mol.  Besonders 
bemerkenswert  war,  daß  der  vollständige  Basenaustausch 
schon  nach  erheblich  kürzerer  Zeit  als  bei  den  ent- 
sprechenden  krystallisierten   Körpern   eintrat. 

IV.  Krystallisierte  Alumosilikate,   die   neben   dem  Silikat 

Doch  das  Salz  einer  anderen   Säure  enthalten. 

Es  wurden  aus  dieser  Gruppe  die  Glieder  der  Sodalith- 
gruppe,   Cancrinit  und   Skapolith    untersucht. 


—     352     — 

Sodalith   3  [Na2  0  .  AL  03 .  2  Si  03]  2  Na  Cl 

Hauyn  Naa  0  .  Al2  03 .  2  Si  02 .  Na2  S  0  4 

Cancrinit  4   [Na,  0  .  Al3  03  .  2  Si  03]  2CaCO,.3H,0 

Skapolith  4  [1,67  (Na3  Ca)  0  .  Al2  03 .  4  Si  02]  .  Na  Cl 

Bei  der  Einwirkung  von  Salzlösungen  spalten  sich  nach 
kurzer  Zeit  die  andern  Salze  vom  Silikatmolekül  ab, 
dieses  tauscht  seine  Basen  gegen  die  der  Lösung  aus  und  als 
Endprodukt  geht  wieder  ein  Körper  vom  Typus  R"  0  . 
Ala  03  .  n  Si  02  .  m  H_>  0  hervor,  mit  2  Si  02,  wenn  Laugen, 
Karbonate,  Chloride  oder  Sulfate  einwirkten,  bis  5  Si  02  durch 
Einwirkung  von  Alkalisilikatlösungen.  Die  Kaliverbindungen 
sind  sehr  wasserarm,  die  der  andern  Verbindungen  enthalten 
2 — 4  Mol.  H2  0.  Es  verdient  besonders  hervorgehoben  zu 
werden,  daß  dieselben  Produkte  auch  aus  Skapolith  entstehen, 
der  doch  ein  anderes  Verhältnis  von  Basen  zu  Tonerde  hat, 
nämlich   1,67  :  1. 

V.    Krystallisiertes  wasserhaltiges  Tonerdesilikat, 
Tonerdekieselsäuregel,  Tonerdegel. 

Diese  Körper  enthalten  keine  Basen,  sondern  neben  H2  0 
nur  Tonerde  und  Siliciumdioxyd  bzw.  Tonerde  allein.    Es  sind: 

Kaolin  AL  03 .  2  Si  02 .  2  H2  0 
Allophan   AL  03  .  Si  02 .  aq 
Tonerdegel  Al2  03 .  aq 

Der  verwandte  Kaolin  war  krystallisiert,  die  beiden  andern 
Körper  sind  amorph.  Salzlösungen  addieren  zu  Kaolin  und 
Allophan  so  viel  Basen,  daß  wieder  Produkte  von  dem 
Typus  R"  0  .  Al2  03  .  n  Si  02  .  m  H2  0  entstehen.  Dieselben 
Produkte   bilden  sich  aus  Tonerdegel  und  Alkalisilikatlösungen. 

VI.    Synthetisch  dargestellte  wasserhaltige  Alumosilikate 
vom  Typus  R"  ()  .  Ala03  n  Si  0,  .  m  Ha  0 

Dazu  gehören  einmal  solche  Körper,  die  aus  Silicium- 
dioxyd und  Alkalialuminat  oder  aus  Alkalisilikat  und 
Tonerde  dargestellt  wurden.  Dann  zählen  in  diese  Gruppe 
auch  alle  Umbildungsprodukte,  die  aus  den  Stoffen  unter  I 
bia  V  erhalten  worden  waren.  Eine  große  Anzahl  dieser 
Körper  behandelte  LEMEERG  noch  weiter  mit  anderen  Salz- 
lösungen und  erhielt  so  tertiäre  Substitutionsprodukte. 
Sie  haben  wieder  dieselbe  Zusammensetzung  R'0.A1303. 
DSiOo.mHoO.      Sehr   deutlich  ist  der   Einfluß  der    versehie- 


—     353     — 

denen  Basen  auf  die  Höhe  des  Wassergehaltes.  Die  Kali- 
verbindungen haben  durchschnittlich  0,5  Mol.  H2  0,  alle  anderen 
2—4  Mol.  H9  0. 

Die  Zeit,  die  zum  vollständigen  Basenaustausch  gebraucht 
wird,   ist  sehr  viel   kürzer  wie   bei   allen   anderen   Stoffen. 

Verhalten  der  Umbildungsprodukte  R"  0  .  AL  <  >3  . 
n  Si  ( ).j  .  m  H2  0  gegen  Wasser  und  Säuren.  —  Durch  Be- 
handlung mit  Wasser  werden  allmählich  die  Basen  abgespalten, 
als  Rest  bleibt  Tonerdekieselsäuregel  zurück.  Auch  Kohlen- 
dioxyd in  wäßriger  Lösung  hat  diese  Wirkung.  Alle  Sub- 
stitutionsprodukte sind  schon  in  verdünnten  Säuren  leicht 
löslich.  Ein  großer  Teil  der  Kieselsäure  scheidet  sich  dabei 
als  Gallerte  aus. 

Ersatz  einesTeiles  des  Wassers  in  denUmbildungs- 
produkten  durch  Salze.  —  Wenn  stärker  konzentrierte 
Lösungen  verwandt  werden,  so  wird  manchmal  ein  Teil  Wasser 
durch  die  Salze  dieser  Lösungen  ersetzt.  Diese  bilden  dann 
mit  dem  Rest  Wasser  oft  ein  ganzzahliges  Vielfaches  der  Ton- 
erde. Analytisch  haben  dann  diese  Produkte  Ähnlichkeit  mit 
Sodalith,   Hauyn   oder   Cancrinit. 

Über  den  physikalischen  Charakter  derümbildungs- 
produkte  läßt  sich  nichts  Sicheres  aussagen.  LEMBEKG  hat 
seine  Stoffe  mikroskopisch  nicht  untersucht.  Ich  habe  deshalb 
auch  entgegen  der  Bezeichnungsweise  LEMBERGs  es  vermieden, 
von  den  Umbildungsprodukten,  als  „Natronchabasit",  „Kali- 
nephelin"   usw.,  zu   sprechen. 

Zusammenfassung. 

Aus  etwa  600  Analysen  von  J.  LEMBEKG,  die  auf  Molekül- 
verhältnisse, umgerechnet  wurden,  ergibt  sich:  Werden  die  unter 
I  bis  VI  aufgezählten  Silikate  mit  Salzlösungen  behandelt,  so 
entstehen   Alumosilikate  vom   Typus 

R'  ()  .  AI,  <>3  .  n  Si  Oa  .  m  HaO. 

Bei  genügend  langer  Einwirkung  ist  R  =  der  Base  der  Lösung, 
d.  h.,  die  Basen  des  Ausgangsmaterials  sind  dann  vollständig 
gegen  die  der  Lösung  eingetauscht.  War  die  Zeitdauer  der  Ein- 
wirkung nicht  lang  genug  und  ist  der  Austausch  noch  kein  voll- 
ständiger, so  ist  doch  in  jedem  Moment  der  Reaktion  das  mole- 
kulare Verhältnis  der  Summe  der  Basen  zur  Tonerde  konstant, 
nämlich  1:1.  Der  Gehalt  der  Umbildungsprodukte  an  Si  Oj 
beträgt  bei  genügend  langer  Einwirkung  von  Laugen,  Carbonaten, 


—     3Ö4      — 

Chloriden  und  Sulfaten  2  Mol.  Si  02,  während  die  stabilste 
Verbindung  in  Berührung  mit  Alkalisilikaten  die  mit  5  Mol. 
Si  Oo  ist.  Der  Wassergehalt  ist  in  vielen  Fällen  eine  Funktion 
der  Base  der  einwirkenden  Lösung,  derart,  daß  Kalisalze  wasser- 
arme und  die  anderen  Salze  wasserreiche  Produkte  bewirken. 
Bei  stärkerer  Konzentration  der  einwirkenden  Lösung  wird  ein 
Teil  des  Wassers  durch  das  betreffende  einwirkende  Salz  ersetzt. 
Über  den  physikalischen  Zustand  der  Umbildungsprodukte  läßt 
sich   mangels   sicherer  Beobachtungen  nichts   aussagen. 

Der  Vorsitzende  begrüßt  Herrn  SOLGEK,  der  aus  China 
zurückgekehrt  ist,  und  erteilt  ihm  das  Wort  zu  einem 
Vortrage  über  Äquivalente  eiszeitlicher  Bildungen  in 
China. 

Zur  Diskussion  sprechen  die  Herren  Werth,  ThiesSEN 
und   der  Vortragende. 

Das   Protokoll   wird  verlesen  und   genehmigt, 
v.  w.  o. 

Wahnschaffe.  Hennig.  Bäktling. 


—     356 


Briefliche  Mitteilungen. 


23.    Zum    Gedächtnis    F.  J.  P.  VAN  CALKERs. 
Von  Herrn  F.  Waiinschaffe. 

Friedrich  Julius  Peter  van  Calker  wurde  in  Bonn 

als  Sohn  des  dortigen  Professors  der  Philosophie  J.  F.  A.  VAN 
CaLKER  am  29.  August  1841  geboren.  Er  besuchte  das  Gym- 
nasium seiner  Vaterstadt  von  1851  bis  1859  und  studierte  nach 
bestandenem  Abiturientenexamen  an  der  dortigen  Universität 
von  1859  bis  1863.  Nachdem  er  in  letztgenanntem  Jahre  mit 
einer  Dissertation  „  De  phaenomenis  opticis,  quae  praebent  crystalli 
spathi  calcarii  geminorum  crystallorum  ratione  compositi  vel 
polysynthetici"  magna  cum  laude  promoviert  worden  war,  setzte 
er  seine  Studien  in  Berlin  fort  und  wurde  Assistent  bei  Pro- 
fessor Dove.  Von  1864  bis  1866  war  VAN  CALKER  Assistent 
und  Lektor  an  der  Universität  Leiden  und  wirkte  von  1866 
bis  1874  als  Lehrer  an  der  Höheren  Bürgerschule  zu  Tilburg 
und  von  1874  bis  1877  als  zweiter  Direktor  und  Lehrer  an 
der  Höheren   Bürgerschule   in   Arnheim. 

Als  solcher  erhielt  er  im  Jahre  1877  einen  Ruf  als  ordent- 
licher Professor  für  Kristallographie,  Mineralogie,  Geologie, 
Paläontologie  und  physische  Geographie  nach  der  Universität 
Groningen.  Er  eröffnete  seine  dortige  Tätigkeit  mit  einer 
Antrittsrede  über  „Het  verband  der  mineralogische  en 
geologische  wetenschappen,  en  haargang  van  ont- 
wikkeling  tot  den  tegen woordigen  tijd".  Von  L886 
bis  1887  bekleidete  er  das  Amt  des  Rector  magniticus.  Die 
Regierung  hat  seine  Verdienste  als  Universitätslehrer  und 
Forscher  durch  Krmnnung  zum  Ritter  des  niederländischen 
Löwenordens   im   Jahr   1906   anerkannt. 

VAX  CALKER  stand  in  engem  wissenschaftlichen  Verkehr 
mit  mehreren  deutschen  Geologen  und  wurde  am  2.  November 
1887  auf  Vorschlag  von  BeyrK'H,  HaüCHECORNE  und  TENNE 
als  Mitglied  in  die  deutsche  geologische  Gesellschaft  auf- 
genommen.      In    ihrer    Zeitschrift    veröffentlichte    er    die    nach- 


—     356     — 

benannten    Arbeiten,    durch    die    unsere    Kenntnis    des    nieder- 
ländischen Diluviums  wesentlich  gefördert  worden  ist: 

Beiträge  zur  Kenntnis  des  Groninger  Diluviums.  (Bd.  36,  1884.) 
Diluviales  aus  der  Gegend  von  Neu-Amsterdam.  (IUI.  37,  1885.) 
Ananchytes  sulcatus  in  Diluvialgeschieben  von  Neu-Amsterdam.    (Bd.  38, 

1886.) 
Über   glaziale.  Erscheinungen  im  Groninger  Hondsrug.     (Bd.  40,  1888.) 
Die  zerquetschten  Geschiebe  und  die  nähere  Bestimmung  der  Groninger 

Moränen-Ablagerung.     (Bd.  41.  1889.) 
Beiträge    zur   Heimatsbestimmung    der    Groninger   Geschiebe.     (Bd.  41, 

1889.) 
Über   ein  Vorkommen    von  Kautengeschieben    und    von  Hyolithus-   uud 

Scolithus-Sandstein  in  Holland.     (Bd.  42.  1890.) 
Cambrische  und    silurische  Geschiebe  bei    Groningen.      (Bd.  43,   1891.) 
Ulier  eine-  Sammlung  von  Geschieben  von  Kloosterlmlt  (Prov.  Groningen). 

(Bd.  50,  1898.) 

Von  anderen  Arbeiten,  die  sich  auf  dem  Gebiete  der 
Krystallographie  und  Geologie  bewegen  und  in  verschiedenen 
Zeitschriften  des  In-  und  Auslandes  veröffentlicht  worden  sind, 
seien  hier  genannt: 

Eine  eigentümlich*-  Kernerscheinung  beim  Flußspat.  (Zeitschr.  f.  Krystallo- 
Ide,  VII,  447-449.) 

Beitrag  zur  Kenntnis  der  Korrosionsflächen  des  Flußspats.  (Ebendas. 
VII,  449-550.) 

De  Eteuzenketels  en  hunne  rol  als  glaziaalverschijnsels.  (Album  der 
Natuur.  Groningen  1882.) 

Universalprojektionsapparat  zur  objektiven  Darstellung  der  mikro- 
skopischen Bilder  von  Gesteinsdünnschliffen.  (Zeitschr.  f.  Krystallo- 
graphie XII,  1,  1886). 

De  rol  der  drukking  in  de  Geologie.     (Rektoratsrede,  Groningen  1887.) 

Voordracht  over  de  Studie  der  Erratica.  (Derde  Natuur- en  Scheikundig 
Congress  te  Utrecht  1891.) 

Association  internationale  pour  la  recheivhe  des  erratH|ues  de  l'Europe 
septentrionale.  (Compte-rendu  du  Congres  geologique  inter- 
national en  Suisse.     VI.  Session,  Zürich  1894.) 

Mededeeling    over    eene    borin g    in    den    Groninger    I Brug    en    over 

Groninger  Erratica.  (Handlingen  van  het  IV.  Nederlandsch 
Natuur-  en  Geneeskundig  Congress  1893.) 

Über    da-   Vorkommen    von    Erdpyramiden    im    Schwarzwald.     (Neues 

Jahrb.  I".   Min.    lS'.IC,   1.) 

Beitrag  zur  Kenntnis  de  Pseudogaylussil  und  über  dessen  Vorkommen 

in   Holland.     (Zeitschr.  f.  Krystallographie  28,   1897.) 
I  >■   Ontwikkeling  onzer  Kennis  van  den  Groninger  Hondsrug  gedurende 

de  laatste  Eeuw.     (Groningen  11)01.) 
Beitrag   zur   Kenntnis   der   Verbreitung   der   erratischen    Vorkoi oisse 

von    Schonenschen     Basalttypen    in    Niederland.      (Geologisches 

Central-Blatl    1904. 

Bilder  Schonenschei    Basalte.     (Ebendas.  1 1)06.) 
Basaltgeschiebe  aus  den  Provinzen  Groningen,   Friesland  und   Drenthe. 

(Ebendas.    1006.) 

Das     mineralogi  ch-  ae     Institul     der    Universität    Groningen. 


—      357      — 

Facettengescliiel"'  und  Kantengeschiebe  im  niederländischen  Diluvium 
and  deren  Beziehungen  zueinander.     (Ebendas.  li>()6.) 

Beiträge  zur  Geologie  der  rrovinz  Groningen.  Grundbohrungen.  (Mit- 
teilungen aus  dem  Mineralogisch-g<M>l<>gisi-li<Mi  Institut  der  Iteichs- 
universität  zu  Groningen  ans  den  Gebieten  der  Kristallographie, 
Mineralogie,  Geologie  und  Paläontologie  1.  2.  1908.) 

Die  Begründung  der  letztgenannten  Zeitschrift  ist  seiner 
Initiative  und  Ausdauer  zu  verdanken.  VAN  CvLKER  besaß 
ein  sehr  liebenswürdiges,  freundliches  Wesen,  das  den  Verkehr 
mit  ihm  sehr  angenehm  machte.  Ihn,  der  sich  die  Frische 
der  Jugend  bis  zum  Alter  bewahrt  hatte,  ergriff  ein  Jahr  vor 
seinem  Tode  ein  tückisches  Leiden,  dem  er  am  16.  Juli  d.  J., 
tief    betrauert    von    seiner    Gattin    und    Tochter,     erlegen    ist. 


24.  Der  thüringische  Plattendolomit  und  sein 
Vertreter  im  Staßfurter  Zechsteinprofil,  sowie 
eine  Bemerkung  zur  Frage  der  „Jahresringe".1) 

Von  Herrn  E.  Zimmermann  in  Berlin 

z.  Z.  Bolkenhain,  den  15.  Juni  1913. 

Wenn  man  an  irgendeiner  Stelle  am  Südrande  des 
Thüringer  Waldes,  vom  Werratale  bei  Eisenach  und  Salzungen 
südwärts  über  Liebenstein  und  Sonneberg  bis  Mellrichstadt, 
oder  am  Nordrande  desselben  Gebirges  zwischen  Eisenach, 
Ilmenau  und  Saalfeld,  bei  Stadtilm  und  Arnstadt,  oder  am 
Nordrande  des  Ostthüringischen  Schiefergebirges  zwischen 
Saalfeld  und  Gera,  oder  endlich  bei  Altenburg  und  bei  Mügeln 
in  Sachsen,  aus  dem  Buntsandstein  hinabsteigend  in  die  Zech- 
steinformation eindringt,  sei  es  in  einem  Profil  über  Tage, 
sei  es  in  einer  Bohrung,  80  trifft  man  stets  schon  sehr  bald 
ein  rund  10  bis  20  und  mehr  Meter  mächtiges  geschloss 
Schichtenpaket  eines  carbonatischen  Gesteins  von  größerem 
oder  geringerem  Magnesiagehalt  an.  Wegen  der  häufigen,  aber 
allerdings  nicht  durchgängig  ausgeprägten  plattigen  Schichten' 
absonderung  bat  man  dieses  Gesteinspaket  mit  dem  stratigra- 
phischen  Namen  IM  attendo  lom  i  t  zu  bezeichnen  sich  gewöhnt, 

1    Vortrag  gehalten  in  der  Sitzung  vom  7.  Mw   L913 


—      358     — 

-während  es  früher  gern  als  Stinkkalk  (=  bituminöser  Kalk) 
bezeichnet  wurde.  Außer  der  plattigen  kommt  auch  eine 
brecciöse  Struktur  mit  undeutlicher  Schichtung  (Zellenkalk), 
ja  selbst  eine  Auflösung  zu  lockerem  feinen  Dolomitsand  vor. 
Bezeichnend  ist  aber  in  dem  genannten  Gebiete  stets  die  Ge- 
schlossenheit dieser  Carbonatgesteinsfolge,  d.  h.  ihre'  Freiheit 
von  andersartigen  Einlagerungen  in  irgendeiner  auffälligen 
Stärke  und  ihr  ununterbrochenes  Aushalten  im  Streichen.  — 
Diese  Geschlossenheit  bedingt  in  der  Regel  auch  ein  bezeichnen- 
des landschaftliches  Auftreten,  nämlich  als  eine  ausgeprägte 
Stufe,  die  sich  oft  genug  selbst  mit  der  (in  Thüringen  so 
besonders  schönen)  Stufe  des  Trochitenkalks  im  Oberen  Muschel- 
kalk messen  kann.  An  Versteinerungen  führt  der  Platten- 
dolomit nur  wenige,  dafür  oft  individuenreiche  Arten,  deren 
Erhaltungszustand  freilich  meist  so  mangelhaft  ist,  daß  man 
auf  ihre  Bestimmung  und  ihre  da  und  dort  angegebenen  Namen 
nicht  einen  allzugroßen  Wert  legen  sollte.  Am  häufigsten  ist  ein 
(oft  aufgeklappt  doppelschalig  vorkommender)  Schizodus  sowie 
eine  zuerst  als  Aue IIa  TJausmanni  angegebene  Muschel,  die 
aber  nicht  die  weitgespreizten  Wirbel  der  später  als  Liebea 
Hausmanni  Waagen  bezeichneten  Form  des  Mittleren  Zech- 
steins besitzt  und  davon  also  wohl  auch  generisch  verschieden 
ist.  Auch  Gervillia  kommt  vor,  sowie  eine  als  TurboniUa 
altenburgensis  bezeichnete  Schnecke.  Andere  weniger  häufige 
und  weniger  wichtige  Formen  übergehe  ich  hier.  Außerdem 
sind  breite  und  fädige  ( Äowäfnfetf-Bänder  häufig.  Trotz  meiner 
gewiß  in  jeder  Beziehung  ausgedehnten  Erfahrung  im  Platten- 
dolomit des  ganzen  genannten  für  ihn  typischen  Gebietes  habe 
ich  nur  ein  einziges  Mal  eine  wesentliche  faunistische  Ab- 
weichung gefunden,  nämlich  in  dem  Plattendolomit  einer  1DI1 
in  Kosen  niedergebrachten  Sool-Bohrung,  der  in  einzelnen 
etwas  mergeligen  Schichten  von  Bryozoen  (cf.  Stenopora  poly- 
morplux)  geradezu  strotzte.  Brachiopoden  habe  ich  nie 
gefunden. 

Über  diesem  Dolomit  hatte  man  bisher  niemals  ein  Salz- 
lager angetroffen,  wohl  aber  unter  ihm,  indes  noch  getrennt 
durch  den  je  nach  seiner  Gips-  und  Anhydritführung  15  bis 
über  40  m  mächtigen  „Unteren  Letten"  (so  genannt  im  Gegen- 
satz zu  dem  über  dem  Platcendolomit  liegenden  „Oberen 
Letten  ).  Dieses  in  vielen  Bohrlöchern  und  Schächten,  be- 
sonders im  Werragebiet  (z.  B.  bei  Satzungen,  Heringen  und 
Berkay  erschlossene,  oft  über  200  m  mächtige  Steinsalzlager 
enthält  hier  etwa  an  der  Ober-  und  Untergrenze  seines  mitt- 
leren  hrittels  je   ein    dünnes,    aber   Werl  volles  Kai  isal  zl  ager, 


—     359     — 

ist  aber  frei  von  einer  in  bezug  auf  Selbständigkeit  auch  nur 
irgendwie  in  Betracht  kommenden  Anhydriteinlagerung.  Über 
Tage  fehlt  natürlich  dieses  Salzlager  infolge  Auslaugung,  aus 
gleichem  Grunde  auch  in  manchen  Tiefbohrungen ;  in  anderen 
aber  scheint  es  auch  ursprünglich  zu  fehlen,  und  dann  manch- 
mal durch  ein  (kalifreies,  aber  ansehnliches)  Steinsalzlager  in 
einem  anderen,  tieferen,  Horizont  ersetzt  zu  sein;  ein  Verhalten, 
das  hier  nur  nebenbei  erwähnt  sei,  da  es  zum  Gegenstande 
der  vorliegenden  Erörterung  in  keiner  unmittelbaren  Bezie- 
hung steht. 

Den  Plattendolomit  und  den  ihn  einschließenden  Oberen 
und  Unteren  Letten  sieht  man  als  die  typischen  Vertreter 
des  Oberen  Zechsteins  an;  man  ist  gewöhnt,  auch  das  ge- 
nannte kaliführende  Haupt-Steinsalzlager  des  Werragebietes 
noch   dazu   zu   rechnen.  — 

In  scharfem  Gegensatz  hierzu  steht  die  Ausbildung 
des  oberen  Teils  des  Zechsteins  in  Norddeutschland,  wo 
man  sie  zwar  über  Tage  kaum  je  in  einem  einwandfreien 
durchgehenden  Profil  aufgeschlossen  findet,  aber  aus  vielen 
Dutzenden  von  Tiefbohrungen  und  Schächten,  z.  B.  im  Staß- 
furt-Halberstadt-Magdeburger  Becken,  bei  Rüdersdorf  und 
Sperenberg,  ausgezeichnet  kennt.  Wenn  man  hier  in  gleicher 
Weise  vom  Buntsandstein  aus  in  den  Zechstein  eindringt,  so 
muß  man  ein  — ,  in  vielen  Fällen  zwei  mächtige  Steinsalz- 
lager, das  Altere,  oder  außer  diesem  vorher  auch  noch  das 
Jüngere,  sowie  verschiedene  mächtige  Anhydritlager  durch- 
teufen, ehe  man  auf  eine  ansehnliche  Carbonatgesteins- 
bank  trifft;  es  ist  dies  zwar  auch  ein  stark  bituminöses,  aber 
stets  äußerst  dünn  (oft  papierdünn)  geschichtetes  Gestein,  der 
Stinkschiefer.  (Auch  hier  nur  nebenbei  sei  erwähnt,  daß 
in  dem  darunter  wiederum  folgenden  mächtigen  Anhydrit  zu- 
weilen noch  einmal  ein  [dann  stets  dünnes,  nur  5  — 10  m 
starkes]   Steinsalzlager  folgt.) 

Das  einzige  schichtenmäßige  Carbonatgestein1), 
das  man  vorher  antreffen  kann,  ist  der  obere  Teil  des 
„Grauen  Salztones,  jener  wichtigen,  obgleich  insgesamt 
nur  4  bis  8  m  starken  Schicht  an  der  Obergrenze  des  Alteren 
Salzlagers,  der  man  insbesondere  die  Erhaltung  des  gerade 
an  dieser  Obergrenze  —  (und  zwar  nur  an  dieser  einen 
Stelle)    —     ausgebildeten    Kalilagers    zumißt.       Aber    dieses 


':  k.bge  ehen  also  von  auß-  bis  kopfgroßen  Konkretionen,  die  im 
Roten  .Salzton  und  in  dein  «bis  Jüngere  Salz  überlagernden  massigen 
roten  Tongestein  liier  und  da  vereinzelt  zn  beobachten  Bind. 


—      360      — 

ebengenannte  (  arbonatlager  in  dem  ja  an  sich  schon  so  schwachen 
Salzton  ist  so  gering  mächtig  und  meist  so  wenig  auffällig, 
daß  es  in  keinem  der  so  vielen  Bohrprofile  ausdrücklich  her- 
vorgehoben wird,  und  daß  auch  EVERDING  (1907)  in  seiner 
wertvollen  allgemeinen  Bearbeitung  der  Salzlagerstätten1)  es 
nur  nebenbei,  in  einer  Zeile,  erwähnt.  H.  Precht  war  es, 
der  zuerst  (1882)2)  die  Aufmerksamkeit  darauf  gelenkt  und 
dabei  die  merkwürdige  Tatsache  (wenigstens  an  zwei  Fund- 
orten) festgestellt  hatte,  daß  es  kein  gewöhnliches  Kalk-  oder 
Dolomitcarbonat,  sondern  daß  es  Magnesit  sei.  (Ob  diese 
Feststellung  verallgemeinert  werden  darf,  ist  noch  weiterer 
Untersuchung   bedürftig.) 

Bemerkt  sei  aber,  daß  gerade  diese  Zone  es  war, 
die  mir  die  erste  Versteinerung  aus  dem  „Salzton"  lieferte, 
und  daß  ich  auch  späterhin  die  meisten  Salztonversteinerungen 
gerade  in  den  carbonatischen  (mergeligfesten)  Gesteinspartien 
dieses  Schichtengliedes  gefunden  habe3).  Diese  Versteinerungen 
stimmten  —  merkwürdig  genug  — -  mit  denen  des  Platten- 
dolomites überein,  waren  nämlich  vorwiegend  Schizodus, 
Gervillia  und  vielleicht  Aucella  sowie  (sehr  häufig)  Chon- 
drites.  Aber  eine  äußerliche  Gesteinsähnlichkeit  war  nicht 
oder  kaum   vorhanden.  — 

Der  beschriebene  Gegensatz  in  der  gesamten  Entwick- 
lung des  oberen  (—  ich  schreibe  hier  ausdrücklich  nicht: 
Oberen  — )  Zechsteins  in  beiden  Gebieten  ist  so  groß,  daß 
ich  (a.  a.  0.  1904)  dafür  die  Namen  Werratypus  und 
Staßfurter  Typus  geprägt  habe,  Namen,  die  dann  Evekding 
1907  in  die  Literatur  einführte,  allerdings  in  der  beschränk- 
teren Anwendung  nur   auf  die  Ausbildung  der  Haupt-Salzlager. 

Der  Plattendolomit  konnte  also  auf  Grund  der  bis 
dahin  gemachten  Erfahrungen  als  ein  Leithorizont  dafür 
gelten,  daß,  wenn  man  in  einiger  Entfernung  unter  ihm  das 
Salzlager  antraf,  man  es  im  Werratypus  EvERDINGs  ent- 
wickelt, das  Kalilager  also  nicht  sogleich  an  seiner  Oberkante 
finden  würde. 


II.    E verding:    Zur    Geologie    der    deutschen   Zechsteinsalze, 
cbrift:  Deutschlands  Kalibergbau.)  Berlin  1907. 

II.  PrbCHT:   Vorkommen  und  Verarbeitung  von  Salzton  aus  dem 
Staßfurtei   Salzlager  (Chemiker-Ztg.  6,  1882,  197—198). 

Zimmermann:   Einiges  über  das   norddeutsche  Kalisalzlaßer 

ind  ii  rangen  darin.     (Diese  Zeitschr.  56,  1904,  Mon.-ßer. 

Die  damals  von  mir  ans  diesem   Borizonl   von  Sperenberg 

lappig  als  voller  Schwefelkieskern  erhaltene  kleine 

rerebi  tuen    bis   beute  die  einzige  Brachiopode   geblieben,   die 

mir  :i    Horizont    hekannt   geworden 


—     361     — 

In  entsprechender  Weise  konnte  man  das  Antreffen  des 
Stein-  und  Kalisalzes  im  Staßfurter  Typus  an  einem  anderen 
Gestein  vorausbestimmen,  das  also  ebenfalls  einen  weithin 
durchgehenden      Leithorizont      darstellt;      und      zwar      bildete, 

—  falls  es  nicht  schon  das  Jüngere  Steinsalz  mit  seinen 
charakteristischen  Einlagen  von  Rotem  Salzton  und  Pegmatit- 
anlivdrit1)  tat,  das  ja  oft  ausgelaugt  sein  konnte,  —  diesen 
Leithorizont  für  den  Staßfurter  Salzlagertypus  eine 
(30  bis  50  und  selbst  bis  80  m)  mächtige,  ebenfalls  völlig 
geschlossene,  also  durch  kein  anderes  Gestein  unterbrochene 
Zone  von  Anhydrit,  für  die  ich  wegen  dieser  Bedeutung  den 
seitdem  allgemein  angenommenen  Namen  Hauptanhydrit 
vorgeschlagen  habe  (a.  a.  0.  1904,  S.  48).  Zwischen  diesem 
und     dem   Kalisalzhorizont    von    Staßfurt    lag    dann    nur    noch 

—  als  dünne  Schicht  —  der  schon  genannte  Graue  Salzton 
(und  höchstens  noch  ein  paar  wenige  Meter  kaliarmes  Stein- 
salz). Es  möge  noch  besonders  betont  sein,  daß  ein  auch 
nur  annähernd  gleichmächtiges  Anhydritlager  dem  Zechstein 
des   Werratypus   oberhalb   des   Salzlagers   durchaus   fehlt.  — 

Bei  der  Einheitlichkeit  des  deutschen  Zechsteinsalzbeckens 
mußte  man  nun  erwarten,  daß  zwischen  beiden  Typen  trotz 
ihres  Gegensatzes  enge  stratigraphische  Beziehungen  und 
petrographische  Übergänge  beständen.  Und  doch  waren  diese 
lange  Zeit  unbekannt  oder  verkannt2).  Selbst  das  räumlich 
zwischen  Staßfurt  und  Werra  vermittelnde  Südharz-  und 
Kyffh  äusergebiet  bot  in  den  durch  die  Salzbohrungen 
aufgeschlossenen  Profilen,  wenigstens  in  der  gewöhnlichen  Ab- 
fassung ihrer  Schichtverzeichnisse,  scheinbar  keine  Annäherung, 
sondern  es  schloß  sich  durch  das  Vorhandensein  und  die 
Reihenfolge  von  „Jüngerem  Salz,  mächtigem  Hauptanhydrit, 
Salzton"  und  durch  das  Fehlen  des  Plattendolomits  sowie 
auch  dadurch,  daß  nur  ein  einziger  Kalihorizont  vorkommt 
und  dieser  fast  unmittelbar  unter  dem  Salzton  liegt,  durchaus 
an  Staßfurt  an,  so  daß  ich  einen  „Südharztypus"  nur  für  die 
Ausbildung   der  Kalilagerstätte  selbst   als  berechtigt  anerkennen 


')  E.  Zimmermann:  Über  den  „Pegmatitanhydrit"  und  den  .  .  . 
„Roten  Salzton".  (Diese  Zeitschr.  59,  1907,  Mon.-ßer.  S.  /.;>/  143).— 
Di.'.-,.'  beiden  Schichten  in  ihrer  charakteristischen  Verbindung  waren 
bisher  aus  dem  Gebiet  des  Werratypus  noch  unbekannt,  wenn  auch 
ein  (oder  mehrere)  dünne  Bänkchen  von  typischem  Pegmatitanhydrit- 
gestein  im  dortigen  Steinsalz  gelegentlich  beobachtet  sin.i. 

■)  Der  Anhydrit  and  Salzton  z.  I'«.,  die  in  den  Werrabohrungen 
in  dieser  Reihenfolge  angetroffen  wurden,  entsprechen  durchaus  dicht 
dem  Qaaptanhydrit  und  Salzton  <l<-^  Staßfurter  Gebietes,  wie  es  doch 
die  Bohrunternehmer  oft  genug  den  Aktionären  glauben  machen  wollten. 

26 


362 


konnte.  Hier  hat  man  nun  aber  auch  Aufschlüsse  der 
betreffenden  Schichten  über  Tage,  und  zwar  findet  man  sie 
hier  -vorzugsweise  durch  Leiten  und  „Jüngeren  Gips"  (diesen 
in  mehreren  Horizonten)  vertreten,  und  als  Einlagerung  in  den 
Letten  wild  gelegentlich  —  indes  nicht  durchgängig  verfolg- 
bar —  Dolomit  auf  den  geologischen  Karten  angegeben  und 
PI  atten  dolomit  benannt.  Da  aber  in  den  Schichtverzeich- 
nissen der  Bohrungen  kein  Dolomit  aufgeführt  wird  und  ich 
diesen  Plattendolomit  nicht  aus  eigener  Anschauung  kannte, 
so  habe  ich  ihn  lange  Zeit  nicht  weiter  gewürdigt,  und  erst 
GrUPE  hat  neuerdings  die  Aufmet ksamkeit  auf  ihn  gelenkt 
bei  seinem  Versuch,  die  Plattendolomitfrage  zu  lösen.  Ich 
komme   darauf  noch   zurück. 

Ich  habe  aber  nun  schon  seit  langer  Zeit  die  Frage  der 
Parallelisierung  beider  Typen  verfolgt,  und  da  schien  mir  einen 
ersten  wichtigen  stratigraphischen  Anhalt  eine  an  sich  ganz 
unscheinbare  Schicht  von  Sandsteinschiefer  zu  bieten.  Dieses 
Gestein,  das  in  meiner  Heimat  (Gera)  von  K.  Th.  Liebe  zuerst 
aufgefunden ')  und  mir  daher  von  Jugend  auf  bekannt  war, 
fand  ich  nämlich  nicht  bloß  an  vielen  Stellen  am  Rande  des 
Thüringer  Waldes  über  Tage  in  seiner  charakteristischen  Aus- 
bildung wieder,  sondern  ich  erkannte  es  auch  in  den  Bohrkernen 
zahlreicher  Salzbohrungen  im  Südharzgebiete.  Ich  nehme  sogar 
als  leicht  möglich  an,  daß  es  in  den  Bohrungen  des  eigent- 
lichen Staßfurter  Gebietes,  deren  mir  nur  wenige  aus  eigenen 
Untersuchungen  bekannt  sind,  wie  auch  in  Rüdersdorfer  und 
Sperenberger  Bohrungen,  deren  ich  ebenfalls  nur  einige  genau 
kenne,  nur  der  Beobachtung  anderer  und  selbst  meiner  eigenen 
entgangen  ist,  da  ich  damals  seinen  Wert  noch  nicht  genügend 
beachtete  und  darum  nicht  immer  besonders  nach  ihm  forschte. 
Dieser  Sandstein  ist  aber  in  der  Tat  leicht  zu  übersehen,  da 
er  nur  in  einer  etwa  1  bis  3  m  mächtigen  Lettenzone  als 
eine  oder  mehrere  dünne  Lagen  vorkommt,  die  insgesamt 
meist  wieder  nur  einige  Dezimeter  stark  sind,  und  da  er  weder 
durch  Härte  noch  durch  lebhafte  Farbe  oder  durch  Ge- 
Bchlossenheit  auffällt;  er  ist  vielmehr  nur  ein  dünnblättriger, 
überaus  feinkörniger,  glimmerreicher  Sandsteinschiefer von  stumpf 

r,  grau-  oder  gelblichweißer  Farbe,  die  nur  wenig  von  der 
der    umgebenden   Letten  abweicht.     Was    ihm    aber    doch    eine 

>  dere  Bedeutung  verleiht,  ist  erstens  der  Umstand,  daß  er 
überhaupt  ein  deutlich  klastisches  Gestein  bildet  mitten  in  der 


1     K.   Th.    Li  ebb:     Erläuterungen    zur    <  alogischen    Karte    voa 
Preußen   usw.,    I'.l.    Langenberg,  S.  9.     Berlin    1878. 


•  . ,-  ■  , 
—       iJÖJ        — 

doch  im  übrigen  pelitischen  oder  chemisch-salinischen  Schichten- 
folge, und  zweitens,  daß  er  überall  eine  feine,  fast  in  jedem 
Zentimeter  wechselnde  Schrägschichtung  mit  reichlicher  Zwischen- 
schaltung toniger  dunklerer  Lagen  besitzt.  Diese  Struktur  ist 
so  eigenartig  und  bezeichnend,  wie  es  nur  irgendeine  sein 
kann,  und  ich  kann  mir  nicht  leicht  vorstellen,  daß  ein  so 
besonderes  Gestein  sich  an  verschiedenen  Orten  in  verschiedenen 
Horizonten  unserer  Salzformation  gebildet  haben  sollte;  viel- 
mehr hatte  ich  schon  lange  die  Vermutung  und  habe,  je  mehr 
ich  mich  damit  beschäftige,  um  so  fester  die  Überzeugung, 
daß   es   einen   einzigen   durchgehenden   Horizont  darstellt. 

Diese  Vermutung  hat  denn  auch  H.  EvEKDING,  mit  dem 
ich  mich  bei  Abfassung  seiner  Schrift  oft  unterhielt,  über- 
nommen und  in  seinem  Profil  III  (Anlage  V)  dadurch  zum 
Ausdruck  gebracht,  daß  er  den  diesen  Sandsteinschiefer 
einschließenden  Unteren  Letten  des  Werratypus  in 
den  denselben  Sandsteinschiefer  führenden  Grauen 
Salzton  des  Südharz-Staßfurter  Typus  übergehen 
ließ.  Gleichzeitig  zog  er,  bei  der  vorhandenen  Konkordanz, 
aber  auch  die  notwendige  Folgerung  hieraus,  nämlich  daß  er 
dann  auch  das  unmittelbare  Hangende  beiderseits, 
den  Plattendolomit  und  den  Hauptanhydrit,  einander 
gleichsetzte  und  in  der  Zeichnung  ebenfalls  glatt  ineinander 
überführte. 

Er  gibt  aber  selbst  zu  (a.  a.  0.,  S.  109),  daß  ihm  weitere 
Beweise  noch  fehlten  und  „ein  unmittelbarer  praktischer 
Beweis  für  die  Identifizierung  zurzeit  noch  nicht  zu 
erbringen    sei." 

Die  dann  zu  erwartenden  petrographischen  Übergänge 
waren  eben  damals  Doch  nicht  bekannt  und  die  Bedeutung  der, 
wie  sich  jetzt  zeigt,  sehr  zahlreich  auch  in  den  damals  schon 
niedergebrachten  Bohrungen  vorhandenen  ersten  Anfänge  solchen 
Übergangs  (dolomitische  Verunreinigung  des  Hauptanhydrits) 
war  noch  nicht  erfaßt  worden.  In  den  allerletzten  Jahren 
sind  nun  aber  au<di  vol  Iheweisende  Aufschlüsse  durch  die  vom 
Südharzgebiel  gegen  den  Thüringer  Wald  hin  immer  weiter 
vorgeschobenen    Bohrungen    geschaffen    worden.  — 

In  der  sicheren  Zuversicht,  daß  gerade  diese  Bohrungen 
in  Mittel  thür  in  gen  die  erhofften  Übergänge  und 
Beweise  bringen  müßten,  habe  i«'li  gerade  sie  eifrig  ver- 
folgt, mußte  dabei  freilich  jahrelang  geduldig  warten  und  mit 
ansehen,  daß  inzwischen  Arbeiter  von  Grupe  und  REIDE- 
MEISTER  erschienen,  die  zu  einem  ganz  anderen  Ergebnis 
kamen.       Nachdem    jetzt     aber     diese     Bohrungen    in     Mittel- 


—     364     — 

thüringen  so  gut  wie  abgeschlossen  sind,  erscheint  es  wohl 
angebracht,  hierüber  Mitteilungen  zu  machen.  Indes  hätte  ich 
auch  damit  immer  noch  gewartet,  einerseits,  bis  ich  gewisse 
nähere  chemische  und  mikroskopische  Untersuchungen  hätte 
ausführen  können,  anderseits,  bis  ich  von  den  beteiligten  Unter- 
nehmungen, denen  ich  für  ihr  förderndes  Entgegenkommen 
sehr  zu  Danke  verbunden  bin,  die  unbeschränkte  Genehmigung 
zu  Veröffentlichungen  erhalten  hätte,  während  ich  jetzt  noch 
auf  Nennung  von  Namen  und  Angabe  von  Tiefen  verzichten 
muß.  Schließlich  gab  mir  aber  ein  äußerer,  hier  nicht  zu 
besprechender  Zufall  Anlaß  zu  meinem  Vortrag,  und  so  auch  zu 
dem   vorliegenden   Bericht  darüber. 

Diese  auf  verschiedenen  Linien  von  N  nach  S  vor- 
schreitenden Bohrungen  in  Mittelthüringen  schienen,  nach  den 
eingangs  mitgeteilten  Gesichtspunkten  beurteilt,  den  Zechstein 
noch  immer  in  dem  Staßfurter  Typus  (diesen  Begriff  also  in 
meinem  weiteren  Sinne  genommen)  darbieten  zu  wollen.  Denn 
sie  trafen  gleich  am  Anfange  desselben  ein  Steinsalz  von 
ansehnlicher  Mächtigkeit  an,  das  petrographisch  sogleich  als 
Jüngeres  erkennbar  war  und  als  solches  sich  weiterhin  auch 
durch  das  eingelagerte  Schichtenpaar  Pegmatitanhydrit  mit 
Rotem  Salzton,  beide  in  typischster  Ausbildung,  bekundete. 
Aber  alsbald  darunter  begann  die  Abweichung:  nur  in  einzelnen 
nördlichen  Bohrungen  fand  sich  noch  ein  mächtiger,  massiger, 
strahliger  Hauptanhydrit,  in  südlicheren  Bohrungen  aber  war 
von  ihm  nur  noch  ein  kleiner  Rest  in  der  genannten 
Beschaffenheit  oder  gar  nur  seine  —  auch  aus  dem  Staß- 
furter Gebiet  bekannte  —  dünne  Haube  von  dichter, 
schichtiger  Ausbildung  übrig,  im  übrigen  aber,  d.  h.  nach 
unten,  trat  an  die  Stelle  des  Anhydrits,  mit  allmählichem 
Übergang,  ein  völlig  geschlossenes  Dolomitlager  von  10 
bis  24  m  Mächtigkeit!  Auch  die  darunter  lagernde  Schicht 
von  Letten  und  Salzton  war  eigenartig:  zunächst  zwar  noch 
grau,  besaß  sie  in  tieferen  Lagen  auch  rote  Färbungen,  außer- 
dem umschloß  sie  die  oben  besprochene  Einlagerung  von 
Sandsteinschiefer  und  besaß  die  verhältnismäßig  große 
Mächtigkeit  von  12  bis  25  m!  Danach  konnte  man  sie  eher 
als  Unteren  Letten  denn  ils  Grauen  Salzton  (der  bei 
Staßfurt  wohl  immer  nur  grau  ist)  bezeichnen,  und  den  Dolomit 
über  ihr  konnte  und  mußte  man  nach  Mächtigkeit  und  Ge- 
31  •hl'iS8«nheit  durchaus  für  Plattendol  om  it  ansehen;  hatte 
er  doch  mit  diesem  auch  den  Bitumenreichtum,  die  Fein- 
körnigkeit and  Tonarmut,  und  auch  die  Fossilien  (Schizodus 
und   Chondrites)  gemein,    und  zeigte    er   doch  auch    wie  dieser 


—    :;>;:>     — 

plattige  Schichtung  und  nur  darin  eine  Abweichung,  daß  die 
Absonderung  (Spaltbarkeit)  nach  dieser  Schichtung  und  ebenso 
die  senkrechte  Zerklüftung  (jene  zwei  Eigenschaften  des  Platten- 
dolomits,  die  dessen  Wasserführung  bedingen  und  ihn  beim 
Bergmann  berüchtigt  haben  werden  lassen)  nicht  oder  nur 
andeutungsweise  ausgebildet,  das  Gestein  überhaupt  ungemein 
zäh  und  überdies  viel  dunkler  war.  Aber  diese  Abweichungen 
ließen  sich  ja  aus  der  bisher  unbekannten  großen  Frische  des 
Gesteins,  die  es  sich  bei  seiner  Tiefenlage  von  rund  1000  m 
bewahrt  hatte,   leicht   erklären. 

Es  lag  hier  also  ein  ausgezeichnetes  Bindeglied  zwischen 
Staßfurter  und  Werratypus  vor:  vom  ersteren  jüngeres 
Steinsalz  in  typischster  Form  und  mit  typischen  Ein- 
lagerungen und  ein  unscheinbarer  Rest  von  Haupt- 
anhydrit, —  vom  letzteren  Plattendolomit  in  —  man 
kann  wohl  ebenfalls  sagen:  typischster,  nur  ungemein 
frischer  Form  und  passend  er  Mächtigkeit,  und  endlich 
darunter  ein  echtes  Mittelding  zwischen  „Grauem 
Salzton"  und  „Unterem  Letten",  mit  dem  bezeichnen- 
den Sandsteinschiefer!  Das  nun  folgende  —  kaliführende 
—  Salzlager  war  wieder  (wie  nur  nebenbei  bemerkt  sei,  da 
es  nicht  unmittelbar  für  unsere  Frage  von  Bedeutung  ist)  in 
Staßfurter  oder  genauer  in   Südharztypus   ausgebildet. 

Damit  war  nunmehr  auch  klipp  und  klar  erwiesen,  daß 
Hauptanhydrit  und  Plattendolomit  sich  str atigraphisch 
vertreten  und  im  Üb  ergangsgebiet  sich  miteinander 
verzahnen,  so  zwar,  daß,  wo  beide  Gesteine  im  selben  Profil 
übereinander  vorkommen,  der  reine1)  Anhydrit  wesentlich  oben, 
der   reine1)   Dolomit  wesentlich  unten   liegt. 

Petrographisch  vollzieht  sich  der  obengenannte  all- 
mähliche Übergang  beider  Schichten  in  vertikal  er  Richtung, 
also  in  einem  und  demselben  Bohrloch,  in  dreifacher  Art: 
entweder  stellen  sich  klein-  bis  mittelkörnige  gleichmäßig 
durcheinander  krystallisierte,  spätig  glitzernde  Mischungen  von 
Dolomit  und  Anhydrit  ein;  oder  der  bräunliche  Dolomitgehalt 
tritt  als  schlierig  bis  schichtig  angereicherte  Verunreinigung 
im  sonst  reineren  weißen  oder  bläulichen  Anhydrit  auf;  oder 
endlich  der  Anhydrit  bildet  in  wechselnder  Reichlichkeit  scharf 
umgrenzte,  ellipsoidische  linsen-  bis  höhnen-,  ja  bis  fast  faust- 
große Knollen  im  Dolomit  und  hat  dabei  oft  alabasterartige 
Reinheit,    weiße  Farbe  und   feinkörnige  Krystallinität  oder  auch 


')  Das  Wort  „rein"  in  dem  Sinne  verstanden:  frei  (oder  wenigstens 
möglichst  frei)  von  Beimengunmn  der  anderen  Gesteinsart! 


—     366     — 

schon  die  strahlige  Struktur  des  typischen  Hauptanhydrits.  Ge- 
wöhnlich kommen  zwei  oder  alle  drei  dieser  Mischgesteine 
zusammen   im   selben   Bohrloche   vor. 

Nebenbei  sei  erwähnt,  daß  gerade  von  diesen  Misch- 
gesteinen aus,  nämlich  durch  Auslaugung  des  Anhydrit- 
bzw. Gipsgehaltes  und  durch  dann  in  wechselnder  Art  und 
Stärke  einsetzende  Umkrystallisation  und  Verkittung  der 
Carbonatpartikeln,  sich  die  verschiedenen  Arten  der  lockeren 
(ascheartigen),  der  zellenkalkartigen  und  der  blasigen  Rauch- 
wacke  erklären  lassen,  die  man  über  Tage  in  der  Zone  des 
Plattendolotnits  (aber  allerdings  auch  in  der  des  Hauptdolomits 
des   Mittleren    Zechsteins)   so    häufig  trifft. 

Durch  die  große  Zahl  der  nunmehr  vorhandenen  Bohrungen 
ist  aber  auch  der  Übergang  beider  Facies  in  horizon- 
taler Richtung  gut  bekannt  geworden,  und  zwar  vollzieht 
er  sich  quer  durch  das  Thüringer  Becken  hindurch  in  ungefähr 
nordsüdlicher  Richtung  in  der  Weise,  daß  von  einer  mittleren 
Zone  des  Beckens  aus  nach  Nord  (bzw.  Nordnordost)  hin  der 
obere  anhydritische  Teil  der  Schichtfolge  an  Mächtigkeit  und 
—  unter  Verlust  der  schichtigen  Absonderung  —  an  vor- 
herrschender Ausbildung  der  strahligen  Struktur  zunimmt,  der 
untere  dolomitische  Teil  aber  an  Mächtigkeit  sich  verringert 
und  gleichzeitig  eine  immer  stärkere  Beimischung  von  strahl igem 
Anhydrit  erfährt,  bis  schließlich  —  schon  im  Südharz-Mans- 
felder  Gebiet  —  die  ganze  Schichtmächtigkeit  scheinbar  aus- 
schließlich   durch    Anhydrit  vertreten    wird. 

Aber  es  ist  bemerkenswert,  wenn  auch  von  anderer  Seite 
bisher  übersehen,  daß  eine  verschwommene  (diffuse)  Durch- 
stäubung  mit  Dolomit  in  einem  großen  unteren  Teile  des 
flauptanhydrits,  die  in  diesem  sonst  bläulichen  Gestein  eine 
eigenartig  wolkige  bräunliche  Marmorierung  erzeugt,  auch  noch 
selbst  durch  das  engere  Staßfurter  Gebiet  hindurch  bis  nach 
Rüdersdorf  und  Sperenberg  hin  nachweisbar  ist.  Diese 
dolomitische  Verunreinigung  des  Hauptanbydrits,  die 
für  ihn  sehr  bezeichnend  ist,  gewinnt  erst  jetzt,  in  diesem 
Zusammenhange,  eine  besondere  Bedeutung,  nämlich  als  letzter 
Ausläufer  -  oder,  wie  man  will,  erstes  Anzeichen  —  der 
Facies  d<-s  Plattendolomites!  Wie  wenig  sie  bisher  beachtel 
wurde  möge  daraus  hervorgehen,  daß  selbst  EVERDING  an  der 
dafür  geeignetsten  Stellt;    (a.  a.  0.,  S.  70;   nur  sagt:    Der  Haupt- 

drit  lagerl  völlig  konkordant  dem  Salzton  auf  und  erscheint 
zudem  „durch  den  Dolomitgehalt  der  obersten  Schichten  des 
Salztons  organisch  mit  diesem  verbunden";  den  Dolomitgehalt 
des   Hauptanhydrits   erwähnt  er  also  nicht! 


367 


Wo  die  rein  dolomitische  Ausbildung  des  unteren  Teils 
des  Hauptanhydritliorizontes  schon  kräftig  vorhanden  ist,  ver- 
wischt sich  naturgemäß  die  sonst  immerhin  recht  scharfe  Grenze 
gegen  den  oberen,  dolomitischen  (nach  PRECHT  magnesitischen) 
Teil  des  Grauen  Salztons,  und  dann  ist  es  wohl  ohne  wesent- 
lichen Relang,  ob  man  diesen  so  geringmächtigen  Dolomit 
(wie  gesagt  1  bis  3  m)  noch  mit  als  Vertreter  des  Platten- 
dolomits,  dem  er  sich  ja  auch  durch  seine  Fossilführung  an- 
schließt,  ansieht  oder  nicht. 

Wenn  im  vorausgehenden  immer  nur  von  „Dolomit" 
die  Rede  gewesen  ist,  so  will  ich  doch  ausdrücklich  hervor- 
heben, daß  ich  nur  gelegentlich  und  flüchtig  eine  Prüfung  mit 
Säure  vorgenommen,  dann  aber  allerdings  fast  stets  den  Ein- 
druck gewonnen  habe,  es  mit  Dolomit  zu  tun  zu  haben.  Es  ist 
aber  leicht  möglich,  daß  genauere  und  an  mehr  Stücken  aus- 
geführte Untersuchungen,  insbesondere  mikroskopische  und  quan- 
titativ chemische,  noch  andere  Carbonate  bzw.  Mischungen 
von  Calcit  und  Magnesit  nachweisen  werden,  wie  das  ja  früher 
PuECHT  und  neuerdings  Re[DEMEISTER  auch  getan  haben. 
Sehr  erwünscht  wären  dann  aber  auch  eingehende  Studien 
über  die  oben  kurz  besprochenen  anhydritisch-dolomitischen 
Mischgesteine,  besonders  auch  über  die  Paragenesis  ihrer 
Komponenten  und  über  deren  etwaige  Umbildungen  bei  der 
Umwandlung  des   Gesteins  in   „Rauchwacke". 

Meine  in  vorliegender  Arbeit  dargestellten  Beobachtungen 
über  den  petrographischen  Übergang  und  die  stratigrap bischen 
Beziehungen  vom  Plattendolomit  und  Unteren  Letten  des  Werra- 
typus  zum  Hauptanhydrit  und  Grauen  Salzton  des  Staßfurter 
Typus  sind,  um  es  zu  wiederholen,  in  dem  dafür  von  vornherein 
als  naturgemäß  bestes  zu  bezeichnenden  räumlichen  Bindeglied, 
dem  Mittelthüringischen  Becken,  gemacht,  und  zwar  an  min- 
destens 10  von  mir  selbst  an  Ort  und  Stelle,  also  in  mög- 
lichster  Vollständigkeit  ihrer  Bohrkerne,  untersuchten  Tief- 
bohrungen, wobei  auch  noch  die  stets  so  gut  wie  horizontale 
der  Schichtung  und  der  Mangel  sonstiger  Lagerungs- 
Btorungen  als  wertvolle  Nebenumstände  in  Betracht  kommen. 
Ihnen  haben  ferner  eine  mindestens  ebenso  große  Zahl  von 
in  Nordthüriugen,  der  Provinz  Sachsen  und  Brandenburg  eben- 
falls an  Ort  und  Stelle,  und  eine  noch  größere  Anzahl  von 
nur  an  mehr  oder  minder  vollständig  eingesandten  Bohrkern- 
reihen von  mir  selbst  untersuchten  Tiefbohrungen  zugrunde 
gelegen.  Mein  an  so  gutem  und  reichlichem  Material  geführter 
Beweis  für  die  stratigraphische  Äquivalenz  von  Platten dolomit 
und    Hauptanhydrit   kann    demnach    wohl   als    gelungen   gelten, 


—     368     — 

wenn  ich  ihm  vorläufig  auch  (ans  flen  oben  angegebenen 
Gründen)  keine  Einzelangaben  über  Ortlichkeiten  und  Tiefen 
beifügen  kann.  — 

Zu  einem  ganz  anderen  Ergebnis  ist  GrUPK  gelangt,  der 
sich  ebenfalls  um  die  Plattendolomitfrage  eifrig  und  ernstlich 
bemüht  und  sich  dazu  schon  in  mehreren  Veröffentlichungen1) 
geäußert  hat.  Von  dem  ihm  genauer  bekannten  südhannover- 
schen Gebiet  ausgehend,  das  ihm  aber  nur  mangelhafte  Tages- 
aufschlüsse und  drei,  "wie  er  glaubte,  geeignete  Tiefbohrungen 
bot,  verficht  er  hier  die  Meinung,  daß  sporadische  Dolomit- 
knollen und  dünne  Dolomitbänkchen,  die  er  gelegentlich  im 
„Hangenden"2)  des  Jüngeren  Steinsalzes  fand,  Vertreter  des 
hessisch-thüringischen  Plattendolomits  seien,  nicht  der  viel 
tiefere  Hauptanhydrit  und  Graue  Salzton,  die  in  seinen  Boh- 
rungen ebenfalls  vorhanden  sind,  über  deren  Beschaffenheit  er 
aber  keine  besonderen  Bemerkungen  macht.  Der  Platten- 
dolomit verliere  demnach  von  Thüringen  her  nach  dem  Harz- 
rand und  Hannover  hin  immer  mehr  an  Mächtigkeit  und  Ge- 
schlossenheit, löse  sich  zum  Schluß  in  jene  Einzelknollen  auf 
und  werde  dabei  auch  immer  ton-  und  sandreicher;  infolgedessen 
lasse  sich  der  Letten,  dem  diese  Knollen  eingelagert  seien,  nicht 
mehr  zwanglos  in  Oberen  und  Unteren  Letten  gliedern.  Als 
hervorstechendste  Folgerung  aus  seinen  Darstellungen  zieht 
Gkupk  selbst  die,  daß  die  Salzlager  des  Werra-  und  des 
Staßfurter  Typus  sich  gegenseitig  in  ihrer  ganzen 
Ablagerung   entsprechen! 

Demgegenüber  besagt  das  Ergebnis  meiner  Unter- 
suchungen für  die  Salzlager,   daß  das  Staßfurter  Jüngere 


J)  Gkupe:  Die  Zeclisteinvorkommen  im  mittleren  Weser-Leine- 
Gebiet  usw.  (Jahrb.  d.  Kgl.  Preuß.  Geol.  Landesanst.  29,  1908,  S.  39 
bis  57).  —  Derselbe:  Die  stratigraphischen  und  tektonischen  Ergebnisse 
der  neueren  Kalibolirungen  im  Hannoverschen  Eichsfelde.  (2.  Jahresb. 
d.  Xiedersäcks.  geol.  Ver.,  Hannover  1909,  S.  V — X).  —  Derselbe:  Die 
Zechsteinformation  und  ihre  Salzlager  im  Untergr.  des  Hannoverschen 
Eichsfeldes.     (Zeitschr.  f.  prakt.  Geol.  1909,  S.  185  ff.) 

Auch  C.  R.EIDEMBISTER  hat  sich  in  seiner  Dissertation  der 
(iKi'i'j-.schen  Auffassung  angeschlossen.  Nach  meiner  Meinung  hieße  es 
aber  dieser  Schrift  zu  viel  Ehre  antun,  stratigraphiscb  auf  sie  einzugehen. 
2)  Unter  diesem  „Hangenden"  scheint  er  aber  sowohl  die  Letten 
über  dem  Jüngeren  Steinsalz,  wie  auch  den  Roten  Sal/.ton  im  oberen 
Teile  dieses  Salzes  zu  verstehen,  trotzdem  sie  du  roh  80 — 110  m  Schichten- 
mächtigkeit getrennt  sind.  —  Dolomitlcnollen  im  Roten  Salzton  und  im 
roten   massigen   Tongestein    Über    dem   Jüngeren   Salz    kommen    auch    im 

thüringisch-sächsischen  Gebiete  vor,  dem  ich  meine  Beweise  entnommen 

babe.     Ich    halte  sie  auch  vorn    S.  359    erwähnt,   aber  nie   ist  mir  der 

:!.'-   gekommen,    daß    dies   Vertreter   des   stolzen    Plattendolomits 


309 


Steinsalz  kein  Äquivalent  im  jüngeren  Teile  des 
Werrasalzlagers  besitzt,  sondern  viel  jünger,  und, 
falls  vorbanden1),  erst  über  dem  Plattendolomit  zu 
finden  ist. 

Im  Vertrauen  auf  die  stärkere  Beweiskraft  meiner  in 
geeigneter  gelegenem  Gebiet  und  an  viel  reichlicherem,  frischerem 
und  nach  jeder  Hinsicht  einwandfreiem  Material  gemachten 
Beobachtungen  und  Darstellungen  verzichte  ich  darauf,  auf 
die  GKUl'Ksche  Auffassung  näher  einzugehen,  und  will  nur 
auf  zwei  Konsequenzen  derselben  hinweisen.  Die  erste  ist 
für  GliUl'E  die  auch  von  ihm  selbst  anerkannte  Schwierigkeit,  nun 
seinerseits  das  Äquivalent  des  so'  mächtigen  Hauptanhydrits 
und  des  Grauen  Salztons  aus  dem  Staßfurter  Profil  im  Werra- 
salzlager  aufzufinden.  Die  zweite  Konsequenz  besteht  für 
GßUPE  darin,  daß  er  für  den  von  mir  an  der  Basis  des 
Hauptanhydrits  festgestellten,  zwischen  das  Altere  und  Jüngere 
Salzlager  eingeschalteten  mächtigen  Dolomit,  den  ich  eben  für 
den  Plattendolomit  halte,  nicht  bloß  erst  recht  keinen  Ver- 
treter im  Werragebiet  haben  würde,  sondern  ihn  auch  im 
Staßfurter  Typus  wohl  nur  als  „Hauptdolomit"  deuten  könnte, 
und  daß  er  dann,  zusammen  mit  ihm  und  erst  recht,  das  darunter- 
liegende Kali-  und  Ältere  Steinsalz  in  den  Mittleren  Zechstein 
versetzen  müßte,  was  aber  wieder  nicht  dazu  paßt,  daß  er 
(a.  a.  0.  1908,  S.  52,  Anm.  2)  dieses  Salz  dem  „Unteren 
Letten  '  des   Oberen   Zechsteins   einreiht.    — 

Durch  meine  obigen  Feststellungen  ist  die  vergleichende 
Stratigraphie  des  deutschen  Zechsteins  wohl,  wie  ich  hoffe, 
ein  gutes  Stück  gefördert  worden,  aber  offener  Fragen  gibt 
es  noch  —  oder  nunmehr  neu  —  eine  ganze  Anzahl,  z.  B. 
ob  das  Jüngere  Steinsalz  im.  reinen  Werratypus  überall  nur 
durch  spätere  Auflösung  oder  Auslaugung  wieder  entfernt  ist 
oder  ob  und  wo  es  von  Ursprung  an  fehlt;  —  ob  nicht  die 
Auslaugungsrückstände  des  Jüngeren  Steinsalzes,  insbesondere 
der  von  der  Auslaugung  nur  wenig  leidende  Rote  Salztun, 
dasjenige  sind,  was  man  über  Tage  als  den  „plastischen 
Oberen  Letten  2)  zusammenfaßt,  während  das  „massige  rote 
Tongestein"  der  Tief hohrungen,  eine  rund  30  m  starke,  magere, 
bröckelig  zerfallende  Schicht  über  dem  Jüngeren  Salz,  von 
diesem  nur  durch  den  dünnen  Grenzanhydrit  getrennt,  dann 
recht  gut  als  Äquivalent  des  Bröckelschiefers  angesehen  werden 

[m  Werragebiet,  d.h.  südlich  des  (Thüringer  Waldes,  isl  es,  wie 
Dochmals  besondei     hervorgehoben  Bei,  unbekannt. 

'-')  Also  auch  im  Gegensatz  zu  Grupe,  der  den  Roten  Salzton 
noch  für  den  unteren   Letten  beanspruchen  möchte. 


370 


könnte,  wie  es  PlCARD1)  schon  vorgeschlagen  hat;  ich  würde 
mich  einer  solchen  Deutung  nicht  mehr  verschließen.  —  Un- 
geklärt ist  ferner  immer  noch  die  Frage,  wie  unterhalb  des 
Grauen  Salztons  =  Unteren  Lettens  die  Salzlager,  also  das 
Ältere  des  Staßfurter  Typus  mit  dem  einen  Kalilager  oben, 
und  das  gesamte  Werrasalzlager  mit  den  2  Kalihorizonten  in 
der  Mitte,  sich  zueinander  stratigraphisch  und  genetisch  ver- 
halten (vielleicht  sind  es  gleichzeitige  Niederschläge  in  ge- 
trennten Becken  mit  ganz  verschiedener  Zuführungsart  ihres 
Salzwassers).  Unklar  ist  endlich  auch  noch  die  Parallelisierung 
der  noch  älteren  Dolomit-  und  Anhydritlager  im  Werra-  und 
(erweiterten)  Staßfurter  Gebiet,  für  die  leider  nur  sehr  wenige 
Tiefbohrungen  ein  ■ —  meist  auch  nur  unvollständiges  —  Ma- 
terial  geliefert  haben. 

Nur  andeuten  will  ich  zum  Schluß  noch,  daß  sich  nun- 
mehr auch  die  Frage  erhebt,  ob  die  bisher  angenommenen 
Grenzen  zwischen  den  3  Stufen  des  Zechsteins  unseren  durch 
die  Tiefbohrungen  so  außerordentlich  erweiterten  Kenntnissen 
gerecht  werden,  —  ob  man  nicht  die  natürlichen  Zyklen,  d.  h. 
die  verschiedenen  „Salzfolgen"  mit  ihrem  klastisch-carbonatisch- 
sulfatischen  Zubehör,  der  Einteilung  zugrunde  legen  solle, 
während  man  jetzt  Glieder  desselben  Zyklus  auseinander  reißt 
und  z.  B.  das  Ältere  Salz  in  den  Oberen  Zechstein,  den  Älteren 
Gips  in  den  Mittleren  Zechstein  stellt.  Die  vorstehend  be- 
handelte Plattendolomit-Stellung  ist  hier  m.  E.  von  großer  Be- 
deutung, aber  zu  einer  abschließenden  Beantwortung  ist  die 
Frage  noch  bei  weitem  nicht  spruchreif.  Palägeographisch  ist 
die  Feststellung  von  Wichtigkeit,  dali  von  den  beiden  Äqui- 
valenten das  Carbonat  (der  Plattendolomit)  sich  an  die  ver- 
mutete Küstenzone  des  Zechsteinsalzsees  hält,  das  Sulfat  (der 
Hauptanhydrit)   dagegen   an   die   Mitte. 

In  Anknüpfung  an  das  Wort  Stinkkalk,  den  alten  Namen 
für  den  Plattendnhmiit,  legte  i<-li  bei  dem  Vortrag  auch  Proben 
des  davon  petrographisch  und  stratigraphisch  streng  zu 
scheidenden  Stinkschiefers  vor,  sowie  eines  entsprechend 
gebauten  Anhydrits,  von  welch  beiden  Gesteinen  ich  gerade 
ausgezeichnete  lehrreiche  lange  Bohrkerne  aus  Schönebeck  a.  d. 
Elbe,  zur  Hand  hatte,  und  nahm  sie  zum  Anlaß,  einige  Worte 
über   die   Frage   der  Jahresringe   anzufügen. 

Beide  Gesteine,  dem  Mittleren  Zechstein  als  ansehnliche 
selbständige    Schichten    angehörend    und    das    Ältere    Steinsalz 

Picakp:   Der  anter«    B  tein  der  Mansfelder  Mulde  usw. 

b.  d.  Kgl.  Preuß.  Geol.  Landesanst.  f.  1910.) 


371 


unterlagernd,  sind  in  der  Umgebung  des  Jlarzes  und  Kyff  häusers 
weit  verbreitet;  der  hier  in  Frage  kommende  Anhydrit  bildet 
in  diesem  Gebiet  über  Tage  den  sogenannten  Alteren  Gips, 
und  ihm  gehören  auch  die  durch  ihre  merkwürdigen  Faltungs- 
erscheinungen bekannten  „Schlangengipse"  an,  die  in  allen 
Sammlungen   zu   finden   sind. 

Der  Stinkschiefer  und  die  vorgelegte  Anhydritart  zeichnen 
sich  durch  eine  äußerst  regelmäßige  und  feine  —  beim  Stink- 
schiefer fast  papierdünne,  beim  Anhydrit  etwa  kartonstarke  — , 
ursprünglich  ebene  und  genau  parallele,  aber  zu  nachträglichen 
Faltungen  anscheinend  sehr  geneigte  und  geeignete  Schichtung 
aus  in  der  sich  also  die  einzelnen  Lagen  hundert-  und  tausend- 
fach sehr  regelmäßig  wiederholen.  Und  zwar  findet  dabei  regel- 
mäßig auch  ein  Wechsel  zwischen  zwei  Substanzen  statt:  beim 
Stinkschiefer  zwischen  zwei  verschiedenen  Carbonaten,  deren  eines 
sich  an  der  Erdoberßäche  durch  leichtere  Verwitterung  vor  dem 
anderen  kenntlich  macht,  wodurch  die  oft  wunderbar  feine  Spalt- 
barkeit des  Gesteins  erzeugt  wird,  —  beim  Anhydrit  zwischen 
reinem  weißen  Anhydritmineral,  also  Sulfat,  und  einem  dunklen, 
vielleicht  etwas  tonigen  Carbonat;  dadurch  erscheint  dann  der 
Gesteinsquerbruch   feinparallel   liniiert. 

Ich  sehe  in  diesem  regelmäßigen  Wechsel  immer  eines 
schwerer  und  eines  leichter  löslichen  Minerals  nicht  bloß  ein 
Analogon,  sondern  ein  wahres  Homologon  zu  den  „Jahres- 
ringen" des  Alteren  Steinsalzes;  er  ist  in  dem  schließlich 
das  Zechsteinsalz  liefernden  eintrocknenden  Binnensee  durch 
periodisch  wiederkehrende  Umstände  erzeugt  worden,  die  bei 
den  3  Gesteinen  von  genau  der  gleichen  Art  gewesen  sein 
müssen.  Diese  Umstände  traten  also,  wie  der  Stinkschiefer 
zeigt,  schon  zu  einer  Zeit  ein,  in  der  die  Konzentration  noch 
so  gering  war,  daß  sich  nur  Carbonat  ausscheiden  konnte,  — 
setzten  sich  weiterhin  fort,  als  sich  neben  dem  Carbonat  — 
und  dieses  an  Menge  übertreffend  —  auch  Sulfat  ausscheiden 
konnte,  und  schließlich  auch  noch,  als  sich  neben  dem  Sulfat  — 
wiederum  dieses  an  Menge  übertreffend  -  auch  Steinsalz  nieder- 
schlug; möglich,  daß  selbst  der  spätere  Wechsel  von  dicken 
Carnallit-  und  den  dünneren  Steinsalzbänken  in  gleicher  Weise 
zu   erklären    ist. 

Für  den  anzunehmenden  periodischen  Wechsel  der  Aus- 
sclicidungsbedingungen  möchte  ich  an  einen  Faktor  denken, 
der  in  der  Literatur  bisher  nicht  genannt  zu  sein  scheint,  und 
der  gleichzeitig  auch  die  zur  Erklärung  der  großen  Anhydrit- 
und  besonders  Salzmassen  notwendig  anzunehmende  häufige 
Zufuhr     neuen      Meereswa88ers     plausibel     macht,      nämlich     an 


—     372     — 

monsunartige,  regelmäßig  wechselnde  Winde.  Nimmt 
man  zwischen  dem  offenen  Ozean  und  seinem  abgeschnürten, 
zu  einem  eintrocknenden  Binnensee  und  dadurch  zu  einer 
kontinentalen  „Depression"  gewordenen  Busen  eine  supramarine, 
leicht  zerstörbare  Barre,  etwa  eine  Nehrung,  mit  einer  flachen, 
vielleicht  meist  verschlossenen,  aber  durch  Zerstörung  immer 
leicht  (an  derselben  oder  einer  anderen  Stelle)  wieder  her- 
stellbaren Durchbruchspforte  an,  so  kann  nach  meiner,  wie  ich 
glaube,  zwanglosen  Vorstellung  ein  solcher  Monsun  diese  Pforte, 
wenn  er  gerade  auf  sie  zusteht,  durch  das  sich  aufstauende 
Wasser  öffnen  (und  später  sein  Gegenmonsun  sie  —  allerdings 
auf  andere  Weise  --  schließen),  und  kann  das  inzwischen 
mehr  oder  minder  eingetrocknete  Binnenmeer  wieder  auffüllen 
und  durch  Änderung  der  Temperatur  und  Luftfeuchtigkeit  in 
die  Eintrocknungs-  und  Ausscheidungsbedingungen  eben  jene 
Regelmäßigkeit  des  Wechsels  bringen,  die  zur  „Jahresbildung" 
führt. 


25.    Beiträge  zur  Kenntnis  der  Carbongattung 
Mariopteris  und   ihrer  Arten. 

(Hierzu  eine  Tabelle  und  1  Textfigur.) 

Von  Herrn  W.  Huth. 

Berlin,  im  März  1913. 

Noch  kaum  ein  Jahr  ist  vergangen,  seitdem  die  erste 
neuere  Zusammenfassung  über  die  Gattung  Mariopteris  und 
ihre  Arten1)  erschienen  ist,  und  doch  halte  ich  es  schon  jetzt 
für  angebracht,  eine  kurze  Neubearbeitung  zu  geben.  Dies 
ist  wohl  deshalb  ein  Bedürfnis,  weil  mehrere  neue  Arten  seit 
Erscheinen  oben  erwähnter  Abhandlung  bekannt  geworden 
sind,  und  zwar  einesteils  durch  das  in  S.  B.1  zur  Verfügung 
stehende  Material  wie  auch  durch  die  Freundlichkeit  einiger 
Herren,  die  mir  bald  eine  Menge  neues,  interessantes  Material 
zur  Verfügung  stellten.  Ganz  besonders  bin  ich  Herrn  ZEILLER 
in  Paris  verpflichtet,  dem  ich  auch  an  dieser  Stelle  meinen 
besten   Dank   für   freundlichst    überwiesene   Stücke    aussprechen 


1     \V.  Urin:  Die   fossile   Gattung  Mariopteris  in  geologischer  und 
botanisc]  er  Beziehung,  Berlin  1012. 


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i  Deutsch.  Geol.  Gesellscli.  1913.     Monatsber.  7. 


Übersicht  iilier  die  Arten  der  Gattung  Marlopte 


Dt    ntalac 

S  p  1 

acuta                               Zeilleri                         Den  oncourti 

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191S 

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Iarjz-.lt1i.il     oft    m.  Ii-.l- 

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in  mehrere  gerad-  ub- 
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möchte.  Alle  im  folgenden  erwähnten  Spezies  sind  bereits 
in  dem  großangelegten  Lieferungswerke,  Abbildungen  und 
Beschreibungen  fossiler  Pflanzen '),  einzeln  beschrieben  worden. 
Der  Wert  der  vorliegenden  kleinen  Arbeit  soll  darin  liegen, 
alles  Einzelne  wieder  beisammen  zu  finden,  unter  besonderer 
Rücksicht  auf  die  Gattung  selbst.  Die  Arbeit  ist  natürlich 
■vorläufig  immer  noch  nicht  als  abgeschlossen  zu  betrachten, 
da  die  Zeit  zweifellos  Änderungen  und  Nachträge  bringen 
wird.  Dennoch  mag  es  sich  bei  der  Bedeutung  der  Gattung 
Mariopteris  für  die  Kenntnis  der  paläozoischen  Pflanzen  wohl 
empfehlen,  den  augenblicklichen  Stand  des  Wissens  auf  diesem 
Gebiete  zusammenfassend   zu  überblicken. 

Es  ist  bekannt,  daß  ZEILLER  sehr  gut  erhaltene  Stücke 
von  Mariopteriden  zur  Verfügung  hatte  und  infolgedessen  zuerst 
in  eingehender  Weise  eine  äußerst  treffende  Gattungsdiagnose 
gab,  in  der  er  abweichend  von  der  Sitte  verschiedener  Autoren 
bei  der  Beschreibung  des  Aufbaus  der  Farne  von  den  Achsen 
höherer  Ordnung  ausging.  Denn,  während  man  von  den  meisten 
Pflanzen  nur  recht  bescheidene  Reste  kennt,  so  daß  man  zweck- 
mäßiger, wie  POTONIE  vorgeschlagen  hat,  bei  Beschreibung 
des  Aufbaus  von  rückwärts  beginnt,  ist  bei  der  Gattung 
Moriopteris  der  Aufbau  so  weit  bekannt,  daß  es  einfacher  und 
übersichtlicher  ist,  mit  den  Achsen  höherer  Ordnung  zu  beginnen. 

Gute  Abbildungen  von  weitverzweigten  Mariopteriden,  die 
recht  vollkommenen  Aufbau  zeigen,  befinden  sich  besonders 
bei  ZEILLER2)  und  STUR3).  Die  Abbildung  gibt  eine  etwas 
schematisierte,  sich  an  die  Abbildung  in  ZEILLER:  Bass.  houill. 
Valenc,  Atl.  1886,  Taf.  XXIII,  anlehnende  Darstellung  des 
Aufbaus. 

Diagnose. 

Über  den  allgemeinen  äußeren  Aufbau  der  Mariopteriden 
ist  etwa  folgendes   zu  sagen: 

Die  Wedel  waren  bei  einigen  Arten  wohl  sehr  lang,  dabei 
verhältnismäßig  schmal.  Von  der  Hauptwedelspindel  (A,i 
gehen  alternierend  die  Spindeln  2.  Ordnung  (A3)  unter  mehr 
oder    weniger    spitzem    bis    rechtem   Winkel    schräg   nach    oben 


')  H.Potoxik:  Abbildungen  und  Beschreibungen  fossiler  IM'. 
Berausgeg.  von   der    Kgl.  Preuß.   Geol.    Landesanst.  zu   Berlin. 
Lfg.  VIII,  Nr.  111     156,  L912. 

-i  !>'.  Zeiller:    Bassin    houiller    de    Valenciennes,    Atlas    1886, 
Texl    LS 

3)  D.  Stur:   Die  Culm-Flora,   1875-77.  —  Die  Carbon-Flora  der 
Scliatzlarer  Schichten,  1885. 


—      374      — 

bzw.  seitwärts  ab.  Diese  Spindeln  2.  0.  sind  völlig  nackt, 
teilen  sich  gabelförmig  unter  einem  Winkel  von  im  allgemeinen 
90 — 120   Grad   in   zwei   wieder  völlig  nackte,    aber    bedeutend 


C.  Többickb  nach  W.  Hüth, 

Skizze  des  Aufbaas  von  Mariopteris. 

(Unter   Benutzung    der    Abbildung    in    Xmu.ki;,    Bass.    Iiouill.    Valerie, 

Mi.  1886,  Taf.  XX II IV    Verkl. 


kürzer'-  Spin delstücke  (B),  welche  sich  uun  wieder  unter 
Bpitzen  Winkeln  in  /.wci  ungleichwertige  Spindeln  ."..  0. 
(C,,  C.  gabeln.  Diese  sind  meistens  zweifach,  häufig  auch 
dreifach,   bisweilen  sogar  fast  vierfach   (M.  grandepinnata)  ge- 


fiedert.  Es  sind  also  vier  größere  Fiedern  (C3,  C„  C,,  C,) 
fächerförmig  nebeneinander  in  einer  Ebene  ausgebreitet.  Von 
diesen  sind  die  beiden  äußeren  gewöhnlich  kleiner  als  die 
beiden    inneren. 

Ich  möchte  nicht  unerwähnt  lassen,  daß  dieser  Aufbau 
in  mancher  Beziehung  an  rezente  Gleicheniaceen,  besonders 
Qleichenia  dichotoma  Sw.  erinnert. 

An  den  Spindeln  3.  0.  sitzen  die  Elemente  1.  0.  (E) 
;iu,  welche  im  allgemeinen  dreieckige,  eiförmige  bis  eiianzett- 
liche  Gestalt  haben  und  an  diesen  die  Elemente  2.  0.  oder 
in  unserem   Falle   Elemente  /.  0.   (E "). 

Diese  Elemente  /.  0.  sind  bei  manchen  Mariopteriden  noch 
in  Lappen  zerteilt,  die  äußerst  häufig,  besonders  bei  den 
unteren,  bei  einigen  Arten  auch  in  den  oberen  "Wedelteilen 
zu  vollen  Fiedern  ausgebildet  sind,  welche  sich  bisweilen 
nochmals  in  Lappen  oder  Abschnitte  oder  auch  in  Fiedern 
(M.  tjrandepinnata)  zergliedern.  Die  Elemente  /.  0.  ebenso 
die  Fiedern  /.  O.1)  haben  im  allgemeinen  auch  dreieckige, 
eiförmige  oder  ovale  Gestalt,  bisweilen  sind  sie  sogar  halbkreis- 
bis    auch   fast   kreisförmig. 

Das  Ansitzen  der  Elemente  /.  0.  oder  Lappen  ist  im 
allgemeinen  pecopteridisch  bis  sphenopteridisch,  doch 
findet  sich  auch  häufig  direkt  n  europteridisches  und  auch 
durchaus  aletho  pterid  isches  Ansitzen,  besonders  bei  der 
sehr  variablen   Mariopteris  muricata. 

Die  Spindeln  der  M<o/opteris-Arten  besitzen  außer  einer 
fast  überall  auftretenden  deutlichen  Längsrippung  fast  alle 
deutliche  Quermale,  was  für  die  Gattung  zweifellos  mit  ein 
Charakteristikum  ist,  obgleich  es  auch  bei  einigen  Arten  aus 
anderen  Gattungen  vorkommt.  Ausnahmen  davon  bilden 
Mariopteris  latifoiia  und  .1/.  rotundata.  Krstere  hat  keine 
Quermale,  letztere  eine  feine  Pünktelung  auf  den 
Spindeln. 

Ein  äußerst  charakteristisches  Merkmal  für  alle  Mariopteriden 
i  t  die  starke  asymmetrische  Zerlappung  der  untersten 
hörnen  Fiedern  (Fk),  mit  der  sich  auch  immer  eine 
bedeutendere  Größe  der  letzteren  paart.  Hiese  Eigentümlich- 
keil findet  sich  ähnlich  auch  bei  der  Gattung  Odontopteins, 
ist   alier   doch    von    der   mariopteridiBchen    durchaus    zu    unter- 


')  Die  Ausdrücke  Elemente  l.  0.,  Elemente  2.  0.  und  Elemente 
l.  0.  sind  gewählt,  um  für  sämtliche  Arten  der  Gattung  konkordante, 
für  homologe  Teile  des  W  ■  chlautende  Bezeichnungen  zu  Indien: 

dir    Bezeichnung    Eiedern   /.  0.  i-t    im    Sinne    der   von    Potonh 
geschlagenen,  von  rückwärts  beginnenden  Weise  gebraucht 


—     376     — 

scheiden,  da  bei  Odontopteris  meistens  nur  eine  durchschnittlich 
mehr  symmetrische  Zerlappung  erkennbar  ist,  während  bei 
Alariopteris  die  unterste  katadrome  Fieder  oft  direkt  ge- 
fiedert ist. 

Alle  Elemente  /.  0.  besitzen  eine  deutliche  A.derung, 
uud  zwar  immer,  wenn  auch  zuweilen  etwas  zurücktretend, 
eine  Mittelader,  von  der  unter  ziemlieh  spitzem  Winkel 
Seitenadern  abgehen,  welche  sich  dann  oft  noch  dichotom 
verzweigen.  Die  Mittelader  ist  immer  herablaufend,  und  es 
finden  sich  fast  immer  noch  Nebenadern,  die  direkt  aus 
der  Spindel  entspringen  und  aus  diesem  Grunde  gewissen 
Arten  unserer  Gattung  häufig  ein  alethopteridisches  Aussehen 
verleihen.  Die  Seitenadern  sind  bei  den  meisten  Arten 
deutlich,  bei  manchen  jedoch  sehr  verwischt  oder  gar  nicht 
zu   bemerken. 

Physiologisches. 

Bei  einigen  Marioptcris- Arten  sind  die  Blattspreiten  der 
Elemente  /.  0.  wie  auch  die  Endfiedern  an  den  Spindeln  zu 
langen,  schmalen,  zugespitzten,  fast  spreitenlosen 
Blättchen  ausgezogen,  so  daß  bisweilen  sogar  nur  noch 
völlig  nackte  Wedel-  oder  Fiederspitzen  vorhanden  sind. 
Für  diese  Gebilde  hat  PoTONIE  den  Namen  Vorläuferspitzen 
gewählt.  Ich  möchte  diesen  Namen  nicht  beibehalten,  da 
er  nicht  genau  das  trifft,  was  eigentlich  damit  gemeint  ist1). 
Auch  bin  ich  nicht  der  Ansicht,  daß  diese  in  lange  Spitzen 
ausgezogenen  Blättchen  ein  Beweis  für  eine  Kletterfarnnatur 
der  Mariopteriden  sind.  Denn  erstens  ist  der  Charakter  dieser 
Gebilde  wenig  ranken  ähnlich,  und  vor  allem  finden  sich 
diese  Spitzen  bei  den  Arten,  bei  denen  sie  vorkommen,  nicht 
immer  und  auch  in  verschiedenartiger  Ausbildung.  Auch 
als  Stützfinger  kann  man  sie  nicht  schlechthin  bezeichnen. 
Vielleicht  sind  es  Träufelspitzen  gewesen,  vielleicht  aber 
sind  es  auch  rein  zufällige  Bildungen,  für  die  man  un- 
nötig nach  einer  Erklärung  sucht.  Ich  wüßte  allerdings  nicht, 
welche  Bedeutung  diese  hin  und  wieder  vorkommenden  lang- 
ausgezogenen Spitzen  gehabt  haben  könnten.  Aber  es  ist 
eben  auch  oft  unmöglich,  alles  erklären  zu  können,  besonders, 
wenn  man  doch  nur  ein  verhältnismäßig  mangelhaftes  Ma- 
terial  besitzt. 

I       i\     mch    noch    ans    einem    anderen    Grunde    unmöglich, 
Namen    i"izubehalten,    denn    der    Name    ist    bereits    L856    von 
w:.'    Crügbh    für    ein    anderes    Pflanzenorgan    vergeben;    siehe 
darüber:   Das   Leben  dei    Pflanze,  Lfg.  74,  S  345. 


—     377     — 

Ebenso  habe  ich  meine  Auffassung  in  bezug  auf  die 
Kletterfarnnatur  der  Mariopteriden  geändert.  Ich  möchte 
gern  glauben,  daß  einige  Mariopteris-Arterx  den  Charakter 
von  K  1  etterpf  1  anzen,  von  Lianen  oder  auch  von  Seh  1  ing- 
farnen  gehabt  haben.  Ich  nehme  das  von  einigen  sogar 
mit  ziemlicher  Sicherheit  an.  Aber  ich  glaube  nicht,  daß  das  auf 
alle  Arten  zutrifft.  Denn,  wenn  bei  einigen  Spezies  auch  die 
Spindeln,  insbesondere  die  Hauptwedelspindeln,  als  ziemlich 
lang  und  dünn  bekannt  sind,  so  ist  bei  anderen  die  Spindel 
2.  0.  breit  und  außerdem  bei  vielen  die  Hauptwedelspindel 
nicht  bekannt.  Es  müssen  ja  auch  durchaus  nicht  alle  Arten 
einer  Gattung  dieselben  physiologischen  Fähigkeiten  besitzen, 
wie  wir  von  heut  existierenden  Gattungen  genau  wissen,  bei 
denen  eine  Art  aufrecht,  eine  andere  kriechend,  eine  dritte 
kletternd  oder  windend  vorkommt.  Solange  man  also,  abge- 
sehen von  einigen  Arten,  den  Aufbau  nicht  genauer  kennt, 
kann  man  auch  nicht  wissen,  welches  der  Charakter  der 
betreffenden  Art  gewesen  ist.  Bei  Mariopteris  muricata  glaube 
ich  hin  und  wieder  eine  Neigung  der  Spindeln  zu  einer  leichten 
Drehung  erkannt  zu  haben.  Meine  Ansicht  über  diese  Frage 
ist  jetzt  die  folgende:  Einige  der  AJor  topf  er/v- Arten,  z.  B. 
M.  muricata  und  einige  andere,  sind  wohl  Schlingfarne 
gewesen  in  der  Art  wie  unsere  heutigen  Lygodium- Arten. 
Andere  waren  vielleicht  Stützpflanzen  oder  Lianen,  und  wieder 
andere  waren  eben  Bodenfarne  oder  vielleicht  auch  kriechende 
Pflanzen,   etwa  wie   Lycopodium   clavatum. 

Auf  die  Tatsache,  daß  die  untersten  katadromen  Fiedern 
mit  ihrer  Zerlappung  oft  ein  sehr  schönes  Blattmosaik 
ergeben,  habe  ich  schon  früher  hingewiesen.  Ich  möchte 
hierbei  erwähnen,  daß  die  vorhin  erwähnten  lang  ausgezogenen, 
spreitenlosen  Blätter  vielleicht  auch  durch  Beleuchtungsverhält- 
nisse hervorgerufen  sein  könnten,  indem  sie  oberen,  starker 
Beleuchtung  ausgesetzten  Wedelteilen  angehörten,  wodurch  ihre 
Blattspreite  notgedrungen   reduzierter  sein   mußte. 

Fertilität. 

Bisher  ist  noch  keim'  einzige  Mario pteris- Art  in  fertilem 
Zustande  vorgefunden  worden,  und  es  ist  aus  diesem  Grunde 
tatsächlich  unmöglich,  festzustellen,  ob  alle  die  Arten,  die  hier 
zu  einer  Gattung  gestellt  sind,  wirklich  natürlich  verwandt 
sind.  Dennoch  ist  letzteres  wohl  beinahe  anzunehmen,  trotz 
mancher  für  die  Bestimmung  scheinbar  widersprechender  Merk- 
male.     Im    Sinne   der  Paläobotauik    isl    die   Gattung   jedenfalls 

27 


—      378      — 

durchaus  als  einheitlich  zu  betrachten,  und  man  kann  wohl 
behaupten,  daß  sie  von  den  vielen  Carbongattungen  zu  denen 
gehört,  die  man  zu  den  natürlichsten  unter  ihnen  im  rezenten 
Sinne   rechnen   dürfte. 

Äußerst  interessant  sind  die  früher  schon l)  von  mir 
beschriebenen  eigentümlichen  Auswüchse,  die  ich  an  den 
Spindeln  von  Mariopteris  muricata  beobachtet  habe.  Es  sind 
mir  nachträglich  noch  eine  Reihe  von  Stücken  genannter  Art 
in  die  Hand  gekommen,  welche  diese  Auswüchse  zeigen. 
Seltsam  ist,  daß  alle  die  von  mir  bisher  gefundenen  Reste  — 
eine  recht  beträchtliche  Anzahl  —  aus  dem  7.  Flöz  der  Ruben- 
grube  bei  Neurode  in  Niederschlesien  stammen.  Einige  Stücke 
besitzen   eine   ganze  Anzahl   solcher  Bildungen. 

Es  handelt  sich  um  rundliche  Auswüchse  mit  schwacher 
spiraliger  oder  konzentrischer  Ringstruktur,  welche  dicht  an 
den  Spindeln  ansitzen  und  außerordentlich  flach  erscheinen. 
Es  können  wohl  kaum  fertile  Organe,  also  „Samen",  gewesen 
sein,  denn  als  solche  wären  sie  wohl  als  dickere,  kohlige 
Reste  erhalten. 

Vielleicht  handelt  es  sich  um  krankhafte,  gallenartige 
Bildungen.  Diese  Möglichkeit  hat  zweifellos  manches  für 
sich,  besonders  da  sich  diese  Auswüchse  nur  an  dem  einen 
einzigen  Fundorte  und  stets  in  demselben  Flöz  gefunden 
haben. 

Von  großem  Interesse  ist  ein  Stück,  das  ich  demnächst 
in  oben  genanntem  Lieferungswerk2)  abbilden  und  genauer 
beschreiben  werde.  Es  ist  wieder  von  demselben  Fundorte. 
Beim  Präparieren  stellte  ich  fest,  daß  das  Gestein  durch  und 
durch  mit  ziemlich  großen  und  sehr  schönen  deutlichen  Fiedern 
von  Mariopteris  muricata  durchsetzt  ist.  Auf  der  einen  Seite 
befindet  sich  eine  ca.  12 — 14  mm  breite  Spindel,  deren  Fort- 
sätze ich  durch  sorgfältige  Präparation  bis  zum  Rande  des 
Stückes  freilegen  konnte.  Die  Spindel  mit  all  ihren  Verzwei- 
gungen ist  eine  deutliche  Wizm'cata-Spindel,  von  der  alter- 
nierend rechts  und  links  Seitenspindeln  unter  mehr  oder  weniger 
spitzem  Winkel  abgehen.  Die  eine  dieser  Spindeln  ist  nach 
unten  sanft  gebogen  und  scheint  in  etwa  8  —  9  cm  Entfernung 
Tom  Insertionspunkte  eine  dichotome  Verzweigung  zu  haben, 
die  allerdings  etwas  verquetscht  ist.  Im  ganzen  ist  diese 
Spindel  ca.  13  cm   lang.      Unter  und   neben   der  Insertionsstelle 


1    Euth,  die  fos8.  Gatt.  Wciriopteris  injjpol  u.  bot.  Bez.,  Berlin  1912, 
S.  13  ff.,  Fig.  2     .".:   Abb.  u.  B  ,   Pflr.,   Lfg.  VIII.  L912,  Nr.  141, 

-I   Abbildungen    und   Beschreibungen   fossiler   Pflanzenreste,   usw. 


—     379      — 

dieser  Spindel  an  der  Hauptspindel  befinden  sich  drei  solcher 
Auswüchse,  ebenso  an  den  anderen  weniger  langen  Spindeln 
■wie  auch  an  den  Spindelfortsätzen  je  ein  bis  zwei.  Sollte 
es  sich  hier  vielleicht  um  ein  noch  nicht  voll  ent- 
wickeltes Exemplar  von  M.  muricata  handeln,  und 
wären  die  rundlichen  Auswüchse  vielleicht  einge- 
rollte Wedel?  Tatsächlich  befindet  sich  in  der  Universitäts- 
sammlung in  Breslau  ein  halb  eingerollter  junger  Wedel  von 
M.  nn/ricata,  auf  dem  auch  so  ein  rundliches  Gebilde  sich 
befindet.  Jedenfalls  läßt  sich  die  Frage  trotz  dieses  neu  auf- 
gefundenen Stückes  immer  noch  nicht  endgültig  entscheiden, 
und  die  von  mir  früher  erwähnte  Möglichkeit  der  vegetativen 
Vermehrung  durch  Bulbillen  ist  damit  auch  noch  nicht  widerlegt. 

Gerade  diese  vegetative  Vermehrung  durch  derartige  Bul- 
billen ist  doch  auch  recht  wahrscheinlich.  Denn  wir  finden 
vegetative  Vermehrung  auch  heute  noch  bei  vielen  Farnen. 
Wir  kennen  rezente  Farne,  die  sich  durch  Bulbillen  und 
Adventivknospen  an  den  Wedelstielen  vermehren,  wie  z.  B. 
Struthiopteris  Germanica,  Cystopteris  bulbifera;  noch  andere 
wie  Nephrolepis  tuberosa  PRESL  vermehren  sich  durch  Knollen, 
und  nach  HeinriCHKR1)  scheint  bei  gewissen  derartigen  Arten 
die  Sporangienbildung  reduziert  zu  sein.  Außerdem  kommt 
im  Carbon  für  die  vegetative  Vermehrung  als  fördernder  Faktor 
hinzu,  daß  die  Wachstumsbedingungen  für  die  carbonischen 
Pflanzen  außerordentlich  günstig  gewesen  sein  müssen,  wie  die 
kolossale  Produktion  an  Pflanzenmaterial  beweist.  Unter 
besonders  günstigen  Vegetationsbedingungen  bilden  ja  auch 
höhere  Pflanzen,  z.  B.  viele  Liliaceen,  nur  wenig  Blüten  aus, 
um  so  mehr  dagegen  das  Blattwerk  oder  Bulbillen. 

Es  ist  also  vielleicht  gar  nicht  sonderbar,  daß  bei  vielen 
Carbonfarnen,  so  auch  bei  unseren  Mariopteriden,  Sporangien 
relativ  selten   waren. 

Anatomie. 

Unmittelbar  nach  Erscheinen  der  oben  erwähnten  Mono- 
graphie gelang  es  mir,  auch  die  Oberflächenstruktur  der  Fie- 
derchen  von  M.  muricata  durch  glücklich  gelungene  Maceration 
zu  erkennen.  Es  steht  zu  erwarten,  daß  dies  noch  in  einer 
ganzen  Anzahl  von  Fällen  gelingen  wird,  und  damit  dürfte 
der  Weg  angebahnt  sein,  auch  die  Oberflächenanatomie  zur 
Bestimmung  der  Carbonfarne  mitbenutzen  zu  können,  wodurch 
die  Scheidung   der  einzelnen  Arten  wie   auch  die  Klassifizierung 


')  Heinriceter:    Ref.  Botan.  Zentralbl.,  Bd.  108,  1908,  S.  662. 

27* 


—     3*0      — 

der  Untergruppen  usw.   im  Sinne   der  Botanik   rezenter  Pflanzen 
natürlicher  gestaltet  werden  würde. 

Über  die  Art  und  Weise  der  Maceration  ist  in  der  Paläo- 
botanischen  Zeitschrift  Genaueres  angegeben  worden.  Es  wurde 
die  bekannte  Methode  von  SCHULZE  benutzt.  Auch  auf  die 
Oberflächenstruktur  selbst  gehe  ich  hier  nicht  näher  ein,  sondern 
verweise  auf  die  eben  erwähnte  Paläobotanische  Zeitschrift, 
Bd.  I,  H.  1  und  auf  die  Zeitschr.  d.  Deutsch.  Geol.  Gesellsch., 
Bd.  65,   1913,   Monatsber.  Nr.  3. 

Synonymik. 

Splienopteris  Brongniart,  Hist.  veget.  foss.  I,  Lfg.  III,  1829,  S.  169 
(ex  parte). 

Pecopttris  Brongxiart,  a.  a.  0.,  Lfg.  VII,  1832  oder  1833,  S.  267 
(ex  parte). 

Heteropteris  Brongniakt:  mss.  Collect,  du  Museum  d'hist.  nat.  ä  Paris 
(Don  Humboldt,  Bonpland  et  Kuntii). 

Diplothema  Stur,  Culm- Flora  II,  1877,  S.  226,  233  (ex  parte);  zur 
Morphologie  und  Systematik  der  Culm-  und  Carbon- Farne,  1883, 
S.  183  (ex  parte);  Carbon-Flora  I,  1885,  S.  283  (ex  parte). 

Mariopteris  Zeillek,  Expl.  carte  geol.  Fr.,  1879,  IV,  Taf.  CLXV1I, 
Fig.  5,  S.  68;  Bull.  Soc.  Geol.  1879,  3.  ser.,  VII,  S.  93;  Bass.  houill. 
de  Valenc.  1888,  S.  159  (ex  parte).  —  White,  Bull.  Geol.  Survey, 
Nr.  98,  1893,  S.46  (ex  parte);  Low.  Coal.  Meas.  of  Miss.  1899,  S.  30 
(ex  parte).  —  Huth,  die  fossile  Gattung  Mariopteris  in  geol.  und 
bot.  Bez.,  Berlin  1912;  Abb.  und  Beschr.  foss.  Pflanzenr.,  Lief.  VIII. 
1912,  Nr.  141—156. 

Pseudopecopteris  LeX(,h:kreux,  Atlas  to  tlie  Coal  Flora  1879,  S.  190 
(ex  parte). 

Die  Gattung  Mariopteris  rechnet  man  mit  Rücksicht  auf 
das  generelle  Ansitzen  der  Elemente  und  Fiedern  /.  0.  jetzt 
zu  den  SphenopterideD,  zumal  die  diplotmematischen  Farne, 
an  die  sich  unsere  Gattung  anschließen,  sonst  durchaus  Spheno- 
pteriden  sind.  Dem  allgemeinen  Habitus  nach  könnte  man 
sie  als  Übergangsgattung  zwischen  den  Sphenopteriden  und 
Pecopteriden  bezeichnen.  Daher  hat  LeSQUEREUX  sie  in  seine 
Gattung  Pseudopecopteris,  welche  „pecopteridische"  Spheno- 
pteriden enthält,  aufgenommen.  Ebenso  erklärt  es  sich  auch 
leicht,  daß  Stu;  >!<•  infolge  des  Aufbaues  zu  seiner  Gattung 
Diplotmema  stellte.  Die  Grenze  zwischen  Diplotmema  und 
Mariopteris  ist  auch  durchaus  keine  scharfe.  Z EILLEB  sagt: 
„J'ai  crt-i''  ce  genre  pour  les  Diplotmemees  a  pinnules  peco- 
pteroides,  ;i  limbe  bien  dt'veloppt-,  entier,  ou  faiblement  lobe 
ou  dentele.  qui  vie.Dnent  se  ranger  autour  du  Pecopteris  muri- 
cata  e1  l<>rment  avec  lui  un  groupi-  tres  homogene,  au  moins 
<|uant    ;'i    l'aspect    exterieur.      Toutes    ces    Fougeres    paraissent 


—     381      — 

avoir  des  pennes  primaires  quadripartites,  c'est  ä  dire 
formees  de  quatre  sections  de  metne  ordre,  et  non  pas  bi- 
partites,  seulement  comme  les  Diplotmema."  Wenn  auch  bei 
Mariopteris  die  Achsen  CL>,  die  ohnehin  fast  stets  kleiner 
sind  als  die  Achsen  C,,  durch  diese  häutig  übergipfelt  werden, 
so  bleiben  dabei  doch  die  Achsen  Ca  wie  überhaupt  die 
äußeren  katadromen  Fiedern  stets  bis  in  die  höchsten 
Spitzen  des  We dels  immer  außerordentlich  groß  im 
Verhältnis  zu  den  übrigen  Fiedern,  und  zwar  sym- 
metrisch auf  beiden  Seiten  des  Wedels,  was  bei  Diplo- 
tmema  nicht  der  Fall  ist.  Auch  die  kleineren  katadromen 
Fiederchen  am  Grunde  der  Spindeln  4.  0.  bleiben  konstant 
asymmetrisch   geteilt  bis   in   die   höchsten   Spitzen. 

Stücke,  bei  denen  man  im  Zweifel  sein  könnte,  ob  man 
die  Art  zu  Diplotmema  oder  Mariopteris  stellen  soll,  gehören 
zu  den  Ausnahmen.  Bei  Diplotmema  kommen  zwar  auch  die 
langausgezogenen  spreitenlosen  Blättchen  und  nackte  Wedel- 
spitzen vor,  aber  sie  fallen  dort  niemals  so  in  die  Augen  wie 
bei  Mariopteris,  denn  es  handelt  sich  bei  unserer  Gattung 
doch  immer  um  Fiederchen  von  gewisser  Flächenausbreitung 
und   im   wesentlichen   dreieckiger  bis   ovaler  Form. 

Der  Name  Heteroptcri.s  ist  nur  in  einem  Manuskript 
BcoNGNlARTs  enthalten,  ist  aber  insofern  sehr  interessant,  als 
schon  BrüXGNIAUT  die  Zusammengehörigkeit  einiger  der  hier 
beschriebenen  Arten  zu  einer  Gattung  bereits  erkannt  hatte. 
ZEILLEB  sagt  darüber:  „M.  Bkongntart  avait,  du  reste,  dans 
la  collection  du  Museum,  classe  ces  quartre  especes,  Pecopteris 
nervosa  et  P.  muricata,  Sphenopteris  latifolia  et  S.  acuta, 
sous  un  nom  generique  special,  Hcferopteris,  quil  na  pas 
publie  et  qui  ne  peut  etre  conserve  ayant  ete  employe  des 
1821  par  HUMBOLDT,  BONPLAND  et  KüNTH  pour  un  genre 
de  Malpighiacees.  II  y  avait  place  egalement  son  Pecopteris 
Loähii,  qui  a  en  effet  avec  les  especes  precedentes  la  plus 
grande   analogie " 

Systematik. 

Auf  Grund  gewisser  Unterschiede  der  Elemente  /.  0.  halte 
ich  es  für  zweckmäßig,  die  Gattung  Mariopteris  in  folgende 
3    Untergruppen   zu   teilen: 

A.  Eumariopterideae:  ausgesprochener  ManDptei'%8- 
Typus.  Fiedern  /.  0.  im  wesentlichen  stark  pecopteridisch 
ansitzend,  meist  spitz  oder  stumpf  gespitzt  und  verhältnis- 
mäßig  ganzrandig. 


—     382 


.      —     383     — 

B.  Dentatae:  Zwischengruppe  zwischen  A  und  C,  die 
sich  vor  allem  dadurch  auszeichnet,  daß  die  Fiedern  /.  0.  der 
dazugehörenden  Arten  gezähnt  oder  bei  weitergehender  Differen- 
zierung zerschlitzt  sind. 

C.  Sphenopteroideae:  sehr  sphenopteridischer  Typus. 
Ansitzen  der  Fiedern  /.  0.  in  der  Hauptsache  sphenopteridisch. 
Fiedern   /.  0.   in   der  Mehrzahl   gerundet. 

Um  die  Beziehungen  und  Übergänge  der  einzelnen  Arten 
zueinander  übersichtlich  zum  Ausdruck  zu  bringen,  habe  ich 
die  folgende  Tabelle  aufgestellt,  bei  der  die  häufigste  Art 
M.  muricata  als  Ausgangspunkt  gewählt  ist.  Diese  Tabelle 
hat  keine  phylogenetische   Bedeutung. 

Geologische  Verbreitung. 

Die  geologische  Verbreitung  der  Mariopteris- Arten  ist 
eine  ziemlich  beschränkte.  Sie  finden  sich  lediglich  im 
Produktiven  Carbon,  und  zwar  beginnen  sie  erst  im  oberen  Teil 
des  unteren  Produktiven  Carbons  (Flora  4  a,  vgl.  die  Tabelle 
S.  385)  und  reichen  nur  bis  in  die  alleruntersten  Ottweiler 
Schichten  hinauf.  Im  wesentlichen  erstreckt  sich  ihr  Vor- 
kommen und  ihre  Häufigkeit  überhaupt  nur  auf  das  mittlere 
Prod.  Carb.  und    den    obersten    Teil    des    unteren    Prod.  Carb. 

Da  die  Mariopteriden  sich  lediglich  auf  das  Carbon  be- 
schränken, sind  im  folgenden  für  die  Floren  die  arabischen 
Zahlen  der  POTONIEschen  Florenbezeichnungen  gewählt  worden. 

Im  unteren  Teile  des  unteren  P.  C.  (Fl.  3),  also  in  den 
tiefsten  Schichten  der  unteren  Randgruppe  Oberschlesiens  bzw. 
den  Waldenburger  Schichten  Niederschlesiens,  kommen  zu 
unserer  Gattung  gehörige  Arten  noch  nicht  vor.  Die  ersten 
Mariopteriden  zeigen  sich  in  den  Schichten  der  oberen  Rand- 
gruppe Oberschlesiens  (Fl.  4a);  als  einzige  Art  ist  hier  M.  laci- 
uiata  vorhanden,  die  dann  in  höheren  Schichten  mit  Sicher- 
heit nicht  mehr  nachzuweisen  ist. 

Die  Sonderstellung  des  oberschlesischen  Carbons,  die 
schon  eben  durch  M.  taciniata  angedeutet  wurde,  wird  noch 
vermehrt  duich  das  Auftreten  einer  anderen,  ebenfalls  aus- 
schließlich auf  dieses  Becken  beschränkten  Mariopteris -Alt, 
die  anscheinend  nur  in  den  mittleren  Sattelflözschichten  vor- 
kommt,  M.  neglecta. 

Sämtliche  sicher  dahin  gehörige  Reste  stammen  aus  dem 
Horizont  zwischen  dem  Heinitztlöz  der  unteren  Sattelflözgruppe 
und  dem  Schuckmannflöz  der  oberen.  Die  bloße  Angabe 
Sattelflözsohichten    genügt   jedenfalls    für    diese   Art    in    keiner 


—     384     — 

Weise.  GOTHAN  hat  bei  seiner  Bearbeitung  der  oberschlesi- 
schen  Carbonflora  diese  Verhältnisse  erst  näher  durchschauen 
können  und  auch  für  andere  Arten  diese  Tatsache  nachgewiesen, 
so  daß  es  sich  also  als  zweckmäßig  erweist,  die  Sattelflöz- 
schichten (Fl.  4b)  in  der  auf  Tabelle  S.  385  angegebenen  Weise 
noch  in  3  Horizonte  zu  gliedern,  die  ich  mit  er,  ß  und  y 
bezeichnet  habe. 

In  den  darauf  folgenden  Schichten,  also  dem  oberen  Teil 
des  unteren  P.  C,  stellen  sich  dann  allmählich  die  häufigsten 
Miiriopteris-Arten  ein,  zunächst  acuta  und  auch  Dernoncourti 
(Losltiii')  (erstere  z.  B.  in  der  Magerkohle  des  Ruhrbeckens 
häufig  und  charakteristisch),  sodann  die  gemeine  AJ.  muricata 
(häufig  erst  im  m.  P.  C),  an  der  Grenze  des  mittleren  gegen 
das  o.  P.  C.  völlig  verschwindend.  Die  drei  zuletzt  genannten 
Arten  finden  sich  noch  in  Oberschlesien  in  den  Rudaer  Schichten 
sowie  in  den  Schatzlarer  Schichten  Niederschlesiens  {acuta  hier 
ausgenommen),  ferner  in  der  Eschweiler  Mulde  des  Aachener 
Reviers  und  in  der  Fettkohle  des  Ruhrreviers. 

In  Flora  4  b  beginnt  auch  die  seltene  Mariopteris  Sou- 
beirani,  die  nach  Zeiller  in  diesen  Schichten  noch  nicht 
vorkommt.  Ich  habe  sie  auch  in  den  Schichten  der  Flora  5, 
also  z.  B.  in  der  Fettkohlenpartie  des  Ruhrreviers,  nicht  ver- 
folgen können,  während  sie  in  den  höheren  Schichten  des 
Saarbrücker  Reviers,  z.  B.  in  der  Saarbrücker  Flammkohle, 
wieder  vorhanden   ist. 

Im  m.  P.  C.  tritt  M.  Beneckei  zu  den  übrigen  Arten 
hinzu.  Sie  findet  sich  auf  dem  Kontinent  jedoch  nur  in  den 
Schatzlarer  Schichten  Niederschlesiens  als  relativ  häufige,  rein 
lokale,  typische  Art  und  ist  in  Flora  6  anscheinend  schon 
nicht  mehr  vorhanden,  wogegen  sich  hier,  und  zwar  als  nur 
westliche  Arten,  M.  latifolia,  M.  Sarana,  M.  Jacquoti  und 
M.  rotundata  finden,  welche  jedoch  alle  drei  nicht  über  die 
Grenze   des   mittleren   gegen   das   o.  P.  C.   hinausgehen. 

In  Flora  5  tritt  gleichzeitig  mit  Beneckei  die  bisher  nur 
in  Oberschlesien  gefundene  M.  grandepinnata  auf,  die  scheinbar 
nur  im  unteren  Teil  der  Muldengruppe  vorkommt,  also  auf 
einen   recht  engen   Horizont  beschränkt   ist. 

Im  untersten  Teil  des  o.  P.  C,  also  in  den  untersten 
Ottweiler  Schichten  (Flora  7),  findet  sich  noch  Mariopteris 
Zeilleri,  welche  mir  nur  in  einem  Exemplar  bekannt  geworden 
ist,  das  mir  Herr  ZEILLER  in  Paris  freundlichst  zur  Publi- 
kation und  Abbildung  zur  Verfügung  stellte.  Es  ist  die  letzt- 
erwähnte Art  die  einzige,  die  über  die  Grenze  des  mittleren 
gegen   das   o.  P.  C.    hinausgeht. 


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386 


Die  umstehende  Tabelle,  in  der  ich  zwischen  östlichen,  all- 
gemein verbreiteten  und  westlichen  Arten  unterschieden  habe, 
gibt  eine  genaue  Übersicht  über  die  IIorizonti<?rung  der  einzelnen 
Spezies. 

Geographische   Verbreitung. 

Die  geographische  Verbreitung  der  Mariopterüs- Arten  ist 
von  großem  Interesse.  Auch  hier  zeigt  es  sich,  daß  die  Ein- 
heitlichkeit der  Carbonflora  des  europäischen  Typus  durchaus 
nicht  in  dem  Maße  vorhanden  ist,  wie  man  ursprünglich  all- 
gemein annahm,  d.  h.  also,  man  findet  dieselben  Arten  nicht 
immer  in  denselben  Horizonten  wieder,  sie  haben  keine  all- 
gemeine Verbreitung,  sondern  sind  oft  auf  einen  recht  geringen 
Florenbezirk  beschränkt.  So  zeigt  sich  bei  der  Gattung 
Mariopteris  in  bezug  auf  das  oberschlesische  Revier  eine 
strenge  Scheidung  von  den  übrigen  Revieren,  denn  die  dort  in 
ganz  bestimmten  Horizonten  auftretenden  M.  laciniata  und 
M.  neglecta  finden  sich  dort  immer  in  derselben  typischen 
Form,  während  sie  in  anderen  Gebieten  bisher  nicht  gefunden 
worden  sind.  Ebenso  wurde  die  neubeschriebene  M.  grande- 
pinnata  bisher  nur  in  Oberschlesien  gefunden. 

Auch  das  Saarrevier,  das  sonst  an  Lokalarten  reich  ist, 
hat  besondere  Mariopteriden,  so  z.  B.  M.  Sarana  und  M.  rotuti- 
data,  die  bisher  nur  dort  gefunden  worden  sind. 

Besonders  interessant  ist  der  Fall  bei  M.  Beneckei,  welche 
im  niederschlesischen  Carbon  zu  den  sehr  häufigen  Arten 
gehört,  während  sie  in  anderen  Revieren  gar  nicht  oder  doch 
nicht  in  der  typischen  Form  vorkommt.  Obwohl  ich  an  ver- 
schiedenen Stellen  darauf  hingewiesen  habe,  daß  M.  Beneckei 
möglicherweise  in  England  (in  je  einem  Exemplar  auch  im 
Ruhrrevier  und  in  Oberschlesien)  vorkommt,  so  neige  ich  jetzt 
zu  der  Ansicht,  daß  es  sich  hier  vielleicht  doch  nicht  um  die 
besagte  Art  handelt,  denn  alle  an  anderen  Orten  gefundenen 
Stücke  zeigen  nur  den  sphenopteridischen  Typus,  während  die 
charakteristische  und  in  Niederschlesien  so  häufige  eumario- 
pteridische  Form,  die  stets  mit  den  sphenopteridischen  Typen 
gemischt  auftritt,  auch  nicht  angedeutet  an  den  Resten  aus 
den  oben  erwähnten  anderen  Revieren  zu  erkennen  ist.  Ks 
ist  also  unbedingt  nötig,  auch  diese  Typen  erst  an  den  anderen 
Orten  vorzufinden,  ehe  man  eindeutig  behaupten  könnte,  daß 
1/.  Beneckei  keine  Lokalart  sei. 

Auch  bei  der  ganz  gemeinen  M.  muricata  zeigen  sich 
Fälle,  die  auf  floristische  Differenzierungen  hinweisen;  während 
M.  muricata  im  allgemeinen  in  dem  ganzen,  von  unserer  Carbon- 


—    387    — 

flora  europäischen  Kolorits  eingenommenen  Areal  verbreitet 
und  häufig  ist,  findet  sie  sich  in  dem  böhmischen  Binnen- 
Becken  nur  selten,  und  sehr  untergeordnet  ist  auch  ihr  Auf- 
treten  in   den   sächsischen   Revieren. 

Auch  die  in  der  Tabelle  auf  S.  385  neben  mvricata  als 
allgemein  verbreitet  bezeichneten  Arten  acuta  und  Dernon- 
courti  treten  in  manchen  Revieren  gar  nicht  und  in  anderen 
sehr  untergeordnet  auf. 

Einzelheiten  über  die  geographische  Verbreitung  der 
Arten  finden  sich  in  der  oben  erwähnten  Monographie  über 
die   Gattung  Mariopteris. 

Auf  die  genauere  Beschreibung  der  einzelnen  Arten, 
welche  sich  ausführlich  in  der  soeben  genannten  Abhandlung 
sowie  auch  in  PoTONlE,  Abbildungen  und  Beschreibungen 
fossiler  Pflanzen,  findet,  muß  ich  hier  verzichten.  Ich  gebe 
statt  dessen  eine  Tabelle,  in  der  ich  versucht  habe,  zur 
leichteren  Bestimmung  und  Differenzierung  der  einzelnen  Arten 
diese  nebeneinander  mit  kurzen  charakteristischen  Angaben 
und   ihren   Unterschieden   zueinander   aufzuführen. 


26.    Ober  tiefgründige  chemische  Verwitterung 

und  subaerische  Abtragung. 

Von  Herrn  G.  Fliegel. 

Berlin,  den  1.  Juli  1913. 

Die  jahrzehntelang  fast  ausschließlich  herrschend  gewesene 
Anschauung  von  der  Abrasion1)  ehemaliger  Festländer  durch 
die  über  sie  hinschreitende  Brandungswoge  des  Meeres  ist 
zum  Teil  durch  allgemeine  geologische  Erwägungen,  besonders 
aber  durch  die  morphologischen  Studien  der  neueren  Zeit  stark 
eingeschränkt  und  in  vielen  Fällen  durch  die  Annahme  einer 
subaerischen    Abtragung  ersetzt   worden. 

Jede  solche  Abtragung  unter  dem  Einfluß  der  Atmo- 
sphärilien    ist    mit    einer    intensiven    Verwitterung    verbunden 

')  Ich  verstehe  unter  „Abrasion"  ausschließlich  marine  Ab- 
tragung im  Sinne  v.  RiChthofens  (Führer  für  Forschungsreisende,  L886, 
S.  356  .  \\  i"  ich  geg(  naher  der  neuerdings  stellenweise  üblich  gewordenen, 
weniger  prägnanten  Anwendung  des   Weil.',   hetone. 


386 


und  hat  die  Auflockerung  des  Gesteins  durch  mechanische 
und  chemische  Einflüsse  zur  Voraussetzung.  Die  Produkte 
der  Verwitterung  sind  naturgemäß  nur  unter  günstigen  Um- 
ständen in  Abtragungsresten  erhalten  und  uns  dann  gleichsam 
fossil  überliefert.  Als  Begleiterscheinungen  der  terrestrischen 
Abtragung  sind  sie  in  Zweifelsfällen  für  den  Nachweis  der 
Art  der  Abtragung  von  Bedeutung  und  wegen  der  Schlüsse 
interessant,  die  hinsichtlich  der  wirksam  gewesenen  Faktoren 
der  Verwitterung,  des  Klimas  usw.  auf  sie  aufgebaut  werden 
können. 

Anregungen,  die  in  dieser  Beziehung  das  Rheinische 
Schiefergebirge  bietet,  glaube  ich  daher  zur  Sprache  bringen 
zu  sollen,  zumal  gerade  hier  der  Anteil  der  Atmosphärilien 
und  des  Meeres  an  der  Abtragung  stark  umstritten  ist.  Sie 
gehen  über  das,  was  ich  in  der  Literatur1)  von  solchen 
chemisch -geologischen  Vorgängen  angegeben  finde,  insofern 
hinaus,  als  sich  hier  sehr  verschiedenartige  Beobachtungen 
ergänzen  und  zu  einem  einheitlichen  Bilde  zusammenfügen. 
Besonders  aber  läßt  der  Schichtenverband,  in  dem  wir  die 
durch  Verwitterung  veränderten  Gesteine  vorfinden,  wie  wir 
sehen  werden,  bestimmte  Rückschlüsse  auf  die  Zeit  der  sub- 
aerischeu  Abtragung  zu. 

Unter  den  in  Betracht  kommenden  Erscheinungen  werde 
ich  im  folgenden  die  tiefgründige  chemische  Zersetzung  unter- 
devonischer Grauwacken  und  Tonschiefer,  Auslaugungserschei- 
nungen  im  mitteldevonischen  Massenkalk  sowie  endlich  die 
Oxydations-  und  Cementationszone  paläozoischer  Erzgänge 
behandeln: 

Eine  überaus  tiefgehende  Verwitterung  sandig-schief- 
riger  Gesteine  des  Unterdevons,  von  Tonschiefern,  Grau- 
wacken, Sandsteinen  und  sogar  von  Quarziten,  ist  aus  dem 
Ulifinischen  Schiefergebige  in  neuerer  Zeit  von  einer  Reihe 
von  Orten  beschrieben  worden.  Die  Tendenz  der  rein  chemi- 
schen Zersetzung  ist  darauf  gerichtet  gewesen,  alle  löslichen 
Stoffe  fortzuführen  und  als  Endprodukte  der  Verwitterung 
allein  Kieselsäure  und  Ton  zurückzulassen.  Die  Vertonung 
geht  naturgemäß  an  verschiedenen  Stellen,  je  nach  der  Art  der 
zersetzenden  Stoffe  und  je  nach  der  Beschaffenheit  des  Ge- 
steines,   sehr   verschieden   weit;    vielfach    ist   die    ursprüngliche 


l  .  a.  weist  E.  Kaiser  in  mehreren  seiner  Veröffentlichungen, 
wenn  aueb  in  aller  Kürze,  auf  eine  tiefgründige  Verwitterung  dea 
Rheinischen  Schiefergebirgea  in  tertiärer  Zeit  hin,  ebenso  E.  Philipp! 
(über  die  | ■■  oe  Landoberfläche  in  Thüringen.   Diese  Zeitschr.  62, 

1910,  S.  805)  füi   ';'-  Thüringische  Schiefergebirge. 


—     389     — 

Struktur  des  Gesteins  noch  gut  sichtbar,  und  festere  Gesteins- 
brocken sind  nicht  selten  erhalten.  In  anderen,  sehr  häufigen 
Fällen  aber  ist  die  Schichtung  und  Klüftung  vollständig  ver- 
loren gegangen,  und  es  scheint  ein  homogener,  ungeschichteter 
Ton   anzustehen. 

Durch  E.  KAISER  lernte  ich  vor  Jahren  auf  einer  gemein- 
samen Begehung  einen  solchen  Ton  in  einer  Grube  der  Gegend 
von  Linz  kennen;  seine  Zugehörigkeit  zum  Devon  verriet  sich 
eben  nur  an  einem  dünnen,  den  Ton  steil  durchsetzenden 
Quarzgang,  der  in  einem  tertiären  Ton  bekanntlich  ausge- 
schlossen  wäre. 

Ähnlich  beschreibt  SCHNEIDERHÖUN ')  eine  „Sandgrube" 
im  Westerwalde,  in  der  ein  mit  einigen  Tonschieferbänken 
•wechsellagernder  Quarzit  zu  «einem  zerreiblichen  Quarzsand 
mit  tonigen  Zwischenlagen  zersetzt,  als  devonisch  aber  an 
einigen    quer  hindurchsetzenden  Quarztrümern    zu   erkennen   ist. 

Im  übrigen  sei  auf  die  anschauliche  Schilderung  der  Er- 
scheinung durch  IL  RAUFF2)  aus  dem  Laacher  See-Gebiet  und 
durch  A.  FüCHS3),  der  sie  ebenso  wie  W.  WOLFF4)  nahe 
dem  Nordrande  des  Schiefergebirges  eingehend  studiert  hat, 
verwiesen. 

Als  eine  Folge  dieser  tiefgründigen  chemischen  Ver- 
witterung und  damit  als  ein  indirekter  Beweis  für  sie  ist  hier 
auch  im  Anschluß  an  E.  KAISER5)  die  Kalkarmut  und  das 
vollständige  Vorherrschen  der  überwiegend  von  zerstörten 
rheinischen  Quarzgängen  herrührenden  Milchquarzgerölle  in  den 
„Quarzigen  Liegenden  Schichten1'  und  in  den  pliocänen  Kiesel- 
oolitbschottern    zu   nennen. 

Sodann  betone  ich,  daß  unter  dem,  was  in  der  Literatur 
als  ..Tonige  Liegende  Schichten"  des  Siebengebirges  beschrieben 


II.  SCHNEIDERHÖHN:  Die  nichtbasaltischen  Eruptivgesteine 
zwischen  Wirges,  Boden  und  Ettinghausen  im  südwestlichen  Wester- 
walde. Jahrb.  der  Königl.  Preuü.  Geol.  Landesanst.  für  1909, 
Bd.  30,  II,  S.  251. 

-)  II.  Raupf,  E.  Kaiser,  G.  Fliböel.:  Bericht  über  die  Exkur- 
sionen der  Deutschen  Geologischen  Gesellschaft  nach  der  Versammlung 
in  Coblenz,  August  1906.     Diese  Zeitschr.   1906,   Monatsber.  S.  267. 

3)  A.  Fi  chs:  Erläuterungen  zu  Blatt  Rheinbach  der  geologischen 
Karte  von   Preußen,  Lief.  144,  Berlin   L910,  S.  16. 

4)  \V.  \Y<m  i  i  :  Erläuterus  a  Blatt  Euskirchen  der  geologischen 
Karte  von  Preußen,  Lief.  III.  Berlin  L910,  S.  22.  —  Der..:  Zur  Kenntnis 
von  T'Ttiiir  und  Diluvium  am  Niederrhein.  Jahrb.  der  Königl.  Preaß. 
Geol.   Landesanst.  für  L904,  Bd.  2:».  Berlin   L905,  S.  550. 

i  E.  Kaiser:    Plioc&ne  Quarzschotter   im    Rheingebiel    .  •■ 
Mosel   und   Niederrheinischer  Bucht.     Jahrb.   der  Königl.  Preaß,  I 
it.  für  L907,   Bd.  88,   Berlin,  S.  89. 


390 


ist,  manches  sicher  nicht  Tertiär,  sondern  tiefgründig  ver- 
wittertes Devon  ist.  Bezeichnend  sind  in  dieser  Hinsicht1) 
die  Aufschlüsse  in  den  großen  Quarzitgruben  von  Lannesdorf 
bei  Mehlem.  Bei  einem  Besuch  im  Sommer  1912  sah  ich 
hier  in  einer  der  größten  Gruben  ein  wohl  15  m  mächtiges 
Lager  von  feuerfestem,  d.  h.  eisenarmen  Ton  im  Abbau,  das 
zwar  im  allgemeinen  frei  von  festen  Gesteinsbrocken  war,  aber 
doch  eben  noch  die  mit  etwa  70°  einfallenden  Schichten  des  in 
situ  befindlichen  Unterdevons  erkennen  ließ.  Das  ganze  ist 
ungleichförmig  von  horizontal  liegendem,  tertiärem  Quarzit, 
teils  Kieselsandstein,  teils  Kieselkonglomerat,  überlagert;  dar- 
über folgt  Trachyttuff.  Der  Quarzit  bildet  also  nach  der  von 
LäSPEYUES  aufgestellten  Nomenklatur  die  „Quarzigen  Liegenden 
Schichten",  während  der  darunter  folgende  feuerfeste  Ton  die 
Position  der  Tonigen  Liegenden  Schichten  einnimmt,  obwohl 
er  nicht   Tertiär,   sondern  Devon  ist. 

Da  der  Trachyttuff  an  die  Grenze  von  Oligocän  und 
Miocän  zu  stellen  ist,  der  Quarzit  aber  zur  Vallendarer  Stufe, 
also  zum  Oberoligocän,  gehört,  so  lernen  wir  hier  einen  Fall 
kennen,  in  dem  der  allgemein  in  die  Tertiärzeit  verlegte 
Vorgang  tiefer  chemischer  Verwitterung  zeitlich  genauer  zu  um- 
grenzen ist:  Die  Vertonung  der  devonischen  Schichten 
hat  spätestens  mit  der  Überdeckung  durch  oberol  igo- 
cäne  Flußkiese  und  -sande  ihr  Ende  gefunden.  Das 
Rheinische  Schiefergebirge  ist  in  der  vorangehenden  Zeit  Fest- 
land gewesen.  Seine  Abtragung  geschah,  wie  die  tief- 
reichende, unter  günstigen  Umständen  lokal  erhaltene 
Verwitterungsdecke   zeigt,   subaerisch. 

Ahnliche  Verhältnisse  offenbaren  sich  im  südöstlichen 
Randgebiet  des  Schiefergebirges,  denn  nach  KäISEK  und  MEYERJ) 
werden  im  Vogelsberg  derartig  tief  zersetzte  ältere  Gesteine 
von   Basalt  überlagert.    — 

Als  ein  weiteres  Zeichen  chemischer  Tiefenverwitterung 
sind  sodann  Auslaugungserscheinungen  in  mittel- 
devonischem  Massenkalk   zu   besprechen: 

Es  ist  bekannt,  daß  im  rechtsrheinischen  Massenkalk  des 
Bergischen  und  des  Sauerlandes  Höhlen  keine  Seltenheit  sind, 
und  daß  eine  große  Zahl  der  im  Laufe  der  Jahre  in  diesem 
Gebiet  gemachten  Funde  diluvialer  Säugetiere  aus  solchen 
Höhlungen      und     aus     erweiterten     Klüften      des     Kalksteines 

11.  LASPEYBES:   I  >aa  Sii'l>«ngebirge  am  Rhein.     Verhandl.  Natur- 
hist.  7er.  Rheinl.  57,  L910,  S.  530. 

,J)  E.  Kaisi.i:  u.  li.  L.  K.  MEYER:  IVr  Untergrund  des  Vogels- 
berges.     Niederrhein,  geol.   Verein   1913,  S.  38. 


—     39 1      — 

stammen.  Sie  scheiden,  weil  ihre  Entstehung  in  zahlreichen 
Fällen  sichtlich  mit  dem  Prozeß  der  quartären  Talbildung  in 
Beziehung  steht,  bei  unserer  Betrachtung  aus.  Auch  die 
Fundgrotte  des  Neandertaler  Menschen  bietet  nichts  Besonderes. 
Der  Versuch,  sie  ins  Tertiär  zu  versetzen,  war  ein  Versuch 
mit  untauglichen  Mitteln,  den  H.  Rauff1)  seinerzeit  treffend 
widerlegt   hat. 

Auch  den  Fund  von  Cetaceenknochen  in  einer  Spalte  des 
Massenkalkes  von  Iserlohn,  über  den  H.  LOTZ')  berichtet  hat, 
und  den  ich  geneigt  bin,  auf  marines  Oberoligocän  zu  beziehen, 
beweist  nicht  ohne  weiteres  die  Ausfüllung  alttertiärer  Aus- 
laugungstrichter  durch  oligocäne  Meeresablagerungen;  denn  die 
betr.  Schichten  sind  allem  Anschein  nach  über  dem  Kalk- 
stein ausgebreitet  gewesen  und  in  die  später  ausgelaugten 
Hohlräume   hinabgestürzt  oder  eingeschwemmt   worden. 

Leider  läßt  sich  auch  das  Vorkommen  von  Septarienton 
auf  dem  Kohlenkalk  von  Ratingen3)  nach  den  dürftigen  An- 
gaben in  der  Literatur  so  lange  nicht  in  dieser  Richtung  ver- 
werten, als  nicht  neue  Aufschlüsse  den  Ton  in  situ  in  Dolinen 
des   Kohlenkalkes   zeigen. 

Dagegen  konnte  ich  in  der  Gladbacher  Kalkmulde  im 
Osten  von  Köln  Beobachtungen  machen,  die  für  die  genauere 
zeitliche  Festlegung  der  besprochenen  Umwandlungsvorgänge 
von   Bedeutung  sind : 

In  den  in  seiner  Hauptmasse  dem  westfälischen  Massen- 
kalk äquivalenten  Gladbacher  („Paffrather")  Kalk  sind  allent- 
halben von  jüngeren  Ablagerungen  erfüllte  rinnenförmige  Ver- 
tiefungen, Trichter  und  Schlotten  eingesenkt,  die  in  dem  höher- 
gelegenen, östlichen  Teil  der  Mulde  mehr  vereinzelt  auftreten, 
näher  am  Rheintal  sich  aber  zu  so  ausgedehnten  wannen- 
förmigen  Hohlformen  zusammenschließen,  daß  der  Kalkstein 
nur  in  vereinzelten  Buckeln  aus  der  Decke  jüngerer  Ablage- 
rungen hervortaucht. 

Alle  diese  Hohlformen  sind  meist  auch  dort,  wo  ober- 
flächlich quartäre  Bildungen,  Dünensand  oder  Terrassenkiese, 
verbreitet  sind,  von  tertiären  Ablagerungen,  nämlich  von 
Quarzkies,   Quarzsand  oder  von   Ton,   erfüllt. 

Auch  Braunkohlen  treten  darin  auf,  in  einigen  engen 
Trichtern    bei    ganz    geringer    Flächenausdehnung    20 — 30    m 


1  II.  Rauff:  über  die  Altersbestimmung  des  Neandertaler 
Menschen.    Verhandl.  Natarhist.  Ver.  Rheinl.  K<>,  1903,  S.  82. 

•  II.  Lotz:  über  marines  Tertiär  im  Sauerlande.  Diese  Zeitschr. 
54,  1902,  Mon.-Ber.  S.  14. 

s)  v.  Dechbn:  Rheinland-Westfalen,  II,  S.  671. 


—     392     — 

mächtig,  in  größerer  Verbreitung,  jedoch  nur  wenige  Meter 
stark,  innerhalb  der  weiten,  in  den  Massenkalk  eingesenkten 
Wannen.      Leider  fehlen   hierin   zurzeit  alle  Aufschlüsse. 

In  verschiedenen  kleineren,  nicht  tiefen  Auslaugungs- 
trichtern,  die  ich  sah,  kann  von  einer  bestimmten  Schicht- 
folge nicht  die  Rede  sein.  Die  einzelnen  Bildungen  lösen 
sich  wirr  ab,  und  die  Schichten  sind  in  mannigfacher  Weise 
gestört,  wie  man  es  nicht  anders  erwarten  kann,  wenn  die 
Auslaugung  des  unterlagernden  Massenkalkes  gleich  alt  oder 
jünger   als   die   Sedimentation  ist. 

Eine  besondere  Bedeutung  haben  demgegenüber  die  großen 
Aufschlüsse  an  der  Flora  zwischen  Bergisch- Gladbach  und 
Paffrath.  Hier  ist  links  (südwestlich)  der  Straße  der  bis  zu 
ihrem  Niveau  heraufreichende  Massenkalk  seinerzeit  in  aus- 
gedehnten Gruben  abgebaut  worden.  Rechts  der  Straße  ist  er 
an  einigen  Stellen  ebenfalls  noch  sichtbar,  um  unvermittelt  an 
tertiärem  Sande  abzuschneiden  —  die  mit  etwa  70°  einfallende 
Anlagerungsfläche  ist  sehr  schön  aufgeschlossen;  erst  am  Grunde 
der  hier  in  Betrieb  befindlichen  zahlreichen  tiefen  Sand-  und 
Tongruben  kommt  der  Kalkstein  da  und  dort  von  neuem  zum 
Vorschein.  Da  er  auf  der  drübigen  Seite  wieder  in  der  nor- 
malen Höhenlage  auftritt,  handelt  es  sich  um  eine  tiefe  und 
dabei  sehr  ausgedehnte  Doline,  in  deren  im  übrigen  horizon- 
taler Sohle  einige  beim  Abbau  freigelegte  Rippen  von  Kalk- 
stein  etwas   höher  emporragen. 

Die  Auskleidung  des  Trichters  wird  durch  graue,  tief- 
dunkle bis  schwarze  Tone  ohne  sichtbare  Schichtung  gebildet; 
hin  und  wieder  führen  sie  verkieselte  Steinkerne  von  Stringo- 
cephalus  Burtini.  Ihre  Mächtigkeit  ist,  da  das  Liegende  meist 
nicht  erreicht  ist,  unbekannt;  an  einigen  Stellen  haben  sie 
5  m.  Sie  sind  jedenfalls  als  die  in  den  Senken  des  Geländes 
zusammengeschwemmten,  fast  noch  in  situ  befindlichen  Aus- 
laugungsrückstände  des   Massenkalkes  aufzufassen. 

In  mehreren  Aufschlüssen  folgt  über  ihnen  ein  3  —  5  m 
starker,  rötlich  violetter,  toniger  Feinsand,  wobei  die  Schich- 
tung deutlich  sichtbar  wird.  Ton-  und  Sandschichten  sind 
>tark  gestört,  schräg  gestellt,  auch  mehrfach  von  Klüften  durch- 
setzt,  die  vom  Hangenden   her  mit  Kies   erfüllt  sind. 

Mit  scharfer,  schwach  welliger  und  dabei  fast  horizontaler 
Grenzt-  folgt  nach  olien  zu  eine  rund  10  m  mächtige  Quarz- 
sandstufe. Sie  besteht  aus  weißem  bis  gelblichem  und  dann 
eisenschüssigem,  schwach  glimmerigem  Quarzsand,  zeigt  an 
der  Basis  ein  bis  zu  1  m  starkes  Brandungsgeröll,  weiter  oben 
ein    oder   mehrere    dem  Sand    eingelagerte  l'.änkehen    von  Quarz- 


—     :;.<>:;     — 

kies  mit  löcherigen  Feuersteingeröllen,  und  weiter  im  Hangen- 
den eine  muschelführende  Sandschicht  mit  bezeichnenden  ober- 
oligocänen   Formen. 

Die  Auflagerung  auf  der  unteren  Stufe  ist  dort,  wo  diese, 
wie  beschrieben,  aus  tonigen  und  sandigen  Schichten  be- 
steht, die  Lagerungsverhältnisse  also  klar  sind,  deutlich 
diskordant. 

Hinsichtlich  der  Lagerungsform  des  Oberoligocäns  ist 
besonders  bemerkenswert,  daß  dieses  zwar  in  einigen  Gruben 
nicht  frei  von  Störungen  ist,  so  daß  hier  die  Auslaugung  des 
Kalksteins  auch  nach  seiner  Ablagerung  noch  weiter  fort- 
geschritten ist;  gerade  in  denjenigen  Gruben  aber,  wo  die 
ungleichförmige  Auflagerung  unverkennbar  ist,  liegt  es  völlig 
söhlig  und   ungestört. 

Aus  diesen  Beobachtungen  geht  hervor,  daß  die  durch 
Sickerwasser  bewirkte  Auslaugung  des  Massenkalkes  von  Ber- 
gisch-Gladbach  zu  einem  erheblichen  Teile  nicht  ein  der  Tal- 
bildung parallel  sich  vollziehender,  bis  in  die  Gegenwart  an- 
haltender Vorgang  ist,  sondern  vielmehr  in  die  Zeit  vor  der 
Ablagerung  des  marinen  Oberoligocäns  zu  versetzen  ist.  Be- 
rücksichtigen wir  dabei,  welche  erheblichen  Kalksteinmassen 
abgetragen  werden  mußten,  ehe  das  Tiefste  der  Auslaugungs- 
trichter  mit  Ton  von  einiger  Mächtigkeit  erfüllt  sein  konnte, 
so  .erscheinen  die  nacholigocänen  Auswaschungen,  die  sich  an 
einer  Anzahl  von  Stellen  in  örtlichen  Schichtenstörungen  der 
oligocänen  Sande  andeuten,  als  Nachklänge  jenes  großartigeren 
Vorganges:  Die  Auswaschung  war  zur  Zeit  der  oberoligocänen 
.Meerestransgression   großenteils  beendet. 

Sie  fiel  zeitlich  genau  mit  der  besprochenen  Vertonung 
unterdevonischer  Schichten  zusammen;  denn  die  verkieselten 
Sandsteine  und  Kiese  der  Vallendarfer  Stufe,  die  dort  die 
vertonten  Grauwacken  überdecken,  entsprechen  völlig1)  den  Ge- 
röllagen,  die  hier  in  den  Meeressand  eingeschwemmt  sind. 
Demnach  haben  wir  einen  weiteren  Beweis  dafür,  daß  im 
Rheinischen  Schiefergebirge  eine  Periode  subaerischer  Ab- 
tragung  vor  der  oberoligocänen   Zeit   herrschte. 

Auch  im  Massenkalk  von  Elberfeld  treten  derartig  tiefe 
Auslaugungstrichter  auf.  Der  sie  im  wesentlichen  füllende 
<v>uarzsand  muß  aber  mit  hoher  Wahrscheinlichkeit  zum  Mittel- 
miocän  gestellt  werden,   da  er  Lagen  von  ausgezeichnet  gerollten 


')  G.  FlihGEL:  Die  Beziehungen  /.wischen  dem  marinen  and 
kontinentalen  Tertiär  im  Niederrheinischen  Tieflande.  Diese  Zeitschr. 
63,  1911,  Mon.-Ber.  S.  520. 

28 


—      394      — 

„Feuersteineiern"  führt,  und  auch  E.  WALDSCHMIDT1)  bei  seiner 
Beschreibung  keine  Funde  oligocäner  Versteinerungen  erwähnt. 
Diese  Dolinen  lassen  also  bei  der  Ermittelung  der  Entstehungs- 
zeit einen  weiten  Spielraum.  Die  WALDSCHMIDTsche  Vermu- 
tung eines  eocänen  Alters  der  „Dolinenlandschaft"  wird  jetzt 
aber  durch  meine  Beobachtungen  bei  Bergisch-Gladbach  (siehe 
unten,   S.  401)  im  wesentlichen  bestätigt.   — 

Weitere  Schlüsse,  die  über  dieses  Ergebnis  hinausgehen, 
gestattet  die  Umwandlungszone  rheinischer  Erzgänge, 
wenn  wir    ihre   Lage    zum   Grundwasserspiegel   berücksichtigen. 

Bekanntlich  erreicht  die  Oxydationszone  nach  der  Tiefe 
zu  dort  ihr  Ende,  wo  das  Grundwasser  das  tiefere  Nieder- 
sinken der  oxydierenden  und  auslaugenden  Sickerwasser  un- 
möglich macht.  Der  Grundwasserspiegel  gilt  dabei  im  allge- 
meinen als  die  untere  Grenze  der  Oxydationszone.  In  ihr 
angereicherte  Erze  setzen  unter  ihn  erfahrungsgemäß  oft  nicht 
hinab.  Vorratsberechnungen ,  bei  denen  solche  sekundären 
Erzanreicherungen  zu  berücksichtigen  sind,  müssen  vorsichtiger- 
weise den  Grundwasserspiegel  als  die  untere  Grenze  der 
Oxydations-  und  Cementationszone  betrachten,  wobei  der  Begriff 
„Grundwasserspiegel"  allerdings  nicht  gar  zu  wörtlich  genommen 
werden  darf.  Er  wird  sich  hier  ungefähr  mit  dem  Niveau 
der  benachbarten  Täler  decken,  da  die  niedersinkenden  Wässer 
ihren  Sauerstoff-  und  Kohlensäuregehalt  in  dieser  Tiefe  im 
allgemeinen   abgegeben   haben  werden. 

Daß  diese  Anschauungen  nicht  allgemeine  Gültigkeit  haben, 
zeigen  nun  Beobachtungen  in  einigen  uoserer  besterforschten 
Erzbergbaugebiete,  wo  die  Oxydationszone  vom  Grundwasser- 
spiegel unabhängig  ist,  indem  sie  zwar  gelegentlich  in  ganz 
geringer  Tiefe  endet,  an  anderen  Stellen  und  selbst  bei  un- 
mittelbar benachbarten  Vorkommen  aber  bis  tief  unter  die  von 
den  Sickerwassern  durchflossene  äußerste  Haut  der  Erdrinde 
hinabreicht. 

BOUNHAKDT2)  ist  in  seinem  klassischen  Werk  über  die 
Siegener     Eisensteingänge     diesen    Verhältnissen     näher     nach- 


')  E.  WaldSCHmidt:  Dolinen  im  mitteldevonischen  Kalk  bei 
Elberfeld.  Jahresber.  des  Naturwissenschaft!.  Vereins  in  Elberfeld, 
II.  10,  1903. 

■  \Y.  Bornhaiidt:  über  die  Gangvcrliältnisse  dea  Siegerlandea 
und  seiner  Umgebung.  —  Teil  I:  Archiv  für  Lagerstättenforschung, 
II   2,   Berlin  1910,  S.  266-308;  Teil  II,  ebenda,  11.8,  1912,  S.  42S-433. 

Derselbe:    Die    Erzvorkommen    des    Rheinischen    Schiefergebii 
Metall    und    Erz,    L912  13,     II.  1.    —    Vgl.   auch    über  ähnlich.'    Beob- 
achtungen   an    anderen    Orten:    Stelznbr-B ergbat :    Erzlagerstätten, 
L905/06    -   548     ll 


39, 


gegangen.  Er  führt  eine  überraschend  große  Zahl  von  Fällen 
aus  dem  Siegerlaude  und  dessen  weiterer  Umgebung  an,  die 
alle  das  gemein  haben,  daß  Spateisenstein  nicht  nur  in  derben 
Brauneisenstein,  sondern  auch  in  Braunen  Glaskopf  umgewan- 
delt ist,  der  als  rindenartiger  Überzug  oder  als  Füllung  in 
den  den  derben  Brauneisenstein  unterbrechenden  Hohlräumen 
in   tropfsteinähnlichen    Massen   auftritt. 

Am  auffälligsten  ist  in  dieser  Hinsicht  das  von  ihm 
angeführte  Beispiel  der  Grube  Friedrichssegen  bei  Ems,  wo 
bis  zu  550  m  unter  dem  Ausgehenden  (=  380  m  unter 
Stollensohle  =  265  m  unter  dem  Spiegel  der  Lahn  bei  Ems) 
noch  Brauneisenstein  in  stalaktitischer  Form  in  der  ganzen 
Gangmächtigkeit  und  auf  große  streichende  Erstreckung 
ansteht. 

Auch  Grube  Bollnbach  bei  Herdorf  ist  sehr  bemerkens- 
wert: Auf  der  357  m- Sohle  tritt  noch  viel  Brauneisenstein 
von  tropfsteinähnlicher  Form  auf;  auf  der  397  m- Sohle  ist  er 
zwar  zu  Ende,  sie  weist  aber  zahlreiche  ausgelaugte  Hohl- 
räume  im   Spateisenstein   auf. 

Da  diese  tropfsteinähnlichen  Brauneisensteine,  wie  BORN- 
HABDT  betont,  nur  aus  verdunstenden  Sickerwassern,  also  in 
lufterfüllten  Hohlräumen,  ausgeschieden  sein  können,  muß 
der  benachbarte  Teil  des  Gebirges  s.  Z.  über  dem 
Grundwasserspiegel  gelegen  haben  und  kann  erst 
nach  der  Entstehung  der  mächtigen  Umwandlungs- 
zone in  das  heutige  tiefe  Niveau  herabgesunken 
sein.  Zu  demselben  Schluß  führt  das  vielfach  —  wie  z.  B. 
auf  Grube  Bollnbach  —  beobachtete  Vorkommen  von  Aus- 
laugungsräumen  in  einer  unter  der  Oxydationszone  folgenden 
Auslaugungsregion:  Sickerwasser  haben  beim  Durchwandern 
der  oberen  Gangteufen  ihren  Sauerstoff  in  der  Oxydations- 
zone abgegeben,  können  daher  in  größerer  Tiefe  nicht  mehr 
oxydierend,  sondern  nur  noch  auflösend  wirken,  zumal  wenn  sie 
Kohlensäure   aufgenommen   haben.   — 

Im  Aachener  Bezirk  sind  die  sulfidischen  Blei-  und  Zink- 
erze bekanntlich  im  allgemeinen  an  den  Kohlenkalk  gebunden. 
Die  erzreichen  Lösungen  sind  auf  den  Querspalten  zugewandert 
und  haben  sich  an  diesen  sowie  von  ihnen  ausgehend  ent- 
lang den  begrenzenden  sandig-schiefrigen  Schichten  des  Ober- 
devons und  des  Produktiven  Carbons  an  die  Stelle  des 
Kalksteins  gesetzt.  Sie  füllen  dabei  vielfach  Hohlräume  im 
Kalkstein  aus,  und  zeigen  durch  ihren  schaligen  Bau  („Schalen- 
Mende")  und  durch  ihre  tropfsteinähnlichen  Formen,  daß  sie 
aus     verdunstenden     Lösungen      ausgeschieden      worden      sind. 

28* 


—      39  6      — 

BORNHARDT1)  schreibt  in  dieser  Hinsicht:  „Zugleich  geht 
aus  den  Nachrichten  hervor,  daß  ein  erheblicher  Teil  des 
Erzinhaltes  bis  in  die  größten,  durch  den  Bergbau  erreichten 
Teufen,  die  z.  T.  auf  Hunderte  von  Metern  unter  den  natür- 
lichen Grundwasserstand  hinabgehen"  —  bei  Grube  Schmal- 
graf und  Diepenlinchen  bis  zu  175  und  250  m  — ,  „schaligen 
Bau  und  stalaktitische  Formen  aufweist,  woraus  mit  Sicher- 
heit zu  schließen  ist,  daß  zum  mindesten  dieser  Teil  der  Erze 
in  offenen  Hohlräumen  oberhalb  des  Grundwasserspiegels  aus 
niedersickernden  und  niedertröpfelnden  Wassern  ausgeschieden 
worden  ist.  Während  in  den  oberen  Teufen  der  Vorkommen 
Galmei  vorherrscht,  finden  sich  beim  tieferen  Niedergehen  nur 
sulfidische  Erze,  die  großenteils  aus  einem  lagenförmigen 
Wechsel  von  Schalenblende,  Bleiglanz   und  Markasit  bestehen." 

Wir  kommen  demnach  für  den  Aachener  Bezirk  aus  der 
Lage  dieser  „Cementationszone"  zum  Grundwasser  zu  dem 
gleichen  Ergebnis  wie  vorher  für  das  Siegerland:  Das  Ge- 
birge muß  nachträglich  in  das  jetzige  tiefe  Niveau 
versenkt   worden   sein. 

Herrn  Borniiardt  verdanke  ich  sodann  den  Hinweis,  daß 
die  ebenfalls  an  Kalkstein  gebundenen  Blei-  und  Zinkerzvor- 
kommen von  Schwelm,  Brilon  und  Iserlohn  nicht  nur  ganz  den 
gleichen,  wesentlich  durch  Galmei  und  vor  allem  durch  Schalen- 
blende bezeichneten  Lagerstättentypus  darstellen,  sondern 
ebenfalls  eine  heut  tief  im  Grundwasser  liegende 
Cementationszone  besitzen.  So  haben  die  auflässigen 
Iserlohner  Gruben   seinerzeit  Teufen  von   150 — 180  m   erreicht. 

Da  der  Grundwasserspiegel  von  der  Tiefe  der  Täler  und 
damit  letzten  Ortes  von  der  Erhebung  des  Gebirges  über  dem 
Meeresspiegel  abhängt,  so  ergibt  sich  der  Schluß,  daß  alle 
die  genannten  Gebiete  sich  einst  in  relativ  größerer  Meeres- 
höhe befunden  haben.  BORNHARDT  nimmt  an,  daß  die  be- 
treffenden Ganggebiete  in  einer  bestimmten  Epoche  der  geolo- 
gischen Vergangenheit  zufolge  gebirgsbildender  Vorgänge 
eine  höhere  Lage,  als  Horste  emporragend,  eingenommen 
haben,  so  daß  die  hierin  aufsetzenden  Gänge  im  Gegensatz 
zu  anderen  bis  zu  ungewöhnlicher  Tiefe  von  den  Sicker- 
rn    oxydiert   und   umgewandelt   werden    konnten. 

Er  legt  dabei  —  sicherlich  mit  Recht  —  besonderen 
Wert  darauf,  daß  das  Land  gebirgig  war,  weil  es  nur  in 
einer  zertalten  Gebirgslandschaft  denkbar  ist,  daß  die  Nieder- 
schläge,    bevor    sie     in     den    tief    eingeschnittenen   Tälern    als 

■    \\  .   Bornhardt:   a.  a.  0.,  Teil  II,  S.  I'.»l. 


—     397     — 

Quellen  wieder  austreten,  bis  zu  großer  Tiefe  in  den  zwischen 
den  Tälern  hoch  aufragenden  Gebirgsrücken  versickern  und  die 
Erzgänge  umwandeln.  Dabei  ist  er  geneigt,  die  gebirgsbilden- 
den  Vorgänge  mit  der  jüngsten  Gruppe  der  Störungen  Dieck- 
manns, mit  den  meridionalen  Brüchen,  in  ursächlichen  und 
zeitlichen   Zusammenhang  zu   bringen. 

Diese  Vorstellung  schließt  naturgemäß  die  weitere  nicht 
aus,  daß  sich  das  Festland  als  Ganzes  relativ  gehoben  hat; 
ja  diese  Annahme  erscheint  mir  bei  der  großen  Verbreitung 
der  Erscheinung  und  auch  deshalb  notwendig,  Aveil  tief  ein- 
geschnittene Täler  ja  immer  erst  —  wenn  auch  tektonisch 
bedingt  —  durch  die  Erosion  des  fließenden  "Wassers  geschaffen 
werden.  Dazu  aber  ist  wieder  ein  beträchtlicher  Höhenunter- 
schied  zwischen  Festland  und  Meer  Voraussetzung. 

Wir  gelangen  damit  zu  der  Vermutung,  daß  die  an  einer 
großen  Anzahl  rheinischer  Erzgänge  beobachtete  tiefreichende 
Umwandlungszone  eine  gemeinsame  Eigenschaft  aller  Gänge 
war,  die  dort  durch  spätere  Abtragung  wieder  verschwunden 
ist,  wo  einzelne  Schollen  in  einer  nachfolgenden  Periode  sin- 
kenden Festlandes  in  der  Senkung  zurückgeblieben  sind.  Wir 
müssen  also  mit  dem  Vorhandensein  bzw.  der  Ent- 
stehung eines  Gebirges  in  älterer  Zeit  und  mit  einer 
nachfolgenden   Senkungsperiode  rechnen. 

Suchen  wir  diese  tektoniscben  Vorgänge  zeitlich  festzu- 
legen, so  sind  zunächst  die  diesbezüglichen  Angaben  von 
Kr/)CKMANN  und  besonders    von  BORNHARDT   von   Bedeutung. 

Ersterer1)  spricht  für  die  Erzvorkommen  der  Aachener 
Gegend  in  sehr  vorsichtiger  "Weise  „der  mit  der  Tertiärzeit 
hervortretenden  Schaffung  der  heutigen  Oberflächen-  und  Grund- 
wasserverhältnisse einen  wesentlichen  Einfluß  auf  die  Um- 
gestaltung und  Umformung   der   Lagerstätten"    zu. 

BORNHARDT")  kommt  für  die  tiefreichende  Oxydations- 
zone der  Siegerländer  Gänge  und  für  die  Cementationszone 
der  Aachen-Briloner  Erze  zu  einer  gleichzeitigen  Entstehung 
„in  weiter  zurückliegender,  spätestens  tertiärer  Zeit  .  Von 
entscheidender  Bedeutung  ist  dabei  die  Tatsache,  daß  tertiärer 
Basalt  an  der  damals  schon  vorhandenen  i'.rauneisenzone  von 
Spateisensteingängen    Kontaktwirkungen   hervorgerufen   hat. 

Speziell  hinsichtlich  der  Cementationszone  der  Blei-Zink- 
erzvorkommen    in  den   Massenkalkgebieten    ist  die  andere   von 

1    F.  Klockmann:    Die   Ei  i  der  Gegend  von  Aachen. 

br.  KI.  AJlgem.  Deutsch.  Bergmannstae  zu  Aachen.  Berlin  1910. 
II.  S.  L5. 

W.  Bornhardt:  a.  a.  0.,  I.  S.  307,  II,  S.  169. 


—     398      — 

ihm  angeführte1),  seinerzeit  von  v.  HüKNE')  veröffentlichte  Be- 
obachtung sehr  wichtig,  daß  sich  in  den  Dolinen  des  Massen- 
kalkes  von  Bergisch-Gladbach,  und  zwar  im  Felde  Humboldt, 
scharfkantige  Stücke  von  Schalenblende.  Bleiglanz  und 
Schwefelkies  in  braunkohleführendem  Letten  gefunden  haben, 
woraus  geschlossen  wird,  daß  die  Cementationszone,  aus  der 
diese  Bruchstücke  stammen,  schon  ,,vor  Ablagerung  der  nieder- 
rheinischen   Braunkohlenformation"    vorhanden   gewesen   ist. 

Man  wird  diesen  Ausführungen  insofern  beistimmen 
müssen,  als  die  von  v.  HüENE  beobachteten  Vorkommen  von 
traubiger  und  drusiger  Schalenblende  und  von  Galmei  beweisen 
—  obwohl  etwas  derartiges  in  diesem  Gebiet  anscheinend  nie 
wieder  beobachtet  worden  ist  — ,  daß  im  Bereich  der  Glad- 
bacher Kalkmulde  Erze  von  dem  beschriebenen  Aachen-Briloner 
Typus  angestanden  haben  und  bis  auf  die  bescheidenen, 
ins  Tertiär  verschwemmten  Bruchstücke  bei  der  allgemeinen 
Abtragung  des  Gebirges  zerstört  worden  sind.  Ebenso  steht 
dann  fest,  daß  die  ehemals  vorhanden  gewesene  Cementations- 
zone dieser  Erze  älter  als  die  Braunkohlen  von  Gladbach 
sein  muß,  die  allerdings  mit  der  untermiocänen  Brauukohlen- 
formation   des   Niederrheins   nicht  ganz   identisch   sind. 

Bei  dem  Mangel  an  Aufschlüssen  ist  das  Alter  dieser 
Braunkohlen  bisher  nicht  so  einwandfrei  zu  klären  gewesen, 
wie  ich  es  wohl  wünschte.  Ich  halte  sie  vorläufig  für  das  Äqui- 
valent der  marinen  Schichten  des  Oberoligocäns3)  und  lasse  offen, 
ob    und    wie    weit    ihre   Bildung    noch   ins   Miocän   hineinreicht,. 

Jedenfalls  decken  sich  die  BOKMlAKDTschen  Schlußfolge- 
rungen hinsichtlich  der  Zeit,  in  der  die  Cementationszone 
spätestens  entstanden  sein  muß,  völlig  mit  dem  Ergebnis, 
zu  dem  ich  oben  hinsichtlich  des  Alters  der  Dolinen  gekommen 
bin,  in  denen  die  Bruchstücke  von  Schalenblende  gefunden 
worden  sind.  Eine  wesentlich  engere  Umgrenzung  der  Zeit 
könnte  sich  allerdings  dann  ergeben,  wenn  sich  etwa  heraus- 
stellen sollte,  daß  die  tiefen  Lotten  ebenfalls  bereits  Braun- 
kohlen führen.  — 

Im  folgenden  soll  nun  dem  Alter  der  Erscheinung  auf 
einem    anderen    Wege    nachgegangen     werden,    indem    wir   die 

1    \Y.  Bornhardt:  a.  a.  0.,  II,  S.  195. 

Buene:     Das     Vorkommen    von    Galmei,     Blende,    Bleierz, 
Schwefelkii  ankohle  bei  Bergisch-Gladbach.      Diese  Zeitschr.  4, 

571. 

Fi  [egi  i.:   Aufnahmeberichl  zu  den  Blättern  Mülheim  i  ,  Rh. 
and  Bitdorf  im  Jahre  1911.     Jahrb.  d.  Königl.  Preuß.  Geol.  Land       ist 
für  l'.'ll 


—     39d     — 

Auffassung  von  einer  Hebungs-  und  einer  nachfolgenden  Sen- 
kungsperiode  des  Schiefergebirges  in  das  Bild  hineinzubringen 
versuchen,  das  wir  uns  aus  anderen  geologischen  Erwägungen 
heraus  von  der  Entstehung  des  Rheinischen  Schiefergebirges 
machen.  Da  ergibt  sich,  daß  sie  jedenfalls  nicht  in  die 
jüngere  geologische  Vergangenheit  hinein  paßt,  für  die  die 
Entwicklung  des  Schiefergebirges  in  zufriedenstellender  Weise 
geklärt   ist,   in   das   Jungtertiär   und   das   Quartär: 

Am  Ausgange  der  Oligocänzeit  war  das  Rheinische 
Schiefergebirge  ein  erloschenes  Gebirge,  das  zwar  die  intensive 
varistische  Faltung  in  seinem  inneren  Bau  bewahrt  hat,  den 
Namen  eines  Gebirges  aber  morphologisch  nicht  mehr  verdient. 
Denn  nur  als  flacher  Schild  tauchte  es  mit  sanftem  Anstieg 
aus  dem  Nordmeer  empor,  um  ebenso  flach  zu  dem  Meer- 
busen des  Mainzer  Beckens  abzufallen.  Das  Gebirge  war 
fast   bis   zum   Niveau   des   Meeres   eingeebnet. 

Mit  dem  in  der  Miocänzeit  einsetzenden  Meeresrückzug 
nach  Norden  und  der  gleichzeitig  beginnenden  Aussüßung  des 
Mainzer  Beckens  wächst  das  Schiefergebirge  allmählich  höber 
aus  dem  Meere  heraus  und  wird  zu  dem  liorstgebirge,  als 
welches  wir  es  heut  vor  uns  sehen.  Dabei  lehrt  uns  der 
Prozeß  der  Talbildung,  der  für  den  Rhein  durch  zahlreiche 
Einzeluntersuchungen  vom  Beginn  der  Pliocänzeit  an  fortlaufend 
bis  zur  Gegenwart  verfolgt  worden  ist,  daß  in  der  Heraus- 
hebung des  Gebirges  wohl  Ruhepausen  zu  beobachten  sind, 
nirgends  aber  eine  Umkehr  ins  Gegenteil:  Der  gegenwärtige 
Zustand   ist  der  Höhepunkt   dieser   Entwicklung. 

Für  ein  Absinken  des  ganzen  oder  derjenigen  Teilgebiete 
des  Schiefergebirges,  in  denen  Erzgänge  mit  einer  besonders 
mächtigen  Umwandlungszone  aufsetzen,  in  ein  Hunderte  von 
Metern  tieferes  Niveau,  fehlt  daher  in  der  geologischen  Ent- 
wicklung des  Rheinischen  Schiefergebirges  im  Jungtertiär  und 
im  Quartär  ganz  und  gar  der  Raum,  weil  ja  die  Heraushebung 
bis   in   die   Gegenwart   hineinreicht. 

Wir  kommen  aus  diesen  allgemeinen  Betrachtungen  über 
die  geologische  Entwicklungsgeschichte  des  Rheinischen 
Schiefergebirges  heraus  zu  der  Überzeugung,  daß  die  heut 
unter  dem  Grundwasser  liegende  Umwandlungszone  solcher 
Erzgänge  vor  der  im  Miocän  einsetzenden  großen 
Hebungsperinde  entstanden  ist  und  auch  vor  dieser 
Zeit    bereits  ins  Grundwasser  versenkt  war. 

Dieses    Ergebnis    deckt    sich     vidi  ig    mit    der    oben    fest- 
sten   Tatsache,    daß    die    Periode   tiefreichender   chemischer 
Verwitterung  der  sandig-schiefrigeo  Gesteine   des  Paläozoicums 


400 


und  intensiver  Auslaugung  des  Massenkalkes  spätestens  im 
Oligocän  ihr  Ende  fand. 

Wir  werden  daher  geneigt  sein,  alle  diese  chemisch  - 
geologischen  Vorg  änge  als  eine  einheitliche  Erschei- 
nung zu  betrachten,  und  werden  sie  in  dieselbe  Periode 
der  geologischen  Vergangenheit  versetzen.  Die 
scheinbar  so  verschiedenen  Äußerungen  der  atmo- 
sphärischen Einwirkung  beruhen  im  Grunde  genommen 
nur  auf  den  Unterschieden  der  betroffenen  Gesteine, 
sowie  darauf,  daß  bei  den  Erzgängen  die  Zerklüftung  und 
Zerrüttung  des  Gebirges,  wie  wir  mit  BORNHAKDT  annehmen, 
die  Wasser  in  größere  Tiefen  versickern  ließ,  so  daß  hier  die 
chemische  Umwandlung  nach  der  Tiefe  zu  gleichsam  voraus- 
eilen konnte. 

Hat  diese  Periode  spätestens  im  Oligocän  ihr  Ende  ge- 
funden, so  ist  damit  doch  noch  keine  befriedigende  positive 
stratigraphische  Festlegung  gegeben.  Durch  die  folgende 
Überlegung  wollen   wir  ihr  näherzukommen   suchen: 

In  der  Mehrzahl  der  Fälle  ist  zweifellos  jede  Spur  der 
ursprünglichen  Verwitterungsdecke  —  zu  ihr  gehört  ja  auch 
die  Umwandlungszone  der  Erzgänge  -  -  durch  die  Abtragung 
während  der  jungtertiären  und  quartären  Zeit  wieder  aus- 
gelöscht worden.  Zu  ihrer  Erhaltung  ist,  abgesehen  von 
anderen  günstigen  Umständen,  in  jedem  Falle  erste  Vorbedingung, 
daß  die  tiefgründig  verwitterten  Gebirgsteile  in  der  Zeit  der 
oligocänen  Meerestransgression  unter  den  Meeresspiegel  oder 
wenigstens  unter  das  Niveau  des  schützenden  Grundwasser- 
spiegels versenkt  worden  sind.  Die  Vorgänge  chemisch-geolo- 
gischer Umwandlung  selbst  sind  daher  in  eine  noch  vor  der 
Transgression   liegende   ältere   Zeit  su  versetzen. 

Diese  oligocäne  Transgression1)  nimmt  bekanntlich,  wie 
im  übrigen  Norddeutschland,  so  auch  am  Rhein  bereits  im 
Mitteloligocän  iliren  Anfang.  Sie  macht  sich  in  gleicher 
Weise  in  der  Gegend  von  Aachen,  also  am  Nordabfall  des 
Hohen  Venns  bzw.  der  Ardennen,  in  der  Niederrheinischen 
Bucht  und  im  rechtsrheinischen  Gebiet  bemerkbar  und  ergreift 
sogar  das  südliche  und  südöstliche  Randgebiet  des  Schiefer- 
gebirges,  da  hier  der  Septarienton  aus  der  Kasseler  Gegend 
bis   ins   Mainzer  Becken   reicht. 

Leider  haben  wir,  wie  ich  anderweitig1)  ausführlich  dar- 
gelegt habe,    bisher   kein   genügend   klares  Bild   von   den  Wan- 


<;.    FlieOEI  :      l'i"    Beziehungen     zwischen     «lern     marinen     und 

l  ont mentalen  Tertiäi   usw.,  ;>.  ■'■  0. 


—      401      — 

derungen,  die  die  Küstenlinie  in  der  Nachbarschaft  des 
Rheinischen  Schiefergebirges  im  Unteroligocäü,  im  Eocän  und 
Paleocän  durchgemacht  hat.  Alles  in  allem  ist  es  bei  wesent- 
lich geringerer  .Meeresausdehnung  das  Bild  eines 
wiederholten  Vordringens  und  Zurückweichens.  Denn  braun- 
kohleführende Schichten  sind  neben  marinen  Ablagerungen 
und  Brandungsgeröllen  in  verschiedenen  Stufen  des  ältesten 
Tertiärs  am  Niederrhein  nachgewiesen.  Das  Rheinische 
Schiefergebirge  ist  in  dieser  Zeit  Festland  gewesen  und  hat 
wesentlich  höher  über  den  Meeresspiegel  aufgeragt  als  nach 
Beginn   der  mitteloligocänen   Transgression. 

Die  beschriebenen  chemisch-geologischen  Vor- 
gänge müssen  also,  wie  wir  nunmehr  aussprechen 
können,  mindestens  bis  ins  älteste  Tertiär,  ins 
Eocän  und  Paleocän,  zurück verlegt  werden,  wobei 
der  Anfangspunkt  der  Erscheinung  noch  offen  ist. 
In  dieser  Hinsicht  ist  folgendes  zu  beachten:  Die  Umwand- 
lungszone  ist  bisher  bei  den  Erzgängen  bis  zu  rund  500  m 
Tiefe  nachgewiesen,  und  man  muß  annehmen,  daß  die  oberen 
Gangteufen  nach  erfolgter  Umwandlung  in  demselben  Maße 
wie  das  Gebirge  selbst  bereits  wieder  abgetragen  worden 
sind.  In  gleicher  Weise  können  wir  die  heutigen  Auslaugungs- 
trichter  des  Massenkalkes  nur  als  eine  Resterseheinung  sehr 
viel  größerer  Vorgänge  ansehen.  Dadurch  wird  es  möglieh, 
daß  die  Entstehung  vielleicht  bereits  vor  der  Tertiärzeit 
ihren   Anfang  genommen   hat. 

Nun  kennen  wir  nahe  dem  Nordrande  des  Schiefer- 
gebirges von  mesozoischen  Ablagerungen  nur  solche  der  Trias 
und  des  Lias  sowie  des  Senons.  Die  die  Trichter  des 
Massenkalkes  von  Bergisch- Gladbach  füllenden  oberoligoeänen 
Sande  führen  in  ihren  Geröllagen  löcherige^  nur  wenig  trans- 
portierte und  daher  aus  nicht  großer  Entfernung  eingeschwemmte 

rsteingerölle,  die  mir  die  ehemalige  Verbreitung  senoner 
Schichten  von  Belgien  und  Aachen  her  bis  über  Köln  hinaus 
zu  erweisen  scheinen.  Das  Fehlen  anstehender  Kreide  in 
den    Massenkalktrichtern,     das   wir     bisher    annehmen     müssen, 

dann    so    zu    deuten,     daß    die    Auslaugungserscheinungen 
jünger,    d.  h.   erst  nach    Abtragung    des    Senons1),    entst. 
sind. 

')  Über  das    Vorkommen     von    Galmei    und    Schalenblende    bei 

Blankenroda.  unweit    Stadtberge,     in    cenomanem    Planer,    und    das 

sich     daraus  möglicherweise     ergebende     Dachcenomaue     AJter     der 

Umwandlung  I        Inge     siehe     Bornhardt,     a.a.O.,     Teil  II. 
S.  197. 


—      402      — 

Die  in  den  Dolinen  im  Liegenden  des  Oberoligocäns  auf- 
tretenden Tone  und  Sande  gehören  dann  ins  Eocän1),  und  die 
Periode  tiefer  chemischer  Verwitterung  steht  in 
engem  Zusammenhang  mit  der  erneuten  Hebungszeit 
des  Schiefergebirges,  die  mit  dem  allgemeinen 
Meer e3rückzug  am  Ende  der  Kreidezeit  einsetzt. 

Ich  trage  jedoch  vorläufig  noch  Bedenken,  in  diesem  Er- 
gebnis, das  von  der  Auffassung  BOENHARDTS  hinsichtlich  der 
Erzgänge  wohl  kaum  abweicht,  einen  absolut  zwingenden  Beweis 
zu  sehen,  wenngleich  ein  hoher  Grad  von  Wahrscheinlichkeit 
vorhanden   ist. 

Bei  der  endgültigen  Stellungnahme  spielt,  solange  keine 
neuen  tatsächlichen  Beobachtungen  vorliegen,  die  Vorstellung 
eine  Rolle  mit,  die  man  sich  von  dem  Zustande  des  Schiefer- 
gebirges in  mesozoischer  Zeit  macht.  Die  Rheinische  Masse 
ist  an  ihrem  Rande  und  in  einem  bestimmten  Teilgebiete,  dem 
Westeifeler  Graben,  vom  Trias-  und  Liasmeere,  bedeckt  ge- 
wesen; es  ist  aber  keineswegs  feststehend2),  daß  diese  Meeres- 
bedeckung sich  über  das  ganze  Schiefergebirge  erstreckt  hat. 
Jedenfalls  ist  dieses  in  jungmesozoischer  Zeit  Festland  ge- 
wesen. Denn  die  senonen  Schichten  von  Aachen3)  lassen  in 
ihrer  faziellen  Entwicklung  und  ihren  speziellen  Lagerungs- 
verhältnissen die  Schwankungen  der  in  der  Nähe  liegenden 
Meeresküste  deutlich  erkennen.  Daß  das  Meer  der  Senonzeit 
nur  den  äußersten  Rand  des  Schiefergebirges  berührte,  geht 
auch  daraus  hervor,  daß  die  oberoligocänen  und  pliocänen 
Kiese,  soweit  sie  innerhalb  des  Gebirges  auftreten,  frei  von 
Feuersteingeröllen   sind. 

Infolge  dieser  Erwägungen  erscheint  es  immerhin  denkbar, 
daß  die  Verwitterungsrinde  des  devonischen  Gebirges  teilweise 
vielleicht  schon  in  vorsenoner  Zeit  zur  Ausbildung  gelangt  ist, 
und  daß  die  fürs  Ende  der  Kreidezeit  und  im  Alttertiär  nach- 
gewiesene Periode  tiefer  chemischer  Verwitterung  mit  ihren 
Anfängen   weiter  ins   Mesozoicum  zurückreicht.    — 

Aber  noch  nach  einer  anderen  Richtung  hin  eröffnet  uns 
di       Beschäftigung    mit    den    erhalten    gebliebenen    Abtragungs- 


Die   in    den   Trichtern   des   Massenkalkes   von    Bergisch-G 
bach  •■  en  Brauneisensteine  entsprechen   demnach  stratigrap bisch 

•  Iberrheingebietes  und  der  Schweiz. 
Fliegel:  Zum  Gebirgsbau  der  Eifel.     Verhandl.  Naturbist. 
Ver.   Rheinl.  68,  1911. 

E.   lim  / \n  ki:    Die  Geologie  de     Nordabfalles  der  Eifel  usw. 
Abhandl.  Königl.  Preuß.  Geol.  Landesanst.  \.  F.,  66,  Berlin,  L910,  S.  111. 


—     403     — 

resten  tiefgründiger  chemisch-geologischer  Vorgänge  einen  inter- 
essanten  Ausblick: 

Trotz  der  seit  dem  Beginn  des  Miocäns  anhaltenden 
allmählichen  Heraushebung  des  Rheinischen  Schiefergebirges 
sind  die  Auslaugungserscheinungen  im  Massenkalk  nur  stellen- 
weise und  jedenfalls  nicht  beträchtlich  weitergeschritten. 
Ebenso  war,  wie  auch  BoiiNHARDT  annimmt,  die  Umwandlungs- 
zone der  Siegener  Spateisensteingänge  schon  damals  im  wesent- 
lichen in  ihrer  heutigen  Ausdehnung  vollendet.  Daß  die 
chemisch-geologischen  Vorgänge  in  dieser  langen  Zeit  die  Um- 
wandlungs-  und  Auslaugungszonen  nicht  haben  an  Mächtigkeit 
gewinnen  lassen,  ist  aber  nicht,  wie  man  zunächst  glauben 
möchte,  auf  eine  dem  Weiterwachsen  nach  der  Tiefe  entgegen- 
wirkende und  sie  ausgleichende  oberflächliche  Abtragung  zurück- 
zuführen, sondern  hat  seine  Ursache  in  einem  tatsäch  liehen 
Stillstand  dieser  Vorgänge,  wie  die  schon  genannten 
Kontaktwirkungen  von  tertiärem  Basalt  an  Brauneisenstein 
zeigen,  die  tief  unten  in  der  Oxydationszone,  nur  wenig  über 
der  unveränderten  Spateisensteinzone,  beobachtet  worden  sind1). 
Es  ist  also  eine  regional  wirkende,  andere  Ursache  für  diesen 
Stil  Istand  der  chemischen  Verwitterung  verantwortlich  zu  machen, 
und   das   kann  nur   das   Klima  sein: 

Die  lebhaft  rot-,  gelb-,  violett-,  zum  Teil  aber  auch  schnee- 
weißgefärbten2), immer  wieder  durch  die  Reinheit  der  Farbe 
ausgezeichneten  Verwitterungstone  der  unterdevonischen  Gesteine 
entstehen  unter  dem  Einfluß  unseres  heutigen  Klimas  nicht 
mehr.  Leider  sind  die  chemischen  Vorgänge,  die  zu  ihrer 
Bildung  führen,  noch  gar  nicht  erforscht,  so  daß  es  unmöglich 
ist,  sie  in  den  Einzelheiten  zu  erklären.  Wenn  wir  aber 
bedenken,  daß  sich  gleichartige  Verwitterungsprodukte  allem 
Anschein  nach  schon  im  Miocän,  also  während  eines  subtropi- 
schen Klimas,  nicht  mehr  bildeten  —  wir  kennen  solche  Farben 
nicht  aus  den  Braunkohlentonen  — ,  und  daß  andererseits  heut 
derartige  tiefgründige  Verwitterungserscheinungen  auf  die  Tropen 

tränkt  zu  sein  scheinen,  so  kommen  wir  zu  der  Annahme, 
eines  erheblich  wärmeren  und  niederschlagsreicheren  Klimas. 
das  wohl  mit  einer  üppigen  Vegetationsdecke  verbunden  war. 
für   die    Zeit   des    Alttertiärs. 

Diese  Folgerung  aus  chemisch-geologischen  Tatsachen  steht 
wiederum   in  gutem    Sinklang  zu   dem,   was  uns  der  Charakter 


\V.  Boknhardt,  a.  a.  0.,  [.,  S.  306. 
■:    Ähnlich    lebhaft,     besondi  Färbte    Tone    Bind    für    das 

mi  dee  Niederrheioischen  Tieflandes  Behr  charakteristi 


—     404     — 

der  tertiären  Floren  lehrt,  daß  nämlich  ein  anfänglich  tropi- 
sches Klima  sich  im  Miocän  zu  einem  subtropischen  gemildert 
hat,   um   sich   im   Pliocän   noch   weiter  abzukühlen.    — 


Ich  habe  mieh  im  vorstehenden  auf  solche  Verwitterungs- 
erscheinungen beschränkt,  die  einer  älteren  Periode  angehören. 
Es  wäre  ein  kleines,  sie  aus  dem  Jungtertiär  und  dem  Quartär 
durch  die  Anführung  anderer  chemisch-geologischer,  ebenfalls 
durch  die  Atmosphärilien  bedingter  Vorgänge,  z.  B.  die  tiefe 
Auslaugung  altquartärer  Flußkiese  oder  die  Bildung  tertiärer 
Kieselsandsteine  und  -Konglomerate,  zu  ergänzen.  Die  an- 
geführten Beispiele  werden  aber  genügen,  um  zu  zeigen,  daß 
die  chemisch-geo  logischen  Erscheinungen  für  die  Er- 
kenntnis der  geologischen  Entwicklungsgeschichte 
mancher  Gebiete  wertvoll  sind,  zumal  wenn  sie  ver- 
möge des  Schichtenverbandes,  in  dem  sie  auftreten, 
s  tr  atigraphisch   festgelegt  werden  können. 

Neben  der  Form  verdient  die  Beschaffenheit 
einer    alten    Land  ob  erf  lache    weitgehende    Beachtung. 


—     40  r,     — 


Neueingänge  der  Bibliothek. 

AHLBURf:,  J.:  Über  die  Natur  und  das  Alter  der  Erzlagerstätten  des 
oberungarischen  Erzgebirges.  S.-A.  aus:  Mitteilungen  a.  d. 
Jahrb.  d.  k.  ung.  geol.  Reicbsanst,  Bd.  .XX,  7.     Budapest   1913. 

—  Versuch  einer  geologischen  Darstellung  der  [nsel  Celebes.  Mit 
11  Tafeln  und  7  Figuren  im  Text.  Geol.  u.  paläontol.  Ab- 
handlungen. Herausgegeben  von  «1.  F.  I'omi'kck.i  und  Freih.  v. 
Hi  im       N.  F.,  Bd.  XII,  1.     Jena  1913. 

Bergt,  W.:  Über  Gabbro  im  Sächsischen  Erzgebirge.  Mit  1  Textfigur. 
S.A.  aus:   Neues  Jahrb.  Min.  1913,  Bd.  1.     Stuttgart  1!>13. 

—  Die  neuere  Kartographie  der  Kapverdischen  Inseln.  S.-A.  aus: 
Petermanns    Mitteilungen,    Jahrg.  59,    Juni    1913.      Gotha   1913. 

Berlin:  Feier  der  Kgl.  Technischen  Hochschule  zu  Berlin  am  10.  März 
1913  zur  Erinnerung  an  die  Erhebung  der  Nation  im  Jahre  1913. 

FELIX,  J.:  Über  eine  pliocäne  Korallenfauna  aus  Holländisch-Neu-Guinea. 
S.-A.  aus:  Berichte  d.  mathem.-physik.  Klasse  d.  Kgl.  Sachs.  Gesellscb. 
d.  Wissenschaften  zu  Leipzig,  Bd.  (»4,  Sitzung  v.  2.  Dezember  1912. 

—  Über  ein  cretaceisches  Geschiebe  mit  Rhizocorallium  Gläseli  n.  sp. 
aus  dem  Diluvium  bei  Leipzig.  S.-A.  aus:  Sitzungsber.  d.  Natur- 
forsch. Ges.  zu  Leipzig,  Jahrg.  39,  1912. 

FlSCHBR,  E.:  Geologische  Untersuchung  des  LocheDgebiets  bei  Balingen. 
Mit  7  Tafeln,  2  Textfiguren  u.  1  geolog.  Karte.  Geolog,  u.  paläontol. 
Abhandl.,  herausgegeben  von  E.  Kokbn,  N.  F.,  Bd.  XI,  4.  Jena  1913. 

—  In  welchen  Meerestiefen  haben  sich  unsere  Juraschichten  gebildet? 
S.-A.  aus:  Jahreshefte  des  Vereins  für  vaterländische  Naturkunde 
in  Württemberg,  Jahrg.  1912.     Stuttgart  1912. 

—  Über  einige  neue  oder  in  Schwaben  bisher  unbekannte  Versteine- 
rungen  des  Braunen   und  Weißen  Juras.     Stuttgart  1913. 

Frentzbl,  A.:  Die  Ölfelder  von  Gurion.  S.-A.  aus:  Petroleum,  Zeit- 
schrift  f.  d.  gesamten  Interessen  der  Petroleum-Industrie  und  des 
I'. 'tiol. miiii   Handels,  Jahrg.  VII,  23.     Berlin -Wien -London  1912. 

HÖRN,  F.:  Die  geologischen  Verhältnisse  des  Eibtunnels  nebst  einem 
Beitrage  zur  Geschichte  des  unteren  Eibtales.  Mit  2  Tafeln. 
S.-A.  aus:  Jahrb.  d.  Hamb.  wissenschaftl.  Anstalten,  XXIX,  1911. 
Hamburg  1912. 

—  Die  geologischen  Aufschlüsse  des  Stadtparkes  in  Winterhude  u. 
(\t-s  Eibtunnels  u.  ihre  Bedeutung  für  die  Geschichte  der  Ham- 
burger Gegend  in  postglazialer  Zeit.  S.-A.  aus:  Diese  Zeitschr. 
64,  3,  1912.     Berlin  1912 

—  Eine  Graptolithenkolonie  aus  Westergötland.  S.-A.  aus:  Geol. 
Koren.  Förhandl.,  Bd.  38,  4,  1911.     Stockholm  1911. 

Iliiii,   \\  . :    Zur    Kenntnis    der    Epidermis    von    Mariopttris    muricata. 
S-A.aus:   Diese  Zeitschr.  65,  3,  1913.     Berlin  191:'.. 
— ■     über  eine  neue  Fundortsverwechslung.        S-A.aus:  Diese  Zeit- 
schrift <>.">,  3,   1913.     Berlin   L913. 
Jaworski,  !■'..:  Kiu  Beitrag  zur  Stammesgeschichte  der  Austern.       S,   \. 
aus:    Zeitschr.   f.  induktive  Abstammungs-   und  Vererbungslehre, 
l'.d.  I\.  3,  1913.     Berlin   L913. 
Jentzsch,   A.:    über  die   geologischen    Bedingungen    des    preußischen 
Normalhöhenpunktes.        S.  L  aus:   Jahrb.  d.  Kgl.  Preuß.  Geolog. 
Landesanstalt  für  1912,   Bd.  88,  T.  II,  2.     Berlin  1913. 


—     406     — 

JOSSE,  E. :  Über  Forschung,  Technik  und  Kultur.  Rede  zur  Feier 
des  Geburtstages  Sr.  Maj.  des  Kaisers  und  Königs  Wilhelm  II. 
in  der  Halle  der  Kgl.  Techn.  Hochschule  zu  Berlin  am  25.  Januar 
1913.     München  1913. 

Kaiseh,  E.:  Die  geologische  und  mineralogische  Literatur  des  Rhein. 
Schiei'ergebirges  u.  der  angrenzenden  Gebiete  1907  —  1908. 

—  Desgl.  1909."  Nebst   Nachträgen   für  1907-1908.     Bonn    1911. 

—  Desgl.  1910.     Nebst  Nachträgen    für   1907—1909.      Bonn   1912. 

—  u.  Meyer,  H.:  Der  Untergrund  des  Vogelsberges.    Mil  einem  Über- 

blick   über    den    Aufbau    der   vulkan.  Gesteine.     Führer  zu   der 
Versammlung  des  Niederrhein,  geol.  Vereins  in  Gießen,  Frühjahr 
1913.     Bonn  1913. 
Koert,  \\.:  Wissenschaftliche  Ergebnisse  einer  Erdölbohrung  bei  Holm 
in  Nordhannover.       S.-A.  aus:  Jahrb.  d.  Kgl.  Preuß.  Geolog.  Landes- 
anstalt für  1912,  Bd.  33,  T.  I,  3.     Berlin  1912. 
Kranz,  W.:   Bohrungen  in  der  Swinepforte.         S.-A.  aus:  Jahrb.  d.  Kgl. 
Preuß.  geol.   Landesanst.  f.  1912,    Bd.  33.  T.  1,  3.      Berlin  1912. 

—  Die  heutigen  Landschaftsformen  in  der  Umgebung  von  Swine- 
münde.         S.-A.  aus:  Aus  der  Natur,  Jahrg.  9.     Leipzig. 

Krusch,  P.:  Die  Genesis  einiger  Mineralien  und  Gesteine  auf  der  sili- 
katischen Nickelerzlagerstätte  von  Frankenstein  in  Schlesien. 
.Mii   2  Figuren  S.-A.  aus:  Diese  Zeitschr.  64,  12,  1912. 

—  Jura,  Muschelkalk  und  Rötkalke  in  der  Bohrung  „Schwarze 
Erde  14"  bei  Raesfeld.  S.-A.  aus:  Diese  Zeitschr.  65,  2,  1913. 
Berlin    1913. 

Lang,  R. :  Geologische  Charakterbilder,   herausgegeben  von  H.  Stili.b. 
14.  Heft.     Der  Nordrand  der  mittleren  Schwäbischen  Alb.     Berlin 
l'.tl.'l. 
Leipzig,  Stadt.  Museum   für  Länderkunde.    Ergänzung  zum  Führer  durch 
das  Museum   für  Länderkunde,  herausgegeben   von  der  Direktion. 
Mit    1   Plan  des  Saales  und  1  Tafel.     Leipzig  1912. 
Lucius,  M. :  Die  Tektonik  des  Devons  im  Großherzogtum  Luxemburg. 
Mit  7  Tafeln  u.  1  geolog.  Übersichtskarte.         Beilageband  zu  den 
Mitteilungen  der  Gesellsch.  Luxemburger  Naturfreunde,  Jahrg.  1913. 
Luxemburg  1913. 
Mainea,  C:  Das  bifilare  Kegelpendel.    (Instrument  für  die  Aufzeichnung 
von   Erdbeben.)         S.-A.   aus:   Mitt.   d.   Philomath.    Ges.  in  Elsaß- 
Lothringen,  Bd.  IV,  5,  1912.     Straßburg  1913. 
MERRILL,  G.  P.:    A    newly   found   meteoric  iron  from   Perryville,   Perry 
County,  Missouri.       S.-A.  aus:  Proc  of  the  U.  St.  Nat.  Mus.,  Bd.  43. 
Washington  1912. 
—  A  newly  found  Meteorite  from  near  Cullison,  l'ratt  County,   Kansas. 
S.-A.  aus:  Proc.  of  the  U.  St.  Nat.  Mus.,  Vol.  44.     Washington  1913. 
Meyer,  IL:  Der  Zechstein  in  derWetterau  und  die  reginale  Bedeutung 
seiner  Fazies.        S.-A.  aus:  Bericht  d.  ober hess.  Ges.  f.  Natur   und 
Heilkunde,    zu     Gießen.      N.   F.       Naturwiss.   Abt.,  Bd.  V,  1912. 
Gießen  1913. 

—  III.   Cotschna — Schams— Oberhalbsteio      Oberengadin.     2.  An- 

Savognin.  S.-A.  aas:  Führer  zu  geol.  Exkursionen  in 
Graubünden  und  in  den  Tauern.  Leipzig  L913. 
Naumann,  F.:  L'ber  einige,  vulkanische  Erscheinungen  im  Werratale. 
Vortrag,  gehalti  □  in  der  Sitzung  der  Geolog.  Landesanstalt  vom 
22.Februai  L912.  Mit  1  Figur  im  Text.  S.-A.  aus:  Jahrb.  d. 
Kgl.  Preuß.  Geolog.  Landesanst.  f.  L912,  Bd.  33,  T.  I,  IL  3.  Berlin 
1912, 


—     407     — 

NAUMANN,  E.:  Über  die  Zech.steinforma.tion  des  Blattes  Eisenach-W'  -t. 
Bericht  über  die  Aufnahme  des  Blattes  Eisenach -West  im  Jahre  1910. 
S.-A.  aas:  .Jahrb.  d.  Kgl.  Preuß.  Geolog.  Landesanstalt  für  1910, 
Bd.  31,  II,  3.     Berlin   1913. 

—  Drei  Muschelkalkprotile  und  ein  Grenzprofil  zwischen  Muschelkalk 
und  Keuper  aus  Thüringen.  S.-A.  aus:  Mitteilungen  der  Geo- 
graph. Ges.  (für  Thüringen)  zu  Jena,  Bd.  31,  1913.     Jena  1913. 

ORTMANN,  F.:  Die  Mikrodileren  der  Kieselsyongien  in  Schwammgesteinen 

der   senonen  Kreide.     Vorläufige  Mitteilung.  S.-A.    aus:    Neues 

Jahrb.  Min.  1912,  Bd.  II.     Stuttgart    1912. 
PfiAESENT,  H. :    Die    landeskundliche    Literatur   von  Vorpommern    und 

Rügen   190G  — 1912.      S.-A.  aus:  XIII.  Jahresber.  der  Geogr.  Ges. 

zu  Greifswald  1911/12.     Greifswald  1913. 

—  Die  höchste  marine  Grenze  auf  Bornholm.  S.-A.  aus:  Diese  Zeitschr. 
<>5,  Monatsber.  1,  1913.     Berlin  1913. 

QüIRlNG,  II.:  Zur  Theorie  der  Horizontalverschiebungen.  S.-A.  aus: 
Zeitschr.  f.  prakt.  Geol ,  Jahrg.  XXI.     Berlin  1913. 

—  Zur  Tektonik  der  KitVIkalkmulde  von  Sötenich.  (Vorläufige  Mit- 
teilung.) S.-A.  aus:  Jahresber.  d.  Schles.  Ges.  f.  vaterl.  Kultur. 
Sektion  f.  Geologie,  Geographie,  Berg-  u.  Hüttenwesen.  Breslau  1913. 

—  Zur  Stratigraphie  der  Nordosthälfte  derSötenicherMulde.  Inaug.-Diss. 
a.  d.  Rhein.  Friedr.-Wilh. -Universität  Bonn.     Berlin   1913. 

Range,  P.:  Neue  Glimmerlagerstätten  in  Deutsch-Ostafrika.  S.-A.  aus: 
Diese  Zeitschr.  65,  Monatsber.  1,  1913.     Berlin  1913. 

—  Topography  and  Geology  of  the  German  South  Kalahari.  S.-A.  aus: 
The  Transactions  of  the'Geol.  Soc.  of  S.  Africa,  Vol.  XV,  1912. 

RaSSMUSS,  H.:   Zur  Morphologie  des  nordwestlichen  Böhmen.         S.-A. 

aus:  Zeitschrift  der  Gesellsch.  f.  Erdkunde  zu  Berlin,  1913,  Nr.  1. 
Riedel,    A.:    Bericht    über    die  Exkursion    zum   Oesel    und    zur  Asse 

gelegentlich    der    Frühjahrs -Hauptversammlung    des    Niedersächs. 

geolog.   Vereins    Hannover    in    Braunschweig    am    11.  April   1912. 

S.-A.    aus:    5.   Jahresber.    des    Niedersächs.    geolog.    Vereins    zu 

Hannover.     1912. 

—  Ein  diluviales  Eisenkonglomerat  bei  Bienrode  nördlich  von 
Braunschweig.  Vortrag,  gehalten  zu  Braunschweig  in  der  Früh- 
jahrs -  Hauptversammlung  des  Niedersächs.  geol.  Vereins  am 
12.  April  1912.  S.-A.  aus:  V.  Jahresber.  des  Niedersächs.  geol. 
Vereins   zu   Hannover.     Hannover  1912. 

RlMANN,  E.:  Geologische  und  wirtschaftliche  Betrachtungen  über  Deutsch- 
Südwestafrika.  S.-A.  aus:  Abhandl.  der  naturwissensch.  Gesellsch. 
Isis  in  Dresden,  Jahrg.  1912,  2.     Dresden  1913. 

Rzehak,  A.:  Das  Alter  des  subbeskidischen  Tertiärs.  S.-A.  aus:  Zeitschr. 
(I.  mähr.  Landesmus.  Bd.  XIII.     Brunn   1913. 

Sacco,    F.:    La  Courbe    hypsographique    de    l'Ecorce    terrestre. 

äideratioDa  geologiques.       s.-A.  aus:  Saggi  de  Astronom ia  Popolare. 

heue,     L912. 

—  L'Esogenia  Quaternaria  nel  Gruppo  dell' Argen tera  (Alpi  Marittime). 
S.  \.  aus:  Giorn.  di  Geologia  Prat.  Anno  IX,  Fase.  V— VI. 
Perugia   1912 

—  La  Puglia.     Schema  I  Roma  1911. 

—  Geoidrologia  dei  Pozzi  profondi  della  Valle  Padana.  S.-A.  aus: 
Giorn.  di  Geol.  Trat.     Anno  X,  Fase.  [V.     ödine  L912. 

—  La  Geotettonica  dello  Appennino  Meridionale.     Roma   1912. 

—  Fenomeni  Filoniani  e  Pseudofiloniani  nel  Gruppo  dell'Argentera. 
-    \.  aus:    \tti  della  Soc.  It.  di  Sc.  Nat.  Vol.  50.     Pavia  191] 


—     408     — 

Sacco,  F.:  L'Avvenire  della  Geotermica  Applicata.  S.-A.  aus:  Rivista 
mens  di  Sc.  Nat.     „Natura."     Vol.  III.     Pavia  1912. 

—  I  Gliiacciai  Antichi  ed  Attuali  delle  Alpi  Marittime  Centrali. 
S.-A.  aus:  Atti  della  Soc.  If.  di  Sc.  Nat.     Vol.  51.     Pavia  1912. 

—  Quintino  Sella  Ceiini  biografici  nel  Cinquantenario  dolla  Fon- 
dazione  della  R.  Scuola  d'Applicazione  per  Ingegneri  in  Torino. 
S.-A.  aus:  Rivista   il   Valentiuo  N.  2  e  3.     Torino  1911 

SfJHLOSSMACHER,  K.:  Die  geologischen  Ergebnisse  der  Expedition  Hans 
Meters  1911  durch  das  Zwischenseengebiet  Ost-Afrikas.  S.-A.  aus: 
Mitteilungen  aus  den   deutschen  Schutzgebieten.    Ergänzungsheft  6. 
Berlin  1913. 
Schulz,  E.:   Altersfolge  der  primär  ausgeschiedenen    sulfidischen   Mine- 
ralien  in   den   oberschlesischen  Zink-  und  Bleierzlagerstätten  und 
die  Bedeutung  der  Altersfolge  der  primär  ausgeschiedenen  Mine- 
ralien  der  Erzlagerstätten    überhaupt.     Vortrag,   gehalten  in  der 
1  Ortsgruppe    Bonn    d.    geol.  Ver.   zu    Köln    am    11.   Mai    1912. 
S.-A.  aus:  Geol.  Rundschau,  Bd.  IV.  2.     Leipzig   1913. 
Schulz,  L. :  Betrachtungen   über  die  Ursachen  der  Eiszeiten   und  die 
Möglichkeil   der  Feststellung  der  Zeit,   wann  sie  die  Erde  heim- 
suchten.    Graz  1913. 
Schulze,  F.  E.:    Nomenciator  animalium  generum   tt  subgenerum.     Ver- 
teilung der  Gruppen  unter  die  Mitarbeiter  und  ungefähre  Schätzung 
der  Zahl  der  Namen.     Berlin  1913. 
Spitäler,  R.:  Die  Achsenschwankungen  der  Erde  als  Ursache  der  Aus- 
lösung von  Erdbeben.       S.-A.  aus:  Sitzungsber.  d.  Kaiserl.  Akad. 
d.  Wissensch.  in  Wien,  Matli.-naturw.  Klasse,  Bd.  122,  IIa,  1913. 
Wien   1913. 
Stille,  H.:    Senkungs-,   Sedimentations-  und   Faltungsräume.  S.-A. 

aus:  Comple  Rendu  du  AN  Congres  Geol.  Intern.    Stockholm  1912. 

—  Tektonische  Evolutionen  und  Revolutionen  in  der  Erdrinde. 
Antrittsvorlesung,  gehalten  am  22.  Januar  1913  in  der  Aula  der 
Universitär  Leipzig.     Leipzig  1913. 

VoiTj   F.  W.:    Über  'inen   neuen  Typus  einer  Lagerstätte  von  gediegen 

Kupfer  auf  Nowaja  Semlja.       S.-A.  aus:  Zeitschr.  f.  prakt.  Geologie, 

Jahr-.  XXI.   II.  L,   1913.'     Berlin  1913. 
Walthek,  K . :   I  berein  Vorkommen  von  Epidotadinole  und  gefritteten 

Sedimenten   aus   «lern   Süden    der    Republik    Uruguay.      S.-A.  aus: 

Zentralbl.  Min.  1913,3.     Stuttgart  1913. 

—  Über  Transgressionen  der  oberen  Gondwana- Formation  in  Süd- 
brasilien  und  Uruguay.     S.-A.  aus:  Zentralbl.  Min.  1912,  13. 

—  Zur  Geologie  der  Gegend  von  Seibai  im  Staate  Rio  Grande  do  Sul 
und  dner  Kupfererzlagerstätten.  S.-A.  aus:  Zeitschr.  f.  prakt.  Geol., 
Jahrg.  XX,  10.     Berlin  1912. 

Woli  i  .  W.:  Die  geologische  Entwickelung  Westpreußens.  S.-A.  aus: 
Schriften  der  Naturf.  Ges.  in  Danzig.  N.  F.,  Bd.  XIII,  H.  3  u.  4. 
Danzig  1913. 

WüRM,  A.:  I>ie  technisch  nutzbaren  Gesteine  Badens.  S.-A.  aus: 
Der  Steiobrueh,  Nr.  31,  Jahrg.  VII.     Berlin. 

—  Beiträge  zur  Kenntnis  der  diluvialen  Säugetierfauna  von  Mauer  a.  d. 
Blsenz  (b.  Heidelberg).  S.-A.  aus:  Jahresber.  u.  Mitt.  des  Oberrh. 
Geol.  Vereins,  N.  F.,  Bd.  III,  II.  1.     Karl, ruhe  1913. 

—  Über  eine  neuentdeckte  Steppenfauna  von  Mauer  a.  d.  Elsenz  (bei 
Heidelberg).  S.-A.  aus:  Jahresber.  u.  Mitt.  des  Oberrh.  Geol. 
Verein-.    N.  F.,    Bd.  IM.    II.  1.      Karlsruhe    1913. 


.fnihm»  1  C  HO  er, 


fr-  ii.  Cn-dtxe* 


Zeitschrift 


der 

Deutschen  Geologischen  Gesellschaft. 

B.    Monatsberichte. 
Nr.  S/10.  1913. 


Protokolle   der  Hauptversammlung   am  7.,   8.  und 
9.  August  1913  in  Freiburg  i.  B. 


Protokoll  der  Sitzung  am  7.  August  1913. 

Herr  DEECKE  eröffnet  als  Geschäftsführer  die  Sitzung 
und  begrüßt  die  Versammlung  zugleich  im  Namen  der  Uni- 
versität, der  Philosophischen  Fakultät,  der  Stadt  Freiburg, 
der  Badischen  Geologischen  Landesanstalt  und  des  Geo- 
logischen Institutes  sowie  der  Herren  Professor  DOFLEIN  (des 
Direktors  des  Zoologischen  Institutes,  in  welchem  die  Sitzung 
stattfindet)  und  Professor  OSANN  vom  Mineralogischen  Institut. 

Darauf  gedenkt  Herr  DEECKE  der  Mitglieder,  die  der  Ge- 
sellschaft seit  der  letzten  Hauptversammlung  durch  den  Tod 
entrissen  wurden,   der  Herren: 

Dr.  Oskar  EBERDT,  Berlin, 
Professor  Dr.  Georg  Böhm,   Freiburg, 
Professor  Dr.  E.  KOKEN,   Tübingen, 
Professor  Dr.  HOLZAPFEL,   Straßburg  i.  E., 
Geheimer  Rat  Professor  Dr.  Herm.  CreDNER,   Leipzig, 
Professor  Dr.  VAN   CALKER, 
Professor  Dr.  STEENSTRÜP,    Kopenhagen, 
Professor  Dr.   LaSPEYRES, 
Professor  Dr.  R.  BÖRNES,    Graz,   und 
Dr.   L.  BENNIGES,    Friedenau. 

Zu  ihren  Ehren  erhebt  sich  die  Versammlung  von  den 
Sitzen. 

Schließlich  macht  Herr  DEECKE  eine  Reihe  praktischer 
Mitteilungen  für  die  "bevorstehenden  Sitzungs-  und  Exkursions- 

29 


—      410      — 

tage,  und  regt  die  Wahl  eines  Vorsitzenden  für  den  ersten  Sitzungs- 
tag   sowie    dreier  Schriftführer   für   die  Dauer  der  Tagung  an. 

Auf  den  Vorschlag  von  Herrn  SCHJERNING  wird  zum  Vor- 
sitzenden gewählt  Herr  Wichmann  (Utrecht),  zu  Schriftführern 
die  Herren  v.  SEIDLITZ,  CLOOS,   FISCHER  (Halle). 

Herr  Wahnschaffe  macht  den  Vorschlag,  Herrn  v.  Koenen 
bei  Gelegenheit  seiner  50jährigen  Mitgliedschaft  sein  Mitglieds- 
diplom zu  erneuern,  und  legt  ein  zu  diesem  Zwecke  besonders 
ausgeführtes  Diplom  den  Anwesenden  vor.  Der  Vorschlag  findet 
allgemeine   Zustimmung. 

Darauf  übernimmt  Herr  WiCHMANN  den  Vorsitz  und  teilt 
mit,  daß  der  Gesellschaft  als  neue  Mitglieder  beizutreten 
wünschen: 

Herr  Dr.  Dienemann,  Assistent  am  Geologischen  Institut 
der  Universität  Marburg  i.  H.,  vorgeschlagen  von  den 
Herren  Em.  Kayser,  Ahlburg   und   Fr.  Herrmann. 

Herr  HüGO  Lieber,  cand.  geol.  in  Marburg,  Uferstraße  8, 
vorgeschlagen  von  den  Herren  Em.  Kayser,  Ahlburg 
und  Obst. 

Herr  Dr.  Fritz  Behrend,  Assistent  an  der  Kgl.  Berg- 
akademie in  Berlin,  vorgeschlagen  von  den  Herren 
Krusch,  Michael  und  Wahnschaffe. 

Das  Geologisch- Mineralogische  Institut  der  Kgl.  Land- 
wirtschaftlichen Hochschule  in  Berlin  N.  4,  Invaliden- 
straße 42,    vorgeschlagen  durch   die  Herren  Fliegel, 

Schucht  und  Wahnschaffe. 

Frl.  Else  Wendel,  stud.  phil.,  Berlin-Groß-Lichterfelde, 
Tulpenstraße  5  a,  vorgeschlagen  durch  die  Herren  HüTH, 
Schnarrenberger  und  Wahnschafie. 

Zu  Rechnungsrevisoren  werden   ernannt   die   Herren  WEISE 

und  Stromer  von  Reichenbach. 

Herr  E.  WEPFER  spricht  Über  den  Zweck  enger 
Artbegrenzung  bei  den  Ammoniten. 

Der  Titel,  den  ich  meinen  Worten  vorgesetzt  habe,  be- 
darf einer  Erläuterung;  lange  habe  ich  geschwankt,  wie  ich 
ihn  wählen  sollte,  um  Mißverständnissen  vorzubeugen.  — 
Eins  vor  allem:  es  liegt  mir  fern,  mich  ganz  allgemein  an 
die  Frage  der  Abgrenzung  des  Artbegriffes  heranzuwagen. 
Wenn  ich  an  die  Worte  NeüMAYRs  denke,  der  vor  mehr  als 
20  Jahren    gesagt    hat   (Stämme    des    Tierreichs):    „Species    in 


—     411     — 

der  Paläontologie  lediglich  nach  dem  Vorhandensein  oder 
Fehlen  von  Übergängen  zu  unterscheiden,  ist  nicht  mehr  als 
ein  Spiel.  —  Leider  ist  diese  Überzeugung  noch  nicht  all- 
gemein zum  Durchbruch  gekommen,  und  man  hört  und  liest 
seltsamerweise  noch  oft  genug  ausgedehnte  Auseinandersetzungen 
über  die  Frage,  ob  zwei  der  Zeit  nach  aufeinanderfolgende 
Formen  als  gute  Arten  oder  nur  als  Varietäten  ein  und  der- 
selben Art  zu  betrachten  seien,"  —  da  muß  ich  zu  dem 
Schluß  kommen,  daß  die  theoretische  Erörterung  der  Frage 
nach  der  Abgrenzung  des  Artbegriffs  an  sich  ja  ganz  ersprieß- 
lich ausfallen  kann,  daß  sie  im  Grunde  aber  nur  ein  Streit 
um  des  Kaisers  Bart  ist.   — 

Gegenüber  den  zahlreichen  Erörterungen  über  dieses 
Thema,  die  mehr  oder  weniger  auf  die  Aufstellung  gewisser 
Grundsätze  hinauslaufen,  möchte  ich  meiner  Meinung  Ausdruck 
geben,  daß  die  Entscheidung  über  die  Abgrenzung  der  Art 
in  jedem  Fall  eine  empirische  Tatsache  sein  sollte:  Es  gibt 
kein  Rezept  für  die  Artenabgrenzung.  Eins  aber  steht  fest; 
der  zoologischen  kann  die  paläontologische  Art  nicht  gleich- 
gestellt werden,  dazu  fließt  sie  in  ihrem  Werden  und  Sichver- 
ändern zu  sehr  dahin.  „Der  Speciesbegriff  ist,""  sagt  Nku- 
MAYK,  „sobald  man  mit  einigermaßen  vollständigem  Material 
zu  tun  hat,  in  der  Paläontologie  unfindbar  und  unanwendbar, 
und  muß  aus  ihrem  Bereich  verschwinden."  —  Das  gilt  heute 
ebenso  wie  zu  NKUMAYKS  Zeiten;  und  es  ist  nicht  schwierig, 
aus  der  Literatur,  soweit  sie  sich  mit  der  Frage  der  Artab- 
grenzung beschäftigt,  den  Nachweis  zu  führen,  daß  keine 
einzige  Definition  der  paläontologischen  Art  mit  der  normalen 
zoologischen  Art  gleichgesetzt  "werden  kann,  einfach  wegen 
des   Begriffs   der  zeitlichen   Abgrenzung. 

Demnach  wäre  es  theoretisch  wirklich  besser,  den  Begriff 
Art,  der  sich  bei  uns  doch  nicht  so  präzisieren  läßt,  daß  wir 
ihn  praktisch  verwerten  können,  ganz  fallen  zu  lassen,  weil 
dieses  Wort  bereits  durch  den  Gebrauch  in  Zoologie  und 
Botanik  eine  ganz  bestimmte  Bedeutung  bekommen  hat,  die 
wir  —  ganz  allgemein  gesprochen  —  als  zu  eng  empfinden 
müssen.  Freilich,  so  oder  so,  in  der  Praxis  müssen  wir 
nicht  „Arten  abgrenzen"  zunächst,  sondern  Benennungen 
geben  zum  Zweck  der  Verständigung.  Es  kann  nicht  scharf 
genug  betont  werden,  daß  die  mehr  oder  weniger  notwendige 
besondere  Benennung  einer  neuen  Form  nichi>.  aber  auch 
durchaus  nichts  mit  dem  Begriff  der  Art  oder  der 
Gattung  zu  tun  hat.  Das  ist  an  und  für  sich  selbstver- 
ständlich;  aber  es  ist  ein  Unglück  der  Wissenschaft,   daß  diese 

29* 


—     412     — 

beiden  Dinge  durch  die  landläufige  Methode  der  Nomenklatur 
stets  durcheinander  geworfen  werden.  Es  ist  demnach  ein 
unbedingtes  Erfordernis,  daß  ihre  grundsätzliche  Verschiedenheit 
auch  in  ihrer  Behandlung  zum  Ausdruck  komme;  und  der  erste 
und  einfachste  Schritt  diesem  Ziel  entgegen  bestünde  in  mehr 
Zurückhaltung  im  Geben  neuer  Namen  und  Verwendung  einer 
Nomenklatur,  die  es  ermöglicht,  neben  der  systematischen 
Stellung  auch  noch  ein  weiteres  auszudrücken,  was  hinterher 
—  nämlich  bei  der  endgültigen  Einteilung  in  das  System  — 
je  nach  Bedürfnis  als  individueller  Charakter  ohne  weiter- 
greifende Bedeutung  abgestrichen  oder  beibehalten  werden 
könnte,  nämlich  ein  dritter  Name.  Damit  könnte  man  sich 
ein  gutes  Teil  Arbeit  sparen,  und  es  wäre  auch  dem  geholfen, 
der  nicht  sein  ganzes  Gedächtnis  mit  massenhaften,  großenteils 
gänzlich  sinnlosen  Namen  vollpfropfen  möchte.  Damit  fiele 
vor  allem  überhaupt  die  Notwendigkeit  weg,  fortwährend  neue 
Namen  zu  ersinnen  und  Gattungsnamen  aufzustellen,  wo  die 
Erhebung  zur  Gattung  als  ein  Unding  empfunden  wird,  die 
indes  notwendig  geworden  ist,  nur  um  innerhalb  des  Chaos 
von  Artnamen  wieder  einmal  eine  Abgrenzung  zu  treffen,  die 
notwendig  geworden  ist,  weil  die  frühere  Gattung  eben  in 
Untergattungen  zerlegt  worden  ist,  in  deren  keiner  die  ver- 
waiste  Form  Unterschlupf  findet! 

Ich  bin  weit  entfernt,  von  der  Trinomenklatur  allein 
eine  Rettung  aus  allen  unseren  Nöten  zu  erhoffen;  dort  in- 
dessen z.  B.,  wo  es  sich  um  Bearbeitung  von  Faunen  inner- 
halb eines  Gebietes  handelt,  dessen  Ilauptformen  längst  be- 
kannt sind,   da  könnte  sie  unschätzbare  Dienste  leisten. 

Die  Tendenz  in  der  Paläontologie,  festzustellen,  welche 
praktischen  Hilfsmittel  es  gibt,  um  die  einzelne  Form  mög- 
lichst eng  zu  umgrenzen,  sie  geht  aus  von  jenem  berühmten 
Satz,  wonach  wir  selbst  die  kleinsten  Unterschiede  festhalten 
müssen,  um  zunächst  die  Tatsache,  dann  aber  auch  den  Ver- 
lauf der  allmählichen  Veränderung  zu  verfolgen.  Dieser  Satz 
enthält  ein  zu  starkes  Quantum  Selbstverständlichkeit,  als  daß 
er  überhaupt  bestritten  werden  könnte;  wo  wir  eine  Ver- 
änderung im  Laufe  der  Zeit  finden,  da  müssen  wir  sie  fest- 
halten, cum  grano  salis,  wo  wir  eine  gesetzmäßige  Ver- 
änderung finden,  aber  nur  da,  wo  wir  sie  wirklich  finden, 
d.  h.,  wir  müssen  sie  suchen,  und  es  wäre  äußerst  merkwürdig, 
wenn  wir  nicht  bei  genauem  Hinsehen  zahlreiche  Unterschiede 
fänden.  Diese  Unterschiede  wird  auch  niemand  leugnen, 
jedoch  der  eine  wird  ihnen  diesen,  der  andere  aber  nur 
jenen    Wert    beimessen:    der    eine    denjenigen    von    Varietäten, 


—     413     — 

die  —  wer  weiß!  —  sich  vielleicht  einmal  als  selbständige 
Arten  herausstellen  könnten,  der  andere  wird  von  individuellen 
Unterschieden  reden  und  der  Sache  eine  absolute  Bedeutungs- 
losigkeit beilegen.  Der  erstere  wird  für  alle  Fälle  eine  be- 
sondere Art  Namen  anwenden,  und  die  Berechtigung  dieser 
Arbeitsweise  ist  es,  die  ich  bestreite.  Ich  bestreite,  daß 
derjenige  der  Wissenschaft  an  die  Hand  geht,  der  eine  Form 
einfach  darauflos  als  neue  Art  beschreibt,  nur  weil  sie  zufällig 
noch   nicht  abgebildet,   noch  nicht  beschrieben   ist. 

Wer  sich  einmal  mit  dem  Gedanken  vertraut  gemacht 
hat,  daß  es  weniger  die  Fülle  der  Formen,  als  die  Fülle  der 
Namen,  der  Arten  und  Gattungen  ist,  die  uns  heute  mehr 
und  mehr  den  Überblick  in  der  Paläontologie  erschwert,  dem 
muß  das  Festhalten  an  dem  alten  Abusus  unüberlegter  Arten- 
aufstellung als  ein  Krebsschaden  an  unserer  Wissenschaft 
erscheinen.  Für  die  Gattung  Oppelia1)  habe  ich  zu  zeigen 
versucht,  wie  sich  die  unheimliche  Menge  der  Namen  bei 
genauerer  Betrachtung  als  ein  unnötiger  Tand  erweist,  der 
den  natürlichen  Zusammenhang  verhüllt,  als  die  Folge  einer 
schlechten  Manier,  die  die  wirkliche  Formenfülle,  die  durch 
das  Variieren  einer  Art  hervorgebracht  wird,  entstellt,  indem 
sie  sie  auf  der  Jagd  nach  Arten  zerstückelt.  Wer  Philosoph 
genug  ist,  kann  sich  dabei  beruhigen,  daß  diese  Kalamität 
kommen  mußte;  aber  über  der  Notwendigkeit  dieser  unglück- 
seligen Entwicklung  der  Dinge  darf  die  Notwendigkeit  der 
Abhilfe  nicht  vergessen  werden.  In  der  reichhaltigen  Samm- 
lung des  Freiburger  Geologischen  Instituts  und  beim  Besuch 
zahlreicher  anderer  Sammlungen  hat  sich  meine  Überzeugung 
immer  mehr  gestärkt,  daß  die  zahlreichen  „Arten",  die  von 
verschiedenen  Seiten  für  Angehörige  ein  und  derselben  „Groß- 
artu  aufgestellt  worden  sind,  nichts  weiter  sind  als  Varietäten, 
und  —  mögen  es  nun  gesetzmäßige  Mutationen  sein  oder 
nicht  —  uns  wenigstens  in  ihrem  Namen  etwas  über  ihre 
natürliche  Stellung  sagen  sollten,  und  dies  wäre  so  leicht 
möglich  durch  den  Gebrauch  der  Trinomenklatur,  die  den 
natürlichen  Zusammenhang  so  unübertrefflich  zur  Geltung 
bringen  kann,  ohne  daß  wir  gleich  neue  Gattungsnamen  nötig 
haben.  Durch  diese  eine  Forderung  wird  der  Notwendigkeit 
einer  exakten  Trennung,  des  scharfen  Auseinanderhaltens  der 
kleinsten  Unterschiede  durchaus  kein  Eintrag  getan,  nur  das 
unnötige     Auseinanderreißen     von     Zusammengehörigem     durch 

1  Wirii.i::  Die  Gattung  Oppelia  im  süddeutschen  Jura»  Pal.  59, 
1911. 


—     414     — 

Art-,  ja  Gattungsnamen  soll  unterbunden  werden,  und  es  wird 
das  rein  praktische  Ziel  erstrebt,  daß  der  Name  Aufschluß 
geben  soll  über  die  systematische  Stellung.  —  Diese  Forde- 
rung ist  uralt,  und  daß  sie  noch  nicht  erfüllt  werden  konnte 
trotz  der  eindringlichen  Worte  Waagens1),  das  zeigt  eben, 
daß  der  Weg  nicht  gefunden  werden  konnte.  Freilich  damals 
waren  die  Bedürfnisse  andere,  ja  sogar  zum  Teil  entgegen- 
gesetzte; denn  der  Begriff  der  Formenreihe  verlangt  ja  ein 
strenges  Auseinanderhalten  der  geringfügigsten  Mutationen, 
und  um  ihren  Forderungen  ja  gerecht  zu  werden,  hat  man 
lieber  eine  Art  zu  viel  als  zu  wenig  aufgestellt.  So  sehr 
nun  Waagen  im  einzelnen  bei  der  Formenreihe  des  Amm. 
subradiatvs  geirrt  hat2),  so  sehr  muß  auf  der  anderen  Seite 
sein  Verdienst  um  die  prinzipielle  Erörterung  und  scharfsinnige 
Verfolgung  derartiger  Fragen  immer  wieder  betont  werden,  — 
und  in  seine  Fußstapfen  zu  treten,  müßte  als  Verdienst 
erscheinen.  Aber  von  allen  denen,  die  der  WAAGEXschen 
Artauffassung  das  Wort  reden,  haben  nur  wenige  dem  genialen 
Baumeister  folgen  können;  die  meisten  haben  gerade  darauflos 
bald  hier,  bald  dort  eine  Art  aufgestellt;  sie  haben  sich  mit 
der  Rolle  des  Werkmeisters  begnügt,  der  die  Bausteine  liefern 
soll.  Nun,  immerhin  ein  Verdienst,  werden  sie  sagen;  —  ich 
glaube,  Waagen  hätte  sie  nach  Hause  geschickt  mit  samt 
ihrem  Baumaterial!  Wenn  man  seine  Einleitung  zur  Formen- 
reihe des  Amin,  subradiatus  liest,  so  würde  man  einzelne 
Sätze  auch  heute  nicht  anders  formulieren:  schon  damals  die 
Klage  über  die  schlechten  und  massenhaften  Arten  (S.  8/9), 
und  schon  damals  die  Erkenntnis,  daß  „nur  bei  sehr  ein- 
gehenden Studien  und  sehr  reichlichem  Material 
endlich  Unterschiede  gefunden  werden  können,  die  sich  in 
allen  Fällen  als  stichhaltig  erweisen"  (S.  7).  Es  berührt 
eigentümlich,  wenn  man  so  oft  auf  WAAGENsche  Arbeitsmethode, 
seinen  engen  Artbegriff  schwören  hört  von  denen,  die  ihn 
offenbar  am  wenigsten  verstanden  haben,  jedenfalls  aber  am 
wenigsten  befolgt  haben;  dadurch,  daß  man  aus  einem  etwas 
verschiedenen  Querschnitt  eine  neue  Art  macht,  schafft  man 
noch  keine  exakte  Art. 

Warum  ist  nun  aber  die  Nomenklatur,  wie  sie  Waagen 
(a.  a.  0.)  vorgeschlagen  hat,  nicht  in  Gebrauch  gekommen? 
Darüber,  daß  eine  Nomenklatur  das  Ideal  wäre,  die  die  Mög- 
lichkeit gibt,    „das  Zusammengehörige   zusammenzufassen,   ohne 


rmenreihe  des  Amin.  Subradiatus.  Einleitung. 
'•  Wi.i'i  er;  Gr.  Oppelia,  S.4J  42  u.  a: 


—     415     — 

deshalb  die  nötigen  Unterscheidungen  dabei  aufgeben  zu  müssen 
(Waagen,  S.  11),  darüber  brauchen  keine  Worte  verloren  zu 
werden.  Und  di«  beste  Benennung  ist  die,  die  eine  Be- 
schreibung spart  (Wkpfer:  G.  Oppelia,  S.  6),  möchte  ich 
wieder  dazusetzen:  der  Name  ist  eine  abgekürzte  Beschreibung, 
er  soll  sie  ersetzen. 

Es  wäre  für  die  Paläontologen  ein  beschämendes  Be- 
kenntnis, wenn  es  nur  die  Unbequemlichkeit  und  Schwer- 
fälligkeit der  WAAGENschen  Nomenklatur  wäre,  die  sie 
hätte  durchfallen  lassen;  ihr  Fehler  liegt  darin,  daß  sie  vom 
Autor  zu  viel  verlangt;  er  soll  ein  Glaubensbekenntnis  her- 
sagen, und  damit  ist  ein  allzu  subjektives  Moment  in  die  Sache 
hineingelegt.  Über  die  Abstammung  einerForm  kann  man  sehrwohl 
verschiedenerlei  Meinungen  hegen,  und  die  konsequente  Durch- 
führung der  Waagkn  sehen  Nomenklatur  bedeutet  nichts 
anderes,  als  die  Forderung  einer  klaren  Feststellung  der  Ab- 
stammung einer  Art  ein  für  allemal !).  So  wäre  die  Nomen- 
klatur allzu  abhängig  von  der  Stammesgeschichte;  aber  noch 
andere  Bedenken  lassen  sich  erheben,  nicht  nur  speziell  gegen 
diese  Art  der  Nomenklatur,  sondern  überhaupt  gegen  die  da- 
mit zusammenhängenden  allzu  scharfen  Unterscheidungen  der 
Mutationen,  von  den  Variationen  ganz  zu  schweigen.  — 
Waagen  hat  in  der  Formenreihe  des  Amm.  subradiatus  ein 
Beispiel  geben  wollen,  wie  eine  Art  aus  der  andern  in  ganz 
bestimmter  Gesetzmäßigkeit  entsteht;  auch  wenn  eine  bestimmte 
Mutation  a,  die  für  eine  Zone  A  charakteristisch  sein  soll,  in 
die  Zone  B  unverändert  fortsetzen  sollte,  während  sie  in  der 
Regel  bereits  zur  Mutation  b  geworden  ist,  so  spräche  das 
noch  nicht  grundȊtzlich  gegen  die  Notwendigkeit  einer  scharfen 
Auseinanderhaltung  von  a  und  b,  wenn  auch  damit  bereits 
angedeutet  wäre,  daß  die  Natur  nicht  so  genau  nach  unserm 
Schema  verfährt;  dieser  Fall  ist  verschiedentlich  beobachtet. 
Aber  ich  habe  zeigen  können,  und  jede  neue  Erfahrung  be- 
stätigt dies,  daß  WaaGENs  Variationen  und  Mutationen  sich 
überhaupt  nicht  in  seinem  Sinne  auseinanderhalten   lassen2). 

Unsere  paläontologische  Wissenschaft  ist  nachgerade  sehr 
reich  an  Beobachtungen;  wenn  sich  aus  dem  ganzen  riesen- 
haften Material,  das  auf  so  viele  Sammlungen  verteilt,  der 
wissenschaftlichen  Forschung  mehr  oder  weniger  zugänglich 
ist,    wenn   sich    aus    der    zahlreichen   Literatur    ein    einziges 


')   Siehe  auch  Dac^iii::    Zur    systematisclieu    Sneeiesbestiuununp 
N.  J.,  Beil.-Bd.  XXII,  S.  652  ff. 

»)  WbpFBR:  G.  Oppelia,  S.  41  42. 


—     416     — 

Beispiel  vorzeigen  läßt,  daß  Mutationen  sich  in  der 
yon  Waagen  gewünschten  Weise  auseinanderhalten 
lassen  als  untrügliche  und  ausschließliche  Leit- 
fossilien für  bestimmte  Zonen,  dann  erst  glaube  ich 
an  den  Wert  der  minutiösesten  Unterscheidungen.  Daß  sub- 
radiatus  sich  in  fuscus-aspidoides  fortsetzt,  und  etwa 
Peltoceras  annulare  in  athleta  und  weiter  in  perarmatum, 
das  steht  außer  Zweifel.  Aber-  für  mich  ist  die  Frage  die, 
ob  diese  Umwandlung  ein  für  allemal  und  überall  denselben 
Weg  durchlaufen  hat,   ob    eine   Formenreihe  wie   die  WAAGENs 

—  vorausgesetzt,  daß  ihr  nicht  die  oben  erwähnten  Mängel 
anhafteten  • —  allgemeine  Verbreitung  hat.  Für  mich  steht 
folgende  Tatsache  fest:  sitbradiatits  und  fuscus  scheinen  sich 
stets  auseinanderhalten  zu  lassen,  das  ist  die  einzige  Unter- 
scheidung, die  bleibenden  Wert  und  praktische  Bedeutung  hat, 

—  alles  andere  verschwimmt;  das  lehrt  den,  der  einmal 
eine  dieser  Oppelien  hat  bestimmen  wollen,  einfach  die  Er- 
fahrung. Wer  freimütig  genug  ist,  den  lehrt  die  Erfahrung 
noch  viel  mehr,  nämlich  daß  sich  heute  eigentlich  kaum  eine 
Versteinerung  mehr  einwandfrei  bestimmen  läßt,  soweit  man 
sich  nicht  auf  eines  jener  großen  dicken  Werke  stützen  kann, 
denen  ein  reichliches  Material  zugrunde  gelegen  hat,  bei  denen 
sich  die  fadenscheinige  Artmacherei  wegen  der  Fülle  des 
Materials  von  selbst  verboten  hat  (bzw.  verboten  haben  sollte). 
WAAGEN,      der     weder     Mühe     noch     Material     gescheut     hat, 

—  dessen  sorgfältig  durchdachte  Arbeit  hat  den  Tatsachen 
nicht  standhalten  können;  wieviel  weniger  werden  alle  die- 
jenigen bestehen,  die  etwa  in  einer  Faunenbeschreibung  eben 
mal  gerade  ein  paar  neue  „Arten"  entdecken!  Wer  von  ihnen 
niemals  darüber  nachgedacht  hat,  was  er  eigentlich  tut,  wer 
von  ihnen  niemals  die  einfache  Lehre  aus  der  täglichen  prak- 
tischen Erfahrung  gezogen  hat,  —  daß  nämlich  nach  unserer 
neueren  Literatur  jedes  Stück  eine  neue  Art  ist  — ,  nur  den 
kann  man  entschuldigen.  Für  ihn  ist  eben  das  Fossil,  das  er 
gefunden  hat,  neu,  da  es  zufällig  noch  nicht  abgebildet,  noch 
nicht  beschrieben  ist;  demnach  —  folgert  er  —  muß  es  einen 
besonderen  Namen  halten.  Freilich,  wer  diese  Erfahrung  öfters 
gemacht  hat,  trotzdem  wir  doch  eigentlich  längst  genug  Namen 
für  eine  kleine  Gruppe,  etwa  der  fusca,  haben,  der  wird 
schließlich  zweifeln,  ob  in  diesem  immer  noch  und  immer 
wieder  sich  äußernden  Bedürfnis  wirklich  der  Ausdruck  der 
unendlichen  Fülle  in  der  Natur  liege,  oder  nicht  vielmehr  der 
Ausdruck  eines  grundsätzlich en  Fehlers  unserer  Methode,  [cl 
denke    nicht,    daß  jemand    wirklieh    glaubt,    etwa    zur   Zeit,    als 


—      117      — 

die  Gesteine  der  Zone  der  Oppelia  fusca  abgelagert  wurden, 
hätten  nur  z.  B.  bei  Hildesheim  die  6  Arten,  die  Jon.  RÖMER1) 
„unterscheidet",  nebeneinander  gelebt;  der  Verfasser  selbst 
spricht  öfter  von  Übergängen,  —  wozu  aber  dann  gleich  vier 
neue  Namen? 

Ich  bin  weit  entfernt,  dem  Verf.  einen  Vorwurf  daraus  zu 
machen,  er  hat  nichts  getan,  als  eine  Methode  befolgt,  die 
durch  zahlreiche  Autoritäten  sanktioniert  ist.  Ähnliche  Bei- 
spiele lassen  sich  aus  berühmten  Arbeiten  zitieren. 

Wer  ist  z.  B.,  der  sich  getraute,  etwa  die  zahlreichen 
Trachyceraten,  die  man  aus  den  Mergeln  der  Stuores 
Wiesen  bei  St.  Cassian  herauslesen  kann,  nach  MO.ISISOVICS2) 
einwandfrei  zu  bestimmen,  ohne  „cf.",  ohne  „ex  affin itate  , 
ohne  „nova  forma"?  Schon  HAUG")  hat  in  diesem  Punkt  be- 
rechtigte Kritik  geübt;  hier  zeigt  wirklich  jeder  neue  Fund, 
daß  es  Übergänge  zwischen  den  verschiedenen  kleinen  Arten 
gibt,  die  freilich  bis  jetzt  die  künstlichen  Lücken  zwischen 
diesen  einzelnen  Arten  vielleicht  noch  nicht  vollkommen  aus- 
füllen werden,  dieses  Ziel  jedoch  immer  näher  vor  Augen 
rücken.  Und  selbst  die  Unterscheidung  der  Gruppe  der 
Trachycerata  furcosa,  valida  und  falcosa  (S.  93  ebenda), 
die  übrigens  nirgends  genügend  begründet  ist,  scheint  mir  hier 
zuschanden  zu  werden.  Es  ist  trotz  der  guten  Abbildungen 
wohl  mißlich,  allein  nach  der  Literatur,  ohne  Einsicht  der 
Originale,  ein  Urteil  über  die  „Arten''  zu  fällen;  aber  ich  be- 
rufe mich  nicht  auf  die  Literatur,  sondern  auf  das  Vor- 
kommen, auf  die  kleinen  Ammoniten  der  Stuores 
Wiesen  selbst;  sie  sind  es,  die  über  MOJSISOVICS'  Arten  den 
Stab  brechen.  Und  wie  es  mit  diesen  Trachyceraten  ist, 
so  steht  es  auch  mit  denjenigen  aus  den  anderen  Fundpunkten. 
Meine  Aufgabe  ist  es  hier  nicht,  nachzuweisen,  welche  wirk- 
lichen wenigen  Zonenfossilien  aus  der  Gattung  Trachyceras 
übrig  bleiben,  das  wird  einzig  und  allein  die  geologische  Auf- 
nahme, das  Abklopfen  der  einzelnen  Zonen  ergeben;  sie  wird 
zeigen,  wie  viele  brauchbare,  unterscheidbare  Arten  existieren. 
Mich  hat  nun  einmal  die  Artenauffassung  MOJSISOVICS',  die 
ich  schon  an  anderer  Stelle4)  als  falsch  habe  erkennen  können, 
stutzig  gemacht,   und   es   sind   meine   positiven  Erfahrungen   auf 


')    Fauna    der    Aspidoides-Sohichten    von    Lechstedt    bei    Bildes- 
heim    L911. 

2)  Cepbalopoden  der  mediterranen  Triasprovinz,  1882. 

3)  Les  Amnionitis  du  Permien  et  du  Trias.    Bull.  bog.  geol.  France, 
\XII,  L894. 

')  Oppelia,  An  in.  2,  S.  7. 


il8 


allen  mir  bekannten  Gebieten  der  Ammoniten,  die  ich 
ins  Feld  führe,  um  meine  Behauptung  zu  stützen,  daß  nicht 
nur,  wie  schon  HaüG  (a.  a.  0.)  erkannte,  der  größere  Teil  der 
Mo.TSISOVlCSschen  T reich yceras- Arten  null  und  nichtig  ist, 
sondern  daß  selbst  die  Einteilung  und  die  in  der  Literatur 
vielfach  als  grundlegend  aufgefaßte  Systematik  dieser  Gruppe 
mit  ihren  Untergattungen  und  sonstigen  Abteilungen  auf  ganz 
schwachen  Füßen  steht.  Auf  die  Trachyceraten  speziell  bin 
ich  mehr  zufällig  gekommen;  sie  sind  einzig  ein  Spezialfall 
der  recht  weitverbreiteten  Auffassung  «über  Systematik  und 
Artenaufstellung,  nicht  nur  bei  Ammonitiden,  sondern  auch  bei 
anderen  Wirbellosen:  Schnecken,  Muscheln,  Brachiopoden. 
Und  an  diesem  beliebig  herausgegriffenen  Beispiel  will  ich 
zeigen,  daß  das  ganze  Prinzip  falsch  ist. 

MOJSISOVICS  hat  die  Gattung  Traehyceras  LAUBE  zuerst 
näher  begründet  in  einer  „vorläufigen  kurzen  Übersicht  der 
Ammonitengattungen  der  mediterranen  und  juvavischen  Trias" 
(Verh.  k.  k.  R.-A.  1879,  S.  139  ff.);  sie  gehört  hier  zu  den 
Ceratitidae.  „Eine  eigentümliche  Fehlerquelle  für  phylogeneti- 
sche Zusammenstellungen  (bei  den  Ceratitidae)  liegt  hier  darin, 
daß  verschiedene  Stämme  zu  verschiedenen  Zeiten  in  ganz 
ähnlicher  "Weise  abändern.  Dürfen  wir  wirklich  den  poly- 
phyletischen  Ursprung  von  Gattungen  auf  Grund  des  unvoll- 
kommenen paläontologischen  Untersuchungsmaterials  annehmen? 
Können  nicht  trotz  der  großen  Ähnlichkeit  der  nur  allein  er- 
haltenen Gehäuse  die  Tiere  bedeutend  verschieden  gewesen 
sein?  —  Eine  weitere  Schwierigkeit  rührt  von  dem  inter- 
mittierenden oder  sporadischen  Auftreten  exogener  Typen  her." 
In  diesen  wenigen  Sätzen  sind  so  große  Schwierigkeiten  an- 
gedeutet, so  schwerwiegende  Fragen  aufgeworfen,  daß  man  über 
ihrer  grundsätzlichen  Natur  fast  den  Mut  verlieren  möchte, 
zwischen  all  den  Klippen  durchzusteuern;  denn  das,  worauf 
wir  unsere  Systematik  bauen,  nämlich  das  Gehäuse,  kann  in 
derselben  äußeren  Form  bei  verschiedenen  Tieren  vor- 
kommen? Wer  traut  sich  aufzubauen,  wenn  er  diese  Möglich- 
keiten anerkannt  hat?  Nun,  man  wird  gerne  sagen:  Zwischen 
der  Zeit  jener  ängstlichen  Zweifel  und  jetzt  liegen  die  großen 
Werke  MOJSISOVICS'  (Cephalopoden  der  mediterranen  Trias- 
provinz, Abh.  k.  k.  R.-A.,  Bd.  X,  1882  und  Cephalopoden 
der  Hallstaetter  Kalke,  ebenda  Bd.  VI,  2.  Hälfte  1893),  liegt 
so  viel  andere  Arbeit,  die  uns  vorwärts  gebracht  und  unsere 
Kenntnis  erweitert  hat.  —  Immerhin  wäre  es  von  Interesse, 
zu  erfahren,  wie  die  fast  unlösbar  scheinenden  Schwierigkeiten 
doch    gelöst    worden    zu    sein    scheinen.       Noch    1879     sagt 


—      119     — 

MOJSISOVICS  ausdrücklich  (Vorl.  k.  Übersicht,  S.  138):  „Die 
vorläufig  unterschiedenen  Untergattungen  betrachte  ich  —  mit 
wenigen  Ausnahmen  —  als  keineswegs  scharf  geschieden  . 
Freilich  die  Gewöhnung  an  die  einmal  supponierte  Arbeits- 
basis hat  die  erste  Unsicherheit  bald  vergessen  lassen,  und 
wenn  auch  MOJSISOVICS  späterhin  (Cephalopoden  der  Hallstaetter 
Kalke)  manche  durchgreifende  Änderung  in  der  Systematik, 
speziell  der  Trachyceraten,  geschaffen  hat,  —  diese  späteren 
Begriffe  scheinen  genau  so  unsicher  begründet  wie  jene  ersten. 
Zu  Beginn  der  Norischen  Stufe  (MOJSISOVICS'!)  der  Medi- 
terranprovinz ändern  zwei  verschiedene  Ceratitenstämme 
(Vorl.  k.  Übersicht)  so,  daß  beide  als  Stammform  von  Trachy- 
ceras  betrachtet  werden  könnten;  es  „wäre  möglich,  daß  der 
eine  Stamm  (Cer.  trinodosus)  erlischt  und  alle  die  späteren 
Trachyceraten  dem  anderen  Stamme,  welchem  Track. 
Reitzi  angehört,  entsprossen"  (S.  140).  Diese  bloße  Möglich- 
keit wird  stillschweigend  zur  Voraussetzung,  auf  der  weiter- 
gebaut wird.  „Dagegen  zeigen  die  norischen  Trachyceraten 
der  juvavischen  Provinz  so  viel  Fremdartiges,  daß  für  sie 
eine  andere  Abstammung  sehr  wahrscheinlich  ist.  Ich  bin 
aber  heute  weder  imstande,  die  Trachyceraten  der  beiden 
Provinzen  generisch  zu  trennen,  noch  eine  begründete  Mut- 
maßung über  den  Ursprung  der  juvavischen  Typen  auszu- 
sprechen" (S.  140),  d.  h.  einfach,  die  Gattung  Trachy  ceras ,  wie 
sie  damals  gefaßt  wurde,  ist  polyphy letisch.  —  Ans  der 
Charakteristik  der  Gattung  entnehme  ich  folgendes:  Mitte  des 
Externteils  stets  mit  schmaler  Unterbrechung;  bei  den  medi- 
terranen Formen  stets  eine  oder  mehrere  Dornenreihen  dicht 
an  der  Unterbrechung  vorhanden,  bei  den  juvavischen  dagegen 
sind  feine  Einkerbungen  der  Rippenenden  oder  gekerbte  Kiele 
häufiger.  Die  Dornenspiralen  werden  bei  den  geologisch 
jüngeren  Formen  zahlreicher;  doch  können  diese  bis  auf  die 
charakteristischen  Dornenreihen  des  Konvexteiles  ganz  ver- 
schwinden. Die  Loben  sind  bei  den  älteren  ceratitisch,  die 
jüngeren  zeigen  fingerförmige  Einkerbungen  über  die  Sättel, 
während   die   Zacken   der  Loben   an   Tiefe   zunehmen. 

In  den  „Cephalopoden  der  mediterranen  Trias- 
provinz" zerfällt  die  Familie  der  Ceratitiden  in  zwei 
.nebeneinander  herlaufende  genetische  Reihen:  Die  Dinaniinae 
und  Tirolitinae,  doren  erstere  die  vier  Gattungen  Dhiarites, 
Ceratites,  Klijisteinia  und  Arpadites,  die  letztere  dagegen 
die  vier  Gattungen  Tirolitex,  Balatonites,  Badiotites  und 
Trac/iyceras  umfaßt  (S.  5).  Diese  letzte  formenreiche  Gattung 
umfaßt  (S.  93)  noch  sehr  abweichende  Typen;  „dennoch  scheint 


—     420     — 

es  mir  nicht  geraten,  eine  weitergehende  Zerspaltung,  wenigstens 
vorläufig,  zu  versuchen,  da  die  genetischen  Beziehungen  der 
meisten  Formen  noch  viel  zu  wenig  bekannt  sind,  und  da 
keine  der  verschiedenen  abweichenden  Variationsrichtungen, 
welche  sich  da  und  dort  zeigen,  sich  zu  konstant  bleibenden 
Merkmalen  herausbilden".  Die  fünf  Gruppen  der  Track. 
furcosa,  subfurcosa,  valida,  margaritosa  und  falcosa,  die 
immerhin  „nach  den  verwandschaftlichen  Beziehungen"  (S.  93) 
aufgestellt  werden,  hat  MOJSISOVICS  später  selbst  wieder 
zum  Teil  verlassen;  es  lohnt  daher  nicht,  dabei  zu  ver- 
weilen. 

In   den   Cephalopoden    der    Hallstaetter    Kalke    ist 
folgende  Einteilung  aufgestellt:   (S.  395): 

I.  Dinaritinae    a)  Dinar itea 

b)  Heraclitea 

c)  Orthopleu  ritea 
II.    Tirolitinae    d)    Tirol  itea 

b)  Distichitea 

c)  Trachyceratea. 

Es  muß  betont  werden,  daß  diese  von  der  älteren  wesent- 
lich abweichende  Systematik  durchaus  nicht  so  begründet  ist, 
wie  man  es  angesichts  der  früher  (a.  a.  0.)  geäußerten  Be- 
denken und  Schwierigkeiten  erwarten  sollte;  jene  Schwierig- 
keiten -bestehen  doch  nach  wie  vor,  und  wenn  es  dem  Manne, 
der  Jahre  seines  Lebens  an  die  Paläontologie  der  alpinen 
Trias  gesetzt  hat,  im  Laufe  der  Zeit  gelungen  war,  sie  zu 
bezwingen,  so  müßte  der  Weg  zu  seiner  neuen  Auffassung 
gezeigt,  müßte  der  Umschwung  derselben  besser  begründet 
werden,  damit  nicht  der  Verdacht  aufkommen  könnte,  daß  auch 
sie  ebenso  vorläufig  sei  wie  der  erste  Versuch.  Ein  so 
gewaltiger  Bau,  der  die  Achtung  oder  Kritik  der  Fachgenossen 
auf  sich  ziehen  mußte,  hätte  ein  solideres  Fundament  erhalten 
müssen,  wenn  er  der  Descendenzlehre  an  die  Hand  gehen 
sollte1).  Wenn  man  die  einleitenden  Worte  MOJSISOVICS'  zu 
Trachyceraa  liest  (a.  a.  0.,  S.  617),  so  kann  man  sich  des 
Eindrucks  nicht  erwehren,  daß  die  Resignation,  die  aus  ihnen 
spricht,  in  einem  entschiedenen  Gegensatz  steht  zu  der  schein- 
bar so  zielbewußten  Sichtung  des  Materials.  „Es  ist  bereits 
(Ceph.  Med.  Triasprov.)  bemerkt  worden,  daß  die  Gattung 
in    dem  bisherigen   Umfange    eine   polyphylc- 


vuii    MOJSISOVICS.      Verh.   k.  k.  !>'.-  A. 
1907,  8.331. 


—      121     — 

tische  Vereinigung  ziemlich  verschiedener  Stämme  ist.  Die 
Auflösung  derselben  nach  den  getrennten  Stammesgeschichten 
zu  vollziehen,  muß  aber  einem  Zeitpunkt  vorbehalten  werden, 
wo  ein  ungleich  reichlicheres  und  besser  erhaltenes  Material  - — 
eine  derartige  kritische  Sichtung  ermöglichen  wird."  Trotzdem 
werden  (ebenda)  einige  subgenerische  Teilungen  vorgeschlagen ; 
Trachyceras  (i.  e.  S.)  wird  beschränkt  auf  den  fast  ausschließlich 
karnischen  Formenkomplex,  der  zu  beiden  Seiten  der  Extern- 
furche eine  Doppelreihe  von  Externdornen  besitzt;  Typus  ist 
Track.  Aon. 

Unter  Protrachyceras  versteht  er  die  große  Mehrzahl  der 
norischen  Arten  und  wenige  karnische,  deren  Skulptur 
in  der  Mitte  des  Externteiles  unterbrochen,  und  zu  beiden 
Seiten  dieser  Unterbrechung,  welche  meistens  eine  alternierende 
Stellung  der  von  beiden  "Windungshälften  eintreffenden  Skulptur 
zur  Folge  hat,  mit  je  einer  einfachen  Reihe  meistens 
ohrenförmig  verlängerter  Externdornen  versehen  ist.  Die 
Unterbrechung  entspricht  oft  einer  Furche;  die  Externdornen 
stehen  entweder  schräg  (wie  die  Rippen)  oder  sie  sind  — 
meistens  —  im  Sinn  der  Spirale  gestreckt.  Die  Loben  sind 
bei  den  älteren  ceratitisch,  bei  den  jüngeren  ammonitisch 
(dolichoph yll).  Die  ältesten  Protrachyceraten  treten  in 
den  Buchensteiner  Schichten  auf  und  sind  wohl  zur  Zeit 
des  Muschelkalks  von  den  gemmaten  Balatoniten  abge- 
zweigt; sie  gehen  bis  in  die  karnische  Stufe,  wo  sie  zu- 
sammen mit  den  von  ihnen  abstammenden  Trachyceraten 
auftreten  und  in  den  Raibler  Schichten  aussterben.  Die 
Hallstaetter  Formen  (S.  61  9)  sind  zweifellos  echt  mediterranen 
Ursprungs,  dennoch  ist  es  nicht  möglich,  die  einzelnen  Formen 
auf  bestimmte  Vorläufer  aus  den  Cassianer  und  Wengener 
Schichten  zu  beziehen.  Es  dürfte  das  hauptsächlich  daran 
liegen,  daß  aus  den  Cassianer  Schichten  bis  heute  noch  sehr 
wenig  Arten  aus  den  in  den  Hallstaetter  Schichten  auf- 
tretenden  Gruppen   bekannt  geworden  sind. 

Die  Gattung  Trachyceras  (s.  s.)  hat  sich  durch  die 
Verdoppelung  der  Externdornen  aus  Protrachyceras 
entwickelt;  die  älteste  Art  ist  Track,  pescolense  aus  den 
obersten  Wengener  Schichten.  Alle  übrigen  Arten  sind  unter- 
und  mittelkarnisfli ,  für  welche  Schichten  sie  bezeichnend 
sind.  Die  charakteristischen  Doppeldornen  entwickeln  sich  bei 
mehreren  Stämmen  von  Protrachyceras  nahezu  gleichzeitig; 
noch  in  mittelkarnischen  Bildungen  vollzieht  sich  diese  Ent- 
wicklung: „Die  gleiche  Entwicklungstendenz  ist  daher  mehreren 
Stämmen    eigentümlich"     (S.    610).       Einige    Protraclmceras- 


—     422     — 

Stämme  gehen  indessen  direkt,  ohne  das  Traehyceras-Sta,di\im 
zu  passieren,  zu  Sirenites  (aus  der  juvav.  Stufe)  über.  „Zwar 
treten  auch  bei  einigen  Trachyceras-  Arten  untergeordnet 
die  für  Sirenites  charakteristischen  Exsternspaltungen  der 
Rippen  auf,  und  bei  einigen  Sireniten  treten  auch  Doppel- 
dornen auf,  aber  Sirenites  stammt  nie  aus  Trachyceras.  ' 
Bei  Trachyceras  ist  eine  Externfurche  stets  da;  die  Extern- 
rippen treffen  entweder  schräg  auf  die  Furche,  und  zwar  von 
der  Externkante  aus  gerade  (nicht  gekrümmt),  oder  fast  senk- 
recht zur  Furche,  wobei  keine  Externkante  entwickelt  ist. 
Hierher  gehören  die  Trach.  duplica.  Bei  den  margaritosa, 
d.  h.  den  Formen  mit  Externkante  und  tiefer  Furche,  entwickeln 
sich  förmliche  Externkiele,  die  von  den  Rippen  übersetzt 
werden;  diese  Externrippen  gleichen  dann  oft  großen,  schräg- 
gestellten, knotenähnlichen  Anschwellungen,  auf  welchen  die 
spiralverlängerten  Externdornen  aufsitzen.  Von  den  Dornen 
ist  die  äußere  Reihe  meist  kräftiger;  die  innere  ist  zugleich 
die  ontogenetisch  jüngere.  Die  Loben  sind  stets  ammoni- 
tisch,  mäßig  dolichopbyll.  Fünf  Gruppen  werden  im 
Hallstaetter  Kalk  unterschieden: 

a)  infundibiliformia  \ 

b)  acanthica  J    =  Unterabteilung  der  valida 

c)  duplica  (Medit,  S.  93). 

d)  margaritosa 

e)  f oleosa 

Bei  den  valida  besitzen  die  inneren  Kerne  eine  robustere 
Skulptur,  niedrigere  Umgänge  mit  mächtigen  Marginalstacheln, 
die  später  schwächer  werden  und  zugleich  eine  mehr  laterale 
Position  einnehmen:   „Marginal-Lateraldornen". 

Unter  Anolcites  versteht  Mo.JSlSOVlCS  ziemlich  evolute, 
langsam  wachsende  Formen;  auf  der  Externseite  findet  sich 
keine  Unterbrechung,  keine  Furche;  aber  immerbin  ist  eine 
solche  durch  das  Vorragen  der  Externdornen  angedeutet. 
Vereinzelte  anolcitische  Externteile  finden  sich  auch  bei 
Trarhyceras,  Protrachyceras  (I).  Anolcites  selbst  reicht  vom 
oberen  Muschelkalk  bis  zum  mittleren  Carnicum,  ist 
also  der  langlebigste  Typus  der  Trachyceratea.  Die  Loben 
sind  bei  den  älteren  ceratitisch,  bei  den  jüngeren  nicht 
genügend  beobachtet. 

Noch  den  einleitenden  Worten  MOJSISOVICS  (a.  a.  0.,  617  ff.) 
haben  wir  nicht  nur  das  Recht,  sondern  geradezu  die  Pflicht, 
unser  Augenmerk  darauf  zu  richten,  wie  weit  seine  vor- 
läufige  Einteilung   durchgeführt  werden  kann,   ohne  der  Sache 


—      423     — 

Gewalt  anzutun;  und  so  ergeben  sich  zahlreiche  Punkte,  wo 
Unsicherheit  herrscht.  Als  Protrachyceras  werden  nunmehr 
zahlreiche  Arten  der  mediterranen  Trias  bezeichnet,  die 
vorher  z.  T.  Track,  furcosa,  z.  T.  subfurcosa,  z.  T.  oalida, 
z.  T.  margaritosa,  z.  T.  falcosa  waren  (Hallst.,  S.  618,  619); 
zu  Trachyceras  i.  e.  S.  gehören  bisherige  subfurcosa,  valida 
und  margaritosa  (S.  620);  nur  Anolcites  beschränkt  sich  auf 
furcosa  (S.  622).  Wie  die  neue  Einteilung  der  Gattung 
Trachyceras  i.  e.  S.  in:  infundibiliformia,  acanthica,  dup- 
lica,  margaritosa  und  falcosa  (S.  621)  sich  zu  den  alten 
Untergruppen  des  einstigen  Trachyceras  stellen,  wie  sie 
sich  voneinander  unterscheiden,  wird  leider  nicht  erläutert, 
ebenso  vermißt  man  eine  klare  Definition  der  Protrach. 
furcosa  (S.  623)  und  der  Protrach.  valida  (S.  632).  —  Das 
sind  lauter  Mißstände,  die  sich  zwar  aus  dem  vorläufigen 
Charakter  der  Einteilung  ergeben,  die  aber  jede  Kontrolle 
dieses  Systems  unmöglich  machen.  —  Die  besonders  auf  die 
Ausbildung  der  Externdornen  basierte  Trennung  von  Pro- 
trachyceras  und  Trachyceras  läßt  sich  freilich  im  großen 
ganzen  durchführen;  doch  abgesehen  davon,  daß  man  berech- 
tigte Zweifel  hegen  kann,  ob  diese  Charaktere  der  Natur 
der  Sache  entsprechende  Unterschiede  bezeichnen,  kann  man 
bei  zahlreichen  Formen  beobachten,  daß  sie  durch  Übergänge 
verwischt  sein  können :  Protrach.  Thous,  z.  B.  aus  den  aono- 
ides-Sch.  (Hallst.,  S.  629/30,  Taf.  168,  Fig.  3—11),  ist  nach 
MOJSISOVICS  als  Übergang  zu  Trachyceras  zu  betrachten. 
Bei  zahlreichen  Formen  aus  der  mediterranen  Trias,  die  nun- 
mehr als  Protrachyceras  zu  bezeichnen  sind  (Hallst.,  S.  618), 
sind  neben  der  Externfurche  zwei  Reihen  so  angeordnet, 
daß  ich  darin  keinen  Unterschied  zu  Trachyceras  i.  e.  S.  zu 
erblicken  vermag.  So  bei  laricum  (Med.  Trias,  S.  96,  Taf.  23, 
13.  24,  4.  5),  Okeani  (a.  a.  0.,  S.  97,  Taf.  24,  16.  25,  1), 
acutocostatum  (a.  a.  0.,  S.  104,  Taf.  24,  32.  33.  30,  14)  u.  a. 
Und  umgekehrt  ist  bei  verschiedenen  Trachyceras  i.  e.  S. 
nicht  zu  ersehen,  warum  ihre  Gestalt  nicht  genau  so  gut  ein 
Unterkommen  bei  Protrachyceras  erlauben  sollte:  So  z.  B. 
bei  Track,  dichotomum  (Med.,  S.  132,  Taf.  24,  14).  Ferner 
bei  Pontius  (a.  a.  0.,  S.  133,  Taf.  24,  21.  22);  und  wenn 
Pontius  zu  Trachyceras  gerechnet  werden  soll  (Hallst.,  S.  620), 
warum  dann  nicht  z.  B.  auch  Okeani  (Med.,  S.  97,  Taf.  24,16), 
das  recht  deutliche  Doppeldornen  an  der  Externfurche  zeigt, 
warum  nicht  auch  etwa  furcatum  (a.  a.  0.,  S.  110,  Taf.  24, 
23.  26),  die  beide  (Hallst,,  S.  618)  zu  Protrachyceras  ein- 
geordnet werden? 


—      424      — 

Verschiedentlich  treten  uns  auch  Ammoniten  entgegen, 
bei  denen  man  —  nach  MOJSISOVICS  !  —  schwanken  könnte, 
ob  ihr  Mischcharakter  nicht  aus  einem  besonderen  subgeneri- 
schen  Typ  sich  erklären  lasse:  Protrachyceras  Thyrae,  z.  B. 
aus  dem  Marmor  mit  Lobites  ellipticus  vom  Feuerkogel,  d.  h. 
der  oberen  aonoides- Stufe  (Hallst.,  S.  636,  Taf.  169,  4)  hat 
keine  ausgesprochene  Externfurche,  sondern  es  findet  sich  an 
ihrer  Stelle  eine  mediane  Doppelreihe  von  Knoten,  wodurch 
eine  Annäherung  an  Anoleites  (s.  S.  15/16)  erzielt  wird. 
MOJSISOVICS  sucht  dies  damit  zu  erklären,  daß  (S.  636/37) 
bei  den  Trachy  cer  aten  nicht  selten  atavistische,  in  das 
Balatonit  en- Stadium  zurückver fallende  abnorme  Ausbildungen 
der  Externseite  beobachtet  werden  können,  so  daß  der  Ge- 
danke naheliegen  kann,  „daß  auch  hier  ein  anologer  Fall 
vorliegen  könnte,  bei  welchem  aber  die  mediane  für  Bala- 
tonites  charakteristische  Knotenreihe  der  Länge  nach  in  eine 
Doppelreihe  gespalten  wäre".  Diese  Erklärung  ist  so  gesucht 
und  willkürlich,  daß  das  Bewußtsein,  sie  sei  nicht  viel  mehr 
als  eine  Redensart,  geradezu  befreiend  wirken  muß;  solche 
Stücke  sind  es,  deren  Natur  einer  künstlichen  Systematik 
den  wirksamsten  Widerstand  leistet,  von  denen  wir  endlich 
lernen  könnten,  wie  hoch  wir  diese  Systematik,  auf  die  das 
bekannte  Wort  von  dem  „systematischen  Mißbrauch  einer 
eigens  dazu  geschaffenen  Nomenklatur"  passen  könnte,  einzu- 
schätzen haben!  Eine  ähnliche  „an  olciti  sehe"  Quer- 
verbindung der  Rippen  über  den  Externteil  weg  zeigt  Pro- 
trach.  Arion  (Hallst.,  S.  634,  Taf.  170,  4)  und  —  nicht 
ganz  so   deutlich   —   Medea  (a.  a.  0.,   Taf.  169,   5),   „Trachy- 

'  mutatum  (Hallst.,  S.  662,  Taf.  124,  12)  bildet  in 
etwas  anderer  Beziehung  einen  entsprechenden  Fall,  wie 
Thyrae  (s.  o.).  „Nach  der  Beschaffenheit  des  Externteiles, 
welcher  nicht  nur  keine  Medianfurche  zeigt,  sondern  von  den 
Querrippen  geradlinig  übersetzt  wird,  möchte  man  geneigt 
sein,  die  vorliegende  interessante  Form  zu  Sagenites,  bzw. 
zu  Trachy sagenites  zu  stellen  (!).  Die  Skulpturverhältnisse 
der  Flanken  lehren  aber,  daß  die  nächsten  Verwandten  der 
Art  bei  Trachyceras,  und  zwar  bei  der  Gruppe  der  Track; 
acanthica,  zu  suchen  sind";  auch  hierin  haben  wir  nach 
MOJSISOVICS  keinen  subgenerischen  Zweig  zu  erblicken,  son- 
dern   wir  werden  wiederum  an  die  Möglichkeit   atavistischer 

'hläge  erinnert.  „Dies  mahnt  um  so  mehr  zur  Vorsicht, 
I    um    eine   ßeibe    im    gleichen  Sinne   abgeän- 

r  Arten  oder  um  individuenreiche  Arten,  sondern  bloß 
um    .in   vereinzeltes  Vorkommen  handelt,  welches  durch  weitere 


—      42f>      — 

Funde  sich  bloß  als  eine  individuelle  Abänderung  eines 
normalen  Trachycera.8  herausstellen  könnte.  Wir  dürfen  aus 
diesem  Grunde  auch  daran  keinen  Anstoß  nehmen,  daß  das 
charakteristische  Merkmal  von  Trachycera.8  i.  e.  S.,  die  Ver- 
doppelung der  Externdornen,  bei  Track,  mutatum  nicht  vor- 
handen ist."  Ein  Mann  wie  Mo.JSISOVICS,  der  so  viel  Wert 
auf  die  allerkleinsten  Unterschiede  legt,  —  denn  damit  allein 
kann  er  seine  Systematik,  seine  Ansichten  über  die  Entwick- 
lung der  triadischen  Ammoniten  stützen  —  sollte  es  ver- 
meiden, seine  Zuflucht  zu  „individueller"  Abänderung  zu 
nehmen.  Denn  mit  Recht  wird  man  fragen,  wenn  die  indivi- 
duelle Abänderung  so  weit  gehen  konnte,  daß  sie  nicht  mehr 
vor  Gattungsgrenzen  Halt  macht,  wie  in  diesem  Fall,  woher 
wissen  wir  dann,  ob  nicht  gerade  die  wenigen  Stücke,  die 
MojsisoviCS  oft  einer  Art  zugrunde  legt,  durch  individuelle 
Ähnlichkeit  zusammengeführt  worden  sind;  ob  nicht  indivi- 
duelle Formenentwicklung  sich  in  die  Grundlage  seiner 
ganzen  Systematik  nicht  nur  einmal,  sondern  immer  wieder 
eingeschlichen  hat?  Ein  größeres  Material  müßte  wohl  die 
MäDgel  erweisen;  wir  hören  MOJSISOVICS  verschiedentlich 
(Hallst.,  S.  6 IG)  über  den  Mangel  an  Material  klagen,  —  ich 
kann  mich  des  Gefühls  nicht  erwehren,  daß  dies  eine  Selbst- 
täuschung ist;  das  Material  an  sich  ist  sehr  reichlich,  nur 
die  einzelnen  „Gattungen"  und  „Arten"  sind  arm  an  Indi- 
viduen, und  wenn  MOJSISOVICS  dreimal  soviel  Material 
zur  Verfügung  gehabt  hätte,  —  er  hätte  wohl  dreimal  soviel 
„Gattungen"  und  „Arten"  gefunden,  und  seine  Klage  über 
das  mangelnde  Material  wäre  nicht  minder  beweglich  erklungen! 
An  einzelnen  Gruppen  läßt  sich  gerade  bei  MOJSISOVICS 
zeigen,  daß  es  tatsächlich  das  Übermaß  von  Arten  ist,  das 
eine  exakte  Bestimmung  unmöglich  macht.  So  z.  B.  gehören 
Anolcitea  holdae  (Hallst.,  S.  696,  Taf.  162,  16),  An.  Lenaui 
(a.  a.  0.,  S.  698,  Taf.  162,  19)  und  An.  Carneni  (a.  a.  0., 
S.  69>,  Taf.  162,  17),  alle  drei  aus  dem  Marmor  mit  Lobites 
ellipticus  des  Feuerkogels  (=  ob.  aonoides  —  St.),  je  auf 
ein  Exemplar  gegründet,  zu  einer  Art;  verschieden  ist 
eigentlich  nur  die  Intensität  der  Skulptur,  und  ich  bin  sicher, 
daß   weitere  Funde  auch   darin   noch   mehr  Übergänge  erweisen 

werden.      Die  gena Beschreibung  dieser  drei   „Arten"   erfüllt 

mehr  als  zwei  Stuten;  diese  Ausführlichkeit  wird  man  von 
dem  Augenblick  ab  vermissen  können,  wo  man  die  Zusammen- 
gehörigkeit erkannt  hat.  Ebenso  gehören  zusammen  Anolcites 
julium  (Med.,  S.  L03  L 04,  Taf.  13,3.  l.  -  .  vgl.  Hallst.,  S.  622), 
pclaaavonum  (Med.,  S.  107.  Taf.  13,  7),   Neumayri  (a.  a.  <>., 

30 


—     426     — 

S.  107,  Taf.  13,  6.  14,  l)  und  judicaricum  (a.  a.  0.,  S.  108, 
Taf.  14,  3),  soweit  sie  aus  dem  schwarzen  schiefrigen  Dao- 
nellen-Kalk  bei  Prezzo  in  Judicarien  (Archelaus -Zone) 
stammen.  Habitus  und  Skulptur  sind  überall  genau  dieselben: 
clapsavonum  (Taf.  13,  7)  hat  am  wenigsten  Dornen,  Dornen 
am  Nabelrand  sind  indes  schon  angedeutet;  deutlicher  treten 
diese  bei  Neumayri  (Taf.  13,  6)  und  julium  (Taf.  13,  3.  4) 
hervor,  während  der  dornenreichere  Neumayri  (Tai.  14,  l)  den 
Übergang  zu  dem  am  stärksten  skulpturicrten  judicaricum 
(Taf.  14,  3)  vermittelt.  In  der  Skulptur  weiß  ich  diese  letzteren 
nicht  von  ladinum  (Taf.  14,  2)  —  gleichfalls  aus  demselben 
Daonellen-Kalk  —  zu  trennen;  aber  die  Lobenlinie  ist 
hier  im  Gegensatz  zu  julium  (Taf.  13,  4)  und  Neumayri 
(Taf.  13,  6  und  14,  1),  bei  denen  sie  noch  ziemlich  cerati- 
tisch  ist,  bereits  ausgesprochen  ammonitisch.  Ich  will 
nicht  für  Zusammenfassung  mit  den  übrigen  trotz  der  ver- 
schiedenen Lobenlinie  plädieren,  sondern  nur  daran  erinnern, 
daß  eine  Auffassung  sehr  gut  denkbar  wäre,  bei  der  als  erstes 
und  wichtigstes  Moment  für  systematische  Untersuchungen  die 
stratigraphische  Lage  gilt  (s.  S.  433  ff.).  Wir  wissen,  daß  die 
Lobenlinie  in  ihrer  Ausbildung  im  einzelnen  schwankt,  und 
gerade  bei  einer  Gruppe  wie  Trac/tyceras  im  weitesten  Sinn, 
bei  der  ceratitische  und  ammonitische  Lobenlinien 
auftreten,  kann  es  nicht  verwundern,  wenn  die  Zackung  bei 
ein  und  derselben  Art  einmal  auf  die  Sättel  übergreift  und 
das  andere  Mal  auf  die  Loben  beschränkt  ist.  Der  grund- 
sätzliche Unterschied  ist  jedenfalls  nicht  so  groß,  wie  uns  durch 
den  frühzeitig  eingetrichterten  Gegensatz  zwischen  „Ceratites1, 
und  „Ammon-ites"  vorgetäuscht  wird,  und  jedenfalls  nicht 
größer  als  die  individuellen  Schwankungen,  wie  sie  sich  in 
der  Lobenlinie  mancher  Ammoniten  finden! 

Zusammenziehen  lassen  sich  ferner  drei  „ Protrachycerata 
furcosa"  aus  dem  rotbraunen  Marmor  des  Raschbergs  (aonoides- 
Zone):  Kiliani  (Hallst.,  S.  625,  Taf.  144,  4),  gegründet  auf 
ein  Stück,  inclinans  (a.  a.  0.,  S.  62G,  Taf.  145,  2),  gegründet 
auf  drei  Stück,  und  Hymeneis  (a.  a.  0.,  S.  627,  Taf.  144,  5), 
gegründet  auf  ein  Stück.  Kiliani  ist  freilich  evoluter,  aber 
die  beiden  letzteren  unterscheiden  sich  nur  durch  schmälere 
Umgänge  und  zahlreichere  schmälere  Rippen  bei  Jlymenes. 
Nach  Mo.JSiSOVics  gehört  Kiliani  in  die  Verwandtschaft  Pro- 
tarch.  Bubfurcatum  (a.  a.  0.,  S.  625,  Taf.  166,  6);  und  von 
Bubfurcatus  kann  ich  den  etwas  schwächer  skulptierten  Ru- 
dolphi  (a.  a.  0.,  S.  623,  Taf.  166,  2.  3)  nicht  trennen;  Had- 
wiyae  (a.  a.  0.,   S.  624,   Taf.  166,  4.  5)  wiederum  stimmt  mit 


—     -127     — 

letzterem  vollkommen  in  der  Skulptur,  und  ist  nur  etwas 
evoluter.   — 

Mit  diesen  wenigen  ganz  beliebig  herausgegriffenen  Fällen 
glaube  ich  den  Beweis  erbracht  zu  haben,  daß  die  Arten 
MOJSISOVICS,  seine  ganze  Einteilung  auf  viel  zu  schwachen 
Füßen  steht,  als  daß  sie  uns  ein  Hilfsmittel  in  paläontologi- 
scher oder  stratigraphischer  Beziehung  sein  könnten.  Die  von 
ihm  geschaffenen  Gattungsnamen  haben  in  unsere  Lehrbücher 
Eingang  gefuuden,  ohne  daß  dabei  die  von  ihm  verfochtene 
Systematik  genau  wiedergegeben  worden  wäre;  naturgemäß 
ergeben  sich  daraus  gewisse  Widersprüche,  und  die  Unsicher- 
heit bei  der  Umgrenzung  eines  Gattungsbegriffs  wird  dadurch 
noch  größer,  als  sie  an  sich  schon  ist.  Nach  allem  dem  könnte 
nichts  erwünschter  sein,  als  eine  neue  gründliche  Umarbeitung 
des  gesamten   MOJSISOVICS  sehen  Materials. 

Es  liegt  mir  weniger  daran,  zu  zeigen,  wie  MOJSISOVICS 
selbst  geirrt  hat,  denn  damit  würde  ich  nichts  ganz  Neues 
aussprechen;  es  gilt  unter  Paläontologen  als  ein  offenes  Ge- 
heimnis, daß  die  Zergliederung  der  triadischen  Ammoniten, 
wie  sie  MOJSISOVICS  durchgeführt  hat,  zuweit  geht.  Viele 
sind  sich  darüber  einig,  daß  zahlreiche  seiner  Arten,  ja 
Gattungen  sich  nicht  aufrechterhalten  lassen;  es  scheint  aber 
auch  unter  ihnen  die  Meinung  sehr  verbreitet,  daß  dies  ein 
rein  äußerlicher  Fehler  von  im  Grunde  untergeordneter 
Bedeutung  sei,  der  leicht  zu  korrigieren  wäre.  Dem  gegen- 
über muß  darauf  hingewiesen  werden,  daß,  wer  es  je  mit  triadischen 
Ammoniten  zu  tun  hat,  sich  unmöglich  mit  gutem  Gewissen  auf 
seine  Arbeiten,  auf  seine  Gattungen  und  Namen  beziehen  darf. 
Und  es  ist  nicht  meine  Ansicht,  daß  gerade  nur  MoJSISOVICS 
sich  so  geirrt  hat;  das  Lob,  das  diese  großen  Arbeiten  immer 
wieder  finden,  die  zahlreichen  Arbeiten,  die  nach  diesem 
Muster  Systematik,  Namen,  Abstammungslehre  machen,  alles 
dies  zeigt  uns  deutlich  genug,  wie  gang  und  gebe  diese  Art 
wissenschaftlicher  Betätigung  ist,  diese  unglückselige  Methode, 
die  in  den  meisten  Fällen  nicht  einmal  nachprüft,  sondern 
einfach  bald  hier,  bald  dort  eine  neue  Untergattung,  eine  neue 
Art  aufbaut  mit  blindem  Vertrauen  auf  die  einmal  von 
.Tugend  auf  eingelernte  Systematik,  auf  die  Namen  derer,  die 
sich  durch  ihre  Benennungen,  durch  ihre  Ableitungen  —  wenn 
auch  unbewußt  —  eine  Tyrannei  in  unserer  Paläontologie 
angemaßt  haben,  unter  der  wir  nachgerade  lange  genug  geseufzt 
haben  sollton.  Und  es  ist  wohl  nicht  einmal  immer  nur  das 
Vertrauen  auf  jene  bald  historischen  Namen  ,es  ist  gar  zu  oft 
nur    die    Unbequemlichkeit.    Jeder    Fund,    den    ich    bestimmen 

30* 


—     428     — 

will,  zwingt  mich  zu  einem  Kompromiß  mit  meinem  Gewissen, 
jeder  Ammonit,  den  ich  finde,  beweist  mir  die  Unzulässigkeit 
unserer  Nomenklatur,  das  Falsche  unseres  engen  Artbegriffs; 
wer  will  aber  aus  dem  einen  Stück  heraus  alle  die  anders 
Gesinnten  überzeugen? 

"Was  die  Beschreibung  der  Formen  eines  neuen  Fund- 
punktes zeigt,  das  ist  meistens  nur,  daß  überall  die  Groß- 
arten es  sind,  die  stark  variieren,  vielleicht  hier  etwas 
anders  als  dort,  —  aber  das  muß  ja  so  sein,  entsprechend 
den  selten  genau  übereinstimmenden  Lebensbedingungen.  Es 
ist  dies  kein  Gesichtspunkt,  von  dem  aus  das  Material 
in  Angriff  genommen  werden  soll,  sondern  es  ist  das  einzig 
mögliche  Ergebnis  aller  paläontologischen  Arbeiten.  Und 
dies  Ergebnis  sollte  man  ausnützen;  als  ich1)  auseinander- 
setzte, wie  das  Festhalten  an  den  OpPELschen  Arten  zum 
Teil  nicht  möglich  sei,  da  ihre  Unterscheidung  nicht  scharf 
sei,  da  wurde  mir  von  wohlwollender  Seite  mitgeteilt,  das 
hätte  man  schon  vor  dreißig  oder  mehr  Jahren  gewußt.  Warum 
hat  man  dann  aber  nicht  die  Konsequenzen  gezogen,  warum 
hat  man  dann  nicht  alles  getan,  um  zu  verhindern,  daß  die 
gesamte  paläontologische  "Wissenschaft  immer  weiter  auf  dem 
durch  Oppels  Autorität  sanktionierten  "Weg  weiterging?  Man 
hat  nicht  nur  die  alten  Namen  weiter  benutzt,  sondern  man 
hat  noch  mehr  Kinder  solchen  Geistes  in  die  "Welt  gesetzt 
oder  setzen  lassen;  mag  nun  der  einzelne  unterscheiden  zwischen 
zoologischer  und  deskriptiver  Art  wie  M.  SEMPER2),  mag 
er  den  "Wert  der  paläontologischen  „Arten"  auch  richtig  ein- 
schätzen, ein  unbedingtes  Erfordernis  ist  dann  jedenfalls, 
daß  diese  richtige  Auffassung  auch  in  der  Nomenklatur  zum 
Ausdruck   kommt. 

Die  in  der  Paläontologie  noch  sehr  verbreitete  Binomen- 
klatur  genügt  nicht  nur  längst  nicht  mehr,  sondern  sie  gibt 
eine  ganz  falsche  Vorstellung,  die  Vorstellung  nämlich,  als 
ob  die  fossile  binome  „Art"  etwas  ebenso  Konstantes,  etwas 
der  normalen  binomen,  zoologischen  oder  botanischen  Art  Ent- 
sprechendes wäre.  Schon  vor  bald  einem  Vierteljahrhundert 
hatte  NKUMAYU  dies  erkannt,  (Stämme  des  Tierreichs  S.  OG/67): 
„Wo  dies  nicht  möglich  ist",  —  nämlich  die  Unterscheidung 
von  Mutationen  mit  ihren  Varietäten,  —  „ist  es  am  besten, 
die  miteinander  durch  Übergänge  verbundenen  Formen  unter 
einem    Gesamtnamen     zusammenzufassen,     und     die     einzelnen 


\  G.  Oppelia. 

>)  N.  J.  99.  I. 


—      120     — 

Typen  durch  besondere  Namen  auszuzeichnen,  so  daß  jede 
derselben  nicht  wie  in  der  LlNNEschen  Nomenklatur  durch 
zwei,  sondern  durch  drei  Worte  bezeichnet  wird."  Und  wie 
steht  es  heute?  Jedem,  der  in  Geologie  und  Paläontologie 
sich  einarbeiten  will,  dem  stürmt  zunächst  als  ein  wirkliches 
Abschreckungsmittel  die  Schar  von  Gespenstern  entgegen,  die 
sich  Arten  nennen,  und  wirklich  nur  „Gespinster"  sind;  wer 
den  Kampf  mit  ihnen  aufnimmt,  der  merkt  bald,  wie  faden- 
scheinig die  Weisheit  ist,  aber  er  merkt  auch  bald,  welch 
furchtbare  Gegner  er  in  ihnen  hat.  Um  sie  drehen  sich  die 
Fragen  der  Bestimmung;  das  bearbeitete  Objekt  selbst  tritt 
zurück,  und  die  ganze  Arbeitskraft  wendet  sich  den  Synonymen 
und  Nichtsynonymen  zu,  und  schließlich  ist  das  Resultat:  es 
paßt  nirgends  hin,  —  das  Stück,  von  dem  ich  sofort  weiß, 
es  ist  ein  Anun.  macrocephalus,  es  ist  eine  biplicate 
Terebratel  aus  den  Variansschichten,  eine  bezeichnende 
Versteinerung  — ,  ich  kann  es  nicht  benennen,  bevor  ich  so  und 
so  viele  Literatur  durchgewälzt  habe,  bevor  ich  meine  Zeit 
und  Arbeitskraft  in  lächerlichen  Frägchen  erschöpft  habe,  ob 
X  unter  macrocephalus  auch  wirklich  nur  dies,  ob  Y  unter 
biplicata  nicht  vielmehr  eine  etwas  stärker  gewölbte  Form 
verstanden  habe! 

Diese  unhaltbaren  Zustände  verdanken  wir  mit  und  vor 
allem  denen,  die  sich  nicht  an  die  einfachsten  Wahrheiten 
gekehrt  haben,  und  es  auch  jetzt  noch  nicht  tun.  Schon  1889 
hat  NeüMAYR (Stämme  des  Tierreichs,  S.  67)  geschrieben:  „So 
viel  ist  sicher,  daß  die  Zeit  vorbei  ist,  in  welcher  es  als  ein 
großes  Verdienst  und  eine  wissenschaftliche  Tat  gelten  konnte, 
einige  Dutzende  neuer  Arten  benannt  und  mit  Diagnosen  ver- 
öffentlicht zu  haben."  —  Leider  ist  die  Zeit  eben  immer  noch 
nicht  vorbei! 

Wenn  man  sich  an  den  Geist  des  Aufsteilens  und  Ver- 
wendens  von  Arten  hält,  wie  er  heute  in  der  Literatur 
herrscht,  so  muß  man  zweifeln,  ob  immer  das  Verständnis 
für  den  ursprünglichen  Zweck  der  möglichst  engen  Art- 
begrenzung dabei  noch  vorhanden  sei.  Man  muß  vielmehr  rein 
nach  der  Parallelität  der  Nomenklatur  zu  dem  Ergebnis 
kommen,  daß  nach  Ansicht  zahlreicher  Paläontologen  die 
paläontologische  Art  der  normalen  zoologischen  Art  entspreche. 
Und  von  diesem  Gesichtspunkt  aus  gibt  es  zwei  mögliche, 
grundsätzlich  verschiedene  Auffassungen:  Entweder  zu  Leb- 
zeiten einer  bestimmten  Fauna  bestehen  so  und  so  viele 
äußerst  ähnliche  Arten  nebeneinander,  oder  es  existiert  nur 
eine     variierende     Großart,     und     die     vermeintlichen     Arten 


430 


sind  nichts  als  deren  Variationen.  Eine  solche  Macht 
haben  die  Namen,  daß  die  letztere  a  priori  -viel  natür- 
lichere Annahme  einer  gewissen  Variation  jeder  Großart,  wie 
wir  sie  bei  lebenden  Tieren  fast  alltäglich  beobachten,  erst 
belegt  werden  muß  gegenüber  der  ersteren  Annahme,  die  in 
der  Literatur  die  gebräuchliche  scheint.  "Wenn  heute  in  Hinter- 
indien eine  Fauna  mit  50  Stück  Macroceph alen  entdeckt 
wird,  die  alle  denselben  Typus  haben,  aber  in  jedem  Stück 
etwas  verschieden  aussehen,  so  wird  der  Nachweis  verlangt, 
daß  es  sich  wirklich  um  dieselbe  variierende  Art  handelt 
und  nicht  etwa  um  verschiedene  Arten!  Man  sollte  doch 
denken,  daß  in  einer  solchen  Fauna  zunächst  einmal  die  An- 
nahme von  den  verschiedenen,  so  sehr  ähnlichen  „Arten", 
die  sogar  durch  Übergänge  verbunden  sind,  durch  ent- 
sprechende Tatsachen  in  der  lebenden  Natur  bewiesen  werden 
müßte,  aber  diese  Beweisführung  ist  überhaupt  noch  nie  ver- 
sucht worden!  Im  Gegensatz  hierzu  häufen  sich  von  Tag  zu 
Tag  die  Belege,  daß  diese  sog.  „Arten"  durch  Übergänge 
verbunden  und  somit  Varietäten  sind.  Soweit  es  sich  dabei 
um  zeitlich  gemeinsame  Variationen  (im  Gegensatz  zu  den 
Mutationen)  handelt,  kann  ihre  Unterscheidung  im  einzelnen 
höchstens  den  einen  praktischen  Grund  der  Verständigung  über 
die  eine  oder  andere  Variationsrichtung  haben;  und  in  diesem 
Fall  müßte  ein  dritter  Name  angehängt  werden,  der  die 
Richtung  der  Variation  anzeigt.  Und  mit  dem  Begriff  der 
Variationsrichtung  ist  zugleich  die  Tatsache  ausgesprochen, 
daß  diese  Richtung  in  verschiedenen  Lokalitäten  sich  wieder- 
holen kann;  zugleich  ist  damit  aber  auch  deutlich  genug  vor 
Augen  gerückt,  wie  verfänglich  es  wäre,  wenn  wir  statt  dessen 
einen  Artnamen  geben  würden:  Nichts  ist  nämlich  natürlicher, 
als  daß  eine  Großart  hier  so,  dort  so  variiert  hat,  denn  genau 
dieselben  Lebensbedingungen  wiederholen  sich  kaum  an  ver- 
schiedenen Orten;  wer  einmal  z.  B.  im  schwäbischen  Jura  den 
Amin,  hecticua  gesammelt  und  seine  starke  Variationsfähigkeit 
beobachtet  hat  (s.  z.  B.  QüENSTEDT:  Ammoniten,  wo  die- 
selben wahrheitsgetreu  zur  Darstellung  gebracht  sind),  der  muß 
daran  zweifeln,  ob  es  irgendwelchen  Sinn  hat,  diese  Variations- 
fülle in  verschiedene  Art-,  ja  Gattungsnamen  zu  zwängen  und 
dadurch  widersinnig  auseinanderzureißen,  was  doch  zusammen- 
gehört. —  Und  wer  sich  klarmacht,  daß  Indiens  nicht  nur 
hier,  sondern  auch  in  Ungarn  oder  im  französischen  Jura  und 
überall,  wo  immer  er  gelobt  hat,  gleichfalls  variiert  hat, 
der  wird  sich  nicht  darüber  wundern,  daß  es  diesem 
Tier    öfters    gelungen    ist,    hier    wie     dort    ganz    entsprechende 


—     431     — 

Formen  zu  erzeugen;  er  kann  dann  doch  nicht  diese  zu- 
fällig in  der  Form  übereinstimmenden  Exemplare  mit  einem 
besonderen  gemeinsamen  Namen  benennen  und  je  aus  ihrem 
Kreis  herausreißen!  Denn  damit  wird  ja  das  ganz  falsche  Bild 
gegeben,  als  ob  beiden  Gegenden  eine  ganz  bestimmte 
In >ti,us-Yovn\  gemeinsam  wäre,  die  anderen  Gegenden  viel- 
leicht fehlt,  und  auf  deren  gemeinsamen  Vorkommen  alle 
möglichen  Folgerungen  stratigraphischer  und  paläogeographischer 
Natur  gezogen  werden  könnten,  wovon  doch  nach  dem  an- 
gegebenen einfachen  Tatbestand  nicht  die  Rede  sein  kann. 
Dieses  Bild  kann  sich  aber,  ja  es  muß  sich  in  vielen  Fällen 
geradezu  aus  einer  gewöhnlichen  Bestimmung  auf  Grund  der 
verschiedenartigen  zu  berücksichtigenden  Literatur  ergeben. 
Verwertbar  ist  nur  die  Tatsache,  daß  im  oberen  Dogger 
sowohl  in  Süddeutschland  als  in  Norddeutschland,  als  in 
Ungarn  usw.  der  Amm.  hecticus  auftritt,  und  zwar  in  vielen 
Variationen;  —  nicht  verwertbar  ist  aber  die  Fiktion, 
als   wären  ganz   bestimmte  gemeinsame   „Arten"   vorhanden. 

Die  Frage  der  Artbegrenzung  ist  nachgerade  in  ein  groteskes 
Stadium  gerückt  durch  eine  neuere  Arbeit,  die,  auf  dem  alten 
unverstandenen  Dogma  von  der  Notwendigkeit  des  Festhaltens 
aller  Unterschiede  fußend,  das  merkwürdige  Rätsel  des  Über- 
gangs zahlreicher  „Arten"  einer  Gattung  ineinander  durch 
Bastarden-Bildung  zu  erklären  sucht!  Es  ist  das  die  Arbeit 
von  DE  Tsytovitch  über  Hecticoceras  im  Callovien  von  Chezery 
(Abh.  Schweiz.  Pal.  Ges.  1911),  aus  deren  Resultaten  ich 
folgenden  Satz  zitiere  (S.  81):  „Wenn  ich  die  Hecticoceras 
von  Chezery  in  6  Gruppen  von  Arten  eingeteilt  habe,  so  habe 
ich  damit  nicht  die  Absicht,  zwischen  ihnen  absolute  Unter- 
schiede aufzustellen.  Im  Gegenteil,  wie  in  jeder  dieser  Gruppen 
die  verschiedenen  Species  untereinander  durch  vielfache  Über- 
gänge (liaisons  multiples  et  complexes)  verbunden  sind,  so 
sind  auch  sie  (die  Gruppen)  untereinander  durch  Übergänge 
verknüpft,  die  mir  um  so  deutlicher  erschienen,  je  größer  das 
Material  wurde.  Dieses  vollkommene  Fehlen  jeder  scharfen 
Grenze  führt  uns  zwingend  zu  der  Annahme  einer  auto- 
chthonen(!)  Fauna,  deren  Elemente  sich  rasch  an  Ort  und  Stelle 
vermehrt  haben,  indem  sie  zwar  in  verschiedenen  Riebtungen 
strebend  stark  Variante  Formen  hervorgebracht  haben,  die  aber 
eng  miteinander  verwandt  sind."  So  kommt  DK  TSYTOVITCH 
auf  den  Gedanken,  daß  man  es  hier  z.  T.  mit  Bastarden  zu 
tun  hat.  —  Aus  dieser  Betrachtungsweise  spricht  die  Befol- 
gung eines  Systems,  das  —  ich  nehme  es  zu  seinen  Gunsten 
au   —  mißverstanden    ist.       Psychologisch    ist    dieses    Resultat 


—     432     — 

verständlich:  In  der  Freude  über  die  Fortschritte  der  ver- 
gleichenden Stratigraphie  auf  Grund  einer  genaueren  Species- 
unterscheidung  seit  OPPEL  hat  man  den  Leitwert  vieler 
Formen  überschätzt;  und  man  kann  leicht  verstehen,  daß  man 
einem  noch  so  kleinen  Unterschied  lieber  zuviel  als  zuwenig 
Ehre   antun   wollte. 

Hier  zeigt  sich  uns  klar  die  notwendige  Folge  der  allzu 
subtilen  Arten  Unterscheidung,  hier  zeigt  sich  zugleich  deut- 
lich, was  der  Unterschied  zwischen  Art  und  Varietät  ist;  nur 
um  das  Selbstverständliche  zu  begreifen,  daß  Formen  einer 
Zone,  die  bei  Chezery  15  bis  50  cm  mächtig  ist,  ineinander 
übergehen,  müssen  wir  mit  Rücksicht  auf  die  nun  einmal 
herrschende  Methode  der  vielen  Arten  unsere  Zuflucht  zur 
Bastardierung  dieser  „Arten"  nehmen!  Es  ist  das  das  Extrem 
von  dem,  was  geleistet  werden  konnte  in  der  durch  die  Tra- 
dition vorgeschriebenen  Richtung.  Extreme  aber  berühren 
sich;  und  so  bedarf  es  wahrlich  nur  eines  etwas  geänderten 
Gesichtspunktes,  um  zu  erkennen,  daß  alle  Hecticoceraten 
—  zunächst  bei  Chezery  —  einer  einzigen  stark  variierenden 
Art  angehören.  Diese  Erkenntnis  kann  nur  demjenigen 
Schmerzen  bereiten,  der  seine  irgendwo  gesammelten  Hectico- 
ceraten gerne  bestimmt  haben  möchte;  die  Frage  ist  nur  die, 
was  das  Bestimmen  als  solches  für  einen  Zweck  hat.  Wenn 
nun  aber  jemand  wissen  wollte,  wie  diese  einzige  Art  von 
lfrcticoceras  zu  benennen  sei,  so  kann  ich  höchstens  antworten: 
„Ilecticoceras  heciicumu ,  —  falls  diese  Tautologie  beruhigen- 
der wirken   sollte. 

Zwei  Einwände  könnten   erhoben  werden: 

1.  Mögen  wir  uns  ein  Bild  von  dem  Verlauf  und  der 
Lokalisierung  der  Entwicklung  machen,  wie  wir  wollen:  Wande- 
rungen, vielleicht  auch  passive  Verschwemmung  in  lebendem 
oder  totem  Zustand  werden  stets  stattfinden  können,  und  so- 
mit dürfen  wir  nicht  überall  erwarten,  daß  die  Formen  in 
einer  bestimmten  Gesetzmäßigkeit  auftreten.  Manche  Schichten 
werden  unter  autochthonen  Elementen  auch  Fremdlinge  ent- 
halten, und  dann  werden  wir  uns  vergeblich  bemühen,  Ord- 
nung hinein  zu  bekommen.  Das  könnte  ja  auch  gerade  bei 
Chezery  der  Fall  sein;  freilich  DK  TSYTOVITCH  selbst  ist  zu 
dem  entgegensetzten  Schluß  gekommen,  nämlich  daß  die 
gesamte  Fauna  autochthon  sei  (a.  a.  0.,  S.  81).  Über  diese 
Frat;e  läßt  sich  wohl  nicht  ohne  weiteres  eine  Entscheidung 
treffen.  Zunächst  kann  betont  werden,  daß  wir  keinerlei  Ver- 
anlassung haben,  ausgerechnet  in  Chezery  anormale  Verhält- 
nisse anzunehmen,   derart,   daß   hier  eine  besonders  bedeutende 


433 


Zusammenschweinmung  verschiedenartiger  Elemente  statt- 
gefunden haben  sollte:  über  Callovien  mit  Macrocephalen 
und  unter  L am berti- Schichten  lagern  eisenoolithreiche  Kalke 
mit  Reirieckia  anceps  und  Hecticoceras,  es  ist  eine  ganz  nor- 
male Schichtfolge.  Mit  demselben  Recht  wie  bisher  könnten 
wir  dann  auch  die  anderswo  vorkommenden  Hecticoceraten 
für  zusammengeschwemmt  erklären,  —  die  nebenbei  überall  — 
wo  ich  sie  noch  gesehen  habe  —  in  derselben  starken  Varia- 
tionsfähigkeit auftreten  wie  bei  Chezery.  Und  damit  komme 
ich  zu  dem  andern  möglichen  Einwand. 

2.  Es  ist  ganz  zweifellos  eine  der  verdienstvollsten 
Arbeitsweisen,  irgendwo  Schicht  für  Schicht  abzuräumen  und 
Zentimeter  für  Zentimeter  die  Fossilien  herauszuholen;  nur  so 
wird  man  die  Zonenbeständigkeit  gewisser  Formen  und  ihre 
allmähliche  Veränderung  feststellen  können.  Und  wenn  solche 
Arbeiten  in  verschiedenen  Gegenden  unter  gegenseitiger  Berück- 
sichtigung durchgeführt  werden,  so  wird  man  dadurch  vielleicht 
einmal  wirkliche  Entwicklungsreihen  aufstellen  und  auch  den 
Weg  der  Wanderungen,  der  Verschiebungen  gewisser  Faunen- 
elemente kontrollieren  können.  Dieser  Methode  liegt  die 
richtige  Erkenntnis  zugrunde,  daß  wir  trotz  noch  so  großer 
Aufsammlungen,  trotz  des  zum  Teil  riesenhaft  zusammen- 
gehäuften Materials  aus  fossilreichen  Schichten  mit  den 
Entwicklungsreihen  nicht  recht  vom  Fleck  kommen,  vielleicht 
besonders  deswegen,  weil  die  fossilärmeren  Schichten  stets  zu 
wenig  von   den  „Sammlern"   berücksichtigt  werden. 

Sie  sind  es,  die  doch  großenteils  wahllos  aus  dem  ihnen 
als  fossilreich  bekannten  Horizont  sammeln;  dadurch  verliert 
das  Material  mindestens  seinen  halben  wissenschaftlichen  Wert, 
der  erst  dann  erschöpft  wäre,  wenn  Zentimeter  für  Zentimeter 
abgeklopft  und  gesondert  etikettiert  würde.  Von  diesem  Ge- 
sichtspunkt betrachtet  verlieren  fast  alle  Sammlungen  beträcht- 
lich an  Wert,  und  ebenso  auch  die  darauf  gegründeten  Publi- 
kationen, und  das  ist  z.  B.  auch  der  nie  gutzumachende 
Fehler  bei  MoJSISOVICS.  Jedenfalls  liegt  in  dieser  Richtung 
noch  eine  Unsumme  wissenschaftlicher  Arbeit. 

Es  könnten  also  —  würde  man  vielleicht  vermuten 
—  auch  in  Chezery  die  zahlreichen  Varietäten  des 
hecticus  selbst  in  ihrem  beschränkten  Auftreten  in  einer 
gewissen  Gesetzmäßigkeit  aufeinander  folgen,  und  das 
könnte  vielleicht  DE  TSYTOVITCII  entgangen  sein.  Auch  diese 
Frage  kann  von  hier  aus  nicht  entschieden  werden.  Es  ist 
kein  Zweifel,  daß  wir  in  große  Schwierigkeiten  kommen,  wenn 
wir  innerhalb   einer   15  cm  (a.  a.  0.)  mächtigen  fossilführenden 


434 


Schicht  horizontieren  wollen.  Theoretisch  dürfen  wir  vielleicht 
mit  Recht  annehmen,  daß  die  Formen,  die  ohne  Zweifel  von 
vornherein  eine  gewisse  Variationsbreite  gehabt  haben,  sich 
allmählich  verändert  haben,  und  daß  wir  zunächst  einmal  er- 
warten dürfen,  zu  unterst  andere  Formen  anzutreffen  wie  zu 
oberst;  in  den  dazwischenliegenden  Formen  haben  wir  dann 
die  Übergänge  zu  suchen. 

Nun  kommt  alles  auf  die  Frage  an,  ob  die  Sedimentierung 
jener  15  cm  Gestein  so  langsam  vor  sich  gegangen  ist,  daß 
für  eine  Entwicklung  Zeit  vorhanden  war;  wenn  nicht,  so  sind 
alle  stratigraphisch-entwicklungsgeschichtlichen  Untersuchungen 
innerhalb  dieser  Zone  unnötig,  wenn  ja,  so  wäre  es  unver- 
ständlich, wenn  innerhalb  der  langen  Zeit,  —  die  man  für 
eine  allmähliche  Entwicklung  doch  wohl  annehmen  muß  — 
und  angesichts  der  minimalen  Sedimentation,  d.  h.  der  schlechten 
Erhaltungsmöglichkeit,  die  Schalen  al ler  der  Hecticoceraten, 
die  das  damalige  Meer  bevölkerten,  wirklich  erhalten,  und  zwar 
so  gut  erhalten  wären.  Sie  können  nicht  lange  frei  dagelegen 
haben,  sonst  müßten  die  Schalen  wenigstens  zum  Teil  ange- 
löst, mit  Schmarotzern  (Serpula)  besetzt  oder  angebohrt  sein; 
derart  gut  erhaltene  Fossilien  müssen  sehr  schnell 
eingebettet  worden  sein,  somit  bleibt  für  eine  Entwicklung 
gar  keine  Zeit.  Nur  wenn  die  Sedimentation  innerhalb  einer 
solchen  Zone  eine  ungeheuer  gleichmäßige  gewesen  ist,  nur 
wenn  gar  keine  Umschwemmungen,  gar  keine  Meeresströmungen 
stattgehabt  haben,  können  wir  erwarten,  daß  uns  die  Formen 
in  der  Reihenfolge  ihrer  Entwicklung  auch  heute 
noch  vorliegen,  und  nur  dann  dürfen,  ja  müssen  wir  jede» 
Stück,  das  etwas  höher  liegt  als  das  andere,  und  wenn  es 
auch  nur  lji  cm  höher  begänne,  daraufhin  ansehen,  ob  der 
Lauf  der  Entwicklung  sich  in  seiner  Form  ausspricht,  und  wir 
müssen  es,  wenn  wir  einen  Unterschied  gegenüber  dem 
„älteren"  Stück  feststellen  können,  besonders  benennen. 
Diese  Benennung  hat  den  Zweck,  zu  zeigen,  daß  es  sich 
hier  um  eine  besondere  Form  handelt;  wie  verfolgt  man 
ihren  Horizont? 

Das  sind  doch  wohl  die  notwendigen  Konsequenzen 
aus  der  Methode  des  Absuchens  Zentimeter  für  Zentimeter; 
und  so  wäre  jedenfalls  diese  Paläontologie  sehr  abhängig 
von  stratigraphischen  Gesichtspunkten.  Es  fragt  sich  über- 
haupt, ob  man  dieser  Methode  einen  Erfolg  garantieren  kann, 
und  was  ihre  Fehlerquellen  sein  werden.  Ganz  allgemein 
ergeben  sich  jedenfalls  große  Schwierigkeiten.  Nehmen  wir  an, 
wir  hätten  irgendwo  etwa  in  der  Bank  1  den  Amin,  subradiatua 


—     43.5     — 

mit  seinen  Variationen,  weit  darüber  in  der  Bank  10  den 
Amin,  fuscus  mit  den  seinen  —  und  in  den  zwiscbenliegenden 
Bänken  2  —  9  die  allmählichen  Übergänge,  und  zwar  in  jeder 
Bank  eine  nur  ihr  eigene  ausgesprochene  gesetzmäßige  Muta- 
tion; das  wäre  also  ein  Fall,  wie  ihn  WAAGEN  erkennen 
wollte.  Wir  hätten  zunächst  hier  10  gute  Leitfossilien,  und 
zwar  —  so  gut  wie  subradiati/s,  so  gut  wie  fuscus  —  je  mit 
ihrer  Variationsbreite.  Ich  bezweifle,  daß  man  nun  praktisch 
die  Mutationen  zweier  aufeinanderfolgenden  Bänke,  die  ein- 
ander sehr  ähnlich  sein  müssen,  klar  unterscheiden  kann;  die 
jedesmal  zugleich  auftretenden  Variationen  werden  die  Merk- 
male bald  der  nächst  älteren,  bald  der  nächst  jüngeren 
Mutation  zufällig  wiederholen  können,  und  schließlich  wird 
eine  Form  neben  der  aus  ihr  entstandenen  Mutation  weiter- 
leben können;  die  an  und  für  sich  minimalen  Umterschiede 
zwischen  all  diesen  Mutationen  werden  verschwimmen  und 
für  die  Praxis  illusorisch  werden.  Aber  zugegeben,  auch 
diese  Unterscheidung  mag  möglich  sein,  es  mag  gelingen,  ein 
Merkmal  herauszufinden,  das  bei  aller  Variation  konstant 
bleibend  nur  die  allmähliche  Mutation  widerspiegelt  (freilich 
widerspricht  dies  meinen  Erfahrungen  bei  Ammon  it  en,  denn 
hier  schwankt  alles),  —  wird  es  stets  in  allen  Gegenden, 
unter  allen  Lebensbedingungen  dasselbe  Merkmal  sein,  auf 
das  wir  bauen  können?  Es  ist  schon  ausgesprochen  worden, 
daß  eine  Großart  —  etwa  subradiatus  —  hier  diese,  dort 
jene  Variationscharaktere  besonders  ausgeprägt  zeigen  wird, 
daß  damit  die  Form  hier  wie  dort  ihren  besonderen  Gesamt- 
charakter wird  zeigen  können,  oder  —  um  mit  den  Freunden 
der  vielen  Arten  zu  sprechen  —  hier  andere  der  Gegend 
eigene  Arten  auftreten  mögen  als  dort.  Demnach  wird  auch 
die  Entwicklung  im  einzelnen  und  im  kleinsten  hier  anders 
vor  sich  gehen  müssen  als  dort,  hier  werden  andere  Mutationen 
auftreten  als  dort,  Wanderungen  und  Verschwemmungen  stören 
die  ursprüngliche  Ordnung,  ortsfremde  Elemente  führen  uns 
irre,  und  damit  erklärt  sich  nicht  nur  die  Unmöglichkeit,  ein 
Fossil  so  zu  bestimmen,  daß  es  einer  derart  strengen  Arten- 
auffussung  genügt,  damit  erklärt  sich  ganz  allgemein,  daß 
man  nicht  erwarten  darf,  die  Mutationen  der  vorhin  an- 
genommenen Bänke  1  — 10  auch  nur  in  einem  beschränkten 
Gebiet  in  derselben  Art  und  Weise  aufeinanderfolgen  zu 
sehen,  da  ihre  Unterscheidung  auf  all  zu  subtilen  Merk- 
raälchen   beruht. 

Durch  all  diese  Überlegungen  soll  der  Wert  stratigraphisch 
paläontologischer    Untersuchungen    im    kleinen    durchaus    nicht 


436 


völlig  geleugnet  werden;  nur  die  Grenzen,  die  dieser  Arbeits- 
weise gestellt  sind,  müssen  wir  im  Auge  behalten. 

Die  Mehrzahl  der  neueren  „Arten"  ist  jedenfalls  ohne 
derartige  Überlegungen  aufgestellt  worden,  und  sie  haben  zum 
Ausbau  unserer  Stratigraphie  keinen  Deut  beigetragen,  sie 
haben  für  entwicklungsgeschichtliche  Untersuchungen  gar  keinen 
Wert,  sie  sind  nur  dazu  da,  um  zu  verwirren,  da  sie  nur 
Einzelfälle  irgendeiner  Variation,  einer  Mutation  darstellen, 
und  in  manchen  Fällen  wohl  nicht  einmal  das,  sondern  Kombi- 
nationen von  beiden. 

Hand  in  Hand  mit  der  besprochenen  Arbeitsweise  muß 
jedenfalls  eine  weitere  Arbeit  gehen,  und  das  ist  die  Untersuchung 
der  Variationsbreite  der  Formen  innerhalb  eines  gewissen  Zeit- 
abschnittes. Die  Ammoniten  werden  —  etwa  im  Jura  — 
stets  als  die  besten  Leitfossilien  bezeichnet,  und  mit  Recht; 
ihre  Variationsbreite  aber  ist  z.  T.  ganz  außerordentlich  groß. 
Die  Leitfossilien  freilich  werden  immer  wieder  erkannt,  aber 
unsere  Methode  bringt  es  mit  sich,  daß  sie  nur  in  möglichst 
enger  Artumgrenzung  anerkannt  werden,  die  abweichenden 
Formen  —  „ähnliche  Arten"  —  werden  zu  wenig  beachtet. 
Es  wird  sich,  wenn  nur  erst  das  genügende  Material 
gesammelt  und  vor  allem  auch  mit  anderen  Augen 
betrachtet  wird,  herausstellen,  daß  es  sich  fast 
durchweg  nicht  um  verwandte  Arten,  sondern  um 
Variationen  handelt.1)  Den  Nachweis  für  die  „Gattung" 
Hecticoceras  hat  DE  TSYTOVICH  erbracht;  und  es  müßte  eine 
dankenswerte  Aufgabe  sein,  zu  verfolgen,  wie  weit  die  Variations- 
breite bei  allen  Ammoniten  geht.  Daraus  würde  man  ein 
Urteil  gewinnen  über  den  Wert  zahlreicher  Unterscheidungen, 
nicht  nur  von  Arten,  sondern  auch  von  Gattungen.  Daraus 
würde  man  vielleicht  auch  erkennen  können,  wie  wir  unver- 
sehens durch  sie  von  der  wissenschaftlichen  Beobachtung  weg- 
geführt und  zu  einem  Turnier  der  Wörter  gezwungen  werden. 
Wenn  es  einmal  z.  B.  irgendwo  gelingen  wird,  etwa  die 
Formen  zu  finden,  die  zwischen  den  ältesten  Oppelien  und 
Harpoceraten  stehen,  —  und  ich  zweifle  nicht,  daß  auch  dies 
gelingen  wird,  sowie  wir  nur  einmal  gelernt  haben,  mit 
anderen  Augen  zu  sehen,  —  nun,  so  würde  dies  auch  ohne 
die  exakten  und  kleinlichen  Unterscheidungen  gelingen.  Ja, 
diese  sind  es  gerade,   die  unseren  Blick    in  dieser  Beziehung 


1  Ähnliche  Anschauungen  äußert  neuerdings  auch  G.  HOFFMANN: 
Stratigraphie  und  AmmoDitenfauna  des  unteren  Doggers  in  Sehnde  bei 
Hannover,  1913. 


—     437     — 

eher  trüben,  sie  sind  daran  schuld,  wenn  wir  vor  lauter 
Bäumen  den  "Wald  nicht  sehen. 

QüENSTKDT  hat  schon  viele  Übergänge  gekannt  zwischen 
Formen,  die  später  in  verschiedenen  GattuDgen  eingeordnet 
sind;  Avir  haben  großenteils  das  Auge  dafür  verloren,  da 
durch  zahlreiche  „Arten"  und  „Gattungen"  der  Begriff  des 
Überganges  erstickt  wird.  Ich  möchte  glauben,  daß  es  gar 
nicht  so  viel  ist,  was  uns  fehlt,  daß  dieses  und  jenes  Glied 
deshalb  nicht  in  seinem  Wesen  erkannt  wird,  weil  es  uns 
durch  das   Gewand  seines  Namens  entstellt  ist. 

Es  ist  gewiß  in  'vielen  Fällen  nur  die  Gewöhnung  an  so 
viele  von  Jugend  auf  und  immer  wieder  in  die  Ohren  klingende 
Namen,  ihre  durch  andauernden  Gebrauch  in  der  Literatur 
erlaugte,  fast  historische  Bedeutung,  durch  die  wir  uns  ab- 
halten lassen,  den  Dingen  auf  den  Grund  zu  sehen,  durch 
die  wir  zu  sehr  das  Bewußtsein  verlieren,  daß  es  ja  nur  Be- 
nennungen sind,  die  von  unseresgleichen  gegeben  wrorden 
sind,  dieses  Bewußtsein,  zu  dem  wir  uns  immer  wieder  von 
neuem  durchringen  müssen.  Ungern  tastet  man  an  Alther- 
gebrachtes, dem  nur  zu  leicht  nur  wegen  seines  Alters  ein 
ganz  unverdienter  Nimbus  anhängt,  und  manche  schlecht  be- 
gründete Art  behauptet  sich  ihren  Platz  in  der  Literatur. 
Alle  unsere  paläontologische  Arbeit  wird  beeinflußt  von  dem 
mehr  oder  weniger  bewußten  Bedürfnis,  den  Gedanken  der 
Entwicklung  zu  stützen;  und  leicht  verständlich  ist  daher 
die  Tendenz,  die  sich  so  sehr  in  der  Literatur  zeigt,  jeden 
kleinen  Unterschied  festzulegen  durch  besondere  Namen.  Aber 
die  Namen  haben  genau  das  Gegenteil  von  dem  bewirkt,  was 
zu  ihrer  Rechtfertigung  angeführt  wird.  Unter  ihrer  Ägide 
sind  die  einstigen  Arten  zu  Gattungen  avanciert,  und  die 
Kluft,  die  man  zwischen  Art  und  Art  viel  leichter  überbrückt, 
erscheint  uns  dadurch  nur  größer,  als  sie  in  Wirklichkeit  ist. 
Die  Gattungs-  und  Artnamen  sind  es,  die  uns  glauben  machen, 
die  Formen  wären  viel  selbständiger,  als  sie  in  Wirklichkeit 
sind,  und  durch  diesen  Glauben  wird  der  Entwicklungslehre 
gerade  der  schlechteste  Dienst  erwiesen. 

In  der  Diskussion  zum  Vortrage  von  Herrn  Wepfeu  führt 
Herr  H.  S ALFELD- Göttingen  über  Artbildung  bei  Ammo- 
niten  folgendes   aus: 

Die  Ausführungen  des  Herrn  WEITER  veranlassen  mich, 
einige  Heobachtungen  mitzuteilen  über  das  Vorhandensein  eng- 
begrenzter   Arten    bei    Gruppen    aus    dem    Stamm    der    Peri- 


—     438     — 

spliinctoida,  bei  denen  unter  Berücksichtigung  des  sämtlichen 
mir  zugänglichen  Materials  keine  Übergangsformen  gefunden 
werden  konnten.  Damit  sollen  die  Resultate  des  Herrn 
Wepfek  an  dem  Material  aus  dem  Stamm  der  Oppeloida  gar 
nicht  in  Zweifel  gezogen,  nur  vor  einer  zu  weitgehenden  Verall- 
gemeinerung gewarnt  werden.  Es  ist  mir  wohl  bekannt,  daß  bei 
schwachskulpierten  Formen  sich  sehr  schwer  Variationsbreiten  von 
Arten  feststellen  lassen,  bzw.  überhaupt  eine  scharfe  Trennung 
zwischen  verschiedenen  Arten  der  gleichen  Gruppe  nicht  zu 
ziehen  ist.  Dies  trifft  nach  meinen  bisherigen  Beobachtungen 
auf  eine  große  Zahl  von  Gruppen  der  „Gattung"    Oppelia  zu. 

Zu  dem  Stamm  der  Perisphinctoida  (inkl.  Stephano- 
ceras  usw.)  muß  ich  auch  aus  an  anderer  Stelle  zu  erörternden 
Gründen  die  Gattung  Cardioceras  zählen.  Ich  greife  hier  die 
von  allen  Autoren  sehr  weitgefaßte  Art  „Cardioceras  alter- 
nans^ heraus.  Diese  eine  sogenannte  Art  bin  ich  genötigt, 
in  vier,  auch  stratigraphisch  wichtige  Gruppen  zu 
trennen,  denen  bisher  24,  meist  neue  Arten,  angehören, 
die  nicht  durch  Übergangsformen  verbunden  sind. 
Auch  bei  engster  Artbegrenzung  waren  unter  „Cardioceras 
alternans  V.  Buch"  immer  noch  Angehörige  von  zwei  gänzlich 
verschiedenen  Gruppen  zusammengefaßt:  nämlich  Cardioceras 
alternans  V.  BUCH  Typ.  aus  den  Impressatonen  des  Weiß- 
juras «  oder  der  Zone  des  Perispliinctes  Wartae  Buk.  des 
unteren  Oberoxfords  mit  hohem  schmalen  und  sehr  fein 
gezähneltem  Kiel,  und  Angehörige  der  Gruppe  des  Cardio- 
ceras Kitchini  n.  sp.  (z.  B.  als  „alternans"  in  den  Jurassic 
Rocks  of  England  von  H.  B.  WOODWAKD  abgebildet)  aus  dem 
unteren  Kimmeridge  oder  der  Zone  mit  Rasenia  (n.  gen.) 
cymodoce  d'Okh.  Typ.  (non  Amin,  cymodoce  Bayee,  ToilN- 
<;UISt)  mit  hohem,  aber  breitem  Kiel,  der  kaum  halb 
so  viel  „Kielleisten"  trägt  als  Card:  alternans  V.  BUCH 
Typ.  „Kielzähnchen  oder  Kielknötchen". 

Dem  Alter  nach  schiebt  sich  zwischen  beide  Gruppen  ein 
die  Gruppe  des  Cardioceras  Bauhini  OPPEL  (=  alternans 
QUENSTEDT  e.  p.)  mit  einem  breiten,  niedrigen,  kaum  ab- 
gesetzten Kiel,  der  von  Kielleisten  in  ähnlicher  An- 
zahl gequert  wird  wie  bei  der  Gruppe  des  Card.  Kitchini. 
Dieser  breite,  niedrige  Kiel  tritt  aber  nur  auf  dem  Steinkerne 
im  Krscheinung,  während  die  Schale  auf  der  Externseite  zu- 
geschärft ist,  und  damit  noch  ein  wichtiges  Charakteristikum 
der   alten   Cordatengruppe   aufweist. 

Es  ist  leicht  einzusehen,  daß  durch  ein  stärkeres  Ausstülpen 
des  breiten  Kieles  aus  der  Bauhini- Gruppe  die  A//<7///<i-Gruppe 


—      439     — 

entstehen  würde.  Da  außerdem  die  Kitchini- Gruppe  zeitlich 
auf  die  Bauhini-Gruppe  folgte,  so  gewinnt  es  an  Wahrscheinlich- 
keit, daß  tatsächlich  die  Bauhini-Gruppe  nach  dieser  Richtung 
permutierte,  soweit  Angehörige  der  Baithini-Gruppe  als  Vor- 
fahren der  Kitchini-Gruppe  des  unteren  Kimmeridge  anzusehen 
sind.  Die  Bauhini- Gruppe  wiederum  läßt  sich  auf  Nachzügler 
der  Cordatengruppe,  welche  mit  letzteren  noch  in  die  Zone  mit 
Cardioceras  alternans  hineinreicht,  zurückführen,  nicht  aber  auf 
die  Alternans- Gruppe. 

"Wir  sehen  also,  daß  gewisse  Gruppen  aus  der  Cordaten- 
Gruppe  nach  zwei  Richtungen  permutieren.  Die  eine  Gruppe 
gewinnt  schnell  den  schmalen,  hohen  und  fein  gezähnelten  Kiel 
(die  Alternans- Gruppe,  die  mit  (  ard.  serratum  Sow.  Typ.  in 
der  Zone  des  Berisphinctes  decipiens  Sow.  Typ.,  dem  mitt- 
leren Oberoxford,  ihr  Ende  erreicht),  die  andere  Gruppe  erhält 
langsamer  über  die  Ba ulan i- Gruppe  in  der  Kitchini-Gruppe 
einen  breiten,  hohen  Kiel  mit  einer  weit  geringeren  Zahl  von 
Kielleisten.  Aus  diesen  stammesgeschichtlichen  Gründen  kann 
ich  auch  die  Gattungsbezeichnung  „Amoeboceras"'  Hyatt  für 
die  jüngeren  Cardioceraten  vom  Alterna?is-Typ  nicht  aufnehmen, 
da  diese  Gattung  oder  Untergattung  zwei  divergierende  Zweige 
umfassen  würde. 

Innerhalb  eines  jeden  Schichtenkomplexes,  der  eine  der 
vorgenannten  Cardioceraten-Arten  führt,  kommen  nun  noch 
weitere  Arten  vor,  die  durch  das  gleiche  „Permutations- 
charakter i  stik  um",  welches  bei  Cardioceras  in  der 
"Weise  der  Kielbildung  beruht,  ausgezeichnet  sind.  Diese 
Arten  zeigen  eine  gewisse  Variationsbreite,  aber  zwischen  den 
einzelnen  Arten  klaffsn  immer  beträchtliche  Lücken,  die  auch 
neueres  Material,  auch  von  neuen  Fundpunten,  in  keinem  Falle 
überbrücken  helfen  konnte.  Wir  werden  hier  also  für  die 
Artbildung  innerhalb  einer  Permutationsgruppe  zur 
Annahme  von  „Saltation"  gezwungen.  Damit  erhält 
für  Cardioceras  die  enggefaßte  Art  eine  scharf  umrissene 
Gestalt! 

Unter  Berücksichtigung  der  Zahl  der  Rippen,  der  Art 
ihrer  Teilung,  ihrer  Stärke,  der  Bildung  der  Knoten  und  der 
Gestalt  des  Mündungsquerschnittes  wie  der  Involution  hat 
sich  gezeigt,  daß  die  Berippung  von  der  Gehäuseform 
abhängig  ist,  und  zwar  so,  daß  innerhalb  jeder  Gruppe, 
welche  durch  das  gleiche  Permutationscharakteris- 
tikum  ausgezeichnet  ist,  die  breit-  und  niedermün- 
digen Formen  eine  spärlichere,  aber  kräftigere  Be- 
rippung   und  Knotung   tragen,    die    hoch-  und    schmal- 


—     440     — 

mündigen  Formen  dagegen  meist  keine  oder  nur 
schwache  Knoten  besitzen  und  sehr  zahlreiche,  feine 
Rippen  tragen  oder  glatt  werden.  Diese  Gesetz- 
mäßigkeit trifft  übrigens  auch  auf  Gruppen  anderer 
Ammonitengattungen  (und  wahrscheinlich  auch  auf 
Gruppen  vieler  Gastropodengattungen)  zu. 

Es  entsteht  nun  noch  die  Frage,  ob  verschiedene  Arten 
einer  Gruppe  sich  zu  den  entsprechend  gestalteten  Arten  der 
nächstjüngeren  Gruppe  weiter  entwickelten.  Für  die  Cardio- 
ceraten muß  dies  entschieden  verneint  werden.  Ich  habe  nur 
herausfinden  können,  daß  die  Arten  (oder  Formen),  welche  in 
der  Mitte  einer  „Saltationsreihe"  stehen,  die  engsten  Be- 
ziehungen zu  der  nächstälteren  und  meist  auch  nächstjün- 
geren Gruppe  aufweisen.  Besonders  wichtig  ist,  daß  alle 
Arten  einer  Saltationsreihe  in  ihren  inneren  Windungen  dort, 
wo  zuerst  die  Gruppencharaktere  deutlich  werden,  in  Gestalt 
und  Berippung  am  meisten  zu  den  „Mittelformen"  hinneigen, 
so  daß  wir  diese  Jugendformen  der  Art  nach  meistens 
nicht  trennen  können.  Andererseits  wäre  es  auch  schwer 
einzusehen,  daß  die  verschiedenen  Arten  zu  gleicher  Zeit  in 
absolut  dem  gleichen   Sinne  permutiert  hätten. 

Diese,  wie  mir  scheint,  für  eine  Beantwortung  der  von 
Hern  "Wepfer  angeregten  Frage,  wie  überhaupt  für  eine 
Beantwortung  entwicklungstheoretischer  Fragen  wichtigen  Tat- 
sachen konnten  nur  durch  sehr  zeitraubende  statistische  Ar- 
beiten gewonnen  werden,  indem  auf  jede  Erscheinung  am  Ge- 
häuse einzugehen  war  und  alles  verfügbare  Material  nach 
dieser  Richtung  durchgearbeitet  wurde.  Es  ist  also  doch 
wichtig,  Rippen  zu  zählen,  Kielbreiten  und  Gehäuse 
zu  messen  usw. 

Die  monographische  Bearbeitung  der  jüngeren  Cardio- 
ceraten, die  abgeschlossen  ist,  wird  mit  anderen  Monographien 
von  Ammonitengattungen  des  oberen  Juras  in  der  Palaeonto- 
graphica  erfolgen. 

Nach  einer  halbstündigen  Pause  stellt  TIerr  Wahnsch  utk 
den  Antrag,  zum  Vorsitzenden  für  den  folgenden  Tag  Herrn 
C.  SCHMIDT  (Basel)  zu  wählen;  die  Versammlung  gibt  ihre 
Zustimmung  zu   erkennen. 


—     411      — 


Herr  H.  SALFELD- Göttingen  spricht  sodann  über  die 
zoo -geographische  Stellung  des  süddeutschen  oberen 
Juras. 

Von  der  Ansicht  NEUMAYRs,  daß  die  Verteilung  der  Faunen 
zur  Jurazeit  Zonengürteln  auf  der  Erde  entspräche,  sind  fast 
alle  späteren  Autoren,  welche  sich  mit  diesem  Gegenstande 
beschäftigten,  abgekommen.  Von  neueren  Arbeiten  will  ich 
hier  besonders  zwei  zusammenfassende  herausgreifen:  HauG: 
Traite  de  Geologie,  und  UllLlG:  Die  marinen  Reiche  des  Juras 
und  der  Unterkreide.  Beide  sehen  in  der  Öffnung  und  Schließung 
von  Meeresstraßen  zwischen  den  verschiedenen  Meeresbecken 
ein  sehr  wichtiges  Moment  für  die  Herausbildung  oder  Ver- 
wischung von  faunistischen  Differenzen. 

Trotz  dieser  Arbeiten  hat  man  sich  immer  noch  nicht 
recht  entschließen  können,  den  oberen  Jura  Mitteleuropas  als 
zoo -geographische  Einheit  aufzugeben.  Mit  anderen  Worten: 
man  betrachtet  auch  heute  noch  den  süddeutschen,  schweizer, 
mittel-  wie  nordfranzösischen,  englischen  und  nordwestdeutschen 
oberen  Jura  gern  als  eine  Fauuenprovinz,  in  der  im  südlichen 
Teile  der  mediterrane  (äquatoriale  Haüg),  im  nördlichen  der 
boreale  Einfluß   überwiegt. 

Auf  das  Verhältnis  des  süddeutschen  oberen  Juras  zum 
mediterranen  will  ich  hier  nicht  eingehen,  da  ich  kein  neues 
Material  zur  Beleuchtung  dieser  Frage  beibringen  kann.  Die 
nahen  Beziehungen  zwischen  den  Ammonitenfaunen  des  süd- 
deutschen, schweizer,  mittelfranzösischen  und  Krakauer  oberen 
Juras  sind  genügend  bekannt.  Der  gemeinsame  Zug  in  den 
Ammonitenfaunen  dieser  neritischen  Gebiete  liegt  in  dem  häufigen 
Vorkommen  von  Oppelien,  der  Gruppe  des  Peltoceras  bi- 
mammatum,  der  Gruppe  des  Idoceras  planula  Hehl  und 
balderum  Otpel,  der  Gattung  Sutneria  und  der  Gruppe  des 
Perispliinctes  involutus  Quenstedt  (fncoluticeras  Salfeld). 
In  welchem  Maße  gerade  diese  letzteren  Gruppen,  Derivate 
von  Perispliinctes,  an  der  Zusammensetzung  der  Fauna  des 
mediterranen  oberen  Juras  beteiligt  sind,  müssen  die  Erfahrungen 
erst  lehren;   vorhanden   sind   sie  jedenfalls. 

Nun  treten  im  süddeutschen  wie  den  übrigen  oben  genannten 
neritischen  Gebieten  des  südlichen  Teiles  Mitteleuropas  als 
akzessorische  Faunenelemente  Gruppen  von  Ammoniten 
auf,  welche  in  dem  nördlichen  Teile  des  neritischen  Gebietes 
eine  vorherrschende  Rolle  spielen.  Dies  sind:  die  Gruppe  des 
Amin,  pseudocordatus  Blake  und  Amin,  mutabilis  Dämon 
(non    SOWERBY,    non    D'ORBIGNY)    im    oberen    Teile    der    Bi- 

31 


—      442      — 

mammaten- Schichten  (diese  Gruppe  trennte  ich  als  Gattung 
Ringsteadia  ab),  ferner  die  sog.  Kimmeridge-Olcostephanen, 
die  ich  als  Gattung  Rasenia  abtrennte  unter  gleichzeitiger 
Aufhebung  der  Großgattung  „Olcostephanus" .  Die  Rasenien 
entwickeln  sich  über  Pictonia  aus  Perisphinctes.  "Weiter  wäre 
hier  als  Gattung  zu  nennen  Aulacostephanus,  die  weder  mit 
Reineckia  noch  mit  den  verschiedenen  Hoplitengruppen  aus  der 
unteren  Kreide  etwas  zu  tun  hat,  sondern  sich  aus  Rasenia 
als  aulakoider  Typ  (mit  Ventralfurche)  an  der  Wende  zwischen 
Unter-  und  Ober-Kimmeridge  entwickelt. 

Im  untersten  Portlandien  spielen  im  nordwesteuropäischen 
Gebiete  Formen  aus  der  Gruppe  des  Amm.  Gravesi  d'Orb. 
und  Irius  d'Orb.  eine  vorherrschende  Rolle,  und  ein  gleiches 
trifft  auch  noch  auf  Gebiete  Mittelfrankreichs,  z.  B.  das  Dep. 
Yonne,  zu.  In  Süddeutschland,  der  Schweiz  und  im  Rhone- 
becken bilden  diese  von  mir  zur  Gattung  Gravesia  zusammen- 
gefaßten   Formen    nur    noch    akzessorische    Faunenbestandteile. 

Das  Auftreten  dieser  akzessorischen,  nordwesteuropäischen 
Bestandteile  in  der  südlichen  neritischen  Facies,  speziell  in 
Süddeutschland,  gestattet,  exakte  stratigraphische  Vergleiche 
zwischen  den  beiden  Faunengebieten  durchzuführen,  wie  dies 
auf  der  beigegebenen  Tabelle  geschehen  ist. 

Vergleichen  wir  nun  weiter  den  Fauneninhalt  an  Ammo- 
niten  des  südlichen  neritischen  Gebietes  Mitteleuropas  mit  dem 
nördlichen:  Im  untersten  Weißjura  sind  kaum  oder  doch  nur 
wenig  Differenzen  festzustellen,  denn  auch  die  Cardioceraten 
der  Alterna?is-Gruppe  sind  in  Süddeutschland  wenigstens  nicht 
als  akzessorische  Bestandteile  aufzufassen,  ebenso  nicht  die 
Aspidoceraten  und  Peltoceraten  im  nordwesteuropäischen  wie 
borealen.  Wohl  aber  sind  in  den  letzteren  beiden  Gebieten 
die  Oppelien  akzessorische  Bestandteile.  Eine  Art  von  Cardio- 
ceras,  C.  serratum  Sow.-Typ,  läßt  sich  trotz  gegenteiliger 
Behauptung  nicht  in  der  südlichen  neritischen  Facies  nach- 
weisen. Diese  Art  ist  auf  die  Zone  des  Per.  Achilles  und 
decipiens  beschränkt.  Wohl  aber  linden  wir  in  Süddeutschland 
in  dieser  und  der  nächstjüngeren  Zone  die  Gruppe  des  ('ardio- 
ceras  Dauhini  OPPEL  als  akzessorische  Bestandteile.  Ein 
gleiches  trifft  zu  für  die  nächstjüngere  Gruppe  des  Cardio- 
ceras  Kitchini  n.  gp.  (=  alte  maus  aut.  p.  p.).  Nicht  dagegen 
läßt  sich  die  jüngste  Cardioceraten-Gruppe,  die  des  C.  anglicum 
n.  8p.  und  volgae  des  oberen  Kimmeridge  in  der  südlichen 
neritischen   Facies   nachweisen. 

Ein  Zuzug  von  Peltoceraten  in  den  nordwesteuropäischen 
und    borealen   Jura  z.  B.   der  Bimammaten-Schichten   läßt  sich 


—      443      — 

nicht  mehr  nachweisen.  Ebenso  sind  auch  nicht  als  akzessorische 
Bestandteile  in  diesem  Juragebiete  ldoceras,  die  Gruppe  des 
Amin,  planula  Hehl  und  balderum  Oppel,  wie  Involaticeras, 
die  Gruppe  des  Amin,  iitvolutus  Qu.,  nachzuweisen.  Bis  an 
die  Oberkante  des  Kimmeridge  finden  wir  in  beiden  Faunen- 
gebieten Aspidoceraten,  und  zwar  in  den  gleichen  Arten  und 
in  fast  gleichem  Individuenreichtum,  verbreitet.  Von  den  Gigas- 
Schichten  an  aufwärts  fehlen  sie  dagegen  im  nordwesteuropäi- 
schen wie  borealen  Juragebiete,  wie  aueh  die  aulakoiden 
Aspidoceraten,   die  Waagenien,   hier  nicht  vertreten   sind. 

"Wie  dem  nordwesteuropäischen  Gebiete  die  Gruppe  des 
Idoceras  planula  fehlt,  so  ist  in  dem  südlichen  neritischeo 
Gebiete  die  gleichaltrige  Gruppe  Pictonia  nicht  vorhanden. 
[Haug  verwechselt  Amin,  cymodoce  Bayle  {Pictonia)  mit 
Amin,  cymodoce  dOrb.  (Rasenia).]  Wir  müssen  daraus 
schließen,  daß  der  vorher  wie  nachher  bestehende  Verbindungs- 
weg über  Mittelfrankreich  zur  Zeit  der  Victomen- Idoceras 
plann  la-Schichten  nicht  bestanden  hat,  oder  die  dort  herrschende 
Riffacies  für  den  Austausch  der  Ammonitenfaunen  nicht 
günstig  war. 

Nach  Abschluß  der  Gigas-Schichten  wurde  Süddeutschland 
zum  größten  Teile,  der  nördliche  Teil  der  Schweiz,  weite 
Gebiete  Mittelfrankreichs  Land  und  damit  jede  Verbindung 
des  nordwesteuropäischen  und  mediterranen  Beckens  in  West- 
und  Mitteleuropa  aufgehoben.  Von  diesem  Augenblicke  an 
fehlen  dann  auch  jegliche  gemeinsamen  Faunenelemente,  auch 
in  den  akzessorischen  Bestandteilen,  und  damit  die  Möglich- 
keit jeden  stratigraphischen  Vergleiches  bis  in  die  untere 
Kreide   hinein. 

Nach  dem  augenblicklichen  Stande  meiner  Forschungen 
über  die  Faunen  des  europäischen  oberen  Juras  läßt  sich  als 
Hauptzüge  herausschälen:  1.  im  mediterranen  oberen  Jura 
haben  wir  Vertreter  der  vier  im  oberen  Jura  überhaupt  vor- 
handenen Ammonitenstämme,  der  Phylloceratida,  der  Lyto- 
ceratida,  der  Oppelo-  Harpoceratida  und  der  Stephanocero- 
Perisphinctoida.  Wir  können  heute  noch  nicht  mit  Sicherheit 
angeben,  ob  die  ersteren  beiden  Stämme  im  mediterranen  Jura 
die  vorherrschenden   sind. 

2.  In  der  südlichen  neritischen  Facies  treten  diese  beiden 
Stämme  außerordentlich  stark  zurück,  worauf  schon  von  Neumayr 
hingewiesen  wurde.  Es  herrschen  hier  der  ( >p}wlo- Harpocera- 
tida- und  der  Stephanocero-Perisphinctoida-Stamm. 

3.  Im  nordwesteuropäischen  wie  borealen  oberen  Jura  ist 
dann   fast  ausschließlich  nur  der  StepJianocero-Perisphinctoida- 

31» 


—      444      — 

Stamm  vorhanden,  aber  er  entwickelt  sich  in  anderer  Richtung 
wie  in   dem  südlichen  neritischen  und  im  mediterranen  Gebiete. 

4.  Die  nordwesteuropäische  und  boreale  obere  Jura- 
Ammonitenfauna  entsendet  wohl  oft  und  zahlreichere  akzesso- 
rische Bestandteile  in  das  südliche  neritische  Gebiet,  ja  bis 
in  das  mediterrane,  nicht  aber  oder  doch  nur  äußerst  selten 
und  spärlich  empfängt  das  nordwesteuropäische  und  boreale 
Gebiet  akzessorische  Bestandteile  aus  anderen  Faunengebieten, 
wenigstens  in  Europa. 

Ich  glaube  also  den  Nachweis  geführt  zu  haben,  daß  kein 
einheitliches  mitteleuropäisches  Faunengebiet  nach  den  vor- 
kommenden Ammoniten,  auf  die  sich  für  den  Jura  die  Unter- 
suchungen bisher  allein  erstreckten,  vorhanden  ist.  In  der 
neritischen  mitteleuropäischen  Facies  sind  zwei  Faunengebiete 
zu  unterscheiden,  ein  südliches  und  ein  nördliches,  zu  letzterem 
gehört  England,  Nordfrankreich,  Nordwestdeutschland  und  der 
pommersche  Jura  zur  Zeit  des  Malms. 

Ich  möchte  nun  noch  kurz  das  Verhältnis  des  nordwest- 
europäischen oberen  Juras  zu  dem  borealen  streifen.  (Als  Typ 
des  borealen  Juras  sehen  wir  den  innerrussischen  an.)  Alle 
Gruppen  von  Ammoniten,  die  im  borealen  oberen  Jura 
herrschen,  charakterisieren  in  gleicher  Weise  den  nordwest- 
europäischen, mit  Ausnahme  des  Amm.  virgatus,  nicht  aber 
der  übrigen  Virgatiten.  Hinzu  kommt,  daß  von  anderen 
Faunenelementen  die  Aucellen  im  nordwesteuropäischen  Jura 
spärlicher  vertreten  sind.  "Wir  kennen  aber  andererseits  aus 
dem  borealen  Jura  nicht  Cardioceras  serratum  Sow.  Typ., 
Ringsteadia,  Pictonia,  die  Gruppe  der  Rasenia  mutabilis 
SOW.  Typ  ,  die  Gruppe  des  Aulacostephanus  Yo  D'Oltü., 
Gravesia,  die  Gruppen  des  Perisphinctes  pectinatus  Phill., 
Gorei  n.  sp.,  eastlecottensis  n.  sp.  und  pseudogigas  Blake. 
Andererseits  kennen  wir  bisher  aus  borealem  Juragebiet  keine 
Faunen,  die  zur  Zeit  der  vorgenannten  nordwesteuropäischen 
Zonen  gelebt  haben  könnten.  Ich  kann  daher  auch  HAUQ 
(Traite)  nicht  beipflichten,  wenn  er  im  Portland  ein  westliches 
Faunengebiet  mit  dem  Herrschen  der  Gattung  Pachyceras 
(recte  Gravesia;  Pachyceras  ist  die  Gruppe  des  Amm.  Lalan- 
deanus  d'Okb.,  die  Gruppe  der  sog.  Oxford-Macrocephalen)  in 
einen  Gegensatz  zu  einem  östlichen  und  nördlichen  (borealen) 
mit  dem  Vorherrschen  von  Virgatites  stellt,  da  alle  Profile  in 
Nordfrankreich  und  England  die  Altersverschiedenheit  von 
Gravesia  und  Virgatites  ergeben  haben.  Es  kann  sich  daher 
leicht  herausstellen,  daß,  abgesehen  von  dem  bisherigen  Fehlen 
von    Virgatites   virgatus    und    dem   Zurücktreten    der  Aucellen, 


—     445     — 

der  nordwesteuropäische  und  boreale  obere  Jura  in  bezug  auf 
die   Ammonitenfaunen   identisch   sind. 

Vorläufig  ist  der  hervorstechendste  Zug  des  borealen 
oberen  Juras  nach  den  bisherigen  Untersuchungen  die  überaus 
lückenhafte  Entwicklung  im  russischen  Becken.  Oberoxford 
oberhalb  der  Schichten  mit  Cardioceras  alternans  und  die 
tiefste  Zone  des  Kimmeridge  sind  aus  dem  borealen  Jura 
überhaupt  noch  nicht  nachgewiesen.  Im  Moskauer  Jura  fehlt 
sogar  das  ganze  Kimmeridge  und  die  Gigas-Schichten,  denn 
über  den  Alternans-Schichten  transgredieren  die  Virgatiten- 
Schichten.  Aus  dem  innerrussischen  Jura  kennen  wir  die 
Schichten  mit  Rasenia  uralensis,  dann  die  Schichten  mit 
Aulacosteplianus  eudoxus,  Pavi.OWs  Acanthicus-Schichten,  und 
die  Virgatiten-Schichten.  Ob  bei  Simbirsk  alle  Stufen  ober- 
halb der  Virgatiten-Schichten  und  unterhalb  der  Craspediten- 
Schichten  vorhanden  sind,  ist  nach  den  bisherigen  Unter- 
suchungen nicht  nachzuweisen.  Die  meisten  Zonenammoniten 
der  zwischenliegenden  Stufen  sind  bisher  von  dort  nicht  be- 
kannt geworden. 

Ein  Fund  von  Aulacostephanus  (recte  Rasenia)  groen- 
landicus  Ravn  aus  der  Gruppe  der  Rasenia  mutabilis,  den 
Ravn  aus  Grönland  neuerdings  beschrieben  hat,  deutet  wohl 
darauf  hin,  daß  diese  Stufe  wohl  mit  gleicher  Ammoniten- 
fauna  im   „borealen''    Jura  vorhanden  ist. 

Aus  der  großen  Lücke  in  den  oberjurassischen  Ab- 
lagerungen von  Westrußland  wird  uns  auch  klar,  weshalb  das 
Oberoxford  und  das  Kimmeridgien  des  Krakauer  Gebietes 
keine  borealen,  beziehungsweise  nordwesteuropäischen  Faunen- 
elemente führt.  Es  war  durch  eine  westrussische  Landmasse 
von  dem  borealen  innerrussischen  Becken  getrennt.  So  sehen 
wir  die  NKUMAYKsche  westrussische  Insel  als  einen  Ausläufer 
der  skandinavischen  Landmasse  nach  Abschluß  der  Alternans- 
Schichten  auf  einwandfreier  Grundlage  wieder  erstehen,  obgleich 
ihr  BODEN  (Popilany)  erst  kürzlich  jede  Existenzberechtigung 
abgesprochen  hat,  freilich  studierte  er  nicht  die  Ablagerungen 
des  Oberoxford  und  Kimmeridge. 

Die  bisher  veröffentlichten  paläogeographischen  Skizzen 
für  den  europäischen  oberen  Jura  werden  wir  daher  z.  T. 
erheblich  abzuändern  haben,  wie  wir  auch  unsere  Ansichten 
über  die  Faunenfolgen  und  Faunenverbreitung  stark  zu  revi- 
dieren haben.  Eingehende  Erörterungen  über  diesen  Gegen- 
stand werden  in  einem  der  nächsten  Hefte  der  Beilagebände 
zum  Neuen  .lahrbuche  veröffentlicht  werden,  wie  auch  die 
paläontologischen     Untersuchungen    über    die    Ammoniten    des 


—      446      — 


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—     448     — 

nordwesteuropäischen  oberen  Juras  in  Einzelmonographien  zur- 
zeit zur  Veröffentlichung  in  der  Palaeontographica  in  Druck 
gegeben  sind. 

Einen  Teil  der  wichtigsten  Ammoniten  habe  ich  hier 
übrigens  ausgestellt,  wie  auch  die  Tafeln  und  meine  Manus- 
kripte den  an  diesem  Gegenstande  besonders  Interessierten  zur 
Einsicht  zur  Verfügung  stehen. 

Eine  Diskussion  entwickelt  sich  nicht. 


Herr  KLINGHARDT  (Bonn)  spricht  über:  Vergleichend- 
anatomische und  biologische  Untersuchungen  einer  neuen 
Rudistenfauna  aus  Friaul1). 

A.  Anatomische  Resultate. 
Die  Fundstelle  befindet  sich  am  rechten  Ufer  des  Torrente 
Colvera  bei  Maniago  in  Friaul.  Die  Schichten  der  Rudisten- 
fauna gehören,  wie  besonders  die  Orbitoiden  zeigen,  sicherem 
Maastrichtien  an.  Während  bis  jetzt  von  dieser  Stelle  nur 
eine  Rudistenart  bekannt  war  (Joußa  reticulata  G.  Boetim), 
gelang  es  mir  —  bei  einem  prinzipiell  sehr  weitgefaßten 
Artbegriff  — ,  23  verschiedene  Rudistenarten  in  dem  zurzeit 
einzigen  kleinen  Steinbruche  nahe  „Poffabro"  nachzuweisen. 
Die  im  folgenden  aufgezählten  wichtigsten  Resultate  gründen 
sich  auf  ca.  250  Präparate  von  Rudisten  Maniagos  und  ein 
sehr  zahlreiches  Vergleichsmaterial  aus  Südeuropa,  Kalifornien, 
Jamaika  usw.    — 

1.  Bei  folgenden  Rudisten  gelang  es,  den  Schloßapparat 
nebst  dem  prachtvoll  erhaltenen  versteinerten  Ligamente  frei- 
zulegen: 

Joußa  reticulata  G.  Boeiim, 

Radiolites  muscitlosus  n.  sp., 

Colveraia  variabilis  n.  g.  n.  sp., 

Sabinia  sinuata  Pakona, 

Radiolites  sti/riacus   ZiTTEL  u.  a.  m. 

Dabei  ergab  sich,  daß  zwar  die  Lage  der  Zähne  bei 
den  Radiolitiden  recht  konstant,  ihre  Gestalt  und  die  Art 
ihres  Eingreifens  in  die  andere  Klappe  aber  sehr  ver- 
schieden  ist. 


dem  Vortrage  wurden  zahlreiche  Originalpraparato  vor- 
gelegt. Die  ausführliche  reich  illustrierte  Arbeil  erschein!  im  Laufe 
des  nächsten  Jal 


—     449     — 

Das  in  vielen  Fällen  versteinert  erhaltene  Band  ließ 
elastische     und    unelastische    Bestandteile    deutlich    erkennen. 

2.  Es  läßt  sich  zeigen,  daß  die  bis  jetzt  als  kalkige 
Böden,  Blasen,  Maschen,  Hohlprismen  und  Kanäle  beschriebenen 
morphologischen  Elemente  (wahrscheinlich  auch  die  akzessori- 
schen Hohlräume)  biologisch  eine  Einheit  bilden  und  im 
Prinzip  auf  die  Tendenz  einer  Schalenauflockerung  zurückzu- 
führen sind.  Die  sog.  „Kanäle"  greifen  niemals  tief  in  die 
Schale   hinein. 

3.  Bei  Joufia  reticulata  G.  Boehm,  Radiolites  musculosus 
n.  sp.  und  Radiolitella  forojuliensis  Pirona  haben  sich  die 
Muskelstützen  in  der  "Weise  differenziert,  daß  sie  einen  mehr- 
fachen (bis  fünffachen)  Kranz  von  Kalkleisten  bilden,  der  sich 
nach  der  Siphonalseite  des  Rudisten  vollkommen  schließen  kann. 

4.  Folgende  innere  Organe  konnten  deutlich  abgedrückt 
nachgewiesen  werden:  a)  Die  Cirren  des  Mantels,  b)  die 
Längsmuskeln  des  Mantels,  c)  die  Blutgefäße  des  Mantelrandes 
und  die  Arterien  des  Mantels  selbst  neb.st  Blutlakunen,  d)  die 
Tentakeln  der  Siphonen,    e)  bei  Chamen  auch  die  Mundsegel. 

5.  Die  genaue  Lage  der  Kiemen  konnte  festgelegt  werden. 

6.  Die  innere  Organisation  der  Rudisten  war  denjenigen 
der  rezenten   Chamen  sehr  ähnlich. 

B.    Biologische  Resultate. 

Bestimmte  Rudistenarten  besitzen  eine  Reihe  bis  jetzt 
wenig  oder  gar  nicht  beobachteter  Merkmale.  Hierzu  gehören 
vor  allem  ungewöhnliche  Bildungen  besonders  der  Außenschicht, 
die  scheinbar  bedeutungslos  sind,  sich  aber  regional  auf  sehr 
große  Entfernung  hin  bei  bestimmten  Arten  konstant  erhalten; 
z.  B.  die  ausgezeichneten  Zuwachsstreifen  von  Saucagesia 
texana  Roemkr  aus  Texas,  die  in  gleicher  Gestalt  bei  den 
bis  jetzt  noch  nicht  beschriebenen  Sauvagesien  der  Insel  Misol 
(Niederländ. -Indien)   zu   beobachten   sind1). 

Eine  auffallende  biologische  Tatsache  ist  ferner,  daß 
diejenigen  Rudistenarten,  die  in  Südfraukreich  gesellig  bzw. 
vereinzelt  auftreten,  sich  bei  Maniago  (Friaul)  genau  so  ver- 
halten. 

Es  läßt  sich  schließlich  nachweisen,  daß  die  Rudisten 
gebunden  waren: 

a)  an   ein   kalkiges   oder  kalkig-toniges   Sediment, 

b)  an  unmittelbarste  Küstennähe  (von  einigen  ganz  seltenen 
Ausnahmen  abgesehen), 

')  Icli  verdanke  die  Stücke  Herrn  Wanner  aus  Bonn. 


—     450     — 

c)  an    eine    warme    Temperatur    und    höchstwahrscheinlich 
an  eine  bestimmte  Nahrung. 

Nach  Schluß  der  Kreidezeit  trat  fast  auf  der  ganzen  Erde 
ein  tiefgreifender  Wechsel  in  der  Sedimentation  ein.  Hierdurch 
und  durch  die  zahlreichen  Begleiterscheinungen  wurden  die 
Rudisten  vernichtet. 

Um   12   Ohr  wird  die  Sitzung  geschlossen. 

g.  w.  v. 

gez.    Wichmann.       v.  Seidlitz.       Cloos.       Fischer. 


Protokoll  der  geschäftlichen  Sitzung  vom  8.  August  1913. 

Zoologisches  Institut,  Hörsaal,  morgens  8'/4  Uhr. 
Vorsitzender:   Herr  WAHNSCHAFFE. 

Herr  WAHNSCHAFFE  berichtet  über  die  Entwicklung 
der  Gesellschaft  im  letzten  Jahre.  Die  Mitgliederzahl 
belief  sich  bei  Abschluß  des  letzten  Mitgliederverzeichnisses 
(Januar  1913)  auf  683.  Es  ist  also  gegen  das  Vorjahr  (1912) 
eine  Zunahme  um  12  Mitglieder  zu  verzeichnen.  Die  Zahl 
der  in  diesem  Zeitraum  Neueingetretenen  betrug  35,  so  daß 
die  Gesellschaft  durch  Tod  oder  Austritt  23  Mitglieder  ver- 
loren hat.  Seit  Abschluß  des  Mitgliederverzeichnisses  für  1913 
sind  noch   8   neue   Mitglieder  hinzugekommen. 

Herr  Stromer  VON  Reichenbach  berichtet  über  die 
Rechnungsrevision;  er  beanstandet  zwei  Unklarheiten  in 
den  Belegen,  die  von  Herrn  BÄRTLING  aufgeklärt  werden. 
Daraufhin  wird  dem  Schatzmeister  von  der  Versammlung  Ent- 
lastung erteilt. 

Herr  Fliegel  berichtet  in  Vertretung  des  Schatzmeisters 
über  den   Vermögensstand  der  Gesellschaft. 

Herr  WAHNSCHAFFE  berichtet  über  die  satzungsgemäfl 
abgehaltenen  beiden  Revisionen  der  Kasse  und  legt  die  dar- 
über aufgenommenen  Protokolle  vor. 

Herr  HENNIG  berichtet  über  die  satzungsgemäß  abgehaltene 
Revision    der  Bibliothek    und    verliest   das    Revisionsprotokoll. 

Herr  Hen'NIG  verliest  in  Vertretung  des  Archivars  den 
Bericht  des  Herrn  SCHNEIDER:  „Die  Versendung  der  Druck- 
schriften   der  Gesellschaft    wurde    früher    durch    die    Druckerei 


—     iöl     — 

bewirkt,  wird  aber  seit  Beginn  des  laufenden  .lahreg  direkt 
durch  die  Gesellschaft  von  einem  Diener  unter  Aufsicht  des 
Archivars  vollzogen.  Wir  hoffen,  dadurch  eine  pünktlichere 
Zustellung  der  Zeitschrift  an  die  Mitglieder  zu  erzielen.  Ohne 
erhöhte  Kosten  ist  dabei  auch  die  Verwendung  besseren  Ver- 
packmaterials erreicht  worden,  so  daß  hoffentlich  die  Klagen 
über  Beschädigung  der  Hefte  auf  der  Post  verstummen  werden. 

Hinsichtlich  der  Bücherei  ist  zu  erwähnen,  daß  die  ver- 
fügbaren Räume  an  der  Grenze  ihrer  Aufnahmefähigkeit 
angelangt  sind,  und  daß  eine  weitere  Zunahme  der  Bestände 
unter  den  bisherigen  Verhältnissen  nur  auf  Kosten  der  Über- 
sichtlichkeit erfolgen  kann.  Auch  in  dem  für  das  Archiv  ver- 
fügbaren Raum  macht  sich  Platzmangel  bemerkbar,  so  daß 
z.  B.  die  geplante  Aufstellung  eines  Schrankes  für  Klischees 
aus  diesem  Grunde  noch  wird  unterbleiben  müssen." 

Herr  BÄRTLING  berichtet  über  den  Stand  der  Re- 
daktionsarbeiten: „Seit  der  letzten  Hauptversammlung  sind 
wie  bisher  die  Hefte  der  Abhandlungen  und  Monatsberichte 
rechtzeitig  erschienen.  Das  Heft  6  der  Monatsberichte  ist 
kurz  vor  der  Versammlung  versandt.  Heft  7  liegt  bereits  zur 
zweiten  Korrektur  vor.  Auch  die  Berichte  über  die  Fort- 
schritte der  Geologie  sind  rechtzeitig  fertiggestellt  und  den  Mit- 
gliedern, die  darauf  abonniert  haben,  mit  größerer  Pünktlichkeit 
als  bisher  zugesandt.  Besonderer  Wert  wurde  darauf  gelegt, 
das  Erscheinen  der  Monatsberichte  noch  mehr  als  bisher  zu 
beschleunigen.  Soweit  das  in  Kräften  der  Redaktion  stand, 
ist  eine  solche  Beschleunigung  auch  bereits  gelungen,  jedoch 
sind  häufig  Verzögerungen  unvermeidlich,  da  stets  der  eine 
oder  andere  Autor  die  Korrektur  nicht  umgehend  erledigt  und 
dadurch  den  Fortgang  des  Drucks  aufhält.  Namentlich  sind 
in  den  Oster-  und  Herbstferien,  wo  sich  die  meisten  Geologen 
auf  Reisen  befinden,  Verzögerungen  in  der  Erledigung  der 
Korrekturen  von  Seiten  der  Autoren  überaus  häufig.  In  solchen 
Fällen  ist  eine  entsprechende  Verzögerung  im  Erscheinen  der 
Monatsberichte   unvermeidlich. 

Auf  der  vorigen  Hauptversammlung  wurde  von  ver- 
schiedenen Mitgliedern  der  Wunsch  ausgesprochen,  auch  die 
Monatsberichte  mit  Umschlägen  zu  versehen.  Diesem  Antrag 
konnte  jedoch  damals  mit  Rücksicht  auf  die  finanzielle  Lage 
der  Gesellschaft  nicht  entsprochen  werden.  Im  Laufe  des 
Winters  gelang  es  aber  dem  Berichterstatter,  durch  günstige 
Vergebung  der  Inseratenpacht  die  durch  den  Druck  der  Um- 
schläge entstehenden  Kosten  zu  decken.  Es  gelang  also,  auf 
diesem   Wege  die   Monatsberichte  mit  einem  Umschlag  zu  ver- 


—     452     — 

sehen,   ohne  die  Kasse  der  Gesellschaft  damit  irgendwie  mehr 
zu  belasten." 

Im  Anschluß  daran  gibt  Herr  STROMER  VON  ReicheXBACH 
die  Anregung,  das  Format  der  Zeitschrift  zu  vergrößern,  um 
die  Beigabe  größerer  Tafeln  und  Karten  zu  ermöglichen. 

In  der  Diskussion  weist  Herr  WaHNSCHAFFE  darauf  hin, 
daß  einer  solchen  Änderung  des  Formats  gewichtige  Bedenken 
von  Seiten  der  Bibliothekare  entgegenstehen,  und  daß  auch  die 
finanzielle   Seite   eingehende   Prüfung  erfordert. 

Herr  BÄRTLING  warnt  davor,  in  dieser  Richtung  voreilig 
irgendwelche  Beschlüsse  zu  fassen,  bevor  die  finanzielle  Mehr- 
belastung, die  durch  eine  Vergrößerung  des  Formats  unver- 
meidlich ist,  sorgfältig  geprüft  ist.  Er  erläutert,  in  welcher 
Weise  eine  Erhöhung  der  Druckkosten  zu  erwarten  sei,  hält 
aber  die  Frage  infolge  der  Beitragserhöhung  für  durchaus 
diskussionsfähig  und  empfiehlt  eine  eingehende  Prüfung,  da 
namentlich  bei  paläontologischen  Objekten  und  geologischen 
Karten    das  Format    der  Zeitschrift   ein   recht   ungünstiges  ist. 

Herr  FLIEGKL  hält  eine  definitive  Entscheidung  der  viel 
erörterten  Frage  auf  der  nächsten  Hauptversammlung  für 
wünschenswert. 

Herr  WICHMANN  weist  darauf  hin,  daß  die  Bedenken 
der  Bibliotheksverwaltungen  gegen  eine  Änderung  des  Formats 
einer  so  alten  Zeitschrift  recht  große  sind.  Auch  englische, 
französische  und  schwedische  Zeitschriften  wissenschaftlicher 
Gesellschaften  kommen  noch  heute  mit  dem  gleichen 
Format  aus. 

Herr  STROMER  VON  REICHENBACH  stellt  darauf  folgen- 
den Antrag: 

„Der  Vorstand  möge  bis  zur  nächsten  Haupt- 
versammlung Bericht  erstatten,  ob  das  Format  der 
Zeitschrift  vergrößert  werden  kann." 

Der  Antrag   wird   angenommen. 

Von  den  Herren  BÄRTLING,  BoRNHARDT,  FLIEGEL,  HENNIG, 
Janknsch,  Michael,  Rauff,  Schneider,  Wahnschakfe  und 

ZIMMERMANN     ist    nachstehender    Antrag     auf    Änderung    der 
Satzungen  gestellt  worden: 

§4,  Absatz  2,  ist  zu  ändern  in:  „das  neue  Mit- 
glied erhält  nach  Zahlung  des  Eintrittsgeldes 
von   5   M.   usw." 
Die    Beiratsmitglieder    haben    ihre    Zustimmung    zu    dem 
Antrag   erklärt. 

Die  Herren  WaHNSCHAFFE  und  BÄRTLING  begründen  den 
Antrag. 


—     453     — 

Herr  STROMER  VON  ReichenbaCH  erweitert  diesen  Antrag 
dahin: 

„die     Erhebung     eines    Eintrittsgeldes     ganz 
fallen   zu  lassen". 

Dazu  sprechen  die  Herren  WAHNSCHAFFE,  BÄRTLING, 
FLIEGET,,   zur  Geschäftsordnung  Herr  BÄRTLING. 

Der  Antrag  wird  in  der  erweiterten  Form  des  Herrn 
Stromer  von  Rekmienbach  einstimmig  angenommen. 

Herr  WaHNSCHAFFE  spricht  über  die  erfolgreichen  Schritte 
des  Vorstandes  zur  Sicherung  eines  regelmäßigen  zweijährlichen 
Erscheinens  des  Geologenkalenders  und  über  die  getroffenen 
Abänderungen. 

Dazu  sprechen  die  Herren  QüITZOW,  Franke  (wünscht 
Formationstabelle,  Übersicht  der  wichtigeren  Mineralien),  FLIEGEL 
(wünscht  Tabelle  der  spezifischen  Gewichte),  Salfeld,  BÄRTLING 
(stellt  die  Frage,  ob  ein  Kalendarium  gewünscht  wird,  zur 
Diskussion),  ThÜRACH,  Ax.  SCHMIDT  (wünscht  Aufnahme  der  Ge- 
burtstage der  verzeichneten  Geologen),  Wahnschaffe  (wünscht 
leichteren  Deckel),  Dkecke  (warnt  vor  Aufnahme  dessen,  was 
mit  guten  Gründen  soeben  ausgeschieden  wurde).  Ein  Kalen- 
darium scheint  im   allgemeinen  nicht  verlangt  zu   werden. 

Herr  "WaHNSCHAFFE  berichtet  über  das  Schicksal  der 
auf  Beschluß  der  Greifswalder  Versammlung  von  ihm  und 
Herrn  JaeKEL  verfaßten  Eingabe  an  das  Kgl.  Preuß.  Kultus- 
ministerium betreffend  Förderung  des  geologischen  Unterrichts. 
Es  ist  keinerlei  Antwort  auf  die  Eingabe  erfolgt,  es  fragt  sich 
also,  wie  man  daraufhin  weiter  vorgehen  soll? 

Herr  ThÜRACH  empfiehlt,  die  Anfrage  einfach  zu  erneuern. 
Herr  STROMER  von  ReichenbaCH  schlägt  vor,  einen  Ab- 
geordneten für  die  Angelegenheit  zu  interessieren.  Herr 
ScilJERNiNG  empfiehlt  persönliche  Anfrage  im  Ministerium 
bei  dem  betreffenden  Dezernenten.  Herr  WaHNSCHAFFE  er- 
klärt sich   dazu   bereit. 

Zur  nächstjährigen  Hauptversammlung  liegt  eine  von 
Herrn  STILLE  ergangene,  von  seinem  Nachfolger  Herrn  ERD- 
MANNSDÖRFFER  aufgenommene  Einladung  nach  Hannover  vor; 
letzterer  entwickelt  das  Programm   dazu. 

Die  Einladung  wird  angenommen,  Herr  ErDMANNSDÖRFFER 
zum   Geschäftsführer  der  Tagung  in   Hannover  ernannt. 

Als  weitere  Einladungen  für  die  folgenden  Jahre  liegen 
bereits  vor  solche  von  Herrn  PfiTRASCHEK  nach  Mährisch- 
Ostrau,  von  Herrn  BÄRTLING  in  das  niederrheinisch-west- 
fälische Industriegebiet  (Dortmund),  von  Herrn  TüRNQUlST  nach 
Königsberg   i.    Pr. 


—      454     — 

Der  Vorsitzende  bittet  die  Mitglieder  um  Einsendung 
ihrer    Separata    an    die    Bibliothek    der    Gesellschaft. 

Zum  Vorsitzenden  für  die  heutige  wissenschaftliche  Sitzung 
•wird  an  Stelle  des  abwesenden  Herrn  C.  SCHMIDT  Herr 
ThÜRACH  gewählt. 

Gegen   10  Uhr  wird  die  geschäftliche  Sitzung  geschlossen. 


F.  Wahnschaffe.     Hennig.     Bärtling. 


Protokoll 

der  wissenschaftlichen  Sitzung  vom  8.  August  1913. 

Vorsitzender:  Herr  ThÜRACH. 

BegiriD  der  Sitzung  10'/4  Uhr  vormittags. 

Nach  der  Frühstückspause  eröffnet  der  an  Stelle  des  ver- 
hinderten Herrn  C.  SCHMIDT-Basel  gewählte  Vorsitzende  Herr 
ThÜRACH  den  wissenschaftlichen   Teil  der  Sitzung. 

Herr  KLINGHARDT  beendet  seinen  am  Donnerstag  be- 
gonnenen Vortrag. 

An  der  Diskussion  beteiligen  sich  Herr  STROMER  VON 
Reichenbach  und  der  Vortragende. 

Darauf  macht  Herr  TllÜRACH  einige  geschäftliche  Mit- 
teilungen. Das  Protokoll  der  Sitzung  vom  Donnerstag  wird 
verlesen  und  genehmigt. 

Als  Mitglieder  werden    in    die  Gesellschaft   aufgenommen 

Herr  cand.  geol.  Fritz  M.  BEHR-Bonn,  vorgeschlagen 
von  den  Herren  BORN,  SÖKGEL,  SCHNAKRENHERGER. 

Fräulein  cand.  geol.  TiiEKLA  HOYERMANN,   Tübingen, 
und 

Herr  cand.  geol.  BORIS  BuLDIRSKI,  Tübingen,  vor- 
geschlagen     von      den      Herren     PoMPECKJ,      BORN, 

Salfeld. 

Herr  Prof.  Dr.  MEIGEN  in  Freiburg  i.  Br.,  vorgeschlagen 
von     den    Herren    THÜRACH,    SiTTZ    und    SCHMIDLE. 

Herr  Rechtspraktikant  a.  D.  und  cand.  geol.  "Walfried 
M  \i:x,  l'reiburg  i.  Br.,  vorgeschlagen  von  den  Herren 
v.  Buunoff,  Cloos  und  Wepfer. 


—     45f>     — 

Herr  Stromer  von  Reichen  Bach  spricht  über  geologische 
Beobachtungen   in  den   Wüsten  Ägyptens. 

In  der  Diskussion  sprechen  Herr  HENNIG  und  der  Vor- 
tragende. 

Herr  H.  CLOOS  sprach  über  Durchschmelzungen  an 
südafrikanischen  Graniten. 

Unter  Zuhilfenahme  von  Beobachtungen  im  Kaplande  und 
am  Waterberge  in  Transvaal  wurde  versucht,  die  in  einer 
früheren  Arbeit1)  mitgeteilten  Intrusivformen  des  Erongogra- 
nites im  Hererolande  theoretisch  zu  deuten.  Im  Gegensatze 
zu  den  meisten  Granitstöcken  Südafrikas,  die  im  Anschluß  an 
die  Faltung  der  „Primärformation"  ihren  Erstarrungsplatz 
gefunden  haben,  sitzen  die  jüngeren  Granitkörper  des  Erongo 
in  ungefalteten  Schiebten  auf.  Die  diskordante  Durchschneidung 
der  Strukturlinien  des  älteren,  noch  in  toto  erhaltenen  Daches 
durch  den  Granitkontakt,  sowie  das  Fehlen  von  Deformationen 
und  Verdrängungen  des  Mantels  zwingen  zu  der  Annahme, 
daß  der  Granit  sich  dadurch  Raum  geschaffen  hat,  daß  er  die 
Gesteine  des  Intrusionsweges  in  seine  Masse  aufnahm.  Auf 
Grund  von  Detailbeobachtungen  am  Kontakt  gelangt  man  zu 
der  Auffassung,  daß  das  Aufrücken  der  Intrusionsfront  auf 
Kosten  niederbrechender  Bruchstücke  des  Daches,  also  wesent- 
lich auf  mechanischem  Wege,  vor  sich  gegangen  sei,  und  daß  wir, 
wenn  überhaupt,  so  erst  in  den  wärmeren  Tiefen  des  Magmas  die 
Werkstatt  der  Einschmelzung  zu  suchen  haben.  Es  wird  die 
Frage  berührt,  ob  und  inwieweit  wir  die  steigende  Azidität  der 
Erongoeruptiva  (Melaphyr,  Diorit,  Granit  usw.)  und  ihre  ent- 
sprechend abnehmende  Horizontalverbreitung  zu  dem  Auf- 
schmelzungsvorgang in  Beziehung  setzen  dürfen;  die  Schüssel- 
und  Ringform  des  Gebirges,  das  Auftreten  einer  —  nach  den 
faciellen  Verhältnissen  vielleicht  schon  prägranitischen  — 
Senkung  im  Bereiche  der  Eruptivkörper  wird  gleichfalls  mit 
dem  Aufrücken  der  Schmelzung  in  Zusammenhang  gebracht. 
Besonderen  Schwierigkeiten  begegnet  der  Versuch,  die  Model- 
lierung zu  erklären,  welche  der  Granit  von  verschiedenen 
Gesteinen  der  Hülle  nach  Maßgabe  ihrer  Härte,  Basizität, 
Durchlässigkeit  erleidet:  Magmatische  Affinität  zwischen  Mantel 


')  H.  ClOOS,  Geol.  Boob.  in  Südafrika,  2.  Goologie  des  Erongo  im 
Hererolande,  Beitr.  zur  Erforschung  der  deutschen  Schutzgebiete,  1911, 
Heft  3,  Kgl.  I'reuß.  Geol.  Landesaristalt :  ausführlich  berücksichtigt  in 
Bkanca:  Müssen  liitnisionen  notwendig  mit  Aufpivssung  verbunden 
sein?     Sitzangsber.  Kgl.  I'reuß.  Akad.  d.  Wissensch.  15)12. 


—     456     — 

und  Granit,  Schmelzpunkt  und  Härte  der  Dachgesteine,  die 
Mitwirkung  eines  Wasserhorizontes  an  der  Basis  des  Erongo- 
sandsteines  werden  als  mögliche  Ursachen  besprochen. 

Photographien  und  Zeichnungen  sollten  zeigen,  wie  frei 
und  eindeutig  sich  die  von  keinem  Pflanzenkleide  verhüllten 
Strukturformen  des   Gebirges  dem   Auge  darbieten. 

Genaueres  Eingehen  auf  diese  und  angrenzende  Fragen 
soll  Gegenstand  einer  späteren  Veröffentlichung  sein.  An 
dieser  Stelle  sei  nur  noch  mit  herzlichem  Danke  des  Anteiles 
gedacht,  der  Herrn  H.  LOTZ  an  der  Erforschung  des  Erongo 
dadurch  zufällt,  daß  er  das  geologisch  Anziehende  des  Gebirges 
zuerst  erkannt,  zu  seiner  Untersuchung  die  wissenschaftliche 
Anregung  gegeben  und  die  praktischen  Wege  geebnet  hat. 

Darauf  schließt  die   Sitzung  um   12!/a  Uhr. 

v.  w.  o. 

Thürach.     v.  Seidlitz.     Fischer.     Cloos. 


Protokoll  der  Vorstands-  und  Beiratssitzung  der  Deutschen 
Geologischen  Gesellschaft  vom  8.  August  1913. 

Geologisches  Institut  zu  Freiburg  i.  Br. 
Vorsitzender:  Herr  WaHNSCUAFFE. 
Beginn  der  Sitzung  3  Uhr  nachmittags. 

Anwesend  die  Herren  Waiinschaffe,  Rauff,  Hennig, 
BÄRTLING    und    FLIEGEL. 

Vom  Beirat  ist  kein  Mitglied  anwesend. 

Der  Vorsitzende  berichtet,  daß  sich  um  das  Stipendium 
der  Hermann  CuEDNER-Stiftung  als  Einziger  Herr  KRENKEL- 
Leipzig  beworben  hat,  um  eine  Untersuchung  des  Juras  im 
Tangagebiete  (Deutsch-Ostafrika)  auszuführen.  Nach  Verlesung 
der  Voten  der  Beirats-  und  Vorstandsmitglieder  wird  die  Ver- 
leihung des  Stipendiums  in  Höhe  von  800  M.  Herrn  KRENKEL- 
Leipzig  auf  ein  Jahr  bewilligt. 

Darauf  werden  die  den  Mitgliedern  für  die  nächste  Vor- 
stands- und  Beiratswahl  zu  unterbreitenden  Vorschläge  ver- 
traulich  besprochen. 

Satzungsgemäß  muß  als  Schriftführer  ausscheiden  Herr 
FLIEGEL,   als   Beiratsmitglied  Herr  VON  KüENEN,  und  von  den 


—     457     — 

beiden  anderen  zunächst  am  längsten  im  Beirat  vorhandenen 
Herren  RlNNE  und  Fricke  scheidet  durch  das  Los  Herr 
Rinne  aus. 

V.  g.  u. 

Wahnschaffe.     Hennig.      Bärtling.      Rauff.     Fliegel. 


Protokoll  der  geschäftlichen  Sitzung-  vom 

9.  August  1913. 

Hörsaal  des  Zoologischen  Instituts,  vorm.   81/*  Uhr. 

Vorsitzender:  Herr  WAHNSCHAFFE. 

Herr  WAHNSCHAFFE  eröffnet  die  Sitzung  und  berichtet 
zunächst  über  den  Bestand  der  CuEDNER-Stiftung. 

Die  Hermann  CuEDNER-Stiftung  hat  am  21.  Oktober  1912 
die  landesherrliche  Genehmigung  erhalten.  Von  dem  auf- 
gesammelten Betrage  von  21  962  M.  waren  21000  M.  in 
Effekten  und  962  M.  in  bar  vorhanden.  Am  1.  Januar  1913 
wurde  das  Kapital  der  Deutschen  Bank  zu  Berlin,  Depositen- 
kasse Qu,  überwiesen,  bei  welcher  das  Separatkonto  HERMANN 
Crednek-  Stiftung  Nr.  8345  geführt  wird.  Überwiesen 
wurden  21  000  M.  in  Effekten  (Kur-  und  Neumärkische 
Kommunal -Obligationen  4  Proz.)  und  1824,20  M.  in  bar. 
Es  wurden  noch  weitere  1000  M. -Obligationen  angeschafft, 
dagegen  mußten  500  M.  Schenkungssteuer  bezahlt  werden.  Der 
gegenwärtige  Vermögensstand  der  Stiftung  beträgt  22  000  M.  in 
Effekten  und  763,15  M.  in  bar.  Dazu  kommen  am  1.  Oktober 
480  M.  Zinsen.  Von  diesem  Betrage  können  satzungsgemäß  für 
dieses   Jahr  800  M.    erstmalig    als   Stipendium  verteilt  werden. 

Im  Anschluß  darin  gibt  er  bekannt,  daß  in  der  gestrigen 
Vorstands-  und  Beiratssitzung  die  erstmalige  Vergebung  der 
Stiftung  in  Eöhe  von  800  M.  an  Herrn  KRENKEL  zu  Unter- 
suchungen im  Jura  des  Hinterlandes  von  Tanga,  Deutsch- 
Ostafrika,   erfolgt  ist. 

Für  das  folgende  Jahr  stehen  1000  M.  zur  Verfügung. 
Es  sind  bereits  zwei  Bewerbungen   eingegangen. 

Das  Protokoll  der  gestrigen  Geschäftssitzung  wird  ver- 
lesen und  genehmigt. 

Herr  WAHNSCHAFFE  beantrag!  im  Anschluß  an  Punkt  10 
der  gestrigen  Tagesordnung:      „Die  Versammlung  möge  geneh- 

32 


—     458     — 

migen,  daß  die  Eingabe  betr.  Förderung  des  geologischen 
Unterrichts  auch  den  Kultusministerien  der  übrigen  Bundes- 
staaten eingereicht  wird". 

Der  Antrag  wird  einstimmig  angenommen. 

Zum  Vorsitzenden  der  heutigen  wissenschaftlichen  Sitzung 
■wird   Herr  POMPECKJ   gewählt. 

Das  Protokoll  wird  verlesen  und  genehmigt. 

v.  w.  o. 

Wahnschaffe.    Bärtling.    Hennig. 


Protokoll  der  wissenschaftlichen  Sitzung 

vom  9.  August  1913. 

Vorsitzender:    Herr  POMPECKJ. 

Die  wissenschaftlichen  Mitteilungen  beginnt  Herr  Wa  GN ER 
mit  einem  Vortrag  über  die  Kalisalz  1  ager  im  Ober-Elsaß. 

In  der  Diskussion  sprechen  die  Herren  FLIEGEL,  ThÜRACH, 
Schmidt,    POMPECKJ  und  der  Vortragende. 

Hierauf  macht  der  Vorsitzende  eine  kurze  geschäftliche 
Mitteilung. 


Herr  S.  v.  BUBNOFF  spricht  Über  das  Alter  der  Gra- 
nite   im    südlichen    Schwarzwald1).     (Mit   2  Textfiguren.) 

Die  zentrale  Gneismasse  des  Schwarzwaldes  wird  im  Norden, 
Osten  und  Süden  von  einem  Kranz  carbonischer  Granitmassive 
umsäumt,  die  sich  teils  unmittelbar  berühren,  teils  durch  von 
zahlreichen  Ganggraniten  und  Granitporphyren  durchsetzte 
Gneiszonen  getrennt  sind.  Die  bedeutendsten  dieser  Massive  sind: 
1.  Das  n  ordsch  war  z  wäl  de  r  Granitmassiv  zwischen 
Offenburg  und  der  Gegend  von  Herrenalb  und  Schramberg, 
wo  es  unter  der  schwäbischen  Triasdecke  verschwindet.  Kleinere 
Grauitstöcke,  wie  der  von  Nordrach,  verbinden  es  mit  dem 
mittelschwarz  wäl  der 


')  Dieser  Vortrag  ist  eine  kurze  Zusammenfassung  einiger  Resul- 
tate aus  meiner  demnächst  in  den  Mitteil,  der  Großh.  Bad.  Geol.  Landes- 
anstalt  erscheinenden  ausführlichen  Bearbeitung  der  Lenzkircher  Gegend. 
S.  v.  B. 


—      459     — 

2.  Granitit  von  Triberg,  welcher  mit  SW — NO-Er- 
streckung aus  der  Gegend  des  oberen  Elztales  bis  etwa  Schil- 
tach-Schenkenzell  reicht,  oberflächlich  etwa  35  km  Länge 
besitzend. 

3.  Der  Eisenbacher  Zw  eiglimmergr  anitit  zwischen 
Furtwangen  und  Menzenschwand  nimmt  eine  nur  wenig  kleinere 
Fläche  ein.  Durch  die  Spezialaufnahmen  von  Sauek,  SciIALCH, 
ThÜRACH  und  SCHNARRENBERGER  sind  diese  drei  Massive 
in   ihrem   größten   Teil   bekannt  geworden. 

4.  Der  Schluchsee-  o  der  A  lbtalgranit  im  südlichen 
Schwarzwald  erstreckt  sich  aus  der  Gegend  des  Steinatales 
bis  etwa  an  die  Murg;  die  Gneismasse  von  Horbach — Tiefen- 
stein teilt  ihn  in  einen  westlichen  und  östlichen  Lappen. 
Nur  einen  Ausläufer  von  ihm,  durch  den  Gneisstreifen  von 
Todtmoos  —  Gersbach  —  Herrischried  davon  getrennt,  stellen  die 
von  ErdmannsdöRFFER  und  PHILIPP  untersuchten  porphyr- 
artigen Granite  und  Syenite  des  unteren  Wehra-  und  Wiesen- 
tales dar. 

5.  Endlich  liegt  im  südlichen  Schwarzwald  zwischen 
Kandern  und  Zell  i.  W.  das  0 — W-gestreckte  Blauen-Granit- 
massiv. 

Der  Vollständigkeit  halber  seien  noch  die  zwei  größeren 
Quarzporphyrmassen  von   Münstertal    und    Lenzkirch     erwähnt. 

Daß  dieser,  das  Urgebirge  umsäumende  und  durchwebende 
Granitkranz  ganz  allgemein  in  die  Steinkohlenzeit  zu  stellen 
ist,  war  schon  seit  langem  bekannt,  denn  diese  Granite  haben 
einesteils  mehrfach  die  culmischen  Sedimente  durchbrochen 
und  verändert,  anderenteils  treten  sie  schon  als  Komponenten 
jungculmischer  Konglomerate  auf.  Nur  das  gegenseitige  Alters- 
verhältnis der  einzelnen  Granitmassive  ist  noch  in  vielem 
unklar,  und  so  mag  ein  Versuch,  es  zusammenhängend  zu 
erläutern,   nicht  ganz   ungerechtfertigt  erscheinen. 

Die  geologische  Aufnahme  in  der  Gegend  von  Lenzkirch 
hat  mir  unter  anderem  einige  wichtige  Aufschlüsse  über  das 
Verhältnis  zwischen  Schluchsee-  und  Eisenbacher  Granit  geliefert, 
die  als  Ausgangspunkt  unserer  Betrachtung  dienen  können; 
es  sei  darum  eine  kurze  Charakteristik  der  Lenzkircher  Gegend 
vorausgeschickt. 

Ich  habe  früher  dargelegt,  daß  das  Gebiet  zwischen  Lenz- 
kirch und  Altglashütten  einen  hercynisch  streichenden  Graben- 
bruch darstellt,  welcher  zwischen  den  beiden  Teilen  des 
Eisenbacher  Granitmassives,  dem  liochfirst  und  der  Bärhalde 
(Feldberg)  eingekeilt  liegt  und  dieser  tektonisch  tiefen  Lage 
die    Erhaltung    seiner   jüngeren   Gesteine    verdankt.      Innerhalb 

32* 


—     460     — 

des  Grabens  sind  die  einzelnen  Gesteine  in  mehrere  NO  —  SW- 
streichende  Zonen  verteilt,  wodurch  ihr  Zusammenhang  mit 
der  variscischen  Gebirgsbildung  dokumentiert  wird.  Von 
Norden  beginnend,  kann  man  folgende  einzelne  Streifen  unter- 
scheiden: 

Die  Zone  der  Schapbachgneise,  welche  auch  über  beide 
Grabenränder  hinübergreift;  sie  bildet  die  südliche  Grenze  der 
großen  zentralen  Gneismasse  und  gehört  im  einzelnen  zur 
Feldbergmasse  im  Sinne  ScilNARRENBEUGERs.  In  ihrem  süd- 
lichen Teile  wird  sie  von  zahlreichen  Ganggraniten  injiziert 
und  durchtrümmert,  und  diese  lassen  sich  weiter  verfolgen  als 
Apophysen  der  nächstsüdlichen  Zone  der  gepreßten  mylo- 
nitischen  Granite,  welche  an  den  beiden  Randverwerfungen 
scharf  abstoßen;  es  folgt  weiter  südlich  ein  breites  Band  von 
alten  Schiefern  und  Grauwacken,  welche  an  ihrer  nördlichen 
Grenze  ebenfalls  vom  gepreßten  Granit  injiziert  sind.  Dann 
kommt  ein  eigenartigerweise  auch  NO  —  SW  streichendes  Band 
feinkörniger  Zweiglimmergranite,  welche  der  Kürze  halber 
fernerhin  nach  ihrem  Hauptvorkommen  als  Urseegranit  be- 
zeichnet werden  sollen.  Sie  grenzen  mit  deutlich  porphyrischer 
Randfacies  an  die  alten  Schiefer  und  durchbrechen  diese  an 
mehreren  Stellen;  wir  kommen  auf  dieses  wichtige  Gestein 
weiter  unten  ausführlicher  zu  sprechen.  Weiter  südlich  zieht 
mit  gleichem  Streichen  die  Zone  des  Trümmerporphyrs,  eines 
schon  von  BERBMANN  genauer  beschriebenen  brecciösen  porphy- 
ritischen  Gesteins,  und  endlich  die  NO — SW-streichende  jung- 
culmische  Konglomeratmulde  von  Lenzkirch,  mit  Einschal- 
tungen von  Pflanzenschiefer.  Endlich  folgt  als  südlichste  Be- 
grenzung, und  zugleich  wieder  über  beide  Grabenflügel  über- 
greifend,  der  Granitit  des  Schluchsees. 

So  erscheint  das  ganze  Culmgebiet  von  Lenzkirch  ein- 
geschlossen im  Norden  vom  Südrand  des  zentralschwarzwälder 
Gneismassivs,  im  Osten  und  Westen  vom  Eisenbacher,  im 
Süden  vom  Schluchseegranitit. 

Wenden  wir  uns  nun  einigen  Gesteinen  des  Lenzkircher 
Grabens  im  einzelnen  zu.  Eine  besonders  wichtige  Bedeutung 
für  unsere  Untersuchungen  hat  der  oben  erwähnte  Urseegranit; 
es  ist  ein  feinkörniges,  hypidiomorph-körniges  Gemenge  von 
Orthoklas,  Oligoklas-Albit,  Quarz,  Biotit  und  Muscovit;  letzterer 
zeigt  häufig  eine  rosettenförmige  Anordnung;  sehr  verbreitet 
Bind   granopbyrische  Verwachsungen  von  Feldspat  und  Quarz; 

1  i.irz  erscheint  zuweilen  idiomorph  ausgebildet;   als  Neben- 

ile    wurden    häufig   Topas    and    Turmalin    beobachtet; 

endlich     i st    das    bäufige    Auftreten    von    miarolithischen    Hohl- 


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räumen  bezeichnend.  Wird  das  Korn  feiner,  so  geht  das 
Gestein  allmählich  in  ein  panidiomorph-körniges  Gefüge  über, 
mit  einzelnen  pseudophärolithischen  Partien  von  granopbyrisch 
verwachsenem  Quarz  und  Feldspat,  so  daß  alle  Übergänge  zu 
einem  typischen  Quarzporphyr,  bzw.  einem  Granophyr  vor- 
handen sind.  Dabei  sei  aber  ausdrücklich  betont,  daß  es  sich 
beim  Urseegranit  doch  um  einen  typischen  Granit  handelt  und 
nicht  etwa  nur  um  eine  granitische  Facies  eines  Porphyrs, 
wie  sie  z.  B.  aus  der  Gegend  von  Lugano  bekannt  ist.  Außer 
dem  mikroskopischen  Strukturbild  zeigen  uns  das  auch  die 
geologischen  Lagerungsverhältnisse.  Der  Urseegranit  tritt 
zwischen  den  älteren  culmiscben  Sedimenten  stockförmig 
auf,  während  die  zugehörigen  Quarzporphyre  deckenförmige 
Ergüsse  darüber  bilden.  Der  Urseegranit  bildet  gewisser- 
maßen den  Stiel  zu  den  carbonischen  Porpbyrergüssen. 
Der  enge  Zusammenhang  beider  Gesteine  resultiert  auch  aus 
den  ausgeführten  Analysen,  die  auf  einige  Zehntel  Proz.  genau 
miteinander  übereinstimmen. 

Das  Alter  des  Urseegranites  kann  ziemlich  genau  fest- 
gelegt werden;  er  führt,  wie  auch  der  zugehörige  Quarzporphyr, 
Einschlüsse  von  altem  Schiefer  und  gepreßtem  Granit;  die 
Quarzporphyre  lagern  z.  T.  über  diesen  Gesteinen.  Der  Ursee- 
granit ist  also  jünger  wie  das  ältere  Culm.  Im  jüngeren 
Culmkonglomerat  von  Lenzkirch  fehlt  der  Granit  als  Kompo- 
nente, dagegen  treten  darin  die  zugehörigen  Granophyre,  wenn 
auch  vereinzelt,  auf.  Das  Aufdringen  des  Urseegranites 
geschah  also  wohl  während  des  jüngeren  Culins 
unserer  Gegend. 

Zum  gleichen  Schluß  führt  uns  auch  eine  andere  Über- 
legung. Der  oben  erwähnte  Trümmerporphyr  besteht  aus  röt- 
lichen porphyritischen  Einschlüssen,  die  in  eine  dunkle  Grund- 
masse eines  glimmerreichen  Porphyrites  eingebettet  sind.  Schon 
Herrmann  erkannte  den  engen  Zusammenhang  dieser  Grund- 
masse mit  Glimmerporphyriten,  die  gangförmig  im  Quarzporphyr 
aufsetzen  und  außerdem  selbständig  als  kleine  Decke  auftreten. 
Andererseits  zeigt  der  Trümmerporphyr  enge  Beziehungen  zum 
jungculmischen  Konglomerat:  es  ist  nämlich  schon  IIerkmanN 
aufgefallen,  daß  mit  Annäherung  an  das  Konglomerat  die  Zahl 
der  Einsprengunge  im  Trümmerporphyr  zunimmt  und  die  kry- 
stalline  Grundmasse  stark  zurücktritt,  so  daß  zuletzt  überhaupt 
keine  scharfe  Grenze  zwischen  Konglomerat  und  Porphyrit- 
breccie  besteht;  die  daraus  zu  vermutende  gleichzeitige  Ent- 
stehung wird  endlich  daraus  glänzend  bestätigt,  daß  im  Trümmer- 
porphyr    genau     wie      im     Konglomerat      Einschaltungen     von 


163 


Pflanzenschiefern  zu  beobachten  sind.  Damit  ist  erwiesen,  daß 
Trümmerporphyr  und  Porphyrit  hier  jünger  sind 
wie  Urseegranit  und  Quarzporphyr  und  gleichaltrig 
mit  dem  Konglomerat  des  jüngeren   Culms. 

Gänge  Ton  Quarzporphyr  im  Trümmerporphyr  und  eine 
kleine  Decke  über  dem  Konglomerat  beweisen  ferner,  daß  zu 
Ende  der  Konglomeratbildung  ein  zweiter  Quarzporphyrerguß 
stattgefunden  hat.  Die  ganze  Reihenfolge  der  jungculmischen 
Ergüsse  gliedert  sich   also   von   oben   nach   unten   in: 

Jüngerer  Quarzporphyr, 
Glimmerporphyrit  und   Trümmerporphyr, 
Urseegranit  und   älterer   Quarzporphyr. 

Für  das  Alter  des  Schluchseegranitits  gibt  uns  wiederum 
das  Konglomerat  einen  wichtigen  Anhaltspunkt.  Unter  seinen 
Komponenten  sind  nämlich  alte  Schiefer  und  der  Granitit  von 
Schluchsee  das  bei  weitem  vorherrschende  Material;  ja,  stellen- 
weise reichert  sich  dieser  so  an,  daß  man  von  einem  direkten 
Granitkonglomerat  sprechen  kann.  Alte  Schiefer  und  Granitit 
bildeten  also  die  Ufer  des  jungculmischen  Beckens,  und  ins- 
besondere der  Granitit  muß  also  schon  lange  vorher  durch 
Erosion  freigelegt  worden  sein.  Da  er  ferner  von  Porphyr- 
gängen, die  nachweislich  mit  denen  von  Ursee  in  Verbindung 
stehen,  durchsetzt  wird,  so  ist  an  seinem  höheren  Alter  nicht 
zu  zweifeln.  Es  stehen  also  Schluchseegranitit  und  gepreßter 
Granit  dem  Urseegranit  als  ältere  Gebilde  gegenüber,  und  ich 
trage  kein  Bedenken,  wie  das  schon  früher  von  HERUMANN 
und  von  mir  geschehen  ist,  die  ersten  Gesteine  zusammen- 
zufassen, bzw.  den  gepreßten  Granit  als  sekundär  durch  die 
carbonische  Gebirgsbilduug  geschieferte  Randfacies  des  Haupt- 
granitites  anzusehen.  Die  Neigung  zur  porphyrartigen  Aus- 
bildung, die  Seltenheit  oder  direkt  das  Fehlen  von  hellem 
Glimmer  und  die  chemische  Zusammensetzung  weisen  ihn  mit 
Bestimmtheit  der  älteren  Granitreihe  zu.  Von  ihm  gehen 
ferner  die  zahlreichen  Ganggranite  aus,  die  auch  sonst  im  Schwarz- 
wald mit  den  Granititen  vom  Schluchseetypus  (siehe  Triberger 
Granit)  verknüpft  sind.  Endlich  zeigt  der  Schluchseegranitit 
selber  dort,  wo  er,  wie  an  der  Grenze  gegen  das  Culm,  starkem 
Gebirgsdruck  ausgesetzt  war,  eine  weitgehende  Kataklas-  und 
Parallelstruktur,  die  ihn  dann  dem  gepreßten  Granit  zum 
Verwechseln  ähnlich  macht.  Nachdem  wir  nun  über  die 
Altersfolge  im  Lenzkircher  Graben  Klarheit  erlaugt  haben, 
können  wir  zu  der  Grundfrage,  dem  Altersverhältnis  vom 
Schluchsee-   und   Eisenbach-Granit,    zurückkehren. 


—     464     — 

Auf  den  ersten  Blick  scheinen  hier  die  Bedingungen 
ungünstig  zu  liegen,  da  beiderseits  Verwerfungen  von  über  100  m 
Sprunghöhe  die  in  Betracht  kommenden  Gesteine  voneinander 
trennen.  Aber  gerade  dieses  tektonische  Verhalten  liefert  uns 
den  Schlüssel  zur  Lösung  des  Problems.  Die  beiderseits  in 
den  Horsten  anstehenden  Granite  gehören  ohne  Zweifel  zu 
einem  Massiv,  und  da  beiderseits  nach  den  Rändern  keinerlei 
Veränderung  in  Kern  und  Struktur  zu  sehen  ist,  so  muß  wohl 
angenommen  werden,  daß  der  Granitzug  auch  im  Graben  fort- 
setzt und  beide  Horste  verbindet,  nur  daß  er  hier  noch 
infolge  der  tektonisch  tiefen  Lage  verhüllt  liegt.  Da  aber 
im  Graben  die  Hauptzüge  der  variscischen  Tektonik  klar  zu 
erkennen  sind,  so  kann  vielleicht  an  einigen  besonders 
günstigen  Stellen  Aufschluß  über  Lage  und  Verhalten  des 
Granites  erwartet  werden.  Eine  solche  wäre  der  Kern  einer 
variscischen  Antiklinale,  d.  h.,  eine  Stelle,  wo  die  tiefsten 
Schichten  am  höchsten  heraufgepreßt  sind.  Versuchen  wir  an 
der  Hand  des  schematischen  Längsprofils  das  zu  erläutern. 

Von  der  Konglomeratmulde  aus  steigen  die  Schichten 
nach  Norden  zu  an  und  es  kommt  unter  dem  Trümmerporphyr 
der  ältere  Quarzporphyr  und  der  Urseegranit  zum  Vorschein; 
dann  erscheinen  die  alten  Schiefer,  der  gepreßte  Granit,  und 
dieser  schießt  wieder  unter  die  Gneise  unter,  die  wie  auch 
ihre  Grenzfläche  nach  Norden  zu  fallen.  Ohne  auf  die  kom- 
plizierten Verbandsverhältnisse  zwischen  gepreßtem  Granit  und 
Gneis  näher  einzugehen,  kann  ganz  allgemein  gesagt  werden, 
daß  wir  nördlich  von  der  Konglomeratmulde  ein  allerdings 
unsymmetrisches  Gewölbe  haben,  und  es  ist  nun  sehr  eigen- 
tümlich, daß  gerade  im  Kern  dieses  Gewölbes  der  Zwei- 
glimmergranit von  Ur8ee  heraustritt,  der  in  einer  zusammen- 
hängenden, NO  streichenden  Zone  fast  den  ganzen  Graben 
durchquert. 

"Wenn  also  ein  Granit  des  Grabens  seiner  geologischen 
Lage  nach  mit  dem  von  Eisenbach  verglichen  werden  könnte, 
so  müßte  es  der  vom  Ursee  sein;  und  in  der  Tat  ist  die 
Übereinstimmung,  abgesehen  von  der  Korngröße,  eine  sehr 
vollkommene,  was  z.  T.  schon  H kuhmann  bemerkt  hat.  Wir 
haben  hier  die  gleiche  rosettenförmige  Anordnung  des  hellen 
Glimmers,  häufig  auftretende  mikropegmatitische  Verwachsungen, 
Häufigkeit  von  mi.-irolithischen  Hohlräumen  und  die  gleichen 
dorischen  Gemengteile  —  Topas  und  Turmalin,  als  Be- 
weis einer  für  beide  Gesteine  gleichen  pneumatolytischen 
Tätigkeit.  Die  Ähnlichkeit  geht  so  weit,  daß  an  der  Grenze 
beider    Gesteine    die    Trennung    petrographisch    kaum  durchzu- 


—     465     — 

führen  ist  und  die  Tektonik  das  entscheidende  Wort  sprechen 
muß.  Endlich  liefert,  wie  ich  an  anderem  Ort  näher  zeigen 
werde,  die  Analyse  den  entscheidenden  Beweis  für  die  Identität 
beider  Gesteine. 

Der  Urseegranit  stellt  somit  eine  tiefer  gesunkene 
und  darum  erhalten  gebliebene  randliche,  feinkörnige 
Facies  des  Eisenbacher  Granitstockes  dar,  gleichsam 
einen  Übergang  zwischen  diesem  Tiefengestein  und 
den  oberflächlichen  Porphyrergüssen. 

Damit  ist  aber  auch  ein  Kriterium  für  das  Altersverhält- 
nis gegeben,  und  es  kann  ganz  allgemein  gesagt  werden,  daß 
der  Zweiglimmergranit  von  Ursee  und  Eisenbach 
jünger  ist  wie  der  Hauptgranitit  von  Schluchsee. 
Wir  wollen  nun  über  die  Grenzen  unseres  Gebietes  hinaus- 
gehen, um  möglichst  die  hier  gewonnenen  Erfahrungen  auf 
das  Altersverhältnis  der  übrigen  Granitmassive  zu  übertragen. 
Da  wäre  nun  zunächst  auf  die  schon  längst  vermutete  Über- 
einstimmung zwischen  Schluchsee-  und  Triberger  Granit  hinzu- 
weisen. Der  allgemeine  Habitus,  das  Fehlen  des  hellen 
Glimmers,  die  Neigung  zur  porphyrartigen  Ausbildung  sind 
beiden  Gesteinen  gemeinsam.  Ferner  ist  als  übereinstimmendes 
Merkmal  hervorzuheben  die  Neigung  zur  Bildung  randlicher 
Differentiationsprodukte  in  Gestalt  von  Quarz- Glimmersyeniten 
(Typus  Erzenbach).  Als  weiteres  eigentümliches  Merkmal  ist 
beiden  endlich  die  Einschaltung  feinkörniger  Granitpartien 
gemeinsam,  die  teils  als  undeutlich  abgegrenzte  Schlieren, 
teils  als  Gänge  (Ganggranite)  in  den  Ilauptmassiven  aufsetzen 
und  auch  den  benachbarten  Gneis  in  zahlreichen  Gängen 
durchziehen.  Sie  werden  von  SAUER  als  saurere  Nachschübe 
im  Magma  gedeudet.  SCHALCH  führt  ähnliche  Ganggranite 
auf  Blatt  Stühlingen  direkt  als  Apophysen  des  Steinatal- 
(Schluchsee)-Granitites  auf.  Die  gleiche  Erscheinung  läßt 
sich  durchgehend  im  Schluchseemassiv  beobachten,  und  ein 
vollständiges  Analogon  bilden  die  zahlreichen  Ganggranite, 
die  vom  gepreßten  Granit  von  Altglashütten  ausgehen.  Es 
ist  nun  eine  eigentümliche  Tatsache,  die  sich  leicht  auf  den 
geologischen  Spezialkarten  nachkontrollieren  läßt,  daß  diese 
Ganggranite  zwar  in  großer  Menge  im  Hauptgranitit  und  im 
Gneis  aufsetzen,  daß  sie  aber  dem  Zweiglimmergranit  in  dieser 
Form  fehlen,  wodurch  auch  ein  wertvoller  Fingerzeig  für  das 
gegenseitige  Altersverhältnis   gegeben   ist. 

Ferner  ist  als  wichtig  hervorzuheben,  daß  innerhalb  des 
Triberger  Granitites  (siehe  die  betreffenden  Blätter  von  Sauek 
und   Sciialch)    Schlieren    von    miarolithischem    Zweiglimmer- 


—      466     — 

granit  auftreten,  die  petrographisch  auffallend  mit  dem  Eisen- 
bacher Granit  übereinstimmen.  Einen  Altersunterschied  konnte 
ScHALCH  (Bl.  Furtwangen)  hier  nicht  beobachten,  ja  beide 
Gesteine  sollen  direkt  durch  Übergänge  verknüpft  sein.  Das 
führt  uns  zu  der  bedeutsamen  Anschauung,  daß,  wenn  auch 
der  Eisenbacher  Granit  als  Ganzes  jünger  ist  wie  die  Haupt- 
granitite,  er  doch  nicht  etwas  Besonderes  darstellt,  sondern 
wohl  dem  gleichen  Stammmagma  entstammt,  also  gewisser- 
maßen einen  letzten,  sauren  Nachschub  der  carbonischen 
Granitintrusion  bildet. 

Kurz  sei  noch  erwähnt,  daß  Sauer  für  das  Nordschwarz- 
wälder Granitmassiv  verschiedentlich  die  enge  Beziehung  zum 
Triberger  Granit  hervorhebt,  so  daß  wohl  auch  diese  Gesteine 
nach  Ursprung  und  Alter  zusammenzufassen  sind. 

Gehen  wir  nun  zum  südlichen  und  westlichen  Schwarz- 
wald über,  so  sehen  wir  im  Wehra-  und  Wiesentale  das 
Auftreten  eines  porphyrartigen-  Granitites,  der  schon  seit  langem 
mit  dem  Albtal-  bzw.  Schluchseegranitit  identisch  aufgefaßt 
wird.  Er  zeigt  auch  wieder,  wie  EkDManNSDÖRFFER  er- 
wiesen hat,  die  bezeichnende  Neigung  zur  Bildung  basischer 
Differentiationsprodukte  in  Gestalt  der  Syenite  vom  Erzenbach- 
typus. Von  großem  Interesse  ist  es,  daß  in  dieser  Gegend 
noch  ein  anderer,  saurerer  Granit  auftritt,  und  PHILIPP  hat 
sich  neuerdings  mit  Enschiedenheit  dafür  ausgesprochen,  daß 
dieser  Mambacher  Granit  jünger  sein  soll  wie  der  porphyr- 
artige, was  zu  dem  allgemein  gewonnenen  Bild  sehr  wohl 
passen  würde.  Dieser  Mambacher  Granit  ist  aber  nichts 
anderes  wie  die  westliche  Fortsetzung  des  Blauenmassivs. 
Von  dem  Blauengranit  erwähnt  ScilWENKEL,  daß  er  im 
culmischen  Klemmbachkonglomerat  als  Geröll  vorkommen  soll; 
nähere  Angaben  darüber  fehlen  bisher  und  sein  Alter  bedarf 
noch   der  genaueren   Festlegung. 

Der  Blauengranit  soll  nach  den  Angaben  von  A.  SCHMIDT 
und  von  GRAEFF  direkt  in  die  Zone  der  sogenannten  Krystall- 
gneise  am  Belchen  übergehen,  welche  seine  durch  die 
variscische  Gebirgsbildung  geschieferte  Randzone  darstellen 
sollen;  er  hat  also  an  dieser  Gebirgsbildung  teilgenommen, 
was  für  den  Eisenbacher  Granit  nicht  gezeigt  werden  kann. 
Mit  diesem  läßt  sich  der  Blauengranit  überhaupt  nicht  zu- 
sammenfassen, das  mikroskopische  Bild  ist  ein  ganz  anderes, 
vor  allem  führt  er  hellen  Glimmer  nur  in  unbedeutender  Menge 
in  der  Grundmasse.  Da  er  nach  dem  oben  Erläuterten  auch 
etwas  älter  zu  sein  scheint,  so  nimmt  er  gewissermaßen  eine 
Mittelstellung  zwischen  ilauptgranitit   und  Eisenbacher  Granit 


—      467     - 

ein;  eine  Auffassung,  die  in  gewissem  Sinne  durch  eine  weiter 
unten   angeführte  Analyse  bekräftigt  werden  kann. 

Über  das  genaue  Alter  der  Münstertäler  Quarzporphyre 
fehlen   zurzeit  noch  sichere  Angaben. 

Als  jüngstes  krystallines  Gestein  von  culmischem  Alter 
erscheinen  endlich  die  zahllose  Granitporphyre  und  Granophyre, 
die  gleichermaßen  die  Gneise  und  alle  Granite  durchsetzen. 
Daß  sie  auch  noch  culmisches  Alter  besitzen,  zeigt  ihr  Vor- 
kommen als  Gerolle  in  dem  obercarbonischen  Konglomerat 
von   ßerghaupten   (siehe  u.  a.    SCHALCH,   Bl.  Furtwangen). 

Das  bisher  vorhandene  Analysenmaterial  ist  leider  recht 
spärlich  und  z.  T.  veraltet;  immerhin  lassen  sich  einige  sehr 
bemerkenswerte  Züge,  die  eine  scharfe  Grenze  beider  Granit- 
typen bedingen,  leicht  und  deutlich  herausfinden.  Zwei  Werte 
sind  hierbei  besonders  charakteristisch  und  sollen  hier  kurz 
erläutert  werden;  es  ist  das  erstens  der  Kieselsäuregehalt  und 
das  Verhältnis  der  einwertigen  zu  den  zweiwertigen  Metallen, 
also  R^O  :  RO.  In  der  nachfolgenden  Zusammenstellung  sind 
diese  Zahlen  für  einige  Gesteine  angegeben,  und  zwar  umge- 
rechnet auf  Molekularquotienten  und  RaO :  RO  umgerechnet  auf  10. 

SiO,       (Na2,  K2)0:(Ca,  Mg,  Fe)  O 

Granitit  von  Triberg 75,50  4,90:5,10 

G.  Williams:    Die  Eruptivgesteine 
von  Tryberg,  N.  J.  1883,  ß.  B.  II. 

Granitit  von  Schapbach 72,58  4,40  :  5,60 

A.  Saueu:  Bl.  Oberwolfach — Schen- 
kenzell. 

Granitit  von  Durbach 73,64  4,70:5,30 

A.  Sauek:  a.  a.  0. 
Gepr.  Granit  von  Altglasluitten  .    .    .    .    76,21  7,20:2,80 

v.  Bübnopf:  Mut.  Großh.  Bad.  Geol. 
Landesanst.  1912. 

Granit  von  Maistollen 78,64  5,60  :  4,40 

A.  Schmidt:  Geologie  des  Münster- 
tales. 

Granit  von  Eisenbach 80,94  8,20:1,80 

M.    DlTTRlCH:     Mitt.    Großh.    Bad. 
Geol.  Landesanst.  1907. 

Granit  von  Ursee 81,00  7,60:2,40 

Analytiker  F.  BlNDBN,  1913. 

Quarzporphyr  von   Lenzkirch 80,57  7,30:2,70 

Analytiker  F.  IIindhn,  1913. 

Quarzporphyr  von  Triberg 83,49  8,00:2,00 

G.  Williams:  a.  a.  0. 

Diese  ganz  allgemeine  Zusammenstellung  ergibt  die  gleiche 
scharfe  Sonderung  der  Eruptivgesteine  in  zwei  Gruppen,  wie 
wir   sie    aus    dem    geologischen  Vorkommen   entwickelt  haben. 


—     468     — 

Für  die  älteren  Granitite  ergibt  sich  durchgehend  ein  geringerer 
SiOa- Gehalt  und  ein  fast  1  :  1  betragendes  Verhältnis  von 
R20:RO;  bei  dem  jüngeren  Eisenbacher  Granit  und  den  mit 
ihm  zusammenhängenden  Gesteinen  ist  der  Si02-Gehalt  um 
fast  5  Proz.  höher  und  das  R30  :  RO -Verhältnis  beträgt  3  :  1 
bis  4:1.  Der  gepreßte  Granit  von  Altglashütten  gehört 
seinem  Kieselsäuregehalt  und  seiner  geologischen  Stellung  nach 
in  die  ältere  Granitreihe;  der  hohe  Wert  von  R20  hängt  hier 
damit  zusammen,  daß  er  ja  eine  randliche  aplitische  Aus- 
bildung des  Hauptmagmas  darstellt  und  sehr  arm  an  dunklen 
Gemengteilen  ist;  er  gehört  ja,  wie  oben  erläutert,  zu  dem 
System  der  feinkörnigen  Granite  der  Schlieren  und  Gänge,  die 
saurere  (aplitische?)  Nachschübe  des  Stammmagmas  darstellen. 

Der  Granit  von  Maistollen,  -welcher  zum  Verbreitungs- 
gebiet des  Blauengranites  gehört,  nimmt  eine  Zwischenstellung 
ein;  das  paßt  auch  wieder  zu  seiner  oben  bezeichneten 
geologischen  Stellung;  er  soll  ja  jünger  sein  wie  der  Haupt- 
granitit,  dem  er  seinem  R20 -Werte  nach  nahe  steht,  dem 
SiO 3 -Gehalte  nach  nähert  er  sich  aber  mehr  der  jüngsten 
Granitreihe.  Hier  sind  allerdings  noch  eingehendere  Unter- 
suchungen und  neue  Analysen  abzuwarten. 

In  den  culmischen  Graniten  des  Schwarzwaldes 
wäre  hiermit  als  ältestes  ein  mittelsaures  Stamm- 
magma zu  unterscheiden,  der  Zusammensetzung  nach 
den  Granititen  von  Triberg  oder  Schluchsee  ent- 
sprechend und  zu  basischen  Differentiationen,  be- 
sonders am  Rande  neigend  (Quarz  glimmersyenite). 
Als  saurerer,  aplitischer  Nachschub,  zeitlich  nicht 
weit  von  der  Intrusion  des  Stammmagmas  geschieden, 
erscheinen  die  feinkörnigen  Granite  der  Schlieren 
und  Gänge  und  ihnen  vollständig  analog  der  ge- 
schieferte aplitische   Granit  von  Altglashütten. 

Es  folgen  endlich,  zeitlich  getrennt  die  j  üngsten, 
sauersten  Stöcke  (Eisenbach),  wohl  einem  sauren 
Restmagma  entsprechend;  es  wurde  gezeigt,  daß  sie 
bis  an  die  Oberfläche  drangen  und  durch  Übergangs- 
glieder  (Urseegranit)  mit  Deckenergüssen  von  Quarz- 
porphyr verbunden  sind.  Diese  jüngsten  Granite 
sind  es  denn  au«ch,  die  durch  pneumato  lythische  Er- 
scheinungen ausgezeichnet  sind  (miaro  li  t  h  ische 
Hohlräume,  Topas,  Turmalin).  Zu  den  älteren  Graniten 
sind  bisher  keine  Ergußä(|uivalente  bekannt.  Die  Granit- 
porphyrgäng«  bilden  dann  das  Schlußglied  in  der  culmischen 
Intrusionsreihe. 


—     469     — 

Nach  der  Frühstückspause  spricht  Herr  C.ScilM  IDT- 
Basel  im  Anschluß  an  den  Vortrag  des  Herrn  "Wagner  über 
spanische   Salzlagerstätten. 

Herr  DENING  ER- Freiburg  spricht  über  die  Geologie 
Ton   Buru  und   Ceram. 

Die  Protokolle  der  vorhergehenden  Sitzungen  werden 
verlesen   und   genehmigt. 

Die  Herren  TnÜRACH  und  FiSCHER  verzichten  wegen 
Zeitmangels   auf  die  angekündigten  Vorträge. 

Der  Vorsitzende  schließt  die  Tagung  mit  dem  Dank  an 
die   Gastgeber. 

v.  w.  o. 

POMPECKJ.      V.    SEIDLITZ.       CLOOS.       FlSCHER. 


470      — 


Zum  Gedächtnis  HERMANN  CREDNERs. 
Von  Herrn  Felix  Wahnschaffe. 

(Mit  einem  Bildnis.) 

Am  Montag,  dem  21.  Juli  d.  J.,  abends,  entschlief  sanft 
nach  langem  schweren  Leiden  in  Leipzig  im  72.  Lebensjahre 
der  emeritierte  ordentliche  Professor  der  Geologie  und  Palä- 
ontologie an  der  Universität  in  Leipzig  und  Direktor  der 
Königlich  Sächsischen  Geologischen  Landesanstalt,  Geheimer 
Rat  Dr.  phil.  et  sc.  Hermann  CREDNER,  er,  der  uns  lange 
Zeit  hindurch  im  Gebiete  der  geologischen  Wissenschaft  ein 
hervorragender  Führer  gewesen  ist. 

Hermann  Credner  wurde  am  1.  Oktober  1841  in  Gotha 
als  ältester  von  vier  Söhnen  des  damals  in  Herzoglich  gothai- 
schen Diensten  stehenden  Regierungsassessors  und  späteren 
Bergrats  Dr.  HEINRICH  Credner  geboren,  jenes  trefflichen 
Forschers  im  Gebiete  norddeutscher  Geologie,  der  von  1858 
bis  1866  als  Oberbergrat  in  hannoversche  Dienste  übertrat, 
um  dann  nach  einjährigem  Aufenthalt  in  Berlin  als  Geheimer 
Bergrat  an  das  Königliche  Oberbergamt  in  Halle  a.  d.  S.  be- 
rufen zu  werden.  Die  Mutter  Hermann  Ckedneks,  Anna, 
entstammte  der  Familie  Vey.  Sein  jüngerer  Bruder  RUDOLF, 
der  bekannte  Geograph,  der  am  27.  November  1850  geboren 
wurde,  hat  ihn  nicht  überlebt,  denn  er  starb  bereits  am 
6.  Juni  1908  als  ordentlicher  Professor  der  Geographie  in 
Greifswald. 

Schon  in  früher  Jugend  erhielt  Hermann  Ckedner  durch 
seinen  Vater  vielfache  Anregung  zu  geologischen  Beobachtungen, 
und  diesem  Einflüsse  ist  es  zuzuschreiben,  daß  er  sich  zunächst 
dem  Bergfach  zuwandte  und  vom  Jahre  1860  an  auf  der  Berg- 
akademie in  Klausthal  am  Harz  studierte.  Es  war  eine  Zeit 
frohen  Studentenlebens,  die  er  dort  verbrachte,  in  der  er  liebe 
Freunde  gewann  und  an  die  er  gern  in  späteren  Jahren  zurück- 
dachte. Als  er  von  hier  nach  der  Universität  Breslau  über- 
siedelte, gab  er  seine  Laufbahn  als  praktischer  Bergmann  völlig 
auf  und  widmete  sich  ausschließlich  geologischen,  mineralogi- 
schen   und    paläontologischen    Studien,    die   er   sodann    an   der 


—     471      — 

Universität  Göttingen  zum  Abschluß  brachte.  Hier  arbeitete  er 
als  Schüler  V.  Seebachs  und  erwarb  sich  1864  auf  Grund  einer 
Dissertation  über  „Die  Pteroceras-Sch\chteTi  (Aporrhais- 
Schichten)  der  Umgegend  von  Hannover"  die  philo- 
sophische Doktorwürde.  Diese  Arbeit  gelangte  1 864  im  1  6.  Bande 
der  Zeitschrift  der  Deutschen  Geologischen  Gesellschaft  zum 
Abdruck.  Sie  bringt  an  der  Hand  einer  Kartenskizze  zunächst 
eine  Übersicht  über  die  geognostischen  Verhältnisse  der  nächsten 
Umgebung  von  Hannover,  beschreibt  die  sämtlichen  bei  Hannover 
auftretenden  Schichten  der  oberen  Kimmeridge-Gruppe  und  gibt 
dann  eine  Gliederung  der  Aporrhais- Schichten  am  Lindener 
Berge,  Tönjesberge,  bei  Limmer  und  Ahlem  auf  Grund  der  in 
ihnen  enthaltenen   Fossilien. 

Nun  begannen  des  jungen  Gelehrten  Lehr-  und  Wander- 
jahre, indem  er  1864  eine  längere  Forschungsreise  nach  Nord- 
amerika unternahm,  zu  der  er  von  seinem  Vater  nur  mit  ge- 
ringen Geldmitteln  ausgestattet  werden  konnte,  so  daß  er  sich 
seinen  dortigen  Unterhalt  zum  größten  Teile  als  Gutachter, 
namentlich  für  Goldminen,  selbst  verdienen  mußte.  Seine  zahl- 
reichen Streifzüge  führten  ihn  zum  Teil  in  völlig  unkultivierte 
Gebiete,  in  denen  er  gezwungen  war,  wochenlang  zusammen 
mit  den  Indianern  zu  leben.  Es  brachten  ihm  diese  Wande- 
rungen mancherlei  ernste  und  heitere  Abenteuer,  aber  auch 
einen  reichen  Schatz  an  Kenntnissen,  denn  Credner  besaß 
ein  offenes  Auge  für  die  ihn  umgebende  Natur,  eine  lebhafte 
Beobachtungsgabe  und  ein  schnelles  Erfassen  oft  schwieriger 
geologischer  Verhältnisse.  In  einer  Reihe  von  Aufsätzen,  die 
im  Neuen  Jahrbuch  für  Mineralogie  usw.,  in  der  Zeitschrift 
der  Deutschen  Geologischen  Gesellschaft,  der  Berg-  und  hütten- 
männischen Zeitung  und  der  Zeitschrift  für  die  gesamten  Natur- 
wissenschaften veröffentlicht  sind,  hat  er  die  auf  seinen  Reisen 
in  Nordamerika  gemachten  geologischen  Beobachtungen  nieder- 
gelegt. 

Von  großem  Interesse  sind  unter  anderem  seine  „Geo- 
gnostische  Skizze  der  Umgegend  von  New  York",  seine 
„Geognostische  Reiseskizze  aus  New  Brunswick  in 
Nordamerika",  die  Beschreibung  der  geologischen  Verhält- 
nisse in  Kalifornien,  der  Goldvorkommen  in  Georgia  und 
Virginia,  der  gewaltigen  Kupfermassen  am  Lake  Superior  und 
der  Kreide  in  New  Jersey.  Anschaulich»',  lebendige  Schilde- 
rungen der  eigenartigen  Natur  Nordamerikas  bringen  die  Auf- 
sätze „Aus  den  Urwäldern  am  Oberen  See"  (Globus  1868), 
wo  er  ein  Fest  der  Chippewah-Indianer  beschreibt,  und  „Nord- 
amerikanisches Urwaldsleben"  (Aus  allen  Weltteilen  1871), 


—      472     — 

wo  die  Canoe-Fahrten  auf  dem  Michigammi-  und  Menomonee- 
Flusse  und  die  Wanderungen  im  Urwalde  meisterhaft  geschildert 
werden. 

Mitte  September  1868  kehrte  CREDNER  nach  fast  vier- 
jährigem Aufenthalt  in  Nordamerika  nach  Deutschland  zurück. 
Er  hatte,  wie  er  selbst  im  Neuen  Jahrbuch  für  Mineralogie  usw. 
berichtet,  während  dieser  Zeit  die  durch  ihre  eigentümlichen 
Erzvorkommen  interessanten  südlichen  atlantischen  Staaten, 
Missouri,  Illinois,  Pennsylvania,  "Westvirginia,  Connecticut  und 
Massachusetts,  verschiedene  Male  besucht,  die  Kreide-  und 
Erzdistrikte  New  Jerseys  durchwandert,  einen  großen  Teil 
New  Brunswicks  und  Nova  Scotias  gesehen  und  von  New  York 
aus  eine  große  Reihe  Ausflüge  in  die  Gegenden  am  Hudson 
unternommen.  Längere  Zeit  hielt  er  sich  in  der  Kupfer-  und 
Eisenregion  am  Oberen  See  auf  und  nahm  an  verschiedenen 
Expeditionen  in  das  Innere  der  Gegend  am  Oberen  See  teil. 
Seine  Hauptaufmerksamkeit  war  dabei  auf  die  Mineraldistrikte 
des  östlichen  Nordamerika  gerichtet.  Um  seine  Pläne  in  Nord- 
amerika mit  Erfolg  ausführen  zu  können,  fand  er  das  freund- 
lichste Entgegenkommen  vor  allem  bei  Professor  J.  D.  Dana, 
der  ihn  dann  den  dortigen  Geologen  weiterempfahl. 

Bald  nach  seiner  Rückkehr  aus  Nordamerika,  als  noch 
Carl  Friedrich  Naumann  als  ordentlicher  Professor  den 
Lehrstuhl  für  Mineralogie  und  Geognosie  an  der  Universität 
Leipzig  innehatte,  habilitierte  sich  dort  im  Jahre  1869  HERMANN 
CREDNER  als  Privatdozent  für  Geologie  und  Paläontologie  und 
wurde  bereits  im  Jahre  darauf,  als  NAUMANN  sein  Lehramt 
niederlegte,  und  FERDINAND  Zirkel  als  dessen  Nachfolger 
die  ordentliche  Professur  für  Mineralogie  und  Geologie  erhielt, 
zum  außerordentlichen  Professor  ernannt.  Im  Jahre  1877  ist 
CREDNER  sodann  zum  ordentlichen  Honorarprofessor  befördert 
worden,  und  es  wurde  ihm  im  Jahre  1895  auf  einstimmigen 
Beschluß  seiner  Kollegen  die  neugeschaffene  ordentliche  öffent- 
liche Professur  für  Geologie  und  Paläontologie  verliehen.  Im 
Jahre  1881  wurde  er  zum  Oberbergrat  und  1891  zum  Geheimen 
Bergrat  ernannt,  während  er  1908  als  besondere  Auszeichnung 
den   Rang  und  Titel  eines   Geheimen  Rats  erhielt. 

Er  war  von  schlanker  Gestalt  und  besaß  ein  lebhaftes, 
heiteres  Temperament.  Er  liebte  die  Geselligkeit,  und  im 
frohen  Verkehr  mit  der  Jugend  bewahrte  er  sich  die  Jugend- 
frische  bis  in  sein  Alter.  Das  beigefügte  Bild  stellt  ihn  an- 
fangs  der  sechziger  Lebensjahre   dar. 

CREDNER  war  ein  hervorragender  akademischer  Lehrer. 
Lebhaft    erinnere    ich    mich    seiner    Vorlesungen    über    „Allge- 


—     473      — 

meine  Geologie"  und  über  „Die  Lehre  von  den  Lager- 
stätten der  Erze,  Kohlen  und  Salze",  die  ich  im  Winter- 
semester 1873  74  bei  ihm  hörte.  Sein  Vortrag  war  von  großer 
Lebendigkeit  und  begleitet  von  lebhaften  Gesten.  Mit  dem 
Feuer  der  Begeisterung,  das  aus  seinen  Augen  leuchtete  und 
in  seinen  Worten  hervortrat,  wußte  er  seine  Zuhörer  mit  sich 
fortzureißen  und  für  seine  Wissenschaft  zu  begeistern.  Wenn 
er  die  eruptive  Tätigkeit  der  Vulkane  und  den  Ausbruch  der 
Geysire  beschrieb  oder  von  den  Petroleumbohrungen  in  Penn- 
sylvanien  berichtete,  so  waren  seine  Beschreibungen  so  an- 
schaulich, daß  man  die  Ausbrüche  der  Vulkane  und  Geysire 
und  die  Eruptionen  des  erbohrten  Petroleums  im  Geiste  deut- 
lich vor  sich  sah. 

Auch  seine  öffentlichen  Vorträge,  die  er  in  verschiedenen 
Gesellschaften  hielt,  waren  äußerst  fesselnd.  Der  großartige 
Eindruck  seiner  Schilderung  des  Grand  Canon  in  Colorado, 
die  er  nach  seiner  Reise  im  Jahre  1891  in  der  Sitzung  der 
Gesellschaft  für  Erdkunde  zu  Berlin  am  5.  März  1892  gab, 
wird  jedem,  der  diesen  Vortrag  gehört  hat,  unvergeßlich  bleiben. 

Credner  schloß  sich  bei  seinen  Vorlesungen  eng  an 
seine  „Elemente  der  Geologie"  an.  Dieses  vorwiegend  für 
Studierende  zur  Einführung  in  die  Geologie  bestimmte  Lehr- 
buch erschien  in  erster  Auflage  im  Verlage  von  Wilhelm 
Engelmann  in  Leipzig  im  September  1872.  Der  Zeitpunkt 
für  das  Erscheinen  dieses  Buches  war  ein  äußerst  günstiger, 
denn  es  gab  damals  in  Deutschland  kein  ähnliches,  den  neusten 
Forschungen  Rechnung  tragendes  Lehrbuch  für  die  Studierenden. 
Wie  groß  das  Bedürfnis  für  ein  solches  war,  geht  am  besten 
daraus  hervor,  daß  die  erste  Auflage  von  1500  Exemplaren 
schon  nach  drei  Monaten  vergriffen  war,  und  zu  Weihnachten 
desselben  Jahres  eine  unveränderte  zweite  Auflage  erscheinen 
konnte.  Das  Buch  hat  bahnbrechend  gewirkt  und  den  Namen 
Hermann  Credners  zuerst  im  In-  und  Auslande  bekannt 
und  berühmt  gemacht.  Er  schloß  sich  in  der  Einteilung  des 
Stoffes  im  wesentlichen  an  J.  D.  Danas  berühmtes  Manual 
of  Geology  an,  und  wenn  man  in  der  ersten  Auflage  nähere 
Literaturangaben  vermißte,  so  hat  er  diesem  Mangel  in  späteren 
Auflagen  abzuhelfen  gewußt.  Sein  ganzes  Leben  hindurch  ist 
er  bemüht  gewesen,  z.  T.  unter  Hinzuziehung  geeigneter  Fach- 
genossen, in  jeder  neuen  Auflage  die  jeweiligen  geologischen 
Kenntnisse  und  die  herrschenden  geologischen  Ansichten  zum 
Ausdruck  zu  bringen,  und  wie  das  geologische  Wissen  im 
Laufe  seines  Lebens  an  Umfang  und  Vertiefung  zugenommen 
hat,  so  spiegeln  sich  die  Umgestaltungen  während  dieses  Zeit- 


—      474     — 

raums  in  jeder  neuen  Auflage  wieder.  Dabei  war  es  sein 
Bestreben,  das  Gesamtgebiet  der  Geologie  in  den  knappen 
Rahmen  eines  einzigen  Bandes  zusammenzufassen.  Aber  während 
die  erste  Auflage  nur  538  Seiten  und  380  Abbildungen  ent- 
hielt, machte  es  die  Fülle  des  Stoffes  nötig,  die  letzte  elfte 
Auflage,  die  1912  drei  Vierteljahr  vor  seinem  Tode  erschien, 
auf  811    Seiten  und   (336   Abbildungen  zu  vermehren. 

Als  Credner  noch  in  Amerika  weilte,  wurde  er  in  der 
Sitzung  der  Hauptversammlung  der  Deutschen  Geologischen 
Gesellschaft  in  Hannover  am  21.  September  1865  auf  Vor- 
schlag von  Heinrich  Credner,  v.  Seebach  und  Noeggeratii 
als  Mitglied  aufgenommen.  Er  hat  für  unsere  Gesellschaft  stets 
das  lebhafteste  Interesse  bewiesen.  Er  besuchte  fast  regelmäßig 
die  Hauptversammlungen,  und  von  ihm  sind  28  Aufsätze, 
4  briefliche  Mitteilungen  und  13  Protokollnotizen  in  unserer 
Zeitschrift  enthalten.  Dem  Beirat  gehörte  er  als  Mitglied  von 
1901  —  1903  und  von   1908  —  1910  an. 

CREDNER  war  von  einer  warmen  Vaterlandsliebe  durch- 
drungen. An  dem  deutsch-französischen  Kriege  1870/71  nahm 
er  als  Abteilungsführer  beim  III.  freiwilligen  Sanitätskorps 
teil.  Nach  einem  Bericht  seines  damaligen  Vorgesetzten,  des 
Militärinspekteurs  der  freiwilligen  Krankenpflege,  Fürsten  PlESS, 
hat  er  sich  während  eines  heftigen  Granat-  und  Kleingewehr- 
feuers in  der  Schlacht  bei  Sedan  durch  seine  Ruhe,  Umsicht 
und  Tätigkeit  so  hervorgetan,  daß  ihm  das  Eiserne  Kreuz 
II.  Klasse  am  weißen  Bande  verliehen  wurde. 

Am  1.  Oktober  1872  verheiratete  sich  Ckedner  mit 
Marie  Riebkck,  einer  Tochter  des  Geheimen  Kommerzienrats 
Adolph  Carl  RlEBECK  und  seiner  Frau  Marie  geborenen 
RENKE  in  Halle  a.  d.  S.  Aus  dieser  Ehe  sind  sechs  Töchter 
hervorgegangen,  die  zusammen  mit  ihrer  Mutter  den  Tod  des 
trefflichen   Gatten   und  Vaters   betrauern. 

Neben  seiner  akademischen  Lehrtätigkeit  wurde  GfiEDNEB 
vom  Königlich  Sächsischen  Finanzministerium  im  Jahre  1872 
mit  der  Organisation  und  Direktion  der  Königlich  Sächsischen 
Geologischen  Landesanstalt  betraut  und  ihm  die  Aufgabe  ge- 
stellt, unter  Zugrundelegung  der  im  topographischen  Bureau 
des  Königlichen  Generalstabs  unter  der  Direktion  des  Oberst 
VOLLBOBN  bearbeiteten  topographischen  Karte  im  Maßstab 
I  :  '_'.'>  000  eine  geologische  Spezialkarte  des  ganzen  Königreichs 
zu  schaffen.  Mit  Feuereifer  trat  er  an  diese  Aufgabe  heran, 
und  es  gelang  ihm,  für  die  geologischen  Aufnahmearbeitcu  im 
eine  Reihe  tüchtiger,  meist  jüngerer  Geologen  teils  als 
Btändige     oder    als    vorübergehende    Mitarbeiter    zu    gewinnen. 


—      475     — 

Zu  diesen  gehörten  und  gehören  zum  Teil  noch  jetzt:  R.  BliCK, 
Th.  Bkandes,  Rud.  Credner,  K.  D  almer,  E.  Danzig, 
E.  Dathe,  F.Etzold,  C.  GXbekt,  E.  Geimtz,  J.  Hazard, 
0.  Herum ann,  J.  Hibsch,  A.  Jentzsch,  E.  Kalkowsky, 
G.  Klemm,  E.Köhler,  E.  Kkenkel,  J.Lehmann,  H.  Mietsch, 
A.  Penck,   K.  Pietzscii,   R.  Reeniscii,    F.  Rinne,    A.  Rotii- 

PLETZ,    A.  SaUER,    F.  SCHALCH,    M.  SCHRÖDER,     Tll.  SlEGERT, 

T.  Sterzel,  0.  Stutzer,  A.  Ulemann,  H.  Vater,  E.  Weber 
und  E.  Weise. 

CreüNER  besaß  eine  hervorragende,  nie  erlahmende  Arbeits- 
kraft. Die  Revision  der  Aufnahmearbeiten  im  Felde,  die  ge- 
samte Durchsicht  und  Redaktion  der  Karten  und  Kartentexte 
lagen  allein  in  seiner  Hand.  Dazu  besorgte  er  auch  während 
eines  großen  Teils  seines  Lebens  die  Durchsicht  der  Korrek- 
turen und  die  Amtsgeschäfte,  die  die  Direktion  der  Geologi- 
schen Landesanstalt  mit  sich  brachten,  fast  ohne  jede  Hilfe. 
Er  war  bemüht,  den  Druck  der  Karten  und  die  AbstufuDg  der 
geologischen  Farben  zu  möglichster  Vollkommenheit  zu  bringen, 
und  in  dieser  Hinsicht  kam  ihm  das  Typographische  Institut 
von  GlESECKE  &  DEVRIENT  in  Leipzig  in  jeder  Hinsicht  ent- 
gegen. Credner  konnte  mit  Recht  stolz  darauf  sein,  daß  es 
ihm  gelungen  war,  in  27  Jahren  die  127  Einzelblätter  und 
ebensoviele  Kartententexte  umfassende  geologische  Spezial- 
karte  des  Königreichs  Sachsen  zum  Abschluß  zu  bringen,  auch 
hatte  er  die  große  Freude,  daß  vor  Vollendung  der  ersten 
Auflage  bereits  ein  großer  Teil  der  Blätter  vergriffen  war  und 
er  die  Herausgabe  einer  zweiten  revidierten  Auflage  vorbereiten 
konnte. 

Nachdem  CREDNER  in  Leipzig  seßhaft  geworden  war,  hat 
er  das  Material  zu  seinen  wissenschaftlichen  Forschungen  fast 
ausschließlich  dem  Königreich  Sachsen  entnommen,  und  seine 
Arbeiten  haben  in  hohem  Maße  die  Kenntnis  der  geologischen 
und  paläontologischen  Verhältnisse  dieses  Landes  gefördert. 

Während  er  bei  seinen  Reisen  in  Nordamerika  und  auch 
anfangs  bei  seinen  Untersuchungen  in  Sachsen  zur  Erklärung 
der  Entstehung  der  Diluvialablagerungen  die  in  Deutschland 
fast  allgemein  herrschende  LYELLsche  Drifttheorie  annahm, 
trat  ein  völliger  Umschwung  seiner  Ansichten  ein,  als  0  l'TO 
TüRELL  im  Jahre  1875  die  Inlandeistheorie  in  Norddeutsch- 
land zuerst  einführte.  Auf  Grund  neuer  Beobachtungen  und 
Entdeckungen  erkannte  CREDNER  die  Unrichtigkeit  seiner 
früheren  Auffassungen.  Er  schloß  sich  nun  mit  großem  Eifer 
der  neuen  Lehre  Torells  an  und  hat  dadurch  wesentlich  mit 
dazu   beigetragen,    ihr  Eingang    zu   verschaffen.      Dem   Studium 

33* 


—     476     — 

der  Glazialablagerungen  Sachsens  brachte  er  das  lebhafteste 
Interesse  entgegen,  und  seine  wichtigen  darauf  bezüglichen 
Arbeiten:  „Gletscherschliffe  auf  Porphyrkuppen  bei 
Leipzig",  „Über  geritzte  Geschiebe  nordischen  und 
einheimischen  Ursprungs  im  sächsischen  Geschiebe- 
lehm", „Über  Schichtenstörungen  im  Untergrunde  des 
Geschiebelehms"  und  „Über  Glazialerscheinungen  in 
Sachsen  nebst  vergleichenden  Vorbemerkungen  über 
den  Geschiebemergel"  sind  sämtlich  in  der  Zeitschrift  der 
Deutschen  Geologischen  Gesellschaft  in  den  Jahren  1879  und 
1880  veröffentlicht  worden.  Am  9.  Oktober  des  letztgenannten 
Jahres  hielt  Credner  in  der  Gesellschaft  für  Erdkunde  zu  Berlin 
einen  bedeutsamen  Vortrag  „Über  die  Vergletscherung 
Norddeutschlands  während  der  Eiszeit",  in  welchem 
er  in  klaren  Zügen  die  Beweise  für  die  neue  Lehre  darlegte. 
Wie  in  diesem  Falle,  so  hat  auch  CfiEDNER  sonst  an 
zuerst  vertretenen  Ansichten  niemals  hartnäckig  festgehalten, 
sondern  wenn  er  durch  neuere  Beobachtungen  zu  der  Über- 
zeugung gelangte,  daß  seine  frühere  Meinung  irrig  war,  brachte 
er  auch  alsbald  die  neu  gewonnene  Erkenntnis  zum  Ausdruck. 
Während  er  anfangs  in  der  Arbeit  „Über  Lößablagerungen 
an  der  Zschopau  und  Freiberger  Mulde  nebst  einigen 
Bemerkungen  über  die  Gliederung  des  Quartärs  im 
südlichen  Hügellande  Sachsens"  die  fluviatile  Entstehung 
des  Lösses  als  eines  bei  den  Hochfluten  der  Flüsse  abgesetzten 
feinsandigen  Schlammes  vertreten  hatte,  schloß  er  sich  später 
unbedenklich  der  VON  FvLCHTHOFENschen  äolischen  Theorie  an. 
Als  er  im  Jahre  1880  den  „Geologischen  Führer  durch 
das  sächsische  Granulitgebirge  mit  einem  Kärtchen" 
herausgab  und  im  Jahre  1884  „Das  sächsische  Granulit- 
gebirge und  seine  Umgebung.  Erläuterung  zu  der 
Übersichtskarte  des  sächsischen  Granulitgebirges  und 
seiner  Umgebung  im  Maßstab  l:100000u  nach  den  Re- 
sultaten der  Königlich  Sächsischen  Geologischen  Landesunter- 
suchung erscheinen  ließ,  vertrat  er  die  Ansicht  einer  sedimen- 
tären Entstehung  der  Granulitformation  und  ihrer  Zugehörigkeit 
zur  erzgebirgischen  Gneisformation,  deren  faziell  entwickelte 
obere  Stufe  sie  darstellen  sollte.  Durch  die  Arbeiten  der  im 
Erzgebirge  für  die  Sächsische  Geologische  Landesanstalt  tätigen 
Geologen  R.  Beck  und  C.  GÄBEST  war  eine  Scheidung  der 
erzgebirgischen  Gneisformation  in  Eruptivgneise  und  Sediment- 
gneise kartographisch  durchgeführt  worden,  und  gleichzeitig 
vollzog  si<h,  begünstigt  durch  lange  und  tiefe  Bahneinschnitte 
bei  der   Neubearbeitung   der  Blätter  des  Granulitgebirges  durch 


477 


E.  DANZIG,  ein  vollständiger  Umschwung  in  der  genetischen 
Auffassung  der  Granulitformation.  Diese  wurde  nunmehr  von 
CREDNER  als  ein  eruptiver  Lakkolith  der  jüngsten  Devonzeit 
angesehen,  der  äußere  und  innere  Kontaktzonen  aufweist  und 
von  seiner  kontaktmetamorphischen  Schieferbedeckung  durch 
Denudation  in  dem  Maße  abgetragen  worden  ist,  daß  an  seinen 
Böschungen  die  von  ihm  in  größerer  Tiefe  durch  Injizierung 
und  Imprägnation  mit  granitischem  Magma  erzeugten  Tiefen- 
kontaktprodukte  bloßgelegt  wurden.  Credner  hat  diesen 
neueren  Auffassungen  in  mehreren  Schriften  und  Vorträgen 
Ausdruck  verliehen  und  sie  den  Teilnehmern  an  der  Exkursion 
in  das  sächsische  Granulitgebirge,  die  er  im  Jahre  1908  vor 
Beginn  der  Hauptversammlung  der  Deutschen  Geologischen 
Gesellschaft  in  Dresden  veranstaltet  hatte,  in  vorzüglicher 
Weise  demonstriert. 

Ein  besonderes  Verdienst  hat  sich  CREDNER  dadurch  er- 
worben, daß  er  die  vom  Jahre  1875  ab  im  Königreich  Sachsen 
auftretenden  Erdbeben  genau  beobachtete  und  registrierte.  Von 
diesem  Zeitpunkte  ab  konnten  bis  zum  Jahre  1897  38  Beben 
festgestellt  werden,  von  denen  nicht  weniger  als  22  und  unter 
diesen  die  intensivsten  Erschütterungen  auf  das  Vogtland 
entfallen,  so  daß  dieses  als  ein  chronisches  Schüttergebiet 
bezeichnet  werden  konnte.  Die  Erklärung  der  sächsischen 
Erdbeben  als  tektonische  Erscheinungen  ist  allgemein  anerkannt 
worden.  Durch  das  Interesse,  welches  Credner  den  Erdbeben 
entgegenbrachte,  erreichte  er  es,  daß  mit  Unterstützung  der 
Königlich  Sächsischen  Regierung  und  der  Königlich  Sächsischen 
Gesellschaft  der  Wissenschaften  eine  Erdbebenwarte  in  Leipzig 
errichtet  und  ihm  die  Leitung  dieses  Instituts  übertragen  wurde. 
Ein  ausgedehnter  Erdbebenbeobachtungsdienst  wurde  von  ihm 
für  ganz  Sachsen  und  seine  Grenzgebiete  organisiert  und  auf 
seine  Veranlassung  ein  selbstregistrierender  WiKCHERTscher 
Pendelseismometer  auf  der  Erdbebenwarte  in  Leipzig  auf- 
gestellt. 

Eine  besondere  Epoche  in  der  wissenschaftlichen  Tätig- 
keit Hermann  Credners  bildet  die  Bearbeitung  der  Stego- 
cephalen  und  Saurier  aus  dem  Rotliegenden  des 
Plauenschen  Grundes  bei  Dresden.  Diese  in  einem  Kalk- 
steinflöze des  mittleren  Rotliegenden  bei  Niederhäßlich  in  großer 
Individuenzahl  und  vorzüglicher  Erhaltung  auftretenden  Saurier- 
reste wurden  von  CREDNER  durch  Ankauf  der  Grube  ausgebeutet 
und  bildeten  das  Material  für  seine  sorgfältigen,  mustergültigen 
Untersuchungen.  Durch  diese  wurde  festgestellt,  daß  die  bisher 
als    Branchiosaurus  grucilis   beschriebene    Form    als    die    mit 


—     478      — 

Kiemen  versehene  Larve  von  Branchiosaurus  amblystomus  an- 
zusehen ist,  eines  paläozoischen  Schuppenlurches,  der  sich  aus 
dieser  wasserbewohnenden  Larvenform  zu  einem  durch  Lungen 
atmenden  Landbewohner  entwickelte.  Außerdem  führten  diese 
Untersuchungen  zur  Aufstellung  verschiedener  neuer  Arten,  die 
für  die  Entwicklungsgeschichte  der  Saurier  von  großer  Wichtig- 
keit sind.  In  zehn  Aufsätzen,  die  in  der  Zeit  von  1881- — 1893 
in  der  Zeitschrift  der  Deutschen  Geologischen  Gesellschaft  er- 
schienen sind,  hat  CiiEDNER  die  Ergebnisse  seiner  Forschungen 
niedergelegt. 

Auch  die  Kenntnis  der  Tertiärformation  im  König- 
reich Sachsen  ist  durch  Credners  Untersuchungen  wesent- 
lich gefördert  worden,  namentlich  auf  Grund  der  daselbst  aus- 
geführten Tiefbohrungen.  Diese  ermöglichten  es  ihm,  den 
tieferen  Untergrund  von  Leipzig  und  seiner  näheren  Umgebung 
durch  eine  Reihe  von  Profilen  darzustellen. 

Sein  Talent  für  kartographische  Darstellung  tritt 
besonders  in  der  von  ihm  bearbeiteten  geologischen  Übersichts- 
karte des  Königreichs  Sachsen  im  Maßstab  1  :  250000  hervor, 
die  durch  ihren  musterhaften  Farbendruck  in  klarer  Weise  die 
Grundzüge  des  geologischen  Baues  dieses  Landes  zur  An- 
schauung bringt.  Wie  groß  das  Bedürfnis  nach  einer  solchen 
Karte  war,  bewies  der  schnelle  Absatz  der  ersten  Auflage. 
Ebenso  zeichnet  sich  auch  die  geologische  Übersichtskarte  von 
Sachsen  im  Maßstab  1  :  500000  durch  besondere  Klarheit  der 
Darstellung  aus. 

Die  Anerkennung  der  großen  Verdienste  HERMANN  CREDNERS 
von  Seiten  seines  Landesherrn  haben  in  der  Verleihung  folgen- 
der Ordensauszeichnungen  ihren  Ausdruck  gefunden:  Er  er- 
hielt 1896  das  Ritterkreuz  I.  Klasse  vom  Königl.  sächsischen 
Verdienstorden,  1901  das  Komturkreuz  II.  Klasse  vom  Königl. 
sächsischen  Albrechtsorden  und  1912  das  Komturkreuz 
IL  Klasse  vom  Königl.  sächsischen  Verdienstorden.  Außerdem 
wurde  ihm  das  Ritterkreuz  I.  Klasse  vom  Kaiserlich  russischen 
St.  Stanislausorden  mit  dem  Stern  verliehen.  Die  Universität 
Cambridge  ernannte  ihn  zum  Ehrendoktor  in  science  und  die 
Societe  Geologique  de  Belgique  in  Lüttich,  die  New  York 
Academy  of  Sciences  sowie  die  Kaiserlich  russische  minera- 
logische Gesellschaft  zu  St.  Petersburg  zu  ihrem  Ehrenmitgliede. 
Er  gehörte  zu  den  Mitgliedern  der  Kaiserlichen  Leopoldinisch- 
Carolinischen  Deutschen  Akademie  der  Naturforscher  und  war 
bis  zu  seinem  Tode  Vorstandsmitglied  der  Fachsektion  für 
Mineralogie  und  Geologie.  Außerdem  war  er  Ehrenmitglied 
der   naturforschenden   Gesellschaft    Isis   in  Dresden. 


—       17!)      — 

CREDNER  war  auf  allen  bisherigen  internationalen  Geo- 
logenkongressen anwesend  und  beteiligte  sich  stets  an  den 
großen  Exkursionen,  die  im  Anschluß  an  diese  Kongresse  in 
Frankreich,  Nord-Amerika,  Rußland,  Österreich-Ungarn,  in  der 
Schweiz,  in  Mexiko  und  Schweden  veranstaltet  wurden.  Von 
Stockholm  aus  schloß  er  sich  im  Jahre  1910  der  geologischen 
Exkursion  nach  Spitzbergen  an,  und  alle'  Teilnehmer  bewun- 
derten damals  seine  jugendliche  Rüstigkeit  und  Elastizität, 
mit  der  er  alle  Strapazen  dieser  Reise  überwand. 

Bei  den  alljährlich  meist  in  Eisenach  stattfindenden  Kon- 
ferenzen der  Direktoren  der  Geologischen  Landesanstalten  der 
deutschen  Bundesstaaten  war  Ckednek  fast  regelmäßig  zugegen 
und  beteiligte  sich  lebhaft  an  allen  dort  zur  Verhandlung 
kommenden  Fragen. 

Der  Verein  für  Erdkunde  zu  Leipzig  erwählte  ihn  für  die 
Zeit  von  1904 — 190b'  zum  Vorsitzenden,  während  er  im 
Jahre  1871  und  von  1907 — 1911  zu  den  Mitgliedern  des 
Beirats  gehörte  und  schließlich  zum  Ehrenmitgliede  ernannt 
wurde. 

Ihm  zu  Ehren  sind  verschiedene  geographische  Natur- 
gegenstände mit  seinem  Namen  belegt  worden.  So  nannte  der 
Afrikaforscher  Hans  Meyer  einen  Gletscher  des  Kilimandjaro 
den  „CREDNER-Gletscher",  der  schwedische  Forscher 
A.  G.  NATHORST  eine  großartige  Moränenlandschaft  an  der 
Van  Mayen -Bai  auf  Spitzbergen  die  „Credn  ER-Moräne", 
ferner  der  Admiral  Freiherr  VON  SCHLEIMTZ  eine  Berggruppe 
im  östlichen  Teile  der  Insel  Neupommern  „Berggruppe 
Credner"  und  endlich  der  Afrikareisende  Hans  Grüner  den 
prächtigen  Wasserfall  des  Aka-Baches  in  Togo  den  „CREDNER- 
Fall". 

An  seinem  70.  Geburtstage,  den  HERMANN  Credner  in 
seiner  schönen  Villa  in  der  Carl- TAiciiN'lTZ-Straße  in  Leipzig 
im  engsten  Kreise  seiner  Familie  feierte,  ist  ihm  eine  ganz 
besondere  Ehrung  zuteil  geworden.  Von  zahlreichen  Geologen 
und  Freunden  der  Geologie  war  ein  Kapital  zusammengebracht 
worden  in  der  Absicht,  daß  es  zur  Förderung  der  Geologie 
dienen  und  den  Namen  „Hekm  a  n  n-C  k  KD  x  K  R-Stiftung" 
führen  sollte.  Als  einer  der  älteren  Schüler  des  Jubilars  hatte 
ich  die  große  Freude,  meinem  hochverehrten  Lehrer  die  künst- 
lerisch ausgeführte  Stiftungsurkunde  mit  folgenden  Worten  im 
Namen  der  347  Stifter  überreichen  zu  können:  „Sehr  geehrter 
Herr  Geheimer  Rat!  Am  heutigen  Tage,  an  dem  Sie  das 
schöne  Fest  Ihres  siebzigsten  Geburtstags  feiern,  gedenken 
Ihrer  die  Geologen  Deutschlands  und  des  Auslandes,  und  ganz 


480 


besonders  Ihre  früheren  Schüler  in  herzlicher  Verehrung  und 
Dankbarkeit.  Auf  eine  lange  Lebenszeit  voll  erfolgreicher 
Arbeit  schauen  Sie  heute  zurück.  Durch  Ihr  ausgezeichnetes 
Lehrbuch  „Die  Elemente  der  Geologie",  durch  Ihre 
fesselnden  Vorlesungen  an  der  Universität  Leipzig  haben  Sie 
während  vier  Jahrzehnten  fruchtbringend  wie  nur  selten  ein 
Lehrer  gewirkt  und  zahlreiche  Studierende  in  die  Geologie 
eingeführt  und  dafür  begeistert.  Die  geologische  Landesunter- 
suchung des  Königreichs  Sachsen  verdankt  Ihrer  Tatkraft,  daß 
das  hervorragende  Kartenwerk,  das  unter  Ihrer  Leitung 
begonnen,  auch  bereits  zum  Abschluß  gebracht  worden  ist. 
Ihr  Forschereifer  hat  uns  neben  anderen  wichtigen  Arbeiten 
über  den  geologischen  Bau  Sachsens  grundlegende  Untersuchungen 
über  die  eiszeitlichen  Bildungen  der  Gegend  von  Leipzig, 
ebenso  interessante  wie  bedeutsame  Ergebnisse  über  die  Stego- 
cephalen  von  Niederhäßlich  und  andere  paläontologische 
Funde  beschert.  Obwohl  Ihr  Name  in  der  Geschichte  der 
Geologie  bereits  unauslöschlich  geschrieben  steht  und  immer 
mit  hohen  Ehren  genannt  werden  wird,  beabsichtigen  wir, 
Ihnen  heute  noch  ein  besonderes  Denkmal  zu  errichten.  Zahl- 
reiche Geologen  und  Freunde  der  Geologie  haben  zu  Förderung 
der  geologischen  Wissenschaft  ein  Kapital  von  20000  Mark 
gesammelt,  das  in  Anerkennung  Ihrer  großen  Verdienste  den 
Namen  „IlEKMANN-CREDNER-Stiftung"  führen  soll.  Wir 
bitten  Sie,  hochverehrter  Herr  Geheimer  Rat,  diese  Stiftung 
als  ein  Zeichen  unserer  Verehrung  anzunehmen  und  sie  der 
Deutschen  Geologischen  Gesellschaft  in  Berlin,  der  Sie  seit 
1865  ein  ebenso  eifriges  Mitglied  wie  ein  treuer  Freund  und 
Berater  waren,  zur  Verwaltung  zu  überweisen.  Zugleich  bitten 
wir  Sie,  die  im  Entwurf  beigefügten  Satzungen  dieser  Stiftung 
zu  genehmigen.  Wir  alle  bringen  Ihnen  heute  an  Ihrem 
Ehrentage  die  herzlichsten  Glückwünsche  dar.  Möge  Ihnen 
im  Kreise  Ihrer  werten  Familie  noch  ein  langer  und  glück- 
licher Lebensabend  beschieden  sein!" 

CREDNER  dankte  in  bewegten  Worten  und  hat  auch  noch 
später  seinem  Danke  durch  nachstehendes  an  sämtliche  Stifter 
gerichtetes   Schreiben  Ausdruck  verliehen: 

„Den  Höhepunkt  der  neulichen  Feier  meines  siebzigsten 
« r<  Kurtstages  bildete  die  auch  in  Ihrem  Namen  durch  Herrn 
Geheimen  Bergrat  Professor  Dr.  Wahnschafke  vollzogene 
Überreichung  der  Urkunde,  die  jene  reiche  Spende  begleitete 
und  erläuterte,  welche  dem  Edelsinn  einer  großen  Zahl  von 
Mitgliedern    und    Freunden   der  Deutschen  Geologischen  Gesell- 


—     48d     — 

schaft  entspringt,  der  Förderung  der  geologischen  Wissenschaft 
dienen  und  mir  zu  Ehren  den  Namen  „HEUMANN  OreüNER- 
Stiftung"   tragen  soll. 

Dieselbe  wird  das  Gedächtnis  an  mich  über  weitere 
Kreise  von  Fachgenossen  verbreiten  und  für  längere  Zeit 
wach  erhalten,   als  es  meine  eigenen  Leistungen  vermögen. 

Mit  stolzem  Dankgefühl  begrüße  ich  deshalb  diese 
Huldigung,  die  mir  Gönner,  Freunde,  Fachgenossen  und  alte 
Schüler  nahe  dem  Schlüsse  meines  Lebens  in  nachsichtigem 
Wohlwollen   darbringen. 

Den  eigentlichen  Wert  dieser  Stiftung  aber  empfinde  ich 
darin,  daß  dieselbe  im  Sinne  ihrer  gütigen  Geber  noch  bis 
in  ferne  Zeiten  das  Streben  zahlreicher  jüngerer  Geologen  zu- 
gunsten unserer  Wissenschaft  fördern  und  befruchten  wird. 
Dieses  Bewußtsein  ist  es,  das  mich  mit  besonders  lebhaftem 
Dank  für  diese  Darreichung  erfüllt,  die  ihren  Segen  unter 
meinem  Namen  ausbreiten  darf." 

Leipzig,  den  5.  Oktober  1911. 

Mit  ergebenstem  Glückauf! 

Dr.  Hermann  Credner. 

Nach  der  Überreichung  der  oben  erwähnten  Stiftungs- 
urkunde fand  ein  Familiendiner  statt,  an  dem  von  fremden 
Gästen  nur  meine  Frau  und  ich  sowie  Professor  Dr.  J.  WalhtER- 
Halle  teilnahmen.  Bei  Tisch  hielt  Ckedner  in  seiner  leb- 
haften Art  eine  längere  Rede,  in  der  er  viel  von  seinen 
früheren   Streifzügen  in  Nordamerika  erzählte. 

Die  zunehmenden  Beschwerden  des  Alters  nötigten  ihn, 
der  sich  sonst  in  seinem  Leben  stets  einer  trefflichen  Gesundheit 
erfreut  hatte,  am  1.  Oktober  1912  sein  Lehramt  an  der  Uni- 
versität und  das  Direktoriat  der  Geologischen  Landesanstalt 
niederzulegen.  Mit  schwerem  Herzen  schied  er  aus  der  ihm 
so  lieb  gewordenen  Tätigkeit,  doch  war  es  ihm  eine  große 
Freude,  daß  er  noch  die  XI.  Auflage  seiner  „Elemente  der 
Geologie"  zum  Abschluß  bringen  konnte.  Es  war  dies  die 
letzte  Arbeit  seines   Lebens. 

Am  Freitag,  dem  25.  Juli,  fand  um  2  Uhr  nachmittags  in 
der  Pauliner  Kirche  für  den  Entschlafenen  eine  Trauerfeier  statt, 
an  die  sich  die  Überführung  zur  Einäscherung  auf  dem  Süd- 
friedhofe  anschloß. 

Am  Sarge  sprach  sein  Freund  und  Kollege,  Herr  Geheimrat 
Professor  Dr.  PABT8CH,  in  der  Pauliner  Kirche  folgende 
Worte: 


482 


„Die  Gesellschaft  für  Erdkunde  zu  Leipzig  betrauert  in 
HERMANN  CREDNER  ihren  vormaligen  Vorsitzenden  und  ihr 
hochverdientes  Ehrenmitglied.  Mag  auch  der  Kranz  dankbarer 
Verehrung,  den  sie  an  seinem  Sarge  niederlegt,  mit  allem,  "was 
an  dem  herrlichen  Manne  sterblich  war,  in  Flammen  verlodern, 
so  wird  doch  unauslöschlich  in  unserem  Kreise  die  Erinnerung 
an  die  Vorträge  fortleben,  in  denen  dieser  Lehrer  von  Gottes 
Gnaden  bald  ferne  Wanderziele,  bald  sein  heimisches  Wirken 
beleuchtete.  Alles,  was  seine  Beobachtung  jenseits  des  Ozeans 
aufgenommen,  alles,  was  er,  mit  weitem  Horizonte  arbeitend, 
daheim  sich  errungen,  vereinte  er  wie  Lichtstrahlen  in  einem 
Brennpunkt  in  der  geologischen  Erforschung  und  Darstellung 
des    deutschen  Landes,    dem    die    gereifte  Kraft   seiner  besten 

Jahre  galt: 

„Sachsenlandes  vollstes  Bild 
Bleibt  sein  leuchtend  Ehrenschild." 

Jeder,  der  künftig  nachdenkend  in  den  Bau  der  Grund- 
festen dieses  schönen  Landes  sich  vertieft,  wird  gleich  uns 
mit  Dankbarkeit  und  Bewunderung  bei  dem  Lebenswerke 
weilen,  dessen  Feierabend  wir  wehmütig  heute  begehen. 
„Wirken,  solange  es  Tag  ist!"  Das  ist  der  mahnende 
Scheidegruß,  den  HERMANN  CREDNERs  leuchtendes  Vorbild  uns 
zuruft  noch  an  dem  Tage,  da  er  unseren  Augen  für  immer 
entschwindet." 

Schriftenverzeichnis   Hermann   Ckedners. 
1*64.    Die   Pteroceras- Schichten   (Aporrhais-Schichten)    der    Umgebung 
von    Hannover.      Mit    2    Tafeln    Abbild.,     1    Übersichtskarte    u. 
5  Gebirgsprofilen.     (Inaugural- Dissertation.     Berlin    1864.     Ab- 
gedruckt in  der  Zeitschr.  d.  Deutsch.  Geol.  Ges.  XVI,  1864.) 

—  Die  Brachiopoden  der  Hilsbildung  im  nordwestlichen  Deutschland. 
Mit  4  Tafeln.     (Ebenda  XVI,  1864.) 

1865.  Die  Zone  der  Opis  similis  Phill.  im  Oxford  von  Hannover.     Mit 
1  Tafel.     (Ebenda  XVII,  18(15.) 

—  Geognostische  Beschreibung  des  Borgwerkdistriktes  von  St  Andreas- 
berg.    Mit  1  Karte  u.  2  Tafeln  Profilen.     (Ebenda  XVII,  1865.) 

—  Die    Verbreitung    des    Gault    in    der    Umgegend    von    Hannover. 
Mit  3  Profilen.     (Ebenda  XVII,  1865.) 

—  Geognostisclie  Skizze  der  Umgegend  von  New-York.     Mit  1  Tafel. 
(Ebenda  XVII.   1S65.) 

—  Geognostische  Reiseskizzen  aus  New  Brunswick   in  Nordamerika. 
(Neues  Jahrb.   für   Mineral.  1865.) 

—  Referat    über   J.  D.  Win tnkys  Geological    BUrvey    of  California. 
(Ebenda  1865,  729—732.) 

—  llübnerit,  ein  neues  Mineral.    (Berg-  u.  Hüttenmann.  Zeitung  XIX, 
1865.) 

1866.  Uing  von  Mineralvorkommen   in  Nordamerika.     (Ebenda 
XXV,  1866,   Nr.  1,  2,  4,  7,  10,  11,  14,  17,  24,  26.) 


—     483     — 

1866.  Geognostische  Skizzen  aus  Virginia,  Nordamerika.  (Zeitschi.  d. 
Deutsch.  Geol.  Ges.  XVIII,  1866.) 

1867.  Beschreibung  von  Mineralvorkommen  in  Nordamerika.  Die 
Kupfererzlagei statten  von  Ducktown  in  Tennessee.  (Berg-  u. 
Hüttenmänn.  Zeitung  XXVI,  Nr.  1.) 

—  Geognostische  Notizen  über  das  Silbererzvorkommen  im  Reveille- 
Distrikt,  Nevada  Territorium,  Nordamerika.  Nach  einem  Gut- 
achten von  Charles  A.  Statefeldt.    (Ebenda  XXVI,  1867,  Nr.  10.) 

—  The  practical  Study  of  Mining-Engineering  and  the  mechanical 
and  metallurgical  Treatment  of  Ures  at  the  Royal  Prussien 
School  of  Mines  in  Klausthal.     New  York  1867. 

—  Beschreibung  einiger  paragenetisch  interessanter  Goldvorkommen 
in  Georgia  (Neues  Jahrb.  f.  Min.  1867.) 

—  Geognostische  Skizze  der  Goldfelder  von  Dahlonega,  Georgia, 
Nordamerika.     (Zeitschr.  d.  Deutsch.  Geol.  Ges.  XIX,  1867.) 

1868.  Über  Bergwerksspekulation  und  den  Beruf  der  Bergwerk-Bureaus 
in  Nordamerika.  (Berg-  u.  Hüttenmänn.  Zeitung  XXVII,  1868, 
Nr.  4.) 

—  Die  Eisenerzproduktion  der  „Oberen  Halbinsel  von  Michigan". 
(Ebenda  XXVII,  1868,  Nr.  15.) 

—  Urrns  Schlammwäsche  für  gediegenes  Kupfer.  (Ebenda  XXVII, 
1868,  Nr.  23.) 

—  Aus  den  Urwäldern  am  Oberen  See  in  Nordamerika.  (Globus 
XIV,  1868.) 

1869.  Charakteristische  Vorkommen  von  gediegenem  Kupfer  am  Obernsee. 
(Neues  Jahrb.  f.  Min.  1869.) 

—  Beschreibung  einiger  charakteristischer  Vorkommen  des  gediegenen 
Kupfers  auf  Keweenaw  l'oint  am  Oberen  See  Nordamerikas.  (Neues 
Jahrb.  f.  Min.  1869.) 

—  Über  seine  Reise  in  Nordamerika.     (Ebenda,  1869,  S.  63.) 

Die  Gliederung  der  eozoischen  (vorsilurischen)  Formationsgruppe 
Nordamerikas.     Habilitationsschrift.     Halle  1869. 

—  Die  vorsilurischen  Gebilde  der  „Oberen  Halbinsel  von  Michigan" 
in  Nordamerika.  Mit  5  Tafeln  (Zeitschr.  d.  Deutsch.  Geol.  Ges. 
XXI,  1869.) 

—  Die  Beeinflussung  des  topographischen  Charakters  gewisser  Land- 
distrikte Nordamerikas  durch  den  Biber.  (Pktekmanns  geograph. 
Mitteilungen,  1869,  Heft  IV.) 

1870.  Gewaltige  Kupfermassen  am  Lake  Superior.  (Neues  Jahrb. 
f.  Min.  1870.) 

—  Geognostische  Aphorismen  aus  Nordamerika.  (Zeitschr.  f.  d. 
ges.  Naturw.  1870,  H.  1.) 

—  Die  Kreide  von  New  Jersey.  Mit  Kärtchen  u.  1  Profil.  (Zeitschr. 
d.  Deutsch.  Geol.  Ges.  XXII,  1870.) 

—  Über  die  Ursachen  der  Dimorphie  des  kohlensauren  Kalkes. 
(Sitzungsber.  d.  Kgl.  sächs.  Ges.  d.  Wiss.  zu  Leipzig  v.  2.  Juni 
1870.) 

—  Die  Dimorphie  des  kohlensauren  Kalkes.  (Neues  Jahrb.  f.  Min. 
1870.) 

—  Über  nordamerikanische  Schieferporphyroide.    (Ebenda,  1*70.) 

—  Über  gewisse  Ursachen  der  KrystaUverschiedenheiten  de*  kohlen- 
sauren Kalkes.    (H.  Kolbbs  Journ.  f.  prakt.  Chemie  1870,  Nr.  17.) 

1871.  Die  Geognosie  und  der  Mineralreichtum  des  AJleghanysystemes. 
Mit  1  geognost.  Karte  u.  1  Tafel  Profile.  (Petek.manns  geograph. 
Mitteilungen  1871,  II.  2. 


—     484     — 

1871.  Nordamerikanisches  Urwaldsleben.  (Aus  allen  Weltteilen,  2.  Jahrg. 
Leipzig  1871.) 

—  Das  Leben  in  der  toten  Natur.  (Zeitschr.  f.  d.  gesamt.  Naturwiss. 
1871.) 

1872.  Elemente  dor  Geologie.  (Leipzig,  W.  Engklmann,  1.  Aufl., 
September  1872.) 

—  Elemente  der  Geologie.  Unveränderte  2.  Auflage.  Weihnachten  1872. 

1873.  Die  geologische  Landesuntersuchung  von  Sachsen. 

—  Worte  der  Erinnerung  an  C.F.Naumann.  (Verlag  W.  Engelmann, 
Leipzig.) 

—  Briefliche  Mitteilung  vom  8.  November  1873,  enthaltend  Ein- 
ladung zur  Exkursion  der  Deutschen  Geologischen  Gesellschaft 
in  das  sächsische  Gebirge.  (Zeitschr.  d.  Deutsch.  Geol.  Ges. 
XXVI,  1874.) 

1874.  Bericht  über  die  geologische  Exkursion  durch  das  sächsische 
Gebirge.     (Ebenda  XXVI,  1874.) 

—  Über  ein  von  E.  Dathk  entdecktes  Vorkommen  zahlreicher 
schwedischer  Silurgeschiebe  vor  dem  Zeitzer  Tore  in  Leipzig. 
(Sitzungsber.  d.  naturf.  Ges.  zu  Leipzig.    April  1874.) 

1875.  Entstehung  der  granitischen  Gänge  im  Erzgebirge.  (Ebenda, 
Januar  1875  ) 

—  Über  das  Vorkommen  von  bunten  Turmalinen  bei  Wolkenburg 
in  Sachsen.     (Ebenda,  XXVII    1875.) 

—  Über  nordisches  Diluvium  in  Böhmen.     (Ebenda,  Juni  1875.) 

—  Die  granitischen  Gänge  des  sächsischen  Granulitgebirges.  Mit 
1  Tafel.     (Zeitschr.  d.  Deutsch.  Geol.  Ges.  XXVII,  1875.) 

1876.  Über  Lößablagerungen  an  der  Zschopau  und  Freiburger 
Mulde  nebst  einigen  Bemerkungen  über  die  Gliederung  des 
Quartärs  im  südlichen  Hügellande  Sachsens.  (Neues  Jahrb.  f. 
Min.  1876.) 

—  Septarienton  mit  Leda  Des/iat/esianu  bei  Leipzig.    (Ebenda,  1876.) 

—  Elemente  der  Geologie.  111.  neubearbeitete  Auflage.  (Leipzig, 
W.  Engiclmann.) 

—  Septarienton  von  Großstädeln.  (Sitzungsber.  d.  naturf.  Ges.  zu 
Leipzig  XX VIII.  1876.) 

—  Die  Küstenfacies  des  Diluviums  in  der  sächsischen  Lausitz. 
(Zeitschr.  d.  Deutsch.  Geol.  Ges.  XXVIII,  1876.) 

—  Das  voigtländisch-erzgebirgische  Erdbeben  vom  23.  November 
1875.     (Zeitschr.  f.  d.  gesamt.  Naturwiss.,  1876.) 

1877.  Über  ein  neues  Vorkommen  des  Alunites.  (Sitzungsber.  d.  naturf. 
Ges.  zu  Leipzig,  1877.) 

—  Das  Dippoldiswaldaer  Erdbeben  am  5.  Oktober  1877.  (Zeitschr. 
f.  d.  gesamt.  Naturwiss.  50,  1877.) 

—  Der  rote  Gneis  des  sächsischen  Erzgebirges,  seine  Verband- 
verhältnisse und  genetischen  Beziehungen  zu  der  archäischen 
Schichtenreihe.     Mit  1  Tafel.     (Zeitschr.  d.  Deutsch    Geol.  Ges. 

XXIX,  1877). 

1878.  Elemente  der  Geologie.     IV.  neubearbeitete  Auflage. 

Das    Oligocän    des    Leipziger    Kreises,    mit    besonderer   Berück- 
igung  des  marinen  Miltel-Olieocäns.    Mit  2  Tafeln.    (Zeitschr. 
.1.   Deutsch.  Geol.  Ges.  XXX,  187«.) 
Konglomerate  von  Strehla  in  Sachsen.   Briefl.  Mitteilung.   (Ebenda 

XXX,  1878.) 

]S7'.'  Über  Glet.-rlier-ehliffe  auf  Porphyrkuppen  bei  Leipzig  und  über  ge- 
ritzte einheimische  Geschiebe.     (Ebenda  31,  1879.) 


—     485     — 

1880.  Über  die  geologischen  Resultate  einer  Tiefbohrung  am  Berliner 
Bahnhofe  in  Leipzig.  (Sitzungsber?  der  naturf.  Ges.  zu  Leipzig, 
März  1880.) 

—  Über  Schichtenstörungen  im  Untergrunde  des  Geschiebelehms 
an  Beispielen  aus  dem  nordwestlichen  Sachsen  und  angrenzenden 
Landstrichen.  Mit  2  Tafeln.  (Zeitschr.  d.  Deutsch.  Geol.  Ges. 
32,  1880.) 

—  Geologischer  Führer  durch  das  sächsische  Granulitgebirge  mit 
1  Kärtchen.     (Leipzig,  W.  EngELMANK,  1880.) 

—  Über  die  Vergletscherung  Norddeutschlands  während  der  Eiszeit. 
(Verhandl.  d.  Ges.  f.  Erdkunde  zu  Berlin,  1880,  Heft  7.) 

—  Die  geologische  Landesuntersuchung  des  Königreichs  Sachsen 
während  der  Jahre  1878-1881.  Mit  Karte.  (Mitteil.  d.  Ver. 
f.  Erdkunde  zu  Leipzig,  1880.) 

—  Über  Glazialerscheinungen  in  Sachsen  nebst  vergleichenden  Vor- 
bemerkungen über  den  Geschiebemergel.  (Zeitschr.  d.  Deutsch. 
Geol.  Ges.  32,  1880.) 

1881.  Über  einige  Stegocephalen  aus  dem  sächsischen  Rotliegenden. 
(Sitzungsber.  d.  naturf.  Ges.  zu  Leipzig,  Januar  1881.) 

—  Die  Stegocephalen  (Labjrinthodonten)  aus  dem  Rotliegenden 
des  Plauenschen  Grundes.  Erster  Teil.  Mit  4  Tafeln.  (Zeitschr. 
d.  Deutsch.  Geol.  Ges.  33,  1881.) 

—  Die  Stegocephalen  aus  dem  Rotliegenden  des  Plauenschen 
Grundes  bei  Dresden.  Zweiter  Teil.  Mit  4  Tafeln.  (Ebenda  33, 
1881.) 

1882.  Die  Stegocephalen  aus  dem  Rotliegenden  des  Plauenschen  Grundes 
bei  Dresden.     Dritter  Teil.     Mit  2  Tafeln.     (Ebenda  34,    1882.) 

—  Über  die  Genesis  der  granitischen  Gänge  des  sächsischen  Gra- 
nulitgebirges.     (Ebenda  34,  1882.) 

1883.  Über  die  Herkunft  der  norddeutschen  Nephrite.  (Korresp.-Blatt 
d.  deutsch,  anthropolog.  Ges.  XIV,  Nr.  4,  1883.) 

—  Der  Boden  der  Stadt  Leipzig.  Erläuterungen  zu  den  geologischen 
Profilen  durch  den  Boden  Aer  Stadt  Leipzig  und  deren  nächster 
Umgebung.     Mit  2  Tafeln.     Leipzig,  Hinkichs,  1883. 

—  Die  Stegocephalen  aus  dem  Rotliegenden  des  Plauenschen 
Grundes  bei  Dresden.  Vierter  Teil.  Mit  2  Tafeln.  (Zeitschr. 
d.  Deutsch.  Geol.  Ges.  35,  1883.) 

—  Über  das  erzgebirgische  Faltensystem.  (Vortrag,  Bericht  über 
den  IL  deutschen  Bergmannstag  zu  Dresden  1883.) 

—  Elemente  der  Geologie.     V.  neubearbeitete  Auflage. 

1884.  Das  erzgebirgisch-vogtländische  Erdbeben  während  der  Jahre 
1878  bis  Anfang  1884.  Mit  1  Tafel.  (Zeitschr.  f.  d.  ges.  Naturw. 
Halle.     Vierte  Folge,  3.  Bd.,  1884.) 

—  Das  sächsische  Granulitgebirge  und  seine  Umgebung.  Erläute- 
rung zu  der  Übersichtskarte  des  sächsischen  Granulitgebirges 
und  seiner  Umgebung  im  Maßstab  1  :  100000.  (Leipzig, 
\Y.  Engblmamk,  1884.) 

—  Über  die  Entwicklungsgeschichte  der  Branchiosaaren.  Vortrag. 
(Zeitschr.  d.  Deutsch.  Geol.  Ges.  36,   L884,  S.  t;sö-6S6.) 

—  Über  die  Grenzen  der  Zechsteinformation.  Diskussion.  (EbendaSG, 
1884,  S.  076-678.) 

1885.  Die  obere  Zechsteinformation  im  Königreich  Sachsen.  (Berichte 
d.  mathem.  physik.  Klasse  d.  Kgl.  B&chs.  Ges.  d.  Wi.-s  .  April  1885.) 

—  Die  geologische  Landesuntersuchung  des  Königreichs  Sachsen. 
Mit  Übersichtskürtchen.     Leipzig  1885. 


—     486     — 

1885.  Die  Stegocephalen  aus  dem  Rotliegenden  des  Plauenschen 
Grundes  bei  Dresden.  Fünfter  Teil.  Mit  3  Tafeln.  (Zeitschr. 
d.  Deutsch.  Geol.  Ges.  37.  1885.) 

1886.  Das  „marine"  Oberoligocän  von  Markranstädt  bei  Leipzig. 
(Ebenda  38,  1886.) 

—  Die  Stegocephalen  aus  dem  Rotliegendon  des  Plauenschen 
Grundes  bei  Dresden.  Sechster  Teil:  Die  Entwicklungsge- 
schichte von  Branchiosaurus  atnblystomus.  Mit  4  Tafeln.  (Ebenda 
38,  1886.) 

—  Über  Archegosaurus  von  Offenbach.  Vortrag.  (Ebenda  38,  1886, 
S.  696-698.) 

—  Über  die  Gänge  von  basischen  alten  Eruptivgesteinen  im  Tannen- 
bergtal.     Diskussion.     (Ebenda  38,  1886,  S.  706-707). 

1887.  Elemente  der  Geologie.     VI.  neubearbeitete  Auflage,  1887. 

—  Über  Stegocephalen  des  Rotliegenden.  Vortrag.  (Zeitschr.  d. 
Deutsch.  Geol.  Ges.  39,  1887,  S.  630  -  632.) 

1888.  Wandtafeln  mit  Stegocephalen  des  Rotliegenden.  (Neues  Jahrb. 
f.  Min.  1888,  I.) 

—  Stegocephalen  des  Rotliegenden.  2  Wandtafeln.  Leipzig  1888. 
W.  Engelmann. 

—  Die  Stegocephalen  und  Saurier  aus  dem  Rotllegenden  des 
Plauenschen  Grundes  bei  Dresden.  Siebenter  Teil :  Palaeohatteria 
longicaudata  Cun.      (Zeitschr.  d.  Deutsch.  Geol.  Ges.  40,  1888.) 

—  Über  Palaeohatteria.     Vortrag.     (Ebenda  40,  1888.) 

1889.  Das  vogtländische  Erdbeben  vom  26.  Dezember  1888.  (Berichte 
d.  mathem.-physik.  Klasse  d.  Kgl.  sächs.  Ges.  d.  Wiss.  1889.) 

—  H.  Ckedneh,  E.  Geinitz  und  F.  Wahnschaffe:  Über  das  Alter 
des  Torflagers  von  Lauenburg  an  der  Elbe.  (Neues  Jahrb. 
1889,  II.) 

—  Die  Stegocephalen  und  Saurier  aus  dem  Rotliegenden  des 
Plauenschen  Grundes  bei  Dresden.  Achter  Teil:  Kadaliosaums 
priscus  Ckd.  Mit  1  Tafel.  (Zeitschr.  d.  Deutsch.  Geol.  Ges.  41, 
1889.) 

—  Die  Lagerungsverhältnisse  der  Kreidefelsen  auf  Rügen.  Briefl. 
Mitteil.     (Ebenda  41,  1889.) 

1890.  Die  Stegocephalen  und  Saurier  aus  dem  Rotliegenden  des 
Plauenschen  Grundes  bei  Dresden.  Neunter  Teil:  Hylonomus 
und  Pttrobates.  Mit  3  Tafeln.  (Zeischr.  d.  Deutsch.  Geol.  Ges.  12, 
1890.) 

—  Über  die  Genesis  der  archäischen  Gneisformation.  Diskussion. 
(Ebenda  42,  1890,  S.  602-606.) 

1891.  Die  Urvierfüßler  (Eotetrapoda)  des  sächsischen  Rotliegenden. 
(Naturwiss.  Wochenschr.,  Berlin  1891.) 

—  Die  geologischen  Verhältnisse  der  Stadt  Leipzig.  Festschrift: 
Die  Stadt  Leipzig    in    sanitärer   Beziehung.     1  Profiltafel.     1891. 

—  Elemente  der  Geologie.     VII.  neubearbeitete  Auflage,  1891. 

1892.  Über  die  geologische  Stellung  der  Klinger  Schichten.  (Berichte 
d.  mathem.-physik.  Klasse  d.  Ges.  d.  Wiss.  1892.) 

1893.  Die  Stegocephalen  und  Saurier  aus  dem  Rotliegenden  des 
Plauenschen  Grundes  bei  Dresden.  Zehnter  Teil:  Sclerocephalui 
labyrint/iictu.  Mit  3  Tafeln.  (Zeitschr.  d.  Deutsch.  Geol.  Ges.  45, 
L891 

Die  PhosphoritknoUen  des  Leipziger  Mitteloligocäns  und  dei 
Norddeutschen  Phosphoritzonen.  Mit  1  Tafel.  (Ahhandl.  d. 
mathi  m.-physik.  Klasse  d.  Kgl.  sächs.  Ges.  d.  Wiss.  XXII,  1S95.) 


N 


—      4*7     — 

1895.  Zur  Histologie  der  Faltenzähne  paläozoischer  Stegocephalen. 
Mit  4  Tafeln.     (Ebenda  XX,  1895.) 

1897.  Elemente  der  Geologie.     VIII.  neubearbeitete  Auflage,  1897. 

1898.  Die  sächsischen  Erdbeben  während  der  Jahre  1889  bis  1897, 
insbesondere  das  sächsisch-böhmische  Erdbeben  vom  2-1.  Oktober 
bis  2'.'.  November  1  <s*. »7.  Mit  5  Tafeln.  (Abhandl.  d.  mathem.- 
physik.  Klasse  d.  Kgl.  sächs.  Ges.  d.  Wis.-.  XXIV,  Leipzig 
1898.) 

1900.  Die  seismischen  Erscheinungen  im  Königreiche  Sachsen  während 
der  Jahre  1898  und  1899  bis  zum  Mai  1900.  (Ber.  d.  mathem.- 
physik.  Klasse  d.  Kgl.  sächs.  Ges.  d.  Wiss.  52,  1900.) 

—  Die  Vogtland ischen  Erdbebenschwänne  während  des  Juli  und 
des  August  1900.  Mit  1  Karte  und  4  Tafeln.  (Ebenda  52, 
November  1900.) 

—  Nekrolog  auf  Hans  Bruno  Gkinitz.     (Ebenda  52,  1900.) 

1901.  Armorika,  ein  Vortrag.     (Geogr.  Zeitschr.  VIT,  Leipzig  1901.) 

—  Das  sächsische  Schüttergebiet  des  Sudetischen  Erdbebens  vom 
10.  Januar  1901.  Mit  1  Tafel.  (Ber.  d.  mathem.-physik.  Klasse 
d.  Kgl.  sächs.  Ges.  d.  Wiss.  53,  1901.) 

1902.  Die  vogtländischen  Erderschütterungen  in  dem  Zeiträume  vom 
September  1900  bis  zum  März  1902,  insbesondere  die  Erdbeben- 
schwärme im  FYühjahr  und  Sommer  1901.  Mit  2  Textkarten. 
(Ebenda  54,  1902.) 

—  Elemente  der  Geologie.     IX.  neubearbeitete  Auflage. 

1903.  Über  die  erzgebirgische  Gneisformation  und  die  sächsische 
Granulitformation.  (IX.  Congres  Geolog.  Internat.  Wien  1903, 
I,  S.  115  u.  116.) 

—  Die  vom  \Yn:<  iiKKTschen  astatischen  Pendelseismometer  der 
Erdbebenstation  Leipzig  während  des  Jahres  1902  registrierten 
Nahbeben.  Mit  1  Tafel.  (Ber.  d.  mathem.-physik.  Klasse  d.  Kgl. 
sächs.  Ges.  d.  Wiss.  zu  Leipzig  55,  1903.) 

1904.  Der  vogtländische  Erdbebenschwarm  vom  13.  Februar  bis  zum 
18.  Mai  1903  und  seine  Registrierung  durch  das  \Vii:cm.RTsche 
Pendelseismometer  in  Leipzig.  Mit  1  Karte.  (Abhandl.  d.  mathem.- 
physik.  Klasse  d.  Kgl.  sächs.  Ges.  d.  Wiss.  Leipzig  38,  1904.) 

1905.  Das  kontaktmetamorphische  Palaeozoicum  an  der  südöstlichen 
Flanke  des  sächsischen  Granulitgebirges.  (Zentralbl.  f.  Min.  usw., 
Jahrg.  1905.) 

1906.  Die  Genesis  des  sächsischen  Granulitgebirges.  Renunziations- 
programm.     Philosoph.  Fakultät  der  Universität  Leipzig  1906. 

—  Elemente  der  Geologie.     X.  unveränderte  Auflage. 

1907.  Die  Genesis  des  sächsischen  Granulitgebirges.  (Zentralbl.  f. 
Min.,  Jahrg.  1907.) 

—  Die  sächsischen  Erdbeben  während  der  Jahre  1904  — 1906.  (Ber. 
d.  mathem. - physik.  Klasse  d.  Kgl.  sächs.  Ges.  d.  Wiss.  59, 
1907.) 

1908.  Geologische  Übersichtskarte  des  Königreichs  Sachsen  im  Maß- 
stab 1:250000  der  natürlichen  Grüße.  Im  Auftrage  des  Kgl. 
Bächsischen   Finanzministeriums   nach   den    Ergebnissen   der  Cgi. 

isischen  geologischen   Landesaufnahme  bearbeitet. 

—  Begleitworte  zu  obiger  Übersichtskarte.  (Zeitschr.  f.  prakt. 
Geologie  XVI,   1908,  S.  83  u.  84 

—  Refer.it  des  Verfassers  aber  obige  Karte.  (K.  Eeilhacks  Geol. 
Zentralbl.  XI,    L908.) 


-     488      — 

1909.  Die  Exkursionen  der  Deutschen  Geologischen  Gesellschaft  in  die 
erzgebirgische  Provinz  Sachsens  und  in  das  Böhmische  Mittel- 
gebirge im  August  1908.  A.  Bericht  über  die  Exkursionen  vor 
der  allgemeinen  Versammlung  in  Dresden  in  einige  besonders 
interessante  Teile  des  sächsischen  Granulitgebirges  und  seines 
Vorlandes.     (Zeitschr.  d.  Deutsch.  Geol.  Ges.  61,  1909.) 

1910.  Geologische  Übersichtskarte  des  Königreichs  Sachsen,  1:500000. 
Leipzig  1910. 

1912.    Elemente  der  Geologie.     XI.  neubearbeitete  Auflage. 


t89 


Briefliche  Mitteilungen. 


27.    Bericht  über  die  Exkursionen  vor, 

während   und  nach   der  Hauptversammlung 

der    Deutschen     Geologischen     Gesellschaft 

in  Freiburg  i.  Br.  im  August  1913. 

Von  den  Herren  S.  v.  Bubnoff,  W.  Drecke,  R.  Lais, 

W.  SciINARRENBERGER,    J.  SOELLNER,  W.  SPITZ    Ulld 
H.  TllÜRACH. 

(Mit  5  Textfiguren.) 

A.   Exkursion  vor  der  Versammlung. 
Exkursion  nach  Baden-Baden. 

Vom  Führer  Herrn  EL  ThÜRACH. 

Kurze  Erläuterung  des  geologischen  Aufbaues  der 
Umgegend  von  Baden.  Hierzu  Fig.  1 — 3. 
Das  Gebiet  von  Baden-Baden  liegt  am  nördlichen  Rande 
des  nördlichen  Hochschwarzwaldes,  der  in  seinem  700  —  900  m 
hoch  aufragenden  Kern  hauptsächlich  aus  Granit  besteht  und 
im  östlichen  Teil  teils  direkt,  teils  mit  einer  schwachen  Zwischen- 
schicht von  Rotliegendem  von  Buntsandstein  überlagert  wird. 
In  der  Linie  Herrenalb  —  Gernsbach  —  Bühl  endigt  dieser  Hoch- 
schwarzwald gegen  Nordnordwesten  mit  einer  starken  Absenkung, 
durch  welche  die  obere  Grenze  des  Grundgebirges  bis  auf  unter 
100  m  über  die  Meeresfläche  sinkt.  Es  zeigt  sich  zunächst 
eine  etwa  4  km  breite  Mulde,  die  Badener  Mulde,  in  der 
das  Grundgebirge  von  jüngerem  Carbon  überdeckt  ist,  über  dem 
sich  Porphyrdecken  und  Oberrotliegendes  in  großer  Mächtigkeit 
aufbauen.  Und  darüber  lagert  dann  erst  der  Buntsandstein, 
dessen  Berge  aber  mit  071  m  im  Merkur  auch  nicht  mehr 
die  Höhe  erreichen,  bis  zu  welcher  sie  im  Hochschwarzwald 
(950 — 1166  m)  emporragen.  Diese  Mulde  verläuft  in  sudwest- 
nordöbtlicher  Richtung  von  Steinbach  über  Yburg,  Baden  — 
Lichtental,  den  Merkur  und  Staufenberg  in  das  Murgtal  zwischen 
Gaggenau  und  Gernsbach  und  endigt  erst  in  der  Gegend  von 
Pforzheim. 

34 


—      490      — 

Den  nördlichen  Rand  dieser  Badener  Mulde  bildet  der 
quer  zum  Oostal  in  südwest-nordöstlicher  Richtung  unter  der 
Stadt  Baden  hindurchsetzende  Grundgebirgsrücken, 
der  im  Friesenberg  südwestlich  von  Baden  beginnt,  sich  beim 
Schloß  Hohenbaden  bis  400  m  über  dem  Meer  heraushebt 
und  über  Ebersteinburg  und  Gaggenau  noch  bis  östlich  vom 
Murgtal  fortsetzt,  wo  er  zwischen  Michelbach  und  Sulzbach 
an  der  Oberfläche  endigt.  Dieser  Grundgebirgsrücken  besteht 
bei  Baden  in  seinem  Kern  aus  Granit,  dem  sich  zu  beiden 
Seiten,  jedoch  meist  durch  Verwerfungen  getrennt,  metamorpher 
Schiefer,  vermutlich  devonischen  Alters,  anlagert.  Es  kann 
angenommen  werden,  daß  die  Metamorphosierung  dieses  Schiefers 
durch  den  Granit  bewirkt  worden  ist,  da  entfernter  vom  Granit 
Sericitschiefer,  näher  Knotenschiefer  und  noch  näher  gneis- 
artige Schiefer  zu  finden  sind.  Der  Granit  tritt  nur  zwischen 
dem  Waldsee  und  Hohenbaden  zutage,  weiter  nordöstlich  findet 
man  nur   Schiefer  und  Ilornfelse. 

Nordwestlich  des  Badener  Granitrückens,  dem  das  Ober- 
rotliegende ohne  Zwischenlagerung  von  Carbon  aufgesetzt  ist, 
zeigt  sich  wieder  eine  starke  Absenkung  in  Verbindung  mit 
nordwestlicher  Schichtenneigung.  Dem  noch  mächtigen  Ober- 
rotliegenden setzt  sich  in  geringem  Abstände  vom  Badener 
Grundgebirgsrücken  im  Fremersberg  und  Hardberg  der  Bunt- 
sandstein auf,  mit  welchem  sich  das  Gebirge  gegen  Norden 
immer  mehr  verflacht,  bis  es  in  der  Kraichgausenke  auch  noch 
von  Muschelkalk,  Keuper  und  Jura  überlagert  wird. 

Diese  Lagerungsverhältnisse  des  älteren  Gebirges  in  der 
Umgegend  von  Baden-Baden  sind  durch  Störungen  bedingt, 
welche  in  ihrer  Südwest — Nordost-Richtung  mit  der  alten  car- 
bonischen Faltung  Südwestdeutschlands  zusammenfallen.  Zahl- 
reiche Verwerfungen  und  Schichtenabbiegungen  folgen  dieser 
Richtung  und  sind  zweifellos  zum  Teil  bereits  zur  Zeit  der 
Bildung  des  Rotliegenden  entstanden.  Doch  haben  im  Gebirge 
noch  viele  Störungen  zur  Tertiärzeit  stattgefunden,  zum  Teil 
auf  den  alten  Spalten,  und  es  sind  auch  quer-  und  schräg- 
gcrichtete  Brüche  entstanden,  die  mit  der  tiefen  Einsenkung 
des  benachbarten  Rheintales  in  Zusammenhang  stehen.  Der 
Einbruch  des  Rheintales  selbst  verläuft  schräg  zur  carbonischen 
Faltung  in  nordnordöstlicher  llirhtung  und  zeigt  entlang  dem 
Gebirgsrande  des  nördlichen  Schwarzwaldes  eine  staffeiförmige 
tung  dadurch,  daß  eine  etwa  1 '  j  —  2  km  breite  Tertiär* 
Scholle  zwischen  Oos  und  Balg  in  höherer  Lage  am  Gebirge 
stehengeblieben   ist. 


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—     492     — 

Die  Absenkung  des  Rheintales  selbst  ist  zu  verschiedener 
Zeit  erfolgt.  Sie  war  wohl  am  bedeutendsten  zur  Oligocän- 
zeit,  in  welcher  das  Rheintal  in  großer  Mächtigkeit  mit  tonig- 
mergeligen  Abschwemmungen  der  jurassischen  und  triassischen 
Gesteine  der  Randgebirge  aufgefüllt  worden  ist,  hat  in  der 
mittleren  Miocänzeit  unter  gleichzeitiger  Hebung  des  ganzen 
Gebietes  große  Fortschritte  gemacht,  und  auch  in  der  Diluvial- 
zeit, besonders  am  Ende  der  älteren,  haben  noch  beträchtliche 
Absenkungen  stattgefunden. 

Der  gesamte  Aufbau  des  Gebirges  bei  Baden  mit  den 
bedeutenderen  Störungen  ist  aus  den  beiden  Profilen  auf  Seite  49 1 
deutlich   zu   ersehen. 

I.  Tag  der  Exkursionen.  Montag,  den  4.  August. 
Die  Teilnehmer  versammelten  sich  um  7'/2  Uhr  vorm.  bei  der 
Trinkhalle.  Hinter  derselben  stehen  gneisartige  meta- 
morphe Schiefer  an,  in  denen  feinkörniger  Feldspat,  Quarz 
und  brauner  und  weißer  Glimmer  bei  stark  schiefriger  Beschaffen- 
heit des  Gesteins  deutlich  zu  erkennen  sind.  Die  Schiefer 
werden  von  schmalen,  pegmatitartigen  Granitgängen  durch- 
setzt. Die  gleichen  Schiefer  wurden  dann  nochmals  untersucht 
an  der  Straße  hinter  der  Trinkhalle  nach  dem  Waldsee.  Etwas 
nordwestlich  davon  wurde  am  Talrand  in  den  Anlagen  auch 
der  Baden  er  Granit  festgestellt. 

Hinter  dem  Konversationshause  war  dann  ein  zurzeit 
guter  Aufschluß  im  jüngeren  Carbon  zu  sehen,  das  bei  Baden 
überall  aus  einem  Wechsel  von  Bänken  grobkörniger  Arkosen 
mit  grauen  und  schwarzen  Schiefertonen  und  glimmerreichen 
Sandsteinen  besteht.  Die  Schichten  sind  an  einer  naheliegen- 
den Verwerfung  an  den  gneisartigen  Schiefern  abgesunken  und 
stark  gegen  Südosten  geneigt.  Dieser  in  Südwest — Nordost- 
Richtung  streichenden  Verwerfung  kommt  dadurch  eine  be- 
sondere Bedeutung  zu,  daß  sie  weiter  nordöstlich,  am  Schloß- 
berg, mit  einer  Verwerfung  zusammenfällt,  auf  welcher  die 
Thermalwasser  Badens  aufsteigen.  Doch  beschränken  sich  die 
Thermalquellen   auf  die   rechte   Seite   des   Oostales. 

Gegen  Süden  bieten  sich  dann  zunächst  nur  geringe  Auf- 
schlüsse. Auf  das  Carbon  beim  Konversationshause  folgt  eine 
schmale  Zone  von  Unterrotliegendem  mit  Arkosen  und 
roten  Schiefertonen,  und  beim  Kunstausstellungsgebäude  ist 
am  Talrand  in  niederen  Felsen  der  Pinitporphyr  zu  sehen. 
Weiterhin  nehmen  gegen  Süden  die  Porphyrkonglomerate  des 
Oberrotliegenden  eine  große  Fläche  ein,  und  dahinter  hebt  sich, 
durch    eine    Verwerfung    getrennt,    als    ein    etwa    150   m    hoher 


—     498     — 

Wall  am  Korbmattenkopf  und  Leißberg  die  mächtige  Decke 
des  Pinitporphyrs  heraus. 

Die  Exkursion  wurde  hierauf  auf  der  rechten  (östlichen) 
Seite  des  Oostales  fortgesetzt,  woselbst  sich  in  der  Lichten- 
taler  Straße  bei  der  Einmündung  der  Stephanienstraße  an  einer 
Felswand  ein  guter  Aufschluß  in  den  dickbankigen,  geschichteten 
Arkosen  und  Porphyrkonglomeraten  des  Oberrot- 
liegenden zeigt.  Die  Schichten  steigen  gegen  Südosten  an, 
Carbon  liegt  in  der  Tiefe,  tritt  aber  nicht  zutage,  weshalb  im 
Oostale  selbst  eine  Verwerfung  angenommen  werden  muß.  In 
den  Konglomeraten  wurde  den  zahlreichen  Gerollen  von  rotem 
Porphyr  (Typus  Gallenbach  und  Brandeck),  von  Granit, 
Gneis  und  Quarz,  sowie  von  Schieferfragmenten  Beachtung 
geschenkt. 

Es  folgte  dann  die  Besichtigung  der  Thermalquellen 
am  Schloßberg.  Die  Büttquelle,  welche  auf  dem  Wege 
dahin  zunächst  liegt,  kommt  aus  einer  Schuttmasse,  stellt  ein 
Gemisch  von  Thermalwasser  mit  Süßwasser  dar  und  zeigt  nur 
eine  Temperatur  von  25 —  27°  C.  Sie  wird  durch  Tagwasser 
leicht  verunreinigt,  besitzt  aber  sehr  hohe  Radioaktivität  und 
dient  daher  im  Emanatorium  der  Stadt  zu  Inhalationen.  Auf 
dem  Marktplatze  wurde  auf  die  alten  römischen  Badeanlagen 
und  die  Lage  der  einzelnen  Thermalquellen  und  der  Thermal- 
stollen  hingewiesen  und  hierauf  die  Ursprungquelle,  eine 
der  stärksten  und  in  ihrer  alten  Fassung  noch  erhaltenen 
Thermalquellen,  und  dann  der  Thermalhauptstollen  oder 
Friedrichsstollen  besichtigt.  Das  Thermalwasser  steigt  an- 
scheinend noch  hinter  der  Schloßgartenmauer  auf  der  Ver- 
werfung zwischen  dem  aus  Granit  und  alten  paläozoischen 
Schiefern  bestehenden  Grundgebirge  und  dem  Carbon  auf,  fließt 
aber  nicht  auf  der  Verwerfungsspalte  selbst  aus,  sondern  dringt 
in  die  Schichten  des  Steinkohlengebirges  ein  und  tritt  erst 
aus  diesen  zutage,  und  zwar  nicht  oder  nur  in  geringem  Maße 
aus  den  Arkosen,  da  dieselben  massig  und  nur  wenig  zerklüftet 
sind,  sondern  hauptsächlich  aus  den  Zwischenlagen  von  sandigen 
Schiefern  und  Sandsteinen,  die  auf  den  Schichtfugen  stark 
durchlässig  sind.  Da  das  Thermalwasser  keinen  Auftrieb  be- 
sitzt, so  kommt  es  nahe  der  Sohle  der  Stollen  zum  Austritt, 
und  da  es  nur  sehr  wenig  Gase  enthält,  so  fließt  es  fast 
geräuschlos  aus.  Besonders  bemerkenswert  ist  die  durch  die 
Wärme  des  Thermalwassers  (68 u  C)  bedingte  hohe  Temperatur 
in  den  Stollen,  die  nur  nach  starker  Lüftung  ohne  Gefahr 
begangen  werden  können.  Die  Schichten  des  Carbons  sind 
im  Thermalgebiet  mit  20   bis    35   Grad   gegen  Nordosten  und 


—     494     — 

außerdem  leicht  nach  dem  Schloßberg  zu  geneigt,  so  daß  das 
Thermalwasser  wahrscheinlich  zum  Teil  gegen  Nordosten  in 
diesen  Schichten  verloren  geht  und,  stark  mit  Süßwasser  ver- 
dünnt, im  Untergrund  zwischen  der  Gernsbacher  Straße  und 
der  Brauerei  BLKTZER  in  das  Grundwasser  des  Oostales 
ausfließt. 

Mehrere  starke  Thermalquellen  treten  am  Marktplatz 
außerhalb  den  Stollen  in  geringer  Tiefe  unter  der  Oberfläche 
aus,  und  zwar  in  einer  mehr  westöstlich  gerichteten  Linie, 
der  wahrscheinlich  eine  schwache  Verwerfung  zugrunde  liegt. 
Es  sind  das  die  Freibad-,  Ursprung-,  Kühl-,  Brüh-,  Juden- 
und  Ungemachquelle,  welche  Temperaturen  von  54  bis  68°  C 
besitzen.  Die  Kloster-,  Mur-  und  Fettquelle  (63°  C)  ent- 
springen bei  der  Klostermauer  in  etwas  tieferer  Lage,  und 
sind  wahrscheinlich  durch  eine  nordwest-südöstlich  verlaufende 
Störung  bedingt,  da  weiter  östlich  Carbon  nicht  mehr  zu- 
tage tritt. 

Das  Profil  Fig.  3  läßt  die  Lagerungsverhältnisse  der 
Steinkohlenschichten  bei  den  Thermalquellen,  die 
Absenkung  derselben  gegen  Südosten  bis  zu  der  durch  das 
Rotenbachtal  verlaufenden  Verwerfung,  an  welcher  dann  Ober- 
rotliegendes neben  das  Carbon  tritt,  erkennen  und  deutet  den 
Austritt  des  Thermalwassers  aus  den  Steinkohlenschichten 
seitlich  der  eigentlichen  Thermalspalte  an.  Auf  dieser  selbst 
steigt  das  Thermalwasser  anscheinend  in  wenigen  röhren- 
förmigen Kanälen  auf,  während  der  übrige  Teil  der  Spalte 
geschlossen  ist.  Sonst  könnten  die  Thermalquellen  nicht  oben 
am  Marktplatz  (181  — 183  m)  liegen,  sondern  müßten  unten 
im  Oostal  bei  etwa   161   m   Meereshöhe  entspringen. 

In  früherer  Zeit  floß  das  Thermalwasser  am  südöst- 
lichen Abhang  des  Schloßhügels  frei  hinab,  und  erzeugte  hier 
einen  ausgedehnten,  bis  6  m  mächtigen,  teils  kalkigen,  teils 
kieseligen  Sinterhügel,  der  beim  Bau  des  Friedrichsbades 
abgegraben  und  zerstört  wurde.  Die  darin  aufgefundenen 
Pflanzenreste  und  Schneckenschalen  gehören  durchweg  der 
gegenwärtigen  Periode  an,  woraus  man  schließen  darf,  daß  die 
Thermalquellen  am  Schloßhügel  erst  am  Ende  der  Diluvial- 
zeit durch  Erdbeben  entstanden  sind.  Doch  scheinen  in 
früherer  Zeit  an  anderen  Orten  in  der  Umgegend  von  Baden- 
Baden   bereits   Thermalwasser   aufgestiegen   zu   sein. 

Im  Anschlüsse  an  die  Thermalquellen  wurde  die  römische 
Badruine  unter  dein  Römerplatz,  zwischen  Friedrichs-  und 
Augusta-Bad,  besichtigt  und  von  Herrn  Stadtrat  A.  KLEIN 
erläutert, 


—     19  ä     — 

Es  folgte  nun  die  Besichtigung  einiger  Aufschlüsse  in 
dem  Grundgebirgsrücken,  der  den  Untergrund  der  Stadt 
Baden  durchsetzt.  Zunächst  wurden  die  gneisartigen  Schiefer 
beim  katholischen  Pfarrhause,  dann  der  Granit  hinter  dem 
Pfälzer  Hofe  und  beim  Schützenhause  besichtigt,  wobei  dem 
Spaltenverlaufe  und  den  Ruschelzonen  besondere  Beachtung 
geschenkt  wurde.  Hier  fehlt  dem  Granit  die  Auflagerung  des 
Steinkohlengebirges,    das    gegen    Nordwesten    nicht   weit   über 


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Profil  der  Schichtenlagerung  bei  den  Thermalquellen  am  Schloßberg 

in  Baden. 


den  Hügel  am  neuen  Schloß  hinweg  reicht.  Hinter  dem 
Schützenhause  zeigt  sich  über  dem  Granit  direkt  das  obere 
Rotliegende,  das  mit  roten  tonigen  Arkosen  yoII  von 
Schieferfragmenten  und  Gerollen  von  Granit,  Gneis  und  rotem 
Porphyr  und  mit  roten  Schiefertonen  (untere  Schiefertone  des 
Oberrotliegenden)  beginnt  und  sich  in  dieser  Ausbildung  östlich 
bis  in  das  Rotenbachtal  verfolgen  läßt.  In  dem  Tälchen  hinter 
dem  Schützenhause  erscheint  zwischen  Granit  eingeschlossen 
nochmals  eine  Scholle  von  metamorphen  gneis-  und  hornfels- 
artigen  Schiefern  und,  diese  und  den  Granit  in  westlicher 
Richtung  durchsetzend,  ein  mächtiger  Quarzgan  g,  der  Spuren 
von  Kupfererzen.  Malachil  und  Kupferlasur,  führt  und,  wie  die 
zahlreichen  Blätterdurchgänge  beweisen,  aus  einem  Schwer- 
spatgange durch    Verkieeelung  hervorgegangen   ist. 

Vom     Schützenhause     wurde     zum    Balzenberg     empor- 
gestiegen,   dessen    Rücken    von    einer    Kuntsandsteinblock- 


—     456'     — 

masse  bedeckt  ist,  die  in  der  älteren  Diluvialzeit  unter  der 
Mitwirkung  von  glazialen  Kräften  entstanden  sein  dürfte.  Beim 
Aufstieg  zum  alten  Schloß  Hohenbaden  wurde  ein  Stein- 
bruch im  Granit  besichtigt,  der  hier  bei  grobkörniger  Aus- 
bildung reichlich  Feldspatkrystalle  führt,  und  so  verwittert, 
daß  große  kugelförmige  Massen  zurückbleiben.  "Wiederholt 
wurde  gegen  Süden  eine  starke  Verwerfung  überschritten, 
welche  hier  den  Granit  gegen  Porphyrkonglomerate  des  Ober- 
rotliegenden begrenzt.  Diese  Verwerfung,  welche  beim  Schützen- 
hause an  Querverwerfungen  entlang  dem  Oostale  beginnt,  ver- 
läuft zuerst  in  nordöstlicher  Richtung  und  biegt  dann  am 
Südrande  des  Battert  in  die  rein  östliche  Richtung  um.  Der 
Granit  reicht  bis  dicht  an  das   Schloß  Hohenbaden  heran. 

Nach  einem  kurzen  Frühstück  im  alten  Schlosse  wurde 
zum  Battert  aufgestiegen.  Gleich  hinter  der  Burg  beginnen 
die  Felsen  der  Arkosen  und  Porphyrkonglomerate  des 
Oberrotliegenden,  welche  bis  zur  Spitze  des  Battert  empor- 
reichen und  den  hohen  landschaftlichen  Reiz  dieses  Berges 
bedingen.  Das  harte  verkieselte  Gestein  der  Porphyrkonglome- 
rate, dessen  Grundmasse  wesentlich  Granitschutt  bildet,  in  dem 
in  großer  Menge  kleine  und  bis  kopfgroße  Gerolle  und  Lapilli 
von  rotem  Porphyr  stecken,  ist  flach  gelagert,  deutlich  ge- 
schichtet und  nach  mehreren  Richtungen  von  Klüften  durch- 
zogen. Besonders  bezeichnend  ist  eine  Nordwest-Südostrichtung, 
genauer  N.  60°  W.,  nach  welcher  die  Felsen  in  ihrer  Längs- 
richtung verlaufen  und  kulissenartig  am  ganzen  Südrand  des 
Batterts  vorspringen,  überall  nach  dem  Merkurberge  gerichtet. 
Dabei  ist  das  Gestein  auch  quer  in  nordöstlicher  und  nörd- 
licher Richtung  (genauer  N.  45  — 60°  0.  und  N.  20— 30°  0.) 
zerspalten,  und  da  die  Klüfte  meist  steil  oder  ganz  senkrecht 
einfallen,  so  gewinnen  die  Felsen  das  Ansehen  von  alten 
Mauern  und  Türmen  und  geben  bei  einer  Höhe  bis  zu  90  m 
ein  reizvolles  Bild.  Dabei  ist  von  der  Höhe  des  Batterts, 
besonders  vom  Brückenfelsen,  eine  prächtige  Aussicht  auf  die 
Stadt  Baden  und  das  schöne  Oostal  geboten,  und  ließ  sich,  der 
allgemeinen  Schilderung  (S.  48,9)  entsprechend,  der  geologische 
Aufbau  der  Gegend  gut  erläutern.  Namentlich  tritt  im 
Süden  der  Hochschwarzwald  mit  seinem  durch  die  Abrasions- 
fläche deutlich  abgegrenzten  Granitkern  und  den  aufgesetzten 
Buntsandsteinbergen  der  Badener  Höbe  (1004  m)  und  der 
Hornisgrinde  (1166  m)  stark  hervor.  Davor  breitet  sich  die 
Badener  Mulde  aus;  im  Westen  zeigen  sich  in  dieser  noch 
die  rebbedeckten  Hügel  des  Steinkohlengebirges  der  Gegend 
von  Varnhalt  und  Umweg,   im  Süden  ragt,   durch  Verwerfungen 


—     4f)7     — 

begrenzt,  die  breite  Pinitporpbyrmasse  des  Iberst,  des  Korb- 
mattenkopfes und  der  Yburg  empor,  im  Oostalgebiet  lagern 
die  hier  meist  weichen  und  von  zahlreichen  Seitentälern  durch- 
schnittenen Porphyrkonglomerate  des  Oberrotliegenden,  und  im 
Osten  dominieren  die  diesen  aufgesetzten  Buntsandsteinberge 
des  Merkurs  und  des  kleinen  Staufenberges.  Vor  dem  Battert 
erkennt  der  nach  unten  gerichtete  Blick  aber  deutlich  die 
tiefe  Absenkung,  die  durch  die  am  Südrand  der  Felsen 
entlangziehende  Battertverwerf  ung  bewirkt  worden  ist. 
Man  kann  das  Umbiegen  dieser  Verwerfung  nach  dem  grani- 
tenen Friesenberge  verfolgen,  und  sieht  dahinter  den  Fremers- 
berg,  der  aus  Buntsandstein  aufgebaut  ist  und  dessen  Schichten 
sich  ungefähr  im  Maße  der  Gehängeneigung  nach  Nordwesten 
einsenken.  Noch  weiter  draußen  aber  dehnt  sich  die  breite 
Rheinebene  aus,  aus  der  stellenweise  silbern  das  Band  des 
Rheinstromes  herauf  glänzt.  In  der  Ferne  begrenzen  die 
Berge  der  Vogesen  den  Blick. 

Beim  Abstieg  durch  die  Felsen  wurde  der  Bildung  der- 
selben und  der  Blockanhäufungen,  den  Felsenmeeren,  sowie 
den  umgestürzten  Felsen  noch  weitere  Beachtung  geschenkt, 
auf  dem  "Wege  nach  Ebersteinburg  die  staffeiförmige  Absenkung 
der  Felszone  gegen  Süden  festgestellt. 

Nach  dem  Mittagessen  in  der  Krone  in  Ebersteinburg 
wurde  der  Merkur  besucht.  Dicht  beim  Dorfe  Ebersteinburg 
lagern  sich  den  Porphyrkonglomeraten  die  oberen  roten 
Schiefertone  des  Oberrotliegenden  auf  und  sind  im  Hohl- 
wege der  Straße,  von  schwachen  Verwerfungen  durchsetzt, 
deutlich  zu  sehen.  Darunter  treten  an  der  Engels-  und 
Teufelskanzel  nochmals  die  Felsen  der  hier  bedeutend  ver- 
schwächten Felszone  vom  Battert  (PC  3)  hervor,  denen  sich 
am  Merkur  wieder  die  Schiefertone,  50 — 70  m  mächtig,  auf- 
setzen. Darüber  folgen  die  oberen  Arkosen  des  Ober- 
rotliegenden (PC  4),  die  fast  nur  aus  wiederverfestigtem 
Granitschutt  bestehen  und  nur  wenig  Porphyrgerölle  enthalten. 
Der  Porphyr  der  Gerolle  ist  hier  wie  am  Battert  in  der  Fels- 
zone (PC  3)  und  in  den  tieferen,  wenig  verfestigten  Konglome- 
raten (PC  2)  fast  ausschließlich  der  rote,  dichte  und  Quarz- 
und  Feldspatkryställchen  führende  Porphyr,  wie  er  bei 
Gallenbach  und  in  einem  Durchbruch  durch  Granit  beim 
Waldsee  bei  Baden  vorkommt,  aber  nicht  der  Pinitporphyr, 
der  als  Gerolle  in  den  Konglomeraten  nur  sehr  selten  in  den 
tiefsten   Schichten  gefunden   wird. 

Diesen  oberen  Arkosen  des  Oberrotliegenden  ist  am 
Merkur  der  feinkörnige  weiße  bis  violettrote  und  oft  getigerte 


—     498     — 

Sandstein  des  unteren  Buntsandsteins  (su  der  Profile) 
ohne  Sckiefertonzwischenlage  und  ohne  Diskordanz  völlig 
gleichförmig  aufgelagert.  Er  ist  in  einem  großen  Steinbruche 
gut  aufgeschlossen  und  führt  hier  häufig  noch  in  Lagen  und 
Knollen  gelblichen  krystallinischen  Dolomit.  Auch  die 
diagonale   Schichtung  ist  oft  deutlich  zu  sehen. 

Da  vom  Zechstein  jede  Spur  fehlt,  so  wird  häufig  an- 
genommen, daß  die  oberen  Arkosen  des  Oberrotliegenden  oder 
ein  größerer  Teil  desselben  den  Zechstein  vertreten,  zumal 
an  der  Basis  dieser  oberen  Arkosen  manchmal  eine  Diskordanz 
in  der  Schichtenlagerung  nachzuweisen  ist,  auch  bei  Baden- 
Baden.  Dem  muß  jedoch  entgegengehalten  werden,  daß  in 
der  Rheinpfalz  und  bei  Heidelberg,  wo  gegen  Südwesten  die 
letzten  schwachen  Bänke  des  oberen  Zechsteins  entwickelt 
sind,  entsprechende  obere  Arkosen  und  Konglomerate  des 
Oberrotliegenden  ebenfalls  vorkommen,  und  darunter  erst  die 
roten  Schiefertone,  und  daß  im  nördlichen  Spessart  sowohl, 
wie  bei  Burgrub  unfern  Kronach  in  Oberfranken,  solche,  von 
roten  Schiefertonen  unterlagerte  Arkosen,  Sandsteine  und 
Konglomerate  des  obersten  Oberrotliegenden  auftreten,  welche 
von  unterem  Zechstein,  im  Spessart  auch  von  Kupferschiefer, 
überlagert  werden.  Man  darf  diese  oberen  Konglomerate,  zu 
denen  im  Spessart  und  in  Norddeutschland  auch  das  pflanzen- 
führende  Weißliegende  oder  Zechsteinkonglomerat  gehört,  im 
Schwarzwald  nicht  ohne  weiteres  als  Vertreter  des  Zechsteins 
betrachten ;  ebensowenig  wie  die  im  Oberrotliegenden  und 
auch  noch  im  unteren  Buntsandstein  des  Schwarzwaldes  vor- 
kommenden Bänke  und  Knollen  von  körnigem  Dolomit,  der 
niemals  Versteinerungen  einschließt,  als  Vertreter  des  Zech- 
steins oder  direkt  als  Zechstein  angesprochen  werden  können. 
Wenn  man  sorgfältig  die  Bildungen  im  Schwarzwald  mit  denen 
im  Spessart,  in  Oberfranken  und  in  der  Rheinpfalz  vergleicht, 
so  findet  man,  daß  zwischen  Oberrotliegendem  und  unterem 
Buntsandstein  in  allen  diesen  Gebieten  regelmäßige  Lagerung 
herrscht,  daß  im  Norden  die  Zechsteinformation,  gegenüber 
Norddeutschland  bereits  außerordentlich  verschwächt,  noch 
mit  allen  Abteilungen  vorhanden  ist,  im  Süden,  im  Schwarz- 
wald, bei  völlig  konkordanter  Auflagerung  des  unteren 
Buntsandsteins  auf  dem  Oberrotliegenden  aber  jede  Spur 
der  Zechsteinformation  fehlt.  Die  körnige  Dolomite 
im  Oberrotliegenden  des  Schwarzwaldes  kommen  im  Oberrot- 
liegenden der  Rheinpfalz,  bei  Heidelberg,  im  Spessart 
(unter  dem  unteren  Zechstein)  ganz  ebenso  vor  wie  im 
Schwarzwald. 


—     199     — 

Die  obersten  Konglomerate  des  Oberrotliegenden  findet 
man  in  meist  schwachen  Schichten  auf  dem  Grundgebirge  des 
Hochschwarzwaldes  unter  dem  unteren  Buntsandstein  nicht 
selten,  auch  da,  wo  Mulden  mit  jüngerem  Steinkohlengebirge 
oder  Unterrotliegendem  fehlen.  Die  Transgression  des  Bunt- 
sandsteins mit  der  Bildung  der  Abrasionsfläche  auf  dem  Grund- 
gebirge fällt  also  noch  in  die  letzte  Bildungsphase  des  Ober- 
rotliegenden, in  die  obersten  Arkosen  und  Konglomerate, 
welche  bei  Baden-Baden  und  in  der  Rheinpfalz  stellenweise 
deutlich  diskordant  auf  den  älteren  Bildungen  auflagern.  Sie 
beginnt  im  Hochschwarzwald  mit  dem  Ende  der  Aufrichtung 
und  Zusammenschiebung  der  Bildungen  des  Carbons  und  des 
Rotliegenden  im  Badener  und  im  Pfälzisch- Saarbrückener 
Muldengebiet.  Man  kann  aber  nicht  sagen,  daß  nicht  vorher 
schon  eine  Abtragung  stattgefunden  hätte.  Im  Gegenteil,  die 
Abtragung  des  Grundgebirges  hat  schon  in  der  Steinkohlenzeit 
begonnen,  und  wo  dieses  vorhanden  ist,  finden  wir  darunter 
eine  ältere  Abtragungsfläche  (vgl.  die  Profile  in  Fig.  1  u.  2).  Es 
ist  auch  ganz  zweifellos,  daß  das  jüngere  Steinkohlengebirge 
auf  dem  Grundgebirge  einst  viel  weiter  gereicht  hat  als  jetzt, 
daß  es  vielleicht  den  ganzen  nördlichen  Schwarzwald  überdeckt 
hat.  Aber  durch  die  Lagerungsstörungen  zur  Zeit  des  Rot- 
liegenden sind  Mulden  entstanden,  meist  in  Südwest — Nordost- 
richtung verlaufend,  in  denen  es  ebenso  wie  das  Unterrotliegende 
erhalten  gebieben  ist,  während  beide  auf  den  gleichgerichteten, 
meist  viel  breiteren  Sätteln  wieder  zerstört  wurden.  Als  diese 
Lagerungsstörungen  gegen  das  Ende  der  Bildung  des  Ober- 
rotliegenden aufhörten,  wurde  die  Abtragung  auf  der  ganzen 
nun  ruhig  liegenden  Fläche  des  Grundgebirges  gleichmäßig,  und 
es  bildete  sich  eine  neue  ausgedehnte  Abtragungsfläche,  die 
sich  auch  über  die  vorgebildeten,  von  Carbon  und  Rotliegendem 
erfüllten  Mulden  hinüber  erstreckte.  Auf  die  nun  abgelagerten 
schwachen  Schichten  von  Oberrotliegendem,  dem  Horizont 
der  obersten  Porphyrkonglomerate,  PC  4,  breitete  sich  dann 
gleichmäßig  der  Buntsandstein   aus. 

Auch  das  ältere  Steinkohlengebirge  der  Saarbrückener 
Schichten,  welches  bei  Berghaupten-Diersburg  im  mittleren 
Schwarzwald  steil  zwischen  Gneiß  und  Granit  eingeklemmt 
vorkommt,  war  einst  im  Schwarzwald  als  Decke  auf  dem 
Grundgebirge  in  größerer  Ausdehnung  abgelagert  und  dürfte 
jetzt  noch  in  manchen  südwest-nordöstlich  streichenden  Zonen 
unter  überschobenem  Grundgebirge  Vorhanden  sein,  auch  da, 
wo  sich  an  der  Oberfläche  keine  Spur  davon  zeigt;  möglicher- 
weise   liegt    es    auch    in    der    Badener  Mulde.      Ferner    dürfte 


—     500     — 

das  Mittelcarbon,  der  Kohlenkalk,  in  Süddeutschland  einst  in 
größerer  Verbreitung  zur  Entwicklung  gelangt  sein,  wie  aus 
dem  Vorkommen  im  Oberelsaß  und  im  Untergrund  von  Nürn- 
berg geschlossen   werden   kann. 

In  welcher  Weise  die  Abtragung  des  Grundgebirges  von 
der  Zeit  der  Bildung  des  Steinkohlengebirges  an  bis  zur  Bunt- 
sandsteinzeit stattgefunden  hat,  ob  nur  durch  fließendes  Wasser, 
ob  auch  unter  der  Mitwirkung  von  Gletschern  oder  von  Wind 
—  es  kommen  im  Oberrotliegenden  bei  Baden-Baden  auch 
Quarze  mit  Dreikanterflächen  vor  — ,  oder  auch  durch  wellen- 
förmig bewegtes  Wasser,  das  läßt  sich  nur  sehr  schwer  be- 
stimmt angeben.  Moränenartige  Massen  mit  gekritzten  Ge- 
schieben sind  bei  Baden-Baden  im  Oberrotliegenden  nicht 
gefunden   worden. 

Bemerkenswert  ist,  daß  in  den  obersten  Schichten  des 
Oberrotliegenden  im  Schwarzwald  bereits  Gerolle  von  quarzi- 
tischen  Sandsteinen  vorkommen,  die  nicht  aus  dem  Schwarz- 
wald, sondern  von  weiter  her  stammen,  die  sich  auch  im 
Zechsteinkonglomerat  des  Spessarts  zeigen  und  im  Bunt- 
sandstein in  sehr  großer  Zahl  auftreten,  in  den  älteren  Schichten 
des  Rotliegenden  aber  zu  fehlen  scheinen,  dagegen  im  älteren 
Carbon  des  mittleren  Schwarzwaldes,  bei  Berghaupten,  bereits 
zu  finden  sind. 

Von  dem  Steinbruch  im  unteren  Buntsandstein  am  nörd- 
lichen Gehänge  des  Merkurs  bewegte  sich  die  Exkursion  an 
die  Westseite  des  Berges,  wo  die  neuerbaute  Merkurbahn 
einen  Aufschluß  durch  zahlreiche  Schichten  bietet.  Oben 
auf  der  Spitze  des  Berges  stehen  die  Kugel  sand  steine  an, 
welche  sonst  normal  dicht  unter  dem  geröllreichen  Haupt- 
konglomerat des  Buntsandsteins  zu  finden  sind.  Darunter  bieten 
sich  im  roten,  oft  verkieselten  Hauptbuntsandstein  zunächst 
wenige  gute  Entblößungen.  Auch  der  aus  weichen  roten  und 
violetten,  grobkörnigen,  geröllführenden  Sandsteinen  bestehende 
untere  Geröllhorizont  ist  wenig  aufgeschlossen.  Erst  der  Ein- 
schnitt und  Steinbruch  im  unteren  Buntsandstein  bieten  wieder 
einen  guten  Einblick  in  den  Gebirgsaufbau.  Die  Grenze  der 
Sandsteine  gegen  die  oberen  Arkosen  des  Oberrotliegenden 
(PC  4)  war  nach  der  Fertigstellung  der  Bahn  jedoch  bereits 
wieder  verdeckt.  Dagegen  waren  die  oberen  Schiefertone  und 
die  Arkosen  und  Porphyrkonglomerate  (PC  3)  im  Horizont  der 
Felsen  am  Battert,  hier,  entfernter  von  den  Verwerfungen, 
jedoch  nicht  mehr  verkieselt  und  ohne  Felsbildung,  sehr 
gut  zu  sehen.  Am  Fuße  des  Merkurberges  lagert  sich  Löß- 
lehm  an. 


—     501     — 

Mit  der  elektrischen  Straßenbahn  wurde  dann  die  Strecke 
vom  Merkurwald  bis  Lichtental  zurückgelegt  und  dort  am 
Nachmittag  noch  die  Steinbrüche  im  Pinitporphyr  am 
Leißberg  besichtigt.  Drei  große  Steinbrüche  schließen  das 
Gestein  auf.  Darin  fällt  zunächst  die  plattenförmige  Absonde- 
rung oder  Bankung  des  weißen  bis  hellrötlichen  Porphyrs  auf, 
die  bei  genauer  Besichtigung  mit  einer  BänderuDg  und  manch- 
mal deutlich  erkennbaren  Fluidal3truktur  zusammenfällt.  Die- 
selbe ist  stark  gegen  Norden  und  Nordosten  geneigt.  Außer- 
dem ist  das  Gestein  von  steil  einfallenden  Spalten  durchzogen, 
die  meist  parallel  dem  Rheintalrand,  in  Nordnordost-Richtung, 
verlaufen;  darauf  kommen  einige  Mineralien,  besonders  KalkJ 
spat,  Braunspat  und  Apatit  in  Krystallen  und  Uranocker  in 
erdiger  Form  als  Anflug  vor.  Auf  das  Uranvorkommen  im 
Pinitporphyr  wird  der  Radiumgehalt  des  Badener  Thermal- 
wassers  zurückgeführt.  Die  Wärme  des  Wassers  aber  könnte 
noch  mit  einer  gewissen  Tätigkeit  des  alten  Porphyrvulkans 
in  der  Tiefe  in   Zusammenhang  stehen. 

Das  Gestein  des  Pinitporphyrs  ist  gleichmäßig  körnig  und 
besteht  aus  einer  weißen  bis  hellviolettroten  feinkrystallinischen 
Grundmasse,  in  der  viele  Kryställchen  von  Feldspat  und  Quarz 
und  scharfumrandete  Säulchen  von  grünlichem  oder  rotbraun 
zersetztem  Pinit  enthalten  sind.  Es  bricht  in  großen  Platten 
und  Quadern,  ist  fest,  tragfähig  und  wetterbeständig,  dabei 
mit  dem  Meißel  leicht  zu  bearbeiten,  so  daß  es  für  Baden- 
Baden  einen  geschätzten   Baustein  bildet. 

Besonderes  Interesse  boten  die  in  diesen  Steinbrüchen 
vorkommenden  Lettengänge,  Klüfte,  die  in  einer  Breite  von 
wenigen  Millimetern  bis  zu  2  Metern  mit  einem  dunkelviolett- 
roten,  festen,  ungeschichteten  Ton  ausgefüllt  sind,  in  dem 
viele  Brocken  von  Pinitporphyr  schwimmen.  Da  die  Platten- 
absonderung des  Porphyrs  durch  diese  Lettenausfüllung  nicht 
hindurchsetzt,  ist  erstere  älter  als  letztere.  Diese  aber  ist 
entstanden,  als  in  einer  Zwischenzeit  der  Porphyrbildung  sich 
über  den  unteren  Porphyrdecken  rote  Schiefertone  ablagerten, 
die  bei  den  Höllenhäusern  in  der  Geroldsau  über  dem  Porphyr 
deutlich   zu  sehen   sind. 

Der  Abend  vereinigte  die  meisten  Exkursionsteilnehmer 
im   Kurgarten. 

IL  Tag.  Dienstag,  den  5.  August.  Die  Teilnehmer 
versammelten  sich  am  Bahnhof.  Zuerst  wurde  beim  Schützen- 
haus die  Anlagerung  der  alten  gneisartigen  Schiefer  und  Horn- 
felse    an    den    Granit    besichtißt    und    dann    nach    einer    kurzen 


—     602     — 

Unterbrechung  der  Aufschlüsse  die  zahlreichen  alten  Stein- 
brüche in  der  Balzenbergstraße,  in  denen  die  verkieselten  harten 
Bänke  der  Porphyrkonglomerate  des  Oberrotliegenden 
(PC  3)  zur  Gewinnung  von  Straßenschotter  ausgebeutet 
wurden.  Die  Bänke  dieser  Konglomerate,  welche  zuweilen 
recht  große  Porphyrgerölle  enthalten,  sind  hier  mit  20  bis  35° 
gegen  Nordwesten  geneigt  und  teils  in  nordnordöstlicher,  teils 
in  mehr  westöstlicher  Richtung  zerklüftet.  Dabei  ist  besonders 
bemerkenswert,  daß  hier  wie  an  vielen  Orten  der  Umgegend 
von  Baden,  auch  im  Gebiet  des  Pinitporphyrs  und  des  Haupt- 
granites, die  annähernd  westöstlich  streichenden  und  steil  ein- 
fallenden Kluftflächen  parallele  Schrammen  zeigen,  welche 
regelmäßig  mit  10  —  20°  gegen  Osten  ansteigen,  also  auf  ganz 
gleichartige  Bewegungsvorgänge  hinweisen,  die  wahrscheinlich 
durch  starke  Erdbeben  veranlaßt  worden  sind.  Diesen  Klüften 
entsprechend  kommen  auch  Quarzgänge  vor,  welche  die 
Konglomerate  quer  durchsetzen  und  von  schwarzbraunen  Mangan- 
oxydausscheidungen begleitet  sind.  Da  in  der  Nähe,  im  Dollen- 
bachtälchen,  auch  noch  kalte  Quellen  entspringen,  deren  Wasser 
stark  radioaktiv  ist,  so  sind  wahrscheinlich  in  früherer  Zeit 
auch  hier  Thermalwasser  ausgetreten. 

In  dem  alten  Steinbruch  bei  der  neuen,  im  italienischen 
Stile  erbauten  Kirche  stehen  die  oberen  Arkosen  des  Ober- 
rotliegenden (PC  4)  an  und  darunter  am  Balzenberggehänge 
die  ebenfalls  stark  ausgebleichten  oberen  Schiefertone.  Durch 
das  Dollenbachtälchen  setzt  eine  schwache  Verwerfung,  die 
weiter  nordöstlich   an   Sprunghöhe  außerordentlich  gewinnt. 

Es  wurden  nun  die  Steinbrüche  im  Buntsandstein  des 
Uardberges  besichtigt,  welche  den  Ilauptbuntsandstein 
aufschließen.  Die  Schichten  fallen  mit  10  —  30°  gegen  Nord- 
westen ein,  und  zwar  um  so  steiler,  je  näher  sie  der  Haupt- 
rheintalspalte an  der  Westseite  des  Hardberges  liegen.  Die- 
selbe verläuft  von  Vormberg  über  Jagdhaus  nach  Balg.  Nahe 
dieser  großen  Verwerfung,  welche  den  Bunt3andstein  neben 
Tertiär  bringt,  ist  der  sonst  rote  Buntsandstein  vollständig 
ausgebleicht,  weiß  oder  durch  schwache  Brauneisenerzausschei- 
dung gelbbraun  geworden.  Mit  der  Entfernung  von  der  Ver- 
werfung nimmt  die  Ausbleichung  unregelmäßig  ab.  In  dem 
''istlichen  großen  Steinbruch  ist  der  Sandstein  bis  auf  Streifen 
an  Klüften  noch  rot.  Er  zeigt  hier  in  den  einzelnen  Bänken 
zuweilen  diagonale  Schichtung,  die  Bänke  selbst  sind  mit 
Zwischenlagen  von  roten  Schiefertonen  aber  so  regelmäßig 
geschichtet,  daß  vollständige  Windbildung  für  den  Buntsand- 
stein    hier    nicht    angenommen    werden    kann,     höchstens    eine 


—     503     — 

schwache  Umlagerung  in  den  einzelnen  Bänken.  Von  da 
wurde  zum  Hardberg  aufgestiegen,  dessen  Kuppe  von  den 
harten  geröllreichen  und  verkieselten  Bänken  des  Haupt- 
konglomerates gebildet  wird. 

Über  die  von  Lößlehm  bedeckten  Flächen  bei  Kellers 
Bild  bewegte  sich  die  Exkursion  nach  den  Ochsenmatten  und 
in  das  Ebersbachtal,  woselbst  der  obere  Buntsandstein  in 
zahlreichen  Steinbrüchen  ausgebeutet  wird.  Einer  der  ersten 
Steinbrüche  zeigt  die  roten,  tonigen,  feinkörnigen  Sandsteine 
im  Wechsel  mit  roten  Schiefertonen,  und  dazwischen  auch  die 
über  1  m  mächtige  dunkelviolettrote  löcherige  Carneolbank,  in 
der   diesmal   kein   Carneol   gefunden  werden   konnte. 

Zu  den  Ochsenmatten  zurückkehrend,  wurde  weiter  östlich 
eine  nordöstlich  streichende  Verwerfung  überschritten,  hinter 
der  in  einem  großen  alten  Steinbruch  der  obere  Muschel- 
kalk mit  gegen  Nordwesten  geneigten  Bänken  gut  aufgeschlossen 
zu  sehen  ist.  Dichte  graue  Kalksteinbänke  wechseln  mit 
krystallinischen  Lumachellen,  die  voll  von  Muschelschalen,  be- 
sonders von  Terebratula  vulgaris,  Gervillia  socialis,  Lima 
striata  u.  a.  stecken.  Oft  sind  die  Terebratelschalen  verkieselt. 
Es  wurden  auch  noch  zahlreiche  Versteinerungen  gesammelt, 
besonders  außer  den  genannten  Pecten  discites  und  laevigatus, 
Myophoria  vulgaris,  Corbula,  Nucula,  Ceratites  nodosus, 
Ostreen  u.  a.  m. 

Der  Muschelkalk  ist  hier  in  einer  dreieckig  umgrenzten 
Scholle  zwischen  Buntsandstein  im  Nordwesten  und  Ober- 
rotliegendem im  Süden  eingesunken,  und  gegen  Ebersteinburg 
zu  grenzt  er  ganz  nahe  an  die  metamorphen  Schiefer  des 
Badener  Grundgebirgsrückens,  von  denen  er  durch  eine  große 
Verwerfung  getrennt  ist.  Diesen  Schiefern  wurde  dann  noch 
ein  kurzer  Besuch  abgestattet,  und  besonders  ein  neu  angelegter 
Steinbruch  in  der  Schindel  bachklamm  besichtigt,  woselbst 
Knotenschiefer  mit  körnigem  Kalk  aufgeschlossen  sind.  Auch 
ein  großer  alter  Steinbruch  in  den  untersten  sandsteinartigen 
Arkosen   des   Oberrotliegenden   (PC  l)  wurde  besichtigt. 

Auf  dem  Wege  nach  Ilaueneberstein  wurden  am  Wolfarts- 
berg die  Bruchstücke  von  Muschelkalk  aus  einer  zweiten 
Muschelkalkscholle  festgestellt  und  dann  näher  gegen  die 
genannte  Ortschaft  auf  dem  über  den  Buntsandstein  ausge- 
breiteten Lößlehm  unter  der  Führung  des  Herrn  Architekten 
und  Stadtrats  ANTON  Klein  von  Baden,  der  an  beiden  Tagen 
die  Exkursion  begleitete  und  häufig  archäologische  Erläute- 
rungen gab,  die  von  ihm  ausgegrabenen  Grundmauern  eines 
römischen  Hauses   mit   Hofeinfassung  besichtigt. 


—     504     — 

Beim  Abstieg  nach  Haueneberstein  bot  sich  noch  ein 
gutes  Diluvialprofil.  Unter  dem  jüngeren  Löß  und  Lößlehm 
traten  zuerst  weiße  Sande  mit  ausgebleichten  Buntsandstein- 
geröllen  zutage,  welche  meist  dem  Oberpliocän  zugerechnet 
werden,  aber  auch  noch  zum  älteren  Diluvium  gehören  könnten. 
Tiefer  unten  zeigte  eine  Grube  grobes  Geröll  von  rotem,  nicht 
ausgebleichtem  Buntsandstein,  das  als  Hochterrasse  anzu- 
sprechen ist,  den  weißen  Sanden  auflagert  und  von  älterem 
und  jüngerem  Löß  und  Lößlehm  überlagert  wird. 

Nach  dem  Mittagessen  im  Schwan  in  Haueneberstein 
wurde  auf  dem  Wege  nach  Baden  zuerst  die  l'/a  bis  2  Kilo- 
meter breite  Terrasse  vor  dem  Gebirge  erläutert.  In  der 
Tiefe  liegt  das  Oligocän-Tertiär,  dem  sich  zunächst  die 
weißen  altdiluvialen  oder  auch  noch  pliocänen  Sande 
mit  ausgebleichten  Geröllmassen  von  Buntsandstein  auflagern. 
Dieselben  ragen  bis  über  40  m  über  die  Rheintalfläche 
empor  und  werden  in  großer  Ausdehnung  von  älterem  Lößlehm 
mit  zwischengelagertem  älteren  Löß  und  aufgelagertem  jüngeren 
Löß  überdeckt.  Die  weißen  Sande,  welche  häufig  Lagen  von 
weißem  und  grauem  feuerfesten  Ton,  die  sog.  Balger  Weiß- 
erde, einschließen,  wurden  später,  aber  vor  der  Lößzeit,  stark 
erodiert,  und  in  den  Talmulden  wurden  Geröllmassen  mit 
rotem,  nicht  ausgebleichtem  Buntsandstein  abgelagert,  die  da,  wo 
sie  unter  dem  älteren  Löß  vorkommen,  allgemein  der  Hoch- 
terrasse  zugezählt  werden.  Das  Hügelland  von  älterem 
Diluvium  wird  gegen  das  Rheintal  zu  von  einem  Steilrande 
begrenzt,  an  den  sich  zunächst  eine  oft  sumpfige  und  von 
Torflagern  erfüllte  Niederung  anschließt,  durch  welche  einst 
die  Kinzig  geflossen  ist,  wahrscheinlich  auch  längere  Zeit  die 
Schutter,  Elz  und  Dreisam  und  bei  Hochwasser  des  Rheins 
oft  auch  Rheinwasser.  Diese  Niederung  mit  dem  großen  alten 
Flußlauf  der  Schwarzwaldgewässer  beginnt  bei  Bühl  unter- 
halb Offenburg,  setzt  sich  in  dem  Hochgestade  der  Rheinebene 
am  Gebirgsrande  über  Rastatt,  Maisch,  Karlsruhe — Durlach, 
Bruchsal  und  Langenbrücken  ins  Tal  des  Kraichbaches  fort 
und  mündet  erst  bei  Hockenheim  in  die  heutige  Rheinniede- 
rung aus.  Später  sind  die  Schwarzwaldflüsse  mit  dem  Vor- 
rücken ihrer  breiten  Schuttkegel  durch  das  sandig-kiesige 
Hochgestade  durchgebrochen  und  fließen  nun  auf  kürzerem 
Wege  in  die  Rheinniederung  und  in  den  Rheinstrom.  Die 
'/,  bis  über  2  Kilometer  breite  Niederung  entlang  dem  Gebirgs- 
rande aber  blieb  bestehen  und  füllte  sich  unter  dem  Einfluß 
der  aus  dem  Gebirge  austretenden  Grundwasser  mit  Torfmooren. 
Zu    den    Zeiten    der    Römer   war    ein    großer   Fluß    wohl    nicht 


—     505     — 

mehr  vorhanden,  aber  stellenweise,  wie  bei  Ettlingen  und 
Karlsruhe,  große  Wasseranstauungen,  so  daß  darauf  Schiffahrt 
betrieben  werden  konnte. 

Von  Aufschlüssen  wurde  zunächst  die  Grube  von  weißen 
Sauden  und  tonigen  Weißerden  am  Schröderberg  besichtigt. 
Unten  liegen  hier  in  großer  Mächtigkeit  die  weißen  Sande, 
nach  oben  mit  Geröllagen  von  ausgebleichtem  Buntsandstein. 
Darüber  zeigt  sich  eine  Erosionsfläche,  welcher  rotes,  nicht 
ausgebleichtes  Oosgeröll  auflagert,  das  der  Hochterrasse  ent- 
spricht und  große  Mengen  von  Granitgeröllen  enthält.  Über 
diesem  Geröll  lagert  älterer  Lößlehm  und  älterer  Löß  und 
darüber  jüngerer  Löß. 

Die  Ziegelerdegruben  von  Karl  Roth  auf  der  Höhe 
gegen  Baden  bieten  zuunterst  wieder  die  weißen  Sande  und 
Balger  "Weißerden,  vergesellschaftet  mit  ausgebleichten  Geröll- 
lagen und  oft  reich  an  Granitgrus.  Darüber  zeigt  sich  wieder 
die  Erosionsfläche,  der  nun  bei  der  höheren  Lage  gegenüber 
dem  Schröderberg  kein  Oosgeröll,  sondern  einzelne  große  rote 
Buntsandsteinblöcke,  die  offenbar  vom  Hardberge  gekommen 
sind,  als  Vertreter  der  Hochterrasse  auflagern.  Darüber  folgt 
mächtiger  älterer  Lößlehm  und  dann  stellenweise  in  Mulden 
desselben  jüngerer  Löß. 

Den  besten  Aufschluß  boten  die  großen  Ziegelerde- 
gruben der  Ooser  Ziegelwerke  vorm.  Karl  Vetter  und 
die  Grube  von  Peter.  In  der  unteren  Grube  ist  der  graue 
und  braungraue  mergelige  Tertiär  ton  in  großer  Mächtigkeit 
entblößt.  Die  wahrscheinlich  dem  Cyrenenmergel  zugehörigen, 
aber  fossilleeren  Schichten  sind  flach  gegen  Nordwesten  geneigt 
und  von  schwachen,  nordöstlich  parallel  zur  Hauptspalte  ver- 
laufenden Verwerfungen  durchzogen.  Und  die  obersten  3  bis 
4  m  dieser  Schichten  sind  nach  oben  in  zunehmendem 
Maße  gestaucht,  gefaltet  und  gegen  "Westen  stark  verschoben. 
Nach  oben  ist  der  Ton  mit  einer  groben  Geröllmasse  ver- 
bunden, die  aus  roten  und  ausgebleichten  Blöcken  und 
Geschieben  von  Buntsandstein,  Granit,  Porphyr  und  Porphyr- 
konglomerat besteht  und  zweifellos  aus  dem  Oostale  gekommen 
ist.  Es  ist  nicht  ausgeschlossen,  daß  diese  Geröllmasse  durch 
glaziale  Kräfte  zur  Ablagerung  gekommen  ist,  die  auch  die 
Stauchungen  des  Tertiärtones  veranlaßt  haben.  Doch  ist  die 
Geschiebemasse  später  ausgewachsen  und  verändert  worden. 
Sie  entspricht  den  Buntsandsteinblockmassen  auf  dem  Balzen- 
berge, an  den  Abhängen  des  Merkurs,  am  Annaberg,  im  Badener 
Friedhofe  und  an  der  Friedrichshöhe,  woselbst  sie  in  günstigen 
Aufschlüssen   z.  T.   moränenartigen  Charakter  gezeigt  hat.      Das 

35 


—     506     — 

sind    z.  T.    auch    die    Geröllmassen,    die    einst    AGASSIZ    als 
Moränen  bezeichnet  hat. 

Über    dieser    teils    schwachen,    teils   bis   l'/j  m  mächtigen 
Geschiebemasse    lagert    hellgrauer    bis    gelblichgrauer,    stark 
feinsandiger  Ton,   4  —  6  m  mächtig,  oben  mit  weißen,   gelben 
und  hellroten   Sanden    und    einer  Lage  von    dunkelgrauem    bis 
schwarzem  Ton,  in  der  hier  auch  Holzreste  vorkommen.     Dieser 
schwarze    Ton    entspricht    nach    Lagerung    und    Alter    genau 
den    schiefrigen  Moos  kohlen    bei   der   Ziegelei  Mühri    unfern 
Steinbach,  welche  bereits  durch  S.ANDBKKGER  bekannt  geworden 
sind,    und   welche   Pflanzenreste   (Samen   von   Menyanthes  tri- 
foliata)  und  Käferreste  (Donarien)  enthalten.     Und  die  ganze 
Schichtenfolge  entspricht  den  gleichartigen   Schichten  bei  Hems- 
bach   im  Spessart,    wo    sich  besonders  reichlich  Pflanzen-   und 
Käferreste     gefunden      haben,      entspricht     den     Freinsheimer 
Schichten  mit  roten  Tonen  und  Mooskohlen  in  der  Rheinpfalz, 
welche  über  den  weißen  Klebsanden  auftreten,   den  Mooskohlen 
und  Tonen  von   Sufflenheim   im  Elsaß    und  von  Jockgrimm  in 
der    Rheinpfalz,      welche     letztere     bereits     dem     rheinischen 
Diluvium    angehören    und    auch    viele    Säugetierreste,    darunter 
als     besonders     bezeichnend    Elephas  antiquus     und     Rhino- 
ceros    etruscus,     ergeben     haben.       Sie     sind    nahezu     gleich- 
alterig    mit    den     conehylienreichen    Sanden    von    Hangenbieten 
im  Elsaß,    von  Moosbach    bei  Wiesbaden    und   von   Mauer    bei 
Heidelberg,  woselbst  darin  der  Homo  Heidelberg ensis  gefunden 
wurde.       Diese    Schichten     gehören    zweifellos    zum     älteren 
Diluvium;    sie    sind  die  charakteristische  Schichtenfolge  des- 
selben.     Dagegen   sind    die    weißen    Sande   auf   der   Höhe   bei 
Balg   und    am  Schröderberg,    die  wir  vorher  besichtigt  hatten, 
die  bis  20  m   höher    aufragen    und    die  genau   den    unter   den 
Freinsheimer  Schichten   der  Rheinpfalz  lagernden  weißen  Kleb- 
sanden  entsprechen,    etwas  älter.      Ob  sie  noch   zum  Diluvium 
oder  bereits  zum  Oberpliocän  gehören,   läßt  sich  bei  Baden  nicht 
entscheiden.       Man    kann     annehmen,     daß    bei    Oos     in    der 
genannten  Ziegelerdegrube  die  weißen  Sande  vorhanden  waren, 
später    abgewaschen  wurden,    und  daß  sich    in  der  gebildeten 
Talmulde  dann    etwas  jüngere  Schichten,    eben   die    genannten 
altdiluvialen     der    Stufe    des    Elephas    antiquus,    ablagerten. 
Doch    liegen    zweifellos    manchmal     auch    facielle    Verschieden- 
heiten in  der  Ausbildung  der  Sande  und  Tone  vor.      Die  rein 
weißen    Sande    stammen  meist    aus    liuntsandsteingebieten,    die 
etwas    abweichend   beschaffenen,    wie    sie  bei  Oos  vorkommen, 
aus     dem     Talgebiet     der    Oos,     also     aus     Granit-    und     Rot- 
liegendemgebiet.       Kar  tis  tisch      lassen     sich     diese    Bildungen 


—     507     — 

trotz     zweifelloser    Altersverschiedenheit    nur    sehr     schwierig 
abgrenzen. 

Daß  die  genannten  Schichten  in  der  PETERachen  Ziegel- 
erdegrube dem  älteren  Diluvium  angehören,  geht  auch  daraus 
hervor,  daß  darüber  eine  rote  Geröllmasse  von  Oosmaterial 
(viel  Granit,  Porphyr,  Porphyrkonglomerate  und  Buntsandstein) 
lagert,  welche  1 — 2  m  mächtig  ist  und  als  Ilochterrasse 
angesprochen  werden  muß;  denn  darüber  lagert  dann  der  ältere 
Lößlehm,  älterer  Löß  mit  großen  Konkretionen,  wieder  älterer 
Lößlehm,  dann  mit  scharfer  Abgrenzung  der  jüngere  Löß  und 
oben  noch  jüngerer  Lößlehm.  Die  Ziegelerdegruben  von  VETTER 
und  PETER  bei  Oos  bieten  also  von  der  Unterlage  an  ein 
vollständiges  Profil   des   älteren   und   mittleren  Diluviums. 

Die  Ergänzung  hierzu  zeigt  sich  in  einer  Lehmgrube 
dicht  beim  Dorfe  Oos,  welche  nachher  besucht  wurde. 
Man  sieht  darin  zu  unterst  noch  die  granitreichen  roten 
Schotter  und  Kiese  der  Hochterrasse  des  Oostales,  dar- 
über liegt  etwas  roter  Sand  und  dann  4 —  5  m  mächtiger 
älterer  Lößlehm,  dem  auf  der  Ostseite  der  Grube  auch 
älterer  Löß  mit  großen  Konkretionen  eingeschaltet  ist.  Dar- 
über lagert  dann  aber  nicht  direkt  jüngerer  Löß,  sondern  ein 
3 — 3,5  m  mächtiger  roter  Schotter  des  Oostales,  der  die 
Mittelterrasse  repräsentiert.  Unmittelbar  darüber  befindet 
sich  der  jüngere  Löß,  der  unten  sandig  ausgebildet  ist  und 
noch  eine  Mächtigkeit  von  4 —  6  m  erreicht.  Am  Gehänge 
lagert,  in  der  Grube  scharf  abgegrenzt,  kartistisch  im  Gelände 
aber  kaum  abgrenzbar,    abgeschwemmter    oder   dejektiver  Löß. 

In  dem  Dorfe  Oos  endet  die  Terrasse  des  älteren  Dilu- 
viums gegen  Westen;  draußen  in  der  Ebene,  hinter  der 
Niederung  des  alten  Kinzigflusses,  liegt  das  Hochgestade 
mit  rheinischen  Sanden  und  Kiesen,  und  gegen  Rastatt  zu  noch 
mit  hohen  Dünensandhügeln,  aber  ohne  Lößbedeckung.  Wir 
bezeichnen  dieses  Hochgestade  als  Niederterrasse.  Es  ist 
aber  wahrscheinlich,  daß  darin  auch  noch  Hoch-  und  Mittel- 
terrasse enthalten  sind  und  bis  an  die  Oberfläche  reichen. 
Aber  bei  der  Gleichartigkeit  der  Gesteinsbeschaffenheit  läßt 
sich  nicht  einmal  im  Profil  zwischen  diesen  Bildungen  eine 
Grenze  ziehen;  sie  müssen  kartistisch  zusammengefaßt  werden. 
Durch  die  Bohrungen  für  das  neue  Grundwasserwerk  der  Stadt 
Baden  ist  erwiesen,  daß  etwa  30  m  unter  der  Oberfläche,  unter 
den  roten  Sanden  und  Kiesen,  die  weißen  Saude  der  Balger 
Stufe  folgen,  die  noch  weitere  30  m  tief  erbohrt  worden  sind. 
Das  Tertiär  lagert  dagegen  in  der  Rheinebene  sehr  viel  tiefer 
als   am  Gebirgsrande.     Bei   der   im  .fahre  1856  vorgenommenen 

35  • 


508 


Bohrung  beim  Bahnhof  Oos  wurden  die  weißen  Sande  bei 
22,5  m,  die  Tertiärtone  bei  48  m  unter  der  Oberfläche  erreicht. 
"Wahrscheinlich  liegt  am  Talrand  zwischen  Sinzheim,  Oos  und 
Haueneberstein  noch  eine  Verwerfung,  an  der  das  Tertiär  der 
Rheinebene  noch  tiefer  abgesunken  ist  als  in  der  Staffel 
zwischen  Oos  und  dem   Gebirgsrande. 

Für  die  Besichtigung  der  Kies-  und  Sandgruben  bei 
Sandweier  reichte  die  Zeit  nicht  mehr  aus.  Am  Abend  er- 
folgte die  Fahrt  nach  Freiburg  i.  Br. 

Exkursion  Kinzigtal — Elztal — Freiburg 
am  4.  und  5.  August 

vom  Führer  Herrn  SCHNARRENBERGER. 

Die  größere  Zahl  der  Teilnehmer  (27)  traf  in  Haslach 
nach  9  Uhr  ein,  hatte  also  oberhalb  Offenburg  die  Grenze 
zwischen  der  Rheinebene  und  dem  Gebirge  überschritten,  die- 
selbe Linie,  welche  die  Teilnehmer  aus  dem  Norden  stunden- 
lang vom  Odenwald  über  Heidelberg — Bruchsal — Karlsruhe  bis 
Offenburg  begleitet  hatte,  oft  haarscharf  ausgeprägt  wie  zwischen 
Bruchsal  und  Karlsruhe,  manchmal  in  fast  greifbarer  Nähe.  Bei 
Offenburg  beginnt  ein  vermittelndes  Stück,  sowohl  tektonisch 
wie  petrographisch,  die  Vorbergzone,  schmale,  mit  dicker 
Lößdecke  verhüllte  Schollen,  die  bandartig  das  Gebirge  nun 
bis  Basel,  in  gleichmäßiger  Höhenlage  ca.  130  m  über  der 
Ebene,  begleiten.  Unter  dem  Löß  liegen  Trias,  Jura  und 
älteres    Tertiär. 

Bei  der  Station  Ortenberg  betritt  die  Bahn  den  kry stal- 
linen Schwarzwald  durch  das  Kinzigtal.  Ein  Blick  auf  die 
Übersichtskarte  zeigt,  daß  die  Talachse  sich  aus  ziemlich 
geradlinigen,  gelenkartigen  Stücken  zusammensetzt,  recht  gut 
markiert  durch  den  dicken  Strich  der  Bahnlinie.  Es  sind 
sehr  charakteristische,  im  ganzen  Schwarzwald  immer  wieder- 
kehrende Richtungen  SO  — NW,  N— S,  0  —  W  und  SW— NO. 
Die  erste  „hercynische"  erscheint  in  den  Abschnitten  Orten- 
berg—  Gengenbach  und  parallel  verschoben,  Biberach — Haslach. 
Die  Verschiebung  geschieht  längs  des  N  —  S- Stückes  Gengen- 
bach— Biberach  usw.  Hier  im  Unterlauf  wird  die  Bedeutung 
dieser  Dinge  nicht  so  klar,  wenngleich  das  kundige  Auge  sie 
auch  hier  schon  gut  erkennen  kann.  Sobald  wir  aber  den 
Oberlauf  der  Flüsse  mehr  im  Zentrum  des  Gebirges  betreten, 
also  die  Nebenflüsse  Gutach  oberhalb  Hornberg.  die  Schiltach 
bei  Schramberg,  erkennt  man  augenblicklich,  daß  die  gerad- 
linigen  Seiten   tektonisch   bestimmt   sind,    in    beiden    genannten 


—     509     — 

Fällen  gleichlaufende  schmale  Gräben.  Besonders  die  „her- 
cynische"  Richtung,  aber  auch  die  andern  sind  im  ganzen 
Gebiet  zwischen  Kinzig  und  Dreisam  geradezu  medellartig 
vorhanden  und  aufs  deutlichste  tektoniseh.  Zu  den  genannten 
Beispielen  kommt  noch  der  Katzensteig  zwischen  Schönwald 
und  Furtwangen,  das  Bregtal  von  Föhrenbach  nach  Hammer- 
eisenbach, der  mittlere  Simonswald,  das  Steinbachtal  bei 
St.  Märgen   u.  v.  a. 

Der  Schwarzwald  ist  aufs  schärfste  tektoniseh  gegliedert, 
und  der  Führer  hatte  es  als  Hauptaufgabe  dieses  Tages  an- 
gesehen, die  Teilnehmer  mit  den  Elementen  dieser  Anschauung 
bekannt  zu  machen.  Vorerst  aber  zu  den  Bausteinen  des 
Gebirges   selbst! 

Wagen  brachten  die  Exkursion  talabwärts  zu  den  großen 
Brüchen  am  Artenberg.  Hier  wird  in  ausgezeichneter  Frische 
typischer  Eruptivgneis,  Schapbach  gneis  der  Schwarzwald- 
geologie, abgebaut.  Der  größere  staatliche  Bruch  liefert  haupt- 
sächlich Gleisschotter  für  einen  großen  Teil  des  Landes;  aber 
auch  als  Baustein,  Eisenbahnbrücken,  Flußbauten  findet  das 
Material  vielfache  Verwendung.  Die  außerordentlich  gleich- 
mäßige „stöchionome"  Zusammensetzung  und  Korn,  der  Reich- 
tum an  Feldspat  und  der  konstante,  wrenn  auch  geringe 
Glimmergehalt  zeichnen  dieses  Vorkommen,  das  man  als 
normalen  Schapbachgneis  bezeichnen  kann,  aus.  Die 
Zusammensetzung  ist  die  eines  Granitits.  Deutlich  ist  das 
Gestein  durch  den  dunklen  Hauptbruch,  die  Schieferungsebene, 
texturiert.  Strukturell  treten  die  Feldspate,  vor  allem  die 
Plagioklase  und,  wo  sie  vorhanden  ist,  die  Hornblende  durch 
ihr  Bestreben   hervor,   idiomorphe   Ausbildung   zu   erlangen. 

Im  Schwarzwald  lassen  sich  nach  den  wegbahnenden 
Untersuchungen  von  Adolf  Sauer  im  Felde  bekanntlich  drei 
wohl  unterschiedene  Typen  zur  Darstellung  bringen,  die  nach 
Flüssen   des   mittleren   Schwarzwaldes   genannt  sind.  . 

Schapbachgneis  und  Renchgneis  bilden  polare  Gegensätze. 
Die  letzteren  sind  metamorphe  alte  Schiefer.  Der  groß  an- 
gelegte chemisch-petrographische  Beweis  für  diese  Anschauung 
stellt  den  Hauptanteil  der  Arbeit  von  H.  RüSENBUSCll  am 
Schwarzwälder   Grundgebirge   dar. 

Von  akzessorischen  Bestandteilen  ist  hier  im  mittleren 
Schwarzwald  für  den  Schapbachgneis  der  Orthit  (Cerepidot), 
in  gewisser  Beschränkung  auch  die  Hornblende  charakteristisch; 
für  die  Renchgneise  von  Mineralien  der  Sillimanit  und  Granat, 
von  gelegentlichen  konkordanten  Bestandmassen  Marmor,  Kalk- 
silikatfelse      und      kohlige     Einlagerungen      (Graphitoidgneise). 


—      510      — 

Kalksilikatfelse  finden  sich  als  große  Seltenheit  auch  als  all- 
seitig umgrenzte  Einschlüsse  von  geringer  Masse  im  Eruptivgneis. 
Ein  graugrüner,  recht  grobkörniger  Einschluß  dieser  Art  wurde 
von  den  Teilnehmern  selbst  am  Artenberg  gefunden.  Am 
Nordende  des  Steinbruches  sind  Trümchen  des  auf  der  Spezial- 
karte  eingetragenen  Erzganges  zu  beobachten  (grüner  Flußspat, 
Kupferkies). 

Das  Kinzigtal  selbst  stellt  sich  wie  alle  großen  Schwarz- 
waldtäler als  Mulde  dar,  deren  ebene  Gesteinssohle  in  scharfem 
Winkel  gegen  die  Gehänge  stößt,  die  mit  den  konstanten 
Winkeln  von  27 —  30°  einen  Abtragungsausgleich  darstellen, 
oder  steiler,   an  Prellstellen,  die  Erosionsböschung  zeigen.    Das 

Profil  ist  also  das  des  Kastens  \ /.     Diese  Mulde  ist  mit 

Kies  ausgefüllt,  der  eine  ebene  Oberfläche  besitzt.  Die  Auf- 
füllung wird  talabwärts  mächtiger;  im  Mittel-  und  Oberlauf 
steht  die  Erosionsrinne  des  Flusses  häufig  schon  in  3 — 4  m 
Tiefe  im  gewachsenen  Fels  (Simonswälder  Tal  z.  B.),  und  ent- 
blößt dann  durch  seine  Mäandrierung  das  charakteristische 
Profil  weithin.  Die  Ausarbeitung  des  Profils  fällt  in  eine 
Phase  der  Abtragung  und  Ausräumung,  die  Auffüllung  in  eine 
anschließende.  Der  Verfasser  ist  der  Ansicht,  daß  diese  Ver- 
hältnisse durch  seitliche  Erosion  geschaffen  sind,  immer  unter 
Berücksichtigung  der  prädestinierenden  Störungen,  die  nicht 
nur  vorzeichnend,  sondern  auch  vorarbeitend  zu  denken  sind,  die 
aber  nicht  mit  den  beutigen  Talrändern  zusammenfallen  müssen. 

Die  Talformen  des  höheren  Gebirges  sind  bekanntlich 
wesentlich  andere. 

Von  den  Brüchen  am  Artenberg  ging  die  Wagenfahrt 
wieder  talaufwärts  durch  das  Schwarzwaldstädtchen  Haslach, 
das  Hofstettener  Tal  bis  zum  Bresemerhof.  Unterwegs  wurde 
ein  kleiner  Renchgneisaufschluß  bei  P.  534,2  besichtigt.  Bei 
dem  genannten  Hof  ist  die  Abtragungsfläche  des  Rot- 
liegenden (Peneplain)  erreicht.  Hier  wurde  zunächst  das 
Vorhandensein  dieses  für  die  geologische  Auffassung  des  Ge- 
birges fundamentalen  Elementes  demonstriert,  ihre  Bedeutung 
für  Morphologie,  Tektonik,  Stratigraphie  kurz  skizziert  und 
dann  über  den  Schloßhof  der  kurze  Marsch  nach  der  Heidburg 
angetreten.  Nacheinander  wurden  passiert  graue  und  grau- 
violette grobe  Arkosen  des  Unterrotliegenden,  brennend  rote 
Schiefertone  und  rotbraune  feldspatreiche  Sandsteine  der  oberen 
Stufe,  und  schließlich  der  Hauptbuntsandstein  in  einem  kleinen 
Steinbruch   an   der   Westseite   der    llcidburg. 

Von  der  Höhe  dieser  Kuppe  bol  -ich  nun  bei  dem  hellen 
Wetter    eine    vorzügliche    Rundsieht    und     ein     Überblick    über 


—     511     — 

den  mittleren  Schwarzwald.  Am  Horizont  waren  zu  sehen 
im  Norden  die  tischebenen  Hochflächen  des  Mooswaldes,  der 
Hornisgrinde,  die  Hochfläche  von  Schramberg,  die  Simonswälder 
Hochfläche — Gschasikopf — Rohrhardsberg,  der  Kandel,  der  Ab- 
fall des  Gebirges  zur  Rheinebene  und  der  Westrand  der  Hühner- 
sedelfläche  mit  diesem  Berg  selbst,  dem  flachen  Porphyrrücken 
des  hohen  Geisberges  und  dem  Hesseneck.  Zu  Füßen  liegt 
weithin  die  Peneplain  ausgebreitet  vom  Westrande  der  Hühner- 
sedelfläche,  unter  unserm  Standpunkt  hindurch  leise  nach  Osten 
einfallend,  bis  zur  außerordentlich  scharfen  Elzlinie.  Hier  ist 
sie  in  500  m  Höhe  jäh  unterbrochen,  beginnt  auf  der  Simons- 
wälder Hochfläche  in  1150  m  Höhe  von  neuem,  wie  die  Über- 
sichtskarte zeigt,  und  fällt  dann  unaufhaltsam  nach  Osten  bis 
in  den  Schwäbischen  Jura  ein. 

Das  Elztal  mit  seiner  schnurgeraden  Talachse  entspricht 
einer  Verwerfung  von   der  angegebenen   Sprunghöhe. 

Die  verschiedenen  Gebirgsabstufungen,  die  besonders  am 
nördlichen  Horizont  teilweise  schön  treppenartig  sich  präsen- 
tieren, zeigen  aufs  schönste  den  geologischen  Charakter  des 
Schwarzwaldes  als  stark  zerbrochenes  Tafelland  bzw.  als 
Basis  eines  solchen. 

Das  Alter  der  Zerstückelung  ist  teils  nachgewiesen  permisch, 
vor  allem  aber  aufs  deutlichste  an  das  Spaltensystem  des 
Rheintales  verknüpft,  also  hauptsächlich  tertiär.  Paläozoische 
und  mesozoische  Bewegungen  sind  in  der  neuesten  Zeit  eben- 
falls erkannt  worden. 

Von  diesem  Schollenbau  ist  der  Faltenbau  des  Grund- 
gebirges getrennt  zu  halten.  Das  Faltenbild  ergibt  sich  aus 
den  Profilen  unter  den  Blättern  Haslach  und  Elzach.  Außer 
dieser  stetigen  Verbiegung  sind  gerade  im  Gebiete  der  Elz 
horizontale  Bewegungen  (Überschiebungen)  sowohl  im  kleinen 
wie  großen  Ausmaß  erkannt  worden.  Doch  sind  die  Unter- 
suchungen noch  nicht  so  weit  gediehen,  daß  sie  jetzt  schon 
gezeigt  werden   können. 

Alle  tektonischen  Beobachtungen  und  Überlegungen  zeigen 
das  Grundgebirge  im  Schwarzwald  als  Gebirgsrumpf,  vergleich- 
bar einem  horizontal  abgesägten  Baumstumpf.  Die  Nicht- 
berücksichtigung dieser  Tatsache  hat  bis  in  die  allerneuste 
Zeit  zu  ganz  falschen  Deutungen  der  Struktur  und  zur  Ver- 
kennung der  intensiven   Faltenwirkung  geführt. 

Die  Profile  geben  das  Bild  nur  als  schematischen  Aus- 
gleich und  in  großen  Zügen;  die  Verfaltung  und  Verstauchung 
der  einzelnen  Elemente  ist,  besonders  bei  Renchgneis,  unglaub- 
lich  kompliziert   und   verworren. 


—     512     — 

Die  späteren  Exkursionen  werden  gute  Beispiele  hierfür 
bringen. 

Von  der  Heidburg  aus  gings  auf  der  Buntsandsteinfläche 
nach  dem  kleinen  Schwarzwaldwirtshaus  (Biereck),  wo  ein 
kleiner  frugaler  Imbiß  die  Teilnehmer  stärkte  und  der  durch  Güte 
und  Billigkeit  ausgezeichnet  war. 

Die  Wagen  brachten  nun  die  Exkursion  auf  der  alten 
Haslach — Elzacher  Straße  ins  Elztal.  Zuerst  führte  der  Weg 
noch  durch  Buntsandstein  und  Rotliegendes,  deutlich  erkenn- 
bar am  rundblockigen,  groben  Straßenschotter  (Arkosen  und 
Sandstein),  später  dann  auf  dem  weicheren  Gneismaterial. 
Vom  Schönwasen  aus  bot  sich  ein  freier  Überblick  über  den 
Syenitzug,  der  in  gerader  Erstreckung  von  Elzach  bis  Hausach 
und  Wolfach  in  mehreren  Reihen  runder  Kuppen  von  Südwest 
nach  Nordost  zieht.  Er  ist  als  Gesamtheit  deutlich  gegen  die 
Hühnersedeltafel  abgesetzt  und  entspricht  wohl  einer  selb- 
ständigen Scholle. 

Die  vorgerückte  Zeit  hat  leider  nicht  erlaubt,  den  Ab- 
stecher ins  untere  Biederbachtal  zu  machen,  wo  ausgezeichnet 
reichlich  orthitführender  Schapbachgneis  in  einem  kleinen  Bruch 
als  Straßenmaterial  gewonnen  wird.  Die  Wagen  brachten  die 
Teilnehmer  direkt  nach   Oberwinden. 

Der  große  Schapbachgneisbruch  im  Dorfe  ist  nur  in 
kleinem  Betrieb  und  zeigt  etwa  denselben  Typ  wie  der 
Artenberg. 

Auf  der  linken  Seite  der  Elz  stoßen  die  Schuttmassen 
der  Seitenbäche  von  der  1000 — 1100  m  hohen  Eirstlinie  der 
Simonswälder  Berge  in  mächtigen  Schuttkegeln  gegen  die 
Elz  vor.  Teils  sind  diese  Schuttmassen  älter  als  der  Lößlehm, 
teils  liegen  sie  darauf.  Diese  enge  Verbindung  mit  dem  Lehm 
erzeugt  stellenweise  eine  etwas  abnorme,  aber  sekundäre  Packung 
der  Massen,  die  vielfach,  besonders  in  der  Zeit  der  Hochflut 
erratischer  Vorstellungen  um  die  Wende  des  Jahrhunderts,  zur 
Deutung  als   Moränen  geführt  haben. 

Am  Ausgang  des  Simonswälder  Tales  nördlich  Bleibach 
sind  in  der  großen  Ziegelei  alte  mürbe  Schotter  auf  größere 
Entfernung  mit  horizontaler  Oberlläche  erschlossen.  Diese 
Terrasse  trägt  eine  Auflage  von  älterem  Lößlehm  mit 
aufgeschweißtem  jüngerem.  Die  Mächtigkeit  dieses  Kom- 
plexes nimmt  nach  dem  Gehänge  etwas  zu,  auf  5  m  ca.  Dort 
schiebt  sich  eine  blaue  bis  schwarze,  humöse  Mergellage  ein 
voll  weißer  Schalen  von  Süßwasser-  und  Landschnecken.  Diese 
diluvialen    dunklen   Mergel    und  Tone    sind    am    Schwarzwald- 


—     513      — 

rande  weit  verbreitet1)  (Merzhausen,  Wolfenweiler,  Rümmingen), 
haben  bis  jetzt  aber  noch  keine  typischen  Säugetierreste  ge- 
liefert um  eine  Einreihung  in  das  glaziale  Schema  zu  ermög- 
lichen. So  bleibt  für  die  Altersbestimmung  der  Tone  und 
Schotter  nur  der  oben  genannte  stratigraphische  Verband. 
Danach  liegt  Hochterrasse  vor.  Das  Material  stammt  aus  dem 
Einzugsgebiet  der  Gutach.  Buntsandstein  ist  spärlich  vertreten. 
(Steinberg  bei   Waldau.) 

Von  der  Tongrube  aus  wurde  der  neue  Aufschluß  in 
typischen,  sehr  frischen  Renchgneisen  besucht,  der  an  einer 
neuen  Waldstraße  etwa  bei  dem  7  125  m  nördlich  P.  382,8 
am   Westabhang  des  Hörnliberges   liegt. 

Der  ganze  polare  Gegensatz  dieser  Gesteine  zu  denen 
von  Artenberg  tritt  hier  aufs  schärfste  hervor.  Die  Lagen- 
textur „Schichtung",  die  einem  raschen  Wechsel  unterliegt, 
das  starke  Überwiegen  des  feinschuppigen  Glimmers,  in  dem 
die  Quarz-  und  Feldspataugen  eingebettet  liegen,  sind  das 
Auffallendste.  Die  letztere  Ausbildung  nähert  diesen  Rench- 
gneistyp  schon  etwas  den  Kinzigitgneisen,  die  dann  ausge- 
sprochener weiter  im  Osten,  im  Eschenbachgraben,  auftreten. 
In  manchem  der  geschlagenen  Handstücke  wird  wohl 
auch  nachträglich  noch  ein  violettrotes  Granatkorn  entdeckt 
worden  sein. 

Zahlreiche  grobe  Pegmatitgänge  scheinen  den  Weg  zu 
weisen  für  das  Verständnis  der  kinzigischen  Ausbildung  dieser 
Sedimentgneise,  die  gern  in  der  Nähe  von  Schapbachgneisen 
und  Graniten  auftritt.  Frische  Renchgneise  sind  im  Schwarz- 
wald recht  selten.  Die  Verwitterungsdecke  ist  oft  10  m  und 
darüber  dick. 

Der  hochgelegene  Standpunkt  gewährte  zum  Schluß  noch 
einen  guten  Überblick  über  die  Morphologie  des  ausgehenden 
Simonswälder  Tales  (Gutach),  wo  der  rasch  fließende,  wasser- 
reiche Gebirgsbach  abwechselnd  in  langen  Prellstellen  die 
Talflanken  streift  oder  von  den  seitlichen  Schuttmassen  ab- 
getrieben wird.  Das  Resultat  ist  dann  das  oben  gezeichnete 
Talprofil. 

Über  die  kiesige  Niederterrasse,  das  Raufeid,  wurde  der 
Bahnhof  Bleibach   erreicht. 


')  Die  Untersuchung  i>t  durch  Peter  Siwkk  lic^onnen.  Beiträge 
z.  Kenntni-  d.  eiszeitl.  Flora  u.  Fauna  Badens.  Berichte  nat.  Ges. 
Freiburg  i.  Br.,  Bd.  XIX,  S.  153  ff. 


—     514     — 


Exkursion  Freiburg  —  Schauinsland  —  Güntersthal  — 
Freiburg  am  6.  August 

vom  Führer  Herrn  Sciinaruknberger. 

Vom  Bahnhof  Kirchzarten  aus  wurde  zuerst  ein  frischer 
Aufschluß  (Kiesgrube)  in  der  Nähe  des  Brandhofes  besichtigt. 
Das  Profil  ist  typisch  für  den  Aufbau  des  großen  flachen 
Schuttkegels,  der  die  Kirchzartener  Fläche  erfüllt,  von  der  an 
einer  anderen   Stelle  die  Rede  sein  soll. 

Der  Aufschluß  von  ca.  6  m  Höhe  zeigt  eine  untere  4  m 
dicke,  feste,  fast  moränenartig  gepackte  Lage  voll  grober  Blöcke 
bis  Kubikmetergröße.  Das  verbindende  Zement  ist  lehmfreier 
gewaschener  Sand.  Darauf  ruht  eine  bis  meterdicke  Schicht  von 
verschwemmtem  Lößlehm  und  dann  folgt  1  m  jüngerer  Überguß 
mit  grobsandigem  und  lehmigem  Bindemittel.  Die  Einreihung 
dieses  Profils  in  das  glaziale  Schema  ist  schwierig.  Säugetier- 
reste sind  bis  jetzt  im  Kirchzartener  Tal  keine  gefunden 
worden.  In  Verbindung  mit  Löß  treten  die  Schottermassen 
nirgends.  Dieser  spielt  seltsamerweise  in  dem  großen  offenen 
Tal  eine  geringe  Rolle,  ganz  im  Gegensatz  zu  den  übrigen 
Tälern  des  mittleren  Schwarzwaldes.  In  der  gemeinen  Auf- 
fassung gelten  die  Schottermassen,  in  welche  die  einzelnen  Zu- 
flüsse der  Dreisam  bis  12  m  tief  eingebettet  sind,  als  Nieder- 
terrasse. 

"Wagen  brachten  nun  die  Teilnehmer  durch  die  Orte 
Kirchzarten  und  Oberried  in  das  mittlere,  tief  eingeschnittene 
Bruggatal.  Von  Kirchzarten  bis  Oberried  verläuft  die  Straße 
auf  der  Niederterrasse  des  800  m  breiten,  normalen  Tales. 
Bei  Oberried  mündet  von  rechts  das  Zastlertal,  das  im  Profil 
Scheibenfelsen  —  Kurzrenthe  schon  Anklänge  an  die  U-Form 
der  höheren   Schwarzwaldtäler   zeigt. 

Auf  dem  Holzplatz  bei  P.  580,7  wurden  die  Wagen  ver- 
lassen und  die  Gneisaufschlüsse  am  West-  und  Südabhang 
des  Faulbaches  begangen.  Nördlich  in  der  Richtung  auf  die 
Gefällmatte  stehen  typische,  schiefrige,  braun  verwitternde 
Renchgneise  an;  am  Faul b ach  selbst,  besonders  in  den  Klippen 
des  Südabhanges,  typischer  normaler  Schapbachgn  eis,  wie  er 
sonst  eine  Seltenheit  in  der  Schauinslandgegend  ist.  Zwischen 
diesen  beiden  Extremen  ist  nun  in  typischer  Form  eine 
Mischzone  ausgebildet  von  ca.  (iOOm  Breite.  Zwischen  die 
Renchgneismassen  zwäDgen  sich  zuerst  helle  Aplite  ein.  Nach 
und  nach  werden  die  Rencbgneisblöcke  kleiner,  das  glimmer- 
und cordieritführende  Aplitmaterial  nimmt  zu,  das  sedimentäre 
Material  verschwindet  immer  mehr,   ist  schließlich  nur  noch  in 


—     51S     — 

kleinen  runden  Knauern  oder  wolkenartig  zerstreut  zu  erkennen 
bei  gleichzeitiger  Zunahme  der  schiefrigen  Textur  des  erup- 
tiven Materials,  das  immer  Schapbachgneis  ähnlicher  wird. 
Die  Mischzone  ist  aufs  stärkste  gekröseartig  verfaltet  und 
gestaucht  und  bietet  den  Eindruck  einer  unfertigen  Schmelze. 
Bei  der  Verwitterung  werden  die  sedimentären  Bestandraassen 
herausgeholt  und  die  Blöcke  zeigen  eine  sehr  charakteristische 
höckerig-zottige  Oberfläche.  Dieser  Gesteinstyp  hat  eine  große 
Verbreitung  im  zentralen  südlichen  Schwarzwald  (Feldberg  — 
Schauinsland).  Er  tritt  sowohl  in  deutlicher  Anlehnung  auf 
wie  hier,  aber  auch  selbständig  zwischen  Renchgneis-  oder 
Schapbachgneiszügen. 

Der  Demonstration  dieser  Erscheinungen,  die  alsAuf  schmelz - 
zonen  gedeutet  werden,  sowie  der  Vorführung  der  sehr  mannig- 
faltigen Glieder  der  ganzen  Gesteinssippe  war  der  Vormittag 
gewidmet.  Aufschluß  reiht  sich  an  Aufschluß  längs  der  neuen 
Fahrstraße  nach  dem  Steinwasenwirtshaus  und  von  dort  nach 
Hofsgrund.  Zu  den  Formen,  wie  sie  H.  SCHWENKEL  aus  der 
Gegend  abbildet,  kommen  solche,  die  völlig  nordischen  von 
SEDERHOLM  abgebildeten  gleichen,  was  auch  von  Herrn 
P.  ERDMANNSDÖRFFER  bestätigt  wurde. 

Franz  Friedrich  Graeff  hat  diese  Verhältnisse  zuerst 
vor  25  Jahren  studiert,  richtig  erkannt  und  kartistisch  darzu- 
stellen versucht.  Die  Neuaufnahme  des  Blattes  Freiburg  durch 
den  Führer  in  den  Jahren  1910 — 1912  trägt  den  Erschei- 
nungen weitgehend  Rechnung.  Das  Gneisgebiet  des  südlichen 
Schwarzwaldes  ist  durch  das  Hervortreten  der  auffälligen 
Mischzonen,  die  zwar  dem  mittleren  auch  nicht  fehlen,  cha- 
rakterisiert, bei  gleichzeitigem  Zurücktreten  der  kinzigitischen 
Ausbildung  der  sedimentären  Gneise.  Damit  verschwindet  der 
Granat,  der  hier  ein  recht  seltenes  Mineral  in  den  Glimmer- 
gneisen ist.  Cordierit  wird  häufiger  und  zum  Leitmineral 
für  Renchgneise.  Größere  Ansammlungen  davon  in  den  apli- 
tischen  Bestandmassen  der  Mischzonen  rühren  augenscheinlich 
aus  dem  aufgenommenen  Renchgneis.  Die  rostigen,  braunen 
Verwitterungsfarben  sind  neben  dem  Glimmer  auf  Kosten  des 
Cordierits  zu  setzen. 

Bei  der  hohen  Brücke  befindet  sich  der  bekannte  Bruch 
im   Granitporphyr,   etwas   nördlich   davon    Minettegänge. 

Über  dem  Steinbruch,  bei  der  zweiten  Kehre  der  Straße, 
bot  sich  ein  schöner  Ausblick  auf  den  Feldberg  und  in  das 
typische,  glaziale  Wannental  von  St.  Wilhelm.  Hier  setzte 
der  zweite  Teil  des  Tagesprogramms  ein,  die  Demonstration  der 
glazialen  Mode  liierung  des  hohen  südlichen  Schwarzwaldes. 


—     516     — 

Beim  Steinwasenwirtshaus  ist  die  erste  typische  End- 
moräne, mit  dahinterliegender  vermoorter  Depression.  Riesige 
3  —  4  m  hohe  Blöcke  nehmen  gleich  am  Aufbau  des  großen 
Walles  teil,  der  am  Nordende  durch  den  Hofsgrunderbach 
durchsägt  ist.  Der  Wall  liegt  zwischen  den  Kurven  750  und 
760  m. 

Ein  schöner  Überblick  über  die  durch  Kare  (Winterhalde, 
Gegentrum,  Brenden)  gegliederte  Hofsgrunder  Bucht  bot  sich 
von  der  Höhe  1092,9  hart  südlich  des  Blattrandes  Freiburg. 
Petrographische  Ausbeute  gab  der  große  Blockzug  von  Amphi- 
bolit,   der  in  Miscbgneis  eingebettet  auf  der  Höhe  herauswittert. 

Nach  dem  Mittagsmahl  im  Gasthaus  „Zum  Hof"  wurde 
der  Schauinsland  (1286,6  m)  bestiegen.  Leider  hatte  während 
des  Aufstieges  dichter  Nebel  eingesetzt,  wie  das  für  den  Hoch- 
schwarzwald um   diese  Jahreszeit  fast  gewöhnlich  ist. 

So  war  die  beabsichtigte  Schlußdemonstration  des  Schwarz- 
waldes als  Tafelland,  markiert  durch  die  rotliegende  Peneplain, 
die  sich  vom  Gipfel  des  Schauinslandes  aus  aufs  prächtigste 
bietet,  vereitelt. 

Der  Abstieg  ging  über  die  Pflughalde,  Kohlerhau  und  den 
„Ruchenpfad''  nach  Güntersthal.  Die  frische,  kühle  Witterung 
ließ  alle  Teilnehmer  die  anstrengende  Tour  brillant  überstehen. 

Exkursion  nach  dem  Kaiserstuhl  am  6.  August 

vom  Führer  Herrn  J.  Sohllner. 

Mittwoch,  den  6.  August,  früh  5.54  Uhr,  fuhren  die 
Exkursionsteilnehmer  von  Freiburg  Hauptbahnhof  über  Gotten- 
heim  nach  Bötzingen.  Von  da  ging  es  zunächst  durch  Oberschaff- 
hausen an  den  Fohberg  zur  Besichtigung  der  Steinbrüche  in 
wollastonitreichem  Phonolith.  Außer  in  feiner  Verteilung  in 
Form  von  kleinen  seidenglänzenden  Nadeln  konnte  Wollastonit 
auch  in  größeren  Knollen  als  Einschluß  im  Phonolith  gesammelt 
werden.  Des  weiteren  fanden  sich  Einschlüsse  mit  titan- 
haltigem  Melanit,  sog.  „Schorlomit",  Einschlüsse  von  bläulichem 
Marmor,  von  einer  Wollastonitzone  umgeben,  usw.  Ferner 
auf  Drusen  Natrolith.  Unmittelbar  hinter  der  Steinbrecher- 
hütte in  dem  letzten  großen  Steinbruch  an  der  Landstraße 
wird  der  Phonolith  von  einem  Gang  von  Monchiquit  durch- 
setzt. Der  Monchiijuit  zeigt  gegen  den  Phonolith  ein  typisches 
braunes,  glasreiches  Salband.  Von  da  führte  der  Weg  weiter 
nach  Westen  aufwärts  bis  auf  die  Höhe  beim  Paß  Vogelsang, 
von  wo  aus  ein  Überblick  über  die  zentralen  Teile  des  Kaiser- 
stuhles  mit  seinen  charakteristischen  kahlen  Kalkbergen  möglich 


—     517     — 

■war.  Vom  Paß  Vogelsang  ging  es  über  Vogtsburg  an  den 
Fuß  des  Badberges,  eine  große  Kalkscholle  im  Innern  des 
Kaiserstuhls,  die  hochgradig  kontaktmetamorph  verändert  ist. 
Beim  Badloch  bei  Vogtsburg  gewährte  ein  größerer  Steinbruch 
einen  Einblick  in  den  petrographischen  Charakter  des  Kalkes. 
Es  ist  ein  körniger  Kalk,  der  durch  einen  hohen  Gehalt  an 
Biotit  und  stellenweise  von  Dysanalyt  als  Kontaktmineralien 
ausgezeichnet  ist.  Auf  halber  Höhe  des  Steinbruches  zeigt 
der  Marmor  eine  deutliche  Bänderung,  welche  auf  die  ursprüng- 
liche Schichtung  des  Kalkes  hinweist.  Die  Bänderung  fällt 
sehr  steil  nach  Westen  ein,  deutet  also  darauf  hin,  daß  die 
Scholle  aus  ihrem  ursprünglichen  Verbände  losgerissen  und 
steil  gestellt  sein  muß.  Im  Hintergrund  der  kleinen  Talrinne 
beim  Badloch  wird  der  Marmor  von  einem  schmalen  Gang 
von  Glimmertinguaitporphyr  durchsetzt.  Vom  Exkursionsleiter 
wurde  darauf  hingewiesen,  daß  die  Kalkscholle  des  Badberges 
nicht  in  allen  ihren  Teilen  die  gleiche  Mineralführung  besitzt. 
So  treten  im  Gegensatz  zu  dem  Aufschluß  beim  Badloch  auf 
der  Höhe  des  Badberges  Kalke  auf,  die  frei  von  Biotit  sind, 
die  dagegen  Wollastonit  in  großen  Mengen  führen.  Die  Fund- 
stelle hiervon  konnte  mit  Rücksicht  auf  die  Kürze  der  Zeit 
nicht  aufgesucht  werden,  dagegen  wurden  noch  kleine  Schürfe 
in  körnigem  gehlenitführenden  Kalk  auf  halbem  Weg  zwischen 
Badloch  und  Ilohberg  („Horberig")  bei  Oberbergen  besichtigt. 
Am  westlichen  Ende  des  Badberges,  am  sogenannten  Hohberg 
(„Horberig"),  bot  sich  Gelegenheit,  die  große  Mannigfaltigkeit 
von  verschiedenartigen  Eruptivgesteinsgängen  zu  studieren,  die 
hier  kreuz  und  quer  sich  gegenseitig  durchsetzen.  Es  sind 
hauptsächlich  Gänge  von  Phonolith,  Tephrit,  Monchiquit, 
Mondhaldi'it,  Nephelinit,  Trachydolerit  und  Tinguait,  die  z.  T. 
auch  häufig  Einschlüsse  verschiedenster  Art  führen.  Vom 
Hohberg  ging  es  quer  über  das  Tal  an  den  Südfuß  des  Heß- 
leterbuckes  bei  Oberbergen.  Daselbst  war  das  erst  neuerdings 
aufgefundene  Tiefengestein  des  Kaiserstuhls,  Essexit,  an  meh- 
reren Stellen  gut  aufgeschlossen  zu  sehen.  Den  Essexit  selbst 
durchsetzen  an  dieser  Stelle  zahlreiche,  oft  dicht  gedrängte 
Gänge  von  verschiedenartigen  Gesteinen,  so  hauptsächlich  unter 
anderen  von  Tinguait,  Monchiquit,  und  von  Bergalith,  einem 
neuen  melilithreichen  basischen  Ganggestein,  das  bis  jetzt  nur 
aus  dem  Kaiserstuhl  bekannt  geworden  ist.  Der  Kontakt 
dieser  Gänge  gegen  Essexit  war  an  vielen  Stellen  sehr  gut 
aufgeschlossen.  In  kurzem  war  dann  Oberbergen  erreicht, 
woselbst  im  Gasthaus  zum  Adler  Mittagsrast  gemacht  wurde. 
Am  Nachmittag    fuhr    man   mit  Wagen  über  Oberrotweil  nach 


—     518     — 

dem  Kirchberg  bei  Niederrotweil.  Ein  großer  Steinbruch, 
dessen  Besichtigung  von  der  Firma  Phonolithwerk  A.  Trkiber 
&  W.  Steup  in  Oberrotweil  in  bereitwilligster  Weise  gestattet 
wurde,  gewährte  Einblick  in  den  mächtigen  Phonolithstock 
des  Kirchberges.  Es  war  auch  die  Möglichkeit  geboten,  gute 
Stufen  von  Kalkspat  und  Apophyllit  auf  Drusen  des  Phonoliths 
zu  sammeln.  Die  Besichtigung  des  Steinbruches  litt  etwas 
unter  gerade  niedergehendem  heftigen  Regen.  Von  Nieder- 
rotweil fuhren  die  Teilnehmer  mit  Wagen  weiter  bis  an  die 
Limburg  bei  Sasbach.  In  einer  Reihe  von  Steinbrüchen  war 
daselbst  der  Aufbau  des  Liniberges  aus  Agglomerat,  Limburgit- 
strömen,  Nephelinbasalt,  Tuff,  tertiären  (oligocänen)  Sedimenten 
und  zuletzt  Löß  gut  zu  studieren.  Die  tertiären  Sedimente 
sind  den  Strömen  zwischengeschaltet.  Von  dem  Leiter  der 
Exkursion  wurde  bei  dieser  Gelegenheit  darauf  hingewiesen, 
daß  die  einzelnen  Ströme  nicht  durch  und  durch  aus  „Lim- 
burgit"  bestehen,  daß  vielmehr  die  glasreiche  Entwicklung, 
die  für  den  Begriff  des  Gesteins  „Limburgit",  wie  er  von 
ROSENBUSCH  aufgestellt  wurde,  erforderlich  ist,  sich  nur  auf 
die  äußersten  Teile  der  Ströme  beschränkt,  daß  dagegen  die 
zentralen  Teile  der  „Liinburgit"ströme  völlig  krystallin,  also 
glasfrei,  entwickelt  sind  und  sich  als  Nephelinbasanit  repräsen- 
tieren. Den  besten  Überblick  über  den  ganzen  Limberg  hatte 
man  nach  Überschreiten  der  Schiffbrücke  vom  elsässischen 
Ufer  des  Rheines  aus.  Auf  dem  Rückweg  wurden  noch  kurz 
am  Litzelberg  die  neuen  Aufschlüsse  in  schwarzem  Nephelin- 
basalt besichtigt.  Der  Nephelinbasalt  ist  daselbst  ausgezeichnet 
durch   zahlreiche   Einschlüsse   von   Olivinknollen. 

Mit  Wagen  ging  es  dann  zurück  nach  dem  Bahnhof 
Sasbach,  von  wo  4.39  Uhr  über  Breisach  die  Rückfahrt  nach 
Freiburg  angetreten  wurde.  Die  Ankunft  daselbst  erfolgte 
6.00  Uhr  abends.  Trotz  des  in  der  vorhergehenden  Nacht 
eingetretenen  regnerischen  Wetters  konnte  die  Exkursion  ohne 
wesentliche  Störungen  durchgeführt  werden.  Nur  am  Nach- 
mittag war  die  Besichtigung  der  Aufschlüsse  durch  zeitweise 
heftige  Regengüsse  etwas  beeinträchtigt.  Die  Zahl  der  Teil- 
nehmer an   der  Exkursion   betrug   annähernd   30. 


—     510 


B.    Exkursion  während  der  Versammlung. 

Diluvialexkursion  in  die  Umgebung  von  Lahr 
am   7.  August. 

Vom  Führer  Herrn  R.  Lais. 

Die  Exkursion  am  Nachmittag  des  7.  August  führte  vom 
Ausgang  des  Schuttertals  in  den  westlichen  Teil  der  Vorberg- 
region  des  Schwarzwaldes.  Diese  „Randhügelzone"  ist  durch 
ihre  sanftwelligen  Geländeformen,  durch  die  geringe,  überall 
annähernd  gleiche  Erhebung  über  die  Rheinebene,  durch  die 
starke  Lößbedeckung  scharf  geschieden  von  dem  östlichen  weit 
höheren  Teil  der  Vorbergregion,  dem  die  Lößbedeckung  fehlt, 
und  der  daher  auf  dem  überall  sichtbaren  Buntsandstein-  oder 
Muschelkalkuntergrund  Wald  trägt.  Die  „Randhügelzone" 
stellt  offenbar  eine  alte,  durch  spätere  Erosion  nur  wenig  zer- 
störte Terrasse  dar.  Die  Fahrt  durch  das  Sulzbachtal,  ein 
kleines  südliches  Seitental  des  Schuttertales,  lehrte  diese  Ver- 
hältnisse kennen.  Hinter  der  „Dammenmühle",  an  der  west- 
lichen Talflanke,  wurde  ein  Vorkommen  von  Rheinsand  be- 
sichtigt, das  in  zwei  Gruben  aufgeschlossen  ist.  Hier  liegt 
unter  jüngerem  und  älterem  Löß  hellgrauer  Rheinsand  mit 
spärlichen  bis  bohnengroßen  alpinen  Gerollen,  hauptsächlich 
blauen  Kalken,  seltener  rotem  Radiolarienhornstein.  Von  ihnen 
sind  viele  in  scherbenartige  Stückchen  zersprungen,  sie  zeigen 
schwache  Politur  oder  haben  das  Aussehen  von  Dreikantern, 
tragen  also  deutliche  Merkmale  der  Bearbeitung  durch  wind- 
bewegten Sand.  Mit  ihnen  zusammen  finden  sich  kleine  matt- 
glänzende Kalkstücke  mit  grubigen  Vertiefungen,  offenbar  Reste 
von  Lößkonkretionen.  Der  Ablagerung  dieses  Sandes  ging 
also  eine  Lößbildung  voraus;  da  älterer  und  jüngerer  Löß  noch 
darüber  liegen,  ist  sie  mit  einer  der  älteren  Lößstufen  gleich- 
alterig.  Unter  dem  Sand  wird  eine  süßwasserkalkartige  Mergel- 
bank sichtbar,  die  Succinea  Schumacher! ,  Planorben  und 
mehrere  auf  ein  eiszeitliches  Klima  hinweisende  Arten  führt.  — 
Dann  wurden  die  am  Nordende  des  gleichen  Hügels  gelegenen 
großen  Sandgruben  von  Mietersheim  besichtigt.  Hier  sind  als 
älteste  Ablagerung  Schotter  der  Schwarzwaldhochterrasse  zu 
sehen.  Zu  ihnen  gehören  auch  die  dari'iberliegenden,  etwa  5  m 
mächtigen  roten  Sohwarzwaldsande,  die  in  ihrer  oberen  Hälfte 
durch  eine  tiefgründige  Verwitterung  gelb  gefärbt  sind.  Be- 
merkenswert  ist  das   Vorkommen   von   EqiiUS    Mos/nw/iensis  in 


—     520      — 

diesem  Sande.  Bedeckt  wird  er  von  zwei  Stufen  älteren 
Lösses  mit  starken  Verwitterungszonen  und  dementsprechend 
sehr  großen  Lößkonkretionen.  Als  Einschaltung  zwischen  dem 
älteren  und  dem  jüngeren  Löß  tritt  in  diesen  Sandgruben  die 
Rekurrenzzone  in  verschiedenen  Ausbildungsweisen  auf,  als 
geschichteter  Löß,  Löß  mit  gerollten  Lößkonkretionen,  als 
Sandlöß  mit  Gerollen  und  Süßwasserschnecken.  Als  Ursprungs- 
ort dieses  Sand-  und  Geröllmaterials  ließ  sich  eine  in  geringer 
Entfernung  auf  der  Höhe  des  Hügels  gelegene  Sandablagerung 
nachweisen.  —  Von  hier  führte  der  "Weg  nordwärts  dem  Ge- 
birgsrande  entlang.  Dabei  war  die  Terrassennatur  der  „Rand- 
hügelzone" zumeist  sehr  schön  zu-  erkennen.  Die  fast  stets 
gleichbleibende  Erhebung  der  langen  schmalen  Rücken  über 
die  Rheinebene  legt  nahe,  sie  mit  einem  alten  diluvialen  Rhein- 
lauf in  Verbindung  zu  bringen.  In  Oberschopfheim  wurde 
noch  eine  große,  über  die  grobsehotterige  Niederterrasse  hinaus- 
ragende Ablagerung  feinen  und  feinsten  lößähnlichen  Rhein- 
sandes besichtigt,  die  gegen  den  Schwarzwald  hin  sich  mit 
Schwarzwaldsand  vermengt  und  von  zahlreichen  konkretions- 
artigen Kalkbänken  durchzogen  ist.  Aus  solchen  alten  Sand- 
massen ist  wahrscheinlich  der  Löß  des  Rheintals  ausgeblasen 
worden.  Von  Niederschopfheim  aus  erfolgte  die  Rückfahrt 
nach  Freiburg. 

Spaziergang  über  den  Schloßberg  nach  der  Kartaus 

am  7.  August. 

Vom  Führer  Herrn  Schnarrenberuer 

Bei  der  Versammlung  auf  dem  Münsterplatz  machte  der 
Führer  auf  den  Baustein  aufmerksam,  Hauptbuntsandstein  von 
Tennenbach  aus  der  Emmendinger  Vorbergzone,  dessen  fein- 
körnigere Bänke  auch  das  Material  zu  den  Figuren  und  köst- 
lichen "Wasserspeiern  geliefert  haben,  die  in  der  eindeutigen, 
groben  und  saftigen  Art  des  Mittelalters  menschliche  Leiden- 
schaften  und   Verirrungen  darstellen. 

Wenige  hundert  Meter  vom  Münsterplatz  nach  Osten  stößt 
das  wellige  Terrain,  auf  dem  Freiburg  errichtet  ist,  in  scharf 
ausgeprägter  Kante  an  den  steilen  Abhang  des  Schloßbergs, 
der  aus  typischen,  recht  steileu  N  —  S-streichenden  Renchgneis- 
massen  aufgebaut  ist.  Häufig  sind  schon  cordieritführende 
pegmatitische  Bestandmassen,  die  auf  Schapbachgneis  zu  deuten 
scheinen,   der   in   größerer   Tiefe  anstünde. 

Von  einem  Punkte  in  der  Nähe  der  Dattlerschen  Wein- 
stube   und   vom    Südsporn    (Kanonenplatz)   wurde    die    Topo- 


—     .521      — 

graphie  erläutert.  In  gewaltigem  flachen  Schuttkegel  er- 
füllen die  Schotter  der  Dreisam,  ihrer  Nebenflüsse  und  der 
Elz  den  Vordergrund,  der  vom  Schwarzwald,  den  Emmen- 
dinger  Vorbergen,  dem  Kaiserstuhl,  der  Mengener  Brücke 
(Tertiär)  und  dem  Schönberg  umrahmt  ist.  Die  Vogesen 
waren  nicht  zu  sehen.  Die  Vereinigung  mit  der  Niederterrasse 
des  Rheins  und  der  gemeinsame  Durchbruch  bei  Riegel  wurden 
erläutert  sowie  die  Bedingtheit  der  topographischen  Formen 
durch  den  geologischen  Bau. 

Der  Verlauf  der  Hauptschw  arz  waldverwerfung  ist 
gut  zu  erkennen.  Er  führt  am  Westfuße  des  Schloßberges 
entlang,  überschreitet  die  Dreisam  unterhalb  des  kleinen 
"Wasserfalles  bei  der  Schwabentorbrücke  und  ist  über  den 
Lorettoberg  und  Schönberg  bis  an  den  "Westabfall  des  Blauen 
zu  erkennen. 

Die  Stadt  selbst  liegt  auf  dem  Schuttkegel,  dessen  allu- 
viale Zerteilung  durch  tiefe  Rinnen,  Gerberau — Schlachthaus, 
Marienbadrinne ,  Münsterplatz — Bismarckstraße — Spitalgarten 
und  Münsterplatz  —  Stadtgarten — Alter  Friedhof  schon  in  der 
Festungszeit  benutzt  und  verändert  wurde. 

Der  Promenadenweg  am  Südrande  des  Berges  vom 
Kanonenplatz  zum  Hirzberg  und  ein  schöner  Aufschluß  an 
der  neuen  Waldstraße  unterhalb  des  St.  Katharinen-Brunnens 
gaben  Gelegenheit  zur  Demonstration  und  Erläuterung  des 
heutigen  Standes  der  Gneisforschung  im  Schwarzwald. 

Die  Gneismassen  des  Freiburger  Hinterlandes  sind  von 
Basaltgängen  stark  durchtrümmert.  An  die  20  Gänge  sind 
bekannt  und  durch  die  Neuaufnahmen  gefunden  worden.  Und 
wenn  man  an  ein  Wort  von  A.  Sauer  denkt,  daß  auf  einem 
Schwarzwaldblatt  noch  nicht  der  1000.  Teil  wirklich  auf- 
geschlossen ist,  so  ersteht  die  Vorstellung  von  einer  schwamm- 
artigen Durchtränkung  der  Gneismassen. 

Einer  der  bedeutendsten  und  längst  bekannten  wurde  beim 
Abstieg  ins  Dreisamtal  im  Wäldchen  oberhalb  des  Hirzberger 
Hofes  gezeigt. 

Der  große  Steinbruch  unterhalb  von  Kartau8  zeigt  typi- 
schen cordieritführenden  Renchgneis.  Die  pegmatiti- 
schen  Bestandmassen  führen  das  Mineral  besonders  reichlich; 
bei  recht  grobem  Korn  gesellt  sich  hier  und  gegenüber  am 
„Weißen  Fels"  beim  Waldsee  blauer  und  dunkler  Turmalin  bei. 

Der  Gneis  selbst  ist  quer  über  das  Flußbett  in  der 
kleinen  Stromschnelle  sowie  weit  flußaufwärts,  nach  der  Mitte 
des  Tales  zu  sichtbar.  Die  Aufnahme  des  Blattes  Freihurg 
hat  die   hohe   Wahrscheinlichkeit    ergeben,    daß    in    der  ganzen 

36 


—     522     — 

Kirchzartener  Fläche  die  Verhältnisse  ähnlich  liegen,  die 
Schotterauffüllung  sich  in  sehr  engen  Grenzen  hält.  Das 
große,  höchst  eigentümliche  Tal  fällt  also  nicht  aus  dem  Typ 
der  großen  Schwarzwaldtäler  heraus.  Trotzalledem  ist  aber 
die  Grundlage  der  Talbildung  tektonisch,  die  Kirchzartener 
Fläche  setzt  deutlich  in  die  höher  liegende  Staffel  des  Rot- 
liegenden Kessels  St.  Peter — St.  Märgen  fort.  Auch  der 
fernere  Zusammenhang  mit  dem  Bonndorfer  und  Lenz- 
kircher  Graben  ist  jetzt  schon  in  großen  Zügen  erkenntlich. 
Der  Führer  demonstrierte  ihn  an  der  Lage  der  wohl  erkenn- 
baren Peneplain. 

Eine  große  Zahl  Teilnehmer  folgte  noch  in  die  Amphi- 
bolitbrüche  am  Ausgange  von  Ebent.  Hier  sind  amphi- 
bolitische  Massen  von  kilometerweit  schwebender  Erstreckung 
und  kuchenförmigem  Verband  aufgeschlossen,  die  in  die 
hangenden  Glimmergneise  allmählich  bankförmig  übergehen  mit 
Zwischenschaltung  granulitischer  Lagen.  Die  hangenden  Gneise 
führen  Lagen  von  grünen  plattigen  Kai ksilikatf eisen  und 
Fleckengneisen  (Gedritgneise).  Der  allgemeine  Habitus  ist 
der  eines  alten  Diabaslagers. 

Über  die  Niederterrasse  der  Dreisam  und  die  eingebetteten 
Zwischenstufen  führte  der  Weg  zur  Haltestelle  des  Trams  beim 
Waldsee. 


Exkursion  Lorettoberg— Güntersthal— Ky bürg 
am  8.  August 

vom  Führer  Herrn  Schnakrrnbhrger. 

Der  Lorettoberg  mit  dem  Hildaturm  trägt  einen  ca.  40  m 
dicken  Schild  von  Buntsandstein,  der  allem  Anschein  nach 
direkt  dem  Gneis  aufliegt.  Der  Buntsandstein  läßt  als  tiefste 
Schichten  da3  Hauptkonglomerat  erkennen,  und  in  den 
großen  Brüchen  auf  dem  Westabhang  oberen  Buntsandstein  mit 
charakteristischen  violetten,  mürben  Sandsteinlagen,  die  be- 
zeichnend sind  für  den  Karneolhorizont. 

Diesen  Brüchen  galt  der  erste  Gang  vom  Versammlungs- 
platz aus.  Die  geologischen  Verhältnisse  des  Lorettoberges 
haben  eine  bedeutende  Rolle  gespielt  bei  den  Plänen  zur  Um- 
leitung der  Höllentalbahn  und  Verlegung  des  Bahnhofs  Wiehre. 
Jetzt  wird  ein  Tunnel  den  Berg  durchbohren,  dessen  Achse 
gerade   unter   der  Spitze   hindurchgeht. 

Außer  dem  stereometrischen  Verhältnis  zwischen  Bunt- 
sandsteindecke und  Gneisunterlage  kamen  bei  der  obigen  Frage 
eine    größere    Anzahl    merkwürdiger    breiter    brecciöser    ver- 


—     52S     — 

kieselter  Ruschein  mit  glänzenden  Harnischen  in  Betracht. 
Sie  laufen  alle  der  Hauptschwarzwaldverwerfung  sehr  nahe 
parallel  und  ergaben  durchweg  nur  sehr  kleine  Schollenver- 
schiebungen. Ihr  deutliches  Einfallen  gegen  das  Gebirge  schien 
für  die  ANDREAE-SALOMONsche  Anschauung  zu  sprechen,  nach 
der  die  Rheintalspalten  gegen  das  Gebirge  einfallen,  das  Ge- 
birge also  die  versinkenden  mesozoischen  und  tertiären  Massen 
überschiebe.  Die  Beobachtungen  der  letzten  zehn  Jahre  und 
Aufnahmen  von  Basel  bis  gegen  die  Kinzig  haben  aber  gezeigt, 
daß  die  Spalte  überall,  wo  sie  zu  sehen  oder  ihr  Verlauf  aus 
Beobachtungen  zu  errechnen  ist,  deutlich  und  verhältnismäßig 
flach  vom  Gebirge  wegfällt,  genau  so,  wie  es  die  älteren  Profile 
darstellen.  Der  Weg  für  die  mechanische  Deutung  der  Ruschein 
zeigt  ihre  Eigenschaft,  nahezu  senkrecht  auf  den  Schichtflächen 
des  Sandsteines  zu  stehen.  Die  Buntsandsteintafel  selbst  ist 
außer  ihrer  allgemeinen  Neigung  nach  Nordwest  in  flache  Falten 
gelegt,  deren  eine  gerade  im  Kern  durch  den  Steinbruchbetrieb 
getroffen  ist. 

Die  Gneisunterlage  ist  auf  der  Ostseite  des  Berges  beim 
Aufstieg  durch  die  Mercystraße  sichtbar,  die  Buntsandstein- 
auflage beim  Forsthau3  unterhalb  des  Turmes.  Die  Spalte 
selbst  verläuft  durch  den  Paß,  auf  dem  der  Lorettohof  liegt, 
und  ist  von  hier  aus  gut  im  Gelände  zu  demonstrieren  bis 
auf  die  Höhe  von  Sölden.  Der  untere  Lorettohof  (v.  KoCH- 
Grünberg)  ist  beim  Erdbeben  vom  16.  November  1911  ganz 
besonders  mitgenommen  worden.  Er  muß  über  der  Spalte 
selbst  liegen.  Der  naheliegende  Schönberg  in  seinem  mar- 
kanten geologischen  Aufbau  bot  dem  Führer  Gelegenheit, 
sich  über  das  Schichtenprofil  im  Rheintal,  dessen  tektoni- 
schen   Bau   und   mechanische   Deutung   auszusprechen. 

Die  kühle  Waldstraße  nach  der  Kyburg  gab  Einblick  in 
die  hydrologischen  Verhältnisse  des  Gneisgebirges,  in  die 
Schuttbildung  und  deren  Textur  sowie  in  das  Verhältnis  der 
Renchgneismassen  zu  den  mehrorts  durchbrechenden  Granit- 
gängen. 


36' 


—     524     — 


C.    Exkursionen  nach  der  Versammlung. 

Exkursion  in  das  Moränengebiet  von  Neustadt 
am  9.  August 

vom  Führer  Herrn  DekCKE. 

Nach  einer  Fahrt  durch  das  Höllental  langten  gegen 
3  Uhr  die  Teilnehmer  in  Neustadt  an.  An  Stelle  von 
Herrn  SCHALCII  führte  Herr  DEECKE  erst  zu  dem  Kalksilikat- 
fels der  Fehren  oberhalb  der  Stadt,  dann  durch  das  eigen- 
tümliche Nebental  nach  den  Moränen  am  Ausgange  des  Joos- 
tales.  Renchgneise,  Amphibolite,  feinkörnige  Granite  und 
Porphyre  wurden  unterwegs  besichtigt  und  schließlich  ein 
Überblick  über  die  Moränenlandschaft  des  Gutachtales  ge- 
geben.     Gegen  !/37  Uhr  traf  man  wieder  in  Neustadt  ein. 

Exkursion   in  das  Culm  von  Lenzkirch  am  10.  August. 

Vom  Führer   Herrn  von  Bubnoff. 

Der  Morgenzug  brachte  die  45  Teilnehmer  von  Neustadt 
nach  der  Station  Kappel-Grünwald;  hier  wurde  zunächst  die 
Endmoräne  der  letzten  Eiszeit  angesehen.  Eine  kurze  Wande- 
rung durch  das  Verbreitungsgebiet  des  Schluchseegranitits  führte 
uns  dann  zur  Lochmühle  bei  Unter-Lenzkirch,  wo  in  einem 
Steinbruch  das  jungkulmische  Konglomerat  mit  eingeschalteten 
Pflanzenschiefern  aufgeschlossen  ist.  Kurz  vorher  hatte  man 
noch  einen  schönen  Überblick  über  die  nördliche  Staffel  des 
Lenzkircher  Grabenbruches  und  die  sie  begrenzenden  Ver- 
werfungen vom  Hochfirst  und  Pflumberg. 

Durch  Lenzkirch  hindurch,  wo  das  Kulmkonglomerat, 
z.  T.  schön  glazial  geschrammt,  anstehend  mehrfach  beobachtet 
werden  konnte,  wanderten  wir  zur  Schlichthöhe;  dort  ist  über 
dem  Konglomerat,  durch  eine  schmale  Breccienschicht  von  ihm 
getrennt,  ein  fluidaler  Quarzporphyr  aufgeschlossen.  Eine  ein- 
gehende Diskussion  ergab  die  Richtigkeit  der  Deutung  des- 
selben als  Decke  über  dem  Konglomerat.  Viel  Interesse  er- 
weckten weiterhin  die  Aufschlüsse  des  Trümmerporphyrs  bei 
Alt-Urach  und  am  Mittelberg;  die  Entstehungsmöglichkeiten 
dieser  eigentümlichen  Porphyritbreccie  wurden  eingehend  dis- 
kutiert. Durch  das  Walken  loch  im  Schwendetal,  wo  ein 
Glimmerporphyritgang  und  eine  im  Quarzporphyr  anscheinend 
schwimmende     Schieferscholle    aufgeschlossen     waren,     begaben 


—      525     — 

wir  uns  auf  die  Spitze  des  Schwendestutzen,  der  einen  schönen 
Überblick  über  den  südlichen  Schwarzwald  bis  zum  Feldberg 
gewährte.  Von  da  ging  es  abwärts,  über  den  durch  eine 
Moräne  abgestauten  und  jetzt  trocken  liegenden  See  bei  Hinter- 
häuser nach  Schluchsee;  hier  wurde  eine  Mittagspause  gemacht. 
Nachmittags  war  die  Exkursion  leider  einigermaßen  durch 
Regen  beeinträchtigt.  Trotzdem  konnten  die  wichtigsten  Auf- 
schlüsse eingehend  untersucht  und  erläutert  werden.  Es  galt, 
sich  einen  Überblick  über  den  Aufbau  der  südlichen  höheren 
Staffel  des  Lenzkircher  Grabens  zu  verschaffen.  Mit  Auto  und 
Wagen  begaben  wir  uns  nach  Aha  zu  dem  Steinbruch,  in 
welchem  die  südliche  Randverwerfung  zwischen  Granit  und 
alten  Grauwackenschiefern  mit  schönen  Harnischen  und  Reibungs- 
breccie  ausgezeichnet  aufgeschlossen  ist.  Von  den  jüngeren 
kulmischen  Gesteinen  (Konglomerat,  Trümmerporphyr)  ist  in 
diesem  Grabenteil  nichts  erhalten,  und  auf  die  alten  Schiefer 
folgt  direkt  eine  gleichstreichende  Zone  gepreßter  Granite, 
die  anscheinend  mit  dem  Granitit  von  Schluchsee  zusammen- 
hängen. Im  Wald  östlich  vom  Windgfällweiher  konnte  dieser 
gepreßte  Granit  gezeigt  werden.  Ferner  war  daselbst  zu  sehen, 
wie  diese  Granite  in  zahllosen  aplitischen  Gängen  die  an- 
grenzenden Schiefer  und  die  ihnen  eingeschalteten  geschieferten 
Amphibolite  (aus  alten  gabbroiden  Eruptivgesteinen  entstanden) 
durchtrümern  und  injizieren.  Hier  teilte  sich  die  Exkursion; 
eine  Partie  fuhr  direkt  nach  Titisee,  um  die  Moräne  am  Ende 
des  Sees  anzusehen,  während  ein  anderer  Teil  noch  zum  Hoch- 
Spirn  bei  Raithenbuch  hinaufstieg,  wo  in  einem  schönen  Auf- 
schluß die  Injektion  der  Gneise  durch  den  gepreßten  Granit 
zu  beobachten  ist.  Es  wurde  hier  besonders  hertorgehoben, 
daß  diese  carbonische  Granitinjektion  mit  dem  Prozeß  der 
Gneisbildung  keineswegs  zusammenhängt,  und  daß  dieser  jeden- 
falls viel  weiter  zurückliegt.  Über  Altglashütten  fuhren  wir 
dann  nach  Titisee  und  mit  der  Bahn  zurück  nach  Neustadt, 
wo   zum   zweitenmal   übernachtet  wurde. 


Exkursion  in  die  Trias-  und  Juraformation  der  Baar 
am   11.  August. 

vom    Führer  Herrn  Deecke. 

An  Stelle  des  erkrankten  Herrn  SCHALCH  hatte  Herr 
DEECKE  die  Führung  übernommen.  Nach  der  Eisenbahnfahrt 
bis  Bachheim  wurde  zunächst  ein  topographisch-geologischer 
Überblick  über  den  Bonndorfer  Graben  und  Wutachtal  ge- 
wonnen,   dann    der   Weg    über    den    hochliegenden    diluvialen 


—     526     — 

Talboden  zur  "Wutachschlucht  angetreten.  Beim  Abstieg  wurden 
Keuper,  Lettenkohle  und  oberer  Muschelkalk  bis  zu  den 
Pemphixschichten  durchquert  und  speziell  auf  die  mächtige 
Oolithbank  und  deren  Bedeutung  hingewiesen.  Im  Steinbruch 
an  der  Bruderhalde  war  das  Keuperprofil  vorn  mittleren  Gips- 
keuper  bis  zum  Roten  Ton  über  dem  Stubensandstein  entblößt. 
Unten  an  der  Wutachmühle  konnten  als  Ergänzung  dazu  die 
Lettenkohle  und  der  Grundgips  des  Keupers  in  Augenschein 
genommen  werden.  Oben  in  Ewattingen  zeigte  eine  Grabung 
den  obersten  Keuper  mit  bunten  Tonen  und  die  unmittelbare 
Auflagerung  der  Psilonotenbank  auf  diesen,  sowie  einen  Quer- 
schnitt durch  den  unteren  Lias  bis  zu  den  Obtusustonen.  Die 
südliche  Randverwerfung  des  großen  Grabens  wurde  beim  Ab- 
stieg nach  Aselfingen  gequert  und  hinter  diesem  Dorfe  im 
Aubachgraben  das  prachtvolle  Liasprofil  von  den  Obtusustonen 
bis  zu  den  mittleren  Opalinustonen  angesehen.  Dann  fand  in 
der  Scheffellinde  zu  Achdorf  das  Frühstück  statt.  Von  Ach- 
dorf ging  es  nachmittags  in  der  Runse  des  Schleifenbächleins 
über  rutschende  Opalinustone  zum  Aitrachtal  hinauf,  wobei 
der  Dogger  bis  zu  den  Blaukalken  entblößt  zu  sehen  war. 
Vor  Blumberg  und  hinter  dem  Dorfe  fand  man  Kulmgesteine, 
welche  den  Zusammenhang  des  diluvialen  "Wutach-  und  des 
Aitrachtales  beweisen,  also  den  alten  Lauf  der  Wutach-Donau 
bezeichnen.  Am  Lindenbühl  bei  Zollhaus  Blumberg  bot  ein 
Anbruch  die  Impressatone  und  auf  der  Spitze  des  Hügels  ein 
alter  Bruch  Gelegenheit,  den  transgredierenden  miocänen 
Turritellenkalk  und  die  roten  Helicitenmergel  kennen  zu  lernen. 
Nach  einer  letzten  topographisch-geologischen  Übersicht  über 
den  Steilabfall  des  Randen  ging  man  zur  Bahn  und  fuhr  über 
Immendingen  nach  Donaueschingen. 

Exkursion  in  die  Umgebung  von  Immendingen 
am   12.  August 

vom  Führer  Herrn  W.  Spitz. 

Die  größte  Zahl  der  Teilnehmer  an  der  Exkursion  kam 
von  Donaueschingen  her  nach  Immendingen  und  kreuzte  so 
Keuper,  Lias  und  Dogger  der  Baar  ungefähr  in  der  Richtung 
des  Schichtfallens.  Von  Geisingen  an  bestimmt  der  Malm 
die  Formen  der  die  Donau  begleitenden  Berge.  Die  wald- 
bedeckte Malmtafel  der  Alb  erhebt  sich  mit  steilem  Trauf  aus 
dem  offenen  fruchtbaren  Gelände  der  Baar.  Wenig  westlich 
von  Immendingen  tauchen  die  südöstlich  fallenden  Schichten 
des  obersten   Doggers  unter  das   Niveau   der  Donau. 


—      ,527      — 

Bei    der  Ankunft    in    Immendingen    steht   man    bereits   in 
den  Impressamergeln,  die  auf  Blatt  Mr.hringen  etwa  35—40  m 


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Fig.  4. 


mächtig  sind.  Ihrer  mittleren,  hier  gern  etwas  verschwammten 
und  recht  fossilreichen  Zone  galt  der  Besuch  des  ersten  Auf- 
schlusses,  der  Kiesgrube   hinter  der   ehemaligen  Fabrik  westlich 


—     528      — 

vom  Bahnhof.  Kleine  Stützen,  die  meist  deutlich  die  Reste 
von  Spongien  erkennen  lassen,  treten  aus  dem  Hang  heraus 
und  vereinigen  sich  mit  weniger  stark  verschwammten  Partien 
zu  unregelmäßig  dicken  Bänken,  die  den  leicht  verwitternden 
grauen  Mergeln  eingelagert  sind.  Namentlich  von  den  un- 
scharfen Grenzen  der  Stotzen  gegen  die  Mergel  stammen  die 
reichlichen,  meist  gut  erhaltenen  Reste,  Schwämme,  Brachio- 
poden,  Echinodermen,  Cephalopoden,  Serpein  usw.,  die  sich 
auf  der  Halde  auflesen  lassen,  eine  typische  Rifffauna.  Die 
Grenze  gegen  die  "Wohlgeschichteten  Kalke  ist  etwa  15  m 
höher  am  Hang  zu  suchen,  wo  der  Wald  sich  über  dem 
Gestrüpp  des  Ödlandes  erhebt.  An  dieser  Grenze  stellt  sich 
häufig  eine  ähnliche  verschwammte  Zone  ein,  die  „Lochen- 
schichten1'   Schalchs. 

Trübe  Witterung  verhinderte  von  hier  aus  einen  Überblick 
über  das   Gelände  zu  gewinnen. 

Der  Weg  durch  Immendingen  führt  durch  den  Schutt- 
kegel des  Weißenbaches,  eines  kleinen  Wässerchens,  das  in 
verhältnismäßig  großem  Tal  in  der  Richtung  des  Schichtfallens 
der  Albtafel  von  NW  herkommt.  Der  ehemalige  Oberlauf 
muß  in  der  Baar  gelegen  haben,  heute  liegt  eine  flache  Tal- 
wasserscheide im  Zug  des  Albtraufs  in  den  Parkinsonitonen. 
Das  Weißenbachtal  zeigt  die  erste  für  uns  wichtige  tektonische 
Tatsache,  das  Südostfallen  der  Schichten  der  Albtafel,  das 
hier  stärker  ist  als  das  Gefälle  der  von  NW  kommenden 
Täler  und  auch  stärker  als  die  Neigung  der  Hochfläche. 

An  einen  ehemals  wirtschaftlich  bedeutenden  Erwerbs- 
zweig auf  der  Albhochfläche  erinnert  u.  a.  ein  gußeiserner 
Brunnen,  einheimisches  Erzeugnis.  Einst  ging  auf  der  Hoch- 
fläche eine  reiche  Gräberei  auf  Bohnerz  um ;  das  Erz  wurde 
an  verschiedenen  Stellen,  z.  B.  gleich  oberhalb  Immendingen 
in  der  Amalienhütte  in  Bachzimmern,  verhüttet,  und  heute 
sind  noch  Maschinenfabriken  an  der  Donau,  deren  Herkunft 
auf  die  Verhüttung  des  Bohnerzes  und  der  Eisenoolithe  des 
Doggers  zurückzuführen  ist. 

Man  verließ  dann  Immendingen  auf  der  alten  Möhringer 
Straße,  die  nach  NNO  in  ein  kleines  Tälchen  führt.  Zur 
Linken  sieht  man  im  Talhang  des  Weißenbaches  an  der 
Grenze  von  Acker-  und  Weideland  und  Wald  die  Grenze  der 
Impressamergel  gegen  die  Wohlgeschichteten  Kalke  auf  etwa 
700  m;  rechts  fällt  die  Acker-Waldgrenze,  nur  wenig  höher 
gelegen,  etwa  mit  der  Unterkante  der  Quaderkalke  zusammen. 
Wenige  Schritte  weiter  aufwärts  im  Tälchen  zeigt  sich  die 
so    erkannte     Störung    im    Aufschluß.      Die    wohlgeschichteten 


529 


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Fig.  5. 
Profile  durch  den  Jura  der  Umgebung  von  Immendingen. 


—     530      — 

Kalke  fallen  steil  nach  0  ein,  mit  etwa  70°,  im  Verbindungs- 
schenkel der  etwa  N  10°  0  streichenden  Immendinger  Flexur, 
des  zweiten  bedeutenderen  tektonischen  Elementes  der  Gegend. 
Die  alte  Mühringer  Straße  durchmißt  die  wohlgeschichteten 
Kalke,  in  die  sie  in  der  unteren  Biegung  der  Flexur  eintritt, 
und  verläßt  sie  an  der  Grenze  gegen  die  mittleren  Malmmergel 
in  der  oberen  Biegung.  Der  Blick  entlang  den  steilstehenden 
Schichten  in  der  Mitte  des  Weges  nach  S  trifft  die  Donau 
bei  den  Versinkungsstellen  oberhalb  des  Immendinger  Wehres. 
Die  Flexur  hat  an  der  alten  Möhringer  Straße  eine  Sprung- 
höhe von  etwa  100  m;  sie  ließ  sich  noch  etwa  2  km  nach  S 
und  etwa  7  km  nach  N  gut  verfolgen,  wenn  auch  ihr  Ausmaß 
beträchtlich  abnimmt.  Es  ist  anzunehmen,  daß  sich  auch  noch 
eine  gleichsinnige  Verwerfung  an  der  begangenen  Stelle  an 
die  Flexur  anschließt.  Wie  das  besuchte  sind  noch  mehrere 
kleine  Tälchen  unmittelbar  an  die  Flexur  geknüpft,  im  be- 
sonderen  an  die  steilstehenden   Mergel  in  ihr. 

Wo  der  Weg  die  Höhe  erreicht,  ist  die  obere  Biegung 
der  Flexur  gut  aufgeschlossen  in  den  obersten  Schichten  der 
wohlgeschichteten  Kalke.  Diese  Zone  ist  recht  fossilreich  und 
ist  charakterisiert  durch   Oppelia  Wenzeli  OPP.  . 

Der  Weg  nach  SO  durch  das  Leitzenfeld  führt  dann, 
nachdem  die  steilstehenden  mittleren  Malmmergel  und  die 
Quaderkalke  rasch  überschritten  sind,  durch  den  Massenkalk 
des  unteren  Schenkels  der  Flexur.  Ein  drittes  für  die  Tektonik 
der  Gegend  wichtiges  Element  macht  sich  hier  bemerkbar. 
Das  von  der  Donau  in  großem  zungenförmigen  Bogen  um- 
flossene Gebiet  zwischen  Immendingen  und  Möhringen,  das 
Leitzenfeld,  stellt  eine  deutliche  Mulde  dar,  mit  etwa  NS  ver- 
laufender und  nach  S  schwach  einfallender  Achse.  Im  Kern 
der  Mulde  fielen  die  zahlreichen,  im  trockenen  Sommer  1911 
umgekommenen  jungen  Fichten  auf,  die  meist  in  außerordent- 
lich spärlicher  Bodenkrume  über  dem  äußerst  durchlässigen 
Massenkalk  wurzeln.  Der  größte  Teil  des  Massenkalkes  ist 
in  der  Umgegend  von  Immendingen  normal  gut  geschichtet, 
und  nur  die  unteren  Partien  führen  die  bekannten  Kiesel- 
knauer.  In  einem  Steinbruch  unweit  der  „Buche"  war  diese 
Zone  zu  sehen,  aufgeschlossen  über  dem  dort  hauptsächlich 
gewonnenen  Quaderkalk.  Dieser,  durch  Reineckia  pseudo- 
mutabilis  Low.  und  Oppelia  yiyas  charakterisiert,  erreicht 
auf  Blatt  Möhringen  und  in  der  weiteren  Umgebung  höchstens 
eine  Mächtigkeit  von  etwa  15  m.  Zahlreiche  Brüche  in  ihm 
haben  bei  Immendingen  Material  zum  Bau  der  Schwarzwald- 
bahn   geliefert.      Der    nächste  Aufschluß    zeigte    im    östlichen 


—     531      — 

Schenkel  der  Mulde  an  der  neuen  Landstraße  gegenüber  dem 
kleinen  Möhringer  Tunnel  nach  W  fallende  H^h.^/«- Schichten, 
darüber  die  Zone  mit  reichlichen  Svtneria  Gular  OpP.,  die 
Crinoidenbank,  die  als  Grenze  gegen  die  mittleren  Malmmergel 
betrachtet  werden  kann,  und  darüber  deren  unterste  graue 
Schichten   mit  Sutneria  Reinechiuna,   Qu. 

Zugunsten  der  Donauversinkung  wurde  auf  einige  Auf- 
schlüsse in  den  mittleren  Malmmergeln  verzichtet,  und  man 
ging  quer  über  die  Donau-Aue  im  Brühl  zum  Bette  des 
Flusses,  über  dem  sich  im  S  der  steile  Prallhang  erhebt. 
In  diesem  sind  die  obersten  Schichten  der  Wohlgeschichteten 
Kalke  wenig  über  dem  Fluß  an  einigen  Stellen  aufgeschlossen. 
Das  Flußbett  selbst  ist  etwa  1 — 2  m  unter  die  Aue  ein- 
geschnitten und  erfüllt  mit  Schottern,  meist  Weiß- Juragesteinen, 
die  nur  schwach  gerollt  sind,  mit  Schwarzwaldgeröllen  und 
mit  nur  spärlichen  Resten  der  in  der  Baar  anstehenden  Schiebten. 
Talab  ist  das  Bett  vollständig  trocken,  einige  wenige  Pfützen 
bilden  den  Übergang  und  wenig  oberhalb  verschwindet  die 
Schwarzwald-Donau.  Auf  eine  beträchtliche  Strecke  beob- 
achtet man  im  Fluß  Strömungen,  die  sich  nach  dem  Südufer 
wenden,  und  an  diesem  häuft  sich  stellenweise  angeschwemmtes 
Genist  und  schmutziger  Schaum  auch  an  den  geraden  Stellen. 
Die  deutlichsten  Versinkungen  sind  in  kleinen  Buchten  zu  be- 
obachten. Das  trockene  Bett  zeigt  den  vielfachen  Wechsel 
von  Kiesbänken  und  flacheren  oder  tieferen  Mulden.  Das 
Wasser  tritt,  wie  Versuche  bestätigt  haben,  12  km  südöstlich 
und  etwa  170  m  tiefer  in  der  Aachquelle  zutage  und  geht 
zum  Bodensee,   also  ins  Flußgebiet  des  Rheines. 

Am  Prallhange  entlang  führte  dann  der  Weg  zu  der 
oberen  Versinkungsstelle  beim  Immendinger  Wehr.  An  dieser 
Stelle  fließt  die  Donau  in  dem  Verbindungsschenkel  der  weiter 
nördlich  besichtigten  Flexur.  Aus  dem  breiten  Fluß  strömt 
das  Wasser  in  einzelne  Buchten  und  Kanälchen,  die  in  eine 
kleine  Aue  führen,  und  versinkt  dort  in  Löchern  in  dem 
unteren  Teil  der  wohlgeachichteten  Kalke  in  der  unteren 
Biegung  der  Flexur.  Der  Steinbruch  gerade  über  diesen  Ver- 
sinkungsstellen  zeigt  die  mittlere  foseilreiche  Zone  und  hangende 
Teile  der  Wohlgeschichteten  Kalke  unruhig  gelagert  mit  deut- 
lichem O-Fallen. 

An  der  Mauenheimer  Straße  traf  man  bald  in  der  Richtung 
des  Scbichtfallens  ansteigend  die  obere  Grenze  der  wohl- 
geschiebteten  Kalke  und  die  Reineckianv8-Zone  in  schlechten 
Aufschlüssen.  Wo  dann  der  Weg  in  ein  kleines  Tälchen 
einbiegt,   steht  man   bereits   in  den  unteren  Partien  der  Massen- 


—     ,552     — 

kalke.  Diese  sind  hier  gelb,  körnig  und  löcherig  auggebildet 
mit  zahlreichen  Kieselknauern  und  lassen  noch  deutlich  eine 
Schichtung  erkennen.  Diese  Ausbildung  wird  auf  Blatt  Möh- 
ringen und  Umgebung  mehrfach  doch  nicht  immer,  unmittelbar 
über  den  Quaderkalken  angetroffen.  Geht  man  ins  Hangende, 
so  wird  das  Korn  feiner,  die  Farbe  heller  und  die  Schichtung 
deutlicher,  bis  wir,  schon  ehe  die  Hochfläehe  erreicht  ist, 
ein  Gestein  antreffen,  das  den  Namen  Plattenkalk,  der  früher 
darauf  angewandt  wurde,   erklärlich   erscheinen  läßt. 

An  der  Straße,  beim  Lagerplatz  9,  wurden  die  ersten 
Spuren  vulkanischer  Tätigkeit  angetroffen.  Ein  ganz  kleines 
Basaltgängchen  durchsetzt  die  geschichteten  Massenkalke  und 
hat  sie  am  Salband  blaugrau,  weiter  entfernt  rot  gebrannt; 
nicht  weit  davon  entfernt  trifft  man  einen  zweiten  kleinen 
Gang  an,  der  jedoch  das  Nebengestein  nicht  so  deutlich  be- 
einflußt hat. 

Mit  der  Hochfläche  erreicht  man  dann  wieder  neben  den 
Wäldern  Ackerland  in  den  schon  etwas  tonreicheren  obersten 
dünnplattigen  Teilen  der  Massenkalke.  Deutlich  hebt  sich 
über  das  schwach  gewellte  Plateau  das  Höweneg  mit  seinen 
Basalten  und  Tuffen  heraus. 


Exkursion  in  den  Jura  an  der  Donau  am  12.  August 

Führer  Herr  Schnarrenberger. 

Nach  beendetem  Frühstück  um  2  Uhr  übernahm  Herr 
SCHNARRENBERGER  die  weitere  Führung.  Zuerst  wurden  die 
tektonischen  und  morphologischen  Verhältnisse  der  Gegend 
vom  Gipfel  des  Höwenegg  aus  demonstriert.  Die  weit  hin 
herauspräparierte  Unterlage  des  Tertiärs  (Peneplain?)  fällt 
stetig  und  langsam  nach  dem  Bodensee  zu  ein.  Die  Haupt- 
brüche,  vor  allem  der  kesseiförmige  Einbruch,  in  dem  die 
Hegauvulkane  liegen,  traten  anfänglich  noch  gut  heraus.  Die 
Aussicht  wurde  aber  später  durch  Nebel  verhindert.  Die 
Nordsüdlinie  Höwenegg,  Hohen-Höwen,  Stoffeln  war 
an  der  Eindeckung  des  Stoffeln  durch  den  mittleren  Berg  gut 
zu  erkennen. 

Nun  wurden  die  stratigraphischen  Verhältnisse  des  Tertiärs 
der  Umgebung,  das  Alter  der  Eruptionen  dargelegt,  und  der 
nun  fast  ausgeräumte  Basaltstiel,  der  trichterförmig  in  den 
Tuffen  liegt,  besichtigt.  Die  Bedeutung  der  stromartigen 
Zwischenlagerungen  sowie  der  Basaltma»sen  unter  der  Burg, 
die  strittig  schienen,  wird  der  Abbau  in  kürzester  Frist  klar- 
stellen. 


—      .533      — 

Im  Gegensatz  zu  der  erdrückenden  Komplexität  des  Kaiser- 
stuhls ist  der  petrographische  Inhalt  der  Hegaumassen  ein- 
fach. Nephelin-Melilithbasalte  mit  makroskopisch  gering- 
fügigen Änderungen  des  Habitus  und  Phonolithe,  beide  mit 
reichlichen  Tuffen,  sind  die  einzigen  bis  jetzt  gefundenen 
Gesteine. 

Über  die  Mauenheimer  Basalttuffe  führte  der  Weg  nach 
dem  Eichenbohl.  Hier  wurde  der  Aufbau  des  oberen  weißen 
Juras  (6 — £)  demonstriert,  der  eine  deutliche,  bis  Friedingen 
verfolgte  Dreiteilung  erkennen  läßt  und  weitgehende  Analogien 
zeigt  mit  den  Verhältnissen  im  Gebiet  des  Ulmer  Zement- 
mergels Gerhausen — Schelklingen. 

Der  ganze  gebankte  Komplex  kann  im  Donau-Aachgebiet 
durch  Massenkalke,  „Stotzen",  ersetzt  werden,  deren  Gleich- 
altrigkeit mit  dem  unteren  Kalkkomplex  (60 — 70  m)  ein- 
wandfrei nachweisbar,  für  den  mittleren  und  oberen  Teil  sehr 
wahrscheinlich  ist. 

Der  durch  die  Aufnahmearbeiten  geförderte  fossile  Inhalt 
wurde  genannt;  die  eigene  Ausbeute  der  Teilnehmer  war  ver- 
ständlicherweise gering.  Im  oberen  Viertel  des  untern  Kalk- 
horizontes befindet  sich  die  schon  in  der  alten  Literatur  ge- 
nannte Mauenheimer  „Breccie",  eine  80 — 120  cm  starke  röt- 
liche, sehr  feste  Kalkbank  von  der  Zusammensetzung  der 
Stotzen,  aber  dichterem  Gefüge.  Die  knollig- höckerigen  Be- 
standteile scheinen  Schwämme  zu  sein.  Hydrozoen  (Ellipsak- 
tinien)  wurden  bis  jetzt  keine  beobachtet.  Diese  finden  sich 
aber  reichlich  in  den  gewöhnlichen  Kalkbänken  des  Liegenden. 
Man  wird  abwarten  müssen,  ob  die  Untersuchungen  der  schwä- 
bischen Forscher  Handhaben  geben  werden  zur  Deutung  der 
anscheinend  völlig  verkalkten  Dinge. 

Dem  mittleren,  rauhen,  mergeligen  Komplex  von 
blauer  und  blaugrauer  Farbe  und  etwa  50  m  Mächtigkeit  ent- 
sprechen durch  seitlichen  Übergang  die  Oolithe  von  Hat- 
tingen. 

Diese  wurden  sehr  versteinerungsreich  und  in  identer 
petrographischer  Ausbildung  mit  Schnaitheim  südlich  von 
Hattingen  in  einem  großen  Steinbruch  gezeigt.  Das  Material 
eignet  sich  vorzüglich  als  Pflasterstein.  Darüber  liegt  in  der 
Engener  Gegend  der  obere  kalkige,  braun  verwitternde  Kom- 
plex mit  über   100  m   Mächtigkeit. 

Nach  dem  anstrengenden  Tagwerk  erfreute  ein  guter 
Abendschoppen  und  ein  stolzer  schöner  Menschenschlag  die 
Teilnehmer,   die   sich   nun   in   zwei   Partien   trennten. 


—     534 


Exkursion  in  das  ErnptivgeMet  Hohentwiel— Krähen — 
.Mägdeberg: — Welschingen  am  13.  August 

Vom  Führer  Herrn  Schnaruenp.euoek. 

Dieser  Ausflug  galt  den  Perlen  des  Hegaus,  den  Phono- 
lithbergen.  Auf  dem  "Wege  zum  Twiel  wurde  kurz  hinter 
der  Stadt  Singen  die  Aach  überschritten,  die  mit  imponierender 
Wassermasse  dem  Bodensee  zu  zieht. 

Auf  halber  Höhe  des  Berges  gab  der  Führer  einen  Über- 
blick über  die  zu  Füßen  liegende  glaziale  Landschaft,  in  der 
die  halbkreis-  oder  sichelförmig  hintereinander  liegenden  End- 
moränen des  letzten  Rückzuges  sowie  die  Ebene  von  Singen 
am  meisten  auffallen. 

Beim  Soldatenfriedhof  wurde  die  durch  0.  FliAAS 
klassisch  gewordene  Fundstelle  für  den  gelben  Natrolith  be- 
sucht und  dann  der  Gipfel  bestiegen,  auf  dem  sich  ein  schöner 
klarer  Rundblick  über  die  Gegend   bot. 

Nach  kurzer  petrographischer  Charakteristik  wurde  der 
Bau  der  Gegend  erklärt  und  ihr  Zusammenhang  mit  den 
Eruptionen  des  Ingaus. 

Nur  zu  bald  für  die  meisten  Mitglieder  mußte  yon  dem 
herrlichen  Berg  geschieden  werden. 

Der  zurückgebliebene  Stand  der  Erntearbeiten  verbot 
leider  die  geplante  Führung  der  Exkursion  über  die  Höhe 
(Staufen— Mägdeberg).  So  erfolgte  dann  der  Abstieg  ins  Aach- 
tal.  Nach  kurzer  Erfrischung  am  Bahnhof  Schlatt,  wo  sich 
mehrere  Teilnehmer  trennten,  wurde  der  Hohe  Krähen  be- 
stiegen, dessen  prächtige  Felsnadel  vom  Twiel  aus  schon  Be- 
wunderung erregt  hatte.  Neben  der  Freude  am  Berg  kam 
hier  die  Petrographie  zu  ihrem  Rechte.  Die  verschiedenen 
Phonolithtypen  Twiel,  Krähen,  Mägdeberg  wurden  mineralogisch 
charakterisiert.  Beim  Krähen  ist  die  ziemlich  raDdlich  ge- 
legene Ausbildung  als  Fleckenphonolith  bemerkenswert.  Dieser 
Typ  läßt  sich  noch  in  den  meilenweit  entfernten  Rißmoränen 
leicht   erkennen. 

Für  das  Alter  der  Phonolitheruptionen  ist  ein  kleiner 
Materialbruch  der  Gemeinde  Mühlhausen  wichtig.  Hier 
wechsellagern  Kalkplatten  vom  Typ  Oningen  mit  oft  papier- 
dünnen Tuff  lagen.  Der  reiche  fossile  Inhalt  ist  schon  von 
0.  FfiAAS  ausgebeutet  worden.  Im  oberen  Teil  kommen 
Wellenfurchen  vor.  Die  weite  Verbreitung  dieser  Kalke  und 
ihre  Lage  als  Decke  der  ganzen  Molasseformation  haben  die 
neuesten   Arbeiten   in   der   Gegend  ergeben. 


—     535     — 

Hier  schlug  für  viele  die  Scheidestunde.  Ein  starkes 
Dutzend  folgte  aber  durch  das  Gebiet  der  flachen  Tuffkuppen 
nach  Weiterdingen  und  auf  den  Hohenstoffeln,  wo  man  nach 
4  Uhr  anlangte. 

Wie  vielen  wird  der  herrliche  Rundblick  noch  einmal 
beschieden  sein?  Schon  hörte  man  das  Surren  der  Bohr- 
hämmer von  unten  herauf,  die  dem  Schönen  ein  Ende  zu 
machen  drohen.  Die  geologische  Struktur  der  Gegend  trat 
nochmals  scharf  hervor  und  ein  kurzer  Überblick  über  das 
Geichaute  der  letzten  Tage  gab  die  Zusammenhänge.  Nach 
Norden     zu     deckte     wieder    der    Hohenhöwen    den    Ilöwenegg. 

Im  neuen  Steinbruch  wurde  das  frische  Material  mit 
seinen  Einschlüssen   und   Zeolithen  geschlagen. 

Die  Schweizer  Teilnehmer  wandten  sich  nun  ihrer  Heimat 
zu,  und  drei  Mann  stark,  A.  Sauek,  E.  F. Scher  und  der 
Führer,  gingen  an  die  letzten  Punkte  des  Programms  in  der 
Richtung   auf  Engen. 

Die  Basaltberge  stecken  „bis  an  den  Hals"  in  einem 
Tuffmantel  und  dieser  in  der  Molasse.  Das  war  beim 
Abstieg  vom  Stoffeln  nach  Weiterdingen  hübsch  zu  beobachten. 
Die  Drahtseilbahn  vom  Steinbruch  nach  dem  Brechwerk  hatte 
hübsche  Aufschlüsse  geschaffen.  Für  den  Hohenhöwen  war 
dasselbe    Verhalten    von     Welschingen    aus    zu    demonstrieren. 

Der  Moränenlandschaft  der  Welschingen -Depression 
mit  der  gewaltigen  Endmoräne  des  Ertenhag  und  dem  Zuge 
der  Jungendmoränen  von  Anseltingen  und  Neuhausen  galten 
die   Schlußdiskussionen. 

Rasch    floß   dann    den  Dreien  der  Weg  unter  den  Füßen. 

Exkursion  in  die  Molasse  am  13.  August 
Vom  Führer  Herrn  DbeCKE. 

Gleichzeitig  mit  der  Hegauexkursion  führte  Mittwoch, 
den  13.  August,  von  Radolfzell  aus  Herr  DEECKE  eine  kleine 
Zahl  von  Teilnehmern  in  das  Molassegebiet  von  Überlingen. 
Von  Ludwigshafen  am  See  an  wurde  in  den  prächtigen 
Straßenaufschlüssen  die  oberoligocäne  untere  Molasse  studiert, 
darüber  im  Weiherhofsteinbruch  die  mittlere  marine  Stufe 
mit  ihrer  brackischen  Oberstufe.  Eine  kurze  Unterbrechung 
im  Profil  verursachte  das  breite  Bondorfer  Tal.  Jenseits  des- 
selben treten  wieder  Meeressunde  heraus,  und  in  dem  Hohl- 
wege zum  Kaienhofe  kann  man  nun  über  diesen  die  mit 
alpinem  Geröll  erfüllten  sandigen  Süßwasserkalke,  die  höheren 
weißen    Sande    und    den    oberen    K.-ilkhorizont    der    Süßwasser- 


—     536     — 

molasse  erkennen.  Eine  Verwerfung  schneidet  den  Rücken, 
und  bis  zur  Höhe  des  Kaienhofes  "wiederholt  sich  die  ge- 
samte Schichtenserie.  Oben  wurde  ein  Überblick  über  die 
Molasselandschaft  gewonnen;  dann  ging  es  hinab  durch  das 
ganze  trefflich  erschlossene  Profil  gegen  Billafingen.  In  der 
unteren  Molasse  erregte  ein  schmales  schlechtes  Braunkohlen- 
flötz  noch  vorübergehend  die  Aufmerksamkeit,  ebenso  auf  dem 
Wege  im  Tale  die  karähnlichen  Ausrutschungen.  Nach  einem 
einfachen  Frühstück  in  dem  genannten  Orte  fuhren  die  Teil- 
nehmer auf  einem  Leiterwagen  nach  Überlingen,  wo  zum 
Schluß  in  der  abgesunkenen  Molasse  die  „Heidenlöcher"  mit 
Interesse  angesehen  wurden.  Damit  waren  die  Exkursionen 
programmmäßig  erledigt. 


Zeitschrift 


der 


Deutschen  Geologischen  Gesellschaft, 


'& 


B.    Monatsberichte. 
Nr.  II.  1913. 


Protokoll  der  Sitzung  vom  5.  November  1913. 
Vorsitzender:    Herr   WAHNSCHAFFE. 

Der  Vorsitzende  begrüßt  die  Mitglieder  zu  Beginn  des 
"Wintersemesters  und  macht  die  Mitteilung  vom  Ableben  der 
drei  Mitglieder  KiNKELiN  -  Frankfurt,  Haas -Kiel,  PoTONiE- 
Berlin')    und.  widmet    den    Verstorbenen    folgenden    Nachruf: 

Am  15.  August  d.  Js.  starb  nach  Vollendung  des 
77.  Lebensjahres  in  Frankfurt  a.   M.   Dr.  GEORG  FiüEUKK  h 

KlNKELIN. 

Er  war  am  15.  Juli  1836  in  Lindau  am  Bodensee  ge- 
boren, studierte  hauptsächlich  in  München  und  wurde  1873  als 
Lehrer  an  die  Elisabeth-Töchterschule  nach  Frankfurt  a.M.  berufen. 
In  seiner  Mußezeit  widmete  er  sich  mit  großem  Eifer  natur- 
wissenschaftlichen und  vorwiegend  geologischen  Studien,  angeregt 
durch  seine  beiden  Freunde,  den  Landesgeologen  Kakl  KOCH 
und  Dr.  OSKAR  BOETTGER.  Schon  im  Jahre  1873  trat  er 
als  Mitglied  der  SENCKENBERGschen  Naturforschenden  Gesell- 
schaft bei  und  bekleidete  in  ihr  von  1874 — 1885  das  Amt 
des  ersten  Schriftführers.  Zu  seinem  geologischen  Forschungs- 
gebiete erwählte  er  die  nähere  Umgebung  Frankfurts  und 
brachte  eine  vorzügliche  Lokalsammlung  zustande,  die  eine 
Zierde  des  SENCKENBERG- Museums  bildet.  Mit  besonderer 
Vorliebe  sammelte  er  die  diluvialen  Wirbeltiere  von  Mosbach 
und     die    pliozänen     I'tlan/.enreste    aus     dem     Mainzer     Becken. 

Seine  zahlreichen  Veröffentlichungen  über  das  Diluvium 
und   Tertiär   der  Frankfurter  Umgegend   finden   sich  größtenteils 

')  Ein    Nachruf  auf  Herrn  Potoni£   iuit   Beinern    Bildnis   erscheint 
nein  der  nächsten   Berichte. 

37 


—     538     — 

in  den  Berichten  der  SENCKENBERGschen  Naturforschenden 
Gesellschaft,  einige  in  den  Abhandlungen  zu  den  Berichten 
der  Wetterauer  Gesellschaft,  in  dem  Jahrbuche  des  Nassauischen 
Vereins  für  Naturkunde,  im  „HUMBOLDT"  und  im  Jahrbuche 
der  Königlich  Preußischen  Geologischen  Landesanstalt. 

Seine  Sammlungen  im  SENCKENBERG-Museum  hat  er 
musterhaft  geordnet.  Er  hielt  dort  vom  Jahre  1883  ab  Vor- 
lesungen über  die  Geologie  der  Heimat  und  stelllte  im 
Jahre  1888  in  den  alten  Räumen  des  SeNCKENBERGIANUMS 
eine  geologisch-paläontologische  Schausammlung  auf.  In  un- 
eigennütziger "Wejse  widmete  er  sein  Leben  ganz  seiner 
Wissenschaft.  Unter  rauher  Außenseite  barg  er  ein  warmes 
Herz  voll  Treue  und  Zuverlässigkeit.  Die  Stadt  Frankfurt 
verliert   in   ihm   einen   ihrer  besten   Gelehrten. 

Am  2.  September  d.  J.  ist  der  ordentliche  Honorar- 
professor an  der  Kieler  Universität,  Geheimer  Regierungsrat 
Dr.  HiPPOLYT  HAAS,  auf  der  Durchreise  in  München  an 
einem   Gehirnschlag  plötzlich   verstorben. 

HiPPOLYT  JULIUS  HAAS  wurde  am  5.  November  1855  in 
Stuttgart  als  Sohn  des  dortigen  Bankiers  DAVID  HAAS  ge- 
boren und  besuchte  daselbst  das  Gymnasium,  um  dann  seine 
Schulbildung  bei  den  Herrenhutern  in  Lausanne  zu  vollenden. 
Er  studierte  in  Heidelberg  und  Straßburg  und  habilitierte  sich 
im  Jahre  1883  an  der  Universität  in  Kiel  als  Privatdozent 
für  Geologie  und  Paläontologie.  Dort  wurde  er  1888  zum 
außerordentlichen  Professor,  1905  zum  ordentlichen  Honorar- 
professor ernannt  und  erhielt  1909  den  Charakter  als  Geheimer 
Regierungsrat.  Die  Kaiserlich  Leopoldinisch  -  Carolinische 
Deutsche  Akademie  der  Naturforscher  zu  Halle  a.  d.  S.  ernanute 
ihn  1892  zu  ihrem  Mitgliede  und  in  Anerkennung  seiner 
wissenschaftlichen  Verdienste  wurde  ihm  1904  der  Rote  Adler- 
Orden  IV.  Klasse  verliehen.  In  der  Novembersitzung  des 
Jahres  1880  erfolgte  auf  den  Vorschlag  der  Herren  BknECKE, 
DäHES  und  Speyer  seine  Aufnahme  als  Mitglied  der  Deutscheu 
Geologischen   Gesellschaft. 

BAAS  war  in  erster  Linie  Paläontologe,  aber  er  hat  sich 
auch  durch  wissenschaftliche  Untersuchungen  auf  dem  Gebiete 
der  Geologie  und  Petrographie  betätigt  und  außerdem  ver- 
schiedene allgemeinverständliche  geologische  Schriften  heraus- 
gegeben. 

Unter  den  paläontologischen  Arbeiten  verdienen  diejenigen 
über  die  Jurabrachiopoden  der  Alpenländer.  Elsaß-Lothringens 
und   des   schweizerischen   Jura   hervorgehoben   zu  werden: 


—     539     — 

11.  Haas  und  ('.  Petri,  Die  ßrachiopoden  der  Juraformation 
von  Elsaß  -  Lothringen.  Abbandl.  z.  geol.  Spezialkarte  von  Elsaß- 
Lothringen.     Bd.  II,'  Eefl    II,  Straßburg  1882.) 

Beiträge  zur  Kenntnis  der  basischen  Brachiopodenfanna  voi    : 
i  viul  und   Venetien.     Kiel  1884. 

Ktude  monographique  et  critique  des  Brachiopodes  Rhetians  et 
Jarassiques  des  Alpes  Vaudoises  et  des  contrees  environnantes.  1.  partie, 
Brachiopodes  rhetiens,  hettangiens  etsinemuriens.  (Mem.  Soc.  Paleon  tolog. 
Suisse,  vol.  XI,  1885.) 

Kritische  Beiträge  zur  Kenntnis  der  jurassischen  Brachiopoden- 
t'auiiu  des  schweizerischen  Juragebirges  und  seiner  angrenzenden  Landes- 
teile. (Abhandl.  d.  Schweizer  paläontolog.  Ges.  Vol.  XVI,  1889. 
I.  Teil.    Vol.  XVII,  1890,  II.  Teil.     Vol.  XX,  1893,  111.  Teil.) 

Auch  über  Tertiär-,  Kreide-  und  im  Diluvium  gefundene 
ältere  Fossilien  Schleswig-Holsteins  hat  Haas  einige  Mit- 
teilungen  veröffentlicht: 

Über  Podocrates  und  Homarus  aus  dem  Mitteloligozän  von  Itzehoe. 
(Mitteil.  a.  d.  mineralog.  Institut  d.  Univ.  Kiel.     1888.     Bd.  I.) 

Verzeichnis  der  in  den  Kieler  Sammlungen  befindlichen  fossilen 
Mollusken  aus  dem  Etupeltone  von  Itzehoe  nebst  Beschreibung  einiger 
neuer  und  einiger  seltener  Formen.    (Ebendas.  Bd.  VJI,  1888.) 

Über  einige  seltene  Fossilien  aus  dem  Diluvium  und  der  Kreide 
Schleswig-Holsteins.  (Schriften  d.  naturw.  Ver.  f.  Schleswig-Holstein, 
Bd.  VIII.     Kiel  1891.) 

Von  den  petrographischen  Untersuchungen,  die  die  Ge- 
schiebekunde Schleswig -Holsteins  förderten,  seien  folgende 
Arbeiten   erwähnt: 

Über  Geschiebe  von  Plagioklas-Augit-Gesteinen  im  holsteinischen 
Diluvium.     (Neues  Jahrb.  f.  Min.  usw.  1883.     I.  Bd.,  S.  196— l!»s. 

Beiträge  zur  Geschiebekunde  der  Herzogthümer  Schleswig-Holsteins. 
1.  Über  einige  Gesteine  der  Diabas-  und  Balsalt-Familie  im  Diluvium 
Schleswig-Holsteins. 

Ein  besonderes  Interesse  wandte  er  den  eiszeitlichen 
Bildungen  seiner  Provinz  zu  und  legte  seine  Forschungen 
darüber  in   folgenden   Schriften   nieder: 

Warum  iließt  die  Eider  in  die  Nordsee?  Bin  Beitraf;  zur  Geo 
graphie   und   Geologie  des  schleswig-holsteinischen  Landes.    Kiel  1886. 

über  Stauchungserscheinungen  im  Tertiär  und  Diluvium  in  der 
Umgebung  von  Itzehoe  und  über  deren  Beziehungen  zur  Kreide- 
ablagerung von  Lägerdorf- Schinkel.  'Mitteil.  a.  d.  min.  Inst.  d.  Univ. 
Kiel.     1888.) 

Studien  über  die  Entstehung  «ler  Pöhrden  Buchten)  an  der  Ost- 
küste Schleswig-Holsteins,  sowie  d<  c  Seen  und  des  Flußnetzea  dieses 
Landes.  1.  Die  Entstehung  der  Kieler  Föhrde,  der  Eckernförder  Bucht 
und  d<  r  Schlei,    i  Ebendas.  Kiel  1888.) 

Die  geologische  Bodenbeschaffenheil  Schleswig-Holsteins  mit  be- 
sonderer Berücksichtigung  der  erratischen   Bildungen.     In  ihren  Gl 


—     540     — 

zügen  für  die  Gebildeten  aller  Stände  gemeinfaßlich  dargestellt.  (Leipzig- 
Kiel  1889.) 

Betrachtungen  über  die  Art  und  Weise,  wie  die  Gesehiebemergel 
Norddeutschlands  zur  Ablagerung  gelangt  sind.  (Mitteil.  a.  d.  min.  Inst, 
d.  Univ.  Kiel.     Bd.  I,  H.  2,  1889.) 

Über  den  Zusammenhang  gewisser  mariner,  insbesondere  der 
tertiären  Bildungen,  sowie  der  erratischen  Ablagerungen  Korddeutsch- 
lands und  seiner  angrenzenden  Gebiete  mit  der  säkularen  Verwitterung 
skandinavischen  Festlandes.     (Ebendas.  Bd.  I,  H.  4,  1892.) 

Mit  besonderer  Vorliebe  wandte  sich  HAAS  dem  Studium  der 
vulkanischen  Erscheinungen  zu.  Er  schrieb  eine  wissenschaft- 
liche Arbeit 

„Über  die  Solfatara  von  Pozzuoli"  Neues  Jahrb.  f.  Min.  1907, 
Bd.  II) 

und  gab  mehrere  allgemein  verständliche  Werke  über  Vulkanis- 
mus und  das   Gesamtgebiet  der  Geologie  heraus. 

Aus  der  Sturm-  und  Drangperiode  der  Erde.  3  Bde.  Berlin 
1894-1902. 

Der  Vulkan.     (Berlin  1903.     A.  Scham,.) 

Unterirdische  Gluten.  Die  Natur  und  das  Wesen  der  Feuerberge 
im  Lichte  der  neuesten  Anschauungen  für  die  Gebildeten  aller  Stände, 
in  gemeinverständlicher  Weise  dargestellt.     Berlin,  2.  Aufl.,  1912. 

Vulkanische  Gewalten.     (1910.     Quelle  u.  Meyer.) 

Was  uns  die  Steine  erzählen.  Altes  und  Neues  aus  den  Gebieten 
der  Geologie  und  Geographie.     Berlin   1912. 

Deutsche  Nordseeküste,  Friesische  Inseln  und  Helgoland.  Biele- 
feld 1900.     Velhagbn  u.  Clasinc.) 

Neapel   und  Sicilien.     (Ebendas.   1911,  2.  Aufl.) 

Mit  Krümme,  Stoltenberg  u.  a.  beteiligte  er  sich  an 
der  Herausgabe  des  illustrierten  Werkes  „Schleswig-Holstein 
meerumschlungen". 

Von  seinen  namentlich  für  Studierende  bestimmten  Lehr- 
büchern  sind   einige   in   mehreren   Auflagen   erschienen. 

Die   Leitfossilien.     Leipzig  1887,  8.  Aull. 
Leitfaden  der  Geologie.     Leipzig  190b",  8.  Aull. 
Katechismus  der  Versteinerung*kunde.     Leipzig  1902,  2.  Aull. 
Quellenkunde.     Lehre  von  der  Bildung  und  vom  Vorkommen  der 
len  und  des  Grundwassers.     Leipzig   1895 

Fr   gab 

„Wandtafeln  für  den  Unterricht  in  d  ■    Kiel  1894     L899 

beraua  und  legte,  in  den  Ilochschulnachrichten  (Februar  und 
März    1906)   seine   Ansichten    piber 


—      5  i  I      — 

„Art    und    Ziel    des    Unterrichts  in    Mineralogie    i  igie    an 

Technischen   Hochschulen   und  Universitäten" 

nieder. 

Haas  war  Mitherausgeber  des  Archivs  für  Anthropologie 
und  Geologie  Schleswig-Holsteins  und  benachbarter  Gebiete 
sowie   Herausgeber  der   Zeitschrift   „Gaea   . 

Dichterisch   hat  er  sich   durch   den   Roman 
„Der   Bergmeister  von   Grund"   (Berlin    1898,  2.  Aufl. 
und 

„Japanische   Erzählungen"  (Deutsche  Bücherei) 

betätigt. 

Dem  tüchtigen  Gelehrten  und  vielseitig  gebildeten  Manne 
wird  unsere  Gesellschaft  stets  ein  ehrendes  Andenken  be- 
wahren. 

Die  Anwesenden   erheben   sich   zu  Ehren  der  Verstorbenen. 

Als   neues   Mitglied   wünscht  der   Gesellschaft  beizutreten: 

Die  Geologische  Sammlung  der  König l.  Bergakademie 
in  Berlin  N.  4,  Invalidenstr.  44,  vorgeschlagen  durch 
die  Herren  RaüFF,   Scheibe  und   WAHNSCHAFFE. 

Der  Vorsitzende  legt  die  als  Geschenk  eingegangenen 
Werke   der  Versammlung  vor. 

Herr  HARRORT  spricht  über  „Die  Gliederung  des 
Diluviums  in  Braunschweig". 

Zur    Diskussion     sprachen     die    Herren     ÖRUPE,     Waiin- 

schaffe,  Werth,  Krause,  Beyschlag,  Mestwerdt,  Weis- 

BERMEL   und   der  Vortragende. 

Herr  FRITZ  WIEGERS  sprach  Über  das  Alter  des 
diluvialen  Menschen  in  Deutschland. 

Unsere  Kenntnisse  über  die  Paläontologie  des  Menschen 
sind  im  langsamen  Wachsen  begriffen,  sowohl  die  Kenntnis 
der  Skelettreste  wie  die  der  diluvialen  Werkzeuge,  die  von 
menschlicher  Hand  geformt  sind.  Obwohl  letztere  lusher 
hauptsächlich  als  prähistorische  Arbeitsmaterie  angesehen 
wurden  —  betreffen  sie  doch  die  Kultur  des  Menschen  —  so 
scheint     mir     doch     immer     deutlicher     zu     werden,     daß     die 


542 


Wissenschaft  vom  Diluvialmenschen  mehr  eine 
geologische  als  eine  urgeschichtliche  Disziplin  ist. 
Die  richtige  geologische  Altersbestimmung  der 
Fundschichten  kommt  in  erster  Liuie  als  wichtigste 
Grundlage  in  Betracht.  Die  Geologie  allein  gibt  uns 
Aufschluß  über  die  Lebensbedingungen  des  Diluvialmenschen, 
die  geographische  Gestaltung  Mitteleuropas  zur  Quartärzeit, 
über  die  Grenzen  von  Festland  und  Meer,  über  die  damaligen 
großen  Flüsse,  über  das  Klima,  die  Tier-  und  Pflanzenwelt. 
Die  Geologie  lehrt  uns  die  seitherigen  Veränderungen  in  der 
Oberflächengestaltung  des  Landes  erkennen  und  verstehen,  sie 
erklärt  uns  die  Entstehung  der  Fundschichten  und  warum  wir 
z.  B.  hier  einen  alten  Flußkies  mit  Acheuleen  auf  einer  Berg- 
höhe und  100  km  weiter,  an  der  Küste,  denselben  Flußkies 
mit  der  gleichen  Industrie  10  m  unter  dem  Meeresspiegel 
finden.  Der  Geologe  (resp.  der  Paläontologe)  bestimmt  das 
Material  der  Stein-  und  Knochen  Werkzeuge  und  seine  Herkunft; 
das  Holz,  das  der  Diluvialmensch  zum  Brennen  benutzt  hat 
aus  den  kohligen  Resten,  die  in  den  Aschenschichten  erhalten 
geblieben  sind ;  die  Knochen  der  Tiere,  deren  Fleisch  zur 
Nahrung,  deren  Fell  zur  Kleidung,  deren  Zähne  zum  Schmuck 
gedient  haben,  ebenso,  wie  die  oft  weit  hergeholten,  damals 
rezenten  oder  schon  fossilen  Muscheln  und  Schneckenschalen, 
die  durchbohrt  und  aufgereiht  zur  Verzierung  des  Körpers  oder 
der  Kleidung  benutzt  wurden. 

Der  rein  prähistorischen  Betrachtung,  die  heute  viel  zu 
sehr  im  Vordergrunde  steht,  kommt  dagegen  die  Betrachtung 
der  "Werkzeuge  und  Kunstgegenstände,  die  Technik  ihrer  Her- 
stellung und  ihre  Verwendung  zu.  Wenn  die  Prähistorie  auf 
Grund  der  sich  verändernden  Werkzeugtypen,  Industrieperioden 
begründet  hat,  so  ist  diese  Grundlage  noch  keineswegs  in 
allen  Fällen  benutzbar.  So  schön  die  Industrien  vom  Chelleen 
bis  zum  Magdalenien  und  ihre  technischen  Erzeugnisse  prä- 
historisch abgegrenzt  sind,  so  ist  doch  vorläufig  noch  bei 
jedem  neuen  Funde  in  jedem  einzelnen  Falle  von  neuem  die 
geologische  Altersbestimmung   der  Fundschicht  notwendig. 

Wie  in  Europa  in  dem  Jahrtausend  v.  Chr.  Stein-,  Bronce- 
und  Eisenzeit  nebeneinander  vorkamen,  so  besteht  auch  die 
Möglichkeit,  daß  die  paläolithischen  Kulturen  in  den  einzelnen 
Ländern  Europas  auch  trotz,  oder  gerade  wegen  der  lang- 
undauernden  Perioden  der  Quartärzeit  «in  zeitlich  verschiedenes 
Alter  haben  oder  doch  gelegentlich  haben  können.  Ebenso 
ist  es  möglich,  daß  die  gleiche  Industrie  in  benachbarten 
Ländern   gleichzeitig  eine  verschiedene   Ausbildung  hatte. 


—      .;/.;      

„Zuerst  eine  gute  geologische  Grundlage!"  ist 
mithin  eine  Forderung,  die  mit  Recht  an  jede  diluvialprähisto- 
rische Abhandlung  zu  stellen  ist,  die  bisher  aber  leider  nicht 
immer   erfüllt  ward. 

Auch  in  dem  sonst  ausgezeichneten  Buche  über  „Die 
diluviale  Vorzeit  Deutschlands"1)  entspricht  die  von  R.  R. 
SCHMIDT  gegebene  diluviale  Chronologie  keineswegs  den 
geologischen  Anforderungen.  Der  deutsche  Gelehrte  folgt 
leider  in  der  Grundlage  seines  Buches  über  Deutschlands 
diluviale  Geschichte  den  Ansichten  seiner  französischen  Freunde, 
die  auf  Grund  einer,  wie  ich  nachgewiesen  habe,  nicht  den 
tatsächlichen  Verhältnissen  entsprechenden  Gliederung  des 
französischen  Diluviums  das  Chelleen  und  Acheuleen  in  das 
letzte  Interglazial  verlegen  und  darauf,  unter  Ableugnung  eines 
warmen  Mousterien,  das  Jungpaläolithikum  in  der  letzten  Eis- 
zeit folgen   lassen. 

Im  Gegensatz  zu  SCHMIDT,  OßERMAIER,  BOULE  u.  a. 
habe  ich  im  letzten  Jahre  mehrfach  die  Ansicht  ausgesprochen'-'), 
daß  das  Chelleen  und  Acheuleen  in  die  vorletzte  Zwischeneiszeit 
und  vorletzte  Eiszeit  zu  setzen  seien.  Das  warme  Mousterien  der 
letzten  Zwischeneiszeit  und  das  kalte  Mousterien  aus  dem  Anfang 
der  letzten  Eiszeit  bezeichnen  wir  wegen  der  langen  Zeitdauer 
ihres  Bestehens  am  besten  als  Mittelpaläolithikum,  durch  welches 
das  Jungpaläolithikum  der  letzten  Eiszeit  von  dem  Altpaläo- 
lithikum  getrennt  wird.  Diese  Auffassung  habe  ich  sowohl  durch 
die  Kenntnis  des  norddeutschen  Diluviums  wie  auch  durch 
das  Studium  der  französischen  Quartärablagerungen  gewonnen. 
Bei  der  außerordentlichen  Wichtigkeit,  die  gerade  der  Diluvial- 
chronologie des  Menschen  zukommt,  erscheint  es  mir  daher 
notwendig,  den  Ausführungen  SCHMIDTS  entgegenzutreten  in 
kritischer  Betrachtung   der  von  ihm  beschriebenen  Fundstätten. 

I.    Das  Acheuleen. 

I.     Markkleeberg   in   Sachsen. 
In   den   Kiesgruben   bei   dem  Dorfe  Markkleeberg  (Sektion 
Liebertwolkwitz — Rötha     der    geologischen    Karte    des    König- 
reichs   Sachsen)    sind    seit    einer    Reihe    von    Jahren     von     dem 

Stuttgart  1912. 

Fritz    Wiegers:      l>i<-     geologischen     Grundlagen     für    die 

Chronologie  des  Diluvialmenschen.    Di.'.-'  ZeitM-hr.  r.ili'.  Monateber.  — 

Die    Gliederung    des    französischen    Pliozäns    und    Pleistoz&ns.     Diese 

Zeitschr.  1913,  A.bhandl.  —  Die  diluvialen  Kulturstätten  des  Vezeretales. 

ehr.  f  Ethnol.  1913. 


5U 


Landesgeologen  Dr.  ETZOLD  und  später  von  dem  derzeitigen 
Leipziger  Museumsassistenten  Dr.  K.  H.  .Iakob  Feuersteingeräte 
gefunden  worden,  über  die  letzterer  1911  in  der  Prähistorischen 
Zeitschrift1)   berichtet  hat. 

JAKOB   gibt   1911    folgendes   Profil: 

0,40  m  Ackererde  und  sandiger  Geschiebelelim 

0,40   -  Grauer   Sand 

0,40  -  Braungelber  Sand  und  Kies 

0,60   -  Feiner  lehmig- toniger  Sand 

0,70   -  Gelber  Sand 

0,30  -  Grauer  scharfer  Sand 

0,60  -  Hellbrauner  Kie.s  mit  schwarzen  Adern,   Mammut- 
resten und  Paläolithen 

0,10  -  Feiner  weißer  Sand. 

SCHMIDT  fand  1912  in  der  Grube  hinter  der  Mark- 
kleeberger  Schule  das  nachfolgende  Profil   aufgeschlossen: 

2,0 — 2,5  m  Geschiebelelim 
0,5  -    Gebändelter  Ton 

2,0—2,")   -    Feiner  lehmiger  Sand 

6,0  -    Jungdiluvialer  Sand2)  mit  feinen  kurzen 

Kiesstreifen 

An  der  Basis  gröbere  Schotter. 

Über  die  Feuersteinwerkzeuge  sagt  SCHMIDT  (S.  98  99): 
„Die  einzig  sicheren  Paläolithfunde,  die  aus  norddeutschen 
Glazialschottern  vorliegen,  entstammen  den  Pleißeschottern,  die 
in  den  Markkleeberger  Kiesgruben  bei  Leipzig  aufgeschlossen 
sind."   — 

„Der  Gesamteindruck,  Technik  und  Formengebung  der 
Geräte  spricht  für  ein  relativ  hohes  Alter  der  Industrie,  deren 
chronologische  Zugehörigkeit  wir  kaum  später  als  im  Früh- 
acheuleen  zu  suchen  haben,  vielleicht  aber  noch  einem  früherer) 
Zeitalter   zusprechen   müssen." 

S.  260  2G1:  „Für  die  interglaziale  Stellung  des  frühen 
Paläolithikums  ist  auch  die  Station  Markkleeberg  bei  Leipzig 
bemerkenswert,  die  vielleicht  noch  dem  Chelleen,  spätestens 
aber  dem  Frühacheuleen  angehört.  Sie  liegt  südlich  des  End- 
nioränenzuges  von  Taucha,  in  dem  ich  den  südlichsten  Vorstoß 
der  letzten  Eiszeit,  der  Würmvereisung,  erblicke3).  Das  Mark- 
kleeberger   Paläolithlager     wurde     somit    auf   dem    Vereisungs- 

1  K.B.Jakob:  Paläolithische  Funde  aus  Leipzigs  Umgebung. 
Prähist.  Zeitschr.  L911. 

'-'    Im  Original  nicht  gesperrt. 

em  reproduzier!  Schmidt  ohne  Kommentar  die  ürstrom- 
ralkarte  von  Keilhack,  auf  der  die  Tauch aer  Endmoräne  als  zur  vor- 
letzten  Eiszeit  gehörig  angegeben  ist, 


—      ö4ö      — 

gebiete  der  vorletzten  Eiszeit  errichtet.  Die  Zugehörigkeit 
dieser  Station  zur  letzten  Zwischeneiszeit  (Riß -Wurm- Inter- 
glazial) ist  naheliegend.  Die  Geschiebelehmdecke,  welche  die 
palänlithische  Fundschicht  überlagert,  verweist  auf  die  letzte 
Eiszeit."    — 

Diese  geologischen  Ausführungen  Schmidts  sind 
gänzlich  unzutreffend,  und  es  ist  unverständlich,  warum 
SCHMIDT  die  in  der  von  ihm  sogar  zitierten  Literatur  nieder- 
gelegten und  mit  genügender  Deutlichkeit  bewiesenen  Ergeb- 
nisse  geologischer  Forschung   einfach   unberücksichtigt   läßt.   - 

Die  Erläuterungen  zur  geologischen  Spezialkarte  Sektion 
Liebertwolkwitz  (2.  Aufl.  1905)  bezeichnen  die  von  Geschiebe- 
lehm überlagerten  Elster-  und  Pleißeschotter  südlich  von 
Leipzig  schon  als  altdiluviale  Flußschotter.  Ferner  sind  die 
sehr  eingehenden  Untersuchungen  von  SlEGERT  und  WEISS- 
ERMEL1)  zu  dem  Ergebnis  gekommen,  daß  die  letzte  nord- 
deutsche Eiszeit  nicht  sehr  weit  über  Halle  nach  Süden 
hinausgegangen  ist,  und  daß  die  Ablagerungen  dieser  letzten 
Eiszeit  nur  eine  sehr  geringe  Mächtigkeit  besitzen.  Nach 
SlEGERT  fehlt  jeder  Anhaltspunkt  für  die  Entscheidung  der 
Frage,  .,ob  das  Eis  nach  Süden  hin  bis  über  die  heutige 
Elster- Luppeaue  hinweggeschritten  ist",  d.  h.,  es  ist  äußerst 
unwahrscheinlich,  daß  das  letzte  Eis  über  die  Elster  hinaus- 
gegangen ist.  Auch  WEISSEKMEL  kommt  für  das  Gebiet  von 
Landsberg  und  Dieskau  zu  dem  Schluß,  daß  die  Gletscher 
der  dritten  Eiszeit  dieses  Gebiet  nur  für  kurze  Zeit  erreichten 
und  es  nur  mit  einem  dünnen  Schleier  (bis  zu  1  m  Mächtig- 
keit) von  lehmig-sandigem  Material  überzogen.  Diese  jung- 
diluvialen Ablagerungen  sind,  wie  ich  besonders  hervorheben 
möchte,  nicht  von  Löß  bedeckt. 

Im  Gegensatz  zu  dem  gering  mächtigen  jüngsten  Diluvium 
nördlich  der  Elster  sind  die  Pleißeschotter  von  Markkleeberg 
stellenweise  von  einem  bis  2!/a  m  mächtigen  Geschiebelehm 
bedeckt,  der  im  Nordostteil  der  Sektion  bis  über  20  m  mächtig 
werden  kann.  Schon  der  Unterschied  in  der  Mächtigkeit  weist 
darauf  hin,  daß  es  sich  hier  südlich  von  Leipzig  nichl  mehr 
um  Bildungen  der  letzten  Eiszeit  handeln  kann:  diese  Schluß- 
folgerung wird  gestützt  durch  die  weiteren  Tatsachen,  daß 
der  Geschiebelehm  überall  von  Löß  überlagert  wird,  d 
glaziales  Alter    heute   allgemein    anerkannt  ist'-'),    und    daß  der 

1..  Siegert    and    W.  Weisseumel:     Das    Diluvium    zwischen 
Halle  a.  d.  S.  und  Weißenfels.    Abb.  d.  Königl.  Preuß.  Geol.  Lande 
N.  I'..  Hefl  60,   Berlin   L911,  S.  304  Bf. 

2    E,  Kavsi  i::    Lehrbuch  der  I  1.  Aul.   1913. 


—     5 1 6     — 

Geschiebelehm  „an  vielen  Stellen  des  westlichen  Sektions- 
gebietes durch  eine  vor  die  Entstehung  des  Lösses  fallende 
Erosion  sowohl  in  seiner  horizontalen  Verbreitung  als  auch  in 
seiner  Mächtigkeit  reduziert  wurde" l).  Diese  Denudatkms- 
erscheinung  ist  dieselbe,  die  in  der  Provinz  Sachsen  von 
Tu.  SCHMIERER2)  und  mir3),  in  Schlesien  von  0.  TlETZE4) 
beobachtet  worden  ist  und  uns  dazu  veranlaßt  hat,  den  unter 
dem  Löß  lagernden  Geschiebemergel  der  zweiten  Vereisung 
zuzuschreiben. 

Die  Pleißeschotter  von  Markkleeberg,  die,  wie  mehrfache 
Bohrungen  ergaben,  von  Miozän  unterlagert  werden,  gehen  nach 
Westen  über  in  die  Elsterschotter;  diese  aber  stellt  SlEGERT 
mit  Recht  in  das  erste  Interglazial,  und  es  kann  mithin,  wenn 
wir  alle  angeführten  Gründe  zusammenfassen,  keinem  Zweifel 
mehr  unterliegen,  daß  auch  die  Markkl  eeberger  Schotter 
mit  dem  älteren  Acheuleen  dem  ersten  Interglazial 
angehören. 

2.   Achenheim   im   Elsaß. 

Achenheim  ist  seit  langem  in  der  geologischen  Literatur 
wegen  seines  Lößprofils  bekannt;  seit  1889  gilt  es  auch  als 
paläolithische  Fundstätte.  Im  oberen  Teil  des  älteren  Lösses, 
unterhalb  dessen  oberer  Verlehmungszoney)  ist  ein  Faustkeil 
gefunden  worden,  der  nach  ScilMIDT  und  WERXERT  ein  typi- 
scher  Fäustel   des  jüngeren   Acheuleens   ist. 

Die   Fauna  des   Lösses  ist  nach  KOKEN  folgende: 

Jüngerer  Löß  (mit  Aurignacien) :  El.  jjrimigenius,  Rangifer 
tarandus,   Equ.  eaballns,   Rhin.  tichorhinus. 

Basis  des  jüngeren  Lösses  (Moustier-Horizont):  El.  primi- 
genius,  Equ.  caballus,  Rhin.  tichorhinus,  Bos  primigenius, 
Bison  priscus,  Cervus  euryceros,  Cervus  elaphus,  Rangifer 
tarandus,  TJrsus  sp.,  Jlyaena  spelaea  (nach  Schumacher,), 
<  ,niis  vulpes,  Arctomys  marmotta,  Arvicola  amphibius,  Arvi- 
cola  sp.   Spermophilus  rufescens. 

')  Erläuterungen,  Sektion   Liebertwolkwitz,  S.  25. 
2)  Tu.  SCHMIERER:    Über    fossilführende   Interglazialablagerungen 
-chersleben    und     Ummendorf     Provinz    Sachsen)    und    über    die 
erung    des    Magdeburg -Braunschweigischen    Diluviums    im    allge- 
meinen.    Jahrb.  d.  Geol.  Landesanst.  f.  L912.     Berlin   L913. 

I'.  Wiegers:   Die  geologisches  Grundlagen  usw.    Diese  Zeitsohr. 
ber.  1912. 
4)  0.  Tietze:    I  >ie 'geologischen  Verhältnisse   der  Umgegemi    von 
i.     Jahrb.  d.  Geol.  Landesanst.  f.  1910.     Berlin  1910. 
;  Mitt.  d.  Geol.   Landesanatalt    ron   Elsaß     Lothringen,     Bd.   VII. 
Heft  3.     Straßburg   1911. 


—     547     — 

Älterer  Löß  (^oberer  Teil  mit  Aeheuleen^  :  EL  primigenius, 
J-Jiju.  caballu8,  Rhinoceros  Merckii,  Ho*  primigeniua,  '  erat* 
euryceros,  Capreolus  caprea,  t  astorßber,  ?  Arctomys  marmotta, 
Sur  scrqfa  ferus,   l'clobates  sp. 

Die  Entstehung  des  älteren  Lösses  legt  SCHMIDT  aus 
stratigraphischen  (weil  er  älter  sei  als  die  Niederterrasse)  und 
paläontologischen    Gründen   in   die   letzte   Zwischeneiszeit. 

Den  jüngeren  Löß  mit  der  arktoalpinen  Fauna  stellt  auch 
SCHMIDT  in  die  letzte  Eiszeit,  wenn  auch  erst  in  deren  Aus- 
gehendes. Nun  setzt  die  Bildung  des  Lösses  ganz  bestimmte 
Bedingungen  voraus:  ein  hauptsächlich  trockenes  Klima,  starke 
Winde,  ein  vegetationsloses  oder  armes  Land,  das  ausgeblasen, 
und  ein  mit,  wenn  auch  spärlicher  Vegetation  bedecktes  Land, 
das   zugeweht   wurde. 

Diese  Bedingungen  waren  während  der  letzten  Vereisung 
gegeben.  Daß  dieselben  Bedingungen  sich  schon  in  der  vor- 
angegangenen Zwischeneiszeit  ergeben  hätten,  ist  durchaus 
unwahrscheinlich  und  durch  nichts  bewiesen.  Daß  sich  aber 
der  ältere  Löß  analog  dem  jüngeren  ebenfalls  während  einer 
Eiszeit  gebildet  habe,  ist  eine  logische  Forderung.  Wenn  die 
Fauna  des  älteren  Lösses  von  der  des  jüngeren  abweicht,  so 
liegt  darin  kein  Gegenbeweis,  sondern  die  Notwendigkeit, 
nach  den  Gründen  hierfür  zu  suchen.  Nun  ist  zunächst  zu 
bedenken,  daß  die  Aufschlüsse  im  älteren  Löß  bedeutend 
spärlicher  sind  als  die  im  jüngeren  Löß,  aus  diesem  Grunde 
auch  die  Funde  fossiler  Knochen  bei  weitem  nicht  so  häufig 
sind  als  im  jüngeren  Löß.  Tatsächlich  hat  die  Fauna  des 
älteren  Lösses  einen  anderen  Charakter,  als  SCHMIDT  ihr  gibt, 
wie  aus  der  Arbeit  von  E.  SCHUMACHER1)  über  „Die  Fauna 
des  Lösses  von  Achenheim,  im  besonderen  über  die  Lager  von 
Ziesel  und  Murmeltier''  hervorgeht.  SCHUMACHER  erwähnt 
aus  dem  älteren  Löß  drei  sehr  wichtige  Tiere,  von  denen 
KOKEN  zwei  nicht  und  eins  mit  Fragezeichen  nennt:  Renn- 
tier, Ziesel  und  Murmeltier.  Das  Renntier  ist  in  Achenheim 
im  älteren  Löß  allerdings  nur  in  spärlichen  Resten  vor- 
gekommen, etwa  5  m  unterhalb  der  Grenze  des  jüngeren  gegen 
den  älteren  Löß.  Weitere  Renntierreste  sind  im  Löß  von 
Hangenbieten  in  beträchtlicher  Tiefe  gemacht  worden,  so  daß 
das  Vorkommen  von  Renntier  im  älteren  Löß  damit 
sicher  nachgewiesen  ist. 

Zioselreste  (Spermophilu8rufe8Cen8)  sind  im  älteren  Löß 
ebenfalls  nur  spärlich  gefunden,  während  sie  im  jüngeren  Löß 
ziemlich  häufiger  Bind;  SCHUMACHER  erhielt  aus  der  HuKST- 
schen   Grube   Knochen,    die    3l/j  m    unter    der   Unterkante    des 


—     548     — 

Laitnens  gefunden  worden  waren.  „Es  kann  fraglich  er- 
scheinen, ob  die  im  älteren  Löß  beobachteten  Zieselreste  nicht 
Ton  Tieren  herrühren,  welche  sich  aus  dem  jüngeren  durch 
die  Oberfläche  des  älteren  Lösses  hindurch  in  diesen  eingegraben 
haben."  Es  ist  zum  mindesten  aber  ebenso  wahrscheinlich, 
daß   die   Zieselreste  primär  im   älteren   Löß   lagern. 

Noch  weniger  Zweifel  können  hinsichtlich  des  Murmel- 
tiers bestehen  (nach  Hagmann  ein  Kollektivtypus  zu  Ar  Ctoray  6 
marmotta  und  bobac),  dessen  Reste  5 — 7  m  unter  der  Grenze 
des  jüngeren  und  älteren  Lösses  gefunden  wurden,  zusammen 
mit  Biber,  Hirsch  und  Hyäne.  Diese  letzteren  sprechen  nicht 
gegen  ein  kaltes  Klima,  denn  im  französischen  Aurignacien 
der  Dordogne  kommt  Biber  neben  dem  Moschusochsen  vor, 
sie  setzen  also  keineswegs  ein  gemäßigt  wärmeres  Klima  vor- 
aus,  wie   SCHMIDT   annimmt. 

Die  größte  Vorsicht  ist  aber  dem  Funde  von  Rhinoceros 
Merckii  gegenüber  angebracht,  das  Schmidts  Hauptstütze  für 
ein  interglaziales  Alter  des  Lösses  wird.  MKKCKisches  Nashorn 
und  Renntier  haben  sich  bisher  noch  an  keiner  Stelle  primär 
zusammengefunden.  Wo  ihre  Reste  beieinander  lagen,  ließ  sich 
auch  die  nachträgliche  Zusammenschwemmung  nachweisen. 
Der  Fund  in  Achenheim  würde  also  ein  Novum  bedeuten,  wenn 
nicht  hier  ebenfalls  die  sekundäre  Lagerung  höchstwahrschein- 
lich oder  gar  sicher  wäre.  Es  fehlt  in  der  KüKENschen 
Faunenliste  leider  jede  Angabe,  welcher  Skelettrest  des  Nas- 
horns und  in  welcher  Schicht  und  Tiefe  er  gefunden  ist;  An- 
gaben der  Fundumstände,  die  wohl  notwendig  gewesen  wären 
bei  den  wichtigen  Schlüssen,  die  daraus  gezogen  sind.  Wir 
brauchen  uns  aber  nur  die  außerordentliche  Umlagerungsfähig- 
keit  des  Lösses  vorzustellen,  der  heute  noch  nach  heftigen 
Regengüssen  oft  in  großen  Mengen  von  einer  Stelle  zur  anderen 
transportiert  wird,  um  einzusehen,  daß  bei  einer  solchen  Um- 
lagerung  während  der  Zwischeneiszeit  leicht  der  Knochen 
eines  zwischeneiszeitlichen  Tieres  eingelagert  werden  kann. 
Dem  Funde  von  Rhinoceros  Merckii  messe  ich  daher  keinerlei 
Bedeutung  bei.  Im  Gegenteil  stimmt  die  Fauna  des  älteren 
Lösses  so  gut  mit  der  des  französischen  und  österreichischen 
Jungpaläolithikums ,  die  zahlreich  im  jüngeren  Löß  der 
Letzten  Eiszeit  liegt,  daß  sie  mich  in  der  Auffassung  der 
glazialen,    rißoiszeitlichen    Entstehung    des    älteren    Lösses   nur 

Irkt. 

Den  Faustkeil  von  Achenheim  halte  ich  auch  für  Spät- 
acheuleen,  er  stimmt  in  seiner  Technik  ganz  überein  z.  B. 
mit    dem    Acheuleen    von     Le   Moustier,    untere    Grotte    (dem 


—     549      — 

Fundort  des   Homo   Moustirien&u    HAUSERl),   das  ich   mit  der 
Rißeiszeit  parallelisierte '). 

3.    Sablon  (Montigny)   bei    Metz. 

Von  großer  Wichtigkeit  ist  für  SCHMIDT  ferner  ein  mandel- 
förmiger Faustkeil,  den  nach  ihm  im  Jahre  1882  der  Abbe 
Fuiken  I  m  tief  in  den  diluvialen  Sauden  bei  Sablon  ge- 
funden hat.  Nach  der  mir  zugänglichen  Literatur1')  ist  der 
Keil  nicht  bei  Sablon,  sondern  bei  dem  allerdings  benach- 
barten Montigny  gefunden   worden. 

1890.  M.  F.  Bakthelemy:  un  outil  acheuleen,  trouve 
;i  un  metre  de  profondeur  dans  los  alluvions  de  la  Moselle, 
pres  de  Montigny -les- Metz;  1901.  Abbe  PAULUS:  une  trou- 
vaille  importante  faite  deja  en  1882  dans  les  alluvions  de  la 
Moselle  ä  Montigny- les-Metz  par  un  geologue  eminent,  Mr.  le 
Chanoine  FRIREN.  Cette  hache  du  type  de  St.  Acheul.  .  .  . 
gisait  ä  un  metre  de  profondeur  dans  le  diluvium  rouge  sableux, 
(|ui  represente  la  couche  superieure  des  alluvions  etalees  au 
confluent  de  la  Moselle  et  de  la  Seille;  dans  des  couches,  oii. 
ä  diverses  reprises,  Ion  a  trouve  de  nombreux  debris  de 
VEUphas  primigenius  et  de   Rhinoceros  tichorhinus" .) 

Indessen,  Montigny  und  Sablon  liegen  auf  derselben 
Terrasse,  die  nach  SCHUMACHER'')  den  mittleren  Diluvialsanden 
(Hochterrassensanden)  des  Elsaß   entsprechen  soll. 

SCHMIDT  sagt  über  den  Faustkeil:  „Nicht  nur  aus  typo- 
logischen,  sondern  auch  aus  geologischen  Gründen  müssen  wir 
dieses  Gerät  einer  älteren  Epoche  zuschreiben  als  die  Acheul- 
funde aus  dem  älteren  Löß  von  Achenheim.  .  .  .  Wenn  wir 
von  einzelnen  zweifelhaften  und  atypischen  Fuudstücken  aus 
dem  norddeutschen  Diluvium  absehen,  so  besitzen  wir  in  dem 
Funde  von  Sablon  das  älteste,  bisher  in  Deut  sc  hl  and 
bekannte  Dokument  altsteinzeitlicher  Kultur,  die 
wir  also  nur  bis  in  das  Alt-Acheule  en  zurückführen 
können. 

Das  Diluvium  der  Mosel  ist  leider  noch  nicht  in  seiner 
ganzen  Ausdehnung  durch  die  geologische  Landesaufnahme 
untersucht    worden.       Ks    liegen    aber    die    Resultate   einer   zu- 

')  Geologische  Grundlagen,  S.  605. 

3)  Airni   Paulus:  Correspbl.  d.  Deutsch.  Ges.  f.  Amin-.  1901 
—   Baktmi.u  my:    Outil    acheuleen    dans   Les   alluvions   de   la    m< 
Seance  du  11.  aoül  1890.     Assoc.  franc.  p.  l'av.  d.  Secances.  Congres 
de  Limoger.     Pai  is  1890. 

3)  C.Schumacher:    Über  das  orste   Auftreten   des   Menschen  im 
B.     Mitt.  d.  philomath.  Ges.  in  Els.-Lothr.  1907. 


,:,<) 


sammenfassenden  Untersuchung  von  A.  LEPPLA  vor,  die  im 
Jahrbuch  der  Landesanstalt  für  1910  veröffentlicht  sind. 
(Bd.  31,   Teil  2,   Seite  343  —  376). 

Außer  den  höheren  Terrassen  von  100—  210  m,  die  den 
Deckenschottern  der  beiden  ersten  Vereisungen  entsprechen 
dürften,  ziehen  sich  unterhalb  der  rißeiszeitlichen  Stirnmoränen 
von  Noir  Gueux  oberhalb  Eloyes  drei  Terrassen  moselabwärts, 
die  von  Eloyes  bis  Koblenz  mit  Unterbrechungen  in  annähernd 
gleicher  Höhenlage   verlaufen. 

Die  höhere  dieser  Terrassen  überragt  das  Moselbett  um 
30 — 35  m,  die  mittlere  um  30  m,  die  tiefste  um  8  — 10  m. 
Die  letzteren  beiden  faßt  Lei'PLA  als  Untere  Terrassengruppe 
zusammen  und  stellt  sie  in  die  Würmeiszeit,  da  sie  mit  der 
jüngsten  Vereisung  in  den  Quellflußtälern  der  Mosel  in  Ver- 
bindung  stehen. 

Die  Terrasse  von  Montigny-Sablon  erhebt  sich  nun 
20  bis  23  m  über  der  Mosel,  und  man  könnte  im  Zweifel  sein, 
in  welche  Eiszeit  sie  zu  stellen  ist.  Nur  das  ist  wohl  sicher, 
daß  es  sich  um  eine  fluvioglaziale  Aufschüttung  handelt  und 
nicht  um  eine  interglaziale,  wie  SCHMIDT,  ohne  irgendeinen 
Beweis  dafür  anzugeben,  annimmt.  Die  Terrassen  stehen, 
wie  erwähnt,  mit  Moränen  in  direkter  Beziehung,  und  die  bis- 
her gefundene  Fauna,  bestehend  aus  Elephas  primigenius  und 
Rhinoceros  tichorhinus,  spricht  eher  für  kälteres  als  für  das 
gemäßigte   Klima   der   Zwischeneiszeit. 

Ist  das  Alter  der  Sablonterrasse  nun  würmeiszeitlich,  wofür 
die  Höhenlage  am  meisten  spricht,  so  hat  der  Acheuhenkeil 
keinerlei  stratigraphische  Bedeutung,  da  er  dann  auf  sekundärer 
Lagerstätte  liegen  würde.  Vielleicht  ist  es  dann  überhaupt 
kein  Acheulkeil,  sondern  ein  Faustkeil  des  letzteiszeitlichen 
Moustcrien,  in  welcher  Industrie  Faustkeile  vereinzelt  immer 
noch  vorkommen.  Gehört  die  Terrasse  aber  in  die  Rißeis- 
zeit, so  gibt  der  Faustkeil  einen  weiteren  Beweis  für  das  riß- 
eiszeitliche  Alter   des  jüngeren   Acheuleen. 

Die  drei  hauptsächlichen  Beweise  SCHMIDTS  für  ein  letzt- 
interglaziales  Acheulren  in  Deutschland  halten  also  der  geolo- 
gischen Kritik  nicht  stand  und  kehren  sich  in  das  Gegenteil 
um;  sie  beweisen,  daß  das  ältere  Acheuleen  bereits  im  vor- 
letzten Interglazial  (zweite  Hälfte)  und  das  jüngere  in  der 
Rißeiszeit  vorhanden   war. 

4.   Die   Lindentaler  Hyänenhöhle. 
Einen   Teil    der   Stdnwerkzeuge,    die   in   dieser   1874   ent- 
-!«;.  kter    und    von   K.  Tn.  LlEBE   beschriebenen   Höhle   gefunden 


551 


sind,  habe  ich  1909 ')  als  Acheuleen  bezeichnet.  Sch.midi 
stellt  das  sicher  diluviale  Alter  des  einen  Fäustels  in  Frage, 
behauptet  von  dem  anderen  Stück,  e3  sei  ein  „typisches  Camp- 
pignienbeil",  und  ist  der  Ansicht,  daß  die  überwiegende  Mehr- 
zahl der  Steingeräte  typisch  frühneolitische  Formen  aufweise. 
Da  diese  zum  Teil  in  beträchtlicher  Tiefe  gefunden  sind,  so 
äußert  er  starke  Bedenken  gegen  die  von  Liebe  ausdrück- 
lich und  wiederholt  betonte  ungestörte  Lagerung 
der  Schichten.     Diese  Auffassung  SCHMIDTS,  sowohl  des  früh- 

W.  0. 


Lüß 


Zwischen- 
schicht 


i  tehänge- 
schult 


Höhlen- 

ansfülluiis 


Fig.  1. 

Profil   durch    die  Lindentaler  Hyänenhöhle,   nach  einer  Skizze  und  der 

Beschreibung  Liebes. 


neolithischen  Charakters  oder  Werkzeugt!  wie  der  in  neolithischer 
oder  noch  jüngerer  Zeit  erfolgten  Umlagerung  der  Schichten, 
kann   ich   nicht  teilen. 

Der  Zechstein  fällt  bei  Gera  terrassenförmig  zur  Elster 
ab;  auf  die  eine  solche  • —  von  LlEBE  als  Hauptterrasse  be- 
zeichnete —  Terrasse  mündete,  eine  0  —  W-verlaufende  „  Spalt  en- 
höhle",  die  bis  2 '  ,  ni  breit,  15  m  tief  in  den  Felsen  hinein- 
ging  und   7  m   hoch   war. 

Diese  Spalte  war  ausgefüllt  mit  Dolomitgrus  und  kleinen 
Dolomitbrocken,     in    denen    nur    wenige    und    gering    mächtige 


')  F.  WlEGRRS:    Die    diluvialen    Kulturstätten    Norddeutsohlands. 
Pr&histor.  Zeitschr.,  Bd.  1,  1909. 


—     552     — 

lehmige  oder  Quarzsandnester  und  einzelne  abgerollte  Quarze 
und  Lydite,  außerdem  aber  eine  Menge  Knochen,  Knochen- 
splitter und  Knochenklein  eingebettet  waren. 

Auf  der  Terrasse  unterschied  LlEBE  drei  Schichten:  zu 
unterst  eine  „von  einzelnen  kleinen  Dolomitgrus-  und  Lehm- 
schmitzen  durchsetzte  Lage  von  Dolomitbrocken,  welche  dem 
Dolomitfelsen  auflagert  und  regelmäßig  ostwärts  nach  der 
früheren  Felswand  im  Rücken  der  Terrassen  zu  mächtiger 
wird  und  zuletzt  an  der  Wand  emporsteigt.  Darüber  liegt 
eine  vermittelnde  Formation,  bestehend  aus  nesterartigen  kleinen 
Lagen  von  gelblichem  und  rötlichem  Dolomitgrus,  dunklem 
braunen  Lehm,  weißer  Knochenerde  (?)  und  grauen  Dolomit- 
brocken''. Zu  oberst  folgt  ungeschichteter  Lößlehm.  Das 
Profil  besteht  danach  aus  normalem  Gehängeschutt,  überlagert 
von  einem  am  Grunde  (Liebes  Zwischenschicht)  stark  mit 
Dolomitbrocken  vermischtem  Löß. 

Soweit  aus  Liebes  Angaben  der  Faunenliste  zu  ersehen 
ist,  waren  in  der  nach  oben  offenen  Spaltenhöhle  die  Knochen 
der  oberen  Schichten  durch  Auslaugung  und  Verwitterung 
stärker  mitgenommen  als  in  den  unteren  Schichten,  worin 
ebenfalls  ein  Beweis  für  die  ungestörte  Lagerung  zu  erblickeu 
ist.  Dafür  spricht  ferner  die  z.  T.  schichtweise  Häufung  der 
Knochen,  die  in  dem  Gehängeschutt  auf  der  Terrasse  haupt- 
sächlich in  einem  Niveau  lagen,  das  sich  nur  wenig  über  die 
Platte  der  Terrasse  erhob,  also  in  den  untersten  Schichten. 
Ferner  waren  in  der  Zwischenschicht  die  Knochen  wieder  sehr 
zahlreich. 

Von  besonderem  Interesse  sind  die  Tiere,  die  ein  eiszeit- 
liches Klima  andeuten:  Cervus  tarandus  ist  häufig  auf  der 
Terrasse  in  der  Zwischenschicht  und  im  Löß,  sehr  spärlich 
in  der  Höhle;  Arvicola  gregalis,  Myodes  lemnus  und  M.  tor- 
ijuatics  sind  häufig  in  den  obersten  Partien  der  Höhlenaus- 
füllung und  besonders  im  mittleren  und  höheren  Niveau  auf 
der  Terrasse,  und  zwar  fast  ausschließlich  in  dem  der  Felswand 
zu  allernächst  liegenden  Dolomitschutt.  Arctomys  marmotta, 
mehrere  Skelette  von  offenbar  im  Bau  verendeten  Tieren  lagen 
..meist  etwas  höher  als  in  den  tiefsten  Schichten".  Die 
Murmeltiere  legen  ihre  Baue  bekanntlich  ziemlich  tief  unter 
der  Oberfläche  an;  das  Lager  des  Alpenmurmeltieres  liegt  oft 
8  — 10  m,  das  des  Bobaks  bis  14  in  von  der  Eingangsöffnung 
entfernt. 

Der  untere  innere  Teil  des  Gehängeschuttes  wie 
der  II  öhlenausfüllung  (ca.  2  —  2 '  _,  m)  ist  danach  frei 
von    nordischen     Beimengungen     und     demnach     wahr- 


—      ■')■')'■',      — 

scheinlich  vor  der  letzten  Vereisung  entstanden,  wobei 
es  gleichgültig  und  auch  nicht  mehr  zu  entscheiden  ist,  ob 
die  Ausfüllung  während  der  letzten  Zwischeneiszeit  oder  schon 
früher  begonnen  hat.  Typische  Tiere  des  Interglazials  sind 
nicht  vorhanden. 

Mit  dem  Beginn  der  letzten  Eiszeit  setzte  sich  zunächst 
die  Bildung  des  Gehängeschuttes  noch  fort,  bis  sie  durch  die 
Lößbildung  beendet  wurde.  Gleichzeitig  wurde  die  obere 
Hälfte   der  Höhlenspalte   ausgefüllt. 

In  der  mittleren  Höhe  der  Kluftausfüllung,  bis  d^a  m  tief, 
fanden  sich  mehrfach  abgebrochene  (abgeschnittene?)  Röhren- 
knochen mit  geglätteten  Bruchstellen.  Von  den  Renntier- 
stangen im  Löß,  meistens  Abwurfstangen.  waren  fast  immer 
die  Knden  abgeschlagen.  Stein  Werkzeuge  lagen  teils  im  Ge- 
hängeschutt,  teils  in  der  Zwischenschicht  und  im  Löß,  seltener 
in  der  Höhle  selbst.  Die  Artefakte  gehören  zweifellos  zwei 
verschiedenen  paläolithischen  Perioden  an;  die  beiden  früher 
von  mir .  abgebildeten  Faustkeile  rechne  ich  auch  heute  noch 
dem  Aoheuben  zu  aber  ich  muß  meine  frühere  Auffassung, 
die  das  Acheuleen  in  die  letzte  Zwischeneiszeit  versetzte  und 
für  diese  Fundstätte  eine  primäre  Lagerung  annahm,  dahin 
abändern,  daß  ich  für  diese  beiden  Artefakte  allerdings  eine 
sekundäre  Lagerstätte  für  wahrscheinlich  halte.  Der  eine 
Faustkeil  lag  nach  LIEBE  am  Rand  der  oberen  Terrasse,  wo 
der  Lehm  auf  dem  Dolomitschutt  aufliegt,  in  gleicher  Schicht 
rffit  Hyäne  und  Renntier.  Das  zerbrochene  Faustkeilstück  lag 
in  der  Zwischenschicht.  Da  beide  Werkzeuge  auf  keinen 
Fall  jungpaläolithisch  sein  können,  so  liegt  die  Wahrscheinlich- 
keit nahe,  daß  sie  ursprünglich  auf  dem  Plateau  ge- 
legen haben  und  während  der  letzten  Eiszeit  in  den 
Geliängeschutt  hineingeschwemmt  worden  sind.  Der- 
artige Vorkommnisse  sind  in  Frankreich  keine  Seltenheit,  wo 
häufig  Aeheuleenfunde  heute  noch  ebenso  auf  den  Plateaus 
wie  in  gelegentlichen  Aufschlüssen  im  Gehängeschutt  gemacht 
werden. 

Wesentlich  jünger  sind  die  übrigen  Steinwerkzeuge,  die 
ich  früher  für  Aurignacien  hielt.  Auf  Grund  der  vielen  be- 
arbeiteten Knochen,  der  geschnittenen  Geweihstücke  von 
Cervua  elaphus  und  Cervus  tarandus,  Bowie  der  erst  vor 
3  .Jahren  unter  dem  alten  Fundtnateriale  von  Herrn  Rektor 
AUERBACH1)  auf  einem   Stück    Keuntiergeweih    entdeckten   und 

A.    AUERBACH!     I>i''    Knocbenzeichnung    eines     [lasen     ans     der 

Lindentaler  Hyänenhöhle  l>ei  Gera.     Korrespondenzblätter  dea  Allgem. 
ärztlichen  Vereins  v>n  Thüringen.  1910. 

38 


—     554     — 

beschriebenen  Zeichnung  eines  Hasen  glaube  ich  diese  Werk- 
zeuge mit  einiger  Wahrscheinlichkeit  in  das  Magdalenien 
stellen   zu  dürfen. 

Es  ist  nicht  leicht,  aus  den  LlEBEschen  Veröffentlichungen 
ein  genaues  Bild  der  Fundschichten  in  der  Lindentaler 
Hyänenhöhle  zu  gewinnen,  denn  vor  35  Jahren  wurde  vieles 
wenig  beachtet,  das  uns  heute  von  höchster  Wichtigkeit  für 
die  richtige  Beurteilung  ist.  Auf  keinen  Fall  aber  liegt  auch 
nur    der   geringste   Grund   zu  der  Annahme  vor,    daß  die  über 

7  m  mächtigen  Schichten  in  der  Höhle  und  auf  der  Terrasse 
in  alluvialer  Zeit  so  durcheinander  gestürzt  seien,  daß  das 
oberste   zu   unterst  kommen   konnte. 

5.  Hundisburg. 
Am  rechten  Ufer  des  kleinen  Beverflüßchens  sind  in  der 
Parkkiesgrube  zu  Hundisburg  unter  Löß  und  Geschiebemergel 
der  vorletzten  Vereisung  Schotter  und  Sande  aufgeschlossen, 
deren  Ablagerung  in  die  zweite  Hälfte  der  vorletzten  Zwischen- 
eiszeit fällt. 

In     den     interglazialen     Schichten     sind     in     den     letzten 

8  Jahren  gelegentlich  Artefakte  gefunden  worden,  die  ich  zur 
Acheuleen-Industrie   gestellt  habe,   nämlich: 

1.  ein   Faustkeil   ähnlicher   Schaber, 

2.  mehrere  große  blattförmige  Absplisse  mit  Schlagkegel, 
Narbe,   konzentrischen   Ringen   usw.  « 

3.  eine  Reihe  atypischer,  aber  sorgfältig  retuschierter 
Stücke,  die  nicht  im  Schotter,  sondern  darunter  in 
gesteinsfreien   mittelkörnigen   Sanden   lagen. 

Besonders     dem    Faustkeil  aber    auch     den     anderen 

Stinken  —  versucht  Schmidt  nun  die  Artefaktnatur  abzu- 
sprechen. Her  Keil  ist  ihm  zu  klein,  solche  Miniaturstücke 
kämen  selbst  unter  sehr  großen  paläolithischen  Fundserien 
höchst  selten  oder  wie  z.  B.  unter  den  l'austkeilen  von  St.  Acheul 
überhaupt  nicht  vor.  Letzteres  stimmt,  aber  in  der  Dordogne 
habe  ich  Acheulkeile  gesehen,  die  noch  kleiner  waren.  Den 
Maßen  von  Hundisburg  (6,0:3,3:1,5cm)  setze  ich  die  eines 
kleinen  Acheulkeiles  von  La  Rochette  entgegen  (4,1  :2,9:0,7  cm). 

Zudem  ist  die  (Jrüße  der  Artefakte  wohl  keine  so  wesent- 
liche Frage.  Di*'  rolle  Mandelgestalt  hat  der  Keil  allerdings 
nicht   gehallt,    wie    ich     L909    angenommen   hatte.      Er   ist  nicht 

.in  retuschiert,  sondern  besitzl  auf  der  einen  Seite  einen 
ursprünglich  stumpfen  Rücken,  auf  der  entgegengesetzten  Seite 
eine     schneidende    Kante,     man     konnte     ihn     richtig    als    einen 


Faustkeilschaber  bezeichnen,  wie  ich  ihn  denn  zuerst  auch 
einen  „facettierten  Schaber1)  genannt  habe.  Auf  der  „exakten 
zeichnerischen  Wiedergabe  des  Stückes"  (Fig.  2)  nehmen  wir 
wahr,  daß  die  Flächenaussplitterungen  durchaus  auf  inten- 
tioneile Bearbeitung  zurückzuführen  sind.  Ganz  deutlich  ist 
zu  erkennen,  wie  von  den  Kanten  aus  parallel  verlaufende 
Splitter  abgeschlagen  sind;  an  den  Kanten  sind  zudem  die 
kleinen  Aussplitterungen  oder  Splitterbrüche  erkenntlich,  die 
so     leicht    entstehen,    wenn    Stein    auf   Stein    geschlagen   wird. 


Fig.  2. 
Faustkeilschaber  von  Hundisburg. 


Mau  kann  sagen,  daß  das  Stück  nicht  die  höchste  Kunstleistung 
des  Acheulmenschen  darstellt,  sondern  nur  ein  geringeres  Ge- 
schick in  der  Steinbearbeitung  verrät;  niemals  aber  kann  die 
Behauptung  SCHMIDTS  zu  Recht  bestehen,  daß  das  Stück 
„durch  natürliche  Pressung  in  den  Grundmoränen"  entstanden, 
daß  es  ein  „Trümmerprodukt",  ein  „Pseudoeolith"  sei.  Der- 
artige Gebilde  wie  dieser  Keil  oder  Keilschaber,  diese  Ab- 
splitterungen  von  den  Kanten  aus  können  niemals  durch  natür- 
liche Pressung  entstehen,  sonst  würden  solche  Pseudoartefaktc 
wohl  zu  Bunderten  in  jeder  Kiesgrube  zu  finden  sein,  was  aber 
nicht  der  Fall  ist.  Der  Bundesbürger  Faustkeil  ist  ein 
zweifelloses  Artefakt   aus  der  zweiten  Uälfte  der  vor- 


W'ii   .11:-:  Neui    Funde  paläolithischer  Artefakte.    Z 

f.  Ethnol.  1907,  S.  723  ff. 

38* 


556 


Fig.  3. 


Fig.  4. 
3  und  4.     Schaber  von   ELundisburg. 


—      057      — 

letzten  Zwischeneiszeit,  während  der  in  Frankreich 
die  Acheuleen-Industrie  herrschte.  Besonders  wegen 
dieser  zeitlichen  Übereinstimmung  halte  ich  die  Industrie  von 
Hundisburg  für   deutsches   Acheuleen. 

Von  den  blattförmigen  Absplissen,  von  denen  ich  drei 
früher  abgebildet  habe,  will  SCHMIDT  einem  Stück  „die  Merk- 
male der  intentioneilen  Entstehung  nicht  absprechen",  die 
übrigen  Silices  stehen  aber  „in  ihrer  Artefaktähnlichkeit  noch 
weit  hinter  den  beschriebenen  Stücken  zurück".  Das  ist  ein 
großer  Irrtum  von  SCHMIDT,  der  übrigens  meine  Funde  nie 
gesehen  hat. 

Die  blattförmigen  Absplisse  (Fig.  .'»  und  4)  zeigen  einen 
übereinstimmenden  Charakter,  sie  zeigen  die  typisehen  tech- 
nischen Merkmale  des  intentioneilen  Abschlages:  Schlagfläche, 
Schlagkegel,  Schlagnarbe  und  Wellenringe.  Es  sind  keine 
ringsum  bearbeiteten  Werkzeuge,  aber  es  sind  absichtlich  ab- 
geschlagene Klingen,  von  denen  diese  oder  jene  als  Schaber 
vorübergehend  gebraucht  sein  mag.  Trotzdem  kann  man  mit 
ihnen  ein  Hundisburger  Acheuleen  rechtfertigen,  was  SCHMIDT 
bestreitet. 

Ich  weise  darauf  hin,  daß  das  Werkzeuginventar  des 
Acheuleene  ja  nicht  nur  aus  Faustkeilen  besteht,  oder  das 
des  Mousteriens  nur  aus  Schabern  und  Handspitzen.  Diese 
„Typen"  sind  nur  die  durch  Formvollendung  sich  von  den 
übrigen  abhebenden  und  durch  die  stete  Wiederkehr  in  einer 
Industrie  zu  charakteristischen  Leittypen  gewordenen  Werkzeuge. 
Sie  haben  dadurch  dieselbe  Bedeutung  wie  die  Leitfossilien, 
die  für  einen  bestimmten  geologischen  Horizont  die  typischen 
Tiere  sind  unter  hundert  wechselnden  Arten.  Gleich  letzteren 
kommen  auch  neben  den  „Leitartefakten"  viele  andere  und 
meist  unvollkommen  gestaltete  Werkzeuge  vor,  die  oft  auch 
in  oder  trotz  ihrer  Unvollkommenheit  charakterisch  sind.  Man 
hat   sie   bisher  nur  viel   zu   wenig   beachtet. 

In  dem  oben  erwähnten  Acheuleen  von  Le  Moustier  (untere 
Grotte)  im  Vezeretal  habe  ich  in  kurzer  Zeit  eine  Menge  ein- 
facher blattförmiger  Abschläge  gesammelt,  die  ich  in  dieser 
Form  im  Jungpaläolithikum  nur  selten  beobachten  konnte. 
Diese  Blattklingen  waren  teilweise  unbenutzt,  meistens  hatten 
sie  benutzte  und  retuschierte  Kanten  (Fig.  5  u.  6).  Diese 
einfachen  (primitiven)  Schaber  des  A  c  h  e  u  1 e  e  n  8  zeigen 
eine  geradezu  überraschende  Übereinstimmung  mit 
den  gleichen  blattk  lingenf  iinn  i  gen  Werkzeugen  von 
Hundisburg,  so  daß  an  deren  Artefaktnatur  kein  Zweifel  be- 
stehen   kann. 


—     558 


Fig.  5. 


Fig.  6. 


and  6.     Schaber  aus  dem  Ä.cheuleen  ?oi  Le  Moustier 

(Untere  Grotte). 


—      559      — 

Die  atypischen,  aber  gut  retuschierten  Werkzeuge  endlich 
(Fig.  7,  8  und  9),  von  denen  ich  einen  Klingenschaber  und 
zwei  Ilohlschaber  abbilde,  haben  zusammen  mit  unversehrten 
dünnschaligen  Schnecken  im  Liegenden  des  eigentlichen 
Schotters  in  einem  mittelkörnigen  Sande  gelegen,  der  durch 
sein  feines  Korn  jede  Druckbeschädigung  des  Feuersteins  aus- 
schließt. Auch  hier  ist  die  Retuschierung  durch  Menschenhand 
absolut   sicher. 

Das  zusammenfassende  Urteil  über  Ilundisburg  muß  also 
lauten:    In    einer   Flußablagerung   aus   der  vorletzten    Zwischen- 


Fig.  7.  Fig.  8.  Fig.  9. 

Fig.  7—9.     Klingenschaber  und  Hohlschaber  von  Hundisburg. 

eiszeit  kommen  neben  Knochen  von  Elephas  primigenius, 
Rhinoceros  tichorinus  und  Equus  caballus  Werkzeuge  des 
Menschen  vor.  Diese  sind  teils  atypisch,  aber  gut  retuschiert, 
teils  blattförmige  Absplisse  von  derselben  Form,  wie  sie  im 
Acheuleen  von  Le  Moustier  vorkommt,  und  ein  Faustkeil  (oder 
Keilschaber).  Das  Alter  der  Ablagerung  von  Hundisbu  rg 
entspricht  den  Pleißekiesen  vom  Markkleeberg  mit 
der  an  guten  Stücken  ebenfalls  armen  Acheul^en- 
[ndustrie    und   dem    älteren    französischen   Acheuleen. 


II.  Das  Moustärien. 

In  der  Chronologie  von  Schmidt  ist  kein  Platz  für  ein 
warmes  (c.  g.  s.)  Mousterien  der  letzten  Zwischeneiszeit.  Er 
Bagl     darüber   S.   2G1:       „Das    älteste    Mousterien    Frankreichs 


—     560      — 

unterscheidet  sich  faunistisch  noch  nicht  so  erheblich  von 
dem  Spätacheuleen  wie  die  späteren  Mousterienkulturen. 
Möglicherweise  setzt  die  Entwicklung  des  Mousterien  in 
einzelnen  Teilen  Frankreichs  noch  während  der  Schlußphase 
des  letzten  Interglazials  .  .  .  ein".  .  .  .  Auch  die  Erosions- 
erscheinungen in  dem  Moustt-rienniveau,  die  Verlehmung  an 
der  Oberfläche  des  älteren  Lösses,  deuten  wie  bei  Achenheim 
„auf  eine  klimatische  Änderung  und  Vermehrung  der  Nieder- 
schläge bzw.  der  Flußwasser:  man  kann  ungefähr  auf  die 
Höhe  der  letzten  Vereisung  einstellen."1)  Hauptsächlich  in 
wärmeren  Gebieten  Frankreichs,  aber  auch  in  Kordfrankreich 
tritt  im  Mousterien  neben  der  Primigetiius-Yauna  noch  die 
A?itiq2a(S-Faun&  auf;  ein  Zeichen,  daß  der  alte  Stamm  noch 
nicht  erloschen,  aber  während  der  Eiszeit  seine  Posten  in 
Mitteleuropa  aufgegeben  und  sich  mehr  nach  dem  wärmeren 
Süden  und  Südwesten  zurückgezogen  hatte.  Die  Laufen- 
schwankung mag  ein  nochmaliges  Vorrücken  der  Antiquus- 
Fauna  bis  nach  Nordfrankreich  begünstigt  haben.  Wo  ein 
„warmes  Mousterien"  in  Mitteleuropa  angenommen  wurde,  lag 
lediglich  eine  Verwechsluug  mit  einem  typenarmen  Acheuleen 
(Ehringsdorf,  Krapina)  vor.  Keine  Mousterienstation  Deutsch- 
lands  reicht  bis   in   das   letzte   Interglazial   zurück." 

Diese   Sätze   sind   leicht   als  unrichtig  zu   widerlegen. 

Unter  dem  ältesten  Mousterien  versteht  Schmidt  ohne 
Zweifel  das  Mousterien  mit  der  Antiquu8-¥a,\ma.,  das  ich  in 
die  letzte  Zwischeneiszeit  setze.  Die  Fauna  dieses  Mousteriens, 
das  bei  Mentone,  Villefranche-sur-Saone  und  Montieres  bei 
Amiens  gefunden  worden  ist,  enthält  Elephas  Antiquus, 
Wänoccros  Merchii  und  Hippopotamus  major.  Die  Acheuleen- 
bevölkerung  zwischen  Toulouse  und  den  Pyrenäen  aber  lebte 
nach  OlJEKMAlEK2)  zusammen  mit  Renn,  Mammut  und 
wollharrigem  Nashorn.  Das  jüngere  Acheuleen  Ton  Le 
Moustier  enthält  TJrsvs  spelaeus,  Bison  priscus,  <  'frei/* 
elaphus,  Equus  caballus,  Elephas  primigenius;  das  obere 
Acheuleen  von  Amiens  nach  Commont:;j:  Elephas  primigenius 
und   Rltinoceros  tichorhinus. 

Im  Gegensatz  zu  SCHMIDT  erblicke  ich  in  diesen  Faunen 
einen  ganz  erheblichen  Unterschied,  nämlich  den  starken 
Unterschied  der  rißeiszeitlichen  Glazialfauna  zu  der  Kiß- Würm- 
Interglazialfauna.   — 


')  Citat  Schmidts  nach  Koken,  S.  198. 

3)  11.  Ooermaier:   Beiträge    zur   Kenntnis    des  Quartärs    iu    des 
Pyrenäen.     Arch.  f.  Autln-.   1906. 

\.  Commont:    Comparaison    des    limoiu    Böiges    el    etrangei 
Annales  d.  I.  So  de  J U  Igiquo.     1912. 


—     561      — 

Die  Verlehmung  an  der  Oberfläche  des  älteren  Lösses  iq 
Achenbeim  deutet  allerdings  auf  eine  Änderung  des  Klimas 
und  Vermehrung  der  Niederschläge  hin,  aber  beides  trat  nicht 
während  der  letzten  Eiszeit,  sondern  während  der  letzten 
Zwischeneiszeit  ein.  Es  ist  in  der  Literatur1)  eigentlich  ge- 
nügend darauf  hingewiesen  worden,  daß  die  Eiszeit  ebenso 
wie  die  Lößbildung  ein  trockenes,  kontinentales  Klima,  die 
Zwischeneiszeit  dagegen  ein  ozeanisches,  feuchtes  Klima  gehabt 
hat.  Sehr  überzeugend  hat  0.  TlETZE9)  ausgeführt,  wie  mit 
dem  Schwinden  des  Inlandeises  da»  Meer  in  großen  Buchten 
tief  in  den  ehemaligen  Eiskontinent  eindrang  und  so  die  Aus- 
breitung des  ozeanischen  Klimas  förderte  und  der  Bildung  des 
Lösses  ein  Ende  machte;  daß  die  höchste  Entwicklung  der 
Fauna  und  Flora  der  Interglazialzeiten  mit  dem  weitesten 
Vorstoß  ozeanischen  Klimas  ins  Innere  des  europäischen 
Kontinents  zusammeniiel.  Die  Verlehmung  des  älteren  1 
in  Achenheim  ist  ein  Vorgang,  der  sich  während  der  letzten 
Zwischeneiszeit  abspielte,  aber  nicht  „auf  der  Höhe  der  letzten 
Vereisung".  Die  Verlehmungszone  bedeutet  die  starke  Dis- 
kordanz, den  großen  zeitlichen  Unterschied  zwischen  älterem 
und  jüngerem   Löß.    — 

Ganz  unverständlich  ist  der  folgende  Satz  SCHMIDTS: 
„Hauptsächlich  in  wärmeren  Gebieten  Frankreichs,  aber  auch 
in  Nordfrankreich  tritt  im  Mousterien  neben  der  Primigenius- 
Fauna  noch  die  Aniiquu8-¥  axina,  auf  usw.  (siehe  S  .  .  .)."  Zu 
welcher  Zeit  soll  denn  der  Süden  und  Südwesten  Frankreichs 
wärmer  gewesen  sein  als  der  Norden?  Als  die  Antiquus- 
und  JJippopotomus-Yanüa  von  Mentone  bis  Amiens  verbreitet 
war,  ist  das  Klima  in  ganz  Frankreich  wohl  annähernd 
gleichmäßig  warm  gewesen.  Sodann  treten  die  beiden  Faunen 
nicht  neben,  sondern  stets  über-  oder  untereinander  auf,  wie 
z.  B.  bei  Amiens,  wo  das  Antiquu8-M  ou&terien  im  Flußschotter, 
das  Promi^eniws-Mousterien  im  Löß  liegt.  Die  Behauptung 
SCHMIDTS,  daß  die  geringfügige  Laufenschwankung,  während  der 
in  den  Alpen  die  Schneegrenze  angeblich  um  ca.  200  m  nach 
oben  stieg,  zur  Folge  gehabt  habe,  daß  in  Nordfrankreich  die 
A?ltiquu8-J? a.una  wieder  aus  dem  Süden  einwanderte,  ist  ein- 
fach nicht  diskutierbar.  Die  Laufenschwankung  als  solche  ist 
nur  auf  der  Nordseite  der  Alpen  nachgewiesen,  während  es 
auf    der     Süd-     und    Ostseite     der     \lpen     nicht     mit    Sicherheit 


')  A.   Pbnck    und    E.    Brückner:     Die    Alpen    im    Eiszeitalter 
S.  f,73  u.  a 

-    ii.  Tibtze:     Die  geologischen  Verhältnisse  der  1  mgi  je 
Breslau.  Jahrb.  d.  Geol.  Landes-AnstaU  für  1910.  1.  Berlin  1910,  S  281 


—     562     — 

möglich  war.  Dadurch  aber  ist  PENCK1)  selbst  in  Zweifel 
gekommen,  ob  die  Schotter,  die  auf  der  Nordseite  der  Alpen 
auf  die  Laufen-  oder  Achenschwankung  schließen  ließen,  die 
PENCK  mit  zwei  verschiedenen  Gletschervorstößen  in  Zu- 
sammenhang gebracht,  nicht  doch  auf  einen  einzigen  Gletscher- 
vorstoß zurückzuführen  seien.  Danach  muß  die  Laufen- 
schwankung vorläufig  noch  als  hypothetisch  angesehen  werden. 
Auf  keinen  Fall  aber  konnte  sie  solche  klimatisch-faunistischen 
Wirkungen  über  Frankreich  zur  Folge  haben,  wie  SCHMIDT  es 
ihr  zuschreibt.  Mittel-  und  Nordfrankreich  sind  überhaupt 
nicht  von  der  alpinen,  sondern  von  der  nordeuropäischen  Eiszeit 
beeinflußt  worden.  Das  zeigt  am  besten  die  folgende  Er- 
scheinung, die  mit  den  ScilMlDTschen  Auffassungen  gar  nicht 
in  Einklang  zu  bringen  ist.  Während  der  Aurignacienzeit, 
die  SCHMIDT  mit  der  Achenschwankung  parallelisiert,  lebte 
in  Frankreich  von  Norden  bis  an  das  Mittelländische  Meer, 
ja  bis  nach  Nordspanien  hinein  eine  subarktische  Tierwelt. 
Das  Renn  findet  sich  in  Mentone  und  der  spanischen  Provinz 
Santander,  der  Moschusochse,  Lemming,  Schneehase  in  der 
Dordogne.  Elephas  Antiquus  und  Rhinocevos  Merckii  aber 
sind   aus   Frankreich   verschwunden. 

Dabei  lag  während  der  Achenschwankung  in  den  Alpen 
die  Schneegrenze  noch  300  m  höher  als  während  der  Laufen- 
schwankung und  trotzdem  die  subarktische  Fauna  in  ganz 
Frankreich!  Diese  Tatsache  beweist  wohl  hinreichend,  daß 
die  BesiedeluDg  Mitteleuropas  mit  der  Aiitiquus-Fauna,  während 
der  hypothetischen  Laufenschwankung  eine  unbeweisbare  Be- 
hauptung  ist. 

Nach  SCHMIDT  müßte  das  Mousterien  von  oben  nach  unten 
folgenden    Faunenwechsel    zeigen: 

Mousterien    4      Primigenius-Fnuna.      Würm-Eiszeit  11 
„  ."»      AntiquuS'F  SiMna,  Laufenschwankung 

,,  2      Primigen  in s-Fauna     Würm-Eiszeit  I 

„  1      Antiquu8~¥a,xm&  Spät-Interglazial. 

in  Wirklichkeit  ist  bisher  nur  die  Überlagerung  zweier 
Mousterienfaunen   beobachtet   worden: 

Oberes  Mousterien  mit   Primigeniiis-F&xmii, 
Unteres    Mousterien   mit   yl»//</«//A-Faurja, 

wie  es  am  besten  das  Profil  durch  die  Summeterrassen  ver- 
anschaulicht, das  in  dieser  Zeitschrift  1013,  S.  411,  wieder- 
gegeben   ist. 

I     -     llfi6. 


—     563     — 

COM  MUNT  hat  das  obere  (kalte)  Mousterien  mit  der 
Primig eniu8~Fa,\mz  und  Renn  in  den  unteren  Schichten  des 
jüngeren  Lösses  gefunden,  das  untere  (warme)  Mousterien  mit  der 
Antiquua-'F&una,  nur  in  den  Schottern  der  den  jüngeren  Löß 
unterlagernden   dritten   Terrasse. 

Es  ist  au  dem  warmen  Mousterien  der  letzten  Zwischen- 
eiszeit nicht  mehr  zu  zweifeln,  und  wenn  SCHMIDT  von  eiDer 
Verwechslung  mit  einem  typenarmen  Acheuleen  bei  Ehrings- 
dorf  und  Krapina  spricht,  so  ist  das  ein  bedauerlicher  Irrtum 
auf  seiner   Seite. 

6.   Ehringsdorf. 

Die  Ilmtravertine  gliedert  SCHMIDT  nach  WÜST  und  unter- 
scheidet zwei  Waldphasen,  getrennt  durch  eine  Steppenphase. 
die  Bildungszeit  des  Parisers,  den  beide  als  Löß  auffassen. 
Bereits  MENZEL1)  hat  1912  aus  der  Conchylien-Fauna  des 
Kalktuffs  nachgewiesen,  daß  es  sich  bei  dem  Pariser  weder 
um  eine  Steppenphase  mit  kontinentalem  Klima,  noch  um 
verkalkten  Löß  handeln  könne.  Ich  selbst  habe  mich  über- 
zeugt, daß  der  Pariser  an  einigen  Stellen  ein  normaler  Kalk- 
tuff, hd  anderen  aber  ein  mehr  oder  weniger  fetter,  aus  Wasser 
abgesetzter  Ton  ist,  der,  nach  oben  zunehmend  sehr  zahlreiche, 
Lößkindel  ähnliche  Kalkkonkretionen  enthält,  deren  Menge  so 
groß  werden  kann,  daß  sie  gesteinsbildend  auftreten.  In  ihrem 
Innern  enthalten  sie  oft  noch  Tonsubstanz.  Von  primärem  oder 
verändertem  Lößmaterial  ist  nichts  in  dem  Pariser  zu  entdecken  Jj. 

In  den  Kalktuffen  unter  dem  Pariser  sind  nun  in  den 
letzten  Jahren  eine  ganze  Reihe  schöner  Artefakte  gefunden 
worden,  die  einen  ausgeprägten  Mousteriencharakter  tragen. 
vornehmlich  Schaber  und  Handspitzen.  Daneben  traten  auch 
einige  andere  Typen  auf,  so  z.  B.  ein  kegelförmiger  Kratzer, 
♦'in  Klingenkratzer,  ein  diskusähnliches  Werkzeug.  Faustkeile 
fehlen.  Es  ist  ein  Inventar,  das  ziemlich  an  La  Mieoque  er- 
innert, das  ich  im  Gegensatz  zu  den  französischen  I'rähistorikern 
für  warmes  Mousterien3)  erklärt  habe.  Wenn  Schmidt  die 
guten  typischen  Moust<:rienstüeke  von  Ehringsdorf  den  weniger 
typischen  Begleitwerkzeugen  nachsetzt  und  auf  Grund  der 
Antiqu U8-  Fauna  das  gesamte  Inventar  als  Acheuleen  pro- 
klamiert,  so   handelt   er  lediglich   unter  dem  Zwange  seiner  — 

i  EL  Menzel:   Zur  Chronologie  d$±  Paläolithikams  der  I 
von  Weimar.     Diese  Zeitschrift  Monatsber.  L912,  S.  607. 

-    Vergl.  auch  L.  Siegert:  Ober  den  Pariser  der  Travertine  von 
Tanbach.    Dies-  Zeitachr.  Bd.  64.  1912.  Monatsbor.  S.  516. 
F.  WlEGERS:   C'ologische  Grundlagen,  S.  602. 


—     564     — 

nicht  richtigen  —  Chronologie.  Allerdings  werden  ähnliche 
Werkzeuge  wie  die  Ehringsdorfer  auch  heute  noch  in  Frank- 
reich für  Acheuleen  gehalten,  -wenn  sie  mit  der  Antiquus- 
Fauna  verbunden  sind,  aber  völlig  zu  Unrecht  und  ebenfalls 
nur  unter  dem  Zwange  des  Systems.  Ein  wirklich  charak- 
teristisches echtes  Acheuleen  enthält  niemals  die  Moustier- 
typen   ohne   Faustkeile   wie   die    llmtravertine. 

Ich  unterschreibe  völlig  die  Ansicht  Pencks,  nach  der 
Taubach  -  Ehringsdorf  als  ein  typisches  deutsches 
interglaziales   Mousterien   aufzufassen  ist. 

Demselben  Mousterien   gehört  auch  Krapina  an  und  ebenso 

7.   das   Wildkirchli   am    Säntis. 

Diese,  am  Ostabsturz  der  Ebenalp  (1684  m)  zwischen 
1477  und  1500  m  Höhe  gelegene  Höhle  durch  E;  BÄCHLER1) 
ausgegraben,  ergab  ein  reichhaltiges  Gerätinventar,  das  von 
allen  Prähistorikern  einstimmig  als  Mousterien  bestimmt 
worden  ist.  Die  von  EBERHARD  FRAAS  untersuchte  Fauna 
besteht  aus:  Ursus  spelaeus  (über  99  Proz.  aller  Funde),  Felis 
leo  var.  spelaea,  Felis  pardus  var.  spelaea,  Cuon  alpinus, 
Canis  hcpus,  Meles  taxus(h),  Mustela  martes(h),  Capra  ibex, 
Capella  fupicapra,  Cervus  elaphus(h),  Arctomys  marmotta, 
Lutra  vulgaris  (?  ein  Eckzahn),  Pyrrhocorax  alpinus.  Arvi- 
coliden.  Das  ist  eine  alpine  "Waldfauna,  der  jeder  arktische 
Einschlag  fehlt,  denn  weder  das  Renntier,  noch  Schneehase 
oder  Lemming  sind  vorhanden. 

BÄCULER  und  PenCK2)  haben  dargetan,  daß  die  Ebenalp 
als  Tsunatak  aus  den  umgebenden  Eismassen  des  alten  Rheintal- 
gletschers herausragte,  und  daß  die  Höhle  während  der  letzten 
Eiszeit  schlechthin  unzugänglich  war,  da  sie  sich  mit  l'is 
gefüllt  hat,  das  denn  auch  jede  Schichtenbildung  während 
dieser  Zeit  verhinderte.  Gegen  eine  Besiedelung  in  der  Post- 
glazialzeit sprechen  vor  allem  die  Fauna  und  die  Werkzeuge, 
so  daß  nur  die  von  BÄCHLER  und  PENCK  angenommene  letzte 
Interglazialzeit  für  die  Bevvohnung  der  Höhle  in  Betracht 
kommt.  Es  ist  diese  Annahme  die  natürliche  Lösung  der 
Frage,  die  völlig  im  Fink  lang  steht  mit  meiner  Aufstellung 
des    letztinterglazialen   warmen    Mousteriens. 

Die  Kritik,  die  SCHMIDT-EOKEN  im  Interesse  des  Systems 
am    "Wildkirchli    üben,     ist    denn    auch    in    keiner    Weist'    stich- 


E.   Bächler:     Die    prähistorische    Kulturstätte    in    der    Wild 
:irchli-Ebenalphöhle.     Verh.  d.  Schweiz.  Naturf.  Ges.  in  St.  Gallen  1906. 
5    A.  Penck  u.  E.  Bri  i  knbr:  A.E.A.,  S.  117:5  Bf. 


—     565     — 

haltig.  Die  Wildkirchli-Fauna  sei  keine  echte  Interglazial-Fauna 
und  stehe  im  Gegensatz  zu  der  des  Heppenlochs,  in  der  sich 
Ixhinoceros  Merckii  befindet.  Dieses  Tier  ist  natürlich  nicht 
am  Säntis  zu  erwarten;  aber  für  die  Höhe  der  Ebenalp  ist 
die  jeder  arktischen  Form  entbehrende  Fauna  eben  die  Inter- 
glazial-Fauna. Würde  sie  der  berühmten  „Laufenschwankung'" 
angehören,  mit  der  Schmidt  "viele  der  ihm  unbequemen  Fragen 
zu  lösen  versucht,  so  würde  ihre  Zusammensetzung  eine  ganz 
andere,  nämlich  eine  arkto-alpine  sein.  Das  Wildkirchli  ist 
nach  SCHMIDT  -  KOKEN  ein  ungelöstes  Problem,  wie  alle 
Mousterienfundorte  mit  Interglazial-Fauna  für  viele  Prähistoriker 
problematisch  sind,  die  auf  die  französische  Diluvialchronologie 
schwören. 

Das  Ergebnis  dieser  Ausführungen  ist  also,  daß  die 
SriiMiDTsche  Diluvialchronologie  im  großen  und  ganzen  nur 
für  die  letzte  Eiszeit  und  die  Kulturen  vom  oberen  (kalten) 
Mousterien  bis  zum  Magdalenien  Gültigkeit  hat.  Für  das 
ältere  Paläolithikum  erweist  die  kritische  geologische  Be- 
trachtung der  deutschen  Fundstätten  (Markkleeberg,  Hundis- 
burg,  Achenheim,  Taubach-Ehringsdorf  u.  a.)  die  Unrichtigkeit 
der  ScHMlDTschen  Chronologie  und  bestätigt  die  von  mir  auf- 
gestellte  Gliederung: 

Chelleen   und  unteres   Acheuleen:   vorletzte   Zwischeneiszeit. 
Oberes   Acheuleen:   vorletzte   (Riß)Eiszeit. 
Unteres   (warmes)   Mousterien'.    letzte   Zwischeneiszeit. 

Bezüglich  der  zeitlichen  Gliederung  des  Jungpaläolithikums 
im  einzelnen  kann  ich  SCHMIDT  ebenfalls  nicht  beipflichten, 
da  m.  E.  die  geologische  Bedeutung  der  Nagetierschichten  stark 
von  ihm  überschätzt  wird.  Im  Sirgenstein  lag  über  dem 
Mousterien  (0,15  bis  0,20  m)  die  sog.  „Untere  Nagetier- Myodes 
obensis-Schicht"  (0,08  —  0.12  m),  darüber  folgte  in  der  Mächtig- 
keit von  0,70  bis  0,80  m  Aurignacien  und  Solutreen  und  zu 
oberst  das  Magdalenien  mit  der  sog.  „Oberen  Nagetier-1///'"/^ 
torquatu8-\md  Lagomys  pusillwiSchicYit"   (0,40  m). 

Wenn  aus  diesem  Profil  der  Schluß  gezogen  wird,  daß 
die  untere  Nagetierschicht  „den  kältesten  Klimastand  in  unseren 
Diluvialprofileu"  registriere,  so  dürfte  diese  Annahme  doch 
wohl  nicht  hinreichend  bewiesen  sein.  Die  kleinen  Nager  sind 
nicht  die  einzigen  arktischen  Tiere;  der  Moschusochse  ist  z.  B. 
ein  zum  mindesten  ebenso  charakteristischer  Bewohner  der 
arktischen  Tundra,  und  dieses  Tier  ist  im  Aurignacien  nicht 
selten  und  ist  nach  Süden  bis  in  die  Dordogne  verbreitel  ge- 
wesen. Andererseits  war  das  Klima  zur  Zeit  des  BühLtadiums. 
das    für    gleichaltrig   mit   der    oberen    Nagetierschicht    erachtet 


—     566     — 

wird,  ganz  bedeutend  günstiger  als  während  der  eigentlichen 
Würmeiszeit;  lag  die  Grenze  des  ewigen  Schnees  im  Bühl- 
stadium doch  300  m  höher  als  während  des  Maximums  der 
Würmeiszeit.  Ich  möchte  die  Gründe  für  die  Entstehung  der 
Nagetierschichten  daher  in  anderen  als  in  klimatischen  Ursachen 
suchen.  Zunächst  ist  es  wesentlich,  daß  sich  die  Lemminge 
in  allen  Kulturschichten  der  letzten  Eiszeit  vorfinden,  freilich, 
in  wechselnder  Häufigkeit.  An  den  offenen  Fundstellen,  im 
Löß,  sind  sie  niemals  sehr  zahlreich;  nur  in  den  Höhlen  Sirgen- 
stein, WTildscheuer,  Schweizersbild  sind  sie  in  solchen  Mengen 
gefunden  worden,  daß  man  von  Nagetierschichten  sprechen 
kann.  In  Thiede  liegt  keine  ausgesprochene  Nagetier- 
schicht vor. 

Von  Wichtigkeit  ist  ferner  die  Tatsache,  daß  die  Nage- 
tierschichten entweder  unter  (Wildscheuer)  oder  zwischen 
(Sirgenstein)  artefaktführenden  Schichten  liegen  und  selbst  frei 
von  menschlichen  Werkzeugen  sind  oder  daß  die  Nager  in 
den  unteren  oder  oberen  Partien  einer  Kulturschicht  vorkommen 
(Hohlefels  bei  Hütten).  In  diesen  Fällen  ist  die  Annahme 
berechtigt,  daß  die  Knochen  durch  Eulen  oder  Raubtiere  in 
die  Höhlen  gekommen  sind,  als  diese  gar  nicht  oder  nur  spär- 
lich besiedelt  waren.  Es  muß  schließlich  noch  bedacht  werden, 
daß  die  Lemminge  zu  gewissen  Zeiten  in  riesiger  Zahl  große 
Wanderungen  unternehmen  und  Gegenden  völlig  überschwemmen, 
bis  sie  zu  Hunderttausenden  an  Hunger  und  Krankheit  ein- 
gegangen und  die  Überlebenden  wieder  abgewandert  sind.  Das 
gehäufte  Vorkommen  von  Lemmingen  in  Höhlen  und  Fels- 
spalten scheint  daher  nicht  mit  Ursachen  zusammenzuhängen, 
die  mit  Höhepunkten  der  Vereisung  in  Verbindung  stehen, 
und  ich  kann  mich  daher  nicht  den  Schlußfolgerungen  SCHMIDTS 
anschließen,  daß  das  mit  der  unteren  Nagetierschicht  am  Sirgen- 
stein abschließende  Mousterien  mit  der  eigentlichen  Würmeiszeit 
zusammenfalle,  das  Aurignacien  und  Solutreen  aber  mit  der 
wärmeren  Achensch wankung.  Eine  so  weit  gehende  Parallel  i- 
sierung  ist  besonders  so  lange  als  verfrüht  zu  bezeichnen,  als 
der  geologische  Nachweis  der  Achensch  wankung  selbst  auf  der 
Nordseite  der  Alpen  noch  keineswegs  absolut  sicher  zu  führen 
Lst,  in  Norddeutsch  1  and  und  Frankreich  bis  jetzt  aber  über- 
haupt nicht. 

Auf  der  Klimakurve,  die  SCHMIDT  auf  S.  266  gibt,  nimmt 
dii  ^.chenschwankung  (Aurignacien  und  Solutreen)  zeitlich  un- 
gefähr nur  den  dritten  Teil  der  Würmeiszeil  s.  str.  (Mousterien) 
ein.  Die  Mächtigkeit  der  Aurignacien-  und  Solutreenschichten 
in    Sohlen,    unter    vorspringenden    Felsen    (abria    sous    röche) 


—     567     — 

wie  im  Löß  ist  in  der  Tat  aber  mindestens  dreimal  so  groß 
wie  $ie  der  Mousterienschichten,  und  da  die  Fauna  in  allen 
Schichten  arktoalpin  bleibt,  so  halte  ich  es  für  wahrscheinlich, 
daß  das  kalte  Mousterien  nur  in  den  Anfang  der 
eigentlichen  Würmvereisung  zu  legen  ist,  höchstens 
in  die  erste  Hälfte,  das  Aurignacien  und  Solutreen 
aber  in  die  Zeit  von  der  Mitte  der  "Wurm  ver  eisu  ng 
bis  an  den  Anfang  des  Bühlvorstoßes.  Eine  genauere 
Parallelisierung  halte   ich   zurzeit  noch   nicht   für  möglich. 

Das   Protokoll   wird   verlesen   und   genehmigt, 
v.  w.  o. 

Wahnschaffe.  Hennig.  Bärtling. 


56*6 


Briefliche  Mitteilungen. 


28.    Stratigraphie  und  Bau   der  argentinischen 

Kordillere  zwischen   dem   Rio  Grande  und 

Rio  Diamante. 

Von  Herrn  H.  Gerth  (Bonn). 

Buenos  Aires,  im  Mai  1913. 

In  der  Kontroverse  UhliG-Burckhardt1)  über  die  Be- 
ziehungen der  Ammonitenfauna  des  andinen  Reichs  haben  die 
Formen  der  Ablagerungen  des  Kimmeridge,  Tithon  und  Neocom 
in  der  argentinischen  Kordillere  eine  große  Rolle  gespielt. 
Durch  Bkhrkndsex-  ,  Stkukr3),  Buuckiiardt4),  Haupt5) 
und  DOUVILLK6)  ist  aus  diesen  Schichten  eine  mannigfaltige 
Fauna  beschrieben  worden,  aber  die  Lagerungsverhältnisse  der 
Fossilien  waren  an  Ort  und  Stelle  noch  nicht  genau  unter- 
sucht und  klargestellt.  Im  Auftrage  der  argentinischen  Re- 
gierung habe  ich  nun  das  Stück  der  Kordillere  zwischen  dem 
Rio  Diamante  und  dem  Rio  Grande  untersucht,  in  dem  die 
meisten  der  früher  ausgebeuteten  Fundpunkte  liegen.  Bei  dem 
Interesse,   das  diese  Ablagerungen  beanspruchen,   auch  in  betreff 

')  Buucichaudt,  C:  Bemerkungen  über  die  russisch  -  borealen 
Typen  im  Oberjura  Mexikos  und  Südamerikas.  —  Schlußwort  zur 
Diskussion  über  die  russisch-borealen  Typen.  —  Zentralbl.  Min.  1911. 
Uhlicj,  V.:  Über  die  sogenannten  borealen  Typen  des  südandinen 
Koich>.  Zentralbl.  Min.  1911.  Die  marinen  Reiche  des  Juras  und  der 
Unterkreide.     Mitteil.  Geol.  Gesellschaft  Wien  1911. 

•  Zur  Geologie  des  Ostabhanges  der  argentinischen  Kordillere. 
Zeitschrift  Deutsch.  G<  -I.  Gesellschaft   L892. 

,i  Argentinische  Jura-Ablagerungen.     Pal.   Abhandl.   Dames   and 
Kayseh  1897. 

Beiträge    zur    Kenntnis     der  Jura-    und    Kreideformation    d<"r 
Kordillere.     Paläontogr.  l!io:;04. 

s)  Beiträge  zur  Fauna  des  oberen  Malm  und  der  unteren  Kreide 
in  der  argentinischen  Kordillere.     NT.  Jahrb.  Min.  l'.toT,  Beil.  IM.  XXIII. 
■  ephalopodes  Argentins.    Mem.Soc.geol.de  France.     Paleonto- 
logie.     Paris  1910. 


—     569     — 

der  kürzlich  von  DACQUE1)  wieder  angeschnittenen  Frage 
nach    der    Existenz    eines    pazifischen    Kontinents    im   jüngeren 

VIesozoicum,  möchte  ich  meine  stratigraphischen  Resultate 
schon  jetzt  hier  vorläufig  mitteilen.  Sie  bringen  in  die 
vertikale  Verbreitung  der  beschriebenen  Arten  etwas  Klarheit, 
zeigen  aber  auch,  daß  bei  dem  heutigen  Zustande  unserer 
Ammonitensystematik  der  Paläontologe,  der,  ohne  die  Lagerung 
zu  kennen,  allein  aus  seinen  Bestimmungen  Rückschlüsse  auf 
das  Alter  der  Schichten  macht,  leicht  zu  Ergebnissen  kommt, 
die  von  den  tatsächlichen  Verhältnissen  nicht  unerheblich 
abweichen. 

Die  ältesten  Bildungen,  die  in  diesem  Teil  der  Kordillere 
zutage  treten,  sind  bunte  Porphyre  und  eng  mit  ihnen  ver- 
knüpfter Granit;  an  Stelle  des  letzteren  treten  im  <  >sten  rote 
Quarzporphyre  und  Quarzporphyrtuffe,  deren  Decken  auch  am 
Aufbau   der  vorgelagerten   Sierra  Pintada  beteiligt  sind. 

Auf  der  unregelmäßigen  Oberfläche  dieser  Formationen 
liegt  in  der  Kordillere  allgemein  das  Transgressionskonglomerat 
des  Lias.  Die  Litoralfacies  am  Rande  des  Gebirges  besteht 
aus  Sandsteinen  und  Konglomeraten,  die  in  Senken  des  Unter- 
grundes, wie  am  Atuel,  eine  bedeutende  Mächtigkeit  erreichen. 
Sie  führen  dort  zunächst  Pflanzenreste  und  einige  mittel- 
liasische,     marine    Versteinerungen     (Amaltheus,    Spiriferina, 

Vola  alata),  schließlich  aber  eine  überall  verbreitete  ober- 
liasische  Fauna  mit  Harpoceras  subplanatnm,  Hildoceras 
commense,  Psettdomonotis  substriata~).  Die  sandige  Facies 
geht  lokal  in  eine  kalkige  und  dann  weiter  im  Westen  ganz 
allgemein  in  eine  eruptive,  aus  mächtigen,  gebankten  Porphyrit- 
tuffen   aufgebaute   über. 

Der  Dogger  beginnt  mit  dunklen  Harpoceratenschiefern 
mit  Posidonomya  a/pina,  sie  enthalten  die  von  BURCKHARDT 
vom  C°-  Puchen  und  Santa  Elena  beschriebenen  Ammoniten- 
formen.  Über  diesem  Horizont  sind  stellenweise  Kalkbänke 
mit  Stephanoceras  entwickelt,  dann  folgt  ein  mächtiger 
Komplex,  der  aus  sandigen  Mergelschiefern  und  Sandkalken 
besteht,  in  denen  man  nur  selten  ein  kaum  bestimmbares 
Sphaeroceras  findet.  Im  Südosten  am  Rio  Diana  ante  werden 
diese  Schichten  durch  graue  sandige  Kalke  voll  Gryphaea 
calceola    vertreten,    und    gegen   Westen   gehen    sie    zunächst    in 

')  Die  Stratigraphie  des  marinen  Juras  an  den  Rändern  des 
pazifischen  Ozeans.     Geol.  Rundschau   1911. 

'-')  Ich    stütze    mich    hier    und    im    folgenden   auf  die  alter« 
Stimmungen,  vor  allem  Burckhardts,  da   ich   mein   Fossilmaterial   bis 

nur  vorläufig  durchgesehen  habe. 


—      ,570     -- 

bunte,  sandige  Mergel  schiefer,  dann  in  Porphyritarkose  und 
schließlich   in   Porphyritkonglomerate   über. 

Auch  die  Sedimente  des  Bathonien,  die  ebenso  wie  die 
des  Callovien  und  tiefsten  Malms  den  Ostrand  des  Gebirges 
nicht  erreichen,  weisen  wieder  facielle  Unterschiede  auf.  Am 
weitesten  östlich  finden  wir  Kalke  mit  Korallen  und  Echino- 
dermenresten,  die  von  brecciösem  Dolomit  überlagert  werden. 
Im  Innern  des  Gebirges  treten  Kalkschiefer  und  splittrige 
Kalke  mit  schlecht  erhaltenen  Ammoniten  auf,  und  im  Westen 
schließlich  grüne  Tuffsandsteine  mit  Kalklinsen,  die  BüRUK- 
hakdt   Macrocephalites    Vergarensw  geliefert  haben. 

In  der  ganzen  Region  folgen  über  den  eben  geschilderten 
Bildungen  mächtige  Gipsmassen.  Am  Atuel  sind  den  Gipsen 
Kalkschiefer  mit  Ammonitenabdrücken  und  hellen  Sandsteinen 
eingeschaltet.  Der  ganze  Komplex  dürfte  in  diesem  Teil  der 
Kordillere   das   Callovien   vertreten. 

Auf  den  Gipsen  liegen  im  Osten  unmittelbar  die  roten 
oder  grünen  Sandsteine  des  Malms,  denen  sich  gegen  Westen 
immer  mehr  Tuffmaterial  und  Porphyritkonglomerate  bei- 
gesellen. In  den  zentralen  Teilen  des  Gebirges  sind  an  der 
Basis  der  Sandsteine  stellenweise  Mergel  und  Kalke  entwickelt; 
hierhin  gehören  wahrscheinlich  die  Schichten  von  Santa  Elena 
mit  Peltoceras  und  Aspidoceras,  die  Buuckiiakdt  ins  Oxford 
stellte. 

Nun  folgt  eine  neue  Transgression  mariner  Sedimente, 
die  mit  Konglomeraten  beginnt,  aber  bald  kalkig  mergeligen 
Schichten  Platz  macht,  welche  die  bekannte  reich  gegliederte 
Tithon-Neocomfauna    einschließen. 

OberesKimmeridge  —  tiefst  es  Tithon.  An  der  Basis 
des  Komplexes  tritt  ein  3  —  4  m  mächtiger  Horizont  hervor. 
der  aus  Mergelschiefern,  bituminösem,  schiefrigem  Kalk  be- 
steht und  oben  mit  einer  Lage  großer  Kalkgeoden  abschließt. 
Während  sich  unten  nur  schlecht  erhaltene  Perisphincten  und 
Zweischaler  (Aucellen?)  finden,  enthalten  die  höheren  Lagen, 
besonders  die  Geoden,  die  von  BüR<  KUARDT  beschriebene 
Perisphincten-Virgatitenfauna  ').  Mit  einer  auffallenden  faunisti- 
schen    und    petrographischen    Gleichförmigkeit    Hißt    sich    diese 

')  Die  S  ob  die  an  ebnen   Formen  echte  Virgatiten  oder 

zu  der  mediterranen  Gattung Virgatosphinctes  zu   -teilen  sind,  wird  die 

eitung  meiner  umfangreichen  Ansammlungen,  sowie  des  Materials, 
das  Dr.  Winmiai  m;\  am  <  '"■  Loteno  in  Neuquen  Bammelte,  wohl  ent- 
scheiden    lassen.     Die   von  DouviLLrä  als  Simbirekitet    vom    C°    Loteno 

riebenen  und  in-  höhere  Neocom  gestellten  Arten  sind,  wie  Uhlig 
rollkommen  richtig  vermutete,  andine  virgatiten  aus  dem  Kimmeridge- 
'I  | ;  o 


571 


Stufe  von  Neuquen  bis  zum  Aconcagua  durch  die  argentinische 
Kordillere  verfolgen.  —  Zone  des  Perisphinctes  äff.  pseudo- 
lictor,  choicensis,    Virgatites  andesensis  (cf.  icythicus). 

Tithon.  In  dem  darüber  folgenden  Geodenmergel  treffen 
wir  eine  vollkommen  veränderte  Fauna.  Die  Kalkknollen  sind 
oft  ganz  erfüllt  mit  den  glatten,  als  Neumayria  und  I/ap/o- 
ceras  beschriebenen  Ammoniten.  Daneben  finden  sich  stark 
bewehrte  Aspidoceraten  und  kleine,  vielfach  variierende  Peri- 
sphiucten  (äff.  pseudocolubrinvs  u.  colubrinoides).  Den  oberen 
Teil  der  Stufe  nehmen  gebänderte  fossilarme  Mergelschiefer 
ein.  —  Zone  der  Neumayria  Zitteli  und  des  Axpidoceras 
Steinmanni. 

Berriasien.  In  einen  mächtigen  Komplex  dunkler 
Mergelschiefer  sind  zahlreiche  Kalkbänke  und  Geodenlagen 
eingeschaltet,  die  eine  mannigfaltige  Fauna  enthalten;  zu  ihr 
gehören  fast  alle  die  von  Steuer  als  Reineckia  und  Odonto- 
ceras  beschriebenen  Arten.  An  der  Basis  liegen  Bänke,  die 
voll  sind  von  jenen  stark  variierenden,  primitiven  Hopliten- 
formen  aus  der  Gruppe  des  //.  Köllickeri  und  Mendozanus. 
Daneben  finden  sich  zahlreiche  ßerriasella-,  aber  auch  schon 
typische  Neocomites -Arten  (iV.  Kaiseri  St.)  —  Zone  des 
Uoplites  Köllickeri  — .  Es  folgen  die  Zonen  der  Berria s ella 
calistoides,  des  Steuroceras  fOdontoceras)  Koeneni,  in  der 
sich  zum  ersten  Male  ein  Spiticeras  einstellt,  und  endlich 
schließt  die  Abteilung  mit  einer  Kalkbank  ab,  die  gewöhnlich 
ganz   erfüllt  ist  mit  ßerriasella  fraudans  St. 

Valangien.  Hier  vollzieht  sich  ein  Wechsel  in  den 
Ablagerungen;  an  Stelle  der  schwarzen,  grau  verwitternden 
Kalke  und  Mergel  treten  hellere  Kalke  und  Kalkschiefer,  die 
im  Terrain  mehr  hervortreten.  In  den  tiefsten  Kalkbänken 
und  großen,  linsenförmigen  Geoden  treffen  wir  eine  Invasion 
von  Spiticeras-  Arten ,  unter  denen  namentlich  Spiticeras 
Dame&i  allgemein  verbreitet  ist;  daneben  kommen  Acantho- 
cliscuH-  und  Neocomifes-Formen  vor.  Für  die  höher  liegenden 
plattigen  Kalke  ist  Neocomites  transgredicn.s  St.,  der  dem 
N.  neocoiniensis  d'Orh.  sehr  nahe  steht,  charakteristisch.  Im 
Osten  schalten  sich  über  der  Transgredienszone  Exogyrakalke 
ein,  und  die  tieferen  Schichten  des  Valangien  werden  am 
Rande  des  Gebirges  durch  eine  litorale  Facies  mit  Zwei- 
schalern  [Trigonia  transitoria,  Lucina,  Cucullaea)  und  einer 
spärlichen,   abweichenden   Ammonitenfauna   ersetzt1). 


Weiter  im  Süden  in  Neuquen  i.M  diese  Facies  nach  den  Unter- 
suchuDgen  Keidels  and  Wixdhausexs  allgemeiner  verbreitet 


—     572     — 

Hauterivien-Barremien?  Im  Hängenden  der  ge- 
schilderten Bildungen  folgt  noch  eine  mächtige  Abteilung 
fossilarmer  Mergelschiefer  und  plattiger  Kalke,  die  oben  mit 
einem  Dolomit  und  Gipshorizont  abschließt.  Außer  Abdrücken 
von  Zweischalern  und  Gastropoden  konnte  ich  hier  nur  schlecht 
erhaltene    Holcodiscus-Formen   auffinden. 

Gegen  Westen  nehmen  die  marinen  Sedimente  des  Tithons 
und  Neocoms  an  Mächtigkeit  ab,  doch  greift  eine  Einschaltung 
kalkiger  Schichten  weit  nach  Westen  in  die  Porphyritserie 
hinein;  zu  ihr  gehören  die  Exogyrasebiehten  im  oberen  Tin- 
guiricatal  auf  der  chilenischen  Seite  der  Kordillere.  Abermals 
trat  das  Meer  den  Rückzug  an,  und  während  sich  im  Westen 
wieder  Porphyrite  auftürmten,  kamen  im  Osten  die  roten  Sand- 
steine der  oberen  Kreide  zur  Ablagerung.  Sie  werden  gegen 
den  Rand  des  Gebirges  konglomeratisch  und  nehmen  bedeutend 
an  Mächtigkeit  ab.  Hier  sind  in  ihrem  Hangenden  grüne 
Mergel  mit  sandig-kalkigen  uud  oolithischen  Bänken  entwickelt, 
die  eine  brackisch-limnische  Gastropodenfauna  enthalten.  Un- 
mittelbar darüber  liegt  die  von  BODENBENDER1)  entdeckte 
kalkige  Schichtfolge  mit  Gryphaea  vesicidaris  und  (  ardita 
Morqaniana,  die  einen  Ausläufer  der  weiter  im  Süden  auf- 
tretenden Transgression  der  Rocastul'e  darzustellen  scheint. 
Abermals  folgen  bunte  Mergel,  blaßrote  Sandsteine  und  schließ- 
lich grobes  Konglomerat  und  Schotter.  Hier  finden  wir  bereits 
Komponenten  aller  älteren  Kordillerengesteine,  vor  allem  auch 
der  die  granitischen  Intrusionen  begleitenden  Gangbildungen; 
ein  Zeichen,  daß  im  Westen  die  Auffaltung  des  Gebirges  schon 
stattgefunden    hat. 

Wie  wir  sehen,  befinden  wir  uns  in  der  argentinischen 
Kordillere  während  Jura  und  Kreide  fortgesetzt  am  <  »strande 
eines  Geosynklinalmeeres,  dessen  Fluten  bald  mehr  auf  den 
brasilo-afrikanischen  Kontinent  übergreifen,  bald  sich  weiter 
gen  Westen  zurückziehen.  Da  wir  tektonische  Bewegungen 
zu  dieser  Zeit  nicht  mit  Bestimmtheit  nachweisen  können, 
dürfen  wir  wohl  die  Auftürmung  mächtiger,  submariner  vul- 
kanischer Produkte  für  die  Schwankungen  verantwortlich 
machen.  Die  liasische  Transgression,  die  in  unserer  Gegend 
an  der  Grenze  zum  Dogger  ihre  größte  Ausbreitung  erreicht, 
verflacht  sich  schnell  wieder,  und  gewaltige  Gipsmassen  kommen 
am  Ende  dieser  Periode  zur  Ausscheidung.  Mit  Beginn  des- 
Malms   gewinnen    dann    die    vulkanischen    Bildungen  die  Ober- 

Terreno   jarasico    j    cr<  Lnde      ^rgentino3.      Bol 

l  392. 


—      573      — 

band,  und  aus  ihrem  Detritus  hervorgegangene  rote  Sandsteine 
ersetzen  die  marinen  Sedimente  im  Osten.  Aber  schon  am 
Ende  des  Kimmeridge  brandet  das  Meer  von  neuem  gegen 
Osten  vor,  und  in  raschem  Wechsel  folgen  verschiedenartig 
Faunen,  die  sich  mit  einer  merkwürdigen  Gleichförmigkeit 
über  kolossale  Strecken  verfolgen  lassen.  Dieselben  Tithon- 
und  Berriasformen,  die  wir  aus  Argentinien  zwischen  dem 
:'».").  und  36.  Breitegrad  kennen,  treffen  wir  in  Nordperu  unter 
8U  südlicher  Breite  wieder.  Das  spricht  für  den  Rand  eines 
weiten  offenen  Meeres  und  nicht  für  einen  schmalen  lang- 
gestreckten Golf.  Wo  die  Westküste  dieses  mesozoischen 
Geosynklinalmeeres,  der  paziiische  Kontinent  BüRCKHARDTS 
und  DäCQDES,  gelegen  hat,  wissen  wir  nicht;  doch  vermutlich 
nicht  so  nahe,  daß  man  die  Konglomerate  der  Porphyrit- 
formation  als  in  der  Brandungszone  an  seiner  Küste  gebildet 
ansehen  könnte.  In  der  jüngeren  Kreidezeit  hob  sich  unter 
den  ersten  Vorboten  der  die  Anden  faltenden  Kräfte  der  ost- 
liche Teil  der  Geosynklinale,  und  der  pazifische  Ozean  wich 
endgültig  gegen  Westen  zurück.  Die  kurze  brackisch -marine 
Invasion,  die  wir  am  Ostrande  des  Gebirges  an  der  Grenze 
von  Kreide  und  Tertiär  beobachteten,  scheint  aus  Südosten 
gekommen  zu  sein.  Auch  sie  muß  bald  der  von  Westen  gegen 
Osten   ausklingenden   Gebirgsbildung   weichen. 

Recht  verschieden  ist  der  Bau  des  Gebirges,  der  durch 
diese  Bewegungen  der  ersten  Phase  hervorgerufen  wurde.  Im 
Norden,  am  Rio  Diamante,  sind  die  mesozoischen  Sedimente 
zwischen  den  im  Osten  auftauchenden  Quarzporphyrmassen, 
Graniten  und  paläozoischen  Schichten  der  "Vorkordillere  und 
der  mächtigen  Porphyritserie  im  Westen  zu  steilen,  dicht- 
gedrängten Falten  zusammengeschoben.  Ja  weiter  nordwärts, 
iD  der  Gegend  des  Aconcagua,  führte  die  Zusammenstauchung 
der  nachgiebigen  Sedimente  zwischen  den  schwerer  beweglichen 
Massen  zur  Schuppenstruktur,  wie  uns  die  interessanten  Beo- 
bachtungen Schillers  zeigen1).  Schließlich  kam  es  dort  in 
den  Gipsraassen  sogar  zu  ausgedehnten  Überschiebungen  der 
mesozoischen  Sedimente  über  die  tertiären  Abtragungsprodukte 
des  eben  entstandenen  Gebirges.  Diese  intensive,  überall 
deutlich  gegen  Osten  gerichtete  Faltung  können  wir  nach 
Süden  bis  an  den  Rio  Salado  verfolgen,  wo  es  in  den  Ost- 
schenkelu  der  Dach  dieser  Richtung  übergelegten  Falten  noch 
zu    kleinen    Überschiebungen   kommt.      Weiterhin    wechselt    der 

')  La   alta    Cordillera    de    San    Juan    v    Mendozx      Ann.  Minist. 
ult.  Buenos  Air.  -  1912. 


—     574      — 

Bau  des  Gebirges.  An  Stelle  der  in  meridionaler  Richtung 
weithin  verfolgbaren  Falten  treten  unregelmäßige  Antiklinalen, 
die  durch  transversale  Abschnürungen  eine  blasen-  oder  kuppel- 
förmige  Gestalt  bekommen.  Die  Faltungsrichtung  wird  un- 
bestimmt; wo  der  Zusammeuschub  etwas  intensiver  war,  finden 
wir  bald  gegen  Westen,  bald  gegen  Osten  überkippte  Schenkel. 
Auch  hier  führen  die  plastischen  Gipsmassen  zu  lokalen 
Komplikationen,  und  regionale,  in  nordost-südwestlicher  Rich- 
tung verlaufende  Sprünge,  die  im  Anschluß  an  die  Faltung 
entstanden,  beginnen  eine  bedeutende  Rolle  im  Bau  des  Ge- 
birges  zu  spielen. 

Mit  dem  Wechsel  in  der  Struktur  fällt  das  stärkere  Her- 
vortreten der  granitischen  Intrusionen  zusammen,  die  der  Auf- 
faltung auf  dem  Fuße  folgten.  In  perlschnurartig  an-  und  ab- 
schwellenden Massen,  wie  es  STEINMANN1)  aus  Peru  und 
Bolivien  beschrieben,  durchziehen  sie  in  meridionaler  Richtung 
das  Gebirge.  Von  echten  Graniten  mit  typischer  Tiefen- 
gesteinsstruktur lassen  sich  alle  Übergänge  beobachten  zu  Ge- 
steinen mit  andesitischem  Gefüge.  Sie  bilden  entweder  aus- 
gedehnte Intrusivlager  in  den  Sedimenten,  die  sie  aufblätter- 
ten und  dislozierten,  oder  sie  durchbrachen  die  Schichten  in 
mächtigen  Stöcken,  wobei  Aufschmelzung  eine  bedeutende 
Rolle  gespielt  haben  mag.  Die  mesozoischen  Ablagerungen 
sind  in  ihrer  Umgebung  hochgradig  kontaktmetamorph  ver- 
ändert und  von   Hornblendeandesitgängen   durchschwärmt. 

Als  die  gebirgsbildenden  Bewegungen  erloschen,  Intrusi- 
onen und  Gangbildungen  erfolgt  waren,  begann  eine  ausgedehnte, 
effusive,  vulkanische  Tätigkeit.  Als  Analogon  zu  der  meso- 
zoischen Porphyritformation  bildete  sich  während  des  jüngeren 
Tertiärs  eine  mächtige  Serie,  aufgebaut  aus  Akkonglomeraten, 
Tuffen  und  Decken  andesitischer  und  schließlich  auch  basalti- 
scher Gesteine.  Sie  liegt  im  Innern  des  Gebirges  in  den  De- 
pressionen des  jungen,  der  Faltung  noch  eng  angeschmiegten 
Reliefs,  erreicht  durch  die  transversalen  Abschnürungen  in  den 
Antiklinalen  (alte  <v»uertäler)  den  Ostrand  des  Gebirges  und 
breitet  sich  dort  in  den  angegliederten  Mulden  über  den  alt- 
tertiären, von  der  Gebirgsbildung  noch  in  Mitleidenschaft  ge- 
zogenen Konglomeraten  und  Schottern  aus.  Die  hohen,  ">000  m 
erreichenden  Berge  zu  beiden  Seiten  des  Atuels  sind  ganz  aus 
diesen    Bildungen   aufgetürmt*),   und  da  die  Decken    von   ihnen 

birgsbildung    und    Massengesteine    in    der    Kordillere    Süd- 
amerikas.    Geol,  Rundschau  1910. 

\  1 1 .  •  l :    der  AcoDcagua    ist    aus    d 


57 '6 


nach  allen  Richtungen  hin  abgeflossen  sind,  dürften  sie  als 
Reste   alter   Eruptionsherde   anzusprechen   sein. 

Mit  Beginn  des  Diluviums  setzte  eine  neue  Dislokations- 
phase ein,  die  sich  vorwiegend  in  vertikalen  Bewegungen 
äußerte  und  eine  bedeutende  Heraushebung  des  ganzen  Ge- 
birges zur  Folge  hatte.  Die  vulkanische  Tätigkeit  erlitt  eine 
neue  Belebung.  Allenthalben  am  Ostrande  des  Gebirges  kam 
es  zu  basaltischen  Ergüssen,  während  im  Westen  die  großen 
diluvialen  Vulkane  entstanden,  die  heute  zum  Teil  noch  nicht 
vollkommen  erloschen  sind.  In  den  Tälern  und  am  Rande 
des  Gebirges  liegen  Lavaströme  und  Aschentuffe  dieser  Erup- 
tionen auf  den  älteren  diluvialen  Niveaus.  Im  zentralen  Teile 
aber  haben  die  Produkte  der  großen  Vulkane  die  tertiären 
Reliefs  fast  vollkommen  aufgefüllt  und  so  auf  weite  Strecken 
hin   einen  plateauartigen   Charakter  geschaffen. 

Wie  wir  sehen,  bestätigen  und  erweitern  meine  Beobach- 
tungen die  älteren  Darstellungen,  die  BukCKIIAKDT1)  und 
KkideL2)  vom  Bau  dieses  Teiles  der  argentinischen  Anden 
gegeben  haben,  ohne  in  wesentlichen  Punkten  mit  ihnen  in 
Widerspruch  zu  geraten.  Faltung,  gefolgt  von  Intrusionen, 
vertikale  Heraushebung  und  schließlich  effusive,  jungvulkani- 
sche  Tätigkeit  waren   hier   die   gebirgsbildenden   Faktoren. 


29.    Die   saxonische   „Faltung". 
Von  Herrn  Hans  Stille. 

Eine   Antwort   auf  die   Verhandlungen   anläßlich 

der  Hauptversammlung  der  Deutschen  Geologischen  Gesellschaft 

zu   Greifswald   am   10.  August   1912 3). 

(Mit  5  Textfiguren.) 

Leip2  ig,  den   1 .  Juli   1913. 
Auf  der  Versammlung   der  Deutschen  Geologischen  Gesell- 
schaft   zu    Greifswald     im    August    1912    ist,    wie    sich    dem 
inzwischen   erschienenen  Protokoll    entnehmen   läßt,   die  jüngere 

')  Profils    geologiques    transvereaux   de    la    Cordil 
cliilienne.     Ann.  [iluseo  de  la   Plata  1900. 

-)  Über  die   Geologie  einzelner  Teile   der  argentinischen   Anden. 
Sitaangsber.  d.  k.  k.  Akad.  d.  Wissensch.  Wien  r." 

:i)  Vgl.  Monatsberichte  der  Deu!  eben  Geol.  Ges.   1912,   S.  t"/7  ff 


—     57  ß     — 

(saxonische)    deutsche    Gebirgsbildung    ausgiebig    zur    Sprache 
gekommen     und     speziell     die     Frage     diskutiert     worden,     ob 
„Faltung"    oder   „Senkung"    das   Wesen    der    saxonischen   Ge- 
birgsbildung ausmacht.      Eine  Art  Resolution  ist  unter  Vorsitz 
von  Herrn  FitECH  über  diese  Frage  (a.  a.  0.,  S.  481)  gefaßt  worden  : 
„Entgegen  der  Annahme   einer  saxonisch-kimmerischen 
Faltung  wird  der  Gebirgsbau  Mittel-  und  Norddeutschlands 
in  mesozoischer  und  nachmesozoischer  Zeit  von  Senkungs- 
erscheinungen beherrscht.     Fältelungen  und  auch  Faltungen 
treten    nur    als   Nebenerscheinungen    an    den   Bruchrändern 
auf.      Auch    die    SüESSsche,    im    „Antlitz    der   Erde"    ver- 
schiedentlich   ausgesprochene    Anschauung    entspricht    der 
Ansicht,    daß    Senkung    die    mesozoischen    Schollengebirge 
beherrscht." 

Nach  alten  Erfahrungen,  denen  neue  hinzuzufügen  man 
sich  hüten  sollte,  können  aber  durch  Resolutionen  wissen- 
schaftliche Fragen  nicht  erledigt  werden,  das  hätte  man 
sich  auch  in  Greifswald  sagen  sollen,  als  man  nachdrücklich 
Wert  darauf  legte,  die  Meinung  einzelner,  die  sich  in  Greifs- 
wald gerade  zusammengefunden  hatten  und  auch  dort  keines- 
wegs ohne  Widerspruch  geblieben  waren,  als  eine  Art  Ver- 
dikt  gegen   die   saxonische   „Faltung"    zu   proklamieren. 

Die  Greifswalder  Verhandlungen  über  die  mitteldeutsche 
Gebirgsbildung  bieten  mir  die  Veranlassung,  noch  einmal  auf 
die  „Senkungstheorie"  einzugehen  und  zu  zeigen,  inwiefern 
sie  mit  gewissen  grundsätzlichen  Erfahrungen,  die  sich  aus 
den  geologischen  Verhältnissen  des  deutschen  Bodens  ergeben, 
unvereinbar  ist.  Allerdings  scheinen  in  Greifswald  gerade  die 
für  diese  Frage  entscheidenden  Verhältnisse,  auf  die  ich 
schon  früher  einmal  hingewiesen  habe,  jedoch  an  einer  Stelle, 
die  vielen  Fachgenossen  vielleicht  nicht  recht  zugänglich  ist'), 
überhaupt  nicht  zur  Sprache  gekommen  zu  sein.  Ent- 
scheidend, ob  „Senkung"  oder  „Faltung"  und  damit  „Ab- 
wärts"- oder  „Aufwärts"-Bewegung  der  unter  dem  Einflüsse 
tektonischer  Kräfte  ihre  Lage  verändernden  und  sich  weithin 
zu  Sätteln  und  Mulden  formenden  Gesteinsmassen  eingetreten 
sei,  ist  aber  der  Vergleich  der  Höhenlage  der  Gesteins- 
massen vor  und  nach  dem  tektonisclnin  Ereignisse  in  bezug 
auf  die  uns  einigermaßen  verfügbare  Höhenmarke,  nämlicli  den 
Spieg<]   der   Hydrosphäre. 


H.  Stille:    l'i'1   Faltung  des   deutschen   Bodens   und   des  Salz- 
Zeitschr.  „Kali",  V.  Jahrg.  1911,  Hefl  IG  17    vgl.  spez.  Seite 7 


—     577     — 

In  mehreren  Schriften  der  letzten  Jahre,  die  sich  mit 
der  saxonischen  „Faltung"'  des  deutschen  Bodens  I "schuftigen, 
habe  ich  den  Weg  verfolgt,  die  nachweisbaren  tektonischen 
V<u'L'änge  zunächst  einmal  möglichst  genau  hinsichtlich  ihrer 
Zeitlichkeit  festzulegen1).  Es  ergibt  sich  auf  diese  Weise 
der  tektonische  Zustand  in  einander  folgenden  Erdperioden,  und 
aus  dem  Vergleiche  dieser  Zustände  und  der  Feststellung  der 
Veränderungen,  die  von  Fall  zu  Fall  eingetreten  sind,  enthüllt 
sich  uns  der  tektonische  Werdegang.  Die  Studien  über  die 
Geologie  des  deutschen  Bodens  haben  mich  dazu  geführt,  ganz 
besonderen  Wert  auf  die  Unterscheidung  „epirogenetischer" 
und  „orogenetischer"  Vorgänge  zu  legen,  —  und  in  welchem 
Umfange  auf  Grundlage  dieser  Unterscheidungen  gewisse  Grund- 
auffassungen der  Tektonik  einer  Revision  unterzogen  werden 
müssen,  mag  sich  aus  den  nachfolgenden  Ausführungen  ergeben. 
Es  sei  mir  erlaubt,  aus  früheren  Veröffentlichungen  hier  das- 
jenige zu  wiederholen,  was  bei  der  Entscheidung  über  eine 
„Faltung"  des  deutschen  Bodens  ganz  besonders  in  Frage  kommt. 

Epirogenetische  und  orogenetische  Vorgänge  führen  zu 
Bewegungen  der  festen  Massen  in  der  Lithosphäre.  Die 
epirogenetischen  Vorgänge  sind  „säkulare"  Erscheinungen, 
gehen  mehr  oder  weniger  gleichmäßig  durch  die  langen 
Perioden  der  Erdgeschichte  fort  und  äußern  sich  im  Sinken 
der  Sedimentationsräume  (Geosynklinalen)  und  im  Aufsteigen 
der  Festlandsschwellen.  Die  „kontinentalen'"  Bewegungen  der 
jüngsten  geologischen  Vergangenheit  und  der  Jetztzeit  sind  ihr 
tilg.  Schon  die  Mächtigkeit  der  Sedimente  in  bestimmten 
Gebieten,  überhaupt  der  Begriff  der  Geosynklinale,  erfordert 
die  Vorstellung  der  epirogenetischen  Bewegungen.  Zu  ge- 
waltigem Ausmaße  summieren  sich  die  jeweilig  nur  kleinen  Ab- 
senkungen in  langen  Zeiten,  wie  uns  die  Mächtigkeit  der 
Sedimente  in  manchen  dieser  sinkenden  Räume,  z.  B.  im 
Niederdeutschen  Becken,  lehrt.  Auch  die  säkulare  Aufwölbung 
der  Kontinentalschwellen  ist  unbestreitbar.  Wie  sollte  man 
sonst  ungezwungen  erklären,  daß  die  Kontinentalschwellen 
durch  lange  Perioden  hindurch  in  oft  gleichbleibender  Um- 
randung fortbestehen,  ohne  völlig  eingeebnet  und  überflutet  zu 
werden,    und  daß  sie   durch    lange   Perioden   der   Brdgeschichte 

1    Das  Alter  der  deutsche»  Mittelgebirge.    Zentralbl.  F.  Min.  f.  I 
S.  270.  —  Die  mitteldeutsche  RahmenfaltuDg     3.  Jahresber.  d.  Nieder- 
säcli.-.  geol.  Vereins,    1910,  S,  111.  Senkungs-,    Sedimentations-    u, 

Faltungsräume.    Lle  I  I.  internat.  Stockholm,  1910,  S.  819fl 

I»  ind  der  Lüneburger  Heide  usw.     4.  Jahresber.  d.  Ni< 

ins,  1911,  S.   '- 


.",7s 


die  Lieferanten  des  Sedimentes  für  die  Geosynklinalen  bleiben? 
Während  allerdings  die  Einweihung  der  Geosynklinalbezirke 
in  der  morphologischen  Form  des  Troges  usw.  sich  aus- 
drückt, tritt  die  Aufwölbung  der  Festlandsschwellen  morpho- 
logisch nicht  oder  kaum  in  Erscheinung,  da  sie  immer  wieder 
durch  die  Denudation  der  jeweilig  aufgestiegenen  Massen 
kompensiert  wird.  Noch  heute  sehen  wir  solche  Kontinental- 
schwellen sich  aufwölben;  man  blicke  nach  Fennoskandia  und 
zum  Kanadischen  Schild.  Den  epirogenetischen  Bewegungen 
liegt  meiner  Auffassung  nach  ein  flacher  Wellenwurf  großer 
Spannweite  zugrunde,  und  dabei  sind  die  Geosynklinalen  die 
Wellentäler  und  die  Festlandsschwellen  die  Wellenberge.  Dieser 
epirogenetischen    „Wellung"    großer    Spannweite  („Undation" 

cJ>enudationsgeBiet  Säfiutare  Cl6wärtsScwc<]img 


Säkulare  QufivÜrts&ewegung 


Sedimentationsgeßiet 
Fig.  1. 

Säkulares  Aufsteigen  der  Festlandsschwellen   und  Einsinken  der 
Sedimentationsbecken. 

osyoklinalgebiete    durchläuJ  -■■■  •  ht  .m   die    Lagen  xb    vc  usw.     In- 

zwischen wurde  die  Landoberfläche  uix  die  Lagen  xb],  .n-,  usw.  erreichen,  wenn 
nicht    die  Denudation    das    jeweilig    Herausgehobene    wieder   abtrüge    und  zur 

nklinale  schaffte.     Die  Landoberfläche  ara,   bleibt   damit  einigermaßen  .■■■- 
wahrt,   wenn    auch    immer  neue   und    von  unten  sich  nachschiebende  Q< 
missen  an  ihr  ausstreichen1). 

l)  Man  wende  nicht  ein,  daß  mit  solchen  Vorstellungen  die 
lokale     Erhaltung     z.  B.     mesozoischer     Sedimente      im     Bereiche    der 

llen  anvereinbar  ist.  Wo  sie  sich  linden  (Triersche  Bucht,  Elbe- 
zone in  Sachsen  .  bandeil  es  -ich  um  lokale  Versenkungen  oder,  wie 
aus  paläogeographischen  Verhältnissen  erkennbar  ist,  um  epiro genetisch 
angelegte  und  fortgebildete  Senkungszonen  „zweiter  Ordnung",  wie 
sinkende    Spezialbecken    inmitten    oder    in    randlichen    Einbuchtungen 

tufsteigenden    Festlandsscbwellen.     Eine    Rolle    spielt    bei    d 
Verhältnissen  in  vielen   Fällen  das  Auftreten  mehrerer  Druckrichtungen 

nicht  nur  in  der  genetischen,   sondern  auch  in  der  epirogenetischen 

Ausgestaltung  des   Untergrund 

Wie   die   großen  Senkungsfelder   zwischen   den  großen   Festlands- 
schwellen   "ft    genug     als    Geosynklinalen    angelegt     waren,    so     sind 
lie     inmitten     der    großen    Festlandsschwellen    auftretenden 
>  öden   „\  in  i  ielen   Fälli  b    in  epiro- 

chen   Spezialbe<  -  [furchen    vorgezeichnet    gi 


—     579      — 

des    Bodens)     stehen     die     orogenetischen     Erscheinungen     der 
„Faltung"    („Undulation")   gegenüber. 

Die  orogenetischen  Vorgänge  sind  episodische  Ereignisse, 
und  mit  ihnen  entstehen  Falten,  Überschiebungen  und  Ver- 
werfungen. Bedeuten  die  epirogenetischen  Verhältnisse  gewisser- 
maßen eine  tektonische  Evolution  des  Bodens,  d.  h.  eine 
durch  lange  Perioden  und  gleichsinnig  sich  fortbildende  Aus- 
gestaltung, so  habe  ich  anderseits  die  episodisch  eintreten  den 
orogenetischen  Vorgänge,  die  zu  einer  völligen  Umwälzung  der 
Verhältnisse  in  den  Geosynklinalen  oder  wenigstens  in  deren 
Randgebieten  führen  und  während  der  Dauer  ihrer  Wirk- 
samkeit den  Bewegungssinn  der  Geosynklinalmassen  weithin 
völlig  umkehren,  als  Erd  revolutionen  bezeichnet;  da- 
bei sind  Form  und  Intensität  der  erdrevolutionären  Er- 
scheinungen in  hohem  Maße  durch  die  vorangegai 
Evolution  des  Bodens  bestimmt1).  Daß  die  orogenetischen 
Vorgänge  nun  Ereignisse  ganz  bestimmter,  und  zwar  eng  um- 
grenzter Zeiten  sind,  ist  aus  den  geologischen  Verhältnissen 
des  deutschen  Bodens  leicht  ersichtlich  und  wird  auch  von 
denjenigen  Fachgenossen  ohne  weiteres  zugegeben,  die  sich  in 
Greifswald    gegen    eine    saxonische    „Faltung''    gewandt    haben. 

Für  die  Beurteilung  der  Frage,  ob  die  saxonische  Ge- 
birgsbildung  auf  „Senkungen"  oder  „Faltungen"  hinaus- 
kommt, ist  von  fundamentalster  Bedeutung,  daß  schon  vor 
den  tektonischen  Phasen,  in  denen  doch  die  Zerstückelung 
des  Bodens  in  Schollen  erfolgte  und  die  „Senkungen"  sich 
abgespielt  haben  sollen,  unsere  großen  „Senkungsfelder"  um 
gewaltige  Beträge,  in  einzelnen  Fällen  um  Tausende  von 
Metern,  gegenüber  den  großen  „Horsten"  (z.  B.  der  Rheinischen 
Masse)2)  gesunken  waren  (vgl.  Fig.  3).  Diese  Senkung  ging  auf 
>•  p  i  rogenetische  Vorgänge  zurück,  und  bisher  ist  jedenfalls 
noch  nicht  erweisbar  gewesen,  daß  schon  bei  der  Entstehung 
und  Fortbildung  der  deutschen  Sedimentationsbeckeu  entlang 
deren    Rändern   Verwerfungen   aufgerissen    wären. 


II.  Srn.i.i::    Tektonische    Evolutionen    und   Revolutionen    in    der 
Erdrinde.     Antrittsvorlesung   Leipzig   1913      Veit  &  Co. 
•     I  ntei    den  großen  „Horsten"   und  „Massen"  vei 
olgenden  Ausführungen  speziell  die  Böhmische  Masse,  die  Rheinische 
die  Skandinavische  Klasse,   d.  h.  die   ausgedehnten    und    - 
„Undationssch wellen"    b.  oben),     Betreffs   der   in   etwas   größerem   Uni 
fange   auch    von    „Undulationen"    betroffenen    kleineren   Rahmen      Har 
usw.     vgl.  „Senkungs-,   Sedimentations-    und    Faltungsräume",    a.  a.  0 
-   827  u.  832 


—     580    '  — 

Die  zeitliche  Analyse  der  tektonischen  Vorgänge,  zu  der 
■wir  erfreulicherweise  im  deutschen  Boden  bei  dem  hohen 
Grade  seiner  Erforschung  schon  in  ziemlich  weitem  Umfange 
imstande  sind,  spricht  ein  vernichtendes  Urteil  gegen  die 
ganze  „Senkungstheorie'',  denn  sie  führt  uns  unzweideutig 
vor  Augen, 

daß   in   den   tektonischen   Phasen,   d.  h.   in   den- 
jenigen,    in     denen     die    „Senkungen"     gegenüber 
den     großen     „Horsten''     eingetreten     sein     sollen, 
der  in   Sättel   und   Mulden  sich   legende   und   dabei 
vielfach    in   Schollen    zerreißende    Inhalt    der 
Sedimentationsbecken     aufwärts     gegenüber     den 
präexistierenden     alten     Massen,     den     späteren 
großen   „Horsten'',    und    auch    aufwärts   gegenüber 
dem   ozeanischen    Spiegel,    bewegt    worden    ist. 
In     den    epirogenetischen     Zeiten     sinken     die    Becken 
zwar   ein,    aber  in   den   orogenetischen   Phasen   steigen   sie 
auf,   und   bei   dieser  Auf wärtsbewegung  des  Bodens  entstehen 
die    Verwerfungen,     entlang    denen    nach    der    Senkungstheorie 
die   Schollen  sich   abwärts   bewegt  haben   sollen.      Dabei   ent- 
stehen    auch     die   Sättel     und   Mulden,     denen    zwar  R.  LaCH- 
MANN    nur  nach   ihrer  morphologischen   Gestaltung,   nicht   aber 
nach     ihrer    Entstehung     die    Bezeichnung    Sättel     und    Mulden 
zukommen  lassen  will.     Vor  der  „kimmerischen"  (jungjurassi- 
schen) Faltung  liegen  z.  B.  die  Gesteine  der  älteren  Formationen 
im  Niederdeutschen  Becken   tief  versenkt   unter  den  jüngeren 
Gebilden   (Fig.  2  a),   die   über  ihnen   im  Laufe   der  geologischen 
Zeiten  abgesetzt  worden  sind;  nach  der  Faltung  sehen  wir  aber 
diese  vorher  tief  versenkten  Schichten  im  Kerneder  „Sättel"  am 
Aufbau   der  Landfl  ächen    teilnehmen,   über   die  nach  Wieder- 
einsetzen   der    „Evolution"    (erneute  Senkung!)  die  postkimme- 
rische  T ransgression  dahingeht  (Fig.  2b);  mit  der  Faltung  haben 
sie  als"  den  Weg  aus  großer  Tiefe  bis  zum  Niveau  des  ozeanischen 
Spiegels    und   über   diesen   hinaus   zurückgelegt.      Ganz   ähnlich 
ist    die    Sachlage    in    den   jüngeren    orogenetischen    Phasen    der 
saxonischen    Gebirgsbildung:     immer     vollzieht     sich     in    diesen 
eine  .,  A  u  f  wärtsbewegung"  epirogenetisch  gesunkener  Gesteins- 
■  in.     Weithin    haben   also  die  orogenetischen    Phasen,   z.  B, 
im     Niederdeutschen    Becken,     Festländer    geschaffen    und     tief 
Ifende   Denudationen    eingeleitet;    das   alles   spricht    nicht 
für   ..als  Ganzes  absinkende  größere  Beckenmassen  ",  Bondern 
für    11  erausheb  u  ng  der  Beckenmassen. 

allerdings  bat  die  orogenetische  Aufwärts- 
bewegungder  Beckeninhalte  die  vorangegangene  epiro- 


58 1 


genetische  Abwärtsbewegung  in  der  Mehrzahl  der  Fälle 
nicht  kompensieren  können  (siehe  Fig.  3),  und  so  er- 
scheinen trotz  der  Faltungen  und  trotz  der  Aufwärtsbewegung 
die  Sedimentationsräume  noch  gesunken  gegenüber  den  großen 
„Horsten".  Im  wesentlichen  darauf,  daß  bisher  kaum  unter- 
schieden   worden    ist,    was    auf   säkulare    (epirogenetische)   und 


Fig.  2a. 


-5 


\SOO-1O00m  Sediment 


Fig.  2  b. 


}       der  unteren 
Kreide 


Fig.  2. 

Schematische  Darstellung  der  „Aufwärts',bewegung  der  Schichten  durch 
ilie   kimmerische   Faltung    im    nordöstlichen   Yorlande   der   Rheinischen 

Masse. 

Fig.  2a   veranschaulicht   die  Lage   einer   bestimmten  Schicht.    /..  B.   der 

b'.it  -  Muschelkalk-Grenzschicht,   zum  ozeanischen  Spiegel    - 

vor  der  kimmerischen   Faltung. 
Fig.  2b    veranschaulicht    ihre    Lage    zum    ozeanischen     Spiegel    Sx  —  S, 

nach    der  kimmerischen    Faltung  und   nach    Wiedereiuebnung 

und   Überflutung  der  kimmerischen    Ketten. 


was    auf  eigentliche   tektonische   („orogenetische")   Beweg 
zurückgeht,     beruht    die    unrichtige    Vorstellung,     daß    in    den 
tektonischen    Phasen    im    deutschen    Boden    Senkungen    an 
großen    Bruchlinien   eingetreten   seien. 

Die    Bruchlinien,    die    unsere    großen   Horste    weithin    um- 
säumen   und     in     vielen    Fällen    annähernd    alten    Küsten 


582 


folgen,  sind  nicht  aufgerissen  bei  der  epirogenetischen  Ab- 
wärtsbewegung der  Becken,  sondern  in  den  orogenetischen 
Phasen,  d.h.  bei  einer  A  u  fw  ärtsbewegung  vorher  gesunkener 
Gesteinsmassen.  Die  Aufwärtsbewegung  des  sich  in  Sättel 
und  Mulden  legenden  und  dabei  vielfach  in  Schollen  zerfallen- 
den Beckeninhaltes  ist  aber  ein  Faltungs Vorgang,  auch  wenn 
die  Formen,  zu  denen  diese  Faltung  geführt  hat,  gegenüber 
dem  normalen  Bilde  der  Faltung  teilweise  etwas  ungewöhnlich 
sind.      Ich   komme   hierauf  zurück. 

Jestfandsscfiwcflje 


Fig.  3. 

Schematische  Veranschaulichung  des  Betrages  der  epirogenetischen 
Abwärtsbewegung  (abwärts  zeigende  Pfeile)  und  der  orogenetischen 
Abwärtsbewegung  (aufwärts  zeigende  Pfeile)  einer  Schicht  des 
Niederdeutschen    Beckens,    bezogen    auf   das    Niveau    des    ozeanischen 

Spiegels1). 


Die  bisherigen  Betrachtungen  über  das  „Aufsteigen"  und 
„Absinken"  der  Gesteinsmassen  bezogen  sich  auf  diejenige 
Höhenmarke,  die  uns  zunächst  zur  Verfügung  steht,  nämlich 
auf  den  ozeanischen  Spiegel.  Wer  den  Spiegel  des  Ozeans 
durch  lange  Perioden  der  Erdgeschichte  hindurch  für  eine 
einigermaßen  feststehende  Marke  hält,  wie  z.  B.  R.  LACHMANN, 
oder  wer  ihn  auch  nur  für  feststehend  hält  für  solche  kürzeren 
Zeiten,  in  denen  eine  Phase  der  saxonischen  Gebirgsbildung 
liegt,  wie  für  die  Zeit  des  jüngeren  Weißen  Jura,  müßte 
schon  nach  obigen  Auseinandersetzungen  die  Vorstellung  einer 
Senkung  der  Schollen  in  den  orogenetischen  Phasen  unbedingt 
ablehnen.      Es    isl    Dach    den  einfachen,    in  Fig.  2  veranschau- 


I   Die  li^messuDg  der  epirogenetischen  Absenkung  einer  Schicht 

oach    dem    Niveau    des  ozeanischen   Spiegels   ist   zwar  mir  annähernd 

da    die  Schicht  nicht   im   Niveau   de    Spiegels,  sondern   etwas 

liesem  enl  D                  Differenz  spielt  aber  keine  Rollei 


583 


lichten  Überlegungen  einfach  ein  Unding,  Anhänger  der  Isostasie 
zu  sein  und  dabei  doch  an  dem  „Senkungsmechanismus"  zur 
Erklärung  der  tektonischen  Verhältnisse  des  deutschen  Bodens 
festzuhalten.  Gegenüber  derartig  klaren  Verhältnissen  sollte 
man  mit  „modifizierten  Sinusoiden"  und  sonstigen  „Deforma- 
tionskurven"   zu   Hause   bleiben. 

Etwas  komplizierter  gestaltet  sich  die  Sachlage  für  den- 
jenigen, der  im  Sinne  der  Kontraktionstheorie  den  ozeanischen 
Spiegel  nicht  als  eine  durch  die  geologische  Vorzeit  hindurch 
einigermaßen    konstante,    sondern   als   eine   vorübergehend   oder 


Fig.  4. 

Schematische  Veranschaulichung  der  Faltung  einer  Geosynklinale 
zwischen  zwei  Rahmen   im  Sinne  der  Kontraktionstheorie. 

Die  starren  Rahmen  I  und  n  sinken  ohne  wesentliche  Kompression.  I>ie 
komprimablen    Gesteine    der  Geosynklinale    werden    zusammengeschoben    und 

erhelien  sich  in  Falten  über  die  Rahmen1). 

auch  durch  längere  Zeiten  mit  der  ganzen  Erdkruste  sinkende 
Höhenmarke  betrachtet.  Wir  müssen  versuchen,  unter  Zu- 
grundelegung der  Kontraktion  der  Erde  von  den  „relativen" 
Betrachtungen  über  „Aufsteigen"  und  „Absinken"  der  Gesteins- 
massen zu  „absoluteren"  zu  gelangen.  Wie  stellt  sich  überhaupt 
eine    typische   Faltung    im   Sinne   der  Kontraktionstheorie   dar? 

■)  Dabei    können   die  Falten   den    Bezirk   des    „Muttermeeres",  aus 
}ie    geboren    sind,    ganz    erfüllen,    'der    es    kann   schon  in   den 
Randbezirken    der    für    die    ganze    Geosynklinale    erforderliche    Zu- 
sammenschub erzielt  Bein. 

Auf  das  in  obiger  Skizze  schematiscb  angedeutete  Über< 
der  falten  über  die  Massive,  zwischen  denen  die  Geosynklina 
faltet  wird,  wies  ich  schon  früher  Tektonische  Evolutionen  und  Re- 
volutionen, I.  •'.,  S.  26  hin.  Damit  vergleiche  man  die  inzwischen 
von  C.  Eli mba eil  Versuche  über  Gebirgsbildung.  Neues  Jahrb.  f.  Min. 
Beil  l>.  XXXV,  S.  i.s'.MV.  veröffentlichten  Experimente,  die  mir 
sehr  beachtenswert  erscheinen. 


—     584     — 

In  Skizze  4  liegt  zwischen  zwei  relativ  starren  .Massen 
(I  und  II)  die  von  flachen  und  leichter  faltbaren  Schicht- 
tafeln erfüllte  Geosynklinalc  III.  Die  allgemeine  Kontraktion 
der  Erde  zwingt  das  Erdstück  a  b  c  d,  sich  dem  kleineren 
Raum  a  b' c' d  einzupassen.  Dabei  erhält  der  starre  Block  I 
die  Lage  Ia,  der  starre  Block  II  die  Lage  IIa,  ohne  daß  in 
ihnen  sonderlich  starke  Zusammenpressung  erfolgte.  Das 
komprimable  Erdstück  HI  findet  nun  aber  keinen  Platz  mehr 
zwischen  Ia  und  IIa  und  muß  über  die  Lage  b'  c  hinaus  in  Form 
von  Falten  aufragen,  die  aus  der  Zusammenpressuug  zwischen  den 
starren  Massen  resultieren.  In  dem  Erdstück  III  ist  die  „allge- 
meine" Absenkung  der  Erdkruste,  die  in  unserem  Falle  aus  der 
Lage  a  b  c  d  zu  der  Lage  a'  b'  c  d'  führen  müßte,  teilweise  kom- 
pensiert durch  die  aus  der  starken  Zusammenpressung  des 
Zusammenpreßbaren  hervorgehende  Faltung.  Im  Sinne  der 
Kontraktionstheorie  haben  wir  also  bei  den  starren  Massen  I 
und  II  unkompensierte,  in  dem  Geosynklinalgebiete  III 
durch  Faltung  teilweise  kompensierte  Senkungen,  d.  h. 
relative  Hebungen  gegenüber  den  „Rahmen".  Die  Rahmen  sind 
also  unter  Zugrundelegung  der  Kontraktionstheorie  in  den  oro- 
genetischen  Phasen  stärker  als  die  Massen  der  Geosynklinal- 
bezirke,  wenigstens  soweit  diese  der  Zusammenpressung  unter- 
liegen, gesunken.  Absolut  gesprochen  im  Sinne  der  Kon- 
traktionstheorie sinken  die  sich  faltenden  Gesteine  weniger  als 
die  starren  Massen,  relativ  gesprochen  erheben  sich  die 
Faltungsgebiete  über  die  alten  „Massen".  Das  Sinken  der 
alten  „Massen"'  entspricht  aber  annähernd  der  allgemeinen 
Absenkung  der  Lithosphäre  und  damit  auch  der  Hydrosphäre 
und   somit   annähernd1)   dem   Sinken   des   ozeanischen   Spiegels. 

"Wie  sich,  vom  Standpunkte  der  Kontraktionstheorie  be- 
trachtet, die  Sachlage  bei  der  zwischen  den  Rahmen  sich  ab- 
spielenden saxonischen  Gebirgsbildung  verhält,  ergiebt  sich 
aus   nachfolgenden    Überlegungen. 

')  Dem  allgemeinen  Sinken   der  Lithosphäre   entspricht   im  Sinne 
der  Kontraktion stheorie  das  Sinken  des  ozeanischen  Spiegels  deswegen 
nur    annähernd,    weil   sich    nach   der  Senkung    die   gleiche   Wasser- 
auf eine  Erde  von  kleinerem  Durchmesser  und  folglich  kleinere] 
Oberfläche  verteilt  und  dadurch  ein  geringes  Anschwellen  des  Flfi 
nüber  dem   Pesten  herbeigeführt  wird. 
Der  Ge  ichtspunkt,   daß  mil  fortschreitender  Kontraktion  der  Erde 
der  vorhandene    und    durch    vulkanische   Phenomene    sich    sogar    noch 
rnde  Wasservorraf  einer  immer  kleiner  werdenden  Erde  zugehören 
käme  im  Sil der  Kontraktionstheorie  auch  zur  Erklärung  da- 
für   in    Frage,    d;<ß  eigentliche   Tiefseebildungen   größerer   Aus- 
dehnung erst,   Boweil    wir  diesen  Verhältnissen  nachkommen  können, 
eine  Errun  \*-i   Zeiten   unserer  Erde  Bind, 


—     585    — 

Palilographische  Betrachtungen  unter  besonderer  Berück- 
sichtigung der  faciellen  Verhältnisse  der  Schichten  zeigen,  daß 
durch  längere  Perioden  hindurch  gewisse  Randzonen  alter 
Massen,  z.  B.  der  Rheinischen  Masse,  ziemlich  übereinstimmende 
Lage  bewahrt  haben.  Dazu  handelte  es  sich  in  solchen  Fällen, 
soweit  sich  die  Verhältnisse  beurteilen  lassen,  um  flache 
Landschwellen  oder  wenigstens  doch  um  flache  Küstenzonen, 
die  von  flachen  Meeresbecken  umgrenzt  werden,  so  daß  schon 
relativ  geringe  Veränderungen  in  der  Höhenlage  der  alten 
Massen  zum  ozeanischen  Spiegel  die  Konturen  ganz  außer- 
ordentlich verändern  mußten.  Von  ganz  besonderer  Be- 
deutung sind  diejenigen  Fälle,  in  denen  die  Ränder  solcher 
Massen  in  annähernd  alter  Lage  wieder  erscheinen,  trotzdem  in- 
zwischen erhebliche  Gebirgsbildungen  eingetreten  waren  und 
vorübergehend  die  Konturen  dadurch  verändert  hatten,  daß  sie 
der  Einebnung  bald  wieder  verfallende  und  versinkende  Ketten 
an  die  Massen  angliederten.  So  stimmt  z.  B.  der  Nordostrand 
der  Rheinischen  Masse  vor  der  kimmerischen  Faltung,  d.  h. 
im  Weißen  Jura,  annähernd  überein  mit  dem  Nordostrande 
im  Neocom,  d.  h.  nach  der  kimmerischen  Faltung  und  nach 
Wiederüberflutung  der  im  Gefolge  der  kimmerischen  Faltung 
vorübergehend  entstandenen  Festlandszonen.  Im  Gegensatz  zu 
den  tiefgehenden  Veränderungen,  die  sich  im  Bereiche  der 
Sedimentationsbecken  hinsichtlich  der  Lage  der  Gesteins- 
massen zum  ozeanischen  Spiegel  vollziehen,  bleibt  die  Lage 
der  alten  „Dauerländer"  zum  ozeanischen  Spiegel  ziemlich 
gewahrt.  Das  bedeutet  aber,  wenn  wir  im  Sinne  der  Kon- 
traktionstheorie den  ozeanischen  Spiegel  als  eine  sinkende 
und  besonders  in  den  orogenetischen  Phasen  sinkende 
Höhenmarke  ansehen,  daß  die  alten  Massen  sich  etwa 
wie  der  Spiegel  des  Ozeans,  d.  h.  etwa  entsprechend 
der  „allgemeinen"  Absenkung  der  Erdkruste,  bewegt 
haben. 

Wir  betrachten  nun  an  Hand  der  ganz  schematisch 
gi-lialtenen  Figur  5  einen  speziellen  Fall  der  saxonischen 
Gebirgsbildung  in  dem  Randgebiete  eines  Sedimentations- 
beckens und  einer  alten  Masse  unter  Zugrundelegung 
der  Kontraktionstheorie.  S  —  S  gibt  die  Lage  des 
ozeanischen  Spiegels  vor  einer  Phase  der  saxonischen  Ge- 
birgsbildung, St  —  S,  die  Lage  desselben  nach  einer  solchen 
an.  Eine  bestimmte  Schicht,  die  vor  der  Faltung  (vgl.  die 
ausgezogene  starke  Linie)  weithin  tief  unter  dem  Meeres- 
spiegel lag,  ist  mit  der  Faltung  diesem  erheblich  genähert, 
ja  sogar  teilweise   über   ihn   hinausgehoben  worden.     Die  Pfeile 

40 


-     Ö86     — 

geben  uns  den  Betrag  der  Absenkung:  die  alte  Masse  (Fest- 
landsschwelle) ist  etwa  mit  dem  Meeresspiegel,  d.  h.  etwa  ent- 
sprechend der  allgemeinen  Absenkung  der  Lithosphäre,  ge- 
sunken und  dabei  zu  einem  „Horst"  geworden;  die  in  Schollen 
sich  auflösenden  Gesteine  des  Sedimentationsbeckens  sind  aber 
zurückgeblieben  gegenüber  der  „allgemeinen"  Absenkung  der 
Lithosphäre,  die  in  der  zentripetalen  Bewegung  des  ozeanischen 
Spiegels  zum  Ausdrucke  kommt,  und  dieses  relative  Auf- 
steigen   des    Beckeninhaltes    gegenüber    den    umrahmenden 

•) 

SfestfandsscRweßk 


b) 


.  J&orst " 


Fig.  5. 

Schematische  VeranschauTiuhung  einer  saxonischen   „Faltung"   im  Sinne 
der  Kontraktionstheorie. 

Beträge   des  Sinkens  der  zum   „Horst"   werdenden   Fest- 
landsschweüe  und  -   nicht  der  Geosynklinale  an.    A.mtii 

gesunken    (nämlich    annähernd    wie   der  ozeanische   Spiegel  n*    n,n  '    i^i   der 

Horst". 


Massen  vollzog  sich  unter  weitgehender  Zerstückelung  der 
Schichten  und  vielfacher  Verschiebung  der  Schollen  gegen- 
einander. 

Die  in  den  Sedimentationsbecken  entstehenden  Brüche 
sind      also     Begleiterscheinungen      der     relativen     Aufwärts- 

gung  der  Geosynklinalmassen,  die  infolge  ihrer  Anpassung 
an    ''ngeren    Raum    eintritt. 

Wie  aus  vorstehendem  ersichtlich  ist,  liegen  die  Ver- 
hältnisse bei  der  saxonischen  Gebirgsbildung,  wenn 
wir  ihrer  Deutung  die.  Kontraktionstheorie  zugrunde  legen, 
im  Prinzip  durchaus  ähnlich  wie  in  den  Fällen 
„typischer"    Faltung.      Die    Gest<  en    streben   infolge 


—      5H7     — 

der  Kontraktion  der  Erde  in  die  Tiefe  und  Kompressionen 
müssen  eintreten.  Sie  geschehen  nicht  oder  kaum  auf 
Kosten  der  starren  Rahmen,  die  mehr  oder  weniger  „unkom- 
pensiert"  sinken,  sondern  in  erster  Linie  auf  Kosten  der  leicht 
komprimablen  Gesteine  der  alten  Sedimentationsräume,  und 
hier  habeu  wir,  wie  in  den  „echten"  Faltungsgebieten,  in- 
folge seitlicher  Kompression  „kompensierte"  Senkungen 
des  Komprimablen.  Spannungsauslösungen  an  den  Grenzen  der 
unkompensiert  sinkenden  alten  „Massen  '  und  der  im  Sinken 
teilweise  kompensierten  Bezirke  (Geosynklinalen)  führen  zu 
erheblichen  Verwerfungen  in  den  Grenzzonen  eben  zu 
jenen  Verwerfungen,  die  heute  die  großen  „Horste"  umranden 
und  in  vielen  Fällen  in  alten  Küstenlinien  Torgezeichnet 
waren.1) 

Die  Senkungstheorie  entstammt  der  Zeit,  in  der  man 
über  den  alten  Massen  so  ziemlich  die  gesamte  mesozoische 
Schichtfolge  vor  den  tektonischen  Phasen  in  annähernd  gleichem 
Niveau  wie  in  den  späteren  Senkungsfeldern  annahm.  Die 
„Horste"  sollten  in  den  tektonischen  Phasen  stehengeblieben 
sein,  während  die  „Senkungsfelder"  in  die  Tiefe  gingen. 
Zu  ganz  anderer  Auffassung  sind  wir  gekommen,  und  der 
stärkste  Kontrast  gegen  die  ältere  Auffassung  drückt  sich 
wohl  darin  aus,  daß  die  sogenannten  großen  „Horste" 
nunmehr  als  die  in  den  tektonischen  Phasen  tiefst 
gesunkenen2)  Krustenteile  erscheinen.  Und  doch 
sclilägt  sich  leicht  die  Brücke  von  der  neuen  Auffassung, 
zu   der  die   genauere   zeitliche   Analyse    der   im   Boden   Deutsch 


Ein  vorzügliches  Beispiel  eines  großen  Abbruches,  der  etwa 
einer  alten  Strandzone  folgt,  finden  wir  in  Westfalen,  wie  ich  schon 
früher  hervorgehoben  habe,  entlang  dem  Nordrande  der  Rheinischen 
Masse.  In  dem  Berichte  über  die  Greifswalder  Verhandlungen  las 
ich  nun  zu  meinem  Erstaunen  eine  Diskussionsbemerkung  des  Berrn 
BÄRTLING  (a.  a.  0.,  S.  479),  nach  der  ich  jene  von  mir  zuei 
kannte  und  dort,  wo  sie  nicht  von  der  Kreide  verhüllt  wird  (Borlin'g- 
Abbruch    usw.),   auch    kartographisch  e    vorcretacische 

Bruchzone    widerrufen    haben    soll.     Auf    die  Anfrage,    welcl 
in    meinen  Arbeit  Widerruf   zu   entnehmen  wäre,   erklärt* 

Eerr  Bärtmno,    daß    er  sich    zu    seinem   Bedauern   geirrt    hätte    und 
einei    Bemerkung    ds  rleitet    worden    wäre,    daß     in    der 

Greifswalder  Diskussion    von     •  te  mein  angeblicher  Widerruf 

der   Abbruchszone    als   feststehende    Tatsache    beband«  I  □    sei. 

Allzu  gründlich  scheinl   man   sich  mil    den   Arbeiten,    die    man    angriff, 
nicht  befaßl  zu   bab 

'-  |m  Sinne  der  Isostasie  isl  der  Begriff  „gesunken"  hin- natürlich 
relativ  gebrauch!  gegenüber  den  „gehobenen"  „Senkungsfeldern",  die 
an  die*  „Horste"  ang 

40* 


588 


lands  nachweisbaren  Bewegungsvorgänge  mit  Notwendigkeit 
geführt  hat,    zur   alten  Ansicht. 

Fassen  wir  nämlich  die  Gesamtheit  der  Bewegungen 
(epirogenetische  und  orogenetische)  ins  Auge,  von  denen  die 
großen  „Horste"  und  die  Senkungsfelder  betroffen  worden  sind, 
so  bedeuten  selbstverständlich  die  Senkungsfelder  die  am 
tiefsten  gesunkenen  Räume,  denn  in  ihnen  liegt  doch  z.  B.  das 
paläozoische  Grundgebirge  heute  noch  in  weit  tieferem  Niveau, 
als  es  in  den  alten  Massen  zutage  tritt.  Aber  hier  kommt  die 
Absenkung  gegenüber  den  alten  Massen  ausschließlich  auf 
Kosten  der  ep  irogenetischen  Vorgänge  und  hat  sich  in 
mehr  oder  weniger  kontinuierlichem  Fortgange  in  den  Jahr- 
millionen der  geologischen  Vergangenheit  vollzogen;  sie  ist  so 
beträchtlich,  daß  trotz  der  Aufwärtsbewegung  in  den  oro- 
genetischen  Phasen  die  Sedimentationsbecken  noch  gesunken 
erscheinen.  Diese  Absenkung  hat  sich  also  nicht  in  den 
orogenetischen  Phasen  des  deutschen  Bodens  vollzogen  und  ist 
nicht  durch  die  saxonische  Gebirgsbildung,  überhaupt  nicht 
durch  orogenetische  Vorgänge,  herbeigeführt  worden.  Wollen 
wir  aber  das  Wesen  der  saxonischen  Gebirgsbildung 
beurteilen,  so  kommt  es  nicht  auf  das  an,  was  vorher 
und  nachher  war,  sondern  auf  das,  was  sich  mit  ihr 
ereignete,  und  mit  ihr  wurden  die  Gesteinsmassen  der  sog. 
Senkungsfelder,  indem  sie  sich  in  Sättel  und  Mulden  legten 
und  in  Schollen  auflösten  und  indem  speziell  auch  die  Rand- 
bruche der  großen   Horste   entstanden,   aufwärts  bewegt1). 

„Horste"  im  Sinne  von  E.  SüESS  gibt  es  nach  der  oben 
erläuterten  Auffassung  nicht  im  deutschen  Boden.  Wollen  wir 
das  Wort  beibehalten,  so  dürfen  wir  nicht  mehr  damit  die 
alte  genetische  Vorstellung  verknüpfen,  sondern  nur  einen 
Zustand     im   Auge     haben,     nämlich    denjenigen,     daß    relativ 

')  Herr  BÄRTLING  [S.  's"  des  Greifswalder  Protokolls  will  die 
Frage  der  saxonischen  Gebirgsbildung  am  Nordrande  der  Rheinischen 
Masse,  speziell  am  Haarstrang  und  weiter  westlich,  lösen,  wo 
ihm  die  Lagerungsformen  lediglich  auf  „SenkungsYorgänge"  zurückgeführt 
werden  können.  Wie  isl  aber  überhaupt  denkbar,  so  möchte  ich  Herrn 
Bärtlimg  fragen,  daß  die  Kreideschichten     -  und   am  Westrande   der 

lischen  Kreidemude  auch  ältere  Schichten        durch  Senkungs- 
weithin   einer    tief    eingreifenden    Denudation    zugeführt 
worden  sind,  bo  daß  /..  B.  nach   der  kimmerischen    Gebirgsbildung  die 
Kreidetransgression,    wie    j;i   gerade    Herr   Bärtlikg    festgestellt    hat, 
wild    jehr  wechselnde  um  störte  ältere  mesozoische  Schichten, 

die  vorher  tiefversenkl   lagen,  dahinging?    In  solchen  Dingen  liegl 
der  überzeugendste  Beweis,  daß  die  Gebiete,  die  Herrn  Bärtling  vor- 
schweben, bei  den  orogenetischen  Vorgängen  nicht  eingesunken,  Bondern 
L  e  ra  u  >g  e  höbe  a  Bind. 


—     589     — 

alte  Massen,  umgrenzt  von  Verwerfungen,  zwischen  jüngeren 
Massen  stecken.  Aber  dann  haben  wir  unverkennbar  auch 
„Horste"  von  zweierlei  grundverschiedener  Vergangenheit  und 
Entstehung  im   deutschen   Boden   zu   unterscheiden,   nämlich 

1.  solche  Bezirke  älteren  Gebirges,  die  schun  in  den 
epirogenetischen  Zeiten  aufgestiegen  sind  und  diesem 
Aufsteigen  ihre  Lage  inmitten  jüngerer  Schichten  ver- 
danken. Diese  Hochgebiete  waren  als  Landschwellen  schon 
lange  da,  haben  aber  erst  in  den  orogenetischen  Zeiten  den 
Charakter  als  „Horst"  gewonnen,  indem  Bruchsysteme  entlang 
ihren  Rändern  aufrissen.  Beispiele  derartiger  „Schwellen- 
horste" („Undationshorste")  sind  die  Rheinische  und  die 
Böhmische  Masse.  In  den  orogenetischen  Phasen  des 
Bodens,  —  in  denen  sie  nach  bisheriger  Auffassung  dadurch 
zu  „Horsten"  geworden  sein  sollen,  daß  sie  stehen  blieben 
und  die  angrenzenden  Senkungsfelder  einsanken,  —  sind  sie 
gesunken   gegenüber   den   sie   einrahmenden    Gebieten; 

2.  solche  Bezirke  älteren  Gebirges,  die  innerhalb  der 
alten  Sedimentationsbecken  durch  verstärkte  Hochbewegung 
bei  der  Faltung  ihre  tektonische  Stellung  als  „Horst"  ge- 
wannen. In  der  Hauptsache  handelt  es  sich  in  solchen 
Fällen  um  die  hochgepreßten  Kerne  stark  gestörter 
Sättel,  und  ich  habe  für  solche  schon  früher  die  Be- 
zeichnung „Aufpressungshorste"  gebraucht.  Ein  ganz  ex- 
tremer Fall  solcher  „TJndulationshorste"  sind  schließlich 
die  Pfeiler  und  Streifen  von  Zechsteinsalzgebirge  inmitten 
jüngerer  Schichten,  deren  Aufwärtsbewegung  durch  die  leichte 
Formbarkeit,  die  das  Salzgestein  schon  unter  relativ  geringem 
Drucke  (KlCK,  RlNNE,  V.  KOENEN)  und  bei  relativ  geringer 
Temperaturerhöhung  l  Milch)  annimmt,  wesentlich  erleichtert 
worden    ist. 

In  die  Frage,  ob  Senkung  oder  Faltung  das  Wesen  der 
saxonischen  Gebirgsbildung  ausmacht,  spielt,  wie  wir  gesehen 
haben,  in  hohem  Maße  die  vielumstrittene  Frage  hinein,  ob 
Isostasie  oder  Kontraktion  der  Gebirgsbildung  zugrunde  liegt. 
Zu  letzterer  Frage  Beiträge  zu  bringen,  war  nicht  der  Zweck 
der  vorliegenden  Zeilen,  nur  das  glaube  ich  gezeigt  zu  haben, 
daß  sowohl  der  Anhänger  der  Isostasie  wie  auch  der  Anhänger 
der  Erdkontraktion  die  Erklärung  der  saxonischen  tektonischen 
Bilder  durch  den  Senkungsmechanismus  ablehnen  muß.  Für  den 
Anhänger  der  Isostasie  ist  die  Fragt',  wie  wir  Bähen,  schon  mit 
sehr  einfachen  Überlegungen  erledigt,  aber  auch  der  Anhänger 
der    Kontraktion    dürfte    sieh    vielleicht    überzeugt     haben,    daÜ 


5.90 


die  Kntstehung  und  tektonische  Ausgestaltung  der  sogenannten 
deutschen  „Senkungsfelder''  auf  das  hinauskommt,  was  über- 
haupt das  Wesen  der  „Faltung'1  ausmacht,  nämlich  auf 
eine  unter  tektonischer  Umformung,  und  speziell 
unter  Ausbildung  von  Sätteln  und  Mulden,  mögen 
sie  vielleicht  auch  sehr  flach  sein,  sich  voll- 
ziehende Heraushebung  bestimmter  Erdzonen  gegen- 
über ihren  Nachbargebieten. 

Versuchen  wir  aber  weiter  die  geologischen  Verhältnisse 
des  deutschen  Bodens  vom  Standpunkte  der  Kontraktion  oder 
vom  Standpunkte  der  Isostasie  zu  deuten,  —  von  beiden 
aus  ergibt  sich  das  im  ersten  Augenblick  sehr  über- 
raschende Resultat,  daß  in  den  tektonischen  Phasen, 
und  damit  auch  gleichzeitig  mit  der  Entstehung 
der  Verwerfungen,  nicht  die  großen  „Horste"  ge- 
hoben und  die  großen  „Senkungsfelder"  gesunken, 
sondern  daß  umgekehrt,  die  „Senkungsfelder"  auf- 
gestiegen und  die  „Horste"  gesunken  sind,  und  zwar 
absolut  gesunken  im  Sinne  der  Kontraktionstheorie,  stehen 
geblieben  und  damit  relativ  gesunken  gegenüber  den  auf- 
steigenden  Senkungsfeldprn   im   Sinne   der   Isostasie. 

Im  Lichte  der  im  deutschen  Boden  zu  machenden  Er- 
fahrungen über  die  alten  Meeresbecken  und  die  aus  ihnen  hervor- 
gehenden großen  „Senkungsfelder"  erscheint  auch  in  anderen 
Fällen  eine  gewisse  Skepsis  gegenüber  der  weit  verbreiteten  An- 
nahme von  der  Entstehung  ozeanischer  Becken  durch  Absenkung 
entlang  großen  Bruchlinien  nicht  ganz  unberechtigt,  und  es  drängt 
sieh  die  Frage  auf,  ob  nicht  auch  in  jeDen  Fällen  die  heute  von 
Bruchzonen    umsäumten    ozeanischen    Räume    als    flachere    oder 

'Sedimentationsbecken  vorgebildet  waren  und  die  Bruch- 
zonen nachträglich,  --  und  zwar  in  den  orogenetischen  Phasen 
der  geologischen  Vergangenheit  —  ,  entstanden  sind.  Können 
wir  diese  Frage  bejahen,  so  sind  die  großen  ozeanischen  Tiefen 
nicht  mehr  das  unmittelbare  Ergebnis  „radialer"  Senkungen, 
sondern  sowohl  in  ihrer  ersten  Anlage  wie  auch  in  ihrer 
nachträglichen  Ausgestaltung  als  „Senkungsfelder"  das  Ergebnis 
„tangentialer"  Spannungen  in  der  Erde.  Unmittelbar  auf 
radiale  Senkung  würden  solche  Dislokationen  zurückgehen. 
die  z.  B.  mit  Einbrüchen  aufgetürmter  Falten  über  ihrem  mit 
„Massendefekten"  behafteten  Untergrunde  oder  mit  Nach- 
brüchen  über  Auslaugungsstätten  löslicher  Gesteine  zusammen- 

in.  Für  solche  lokale  Fälle  würde  das  gewiß  bestechende 
Bild  der  Eistafel,  die  nachbricht,  weil  unter  ihr  das  Wasser 
sinkt,   seinen  "Wert  behalten,  aber  nicht  mehr  wäre  es  anwend- 


—     59 1     — 

bar  zur  Veranschaulichung  des  Bewegungsvorganges  in  den 
großen  ozeanischen  Räumen,  wie  es  auch  nicht  mehr  anwend- 
bar  ist  auf  die  Entstehung  der  .,  Senkungsfelder ;"   zwischen  den 

deutschen    .,  1  Iorsten  '. 

Daß  man  noch  so  oft  der  saxonischen  „Faltung"  des 
deutschen  Bodens  mit  einer  gewissen  Zweifel  gegenübersteht, 
liegt  zu  einem  guten  Teil  daran,  daß  die  Formen,  zu  denen 
der  tangentiale  Druck  im  Boden  Deutschlands  geführt  hat, 
vielfach  ungewöhnlich  sind  gegenüber  dem  schematischen 
Bilde,  das  wir  uns  von  Falten  zu  machen  pflegen.  In  erster 
Linie  ungewöhnlich  ist  die  starke  Zerstückelung  der  Falten 
durch  von  Brüche,  besonders  streichende  Brüche;  ungewöhn- 
lich bis  zu  einem  gewissen  Grade,  wenn  auch  in  „echten" 
Faltengebirgen  schon  oft  genug  festgestellt,  ist  ferner  die  Ver- 
gitterung mehrerer  Faltungsrichtungen,  infolge  deren  die  Sättel 
im  Fortstreichen  oft  ziemlich  plötzlich  einsinken,  oft  sogar 
kuppeiförmig  nach  allen  Seiten  abfallen.  Diese  und  andere 
Dinge  hat  seinerzeit  R.  LACHMANN  in  der*  von  ihm  in  Greifs- 
wald wieder  herangezogenen  Arbeit  über  den  „Salzauftrieb'1) 
zur   Sprache   gebracht. 

R.  LACHMANN  will  oder  wollte  wenigstens  früher  zur  Er- 
klärung der  Formen  gewisser  Salzvorkommen,  sowie  der  Aufwärts- 
bewegung des  Salzes  und  seiner  Stellung  zu  den  Nebenschichten 
jedes  tektonische  Moment,  speziell  jede  Faltung,  ausschalten  und 
mußte  dazu  zunächst  die  jüngere  „Faltung"  des  ganzen  deutschen 
Bodens  auszumerzen  versuchen;  denn  daß  sich  zwar  alle  übrigen 
Schichten,  nicht  aber  die  Salzgesteine  gefaltet  hätten,  müßte 
natürlicb  von  vornherein  widersinnig  erscheinen.  Alles  zu  wieder- 
holen, was  ich  an  anderer  und  vielleicht  der  Mehrzahl  der  Fach- 
genossen, soweit  sich  diese  nicht  speziell  für  die  Geologie  der 
Salzlagerstätten  interessieren,  nicht  zugänglicher  Stelle  gegen  die 
angeblichen  „Einwendungen"  gegen  die  Faltung  des  deutschen 
Bodens  ausgeführt  habe"),  geht  zu  weit,  nur  dasjenige  möchte 
ich  in  gekürzter  Form  wiedergeben,  was  sich  auf  das  Auf- 
treten von  Brüchen  in  den  deutschen  Sätteln  und  Mühlen 
bezieht. 

Eine  ..hruehlose''  Faltung  setzt  eine  erhebliche  Plastizität 
des  betroffenen  Materials  voraus,  während  bei  spröderem 
Material  e    ein    Zerspringen    der    Gesteiusplatten    leicht    eintritt. 


'     Di  i    Salzauftrieb,  Halle  1911. 

'-')  Uie    Paltang    des    deutschen    Bodens    and    des    Salzgebirges. 
Zeitschrift   „Kali"   V.  Jahrg.  1911,  Befl   16  17. 


—     592     — 

So  beachtet  man  häufig  in  unserem  paläozoischen  Grundgebirge, 
daß  starre  Gesteinsplatten,  z.  B.  Quarzite  oder  Grauwacken- 
bänke.  zwar  in  Stücke  zersprengt  sind,  dabei  aber  im  großen 
und  ganzen  die  Anordnung  nach  einer  Synklinale  oder  Anti- 
klinale noch  erkennen  lassen,  während  die  begleitenden  Ton- 
schiefer sich  bruchlos  falteten.  Ist  nun  die  starre  Bank  nicht 
„gefaltet"?  Hat  die  horizontalgerichtete  Kraft  nur  auf  die 
umgebenden  Tone  und  nicht  auf  die  Quarzit-  oder  Grauwacken- 
bänke   eingewirkt? 

Wir  sehen  hier  im  kleinen,  daß  Bruchbilduüg  und  Faltung 
sich  nicht  ausschließen;  aber  nun  soll  das  im  großen  der  Fall 
sein?  Was  soll  denu  herauskommen,  wenn  unter  geringer 
Belastung  stehende  oder  aus  sonstigen  Gründen  sprödere 
Schichten  unter  seitlichen  Druck  gelangen?  Daraus,  daß  in  den 
typischen  Faltengebirgen  mehr  oder  weniger  bruchlose  Faltung 
zu  herrschen  pflegt,  darf  doch  nicht  gleich  gefolgert  werden, 
daß  Gebirgsbildung  unter  seitlichem  Drucke  dort  nicht  ein- 
getreten  sein   kann,   wo   streichende  Brüche   sich  finden. 

Man  darf  vielleicht  sagen,  daß  die  von  Verwerfungen  oft 
stark  zerrissenen  Sättel  und  Mulden  so  sehr  von  dem  normalen 
Bilde  des  „Sattels"  und  der  „Mulde"  abweichen,  daß  sie 
diese  Namen  nicht  mehr  recht  verdienen;  aber  ein  Mangel  an 
Folgerichtigkeit  liegt  doch  zweifellos  darin,  wenn  behauptet 
wird,  daß  sie,  weil  sie  vom  normalen  Bilde  des  Sattels  und 
der  Mulde  abweichen,  nicht  unter  der  Einwirkung  seitlichen 
Druckes   entstanden   sein  könnten. 

Man  darf  nicht  dem  Fehler  verfallen,  Erfahrungen,  die 
unter  andersgearteten  Verhältnissen  in  bezug  auf  die  Faltung 
gemacht  worden  sind,  auf  den  deutschen  Boden  in  einseitiger 
und  rein  schematischer  Weise  übertragen  und  Abweichungen 
gegenüber  diesen  Erfahrungen  gleich  als  Beweise  gegen  den 
seitlichen  Druck  verwerten  zu  wollen.  Man  muß  vielmehr  die 
speziellen  Verhältnisse  des  deutschen  Bodens,  d.  h.  namentlich 
die  Bedingungen,  unter  denen  die  Faltung  hier  erfolgte,  aus- 
reichend würdigen.  Es  ist  ein  Unterschied  zwischen  einer 
Faltung  in  mehr  oder  weniger  freier  Bahn  und  einer  solchen, 
die  sich  zwischen  relativ  starren  und  unregelmäßig  umgrenzten 
Massen  abspielen  muß;  es  ist  ein  Unterschied  zwischen  einer 
Faltung,  die  posthum  zu  älteren  Faltungen  verläuft,  und  einer 
solchen,  die  schräg  "der  gar  senkrecht  zu  präexistierenden 
Faltungsrichtungen  einsetzt1).    Man  muß  derartigen  Verhältnissen 

|.-li  chl     wie    K.    Lachmanm     S.   ITT    des    Greifswalder 

mptet,  „das  Vorhandensein  des  vari  falteten 


593 


gerecht  zu  werden  suchen,  um  in  das  "Wesen  der  deutschen 
Faltung  einzudringen,  und  dann  wird  man  sich  auch  damit 
abfinden,  daß  die  formalen  Begleiterscheinungen  einmal  anders 
ausfallen  können,  als  der  in  anderen  Gebieten  erkannte  und 
teilweise  in  den  Lehrbüchern  festgelegte  Schematismus  der 
Faltung   es   verlangt. 

Und  noch  etwas  Letztes.  Viele  unserer  saxonischen  Palten 
zeigen  nicht  nur  in  der  Form,  sondern  auch  in  den  Phasen 
ihrer  Entstehung  überraschendste  Ähnlichkeit  mit  den  Sätteln 
und  Mulden  des  anglo-gallischen  Beckens,  z.  B.  dem  viel 
beschriebenen  Sattel  des  Pays  de  Bray.  In  jenen  Gebieten 
hat  meines  Wissens  bisher  noch  niemand  den  Begriff 
„Faltung"  ausschalten  wollen,  und  auch  E.  SUESS,  den 
LACHMANN  und  FRECH  als  Kronzeugen  der  saxonischen 
„Senkung"  nachdrücklichst  in  Anspruch  nehmen,  spricht 
dort  selbstverständlich  von  „Faltungen".  Handelt  es  sich 
aber  bei  den  Schichtenaufwölbungen  und  Schichtenein- 
senkungen in  Nordfrankreich  und  Südengland  um  ..Faltungen", 
so  ist  unmöglich  einzusehen,  warum  die  sehr  ähnlichen  Gebilde 
des  Thüringer  Beckens  oder  Mittelhannovers  nicht  durch 
„Faltung"  erzeugt  sein  sollten.  Zwischen  diesen  deutschen 
Falten,  die  denen  des  anglo-gallischen  Beckens  gleichen  und 
relativ  wenig  Verwerfungen  enthalten,  besteht  aber  kein  prin- 
zipieller, sondern  nur  ein  gradueller  und  durch  alle  Zwischen- 
formen sich  verknüpfender  Unterschied  mit  den  am  stärksten 
zerrissenen  saxonischen  Falten,  wie  sie  uns  z.  B.  im  Vorlande 
des   Eggegebirges    entgegentreten. 

Untergründe»",  sondern  die  von  der  saxonischen  abweichende  Fal- 
tungsrichtung in  diesem  Untergründe  zur  teilweisen  Erklärung  der 
starken  Zerstückelung  der  saxonischen  Falten  herangezogen,     [n  diesem 

ich    auf    nachf    s  äätze    in    deT   A.rbei1    üb< 

mitteldeutsche  RahmenfaltuDg  a.  a.  0.#5. 146):  ..Weithin  tritt  uns  ... 
in  den    mesozoischen   Bezirken    Mitteldeutschlands 

von  einer  Brachbildung  begleitet  ist.    wie  sie 

ihresgleichen    hal      Der  Grund    hierfür   schein!    darin    zu 
daß  in  den   in   Frage  kommenden   Regionen    starker  Zi  ig   der 

Sättel  und  Mulden  die  jüngere  Faltung  nicht,  wie  das  die  Regel  zu 
sein  pflegt,  posthum  zu   d<  Falten   verläuft,  sondern  die  ältere 

(varisci  Itung  westlich  der    Elbe   die  südwest-nordöstliche   Rich- 

tung verfolgt,  während  die  jüngere  mesozoisch-känozoische  Fal- 
tung ...  weithin  iht    zu    ihr   steht.     Wo  P,|  eine 

lechtafel  leichl  und  ohne  zu  zerbrechen  im  Sinne  der  alten  Wellen 
von  neuem  falten,  aber  um  bo  eher  entstehen  Risse  bei  einer  Faltung 
senkrecht  zu  den  alten  Wellen;  uml  so  zerbarst  auch  der  Unter-rund 
Deutschlands  in  tausende  von  Schollen,  als  er  senkrecht  zum  •■ 

ln'ii  in  jungen  r  Zeil  erneut   in  Falten  gelegt  wurde." 


594 


30.  Yerwitterungsei'scheiimngen   der  Auflage- 

ruDgsfläche  des  sächsischen  Ceuomans. 

Von  Herrn  Kürt  Pietzsch. 

Leipzig,  den  16.  August    1913. 

Die  Ablagerungen  der  Kreideformation  beginnen  in 
Sachsen  mit  cenomanen  Schichten,  welche  diskordant  auf 
paläozoischem  Gebirge  auflagern.  Dieses  ist  gerade  im  Ver- 
breitungsgebiet der  Kreide  recht  kompliziert  gebaut,  und  zwar 
beteiligen  sich  an  seiner  Zusammensetzung  in  der  Hauptsache: 
die  altpaläozoischen  Schieferkomplexe  des  sog.  Elbtalscbiefer- 
systems,  Teile  des  Lausitzer  Granitmassivs,  des  Meißener 
Syenit- Granit-Massivs  und  ihrer  Kontakthöfe,  ferner  Bildungen 
der  Rotliegendzeit  und  auf  große  Strecken  auch  Teile  des 
erzgebirgischen   Gneissystem^. 

Die  Auflagerungsfläche  der  Kreide  auf  das  ältere  Gebirge 
faßt  HETTNER  als  eine  Abrasionsfläche  im  Sinne  RlCElT- 
HOFENs  auf;  nur  besonders  widerstandsfähige  Gesteinsmassen 
seien  in  dieser  Ebene  als  Riffe  oder  Inseln  stehen  geblieben1). 
Da  die  ideale  Auflagerungsfläche  mit  etwa  2  —  3°  nach  Nordosten 
zu  einfällt,  und  da  außerdem  die  Kreideformation  nach  Osten  hin 
durch  die  große  Lausitzer  Hauptverwerfung  abgeschnitten 
wird,  so  ist  das  Grundgebirge  der  Quadersandsteinformation 
vor  allem  längs  des  westlichen  Randes  ihres  Verbreitungs- 
gebietes aufgeschlossen,  d.  h.  ungefähr  in  der  Umgebung  der 
Orte  Freiberg,  Tharandt,  Dippoldiswalde,  Gottleuba,  Tissa, 
wo  überall  hauptsächlich  erzgebirgiscbe  Gneise  den  Unter- 
grund  der  Kreide  bilden. 

Die  Auflagerungsfläche»  des  Cenomans  verdient  deshalb 
besondere  Aufmerksamkeit,  weil  sie  fast  an  allen  den  Stellen, 
wo  sie  beobachtet  wurde,  eigentümliche  Verwitterungserschei- 
nungen  aufweist.  So  berichtet  schon  R.  Beck  über  ihre  Be- 
schaffenheit im  Gebiete  der  Sektion  Berggießhübel 2) :  „Durch- 
haben die  Gesteine  des  Grundgebirges  da.  wo  sie  vom 
Quader  noch  heute;  überlagert  werden,  oder  dort.  WO  sich 
in      die    Auflagerungsfläche     befand,     eine    ziemlich     tief- 

A.    Ili-.i  i  ni.i; :     Der    Gebirgsbau     der    Sächsischen    Schweiz; 

Landes-  and   Volkskunde,  Bd.  II,  II.  4,  S.  15. 

rangen  zu  Sektion   Berggießhübel  der  GeoL  Spez.-Karte 

K  -  I     -   77. 


—     505     — 

greifende,  sehr  auffällig  hervortretende  Röthung  erfahren, 
welche  durch  Ansammlung  von  Eisenoxydverbindungen  in  dem 
stark  zersetzten  Untergrund  erzeugt  ist".  Ähnliches  gibt  er 
von  Sektion  Kreischa1)  an:  „Überall  dort,  wo  die  grauen 
Gneiße  ehemals  unmittelbar  von  der  Quadersandsteinformatkm 
bedeckt  gewesen  sind  oder  noch  heute  zum  Teil  bedenkt 
werden,  zeichnen  sie  sich  durch  starke  Zersetzung  und  auf- 
fällige Röthung  in  Folge  reichlicher  Ausscheidung  von  Eisenoxyd 
aus".  Von  Sektion  Tharandt'2)  berichtet  A.  Sauer:  „Die 
Basis  der  (cenomanen)  Grundkonglomerate  ist  fast  überall 
dort  durch  eine  intensiv  rothe  Färbung  ausgezeichnet,  wo  sie 
aus  Gneiß  besteht.  Derselbe  ist  gewöhnlich  tief  zerrüttet, 
augenscheinlich  auch  etwas  aufgearbeitet  und  in  eine  stark 
thonige,  rothbraun  gefärbte  Masse  umgewandelt.  Der  die  Grund- 
lage der  Kreidesandsteine  bildende  Porphyr  dagegen  ist  meist 
in  einen  röthlichen  oder  grauen  Thon  zersetzt".  In  den  Er- 
läuterungen zu  Sektion  Freiberg3)  endlich  sagt  Sauer,  daß 
„die  rothbraune,  tiefgründige,  lehmig-grandige  Feldiläche  (die 
einst  von  den  Basalschichten  des  Cenomans  bedeckt  war; 
lebhaft   an   ein   Rothliegendterrain   erinnert". 

Diese  Angaben  konnten  gelegentlich  der  geologischen 
Revision  der  Sektionen  Tharandt  und  Kreischa  durchaus  be- 
stätigt werden,  und  den  in  den  Erläuterungsheften  genannten 
Beobachtungspunkten  ließen  sich  eine  ganze  Anzahl  neuer 
hinzufügen.  Überall  war  zu  konstatieren,  daß  daß  Unter- 
grund des  Cenomans  intensiv  gerötet  und  dazu  mehr 
oder  minder  stark  lehmig  verwittert  ist.  Zwar  wurden 
die  Beobachtungen  auf  den  genannten  Blättern  meist  nur  an 
solchen  Stellen  gemacht,  wo  Gneise  das  Liegende  des  Ceno- 
mans bilden;  daß  sich  aber  die  Rötung  nicht  allein  auf  die 
Gneise  beschränkt,  war  schon  auf  Sektion  Tharandt  nördlich 
von  Hartha  zu  erweisen,  wo  altpaläozoische  Schiefer  stark 
gerötet  sind.  Neuerdings  wurden  bei  den  Revisionsarbeiten 
auf  Blatt  Pirna  auch  die  Granite  der  Gegend  von  Dohna 
unter  dem  auflagernden  Cenoman  stets  stark  gerötet  und  oft 
zugleich    intensiv   lehmig  zersetzt   gefunden.4) 


1     Erläuterungen  zu  Sektion   Kreischa-Hänichen     1892),  S.  5. 

-    K  i    gen  zu  Sektion  Tharandt  i  L891  I,  S.  66. 

Erläuterungen  zu  Sektion  Freiberg,  [I.  Aufl.    1900),  S.  54, 

'     Auch    im  Untergrund    der   böhmischen    Kreidebildungen   wurde 
an  vielen  Steilen  eine  Rotfärbung  des  alten  Gebirges  konstatiert 
dazu  \Y.  Petrascheck.:    übe]    den  Untergrund    der  Kreide   und   über 
präeretacische    Schichtenvi  ogen    in    Nordböhmen.      Jahrb.   der 

L  k.  Geol.  ReichBanst.  1910,  S.  170    214. 


59  G 


Über  die  Ursache  der  eigentümlichen  rotlehmigen  Ver- 
witterung des  Kreideuntergrundes  finden  sich  keine  Angaben 
in  der  Literatur.  Da  sie  jedoch  an  die  Überdeckung  mit 
cenomanen  Schichten  geknüpft  zu  sein  scheint,  könnte  man 
geneigt  sein,  sie  mit  dieser  selbst  in  kausalen  Zusammenhang 
zu  bringen;  daß  dem  aber  nicht  so  ist,  ergibt  sich  schon  aus 
dem  gelegentlichen  Fehlen  der  Rötung  unter  dem  Cenomai*, 
sodann  stehen  ihm  auch  Bedenken  entgegen,  die  sich  aus  den 
genetischen  Verhältnissen  der  cenomanen  Schichten  ergeben. 
In  den  oben  genannten  westlichen  Randgebieten  der  sächsischen 
Kreide  beginnt  das  Cenoman  mit  der  Crednerienstufe,  auf 
welche  dann  der  untere  Quadersandstein  folgt;  weiter  im 
Osten  ist  diesen  beiden  Stufen  zusammen  der  dort  entwickelte 
Carinatenquader  äquivalent,  dessen  unterste,  meist  grobsandig 
ausgebildete  Schichten  also  mit  der  Crednerienstufe  gleich- 
altrig sind.  Diese  letztere  selbst  setzt  sich  zusammen  aus 
oft  nur  sehr  wenig  verfestigten,  meist  glänzend  weißen  Kiesen 
und  Granden  (Grundschotter),  sowie  aus  dünnschichtigen 
tonigen  Sandsteinen  und  schieferigen  Tonen,  die  z.  T.  sehr 
reich  an  verkohlten  Laubholzblättern  sind  (Niederschönaer 
Schichten).  Durch  kohlige  Beimengungen  sind  die  Schiefer- 
tone und  Sandsteine  teilweise  so  stark  imprägniert,  daß  man 
vielerorts  Schürfungen  auf  Kohle  vorgenommen  hat:  man  traf 
dabei  auch  kleine  Flözchen  von  Schwarzkohle  an,  die  jedoch 
ihrer  geringen  Mächtigkeit  wegen  bisher  nirgends  bauwürdig 
befunden  wurden.  Im  ganzen  weisen  die  Ablagerungen  der  Cred- 
nerienstufe bezüglich  des  Ortes  ihrer  Entstehung  auf  litorale 
Gewässer  hin,  und  zwar  teils  auf  stark  bewegte  Strömungen, 
deren  Richtung  und  Lage  oft  wechselte,  wie  dies  im 
Mündungsgebiet  von  Flüssen  der  Fall  ist,  teils  auch  auf  flache, 
morastige  Gewässer.  Da  die  Kohlenflözchen  der  Crednerien- 
stufe nicht  durch  Zusammenschwemmung  bereits  vorher  gebil- 
deter Kohlen  entstanden  sind,  sondern  der  Verkohlungsprozeß 
der  pflanzlichen  Materie  an  Ort  und  Stelle  vor  sich  gegangen 
ist,  so  müssen  in  den  tiefsten  cenomanen  Schichten  "Wässer 
zirkuliert  haben,  welche  Kohlensäure  und  organische  Stoffe 
gelöst  enthielten,  und  welche  deshalb  auf  die  Gesteinsliestand- 
teile  dieser  Schichten  selbst  ebenso  wie  auf  jene  des  Unter- 
grundes die  gleichen  Wirkungen  auszuüben  vermochten,  wie  sie 
andernorts  unter  Braunkohlen-  und  Steinkohlenflözen  beobachtel 
werden,  Dämlich  kaolinische  Verwitterung.  Bei  diesem  Prozeß 
werden  die  Eisenverbindungen  in  die  Ferroform  gebracht  und 
meist  in  Lösung  fortgeführt.  Die  morastige  Beschaffenheit 
der    Gestade     des     Kreidemeeres     und     damil     die    Zuführung 


',97 


kohlensäurehalti^r  Gewässer  dürfte  auch  weiterhin  im  <Ynoman 
und  im  Turon  angehalten  haben,  worauf  die  garnicht  seltenen 
Kohlebröekcben  und  -schmitzen  in  den  höheren  Horizonten 
(z.  B.  im  Labiatussandstein,  Grünsandstein  der  Brongniarti- 
Stufe)  hinweisen.  Terrestre  Bildungen  des  späteren  Cenomans 
und  des  Turons  sind  jedoch  nicht  erhalten.  Nach  der  Zu- 
sammensetzung der  cenomanen  Schichten  ist  also  unter  ihnen 
prinzipiell  eine,  wenn  auch  nur  schwache  kaolinische  Ver- 
witterungskruste des  Untergrundes  zu  erwarten.  Wenn  aber 
tatsächlich  eine  rotlehmige  Verwitterung  des  Gesteinsunter- 
grundes beobachtet  wird,  so  kann  eine  solche  eisenfixierende 
Verwitterung  ihre  Ursache  nicht  in  der  Beschaffenheit  der 
cenomanen  Gewässer  haben,  sie  muß  vielmehr  bereits  vor 
der  cenomanen  Transgression  vorhanden  gewesen  sein  und  ist 
als  ein  Zersetzungsvorgang  an  einer  präcenomanen 
Landoberfläche   aufzufassen. 

Sind  die  oben  angegebenen  Eigenschaften  der  in  den 
Cenomanschichten  zirkulierenden  Gewässer  richtig,  so  müßten 
einerseits  die  in  den  cenomanen  Sedimenten  enthaltenen  feldspat- 
haltigen  Gesteinsbruchstücke  kaolinisiert  sein,  andererseits  müßte 
auch  die  rote  präcenomane  Verwitterungskruste  selbst  wenigstens 
oberflächlich    durch    Lösung    des    Eisens    entfärbt    worden   sein. 

Daß  die  erstgenannte  Forderung  tatsächlich  erfüllt  ist, 
dafür  spricht  am  deutlichsten  das  Fehlen  unverwitterter  Porphyr- 
gerölle  in  den  Grundschottern  des  Cenomans.  Diese  setzen 
sich  fast  nur  aus  blendend  weißen  Quarzgeröllen  zusammen, 
neben  denen  sich  (an  Menge  aber  sehr  zurücktretend)  noch 
Kieselschiefer-,  Quarzitschiefer-,  Amethyst-,  Eisenkiesel-,  Horn- 
stein-  und  Turmalinschiefer-Gerölle  einfinden.  Quarzporphyr- 
gerölle  sind  stellenweise  nicht  selten;  sie  sind  jedoch  niemals 
völlig  frisch,  sondern  stets  mehr  oder  minder  stark  kaolinisch 
verwittert,  so  daß  sie  bisweilen  geradezu  als  Tongerölle  im 
Schotter  liegen.  So  heißt  es  in  den  Erläuterungen  zu  Sektion 
Freiberg  (von  A.  SAUER,  II.  Aufl.,  S.  53):  „Auffällig  waren 
vereinzelte,  zwischen  dem  ganz  groben  Geröll  liegende  bis 
eigroße  Thongallen.  die  man  erst  bei  genauer  Untersuchung 
durch  Zerschneiden  ihrer  wahren  Entstehung  nach  erkennt,  und 
zwar  als  vollkommen  in  Thon  bzw.  Kaolin  umgewandelte  Ge- 
rolle von  quarzarmem  Porphyr,  welche  noch  deutliche  Fluidal- 
struktur  und  die  Umrisse  der  ehemaligen  porphyrartigen  Feld- 
späthe  zeigen".  Nun  ist  es  aber  durchaus  unwahrscheinlich, 
daß  der  Porphyr  bereits  in  so  stark  verwittertem  Zustande  als 
Geröll  in  den  Schotter  gekommen  ist.  Da  zum  Transport 
solch    großer    Gerolle     schon     eine    beträchtliche    Stoßkraft    des 


596 


Wassers  erforderlich  ist,  so  wären  Stücke  derartig  stark 
kaolinisierten  Porphyrs  beim  Transport  zweifellos  völlig  zer- 
drückt und  zerkleinert  worden.  Die  Vertonung  des  Porphyrs 
wird  deshalb  mit  großer  Wahrscheinlichkeit  erst  nach  der 
Ablagerung   der   Gerolle   erfolgt  sein1). 

Die  zweite  der  oben  genannten  Forderungen,  die  ober- 
flächliche sekundäre  Entfärbung  der  präcenomanen  rotlehmigen 
Verwitterungsböden,  scheint  bisher  nicht  beobachtet  worden 
zu  sein.  Beim  Mangel  au  Aufschlüssen  ist  dies  auch  nicht 
möglich,  weil  dann  an  der  Erdoberfläche  die  roten  Farbtöne 
des  Untergrundes  infolge  der  Bearbeitung  des  Bodens  und  der 
dadurch  hervorgebrachten  Vermischung  der  obersten  Erd- 
schichten stets  vorherrschen  werden.  Eine  exakte  Beobachtung 
über  die  sekundäre  Entfärbung  geröteten  Kreideuutergrundes 
ist  nur  in  künstlichen  Aufschlüssen  möglich;  solche,  die  bis 
ins  Liegende  der  Kreideschichten  gehen,  sind  aber  selten. 
Der  einzige  geeignete  Aufschluß,  der  gelegentlich  der  Revision 
der  Sektion  Tharandt  aufgefunden  wurde,  bot  sich  am  ., Götzeu- 
büschchen"    südöstlich   von   Rabenau. 

Das  Götzenbüschchen  ist  eine  kleine,  völlig  isoliert 
gelegene  Cenomanpartie  von  nur  300  m  Länge  und  etwa  100  m 
Breite.  Sie  wird  aus  schön  diskordant  geschichtetem  Sand- 
stein gebildet,  der  im  Tiefsten  sehr  grobkörnig  ist  und  auch 
eine  Konglomeratbank  birgt.  Diese  enthält  ziemlich  häufig 
vollständig  kaolinisierte  Quarzporphyrgerölle.  Die  ganze 
-Mächtigkeit  des  Cenomankomplexes  beträgt  gegen  6  m.  Da 
der  Sandstein  meist  nur  sehr  wenig  verfestigt  ist,  wird  er 
mit  Hacke  und  Schaufel  gewonnen,  klar  geklopft  und  dann 
als  Bausand  verwendet.  Infolge  des  intensiven  Abbaues  sind  in 
dem  kleinen  Vorkommen  eine  ganze  Anzahl  guter  Anbrüche  vor- 
handen. Au  der  Westseite  des  Götzenbüschchens  ist  nun  gleich- 
zeitig auch  das  Grundgebirge,  etwa  2  m  tief,  mit  aufgeschlossen. 


nbangsweise    sei    darauf    hingewiesen,    daß    die    Kieselsäure, 

bei  der  Kaolinisierung  der  feldspathaltigen  ( resteine  des  *  lenomans 

in    Lösung  ich    Damentlich    an    den    Quarzgeröllen    der   Grund- 

r   wieder  aasschied   und   den   eigentümlichen    Ltlasschimmer  der 

Gerolle  verursachte;  an  den  kleineren  Quarzkörnchen  setzte  sie  sich  als 

rgänzende   Kieselsäure    an    und    heilte   die    Krystallfragmonte    zu 

kleinen,  oft  '  begrenzten  Kryställchec  hu-.    Derartige  „  Krystall- 

teine"  bilden  ein  wesentliches  Glied  der  Crednerienstufe.     Daß  sie 

nicht    einfach   zusammengeschwemmte   Quarzkrystalle  aus   verwittertem 

Quarzporphyr    sind      vgl.    Erläuterungen    zu    Sekt.    Tharandt,    I.  Aufl. 

1891,  3.68),  dafür  - j > » i « - 1 1 1  ßchon  die  Beobachtung,  daß  die  Quarze  der 

Quarzporphyre    meist    mehr    oder  weniger   Btark    korrodierte   Krystall- 

Bächen  besitzen,  während  die  Komponenten  dej    Kiv-i.iII-.hhI  teine  von 

Behi  i  nd  glänzenden  Flächen  begrenzt  werden. 


—     099 

Dieses     wird     hier     von     steilstehenden     feinkörnigen     <>; 
gebildet.      Über    ihnen   lagert    schwach    nach   Ost<  _;    zu- 

nächst eine  Schicht  recht  festen  "gröberen  Sandsteins,  darauf 
eine  Bank  festen,  feinkörnigen  Sandsteins,  und  schließlich  folgen 
lockere  Sandsteine  mit  einzelnen  Geröllagen.  Der  Gneis  ist 
intensiv  rot  bis  violett  gefärbt,  die  obersten  15 — 20  cm 
sind  jedoch  wieder  entfärbt  und  haben  daher  hell- 
rötliche bis  hellgelbliche  Farbe  angenommen,  in  den 
allerobersten  Teilen  sind  sie  sogar  vollständig  weiß 
geworden.  Auf  einer  Spalte,  die  den  Gneis  senkrecht  durch- 
setzte, war  diese  Entfärbung  auch  nach  der  Tiefe  zu  vor- 
geschritten, und  zwar  betrug  die  Breite  der  Bleichungszone 
längs  der  Spalte  oben  etwa  15  cm,  in  1  m  Tiefe  aber  nur 
noch  2 —  3  cm.  Daraus  ergibt  sich,  daß  die  entfärbenden 
Agenzien  von  oben  her  vorgedrungen  sind.  Daß  sie  aber  nicht 
in  dem  Grundwasser  zu  suchen  sind,  welches  die  Cenoman- 
schichten  des  Götzenbüschchens  vor  ihrer  völligen  Isolierung 
sicher  ebenso  reichlich  bargen  wie  diejenigen  anderer  Gegenden, 
geht  daraus  hervor,  daß  die  Entfärbung  nicht  auch  längs  solcher 
Spalten  nach  der  Tiefe  zu  vorgedrungen  ist,  welche  Gneis 
und  Cenoman  zusammen  durchsetzen.  Nur  längs  der  prä- 
cenomanen  Klüfte  im  Gneis  ist  die  Bleichung  vorgeschritten. 
Sie  kann  daher  nur  eine  Folge  von  Agenzien  sein,  die  zur 
Cenomanzeit  selbst  wirksam  gewesen  sind;  die  Rotfärbung 
des  Untergrundes  aber  muß  schon  vor  der  cenomanen  Trans- 
gression  bestanden  haben.  Auch  an  anderen  Stellen  wurden 
die  obersten  Schichten  unter  dem  Cenoman  gebleicht  angetroffen, 
ohne  daß  allerdings  gleichzeitig  auch  das  gerötete  Liegende 
überall  mit  aufgeschlossen  gewesen  wäre.  So  steht  beim  Hoch- 
behälter westlich  von  Dohna  (südlich  von  Dresden,  auf  Blatt 
Pirna)  grobkörniger  Granit  intensiv  gerötet  zu  Tage  an;  in  einer 
kaum  150  m  entfernten  Tongrube  dagegen  überlagern  cenoman e 
Schichten  einen  kleinen  Buckel  völlig  entfärbten,  tODig  zer- 
setzten Granits.  Auch  der  rötlich-violette  Quarzporphyr  des 
Kahlbuschs  bei  Dohna  wurde  letzthin  bei  einem  Hausbau  an 
der  Heidenauer  Straße  oberflächlich  vollkommen  farblos  be- 
funden, nach  der  Tiefe  zu  nahm  das  Gestein  rasch  sein,. 
normale    Färbung  an. 

Es  war  zu  vermuten,  daß  es  sich  bei  der  Rötung 
Auflagerungsfläche  der  Kreide  nicht  um  eine  einfache  Färbung 
durch  Einwanderung  von  Eisenoxvd  handelt,  sondern  daß  auch 
eine  Zersetzung  der  Gesteine  eingetreten  ist,  und  zwar  scheint 
es  sich  um  eine  präcenomane  Rotlehmbildung  zu  handeln. 
Eine   vorläufige    l'ntersuchung  von  Dünnschliffen    des   geröteten 


—     600     — 

und  des  wieder  entfärbten  Gneises  vom  Götzenbüschchen  er- 
gab, daß  von  dem  Gneis  nur  der  Quarz  und  der  Muscovit 
unzersetzt  erhalten  sind.  Feldspat  und  Biotit  aber  sind  völlig 
verschwunden.  Der  Feldspat  ist  in  schwach  doppeltbrechende 
kaolinische  Massen  umgewandelt.  Die  von  Eisenoxyd  und 
Eisenoxydhydraten  pigmentierten  Striemen  und  Flasern  dürften 
den  ehemaligen  Biotitlamellen  entsprechen.  Der  entfärbte 
Gneis  unterscheidet  sich  im  Schliff  von  dem  geröteten  nur 
durch  das  Fehlen  dieser  Pigmentstriemen.  Aluminiumhydroxyde 
konnten  nicht  nachgewiesen  werden.  Es  liegt  demnach  keine 
präeenomane  Lateritisierung,  sondern  nur  eine  präcenomane 
Rotlehmbildung  vor,  die  aber  wohl  auf  ähnliche  Ursachen 
zurückzuführen  sein  wird  wie  die  Entstehung  der  entsprechen- 
den rezenten  Gebilde.  Auch  bei  der  heutigen  Roterdenbildung 
der  tropischen  und  subtropischen  Länder  geht  die  Gesteins- 
zersetzung durchaus  nicht  sofort  bis  zum  Laterit.  So  teilt 
W.  IvOEKT  aus  Ostusambara  mit1),  daß  die  dortigen  Ver- 
witterungsböden zum  größten  Teil  aus  Rotlehm  bestehen,  und 
daß  der  Lateritlehm  als  Produkt  der  beginnenden  Lateritisierung 
nur  in  kleinen,  scharf  umgrenzten  Bezirken  im  Gebiete  des 
gewöhnlichen   Rotlehms   auftritt. 

Nach  alledem  ist  es  wahrscheinlich,  daß  es  sich  bei  der  rot- 
lehmigen Zersetzung  des  Untergrundes  der  sächsischen  Kreide  um 
eine  Roterdenbildung   an   einer  alten  Landoberfläche  handelt. 

Eine  völlig  genaue  Bestimmung  der  Zeit,  zu  welcher 
diese  festländische  Verwitterung  stattgefunden  hat,  stößt  auf 
Schwierigkeiten. 

Da  auch  der  Untergrund  des  Rotliegenden  im  benach- 
barten Döhlener  Becken  gelegentlich  stark  gerötet  angetroffen 
wurde2),  so  erscheint  es  zunächst  naheliegend,  die  beschriebene 
Rötung  mit  der  präpermischen  Landoberfläche  in  Zusammen- 
hang zu  bringen,  obschon  die  Wahrscheinlichkeit,  daß  sich 
eine  solche,  wenn  auch  etwas  denudiert,  bis  ins  Cenoman  er- 
halten hat,  nicht  groß  ist.  Vor  allem  ist  zu  bedenken,  daß 
die  gewaltigen  Mengen  von  Gneisgeröllen,  die  im  Mittelrot- 
liegenden des  Döhlener  Beckens  (Äquivalent  der  Lebacher  Stufe) 
zusammengehäuft  wurden,  und  die  fast  völlig  unverwittert  sind, 
nur  aus  den  nahen  Gneisgebieten  im  Westen  und  Südwesten 
des   Beckens    stammen    können,    also    aus   Gegenden,    in   denen 

1    Diese  Zeitschr.  1904,  Monatsber.,  S.24. 

-  X.  B.  worden  im  L3.Qaerscb.lag  östlich  von  der  13.  Hauptstrecke 
im  Reviere  der  Königlichen  Steinkohlenwi  i  gerötete  phyllitische 

Tonschiefer  und  Quarzitschiefer  des    Utpalaeozoiouma  angefahren, 


—     601     — 

man  den  Untergrund  der  Kreide  roterdig  zersetzt  ündet. 
Eine  präpermische  Verwitterungskruste  müßte  daher  hier 
schon  zur  Zeit  der  Lebacher  Stufe  wieder  entfernt  und  der 
unzersetzte  Gneis  wieder  angeschnitten  gewesen  sein.  Die 
noch  jetzt  zu  beobachtende  Rötung  der  Gneise  in  dem  mut- 
maßlichen Ursprungsgebiet  der  Gneisgerölle  des  Rotliegenden 
muß  demnach  jünger  als  Lebacher  Stufe  sein. 

Aus  der  Zeit  nach  Ablagerung  unseres  Mittelrotliegenden 
fehlen  in  dem  eingangs  abgegrenzten  Beobachtungsgebiet  alle 
Formationen  bis  zum  Cenoman.  Deshalb  lassen  sich  ja  auch 
die  präcenomanen  Störungen,  die  das  Rotliegende  des  Dühlener 
Beckens  betroffen  haben,  ihrem  Alter  nach  nicht  genauer  fest- 
legen. Erst  weiter  im  Osten  treten  längs  der  Lausitzer  Ilaupt- 
verwerfung  an  einigen  Stellen  Jurareste  auf  (Dogger  und 
Malm),  die  infolge  starker  Schichtenschleppung  aus  dem  Unter- 
grunde der  Kreide  mit  heraufgebracht  worden  sind.  Der  Ver- 
such, die  besprochene  Roterdenbildung  bezüglich  ihres  Alters 
nach  diesen  jurassischen  Ablagerungen  zu  orientieren,  ergibt 
kein  sicheres  Resultat,  da  die  Nachrichten  über  die  petro- 
graphische  Ausbildung  dieser  zurzeit  nicht  mehr  aufgeschlossenen 
Schichten  nur  wenig  eingehend  sind.  Die  älteste  Schicht  bildet 
bei  Hohnstein  die  sog.  rote  Lage,  die  nach  Cotta2)  aus  rotem, 
weißem  und  gelbem  Ton  besteht.  Ihre  Zugehörigkeit  zum  Jura 
muß  als  unsicher  betrachtet  werden;  da  andernorts  an  der  Ver- 
werfung auch  Rotliegendes  festgestellt  ist,  könnte  sie  möglicher- 
weise auch  zum  Perm  zu  rechnen  sein.  Auf  sie  folgt  eine 
„schwarze  Lage,  aus  schwarzem  bituminösen  Ton  bestehend, 
welcher  oft  Pechkohle  und  viele  Versteinerungen  enthält",  dann 
folgt  „Mergel  mit  festen  Kalksteinknollen",  darauf  „fester, 
blaugrauer  Kalkstein"  und  schließlich  ,,Sandstein  mit  einzelnen 
Kalkknollen''.  Aus  dieser  Ausbildung  der  jurassischen  Schichten 
den  Schluß  zu  ziehen,  daß  die  Rötung  jedenfalls  vor  dein 
Malm  und  sicher  nicht  später  stattgefunden  haben  muß,  kann 
nicht  als  einwandfrei  angesehen  werden.  Denn  aus  der  ge- 
ringen Verbreitung  jurassischer  Ablagerungen  in  Sachsen  und 
Böhmen  muß  man  unbedingt  auf  eine  starke  Denudation  vor 
dem  Cenoman  schließen.  Wären  die  jüngsten  Schichten  unseres 
Juras  von  der  Rötung  mitbetroffen  worden,  so  könnte  diese 
Verwitterungsrinde,  wie  es  auch  an  manchen  anderen  Stellen 
der    Fall     ist.    ganz    gewiß    bei    der    cenomanen    Transgression 

B.  I  otta:  Geognostische  Wanderungen  II.    Dresden  a.  Leipzig 
hältnisse  an  der  Grenze   zwischen  Granil  und 
i  bei  MLeißen,  Bohenstein,  Zittau  and  Liebenau. 

II 


—     602     — 

wieder  zerstört  worden  sein.  Denn  tatsächlich  ist  die  stark 
rotlehmige  Zersetzung  des  Grundgebirges  unter  der  Kreide 
nicht  überall  mehr  vorhanden.  An  manchen  Orten  beobachtet 
man  nur  gerötetes,  aber  nicht  stark  lehmig  zersetztes  Gestein 
(wie  bei  dem  Gneis  am  Götzenbüschchen),  an  einigen  anderen 
ist  das  Grundgebirge  auch  völlig  frei  von  dieser  Art  der  Ver- 
witterung (wie  der  Granit  des  „Großen  Horns''  bei  Gottleuba). 
Aber  trotz  dieser  einschränkenden  Beobachtungen,  deren  An- 
führung nur  den  Unwert  der  vereinzelten  Jurareste  für  die 
Altersbestimmung  der  Rötung  zeigen  soll,  ist  die  Verbreitung 
geröteten  Grundgebirges  unter  dem  Cenoman  doch  so  beträcht- 
lich, daß  man  den  Eindruck  gewinnt,  daß  die  Roterdenbildung 
nicht  sehr  lange  vor  dem  Cenoman  stattgefunden  hat.  Aller- 
dings mit  wirklicher  Sicherheit  ist  die  Zeit  dieses  Vorganges 
nur  dahin  zu  bestimmen,  daß  sie  zwischen  Lebacher  Stufe  und 
Cenoman  liegen  muß. 


31.     Über  die  Gliederung  des  Devons 

des  östlichen  Sauerlandes. 

Von  Herrn  W.  Henke. 

7.  Z.  Attendorn,  im  August  1913. 

Durch  eine  Dienstreise,  die  ich  im  Auftrage  der  König- 
lichen Geologischen  Landesanstalt  im  Juli  dieses  Jahres  in 
das  östliche  Sauerland  ausgeführt  habe,  um  dort  die  Aus- 
bildung des  oberen  Mitteldevons  mit  der  der  Attendorner  Gegend 
zu  vergleichen,  habe  ich  Funde  gemacht,  deren  weitere  Ver- 
folgung für  die  Stratigraphie  dieses  Gebietes  von  Bedeutung 
sein  wird.  Die  Ergebnisse  dieser  Reise  ergänzen  meine  Re- 
sultate  früherer  Beobaclitungstouren   in   günstiger   Weise. 

In  folgender  Mitteilung  gebe  ich  nur  kurz  die  Resultate 
dieser  und  früherer  Exkursionen  in  das  östliche  Sauerlaud 
wieder.      Leider  kann    ich    auf   die    früheren   Arbeiten    anderer 

Geologen,  v.  Dechbn,  Schulz,  Holzapfel,  Eayser,  Denck- 
iiANN.  Eickhopf,  Fuchs,  W.  E.  Schmidt,  Wegneb,  Gräfen- 

KÄHPEB  II.  a.,  liier  nicht  eingehen,  da  mir  zurzeit  die  nötige 
Literatur  nicht  zur  Verfügung  steht.  in  einer  späteren  aus- 
führlicheren Bearbeitung  meines  Materials  werde  ich  dies 
nachholen.  Wegen  der  Wichtigkeit  der  Ergehnisse  glaube 
ich   diesen    Weg  einschlagen   zu  dürfen. 


—     603     — 

In  folgender  Tabelle  habe  ich  einige  Profile  der  Meß- 
tischblätter Attendorn,  Endorf,  Arnsberg-Süd,  Meschede  und 
Eversberg,  wie  sie  nach  meinen  Untersuchungen  zu  deuten 
sind,  gegenübergestellt. 

Auch  in  der  Gegend  von  Brilon  glaube  ich  die  gleiche 
Einteilung  durchführen  zu  können.  Leider  fehlen  mir  dort 
noch  die  Fossilfunde,  durch  die  ich  meine  Ansicht  bestätigen 
kann.  Soviel  kann  ich  aber  schon  von  dort  berichten,  daß 
die  Schiefer,  die  auf  der  V.  Dl'.CUEN'schen  Karte,  Blatt  Berle- 
burg, südlich  des  Eisenberges  als  i3  =  Culm  aufgefaßt  sind, 
Alaunschiefer  des  obersten  Mitteldevons  sind.  Diese  Alaun- 
schiefer stelle  ich  über  die  Aktinocystisschichten  und  glaube, 
daß  sie  Äquivalente  der  Alaunschiefer  sind,  die  an  der  Basis 
des  Horizontes  des  Pinacites  discoides  auftreten  und  somit 
dem  Meggener   Schwefelkieslager  entsprechen   würden. 

Ferner  habe  ich  Alaunschiefer  mit  kieseligen  Kalken  in 
der  Gegend  von  Dotzlar  bei  Berleburg  kennen  gelernt.  Auch 
diese  Schichten  hat  v.  DECHEN  als  i3  =  Culm  dargestellt. 
Diese  schmale  Zone  von  i3  liegt  nicht  mitten  in  oberdevoni- 
schen Schichten  (k1),  wie  sie  V.  DECHEX  auf  Blatt  Berleburg 
dargestellt  hat,  sondern  zwischen  "Wissenbacher  Schichten  und 
Oberdevon  und  vertritt  wahrscheinlich  das  ganze  obere  Mittel- 
devon und  unterste  Oberdevon. 

Ebenso  fand  ich  auf  Blatt  Laasphe  dunkle,  alaunschiefer- 
ähnliche  Tentakulitenschiefer  mit  dünnen  Kalkbänken,  die 
durch  ihre  Lagerung  als  oberes  Mitteldevon  und  unteres  Ober- 
devon bestimmt  werden.  Gute  Aufschlüsse  hierin  sind  auf 
Blatt  Laasphe  am  Bolzeköpchen,  südlich  Holzhausen,  an  der 
Burg  in  der  Nähe  des  Bahnhofs  Saßmannshausen,  ferner  auf 
Blatt  Eibeishausen  bei  Eisenbach  und  Gönnern,  wo  in  diesem 
Horizont   auch   Diabase   auftreten. 

Es  ist  nicht  unwahrscheinlich,  daß  dieser  Alaunschiefer- 
horizont  in   Hessen1)   und   Thüringen   wiederzufinden   ist. 

Für  die  Ramsbecker  Gegend  ergibt  sich  aus  der  Proril- 
tafel  ein  nicht  unwichtiges  Resultat.  Es  ist  durch  meine 
Untersuchung  nachgewiesen  worden,  wo  die  Ramsbecker 
Schichten")   DexC'KMANNs   im   Profil   unterzubringen   sind. 

Nach   Drucklegung  dieser  Mitteilung  konnte   ich   auf  eioei    E 
kursion  feststellen,  daß  'li*-  Alaunschiefer  des  südwestlichen  Teilen  der 
Lahnmulde  schon  im  unterem  Mitteldevon  beginnen. 

Denckmann,  über  das  Nebengesteio  der  Ramsbecker  Erz- 
Lagerstätten  Jahrb.  d.  Königl.  I'reuß.  Geol.  Lande.-anstalt:  l'.HjS,  XXIX. 
II,  Beft,2. 

Eickhoff,  <lur  Bastenberger  Gangzug  bei  Ramsbeck  i.  \V.  and 
sein  Nebengestein,  Dissertation,   Bonn   1910. 


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—      606      — 

Hieraus  folgt,  daß  man  es  in  der  Ramsbecker  Gegend 
nur  mit  einem  einfachen  Profil,  -welches  stark  nach  Norden 
überkippt  ist,   zu  tuu   hat. 

Die  schwache  Tuffeinlagerung  in  den  Tonschiefern,  die 
bei  der  überkippten  Lagerung  im  Hangenden  der  Ramsbecker 
Schichten  auftreten,  glaube  ich  mit  dem  Tuff  identifizieren  zu 
dürfen,  den  W.  E.  SCHMIDT x)  in  den  Cultrijugatus- Schichten 
auf  Blatt  Altenhundem  südlich  der  Attendorn-Elsper  Doppel- 
mulde nachgewiesen  hat. 

Die  starke  Schieferung  in  der  Ramsbecker  Gegend  läßt 
nur  schwer  die  Schichtung  erkennen,  eä  scheint  aber,  daß  die 
Schichten  im  allgemeinen  steiler  einfallen  als  die  Schieferung. 
Wenn  die  Schichten  sehr  flach  liegen,  so  folgt  die  Schieferung 
auch  wohl  der  Schichtung.  Sowohl  die  Grauwacken  als  auch 
die  Grauwackenschiefer  und  Tonschiefer  zeigen  die  Wirkung 
des  Druckes,  der  die  Schieferung  hervorgerufen  hat,  in  hohem 
Maße. 

Meine  stratigraphischen  Resultate  geben  auch  den  tekto- 
nischen  Verhältnissen  des  östlichen  Sauerlandes  eine  neue 
Deutung.  Es  sind  zwei  Hauptsättel 2),  mit  starker  Spezial- 
faltung  zu  unterscheiden.  Der  südliche  Hauptsattel,  der  vom 
Siegerland  nach  Nordosten  über  Wingeshausen,  Zusehen  nach 
Medebach  streicht,  und  der  nördliche  Hauptsattel,  dessen 
Achse  von  Stadtberge  nach  Südwesten  südlich  Ramsbeck  ver- 
läuft, weiter  nach  Westen  untertaucht  und  erst  westlich  der 
Attendorner  Doppelmulde   sich   wieder  heraushebt. 


')  W.  E.  Schmidt,  Cuttrijagatuszone  und  unteres  Mitteldevon 
südlich  der  Attendorn-Elsper  Doppelmulde.  Jahrb.  d.  Königl.  Preuß. 
Geol.  Landesanstalt  1912,  33,  11. 

J)  E.  Schul/,  Beschreibung  der  liergreviere  Arnsberg,  Olpe  und 
Brilon,  Bonn  1890. 


—      607 


32.    Der  geologische   Aufbau    der  Gebirge   am 

das   Kopaisbecken   (Mittelgriechenland). 

Von  Herrn  Carl  Renz. 

Zurzeit  Athen,  3.  Juni  1913. 

Die  Gesteine  der  Gebirge  im  Norden  und  Osten  des 
Kopais  wurden  auf  der  bisher  vorliegenden  geologischen  Karte 
von  A.  BlTTNER ')  als  obere  Kreidekalke  und  Kreideschiefer 
bzw.  Serpentine  kartiert.  A.  BlTTNER  hat  als  Mitglied  der 
österreichischen  Expedition  zur  geologischen  Erforschung  von 
Mittel-  und  Nordgriechenland  das  östliche  Mittelgriechenland 
aufgenommen.  Unsere  Kenntnis  des  hier  zu  besprechenden 
Gebietes  beruhte  bis  jetzt  ausschließlich  auf  den  Arbeiten  dieses 
Forschers;  die  Untersuchungen  früherer  Autoren,  wie  FIEDLER, 
EtüSSEGGER,  SAUVAGE,  J.  Schmidt,  können  nach  dem  heutigen 
Stande  der  "Wissenschaft  nurmehr  historisches  Interesse  bean- 
spruchen. 

A.  PHILIPPSON  und  V.  HlLBER  sind  allerdings  noch  nach 
BlTTNER  in  Mittelgriechenland  gereist,  haben  aber  die  Gebirge 
um  den  Kopais  nicht  besucht. 

Die  Geologen  der  österreichischen  Mission  (NEUMAYR, 
BlTTNER  und  Teller)  gliederten  die  gesamten  mesozoischen 
Ablagerungen  Mittelgriechenlands  in  einen  oberen  und  einen 
unteren  Kreidekalk,  zwischen  denen  eine  oberkretazische 
Schiefer-Sandsteinformation,  der  sogenannte  Macigno  (=  Flysch), 
eingeschaltet  ist.  Der  Macigno  soll  seinerseits  öfters  noch 
einen   mittleren  Kreidekalk   einschließen. 

In  diesen  Kreidekalken  und  Kreideschiefern  BlTTNERa 
gelang  es  mir,  jetzt  außer  der  Kreide  noch  Jura  und  Ober- 
trias  nachzuweisen. 

Die  Feststellung  der  älteren  Formationen  und  die  Horizon- 
tierung  der  Schichtenfolge  besitzt  nicht  nur  lokale  Bedeutung, 
sondern  ist  auch  insofern  wichtig,  als  weite  Gebiete  im  östlichen 
Mittelgriechenland,  so  die  ganzen  Lokrischen  Gebirge  und  der 
Oeta,  die  gleiche  Entwicklung,  wie  die  Gebirge  um  das  KopaTs- 
becken   aufweisen. 

Die  Schichtenfolge  der  Obertrias,  des  Jura  und 
der  Kreide  ist  in  den  Gebirgen  um  den  Kopais,  in  den 
Lokrischen  Gebirgen  und  im  Oeta  von  unten  nach  oben  die 
folgende: 

')  Denkschrift.     Akad.  Wias.  Wien  L880,  Bd.  LO. 


00  H 


1.  Mächtige  lichte  Dolomite  bzw.  dolomitische  Kalke, 
die  in  ihren  oberen  grauen,  halbkrystallinen  Partien  Gyro- 
porellen  und  Megalodontendurchschnitte  enthalten.  Die  letzteren 
sind  spezifisch  unbestimmbar;  bei  den  Gyroporellen  handelt  es 
sich  wohl  um  die  auch  in  der  Obertrias  der  Jonischen  Zone 
und  des  Kythaeron  häufige  Gryroporella  vestculifera   GÜMBEL. 

Der  Dolomit  dürfte  ein  vollständiges  oder  teilweises  Äqui- 
valent des  alpinen   Hauptdolomites   darstellen. 

Darüber  folgt  in  Konkordanz  an  der  unteren  Grenze  in 
allmählichem   Übergang 

2.  ein  mächtiger  Komplex  dunkelgefärbter,  ge- 
schichteter Kalke  von  teils  dickerer,  teils  dünnerer  Bankung. 
Die  Mächtigkeit  dieses  dunklen  Kalkkomplexes  ist  wohl  nicht 
unter  3 — 400  m  zu  veranschlagen.  Die  Fossilführung  ist  äußerst 
gering:  in  den  unteren  Partien  findet  sich  eine  Zone  mit 
Megalodonten:  im  oberen  Teil  bilden  Bänke  mit  Cladocoropsis 
mirabilis  FELIX  einen  ebenso  leicht  kenntlichen,  wie  horizontal 
weit   durchgehenden   wichtigen   Leithorizont. 

Große  Muscheldurchschnitte  im  oberen  Teile  dieser  Kalk- 
entwicklung  dürften  den  Umrissen  nach  von  Diceraten  her- 
rühren. Ihre  spezifische  Bestimmung  ist  aber  ebensowenig  durch- 
zuführen, wie  bei  den  an  der  Unterkante  desselben  Schichten- 
komplexes auftretenden  Megalodonten.  Eine  Verwechslung  der 
Megalodonten  und  Diceratendurchschnitte  ist  leicht  möglich. 
Nur  diejenigen  Durchschnitte  sind  daher  generisch  einiger- 
maßen sicher  zu  deuten,  deren  Lage  im  Schichtenverbande 
genau   feststeht. 

Der   dunkle   Kalkkomplex  wird   von 

8.  der  Serpentin-Hornsteingruppe  überlagert.  Im 
oberen  Teil  der  Schiefer-Hornsteingruppe  erscheinen  Erzlager 
(in   erster  Linie   Eisen),   die   abgebaut  werden. 

4.  Graue,  teils  klotzige  und  massige,  teils  auch  ge- 
schichtete  Rudistenkalke. 

5.  Flyschartige  Gesteine  (Schiefer  und  Sandsteine), 
die  wohl  ebenfalls  noch  in  der  Hauptsache  der  Kreide  zuzu- 
zählen  sind. 

Die  letzteren  Gesteine  können,  wie  im  Oeta,  z.  T.  auch 
die    Rudistenkalke  ersetzen. 

Was  das  Alter  dieser  Schichtenfolge  anlangt,  so  gehören 
die  weißgrauen  Dolomite,  wie  bereits  erwähnt,  der  oberen  Trias  an. 
Eine  genaue  Borizontierung  innerhalb  der  Dolomitmassen  ist  vor- 
erst aus  Mangel   an   paläontologischom  Material   ausgeschlossen. 

Ebensowenig  läßt  sich  der  dunkle  Kalkkomplex  in  strati- 
graphische    Zonen    zergliedern.       Die    Moualodonten    erscheinen 


—      009      — 

nur  als  Durchschnitte,  die  sich  spezifisch  nicht  näher  bestimmen 
lassen;  die  Schalen  sind  zu  fest  mit  dem  Gestein  verwachsen 
und  können  nicht  unversehrt  herausgelöst  werden.  Jedenfalls 
gehört  der  Megalodontenführende  Horizont  der  Obertrias, 
eventuell   auch   noch   dem  unteren   Lias   an. 

Die  in  der  oberen  Partie  des  dunklen  Kalkkomplexes 
auftretenden  Spongiomorphiden,  nämlich  Cladocoropsis  mira- 
bilit>  Felix,  sind  bisher  nur  noch  aus  dem  Jura  von  Dalmatien 
bekannt.  Nach  KERNER  und  SCHUBERT  entstammen  diese  von 
FELIX  beschriebenen  dalmatinischen  Korallen  den  obersten 
Lagen  eines  mächtigen  Komplexes  fast  fossilleerer  grauer  Kalke, 
der  von  Lias  unter-  und  von  den  hauptsächlich  tithonischen 
sogenannten  Lemesschichten  (oberes  Kimmeridgien  und  Tithon) 
überlagert   wird. 

In  Dalmatien  gehören  die  Cladocoropsis-Schichten  daher 
sicher  dem  Oberjura  an,  wenn  auch  noch  keine  Anhaltspunkte  für 
eine  nähere  Präzisierung  ihres  Alters  gefunden  werden  konnten. 

Die  oben  angegebene  Schichtenfolge  legt  den  Gedanken 
nahe,  daß  die  hellenischen  Cladocoropsis-Schichten  den  analogen 
dalmatinischen  Bildungen  auch  im  Alter  gleichstehen.  Die 
Niveaudifferenz  zwischen  den  Megalodontenführenden  Partien 
und  den  Cladocoropsisbänken  dürfte  nach  meiner  Schätzung 
etwa  200 — 300  m  betragen. 

Auch  sonst  ist  die  im  östlichen  Hellas  beobachtete 
Schichtenfolge  der  dalmatinischen  Entwicklung  sehr  ähnlich. 
In  Dalmatien  folgen  über  Dolomiten  graue  Kalke  mit  Mega- 
lodits  pumilus  und  hierüber  weitere  Kalk-  bzw.  Dolomit- 
massen —  zurzeit  auch  noch  nicht  näher  horizontiert  — 
bis  hinauf  zu  den   Cladocoropsis-Schichten. 

Wie  ich  schon  früher  ausführte,  kehren  die  wesentlichen 
Züge  der  dalmatinischen  Entwicklung  erst  im  östlichen 
Griechenland  wieder,  was  auch  jetzt  wieder  durch  den  Nach- 
weis der  oberjurassischen  Cladocoropsis-Kalke  in  den  Gebirgen 
um  den  Kopa'is,  in  den  Lokrischen  Gebirgen  und  im  südöst- 
lichen Oeta  erwiesen  wird.  Ebenso  sind  auch  die  Grünstein- 
Gebiete  im  westlichen  Hellas,  d.  h.  in  der  Jonischen  Zone, 
nicht  vorhanden.  Die  Jura- Entwicklung  der  Jonischen  Zone 
weist  vielmehr  zur  Apenninen-llalb'msel  hinüber.  In  der 
Argolis  lösen  sich  die  beiden  Facies  ab.  Hier  folgt  bereits 
über  dem  Jonischen  Dachsteinkalk  und  Oberlias  die  Schiefer- 
Hornsteingruppe  mit  Serpentin.  Das  Tithon  erscheint  hier  in 
der  Facies  grauer  Kllipsactinienkalke,  eine  Entwicklung,  die 
in  den  mittelgriechischen  Hochgebirgen  des  Parnaß,  der  Var- 
dussia  und   der   Kiona  eine   große    Bedeutung  erlangt. 


—     610      — 

Die  oberjurassischen  Cladocoropsis- Schichten  sind  im 
östlichen  Mittelgriechenland  weit  verbreitet.  Sie  finden  sich, 
abgesehen  von  den  jetzt  neu  festgestellten  Vorkommen  in 
den  Gebirgen  im  Osten  und  Norden  des  Kopais,  auch  noch  in 
den  Lokrischen  Gebirgen  und  im  Oeta.  In  einer  vom  Gelände 
aus  publizierten  Mitteilung1)  über  die  Geologie  der  Lokrischen 
Gebirge  hatte  ich  diese  merkwürdigen  Spongiomorphiden  ohne 
Literatur  als  Spongiomorpha  äff.  ramosa  Fkech  bezeichnet. 
Tatsächlich  steht  ja  auch  Spongiomorpha  ramosa  unter  den 
bekannten  Spongiomorphiden  der  Cladocoropsis  mirabilis  Felix 
zweifellos  am  nächsten.  Auch  Felix2)  rechnet  seine  neue 
Gattung  Cladocoropsis  zu  den  Spongiomorphidae,  die  er  in 
zwei  neue  Unterfamilien,  die  Cladospongiomorphinae  und  die 
Eu8opongiomorphinae  zerlegt.  Cladocoropsis  mirabilis  ge- 
hört zu   der   ersteren   Unterfamilie. 

Im  östlichen  Hellas  bilden  jedenfalls  die  dunkeln  Spongio- 
morphiden-Bänke  mit  Cladocoropsis  mirabilis  in  Anbetracht  ihrer 
weiten  regionalen  Verbreitung  und  der  sonstigen  Fossilarmut  der 
dortigen  mesozoischen  Kalkmassen  einen  äußerst  wichtigen  und 
charakteristischen  Leithorizont.  Wie  gesagt,  sind  die  dunkeln 
oberjurassischen  Cladocoropsis-Bänke  bisher  aus  den  Gebirgen 
im  Osten,  Norden  und  Westen  des  Kopais,  aus  den  Lokrischen 
Gebirgen  (Chlomosgebirge,  Epiknemidisches  Gebirge,  Saromata- 
gebirge)  und  aus  dem  Oeta  (Xerovunihorst)  bekannt.  Sie  treten 
also  nach  meinen  bisherigen  Untersuchungen  in  erster  Linie 
n<">rdlich  des  KöpaYsgrabens  auf.  Der  Kopaisgraben  bildet 
demnach  auch  in  facieller  Hinsicht  scheinbar  eine  wichtige 
Grenzzone. 

In  den  Hochgebirgen  südlich  des  Kopa'i'sgrabens  ist  die 
Juraformation  auch  noch  nicht  mit  der  Vollständigkeit  nach- 
gewiesen, wie  in   den  Horsten  nördlich  dieser  Grabeneinsi'nkung. 

Auf  paläontologischer  Grundlage  sind  hier  bis  jetzt  nur 
tithonische  graue   Ellipsactinienkalke   erwiesen3). 


')  Ca  kl    Rekz:       Die    Trias     im     östlichen    Mittelgriechenland. 

albl.  f.  Min.  usw.,  No.  3,  L912,  S.  CT  -85. 

3)  J.  Felix:  Eine  neue  ECorallengattung  ans  dem  dalmatinischen 
Mesozoicum.  Sitzungsber.  der  Naturforach.  Ges.  zu  Leipzig  1906.  Herr 
Felix,  der  Begründer  der  ueuen  Gattung  und  Art,  hatte  die  Freund- 
lichkeit, einige  meiner  Stücke  aus  dem  Oeta  (von  Kukuwitza  am  Xerovuni- 
horst) mit  seinen  dalmatinischen  Originalen  zu  vergleichen.  Nach  seiner 
A.nsich1  stimmen  die  Stücke  des  Oeta  mit  den  dalmatinischen  vollständig 

rl  l.'r.Nx:  Die  Verbreitung  des  Hthona  in  den  Hochgebirgen 

henlands.    Jahresber.  der  Schlesischen  Ges.  für  vaterl.  Kultur 

l  ,    Berg-   und    I!  q),    1!)12.    S.  B4      B6. 


—     611     — 

Diese  grauen  Ellipsactinienkalke  bilden  zunächst  den 
Gipfelkamm  der  Vardussia  mit  dem  Hauptgipfel  II.  Ilias,  und 
zwar  als  Kern  einer  nach  Westen  überhängenden  Kreide- 
falte1). 

Faciell  idente  und  gleichalterige  Kalke  setzen  ferner  den 
Gipfelkamm   der  Kiona  zusammen. 

In  einer  früheren  Mitteilung2)  hatten  wir  die  Kionagipfel- 
kalke  als  Oberkreide  und  als  hängendstes  Glied  der  ober- 
cretazischen   Schichtenfolge  von  Diaselo   aufgefaßt. 

Auf  Grund  meiner  neueren  Untersuchungen  berichtige  ich 
hiermit   diese   frühere   Ansicht3). 

Meine  Bestimmung  der  Kionagipfelkalke  als  Tithon  setzt 
eine  oberflächlich  nicht  sichtbare  Verwerfung  zwischen  den 
obercretazischen  Bildungen  von  Diaselo  und  den  Tithonkai  ken 
des   Kionagipfelkammes  voraus. 

Dieselben  Tithonkalke  bauen  auch  das  Parnaßmassiv  mit 
der   Likerispitze   auf. 

Die  grauen  Korallenkalke  des  Parnaß4)  waren  nach  der 
ersten  Bestimmung  der  Korallen  und  auf  Grund  von  Dasy- 
cladaceen,  die  an  Diploporiden  erinnerten,  für  Obertrias  ge- 
halten  worden5). 

Nach  meinen  weiteren  Untersuchungen  enthalten  die 
Parnaßkalke  jedoch  Ellipsactinien.  Sie  entsprechen  auch 
habituell  vollkommen  den  Ellipsactinien,  Korallen  und  Tserineen 
führenden  tithonischen  Kammkalken  der  Vardussia1').  Die  an 
Diploporiden  erinnernden  Dasycladaceen  der  Parnaßkalke,  die 
hier  übrigens  im  Gegensatz  zu  der  deutlichen  Struktur  der 
Korallen  ungünstig  erhalten  sind,  kehren  gleichfalls  in  den 
Gipfelkalken   der  Vardussia  wieder. 

')  Carl  Renz:  Die  Verbreitung  des  Tithons  in  den  Hochgebirgen 
Mittelgriechenlands.  Jahresber.  der  Schlesischen  Ges.  für  vaterl.  Kultur 
(Sektion  für  Geol.,  Geogr.,  Berg-    und   Eüttenwesen),    1912,    S.  84     36 

*  I  .  Frech  und  Carl  Renz:  Kreide  und  Trias  im  Kiona-  und 
1  letagebiet  Mittelgriechenland).  Sitzungsber.  Preuß.  Akademie  d.  VViss., 
Berlin   L911,  S.  1112-1125. 

Vgl.  hierzu  auch  Cari    Ri  \x:  Die  Verbreitung  des  Tithons  in 
dm   Hochgebirgen  Mittelgriechenlands,  a.a.O..  S.  85. 

'    Sie  bilden  die   Parnaßkuppel   mit   dem  Likerikamm  und 
auch  infolge  von  Absenkungen  gegen  den  Korinthischen  Graben   noch 
mals  zwischen  Arachowa  und  dem   Liwadi  von  Arachowa  wieder. 

5)  Caiu.  Renz   und    F.  Frech:    Der   Nachweis   von  Obertrias  im 

Bgebiot.  I.  Geologische  Beobachtungen  am  Parnaß  von  I  im 
Renz.  II.  Zur  Bestimmung  der  Korallen  von  F.  Frech.  Diese 
Zeitsclir.  1908,  Bd.  «10    Monateber  136. 

:  Die  \  ei  breitung  des   !  ithons  in  den  I  [< 
MittelgTiecbenlands,  a.  a.  » '.,  S.  3 1 


—     612     — 

Im  Helikon,  im  Korombili  und  Kythaeron  sind  die 
Ellipsactinienkalke  bis  jetzt  noch  nicht  angetroffen  worden. 
Auch  sonstige  Juraglieder  sind  hier  noch  nicht  bekannt,  doch 
scheint  die  Facies  der  obertriadischen,  Gyroporellen,  Korallen 
und  Megalodonten  führenden  lichten  Kalkmassen  noch  in  den 
Jura  hinaufzureichen,  ähnlich  wie  dies  auch  bei  den  faciell 
gleichen  obertriadischen  Kalken  der  Jonischen  Zone  und  der 
Argolis  der  Fall  ist. 

Einige  Profile  mögen  diese  allgemeine  Darstellung  noch 
näher   erläutern. 

Das  beste  Profil  liefert  ein  Durchschnitt  von  dem  auf 
den  Höhen  des  Ptoongebirges  gelegenen  Kloster  H.  Pelagia 
über  die  Skroponeribucht  nach  Larymna.  Das  Ptoongebirge 
erhebt  sich  im   Osten  des  Kopai'sbeckens. 

Profil  von  H.  Pelagia  über  die  Skroponeribucht 
nach  Larymna. 

Das  Kloster  Hagia  Pelagia  liegt  auf  Flysch  unmittelbar 
unter  der  wild  zerklüfteten  Kalkmauer  des  Ptoon-Gipfelzuges. 
Die  Flyschentwicklung  ist  hier  etwas  kalkreicher,  wie  ge- 
wöhnlich (die  nähere  petrographiscbe  Beschreibung  siehe  bei 
Bittner). 

An  seinem  Nordrande  wird  dieser  Flyschzug  von  grauem 
Rudistenkalk  (mit  Hippuriten,  Radioliten  usw.  und  Korallen- 
resten) unterlagert.  Diese  nördlichen  Rudistenkalke  fallen, 
ebenso  wie  die  dariiberliegenden  Flyschgesteine,  teils  steil, 
teils  saiger  nach  Süden  zu  ein.  Die  Flyschzone  von  H.  Pelagia 
verschwindet  im   Osten   des   Klosters. 

Der  Gipfelkalkzug  des  Ptoon  besteht  gleichfalls  aus 
Rudistenkalk,  er  hängt  im  Osten  mit  dem  liegenden  nördlichen 
Kalk  zusammen  und  schiebt  sich  gleichsam  als  klippenförmige 
Kalkzunge  gegen   Westen  zu  in  das   Flyschland   hinein. 

Im  Süden  des  Ptoonkammes  erscheint  nämlich  wiederum 
eine  Flyschzone  und  bildet  die  Paßeinsattelung,  die  der  Weg 
von  Hungaro  nach  Karditza  und  Perdikovrysis  benutzt.  Die 
Kalkberge  im  Süden  dieser  Flyschzone  bestehen  ebenfalls  aus 
Undistenkalken,  die  unter  den  Flysch  einfallen.  Auf  den 
ersten  Blick  hat  es  den  Anschein,  als  ob  die  Gipfelkalke  des 
Ptoon  als  Kern  einer  Mulde  über  dem  Flysch  lagern  und  so 
einen   oberen  Rudistenkalk    bilden    würden. 

Meiner  Ansicht  nach  handelt  es  sich  aber  beim 
Ptoonzug  nur  um  eine  stehengebliebene  zungenförmige  Kalk- 
klippe,  zu   deren   beiden  Seiten  der  höhere  Flysch  abgesunken 


—     613     — 

ist.  Auch  im  "Westen  des  Ptoon- Abhanges  trifft  man  noch 
auf  Reste  von  Flyschgesteinen,  während  der  Flyschzug  von 
Perdikovrysis  mit  jenem  von  II.  Pelagia  ein  und  derselben 
Zone  angehört.  Es  handelt  sich  also  hier  jedenfalls  um  Ab- 
senkungen gegen  das  KopaTsbecken  zu.  Es  sei  hierbei  noch 
erwähnt,  daß  die  Kalkberge  um  Hungaro  gleichfalls  aus 
grauen   Rudistenkalken   bestehen. 

Der  Weg  von  H.  Pelagia  zur  Bucht  von  Skroponeri  führt 
vom  Kloster  aus  nach  Nordosten,  unterhalb  des  höheren  west- 
lichen Kammes,  in  einem  Trockental  aufwärts  bis  zu 
breiten  Einsattelung.  Das  Gebirge  besteht  bis  dahin  aus- 
schließlich aus  den  grauen  klotzigen  Rudistenkalken.  In  der 
erwähnten  Einsattelung  kommt  der  erzführende  obere  I  lorizont 
des  Serpentin-Hornsteinkomplexes  zum  Vorschein.  Zwischen 
Karditza  und  der  Perdikovrysis,  sowie  am  übernächsten  Berg- 
hang   nördlich    von    H.  Pelagia    werden    Eisenlager    abgebaut. 

Der  Weiterweg  tritt  wieder  in  Rudistenkalk  über  und 
führt  hierin  über  einen  zweiten  Sattel  hinab  zu  einer  Tal- 
schlucht, die  in  die  Skroponeribucht  mündet.  Bis  etwa  zur 
halben  Höhe  dieser  Schlucht  herrscht  der  Kreidekalk.  An 
der  Stelle,  wo  sich  die  Schlucht  weitet,  bemerkt  man  eine 
deutlich  ausgeprägte  Verwerfung.  In  der  Verwerfungszone 
zeigen  sich  rote  Hornsteine  und  die  Gesteine  des  erzführenden 
Horizontes.  Diese  Verwerfung  setzt  sich  in  westlicher  Richtung 
in  einer  Seitenschlucht  hinauf  fort.  In  ihrer  weiteren  Ver- 
längerung nach  Westen  liegt  dann  das  bereits  erwähnte 
Serpentinvorkommen  am  übernächsten  Berghang  nördlich  von 
\\.  Pelagia.  In  entgegengesetzter  Richtung  erscheint  der  Schiefer- 
Hornsteinkomplex  wieder  am  Südhang  der  Skroponeribucht. 
Unterhalb  der  hier  z.  T.  verworfenen  Serpentin-Hornsteinzone 
treten  bei  anhaltend  südlichem  Einfallen  der  ganzen  Schichten- 
folge die  dunklen  Kalkmassen  des  Jura  und  der  Trias  hervor. 
Diese  dunkeln  Kalke  bilden  die  Gehänge  um  die  Skroponeri- 
bucht.  Bei  Metochi  (Filiale  des  Klosters  II.  Pelagia),  oberhalb 
des  innersten  Winkels  der  Skroponeribucht.  sind  die  blau- 
schwarzen, ziemlich  klotzigen  Kalke  total  von  Cladocoropsis 
mirabilia  Felix  durchsetzt.  Diese  Kalke  gehören  demnach 
bereits  dem  Oberjura  an,  was  auch  mit  den  Lagerungs- 
verhältnissen  gut  übereinstimmt. 

Au  den  Südhängen  der  Skroponeribucht  läßt  sich  die  Auf- 
einanderfolge der  Schichten  noch  besser  erkennen.  I'i<'  in  die 
Bucht  vorspringende  kleine  Halbinsel  und  die  untere  Küsten- 
region besteht  aus  den  dunkeln  Kalken  mit  Cladocoropsis 
mirabilis,    darüber    folgt    bei    südlicher    Neigung    <\<'±    ganzen 


614 


Schichtenblockes  der  Hornstein- Serpentinkomplex  (z.  T.  neben 
dem  roten  Hornstein  mit  gelbem  Eisenkiesel),  und  hierüber  die 
mächtigen  grauen  Kalkmassen  des  Strutzinagebirges,  die  in 
ihren  oberen  Partien  mit  den  Rudistenkalken  von  H.  Pelagia 
zusammenhängen. 

Der  Weiterweg  nach  Larymna  führt  zunächst  dem  Strande 
entlang  und  steigt  dann  in  einer  Schlucht  nach  Nordwesten 
auf  die  Höhen  des  Kalkgebirges  zwischen  Skroponeribucht 
und  Kephalari. 

Das  Einfallen  der  Schichten  ist  allgemein  nach  Süd  ge- 
richtet; man  gelangt  daher  stets  in  ältere  Bildungen.  Unten 
am  Strande  finden  sich  massenhaft  Gerolle  des  schwarzen 
Kalkes  mit  Cladocoropsis. 

In  der  erwähnten  Schlucht  stehen  dann  schwarzgraue 
bis  schwarze,  gebankte  Kalke  an,  die  kurz  vor  Erreichung 
der  Höhe  Megalodonten  und  große  platte  Muschelschalen 
führen.  Leider  sind  nur  die  herzförmigen  Durchschnitte  der 
Megalodonten  zu  erkennen,  da  sich  die  Schalen  nicht  heraus- 
lösen lassen;  die  Megalodontenführenden  Partien  liegen  aber 
wesentlich  tiefer,  als  die  Cladocoropsisbänke.  Ich  schätze  den 
Höhenunterschied,  wie  gesagt,  auf  200  —  300  m.  Den  Lagerungs- 
verhältnissen nach  könnten  daher  die  Megalodontenhaltigen 
Lagen  im  Verhältnis  zu  den  oberjurassischen  Cladocoropsis- 
bänken  sehr  wohl  dem  Unterlias  oder  der  Obertrias  an- 
gehören. 

Von  der  Paßhöhe  ab  führt  der  Weg  hinab  zu  einer 
Lakka  und  dann  über  eine  niedrige  Höhenschwelle  hinunter 
zu   dem   Becken   oberhalb   Kephalari. 

Der  Kalk  nimmt  beim  Abstieg  zunächst  den  Habitus  des 
hellgrauen  halbkrystallinen  Dachsteinkalkes  an,  wie  er  in 
gleicher    Entwicklung    im     westlichen    Kythaeron1)    beobachtet 

')  Ich  möchte  hierbei  noch  erwähnen,  daß  auch  die  Kalke  nördlich 
des  Beckena  von  Skurta  (zwischen  Kythaeron  and  Parnes)  der  Trias  an- 
gehören;  es  handelt  sich  hierbei  um  weißgraue,  ziemlich  krystalline 
Kalla-,  die  in  der  Gegend  von H.  Athanasios  Diploporiden  enthalten  and 
wohl  den  faciell  identen  Kalken  des  Parnesgipfela  und  von  Portaes  gleich- 
llen  Miid.  Es  handelt  sich  hierbei  am  ein  faciell  gleiches,  aber 
tieferes  Kalkniveau,  als  die  obertriadischen  Kalke  des  westlichen 
Kythaeron   mit  Megalodonten  und  Gyroporella  vesiculi/era  G-ümbel. 

Ich  möchte  weiter  noch  auf  einen  neu  entdeckten •  Aufschloß  von 
Obercarbon  in  Anika  hinweisen. 

Am  Westfaße  des  /\\  ischen  Kiurka  und  Kala  ums  liegenden  Ma\  rinora- 

Q8     treten     unter    den    lichten     Deckkalken     dunkle    Schiefer-    und 

engesteine    mit    Fusulinen-    und    Schwagerinenkalken    hervor. 
Vm  kommen  des  <  Ibercarbon  3,  die  icb  in 
i  in  der  Richtung  auf  Eubooa  zu  angetroffen  babe. 


—     tn.j     — 

wurde,  und  geht  dann  allmählich  in  lichten,  hellgrauen  bis 
weißlichen  Dolomit  über,  der  die  Berge  bis  zur  Bucht  von 
Larymna  aufbaut.  Im  oberen  Teile  dieser  lichten  kalkigen, 
bzw.  dolomitischen  Gesteinsmassen  erscheinen  Gyropon'lb'ii 
uud  gleichfalls  noch  Megalodontendurchschnitte.  Diese  hellen 
Kalk-  und  Dolomitmassen  gehören  daher  jedenfalls  bereits  der 
Trias   an. 

Das  eben  beschriebene  Profil  von  H.  Pelagia  bis  Larymna 
bestätigt  somit  die  in  der  Einleitung  angegebene  allgemeine 
Schichtenfolge,  die  also,  wie  gesagt,  von  der  Obertrias,  eventuell 
auch  schon  von  der  Mitteltrias,  bis  zur  oberen  Kreide  hinauf- 
reicht. 

Durch  schnitt  von  Larymna   über  Martini 
nach  Pavlu. 

Längs  des  Weges  von  Larymna  bis  Martini  herrscht  der 
triadische  Dolomit,  teilweise  unterbrochen  von  Neogen  und 
jüngerem  Schutt.  Dieselben  Dolomite  setzen  auch  den  höheren 
Berg  im  Westen,  bzw.  Südwesten  von  Larymna  zusammen. 
Zwischen  Larymna  und  Martini  wurde  entgegengesetztes  Ein- 
fallen beobachtet;  der  triadische  Dolomit  bildet  daher  ein 
Gewölbe,  dessen  Südschenkel  im  Profil  IL  Pelagia-Larymna 
abgegangen  wurde. 

Südwestlich  Martini  erscheint  wieder  der  höhere,  hier 
nordwestlich  fallende  schwarze  Kalk  (Streichen  N  40  Ost),  der 
auf  der  Höhe  hinter  Martini  auf  seinen  Auswitterungsflächen 
Megalodontendurchschnitte  zeigt.  Die  höhere  Schichtenfolge 
wird  dann  hier  durch  Neogen  und  Schutt  unterbrochen,  doch 
wurden  die  schwarzen  oberjurassischen  Lladocorojisü-Schichten 
im  ONO  von  Pavlu  wieder  angetroffen,  nachdem  schon  vorher 
im  Geröll  zahlreiche  Blöcke  dieses  charakteristischen  Kalkes 
in  die  Augen  fallen.  Nördlich  Pavlu  reihen  sich  an  diese  dunklen 
Kalkmassen  des  Oberjura  als  jüngeres  Glied  Serpentine,  die  nach 
Westen  zu  weite  Flächen  einnehmen.  Pavlu  selbst  steht  be- 
reita  auf  dem  höheren  Kalk,  der  das  Serpentinniveau  über- 
lagert. 

Die  JilTTNKUsche  Karte  ist  hier,  abgesehen  davon,  daß 
die  Altersdeutung  der  Kalke  unrichtig  ist,  auch  sonst  unbrauch- 
bar, da  dieses  weite  Serpentinland  als  oberer  Kalk  angegeben 
wird. 

Die  Cladocoropsiskalke  im  Osten,  bzw.  Nordosten  von 
Pavlu  gehören  mit  jenen  von  Skroponeri  ein  und  derselben 
jurassischen    Kalkzone    an,    die    sich    entsprechend    dem    allge- 


—      676'      — 

meinen  Streichen  in  breitem  Zuge  über  den  H.  Uias  (nordöst- 
lich  Topolias)  von  West  nach   Ost  erstreckt. 

An  den  Rändern  des  jetzt  trockengelegten  Kopaisbeckens 
treten  sowohl  bei  Topolias,  wie  im  Südosten  von  Topolias 
massige  Rudistenkalke  (mit  Radioliten  etc.)  auf. 

Der  frühere  KopaVs-See  oder  Kopais-Sumpf  wurde  durch 
eine  englische  Gesellschaft  entwässert  und  ist  nun  ein  Becken 
mit  fruchtbarem  Ackerboden.  Die  im  Becken  zusammen- 
fließenden "Wassermengen  werden  heute  durch  einen  Tunnel  dem 
Likeri-See  zugeführt,  der  seinerseits  durch  einen  hauptsächlich 
in  Serpentin  eingeschnittenen  Kanal  mit  dem  Paralimni-See 
verbunden  ist.  Jener  sendet  die  gesammelten  Gewässer  in 
einem  westlich  Lukisia  mündenden  Stollen  dem  atalantischen 
Sund  zu.  Vom  Nordausgang  dieses  Stollens  stürzt  der  Fluß 
in  mehreren  Kaskaden  zum  Strand  hinab. 

Der  künstliche  Ausfluß  des  Kopa'is  benutzt  daher  die 
Senke  zwischen  dem  Ptoongebirge  und  den  Gebirgen  der  Lvko- 
vuni   und   Ktypa. 

Weitere  Vorkommen  von  Jura  und  Trias  in  den  Gebirgen 
nördlich  des  Kopaisgrabens. 

Der  ebengenannte  Gebirgszug  der  Lykovuni  und  Ktypa 
(des  Messapus  der  Alten)  besteht  gleichfalls  aus  den  dunklen 
Kalkmassen  des  Jura  und  den  helleren  Kalken  bzw.  Dolomiten 
der  Trias.  An  den  Südhängen  des  Messapus- Gipfels  habe  ich 
in  einem  dunklen  Kalk  wieder  Cladocoropsis  mirabilis  Felix 
beobachtet,  und  beim  Abstieg  zum  Chan  Petzona  in  einem 
helleren  Kalk  Megalodontendurchschnitte.  Die  Kalke  dieses 
Gebirgszuges  sind  daher  älter,  als  die  ihn  im  Westen 
begleitende   Serpentinzone. 

Dieselbe  facielle  Ausbildung  und  Schichtenfolge  herrscht 
auch   im   Chlomosgebirge. 

Der  Chlomosstock  besteht  aus  lichten  Dolomiten,  die 
am  Südhang  des  Gebirges  von  den  darüberfolgenden  dunklen 
Kalkmassen  eingedeckt  werden.  In  ihren  unteren,  direkt  über 
dem  Dolomit  lagernden  Partien  führen  diese  dunkeln,  geschichteten 
Kalke  Megalodonten,  in  ihrem  oberen  Teil  enthalten  si<'  am 
nördlichen  Talrand  von  Exarchoa  die  oberjurassischen  Clado- 
coropsisbänke.  Daa  Tal  von  Exarchos  selbst  wird  von  dem 
Hornstein- Serpentin  komplex  eingenommen,  über  dem  am  Süd- 
hang des    Exarchostales  der   Etudistenkalk   folgt. 

Die  oberjurassischen  Cladocoropsis-Schichten  wurden  außer- 
dem  noch    an   folgenden   Lokalitäten    beobachtet: 


—      Gl  7      — 

Nördlich   Golemi  I    Epiknemidi- 

I  >»t lieh   Karya  sches 

Zwischen  Karya  und   der  Kuppe  Guwali  Gebirge 

Zwischen   Dernitza  und   Budonitza        |     Saromata- 
Zwischen   Braulo  und  Glunista  Gebirge 

Westlich  bzw.  nordwestlich   H.  Triada 
Zwischen  H.  Triada  und   Quelle  Kanal aki  Oeta, 

Nordwestlich    oberhalb   Kukuwitza 

während  die  schwarzen  Megalodontenkalke  u.  a.  in  der  Schlucht 

westlich     Agnandi    (Kpiknemidisches     Gebirge)     aufgeschlossen 

sind. 

In    tektonischer    Hinsicht    zeigen    die    Gebirge    im    Osten 

und  Norden  des  Kopaisbeckens  den  Typus  eines  ausgesprochenen 

Schollengebirges. 

Es    handelt    sich    hierbei  um  im  allgemeinen  nach   Süden 

bis   SSW   geneigte   Schichtenblöcke. 

Zusammenfassung  und  Vergleiche. 

Am  Aufbau  der  Gebirge  im  Norden  des  Kopa'fsgrabens 
beteiligen  sich  außer  der  schon  bekannten  Kreide  noch  juras- 
sische  und   triadische   Gesteine. 

Die  älteren  mesozoischen  Kalke  werden  von  den  cretazi- 
schen,  durch  Rudisten  gekennzeichneten  grauen  Kalkmassen 
durch   einen  Hornstein- Serpentin- Komplex  getrennt. 

Unter  jenem  Komplex  lagert  eine  mächtige  Kalk-  bzw. 
Dolomitmasse,  die  vom  oberen  Jura  bis  zur  Trias  hinunter- 
reicht und  das  wichtigste  gebirgsbildende  Element  dieses 
Gebirgsabschnittes   darstellt. 

Die  stratigraphische  Gliederung  der  betr.  Schichtenfolge 
wird  durch  die  Fossilarmut  der  Kalke  und  Dolomite  sehr  er- 
schwert, doch  finden  sich  zwei  charakteristische  Fossillager.  Der 
Dolomit  bildet  die  Basis  der  Schichtenreihe;  er  enthält  in 
seinem  oberen  Teil  Gyroporellen  und  Megalodonten.  Darüber 
folgt  ein  Komplex  geschichteter  dunkler  Kalke,  der  in  seiner 
unteren  Partie  Megalodonten  enthält,  also  noch  der  <  Ibertriaa 
oder   dem   Unterlias   angehört. 

Im  oberen  Teil  dieser  mindestens  3  —  400  m  mächtigen 
Kalkmassen  finden  sich  horizontal  weit  durchgehende  Bänke  mit 
Cladocoropsia  mirabilis  Felix,  einer  zu  den  Spongiomorphiden 
gehörigen  Koralle,  die  bisher  noch  aus  gleichartigen  ober- 
jurassischen und  prätithonischen  Kalken  Dalmatiens  bekannt 
ist  und  auch  in  Griechenland,  den  Lagerungsverhältuissen  nach 
zu  urteilen,   den  gleichen   Horizont  einnehmen   wird. 

42 


—      67*      — 

Die-  eben  geschilderte  Schichtenfolge  und  Facies-Ent- 
wieklung  herrscht  in  den  Schollengebirgen  nördlich  des  Kopai's- 
grabens,  d.  h.  in  den  Gebirgen  um  das  Kopa'isbecken,  in  den 
Lokrischen  Gebirgen  (Saromatagebirge,  Epikuemidisches  Ge- 
birge,  Chlomosgebirge)  und  im  Oeta  (Xerovunihorst). 

Das  Streichen  dieser  Schollengebirge  nördlich  des  Kopa'is- 
grabens  ist  ein  west-östliehes,  so  daß  sich  die  gleiche  Ent- 
wicklung vermutlich  noch  jenseits  des  atalantischen  Sundes  auf 
Euboea  fortsetzt. 

Die  facielle  Ausstattung  der  die  Gebirge  nördlich  und 
südlich  des  KopaVsgrabens  zusammensetzenden  Ablagerungen 
zeigt  wesentliche  Unterschiede. 

Die  triadischen  Bildungen  sind  ziemlich  gleich,  in  den 
nördlichen   Gebirgen  nur  mehr  dolomitisiert. 

Dagegen  fehlen  die  in  dem  nördlichen  Gebirgsstrich  so  weit 
verbreiteten  dunkeln  oberjurassischen  Cladocoropsisbänke  an- 
scheinend  in   den   südlichen   Hochgebirgen. 

Hier  treten  zwar  auch  im  Oberjura  Korallenkalke  auf, 
so  die  grauen  tithonischen  Korallen-  und  Ellipsactinien-Kalke, 
die  die  Kammkalke  der  Verdussia  mit  dem  Hauptgipfel  und 
das  Parnaßmassiv  mit  der  Likeri-Spitze  zusammensetzen,  sowie 
die  grauen  faciell  gleichen  Gipfelkalke  der  Kiona,  die  besonders 
Nerineen  und  Actaeoninen  (wie  Actaeonina  acuta  Okb)  enthalten. 

In  der  Kreide  dominieren  wieder  beiderseits  Rudisten- 
kalke  in   Verbindung  mit   Flyschgesteinen. 

Auf  die  verschiedenen  hellenischen  Gebirgszonen  und  die 
weitere  tektonische  Gestaltung  Mittelgriechenlands  will  ich 
an  dieser  Stelle  nicht  weiter  eingehen,  sondern  verweise  auf 
meine  kürzlich  erschienene  zusammenfassende  Darstellung  des 
Gebirgsbaues  von  Hellas1). 

Ich  möchte  jedoch  im  Anschluß  an  die  in  der  vor- 
liegenden Abhandlung  enthaltene  Charakterisierung  des  ost- 
mittelgriechischen  Jura  noch  kurz  auf  die  Unterschiede  der 
jurassischen  Entwicklung  in  den  von  mir  ausgeschiedenen 
Gebirgszonen   hinweisen. 

Im  östlichen  Mittelgriechenland  herrscht  während  der 
Juraperiode  im  wesentlichen  eine  Kalktntwicklung,  während 
in  der  Jonischen  Zone  eine  gleichartige,  ebenfalls  aus  der 
Trias  heraufsteigende  Facies  nur  bis  zum  Ende  des  Mittellias 
andauert,  um  dann  bis  hinauf  zur  Kreide  von  den  Gesteinen 
der   Schiefer-Horneteingruppe  fortgesetzt  zu   werden. 

1  Carl  Renz:  Über  den  Gebirg  bau  Griei  beulands.  Diese  Zeitschr- 
1912,  <U.  töonatsb«  •    -.   3.   '37      ; 


—     HIB     — 

In  der  dazwischenliegenden  Olonos-Pindoszone  bilden  die 
letzteren  Gesteine  bis  hinunter  zu  den  Cassianer-Schichten  das 
vorherrschende   Sediment. 

In  der  noch  zur  osthellenischen  Zone  gerechneten  Argolis 
lösen  sich  im  mittleren  Jura  die  beiden  Entwicklungen  ab. 
Die  Obertrias  und  der  ganze  Lias  erscheinen  hier  in  der 
Jonischen  Facies.  In  der  höheren  Schiefer- Hornsteingruppe 
tritt  der  für  die  osthellenische  Entwicklung  jener  Facies  so 
charakteristische  Serpentin  auf,  der  in  der  Jonischen  Zone 
vollkommen  fehlt,  während  das  Tithon  bereits  durch  Ellips- 
actinienkalke  vertreten  wird. 

Im  Westen,  wie  im  Osten  des  Landes  war  die  Jurazeit 
eine  Epoche  dauernder  Meeresbedeckung,  während  der  sehr 
gleichmäßige  und  ruhige  Sedimentationsverhältnisse  geherrscht 
haben. 

In  den  westlichen  Gewässern  nahmen,  den  Sedimenten 
nach  zu  urteilen,  die  Meerestiefen  vom  Oberlias  ab  zu:  die 
Gesteine   der   Olonos-Pindoszone   zeigen   den   Tiefpunkt  an. 

Der  Entstehungsort  der  überschobenen  Gesteine  der  Olonos- 
Pindoszone  liegt  wohl  in  dem  Räume  westlich  der  Vardussia- 
falte,  die  ihrerseits  bereits  den  Beginn  des  Überfaltungsbaues 
zeigt  und  wohl  den  Übergang  der  osthellenischen  Gebirge  zu 
dem   Gebirgstypus   der  Olonos-Pindoszone   vermittelt. 


33.   Nachträgliche  Bemerkungen  zum    Vortrage 

von    Herrn    WlEGERS. 

Von  Herrn  C.  Gagel. 

Berlin,  den   10.  November  1913. 

Im  Anschluß  an  die  vorstehenden  Ausführungen  (S.  5  i  I 
bis  56'7)  von  Herrn  WlEOKRS  möchte  ich  hervorheben,  daß 
wir  in  Schleswig- Holstein  durch  die  großen  Aufschlüsse  am 
Kaiser-Wilhelm- Kanal  die  augenscheinlichsten  Beweise  dafür 
erhalten  haben,  daß  die  paläolithischen  Kulturen  erheblich 
tiefer   als   das  jüngere    Laterglazial    herunter   reichen. 

Dort  war  in  kilometerlangen,  einwandfreien  Profilen 
folgende  Schichtenfolge  zu  beobachten  von  oben  nach 
unten  : 


620 


1.  Grundnioräne   der  letzten  Vereisung,   z.  T.  in  sandiger 
Facies,  aber  mit  großen,    geschliffenen   Geschieben. 

2.  Vorschüttungssande. 

3.  Interglazialtorf  mit  Brasenia  purpurea  und  zahlreichen 
wärmeliebenden  Pflanzen  sowie  mit  Paläolithen. 

4.  Interglaziale    Verwitterungs-     und    Ferettisierungszone 
mit  Paläolithen   im   älteren   Diluvialkies. 

5.  Oberste  Bank  des  Unteren   Geschiebemergels. 

6.  Kies    und    Sandschicht,    interstadial,    mit    Paläolithen, 
darunter  ein  sehr  schöner  prismatischer  Messerspan1). 

7.  Hauptbank  des  Unteren   Geschiebemergels. 

Es  ist  durch  diese  einwandfreien,  einheitlichen  (nicht 
Kombinations)-Profile  erwiesen,  daß  in  Schleswig-Holstein  der 
paläolithische  Mensch  schon  während  eines  Interstadiums  inner- 
halb der  Haupteiszeit  gelebt  und  einwandfreie  Artefakte  (pris- 
matische Messerspäne,  nicht  rohe  Absplisse)  hergestellt  hat2). 
Die  archäologische  Bearbeitung  dieser  Artefakte  wird  dem- 
nächst  von   berufener  Seite  erfolgen. 


35.   Über  das  Verhältnis  der  Geographie 

zur  Geologie-Paläontologie  und  die  Frage  einer 

Teilung  der  Geologie-Paläontologie. 

Von   Herrn  W.  Branca. 

Berlin,  den    !(!.  Dezemher  1913. 

Daß  die  moderne  Geographie  weit  ausgedehntere  Be- 
rührungspunkte mit  der  Geologie  bekommen  hat,  als  das 
früher  der  Fall  war,  ist  eine  allgemein  bekannte  Tatsache. 
Sie  findet  ihren  Ausdruck  darin  einmal,  daß  gewisse  Abschnitte 
der  Lehrbücher  der  Geographie  nichts  anderes  sind  als  Geo- 
logie, und  zweitens  darin,  daß  auch  die  Arbeiten  mancher 
Geographen  mehr  oder  weniger  geologischen  Inhalts  sind.  So 
erklärt  es  sich  leicht,  wenn  von  geologischer  Seite  wohl  all- 
gemein   Verwahrung    eingelegt    wird    gegen     die    Versuche    der 


')  Abgebildet  in  Naturwiss.  Wochenschr.  L913,  S.  418,  Fig.  4. 
'')  Vergl.  auch     die     ähnlich      I  e  I       I   •        durch     Koken 
R.  l;.  Schmidt:  „Diluviale  Vorzeit",  S.  182 


—     621      — 

Geographie,  Teile  der  Geologie  als  geographisches  Besitztum 
zu   erklären. 

Meiner  Ansicht  nach  genügt  es,  die  Tatsache  festzustellen, 
daß  Teile  dessen,  was  von  Geographen  als  Geographie  erklärt 
wird,  in  Wirklichkeit  zur  Geologie-Paläontologie  gehören.  Eine 
öffentliche  Verwahrung  dagegen  auszusprechen,  wozu  ich  von 
kollegialer  Seite  einmal  aufgefordert  war.  erscheint  mir  über- 
flüssig und   nutzlos: 

Einmal,  weil  jeder,  der  den  Dingen  auf  den  Grund  gehen 
will,  das  ohne  weiteres  zugeben  muß.  Geologie  ist  und  bleibt 
ja  Entwicklungsgeschichte  der  Erde  und  der  Lebewelt  (Histo- 
rische Geologie).  Geographie,  in  der  alten  Form,  beschrieb 
und  klassifizierte  die  Oberflächenbildungen  der  Erde;  in  der 
neuen  Form  sucht  sie  auch  noch  die  Entstehungsweise,  die 
Entwicklung  derselben  festzustellen.  Damit  aber  wird  sie 
Geologie,  arbeitet  sie  geologisch  und  darf  das,  wenn  sie  logisch 
bleiben  will,   auch  nicht  anders  benennen  als   „Geologie". 

Es  ist  daher  ganz  folgerichtig  und  eine  Bestätigung  dessen, 
was  ich  sage,  wenn  der  Berliner  Vertreter  der  Geographie, 
Pi'.NCK,  kürzlich  von  sich  gesagt  hat,  er  sei  auch  Geolog. 
Ich  komme  noch  einmal  darauf  zurück,  um  das  genauer  zu 
umgrenzen. 

Zweitens,  weil  Wissenschaft  frei  ist,  es  also  völlig  in 
jedermanns  Belieben  steht,  wissenschaftlich  zu  arbeiten,  was 
und  wo  er  mag;  folglich  es  auch  dem  Geographen  freisteht, 
auf  geologischem  Gebiete  zu  arbeiten,  so  viel  er  will.  Natürlich 
aber  auch  umgekehrt  dem  Geologen  auf  geographischem  Ge- 
biete. Mag  jeder  in  seinen  Arbeiten  in  das  Gebiet  des  anderen 
übergreifen,  falls  ihn  seine  Neigung  dazu  treibt,  falls  er  die 
nötige  Vorbildung  dazu  hat,  und  wenn  er  es  nur  gut  macht, 
so   kann   die   Wissenschaft  ja  nur   dabei   gewinnen. 

Daß  indessen  die  Aufgaben  der  Geographie  von  sehr 
namhafter  geographischer  Seite  auch  anders  als  nach  der  geolo- 
gischen Seite  hin  gravitierend  aufgefaßt  werden,  zeigt,  wie 
KOKEN1)  hervorhebt,  der  ausgezeichnete  Aufsatz  von  HETTNER: 
„Über  Wesen  und   Methoden  der  Geographie." 

EETTNEK  sagt:  „Die  geographische  Forschung 
schlägt  manche  Wege  ein,  die  anderen  Wissen- 
schaften gehören,  und  läßt  viele  gut  gangbare  geogra- 
phische Wege  unbegangen.  Sie  täuscht  sich  nianeh- 
m a I    über  ihre    M  <t  hoden." 


')  Ebkst  von  Koken:  Geologie,  -  allgemeine  Bildung. 

Univ  gramm  Tübingen   1908,   : 


622 


.,  Die  geschichtliche  Entwickelung  der  Wissen- 
schaft kann  keinen  Zweifel  darüber  lassen,  daß  die 
eigentliche  Aufgabe  der  Geographie  in  der  Länder- 
kunde gelegen  hat  und  noch  liegt,  daß  die  Auffassung 
der  Geographie  als  einer  allgemeinen  Erdwissenschaft 
eine  methodische  Verirrung  ist  und  ins  Uferlose  führt, 
und  daß  auch  der  Versuch,  durch  weise  Einschränkung  zu 
einer  wissenschaftlichen  Erdwissenschaft  zu  kommen,  miß- 
glückte oder  wenigstens  zu  einer  von  der  Geographie  ver- 
schiedenen  "Wissenschaft  führen  mußte." 

KOKEN  fährt  dann  weiter  fort:  ..Hettners  Auffassung 
der  Geographie  tritt  in  ausgesprochenen  Gegensatz  zu  der 
RlCHTHOFENS,  durch  welche  einst  die  RlTTERsche  Schule  über- 
wunden wurde.  Wie  die  Entscheidung  in  der  Geographie 
fallen  wird,  ist  nicht  abzusehen:  aber  es  erscheint  nicht 
wünschenswert,  die  Geologie  im  Hoch-  und  Mittelschulunter- 
richt jetzt  eng  mit  einer  Wissenschaft  zu  verbinden,  welche 
vielleicht  in  naher  Zeit  ihre  Ziele  in  ganz  anderer  Richtung 
steckt  als  die  Geologie.  Eine  prinzipielle  Änderung  in  der  Aus-- 
bildung  der  Lehramtskandidaten  kann  auf  diesem  schwankenden 
Boden   nicht  durchgeführt   werden.1'1) 

Lassen  wir  indessen  diese  Verschiedenheit  der  Auffassungen 
auf  sich  beruhen,  und  behalten  wir  die  Tatsache  im  Auge,  daß 
nun  einmal  eine  Anzahl  von  Vertretern  der  modernen  Geographie 
mehr  oder  weniger  nach  der  Geologie  hin  gravitiert,  weil  sie 
z.  T.  von  der  rein  geologischen  Seite  her  zur  Geographie  ge- 
kommen  sind. 

Da  ist  es  doch  von  Interesse,  zu  untersuchen,  bis  zu 
welchem  Grade  die  Geographie  mit  der  Geologie-Paläonto- 
logie Berührungspunkte  hat;  und  das  führt  mich  dann  weiter 
zu  der  Frage,  ob  —  und  wenn  ja,  in  welcher  Weise  — 
Geologie-Paläontologie  etwa  besser  in  mehrere  selbständige 
Gebiete  geteilt  werden  solle,  und  welche  Vorbildung  jemand 
besitzen  solle,  der  sich  für  Geologie-Paläontologie  habili- 
tieren   will. 

Klar  ist,  daß  Geographie,  wenn  man  nicht  Spitzfindig- 
keiten sucht,  mit  historischer  Geologie  und  Paläontologie  so 
gut  wie  gar  keine  Berührungspunkte  hat:  es  fällt  also  für  die 
Geographie  zunächst  einmal  diese  eine  große  Hälfte  der 
Geologie-Paläontologie  fort,  vielmehr  liegen   diese  Berührungs- 

Vgl.  auch  G.  Stbinmann  („Der  Unterrichl  in  Geologie  und  ver- 
teil  Fächern  auf  Schule  und  Universität",   Natur  und  Schule,  VI., 
S.  241,   Leipzig  1907  hr   Eil    Verbindu  Geographie   und 

Geologie  sich  ausspricht. 


—     623     — 

punkte  nur  auf  dem  Gebiete  der  anderen  Hälfte  der  Geologie, 
der  allgemeinen  Geologie.  Aber  auch  hier  wiederum  fällt  die 
eine  Hälfte  der  allgemeinen  Geologie,  nämlich  die  chemische 
und  die  petrographische,  fast  ganz  fort,  die  mit  der  Geographie 
mehr  oder  weniger  nichts   zu   tun   haben. 

Es  bleibt  folglich  von  der  Geologie-Paläontologie 
nur  ca.  der  vierte  Teil,  nämlich  die  ungefäb  re  Hälfte 
der  allgemeinen  Geologie,  übrig  als  das  Gebiet,  das 
mit  der  Geographie  nahe  Berührungspunkte  hat.  Wenn 
daher  ein  Geograph  von  sich  sagt  (s.  oben),  daß  auch  er 
Geolog  sei,  so  kann  das  nur  von  ungefähr  einem  Viertel  der 
Geologie  gelten.  Und  wenn  der  Vertreter  der  Geographie  an 
irgendeiner  Hochschule  über  geologische  Dinge  mitzuurteilen 
berufen  wird,  so  liegt  auf  der  Hand,  daß  er  ein  tieferes,  auf 
eigenem  Wissen,  auf  eigener  Arbeit  beruhendes  Urteil  nur  auf 
ungefähr  einem  Viertel  des  Gebietes  der  Geologie  besitzen 
kann;  daß  er  folglich  unter  Umständen  bedenklichen  Schaden 
herbeiführen  kann,  wenn  er,  sich  in  Gegensatz  zum  Geologen 
setzend,  auch  über  Verhältnisse  urteilt,  die  sich  auf  die  anderen 
dreiviertel   Teile    der   Geologie-Paläontologie   beziehen. 

Es  wäre  ja  auch  erschreckend  für  den  Geographen, 
wenn  es  anders  sein  müßte,  wenn  der  Geograph  y;anz, 
zu  vier  Vierteln  Geolog  sein  müßte.  Wie  könnte  er 
diese  Last  tragen  neben  der  anderen,  auch  schon 
ungeheuren  Last  der  Geographie?  Ist  doch  das,  was 
als  Geographie  zusammengefaßt  wird,  das  größte  Wissens- 
gebiet,  das   wir  haben. 

Es  ist  unnötig,  auszusprechen  —  und  doch  will  ich  es 
tun,  damit  ich  nicht  mißverstanden  werde,  und  man  nicht 
glaubt,  ich  spreche  nicht  rein  sachlich  —  daß  umgekehrt  ganz 
das  gleiche  für  den  Geologen  gegenüber  dem  Geographen  gilt. 
Auch  hier  hat  der  Geologe  ein  auf  eigene  Arbeiten  und  auf 
eigene  Kenntnisse  gestütztes  Urteil  über  das,  was  sich  Geo- 
graphie  nennt,  nur  auf  jenem  ungefähr  vierten  Teile  des 
Wissensgebietes,  welcher  mit  der  Geographie,  wie  oben  gesagt, 
enge  Berührungspunkte   besitzt. 

Diese  Dinge  liegen  s<>  klar,  daß  sie  allgemeine  Aner- 
kennung   finden    müßten. 

[ch  wende  mich  nun  zu  der  Krage,  ob  die  „Geologie- 
Paläontologie"  in  mehrere  selbständige  Wissensgebiete  geteill 
werden  sollte;  und  wenn  ja,  in  welcher  Weise  dann  diese 
Teilung  zum  Besten   der  Sache  erfolgen  müßte. 

Das  Gebiet  der  „Geologie- Paläontologie"  umfaßt  zwei 
rechl    verschiedene    Dinge.       „Ja   gewiß,"    so    höre    ich    Bagen, 


—     624     — 

„einerseits  Geologie  und  andererseits  Paläontologie."  Nein, 
erwidere  ich,  nicht  Geologie  und  Paläontologie,  sondern  einer- 
seits Allgemeine  und  andererseits  Historische  Geologie  und 
Paläontologie;  das  sind  diese  beiden  verschiedenen  Dinge, 
denn  die  historische  Geologie  ist  ja  so  überaus  eng  mit  der 
Paläontologie  verknüpft,  daß  sie  von  ihr  gar  nicht  zu  trennen 
ist.  Die  einzelnen  Zeitabschnitte  der  historischen  Geologie 
sind  nicht  wie  die  der  menschlichen  Geschichte  durch  Taten 
gekennzeichnet,  sondern  durch  Faunen  bzw.  Floren.  Der 
Kürze  halber,  und  da  die  Floren  infolge  der  viel  größeren 
Seltenheit  der  fossilen  Pflanzen  eine  entsprechend  geringere 
Rolle  spielen  als  die  Faunen,  will  ich  hier  im  folgenden  aber 
immer  nur  von  Faunen  sprechen. 

Die  Gesteinsbeschaffenheit  in  den  einzelnen  Formationen 
spielt  bekanntlich  im  allgemeinen,  von  der  archäischen,  ver- 
steinerungslosen Gruppe  abgesehen,  für  die  Gliederung  der 
Formationen  eine  ganz  nebensächliche  Rolle.  Die  Beschaffen- 
heit und  Zusammensetzung  der  Fauna  spielt  die  Hauptrolle, 
kennzeichnet  die  betreffende  Formation  oder  deren  Unter- 
abteilungen. Die  wesentliche  Grundlage,  der  Kernpunkt 
einer  Abteilung  der  historischen  Geologie,  ist  also 
nichts  anderes  als  eine  Tier-Geographie  jenes  Zeit- 
abschnittes; und  die  ganze  Reihenfolge  der  Forma- 
tionen und  ihrer  Unterabteilungen  ist  im  wesent- 
lichen nichts  anderes  als  eine  Reihenfolge  von  Tier- 
Geographien. 

Aber  weiter:  Indem  nun  die  historische  Geologie 
diese  einzelnen,  aufeinanderfolgenden  Tier-Gesell- 
schaften an  das  Tageslicht  zieht,  sie  genau  unter- 
sucht und  beschreibt,  lehrt  sie  auch  die  im  Laufe  der 
Zeiten  sich  vollziehenden  allmählichen  Änderungen 
und  "Wandlungen  der  Fauna  kennen,  wird  sie  also 
auch  eine  Entwicklungsgeschichte  der  Tierwelt.  Ganz 
mit  Recht  geben  daher  namentlich  die  neueren  Lehrbücher,  der 
Geologie  nicht  etwa  nur  die  Leitfossilien  der  betreffenden 
Formationen,  sondern  eine  Darstellung  der  ganzen  betreffenden 
Fauna,  gleichviel,  ob  die  Tiere  häufig  oder  überaus  selten,  ja 
vielleicht  nur  Unica  sind,  gleichviel,  ob  sie  zu  den  Wirbellosen 
oder  zu   den   Wirbeltieren   zählen. 

Es  wäre  daher  eine  unrichtige  Auffassung,  wenn  man 
sagen  wollte,  die  Paläontologie  Bei  nur  ein«'  Hilfswissenschaft 
fiir  die  Geologie.  Das  hätte  nur  dann  eines  Sinn,  wenn  mau 
bei  dem  Worte  „Geologie"  allein  an  die  „Allgemeine  Geologie 
denken   wollte,    die   letztere   für  den    Geographen   ja   allein   von 


62, 


Bedeutung  ist.  Aber  für  den  Geologen  gehört  zur  Geologie 
eben  nicht  nur  die  Allgemeine  Geologie,  sondern  auch 
ebenso  die  Spezielle,  die  Historische  Geologie.  Diese  Historis'-h  i> 
Geologie  aber  ist,  wie  gesagt,  in  ihrer  Grundlage,  in  ihrem 
wesentlichen  Kern  selbst  Paläontologie,  und  zwar  ebenso  der 
Wirbeltiere  wie  der  wirbellosen  Tiere.  Der  Geologe,  der  das 
Kennzeichnende  der  einzelnen  Formationen  der  Historischen 
Geologie  nur  in  den  Leitfossilien  erblicken  wollte,  der  würde 
damit  doch  eine  nur  sehr  oberflächliche  Auffassung  vom  Wesen 
der  Historischen   Geologie    verraten. 

Daraus  folgt  nun,  daß  jemand,  der  sich  etwa  nur 
für  .,Geologie",  d.  h.  also  für  „Historische  und  All- 
gemeine Geologie",  habilitieren  will,  in  der  Paläon- 
tologie ebenso  bewandert  sein  muß1),  als  wenn  er  sich 
für   „Geologie-Paläontologie''    habilitierte. 

Mit  meinen  Ausführungen  soll  keineswegs  gesagt  sein, 
daß  nicht  an  einer  größeren  Universität  die  Paläontologie  als 
ein  besonderes  Lehrfach  abgetrennt  werden  könnte;  denn  es 
bleiben  ja  genug  Fragen  rein  zoologischer  Natur  übrig,  die 
losgelöst  "von  der  Geologie  betrachtet  und  untersucht  werden 
können.  Aber  es  liegt  auf  der  Hand,  daß  eine  solche,  zu 
einem  selbständigen  Wissensgebiete  gemachte  Paläontologie 
dann  eine  reine  Zoologie  der  fossilen  Tiere  sein  muß,  d.h., 
daß  der  Betreffende  ein  aufs  gründlichste  ausgebildeter  Zoo- 
loge sein  muß;  und  daß  er  vordem  möglichst  wenigstens  in- 
soweit Medizin  studiert  haben  sollte,  um  durch  deren  Anatomie 
und  Physiologie  die  wünschenswerte  Verbreiterung  und  Ver- 
tiefung seiner  Grundlage  erlangt  zu  haben.  Immerhin  ist 
gegenüber    dem    Gedanken    einer    vollständigen    Selb- 

Wie,  auf  welche  Weise  der  betreffende  Habilitand  den   Beweis 
muß,   daß   er  auch   diese   paläontologischen    Kenntnisse   ; 
darüber  wird   nur  der  betreffende  Ordinarius,   der  den  Stand 
ontologischen   Kenntnisse    des    Betreffenden    genau    überschauen    kann, 
entscheiden   können,   nicht  aber  ein  anderer.     Ist    z.  B.  der   betreffende 
Habilitand  Assisteni  gewesen,  und  hal  ei  als  -  ilcher  Gelegenheil  . 
sich    reichliche   paläontologische    Kenntnisse    zu   erwerben,    so   wird   es 
nicht  direkt  nötig  Bein,  von  ihm  zu  verlangen,  daß  er  auch  noch  durch 
eme  rein   paläontologische  ^rbeil  den   Beweis  dafür  erbringt.    Tritl   der 
betreffende  Habilitand  dagegen   von  außen  her  an  den  Ordinarius  heran, 
vielleicht  aus  einer  Tätigkeit,  durch  die  sicher  die  zum  Di  samen 

einsl  veii  ihm  erworben  gewesenen  paläontologischen  Kenntnisse  —  die 
doch  für  einen  Dozenten  nicht  hinreichen  dürften  —  nicht  nur  nicht 
vermehrt,  Mindern  sich  noch  vermindert  haben  müssen,  so  erscheint  es 
mir  durchaus  notwendig,  daß  er  durch  eme  rein  zoologisch -paläonto- 
logische Arbeit  den  B  fern  muß.  daß  er  im  zoologischen  l 
zu  denken  and  zu  ai  beiten  ven 


—     626     — 

ständigmachung  der  Paläontologie  eine  überaus  große 
Schwierigkeit  nicht  zu  übersehen: 

Eine  völlige  Lostrennung  der  Paläontologie  von  der 
Geologie  und  Gründung  eines  selbständigen  Ordinariats  für 
die  Paläontologie  ■würde  anstatt  der  bisherigen  einen  Samm- 
lung deren  zwei  von  ungefähr  gleichem  Umfange  erfordern; 
denn  ob  die  Paläontologie  von  der  Geologie  abgetrennt  ist 
oder  nicht,  der  historische  Geolog  braucht  ja  für  sich  eine 
möglichst  große  paläontologische  Sammlung  ganz  ebenso  wie 
der  Paläontolog.  Nun  ist  es  zwar  verhältnismäßig  leicht,  eine 
neue  zoologische  Sammlung  zu  errichten,  da  lebende  Tiere 
leicht  käuflich  sind.  Aber  bei  der  Seltenheit  gut  und  instruktiv 
erhaltener  fossiler  Tiere,  namentlich  fossiler  Wirbeltiere, 
würde  es  eine  unendlich  lange  Zeit  und  überaus  großer  Mittel 
bedürfen,  um  eine  zweite  große,  gut  ausgestattete  paläontolo- 
gische  Sammlung   zu   errichten. 

Aus  diesem  rein  praktischen  Grunde  dürfte  es  sich  emp- 
fehlen, wenn  man  überhaupt  Paläontologie  von  der  Geologie 
abtrennen  will,  die  Paläontologie  nur  durch  einen  Extra- 
ordinarius oder  durch  einen  mit  Lehrauftrag  versehenen  Gelehrten 
in  einer  sogenannten  „gehobenen"  Assistentenstellung  vertreten 
zu  lassen;  die  Leitung  und  Vermehrung  der  bisherigen  Sammlung 
aber  dem  historischen  Geologen  zu  belassen,  natürlich  unter 
der  Bedingung,  daß  der  Paläontolog  sie  auch  benützen 
kann. 

Wenn  nun  aber  einmal  erst  ein  Extraordinariat  für  ein 
neues  Fach  geschaffen  ist,  so  ist  es  bekanntlich  schwer,  dem 
Drängen  nach  Umwandlung  desselben  in  ein  Ordinariat  zu 
widerstehen.  Mit  dem  Ordinariate  für  Paläontologie  aber  wäre 
die  Notwendigkeit  einer  zweiten  Sammlung  gegeben.  Es  fragt 
sich  daher,  ob  man  —  in  Anbetracht  der  Tatsache,  daß 
Historische  Geologie  sich  mit  der  Paläontologie  zum 
großen  Teile  deckt,  und  zweitens  dergroßen  Schwierig- 
keil und  Kostspieligkeit  der  Beschaffung  einer  neuen 
zweiten  Sammlung  — ,  ob  man,  wenn  man  überhaupt  teilen 
will,  da  nicht  viel  besser  und  praktischer  verfahren 
würde,  die  Geologie  in  zwei  Teile  zu  teilen  und  einer- 
seits „Historische  Geologie  und  Paläontologie  , 
andererseits  „Allgemeine  Geologie"  als  zwei  selb- 
st rindige  Fächer   zu   errichten.     Damit   ließe   man   das   dem 

äten  Wesen  nach  Zusammengehörige,  nämlich  Historische 
Geologie    und    Paläontologie,    zusammen,    umginge    die    überaus 

•i  Schwierigkeiten,  die  in  der  Schaffung  einer  zweiten  palä- 

■'gischen  Sammlung  lägen,    und    trennte    das    dem    innersten 


—     627     — 

Wesen  nach  einem  ganz  anderen  Gebiete  Angehörige,  die 
Allgemeine   Geologie,    davon   ab. 

Freilich  ergäbe  sich  dann  die  Notwendigkeit,  der  All- 
gemeinen Geologie  auch  alles  das  zuzuteilen,  was  zu  ihr  gehört: 
Also  nicht  nur  die  dynamische  Geologie,  sundern  auch  die  so 
■  überaus  wichtige,  von  den  meisten  Geologen  aber  mebr  oder 
weniger  vernachlässigte  chemische  Geologie  und  die  Petro- 
graphie. 

Eine  solche  Abtrennung  aber  der  Allgemeinen  Geologie 
als  selbständiger  Wissenschaft,  ohne  daß  ihr  Vertreter  sehr 
gediegene  Kenntnisse  besäße  in  Physik  und  Chemie,  speziell 
physikalischer  Chemie,  sowie  in  Petrographie  und  Mineralogie, 
erschiene  mir  verfehlt. 

Bekanntlich  ist  nun  aber  schon  seit  längerer  Zeit  ein 
Teil  der  Allgemeinen  Geologie  von  dieser  abgetrennt  und  zur 
Mineralogie  gerechnet  bzw.  gjeschlagen  worden;  ich  meine  die 
Petrographie  und  die  Petrogenesis.  Allein  die  Mineralogie 
hat  doch  nur  die  Petrographie  der  krystallinen  Massengesteine 
und  allenfalls  der  krystallinen  Schichtgesteine  an  sich  ge- 
nommen, während  logischerweise  dann  doch  nicht  nur  die 
halbe,  sondern  auch  die  ganze  chemische  Geologie,  d.  h.  auch 
die  chemische  Tätigkeit  der  Luft  und  des  Wassers,  und  ferner 
nicht  nur  die  halbe,  sondern  auch  die  ganze  Petrographie, 
d.  h.  auch  diejenige  aller  anderen  Gesteine,  von  der  Allgemeinen 
Geologie   hätte   abgetrennt  werden  müssen. 

Das,  was  ehemals  in  Berlin  Ju.STUS  ROTH  vertrat  bzw. 
innehatte,  ist  meiner  Ansicht  nach  das  richtig  Abgegrenzte, 
das  logisch  Zusammengehörige.  Er  hatte  den  Lehrstuhl  für 
Allgemeine  und  Chemische  Geologie  inklusive  der  Petrographie 
inne;  und  wenn  ihm  die  mikroskopische  Kenntnis  der  Gesteine 
mangelte,  so  lag  das  nur  darin,  daß  er  in  petrographisch  vor- 
mikroskopischer Zeit  wurzelte.  Das  Richtige  wäre  doch,  wenn 
man  überhaupt  abtrennen  will,  auch  heute  wieder  eine  solche 
Zusammenfassung  dessen  zu  machen,  was  logisch  zusammen- 
gehört, nicht  aber  eine  Auseinanderreißung  des  Zusammen- 
gehörigen. So,  wie  die  Dinge  jetzt  liegen,  ist  die 
Allgemeine  Geologie  in  zwei  Hälften  auseinander- 
gerissen;  die  eine  Hälfte  vertritt  der  Geologe  und 
die  andere  Hälfte  der  Mineraloge,  und  das  erscheint 
mir   nicht  gut. 

Selbst  verstund  lieh  dürfte  ein  solcher  .,  Allgemeiner  Geologe'', 
wie  ich  ihn  hier  auffasse,  nicht  nur  chemisch -physikalisch- 
mineralogisch-petrographisch  ausgebildet  sein,  sondern  er  müßte 
auch    Geologe    auf   diesem    Gebiete   sein.    d.   h..    seine    Onter- 


628 


suchungen  nicht  nur  am  Studiertisch,  sondern  auch  in  der 
Natur  machen. 

"Will  man  also  überhaupt  in  der  Geologie-Palä- 
ontologie eine  Trennung  vornehmen ,  so  lasse  man  das, 
was  zusammengehörig  ist,  zusammen  und  reiße  es  nicht 
auseinander,  d.  b.,  man  lasse  einerseits  Historische 
Geologie  und  Paläontologie  zusammen  als  „Historische 
Geologie"  und  andererseits  dynamische,  chemische 
und  petrographische  Geologie  zusammen  als  „Allge- 
meine Geologie". 

Will  man  dann  abermals  weiter  trennen,  so  trenne 
man  eine  rein  zoologische  Paläontologie  von  der 
Historischen  Geologie  ab;  wobei  man  aber  trotzdem 
von  dem  Vertreter  der  Historischen  Geologie  die  ein- 
gehendsten paläontologischen  Kenntnisse  verlangen 
muß,  als  wenn  die  Abtrennung  gar  nicht  stattgefunden 
hätte.  Aber  die  ganze  Allgemeine  Geologie  lasse  man 
als  ein   zusammengehöriges   Ganzes  zusammen. 

Für  alle  kleineren  Universitäten  würden  indessen  alle 
diese  Trennungen  aus  erklärlichen  Gründen  noch  sehr  lange 
hinausgeschoben  werden.  Es  werden  daher  alle  die  Habilitanden, 
welche  eine  Professur  anstreben,  nicht  nur  an  einer  der  wenigen 
großen  Universitäten,  sondern  auch  an  einer  der  zahlreichen 
kleineren  Universitäten  gezwungen  sein,  sich  nach  wie  vor  in 
der  alten  Weise  für  „Geologie- Paläontologie"  zu  habilitieren 
und  ihre  Befähigung  dafür  nachzuweisen;  denn  anderenfalls 
würde  jemand,  der  sich  nur  für  „Historische  Geologie"  oder 
nur  für  „Paläontologie"  oder  nur  für  „Allgemeine  Geologie" 
habilitiert  hätte,  wenn  er  es  mit  der  Sache  ernst  meinte,  gar 
nicht  eine  Professur  für  die  ganze  Geologie-Paläontologie  im 
alten  Sinne  annehmen  dürfen,  da  ihm  ja  die  nötige  Vorbildung 
dazu  fehlen  würde.  Oder  umgekehrt,  wenn  man  es  mit  der 
Sache  ernst  meinte,  so  würde  man  ihm  eine  solche  Professur 
auch   gar  nicht  anbieten   dürfen. 

Wollte  man  sich  freilich  darüber  hinwegsetzen 
und  trotzdem  Männer,  die  von  Anfang  ihrer  wissen- 
schaftlichen Tätigkeit  an  auf  eine  allgemeine  breite 
Bildung  in  diesen  Fächern  Verzicht  geleistet,  die  sich 
von  Anfang  an  eng  spezialisiert  haben,  dennoch  für 
die  gleichzeitige  Lehrtätigkeit  in  allen  diesen  drei 
I  ächern  berufen,  so  würde  man  sieh  gegen  den  Geist 
der  Universität    vergehen. 

Selbstverständlich   rede  ich  liier  nur  von  der  Vorbildung, 

in  zukünftiger  Professor  der  Geologie  L-^nossen,  und   deren 


—      629      — 

Besitz  er  entweder  durch  Arbeiten  auf  den  verschiedenen  Ge- 
bieten oder  auf  andere  Weise  vor  der  Habilitation  nachgewiesen 
haben  sollte;  ich  rede  also  nur  von  der  breiten  Grundlage, 
die  er  sich  erworben  haben  sollte,  um  später  einmal  den  An- 
forderungen gerecht  werden  zu  können,  die  ein  Inhaber  eines 
Lehrstuhls  für  das  Gesamtgebiet  der  Allgemeinen  Geologie 
und  Historischen  Geologie  und  Paläontologie  erworben  haben 
sollte.  Das  Spezialisieren  nach  der  einen  oder  anderen  Richtung 
hin  ist  ihm  später  natürlich  unbenommen.  Aber  wer  als  Geo- 
loge schon  vor  der  Habilitation  sich  eng  spezialisiert  hat,  wer 
also  diese  breite  Grundlage  sich  nicht  erworben  hat,  der  spart 
freilich  viel  Zeit  und  Mühe,  der  gelangt  viel  schneller  zur 
Habilitation   —   aber  für  den   gilt  das   vorhin   Gesagte1)- 

Nachtrag.  Ich  habe  eingangs  gesagt:  „Geologie  ist 
Entwicklungsgeschichte  der  Erde  und  der  Lebewelt".  Ge- 
meint ist  natürlich  Geologie  in  ihrer  jetzigen  Gestalt  bei 
uns,  d.  h.  in  ihrer  Vereinigung  von  allgemeiner  und  historischer 
Geologie;  denn  Letztere  ist  eben  in  ihrem  wesentlichen  Teile 
Entwicklungsgeschichte  der  Lebewelt.  Jene  Definition  ist  also 
tatsächlich  richtig.  Wer  Anstoß  daran  nimmt,  weil  auf  solche 
Weise  Biologisches  und  Abiologisches  zusammen  liegt,  der 
muß  die  von  mir  aus  eben  diesem  Grunde  als  allein 
logisch  erklärte  Trennung  machen:  Einerseits  Allgemeine, 
andererseits  Historische  Geologie.  So  lange  beide  vereint 
sind,   wird   Bio-   und   Abiologisches  vereint  bleiben. 

')  Um  den  von  Freunden  recht  frühzeitiger  Spezialisierung  gegei 
mich  vielleicht  erhobenen,  sehr  schwerwiegenden  Einwurf  abzuschneiden. 
ich  verlange  zu  viel,  verlange  etwas,  was  ich  selbst  wohl  nicht  erfüllt 
habe,  möchte  ich  angeben,  daß  ich  vor  der  Habilitation  auf  allen  drei 
Gebieten  gearbeitet,  und  zwar  meist  umfangreichere  Abhandlungen 
veröffentlicht  habe:  1.  Paläontologie,  a)  Wirbellose:  Beiträge  zur  Ent- 
wicklungsgeschichte der  fossilen  Cephalopoden  I  u.  11.  b)  Wirbeltiere: 
Die  fossile  Säugetierfauna  von  Punin  bei  Riobamba.  2.  Historische 
Geologie:  Der  untere  Dogger  von  Deutsch-Lothringen.  .">.  Allgemeine 
Geologie:  a)  Die  Vulkane  des  Berniker- Landes,  mit  mikroskopisch- 
petrographischer  l'ntersuchung  der  Gesteine;  b  Der  geologische  Auf- 
bau der  Apenninhalbinsel;  c)  Hypothesen  über  die  Entstehung  der 
Gebirge    b  und  c  für  die  Habilitation). 

Es  würde  also  weder  der  Einwurf  stichhaltig  sein,  daß  ich  zu 
viel  verlange,  noch  der  weitere  viel  schlimmere,  daß  ich  selbst  diese 
Bedingungen    nicht  erfüllt  habe. 


630 


Neueingänge  der  Bibliothek. 

Bärtling,    R.:    Flußspat.  S.-A.    aus:     Die    nutzbaren    Mineralien. 

Herausgegeben   von   Dr.  B.  Dammer   und   Dr.  0.  Tiktze,    Berlin. 
Stuttgart  1913. 

—  Die  Bedeutung  der  Kreideformation  für  die  Wasserführung  des 
Deckgebirges  über  den  nutzbaren  Lagerstätten  des  nördlichen 
Rheintalgrabens.  S.-A.  aus:  Diese  Zeitschr.  64,  Jahrg.  1912, 
Monatsber.  1. 

BERG,  G.:  Die  Erzlagerstätten  der  nördlichen  Sudeten.  Hierzu  1  Tafel. 
S.-A.  aus:  Der  Bergbau  im  Osten  des  Königreichs  Preußen.  Fest- 
schrift zum  XII.  Allgemeinen  Bergmannstag  in  Breslau  1913. 
Berlin  1913. 

-  Der  geologische  Bau  des  Niederschlesisch-Böhmischen  BeckeDs  und 
seiner  Umgebung.  Mit  1  Karte.  S.-A.  aus:  Der  Bergbau  im  Osten 
des  Königreichs  Preußen.  Festschrift  zum  XII.  Allgemeinen  Berg- 
mannstag in  Breslau  1913.     Berlin  1913. 

BERGT,  W.:  Übersicht  über  die  Gesteine  der  Kapverdischen  Inseln. 
S.-A.  aus:  Immanuel  Friedländer,  Beiträge  zur  Kenntnis  der 
Kapverdischen  Inseln.     Berlin  1913. 

BbYSCHLAG,  F.:  Das  Salzvorkommen  von  Hohensalza.  Mit  3  Figuren. 
S.-A.  aus:  Der  Bergbau  im  Osten  des  Königreichs  Preußen.  Fest- 
schrift zum  XII.  Allgemeinen  Bergmannstag  in  Breslau  1913. 
Berlin    1913. 

Denckmann,  A.:  Der  geologische  Aufbau  des  Kreises  Siegen.  Bei- 
träge zur  Landes-  und  Volkskunde. 

Ebeling,  F.:  Das  Produktive  Carbon  Niederschlesiens.  S.-A.  aus: 
Der  Bergbau  im  Osten  des  Königreichs  Preußen.  Festschrift  zum 
XII.  Allgemeinen  Bergmannstag  in  Breslau  1913.     Berlin   1913. 

i  i.ii.nKL,  G.:  Neue  Beiträge  zur  Geologie  des  Niederrheinischen  Tief- 
landes. Stück  I  und  II.  Hierzu  Tafel  26.  S.-A.  aus:  Jahrb. 
d.  Kgl.  Preuß.  Geol.  Landesanst.  f.  1912,  Bd.  33,  II,  2.    Berlin  1913. 

-  Über  tiefgründige  chemische  Verwitterung  und  subaerische  Ab- 
tragung. S.-A.  aus:  Diese  Zeitschr.  65,  1913,  Monatsber.  7. 
Stuttgart  1913. 

—  Zum  Gebirgsbau  der  Eifel.  S.-A.  aus:  Verhandl.  des  Natui-hist. 
Vereins  der  preuß.  Rheinlande   u.  Westfalens,  Jahrg.  (JS.   1911. 

BLÄBBRLG,  D.:  Die  geologischen  Verhältnisse  der  Nordpfalz.  Nach 
einem  gelegentlich  der  Jahresversammlung  des  Nordpfälzischen 
Geschichtsvereins  am  12  Februar  1913  zu  Rockeuhausen  gehaltenen 
Vortrag.  Mit  13  Abbildungen  u.  5  Tafelo.  Kirchheimbolanden  1913. 
Die  (iii«-i>-  Granit-)Industrie  von  Albersweiler  in  der  Rheinpfalz. 
\     aas:     I>er  Steinbruch.      Berlin. 

—  Die  Gesellschaft   für  Naturwissenschaft    und   Heilkunde   zu    Heidel- 
berg (1818     1*47  ,  die  Vorläuferin  de.--  Naturhistorisch-Medizinischen 
Vereint    zu    Heidelberg    (seit   1856).         S.-A.   aus:    Verhandl.  des 
Naturhist.-Medizin.  Vereins  zu  Heidelberg,  N.  F.  Bd.  XII,  3.    Heide! 
berg  L913. 

Berichl  über  die  I»;.  \  ersammlung  des  <  iberrheinischen  Geologischen 
Vereins   zu    Frankfurt   a.  M.   vom  25.  bis  29.  März  1913,         S.-A. 
ier.  u.  Mitteil.  d(  ein.  Geol.  Vereins.     Karlsruhe 

1913. 


—     63 1     — 

Huth,   W.:    Beiträge   zur  Kenntnis  der  Carbongattung  Mariopleris  und 
ihrer   Arten.      (Hierzu    1  Tabelle    und    1  Textfigur.)  S.-A.    au-: 

Diese  Zeitschr.  65,  Jahrg.  1918,  Monatsber.  7.     Stuttgart  1913. 

—  Die  oberschlesischen  Marioptenden.  Mit  2  Textfig.  u.  6  Tafeln. 
S.-A.  aus:  Abh.  d.  Kgl.  Preuß.  Geol.  Landesanst.,  N.  F.  75.  Berlin 
1913. 

Jentzsch,  A.:   Der  vortertiäre  Untergrund  des  nordostdeutschen  Flach1 

landes.  S.-A.   aus:     Der    Bergbau    im    Osten    des    Königreichs 

Preußen.       Festschrift     zum    XII.   Allgemeinen     Bergmannstag    in 

Breslau  1913.     Berlin  1913. 
KaüNHOWEN,   F.:    Der  Bernstein    in   Ostpreußen.  S.-A.  aus:    .lahrb. 

d.  Kgl.  Preuß.  Geol.  Landesanst.  f.  1918,  Bd.  34,  II,  1.    Berlin  1913. 
KOHN,  H. :    Die   Entstehung   der   heutigen  Oberflächenformen    der  Erde 

und  deren  Beziehungen  zum  Erdmagnetismus.    Annalen   der  Natur- 

und    Kulturphilosophie.      Herausgegeben    von    W.  Ostwald    und 

R.  Goldscheid.     Bd.  XII,  1/2.     Leipzig  1913. 
KORN,  J.:  Der  Buk-Maschiner  Os  und  die  Landschaftsformen  der  Y\'est- 

Posencr   Hochfläche,    nebst   Bemerkungen    über   die   Bildungsweise 

der  Schildrücken  (Drumlins)  und  Oser.     Hierzu  Tafel  10.         S.-A. 

aus:    Jahrb.  d.  Kgl.  Preuß.  Geol.  Landesanst.  f.  1913,  Bd.  34,  I,  2. 

Berlin  1913. 
Michael,  R.:  Über  Steinsalz  und  Sole  in  Oberschlesien.    Mit  3  Profilen 

und  2  Übersichtskarten.         S.-A.  aus:    Jahrb.  d.  Kgl.  Preuß.  Geol. 

Landesanst.  f.  1918,  Bd.  34,  I,  2.     Berlin  1913. 

—  Zur  Kenntnis  des  Oberschlesischen  Diluviums.  Mit  1  Figur. 
S.A.  aus:  Jahrb.  d.  Kgl.  Preuß.  Geol.  Landesanst.  f.  1913,  Bd.  34, 
I.  1.     Berlin  1913. 

—  Die  geologischen  Verhältnisse  des  Oberschlesischen  Industriebezirks. 
S.-A.  aus:  Bd.  II  der  Festschrift  zum  XII.  Allgemeinen  deutschen 
Bergmannstag  in  Breslau  1913:  Handbuch  des  Oberschlesischen 
Industriebezirks.     Kattowitz   1913. 

—  Die  Altersfrage  des  Tertiärs  im  Vorlande  der  Karpatheu.  S.-A. 
aus:  Diese  Zeitschr.  65,  Jahrg.  1913,  Monatsber.  5.  Stuttgart  1913. 
Die  Fortschritte  der  Geologie  Oberschlesiens  in  den  letzten  20  Jahren. 
S.-A.  aus:  Berg-  u.  Hüttenmännische  Zeitbohr.  „Glückauf"  Xr.  05 
u.  36,  Jahrg.  1913. 

—  Die    geologische    Position    der    Wasserwerke    im    oberschlesis 
Industriebezirk.        S.-A.  aus:  Jahrb.  d.  Kgl.  Preuß.  Geolog.  Landes- 
anst. I.  1912,  Bd.  33,  T.  II,  11.  1.    Berlin  1913. 

MOLENQRAAFF,    G.  A.F.,    u.  VAN     WATER8CHOOT     VAN     DER.     GRACHT! 
Xiederlande.       Handbuch    der    Regionalen    Geologie.        I! 
gegeben  von  G.  Steinmann  und  0.  Wilckens  Bd.  I,  3.     Heidel- 
berg 1913. 

MONESTIER,   •'.:     Sur    la    Stratigraphie    Paleontologique    de    la   zone   ;i 
Amaltheus    Margaritatua     dans     la    region    Buchest     de    l'Aveyron. 

-    -  \.    au-:      Bull,    de    la    Societe     gÖolog.    ,1,.     France,    t.    XIII.     1913. 

Paris  1913. 

Müthe81UF,  l\  :  tzliches  zur  Volksschullehrerbildung.   Schriften 

ii    Ausschusses    füi    den    mathematischen    und    natur- 
wissenschaftlichen  Unterricht.     Hefl  II.    Leipzig  1911. 

Pilz,  R.:  Geologische  Studien  in  Britisch -Nordborneo.  S.-A.  aus: 
VI.  Jahresber.  der  Freiberger  Geolog.  Ges.     Freiberg   L913. 

Sauek,  A.:    Geologische   Kurten.         3    \.   au       Handwörterbucl 
Naturwis  in,   !'•  i.  I V.     J(  oa    1913. 


—     632     — 

Seemann,  Fb.:    Eine  neue  Therme  in  Außig. 

—  Die  naturwissenschaftlichen  Sammlungen  Deutschböhmens.  IV.  Das 
Außiger  Stadtmuseum.  S.-A.  aus:  Lotos,  Naturw.  Zeitschr., 
Bd.  60,  1912.     Prag. 

—  Neue  Mineralfundorte  des  böhmischen  Mittelgebirges. 

—  Die  Außiger  Thermen.     Außig  1912. 

—  Ergebnisse  einer  naturwissenschaftlichen  Reise  zum  Erdschias- 
Dagh  (Kleinasien).  III.  Petrographischer  Teil.  Die  Gesteine  des 
Erdschias-Dagh.  S.-A.  aus:  Annalen  des  k.  k.  Naturhist.  Hof- 
museums, Bd.  XXI,  3  u.  4.     Wien. 

Shiraki,  T.:  Monographie  der  Grylliden  von  Formosa,  mit  der  Über- 
sicht der  Japanischen  ArteD.     Taihoku  1911. 

—  Acrididen  Japans.     Yokohama  1910. 

STELLER,  K.  G.:  Vorrichtung  zu  gleichzeitiger  verbundener  Darstellung 
helio-  und  geozentrischer  Planetbewegungen.     Nürnberg. 

TORNAU,  F;:  Beiträge  zur  geologischen  Erforschung  der  deutschen 
Schutzgebiete.  Heft  6.  Zur  Geologie  des  mittleren  und  westlichen 
Teiles  von  Deutsch-Ostafrika.  Mit  9  Fig.  im  Text,  6  Tafeln  und 
einer  geol.  Routenkarte.  Herausgegeben  von  der  Geolog.  Zentral- 
stelle f.  d.  deutschen  Schutzgebiete.     Berlin  1913. 

TraUTH,  Fr.:  Zur  Erinnerung  an  Ernst  Kittl.  Mitteilungen  der 
Sektion  für  Naturkunde  des  Osterreichischen  Touristen -Klubs. 
Jahrg.  XXV,  8  9. 

Tyrrell,  J.  B.:  The  Patrician  Glacier  South  of  Hudson  Bay.  Inter- 
national  Geological  Congress,  Canada  1913.     Toronto  1913. 

WAHNSCHAFFE,  F.:  Über  zwei  conchylienführende  Lößablagerungen 
nördlich    vom    Harz.  S.-A.    aus:     Juhrb.  d.   Kgl.  Preuß.  Geol. 

Landesanst.  f.  1886.     Berlin  1887. 

—  Mitteilung  über  Ergebnisse  seiner  Aufnahmen  in  der  Gegend  von 
Obornik  in  Posen.  S.-A.  aus:  Jahrb.  d.  Kgl.  Preuß.  Geol. 
Landesanst.  f.  1896.     Berlin  1897. 

—  Bericht  über  gemeicsame  Begehungen  der  diluvialen  Ablagerungen 
im  außeralpinen  Rheingebiete  im  April  1907.  S.-A.  aus:  Jahrb. 
d.  Kgl.  Preuß.  Geol.  Landesanst.  f.  1907,  Bd.  XXVIII,  3.  Berlin  1907. 

—  Über  eine  Exkursion  bei  Magdeburg.  Aus:  Bericht  über  die  Be- 
gehungen der  diluvialen  Ablagerungen  an  der  Saale  im  Anschluß 
an  die  Konferenz  der  Direktoren  der  Deutschen  Geologischen 
Landesanstalten  im  Jahre  1908.  S.-A.  aus:  Jahrb.  d.  Kgl.  Preuß. 
Geol.  Landesanst.  f.  1909,  Bd.  XXX,  II,  1.     Berlin  1909. 

-  Über  die  Einwirkung  des  vom  Winde  getriebenen  Sandes  auf  die 
an  der  Oberfläche  liegenden  Steine.  Naturw.  Wochenschr.,  Bd.  II, 
19.     Berlin  1888. 

—  Die  Bedeutung  des  baltischen  Höhenrückens  für  die  Eiszeit.  Vor- 
trag, gehalten  auf  dem  VIII.  Deutschen  Geographentage  zu  Berlin. 
S.-A.  aus:  Verhandl.  des  VIII.  Deutschen  Geographentages  zu  Berlin 
1889.     Berlin  1889. 

—  Über  die  Entstehung  und  Altersstellung  des  Klinger  Torflagers. 
S.-A.  aas:  Sitzungsber.  der  Ges.  naturforsch.  Freunde,  Jahrg.  1892,  10. 
Ergebnisse  einer  Tiefbohrang  in  Niederschöneweide  bei  Berlin. 
S.-A.  aus:    Diese  Zeitschr.,  .lahrg.  1893. 

—  Über  die  Entwicklung  d*r  GlaziaJgeologie  im  norddeutschen  Flach- 
lande.       S.-A.  aus:  Diese  Zeitschr.,  Jahrg.  L898. 


Zeitschrift 


der 


Deutschen  Geologischen  Gesellschaft. 

B.    Monatsberichte. 

Nr.  12.  1913. 


Protokoll  der  Sitzung  vom  3.  Dezember  1913. 
Vorsitzender:  Herr   WAHNSCHAFFE. 

Der  Vorsitzende  eröffnete  um  6  Uhr  die  Sitzung  zur  Vor- 
nahme der  "Wahl  des  Vorstandes  und  Beirats,  die  um  7'/«  Uhr 
für  beendigt  erklärt  wird. 

Der  Vorsitzende  teilt  mit,  daß  die  Gesellschaft  im  letzten 
Monat  wiederum  2  alte  Mitglieder  durch  den  Tod  verloren 
hat  und   widmet  ihnen   folgenden   Nachruf: 

Unsere  Gesellschaft  hat  den  Verlust  von  zwei  langjährigen 
hervorragenden  Mitgliedern  zu  beklagen;  es  starben  im  vorigen 
Monat  Professor  Dr.  ARMIN  BALTZER  in  Bern  und  Professor 
Dr.  Anton  Fric  in  Prag. 

RICHARD  ARMIN  BALTZER  wurde  am  16.  Januar  1842 
in  Zwochau  im  Regierungsbezirk  Merseburg  geboren,  wo  sein 
Vater  Friedrich  Baltzer  als  Pfarrer  tätig  war.  Religiös- 
politische Kämpfe  nötigten  diesen,  in  den  vierziger  Jahren  als 
Flüchtling  seine  Heimat  zu  verlassen,  um  dann  nach  rastlosen 
Wanderjahren  in  der  Schweiz  eine  neue  Heimat  zu  finden. 
Nachdem  der  junge  ARMIN  BALTZER  in  Zürich  die  vielfach 
unterbrochene  Gymnasialbildung  "vollendet  hatte,  studierte  er 
dort  zuerst  Naturwissenschaften  unter  ESCHER  VON  DER  LlNTH, 
KENNGOTT  und  "WiSLiCENUS.  Von  hier  ging  er  1864  nach 
Bonn,  wo  er  mit  einer  geologischen  Arbeit  den  Doktortitel 
erwarb,  um  sodann  in  Zürich  am  Chemischen  Institut  der 
Universität  eine  Assistentenstelle  anzunehmen.  Im  Jahre  1869 
erhielt  er  eine  Lehrstelle  für  Chemie,  Mineralogie  und  Geologie 
an  der  dortigen  Kantonschule  und  hatte  als  solcher  Gelegen- 
heit, viele  geologische  Exkursionen  mit  seinem  anregenden 
ehemaligen   Lehrer  ESCHEB  von  DES   LlNTB   zu    unternehmen. 

43 


—     634     — 

Bereits  im  Jahre  1S73  habilitierte  sich  Baltzer  für  Geologie 
an  der  Universität  und  am  eidgenössischen  Polytechnikum  in 
Zürich  mit  der  Arbeit:  „Der  Glärnisch,  ein  Problem 
alpinen  Gebirgsbaues.  Zürich  1873."  In  den  nächsten 
Jahren  beschäftigten  ihn  unter  anderem  die  Felzstürze  in  den 
Alpen,  die  vulkanischen  Erscheinungen  des  Ätna  und  der 
Insel  Vulcano  sowie  der  geologische  Bau  des  Wetterhorns. 
Von  besonderer  Bedeutung  waren  folgende  Arbeiten: 

Der  mechanische  Kontakt  von  Gneis  und  Kalk  im  Berner  Ober- 
land. Mit  Atlas  von  13  Tafeln  und  einer  Karte,  mit  Zugrundelegung 
der  eidgenössischen  Aufnahmekarten  im  Maßstab  1:50000.  (Mitteil.  d. 
naturf.  Gesellsch.  in  Bern,  Nr.  20,  1880.) 

Das  Aarmassiv  (mittlerer  Teil)  nebst  einem  Atlas  des  Gotthard- 
massivs,  enthalten  auf  Blatt  XIII.  (Mitteil.  d.  naturf.  Gesellsch.  in  Bern, 
Nr.  24,  IV, 


sie  haben  seinen  Namen  als  Geologe  bekannt  und  berühmt 
gemacht.  Nach  dem  Tode  Bachmanns  erhielt  Baltzek  1884 
einen  Ruf  als  odentlicher  Professor  für  Geologie  und  Mine- 
ralogie  an   die   Universität   Bern. 

In  den  unzureichenden  Räumen  des  alten  Universitäts- 
gebäudes entfaltete  er  eine  so  erfolgreiche  und  vielseitige  Lehr- 
tätigkeit, daß  ihm  auf  seine  Anregung  und  in  Anerkennung 
seiner  Verdienste  ein  neues  Institut  bewilligt  wurde,  welches 
er  im  Jahre  1897  beziehen  konnte.  Die  akademische  Lehr- 
tätigkeit gewährte  ihm  die  Zeit  zu  geologischen  und  petro- 
graphischen  Untersuchungen  namentlich  im  Aarmassiv,  die  er 
in   obengenannter  Schrift  und  in  dem  Aufsatze: 

„Randerscheinungen  der  zentralgranitischen  Zone  im 
Aarmassiv.     (Neues  Jahrb.  f.  Mineral,  usw.,  Jahrg.  1885,  II.)" 

niederlegte. 

Außerdem  bearbeitete  er  die  Gebiete  des  diluvialen  Aar- 
und  Rhonegletschers  (Beiträge  zur  geologischen  Karte  der 
Schweiz,  XXX.  Lieferung.  Bern  1896)  in  musterhafter  Weise 
und  wandte  sich  im  Anschluß  an  diese  Untersuchungen  dem 
Studium  der  diluvialen  Gletscher  auf  der  Südseite  der  Alpen 
und  demjenigen  der  südlichen  Kalkalpen  zu.  Von  besonderer 
Bedeutung   waren    seine 

..Studien  a  m  Unter-  Grindel  wald  gl  etsch  e  r  über  Glazial  - 
erosion,  Längen-  und  Dicken  veränd  eru  n  g  in  den  Jahren 
181)2-1897.  (Denkschr.  d.  Schweiz,  naturf.  Gesellsch.  Bd.  :$:;.  _'. 
Züri«  h  L898 

Aus  seinen  letzten  Lebensjahren  stammen  weitere  Unter- 
suchungen über  den  granitischen  Zentralkern  des  Aarmassivs  und 
der  geologische  Führer  für  das  Berner  Oberland.     (Berlin  1906.) 


636 


In  Anerkennung  seiner  großen  Verdienste  um  die  Förde- 
rung der  Geologie  wurde  Baltzer  von  der  k.  k.  Geologischen 
Reichsanstalt  in  Wien  und  der  Academy  of  natural  sciences 
of  Philadelphia  zum  korrespondierenden  Mitgliede  sowie  von 
der   Geological  Society   of  London   zum  Ehrenmitgliede   ernannt. 

In  der  Sitzung  am  1.  Dezember  1875  erfolgte  auf  den 
Vorschlag  von  ROTH,  LossKN'  und  Dames  die  Aufnahme 
Baltzers  als  Mitglied  in  die  Deutsche  Geologische  Gesell- 
schaft.     Von    1904  — 1906   gehörte   er   dem   Beirat  an. 

BALTZER  besaß  einen  edlen  Charakter,  eine  schlichte 
Geradheit  in  seinem  Wesen  und  eine  hervorragende  Willens- 
stärke, so  daß  er  trotz  schweren  Nervenleidens  in  den  letzten 
Lebensjahren  seine  Tätigkeit  als  Lehrer  immer  noch  aufrecht 
erhielt.  Die  hohe  Auffassung  von  seinem  Lehrberuf  kenn- 
zeichnen seine  Worte:  „Nicht  sowohl  die  wissenschaftliche 
Berühmtheit  als  die  Persönlichkeit,  enthusiastische  Begeisterung 
und  Lehrgeschick  machen  das  Wirksame  des  lehrenden  Pro- 
fessors aus,  Mann  und  Wissenschaft  müssen  eins  sein,  nur 
dann   wirken   sie   lebendig". 

Mir  ist  es  vergönnt  gewesen,  auf  geolqgischen  Versamm- 
lungen wiederholt  mit  BALTZER  zusammenzutreffen.  Im 
Jahre  1894  nahm  ich  an  der  von  ihm  geleiteten  Exkursion 
durch  das  Aartal  teil,  die  sich  an  den  VI.  internationalen 
Geologenkongreß  in  Zürich  anschloß.  Allen  Teilnehmern  wird 
es  unvergeßlich  sein,  in  welch  ausgezeichneter  Weise  er  uns 
dort  in  sein  Arbeitsgebiet  einführte,  und  wie  er  uns  durch 
seinen  liebenswürdigen  Humor  das  andauernd  schlechte  Wetter 
auf  dieser  Exkursion,  das  uns  einen  vollen  Tag  in  Guttannen 
festhielt,  vergessen  ließ.  Dieser  köstliche  Humor  kam  auch 
sonst  in  seinen  geologischen  Gelegenheitsgedichten  zum  Aus- 
druck. 

Am  4.  November  ist  der  vortreffliche  Mann  in  Hilter- 
fingen  am  Thunersee  plötzlich  infolge  eines  Schlaganfalles  aus 
dem   Leben   geschieden. 

v 
ANTON  FRIC,  ein  Bruder  des  bekannten  tschechischen 
Schriftstellers  JOSEPH  Vaclav  Fru\  war  am  30.  Juni  1832 
in  Prag  geboren.  Im  Jahre  1849  ordnete  er  im  Museum  des 
Königreichs  Böhmen  die  aus  Texas  eingelaufenen  Sammlungen 
und  wurde  dort  nach  drei  Jahren  Assistent  bei  der  zoolo- 
gischen Abteilung.  Er  spendete  diesem  Museum  eine  schöne 
Sammlung  der  in  Böhmen  heimischen  Vögel.  Im  Jahre  1855 
wurde  er  Kustos  der  zoologischen  Musealsammlungen  und 
unternahm    als     solcher    größere    Forschungsreisen     in   Serbien. 

43* 


—     636     — 

Kroatien,  Dalmatien  und  Montenegro.  Sein  I  lauptstudium  war 
der  Medizin  gewidmet.  Er  erlangte  1860  den  Doktorgrad 
und  habilitierte  sich  1862  als  Dozent  für  vergleichende  Ana- 
tomie und  Physiologie  an  der  Universität  und  1864  an  dem 
damals  reorganisierten  Polytechnikum  in  Prag.  Im  Jahre  1871 
wurde  er  zum  außerordentlichen  Professor  an  der  Prager  Univer- 
sität ernannt  und  erhielt  1882  nach  der  Errichtung  der 
tschechischen  Universität  daselbst  die  ordentliche  Professur 
für  Zoologie.  Zugleich  war  er  Direktor  der  zoologischen  und 
paläontologischen  Abteilung  des  Kgl.  Böhmischen  Museums. 
Es  ist  Fßics  Verdienst,  daß  er  Barrande  bewog,  seine 
herrliche  paläontologische  Sammlung  dem  Prager  Museum  zu 
vermachen.  Nach  dem  Tode  dieses  Gelehrten  gründete  Fuic 
einen  BARRANDE-Fonds  in  Höhe  von  10000  Fl.,  der  noch 
heute  zur  Unterstützung  des  Studiums  des  böhmischen  Silurs 
dient.  FftlC  hat  sich  um  die  naturwissenschaftliche  Durch- 
forschung Böhmens  sehr  verdient  gemacht  und  das  Böhmische 
Museum  durch  zoologische  und  paläontologische  Sammlungen 
außerordentlich  bereichert.  Unter  seinen  geologisch-paläontolo- 
gischen Arbeiten   sind  hervorzuheben: 

Über  die  Callianassen  der  böhmischen  Kreideformation.  (Abb.  d. 
Kgl.  böhm.  Ges.  der  W'iss.,  Bd.  XV,  Prag  1867.) 

Cephalopoden  der  böhmischen  Kreideformation.     Prag  1872. 

Geologische  Bilder  aus  der  Vorzeit  Böhmens.     Prag  1873. 

DieReptilien  und  Fische  der  böhmischen  Kreideformation.  Prag  1878 

Fauna  der  Gaskohle  und  der  Kalksteine  der  l'ermformation 
Böhmens.     Trag  1883-1901.     4  Bände. 

Die  Crustaceen  der  böhmischen  Kreideformation,  zusammen  mit 
Kai  ka.     Prag  1887. 

FRlc  gehörte  als  ordentliches  Mitglied  seit  1870  der 
Königlichen  böhmischen  Gesellschaft  der  Wissenschaften  an 
und  wurde  am  13.  September  1868  auf  Vorschlag  der  Herren 
V.  ÜXGEK,  A.  und  U.  SCHLÖNBACH  in  die  Deutsche  geologische 
Gesellschaft  als    Mitglied   aufgenommen. 

Im  81.  Lebensjahre  stehend,  ist  er  am  15.  November  nach 
einem  arbeitsreichen  Leben  in  seiner  Villa  „Bozinka"  in  Prag 
sanft   entschlafen. 

Zu  Ehren  der  Verstorbenen  erheben  sich  die  Anwesenden 
von    ihren    Sitzen. 

Als  neue  Mitglieder  wünschen  der  Deutschen  Geologischen 
Gesellschaft   beizutreten: 

II err  Bergassessor  Otto  SCHLAFE E,  Berlin  N.  -1.  Invaliden- 
straße 44; 


—     637     — 

Herr  Bergassessor  Wilhelm  HÖPPNEB,  Berlin  N.  4,  In- 
validenstraße  44; 

Herr  Professor  Dr.  F.  KosSMAT,  Direktor  der  Königl. 
Sächsischen  Geologischen  Landesanstalt  in  Leipzig, 
Talstraße  35 ;  vorgeschlagen  durch  die  Herren  Bey- 
SCHLAG,    KRUSCII    und    MICHAEL. 

Der  Vorsitzende  legt  sodann  die  als  Geschenk  ein- 
gegangenen Druckschriften  der  Versammlung  vor  und  bespricht 
eine   Auswahl. 

Alsdann  wird  das  Ergebnis  der  Wahlen  verlesen: 
Es  wurden  abgegeben  237  Wahlzettel,  darunter  1  ungültiger. 

Es   erhielten  Stimmen  : 

Als  Vorsitzender: 

Herr  WAHNSCHAFFE  232,  Herr  BORNHARDT  2,  ungültig 
2  Stimmen.   —   Gewählt  Herr   WAHNSCHAFFE. 

Als  stellvertretende  Vorsitzende: 

Herr  BORNHARDT234,  Herr KRUSCH 221,  HerrSTREMME2, 
Herr  SCHEIBE  2,  die  Herren  ZIMMERMANN,  PENCK, 
BRANCA,  JaNENSCH,  BEYSCHLAG  und  BÄRTLING  je  1, 
ungültig  6.  —  Gewählt  die  Herren  BORNHARDT 
und  KrüSCH. 

Als   Schriftführer: 

Die  Herren  Bärtling  233,  Hennig  236,  JaNENSCH  231, 
Weissermel  229,  Harbort  4,  von  Staff  2,  Bey- 
schlag,  Berg,  Mestwerdt  je  1,  ungültig  2.  —  Ge- 
wählt die  Herren  BÄRTLING,  HENNIG, 
JANENSCH    und    WEISSERMEL. 

Als  Schatzmeister: 

Die  Herren  Michael  230,  von  Linstow  3,  Ahlburg  2.  - 
Gewählt  Herr  Michael. 

Als   Archivar: 

Herr  SCHNEIDER  235.   —    Gewählt  Herr  SCHNEIDER. 

Als   Beiratsmitglieder: 

Die  Herren  Salomon  215,  RoTHPLETZ  210,  Mausen  205, 
Fricke204,  Oebbecke  200,  Frech  199,  Stromer  von 


—     638     — 

Reichenbach  3 1 ,  Werfer  20,  Steinmann  1 1 ,  Welter 
10,  Andree  9,  Deecke  8,  Weigand  8,  Buxtorf  4, 
Pompeckj  4,  Em.  Kayser,  Stille  und  Torn^uist 
je  3,  Lersius  und  Er.  Kaiser  je  2,  von  Arthabee, 

KLINKHARDT,  E.  FrAAS,  BlaNKENHORN,  WySOGORSKI, 
SCHLEH,    VON    AMMON,    BliUnNS,    HlNTZE,    VAN  WER- 

wecke,  bücking,  semper,  bergeat,  k.  martin, 
Paulke,  "Wilckens,  Gürich,  Klockmann,  Dannen- 
BERG  je  1.  —  Gewählt  die  Herren  SaLOMON, 
Rothpletz,  Mausen,  Fricke,  Oebbecke  und 
Frech. 

Demnach  setzt  sich  der  Vorstand  und  Beirat  für  1914 
folgendermaßen  zusammen: 

Vorsitzender:   Herr  Wahnschaffe 

Stellvertr.  Vorsitzende:       -  BoRNHARDT 

-  Krusch 
Schriftführer:       -  BÄRTLING 

-  Hennig 

-  Janensch 

-  Weissermel 
Schatzmeister:      -  MICHAEL 

Archivar:      -      SCHNEIDER 

Beirat:  Die  Herren  Frech -Breslau,  Fricke- Bremen, 
Madsex  -  Kopenhagen,  OEBBECKE  -  München,,  Rothpletz- 
München  und   SaLOMON- Heidelberg. 

Die   anwesenden   Herren  nahmen   die   Wahl    an. 


Herr  H.  PHILIPP  spricht  über  „Osar  und  deren  Be- 
ziehung zu  Kames  und  Rollsteinfeldern"1). 

Im  Anschluß  an  seine  vor  zwei  Jahren  dargelegte  Auffassung 
von  der  inglazialen  Entstehung  der  Osar2)  berichtet  der  Vor- 
tragende über  seine  diesjährige  Begehung  der  Aargletscher. 
Es  ließ  sich  ein  neuer  Oszug  seitlich  auf  dem  Rücken  des 
Oberaargletschers  in  einer  Gesamtlänge  von  ca.  300  m  fest- 
stellen. Dieser  zerfällt  in  2  Teilstücke  von  ca.  80  bzw.  200  m 
Länge,  von  denen  das  kürzere,  tiefer  gelegene,  nicht  in  un- 
mittelbarer Fortsetzung   des   oberen   auftritt,   sondern   um  einige 

')  Eine  ausführlichere  Darstellung  erscheint  im  Zentralbl.  f. 
Min.   1914. 

5    E.  Philipp,  über  ein  rezentes  alpines  Oe     . ..,  diese  Zeitschrift, 
64.  1912,  Monatsber.  S.68—102. 


—     639      — 

Meter  seitlich  ausgelenkt  ist.  Die  Rücken  bestehen  aus 
grobem  gerollten  Material,  das  nur  oberflächlich  von  einigen 
Moränenblöcken  bedeckt  ist;  sie  zeigen  den  geschwungenen 
Verlauf  der  Rücken-  und  Höhenlinie,  so  daß  sie  alle  äußeren 
Merkmale   der   Osar  tragen. 

Gegen  die  inglaziale  Entstehung  der  Osar  ist  von  einigen 
Seiten  der  Einwand  erhoben  worden,  daß  bei  dem  nachträg- 
lichen Niederschmelzen  der  schutterfüllten  Kanäle  keine  Osar 
mit  ungestörter  innerer  Struktur  sich  entwickeln  könnten. 
Dieser  Einwurf  ist  deswegen  nicht  stichhaltig,  weil  die  Gletscher 
nicht  nur  von  der  Oberseite,  sondern  auch  von  unten  her  ab- 
schmelzen. Folglich  werden  tief  gelegene  inglaziale  Kanäle 
gleichfalls  von  unten  her  freigeschmolzen,  und  deren  Kies-  und 
Schotterinhalt  kann  sich  dann  ohne  jede  Störung  der  ursprüng- 
lichen Struktur  auf  dem  Gletscherboden  ablagern,  zumal  die 
Abschmelzung  von  unten  her  viel  gleichmäßiger  und  ruhiger 
erfolgt  als  die  Ablation  der  Gletscheroberfläche.  Man  wird 
also  die  ungestörten  Osar  wesentlich  auf  die  Abschmelzung 
der  Kanäle  von  unten,  die  gestörten  auf  deren  Abschmelzung 
von   oben   her  zurückführen   können. 

Daß  inglaziale  Kanäle  keineswegs  selten  sind,  zeigen  u.  a. 
die  Beobachtungen  am  Unteraargletscher,  von  wo  sie  bereits 
AGASSIZ  früher  beschrieben  hat.  Sie  treten  offenbar  viel  zahl- 
reicher auf,  als  man  bisher  angenommen  hat,  und  spielen  eine 
wesentliche   Rolle   bei   der  Drainage   des   Gletschers. 

Bei  der  Annahme  inglazialer  Entstehung  der  Osar  erklärt 
sich  zwanglos  die  enge  Verknüpfung  von  Osarn,  Rollstein- 
feldern und  Kames.  So  müssen  bei  einer  Stillstandslage  die 
Schotter  eines  inglazialen  Kanals  sich  beim  Ausschmelzen  an 
der  Stirn  des  Gletschers  zu  einem  großen  Geröll-  und  Kies- 
haufen akkumulieren,  also  einem  einzelnen  Käme,  der  im 
Bogen  der  Endmoräne  liegt.  Ein  Beispiel  hierfür  bietet  die 
Südseite  des  Oberaargletschers,  wo  sich  fluvioglaziales  Material 
vom  Rücken  des  Gletschers  bis  zur  Endmoräne  hinzieht  und 
hier  einen  größeren,  ca.  8  m  hohen  Schotterhaufen  bildet. 
Analog  wird  sich  bei  etappenweisem  Rückzug  des  Gletschers 
statt  eines  kontinuierlichen  Osrückens  eine  Anzahl  hinter- 
eiuandergereihter  Kuppen  entwickeln  können.  Da  außerdem 
gelegentlich  mehrere  Kanäle  dicht  beieinander  in  gleicher 
Richtung,  aber  verschiedenem  Niveau  auftreten,  so  können  sich 
ganze   Gruppen   solcher  Kamehügel   entwickeln. 

Besondere  Fälle  müssen  eintreten,  wenn  die  Kanäle  beim 
Ausschmelzen  ziemlich  hoch  auf  dem  Gletscher  liegen.  Dann 
breitet  sich    das   Geröll    wie    bei   Mittelmoränen   durch    Tischen 


040 


und  Abrutschen  immer  mehr  seitlich  aus,  so  daß  beim 
definitiven  Niederschmelzen  sich  nicht  mehr  ein  Rücken, 
sondern  ein  breiter  Streifen  von  Gerollen  (Rollsteinfeld)  auf 
den  Untergrund  niedersenkt.  In  einer  Stillstandslage  wird 
diese  breite  fluvioglaziale  Schottermasse  sich  ebenfalls  end- 
moränenartig vor  dem  Fuß  des  Gletschers  als  transversale 
Kies-  und  Geröllrücken  akkumulieren  müssen,  den  quer- 
gestellten  Marginalosarn   bzw.   Marginalkames. 

Zur  Diskussion  sprechen  die  Herren  WAHNSCHAFFE, 
Werth,  WeiSSERäiel,  P.  G.  Krause,  Korn  und  der  Vor- 
tragende. 

Herr  WEISSERMEL  weist  auf  die  von  ihm  be- 
schriebenen l)  Verhältnisse  nordöstlich  von  Halle  hin,  wo 
Osar  der  vorletzten  Vereisung  in  zweifellosen  genetischen  Be- 
ziehungen zu  den  das  Diluvium  durchragenden  Porphyrkuppen 
stehen,  indem  sie  sich  an  diese  ansetzen,  von  ihnen  aus- 
strahlen; Verhältnisse,  die  nur  dahin  gedeutet  werden  können, 
daß  die  Porphyrkuppen  in  der  letzten  Phase  der  Eisbedeckung 
Spalten  im  Eise  aufreißen  ließen,  die  wieder  zur  Osbildung 
Veranlassung  geben.  Hier  können  also  die  Osar  nur  in 
Spalten   entstanden   gedacht  werden. 

Herr  P.  KrüSCII  berichtet  „über  einige  Ex- 
kursionen und  Beschlüsse  des  Internationalen  Geo- 
logenkongresses in   Toronto'*. 

Herr  W.  Wolff  spricht  über  „die  Glazialgeologie 
in  den  Verhandlungen  und  auf  den  Exkursionen  des 
Kongresses  in   Toronto". 

Darauf  wird   die   Sitzung   geschlossen, 
v.  w.  o. 

Wahnschaffe.  Bärtling.  Henkiq. 


')  Siegest  und  Weissermel,  Das  Diluvium  zwischen  Halle  a.  S. 
und  Weißenfels.  Abhandl.  d.  Königl.  Preuß.  Greol.  Landesanst.  N.  F. 
Heft  60,  S.  261-  69. 


6  41 


Briefliche  Mitteilungen. 

36.    Bericht  über  die  Exkursionen 
im    Anschluß     an     die     Hauptversammlung 
der    Deutschen     Geologischen     Gesellschaft 

in   Greifswald  im   August  1912. 
Von    Herren  0.  Jaekel,  K.  Keilhack  und  H.  Philipp. 

A.    Bericht  über   die   Exkursionen  vor  der  Versammlung. 
Fuhrung:  H.  Philipp,  0.  Ja ekel  und  K.  Keilhack. 

Exkursion  nach  Stettin  und  Nörenberg 
vom  3.-5.  August  1912. 

Von   Herrn  H.  PHILIPP. 

An  der  Exkursion  nach  Stettin  und  Nörenberg  vom 
3. —  5.  August  nahmen  15  Herren  teil.  Am  Nachmittage  des 
ersten  Tages  fuhr  man  mit  den  halbstündlich1)  verkehrenden 
Lokaldampfern  von  Stettin  in  3/4  Stunde  Oder  abwärts  nach 
Kratzwieck  zur  Besichtigung  der  großen  Aufschlüsse  im  Mittel- 
oligozän,  die  an  der  Straße  zwischen  hier  und  Cavelwiseh 
durch  die  Ziegeleiindustrie  geschaffen  sind.  In  der  ScilwiNN'ING- 
schen  Grube,  der  zweiten  von  Kratzwieck  aus,  tritt  die  Zwei- 
teilung des  Mitteloligozäns  in  die  liegenden  Septarientone  und 
die  hangenden  Stettiner  Sande  klar  zutage,  wenn  auch  die 
Lagerung  im  einzelnen  durch  Quellungen  im  Ton  und  Abgleiten 
der  hangenden  Sande  vielfach  sehr  kompliziert  ist,  so  daß  man 
früher  lange  im  unklaren  über  die  Altersbeziehungen  beider  zu- 
einander gewesen  ist.  Der  hier  dunkelgrau  bis  braunschwarze 
Septarienton    ist    zum   Teil   recht  sandig;   Versteinerungen   sind 


')  Zeit-  und  Wegeangaben  sowie  die  Uteraturangaben  am  Schluß 
sind  etwas  genauer  angeführt,  um  gelegentlich  späterer  Exkursion en  als 
Anhaltspunkte  dienen  zu   können. 


6  42 


auffallend  selten,  doch  zeigen  sich  in  den  tiefen  Teilen  der 
Grube  massenhaft  die  meist  sehr  regelmäßig,  z.  T.  birnenförmig 
gestalteten  Septarien;  ebenso  finden  sich  gelegentlich  gute 
Gipsrosetten.  Die  gelb  bis  rostbraun  gefärbten  Stettiner  Sande 
im  oberen  Teil  der  Grube  gliedern  sich  hier  in  einen  massigen, 
rein  sandigen,  leicht  zerreiblichen  Komplex,  und  einen  zweiten, 
in  dem  sandige  Schichten  mit  festen  kalkreichen  Bänken 
"wechseln.  Letztere  Partie  ist  steil  gefaltet,  während  in  den 
massigen  Sanden  die  Störung  sich  durch  zahllose  sich  kreuzende 
Sprünge  ausprägt.  Ob  diese  Verquetschungen  bzw.  Stauchungen 
hier  gleichfalls  durch  Abrutschen  oder  durch  glazialen  Druck 
erfolgt  sind,  ist  zweifelhaft.  Bereits  an  dieser  Stelle  konnte 
man  sich  von  dem  Reichtum  an  Fossilien  der  Stettiner  Sande 
überzeugen.  Diese  liegen  entweder  lose  in  den  Sanden,  meist 
jedoch  schichtenweise  in  konkretionär  verhärteten  Bänken 
oder  als  isolierte  Individuen  im  Kern  einzelner,  regelmäßiger 
sogenannter  Stettiner  Kugeln,  die  sich  durch  ihre  hohe  Härte 
auszeichnen.  Sehr  reich  an  Versteinerungen  erwiesen  sich  die 
Aufschlüsse  in  der  HAVKMANNschen  Grube  dicht  vor  Cavel- 
wisch,  wo  als  häufigstes  Fossil  Fusus  multisulcatus  oft  ganze 
Bänke  zusammensetzt.  Besonderes  Interesse  fanden  die  sehr 
häutigen  Durchschnitte  durch  Otolithen  sowie  verkieseltes, 
von  zahlreichen  Teredogängen  durchsetztes  Holz.  In  dieser 
Grube  gewann  man  auch  ein  gutes  Bild  von  den  komplizierten 
Lagerungsverhältnissen  der  Sande  und  der  Tone  zueinander, 
da  hier  über  den  Sanden  stellenweise  nochmals  Septarienton 
auftritt  und  beide  an  einigen  Punkten  direkt  miteinander  ver- 
knetet erscheinen. 

Die  ganze  Tour  erforderte  mit  halbstündiger  Kaffeepause 
auf  dem  Rückwege  in  Gotzlow  .">  Stunden.  Von  Stettin  fuhr 
man   am   Abend   noch   bis   Stargard. 

Sonntag,  den  1.,  und  Montag,  den  5.  August.  Diese 
beiden  Tage  waren  dem  Endmoränengebiet  der  weiteren  Um- 
gebung von  Nörenberg  in  Hinterpommern  gewidmet,  das  vor 
allem  durch  KEILHACKS  Arbeiten  bekannt  geworden  ist  und 
das,  wie  vielleicht  kein  anderes  Gebiet  Norddeutschlands,  auf 
engstem  Räume  die  meisten  Formen  des  glazialen  Oberflächeu- 
relicfs  in  modelhirtiger  Schönheit  zeigt;  vgl.  das  Üb  ersieh  ts- 
kärtchen  (Fig.  l)  und  die  S.  655  angegebenen  Karten.  Die  Be- 
gehung umfaßte  das  Gebiet  des  baltischen  Endmoränenzuges 
zwischen  den  Bahnstrecken  Stargard — Reetz  und  Waugerin — 
Dramburg.  Mit  dem  ersten  Zuge  erreichte  man  Station 
Tornow  der  Strecke  Stargard — Reetz     Callies,  auf  der  flachen 


—     643     — 

Grundmoränenebene     gelegen.       Bereits     während     der     Fahrt 
fiel      der      durch      seine      charakteristische      Kiefernbewaldung 


sich  nördlich  der  Bahn  scharf  heraushebende  Zug  des  Gold- 
becker Oeea  auf,  des  mittleren  der  3  großen  Oszüge,  die  im 
Verein  mit  mehreren  kleineren,  hier  in  südöstlicher  Richtung 
gegen   die   Endmoräne   ziehen. 


—      644      — 

Auf  dem  Wege  Tornow — Wudarge  erreichte  man  binnen 
kurzem  den  Osrücken  und  konnte  sich  in  einem  guten 
Aufschluß  von  dessen  charakteristischem  Aufbau,  Sauden  und 
feinen  Kiesen  in  fluviatiler  Kreuzschichtung  überzeugen.  Im 
Verfolge  des  Oszuges  gegen  Osten  treten  dem  Besucher 
dann  alle  morphologischen  Eigentümlichkeiten  der  Osar  deut- 
lich vor  Augen.  Das  Os  erhebt  sich  hier  in  einer  durch- 
schnittlichen Breite  von  150—200  m  ca.  15  m  über  die  be- 
nachbarte Grundmoränenebene,  bald  in  Form  eines  abgeplatteten 
breiten  Rückens,  bald  mit  beiderseitig  steilem  Anstieg  als 
ausgesprochener  „Ziegenrücken".  Ebenfalls  sehr  deutlich  ent- 
wickelt treten  hier  als  Begleiter  des  Oses  die  Osgräben  auf, 
breite  vertorfte  Niederungen,  die  abwechselnd  den  Oszug  bald 
nur  an  der  einen  Seite,  bald  zu  beiden  Seiten  flankieren, 
gelegentlich  auch  den  Oszug  unterbrechen  und  von  einer  zur 
andern  Seite  hinüberwechseln.  Daß  diese  Gräben  einst  stark 
fließende  Gewässer  waren,  zeigen  Prallstellen  an  den  Osflanken. 
Auf  dem  Rücken,  und  an  den  Abhängen  des  Osrückens  fort- 
wandernd verfolgte  man  diesen  ca.  2  km  weit  bis  dorthin, 
wo  oberhalb  des  Weges  Saatzig — Moderow  einige  baum- 
freie, ziemlich  isoliert  sich  heraushebende  Kuppen  des  Os- 
rückens einen  vorzüglichen  Überblick  über  dessen  Verlauf  und 
über  die  ganze  Landschaft  geben.  Frei  überblickt  der  Be- 
schauer im  Nordwesten  und  Südwesten  die  weite  fruchtbare, 
flachwellige  Grundmoränenebene  mit  ihren  eingesenkten  Sollen 
und  den  langgestreckten  Jakobshagener  und  Goldbecker  Osarn; 
im  Nordosten  hebt  sich  das  Terrain  sanft  und  allmählich  wie 
der  Innenrand  eines  flachen  Tellers  zu  einem  mit  Laubwald  be- 
standenem Höhenzuge,  dem  Innenrand  des  Endmoränenbogens. 
Scharf  treten  von  diesem  erhöhten  Standpunkt  aus  an  den 
benachbarten  Hügeln  zwei  Eigenschaften  vieler  Oszüge  hervor: 
die  in  kurzen  Serpentinen  geschwungene  Rückenlinie  sowie 
das  gelegentliche  Auflösen  eines  Osrückens  in  mehrere  indi- 
vidualisierte Kuppen,  wodurch  die  Höhenlinie  gleichfalls  einen 
geschwungenen   Verlauf  erhält. 

In  längerer  Ruhepause  entwickelte  sich  hier  oben  eine 
lebhafte  Diskussion,  anknüpfend  an  die  vom  Referenten  auf- 
gestellte Theorie  der  Entstehung  der  Osar  au3  inglazialen 
Kanälen  unter  wesentlicher  Mitwirkung  proximal  aufreißender 
Spalten1),     wodurch    viele    Eigentümlichkeiten     der    Osar    und 


1  II.  PHILIPP:  Über  ein  rezentes  alpines  Os  und  seine  Bedeutung 
für  die  Bildung  der  diluvialen  <  >&ar.  Diese  Zeitschr.  1912,  Monatdber. 
S    66      102,  vgl.  aucli  vorstellende  Notiz,  S.  638. 


—     645     — 

der  Osgräbeo  eine  ungezwungenere  Erklärung  finden  als   bei  der 
bisherigen   Annahme   sub-   oder  supraglazialer   Entstehung. 

Dann  folgte  man  zunächst  dem  Laufe  des  Krebsbaches 
gegen  Osten  und  nahm  später  querfeldein  die  Richtung  auf 
Stolzenhagen.  Unmittelbar  nördlich  dieses  Ortes  tritt  ein 
zweiter  Osrücken,  „die  Feuerberge",  auf,  eine  Fortsetzung  des 
Jakobshagener  Oses  in  Form  eines  ca.  l'/a  km  langen,  fast 
■wie  ein  Eisenbahndamm  scharf  geschnittenen  Walles  <  vgl.  Fig.  2j, 
der   nur  noch   im   kleinen    den    welligen    Verlauf   von    Rüeken- 


r?-     0  «Dann enb eug  nbot. 

b  ig.  2.  1 

Os  (Feuerberge)  bei  Stolzenhagen.     Fortsetzung  des  Jakobshagener  Os. 


und  Höhenlinie  erkennen  läßt,  und  dessen  Material  viel  grober 
kiesig  ist  als  das  des  zuvor  besuchten  Oses.  Aufschlüsse  am 
westlichen  Ende  dieser  Feuerberge  an  der  Straße  nach  Jakobs- 
hagen  zeigen  eine  schwach  sattelförmige  Lagerung  der  Kies- 
schichten. (Entfernung  von  Bahnhof  Tornow  bis  zu  den  Feuer- 
bergen ca.  8  km,  Wegdauer  incl.  Rast  und  Begehung  der  Feuer- 
berge ca.  3'/a — 4  Stunden.) 

Den  Weg  von  den  Feuerbergen  nach  Jakobsliagen  (ca. 
2 '  ._,  km)  legte  man  in  Wagen  zurück,  die  die  Teilnehmer, 
nach  einer  Frühstückspause  in  Jakobshagen,  Nachmittags  am 
Wokuhlsee  und  am  Westufer  des  Nethstubbensees  entlang  bis 
Nörenberg  bringen  sollten.  (Jakobshagen  —  Nörenberg  ra.  12  km, 
Kleinbahn  über  Kashagen  in  einer  Stunde.)  Unmittelbar  hinter 
.Jakobsliagen,  auf  dem  Wege  nach  dem  Wokuhlsee,  ändert  sich 
die  Landschaft.  Zunächst  bauen  sich  über  der  Grundmoräne 
einige    vereinzelte    elliptische,    drumlinartige    Hügel     auf;     dann 


—     646     — 

wird  das  Terrain  völlig  unruhig,  scheinbar  regellos  wechseln 
Kuppen  und  abflußlose  Senken:  das  typische  Bild  der  kuppigen 
Grundmoränen-  bzw.  Endmoränenlandschaft.  Diese  wird  hier 
von  prächtigem  Hochwald  überzogen,  ist  aber  dort,  wo  der 
Boden  Feldkultur  zuläßt,  erfreulicherweise  in  ausgedehntem 
Maße  kolonisiert,  da  das  kuppige,  zum  Teil  sehr  stark  mit 
Blöcken  bestreute  Terrain  sich  nicht  für  den  Großbetrieb  eignet. 
Am  Wokuhlsee  kreuzt  man  eine  alte  breite  Schmelzwasser- 
rinne, die  hier  die  Endmoränenlandschaft  durchbrochen  hat,  also 
einem  jüngeren  Rückzugsstadium  des  Eises  angehört  haben  muß. 
Sobald  man  oberhalb  des  Nethstubbensees  aus  dem  Walde 
heraustritt,   zeigt   sich   wiederum  ein  völlig  anderes  Landschafts- 


p-     o  Praksbnt  phot. 

Dolgensee,  nordöstlich  von  Nörenberg.     Sandurfläche  mit  Rinnensee. 

bild,  eine  weite,  sich  gegen  Osten  erstreckende  Ebene,  das 
Gebiet  der  Kies-  und  Sandaufschüttung  vor  dem  Gletscher: 
der  Sandur.  Am  schärfsten  tritt  dessen  Struktur  und  seine 
Beziehungen  zur  Endmoräne  nördlich  von  Nörenberg  hervor, 
während  südlich,  zwischen  Nörenberg  und  Nethstubbensee,  die 
Grenzen  ziemlich  verwaschen  sind  und  sich  nicht  in  einer 
scharfen  Linie,  sondern  in  einer  Reihe  von  niederen,  sehr 
blockreichen,  annähernd  parallellaufenden  Rücken  ausprägt, 
was  darauf  hinzuweisen  scheint,  daß  hier  der  Eisrand  weniger 
stationär  war  als  nördlich  von  Nörenberg,  daß  er  vielmehr  os- 
zillierte oder  sich  in  kleinen  Etappen  mehr  gleichmäßig 
zurückzog. 

Die  späten  Nachmittagsstunden  galten  der  unmittelbaren 
Umgebung  Nörenber^s  nördlich  der  Stadt.  Blickt  man  vom 
Kulminationspunkt  der  Straße  nach  Seegut — Alt-Storkow,  ehe 
man  die  Kalksandsteinfabrik  erreicht  hat,  gegen  Osten  so 
fällt  zunächst  die  scheinbare  Eintönigkeit  der  Sandur-Land- 
Bchaft    auf,    die    sich    fast    wie    eine    l'latte    von    der   Höhe    des 


—      647      — 

Seegutes  bei  ca.  140 — 14")  m  ganz  schwach  gegen  Osten  senkt. 
Um  so  erstaunter  ist  man,  wenige  Schritte  weiter,  an  der 
Fabrik,  vor  einem  fast  30  m  steil  eingesenkten  Kinnensee,  dem 
Dolgensee,  zu  stehen  (vgs.  Fig.  3),  dem  Teilstück  einer  Schtnelz- 
wasserrinne,  die  aus  der  Gegend  des  Euzigsees  sich  weit  gegen 
Osten  erstreckt  und  sich  südlich  von  Dramburg  mit  einer  anderen 
aus  der  Gegend  von  Labes  herüberziehenden  Rinne  vereinigt. 
Diese  Dolgenseerinne  gibt  einen  vorzüglicben  Einblick  in  die 
Struktur  des  Sandurs,  vor  allem  in  dem  großen  Aufschluß  der 
Kalksandsteinfabrik    (vgl.    Fig.    iL      Hier    stehen    deutlich    ge- 


r,.     .  Philipp  nhot. 

Fig.  4.  ' 

Aufschluß  im   Sandur  an  der  Kalksandsteinfabrik  bei  Nörenberg. 


schichtete  Sande  und  Kiese  mit  gelegentlichem  gröberem  Ge- 
röll an,  die  Gelegenheit  zum  Sammeln  von  silurischen  und 
jurassischen  Fossilien  bieten.  Aufschlüsse  weiter  östlich,  in 
einem  der  kleinen  Seitenrisse  des  deutlich  terrassierten  Sees 
zeigen,  entsprechend  der  größeren  Entfernungen  von  der  End- 
moräne, im  ganzen  feinere  Sande:  die  unregelmäßig  verteilten 
faustgroßen  Gerolle  sind  hier  seltener,  und  ebenso  scheinen 
die  groben  Kieslager  zu  fehlen.  Die  Sande  sind  hier  deutlich 
geschichtet  durch  einen  Wechsel  feiner  loser  Sande  von  heller 
Farbe  und  eisenschüssigen  braunen,  etwas  verfestigten  Lagen, 
die  sich  in  der  Mächtigkeit  von  ca.  1  cm  zwischen  die  5  bis 
10  cm  mächtigen  losen  Sande  einschalten.  Oft  sind  diese 
Schichten  etwas  gebogen  und  gefaltet,  verzweigen  sieh  wohl 
auch,     laufen    aber    im    ganzen    kontinuierlich    fort.      Vielleicht 


648 


ließe  sich  dieser  Schichtwechsel  mit  periodischem  Ablations- 
wechsel  (Jahreszeiten-  oder  Tag-  und  Nachtwechsel)  in  Zu- 
sammenhang  bringen. 

Gegen  Westen  zu  gabelt  sich  die  Dolgenseerinne  in  die 
nördlich  ziehende,  gleichfalls  terrassierte  und  steil  eingeschnit- 
tene Schützenseerinne  und  eine  Depression,  die  zum  Enzigsee 
hinüberzieht  und  die  darauf  hinweist,  daß  ihre  Fortsetzung 
in  dem  nördlichen  Zweig  des  Enzigsees  und  über  Streblow 
hinaus  in  der  nordwestlichen,  ebenfalls  Dolgensee  heißenden 
Seerinne  zu  suchen  ist.  Nordwestlich  der  Kalksandsteinfabrik, 
kurz  vor  dem  Schützensee,  dessen  Rinne  noch  in  den  Sandur 
eingesenkt  ist,  zeigen  die  Sandgruben,  entsprechend  ihrer  An- 
näherung an  die  Endmoräne,  ziemlich  grobe  Schotter  und 
Sande,  bereits  untermischt  mit  sehr  großen  Gerollen,  und  un- 
mittelbar westlich  davon  steht  man  bereits  auf  den  Block- 
packungen der  Endmoräne,  die  hier  in  einem  zungenförmigen 
Ausläufer  südöstlich  gegen  den  Sandur  vorspringt,  nördlich  an- 
schließend aber  in  einem  breiten  Gürtel  den  Sandur  gegen 
Westen  zu  abschließt.  Diese  wald-  und  buschbestandene 
Blockpackung  begleitet  den  Nordoststrand  des  Enzigsees  und 
biegt  dann  gegen  das  Östufer  des  Pietschensees  ein.  Künst- 
liche Aufschlüsse  in  der  Gegend  der  Waldhalle  haben  gezeigt, 
daß  hier  Block  an  Block,  zum  Teil  von  mächtigen  Dimensionen, 
aufeinandergeschichtet  ist,  und  auch  oberflächlich  kann  man 
sich  an  vielen  Stellen  von  dieser  Blockpackung  überzeugen, 
wenn  auch  die  Mehrzahl  der  oberflächlichen  Blöcke  hier  bereits 
verarbeitet  worden  ist. 

Am  nächsten  Morgen  fuhr  man  mit  Booten  über  den  See, 
stattete  dem  schön  bewaldeten,  stark  mit  Blöcken  bestreuten 
Schützenwerder  einen  kurzen  Besuch  ab  und  ließ  sich  im 
nördlichsten  Zipfel  des  Sees  bei  Neu -Dingeisberg  an  Land 
setzen  (ca.  la/2  Std.),  um  von  dort  die  kleine  bewaldete  Kuppe 
oberhalb  des  Gehöftes  Streblow  zu  gewinnen  (ca.  20  Min.). 
Von  hier  hat  man  wieder  einen  ausgezeichneten  Überblick 
über  die  Morphologie  der  Glaziallandschaft.  Der  Beschauer 
steht  mitten  in  der  ca.  7  — 10  km  breiten,  kuppigen  Grund- 
moränenlandschaft  (vgl.  Fig.  5)  und  sieht  auf  das  unruhige  Terrain 
unmittelbar  zu  seinen  Füßen,  dessen  Kuppen  sich  durchschnitt- 
lich 135  — 105  m,  im  Kleistberg1)  aber  bis  180  m  erheben. 
Gegen   Westen,   also   gegen   innen,   etwa   von   Kolonie   Neubuch- 


')  Die  hohe  Hügelzone  mit  dem  Kleistberg,  * J i < ;  radial  zum  End- 
morünenbogen  steht,  gehört  vielleicht  einem  Oe  an  (?);  Aufschlüsse  bei 
llrim  iclisln'ihe  am  Abhänge  des  Kleistberges  zeigten  geschichtete  Kiese 
mit  dünner  Geschiebemcrgeldecke. 


—     649     — 

holz  an,  tritt  dann  bald  eine  starke  Verflachung  des  Terrains 
zu  der  80 — 100  m  hohen  Grundmoränenebene  ein,  die  sich 
von  Jakobshagen  her  gegen  Norden  erstreckt.  Im  Süden  er- 
kennt man  die  scharfe  Grenze  der  bewaldeten  Endmoränen 
gegen  den  Sandur,  der  sich  in  Höhen  von  120-  140  m  ein- 
förmig gegen  Osten  und  Nordosten  ausbreitet.  Von  der  Rück- 
seite der  Kuppe  genießt  man  dann  einen  prächtigen  Blick 
auf    die    schmale,    in    die    Grundmoränenlandschaft    eingesenkte 


!g~ 


Fig.  5. 


PßAESENT   phot. 


Kuppige  Gnitulmoränenhindschaft  bei  Streblow,  westlich  des  Enzigsees. 


Dolgenseerinne.  Sehr  auffallend  ist  gegenüber  von  Streblow 
eine  ca.  300  m  breite,  relativ  ebene  Depression  iu  der  Form 
einer  Talwanne  mit  Prallhängen,  die  hier  oberhalb  des 
Raduchelsees  sich  gegen  die  Dolgensee —  Enzigseerinne  von 
Nordosten   her  öftnet. 

Am  Nordufer  des  Enzigsees  entlang  erreichte  man  dann 
wieder  die  Grenze  der  kuppigen  Grundmoränen-  bzw.  End- 
moränenlandschaft  gegen  den  Sandur  bei  der  Blockpackung 
nördlich  der  Waldhalle  (von  Streblow  aus  ca.  :'»  km),  und 
folgte  dieser  bis  zur  Einmündung  der  Schützenseerinne  in  den 
Pietschensee.  Letzterer  bildet  eine  direkte  Fortsetzung  des 
nordöstlichen  Enzig-  sowie  Wreichensees  und  liegt  unmittel- 
bar  hinter  der   Blockpackung    in   einer  breiten   Depression,   die 

44 


—     650      — 

sich  dann  weiter  über  Schulzen-,  Ferknitz-  und  Gr.  Rotsee 
bis  fast  nach  Karlstal  hin  verfolgen  läßt.  Diese  stellenweise 
über  l'/j,  km  breite  Niederung  ist  völlig  verschieden  von  den 
Rinnenseen.  Gegen  "Westen  unregelmäßig  lappig  in  die 
kuppige  Grundmoränenlandschaft  eingreifend,  ist  die  Ostseite 
ziemlich  geradlinig  durch  die  ca.  20  m  ansteigende  Fläche  des 
Sandurs  bzw.  die  sich  daran  lagernde  Blockpackung  begrenzt 
(vgl.  Fig.  6).  Demnach  muß  hier  der  Eisrand  von  der  durch  die 
Blockpackung  fixierten  Stillstandslage  sich  zunächst  schnell 
zurückgezogen  haben  bis  zu  einer  Linie  westlich  der  Depression, 


pv     ,.  Dannenberg  phot. 

Stausee  hinter  dem  die  rechte  (östlich  gelegene)  Bildseite  einnehmenden 
Endmoränenwall.     Pietschensee,  nördlich  von  Nörenberg. 

und  in  dieser  sammelten  und  stauten  sich  dann  die  vom  Eisrand 
nach  Osten  zu  abströmenden  Schmelzwasser,  so  daß  die  ganze 
Seenkette  als  Stauseen  hinter  der  Endmoräne  aufzufassen  ist, 
wie  denn  auch  jetzt  noch  das  Niveau  dieser  Seen  ca.  10  m  höher 
liegt  als  das  der  Rinnenseen  im  Sandur.  Daß  hier  zur  Zeit 
des  Gletscherrückzuges  ein  zusammenhängendes  größeres  Stau- 
becken existiert  habe,  scheint  auch  aus  einer  anderen  Tat- 
sache hervorzugehen.  Der  bereits  erwähnte,  von  der  östlichen 
Dolgenseerinne  in  Nordsüdrichtung  abzweigende  Schützensee 
zieht  sich  durch  die  abschließende  Blockpackung  bis  dicht  an 
den  Pietschensee  heran,  ist  aber  von  dessen  Niveau  (123  m) 
durch  eine  paßartige  Schwelle  von  etwas  über  130  m  ge- 
trennt, an  dem  die  Blockpackung  eine  Unterbrechung  zeigt. 
Eine  Fortsetzung  der  Schützenseerinne  über  den  Pietschensee  hin- 
aus, etwa  entprechend  der  Fortsetzung  des  östlichen  Dolgensees 
über  Enzig-   und    Uaduchelsee   in   die   westliche   Dolgenseerinne, 


—     651     — 

findet  sich  nicht.  Die  Schützenseerinne  nimmt  also  ihren  Ur- 
sprung im  Pietschensee  in  einer  Höhe  von  ca.  10  m  über  dem 
heutigen  Wasserspiegel.  Andererseits  ist  die  Schützenseerinne 
steil  mit  scharfen  Prallhängen  in  die  Sandurfläche  eingeschnitten, 
was  ihr  jüngeres  Alter  gegenüber  jener  darlegt.  Hieraus  scheint 
nur  der  Schluß  möglich,  daß  das  Niveau  der  Stauseen  früher 
viel  höher  lag  als  jetzt,  und  daß  sich  an  dieser  Stelle  ein 
Überlauf  bei  ca.  130  m  bildete,  die  Schützenseerinne.  Hiermit 
scheint  übereinzustimmen,  daß  sich  südöstlich  des  Schulzen- 
sees terrassenartige  Stufen  bei  ca.  130  m  am  Rande  des  Stau- 
beckens verfolgen   lassen. 

Nördlich  der  Schützenseerinne  setzt  nun  sehr  bald  am 
Ostufer  des  Pietschensees  die  Blockpackung  wieder  ein  und 
erhebt  sich  in  einer  kleinen  Waldparzelle  zu  einem  aus- 
geprägten, ca.  5  m  über  den  Sandur  aufragenden  Block- 
wall. Nordöstlich  des  Pietschensees  und  östlich  des  Schulzen- 
sees verschmilzt  die  Blockpackung  dann  morphologisch  mit 
dem  Sandur,  doch  bleibt  der  Steilabfall  gegen  die  Stauseen- 
rinne bestehen.     (Entfernung  Enzigsee — Alt-Storkow  ca.  3  km.) 

Unter  der  liebenswürdigen  Führung  des  Herrn  Ritterguts- 
besitzers Schröder,  der  außerdem  in  gastfreundlichster  Weise 
die  Exkursionsteilnehmer  zum  Frühstück  eingeladen  hatte, 
konnte  man  dann  im  Park  von  Alt-Storkow  den  hier  wieder 
sehr  scharf  entwickelten  Blockwall  verfolgen.  Dieser  zieht 
sich  durch  das  Gut  und  beginnt  mit  einer  Gabelung,  deren  einer 
Ast  die  Fortsetzung  des  bisher  vom  Enzigsee  aus  verfolgten 
Walles  gegen  NW.  bildet,  während  der  andere  sich  in 
Rudimenten  quer  durch  die  Staurinne  zieht  und  dann  hinter 
der  Dampfziegelei  an  der  Straße  Alt-Storkow — Wangerin  als 
deutlicher  Blockwall  in  Ostwestrichtung  einschwenkt.  Die 
Exkursion  folgte  dem  Hauptast  an  der  Ostseite  des  Ferknitz- 
sees  und  hatte  hier  Gelegenheit  weiter  zu  beobachten,  wie 
verschieden  in  morphologischer  Hinsicht  sich  der  Blockwall 
gegenüber  dem  Sandur  verhält,  welch  letzterer  an  der  Straße 
nach  Magaretenhof  verschiedentlich  in  Kiesgruben  gut  auf- 
geschlossen ist.  Während  zuvor  die  Blockpackung  sich  über 
den  Sandur  empor  erhob,  liegt  hier  streckenweise  der  Block- 
wall (Halbinsel  im  Ferknitzsee),  durch  eine  schmale  wasser- 
erfüllte Depression  vom  Sandur  getrennt,  zunächst  tiefer  als 
dieser,  um  dann  wieder  zu  dessen  Höhe  anzusteigen  und  mit 
ihm   zu   verschmelzen. 

An  der  kleinen  Waldparzelle  vor  Margaretenhof  setzt  ein 
kleiner,  ca.  3  —  5  m  hoher,  flacher  und  ca.  300  m  Langer 
Osrücken,     im     distalen     Teil     von     Blöcken     bedeckt,     schräg 

11 


652 


zum  Rande  des  Sandurs  in  die  Stauseedepression  hinein. 
Die  Blockpackung  tritt  bei  Margaretenhot*  nur  gelegentlich 
als  Kuppe  hervor,  dann  aber  hebt  sie  sich  l'/9  km  nördlich 
wieder  scharf  wallartig  heraus  bis  zu  einer  Kuppe  von  170  m 
oberhalb  des  Schotterwerkes  Karlstal,  dicht  bei  der  Mühle 
von  Granz.  Mit  diesem  Kulminationspunkt  hört  aber  so- 
wohl die  Blockpackung  als  die  scharfe  Grenze  zwischen 
Sandur  und  Endmoränenlandschaft  und  ebenfalls  die  Stauseen- 
kette auf.  Vergeblich  sucht  das  Auge  nach  einer  Fortsetzung 
weiter  gegen  Norden,  statt  dessen  geht  hier,  von  der  Mühle  von 
Granz  an,  der  Sandur  allmählich  in  die  kuppige  Moränen- 
landschaft über.  Diese  Kuppenlandschaft  von  durchschnittlich 
150 — 160  m  Höhe  schließt  also  hier  die  Stauseendepression 
gegen  Norden  zu  ab.  Aus  diesen  Verhältnissen  läßt  sich  folgern, 
daß  nördlich  von  Karlstal  und  südlich  von  Nörenberg  der 
Eisrand  sich  mehr  gleichmäßig  von  der  Stillstandslage 
zurückzog,  auf  der  gesamten  Strecke  dazwischen  aber 
sprungweise,  wodurch  die  Depression  sich  erklärt,  in  deren 
Tiefe  sich  die  Schmelzwasser  ansammelten  und  schließlich 
sich  gewaltsam  gegen  außen  in  tief  ausgekolkten  Rinnen  Bahn 
brachen. 

Eine  dieser  Überlaufrinnen  lernte  man  vorher  in  der 
Schützenseerinne  kennen.  Als  weitere,  tieferliegende  und 
daher  jüngere  Entwässerungsrinne  des  Stausees  ist  die 
Depression  bei  Alt-Storkow  und  als  tiefste  wohl  die  De- 
pression, in  der  die  Stadt  Nörenberg  zum  Teil  liegt,  zu 
deuten.  Ebenfalls  nur  als  Überlaufrinne  scheinen  dem 
Referenten  einige  auffallende  grabenförmige  Rinnen  deutbar  zu 
sein,  die  sich  zwischen  Margaretenhof  und  Karlstal  aus  dem 
Sandur  gegen  die  Stauseenkette  ziehen.  Zirka  500  m  Nordost 
Margaretenhof  bei  der  Wegkreuzung  (132,4  m  der  Spezialkarte) 
setzt  im  Sandur  eine  schmale  scharfe  Erosionsrinne  in  Süd- 
nordrichtung ein  (vgl.  Fig.  7),  zieht  bis  unmittelbar  an  die  Seen- 
depression und  biegt  hier  bei  einem  kleinen  Gehöft  ostwestlich 
in  diese  ein.  Auch  hier  ist  die  stark  verflachte  Einmündungs- 
stelle  hoch  über  dem  Seeniveau  bei  ca.  140  m  gelegen.  Man 
wird  sich  vorstellen  müssen,  daß  bei  einem  Wasserstand  etwas 
oberhalb  140  m  an  dieser  Stelle  der  nur  wenige  Meter  höhere 
Uferrand  durchbrochen  wurde  und  nun  ein  einmaliger  Wasser- 
schwall über  den  Beckenrand  sich  plötzlich  nach  außen  ergoß 
und  in  strudelnder  Bewegung  eine  tiefe  Rinne  sich  auskolkte, 
die  nach  mehreren  100  m  Verlauf  sich  allmählich  in  den 
Sandur  verlief.  Etwas  weiter  nördlich  folgt  dann  ein  viel- 
leicht   ähnlich    zu    erklärender     jmßartiger    Einschnitt    in    dem 


—      H53     — 

Endmoränenwall,  durch  den  der  Weg  nach  Vorwerk  Neuhütte 
führt  und  dann  unmittelbar  hinter  dem  Schotterwerk  ein  noch 
viel  schärfer  ausgeprägter,  ganz  steil  eingeschnittener  Graben, 
der  auch  zunächst  in  Südnordrichtung  ca.  700  m  weit  in  den 
Sandur  eingesenkt  ist  und  dann  ebenfalls  in  einem  kurzen 
Ostweststück  gegen  den  nördlichsten  Zipfel  der  Seendepression 
in  einer  ungefähren  Höhe  von  145  m  einmündet.  Morpho- 
logisch und  genetisch  müssen  diese  schmalen  Rinnen  mit  der 
Überlaufrinne  des  Schützensees  zusammengefaßt  werden.      Eine 


Fig.  7. 


BÖHNEL  phot. 


Überlaufrinne  bei  Margarethenhof,  östlich  von  Alt- Storkow. 


andere  Entstehung  als  durch  Überlauf  aus  einem  Stausee  scheint 
ausgeschlossen.  Wollte  man  eine  Entwässerung  in  umgekehrter 
Richtung,  etwa  von  dem  Sandur  gegen  die  Seen  annehmen,  so 
müßten  diese  Rinnen  bei  der  Einmündung  in  die  Depression 
die  tiefste  Lage  haben;  gerade  das  umgekehrte  ist  der  Fall. 
Wollte  man  an  eine  mit  dem  Sandur  gleichzeitige  Bildung 
denken,  etwa  den  Austritt  eines  besonders  starken  Wasser- 
laufes unter  dem  Eisrande,  so  müßten  die  Sandurtlächen  sich 
allmählich  gegen  die  Gräben  senken  oder  aber  von  dem 
Sandur  sich  zahlreiche  kleine  Rinnen  gegen  die  Gräben  ziehen 
da  jener  doch  gleichfalls  vom  Schmelzwasser  überströmt 
wurde.  Jedenfalls  dürften  diese  Gräben  nicht  scharf  in  den 
Sandur  eingeschnitten  sein,  was  zusammen  mit  der  Zerstörung 
der  Blockpackung  unbedingt  auf  nachträgliche,  nicht  auf  gleich- 


—     6  54     — 

zeitige  Eildung  hinweist.  Ebenso  spricht  die  Richtung  der 
Rinnen  für  nachträgliche  Bildung.  Die  Endmoräne  geht  an- 
nähernd nordsüdlich,  demgemäß  senkt  sich  die  Sandurfiäche 
deutlich  gegen  Osten  ab.  Bei  einer  gleichzeitigen  Entstehung 
müßten  also  wohl  auch  die  Gräben  in  westöstlicher  Richtung 
verlaufen.  Statt  dessen  wenden  sie  sich  in  einem  scharfen 
Knick  südlich.  Mit  der  Auffassung  als  Überlaufrinnen  steht 
aber  noch  eine  andere  Tatsache  in  Einklang:  die  verschiedenen 
Höhen  der  Überlaufstellen,  und  zwar  senken  diese  sich  im 
allgemeinen  von  Norden  nach  Süden  von  über  145  m  bis  auf 
ca.  123  — 125  m.  Da  aber  der  stauende  Sandur  bzw.  die  Block- 
packung nur  in  den  nördlichen  Teilen  höher  als  145  m  liegt, 
so  würde  sich  daraus  weiter  ergeben,  daß  sich  der  Eisrand 
nicht  gleichmäßig  aus  seiner  Stillstandslage  zwischen  Karlstal 
und  Nörenberg  zurückzog,  sondern  im  nördlichen  Teil  mit  dem 
Rückzug  begann,  so  daß  hier  zunächst  zwischen  der  kuppigen 
Aufschüttung  nördlich  Karlstal  der  Blockpackung  und  dem 
Eisrand  die  Wasser  sich  sammeln  konnten  und  beim  Schotter- 
werk Karlstal  und  nördlich  Magaretenhof  sich  ihre  höchsten 
und  schmälsten  Durchbrüche  schufen.  Dann  erfolgte  der  Rück- 
zug des  Eislappens  etwas  weiter  südlich,  dementsprechend 
vergrößerten  sich  die  aufgestauten  Wassermassen,  und  folglich 
haben  wir  hier  auch  die  viel  breitere  und  tiefere  Uberlauf- 
rinne  des  Schützensees.  Nach  ihrer  Höhenlage  würden  also  die 
Oberläufe  sich  in  folgender  Reihe  gebildet  haben:  1.  Schotter- 
werk Karlstal  bei  ca.  145  m:  2.  nördlich  Margaretenhof  bei 
ca.  140  m;  3.  Schützensee  bei  etwas  über  130  m,  dann  als  letzte 
die  Hache  Depression  von  Alt-Storkow  bei  ca.  125  m  und  die 
noch  tiefere  bei  Nörenberg.  Ein  genaues  Bild  über  diese 
Verhältnisse,  namentlich  über  die  sehr  komplizierten  bei  Nören- 
berg und  die  Beziehungen  der  Dolgenseerinne  zu  jenen,  wird 
erst  die  geologische  Spezialkartierung  bieten  können.  Diese 
wird  auch  feststellen  müssen,  ob  sich  Terrassenbildungen  im 
nördlichsten  Gebiet  des  Stausees  entsprechend  den  höchsten 
Überläufen  entwickelt  haben;  daß  Spuren  einer  130  m  Terrasse 
vorhanden  sind,  dem  Schützensee  entsprechend,  wurde  bereits 
hervorgehoben. 

Der  Weg  von  Alt-Storkow  bis  zum  Schotterwerk  Karlstal 
'ca.  4'.,  km)  wurde  teils  zu  Wagen,  teils  zu  Fuß  zurück- 
gelegt. Leider  ruhen  seit  zwei  Jahren  die  Arbeiten  im 
Schotterwerk.  Bei  deren  Wiederaufnahm«!,  die  binnen  kurzem 
durch  die  Firma  Pll.  HOLZMANN  erfolgen  soll,  sind  hier  inter- 
essante Aufschlüsse  über  die  Beziehungen  des  Sandurs  zur 
Blockpackung    zu    erwarten.      Von    hier    erfolgte    über    Granz 


—     6  55     — 

und   Station   Wangerin   (7  km)   und   Altdamm   der  Anschluß   an 
die   nächstfolgende   Exkursion. 

Ein  wichtiger  Teil  dieses  Exkursionsgebietes,  die  unmittel- 
bare Umgebung  des  Enzigsees,  ist  durch  die  Bemühungen  von 
Herrn  J AEKEL  und  das  Entgegenkommen  der  Stadt  Nörenberg 
als   Naturdenkmal   geschützt   worden. 

Literatur  für  die  Exkursionen  nach  Stettin  und  Nörenberg. 

a)  Karten. 

1.  Blatt  Stettin   der  geologischen   Spezialkarte,    Lieferung  67   mit    Er- 

läuterungen. 

2.  Topographische    Karte    1:100000,    Blatt   Nörenberg,    Nr.  189    und 

Labes,  Nr  157. 
.").    Topographische  Karte  1:25000,  Blatt  Jakobshagen,  Nr.  1245,  Blatt 
Gr.  Meilen,  Nr.  1246,  Blatt  Nörenberg,  Nr.  1155,  Blatt  Wangerin, 
Nr.  1063. 

b)  Schriften. 

1.  Die    Obertlächengestaltung    des    norddeutschen    Flachlandes.      Von 

F.  Wahnschaffe.    Berlin  1909. 

2.  Geologie  von  Pommern.     Von   W.  DeeCKE.     Berlin   1907,  S.  137  ff. 

und  S.  170  ff. 

3.  Geologischer    Führer    durch    Pommern.     Von  \V.  Deecke.      Berlin 

1899.     Exkursion  Vlla  und  VIII. 

4.  Führer  für  die  Exkursionen  der  Deutschen  Geologischen  Gesellschaft 

in  das  norddeutsche  Flachland  vom  28.  September  bis  5.  Oktober 
1898.  Von  Berbndt,  Keilhack,  Schrödek  und  Wahnschaffe. 
Jahrb.  der  Königl.  Preuß.  Geol.  Landesanst.  für  1897,  mit  Ex- 
kursionskarte des  Nörenberger  Gebietes. 

5.  Die  baltische  Endmoräne  in  der  Neumark  und  im  südlichen  Hinter- 

pommern. Von  K.  Keilhack,  Jahrb.  der  Königl.  Preuß.  Geol. 
Landesanst.  für  1893,  S.  180 — 186,  mit  Übersichtskarte. 

6.  Die    Drumlinlandschaft    in    Norddeutschland.      Von    K.  KEILHACK. 

Jahrb.  der  Königl.  Preuß.  Geol.  Landesanst.  für  1896,  S.  163—188. 

7.  Zur  Geologie  und  Hydrographie  der  Gegend  von  Arnswalde  in  der 

Neumark.  Von  Ä.  Klautzsch.  Jahrb.  der  Königl.  Preuß.  Geol. 
Landesanst.  für  1910,  S.  340  — 356,  mit  Übersichtskarte. 

Exkursion  in  den  poimuerschen  Jura  am  6.  August  1912. 

Von  Herrn  O.  Jaekel. 

Die  Exkursion  in  den  pommerschen  Jura  ging  von  Gültzow 
aus,  von  wo  der  große  Steinbruch  von  Klemmen  in  einer 
halben  Stunde  zu  Fuß  zu  erreichen  ist.  In  Klemmen  ist  der 
ältere  Steinbruch  jetzt  durch  den  Abraum  des  neuen  fast  ganz 
zugeschüttet;  der  südlich  von  diesem  eröffnete  neue  Bruch  ist 
ca.  12  m  tief  und  gibt  an  seiner  südlichen  Steilwand  ein  klares 
Profil  der  Schichtenfolge,  die  zumeist  aus  oolithischen  Kalken 
besteht  und  nach  MARTIN  SCHMIDT  dem  oberen  Oxford  zuzu- 
rechnen   ist. 


656 


Bemerkenswert  ist  ein  Quellhorizont  über  den  dunklen 
Kalken,  die  die  Basis  der  Schichtenfolge  bilden.  Der  Reichtum 
an  Fossilien,  besonders  Mollusken,  ist  vor  allem  in  den  unteren 
Schichten  sehr  beträchtlich,  ihre  Schalen  sind  aber  fast  aus- 
nahmslos aufgelöst  und  als  Abdrücke  erhalten.  Auch  einige 
große  Ammoniten  wurden  wieder  bei  diesem  Besuche  gefunden 
und  der  pommerschen  Landessammlung  einverleibt.  Ein  sehr 
großer  Nautilus  ging  in  die  Sammlung  der  Geologischen  Landes- 
anstalt iu  Berlin  über.  Durch  die  zuvorkommende  Gastlich- 
keit der  Direktion  der  Pommerschen  Kalksteinwerke,  der  jetzt 
auch  das  Klemmener  Werk  gehört,  fuhren  wir  von  dort  nach 
Zarnglaff  und  besichtigten  daselbst  nach  einem  vortrefflichen 
Frühstück  in  den  Räumen  des  Werkes  die  großartigen  Auf- 
schlüsse, die  jetzt  daselbst  geschaffen  sind,  und  danach  die 
von  Schwanteshagen,  die  zurzeit  nicht  ausgebeutet  werden  und 
meist  unter  Wasser  stehen.  An  beiden  Orten  setzt  sich  die 
oolithische  Facies  von  Klemmen  fort,  und  es  ist  wohl  auch 
heute  noch  sehr  wahrscheinlich,  daß  die  3  Lager  einem  unge- 
störten Schichtenverbande  des  weißen  Juras  angehören.  Die 
Zarnglaffer  Kalksteine  scheinen  dem  mittleren  Kimmeridge, 
die  Schichten  von  Schwanteshagen  dem  Portlande  anzugehören. 
Zwischen  den  3  Aufschlüssen  bleiben  Lücken  in  der  Schichten- 
folge, die  hoffentlich  bald  durch  Bohrungen,  die  das  Kalkwerk 
anstellen  lassen  will,  ausgefüllt  werden.  In  Zarnglaff  ist  zurzeit 
folgende  Schichtenfolge  freigelegt: 

1 '.,  m   Grünsandbank   mit  Lima  cf.  proboscidea   und  (Jstrea  solitaria, 

3  -  weißer  toniger  Mergel,  mit  Natica  rupellensii  und  sehr  vielen 
Terebrateln  und  Zeillerien,  auch  Rhynchonelleu, 

1  -  heller,  weiß  verwitternder  fester  Kalk,  in  linsenförmigen 
Brocken  verwitternd,  durchspickt  mit  Exemplaren  von  Perna 
wbplana, 

3  •  harter,  hellgrauer  oolithischer  Kalk  mit  Terebratula  subsella, 
Rhynchonella  pinguis,  Trichites  Saussurei,  Ceromya,  Fsocardia, 
Pholadomya,  Mytilus  jurensU, 
ca.  13  -  dunkelgrauer  oolithischer  Kalk,  z.  T.  sehr  sandig  mit  gelegent- 
lichen Fossilien  {Terebratula,  Rhynchonella).  Durch  Verwitte- 
rung leicht  zerfallend.     Vereinzelt  härtere   Kalkbänke. 

In   Schwanteshagen: 

ca.  6  in  feste,  frisch  blaugraue,  rötlich  verwitterte  Kalke,  z.T.  sandig 
und  plattig  abgesondert;  unterbrochen  durch  sandige,  infolge 
Verwitterung  ganz  zerfallene  Zwischenschichten;  Fossilien: 
Trigonia  Hauchecornei,  Gervilleia  tetragona,  Ostrea  expansa. 

Dem  Direktor  der  Pommerschen  Kalksteinwerke,  Herrn 
MEISSNEB,  ist  die  Gesellschaft  für  die  vortreffliche  Unter- 
stützung   dieser   Exkursion    zu    besonderem   Danke    verpflichtet. 


657 


Geologischer  Ausflug  bei  Misdroy  am  7.  August   11M2. 
Von  Herr  KEILHACK. 

Vom  Bahnhof  Liebeseele  begaben  sich  die  Teilnehmer  mit 
"Wagen  entlang  dem  westlichen  Steilabfalle  des  Misdroyer  Insel- 
kerns gegen  das  Verlandungsgebiet  der  Swinepforte  südwärts. 
um  die  in  der  Nähe  von  Lebbin  durch  mehrere  große  Tage- 
baue aufgeschlossene  Kreideformation  kennen  zu  lernen.  In 
dem  beim  Dorfe  Kalkofen  gelegenen  Bruche  der  Stettiner 
Portlandzementfabrik  Stern  ist  die  turone  Kreide  mit  ihren 
Einlagerungen  plattigen  Feuersteins  und  kugeligen  Markasits 
aufgeschlossen  als  eine  flache  Kuppel  ohne  wesentliche  Lage- 
rungsstörungen.  In  dem  anschließenden  Lebbiner  oder  <v»ui- 
storpschen  Bruche  treten  zunächst  einige  Störungen  auf  und 
dann  sieht  man  plötzlich  aus  dem  Liegenden  blaugrauen 
typischen  Geschiebemergel  unter  der  Kreide  emportauchen. 
Er  ist  nahezu  frei  von  Kreide-  und  Feuersteineinschlüssen,  im 
Gegensatz  zu  dem  die  Kreide  überlagernden,  an  beiden  sehr 
reichem  jüngeren  Geschiebemergel.  Gerade  am  Tage  vor 
unserem  Besuche  war  die  diluviale  Unterlage  der  Kreide  durch 
das  Ziehen  eines  Wasserabflußgrabens  auf  größerer  Strecke 
vorzüglich  aufgeschlossen.  Die  Kreide  bildet  hier  also  eine 
gewaltige,  in  sich  wenig  gestörte  Scholle  im  Diluvium,  die, 
nach  dem  geologischen  Baue  des  Untergrundes  der  Oderinseln 
zu   schließen,  von  Norden  herbeigeschleppt  sein  muß. 

Über  die  kuppige  Endmoränenlandschaft,  die  den  größten 
Teil  des  Wolliner  Inselkernes  an  seiner  Nord-  und  Westseite 
aufbaut,  führt  der  Weg  zum  Steilabfalle  der  Hochfläche  gegen 
das  Haff,  von  dem  DEECKE  angeblich  anstehenden  braunen  Jura 
beschrieben  hatte.  Durch  natürliche  Aufschlüsse  und  Auf- 
grabungen konnte  der  Führer  nachweisen,  daß  alle  3  hier  auf- 
tretenden Jurapartien  nur  wenig  (6  — 10  m)  mächtige  Schollen 
zwischen  älterem  und  jüngerem  Diluvium  bilden,  in  ihrem 
Auftreten  also  vollkommen  der  Lebbiner  Kreide  entsprechen. 
Den  Schluß  der  Vormittagsexkursion  bildete  ein  Besuch  des 
auflässigen  dritten  Kreidebruches  bei  dem  Dorfe  Stengow,  in 
welchem  auf  viele  hundert  Meter  Länge  in  ununterbrochenem 
Zusammenhange  der  Schollencharakter  der  Kreide,  ihre  Ein- 
bettung im  Diluvium,  ihre  Unter-  und  Überlagerung  durch 
zwei  in  ihrer  petrographischen  Entwicklung  verschiedene  Grund- 
moränen  nachgewiesen   werden   konnte. 

Nach  dem  in  Misdroy  eingenommenen  Mittagessen  führte 
uns  die  Bahn  nach  der  inmitten  des  alluvialen  Verlandungs- 
gebietes    der    Swinepforte    gelegenen   Dorfe   Pritter.      Auf   einer 


—     658     — 

Wanderung  quer  über  die  Nehrung  zeigte  der  Führer  die 
drei  verschiedenaltrigen  Dünensysteme,  durch  die  die  ehemalige 
15  km  breite  "Wasserstraße  zwischen  den  Inselkernen  von 
Swinemiinde  und  Misdroy  bis  auf  die  Swinemündung  vor- 
landete. Die  3  Dünensysteme  unterscheiden  sich  nach  Gestalt, 
Verlauf  und  Verwitterung  der  einzelnen  Kämme.  Die  ältesten 
Dünen,  Reste  einer  12  km  langen,  der  Halbinsel  Heia  in  der 
Form  ähnlichen,  bei  Misdroy  an  den  nordwestlichen  Vorsprung 
des  Iuselkernes  ansetzenden  Nehrung  bilden  mit  der  Küste 
einen  Winkel  von  50  —  00°,  bestehen  aus  breiten,  flachen 
Einzelrücken  und  sind  zu  tiefbraunem  Ortstein  oberflächlich 
verwittert.  Ihre  Entstehung  fällt  in  die  vorchristliche  Zeit 
und  nach  der  Litorinasenkung.  Das  zweite  Dünensystem 
streicht  spitzwinklig  zur  Küste,  besteht  aus  steilen,  schmalen, 
«ng  gescharten  Kämmen  und  ist  zu  gelblichem,  nicht  ver- 
festigtem Ortstein  verwittert;  das  dritte  und  jüngste  System 
endlich  läuft  parallel  der  heutigen  Küste,  beginnt  mit  einer 
sehr  hohen  und  breiten  Düne,  an  die  sich  mehrere  flachere 
Wälle  küstenwärts  anschließen  und  ist  unverwittert.  Die 
Entstehung  der  beiden  jüngeren  Dünensysteme  fällt  in  die  nach- 
christliche Zeit,   die   der  jüngsten   in   die  letzten  3 — 400  Jahre. 


B.  Bericht  über  die  Exkursionen  an  den  Versammlungstagen. 

Führung:  Herr  H.  FribdbriCHSEN  und  0.  Jaekel. 

An  den  Versammlungstagen  fanden  geologische  Ausflüge 
nach  Wieck  und  Eldena  bei  Greifswald  und  nach  Thiessow 
und  Groß-Zicker  auf  Rügen  statt,  auf  denen  besonders  das 
Diluvium  und  die  rezenten  Bildungen  der  Ostseeküste  be- 
sichtigt wurden. 


C.  Bericht  über  die  Exkursionen  nach  den  Versammlungen. 

Von  Herrn  O.  Ja  ekel,. 

Exkursion  nach   Hiddeosöe. 

Führer:  Herr  Jaekbl. 

Die  erste  Exkursion  nach  der  Versammlung  führte  die 
Teilnehmer  über  Stralsund  mit  dem  Dampfer  nach  der  Insel 
Hiddensöe,  der  langgezogenen  westlichen  Insel  des  Rügenschen 
[nselkomplexes,  und  zwar  zunächst  nach  dem  Dorfe  Neuendorf- 
Plogshagen,    das   mitten   auf  dem   flachen,    16   km   langen   west- 


659 


liehen  Inselschwanz  von  Hiddensöe  liegt.  Hier  wurde  zunächst 
der  Unterschied  zwischen  dem  flachen,  viel  gelappten  Innen- 
strande und  dem  scharf  geschnittenen,  durch  eine  Stranddüne 
gefestigten  Außenstrande  erläutert  und  dann  die  Befestigung 
dieses  Außenufers  durch  gewaltige  Steindämme,  die  diesen  bei 
Sturmfluten  mehrmals  gefährdeten  schmälsten  Punkt  des  Insel- 
schwanzes vor  Durchbrücheu  des  Meeres  schützen  sollen.  Dann 
wurden  die  komplizierten  Dünensysteme  bei  Vitte  in  Augen- 
schein genommen  und  nach  einem  stärkenden  Bad  und  einem 
Frühstück  in  Kloster  das  steile  Nordufer  des  diluvialen  Insel- 
kernes von  Hiddensöe,  des  sogenannten  Dornbusches,  be- 
sichtigt. 

Herr  JAEKEL  erläuterte  hier  die  zerstörenden  Ein- 
wirkungen des  Meeres  auf  die  Steilküste  und  zeigte,  wie 
deren  Absturz  in  relativ  einfachen  Formen  vor  sich  geht. 
Unter  Bildung  einer  Hohlkehle  und  einer  „  übersch  werten '' 
Böschung,  wie  sie  kurz  genannt  werden  könnte,  brachen  die 
vorragenden  Stücke  der  oberen  Steilkante  schrittweise  nach, 
nur  gelegentlich  befördert  durch  Quellen,  die  auf  toniger  Schicht- 
fläche  größere   Partien   ins   Rutschen   bringen. 

Wesentlich  anders  zeigen  sich  die  Brüche  am  Nordwest- 
ufer des  Dornbusches.  Dort  lassen  sich  große  Brüche  Hunderte 
von  Metern  weit  ins  Land  hinein  verfolgen  und  haben  an 
einzelnen  Stellen  in  kürzester  Zeit  Niveauunterschiede  bis  zu 
4  m  verursacht.  Die  längsten  und  stärksten  Brüche  folgen 
ungefähr  dem  Ufer,  durchschneiden  aber  Höhen  und  Täler  und 
sind  teilweise  bis  150  m  von  dem  Ufer  entfernt.  Nicht  immer 
ist  dabei  der  dem  Ufer  genäherte  Flügel  der  absinkende,  bis- 
weilen ist  das  umgekehrte  der  Fall.  Andere  Brüche  laufen 
fast  senkrecht  auf  das  Ufer  zu,  und  sind  ebensowenig  wie  die 
Längsbrüche  etwa  auf  interne  Massenbewegungen  auf  Schicht- 
flächen, „Translokationen",  wie  ich  alle  solche  oberfläch- 
lichen Massenbewegungen  des  Bodens  nenne,  zurückzuführen. 
Dazu  ist  der  Boden  viel  zu  kompliziert  gebaut,  wie  Cll.  ELBERT 
auf  Grund  zahlreicher  Bohrungen  nachweisen  konnte,  die  zur 
Feststellung  der  Standhaftigkeit  des  durch  die  Brüche  gefähr- 
deten  Leuchtturmes   gemacht   worden   sind. 

Herr  JAEKEL  verteilte  an  die  Teilnehmer  eine  Schrift 
über  diese  Störungen,  die  im  vorigen  Jahrgang.  Monatsberichte. 
Seite  278  —  lV/.7,  zum  Abdruck  gelangt  ist  und  als  Führer  für 
diese  Exkursion  dienen  konnte.  Er  betonte  noch  besonders, 
daß  die  tektonische  Natur  der  zuletzt  erläuterten  Brüche  durch 
ihren  Parallelismus  zum  Ufer  naturgemäß  nicht  widerlegt  wurde, 
da  das    Ufer  vermutlich    selbst    auf   einer  horstartigen    Heraus- 


—      660      — 

hebung  dieses  Inselkernes  beruhe.  Herr  JaEKEL  nimmt  aber 
an,  daß  kleine  tektonische  Bewegungen  parallel  zum  Ufer 
genügten,  größere  Abbruche  an  diesem  auszulösen,  also  etwa 
eine  tektonische  Nieveauveränderung  um  etliche  Millimeter 
genügte,  den  am  Ufer  liegenden  Abschnitt  in  plötzliche  größere 
Absenkungsbewegungen  zu  bringen,  also  Translokationen  aus- 
zulösen, die  das  Ausmaß  der  tektonischen  Ursache  weit  über- 
treffen und   diese   selbst  dadurch   verschleiern. 


Exkursion  nach  Saßnitz-Stubbenkanimer. 

Führer  die  Herren  Jaeicfx  und  KEILHACK. 

Die  Exkursion  ging  am  12.  August  von  Saßnitz  aus  zu- 
nächst mit  einem  Motorboot  an  der  Steilküste  des  Kreideufers 
entlang,  um  den  Aufbau  derselben  im  ganzen  übersehen  zu 
können.  Die  Führer  erläuterten  zunächst  die  Zusammen- 
setzung des  Ufers  aus  der  obersten  senonen  (Mucronaten-) 
Kreide,  den  beiden  älteren  ihr  unmittelbar  aufgelagerten  Ge- 
schiebemergeln und  den  ihnen  zwischengeschalteten,  vielleicht 
interglazialen  Sauden,  sowie  dem  alle  diese  Schichten  diskordant 
überlagernden  jüngsten  Geschiebemergel;  sie  besprachen  dann  die 
vielfachen  Wandlungen  und  Gegensätze  der  tektonischen  Be- 
urteilung der  vorliegenden  Lagerungsverhältnisse  von  Kreide- 
und  Diluvialschichten.  Sie  stimmen  darin  überein,  daß  es  sich 
hier  nur  um  einen  tektonischen  Vorgang  handeln  kann,  der 
zwischen  der  letzten  und  vorletzten  Vereisung  eingetreten  ist, 
der  die  bis  dahin  horizontal  gelagerten  Sedimente  in  Schollen 
zerlegt  und  teilweise  überschoben  hat  und  durch  die  dis- 
kordante  Auflagerung  des  jüngsten  Diluviums  zeitlich  fixiert 
ist.  Eine  Meinungsverschiedenheit  herrscht  bei  den  Führern 
nur  noch  darüber,  ob  es  sich  bei  den  Abbruchen  um  Staffel- 
brüche handelt,  wie  Herr  JäEKEL  annahm,  oder  ob  die  diesbe- 
züglichen Erscheinungen,  wie  Herr  KEILHACK  auf  Grund  einer 
Kartierung  1  :  10  000  annimmt,  mit  Blattverschiebungen  eines 
Bruches  erklärt  werden  können.  Die  spätere  Rückwanderung  am 
Ufer  nach  dem  Besuch  von  Stubbenkammer  und  dem  Herthasee 
gab  den  Teilnehmern  Gelegenheit,  das  Problem  und  seine  ein- 
zelnen Erscheinungen  eingehend  zu  diskutieren  und  führte  zu 
einer  anscheinend  einstimmigen  Bestätigung  der  tektonischen 
Auffassung   der   Verschiebungen. 

Als    Führer   lagen   den   Teilnehmern   vor: 

1  ».  JabREL:      Fiter    ein     diluviales    Bruclisystem     in     Norddentschland. 
Diese  Zeitschrift  Bd.  62,  Jahrgang  1910,  Monateber.  Nr.  11. 


—     661     — 

0.  Jaixkl:  Über  den  Kreidehorst  von  Jasmund  auf  Rügen.  iMit- 
teilungeu  des  naturwissenschaftliclifn  Vereins  für  Neu-Vorpommen 
und  Rügen.     Jahrgang  42,  Greifswald  1910. 

E.  Kbilhaok:  Die  Lagerungsverhältnisse  des  Diluviums  in  der  Steil- 
küste von  Jasmund  auf  Rügen.  Mit  10  Tafeln,  einer  Karte 
1:10000  und  13  Texfig.  Jahrb.  d.  Kgl.  Preuß.  Geol.  Landes- 
anstalt, 1912. 


Exkursion  nach  Süd-Schweden. 

Von  Herrn  0.  Jaekel. 
Führung:    Herr  Mobekg  und  Hakdinc.  in  Lund. 

Von  Saßnitz  fuhren  die  Teilnehmer,  etwa  30  an  Zahl, 
mit  dem  Fährschiff  nach  Trelleborg  und  von  da  abends  nach 
Lund,  wo  Herr  MOBERG  und  sein  Assistent  Herr  Hakding 
uns  am  Bahnhof  erwarteten,  und  für  die  Unterbringung  in  den 
Hotels  sorgten. 

Am  folgenden  Morgen,  Dienstag,  den  13.  August,  ging  die 
Fahrt  vom  Rögevall- Bahnhof  nach  Södra  Sandby,  wo  ein 
kleines  Frühstück  eingenommen  wurde,  dann  zu  Fuß  in  das 
Palaeozoicum  bei  Sandby.  Zuerst  wurden  die  untercambrischen 
Sandsteine  mit  Oleneüus  besucht,  die  in  einem  Straßengraben 
als  Aufschluß  Reste  jenes  Leitfossils  lieferten.  Dann  wurden 
die  jüngeren  cambrischen  Schichten  mit  Acerocare  ecorne  und 
die  Dictgograptus-Schlefer,  untersilurische  Schiefer  mit  Orthis 
argentea,  ( 'hasniops-Schiefar,  im  Fogelsangbach  die  Schichten 
mit  Clonoyraptus  tenellus,  die  Orthocerus-Kalke,  ein  Diabas- 
gang, dann  wieder  Grenzschichten  vom  Cambrium  und  Silur, 
Ceratopgge-Ka,\k  und  Schiefer,  ferner  ein  Silurschiefer  mit 
Didymograptus  ge minus,  Dicellograptus-Schiefer  und  Schich- 
ten mit  Orthis  argentea  und  Retiolites-Schiefer  beobachtet. 
Herr  MOBKBG  beschloß  die  Führung  durch  dieses  überaus 
instruktive  Profil  mit  Erläuterungen  verschiedener  Bruch- 
systeme, die  die  dortige  Gegend  durchschneiden.  Nach  der 
Rückkehr  nach  Lund  vereinigte  dort  ein  froher  Kommers  die 
Teilnehmer. 

Am  14.  August  führte  Herr  MOBERQ  wieder  unter  Assi- 
stenz von  Herrn  HaRDIXG  in  die  mesozoischen  Schichten- 
folge  Schönens.  Die  Fahrt  ging  mit  der  Bahn  nach  Stossen- 
storp;  von  dort  wurden  zunächst  die  Kreideaufschlüsse  von 
Lyckufl  und  Kurre  mölla  besucht,  die  dem  unteren  Senon 
angehören  und  durch  Actinocamax  verus  und  icestfalicu* 
charakterisiert  sind.  Danach  folgten  Aufschlüsse  im  jüngsten 
Silur  bei  Ramsäqa,  Juraschichten  bei  Kurre  mölla,  die  dem 
Lias  angehören  und  zahlreiche  Bivalven   und  einige  Amraoniten- 


—     6  62     — 

reste  lieferten.  Von  dort  ging  die  Fahrt  dann  über  Eriksdal 
nach  Malmö,  wo  sich  die  Teilnehmer  von  ihrem  unermüdlichen 
Führer  Herrn  MoiiEKG  mit  herzlichem  Danke  verabschiedeten 
und  unter  einigen  Reiseschwierigkeiten  abends  in  Kopen- 
hagen ankamen,  wo  sie  von  Herrn  V.  Madsen  und  anderen 
dänischen   Kollegen   auf  das   freundlichste   begrüßt  wurden. 

Exkursionen  in  Dänemark. 

Von  Herrn  0.  Jaekel. 

Führer  die  Herren  Ravn,  Nordmann  und  Hintze  in  Kopenhagen. 

Am  15.  August  wurden  in  Kopenhagen  vormittags  die 
Sehenswürdigkeiten  der  Stadt  besucht  und  die  geologisch-palä- 
ontologischen Sammlungen  des  Mineralogischen  Museums  unter 
Führung  der  Herren  0.  B.  BÖGGILD  und  J.  P.  Ravn  besichtigt. 
Vormittags  führte  auch  Herr  Landesgeologe  NüRDMANN  eine 
Anzahl  Teilnehmer  in  das  gehobene  marine  Alluvium  von 
Frederikssund,  wo  die  reiche  Molluskenfauna  gesammelt  und 
die  großartigen  Ablagerungen  der  Kjökkenmöddinger  bewundert 
wurden.  Nachmittags  fuhren  alle  mit  der  Bahn  nach  Holte 
und  besichtigten  nördlich  der  Station  die  glazialen  Oberflächen- 
bildungen, und  vor  allem  die  ausgezeichneten  Aufschlüsse 
alluvialer  Moorbildungen,  für  deren  Herstellung  die  Deutsche 
Geologische  Gesellschaft  der  Dänischen  Geologischen  Landes- 
anstalt und  speziell  Herrn  Hartz  zu  größtem  Danke  ver- 
pflichtet ist. 

Auf  den  im  Programm  vorgesehenen  weiteren  Ausflug 
nach  Kronberg  mußte  aus  Zeitmangel  verzichtet  werden  und 
die  Teilnehmer  kehrten  direkt  gegen  9  nach  Kopenhagen  zurück, 
wo  ein  großes  Gartenfest  im  Tivoli  die  deutschen  und  dänischen 
Geologen   zu   angenehmstem   Aufenthalte   vereinigte. 

Am  16.  August  fanden  diese  Exkursionen,  wenigstens  für 
die  überwiegende  Mehrzahl,  ihren  Abschluß  mit  einem  Tages- 
ausflug nach  dem  Süden  der  Insel  Seeland  in  die  Kreide- 
schichten von  Faxe  und  Stevnsklint.  Die  großartigen  Auf- 
schlüsse des  Danien  von  Faxe  mit  seinem  unerschöpflichen 
Fossilreichtum  wurden  vormittags  durchlaufen;  und  von  Herrn 
J.  P.  Ravn  vortrefflich  erläutert.  Nach  einem  Mittagessen  in 
Faxe,  das  uns  Gelegenheit  bot,  den  dänischen  Kollegen  unseren 
aufrichtigsten  l'ank  für  ihre  ausgezeichnete  wissenschaftliche 
Gastfreundschaft  auszusprechen,  führte  uns  die  Bahn  nach 
SteTnsklint,  dem  südöstlichen  Steilufer  von  Seeland,  der  einzigen 
Stelle,  wo  die  Auflagerung  des  Daniens  auf  die  Muc.ronaten- 
kreide    des    Senons     zu     beobachten    ist.      Die    Wanderung    am 


—     663     — 

Steilufer  bis  zu  einer  durch  Unterspülung  desselben  dem- 
Untergang  geweihten  Kirche  ließ  die  Schichtenfolge  des  unteren 
Uaniens  klar  erkennen.  Es  wurde  bei  dieser  Gelegenheit  darauf 
hingewiesen,  daß  eine  neue  Tiet'bohrung  bei  Kopenhagen  das 
Danien  und  Senon  in  S61  m  Tiefe  noch  nicht  durchsunken  hat. 
und  daß  sich  daraus  auch  wichtige  Rückschlüsse  auf  die 
Mächtigkeit  der  norddeutschen  obersten  Kreideschichten  ergeben. 
Während  die  Mehrzahl  der  Teilnehmer  nun  über  Kopenhagen 
die  Rückreise  antrat,  reisten  einige  Geologen  noch  am  folgenden 
Tage  nach  Möen,  um  unter  sachkundiger  Führung  des  Herrn 
HlNTZE  das  östliche  Kreidesteilufer  von  Möen  zu  besuchen, 
das  mit  dem  von  Stubbenkammer  in  allen  wesentlichen  Punkten 
übereinstimmt,  dessen  tektonische  Störungen  aber  nach  HlNTZE 
im  Gegensatz  zu  den  Auffassungen  JAEKELS  in  postdiluviale 
Zeit  fallen  sollen.  Nicht  nur  für  die  äußerst  instruktive  Füh- 
rung, sondern  auch  für  zahlreiche  Publikationen,  die  den  Teil- 
nehmern zugestellt  wurden,  sind  wir  deutschen  Geologen  dem 
dänischen   Kollegen   zu   herzlichstem   Danke  verpflichtet. 


—     664 


Neueingänge  der  Bibliothek. 

A.BENDAKOK,   E.  C:    Considerations    sur    la    composition    chimique    et 

mineralogique    des    roches    eruptives,    leur    Classification    et    leur 

nomenclature.     La  Haye  1913. 
Andree,   K.:    Sedimentpetrographie    im   Dienste    der   Paläogeographie. 

S.-A.  aus:    Die  Naturwissenschaften.     Wochenschrift  f.  d.  Fortschr. 

der  Naturw.,  der  Mediz.  u.  d.  Technik,  H.  8,  1913.     Berlin  1913. 

—  Weiteres  über  das  carboni»che  Arthrostraken-Genus  Arthroplewra 
Jordan.  S.-A.  aus:  Paläontographica.  Bd.  60.  Stuttgart  1913. 
Notizen  zur  Geologie  und  Mineralogie  Niedersachsens.  Nr.  3,  4  u.  .">. 
S.-A.  aus:  5.  Jahresber.  d.  Nieders.  Geol.  Ver.  zu  Hannover  (Geol. 
Abt.  d.  Naturh.  Ges.  zu  Hannover)  1912.     Hannover  1912. 

—  Notizen  zur  Geologie  und  Mineralogie  Niedersachsens.  S.-A.  aus: 
3.  Jahresber.  d.  Nieder^.  Geol.  Ver.  zu  Hannover  (Geol.  Abt.  d. 
Naturh.  Ges.  zu  Hannover)  1910.     Hannover  1910. 

—  Über  Antliravophrynux  tuberculalus  nov.  gen.  nov.  spec.  aus  dem 
produktiven  Karbon  von  Dudweiler  im  Saar- Revier,  nebst  einer 
Liste  der  bisher  im  Karbon  Deutschlands  gefundenen  Arachnoideen- 
Reste.  Mit  2  Abbildungen.  S.-A.  aus:  Jahresber.  u.  Mitt.  d. 
Überrh.  Geol.  Ver.,  N.  F.  III,  1.     Karlsruhe  1913 

—  Über  Sand  und  Sandsteinkegel  und  ihre  Bedeutung  als  L'ttoral- 
gebilde.         S.-A.  aus:   Geol.  Rundschau,  Bd.  III,  8.     Leipzig  1912. 

—  Über  Kegeltextur  in  Sanden  und  Sandsteinen  mit  besonderer 
Berücksichtigung  der  Sandsteinkegel  des  oberen  Unterdevons  der 
Umgegend  von  Marburg.  S.-A.  aus:  Sitzungsber.  d.  Ges.  z.  Befürd. 
der  gesamten  Naturw.  zu  Marburg,  Nr.  4,  Juni  1912. 

Härtung,  R.:  Witherit.  S.-A.  aus:  Die  nutzbaren  Mineralien.  Heraus- 
gegeben von  B.  Dammkh  u.  0.  Tietze,  Berlin.     Stuttgart  1913. 

—  Strontianit.  S.-A.  aus:  Die  nutzbaren  Mineralien.  Herausgegeben 
von  B.  Dammer  u.  0.  Tietze,  Berlin.     Stuttgart  1913. 

—  Die  Endmoräne  am  Nordabfall  des  Rheinischen  Schiefergebirges 
und  ihre  Beziehungen  zur  Talbildung.  (Mit  7  Textfiguren.)  S.-A. 
aus:  Diese  Zeitschr.  65,  4,  1913.     Stuttgart  1913. 

BERENDT,  G.,  u.  F.  Wahnschaii  e:  Zur  Beurteilung  der  vermeintlichen 
„Richtigstellung"  seitens  des  Herrn  Stapfe  vom  10.  September 
1888.         S.-A.  aus:  N.  Jahrb.  Min.  1889,  I.     Stuttgart. 

BERG,  G.:  Granitstöcke  und  Gneismassive.  S.-A.  aus:  Geol.  Rund- 
schau, Bd.  IV,  4.     Leipzig  1913. 

Beyer:  Über  Quellen  in  der  Sächsisch-böhmischen  Schweiz.  Ein  Bei- 
trag zur  Quellenkunde.    Mit  8  Textfignren  u.  1  Kaite.    Dresden  1913. 

Beyschlag,  F.,  P.  Kruscii  und  J.  IL  L.  Vogt:  Die  Lagerstätten  dei 
nutzbaren  Mineralien  und  Gesteine  nach  Form,  Inhalt  und  Ent- 
stehung.   Mit  109  Abbildungen.    Bd.  II,  2.  Hälfte.    Stuttgart  1913. 

BlNGHAM,  H.:  The  investigation  of  the  l'rehistoric  Human  Romain* 
foand  mar  Cuzco,  Peru,  in  1911.  —  Eaton,  G.  F.:  Vertebrate 
Etemaine  in  the  Cuzco  Gravels.  —  Gregory,  II.  E.:  The  Gravels 

:  t    Cuzco,  Peru.  S.-A.  aus:    Results   of  the   l'enivian    Expedition 

<>i  1912,    under   the  auspices  of  Yale  University,    and  the  National 
Geographie  Magazine.     The  Amer.  Journ.  of  Sc.  'M,  July   1913. 


—      665      — 

Boehm,  G. :  Unteres  Callovien  und  Corouatenschichten  zwischen  Mac 
Cluer-Golf  und  Geelvink-Bai,  Nova  Guinea.  Resultats  de  l'expedi- 
tion  scientifique  m'-erl.  ;i  la  Nouvelle- Guinee  en  1903  sous  les 
auspices  de  Akth.  Wichmann,  Vol.  VI,  Geologie,  Absch.  1.  Leiden 
1912. 

Born,  A.:  Über  neuere  Gliederungsversuche  im  estländischen  höheren 
Untersilur.  S.-A.   aus:    Zentralbl.   Min.,    Jahrg.  1913,    Nr.  22. 

Stuttgart  1913. 

Borkmann:  Festrede  zur  Feier  des  25jährigen  Regierungsjubiläums 
Sr.  Maj.  des  Kaisers  und  Königs  Wilhelm  IL  am  16.  Juni  1913. 
Berlin  1913. 

Credner,  H.,  £.  Geinitz  und  F.  Wahn  schaffe:  Über  das  Alter  des 
Torflagers   von    Lauenburg   an    der  Elbe.  S.-A.  aus:    N.  Jahrb. 

Min.  1889,  II.     Stuttgart. 

Dammer,  B.,  und  0.  Tietze:  Die  nutzbaren  Mineralien  mit  Ausnahme 
der  Erze,  Kalisalze,  Kohlen  und  des  Petroleums.  Mit  Beiträgen 
von  R.  Bärtling,  G.  Einecke,  F.  Kaunhowen,  P.  Krusch, 
0.  Pufahl  und  R.  Scheibe.  Zwei  Bände.  Bd.  I  (mit  57  Ab- 
bildungen).    Stuttgart  1913. 

Ebeling,  F.:  Das  produktive  Carbon  Niederschlesiens.  S.-A.  aus: 
Festschrift  zum  XII.  Allgemeinen  Bergmannstag  zu  Breslau  1913. 
Berlin  1913. 

Erdmannsdörffer,  0.  IL:  Über  Eisenerze  in  der  Umgebung  von 
Elbingerode.  Vortrag,  gehalten  zu  Hannover  in  der  Sitzung  des 
Nieders.  Geol.  Vereins  am  14.  Dez.  1912.  S.-A.  aus:  6.  Jahresber. 
d.  Nieders.  Geol.  Vereins  zu  Hannover  (Geol.  Abt.  d.  Naturh.  Ges. 
zu  Hannover).     Hannover  1913. 

—  Über  Koenenit  von  Sarstedt.  S.-A.  aus:  Zentralbl.  Min.  1913, 
Nr.  15.     Stuttgart  1913. 

—  Die  Entstehung  der  Schwarzwälder  Gneise.  S.-A.  aus:  Geol. 
Rundschau,  Bd.  IV,  5  u.  6.     Leipzig  1913. 

Frentzel,  A. :  Die  Erdöl-,  Bitumen-  und  Schwefellager  von  Tetjuschi. 
S.-A.  aus:  Zeitschrift  f.  d.  gesamten  Interessen  der  Petroleum- 
Industrie  u.  des  Petroleumhandels.  Herausgeber  Dr.  Paul  Schwarz, 
Berlin.     Berlin  1913. 

Gagel,  C.:  Die  Beweise  für  eine  mehrfache  Vereisung  Norddeutsch- 
lands in  diluvialer  Zeit.  Mit  einer  Gliederungstabelle.  S.-A.  aus: 
Geol.  Rundschau,  Bd.  IV,  5  u.  6.     Leipzig  1913. 

Gilbert,  C.  G.,  und  J.  E.  Pogue:  The  Mount  Lyell  copper  district 
of  Tasmania.  S.-A.  aus:  Proc.  of  the  U.  St.  Nat.  Mus.  Vol.  45. 
Washington  1913. 

Grube  Ilse:  Festschrift  zur  Feier  des  25jährigen  Bestehens  der  Ilse- 
Bergbau-Aktiengesellschaft  1888—1913. 

Gküpe,  0.:  Über  die  Lagerungsverhältnisse  und  Ausbildung  der  Lias- 
schichten  bei  Polle  a.  d.  Weser.  Bericht  über  die  Aufnahmen  auf 
den  Blättern  Holzminden  und  Ottenstein  im  Jahre  1910.  S.-A. 
aus:  Jahrb.  d.  Kgl.  Preuß.  Geol.  Landesanst.  1910,  Bd.  31,  Teil  II, 
Heft  3.     Berlin  1912. 

—  Zur  Gliederung  des  deutschen  Buntsandsteins.  S.-A.  aus:  Jahrb. 
d.  Kgl.  Preuß.  Geol.  Landesanst.  1912,  Bd.  33,  Teil  I,  Heft  3. 
Berlin  1912. 

—  Studien  über  Scholleneinbrüche  und  Vulkanausbrüche  in  der  Rhön. 
Ein  Beitrag  zur  Frage  der  Abhängigkeit  der  Vulkane  von  prä- 
existierendon  Spalten.  Mit  8  Textfiguren.  S.-A.  aus:  Jahrb.  d. 
Kgl.  Preuß.  Geol.  Landesanst.  1913,  Teil  1,  Heft  3.     Berlin  1913. 

45 


—     666     — 

Grüpe,  0. :  Die  Flußterrassen  des  Wesergebietes  und  ihre  Alters- 
beziehungen zu  den  Eiszeiten.  (Vortrag,  gehalten  in  der  Sitzung 
der  Deutschen  Geologischen  Gesellschaft  vom  6.  Dezember  1911.) 
S.-A.  aus:  Diese  Zeitschrift  64,  Jahrg.  1912,  Abh.1/2.    Stuttgart  1912. 

Gurley,  M.  D.:  What  is  mental,  what  physical:  The  conceps  funda- 
mental in  the  sciences  (Qualities,  properties,  space).    New  York  1913. 

—  Origin  of  Lens,  Decussation,  and  Right-Handedness.  Washington 
1913. 

Harbokt,  E.:    Beiträge   zur  Geologie   der  Umgebung   von  Königslutter 

und  zur  Tektonik  des  Magdeburg-Halberstädter  Beckens.         S.-A. 

aus:  Jahrb.  d.  Kgl.  Preuß.  Geol.  Landesanst.  f.  1913,  Bd.  34,  I,  2. 

Berlin   191.".. 
Heidelberg:    Profile    und    Kartenskizzen    zu    den   Exkursionen    bei    der 

allgemeinen  Versammlung  der  Deutschen  Geologischen  Gesellschaft 

in  Freiburg  i.  B.     Heidelberg  1913. 
Hennig,  E.:    Zur  Inoceramm- Frage.     S.-A.  aus:    Diese  Zeitschrift  64, 

Jahrg.  1912,  Monatsber.  11.     Stuttgart  1912. 

—  Aptvchen  von  den  Cap  Verdeschen  Inseln.  S.-A.  aus:  Diese- 
Zeitschrift  65,  Jahrg.  1913,  Abh.  II. 

—  Die  Fischfauna  der  Kreidezeit.  S.-A.  aus:  Sitzungsber.  d.  Ges. 
naturforsch.  Freunde,  Nr.  9.     Berlin  1912. 

—  Über  die  mögliche  Ausdehnung  der  Dinosaurier-Vorkommnisse  im 
östlichen  Afrika.  S.-A.  aus:  Sitzungsber.  d.  Ges.  naturforsch. 
Freunde,  Nr.  9.     Berlin  1912. 

—  Über  neuere  Funde  fossiler  Fische  aus  Äquatorial-  und  Südafrika 
und  ihre  paläogeographische  Bedeutung.  S.-A.  aus:  Sitzungsber. 
d.  Ges.  naturforsch.  Freunde,  .lahrg.  1913,  Nr.  7. 

-  Über  Urgon   in    Deutsch  -0.»tafrika.         S.-A.  aus:    Zentralbl.  Min. 
1913,  Nr.  3.     Stuttgart  1913. 

—  Über  pathologische  und  verwandte  Erscheinungen  bei  fossilen 
Tieren.  Vortrag,  gehalten  in  der  Vereinigung  zur  Pflege  der  ver- 
gleichenden Pathologie,  Berlin,  27.  Mai  1913.  S.-A.  aus:  Berliner 
klin.  Wochenschr.  1913,  Nr.  36. 

—  Wissenschaftliche  Ergebnisse  der  Tendaguru-Expedition  1909  —  1912. 
Beiträge  zur  Geologie  und  Stratigraphie  Deutsch-Ostafrikas.  S.-A. 
aus:  Archiv  f.  Biontologie  (Ges.  naturforsch.  Freunde,  Berlin)  III,  3. 
Berlin  1913. 

Hermann,    K.:    Die    Rhinozerosarten    des    westpreußischen    Diluviums. 

Morpholog.-anat.  u.  biolog.  Untersuchungen.    Mit  1  Karte,  4  Tabellen, 

2  Tafeln    u.  21  Abbildungen    im    Text.         S.-A.  aus:    Schriften  d. 

Naturf.  Ges.  in  Danzig,  N.  F.  XIII,  3  u.  4.     Danzig  1913. 
Jentzsck,  A.:  Das  Präzisions-Nivellement  Lauenburg —  Neustadt  — Rheda. 

Eine  Studie    zur  Frage   nach    senkrechten   Bodenbewegungen.     Mit 

2  Karten,  Tafel  24  u.  25.       S.-A.  aus:  Jahrb.  d.  Kgl.  Preuß.  Geol. 

Landesanst.  f.  1912,  Bd.  33,  II,  2.     Berlin   1913. 
Katzer,  Fr.:    Poechit  —   ein  Manganeisenerz  von  Vares  in  Bosnien. 

S.-A.    aus:     Österreich.    Zeitschr.   f.   Berg-   u.   Hüttenwesen,  Nr.  17, 

1911.     Wien  1911. 

Zar    Kenntnis    der    Arsenerzlagerstätten     Bosniens.  S.-A.   aus: 

Österreich.  Zeitschr.   f.  Berg-  u.   Hüttenwesen,    Nr.  20/21,    1912. 

Wien   1912. 
--  Die    Braunkohlenablagerung    von    Baryaluka    in    Bosnien.  S.-A. 

aus:    Berg- u.  Hüttenmänn.  Jahrbuch,  Bd.  61,  •">,  Wien  1913. 

-  Die  Steinkohienvorkommen  Südbrasiliens.         S.-A.  aus:  Österreich. 
Zeitschr.  f.  Berg-  u.  Büttenwesen,  Nr.  15,  1911.     Wien  1911. 


\ 


—      Hl  17      — 

Katzer,  Fu.:  Die  geologischen  Ergebnisse  von  J.  Coi.uk:  Forschungen 
in  Mazedonien,  Altserbien  und  einigen  benachbarten  Gebieten  der 
Balkanhalbinsel.  S.-A.  aus:  Verhandl.  d.  k.  k.  Geolog.  Reichs- 
anstalt 1911,  Nr.  17.     Wien  1911. 

—  Über  das  Meerschaumvorkommen  nnd  die  Meerschaumindustrie 
Bosniens.         S.-A.  aus:    Steinbruch  und  Sandgrube,  Halle  a.  d.  S. 

KkilhaCK,  K.:  Grundwasserstudien:  III.  Die  Beziehungen  des  Grund- 
wassers zur  Land-  und  Forstwirtschaft.  S.-A.  aus:  Zeitschr.  f. 
prakt.  Geologie,  Jahrg.  XVI II,  1910.  Berlin  1910.  -  -  IV.  Über 
die  Ursache  der  Spiegelabsenkungen  der  westlichen  Grunewaldseen 
bei  Berlin  und  Vorschläge  zur  Abhilfe.  S.-A.  aus:  Zeitschr.  f. 
prakt,  Geologie,  Jahrg.  XX,  1912.  Berlin  1912.  —  V.  Der  Einfluß 
des  trockenen  Sommers  1911  auf  die  Grundwasserbewegung  in  den 
Jahren  1911  und  1912.  S.-A.  aus:  Zeitschr.  f.  prakt.  Geologie, 
Jahrg.  XXI,  1913.  Berlin  1913.  -  VI.  Über  die  Wirkungen 
bedeutender    Grundwasserabsenkungen.  S.-A.   aus:    Zeitschr.    f. 

prakt.  Geologie,  Jahrg.  XXI,  1913.     Berlin  1913. 

—  Geologische  Geschichte  der  Niederlausitz.  Unter  Anlehnung  an 
den  am  9.  u.  10.  März  1905  im  Volksbildungsverein  in  Kottlui^ 
gehaltenen  Vortrag.     2.  Auflage.     Kottbüs  1913. 

—  Die  geologischen  Verhältnisse  des  Niederlausitzer  Braun kohlen- 
gebietes  mit  besonderer  Berücksichtigung  der  Felder  der  Ilse-B.-A. 
in   Grube  Ii.se.     Grube  Ilse  1913. 

—  und  G.  Beug:  Die  Braunkohlen  Schlesiens.  S.-A.  aus:  Handbuch 
f.  d.  deutschen   Brannkohlenbergbau  v.  G.  Klein.     Halle  1912. 

Klein,  W.  C-:  Compte  Rendu  de  la  Session  extraordinaire  de  la  Societe 
Geol.  de  Belgique  et  de  la  Soc.  beige  de  Geol.  de  Paleont.  et 
d'Hydrol.  dans  le  Limbour^  Hollandais  tenue  ä  Maestricht  et 
;'i  Heerlen  du  14  au  17  septembre  1912.  S.-A.  aus:  Annales  de 
las  soc.  geol.  de  Belgique.     Liege  1913. 

—  De  Structuur  van  Limburg.  Avegelicht  met  een  op  sommige  punten 
eenig.-zins  vereenvoudigde  doorsnede  van  Luik  over  Maastricht 
Sittard  en  Roermond  naar  Mook.  S.-A.  aus:  Natuurh.  Gen.  in 
Limburg.     Jaarboek  1912.     Heerlen   1913. 

—  Note  sur  la  faule  de  Sehin-op-Geul,  pres  Fauquemont.  S.-A.  aus: 
Annales  de  la  Soc.  geol.  de   Belgique,  T.  40,  Bull.     Liege  1913. 

—  Tektonische  und  stratigraphische  Beobachtungen  am  Südwestrande 
des  limburgischen  Kohlenreviers.  Herausgegeben  v.  d.  staatl.  Bohr- 
verwaltung in  den  Niederlanden  1913.     Freiberg  i.  S. 

Kranz.  W.:  Militärgeologie.  S.-A.  aus:  Kriegstechnische  Zeitschrift 
1913,  Heft  10.     Berlin  1913. 

Kukuk:  Beitrag  zur  Kenntnis  des  untern  Zechsteins  im  Niederrhein- 
gebiet. S.-A.  aus:  Glückauf,  Berg-  u.  Uüttenmänn.  Zeitschrift 
1913,  Nr.  26.     Essen  1913. 

La  sc,  l<\:  Vorbergbildung  und  Tektonik  am  Nordrand  der  Schwäbi- 
schen AU».  Mit  3  Textfiguren.  S.-A.  aus:  Diese  Zeitschr.  65, 
1913,  lionatsber.  4. 

—  Klassifikation  und  Periodizität  der  tektonischen  und  kryptovulkani- 
schen  Beben,  dargestellt  an  dem  Erdbeben  vom  16.  November  191 1 
und  den  jüngeren  Brderschütternngen  in  Südwestdeutsohland.  S.  A. 
aus:  N.  Jahrb.  Min.  85.     Stuttgart  1913. 

Leidhold,  C:  Die  Quarzite  von  Berle  in  Luxemburg,  ihre  Verbreitnnt; 
und    stratigraphische    Stellung.  S.-A.   aus:    M.  Jahrb.  Min.  88J 

Stattgart   1913. 

i:» 


—      668     - 

Meyek,  E.:  Die  Diskordanz  diluvialer  Ablagerungen  im  Samland  und 
im  Fläming.         S.-A.  aus:    Zentralbl.  Min.  1913,  Nr.  18. 

—  Geologie.  S.-A.  aus:  Schröder  u.  Rothe,  Handbuch  für  Natur- 
freunde, Frankfurter  Verlag.     Stuttgart  1911. 

—  Die  Braunkohlenvorkommen  im  östlichen  Teile  des  Regierungs- 
bezirks Merseburg  (Südabhang  des  Flämings  und  Gegend  von 
Bitterfeld).  S.-A.  aus:  Handbuch  f.  d.  deutschen  Braunkohlen- 
bergbau.    2.  Aufl.     Halle  1912. 

—  Übersicht  über  Tertiär  und  Diluvium  im  Samlande.  Bericht  über 
die  Aufnahmen  auf  den  Blättern  Rauschen,  Gr.-Dirschkeim,  Germau, 
Fischhausen,  Zimmerbude  und  Rudau  in  den  Jahren  1907 — 1910. 
S.-A.  aus:  Jahrb.  d.  Kgl.  Preuß.  Geol.  Landesanst.  1910,  Bd.  31, 
Teil  II,  3.     Berlin  1913. 

Mohr,  H.:  Versuch  einer  tektonischen  Auflösung  des  Nordostsporns 
der  Zentralalpen.  S.-A.  aus:  Denkschriften  d.  Math.-Naturw. 
Kl.  d.  K.  Akad.  d.  Wissensch.,  Bd.  88.  Wien  1912.  Referat  hierzu 
aus  der  Sitzung  d.  Math.-nat.  Kl.  v.  21.  März  1912.  S -A.  aus: 
Akadem.  Anz.  IX. 

—  Was  lehrt  uns  das  Breitenauer  Karbon  vorkommen?  S.-A.  aus: 
Mitt.  d.  Geol.  Ges.  Wien  II,  1911. 

—  Zur  Semmeringfahrt  der  Naturforscher  am  27.  September  1913» 
S.-A.  aus:  Neue  Freie  Presse  v.  26.  IX.  1913. 

—  Bemerkungen  zu  St.  Richarz:  Die  Umgebung  von  Aspang  am 
Wechsel  (Niederösterreich).  Jahrb.  d.  k.  k.  Geol.  Reichsanst.  61,  2. 
S.-A.  aus:  Verhandl.  d.  k.  k.  Geol.  Reichsanst.  1911,  12. 

—  Über  einen  genetisch  interessanten  Bleizinkerzbergbau  bei  Dellach 
im  Oberdrautale.  S.-A.  aus:  Montan.  Rundschau,  Nr.  1,  1913. 
Wien  1913. 

Newton,  E.  F.:  On  the  Remains  of  Ursus  Etruacus  (=  U.  Arvernensis) 
from  the  Pliocene  Deposits  of  Tegelen  sur  Meuse.  S.-A.  aus: 
Verh.  v.  A.  Geol.  Mijnb.  Gen.  v.  Nederl.  en  Kol.  Geol.  Ser.  1, 
Juni  1913.     s'Gravenhage  1913. 

Papavasiliou,  S.  A.:  Die  Smirgellagerstätten  von  Naxos  nebst  den- 
jenigen von  Irakliä  und  Sikinos.  S.-A.  aus:  Diese  Zeitschr.  66,  I. 
Stuttgart  1913. 

<,»uiring,  H.:  Eifeldolomit  und  alttriadische  Verebnung.  S.-A.  aus: 
Zentralbl.  Min.  1913,  Nr.  9.     Stuttgart  1913. 

—  Die  Entstehung  der  Schollengebirge.  S.-A.  aus:  Diese  Zeitschr. 
65,  1913,  III.     Stuttgart  1913. 

—  Die  Entstehung  der  Sprünge  im  rheinisch-westfälischen  Steinkohlen- 
gebirge.        S.-A.  aus:  Glückauf,  Nr.  13,  1913. 

Quitzow,    W.:    Geologen -Kalender.      Begründet    von     K.    Kkiuiack. 

Herausgegeben  unter  Mitwirkung  der  Deutsch.  Geol.  Ges.,  Jahrg.  X, 

1913  14.     Leipzig  1913. 
RABOT,  Oh.,  u.   SCHOKALSKY,  M.  J.:    Supph'ment   au  XVlI'»e  Rapport 

sur    les    variations    periodi<|ues    des   Glaciers.         S.-A.   aus:    Zeit- 

»chrift  für  Gletscherkunde  VII,  1913.     Berlin  1913. 
Raufk,  II.:   Barroisia-  und  die  Pharetronen- Frage.    Mit  Tafel  1   u.  2  u. 

12  Textfiguren.     Zum  Gedächtnis  an  Kahl  A.  VOM  ZlTTEL.       S.-A. 

aus:    Pul ftontol.  Zeitschr.   15(1.1,  1,  191."..     Berlin  1913. 
REINISCH,    Et.:    Gesteins-    und    Mineralschätzc    des    deutschen    Bodens. 

Ordentl.    Veröffentlichung    d.    Pädag.    Lit.-Ges.     „Neue    Bahnen". 

Leipzig  1913. 
Rimbach,  I  '•:  Versuche   aber  Gebirgsbildung.        S.-A.  aus:   N.  Jahrb. 

Min.  35,  1913.     Stuttgart  1913. 


—     669     — 

Roedel,  H.:  Sedimentärgeschiebe.  Geschichtl.  Rückblick,  Übersicht, 
Literatur.  S.-A.  aus:  Helios,  <  »rgan  d.  Xaturw.  Vereins  d.  Reg.-Bez. 
Frankfurt  a.  d.  0.,   Bd.  XXVII,   1913; 

Rothpletz,  A.:  Zur  Stratigraphie  und  Tektonik  des  Simplongebiets. 
S.-A.  aus:  Diese  Zeitschr.  64,  Monatsber.  4,   1912.     Stuttgart   1912. 

—  Eine  zweite  vorläufige  Mitteilung  im  Anschluß  an  die  am  16.  März 
über  das  Simplongebiet.  S.-A.  aus:  Diese  Zeitschr.  64,  Monats- 
ber. 4,  1912,  Nr.  11.     Stuttgart  1912. 

—  Enthalten  die  Kalkgerölle  des  unteren  Sparagmits  Vorläufer  der 
kambrischen  Flora  und  Fauna?  S.-A.  aus:  Compte  Rendu  du 
Xlie  Congres  Geol.  Int.     Stockholm  1912. 

—  Über  Sphaerocodium  Zimmermann  n.  sp.,  eine  Kalkalge  aus  dem 
Oberdevon  Schlesiens.  S.-A.  aus:  Jahrb.  d.  Kgl.  Preuß.  Geol. 
Landesanst.  f.  1911,   Bd.  32,  II,  1.     Berlin  1911. 

—  Über  die  Amberger  Erzformation.  S.-A.  aus:  Zeitschr.  f.  prakt. 
Geologie,  Jahrg.  XXI,  6.     Berlin  1913. 

SchlUNCK,  J.:  Salzlager  und  Kalisalze  im  Oberen  Buntsandstein  (Rot). 
S.-A.  aus:  „Kali",  Zeitschr.  f.  Gewinnung,  Verarb.  u.  Verwert.  d. 
Kalisalze,  Jahrg.  VIT,  1913.     Hallo   1913. 

Schneiderhöhn,  H.:  Über  die  chemische  Umbildung  tonerdehaltiger 
Silikate  unter  dem  Einfluß  von  Salzlösungen  (nach  den  Versuchen 
von  J.  Lemberg).  S.-A.  aus:  Diese  Zeitschr.  65,  1913,  Monats- 
ber. 7.     Stuttgart  1913. 

Schulz,  E.:  Über  einige  Leitfossilien  der  Stringocephalenschichten  der 
Eifel.  S.-A.  aus:  Verh.  d.  Naturh.  Ver.  d.  pr.  Rheinl.  u.  Westf., 
Jahrg.  70,  1913. 

V.  Seidlitz,  Vv.:  Geologische  Exkursionen  durch  den  östlichen  Rätikon. 
S.-A.  aus:  Führer  zu  geol.  Exkurs,  in  Graubünden  u.  in  den  Tauern. 
Herausgeg.  v.  d.  Geol.  Vereinig.     Leipzig  1913. 

—  Erdbeben  und  Gebirgsbau  in  Süddeutschland.  S.-A.  aus:  Geol. 
Rundschau,  Bd.  IV,  4.     Leipzig  191."). 

—  Misolia,  eine  neue  BrachiopodenrGattung  aus  den  Athyridenkalken 
von  JSuru  und  Misöl.  Mit  3  Tafeln  u.  9  Textfig.  S.-A.  aus: 
Paläontographica.     Suppl.  IV.     Stuttgart  1913. 

SOHLE,  Ulr.:  Die  Bedeutung  der  praktischen  Geologie  für  die  Technik. 
Habilitationsschrift  Techn.  Hochschule  zu  Braunschweig.  Braun- 
schweig 1913. 

—  Das  Elsterauen-Gebiet  zwischen  Merseburg  und  Leipzig.  Habili- 
tationsschrift Techn.  Hochschule  zu  Braunschweig.     Halle  1913. 

StbbnHTJI8,  J.  F.:  Nieuwe  bijdrage  tot  de  Kennis  van  de  Neder- 
landsche  Zwervelingen.  Het  voorkomen  van  het  normale  bruine 
.Iura- Gesteente    te    Kloosterholt,    onder   Heiligerlee.  S.-A.  aus: 

Verh.     \  .     li.     (  lenk     Mijlilp.     (  len       \       \e<|ei  I.        n      Km  i  ;.',.!.     Sei       I. 

s'Gravenhage  1913. 

—  und  STERZEL,  J.  F.:  Der  versteinerte  Wald  im  Garten  des  KÖNIG- 
ALBBUT-Museums  and  das  Orth: Denkmal  in  Chemnitz -Bilbers- 
dorf.  S.-A.  aus:  .Will.  Ber.  d.  Naturw.  Ges.  zu  Chemnitz  1912. 
•  l.emnitz  1913. 

Toula,  Pr.:  Die  Kalke  vom  Jagerhause  unweit  Baden  (Rauchstall- 
brunnengraben) mit  Dordalpiner  St.  Cassianer  Fauna.  S.-A.  aus: 
Jahrb.  d.  k.  k.  Geol.  Reichsanst.  6:$,  1.     Wien  1913. 

—  Ami  Boue.     Aus  meinen   Erinnerungen.     Friesbach   L912. 

—  Eine  Reise  in  das  westliche  Bosnien  (Drvar  und  Peci).  S.-A.  aus: 
Mitt.  a.  d.  k.  k.  Geogr.  Ges.  Wien    1913,   1   u.  2. 


—     670     — 

Toula,  Fr.:    Ein   neuer  Inoceranienfundoit  im    Kahlengebirge.     S.-A. 

aus:   Verhandl.  d.  k.  k.  Geol.  Reichsanst.  1912,    Nr.  8.     Wien  1912. 
WAHNSCHAFFE,  Die   agronomisch-geologk-che  Bodenaufnahme  und   ihre 

Benutzung  für  den  landwirtschaftlichen  Betrieb. 

—  Über  die  Entwicklung  der  in  den  Braunkohlentagebauen  von 
Nachterstedt  und  Frose  aufgeschlossenen  Quartärablagerungen  auf 
Grund  einer  gemeinsam  mit  Herrn  Dr.  M.  Schmidt  am  29.  März 
d.  J.  unternommenen  Exkursion.  S.-A.  aus:  Diese  Zeitschr., 
Jahrg.  1899. 

—  OrTO  Tokell.         S.-A.  aus:     Diese  Zeitschr..  Jahrg.  1900. 

—  Bemerkungen  über  die  von  E.  Althans  beschriebenen  mutmaß- 
lichen Endmoränen  eines  Gletschers  vom  Rehorngebirge  und 
Kolbenkamme  bei  Liebau  i.  Schi.  S.-A.  aus:  Diese  Zeitschr. 
Bd.  53,  3,  Jahrg.  1901. 

—  Über  die  Auffindung  der  Paludinenbank  in  dem  Bohrloche  Carolinen- 
höhe bei  Spandau.  S.-A.  aus:  Protokoll  der  Januar-Sitzuug  der 
Deutschen  Geolog.  Ges.  1902. 

—  Die  glazialen  Störungen  in  den  Kreidegruben  von  Finkenwalde  bei 
Stettin.  S.-A.  aus:  Monatsber.  Nr.  3,  Jahrg.  1904  der  Deutschen 
Geol.  Ges. 

—  Nordische  Geschiebe.  S.A.  aus:  Monatsber.  Nr.  12,  Jahrg.  1905 
der  Deutschen  Geol.  Ges. 

—  Über  glaziale  Schichtenstörungen  im  Diluvium  und  Tertiär  bei 
Freien walde  a.  d.  Oder  und  Fürstenwalde  a.  d.  Spree.  S.-A.  aus: 
Monatsber.  Nr.  8 — 10,  Jahrg.  1906  der  Deutschen  Geol.  Ges. 

—  Bemerkungen  zu  dem  Vortrage  des  Herrn  Solger  über  die  Ent- 
stehung älterer  Dünen  durch  Ostwinde.  S.-A.  aus:  Monatsber. 
Bd.  62,  Jahrg.  1910,  1  der  Deutschen  Geol.  Ges. 

—  Erscheinungsform  und  Wesen  der  Erderschütterungen.  Himmel 
und  Erde  1907,  XIXS  6. 

-  Der  geologische  Bau  der  Provinz  Schlesien  und  die  Bedeutung  der 
geologischen  Kartenaufnahme.  Referat,  erstattet  in  der  General- 
versammlung des  Landwirtschaft].  Vereins  zu  Breslau  am  16.  No- 
vember 1909.         S.-A.  aus  dem  Verhandlungsbericht. 

—  Die  Veränderungen  des  Klimas  seit  der  letzten  Eiszeit  in  Deutsch- 
land.     S.-A.  aus:  Postglaziale  Klimaveränderungen.  Stockholm  1910. 

-  Die  geologischen  Landesanstalten  und  der  geologische  Schulunter- 
richt. S.-A.  aus:  Aus  der  Natur.  Zeitschr.  f.  d.  naturw.  u. 
urkundl.  Unterricht,  Jahrg.  X.     Leipzig. 

—  Die  Bedeutung  der  Geologie  für  die  Rechtspflege.  Das  Recht. 
Rundschau  f.  d.  deutschen  Juristenstand.  .lahrg.  XV11,  Nr.  15  u.  16. 
Hannover  1913. 

Weigelin,  M. :  Myophoria  Kefersleini  Münster  aus  der  Bleiglanzbank 
des  Gipskeupers  von  Sindelfingen  und  Myophoria  Schmidti  nov.  sp. 
aus  den  Trochitenkalken  von  Donaueschingen.  S.-A.  aas:  Jahres- 
hefte des  Vereins  f.  vaterl.  Naturkunde  in  Württemberg,  Jahrg.  1913. 
Stuttgart  1913. 

Weingärtner,  M.  (P.  Rbginald,  O. !'.):  Zur  Kenntnis  des  Oligocäns 
and  Miocäne  am  Niederrhe'm.  S.-A.  aas:  Diese  Zeitschr.  64, 
Monatsber.  3,  1912. 

Wl(  iima.nn,  A.:  On  the  pseudometeorite  of  Igast  in  Livonia.  S.-A. 
ans:  Koninklijke  Akademie  van  Wetenschappen  te  Amsterdam. 
Meeting  of  Salurday  September  27,    1913.     V.  XVI. 

—  Herr  .1.  .1.  StAAL    U.   Nova    Guinea.     Leiden   1913. 


—      b'71      — 

VVlCHMANN,  A.:    Über  Meteoritenfälle   an    Bord   von    Schiffen.         S.-A. 
aus:  Diese  Zeitschr.  05,  Jabrg.  1913,  Monatsber.  4. 

WOLDBICH,  J.:  Geologische  und  tektonische  Studien  in  den  Karpathen 
nördlich  von  Dobscbau.  S.-A.  aus:  Bull,  internat.  de  l'Academie 
des  Sciences  de  Boh<"me  1912. 
—  Montanistisch-geologische  Stadien  im  Zips-Gömörer  Erzgebirge 
nördlich  von  Dobschau  iu  Ungarn.  S.-A.  aus:  Bull,  internat.  de 
l'Acadeuiie   des  Sciences  de  Boheme  1913 

WOLFF,  W.:  Über  Glazial   und  Interglazial  in  Norddeutschland.     Inter- 
nationaler Geologenkongreß  in   Kanada  1913. 


672     — 


Ortsregister. 


Die  Seitenzahlen  der  Monatsberichte  sind  kursiv  gedruckt. 


Seili' 

A. 

Aachen,  Carbontlora     .      .     .  384 
— ,  Oligocäntrausgression      .  400 
— ,  sekundäre  Teufenunter- 
schiede      395 

Aargletscher,  Os      ....  638 

Abbeville,  Diluvium     .     .     .  409 

Achalm,  Verberge  ....  215 

Achenheim,  Acheuleen      .     .  546 

— ,  älterer  Löß 561 

Aconcagua,  Ahdesit     .     .     .  574 

— ,  Jura 57 J 

Adenbüttel,  Salzhorst  ...  9 

Adolfsglück,  Salzhorst            .  13 

Afrika,  Gesteine 493 

— ,  Jura 158 

Aegypten,  Alttertiär     .     .     .  373 

— ,  Miocän 162 

— .  Pliocän 350 

— ,   Wüsten 45-'> 

Agna  Grande,  Mexiko,  Spalten  33 

Aidin,  Schmirgel      ....  94 

Mb.  Jura   . %41 

— ,  Malm 526 

— ,  Schwäbische,  Tektonik    .  211 

Uberg,  diluviale  Über- 
schiebungen        121 

Albtal,   Granit 45!) 

Alfeld,  Talbildung  ....  203 

Allagnon,  Diluvium      .     .     .  407 

Aller,  Salzlager 124 

Upeo,  Achenschwankmig  562 

— ,   Diluvium 391 

— ,  Jura 446 

— ,  Lias 545 

— ,  lombardische,  Tektonik  86 

— ,  Muschelkalk       ....  229 

— .  Tektonik 59,  157 

,  Tertiär      .......  L59 

Aisberg,  diluviale  Über- 
schiebungen       121 


Alta    Brianza,    Tektonik 

Utenburg,  Zechstein    . 

Altendorf,  Diluvium 

Altenhundem,  Devon   . 

Altglashütten,  Granit  . 

Alt-Storkow,  Endmoräne 

Amerika,  Saurier 

Amiens,  Diluvium    . 

— •,  Mousterien    . 

Amömaxi,  Schmirgel    . 

Annen,  Talbildung 

Antonienhütte,  Tektonik 

Apennin,    Lias 

— ,  Tektonik  .... 

Ardennen,  Oligocäntraus- 
gression   

Argentinien,  Stratigraphi 
u.  Tektonik 

Arnsberg,  Devon 

Arnstadt,  Zechstein 

Arpajon,   Diluvium  . 

Arizona,  Tektonik    . 

Attendorn,  Devon    . 

Atuel,  Jura     .... 

Auvergne,    Diluvium 

— ,  Pliocän      .... 


Seite 

89,  93 

.     357 
.     191 

.     600 

.    m 

.  65 1 
.  594 
.  409 
.  560 
8 
.  202 
.  433 
.  545 
289,  302 

.  400 


.  568 

.     .  603 

,  .  357 

.  .  407 

.  .  30 

.    .  602 

.    .  570 

.     .  406 

387,  388 


B. 

Baar,  Trias  und  .Iura 
Baden-Baden,  Exkuisiou 
Baharije,  Alttertiär 
Bahr  belä   mä,  Alttertiär 
Bahr  el  1  ab,    Uttertiär 
Bakony,  Triasfauna 
Balg,   W  eißerde  .     .     .      505, 
Bahngen,  \  oi  berge 
Balmfluh,  Tektonik 
Baiverhöhle,  Ahn-  des  Gesteins 
Barcelona,  Tertiär  . 
Bärhalde,  Granil      .     , 


525 

489 
377 
377 
377 
236 
506 
214 
50 
3  %2 
175 


—     673 


433, 


Balzenberg,  Buntsandstein 

Barop,  Glacialdiluvium 

Battert,  Yorwerfung     .     .     . 

Baumgalten,  Tertiär    . 

Beienrode,   Umwandlung  des 
Salzlagers 

Belgien,  Carbonflora    .     .     . 

Belgiseli-Kongo,  Griquait 

— ,  Glacialkongloniera 

Bendzin,  Jura 

Berent,  Pliocäne  Paludinen  . 

Bergen,  gestreckte  Gesteine 

Berggießhübel,   Kreide      .     . 

Bergisch-GIadbach,  Tertiär  . 

Berleburg,  Devon    .... 

Berner  Oberland,  Tektonik  . 

Benin,  Carbon    . 

Bestwin,  Tertiär 

Beuthen.  Tektonik  . 

Bever,    Diluvium 

Biberach,  Exkursion 

Bielitz,  Tertiär    .     . 

Bievre,  Diluvium 

Bismarckbütte,  Tektonik. 

Bittkow,  Tektonik  .... 

Blankenroda,  ErzeimCenoman 

Blanowice,  Keuper  .... 

Blauen,  Granit     .     .     .     .     : 

Bleibach,  Niederterrasse  . 

Bleszuo,  Dogger      .... 

Blojec,  Dogger 

Bobrek,  Tektonik     .... 

Bochum,   Endmoräne    . 

Böhmen,  Carbonflora  . 

— ,  Jura     ....... 

— ,  Obercarbon 

Bolivien,   Intrusionen    . 

Bolkenhain,  Alkaligesteine   . 

ßollnbach,  sekundäre  Teul'en- 
anterschiede 

Bolson  von  Mapimi,   Tal- 
bildung  ....  .      . 

Borek,  Dogger 

Borne".  Eocän 

Bornholm,  eustatische   Be- 
wegungen     

— ,  höchste  marine  Grenze     . 

Bosnien,  Alttertiär  .... 

— ,  Eocän 

— ,  Triasfauna 

Bötzingen,  Exkursion  . 

Bout    du    Monde,   Artefakte  . 

Bradegrube,  I  'arbonflora  . 

Brandberget,  Pjrozenit 


Seite 

495 
196 

m 

239 

61 

281 
226 

tu 

183 
4 
83 
595 
392 
603 
166 
287 
242 
438 
554 
508 
239 
391 
433 
438 
101 
187 
459 
5 13 
349 
318 
433 
191 
286 
602 
591 
574 
206 

395 

21 

230 
169 


öö 
53 
178 
163 
236 
516 
416 
282 
476 


Seite 

Brandenburg,  Zechstein   .     .  367 

Braunschweig,  Diluvium  .     .  541 

Bremen,  Salzlager   ....  107 

Bresse,  Pliocän 385 

Bliesen,   Pliocäne   l'aludinen  4 

Brilon,   Devon 603 

— ,  sekundäre  Teufen- 

anterschiede .?.%' 

Buchberg,  Tektonik     .     .     .  222 

Budy,    l'liocän 2 

Buru,  Geologie t69 

Byczyna,  Carbonflora  .     .     .  283 


C. 

Calvene,  Tertiär. 
Cantal,  Diluvium 

,   Pliocän 

Cap-Verdesche  Inseln, 

Äptychen     

Capens,  Diluvium     . 
Capri,    Tektonik  .... 
Carlswalde  bei  Riesenburg, 

Lithoglyphus     .... 
Carnejac,  Diluvium 
( lasa  Ciollini,  Tektonik 
—  Perna,  Tektonik 
Casalcomba,  Lias    . 
Cassel,  <  lligocäntransgression 
— ,  Trachydolerit    .     .     . 
Castel  Gomberto,  Tertiär 
Castrop,  Diluvium    .     .     . 
Celebes,  Geologie    . 
Ceram,  Geologie      .     .     . 
Cere,  Diluvium    .... 
Cerro  Blanco,  Lakkolith  . 
Cerro  de  Santiago, 

Landschaftsformen    . 
Chälons-sur-Saöne,  Diluvium 
Chelm,  Dogger   .... 
Chelmer  Berg,  Carbonflora 
( Ihester,  Schmirgel  . 
Chihuahua,  (b-ologie    .     . 
Chile,   untere   Kreide    . 

<  Ihina,   I  Diluvium 
Chlomosgebirge, 

Jura    und    Trias      .  'il<>. 

(horon,  Dogger  289,  301, 
(  iengowice,  I  tagger  .">1'J,  320, 
Coblenz,  Moselterrassen  . 

<  'olmberg,   ( 'ulin.      .      .      . 

I  Irengeldanz,  Endmoräne 

Cucuron,  Pliocän 

( lulm,  W  estpr.,  Pliocän 


159 
406 
387 

151 
403 
186 

4 
407 
295 
295 
518 
400 
500 
159 
201 
329 
469 
407 
278 

36 
393 
317 
285 
94 
20 
572 
35 1 

6 16 

309 
32'.» 
550 
587 
201 
385 
209 


—     674     — 


Seite 
Cunnersdorf,  Culin  ....     588 

Czarka,  Dogger 2 17 

( Jzenstochau,  Dogger  298,  309,  335 
— ,  Jura 181,  183 

1>. 

Dählen,  Tektonik  ....  48 
Dahlhausen  a.  K.,  Talterrassen    199 

Dahnatien,  Jura 609 

Dänemark,  Exkursionen  .     .      662 

1  hinzig,  Pliocän 2 

Dauphine,  Diluvium  .  .  .  391 
Deister,  Schwefelwasserstoff- 

t|iiellen 14 

Deutschland,  Diluvialmensch  541 
Deutscli-Ostafrika,  Geologie  121 
— ,  Gesteine  ....  493,  501 
Deutsch-Süd  westafiika, 

Otawikalk 58 

Diepenlinchen,  sekundäre 

Teufen  unterschiede  .  .  .  396 
Dieskau,  letzte  Vereisung  .  545 
Dill,  Essexit  ....      478,  207 

— ,  Pikrit 513 

Dinariden,  Tektonik  .  .  .  89 
Dippoldiswalde,  Kreide  .  .  595 
Dreisam,  Exkursion      .     .      .     509 

— ,  Schuttkegel 520 

Dohna,   Kotfärbung  der 

Gesteine  ....  596,  599 
Dölilener  Becken,  Rotlh'gendes  000 
Donauescliingen,  Exkursion  526 
Donetz-Carbon-Revier.Pflanzen  l-~>6 
Doniiersmarkgrube,  Tektonik  449 
Dordogne,  Artefakte  .  .  .  413 
— ,  Diluvialfauna  .  .  548,  562 
Dornten.    I.ias      .     -     .     .     .     545 

l>ut/.lar,  Devon 6<>3 

Dumberg    a.   d.    liuhr,    Tal- 
terrassen       VJ'.t 

Dorango,  Geologie.  ...  20 
Durbach,  Granit      ....     467 


E 

Ebenalp,   Mousterien    .     .     .  564 

I  ickendoi  f,  Salzlager    .     .     .  125 

birge,  Tektonik     .     .     .  594 

Bbringsdorf,  Mousterien    560,  563 

Eibelsbausen,  Devon    .     .     .  603 

Kif.'l.  Höhle 341 

I     •  Dach,  Zechstein      .     .     .  357 

Bisenbach,   Devon    ....  603 


Seite 
Eisenbach,  Granite  459,  465,  467 
Eisonberg  i.  Schles  ,  Basalt       204 

— ,  Devon 603 

Eiserfey,  Höhlen      ....     342 

Elba,  Tektonik 289 

Elberfeid,  Tertiär  .  ...  393 
Eldena,  Exkursionen  .  .  .  658 
Ellenberg,  Tektonik     .  .     222 

Eloyes,  Bloselterrassen  .  .  550 
Elsaß,  Hochterrasse  .  .  .  549 
— ,   Kalisalzlager      ....     458 

-,  Löß 546 

Elster,  letzte  Vereisung    .     .     545 

Elstra,  Culm 587 

Elztal,   Exkursion     ....     508 

— ,  Syenit        512 

Ems,  sekundäre  Teufen- 
unterschiede      395 

Emschertal,  Glacialdiluvium  196 
— ,  Moschusoclise    ....     59G 

Endorf,  Devon 603 

Engadin,  Tektonik  •.     .     .     .     160 

Engen.  Malm 533 

England,  Carbonflora         281,  286 

— ,   i'liocän 389 

— ,  Tektonik 594 

Enzigsee,  Grund  moränenland- 

schafl 649 

Eppelsheim,  Pliocän  .  .  .  384 
Epiknemidisches  Gebirge,  dura  610 
Erongogebirge, Granitintrusion  249 
— ,  Intrnsivformen  ....  /■>■'> 
Eschw  eiler  Mulde,  Carbontlora  3<Y4 
Essen,    liuhr,  Diluvium     .     .      198 


F. 

axe,  Kreide 662 

eldberg,  Granit     ....  459 

erro,  Kreide 152 

lochberg,  Intrasion  259 

Lorian,  Vorberge    ....  212 

ohberg,   Phonolith  .     .  516 

ranken  wähl,    Diluvium     .  331 
rankfurt  a    d.  < ».,  Mittel- 

oligocän 209 

rankreich  <  iarbonflora  281 

-,    Di  luv  in  in  .      .      .    3S4.    16.  562 

,  .Iura 441 

.   Miocän 177 

,  Quartär 384 

.  Tektonik 594 

-,  Trias 230 

.  Zentralplateau,  ( 'arbonflora  286 


67  ö 


Seite 

Freden,  Talbildaog      .     .     .  203 

Frederikssund,  Allavium       .  662 

Freiberg  i.  S.,  Kreide  .  .  595 
Freiburg  i.   Hr.,  Exkursionen 

508,  514 

Freisenbruch,  Talterrassen    .  200 

Fretter,  Devon    .     .     .     •     .  603 

Frey  barg  a.  U.,  Trias      .     .  233 

Friaul,  Rudisten  .  .  .  .  448 
Friedrichssegeii,  sekundäre 

Teufenunterschiede  .          .  395 

Krielentrop,   Devon             .     .  605 

Krolilinde,  Diluvium     .     .     .  201 

Fulda,  Salzlager      ....  150 

G. 

Gaas,  Korallen 166 

Gaggenau,  Tektonik  .  .  .  489 
Galizien,  Carbonflora  .  .  .  283 
Gamia  Tingije,   Alttertiär  373 

Gamsen,  Rotfärbung  der  Kreide  14 
Gandersheim,  Talbildung  .  203 
Garonne,  Diluvium  .  .  395,  398 
Gebel  Hedahid,  AJttertiär  .  37,s 
—  Mahlike,  Alttertiär  .  .  378 
Geislingen,  Malm  ....  526' 
Gengenbach,  Exkursion  .  .  508 
Georgenberg,  Vorberge     .  212 

Gera,  Zechstein 357 

— ,  Zechsteinoberfläche  .  .  551 
Gersbach,  Granit  ....  459 
Gemsbach,  Tektonik  .  .  .  489 
Gifhorn,  Rotfarbung  der  Kreide  14 
Gise-Pyramiden,  Alttertiär  .  373 
Gnaszyn,  Dogger  267.  304,  309,  349 
Coahuila,  Lagerstätten  .  .  18 
Golf  du  Lion,  Pliocän  .  .  387 
Gönnern,  Devon  ....  603 
Gorge  d'Enfer,   Diluvium  417 

Görlitz,  Silur 587 

Gorzalnia,  Dogger  .     .      273,  349 

Goslar,   Fia-* 545 

Gottleuba,   Kreide    ....     595 

,  RotfärbuDg  des  Granits  602 
Götzenbüschen,   Rol färbung 

der  Gesteine 59s 

Graf-Moltke-Schacht, 

Salzlager 124,  59 

Grauböndeo,  Tektonik  .  .  163 
Greifswald,  Exkursionen.  .  641 
Griechenland,  Fias  ....  545 
— .  Smirgellagerstätten  .  .  1 
— ,  Stratigraphie  u.  Tektonik   601 


Seif 

Gr.  Chelm,  Carbonflora    .     .  283 

Groß  Hartmannsdorf,  Trias- 

t'auna       « 234 

Groß-Reifling,  Triasfauna      .  236 

Gr. -Salze,  Salzlager      .     .     .  125 

Gr.-Wanzleben,  Salzlager     .  124 

( iroß-Zicker,  Exkursionen      .  658 

Grund,  Tektonik      ....  58 

Gstellihorn,  Tektonik  .      .     .  166 

Guerrero,  Mexiko,  Emscher  24 

Günsberg,  Tektonik      ...  47 
Günterstal,  Exkursion        514,  522 

Gutachtal,  Exkursion   .     .     .  508 

— ,  Moräne 524 

U. 

Haarstrang,  Gebirgsbildung  ~>s7 

Habichtswald,  Trachydolerit  500 

Hagia  Pelagia,  Kreide      .     .  612 

Hain  leite,  Trias        ....  233 

Halle  a.  d.  S.,  Carbonflora    .  286 

—  — ,  Glacialdiluvium     .  640 

Hallthurm,  Oligocän    .     .     .  167 

Hameln,  Talbildung     .     .     .  203 

Hangenbieten,  Löß      .     .     .  547 

Hänigsen,  Salzlager      .     .     .  165 

Hannover,  Salzlager     .     .     .  124 

— ,  Tektonik 594 

Häring,  Uligocän     ....  167 
Hart  ha,   Rotfarbung  der  Ge- 
steine        596 

Hassenberg.  Terrassen      .     .  338 

Haßlach,  Exkursion      .     .     .  508 

— ,  Terrassen 336 

Hattingen   a.  Bodensee, 

Oolithe 533 

Baus  Laer,  Endmoräne    .  193,201 

Hegau,  Vulkane       ....  533 

Heidburg,  Buntsandstein  512 

Heidenlöcher.  Molasse           .  536 
Helgoland,    Rotfärbung    der 

Kreide 15 

Hellas,  .Iura 610 

Heppenloeh,  Mousterien   .     .  565 
Herdorf,    sekundäre  Teufeu- 

ii  n  t  erschiede 395 

Eiereroland,  Granitintrusion  249 

— ,  Intrusivformen  ....  455 

Herrischried,  Granit     .    .   ••  4  >'J 

BLiddensöe,   rektonik   .     .     .  658 

I  lielln.    Kleide L52 

Billerse,  Salzhorsl   .     .     .     .  9,  10 

Himalaja,  Triasfauna  .         .  236 


676     — 


Seite 

Hinsei,  Talteirassen     .     .     .  198 

Hirzstein,  Trachydolerit   .     .  500 

Hochfirst,  Granit     ....  459 

Hafer,  Salzlager      ....  109 

Hohendorf,  Alkaligesteine     .  206 

Hdhen-Höwen,   Bruchlinie     .  532 

Hohensalza,  Jura     ....  209 
Hohenstaufen,  Tektonik    220.  221 

Hohenstoffeln,  Tuffkuppe      .  535 

Hohentwiel,  Exkursion     .  534 

Hohenzollern,  Tektonik    .      .  218 

— ,  Vorbergbildung      .     .     .  215 
Hohes   Venn,   Oligocäntrans- 

gression 400 

Hohlefels,  Kaitarschicht  .     .  566 
Hohnstein,   Sachsen,    älteres 

Gebirge       .......  601 

Holstein,  diluviale  Über- 
schiebungen       121 

— ,  Interglacial 619 

Holthausen,  Taltorrassen       .  198 

Holzhausen,  Devon      .     .     .  603 

Hope,  Salzlager       ....  109 

Horb,  Terrassen       ....  33X 

Horde,  Endmoräne       .     .     .  191 

— ,  Glacialdiluvium      .     .  196 

Hornberg,  Exkursion   .     .     .  508 
Horst  (Kreis Peine), Salzhorst  10,  13 

Höwenegg,  Bruchlinie      .     .  532 

Hübelstein,  Basalt  ....  205 

Hundisburg,  Artefakte          .  554 

Huta-Stara,  Dogger      .     .     .  269 

Hutki   Kanki,  Dogger        317,  326 

Hütten.   Kulturschicht.          .  566 

Huttrop,  Talterrassen       .     .  200 

I.  J. 

Jackowisna,  Dogger     .     .     .  349 

Jakobshagen,  Os    .     .     .    .  6 15 

Jamaika,   Rudisten        .     .     .  446 

Jasmand,  Überschiebungen  .  !■'>'.' 

.Iasii;i    (b'irn,    llo^er                  .  29N 

Ja8trzomb,   Dogger      .      217,  234 

Jaworzno,  Carbonflora      .     .  2 fi '3 

[berg,  Tektonik 58 

Jessenitz,  Flammenmergel      .  14 

— ,  Kreide  mit  Anhydrit    .  S 

— ,  Salzlager       .."...  W9 

Ilmenau.  Zechstein       .     .     .  357 

[mmendingen,   Bdalm    .     .     .  526 

[ndusgebiet,  Sdiocän     .          .  177 

Ingau,  Eruptionen 534 

Jordanne,  Diluvium          .     .  407 


Seite 
Ipf  bei  Bopfingen, 

Vorberge     .     .     :     .      215,  221 
[rakliä,  Schmirgel        .     .     .2, 38 

tser,  Basalt 205 

Isere,  Diluvium 391 

Iserlohn,   Oligociin   ....  391 
— ,  sekundäre    Teufenunter- 
schiede     396 

Isium,  Pflanzen 156 

Italien,  Lias 545 

— ,  Pliocän 386 

Juliampol,  Dogger            .     .  308 

Juliushätte,  Talbildung    .     .  203 

dura,  Schweizer,  Tektonik    .  17 

K. 

Kahlbusch  i.  Sa., 

Rotfärbung  der  Gesteine  600 

Kairo,  Alttertiär      ....  373 

Kaiserstuhl,  Exkursion      .     .  516 
Kaiser- \\  ilhelm-Kanal, 

Artefakte 619 

Kaköryakas,  Schmirgel    .     .  17 

Kakushöhle,  Alter   ....  341 

Kalej,  Dogger 27h> 

Kalifornien,  Rudisten        .     .  148 

Kalicz,  .Iura 183 

Kalkalpen,  Tektonik     .     .     .  88 
Kalkberg  bei  Segeberg, 

Überschiebungen 
Kamen/.,  Culm     .     .     .      587, 
Kamienica  Polska,   Dogger  . 
Karnische  Alpen,  Triasfauna 


II 


*, 


Br 


Kanarische  Inseln,  Geste 

— ,  Kreide 
Kapland,  Intrusivfonnen 
Karakorum,  Geologie  . 
Karpathen,  Tektonik   . 
— ,  Tertiär      .... 
Kartaus   bei    Freiburg  i. 

Exkursion   .... 
Kartstein,  llnhle 
Karwehdelgebirge,  Triasfauna 

Kassel,    siebe    Cassel. 

Katanga,  Geologie  .     .     288, 
— ,  Glacialkonglomeral    . 

— ,   Griipiait 

Keramoti,  Schmirgel    . 

Kibli   el    Aliram, 

Alt  tertiär      ....       :;73, 

Kielce,  Dogger 

Kilimandscharo, 

Rhombenporphyr      .      493, 


121 
588 
231 
256" 
458 
L-52 
155 
182 
159 
238 

520 
3  l ! 
234 

30 1 

111 

226 

7 

374 
188 

501 


677 


Kinzigtal.   Exkursion 
Kirchheim,  Vorberge   . 
Kirchzarten,  Diluvium 

Kleinasien,  Schmirgel  .     .  94, 
Kleine  Schneegrube,   P>asalt 

Klemmen,  Jura 

Klepaezka,  Dogger       .     .     . 
Klogsdorf,  Tertiär   .... 
Koblenz,   siehe  Coblenz. 
Kongo,  Geologie      .... 
— ,  Glacialkonglomerat    . 

— ,  Griquait 

Königsbrück,  Calm      .      587, 
Königshütte,  Tektonick    . 
Konopiska,  Dogger  219,  223, 
Kopaisbecken,  geol.  Aufbau 
Kopenhagen,  Exkursionen     . 
Kordillere,  Stratigraphie  und 

Tektonik 
Kosen,  Zechstein 
Köslin,  Mitteloligocän 
Kostellitz,  Dogger 
Krähen,    Exkursion 
Kraichgau,  Trias 
Krakau,  .Iura       .     .     .      181, 
Kränge,    Diluvium    . 
Krapina,  Artefakte.     .     .412, 
— ,  Mousterien    . 
Kreischa,   Kreide 
Kreta,  Pliocän    . 
Kronach,  Terrassen 
Krummhübel,  Basalt 
Krzvworzeka,.  Dogger 
Ktypa,   .Iura    und    Trias 
Kundelungu,  Griquait 
Kupferdreh,  Endmoräne 
Kurzwald,  Tertiär    .     . 
Kwenlun,  Geologie 
Kyburg,    Exkursion 
Kyffhäuser,  Zechstein 
Ks  kladen,  Schmirgel   . 
Kythaeron,  Obertrias   . 

L. 

Eaasphe,   Devon        ....  603 

Labroquere,  Diluvium      .     .  396 
Laer  bei   Bochum, 

Endmoräne     .     .  193,  201 

Lahn,  Bssexit     .     .     .     478,  207 

— ,  Pikril       ."»13 

Lahr  i.  Baden,  Diluvium      .  519 

La   Micoque,  Ariefakte     .     .  413 

— .   Mousterien 


Seile 

508 
■21-2 
514 
110 
204 
655 
233 
172 

30  i 

114 
226 
588 
433 
349 
GUI 
662 

568 
358 
209 

196 
534 
490 
4)1 
596 
560 
560 
595 
362 
336 
204 
307 

616 

226 
191 
240 
113 
522 
361 
3 
608 


15 


Lannemezan,  Diluvium      395, 
Lannesdorf, 

alte  Landoberfläche 
Langendreerholz,  Endmoräne 
— ,  Glacialdiluvium 

— ,  Talbildung 

Laudsberg,  letzte   Vereisung 
Landsberg  a.  W., 

Mitteloligocän 
Languedoc,  Pliocän 
La  Rochette,  Artefakte    . 
Las  Delicias,  Palaeozoicum 
Lasy,  Dogger      .     .     .      316, 
Lanban,  Culm 
Laugerie  intermediaire, 

Artefakte     .... 
Laurahütte,   Tektonik 
Lausitz,   Culm 
— ,  Geomorphologie     . 
Leißberg,  Pinitporphyr 
Leitzenfeld,  Malm  . 
Le  Moustier,  Acheuleen 
— ,  Artefakte     .     . 
Lendzin,  Carbon 
Lennetal,  Devon 
Lenzkircli.  Culm 
— ,   Granit       .... 
Les  Eyzies,  Diluvium 
Les  Toureilles,  Diluvium 
Libiaz,  Carbonflora 
Liblar,  Pinuszapfen 
Liehtenfels,  Diluvium 
Liebenstein,  Zechstein 
Liebertwolkwitz,  Acheuleen 
Lieth,  älteres  Gebirge 
Limburg  i.  Baden,  Limburgi 
— ,  Vorberge       .... 
Linden   (Ruhr),  Diluvium 
Linden  taler  llyänenhöhle 
Lindwedel,    Kotfärbung    der 

Kreide    .... 
— ,  Salzlager       .     . 
Linz,  alte  Landoberfläche 
Li6nastal,  Schmirgel    . 
Lipine,   Tektonik 
Lisieniec,    Dogger    . 
Lojki,  Dogger     .     .     . 
Lokrische  Gebirge, 

.Iura  und    Kreide 
Lombardei,  Lias 
Lombardische  Alpen. 

Tektonik  .... 
Longuerocbe,  Artefakte 
Lopatken,  Pliocän 


263, 


Seite 
397 

390 
191 
201 
204 
545 

209 

387 
413 
22 
323 
587 

416 
438 
587 
349 
500 
530 
560 
413 
287 
605 
524 
467 
417 
396 
283 
•j 

334 

357 
543 
140 
518 
212 
192 
550 

14 
109 
389 

19 
438 
309 
273 

6<i  7 
545 

86 
416 
209 


H7h 


Seile 

Lorettoberg,  Exkursion    .     .  522 

Losnice,  Dogger      ....  310 

Luanza-Pipe,  Griquait       .     .  226 

Lübtheen,   Salzlager     .      .     .  109 

I.ulira,  Glacialkonglomerat  .  114 

Land,   Exkursionen      .     .     .  661 
Lüneburg,  Rotfärbung  der 

Gesteine 1  i 

— .  Überschiebungen    .      .     .  139 

Lüneburger  Heide  Salzlager  165 

Luxemburg,  Lias     ....  519 

Lyon,  Diluvium 391 

— ,  Pliocän     ....      385,  388 

M. 

Maehäräs,  Schmirgel    ...  13 

Madeira,  Gesteine   ....  453 

Mägdeberg,  Exkursion       .      .  534 

Mähren,  Tertiär       ....  172 
Mainzer  Becken, 

Oligocäntransgression   .     .  400 

Maistollen,  Granit   ....  467 

Makernispitze,  Metamorphose  16H 

Maniago,   Etudisten       .     .     .  i  t8 

Mapimi,  Talbildung     ...  21 

Marchan,    Diliiviiim        .      .      .  403 

Margaretenhof,  Os  ....  651 

Mariaglück,  Salzlager        .     .  109 
Markkleeberg, 

Acheuleen        .     .     .     543,  559 

Marostica,   Tertiär    ....  159 

Marseille,    Kreidefauna            .  171 

Massachussets.     Schmirgel     .  94 

Mawensi.   Essexitporphyril  493 

Maxo,  Aptychen       ....  151 

Medebach,  Devon    ....  606 

Mi  Idem,  alte  Landoberlläche  390 

Mellrichstadt,  Zechstein  .     .  357 

Mentone,    Diluvialfauna       560,  562 

— ,   Diluvium        394 

M.-sa  •  'ent  ral,  Tektonik    .     .  28 

Mrsilifde.    Devon       ....  603 

Metz,  Acheuleen      ....  549 

Metzingen,  Vorberge    .     .     .  212 

Mexiko,   Lagerstätten  :     .     .  18 

— ,  Lakkolith 278 

\li-di<iv,  Diluvium  ....  657 

Mitteldeutschland,  Salzlager  124 

Mlynek,  Dogger.      226,  325,  349 

Moachia,  ( rlacialkonglomeral  /  / 1 

— ,  <  reologie 314 

Mokattam,    Uttertiäi    ,      373,  379 

Mokrau,  Carbonflera             .  282 


Seite 

Mönchröden,    Terrassen     .     .  337 

Mons,  Carbonflora  ....  281 

Mte.  Ario,  Tektonik      .     .     .  97 

-  Calamita,  Tektonik      .     .  303 

—  Capanne,  Kontaktmeta- 
morphose       298 

-  Gucco,  Triasfauna  .     .     .  236 

—  Fabrello,  Tektonik       .     .  297 

—  Luberon,  Pliocän  .  .  .  385 
Montecchio.  Tertiär  .  .  .  170 
Montigny,  Acheuleen  .  .  549 
Mpntrejeau,  Diluvium  .  397,  398 
Montieres,  Mousterien  .  .  .  560 
Mörketjern,  gestreckte 

(li'steine 83 

Morsumkliff,  Schuppen- 

struktur 139 

Mosel,   Diluvium       ....  -r>49 

Mostki,  Dogger 308 

Miigeln,  Zechstein   ....  357 

Münster  i.  W.,  Endmoräne  .  201 
Münstertal   i.  Schwarzwald, 

Granit 45V 


TS. 

Natrontal,  Pliocän   ....  350 

Näxos,  Schmirgel  ....  1 
Neu-Barkoschin,  plioeäne 

Paludinen •/ 

Xeubrags,  Triasfauna  .     .     .  233 

Neukenroth,  Terrassen     .     .  336 

Neu-Mexiko,  Tektonik      .  30 

Neuquen,  .Iura 571 

Neustadt    a.  Schwarzwald, 

Moränen 524 

Nevada,  Triasfauna  .  .  .  236 
Niederrheinische  Bucht, 

Oligocäntransgression  .  .  400 
Niederrheinisch- wesfä  lischer 

[ndustriebezirk,]  »iluvium 590,  t'Jl 
NiederschlesitMi,    ( 'arbonllnra 

145,  286,  383 

,  Trias 232 

\  iederschlesischee     Schiefer- 
gebirge,  Gesteine       .      .     .  206 
Niedersachsen,  Salzlager.     .  L48 
Niederwenigem,  Diluvium     .  191 

Nil,    Mttertiär 37.''» 

Nordalpen,  <  lligocän    .     .     .  107 

Nordamerika,  Alttertiär        .  17s 

Norddeutschland,  .Iura  446 

— ,  Salzlager 6 

Nördlingen,  Bildung  des  Ries  245 


6  79 


Seite 

Nordwestdeutschland,  Jura  .     446 

Nörenberg,  Exkursionen  .641,642 


Normandie,  Lias 
Norwegen,  Pyroxenit   . 
Nowa  Wies,  Dogger    . 
Nuevo  Leon,  Geologie 
Nürschan,  Carbon    . 

O. 

Oase   Baharije,  Alttertiär 
Oberaargletscher,  Us  . 
Oberburg,  Tertiär    .... 
Ober-Elsaß,   Kalisalzlager 
Obemberger  Trihulcum, 

Tektonik      

Oberrhein,  Bohnerze    . 
Oberschlesien,  Carbontlora 

145,  281, 


— ,  Tektonik  .... 

— ,  Trias 

— ,  Triasfauna     .     . 
Obersulzbachgletscher, 
Struktur      .... 
Qbornik,  Pliocän 
Oeta,  Jura   und  Kreide 
Ogrodzieniec,   Dogger  . 
Ölheim,  Salzhorst    .     . 
Olkusz,  Dogger  .     .     . 
I  los,  Tertiär  .... 
i  Irtano-Tal,  Tektonik  . 
Ortenberg,   Exkursion  . 
I  »schätz,  <  !ulm     .     .     . 
I  Isiny,  Dogger    .     .     . 
I  Istafrika,  Gesteine 
<  Istdeutschland,  Pliocän 
Österreich,  Pliocän  . 
I  Istpreußen,  Pinuszapfen 
Ostrau,  Tertiär    .     .     . 
Ostrowy,  Dogger     . 

P. 


519 
476 
^29 
20 
591 


377 
638 
171 
458 

166 
4(12 

383 
183 
433 
231 
238 


49:;. 


163 
208 

607 
302 
13 
183 
505 
29  i 
508 
587 
230 
501 
/ 
385 
3 
242 
274 


Paffrath,  Tertiär 
Pakosch,  Jura 
Pallowitz,  Tertiär 

l':uii;u'"nü>tMMi,    <  ,,,,!,, -i. 

Panki,  Dogger    .     .     . 
Papenoo    Tahiti),  Essaxü 

gabbro    

Patagonien,  Gesteine   . 

Pazifischer   <  >/.ean,   .Iura 

Peine,  Untere  Kreide  . 


392 
209 
244 
173 
199 

476 
502 

■'>7-'l 
13 


Peißenberg,  Kohlen 
Perigueux,   Diluvium 
Peru,  Intrusionen 
— ,  .Iura  and  Kreide 
Petrikau,  .Iura 
Pferdestein,   P>asalt  . 
Pforzheim,    Tektonik 
Piemont,  <  lligocän  . 
Pierzchno,  Dogger  . 
Pietschensee,  Stausee 
Pikermi,  Pliocän 
Pila,  Kontaktmetamorphose 
Pirna,    Rotfärbung    der    Ge 

steine 596 

Plötzky,  Salzlager  . 
Poczesna,  Dogger  . 
Poffabro,  Rudisten  . 
Polen,  -Iura  .  .  . 
Pontnow,  Dogger  . 
Poraj,  Dogger  .  . 
Porta,  Talbildung  . 
Porto  da  Cruz,  Gesteine 

—  Longone,  Tektonik 

—  Santo,  Gesteine 
Portugal,  Lias     .     .     . 
Posen,  Pliocäne  . 
Preuß. -Holland ,  Pinnszapfen 
Pritter,  Verlandung 
Provence,   Diluvium 
— ,    Pliocän      .... 
Przemsza,  Dogger   . 
Prsysieka,  Dogger  . 
Pustertal,  Triasfauna   . 
Puv-de-Dome,  Diluvium 
Pyrenäen,  Acheuleen   . 
— ,    Diluvium  .... 
— ,  Tektonik  .... 
Pyszna,   Dogger  . 


269 


2,   4. 


Q. 

Querenburg,  Diluvium 


R. 

Rabenau,  Rotfärbung  der  Ge- 
steine       

Radolfzell,  RIolasse 
Raesfeld,  Mesozoicum 
Ramsbeck,   Devon    . 
Ral  ingen,  '  lligocän 
Raufeld,  Niedertei  rasse 
Rauschen,  Pliocän? 

Rfl  \ inle,    I  »iliiTium    . 


Seile 

/ 

417 

:>74 

573 

183 
205 
t89 
169 
312 
650 
385 
298 

,  599 
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227 
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181 
308 

.  349 
203 
454 
291 
453 
518 
20S 
3 
65  7 
394 
385 
185 
273 
233 
406 
56*0 
394 
159 
30(i 


192 


598 

.'i.'l'i 

112 

606 

391 

5 13 
o 

417 


680     — 


Seite 
Rechberg,  Tektonik     .      220,  221 

Regnitztal 341 

Reichenhall,  Oligocän  .  .  .  167 
Reiflingen.  Triasfauna  .  .  236 
Reit  im  Winkel,  Oligocän  .  167 
Reitzsch,  Terrassen  .  .  .  33'i 
Reutligen,  Vorberge  .  .  .  212 
Rhätikon,  Tektonik  .  .  .  161 
Rhein-Hernekanal,  Diluvium  596 
Rheinhessen,  Pliocän  .  .  .  384 
Rheinisches  Schiefergebirge, 
alte  Landoberfläche       .     .     388 

,  Diluvium      .     ...     191 

Rheinland,  Höhlen.  ...  542 
Rheintal,  Absenkung  .  .  .  492 
Rhodesien,  Geologie  .  .  .  327 
Rhone,  Diluvium     ....     391 

— ,  Pliocän 387 

Riedel,  Salzlager  .  .  164,  165 
Riemke,  Diluvium  ....  201 
Kies,  Aufpressung  ....  245 
Riesengebirge,  Basalt  .  .  .  204 
Rio  Diamante,  .Iura     .     .     .     568 

—  Grande.  Jura     ....     568 

—  Grande  delNorte,  Geologie       20 

—  Pecos,  Geologie  ...  20 
Rodach,  Terrassen  ....  334 
Rodaki,  Dogger  .  .  326,  327 
Kokitno,  Dogger  .  .  319,  322 
Rolfsbüttel,  Salzlager 

9,  10.  13,  103.  106,  109 
Rotenkirchen,  Talterrassen  .     338 

Rötha,  Acheuleen 543 

Rotweil,   I'honolith  ....     518 

»Roussillon,  Pliocän      .     .     .     387 

Koutzoüna-Tal,  Schmirgel     .       15 

Rübeland,  Tektonik     .     .     .       59 

Ruda,  Tektonik 438 

Rüderadorf,  Trias    ....    233 

— ,  Zechstein 366 

Rügen,  Exkursionen  .  .  .  658 
— ,  Überschiebungen    .     .     .     139 

Rohr,  Diluvium 191 

Rahrbecken,  Carbonflora  281,  384 
Rnpbachtal,  Alkaligesteine  .  207 
Rußland,  fossile  Affen      .     .     355 

— ,  Jura 181 

l.'ybnik,  Tektonik    ....     448 

S. 

Saalberg  i.  Schles,  Basalt    .     204 

Saalfeld,  Zechstein 357 

Saarbrücken,  Carbonflora      .     384 


Sablon,   Acheuleen  . 

Sachsen,  Acheuleen 

— ,  Culm 

— ,  Kreideauflagerungs- 
fläche       

— ,  Tektonik        .     .     . 

— ,  Zechstein       .     .     . 

Säget,  Tektonik  .     .     . 

St.  Cassian,  Trachyceraten 

S.  Caterina,  Tektonik  . 

Saim-Cosme,  Diluvium 

Saint  Laurent  de  Neste, 
Diluvium     .... 

S.  Luca,  Tertiär  . 

S.  Pietro,  Tertiär     .     . 

Sandby,  Cambrium 

Salomons  Kapel,  höchste 
marine  Grenze     . 

Salzungen,  Zechstein   . 

Samland,  Miocän     .     . 

San  Luis  Potosi,  Geolog 

Sangonini,  Korallen 

Santa  Elena,  Jura  . 

Santander,   Diluvial fauna 

Säntis,  Mousterien  .     . 

Saöne,  Diluvium 

Sardinien,  Trias  . 

Saromata-Gebirge,  Jura 

Saßmannshausen,  Devon 

Saßnitz,  Tektonik    .     . 

Sauerland,  Devon    .     . 

— ,   Oligocän  .... 

Schapbach,  Granit  .     . 

Schauinsland,  Exkursion 

Schildberg,  Pliocän 

Schlesien,   Pliocän    . 

Schleswig-Holstein,  Artefakte 

Schloßberg  b.  Freiburg  i.  Br., 
Exkursion    .."... 


Seit» 
549 
543 
587 


594 
578 
357,  367 
48 
417 
291 

39a 


397 
159 
159 
661 

53 

357 
2 
20 
166 
570 
562 
564 

39a 

231 

610 
603 
660 
602 
391 
467 
514 
2 
4 
619 


520 


Schluchsee,  Granit .     .      459,  465 
Schmalgraf,  sekundäre 

Teufenunterschiede  .     .  396 

Schobnil,  älteres  Gebirge  1/0 
Schönebeck  Elbe,  Salzlager 

124,  59,  62 

— ,  Zechstein 370 

Schonen,  Kreide      ....  661 

Schottland,  Tektonik  .     .     .  302 

Schwahcn,   Artefakte    .     .     .  412 

Schwaden,  .Iura        .      .      .      .  /  I  / 

— ,  Keuper 230 

— ,  Lias 545 

Schwäbische    Alh,    Tektonik  211 

Schwanteshagen,  .Iura      .     .  656 


68 1 


Seite 
Schwarze  Erde  bei  Raesfeld, 

Mesozoicum 112 

Schwarzer  Berg,  Riesengeb., 

Basalt 205 

Schwarzwald,  Geologie     .     .  489 

— ,  Granite 458 

Schweden,  Exkursionen    .     .  661 

Schweiz,  Bohnerze  ....  402 

—  ,  Jura 441 

— ,  Tektonik 169 

Schweizer  Jura,  Tektonik     .  41 
Schweizersbild,  Diluvialfauna  566 
Schwelm,  sekundäre  Teufen- 
unterschiede       396 

Schwetz,   pliocäne  Paladinen  ■  4 

Seeland,  Kreide 662 

Seesen,  Talbildung       .     .     .  203 

Segeberg,  Überschiebungen  .  121 

Seine,  Diluvium 408 

Siderokapsi,  Schmirgel     .     .  41 

Siebenbürgen,  Salzhorst  .  .  // 
Siebengebirge,  alte  Landober- 

flache 389 

Siegen,  Erzgänge  ....  394 
Sierra  Madre  Oriental, 

Geologie 20 

—  Pintada,    Quarzporphyre  569 

Sigart,  Tektonik      222 

Sikinos,  Schmirgel  ...       2,  40 

Simplon,  Tektonik  ....  165 

Sind,  Miocän 177 

Sirgenstein,  Mousterien    .     .  565 

Sisteron,  Diluvium ....  394 

Skalka,  Dogger 281 

Skandinavien,  Tektonik    .     .  302 

Sobuczyna,  Dogger      .          .  349 

Bödra-Sandby,  Cambrium  661 

Sohrau,  O.-S.,  Tertiär       .     .  2)2 

Sondershausen,  Triasfauna    .  234 

Sonueberg,  Zechstein  .     .     .  351 

Spanien,  Salzlager  .     .     .  469 

Sperenberg,  Salzstock      .     .  141 

— ,  Zechstein 366 

Spitti,  Triasfauna    ....  236 

Stadtberge,  Erze  im  Cenoman  401 

— ,  Devonsattel 606 

Stadtilm,  Zechstein      .     .     .  357 

Stara,  Dogger 349 

Staßfurt,  Salzlager  ....  138 

— ,  Zechstein       .           .      238,  357 

Staufenberg,  Tektonik          .  489 

Steele,   Diluvium      ....  191 

Stederdorf,  untere  Kreide    .  i3 

Steinach,  Terrassen      .     .     .  336 


Steinbach,  Tektonik 
Steinheim,    Intrnsion     . 
Steiermark,  Tertiär 

— ,  Triasfauna 

Stettin,  Exkursionen     .     .     . 
Stevnsklint,   Kreide 
Stipsdorf,    Schuppenstruktur 
Stoffeln,  Bruchlinie 
Stolzenhagen,  Os     . 
Stramberg,  Kreide  .... 
Strasburg,   Westpreußen, 

pliocäne  Paludinen  . 
Streblow,  Grundnioränen- 

1  and  schaft 

Stubbenkammer,  Tektonik    . 
Stuifen,  Tektonik      .     .     220t 
Sturgow,   Kreide      .... 
Südafrika,  Intrusivformen  des 

Granits    .... 
Süddeutschland,  Jura 
Südeuropa,  Itudisten 
Süd  harz,  Salzlager  . 
— ,  Zechstein . 
Swineforte,  Verlandung 
Sylt,  Schuppenstruktur 
Szarlejka,  Dogger    .     . 

T 

Tarimbecken,  Geologie     . 
Taubach,  Artefakte 
Taucha,  Endmoräne 
Tauern,  Tektonik     . 
Terranera,  Tektonik    . 
Teschen,  Tertiär 
Teutersberg,  Terrassen 
Texas,  Kreide      .... 
Tharandt,  Kreide     .     .     . 
— ,  Rotfärbung  der  Gesteine 
Thiede,  Lößfauna     . 
Thüringen,  Salzlager    . 
— ,  Triasfauna     .... 

— ,  Zechstein 

Thüringer  Hecken,  Tektonik 
—   Wald,  Zechstein 
Tianschan,  Geologie     . 
Tibet,    Geologie    .... 
Tissa,    Kreide 

Toekala-Massiv,  Geologie 
Todtmo08,  Granit    . 
Torrente  Colvera.    Rudisten 
Toscana,  Pliocän 
Toulouse,  Acheuleen    . 

— ,  Diluvium 

16 


Seite 
489 
261 
171 
236 
641 
662 
137 
532 
645 
172 


649 

660 

221 
6  5  7 

455 

441 
448 
150 
361 
657 
139 
349 


173 
412 
544 
160 
291 
238 
337 
24 
595 
598 
566 
150 
233 
357 
594 
357 

/SV 

173 
595 
331 
459 

m 

362 

560 
398 


—     682     — 


Seite 
Transkaukasien,  Kreide  .  .  175 
Transvaal,  lntrusivforuien  .  455 
Triberg.  Granit  .  .  .  459,  467 
Triersche  Bucht,  Tektonik  .  578 
Truskolasy.  Dogger  .  .  .  265 
Twiel,  Phonolith      ....     534 

U 

Überlingen,  Molasse     .     .     .  535 

Überruhr,  Glazialdiluvium     .  198 

Ulm,  Pliocän 384 

Ulvensrand,  gestreckte 

Gesteine 83 

Ursee,  Granit      .     .  462,  465,  467 
Usambara,  Verwitterungs- 
böden        600 


V 

Val  di  Scalve,  Triasfauna     .  233 

Valloire,  Diluvium  ....  391 

Vardusia,  Tithon      .     .      609,  611 

Vaucluse,  Pliocän    ....  385 

Velay,  Pliocän 387 

Vezeretal,  Artefakte     .     .     .  413 

Vicentino.  Tertiär   ....  170 

— ,  Trias 231 

Villefranche-sur-Saöne, 

Diluvium 393 

— ,  Mousterieu    .....  560 

Vogelsberg,  Lausitz,  Culm    .  588 


W 

Wadi  Rajän,  Alttertiär     . 
Wallis,   Tektonik      .     .      . 
Waltersdorf,    Alkaligesteine 
Warta,  Dogger   .... 
\\  arthe,  Pliocän       .      .      . 
Waterberg,   lntrusivforuien 
Wehratal,  Granit     . 
Weilheins  (All)),  Vorberge 
\\  einberg,  Vorberge    . 
Weißensteinkette,  Tektonik 
Weiterdingen,  Tuffkuppen 
\\  ei t mar.   Diluvium 


377 
163 
206 
185 
208 
455 
159 
212 
212 
)7 
535 
192 


596, 


Welschingen,  Exkursion  . 

Wen  gern,  Glazialdiluvium 

Werratal,  Salzlager 

— ,  Zechstein  . 

Weser,  Talbildung  . 

Westfalen,  Diluvium 

— ,  Höhlen      .     .     . 

— ,  Tektonik     422,  433,  447, 

Westpreußen,  pliocäne 

Paludinen 

Westtibet,  Geologie  .     . 

WettinerBecken, Carbonflora 
Wieck,  Exkursionen     . 
Wielun,  Dogger.     .     .      304, 

— ,  Jura 

Wiesental,  Schwarzwald, 

Granit 

Wilde  wiese,  Devon  .  .  . 
Wildkirchli,  Mousterien  .  . 
Wildscheuer,  Alter  der 

Hohle 

— ,  Diluvialfauna     .... 
Wingeshuusen,  Devon 
Wipshausen,  Salzhorst 
Witten, .  Endmoräne 
Wonsosz,  Dogger    . 
Wörlsdorf,  Terrassen 
Wrzosowa,  Dogger. 
Wutachtal,  Trias 
Wydra,  Dogger  .     . 
Wv.soka   Lelowska,    Dogger 

291,  293,  302, 
—  Pilecka,  Dogger  315,  320, 


Yburg,  Tektonik 


Zacatecas,  Geologii 
Zajonczki,  Dogger 
Zarnglaff,  Jura  . 
Zary,  Dogger  . 
Zawada,  Tertiär  . 
Zusehen,  I  >evon  . 
Zwickau,  Carbon 


Seite 
534 
196 
150 
357 
203 
191 
342 
587 

4 
173 
286 
658 
349 
181 

459 

605 
564 

342 
566 
606 
9 
191 
225 
338 
349 
525 
273 

349 
323 


4*9 


.  20 

.  308 

.  656 

.  317 
242,  2  i  i 

.  606 

.  286 


683 


Sachregister. 


Die  Seitenzahlen  der  Monatsberichte  sind  kursiv  gedruckt. 


Seite 
A. 

Ablaugung 150 

Abrasion .'187 

Absenkung,  Schweizer  Jura  47 
Abtragung,  subaerische  .  .  387 
Abtragungsfläche  des  Kot- 
liegenden, Schwarzwald  .  ~il<~) 
Achenschwankung  ....  562 
Acheuleen,  Deuschland      542,  549 

— ,  Eitel 342 

— ,    Frankreich          410,  412,  413 

— .  geol.  Alter 543 

Ackerfurchen  der  Gletscher, 

Entstehung 163 

Acrochordiceras  Damesi     234,  235 

Actinacis,  Gattung  ....  159 

—  cognata       ....      167,  175 

—  conferta 164 

—  cymatoclysta  .          .      172,  175 

—  delicata L66 

—  deperdita 169 

—  digiiata 169 

—  Martiniana 171 

Micheloltii 170 

—  p088agnensi8    .     .     .      163,  179 

—  Rollei 164 

—  sub-Rollei 167 

Actinoey8iis-Sch.ich.t6ii  .     .     .  604 

Adorfer  Kalke 604 

Aegoceras 534 

—  capricornu 534 

—  petto» 575 

Ägyrin 459 

Afftn.  pliocäne 350 

Akerit 488,  516 

,  Madeira 457 

Ahiimsi'hiefer,  Sauerland.      .  603 

Mbareae,  Elba 290 

Alethopterü  Grandini    .      143,  282 

-   Huttoni 156 

Alkalifeldspäte,  Zusammen- 
setzung    350 


Alkaligesteine,  Niederschlesien 

Allophan,  Zusammensetzung 

Alluvium,  Dänemark    .     .     . 

— ,  Franken 

— ,  Garonne 

Alt-Acheuh-en 

Altdiluvialer  Ruhrschotter, 
Westfalen 

Alter  des  Granits,  Elba  .     . 

Alttertiär,  Ägypten       .     .     . 

— ,  Karpatenvorland     . 

Alumosilikate,  Zusammen- 
setzung    

Anialtlitus 539, 

—  Renzi     

—  spinat  us 

Amblycoceras  caprieornum 
Amomaxi-Marmor,  Naxos 
Ainnioniten,  Artbegrenzung  . 

— ,  Artbildung 

— ,  Fauna  des  portugies.  Lias 
Amnionitis  aalensis 

—  aequistriatus  . 

—  Anialtheus 

—  angulatus 

—  an  ntt  Int  us 


—  Ikcltei   , 

—  bifrons  . 

—  borealxs 

—  Braunianus 

—  capellinus  jurt  m 

—  capricomui 

—  communis 

—  complanatm 
costatus 

—  CT088US  . 

—  crenatus 

—  cymodoct 

—  Davoei  . 

—  iJesjiliii'i 

—  discoicL  s 

—  i  legans  . 


579, 
546, 


575, 


578, 


Seite 
206 

352 

662 
340 
395 
549 

201 
298 
373 
239 

350 
569 
543 
539 
534 
6,  8 
410 
437 
518 
568 
580 
542 
583 
580 
535 
549 
555 
585 
571 
534 
583 
574 
539 
582 
575 
443 
577 
579 
571 
574 


46' 


684 


Seite 

AmmonÜes  Eseri 565 

—  fimhriatus 530 

—  Gravesi 442 

—  Grenouillouxi 575 

—  Qrunowi 550 

—  heterop/n/llus 527 

—  Hüdensü 546 

—  Holandrei 584 

—  Jamesoni 537 

—  iufraca  pricornus       .     .     .  535 

—  involutus 443 

—  kammerharensin   ....  534 

—  Levisoni 549 

—  üneatu»      ....      530,  532 

—  lythensi* 565 

—  macrocephalu»     -     .     .     .  429 

—  margaritatus 542 

—  Mülleri 567 

—  mutabilia  Dämon      .     .     .  441 

—  Nilssoni 527 

—  obligttecostotus     ....  557 

—  Parkinsoni     • 197 

—  Parkinsoni  planulatus  .     .  220 

—  petto» 575 

—  planula 443 

—  pseudocordatus     .     .     .     .  441 

—  quadratus 550 

—  radians 550 

—  radians  cotnpressus  .     .     .  565 

—  Raquinianus    .     .     .      575,  582 

—  relrorsicosta 557 

—  Ruthenensis 561 

—  Saemanni  ....      549,  552 

—  spinatus 539 

—  Slrangewaysi 554 

—  subcarinatus 534 

—  subplanatm 574 

—  Walcoüi 546 

Amphibolpikrit,    Analyse 

513,  514 
Analysen  von  Akerit  .  .  .  460 
Basalt 506 

—  —  basaltoiden  Trachy- 
doleriten 49* 

Essexit     .     .  465,  466,  468 

-  —  Esaexitdiabas 

473,  474,  476,  477 

-  Feldspatbalalten     .     .  511 

—  —  Granit 4<>1 

-  Maderit     .     .     .      476,  477 
Pikrit 513 

Silikaten :',iU 

—  —  Sodalithsyenil         .     .  457 

—  —   Traclivandesit          .     .  IST 


Seite 
Analysen  von    trachydoleriti- 

schen  Essexitporphvriten  .  500 
Trachyt     .     .  ".     .     .  481 

—  —  trachytischen  Gesteinen  483 

—  —   tracbytoiden  Trachy- 
doleriten 494 

Ang  w/(7?«s-Schichten      .     .     .  519 

Anhydrit 8 

— .  petrograph.  Bescuaft'enheit  139 

— ,  Schönebeck 310 

— ,  Segeberg 121 

— ,  Thüringen 364 

— ,  Umwandlungen       .     .     .  60 

— ,  Werra 35V 

Annularia  sphenophylloides  282,  284 

Anolcites  juliinn 425 

Anomia  tenuistriata  .     .     375,  380 

Antiklinale,  Celebes     .     .     .  331 

Apiranthos -Schiefer,  Naxos  .  6 

Aplerbeck-Söhlder  Tal     .     .  202 

Aptien,  Mexiko   .     .     ,     .     .  24 

Aptyehen,  Kanarische  Inseln  151 

Aptychenschiefer,  Alpen  .     .  158 

Aptychus  angulicostatus     .     .  155 

—  atlanticus 155 

—  euglyptus    ....      155,  157 

—  Gümbeli 157 

—  lamellosus 156 

Aquilonien 446 

Archäolithe 386 

Arctomys  marmotta  im  Löß 

547,  548,  552 

Argonaula  serpentinus  .     .     .  554 

Arieliceras  pectinatum  .     .     .  560 

—  retrorsicnsta 558 

—  rulh'  m  na        561 

Arietites 518,  534 

—  (Arnioceras)  amblyptychus  520 

—  obtusus 520 

—  oncocephalus 520 

—  ptychogenus 520 

Arkose,  Baden 496 

Arnioceras  amblyptychus    .     .  520 

Arniotites  Schmerbitzi  .     .     .  234 

—  Statitei 234 

\i umsi ui.-.   [tauen    ....  386 

Arpadites 419 

Artheü'ivnzung  U'i  A rninonitcn  HO 

Artbildung  bei  Amnioniten  t37 

Artefakte   Auvergne      .     .     .  407 


Deutschland 
.  Eifel     .    . 
,  Solstein    .     .     . 
.  b'tiodaetyla,  Pliocän 


5  i  l 
3  %2 
619 

351 


68  ö     — 


Seite 
Arvicola  gregalis,  Gera  .  .  552 
Aspidoceras  Steinmanni  .  .  571 
.  [»(arte  cor  data 

272,  285,  300,  322,  327 

AsterophijllUes 284 

Astien,  Frankreich  .  .  386,  387 
Astistufe,  Italien  ....  386 
Astraeopora  annulata    .     .     .     173 

—  paeudopanicea      ....     173 

Aturien,  Mexiko 42 

Attendorn- Elsper  Doppel mulrie  606 
Aueella  Hausmanni  .  .  .  .  358 
Aufbruchszone  Graubüudens  163 
Aufpressung,  Ries  ....  245 
Anfpressungshorst  ....  582 
Aufschiebung 424 

Aufschmelzhypothese  .  .  .  248 
Aufschmelzung,  Argentinien  574 
Aufschmelzzonen  Schwarzwald  515 

Aufwölbung 452 

Aulacostephanus 442 

—  eudoxtts 445 

Aulaxinuus  ßorentinus  .  .  .  356 
Aurignacien,  Eifel    ....     342 

-,  Elsaß 546 

— ,  Frankreich 413 

Auslaugungserscheinungen 

im  Massenkalk  ....  390 
Ausquetschung  der  Salzlager  150 
Autoplastie  des  Salzes  .  .  148 
Avicula  Münsteri      ....     322 


B. 

Badener  Mulde 

Badiotites 

Bajocien,  Polen  .     .     .      214, 
Balatonites 

—  Beyrichi     ....      235, 

—  constrictus  ....      235, 

—  Doris 235, 

—  egregius      ....      235, 

—  Joris     ....  234,  235, 

—  lineatut      .     .     .  234,  235, 

—  macer 

—  nov.  spec.   ind 

—  Ottoni»  .     .     .    .233,  2:i'>. 

—  quaternonodatus  .... 

—  spinoms 

—  stenodiscus.     .     .     .     235, 

—  trinodosui  ....      235, 

—  Zimmeri     ....      235, 

—  Ziinnii  nulluni 

Balger  \\  eißerde     .... 


489 
419 
314 
419 
23 7 
236 
236 
236 
236 
236 
234 
235 
237 
235 
234 
236 
236 
236 
235 
W5 


Seite 

Barre mieu,  Argentinien    .  572 

Bartonien,  Aegypten    .     .     .  379 

Basalt,  Alb 552 

— ,  Hessen 259 

— ,   Kiesengebirge    ....  204 

— ,  Schwaben >33 

— ,  Schwarzwald      ....  521 

— ,  Siegerland 357 

Ba>altgang,  Schwarzwald      .  521 

Basaltit,   Analyse      ....  511 

Basaltoide  Trachvdolerite      .  496 

Basalttuff.  Alb 212 

Basanit 493 

Bathonien,  Argentinien     .     .  510 
— ,  Polen 

214,  305,  310,  312,  314,  349 

Battertverwerfung    ....  497 

Bauxit 95 

Belemniten,  Celebes     .     .     .  329 

Belemnües  gigantevs  220,  329,  330 

Belvedereschotter    ....  385 

ßeneckeia 233 

—  Bucht 235,  2:;7 

—  denticulata 233 

Bergalith,  Kaiserstuhl  .     .     .  517 

Berriasiella  <-<üi.<toid<-.<   .     .     .  571 

—  Jraudans 571 

Beiriasien,  Argentinien     .     .  571 

Beniner  Flöz 287 

Bewegung  der  Gebirgsschollen  418 

Beyrichites  thwringum    .     .     .  233 

Biber  im  Diluvium  ....  548 
Biegungsfestigkeit,  der  Gesteine    70 

l'.üiunslager 524 

Bimammaten-Schichten      .     .  441 

Binodosuszone     233 

Biotit  im  Schmirgel     ...  57 

Biotitgranit 516 

Birket  el  Kerun-Stufe  .     .     .  379 
Bitumina,    Beziehung  zu 

Salzlaugen 12 

Blattflexur 4:\> 

Blattverschiebung,  Rügen  .  660 
Blaublätter  der  Gletscher  .  163 
Blätter,  Begriff  .  .  .  419,  149 
Bleierze,  Aachen  ....  .V.('.s 
Bleiglanz,  Rhein.  Schiefer- 
gebirge    396 

Blockpackung,  Kupferdreh   .  193 

Bluegruiind.    Kongo       .      .      .  22H 

Bohner/.e,   <  > l > » ■  1 1 ■  1  > . •  i 1 1     .     .     .  \02 

Bols6n,  Begriff 21 

Bonndorfer  I  haben  .... 

Bononien 446 


—     686 


Böschungsbruchwiukel  442,  451 
Böschungsspringe     .     .      442,  451 

Böschungsrisse 441 

Bosnopsammia 178 

Brauneisen,  Metamorphosierung  -'197 

— ,  Siegen 395 

Brauner  Glaskopf,  Siegen  395 

Breccie,  diluviale,  Segeberg  125 
Breccienbildung,  Elba      .     .     303 

Bröckelschiefer 369 

Brongniarti-Stufe,  Sachsen    .     597 
Bruchsystem,  Celebes  .     .     .     331 
Bruchwinkel  bei  natürlichen 
Senkungen  ...*..     442 

Bu/xi/iis  Pallasi 2 

Buchensteiner  Schichten  231,  237 
Büdesheimer  Schiefer  .  .  .  604 
Bühlstadium,  Klima  .  .  .  565 
Bulla  (Scaphandt  r)  Cossmanni  375 
Buntsandstein,   Baden        490,  495 

— ,  Franken 337 

— ,  Münsterland 113 

— ,  Schwarzwald       ....     522 

Buru-Formation 329 

Bytownit 467 

—  in  „Eklogitknollen",  Kongo  228 

C. 

C'«t'yM«-Schichten      ....  604 

Calcit  im  Zechsteinanhvdrit  567 

Callovien,  Ammoniten       .     .  431 

— ,  Argentinien 570 

— ,  Polen     .     .     .     202,  302,  310 

Cambrium,  Schonen     .     .     .  661 

Campignienbeil 551 

Camptonit,  Mexiko 39 

Cancrinit,  Zusammensetzung  351 

Canis  lagojms.  Frankreich      .  417 

Cannstätter  Kreidemergel      .  231 

G'apulu*  Dubusi 381 

Carbon,   Baden    492 

— ,  Böhmen 591 

— ,  Flora 144,  383 

— ,  Mexiko 27 

— ,  Oberschlesien     ....  281 

— ,  Tibet 171 

— ,  Westfalen      .     .     .      201,  422 

Gardiocerat t38 

—  alternans    ....      438,  445 
Bauhini      ....       t38,  %42 

—  Küchini 442 

—  terratum  ....  412.  i  II 
Cardita  aegyptiaca  ....  375 

—  Morgantana 572 

i  ardium  edule 209 


Seite 

Carnallit 139 

— .  Bildung 61 

Carnallititlager, 

Umwandlungen     ....  61 

Celebes-Molasse        ....  329 

Cementationszone    ....  394 

Cenoman,  Auflagerungsfläche  594 

— ,  Erzführung 401 

— ,  Kanarische  Inseln       .     .  152 

Ceratites 419 

—  antecedens     ' 233 

—  binodoms 233 

—  sondersbusantis     ....  233 

—  Tornquisti 231 

—  trinodows  ....      233,  419 

Cercopithecidae 355 

Cerepidot,  Schwarzwald    .     .  509 

Cerrus  tarandtis,  Gera .     .     .  552 

Cetaceenknoclien,  Iserlohn    .  391 

Chellöen,  Deutschland.     .     .  543 

—,  Frankreich  392,  409,  410,  412 

— ,  geol.  Alter 542 

—  evolue 412 

Chelmer-Schichten   ....  286 

Chillerford   Crag 390 

Chlorit  im  Schmirgel  ...  57 
C/horitoid  im  Schmirgel 

61,  105,  108 

Chloritoidsmirgel      .     .     .63,  82 

Cladocoropsü  mirabilis .     .     .  608 

CladocoropsisSchichten     .     .  609 

Clymenien-Schichten     .     .     .  604 

( 'ot  loceras  anguinum      .     .     .  580 

—  annulatiforme      ....  581 

—  annulatum 579 

—  liraitnianuin 585 

Ghoffati 577 

—  commune 583 

—  crassum 582 

—  Davoei 574 

Desplacei 578,  581 

—  Holandrei 584 

—  l>cttos 575 

( 'olobus  guereza 352 

( 'olveraia  variabilis  ....  448 

( 'niiipressa-Tione 323 

Congericnschichten  ....  384 

,  Rhone 387 

Coral-Limestone 178 

Corbicula  ßuminalis .     .     .209,  390 

Corbula  isocardiaeformis  .  .  55 
Gordaites  palmaeformis, 

Lausitz 590 

Cordierit,  Schwarzwald    .    .  ->1'> 


687     — 


Cosmoceras  Garantianum 

197,  198,  219, 

—  Jason 312, 

Couches  ;i  Ammonites  aalens 

523, 

—  —    Ammonites  bifrons  . 

—  —  Amnionitis  capricornu 

—  —  Ammonites  Jamesoni 

—  —   Amnionitis  spinatuß 

—  —  Gryphaen  obliqua    . 

—  —  Leptaena  .... 

—  de  Coimbra    .... 

—  —  Perciros    .... 
Cladoph/ebis  lobifolia 
Crag,  weißer 

—  von  Chillesford  . 

—  —  Norwich    .     .     .     . 
Suffolk      .... 

—  —  Weybourn      .     .     . 
wraticulatia  oarallela    . 
Crednerienstufe,  Sachsen  . 
Crengeldanzer  Pforte    .     . 
Qrocodilue,  Pliocän  . 
Oromer  Forest  bed  . 
( ucullaea  concinna   . 
Culm,  Oberschlesien 
— ,  Sauerland 
— ,  Schwarzwald 
Cii/ti-iji/gatus-Sclüchten 
Cyclocrinus  macrocephalus . 

Cynoeephalinae 

Cynocephalus 

( 'ynopithecidae      .     .     .     353, 

Cypraea  bullina 

Cypridinenschiefer   .... 
<  'yatopterk  bulbifera 

D 

Dachschiefer,  Midiren  . 
Dachsteinkalk,  Griechenland 
Dactylioceras  anguinum 

Dadocrinuskalk 

Danien,  Dänemark 

— ,  Mexiko 25, 

Dauerländer 

Davoei-Zione 

Decken,   Elba.     .     . 

Deckenlehre 

Deekeniiberschiebiingen     . 
Deckenschotter,  Elsaß 
— ,  Prankreich    .... 
Delicias-Schichten    . 
Deszendenz  der  Kalisalze 
Deszendenztheorie  . 


389, 
300, 


462, 


Seite 

318 
313 

525 
523 

521 
521 
521 
519 
523 
519 
519 
156 
390 
390 
390 
390 
389 
221 
öi)6 
201 
351 
390 
316 
287 
603 
524 
605 
272 
353 
355 
355 
375 
604 
379 


295, 
394, 


287 
609 
580 
237 
662 

42 
585 
522 
302 
157 

58 
402 
550 
,  27 

63 
U(i 


Seite 

Devon,  Elba 292 

— ,  Sauerland 602 

— ,  Verwitterung      ....     38S 
Dezimierung      des     Normal- 
protils  bei  Salzlagern    .     .     150 

Diabas 465 

— ,  Elba 300 

— ,  Niederschlesien  ....     200 

— ,  Sauerland 603 

Diapirfalte 6'-'i 

Diaspor  im  Schmirgel  .  .~>7.  108 
DitVusionszone,  Alpen  .  .  .  167 
Diluviale  Conchylien,   Posen       208 

—  Kalktuffe,  Eifel  ....     :!42 

—  Überschiebungen,  Sege- 
berg     121 

—  Vulkane_ 575 

Diluvium,  Ägypten.     .     .     .     350 

— ,  Baden r>04 

— ,  Praunschweig     .     .     .     .     Ö41 

— ,  Emschertal 596 

— ,   Frankreich     .     .   384,  16.  562 

— ,  Klima 392 

— ,  Menschenreste    .     .     .     .     .w  / 

— ,  der  Mosel 549 

— ,  Kodach 334 

— ,  Westfalen  .  .  .  596,  191 
Dinariden,  Tektonik     .     .     .       89 

Dinaritinae 419,  420 

Dinar ites 419 

Dinotherien  schichten    .     .     .     384 

-,   Frankreich 386 

Diopsid-Knollen,  Kongo    .     .     227 

Diorit 516 

— ,  Erongo 455 

— ,  in  Kreideschichten, 

Mexiko 35 

Diplotmema W/ 

Dislokationen 423 

— ,  Dinariden ?S 

— ,  Schweizer  Jura.  ...  •">/ 
Dislokationsperim  I  eu. 

Mexiko 28,     37 

Disthen  im  Smirgel  .  .  58,  105 
Diskordanz,  Katanga    .     .     .    327 

Uistiehitea 420 

Division    <  lardenas  ....       25 

I  )< t,    Argentinien      .      .  56*9 

-,  Polen 183 

.  Sachsen 601 

Dnle.it 504 

.    Analyse 500 

Do/ic/iopithecus  ruscinensis.  .  ü">i'> 
Dolinen,  Elberfeld   ....    394 


68  S 


Seile 

Dolomit,  Griechenland      .     .  608 

— ,  Obersehlesien     ....  2.32 

— ,  Segeberg 125 

— ,  Thüringen 364 

—  im  Zechsteinanhydrit  .     .  367 

Druckfestigkeit  der  Gesteine  70 

Dryopithecus 397 

Dubrauquarzite,  Lausitz    .     .  588 

Dumorlieria  Jamesoni    .      521,  537 

Dünen,  Wollin 658 

Durancegletscher      ....  394 

Durchschmelzung  an  Graniten  455 

Durchspießung  bei  Salzlagera  132 
Dwvka-Konglomerat,    Kongo 

114,  312,  314 

Dvnamometamorphose  ...  65 

— ,  Elba 302 

— ,  im  Salzgebirge  .     .        60,  62 

Dysaster  canalieulatus   .     .     .  221 


K 


314 
375 
377 
520 
149 
447 
4b2 


Ecca-Schichten,   Kongo 
Echinolampas  Africanus 

—  globulus 

Echioceras  Nodotianum  . 

Edelsalz 

Eimbeckhäuser  Plattenkalk 

Eintrittsgeld 

Eisenerze  im  dura,  Polen  181,  340 
Eisenglanz  im  Schmirgel .  .  59 
Eisenoolith,  Polen 

304,  305,  313,  314,  334 
Eisensteingänge,  Siegen    .     .     394 

Eiszeit,  China 35  / 

— ,  Frankreich 384 

— ,  Pyrenäen 394 

Ekerit 516 

Eklogitiihnliche  Knolle,  Kongo  226 

Ekzeme >i,  62 

Ekzemtheorie KU 

Elephas  antiqutis      .     .      390,  506 

—  primige  nius 390 

Bllipsactinienkalk,  <  lapri  .  .  i86 
Emscher,  Mexiko  .  .  .  24,  t2 
Endmoränen,  Auvergne    .     .    407 

— ,  Hegau 534 

— ,  Pommern 646 

— ,  Pyrenäen 394 

— ,  Ruhrkohlenbecken  .     191 

— ,  Sachsen 544 

— ,  Wollin 657 

Entfärbung  präcenomaner 

Gesteine 599 


Seite 
Entstehung  des  älteren  Lösses  548 
—  der  jurassischen  Erze      .     340 

Eocän,  Ägypten 379 

— ,  Bosnien 178 

— ,  Capri 187 

-,  Elba  291,  292,  295,  298,  301 

-,  Elberfeld 554 

— ,  Holstein 140 

—,  Korallen   ....      163,  169 

— ,  Mexiko 42 

— ,  Rhein.  Schiefergebirge    .     402 

Eolithe 386 

Epirogenetische  Vorgänge     .     577 
Eppelsheimer  Sand       .     .     .     399 

Equus  mosbackensis 519 

Erdbeben,  magmatische    .     .     251 

— ,  Wirkung  .    ' 265 

Erdöl,   Beziehungen   zu  Salz- 
laugen      12 

Erdrevolutionen >79 

Ergußgesteine,  Madeira     455,  479 

Erongogranit 455 

Erze  im  dura,  Polen    .     .     .     340 
Erzgänge,     Rhein.    Schiefer- 
gebirge   394,  399 

Essexit 453,  516 

— ,  Kaiserstuhl 517 

— ,  Lahn  und   Dill  ....     207 


455,  461 
.     474 

471,  476 

472,  476 
472,  510 

472,  493,  496 


— ,  Madeira    . 

— ,  Sölvsberget 

Esscxitdiabas  . 

Essexitgabbro 

Essexit  melaphyr 

Essexitporphyrit 

Eustatische  Bewegungen, 

Bornholm 

Evolution   des   Hodens 
Exkursionen,  Freiburg  i.  Br 
— ,  Greifswald    .... 
Experimente,  tektonische 
Explosion,  b'ies  .... 


öd 
579 
189 
641 

65 

■J  tö 


r. 

Falten 579 

— ,  Beziehungen  zu  Ver- 
werfungen    418 

— ,  Entstehung  .     .    .     .    ,  78 

.  Tibol 184 

Faltengebirge,  Bildung         .  443 

.  Elba 303 

Faltung.     .     .     .      433,  446,  586 

— ,  kimmerische      ....  's" 

.   saxonische 575 


—     689 


Seile 

Faltung,    Wirkung    liei    Erd- 
beben        251 

— ,  Mexiko     ....  27,  28,  37 

— ,  Schweizer  .Iura       ...  51 

Faltungsperioden.   Afrika  311 

Fauna  des  fran/.ös.  Diluviums  392 

Faustkeil         546 

— ,  Hundisburg 554 

— ,  Frankreich 409 

Feldspatbasalt     .       499,  500,  504 

— ,  Analyse 511 

Felis  nibulosu8 370 

Fenster,  tektonische     .     .     .  160 

Festlandschwellen    ....  578 

Fettkohlenpartie,  Flora    .     .  384 
Feuersteingeräte   (siehe  auch 

Artefakte) 544 

Flammenmergel,   Kotfärbuug  14 

hlaiiinienton 2,09 

— ,  Posener 1,3 


5 
t72 

172 

5-2-2 
2X1 


Flasergranit,  Naxos 
Flächen  gleicher  Dichte  . 

—  gleichen  Schwerepotentials 
Fleckengneis,  Schwarzwald  . 

Flenus 

Flexuren 418,  420 

-,  Alb      .    . 530 

Flora,  Carbon 281 

Flözberg 444 

Fluviaglacial,  Kupferdreh     .  193 

Flyscb,  Capri 186 

— ,  Griechenland     ....  608 

Foraminiferen  im  poln.  Jura  346 

Fmest    l>ed  von  Cromer  389,  390 

Formation  von  Lannemezan  397 

Foyail 467 

Frechiella 534 

—  kammerkart  nsis  ....  534 
Fuciniceras  costicillatum    .     .  563 

—  Menegltinhinum    ....  562 

G. 

Gabbro 472,  516 

i  lalibroessexit 475 

<  rangbildnng 249 

<  iari'_rgeMein,    Madeira  .  .       178 

Ganggranite,  Schwarzwald    .  t58 

Galmei,  Rhein.  Schiefergebirge  396 

( rarnierien-Schichten    .    .     .  i  \6 

Gärantianum-Zone  .    220,  30,  347 

Garonne-Gletscher,  Pyrenäen  395 

(iarniinrt.Tra.-ru  39.r>".:i(.tSj.}00,4t)4 

( ra  akoble,  Böhmen  ....     .V.tl 


522 
342 
140 
140 
147 


620 

453 

6  «i 


Seite 

Gault,  Rotfärbung  ....  14 

Gauteit  ....      479,  487,  488 

Gebirgsbau,  lombard.  Alpen  36 

Gebirgsbildnng,  deutsche      .  576 
Gedritgneis,  Schwarzwald 
<  li  liangetuff,  Eifel    . 
Gemenge-Hauptsalz     .    . 
Gemengecarnallit     . 
Genesis  der  Salzlagerstästen 
Geographie,    Verhältnis    zur 

Geologie 

Geologenkalender    .... 

Geologenkongreß,   Toronto   . 
Geologie,  Verhältnis  zur  Geo- 
graphie .......  620 

Geologischer  Unterricht  .  16,  620 

Gervillia  sp 358 

Gigas-Schichten i  il 

Gips,  Segeberg 122 

— ,  Sperenberg /  /  / 

Gipshut,  Entstehung    .     .     .  106 

Gisortienkalk 377 

Glacialablagerungen,     Ruhr- 
bezirk        192 

Glacialgeologie,  Canada   .     .  640 
Glacialkonglonierat,     Kongo 

114,  312,  314 

Glanzschiefer,  Entstehung     .  163 

Glasbasalt 205 

Glaukophan,  Niederschlesien  206 

Gleitbretter,  Elba    ....  294 

Gletscher,   Abschmelzen         .  639 

Glimmersand,  Samland    .     .  2 

Glimmerschiefer-Smirgel  .     .  78 

Globites  heterophyllm    ■     ■     ■  ">27 

—  striatvs 535 

Gneis,  Elba 303 

— ,  Schwarzwald     .     .     521.  160 

Gold,  Tibet 175 

Gombertoschichton  ....  159 

Graben 430,  440 

— ,  Oberschlesien    ....  283 

Grabengebirge 444 

( Srahenrandbrüche  ■     •     •     •  4 1 1 

t  rraphitoidgneis,  Schwarzwald  509 
Grammoceras  aalensi 

—  fallaciosum ",,',"> 

—  Mülleri 568 

—  normannivm 562 

—  pectinatum »60 

—  quadratum 551 

—  Saemanni 552 

—  serpentinum 554 

—  suocomptum 570 


—     690     — 


458, 


Seite 

227 
227 
516 
492 
455 
290 
298 
311 
5 
190 
83 
492 
459 


Granat  -  Diopsid  -  Aggregate, 
Kongo     

Granat-Knollen,  Kongo     . 

Granit 

— ,  Baden 

— ,  Durchschmelzung  . 

— ,  Elba 

— ,  — ,  Alter 

— ,  Kongo 

— ,  Naxos  .     '. 

— .  Schwarzwald 

— ,  Umformung  .... 

Granitjrang,  Baden  . 

Granitit,  Schwarzwald 

Granitkonglomerat,  Schwarz- 
wald   463 

Granitpophyr,     Schwarzwald     458 

Graustein,  Madeira ....     490 

Grauer  Salzton   .     .     .      133,  359 

Grauwacke,  nordsächsische  .     587 

Grenzanhydrit 369 

Griquait,   Kongo      ....     226 

Groß-Hartmannsdorfer 

Schichten 235 

Grundmoräne,  Ruhrbezirk    .      t93 

— ,  Segeberg 140 

Grundmoränen  land  schaft, 

Pommern 649 

Grundschotter  der  sächs. 

Kreide 596 

Grünsandstein,  Sachsen    .     .     591 

Gryphaea  calceola    ....     569 

—  obliqurt 520 

—  rcsicularis 572 

Guadalupe-Schichten  ...  23 
Günz-Eiszeit,  Frankreich  .  412 
t 'i'i/roji'in'/lii    r,  siruli/t  ru      .      .      608 

H. 

Haifisch  im   Pliocän     .     .     .  351 

Halbhöhle,  Eifel 344 

Halon os-Schiefer,  Naxos  .     .  5 

Hall8tätter  Kalk      .     ...  420 

Han-Bulogkalk 234 

Harpa  mutica 375 

Harpoct  ras 564 

—  aalense 568 

—  antiquutn 562 

—  boreale 555 

—  cornacaldense 556 

ducoides 571 

—  dupansuin ."iT1 1 

—  Eaeri 565 

—  fallacio8uvi\ai.Cotteswo/diat  566 


Seit« 
Harpoceras  fallaciosum    var. 

Miilleri    .' 567 

—  Levisoni 549 

—  Miilleri 568 

—  noriiKiiiiiuuiuin 562 

—  pectinatum 560 

—  quaäratvm 551 

—  retrorsicosta 557 

—  ruthenense 561 

—  Saemanni 552 

—  subcomptum 570 

—  subplanatum  .     .     .     574,  569 

Hartsalz 136,  139 

— ,  Entstehung 64 

— lager,  Bildung     ....  61 

Haugia  Eseri 565 

—  inaequa      .     ■ 566 

Hauptanhydrit     .     .      133,  8,  361 

— ,  Riidersdorf 366 

— ,  Segeberg 124 

Hauptbuntsandstein,    Baden  502 
Hauptdolomit,  Staßfurt    .     .  369 
Hauptgrunitit,   Schwarzwald  465 
Hauptkonglomerat  der  Salz- 
lager    140 

— ,  Schwarzwald     ....  522 

Hauptsalz 139 

—  -konglomerat  .  .  140,  63 
Hau ptschwarzwald Verwerfung  521 
Hauterivien,  Argentinien  .  .  572 
Hauvn,  Zusammensetzung  .  352 
Hebung  von Gebirgsschollen418,444 
— ,  Rhein.  Schiefergebirge  .  399 
Heeticoceras 431 

—  hecticum 432 

Hellewalder-Schichten  .     .     .  319 

Heimatkunde,   Unterricht  17 

Heraclüea 420 

Hi;rmann-<  'liKDNKu-Stiftung    .  457 

Heersumer-Schichten    .          .  447 

Hettangien 519 

Hettinger  Sandstein     .     .     .  519 

Ueteroplt  vis 380 

Hüdoceras 545 

—  bifrons  .     .  '>~\,  545,  546,  556 

—  —  mut.  angustisiphonata  .  548 

—  —  var.  limtanica    .     .     .  548 

—  boreale 555,  556 

—  boscence 564 

—  comense      ....      545,  569 

—  cornacaldense      ....  656 
costicillatum 562 

—  <■/'/,(/,  nse 564 

—  falciferum 556 


69 1 


Seite 

Hildocerat  L<  visoni  .     .     549,  556 

—  Meneghiniannm    ....     561 

—  Mercati 545 

—  —  var.  quadrata     .     .     .     550 

—  pectinatum 660 

—  quadratum      .     .     .      550,  551 

—  retrorsicosta 557 

—  Saemanni 552 

—  —   var.  compressa  .     .     .     553 

—  serpentinum  .  .  .  554,  556 
Bipparionschichten  ....  386 
Hi/ipopotawus  hipponensis  .  351 
Hochterrasse.  Baden    .     .      .     504 

— ,  Elsaß 549 

— ,  Frankreich  .  .  .  394,  402 
Hochterrassenschotter, 

Frankreich 394 

Homo   Mottet  riensis  Hauseri  5  19 

Hori/.ontalverschiebnng      422,  449 

Hornblendeakerit     .     .      458,  460 

Hornblendehasalt,  Analyse  .  511 

— ,  Madeira 502 

Hornfels,  Elba 298 

Horst,  Begriff 

430,  451.  580,  57.9,  586,  589 

— ,  Celebes 331 

Hnrstgohirge,    Fntstehung      .  444 

Höhlen,  Eifel 342 

— ,  bewohnte  .  .  .  342,  560 
Hwgaritea  Strombecki  233, 2.35,  237 

Hutnphriesi-Zone      .     .     .     .  319 

Hyaena  striata 367 

Hyänide,  pliocäne    ....  367 

Hylonomidae .r>91 

Hylonomus  <i>init;i  ....  594 

—  Lyelli 594 

Hyloplesion 594 

!l\  persthenite 454 

I,  J. 

Jadeit,  Zusammensetzung  350 
Jahresringe  im  Salzlager      .     370 

—  im  Steinsalz  .  .  .  60,  357 
Jakobshagener  I  >s  .  .  .  .  645 
Iliergei'   Kalk,  Tektonik    .     .        58 

M-.,-Zone 522 

[daatollner  Flöze  ....  286 
Idoceras  planula .     .t/1.  44'1,  447 

Ilmtravertine 563 

[mpressaton 441 

Industrien  im  deutschen 

Diluvium 542 

—  im    franz     Diluvium       392,    11'-' 


Seite 
liit'nilia.i 519 

— ,  Elba 291 

— ,  Frankreich 230 

Inoceramus  digitatus,  Mexiko        24 

hlliiiltlis,    Mexiko        ...         24 

[nterglacial,  Artefakte       543,  546 

— ,  Frankreich    .     .     .      393,  412 

— ,  Holstein 61U 

— ,  ßbein-Hernekanal  .         .     596 

— ,  Sachsen r>4>> 

Intrusion,  Mexiko    ....       35 

— ,  Südamerika ~>~ 4 

[ntrusionsbildung  ....  245 
[ntrusivform,  Erongo  ■     .     .     455 

Jovfia  ri  ticulata 448 

hocardia  angulata  .  .  .  55 
Isostasie  der  Erdrinde  172,  572 
tsostere  Flächen  ....  (72 
.1  ung-  l'alaeolithicum, 

Frankreich 412 

Jungpliocäne  Talbildung  .     .     20.3 

.Iura,  Alb 212,  532 

— ,  Baar 525 

-,  Baden 490 

— ,  Celebes 331 

—,  Frankreich 230 

— ,  Griechenland     .  607,  616 

— ,  Kanarische  Inseln  .     .  156 

-,   Mexiko 23 

— ,  Münsterland 112 

-,   Polen 181,  209 

— ,  Pommern 655 

— ,   Sachsen 601 

— ,  Schwaben 533 

— ,  Schonen 661 

— ,  Oberer,  Süddeutschland.     %41 
Juraerze,  Entstehung  .     .     .     340 

Jurafalten 52 

— ,   Pflanzen 156 

Juri'imix-Zoüe 525 

K. 

Kainit,   Entstehung  ....  64 

Kalisal/.lagor 139 

-,   Elsaß 458 

— ,  Werra 358 

— ,  Tektonik 60 

—  siehe  auch  Salzlager. 

Kalkbostonit 178 

— ,  Analyse 195 

Kalkfeldspat,       Zusammen- 
setzung .              ....  350 
Kalkknotenschiefer  ....  6*04 
Kalksilikatfels,  Schwarzwald  522 


692 


Seite 

Kalkspat  im  Schmirgel    .     .  60 

Kalktuff,  diluvialer,  Eifel      .  342 

Kaltes  Mousterien   ....  543 

Kambowe-Schiehten      .     .     ■  327 

Kames,  Entstehung      .     .     .  638 

Kaolin,  Zusammensetzung     .  352 

Kare,  Schwarzwald.     .     .     .  516 

Karneolhorizont,  Sehwarzwald  522 

Karroosystem,   Kongo  .     .     .  114 

Karpatensandstein.  Korallen  172 

Katanga-Sehichten  ....  327 
Katete  -  Kazembe  -  Schichten, 

Kongo 314 

Keramoti-Marmor,  Naxos        5.     7 

Keratophyr,    Niedersohlesien  206 

Kettengebirge,  Celebes     .     .  331 

Keuper,  Facies 230 

— ,  Baar 526 

,  Baden 490 

— ,  Polen 187 

Kieserit 139 

—  -region 13(5 

Kimmeridge 447 

— ,  Argentinien  .     .     .      568,  570 

Kimmerische  Faltung  .     .     .  580 

Klima   des   französ. Diluviums  392 

Klipsteinia 41 9 

Klüfte,  Baden      .     .     .     ■     .  501 

Knochenkiese,  Westfalen       .  598 

Knochenzeichnung,  Gera  .     .  553 

Koblenz-Schichten  ....  605 
Kohle     in     der     Kreide, 

Sachsen 596 

Kohlenkalk,  Aachen    .     .     .  395 

— ,   Katingen 391 

Komiaki-Schiefer,  Naxos  .     .  6 

Kompressibilität  derGesteine  71 

Konglomerat,  gestrecktes      .  83 

Köoigshütter  Flözberg     .     .  434 

Kontaktexplosion  .  .  249,  260 
Kontakterscheinung  im 

Smirgel 102 

Kontaktmetamorphose,  Elba  298 

Kontaktwirkung  an  Erzgängen  397 

Kontaktzone,  Mexiko  .     .     .  39 

Kontinentale  Bebung  .     .     .  452 

Kontraktionstheorie     .     .     .  422 

Koralleooolitfa i  )7 

Korund  im  Schmirgel  ...  60 

Korundglimmerscbiefer     .     .  75 

Kössener  Schichten      .     .     .  229 

Kostczelitzer  Schichten  .  .  1 ;  u; 
Kreide,   Auflagerungsfläche, 

Sachsen )94 


Seite 
Kreide,  Argentinien  .  .  .  572 
— ,  Beeinflussung  durch 

Salzlager 8,   108 

— ,  Celebes 331 

— .  Crjrbula  isoeardiaeformis.       56 

— ,  Dänemark 662 

— ,  Griechenland  ....  607 
— ,  Kanarische  Inseln  .  .  .  152 
— ,  Karpatenvorland     .     .     .     239 

— ,  Korallen 175 

— ,  Lebbin 657 

— ,  Mexiko 23 

— ,  Sachsen )94 

— ,  Untere,  Raesfeld  .  .  .  112 
— ,  Westfalen      .     .  112,  200,  588 

— ,  Untere 446 

Krystalloblastische  Struktur  63 
Krystallokinese  .  .  59,  163,  167 
Krustenbewegungen  .  .  418,  450 
Kugelsandsteine,  Baden   .     .    500 

Kulissenfalten 90 

— ,  Mexiko 30 

Kulm,  Lausitz 588 

Kundelungu-Schichten, 

Kongo     .     .     .      309,  316,  327 

L. 

Labrad  orporphyrit,  Analyse  500 
I.abiatussandstein  ....  597 
Ladinische  Stufe  ....  231 
Lagerungsverhältnisse  des 

Juras  in  Polen     ....     336 

Laimen 548 

Lakkolith,  Mexiko  .  .  .  38,  278 
Längsverwerfung  im   poln. 

Jura 339 

Lannemezanformation .  .  .  397 
Laramieschichten,  Mexiko     .      25 

Lardalit 516 

Larvikit 488,  516 

Latent,  Ostafrika  ....  600 
Laufenschwankung,  Fauna  .  562 
Lausitzer  Qaup  tverwerfung  594, 601 
Laziskerscbicnten  .    i  32 

Lebacher  Stufe,  Sachsen.     .     601 

Leitartefakte 557 

Leitlinienstrudel  ....  332 
Lemmingim  französ.  Diluvium  562 
Lepidophyllum  majus  .  .  .  284 
Lettenkohle    ...'...     230 

— ,   Baar 526 

Lettengang,  Baden  .  .  .  501 
Leucit,  Zusammensetzung  .  350 
Lins,  Argentinien 569 


—     693     - 


Seite 

Lias,  Baar 526 

-,  Elba 292,  298 

— ,  Frankreich 230 

— ,  Griechenland      ....     60i) 

— ,  Münsterland 112 

— ,  Portugal 518 

Libypühecus  Markgrafi     .     .    356 

Libysche  Stute 379 

Lieben   Hausmaniii    ....     356 

Lima  duplivata 304 

Limburgit 512 

— ,  Analyse 500 

— ,  Hessen 259 

— ,  Kaiserstuhl 5  18 

Limonit  im  Schmirgel  .  .  59 
Linopteris  Miinsteri  ....     282 

—  obliqua 284 

Lioceras  subplanatum  .  .  .  574 
Liönas-Schiefer,  Noxas  .  .  6 
Liparoceras 535 

—  Hechei 535 

Listrische  Flächen  ....  423 
Litharaea  distans     ....     174 

—  epithecata 174 

—  latixteUata 174 

—  rudis 175 

—  Vaughani 174 

Lit/ioglyp/tus  acutus  ....  4 
Litorinasenkung,  Wollin  .  658 
Lochenschichten  ....  528 
LonchopterU-Honzoiit  .  .  .  281 
— ,  Oberschlesien     ....     285 

Longobardües 233 

Löß,  Baden 504 

— ,  Ehringsdorf 563 

— ,  Elsaß 546 

— ,  Frankreich  .  .  .  401,  410 
— ,   Kuhrkchlenbezirk  .     .     .      i97 

— ,  Sachsen -'>}5 

— ,  Schwarzwald  ....  519 
Lößlehm,  Baden      ....     504 

— ,  Elsaß 548 

— ,   Frankreich 401 

Lualaba-Schichten,  Kongo  309,327 
LubUache-Scbichten, 

Kongo  .     .     308,  309,  324,  327 
Lucina  pharaonis     ....    381 

314 
286 
230 
379 
351 
364 


Laura-Schichten,  Kongo 
Luinmerscliieder  Fl 
Lunzer  Saudstein 
Latetien,  Ägypten 
Lutra     .... 
—  libyca 


Lysiec-Siedlecer  Schichten  196,319 


Seite 

Lytoeertu 528 

—  fimbriaium  ....      522,  530 

—  lineatum  var.  gigantea      .  530 

—  salebrosmii 532 

Lycopodium  clavatum    .     .     .  377 

M. 

Macacus  florentinus  ....  355 

Maceration   von  Carbon- 
pflanzen    N-'i 

Machaerodus  aphanistus    .     .  367 

Macigno,  Capri 186 

—,  Elba 290 

— ,  Griechenland      ....  607 

Macrocephalites  macroccpbalum  202 

—  tumidus 313 

—  Vergarensü 570 

Macrocephalus  Canizzaroi      .  303 

—  macrocephalus  .     202,  312,  313 

—  -Kalk 199 

Madeint 476 

Magdalenien,  Eitel  ....  342 

— ,  Frankreich    .     .     .      392,  416 

— ,  geol.  Alter    .     .     .      Mi'.  565 

— ,  Gera 554 

Magmatische  Erdbeben    .     .  251 
Magnesit  im  Zechsteinan- 
hydrit       361 

Magnetit  im  Schmirgel     .     .  59 

Mahn,  Alb V26 

— ,  Argentinien 570 

— ,  Kanarische  luseln  .     .     .  158 

— ,  Sachsen 601 

Mänait,  Analyse 495 

Manganoxyd  im  Schmirgel  .  .")'.• 

Margarit  im   Schmirgel     .     .  55 

Mfi/yjaritatus-Zoxie    ....  .V_'2 

Marine  Grenze,  Bornholm    .  53 

Mariopteris 372 

— ,  Epidermis 143 

—  grandepinnata     ....  375 

—  Jaci/uüti 384 

—  laciniata 

—  latifolia      ....      375,  384 

—  muricata     ....      156,  375 

—  nei/lata 383 

—  rotundata  ....     375,  384 

—  Sarana 384 

—  Zeilleri 384 

Markasit,  Rhein.  Schiefer- 
gebirge    396 

Marmor-Smirgel       •     •     ■     68,  T'.1 

Marsilidium  speciosum ,     .     .  156 


—     694 


ilt 


392, 


490, 


MasseDkalk,  Auslaugung 
— ,  stratigraph.  Stellung 
Mastodon    .... 

—  Borsoni.     .     .     . 

—  Zaddachi  . 
Mastodonsand 
Mastodonschichten  . 
MaugenestirS-orizont 
Meeressande,  Überlingen 
Meeressedimente,  Salzgeh 
Megalodus  pumilus   . 
Melanit,  Kaiserstuhl     . 
Melaphyr,  Erongo    .     . 
Meletta,  Karpatenvorland 
Melettaschiefer    .     .     . 
Mensch,  diluvialer  . 
Menyanthes  trifoliata    . 
Mrsi-  Schiefer,  Naxos   . 
Mesopithecus    .... 

—  Pentelici     ....     355, 
Mesozoicum,  Kanarische 

Inseln 

— ,  Mexiko 

Metamorpher  Schiefer, 

Baden-Baden   . 
Metamorphose,  Alpen 
Meteoritenfälle    . 
Microceras  capricornum 
Mindel-Eiszeit,  Frankreie 
Mineralaggregat,  Kongo 
Mikrogranit,  Elba   . 
Mikrosaurier,  Böhmen 
Mikultschützer  Kalke 
Miocän,  Ägypten 
— ,  Baar     .... 
— ,  Baden  .... 
— ,  Celebes     . 
- ,  Elberfeld  .     .     . 
— ,   Frankreich     . 
— ,  Karpatenvorland 
— ,  Korallen  . 
— ,  Sachsen     . 

Mitgliederzahl 

Mitteldevon,   Sauerland 

Mittel jura,  Polen 

Mittelmiocän,  Karpaten- 
vorland . 

Mitteloligocän,  Pommern 

Mittelpliocän,    \^\  pten 

Moachia-  Schichten  . 

Modiola  strialula 

—  8triolaris 

Mokattam-Schichten 

Mols    •  .  Hegau  .     . 


Seite 

390 

604 

351 

4 


350, 


240, 


376, 


5 

387 
407 
522 
535 
110 
009 
r,16 
t55 
241 
244 
541 
506 
6 
351 
356 

151 
23 

503 
167 
223 
534 
412 
226 
•JUS 
591 
231 
376 
526 
192 
331 
393 
385 
244 
162 
5  t6 
450 
603 
183 

244 

209 

350 

300 

.".im 

:i79 
535 


362 
517 

517 
472 
394 
524 
506 


417,  562 
596 
565 
559 
342 


Seite 

— ,  Überlingen 535 

Monachus  albiventer 
Monchiquit,  Kaiserstuhl     516, 
Mondhaldeit,  Kaiserstuhl 
Monzonit    .... 
Moränen,  Pyrenäen 
— ,  Schwarzwald 
Mooskohle,  Baden 
Moschusochse,  in  französ. 

Diluvium     .... 
-  ,  Westfalen 
Mousterien,  geol.  Alter 
— ,  Deutschland       .     . 

-,  Eifel 

— ,  Frankreich 

392,  393,  410,  412,  413 

— ,  kaltes 543 

— ,  warmes 543 

Moutzoüna-Schiefer      ...        6 
Mucronaten kreide,   Dänemark  662 

Mulde 444 

Moldengrappe,  Ober- 
schlesien    ....      283,  286 
Münder-Mergel    ...        14.  446 

Murchüoni-Zone 525 

Murmeltier  im  Löß  547,  548,  552 
Muschelkalk,  alpiner  .  .  .  229 
.  526 
490,  503 
.  112 
.  57 
.  290 
.  295 
.  552 
.    552 


— ,  Baar 

— ,  Baden 

— ,  Münsterland 
Muscovit  im  Schmirgel 
Mylonit,  Elba  .  .  . 
Mylonitisierung,  Elba  . 
Myodei  lemnus,  Gera  . 
—  torquatux,  Gera  .     . 


TS. 

Nagel lluh,  obermiocäne    . 
Nakrit    im   Schmirgel    .     .     . 
Xi/tica  {Ampullina)  Newtoni 
Natronsyenit  ....      461, 
Navülui  anguinus    .... 

—  bidoreatus 

—  dolomiticus 

—  pertumidus     .     .     .      235, 
Nebengesteine  der  Salzlager 
Nehdener  Schichten     .     . 
Niederachönaer  Schichten 
Neocom,   ^.ptychen  .... 

— ,  Argentinien 

— ,  Corbuln  isocardiaeformis. 
Neocomites  Iransgrediens    . 
Nephelin,  Zusammensetzung 


161 
60 
375 
488 
580 
235 
235 
236 
106 
604 
596 
157 
56*8 
56 
.-,71 
35Ö 


—      HB  5     — 


Nephelinbasalt,  Analyse  . 

\i'|ilu'liiilia>;uiit  .     -      .      . 

Nephelin-Melilithbasalt, 

Hegau 

Nephelinit  .    , 

— ,  Kaiserstuhl 

Nevhrolepii  tuberosa 
Neuropteris  heU  rophylla    . 

—  ovata    

—  rarinervis ....     282, 

—  Scheuchzeri 

Niederterrasse,  Frankreich 

394, 
— ,  Schwarzwald  .  .  513, 
Niemtschitzer  Schichten  . 

Xiveautlächen 

Niveau  <le  VAmmonites 

Mavgenesti 

Nbrdmarkit 

Normalsmirgel 

Nurwich  Crag 

Nummulites  perforatus  .     . 

0. 

Obercarbon,  Böhmen 
— ,  Mexiko     .     .     . 
Oberdevon,  Sauerland 
Oberer  Letten 

—  — ,  Zeclistein 
Obere  Kreide,  Münsterland 
Oberflächenformen  der  End- 
moränen     .... 

Oberlias,  Portugal  .     . 

Oberinioean,  Ägypten 

i  Iberoligocän,   Iserlohn 

— ,  Niederrhein  . 

Oberpliocän,   Frankreich 

i  Ibersenon,  Mt-xiko. 

Ocadia  spec.  . 

'  Idershäuser  Kalk   . 

Odontopleris 

i  Igiven,  Entstehung 

Olcostephanun  . 

•  lligocän,   Ägypten  . 

— ,  Baden  .... 

— ,    Iserlohn     . 

— ,    Karpatt-nvorland 

— ,  Korallen  . 
— ,  Niederrhein  . 
— ,   Pommern 

,  Überlingen    . 
( llivingabbrodiabas  . 
<  llivingesteine 
Oolith,  p<>l ii .  .iura     214,  305, 


Seite 
500 
503 

533 

503 
517 
379 
283 
282 
283 
282 

402 
514 

241 

172 

521 
516 
89 
390 
167 


t92, 


591 
27 
603 
369 
358 
112 

197 
523 
350 
391 
393 
388 
25 
351 
605 
375 
163 
442 
376 
504 
39 1 
241 
167 
393 
209 
535 
474 
462 
334 


Oulithe  von  Hattingen 

i.  Schwaben 

—  im  holstein.  Zechstein 
Oppelia 304,  403, 

—  aspidoides  ....      298, 

—  bijiexuosa 

—  fusca 323, 

—  9*9™ 

—  latilobata 

288,  289,  300.  323, 

—  serrigera       287,  289,  298, 

—  —  var.  heterocostata 

—  subinflexa  .     .     . 

—  Wenzeli 
Orbüoides  ManteUi  . 
Oreopithecus 
Orlauer  Störung. 
Orogenetische  Vorgänge 
<  »rtliit,  Schwarzwald 
Orthopleuritea 
Osar,  Entstehung     . 
— ,  Pommern 
Osgräben,   Pommern 
Ostracoden  im  poln.  Ji 
Ostrea  cochlearis . 

—  cucullata    . 

—  multicostata 
■ —  Roncana 

—  Stanley  l 
Otawikalk,  Fossilien 
Ottweiler  Schichten 

—  — ,  Pflanzen  . 
OviboH  fossüis 

—  mackenzianus 

—  m08chatU8,   Frankreich 

Oxford 

— ,  Polen   .... 
— ,  Pommern 
Oxydationszone  . 

P. 

Pfaffrather  Kalk,  Auslaugung 
Palaeocarpilius  macrocheüus  . 
Palaeophoca  Nysti    .... 
Paläolithicum,  Eifel 

— ,    Holstein 

Paläontologie,  Verhältnis  zur 

Geologie 

Palaeozoicum,  Lausitz 

— ,  Mexiko 

Pallopleuroceras  spinatum. 
Paludina  crassa   ....     ■'>. 

—  düuviana, 

—  Fuchti 


Seite 

533 

125 
438 
312 
329 
3Ö0 
530 


375. 


310, 


329 
300 
288 
323 
530 
178 
355 
448 
577 
509 
42» 
638 
644 
645 
347 
330 
350 
375 
381 
377 
58 
286 
383 
597 
597 
417 
441 
320 
655 
394 


391 

379 
363 
342 

62d 

620 

587 

22 

540 

209 

•'    4 


nur, 


Seite 
.     4 

.  6 
563 
379 

569 
220 


.     .  268,  318,  330 

.     .     .      220,  329 

209 

2-20.  319,  321,  332 


Pa  lud  in  a  Ne  u  m  ayeri 
Panormos-Marmor  . 
Pariser,  Ehringsdorf 
Parisien,  Ägypten  . 
Pazifischer  Kontinent 
Parkinsonia  arietis    . 

—  compressa  . 

—  diserepans  . 

—  ferruginea  . 

—  neuffensis 

—  Parkinsoni 

197,  198,  219,  319,  330,  332 

—  Schlönbachi     .     .209.  220,  332 

—  wuerttembergica 

(siehe  compressa) ....  268 
Parkinsoni-Zone  .  .  .  319,  347 
Pecopteris 380 

—  nervosa 381 

—  pseudovestita 284 

—  vestila 282 

Pecten  priscus 221 

—  semicingulatus      ....     243 
Pegmatit,  Baden      ....     492 

— ,  Naxos 6 

Pegmatitanhydrit     ....     361 
Pelloceras  annulare  .     .     .     .     416 

—  alhleta 416 

—  bimammatum 441 

Peneplain,  Schwaben    .     .     .     532 
— ,  Schwarzwald      .     ...    510 

Perm,  Salzlager 124 

-,  Elba 292 

— ,  Mexiko 28 

—  siehe  auch  Zechstein. 
Perispkinctes    ....      304,  442 

—  auriger  us    ....      272,  285 

—  decipit  äs 439 

—  de  Marii 285 

—  eadlecotteitsis 444 

—  Gorei 444 

—  invoiuttu 441 

—  pectinatut 444 

—  procerus 285 

—  tenuiplicatus    .     .     .     270,  272 

—  teiniis 313 

—  Warlae 438 

Perisphinctoida     .     .     .     .     •     438 
Petroleum,  Beziehung  zu 

Salzlaugen 12 

Pforte  von  Crengeldanz   .     .     201 

Laor 201 

Phanäri.-Marmor,  Naxos    .     .  6,  32 

Phoca  rugosidens 363 

Pholadomya  Murehisoni     .     .     330 


Seite 
Pholadomia  Ovulum  .  .  327,  330 
Pholerit  im  Schmirgel      ...  60 

Phonolith,   Hegau Y)4 

— ,  Kaiserstuhl  .  .  .  516,  517 
Phreatische  Explosi«n       .     .     264 

Phyllit,  Elba 292 

IVii/l/oceras 526 

—  heterophyllum      ....     527 

—  Nilssoni 527 

Piacentinstufe,  Italien  .     .     .     386 

Pictouia 442 

Piesbergschichten  .  .  281,  286 
Pikrit,  La  Palma  ....  478 
-,  Analyse  ....  513,  514 
Pikritbasalt,  Analyse  .  511,  513 
Pinaeite*  discoides  ....  603 
Pinitporphyr,  Baden  .  492,  501 
l'i/nis  Hageni 2 

—  llalepensis 2 

—  Laricio  T/tomasiana  .  .  .  2 
Pirula  tricarinata  ....  382 
Plaisancien,  Frankreich  386,  387 
Plastische  Umformung 

des  Salzes 148 

Plastizität  der  Gesteine    .     .     .  82 

—  des  Granites 84 

—  —  Salzes 148 

Plattendolomit,  stratigraph. 

Stellung 238 

— ,  Adolfsglück t3 

— ,  Thüringen 357 

Plutjipleiiroceras  brevlspina  .  521 
Pleißeschotter,  Markleeberg  544 
Pleistociin,  Frankreich  .  .  384 
Pteuroceras  spinatum     .     .     .     540 

l'l<  iirocorn 179 

Pliocäii,  Ägypten     ....     350 

— ,  Baden 504 

-,  Frankreich     .       384,  388,  408 


— ,  Mexiko 


42 


— ,  Posen 1,208 

— ,  Rhein.  Schiefergebirge    .  399 

— ,  Toscana 362 

— ,  Westpreußen      ....  209 

PÜOCäne  Kieseloolithschoücr  389 

—  Talbüdung 203 

Plicaiula  pyramidarutn      .     .  380 

Polarfuchs,   Frankreich  417 

Polygon-Falte,  Mexiko     .     .  .31 

Polyhalil 136 

Polyplectus  discoides      •     ■     ■  571 

—  subpUmatvtm    .  _  .     .     •     .  574 
Pontische  Stufe,   Ägypten     .  350 

—  — ,  Ostei  reich    ....  385 


697 


Seite 

Porites  leptoclada     .     .     .     .  162 

—  polyttyla 159 

Porphyr,  Niederschlesien  206 

Porphyrit,  Schwarzwald   .     .  463 

Porphyrkongloinerat,  Baden  496 

Portland 447 

— ,  Pommern 656 

Posener  Tun 1,  209 

Posidonomya  alpina 569 

—  ßuchi  ' 304,  316 

Prächelleen,  Frankreich     409,  412 

Präglacial,  Posen  ....  210 
Produktives  Carbon,  Pflanzen 

144,  383 

Proplanulite»  Koenigi    .     .     .  202 

Protopterus  annectens    .     .     .  351 

Protracln/ceras 422 

—  Reitzi 233 

Primärtorination,  Erongo       .  455 

Pristiphoca  occitana      .     .     .  362 

Pseudoeolith 555 

Pseudomonotis  echinata       272,  273 

—  suidriata 569 

Pseudopecojiteris 380 

Pterocerien 447 

Ptycliites  Beyricki     ....  233 

—  du.r 233 

—  Suttneri 233 

Puddingstein,  Frankreich      .  387 

Pulaskit 461.  516 

Pyrit  in   Erdülgebieten      .     .  .  14 

—  im  Schmirgel      .     .     .  58.  106 

Pyrit-Smirgel 63,  84 

Pyroxenit  ....  462.  472,  476 
Pyroxenitische  Essexit- 

diabase 476 

Q. 

Quadersandsteinformation, 

Auflagerungsfläche  .  .  .  594 
Quartär,  Menschenreste  .  .  541 
— ,  Frankreich    .  ...     384 

Quarz  im  Schmirgel  ....  tili 
Quarzgang,  Baden  .  .  t95,  502 
Quarzit,  gestreckter  ....  33 
Quarzkrystalle  im  Toron  .  13 

Quarzporphyr,  Mexiko      .     .     .39 
,  Schwarzwald      .     .      463,  524 

Quollen,  Baden 193 

— ,   poln.  Jura 320 

Querschlägige  Störungen  .  .  447 
Querrerwerfung  im   poln. 

Jura 388 


Seile 

Et. 

Radiolarit,  Elba       ....  302 

Radiolitella  forojtttienns     .     .  449 

Radiolites  muaculosua    .     .     .  448 

—  slyriacut 448 

Radowenzer  Flöze  ....  286 

Radstockian    ....      281,  286 

Rahmen 584 

Rahmenfaltung    .     .  148,  548,  584 

Raibler  Sandstein    ....  230 

Randgruppe,  Flora       .     .     .  38$ 

h'andhügelzone,  Schwarzwald  519 

Rappakiwigranit 516 

Rastnia 442 

—  cymodoce 438 

—  groenlandicus 445 

—  mutabilis    ....      444,  445 

—  uralentü 445 

Rät,  Facies 229 

Raubtiere,  plioeäne ....  362 

Rauchwacke 367 

— ,  Segeberg 125 

Kechnungsrevision    ....  450 

Redaktionsbericht  ....  451 
hVihung  der  Gesteine.     ...11 

Reichhardtit-Kainitlager    .     .  .64 

Reiflinger  Kalk 236 

Reineckia  aneeps 433 

—  ]>seudo)iiuta/)ilis  ....  530 
Renchgneis  .-  .  .  509,  514,  521 
Renn,  Frankreich  .  .  390,  562 
— ,  Verbreitung  i.  franz. 

Diluvium 562 

—  im  Löß,  Elsaß    ....  547 

—  —  — ,  Frankreich  .  .  .  417 
RekrystaRisation.  .  .  .  63,  147 
Kt  kurrenzzone,  Frankreich  .  410 
Rkacophyllitcs  spec.  indet.  .  528 
Rkinoceros  im  Pliocän       ...    2 

—  Merckii  ....  416,  548 
.  Westfalen    ....  600 

—  tichorrhinus     .     .     .     340,  390 

,  Westfalen     ....  600 

Rhombenporphyr      ....  493 

Rhonegletscher 391 

Rhynchonella  subleu  unoaa  .     .  321 

varianz 300 

Khyolith,  Mexiko 39 

Ricnodon  dispertus   ....  591 

Riesenquetschzone,  Rbätikon  161 

Rieslakkolith 222 

teadia 

Rinnensee,  Pommern   ■     .     .  650 
17 


698 


Seite 

Rißeiszeit 548 

— ,  Elsaß 550 

— ,  Frankreich  .  .  402,  412,  413 
Riß-Würm-Zwischeneiszeit, 

Frankreich 413 

Rodachterrassen 334 

Rollsteinfelcler,  Entstehung  .     638 

Roter  Salton 369 

RotfärbungderGesteine  14, 594,596 
Rotlehmbildung, 

präcenomane    .     .     .      600,  602 
Rotliegendes,  Baden    .     .     .     490 

— ,  Pflanzen 156 

— ,  Oberschlesien  ....  281 
Röt,  Oberschlesien  ....  238 
— ,  Münsterland       ....     112 

Rotton,  Celebes 331 

Rötung    der    Gesteine    siehe 

Rotfärbung. 

Rückfaltung 184 

Rudaer  Schichten,  Flor  .  .  384k 
Rudisten,  Anatomie  .  .  .  448 
Rudistenkalk,  Griechenland  .  608 
Rutil  im  Schmirgel      .     .  60,  107 


S. 

Sabi/iia  sinuata 

Saiga-Antilope,  Frankreich   . 
Salzauftrieb     ....       101, 

Salzbewegungen 

Salzgebirge,  Tektonik  .     .     . 
Salzgehalt  in  Meeres- 
sedimenten   

—  im  Nebengestein  der  Salz- 


139, 


Salzhorizont     .     .     . 
Salzhorste.  Aufsteigen 
— ,  Nebengestein 
Salzlager,  Einfluß  auf 

Nebengestein  .  . 
— ,  Morphologie  .  . 
— ,  Salzbewegung    . 

— ,  Spanien 

— ,  Sperenberg 

— ,  Tektonik         

— ,  Thüringen    und    Sachsen 

— ,  Umformung 

Salzlaugen.    Beziehungen    zu 

Erdöl 

Salzlösung,  Einfluß  auf 

>ilikate 

Salzspiegel //, 

töcke,    Kintluß   auf 
Nebengestein 


448  . 
417 
591 
101 
6 

110 

108 
242 
139 

8 

108 
124 
163 
469 
141 
63 
358 
102 

12 


89, 


349 
142 


108 


Seite 
Salzstöcke.  Sperenberg     .     .     141 

Salztektonik 63 

Salzton,  grauer 359 

Sandlöß,  Schwarzwald      .     .     520 
Sandsteinschiefer  im  Zech- 
stein    362 

Sattelflözschichten,  Flora.  .  383 
Saxonische  Faltung      .     .     .     575 

Scaglia,  Elba 302 

Scalaria  {Acrilld)  nilotica.  .  374 
Schaber,  Hundisburg  .  .  .  555 
Schalenblende,  Rhein. 

Sohiefergebirge     .... 
Schapbachgneis   .     .     .      509, 
Schatzlarer   Schichten,  Flora 
Schaufelfläche.     .     .     . 
Schaumkalk,  Hainleite. 
— ,  Ober&chlesien     .     . 
Schiefergranit,  Naxos  . 
Schit  »schichten 
Scbistes  lustres   . 

,  Elba    .... 

Schizaster  Africanus 

Schizodus 

Schlangengipse    .     .     . 
Schleifwert  des  Smirgels 
Schlier,  Karpatenvorland  . 
Schmelzwasser,  Westfalen 
Schmirgel  siehe  Smirgel 
Schneehase  im  französ. 

Diluvium 562 

Schollenbeweguugen,  Elba    .     299 
Schollenbildung  .     .     .      439,  451 

Schollengebirge 593 

— ,  Entstehung 418 

— ,  Griechenland      ....     617 
Schollen  Verschiebung 

436,  439,  451,  586 
Schorlomit,  Kaiserstuhl  .  .  516 
Schreyeralmschichten  .  .  .  233 
Schrumpfung  des  Erdkerns  .  423 
Schuppenstruktur, 

Argentinien 573 

Schwalbacher  Flöz  ....     286 
Schwefelwasserstoffquellen, 

Deiater 14 

Schwellenhorst 589 

Schwerspatgang,  Baden   .     .     495 

Seeleya 594 

Seguenziceras  reti'orsicosta     .    558 

—  Ruthenense 561 

Semnophitecinae 351 

St  mnopithecus 355 

—  manspessulanus    ....  356 


396 
514 
384 
424 
233 
238 
5 
159 
162 
291,  299 
375 
35$ 
371 
90 
239 
201 


699     — 


Seite 

Senkung     .     .     .     .418,  444,  579 

— ,  Rhein.  Schiefergebirge    .  399 

Senkungsfeld  ....      579,  590 

Senkungsniechanismus.     .     .  593 

.Senkungsvorgange   ....  588 

Senkungstheurie .     .     .      421,  ö7'J 

Senon,  Dänemark    ....  662 

— ,  Mexiko 25 

— ,  Rhein.  Schiefergebirge     .  401 

— ,  Schonen 66i 

Septarienton,  Katingen     .     .  391 

—,  Stettin 641 

Serpentin,  Elba  .     .     .      298,  300 

— ,  Griechenland      .     .      607,  608 

Serpulit 446 

Shonkinitische  Trachy- 

dolerite,  Analyse.     .     .     .  500 

Shoshonit,  Analyse  ....  500 

Sickerwasserhöhle    ....  343 

Sizilien,  Frankreich  386,  388,  408 

Siegener  Sattel 606 

Sigartlinie 222 

Silikate,   Analysen    ....  349 

— ,  Umbildung 349 

Sillimanit   im  Schmirgel    .     .  105 

Silur,  Elba      ....      291,  292 

— ,  Lausitz 587 

— ,  Schonen 661 

Skapolitli,  Zusammensetzung  351 

Skarn,  Celebes 334 

Smirgel,  Chemische  Zu- 
sammensetzung    ....  85 

— ,  dichter 80 

— ,  gebändelter 73 

— ,  Genesis 93 

—  -Glimmerschiefer     .        63,  78 

— ,  grüner 85 

— ,  Harte  und  Schleifwert    .  89 

— ,  Iraklia 38 

— .  körniger 63 

— ,  Lagerstätten,  Naxos  .     .  1 

— ,  Marmor-  ....        63,  79 

— ,  Mittlerer  ....        32,  69 

—  ,  Naxos 1 

— ,  Normal- 89 

— ,  Oberer      ....        34,  12 

— ,  schiefrigor 75 

— ,  Sikonos 40 

—  -Sillimanitschiefer  .  63,  79 
— ,  Unterer  ....  7,  63 
Sodalith,  Zusammensetzung.  351 
Sodalilhgauteit,  Anal}  se  ■  .  495 
Sodalithtrachyt  .  .  '  .  .  .  480 
Sodalithsyenit,  Madeira      U>.~>,  456 


Seite 
Sohrauer  Schichten  .  .  .  281 
Soledad-Sehichten,  Mexiko  25,  26 
Solenomi/a 316 

—  Voltzi 316 

Solutreen,  Frankreich  .  392,  416 
Sommeterrassen  .  .  .  413,  562 
Sonnwendphase  der 

Gebirgsbildung  ....  92 
Sötenicher  Mulde  ....  342 
Spalten   im  Schmirgel  ...       52 

Spaltenbildung 249 

Spaltenfüllung  im  Schmirgel  52 
Spaltöffnungen  bei  Mariopterit  153 
Spateisenstein,  Siegen .  .  .  395 
Spatsand,  Segeberg  .  .  .  126 
Spermophilus  rufescens  im  Löß  547 
Sphärosiderit,  poln.  .Iura  300,  334 
Sphenophyllum  emar<iinatum 

282,  284 

—  Thoni 156 

Sp/ienoj)te)'is 380 

—  Artemidae  folioides.     .     .     282 

—  laüfolia 381 

—  neuropteroides  ....  282 
N/////*7^/s-Schichten  ....  522 
Spinell  im  Schmirgel  .     .     .     107 

Spirifi  rina 569 

Spodumen,  Zusammensetzung  350 
Spondylus  aegyptiacus  .      374,  377 

Sporite.s  glabra 284 

Sprünge 418 

Sprungflexur 420 

Stadtberger  Sattel  ....  606 
Staffelbruch,  Rügen  .  .  .  660 
Staffelsprünge  .  .  .  442,  461 
Staßfurter  Salzlagertypus  .  361 
Stauch ungs falte,  Entstehung.  80 
Staurolith  im  Schmirgel   .     .     107 

Stausalz 135,  149 

Stausee,   Pommern  .     .     .     ,     650 
— ,  Saönebecken      ....     393 
Stauung  im  Anhydrit  .     .     .      139 
Steinkohlengebirge,  West- 
falen   422 

Steinkohlenschichten, 

Baden 494 

Steinsalz 139,  6 

— ,  älteres 133 

— ,  petrographiselie    Be- 

Bcnaffenheil 138 

— ,  Hannover 136 

,  Jahresringe 60 

,  Schönebeck  a.  E 59 

— ,  Segeberg 124 

47* 


—     700 


Seite 

Steinsalzlager,   NVerra  .     .     .  358 

Stephanien 282,  286 

Steplianoceras  annulatum  .     .  580 

—  Blagdeni 217 

—  Braunianum 585 

—  commune    ....      583,  584 

—  crassum      .     .     .     .     .     .  582 

—  Desplacei 577 

—  fibulatum    ....      578,  585 

—  Humpkriesi    .     .     .     217,  329 

—  suboontractum  ....  277 
Stenopora  polymorpha  .  .  .  358 
Sternothaerus  Dewilzianus  .  351 
Stettiner  Sand,  Stettin  .  .  641 
Stigmaria  ßcoides     ....  284 

Stinkkalk 370 

— ,  Segeberg 125 

— ,  in  thüring.  Zecbstein       .  358 

Stinkschiefer 570 

— ,  im  Zechstein      ....  359 

Störungen,  Einteilung .     .     .  450 

Störungslinien,  Alb      .     .     .  222 

Stotzen 533 

Streckung  im  Anhydrit    .     .  139 

Stringocephalus  Burtini     .     .  392 

Struthiopteris  germanica     .     .  379 

Stufenfalte      " 449 

Subaerische  Abtragung     .     .  387 

Succinea  Schumachers  .     .     .  519 

Südharztypus  der  Salzlager  .367    | 
Süßwasserkalk,  tertiärer, 

Aegypten 376 

— ,  Ueberlingen 535 

Süßwassermolasse,  Frank- 
reich          385 

— ,  Überlingen         ....  536 

Sutan 201 

Sutneria  Reineckiaua     .     .     .  531 

Swineforte,  Verbindung    .     .  657 

Syenit      ....     460,  472,  516 

— ,  Schwarzwald      .     .     .     .  512 

Sylvin,  Bilduug 61 

Sylvinit 139 

Synodontis       351 

T. 

laeniopterii 282 

Talbildung,  Kongo '117 

— ,  Rhein.  Schiefergebirge     .  399 

— ,  Ruhr 191 

— ,  Schwarzwald      ....  522 

Talform,  Schwarzwald       .     .  510 

Talk  im  Schmirgel .  .  57,  108 
Talterrassen  siehe  Terrassen. 


Seite 

Tauchfalten     ....       142,  59 

Tegel,  Karpatenvorland    .     .  241 

Tektonik 577 

— ,  Alpen        157 

-,  Capri 186 

— ,  experimentelle  ....  65 

— ,  Griechenland     ....  617 

— ,  Kweulun 184 

— ,  Lombardei 86 

— ,  Mexiko 27 

— ,  puln.  Juras 336 

— .  Schwab.  Alb 211 

— ,  theoretische        ....  418 

Tektonite 163 

Teilina  baltica 389 

Tentakulitenschiefer.  Sauer- 
land      603 

Tephrit,   Kaiserstuhl           .     .  517 

Terrassen,   Frankreich       .     .  412 

— ,  Garonne      395,  398,  400.  404 

— ,  Haslach 336 

—,  Mosel 550 

—,  Rodach 334 

— ,  Ruhr 191,  197 

— ,  Steinach 336 

Terebratula  punctata     .     .     .  520 

—  Stephani 221 

Tertiär,  Baden 504 

— ,  Celebes 331 

— .   Karpatenvorland     .     .     .  238 

—,  Korallen 159 

— ,  Mexiko 26 

-,  Paffrath 391 

— ,  Samland 2 

— ,  Schwaben 5.32 

— ,   Schwarzwald      .     ...  511 

Textur,  Entstehung      ...  73 

Theralith 471 

Thermalquellen,  Baden     .     .  493 
Thüringerwald  -  Schotter, 

Pranken 341 

Tiefengesteine,  Madeira         .  454 

Tinguait,  Kaiserstuhl   .     .     .  .3/7 

Tirolites 419,  420 

Tirolitinae 419 

Tithon 446 

— ,   A ige n ti nie n   .       568,  570,  571 

— ,  Griechenland      ....  609 

— ,    Kanarische    Inseln        .     .  156 

Toeli-Kalk 329 

Tooerdegel,  Zusammensetzung  352 
TonerdekieRelsäaregel,  Zu- 
sammensetzung    ....  352 
Tongestein 369 


—      701      — 


Seite 
Tonige  Liegende  Schichten, 

Siebengebirge 389 

Tourtia,   Rotfärbung     ...  14 

Trachyandesit      .     .     .     479,  484 

Trachyccras 419 

—  Aon 421 

—  pescolense 421 

Traehyceratea           .     .      417,  420 

Trachydolerit ....     465,  472 

— ,  Kaiserstuhl 5/7 

— ,  Madeira    .     .       455,  489,  490 

Trachyt,  Madeira     .     .      479,  483 
Trachytoide  Trachydolerit, 

Madeira 491 

Transgression  im  Jura      .     .  333 

—  des  Lias,  Argentinien       .  572 

Transition        281 

Translokation,   Hiddensöe      .  659 

Transversa rius   Schichten  .     .  447 

Trapp 509 

Travertin,  Eifel 343 

Trias,  alpine 229 

— ,  Baar 525 

-,  Elba 291,  292 

— ,  Griechenland      .     .      607,  616 

Trigonia  transüoria      .     .     .  571 

Trtgonodusdolomit   ....  231 

Trinomenklatur 413 

Irionyx  spec 351 

Trümnierporphvr,  Schwarz- 
wald     462 

lull,  Alb 532 

— ,  plioeäner 387 

Tur  binar  ia 177 

—  alabamensii 178 

—  lateralis 179 

Turbo nilla  altenburgensis  .     .  358 

Turmalin  im  Smirgel   .        58,  101 

Tiuon,  Mexiko    ...        24,  42 

— ,  Kanarische   Inseln  .      .     .  152 

Turon,  Mexiko 24 

— ,  Sachsen 557 

Turritella  pharaonica    .     .     .  375 

U. 

Übergangsindustrie  ....  413 
Übergangsschichten,   Lias, 

.  Portugal 52.') 

I  berlanirinne,  Pommern  .     .  652 
Überschiebungen 

422,  447,  449,  579 

— ,  Capri 187 

— ,  diluviale 121 

.  Klba 292.  302 


Seite 

Überschiebungen,  Entstehung  79 

— ,  Lausitzer 349 

— ,  lombard.  Alpen      ...  88 

-,  Mexiko 31,  32 

— ,  Ries 222 

—  auf  Salzlagern  ....  150 
— ,  Schweizer  Jura.     ...  47 

— ,  Westfalen 201 

Uberschiebungsblätter .     .     .  451 
Überschiebungsfläche    .     .     .  419 
Überschiebungsflexur    .     .     .  420 
Umkrystallisierung  auf  Salz- 
lagern        164 

Undation 579 

Undationshorst 589 

Undulation 579 

Uutcrdevon,  Verwitterung     .  388 

Untere   Kreide 446 

—  — ,  Münsterland  .  .  .  112 
Unterer  Letten,  Zechstein  358 
Unterricht,  geologischer      16,  620 

Unterschiebung 424 

Untersenkung 424 

Untersilur,  Niederschlesien    .  206 

Upper  coal  Measures  .     .     .  286 

Uptonia  Jamesoni     ....  538 

Uranocker,  Baden    .     ...  501 

Urseegranit 462 

V. 

Valanginien 446 

— ,  Argentinien 571 

Varennakalk 233 

Verdoppelung  des  Normal- 

profils  der  Salzlager     .     .  150 

Vereisungen,  Pyrenäen      .     .  395 

—  des  Puy-de-Döme   .     .     .  406 
Verbindung,  Swingforte    .     .  657 
Vermögenstand  der  Gesell- 
schaft       601,  t50 

Verrucano,  Elba 291 

Verruschelungszone,  Elba      .  292 

Versenkung 575 

Verschiebungstläche      .     .     .  41>s 

Vertonung 388 

Verwerfungen    418,  420,  579,  593 

-,  Mexiko 32 

—  im  poln.  Jura  ....  338 
Vit  Witterung,  chemische  .  .'  387 
Verwitterungsboden,  l  >st- 

afrika 600 

Verwitterungserscheinungen, 

präcenomaue 594 

Vesuyian  im  Schmirgel         .  l(l~ 


702     — 


Vicksburg  Beds  .     .     . 
Vindelicisehes  Gebirge 
l  rirgatites  andesensit 
—  virgatus      .     .     . 
Virgloriakalk  .     .     . 
Virgulien    .... 
Vorbergbildung  .     . 
Vorbergzone,  Schwarzwald 
Vorgänge,  epirogenetische 
— ,  orogenetische     .     .     . 
Vorstandswahl  für  1914  . 
Vulkane,  diluviale  . 
— ,  Mexiko     .     .     . 
Vulkanembryonen    . 
Vulkanismus.  Kies  . 
Vulsella  crispata  .     . 


Seite 
178 

230 

571 
444 
231 
441 
211 
508 
577 
577 
637 
:>  75 
.36 
212 
245 
377 


W. 

Wahlprotokoll 

Waldenbnrger  Schichten,  Flora 
Waldheimia  carinata     .     .     . 
W'anderbewegung  größerer 

Schollen       .     .     .     .     *    . 
Warmes  Mousterien      .     .     . 

Wealden 

— ,  Pflanzen 

Weißer  Crag 

Weißerde,  Balger    .... 
Weiß  Jura,   Kanarische  Inseln 
Wellenkalk,  Facies.     .     .     . 

— .  Münsterland 

— ,  Oberschlesien     .     .      231, 

Wellung 

Wels  im  Pliocän      .... 
W.mashi-Konglomerat,  Kongo 
Wengener  Schichten    . 

Westphalien 

— ,  Oberschlesien     .... 
Wevbourn  Crag  .     .     .      389, 
\\  irbeltierreste,  l'liocän   .     . 
Wissenbacher  Schichten, 

Sauerland     ....     603, 
Wocklumer  Schichten .     .     . 

Wolga-Stufe 

Wurmeiszeit,  Elsaß      .     .     . 
— ,  Frankreich    .     .     .      412, 

— ,  Sachsen     

Wüste,  Ägypten 


637 
383 
322 

446 
543 
4  16 
156 
390 
505 
156 
237 
113 
238 
579 
351 
114 
231 
281 
283 
390 
350 

605 
604 
146 
550 
413 
544 
455 


Y. 

Yellov,   Ground,  Kongo    .     .     226 

Z. 

Zas-Marmor,  Naxoe      ....    6 


Seite 
Zechstein,  Salzlagcr     .     .     .     124 

— ,  Schönebeck  a.  E ö'J 

— ,  Thüringen 357 

Zechsteinanhydrit,  Segeberg  121 
Zechsteinletten,  Thüringen    .     358 

Zechsteinsalz 166 

Zentralgneis 167 

Zeolithe,  Zusammensetzung  351 
Zerrsalz  .  .  .  .135,  149,  150 
Zerrspalten      ....      440,  451 

Zerrsprünge 451 

Zerrung 439.  446,  452 

Zersetzung 388 

Ziesel  im  Löß 547 

Zinkerze,  Aachen     ....     395 

Zipplinger  Linie 222 

Zonare  Aufwölbung  .  .  .  445 
Zone  des  Ceratites  triimdosus 

236,  237 

—  —  Cosm.  Garantianvvi 

197,  216,  219,  329,  348 

—  —  Harpoceras  Murchisonae  205 

—  —  —  ovalinum  ....  205 
Sowerbyi  .     .      205,  214 

—  —  Hoplües  Köllickeri .     .     571 

—  —  Inoeeramvt  labiatvs. 
Mexiko 24 

—  —  Macroeephalus  äff.  Morrisi 

216,  277,  329 

—  der  Neumayria  ZU  teil.     .     571 
—  Oppelia  aspidoides  214,  298 

fusca  206,  214,  219,  262 

—  —  —  serrigera 

216,  283,  298,  300,  329,  348 

—  —   Parkinsoiiiti    cnntjiressa 

216,  262,  329,  348 

—  —  —   Parkinsont 

205,  214,  216,  245,  329 
neuffensis.    ...    329 

—  des   Perisphinctes  äff 
pseudolictor 571 

tenviplicatus  216,272,329 

—  —  Protrachycera»  lititci.    238 

—  der  ScIUotheimia  angulata     519 

—  des  Stephanoceras 
Humphnesianum   ....     20"> 

—  —  Stei>h.  Humphrieti 

214,  216,  217 

—  —  Steurocerat  (Odonto- 
cercu)  Koeneni      .    ■     ■     .     571 

Zweiglimmergranit  it. 

Schwarzwald   .     .    .      469,  465 
Zwischeneiszei!    Biehe    Inter- 

glacial. 


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Handbuch  der  bautechnischen  Gesteinsprüfung 

zum  Gebrauch  für  Beamte  der  Materialprüfungsanstalten 
und  Baubehörden,  für  Steinbruchingenieure,  Architekten 
und  Bauingenieure,  sowie  für  Studierende  der  Technischen 
Hochschulen  von  Geh.  Regiernngsrat  Professor  Dp.  .).  fiirsch- 
wald,  Vorsteher  des  Mineralog.-geolog.  Instituts  der  Kgl. 
Technischen  Hochschule  Berlin.  Mit  7  Farbendrucktafeln 
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Die  bautechnisch  verwertbaren  Gesteinsvor- 
kommnisse des  Preussischen  Staates  und 
einiger  Nachbargebiete.  Eine  tabellarische  zu- 

sammenstellung  der  Steinbrüche,  nach  Provinzen,  Regierungs- 
bezirken  und  Kreisen  geordnet,  mit  Angabe  der  Verwendung 
der  Itctreffenden  Gesteine  zu  älteren  Bauwerken  und  des 
an  ihnen  beobachteten  Wetterbeständigkeitsgrades  des 
Materials,  bearbeitet  von  ({eh.  Regierangsrat  Professor 
Dr.  .J.  Hirschwald,  Vorsteher  des  Mineralog.-geolog.  Instituts 
der  Technischen  Hochschule  Berlin.  Mit  einer  Uebersichts- 
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teilungen  aus  dem  Mineralog.-geolog.  Institut  der  Technischen 
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Zeitschrift 


der 

Deutschen  Geologischen  Gesellschaft. 

(Abliamllniigen  und  Monatsberichte.) 

ß.  Monatsberichte. 

Nr.  2.  65.  Band.  1913. 


INHALT. 

Protokoll  der  Sitzung  vom  5.  Februar  1913 57 

Vorträge: 

GÜRICH,  G.:    Vermeintliche    Fossilien    des    Otawikalkes 

in  Deutsch-Südwestafrika jffi 

LACHMANN:  l'eber  den  Bau  alpiner  Gebirge  (Titel)     .       58 
HARBORT:     Diskussion    zu    dem    Vortrage    des    Herrn 

LACHMANN 58 

SEIDL:  l'eber  die  Steinsalzablagerungen  des  oberen  Zech- 
steins bei  Schönebeck  nach  den  Grubenaufschlüssen 
des  Graf-Moltke-Schachtes  (mit  Lichtbildern)  (Titel)      59 
HARBORT:  Diskussion  zu  dem  Vortrag  des  Herrn  SEIDL      60 
LWMIMANN:  Diskussion  zu  dem  Vortrag  des  HerrnSEIDL 

Briefliche  Mitteilungen : 

KOENIGSBERGER,  Jon.,    und    MORATH,    0.:    Grund- 
lagen der  experimentellen  Tektonik     (mit  9  Textfig.)       65 

RASSMI  ss,  ll.;  Der Gebirgsbau  der  Lombardischen  Alpen 

(mit  4  Textfiguren) 96 

HARBORT,   lv:    Nachträgliche   Bemerkungen   zu  meiner 

Kritik  der  Lachmannschen  Kkzemtheorie '   101 

HARBORT,  E.:  Leber  den  Salzgehalt  der  Nebengesteine 

an  den  norddeutschen  Salzstöcken ins 

KRUSOH,    P.:    Jura,    Muschelkalk    und    Rötkalke    in    dm 

Bohrung  „Schwarze  Erde  II"  bei  Raeafeld  ....     112 

STUTZER,  <).:     Ueber  glaziale  Konglomerate  im  Lande 

Katanga,  Belgisch-Konqo ...     114 

ngänge  der  Bibtiothrl; 118 


Deutsche  Geologische  Gest  lls 


Vorstand  für  tos  Jahr  1913 

SS  <  (ARTUS 

S  \  N 


Boir.it  tür  das  Jahr   1913 

\   \  .         \  s  ;  -   s 

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l>lc  tiiltUiii  ilor  :iuI^iMU»iiiiiioiii'ii  V  u  I  «  1 1  .  .•  I»  i  i  .-II 1 1  Ii  •■  n  M  I  I  I  ol  I  n  it  ii  c  n 
und  l'rKlokolluoil  i  n  «lud  Iiii  «Ion  luli.ili  :tllolu  >  <-r  :»ul  t»  t»  r  1 II  t  li  »lr  01- 
li  Alton  >0  Xonolor.it»/  nur  mit«  t»n<»  l .  ol  iit-  i;  roüMN  I  .»li  I  |  i't  011  I  i  «  1  11  i  u  n  |  .1  .•  i 
Mor«lolluii;;«K..»«t.-u. 

/ii£iiu«liii     .l.i      Hu.  In  i,l     <l,-i     !..•«,  II«.  Ii.iti     n.-id.-u     .11.-     Il.ii.ii      'I  i  i 
^llfilrr     or«uolil.     »»omlc  i  :ilnl  ril«  kr     llnoi      N.lnUl.-ii      in     d.-n      Vi.  litt. n      flu 
/  n«.  ii. Ion  :    tllo««-     iiorilfii     tu     iI.t    u...  Ii«  1  .n     «di/uu.,     »  .» i  i.  olcu  l     uiul.     «.»»%. -n 
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Zusendungen  an  die  Gesellschaft  ■ 

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Mitglied«  r.  A  n        l>  Hti        Smum 

In  iiu«Ku«t .»«    I»r.    «.<  lni.l.l,' r. 

Berlin  N  i 
\  Sitanug  i* •  ••!<•«.«. t> •-  Dr.  .ii%iiou«>  ■■. 

«.oll.     It.-ii_i.il      l'l.»IO««.»l      l»l.     ttllllll 

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B    I'  ri,»i, —  ..i  i»r.  >iioin»oi.  Ohttrlottanburg S,  Itleiti 

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Deutschen  Geologischen  Gesellschaft. 

(Abhandlungen  und  Monatsberichte.) 


B.  Monatsberichte. 


Nr.  3.  65.  Band.  1913. 


INHALT. 

Protokoll  der  Sitzung  vom  5.  März  lül  3 121 

Vorträge : 

GAGEL,    0.:    Flachfallende    diluviale    Ueberschiebungen 

im  holsteinischen  Zechsteinanhydrit  (mit  5  Textfig.)     121 

HESS  VON  WICHDORFF,  H.:  Der  Gips  und  Salzstock 
von  Sperenberg  (Diskussion  zum  Vortrag  GAGEL) 
(mit  1  Textfig.) 141 

HUTH,  W. :  Zur  Kenntnis  der  Epidermis  von  Mariopteris 

muricata  (mit  10  Textfig.) 143 

— :  Eine  neue  Fundortsverwechslung 155 

Briefliche  Mitteilungen : 

LACHMANN,   It.:   Ueber  den   Bau   alpiner  Gebirge  (mit 

12  Textfig.) l.u 

LKl'tTIS,  K.:  Beiträge  zur  Geologie  des  westl.  Kwenlun 
und  Westtibets  nach  ZUGMAYERS  Beobachtungen 
(mit  1   Textfig.) 173 

AALT,  H.:  Zur  Tektonik  der  Insel  Capri  (mit  1  Textfig.)     186 


Mit  einem  Prospekt  der  Cambridge  University  Press. 


Deutsche  Geologische  Gesellschaft. 


Vorstand  für  das  Jahr  1913 


Schriftführer:   Herr  BARTLING 
„      FLIEGEL 
„      HENNIG 
„      JANENSCH 


Beirat  für  das  Jahr  1913 

die  Herren:    v.  KOENEN-Güttingen,  RIXNE-Leipzig,   FRICKE-Bremen,   MADSEN- 
Kopenhagen,  OEBBECKE-München,  ROTHPLETZ-München. 


Vorsitzender: 

Herr  WAHNSCHAFFE 

Stellvertretende    / 

„      RAIIFF 

Vorsitzende:        ( 

„      BORNHARDT 

Schatzmeister: 

„      MICHAEL 

Archivar: 

„      SCHNEIDER 

Die  ordentlichen  Sitzungen  der  Gesellschaft  finden  in  Berlin  im  Gebäude 
der  Kgl.  Preuss.  Geol.  Landesanstalt  und  Bergakademie,  Invalidonstr.  44,  abends  7  Uhr, 
in  der  Regel  am  ersten  Mittwoch  Jeden  Monats  statt,  die  Jahresversammlungen 
in  einer  Stadt  Deutschlands  oder  Österreichs  in  den  Monaten  August  bis  Oktober. 
Vortrage  für  die  Monatssitzungen  sind  Herrn  Professor  Dr.  JANENSCH  tunlichst 
8  Tage  vorher  anzumelden,  Manuskripte  von  Vorträgen  zum  Druck  spätestens  5  Tage 
nach  dem  Vortrage  an  Herrn  Königl.  Geologen,  Privatdozenten  Dr.  BARTLING 
einzusenden,  Vorlagen  für  etwaige  Textfiguren  müssen  spätestens  am  Tage  des  Vortrages 
in  Händen  des  Schriftführers  sein. 

Die  Aufnahme  geschieht  auf  Vorschlag  dreier  Mitglieder  durch  Erklärung  des 
Vorsitzenden  in  einer  der  Versammlungen.  Jedes  Mitglied  zahlt  10  Mark  Eintrittsgeld 
und  einen  Jahresbeitrag  von  25  Mark.  Es  erhält  dafür  die  Zeitschrift  und  die  Monats- 
berichte der  Gesellschaft.  (Preis  im  Buchhandel  für  beide  zusammen  30  M.)  Die  bis  zum 
1.  April  nicht  eingegangenen  Jahresbeiträge  -werden  durch  Postauftrag  eingezogen. 
Jedes  ausserdeutsche  Mitglied  kann  seine  Jahresbeiträge  durch  einmalige  Zahlung  von 
300  M.  ablösen. 

Reklamationen  nicht  eingegangener  Hefte  und  Monatsberichte  der 
Zeitschrift  können  nur  innerhalb  eines  Jahres  nach  Ihrem  Versand 
berücksichtigt  werden. 


I>le  Autoren  der  aufgenommenen  Aulsihtzc,  brieflichen  Mittellungen 
und  Protokollnotizen  sind  für  den  Inhalt  allein  verantwortlich:  sie  er- 
halten •">!>  Sonderabzüge  umsonst,  eine  grössere  Zahl  gegen  Erstattung  «ler 
Herstellungskosten. 

Zugunsten  der  Itiiclierel  der  <«esellschalt  werden  die  Herren  Mit- 
glieder ersucht.  Sonderabdrücke  Ihrer  Schriften  an  den  Archivar  ein- 
zusenden; diese  werden  In  der  nitclisten  Sitzung  vorgelegt  und,  soweit 
angttnglg,  besprochen. 


Bei  Zusendungen   an   die   Gesellschaft  wollen  die  Mitgliederfol- 
gende Adressen  benutzen: 

1  Manuskripte  zum  Abdruck  in  der  Zeitschrift.  Korrekturen  sowie  darauf  bezüg- 
lichen Schriftwechsel  Herrn  Kgl.  «Jeologeii,  Prlvatdozenten  l»r.  Iturtllng. 

2.  Einsendungen  an  die  Bücherei,  Reklamationen  nicht  eingegangener  Hefte,  An- 
meldung neuer  Mitglieder,  Anzeigen  von  Adressenänderungen  Herrn  Samm- 
luiigskustos    l»r.   Schneider. 

beide  zu  Berlin  N  4,  lnvalidenstr.  44. 

3.  Anmeldung  von  Vorträgen  für  <lic  Sitzungen  Herrn  Professor  I»r.  .lanensch. 

Berlin  N  4.  lnvalidenstr.  48. 

4.  Sonstige    Korrespondenzen    an    Herrn    (>oh.  Ilergrat   Professor  Itr.  Hiilin 

schaffe.  Berlin  N  4,  [nvalidenstr.  14, 

5.  Die  Beiträge  sind   an    Herrn   Professor  l»r.  Michael.  <  ^harlottenburg  2,  Bleib 
treustr    14,    Postscheckkonto    Nr    16071    beim    Postscheckamt  Berlin   NW  7 
oder  an  die  Deutsche    Bank,  Depositenkssse  <}   in  Chiirlottenburg  2  für  das 
Konto  „Deutsche  Geologische  Gesellschaft  E.  V."  porto-  und  bestellgeldfrei  ein- 
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Uebor  \culicitoii  berichten  die  in  jedem  Semester  erscheinenden  minera- 
logischen, petrographischen  und  palaeontologischen   Semester-Verzeichnisse. 
Meteoriten.  Mineralien  und  I'etrefakten,  sowohl  einzeln  als  auch  in  ganzen 
Sammlungen,    werden    jederzeit    gekauft    oder    im    Tausch     übernommen 


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Deutschen  Geologischen  Gesellschaft. 

(Abhandlungen  und  Monatsberichte.) 

B.  Monatsberichte. 

Nr.  4.  65.  Band.  1913. 


INHALT. 

Protokoll  der  Sitzung  vom  2.  April   1913 189 

Vorträge: 

WAHNSCHAFFE.  F.:  Nachruf  auf  G.  BÖHM  y       .     .     .     189 
HÄUTUNG,    R.:    Die    Endmoräne    am    Nordabfall    des 
Rheinischen^  Schiefergebirges  und  ihre  Beziehungen 

zur  Talbildung  (mit  7  Textfig.) .IUI 

GREFE,  O.:  Diskussion  /.um  Vortrag  BÄRTLING  .  .  203 
BÄRTLING,  11.:  Erwiderung  in  der  Diskussion  .  .  .  204 
BERG:  Neue  Basaltfunde  im  Kiesengebirge  .....  204 
FINCKH,    L. :    Alkaligcsteine    in    dem   niederschlesiscben 

Schiofergebirge 206 

KKRG:  Diskussion  zum  Vortrag   FINCKH 208 

FINCKH:    Erwiderung  in   der  Diskussion -.',;s 

WOLFF,  W.:  Neue  Funde  pliocäner  und  diluvialer  Con- 
chylien  in  den  glazialen  Stromkiesen   bei   Obornik  in 

l'osen 208 

Briefliche  Mitteilungen : 

LANG,    RICHARD:    Vorbergbildung    und    Tektonik   am 

Nordrande  der  schwäbischen  Alb  (mit  :t  Textfig  )         ;'// 
WICHMANN,    ARTH.:    f'bcr    Mejteoritenfäile    an    Bord 

von  Schiffen 223 

s'i'l  TZER,  <).;  über  ein  feldspatreiches,  knollenartiges 
filineralaggregal  der  Luanza  Pipe  in  Kundelungn 
(Katangäu   Helgisch  Kongo) 226 


Deutsche  Geologische  Gesellschaft. 

Vorstand  für  das  Jahr  1913 

Vorsitzender-              Herr  WAHNSCHAFFE  Schriftführer:  Herr  BÄRTL1NG 

Stellvertretende  (        .      RAl'FF  •■      RIEGEL 

Vorsitzende:  I         .       BORNHARDT  „       KKSäm 

Schatzmeister:                „      MICHAEL  -      JANENSCH 
Archivar:                         ,      SCHNEIDER 

Beirat  für  das  Jahr  1913 

die  Herren:    v   KOENEN-Göttingen,  RINNE- Leipzig;.    FRICKE-Bremen,   MAUSEN- 
Kopenhagen,  OEBBECKE-München,  ROTHPLETZ-München. 


Die  ordentlichen  Sitzungen  der  Gesellschaft  finden  in  Berlin  im  Gebäude 
der  Kgl  Preuss.  Geol.  Landesanstalt  und  Bergakademie,  Invalidenstr.  44,  abends  7  Uhr, 
in  der*Regel  am  ersten  Mittwoch  jeden  Monats  statt,  die  Jahresversammlungen 
in  einer  Stadt  Deutschlands  oder  Österreichs  in  den  Monaten  August  bis  Oktober. 
Vortrage  für  die  Monatssitzungen  sind  Herrn  Professor  Dr.  JANENSCH  tunlichst 
8  Ta"e  vorher  anzumelden,  Manuskripte  von  Vorträgen  zum  Druck  spätestens  5  Tage 
nach  dem  Vortrage  an  Herrn  Konigl.  (Jeologeu,  l'rivatdozenten  Dr.  BARTLIMt 
einzusenden,  Vorlagen  für  etwaige  Textfiguron  müssen  spätestens  am  Tage  des  Vortrages 
in  Händen  des  Schriftführers  sein. 

Die  Aufnahme  geschieht  auf  Vorschlag  dreier  Mitglieder  durch  Erklärung  des 
Vorsitzenden  in  einer  der  Versammlungen.  Jedes  Mitglied  zahlt  10  Mark  Eintrittsgeld 
und  einen  Jahresbeitrag  von  25  Mark.  Es  erhält  dafür  die  Zeitschrift  und  üie  Monats- 
berichte der  Gesellschaft.  (Preis  im  Buchhandel  für  beide  zusammen  30  M.)  Die  bis  zum 
1  April  nicht  eingegangenen  .Jahresbeiträge  werden  durch  Postauftrag  eingezogen. 
Jedes  ausserdeutsche  Mitglied  kann  seine  Jahresbeiträge  durch  einmalige  Zahlung  von 
300  M.  ablösen.  

Reklamationen  nicht  eingegangener  Hefte  und  .Monatsberichte  der 
Zeitschrift  können  nur  Innerhalb  eines  Jahres  nach  Ihrem  Versand 
berücksichtigt  werden. 

■He  Autoren  der  aufgenommenen  Aufsätze,  brieflichen  Mitteilungen 
und  iTotokollnotl/.en  sind  für  den  Inhalt  allein  verantwortlich:  sie  er- 
halten  50  Sonderahziigc  umsonst,  eine  grössere  Zahl  gegen  Erstattung  der 
Herstellungskosten. 

Zugunsten  der  Bücherei  der  Gesellschaft  werden  die  Herren  Mit- 
glieder   ersucht.    Sonderabdrücke    Ihrer    Schritten    an    den    Archivar    ein- 

nuendeni  diese  werden  in  der  nächsten  Sitzung  vorgelegt   und,   soweit 

angängig,  besprochen. 

Bei  Zusendungen  an  die  Gesellschaft  wollen  die  Mitgliederfol- 
gende Adressen  benutzen: 

1     Manuskripte  zum  Abdruck  in  der  Zeitschrift.  Korrekturen  sowie  darauf  bezüg- 
liche,, Schriftwechsel  Berrn  Kgl. Geologen,  Prlvatdoaenten  i»r.  Bartllng, 
2.  Einsendunger  au  die  Bücherei,  Reklamationen  nicht  eingogannenor  Bette,  an 
meldung  neuer  Mitglieder,  Anzeigen  von   Adressenänderungen  Herrn  Sanum- 
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beide  eo  Berlin  N  4.  [nvalidenatr.  44. 
B,  Anmeldung  von  Vorträgst]  für  die  Sitzungen  Herrn  Professor  Dr.  Janensch, 

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5,  Die  Beiträge  sind  an  Berrn  Professor  Dr.  Michael,  Charlottenburg  2,  Bleib- 
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logischen, petrographischen  und  palaeontologischea  Semester -Verzeichnisse. 
Meteoriten.  Mineralien  und  I'etrefakten.  sowohl  einzeln  als  auch  in  «ranzen 
Sammlungen,    werden    jederzeit    gekauft    oder    im    Tausch     ülieniommen. 


Dr.  F.  Krantz, 


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der 

Deutschen  Geologischen  Gesellschaft. 

(Abhandlungen  und  Monatsberichte.) 


B.  Monatsberichte. 


Nr.  5.  65.  Band.  1913. 


INHALT. 

Protokoll  der  Sitzung  vom  7.  Mai   1913 229 

Vorträge: 

RASSMUSS,  H.:  Über  die  Parallelisierung  des  deutschen 

und  alpinen  Muschelkalk 229 

MICHAEL,  R.:  Diskussion  zum  Vortrag  RASSMUSS     .     238 

ZIMMERMANN,    E.:    Über   die   Stellung    des    thüringer 

Plattendolomits    im    Vergleich     mit    dem    Staßfurter 

v.  Zechsteinprofil  (Titel) 236 

MICHAEL,  Et.:  Die  Altersfrage  des  Tertiärs  im  Vorlande 

der  Karpaten .     236 

Briefliche  Mitteilungen : 

BKANUA,    W.i    Aufpressun^    und     Explosion    oder    nur 

Explosion  im  vulkanischen  Kies  bei   Nordlingen     .     .      _>45 

Neueingänge  der  Bibliothek 279 


^ 


Deutsche  Geologische  Gesellschaft. 

Vorstand  für  das  Jahr  1913 


Vorsitzender: 

Herr  WAHNSCHAFFE 

Schriftführer,:  Herr  BÄRTLING 

Stellvertretende    ( 

„      RAUFF 

,      FLIEGEL 

Vorsitzende :       \ 

„      BORNHARDT 

,      HENNIG 

Schatzmeister: 

„      MICHAEL 

r      JANENSCH 

Archivar: 

„      SCHNEIDER 

Beirat  für  das  Jahr  1913 

die  Herren:    v.  KOENEN-Göttingen,  RINNE-Leipzig,   FRICKE-Bremen,    MADSEN- 
Kopenhagen,  OEBBECKE-München,  RüTHPLETZ-München. 


Die  ordentlichen  SltZUIlgfGIl  der  Gesellschaft  finden  in  Berlin  im  Gebäude 
der  Kgl.  Preuss.  Geol.  Landesanstalt  und  Bergakademie,  Invalidenstr.  44,  abends  7  Uhr, 
in  der  Regel  am  ersten  Mittwoch  jeden  Monats  statt,  die  Jahresversammlungen 
in  einer  Stadt  Deutschlands  oder  Österreichs  in  den  Monaten  August  bis  Oktober. 
Vortrage  für  die  Monatssitzungen  sind  Herrn  Professor  Dr.  JANENSCH  tunlichst 
8  Tage  vorher  anzumelden,  Manuskripte  von  Vorträgen  zum  Druck  spätestens  S»  Tage 
nach  dem  Vortrage  an  Herrn  Königl.  Geologen,  Privatdozenten  Dr.  BÄRTLING 
einzusenden,  Vorlagen  für  etwaige  Textfiguren  müssen  spätestens  am  Tage  des  Vortrages 
in  Händen  des  Schriftführers  sein. 

Die  Aufnahme  geschieht  auf  Vorschlag  dreier  Mitglieder  durch  Erklärung  des 
Vorsitzenden  in  einer  der  Versammlungen.  Jedes  Mitglied  zahlt  10  Mark  Eintrittsgeld 
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1.  April  nicht  eingegangenen  Jahresbeiträge  werden  durch  Postauftrag  eingezogen. 
Jedes  ausserdeutsche  Mitglied  kann  seine  Jahresbeiträge  durch  einmalige  Zahlung  von 
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Kcklamal  Ionen  nicht  eingegangener  Hefte  und  Monatsberichte  der 
Zeitschrift  können  nur  Innerhalb  eines  Jahres  nach  Ihrem  Versand 
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Bei  Zusendungen  an  die  Gesellschaft  wollen  die  Mitglieder  fol- 
gende Adressen  benutzen: 

l  Manuskripte  zum  Abdruck  in  der  Zeitschrift,  Korrekturen  sowie  darauf  bezüg- 
lichen Schriftwechsel  Herrn  Kgl.  Ueologcn,  Prlvaldozcntcn  l>r.  liikrtllng. 

2,  Einsendungen  au  die  Bücherei,  Reklamationen  nicht  eingegangener  Hefte,  An- 
meldung neuer  Mitglieder,  Anzeigen  von  Adressenänderungen  Herrn  Samm- 
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B,  Anmeldung  von  Vorträgen  für  die  Sitzungen  Herrn  Professor  i»r.  Janensch. 
Berlin  N  4,  Invalidenstr.  4X 

4.  Sonstige  Korrespondenzen  an  Herrn  tteb.  Bergrai  Professor  i»r.  Wahn- 
schaffe.  Berlin  N  4,  [nvalidenstr   II. 

Die  Beitrüge  sind  u  Herrn  Professor  Dr.  Michael.  Charlottenburg  2,  Bleib- 
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DieserKatalog  berücksichtigt  den  Lehrmittelbedarf  höherer 
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und     Uebungszwecke     auf     Hochschulen     geeignet     sind. 

Der  Katalog  IK  steht  allen  [nteressenten 
auf  Wunsch  kostenfrei  zur  Verfügung. 


Dr.  F.  Hranfz 


=  Rheinisches  = 
Mineralien -Kontor 


Fabrik  und  Verlag  mineralogischer  und  geologischer  Lehrmittel. 
Gegründet  1833.  Boilll  a.  Rhein  Gegründet  1833. 


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Museums  Schränke 

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Sammlungen  und  Jnsfrumenie 

Unübertroffene  SpecialifeLf/ 

H.CE  Egrqers  6lC2 

a.mJb.H.         Hamburg 

Lieferanfen.  staatlicher  und  sfädfischer  Museen . 


Zeitschrift 

der 

Deutschen  Geologischen  Gesellschaft. 

(Abhandlungen  und  Monatsberichte.) 


B.  Monatsberichte. 


Nr.  6.  65.  Band.  1913. 


INHALT. 

Protokoll  der  Sitzung  vom  4.  Juni   1913 281 

Vortrüge : 

GOTHAN,  W. :  Das  angebliche  flözführende  Rotliegende 

im  oberschlesischen  Steinkohlenbecken 281 

GUILLEMAIN,   C:   Über  Grundzüge   der  Geologie  Ka- 

tangas  (Titel) 288 

Briefliche  Mitteilungen : 

ARLT,  H.  und  KÖNIGSBERGER,  JOH.:  Über  geolo- 
gische Beobachtungen  auf  der  Insel  Elba  (mit 
5  Textfig.) 289 

GUILLEMAIN,  C:  Zar  Geologie  von  Katanga       .     .     .     304 

HOTZ,     W.:     Vorläufige     Mitteilung     über     geologische 

Beobachtungen  in  Ost-Uelebes  (mit  1   Textfig.)     .     .     329 

HENKEL,    L.:   Diluviale    Flussablagerungcn   im   Gebiete 

der   Rodach  (mit  1   Textfig.) 334 


© 


Deutsche  Geologische  Gesellschaft. 


Vorstand  für  das  Jahr  1913 

Vorsitzender : 
Stellvertretende 

Vorsitzende: 
Schatzmeister: 
Archivar : 

Herr  WAHNSCHAFFE                        Schriftführer,:  Herr  BARTLING 
>    (        „      RAUFF                                                                           .       FLIEGEL 
\        „      BORNHARDT                                                              „      HENNIG 
„      MICHAEL                                                                      „      JANENSCH 
„      SCHNEIDER 

Beirat  für  das  Jahr  1913 

die  Herren:    v.  KOENEN-Göttingen,   RINNE-Leipzig,    FRICKE-Bremen,   MADSEN- 
Kopenhagen,  OEBBECKE-München,  ROTHPLETZ-München. 


Die  ordentlichen  Sitzungen  der  Gesellschaft  finden  in  Berlin  im  Gebäude 
•der  Kgl.  Preuss.  Geol.  Landesanstalt  und  Bergakademie,  Invalidenstr.  44,  abends  7  Uhr, 
in  der  Regel  am  ersten  Mittwoch  jeden  Monats  statt,  die  Jahresversammlungen 
in  einer  Stadt  Deutschlands  oder  Österreichs  in  den  Monaten  August  bis  Oktober. 
Vortrage  für  die  Monatssitzungen  sind  Herrn  Professor  Dr.  JANENSCH  tunlichst 
8  Tage  vorher  anzumelden,  Manuskripte  von  Vorträgen  zum  Druck  spätestens  5  Tage 
nach  dem  Vortrage  an  Herrn  Königl.  Geologen,  .Privatdozenten  Dr.  BARTLING 
einzusenden,  Vorlagen  für  etwaige  Textfiguren  müssen  spätestens  am  Tage  des  Vortrages 
in  Händen  des  Schriftführers  sein. 


Die  Aufnahme  geschieht  auf  Vorschlag  dreier  Mitglieder  durch  Erklärung  des 
Vorsitzenden  in  einer  der  Versammlungen.  Jedes  Mitglied  zahlt  10  Mark  Eintrittsgeld 
■und  einen  Jahresbeitrag  von  25  Mark.  Es  erhält  dafür  die  Zeitschrift  und  die  Monats- 
berichte der  Gesellschaft.  (Preis  im  Buchhandel  für  beide  zusammen  30  M.)  Die  bis  zum 
1.  April  nicht  eingegangenen  Jahresbeiträge  werden  durch  Postauftrag  eingezogen. 
Jedes  ansserdeutsche  Mitglied  kann  seine  Jahresbeiträge  durch  einmalige  Zahlung  von 
300  M.  ablösen. 


Reklamationen  nicht  eingegangener  Hefte  und  Monatsberichte  der 
.Zeitschrift  Können  nur  Innerhalb  eines  Jahres  nach  Ihrem  Versand 
berücksichtigt  werden. 

Die  Autoren  der  aufgenommenen  Aufsiitzc,  brieflichen  Mitteilungen 
und  Protokollnotizen  sind  für  den  Inhalt  allein  verantwortlich;  sie  er- 
halten 50  Sonderabzuge  umsonst,  eine  grössere  Zahl  gegen  Erstattung  der 
Herstellungskosten. 

Zugunsten  der  Bücherei  der  UesollKchaft  werden  die  Herren  Mit- 
glieder ersucht,  Sonderabdrucke  Ihrer  Schriften  an  «len  Archivar  ein- 
zusenden; diese  werden  in  der  nächsten  Sitzung  vorgelegt  und,  soweit 
«nganglg,  besprochen. 


Bei  Zusendungen  an   die  Gesellschaft  wollen  die  Mitglieder  fol- 
gende Adressen  benutzen: 

1.  Manuskripte  zum  Abdruck  in  der  Zeitschrift.  Korrekturen  sowie  darauf  bezüg- 
lichen Schriftwechsel  Herrn  Kgl.  tieologen.  Privatdozenten  l»r.  Härtung. 

2.  Einsendungen  an  die  Bücherei,  Reklamationen  nicht  eingegangener  Hefte,  An- 
meldung neuer  Mitglieder,  Anzeigen  von  Adressenänderungen  Herrn  Samm- 
lungskustos I>r.  Schneider, 

beide  zu  Berlin  N  4,  Invalidenstr.  44. 

3.  Anmeldung  von  Vorträgen  für  die  Sitzungen  Herrn  Professor  Ur.  Janennch, 
Berlin  N  4,  Invalidenstr.  43. 

4.  Sonstige    Korrespondenzen   an    Herrn    dielt.  Itergrat  Professor  Dr.  «ahn 
schaffe,  Berlin  N  4,  Invalidenstr.  44. 

ö.  Die  Beiträge  sind  an  Herrn  Professor  Dr.  Michael,  Charlottenburg  2,  Mleib- 
treustr.  14,  Postscheckkonto  Nr.  160  71  beim  Postscheckamt  Berlin  NW7 
oder  an  die  Deutsche  Bank,  Depositenkaiae  Q  in  Charlottenburg  2  für  das 
Konto  „ Deutsche  Geologische  Gesellschaft  E.  V."  porto-  und  bestellgeldfrei  ein- 
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Nr.  18. 

DieserKatalog  berücksichtigt  den  Lehrmittelbedarf  höherer 
Schulen  auf  dem  Gebiete  der  Mineralogie,  Geologie  und 
Technologie,  enthält  aber  auch  eine  grosse  Reihe  von 
Modellen  und  Zusammenstellungen,  die  für  Studien- 
und     Uebungszwecke     auf     Hochschulen     geeignet     sind. 

Der  Katalog  IS  steht  allen  Interessenten 
auf  Wunsch  kostenfrei  zur  Verfügung. 

=  Rheinisches  = 
Mineralien -Kontor 

Fabrik  und  Verlag  mineralogischer  und  geologischer  Lehrmittel. 
Gegründet  1833.  Boilfl  a.  Rhein  Gegründet  1833. 


Dr.  F.  Hranfz 


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Zeitschrift 

der 

Deutschen  Geologischen  Gesellschaft. 

.(Abhandlungen  und  Monatsberichte.) 


B.  Monatsberichte. 
Nr.  7.  65.  Band.  1913. 

(Hierzu  eine  Tabelle) 


INHALT. 

Protokoll  der  Sitzung  vom  2.  Juli  1913 345 

Vorträge: 

WÄHNSCHAFFE,  F.:  K.  J.  V.  STEENSTRUPf     .    .    .    345 
:  EDÜAED  HOLZAPFELS-       .     .     347 
v.  STAFF,  H.:  Die    Geomorphogenie    des    Gebietes    der 

Lausitzer  Überschiebung  (Titel) 349 

SCHNEIDERHÖHN,  HANS:  Über    die    chemische    Um- 
bildung tonerdehaltigcr  Silikate  unter  dem  Einfluss 
von  Salzlösungen  (n.  d.  Versuchen  von  J.  LFMBFKl ! )     349 
SOLGER:  Über   Äquivalente    eiszeitlicher   Bildungen   Ln 

China  (Titel) . 

Briefliche  Mitteilungen: 

WAHNSOHÄFFE,    F.:   Zum    Gedächtnis   F.  J.   P.    VAX 

CALKER8 355 

ZIMMERMANN,  E.:  Der  thüringische  Plattendolomit  and 
sein  Vertreter  im  Stassfurter  Zechsteinprofil,  sowie 
eine  Bemerkung  zur  Frage  der  „Jahresringe"  357 

III  TU,  \\\:  Beiträge   zur   Kenntnis   der  •  'arbongattung 

Mariopteris  und  ihrer  Arten  (mit  1   Textfig.)     .     .     .     372 
FLIEGEL,    G.:     Über     tiefgründige     chemische     Ver- 
witterung und  Buhaerische  Abtragung      .          .     .     .     38i 
Neueingänge  der  Bibliothek {05 


Deutsche  Geologische  Gesellschaft. 


Vorstand  für  das  Jahr  1913 

Vorsitzender:  Herr  WAHNSCHAFFE  Schriftführer!:  Herr  BÄRTLING 

Stellvertretende  (        „      RAUFF  ..      FLIEGEL 

Vorsitzende:  (.        „      BORNHARDT  „      HENNIG 

Schatzmeister:  „      MICHAEL  „      JANENSCH 

Archivar:  SCHNEIDER 

Beirat  für  das  Jahr  1913 

die  Herren:    v.  KOENEN-Göttingen,   RINNE-Leipzig,    FRICKE-Bremen,    MADSEN- 
Kopenhagen,  OEBBECKE-Münchon,  ROTHPLETZ-München. 


Die  ordentlichen  Sitzungen  der  Gesollschaft  finden  in  Berlin  im  Gebäude 
der  Kgl.  Preuss.  Geol.  Landesanstalt  und  Bergakademie,  Invalidenstr.  44,  abends  7  Uhr, 
in  der  Regel  am  ersten  Mittwoch  jeden  Monats  statt,  die  Jahresversammlungen 
in  einer  Stadt  Deutschlands  oder  Österreichs  in  den  Monaten  August  bis  Oktober. 
Vortr&ge  für  die  Monatssitzungen  sind  Herrn  Professor  Dr.  JANENSCH  tunlichst 
8  Tage  vorher  anzumelden,  Manuskripte  von  Vorträgen  zum  Druck  spätestens  5  Tage 
nach  dem  Vortrage  an  Herrn  Königl.  Geologen,  Privatdozenten  Dr.  BÄRTLING 
einzusenden,  Vorlagen  für  etwaige  Textfiguron  müssen  spätestens  am  Tage  des  Vortragt >s 
in  Händen  des  Schriftführers  sein. 

Die  Aufnahme  geschieht  auf  Vorschlag  dreier  Mitglieder   durch   Erklärung  des 

Vorsitzenden  in  einer  der  Versammlungen.  Jedes  Mitglied  zahlt  10  Mark  Eintrittsgeld 
und  einen  Jahresbeitrag  von  25  Mark.  Es  erhält  dafür  die  Zeitschrift  und  die  Monats- 
berichte der  Gesellschaft.  (Preis  im  Buchhandel  für  beide  zusammen  30  M.)  Die  bis  zum 
1.  April  nicht  eingegangenen  Jahresbeiträge  -werden  durch  Postauftrag  eingezogen. 
Jedes  ausserdeutsche  Mitglied  kann  seine  Jahresbeiträge  durch  einmalige  Zahlung  von 
300  M.  ablösen. 


Reklamationen  nicht  eingegangener  Hefte  und  Monatsberichte  der 
ZeltHChrltt  Können  nur  innerhalb  eines  Jahres  nach  ihrem  Versand 
berücksichtigt  werden. 

nie  Autoren  der  aufgenommenen  Anisatze,  brieflichen  Mitteilungen 
und  Protokollnotizen  sind  für  den  Inhalt  allein  verantwortlich;  sie  er- 
halten 50  Sonde i  :i>>/ iiu«  umsonst,  eine  grössere  Zahl  gegen  Erstattung  der 
Herstellungskosten« 

Zugunsten  der  Bücherei  der  Gesellschaft  werden  die  Herren  Mit- 
glieder ersucht.  Sonderabd rücke  ihrer  Schriften  an  den  Archivar  ein- 
zusenden; diese  werden  in  der  nächsten  Sitzung  vorgelegt  und',  soweit 
angängig,  besprochen. 

Bei  Zusendungen  an  die  Gesellschaft  wollen  die  Mitglieder  fol- 
gende Adressen  benutzen: 

l.  Manuskripte  zum  Abdruck  in  der  Zeitschrift,  Korrekturen  sowie  darauf  bezüg- 
lichen Schriftwechsel  Herrn  Kgl.  Geologen,  Privatdozenten  im-.  Bftrtllng, 

'_!.  Einsendungen  an  die  Bücherei,  Reklamationen  nicht  eingegangener  Hefte  At  - 
meidung  neuei  Mitglieder,  Anzeigen  von  Adressenänderungen  Herrn  Samm- 
lungskustos im-.  Schneider, 

beii le  zu  Berl I □  N   i.  I  n \  alidensl r.  -lt. 

'.').  Anmeldung  von  Vorträgen  für  die  Sitzungen  Herrn  Professor  im-,  .lauen seh. 
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i  Bonstige  Korrespondenzen  an  Herrn  Geh«  Bergrat  Professor  Br.  Wahn- 
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Nr.  18. 

DieserKatalog  berücksichtigt  den  Lehrmittelbedarf  höherer 
Schulen  auf  dem  Gebiete  der  Mineralogie,  Geologie  und 
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Modellen  und  Zusammenstellungen,  die  für  Studien- 
und     Uebungszwecke     auf     Hochschulen     geeignet     sind. 

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Dr.  F.  Hranfz 


=  Rheinisches  = 
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Fabrik  und  Verlag  mineralogischer  und  geologischer  Lehrmittel. 
Gegründet  1833.  Bonn  a.  Rhein  Gegrflndel  1833. 


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Zeitschrift 

der 

Deutschen  Geologischen  Gesellschaft. 

[(Abhandlung"  und  Monatsberichte) 


B.  Monatsberichte. 
Nr.  8/10.  65.  Band.  1913. 

(Hierzu  ein  Bildnis  von  H.  Credner.) 


INHALT. 


Protokoll  der  Hauptversammlung  am  7.,  8.  und  9.  August  1913 

in  Freiburg  i.  ßr i09 

Protokoll  der  Sitzung  am  7.  August 409 

„     geschäftlichen  Sitzung  am  8.  August   ....  450 

„            „     wissenschaftlichen  Sitzung  am  8.  August     .     .  i.'n 

n            „     geschäftlichen  Sitzung  am  9.  August  ....  457 

„            ..     wissenschaftlichen  Sitzung  am  9.  August     .     .  /  >8 

„            „     Vorstands-  und  Beiratssitzung  am  8.  August  .  tS6 

Vortrüge: 

WEPFER,  E.:  Über  den  Zweck  enger  Artbegrenzung  bei 

den  Ammoniten 4X0 

SALFELD,  H.:  Über  Artbildung  bei   Ammoniten    .     .     .  /•'.'-' 
„            :  Die  zoogeographische  Stellang  des  süd- 
deutschen Oberen  dura 141 

KLIN<  illA  KDT:  Vergleichend-anatomische  u.  biologische 

Untersuchungen  einer  neuen  Rudistenf auna  aus  Frianl  148 

STRÖMEB   v.   REICHENBACH,  E.:   Geologisch.-    Hol, 

achtungen  in  den   Wüsten   Ägyptens  (Titel)      .     .     .  155 

CLOOS,    II.:     Durchscbmelzungen    an    südafrikanischen 

Graniten •  155 

i  Wenden !) 


Mit  einem  Prospekt  der  Verlagsbuchhandlung  Gebrüder  Borntracger,  Berlin 
und  einer  Beilage  der   Schweizerbart'schen   Verlagsbuchhandlung   Nägele 


v.  BUBNOFF,  S.:  Über  das  Alter  der  Granite  des  Schwarzwaldes. 

(Mit  2  Textfiguren) ISS 

SCHMIDT.  C:  Über  spanische  Salzlagerstätten  (Titel)      ....     469 

DENINGER:  Über  die  Geologie  von  Buru  und    Ceram  (Titel)      .     469 
Nachruf: 

WAHNSCHAFFE,  F.:  Zum  Gedächtnis  HERMANN  CREDNERs. 

(Mit  einem  Bildnis) •     170 

Briefliche  Mitteilungen : 

v.  BUBNOFF,  S.,  W.  DEECKE,  R.  LAIS,  J.  SOELLNER. 
W.  SCHNARRENBERGER,  W.  SPITZ  und  H.  THÜRACH: 
Bericht  über  die  Exkursionen  vor,  während  und  nach  der 
Hauptversammlung  der  Deutschen  Geologischen  Gesellschaft 
in  Freiburs  i.  Br.  im  August  1913.     (Mit  .")  Textfiguren)      .     .     489 


Die  Aufnahme  in  die  Deutsche  Geologische  Geseilschaft  geschieht  auf  Vorschlag 
dreier  Mitglieder  durch  Erklärung  des  Vorsitzenden  in  einer  der  Versammlungen.  Jedes 
Mitglied  zahlt  einen  Jahresbeitrag  von  25  Mark.  Es  erhält  dafür  die  Zeitschrift  und  die 
Monatsberichte  der  Gesellschaft,  (Preis  im  Buchhandel  für  beide  zusammen  30M.)  Die  bis  zum 
1.  April  nicht  eingegangenen  Jahresbeiträge  werden  durch  Postauftrag  eingezogen. 
Jedes  ausserdeutsche  Mitglied  kann  seine  Jahresbeiträge  durch  einmalige  Zahlung  von 
300  M.  ablösen. 


Kcklamat  in i    nicht    eingegangener  Hefte  und  Monatsberichte  der 

Zeitschrift  können  nur    innerhalb    eines   Jahres  nach  ihrem  Versand 
berücksichtigt  werden. 


nie  Autoren  der  aufgenommenen  Aulsätze,  brieflichen  Mitteilungen 
und  l»rotokollnotlzen  sind  für  den  Inhalt  allein  verantwortlich:  sie  er- 
halten 50  Sonderabztigc  umsonst,  eine  grössere  Zahl  gegen  Erstattung  der 
Herstellungskosten. 


Zugunsten  der  itiichcrci  der  Gesellschaft  werden  die  Herren  Mit- 
glieder ersucht,  Bonderabdrttcke  ihrer  Schriften  an  den  Archivar  ein- 
zusenden; diese  werden  in  der  nächsten  Sitzung  vorgelegt  und,  soweit 
angängig,  besprochen. 


Bei  Zusendungen  an  die  Gesellschaft  wollen  die  Mitglieder  fol- 
gende Adressen  benutzen: 

).  Manuskripte  zum  Abdruck  in  der  Zeitschrift.  Korrekturen  sowie  darauf  bezüg- 
lichen Schriftwechsel  Herrn  Kgi.  «Jeoiojjcn.  prlvatdozenten  i»r.  Härtung, 

2  Kinsendun«en  an  die  Bücherei,  Reklamationen  nicht  eingegangener  Hefte,  \n- 
meldung  neuer  Bütglieder,  anzeigen  von  Adressenänderungen  Herrn  Samm- 
Innirsknstos  Dr.  Schneider, 

zu  Berlin  N  4.  [nyalidenBtr.  41. 

3.  Anmeldung  von  Vorträgen  für  die  Sitzungen  Herrn  Professor  Dr.  Janenscu, 
Berlin  N  4.  [nvalidenstr.  48. 

t  Sonstige  Korrespondenzen  an  Herrn  Geh«  Bergral  Professor  im*,  wahn- 
scliaffe,  Berlin  N  4.  [nvalidenstr    ii. 

5,  Die  Beiträge  lind  an  Herrn  Professor  Dr.  Michael,  Charlottenburg  2,  Bleib- 
treust  i      14,    I''  i   Knut,,    .\  r    16071    beim    Postscheckamt    Berlin    NW  7 

i    an  dio  Deutsche    Hank,   Hepositenkassc  (j    in  »'harlottenburg  2   fül 
Konto  -Deutsche  Geologische  Gesellschaft  E.V."  porto-  and  bestellgeldfrei  ein- 
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Gegründet  1791. 


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Nr.  18. 

Dieser  Katalog  (160  Seiten  Text  mit  über  100  Abbildungen 
ausgestattet)  berücksichtigt  den  Lehrmittelbedarf  höherer 
Schulen  auf  dem  Gebiete  der  Mineralogie,  Geologie  und 
Technologie,  enthält  aber  auch  eine  grosse  Reihe  von 
Modellen  und  Zusammenstellungen,  die  für  Studien- 
und   Uebungszwecke  auf  Hochschulen  geeignet  sind. 

Der  Katalog  18  steht  allen  [nteressenten 

auf  Wunsch  kostenfrei  zur   Verfügung. 


Dr.  F.  Hranfz 


=  Rheinisches  = 
Mineralien -Kontor 


Fabrik  und  Verlag  mineralogischer  und  geologischer  Lehrmittel. 
Gegründet  1833.  BOIM  a.  Rhein  Gegründet  1833. 


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Zeitschrift 


der 

Deutschen  Geologischen  Gesellschaft. 

(Abhandlungen  und  Monatsberichte.) 

ß.  Monatsberichte. 
Nr.  11  65.  Band.  1913. 


INHALT. 

Protokoll  der  Sitzung  vom  5.  November   1913 ■  V.7 

Vorträge : 

WAHNSOB  UTE,  F.:  GEORG  FRIEDER.  KINJKELIN  y  537 

:  HIPPOLYT  II  AAS  •;• 538 

HARBORT,      E.:     Die     Gliederung     des     Diluviums     in 

Braunschweig.     (Titel)       541 

WIEGERS,  FR.:  Über  das  Alter  des  diluvialen  Blenschi 

in   Deutschland.     (Mit  9  Textfiguren)    .......  541 

Briefliche  Mitteilungen: 

GERTH,  II.:  Stratigraphie  und  Bau  der  argentinischen 
Kord  illere  zwischen  dem  Rio  Grande  u.  K'io  Diamahte 

STILLE,  IL:  Die  saxonische  Faltung.  (Mit  5  Textfiguren) 

PIETZSOH,  K.:  Verwitterungserscheinungen  der  Auf- 
Lagerungsfläche  des  sächsi  aomans    ....     594 

HENKE,   W.:     Über    die     Gliederung    des    Devons    des 

östlichen  Sauerlandes    ............    602 

RENZ,  0. :   Der  geologische  Aufbau  der  Gebirge  um  das 

KopaYsbecker  (Mittelgriechenland)     .......     tU>? 

GAGEL,  C:  Nachträgliche    Bemerkungen   zum   Vortrage 

von    Herrn    WIEGERS 619 

BRANCA,  W.:  Über  das  Verhältnis  der  Geographie  zur 
<  ieologie — Palaeontologie  und  die  Präge  einer  Teilung 
der  Geologie     L'alaeontologie   .........     620 

A'-  ueingänge  der  Bibliothek 630 


Mit  einem  Prospekt  der  Verlagsbuchhandlung  von   Ferd.  Enke,  Stuttgart. 

Man  beachte  das  Angebot  älterer  Jahrgänge 

für  die  Mitglieder  auf   der  folgenden  Seite! 


Deutsche  Geologische  Gesellschaft. 


Vorstand  für  das  Jahr  1914 


Vorsitzender:  Herr  WAHNSCHAFFE 

Stellvertretende  (        „      BORNHARDT 

Vorsitzende:  j        „      KRUSCH 
Schatzmeister:  „      MICHAEL 

Archivar:  SCHNEIDER 


Schriftführer:  Herr  BÄRTLING 
„      HENNIG 
,.      .TANENSCH 
WK1SSERMEL 


Beirat  für  das  Jahr  11)14 

die    Herren:    FRECH-Breslau,    FRTCKE-Bremen,    MADSEN-Kopenhagen,    OEBBECKE- 
Mnnchen,  ROTHPLETZ-München,  SALOMON-Heidelberg. 


Die  ordentlichen  Sitzungen  der  Gesellschaft  linden  in  Berlin  im  Gebäude 
der  Kgl.  Preuss.  Geol.  Landesanstalt  und  Bergakademie,  Invalidenstr.  44,  abends  7  Uhr, 
in  der  Regel  am  ersten  Mittwoch  jetlen  Monats  statt,  die  Jahresversammlungen 
in  einer  Stadt  Deutschlands  oder  Österreichs  in  den  Monaten  August  bis  Oktober. 
Vortrllfje.  für  die  Monatssitzungen  sind  Herrn  Professor  Dr.  JANENSCH  tunlichst 
8  Tage  vorher  anzumelden,  Manuskripte  von  Vorträgen  zum  Druck  wpiitesiteiis  f»  Tajje 
nach  dem  Vortrage  an  Herrn  Königl.  Geologen,  Privatdozenten  Dr.  BÄRTLING 
einzusenden.  Vorlagen  für  etwaige  Textfiguren  müssen  spätestens  am  Tage  des  Vortrages 
in  Händen  des  Schriftführers  sein. 


Die  Aufnahme  in  die  Deutsche  Geologische  Gesellschaft  geschieht  auf  Vorschlag 
dreier  Mitglieder  durch  Erklärung  des  Vorsitzenden  in  einer  der  Versammlungen  Jedes 
Mitglied  zahlt  einen  Jahresbeitrag  von  25  Mark.  Es  erhält,  dafür  die  Zeitschrift  und  die 
Monatsberichte  der  Gesellschaft  (Preis  im  Buchhandel  für  beide  zusammen  30  M.)  Die  bis  zum 
1.  April  nicht  eingegangenen  Jahresbeiträge  -werden  du>ch  Postauftrag  eingezogen. 
Jedes  ansserdeutsche  Mitglied  kann  seine  Jahresbeiträge  durch  einmalige  Zahlung  von 
300  M.  ablösen. 

Angebot  nup  für  die  Mitglieder  der  Gesellschaft. 

Eine  beschrankte  Anzahl  <ier  nachstehenden  alteren  Jahrgange 
kann  an  die  Mitglieder  zum  Vorzugspreis  von  6  .ti.  pro  it:m«i  (ausser 
versendungskosten)  abguitoboii  werden.  Bestellungen  sind  direkt  an 
iierrrn  in.  <>.  Schneider,  Berlin  \  i.  Invalidenstr.  44.  einzusenden. 
i>a  <iie  Anzahl  der  abzugebenden  it;in<ie  beschrankt  ist.  empfiehlt 
sich  baldige  Bestellung. 

Folgende  Bande  Min«i  zu  diesem  Preis  für  die  Mitglieder 
bannten:  Bd.  1-6,  11  — in.  84— 80,  88—45. 


Bei  Zusendungen  an  die  Gesellschaft  wollen  die  Mitgliederfol- 
gende Adressen  benutzen: 

i.  Manuskripte  znm  Abdruck  in  der  Zeitschrift,  Korrekturen  sowie  darauf  bezttg- 
liehen  Schriftwechsel  Herrn  Kgl. Geologen,  Privatdozenten  Dr.  Bartllng, 

2.  Einsendungen  an  die  Bücherei,  Reklamationen  Dicht  eingegangener  Hefte,  An- 
meldung netter  Mitglieder,  Anzeigen  von  Adressenänderungen  Herrn  Sanum- 
lungskustoa  l>r.  Schneider, 

beide  zu  Berlin  N   t.  Invalidenstr.  44. 

3.  Anmeldung  von  Vorträgen  für  die  Sitzungen  Herrn  Prolessor  Dr.  Janensehi 
Berlin  N  i.  [nvalidenst  i    18. 

4.  Sonstige  Korrespondenzen  an  Herrn  Geh.  Bergral  Prolessor  i»r.  Wahn- 
scnatle,  Berlin  N  4,  Invalidenstr    n. 

•"'•  Die  Beitrag«     Ind  an  Herrn  Prolessor  Dr.  Michael,  Charlottenburg  2,  Bleib- 
treust i     14,    Postscheckkonto    Nr.  18071    beim     Postscheckamt   Berlin   NW? 
i  an  die  Deutsche    Bank,   Depositenkaue  <,•,  in  Charlotten  bürg  2  für  das 
Konto  „Deutsche  Geologische  Gesellschaft  BS.  vu  |xirto-  und  bestellgeldfrei  ein- 
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Gebirgskunde  von  Dr.  A.  Tornqüist,  o.  ö.  Professor  der 
Geologie  an  der  Universität  Königsberg  i.  Pr.  Mit  zahlreichen 
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K.  Keilhack,  Kgl.  Landesgeologen.  Mit  einer  Tafel  und  249  Ab- 
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Formen  von  Dr.  Otto  Jaekel,  Professor  an  der  Universität  Greifs- 
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und  Di'.  \V.  (iotlmn,  mit  einem  Beitrag  von  Dr.  W.  Stoller. 
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biOÜthe    Überhaupt   wie  des  Toris,   der    Braunkohle, 

des  Petroleums  usw.  von  Profe8sor  IM*.  II.  Potonie,  Kgl.  Landes- 
geologen in   Berlin.     Fünfte,  sehr  stark  erweiterte  Auflage  mit 

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Ausführliche  Verlagsverzeichnisse  kostenfrei 


Verlag  von  Gebrüder  Borntraeger  in  Berlin 

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Generalregister  für  das  Geologische  Zentralblatt. 

1.—15.  Band.  Anzeiger  für  Geologie,  Petrographie,  Palaeontologie 
nnd  verwandte  Wissenschaften  in  Verbindung  mit  zahlreichen  Fach- 
genossen herausgegeben  von   Geh.  Beitrat  Prof.  Dr.  K.  Keilliack. 

Subskriptionspreis  25  Mk. 


GeOlOg'lSCheS  Zentralblatt.  Anzeiger  für  Geologie,  Petro- 
graphie. Palaeontologie  und  verwandte  Wissenschaften.  In 
Verbindung  mit  zahlreichen  Fachgenossen  herausgegeben  von 
Geh.  Bergrat  Professor  Dr.  K.  Keilliack,  Königl.  Landesgeologen 
in  Berlin. 

Das  „Geologische  Zentralblatt"  stellt  sich  die  Aufgabe,  die  gesamt« 
UterariscJie  Produktion  auf  dem  Gebiete  der  Geologie  und  ihrer  Hufs- 
Wissenschaften  so  vollständig  und  so  rasch  wie  möglich  in  kurzen  Anzeigen 
zur  Kenntnis  der  Fachgenossen  zu  bringen.  -  Die  Anzeigen  erscheint 
in  deutscher,  englischer,  französischer  oder  italienischer  Sprach,. 

Das   „Geologische   Zentralblatt"    erscheint    in    Heften    am    l  uni 
15.   jeden    Monats   zum  Preise  von   32    Mk-  50   Pfg.   für   den    Band. 
Band  t-19  liegen  abgeschlossen  vor;  Band  SO  befindet  sich  im  Erscluiineä 
—  Frobenummer  gratis  und  franko. 

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Zentralblattes  zum  Vorzugspreise  von 

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Ausführliche  Verlagsverzeichnisse  kostenfrei 


Zeitschrift 

der 

Deutschen  Geologischen  Gesellschaft. 

(Abhandlungen  und  Monatsberichte.) 

B.  Monatsberichte. 
Nr.  12.  65.  Band.  1913. 


INHALT. 

Protokoll  der  Sitzung  vom  3.  Dezember  1!H3 633 

Vorträge: 

WAHNSCHAFFE,  F.:  RICHARD  ARMIN  BALTZERf    633 

:  ANTON  FRIC  f 635 

Wahlprotokoll 636 

PHILIPP,  H.:  Über  Osar  und  deren  Beziehung  zu  Kames 

und  Rollstein feldern 638 

WE1SSERMEL:  Diskussion  zum  Vortrag  von  H.  PHILIPP     640 
KRISCH,  P.:  Über   einige  Beschlüsse  und  Exkursionen 
des  Internationalen  Geologenkongresses  in  Toronto. 

(Titel) 640 

WOLFF,  W.:  Die  Glacialgeologie  in  den  Verhandlungen 
und  auf  den  Exkursionen  des  Kongresses  in  Toronto. 

(Titel) 640 

Briefliche  Mitteilungen : 

JAEKEL.O.,  K.  KEILHACK  und  II.  PHILIPP:  Bericht 
über  die  Exkursionen  im  Anschluß  an  die  Haupt- 
versammlungder  Deutschen(Jeolo^is<:lun  i  !e*<dlschaff 

in  Greifswald  im  August   1912 641 

Neueingänge  der  Bibliothek 66 1 

OrUregitter 672 

Sachregister 583 


Deutsche  Geologische  Gesellschaft. 


Vorstand  für  das  Jahr  1914 

Vorsitzender:  Herr  WAHNSCHAFF  K -;-  Schriftführer:   Herr  BÄRTLING 

Stellvertretende     /         ,       BORNHARDT  B      HENNIG 

Vorsitzende:        I         ..      KRUSCH  „      JANENSCH 

Schatzmeister:  MICHAEL  WEISSERMEL 

Archivar:  SCHNEIDER 


Beirat  für  das  Jahr  1914 

die    Herren:    FRECH-Breslau,    FRICKE-Bremen,    MADSEN-Koponhagen,    OEBBECKE- 
München,  ROTHPLETZ-München.  SALOMON-Heidelberg. 


Die  ordentlichen  Sitzungen  der  Gesellschaft  finden  in  Berlin  im  Gebäude 
der  Kgl.  Preuss.  Geol.  Landesanstalt  und  Bergakademie,  Invalidenstr.  44,  abends  7  Uhr, 
in  der  Regel  am  ersten  Mittwoch  jeden  Monats  statt,  die  Jahresversammlungen 
in  einer  Stadt  Deutschlands  oder  Österreichs  in  den  Monaten  August  bis  Oktober. 
Vortrage  für  die  Monatssitzungen  sind  Herrn  Professor  Dr.  JANENSCH  tunlichst 
8  Tage  vorher  anzumelden,  Manuskripte  von  Vorträgen  zum  Druck  spatesten«  5  Tage 
nach  dem  Vortrage  an  Herrn  Königl.  Geologen,  Privatdozenten  Dr.  BÄRTLING 
einzusenden.  Vorlagen  für  etwaige  Textfiguren  müssen  spätestens  am  Tage  des  Vortrages 
in  Händen  des  Schriftführers  sein. 

Die  Aufnahme  in  die  Deutsche  Geologische  Gesellschaft  geschieht  auf  Vorschlag 
dreier  Mitglieder  dnrch  Erklärung  des  Vorsitzenden  in  einer  der  Versammlungen.  Jedes 
Mitglied  zahlt  einen  Jahresbeitrag  von  25  Mark.  Es  erhält  dafür  die  Zeitschrift  und  die 
Monatsberichte  der  Gesellschaft.  (Preis  im  Buchhandel  für  beide  zusammen  30  M.)  Die  bis  zum 
1.  April  nicht  eingegangenen  Jahresbeiträge  werden  durch  Postauftrag  eingezogen. 
Jedes  ausserdeutsche  Mitglied  kann  seine  Jahresbeiträge  durch  einmalige  Zahlung  von 
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Angebot  nur  für  die  Mitglieder  der  Gesellschaft. 

Eine  beschränkte  Anzahl  der  nachstehenden  alteren  Jahrgänge 
kann  an  «lle  Mitglieder  zum  Vorzugspreis  von  6  M.  pro  Kami  (ausser 
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Bei  Zusendungen  an  die  Gesellschaft  wollen  die  Mitglieder  fol- 
gende Adressen  benutzen: 

1.  Manuskripte  zum  Abdruck  in  der  Zeitschrift,  Korrekturen  sowie  darauf  bezüg- 
lichen Schriftwechsel  Herrn  Kgl.  Ideologen,  Prlvatflozenten  Br.  Bartllng. 
•_'.  Einsendungen  an  die  Bücherei,  Reklamationen  nicht  eingegangener  Hefte,  An- 
meldung neuer  Mitglieder,  Anzeigen   von   Adressenänderungen    Herrn   Samm- 
lungskustos   Dr.  Schneider. 

beide  zu  Berlin  N  4,  Invalidenstr.  44. 

3.  Anmeldung  von  Vorträgen  für  die  Sitzungen  Herrn  Professor  Mr.  .lanensch. 
Berlin  N  4,  Invalidenstr.  43. 

4.  Sonstige  Korrespondenzen  an  Herrn  t.eh.  Obcrbergral  Bornhardl. 
Charlottenburg,  Dornburgstr.  49.  oder  Herrn  Professor  Br.  Hrusrh,  Berlin  N  4, 
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nach  Brunton  (Mk.   105.—): 

II.  Marschrichtungskompaß 
(i\Ik.  45.—  );  III.  Neigungs- 
od. Gefällmesser  (Mk.42.— ); 
IV.  Geognosierkompaß  nach 

Klockinann  (Mk.  52.—). 


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Verfügung,  die  zweite  Auflage  unseres  allgemeinen 


Nr.  18,  Abt.  I. 

Dieser  Katalog  (260  Seiten  Text,  mit  107  Abbildungen  aus- 
gestattet) berücksichtigt  den  Lehrmittelbedarf  höherer 
Schulen  auf  dem  Gebiete  der  Mineralogie,  Petrographie, 
Geologie  und  Technologie,  enthält  aber  auch  eine  grosse 
Reihe  von  Modellen  und  Zusammenstellungen,  die  für 
Studien-  u.  Uebungszwecke  auf  Hochschulen  geeignet  sind. 

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Dr.  F.  Hrantz 


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•  n  gesellschaft.  Monatsbericht 
Bd.65B,   1913 

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