7"
1j<ö • ^,vJ
FOR THE PEOPLE
FOK EDVCATION
FOR SCIENCE
LIBRARY
OF
THE AMERICAN MUSEUM
OF
NATURAL HISTORY
Bound at
[A.M.N.H.
1917
E I
ba
it/3
Zeitschrift
der
Deutschen Geologischen Gesellschaft.
(Abhandlungen und Monatsberichte )
B. Monatsberichte.
Nr. 1. 65. Band. 1913.
INHALT.
Protokoll der Sitzung vom 8. Januar 1913 1
Vorträge:
KOHNE: Vorlage und Erläuterung von Profilen aus dem
Peissenberger Kohlenrevier (Titel) 1
JENTZSCH, A.: Ostdeutsches Pliocän /
MENZEL, H.: Diskussionsbemerkungen zum Vortrage
von Herrn JENTZSCH (Mit 1 Textfigur) .... .?
BARBORT, i:.: Nun- und Umbildungen in Neben-
gesteinen der Salzstöcke des Norddeutschen Flach-
landes (Mit :\ Textfiguren) . . . 6
WIEGERS, F.: Zur Gliederung des französischen Di-
luviums (Titel) ic
Mitteilung des Vorstandes iß
Briefliche Mitteilungen:
HAARMANN, Brich: Geologische Streifzüge im Staate
Coahuila (Mit K> Textfigaren) 2,s
GERTH, II.: 1 'lache Überschiebung oder Absenkung an l'
der Südflanke der Weissensteinkettc bei Günsberg
PRAESENT, Hans: Die höchste marine Grenze auf
Bornholm (Mit 1 Textfignr) . :,:;
BARBORT, E.: Ober Corbula isocardiaeformis als
Synonym für Lsocardia angulata PHILL. . . . jt!
Deutsche Geologische Gesellschaft.
Vorstand für das Jahr 1913
Li zender:
Heil
\\ A.HNSCHAFFE
Stellvertretende /
RAUFF
Vorsitzende: l
BORN HA ROT
Schatzmeister:
MICHAEL
Archivar:
_
SCHNEIDER
Schriftführer: Herr BARTLINQ
FLIEGEL
.. HENNIG
„ JANENSCH
Beirat für das Jahr 1913
die Herren: v. KOENEN-Göttingen, EtINNE-Leipzig, FBICKE-Bremen, MAUSEN-
Kopenhagen, OEBBKCKK-München, ROTHPLETZ-München.
Die ordentlichen Sitzungen der Gesellschaft finden in Berlin im Gebäude
•der Kgi. Preuss. Geol. Landesanstalt und Bergakademie. Invalidonstr. 44, abends 7 Ihr,
•in der Regel am ersten Mittwoch jeden Monats statt, die Jahresversammlungen
in einer Stadt Deutschlands oder Österreichs in den Monaten August bis Oktober.
Vorträge für die Monatssitzungen sind Herrn Professor Dr. JANENSCH tunlichst
8 Tage vorher anzumelden. Manuskripte von Vorträgen zum Druck spätestens 5 Tage
Jiach dem Vortrage an Herrn Königl. Geologen, Privatdozenten Dr. BÄRTLING
«inzusenden, Vorlagen für etwaige Textfiguren müssen spätestens am 'Page des Vortrage*
in Händen des Schriftführers sein.
Die Aufnahme geschieht auf Vorschlag dreier Mitglieder durch Erklärung des
Vorsitzenden in einer der Versammlungen. .Jedes Mitglied zahlt 10 Mark Eintrittsgeld
und einen Jahresbeitrag von 25 Mark. Es erhält dafür die Zeitschrift und die Monats-
berichte der Gesellschaft. (Preis im Buchhandel für beide zusammen 30 M.) Die bis zum
l. April nicht eingegangenen Jahresbeiträge werden durch Postauftrag eingezogen,
.ledes ausserdeutsche Mitglied kann seine Jahresbeiträge durch einmalige Zahlung von
300 M. ablasen.
Reklamationen nicht eingegangener Hello und Monatsberichte der
Zeitschrift können nur Innerhalb eines Jahres nach ihrem Versand
berücksichtig! werden.
Die Autoren der aufgenommenen Aufsatze, brieflichen Hittellungen
miii Protokollnotizen sind für den Inhalt allein verantwortlich; Nie er-
balten 50 Sonderabztlge umsonst, eine grössere Zahl gegen Erstattung dar
Herstellungskosten.
Zugunsten der Bücherei der Gesellschaft werden die Herren Mit-
glieder ersucht, Bonderabdrückc Ihrer Schriften an den Archivar ein«
■tuenden) diese werden in der nächsten Sitzung vorgelegt und. soweit
angängig] besprochen.
Bei Zusendungen an die Gesellschaft wollen die Mitglieder foi-
Adressen benutzen:
l Manuskripte zum Abdruck in der Zeitschrift, Korrekturen sowie darauf bezüg-
lichen Schriftwechsel Herrn Kgl. Geologen, Privatdozenten i»r. Härtung,
langen an die Bücherei, Reklamationen nicht eingegangener Hefte, An-
meldung neuer Mitglieder, Anzeigen von Adressenänderungen Herrn Samm-
lungskustos Dr. Schneider,
zu i'ei im \ 4. l n\ alidensl r. 4f.
;i. Anmeldung tun Vorträgen für die Sitzungen Herrn Professor Dr. Janensch,
Berlin N 4. Invalide,,
i Bonstige Korrespondenzen an Herrn Geb. Bargraf Professor Dr. Wahn-
schaffe, Berlin N i. Invalidenstr. n.
5, Die Beiträgt lind an Herrn Professor Dr. Michael, Charlottenburg 2, Bleib
treuste 14, Postscheckkonto Nr 16071 beim Postseheckami Berlin N W !
oder an die Dt utsi he Bank, Depositenkai e Q in Oharlottenburg 2 für das
Konto i '• ttsche Geologi che Oe ellschafl B V " porto und bestellgeldfrei ein-
zuzahlen
Zeitschrift
der
Deutschen Geologischen Gesellschaft.
B. Monatsberichte.
Nr. 1. 19115.
Protokoll der Sitzung vom 8. Januar 191. '5.
Beginn 7 Uhr.
Der Vorsitzende, Herr WAHNSCHAFFE, eröffnet die Sitzung
und erteilt dem stellvertretenden Schriftführer das Wort zur
Verlesung des Protokolls. Das Protokoll der Sitzung vom
4. Dezember 1912 wird verlesen und genehmigt.
Als Mitglieder wünschen der Gesellschaft beizutreten:
Herr Bergbaubeflissener ROBERT RüPPEL, Berlin NW.,
Luisenplatz 1 IV, vorgeschlagen durch die Herren
Scheibe, Raukf, Bevschlag.
Herr Bergreferendar HEINRICH MÜLLER, Berlin N 4,
Invalidenstr. 44, vorgeschlagen von den Herren Be^
sciil v<;, Kursen, Michael.
Herr KÖHNE spricht über das Thema „Vorlage und
Erläuterung von Profilen aus dem Peißenberger
Kohlenrevier''.
Herr JENTZSCH spricht über Ostdeutsches Pliocän:
Nachdem vor drei Jahren Rednersich für ein plioeänes Alter
des „Posener Tones" ausgesprochen hatte1), war es dringend
erwünscht, weitere Stützen für diese Auffassung zu suchen
und den wenigen bisher aus Ostdeutachland bekannt gewordenen
Arten der Pliocänfauna weitere Funde anzugliedern. Das Ver-
') Jkntzsch: Der Posener Ton und diu Lagerstätte der Flow
von Moltkegrube. Jahrb. Kgl. Preuß. Geol. Landesanst. f. 1!U0, WA. XX XI.
Tri! 1, II. 1, S. 192—201.
1
breitungsgebiet de» Posen er Times versprach noch am ehesten
Erfolg nach dieser Richtung. Bei Durchsicht der dem Kaiser-
Friedrich-Museum in Posen zugegangenen neueren Funde be-
merkte Redner einen Knochen, der in einer Ziegelei zu Budy
bei Schildberg, also im südlichsten Teile der Provinz Posen,
gefunden war. Die dortige Grube, welche Redner vor einigen
Jahren untersucht hatte, baut typischen „ l'osener Ton" unter
diluvialer Decke ab. Nach dem Fundberichte soll der Knochen
im Posener Ion gefunden sein, also im Pliocän. Dem entspricht
sein Erhaltungszustand völlig. Der Vorstand der Sammlung.
Herr Prof. Dr. PFÜHL, überließ mir auf meine Bitte den Knochen
zur Bestimmung. Diese wurde durch Herrn H. ScilRÖDKR aus-
geführt und ergab mit Bestimmtheit, daß er das Proximalende
des rechten dritten Metatarsale eines kleinen, aber doch aus-
gewachsenen RhinoceroK ist. Damit ist nachgewiesen, daß er
keiner der bekannten diluvialen Arten angehört, somit nach
Lage der Verhältnisse dem ostdeutschen Pliocän zuzurechnen
ist. Die Faunula des letzteren besteht nunmehr aus einem
Rhinocer08, zwei verschiedenen Mastodonarten von Thoru und
Obornik und einer Paludina äff. Fhichsi von Lopatken. Dem
paßt, sich eine Florula Ostpreußens an. An der Nordküste des
Samlandes kommen nämlich bei Kauschen, noch über dem die
bekannte M ioräntlora1) bergenden „Mittleren Letten", im ZAD-
DAC1 Ischen „Glimniersande" Zapfen vor, davon ich in meiner
früheren Stillung als Direktor des Ostpreußischen Provinzial-
Museums viele Dutzende in Händen gehabt habe. Diese
Zapfen gehören 2 Arten an: Der Pinus Laricio Thomasiana
und Pinus Hageni. Erster steht der J'. Laricio PoiK., letz-
tere der /'. Halepen8l8 MlLL. ganz nahe, zwei noch heute in
Südeuropa lebenden Arten. Obwohl /'. Thomasiana nach
alteren Angaben auch in der (mioeänen) Kohle von Liblar
bei Köln vorkommen soll, werden doch im neuesten Verzeichnis
die dortigen Pinuszapfen unbestimmt gelassen. Die Rauschener
Zapfen sind mithin mindestens verdächtig auf plioeüncs Alter.
Letzteres würde auch den bei Danzig gefundenen beiden linken
Bornzapfen des Bubalus PalUxai v. BaER3) zukommen, falls
Zadpaoh: Das Terti&rgebirge Saraland Schriften der
pbys.-ökoDom. Gesellschaft Kön Bd VIII, 1867, S. 85 197, ins
ere 101 und Tafel XVI. 0. Hkkk: Miocäne baltische Flora.
König bei ■ 1869, in be ondere S. 22 25. Jentzsch: Das AIi-t der
udischen Braunkohlenformation and die Senftenberger Teitiärflora.
Jahrb. Kgl Preuß Geol. Laodesanst. f. 1908, Bd. XXIX, S. 58 — 61.
I Römi i I bei C B. von BaeRS />'".■> Pallasii aus dem Diluvium
ii Danzig Zeil ehr, d. Deal eh. Geol. G< eil eh. Bd. XXVII, 1875
Letztere nicht etwa, wie die letzten Veröffentlichungen darüber
noch als möglich zulassen, verschleppt sein sollten? Die ge-
nannten wenigen, aber beachtenswerten Funde, zu denen i b
ein von Dkkkk mitgeteilter Cyrenenfund aus Hinterpommern
kommt, verteilen sich auf ein weites Gebiet und auf llfo Jahr-
hunderte. Bei ruhiger Überlegung können sie eigentlich nicht
überraschen. Denn wir wissen, daß der ganze deutsche Nordosten
v >mi Ende des Oligocän bis zum Beginne der Diluvialzeil
keinerlei Meeresreste geliefert hat, also wohl Festland gewesen
sein muß. Obwohl das darüber hinschreitende Eis seinen
Untergrund vielorts zerstörten, müssen doch unter den Glazial-
ablagerungen noch stellenweise Überbleibsel der nächstälteren
Schichten erhalten geblieben sein, wenngleich sie jetzt verdeckt
sind. Diese Überbleibsel zu suchen, ist also eine Aufgabe
der Zukunft. Ihre Fauna und Flora ist uns außerdem erhalten
in einzelnen Stücken, welche als Geschiebe in glazialen oder
tluvioglazialen Schichten des deutschen Nordostens gefunden
werden. Dem erwähnten Pinus-Zapfen gleichende hat Redner
sogar in einem Bohrprofil \i von Pn-uß. -Holland (Ostpreußen)
beobachtet. In der das ganze Miocän und Pliocän umfassenden
Festlandzeit des deutschen Nordostens mögen dort recht ver-
schiedene Faunen und Floren sich abgelöst haben, deren
Reste im Laufe der nächsten Jahrhunderte allmählich ge-
funden werden müssen.
In der Diskussion führt. Herr MENZEL folgendes dazu
aus (mit 1 Textfigur):
Seit der ersten Entdeckung der Pal udinen-Reste in dein
l'osener Flammenton und ihrer Veröffentlichung im Jahre
HU 0 war ich bemüht, besseres und vollständigere- Material zu
näherer Bestimmung der plioeänen Paludinen zu erlangen.
Als ich daher im Sommer 1911 auf der Durchreise Danzig
berührte, unterzog ich mit freundlicher Beihilfe des Direktors
desDanziger l'rovinzial-Musoums, des Herrn Professors I»r. K i MM .
die dort aufbewahrten fossilen l'aludinen einer Durchsicht und
entdeckte eine ganze Anzahl leidlich, wenn auch nicht voll-
ständig erhaltener Stücke, die zu der plioeänen F'urm gehören.
Ihre Fundorte sind:
S. 180 — 441, Taf. XI. La Baume: Beitrag zur Kenntnis der fossilen
mikI snbfossilen Boviden. Schriften der Naturforscher- Gesellschaft in
Danzig, N. F., XII, S. 45 80, insbesondere S. 49 50.
Jentzsch: Bericht über die Verwaltung de Provinzialmuseoms
in den Jahren 1893 95. Schriften Physikal.-Ökon. Gesellschaft R
berg 1896, S. 107.
1*
1. Sehwetz, Kiesgrube an der Kulmer Chaussee, zu-
sammen mit Cardium edule und Teilina soliduln,
4 Exemplare.
2. N eu-Barkoschin, Kreis Berent (wahrscheinlich auch
aus Kies), 1 Stück; 1908 angekauft.
3. Abbau Briesen, Kreis Briesen, Westpreußen.
2 Stücke: HEYM ded. 1905.
4. Strasburg, Westpreußen. Wohl aus Kies. 2 Stücke:
Feiilauek ded. 1900.
Außerdem gelang es mir, unter dem von Herrn JENTZSCll
im Laufe langer Jahre mit großer Sorgfalt gesammelten Ma-
teriale an Fossilien aus Westpreußen, das teils von primärer,
zum großen Teil aber von sekundärer Lagerstätte aus Dilu-
vialschichten jeder Art stammt und in der Sammlung der
Geologischen Landesanstalt in Berlin aufbewahrt wird, einen
Ldthoglyphus zu entdecken, der mit Lithoglyphus acutus Coli.
identisch ist. Er stammt aus Carlswalde bei Riesenburg.
Wenn die Paludinen auch nicht ganz vollständig sind,
so gestatten sie doch aufs neue die Feststellung, daß sie in
die Reihe der Paludina Neumayeri gehören und der /'. Fuchui
in gewisser Weise nahe stehen, wenn sie auch mit keiner be-
kannten Art identisch sind. Da ihre nächsten Verwandten
indessen ihre Hauptverbreitung in den oberpontischen Schichten
haben und auch der Lithoglyyhv» in denselben Schichten auf-
tritt, so möchte ich heute glauben, daß die Schichten von
Lopatken, in denen sich die Paludina primär gefunden hat,
diesem Horizont gleichzustellen sind, in dem ja auch schon
Mastodon Borsoni vorkommt, nicht aber, wie ich früher aus-
geführt habe, der levantinischen Stufe. Wir hätten damit ein
Uter des Posener Flammentones, das sich nach oben zu liis
zum Mittelpliocän erstreckt.
Nach meiner Vorstellung hat sich zur Neogenzeit bis in
das mittlere Pliocän hinein von Österreich-Ungarn her, viel-
leicht durch Russisch-Polen hindurch, ein im Süden anfänglich
noch brackisches, danach aber immer melir ausgesüßtes, im Norden,
in den heutigen Provinzen Schlesien, Posen und Westpreußen
aber durchweg mit Land- und Süßwasserbildungen erfülltes
Becken bis dicht an die heutige Ostsee heran aasgebreitet,
da 'li' fließenden Gewässer der umliegenden Länder aufnahm.
Spätere Untersuchungen in dieser Richtung werden das sicher
immer mehr bestätigen. Auch ein'- erneute DurcharbeitUDg
der Pflanzen des Posener Flammentones unter diesem Gesichts-
punkte dürfte noch weitere Stützen für diese Ansicht beibringen.
Bis jetzt wären also als aus dem ostdeutschen Mittel-
pliocän stammend an tierischen Fossilien folgende Arten fest-
gestellt, von denen eine, die Paludina, auch aus dem Tone
selbst bekannt ist:
Mastodon Zaddachi Jentzscii
Rhinoceros sp.
Lithoglyphus acutus Cou.
Paludina crassa n. sp.
Da sich letztere als neue Art erwiesen hat, so mag sie
hier neu benannt und beschrieben werden:
Paludina crassa n. sp.
Gehäuse kegelförmig, dickschalig, enggenabelt, Nabel
durch den Spindelumschlag etwas verdeckt. Zahl der Um-
gänge mehr als 5 (nur unvollständige Stücke bekannt). Die-
selben sind ziemlich stark gewölbt, treppenförmig aufgebaut
und nehmen gleichmäßig und ziemlich rasch an Durchmesser
zu, so daß der nächste mindestens doppelt so hoch wie der
vorhergehende ist. Oberfläche, soweit es sich bei den meist
abgerollten Stücken erkennen läßt, mäßig fein quergestreift.
/ 13 -i
Paludina crassa a. sp.
in Neu-BarkoscMn; 2 — 4 -von Schwetz, Kiesgrube ai
Kulmer ( Jhaussee.
Eine Längsskulptur oder eine bemerkenswerte Abplattung
ist nicht zu erkennen. Die Nähte sind ziemlich tief, die
Umgänge erscheinen oft nur lose aufeinander gelegt. Mund-
saum ist nicht erhalten. Der Durchschnitt der mit dicken
Wandungen versehenen Umgänge ist ein wenig schief eiförmig
gestaltet und oben vollständig gerundet. Man wird daraus
schließen können, daß auch die Mündung rundlich eiförmig
-•-taltet ist.
Vorkommen: Primär in dunklen Kohlenletten des Posener
Flammentones in einem Bohrloche bei Lopatken und auf se-
kundärer Lagerstätte in unterdiluvialeu Kiesen Westpreußeus.
Es scheint sich auch nach den neu untersuchten Stücken zu
bestätigen, daß die pliocäne Paludina crassa n. sp. zu den
glatten Paludinen gehört, trotz ihrer sonst sehr üppigen Schal-
entwickelung. Indessen kann nicht verschwiegen werden, daß
z. B. Stücke der im Alter mit Knoten versehenen P. (Tylotoma)
rtimana ToURN., denen die letzten Windungen abgebrochen
sind, an den jüngeren Umgängen eine ähnliche, annähernd stiel-
runde, dickschalige, glatte, gewölbte Form zeigen wie die vor-
liegende Palüdina.
Herr E. HARBORT spricht über Neu- und Umbil-
dungen im Nebengestein der norddeutschen Salzstöcke.
Die eigenartigen geologischen und tektoniscben Verhält-
nisse der norddeutschen Salzstöcke sind durch die zahlreichen
Arbeiten und Diskussionen der letzten Jahre allgemein bekannt
geworden und ebenso die drei verschiedenen Theorien, die auf-
gestellt wurden, um eine Erklärung für das Aufsteigen des
Salzgebirges durch die oft einige Kilometer mächtigen Deck-
schichten zu geben.
Diese drei Theorien sind kurz folgende: Auf der einen
Seite steht die LACHMANN -ARRHENIUSsche, nach der das
Salzgebirge aus endogenen Kräften heraus zu autoplasten
Ekzemen durch die Deckgebirgsschichten hindurchwuchs, auf
der andern Seite die von STILLE vertretene extrem tektonische
Theorie, wonach das Salzgebirge durch horizontalen Falten-
schub im Kern von Triassätteln aufgewölbt wurde. Die Dis-
kussion über diesen Gegenstand hat ergeben, daß meine vor
mehreren Jahren über die Ursache des Aufsteigens der Salz-
masseu in unserer Gesellschaft geäußerten Anschauungen
zwischen den beiden erwähnten Theorien stehen.1) Ich habe
seinerzeit ausgeführt, daß diese Salzmassen in Norddeutsch-
land auf vorgebildeten tektoniscben Störungslinien unter dem
Druck der im Verlauf des Mesozoikums und Tertiärs immer
mächtiger anschwellenden Deckgebirgsschichten, also durch
vertikal nach unten wirkende Druckkräfte, in die Höhe gepreßt
wurden seien. Das Salzgebirge müsse seinen heutigen LagerungS-
vi-rliältnissen entsprechend wie ein flüssiges Magma aufgestiegen
sein. Daß es bei diesen Aufpressungsvorgüngen innerhalb i\e*
Salzgebirges zu den mannigfaltigsten Faltungserscheinungi-n
kam, ist allgemein bekannt; es ist aber auch weiter von vorn-
herein anzunehmen, dalJ es dabei ZU den verschiedensten Um-
krystallisationen, Umbildungen und Neubildungen innerhalb
E. Barbort: Zur Geologie der oordhannoverschen Salzhorste.
Ze I ehr 1910, S. 326B.
des Salzgebirges, der Salzgesteine selbst gekommen sein muß.
Auf diese Prozesse innerhalb des Salzgebirges will ich jedoch
heute nicht eingehen. Es sind darüber speziellere Untersuchungen
von Seiten der geologischen Landesanstalt im Gange, über die
demnächst durch die Herren BEYSCHLAG und SetDEL ausführ-
lich berichtet werden wird.
Ich möchte heute nur einige kurze Mitteilungen über
Neu- und Umbildungen in den Nebengesteinen der Salzstöcke
geben und auf einige Erscheinungen aufmerksam machen, die
vielleicht nicht unwichtig sind bei der Beurteilung der Ent-
stehung der Salzstöcke.
SaCzstocS
Fig. 1.
Schematischer Querschnitt durch einen norddeutschen Salzstock und
äein Nebengestein Tertiär, Kreide, .Iura oder Trias), die Umänderung
von Salz und Anhydrit in die Nebengesteine veranschaulichend.
Begeben wir uns von dem Kern eines Salzstockes nach
den Bändern desselben, so linden wir in den peripheren
Teilen des Salzgebirges allgemein kleinere und größere bis
kubikmetergroße, bald sporadisch eingesprengte, bald zu
dichten Scharen gedrängte, meist eckig und scharf begrenzte
Stücke jüngerer, mesozoischer Deckgebirgsschichten, die an
den Fianken der Salzstöcke von dem aufsteigenden Salz-
gebirge gefaßt, mitgeschleppt und nach und nach mit dem
Salz innig vermengt wurden. Auffällig ist, daß weder diese
im Salz eingeschlossenen Gesteinsstücke, noch auch die Ge-
steine aiii Salzhorst, abgesehen von der mechanischen Zer-
stückelung selbst, keine besonderen Merkmale zeigen, die aut
sehr intensiv e Pressung, Verknetung oder gar dynamometamorphe
— 8 —
Umkrystallisationsvorgänge hinweisen. Meist sind die Brocken
nicht einmal abgerundet oder ausgewalzt beim Transport, sondern
wie erwähnt, durchaus scharfkantig, derart, daß bisweilen be-
nachbarte durch Steinsalz getrennte Stücke genau aufeinander
passen. Hinter dieser Zone von breccienartigem Salzgebirge
liegt nun in der Regel ein den Aufschiebungsfiächen parallel
verlaufender Mantel von Anhydrit, der, ähnlich wie der Anhy-
drithut die Schichtenköpfe bedeckt, das Salzgebirge randlich
wie ein Mantel umgibt. Ich will diese Anhydritablagerung,
die in ihrer Struktur oft an manche Varietäten des Haupt-
anhydrites erinnert — meist ist es ein zuckerkörniger bis dichter,
im übrigen aber petrographisch recht verschieden struierter
Anhydrit — , als Mantelanbydrit bezeichnen. Das Vorhandensein
dieses Anhydritmantels um den Salzstock (nachgewiesen bis zu
600 m Teufe) läßt darauf schließen, daß ebenso wie am Salzhut
Ablaugungen stattfanden, auch an den Seitenflächen der Salz-
stöcke Auflösungen und Abwanderungen der Salzmassen in die
Nebengesteine stattgefunden haben müssen. Untersucht man die
Schichten des Nebengesteins um einen Salzhorst, die vielfach
fast ungestört und horizontal gelagert sind, so findet man, daß
auch in einer Zone bis zu 1 km Breite auf Schichtflächen und
Klüften Anhydrit in diese Gesteine eingewandert ist und
ferner poröse Gesteine die Anhydritmassen gewissermaßen wie
einen Schwamm aufgesogen haben. GaGEL1) hat diese An-
hydritisierungen und das Einwandern von Anhydrit auf den
Klüften in Nebengestein sehr eingehend vom Lüneburger Salz-
stock beschrieben. Es ist dies aber eine ganz allgemeine
Erscheinung, und die Einwanderung der Anhydritmassen
ist nicht nur auf die stark gestörte Breccienzone in der un-
mittelbaren Nähe des Salzstockes beschränkt, sondern ver-
liert sich erst ganz allmählich in einem oft kilometerbreiten
Gürtel um den Salzhorst. Die von 6EINITZ2) erwähnten „An-
h\ ■dritscliichten" aus der oberen Kreide der Bohrung .lessenitz 4,
dessen Profil er nach den von mir bereits durchgeklopften Kernen
aufstellte, das aber dementsprechend, wie ich an anderer Stelle
ii.h liweisen werde, mehrerer Berichtigungen bedarf, sind nichts
weiter als solche sekundär auf Schichtfugen und Klüftchen ein-
gewanderten Anhydritmassen, keineswegs aber „Einquetschungen
von -<itlich daneben befindlichem Anhydrit des Horstes.
Gagel: Beiträge zur Kenntnis des Untergrundes von Lüne-
Jabrb. A. Sgl. Preuß. Geol. Landesanst. 1909, S. 218 und 244ff.
E (ii.i.Mi/: Zur Geologie des Lübtheeoer Gebirgszuges II. Arcb.
(I. Vor. (I. Freunde dei Naturgeschichte in Mecklenburg 66, Jahrg. 1912,
»2ff.
9
V
— xuOCL
II
V'
05 'C
.- t»
bß _d
P a
fc:
M «j*
[
- cj
fVl
&
a
<L>
kJ
3
rt
6
IS
s
SO
eJ
«5
a
«
aj
^
=
- V
i>
-i
',
-
po
i
r.
N
«:
i(.
n
-
/.
M
• ._ 15
s ES
— '/;
— i <v
5 js
"5 TS
i — o
5 o o
:- 'S >o
bß
EJ
1h
1)
0.
DP
bü
N
_^
03
■-■
/
0
1
a>
CO
O
u
—
s
<ij
N
es
s
~
V
H
V
o
-
'/.
—
bo
—
15 3 h
- 10 —
Daß aber die Nebengesteine in unmittelbarer Nähe der
Salzstöcke ferner stark von Steinsalz imprägniert sind, ist
eine ebenso allgemeine Erscheinung, die schon darin zum Aus-
druck kommt, daß Bohrkerne aus solchen Bohrungen in kurzer
Zeit nach dem Austrocknen der Bergfeuchtigkeit starke
Ausblühungen von Salzen erkennen lassen. Ich habe nun
weiter um Rolfsbütteler Salzstock eine ganze Anzahl von
Bohrungen untersucht, die l'/a — 5 km vom Salzrücken entfernt
stehen und schwer durchlässige, bis gegen 1000 m mächtige
Schiefertone der Kreide- und Wealdenformation durchbohrten.
Diese z. T. vor 7 — 8 Jahren als Kernbohrungen und mit Süß-
wasserspülung ausgeführten Bohrungen lieferten nun selbst in
den mehrere Kilometer vom Salzhorst entfernten Löchern
(z. B. Bohrloch Hillerse I und Horst IV.) Kerne von Tonen
und stark bituminösen Blättertonen, die imprägniert sind von
Steinsalz und einen Chlornatriumgehalt von 2 Proz. und mehr
aufweisen. Das im fi2. Bande dieser Zeitschrift S. 333 gegebene
Profil des Rolfsbütteler Salzstockes mag zur Veranschaulichung
hier nochmals abgedruckt werden (cf. S. 9). Trotzdem die Bohr-
kerne mit Süßwasserspülung gebohrt wurden und später von mir
noch wiederholt abgebürstet worden sind, zeigen sie immer
wieder beim Trocknen einen dünnen, glänzenden Überzug von
Salz. Die Menge des Salzgehaltes scheint entsprechend der
Entfernung vom Salzstock abzunehmen1). Daß dieser Salz-
gehalt ursprünglich bei der Ablagerung dieser Sedimente aus-
geschieden sei, ist nicht wohl anzunehmen, da die in den
heutigen Meeren niedergeschlagenen terrigenen Seichtwasser-
ablagerungen im günstigsten Falle einen sehr viel geringeren
Gehalt von Chlornatrium aufweisen, nämlich den entsprechenden
Anteil von NaCl, welcher auf die Bergfeuchtigkeit von dem
Chlornatriumgehalt normalen Meerwasser mit ca. .'JProz. entfällt.
Bei 20 Proz. Bergfeuchtigkeit — die meisten Tongesteine dürften
weniger Bergfeuchtigkeit enthalten — würden also im günstigsten
Falle 0,<) Proz. Na Clin Frage kommen, wobei allerdings zu be-
rücksichtigen wäre, daß gelegentlich durch Adsorption in den
Sedimenten eine kleine Anreicherung eingetreten sein könnte.
Überdies besitzen aber auch die gleichen Gesteine in anderen
Gebieten weiter ab von Salzstöcken den hohen Steinsalzgehalt
nicht. In der Bohrung Hurst 4 aber sind ferner /.. B. nicht nur
die marinen \e imtone von Salz imprägniert, sondern auch die
') Genauere Analj en stehen /.. Z. noch aus, sollen aber ba
an dieser Stelle veröffentlich! werden. Auch wäre e interessant, nach-
zuweisen, ob Kali- und Chlormagnesiasalze in die Nebengesteine ab
gewandt 1 1
— 11 —
nichtmarineri. pflanzen- und brackwassertiereführenden WealdeL-
schiefer in etwa 1000 m Teufe. Da die Nebengesteine in dem
vorliegenden Falle außerordentlich schwer durchlässig sind für
Wasser, so kann die Zuführung des Salzgehaltes wohl nur
durch ganz allmähliche Diffusion innerhalb der berg-
feuchten Gesteine erklärt werden. Grundwasserströmungen
sind in diesen Gesteinen und Teufen so gut wie ausgeschlossen,
und die Vorstellung von ARIUIENIUS1), daß die Salzstöcke
rings von einer wasserführenden Schicht umgeben seien, von
der aus das Salzgebirge durchschwängert und zu Auflösungen
und Umkrystallisationen veranlaßt würde, ist nicht zutreffend
(Siehe Fig. 3). Der Bergbau hat wiederholt in solchen Salz-
stöcken die Begrenzungsflächen des Salzgebirges in Horizontal-
bohrungen und Strecken durchfahren, und diese Stellen blieben,
wie der Bergmann sich ausdrückt, „knochentrocken".
Erdoberfläche.
Lie</eri(ti>.
Fig. 3.
Typus eines siebengebürgischen Salzstockes Dach Posepny— Arbhenius.
Die von Herrn BEYSCHLAG in der Diskussion vertretene
Vorstellung, daß die Salzmassen vielleicht nur am derzeitigen
Salzspiegel aufgelöst wurden und daß sich die Laugen von hier
aus horizontal verbreiteten, wäre denkbar, wenn man gleichzeitig
berücksichtigt, daß das Aufsteigen des Salzstockes ganz all-
mählich erfolgte, entsprechend der Zunahme der mesozoischen
Sedimente, wie ich es an anderer Stelle wiederholt ausgeführt,
habe. Dagegen wäre es schwerer zu erklären, daß die Salz-
massen am heutigen Salzspiegel aufgelöst wurden, sich hori-
zontal ausbreiteten und dann (juer durch dir Schichtung durch
hunderte von Metern undurchlässiger Tongesteine nach unten ge-
wandert sein sollten. Jedenfalls spricht das Vorhandensein des
- \ . \ i:i;im.mi's: Zur Physik der Salzlagerstätten. Meddelander
fr.in K. Vetenskapsab Nobel in 8 ti tut, Bd> II, Nr. 20, S. IT.
— 12 —
Mantelanbydrites und der in den Nebengesteinen weithin ein-
gewanderte Anhydrit dafür, daß doch auch stoffliche Ab-
wanderungen seitlich in größerer Tiefe der Salzstöcke stattge-
funden haben, die dann nur durch Diffusion oder Zirkulation
gesättigter Laugen auf Klüften und Schichtflächen zu erklären
wären, da Grundwasserströmungen hier kaum anzunehmen sind.
Berücksichtigt man nun aber die Mengen der Neben-
gesteine, die von Salz imprägniert sind, so ergibt sich, daß
ganz gewaltige Abwanderungen von Salzmassen in die Neben-
gesteine stattgefunden haben müssen, Tausende von Kubik-
metern oder gar Kubikkilometor.
MONKE und BeySCHLAG1) haben auf den engen Zu-
sammenhang zwischen Salzlaugen und Erdöl an unseren Salz-
stöcken und das stetige Zusammenvorkommen beider auf-
merksam gemacht und weiterhin die Vermutung ausgesprochen,
daß die Salzlaugen auf bituminöse Nebengesteine in der "Weise
einwirkten, daß sie die Bitumina aus diesen Gesteinen frei-
machten, die sich dann in porösen Gesteinen zu Petroleum-
lagerstätten ansammeln konnten. Es ist nun eine auffällige
Erscheinung, daß an den Salzstöcken Norddeutschlands das
Bitumen wenigstens in den Tonen der mesozoischen Sedi-
mente, obgleich sie vielfach stark von Salz imprägniert sind,
noch drinnen steckt. Ich möchte daher der übrigens von
BETSCHLAG, Monke und Mrazec bereits diskutierten Annahme
mehr zuneigen, daß die Petrolea nichts weiter sind, als die
angesammelten Rückstände der bekanntlich besonders im älteren
Steinsalz, enthaltenen Bitumina nach der Auflösung des Salzes.
Während das Steinsalz seitlich weithin abwanderte, reicherten
sich näher am Salzstock die Bitumina auf porösen und
klüftigen Gesteinen an. Daß Erdöl in zerklüftetem Salz-
gebirge austritt, oft zusammen mit schlagenden Wettern, hat
der deutsche Kalibergbau ja leider wiederholt feststellen
müssen. Es ist aber wohl kaum anzunehmen, daß in solchen
Fällen die Bitumina sekundär von den Nebengesteinen her
in den Salzstock eingewandert sind. Jedenfalls würde ich es
für sehr wichtig halten, wenn einmal experimentell festgestellt
. ob man durch Auflösung von älterem Steinsalz, ev. unter
erhöhtem Druck, Erdöle erhalten kann. Das ältere Steinsalz
isl überall besonders stark bituminös und stinkt heim An-
schlagen intensiv. Wiederholt wurde mir von Bergleuten mit-
geteilt, daß in ihm aufgefahrene Strecken Dicht so gut stehen,
II Monke mm Fr. Beyscitlao: Ober daa Vorkommen des
Zeitschr. f. prakt. Geologie 1905, Befl L, 2 and 12, S. 125 ff.
— 13 —
als unter gleichen Bedingungen im jüngeren Steinsalz angelegte,
sondern hereintreiben und quellen, so daß die verengten Strecken
häutiger erweitert werden müssen. Es wäre möglich, daß hier
zwischen dem Bitumengehalt und der Beweglichkeit des älteren
Steinsalzes ein ursächlicher Zusammenhang bestellt.
Auf einige andere Umwandlungen in den Nebengesteinen
bzw. Neubildungen in denselben möchte ich noch kurz hin-
weisen. Ich habe gelegentlich in mehreren Bohrungen, so
z. B. bei Hope in unmittelbarer Nähe des Salzhorstes tertiäre
tonige Grünsande beobachtet, glaukonitische Schichten, welche
sich unmittelbar dem Senon auflegen und wahrscheinlich dem
Eocän angehören. "Während diese Sedimente fernab vom Salz-
horst keine petrographischen Besonderheiten aufweisen, sind
sie in der Nähe der Salzstöcke oft durchsetzt von unzähligen
kleinen, bis einige Millimeter langen, schwebend gebildeten, telis
hellen, teils dunkel gefärbten Dihexaedern von Quarzkryställchen.
deren Entstehung wohl vielleicht so zu erklären ist. daß stark-
alkalische Wässer gelöste Kieselsäure fortführten und hier zur
Ausscheidung brachten. Größere derartige Quarzkrystalle von
1 cm Länge und mehr (Prisma und Dihexaeder) beobachtete
ich auch in Tonen der unteren Kreide in der Bohrung Warmeloh 1.
Im Gipshut der Salzstöcke Norddeutschlands z. B. im
Gipshut von „Adolfsglück" fanden sich gelegentlich große,
unregelmäßige Knollen von Dolomit, die ich früher als Reste und
Schollen von Plattendolomit ansah. Genauere Untersuchungen
der Struktur, sowie die mannigfaltig wechselnde chemische Zu-
sammensetzung ergaben jedoch, daß es sich ebenfalls um
Residuen handelt, um konkretionäre Bildungen, wahrscheinlich
entstanden aus den Rückständen der dolomitischen Einlagerungen
des grauen Salztones. Ich bin heute der Ansicht, daß mög-
licherweise auch manche Dolomitisierungserscheinungen weiter
ab vom Salzstock auf die sekundäre Zuführung magnesiahalt iger
Lösungen vom Salzgebirge her zu erklären sind. Ich habe
früher1) dolomitische Gesteine aus dem unteren Valanginien
von zwei Bohrungen aus dem Kreidegebiet zwischen den Rolfs-
bütteler und Ölheimer Salzstöcken beschrieben, die äußerlich
durchaus den Zechsteindolomiten gleichen und vielleicht sich
in der angedeuteten Weise genetisch erklären lassen.
Nicht unerwähnt will ich lassen das Auftreten größerer
Mengen von Pyrit in den Sedimenten der Nebengesteine in
') E. Harbort: Über zwei rief bohran gen in der unteren Kreide
bei Stederclorf und Horst im Kreise l'eino. .lalirb. d. \\<j\. Preaß. Geo
aast. 1905, S. 33 ff.
— 14 —
der Nähe von Salzstücken. Es linden sich ja zwar auch iu
diesen Sedimenten, z. B. in der oberen Kreide, nicht selten
primäre Konkretionen von Pyrit; doch ist es eine allbekannte
Tatsache, daß der Pyrit besonders häufig in unmittelbarer
Nähe der Salzstöcke, an Erdölzonen gebunden, poröse Gesteine
imprägniert. Die in den alten Teerkuhlen von Hordorf aus-
geworfenen Ölsande sind z. B. außerordentlich reich an Pyrit.
Für den Bohrtechniker in Erdölgebieten ist der sonst
beim Bohren wenig beliebte Pyrit ein guter Vorbote. Die Ent-
stehung dieser Pyritmassen könnte vielleicht so erklärt werden,
daß durch die beim Auflösen der Steinsalzmassen freiwerden-
den Kohlenwasserstoffe ein Teil der Kalziumsulfatlösungen
reduziert wurde, und der bei diesem Prozeß freiwerdende
Schwefelwasserstoff nun seinerseits zirkulierende Eisensalz-
lüsungen als Sulfide fällte. Es würde das eine ähnliche Er-
klärung sein, wie sie auch von STILLE1) und anderen für die
Entstehung der Schwefelwasserstoffquellen aus Mündermergel-
gipsen am Deister usw. gegeben wurde.
Zum Schluß möchte ich auf intensive, eigenartige Rot-
färbungen mancher Kreidegesteinshorizonte in unmittelbarer
Nähe der Salzstöcke hinweisen, die weiter ab vom Salzhorst
diese auffallende rote Farbe nicht besitzen, sondern ihre normale
weiße oder graue Beschaffenheit. Derartige Rotfärbungen der
Kreideschichten kenne ich von den Gaultschichten Helgolands,
ferner aus dem Flammenmergel der Bohrung Jessenitz 4. Sie
sind weiter bekannt aus der Tourtia bei Lüneburg und dem
unteren Gault am Hope-Lindwedeler Salzstock. Herr STOLLEE
machte mich ferner auf ähnliche Erscheinungen im Gault der
Bohrung Gamsen bei Gifhorn aufmerksam. Auch Schichten
des Senons habe ich gelegentlich in ähnlicher intensiver Färbung
an Salzhorsten beobachtet, so daß diese Rotfärbung der Sedi-
mente gewissermaßen zur Leitschicht beim Auffinden von Salz-
stöcken im norddeutschen Flachlande werden kann ähnlich
wie die Zunahme des Salzgehaltes der Sedimente. Diese
auffällige Rotfärbung kann auf dreierlei Weise zustande ge-
kommen sein.
1. Die Rotfärbung rührt her von der Aufnahme roter
■ ine aus dem Untergrunde zur Zeit der Ablagerung des
betreffenden Sedimentes. Eigentümlich ist sie dem betreffenden
Formationshorizont nicht, da sie, wie erwähnt, weiter ab vom
Stille: Über den G-ebirgsbau and die Qaellenverhältnisse bei
Bad Nenndorf a. Deißter. Jahrb. d.Egl. preaß. geol. Landesanstalt L901,
S. 361.
— 15 —
Salzstock abnimmt uml es sich vorwiegend um stark kalkige
Gesteine bzw. um Mergel handelt, d. h. also um Gesteine,
bei denen im allgemeinen entsprechend ihrer Entstehung rote
Farbe und Kalkgehalt ' sich auszuschließen pflegen. So könnten
die roten Kreidemergel auf Helgoland ihre rote Farbe aus
zertrümmerten Buntsandsteinschichten bekommen haben, die
roten Schichten des oberen Gault am Jessenitzer Salzstock
vielleicht durch Aufnahme von roten Keuperletten, über welche
die Kreide hier transgrediert. Wenn diese Erklärung richtig
ist, so würden die geschilderten Verhältnisse jedenfalls be-
weisen, daß die Aufwölbungen älterer Triasgesteine im Unter-
grunde und auch wohl die Salzstöcke selbst bereits zur Gault-
zeit vorhanden waren.
2. Die rote Farbe mancher Kreidesedimente an den Salz-
stöcken könnte daher rühren, daß das Kreidemeer bereits auf-
gepreßte Salzstöcke umspülte, daß in der Nähe derselben ent-
weder rote Zechsteinresidualletten mechanisch aufgearbeitet
wurden oder aber die im Meerwasser enthaltenen Eisensalze
infolge der wasserentziehenden Eigenschaften des an Chlor-
natrium lokal konzentrierten Meereswassers als Eisenoxyde aus-
gefällt wurden.
3. Die Rotfärbung in den Sedimenten der Nebengesteine
kannte durch sekundäre Infiltrationen eisen- und chlornatrium-
haltiger Lösungen vom Salzstock her erklärt werden und der
Eisengehalt etwa aus Carnalliten oder dem jüngeren Steinsalz
herrühren.
Gegen die letzte Erklärung scheint mir jedoch die Tatsache
zu sprechen, daß solche intensiv rotgefärbten Kreidemergel
wechsellagern bzw. wieder überlagert werden von nicht rot-
u'ifärbtem Kreidegestein. So überlagern z. B. die roten Gault-
schichten am Jessenitzer Salzstock z. T. rein weißgefärbte
Kalke und Mergel der oberen Kreide.
Meine vorstehenden Ausführungen können keine er-
schöpfende Darstellung des Gegenstandes geben, sondern sollen
lediglich eine Anregung sein, weiterhin diese Umwandlungen
der Nebengesteine der Salzstöcke genauer zu studieren, da
ich glaube, daß sie nicht unwichtig sind sowohl für die Er-
klärung der heutigen Erscheinungsformen der Salzmassen im
Untergrunde des norddeutschen Flachlandes, als auch für die
diagenetischen Vorgänge innerhalb der Nebengesteine selbst.
An der Diskussion beteiligen sich die Herren Gki pj .
BEYSCHLAQ, SEIDL und der Vortragende.
— UJ —
Zum Schluß spricht Herr WlEGERS „Zur Gliederung
des französischen Diluviums"1).
Zur Diskussion äußern sich die Herren KÜHNE, VON STAFF,
RASSMUSS und der Vortragende.
Darauf wird die Sitzung geschlossen.
v. w. o.
Wahnschaffe. Michael. Schneide».
3Iitteilung des Vorstandes.
Gemäß dem von der Hauptversammlung in Greifswald
in der Sitzung vom 9. August 1912 gefaßten Beschluß ist nach-
stehendes Schreiben an den Preußischen Herrn Minister der
geistlichen und Unterrichtsangelegenheiten in Berlin abgesandt:
Euere Exzellenz
beehren wir uns, davon geziemend in Kenntnis zu setzen,
daß die Deutsche Geologische Gesellschaft in ihrer allge-
meinen Tagung in Greifswald im August vorigen Jahres
einstimmig die Resolution gefaßt hat, bei Ew. Exzellenz
vorstellig zu werden, dem geologischen Unterriebt an den
Schulen eine größere Ausdehnung als bisher zu geben und
diesen namentlich an den Gymnasien zur Einführung zu
bringen!
Die elementaren Kenntnisse vom Bau der Erde, der
Gebirgsbildung, des Vulkanismus, der Erdbeben, der geo-
logischen Arbeitsleistung des Wassers sowie der histori-
schen Entwicklung der Erdoberfläche und ihres organischen
Lebens sind heutzutage wichtige Erfordernisse der all-
meinen Bildung. Trotzdem ist ihre Pllege in unseren
Schulen weit hinter derjenigen in anderen Staaten zurück-
geblieben.
D i Geologie ist die naturgemäße Grundlage der Geo-
graphie, die aus ihren Ergebnissen das Verständnis der
1 I>i-r Vortrag wird in einem der nächsten riefte erscheinen.
heutigen Erdoberfläche herleitet. Auch für eine anregende
Vertiefung der Heimatkunde ist die Geologie in hervor-
ragendem Maße geeignet. Dazu kommt ihre große Be-
deutung für das praktische Leben, mit dem doch schließ-
lich der größte Teil der Gymnasialzöglinge später zu tun
bekommt. Ein Verständnis für die Bodenschätze des
Landes, namentlich der Kohlen-, Salz- und Erzlager, für
die Wasserversorgung und Quellenkunde, für die land-
und forstwirtschaftliche Ausnützung des Bodens ist ohne
geologische Grundbegriffe unmöglich. Hier aber versagten
unsere Schulen und besonders unser humanistisches Gym-
nasium bisher vollständig, während in den Schulen anderer
Länder gerade Geologie eines der anregendsten Lehrfächer
geworden ist.
Finanzielle Rücksichten können bei der Einführung
der Geologie als Lehrfach nicht mitsprechen, da die Geo-
logie im Gegensatz zur Chemie, Physik und Mineralogie
fast ohne alle kostspieligen Hilfsmittel gelehrt werden kann.
Die einzige Vorbedingung, die für einen solchen Unter-
richt zu erfüllen wäre, ist die Aufnahme der Geologie als
Prüfungsfach in das Staatsexamen, damit zunächst geeignete
Lehrer herangebildet werden. In welcher Weise das am
zweckmäßigsten zu ermöglichen ist, wird besonderer Be-
ratungen bedürfen, denen die Unterzeichneten nicht vor-
greifen möchten. Sie erlauben sich aber, an Ew. Exzellenz
die gehorsame Bitte zu richten, die Erledigung dieser
schon lange dringlichen Angelegenheit nicht länger hinaus-
schieben zu lassen. Wir gestatten uns dabei, auf die in
der Anlage beigefügte frühere Resolution der Deutschen
Geologischen Gesellschaft vom Jahre 1910 nochmals hin-
zuweisen.
Im Auftrage der Deutschen Geologischen Gesellschaft:
gez. Felix Waunsciiaffe Otto Jaekel
- 1*
Briefliche Mitteilungen.
1. Geologische Streifzüge in Coahuila.
Von Herrn Erich Haarmann.
(Mit l(i Textfiguren.)
Mexico, den 8. Juni 191*2.
Seit September 1910 habe ich in Coahuila, jenem Staate,
der den mittleren Teil von Nordmexiko bildet, wiederholt
größere Reisen ausgeführt. Der Mangel an Vegetation und die
sich weit hinziehenden, gleichmäßig aufgebauten Sierren er-
leichtern geologische Studien sehr, dagegen verhindern die
außerordentliche Größe des Gebiets, in dem die meisten Reisen
in langen Überlandwegen gemacht werden müssen, das meist
wüstenartige Klima, sowie das Fehlen topographischer Karten,
sich in wenigen Monaten ein vollständiges Bild der Geologie
zu machen.
Wenn ich trotzdem schon heute einige meiner geologischen
Beobachtungen mitteile, so geschieht dies lediglich deswegen,
weil es mir durch die wiederholten politischen Unruhen in
jenen Gegenden zweifelhaft geworden ist, ob ich in absehbarer
Zeit meine Studien dort fortsetzen und zu einem gewissen
Abschluß bringen kann, es mir aber andererseits besser er-
scheint, einstweilen etwas Unvollständiges über diese schwer
zugänglichen und noch recht unbekannten Gebiete zu geben,
als gar nichts zu veröffentlichen. Man wolle daher die vor-
handenen Lücken entschuldigen, die der natürliche Mangel
jeder Pionierarbeit sind. Diese lassen jedoch auch erkennen,
welch interessante Probleme noch in Coahuila zu lösen sind.
Da mir Zeit und Literatur fehlen, mein Material demnächst
selbst zu bearbeiten, so habe ich einen Teil davon an Kollegen
zur Bearbeitung weitergegeben, für deren Übernahme ich diesen
auch hier verbindlichst danke.
Lage, Topographie und Entwässerung. Coahuila wird
im Norden vom Rio Grande de! Norte begrenzt, der hier
— /.'/
Fig. 1.
■J<>
die Staatsgrenze Mexikos gegen die Vereinigten Staaten von
Amerika bildet. Weiter grenzen an Ooahuila, von Osten über
Süden nach Westen die mexikanischen Staaten: Nuevo Leon,
San Luis Potosi, Zacatecas, Durango und Chihuahua. Coahuila
liegt etwa zwischen 24'/3° und 30° nördl. Br. und 1° und 5° westl.
L. von Mexiko. Man rechnet in Mexiko nach dem Meridian von
Mexiko-Stadt, der 98° 16' 40" westl. L. von Greenwich ent-
spricht.
Coahuila hat einen Flächenraurn von 165 099 qkm, ist
also elfraal so groß wie das Königreich Sachsen. Auf den
Quadratkilometer kommen durchschnittlich 2,2 Einwohner, tat-
sächlich jedoch sind weite Landstrecken unbewohnt.
Die beigefügte Skizze von Coahuila, Fig. 1, gibt keine
Gebirge an1), jedoch erkennt man die wichtigsten Züge der
Oberflächengestaltung auch aus dem Verlauf der Flußläufe und
der Verteilung der Lagunen sowie den eingeschriebenen Zahlen,
welche Höhen in Metern über dem Meere angeben.
Im nördlichen Teile des Staates fällt das Land nach
Norden zu ab; es wird hier vom Rio Grande del Norte ent-
wässert, der vor der Einmündung des Rio Pecos nordöstliche
und östliche Richtung hat. Im östlichen Coahuila verläuft
mit nordnordwestlichem Streichen die nördliche Verlängerung
der Sierra Madre Oriental, die sich jenseits des Rio Grande
typographisch und geologisch in den Sierren zwischen Rio
Grande und Rio Pecos fortsetzt.
Die Sierra Madre Oriental ist aus mehreren Gebirgsketten
zusammengesetzt und kein geschlossenes Gebirge. Ihre Be-
deutung liegt darin, daß sie mit ihrem Ostabfall die Be-
grenzung des mexikanischen Hochlandes gegen die Küstenregion
bildet, die aus der flachhügeligen Zone in der Nähe der Sierra
nach dem Golf zu in die flache Küstenebene übergeht. Un-
gefähr dort, wo die Sierra in die Südostecke unserer Karten-
skizze eintritt, fängt sie an, sich zu zerteilen: ein Teil der
Kulissen schwenkt nach Westen ab und streicht fast ost-westlich,
mit geringer Abweichung nach Nordwesten, ein anderer Teil
folgt der alten nordnordwestlichen Richtung, und diesen nennen
wir, obwohl er an Bedeutung und Geschlossenheit verloren hat,
im folgenden Sierra Madre Oriental.
In dem Winkel, den die sich teilenden Sierren miteinander
hildc-n, liegt, wie auch aus der Carte von A.BHOT ausgezeichnet
zu ersehen ist, eine Art Massiv. Inwieweit dieses durch die
») Die beste Karte von Coahaila ist die von T. S. Abbott,
1 : r.OOOÜO, Hin:,.
— 21 —
Tektonik bedingt ist und die Ursache zur Teilung der Sierreu
war, müssen weitere Beobachtungen zeigen.
Die Wasser der nördlichen Sierra Madre Oriental nimmt
der ihr hier östlich parallel verlaufende Rio Grande auf, der
sie weiterhin dem Golf von Mexiko zuführt.
Die ost- westlich gerichteten Sierren im Süden geben ihre
Niederschläge zum Teil ebenfalls an das Stromgebiet des Rio
Grande ab, weiter westlich jedoch fließen sie dem Bolsön
von Mapimi zu. Derselbe nimmt auch die Wasser auf, die
von der Westseite der Sierra Madre Occidental abfließen.
Mit „Bolsön" bezeichnet man ein abflußloses Auffüllungstal.
das von Bergen wenigstens teilweise umgeben ist und wie eine
.,große Tasche" die Niederschläge der Berge und das von diesen
transportierte Gesteinsmaterial aufnimmt. Sodann versteht man
aber auch unter „Bolsön" mehrere zusammenliegende Bolsones,
wenn diese in ihrer Gesamtheit ein abflußloses Gebiet bilden.
Eine scharfe Trennung ist dann nämlich meistens nicht möglich,
da die einzelnen Bolsones fast immer wenigstens stellenweise
untereinander verbunden sind. Auch der „Bolsön de Mapimi'"
ist ein großes abflußloses Gebiet, das aus zahlreichen,
meistens jedoch nicht ganz für sich abgeschlossenen Bolsön-
ebenen besteht.
Da in anderen Sprachen ein Wort fehlt, das „Bolsön'*
wiedergeben könnte, so verdient diese Bezeichnung allgemeine
Verbreitung, wie sie auch in der amerikanischen Literatur schon
eingeführt ist1).
Der Bolsön von Mapimi liegt zwischen den beiden Haupt-
sierren im Osten und Westen, den ost-westlich streichenden
Sierren im Süden (zwischen Saltillo und Torreön) und etwa
dem Rio Grande im Norden. Ein großer Teil dieses riesigen
Beckens gehört zu Coahuila, ein anderer zu Chihuahua und
ein kleiner zu Durängo.
Dieses Becken darf man sich nun, wie schon oben an-
gedeutet wurde, keineswegs als eine große Ebene vorstellen,
vielmehr erheben sich schroff aus ihm zahlreiche meist nicht
sehr lange, isolierte Kulissen, die Höhen bis weit mehr als
1000 m über den Ebenen erreichen, wie z. B. nach meinen
Messungen die Sierra del Pino (zwischen 28° und 29° nördl. Br.
und im 4° westl. L. von Mexiko), deren höchster Punkt 1400 m
über der westlich angrenzenden Ebene liegt.
") R. T. Hill: Topographie Atlas, U. S., Blatt 3, U. 8. G. 8.1900,
S. 8. — W. G. Tioht: Am. Geologist, Bd. :$(', 1905, S. 271—284. -
0. H. Gokdon: Professional Paper <»S, U. S. G. S., S. 221.
— 22 —
Die Bolsön-Ebenen bilden oft abflußlose Seen, d. s. La-
gunen, die jedoch nur selten, da es keine permanenten Flüsse
gibt, Wasser enthalten, während man sie auf den Karten fast
immer als dauernde Seen dargestellt findet.
Durch die Schuttmassen, welche die "Wasser von den
randlichen Gebirgen und den Sierren inmitten des Bolsons
zeitweise nach den Tälern trugen, wurden die Gebirgsketten
immer mehr begraben, weiter und weiter ertranken sie in den
jungen Sedimenten der Täler.
Diese Auffüllungstäler gerade sind es, die den Unterschied
zwischen dem Bolsön von Mapimi bzw. der Mesa Central und
den Ketten, für die wir den Namen „Sierra Madre Oriental"
beibehalten haben, ausmachen. In dieser nämlich werden die
Täler im allgemeinen weiter erodiert, die Schuttmassen werden
ausgeräumt und dem Vorlande oder dem Meere zugeführt.
Dadurch werden die Ketten der östlichen Sierra Madre besser
herausmodelliert und erscheinen so dem Beobachter weitaus
bedeutender, als die in hunderten von Metern mächtigem
Schutt begrabenen Sierren der Mesa. Tatsächlich sind sie es
jedoch nicht, im Gegenteil: nach Osten wird die absolute
Höhe der Sierren im allgemeinen geringer.
Da sich die Ketten der Mesa und der Sierra Madre geo-
logisch nicht unterscheiden, so bleibt einzig dieser topo-
graphische Unterschied.
Stratitfraphischer Überblick. Paläozoicum. Paläo-
zoische Schichten waren bisher im ganzen Gebiete unbekannt1).
Bei „Las Delicias" fand sich nun eine mächtige Schichtenfolge
von präpermischem Alter, das sich genauer bis jetzt nicht be-
stimmen ließ, und ich nenne daher diese Schichten, bis weitere
Untersuchungen ihre, geologische Stellung ergeben haben: „De-
licias-Schichten".
Die Mächtigkeit der Delicias-Schichten ist mindestens
2000 m, wahrscheinlich aber noch erheblich mehr. Am besten
sind sie in einigen „Arroyos" aufgeschlossen, so vor allem im
Arroyo de Wenceslao und im Arroyo de San Jose. In ihrem
unteren Teile bestehen die Delicias-Schichten vorwiegend aus
Gerollen und verbackenen Sauden, meist vulkanischer Gesteine;
nach oben werden die Gerolle kleiner und nehmen ab: mächtige
Bänke vulkanischer Sande, die man stellenweise zuerst für ver-
') Die Erze von Sierra olojada treten nicht, wie R.Beck, sich
auf Mai.coi.mson beziehend, in der 3. Auflage seiner „Lehre von den
Erzlagerstätten", IM. II, S. 278, Bagt, in carhonischem, Bondern in
retacischem Kalkstein auf.
wittertes vulkanisches Gestein halten könnte, wiegen vor. Noch
weiter nach oben folgen dunkle bis schwarze Mergelschiefer
und Mergel, die Lagen von Geoden und Bänke von dunklem
Kalk enthalten. Leider fand ich keine Fossilien, jedoch war
die mir zur Verfügung stehende Zeit sehr kurz, so daß ich hoffe,
bei längerem Suchen doch welche zu finden.
Auf den Delicias-Schichten liegen stellenweise Reste von
Korallenriffen. Sie bestehen aus einem dunkelblaugrauen bis
gelblich-grauen, festen, spröden und ungeschichteten Kalk, der
besonders im Pichagua gut zu beobachten ist. Er enthält eine
reiche Fauna von meist verkieselten Korallen (Tetrakorallen
und Tabulaten) Brachiopoden usw., deren Bearbeitung Herr
W. HaaCK freundlichst übernommenhat. Dieser hat sie zwar
noch nicht beendigt, jedoch hat die bisherige Vergleichung eine
große Ähnlichkeit mit den von G. GlRTY1) beschriebenen Gua-
dalupe-Schichten ergeben, und wie Herr HaaCK mir mitteilt,
haben die bei Las Delicias gefundenen Klippen höchstwahr-
scheinlich permisches Alter. Von der Aufzählung der bisher
bestimmten Fossilien sehe ich ab, da Herr HaaCK demnächst
selbst seine Untersuchung der Fauna veröffentlichen wird.
Mesozoische Schichten. In bezug auf die strati-
graphischen Verhältnisse der mesoischen Formationen verweise
ich auf die Arbeiten der um die Gliederung dieser Schichten
in Mexiko verdienten Geologen BUKCKHARDT und BOESE.
Durch die Arbeiten des ersten wurden uns mehrere Jura-
vorkommen näher bekannt, während BoESE besonders Kreide
bearbeitete. Es genügt hier, auf die zusammenfassenden No-
tizen der beiden Autoren") hinzuweisen, wo weitere Literatur
angegeben ist.
Für uns ist hier folgendes wichtig: Die ältesten der be-
kannten mesozoischen Schichten unseres Gebiets gehören dem
Oberen Jura an. Sie sind bisher von Mazapil, San Pedro
del Gallo (westlich Mapimi) und Symon bekannt, welche Vor-
kommen von BUKCKHARDT bearbeitet wurden.
Auch Untere Kreide kennt man von verschiedenen Punkten,
jedoch nur aus der Zone, in der auch Oberer Jura vorkommt:
also im südlichen und südwestlichen Teile unserer Karten-
skizze, während weiter nördlich Untere Kreide ebensowenig
wie Jura bekannt geworden ist. Es ist wahrscheinlich, dalJ
je weiter nach Norden, um so mehr Verhältnisse eintreten,
') G. Girty: The Guadalupian Fauna, Prof. Paper 58, U. S. G. S.
2) C. Bukckhakdt: Neue Untersuchungen über «Iura und Kreide
in Mexiko. Zontralbl. Min. 1910, Nr. 19 u. 20. — E. Bosk: Neue Bei-
träge zur Kenntni* der mexikanischen Kreide. Ebenda.
24
wie sie in Texas herrschen, wo Aptien das älteste bekannte
Kreideglied ist und Mittlere Kreide weithin transgredierend
liegt. Der Rio Grande ist, soweit er Mexiko und die Ver-
einigten Staaten scheidet, weder in tektonischer noch in strati-
graphischer Beziehung eine Grenze.
Weit verbreitet sind jene mächtigen, größtenteils fossil-
armen Kalke der Unteren und Mittleren Kreide, welche die
Hauptmasse der Sierren bilden.
Die Obere Kreide beginnt mit Turon (Zone des Inoceramus
labiatus), von dem BOESE eine Reihe Fundpunkte angibt, und
das ich selbst noch an zahlreichen anderen Stellen gefunden
habe. Diese Stufe tritt überall im Gebiet in derselben Facies
und mit der gleichen individuenreichen aber speziesarmen Fauna
auf. Es sind dünnschichtige, ebenplattige Kaikschiefer, meist
ftwas mergelig, in denen Inoceramus labiatus und einige andere
Arten dieses Genus sehr häufig sind.
Die Labiatusschichten sind, soweit wir heute wissen, die
jüngste derjenigen Schichtstufen, von denen wir sicher eine
gleichmäßige Ausbildung ihrer Facies kennen, d. h. sowohl
westlich der Sierra Madre Oriental, im Gebiet der Mesa Central,
als auch in ihrem östlichen Vorlande, also in Gebieten mit
heute recht verschiedenen Höhenlagen.
Eine interessante Turon-Fauna fand sich beim Macho in der
Hacienda Mövano1), deren Bearbeitung Herr E. BOESE freund-
lichst übernommen hat. Es findet sich unter den Fossilien
auch Inoceramus labiatus, und wie mir Herr BoESE mitteilt,
handelt es sich hier um die Basis der Labiatus- Schichten.
Emscher fand ich an den Cabeceras del Rio Escondido,
nicht weit von Allende, Coahuila, östlich der Sierra Madre
Oriental. Er besteht aus dickbankiger heller Kalkkreide mit
einer dem Inoceramus digitatus ähnlichen Form. Herr BOESE
hält sie für eine neue Art und wird auch hierüber gelegentlich
eine Notiz geben. Der Emscher ist hier also ähnlich aus-
gebildet wie in Texas und verschieden von dem Vorkommen
in Guerrero, dem ersten und bisher einzigen in der Literatur
bekannten Fundpunkt von Emscher in Mexiko. Dort tritt
nämlich nach BüBCKB \kl>l diese Stufe als „schwärzliche Schiefer
und Merge.lschiefer. grauliche oft sandige Schiefer und Mergel-
kalk" auf.
') Hei meinen Untersuchungen im Gebiete dieser Hacienda sowie
bei denen des Cerro de Santiago, die wegen der großen Wassenmimt
und der weiten Entfernungen nur mit mancherlei Schwierigkeiten aus-
zufahren waren, fand icli .stets gern gewährte tatkräftige Hilfe des Hauses
Federicö Ritter, wofür ich diesem auch bier verbindlichsten Dank sage.
Untersenoo beschrieb Boese von Cnrdenas, das er wegen
der so verschiedenen Facies von anderen amerikanischen Vor-
kummen mit dem Lokalnamen „Division C;'irdenas ' belegte.
Auch Obersenon gibt BOESE an, jedoch ist wenigstens
oberstes Obersenon bisher nicht nachgewiesen wordeD.
Endlich Danien. Dieses und vielleicht ein Teil des
Senons wird in Nordamerika durch Laramie vertreten, eine
höchst interessante Formation, da sie nach den weit ver-
breiteten, gleichmäßigen Meeresbildungen des Jura und der
älteren Kreide eine durchaus andere Facies zeigt. Laramie
ist in nächster Nähe des Festlandes oder auf ihm, in Binnen-
seen gebildet worden. In Coahuila sind Laramieschichten
bisher aus den Kohlengebieten bekannt geworden '). Sie ent-
halten Sandsteine und Konglomerate und in ihrem unteren
Teile Kohlen, gerade wie jenseits des Rio Grande. Auf die
Folge der jüngsten Kreideschichten im Kohlenbezirk von
Esperanzas müssen wir unten noch eingehen.
Für im wesentlichen gleichaltrig mit Laramie glaube ich
Schichten halten zu sollen, die ich im Gebiet der Hacienda
Movano, besonders in der Nähe des Ranchos Soledad fand,
und die ich bis zur endgültigen Festlegung ihres Alters
., Soledad-Schichten'' nenne. Zuunterst treten graue, grüne
und rote Mergel auf, die häufig steinmergelartig zerbröckeln.
Ich habe diese bunten Mergel auch an vielen Stellen an der
Bahn zwischen Escalön und Sierra Mojada beobachtet. Darüber
liegt eine Folge von Sandsteinen, Konglomeraten und Ton-
schiefern, bzw. Sandschiefern. Die Sandsteine zeigen vielfach
diskordante Parallelstruktur und sind häufig zu Quarziten
verkieselt. Die Gerolle bestehen hauptsächlich aus Kreidekalk
und vulkanischen, vor allem Andesit- und Rhyolith-
ähnlichen Gesteinen, wie sie auch in den vulkanischen
Hügeln jener Gegend auftreten. Fig. 2 gibt ein Bild
der Soledad-Schichten beim Rancho Soledad.
Offenbar sind diese Schichten in Becken und zwar in
Süßwasserbecken gebildet worden, denn nichts deutet auf Ab-
lagerung im Meere oder in seiner Nähe, wie dies beim Laramie in
den Kohlengegenden der Fall ist. Glaukonit wurde im Gegensatz
zu jenen Gebieten in den Soledad-Schichten nirgends gefunden.
Fossilien sind selten: nur an einer Stelle fanden sich in
den Konglomeraten verkieselte Hölzer und riesige verkieseltc
Wirbeltierreste. Meine Zeit erlaubte es nicht, an jener Stelle
') J. G. Aouilera: Les gisements carboniferes de Coahaila. Guitl«*
geologiqne au Mexique 190(>, XX VII.
Aufschlüsse zu macheu, und so mußte ich mich mit der Auf-
sammlung der herausgewitterten Stücke begnügen, die meist
nicht recht gut erhalten waren. Leider fanden sich keine
Zähne, die eine Bestimmung erleichtert hätten. Immerhin
sandte ich die Wirbeltierknochen Herrn Henuy Schkoedek,
der sich freundlichst ihrer Untersuchung annahm und zu der
Ansicht kam, es sei das wahrscheinlichste, daß es sich um
Saurier handele. Zu genauen Bestimmungen ist aber natür-
lich weit mehr und besseres Material notwendig, dessen Be-
schaffung der Wassermangel jener Gegend schwierig und die
Fig. 2.
.Soledad-Schichten" beim ßancho Soledad.
Revolution augenblicklich unmöglich macht. Trotzdem hoffe
ich eines Tages, wenn möglich im größeren Maßstabe, mehr
Material ausgraben zu können.
Diese wahrscheinlich als Saurierreste zu deutenden Wirbel-
tierknochen legen die Gleichaltrigkeit der Soledad-Schichten
mit Lararaie nahe.
Tertiär wurde nirgends gefunden, es mag jedoch bemerkt
werden, daß die Laramiestufe von einigen Autoren als ältestes
Tertiär aufgefaßt wurde1).
') Zur Stratigraphie der obersten Kreidescbichten vergleiche auch
I W. Stantoh und J. B. Hatcheh: Geology :ind Palaeontology ofthe
[adith River beds. Bullelm 257, IT. S. G. ö. 1905.
— 27 —
Tektonische und vulkanische Vorgänge und ihr«»
Zeitlichkeit. Der Ablagerung der präpermischen Delicias-
Schichten muß die Bildung eines Festlandes vorangegangen sein,
von welchem das diese zusammensetzende Gesteinsmaterial
abgetragen werden konnte. Besonders im unteren Teile be-
stehen die Delicias-Schichten vorwiegend aus Gerollen und
Sanden vulkanischen Gesteins und mit oder nach jener ältesten
nachweisbaren Schichtenbewegung muß daher auch vulkanisches
Magma emporgestiegen sein.
Die Delicias-Schichten wurden vor Ablagerung des Perm
sehr stark gefaltet, und zwar streichen die Schichten nordöst-
lich und fallen steil nach Norden ein. Vielfach ist das Ein-
Fig. 3.
.Delicias-Schichten" im Arroyo de Wenceslao.
fallen senkrecht, fast nirgends weniger als 45 ". Zahlreiche
meist unbedeutende Querverwerfungen durchsetzen die Schichten,
von denen Fig. 3 ein Bild gibt.
In den stark nach Norden gefalteten Delicias-Schichten
glaube ich den Typus der Appalachen wiederzuerkennen,
und es ist möglich, daß wir es hier mit den Resten eines
südlichen Zweiges dieses außerordentlich ausgedehnten Ge-
birges zu tun haben, dessen Auffaltung im Obercarbon statt-
fand.
Der auf den gefalteten Delicias-Schichten stellenweise
noch erhaltene permische Korallenkalk, der in Figur 4 abge-
bildet wurde, hat soweit sich bisher feststellen ließ, keini'
Dislokationen in bezug auf seine Unterlage erfahren. Der massige
Kalk zeigt keine Schichtung, sondern ist von verschieden ge-
richteten Klüften durchsetzt, die den Kalk in einzelne Blocke
auf losen.
_ 28 —
Bei den jüngeren Dis lokatiosp erioden , denen die
heutigen Oberflächenformen im wesentlichen ihre Entstehung
verdanken, lassen sich im Gebiet unserer Kartenskizze wie
auch in anderen Teilen Mexikos zwei Faltungsrichtungen
unterscheiden: eine generell nordwestlich gerichtete, die häufig
stark nach Ost-West, weniger nach Nord-Süd abweicht und
eine nordöstlich streichende, die Abweichungen nach Nord-Süd
zeigt. Man ersieht hieraus, daß beide Faltungen ineinander über-
gehen können, jedoch sind sie meistens auseinander zu halten.
«Mmm.
'7"
Fig. 4.
Der „l'iehagua", bestellend aus permiscliem Korallenkalk,
darunter „Delicias- Schichten".
Die nordwestliche Faltung ist die weitaus bedeuten-
dere, denn sie beherrscht die höchsten Gebirge: die Sierra
Madre Occidental und die Sierra Madre Oriental, sowie die zahl-
reichen Sierren im dazwischenliegenden Bolson de Mapimi ');
sie hat das ganze Gebiet meist außerordentlich stark zusammen-
geschoben. Häufig findet man nach Norden überfaltete Anti-
klinalen, oft scheinbar monoklinalen Bau und stellenweise
Schuppenstruktur, bei welcher an streichenden, parallelen
Überschiebungen sich dieselben Schichten öfters wiederholen.
') Allgemein wird wohl nunmehr die Tatsache anerkannt sein.
daß die Mesa Central kein Horst und topographisch keine j^roße Ebene,
sondern im wesentlichen ein Faltenland ist. Vgl. hierzu E. Bosk: Zur
Frage der Entstehung des sogenannten mexikanischen Zentralplateans.
N. Jahrb. Min. 1908, Bd. II. Die Ansichten BÖtiES ftber diesen Gegen-
stand sind auch nach meinen Beobachtungen durchaus zutreffend.
29
I. Profil durch den Cerro de Sandate.
11. Profil südöstlich von Sta. Eulalia.
111. Profil an der Westseite des Puerto de Sta. Eulali;i.
Fig. 5.
Schematische Profile durch den Nordrand der Sierra dt> San Lorenzo.
iL *.r*X ■^..tfc. .'l^-t. .-ir?^»?.-*.*
->.:*>^*^^
Fig. 6.
Berge au der Ostseite des Puerto de Sandate.
Links der ( lerro de Sandate.
— 30 —
Fig. 5 zeigt diese Verhältnisse vom Nordrande der Sierra
de San Lorenzo, südlich von San Pedro de las Colonias.
Fig. 6 gibt die natürliche Ansicht des ersten Profils in Fig. .r>.
Die Überschiebung ist in der Figur nicht zu sehen, sie geht
dort zutage, wo im Nordabfall des Cerro de Sandate eine
leichte Delle erscheint. Aus dem Einfallen der Über-
schiebungen und der Richtung der Überfaltung, wie sie aus
Fig. 7 ersichtlich ist, die ich der Liebenswürdigkeit des
Herrn ARTUR Frey verdanke, geht hervor, daß der Druck,
welcher die nordwestliche Faltung verursacht hat, von Süden
bzw. von Südwesten kam.
Fig. 7.
Nach Nordwesten überfaltete Kreidekalkschichten bei der
Ojuela-Grube (Mapimi), gesehen von Campo Sur.
Die Sierren ziehen sich meist nicht sehr weit hin, um
dann von anderen parallel verlaufenden, wechselnd ansetzenden
Ketten abgelöst zu werden. Dabei ist auffällig, daß das
Streichen der Schichten oft gegen das Generalstreichen der
Sierren gerichtet ist, und zwar verlaufen die Gebirge mehr in
der Nord -Süd -Linie angenäherten Richtungen gegenüber den
mehr nordwestlich streichenden Schichten. Es entstehen da-
durch eigenartige! Abzweigungen von den Hauptgebirgszügen,
die durch mehr oder weniger tiefe Einbuchtungen von diesen
getrennt sind. Süss nennt diese Erscheinung treffend „schräge
Kulissenfaltung", die sich sonst besonders im Great Basiu,
Arizona, Neu-Mcxiko, aber auch in Nieder-Californien findet.
Auf die Ähnlichkeit des Baus der Sierren im Bolson de
Mapimi mit dem der Basin Ranges, wies auch E. Süss nach
Berichten von EDMUND Naumann und anderen schon hin, und
— 31 —
er betrachtet diese Ketten als die südliche Fortsetzung seines
„Zwischengebirges". SÜSS meint, die Mesa Central sei ein
„eingebrochenes Faltenland" : „streichende Brüche durch-
schneiden den Bau, der an ihnen oft in lange Streifen zerlegt
ist, oft auch zu tiefen Gräben absinken mag". Solche
streichenden Brüche, an denen Absenkungen stattgefunden
haben, mögen existieren, sie sind mir jedoch nicht bekannt
geworden, und ich bin der Ansicht, daß der ganze Bau sehr wohl
lediglich durch tangentialen Zusammenschub, der in der Haupt-
sache Faltung und Überschiebung, gelegentlich auch Aufpressung
an steilen Brüchen zur Folge hatte, gebildet werden konnte.
Fig. 8.
.,Polygon- Falte" bei Minus Viejas (Nuevo Leon).
Im östlichen Vorlande der Sierra Madre Oriental, wo die
nordwestliche Faltung schon sehr an Intensität abgenommen
hat und ganz aufhört, findet man weithin die Schichten nur
schwach geneigt, bis sie dann oft unvermittelt scharf gefaltet
sind. Solche Verhältnisse sah ich bei Peyotes und in anderen
Gegenden. Eine ausgezeichnete Vorstellung hiervon gibt
Fig. 8, die ich der Freundlichkeit des Herrn C. Q. SCHLERETH
verdanke. Man sieht auf ihr nach Norden gegen ein durch
eine Querverschiebung freigelegtes Profil. Links auf dem Bilde
liegen die Schichten flach; ohne Bruch gehen sie dann plötz-
lich in eine Falte über, die sich aus einzelnen nach unten
durchgebogenen, winklig aneinander stoßenden Stücken zu-
sammensetzt. Solche Falten nenne ich „Polygon-Falten". Im
Hintergründe links setzen schwach nach Südwesten geneigte
Kreideschichten die Berge zusammen. Diesseits, also südlich
der Querverschiebung, längs welcher jetzt ein Tal erodiert
— 32 —
worden ist, setzt die Sattelachse fort, jedoch hier auf dem
Südflügel von einer Überschiebung begleitet. In dem Schema
Fig. 9 sind diese Verhältnisse dargestellt.
Tangentialer Gebirgsdruck kam, wie überall
bei der nordwestlichen Faltung aus Süd-
westen und schob die Schichten zusammen.
Der südliche Gebirgsteil ließ sich wohl wegen
eines vorlagernden Hindernisses nicht weiter-
schieben, so daß die nach der Faltung weiter
wirkenden Kräfte sich in einer Überschiebung
am Südflügel auslösten, während sie beim
nördlichen Teil entlang der Verschiebung
dessen Vorschub nach Nordosten bewirkten, so
daß hier kein Bruch der Schichten eintrat.
Verwerfungen im engeren Sinne, an denen im wesent-
lichen vertikale Schichtenverschiebungen stattgefunden haben,
konnten bisher erst an einer Stelle beobachtet werden, und
zwar dort, wo der Horst der paläozoischen Delicias-Schichten
Fig. 9.
Schema des Baus
l>ei Minas Viejas.
Fig. 10.
Schematisches Profil durch den Nordrand der Sierra Sta. Ahm,
llacienda „Las Delieias".
erscheint, an der Südwestecke jenes oben erwähnten Massivs, das
ich im Winkel zwischen den sich teilenden Sierreu vermute.
Während die Kreideschichten auf der Südseite der Sierra
Santa Ana noch gefaltet sind, liegen sie auf deren Nordseite
BÖblig oder kaum merklich geneigt. liier linden sich steile
Brache, die nach der Sierra, also nach Süden zu einfallen.
Die nördlicheren Schollen sind in Staffeln relativ und auch
wohl tatsächlich die gehobenen, und an dieser Störnngszonc
kommt dann Paläozoicum (Delicias-Schichten und Perm) zu-
tage: geologisch ein ll"r^t, topographisch ein Graben. Meine
Auffassung der Verhältnisse kommt in dem schematischen
Profil Fig. 10 zum Ausdruck.
Fig. 11 zeigt die beiden sich kreuzenden Spalten am
Agua Grande, oberhalb der Häuser der Hacienda Las Delicias.
Fig. 12 gibt die N 15° 0 streichende Spalte, an der keine
Fig. 11.
l>i<- beiden sich kreuzenden Spalten am k.gua Grande
(Hacienda „Las Delicias").
Fig. L2.
Nordöstlich streichende Kluft am Aeua Grande.
Verwerfung der Schichten stattgefunden hat, während an dem
in Fig. 13 dargestellten Bruche, der in N 70° W streicht und
mit 70" nach Süden fällt, eine Schichtenverschiebung vor sich
ging, und zwar, wie die mit dem Einfallen gerichtetes
3
— 34 —
I larnischstreifen zeigen, wesentlich im senkrechtein Sinne.
Der Teil rechts der Verwerfung ist der gehobene.
Es liegt kein Grund vor, anzunehmen, daß die hier
nachzuweisenden wesentlich vertikalen Bewegungen auf senk-
recht gerichtete Kräfte zurückzuführen sind, es ist vielmehr
naheliegend auch diese Brüche als Folge horizontalen Schubs
aufzufassen, wie dessen Wirkungen südlich und weiter nörd-
lich dieses Gebiets zu beobachten sind. Daß er hier nicht
die „Great Basin strueture" hervorrief, sondern sich in der
Fig. 13.
Verwerfung um \uiu Grande.
Aufpressung des paläozoischen Horstes an Staffelbrüchen aus-
löste, liegt lediglich daran, daß die mesozoischen Schichten
hier auf der scharf gefalteten alten Unterlage ruhen, die eine
weitere Faltung nicht zuließ.
Außerhalb des Gebiets fand ich ähnlich aufgepreßt»'
Schichten beim Salto Grande, in der Nähe von Necaxa, etwas
nördlich von 20° nördl. Br. in der Sierra Madre Oriental.
Hier sieht man in einer Basaltdecke einen Horst von Kreide-
kalk, der gegen das vulkanische Gestein mit steil von ihm
a!>fullenden Verwerfungen abschneidet, von denen wenigstens
eine gut aufgeschlossen ist. Ich halte die Kreideschichten für
aufgepreßt und dabei zusammengestaucht. In der Nähe der Ver-
werfung biegen sich die Kalke nach unten und legen sich der
\ erwerfung selbst parallel, so daß dadurch der Eindruck eines
aufgepreßten Pfropfens entsteht. Damit stimmt auch überein,
daß die in beiden Gebieten weitverbreiteten jüngeren Schichten
— also bei Las Delicias: Kreide, bei Necaxa: Basalt —
durchaus ungestört und praktisch horizontal liegen. Dies ist
jedenfalls leichter dadurch zu erklären, daß die älteren Ge-
steine gehoben wurden, als dadurch, daß die jüngeren weithin
gleichmäßig gegenüber den verhältnismäßig viel weniger aus-
gedehnten Kernen alter Schichten abgesunken sind.
Fig. II.
Intnision von Diorit in Ki eiilesdiiehten beim Agua Grande.
Während und nach der nordwestlichen Faltung fand unter-
irdisches Magma Wege emporzusteigen: es bildete Intrusionen
und drang bis an die Oberfläche, wo es Ergüsse und Krater
bildete.
Eine Intrusion von Diorit wurde in dem schematichen
Profil Fig. 10 angedeutet. Sie steht in Verbindung mit der
Verwerfung am Agua Grande. Auffallend ist, daß der Diorit
die Kreideschichten in keiner Weise aufbiegt oder stört. \us
Profil Fig. 10 ist dies schon ersichtlich, und Fig. 14 bringt
es nochmals im einzelnen zur Darstellung. Man muß zu der
Auffassung kommen, daß das Magma schon bestehende Hohl-
räume ausgefüllt hat, die sich in dem kalkigen Gestein be-
sonders entlang Verwerfungen durch erhöhte Wasserzirkulation
3*
— 36 —
bildeten. In denselben Kreideschichten findet man auch sonst
zahlreiche Höhlen und in der Ebene bedeutende Erdfälle.
Außer Intrusionen kommen auch vielfach Vulkane vor.
Typisch ist der „Vulkan von Movano" beim Rancho Movano.
Sein Hauptteil ist der Cerro de Movano (64 m über dem Rancho
Movano). Er bildet mit den Hügeln beim Rancho Santa Marin
den Vulkan, der heute durch Erosion stark zerstört ist; alle
seine Reste beweisen durch ihren gleichmäßigen periklinalen
Bau, daß sie zusammengehören. Ihr Material besteht aus Basalten,
die oft sehr porös sind. Außer Basalten finden sich Tuffe,
besonders bei Alt-Movano. Der Vulkan von Movano hat in
Höhe der heutigen umgebenden Ebene einen Durchmesser von
ungefähr 5 km.
Einen anderen Typ von Vulkanen vertritt der Cerro de
Santiago, etwa 20 km nördlich von San Pedro de las Colonias.
^P^WW^^^^^
£>^V~~: ■' •*' •,'^- ■'-'■ '- -~:;*' •"■•'-*
lisL-
Fig. 15.
Partie von der Westseite des Cerro de Santiago.
Er ist ein stark zerrissenes, aus vielen Gipfeln bestehendes
kleines Gebirge, das Bogenform hat: im Süden ist der Berg-
zug westlich gerichtet, er biegt dann allmählig nach Norden
um, und geht in rein nördliche Richtung über. Die Haupt-
masse des Gebirges liegt im südlichen Teil, wo es sich auch
am höchsten über die benachbarte Ebene erhebt. Fast alle
Erhebungen des Gebirges, sowie die zahlreichen Berge und
Hügel in seiner Nähe, fallen nach der Innenseite des Bogens
schroff, nach außen sehr sanft ab. Ein charakteristisches
Bild von der Westseite des Cerro de Santiago gibt Fig. L5,
die auch einen gleichmäßig abfallenden Kegel zeigt; solche;
sind jedoch nicht die Regel. Im Nordosten, der offenen Seite
des vom Cerro de Santiago gebildeten Bogens vorgelagert,
etwa 6 km von ihm entfernt, liegen die Gachupines, die ihren
Steilabfall nach dem Cerro de Santiago zu, also nach Süden
bzw. Südwesten haben, während sie sich nach Norden langsam
abdachen. Der Cerro de Santiago und die Gachupines bilden
daher Teile eines kreisförmigen Bergzuges, der im allgemeinen
nach innen steil, nach außen flach abfällt. Die Oberflächen-
formen werden durch den geologischen Bau bedingt, denn die
vulkanischen Gesteine (vorwiegend Andesite und Basalte),
aus denen alle jene Berge und Hügel bestehen, zeigen ein
Einfallen, das ihrem flachen Abfall entspricht, d. h. im Cerro
de Santiago nach Süden bis Westen, in den Gachupines nach
Nordosten. Dabei wird generell das Fallen nach dem Außen-
rande des Santiago-Bogens flacher. Alle diese Erhebungen
bilden danach die verhältnismäßig geringen Reste eines Ring-
vulkans. Zum großen Teil sind sie durch die Seeablagerungen
der Laguna begraben, in die sie sich unter der heutigen Ober-
fläche noch fortsetzen, so daß der Vulkan an der Basis einen
Durchmesser von wenigstens 25 km gehabt haben muß. Aus
der Form der Erosionsreste zu schließen, war er wohl nicht
sehr hoch und hatte einen weiten Krater.
Die nordöstliche Faltung ist die nächst jüngere der
bis heute sicher nachweisbaren tektonischen Erscheinungen,
denn die jüngeren Schichten sind, soweit sie überhaupt ge-
faltet wurden, von ihr betroffen worden. So vor allem die
oben erwähnten Soledad- Schichten, jene Beckenbildungen, in
denen Gerolle vulkanischer Gesteine vorkommen.
Sonst macht sich die nordöstliche Faltung noch dadurch
bemerkbar, daß sie die schon nordwestlich zusammengeschobenen
Schichten nochmals in nordöstlicher Richtung faltete. In
nordwestlich scharf zusammengestauchten Gebieten, wie in den
großen Sierren, ist die nordöstliche Faltung oft nicht leicht
nachzuweisen. Und doch glaube ich die oben geschilderte
eigenartige „schräge Kulissenfaltung" durch doppelte Faltung,
d. h. durch eine stärkere ältere und eine weitaus schwächere
jüngere erklären zu sollen. Sicheres hierüber müssen weitere
Untersuchungen ergeben.
Dort, wo während der älteren Dislokationsperiode die
Schichten nur schwach gefaltet wurden, ist die nordöstliche
Faltung meist gut zu beobachten, wie beispielsweise im öst-
lichen Vorlande der Sierra Madre Oriental, wo die nordwest-
lichen Falten allmählig aasklingen. Wo ich beide Richtungen
zusammen beobachtete, war regelmäßig die nordwestliche die
bedeutendere; beide sind oft an einer Schicht auf einem
Quadratmeter Fläche zu sehen. Nirgends jedoch konnte ich
dort einen Bruch nachweisen, vielmehr geht die eine Streich-
richtung immer mehr oder weniger sanft in die andere über.
Häufig findet man in kleineren und größeren Hügeln perikli-
nales Streichen. Besonders kenne ich diese Verhältnisse in
— 38 —
der Gegend von Peyotes und Allende (Coahuila), südlich
Ciudad Porfirio Diaz. Neben großen Flächen, wo die Schichten
nur sehr wenig und gleichmäßig geneigt liegen, findet man
Gebiete, die durch Periklinalen in ihrer Topographie schach-
brettartiges Aussehen haben. Zwischen nordwestlicli und nord-
östlich gerichteten Hügeln liegen kesselförrnige Täler. Die
Hügel zeigen fast immer perisynklinalen Bau, während die
Antiklinalen in den Tälern liegen. Wie es scheint, hängt
dies von der Gesteinsbeschaffenheit ab: spröde Kalke werden
besonders bei doppelter Faltung sehr zerbrechen, und zwar
hauptsächlich in den Periantiklinalen, so daß die Erosion dort
doppelt rasch einwirken kann.
Der periklinale Schichtenbau ist aus vielen Gebieten
Nordmexikos bekannt, so besonders aus der Gegend zwischen
Monterrey und Torreon. SCALIA1) meinte, die Ursache seien
Lakkolithen (von denen freilich nie etwas zu sehen war), aber
schon BOESE") sprach die Vermutung aus, daß doppelte
Faltung der Grund sei.
In einiger Entfernung östlich von der Sierra Madre ist
in unserem Gebiete die nordwestliche Faltung nicht mehr
nachzuweisen, vielmehr beobachtete ich dort rein nordöstliches
Streichen der Schichten. So ist z. B. bei den Cabeceras del
Ptio Escondido Emscher in N 50° 0 zu einem Sattel gefaltet,
der nach Südosten mit 16°, nach Nordwesten mit 40° ab-
fällt. Dies sowie Beobachtungen an anderen Stellen deuten
darauf hin, daß auch bei der nordöstlichen Faltung der Druck
von Süden bzw. Südosten kam. In der Kohlengrube „El Fenix0
sah ich ein Streichen des Flözes in N 45° 0 mit 5° Fallen
nach Süden. Nach dem Grubenbilde ist das Generalstreichen
das gleiche.
Infolge der nordöstlichen Faltung wurden, wie man nach
unseren heutigen Kenntnissen annehmen muß, Lakkolithen ge-
bildet. Von den mir im Gebiet bekannten ist der bedeutendste
der Cerro Blanco, unmittelbar bei dem als „Blanco" bezeich-
neten Punkt der Kartenskizze, im Gebiete der Ranchos de
Armendaiz, etwa 17ö km nördlich vom Cerm de Movano. Er
bildet '2 Spitzen: Cerro Blanco Grande und Cerro Blanco Chico.
Zum größten Teil wird er aus rostbraun verwitterndem, hellem
. Scalia: Sopra alcono Biagolari formazioni mootaose del
'.!■ co. Atti dell' Accademia Grioenia di Bcienze oaturali in I Satania.
Ser. La, Bd. XIX, 1906.
E. Böse: Qxcaraion dans tes environa de Monterrey et Saltillo.
Guide geologique au Mexique, XXIX. Vgl. ancb Denselben: Bj
cursioD dans les environa de Parras. Ebenda, XXIII.
— 39 —
Rhyolith (?)') gebildet, von dem der Berg seinen Namen hat.
Fig. 1(5 gibt einen Blick auf den Cerro Blanco von Süden; derCerro
Blanco Chico liegt vor der höchsten Spitze und erscheint im
Bilde als ein Grat. Am Fuße des Cerro Blanco legen sich Labiatus-
schichten mantelförmig um ihn herum; es sind hier, wie auch
sonst, mergelige Kalkschiefer, die zahlreiche Fossilien, und zwar
besonders Inoceramen führen. Es kann kein Zweifel sein, daß hier
eine Aufpressung der Schichten durch das Magma stattgefunden
hat; wie sollte sonst wohl eine sich dem Lakkolithen so an-
schmiegende Lagerung der Schichten zustande kommen ! In
den Schiefern treten, ihrem Streichen folgend, Gänge von
Camptonit (nach Waitz) auf. Solche finden sich auch weiter
Fig. L6.
Der Ceri o Blanco von Süden.
westlich, und zwar immer im Streichen der Turonschiefer, so
daß man annehmen muß, daß das Magma infolge der Faltung
in den durch diese hervorgerufenen Schwächelinien aufgestiegen
ist. Man beobachtet dies z. B. westlich am Wege vom
Rancho Blanco nach Paquita, wo die Schichten und der
Fruptivgang in N 27 ° 0 streichen. Noch weiter westlich im
Tale von Temporal, am Wege vom Rancho Blanco zur Noria
del Temporal streichen die Schichten in N 70" ( >. In ihnen
Eerr P. Waitz war so freundlich, einen Teil '1er von mir in
Coahuila gesammelten Gesteine zu untersuchen. Ein Stück von dem
Material des Cerro Blanco bestimmte er als „ Granitisch -porphyrisches
Gestein mit Topas, Turmalin und Muscoril aus der pneumatolytischen
Kontaktzone". Herr Waitz fügt hinzu, <hiß das Gestein dem Quarz-
porpbyi mit Topas aus der Kontaktzone des Granits der Saubachschlucht
in Sachsen ähnelt, und verweisl dabei auf Rosenbusch.
III
tritt hier mit gleicher Richtung ein bis 14m mächtiger Gang
von Camptonit auf, in dessen Nähe die Schichten kontakt-
verändert sind: die hellgelben, mergeligen Kalkschiefer sind ver-
kieselt und sehen dunkel, fast schwarz aus. Zudem sind sie
hier stark gestaucht, während sie sonst verhältnismäßig sanft
und gleichmäßig gefaltet sind, woraus sich ergibt, daß das
Magma, wiewohl es den durch die Faltung vorgezeichneten
Schwächelinien folgte, doch beim Aufsteigen die Schichten
noch selbst erheblich zusammendrückte.
Zur Bloßlegung dieses Lakkolithen, der heute als hohe
Spitze weithin sichtbar ist, mußte langwährende Erosion
einwirken.
Ganz ähnliche Lakkolithen sind in den Vereinigten
Staaten bekannt, und auch von der Grenze dieser gegen
Mexiko hat BOESE1) einen solchen beschrieben. Es ist dies
der Cerro de Muleros, etwa 460 km nordwestlich vom Cerro
Blanco. Auch dort, wo Syenitporphyr das Material des
Lakkolithen bildet, ist das jüngste Glied, mit dem er in
Kontakt steht, Turon, während sich in den Vereinigten Staaten
auch noch in allerjüngsten Kreideschichten lakkolithische
Intrusionen finden.
Über die relativen Altersverhältnisse der jüngeren Fal-
tungen und vulkanischen Erscheinungen wiederhole ich zu-
sammenfassend: die älteste und in ihrem Effekte bedeutendste
Faltung ist die nordwestliche. In den von ihr hauptsächlich
betroffenen Schichten finden sich keine Gerolle vulkanischen
Gesteins, vielmehr drang vulkanisches Magma in oder durch
diese Schichten, oft auf Spalten oder an den durch die
Faltung geschwächten Stellen oder Linien der Erdkruste, so
daß wir das Emporsteigen des Magmas als eine Folge jener
ältesten Dislokationsperiode, jedenfalls aber als eine jüngere
Erscheinung wie diese ansehen müssen. Die nordöstliche
Faltung betraf auch jüngere, nicht nordwestlich gefaltete
Schichten — sie ist daher eine jüngere tektonische Er-
scheinung, in deren Gefolge Lakkolithen entstanden.
Die Zeitlichkeit des Beginns der ersten dieser
K r u stenbewegungen läßt sich gut bestimmen. "Wir haben ge-
sehen, daß das jüngste Glied der Kreide, von dem wir eine durch-
gehende Verbreitung in gleicher Facies kennen. Turon (Unter-
') E. Böab: Excaraion au Cerro de Maleros. Guide geologiqae
au Mexiipie 1906, XX, und Derselbe: Monografia ^eologica y pale-
ontol6gica de! Cerro de Muleros. Boletin <1<'I tnetituto 6eol6gico de
Mexico, Nr. 25.
— 41 —
turon) ist. In den nachturonen Schichten tinden wir nun, je
weiter nach oben, desto ungleichmäßigere Verteilung und desto
stärkere Wechsel in den Facien, so daß wir annehmen müssen,
daß nach Abschluß des Unterturons zeitweise Bewegungen der
Erdkruste eingesetzt haben, die zu Ausgang der Kreidezeit,
vor Ablagerung des Laramie, d. h. zur Zeit des Emschers
und besonders des Senons außerordentlichen Umfang annahmen.
Denn nur so erklärt sich uns der scharfe Facieswechsel : statt
mehr oder weniger gleichmäßiger Meeresbedeckung der tieferen
Kreideschichten sehen wir im Laramie Ablagerungen, die in
der Nähe vom Festland oder auf diesem gebildet wurden,' und
denen ein solches das Geröll- und Sandmaterial zur Bildung
seiner Schichten geliefert haben muß.
Auch die an der Basis des Laramie auftretenden Kohlen,
deren Bildung einen festen Sockel zur Voraussetzung hat,
deuten auf vorhergehende Krustenbewegungen: ist doch der
Zusammenhang zwischen solchen und der Ablagerung größerer
Kohlenmengen schon oft genug nachgewiesen worden, so in
Deutschland bei den Kohlenlagern des Carbons, des Wealden*
und des Tertiärs. Die Coahuila-Kohlen wurden am Fuße der
schon zum größten Teil vorhandenen Sierra Madre Oriental
abgelagert, welche weithin einen Uferrand bildete. Dieselben
Verhältnisse sehen wir sich jenseits des Rio Grande in den
Vereinigten Staaten fortsetzen, und wir betrachten daher jene
Fortsetzungen als eine geologische Einheit mit den Er-
scheinungen in Mexiko.
Während und nach Ablagerung der Kohlen und des
Laramies wanderte die nordwestliche Faltung noch etwas über
ihren früheren Bereich hinaus, denn die obersten Kreideschichten
sind noch in der Nähe der Sierra zum Teil nordwestlich ge-
faltet, wie z. B. bei Esperanzas.
Im allgemeinen gelten in Mexiko alle Dislokationen,
welche für die heutigen Oberflächenformen bestimmend waren
- soweit ich aus der Literatur und mündlichen Mitteilungen
entnehmen kann — für tertiär, obwohl AGUILERA schon längst
von Schichtenbewegungen zur Kreidezeit gesprochen hat. Er
begründet dies jedoch nicht näher und widerspricht sich auch
öfters, so daß sich seine Meinung keine allgemeine Geltung ver-
schaffen konnte. AGUILERA S Zusammenstellung') der jüngsten
Kreideschichten bei Esperanzas gebe ich nachstehend wieder.
Sie läßt erkennen, daß in der Kbene und im Gebiet der
Sierra verschiedene Ablagerungsbedingungen geherrscht haben.
') J. G. AGUILERA : a. a. I I.
— 42 —
die nur durch das Aufsteigen des Gebirges erklärt werden
können. Im Text spricht sich AGUILEKA auch dahin aus,
daß die Kohlen am Fusse eines Gebirges abgelagert seien,
während er in der stratigraphischen Übersicht die höchsten
Schichten m der Sierra als „durch Erosion zerstört" angibt.
Folgerichtig ist jedoch anzunehmen, daß Äquivalente der
obersten Schichten (von 4 bzw. 3 aufwärts) in der Sierra
überhaupt nicht abgelagert werden konnten, sondern dort
damals nur Abtragung stattfand.
Ebene
Sierra von Santa Rosa
Pliocän
EocäD
9. Kalkkonglomeral
8. Gelblicher Kalk
7. Austernbank in den
Schiefern
i). Bunte Schiefer
Durch Erosion zerstört
Danien
5. Glaukonitische Sandsteine
mit PÜanzenabdrücken
und verkieselten Hölzern
Nur in geringer Mächtigkeit an
Atui
E nischer?
4. Schiefer mit den in Ab-
bau stehenden Kohlen-
lagern
3. Kalkige, gelbliche, fossil-
führende Sandsteine mit
dünnen Lagen von Schiefer
und ebenfalls fossilfüh-
rendem Kalk
2. Bläuliche Schiefer ohne
Fossilien
einigen Stellen am Fuße der
Sierra sichtbar
Kohlenschiefer an den Abhängen
in geringer Mächtigkeit
Kalkschiefer mit Exogyra costata
auf der Bö he der Sierra
Fossilführende Schiefer von Muz-
quiz (Montana und Colorado
Unter-
turon
1. Kalkige Schiefer mit [noct
ramtis labiatus
Wir sehen also, daß in Mexiko ebenso wie in den be-
nachbarten Teilen der Vereinigten Staaten und vielen anderen
Gegenden der Erde, stark'- Gebirgsbildungen im Ausgange der
Kreidezeit stattfanden. An diesem Krgebnisse würde auch
dann nichts Wesentliches geändert werden, wenn sich ent-
gegen der heutigen Auffassung herausstellen sollte, daß Laramie
als Alttertiär aufzufassen sei: auch dann würde bestehen bleiben.
— 43 —
daß die Krustenbewegungen während der Wende der Kreide-
zeit und des Tertiärs in erster Linie für die heutige Ober-
tlächengestaltung maßgebend -waren.
Auch für die vulkanischen Bildungen, die im Anschluß
an die nordwestliche Faltung entstanden, müssen wir jung-
cretacisches Alter annehmen, und zwar postturon bis prä-
laramie, denn in den Soledad-Schichten finden wir ihre Ge-
steine als Gerolle.
Ninhdem das Gebiet der Mesa Central zusammengeschoben
war, und in langen Kulissen die heutigen Sierren vorgebildet
waren, begann die Auffüllung der Täler, wodurch die Sierren
selbst immer mehr zugeschüttet wurden. Nach Ablagerung
der ältesten dieser Beckenbildungen, zu denen wir die Soledad-
Schichten rechnen, fand in alttertiärer Zeit die nordöstliche
Faltung statt, welche die Bildung von Lakkolithen mit sich
brachte.
Mit dieser Auffassung des Alters der Lakkolithen stimmt
überein, daß. wie wir oben sahen, Gänge vulkanischen Ge-
steins, die mit dem Cerro Blanco in Verbindung stehen, in
nordöstlich streichenden Falten auftreten. Dies allein würde
jedoch für das Alter der Lakkolithen kaum als beweisend
gelten können — wichtiger scheint mir zu sein, daß für die
durchaus gleichartigen Lakkolithen in den Vereinigten Staaten
postcretacisches Alter sichergestellt ist. Herr Whitmax CUOSS
war so liebenswürdig, mir die Gründe hierfür kurz mitzu-
teilen1), wofür ich ihm verbindlichst danke. Er schließt seinen
Brief, indem er sagt: „I can readily believe that the epoch of
' Dies.- sind:
„Ist. From personal knowledge of tlie rock» I am perfectly sure
that the laccolitli and sbeet intrusions of the Henry, Abajo and La Sal
Mountains of Utah. The Carrizo Mountains of Arizona, the £1 Late,
La Plata Rico and Elk Mountains of Colorado are of the same epoch
of intrusion and are closely related rocks.
2nd. These intrusive bodies occur at many different horizons
from the Paleozoic to the post-Laramie Cretaceous. We have, however
DO -vidence of more than one general epoch of intrusion.
3rd. In the West Elk Mountains of Colorado, Bheets and dikes
of these porphyries intrude pyroclastic Sediments above the uppermost
coal-bearing beds of the upper cretaceous. The beds intruded an-
presumably earlv Eocene in age. (See A.nthracite-Crested Butte
l'olio U. S. G. bT.)
4th. In the Telluride quadrangle Colorado laccoliths disturb
the lower voleanics of the greal Tertiary seqaence of the San Juan
mountains. (See Telluride folio U. S. G.
5tb. In tho Silverton quadrangle Colorado, sheets and small
laccoliths of typical character intrude the Tertiary volcanics, whicli
44
such intrusion diel begin earlier in adjacent provinces, but should
desire to have satisfactory evidence. " Dem kann ich nur zu-
stimmen, und da nichts gegen das frühtertiäre Alter der Lakko-
lithen in Mexiko bekannt ist, die wenigen bisherigen Be-
obachtungen aber dafür sprechen, so müssen wir sie für
gleichaltrig mit denselben Bildungen in den Vereinigten Staaten
halten.
Jünger als die nordöstliche Faltung und die Lakkolithen
ist das Empordringen von Basalten, wozu z. B. der von
AGUILERA1) bei Esperanzas erwähnte Basalt gehört. Allu-
viale vulkanische Vorgänge gibt es jedoch in Nordmexiko
nicht, im Gegensatz zu Südmexiko und Mittelamerika, wo man
allermeist gute Erhaltung und zum Teil riesige Höhen der
Vulkane beobachtet. Auch die im Süden so häufigen makro-
seismischen vulkanischen Erdbeben sind im zentralen Norden
Mexikos unbekannt oder zum mindesten außerordentlich selten.
Verschiedene Gründe scheinen dafür zu sprechen, daß es auch
im Süden ältere Vulkane gibt, und daß in beiden Gebieten
die vulkanischen Vorgänge mehr oder weniger gleichzeitig
eingesetzt, im Süden aber länger ausgehalten haben, während
der Norden eher zur Ruhe kam ■ — daß also nicht etwa ein
Wandern der vulkanischen Tätigkeit von Norden nach Süden
stattgefunden hat.
Unser Gebiet scheint auch noch in ganz junger, sicher
noch in posttertiärer Zeit von Schollenbewegungen betroffen
worden zu sein. Bekannt sind solche schon aus vielen Teilen
Mexikos und der Vereinigten Staaten: so vom Isthmus von
Tehuantepec, von der Golfküste, von Niederkalifornien, vom
Großen Salzsee, aus Neu-Mexiko2) und von zahlreichen
anderen Stellen.
certainly followed great Post-Cretaceous erosion. (See Silverton folio
U. S. G. S. and Rico and La Plata folios U. S. G. S. in addition
to tliose named before.)
6th. 1 would refer to a general discussion of the subjeet under
the title „The laccolithic mountain groups of Colorado, Utali and
Arizona" by myself, published in 1895 . . .
Mucli further information has been secured since 1895, confirming
the conclnsions of tbat date in most respects.
I certainly make no dogmatic generalization as to the date of
the.se intrusions. Thcy may not all be of the same age, even in Colorado
and Utah, but no evidence has been found suggesting tliat in tbat
province theae intrusions began before the close of the Cretaceous."
') J. G. Ahuilera: a. a. 0.
Im Professional Paper 68, ü. S. G. S., sagt C. H. Gordon
auf S. 220 mit Bezug auf Sierra and Socorro counties in Neu-Mexiko:
„ Although the chief djsplacement evidently took place in Tertiary time,
I.,
Durch junge Bewegungen ist wohl auch eine Beobachtung
zu erklären, die ich am Vulkan von Movano machte. Auf
den rein aus vulkanischen Gesteinen bestehenden Hügeln, die
den Vulkan bilden, beobachtete ich zahlreiche Kreidekalk-
gerölle und auf dem Cerro de Movano, der sich bis 64 m
über dem Rancho Movano erhebt, fand sich das letzte Kalk-
geröll weniger als 2 m unter dem höchsten Punkt. Diese
Gerolle sind von Wasser transportiert, und das konnte nur
geschehen, als der Talboden eine entsprechende Höhenlage
hatte, und zwar wurden sie von den viel höheren Kreidesierren
hergetragen, der Sierra de Cipriano oder anderen. Auch
P. Waitz1) erwähnt von Wasser transportierte Gerolle auf
dem Hügel westlich von Parral (Chihuahua).
Die Täler im Bolsön von Mapimi sind also nicht, wie
manche anzunehmen scheinen, seit ihrer Entstehung mehr oder
weniger gleichmäßig immer weiter aufgefüllt worden, sondern
sie waren schon mal höher als heute zugeschüttet. Ich ver-
mute, daß jugendliche Hebungen des ganzen Landes veranlaßt
haben, daß das Erosionsniveau tiefer gelegt wurde, und so
vielfach eine Abtragung der Talablagerungen stattfinden konnte.
Die früher weit stärkere Einbettung der Berge erklärt
vielleicht die teilweise Erhaltung der alten vulkanischen
Bildungen aus der Wendezeit von Kreide und Tertiär.
Zusammenfassung.
Zum ersten Male wurden in Coahuila palaeozoische
Schichten nachgewiesen, und zwar die präpermischen „Delicias-
Schichten" und Perm im Gebiete der Hacienda Las Delicias.
Die Delicias-Schichten, die aus Konglomeraten, Sauden
und Mergeln bestehen, sind in nächster Nähe von Festland
evidences of later movement appear in places in the faulting of the
Palomas gravcl." Die Palomas gravel sind Plistocän.
Was den ersten T«il dos zitierten Satzes angeht, (laß nämlich die
bedeutendsten Schicbtenbewegungen im Tertiär stattfanden, so scheint
der Autor damit nicht durchaus scharf die Tertiärzeit bezeichnen zu
wollen. Sagt er doch selbst auf S. 237 unter „Tertiarj sy&teat": „With
the dose of the Cretaceous period . . . came an upiift . . ." und in den
von den drei Autoren derselben Schrift verfaßten „General features"
heißt, es auf S. 32 unter „Tertiarv and Quartern j events": _ \t the close
of Cretaceous time the long- maintained condition of quiescence and
scarcely broken period- ol deposition ceased." AJUo: im Ausgange
der Kre idezeit!
') P. Waitz: Esquisse geoloeique et pätrographique des envirou.^
de Parral. GuiuV geologique au Klexiqae, \\l.
— 46 —
abgelagert "worden, dessen Bildung dieser Schichtenfolge also
voraufgehen mußte. Sie selbst sind scharf nordöstlich gefaltet
und fallen steil nach Norden, so daß ihr Bau dem der
Appalachen sehr ähnlich ist, die im Obercarbon aufgefaltet
wurden.
Nach der Dislokation der Delicias-Schichten bildeten sich
auf ihnen bei Las Delicias zur Permzeit Korallenriffe.
In einer Zone im südlichen und südwestlichen Teile des
Gebiets finden sich Oberer Jura und Untere Kreide, während
im übrigen Cenoman die älteste bisher bekannte mesozoische
Schichtstufe ist, so daß hier, wie es scheint, Verhältnisse ein-
treten, die denen in Texas ähnlich werden.
Wir sahen, daß das jüngste Glied der Kreide, welches
in Gebieten mit heute verschiedenen Höhenlagen in gleicher
Facies auftritt, Turon (Unterturon) ist, daß jedoch, je weiter
nach oben die Kreideschichten um so größere Unterschiede in
der Facies und um so ungleichmäßigere räumliche Verteilung
zeigen, und zwar mehren sich nach oben immer mehr litorale
Kennzeichen, bis wir rein litorale Facien im Laramie sehen,
welches vermutlich dem Danien und einem Teil des Senons
entspricht. Zum ersten Male wurden auch im Gebiet des
Bolsöns von Mapimi Schichten gefunden, die wahrscheinlich
dem Laramie gleichaltrig sind, und die wir vorläufig „Soledad-
Schichten" nannten.
Schon von anderen Autoren wurde im Gegensatz zu
früheren Ansichten festgestellt, daß das heutige Mexiko im
wesentlichen ein Faltenland sei. Auch für Coahuila ist dies
zutreffend, und wir unterschieden dort in dem Faltenbau: die
Mesa Central, hier der Bolsön von Mapimi, und die Sierra
Madre Oriental. Geologisch sind diese Gebiete gleichartig,
und sie unterscheiden sich nur dadurch, daß im abflußlosen
Bolson von Mapimi die Kulissentäler zum Teil aufgefüllt sind,
während sie in der Sierra ausgeräumt und tiefer erodiert
werden.
Zwei Faltungen ließen sich unterscheiden: eine generell
nordwestlich und eine generell DOrdöstlich gerichtete. Von
diesen war die nordwestliche die ältere und weitaus be-
deutendere.
Wir schlössen, daß das teilweise Landfestwerden im Aus-
gange der Kreidezeit auf vorhergehende, jedoch postturone
Gebirgsbildungen zurückzuführen sei und erkannten, daß damals
die ältere der für die Gestaltung der heutigen Oberflächen-
formeo maßgebenden Dislokationsperioden, welche die Schichten
in nordwestlicher Richtung faltete, einsetzte.
//
Ein mitten im Bolsön von Mapimi vermutetes Massiv,
das topographisch gut zu erkennen, tektonisch jedoch noch
nicht festgelegt i6t, war möglicherweise die Ursache dazu, daß
die von Süden kommenden Ketten der Sierra Madre Oriental
sich trennen und im Süden des Massivs sich nach Westen
umbiegen, während sie im < >sten nach Nordnordwesten weiter-
streichen.
Mit der nordwestlichen Faltung fand unterirdisches Magma
\\ ege emporzusteigen und Intrusionen und Vulkane zu bilden,
BO daß sich deren Gesteine in den wahrscheinlich jung-
iTi-tacischen Soledad-Schichten schon als Gerolle finden.
Die Soledad-Schichten sind, wie auch andere junge
Schichten, im wesentlichen nordöstlich gefaltet, und diese
Faltungsperiode ist daher postcretacischen, und zwar höchst-
wahrscheinlich frühtertiären Alters. In ihrer Folge bildeten
sich Lakkolithen.
Jünger ist das Empordriugen von Basalten, zu denen der
bei Esperanzas bekannt gewordene gehört.
Später, sicher noch in posttertiärer Zeit, fand eine Hebung
des Landes im ganzen statt, wodurch das Erosionsniveau tiefer
gelegt und im Bolsön von Mapimi die früher schon stärkere
Einbettung der Sierren zum Teil wieder abgetragen wurde.
2. Flache Überschiebung <h\w Absenkung
auf der Südflanke der Weißensteinkette bei
Günsberg?
Von Herrn II. Gerth.
Buenos Aires, im August 191*2.
Infolge einer mehrmonatlichen Reise in der Cordillere ist
es mir erst jetzt möglich, zu BUXTOBFS „Bemerkungen über
den Gebirgsbau des nordschweizerischen Kettenjura, im be-
sondern der Weißensteinkette" ') Stellung zu nehmen, in denen
er den von mir in „Beiträge zur Kenntnis der Tektonik des
Ostendes der Weißensteinkette im Schweizer Juragebirge"
') Diese Zeitscbr. 1911, B. 3, S. 337 ff. (I).
- Diese Zeitschr. 1910, H. 4, S.516 ff. II
niedergelegten Erklärungsversuch des Baues dieser Kette an-
greift. Durch meinen Aufenthalt in Argentinien bin ich nicht
in der Lage, alle von Herrn BüXTORF angeführten Punkte
jetzt zu beurteilen, und muß ich mich auf die Besprechung
einiger allgemeinerer Tatsachen beschränken. Dies glaube ich
jedoch nicht unterlassen zu können, da in den Ausführungen
BüXTORFs einige für den Kern der Frage ganz nebensächliche
Punkte in den Vordergrund gestellt werden, so daß der Fern-
stehende leicht ein falsches Bild von der wahren Sachlage
bekommen kann.
Auf das Klusenproblem, das BüXTORF so schnell im
Sinne MÜHLBERGs entscheiden zu können glaubt, will ich jetzt
nicht eingehen, zumal mir ja für dieses Gebiet eine Ent-
gegnung durch Herrn MÜHLBERG schon in Aussicht gestellt
ist. Wenden wir uns also gleich dem Aufbruch der Weißen-
steinkette bei Günsberg zu.
Um Mißverständnissen vorzubeugen, will ich die beiden
Auffassungen hier noch einmal kurz klarstellen. Ich nehme
an, daß bei der Auffaltung der Weißensteinkette das unmittel-
bar an das Gebirge grenzende Land in der Gegend von Güns-
berg nicht mitgehoben wurde, sondern etwas einsank. Hier-
durch wurde der Südschenkel der Antiklinale steilgestellt, die
Kalkhorizonte ausgedünnt und ausgezogen und die dazwischen
liegenden mergeligen Schichten ausgequetscht; schließlich kam
es wohl auch zur Zerreißung der ausgedünnten Kalke. Dies
war der primäre Vorgang, dann drängte allerdings der hoch-
gebliebene Gewölbeteil nach Süden über den abgesunkenen
vor und bewirkte so die starke Überkippung der geschleppten
Schichten des in die Tiefe gesunkenen Schenkels, wie ich das
durch die Luftlinien in Prof. 27 und den Fig. 5 u. 6 an-
zudeuten versucht habe (II).
Bl XTORF dagegen glaubt das eigentümliche Fehlen der
höheren Schichten des Südschenkels folgendermaßen erklären
zu können: An einem plötzlich in der Flanke auftretenden,
schwach geneigten Sprung erfolgte eine Loslösung der höheren
Gewölbepartie, und diese wurde über die Schichtköpfe der
Schenkelbasis hinweg nach Süden geschoben.
Nachdem mir BüXTORF nunmehr zugibt, daß die Lias-
kalkschnlle beim Scheibenstand von Günsberg ihre flache
Lagerung auf der Molasse sekundärer Überkippung verdankt,
ist die Hauptstütze für seine Annahme noch das Profil in dem
kleinen Bach, der die Kimmeridgelluh zwischen Dählen und
Säget nahe ihrem Ostende durchbricht. Ich will gern zu-
geben, daß die detaillierte Zeichnung, welche BüXTORF jetzt
/.'/
gibt (I, S. 34<i), den dort aufgeschlossenen Verhältnissen mehr
gerecht wird als mein etwas schematisch gehaltenes Profil
(II, S. 534). Daß in diesem Aufschluß Horizonte durch Aus-
quetschung fehlen, habe ich nie bestritten, ob es nun die
Kalke des Sequans oder Rogensteins sind, und vielleicht auch
noch tiefere Molasseschichten, bleibt für den Kernpunkt der
von mir angeschnittenen Frage vollkommen ohne Bedeutung.
Die einzige wichtige Tatsache, die wir aus den Aufschlüssen
bei Säget entnehmen können, ist das im wesentlichen kon-
kordante Einfallen aller Schichten von der Molasse bis zum
Lias, ganz gleich, wie stark sie nach Süden überkippt sind.
Dieses Faktum ist von mir schon früher klar hervorgehoben
und auch meinen Profilentwürfen zugrunde gelegt worden.
BüXTOllFS erste Profile1) sind aber in diesem Punkte ganz
unrichtig, und auch die neuen Durchschnitte geben die wirk-
lichen Verhältnisse zum mindesten unklar wieder. Weder
in dem Aufschluß am Säget, noch sonst irgendwo bei
Günsberg, sehen wir Schichten des Südschenkels in
diskordanter Lagerung auf die Schichtköpfe der
Molasse geschoben, wie es BüXTOKF darzustellen
pflegt. Er gibt allerdings zu, daß die Überschiebung nirgends
unmittelbar aufgeschlossen sei, sie könnte also nur durch die
allgemeinen Verhältnisse des Baues der Kette in der Um-
gebung von Günsberg wahrscheinlich gemacht werden. Ich
habe nun gerade einige allgemeinere Gesichtspunkte angeführt,
die sehr gegen die Annahme einer Überschiebung sprechen.
BUXTOKF versucht sie freilich zu widerlegen, doch wie mir
scheint, mit recht wenig Glück. Neben dem Fehlen oder der
Reduktion höherer Horizonte des Südschenkels ist die aller-
größte Eigentümlichkeit die starke Abtragung der Kette auf
der Südflanke, so daß sogar die Anhydritgruppe im Kern des
Gewölbes bloßgelegt wird. Sie ist und bleibt bei der An-
nahme einer Überschiebung, die uns gerade ein vollständiges,
nach Süden vorspringendes Gewölbe vermuten lassen sollte,
ganz unverständlich. Ein Erklärungsversuch des tektonischen
Aufbaues eines Gebirges muß doch auch dem heutigen morpho-
logischen Bild gerecht werden. Ich habe ferner darauf auf-
merksam gemacht, daß oberhalb Günsberg die Kalk-Trümmer
und Schollen vollkommen fehlen, die wir sonst überall, wo
qteilgestellte Malmkalke die Gewölbeflanke bilden, in mehr
') Geologische Beschreibung des Weißonstein-Tunnels and seiner
Umgebang. Beitr. z. geolog. Karte <1. Schweiz. X. F. Lief. XXI. Bern
1907. (111).
I
50
oder minder ausgedehnten Massen das Molassevorland bedecken
sehen. Ich suchte dieses Fehlen dadurch zu erklären, daß
hier die Malmkalke an der Verwerfung in die Tiefe versenkt
worden sind und daher auch der Erosion kein Material liefern
konnten. Gegen diese DeutuDg führt BüXTOKF nun die Eis-
massen ins 'Feld, die gerade bei Günsberg alles fortgeräumt
haben sollen, während sie unmittelbar nördlich und südlich,
nämlich da, wo wieder Malmkalke an der Gewölbefianke
hervortreten, die Trümmer haben liegen lassen. Diese selektive
Erosion des Eises hat wohl auch die ganze Stirn des auf die
Molasse überschobenen Gewölbes, die man bei Günsberg er-
warten sollte und von der man heute merkwürdigerweise nicht
mehr die geringste Spur findet, hinweggefegt? Ich habe weiter
angeführt, daß eine so bedeutende Überschiebung, wie sie
BüXTOKF annimmt, nicht lokal auf die Umgebung von Güns-
berg beschränkt sein kann, sondern sich auch weiter nach
Osten und Westen verfolgen lassen müsse. Diesen Einwand
glaubt BüXTOKF ebenso schnell dadurch abtun zu können,
daß er schreibt, die Überschiebung sei keineswegs auf die
Umgebung von Günsberg beschränkt. Er fügt seinen ersten
Profilen nun noch ein weiter östlich durch die Gegend des
Hochkreuz und Hochstelli gelegtes hinzu, in dem wir die Malm-
und Rogensteinfluhen des Südschenkels weit auf die Molasse
überschoben sehen (I, S. 3.">9, Prof. l). Leider führt aber
BüXTOKF keine Beobachtung an, die ihn zur Konstruktion
dieses Profils führte, und auch mir ist am Hochstelli kein
Aufschluß bekannt, den man in diesem Sinne verwerten könnte-.
Wir gehen wohl nicht fehl, wenn wir annehmen, daß es rein
konstruktiv, durch Verlängerung der bei Günsberg an-
genommenen Überschiebungsfläche nach Osten gewonnen ist.
In Wirklichkeit beobachten wir nun am Ostende der Fluh des
Hochstelli, dort wo vom Reckenacker ein Holzabfuhrweg zum
Bach herunterführt, das von Bohnerz bedeckte Kimmeridge iu
normalem Kontakt mit Molasse. Wir haben also allen Grund
anzunehmen, daß die steilgestellten und überkippten Schichten
des Hochstelli in der Tiefe wurzeln, wie ich es in Profil 20
meiner zitierten Arbeit dargestellt habe. Weder am Hoch-
stelli im Osten, noch an der Balmfluh im Westen,
lassen sich Erscheinungen beobachten, die für eine
etwaige größere Ausdehnung der Überschiebung
sprechen. Allein dieser Umstand in Verbindung mit
dem vollständigen Fehlen von Resten des über-
schobenen Komplexes bei Günsberg, nicht nur von
Trümmern, sondern auch von Anstehendem, scheint
— . 51 —
mir die Uberschiebungsh ypothese in höchstem Grade
unwahrscheinlich zu machen. Solange mir also BUXTORF
keine Unrichtigkeiten nachweist, die wirklich gegen meinen
Erklärungsversuch sprechen, sehe ich mich nicht genötigt von
demselben abzugehen, und auch STEINMANN und seine Schule
werden nach wie vor nur da größere Überschiebungen annehmen,
wo der allgemeine Gebirgsbau für ihr Vorhandensein spricht.
Die genaue Kartierung der Gegend, die BüXTOKF nun
durch einen seiner Schüler hat in Angriff nehmen lassen, wird
noch besser zeigen als meine Skizze (II, S. 532) und die topo-
graphische Karte es jetzt schon tun, daß wir es doch mit
einer Reihe verschieden gebauter Stücke in der "Weißenstein-
kette zu tun haben, und daß die von mir angenommenen
Querstörungen doch nicht so aus der Luft gegriffen sind, wie
es BUXTOKF hinstellt. Ich habe schon ausgeführt, daß die
Schollen mehr in vertikaler als in horizontaler Richtung
gegeneinander verschoben sind. Daß aber bei solchen vertikalen
Bewegungen einzelner Gewölbeabschnitte die Schichtbänder der
steilgestellten Schenkel im kartographischen Bild keine deutliche
seitliche Verschiebung erkennen lassen werden, liegt auf der Hand.
Wenn ein Schichtkomplex (Rogenstein) von 40" Nordfallen
plötzlich zu 80° Südfallen übergeht (Hochkreuz) und ca. 1 km
weiter westlich ebenso plötzlich wieder flach nach Norden fällt, in
der Längmattscholle, dann aber wieder steil mit 70° nach Süden
geneigt ist, so haben wir doch wohl allen Grund anzunehmen,
daß er von einer Reihe von Störungen durchsetzt wird.
Zum Schluß noch einige Worte über die Bedeutung der
sekundären, nach Beendigung der Auffaltung eintretenden
Dislokationen in den östlichen Ketten des Schweizer Juras,
denen BüXTORF im Gegensatz zu mir nur eine ganz unter-
geordnete Rolle zukommen lassen möchte. Ich glaube, daß
wir gerade dort zwei Arten der Dislokation deutlich unter-
scheiden können. Die erste bestand in der Auffaltung der
Antiklinalen; die zweite, die begann, als die durch den
faltenden Druck hervorgerufene Spannung nachließ, äußerte
sich im Zusammenbrechen und Einsacken der ebengebildeten
Gewölbe')- Natürlich werden die Bewegungen der zweiten
Art besonders da auftreten, wo ihnen durch die der ersten
vorgearbeitet wurde, sei es z. B. durch Steilstellung und Aus-
dünnung eines Schenkels der Antiklinale, während Bie an
1 Hervorheben möchte ich ausdrücklieb, daß ich mich mit diesen
Darlegungen zunächst auf die östlichen Ketten, die ich allein genauer
kenne, beschränke.
anderen ganz ausbleiben und die regelmäßige Urform der Falte
erhalten wird. Durch diese Annahme scheint mir eine sehr
merkwürdige Erscheinung der östlichen Ketten des Schweizer
Juras eine ungezwungene Erklärung zu finden: Wir sehen dort
in ein und derselben Kette wiederholt Stücke, in denen noch
der Scheitel der Gewölbe oft bis zu den jüngsten Schichten
erhalten ist, abwechseln mit solchen, in denen die Falten sehr
tief abgetragen und aufgebrochen sind, so daß in ihrem Kern
verhältnismäßig tiefe Horizonte zutage treten, ohne daß sich
die Höhe der ursprünglichen Auffaltung wesentlich ändert.
Betrachten wir diese Tatsache etwas näher, so finden wir.
daß, wenn uns heute noch geschlossene Gewölbe erhalten sind,
wenigstens des Doggers, diese die reguläre Form haben, eine
Falte mit mehr oder weniger steilen Schenkeln und stark ge-
wölbtem Dach (Röthifluh, Weißensteinkette; Beretenkopf,
Farisbergkette). Versuchen wir aber dort, wo die Ketten
heute stark abgetragen oder gerade die Flanken der Falten
der Erosion anheimgefallen sind, die ursprüngliche Gestalt der
Antiklinale zu rekonstruieren, so kommen wir vielfach zu der
von mir als Koffergewölbe bezeichneten Form, einer Anti-
klinale mit steilen Schenkeln, die oben plötzlich zu dem
weiten flachen Dach umbiegen. Es zeigt sich nun ferner, daß
an den zuletzt erwähnten Stellen besonders starker Abtragung
der Ketten diese fast immer von Störungen betroffen sind, die
einen Schenkel oder auch ganze Teile des Gewölbes abgesenkt
haben. Hier und da mag das Koffergewölbe auch schon bei
der ersten Art der Bewegung entstanden sein; doch kam es
dann in den scharfen Unibiegungen offenbar überhaupt nicht
zu bruchloser Faltung der Kalkhorizonte, und es wurde auch
auf diese Weise späteren Abrutschungen schon vorgearbeitet.
So erklärt sich das morphologische Bild, das uns die
Ketten des östlichen Juras darbieten, der rasche
Wechsel geschlossener Gewölbe und tief auf-
geb rochen er Antiklinalen, auf einfache Weise durch
das Einbrechen und Zusammensinken der Falten an
einigen Stellen. Hier wurde der Erosion durch tek-
tonische Vorgänge und Sackungen vorgearbeitet,
während an anderen Punkten das ursprüngliche Ge-
wölbe erhalten blieb. Letzteres aber ist die typische
regelmäßige Jura falte mit stark gewölbtem Scheitel,
wie wir sie aus den älteren D urch sehn itten kennen,
nicht aber sind <•» die geknickten und gestauchten Falten, die
BüXTORF in Seinen Profilen aus den Alpen, WO der Zusammen-
Schub ein viel intensiverer \v;ir, auf <1<ti .Iur;i überträgt.
3. Die höchste marine Grenze auf Bornholm.
Von Herrn Hans Praesent.
»
(Mit einer Textfigur).
Greifswald, den 5. .Juni 1912.
In diesen Monatsberichten 1911, S. 47 — 77 kommt Herr
Hauptmann W. Kranz in seiner Arbeit über „hohe Strand-
linien auf Bornholm" auf Grund eigener eingehender Unter-
suchungen zu dem Ergebnis, daß die höchste marine Grenze
sich nur etwa 8 — 10 m über dem heutigen Mittel Wasserspiegel
Ski/./.»- der hochgelegenen alten Strandwälle bei Salomons Kapel. Maß-
stab ungefähr 1 : 5000. Die kleinen Zahlen bedeuten Entfernung von
Salonion- Kapel, die großen die Höhe über dem Ostseemittelwasser in in.
der Ostsee findet, daß also die früheren dänischen Messungen
(z. B. Forchhammer 12 — l" m, Mdnthe 17 m) durchweg
zu hoch seien. Dagegen erhob der auf Bornholm kartierende
dänische Geologe V. Mh/i 'HERS Einspruch (ebenda S. 397—399),
verteidigte die älteren dänischen Beobachtungen, bezeichnete
sie als „vielmehr ziemlich niedrig" und führte unter anderen
hochgelegenen Vorkommen mariner Ablagerungen auch den
höchsten bekannt gewordenen alten Strandwall an. indem er
schrieb: „Der höchste Punkt der marinen Grenze überhaupt
findet sich im Norden auf Hämmeren, ca. 250 m östlich von
der Ruine „Salomons Kapel", wo man ein Paar schwach aus-
gebildete Strandwälle und einen ganz kleinen Terrassenabsatz,
bzw. 20 — 21',— 22 in ü. M. sieht." (S. 3.9*). An diese
— 54 —
wichtige Stelle war Herr KkANZ, wie er mir mitteilte, bei
seinen Begehungen nicht gekommen, und deshalb empfahl er
sie in seiner Erwiderung an MlLTHERS (ebenda S. 56 6 — 369)
einer Nachprüfung (S. 567).
Auf persönliche Bitte des Herrn Kranz hin besuchte ich
gelegentlich der diesjährigen Pfingstexkursion der Geographischen
Gesellschaft zu Greifswald die fragliche Stelle bei Salomons-
Kapel auf Hämmeren. Mit Hilfe der Angaben MlLTHERS'
fand ich die alten Strandwälle sofort, wenngleich die von ihm
erwähnten 20 m ü. M. liegenden "Wälle mehr nordöstlich
als östlich von Salomons-Kapel in 250 m Entfernung zu sehen
sind. Mit einem 20 m- Meßband und einem schnellen Nivellement
mit Meßlatte und Horizontalglas (unter Berücksichtigung des
gleichzeitigen Pegelstandes im Hammerhavn) habe ich die bei-
gefügte Skizze aufgenommen, woraus die Richtigkeit von
MlLTHERS' Beobachtungen an dieser Stelle vollauf zu sehen ist1).
Salomons-Kapel liegt nahe der Uferlinie nördlich vom
Hauptleuchtturm auf Hämmeren im Hintergrunde einer kleinen
Bucht mit relativ flach ansteigenden Ufern. Steht man bei
der Kapelle, so gewinnt man leicht den Eindruck, als befände
man sich auf dem Boden einer weiten, jetzt über dem Meere
liegenden Bucht, deren steilere Abgrenzungen im Hintergrunde
sich vielleicht als Überreste alter Kliffs deuten lassen. Steigt
man nach Nordosten hin an, so gelangt man nach J 60 ra Ent-
fernung an die ersten sich scharf von dem grünen Rasen ab-
hebenden Geröllwälle, von denen besonders die beiden obersten
sich deutlich verfolgen lassen. Die Höhe der Wälle ü. d. M.
beträgt an dieser Stelle etwa 18,5— 20 m (vergl. die Skizze).
Wenn MlLTHERS 20 — 22 m Höhe angibt, so dürfte die geringe
Differenz auf Kosten meines schnellen Höhennivellements zu
setzen sein. Bis an den Fuß des steiler ansteigenden, viel-
l eicht alten Kliffs kann man eine Fülle schön gerundeter
Strandgerölle sammeln, obgleich oberflächlich die suba»"-
rischen Wirkungen der jüngsten Zeit oft den Granit in Grus
haben zerfallen lassen, und Heidekraut in günstigen von
Humus eingenommenen Vertiefungen sich angesiedelt hat. Wenn
auch die typischen Brandungsgerölle und kantengerundeten
Blocke noch kein zwingender Beweis für alte Meeresablagerungen
zu sein brauchen, so spricht doch die d eutliche Form der
zu verfolgenden Strandwälle, für die Annahme. ilaLi
Bei len M tützten mich die Herren Kommilitonen
Dkeybh, Junqnitz, Dr. Kuohn und Zibqnrr, denen ich auch an
I»Mnk aassprechen möchte.
— 55 —
tatsächlich einst das Meer Ins hier hinauf gereicht hat, resp.
das Land sich um diesen Betrag gehoben hat. Ostlich von
Salomons-Kapel hat der an den Messungen mitbeteiligte cand.
phil. ZlEGNER ca. 6 Wälle hintereinander eingezeichnet, die
bei ihrer verschiedenen Höhenlage (ca. 10 — 18 m) vielleicht
Stillstandslagen der Uferlinie darstellen.
Es ergibt sich also, daß die von MlLTHERS an-
gegebene höchste marine Grenze in ca. 20 m Höhe
über dem heutigen Meeresspiegel richtig beobachtet
ist, und daß deshalb die von Herrn Kranz an seine Grenz-
linie von 8 — 10 m geknüpften Theorien der Revision bedürfen.
Leider war es mir nicht möglich, bei der kurzen Reise der
Greifswalder Geographischen Gesellschaft auch die anderen
von KliANZ und MlLTHERS diskutierten Stellen zu besuchen.
Deshalb vermag ich mich auch nicht zu den von KliANZ auf-
gestellten „Ursachen der Strandverschiebung" (ebenda S. 61
bis 77) zu äußern, sondern kann lediglich die beobachteten
Tatsachen mitteilen. M. E. wäre es aber eine dankenswerte
Aufgabe, einmal systematisch die ganze Insel zu umwandern
und sämtliche hohen Strandlinien einwandfrei und genau
zu fixieren, um endgültige Klarheit in diese Fragen zu bringen,
falls das nicht schon inzwischen von der dänischen geologischen
Landesuntersuchung geschehen ist. — Herr Kuaxz stimmt
meinen Ausführungen bei und hält jetzt die Möglichkeit
eustatischer Bewegungen bei der Nord westeck e Bornholms
für ausgeschlossen.
4. Über Corbula isocardiaejormis als Synonym
für Isocardia angulata Pili Li..
Von Herrn E. Harbort.
Berlin, im .Januar L913.
A. WOLLEMANN hatte in seiner Arbeit über die Bivalven
und Gastropoden des deutschen und holländischen Neocoms
(Abhandl. der Kgl. Preuß. Geol. Landesanstalt, N. F., Heft 31,
S. 114) die Vermutung ausgesprochen, daß der im englischen
und norddeutschen Neocom außerordentlich weit verbreitete
kleine Zweischaler, der von PHILLIPS der Gattung Isocardia
zugewiesen worden war, möglicherweise der Gattung Corbula
— 56 —
zugerechnet werden müsse. Ich habe alsdann im Jahre 1905
das Schloß an verschiedenen Exemplaren präparieren und unter-
suchen können und konnte danach feststellen, daß Isocard ia
angulata Phill. zweifellos zur Gattung Corbula gehört.
H. WOODS macht nun in seiner Monographie der Kreide-
zweischaler Englands, Band II, Teil 5 (Palaeontographical
Society 1908, S. 211 — 212) darauf aufmerksam, daß der Name
Corbula angulata bereits von Lamakck für eine eocäne Form
vergeben ist. Es ist daher notwendig, dies außerordentlich
häufige Fossil der unteren Kreide neu zu benennen — und ich
bringe dafür in Vorschlag den Namen Corbula isocardiaeformi?.
Corb. isocardiaefor mis ist in sämtlichen Stufen des nord-
deutschen Neocoms vorhanden und spielt hinsichtlich der außer-
ordentlichen Häufigkeit, der weiten horizontalen Verbreitung
und Unabhängigkeit von der Facies im norddeutschen Neocom-
meer eine ähnliche Rolle, wie etwa das Cardwm edule in
unserer heutigen Nord- und Ostsee.
Zeitschrift
der
Deutschen Geologischen Gesellschaft.
B. Monatsberichte.
Nr. 2. 1913.
Protokoll der Sitzung vom 5. Februar 1913.
Vorsitzender: Herr WahnsCHAFFE.
Der Vorsitzende teilt mit, daß unsere Gesellschaft am
16. Januar d. J. ein sehr geschätztes Mitglied, den Kustos
und Bibliothekar an der Königlichen Geologischen Landes-
anstalt und Bergakademie Dr. Oskar Ehe R dt, durch
einen plötzlichen Tod verloren hat. Der Verstorbene,
der sich ursprünglich dem Studium der Botanik gewidmet
hatte, brachte der Geologie und unserer Gesellschaft stets ein
reges Interesse entgegen. Für letztere bearbeitete er das im
Jahre 1903 erschienene Register der Zeitschrift der Deutschen
Geologischen Gesellschaft für die ersten 50 Bände vom Jahre
1848 — 1898. Im Jahre 1907 gehörte er als Schriftführer,
von 1908 bis 1912 als Archivar dem Vorstande unserer Ge-
sellschaft an und hat sich mit hingebendem Eifer um ihre
geschäftliche Verwaltung verdient gemacht.
Seinem Organisationstalent verdankt die Bibliothek der
Königlichen Geologischen Landesanstalt und Bergakademie eine
bedeutende Erweiterung und ausgezeichnete Katalogisierung.
Dem warmherzigen, vielseitig gebildeten und zu jeder Aus-
kunft stets bereiten Manne werden wir ein treues Andenken
bewahren.
Die Anwesenden erheben sich zu Ehren des Verstorbenen
von ihren Sitzen.
Als Mitglieder wünschen der Gesellschaft beizutreten:
Herr Bergbaubeflissener ROBERT ROTHER, Berlin NW. 23,
Altonaer Str. 21, vorgeschlagen durch die Herren
Rauff, Michael und Rassmus.
5
— 58 —
Herr Bergassessor Dr. M. TORNOW, Berlin N. 4, Inva-
lidenstr. 44, vorgeschlagen durch die Herren Bey-
schlag, Michael und Seide.
Herr Bergassessor Dr. Otto CläUSNITZEK, Berlin N. 4,
Invalidenstr. 44, vorgeschlagen durch die Herren
BEYSCHLAG, MICHAEL und SEIDL.
Herr Bergassessor WALTER SCUWEISFURT, Berlin N. 4,
Invalidenstr. 44, vorgeschlagen durch die Herren
Beyschlag, Michael und Seidl.
Der Vorsitzende legt die als Geschenk eingegangenen
Werke der Versammlung vor.
Herr G. GÜRICH sprach über Vermeintliche Fossilien
des Otawikalkes in Deutsch-Südwestafrika.
Er weist nach, daß der von Kuntz mitgebrachte Ortho-
c^ras- ahn liehe Körper eine kieselige Konkretion ist, während die
von P. HERMANN mitgebrachten „Orthoceren" und „Cyrthoceren"
konzentrische Gipsmergelkonkretionen sind. Man ist sonst
immer noch nicht in der Lage, dem Otawikalke ein bestimmtes
Alter beizulegen.
In der Diskussion spricht Herr LOTZ.
Herr LACHMANN spricht über den Bau alpiner
Gebirge1).
An der Diskussion beteiligen sich die Herren SCHLUNCK,
EARBORT und der Vortragende.
In der Diskussion zu dem Vortrag des Herrn LACHMANN
führt Herr HARBORT folgendes aus:
In den letzten Jahren wurde wiederholt der Versuch gemacht,
die Theorie der Decken Überschiebungen von den alpinen
Verhältnissen auch ;iuf unsere deutschen paläozoischen Gebirgs-
rümpfe zu übertragen. Ich habe s. Z. entschieden dagegen
Stellung genommen'2) und nachgewiesen, daß die Lagerungsver-
hältnisse des Iberger Kalkstockes z. B. sich am einfachsten nach
') Der Vortrag wird in einem der nächsten Holte abgedruckt
werd
?) E. BarbOHT: Zur Präge der Iieckenüberschiebung des Iberger
Kalkes bei Grand im Harz. Zentralbl. f. Min. 1911, S. 675 ff.
Mi
der alten Horsttheorie erklären lassen, jedenfalls aber die iso-
lierte Korallenriffnatur des Iberger Kalkstockes nach biono-
mischen Grundsätzen sich durchaus vereinbaren läßt mit einer
autochthonen Entstehung des Kalkes.
Die Annahme, daß der Iberg und konsequenterweise dann
auch der Rübeländer Kalkstock Erosionsreste einer alten Decken-
überschiebung seien, schien mir durch nichts begründet. Damals
sind mir bereits gelinde Zweifel auch an der Richtigkeit der
Deutung der Decken in den Alpen aufgestiegen, als ich sah,
auf welch unsicheren Unterlagen hier in Norddeutschland die
Deckenüberschiebungstheorie von alpinen Geologen basiert
wurde. Insbesondere blieb mir stets rätselhaft, warum wir
von den Überschiebungsdecken in den Alpen noch nirgends
in den supponierten Ursprungsgebieten unzweifelhafte Wurzel-
reste gefunden haben. Leider kenne ich die Alpen recht wenig
und eigentlich nur als gelegentlicher Tourist, so daß ich mir ein
Urteil über die Richtigkeit der von Herrn LACHMANN vor-
getragenen neuen Theorie der Krystallokinese nicht erlauben
kann. Jedenfalls aber glaube ich, daß Herrn Laciimanns
Theorie über die Entstehung der komplizierten Tauchfalten usw.
in den Alpen den Vorzug hat, daß die vielumstrittene Frage
nach den Wurzeln der Überschiebungsdecken ausgeschaltet wird.
Auf eine andere Schwierigkeit der Deckenüberschiebungs-
tl rie möchte ich noch hinweisen. Herr SCHLUNCK führte
soeben aus, daß bei den alpinen Faltungsvorgängen derartig
hohe Druckkräfte auf die verschiedensten Gesteine eingewirkt
hätten, daß diese vollkommen plastisch geworden sein müßten.
Ich möchte jedoch daran erinnern, daß die metamorphen Um-
krvstallisierungen, von denen Herr Lachmann erzählt hat,
z. B. gerade die allerjüngsten tertiären Schichten der Alpen
betroffen hat, also Ablagerungen, die, abgesehen von einem
etwa horizontal wirkenden Faltungsdruck, niemals unter einer
besonders hohen Druckbelastung von Tausenden von Atmo-
sphären gestanden haben können, weil jüngere Sedimente von
solcher Mächtigkeit hier niemals abgelagert worden sind.
H«rr SEIDL spricht über die Steinsalzablagerungen
des oberen Zechsteins bei Schönebeck nach den
Grubenaufschlüssen des Graf Moltke-Schachtes (mit
Lichtbildern1).
In der Diskussion sprachen die Herren HarBORT,
Wr.MSTORF, BEYSCHLAG. Laciimann und der Vortragende.
1 Der Vortrag erscheint in einem der flachsten Hefte.
— 60 —
In der Diskussion zu dem Yortrag des Herrn SEIDL be-
merkte Herr HARBORT folgendes:
Von den wichtigen Mitteilungen des Herrn SEIDL inter-
essieren am meisten seine Ausführungen über die dynamo-
metamorphenVorgänge innerhalb des Salzgebirges. Der
Vortragende hat gezeigt, daß die verschiedenen Salzsorten in-
folge der ungleichen Druckverteilung die mannigfaltigsten Um-
krystallisationen erlitten haben. So könne z. B. älteres Stein-
salz, welches im normalen Zustande deutliche Jahresringe von
Anhydrit usw. erkennen läßt, unter besonderen Druckverhält-
nissen derart umgewandelt werden, daß sich zunächst die
Anhydritschnüre zu einzelnen wurmartigen Enden auflösten
oder gar der Anhydrit als eine feine Trübe gleichmäßig das
ganze Steinsalz durchsetze. Innerhalb der einzelnen Falten im
Salzgebirge zeige das in den Mulden und Sattelkernen ange-
staute Salz eine andere Struktur als das an den Faltenschenkeln
ausgewalzte und gezerrte Salz. Ich möchte darauf hinweisen,
daß, wenn es sich hier wirklich um ganz allgemein verbreitete
Erscheinungen handelt, für die bergmännische Praxis daraus
Schlußfolgerungen von der größten Wichtigkeit zu ziehen wären.
Bekanntlich hat der Salzbergmann in Norddeutschland mit so
außerordentlich komplizierten Faltungserscheinungen in seinem
Grubenfelde zu rechnen, daß es ihm oft ganz unmöglich ist,
irgendeine Gesetzmäßigkeit in dem Aufbau der Salzmassen
zu erkennen und er daher aufs Geratewohl irgendwohin mit
seinen Strecken in das Grubenfeld hineinfährt, wo durch llnri-
zontalbohrungen das Vorbandensein von Kalisalzen nachgewiesen
wurde. Die von Herrn SEIDL gegebene Charakteristik der
verschiedenen petrographischcn Ausbildung des Salzes würde
nun wenigstens in den schichtungslosen Salzgesteinen die Kon-
struktion von Sätteln und Mulden ermöglichen und die Ent-
wirrung der regellosen I-agerungsverhältnisse erleichtern.
Was nun die dynamomethamorphen Umwandlungen der
sonstigen Salzgesteine anbelangt, so wies Herr SEIDL darauf
hin. daß selbst der Anhydrit in tektonisch stark beanspruchten
Teilen mancher Lagerstätten seine ursprüngliche Struktur voll-
ständig verlieren könne und den mannigfaltigsten mechanischen
I in formungen unterworfen sei. Ich muß jedoch dazu bemerken,
da Li mir dioc Umwandlungen des An In ilrites weniger mechanisch-
Ische Umformungen zu sein scheinen, sondern daLS es sich
vielmehr, wie «las ja auch von dem übrigen leicht löslicheren
Steinsalz und Kalisalz gilt, um Umschmelzungs- bzw. Um-
krystallisationsprozesse handelt, um dynamometamorphe Vor-
gänge, die nicht ganz allein unter dem Einfluß von Druck
— 61 —
und erhöhter Temperatur zustande kommen, sondern auch
bedingt werden von den in den Salzen enthaltenen Lösungs-
komponenten. Die Erklärung der konglomeratischen Carnallite
des Herrn Seidl auf rein mechanischem Wege als Rollungs-
breccien zwischen zwei als Preßbacken wirkenden Steinsalz-
platten scheint mir nicht zutreffend zu sein, da sich solche
konglomeratischen Carnallititlager nicht nur an solchen Stellen
finden, wo das Kalilager durch Auswalzung dezimiert wurde,
sondern oft gerade da, wo die Kalilager am stärksten an-
schwellen. Zudem aber erscheint auch die Beobachtung, daß
konglomeratische Teile eines Carnallititlagers wechsellagern
mit geschichteten, mit diesem Erklärungsversuch unvereinbar
zu sein. (Die von ARRHENIUS versuchte Erklärung paßt sich,
nachträglich bemerkt, den Verhältnissen besser an, obwohl auch
diese Deutung noch mancherlei Lücken und Fragen offen läßt.)
Bezüglich der Bildungsmöglichkeit von Hartsalzlagern aus
ursprünglichem Carnallitit durch Umkrystallisation in Gebieten
stärksten Druckes will ich gerne zugeben, daß sie hier und
da, insbesondere in den arg gestörten nordhannoverschen Kali-
salzstöcken, vorhanden gewesen sein mag. Ich habe selbst wieder-
holt Beobachtungen gemacht, die mir die Möglichkeit einer der-
artigen Entstehung wahrscheinlich machen. Im 23. Abbau der
Hauptfördersohle des Kaliwerkes Beienrode ist an einer seit-
lichen Verschiebung des konglomeratisch ausgebildeten Car-
nallititlagers das normale Kalilager offenbar infolge von Druck-
metamorphose umgewandelt in ein Carnallit-Sylvin-Gestein.
In dem fast reinen Carnallit liegen zahlreiche schwebend ge-
bildete "Würfel von Sylvin eingelagert. Es scheint also, als ob
hier zunächst das Steinsalz, die schwefelsaure Magnesia, dann
aber auch ein Teil der Chlormagnesia ausgewandert ist. Die
Erklärung des Herrn Seidl, daß die abgespaltene Chlormagnesia
sich in den sog. Urlaugen wiederfinden, erscheint mir durchaus
plausibel (obwohl ich damit nicht sagen will, daß der Berg-
mann nunmehr alle Laugen für harmlos halten darf). Ich
möchte aber ferner darauf aufmerksam machen, daß sich in
den nordhannoverschen Salzstöcken innerhalb der Kaliregion
bisweilen dünne, bis einige Meter mächtige, auf größere Ent-
fernung hin aushaltende Lager von reinem Bischofit oder auch
von Langbeinit finden, in Teufen, wo an sekundäre Hutbildungen
nicht mehr zu denken ist. Es erscheint mir daher näherliegend,
auch derartige Vorkommen und Anreicherungen an Magnesia-
salzen als Ausseigerungsprodukte infolge von Umkrystallisation
ursprünglicher Carnallititlager aufzufassen. Hierfür Bprichl
denn auch die Tatsache, daß im Fortstreichen solcher chlor-
— 62 —
rnagnesiareicher Salzgesteine chlormagnesiafreie, oder doch ehlor-
magnesiaarme Kalisalze mit Hartsalzcharakter aufgeschlossen
wurden. Gleichwohl aber möchte ich doch sehr davor warnen,
derartige lokal zu beobachtende Prozesse einer Art von Hart-
salzbildung, d. h. von chlormagnesiaarmen Kalisalzen, all-
gemein für die Entstehung der Hartsalzlager im engeren Sinne
verantwortlich zu machen, denn bekanntlich sind Hauptver-
breitungsgebiete unserer Hartsalzlager die tektonisch nur wenig
gestörten Lagerstätten im "Werra- und Südharz-Gebiet. Bei
den durchaus regelmäßigen Lagerungsverhältnissen kann an
eine derartige Enstehung der Hartsalze aus Carnallititen durch
Druckmetamorphose nicht gedacht werden. Eine Verall-
gemeinerung der SlilDLschen Hartsalztheorie erscheint mir
somit nicht wohl möglich.
Herr R. LACHMANN führte zu dem Vortrage des Herrn
E. Seidl das Folgende aus.
Zur Beurteilung des tektonischen Charakters der Salz-
lagerstätte von Schönebeck ist eine Ergänzung der Profile bis
zum mittleren Zechstein erforderlich, welche ich den Vor-
tragenden vorzunehmen bitte.
In erster Linie freue ich mich, daß infolge des Eingreifens
von Herrn Geheimrat Bi-^ schlag sich eine Vermittlung in der
Salzfrage anzubahnen scheint. Dieser mit Dank zu begrüßenden
Tatsache gegenüber kann ja ruhig der Zukunft vorbehalten
bleiben, festzustellen, welcher Anteil an dem in Ausbildung
begriffenen Kanon Herrn STILLE, meinem jetzt versöhnten
Gegner Herrn HARBORT und mir zuzumessen ist. Jedenfalls
darf ich wohl das Verdienst in Anspruch nehmen, die Salz-
stockfrage in Deutschland zuerst wieder unter einem allgemeinen
Gesichtspunkt formuliert und historisch beleuchtet zu haben.
Wenn bereits in meinem ersten Vortrage ausweislich des Proto-
kolls (Diese Zeitschr. 1910, Monatsber., S. 116) ausgeführt
wurde, „Die Reihung der Ekzeme an der Aller spricht für das
Vorherrschen der asiatischen NW-Richtung auch während des
töesozoicums", so geht daraus hervor, daß, was die I
abhängigkeit mancher Salzstöcke von tektonischen Linien
angeht, der Herr Vortragende zu Unrecht einen Unterschied
chen Beiner Meinung und der ESkzemtheorie konstruiert hat.
A.HRHENTD8 würde sich, wenn er anwesend wäre, mit der
iing des Problems durch den Vortragenden z"weifell
vielen Punkten einverstanden erklärt haben.
Prinzipielle Einwendungen habe ich nur gegen die Heran-
ziehung allein der plastischen Cohäsionsei genschaften des Stein-
— 63 —
salzes zur Erklärung der .,Durchspießurjg" des Hangenden durch
die Salzmassen. Dieses besteht häufig aus unplastischen Kalken
und Sandsteinen und könnte deshalb nur durch einen ganz
starren Körper, nicht durch das Salz als plastischen Körper
durchspießt werden. Es zeigen sich übrigens im Zechstein-
salz auch keine oder höchst selten mechanisch-plastische De-
formationen, vielmehr ergibt sich gerade aus den Bildern des Berm
Vortragenden besonders deutlich die krystalloblastiscbe
Struktur — im Sinne BeCKEs — der in Bewegung befindlichen
und deutlich umkrystallisierten Salzmassen. So sind die Salz-
augen und die Anhydritaggregate mit „Entmischungshäutchen"
geradezu vollendet typische Beispiele von „Krystalloblasten'",
und der Zusammenhang zwischen Bewegung und Lösungs-
umsatz wird gerade durch die SElDLschen Bilder aufs deut-
lichste demonstriert.
Rekrystallisation (nicht die Krystallisationskraft, wie in
der Diskussion der Dezembersitzung Herr KEUSCH mir unter-
legte) oder "Wanderung unter Lösungsumsatz kennzeichnet also
das Wachstum der Ekzeme.
Der Versuch, den Mi.wzECschen Begriff der Diapirfalte
nach Deutschland zu verpflanzen, muß entschieden zurück-
gewiesen werden, EDUARD SüESS sprach sich, wie ich einer
brieflichen Mitteilung von Svante ARRHENIUS entnehme, gerade
für die Notwendigkeit aus, die rumänische Salztektonik nach
unseren norddeutschen, durch bessere Aufschlüsse und gründ-
liche wissenschaftliche Verarbeitung geklärteren Begriffen umzu-
arbeiten, und es besteht absolut kein Grund zu einem der-
artigen Ideenimport aus Osteuropa.
Es ist zweitens erfreulich, daß der EVERDINGsche Begriff der
Deszendenz und des Hauptsalzkonglomerats, den ich l'.'lO als
erster angefochten habe, nunmehr auch in Berlin fallengelassen
ist. Leider scheint mir die neue Deutung, Carnallitbreccie und
II artsalze durch Streß aus einem geschichteten carnallitischen
.Mutterlager abzuleiten, ebenso unannehmbar zu sein.
Beide Lagerstättenformen treten auch in gänzlich unge-
störten Gebieten auf, wie bereits die Herren EARBORT und
WüNSTORF bemerkten, und es ist kein Anlaß vorhanden,
zwei ursächlich verschiedene Formen anzunehmen. Außerdem
leren die Salzgesteine, wie ja auch der Herr Vortragende
demonstriert hat, auf tektonische Beanspruch durch Fließ-
erscheinungen und nicht durch Breccienbildung. Schließlich
steht die Annahme der Hartsalzbildung aus Carnallit im
Widerspruch mit den von VAU T'HOFF aufgestellten chemisch-
physikalischen Gesetzen. Es müßte sich bei tektonisch veran-
— 64 —
laßten Umbildungen im Gefolge des Wachstums der Ekzeme
wegen der niederen Temperaturen in der Umbildungsregion
nicht Hartsalz, sondern Kainit gebildet haben.
Aus den angeführten Gründen trete ich, sowohl was die
konglomeratische Ausbildung des Carnallits, wie die Entstehung
von Hartsalz anlangt, für die bis heute noch von keiner Seite
angefochtene ARRllENIUSsche Vorstellung ein, daß ein ursprüng-
lich vorhandenes Reichardtit-Kainitlager infolge von Erd-
erwärmung durch Sedimentbelastung noch vor der eigentlichen
Ausbildung von Salzstöcken mit ihren „tektonischen" Begleit-
erscheinungen in 2 und mehr Kilometern Tiefe in Carnallit,
II artsalz und thermometamorph zersprengtes Brecciengestein
umgewandelt worden ist.
Nach Verlesung und Genehmigung des Protokolls wird
die Sitzung geschlossen.
v. w. o.
Wahnschaffe. Bärtling. Janenscii.
— 65 —
Briefliche Mitteilungen.
5. Theoretische
Grundlagen der experimentellen Tektonik.
Voe den Herren Jon. Koexigsberger nncl 0. Morath.
(Mit 9 Textfiguren.)
Freiburg i. Br., im Oktober 1912.
Allgemein pflegt man im geologischen Unterricht die
komplizierten Vorgänge bei der Gebirgsbildung durch einfache
tektonische Modelle (Haut eines Apfels, Papier, Tücher) an-
schaulich zu machen. Manche Forscher haben dann das Ziel
erstrebt, die Vorgänge in der Natur durch Modelle nachzuahmen
und aus dem Verhalten des Modelles Schlüsse auf die Kräfte
bei der Gebirgsbildung zu ziehen. —
Wir erwähnen hier nur die Experimente von J. HALL,
Favre, Daübree, 11. Sciiardt, H. Cadell, E.Reyer, B. Willis
und namentlich von W. PauLCKE1), der eine eingehende klare
historische Übersicht der Arbeiten seiner Vorgänger gibt.
Gerade in den neuesten Untersuchungen wird immer mehr Wert
auf eine möglichst getreue Nachahmung der Natur gelegt, und
es ist kein Zweifel, daß die Versuche von H. ScilARDT, von
H. Cadell, von B. Willis, von W. PaüLCKE dem Ziel immer
') W. Paulcke: Das Experiment in der Geologie. Karlsruhe 1912.
Wir möchten z. S. 36, Anm 2 bemerken, daß die Wirkung des Wassers
bei der Dynamometermorphose zuerst 1901 von dem einen von uns
aus petrographisch-chemischen Gründen gefordert and dann durch Ver-
suche von G. Sphzia und solche von dem einen von uns gemeinsam
mit W. Müller 1906 als wahrscheinlich nachgewiesen wurde. E.Riecee
erwähnte nur beiläufig in einer theoretisch-physikalischen Arbeit die
Rolle eines Lösungsmittel- bei einseitigem Druck. — An die Ver-
wandlung von Holz in Kohle nur durch Druck (S. 14) vermag der eine
von uns nicht zu glauben. Möglicherweise war <\w Brückenpfeiler, wie
das oft geschieht, schon vorher angekohlt worden. Andernfalls muß die
Reibungswärme sehr groß gewesen seht.
— 66 —
näher gekommen sind. Diese Vervollkommnung der Mittel ist
durch ein richtiges Gefühl der experimentierenden Geologen
erreicht worden, ohne daß einer derselben hätte beweisen
können, daß seine Anordnung wirklich besser als die früheren
war. Die Ergebnisse können nicht als Beweis dienen; denn
sie sollen gerade die Beobachtungen in derNatur kontrollieren. —
Wir haben uns deshalb die Frnge vorgelegt, wie ein Modell
beschaffen sein muß, damit es möglichst genau die Vorgänge
in der Natur wiedergibt. H. von HELMIIOLTZ1) hat zuerst das
Problem des hydrodynamischen und aerodynamischen Modells
theoretisch erschöpfend behandelt; das Studium an Modellen
in der Praxis ist heute im Schiffsbau und Flugzeugbau all-
gemein üblich. — Auch in der Elastizitätslehre fester Körper
und den damit zusammenhängenden tektonischen Problemen
der Gebirgsbildung ist eine exakte Angabe der Beschaffen-
heit eines wirklich naturgetreuen Modells möglich.
Das Problem ist mathematisch ziemlich einfach; wir wollen
uns aber hier darauf beschränken, den Gedankengang der Ab-
leitung darzulegen. Alle Eigenschaften oder physikalischen
Konstanten einer Substanz, z. B. die von Granit, sind durch
die drei Grundeinheiten, Länge, Masse und Zeit, gegeben"). Wenn
wir also eine bestimmte Annahme über das Längenverhältnis
der Natur zum Modell machen, z. B. daß 100 km = 1 m alh&o
das Verhältnis 100000 : 1 sein sollen, ebenso bezüglich der
Zeit und Masse, so sind theoretisch all e Eigenschaften der
Modellsubstanzen eindeutig definiert; sie müssen in einem
bestimmten Verhältnis zu denen der natürlichen Gesteine stehen.
Praktisch entsteht dann nur die Frage, ob wir eine solche
llsubstanz auch herstellen können.
Wir bezeichnen die Eigenschaften in der Natur mit dem
Iudex 0: 1 (i, q0 usw., die im Modell mit 1 : 1,. £,. Also das
Längenverhältnis Modell ; Natur = - = 1 . 10 ""''• Das
100 000
Größenverhältnis bei dem Modell von W. PaüLICKE dürfte
wohl auch zwischen 10 * und 10-!i liegen.
Einsichtlich der Dichten oder spezifischen Gewichte der
Modellsubstanzen haben wir nicht viel Auswahl; die verfüg-
baren, billigeren Substanzen haben ein spezifisches Gewicht
zwischen I und 10, also von derselben Größenordnung
II. v. Selmholtz: Wiss. Abhdlg., I. S. 158, 1882.
I d konnte auch die chemischen Vi mil einbegi
hiervon abgesehen, da sie bei der Gebirgsbildung für die
Tektonik nur von sekundärer Bedeutung Bind.
wie das der Gesteine (2,4 — 3,4). Wir wählen die Dichte der
Mudellsubstanzen etwa = 3 '), also s, = s0 oder [m, 1, 8]
= [m0 10~3], denn Dichte ist Masse m : Volumen l3. Die Masse
m, /1,\3
transformiert sich also im Verhältnis = , == 1 • 10 ~5
m0 \ ]o /
Bezüglich der Zeit, mit der wir die Vorgänge am Modell sich
abspielen lassen, haben wir keine willkürliche Wahl mehr;
denn eine der Größen, welche die Zeit enthält, nämlich die
Schwerkraft g, müssen wir so nehmen wie in der Natur.
Wir können bis jetzt die Schwerkraft nicht beeinflussen oder
eine andere Massenkraft ähnlicher Größe ohne viel Apparatur
(Elektromagneten) hinzufügen'-'). Die Schwerkraftbeschleunigung g
Geschwindigkeit
hat die Dimension „ .
Zeit
Es ist also
[l-i
l0t0 ' = 1, t, - oder
oder
r = lA
to I I,
Da aber = 1 ■ 1 0"
In
angenommen wurde, so müßte sich die Zeit für den Modell-
vorgang zu dem in der Natur sich etwa wie 1 : 300 verhalten.
Rein theoretisch müßten wir um ein vollkommen richtiges
Modell herzustellen, die jetzigen Eigenschaften der Gesteine
und von der geologischen Geschichte die Zeitdauer, den An-
fangszustand und die wirkenden Druckkräfte kennen. Praktisch
gestaltet sich die Sache hinsichtlich der Zeit einfacher. Auch
wenn man, wie der eine von uns auf dem Standpunkt steht,
daß einige tektonische Vorgänge bei der Gebirgsbildung sich
relativ rasch in kurzen Perioden abgespielt haben, so
wird man doch glauben dürfen, daß die Beschleunigungen0)
äußerst gering und zu vernachlässigen sind. Sogar die Ge-
schwindigkeiten werden recht klein gewesen sein. Deshalb
ist es ziemlich gleichgültig, wie lange der Vorgang im Modell
braucht; nur dürfen keine nennenswerten Geschwindigkeiten
1 Eine etwas andere Zahl wäre ohne wesentliche Bedeutung,
wie aus dem folgenden zu ersehen ist.
- \\ . Paulcke bal diese Schwierigkeil bei seinen Versuchen um-
_• ii. wie später erörtert wird.
3) Wir halten die Brdbeben nur für Anzeichen tektonischer Vor-
i, üicht für den Vorgang Belbst. Doch weiß man biervon noch
: chts.
— 68 —
(mehr als 0,1 cm p. sec.) zustande kommen. Die Rücksicht
auf die innere Reibung in den Gesteinen verlangt noch kleinere
Werte der Geschwindigkeit, damit die Spannungen1) im Modell
wie das in der Natur der Fall war, sich während des Vor-
gangs selbst ausgleichen und keinen nennenswerten Betrag
erreichen. Wenn ein tektonischer Vorgang, z. B. im Tertiär,
dreimal während 200 000 Jahren und innerhalb dieser Haupt-
perioden von vielleicht 1000 Jahren Dauer zehnmal in 6 Monaten
vor sich gegangen wäre, so entspräche das einer wahren Zeit-
dauer in der Natur von etwa 30 • 6 Monaten =180 Monaten;
denn die Pausen sind ohne Belang. Im Modell müßte dann
180
der Vorgang QnA = 0,6 Monate dauern. Wir haben auch
bei unseren Versuchen gefunden, daß je langsamer und stetiger
wir das Modell sich verändern ließen, um so ähnlicher die
Ergebnisse der Natur werden.
Über den Anfangszustand vor der Bildung von Gebirgen
ist man verschieden genau unterrichtet. In manchen Gegenden
ist die geologische Geschichte vor der Hauptfaltung ziemlich
gut, in anderen sehr wenig bekannt.
Bezüglich der wirkenden Kräfte bei einer Hauptfaltung
steht es ähnlich. In einigen Fällen müssen Horizontaldrucke
die Ursache gewesen sein, in andern sind noch Zusatzhypothesen
möglich. Gerade diese Frage sollen die Modelle mitbeant-
worten und können es, wenn wir sie naturgetreu den theore-
tischen Forderungen entsprechend wählen. Die Brüche, Ver-
werfungen usw. soll unseres Erachtens das Modell automatisch
wiedergeben. Man muß dazu im Modell die Erdkruste bis
zur Tiefe der Druckausgleichung, der des „geschmolzenen"
Gesteines, darstellen. Die Druckausgleichungsfläche für die
Schwerkraft nach PEATT und die Schmelzlläche (Grenzfläche
fest-flüssig) nach der geothermischen Tiefenstufe liegen überein-
stimmend in etwa 100 km. Die Ausgleichungsfläche für
Spannungen möchten wir schon in etwa 50 km Tiefe suchen.
Die lireite der darzustellenden Zone wird man nicht zu klein
wählen dürfen. Wohl waren bei den meisten Gebirgsbildungen
die Vorgänge einigermaßen auf kürzere Strecken parallel zu
den Faltenachsen und senkrecht zu den wirkenden Kräften
ähnlich. hoch sind überall erhebliche Wirkungen der seit-
lichen Masses bekannt. Will man also eine Strecke von
l. ii..i,l.li sich hier um entsprechend große Spannungen;
kleine Spannungen, wie sie sieb im sog. Bergschlag usw. äußern, Timmen
für 'la- Modell nicht in Betracht.
— 69 —
100 kin Queiprofil durch ein Gebirge = 1 m Modell1) dar-
stellen, so sollte die Tiefe des Modells 50 cm, die Länge
mindestens 50 cm betragen. Da die Dichte der Modellsub-
stanz etwa = 2 ist, so würde die Modellsubstanz etwa 250 kg
wiegen. Bei den Versuchen von "W. PaüLCKE sind sogar
schon 3000 — 3500 kg als Belastung verwandt worden. "Wir
haben, wie später dargelegt wird, die Tiefe des Modells ge-
ringer, 30 cm statt 50 cm genommen, uns mit 30 km = 30 cm
Querprofil und demgemäß 40 cm Anfangslänge (Endlänge nach
der Verschiebung variabel) begnügt; das Modell wog etwa
25 kg. Durcb diese Abänderungen sind die theoretischen
Forderungen nicht mehr exakt erfüllt; man müßte, wenn mehr
Mittel zur Verfügung stehen, suchen diese einzuhalten.
Die im folgenden abgeleiteten und hier genügend
genau befolgten wesentlichen Bedingungen für ein
naturgetreues Modell sind aber bisher exakt überhaupt nicht,
angenähert durch eine nachgiebige künstliche Überlastung-')
nur von W. PAULCKE innegehalten. Es sind folgende: Die
Schichten müssen durch ihre eigene Schwere brechen,
sich wieder verkitten und in sich verschieben können. Ver-
schiedene Schichten haben verschiedene Konstanten.
Die theoretischen Beziehungen sind folgende: Die Zug-
festigkeit3) für Granit ist 0,5 kg pro qmm. Das besagt,
wie eine einfache Rechnung ergibt, daß ein Granitstab von
200 m = 2 • 104 cm Länge nach unten aufgehängt durch
seine eigene Schwere abreißen würde. Da die Dichte die-
selbe ist, muß die Modellsubstanz so beschaffen sein, daß ein
Stab aus ihr am oberen Ende aufgehängt bei einer Länge
von 2 • 104 cm : 105 = 2 • 10"1 cm = 2 mm durch sein Eigen-
gewicht abreißt. Er darf also nur sehr wenig widerstandsfähig
sein. Kalkstein entspricht Abreißen bei 1 mm Länge, Sand-
') Genauere Angaben, auch für das Größenverhältnis 1 : 10', sind
in der Dissertation von (.). Mhkath zu linden.
') Eine starre Belastuni; durch ein mit Schrauben festgehaltenes
Bretl hat schon Daubree angewandt. Eine bewegliche aber gleich-
mäßige hydrostatische Überlastung führte B. Willis ein. In der An-
wendung beweglicher, variabler Belastung durch W. Paulcke liegl
ein wesentlicher Fortschritt. Die Versuche von \Y. Paiilckb dürfte]
Verbalten der Erdkruste in einer Tiefe von etwa 2 — :> km in vielei
Einsicht -ut darstellen.
8) Wir entnahmen die Zahlen den Veröffentlichungen von C. Bach,
von B \is< ihm ,i.i:. den physikochemischen Tabellen ?on Landolt
und Böknstkin, Berlin. l'.H»». fennT dem Handbuch d. Physik, heraus-
gegeben von Wink kl mann. Bd. I. Artikel Zug, Druck, Kohäsionen, von
F. Auerbach, Leipzig, L908.
— 70 —
stein schon bei 0,7 mm. Wesentlich komplizierter sind die
Rechnungen zur Ermittelung der Biegungsfestigkeit, Druck-
festigkeit usw. der Modellsubstanz. "Wir geben hier nur die
Resultate.
Biegungsfestigkeit.
Die Länge 10, bei der ein Stab von der Höhe h0 und be-
liebiger Breite infolge seines Eigengewichtes bei Auflegen an
beiden Enden und bei nicht unterstützter Mitte durchbricht, ist
10 = 176 l^ho für Granit. Mit Berücksichtigung der Schub-
spannung
1 = I<;3,1 . 101 . h — 2,8 h' für Granit
und 1 = I73,5 . 10*. h — 2,8 h'-' für Kalkstein
und 1 = ^26. 10*. h — 2,8 h2 für Sandstein.
Im Modell hängen Länge 1 und Höhe h des Stabes in
folgender Weise zusammen:
für Granitsubstanz 1 = ^0,31 h — 2,8 h2
für Kalkstein 1 = J/0,35 . h — 2^8 . h2
und für Sandstein ^2,6 . h — 2,8 . h3 .
Es muß also ein Stab von ."> mm Länge aus der Modell-
substanz geschnitten und an beiden Enden gestützt, bei einer
Höhe von 0,1 mm oder bei etwa 8 mm Länge bei 0,3 mm
Höhe durchbrechen.
Druckfestigkeit.
Die einseitige Druckfestigkeit ist für Granit etwa 8 kg
pro qmm1); oder es würde eine freistehende Granitsäule von
2900 m sich selbst an ihrer Unterlage zertrümmern. In der
Modellsubstanz muß das demnach schon bei 2,9 cm Höhe ein-
treten. Man sieht hieraus, gleichgültig ob die Zahl für Granit ganz
genau bestimmt ist oder nicht, die äußerst geringe Festig-
keit, die eine Modellsubstanz besitzen muß. Dieser
Forderung ist bisher nicht genügt worden. Für Sand-
steinmodell.substanz wäre die entsprechende Höhe hi = 0,3 cm,
für Kalkstein h, = 1,8 cm.
Die Forderungen bez. der Schubspannung sind dann
meist von selbst erfüllt; der eine von uns hat sie aber auch exakt
1 Wir baben hier die üblichen, technischen Werte verwandt.
1. I.i.nm. und K'. PRANDTL N. -I. Min. llJ07 I, S. 13; haben gezeigt,
daß und warum diese zu klein aasfallen. Hier kommt es zunächst
■ i darauf an, wenn man nur an der Kfodelisubstanz die Festigkeit
i selben Wei ermittelt.
/
diskutiert. Fast gar nicht kommt es auf den Elastizitäts-
koeffizienten an, -weil in der Natur die Kräfte so groß sind,
daß bei einseitiger Beanspruchung fast stets eine Zerreißung
stattfindet. Die kleinen Spannungsdifferenzen gleichen sich
rasch aus, weil ja alle Gesteine von Rissen usw. durch-
zogen sind.
Die Bedingung für die Kompressibilität ist, wie sich
leicht zeigen läßt, stets von selbst genügend erfüllt.
In der Natur sind aber noch zwei andere Größen von
Bedeutung, die für den Ingenieur, der die Gesteine auf ihre
Haltbarkeit prüft, ohne Belang sind, für die wir daher nur
spärliche Daten besitzen: das ist äußere und innere
Reibung. Immerhin läßt sich auch für diese Eigenschaften
die Größenordnung angeben, und das führt auf eine sehr
wichtige Eigenschaft der Modellsubstanz.
Die äußere Reibung tritt ein, wenn zwei Gesteins-
schichten auf einander vorbeigleiten, also bei allen Horizontal-
bewegungen: Decken, Gleitbretter usw. Sie ist angenähert
gemessen für:
bei Ruhe bei Bewegung
Muschelkalk auf Muschelkalk . . . 0,75 0,69
Rogenstein auf Rogenstein .... 0,7."> 0,67
o.7."> ist der Bruchteil der Last, der zur Überwindung der
Reibung gebraucht wird. Wenn also 1 kg Kalk auf einer Kalk-
fläche verschoben werden soll, braucht man eine Horizontal-
kraft, so groß, wie sie zum Heben von 0,7."> kg notwendig
wäre. Dieser Wert stellt eine maximale Grenze dar. Wenn
zwei verschiedene Substanzen aufeinander gleiten, so ist nach
einem bekannten physikalisch-technischen Satz der Wert kleiner.
Ferner bildet sich in allen glimmerhaltigen Gesteinen sehr
rasch eine Zone mit Paralleltextur, wie wir sie in den Alpen,
in Norwegen u. a. a. 0. an der Basis von Decken oft beobachten
können. Häufig tritt auch die sogenannte Mylonitisierung, eine
innere, mit Zertrümmerung des Gesteines verbundene Gleit-
bewegung in der Nähe (aber auch bis Ö00 m entfernt) der
Grenzfläche ein, die die äußere Reibung erheblich heruntersetzt
und in innere Reibung verwandelt. Vielfach sind auch wenig
mächtige weiche Schichten vorhanden, die wie ein Schmier-
mittel wirken. Die äußere Reibung muß im Modell dieselbe
Größe behalten, da sie eine Zahl ist. Diese Forderung ist,
nebenbei bemerkt, leicht zu erfüllen. Schwerer ist es, Sub-
stanzen ausfindig zu machen, die den Zwischenmitteln bei den
Gleitbrettern nach der Definition von A. Srirz). z. B. Raibler
Schichten, zwischen Hauptdolomit und Wettersteinkalk, Kössner
Schichten, Liasschiefer usw. entsprechen.
Anders verhält sich die innere Reibung. Sehr häufig
werden in der Natur Gesteine in sich selbst "verschoben; sie
werden zertrümmert und gleiten ineinander. Hierbei sind zwei
Fälle zu unterscheiden. Das Gestein zeigt bei dem betreffenden
Druck eine innere Plastizität, wie das in der Natur
stets für Steinsalz, öfters für Dolomit, etwas seltener für
Kalkstein und nie für Silikatgesteine zutrifft. Marmor er-
fordert nach den Versuchen von F. D. ADAMS und von
F. R[NXE [vgl. die im Anhang1) auseinandergesetzten Über-
legungen] mindestens etwa einen allseitigen Druck von 1000 kg
p. <[cm bei gewöhnlicher Temperatur, oder wohl etwa 500 kg
]i. qcm bei 400°; zu diesem Druck tritt der einseitig wirkende
umformende hinzu. Da aber für eine etwas größere Gesteins-
masse der allseitige Druck, wie eine leichte Überlegung er-
gibt, nicht höher sein kann als die Überlagerung erlaubt, so
tritt plastische Deformation von Kalkspath in etwa 5 km Tiefe,
oder wenn wie bei der alpinen Faltung Erhitzung auftritt,
vielleicht schon in 2,5 km Tiefe auf. Die dem Marmor ent-
sprechende Modellsubstanz muß also unter ihrem Eigengewicht
in etwa 2 — 3 cm Tiefe sich plastisch deformieren. In Wirk-
lichkeit liegen die Verhältnisse in der Natur noch komplizierter.
Ursprünglich sind in vielen Gebirgen nicht Marmore, sondern
Kalksteine vorhanden. Diese sind, wie F. D. ADAMS") zeigte,
viel widerstandsfähiger. Der Solnhofer Schiefer erfordert, damit
Beginnen des Fließens eintritt, bei 450° einen Druck von
4500 kg p. qcm, was einer Überlastung von etwa IS km
gleichkommt. Das wäre eine viel größere Tiefe als sie uns
je durcli Hebung aufgeschlossen ist. Tatsächlich sieht man
auch in der Natur ein sehr verschiedenes Verhalten von reinem,
grobkörnigen und von reinem feinkörnigen Kalkstein. Der
einigermaßen reine feinkörnige Kalkstein wird plastisch de-
formiert, und gleichzeitig tritt eine Sammelkrystallisation, die
I niwandlung zu Marmor, auf. Wie die Einschlüsse in den
Mineralien auf Hohlräumen in solchen Marmoren und Dolomiten
1 arrar.i. CampolungO usw.), zeigen, fand die Umkrystallisation
in kohlensäurelialtiger wässeriger Lösung bei höherer Temperatur
statt. Diese hat < 1 i o plastische Deformation sehr erleichtert
und im primär feinkörnigen Kalkstein vielleicht schon in Tiefen
vron 1- 2 km ermöglicht. Im Modell kann man indeß zunächst
i. Anhang übei plastische Deformation von Gesteinen.
I I). Ai.ams. The Jonrn. of Geol. 20. III. 1912.
von diesen physikalisch-chemischen Vorgängen absehen und
für Marmor und reinen feinkörnigen Kalkstein gemeinschaft-
lich dieselbe innere Plastizität, gleichgültig wie sie zustande
kommt, annehmen.
Unreiner Kalkstein setzt der "Wirkung der wässerigen
Lösungen größeren Widerstand entgegen, hauptsächlich aus
mechanischen Gründen: er ist dichter, daher kann weniger
Lösung eindringen, und das Kalkcarbonat wird teilweise von
unlöslichen Bestandteilen umhüllt und geschützt. Solcher
Kalkstein ist daher auch kaum plastisch. —
Die Silikatgesteine sind an sich nicht plastisch, wohl aber
zum Teil deformierbar. Es tritt in ihnen ein Gleiten längs
einiger Bestandteile insbesondere der Glimmer ein, und sie
erhalten dadurch eine Paralleltextur. Am stärksten ist das bei
den glimmerreichsten Gesteinen, den Glimmerschiefern, ausge-
prägt. Diese sind daher sehr leicht deformierbar; sie können in
feinste Spitzfalten gelegt werden. Außerdem dienen sie andern
Schichten als Gleitmittel, weil in den Glimmerschiefern leicht
auch bei großer Überlastung eine Bewegung zustande kommt.
Sie haben, wie man das kurz bezeichnen kann, eine geringe
innere lieibung. — In Gesteinen mit weniger Glimmer ist
diese Eigenschaft weniger ausgeprägt; doch gibt stets der
Glimmer die Auslösung der Bewegung, bei der die andern
Gesteinsteile (Quarz, Feldspat) mehr oder minder stark zer-
trümmert werden (Mylonite, Protogine). Fehlt Glimmer in
einem Gestein, so kommt eine innere Bewegung kaum zu-
stande; die "Widerstandskraft eines solchen Gesteinskörpers
ist viel größer. Das sieht man sehr schön schon an wenig
mächtigen Aplitgängen in Myloniten. —
Durch die innere Bewegung entsteht, wie wir
glauben, die Paralleltextur bei den krystallinen
Schiefern, und zwar bei denen erster Art, den kontakt-
metamorphen, während der Aufschmelzung bei hoher
Temperatur, bei denen zweiter Art, den dynamometa-
morphen, während der tektonischen Vorgänge bei
niederer Temperatur. In den Alpen, auch in Norwegen, haben
ferner wässerige Lösungen die dynamometamorphe Umformung
der Silikatgesteine durch Bildung von Sericit, Epidot, Saussuriti-
sierung usw. wesentlich erleichtert. Im Modell ist eine derartige
Verschiebung durch Glimmer nicht direkt nachzuahmen. Die
Klättchen müßten um 1.1 0:' kleiner sein, also submikro-
skopische Dimensionen haben, und dazu stimmt schon das
ganze Korn der Modellsubstanz nicht. Da aber die Glimmer
in der Natur in einem Gestein sich jeder beliebigen Be-
6
— 74 —
wegung anpassen, genügte uns in erster Annäherung eine all-
seitige innere Plastizität der Modellsubstanz. Bei Granit
tritt diese, wie -wir aus den Versuchen von F. "W. Adams
folgern, bei einer Überlastung von 2000 kg per qcm ein, zu
der noch der einseitige Druck hinzukommt; das entspricht
einer Überlastung von 8 km oder in der Modellsubstanz
von 8 cm.
Die Brüche und Verwerfungen der Schichten und
Senkungen größerer Teile kann man entweder, wie W. PAULCKE
das tut, willkürlich hervorrufen oder auch automatisch im
Modell wiedergeben. Wir haben, wie schon erörtert, die
Tiefe des Modells bis zur Druckausgleichungsfläche,
wo der wahre plastische Zustand der Gesteine eintritt, ge-
nommen. Dann wird also ein Absinken der Schichten von
Fig. 1.
selbst eintreten, wenn es dem Vorgang entspricht. Um im
Modell die Plastizität dieser untersten Teile darzustellen,
ohne ihnen eine zu große Fluidität zu erteilen, muß ein
Material genommen werden, in dem ein Druckausgleich rasch
eintritt, verglichen mit der Zeit, die hierzu für die oberen
Schichten notwendig ist. Das spezifische Gewicht dieser
halbHüssigen Masse soll gleich oder eher ein klein wenig
größer sein als das der oberen Schichten.
Die tektonisch wirksamen Kräfte im Modell sind
theoretisch nur dann bestimmbar, wenn wir wüßter, wie sie
in der Natur gewesen sind. Man hat im allgemeinen stets
horizontal gerichtete Kräfte angenommen. Aus theoretischen
Betrachtungen, auf die a. a. 0. eingegangen werden soll, läßt sich
schließen, daß die alte Anschauung vielleicht richtig ist, wonach
die Spannung im Gewölbe der Erdkruste horizontale Kräfte
und damit die tektonischen Vorgänge bedingt. Demnach
os am besten, ein seitlich keilförmiges Modell zu bauen
(Fig. L), etwas von der plastischen Unterlage langsam alt-
fließen zu lassen and <li<- dann entstehende Spannung die
Modellschichten hängen frei, suchen nach unten zu gleiten —
sich ausgleichen zu lassen. Wir haben davon abgesehen,
weil die Kosten etwas größer sind, und haben uns damit
begnügt, die Horizontalkräfte durch Zusammenschub der zwei
Seitenwände, wovon die eine beweglich ist, zu erreichen.
Durch Übertragung mit Zahnrädern konnte der theoretischen
Forderung (S. 67) langsamer Veränderung einigermaßen, wenn
auch nicht ganz, genügt werden. Es würde sich bei künftigen
Versuchen empfehlen, entweder die obige Anordnung Fig. 1
oder wenigstens eine sehr starke verkleinernde Übersetzung mit
Motorantrieb zu wählen, so daß die Verkürzung in einer
Minute etwa l/a mm oder weniger beträgt.
Die Modellsubstanzen haben etwa drei Gesteinsarten zu
genügen: die Hauptmasse muß die Konstanten der Tiefen-
gesteine besitzen; ein geringerer Teil in der Nähe der Ober-
fläche muß den Kalksteinen entsprechen; einige dünne
Zwischenlagen sollen die Schichten ersetzen, die als Schmier-
mittel dienen. Aus praktischen Gründen müssen ferner einig-
dünne Schichten gefärbt werden, um das Bild klar wiedere
geben zu können.
Anhang I.
Versuch einer praktischen Ausführung des
naturgetreuen Modells.
"Während die vorhergehenden theoretischen Darlegungen
und die ausgerechneten Bedingungen für die Modellsubstanzen
den Anspruch auf Richtigkeit und Exaktheit erheben, gilt das
von unserer Ausführung eines Modelles nicht; dieses sollte, da
wir die Kosten selbst tragen mußten, möglichst billig sein.
"Wir haben folgende Modellsubstanzen verwandt, die an-
genähert den oben mitgeteilten Bedingungen genügen, und für
den Maßstab 1 : 75000 bis 1 : 25000 verwendet werden
dürfen. Sie enthalten leicht zu beschaffendes Material. Für
ganz exakte Versuche muß, wie früher dargelegt, für einen
bestimmten Maßstab eine bestimmte Mischung hergestellt
werden. In der Dissertation des einen von uns sind die
Bedingungen ausgerechnet, denen die Modellsubstanz bei
1:100000, 1:50000, 1:10000 genügen muß. Man stellt
sich erst die Pamsayfettmischung her, von der für 100 kg
Modellsubstanz nur 100 g gebraucht werden; man verwendet
hierzu 100 g Paraffin, 20 g Vaseline und 20 g reine Gutta-
percha, die etw:i fünf Stunden hing auf 150° — 250° erhitzt
werden. Dann mischt man 900 Gewichtsteile Eisenpulver :
L35 Teile Maschinenöl : (> Teile Paraffin : 1 Teil Ramsayfett als
76
Granitmasse, 900 : 145 : 5 : 1 als Kalksteinmasse. Für die
gefärbten Schichten:
rot:
500 Bleipulver : 500 Eisenoxyd : 300 Maschinenöl : 1 Ramsayfett,
grün:
500 Bleipulver : 500 Chromoxyd : 200 Maschinenöl : 1 Ramsayfett.
Kosten :
Maschinenöl techn. (MERCK, Darmstadt) 100 kg = 38 M.
Eisenpulver Nr. 4 von De Haen,
Seelze bei Hannover 100 - = 35 -
Eisenoxyd rot tech. Nr. 7 dgl. . . . 100 - = 40 -
Bleipulver pulv. f. Akkumulatoren dgl. . 100 - = 140 -
Chromoxyd grün tech. Nr. 2 dgl. . . 100 - = 190 -
Paraffin solid. (52°— 53°), Mekck-
Darmstadt 1 - = 0,95 -
Kosten für 100 kg Modellsubstanzen:
Eisen 28 M.
Öl 10 -
Paraffin 1 -
alles andere zusammen 15 -
54 M.
Die Substanzen sind nach jedem Versuch wieder ver-
wertbar. Man muß nur vorsichtig die gefärbten von den
ungefärbten Schichten trennen. Jede Masse wird für sich
geschmolzen (auf etwa 40° erhitzt) und dann aufgegossen.
Um hierbei eine Vermischung mit dem halbfiüssigen Unter-
grund zu vermeiden, wird auf diesen ein ganz dünnes Battist-
tuch aufgelegt. —
Man kann leicht durch geeignetes Mischen und Prüfung
der Materialkonstanten in der früher angegebenen Weise, sich
genauer passende Modellsubstanzen und auch für andere Maß-
stäbe herstellen. Unser obiges Rezept soll nur einen Anhalts-
punkt geben.
Wir geben einige Bilder1) der mit unserm kleinen
Apparat von etwa 40 X 20 X 30 cm angestellten Versuche.
Sie machen, wie uns scheint, einen ziemlich naturgetreuen
Eindruck, und scheinen jetzt schon gegenüber den bisherigen
Die Schraffierungen und Punktierungen auf den Figuren haben
Dichte mit Schichtung zu tun. Der Verlauf der Schichten ist nur aus
den Grenzlinien der einzelnen Lager zu erkennen. Die Reproduktion
unserer Originalzeichnungen lal.it leider manche Details nicht erkennen;
insbesondere sind vielfach Ecken abgerundet wiedergegeben.
Versuchen einen Fortschritt darzustellen, obgleich in unserm
Modell die Tiefe in verkürzten Maßstab mit Rücksicht auf
die Materialersparnis genommen wurde. Wünschenswert für
die weitere Forschung wäre in größerem und allseits richtigen
Maßstab mit unseren Modellsubstanzen operieren zu können.
Auch müßten mehr farbige Schichten genommen werden, um
das Bild bis in größere Tiefe verfolgen zu können. Doch
fehlen uns die Mittel. Immerhin ist mit diesem kleinen
M^^**^*^^*^
Blatt 1.
Faltengebirge mit überkippten Falten.
Im Modell: 1 : 100000.
Apparat, der mit Modell Substanzen auf etwa 50 M. kommt,
eine gute Veranschaulichung der tektonischen Vorgänge für
den Unterricht möglich. Für etwa 800 M. wäre ein exakt
richtiger Apparat mit Modellsubstanzen im Maßstab 1 : 75000,
der vielleicht am geeignetsten ist, auf einer Länge von 75 km
(= 1 m Modell), Breite von 38 km (50 cm Modell) und 50 km
Tiafe (60 cm Modell) herzustellen. Etwas überraschend bei
den Figuren ist die Häufigkeit von Überschiebungen, die
meist in der Mitte, wo die horizontal schiebenden Druck-
kräfte am geringsten waren, einsetzten, ferner das Fehlen
— 78 —
von Brüchen. Man erkennt deutlich interessante tektonische
Einzelheiten ; manche sind aus Naturbeobachtungen schon ge-
folgert worden.
1. Die am stärksten bewegte Stelle wird am meisten
gefaltet.
2. Die Falten werden in der Bewegungsrichtung überkippt.
3. Eine als Falte hingleitende Decke, die sog. Über-
faltungsdecke bei der die Schichten gewissermaßen
aufgerollt werden, ist nicht zu beobachten. (Auch
^BE".
Blatt 2.
Liegende und überschobene Falten.
Im Modell: 1 : 100000.
W. PAULCKB scheint sie nicht erhalten zu haben). Die
Decke wird nur an ihrem Ende bisweilen gestaucht
und aufgefaltet. Dagegen werden aufgerichtete Falten
überkippt, flach gelegt und vielleicht etwas ausgewalzt
Blatt 2. Fig. 4 und 5). Eine starke Auswalzung und
[uetschung von Mittelschenkeln ist nicht zu be-
merken. Es acheint, daß im Modell wie in der Natur
eine Zerreißung und Verschiebung der Faltenschenkel
aneinander viel häufiger ist. Auf Blatl 3 wird eine
— 79 —
Falte überkippt (Blatt 3, Fig. 4), auseinandergerissen und
der eine Schenkel über den andern überschoben (Fig. 5).
4. Sehr merkwürdig ist Blatt 4, Fig. 3, 4 und 5. Diese
zeigen, wie bei der Überschiebung eine Spitzfalte
(Fig. 3), gestaucht, gehoben, jeder der beiden Schenkel
zurückgefaltet und so auseinandergezerrt wird. Wenn
man in der Natur nur Fig. 5 sieht, würde man wahr-
scheinlich zu ganz andern Erklärungen greifen.
Blatt 3.
Zerreißung einer Falte, Übergang zur Überschiebung.
Im Modell: 1:50000.
5. Die Unterlage der Decke wird an ihrem Ende ge-
faltet (Blatt 6, Fig. 4), manchmal auch etwas hinauf-
gebogen (Blatt 2, Fig. 4, Blatt 4, Fig. 4). Mehrfache
• Decken haben wir nicht gesehen, vielleicht wegen zu
wenig Farbschichten.
6. Eine Masse, die etwas Widerstand bietet, gibt Anlaß
zu einer Überschiebung (Blatt 6), ebenso ein Bruch
(Blatt 2, Fig. 2 und 3, und Blatt 4).
7. Größere Hohlräume (Blatt 5, Fig. 2) bilden sich nicht,
außer ganz an der Oberfläche.
— so —
Zu beachten ist, daß alle diese Bilder nur einer ein-
maligen tektonischen Bewegung entsprechen, also insofern
nicht ohne weiteres mit den alpinen Vorgängen verglichen
werden können.
Aus der Tatsache, daß wir nur Falten und Über-
schiebungen, aber keine Brüche und Verwerfungen erhalten haben,
läßt sich vielleicht schließen, daß erstere durch horizontale
Druckkräfte. Zusammenschub der Erdkruste durch Kontraktion,
Blatt 4.
Überschiebung mit Stauchungsfaltung.
Im Modell: 1:50000.
letztere durch Zerrung bei lokaler Dilatation entstehen1). Ob
diese Zerrung gleichzeitig mit den Faltungen erfolgte oder
eine spätere Nachwirkung eines intensiven Faltungsprozesses
ist, läßt sich wohl aus den Naturbeobachtungen bisher nicht
sicher entnehmen. Das Verhalten des Modells würde möglicher-
weise für die zweite Auffassung sprechen. Doch müßten mehr
rimente an einem größer«'!: Modell gemacht werden.
M:i: müßte zu dem Zweck im Modellkasten (Fig. 1 etwas
er Druck eingießen und bo eine Bebung und
■ hnaog be\< irk<
— sy
Blatt 5.
Im Modell: 1 : 50000.
— ►
1
. .
f/
A
^
■■.:.•■. ••'.•.•■, - " '• ' •
Blatt 6.
Im Modell: l : 50000.
— S2 —
und namentlich der Verlauf der obersten Schicht durch Farb-
sehichten besser hervorgehoben und untersucht werden.
Die Plastizität der Modellsubstanzen hängt sehr stark
Ton der Temperatur ab. Die angegebenen Rezepte gelten
1 Z_ j/(m.
Blatt 7.
Einzelne Falte an Hinderniss.
Im Modell: 1 : 25000.
für 18° C. Zimmertemperatur. Hält man eine kleinere Plastizität
oder innere Reibung als wir sie angenommen haben für richtig,
su kann man die gleiche Modellsubstanz bei 14° verwenden,
die halbe Plastizität erzielt man etwa bei 8°.
Anhang II.
Zur Plastizität der Gesteine.
I.. MlLCH1) hat eine Besprechung der Untersuchungen
über Plastizität der Mineralien und Gesteine gegeben; auf
sei verwiesen. Wir wollen hier nur die Grundlagen für
die Zahlenangaben im vorigen Teil und unsere Ansichten dar-
legen, soweit sie von denen von L. Milch verschieden sind.
Wir machen zunächst die Annahme, daß bei der eigent-
lich'n dynamometamorphen Umformung der Gesteine 500°
nicht überschritten werden; die Gründe hierfür wollen wir
a.a.O. darlegen. 1 »aß schon hei gewöhnlicher Temperatur
eine plastische Umformung von Steinsalz, Sylvin, Kalkspat
I. Milch: Geol. Rundsch. II, 1911, S. 1 15.
— 83 —
möglich ist, haben die Versuche von F. KlCK, F. RlNNE.
F. D. Adams gezeigt; also sind auch die aus ihnen bestehen-
den Gesteine plastisch deformierbar. Andrerseits haben die
Versuche von F. D. Adams ebenso klar gezeigt, daß bei
Zimmertemperatur und 15 000 kg p. <|cm und bei 450° und
einem Druck von 6750 kg p. qcm1) kleine Offnungen im
Granit sich nicht schließen, daß also dies Gestein auch bei
solchem Druck und hoher Temperatur nicht plastisch ist.
Fig. 2.
Gestreckte Konglomerate von Quarziten bei Ulvensrand und Mörketjern
(Bergen). Die letzteren sind am stärksten gedehnt (das 2. Stück von
links): die beiden großen Durchmesser des Ellipsoides verhalten sich
zu dein kleineren wie i"> : 1.
ADAMS konnte andrerseits Granit durch einen Druck von etwa
S000 kg p. Atm.-') umformen, ohne daß der Granitblock seinen
Halt verloren hatte. Demnach findet ein eigentliches Fließen
des Gesteines, wie man es an Metallen, Steinsalz usw. beob-
achtet, nicht statt. Die Mineralien werden nur zertrümmert,
verschoben und durch den Druck ineinander verzahnt. Der
Verf. steht da auf demselben Standpunkt, den E. WEINSCHENK
') F. D. A.DAMS: Joorn. of Geol. XX, 1912, S. 115.
I D. Adams: Journ. of Geol. Will, L910, S. 523
— 84 —
einnimmt. Den nämlichen Vorgang benutzt die Technik, um
mit hydraulischen Pressen Pulver und Fasern zu solidem
Material zu formen. — F. D. Adams erkannte auch unter dem
Mikroskop die Zertrümmerung und Verschiebung der Mineral-
bruchstücke ganz deutlich1). Dasselbe gilt von den deformierten
Silikatgesteinen in der Natur. Man hat da allerdings vielfach
von undulös auslöschendem Quarz in dem Sinne gesprochen,
daß man eine plastische Verbiegung von Quarzkrystallen an-
nimmt. Ich habe die stärkst deformierten Quarzitgerölle von
Mürketjern und Ulvensrand bei Bergen, die H. REUSCH be-
schrieben hat, daraufhin untersucht. Diese sind einer variablen
Streckung ausgesetzt gewesen. An einem Aufschluß sind sie
Fig. 3.
Scheinbar undulös auslöschender Quarz aus den Quarzconglonieraten
'Bergen) bei geeigneter Beleuchtung und 200 fach er Vergrößerung.
Man sieht die scharfen Grenzen.
nur wenig deformiert (vgl. Fig. 2 die beiden Gesteinsstücke
rechts); sie gehen allmählich in immer stärker deformierte
über (vgl. Fig. 2 die beiden Stücke links). Wenn man im
Dünnschliff die einzelnen Quarzkörner untersucht, so zeigen viele
eine undulös kontinuierlich wechselnde Auslöschung. Bringt man
aber den Dünnschliff auf einen Theodolithtisch nach FEDOROW,
SO kann man durch Drehen um die zwei Horizontalachsen
stets scharfe Grenzen zum Vorschein bringen; dieselbe Er-
scheinung ist von den Zwillingsebenen der Plagioklase her
bekannt. Der kontinuierliche Übergang zwischen zwei Aus-
löschungsrichtungen ist also nur scheinbar; er beruht auf
der schrägen Lage der Grenzebene gegen den Schnitt. Durch
Drehen kann man die Grenzebene vertikal stellen. Fig. 3
zeigl solche scharfe, sogar fast geradlinige Begrenzungen in
einem scheinbar undulös auslöschenden Quarzkorn. Ähnliches
gilt für die Feldspäte. Die Plastizität des Granits ist also
nicht von derselben Natur wie die des Kalksteins, da sie
F. 1». Adams: a. a. 0., S. 524.
— 83 —
nicht durch die Mineralien selbst verursacht, sondern eine
Zertrümmerung der Bestandteile mit darauffolgender Verkittung
oder Verzahnung ist. Daher stellen die Mylonite die eigent-
liche Facies mechanisch umgeformter Silikatgesteine dar1).
Besonders gern findet ein Gleiten der Mineralkörner längs der
Glimmerblättchen statt; der Glimmer wird zerfasert, und es
tritt eine mechanische Parallelstruktur ein.
Fragen wir uns nach dem Minimaldruck, bei dem eine
Umformung eines Gesteines eintreten kann, ohne daß seine
Festigkeit wesentlich leidet, so sieht man. daß ganz unab-
hängig von der Natur des Vorganges die Forderung besteht,
daß der allseitige Druck das Zerbrechen verhindern, also etwas
größer als die Bruchfestigkeit sein muß. Diese Überlegung
ist zuerst von A. Heim angestellt worden'^). Die Umformung
erfolgt dann, wenn der Druck nach einer Seite größer ist, und
er muß m. E. wieder etwas größer sein als der Druck, der
Bruch hervorruft. Wenn also für Marmor nach den Versuchen
von F. RlNNE und II. Pkandtl3) die Bruchfestigkeit bei ein-
seitiger Belastung etwa 1000 kg p. <|cm ist, so ist zur plasti-
schen Umformung ein allseitiger Druck von 1000 kg p. qcin
und einseitiger Überdruck von nochmals 1000 kg nötig. Ein
allseitiger Druck kann aber nur bei entsprechender Über-
lastung zustande kommen. Darauf beruhen die S. 72 an-
gegebenen Zahlen. Ahnliche Daten dürften für grobkörnigen
Dolomit gelten. — Für feinkörnigen, nicht ganz reinen Kalk-
stein, z. B. Solnhofer Schiefer, liegt die Grenze für die Druck-
festigkeit, wie F. D. Adams4) fand, höher: bei etwa 2200 kg
p. <|cm. Zur Umformung wäre also der allseitige Druck da-
durch gegeben, der einseitige müßte das Doppelte betragen.
Bei 450° trat plastische Umbildung mit Schließen von
Hohlräumen unter etwa 6700 kg p. (|cm, also vermutlich einem
allseitigen Druck von etwa 3300 kg p. qcm, ein. Der zur
Umformung genügende Druck ist nicht angegeben5). — Für
Granit ist nach ADAMS die Druckfestigkeit etwa 1600 kg
p. i|cm, die Umformung tritt aber erst bei 8000 kg p. <|cm'')
') Außerdem existiert noch eine andere Umformung liei Gegen-
wart heißer Lösungen. Da werden Plagioklas und Biotil chemisch an-
gegriffen und umgewandelt: Das bedingt Plastizität durch chemische
Dvnamometamorphose.
-') Vgl. auch F. Rinne: N. Jahrb. Min. 1903, I, S. 177.
3) F. Rinnk: N. Jahrb. Min. 1907, I, S. 13.
') K. D. Adams: .lourn. of Geol. XX, 1912, S. 108.
5) F. D. Adams: a. a. 0., S. &20.
ü) F. D. Adams: a. a. 0., S. 523.
— 86 —
einseitigem Druck ein; danach wäre ein allseitiger Druck von
4000 kg p. qcm als nötig zu vermuten. Wir haben, -weil man
bei den Versuchen von ADAMS nicht leicht genau den wahren
allseitigen Druck und den Einfluß der äußeren Reibung ab-
schätzen kann, einen allseitigen Druck von 2000 kg p. qcm
als genügend angenommen. Es mag sein, daß die Annahme
von A. HEIM, auf die wir uns hierbei stützen, nicht ganz zutrifft,
und daß die größeren Zahlen von Adams zugrunde zu legen
sind. Doch dürfte, wenn ein Granit glimmerreich ist, und
eine gleitende Bewegung längs der Blättchen zustande kommt,
die innere Reibung, die sich dieser Umformung entgegenstellt,
kleiner sein als die bei der Kompression von Säulen. In der
Natur finden wir standfeste Granitmylonite in Tiefen, die sicher
nicht über 10 km betragen, und also eine allseitige Belastung
von nicht über 2000 kg p. (|cm bewirkt haben können.
6. Der Gebirgsbau der lombardisch en Alpen.
Von Herrn H. Rassmuss.
(Mit 4 Textiiguren.)
Vortrag vom 6. November 1912.
Literatur.
Es sind nur die auf die Tektonik bezüglichen speziellen Arbeiten
hier angeführt. Die im Text in Klammern beigefügten Zahlen ver-
weisen auf die entsprechende Nummer dieses Verzeichnisses.
1. Ä.IRAGHI, < '. : II Giura tra il l'rembo e il Serio. Atti Soc. ltal. di
Sc. nat.. Milano 1897.
_\ DB \u-;s>.\M>i:i, Gr.i I •sservazioni geologiche Sulla Creta e sull'Eocene
della Lombardia. Atti Soc. Ital. di Sc. nat., M'ilano 1<S'.>'.*
:; II gruppo de! Monte Misma. Ebenda, Bd. 12, Milano 1903.
4. ioni geologiche attfaverso il gruppo de Mte. Misma. Ani
Soc. ftal. di Sc. nat., Bd. 13, Milano 1904.
5. Baltzeb, \. Geologie der 1 mgebung des Iseosees. Geol. u. Paläont.
Abb., hrsg. \. Koken, Jena L902.
6. Becker, II . Carta geologica dcll'Alta Brianza 1:86400. Milano,
; L894
i. Brianza. Zeitschr. i prakt. Geol., Berlin 1895.
8. Benecke. E. W.: Erläuterungen zu einer geologischen Carte des
Grignagebirgt \ Jahrb. Min., Beil.-Bd. III, L884
'.i. v. Bistram, A : Dae Dolomitgebiet der Luganer Upen. Ber. d.
Natnrf. Ges. zu Freibarg i, B , Bd \l\. L908.
— 87 —
10. Biti'nkk, A.: Über die geologisclien Aufnahmen in Judicariea und
Val Sabbia. Jalirb. d. k. k. geol. Reichsanst, Bd. 31, Wien 1881.
11. — Nachträge zum Berichte über die geologischen Aufnahmen in
Jadicarien und Val Sabbia. Ebenda, Bd. 33, Wien ls83.
12. — Überschiebungserscheinungen in den Ostalpen. Verhandl. d. k. k.
Geol. Reichsanst., Wien 1891.
13. BONARELLI, G.: Contribuzione alla conoscenza del Giura-Lias lom-
bardo. Atti |{. Acc. Sc. di Torino, Bd. XXX, 1894.
11. BuSSANDRI, G.: Osservazioni stratigratiche sul Monte Barro. \tti
Soc. Ital. di Sc. nat., Bd. 4«), Milano 1910.
15. Caccjamam, G. B.: Rilievi geotectonici tra il lago d"Iseo e la Val
Trompia. Comm. Ateneo di Brescia 1906.
16. — Complemento dei rilievi geotectonici usw. Ebenda 190S.
17. — Costituzione geologiea del Mte. Maddalena. Ebenda 1899.
18. — Studio geologico della regione Botticino-Serle-Gavardo. Ebenda
1904.
l!l. — La Geologia Bresciana alla luce dei nuovi concetti orogenici.
Ebenda 1911.
20. — Struttura geologica del Gruppo del Guglielmo. Ebenda 1912.
21. — Revisione della geologia Camuna. Ebenda 1912.
22. — Una frattura con sovrascorrimento in Val Camouica. Boll.Soc.
Geol. Ital. 1909.
23. — Una falda di ricoprimento tra il lago d'lseo e la Val Trompia.
Ebenda 1910.
24. — La falda di ricoprimento del Mte. Guglielmo con premesso
schizzo tectonico della Lombardia Orientale. Ebenda 1912.
25. — Studio geologico dei dintorni Collio. Comm. Ateneo di Brescia
1903.
26. Corti, B.: Osservazioni stratigratiche e paleontologiche sulla regione
compresa fra i due rami del lago di Como e limitata a sud dai
laghi della Brianza. Boll. Soc Geol. Ital, Bd. XI, 1893.
27. COZZAGLIO: Osservazioni geolouiche sulla Kiviera Bresciana del
lago di Garda. Boll. Soc. Geol. Ital. 1891.
28. — Kicerche sulla topografia preglaciale e neozoica del lago di
Garda (tav. II). Comm. Ateneo di Brescia 1902.
29. CURIONI, G.: Geologia applicata delle provincie Lombarde. Bd. I, II.
Milan.. 1877. Mit Karte 1 : 172800.
:!o. v. Baue», F.: Erläuterungen zu einer geologischen Übersichtskarte
dei' Lombardei mit hol. Karte. Jahrb. d. k. k. geol. Reichsanst.
Bd. IX, Wien L858.
81. IIu.m. A.: Ein Profi] am Südrand der Alpen, der Pliocänfjoi
Breggiaschlucht. Geol. Nachl. 15, Natur/. Ges. Zürich, 1906
.".L1. Marjani, E.: Appunti geologici sul secondario della Lombardia,
occidentale. Atti Soc. It. Sc. Nat., Bd. 43, Milauo 1904.
33. Paravicini, G.: Contribuzione alla conoscenza geologica d eil' Alt a
Brianza. Manuskriptdruck, Milano L899.
34. Puilippi, E.: Beitrag zur Kenntnis des Aufbaues der Schichten-
folge im Grignagebirge. Diese Zeitschr. L895
- Geologie der I mgegend von Lecco und des Resegonemassivs.
Ebenda, Berlin 1897.
36. Porro, i .: Le Alpi Bergamasche, carta geol. 1:100000 con note
ill. Milano 1903
37. - Note geologiche sulla Alpi bergamasche e bresciane. Liend. R.
[st. Lomb.,. Milano L911.
38. Rasetti, E.: II Monte Fenera di Valsesia. Boll.Soc. Geol. It. 1897
— 88 —
39. R.ASSMUSS, H. : Zur Geologie der Alta Brianza. Zentralbl. Min. 1910.
40. — Beiträge zur Stratigraphie und Tektonik der südöstlichen Alta
Brianza. Geol.-Pahlonr. Abh., hrsg. v. Koken, X, 5, Jena 1912.
41. — Zur Geologie der Vall'Adrara. Diese Zeitschr. 1912.
42. Repossi, E.: Osservazioni stratigrafiehe sulla Val d'Intelvi, la Val
Soldae la Val Menaggio. Atti Soc. Ital. di Sc. nat., Milano 1902.
43. Salomon, W.: Die Adamellogruppe. Abh. d. k. k. Geol. L'eichsanst.
Wien 1908-10.
44. Schmidt, C. und Steinmann. G.: Geologische Mitteilungen aus der
Umgehung von Lugano. Eclog. geol. Helv., Bd. II, Lausanne
1890.
45. Schmidt, C: Zur Geologie der Atta Brianza. C.-Ji. VI. Congr. geol.
int. Zürich 1894.
46. Takamelli, T.: II cantou Ticino meridionale ed i paesi linitimi.
Bern 1880.
47. — Carta geologica della Lomhardia 1 : 250000 con spiegaz.
Milano 1890.
48. — Di alcune condizioni tettoniche della Lomhardia occidentalo.
Boll. Soc. tieol. lt. 1902.
49. — Considerazioni a proposito della teoria dello Schardt nelle regioni
esotiche delle Prealpi. Rend. R. Ist. Lomb., Bd. 81, .Milano 1898.
50. 1 tre laghi con carta geolog. Milano 1903.
51. — Sulla tectonica del \ erbano. Rend. R. lstit. Lomb., Milano 1911.
52. Tilmann, N.: Tektonische Studien im Triasuebirge des Val Trompia.
Diss., Bonn 1907.
53. — Beitrag zur Stratigraphie und Tektonik der Trias des Mte. Gug-
lielmo. Diese Zeitschr. 1909.
54 TommaSI, A.: Alcune osserx azioni stratigrafiehe sui Corni di Canzo
e dintorni. L'end. R. Ist. Lomb., Milano 1882.
55. Toknquist: Geologischer Führer durch das oberitalienische Seen-
gebirge. Berlin 1902.
56. VariSCO, A.: Carta geologica della provincia di Bergamo con note
illustr. Bergamo 1881.
57. WlLCKEN8, R. : Beitrag zur Tektonik de* mittleren Ogliotales. Diese
Zeitschr. 1911.
Die Alpengeologie wird gegenwärtig von der Theorie des
einseitigen Schubes beherrscht. In kühner Konsequenz hat
diese zu der großartigen Konstruktion der Überschiebungs-
decken geführt, die ein gewaltiger einseitiger Schub von Süden
her übereinandergetürmt haben soll. Die ostalpine Decke
überlagert die lepontinischen und helvetischen Decken der West-
alpen. Ein asymmetrischer Bau kennzeichnet die Falten-
gebirge. Die südlichen Kalkalpen, deren Bewegung nach Süd
gerichtet ist, werden daher von Eduard SuESS1) von den
Alpen abgeschieden und mit den dinarischen Ketten zu den
Dinariden zusammengefaßt, die sich nach Osten in den Tauriden
nach Asien fortsetzen. Während die Alpiden, im Rahmen der
präpermischen Gebirge posthum gefaltet, sich durch ihre Be-
I las Antlitz der Erde.
*9
wegungsrichtung von dem asiatischen Bau der Altaiden unter-
scheiden, behalten die Dinariden das kennzeichnende Merkmal
der asiatischen Grenzbögen in der Bewegung nach Süden bei.
Erkennt E. SüESS damit den Südalpen eine gewisse Gleich-
stellung mit den Nordalpen zu und versucht die Einseitigkeit
des Baues der Gebirge durch die scharfe und vollständige
Trennung dieser beiden Gebirgsteile aufrecht zu erhalten, so
versuchen neuere Arbeiten von TiLMANN (52,53) undR. WrLCKENS
(57) wiederum, auf ältere Ansichten von SüESS zurückgreifend,
die südlichen Kalkalpen nur als ein Absenkungsgebiet der
Alpen zur Poebene und Adria anzusehen und intensivere nach.
Süd gerichtete tangentiale Kräfte zu leugnen.
Ich habe am Ende meiner Arbeit über die südöstliche-
Alta Brianza (40) den Gebirgsbau der lombardischen Alpen
kurz zu schildern versucht ; weitere Untersuchungen, die ich
in den Bergamasker und Brescianer Alpen ausführte, sowie
neue wichtige Arbeiten des hochverdienten Brescianer Geologen
G. B. Cag'CIAMALI erlauben jetzt ein vollständigeres Bild zu
geben.
Die Grenze der Dinariden gegen die Alpen wird nach
E. SuESS durch jene „Narbe" bezeichnet, die in mehr als
400 km Länge von Jvrea im "Westen bis zum Bachergebirge
im Osten sich verfolgen läßt. Ihr entspricht eine Intrusiv-
zone granodioritischer Gesteine und ein Gürtel tiefgreifender
Dis'okationen. l) Die Grenzlinie verläuft von Ivrea längs des
Amphibolitzuges zum Lago Maggiore nach Bellinzona, quer
hinüber zum Comer-See, folgt dem Veltlin bis Stazzone, der
Tonale-Linie bis Dimaro, wo sie sich mit der Judicarien-Linie
vereinigt und biegt dann über Meran und Bruneck in den
Gailbruch ein. Das also nach Süden abgetrennte Gebiet zer-
fällt durch eine weitere Grenze, die der Richtung und Lage
des Garda-Sees entspricht, in die lombardischen Alpen im
Westen, die Venezianer Alpen im Osten, die sich durch ver-
schiedene Sedimentausbildung schon vom Perm an unterscheiden.
Ebenso ist der Gebirgsbau verschieden.
Die lombardisch-judicarischen Alpen zwischen
Lago Maggiore im Westen und Garda-See — Sarca — oberes Etsch-
tul im Osten bilden insgesamt einen gegen Südsüdost
deutlich konvexen Bogen, dessen äußerste Wölbung etwa
') SüESS: III 1, S. 422; SALOMON: über Alter, Lagerungsfonn und
Enstehungsart der periadriatischen ^ninitisch-kürnigen Massen. Tschek-
macks Mineral, petrogr. Mitt-il. 1897. SALOMON: Die Adamellogruppe,
1 DOS -10.
— 90 —
bei lireseia liegt (vgl. Carte geolog. internat. de l'Europe
1:1,5 Mill. Bl. 31 und Fig. 4). Die Bogenforrn ist der natür-
liche Ausdruck des tangentialen Gebirgsdruckes, wobei wir
mit SüESS die Kraft im Zentrum, den Schub von innen nach
außen, also hier von Nord nach Süd annehmen müssen. Das
Zurückweichen des Bogens im Osten und "Westen mag mit
einer Hemmung durch die starren Porpbyrplatten von Bozen
und Lugano zusammenhängen.
Der Gebirgsbogen der lombardischen Alpen zeigt
sich selbst wieder aus einer Anzahl kleinerer Bögen
girlandenförmig zusammengesetzt, wie die Betrachtung
einer geologischen Übersichtskarte (Takamelli: Carta geologica
della Lombardia 1 : 250 000) lehrt (vgl. auch Fig. 4). Wie der
asiatische Bau im großen in eine Scharung und Kettung nach
außen konvexer Faltenbögen zerfällt1), so zergliedert sich der
lombardische Bogen im kleinen in eine Reihe von Teilbögen. Der
ungleichen Intensität des von der Innenseite wirkenden Gebirgs-
druckes, der unmöglich — schon wegen der ungleichförmigen
Zusammensetzung der Erdrinde — sich in einem ganzen Erd-
ringe zu gleicher Stärke entfalten kann, entspricht das Vor- und
Zurückschreiten der Faltenwelle, dem Auf- und Abschwingen
der Faltenachse in der vertikalen Komponente vergleichbar. Wir
unterscheiden die Bögen Val Margorabbia — Varese — Mendrisio;
Mendrisio — Como — Canzo. Diesem liegt im Süden der Bogen
Mte. Barro — Erve vor. Es folgt die prächtige Girlande des
Albeuza — Erve — Caprino — Almenno, dann ein mehr grad-
liniger Verlauf bis zur Val Cavallina. Der Iseo-See wird von
dem Iseo-Bogen umkränzt (41). Von dort schwingt sich ein
weiter Bogen zum Garda-See.
Einzelne dieser Faltenbögen zeigen sich randlich
in eine Reihe schräg zur Gesamtrichtung streichender
Wellen zerlegt, eine Erscheinung, die Hayden2) an der Front
Range als „folds en echelon" , E. SüESS3) als Kulissen-
falten" bezeichnet bat. V. STAFF4) und KKONECKER haben
eine solche Einbiegung des Schichtstreichens vom Tornagotal
am Ostende des Albenzagewölbes beschrieben. Wahre Muster-
beispiele dieser Zergliederung des Alpenrandes konnte ich
am Iseo-Bogen beobachten (41). Während das Innere des
Bogens im Westen des Iseo-Sees einen verhältnismäßig ruhigen
') Suess: Bd. I.
2) Atlas of Colorado.
3) Antlitz der Erde IB. 2, S. 438 ff.
*) v. Staki ■■: Über Kulissen falten. N. Jahrb. f. Min. Beil.-Bd. XXX,
191 0.
— 91 —
Bau zeigt, bäumen sieh zum Alpenrande immer neue, schief
streichende Sekundärgewölbe auf, die, vom Vorland von
Süden aus gesehen, wie echte Kulissen hintereinander sich
aufbauen (vgl. Karte, diese Zeitschr. 1912, S. 339.) Vor das
Mismagewölbe tritt nach der Einbiegung von Grone (Mulde
von S. Antonio) das Bronzone-Gewölbe, vor dieses nach der
Mulde von Viadanica das Predoregewölbe, das sich durch die
Canzano-Einbiegung in zwei Kulissen zweiter Ordnung teilt.
Nach der Einbiegung des Schichtstrichens, die jetzt vom See
von Sarnico, dem westlichen Zweige des Iseo-Sees erfüllt ist,
dringt das Gewölbe des Mte. Alto von neuem in die Ebene
vor. Dann biegt der Iseo-Bogen zur Val Trompia zurück.
Die Zersplitterung des Faltenbogens in seitliche Kulissen
iindet nur in einer tangentialen, von innen nach außen, d. h.
hier von Nord nach Süd, wirkenden Kraft ihre Erklärung, wie
V. STAFF1) gezeigt hat. AMPFERER3) hat dargetan, daß bei
nicht kreisförmigem Umriß einer vorwärts bewegten Scholle
das Streichen der Falten schräg zum Schollenrande gerichtet
ist, da die Falten sich senkrecht zu den Kraftstrahlen, den
Verbindungslinien mit dem Schwerpunkt dieser Scholle, an-
ordnen. Faßt man den nach Süd vordringenden Faltenbogen
als eine einheitlich bewegte Scholle auf, so wird man zum
Verständnis der schief streichenden Randfalten auch diese Er-
klärung heranziehen können.
Weist die äussere Form des Gebirgsbaues der lombardischen
Alpen, der nach Süden konvexe Bogen mit seinen Girlanden
und Kulissen, auf einen von Norden drängenden tangentialen
Schub hin, so wird diese Anschauung durch das Studium der
Struktur vollauf bestätigt. Der lombardische Uogen ist
durch eine fortlaufende Reihe nach außen, also
ungefähr nach Süden gerichteter Überschiebungen
gekennzeichnet. Konnte die Form der Architektonik auch
der eines Zerrungsgebirges, hervorgerufen durch einen Zug
von Süden, ähneln, so wird diese Annahme durch die Struktur
scharf widerlegt. Bei einer Zerrung müßte man Anzeichen
vod Ausdehnung im Schichtenbau erwarten, hier findet man
die Beweise stärkster Zusammenpressung, wie den Schuppen-
bau von Canzo oder die Verknetungen in der Ravellamulde
(40). Diese Tatsachen schließen auch die Entstehung durch
„ein allgemeines Einsinken des Gebirges nach Süden" (f)2) aus.
»j a. a. 0.
a) AMPFERER: Über das liewegutigsbild von Faltengebirgen.
Jalirb. (1. k. k. Geol. Reichsanst., 56, Wien 1906, S. 571. ein Hinweis,
den ich Herrn v. STAFF verdanke.
7*
— 92 —
Eine kurze Schilderung des Schichtenbaues möge zur
Erläuterung dienen. Die südlichen Kalkalpen beginnen
an der Val Sesia in Gestalt einzelner Kalkschollen. Die
flach lagernde Trias-Liasscholle des Mte. Fenera ist die
wichtigste (38). Zwischen Lago Maggiore und Lago di Lugano,
wo die Kalkzone noch auf einen schmalen Streifen beschränkt
ist, und der permische Quarzporphyr große Flächen einnimmt,
finden sich nur durch Verwerfungen zerlegte Schollen, zwischen
denen das Grundgebirge noch öfters hervortritt. In dem Lias-
gebiet zwischen Luganer- und Comer-See haben uns R.EPOSSIS
Untersuchungen (42) bisher nur aufrechten Faltenbau und
Ost — West streichende Verwerfungen kennen gelehrt.
Je weiter wir von Westen nach Osten vorschreiten, je
breiteren Raum die Südalpen gewinnen, um so freier können
sich die tektonischen Kräfte entfalten, um so mehr treten die
Verwerfungsbrüche zurück, die im Westen in der schmalen
Absenkungszone am Bruchrande der krystallinen Alpen gegen
die Poebene, natürlich die Hauptrolle spielen müssen. Am
Comer-See, in der Alta Brianza, tritt der tangentiale, von
Norden kommende Gebirgsdruck zum erstenmal in größerer
Intensität in Erscheinung. Von Como bis Canzo verläuft eine
Überschiebung von Lias auf Kreide, die C. SCHMIDT (45) be-
schrieben hat. Den östlichen Teil dieser Überschiebung konnte
ich genauer untersuchen (40). Auf flacher Überschiebungs-
fläche lagert der Mittel- und Unterlias auf flyschartiger jüngerer
Kreide, die ein vortreffliches Schmiermittel abgegeben hat.
Im Liegenden dieser Ilauptüberschiebung findet eine vierfache
enge Schuppung von Kreide und Jura statt. Ich habe die
Intensität desGebirgsdruckes mit der „Sonn wen dphase" FRECBs' )
verglichen. Nach Osten, wo eine mächtige Riffbildung des
oberrhätischen Korallenkalkes einsetzt und dem Gebirgsdruck
ein Hindernis entgegengestellt hat, hört die Überschiebung
auf; wir finden nur im Südschenkel der Ravellamulde eine
innige Verknetung und Verquetschung der Schichten. Der
Riffkalk selbst ist zu einem nach Süd überstürzten Spezial-
gewölbe, das an ähnlich gebauten Falten in den Nordalpen
erinnert, zusammengestaut (Fig. 1). Dafür treten hier in einer
südlicheren Zone Überschiebungen auf. Am Prasanto, wo die
Schichten in prächtige Falten gelegt sind, ist zwischen zwei
nach Süden überliegenden Gewölben ein dritter Antiklinalkern
eingezwängt, die Mulden dazwischen sind ausgequetscht und
I Frech: Über den Gebirgsbau der Upen. Petermanne
Mitteil. 1908.
— 93 —
a
o
<%
O
O
s c
O
n _i.
o
ja -
S,!g
r-,
-"' c
o. t
«i»
ci
N
a
2 o 2
.2
B« s
"C
s — c
pa
— 94 —
durch Überschiebungen ersetzt. Noch weiter südlich, in der
Randzone an der Val Varea, ist unterster Lias auf Tithon über-
schoben, rechts und links an Ouerverwerfungen abgebrochen, einem
plötzlichen Überbranden der Faltenwelle entsprechend. Diese
richtet sich dann noch einmal auf, um sich im Mte. Barro
noch stärker nach Süden zu überschlagen. Auf einer schrägen
Fläche, die die Schichten diskordant abschneidet, ist der
Hauptdolomit auf die jüngeren Schichten bis zum Mittellias
aufgeschoben. Im Osten treten diese wieder unter dem Haupt-
dolomit hervor, am andern Ufer des Lecco-Sees sind sie zu-
erst noch überkippt, um nach der Biegung von Erve im
Albenza wieder in ein normales Gewölbe überzugehen. Dafür
hat sich der tektonische Druck in der nächstnördlichen Zone
ausgelöst — es scheint hier das Gesetz zu gelten, daß
die Überschiebungen in den verschiedenen Zonen
einander ablösen — , die die unmittelbare Fortsetzung der
Ravellaüberschiebungszone bildet. Die Hauptdolomitscholle
des Resegone östlich Lecco ist auf oberes Rhät überschoben,
wie PHILIPPI (35) nachgewiesen hat. Auf die Resegone-
Coltignonescholle türmt sich im Norden die Muschelkalk-
Esinokalkscholle der Grigna meridionale, auf diese längs einer
dritten Überschiebung der Muschelkalk und Esinokalk der Grigna
settentrionale (34). Entsprechend dem Gesteinscharakter der
starren Kalkmassen treten hier nicht Faltenüberschiebungen
wie in der Alta Brianza, sondern dachziegelförmige Schollen-
überschiebungen auf.
Die Überschiebungslinie, die von Como über Canzo bis
zum Resegone zu verfolgen war, geht nach Osten in die von
PllILll'Pl (35) beschriebene Diagonalverschiebung von Morterone
über, um am Mte. Aralalta ganz auszuklingen. Die Grigna-
überschiebungen laufen nach Osten in die Verwerfung Valtorta-
Averara aus (36). Hier hat die Stauung schon im Norden
eingesetzt, wo permische Ablagerungen und krystalline —
vielleicht paläozoische (43) — Schiefer den Bereich der Süd-
alpen von neuem erweitern. Die krystallinen Schiefer des
Vetlin sind an einer Überschiebung, deren flaches Einfallen
PoKkOS Karte (36) deutlich zeigt, kilometerweit auf die per-
mischen Sedimente im Süden i'iberschoben. Der südlich ge-
legene beherrschende Gipfel der orobischen Alpen, der Pizzo
dei tre Signori, ist gleichfalls durch eine Überschiebung ge-
kennzeichnet. Xach Osten macht die Überschiebung der
krystallinen Schiefer, die sich zuerst teilt, später einem nach
Süd überkippten Faltenbau Platz. Ihr mechanisches Äquivalent
ist in der außerordentlich verwickelten, wohl noch nicht klar
— 96 —
erkannten Tektonik der Presolana im Süden zu suchen, die
PoiiRO durch Überschiebungen aus Süden erklärt (36).
Das sich im Osten anschließende Gebiet der oberen Val
Camonica hat GäGCTAHALI vor kurzem in einer zusammen-
fassenden Arbeit (21) behandelt. Die krystallinen Schiefer der
Zone von Edolo sind nach den Untersuchungen PoRROS (37)
auf Perm und untere Trias im Süden überschoben. Die Über-
schiebung geht im Westen aus einer überkippten Falte am
Mte. Bognaviso hervor und läuft nach Osten in den Gallinera-
bruch S.ALOMONs (4:5) aus. Sie wird im Norden am Palone
di Torsolazzo von zwei weiteren aus verquetschten Falten
entstandenen Störungen begleitet, an denen Sericitschiefer und
karbonische Konglomerate auftreten. Im Süden von Malonno
schließt sich eine vierte nach NW einfallende Störung an. Die
Edoloschiefer fallen stets nach NW zur Tonallinie ein, was auf
.,struttura imbricata" (Schuppenstruktur) zurückzuführen ist.
CaCCIAMALI kommt zu dem Schlüsse: „Questa tectonica a
zolle embricate in senso S — N, ossia a ripetute sovrapposizioni
od accavallamenti di serie in senso N- — S, non si spiega se non
ammettendo tante fratture immergenti a nord con altrettanti
sovrascorrimenti di masse da nord a sud."
Die eigenartig dreieckige Gestalt des krystallinen Gewölbes
von Cedegolo hängt wohl mit der Intrusion des Adamello-
ethmolithen zusammen und kann man vielleicht eine Fort-
setzung des Tonalitkernes darunter annehmen (21). Die Lage
des Adamello gerade im Zentrum des lombardisch-judikarischen
Üogens (vgl. Carte geol. intern.) führt unwillkürlich zu der
Vermutung1), daß ihm eine gewisse Bedeutung bei der Ge-
birgsbildung zuzuschreiben sei, besonders da er erst in junger
Zeit emporgedrungen ist, wie SALOMONs Untersuchungen nach-
gewiesen haben. Sind wirklich die alpinen Zentralmassive,
deren jugendliches Alter zu beweisen zahlreiche Forscher an
der Arbeit sind, nur passiv heraufgetragene2) Stücke der
Erdrinde?
Im Süden des Adamello dringen die krystallinen Schiefer
am weitesten nach Süden vor, einem Gebiet stärkster Empor-
hebung entsprechend, dessen Zentrum der Adamello bildet.
Die Aufwölbung der von pttanzenführendem Perm bedeckten
Quarzphyllite des Mte. Muffetto wird im Süden durch die
Val Trompia-Linie SUESS' begrenzt. Diese stellt einen meist
senkrechten oder steil nach Nord geneigten Bruch dar, zu
') die auch BaltzbR (5) ausspricht.
») Subss: 111,2.
- 96 —
dem Querbrüche hinzutreten (52). Im Osten, in der Gegend
von Collio, ist die Tektonik noch nicht geklärt. Die Karte
Ca« ClAMALls (52) läßt nicht sicher erkennen, ob hier Quer-
brüche den Verlauf der Grenzlinie beeinflussen, die ungefähr
den Isohypsen folgt, oder ob diese in eine Überschiebung über-
geht.1)
Die camunische Triassynkline, die sich zwischen das West-
ende des Cedegolo- und Muffettogewölbes einschiebt und im
Osten an das Adamellomassiv grenzt — vertikale Bewegungen
herrschen in dessen Umgebung vor — , wird durch die von
"WiLCKENS (57) erkannte steile Verwerfung Niardo — Val Dezzo
N s
Val di Peuoro WS Stalle«:
11
|. . . «|
1 J
1 1
fr i il
Muschelkalk
Wengener und
Buchensteiner
Schichten
Esinokalk
Kaiblcr
Schichten
Fig. 2.
Profil durch die Guglielmo-Gruppe (nach Cacciamali). 1 : 50000.
zerschnitten. Im Süden folgt ein weniger bedeutender, nach
Nord geneigter Bruch, der von Breno nach Westen zu der
Val Dezzo verläuft, nach Osten dem Pillobruch SALOMONs ent-
spricht (21).
In den Brescianer Kalkalpen, im Süden der Muffettoauf-
wölbung, ist eine wichtige langgedehnte Uberschiebungslinio
von CACCIAMALI erkannt worden. Sie verläuft von Pilzone
am Iseo-See über die Punta d'Oro, den Mte. Kedendone, Mte.
Guglielmo, Castel dell'Asino zum Mte. Ario südlich der Val
Trompia. Sie geht aus einer nach Süd überliegenden Falte
hervor, deren Mittelschenkel ausgequetscht ist. An der Punta
d'Oro ist Lias und Jura auf Kreide überschoben und zum
Teil durch die Erosion des Rio Parlo von der — ca. 1 km
entfernten — Wurzel gänzlich losgetrennt (15, 23). Nach NO
tn-ten, da die hangenden Schichten von der Erosion entfernt
') Ich war durch ungünstiges Wetter und Zeitmangel verhindert,
genauere Begehungen dort auszuführen.
— 97 —
sind, ältere Schichten des überschobenen Antiklinalkerns an
den Überschiebungsrand: llauptdolomit überlagert am Mte.
Redendone und Mte. Valmala den unter der Kreide auftauchenden
Lias (23). In der Mte. Guglielmo-Gruppe(vgl. Profil Fig. 2), vou
der CACCIAMALI (20) soeben eine Spezialkarte im Maßstab
1 : 25 000 veröffentlicht hat1), setzt sich diese Überschiebung
in immer älteren Schichten fort. Am Mte. Nistola überlagert
Esinokalk den Hauptdolomit des Mte. Lividino. Ostlich dringt
im Mte. Pergua eine breite Zunge von Esinoriffkalk bis an
das Mellatal vor. In geringem Abstände folgt im Norden eine
M* Ano
S.
Memmo
= H
5*2 8
g§§J
_5 ^ ~.-a
3 —
5 rt ~ 5"
s a s a g s ä m
Fig. 3.
Profil durch den Mte. Ario (nach Tilmann).
3 O
ca. 1 : 66600.
zweite Überschiebung, die nach CACCIAMALI (20) mit 17° nach
Norden einfällt. Der Muschelkalk des Mte. Stalletti, auf den
sich Wengen-Buchensteiner Schichten und der Esinokalk des
Guglielmo-Gipfel legt, ist auf den Esinokalk des Mte. Nistola
ül>erschoben. (Fig. 2). Durch die Erosion der Mella weit
zurückgeschnitten, setzt sich die Überschiebung wahrscheinlich
in der Muschelkalkklippe, die dem Hauptdolomit des Castelb»
dellAsino auflagert, am östlichen Ufer der Mella fort (20,
S. 12, Anm. l) und geht dann in die von Tilmann (f>2) be-
schriebene Überschiebung des Mte. Ario über (Profil Fig. '.'> .
BlTTNEB hatte au3 seinen Untersuchungen im Val Trompia-
Gebiet (10, 11) auf eine aus dem Zentrum des Gebirges gegen
') Tilmann hatte im Jahre 1909 in dieser Zeitschrift 53) den
Cicbirgsbau des Gaglielmo als durch Absenkangsbrüche gekennzeichnet
dargestellt.
— 98 —
den Rand hin wirkende Kraft und einen „in gewissem Sinne
symmetrischen Bau der Ostalpen" geschlossen. TlLMANN stellt
das Gebiet als hauptsächlich von Längs- und Querverwerfungen
zerbrochen dar, denen sich im Süden die beiden Antiklinen
von Levrange und Vestone anschlössen. Der Verlauf der Mte.
Ario-Linie auch im Westen dieses Berges auf TiLMANNs
Karte (52, Taf. I) beweist deutlich, wie flach diese Störung
nach Norden einfällt. TlLMANN will, wie früher SüESS, den
Gebirgsbau durch Absenkung nach Süden erklären, im Gegen-
satz auch zu der Annahme einer Hebung des krystallinen
Kernes des Muffetto (53, S. 216). Das Vorland der lom-
bardischen Alpen, das Kreideflysch- und Tertiär-
hügelland im Süden ist aber gar nicht eingesunken,
sondern nur weniger gehoben als die Kalkalpen: die
Sedimente des Vorlandes lagen ja vorher unter dem Meeres-
spiegel. Selbst das Pliocän ist am Rande der lombardischen
Alpen noch auf 400 — 500 m gehoben worden und beweist —
wie die pliocänen Terrassen im Innern (40, 41) — , daß die
Hebung so lange anhielt. Senkungsvorgänge treten erst in
den Venezianer Alpen auf.
Der Bau der Bergamasker Voralpen gehorcht demselben
Gesetz, zeigt dieselben Merkmale eines Schubes von Norden.
Sind in den nördlichen italienischen Kalkalpen mit ihren starren
triadischen Kalkmassen die Bewegungen mehr in Schollen-
verschiebungen vor sich gegangen, so finden dieselben tek-
tonischen Kräfte im südlichen Gebiet plastischerer, meist
jurassischer Schichten in überkippten Falten, gesteigert zu
Faltenverwerfungen und Überschiebungen, ihren Ausdruck. Am
Mte. Canto Alto, der die Fortsetzung des Albenzagewölbes
nach Osten bildet, findet nach liebenswürdiger schriftlicher
Mitteilung meines Freundes Herrn KRONl-XKEK1) eine Wieder-
holung der mesozoischen Schichtserie durch Überschiebung
statt. Die Gruppe des Mte. Misma zwischen Serio- und Cheriotal
setzt sich nach DE AlessanüKI (4) aus einer Reihe nach Süd
überschlagener Falten zusammen, bei denen durch Ausquetschung
des Mittelschenkels (4, S. 111) Faltenverwerfungen und Über-
schiebungen entstehen. Der Mte. Misma selbst ist durch eine
eigenartige überschobene Liasscholle auf seinem Gipfel aus-
gezeichnet, die an eine ähnliche Lagerung am Mte. Barro-
gipfel erinnert. Im Osten des Cheriotales (Val Cavallina)
dringt der Iseo-Bogen nach Süden vor, dessen Zergliederung
in seitliche Kulissen ich oben beschrieben habe. In dem
1 <l»-r eben mit der Kartiernng dieses Gebietes beschäftigt ist.
— 99 —
Winkel zwischen Misina-Gewölbe und Iseo-Bogen wird die liracby-
antikline von Zandobbio aufgestaut. Das Bronzone-Mte. Grone-
gewölbe ist nach Süden überschlagen (41). Die eigentümliche,
durch einen Bruch bedingte, viereckige Form des überkippten
Predorgewölbes, das gerade am Rande der Kalkalpen — der
ja einer Flexur entspricht — gelegen ist, scheint mir auf
vertikale Kräfte hinzuweisen, die den Gewölbescheitel aus-
einanderzerrten.
Der Iseo-See — bzw. sein N — S gerichteter Teil ohne
den See von Sarnico — , in dem ich eine Querstörung an-
nehmen muß (41). trennt die westliche in Kulissen zerteilte
Hälfte des Iseo-Bogens von der östlichen, in der der Falten-
bogen in die oben beschriebene Überschiebung Punta d'Oro-
Mte. Redendone übergeht. Die Brescianer Voralpen zeigen
weitere Überschiebungen (Mte. Maddalena, 18).
Bei Brescia biegt der Bogen der lombardischen Alpen
nach Nordosten zurück. Der Gebirgsbau behält den gleichen
Charakter. Der Garda-See wird am westlichen Ufer von einer
gewaltigen Überschiebung von Hauptdolomit bis auf Kreide
begleitet, die COZZAGLIO schon 1891 beschrieben hat (27).
Ihr folgen parallele Überschiebungen im Westen (27, 28, Taf. II).
Die Überschiebung des Mte. Baldo am Ostufer des Garda-Sees —
mit dem der Übergang zu dem erst später dem Meere ent-
stiegenen Veroneser Tafelland1) beginnt — und der ähnliche
Gebirgsbau der judikarischen Alpen (10), der durch die breit
davorliegende Bozener Porphyrplatte in seiner Entfaltung ge-
hemmt ist, fallen nicht mehr in das zu betrachtende Gebiet
der eigentlichen lombardischen Alpen.
Einige Worte über das Alter der Gebirgsbildung mögen
meine Schilderung schließen. Als die Theorie des einseitigen
Schubes die Herrschaft gewann, und der symmetrische Bau
der Ostalpen zertrümmert wurde, suchte man die nach Süd
gerichtete Bewegung der Südalpen, als durch das Einsinken
der Poebene bedingt, als das Resultat einer pliocänen Rück-
faltung anzusprechen. Ja TERMIKR2) sah in den Dinariden
den traineau icraseur, der den eigentlichen Mechanismus des
Nordschubes vollbracht und dann beim „elastischen Rückstoß"
nach Süden überkippt war. Die Südbewegung der Südalpen sollte
also jünger als die nordalpine Deckenbewegung sein.
') Vgl. K. Boden: Die geologischen Verhältnisse der Veroneser
Alpen zwischen der Etsch und dem Tale von Negrar. Beitr. z. Geol.
und Paläont. Österreich-Ungarns und des Orients. Wien, 1908.
■) La Synthese des Alpes.
— 100 -
Ich habe an anderer Stelle (40, S. 126) nachzuweisen
versucht, daß die Hauptaufrichtung der lombardischen Alpen
in die oberste Kreide zu versetzen sei. Dies geht einerseits
aus den santonianen (2) Geröllablagerungen des Vorlandes —
im Gebirge selbst fehlen diese oder zeitliche Äquivalente
vollständig — , die bereits triadische Gerolle enthalten, anderer-
seits aus der disk ordanten Anlagerung der santonianen
und jüngeren Ketten hervor, die auch durch den ruhigen
Dinariaclie Südgrenze Ober-
Grenze. der Schiebung
Kalkalpen.
Ver-
werfung.
M Hffl
Kryatalline Permi scher
Zone. Quarz-
porphyr.
Tonalit.
Fig. 4.
Schematische Skizze zur Tektonik der lombardischen Alpen.
.1 Adamello.
/./' I.ugancr Quarzporphj r.
/;/' r.'./.'inr Quar/.porphyr,
' ' i lede^olo - Aufwölbung.
M tfuffetto - Aufwölbung'.
Br Brianza-1 berachiebongen.
Gr < trigna - 1 berschiebungen,
/:■ i (ei gamasker - 1 rberachiebungen.
R Resegone ( berat hiebung.
Hu Barro - 1 bei
CA Canio Allo • Obersohiebu
Mi MiMn.i i bersi hieb tag
Gk Pia d'Oro-Guijlielmo-Ario- Über-
schiebung.
Qa i ..ird.i -See- (Jbersi hiebung.
Presolana - Ubei Bchiebung.
/■.' Überschiebung der krystallinen
Schiefer von Edolo.
/ [seo -Bogen.
I ' Val < lamonica - Bruch.
i / \;ii Trompia ■ Linie
GH Giudicarien Linie.
/(/ Iclro • Linie.
— 101 —
Bau von den Kalkalpen deutlich abweichen. Ich habe drei
Phasen der Faltung unterschieden, in denen, von Erosions-
perioden unterbrochen, stets neue Ketten dem Hauptgebirgs-
körper angegliedert wurden.
Die Schweizer Molasse, die älter als die helvetischen
Decken sein soll1), enthält zahlreiche südalpine Gerolle, die
nicht von der Klippendecke abgeleitet werden können'"') —
ebensowenig wie die exotischen Blöcke des Flysch, die vielleicht
bis in das Obersenon herabreichen3) — sondern das Vorhanden-
sein eines südalpinen Gebirges — wahrscheinlich schon im
Obersenon — voraussetzen. Dieses muß also auch aus diesem
Grunde älter als die nordalpinen Deckenbewegungen sein.
7. Nachträgliche Bemerkungen zu
meiner Kritik der LACHMANNschen Ekzemtheorie.
Von Herrn E. Habbort.
Berlin, November 1913.
Herr LaCHMANM4) hatte in seinen letzten Ausführungen in
unserer Kontroverse auf meine wiederholte Anfrage an ihn,
welches denn die physikalisch-chemischen Kräfte der von ihm
behaupteten autoplasten Salzbewegungen wären, geantwortet:
„Im übrigen kann ich auch heute noch nicht Herrn HABBORT
zufriedenstellen, wenn er dargelegt haben will, mit welchem
physikalischen Namen die Salzauftriebskräfte abgestempelt
werden müssen. Nach Kraftgröße und Ablauf scheint mir
manches in die Gruppe der osmotischen Kräfte zu weisen,
über die ja allerdings selbst unter den Physikern keine ge-
meinsame Vorstellung existiert. "Wie weit sich hier die
1 Arn. Seim: Die Brandung der AJpen am Nagelflubgebirge.
Vierteljabrschrifl d. Naturf.-Ges., Zürich 1906.
-- \kn. Beim: Zur Frage der exotischen Blocke im Flysch, mit
einigen Bemerkungen über die subalpine Xageltluh. Fei. geol. Bd. l.\.
1907.
••>) Arn. Beim a. a. 0. S. 422.
4 lt. Lacttmann: Brich Sarbort im Streit gegen die Ekzeme.
Diese Zeitschr. 1911, Monatsber. S. 191.
— 102 —
Laboratoriutnsbegriffe und die Erscheinungen in der Natur
entgegenkommen, bleibt anderweitig auszuführen. Doch muß
daran festgehalten werden, daß der Geologe zunächst nicht
theoretische Erwägungen, sondern Beobachtungen zu sammeln
hat." Dem Schlußsatz des Herrn LACHMANN stimme ich
durchaus bei, nur meine ich, daß er selbst dieses Axiom nicht
befolgt, wenn er seine Theorie auf die Annahme von Kräften
stützte, deren Existenz und Wirken überhaupt noch zu beweisen
war und deren Wesen er noch viel weniger erkannt hatte. Der
Kernpunkt unseres ganzen Streites lag nun aber gerade in der
Frage, ob die heutige Erscheinungsform vieler unserer Salz-
lagerstätten als autoplaste oder heteroplaste Gebilde zu deuten
ist, d. h. ob die Formveränderungen der ursprünglichen Salz-
ablagerungen im wesentlichen durch innere oder von außen her
wirkende Kräfte anzunehmen sind. Nach LACHMANN wirkten aus-
schließlich endogene Kräfte an der Umformung der Salzlager-
stätten, das Endprodukt sind seine autoplasten Exzerne; nach
meiner Auffassung sind es dagegen exogene Kräfte, in erster
Linie der Gebirgsdruck, gewesen, das Endprodukt sind hetero-
plaste Gebilde, keine Geschwüre, sondern allenfalls Quetsch-
oder Druckwunden der Erdhaut. Bei dieser diametral ent-
gegengesetzten Stellungnahme wäre es im Interesse der Sache
zwecklos gewesen, die Diskussion weiter fortzusetzen, zumal
da Herr LACIIMANN nur wenig Hoffnung zu haben schien,
selbst in absehbarer Zeit eine physikalisch-chemisch ein-
leuchtende Erklärung für seine Theorie geben zu können.
Wenigstens erweckten seine Worte (S. 491): „Wir können dann
in Ruhe zusehen, bis uns die Physiko-Chemiker die Kräfte
gegebenenfalls experimentell vorführen, welche diese Riesen-
gebilde Meter um Meter in Ilunderttausenden von Jahren
emportreiben" . . . , nicht den hoffnungsfreudigen Eindruck, wie
seine mehrfachen Ankündigungen, demnächst die physikalisch-
chemischen Erklärungen geben zu wollen. Nachdem nun Herr
Lachmann selbst offenbar auf eine physikalisch-chemische
Begründung seiner Theorie zu verzichten schien, blieb abzu-
warten, ob die Physiko-Chemiker das ihnen in das Nest
gelegte Kuckucksei ausbrüten würden, und was dabei heraus-
käme. Zur allgemeinen Überraschung aber sieht das Junge
ganz anders aus, als man nach dem Namen, den sein Vater
ihm vorzeitig gab, hätte erwarten sollen. Die LACHMANNsche
Ekzemtheorie von Ende 1912 stützt sich jetzt zum großen Teil
auf die Annahme exogener Kräfte, nämlich den Druck der
auf dem Salzgebirge lastenden Deckgebirgsschichten, d. h. also
•m. E. auf tektonische Kräfte.
— 103 —
Aruhenius1) und Lachmann2) hüben nämlich inzwischen
die Kkzemtheorie nach der physikalisch-chemischen Seite hin
weiter ausgebaut und sind zu der Vorstellung gekommen
(S. 153 — 157 der in Anm. 2 zitierten Arbeit), daß das Aufsteigen
des Salzgebirges durch die überlagernden Deckgebirgsschichten
aufzufassen sei als eine Äußerung der Isostasie in der Erd-
rinde, indem die spezifisch leichteren Salzmassen. (Sp. G. 2,16)
gegenüber den schwereren Deckschichten (Sp. G. 2.4 — 2,6)
aufwärtsstrebten. „Die Druckunterschiede werden natürlich
durch Einwirkung von außen geschaffen. Die Einwirkungen
können tektonischer Natur sein oder durch das Grundwasser
hervorgerufen werden1', da innerhalb der Salzmassen spezifisch
leichtere und schwere Salzmassen nebeneinancierliegen, eilen
diese verschieden schnell aufwärts, es kommt zu Differential-
bewegungen mit Faltungsvorgängen im Gefolge.
Mein Profil vom Rolfsbütteler Salzstock3) sowie meine
damaligen und späteren Erläuterungen4) dazu stimmen in
manchen wesentlichen Punkten mit dieser Theorie. Ich führte
s. Z. aus, daß das Salzgebirge unter dem Druck der sich ihm
auflagernden, sukzessive immer mehr akkumulierenden, meso-
zoischen und jüngeren Sedimente auf spaltenartigen Hebungs-
linien aufgestiegen sein müsse. Die Druckkräfte waren im
nordhannoverschen Gebiete im Gebiete der am typischsten
ausgeprägten Salzhorste vorwiegend vertikal gerichtet, ent-
sprechend der allmählichen Vertiefung des nordhannoverschen
Sedimentationsbeckens. Ich vermutete, daß die Salzmassen
leicht beweglich wie ein flüssiges Magma gewesen sein müßten,
und stützte diese Annahme auf die heute uns entgegentretenden
eigenartigen äußeren Erscheinungsformen der Salzkörper sowie
auf ihren komplizierten und vielfach unregelmäßig gefalteten
inneren Aufbau.
') Sv- ArrheniüS: Zur Physik der Salzlagerstätten. Medde-
landen from K. Vetenskapsakademiens Nobelinstitut, Bd. II, Nr. 20,
S. 1—25.
-) Sv. Arrhknius und R. Lachmann: Die physikalisch- chemischen
Bedingungen bei der Bildung der Salzlagerstätten und ihre Anwen-
dung auf geologische Probleme. Geolog. Kundschau, Bd. III, Hüft .'},
S. 139—157.
3) E. Harbort: Zur Geologie der nordhannoverschen Salzhorste.
Diese Monatsber. 1910, S. 333. — (Bern.: Bezüglich des Maßstabes ist
beim Umzeichnen ein Fehler untergelaufen, den ich hier berichtigen
möchte: statt etwa 1 : 100000 ist etwa 1:50000 zu lesen, wie ja ohn>'
weiteres aus den Tiefenangaben der Bohrungen zu entnehmen ist.)
4) E. Harbort: Üb >r RlCSABD Lacuuanns Salzgeschwüre.
Diese Monatsber. 1911, S. 270 ff.
— 104 —
Wenn Herr LACHMANN nun behauptet, daß meine An-
nahme einer rein mechanischen Plastizität der Salzmassen ihre
leichte Beweglichkeit und das Aufsteigen nicht zu erklären
vermöge, weil das Steinsalz in diesem Sinne als relativ spröder
Körper zu betrachten sei, so muß ich gestehen, daß ich mir
eines Unterschiedes zwischen rein mechanischer Plastizität
und Umformbarkeit bei Mitwirkung chemisch-physikalischer
Vorgänge, Umkrystallisationen und dynamometamorpher Um-
bildungen unter dem Einfluß ursprünglich im Salz enthaltener
oder später zugeführter Lösungskomponenten früher nicht bewußt
geworden bin. Die heutigen äußeren Erscheinungsformen der
Salzmassen zwangen mich lediglich zu der Annahme, daß das
Salzgebirge leicht beweglich, d. h. plastisch-flüssig, gewesen
sein müßte, ich wollte zunächst nur eine deskriptive Darstellung
der stattgefundenen Bewegungsvorgänge, weniger eine exakte
chemisch-physikalische Erklärung geben.
Die Möglichkeit solcher Umkrystallisationsvorgänge inner-
halb der Salzmassen habe ich nie geleugnet, sondern im Gegen-
teil selbst damit als mit gegebenen Faktoren operiert1). Nach
allem scheint mir die neue ARRHENIUS-LACHMANNsche Theorie
in vielen wesentlichen Punkten den von mir vertretenen An-
schauungen durchaus nicht so fern zu stehen, als es zunächst
den Anschein hat und in vielen Übereinstimmung zwischen uns
zu herrschen. Jedenfalls aber glaube ich, daß durch die bis-
herigen Diskussionen jetzt wenigstens eine gemeinsame Grund-
lage geschaffen worden ist, von der aus eine Verständigung
möglich erscheint.
Es erübrigt nur, auf einzelne Punkte nochmals zurück-
zukommen, die Herr Lachmann auf meine früheren Einwände
vorbringt'-').
Zu 1. "Wenn Herr LACHMANN von einer Transgression
des Keupers, des Rots, der Münder Mergel usw. über Salz-
gebirge spricht, so muß ich demgegenüber daran festhalten,
daß von einer Transgression dieser Formationen im land-
läufigen Sinne in den fraglichen Gebieten keine Rede sein
kann. Wenn es Herrn LACHMANN gelingen sollte, einwandfrei
festzustellen, daß diese Formationsglieder ohne jedwede Dis-
lokationen dem Salzgebirge aufliegen, so wäre er dann doch
nur berechtigt, von einer lokalen, übergreifen den Lagerung
des Rot, Keupers usw. zu sprechen, nicht aber von Meeres-
tran -^ressionen. Es würde dann konsecjuenterweise zu folgern
E. Barbort: Diese Monateber. L911, 3.275S.
\ Diese Monateber. 1911, S. t91S.
— 10.', —
sein, daß das Salzgebirge die es bedeckenden Triasschichten
durchbrochen hat zu einer Zeit, als noch das Triasmeer über
den betreffenden Gegenden stand, d. h. aber mit andern Worten,
daß diese Salzstöcke submarin bis zum Meeresboden aufstiegen
und dann später von den Keuper-, Jura- usw. -schichten über-
deckt wurden. Ein einwandfreier Beweis für derartige Lage-
rungsverhältnisse ist jedoch m. E. bislang von Herrn Lach-
MANN nicht erbracht; am wenigsten gilt das aber für das
Allertal, wo bekanntlich auf dem Salzgebirge Schollen der
verschiedenalterigsten Gesteine liegen.
Zu 2. Es wird der Einwand gemacht, daß ein druck-
flüssig hervorgepreßtes Salz eine vollkommene Vermischung
aufweisen müßte. Daß eine solche Vermischung der Kom-
ponenten des Salzgebirges stattgefunden hat, glaube ich aus
der so unendlich mannigfaltigen petrographisch-mineralogischen
Zusammensetzung der Salzgesteine schließen zu können. Die
Untersuchungen VAN t' HoFFs haben uns ja gezeigt, daß die
uns in den heutigen Salzlagerstätten entgegentretenden Ge-
menge von Salzmineralien nicht den ursprünglichen, durch
chemische Präzipitationen auf dem Boden des Zechsteinbeckens
entstandenen Salzgesteinen entsprechen. Es müssen also not-
wendig Wanderungen der einzelnen stofflichen Bestandteile,
Vermischungen und Umsetzungen stattgefunden haben.
Zu 3. Die Möglichkeit, daß die Gipshutmassen sub-
terran gebildet sein könnten, habe ich niemals bestritten und
möchte das auch den Einwendungen von STILLE gegenüber
nochmals betonen. Wenn ich in meiner ersten Arbeit1) die
Entstehung des Gips- und Anhydrithutes schilderte und zum
Schluß hinzufügte: „dies mag vielfach submarin geschehen sein,
z. B. wo die Transgression des Senonmeeres einen Teil der
bereits abgelagerten mesozoischen Schichten zerstörte", so ist
durch die Worte „mag vielfach" doch wohl ausgedrückt, daß
außerdem die subterrane Entstehung in anderen Fällen für
ebenso möglich gehalten wurde.
Zu 4. Die Beobachtung, daß gelegentlich unter den Deck-
gebirgsschichten in den Salzstöcken direkt das Steinsalz ohne
aufgelagerten Gipshut angetroffen wurde, erklärte ich dadurch,
daß an solchen Stellen anhydritarmes Steinsalz, insbesondere
jüngeres Steinsalz, ausgelaugt wurde. Dieser Deutung schließt
sich Herr Lachmann an. Andererseits aber glaubt er das
Fehlen des Gipshutes auch dadurch erklären zu können, daß
') E. Hakbort: Zur Geologie der nordliannoverselien Salzhorste.
Diese Monatsl.er. 1910, S. 338.
8
— iou —
seit der letzten Transgression der Salzauftrieb noch nicht
wieder eingesetzt habe. Gegen diese Erklärung spricht jedoch
die Tatsache, daß auf ein und demselben Salzstock, z. B.
dem Hope-Lindwedeler, Teile des Salzstockes keinen Gipshut,
sondern nur eine schützende Letten- und Tondecke besitzen,
dicht benachbarte dagegen einen mächtigen Anhydrit- bzw.
Gipshut. Herr LaCIIMANN würde also kousequenterweise zu
der Vorstellung gezwungen werden, daß diejenigen Teile eines
solchen Salzstockes ohne Gipsdecke relativ älter seien, als die
von einem Gipshut bedeckten.
Zu 5. Bei Rolfsbüttel finden sich auf dem Salzgebirge
transgredierende Flächen einer Senondecke. Herr LACHMANN
folgert daraus: „Nach der HAKBORTschen Vorstellung aber
müßte hier seit der Kreidezeit immer gerade so viel Steinsalz
tektonisch herausgequetscht worden sein, wie subterran ab-
gelaugt wurde, weil sonst die Senondecke entweder gelüftet
worden wäre oder eingesunken sein müßte."
Aus meinem Profil von Rolfsbüttel geht hervor, daß das
Senon transgredierend über dem Gault liegt unter Ausfall der
älteren Stufen der oberen Kreide. Es liegt daher nahe, an-
zunehmen, daß zwischen Gault und Senon das fragliche Ge-
biet zeitweilig nicht vom Meere bedeckt war und während
dieser Zeit der Anhydrithut durch Ablaugung der Schichten-
köpfe des Salzgebirges subterran oder subarrisch entstand.
Das transgredierende Senonmeer bedeckte den Gipshut mit
neuen Sedimenten. Dieser Zustand ist uns stellenweise er-
halten geblieben. An andern Stellen des gleichen Salzstockes
dagegen hat das Salzgebirge die Senondecke wieder durch-
brochen. Es mag dahingestellt bleiben, ob dieses solche
Stellen waren, wo durch spätere, tertiäre Denudations- oder
diluviale Exarationsvorgänge die Senondecke geschwächt w;ir.
Zu 6. „Daß der Gipshut Ablaugungsreste darstellt und
somit gewaltige Auflösungen unter Tage vor sich gegangen
sind", habe ich niemals bestritten, ebensowenig die Tatsache,
daß er von den Bergleuten wegen seiner Wasserführung sehr
gefürchtet ist. Ich wandte mich nur gegen die Annahme
wasserdurchschwängerter, senoner und tertiärer Ton- und
Mergeldecken, welche den Salzauftrieb durch Umkrystallisation
in dem vorhin erörterten und in ähnlichen Fällen angeregt
haben sollen. Aus dem gleichen Grunde muß ich entschieden
die Darstellung von ArrHENIUS1) als nicht zutreffend be-
zeichnen, wenn er die ganze Oberfläche der Salzstöcke um-
') Akkiiknujs: Zur Physik der Salzlagerstätten, a. a. 0., S. 14 u. 17.
— 107 —
kleidet sein läßt von einer wasserführenden Zone, und zwar
sowohl im Hangenden als im Liegenden, so daß der ganze
Salzstock gewissermaßen in wasserführenden Schichten schwimmt.
Der Bergbau hat wiederholt die seitlichen Begrenzungsflächen
mit Strecken durchfahren und durch zahlreiche Horizontal-
bohrungen durchörtert, ohne Wasser anzutreffen. Die rand-
lichen Begrenzungsflächen waren meist „knochentrocken'', wie
der Bergmann zu sagen pflegt. Die Durchwässerung der Salz-
massen Ton außen her durch Tagewässer scheint mir daher
für die Umkrystallisationsvorgänge beim Aufsteigen der Salz-
massen keine wesentliche Rolle zu spielen.
Zu 7. Ich will zugeben, daß die wenigen Bohrungen
bei Bremen, welche das Salzgebirge erst in bedeutender Tiefe
erreichten, zufällig nicht auf dem Rücken, sondern auf einer
seitlich abfallenden Flanke des Salzstockes stehen. Vergleicht
man jedoch z. B. die Tiefenzahlen der zahlreichen salzfündigen
Bohrungen an der unteren Aller zwischen Verden und Celle,
so ergibt sich, daß die durch einzelne Querverschiebungen ge-
treanten Salzpfeiler dieser Salzhebungszone in beträchtlich
verschiedenen Niveaus von 90 — 500 m angetroffen wurden.
Herr LACHMANN meint, daß die tieferliegenden Ekzeme nach-
träglich versenkt wurden. Gut! Da es in jedem einzelnen
Falle aber schwer werden dürfte, den Betrag in Metern nach-
zurechnen, um den das Ekzem tiefer sank, sollte man zum
mindesten recht vorsichtig sein und nicht eine solche Hori-
zontbeständigkeit des Salzspiegels als Grundpfeiler von Theorien
von weittragender Bedeutung verwerten.
Zum Schluß seien noch einige Bemerkungen gestattet zu
den KiKseiiMANXschen Profilen durch das Salzgebirge an der
oberen Aller, auf die sich Herr LACHMANN wiederholt bezieht.
KlRSCllMANN stellt den Untergrund des Salzgebirges, die Ober-
kante des mittleren Zechsteins, als nahezu eben dar. Es wird
daraus gefolgert, daß diese Lagerungsverhältnisse für auto-
plaste Entstehung, entsprechend der Ekzemtheorie, sprächen,
da der mittlere Zechstein andernfalls doch wohl als Kern
einer sattelförmigen Salzaufwnlbung mit herausgewölbt sein
müßte. Herr SCHMIEREU zeigte mir nun aus den ihm bekannt
gewordenen Bohrungen des oberen Allertales Kerne von Mittlerem
Zechstein, die sämtlich ein Einfallen von über 40u besitzen.
Danach scheint die Oberfläche des mittleren Zechsteines unter
dem Allertal keinesfalls so ungestört zu liegen, wie Herr
KlRSCHMANN annimmt. Herr SCHMIERER wird demnächst die
BÜIRSCHMANNSchen Profile noch einer besonderen Kritik unter-
ziehen.
108
8. Über den Salzgehalt der Nebengesteine
an den norddeutschen Salzstöcken.
Von Herrn E. Hakbort.
Berlin, den 6. Februar 1913.
In meinem Vortrag über „Neu- und Umbildungen im Neben-
gestein der norddeutschen Salzstöcke1) habe ich darauf auf-
merksam gemacht, daß ganz allgemein die Nebengesteine einen
mit der Entfernung vom Salzstock abnehmenden Salzgehalt
besitzen. Der Salzgehalt betrage 2 Proz. und mehr. Diese
letzte Angabe stützte sich zunächst nur auf vorläufige Fest-
stellungen nach ganz roh ausgeführter Methode, indem ich
eine größere Menge zerkleinerten Gesteines mit Wasser aus-
laugte, die erhaltene salzige Lösung eindampfte und aus der
Gewichtsdifferenz zu der obigen Schätzung gelangte. Inzwischen
habe ich eine Anzahl Analysen anfertigen und den Chlorgehalt
von den im Wasser löslichen Bestandteilen mehrerer Gesteins-
arten aus verschiedenen Teufen und Entfernungen von ein-
zelnen Salzstöcken bestimmen lassen.
Die Analysen wurden von Herrn Dipl.-Ing. Dr. HetJSELEK,
Chemiker der Geol. Landesanstalt, ausgeführt.
Die Ergebnisse sind in der nebenstehenden Tabelle zu-
sammengestellt.
Zu den Analysen ist folgendes zu bemerken:
1. Die Bohrkerne, welche zu dem Analysenmaterial ver-
wandt wurden, entstammen sämtlich aus Bohrungen,
die mit Süßwasserspülung ausgeführt wurden. Der
wirkliche Salzgehalt der Gesteine dürfte daher noch
ein wenig höher zu veranschlagen sein.
2. Die Gesteine wurden gepulvert, und der in Wasser lös-
liche Teil wurde extrahiert. Über den Gang der Unter-
suchung teilt Herr Chemiker HEUSELER mir das Folgende
mit: „Es wurden 10 g der bei 110° getrockneten
Substanz mit destilliertem Wasser ausgekocht, der
Rückstand durch ein zuvor getrocknetes und gewogenes
Filter filtriert und mit heißem Wasser gewaschen. Rück-
stand und Filter wurden in einem Wägegläschen wieder
bei 110° getrocknet bis zur Gewichtskonstanz und ge-
') Diese Monatsber. 1913, S. 10.
— 109 —
-
. 2
a
•j
ÖO
-
m
~
bf)
B
u
<v
^,
F»
C/J
i—i
-*
O
._ o
CJ s
tf fcß
ü J5
■ —
&£■«>
-
□ H
Q S öh
ffl «
>I
3 m
£ - -
t— CO
co co
I —
■-
-=
s.
<D
a>
•0
pq e
3
0)
u
-
u
cn
-:
—
E
rt
u
Qj
s J) o
- a> >rr b£,=S 3 ,
Si ii a>
5r, o rt
a>
'/J l- U —
P Q ._ W
.2 <3
.CG S
a> B
<v
es
pq
ü
o
-
Jj
fctf
t(
s
~
rp,
s
3ä
a
Ih
:r<
-
'_
.Q
r.
o
F.
o
5Ö
-
-
' .
-
=
-r
■<*
~ s
8
~ o
~
r~
= ,J:
pa
_
»H
ci
N — •
9
— <a
ri
s-CL,
—
a
'ri
_
i
ö bc
v
■i.
■
—
JE o
IS
es
5
CO"
1—1
9)
T.
^
o
B-c a
o> a M
SC I; :-
2 Ja 'H
•a a
<j "äx.co
• o
*-»
s S
0 ß
5 *»
Q> 2
^r
'S
5S
O i
"3 C
-* 13
ü -i
o tc
s.«s
"^ rt
O i.
— »
— 110 —
wogen. Die Lösung wurde zu 250 ccm verdünnt, davon
die Hälfte zur Bestimmung von Chlor- Ion mittels
Titration mit 1/,0n. Silbernitratlösung verwandt, die
andere Hälfte zur qualitativen Prüfung auf Eisen, Alu-
minium, Calcium und Magnesium."
3. Der Chlorgehalt wurde auf NaCl umgerechnet, nach-
dem eine Kontrolle ergeben hatte, daß Magnesia in
dem wasserlöslichen Teil der Gesteine nicht ent-
halten war.
4. Die Differenz zwischen berechneter Menge an Na Cl
und dem wasserlöslichen Teil der Gesteine dürfte da-
durch zu erklären sein, daß einerseits geringe Mengen
des im Gestein vorhandenen Calciumsulfates (Anhydrit
oder Gips) in Lösung gingen, andererseits aber auch ein
Teil des Chlorgehaltes auf Chlorkalium umzurechnen
ist, oder aber die Gesteine auch zum Teil von Sulfaten der
Alkalien durchtränkt sein mögen. Einige Gesamtanalysen
des wasserlöslichen Teiles der Nebengesteine dürften
zweifellos über diese Fragen späterhin interessante
Aufschlüsse ergeben.
Ich habe nun in meinem Vortrag1) bereits darauf hin-
gewiesen, daß mit der Entfernung vom Salzstock im allge-
meinen auch eine Abnahme des Salzgehaltes in den Neben-
gesteinen zu konstatieren ist. Die Analysenergebnisse beweisen
aber ferner, daß recht erhebliche Differenzen an Salzgehalt
vorhanden sind zwischen den dichten, tonigen Gesteinen der
unteren Kreide und den poröseren Mergeln der oberen Kreide,
daß, mit andern Worten, die Salzaufnahmefähigkeit der ver-
schiedenen Gesteine auch noch abhängig ist von ihrer Durch-
lässigkeit.
Die Menge des Salzes übersteigt, worauf ich bereits
früher hinwies, bedeutend den primären Salzgehalt in normalen
Meeressedimenten. Chemische Untersuchungen des von der
< hallenger-Expedition aus 675 Faden Teufe gedretschten roten
Kuntinentalschlammes ergaben einen Gehalt von 0,93 Pro/..
Na, i), was einem Gehalt an Chlornatrium von 0,85 Proz. ent-
sprechen würde'").
In der Literatur sind wiederholt weit höhere Angaben
über den Chlornatrium-Gehalt rezenter Meeressedimente gemacht
l) a. a. 0.
*) Eteporl ofthe scientific resultsofthe voyageofH. M. S. Cliallcnger
1-7:; 76 Deep Sea Deposit , London 1891, S. 236.
— 111 —
■worden. K. ANDREE1) hat kürzlich noch von neuem darauf
hingewiesen. Die von der deutschen Südpolar-Expedition durch
E. Piiilippi gesammelten Tiefseeproben wurden von GEBBING2)
analysiert. GEBBING erwähnt, daß im roten Tiefseeton der
Gehalt an Na Cl mit 6,8 — 8 Proz. am höchsten sei, im Diatomeen-
schlamm 5,4 Proz.. im antarktischen Glazialton 1,9 — 3,7 Proz.,
im Globigerinenschlamm 1,3 — 3,8 Proz. betrage und führt
die Unterschiede im Salzgehalt auf eine verschieden starke
Adsorption der betreffenden Sedimente zurück, da der Salz-
gehalt des Meerwassers selbst nur ganz geringen Schwan-
kungen unterworfen sei. Diese hohen Gehalte an Chlornatrium
erklären sich jedoch dadurch, daß die mit der BACHMANNschen
Schlammröhre gewonnenen und die gedretschten Meeresgrund-
proben zunächst auf Filtrierpapier getrocknet und dann erst
analysiert wurden. Der Chlornatriumgehalt wurde also ohne
Rücksicht auf das vordem vorhandene Volumen an Wasser
auf den Trockenrückstand berechnet'). Die von GEBBING an-
gewandte Untersuchungsmethode gibt also keineswegs den pro-
zentualen Chlornatriumgehalt der Meeresgrundproben, sondern
nur den Salzgehalt einer eingetrockneten, im frischen Zustande
weit voluminöseren Schlammprobe an. Da naturgemäß nicht
mehr zu ermitteln ist, wie hoch in jedem einzelnen Falle
das Volumen der Meerwasserlösung war, welches der Schlamm
vor seinem Eintrocknen enthielt, so ist mit den GEBBlNGschen
Angaben über den Salzgehalt der Meeresgrundproben absolut
nichts anzufangen. Damit werden aber auch die von GEBBING
gemachten Ausführungen über die Adsorptionserscheinungen der
Meeressedimente völlig hinfällig, und desgleichen seine abfällige
Kritik über die chemischenUntersuchungsmethoden, nach denen
die auf der Challenger-Expedition gesammelten Meeresgrund-
proben seinerzeit analysiert wurden. Damals hatte man nämlich
zur Vermeidung des von GEBBING gemachten Fehlers die ein-
getrockneten Sedimente vor der Analyse entsalzt. Über den
wahren Chlornatriumgehalt von Meeressedimenten wird man
somit nur dann Aufschluß erhalten, wenn man gleichzeitig mit
der Grundprobe den Gehalt an Meereswasser bestimmt und
die gefundenen Mengen an Chlornatrium auf Trockensubstanz
und Meereswasser berechnet. Die in der obigen Tabelle an-
') K. Andukk: liier Sedimentbildung am Meeresboden. Geolog.
Rundschan 1912, S. 158—160.
') Gebbino: Chemische Untersuchungen von Meeresboden-, Meei
wasser- und Luftproben. Deutsche Südpolar-Expedition 1901 — 1903,
Bd. VII, Berlin 1909, S. 77 119.
3) Gkbbing: a. a. 0., S. 83ff.
— 112 —
gegebenen Salzgehalte mesozoischer Gesteine können demnach
nur durch sekundäre Einwanderung salziger Lösungen in die
Gesteine erklärt werden, wie ich dieses in meinem Vortrage
näher ausgeführt habe. Der Salzgehalt ist durchweg weit
höher, als ihn normale Meeressedimente primär besitzen können.
9. Jura, Muschelkalk und Rötkalke in der
Bohrung „Sehwarze Erde 14u bei Eaesfeld.
Von Herrn P. Krusch.
Berlin, den 3. Februar 1913.
Die Untersuchung der Bohrung „Schwarze Erde 14" bei
Raesfeld, von welcher mir durch liebenswürdige Vermittlung
der Fürstlich SALM-SALMschen Generalverwaltung regelmäßig
Kerne zugehen, hat einige Ergebnisse gezeitigt, welche auch für
weitere Geologenkreise von Interesse sein dürften.
Unter der Unterkante der Oberen Kreide, welche an-
scheinend bei 264,26 m erreicht wurde, stellten sich Schichten
ein, die in petrographischer Beziehung einen dunklen Mergel-
schiefer darstellen. Ein größerer mir zugegangener Kern ergab
eine Reihe von Versteinerungen, unter denen von Herrn J. BÖHM
einwandfreie Arieten bestimmt wurden. Der Kern gehört also
dem Lias a an.
< >b zwischen Jura und Oberer Kreide noch eine gerifige
Mächtigkeit Unterer Kreide vorhanden ist, läßt sich nicht
sagen, da nur ab und zu — ca. alle 50 m — ein Kern ge-
zogen wird.
Der Liasfund ist von großer Wichtigkeit, da es sich bei
Raesfeld nach meiner Kenntnis um den östlichsten im
westlichen Teile des Beckens von Münster handelt. Ich
halte es jetzt allerdings nach dem mir vorliegenden Profil der
Bohrung Lothringen 1, die noch weiter östlich liegt, nicht für
unwahrscheinlich, daß auch hier Jura durchteuft wurde.
Seit längerer Zeit bekannt ist das von des Herren SCHULZE-
BüXLOH und W. BÄRTLING aufgefundene und von J. BÖHM
bestimmte Doggervorkommen von Weseke (Polyplocusschicbten),
welches von der Fürstlich SALM-SALMschen Verwaltung in der
Letzten Zeit durch eine Bohrung untersucht wurde. Hier stehen
— //.v —
die genannten Schichten des Unteren Dogger mit Toneisen-
steinkonkretionen zutage an : unter ihnen fand man — die
Lagerungsverhältnisse sind gestört — u. a. einen Mergelschiefer-
horizont, der petrographisch recht ähnlich demjenigen der
Bohrung „Schwarze Erde 14" ist. Da die Bohrung bei Weseke
gestoßen wurde, ist eine paläontologische Bestimmung leider
unmöglich.
Die Liasschichten der Bohrung „Schwarze Erde 14" sind
mutmaßlich von 264,2(1 bis 400 m Tiefe durchbohrt worden.
Ein Kern aus 402 m erwies sich als Wellenkalk: er
gleicht in petrographischer Beziehung durchaus demjenigen
Muschelkalkgestein, welches an der Ifaarmühle ansteht. Der
Wellenkalk dürfte von 402 — 435 m gereicht haben.
Bei 435 m begann der Buntsandstein mit roten und
grünen Letten. Auffallend ist hier in der oberen Abteilung die
Häufung der Kalkbänke. Ein mir zugegangener Kern von
480 m besteht aus dichtem Kalk, dessen Schichten unter 20
bis 25° einfallen. Eine solche Kalkbank war recht mächtig;
sie wurde — wenn man die Bohrtabellen als richtig annimmt —
von 480,20 bis 490,45 m durchteuft.
Zur Klarstellung der Verhältnisse ließ die Gewerkschaft
mir zu Gefallen einige Kerne in 10 m Abstand ziehen. Von
500 — 501 m zeigten sich grüne Letten mit dünnen Kalk-
schichten, Einfallen 25°. — Ein Kern aus 512,28 m besteht
in der Hauptsache aus grünen Letten, Einfallen 25°, und ein
Kern aus 520 m Tiefe aus grünen Letten mit dünnen Kalk-
schichten. Gefunden wurden von J. BÖHM nur eine Lingula und
eine Corbula. Die Ähnlichkeit dieses Rötgesteins mit Stein-
mergelkeuper ist nicht zu verkennen. Bei 547,02 m traten
dann wieder normale grüne Letten in größerer Mächtigkeit auf,
die mehr oder weniger kalkig waren, und bei 550 m stellte
sich roter Buntsandstein ein, der bis 604 m reichte und bereits
dem Hauptbuntsandstein angehören dürfte.
Mutmaßlich steht die Bohrung in einem Graben, in dem
Lias und Muschelkalk erhalten blieben; sie liefert den Beweis,
daß die Verbreitung der Lias- uud Muschelkalk-
formation von der holländischen Grenze nach Osten
eine viel größere war, als wir bis jetzt angenommen
h aben.
Das häufige Auftreten der Kalke im Oberen Bunten
bedeutet einen wichtigen faziellen Unterschied gegen-
über den zahlreichen Funden, die im Norden, Osten und Westen
bisher gemacht worden sind.
114 —
10. Ober glaziale Konglomerate im Lande
Katanga, Belgisch -Kongo.
Von Herrn O. Stutzer.
Freiberg i. S., den 27. November 1912.
Im letzten Monatsbericht des Jahres 1911 dieser Zeit-
schrift veröffentlichten wir eine Mitteilung: „Über Dwyka-
konglomerat im Lande Katanga, Belgisch -Kongo." Im sechsten
Monatsberichte 1912 erschien ferner eine Mitteilung des Herrn
E. GROSSE: „Dwykakonglomerate und Karroosystem in Ka-
tanga." Es wurden in dieser Mitteilung ebenfalls Konglo-
merate glazialen Ursprungs aus dem Lande Katanga beschrieben.
Der Fundpunkt dieses von GROSSE beschriebenen Konglo-
merates liegt von dem von uns beschriebenen etwa fünf Marsch-
tage entfernt.
Wir selbst haben Aufschlüsse dieses Konglomerates
(a Wemashi "-Konglomerat StüDTs) später an mehreren Stellen
zwischen 8 und 13 Grad südlicher Breite gesehen. Unzweifel-
hafte Beweise seiner glazialen Entstehung fanden wir aber
nur bei den heißen Quellen von Moashia am Lufira. Diese
Quellen besuchten wir später noch öfters, zuletzt am 11. März
d. J. Es seien daher im folgenden noch einige Ergänzungen
und Berichtigungen zu der früheren Notiz über die dortigen
Aufschlüsse mitgeteilt.
Der geologische Untergrund der Salinen von Moashia
ist schon früher von J. CORNET1) beschrieben worden. Die
Schichten, die hier zutage treten, fallen ganz steil ein. Weiter
entfernt von der Saline treten im Nordosten „Kambove"-
Schichten („Moashia" - Schichten CORNETs), im Südwesten
., Lufira- Kundelungu" - Schichten („Katete" - Schichten Cor-
NETs) auf.
Durch Aufschlüsse ist ein Übergang zwischen „Kam-
bove"- Schichten und dem glazialen Konglomerate sichtbar.
Zwischen dem Konglomerate und den „ Lufira- Kundelungu"-
Schichten sind Übergänge aber nicht aufgeschlossen. Hier ist
vielmehr alles bedeckt. An allen anderen Stellen Katangas,
wo ich die betreffenden Konglomerate antraf, war Hangendes
und Liegendes ebenfalls direkt nicht sichtbar.
') J. Cornbt: Observation bux les terraina anciena du Katanga.
L897. S. 52ft.
— II.-, —
Wir selbst nahmen am 26. April 1911 an der Saline von
Moashia folgendes Profil auf:
Im Nordwesten von Lufira stehen die geologisch jüngeren
„Kambove"-Schichten mit ihren charakteristischen oolithischen
Kieselschiefern an. (Siehe genaues Profil bei CoiiXET.) Bei
der Saline selbst sieht man spezieller aufgeschlossen folgende
vertikal stehenden Schichten:
1. Schwarzblaue, leicht spaltbare Tonschiefer, von der
Konsistenz der schwäbischen Posidonienschiefer, mit nur
zentimeterdicken Einlagerungen eines im angewitterten Zu-
stande gelblichen, sonst blaugrauen, kieseligen, bisweilen jaspis-
artigen Gesteines. Mächtigkeit 11,60 m und mehr.
2. Dieselben Tonschiefer wie unter 1., stellenweise aber
durch Aufnahme kalkigen Materiales härter. Mächtigkeit
54 m.
3. Die harten, kieseligen Einlagerungen des Tonschiefers,
nehmen überhand. Dieselben führen etwas Pyrit. Mächtig-
keit 20 m.
4. Dieselben Tonschiefer wie unter 1. In dem Ton-
schiefer liegen lokal große Sandsteinmassen. Dieser Sand-
stein ist mittelkörnig, graubraun und hart. Der Schiefer
schneidet diskordant an diesen Sandsteinmassen ab. Einzelne
Gerolle sind in den Schiefern schon vorhanden. Mächtigkeit
schwankend, 10 bis 20 m oder mehr.
5. Schiefer wie unter 1. Schwankende, nicht sehr große
Mächtigkeit.
6. Glazialkonglomerate mit toniger Grundmasse.
Weiter nach Südwesten hin ist alles bedeckt. Zudem
werden hier die Konglomerate von jüngeren Kiesen, die auch
zu Konglomeraten zusammengebacken sind, überlagert. Die
Gerolle dieses jüngeren Konglomerates sind auf der Saline
mit den herumliegenden Gerollen des älteren Konglomerates
meist vermischt. Das höhere Alter des Glazialkonglomerates
erkennt man vor allem dadurch, daß unter den Gerollen
Gesteine der „Kambove" -Serie fehlen, obwohl diese Gesteine
in direkter Nähe anstehen. Die oolithischen Kieselschiefer und
Kalksteine, die man auf der Saline findet, stammen alle aus
dem jüngeren („Lubilashe")- Konglomerate.
Die Frage nach dem Alter der Glazialkonglomerate von
Moashia ist leider ungeklärt. In unserer früheren Mitteilung
bezeichneten wir das Konglomerat als Dwyka. Die in diesem
Worte liegende Altersbestimmung ist aber durch Fossilfunde
— 116 —
bisher nicht bewiesen. Die Bezeichnung erfolgte nur durch
Analogieschluß. Bei den Salinen von Moashia ist der Über-
gang zwischen „Kambove"- Schichten und Glazialkongloruerat
sichtbar. Da die Schichten aber hier alle steil stehen, so
kann man aus der Schichtenfolge an dieser Stelle allein nicht
ohne weiteres auf eine richtige Altersfolge schließen, d. h.,
man weiß an Ort und Stelle zunächst nicht, ob die Kon-
glomerate Hangendes oder Liegendes der „Kambove"-Schichten
sind. Da weiter nach Südwesten „Lufira-Kundelungu"-Schichten
(„Katete"- Schichten COBNETs) folgen, so könnte man geneigt
sein, bei normaler Lagerung das Alter der Konglomerate für
jünger als „Kambove1' und älter als „Lufira-Kundelungu" zu
erklären. Daß diese erstere Annahme aber nicht richtig ist,
ergibt sich aus folgender Betrachtung:
1. Die Einschlüsse des glazialen Konglomerates stammen
alle von Gesteinen, welche älter sind als die „Kainbove"-
Schichten, obwohl letztere ebenfalls bei Moashia anstehen.
Dieselbe Beobachtung machten wir in den Monts Mulumbe
zwischen 8 und 9 Grad südlicher Breite), wo die Glazial-
konglomerate keine Einschlüsse von oolithischem Kieselschiefer
usw. führen. Wie bei Moashia werden auch hier die Glazial-
konglomerate von jüngeren Gerollen bedeckt, welche ihrerseits
oolithische Kieselschiefer führen. Wie Herr Studt1) uns mit-
teilte, hat er diese Beobachtung über die Einschlüsse der
„Wemashi "-Konglomerate an anderen Stellen ebenfalls gemacht.
Es läßt sich dies alles nur dadurch erklären, daß die Glazial-
Konglomerate („Wemashi" -Konglomerate) älter sind als die
., Kambove"-Schichten.
2. Herr STÜDT hat an mehreren Stellen, z. B. südlich
Elisabethville, festgestellt, daß die „Kambove" -Schichten
hier unzweifelhaft die Konglomerate („Wemashi "-Konglomerate)
überlagern.
Man muß daher die „Wemashi" -Konglomerate wohl
sicher für älter als die „Kambove" -Schichten erklären. Die
stratigraphische Stellung, welche die Glazial-Konglomerate von
Moashia in dem geologischen Aufbau des Landes einnehmen,
ist daher folgende:
Herr STUDT ist Geologe \>c\ der Tang. Conc. Ltd. in Katanga
and bei der Union miniere du Baut-Katanga. Er weilt bereits mehrere
Jahre in Rhodesien und in Katanga und muß als der beste Kenner
der Geologie Eatan gas gelten.
117
Jüngstes:
„Lubilashe" -Schichten
Diskordanz
„ Kundelungu" - Schichten
„ Lufira" - Schichten
„ Karnbove " - Schichten
, Wemashi " - Schichten
Diskordanz
, Kafubu" - Schichten
(jüngere Ablagerungen und Kon-
glomerate)
(vorwiegend rote Tonschiefer und
rote Sandsteine)
(verschiedene Gesteinstypen, charak-
teristisch sind die oolithischen
Kieselschiefer)
(Glazialkonglomeiate, Tonschiefer.
Grauwacken)
(vorwiegend Quarzite)
Es wäre hierdurch das Alter der Glazialkonglomerate
gegenüber den anderen Schichten Katangas einigermaßen
geklärt. Eine Parallelisierung der verschiedenen Sedimente
Katangas mit den Gesteinsschichten Südafrikas und eine Fest-
legung des geologischen Alters dieser Schichten ist aber aus
Mangel an Fossilien noch nicht möglich.
Es wurden in unserer früheren Mitteilung die Glazial-
konglomerate, wie schon gesagt, nur durch Analogieschluß für
Dwyka erklärt. In neuerer Zeit liegen nun aber Beobach-
tungen von StüDT vor, welche für ein höheres Alter dieser
Glazialkonglomerate zu sprechen scheinen. StuüT hat nämlich
neuerdings (1912) in Nordwest- Rhodesien im Luanodistrikt,
östlich von Brokenhill, (Mossopteris und andere Fossilien in
den dort kohleführenden Schichten gefunden. Es entsprechen
diese Ablagerungen von Nordwest-Rhodesien also zeitlich un-
gefähr dem Dwyka Südafrikas.
Die Kohlenablagerungen des Luano- Gebietes sollen sich
aber nach Bildung der dortigen Luano-Einsenkung, d. h. nach
Ablagerung der „Kundelungu" -Schichten, gebildet haben.
Werden diese letzteren Beobachtungen bestätigt, so würde
das Alter der „Wemashi" -Schichten älter als Dwyka sein.
Vorläufig kann aber eine sichere Altersbestimmung der glazialen
„Wemashi" -Konglomerate noch nicht erfolgen.
— tih
Neueingänge der Bibliothek.
Bartsch, P.: The Recent and Fossil Mollusks of the Genus Alvania
from the West Coast of America. S.A. aus: Proc. of the U. St.
Nat. Mus., Vol. 41. Washington 1911.
Basst.er, R. S.: The Waverclyan Period of Tennessee. S.-A. aus:
Proc. of the U. St. Nat. Mus., Vol. 41. Washington 1911.
— The Early Paleozoic Bryozoa of the Baltic Provinces. Smith. Inst.
U. St. Nat. Mus., Bull. 77. Washington 1911.
BERG, G.: Die kristallinen Schiefer des östlichen Riesengebirges. Mit
4 Tafeln und 9 Texttiguren. Abhandl. d. Kgl. Preuß. Geol. Landes-
anstalt, N. F. 68. Berlin 1912.
CLARK, A. IL: The Svstematic Position of the Crinoid Genus Marsupites.
S.-A. aus: Proc. of the U. St. Nat. Mus.. Vol. 40. Washington 1911.
CrOSS, W.: Petrological Abstracts and Reviews. S.-A. aus: The Journal
of Geology, Vol. XX, 4. Washington 1912.
— The Natural Classification of Igneous Rocks. S.-A. aus: Quart.
Journ. of the Geol. Soc. of London, Vol. 66, 1910.
— Use of Symbols in expressing the Quantitative Classification of
Igneous Rocks. S.-A. aus: The Journ. of Geol., Vol. XX, No. 8.
Washington 1912.
— , Iddikgs, .1. I'., Pirsson L. V. u. Washington B. S.: Modifikation
of the Quantitative System of Classification of Ignenons Rocks.
S.-A. aus: The Journ. of Geol., Vol. XX, No. 6. Washington 1912.
GlLMORE, Ch. W.: A new Fossil Alligator from the Hell Creek Beds
of Montana. S.-A. aus: Proc. of the U. St. Nat. Mus., Vol. 41.
Washington 1911.
— A new Mosasauroid Reptile from the Cretaceous of Alabama.
S.-A. aus: Proc. of the ü. St. Nat. Mus., Vol. LI. Washington 1912.
BARBORT, E.: Ein menschliches Skelett aus dein KalktulVIager von
Walbeck in Braunschweig. S.-A. aus: Zeitschr. f. Ethnologie,
Beft G, 1911, und Heft 1, 1912.
Henkel, L.: Zusammenstellung von Zahlen für die Wasserführung der
Flüsse. S.-A. aus: Geographischer Anzeiger, S. 2()6 — 'J70.
HENNIG, E.: Zur Inoceramus-Frage. S.-A. aus: Diese Zeitschr. 64,
Mon -Ber. 11. Berlin 1912.
— Die Stratigraphie des Arbeitsgebietes der Tendaguru- Expedition.
S-A. aus: Diese Zeitschr. 64, Mon. Her. 4.
. — Das Jura Profil an der deutsch-ostafrikan. Zentralbahn. S.-A. aus:
Diese Zeitschr. »'»4, Mon.-Ber. 5.
— Über die mögliche Ausdehnung der Dinosaurier-Vorkommnis
Lüchen Afrika. S.-A. aus: Sitzungsber. d. Ges oaturforsch.
I'rvun I,-. Berlin. Jahrg. L912, Nr. 9.
— Die l'is.lif.-tii na der Kreidezeil. S.-A. aus: Sitzungsber. d. Ges.
Daturforech. Freunde, Berlin. Jahrg. 1912, Nr. 9.
Jentzsch, A.: Über den Schuppenbau der Glazialbildungen. S.-A.
Compte Rendu du Xle Cong G Internat. 1910.
:kholm 1912.
D( geologische Kurs für Landwirtschaftslehrer 1912. S.-A. aus
Landwirt cnaftlicbe Jahrbücher. Berlin 1912,
— IIB —
Kirk, E. : The Structure and Relationsbips of certain Eleutherozoic
Pelmatazoa. S.-A. aus: Proz. of tlie ü. St. Nat. Mus., Vol. 41.
Washington 1911.
Kokiink, \Y.: Praktisch«' Erfahrungen bei geologisch-bodenkundlichen
Kartierungsarbeiten im südlichen Bayern. S.-A. aus: Inter-
nationale Mitteilungen für Bodenkunde. Bd. IT, 5. Berlin 1912.
— Zur Stratigrapbie und Tektonik des oberbayrischen Oligocän.
S.-A. aus: Geol. Rundschau. Bd. III. 5 6. Leipzig 1912.
Kokk, J.: Über Oser bei Schönlanke. S.-A. aus: Jahrb. d. Kgl. Preuß.
Geol. Landesanstalt f. 1908, Bd. XXIX, 3. P.erlin 1908.
Krause, C: Über die Geologie des Kaokofeldes in Deutsch-Südwest -
afrika. S.-A. aus: Zeitschrift f. prakt. Geologie, Jahrg. XXI, 3.
Berlin 1913.
Laube. G. C: Der geologische Aufbau von Böhmen. 3. Auflage.
Sammlung gemeinnütziger Vorträge. Herausgegeben vom Deutschen
Vereine zur Verbreitung gemeinnütziger Kenntnisse in Prag. Mai Juli
1912. Prag 1912.
V. LoziNSKi, W.: Beitrage zur Obeiflächengeologie des Krakauer Ge-
bietes. Mit 2 Tafeln und 2 Abbildungen im Text. S.A. aus:
Jahrb. d. K. K. Geolog. Keichsanst. 1912, (52, 1. Wien 1912.
— Die periglaziale Facies der mechanischen Verwitterung. S.-A. aus:
Compte Rendu du Xle Congres Geolog. Internat. 1910. Stock
holm 1912.
— Das seismische Verhalten der Karpathen und ihres Vorlandes. XI 1 1
1 Karte. S.-A. aus: Gcrlands Beiträge zur Geophysik, Bd. XII, 1.
Leipzig 1912.
— Zur Bildungsweise der Konglomerate des Rotliegenden. Mit einer
Abbildung im Text. S.-A. aus: Jahrb. d. K. K. Geolog. Reichsanst.
1912, Bd. 62, 2. Wien 1912.
— < >uartärgeologische Beobachtungen und Betrachtungen aus Schweden.
Mit .") Allbildungen. Aus der Natur, Zeitschrift für alle Natur-
freunde. Leipzig 1912.
Mann, I >.: Die geologische Untersuchung des D.-changbezirks vom Januar
bis Juni 1911. S.-A. aus: Mitteilungen aus den deutschen Schutz-
gebieten XXV, 3. Berlin 1912.
Mi.- l'WERD r. A.: Das Senon von Boimstorf und Glentorf. S.-A. aus:
Diese Zeitschr. <>4, Mon.-Bcr. 7. Berlin 1912.
— Über Grund wasserverhältnisse in dem Bielefelder Quertale >\e^ Teuto-
burger Waldes. S-A. aus: Diese Zeitschr. 64, Mon.-Ber. 1.
Rudolfe, J.: Die heranrückenden ewigen Fröste auf der Erdkugel
(Das Erkalten des Klimas. Kowno (Rußland) 1911.
Rutten, L.: i'ver orbitoiden van Soemba. S.-A. aus: Verslag van
de Gewone Vergadering der Wissen Natuurkundige Afdeeling van
28 September 1912. Amsterdam 1912.
— Studien über Formaniferen aus Ost-Asien. S.-A. aus: Samm-
lung D l< Geolog. Iv'eichsmus. in Leiden, S. 1, Bd. L\. Leiden 1912.
Seemann, F.: Ergebnisse einer naturwissenschaftlichen Reise zum
Erdschi Dago Kleinasien . ausgeführt von Dr. A. Penther u.
Dr. K. Zederbauer. III. Petrographischer Teil. S.-A. aus: Annalea
K. K. Naturhistor. Hofmus., Bd. XXI, .". u. -1. Wien L907.
— Über die Verwendung 'Im- Phonolithe des böhmischen Mitul-
D wecken. S.-A. aus: Land wirtschaftl. Jahrbücher.
Berlin 1913.
— Mißerfolge der Wünschelrute inNordböhmen. S.-A. aus: Journal für
G sbeleuchtung und Wasserversorgung, 1912, Nr. 17. München 1912.
— 120 —
S ERMANN, F.: Die naturwissenschaftlichen Sammlungen Deutschböhmens.
IV. Das Aussiger Stadtmuseum. S.-A. aus: Lotos, Naturw. Zeit-
schr. 60, 1912. Prag 1912.
— Neue Mincralfundorte des böhmischen Mittelgebirges.
— Die Aussiger Thermen. Aussig 1912.
SlMIONESCU, J.: Ichthyosaurierreste aus der Trias von Dobrogea (Ru-
mänien). S.-A. aus: Academia Romana. Bull. I. 2. Bukarest 1913.
Spethmann, IL: Meer und Küste von Rügen bis Alsen. Meereskunde.
Sammlung volkstümlicher Vorträge zum Verständnis der nationalen
Bedeutung von Meer und Seewesen. Heft 71. Berlin 1912.
— Der Wasserhaushalt der »»stsee. S.-A. aus: Zeitschr. der Ges.
f. Erdkunde zu Berlin. Jahrg. 1912, 10. Berlin 1912.
— Zur deutschen Landeskunde. II. Küstenverlagerung und Meeres-
strömung zwischen Lügen und Alsen. S.-A. aus: Zeitschr. der
Ges. f. Erdkunde zu Berlin. Jahrg. 1912, 7. Berlin 1912.
— Methodische Betrachtungen über geographische Exkursionen an
deutschen Hochschulen. Mitteilungen des Vereins der Geographen
an der Universität Leipzig.
SPRINGER, F.: The Crinoid Fauna of the Knobstone Formation. S.-A.
aus: Proc. of the U. St. Nat. Mus., Vol. 41. Washington 1911.
Zeitschrift
der
Deutschen Geologischen Gesellschaft.
H. Monatsberichte.
Nr. 3. 1913.
Protokoll der .Sitzung vom 5. März 1913.
Vorsitzender: Herr WahnsCHAFFE.
Als Mitglieder wünschen der Gesellschaft beizutreten:
Herr Stadtschulrat AüGUST Hahne in Stettin, Königs-
platz 15, vorgeschlagen durch die Herren RatfF,
STREMME und BtiANCA.
Der Naturwissenschaftliche Verein in Dortmund (Adresse :
An den Vorsitzenden des Naturwissenschaftlichen
Vereins in Dortmund, Herrn Professor Weinert.
Dortmund, Märkische Straße 60), vorgeschlagen von
den Herren FREMDLING, BÄRTLING und FRANKE.
Der Vorsitzende bespricht die als Geschenk eingegangenen
Werke und legt sie der Versammlung vor.
Herr TORNAU hält einen Vortrag zur Geologie des
mittleren und westlichen Teiles von Deutsch-Ost-
afrika (mit Lichtbildern)1).
Zur Diskussion sprechen die Herren HENNIG, GaGEL,
Stutzer, Gürich und der Vortragende.
Herr C. GAGEL spricht darauf über Flachfallende,
diluviale Überschiebungen im holsteinischen Zechstein-
anhydrit. (Mit 5 Textfiguren.)
Der Alberg, Aisberg oder Kalkberg bei Segeberg in
Holstein ist 91 m hoch und überragt seine diluviale Umgebung
l) Der Vortrag erscheint in erweiterter Form als Heft 6 der
„Beitrage zur geologischen Erforschung der Deutschen Schutzgebiete",
herausgegeben von der Kgl. Preuß. Geolog. Landesanstalt.
122
um 50 — 60 rn in sehr steilem Anstieg, so daß er seiner
äußeren Form nach von älteren Geologen (L. V. BüCH, HOFF-
MANN, VOLGER) vielfach mit den Basaltkuppen Mitteldeutsch-
lands und dem Hohentwiel verglichen ist. Der im Mittelalter
von einer mächtigen Burg gekrönte Berg ist jetzt auf der
Ocfirt
\V. 5>,/ aßgeßaut;
A\ra gj wen. ßqffmann
Gärten der
Lübecker
Straße
diilhjdr'ü
cm
ViCuviaf-
Sand
mit
flnliydrit
Sa?itot£%g$»
Satt
d$<ls
'Miwmf-
Slliu)
mit
(Inluidrit
dm
ds
Ig*
(InHydrii
dm
(Initiiert/
ha •
Sab
Qidiuium
flnfiydrit
Qiatvium
tlnfiydrit
-?*' • llhsscr
Ol3i
Fig. 1.
Schematisches Profil durch den Anhydritstock von Segoberg.
Süd- und ( »stseite durch den Abbau des Anhydrits und Gipses
lir stark /.erstört, so daß kaum noch die Hälfte seines
ursprünglichen Umfanges vorhanden ist und man an seiner
jetzigen Ostseite die Reste des zerstörten ehemaligen Burg-
brunnens dir Länge nach durchgeschnitten erkennen kann.
Dieser jetzt noch vorhandene Rest des Alberges besteht ans
auf dem Kopf'' stehendem Anhydrit in verschiedener Aus-
— 123 —
bildung: bald dunkelgrau, bald hellgrau, bald fast weiß, z. T.
einförmig gefärbt, z. T. gestreift, geflammt und schwarz ge-
sprenkelt, oft fast dicht, dann feinkörnig bis ganz grobkörnig,
vielfach durchzogen von nahezu senkrecht stehenden Streifen
R. S n:ivk phot.
Fig. 2.
Südseite des Alberges bei Segeberg im Oktober 1912; zeigt die auf dein
Kopfe stellende Schichtung und bei + < — die große Überscbiebungsftige,
auf der das Diluvialmaterial eingeklemmt ist. Jetzt ist die Ostwand
noch weiter zurückgerückt.
und Schnüren bituminöser Natur, die z. T. geradlinig, z. T.
stark wellig und gekräuselt verlaufen. Z. T. ist der Anhydrit
deutlich flaserig, oft auch direkt dünnschichtig aus hellen und
dunklen Lagen von 1 — 3 — 10 nun, ja bis 2,5 cm Stärke auf-
gebaut, an denen man die völlige Saigerstellung und das sehr
verschiedene — fast umlaufende — Streichen zweifellos fest-
9*
— 124
stellen kann, und es ist nicht zu verstehen, wie diese offen-
sichtliche und schon von HOFFMANX und Meyn sicher fest-
gestellte Tatsache später von Haas bezweifelt werden konnte.
Stellenweise ist der — dann meist dunkelgraue und
sehr feinkörnige — Anhydrit zwar so massig und klotzig,
daß Schichtflächen nicht zu erkennen sind, aber auch hier
findet man ab und zu die steilstehenden feinen, bituminösen
Streifen und daneben die sicher erkennbare, senkrecht stehende
Schichtung.
Eingeschlossen im Anhydrit finden sich ab und zu bis
1 cm große Steinsalzkrystalle bzw. bis apfelgroße Klumpen von
Steinsalz.
Der Quere nach durchzogen wird der Anhydrit des Al-
berges von einer Anzahl flacher oder wenig geneigter bzw.
gebogener, sehr auffälliger Spalten und Fugen, die stellenweise
sich mehrfach gabeln und verzweigen, und zunächst viel mehr
in die Augen fallen als die steilstehende Schichtung der feinen,
bituminösen Streifen.
In 148 m Tiefe unter der Sohle des alten Gipsbruches
ist vor etwa 40 Jahren ein 139 m mächtiges Salzlager erbohrt
worden, worunter wieder Anhydrit folgte, und dieses sowie
das früher von IIoffmann, VOLGEK, Meyn, STEFFEN, GlliARD
und Haas beobachtete Auftreten von Dolomit, Stinkkalk,
Oolith, Rauhwacke usw. im Hangenden (Osten) des Anhydrits
— die jetzt abgebauten Anhydritpartien im Osten des Kalk-
berges müssen großenteils nicht so steil gestanden haben wie
die jetzt sichtbaren, da GlRAKD die Überlagerung durch den
Dolomit noch sicher feststellen konnte — haben meistens als
Beweismittel gegolten, um das permische Alter des Anhydrits
darzutun, der außerdem noch würfelförmige Boracite führt.
I oh meinerseits kann nur betonen, daß der Anhydrit des
Alberges die größte petrographische Ähnlichkeit mit dem des
Schiltsteins bei Lüneburg hat, dessen Tiefbohrung ich vor
einigen Jahren durchzuarbeiten Gelegenheit hatte '). Auch hier
im Alberg ist das am meisten charakteristische Gestein der
spiitige, grobkrystalline, stellenweise strahlige Anhydrit, z. T.
mit bis über 3 cm großen porphyrischen Anhydritkrystallen mit
den drei charakteristischen Blätterdurcbgängen von ungewöhn-
licher Deutlichkeit, der schon nach seiner Struktur als sicherer
Hauptanhydrit des oberen Zechsteins anzusprechen ist,
') C. GAGEL.: Beitrüge zur Kenntnis des Untergrundes von l.fm.--
Jahrb. d. Preuß. gcol. Landesanst L909, XAX, Teil 1, Seite
2.W 240.
125
wenn ihm auch die dafür meist charakteristische bläuliche
Farbe fehlt; und ich kann nur auf die am angeführten Ort
gegebene Schilderung des Schiltsteinanbydrits hinweisen, die
- bis auf die bei Segeberg fehlende auffällige bläuliche Farbe
gewisser sehr grobkristalliner Partien — genau auf die Ver-
hältnisse des Alberges paßt. Insbesondere sind auch die sehr
feinen, steilstehenden, gekräuselten bituminösen Streifen beiden
Vorkommen gemeinsam, ebenso der Schichtverband mit Dolomit,
Stinkkalk, Rauhwacke usw. Hingewiesen sei dabei nochmals
auf die ausgezeichnete Schilderung des Alberges durch HOPF-
MANX vor 00 Jahren1), der die sehr steile Schichtstellung von
stets über 60°, oft über 80°, das umlaufende Streichen aus
der 6. über die 7., 8., 9. Stunde bis zur 12. Stunde, das
wechselnde Fallen, die Fächerstellung der Schichten im SO,
wo die Schichtfolge z. T. überstürzt war und der Gips z. T.
den Stinkkalk überlagerte, während er sonst unter ihn einfiel,
sehr genau und schön beschreibt.
Von den im „Hangenden'' des Anhydrits, d. h. im N und
<) früher beobachtbaren, jetzt ganz abgebauten Stinkkalken,
Dolomiten, Oolithen, Rauhwacken ist jetzt anstehend im „Gips"-
bruch nichts mehr zu beobachten, — die massigen Dolomite
sind vielfach als Fundamentsteine verwertet — doch finden
sich in den nördlich und östlich vom Kalkberg gelegenen, steil
abfallenden Gärten der Häuser in der Lübecker Straße, wo
HOFFMANN, Meyn und Haas diese Gesteine noch anstehend
beobachtet haben, jetzt noch in den zwischen den Gärten auf-
gerichteten Steinmauern ziemlich zahlreiche Bruchstücke dieser
Gesteine, sowie auch der später noch genauer zu besprechenden
diluvialen Breccie aus diesen permischen Gesteinen.
Von dem eigentlichen Dolomit, der nach den Analysen von
KARSTEN 21,53 Proz.; 23,75 Proz.; 55,23 Proz., ja 68,49 Proz.
M. g CÖa enthalten hat — nach FORCHHAMMERS Analyse nur
7,49 Proz. MgC03 — (nebst 0,21 — 0,29 Proz. Bitumen 1,96 bis
3,96 Proz. Al,03 und 8,04 — 21,36 Proz. Si 08), habe ich selbst
keine Belegstücke mehr gefunden, sondern nur solche von Rauh-
wacken, dünnplattigen und dickplattigen, bräunlichen, unreinen
Kalken und schwarzen, bituminösen Kalken. Diese Gesteine
zeigen nach freundlicher Mitteilung meines Kollegen ZIMMER-
MANN keine der für den mitteldeutschen Zechstein ganz
typischen Ausbildungen, könnten aber als harte, kalkige Partien
dea Salztons aufgefaßt werden, mit denen sie immerhin Doch
die größte Ähnlichkeit haben.
') Gilbbkts: Annalen L824, Seite 33, insbesondere S. 40 ll
— 126 —
Eine schwarze poröse Rauhwacke hatte nach KARSTEX
5,78 Proz. Si 09, 1,98 Proz. Al9 03, 73,78 Proz. Ca C03, 18,21
Proz. Mg C03, 0,30 Proz. Bitumen.
Durchzogen wird der Anhydrit besonders auf der Nord-
seite von einer Anzahl mehr oder minder steilstehender Spalten
und Höhlungen, die mit diluvialem Material, hauptsächlich Spat-
sand, erfüllt sind, was ebenfalls schon von Meyn1) vor mehr
R. Struck phot. p- ^
Ostseite des Alberges bei Segeberg im Oktober 1912; mit H — (- sind
die Stellen bezeichnet, an denen ich diluviales Material aus den Über-
schiebungsfugen herausgeholt habe. — > -f- entspricht der ebenso be-
zeichneten Stelle der Fig. 2.
als 60 Jahren festgestellt und auf sekundäres Einbrechen von
oben (bzw. von der Seite her) ganz richtig zurückgeführt
wurde; auch beobachtete Meyn einen strohgelben diluvialen
Kalksandstein als Spaltenausfüllung im Anhydrit.
Schon bei meinem ersten Besuche des Alberges vor
12 Jahren fand ich an der SO- Seite des Felsens etwa in
Kopfböhe eine kleine, ganz flach verlaufende Fuge im An-
') L. Meyn: Geognostisclw Beobachtungen in den Herzogtümern
Schleswig ii. Holstein. Altuna 1*1*, Seit.' s
— 127 —
hydrit, die mit einem graugrünlichen Tonmergel erfüllt war
und mir nach Lage der Dinge nicht von oben oder von der
Seite her infiltriert zu sein schien. Indessen konnte ich weder
die diluviale Natur dieses grünlichen Tonmergels sicher fest-
stellen, noch bei dem fast senkrechten Absturz die nach
Norden anscheinend aufsteigende, ganz feine Fuge mit Sicher-
heit weiter verfolgen, auch schien mir die Konsequenz aus der
sich mir aufdrängenden Annahme von einer diluvialen Über-
schiebung fürs erste noch so kühn, daß ich bei dem Mangel
an Beweis über den weiteren, rückwärtigen Verlauf der Spalte
— und vor allem in dem schon abgebauten Teil des Anhydrits
— die Sache fürs erste in der Schwebe ließ und dann über
anderen Aufgaben zu verfolgen vergaß. Bei späteren Besuchen
konnte ich die mit Ton erfüllte Fuge nicht mehr finden,
doch erhielt ich noch einmal eine Probe von braunem diluvialen
Tonmergel, die durch Herrn Apotheker Sonder- Oldesloe,
„mitten im Anhydrit'' gefunden war, ohne daß ich die Fund-
stelle selbst noch hätte sehen können.
Im Herbst vorigen Jahres benutze ich nun einen dienst-
freien Nachmittag zu einem Besuch in Segeberg, um mir den
Alberg nochmals anzusehen, und hatte das Glück, gerade in
dem Moment dahin zu kommen, als größere Sprengarbeiten an
der entscheidenden Stelle gemacht waren, in der Fortsetzung
der von mir früher beobachteten Fuge, so daß man nun an
der ehemals unzugänglichen Stelle herumklettern und die
wieder frisch freigelegte, flache Fuge genau untersuchen
konnte.
Dabei war nun mit völliger Sicherheit festzustellen:
1. daß diese flache Fuge sich tatsächlich fast horizontal
tief in den Anhydrit hinein erstreckt und nicht nur
oberflächlich ist, und daß auf ihr nicht unerhebliche
Diluvialmassen in den Anhydrit eingeklemmt sind;
2. daß diese Ilauptfuge in der Ostwand des Felsens einen
ganz flach verlaufenden Bogen beschreibt und sich
stellenweise gabelt bzw. Ausläufer nach unten zu ab-
sendet;
3. daß darüber noch einige ähnlich auffallende Fugen ver-
laufen, auf deren einer, die am Boden der ehemaligen
Sprengstoffkammer verläuft und die vorbeschriebene an
einer Stelle kreuzt, ebenfalls (wenn auch wenig) Diluvial-
material nachgewiesen wurde.
Auf der unteren, flach verlaufenden Hauptfrage, an der
die Sprengarbeiten stattgefunden hatten, war an verschiedenen
12*
Stellen festzustellen, daß die eingeklemmten Diluvialmassen
aus ein- bis dreifingerstarken Schichtkomplexen von Sand,
Sandstein und braunem Tonmergel bestehen; der braune Ton-
mergel ist fein geschichtet, die damit zusammenliegenden Spat-
sandschichten sind z. T. durch sekundäre Gipsausscheidung
zu einem ziemlich festen Sandstein verkittet.
Ich habe diese Wechsellagerung von Spatsandstein bzw.
Sand und Tonmergel in zusammenhängenden Stücken von der
ganz flachen Überschiebungsfläche unter dem noch an-
stehenden, hangenden Anhydrit selbst hervorgeholt; der
Spatsand bzw. Sandstein besteht aus Körnern von Milchquarz,
wasserhellem und rotem Quarz, hochrotem Orthoklas, schwarzem
Augit bzw. Amphibol und anderem nordischen Material: da
Tonmergel und Sand in feingeschich teter Wech sei lagerung
aufttreten, ist an irgendeine seitliche Infiltration nicht zu denken,
was auch schon der Augenschein über den ganz flachen
Verlauf der Spalte ausschließt, die, wie schon betont, sich
horizontal nach Westen in den Berg verfolgen läßt. Stellen-
weise ist nur zusammengequetschtes, mergeliges Material von
5 — 10 mm Stärke auf der Überschiebungsfläche vorhanden,
stellenweise ist gar kein sicheres diluviales Material, sondern
nur weißer Quarzsand in der ganz feinen Fuge konstatierbar:
aber im weiteren Verlauf nach Norden und Süden ist es an
einzelnen Stellen derselben Fuge wieder sicher festzustellen
und dient einer minimalen Vegetation als Unterlage und Nähr-
boden.
Von dem jetzigen Obersteiger, dem der fiskalische Anhydrit-
bruch untersteht, ist mir das häuligere Vorkommen solcher
Sande und brauner Mergelmassen auf diesen flachen Klüften,
die von den Arbeitern „Schliche" genannt und wegen der Fr-
leichterung der Arbeit sehr geschätzt werden, bestätigt worden.
Kurz nach meinem Besuch ist dann bei weiterem Fortsprengen
des Anhydrits auf derselben Fuge und dicht (etwa 1,5 m)
hinter der Stelle, wo ich selbst das diluviale Material ge-
sammelt habe, eine etwas größere Partie eines festen Diluvial-
konglomerats gesammelt worden, mit größeren nordischen Ge-
rollen und durch Ca C03 verkittet, von dem von den Arbeitern
für mich einige Proben beiseite gelegt und bei meiner nächsten
Anwesenheit mir übergeben wurden. Fs ist ein diluvialer.
konglomeratischer Sandstein mit kirschkerngroßen nordischen
Gerollen und feinkörnigen Spatsandlagen; in einzelnen Stücken
fast dezimeterstark und recht fest durch Ca CO. verkittet.
Die Grenzfläche dieser Konglomerate gegen den Anhydrit ist
stellenweise merkwürdig windschief verbogen, dieser kon-
— 129 --
glomeratische Sandstein selbst gut geschichtet, ebenfalls mit
etwas gekrümmten Schichtflächen. Auch vereinzelte dunkle
Brocken braunkohlehaltigen Materials sind in diesem Diluvial-
sandstein enthalten, z. T. auch kleine Stückchen dunkler Rauh-
wacke und bituminöser Kalke. Dieser z. T. konglomeratische
Fig. 4.
Diluvialkonglomerat von der Überschiebungsfläche im Anhydrit von der
mit 4- <— bezeichneten Stelle, enthält Kreide, Granit Gneiß, Quarzit,
Kieselschiefer; in anderen Stücken von derselben Stellt; auch noch eckige
kleine Rauhwackenstiicke, 3/4 nat. Große.
Sandstein hat kleine Erweiterungen der Fuge ausgefüllt, auf
der ich selbst die Wechsellagerung von Sandstein und Tonmergel
beobachtet hatte; die Partie ist jetzt völlig fortgesprengt, so daß
jetzt — 191" — nur wieder eine feine, kaum mehr als tinger-
starke Fuge und ein fast kopfgroßer Diluvialeinschluß zu
beobachten ist.
Es erscheint mir also sicher, daß die Spitze des Alberges
in diluvialer Zeit über den von diluvialen Schichten bedeckten
— 130 —
Sockel unter fast völliger Ausquetschung dieser Diluvialschickten
hinübergeschoben ist — wie mir scheint, von Westen her,
doch ist das nur ein persönlicher Eindruck, den ich nicht
einwandfrei beweisen kann. Auf der Ostseite des Bruches, dem
Alberg gegenüber, habe ich die Überschiebungsfuge nicht finden
können.
Unter der Hauptabbausohle sind in neuerer bzw. neuester
Zeit zwei vertiefte Abbaustellen im Süden des Bruches an-
gelegt, die etwa 3 m tiefer heruntergehen, und an beiden
dieser tiefen Abbaustellen habe ich im Herbst 1912 wiederum
verhältnismäßig flachfallende Überschiebungsfugen' mit reich-
lich eingeklemmtem diluvialen Material feststellen können;
auf der südöstlichen Stelle nur hellen, reinen Spatsand, auf
der südwestlichen braunen, unreinen, mergeligen Spatsand,
offenbar ganz zusammengeriebenes und durcheinandergeknetetes
Material.
Die südwestliche tiefe Abbaustelle war erst seit wenigen
Tagen bzw. Wochen in Angriff genommen, der hangende
Anhydrit abgeräumt und das auf der Überschiebungsfläche
von etwa 10 qm Größe gefundene Diluvialmaterial als sehr
störender Fremdkörper in eine Ecke gekehrt, wo etwa lfa bis
2/3 cbra davon lagen; ein Hineinfallen von oben, von der ganz
sauberen Hauptabbausohle oder aus steilen Spalten, die nicht
beobachtbar waren, war nach Lage der Dinge ausgeschlossen;
vom Steiger und von den Arbeitern wurde mir obenein aus-
drücklich versichert, daß dieser „lehmige Sand" von der mir
gezeigten Fuge stammt, aus der ich selbst entsprechendes
Material herausgeholt habe.
Ob die Überschiebungsflächen in diesen beiden tiefen
Abbaustellen mit der erstbeschriebenen über der Hauptabbau-
sohle zusammengehören oder nicht, läßt sich mit völliger Sicher-
heit nach dem jetzigen Zustand der Aufschlüsse weder be-
haupten noch bestreiten, da der Zusammenhang durch Abbau
unterbrochen ist. Mir persönlich erscheint dieser Zusammen-
hang zum mindesten sehr unwahrscheinlich ; sollte er tat-
sächlich vorhanden gewesen sein, wie der Steiger vermutet,
80 müßte die Überschiebungsfläche einen sehr komplizierten
Verlauf gehabt haben, und ich persönlich möchte nach dem
Augenschein und der Lage der Fugen zueinander mehr an eine
rirhtige Schuppenstruktur glauben.
Dem jetzigen Steiger ist das Vorhandensein des Diluvial-
materials auf den flachen Tronnungsfugen schon seit längerer
Zeit aufgefallen; ob die hoch am Berge befindlichen, sehr auf-
fällig ähnlichen, flachfallenden Fugen alle ebenfalls solche
— 131 —
diluviale Überscbiebungsüächen sind, läßt sich mangels jeder
augenblicklichen Untersuchungsmöglichkeit der höheren senk-
rechten Wand vorläufig ohne Einhauen von Stufen oder Be-
schaffung sehr langer Leitern nicht entscheiden; ich möchte
es aber sehr vermuten, denn an einer Stelle dicht unter der
alten, hochgelegenen, jetzt verlassenen Sprengstoffkammer habe
ich es, wie erwähnt, mit Hilfe einer langen Leiter auch fest-
stellen können!
Fragt man sich nun nach der Ursache und dem genauen
Zeitpunkt dieser sichtbaren diluvialen Überschiebungen — ob
tektonisch oder Eisschub — so ist fürs erste völlig klar und
sicher, daß diese beobachtbaren Überschiebungen, mögen sie
bewirkt sein, wodurch sie wollen, stattgefunden haben müssen
vor der Heraushebung des Alberges zu seiner jetzigen über-
ragenden Höhe, da die sicher beobachtbare Hauptüberschiebungs-
fiäche erheblich über dem allgemeinen Niveau der jetzigen
diluvialen Umgebung liegt. Weder Eisschub noch tektonische
Kräfte können die Spitze des Alberges unter den jetzigen
Umständen oben auf seinen jetzigen Sockel hinaufgeschoben
haben, sondern das muß passiert seiü, als dieser Sockel noch
erheblich tiefer, innerhalb der diluvialen Umgebung lag.
Für einen tektonischen Aufschub unter den jetzigen Um-
ständen fehlen die seitlichen Angriffsmöglichkeiten auf die
isoliert aufragende Spitze, und dem Inlandeis schreiben wir
doch die Tendenz zu, vorhandene schroffe Höhenunterschiede
auszugleichen und abzuscheren; nicht aber wäre es verständ-
lich, daß es sozusagen den Ossa auf den Pelion hätte auf-
türmen und die anderswo abgerissene Spitze auf den schon
an sich hervorragenden Sockel hätte oben hinaufschieben
sollen. Dieser Wahrscheinlichkeitseinwand gegen glaziale
Überschiebung bleibt aber auch bei ursprünglich tieferer Lage
des Sockels bestehen ; immer ist durch die Aufschiebung der
Anhydritspitze auf den ebenso beschaffenen Sockel ein vorher
nicht oder nicht so stark vorhandener Höhenunterschied des
Anhydritstockes gegen seine Umgebung geschaffen
worden.
Mir scheint also aus diesen Überlegungen zu folgen, daß
hier eine echte tektonische Überschiebung vorliegt, eingetreten
zu einer Zeit im Diluvium, wo der Anhydritstock des jetzigen
Alberges noch erheblich tiefer, innerhalb diluvialer Schichten
lag, deren Reste bei der Überschiebung zwischen die Schuppen
zwischengeklemmt wurden, und daß sich später, nach Ab-
schluß dieser Schuppenbildung — und wahrscheinlich
nach dem Rückzuge des letzten Inlandeises aus dem Gebiet —
t32
der Alberg durch das erneute Auftreten hebender Kräfte erst
so weit herausgehoben hat, daß er nur 50 — 60 m seine Um-
gebung überragt.
Hervorgehoben muß werden, daß einzelne Ausläufer und
Abzweigungen der mit diluvialem Material erfüllten, ganz
flachen Überschiebungsfugen quer durch eins oder das andere
der senkrecht stehenden Schichtpakete hindurchstreichen, ohne
anscheinend eine bemerkbare seitliche Verschiebung in dieser
senkrecht stehenden Schichtung bewirkt zu haben, was ange-
sichts des auch hier beobachtbaren, wenn auch sehr gering-
fügigen diluvialen Einklemmungsmaterials sehr auffällig ist und
mir den Mechanismus der hierbei eingetretenen Bewegungen
stellenweise völlig rätselhaft erscheinen läßt.
Hervorgehoben mag nochmals werden, daß die von mir sicher
und mehrfach beobachteten und an einer Stelle mindestens
1 ' ._, m horizontal nach Westen in den festen Anhydrit hinein
verfolgten Überschiebungsflächen nebst dem eingequetschten
Diluvialmaterial rein gar nichts mit — an diesen Stellen
völlig fehlenden — steilstehenden Spalten zu tun haben, und
daß das in dieser horizontalen Kluft beobachtete und von mir
selbst daraus hervorgeholte Diluvialmaterial unmöglich von
oben her aus derartigen Spalten eingespült sein kann, sondern
bei II or izontalbcwegungen des Anhydrits eingeklemmt
sein muß; das war nach Lage der beobachteten Verhältnisse
evident.
Aber nicht nur über Tage in den sichtbaren Aufschlüssen
sind solche Machen Überschiebungsflächen mit eingeklemmtem
Diluvialmaterial vorhanden, auch unter Tage müssen sie nach
den Ergebnissen der zahlreichen Bohrungen im Alberg und bei
Stipsdorf vorhanden sein.
An beiden Stellen sind schon seit dem Beginn des
1'.'. .Jahrhunderts und noch unter dänischer Herrschaft mehrfach
Bohrungen auf Salz ausgeführt, die zwar bis zum Jahre 1869
erfolglos geblieben sind, aber alle miteinander höchst auffällige
Ergebnisse gezeitigt haben, die schon mehrfach in der geologi-
schen Literatur diskutiert, sind, wenn auch eine richtige Lösung
(\ir hier vorhandenen Probleme bisher nicht erzielt wurde.
Fast alle diese Bohrungen haben einen mehrfachen und sehr
auffallenden Wechsel von Anhydrit bzw. Gips mit Diluvial-
Bchichten ergehen, kein einziges diesei Bohrprofile ist aber mit
den nebenstehenden in Übereinstimmung zu bringen, trotz sehr
geringer I lorizontalentfernungen.
Die erste Bohrung im Segeberger Gipsbruch (1804 — 1806).
angesetzt 50 Fuß östlich der höchsten Spitze, ergab:
— iS'ö
fll -
47, -
1 5 -
9'/, -
39
6'/i "
{l-
67, -
107, -
.38 ■
8
154 Fuß 4 Zoll „Gips"
Sandstein, kalkigen Sandstein, „Quarz und Kalk*
.Kalk und Lehm", tonigen Kalk
„Gips"
kalkigen Sandstein
„Gips mit Sand"
..Gips"
809 Fuß 77, Zoll
Der Sandstein, kalkige Sandstein, „Kalk und Lehm",
„toniger Kalk" sind offenbar diluviale Schichten bzw. diluviales
Material, dessen dem Zechsteinanhydrit fremde Natur als
etwas besonders Auffälliges sorgfältig hervorgehoben ist. Diese
Dinge entsprechen auf das genaueste dem von mir selbst von
den höheren Cberseliiebungsflächen gesammelten Diluvialmaterial.
In dem „Gips" sind mehrfach Boracite gefunden.
Im Jahre 1807 wurde dann am Grunde des 125 Fuß tiefen
Schloßbruunens eine 308 Fuß tiefe Bohrung ausgeführt, die
anscheinend nur Anhydrit ergeben hat, und in 433 Fuß Tiefe
ebenfalls ergebnislos eingestellt wurde.
Die im Jahre 1868 im Süden des Gipsbruches angesetzte
Bohrung, die in 148 m Tiefe endlich das lange gesuchte
Salz fand, hat nach den mangelhaften, darüber in die Öffent-
lichkeit gekommenen Berichten folgendes Profil ergeben:
88,5 m Anhydrit
— 115 m Sand
— 117 - Ton
— 120 - Sand
starkes Auftreten 9proz. Sole in einer Sandscliiclit
— 129.5- brauner, sandiger Ton
— 134,."»- Anhydrit
(48,9- brauner, harter, sandiger Ton, Anhydrit und
„zäher, fester Ton"
139 m Steinsalz und darunter
in 287 - Tiefe Anhydrit.
Über die von 88 bis 129 m Tiefe angetroffenen Schichten
ist leider nichts näheres publiziert; daß es Diluvialmaterial
gewesen ist, Sand und Geschiebemergel, ergibt sich nicht nur
aus der Beschreibung, sondern darüber liegt auch noch ein
Bericht eines Augenzeugen, des Bergicispektors BRUQN, in den
Akten des Oberbergamts Clausthal vor, der ausdrücklich an-
gibt, daß diese Schichten mit dem über Tage in dem Anhydrit
beobachtbaren fremden (diluvialen) Einlagerungen überein-
gestimmt hätten.
Über die nächsten 1 '.• m liegen wenigstens etwas detailliertere
Angaben in den Akten des Oberbergamts: danach sind ge-
fanden :
41, m
dann
— 134 —
von 404 7" bis 412' 6" „grauer, fester Ton" (— 129,5 m)
— 429' 6" fester Anhydrit (— 134,5 m)
— 439' 1" Anhydrit und „grauer Sand" und „harter Ton"
— 445' 3" „grauer Ton"
— 450' Anhydrit
— 459' „grauer, sandiger Ton" und Sand
459 — 472' sehr fester Anhydrit
— 477' 6" „Salzton"
Steinsalz
Daß auch hier der „graue, feste Ton" und Sand Diluvial-
material gewesen ist, wird ausdrücklich hervorgehoben, ebenso
daß die letzten 4 m (459 — 472) besonders fester Anhydrit
gewesen sei; zwischen diesem und dem hangenden Anhydrit
liegt also eine 55 m mäentige Schichtenfolge von Sand, Ton,
Geschiebemergel zu unterst mit einzelnen kleinen Anhydrit-
bänkchen, während in der alten Bohrung von 1804/06, die
nur etwa 80 m nördlich davon gestanden hat, zwei derartige
Einlagerungen diluvialen Materials von 5'/9 und 3 m Mächtig-
keit im Anhydrit konstatiert sind. Diese Diluvialschichten
im Anhydrit führen sehr erhebliche Wassermassen.
Eine später in geringer Entfernung davon an der Stelle
■des verunglückten Schachtbaus ausgeführte Bohrung ergab unter
91 m Anhydrit
— 116,6 - „Sand"
— 118,6 - „Ton"
— 120 - „Sand mit Ton"
— 121,8 - „sandigen Ton"
1 27.2 - „braunen, zähen Ton" mit Gips
— 127,7 - „braunen, sandigen Ton"
starke Sole
— 132 - „grauen sandigen Ton"
— 134,4 - „grauen Ton mit Anhydrit"
— 141,2 - „grauen, sandigen Ton"
— 149,1 - „braunen Ton"
— 149,9 - „sehr harte, zähe Schicht" (Anhydrit?)
— 152 - „braunen, sandigen Ton"
und darunter wieder Salz und Anhydrit, also ein, wenn auch
sehr ähnliches so doch nicht völlig übereinstimmendes Profil,
und einen mehrfachen Wechsel von braunem und grauem
sandigen Ton (Geschiebemergel.)
Eine andere in der Nähe des Gipsberges am Neuen
Teich ausgeführte Bohrung ergab
— 106 in Diluvium „blauen Tun, Kies, Sand. Geschiebe, braunen
Tun usw.*
— 110 m Anhydrit
— 11(1 - „zähen, grauen ']
— 121 - „krystallinen Anhydrit'
— 128,5 - „roten zähen Ton" und grauen Ton in mehrfach« m Wechsel
— 135 —
— 146 m Sand, braunen und grauen Ton mit Braunkohlestiickchen
— 226 - reinen Quarzsand
— 280 - graugrünen, z. T. sehr plastischen Ton (Alttertiär?)
also noch zwei Schollen von Anhydrit eingeklemmt ins Diluvium.
Bei dem nur wenige Kilometer NO. von Segeberg entfernten
Stipsdorf sind ebenfalls eine ganze Anzahl Bohrungen auf
Salz ausgeführt, zum Teil ebenfalls noch in dänischer Zeit
unter den Auspizien des hervorragenden Geologen FORCII-
HAMMEK, die folgende Resultate ergaben :
1. Bohrung 1829 im Boden der 40 Fuß tiefen „Kalk"-
(Gips)grube (aus der jahrhundertelang Anhydrit und Gips ge-
brochen wurde!):
."»' 6" gelber Sand
5' gelber Lehm
IT 6" Gips
6" „Gips mit Lehm"
1' 6" gelber Lehm
4' 4" Gips
5' 8" gelber Lehm mit Sand
/.'/' 10" Gips
1' Sand
2S V Gips
148' 5" (einschließlich der Tiefe des Glasbruches!)
Zweite Bohrung 1843 ebenda:
8' 6" gelber Lehm und grober Sand
IT 6" Gips
2' gelber Lehm
-V 4" Gips
5' 8" gelber Sand und Lehm
52' 9" Gips
1' Sand
24' 2" Gips
■V 6" grober Sand mit Feuerstein
5' 6" Gips
5' 2" schwarzer Ton (tertiär?)
10 7" Gips und Ton gemischt
Beide Bohrungen zeigen fast genau dasselbe Profil, was
für die hier vertretene Auffassung von den flach verlaufenden
Überschiebungen von erheblicher Bedeutung ist; die zweite ist
von FoRCHUAMMEii selbst kontrolliert, und diese dabei sicher
beobachtete Wechsellagerung von Anhydrit und
Diluvium hat diesen ausgezeichneten Beobachter
zu der Annahme von dem diluvialen Alter des An-
hydrits geführt1).
Fouchh ammer: Die Bodenbildung der Herzogtümer Schleswig-
Holstein und Lauenburg. Pestgabe für ili'> Versammlung deutscher
Landwirte, Kiel 1847, S. 11 and 1"«
— 136 —
Die Bohrung 1869, ebenfalls am Grunde der 45 Fuß tiefen
,, Kalkkuhle" ausgeführt, hat gleichfalls vielfach diluviales
Material im Anhydrit ergeben, doch ist hierüber kein genaues
Bohrprotokoll publiziert; sie soll 97 m Anhydrit mit 8 Ein-
lagerungen von ,, grauem Ton" von 2 bis 6 m Mächtigkeit und
mit Sandschichten, und darunter 20 m Salz ergeben haben; aus
den mir zugänglichen Akten ist nur ersichtlich, daß bis 45 Fuß
fester Anhydrit, dann „Sand mit Kohlestückchen*', dann
Anhydrit.
bei 99' ..grauer Ton und Sand"
- 157' ..viel Sand'-, dann
bis 194' Anhydrit
bei 216—252' „grauer Ton, Sand und Gips in Schichten von
2 — 5' Stärke wechsellagernd"
von 252-287' ..Gips"
- 287—307' fester Anhydrit gefunden sind,
also wiederum die mehrfache Wechsellageruug von Anhydrit
mit Diluvialmaterial und starke Wassermassen in diesen
Diluvialschichten.
Eine Bohrung S von Stipsdorf und 0 von Kalkberg ergab
folgendes Profil:
4 ra „Ton" und Sand
12 - Anhydrit
1,5 - „Ton"
7,0 - Anhvdrit
2,5 - „Ton"
2,5 - Anhydrit
6,5 - „Ton"
2").0 - Anhydrit
3,5 - „Ton"
9,0 - Anhydrit
3,5 - „Ton"
2,5 - Anhydrit
4,0 - „Ton"
17,5 - Anhydrit und dann
bis zu 120 m Tiefe Steinsalz,
also eine sechsmalige Wechsellagerung von Anhydrit und
Diluvium.
In den Bohrungen NO von Stipsdorf am Kagelsberg sind
im Anhydrit mehrfach „brauner, zäher „Ton" mit S teinsalz-
stücken, „schwarzer Ton" und „kohlige Bestandteile" sowie
„Ton mit erratischen Geschieben" gefunden, also sicherer Ge-
schiebemergel und eingeklemmtes Braunkohlenmaterial : auch
hier hat zwischen dem eingeklemmten Diluvium und dem Salz
nur noch 1,57 m fester Anhydrit gelegen; genauere Angaben
sind nicht weiter in die Öffentlichkeit gekommen, als daß das
Steinsalz in 108 rn Tiefe getroffen ist. Was der „braune
— 137 —
zähe Ton mit Steinsalzstücken" gewesen ist, ist ganz unsicher,
(roter Ton des ZO?)
Eine Bohrung SW von Stipsdorf ergab:
88 m Lehm, Sand, Ton, Kies
39 - Anhydrit
2 - roten Ton
26 - „ Salzton " mit Sandschichten
2,.") - Sand mit 20 proz. Sole
105 - „sandigen Tontt, sehr fest, dann „blauen Ton",
162 m,
also 39 m auf Diluvium überschobenen Anhydrit. Ein anderes
Bohrloch NW von Stipsdorf ergab
12 m grauen, steinigen Ton, Sand, Kies. Gerolle
38 - Anhydrit
J4 - grauen Ton
(8 - Sand, Gip.-. Tob
6 - Anhydrit
ö - „Salzton"
42 - Salz:
also •wiederum 12 m unzweifelhaft diluviale Schichten im
Anhydrit. Über die weiteren, vor wenigen Jahren bei Stips-
dorf heruntergebrachten Bohrungen ist nichts weiter bekannt
geworden, als daß eine bei mehr als SOi* m Tiefe im grünen
Ton des Alttertiärs steckengeblieben ist.
Aus allen diesen Bohrungen bei Segeberg und Stipsdorf
ergibt sich, daß die dortigen Anhydritstöcke ein kompliziertes
Schuppensystem mit vielfach eingeklemmtem Diluvialmaterial
bilden.
Außer diesen Beweisen für intensive Störungen diluvialen
Alters im Anhydrit liegt aber noch ein weiterer, sehr schöner
Beweis dafür vor, nämlich eine sehr interessante diluviale
Reibungsbreccie aus permischem und diluvialem Material ge-
mischt, hauptsächlich bestehend aus eckigen (aber auch ge-
rundeten) Trümmern von Stinkkalk, Dolomit, Oolith, Rauhwacke,
daneben und fest damit verkittet nordisches Material, Granit,
Flint und, wie FORCHHAMMER schon beobachtete, auch tertiäres
Material mit Dentalien. Diese sehr interessanten Reibungs-
breccieD, die von FORCIIHAMMER mit „schwarzem, porösem,
lavaartigem Kalkstein", von Mi.yn mit ..altem Mörtel" (be-
stehend aus grobem Sand, Steinen und Kalkstein bzw. Dolomit)
verglichen werden, sind von den verschiedensten Beobachtern
auf der Nord- und Ostseite des Segeberger Alberges beobachtet
und auch noch von mir seihst gefunden, allerdings jetzt nur
noch in Form loser Blöcke im Gartenboden. Auch Mkyn
vergleicht einen Teil dieser Eteibungsbreccien mit ihren großen
in
— 138 —
Höhlungen mit „groben Lavaschlacken", und betont, daß sie
zum Teil zusammen mit gelbem Kalksandstein vorkommen, also
jenem Gestein, das ich direkt von den Überschiebungsflächen
unter dem anstehenden Anhydrit hervorgeholt habe, und es ist
damit aus diesem eckigen Trümmergestein nun der direkte
Fig. 5.
Diluviale Keibungsbreccie aus eckigem (und z. T. auch gerundeten) Zech-
steinmaterial (Rauhwacken, bituminiösen Kalk usw.) mit wenig nordischen
Geschieben dazwischen. Größe 1 : 1.
Nachweis intensiver, in diluvialer Zeit erfolgter Bewegungen
geliefert, die das permische Gesteiu zertrümmert und mit dilu-
vialem Material verknetet haben. Dieselben Breccien aus eckigem
und abgerundetem permiseben Gestein und Diluvialmaterial
sind auch noch bei Stipsdorf gefunden.
haß die bei den Mehrungen in Segeberg innerhalb <\vn
Anhydrits gefundenen 41 m Diluvialmaterial nicht etwa, wie
ursprünglich vermutet wurde, eine ganz steil einfallende Kluft
(ähnlich wie im Nordwesten des jetzigen Steinbruchs) erfüllt haben,
— 139 —
die von der Bohrung durchfahren wurde, sondern daß sie ganz
flach im Anhydrit liegen müssen, ergibt sich daraus, daß nur
4 m fester Anhydrit zwischen diesen stark wasserführenden
Diluvialmassen und dem Steinsalz lagen, was eine steilfallende
Kluft völlig ausschließt, und daß die beiden letzten Bohrungen
im Segeberger Anhydrit, trotzdem sie eine ganze Anzahl
Meter voneinander entfernt lagen, doch faßt dasselbe Profil
mit fast denselben Tiefen der eingequetschten Diluvialmassen
ergaben.
Ob zwischen dem Anhydrit und dem Steinsalz noch Kali-
salze liegen, wie s. Z. Meyn durch einen scharfsinnigen Indizien-
beweis nachzuweisen sich bemüht hat, wird sich nur durch
genaues Studium aller diesbezüglichen Akten der zuständigen
Berginspektion feststellen lassen.
Für die so zum mindesten sehr wahrscheinlich gemachten
tektonischen Schuppenbildungen bei Segeberg kennen wir ja
ein vollständiges Analogon in der wundervollen dreifachen
Schuppenüberschiebung im Miocän des Morsumkliffs auf Sylt,
die auch erst in diluvialer Zeit erfolgt ist1), und in den
Überschiebungen der Kreide von Jasmund auf Rügen auf das
ältere Diluvium, und die dieses koukordant unterlagernde Kreide,
die ebenfalls erst spät im Diluvium, zur letzten Interglazialzeit
erfolgt ist2). Daß die merkwürdigen Einklemmungen dilu-
vialen Materials im Turon von Lüneburg auch erst am Ende
der letzten Interglazialzeit, nach intensiver Verwitterung
dieses Diluviums, erfolgt sind, hat sich ja gleichfalls erweisen
lassen3).
Die zahlreichen sonstigen Arbeiten, die Beweise für dilu-
viale — z. T. interglaziale — tektonische Störungen gebracht
haben, habe ich erst kürzlich zusammengestellt4) ; hinweisen
möchte ich hier nur noch auf die Ausführungen von HarBORT5)
über das Aufsteigen der Salzhorste, worin das pfeilerartige
') C. Gagel: Die Lagmingsverhältnisse des Miocäns am Morsum-
kliff auf Sylt. Jahrb. d. Kgl. Geol. Preuß. Landesanst. 1905, XXVI,
S. 24G IV.
-) K. Keilhack: Die Lagerungsverhilltnisse des Diluviums in
der Steilküste von Jasmund auf Rügen. Jahrb. d. Kgl. Preuß. Geol
Landesanst. 1912, XXXIII, Teil 1, S. 114 ff.
GAGEL: Neuere Beobachtungen über die diluvialen Störungen
im Lüneburger Turon und Nachträgliches zu den diluvialen Störungen
im Lüneburger Turon. Diese Zeitschr. 1905, S. 16~> u. 270, Tafel 10.
4) C. Gagel: Kin diluviales Brachsystem in Norddeutschland.
Diese Zeitschr. 1911, Monatsber. 1, S. t.
BarbORT: Zur Geologie der nordhannoverschen Salzhorste.
Diese Zeitschr. 1910, Bd. 62, S. 326— 336.
IM
— 140 —
Aufragen der isolierten Anhydritstöcke Norddeutschlands auf
die plastischen Eigenschaften der liegenden, durch Gebirgs-
bewegungen stark gepreßten Salzmassen zurückgeführt wird
(Aufpressungshorste), was die nachträgliche Heraushebung des
Alberges nach den Überschiebungen sehr gut verständlich
machen würde.
Nicht unerwähnt lassen möchte ich die sehr auffällige
Tatsache, daß von diesen Überschiebungsflächen, auf denen
das diluviale Material eingeklemmt ist, noch andere Spalten
unter spitzen Winkeln ausstrahlen, die stellenweise die sehr
schöne senkrechte Schichtung durchsetzen, ohne sie anscheinend
im geringsten zu stören oder zu verschieben ; der Mechanismus
dieser Spaltenbildung und Überschiebungen muß also ein sehr
komplizierter gewesen sein, so daß man sich fürs erste keine
recht anschauliche Vorstellung davon machen kann.
Ich möchte noch betonen, daß, wenn auch in den Bohr-
aufschlüssen im Anhydrit mehrfach sichere Grundmoräne ge-
troffen sein muß, nach den ganzen Beschreibungen und Angaben
darüber, doch in den über Tage jetzt noch nachprüfbaren und
sichtbaren, im Anhydrit eingeklemmten Diluvialmassen Grund-
moräne sicher nicht vorhanden ist, sondern nur fette bräun-
liche und grünliche Tonmergel und fein gesch ich tete, gelb-
braune Tonmergel, die mit Saudschichten bzw. Sandsteiuschichten
Wechsel lagern und deren Schichtung sich den stellenweise
merkwürdig windschief gebogenen unteren Grenzflächen des
hangenden Anhydrits auffallend anschmiegen, so daß eine seit-
liche Einpressung dipses Diluvialmaterials in Spalten des
Anhydrits durch das Inlandeis ausgeschlossen erscheint.
Auch möchte ich nochmals besonders hervorhebe)], daß
die Stellen an denen jetzt das diluviale Material mitten im
Anhydrit beobachtet wurde, mindestens 40 — 50 m von der
ehemaligen Außenseite des Anhydritstockes entfernt, also ziemlich
in der Mittes des Berges liegen.
Daß auch stellenweise tertiäres Material in diesen Fugen
eingeklemmt ist, sei noch besonders betont.
Was die in den Bohrregistern mehrfach erwähnten, auf-
fälligen, roten Tone anbetrifft, so läßt sich jetzt natürlich
Dicht mehr einwandfrei ermitteln, was das gewesen ist; rote
Tone des Diluviums Bind im allgemeinen in diesem Gebiet
nicht bekannt, soweit es sich nicht um die fetten, diluvial
umgelagerten, roten Qntereocäntone bandelt; eventuell könnte
ich aber um rote permische Tone gehandelt haben, da auch
sonst bei Segeberg alle die Gesteine beobachtel sind, die sich
auch bei Lietb und Schobüll linden (ZO.)
— / //
Literatur über Segebei g
(insbesondere über die Bohrungen!).
Fr. Sknk: Geognostische Bemerkungen über die Gegend, in welcher
die Salzquellen Lüneburg, Sülze und Oldesloe liegen. Sehr. d.
Geog. Soc. f. d. gesamte Mineralogie, Jena 1911, Bd. III.
Steffens: Geognostisch-geologische Aufsätze als Vorbereitung zu einer
inneren Naturgeschichte der Erde. LS10.
Fk.Hoffmann: Geognostische Beschreibung der Bervorragungen de9
Flözgebirges bei Lüneburg und Regeberg. Gilberts Ann. d.
Phy>ik 76, 1824.
Volqkr: Über die geognostiseben Verhältnisse von Helgoland, Lüm
bürg und Segeberg. Braunschweig 1846.
Kabell: Über die geognostischen Verhältnisse des südwestlichen
Bolstein. Spezialber. über die Verhandl. f. M'n., Geogn. und
Geogr. 24. Vers. Deutscher Naturforscher und Arzte, Kiel 1847.
Kokuimammi !;: Di'- Bodenbildung der Herzogtümer Schleswig-Holstein
und Lauenburg. Festgabe f. d. Vers. Deutscher Land- und Forst-
wirthe, Kiel 1847.
Meyk: Geognostische Beobachtungen in den Herzogtümern Schleswig
und Holstein. Jahresber. der 11. Versammlung Deutscher Land-
und Forstwirthe, Kiel 1848.
Brietl. Mitt. über Abraumsalze in Stipsdorf. Diese Zeitschr. XXIII.
1871, S. 653.
Boll: Geognosie der deutschen Ostseeländer zwischen Eider und Oder.
Neuhrandenburg 1846.
Karsten: Über die Verhältnisse, in denen die Gipsmassen zu Lüneburg,
berg und Lübtheen zu Tage treten. Abhandl. Kgl. Akad.
\V,,M-n-rh. Berlin 1818, S. 188, 189.
Girard: Die Norddeutsche Ebene. Berlin 1855.
Haas: Die geologische Bodenbeschaffenheit Schleswig-Holsteins. 1889.
Face: Das Vorkommen von Salz in der Provinz Schleswig- Holstein.
Schriften d. naturwiss. Vereins f. Schleswig-IIoNtein Bd. VI.
Struck: Übersicht der geologischen Verhältnisse Schleswig-Holsteins.
Ee-t^abe für den XVII. Deutschen Geographentag, Lübeck 1909.
Zur Diskussion sprechen die Herren KkilhaC'K, HARBORT,
H.ESS VON WrCHDORF und der Vortragende.
Herr U. IIKSS VON WICHDORFF vergleicht die Ver-
hältnisse am Ahlberg bei Segeberg mit dem in ähnlicher Weise
mitten im Diluvium emporragenden Gips- und Salzstock von
Sperenberg südlich von Berlin. Umgeben von außerordentlich
mächtigen diluvialen Ablagerungen, die bereits in der Nähe des
Gipsstockes zusammen mit starken, von den in der Nachbarschaft
anstellenden Tertiärschichten losgerissenen und im Diluvium ein-
gebetteten Tertiär-Schollen eine Mächtigkeit von 1 10 — 190 m
erreichen, erhebt sich der Sperenberger Gipsstock bis dicht an
die Oberfläche, /.. T. treten die Gipsfelsen in der Nähe des
jetzigen Gipsbruches stellenweise ohne Diluvialdecke direkt
zutage. Der Gipsstock von Sperenberg stellt eine gleichmäßige
Hutbildung auf dem im Untergrund befindlichen, steil auf-
112
gepreßten Salzstoeke dar. Die Mächtigkeit dieses Gipshutes be-
trägt bereits am Rande gegen 50 m und steigt in der Mitte
überall bis zu etwa 100 m an. Der Salzspiegel liegt ganz gleich-
mäßig in der Höhe der anlagernden Buntsandsteinschichten
(vgl. das untenstehende Profil.) Die zahlreichen fiskalischen
Bohrungen, die teils im Bereich des Gipshutes, teils außerhalb
desselben niedergebracht worden sind, haben nun ergeben, daß
weder am Salzstock noch an dem ihn bedeckenden Gipshut
irgendwelche diluvialen Störungen, Einpressungen oder TJber-
Steinsalz
Buntsaml-
stein
Tertiär
Diluvium
Rosidual-
gips
Profil des Gipsstockes von Sperenberg bei Berlin.
llutbildung auf dem Zechsteinsalzhorst). Maßstab 1 : 25000.
(In natürlichem Höhenverhältnis.)
Schiebungen geschehen sind; vielmehr zeigen die bis über
1250 m tiefen Bohrungen die regelmäßige steile Aufpressung
des Salzgebirges. Wohl aber haben diese staatlichen Bohrungen
eine Erscheinung aufgewiesen, die ganz analog den Beobach-
tungen am Ahlberg bei Segeberg zu sein scheint, sich aber bei
Sperenberg als rein sekundär herausgestellt hat, das Auftreten
oft mächtiger Diluvialschichten scheinbar mitten im Gipse.
Es hat sich nämlich bei dem Sperenberger Vorkommen fest-
stellen lassen, daß hier ausgedehnte Schlottenbildungen im
Gripa vorhanden sind, die oftmals schief und gewunden, nach
unten zu aber vielfach nahezu senkrecht verlaufen. Sie sind
mit dem Diluvial- und Tertiärschollenmaterial der diluvialen
Decke ausgefüllt. Am Rande des Gipsstockes gehen die Schlotten
/ /••;
sogar bis auf den Salzspiegel herab, oben noch stark geneigt und
gewunden, unten nahezu senkrecht; so hat z. B. Bohrloch III
unter 63 m Diluvium von 03 — 79 m festen Gips, von 79 bis
85 rn klüftigen Gips und von 85 — 111,5 m Gips mit sand-
erfüllten Klüften unmittelbar auf dem darunter folgenden Stein-
salz ergeben. Die Bohrung II, die von 30,4 — 1 15,8 m Gips auf-
weist, hat dagegen zahlreiche gekrümmte Schlotten angeschnitten
und sie z. B. bei 56 m, 84 m und 92 m mit Sand, Tonmergel
und Kohlenletten erfüllt gefunden. In der Mitte des Gipsstockes
scheinen die Schlotten nicht allzu tief in den Gips hinein-
zuragen, wenigstens hat die auf der Sohle des großen Gips-
bruches angesetzte Bohrung I nur von 0 — 28 m klüftigen Gips
mit sanderfüllten Klüften, von 28 — 88,8 m dagegen festen
Gips über dem Steinsalz angetroffen.
Bezüglich der Entstehungszeit des Sperenberger Salzstockes
und seines mächtigen Gipshutes schließe ich mich durchaus
der Meinung des Herrn E. Harbort an. Hätte der Gips-
stock in seiner heutigen Höhenlage bereits vor Beginn
der Eiszeiten existiert, so würde er von dem heranrückenden
Inlandeis eine weitgehende Veränderung und teilweise Zer-
störung erlitten haben. Er zeigt aber in seiner l3/4 km langen
und 1 km breiten Ausdehnung einen geradezu modellartig
gleichmäßigen Aufbau.
Herr W. HUTH spricht sodann zur Kenntnis der
Epidermis von Mariopteris muricata. (Mit 10 Text-
figuren.)
Als die erste Mitteilung über die Epidermis von Mario-
pteris muricata für die Paläobotanische Zeitschrift1) gerade
druckfertig war, erhielt ich von Herrn GOTIIAN aus Paris die
Nachricht, daß Z EILLER bereits Alethopteris Grandini aus
dem oberen Produktiven Carbon maceriert hätte. Da die Zeit-
schrift in kürzester Zeit erscheinen sollte, so fügte ich die mir
gemachte Mitteilung eiligst noch im Petitdruck an die Arbeit
an. Wie nun ZEILLER nach Empfang der oben erwähnten
Arbeit in einem Briefe an GoTHAX mitteilt, hat er aber
Alethopteris Grandini tatsächlich nicht maceriert, sondern
die Oberflächenstruktur der Pflanze bot sich ihm durch einen
Zufall für mikroskopische Beobachtung dar.
Er sagt darüber in dem genannten Schreiben: „ . . . cette
cuticule s'offrait tonte prete pour l'examen microscopique sur
') l'aläobolanische Zeitschrift, Bd. J, 1912. Beft 1. S. 7 ff., Taf. 1. II.
— 14 i
I echantillon Iui-meme, et je n'ai eu aucune preparation a lui
faire subir, aucun merite par consequent a l'etudier et a en
donner la iigure. L'observatiou de M. Iil'lll constitue donc
une decouverte vraiment nouvelle et dun reel interet en ce
(ju'elle montre la possibilite de trouver, parmi les Fougeres
ou les PtiTidospermees houilleres, des echantillons se pretant
a la preparation et ä l'etude de la cuticule. An anderer
Stelle in demselben Briefe sagt er: „c:est la premiere fois
f"'
l'hot. Otto Roth.
Fig. 1.
MarioptcrU muricata. Halde der Myslowitzgrube, Liegendes des Morit!
flözes; leg. H. P. I. 89.
qu'on arrive a obteüir une preparation de cuticule de Fougere
(ou Pteridophyllee) du terrain houiller par la methode de
Schulze. Je l'ai essaye bien souvent et n'ai jamais rien
obtenu . . .'"
Es ist demnach also tatsächlich das erste Mal. daß es
gelungen ist, Farnepidermen1) ans dem Produktiven Carbon
zu präparieren und zu mikroskopieren, und nur darin liegt
auch zunächst die ECauptbedeutung dieser kleinen Arbeit.
Ob es gelingen wird, in mehreren oder ^ar in vielen Fällen
Bi I pcadopbytec aus dem Carbon isl die Sache schon lange
bekannt, siehe Z illkr: Bass. houill. ei perm. de Blanzy et du I
fasc. II. L906 ■ te, S. 19*.
/ 'ir,
die Epidermen so zu präparieren und mikroskopisch studieren
zu können, bleibt vorläufig fraglich. Wenn es aber gelingen
sollte, so ist nicht ausgeschlossen, daO die Oberflächenstruktur
vielleicht zur Klassifizierung der Farne des Carbons mitbenutzt
werden könnte, und dadurch wäre möglicherweise ein Mittel
vorhanden, die Klassifizierung im rezenten Sinne natürlicl er
zu gestalten. Jedenfalls bandelt es sich hier nur um aller-
erste Versuche, und eine große Anzahl gut gelungener
i not. Otto Kon.
ftfariopleris muricata. — Jüngeres Exemplar. — Niederschlesien, Bangi id-
zug, Johann Baptistagrube b. Schlegel hu. || bezeichnen die Stellen,
an denen die beiden macerierten Stücke abireschlagon sind.
Präparate dürfte; erst mit einiger Sicherheit zeigen, ob die
weiter unten angeknüpften theoretisch - hypothetischen Aus-
führungen aufrecht erhalten werden können.
Die Macerationen sind bisher bei drei verschiedenen
Uesten aus dem Produktiven Carbon gelungen. Es handelt sieh
um einen aus Oberschlesieu stammenden Rest vom Man'n/>ft ri.s-
Typus '), der als Art noch nicht genauer bestimmt werden
konnte, und um zwei Stücke von Marioptevis muricata, von
denen eins aus Oberschlesien (Fig. l) und eins aus Nieder-
schlesien (Fig. 2) ist. Bei dem Stück Fig 1 gelang die
') Dieser Resl ist abgebildet in Abbildungen und Beschreib
fossiler PflanzenreBte, Lf. VIII, 1913, Nr. 151.
— 146 —
Maceration verhältnismäßig leicht, da hier ein Rest vorliegt,
bei dem die kohlige Haut des Farnes an allen Stellen ent-
weder von selbst leicht abblätterte oder doch mit dem
Messer leicht zusammenhängend abzuheben war. Bei
dem Stück Fig. 2 war ein derartiges Verfahren vollständig
ausgeschlossen, denn die kohlige Haut des Farns war —
wie das in fast allen Fällen zu sein pflegt, wenn der Kohle-
rest des Farns noch vorhanden und die Pflanze nicht über-
haupt nur als Abdruck erhalten ist — mit dem Tongestein
,,. „ Phot. W. IluTii.
Hg. 3.
Epidermis der in Fig. 1 abgebildeten Mariopteris muricata. Vergr. ca.
55 facli. — Die Figur zeigt deutlich die Streckung der Epidermiszellen
über einem sich dicliotom verzweigenden Gefäßbündel.
absolut fest verbunden, so daß eine Ablösung auf mecha-
nischem Wege nichts als mikroskopisch kleine und etwas größere
schwarze Kohlebröckchen ergab.
Hier benutzte ich nun folgendes Verfahren: Ich schlug
von den durch -f- und |! bezeichneten Stellen durch einen
kleinen Meißel zwei Stückchen des Farns mit dem fest
daran h aftenden Gestein ab und brachte die ( resteinsstückchen
in das ScilULZESche Maccrationsgemisch.
Auf die Methode von SCHULZE gehe ich hier nicht näher
ein, da ich in meiner ersten Mitteilung1) genaueres darüber
') I'aläobot. Zeitschr. usw.
— 147 —
mitgeteilt habe und auch an verschiedenen anderen Orten in
der Literatur genaue Beschreibungen darüber vorhanden sind ').
Ich erwähne nur, daß in diesem Falle nach längerer Behand-
lung — nach Braunfärbung des Kohlehäutchens und Weg-
waschung der dunkelfärbenden Substanz — sich die Ober-
epidermis von den Gesteinsstückchen zusammen-
hängend löste und auf den Objektträger gebracht
■werden konnte.
Bemerkenswert ist, daß es mir in keinem Falle ge-
lungen ist, irgendeine Struktur der Unterepidermis
„. . Phot. YY. Huni.
E ig. 4.
Ein Teil des in Fig. 3 dargestellten EpidermissTOckchens, ca. 80 fach
vergrößert.
zu erkennen. Diese scheint in den Fällen, welche mir vor-
lagen, zerstört zu sein, oder ist auch wohl im Lebenszustande
der Pflanze außerordentlich dünn gewesen. Sehr feine dünne
Häuteben, die ich einmal erhielt und betrachten konnte, ließen
keine Spur von irgendeiner Zellstruktur erkennen. Auch durch
kein Färbemittel habe ich irgend etwas erreichen können.
Ich bin der Ansicht, daß bei den von mir gemachten
Präparaten tatsächlich die eigentlichen Epidermen —
') z. B. Gümrbl: „Beitrüge zur Kenntnis der Textnrverhaltnisse
der Mineralkohlen" (Sitzgsber. d. FTgl. bayr. Akad. d. Wies., Math.-phys.
Cl. 1HH."., :?. M&rz).
14b
nicht aber nur bloße Abdrücke der Zellen — vorliegen,
bei denen allerdings wohl die innere, untere Begrenzungs-
schicht der Zellen fehlt. Diese Epidermen sind als äußerst
dünne, hellbraune Ptlanzenhäutchen zu erkennen.
Die Präparate ohne Ausnahme sind äußerst durchsichtig.
Die Expositionszeit für die Mikrophotographie war daher nur
eine sehr kurze und betrug für alle Fälle etwa 10 — 12 Sekunden.
Ich hatte in der ersten Besprechung dieser Epidermen
versucht, einiges über ihre Anatomie zu sagen und mehrere
V - PllOt. W. EüTH.
Fig. ...
Epidermis der in Fig. 2 abgebildeten Mariopteria muricctta von der mit
bezeichneten Stelle — Zeigl deutlich Neigung zur Längsstreckung ilei
Epidermiszellen. Vergr. ca. 55 fach.
Möglichkeiten ihrer physiologischen BedeutuDg angeknüpft.
Auch hier möchte ich einige bedanken darüber aussprechen,
betone aber ausdrücklich, daß bei dem bisher vor-
handenen wenigen Material natürlich noch nichts mit
Sicherheit festzustellen ist, sondern daß es sich be-
sonders in bezug auf die „Frage der Spaltöffnungen''
um rein theoretische, vorläufige Betrachtungen oder
gar um Hypothesen handelt.
Bezüglich der Form der Zellen zeigen die fossilen Epi-
dermen nichts anderes als die Epidermiszellen unserer heutigen
Farne. Die Zellen der 'inen Art sind langgestreckl und
//.'/
ziemlich schmal, während die der anderen in ihren Fläcben-
durchmessern in verschiedenen Richtungen im allgemeinen
gleich sind. Sehr schön ist bei beiden Arten die Streckung
der Zellen über den sich verzweigenden Gefäßbündeln und die
abweichende Form der Zellen zwischen den Gefäßbündeln
(Fig. 3, 4, 6, 7).
Obwohl es sich hier um die Präparate von zunächst
nur zwei Pflanzen handelt, zeigt sich schon, daß die Ober-
flächenanatomie, sofern sie mit in Betracht gezogen wird, zu
r. .. Phot. W. Hunt.
Fig. 6.
Epidermis der in Fig. 2 abgebildeten Marioptern muricata. — Ein Teil
les in Fig. 2 durch -4- bezeichneten Stücke?. <i, /. <■ und d Spalt-
"ffnungen. — Vergr. ca. 55 fach. — Die Figur zeigt deutlich die Streckung
der Zellen über einem sich verzweigenden Gefäßbündel.
anderen Resultaten führen könnte als die gewöhnliche paläo-
botanische Bestimmung nur nach der äußeren Form; denn die
Epidermen der beiden Pflanzen, welche letzteren jeder Paläo-
botaniker beide als Mariopteris muricata liest irnmen würde.
ntliche Verschiedenheiten. Die eine Art
tat langgestreckte Zellen, während bei der zweiten die Flächen-
durchmesser der /.eilen in verschiedenen Richtungen annähernd
gleich sind. Außerdem hat die Pflanze Fig. 2 noch eine
Anzahl von kleinen runden Löchern in der Epidermis, die
ich als „Spaltöffnungen" oder besser gesagl als „Atemporen"
ansprechen möchte (genaueres darüber siehe weiter unten).
löO
Ich habe immer — und auch die anderen Autoren haben
■wohl sicher, wie ich aus den Abbildungen der Mariopteriden
besonders auch bei Zeilleh entnehme — die Form Fig. 2 für
eine Jugendform oder doch zum mindesten für eine noch
wenig gegliederte Wedelspitze, also eine noch nicht
völlig ausgewachsene Bildung von Mariopteris muri-
cata angesehen, was äußerlich dadurch zu erkennen ist, daß
die einzelnen Fiedern noch recht wenig differenziert sind.
Man könnte nun vielleicht annehmen, daß mit dem Alter-
werden der Pflanze eine Streckung der Epidermiszellen Hand
Fig. 7.
Pliot. W. HUTH.
Epidermis der in Fig. 2 abgebildet"ii Mariopteris muricata. — Ein anderer
Teil des durch -+- bezeichneten Stückchens, a, b und c Spaltöffnungen;
c ist dieselbe Spaltöffnung wie b in Fig. 6.
n Hand gegangen sei, und daß sich diese langgestreckten Zellen
der Pflanze (Fig. l) also erst bei ausgewachsenen Exemplaren
zeigen.
Bei Fig. 1 handelt es sich, dem Äußeren nach geurteilt,
um ein ausgewachsenes Exemplar. Auch ist bei den Epi-
dermispräparaten der Pflanze Fig. 2 (Fig. 5 — 8) eine Neigung
zur Längsstreckung wohl zu erkennen. Merkwürdig ist nur,
daß sich bei Fig. 1 die erwähnten „Atemporen" bisher nicht
nachweisen ließen. Daß diese mit dem Altern der Pflanze
völlig verschwinden könnten, ist wohl ausgeschlossen. Es
müßten zum mindesten erkennbare Erinnerungen daran zurück-
— 151 —
bleiben. Nun beträgt über die Anzahl der „Atemporen" auf
einem Blattstückchen von 5 qmm 10, d. h., es finden sich im
Durchschnitt 2 Poren pro qmm. Die Anzahl dieser „Spalt-
öffnungen" ist also sehr gering, denn nach 1 1 vi?KULANDT finden
sich im Durchschnitt 100 — 300 Spaltöffnungen auf den qmm.
Vielleicht ziehen sich die „Spaltöffnungen" mit dem Alter der
Pflanze durch die Längsstreckung der Zellen so weit aus-
einander, sind also so zerstreut, daß man auf einem so kleinen
Präparat selten eine hat. Sollten sich die Zellen vou Fig. 5 — 8
mit dem Alterwerden tatsächlich so weit strecken, daß sie die
Fig. 8.
Pliot. W. HUTH.
Spaltöffnung a in Fig. 7, ca. 3C0 facli vergrößert.
Form von Fig. 3 u. 4 annähmen, so wäre diese Streckung tat-
sächlich so beträchtlich, daß die Poren sehr weit auseinander-
liegen müßten. Jedenfalls müssen über diese wichtige Frage
eingehendere Untersuchungen bei vielem Material Auskunft
geben. Einstweilen kann man darüber noch gar kein Urteil
abgeben. Es ist aber anderseits wohl möglich, daß es sich
hier um zwei verschiedene Pflanzen handelt.
Ich hatte nun in der oben erwähnten kleinen Arbeit ver-
sucht, einiges über die Physiologie dieser bereits erwähnten
„Spaltöffnungen" oder „Atemporen" zu sagen. Auch hier
möchte ich über diese interessante Frage einige Betrachtungen
anknüpfen.
Zun liebst möchte ich darauf hinweisen, daß diese „Spalt-
öffnungen'' eine sehr große Ähnlichkeit) mit den Ateinporen
der Marchantiaceen haben, besonders mit denen von Reboulia
hemisphaet'ica, Lunularia vulgaris und einigen anderen. Der
Unterschied ist nur der, daß sich bei den Marchantiaceen
mehrere Kränze von „Scbließzellen" finden, wohingegen hier
nur ein Kranz2) solcher vorhanden ist.
Y()lGTa) erklärt den Ausdruck „Schließzellen" für die
Marchantiaceen mit folgenden Worten: ., Unter „Schließzellen"
verstehe ich diejenigen Epidermiszellen, welche sich an der
Bildung der Porenkuppel beteiligen und sieh als solche immer
durch geringere Größe und abweichende Form — in einigen
Fällen auch durch charakteristische Wandverdickuugen —
auszeichnen."
Ob hier eine Porenkuppel vorhanden gewesen ist, läßt
sich natürlich nicht mehr feststellen. Daß im Lebenszustande
der Pflanze eine vorhanden gewesen sein könnte, ist natürlich
nicht unwahrscheinlich.
Auch die geringe Anzahl der Spaltöffnungen stimmt unge-
fähr mit der der genannten Marchantiaceen überein.
Es handelt sieh allerdings hier um eine Oberepidermis,
und auf dieser ist die Anzahl der „Spaltöffnungen" für ge-
wöhnlich geringer. Bei diesen Carbonfarnen jedoch scheint
die Unterseite der Fiedern wohl gar keine ..Spaltöffnungen"
;" isen zu haben, und auch äußerst dünn gewesen zu sein,
denn ich kann mir sonst nicht erklären, warum die Unter-
epidermis so wenig erhalten ist und gar nichts erkennen läßt.
Auch über die Art des offnens und Schließens der Atem-
poren wage ich einige Annahmen zu machen. Vielleicht haben
die Schließzellen durch Nachlassen des Turgor eine Streckung
in radialer Richtung erfahren und so die kleine Öffnung ver-
kleinern oder vergrößern können, ähnlich etwa, wie die fris
des Auges die Pupille vergrößert und verkleinert. Die Ver-
engungsfähigkeit ist aber wahrscheinlich eine ziemlich geringe
gewesen, und ein völliges Schließen dieser Poren ist wohl
kaum anzunehmen.
Zbillbr erwähnl in dem oben genannten Briefe auch eine
gewisse Ähnlichkeit mil Frenelopsu. i quelques cuticales fossiles,
Ann. d. Sc. nat, 6e8er. Bot. t. XIII L882), p. 231, pl. XI, Fig. 2— 10.)
Diese Ansicht möchte ich mich nicht anschließen.
i-t zwar ein zweiter konzentrischer Kranz von Zellen
deutlich Bichtbar, aber diese Zellen Bind weniger differenziert gegen-
über den u en Zellen, und man kann sie deswegen wohl kaum
3 h ließzellen" ansprecht q.
Bot. Zi itung, 37. Jahrg., Nr. 17, S. 745.
— 153 —
Infolge der genannten Eigenschaften hätten diese runden
„Spaltöffnungen'' also in physiologischer Hinsicht eine
gewisse Ähnlichkeit mit den allerdings spalten förmigen
Spaltöffnungen der Schwimmpflanzen, die von HaBERLANDT
eingehender untersucht worden sind. HABERLANDT sagt dar-
über1): „Der Bau ihrer Schließzellen weicht vom gewöhnlichen
Typus sehr häufig in der Weise beträchtlich ab, daß der
Fig. 9 b. 10. Gez- W- Hdth-
Schematische Darstellung des „Schließapparates der Spaltöffnungen"
von Muriopteris muricata in etwa 300 facher Vergrößerung. — Fig. 9
geöffnet, Fig. 10 halb geschlossen, [a Flächenansicht, b hypothe-
tischer Querschnitt. — Ich möchte zu diesen Figuren bemerken, daß die
Querschnitte rein hypothetisch sind. Die langgestrichelten schrägen
Linien in den Flächenansichten a geben etwa die Richtung der in b
dargestellten hypothetischen Schnitte an.
Spaltenverschluß nicht durch Berührung der vorgewölbten
Bauchwände zustande kommt, sondern ausschließlich auf der
mehr oder minder vollständigen Annäherung der stark ver-
breiterten äußeren Cuticularleisten beruht."
Von SCHWENDENER3) wurde angegeben, daß bei ver-
schiedenen "Wasserpflanzen {Alisina Plantago, Calla palustris.
Salvinia natans) die Spaltöffnungen niemals geschlossen
werden, „weder beim Liegenlassen in Glycerin, Jodlösung,
S-iuren usw., noch unter dem Einfluß der Dunkelheit. Die
1 Physiologische Pflanzenanatomie 1904, S. 412.
a) Schwenden er: I ber Bau und Mechanik der Spaltöffnungen.
Monatsber. d. Berliner Akad. 1881, S. 853.
1 1
— 154 —
Schließzellen bleiben vielmehr auch im spannungslosen Zu-
stande gekrümmt, die Spalten geöffnet."
Bei den Wasserpflanzen also und bei hygrophilen Pflanzen,
wie es ja auch die Marchantiaceen fast durchgängig sind,
schließen sich die Spaltöffnungen oder Atemporen entweder
niemals oder doch nur mäßig, selten jedenfalls vollständig.
Es könnte sich also demnach hier wohl um hygrophile
Farne handeln, welche Annahme sich ja auch mit allen
übrigen Ansichten über das Klima des Produktiven Carbons
durchaus vereinigen ließe. Denn nach der allgemeinen Annahme
ist das Klima der Carbonmoore ständig sehr feucht gewesen
und, diesen feuchten Standorten angepaßt, brauchten die Spalt-
öffnungen auch nicht zur Deckung großer Transpirationsverluste
in der heutigen komplizierten Weise ausgebildet zu sein; um-
gekehrt würde also diese Art der Ausbildung der Spaltöffnungen
die weitverbreitete Annahme über das feuchte Klima des Pro-
duktiven Carbons unterstützen. Ebenso würde sich dann auch
die geringe Anzahl der Spaltöffnungen erklären, oder die Tat-
sache, daß gar keine vorhanden sind.
Die Epidermis ist außerdem für Wasserdampf nicht
undurchlässig. SäDEBECK1) sagt: „Außer bei den Hymeno-
phyllaceen, welche als hygrophile Farne keine Spaltöffnungen
und Intercellularräume besitzen, fehlen solche auch bei anderen
Farnen, deren Epidermis zu keiner vollständigen Entwicklung
gelangt ist, also bei den ebenfalls hygrophilen Farnen, welche
durch ihre Blätter den größten Teil des Wasserbedarfs auf
osmotischem Wege von der Umgebung beziehen, so z. B.
Asplenum obtusifolium L.2)."
Tatsächlich ist wohl auch bei den hier untersuchten
Mariopteris- Arten die Cuticula sehr dünn gewesen, so daß
eine Aufnahme des die Oberfläche benetzenden Wassers - —
durch die häufigen Niederschläge hervorgerufen — auf osmoti-
schem Wege stattgefunden haben kann, so daß also entweder
nur cuticulare oder neben dieser doch nur ganz untergeordnet
stomatare Transpiration stattgehabt hat.
Vielleicht sind die beschriebenen „Atemporen" in Wirklich-
keit ganz ähnlich gewesen wie die Atemporen der heutigen
Marchantiaceen. Es würde nur der eine Grund dagegen
sprechen, daß, da die Farne in der Entwicklung über den
1 In Exui.u: I'kanti, I, 4, S. 66.
• Hinweisen möchte ich liier auch auf die sogenannten Wasser
gruben bei Polypodium vulyn; ; s. I'otunmk: Flora des Rotliegenden von
Thüringen 1893, S. 54 ff., Fig. 1, bzw. sein Lehrbuch der Pflanzen-
paläontologie,
— 155 —
Moosen stehen, diese Tatsache wohl kaum zu vermuten wäre.
Immerhin ist es ja möglich, daß im Produktiven Carbon die
Farne doch in anatomischer Beziehung auf einem Stadium
niederer Entwicklung standen.
Ich möchte noch bemerken, daß von HäBERLANDT der
Einwand gemacht worden ist, es könnte sich hier ebensogut
auch um die Ansatzstellen von Härchen handeln. Dieser
Einwurf muß aber zurückgewiesen werden. Ich habe diese
Tatsache in meiner ersten Besprechung gar nicht erwähnt,
weil sie für einen Paläobotaniker nicht in Betracht kommen
konnte. Denn überall, wo sich im Carbon behaarte Farne
finden, sind die Härchen deutlich als feine Kohleteilchen auf
dem Rest des Farnes erhalten; ich erinnere z. B. an Neuropteris
Üchenchzeri. Man könnte ja nun glauben, daß die Pflanze in
der Jugend behaart gewesen wäre, und daß die Haare infolge
der Cutinisation der Zellen an der Insertionsstelle später abge-
fallen wären. Aber auch dann müßte man auf den jugend-
lichen Pflanzen die Härchen finden. Ich habe eine recht große
Anzahl von Mariopteris muricata-'Resten in der Hand gehabt,
und habe nie, weder mit bloßem Auge noch mit der Lupe, noch
mit dem Binokularmikroskop jemals Härchen entdeckt. Auch
anatomisch würde an einer solchen Stelle, an der ein Haar
abgefallen ist, kaum eine derartige Konfiguration, wie sie hier
vorhanden ist, möglich sein. Von all den Möglichkeiten, die
überhaupt für die Erklärung dieser runden Offnungen in der
Epidermis in Betracht kommen, ist zweifellos diejenige der
„Atemporen" am wahrscheinlichsten. Ich wüßte jedenfalls keine
andere Möglichkeit, die zur Erklärung in Betracht käme.
Zum Schluß möchte ich nochmals betonen, daß es
sich bei den Ausführungen über die Physiologie dieser Epi-
dermen und ihrer wahrscheinlichen „Atemporen nur um
Gedanken über diese Gebilde handelt, die vorläufig in-
folge des noch äußerst mangelhaften Materials und der großen
Schwierigkeit, sich diese Präparate überhaupt herzustellen,
noch unbewiesen sind. Jedenfalls möchte ich durch diese
zweite kleine Besprechung nochmals darauf hinweisen, wie
wichtig diese Errungenschaft für die Paläobotanik werden kann.
Herr W. HUTH macht zum Schluß noch eine Mitteilung
über eine neue Fundortsverwechselung.
In der Sitzung der Deutschen Geologischen Gesellschaft
vom 1. Mai 1912 hatte Herr ZOBEL1) von einer wichtigen
') Siehe aucli Paliiobotan. Zeitschrift, Bd. I, Beft 1.
11'
— 156 —
Fundortsverwechslung Mitteilung gemacht und in seinen Aus-
führungen festgestellt, daß Marsilidium speciosum SCHENK aus
dem "Wealden identisch sei mit Sphenophyllum Thoni MAHR aus
dem Rotliegenden. Im Anschluß daran hatte Verf. in der
Diskussion eine ähnliche Fundortsverwechselung erwähnt, die
bei der Bearbeitung der Monographie über die Gattung
Mariopteris1) zutage getreten war. Es handelt sich um eine
typische Mariopteris mitricata, die von SCHENK in seiner
Wealdenflora, 1871, S. 15, Tab. VIII, Fig. 1 als Ahthopteris
Huttoni ScillMPER beschrieben und abgebildet worden war.
Jetzt ist in der neuesten Literatur wieder eine ähnliche Ver-
wechselung zu vermelden. Es handelt sich um ein von Herrn
H. Hamshaw Thomas2) als Cladophlebis lobifolia beschriebenes
Stück, das ohne Zweifel als eine typische Mariopteris mnricata
aus dem Produktiven Carbon zu erkennen ist. Es ist diese
Verwechselung wohl so zu erklären, daß das Stück durch irgend-
einen Zufall aus dem im Süden an den Distrikt von I?ium
angrenzenden Donetz-Carbon-Kevier dorthin verschleppt und in
eine Sammlung von Jurafossilien geraten ist, die Herrn THOMAS
zur Bearbeitung überwiesen worden war.
Zur Diskussion spricht Herr JentzsCH.
V. W. 0.
"Wahnschafi e. Bartling. Hennig.
l) Hein: Die fossile Gattung Mariopteris in geologischer und
botam iehnng, Berl. 1912,3.49, Fig 13. — ' Abb. a. B
foss. Pflanzenr., Lief. VIII, 1913, Nr. 143, S. 11, Fig. 5.
s) Thomas: The Jurassic Fl. of Kamenka. M em. I ,,nouv.
Ber., livr. 71, Petersburg 1911.
— 157 —
Briefliche Mitteilungen.
11. Über den Bau alpiner Gebirge.
Von Herrn R. Lachmann.
(Mit 12 Textfiguren.)
Die Vorstellung von der Einheitlichkeit in der Bildung
von Gebirgen hat in den letzten Jahrzehnten durch die Fort-
schritte in der Erkenntnis vom Bau der Alpen starke Ein-
Fig. 1.
// Helveiicum. L = Lepontinum. O = Osialpinum. D = Dinaricum.
Schema der Alpen nach der Deckenlehre in ihrer heutigen Form.
büße erlitten. Nicht Faltenwellen sind es -wie im Jura, in
den Appalachen und im Ural, welche den Grundtypus des
alpinen Gebirgsbaues darstellen, sondern dünne Bewegungs-
lamellen, Decken genannt, welche durch Bewegung vornehm-
lich in horizontaler Richtung übereinandergeschichtet worden
sind. Die von ScilAKDT, LUGEON und TERMIER begründete,
von Steinmann', Suess und Uiilig übernommene und aus-
gebildete Deckenlehre will den Aufbau der Alpen in der
Weise erklären, daß die vier heute im Alpenkörper vereinigten
helvetischen, lepontinischen, ostalpinen und dinarischen Massen
(Fig. 1) nach Süden zu auseinanderzureihen sind und hier
vor der Alpenfaltung nebeneinander als besondere Sedimen-
tationsbezirke gelegen haben.
Im einzelnen bestehen nun diese vier Zonen nicht aus
einer einzigen liegenden Falte oder Überschiebungsdecke,
158
sondern die helvetischen und lepontinischen Anteile der Alpen
werden wieder in je bis zu acht Decken, die ostalpine Region
in mindestens zwei Decken aufgelöst, die ihre Lage zueinander
durch Schub von Süden nach Norden unabhängig von der ent-
gültigen Zonengruppierung erhalten haben müssen. Wie stark
die Komplikation innerhalb der einzelnen Deckensysteme
gedacht wird, zeigen die AiiGANDschen Profile durch das
lepontinische Gebiet im Wallis.
Aber selbst mit dieser außerordentlichen Massenkonzen-
tration durch Südschub kommt die Deckenlehre nicht aus.
ARNOLD Heim und KOBER haben in weitgehendem Maße von
der Hilfstheorie der Deckeneinwickelung Gebrauch ge-
macht. Bei dieser Vorstellung war noch nach der Über-
schiebung der vier Hauptzonen im Körper der Alpen ein
starker Südschub am Werke, durch welchen beispielsweise der
hängendste Teil des Lepontinums (Radstädter Tauerntrias) in
den liegendsten Teil des Ostalpinums (Quarzite und Gneise)
eingefaltet und in dieser Umhüllung um mehr als 50 km nach
Norden verfrachtet ist.
Nehmen wir also die konsequenten Vertreter der Decken-
lehre beim Worte, so müssen wir, um die Lage der Südalpen
vor der Faltung zu rekonstruieren, zunächst die Decken-
systeme aus ihrer gegenseitigen Verschlingung auseinander-
wickeln, dann zweitens die vier Faciesbezirke durch Aus-
glättung der Hauptwellen nebeneinandersetzen und endlich
innerhalb jedes Deckensystems die Verfaltung der Unterzonen
entwirren.
Versuchen wir einmal, zahlenmäßig den Betrag des Schubes
aus Süden abzuschätzen. Zwei Deckeneinwickelungen in jedem
Profil bewirken eine Verkürzung um 100 km, das Helveticum,
als Deckfalte mit 30 km Ausschlag, bringt (50 km, das
Lepontinum mit 80 km Überdeckung 1 60 km und das Ost-
alpinum 120 km, wenn wir diese höchste Bewegung als Über-
schiebung und nicht als Überfaltung auffassen. Das macht
zusammen, auch ohne die ganz hypothetische dinarische Über-
gießung, 440 km.
Innerhalb der helvetischen Zone muß mit mindestens
vier Einzeldecken (240 km), bei der lepontinischen Zone mit
ebensoviel Teildeckfalten und einer Verkürzung von 640 km
gerechnet werden. Die nicht ausgewickelten Decken des Monte
Rosa sind mit weiteren 100 km einzuschätzen, und auf Kosten
der ostalpinen beiden Uauptdecken kommen weitere 240 km.
Nimmt man endlich 100 km für die ostalpinen Spaltdecken
hinzu und setzt den gleichen Betrag für die Breite vom
— 159 —
"Wurzelpunkt des Helveticums bis zur Nordgrenze der Dinariden
wieder ab, so ergibt sich eine Nordbewegung der Südalpen
um nicht weniger als 1660 km.
Ein Verteidiger der Deckenlehre könnte allerdings diesen
Betrag reduzieren mit dem Hinweis auf die stattgehabten Aus-
walzungen und Abgleitungen der Deckenstirnen. Diese werden
aber mehr als ausgeglichen durch die vielen kleinen Gesteins-
fältelungen und lokalen Schuppungen, besonders im krystallinen
Gestein, welche auf den Übersichtsprofilen nicht mehr dar-
stellbar sind und im Sinne der Deckenlehre dem Ausmaß der
gesamten Kontraktion wieder hinzuzufügen sind.
Wir haben daher das unbestreitbare Recht, aus der
Deckenlehre in ihrer heutigen Form die Schlußfolgerung zu
ziehen, daß die Dinariden vor der Alpenfaltung in der Gegend
der heutigen Sahara gelegen haben. Auf Hunderte von Meilen
Entfernung soll eine Gesteinshaut, deren Dicke bestenfalls
einige Kilometer ausmacht, gegen Norden zum Alpenkörper
lamellenartig zusammengeschoben sein.
Es ist von berufenen Geophysikern oft genug aus-
gesprochen worden, daß derartige Annahmen mit den Gesetzen
der Mechanik im Widerspruch stehen. Die Gesteine, welche
die äußere Erdrinde zusammensetzen, haben eine so geringe
Standfestigkeit, daß bedeutende horizontale Bewegungen einer
äußeren Erdhaut ohne Anteilnahme des Untergrundes aus-
geschlossen sind. Mechanisch unmöglich ist auch die Bildung
von liegenden Falten von mehr als 100 km Amplitude bei
einer Schicht von höchstens einigen Kilometern Dicke, die
nach den Berechnungen von SMOLUCHOWSKI zu Faltenwellen
von nur 10 — 20 km ausreichen.
In zweiter Linie stehen die räumlichen Schwierigkeiten.
In den Pyrenäen könnte man, weil sie linear verlaufen, einen
beliebig langen Erdhautstreifen zusammengeschoben denken.
Anders in den typischen Deckengebirgen, den Alpen und
Karpathen, welche zum Teil, bzw. ihrer ganzen Länge nach,
als Bogen verlaufen. Für die Westalpen z. B. steht, ihre
einheitliche und zentrifugale Bildung vorausgesetzt, nur der
eingeschlossene Teil der Poebene als Ursprungsland der Deck-
massen zur Verfügung. Der Krümmungsradius des inneren
Alpenbogens beträgt hier nicht mehr als 50 km. Das theore-
tische Maximum des Außenschubes, selbst bei unendlicher
Dehnungsfähigkeit der Gesteine in der Horizontalen, Hegt
also in den Westalpen bei 50 km. Wenn man aber bei der
Bildung von Deckengebirgen nur mit rein mechanischen Fak-
toren der Beanspruchung rechnet, darf man für die westlich''
— 160 —
Alpenhälfte überhaupt nur wenige Kilometer an zentrifugaler
Gesamtbewegung voraussetzen.
Die Anhänger der Deckenlehre benötigen ferner einer
vollkommenen Einheitlichkeit im Aufbau des Gesamtkörpers
der Alpen.
Nicht nur die vier Hauptdeckensysteme, sondern auch
ihre Unterteilungen sollen durch eine besondere Ausbildung
des Materials, entsprechend einem gesonderten Ablagerungs-
raum, kenntlich sein. Sodann ist die Einheitlichkeit des
Geschehens ein unbedingtes Erfordernis der Deckentheorie.
"Wie hätten sich die lepontinischen Decken von Savona bis
zum Semmering in einheitlichem Zuge in der Zentralzone der
Alpen nachweisen lassen können, wenn diese Gebirgsmasse
stückweise und zu verschiedenen Zeiten aus dem fernen Süden
heraufgewandert wäre'r1
Und endlich muß eine vollkommene Einheitlichkeit der
Bewegungsrichtung in den Alpen -vorgefunden werden. Aus
der Verteilung der Massen und der Bewegungsflächen muß
überall und gleichmäßig eine Bewegung aus Süden erkennbar
sein. Mau ist gezwungen, alle entgegengesetzten Bewegungen
als volumetrisch bedeutungslose Rückenfaltungen, die sym-
metrische Fächerstellung der Westalpen als ein durchaus
sekundäres Merkmal und jene merkwürdige Grenzfläche zwischen
Ost- und Westalpen, welche vom Rhätikon bis zum Ober-
engadin mit Nordsüdstreichen die halben Alpen durchzieht,
als zufälligen Erosionsrand an einer für den Bau des ganzen
Gebirges bedeutungslosen Flexur mit Absinken der Ostalpen
zu erklären. Alles das sind sehr unwahrscheinliche Deutungen,
die nur zugunsten eines sonst unanfechtbaren Gesamtbildes
zulässig sein würden.
Das Drama der Entstehung der Alpen muß also nach
dem "Willen der Deckenlehre die drei Aristotelischen Forde-
rungen der Einheit von Zeit, Ort und Handlung widerspruchslos
erfüllen. Daß dem so ist, kann mit guten Gründen bezweifelt
werden.
Im vergangenen Sommer haben 20 Mitglieder der Geolo-
gischen Vereinigung unter Leitung von Herrn STEINMANN
die lepontinische Serie der Aufbruchszone von Graubünden,
im unterengadiner „Fenster" und in den Tauern besucht.
Wir haben uns davon überzeugen können, daß außer TERMIEK8
schistes lustres auch nicht eiu einziger Horizont auf größefe
Entfernung aushält und als Träger einer besonderen Teildecke
nahmhaft gemacht werden kann. Statt wirklicher Decken
sind eine ganze Anzahl von dünnen Bewegungslamellen vor-
— im
handen, welche VON SEIDLITZ im Rhiitikon in ihrer Gesamt-
heit treffend als Riesenquetschzone bezeichnet, und die keines-
wegs besonderen Ablagerungsräumen entstammen müssen.
Seitdem ferner Lfbling die Gosaukreide auf einem Riß
zwischen zwei ausgebildeten ostalpinen Decken nachgewiesen
A Ipennordrand
Alpensüdrand
Fig. 2.
■■eweguDgen an der Grenze von Ost- und Westalpen (n. Spitz
und DVHRBNFURTH.)
7 = Rhäticon. 2 = Mittagspitz 3 = Widderstein. 4 = Grünten. 4a = ]
5 = Wetterstein. 6 = Karwendelmulde. 7 Sonnwendjoch. 8 = Parpan.
9 — Plessur. 70 = I)ucan. 11 = Engadiner Dolomiten. I2 = Piz-Lad. 73 = Jackel
(Endkopf.) 14 = Surctla. 15 = Avers. 26 = Piz-AJo 11 [ndicarien.
IS = Tribulaun.
1, S, 9, 10, 11, 12, 13 16 = Rhätis« ne Bö
hat. und andrerseits Heim die Stirnen des liegendsten helve-
tischen Deckenaystems zur mittleren Pliocänzeit in Erosions-
rinnen der obermioeänen Nagelfluh anbranden läßt, kann von
einer Einheitlichkeit in der Bildungszeit der Alpendc'k.Ti
nicht mehr die Rede sein.
Und drittens zur Einheitlichkeit der Bewegung. SPITZ
und DYHREXFÜRTH haben neuerdings den Beweis erbracht,
lfJ2
daß sämtliche Sedimente der ostalpinen Zone in Graubünden
vom Endkopf bis in die ersten Teilungen des Tessiner Massives
hinein mit der Stirn gegen Westen zum Teil sogar in Parabel-
form angeordnet sind. („Rhätische Bögen".) Auf der bei-
stehenden Skizze (s. Fig. 2) sind eine Reihe von gleichgerichteten
Bewegungselementen auch in Tirol vermerkt. Das kann gar
nicht anders gedeutet werden, als daß dieser ganze Gürtel
der Alpen von Längsbewegungen beherrscht wird, und daß
die Auffassung der vielbesprochenen Grenzlinie als einfacher
Erosionsrand keine Berechtigung mehr besitzt.
Man kann angesichts der geschilderten Widersprüche zu-
nächst einmal die Tatsachen in Zweifel ziehen, auf welche die
ganze Deckenlehre sich aufbaut, und mit MYLIÜS die Be-
hauptung aufstellen, daß jeder Berg in den Alpen, ob groß oder
klein, unweit des Bildungsortes seiner Sedimente gelegen ist.
Ich fürchte aber, daß das ein unmögliches Unterfangen
ist, und daß Mylius wie viele vor ihm über kurz oder lang
das Vorhandensein von großen Horizontalbewegungen inner-
halb der Alpen zugeben muß. Man kann auf Grund doch
immerhin beschränkter eigener Beobachtungen höchstens zur
Revision mancher voreiliger Schlüsse anregen. Trotzdem aber
werden einige gesicherte Tatsachen bestehen bleiben, die auf
Grund der heute üblichen Anschauung den Schub aus un-
endlicher Südferne notwendig machen.
Es fragt sich aber zweitens, ob man nicht unter weit-
gehender Anerkennung der Beobachtungen dieselben zu einer
anders gearteten Auflassung gruppieren soll.
Ich möchte für meinen Teil den metamorphen und
krystallinen Gesteinsmassen, welche fast ausschließlich die
eigentlichen Zentralalpen zusammensetzen, eine entscheidende
Rolle bei der Bildung der Alpen zumessen.
Petrographische Beobachtungen, besonders von WEIN-
SCHENK, BECKE und Sander, haben übereinstimmend ergeben,
daß in diesen Teilen der Alpen die Deformationen und die
krystalline Mobilität des Gefüges ganz überwiegend parallel
verlaufen. SANDER meint, daß in gewissen Gebieten der
westlichen Tauern die mit Rekrystallisation verbundene Durch-
mischung der Gesteinsglieder bei der Gebirgsbildung eine
derartige gewesen ist, daß vollständig neue Gesteine ent-
stehen, Tektonite, wie er sie nennt, denn Komponenten in
einem und demselben Handstücke ursprünglich kilometerweit
auseinander gelegenen Schichten entstammen können. Tkkmikks
schistes lustres sind wenigstens in den Ostalpen häufig der-
derartig«- Miscbgesteine.
— 163 —
Die Lehre von der Dynamometamorphose will die Kry-
stallinität als Folge der Gebirgsbildung deuten. Man kann
das Verhältnis auch umgekehrt auffassen und sich fragen, ob
nicht der Zustand der Krystallinität die außerordentliche
„Durchbewegtheit der Tektonite" — um einen SANDERschen
Ausdruck zu gebrauchen — ermöglicht hat.
Und da die STEENMANNSche Aufbruchszone in Grau-
bünden, die Schieferhülle der Tauern und die Glanzschiefer-
massen von Wallis nichts anderes sind als vergrößerte der-
artige Tektonite, so kann man die angedeutete Auffassung
Fig. 3.
Ausbildung von „Ackerfurchen" aus Ogiven des Obersulzbacligletschers
(n. Crammer.)
dahin erweitern, daß die Struktur der Zentralalpen bedingt
wurde durch den besonderen physikalischen Zustand derA an
ihrem Aufbau beteiligten Gesteinsmassen.
Es läßt sich nämlich die Behauptung begründen, daß diese
Struktur nur einen extremen Spezialfall darstellt der beson-
deren Art von Raumerfüllung, die allen „krystallokinetisch"
gewordenen, d. h. in Relativbewegung unter Lösungsumsatz
begriffenen Mineralmassen eigen ist.
Wenn ein Gletscher mit erkennbarer Blaublätterstruktur
seinen Querschnitt seitlich einengen muß, so legen sich nach
CRAMMER die Ogiven in so enge Schlingen, daß die wirkliche
seitliche Kompression in einem vollkommenen Mißverhältnis zu
der erzielten scheinbaren linearen Verkürzung steht (s. Fig. 3).
Einem zweiten Beispiel krystallokinetischer Raumerfüllung
begegnen wir in den Salzlagerstätten. Ein geschichteter Salz-
— 164 —
körper, welcher in einem Salzstock auftreibt, legt sich in
vielen Fällen in großartiger Weise in weitausholende Falten,
<leren Achsen in der Regel senkrecht im Räume stehen. Die
Verfaltung kann in manchen norddeutschen Salzstöcken so weit
gehen, daß in gleichgeneigten Salzschichten sich älteres und
jüngeres Salz in buntem Wechsel ablösen. Gewisse Strecken-
profile auf Friedrichshall sind das übertragene Abbild von
S\NDERschen Tektonitprofilen vom Tauernwestende. Eine noch
übersichtliche Anordnung auf „Riedel" hat Stille mit Recht
mit dem Simplonstadium der Schweizeralpen in Vergleich ge-
bracht (Fig. 4 und 5). Ein Unterschied besteht lediglich in
der räumlichen Achsenrichtung. Die Amplituden der Salzfalten
scheinen über 1 km nicht hinauszugehen und stehen in dem
gleichen relativen Verhältnis zum Querschnitt der Ekzeme wie
•die Faltwellen des Simplon zum Alpenkörper.
Es besteht heute wohl Einmütigkeit darüber, daß durch
Überfaltungen im Salz gewaltige räumliche Horizontal-Be-
wegungen nur vorgetäuscht werden. Wenn in einem Salz-
stock, der in horizontale Schichten eingebettet ist und einem
mehr oder weniger horizontalen Boden auflagert, räumliche
Konzentrationen im Verhältnis von 1 : 7 und mehr vorkommen,
so muß man schließen, daß den krystallinen Salzmassen eine
Art der Bewegung eigen ist, welche man nicht mit den mecha-
nischen Gesetzen der Faltung von Sandsteinen usw. vergleichen
darf. Krystallokinetische Mineralmassen besitzen bei einer Ein-
engung zwischen indifferenten Körpern die Fähigkeit zu einer
beliebig weitgehenden Durchmischung, sobald sie dem Zwange
einer neuen Raumerfüllung — gleichgültig, ob unter Dilatation
■oder Kompression ■ — unterlegen sind. Der Grad der Durch-
mischung hängt von der Beweglichkeit der beteiligten Gesteine
relativ zueinander ab und läßt keine Schlüsse zu auf regionale
Bewegungen des Gesamtsystems.
Es ist ferner eine bemerkenswerte Tatsache, daß trotz der
bis ins Mikroskopische gehenden Durchmischung der Salz-
schichten eine chemische krystallokinetische Verschmelzung nicht
oder nur in seltenen Fällen eingetreten, ist als ob es bei der
Mobilisierung des Gefüges bis zu einer Dissoziation der Moleküle
nicht gekommen ist.
Andernfalls wäre es anerklärlich, wieso sich nicht
beispielsweise Sylvin und Kieserit bei einer Umkrystallisation
in geringen Tiefen in Kainit umgewandelt haben.
Eine Erörterung dieser Fragen kann aber erst auf
Grund einer Erweiterung des Rli:< KEachen Prinzips er-
folgen.
IG 5 ■—
— a>
5 S
= 5
S3 k4
5
v.
■ -
j.'.'ii.titlM/iJililt, • iu! i/n/t'/y.'/./.'j' r."W,'l/->\
166
In den Alpen liegen die Verhältnisse weit komplizierter
als im Zechsteinsalz, weil sich nicht einfach indifferente und
On-SO
Fig. 6.
Kalk (Is)-Gneiskeile am Gstellihorn (Berner Oberland) n. Schmidt.
i • , i
"•
•\
■ '■ ■
■•'-. . . ~^
><
Fig. 7.
Verfaltung von Rhät und Triasdolomit am ( »bernberger Tribulcum
(n. Frech.)
krystallokincti^rlie Müssen geschlossen gegenüberstehen. Einer-
seits hat die Jielastungsmetamorphose jugendliche Sedimente
ergriffen, \vi(> die oligocänen Glarner Dachschiefer, anderer-
seits sind die präkarbonischen Gneismassive der "Westalpcn
— 1H7 —
ebenso wie die ostalpinen Zentralgneise nur in ihren randlichen
Partien der alpinen Massenbewegung unterlegen.
Sander hat uns im Krierkar mit einer derartigen be-
ginnenden Teilung einer Zentralgneiszunge in die Schieferhüllen-
decke hinein bekannt gemacht. Die Kalk-Gneiskeile des
Berner Oberlandes sind wegen ihrer hochkrystallinen Tracht keine
rein mechanischen Kontakte noch auch IntrusiverscheinuDgen,
weil die Bewegungen weit ins Sedimentäre übergreifen, sondern
Fig. 8.
ZungenViildung von Triasdolomit in Glimmerschiefer. Westabhang der
Weißwand (n. Frbhh.)
krystallokinetische Diffusivzonen. Dasselbe gilt für den Simplon.
Die gleiche Erscheinung tritt auch an der Grenze zweier ver-
schiedengradig metamorpher Sedimentgesteine auf. Im Tri-
bulaungebiet zeigt sich rhätischer Glimmerkalk in zickzack-
förmiger Verfaltung mit zuckerkörnigem Dolomit (Fig. 7).
Dieser unterlagert die Diffusionszone ungestört, weshalb ein
regionaler Faltungsdruck als Ursache ausgeschlossen ist. Man
könnte an primäre Wechsellagerung denken, aber die gleiche
Erscheinung wiederholt sich in der Nachbarschaft an der Grenze
«wischen Dolomit und Glimmerschiefer (Fig. 8).
Über das Verhältnis der Metamorphose zur Krystallokinese
ist noch folgendes zu sagen. Die Belastungsmetamorphose be-
— 168 —
ginnt für verschiedene Sedimentkomplexe in verschiedener Tiefe.
Die Krystallokinese kann erst in einer Zone einsetzen, in der
die metamorphen Gesteinsmassen überwiegen. In tieferen Re-
gionen werden also nicht oder ungenügend metamorphe Gesteins-
massen anzutreffen sein, welche durch den krystallokinetischen
Strom passiv verflößt werden, wie die von STARKab gebildeten
Fetzen von Dolomit in den Kalken, Quarziten und Schiefern
der Radstädter Serie im Sonnenblickgebiet (Fig. 9). Mylonite
treten hauptsächlich an der Untergrenze der indifferenten Zone
auf. "Wo in einer krystallin durchbewegten Grundmasse eckige
Bruchstücke bewegungsloser Schichten eingeordnet sind, ent-
stehen breccienähnliche und als solche gedeutete Gebilde. Sie
sind im Prinzip dasselbe wie die im Zechsteinsalz aufgelösten
Makerni Sp.
Fig. 9.
Dolomit in der metainorphen Radstädter Seril (n. Stark.)
Muschelkalkfragmente, die Herr HAKBORT in der vorigen
Sitzung der Gesellschaft vorgelegt hat. •
Kataklase und Diaphthoritisierung, auch wohl tektonisch-
plastische Deformationen zeigen sich in krystallinen und meta-
morphen Massen, welche aus dem Bereich der Krystallokinese
in denjenigen der rein mechanischen Beanspruchung hinauf-
getreten sind.
Die Ausarbeitung der Flächen geringsten Widerstandes
durch Phyllitisierung ist ein mechanischer Prozeß, welcher in
den Gang der chemisch-physikalischen Krystalloblastese helfend
eingreift. Beides wirkt zusammen, um unter Umfaltung und
Mischung aus metamorphen Sedimenten eigentliche krystalline
Schiefer zu machen.
Durch die krystallokinetische Unterströmung wird die
indifferente Decke teils aufgenommen, teils ausgeschieden. Auf
dem SANDERschen Profil am Torjoch (Geolog. Führer 1912, S. 41
Fig. 2 — 3) bereitet sich eine Trennung der Tarntaler Triashülle
vor in einen resorbierten, steil und isoklinal eingefalteten Anteil
und eine ausgeschiedene, gegen Norden zu flach abtreibende
Teilscholle. Abgedriftete Sedimente zeigen sich mit Vorliebe
an der Grenze zweier krystalliner Bildungen. Das Vorhandensein
— 169 —
adaptiver Strukturen in den Sedimenten ist das Hauptkriterium
für ein krystallokinetisches Arrangement.
Die krystalline Strömung wird angeregt durch Störungen
des isostatischen Gleichgewichts im Untergrund. Die Strömungs-
richtung ergibt sich aus der relativen Höhenlage der Nachbar-
schaft des Störungsstreifens: dadurch bildet sich Rückland
und Vorland. Über dem strömenden Untergrund muß sich
infolge der Verzahnung der indifferenten und der beweglichen
Zone die sedimentäre Hülle in Falten legen. Die Narbenfläche
zwischen Rückland und der abtreibenden Faltenmasse wird
durch Sedimentation oder durch Aufdringen von Eruptiven,
häufig durch beides maskiert.
Bei den meisten Gebirgen hat sich die Strömung inner-
halb des krystallinen Sockels abgespielt und ist hier nur selten
als Deckenbau nachweisbar (F. E. SUESS' moravische Fenster).
Die Besonderheit der alpinen Gebirge besteht in
dem Hinaufgreifen der krystallokinetisch labilen
Zone in den Bereich des erkennbar Sedimentären.
Die Entstehung der Schweizer Alpen unter den ange-
deuteten Gesichtspunkten ist in beistehenden schematischen
Zeichnungen wiedergegeben (Fig. 10 — 12).
In den Westalpen ist trotz sehr weit hinaufreichender
Metamorphose die Reichweite der krystallokinetischen Be-
wegungen eine kleinere als in der Schweiz. Vielleicht hat ein
geringerer Höhenunterschied zwischen Rück- und Vorland die
volle Entfaltung der dynamischen Eigenschaften der krystallinen
Bewegung verhindert. In den Ostalpen hat das Auftreten der
Zentralgneisraassive unweit der Dinaridengrenze auf die Aus-
breitung der krystallinen Unterströmung einen beschränkenden
und richtenden Einfluß ausgeübt.
Dieser Vorschlag zu einer Modifikation der Deckenlehre
scheint geeignet, die hauptsächlichsten Bedenken zu beseitigen,
welche vorher aufgezählt wurden. Die Dinariden liegen auch
heute noch an Ort und Stelle. Die Widersprüche mit den
mechanischen Gesetzen der Elastizitätslehre erklären sich durch
die besondere Art der Raumerfüllung krystallinisch bewegter
Massen. Eine Einheitlichkeit bei der Entstehung der Alpen
kann nicht mehr erwartet werden.
Die krystallokinetische Bewegung, in der Hauptsache eine
Folge der Tiefenversenkunir. mußte naturgemäß im Bereiche der
Alpen zu verschiedenen Zeiten einsetzen, und jede Teilströmung
konnte in mehrere Faciesbezirke übergreifen. Auch Längs-
bewegungen sind als Ausgleich zwischen ungleich gesenkten
Querstreifen erklärlich; und was insbesondere das Verhältnis
12
- - 170 —
der beiden Hälften anlangt, so steht nichts im Wege, die Ost-
alpen von den Westalpen unterströmt zu denken. Die ja
häufig ergebnislose Suche nach den Wurzeln beruht auf einer
falschen Fragestellung. Die gesamten Zentralalpen sind gleich-
zeitig Wurzel- und Deckenland.
Die in diesen Ausführungen enthaltene allgemeine Theorie
der Gebirgsbildung erfüllt in Anlehnung an AMPFERER die
Hauptforderung der Geophysik, von der Kontraktionstheorie
als einer für die Faltengebirgsbildung unzulänglichen Begründung
abzusehen. Indem sie den Sitz der Faltungskraft aus dem
hypothetischen feurig-flüssigen Untergrund von " AMPFERER
hinaufverlegt in eine Zone von bis etwa 10 km unter der
' Metamorphe öedimenfe
Bereich der isostatischen Störung ( Massendefizit I
Fig. 10.
Das Vorland reicht bis zu den Massiven (Mercantour bis Aarmassiv).
Das Rückland bilden die SuESSschun Dinariden. Die Belastungsmeta-
morphose breitet sich unregelmäßig in den alpinen Sedimenten aus. Die
Störungen im Gleichgewicht des Untergrundes, welche bereits die
mächtigen Sedimentationsreihen im Mesozoicum ermöglichten, decken sich
mit der heutigen Verteilung des Massendefizits, welche die Dinariden
verschont und (nach NIETHAMMER) auf der Innenseite der Massive
kulminiert.
Erdoberfläche, in welcher die Belastungsmetamorphose die Ent-
stehung krystallokinetischer Strömung ermöglicht, wird sie der
Tatsache gerecht, daß, soweit wir wissen, eine nur wenige Meilen
dicke Erdhaut an dem Spiel der Faltung beteiligt ist.
Von der Faltungserscheinung sind die Störungen im Gleich-
gewicht des Untergrundes zu trennen, welche, wie vermutet
wird, den ersten Anlaß zu Vertikalbewegungen gegeben haben.
Nach Pendelbeobachtungen sind diese Störungen heute noch
als Massendefizit unter den Zentralalpen (nicht unter den Gesamt-
alpen) nachweisbar und klingen erst in über 100 km Tiefe aus.
Zur physikalischen Begründung der Annahme einer iso-
statischen Untergrundstörung als Erreger der Gebirgsbildung
stellt mir Herr Professor VON DEM BORNE die folgenden Zeilen
zur Verfügung:
171
Wirkungsbereich der Krisfallokinese
Fig. 11.
Sobald die metamorphen Sedimente auf ihrer krystallinen Unterlage
zwischen den Widerlagern abwärtsgleiten, setzt die krystallokinetische
Diffusivströmung ein. Sie ergreift auch nichtmetamorphe Teile der
Sedimente, wie andrerseits krystalline und metamorphe Massen in den
Bereich der indifferenten Hangendzone hinübertreten. Das Unter-
strömungsgefälle auf der Oberfläche der krystallokinetischen Zone
bildet sich in der Richtung auf die tiefergelegenen Massive aus. In
gleicher Richtung sind die sich überschiebenden Deckschollen in Ab-
wanderung begriffen. Da die Krystallokinese eine Senkung des Unter-
grundes voraussetzt, häufen sich gleichzeitig die Flyschsedimente auf
und ermöglichen das Einbeziehen immer jüngerer Sedimentkomplexe
in den Bereich der Krystallokinese. Die Strömungslinien sind großen-
teils Motiven der A.RGANDschen Profile entnommen.
Fig. 12.
Die Diffusiverscheinungen zwischen ehemaligen Sedimenten und krystal-
linen Schiefern haben den Grad der Verfaltung am Simplon erreicht.
Beim Zusammentreten zweier Gegenströmungen ist eine Gneisscholle
vollständig wurzellos geworden (? Dent Blanche-Decke). Die Sediment-
hüllen haben als lepontinisclie Decken die Massivscholle überschritt, n
(Trennung in resorbierte und gestrandete Hüllen). Die helvetischen
Decken sind noch derart mit dem Massivboden verschweißt, daß man
die Beteiligung der tieferen helvetischen Massen an der Krystallokinese
während der Überwanderung voraussetzen muß. Bei der Rückhebung
der Zentralalpen sind die voralpinen Decken z. T. mechanisch ab-
geglitten (Rkyek, Sciiakdt und Pbnck).
12'
— 172 —
Der Zustand absoluter Isostasie ist für die Erdfeste er-
reicht, wenn überall:
1. die Dichte nach dem Erdinneren hin zunimmt, und
2. die Flächen gleicher Dichte („isostere Flächen") mit
den Flächen gleichen Schwerepotentials („Niveau-
flächen") zusammenfallen.
Abweichungen von diesem Zustande, sei es in Gestalt der
Anordnuug dichterer Massen unter minder dichten, sei es durch
das Vorhandensein von Massen verschiedener Dichte in gleichem
Niveau, müssen das Bestreben haben, durch Ausgleichsbewegungen
zu verschwinden und können so die motorische Ursache tek-
tonischer Vorgänge werden. Wollen wir solche Vorgänge
rekonstruieren, so werden wir vor allem darauf achten müssen,
daß dieser Ausgleichstendenz in jedem Stadium Rechnung ge-
tragen wird.
Die große Mannigfaltigkeit, die in der geometrischen An-
ordnung isostatischer Anomalien nicht nur denkbar, sondern
auch bereits vielfach nachgewiesen ist, macht es mir wahr-
scheinlich, daß wir durch sie die unendliche Mannigfaltigkeit
der tektonischen Wirklichkeit sehr viel besser werden erklären
können, wie durch die uniforme Schrumpfungshypothese. Auch
den zahlreichen Bedenken physikalischer Art, die gegen diese
Hypothese vorliegen, tragen wir durch die Annahme der „Aus-
gleichshypothese" in erwünschter Weise Rechnung.
In der Diskussion führte der Vortragende folgendes aus.
Nach dem gegenwärtigen Stand unserer petrographischen Kennt-
nisse kann ein allgemeines mechanisches Plastischwerden der
alpinen Gesteine nicht angenommen werden, weil nicht ein
einziger Fall derart bekannt geworden ist, daß ein Gestein
in eindeutiger Weise in seinen sämtlichen Gefügeelementen
tektonoplastisch umgeformt wurde. (Vgl. S AND ER: Über Zu-
sammenhänge zwischen Teilbewegung und Gefüge in Gesteinen.
TSCHEBMACKS Mineralogische und petrographische Mitteilungen
XXX, 11. 3 u. 4, 1911, S. 281 — 314.)
Die HElMsche Plastizitätstheorie bedarf also der Ein-
schränkung, daß keine plastische, sondern nur eine bruchlose
Gesteinsumformung vorkommt.
Die tatsächlichen Beobachtungen von plastisch-homogenen
deformierten Mineralkörnern (MlL.cn) möchte ich in dem Sinne
als Webefeh ler im krystal lokinetisch en Gefüge deuten,
daß entweder in einer in Losungsformung begriffenen Gesamt-
masse ein <;<'fijgcclement wegen seiner Unlöslichkeit zu mecha-
— 173 —
nischer Deformation gezwungen wurde, oder etwa beim Aus-
treten einer Substanz aus der krystallokinetischen in die indiffe-
rente Zone bei Fortdauer der Bewegung die mechanische
Umformung, wrelche an sich einen größeren Energieaufwand
erfordert, erzwungen wurde. (Näheres in „Beiträgen zur
Plastizitätsfrage", Zentralbl. f. Min. usw. 1912, S. 745 ff.)
12. Beiträge zur Geologie des westlichen
Kwenlun und Westtibets, nach Zügmayers
Beobachtungen.
Von Herrn Kurt Leuciis.
(Mit 1 Textfigur.)
München, den 12. Januar 1913.
Herr Erich Zugmayer in München übergab mir die
auf seiner hauptsächlich zu zoologischen Zwecken 1906 unter-
nommenen Heise gemachten geologischen Aufzeichnungen mit
den von ihm gesammelten llandstücken zur Bearbeitung, wofür
ich ihm meinen herzlichen Dank ausspreche.
In Anbetracht des Unistandes, daß unsere Kenntnisse
vom geologischen Bau des von ZuGMAYKR durchreisten Ge-
bietes noch sehr gering sind, halte ich mich für berechtigt,
die Ergebnisse der Untersuchung mitzuteilen, obgleich das
vorliegende Material nicht sehr groß ist und sich überdies
auf eine lange Strecke verteilt.
Über den Reiseweg hat ZuGMAYER einen Bericht mit
topographischer Karte1) veröffentlicht, welcher meinen Aus-
führungen zur Grundlage dient, auf welchen ich hiermit ver-
weise. Zur Orientierung ist auch Blatt 62 in STIELERS Hand-
atlas, Ausgabe 1912, nützlich.
Vom Südrand des Tarinibeckens südöstl. Khotan querte
ZuGMAYER den westlichen Kwenlun zwischen dem SO. und
82. Grad ö. Gr. im Gebiete des Oberlaufes des Kerija-darja,
reiste dann im allgemeinen in SW- Richtung durch Westtibet
bis zu dem östlichsten der Panggongseen und zog schließlich
') Petermanns Geogr. Mitt. 1909, 145-151, T. 17.
174
durch einen Teil der Karakorumhauptketten nördlich dieser
Seenreihe in "W- Richtung nach Ladakh.
In orographischer und geologischer Hinsicht gliedert sich
der Weg ZüGMAYEKs in 3 Teile. Es sind: 1. der westliche
Kwenlun vom Südrand des Tarimbeckens bis zu dem Paß
nördl. Baba Hatun oder Arasch, etwa in 35x/a Grad nördl. Br.
(auf Zugmayeks Karte bis zu dem Paß südlich Lager 9); 2. das
hochliegende Bergland zwischen dem eigentlichen Kwenlun
im Norden und den Hauptketten des Karakorum im Süden
(bei ZüGMAYKR vom Paß südlich Lager 9 bis Lager 44); 3. das
Gebiet der Karakorumhauptketten nördlich der Panggongseen
(Lager 44 bis Lager 50).
1. Westlicher Kwenlun. Von Sampula östlich Khotan
querte Zugmayer die Ausläufer des Tekeligtagh, einer Vor-
kette des Kwenlun. Sie bestehen aus rotem blättrigem bis
dünngeschichtetem Sandstein. Die Schichten stehen sehr steil,
z. T. senkrecht, und ihre verschiedene Widerstandsfähigkeit
bringt es mit sich, daß einzelne härtere Bänke wie Mauerreste
aus dem Sande aufragen. Ein Bach bei Utrakija führt unter
seinen Gerollen auch solche von Gneiss, Glimmerschiefer und
rotem, z. T. porphyrischem Granitit. Diese Gerolle stammen
aus dem eigentlichen Tekeligtagh.
Vom weiteren Weg bis Polu, der in zum Gebirgsrand
schiefer Richtung verläuft, werden nur junge Ablagerungen
erwähnt. Es sind grobe Konglomerate, darüber, 8 — 20 m
mächtig, eine homogene Lehmschicht (= Löß?), und zu oberst,
0 — 30 m mächtig, verfestigter Sand mit kleinen Gerollen.
Was nun das Alter dieser Schichten betrifft, so sind
zweifellos die dislozierten roten Sandsteine eine Abteilung der
Hanhaischichten, unter welchem Namen die mächtigen kon-
tinentalen Bildungen Zentralasiens der Tertiärzeit und, bei
Mangel genügender Unterscheidungsmerkmale und dadurch be-
wirkter Unmöglichkeit einer Trennung, auch noch posttertiären
Alters, zusammengefaßt werden. Dagegen dürften die anderen
Ablagerungen die jüngsten dieses Gebietes sein, wobei unent-
schieden bleiben muß, ob die groben Konglomerate noch in
das Jungtertiär oder schon ins Posttertiär zu stellen sind.
Die Lehmschicht ist möglicherweise Löß und damit postdiluvialer
Entstehung, und die verfestigten Sande mit ihren Gerollen können
als die feineren Detritusmassen der Flüsse, in einiger Entfernung
vom Nährgebiet abgelagert, aufgefaßt werden.
Der Weg geht bis Polu durch die Vorberge des Kwenlun,
das Hochgebirge wird erst bei Polu erreicht, und hier ändert
sich die I'h ysiognomie selir.
— 175 —
Von Polu (2560 m), nahe der Mündung eines linken Zu-
flusses in den Kerija-darja, aufwärts durch dieses linke Seiten-
tal sind Talboden und Hänge zunächst ganz mit Flußschottern
ausgekleidet. Erst höher oben kommt älteres Gestein zutage
und zwar Hornblendegranit. In 4000 m Höhe etwa tritt
bröckliger grünlicher und rötlicher Tonschiefer auf, und die
Paßhöhe (5180 m, Su-baschi oder Kisil-dawan) bildet blättriger
braunvioletter Glimmerschiefer. Außerdem kommen unter den
Bachgeröllen vor bläulicher und roter Granitit, Hornblende-
granit, Syenit und Quarze. Das Tal ist sehr höhlenreich, und
die Höhlen werden von Goldgräbern benützt, welche aus den
Flußschottern Gold auswaschen.
Nach dem Auftreten von Granit unter den Bachgeröllen
muß angenommen werden, daß im Gebiete dieses Tales Granit
zutage kommt, für dessen Vorhandensein ja auch die Glimmer-
schiefer der Paßhöhe sprechen.
Vom Paß geht der Weg nach Süden zu einer Ebene herab,
in der einige Seen liegen (4650 m). Der Abstieg führt über
Gehängeschutt, festes Gestein ist nicht sichtbar. Die Ebene
ist im N, W und S mit mächtigen Schuttmassen erfüllt, in
welche sich die von den 6000 m hohen Ketten herabfließenden
Bäche tief eingerissen haben.
Über die Ebene und ihre Seen hat ZUGMATEß in seinem
Bericht nähere Angaben gebracht; ich erwähne daraus die Fest-
stellung, daß der Teil der Ebene, in welchem der Sagüskul
liegt, eingebrochen ist, was an der verschiedenen Höhenlage
einer horizontalen Schicht von torfartigen Pflanzenresten zu
sehen ist.
Ferner zeigt sich, daß die ganze Ebene, ein einem Fluß-
tal eingeschaltetes Becken, früher von einem See erfüllt war,
der einen Abfluß nach 0, zu einem Zufluß des Kerija-darja,
hatte. Durch das Einsinken des westlichen Teiles des See-
bodens (Gebiet des Sagüskul) sowie durch mächtige Ströme
von basaltischer Lava, welche südlich der Ebene und in ihrem
mittleren Teile aufstieg und Teile der Ebene bedeckte, wurde
der einheitliche See zerstückelt und z. T. ausgefüllt. Solche
Laven liegen südlich Sagüskul, ferner zwischen ihm und dem
Atschikkul, endlich östlich und südöstlich Atschikkul. Sie
bilden eine Barre zwischen diesem unl dem Ullugkul, der
150 m höher liegt als Atschikkul und einen periodischen
Abfluß zum Kerija-darja hat. Auch die beiden anderen Seen
haben verschiedenes Niveau, und zwar liegt Atschik 100 m
höher als Sagüs. Es ist demnach hier, wie ZUGMAYEU bemerkt,
durch die vereinigte "Wirkung von tektonischen und vulkanischen
176
Vorgängen eine völlige Umkehr der Höhenverhältnisse ent-
standen, indem der breite, ursprünglich nach 0 sich senkende
Talboden heute von W nach O stufenförmig ansteigt. Dadurch
ist, in Verbindung mit der zunehmenden Verringerung der
Wassermenge der Seen, dieses Gebiet dem Kerija-darja bis
auf einen Bruchteil, den periodischen Abfluß des Ullugkul,
entzogen worden.
Die Laven mögen noch näher besprochen werden. Die
effusive Tätigkeit verteilt sich auf 2 Gebiete: das eine am
Südrande der Ebene, in den Vorbergen der hohen Kette, und
das andere östlich Atschikkul. In beiden Gebieten sind
deutliche Krater zu sehen (2 nördlich der hohen Kette,
2 östlich Atschikkul, 1 südöstlich). Außerdem sind Sekundär-
krater und Schlackenschornsteine zahlreich vorhanden.
Die Lavaströme dürften in der Hauptsache aus dem süd-
lichen Gebiete nach N herabgeflossen sein, dafür spricht die
Form der Krater dieses Gebietes, welche nach N offen sind.
Hier lag also das Hauptgebiet der vulkanischen Tätigkeit.
Die Lava ist ein dunkelgraues, poröses Gestein mit
porphyrischem Plagioklas, Quarz und reichlichen karbonatischen
Bildungen in den Hohlräumen. Olivin ist gleichfalls vorhanden,
jedoch sehr spärlich. Schlüsse auf das Alter der Effusion
lassen sich daraus natürlich nicht ziehen. Dagegen ergibt die
frische Beschaffenheit de3 Gesteins und seine Lagerung über
den Sedimenten des alten Sees, daß die Ausbrüche in junger
Zeit erfolgt sind und somit wahrscheinlich posttertiäres Alter
haben. Daran ändert auch die Tatsache nichts, daß die Ströme
z. T. starke Erosion durch fließendes Wasser zeigen.
Von dieser Ebene führt der Weg über einen Kücken nach
SO zum Oberlauf des linken Zuflusses des Kerija-darja. Hier
steht mürber grauer Tonschiefer, später auch Chloritschiefcr
an. Im Bach und in seinen seitlichen Zuflüssen finden sich
Gerolle von Granitit, Gneiss und Quarz, da aber im Tal selbst
nur der Schiefer anstehend gefunden wurde, müssen diese Ge-
rolle aus den das Tal seitlich begrenzenden Bergen stammen.
Beim Weiterweg, % etwa in 5400 m, hören die Schiefer auf,
von hier ab bis zum Paß (über 5800 m) und südlich bis zum
Kerija-darja steht roter Sandstein an. Damit endet der eigent-
liche Kwenlun, die Sandsteinzone gehört schon zu dem zweiten
der von mir unterschiedenen Gebiete.
Der Kwenlun südlich Kerija scheint nach diesen Beob-
achtungen einen ziemlich einfachen Bau zu besitzen. Am Nord-
rand ist dem alten Gebirge eine Zone junger Bildungen an-
gelagert, deren z. T. stark gestörte Lagerung das Auftreten
— 177 —
tektonischer .Bewegungen in junger Zeit beweist1). Das alte
Gebirge selbst besteht aus Tonschiefern, Glimmerschiefern und
Graniten. Diese wurden im N anstehend gefunden, ihr Auf-
treten weiter nach S ist noch in 2 Gebieten durch die Bach-
gerölle festgestellt. Die Umwandlung der Ton- in Glimmer-
schiefer muß auf die -von den Graniten ausgeübte Kontakt-
metamorphose zurückgeführt werden.
Auch im südlichen Teil sind tektonische Bewegungen aus
junger Zeit nachgewiesen, sie dürften noch später erfolgt sein
als die am Nordrande. Gleichzeitig damit oder in ihrem Ge-
folge und in der Ausbreitung der Laven durch sie bestimmt,
spielen sich die vulkanischen Vorgänge ab.
"Wenn ich nun dazu übergehe, die hier gewonnenen Er-
gebnisse mit den von benachbarten Teilen des westlichen
Kwenlun bekannten zu vergleichen, so ist zunächst zu be-
tonen, daß nur westlich der ZüGMAYERschen Route verlässige
Angaben vorhanden sind. BOGDANOWITSCH2) gibt hier ein
Profil von Khotan nach S, welches SUESS3) bespricht. Die
Vorhügel werden von tertiären Hanhaischichten gebildet, diese
Zone setzt sich nach 0 fort in den Ausläufern der Vorkette
Tekeligtagh. Diese selbst besteht aus Gneiss und an ihrer
Südseite aus einem schmalen Granitzug, ungefähr entsprechend
dem Hornblendegranit südlich Polu. Daran schließt sich im
Profil von BOGDANOWITSCH eine eingefaltete oder einge-
brochene Mulde von Oberkarbonkalk und Angaraschichten, und
südlich davon erscheint wieder Gneiss, eine 2. Kette, Karan-
gutagh, bildend. An entsprechender Stelle sehen wir im Profil
südlich Kerija eine Zone von Tonschiefern, die nach S in
Glimmerschiefer übergehen. Zugleich tritt Granit auf in der
Kette, über welche der Paß Su-baschi führt. Diese Kette
bildet aber die Fortsetzung des Karangutagh nach 0. Daraus
ergibt sich, daß die Gneisszone sich noch nach 0 erstreckt,
daß aber der Granit und besonders seine Gneiss-Randzone hier
nur wenig entblößt ist und zum größten Teil noch unter den
Schiefern liegt, die er kontaktmetamorph umgewandelt hat.
Die Schieferzone dürfte wohl auch S. Khotan vorhanden ge-
wesen sein, aber durch den grabenartigen Einbruch zwischen
den beiden Gneissketten in die Tiefe gesunken »ein, so daß
') Analoge Beobachtungen darüber bringt auch Hf.din (Pkt. Mit t.
Erg.-H. 181, 1900).
1 Bog dano witsch: Geologische Untersuchungen in Ostturkestan
(Arbeiten der tibetanischen Expedition unter Führung von M. W.
Pibwtzow, Bd. 11, herausgeg. von der Kais. rasa, geogr. Ges. 1892 [russ]).
• Antlitz der Erde 111, 1, S. 1546.
— 17H —
sie jetzt von den jüngeren Sedimenten verdeckt ist, welche
ihrerseits durch die Versenkung vor der Zerstörung bewahrt
blieben.
Die Beobachtungen südlich Kerija zeigen also die Haupt-
züge des westlichen Kwenlun, wie sie im W erkannt wurden.
SUESS (s. o.) hat die Einzelbeobachtungen, besonders von BOG-
DANOWITSCH und STOLICZK.A, zusammengefaßt. Es ergibt sich
daraus folgendes:
An den Innenrand des westlichen Kwenlun oder Jarkent-
bogens lagern sich Hanhaischichten, teilweise in gestörter La-
gerung. Der Kwenlun besteht aus einem breiten Zug wahr-
scheinlich devonischer, sicher präkarbonischer Sedimente, welche
von mächtigen Granitstöcken durchbrochen sind. An manchen
Stellen (südlich Khotan, südlich Kerija) tritt Granit (bzw. Gneiss)
NW
§ranit x
Querprofil des Tales des Kerija- darja nach ZUGMATEB.
am Innenrand des Bogens auf. Weiter im W dagegen ist
dem Devonzug eine Zone von karbonischen Kalken vorgelagert,
ein Rest dieser Zone findet sich südlich Khotan und hier wird
sie durch den nun den inneren Teil des Bogens bildenden
Granit (und Gneiss) abgelöst.
2. Das hochgelegene Bergland von Westtibet.
Der von ZUGMAYKR überschrittene Paß nördlich Baba Ilatun
oder Arasch im Tale des Kerija-darja liegt in rotem bis vio-
lettem Sandstein. Über seine Lagerung zu dem Tonschiefer
ist nichts bekannt, doch scheint es mir zweifellos, daß der
Sandstein jünger ist Dafür spricht der Umstand, daß er die
obersten ca. 400m des Tales allein bildet, dafür spricht auch
die Tatsache, daß mit dem Betreten des Sandsteingebietes die
Gerolle von Granit im Bachbett verschwanden.
Der Sandstein bilde) vom Paß bis zum Tale des Kerija-
darja herab das Anstehende. Der Fluß hat hier sein Bett tief
eingenagl und die Wände der Schluchl zeigen folgendes (Fig. l):
Das tiefste bildet ein bläulicher, z.T. porphyrischer Granit,
die Fortsetzung des Granitmassivs, dessen Spuren in dem linken
— 179 —
Seitental des Kerija-darja gesehen wurden. Während aber dort
der Granit noch größtenteils durch die Scliieferhülle verdeckt
ist, ist er hier ganz davon entblößt. Erst im Quellgebiet des
Kerija-darja, an dem Paß östlich von Lager 12 ZüGMAYERS,
liegt wieder Schiefer über dem Granit. In dem Gebiete da-
zwischen aber liegt über ihm der rote Sandstein. Er zeigt
keine Spur von Kontaktmetamorphose, und zusammen mit der
Lagerung ergibt sich daraus, daß der Sandstein jünger ist als
Schiefer und Granit.
Der Sandstein ist in der Schlucht 20 m mächtig, südlich
der Schlucht scheint er zu fehlen.
Die Gegend von Baba Hatun ist noch weiter von Inter-
esse. Wir sehen nämlich auch hier wieder junge Krater
südlich des Flusses, und von ihnen ausgehend basaltische Lava
von sehr ähnlichem petrographischem Charakter, wie die schon
besprochene, sich als Strom von etwa 5 km Breite und 1,5 km
Länge in das Tal herabziehen und auf dessen linker Seite über
dem Sandstein auskeilen. Durch diese Lavadecke wurde das
Flußtal abgedämmt, der Damm hielt aber nicht lange stand,
und heute ist die Schlucht bis in den Granit herab einge-
schnitten. Die Lava verursachte auch eine Veränderung und
teilweise Ausfüllung des Tales oberhalb dieser Schlucht,
worüber ZüGMAYER näheres berichtet.
Überdeckt ist die Lava links des Flusses von Sandstein-
detritus, der von der Paßhöhe herabkommt. Außerdem wurden
auf der Lava lose herumliegende kleine Stücke von braunem
und bläulichweißem Chalcedon und Hornstein gesammelt. Sie
besitzen sehr unregelmäßige Formen, die Kanten sind z. T.
schwach gerundet, z. T. scharf; außerdem fanden sich sehr
kleine farblose Quarze, von denen einer deutliche Krystallform
(hexagonales Prisma und undeutliche hexagonale Pyramide)
besitzt. Es scheint, als ob diese Stücke aus dem Sandstein
stammen und von ihm auf die Lava herabgeschwemmt wurden,
z. T. mögen sie Bestandteile der Lava gewesen sein.
Vom Weiterweg fehlen Beobachtungen über anstehendes
Gestein. Erst vom Becken des Jeschilkul (f)0."><> m) wird
solches erwähnt. Nördlich des früher größeren Sees bildet
dunkelgrauer Kalkstein mit Kalkspatgängen eine Kette niedriger
Hügel. Die Schichten sind disloziert und fallen mit 50"
(N oder S?) ein. Am Westufer steht roter Sandstein an,
der anscheinend unter dem Kalkstein liegt. Feine breeeiöse
Konglomerate umgeben in ausgedehnten Bänken den heutigen
See, in größerer Entfernung vom Ufer liegen 8 — 15 m mäch-
tige Schichten von weichem Mergel, der aus einem Wechsel
— 180 —
von lichtbräunlichen und grauen Lagen besteht; beides sind Ab-
lagerungen des Sees, der in junger Zeit entsprechend größere
Ausdehnung hatte. Heiße Schwefelwasserstoffquellen (über 70°)
mit Kieselsinter und Schwefelinkrustationeu liegen am Nord-
ufer des Sees.
Die vom Jeschilkul nach WSW sich erstreckende Talung
ist ein alter Seeboden, frühere Strandlinien sind an einigen
Stellen sichtbar. Die Berge zu beiden Seiten bestehen aus
rotem Sandstein mit Tongallen, die höhere Kette im Norden
aus dunkelgrauem Kalkstein, der also auch hier über dem
Sandstein liegt.
Dasselbe zeigt sich in dem Becken, in welchem der See
bei Lager 23 liegt. Im N, S und 0 liegt roter Sandstein.
Im N und 0 ist er überlagert von Kalkstein, der im 0 in
Form von höhlenreichen Erosionsresten erhalten ist. Im S
fehlt der Kalkstein ganz. Die Kette westlich des Sees besteht
ebenso wie die im N aus Kalkstein. Auch dieser See zeigt
die Spuren starken Rückganges durch alte Strandlinien und
Sedimente ähnlich wie am Jeschilkul.
Ähnliche Verhältnisse bietet die Umgebung des Apo-Zo
(5370 m). Zunächst am See bestehen die Berge teils aus
Sandstein, der aber hier, wenigstens teilweise, ein graugrüner
Quarzitsandstein ist, teils aus dunkelgrauem Kalkstein. Die
3 Inseln des Sees sind ebenfalls aus Kalkstein, die Halb-
insel aber ist aus rotem Sandstein aufgebaut. Im NO
ist der Kalkstein bis auf wenige Reste fortgeschafft, im
SW ganz. Östlich des Sees erhebt sich die LargotkaDgi-
Kette, die ebenso wie ihre Ausläufer aus Sandstein besteht,
dagegen wird die Kette südlich des Seebeckens von Kalk-
stein gebildet.
Auch dieser See zeigt alte Strandlinien, besonders im W.
Sein Abfluß ist gleich dem früher erwähnten des Ullugkul nur
noch ein periodischer.
Mangzaka (5200 m). Die breite Sutnd3chilingebene ver-
bindet Apo-Zo mit dem weit im W gelegenen Mangzaka. Nach
ZUGMAYEBS Beobachtungen ist es wahrscheinlich, daß die ganze
Ebene zusammen mit dem Tal zwischen Apo-Zo und Jeschilkul
und dem Becken dieses Sees früher von einer einheitlichen
Wassermasse erfüllt war (näheres bei ZüQMAYEE!) Dafür
sprechen die alten StrandlinieD, welche noch 170 m über dem
heutigen Spiegel des Mangzaka gefunden wurden. Südlich des
Sees wurde ein Profil aufgenommen. Auch hier bildet bläu-
lieber Granit das Liegende, darüber kommt roter Sandstein
und zu oberst dunkelgraucr Kalkstein.
— 181 —
Erwähnt sei noch die große Zahl von warmen Quellen,
z. T. mit Schwefelwasserstoff.
Die Berge beiderseits des kleinen Sees (bei Lager 30)
bestehen aus grauem Tonschiefer, ebenso die Vorberge der
hohen Ketten südlich davon, d. h. wahrscheinlich in dem Ge-
biete der Wasserscheide zwischen Lager 30 und 31. Die hohen
Ketten selbst werden von Kalkstein gebildet und die niedrigen
Erhebungen längs der Marschlinie von rotem Sandstein.
In ihneu ist an einer Stelle, SO Lager 31, roter Quarz-
porphyr aufgedrungen.
Der weitere Weg geht in südlicher Richtung bis zu einem
Zufluß des östlichsten Panggongsees, dann in WSW durch dieses
Tal zum See. Geologisch zeigt sich stets das gleiche Bild:
unten roter Sandstein und darüber dunkelgrauer Kalkstein.
In den Tälern liegen z. T. mächtige Schottermassen. Unter
den Gerollen finden sich bei Lager 37 in dem zum Panggong-
see ziehenden Tal auch solche von Hornblendegranitit , die
aus der hohen Kette nördlich dieses Tales stammen.
Auch nördlich der Panggongseen wurde nur Sand- und
Kalkstein beobachtet, und erst bei Lager 44, östlich des Salamla-
tales, ist die westliche Grenze dieser einförmigen Zone erreicht.
Da Angaben über Streichen der Schichten gar nicht und
über Fallen nur von einer Stelle gebracht werden konnten, ist
es schwierig, den Bau dieses Gebietes klarzulegen. Doch
scheint im allgemeinen die Lagerung der Gesteine eine flache
zu sein, und damit läßt sich am besten die weite Verbreitung
von Sand- und Kalkstein erklären. Denn ein Blick auf eine
Karte zeigt, daß dieses Gebiet in NO — SW- Richtung etwa
300 km breit ist.
An einigen Stellen ist die Unterlage des Sandsteins sicht-
bar. Es ist die Schieferhülle des Granits und dieser selbst,
festgestellt am Nordrand der Zone bei Baba Ilatun, im süd-
westlichen Teile südwestlich und südlieh des Mangzaka, und
endlich im südlichsten Gebiete, wo die Kalk- und Sandstein-
zone an die Hauptkette des Karakorum grenzt.
Es ergibt sich daraus, daß die Gesteine dieser Zone jünger
sind als Schiefer und Granit. Da es ZUGMAYEB nicht gelang,
Fossilien zu finden, und da andrerseits auch Uberdeckung durch
jüngere Sedimente, abgesehen von den jungen Seebildungen,
fehlt, ist es unmöglich, das Alter der Schichten zu bestimmen.
Einen, allerdings unsicheren Anhaltspunkt dafür gibt nur die
Betrachtung der Gebiete westlich des besprochenen.
Dabei zeigt sich nun, daß in hohem Grad Übereinstimmung
herrscht.
— 182 —
SüESS1) hat ein Bild dieser Gegenden entworfen, ihm
sei folgendes entnommen: Vom Mustagata an der Westseite
des Tarimbeckens nach S und SO streicht eine breite Gneiss-
zone durch den Karakorum (K2) zu den Panggongseen. Nord-
östlich davon breitet sich ein Kalkgebirge aus, das nach 0
rasch an Breite zunimmt. Es nimmt den ganzen Raum
zwischen den beiden nach 0 auseinandertretenden hohen Ketten-
zügen Kwenlun und Karakorum-Transhimalaya ein. Das Kalk-
gebirge besteht aus marinen Ablagerungen verschiedener Pe-
rioden. Sicher bekannt ist Karbon, Perm, Trias, Lias und
Callovien. Dieses Gebiet zerfällt von W nach 0 in folgende
Teile: Gebiet des Karakorumpasses, Hochebene Dipsang, die
Lokzhungberge, Lingzithang, Aksai-Tschin. Daran schließt sich
im 0 das Bergland von Westtibet.
Die geologische Geschichte dieser Gebiete ist dadurch
besonders interessant, daß bis zu ihnen die permischen und
mesozoischen Meerestransgressionen von S her sich erstreckten.
Sie reichten über den Karakorum nach N bis zum Südrande
des westlichen Kwenlun. Dieser selbst blieb dauernd Land,
auf ihm bildeten sich während des Mesozoicums Angaraschichten,
deren kontinentaler Charakter in scharfem Gegensatz zu dem
marinen der Kalksteine im Süden steht.
Der Untergrund des Sand- und Kalksteingebietes erscheint
als die stark abgetragene Rumpffläche eines alten Gebirges.
Es dürfte hauptsächlich aus paläozoischen (devonischen?)
Schiefern mit großen jüngeren Granitmassiven bestanden haben.
Die Abtragung des Gebirges war so weit vorgeschritten, daß
diese Granite schon auf weite Strecken bloßgelegt waren.
Darüber legte sich der Sandstein, entstanden aus den Auf-
bereitungsmassen der alten Gebirge, entweder als kontinentale
(Wüsten-?) Bildung oder als Absatz in einem langsam vor-
rückenden Meer, und dann erst bildeten sich rein marine Sedi-
mente. Wie schon erwähnt, kann deren Alter zurzeit nicht
bestimmt werden; es ist möglich, daß sie mehrere Horizonte
umfassen; doch möchte ich darüber keine weiteren Bemerkungen
machen wegen des durchaus hypothetischen Charakters, welchen
sie notwendigerweise zeigen müßten. Erwähnen möchte ich
aber noch, daß Sandsteine im Liegenden der Kalksteine westlich
dieses Gebietes zu fehlen scheinen, wenigstens nicht als durch-
gehender Horizont nachgewiesen sind.
3. Nord I iche Hauptkette des Karakorum. Die ersten
Spuren dieser Kette wurden schon bei Lager 37 in dem zum
') Antlitz der Kr,!.. I, S. :,^,- IM 1, S. 348.
— 183 —
östlichsten Panggongsee ziehenden Tal gefundeD, nämlich Ge-
rolle von Hornblendegranitit. Aber erst bei Lager 44, östlich
des Salamlatales, wurde das Gebiet der Kette selbst betreten.
Hier stehen krystalline Schiefer an. Von Gesteinen liegen vor
ein graugrüner Glimmerschiefer, ein Stück eines lamprophyri-
schen Ganges, der diesen Glimmerschiefer durchsetzt, und ein
grünlicher Quarzit.
Diese Schieferserie setzt sich nach W fort und ist in den
vom Kisupaß nach 0 und W herabziehenden Tälern zu beob-
achten, ebenso wie am Passe. Dort tritt zu den Schiefern
noch dunkelgrüner Biotitgranitit.
Endlich mögen noch Stücke von Jadeit erwähnt werden,
welche ZüGMAYEK am NO-Fuß des Tschangla östlich Leh
sammelte. Das Muttergestein ist Biotitgranitit.
STOLICZKA1) hat die Hauptketten des Karakorum zwischen
Leh und Westende der Panggongseen von S\V nach NO gequert.
Er fand dort sehr verschieden ausgebildete syenitische Gneisse,
feinkörnigen Syenit und Übergänge in Hornblendeschiefer. Auch
typischer Gneiss wurde festgestellt, der ohne scharfe Grenze in
den Syenit übergeht. Ferner beobachtete Sl'OLlCZKA, daß eine
Serie von syenitischem Gneiss, Syenitschiefer, Chloritschiefer
nördlich vom Tschangla bis zum Westende der Panggongseen
sich erstreckt. Ihre NO-Grenze hat diese Zone im Tschang-
tschenmotale, dort beginnt das Kalkgebiet von Lingzithang
mit karbonischen und triassischen Sedimenten.
Die von ZuiiMAYEli nördlich der Panggongseen gesammelten
Gesteine stammen aus der Kette, welche die Fortsetzung jenes
von StüLK'ZKA gequerten Zuges alter krystallinischer Bildungen
ist. Die Hauptkette des Karakorum mit NW- SO - Richtung
ist noch nördlich der östlichen Panggongseen nachzuweisen,
weiter im 0 hat aber ZüGMAYEli dort, wo ihre weitere Fort-
setzung liegen müßte (etwa zwischen Lager 33 und 37), nur
die jüngeren Ablagerungen gefunden. Es scheint daher, als
ob diese Kette hier plötzlich endigt. Möglich ist jedoch auch,
daß sie hier stärker abgetragen und dadurch von den jüngeren
Ablagerungen verdeckt ist.
Zum Schlüsse seien mir noch einige Bemerkungen ge-
stattet.
Es darf angenommen werden, daß durch die dankens-
werten Beobachtungen ZüGMAYEßS die Gesteine des durch-
reisten Gebietes, wenigstens ihre Hauptgruppen, bekannt
') Records Geol. Survey of [ndia 1^71
— 184 —
wurden. Ebenso dürfte ihre Verbreitung ziemlich genau fest-
gelegt sein. Es muß späterer Forschung überlassen bleiben,
eingehendere geologische Untersuchungen dort auszuführen, und
ich möchte hier auf die Punkte hinweisen, welche von be-
sonderem Interesse sind.
Am Nordrande des Kwenlun wäre es äußerst wichtig, zu
erforschen, welcher Art die tektonischen Verhältnisse zwischen
dem alten paläozoischen Gebirge und den jungen Bildungen
sind. Ich erinnere daran1), daß am Südrand des Tianschan
Überschiebungen vom Gebirge gegen das gesunkene Vorland,
-das Tarimbecken, an verschiedenen Stellen nachgewiesen sind,
daß an anderen Stellen das Gebirge staffeiförmig nach Süd
absinkt. Vom Südrand des Tarimbeckens fehlen bis heute
Beobachtungen über Tektonik, und wir wissen nicht, wie die
Hanhaischichten, die dort ähnlich wie am Nordrande mächtig
entwickelt sind, sich zu dem alten Gebirge verhalten. Wenn
wirklich eine allgemeine Bewegungsrichtung der zentral-
asiatischen Gebirge gegen Süd vorhanden ist, so müßte sie
auch hier in Erscheinung treten. Wenn aber, wie ich glaube
annehmen zu dürfen, die zum Teil mit Überschiebungen ver-
bundenen Absenkungen am Südrande des Tianschan nur Folge-
erscheinungen des Einbruches darstellen, welcher das Gebiet
des Tarimbeckens betroffen hat, so könnten wir auch an dessen
Südrand und ebenso am Westrand ähnliche tektonische Ver-
hältnisse erwarten. In der Tat hat BOGDANOWITSCH süd-
westlich Jangi Hissar im Kaschgargebirge nachgewiesen, daß
die devonischen Sedimente dort eine nach Ost, also gegen
das Tarimbecken übergelegte Falte bilden. Dies ist aber
meines Wissens bisher der einzige bekannte Fall einer gegen
das Bruchbecken gerichteten Bewegung des Kwenlun. Deshalb
wäre es verfrüht, daraus zu verallgemeinern, um so mehr, als
diese Falte auch durch andere Ursachen entstanden sein
könnte (Rückfaltung).
Das Alter der Kalksteine in Westtibet ebenso wie das
der liegenden Sandsteine zu ermitteln, bleibt eine lohnende
Aufgabe. Wir wissen bis jetzt aus dem im Westen anstoßenden
ähnlich gebauten Gebiete nur, daß es im Karbon, im Perm,
in Trias und Jura vom Meere überflutet war, können aber
noch nicht nachweisen, daß die Meeresbedeckung von Karbon
bis Jura eine dauernde war, oder daß Oszillationen mit zeit-
weiser Trockenlegung stattfanden. Die Wahrscheinlichkeit für
Lbuchs: Ergebnisse neuer geologischer Forschung im Tianschan.
Geol. Rundschau 1913, II 3
— 185 —
diese zweite Annahme ist aber sehr groß, denn das Gebiet
liegt ja in den äußeren Teilen der Thetys. Auch zeigt sich
ein Unterschied gegenüber dem Gebiete im Westen darin, daß
die roten Sandsteine im Liegenden der Kalksteine dort fehlen,
woraus geschlossen werden könnte, daß im Osten die rein
marinen Bedingungen erst später entstanden.
Die nächsten Angaben über den geologischen Bau dieser
südlich des Jarkentbogens gelegenen Zone, östlich der Zl'G-
MAYERschen Route, bringt HEDIN1)- Obwohl seine Querung
zwischen 85 l/a und 86 '/:>0 O.Gr., also etwa 400 km weiter
östlich liegt, zeigt sich doch eine auffallende Übereinstimmung
vor allem darin, daß auch hier im Osten rote Sandsteine
große Verbreitung besitzen. Ebenso kommen junge Effusiv-
gesteine (Andesite) vor, welche die Sandsteine durchbrochen
haben und auf deren Oberfläche Krater und Lavaströme bilden.
Endlich ist auch der Kalkstein im Hangenden der Sandsteine
vorhanden. Die Sandsteine sind meist schwach gefaltet und
öfters in Form von Zeugenbergen erhalten, auf denen an manchen
Stellen als schützende Decke Andesittuff oder -lava liegt.
Es liegt nahe, anzunehmen, daß auch das ganze zwischen
ZuGMAYERs und Hedixs Route liegende Gebiet den gleichen
Bau besitzt. Daraus würde hervorgehen, daß der Jarkent-
bogen in seiner ganzen Länge die gleiche Rolle gegenüber
den postkarbonischen bis jurassischen Transgressioneu und
Ingressionen behauptet hat. Er bildet während dieser ganzen
Zeit den Südrand des Angarakontinentes, und dieser Südrand
ist nicht mehr vom Meere überflutet worden. Die Thetys bleibt
auf das Gebiet südlich des Jarkentbogens beschränkt; ihr Nord-
ufer mag dort im Laufe der Zeiten sich verändert haben durch
Ingressionen und Regressionen, die sich im Vorlande des Jarkent-
bogens abspielten, aber dieser selbst bleibt davon unberührt.
Die letzte Frage von größerer Bedeutung ist die nach
dem weiteren Verlaufe der Karakorumkette nördlich der
Panggongseen. Die beiden in Betracht kommenden Möglich-
keiten habe ich schon erwähnt. Ihre Erforschung ist deshalb
wichtig, weil sie die Beziehungen zwischen Karakorum und
Transhimalaya aufklären können. Es scheint, als ob beide
Gebirge eng zusammengehören. Daran würde auch der sichere
Nachweis einer Unterbrechung des Zusammenhanges, etwa
durch Grabenbrüche, nichts änderu.
1 I'ktkkm. Mitt., Erg.-H. 131, 1900: Scientific Results of a Journev
in Central Asia 1899-1902, Bd. 6, Teil 2: Geolog? (BÄCKSTRÖM,
Johansson), 1907.
1.'.
— 1*6 —
13. Zur Tektonik der Insel Capri.
Von Herrn H. Arlt.
(Mit 1 Text6gur.)
München, den 15. November 1912.
Nach allgemeiner Ansicht ist die Gestalt Capris durch
Brüche bedingt. Daß sich aber außer jenen vertikalen Bewe-
gungen auch horizontale auf dieser Insel nachweisen lassen,
ist eine Behauptung RoVERETOs. In einer kurzen Notiz1)
führt jener Autor aus, daß die cretaeeischen Kalke Capris in
Form einer liegenden Antiklinale von Westen her über den
Macigno herübergeschoben seien.
ROVERETO erscheint somit als einer der ersten unter den
italienischen Geologen, der für den tektonischen Aufbau des
Apenninengebirges horizontale Bewegungen in Rechnung zieht.
Da derartige tektonische Anschauungen in Italien heutzutage
noch fast allgemein nur als phantastische angesehen werden,
erfahren seine Äußerungen in der Literatur seines Heimat-
landes heftige Ablehnung.
G. DE LORENZO2) versucht die Behauptung ROVERETOS,
Capri sei als ein Deckenland aufzufassen, zu widerlegen.
Unter der Voraussetzung ausschließlich vertikaler Schollen-
bewegungen faßt er das Verbandsverhältnis von Ellipsactinien-
kalk und Macigno in folgender "Weise auf: Der eoeäne Flysch,
welcher ursprünglich normal den cretaeeischen Kalk bedeckte,
wurde durch die Erosion von den höheren Partien entfernt,
während er an den tieferen Teilen erhalten blieb, wo er
neben die Gleitflächen der gehobenen bzw. gesenkten Kalk-
schollen zu liegen kam. So sind der Mte. Tiberio, der Mte.
S. Michele und der Mte. Solare als Schollen durch treppen-
förmige Verwerfungen voneinander getrennt, und jeweils an
den tiefsten Stellen der gesenkten Schollen findet sich der
eoeäne Flysch in Fetzen.
Gelegentlich meiner Anwesenheit auf Capri im Frühjahr
dieses Jahres lenkte ich mein Augenmerk auf diese Lagerungs-
verhältnisse und suchte die von DKECKE3) angeführten Stellen
1 G. Rovereto: L' isola di Capri. Nota prelimioare. Atti Soc.
ligustica di Sc Dat. et geogr., IUI. XVIII, L907, S. 6.
'J G. db Lorenzo: 1/ isola di Capri. Atti <li I»'. Ac d. Lincei,
Ser. V, Ol. d. sc. 6s., Rendiconti 16, l, 1907, S. 853- 857.
Deecki : Geo og scher Führer durch Campanieo, S. 202 a. 209
Berlin, Gebr. Borntri
— 187 —
auf, ..wo die eocänen Schichten an einer Verwerfung bei
Lo Capo am Nordfuße des Tiberiofelsens in einzelnen Fetzen
kleben und sich zwischen der Marina g ran de und der
Blauen Grotte in kleinen Schollen zwischen den Gehänge-
breccien zu erkennen geben".
Um zu dem Aufschluß am Lo Capo gelangen zu können,
ist der Weg in einem Ruderboot der einzig mögliche, da ein
Hinabsteigen vom Mte. Tiberio an den ungefähr 200 m senk-
recht abstürzenden Felswänden ausgeschlossen ist. Der von
Kreide
Eocsn
Wcot
Aufnahme des Verf.
1 lu i Schiebung bei Lo Capo auf Capri.
mir besuchte Aufschluß befindet sich einen reichlichen Kilo-
meter östlich der Marina grande vor dem Vorsprung der Insel,
die von einer weißen Villa gekrönt ist. Durch die Brandung
des Meeres ist hier eine nicht unbeträchtliche Aushöhlung —
ca. 15 m tief landeinwärts — des weißen, die Tiberio-Scholle
aufbauenden Kreidekalkes erfolgt. Diese Brandungskehle hat
die Eigentümlichkeit, daß der Boden der entstandenen Aus-
höhlung aus Macigno, das Dach aus Kreidekalk besteht. Die
obenstehende Photographie veranschaulicht diese Verhältnisse.
Der Macigno besteht aus einer Wechsellagerung von weichen und
harten Sandsteinen, zwischen denen grünliche Bänke und
kalkige Schichten eingeschaltet sind. Das Gestein zeigt Spuren
heftiger Pressung, indem die Schichten im allgemeinen steil
gestellt und die härteren Gesteinspartien innerhalb des
13*
— 1X8 —
Schichtverbandes zu linsenförmigen Körpern ausgewalzt sind.
Die zertrümmerten Gesteine sind durch Kalkspatinfiltrationen
wieder verkittet. Die Ellipsactinienkalke des Mte. Tiberio
erscheinen darüber als eine ungeschichtete helle Kalkmasse.
Daß diese Lagerungsverhältnisse nur durch eine horizon-
tale tektonische Bewegung entstanden sein können, also eine
Überschiebung darstellen, scheint durch das Bild und die Be-
schreibung schon hinreichend erwiesen. Es mag genügen,
wenn ich noch hinzufüge, daß der Zustand des geschilderten
Aufschlusses es an der im Bilde mit f- — bezeichneten
Stelle gestattete, noch ungefähr 6 m in gebückter Stellung
zwischen Macigno am Boden und Kreidekalk im Dach vorzu-
dringen. Die Überschiebungsfläche senkt sich schwach geneigt
gegen SW.
Dort, wo im westlichen Teil der Insel zwischen Marina
grande und der Blauen Grotte ebenfalls Eocän in kleinen
Aufschlüssen direkt am Meere vorhanden ist, liegen die Ver-
hältnisse bedeutend ungünstiger, da hier große Gehängeschutt-
halden die Berührungsflächen zwischen dem Kalk des Mte. Solare
und dem Macigno verhüllen. Diese Aufschlüsse lassen sich
weder für den einwandfreien Beweis einer horizontalen noch
einer vertikalen Bewegung verwenden.
Daß die jetzige Gestaltung Capris durch Abbruche bedingt
ist, soll natürlich nicht bestritten werden. Daß aber jene
späteren tektonischen Ereignissen angehören, war ebenfalls an
dem zuerst beschriebenen Aufschluß unterhalb des Mte. Tiberio
zu beobachten. Etwas nordöstlich von der im Bilde wieder-
gegebenen Stelle durchsetzte eine senkrechte Verwerfung den
Kalk und schnitt die Überschiebungsfläche ab.
Meine Beobachtungen bestätigen also die RoVERETOSche
Behauptung insofern, daß horizontale tektonische Bewegungen
auf Capri zu Überschiebungen geführt haben. Daß jene Über-
schiebungen in Form von Deckfalten stattgefunden haben,
dafür kann ich keine Belege beibringen, da ich in dem massigen
Ellipsactinienkalk Schichtung nicht mehr erkennen konnte.
In schuppenförmigen Massenbewegungen, die durch spätere
Einbrüche zerstückelt wurden, scheiut meiner Meinung nach die
Erklärung der Tektonik von Capri zu liegen.
Zeitschrift
der
Deutschen Geologischen Gesellschaft.
B. Monatsberichte.
Nr. 4. 1918.
Protokoll der Sitzung vom 2. April 1913.
Vorsitzender: Herr WAHNSCHAFFE.
Der Vorsitzende eröffnet die Sitzung und macht die Mit-
teilung, daß die Gesellschaft ein sehr verdientes Mitglied,
den Professor Dr. GEORG BÖHM in Freiburg i. Br., durch
den Tod verloren habe. Dem Verstorbenen widmet der Vor-
sitzende folgenden Nachruf:
Georg Böhm wurde in Frankfurt a. 0. am 21. Dezember
1854 geboren. Nachdem er in Berlin als Gymnasiast das
Keifezeugnis erlangt hatte, studierte er hier, in Straßburg und
in Göttingen Geologie und Paläontologie. Unter v. Seebachs
Leitung verfaßte er in Göttingen seine Doktordissertation, die
im Jahre 1877 in der Zeitschrift der Deutschen Geologischen
Gesellschaft unter dem Titel „Beiträge zur geognostischen
Kenntnis der Hilsmulde" erschien. Am 14. August 1876
war er auf Vorschlag der Herren BEYUICH, V. SEEBACH und
ZlTTEL als Mitglied in die Deutsche Geologische Gesellschaft
aufgenommen worden und er bekundete sein Interesse für diese
dadurch, daß er mehrfach an den allgemeinen Versammlungen
teilnahm und verschiedene Arbeiten sowie viele kleinere Mit-
teilungen in der Zeitschrift der Gesellschaft veröffentlichte.
Er begab sich sodann nach München, wo er unter v. Zittels
l.'itung „Die Fauna des Kelheimer Diceras-Kalkes,
II. Abteilung: Bivalven (Palaeontographica 28. 1882) und „Die
Bivalven der Stramberger Schichten (Palaeontografica,
Supplement 1883)" bearbeitete.
Im Jahre 1883 begann er die Untersuchung über die
Grauen Kalke in Venetien, deren Ergebnisse er in mehreren
Aufsätzen in unserer Zeitschrift veröffentlichte. An der Uni-
versität Freiburg i. B. habilitierte sich GEORG BÖHM 1885 als
14
— 190 —
Privatdozent für Geologie und Paläontologie und hielt von 1886
ab Vorlesungen über Paläontologie und einzelne geologische
Fächer. Im Jahre 1888 wurde er zum Professor extra-
ordinarius und 1903 zum Professor ord. hon. ernannt.
Vom Jahre 1884 an unternahm BÖHM verschiedene Reisen
nach England, Nord- und Südfrankreich, Italien, Sizilien,
Algerien, Spanien, der Balkanhalbinsel und Schweden, um
seine Privatsammlung zu vermehren und Vergleichsmaterial
für seine südtiroler Arbeiten zu gewinnen, die als „Bei-
träge zur Kenntnis der Kreide in den Südalpen.
I. Die Schiosi- und Callonegha-Fauna (Palaeontographica
1894/95. Bd. 41) erschienen.
An die Reisen durch Europa schlössen sich 1897 größere
Reisen nach Transkaspien und Turkestan, sowie von 1899
bis 1902 nach Niederländisch-Indien und Neuseeland. Be-
richte über die letzte große Reise finden sich in unserer
Zeitschrift und im Geologischen Centralblatt des Neuen Jahr-
buchs für Min. usw. Sodann veröffentlichte er „Beiträge
zur Geologie von Niederländisch-Indien" und Nach-
träge ,,Zur Geologie des Indo-australischen Archi-
pels" in der Palaeontographica 1904 und 1907.
Auf der Sula-Insel, auf Misol und in Buru entdeckte
BÖHM ein ausgedehntes Mesozoicum, eine unerwartete Neuheit
gegenüber der NEUMAYR-SuESSschen Theorie vom jurassischen
Molukken-Kontinent. Die Faunen aus den Schichten von Nieder-
ländisch-Indien hat BÖHM teils allein, teils im Verein mit
Wanner, Richabz, Kossmat, Krumheck und von Seidlitz
bearbeitet.
GEORG Böhm hat auf paläontologischem Gebiete Tüchtiges
geleistet und allzufrüh ist der emsige Forscher seiner Tätig-
keit am 18. März d. J. entrissen worden.
Die Anwesenden erheben sich zu Ehren des Verstorbenen
von ihren Plätzen.
Der Gesellschaft wünschen als neue Mitglieder beizutreten:
II. rr Dipl. -Ingenieur RaüER, Leipzig-Stötteritz, Naun-
hofer Str. 9, vorgeschlagen durch die Herren THIEM,
Kkiliiack und Qi [TZOW,
Herr Kommerzienrat Dr. ALFRED ENKE, Stuttgart, Hasen-
b ergsteige 3, vorgeschlagen durch die Herren
Bartling, Beischlag und Dammer.
Der Vorsitzende legt sodann die als Geschenk ein-
gegangenen Druckschriften vor und bespricht eine Auswahl
daraus.
IUI —
Herr IL BÄlLfLING spricht über die Endmoräne am
Nordabfall des Rheinischen Schiefergebirges und ihre
Beziehungen zur Talbildung. (Mit 7 Textliguren.)
Über die Ausbildung des Diluviums im Niederrheinisch-
"Westfälischen Industriebezirk ist bereits im vorigen Jahre in
dieser Zeitschrift berichtet worden1). In dieser früheren Ver-
öffentlichung wurde bereits ausgeführt, daß im nördlichen Teil
des Niederrheinisch -Westfälischen Industriebezirks ein nordisches
Diluvium vorherrscht, während im südlichen Teile in den
Gebirgstälern nur ein einheimisches Diluvium zur Ausbildung
gekommen ist. Im letzten Sommer konnten nun bei Arbeiten
im Felde besonders die Beobachtungen über die Ausbildung und
den Verlauf der Endmoränen und die Beziehungen beider Aus-
bildungsformen des Diluviums zueinander vervollständigt werden.
Am längsten bekannt sind uns durch die Arbeiten von
G. MüELLER und P. KitUSCH die Endmoräne von Langendreer-
holz nördlich von Witten, die von mir bereits früher auf dem
Meßtischblatt Bochum weiter verfolgt wurde. Dazu kam eine
Endmoräne, die vor zwei Jahren bei Horde durch die Erweite-
rungsarbeiten am Güterbahnhof unter einer starken Lößdecke
aufgedeckt wurde und bereits im Vorjahre (a. a. 0.) beschrieben
wurde. In neuerer Zeit konnten nun bedeutende Aufschüttungen
glazialer Ablagerungen in der Umgebung von Kupferdreh, die
ebenfalls als Endmoränen angesprochen werden müssen, nach-
gewiesen werden. Diese sind deswegen bemerkenswert, weil
sie sehr tief in das alte Gebirge eingreifen. Von Steele aus
entsandte das Inlandeis in das heutige Ruhrtal zwei Zungen,
und zwar eine in der Richtung auf Kupferdreh, eine zweitein
der Richtung auf Niedervvenigern bis über Altendorf hinaus.
Letztere hat endmoränenartige Bildungen nicht hinterlassen,
sondern lediglich vereinzelte nordische Blöcke und an einigen
Stellen auch Grundmoräne. Diese tritt nördlich von Altendorf
unmittelbar am Ruhrtalrand unter der untersten Talterrasse
bei der alten Zeche Katharina zutage. Sie führt, abgesehen
von einheimischen Gerollen, auch krystalline nordische Ge-
schiebe (Gneis) und zeigt durchaus normale Ausbildung und
Struktur, so daß trotz ihrer auffälligen Lage kein Zweifel über
ihre Deutung bestehen kann. Die zweite Zunge, die sich Dach
Kupferdreh vorschob, hinterließ aber eine echte Endmoräne.
') Et. Bärtling: Das Diluvium des Niederrheinisch Westfälischen
ludustriebezirks und seine Beziehungen zum Glazialdiluvium. Diese
Zeitscbr. 64, 1912, Monatsber., S. !■'•■>. — II. Menzel: Die Quartärfauna
des Niederrheinisch-Westfälischen [ndustriebezirks. Ebenda, S. 177.
II
— 192 —
Zwischen den einzelnen Teilen der Endmoräne, die uns-
also bei Kupferdreh, Langendreerholz und Horde erhalten ge-
blieben sind, fehlen uns randliche Bildungen des Inlandeises
vollständig, wenn man nicht die auffällig starke Bestreuung
mit großen nordischen Blöcken als ihr Äquivalent ansehen will.
Der Südrand der Geschiebebestreuung wird innerhalb dieses
Gebietes durch eine auffällige Häufung der großen Blöcke be-
Fig. 1.
Grandmoräne von Blockpackung überlagert and von Feinsanden
(glazialen Vbrschüttungsprodukten) unterlagert.
Ziegelei nördlich von Kapferdreh.
zeichnet, die in den Ortschaften Linden, Weitmar, Queren-
burg usw. vielfach in Ziegeleigruben, Wege- und Eisenbahn-
einschnitten und natürlichen Wasserrissen an der Sohle des
Lösses zu beobachten sind.
Die Ausbildung der Endmoränen weicht im allgemeinen
etwas von der des FJachlandes ab. Im Flachlande sind natur-
gemäß Stellen, an denen anstehendes Gestein zutage tritt,
selten, und infolgedessen treten einheimische Gesteine in jene
Glazialablagerungen meist nur sehr selten auf, während dagegen
hier das Inlandeis einen verhältnismäßig großen Weg über an-
— in:;
stehendes älteres Gebirge zurücklegen mußte und große Massen
«inheimischen Materials aufnehmen konnte. Grundmoränen sind
in diesen Eisrandbildungen im allgemeinen selten. Sie fehlen
jedoch keineswegs, sondern konnten von mir z. B. bei Kupfer-
dreh und Haus Laer in der Endmoräne nachgewiesen werden.
Meist bestehen die Glazialablagerungen ganz aus feinen ge-
Ä.ufnahme des Verfassers.
Fig. 2.
Sande mit Kreuzschichtung (Fluvioglazial) in dvr Endmoräne
von Kupferdreh.
schichteten Sanden und aus Blockpackungen. Die feinen,
geschichteten Sande zeigen überall eine sehr starke Diskordanz-
schichtung (vgl. Fig. 2) '), die meist noch dadurch besonders
') Die Klischees zu den Figuren 1 bis 4 und 7, sind dem
„Geologischem Wanderbuch für den Niederrheinisch-Westfälisehen
Industriebezirk" des Verfassers entnommen: sie wurden mir von der
Verlagsbuchhandlung von Ferd. Enke in Stuttgart freundlichst zur Ver-
fügung gestellt, wofür ich auch au dieser Stelle nochmals meinen ver-
bindlichsten Dank aussprechen möchte. Auf die mehr ins einzelne
gehende Darstellung der Endmoränen in diesem Wanderbuch (S. 365,
38:2 und 3H* sei hier verwiesen.
— 194 —
scharf hervortritt, daß zahlreiche Streifchen von zerriebener
Steinkohle in die Sande eingelagert sind. Auch Lehm- und
Tonstreifen fehlen in diesen Bildungen keineswegs. Sie deuten
wohl darauf hin, daß von Zeit zu Zeit die rasche "Wasser-
bewegung unterbrochen wurde und bei Verlangsamung des Ab-
schmelzens ein Niederschlag der tonigen Trübe aus den zurück-
gestauten Wassermassen eintreten konnte. Ganz unregelmäßig
verteilt findet man nun in diesen feinen Sanden einzelne Kies-
nester oder auch einzelne große nordische Blöcke eingelagert.
Diese großen nordischen Blöcke können unmöglich mit den
Sanden zusammen bewegt sein; denn ein Wasser, das imstande
war, solche Blöcke zu transportieren, hätte die feinen Sande
ohne Frage restlos hinwegfegen müssen. Ihr Vorkommen ist
nur durch die Erklärung zu deuten, daß sie auf treibenden
Eisschollen vom Eisrand her verfrachtet wurden, bei deren
Auftauen zu Boden sanken und in die feinen Sande eingebettet
wurden. Die Verknüpfung der feinen Sande mit Blockpackungen
der Endmoräne findet sich nicht nur bei Kupferdreh, sondern
in gleicher Weise auch bei Langendreerholz wieder; sie scheint
aber in der Hörder Endmoräne zu fehlen. Allerdings ist uns
deren südlicher Teil, der unter Lößbedeckung begraben ist,
noch gänzlich unbekannt und wird es vermutlich auch bleiben.
Die feinen Sande würden nun nicht unbedingt zu der
Annahme zwingen, diese Bildungen als Endmoränen aufzufassen,
wohl aber lassen die ausgedehnten Blockpackungen, die im
Zusammenhang damit auftreten, keine andere Erklärung zu.
Ein großer Teil der Endmoränen besteht aus solchen typischen
Blockpackungen, d. h. einer Anhäufung von riesigen Blöcken
der verschiedenartigsten Gesteine. Unter ihnen herrschen die
Carbonsandsteine und -konglomerate vor. Dazwischen finden
sich aber auch so bedeutende Massen von Schiefertonblöcken,
daß beispielsweise bei Kupferdreh die Blockpackung der End-
moräne direkt verziegelt wird. Die Blöcke werden zu diesem
Zweck in einem Kollergange vermählen und nur die alier-
härtesten bleiben zurück. Die Schiefertonblöcke in der End-
moräne sind eine höchst eigenartige Erscheinung. Ihr Transport
zusammen mit den großen Carbonsandsteinblöcken und nordi-
schen Geschieben ist nur durch Eis denkbar. Bei einem
Transport durch irgendeine andere Kraft zusammen mit den
anderen harten Geschieben hätten sie zur feinsten tonigen
Trübe aufgelöst werden müssen. Wie die nebenstehenden Ab-
bildungen (Fig. 3 und 4) zeigen, erreichen die Blöcke einen Durch-
messer bis zu l!/a m; die krystailinen nordischen Geschiebe selbst
finden sich noch in Blöcken, die ' 2 m Durchmesser und mehr
— 190 —
erreichen. Sie sind beweisend dafür, daß es sich um wirkliche
Bildungen des Inlandeises handelt, deren Oberflächenformen aller-
dings vielfach wieder verändert oder ganz zerstört worden sind.
Aufnahme des Verfassers.
Fig. 3.
Blockpackung in der Endmoräne von Kupferdreh.
Als Maßstab dient der Schirm links von der Mitte des Bildes.
Daß es sich um wirkliche Endmoränen handelt, zeigt
außerdem auch die Verbreitung der Grundmoräneu. Unter dem
Löß ist die Grundmoräne im ganzen Industriebezirk nördlich
des Endmoränenzuges von Eving über Langendreer, Bochum
bis Steele und Essen fast überall nachzuweisen. Selbstver-
verständlich gibt es bei dem großen Altersunterschied zwischen
dem Löß und der Grundmoräne auch viele Stelleu, an denen
— 196 —
sie vor Ablagerung des Lösses wieder ausgeräumt wurde. Die
Grundmoränen sind sämtlich auf die Nordseite der Linie be-
schränkt, die durch die Endmoränen von Kupferdreh bis Horde
bezeichnet wird; an keiner einzigen Stelle greifen sie
nach Süden darüber hinaus.
Auch Schmelzwasserabsätze des Inlandeises gehen nur
selten über diese Linie nach Süden hinaus. Sie bezeichnet
also fast stets die wirkliche Südgrenze des nordischen Dilu_
Aufnahme des Verfassers.
Fig. 4.
Großer gesprengter Block von Carlionsandstein in der Endmoräne
bei Börde.
viums. Eigentliche Schmelzwasserabsätze sind lediglich im
Emschertale von der Hörder Endmoräne abwärts bis nach
Barop hin zu finden; sie fehlen aber an allen übrigen Stellen.
Nur stellenweise greift die Verbreitung der nordischen Blöcke
wohl etwas weiter über die Moränen nach Süden aus. So
finden sich beispielsweise noch Blöcke bei Wengern und
Volmarstein in ziemlich bedeutender Höhenlage über der
Ruhr, während das Ruhrgebiet oberhalb dieses Fundortes frei
von nordischen Blöcken ist. Ich kann mir das Auftreten
dieser nordischen Geschieben bei Wengern nur durch die An-
nahme erklären, daß auf den zurück gestauten Wassern mit,
Blöcken beladene Eisschollen bis weit ins Gebirge hinein-
getrieben sind und an Höhen strandeten.
— 197 —
Die Oberflächenformen der Endmoräne sind wie
überhaupt die des Glazialdiluviums im Ruhrkohlenbezirk senil;
nirgends finden wir noch ihre frischen natürlichen Formen; auch
der Löß hat bei ihrer Veränderung das Seinige dazu getan
und die letzten Spuren frischer Züge verwischt und ver-
schleiert.
Stellen, an denen die Endmoränen sich in ein nicht ver-
eist gewesenes älteres Gebirge hineingeschoben, sind in Nord-
deutschland mit Sicherheit verhältnismäßig nur selten nachzu-
weisen. Aus diesem Grunde dürften die Beobachtungen über
das Verhältnis dieser Endmoränen zur Talbildung von beson-
derem Interesse sein.
Fig. 5.
Schematische Darstellung des Verhaltens der drei unteren Diluvial-
terrassen der Ruhr oberhalb von Steele und unterhalb von Heisingen.
(Die höher gelegenen, älteren Terrassen sind fortgelassen.) Signaturen
wie Fig. 6.
Weiter oberhalb im Ruhrtal sind die Terrassen stets in
den Fels eingeschnitten; es ist das Normale, daß sie durch
Felsbänder voneinander getrennt sind etwa in der Weise, wie
durch die nebenstehende Fig. 5 dargestellt ist. Mancherlei
Modifikationen sind dabei natürlich später durch umgestaltende
Vorgänge geschaffen; das Normale ist aber, daß die Terrassen
stets durch Felsbänder voneinander getrennt sind. Das gleiche
gilt auch für den Teil des Ruhrtals von Kupferdreh abwärts
bis nach Kettwig hin, wo erst bei dem selbstgenannten Orte
nach den Ausführungen von Herrn WüNSTORF wieder ähnliche
Verhältnisse vorliegen wie bei Kupferdreh. Aus diesem \ er-
halten der Terrassen folgt also, daß sich die Ruhr
nicht vor der Vereisung bis zur heutigen Tiefe ein-
geschnitten hab e n kann.
Die ältesten Terrassen liegen auf den höchsten Punkten,
die jüngsten Terrassen tief unten in den Tälern. Zu der
Bildung jeder neueren Terrasse mußte der Fluß sich jedesmal
— 198 —
erst -wieder tief einschneiden. Nirgends bilden ältere Diluvial-
bildungen die Unterlage einer Terrasse.
Anders verhält es sich dagegen dort, wo das Glazial-
diluvium in das Talsystem eingreift. Dort liegen die Terrassen
sowohl auf anstehendem frisch erodierten Carbon wie auch
auf Resten des Glazialdiluviums. Bei Kupferdreh greift die-
Endmoräne stellenweise bis an den Rand des Alluviums hin-
unter. Verfolgen wir ihre Unterkaute von Überruhr nach Süden
so sehen wir, wie sie sich allmählich in der Gegend von
Hinsei so tief eingesenkt hat, daß sie das Niveau des Allu-
viums erreicht und nun darunter verschwindet. Ob sie tief
unter das Alluvium hinabgreift oder wie tief, ist noch voll-
ständig unbekannt. Im Süden dagegen bei Kupferdreh schließen
die Glazialbildungen ganz plötzlich wieder ab. Die Moränen
liegen hier also in einer Mulde, die bis unter das Alluvium
hinabgreift. Die Mulde besitzt die langgestreckte Gestalt einer
Rinne; ihr Untergrund ist aber nicht eben, sondern senkt sich,
wie beschrieben, von Norden nach Süden ein. Abgesehen
hiervon kann diese Rinne aber durch die Ruhr nicht ge-
schaffen sein, da auch das Verhältnis der Terrassen zum
Glazial dagegen spricht. Die Terrassen sind im Tal der
Ruhr von Steele bis nach Kupferdreh sowohl in anstehendes
Gebirge eingeschnitten, wie auch vielfach in die Aufschüttungen
der Endmoräne. Bei Hinsei und Holthausen finden sich
modellartig schöne Terrassenflächen, die aber verhältnismäßig
wenig reines Flußschottermaterial enthalten und, wie gute
Aufschlüsse in der Umgebung der Hinseier Kirche sowie am
Wege zum Essener Strandbad zeigten, ganz aus Blockpackungen
aufgebaut sind, deren Oberfläche später durch die Terrasse
abgehobelt ist. Und in ganz ähnlicher Weise finden sich auch
Stellen, wo sich noch die mittlere und die .'). Ruhrterrasse in
Glazialbildungen eingeschnitten haben, so daß wir hier im
allgemeinen das Bild haben, das die nebenstehende Fig. 6
darstellt. Für das Verhalten der Unterkante der Glazial-
bildungen sind besonders die Aufschlüsse am Rüpingsweg in
Hinsei sehr instruktiv. Am Nordende stehen Terrassenschotter
über Carbonschiefern an, dann schieben sich zwischen beide
die Glazialbildungen ein, die auf Kosten der anstehenden
■ arbonschiefer und der Schotter bald so an Mächtigkeit zu-
nehmen, daß sie den ganzen Steilrand vom Alluvium bis zur
Terra88enfläche aufbauen. Ihre Unterkante greift hier also
bis unter das Alluvium hinunter.
Ein gleiches Verhalten sehen wir nun auch zwischen
Moränen und Terrassen bei der Altendorf-Dahlhausener
— 199 —
Gletscherzunge. Sowohl die unterste Terrasse legt sich bei
Zeche Katharina auf die Grundmoräne auf, während bei Dum-
berg unter der 3. Terrasse Geschiebelehm nachgewiesen werden
konnte. Diese 3 Terrassen sind also sämtlich jünger als das
Glazialdiluvium. Allerdings sprechen viele Anzeichen
dafür, daß die höchste von diesen mit dem Glazial-
diluvium gleichzustellen ist. Dieses Verhalten der Ter-
rassen macht es unmöglich, daß das Ruhrtal bereits fertig-
gebildet vorlag, besonders da es weiter abwärts wieder in
gleicher Weise in festen Fels eingeschnitten ist wie weiter
oberhalb. Wenn hier eine alte Talrinne vorhanden gewesen
Anstehendes
Palaeozoicum
Terrassen-
ablasreruniren
Fig. 6.
Schematische Darstellung des Verhaltens von Glacialbildungen und
Terrassen zwischen Kupferdreh und Dahlhausen a. Et.
wäre, so müßte sie cafionartig dem gleichen Lauf gefolgt sein,
den heute das Ruhralluvium benutzt; sie müßte die gleichen
Mäander gezogen haben, denen heute der Fluß folgt, dürfte
keine größere Breite gehabt haben als das heutige Alluvium,
und müßte wieder aufgefüllt gewesen sein bis zur höchsten
Terrasse, so daß diese sich wieder in festen Fels einschneiden
konnte, und sie müßte mit der Terrassenbildung nach und nach
wieder restlos bis auf das heutige Alluvium ausgeräumt sein;
kurz, diese Annahme erfordert so viele unmögliche Voraus-
setzungen, daß im Ernst nicht davon gesprochen werden kann.
Ebensowenig ist nun der Gedanke unannehmbar, daß eine
selbständige, vom Ruhrtal unabhängige ältere Rinne hier
bestanden haben könnte. In der südlichen Fortsetzung ist
eine solche ausgeschlossen. Das Deilbachtal, das hier in der
Verlängerung des Ruhrtales liegt, zeigt nur eine Terrasse, die
mit der untersten, jüngsten Ruhrterrasse korrespondiert; es ist
— 200 —
eine ganz junge Talbildung, die frisch in den festen Felsen
eingeschnitten ist. Eine diluviale Rinne weiter von Steele ab
nach Norden hin wäre allerdings bis zu einem gewissen Grade
denkbar. Über Kray läßt sich nämlich wirklich eine diluviale
Rinne nach Norden verfolgen. Diese ist jedoch nicht älter
als die Grundmoräne, sondern jünger; denn an ihrer Westseite
schneidet die Grundmoräne, auf den Präglazialschottern auf-
liegend, mit einem Erosionsrand gegen dieses Tal ab. Ver-
folgen wir diese Rinne nach Norden hin, so stoßen wir auch
bald auf Schwellen unter der Lößbedeckung, die die weitere
Konstruktion einer alten Rinne unmöglich macht. Von Schonne-
beck zieht sich nämlich über Dahlbusch, Mechtenberg, Leithe,
Wattenscheid eine Schwelle höher aufragender Kreideschichten
durch, die das Vorhandensein einer jungdiluvialen Rinne von
Kray nach Norden hin vollständig ausschließt.
Es bleibt also nur die Annahme, daß entweder die Tal-
bildung tektonisch angelegt ist, oder daß das Eis mit seinen
Schmelzwassern diese Rinne selbst ausgekolkt hat. Eine tek-
tonische Anlage des Tales ist aber ganz unmöglich, ein Graben-
bruch liegt nicht vor. Querverwerfungen sind wohl vorhanden,
aber sie sind ganz unbedeutend; der Bergbau hat vielmehr
besonders bei der Zeche Heinrich unter dem Ruhrtal voll-
kommen ungestörte Verhältnisse angetroffen. Eine solche Ver-
werfung müßte aber auch jünger sein als die Kreide. Es ist
ja aber eine bekannte Tatsache, daß in dem Gebiete östlich
von Essen Störungen, die die Kreide mitverworfen haben, zu
den größten Seltenheiten gehören. In dem hier in Frage
kommenden Gebiet von Huttrop und Freisenbruch östlich von
Steele sind Verwerfungen der Kreide nirgends nachzuweisen.
Die Möglichkeit einer tektonischen Anlage des Ruhr-
tales scheidet also vollkommen aus.
Die Frage, weshalb gerade hier der Einbruch des Eises
in das alte Gebirge erfolgte, ist also nur außerordentlich schwer
zu beantworten. Möglicherweise hängt dieser Vorstoß damit
zusammen, daß der Kreidesüdrand hier bei Essen nicht mehr
als hoch aufragende Geländeschwelle wie am Haarstrang aus-
gebildet ist, sondern wegen der Faciesänderung in der Kreide
nur unbedeutende, wenig widerstandsfähige Erhebungen bildete,
die noch dazu durch die altdiluvialen lluhrschotter vor Heran-
nahen des Inlandeises bereits ganz abgetragen waren. So
konnten Zungen des Inlandeises durch die Bodengestaltung
vielleicht schon präformiert sein, die dann gegen den Gebirgs-
rand vorgeschoben wurden. Welche Faktoren hierbei weiter
noch eine Rolle spielten, entzieht sich vorläufig unserer Kenntnis.
201
Es ist möglich, daß viele Zufälligkeiten zusammenwirkten;
vielleicht spielte auch der Sutan, die bekannte größte Über-
schiebung des westfälischen Carbons, eine Rolle dabei. Diese
erreicht den westlichen Talrand des Ruhrtals zwischen Schloß
Schellenberg und Heisingen, folgte infolge der Faltung der
Überschiebungsfläche dem heutigen Ruhralluvium bis fast in
die Gegend von Steele und biegt dann nach Osten um. Diese
Überschiebung kann natürlich das Tal nicht tektonisch an-
gelegt haben, wohl aber hat sie eine starke Zertrümmerung
der Gesteinsmassen hervorgerufen. Die hierdurch hervor-
gerufene leichte Angreifbarkeit der Schichten ließ vielleicht
gerade hier eine wunde Stelle des Gebirges entstehen, die der
evortierenden Wirkung der Schmelzwasser keinen Widerstand
zu leisten vermochte. Vollständig befriedigen kann diese Er-
klärung allerdings auch nicht. Es bleibt eben nur die
Erklärung, daß die Schmelzwasser selbst hier eine
Rinne vor dem Eisrand ausgeschlagen haben, in die
sich Endmoränenbildungen hineinlegten.
Ein analoges Verhalten der Endmoräne ist von Th. WeGNER
auch für die jüngere Endmoräne von Münster nachgewiesen1).
Nach seinen Feststellungen legt sich diese Endmoräne auf
bedeutende Erstreckung in eine Rinne oder Mulde hinein, die
höchstwahrscheinlich durch die hoch herabstürzenden Schmelz-
wasser des Eisrandes erst ausgekolkt ist.
Ein gleiches Verhalten zeigt auch die Endmoräne von
Laer und von Crengeldanz. Die beiden alten Pforten von
Laer und Crengeldanz, die von der altdiluvialen Ruhr benutzt
wurden, und um die sich die altdiluvialen Ruhrschotter delta-
artig in riesigem Bogen anordnen, dessen Grenze über Froh-
linde, Castrop, Riemke verläuft, sind durch das Inlandeis
offenbar bedeutend vertieft. Durch das Abteufen eines Spül-
versatzschachtes der Gelsenkirchener Bergwerks -Aktiengesell-
schaft in Langendreerholz ist festgestellt, daß die Unterkante
der Glazialbildungen auch hier bis unter das Niveau der
untersten Ruhrterrasse hinabgreift. Die Aufschüttung beträgt
an der Crengeldanzer Pforte 60 — 62 m; sie beginnt mit sehr
groben, reichlich mit nordischem Material durchsetzten Kiesen,
und erst über diesen stellen sich die feineren, mit Blöcken
durchsetzten Sande ein. Die Unterlage der altdiluvialen Ruhr-
schotter dürfte in dieser Pforte in einer Höhenlage von 140 m
gelegen haben. Auf Rechnung des Inlandeises ist also an
') Tu. Wegner: Über eine Stillstandslage der «Großen Vereisung
im Miinsterlandc. Diese Z.-iUoln . il2, IHK). Monatsb«F., S.391S.
202
diesen Stellen eine Auskolkung im Betrag von ca. 50 m zu
setzen.
Die Hörder Endmoräne zeigt keinerlei ähnliche Verände-
rungen des Untergrundes. Sie sind dort jedoch keineswegs
ausgeschlossen, da unsere Kenntnis solcher Erscheinungen bei
Horde wegen der starken geschlossenen Lößdecke und der
geringen Tiefe der Aufschlüsse noch sehr lückenhaft ist.
Ungelöst bleibt die Frage, wo die Schmelzwassermassen
des Inlandeises ihren Abfluß fanden. Von Horde und Barop
zieht sich das breite Annener Tal nach Witten hin, das den
Aufnahm)' >]i-s \ erfaE
Fig. 7.
Kiesgrube in der Endmoräne von Langendreerholz.
Gedanken nahelegt, daß hier eine Schmelzwasserrinne zu suchen
sei. Die Diluvialbildungen in derselben bestehen aber bei
Witten aus reinen Ruhrschottern, frei von jedem nordischen
Material. Hier herrschen Gesteine des Snuerlandes, besonders
aus dem Devon und Culm, vor, während umgekehrt bei Barop
Schotter und Sande auftreten, die nur aus carbonischem
Material, gemischt mit nordischen Gerollen, bestehen. In der
Talbildung Italien wir also zwei ganz verschiedenartige Teile,
die durch eine Talwasserscheide in der Gegend von Annen
voneinander getrennt sind und eine gemeinsame Entstehung
des gesamten Talzuges ausschließen.
Diese Beobachtungen bestätigen also vollständig die von
Herrn P.Krusch bereits vor längerer Zeil mündlich wiederhol
äußerte Auffassung, daß im Annener ebenso wie Im Aplerbeck-
Söhlder Tal keine einheitliche Talbildung vorliegt, sondern daß
nur di" besonders flache Talwasserscheide dieses Bild vortäuscht.
— 203 —
Es fehlt also jeder Anhaltspunkt, wo die Schmelzwasser
geblieben sind. Diese Frage bleibt vorläufig noch ungelöst.
Die Beobachtungen, die im vorstehenden niedergelegt sind,
liefern aber vielleicht einen brauchbaren Beitrag zu der Frage,
ob das Eis oder seine Schmelzwasser imstande waren,
nennenswert die Oberflächenformen des festen Ge-
birges umzugestalten. Für dieses Gebiet müssen wir
die Frage bejahen und dürfen uns vielleicht, ohne vor-
eilig zu verallgemeinern, doch wohl fragen, ob diese
Tätigkeit des Inlandeises nicht schon oft unterschätzt
worden ist.
In der Diskussion sprechen die Herren BETSCHLAG,
WUNSTOUF, Grupe, FLIEGEL und der Vortragende.
Herr GRUPE macht in der Diskussion zu dem Vortrage
•des Herrn BÄRTLING über die Endmoränen am Nordrande des
Rheinischen Schiefergebirges Bedenken dagegen geltend, daß
die Schmelzwässer des Eises lokal eine 50 — 60 m tiefe Tal-
rinne im festen Gebirge erzeugt haben sollen, und weist auf
die den geschilderten Verhältnissen analoge Erscheinung hin,
daß im mittleren Flußgebiete der Weser die Glazialaufschüt-
tungen ebenfalls tief in die Täler hinunterreichen, mag es sich
nun um die Ablagerungen der mittleren (zweiten) Vereisung,
wie bei Hameln, oder um die Ablagerungen der ersten Vereisung
(Porta1), Freden -Alfeld, nordwestlicher Harzrand) handeln.
In diesen Gegenden können bedeutendere Erosionswirkungen
der Schmelzwässer im älteren Gebirge schon aus dem Grunde
nicht angenommen werden, weil die Glazialschichten im un-
mittelbaren Niveau der Täler oder doch nahe demselben von
rein fluviatilen Bildungen vielfach unterlagert worden, und
zwar im einen Falle (bei Hameln) von den Schottern der
Mittleren Terrasse, im anderen Falle (am Barzrande in der
Gegend von Gandersheim, Seesen und Juliushütte) von prä-
glazialen Schottern und Schuttmassen, die als Liegendes der
ältesten Glazialbildungen sogar schon das jungpliocäne Alter
der Täler bekunden. (Zur näheren Orientierung aber diesen
Gegenstand vgl. die in dieser Zeitschrift L909 und 1912 ver-
öffentlichten Aufsätze über die Weserterrassen).
') Daß die Vergletscherang an der Porta und im Zusammenhange
damit die in der Literatur schon mehrfach erörterte Ablenkung der
Weser ins Gebiel der Baase -Ems in die erste unserer drei Eiszeiten
fällt, ist das Ergebnis neuerer I utersuchungen, über die bei nächste
Gelegenheit berichtet werden soll.
204
In der Diskussion weist der Vortragende darauf hinr
daß im Rheinischen Schiefergebirge eine Ausfurchung der Täler
schon zur Pliocänzeit oder im älteren Diluvium ausgeschlossen
ist. Stets liegen die ältesten Terrassen am höchsten, während
die jüngsten in den tieferen Teilen der Täler auftreten. In
den schematischen Darstellungen Fig. 5 und 6 (S. 197 u. 199)
sind diese Terrassen nicht mit zur Darstellung gebracht. In
der Umgebung von Kupferdreh kennen wir pliocäne Ablage-
rungen in Form von Quarzschottern erst etwa 10 km weiter
südlich auf den höchsten Erhebungen bei Velbert. Sie liegen
dort fast 200 m über dem Talboden der Ruhr.
Für die Auffassung, daß glaziale Schmelzwasser diese
Ausfurchungen bewirkt haben, sprechen besonders auch die Auf-
schlüsse in dem neuen Spülversatzschacht der Gelsenkirchener
Bergwerks- Aktiengesellschaft in Langendreerholz. Dort konnten
in der ganzen Mächtigkeit von über 60 m, die in den Sanden
und Kiesen durchteuft wurden, überall nordische Komponenten
nachgewiesen werden. An der Basis fand sich aber gröberer Kies,
in dem das nordische Material besonders reichlich vorhanden
war. Gerade dieses Auftreten von groben Kiesmassen nordischer
Herkunft unmittelbar auf der erodierten Unterlage von älterem
Gebirge spricht aber dafür, daß die Rinnen durch diese Ab-
lagerungen selbst geschaffen sind. Dem Alter nach sind diese
Glazialbildungen, wie bereits im Vorjahre (a .a. 0.) nachgewiesen
wurde, höchstwahrscheinlich in die 2. Eiszeit zu stellen. Insofern
besteht völlige Übereinstimmung mit dem von Herrn FLIKGEL
auf der linken Rheinseite nachgewiesenen Alter der ent-
sprechenden Endmoränen.
Gegen die Möglichkeit, daß die Rinne hier tektonisch
angelegt sein könnte, sprechen, abgesehen von dem im Vortrag
ausgeführten Gründen, das Verhalten der Flöze in den Zechen
der beiden Seiten des Ruhrtales, deren Abbau zum Teil unter
das Ruhrtal vorgedrungen ist. Die Flöze liegen dort voll-
ständig ungestört. Eine tektonische Entstehung der Rinne,
in der die mächtigen Kiesaufschüttungen liegen, ist demnach
vollständig ausgeschlossen.
Herr BERG berichtete über neue Basaltfunde im
Riesengebirge.
Basalt war im Riesengebirge bisher in der geologischen
Literatur nur vom Eisenberg bei Saalberg und aus der Kleinen
Schneegrube bekannt. Bei den Kartierungsarbeiten auf dem
Blatte Krummhübel wurden verstreute Bruchstücke in geringer
20.
Zahl dicht südlich vom Pferdestein und östlich vom Hübelstein
entdeckt. Ferner fand sich an einem Promenadenweg unter-
halb der Marthahöhe in Krummhübel ein kleiner, nur 30 cm
mächtiger Basaltgang von ost — westlichem Streichen, der sich in
Lesesteinen noch 50-- 100 m weit westwärts verfolgen ließ.
Die drei Fundpunkte liegen in einer von Ost nach West sich
hinziehenden Linie, deren Verlängerung genau auf den eben-
falls ost — westlich streichenden Gang in der Kleinen Schneegrube
und weiterhin ungefähr auf das Basaltvorkommen vom
Schwarzen Berge beim Forsthaus Iser hinweist. Auf derselben
Linie liegt ein von Herrn WENKE in llirschberg in der Zeit-
schrift des Riesengebirgsvereins bekanntgegebener Fundpunkt
von Basaltlesesteinen am Nordwestabhang des Dürren Berges
südlich von Hain. Es scheint also hier zweifellos eine einheit-
liche Bildung, wenn auch kein zusammenhängender Basaltgang,
vorzuliegen, also eine Ost — Westspalte, auf der an verschiedenen
Punkten geringe, in der Tiefe vielleicht zusammenhängende
Basaltmassen aufgedrungen sind.
Seiner petrographischen Natur nach handelt es sich an
allen drei Fundpunkten um einen Glasbasalt, der Augit, Olivin
und Magnetit in reichlicher Glasbasis führt. Der Basalt vom
Pferdestein ist besonders olivinreich, der vom Hübelstein etwas
blasig entwickelt. Feldspat fehlt fast völlig, trotz eines ziem-
lich hohen Al-Gehaltes. Die Feldspatmasse scheint also im
Gla3 enthalten und nicht ausgeschieden zu sein. Nur ganz
vereinzelt finden sich kleine Feldspatleistchen , an die sich
■winzige Augitmikrolithen rauhreifartig ansetzen. Bemerkens-
wert sind mikroskopische, unscharf begrenzte rundliche Partien
des Gesteins, in denen das Glas überwiegt und als Ausschei-
dungen nur winzige tief braune Hornblendesäulchen enthält. l",in^
von Calcit erfüllte Geode inmitten einer solchen Glaspartie
beweist, daß es sich hier nicht um älteste, intratellurische,
sondern im Gegenteil um die letzten restlichen Ausscheidungen
des Magmas handelt.
Die Analyse (Analyt. Eyme) ergab folgende Werte:
Sin 36,87
Ti 0. 3,16
AI. n, 10,54
Fe 0 7,38
FeO 7.24
CaO 13,78
MgO 11,90
K20 0,73
Na, 0 1,07
92,67
15
>0G
Übertrug 92.67
Hs0 6,02
SÖ3 Spur
S 0,13
CO? 0,44
P20, 0,96
100,22
Herr L. FIXCKH spricht über Alkaligesteine in dem
niederschlesischen Schiefergebirge.
Vor einiger Zeit wurde mir von Herrn Professor Dr.
E. ZIMMERMANN eine Reihe von Diabasen und Porphyren aus der
Umgebung von Bolkenhain im niederschlesischen Schiefergebirge
zur Untersuchung übergeben, nachdem er mich darauf aufmerksam
gemacht hatte, daß ein Teil dieser Gesteine durch die Führung
von blauen Hornblenden ausgezeichnet ist. In diesen Gesteinen
ist die blaue Hornblende schon früher durch KäLKOWSKY1)
und nach ihm von GÜRICH beobachtet worden; und GÜRICH2)
hat sie als Glaukophan erkannt und näher beschrieben.
Die Gesteine, in denen sich der Glaukophan findet, sind
mehr oder weniger stark geschieferte Diabase. Während die
Feldspate dieser Gesteine meist sehr starke Zertrümmerung
und z. T. auch Zersetzung erkennen lassen, sind die Augite
oft noch recht frisch. Es sind Titanaugite, die bisweilen, wie
auch GÜRICH hervorhebt, randlich von dem sekundären Glau-
kophan umwachsen sind.
Von besonderer Bedeutung für die Auffassung dieser
glaukophanführenden Diabase und Diabasschiefer ist nun das
Auftreten von echten Keratophyren in räumlich engem Ver-
bände mit jenen Gesteinen, über deren geologisches Alter in
neuerer Zeit nur GÜRICH sich geäußert hat. Nach ihm ge-
hören sie in das Untersilur.
Von den Keratophyren dieses Gebietes sind besonders
zwei Gesteine von Interesse, ein quarzführender Keratophyr
von Mekzs Steinbruch bei Klein-Waltersdorf und ein ähnliches
Gestein vom Eichenbusch bei Hohendorf. Diese Gesteine sind
ebenfalls durch die Führung von blauen Hornblenden charak-
terisiert. Es ist aber hier eine primäre, arfvedsonitische
Hornblende. Die Grundmasse dieser Gesteine ist ausgesprochen
trachytoid. Diese Keratophyre müssen also den Labn-
1 E. Kai.kuwsky: Über grüne Schiefer Nniin^chlesiens. Tscherm.
Mm. Mut. L876, S. 87-116.
3) G. GÜRICH: Beiträge zur Kenntnis der nicilerschlcbisclten Ton
Bchieferformation. Diese Zeitschr. 84, L882, S. 691— 734.
— 207
porphyren zugerechnet werden. Wie manche Lahnporphyre
entsprechen auch sie als paläovulkanische Äquivalente pan-
telleritischen Arfvedsonittrachyten. Derartige Gesteine sind
ausgesprochene Alkaligesteine, und ich stehe nicht an, auch
die anderen Keratophyre dieses Gebietes, die frei sind von
Alkalihornblende, die sich aber durch die Führung von oft
fleckigen natronreichen Feldspaten auszeichnen, als echte Kera-
tophyre, also ebenfalls als echte Alkaligesteine, zu betrachten.
Nach LoSSEN1) bilden die Keratophyre „ein interessantes
saures Glied derjenigen paläozoischen Eruptionsformation, an
deren basischem Ende die echten Diabase stehen". ROSEN-
BUSCH hat früher die Keratophyre in ihrer Gesamtheit als
Alkaligesteine aufgefaßt. Da sie aber in unseren deutschen
Gebieten stets in engem Verbände mit Diabasen auftreten, die
ROSENBUSCH seinen Kalkalkaligesteinen zurechnet, so ist er
neuerdings3) geneigt, den größeren Teil der keratophyrischen
Gesteine als „Ergußgesteine der Kalkalkalimagmen vom che-
mischen Charakter der Aplite'1 anzusprechen. Dafür spricht
für ihn besonders auch der Umstand, daß in den Keratophyren
Alkalipyroxene und Alkaliamphibole, die doch den effusiven
Formen der Alkalimagmen häufig eigen sind, nicht ganz ein-
wandfrei nachgewiesen werden konnten.
Inzwischen hat aber R. BRAUNS3) für mitteldevonische
Keratophyre des Lahn- und Dillgebietes den einwandfreien
Beweis für deren Zugehörigkeit zu den Alkaligesteinen er-
bracht. Brauns hat in einem Keratophyr aus dem Rupbach-
tal arfvedsonitische Hornblende und Ägirin nachgewiesen und
hat außerdem festgestellt, daß ein Teil der mitteldevonischen
Diabase des Lahn- und Dillgebietes alkalireiche Essexite sind.
Die Frage, ob die glaukophanführenden Diabase und Diabas-
schiefer des niederschlesischeu Schiefergebirges, besonders der
Umgebung von Bolkenhain, als essexitische Gesteine anzusehen
sind, glaube ich schon jetzt in bejahendem Sinne beantworten
zu dürfen. Wenn auch das Studium dieser Gesteine durch
die starke mechanische Deformation eines großen Teiles der
Gemengteile sehr erschwert wird, so deutet doch die eigen-
') R. Lossbn: Diese Zeitschr. 34, 1882, S. 455.
'-'■ EL Rosbnbusch: Mikrosk. Phys. der massigen Gesteine, 1. Aufl.,
Bd. II, 2, S. 1493.
3) R. BRAUNS: Beiträge zur Kenntnis der chemischen Zusammen-
setzung der devonischen Eruptivgesteine im Gebiete der Laiin und Dill.
X. Jahrb. Min., Beil.-Bd. XXVII. S. 306 u. 2l".5 ff. — Siehe auch Dökmkk:
Beitrage 7,ur Kenntnis der Diabasgesteine aus dem Klitteldevoi der
Umgebung von Dillenburg. Diss. Criciien 1902 und N. Jahrb. Min., Beil.-
Bd. XV. S. 594—645.
15*
•20H
artige Umwachsung der Titanaugite durch eine sekundäre
Glaukophanhornblende darauf hin, daß wahrscheinlich diese
Pyroxene einen Mantel von natronhaltigem Augit besessen
haben. Die Führung von solchen Titanaugiten mit Ägirin-
augitmänteln ist gerade für manche alkalireichere Essexite
charakteristisch.
Meine Auffassung der Gesteine aus der Umgebung von
Bolkenhain ist also kurz gefaßt folgende: Wir haben in dem
niederschlesischen Schiefergebirge eine paläovulkanische Alkali-
gesteinsprovinz, in der Essexite mit trachydoleritischen Dia-
basen und Keratophyren, die zum Teil typischen Alkalitrachyten
entsprechen, in engem geologischen Verbände auftreten.
Ich glaube ferner, daß der Satz Lossens: Es liegt in
den Keratophyren „ein interessantes saures Glied derjenigen
Eruptivformation vor, an deren basischem Ende die echten
Diabase stehen", sich in seiner ganzen Tragweite aufrecht er-
halten lassen wird.
Zur Diskussion spricht Herr Berg und der Vortragende.
In der Diskussion warnt Herr BERG vor einer Über-
schätzung des Vorkommens natronhaltiger, blauer Hornblenden
in stark umgesetzten und geschieferten Gesteinen bei Be-
urteilung der petrographischen Natur des ursprünglichen vor-
metamorphen Magmas. Das Vorkommen derartiger Hornblenden
in den Geoden mit Calcit u. a. beweist, daß sie nicht nur
durch Umsetzung aus Natronpyroxenen, sondern auch als echte
Neubildungen entstehen können. Zu solcher Neubildung ist
durch Reaktion des Natrongehaltes der Plagioklase auf die
normalen Pyroxene überall im Gestein Gelegenheit gegeben.
Demgegenüber weist Herr FINCKH darauf hin, daß in
den ebenfalls zum Teil stark druckmetamorph veränderten
Diabasen Ostthüringens solche Neubildungen -von Glaukophan
nicht beobachtet werden konnten, während sie in den Diabasen
und Diabasschiefern der Umgebung von Bolkenhain auffällig
häufig erscheinen.
Herr W. WOLFF machte eine kürzt- Mitteilung über
neue Funde pliocäner und diluvialer Conchylien in
glazialen Stromkiesen bei Obornik in Posen.
Das Städtchen Obornik Liegt nördlich von Posen an der
Einmündung des kleinen Welnaflusses in die Warthe. Östlich
— 209 —
der Stadt betinden sich in der diluvialen Terrasse des Welna-
Warthewinkels, deren tieferer Untergrund durch den pliocänen
„Posener Ton'1 (Flanimenton) gebildet wird, Kiesgruben, die
reich an Geschieben aller Art und besonders an abgerollten
Knochen und Conchylien sind. Seit langen Jahren ist Herr
Sanitätsrat Dr. VON CiiF U'owski (Posen) bestrebt, die Fossilien
zu sammeln. Eine Folge von Conchylien, die er kürzlich
Herrn R UFF übersandte, wurde von H. MENZEL und dem
Vortragenden untersucht und zeigte folgende Zusammensetzung:
1. Jurassische Fossilien, z. T. anhaftend an braunem Sand-
stein, nicht bestimmt.
2. Serpula Damesii (Cenoman).
:'.. Mitteloligocäne Conchylien: Fusus multisulcatus, Pleuro-
toma Seli/sii, PL subdenticulata.
4. Pliocäne Conchylien: Paludina crassa MENZEL, P. cf.
gradata Saiüja, verschiedene andere nicht bestimmbare
Paludinen.
5. Paludina diluviana, diluvial.
6. Cardium edule, diluvial.
7. Corbicula fluminalis, diluvial?
Die jurassischen Fossilien mögen, da sie recht zahlreich
sind, einheimischer Herkunft sein. Man kennt in der Provinz
Posen eine Reihe von Juravorkommen (Pakosch, Hohensalza),
und weitere mögen verborgen unter dem Diluvium der Ent-
deckung durch tiefere Brunnenbohrungen harren.
Die mitteloligocänen Conchylien sind wohl von Norden
durch das Inlandeis herbeigeschleppt. Man kennt Mittel-
oligocän in dem Gebiet zwischen Frankfurt a. d. 0., Lands-
berg und Köslin; vielleicht reicht es im Ostseegebiet bis zur
Weichselmündung.
Die pliocänen Paludinen sind offenbar einheimischen Ur-
sprungs. Nachdem durch JENTZSCH und MENZEL die Palu-
dina cran.sa MZL. aus dem „Posener Ton" von Lopatken in
der Gegend von Culm, Westpr. (rechts der Weichsel) bekannt-
gegeben ist, darf man annehmen, daß diese Art, wo sie inner-
halb des Verbreitungsgebietes des Posener Tons auf sekundärer
Lagerstätte vorkommt, aus demselben ausgewaschen ist. Übrigens
ist auch ein abgerollter Mastodon-Zahn aus der Oborniker
Kiesgrube beschrieben worden, der wohl ebenfalls dem Posener
Ton („Flammenton'') entstammt.
Corbicula fiuminalis gilt an den thüringischen Fundorten
— meines Wissens den einzigen Deutschlands -- als Fossil
des älteren Interglazials. In Frankreich und England findet
210
sie sich in diluvialen Terrassen, z. B. im Themse- Tal, und
außerdem bei Cromer an der ostenglischen Küste, einem Fund-
ort, der von deutschen Kritikern gleichfalls für älteres Inter-
glazial angesehen wird. In Dänemark ist sie an zwei
Stellen gefunden, wo ihr ein präglaziales Alter zuge-
schrieben wird.
Als gleichwertig den thüringer Corbicula-Schottem gelten
die Paludina diluviana- Tone der Mark, die mit ziemlicher
Sicherheit dem älteren Interglazial zugerechnet werden. So
ist es vielleicht kein Zufall, daß sich in Obornik neben der
Corbicula jluminalis zahlreiche Exemplare der Paludina
diluviana finden.
Auf diese letztere und einige andere interglaziale
Konchylien hat bereits F. WAHNSCHAFFE im .lahrb. d. geol.
Landesanstalt 1897 aufmerksam gemacht.
In den Rahmen des älteren Interglazials dürfte vielleicht
auch das ( ardium edule gehören. Allerdings erklärte Maas
die zwischen Argenau und Birnbaum a. d. Warthe zerstreuten
Vorkommen mariner Sande mit Cardium edule für wahrschein-
lich präglazial'). Aus dem Vergleich mit den westpreußischen
Vorkommen habe ich indessen den Schluß gezogen2), daß die
marinen Schichten von Ost- und Westpreußen und Posen mit
den Paludinenbänken eng verbunden sind, und vermutlich der
gleichen Zeitepoche wie diese, also dem älteren Interglazial,
angehören.
Darauf wurde die Sitzung geschlossen.
v. w. o.
Wahnschaffe. Bärtling. Janenscii.
') Diese Zeitschr. 1904, Mooateber., S. :;/.
-) \Y. Wolff: Die geologische Entwickelung Westpreußens.
Schriften d. Naturforschenden Gesellsch. in Danzig, N. F., Bd. XIII,
II. ft 3/4, 1913.
211
Briefliche Mitteilungen.
14. Vorbergbildrmg und Tektonik am Nordrand
der Schwäbischen Alb.
Von Herrn Richard Lang.
(Mit 3 Textfigaren.)
Tübingen, den 6. Februar 1913.
Vom Neckarland aus bietet sich die Schwäbische Alb
dem Auge des Beschauers als eine fast ununterbrochene
hochragende Gebirgsmauer dar. Erst in größerer Nähe löst
sich die Bergwand in zahllose Vorsprünge und Vertiefungen
auf, die als unregelmäßige Zacken und Grate ins Vorland
hinausragen oder als tief eingerissene Täler die Albmasse
zerschlitzen. Da und dort erscheinen der Alb vorgelagert
vereinzelte niederere oder höhere Kuppen und „Buhle" oder
steil ansteigende Vorberge, die fast die Höhe der Albhoch-
fläche erreichen und als herrliche Aussichtspunkte auf den
Steilabfall der Alb bekannt sind.
Die Vorberge der Schwäbischen Alb sind letzte Reste,
letzte Zeugen aus einer Zeit, da die Alb weiter nach Westen
und Norden reichte. Sie überdeckte bekanntlich zur Miocän-
zeit noch die Gebiete des heutigen Stuttgart, und ist seit
dieser Zeit unter dem Einfluß von Erosion und Denudation
immer weiter nach Südosten zurückgewandert. An manchen
Stellen fielen kleine Bezirke des Albmassivs langsamer der
Zerstörung anheim als das umliegende Gebiet, und so trifft
man heute entlang dem Nordrand der Alb die eben genannten
Vorberge und Hügel, die aus irgendeiiiom Grunde noch nicht
so tief abgetragen sind wie das sie umgebende Gelände.
Es erschien mir nicht uninteressant, den Gründen nach-
zugehen, aus denen die Vorberge bis auf den heutigen Tag
erhalten geblieben sind. Zum Teil sind die Bedingungen
für die Vorbergbi ld u ng schon lange bekannt, zum Teil
212
mochte jedoch auch der Zufall eine ausschlaggebende Rolle
dabei spielen. Auch für diese anscheinenden Zufallsprodukte
ließ sich ein tieferer Grund ihrer Existenz erkennen, -wie die»
im folgenden nachgewiesen werden soll.
Schon nach den Gesteinen, aus denen die Vorberge
vollständig oder mindestens bis zu einem gewissen Teile auf-
gebaut sind, kann man die Vorberge in zwei vollständig ver-
schiedenartige Gruppen einteilen.
Ein Teil der Vorberge besteht, mindestens um deren
Kuppen, aus Basalttuff, den Ausfüllmassen der „Vulkan-
embryonen" der Schwäbischen Alb. Da, abgesehen von dem
zu den Hegauvulkanen gehörenden badischen Wartemberg,
vulkanische Erscheinungen am Nordrand der Alb auf die
Kirchheimer und Reutlinger Gegend beschränkt sind, so tritt
auch nur hier diese Art von Vorbergen auf. Da den Tuffen
eine mehr oder weniger große Masse harter Weißjurakalkstücke
tief hinab in den Schloten beigemengt zu sein pflegt und oft
eine beträchtliche Verkittung der Tuffe zu beobachten ist, so
kommt ihnen manchmal eine ziemlich bedeutende "Widerstands-
fähigkeit gegen zerstörende Einflüsse zu. Diese "Widerstands-
fähigkeit wird besonders dann erkennbar, wenn die die Tuff-
röhren umgebenden harten Kalke des "Weißen Juras abgetragen
sind. Dann vermochten die darunterliegenden Schichten vom
"Weißen Jura a bis zu dem eine Geländeterrasse erzeugenden
Kalkgestein des Braunen Jura y, die fast ausschließlich aus
weichen tonigen und mergeligen Schichten bestehen und nur
selten von einer Kalkbank unterbrochen werden, der Erosion
so gut wie keinen Widerstand entgegenzusetzen. Deshalb
wurde diese Schichtenserie trotz ihrer hohen Mächtigkeit von
über 150 m stets rasch abgetragen, wenn erst die schützende
Decke der Weißjurakalke zerstört worden war. Die tuff-
erfüllten Röhren dagegen hielten, soweit sie infolge ihrer
Gesteinszusammensetzung und Verkittung eine gewisse Festig-
keit besaßen, der Zerstörung stand und wurden allmählich
ringsherum freigelegt und als Kegelberge oder niedere Kuppen
herauspräpariert, wenn sie auch vorher auf der intakten Alb-
hochfläche Maare gebildet haben mochten. So entstanden die
vulkanischen Vorberge, wie der Georgenberg bei Reutlingen,
der Florian und Weinberg bei Metzingen, die Limburg bei
Weilheim und alle die kleineren „Buhle" und „Bolle" der
Reutlinger und Kirchheimer Gegend, die der dortigen Land-
schaft ihren eigenartigen Charakter verleihen.
Die zweite Gruppe von Albvorbergen besteht ausschließlich
aus Sed i men tsch i '• h t. <-n und reicht stets mindestens bis zu
— 213 —
der ersten Zone harter Kalk des Weißen Juras hinauf, da
die Berge nur so als Außenlieger der Zerstörung zu trotzen
vermochten. An solchen Vorbergen, die vom mittleren oder
unteren Braunen Jura als Sockel aufragen, wären zu nennen
aus dem südlichen Teil der Schwäbischen Alb der Hohen-
karpfen und der Lupfen bei Spaichingen, der Lemberg, Ober-
hohenberg und Plettenberg zwischen Rottweil und Balingen,
im mittleren Teile der Alb der Hohenzollern bei Hechingen
und die Achalm bei Reutlingen, im nördlichen Teile derselben
die zwischen Fils und Rems gelegenen drei Kaiserberge Hohen-
staufen, Rechberg und Stuifen, und als letzter Vorposten im
Nordosten der Ipf bei Bopfingen.
Bei der Entwicklung dieser Vorberge wie über-
haupt bei der allmählichen Abtragung der Alb geht der Zer-
störungsvorgang im allgemeinen in der Weise vor sich,
daß die an den Berghängen zutage tretenden weichen Schichten
des untersten Weißen und der oberen Hälfte des Braunen
Juras durch die Einwirkung der Atmosphärilien rasch zerstört
und fortgeführt werden. Bei den harten Kalken des Weißen
Juras vollzieht sich die Zerstörung viel langsamer. Nur ganz
allmählich bröckelt unter dem Einfluß von Frost und Hitze
und der erodierenden Tätigkeit des Wassers das Weißjura-
gestein an den Steilkanten der Alb ab und stürzt, gewaltige
Kalkschutthalden bildend, ins Tal hinab. Wo sich ein Kalk-
plateau befindet, das nicht mehr von wasserhaltenden, den
darunterliegenden Kalk mehr oder weniger vor der Durch-
feuchtung schützenden Tonschichten überdeckt ist, wird auch
oberflächlich das Wasser eindringen, bei zerklüftetem Gestein
dasselbe chemisch und mechanisch zermürben und die Zer-
störung der Stufe an der Steilkante gegen das Albvorland
befördern. Auch vermögen dann die Sickerwasser die unter
den harten Jurakalken liegenden weichen Tone, soweit die
ersteren Zerklüftung aufweisen, zu durchfeuchten und am Berg-
hang zum Rutschen zu veranlassen. Auf diese Weise kann
das harte Kalkgestein auch durch Nachgeben der Unterlage
zum Abbrechen und damit zur Zerstörung gebracht werden.
Immer jedoch bleiben die harten Weißjuraschichten gegen-
über den sie unterlagernden Mergeln und Tonen in der
Geschwindigkeit ihrer Zerstörung relativ zurück, und es re-
sultiert deshalb stets ein steil in die Höhe ansteigender Berg-
hang, der nach oben mit einer harten Weißjuraplatte abschließt,
die nicht selten gegen das Tal zu Felsbildungen und senkrecht
abstürzende Steilwände zeigt. Daher wird im Verlaufe der
Erosion zwar „die horizontale Ausdehnung der Alb immer
214
kleiner und kleiner; aber die Höhe derselben bleibt bis zum
letzten Augenblicke, in welchem das letzte Stück dahinsinken
wird, ungefähr wenigstens, dieselbe" ').
Für die Vorbergbildung kommt als wichtiger Faktor noch in
Betracht, ob die Kalke des "Weißen Juras eine größere oder
geringere "Wetter best an digk eit besitzen und deshalb längere
oder nur kürzere Zeiten ihrer Zerstörung zu trotzen vermögen.
In dem normal ausgebildeten "Weißen Jura zeigen die
harten jtf-Kalke, die hier im wesentlichen in Betracht
kommen, weithin ungefähr gleiche Mächtigkeit und gleiche
petrographisch-strukturelle Eigenschaften: Bänke aus völlig
dichtem Kalkgestein, die in dünneren oder dickeren Lagen
parallel über einander liegen und in größere oder kleinere
Stücke und Klötze zerbrechen. Sie werden somit auch überall
ungefähr die gleiche Festigkeit und Wetterbeständigkeit gegen
die zerstörenden Einflüsse der Atmosphärilien aufweisen.
Anders in den „kolonisierten" "Weißjuraschichten,
wo wuchernde Schwämme die Bildung ungeschichteter Kalk-
felsen, häufig schon vom "Weißen Jura a ab beginnend, an
Stelle von Tonschichten oder „wohlgeschichteten" Kalken
veranlaßt haben. In diesem Falle ist die Mächtigkeit der
harten Kalke, die die weichen Tone und Mergel bis hinab
zum mittleren Braunen Jura überragen, oft eine beträchtlich
größere als in den sie umgebenden nichtverschwammten Weiß-
juraschichten, und infolge der massigen, ungeschichteten, weithin
kompakten Beschaffenheit der Schwammfelsen neigen diese
noch viel weniger zur Verwitterung als die geschichteten Weiß-
jurakalke. Sie können deshalb auch von der Erosion viel
weniger leicht angegriffen werden, weil sie als ziemlich wasser-
undurchlässige, zusammenhängende, senkrecht aufragende, ge-
waltige Felsplatten die darunterliegenden weichen Tone vor
der Durchfeuchtung und Wegfülirung schützen. Unterbrechen
schon geschichtete Kalkbänke von einiger Vertikalentwicklung
die rasche Abtragung, indem sie die Bildung von Terrassen
veranlassen, so ist dies in noch erhöhtem Maße der Fall, wenn
gewaltige, scheinbar einheitliche Felsklötze mit unzugänglichen
Steilwänden von hundert und mehr Metern Höhe und beträcht-
licher horizontaler Erstreckung sich den Einflüssen der Erosion
entgegenstellen.
Da die Verschwammung des unteren Weißen Juras
besonders in d<-r Balinger Gegend auftritt, so läßt sich
1 Brakco: Schwabens 125 Valkanembryonen. Jahresb. d. Ver.
f. raterl. Naturkunde in Württemberg, 1894, S. 525.
— 215 —
gerade hier der Gegensatz zwischen der Zerstörung der
geschichteten und der verschwammten Gebirgsteile beobachten.
Schon in den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts hat
ENGEL in seiner trefflichen Studie über den Weißen Jura in
Schwaben auf diese Gegensätze hingewiesen: „Der kolonisierte
Fels trotzt Jahrtausenden, während die weichen Tonschichten
drum herum der Zeit und dem Einfluß der Atmosphärilien
erliegen; so entstanden eben Bollert und Hörnle als die weit
vorragenden Schildwachen des Tals, das offenbar lediglich
durch Erosion gebildet ist1)". Besonders sei auch der Lochen,
dieses wuchtigen Felsklotzes aus Schwammgestein, gedacht.
Daß nicht nur die Tonschichten, von denen Engel spricht,
sondern auch das geschichtete Weiß-ß leichter zerstört werden
als die in ihm eingebetteten Schwammriffe, lehrt ein jeder
Besuch der dortigen Gegend.
Was nun die im südl ich en Teile der Schw äbischen
Alb gelegenen, oben genannten Vorberge betrifft, so mag
der eine oder andere der Verschwammung der Weißjurakalke,
die er an seinen Gipfel trägt, neben andern Ursachen seine
Existenz verdanken. So zeigt der Plettenberg nach Engel
zum Teil verschwammten Weißen Jura y> auf dem Oberhohen-
berg fand er nur einen kleinen Schwammklotz im ß2). Die
übrigen genannten Vor berge der Südalb sind dagegen wohl
ausschließlich aus geschichtetem Weißem Jura aufgebaut. Für
sie dürfte deshalb der eben genannte Grund für die Erklärung
ihrer Bildung nicht herangezogen werden können. Da ich sie
als mir weniger bekannt von der Besprechung ausschließe,
möchte ich es auch dahingestellt sein lassen, inwieweit ihre
Entstehung mit Erosionswirkungen von der Donauseite her in
Beziehung gebracht werden kann, oder ob sie etwa unter den-
selben Bedingungen erhalten geblieben sind wie die im folgenden
zu beschreibenden nichtvulkanischen Vorberge im mittleren
und nördlichen Teile der Alb.
Bei diesen letzteren Vorbergen vom Hohenzol lern
bis zum Ipf kann Verschwammung der Weißjurakalke nicht
die einzige Ursache der Isolierung dieser Bergkegel gewesen
sein. Zwar zeigt die Achalm unter normal geschichtetem
Weißem Jura noch einige Meter verschwammte massige Felsen.
und der Rechberg sowie der Stuifen, ersterer jedoch nur auf
seiner Nordseite, trägt eine Schwamm-;'-Kuppe3). Aber selbst
') Jahresh. d. Ver. f. vaterländische Naturkunde in Württemberj
1877, S. 140.
-) a. a. 0., S. 138.
s) a. a. 0., S. 159.
— 216 -
wenn, was mindestens bei der Achalm, wo die Verschwam-
mung erst unter den normal abgelagerten Schichten auftritt,
höchst unwahrscheinlich ist, die Schwammschichten die Vor-
bergbildung der genannten Berge veranlaßt hätten, so ist damit
die Bildung der übrigen, keine Schwammschichten tragenden
Vorberge noch keineswegs erklärt. Man hat deshalb bisher
bei der Erklärung der Vorberge allgemein den Zufall für das
Übrigbleiben dieser Erosionsreste verantwortlich gemacht. Und
tatsächlich läßt sich leicht ausmalen, wie bei der Erosion am
Nordrand der Alb da und dort ein Gebirgspfeiler durch die
Gunst seiner Lage, unberührt von den zerstörenden Ein-
flüssen der Atmosphärilien, erhalten geblieben ist. Bei dieser
Auffassung ist jedoch der Begriff „Gunst der Lage" ein
undefinierbares Etwas1).
Auf Grund der geologischen Kartierung der Achalm bei
Reutlingen und ihrer Umgebung, die höchst merkwürdige
Ergebnisse zeitigte, wurde ich darauf aufmerksam, daß die
Erhaltung der zu besprechenden Vorberge doch einem tieferen
Grund zu verdanken ist, als man bisher annehmen mochte,
daß tatsächlich eine gewisse „Gunst der Lage" für ihre Bildung
anzunehmen ist, nicht aber eine aus dem Zufall, sondern aus
einer gesetzmäßigen Abhängigkeit heraus geschaffene. Alle
die Albvorberge vom Hohenzollern bis zum Ipf sind,
soweit sie nicht vulkanischen Ursprungs sind, in
ganz gesetzmäßiger Weise von tektonischen Stö-
rungen abhängig, die in deren Nähe durchstreichen.
Meine Kartierung, deren Ergebnisse in tektonischer Be-
ziehung auf der nebenstehenden Kartenskizze vermerkt sind,
ergab, daß die Achalm nicht nur, wie Eb. FkaaS bei der
Revision von Blatt Urach der geologischen Spezialkarte von
Württemberg im Maßstab 1:50000 (1902) eingehend unter-
sucht hat, auf der Südseite von einer ungefähr ostnordöstlich
streichenden Verwerfung begrenzt ist, deren Sprunghöhe hier
- nach Nordosten zunehmend — zirka 25 — 30 m erreicht,
sondern daß auch auf der Nordseite des Berges eine tektonische
Linie mit wechselnder, zunächst der Achalm über 40 m
erreichender Sprunghöhe gegen Eningen sich hinzieht und dort
sich mit ersterer vereinigt. Wie aus der Kartenskizze ersichtlich
ist. Iiildet so die Achalmscholle eine keilförmig gegen Osten
auslaufende Staffel /.wischen einer höheren Nordscholle und
tu ' indzügen der Phy iogeographie" von Davis and
BRAUN >. L29 I8l die Vorbergbildung iin der All, durch Btarke Krosions-
vorgange erklärt.
— 217 —
•einer tektonisch tieferliegenden Südscholle. Während die Nord-
und Südscholle ungefähr gegen Ostsüdosten beträchtliches Ein-
fallen aufweisen, zeigt die Achalmscholle einen Torwiegend
nördlichen Einfall. Da die Sprunghöhe zwischen Nord- und
Achalmscholle beträchtlicher ist als zwischen letzterer und
der Südscholle, so bestand von jeher für den nördlichen Teil
der Achalmscholle eine rel ative Tief enlage. Es befand sich
somit zu einer Zeit, da zu beiden Seiten der Achalm das
Gebirge noch bis zum Weißen Jura ß und höher aufragte, der
Teil des Weißen .Iura ß, den heute die Achalm trägt, großen-
teils relativ tiefer als die Weiß-£-Schichten der Nord- und
Eningcn
Fig. 1.
Tektonik an der Achalm bei Reutlingen. Nach Aufnahmen des Verfassers.
Maßstab 1:100000.
Südscholle. Hier reichte somit das harte Kalkgestein höher
hinauf, und es wurde von der Oberflächenverwitterung, wie sie
die Albhochfläche zeigt und wie sie aueh an den geschichteten
;j-Kalken gegenüber den Schwammschichten deutlich erkennbar
ist, rascher zerstört als die tieferliegenden Weißjura-/?-Schichten
des nördlichen Teils der Achalmscholle1).
Durch die relative Tiefenlage der Achalmscholle in An-
lehnung an eine höherliegende Scholle kann zwar die relativ
lange Erhaltung des Weißen Juras auf ihr erklärt werden,
nicht aber die Abtrennung der Achalm vom Albmassiv. Es
muß hier noch ein weiteres Moment für die Erklärung heran-
gezogen werden. Es ist die häufige Beeinflussung der Fluß-
läufe durch die Tektonik; eine Auffassung, die ich, was
die Verhältnisse in Württemberg anbelangt, schon länger ver-
trete2). Sehr häufig schließen sich die Wasserläufe aufs
') Vgl. auch das geologische Profil durch die Ä.chalm in Lang:
Der Nordrand der mittleren Schwäbischen Alb. Geolog. Charakter-
bilder, Nr. 14, 1913.
J) Vgl. z. B. 1>.\N<;: Zur Tektonik von Württemberg. Jahresh.
d. Vereins f. vaterl. Naturkunde in Württemberg 1911, S. KC\ I f.
— 218 —
engste an die vorhandenen tektonischen Richtungen an, derart,
daß sie entweder ziemlich genau der tektonischen Störung
folgen, also entlang den tektonischen Linien am raschesten
erodieren, oder daß sie, was in mehr oder weniger abge-
tragenem Gelände häufig einzutreten pflegt, parallel zu den
tektonischen Störungen rechts oder links seitlich davon laufen.
Die Richtung der Flußläufe parallel zu den vorhandenen
tektonischen Liniensystemen ist vielfach eine so ausgesprochene,
daß sie uns den feineren Schollenbau eines Gebiets zu ent-
hüllen vermag, der oft vom Geologen im Gelände nicht
mehr mit Sicherheit nachweisbar ist. So können Flußläufe
auch ihrerseits zur Erkennung tektonischer Linien dienen.
Über die Tatsache der Beeinflussung der Richtung der Fluß-
läufe durch die Tektonik beabsichtige ich an anderer Stelle
näheres zu berichten.
Die beiden tektonischen Linien, die die Achalm
nördlich und südlich umsäumen, vereinigen sich in östlicher
Richtung zwischen Vorberg und Albmassiv. Sie schließen
somit die Achalmscholle tektonisch gegen die Alb ab. Setzt
man nun den eben angegebenen Satz voraus, daß die Fluß-
läufe gern in der Richtung von Verwerfungen sich hinziehen,
so wird es verständlich, daß die Achalm eben deshalb von
der Alb abgetrennt wurde, d. h., daß die Erosion zwischen der
heutigen Achalm und dem heutigen Albrand rascher sich
vollzog als an der Achalm selbst, weil gerade zwischen Vor-
berg und Alb die Verwerfungen sich erstreckten. Diese stellten
gegenüber der tektonisch in sich geschlossenen Achalmscholle
ein Kohäsionsminimum dar, Linien, in denen die Zerstörung
des Gebirges besonders leicht einsetzen konnte. Tatsächlich
befindet sich heute zwischen Achalm und Alb ein weites Tal,
in dem der Ort Eningen sich entwickelt hat, und mehrere
kleine Bäche und Täler zu beiden Seiten des Vorberges ver-
laufen in der Richtung der tektonischen Linien und deuten
so schon äußerlich die Richtung, wenn auch vielfach nicht
den genauen Verlauf, der Verwerfungen an.
Noch viel klarer als an der Achalm tritt die Abhängig-
keit der hier besprochenen Albvorberge von der Tektonik
beim Hohenzollern heraus. 1911 hat WaedELICII in einer
kurzen Notiz die Vermutung ausgesprochen, daß der Hohen-
zollern auf der Fortsetzung eines nordwestlich gerichteten, an
Onstmettingeo vorbeiziehenden Grabens liege1). Schon vor dieser
Veröffentlichung hatte Herr cand. rer. nat. GrÜNVOGBL die Kur-
') Blätter des Schwäbischen Aibvereine S. 299.
— 219 —
tierung der Onstmettinger Gegend aufgenommen, und er konnte
im Verlauf seiner ausgezeichneten Untersuchungen, die in ab-
sehbarer Zeit als Dissertation erscheinen dürften, zeigen, daß die
Lagerungsverhältnisse zwischen Alb und Hohenzollern sich in
der auf Fig. 2 skizzierten Weise verhalten. Ich verdanke
diese sowie die Sprunghöhenangaben der Freundlichkeit des
Herrn GrÜNVOGEL. Die Sprunghöhe der beiden nordwest-
lich gerichteten Verwerfungen beträgt je ca. 80 m, die von
Südosten auf den Hohenzollern zu laufende, von ihm durch
eine Querverwerfung jedoch getrennte Scholle bildet somit
llbbrnzollrrn
..-■
Fig. 2.
Tektonik am Hohenzollern. Nach GrÜNVOGEL.
Maßstab 1 : 100000.
einen Graben, der sich in ununterbrochener Folge noch 8 km
weit nach Südosten fortsetzt. Die zwischen der Hochalb mit
dem Zellerhorn als Ausläufer und dem Hohenzollern nord-
östlich gerichtete Verwerfung hat ca. 20 m Sprunghöhe in der
Weise, daß die Südostscholle gegen die Hohenzollernscholle
um diesen Betrag abgesunken ist. Ob dieselbe zu beiden
Seiten über den Graben hinaus sich fortsetzt, konnte mangels
genügender Aufschlüsse nicht festgestellt werden, ist jedoch
infolge des eigentümlichen Verhaltens der dieser Richtung
folgenden Bäche anzunehmen. Es ergibt sich somit eiue
relative Tiefenlage der Hohenzollernscholle, und zwar von •*><>
bis 80 m gegenüber den seitlich gelegenen Schollen. Diese
Tiefenlage bewirkte eine längere Erhaltung der harten Kalke
des Weißen Juras innerhalb des Grabens als zu beiden Seiten
desselben: Die Querverwerfung aber veranlaßte die Abtren-
nung des Berges von der Albtafel, indem von Nordosten und
Südwesten parallel zu deren Streichen zwei Bäche die Gebirgs-
brücke zwischen dem Vorberg und dem Zellerhorn immer
— 220 —
tiefer hinab abtrugen und heute noch abtragen. Die Schollen-
lage sowie der Verlauf der tektonischen Linien war somit auch
hier für die Ausgestaltung des Vorberges als solchen von ent-
scheidendem Einfluß.
Was die drei Kaiserberge Hohenstauf en , Rechberg
und Stuifen anbelangt, so kann ich mich hier auf die Ein-
zeichnungen von Eb. Fkaas bei der Revision des Blattes
Gmünd der geologischen Spezialkarte von Württemberg im
Maßstab 1 : 50 000 (1907) stützen sowie auf Angaben Werners
in seiner geologischen Studie über Hohenstaufen und Spielburg1).
Nördlich von den drei Kaiserbergen verläuft, wie die Karten-
skizze Fig. 3 ausweist, eine parallel dem Lauf der Rems
folgende, ziemlich genau ostwestlich gerichtete Verwerfungszone,
an der die Kaiserbergschollen abgesunken sind. Jeweils ist die
tektonische Lage des nördlichen Albvorlandes die höhere2).
Die nördlich vom Hohenstaufen sich erstreckende Verwerfung
bat nach WERNER eine Sprunghöhe von im Mittel 60 m. Nach
Werner geht die am Hohenstaufen sich hinziehende Nord-
verwerfung in einem Zuge auch nördlich vom Rechberg vorbei.
Er glaubt aber nicht, daß alle beim Rechberg beobachteten
') Inaugural-Dissertation Berlin 1907. Eine Karte ist der Disser-
tation nicht beigegeben, so daß der Verlauf der Verwerfungen ent-
sprechend der Autfassung WERNERS im einzelnen nicht festgestellt
werden konnte.
2) Dieselbe Lagerungsweise ist auch zwischen der Scharwald- und
der Kilderscholle zu beobachten. Dieses Absinken der jeweiligen Süd-
schollen hätte SCHEU (Zur Morphologie der Schwäbisch -Fränkischen
Stufenlandschaft. Forschungen z. deutschen Landes- und Volkskunde
1909, S. 384; zu bedenken geben müssen, ob er daraufhin von einem
Absinken des nördlichen Vorlandes gegenüber der Alb sprechen
durfte, wenn er nicht sichere geologische Beweise dafür in II
batte. Der einzige geologische Beweis für ein Absinken des nördlichen
Albvorlandes, den Scheu beibringt, ist eine beim Bergbau von Wasser-
alfingen gefundene Verwerfung mit einer Sprunghöhe von ganzen zwei
Metern. Es ist ohne weiteres verständlich, daß Beine Berechnung ei
Absinl Vorlandes gegenüber der All» um 60m auf Grund dei
Höhenlage von Sandterrassen tertiären und diluvialen Alters keinen
sicheren Beweis bietet. (Vgl. hierzu die eingehenden neueren Unter-
suchungen von Eb. Fkaas gelegentlich der Revision des Blattes Aalen
der geogno.sti>ch"n Spezialkarte von Württemberg im Maßstab I : f>0000
[1912].) Allein die Lagerungsverhältnisse der Juraschichten vermögen
hier einen Bicheien Aufschluß zu gelten. Kr.. Fkaas hat jedoch im
Kochertal nicht nur keine Verwerfung im Sinne SCHEÜB gefunden, Mindern
■ ur ..ein auffallend starkes Einfallen der Schichten gegen Süden",
ait einer muldenförmigen Absenkung ohne Bildung einer Ver-
werfung zusammenzuhängen scheint. Die Voraussetzung Schei
Flußumkehrungi jomil völlig in der Luft. Es sind daher
auch alle von ihm daran geknüpften Schlüsse nur von problemati-
schem W
— 221 —
Störungen ausschließlich auf diese Verwerfung zurückgehen,
daß somit noch andere Störungslinien in Betracht kommen.
FltAAS zerlegt, wie auf der Kartenskizze eingetragen ist, die
Nordlinie "WERNERS in zwei getrennte Verwerfungen, deren west-
liche vor dem Rechberg gegen Süden zu abbiegt. Beide Ansichten
stimmen also darin überein, daß zwischen Hohenstaufen und
Rechberg tektonisch gestörtes Gelände sich befindet, das beide
Vorberge gegeneinander tektonisch abschließt. Auch gegen
Südwesten ist der Hohenstaufen abgesunken, wie aus der
Kartenskizze ersichtlich ist. Er zeigt deshalb eine deutlich
ausgeprägte relative Tiefenlage den ihn umgebenden Schollen
gegenüber. Auch beim Rechberg tritt seine tektonische Tiefen-
Fig. 3.
Tektonik an den Kaiserbergen HohenstaufeD, Rechberg, Stuifen.
Nacb Eb. Fhaas.
Maßstab 1 : 150000.
läge zum mindesten gegen das nördliche Albvorland deutlich
hervor und ebenso die zwischen zwei östlich und westlich vom
Rechberg gelegenen tektonischen Linien eingeschlossene Lage.
Möglicherweise setzen auch beim Stuifen, abgesehen von der
tektonischen Nordlinie, weitere Verwerfungen durch. Jeden-
falls zeigt auch er eine gewisse Tiefenlage gegen Norden.
Vielleicht hängt seine Isolierung aber auch noch mit seiner
im Weißen Jura vorhandenen Verschwammung der Schichten
zusammen. Wenn nun auch für den Stuifen nur eine sichere
Verwerfung für seine tektonische Entstehung ins Feld geführt
werden kann, so ist doch wenigstens für die beiden andern
Kaiserberge, Hohenstaufen und Rechberg, mit Sicherheit deren
Isolierung und Erhaltung auf ihre relative Tiefenlage und ihre
Umsäumung durch Verwerfungen auf mehreren Seiten und
besonders auch gegen die Alb hin zurückzuführen.
Was endlich den am weitesten nach Nordosten zu ge-
legenen Albvorberg, den Ipf bei Bopfingen, anbelangt, so ragt
dieser am Westrande des vulkanischen Rieses gelegene Außen-
ie
— 222 —
lieger mitten aus tektonisoh gestörtem Gebiet auf. Während
sich zwar an ihm selbst eine ununterbrochene Scliichtenfolge
erkennen läßt, findet man schon westwärts die durch das Auf-
steigen des Rieslakkolithen veranlaßten Überschiebungen am
Lauchheinier Tunnel und in nächster Nähe am Sigart und
Buchberg Vorkommen von ortsfremdem Grundgebirgs- und
Trias bzw. Juragestein. Es darf somit auch hier ohne weiteres
damit gerechnet werden, daß die Erhaltung und Ilerausarbeitung
des Ipfs als isolierter Kegel mit tektonischen Störungen zu-
sammenhängt, die in seiner Nähe durchstreichen. Obwohl
genaue Aufnahmen über die tektonischen Verhältnisse aus
diesem Gebiete fehlen, so lassen sich doch einige Angaben
darüber machen. Schon DEFFXEU und 0. FRAAS haben bei
der Bearbeitung der Blätter Bopfingen und Ellenberg der
geognostischen Spezialkarte von Württemberg im Maßstab
1 : 50000 auf zwei tektonische Linien hingewiesen, die Sigart-
Hirnheimer und die Zipplinger Achse, die für unsere Zwecke
von Bedeutung sind1). Die Sigartlinie verläuft über den west-
lich vom Ipf gelegenen Sigart an dessen Südseite dem Egertal
entlang in südöstlicher Richtung. Die Zipplinger Linie, in
nordsüdlicher Richtung sich erstreckend, streicht östlich vom
Ipf vorbei und trifft südöstlich von Bopfingen auf die Sigart-
linie, so daß dadurch die Scholle, auf der der Ipf sich erhebt,
tektonisch völlig von der Alb abgeschlossen wird. Entlang
der Zipplinger Linie vom Blassenberg nordöstlich vom Ipf bis
zum Flochberger Schloßberg und zur Beiburg südöstlich von
ihm fallen die Schichten der Westschollen beträchtlich ein,
und es zeigt sich so bei der Ipfscholle „eine muldenartige
Einsenkung, welche die Jurabänke herabgezogen und die dem
Ries zugewendete östliche Seite des Berges in ihrem ganzen
Bau verändert hat". Der Verlauf der beiden tektonischen
Linien ist auf der REGELMANNschen geologischen Übersichts-
karte von Südwestdeutsshland schematisch eingetragen. Aus
der Darstellung von DEFFNEK und FRAAS, die bis heute keinen
Widerspruch gefunden hat, geht hervor, daß die Ipfscholle an
der Zipplinger Linie eingesunken ist und somit eine relative
Tiefenlage einnimmt, die der längeren Erhaltung der höheren
Juraschichten förderlich war. Die Entstehung des Ipfs als
Vorberg ist der Abtrennung der Ipfscholle von dem Albmassiv
durch die genannten Störungslinien zuzuschreiben, entlang
deren einer, der Sigartlinie, die Eger ihr Bett auf längere
Krstreckung gegraben litt
• ' 1*77. S. 27 30
— 223 —
Überblickt man die bei den zuletzt besprochenen
Albvorbergen vom Hohenzollern bis zum Ipf gefun-
denen Verhältnisse, so läßt sich mit Bestimmtheit
sagen, daß ihre heutige Existenz stets mit der be-
sonderen tektonischen Lage ihrer Schollen im Zu-
sammenhang steht, dergestalt, daß einerseits die
relative Tiefenlage der Schichten die lange Erhaltung
der harten widerstandsfähigen Kalkbänke des Weißen
Juras und damit auch der darunterliegenden weicheren
Juraschichten begünstigt, und daß andererseits
der Verlauf tektonischer Linien zwischen dem Alb-
massiv und dem nachmaligen Vorberg und die da-
durch hervorgerufene raschere "Wirksamkeit der
Erosion entlang diesen Linien die Herausschälung
und Abtrennung dieser hochragenden Weißj urareli kte
vom Albplateau bewirkt hat. Jedenfalls wird sich
niemand der Tatsache verschließen können, daß
die diese Außenlieger stets auf mehreren Seiten
umziehenden tektonischen Störungen den wesent-
lichsten Einfluß auf deren Bildung gehabt haben.
Dafür sprechen die hier beigegebenen, nach genauen karto-
graphischen Aufnahmen angefertigten Abbildungen zu deutlich,
auf denen die Vorberge stets durch Verwerfungen mit z. T.
beträchtlicher Sprunghöhe von der Alb abgetrennt sind. Dabei
ist noch zu berücksichtigen, daß in weiten Gebieten Württem-
bergs nur dann und wann Gebirgsstörungen von meist geringem
Ausmaß auftreten und daß tektonische Linien mit Sprunghöhen
von fünfzig und mehr Metern oft meilenweit fehlen.
15. Über Meteoritent'älle an Bord von Schiffen.
Von Herrn Arth. Wichmann.
Utrecht, den 8. April 1913.
Gelegentlich der Besprechung des 1 S09 an Bord eines
auf offenem Meere fahrenden Schiffes gefallenen Meteoriten
hatte ich übersehen, daß auch andere Eälle bereits in der
Literatur Erwähnung gefunden hüben '). Da die Angaben
') Ein verschollener Meteoril aas dem Jahre 1809. Diese Zeil
schrift 59, 19(17, S. 220.
m;
224
z. Tl. noch an Unsicherheiten leiden, mögen auch diese Vor-
kommnisse einer Erörterung unterzogen werden.
1. Jon. BECKMANN hatte bereits der Reisebeschreibung
des JOH. SlEGM. WURFFBAIN die Angabe entnommen, daß
nach einem von Blitz begleitenden Gewitter auf Deck felsen-
harte Steine gefunden worden seien1). Diese Notiz wurde von
E. F. F. Chladni übernommen und dabei zugleich das Er-
eignis in das Jahr 1643 oder 1644 verlegt2). Aus dem er-
wähnten Journal geht aber hervor, daß es am 23. April 1645
stattfand, und zwar auf der am 12. desselben Monats auf dem
Schiffe „Wesel" von Surat aus angetretenen Fahrt nach Batavia.
WüRFFBAlNs Erzählung lautet folgendermaßen: „Den 23. 3)
hatten wir guten Fortgang, obschon sehr trübes Wetter, un-
gefehr aber 2. Stund vor der Sonnen-Aufgang wurde es gantz
still, darauf bekam sie einen schweren Blitz und starken
Donnerschlag, durch ein Geschütz-Loch an der lincken Seite
des Schiffes hinein, welcher wie ein schmaler Stral Feuers den
großen Mastbaum hinauflieff, als er nun ungefehr 3 Klaffter
Höhe erreicht, hat er sich weit mit einem großen Knall zer-
spreuet, den Mastbaum angezindet und seinen Lauff bis zum
äußersten Ende des Fahnensteckens verfolgt, wodurch ver-
meldeter Mast von unten an biß an das große Zwerg Holtz
zerschmettert, der große Stang oder anders oben
aufstehende Mastbaum gantz zerrissen und unbrauchbar ge-
macht, der Fahnenstöcke wie ein Geröhr zerknicket, der Knopff
aber desselben gar hinweggeführet worden, solcher Brand
nun wurde bald nechst Göttlicher Hülffe gelöschet, als es aber
Tag ward, hat man so wohl auf dem Schiff als in dem Mast-
baum unterschiedliche Felsen-harte Steine gefunden, welche
dieser erschröckliche Strahl mit sich geführet hat4)."
Die letztere Angabe beruht, wie bereits aus dem Text
hervorgeht, lediglich auf Vermutung. Es ist natürlich aus-
geschlossen, daß die Steine einen derartigen Weg eingeschlagen
haben könnten.
2. Der zweite Fall ist ebenfalls zuerst durch JOH. Beck-
mann weiteren Kreisen bekannt geworden, jedoch abermals
ohne Anführung der Jahreszahl. Er hatte der Reisebeschreibung
von 0. E. Willman die Angabe entnommen, daß eine 8 Pfund
') LitteraturderälterenReisebpscliroibuniM'ii I. G<>üingenl808,S.9(>.
») Über Feuermeteore. Wien 1819, S. 227.
3) Das SeliüT befand sich unweit der vorderindischen Küste, etwa
zwischen 10° und 12° N.
*) Vierzehn Jährige Ost-Indianische Krieg- und Ober-Kauffmanns-
Dienste. Nürnberg 1686, S. 19.5.
— 225 —
schwere Kugel auf ein Schiff mit vollen Segeln gefallen sei
und dabei zwei Mann getötet habe1). Es dürfte kaum einem
Zweifel unterliegen, daß alle späteren Erwähnungen auf diese
Notiz zurückgehen2), wie denn auch CHLADNI das Ereignis in
die Zeit zwischen 1647 und 1654 - - der Dauer der Reise —
verlegt3). J. C. POGGENDORFF konnte denn auch die Be-
merkung nicht unterdrücken, daß die Angabe in der mitgeteilten
Form wenig Glaubwürdigkeit habe, und daß es daher wünschens-
wert sei, sie im Original nachlesen zu können4).
Willman war am 11. Juli 1648 auf einem holländischen
Kompanieschiff in Batavia eingetroffen. Sein Journal, eine sehr
selten gewordene Schrift, enthält über das letzte Vierteljahr
ausschließlich die folgende Eintragung5):
„Vthi Octob : Novemb : Decembri kommo äthskilliga Skiepp
effter i frän Hollandh iblandh hwilka een Skieppare pä
Skieppet Malacca berättade medh heek Skiepsfolcket / atti
thet the segladhe vthi Wilda Hafwet / är een 8. Pundig Kuula
kommen in vthi Skieppet ' slaandes 2. Bätzmän dödz i alias
äsyn6)."
Es stellt sich also heraus, daß es mit der Angabe von
BECKMANN seine Richtigkeit hatte, daß aber leider "WlLLMAN
nicht selbst der Beobachter war. Da aus seinen Aufzeich-
nungen hervorgeht, daß er ein sehr gewissenhafter Mensch
war, so dürfen wir auch in diesem Punkte seinen Angaben
Glauben schenken.
3. Nach den Mitteilungen eines Gärtners, namens Carl
RlTTER, der an der Fahrt teilnahm, befand sich das Schiff
„Esher", Kapt. John SMART, am 5. April 1820 unter 20°
10 N, 51ü 50' W, als während eines Platzregens ein etwa
1 2 Pfund schwerer Stein auf das Deck fiel und sogleich in
>) a. a. 0. I. 1808, S. 272.
s) J. B. EYRIES: Notice sur un recenil de voyages imprimes a
Wisingsoe, en Suede. Ann. des Voyages XII. Paris 1810, S. 290. —
Pierres meleoriques. C. R. Acad. des Sc. II. Paris 1836, S. 620.
3) a. a. 0. S. 228.
*) Meteorsteinfall auf ein Schiff. PoGGEND.-Annal. 38, Leipzig
1836, S. 402.
5) OlOPF Ekichsson WlLLMAN: Een kort Beskriffningh pä een
Reesa tili Ostindien och förbeskreffhe Japan, in dem Sammelbande:
Een kort Beskriffning uppä Trenne Resor och Peregrinationer/ sampt
Konungsryket Japan. Wisingsborgh 1667, S. 196.
6) Wirklich wird unter dem I. Dezember 1648 die Ankunft des
SchiftVs „Malacca" in Batavia berichtet (Dagh-Register ^ohonden int
Casteel Batavia . . . Anno 1647—1648. 's Gravenhage 1903, S. 171).
Wie mir Herr Dr. J. DE HuLLU freundlichst mitteilte, ist das Journal
der „Malacca" im Reichsarchiv im Haag nicht vorhanden.
— 226
mehrere Stücke zersprang'). Es stellte sich aber heraus, daß
RlTTEK das Opfer einer Täuschung geworden war, denn
P. PäRTSCH2) und FjtfEDR. HOFFMANN3) berichteten über-
einstimmend, daß der in Rede stehende Stein ein Kalkstein,
also kein Meteorit sei.
16. Über ein feldspatreiches, knollenartiges
Mineralaggregat der Luanza-Pipe im Kunde-
lnngu (Katanga, Belgisch-Kongo).
Von Herrn (). Stutzer.
Freiberg i. S., deD 10. April 1913.
Im Kundelungu- Gebirge des Landes Katanga, Belgisch-
Kongo, sind seit kurzem mehrere bluegroundführende Pipes be-
kannt. Dieselben haben dort sedimentäre Schichten unbekannten
Alters röhrenartig durchstoßen. Bruchstücke des Nebengesteins
(vor allem Kundelungu-Sandstein) enthalten sie eingeschlossen.
Von diesen Pipes wurde im Jahre 1911 und 1912 die „Luanza-
Pipe" aufgeschlossen. Der Inhalt dieser Pipe erwies sich als
typischer Yellow Ground mit seinen charakteristischen, bunten
Mineralien: Ilmenit, Granat. Diopsid, Olivin. Seltener fand man
im Setzgut auch Zirkone. Diamanten sind ebenfalls vorhanden.
Im Juli 1912 besuchte ich zum letztenmal jene Stelle
und fand bei dieser Gelegenheit in einem Haufen des dortigen
Setzgutes (Tailings) auch ein knollenartiges Mineralaggregat
von etwa Walnußgröße. Derartige (z. T. viel größere) Knollen
sind im Blueground der bekannten Diamantgruben Südafrikas
allgemein verbreitet und des öfteren beschrieben worden.
Schon makroskopisch ließ sich die Knolle durch ihren
Granatgehalt als eine „eklogitähnliche Knolle", ein sogenannter
„Griquait , bestimmen. Die mikroskopische Untersuchung be-
stätigte dieses, zeigte aber zugleich eine von den bisher be-
Joh. LhOTSKY: Fallen eines Meteorsteins an Bord eines auf
liolmr See segelnden Schiffes. Zeitschr. f. Phys. u. Mathem. VII. Wien
1830, S. 253—256,
a) Berichtigung eines Irrthmns. Il.id. S. 282-383.
Poqgbndobff: Noch einige Nachrichten über Meteorsteine
POGGEND. Ann. Will. 1880, S. 31*.
— 227 —
kannten Knollen abweichende Zusammensetzung, wie aus den
folgenden Mitteilungen hervorgeht. —
In der geologischen Literatur1) sind von Blueground-
„Griquaiten bisher folgend«- Varietäten beschrieben:
1. Reine Granat-Knollen.
2. Reine Diopsid-Knollen.
3. Granat-Diopsid-Aggregate.
4. Granat-Diopsid-Bronzit-Aggregate.
b. Granat-Diopsid-Disthen-Aggregate (seltener).
Der neue, aus Katanga stammende Typus kann als
6. Granat-Diopsid-Hornblende-Bytownit-Aggregat
bezeichnet werden.
Der Dünnschliff dieser Knolle zeigte unter dem Mikro-
skope nämlich folgendes:
Hauptbestandteile der grobkörnigen Knolle sind Bytownit,
Granat, Diopsid und braune Hornblende. Daneben treten auf-
fallend viel Apatit, dazu brauner Glimmer, grüner Amphibol,
Ilmenit und Chlorit auf.
her tafelförmige, zwillinggestreit'te Bytownit war stärker licht-
brechend als kanadabalsam und wurde durch seine Auslöschung als
Bytownit bestimmt. Der Granat war schwach rötlich gefärbt. Seine
Form war gerundet, bisweilen ausgebuchtet. Der grünliche, mono-
kline Pyroxen erwies sich als Diopsid. Der Apatit trat in dicken
Stengeln oder unregelmäßigen Formen auf. Er war optisch posi-
tiv, nicht negativ, wie die Regel. Braune Hornblende, charakteri-
siert durch ihre Spaltbarkeit, umschloß an einer Stelle einen Rest
von Diopsid. Sie scheint aus Pyroxen durch Umbildung entstanden.
Brauner Glimmer (auf Blättchen ohne Spaltbarkeit scheinbar ein-
achsiger Achsenaustritt) war in geringer Menge mit der Hornblende
verein). Außerdem sah man im Schüft' noch faserigen, grünen
Amphibol, anscheinend ein sekundäres Produkt. Der grüne Am-
phibol umgab braune Hornblende, Pyroxen und Granat und trat
an einzelnen Stellen in zusammenhängenden Massen auf. Außerdem
fand sich etwas Chlorit, besonders in den Spaltrissen des Granates.
Über die Mengenverhältnisse ist folgendes zu sagen:
Der Bytownit wiegt im Schliffe vor, alsdann folgen Granat.
dann nur in geringem Abstände, Diopsid und braune Hornblende,
dann Apatit, darauf in größerem Abstände brauner Glimmer.
Ilmenit und grüner Amphibol.
' Siehe 0. Stutzer: Die wichtigsten Lagerstätten der „Nicht
erze", [.Teil, S. 108, Berlin 1911. !>!.• dortigen Mitteilungen angeführt
nach P. A. Wagner: l>i>' diamantführenden Gesteine Südafrikas osw.|
Berlin 1909.)
— 228 —
Bytownit in „Eklogitknollen" des Bluegroundes ist von
P. A. WaGXEU schon beschrieben worden, und zwar in einer
Knolle der Jagersfontaingrube. Zwischen Granat und Pyroxen
fanden sich hier schmale Zonen, welche aus frischen, idio-
morphen Bytownitleisten, aus stark doppeltbrechenden Augit-
körnern und aus vielen grünen Spinellen bestanden. In diesen
von P. A. Wagner beschriebenen Knolle war aber der Bytownit
ein untergeordneter Nebengemengteil, während er in der Knolle
von Katanga der erste Hauptgemengteil ist.
Zeitschrift
der
Deutschen Geologischen Gesellschaft.
B. Monatsberichte.
Nr. 5. 1913.
Protokoll der Sitzung- vom 7. Mai 1913.
Vorsitzender: Herr RaUFF.
Als Mitglieder wünschen der Gesellschaft beizutreten:
Herr Dr. Wilhelm KEGEL, Assistent am Museum der
Kgl. Geol. Landesanstalt, Berlin N 4, Invaliden-
straße 44, vorgeschlagen durch die Herren BÖHM,
Eeermann, Gothan.
Herr Dr. Pilz, Dipl.-Ing. in Heidelberg, Häußerstraße 28,
vorgeschlagen durch die Herren KOLBECK, BECK
in Freiberg i. S. und STÜTZER.
Der Vorsitzende legt die als Geschenk eingegangenen
"Werke der Versammlung vor.
Herr H. RASSMLSS spricht über die Parallelisierung
des deutschen und alpinen Muschelkalkes.
Die Versuche, die deutsche und die alpine Trias zu
parallelisieren, gehen bis auf L. v. Buch1) und F. v. ALBEHTI2)
zurück. Eine der ersten und die bisher fast einzig fest-
stehende ist die im Jahre 1856 von SüESS und Otpel in
ihrer Arbeit „Über die mutmaßlichen Äquivalente der Kössener
Schichten in Schwaben" vorgenommene Gleichstellung des
germanischen Rhät mit den alpinen Kössener Schichten. Diese
sind in gleicher Weise in den lombardischen Alpen im Süden
wie in den Nordalpen ausgebildet, und Schichten mit Avicula
') Oberschlesische Versteinerungen inOberitalien. Zeitsclir. Deutsche
Geol. Ges. 1, 1849.
2) Überblick über die Trias mit Berücksichtigung ihres Vorkommens
in den Alpen. Stuttgart 1864.
17
— 230 —
contovta dehnen sich ja im Bereich der germanischen Trias
bis nach Frankreich aus, wo sie vielfach an der Basis des
Lias über ältere Schichten transgredieren und daher von den
Franzosen als Infralias zum Jura gerechnet werden. Die weite
Verbreitung, die bei dem Flachseecbarakter der rhätischen Ab-
lagerungen besonders bemerkenswert erscheint und auf eine
große, aber sehr flache Transgression zurückgeführt werden muß,
findet sonst keine Analoga beim Vergleich der alpinen und ger-
manischen Trias. Höchstens könnte man noch die Ähnlichkeit
des Buntsandsteins — besonders des Rot mit den Campiler
Schichten — mit der skythischen Stufe anführen, die aber z. B.
in den lombardischen Alpen zum Teil mit dem Perm verschmilzt.
Der Vergleich des Muschelkalks und Keupers bereitet
besondere Schwierigkeiten. Ein Vergleich auf Grund der
Faciesverhältnisse und Meeresschwankungen, wie ihn v. WÖHR-
MAXN ') versuchte, ist bei der gänzlich verschiedenen Aus-
bildung der „binnenmeerischen"2) und „ozeanischen'" Sedi-
mente unausführbar. Der auf ähnlicher rein geologischer Me-
thode beruhende Versuch Längs3), den mittleren Keuper (Bunte
Mergel und Stubensandstein) Schwabens mit den Raibler Sand-
steinen gleichzustellen, weil beider Entstehung eine Hebung
des hypothetischen Vindelicischen Gebirges voraussetze, erscheint
auf zu unsichere Daten gegründet.
Ahnliche Facies und gleiche Pflanzenformen scheinen die
deutsche Lettenkohle und den alpinen Lunzer Sandstein zu
verbinden und damit eine schon von STUR und später besonders
von BlTTNEK4) hervorgehobene Möglichkeit einer Paralleli-
sierung zu bieten. Die Identität der Flora wurde von Be-
NECKE5) und PHILIPPIG) bestritten, die marine Fauna der
schwäbischen Lettenkohle zeigt nach der neuen Arbeit ZELLEHs')
keinerlei Beziehungen zur alpinen.
') Alpine und außeralpine Trias. N. Jahrb. Min. 1894, II.
2) Diese Bezeichnung Toknquists dürfte vor Philippis „kontinen-
tal" den Vorzug verdienen.
3) Das Vindelicischo Gebirge zur mittleren Keuperzeit. Jahresh,
Ver. f. vaterl. Nuturkde. Württembergs 1911.
Koinerkungen zur Gliederung der alpinen Trias. Verb. Geol.
Reichsanst. 1896. Die stratigraphische Stellung des Lunzer Sandsteins
in der TriasformatioD. Jahrb. Geol. Reichsanst. 1897.
5) Lettenkohlengruppe und Lunzer Schichten. Ber. Naturf.-Ges.
Freiburg X. 1*97.
Die Fauna des unteren Trigonodusdolnmits von Si-hwiehrrdingen
und de sogenannten Cannstatter Kreidemergels. Württemberg. Jahresh.
L898, S. 222.
i Kenntnis der Lettenkohle and des Keupers in Schwaben.
N. Jahrl.. Min., Beil.-Bd. XXV, 1907, S. 117.
231
Ein paläontologiseher Vergleich der deutschen und alpinen
Trias wurde teils auf einzelne Formen gegründet, teils in der
Ähnlichkeit von Brachiopoden- und Gastropodenfaunen gesucht.
Unter den ersteren spielt das Vorkommen von nodosen Cera-
titen in den oberen Buchensteiner Schichten des Vicentinischen
Triasgebirges, die TORNQUIST1) entdeckte, eine vielumstrittene
Rolle. Die Identität mit den deutschen Formen wurde von
PülLlPPI2) widerlegt. Auch scheint mir für die stratigraphische
Bewertung in Betracht gezogen werden zu müssen, daß im
Vicentin höhere Schichten als die Nodosen führenden bis zum
norischen Hauptdolomit fehlen bzw. durch Eruptivgesteine ver-
treten werden. Es läßt sich also nicht beurteilen, ob der
Ceratites Tomquisti Phil, nicht in höhere Stufen hinaufreicht.
In Sardinien ist er von TORNQUIST3) selbst bereits in Wen-
gener Schichten gefunden worden, und entfällt damit nach
Fkkch4) die Möglichkeit genaueren stratigraphischen Vergleichs.
Beim Vergleich ganzer Faunen ist der der Gastropoden-
fauna des Marmolatakalkes, den SalOMON5) mit dem oberen
deutschen Muschelkalk, vielleicht noch einem Teil der Letten-
kohle, parallelisiert, zu erwähnen. Die Fauna des schwäbischen
Trigonodusdolomits und des „Cannstätter Kreidemergels" zeigt
nach PniLll'Pl6) keine bestimmten Beziehungen zu alpinen.
Der mittlere Muschelkalk Schwabens enthält nach den
Untersuchungen HOHEXSTEINS7) eine Reihe alpiner Einwanderer
aus der ladinischen Stufe.
Am wichtigsten ist das Vorkommen von alpinen Formen
in Oberschlesien. Schon ECK hat in seiner Arbeit „Über die
Formation des Buntsandsteins und Muschelkalks in Ober-
schlesien" 1865 die Mikultschützer Kalke des oberen Wellen-
kalks auf Grund des Auftretens alpiner Brachiopoden mit dem
Virgloriakalk verglichen, und andere sind ihm in der Gleich-
stellung mit dem alpinen Brachiopodenkalk der anisischen
Stufe gefolgt. AllLBUKG') hat dagegen mit Recht auf die
:) Ge.-. iL Wissenscb. Göttingen 1896. Zeitschr. Deutsche Geol. Ges.
1898. Das Vicentinische Triasgebirge 1901.
J) Die Ceratiten des oberen iieutschcn Muschelkalkes. Paläont.
A.bh. VIU, 1901.
Außeralpine Trias auf Sardinien. Preuß. Akad. d. Wiss. 1901.
*) Leihen geogno8tica Trias, S. 274, Anm. 4.
ä) Marmolata, Paläontogr, L895.
a.a.O. S. '205.
•i Bohen stein, Beitrag zur Kenntnis des mittleren Muschelkalks.
Zentralbl. Min. L911.
Die Trias im südlichsten Obersohlesien. ALL. Geol. Landes
dt 1906.
17
— O'A-2 —
große vertikale Verbreitung dieser alpinen Braehiopoden, die
zum größten Teil noch in der ladinischen Stufe -vorkommen,
— wie überhaupt den Braehiopoden, die bei ihrer festsitzenden
Lebensweise sich außerordentlich abhängig von den Facies-
verhältnissen zeigen und nur langsam in der Horizontalen sich
ausbreiten können, nur ein beschränkter Wert für weitreichende
stratigraphische Vergleiche zukommt1) — hingewiesen und den
oberen diploporenführenden Dolomit Oberschlesiens, der dem
oberen Wellenkalk angehört, auf Grund seiner Fauna und
auch seiner Facies den ladinischen Riff kalken der Alpen gleich-
gestellt.
In der vortrefflichen Zusammenfassung, die unsere Kennt-
nis über die gesamte Trias in der Lethaea geognostica gefunder
hat, ist folgende Vergleichstabelle gegeben'2):
Oberer Muschelkalk
Ladinisch
Zone der Daonella Lommeli
Zone des Prolrachyceras Rt it:i
Mittlerer Muschelkalk
Anisisch
Zone des Ceratites trinodosus
Unterer
Muschelkalk
Schaumkalk
Wellenkalk
Zone der Rhynchonella decurtata
Wellenclolomit
Zone des Dadocrinus gracilis
Ebendort hat Frech anhangsweise3) den ersten deutschen
sicher alpinen Ammoniten aus Niederschlesien beschrieben,
ohne damit weitere Schlußfolgerungen zu verbinden. Eine
zwar kleine, aber bis jetzt doch die einzige zusammengehörige
Fauna von echten alpinen Cephalopoden aus demselben nieder-
schlesischen Wellenkalk erlaubt mir, einen Beitrag zu der
Altersfrage des deutschen Muschelkalkes, wenn wir von dem
alpinen als dem Normalprofil ausgehen, zu liefern.
Cephalopoden alpinen Charakters sind aus dem deutschen
Muschelkalk schon lange bekannt. Die mit der mediterranen
') Vgl. Geyer, Braehiopoden des Hierlatz. Abb. K. K. Geol.
ReichsanBt. 1889.
») S. 550.
3) S.39, Anm. 1. Das von I'i:i.< ii als /in/atonites Ottonis v. Buch em.
bezeichnete große Bruchstück (S. 40, Fig. la, b) ist weder mit diesem
noch mit dem alpinen Balatonita nov. spec. ind. v. Arthabbrs
t.XXYl f. 1 identisch, sondern gehört zu Balatonites Zimmeri nov. spec,
wie ich in meiner paläontologischen Bearbeitung ausgeführt habe.
— 233 —
Gattung Longobardites verwandte1) Beneckeia ist im unteren
Muschelkalk — wie im Röt — weit verbreitet. Die Be-
ziehungen zu der ersteren werden nach V. FritSCH2) durch
die von ihm beschriebene Beneckeia denticulata noch enger
geknüpft.
Der dem Ceratites binodosus V. HAU. nahestehende ( era-
tites antecedens BEYR. kommt in Südwest- und Mitteldeutsch-
land bis Rüdersdorf vor. Jaekel hat von Rüdersdorf einen
Ceratites frinodosus beschrieben, der sich aber durch die
Lobenlinie wie auch den engen Nabel und die weite Berippung
zu unterscheiden scheint3). Der zur Gruppe der Mxltinodosi
gehörige Ceratites so?idershusa?ws ist von PlCARD aus dem
Schaumkalk der Hainleite beschrieben4).
Die Gattung Hungarites, von der sich Hnngarites Strom-
becki GRIEP. sp. schon im unteren Wellenkalk der germanischen
Trias findet, tritt in der ozeanischen Trias eigentümlicherweise
erst in der ladinischen Stufe, in der Zone des Protrachyceras
Reit^i, auf.
Der dem Ptychites Suttneri v. Mo.is. aus den Schreyer-
almschichten nahe verwandte Ptychites dvx GiEH. ist in
Thüringen, besonders bei Freyburg a. U., nicht selten. Eben-
dort findet sich der engernablige und am Nabel anschwellende
Ptychites Beyrichi V. FritSCH.
Es ist interessant, daß v. FritSCH5) auch einen Vertreter
der Gattung Meekoceras bzw. Beyricliites nachgewiesen hat,
von der PHILIPP!0) ja die Ceratiten ableiten zu dürfen glaubt,
nämlich Meek. (BeyricJiitex) thuringum v. Fi*, aus dem Schaum-
kalk von Freyburg a. U.
Wohl die häufigsten und artenreichsten alpinen Bewohner
des deutschen Muschelkalkmeeres sind die Balatoniten, die
auch im alpinen Ozean die flachere See vorziehen. Balatonites
Ottonis v. BUCH, der von Oberschlesien bis Rüdersdorf ver-
breitet ist, steht Formen aus der Binodosuszone im Val dl
Scalve in den lombardischen Alpen, aus den Varennakalken.
von Neubrags im Pustertal sowie aus dem Muschelkalk des
') v. MOJSISOVIC, Cephalopoden der mediterranen Triasprovinz.
S. 183.
'' v. Kimtscii, licitrag /.ur Kenntnis der Tierwelt der deutsches
Trias. Abi.. Naturf.-Ges. Halle 1906.
3) Neues Jahrb. Min. 1889, II, vgl. auch v. Fritsch a.a.ii. S. 66,
Anni. 6.
4) Diese Zeitschr. 1892.
5) a. a. 0.
6) Die Ceratiten de.- oberen deutschen Muschelkalkes S. L09ff
— 234 —
Karwendelgebirges nahe1). Balatonites spinosus PlC aus
dem Schaumkalke von Sondershausen ist nach PiCARD2) mit
Balat. lineatus v. Arth. verwandt. Aus dem Schaumkalk von
Freyburg a. U. ist Balatonites macer. von v. Fritsch3) be-
schrieben. Auch die arietiformen Balatoniten sind dort
durch Arniotites Stautet V. Fritsch und Arniotites Schmer-
bitzi V. Fr. vertreten.
Acrocliordiceras Damesi, den NOETLING4) von Groß-
Hartmannsdorf in Niederschlesien beschrieben hat, ist zwar
vielleicht nicht mit der von V. HAUER später aus dem Han-Buleg-
kalk beschriebenen Form5) identisch, wie schon V. AliTHABER6)
hervorgehoben hat — das NOETLINGsche Original unterscheidet
sich durch den schmaleren Querschnitt, schnelleres Anwachsen
und breitere Loben — aber doch mit ihr nahe verwandt.
Ob das von V. BuKOWSKl7) aus der Trinodosuszone8) von
Dalmatien erwähnte Vorkommen dieser Art auf einem Vergleich
mit der IlAUERSchen Form oder dem Original beruht, ist mir
nicht bekannt, jedenfalls ist keine Beschreibung gegeben, die
die Identität sicherstellt.
Die einzig sicher alpine Form des deutschen Muschel-
kalkes ist der von Frech9) beschriebene Balatonites Jovis
v. Arth. aus dem Wellenkalk von Groß -Hartmannsdorf.
Aus diesem, wohl aus denselben Schichten, liegt mir aus der
Sammlung der Kgl. Geol. Landesanstalt eine Fauna von über
60 Cephalopodenindividuen vor, die mir Herr ZIMMERMANN
und Herr J. Böhm in liebenswürdigster Weise zur Verfügung
stellten. Sie wird ergänzt durch einige Stücke aus der Samm-
lung der Kgl. Bergakademie, die ich Herrn HOLDEFLKISS ver-
danke. Die paläontologische Beschreibung wird demnächst im
}) v. Mojsisovic a. a. 0. S. 78, Rothplbtz, Das Karwendelgebirge.
Z.-Deutsch-Osterr. Alpen-Ver. 1888. Hai. < Monis selbst kommt nicht, wie
Frech (vgl. S. 232 Anm. 3), Ahlburg a. a. 0. und Kayseb, Geologische
Formationskunde IV. Aufl., S. 351, Anm. 1 irrtümlich angeben, in der
alpinen Trias vor.
Diese Zeitschr. 1899.
3) a. a. 0.
4) Die Entwicklung der Trias in Niederschlesien. Diese Zeit-
schrift 1880.
6) Die Cephalopoden des Muschelkalkes von Han BULOO. Wien
1887, t. V,f.2a, b.
Verb. K. K. Geol. Roichsanst. 1896, S. 126.
7) Über den geologischen Bau von Spizze Imatien. Verh.
K. K. Geol. Eteichsan I 1896.
Zusammen mit Cer. trinodosus vgl. a. a. 0. S. 102 — 103,, nicht
r Binodosuszonc, wie Ahlborg a. a. 0. S. 141) und E. Kaysebs
Lehrbuch S 351 lieh angeben.
:') a. . 0. S. 2'i u. 39.
— 235 —
Jahrbuch der Kgl. Geol. Landesanstalt veröffentlicht werden.
Die Stücke stammen, wahrscheinlich alle aus derselben Bank,
jedenfalls aber aus demselben Horizont des Wellenkalkes
in DEMISCHs Steinbruch bei Nieder-Groß-IIartmannsdorf, wie
mir Herr ZIMMERMANN gütigst mitteilte. Nach NOETLING,
dem wir bisher die einzige genauere stratigraphische Unter-
suchung dieses Gebietes verdanken, kommen die Cephalopoden
in den von ihm „Groß-Hartmannsdorfer Schichten" benannten
oberen Schichten des unteren Wellenkalkes unter dem Schaum-
kalk vor, im Schaumkalk finden sie sich nicht mehr1).
Das Auftreten alpiner Arten in diesen Schichten verdient
darum besondere Berücksichtigung, weil die Facies des Wellen-
kalkes hier nicht wie in Oberschlesien von der normalen Ent-
wicklung abweicht, sondern durchaus der mitteldeutschen
ähnelt und daher einen unmittelbaren Vergleich erlaubt.
Andererseits dürfen wir einer Cephalopodenfauna einen beson-
deren stratigraphischen Wert zumessen, da die Cephalopoden
sich doch wohl am schnellsten ausbreiten und von allen
Fossilien die sicherste Zeitbestimmung erlauben, wie jüngst
DIENER3) wieder mit Recht betont hat.
Ich bestimmte folgende Arten:
Nautilus dolomiticus Qu.
Nautilus bidorsatus V. ScilLOTU. s. str.
Nautilus pertumidus v. Arth.
Bern ckeia Buchi v. Alb. sp.
Hungarites Strombecki GiiiEP. sp.
ludatonites Ottonis V. BUCH sp.
Balatonites Ottonis v. Buch sp. var. rectangularis nov. var.
Balatonites Beyrichi Frech em.
I'xilatonites quaternonodatus nov. spec.
Balatonites Zimmert nov. spec.
ludatonites Zimmermanni nov. spec.
Balatonites nov. spec. ind.
Balatonites egregius v. Autii.
I'xilatonites stenodiscus v. ARTH.
I'xilatonites Jovis v. Arth.
Balatonites Doris v. Arth.
I'xilatonites constrictus v. Aktii.
I'xilatonites cf. lineatus v. ARTH.
Halatonitex äff. / /• / und <>k u s v. II M.
') a. a. 0. S. 339.
- Lebensweise und Verbreitung der kmmoniten. N. Jahrb Mm
1912 rr.
— 236 —
Acrochordiceras Damesi NOETL. zitiere ich nach NoET-
LING1). Die gesperrt gedruckten sind mit alpinen Arten
identisch. Von diesen kommen
Nautilus pertionidus v. Arth.
Balatonites egregius v. Arth.
Balatonites stenodiscus v. Arth.
Balatonites Jovis v. Arth.
Balatonites Doris v. Arth.
Balatonites constrictus v. Arth.
Balatonites lineatus v. Arth.
in den Reiflinger Kalken von Groß-Reifling in Steiermark vor,
die VON Arthaber2) beschrieben hat. Sie gehören sämtlich
der obersten Zone der anisischen Stufe, der Zone des Ceratites
trinodosus v. MOJS. an3). Ein Teil ist auch aus der gleichen
Zone von Vamos — Hegyesgyür im südlichen Bakony bekannt4).
Balatonites constrictus V. Arth., sowie die Gruppe der
mit Einschnürungen versehenen Balatoniten, zu denen auch
Balatonites lineatus V. Arth. gehört, bilden nach v. Arthahek
den Übergang zu der Gattung Cuccoceras Dien., die zwar
selten und individuenarm, aber über weite Entfernungen außer-
ordentlich horizontbeständig ist. Sie findet sich in der Trino-
dosuszone des Monte Cucco in den Karnischen Alpen und den
Han-Bulogkalken Bosniens ebenso wie in der gleichen Zone
von Spiti im Himalaya und in Nevada5).
Balatonites Zimmert nov. spec. ist mit dem von V. Art-
HABER, Taf. XXVIf la — c abgebildeten Balatonites nov. spec.
ind. nah verwandt, wie schon FRECH ein zur ersteren Art ge-
höriges Bruchstück mit der ARTHABERSchen Art identifiziert
hatte6). Diese stammt ebenfalls aus der Trinodosuszone der
Reiflinger Kalke.
Balatonites trinodosus V. HAU., von dem sich die
niederschlesische Form nur unwesentlich unterscheidet, ist von
') Das Original scheint das einzig bisher gefundene Exemplar
dieser Art zu sein.
3 Die Cephalopodenfauna der Reiflinger Kalke. Beitr. z. Paläont.
Österreich-Ungarns u. d. Orients, .\, 1S96.
, Wie V. ARTHABER berichtigend in „Muschelkalk des südl. Ba-
kony" 1903 und in der Lethaea hervorhebt.
4) v. Arthaber, Neue Funde im Muschelkalk deB südl. Bakony.
Res. wiss. Erf. d. Balaton-Sees, I, Budapest.
5) v. Arthabeb, Über die Eorizontieruug der Fossilfunde am
Monte Cucco und aber die systematische Stellang von Cuccoceras Dun.
Jahrb. K K. Geol. Reiehsanst. Wim 1!»12.
' Vgl. oben.
— 237 —
HAUER aus der bosnischen Trinodosuszone, aus dem llan-
Bulogkalk, beschrieben worden1). Die skaphitenartige Knickung
des äußeren Umganges zeichnet beide in gleicher Weise aus.
Verwandte, vielleicht identische Formen des Acrochordiceras
Damesi NOETL. treten, wie erwähnt, in der Trinodosuszone
in Bosnien und Dalmatien auf.
Die übrigen oben angeführten Arten sind ausschließlich
Bewohner des deutschen Binnenmeeres und eignen sich daher
nicht zu einer genauen Zeitbestimmung. Balatonites Ottonü
v. BUCH sp., dessen Verwandte sich in den Alpen schon in
der Binodosuszone finden, kommt auch in Oberschlesien schon
in tieferen Horizonten (Dadocrinuskalk2) vor. Balat. Beyrichi
FRECH, em. und Bai. quatei*nonodatu8 nov. spec. stehen ihm
nahe und haben keine alpinen Verwandten. Sie sind wohl erst im
deutschen Triasmeer entstanden. Ebenso sind Beneckeia
Buchii v. Alb. sp. und Hungarites Strombecki Gkiep. sp.
ohne unmittelbare alpine Verwandte. Sie treten schon im
untersten Muschelkalk auf und gehen durch verschiedene Hori-
zonte hindurch.
Die entscheidenden Formen und mit alpinen identischen
Arten weisen alle deutlich auf die alpine Trinodosuszone hin.
Hatte Mo.iSLSOVlC in seiner Zusammenfassung über die Meere der
Triasperiode :;) die Trinodosuszone mit den Trochitenkalken
parallelisiert, so ist sie in der Letliaea geognoatica schon in
den mittleren Muschelkalk und Schaumkalk heruntergerückt4),
in E. K.AYSER8 Formationskunde5) 1911 ist sie als Äquivalent
des obersten Wellenkalks aufgefaßt. Die vorliegende Fauna
zwingt eindeutig, sie einem noch tieferen Niveau des deutschen
Muschelkalkes gleichzustellen. Der obere Teil des unteren0)
Wellenkalkes ist mit der alpinen Zone des Ceratites
Irin odosus v. MOJS. zu identifizieren. Die Grenze
zum Schaumkalk dürfte etwa der Grenze von ani-
sischer und lad inischer Stufe entsprechen. Wo die
untere Grenze der Trinodosuszone liegt, müßten erst ein-
gehendere stratigraphische Untersuchungen im Felde lehren.
1 V'ue Cephalopodeu aus dem bosnischen Muschelkalk. Al>li.
Ak. .1. Wi>.s. Wien 1892.
- E. Kayski:, Formationskunde S.
3) Die Cephalopodenlaun.i der oberen Trias des Bimalaya nebsl
Bemerkungen über dir Meere der Triasperiode. Verh. K. K
Reichsan>t. 1896.
• Vgl. die Tabelle S. 232.
'■>) S. 392.
°) nach NoetlinQS < rliedei in
— 238 —
Diese Einteilung dürfte sich auch mit den von AllLBURG1)
gewonnenen Ergebnissen im südlichen Oberschlesien decken.
Der obere Dolomit (des oberen Wellenkalkes) entspricht nach
ihm den ladinischen Riff kalken der Alpen, die ja die Wengener
und Cassianer Schichten umfassen. Für den unteren Dolomit
des oberen Wellenkalkes bliebe dann etwa die Zone des Pro-
trachyceras Reitzi („Buchensteiner Schichten ) übrig.
Zur Diskussion sprechen die Herren ZIMMERMANN, Rauff,
MICHAEL und der Vortragende.
Herr MICHAEL wies darauf hin, daß in der ober-
schlesischen Trias sich die ersten Anklänge einer alpinen
Entwicklung bereits in den bunten und schiefrigen Tonen
zeigen, welche, wenn auch in geringer Mächtigkeit, an der
Basis der kalkigen Schichten auftreten und den Werfener
Schichten sehr ähneln. Auch in den darüber folgenden 50 m
mächtigen Rötkalken und in dem eigentlichen unteren Muschel-
kalk ließen sich manche Hinweise auf die alpine Ausbildung
erkennen. Nahe faunistische Beziehungen bestehen seit län-
gerer Zeit für einige Horizonte des oberschlesischen oberen
Wellenkalkes (Schaumkalk). AHLBURG hat dann namentlich
auch für die oberen Dolomite dieser Stufe das gleiche bewiesen.
Neuerdings hat sich durch die Bearbeitung der Fauna
durch Assmann herausgestellt, daß auch die Fauna des
unteren Muschelkalkes in seiner oberen Hälfte alpine Formen
in größerer Zahl aufweist. Der Ton Herrn RaSSMUSS erbrachte
Nachweis alpiner Formen im niederschlesischen Muschelkalk
lasse die Beziehungen dieses Vorkommens zu dem ober-
schlesischen Muschelkalke, mit welchem er auch die Entwicklung
mächtiger Rötkalke gemeinsam habe, als ziemlich eng erscheinen.
Herr ZIMMERMANN spricht über die Stellung des
Plattendolomits im Vergleich mit dem Staßfurter
Zechsteinprofil.")
Herr R. MICHAEL sprach über die Altersfrage des
Tertiärs im Vorlande der Karpaten.
Eine kürzlich erschienene Arbeit von PETRASCIIECK
(W. PETRASCHECK, Die tertiären Schichten im Liegenden der
Kreide des Teschener Hügellandes, mit einem Beitrag über
0.
Dei Vortrag erecheinl in einem der nächsten Hefte.
— 239 —
den Fossilinhalt von THEODOR FüCHS. Verh. d. K. K. Geol.
Reichsanst. 1912, S. 75 u. f.) hat zu neueren Erörterungen
über die Altersfrage der Schichten des subbeskidischen Tertiärs
im Vorlande der Karpaten Veranlassung gegeben. Zur Sache
haben sich bereits OPPENHEIM (Zur Altersfrage des bei Teschen
im Karpatenlande überschobenen Tertiärs, Zentralb]. Min. 1913,
S. 85 u. f.) und A. Rzeiiak (Das Alter des subbeskidischen
Tertiärs, Zeitschr. d. Mähr. Landesmuseums, Brunn 1913,
S. 235 u. f.) geäußert. PETRASCHECK gibt in seiner Arbeit
eine übersichtliche Zusammenstellung über die Schichtenfolge
der zugehörigen Ablagerungen, deren alttertiäres Alter zuletzt
TJHLIG erklärt hatte. (Über die Tektonik der Karpaten,
Sitzungsber. d. K. Akad. d. Wiss., Math.-naturwiss. Kl., Bd. 106,
Wien 1907, S. 871 und Die karpatische Sandsteinzone und ihr
Verhältnis zum sudetischen Karbongebiet, Mitt. d. Geol. Ges.,
Wien I 1908, S. 63 u. f.)
ÜHLIG hatte auch zuerst auf die Tatsache hingewiesen,
daß die Schichten des Alttertiärs in erheblicher Ausdehnung
von überschobenen Kreideschichten überlagert seien.
Den ersten Nachweis dieser Überschiebung in einer Tief-
bohrung hatte ich s. Z. durch die Ergebnisse der Bohrung Batz-
dorf bei Bielitz erbracht (MrCHAEL, Die Lagerungsverhältnisse
und Verbreitung der Carbonschichten im südlichen Teil des
oberschlesischen Steinkohlenbeckens. Diese Zeitschr. Bd. 60,
1908, S. 17). Auf diese Ergebnisse nahm UllLIG noch in
seiner zweiten Arbeit Bezug. Die Überschiebung ist inzwischen
durch weitere Bohrungen in gleicher Weise nachgewiesen.
PETRASCHECK gibt jetzt eine Liste von 10 Bohrungen, in
denen inzwischen unter der Kreide die tertiären Schichten
festgestellt worden sind. In dieser Liste von PETRASCHECK
ist die als Ersatz für das Bielitzer Bohrloch gestoßene Bohrung
Baumgarten nicht erwähnt.
Ich hatte aber bereits in einer Mitteilung über den Gas-
ausbruch im Tiefbohrloch Baumgarten bei Teschen Österreich-
Schlesien (diese Zeitschr. Bd. 60, S. 2-S'tf) berichtet, daß die
Bohrung nach Durchörterung der Kreide in alttertiäre Schichten
geraten sei. PetüASCHECK zitiert (L. C.P. 76) diese Mitteilung,
scheint aber die Richtigkeit zu bezweifeln, denn er erwähnt, daß
meine Angaben durch HÖFEK etwas modifiziert worden seien.
Diese Modifizierung besteht aber, wie ich mich durch
Einsichtnahme in das von PETRASCHECK erwähnte Zitat und
durch Nachfrage bei v. HÖFER überzeugt habe, lediglich
in der Angabe rlÖFERS, daß eine ihm vorgelegte Probe aus
der Bohrung Baumgarten aus 360 m Tiefe „Schlier" sei.
— 240 —
Meine Angabe, daß die Bohrung Baumgarten zunächst
Kreideschichten durchbohrt hat, wird davon nicht betroffen.
Auch bezüglich der Bohrung Kurzwald, über welche ich früher
berichtet habe, gibt PETRASCHECK nur eine unvollkommene
Darstellung meiner Ansicht. Ich habe allerdings bei meiner
ersten Mitteilung auf Grund der mir vorgelegten Proben (diese
Zeitschr. 1904, S. 142) über diese Bohrung angeben müssen,
daß sie in der Kreide stecken geblieben sei. Diese Mitteilung
wird zitiert und von PETRASCHECK insofern berichtigt, daß
er von der Bohrung Kurzwald (später) gleichfalls Proben
eingesehen habe, deren letzte zweifellos tertiär war.
PETRASCIIECK hat meine weiteren Mitteilungen über diese
Bohrung (diese Zeitschr. 1904, S. 144, und 1908, S. 289) nicht
berücksichtigt, in welchen ich erwähne, daß die Bohrung Kurz-
wald, deren Bohrturm bei 372 m Teufe den entzündeten Gasen
zum Opfer fiel, gerade unter der Kreide die alttertiären
Schichten erreicht habe. Es besteht also zwischen unseren
Auffassungen kein Unterschied.
Über die Altersfrage der von PETRASCHECK eingehend
charakterisierten tertiären Schichten hat bis vor kurzem
eine Meinungsverschiedenheit unter denen, welchen die Ver-
hältnisse aus eigener Anschauung bekannt waren, nicht be-
standen. Man war sich vollkommen darüber klar, daß das
subbeskidische Tertiär von den kalkigen Tonen im Bereich
der oberschlesischen Platte altersverschieden, d. h. wesentlich
älter war als diese letztere zum Miocän gestellte Schichten-
folge. Beide Schichtenkomplexe erreichen, der jüngere
gelegentlich, der ältere überwiegend, Mächtigkeiten von vielen
hundert Metern. Ich habe wiederholt Gelegenheit gehabt,
beide Schichtenfolgen in langen Kernreilien untersuchen zu
können. Namentlich sind die Untersuchungen in den Miocän-
schichten von Interesse, weil hier im engeren oberschlesischen
Gebiete durch die häufigen Kernbohrungen einwandfreies
Vergleichsmaterial geliefert wurde, während die gleichen
Schichten in den südlichen Gebieten meist mit Meißel gebohrt
wurden, daher wenig brauchbare Bohrproben ergaben. Die
charakteristischen Unterschiede in der Gesteinsfolge beider
Abteilungen werden von PETRASCHECK in durchaus zutreffender
Weise geschildert. Ich kann sie noch dahin ergänzen,
daß, worauf ich bereits früher hingewiesen habe (Über die
Altersfrage der oberschlesischen Tertiärablagerungen, diese
Zeitschr. 1907), in dem Gips- und Salzhorizont des ober-
schlesischen Miocäns vielfach geschichtete Gesteine auftreten,
die mit den überwiegend geschichteten sandigen Mergel-
— 241 —
schiefern des Alttertiärs gewisse Ähnlichkeiten aufweisen.
Um so bemerkenswerter ist aber das Ergebnis, zu welchem
PETRASCHECK neuerdings hinsichtlich des Alters der sub-
beskidischen Tertiärschichten gelangt.
Diese Schichten enthalten im Gegensatze zu den hell-
farbigen Tegeln nur spärliche Versteinerungen. Das von
PETRA SCHECK gesammelte Material lieferte nur eine minimale
Ausbeute bestimmbarer Objekte. Die Bestimmungen wurden
von THEODOR FUCHS ausgeführt. Beide Autoren gelangen
nun zu dem überraschenden Ergebnis, daß die Schichten
noch zum Miocän zu stellen sind, daß also ein beträchtlicher
Teil der von UllLlG als subbeskidisches Alttertiär zusammen-
gefaßten Region ins Miocän gehöre. Gegen diese über-
raschende Auffassung, zu welcher FucHS im wesentlichen auf
Grund der Pteropoden, namentlich der Vaginellen und strati-
graphischer Vergleiche mit den Niemtschitzer Schichten Mährens
gelangte, hat bereits OPPENHEIM in der oben erwähnten Arbeit
nachdrücklich Widerspruch erhoben. Oppenheim, der für
die stratigraphische Einordnung seinerseits auch Wert auf
das Vorkommen von Meletta legt, weist darauf hin, daß
FUCHS früher die Niemtschitzer Schichten selbst zum Oligocän
gestellt hatte. Die von PETRASCHECK gesammelte Fauna
ließe keinen sicheren Schluß auf die Altersfrage selbst zu.
Die Niemtschitzer Schichten, deren stratigraphische Stellung
zuerst von RzEHAK richtig erkannt worden sei, müßten auf
Grund ihrer Fauna, mit deren Bearbeitung OPPENHEIM 3eit
Jahren beschäftigt ist, in das untere bis mittlere Oligocän
gestellt werden. In jedem Falle müsse behauptet werden,
daß die überschobenen Tertiärschichten des Karpatenrandes
bei Teschen nicht dem Miocän, sondern den alttertiären
Bildungen angehören.
In der gleichen Frage hat nun auch RzEHAK das Wort
ergriffen, und zwar auf Grund einer Nachprüfung der von
Petrascheck gesammelten Fossilien. RZEHAK spricht sich
dahin aus, daß petrographisch eher Alttertiär als Miocän vor-
läge. Ebenso spräche kein einziger der in den subbeskidischen
Tertiärmergeln aufgefundenen Fossilreste gegen die Deutung
dieser Mergel als Alttertiär. Auch die Vaginellen und die
gelegentliche Häufigkeit ihres Vorkommens könnten nicht
veranlassen, nur an Miocän zu denken; ebensowenig gestatten
die Balantien einen zwingenden Schluß auf ein miocänes Alter
der subbeskidischen Mergel. RZEHAK erwähnt ferner, daß die
von Fuchs angeführten verkohlten Fäden Algen seien in Eisen-
sulfidsubstanz, die in ähnlicher Weise in einem schlierähnlichen.
— 242 —
alttertiären Mergel vorkämen. RZEHAK hat ferner eine größere
Zahl von Foraminiferen in mehreren Proben, insbesondere aus
der Bohrung Bestwin, deren Schichtenfolge mir gleichfalls
bekannt ist und von mir stets nur als Alttertiär angesprochen
wurde, aufgefunden. Auch in diesen Foraminiferen liegt nach
RzEHAK in ihrem Gesamtcharakter eher Alttertiär als Miocän vor.
Hinsichtlich der Niemtschitzer Schichten bemerkt RzEHAK,
daß diese die Schlierfacies des Alttertiärs darstellen. Er glaube
nicht, daß FüCHS trotz seines etwas schwankenden Urteils
mit seiner Zurechnung der alttertiären Schichten zum Miocän
gleichzeitig auch die Niemtschitzer Schichten in dieses Niveau
habe heraufrücken wollen. An dem vormiocänen Alter dieser
Schichten sei nicht zu zweifeln. Die Mergel des subbeskidischen
Alttertiärs könnten einem verhältnismäßig hohen Niveau des
Paläocäns angehören; sie seien mit den Dobrotower Schichten
Galiziens, mit denen sie von PETRASCHECK gleichfalls in
Beziehungen gebracht werden, nur dann zu vergleichen, wenn
man diese letzteren Schichten, wie dies von Seiten einiger
galizischer Geologen auch geschehe, dem Oligocän zuweise.
RZEHAK betont schließlich, daß die Tertiärschichten der von
PETRASCHECK erwähnten Bohrungen als bereits unter dem
Salzhorizont und dem Ostrauer Schlier (entsprechend der von
mir seinerzeit veröffentlichten Schichtentabelle) aufzufassen
und dementsprechend dem Alttertiär (Oligocän) zuzuweisen seien.
Dieser durch OPPENHEIM und RZEHAK gegebenen Wider-
legung der Ansichten von PETRASCHECK und FüCHS möchte
ich meinerseits noch einige Bemerkungen hinzufügen:
Das karpatische Alttertiär transgrediert, wie ich vor
mehreren Jahren (diese Zeitschr. 1904, S. 143) zum ersten
Male durch die mitten in Oberschlesien über 40 km vom Nord-
rand der Karpaten entfernte Tiefbohrung von Zawada nach-
gewiesen habe, in weiter Erstreckuug nach Norden. Außer in
Zawada sind mir namentlich in der Gegend nördlich von
Sohrau weitere Kernbohrungen bekannt geworden, die gleich-
falls alttertiäre Schichten durchbohrten. Ihre Nordgrenze fällt
zusammen mit einer größeren Störung, an welcher die Ober-
fläche des Steinkohlengebirges um mehr als 800 m abgesunken
ist. Besonders bemerkenswert ist, daß überall wo die alt-
tertiäre Schichtenfolge angetroffen wurde, in dem Miocän
darüber der Salzhorizont mit einem bis über 30m mächtigen
Steinsalzlager entwickelt ist. In allen Bohrungen, welche ich
untersuchen konnte, läßt sich eine ungemein scharfe petro-
graphische Grenze zwischen Miocän und Oligocän erkennen.
An der unteren Grenze der Mimäntegel treten sandige Schichten,
— 243 —
Kalksandsteine auf, unter diesen folgen dann zunächst hell-
und dunkelrote, dann grünlicbe Mergel von einigen Metern
Mächtigkeit. Unter diesen treten dann stark glaukonitische
mergelige Sandsteine auf. Erst unter diesen Sandsteinen folgen
deutlich geschichtete, leicht spaltende, schmutziggelbe, merg-
lige, schiefrige Sandsteine, welche zahlreiche Melettaschuppen
führen, und in denen häufiger sandigere Zwischenschichten
eingelagert sind. Ferner finden sich in diesen Schichten,
die in Zawada eine Mächtigkeit von 205 m erreichen,
starke, bituminöse Zwischenlagen, ohne daß es bis jetzt ge-
lungen wäre, sichere Anzeichen von Petroleum anzutreffen.
Die Melettaschiefer sind durch Zwischenschichten charakterisiert,
bei denen eine sehr weitgehende Spaltbarkeit zu beobachten
ist. Die Bohrkerne lassen sich in eine große Zahl von milli-
meterdicken Scheiben zerlegen, deren Schichtflächen Alaun-
überzüge aufweisen. Derartige Papier- bzw. Alaunschiefer
treten in allen oberschlesischon Bohrungen auf, in denen bisher
die alttertiäre Schichtenfolge bekannt geworden ist. Von
besonderem Interesse ist aber eine Einlagerung von einem
hellgrauen, gelegentlich grüngefleckten Tonmergel in den oberen
Partien der Melettaschiefer selbst. In diesem Gestein habe ich
bereits vor mehreren Jahren einen glatten großen Pecten in
allerdings sehr wenig guter Erhaltung, aber immerhin in zahl-
reichen Exemplaren gefunden, der bei der Seltenheit deutlich
bestimmbarer Versteinerungen in diesen Schichten besondere
Berücksichtigung erforderte.
Ich habe mich seinerzeit bereits vor Jahren mit UlILTG über
die Bedeutung dieses Fundes verständigt. Leider waren meine
Bemühungen vergeblich, ähnliche Funde in den bisher aus den
alttertiären Schichten vorliegenden Materialien zu erhalten.
Es dürfte sich hier um einen ziemlich weit verbreiteten
Horizont handeln, denu ich habe zwei, wenn auch undeutliche
Abdrücke der gleichen Form auch in der Bohrung Zawada ge-
funden, ebenso in allen Bohrungen von Pallowitz, obwohl diese
zum Teil mehrere Kilometer voneinander entfernt sind. Von vorn-
herein war es ersichtlich, daß es sich hier um keine mioeäne
Form handelte, .sondern um eine, welche dem oligooäneu P
8emicingulatU8 MÜNSTER nahesteht und sieh sowohl von den
eoeänen wie den mioeänen Formen unterscheidet. «Ton. BÖHM
hat die Liebenswürdigkeit gehallt, das von mir gesammelte
Material zu bearbeiten. Die Ergebnisse werden von ihm an
besonderer Stelle behandelt, auf welche LCD hiermit verweise.
Durch die Untersuchungen von BÖHM ist es erwiesen, daß es
sich um eine oligocäne Form bandelt.
— 244 —
Das Ergebnis steht also mit den stratigraphischen Fest-
stellungen in vollem Einklang. Durch die von QüITZOW
inzwischen durchgeführte Bearbeitung der Fauna des ober-
schlesischen Miocäns sind die stratigraphischen Ergebnisse
gleichfalls bestätigt worden. Die marinen Tegel über dem
Salzhorizont sind Mittelmiocän. Die Tegel unter dem Salz-
horizont sind Mittel- bis Untermiocän. Der Salzhorizont ist
demnach Mittelmiocän. Auf den petrographischen Gegensatz
der unter den miocänen Tegeln in Zawada und Pallowitz er-
bohrten Schichtenfolge zu den bellfarbigen miocänen Tegeln
habe ich bereits hingewiesen. Sie müssen also älter wie Miocän
sein. Das Auftreten der Melettaschiefer in den Bohrkernen
von Zawada und Pallowitz in diesen Schichten deutete bereits
von Anfang an auf Oligocän hin.
Selbst wenn man, wie es neuerdings versucht wird, das
Auftreten von Meletta für die Altersbestimmung als weniger
ausschlaggebend ansehen will, eine Auffassung, welche ich nicht
teile, wird die Zugehörigkeit der Schichten, von der allein
schon beweisenden petrographischen Ausbildung ganz abgesehen,
durch den erwähnten Pectenfund als Oligocän sichergestellt.
Dieses Ergebnis zwingt aber mit Notwendigkeit
das gleicheAlter für die Schichten folge des subbeski-
dis chen Tertiärs anzunehmen.
Soweit mir hier erbohrte Schichtenfolgen bekannt geworden
sind, gleichen sie den oberschlesischen Melettaschiefern durchaus.
Ich befinde mich hier in voller Übereinstimmung mit der
Darstellung, welche PETRASCHEK von der Ausbildung der
zugehörigen Gesteine gegeben hat. Da die oberschlesischen
Mergel mit Pecten und die bunten Tone den jüngsten Hori-
zonten des Alttertiärs angehören, so ist deshalb das oligo-
cäne Alter auch für die tiefere und somit für die ge-
samte Schichtenfolge des subbeskidischen Alttertiärs
erwiesen. Da auch die von FüCHS und Petrasciikk an-
geführten paläontologischen Gründe durch die OPPENHEIM und
EtZEHAK als nicht stichhaltig erkannt worden sind, liegt kein
Grund vor, die bisherige Auffassung eines oligocänen Alters
des Alttertiärs zugunsten einer anderen Ansicht aufzugeben.
Die Einladung der 85. Versammlung deutscher Natur-
forscher und Ärzte in Wien (September 1913) wird der
Gesellschaft durch den Vorsitzenden übermittelt.
Das Protokoll der Sitzung wird verlesen und genehmigt,
v. w. o.
1 1 innig. Raufe, Bärtling,
— 245 —
Briefliche Mitteilungen.
17. Aiifpressung und Kxplosion oder nur
Explosion im vulkanischen Kies bei Nordlingen?
Von Herrn W. Braxca.
Berlin, den 17. August 1912.
In einer Arbeit über die Frage, ob Intrusionen notwendig
Hand in Hand gehen müssen mit einer Aufpressung des Hangen-
den1), habe ich gezeigt, daß diese Frage nicht nur bejaht
werden muß, sondern daß sie, wie leicht einzusehen, sogar
einen mathematisch genauen Ausdruck des Betrages dieser Auf-
pressung gestattet.
Die Werte, zu welchen man gelangt, sind indessen er-
klärlicherweise verschiedene, je nachdem man auf dem wohl
von der ganz überwiegenden Mehrzahl der Geologen einge-
nommenen Standpunkte steht, daß der Schmelzfluß bereits als
solcher, durch irgendeine Kraft getrieben, aus tieferem Niveau
in höheres hinaufsteigt und dort eine Intrusion bildet. Oder
ob man, von E. SÜSS' Standpunkt aus, annimmt, daß heiße
Gase aufschmelzend durch die längst hartgewordene Erdrinde
ümpordringen und dann, sich auch seitlich einschmelzend, erst
eine Intrusionsmasse neu erzeugen. So ergeben sich eine „Auf-
steig"- und eine „Aufschmelz"-Hvpothese.
Ich schicke im folgenden (A) eine kurze Zusammenfassung
der Ergebnisse dieser Arbeit voraus, um dieselben dann auf die
Verhältnisse im vulkanischen Ries bei Nordlingen anzuwenden.
A. Allgemeines über Aufpressung bei Intrusionsbildung.
I. Aufsteiglehre. Aufpressung durch Druck. Ein
aufsteigender bzw. aufgepreßser Schmelzfluß, der »ine Intrusion
1 Sitzungsberichte Sgl. Akademie d.Wissensch. Berlin, Mathemat.
pliysik-.il. Klasse 1912. BW. 38, & 707—735.
18
246
bildet, kann unmöglich, als wäre er ein wesenloses Ding, in
eine feste Gesteinsmasse sieh hineinbegeben, ohne daß aus
letzterer ein dem Volumen der Intrusionsmasse mindestens
gleiches Volumen verdrängt wird. Diese Verdrängung aber
kann nur nach oben hin stattfinden, das Hangende muß also
aufgepreßt werden. Hierbei ist es gleichgültig, ob der be-
treffende Hohlraum durch Aufblättern der Schichten infolge
von Gebirgsdruck entstand, oder ob das Magma ihn sich selbst
erst schafft, indem es sich gewaltsam in die Schichten eindrängt.
Wenn also l' das Volumen der eindringenden Intrusiv-
masse ist und 1 das Volumen der festen Gesteine, welches
verdrängt werden muß, damit die Intrusivmasse überhaupt
Platz finden kann, so ist selbstverständlich 1 ' — | — 1 = 2. Das
Volumen verdoppelt sich also an dieser Stelle: der Betrag
der Aufpressung also muß (mindestens) so groß sein wie der
Betrag des Volumens der Intrusivmasse. Ist z. B. bei ge-
gebener Länge und Breite eine Intrusivmasse 300 m hoch,
so muß die Aufpressung ebenfalls 300 m betragen.
Die Sache ist so einleuchtend, so selbstverständlich, daß
es fast überflüssig erscheint, sie darzulegen; und doch ist es nötig.
Es entsteht indessen die Frage, ob diese Aufpressung
notwendig an der Erdoberfläche stets einen entsprechend
hohen Berg hervorrufen muß. Das ist wohl nicht unbedingt nötig.
Bei tiefer Lage der Intrusionsmasse ist es denkbar, daß
diese Aufpressung nach oben hin sich allmählich mehr oder
weniger wieder ausgleichen könnte. Falls nämlich hier in
den überliegenden Schichten „Massendefekte" in Form von
Hohlräumen vorhanden sein sollten, dann würden diese zu-
sammengedrückt werden können. Bei einer großen Mächtigkeit
des überliegenden Schichtenkomplexes, also mehrfachen oder
größeren Hohlräumen in demselben, könnte das sogar bis zu
einer völligen Ausgleichung der Aufpressung führen, so daß
an der Erdoberfläche nur ein schwächerer oder gar kein Berg
entstände.
Je geringer dagegen die Mächtigkeit des überliegenden
Schichtenkomplexes, desto weniger groß wird diese Wahrschein-
lichkeit werden, da ceteris paribus in einem wenig mächtigen
Schichtenkomplexe auch weniger Gelegenheit für solche 1 [ohl-
räume vorhanden ist. Bei flacherer Lage der Intrusivmasse
wird sich daher die Aufpressung ziemlich sicher bis zur Tages-
fläche fortsetzen und dann auf dieser einen Berg erzeugen.
Wer mithin zeichnerisch oder spekulativ eine
Intrusionsmasse darstellt, die dieser aus doppelter
Ursache [siehe llj erfolgenden Aufpressung nicht
— 247 —
Rechnung trägt, der erklärt indirekt damit die In-
trusionsraasse für ein körperloses und außerdem noch
für ein temperaturloses Ding.
II. Aufpressuug durch Erwärmung. Der Betrag der
Aufpressung wird aber weiter noch dadurch erhöht, daß das
Nebengestein durch die hohe Temperatur der Intrusivmasse
stark erwärmt und damit ausgedehnt wird.
Die lineare Ausdehnung der Gesteine beträgt nach MELLARD
R.EADE bei einer Erwärmung um 100° C rund 0,001. Tritt
nun das Intrusivmagma in der Tiefe des Intrusionsortes mit
einer Temperatur von 1600° C) ein, so würde die lineare
Ausdehnung betragen 0,0 IG. Da jedoch nach unten und nach
den Seiten hin eine Ausdehnung unmöglich ist, so würde die
Ausdehnung nach oben hin rund dreimal so viel, also ca. 0,048,
ausmachen.
Indessen nicht nur die Temperatur t, sondern auch die
Masse m der Intrusivmasse, also m t, sind hier maßgebend.
Setzt man dann die durch m t bewirkte Ausdehnung des Daches
= x, so haben wir als Gesamtbetrag des neuen Volumens
l'+l + x = 2-t-x. Mit anderen Worten: Das Volumen
der Aufpressung entspricht nicht nur dem Volumen
der hinzugekommenen Intrusivmasse, sondern auch
noch der Volumenvermehrung der festen Erdrinde im
Hangenden, die durch die Erwärmung hervorgerufen
w urde.
Ein Einwurf. Gegenüber dieser Größe x könnte man
vielleicht den Einwurf erheben, daß zwar zweifellos die Er-
wärmung des Nebengesteines durch die Intrusivmasse statt-
finden müsse, daß es aber möglich sei, daß eine Ausdehnung
auch nach oben hin durch den Druck der überlagernden
Schichten verhindert würde.
Die Beantwortung der Frage wird abhängen einmal von
der Höhe der Temperatur, welche das Nebengestein erlangt,
') Joh. Koenigsberger kommt zu niedrigen Temperaturen (Um-
wandlungen und chemische Reaktionen in ihrer Verwendung zur
Temperaturmessung geologischer Vorgänge. Neues Jahrbuch für Minera-
logie, Geologie und Paläontologie, Beil.-Bd. 32, Stuttgarl 1911, S. 131 :
„Einige Magmen (■/.. B. Eifel haben bei ihrem Empordringen sicher
eine höhere Temperatur als 1000° besessen; gleichwohl bat sich in
ihnen Quarz als Einschluß gehalten."
„Einige Magmen z. B. Kaiserstuhl waren anderseits schon in
größerer Tiefe kälter als 1100—1200°; ihre Erstarrungstemperatur muß
also unter 1 100° gelegen haben." . . „Bis jetzt liegt m. E. Kein Grund
vnr, die Erstarrungstemperaturen der Magmen tiefer als 1000° anzu-
nehmen."
18'
246
also von der Temperatur und der Masse der Intrusion. Zweitens
von der Stärke des Druckes, den die auflastenden Schichten
ausüben, also von der Tiefe, in welcher die Intrusion stattfindet.
Eine flacbliegende, große, sehr heiße Intrusivmasse wird
daher einen relativ hohen "Wert von x erzeugen und damit
die Möglichkeit einer Aufpressung infolge von Erwärmung.
Eine tiefliegende, kleine Intrusivmasse von niedriger Temperatur
wird vielleicht nicht imstande sein, den Betrag der Aufpressung
zu vergrößern.
III. Aufschmelzhy potli ese. Bei Aufschmelzung würden
allerdings die heißen Gase, als seien sie fast ein körperloses
Ding, durch die Erdrinde hindurchgehen, sich eine Röhre durch
dieselbe schmelzen und dann von dieser aus an irgendeiner
Stelle seitwärts die Gesteine einschmelzen können, auf solche
Weise eine Intrusionsmasse bildend.
Hier würde die „Intrusion" also ibren Namen zu Unrecht
führen, indem gar keine Scbmelzmasse eindringen, sondern
nur ein Wechsel des festen in den flüssigen Aggregatszustand
stattfinden würde.
Aber da beim Übergänge krystallisierter Mineralien bzw.
Gesteine in den gescbmolzenen Zustand ebenfalls eine. Voluni-
zunahme stattfindet, so müßte doch auch hier eine Aufpressung
des Hangenden sich vollziehen; nur würde sie geringer sein
als bei I. Je nach dem Mineral oder Gestein, das eingeschmolzen
wird, beträgt die Volumzunahme z. B. bei Augit und Olivin
ca. 15 Proz., bei Quarzit bis 17 Proz., bei Granit ca. 8,6 Proz.
Wenn also wieder 1 das Volumen der an dieser Stelle
ursprünglich vorhanden gewesenen festen Gesteinsmasse ist und
ein Bruchteil von l' angibt, um wieviel größer das Volumen
des nun durch Einschmelzen aus jener entstandenen neuen,
lntrusivgesteines ist, so wird das neue Volumen an dieser Stelle
bei Einschmelzung von Granit 1 -+■ '/ta == l'isi
bei Einschmelzung von Quarzit 1 -+- '/6' = 1 '/6
Bein; woraus sich der Betrag der im Gefolge davon entstehenden
Aufpressung als '/ö — * / 1 •_• ergibt.
Nehmen wir also wieder wie vorher eine Intrusivmasse
von 300 m Höhe an, so würde je nach der Natur des ein-
schmelzenden Gesteines (Quarzit bzw. Granit) der Betrag der
Aufpressung 50 bzw. 25 m sein. Dazu kommt dann aber
noch wie vorher (S. 880) der Betrag von x, welcher von m t
der Intrusivmasse abhängig ist.
Bezuglich der mögliches Wirkung einer tiefen oder flachen
der Intrusivmasse auf eine Bergbildung an der Erdober-
fläche gilt natürlich ganz dasselbe wie das Bub I Gesagte.
— 249 —
IV. Denkbare Ausnahme. Eine Ausnahme von dem
sub I — II Gezeigten ist nur denkbar in dem Falle, daß eine
Intrusivmasse in eine durch auslaugende Tätigkeit des Wassers
entstandene Höhle im Kalkgebirge eintreten würde. Hier würde
der Hauptbetrag der Aufpressung, die infolge der Bildung des
Hohlraumes entstehen muß, wegfallen. Es würde nur der
kleine Betrag der Aufpressung übrig bleiben, der durch Er-
wärmung entsteht.
Mir ist indessen nur der hier S. 278 erwähnte Kall be-
kannt, daß man Solches beobachtet hätte.
V. Scheinbare Ausnahme würde die von CLOOS be-
schriebene, überaus interessante Granitintrusion des Erogon-
gebirges im Hererolande bilden; denn hier betont Cl.OOS aus-
drücklich das ausnahmsweise Fehlen von Spuren einer Auf-
pressung (Jahrb. d. Kgl. Preuß. Geol. Landesanst. 1911) des
hangenden Erogon- Sandsteines. In meiner eingangs zitierten
Arbeit habe ich näher ausgeführt, daß ich mir die Verwischung
dieser Spuren zu erklären suche einmal durch eine horizontale
(nicht gewölbte) Obertläche der Intrusivmasse, zweitens durch
späteres "Wiedereinsinken des Aufgepreßten (siehe sub VII).
Die Folgewirkungen einer solchen Aufpressung in den
Schichten des Daches bestehen nun im Aufreißen von Spalten,
im Wiedereinsinken des Aufgepreßten, in Erderschütterungen:
VI. Spaltenbildung muß notwendig während der Auf-
pressung eintreten. Dadurch kann — je nachdem die Spalten
bis zur Tagestläche aufreißen oder nur in der Tiefe entstehen —
weiterer Aufstieg des Schmelzflusses bis zur Tagesfläche oder
nur Gangbildung erzeugt werden. Beiderlei Spalten wird
man aber, wenn man das nicht berücksichtigt, leicht
ohne weiteres als tektonische Spalten erklären wollen,
während es doch hier echt vulkanische Spalten sind,
die den Ausbruch wie die Gangbildung ermöglichen!
Das Magma schafft sich hier also selbst den Ausweg,
nicht aber tektonische Spalten ermöglichen ihn.
Auch Kontaktexplosionen werden durch diese Spalten
ermöglicht, indem Wassermassen, die in der Knlrinde ange-
sammelt siüd. plötzlich in die Nähe des Schmelzflusses ge-
langen können.
V I I . Wiedereinsinken des Aufgepreßten. Ganz
ebenso wie das Magma einer Eruption, nachdem diese beendet
ist, wieder in die Tiefe hinabsinken und Tersch winden kann1),
') Ej kann eventuell auch im Schlote bald erstarren und dann
□ich! zurückfließen.
— 2Ö0 —
so muß das Zurückfließen auch stattfinden können, wenn das
Magma nur unter Tage eine Intrusion gebildet hat.
Im letzteren Falle wird das Dach de« von der Intrusions-
masse ausgefüllt gewesenen Hohlraumes einsinken können, so
daß dann die Aufpressung sich teilweise in eine Einsenkung ver-
wandeln kann. Dieses Zurückfließen und Einsinken aber wird
erfolgen können, gleichviel, ob das Magma aufgestiegen war (1),
oder ob es erst durch Einschmelzen (III) sich gebildet hatte.
Der Betrag des Einsinkens aber wird ein noch größerer
werden können, wenn, wie sub "YTII zu besprechen, mit einer
Intrusion auch noch Extrusionen Hand in Hand gehen. Es
würde dann ein Abfließen nicht nur nach unten, sondern auch
nach oben hin stattfinden, folglich das Einsinken ebenfalls noch
verstärkt werden.
Aber noch durch weitere Umstände muß der Betrag des
Einsinkens sich abermals vergrößern: Wir sahen (II u. III), daß
infolge der von der Intrusivmasse ausgehenden Erwärmung
eine Volumvermehrung bzw. Aufpressung des Daches erfolgte.
Da nun das erwärmte Dach allmählich wieder sich abkühlt
bis zu der Temperatur, welche dem betreffenden Niveau zu-
kommt -- also vielleicht von 16C0" C auf 100° C bei einer
Tiefe von 3 km — , so muß der Betrag der durch Erwärmung
des Daches erfolgten Aufpressung wieder durch Einsinken ver-
nichtet werden.
Indem aber auch die Intrusivmasse selbst sich bei der
Abkühlung zusammenzieht, so muß dadurch ein weiterer Betrag
des Einsinkens ermöglicht werden.
Endlich erleidet aber die Intrusivmasse bei dem Über-
gang aus dem amorphen, dem geschmolzenen Zustande in den
krystallisierten wiederum eine nicht unbedeutende Zusammen-
ziehung (siehe sub III Granit z. B. 8,6 Proz.), durch die nun
zum dritten der Betrag des Einsinkens verstärkt werden kann.
Nach der Aufpressung durch eine Intrusion muß
bzw. kann also ein Wiedereinsinken aus nicht weniger
als fünf verschiedenen Gründen eintreten. Der Betrag
des Einsinkens kann sogar größer werden als der-
jenige der Aufpressung; nämlich dann, wenn bedeutendere
Massen über Tage ausgeworfen werden.
Wenn also (siehe sub I) 1 + x der Betrag der Auf-
pressung ist, so läßt das Endergebn is nach erfolgtem Ab-
fließen (A), Auswurf (E), Zusammenziehen infolge von Ab-
kühlung der Intrusivmasse (x'), des Daches (y), Krvstallisation
der Intrusivmasse (z) sich in die Formel fassen:
1-f-x — (x'-f-y-l-z-r-A-r-E).
251
Unter diesen Größen kann E, wie schon gesagt, so groß
sein, daß der Betrag des Einsinkens größer wird als der der
Aufpressung.
VIII. Es unterliegt keinem Zweifel, daß das Magma sich
in dreifacher Weise betätigen kann: Entweder es steigt nicht
bis zur Erdobertläche auf und bildet nur eine Intrusion; oder
es steigt bis zur Erdoberfläche auf und bildet dort nur eine
Extrusion ; oder es erzeugt mit einem Teile eine Extrusion
und mit dem anderen Teile zugleich auch eine Intrusion.
Letzteres ist unserer Ansicht nach bei dem Ries der Fall
gewesen.
IX. Magmatische Erdbeben. Aus 4facber Ursache
müssen im Gefolge von Intrusionen Erdbeben hervorgerufen
werden, 2 unter Volumvermehrung und dadurch bewirkte
Aufpressung, 2 unter Voluinverniinderung und dadurch be-
wirktes Einsinken. Diese Ursachen sind:
unter Volumzunahme:
a) direkt durch die sich einpressende Intrusionsmasse,
b) durch die von derselben ausgehende Erwärmung;
unter Volumverminderung:
c) durch Abkühlung der Intrusionsmasse und des
erwähnten Nebengesteines;
d) durch Auskrystallisieren der geschmolzenen Intru-
sionsmasse.
Aus 2 fach er Ursache können dann ferner im Gefolge
von Intrusionen Erdbeben entstehen: Durch Einsinken
e) infolge von "VViederabfluß des Magmas in die Tiefe;
f) infolge von etwaigen gleichzeitigen Auswürfen des
Magmas an der Erdoberfläche.
Aus nicht weniger als 6 verschiedenen Ursachen
also müssen bzw. können bei Intrusionen Erdbeben
erzeugt werden. Ich habe sie alle unter den Begriff der
„magmatischen" Beben mit zusammengefaßt.
Diese magmatischen Beben bilden offenbar einen
Teil dessen, was man gemeinhin als tektonische
Beben darum bezeichnet, weil sie sich in den Faltungs-
gebieten der Erde vollziehen. Indessen durch die Faltung
bzw. Zusammenpressung der Erdrinde, oder auch durch iso-
statische Bewegungen derselben entsteht ein Aufsteigen großer
Gebiete. Dadurch aber wird Raum geschaffen dafür, daß
Schmelzfluß ebenfalls den aufsteigenden Gebieten nachsteigen
bzw. nachgepreßt werden kann und sich dann in den höheren
252
Niveaus, sei es auf Spalten, sei es auf selbst ausgeblasenen
Röhren, noch weiter aufwärts bewegt, entweder Gänge oder
Intrusionen oder Extrusionen bildend.
Wenn dann dieses Magma aus soeben aufge-
führten Ursachen Erdbeben erzeugt, so vollziehen
sich diese zwar in Faltungsgebieten, sind aber trotz-
dem keine tektonischen, sondern in Wirklichkeit
magmatische oder auch „kombinierte", nämlich mag-
matisch-tektonische" oder „magmatische E in stur z"-
Beben.
X. Ein Einwurf. Man könnte vielleicht einwerfen, daß
die in I, II, III theoretisch erwiesene Aufpressung durch eine
Intrusion doch tatsächlich nicht stattfinden könne, da sie durch
den Druck der auflastenden Schichten verhindert würde.
Dieser Einwurf wäre indessen unhaltbar; denn ein Schmelz-
fluß kann gar nicht in ein anderes Gestein, dieses hochhebend,
eindringen, wenn er nicht unter einem noch etwas größeren
Drucke steht, als derjenige ist, der in der betreffenden Tiefe
herrscht.
Auch wenn etwa durch gebirgsbildende Vorgänge, durch
Faltung ein Hohlraum für die Intrusivmasse erzeugt würde,
so könnte hier die Emporwölbung der Schichten natürlich
ebenfalls nur unter der Bedingung vor sich gehen, daß der
Druck, den die faltende Kraft ausübt, größer ist als derjenige,
der in der betreffenden Tiefe herrscht.
Höchstens vom Boden der Aufschmelzhypothese aus ließe
sich bis zu einem gewissen Grade ein solcher Einwurf erheben;
auch hier aber muß ja die Erwärmung emporpressend wirken.
Ich habe schon bei früherer Gelegenheit betont, in wie
hohem Maße uns diese Aufschmelzhypothese über gewisse
Schwierigkeiten der Vulkanologie hinweghelfen würde. Die
heißen Gase würden sich durch die feste Erdrinde, ganz un-
abhängig von präexistierenden Spalten, Röhren hindurch*
schmelzen, würden sich flachgelegene, isolierte Schmelzherde
selbst schaffen. Aber wie soll man die tatsächliche Natur
der Laven, der Intrusionsmassen, der Tiefengesteine zusammen-
reimen mit den hypothetischen Gesteinen, die aus einge-
schmolzenen Quarziten oder Kalken hervorgehen müßten?
Derartige Gesteine kennen wir nicht.
Es bliebe daher, wie idi früher ausführte, höchstens der
Ausweg, daß mau annähme, die heißen Oase wirkten auf- und
einschmelzend nur in Behr großen 'riefen der Brdrinde, in
denen Lediglich Gneise und alte Eruptivgesteine liegen; sie
verlören jedoch ihre hohe Temperatur und damit ihre ein-
— 253 —
schmelzende Kraft in den höheren Niveaus, in denen Quarzite,
Kalke, Tone auftreten. Das -wäre in der Tat ein Ausweg.
Aber damit verlören wir den großen Vorteil, daß uns
die Aufschmelzhypothese flachgelegene Schmelzherde
schaffen würde, deren Vorhandensein von allen
Vulkanologen als notwendig angenommen wird.
So freudig ich daher ohne jene Schwierigkeit die Auf-
schmelzhypothese bewillkommnen möchte, so glaube ich doch
noch in der Aufstieghypothese das Sicherere zu haben.
B. Nutzanwendung der in Abschnitt I gewonnenen
allgemeinen Ergebnisse auf das vulkanische Ries bei
Nördlingen.
In verschiedenen Arbeiten1) hatten wir gezeigt, daß die
grundmoränenartigen Bildungen, die rätselhaften Lagerungs-
verhältnisse und die Glättung und Schrammung der Gesteine,
die im Umkreis um das vulkanische Ries bei Nördlingen
herrschen, nicht, wie man gemeint hatte, durch Eis hervor-
gerufen seien; und daß an der klassischen Lokalität des Buch-
berges nicht eine Durchpressung alter Gesteine durch jüngere
vorliege, sondern daß richtige Überschiebungen vorlägen,
und daß diese hervorgerufen seien durch vulkanische Kraft;
') W. Branca UDd E. Fraas: Das vulkanische Ries bei Nörd-
lingen in seiner Bedeutung für Fragen der allgemeinen Geologie. Abb.
<1. Berl. Akad. d. Wiss., Berlin 1901.
W. Branca und E. Fr AAS: Beweis für die Richtigkeit unserer
Erklärung des vulkanischen Ries bei Nördlingen. Sitzungsbcr. d. Berl.
Akad. d. Wiss., Berl. 1901.
\\ . BraKCA: Das vulkanische Vorries und seine Beziehungen
zum vulkanischen Ries bei Nördlingen. Abh. d. Berl. Akad. d. Wiss.
vom Jahre 1902, mit 1 Tafel, Berlin 1903.
W. BRANCA: Die Griesbreccien des Vorrieses als von Spalten un-
abhängige, früheste Stadien embryonaler Vulkanbildung. Sitzungsber.
d. Berl. Akad. d. Wiss., Berlin 1903.
\Y. Branca und E. Fraa's: Das kryptovulkariische Becken von
Steinheim. Abh. d. Berl. Akad. d. Wiss., mit 2 Tafeln, Berlin 190.*).
W. Branca und E. Fraas neb^t einem Beitrag von W. SCHÜTZE:
Die Lagerungsverhältnisse bunter Breccie an der Bahnlinie Donau-
wörth -Treuchtlingen und ihre Bedeutung für das Riesproblem, mit
1 Tafel. Abh. d. Berl. Akad. d. Wis?., Berlin 1907.
W. Branca und E. Fraas: Abwehr der Angriffe W. Kranz'
gegen unsere, das vulkanische Ries bei Nördlingen betreffenden Arbeiten.
Zentralblatt für Mineral., Geol., Paläont. 1911, S. 450 ff
K. 11 ai'ssmann : Magnetische Messungen im Ries und dessen Um-
gebung. Abh. d. Berl. Akad. d. Wiss., Math.-phys. El. 1904, IV.
S. 1-138.
— 254 —
daß es sich also uin großartig pseudoglaziale Erscheinungen
handele.
Im Laufe unserer fortschreitenden Untersuchungen stellte
sich dann allmählich der Umfang dieser Überschiebungen, der
anfänglich ein beschränkter zu sein schien, als ein immer
größerer heraus. Zwar hatten wir wohl auch anfangs schon
die Vermutung, daß die überschobenen Massen früher, bevor
sie durch Erosion zum Teil entfernt wurden, ausgedehnter
gewesen sein möchten, als das jetzt der Fall zu sein schien.
Aber augenfällig war zunächst doch immerhin nur eine ganz
beschränkte, kleine Zahl solcher Vorkommen.
Zuerst hatte es sich daher wesentlich und vor allem um
die schon erwähnte Scholle des Buchbergs und um die Lauch-
heimer Masse gehandelt. Als wir dann aber nach einigen
.lahren unsere Untersuchungen abschlössen, da hatte sich
schließlich eine überwältigende Fülle überschobener Massen
rings um das Ries ergeben: Nicht nur wurde im Südosten
desselben durch den neuen Bahnbau nördlich Donaueschingen
erwiesen, daß überraschenderweise alles, was dort anstehend
zu sein schien und von aller Welt auch bisher für anstehend:
gehalten wurde, wurzellos, und daß es durch vulkanische Kraft
überschoben ist; sondern auch südlich vom Ries, das aus-
gedehnte Gebiet des Vorries, das ebenfalls von jedermann
bisher für anstehend gehalten wurde, erschien uns nun auch
als zum größeren oder geringeren Teile wurzellos, überschoben
durch dieselbe vulkanische Kraft.
Aber nicht genug daran; durch ein ganz neuerdings in
der Nähe von Nördlingen inmitten des Rieskessels nieder-
gebrachtes Bohrloch1) wird überraschenderweise abermals eine
Erweiterung unserer Kenntnisse nach derselben Richtung hin
gebracht. Dort ist jetzt sogar derjenige Granit, welcher den
Boden des Rieskessels bildet, als wurzellos erwiesen, während
er doch ebenfalls bisher ganz allgemein für anstehend ange-
sehen wurde. Es zeigt sich, daß er in einer Mächtigkeit von
100 — 180 m auf dem Keuper liegt.
Im selben Schritte mit dieser allmählichen Erweiterung
unserer Kenntnisse von dem Umfang der Überschiebungen
mußten erklärlicherweise auch unsere Anschauungen über die
Art und Weise der vulkanischen Kraftwirkung sich umgestalten:
Gegenüber den scheinbar doch nur sehr vereinzelten über-
schobenen Massen hatten wir anfänglich geglaubt, die Auf-
uUrrh
: W.Kranz: I»:'- Nördlingtr Ricsproblem II, Jahresbericht des
heinischeD Geologischen Vereins, N. F. II. 1, S. 54— 65.)
— 255 —
pressuDg des Riesgebietes lediglich durch eine in der Tiefe in
den Granit eingedrungene Intrusivmasse erklären zu können;
ein Lakkolith könne die Überschiebungen bewirkt haben, in-
dem nämlich dadurch an der Erdoberfläche ein Berg ent-
standen sei, von dessen Abhängen infolge von Bergrutschen
die betreffenden Massen zum Abgleiten gebracht seien, so daß
sie sich auf die umgebende Alb ergossen hätten. Später sei
dann wieder ein Absinken des Gebietes erfolgt.
Dabei hatten wir aber die Vorstellung, daß durch diese
Aufpressung nicht etwra ein einspitziger kegelförmiger
Berg entstanden sei, sondern daß diese Aufpressung ein
Gebiet betroffen habe, das durch die Erosion bereits in Höhen
und Tiefen gegliedert und namentlich in seinem zentralen Teile
durch die Erosion ausgefurcht war. Demzufolge stellten wir
uns vor, daß diese Abrutschungen und Überschiebungen nicht
nur nach außen auf die umgebende Alb, sondern auch nach
inneu auf die erodierten Teile erfolgt seien. Das wurzellose
Vorkommen von Jura, Keuper und Granit findet somit nach
dieser Vorstellung ebensowohl im Rieskessel selbst, als auch
auf der umgebenden Alb seine Erklärung.
Bei wachsender Erkenntnis von der großen Ausdehnung
der überschobenen Massen konnte indessen dieser Erklärungs-
versuch nicht mehr genügen. Wir sahen auch, daß im Vorries
gewisse Gebiete, die auf unsere Bitte der leider verstorbene
VON KNEBEL kartographisch1) in ihrer Ausdehnung aufnahm, eine
solche Zerschmetterung(Vergriesung) des Malmkalkes aufweisen,
daß dies nur durch hier stattgefundene Kontaktexplosionen er-
klärbar war. In gleicher Weise erklärte sich zugleich die Zer-
schmetterung des Granites, die sich besonders im Boden des Ri«^-
kessels zeigte. Wir stimmten daher der von E. SÜSS ausgesprochenen
Ansicht, welcher meinte, daß die Riesphänomene lediglich
durch eine einzige, riesige Kontaktexplosion zu erklären sei,
teilweise bei; nämlich insofern, als wir außer der Bergbildung
und jenen kleineren Explosionen noch eine gewaltige Explosion2)
zur Erklärung der Riesphäuomene annahmen. Dergestalt, daß
diese Kontaktexplosion den Massen an der Oberfläche des auf-
gepreßten und dadurch zerbrochenen Gebietes den Anstoß zum
Abfahren und zum Übcrschobenwerden über die Albhochfläche
hin gegeben hätte; ganz wie das beim Bandaisan auf Japan
ebenso der Fall gewesen ist.
') Siehe die Tafel in meiner Arbeit über das Vorries, auf der
diese Exple-Monsgebiete von von Knkmki. dargestellt sind.
J) W.Bkanca: l>as Vorrics. Abb. dieser Akademie 1903, S. 11
... 32, 3G u. II.
256
Eine gänzliche Ausschaltung der Emporpressung und damit
der Bergbildung schien und scheint mir noch jetzt unmöglich.
Ganz ebenso betrachteten übrigens auch noch andere Forscher
diese ehemalige Bergbildung im Riesgebiete als etwas Gegebenes,
Notwendiges. Schon GÜMBETi hatte einen hohen Berg über
dem heutigen Riesgebiete angenommen, der dann später in die
Tiefe gestürzt sei; allerdings nicht entstanden, wie andere
Autoren das meinten, durch Aufpressung, sondern nur durch
Aufschüttung in Gestalt eines echten Stratovulkanes. KOKEN
war gleichfalls von der Annahme einer Bergbildung ausgegangen.
Wir waren zur gleichen Ansicht gelangt. W. KRANZ endlich
hatte dieselbe Vorstellung gewonnen, und sogar einen bis zu
der bedeutenden Höhe von 1000 m aufragenden Berg ange-
nommen, von dem ebenfalls Abrutschungen erfolgt seien. Nur
darin wich er von uns ab, daß wir die Ursache der Berg-
bildung in einer aufpressenden Intrusion, einem Lakkolith, sehen
zu müssen glaubten, KRANZ dagegen durch Horstbildung.
Dessenungeachtet freilich bekämpfte Kranz '), sich selbst
damit widersprechend, die Vorstellung einer Bergbildung bei
uns und suchte, wie vor ihm schon E. SÜSS, die ganzen Ries-
phänomene lediglich auf eine übergewaltige Explosion zurück-
zuführen. Wenn daher Kuanz ganz neuerdings2) die Vor-
stellung einer Bergbildung aufgibt, so ist das zunächst einmal
eine zwingende Notwendigkeit für ihn, um jenen Widerspruch
zu beseitigen. Zweitens aber war seine Annahme einer großen,
1000 m hohen Horstbildung inmitten des Tafelgebirges der
Alb überhaupt eine Vorstellung, die so lange ganz unglaubhaft
erscheint, bis nicht an einer ganzen Anzahl anderer Orte der
Alb derartig tiefgehende und mit 1000 m tiefem Absinken
verbundene Zerklüftungen nachgewiesen sind. Nur an einer
einzigen Stelle, mitten aus der Albtafel, wird schwerlich eine
solche Horstbildung herausgebrochen sein3).
') Zerit ralblatt für Mineralogie, Geologie, Paläontologie 1911 und
unsere Antwort ebenda 1911.
3) Das Nördlinger Riesproblom II.
3) Es gclit aus dem Gesagten aber auch klar hervor, daß ICliANZ
in seiner Arbeil mit Unrecht behauptet, daß er auf ganz demselben
Standpunkte wie E. Süss gestanden habe. Das war eben nicht der
Kall, da er einen Eorstberg annahm, E. Süss aber jede Bergbildung
ablehnte. Er&t jetzt, nachdem Kuanz Bich von dem Horstberge los-
I bat, kann or sagen, daß er den Standpunkt teile, auf dem
E. Si ss steht. Aber selbst jetzt noch bestebl diese strenge l herein
Stimmung lediglich dem Wortlaute nach; denn in Wirklichkeit i
Standpunkt, d.h. ist die- Anschauung, auf der E. Süss fußt, eine
andere als die, auf der Kranz aufbaut. E. Süss stellt auf dem Bodon
der Aufschmelzhypotl , bei welcher der Betrag der Aufpressung, wie
— 257 —
"Wenn nun so verschiedene Forscher das Bedürfnis zu der
Annahme gefühlt haben, daß an der Stelle des heutigen Ries-
kessels zuvor die Bildung eines Berges sich vollzogen habe, fo
muß das natürlich seine sehr triftigen Gründe gehabt haben. Wir
hatten deren fünf: Gemeinsam überzeugend war allen genannten
Autoren wohl die überaus auffallende Tatsache, daß unten im
Rieskessel der Granit, der den Boden desselben bildete, bis
zu ca. 200 m höher lag, als er eigentlich liegen durfte; denn
rings um den Rieskessel, unter der Alb, liegt er ca. 200 iu
weniger hoch als im Kessel selbst. Hierin schien also offenbar
allen Autoren, welche sich eingehender mit dem Ries beschäftigt
hatten, der zweifellose Beweis einer ehemaligen Bergbildung
zu liegen.
Daß der Granit hier unten im Kesselboden in "Wirklich-
keit gar nicht anstehend, sondern wurzellos, überschoben sei,
konnte niemand ahnen und wagte auch niemand anzunehmen.
Erst durch ein tiefes Bohrloch ist das jetzt erwiesen worden ;
und es ist wohl recht wahrscheinlich, daß diese "Wurzellosig-
keit für alle Granitvorkommen unten im Rieskessel gilt.
Für uns kam indessen noch ein zweiter Grund hinzu:
Das Innere des nahegelegenen Steinheimer Beckens zeigte
ebenfalls eine Hebung; denn dort ist im Zentrum des Beckens
der Dogger bis in das Niveau des Malm gehoben, so daß er
auf solche Weise einen Berg bildet. Nach dem aber, was uns
nun das Bohrloch bei Nördlingen im Ries zeigt, kann man
jetzt auch auf das Steinheimer Becken zurückschließen und
damit auch diesen Beweis für hinfällig halten. Man wird
daher jetzt auch diese kleine „Aufpressung" im benachbarten
Steinheimer Becken, durch die der Dogger in das Niveau des
Malm hinaufgeschoben ist, vielleicht nicht mit Unrecht eben-
falls als einen durch Vereinigung von schwacher Aufpressung
mit einer Kontaktoxplosion entstandenen Vorgang zu erklären
haben, durch den die Dogger-Scholle des Klosterberges viel-
ich ;nif S.i'/s zeigte, infolge von Intrusionsbildung ein sehr viel geringerer
ist iL I s bei der Aufsteiglehre, bei welcher auch Spalten nicht nötig sind,
da die Gase sich durchschmelzen Milien. Khan/, alier, wenn ei das
auch nirgends direkt ausgesprochen hat, isl offenbar begeisterter An-
hänger der Aufsteighypothese; denn hier werden ja, im Gegensatz zur
Aufschmelzlehre, von den Autoren meist präexistierende Spalten als'
erforderlich zum Aufsteigen betrachtet KRANZ nun ist, wie seine
mehrfachen Angriffe auf meine Arbeiten über die Spaltenlehre der
Vulkane beweisen, ein begeisterter Anhänger der Notwendigkeit prä-
existierender Spalten, folglich muß er auch ein Anhänger derAufsteig-
nnd damit ein Gegner der Aufschmelzhypoth I>as erscheinl
mir wenigstens als logische Notwendigkeit.
— 258 —
leicht auch auf untere (unsichtbare) Malmschichten geschoben
worden wäre.
Für das Mitwirken einer Explosion auch dort, im Stein-
heimer Becken, spricht die „ Vergriesung" (S. 2'jö) des Malm-
kalkes in der Peripherie des Beckens ').
So sind allerdings diese beiden Beweise, welche
uns für die Notwendigkeit der Annahme einer Auf-
pressung des Riesgebietes zu sprechen schienen, hin-
fällig. Indessen es bleiben, wie ich im folgenden zeigen
werde, noch genug andere Gründe übrig, aus denen eine Auf-
pressung mit Sicherheit hervorgeht. Es ist auch nicht zu ver-
gessen, daß die abnorme Höhenlage des Granites im Boden
des Rieskessels zwar nicht mehr ein Beweis für eine
stattgefundene Aufpressung ist, daß sie aber auch keineswegs
ein Beweis gegen eine solche sein muß:
Die Überschiebung des Granites auf Keuper im Boden
des Rieskessels läßt sich ja ganz ungezwungen durch die von
uns") angenommene große Explosion erklären, die, im Granit
vor sich gehend (in dem der Lakkolith steckte), Teile dieses
auf den Keuper geschoben hat. ganz ebenso wie sie die
anderen Überschiebungen mit hervorrief. Bei der Beschaffenheit
des emporgepreßten Albteiles, der im zentralen Teile ein weites
Erosionsgebiet besaß (s. hier S. 255}, mußten natürlich Über-
schiebungen nicht nur nach außen hin, sondern auch nach
innen hin, ebenso also auch auf dem Boden dieses inneren
erodierten Gebietes möglich sein.
Ob dieser Teil der Alb nun gleichzeitig auch
noch gehoben oder ob er in der ursprünglichen Lage
verblieben war, mit anderen Worten ob die Explosion
in größerer oder geringerer Meereshöhe erfolgte, war
für ihre Wirkung absolut bedeutungslos. Es läßt sich
daher die durch das Bohrloch bei Nördlingen er-
wiesene Würze llosigkeit des Granites im Boden des
Ries kesseis genau ebenso durch die von uns ange-
nommene Explosion in gehobenem Gebiete wie durch
KltANZ's Explosion im angehobenen »iebiete erklären.
Ein größeres Maß von Wahrscheinlichkeit für die
KliANZsche Ansicht, nur auf Grund des Nachweises
der Wurzellosigkeit des Granites im Rieskessel, be-
steht durchaus nicht.
' Wie klein dasselbe gegenüber dem Ries ist, geht aus Tafel II
in unserem „Das vulkanische Rie bei Nördlingen0 hervor, w<> links
.um Vergleiche das Steinheimer Becken eingezeichnet ist.
a) In Vorrii , S. 11. 32.
— 259 —
Wenn nun aber auch dieser vermeintliche Beweis für die
Emporpressung des Riesgebietes hinfällig wird und damit
vielleicht auch der Analogiebeweis, der aus dem Steinheimer
Becken gewonnen war, so bleibt doch noch die Zahl von fünf
anderen Gründen, welche das Vorhandensein einer flach ge-
legenen Intrusionsmasse unter dem Ries dartun:
Einmal beweisen die an zahlreichen Stellen des Ries-
gebietes erfolgten trachytischen Eruptionen über Tage, daß ein
Schmelzherd in der Tiefe gewesen sein muß.
Zweitens hat HAUSSMANN nachgewiesen, daß unter dem
Ries ein eisenreiches basisches Gestein im Granit liegen muß,
da sich nur so die magnetischen Abweichungen des Ries-
gebietes erklären lassen. Daß dies derselbe Schmelzherd war
wie der soeben erwähnte, kann kaum zweifelhaft sein, weil
nach SaUEUs Untersuchungen das durch Eruption Geförderte
trachytiseh, saurer ist, was durch Einschmelzen von Granit
erklärt wird.
Drittens ist in jüngster Zeit ein eisenreiches, körniges
basaltisches Gestein am Flochberg gefunden worden, das nach
freundlicher Mitteilung von Herrn Dr. SCHNEIDERHÖHN1), Assi-
stent am mineralogischen Institut in Berlin, mit großer Wahr-
scheinlichkeit ein junge3 Gestein, ein limburgitischer Basalt
ist. Das wäre dann als ein Stück der Intrusionsmasse, bzw.
von einer Apophyse derselben, anzusehen, das losgerissen und
bei den Explosionen mit emporgeschleudert worden wäre. Ich
gebe unten das Nähere darüber.
]) „Der vorherrschende Geniengteil des Gesteins ist ein blaß-
violetter Titaaaugit, der recht gut idiomorph ausgebildet ist. Er ist
schwach pleochroitisch, und öfters zonar gebaut, derart, daß die inten-
siver gefärbten Schalen außen liegen, wie es z. B. mich oft in hessischen
Basalten der Kall i^t. Nächst ihm erscheint in etwas geringerer Menge,
aber in größeren Körnern Olivin. Kr i.>t ebenfalls gut idiomorph und,
wie überhaupt das ganze Gestein, noch recht frisch. Ebenfalls sein
reichlich finden sich Erze, und zwar nur Magnetit. Ihneuii konnte
nicht oachgewiesen werden. Die Zwischenräume zwischen den Augit-
leisten und den Oiivinkörnern nimmt, der Meng< ehr zurück-
tretend, Plagioklas ein, der also als letzter Geiiiengteil allotriomnrph
auskrystallisierte. Er ist ein sehr basischer Bytownit. Pari
frische Glasmasse konnte nur an einer kleinen Stelle nachgewiesen
werden."
„Die Struktur ist hypidioraorph-körnig, mit leisem Anklang an
eine intersertale Struktur. Nach Mineralbestand, Struktur und Er-
halt angszust and ist das Gestein wahrscheinlich als „Lim bürg iti
Basalt" zu bezeichnen, der mit manchen basaltischen Gesteinen des
Vogelsberges und von Niederhessen eine große Ähnlichkeit hat. Insbe-
sondere hat das Gestein von Kalsmunl !>ei Wetzlar, dessen Dünnschliff
ich Herrn Professor Kaiseh verdanke, große Ähnlichkeit mit dem Ries-
— 260 —
Viertens ist durch die Tatsache, daß überhaupt Kontakt-
explosionen entstehen konnten, bis zur Zweifellosigkeit er-
wiesen, daß ein Magmaherd, also eine Intrusionsmasse, sich
unter dem Riesgebiete eingenistet haben muß. denn eine
Kontaktexplosion ist eben nur möglich, wenn ein
Magmaherd vorhanden ist, der das Wasser plötzlich
in Dampf verwandelt.
Fünftens endlich ist durch die Tatsache der Kontakt-
explosionen ebenso bis zur Zweifellosigkeit erwiesen, daß —
wie wir von Anfang an gesagt haben — dieser Magmaherd
sehr flach unter der Erdoberfläche sich eingenistet haben
und nun nach der Erstarrung liegen muß.
Eine tief gelegene Intrusionsmasse wird freilich ebenfalls
Explosionen von Wasserdampf erzeugen können. Aber infolge
der dann übergroßen Mächtigkeit des Hangenden wird letzteres
weder in die Luft geblasen, noch zur Seite geschoben werden
können; hier wird die Folge der tiefgelegenen Explosion nur
in ,, magmatischen Erdbeben" (S. 251) bestehen. Nur dann,
wenn die Intrusi vmasse , also die Explosionen sehr
flach liegen, können letztere eine Zerschmetterung
bzw. Verschiebung von Schollen an der Erdob erfläche
bewirken.
Aber ein Einwurf könnte vielleicht versucht werden
gegen den zweiten der obigen fünf Gründe, daß ein basischer
Lakkolith in der Tiefe unter dem Ries liege: Man könnte ein-
werfen, daß zwar aus HAUSMANNS Untersuchung über die
magnetischen Abweichungen im Ries zweifellos das Vor-
handensein einer großen basischen Gesteinsmasse unter dem
Ries erwiesen sei; daß aber diese Masse nicht notwendig durch
Intrusion ' in den Granit zu tertiärer Zeit gelangt sein müsse,
sondern daß sie ja auch durch Differenziation innerhalb des
Granitmagmas, also schon zu paläozoischer Zeit, enstanden
sein könne. Womit dann natürlich die mit einer Intrusion
Hand in Hand gehende Volumvermehrung hinfällig sein würde.
Allerdings besteht das Urgebirge unter dem Ries, wie
wir es aus seinen zahlreichen Bruchstücken in der Bunten
gestein. Das Mengenverhältnis und die Art der auftretenden Mineralien
sind dieselben. Ein unterschied besteht darin, daß das Gestein von
Kalsmnnt mehr, und zwar z. T. entglastos, gekörntes (ilas enthalt, daß
infolgedessen die Titanaugite größere ldiomorphic zeigen und auch oft
sphärolithisch angeordnel sind."
„Wie ja von zahlreichen Basalten bekannt ist, sind das kleinere
chiede, die ofl BOgar innerhalb ein und derelben Gesteinsruasse
auftreten. So z. B. an dem Gestein von Homberg a. d. Ohm, das
A. Sohwantkb, N. Jahrbuch, Beil., Bd. XVIII, beschrieben bat."
261
Breccie kennen, nicht nur aus Gneisen, Graniten, krystallinen
Schiefern, sondern auch aus basischeren Gesteinen, Gabbro und
Diorit, wie LÖFFLER neuerdings zeigte1). Aber demgegen-
über frage ich:
Wie kommt es, daß die magnetischen Anomalien gerade
nur im Gebiete des Rieskessels sich zeigen, daß also die
angebliche palaeozoische Differenziation zufälligerweise gerade
da in der Tiefe stattgefunden haben sollte, wo oben darüber
später der Rieskessel sich gebildet hat?
Wie kommt es, daß unter einem zweiten, relativ benach-
barten Kessel, dem Steinheimer Becken, ebenfalls zufälliger-
weise eine Differenziation des Granitmagmas in paläozoischer
Zeit stattgefunden haben soll?
Auch im Steinheimer Becken haben wir ja magnetische
Abweichungen, die das Vorhandensein einer eisenreichen,
basischen Gesteinsmasse in der Tiefe verraten.
Wie sollte also an zwei nicht weit voneinander
entfernten Orten zufällig in paläozoischer Zeit im
Granitmagma eine basische Ausscheidung gerade da
erfolgt sein, wo Millionen von Jahren später, in
miocäner Zeit, an der Erdoberfläche dann je ein
Kessel sich bildete, je eine Aufpressung erfolgte,
bzw. je eine Explosion entstand?
Ein solches Zusammentreffen wäre das Unwahr-
scheinlichste, was man sich denken könnte.
Nun haben wir an der einen dieser beiden Örtlichkeiten,
im Rieskessel, die unwiderleglichen Beweise dafür, daß ein
miocäner Schmelzfluß dort in die Höhe gestiegen ist; denn wir
haben dort an einer ganzen Anzahl von Stellen Eruptionen, die
aus einem in der Tiefe darunter liegenden Magmaherde ent-
stammen.
Wir haben ferner im Steinheimer Becken ebenfalls den
zweifelhaften Beweis dafür, daß in miocäner Zeit in der Tiefe
Schmelzfluß aufgestiegen sein muß, wenn er auch nicht bis an
die Tagesfläche gelangte. Denn die Emporhebung der Dogger-
scholle im Boden des Beckens ist ganz notwendig entweder
•die Folge der Aufpressung durch eine Schmelzmasse oder die
Folge einer Kontaktexplosion durch eine Schmelzmasse (S. 257*),
Wir haben also an beiden nicht weit voneinander ent-
fernten Orten die zweifellosen Beweise dafür, daß zu tertiärer
Zeit Schmelzfluß aufgestiegen war, der sich differenzierte.
1 Zusammensetzung des Grundbebirges im Ries. Jahreshefte des
Vorein> für vaterländische Naturkunde in Württemberg. Jahrg. 68,
Stuttgart 1912, S. 107-154.
19
— 262 —
Folglich ist es doch das Wahrscheinlichste, daß
dieser Schmelzfluß es war, der die Kesselbildungen
(durch späteres Absinken (s. S. 249 VII) hervorrief
und die magnetischen Abweichungen bedingte.
Wenn aber das der Fall ist, dann ist es auch ebenso
wahrscheinlich, daß dieser Schmelzfluß in beiden Fällen In-
trusionsmassen unter den beiden Kesseln bildet. Intrusions-
massen aber sind mit Emporpressung notwendig verknüpft.
Meiner Ansicht nach sind die obigen fünf Be-
weise für das Vorhandensein einer flach gelegenen
Intrusivmasse unter dem Riesgebiete zwingend. Ist
dem aber so, dann sind auch weiter zwingend die
Folgerungen, die sich daraus ergeben: Zunächst einmal
die Notwendigkeit, daß eine Aufpressung und Bergbildung an
der Erdoberfläche erfolgt sein muß, wie sich aus Abschnitt A
sub I, II, III ergibt. Sodann die Notwendigkeit, daß die
sab VI, VII, VIII, IX besprochenen Folgewirkungen der Auf-
pressung sich eingestellt haben müssen.
Demgegenüber steht nun die von W. Kranz vertretene,
schon vordem von E. SÜSS ausgesprochene Ansicht, daß keine
Aufpressung erfolgt sei.
Ich will nun diese beiden sich gegenüberstehenden Anschau-
ungen, durch welche die Riesphänomene ihre ursächliche Er-
klärung finden sollen, so genau und so objektiv wie möglich
prüfen, indem ich das Bild, das jeder derselben zugrunde liegt,
eingehend darlege. Es genügt nicht das kurze Schlagwort:
„Hier bloße Explosion, „dort Aufpressung und Explosion'',
sondern, um ein Urteil zu ermöglichen, muß jedes derselben
bis in seine letzten Konsequenzen hinein durchdacht und dar-
gelegt werden.
Der Gegensatz der beiderseitigen An seh auungen
liegt also darin, daß wir eine Emporpressung des Ge-
bietes (ßergbildung) und aus dieser Em por p ressung
folgende Explosionen — also Explosionen im gehobenen
Gebiete — annehmen, KKANZ dagegen nur eine über-
gewaltige Explosion im ungehobenen Gebiete. Das
ist der Gegensatz.
Wenn Kranz dagegen am Schlüsse (S. 65) seiner Arbeit
diesen Gegensatz in die Worte zusammenfaßt: „Die Ries-
phänomene würden sich also durch die (Kranz1) Sprengtheorie
erklären lassen, während der (unser) Riesberg manches deutet,
vieles aber schwer und unverständlich läßt", so gibt diese
Formulierung ein völlig unrichtiges Bild unserer Anschauung.
Bei solcher Darstellung werden ja die großen und die mehr-
— 263 —
fachen kleineren Explosionen unserer Erklärung von KliANZ1)
völlig zum Verschwinden gebracht!
Auch auf S. öO seiner Arbeit spricht Kranz nur von unserer
., Riesbergtheorie'1. Wenn man den Gegensatz zweier An-
schauungen durch kurze Schlagworte kennzeichnen will , so
muß das in richtig kennzeichnenden "Worten geschehen. Will
man das hier tun, so steht KßAKZ' Sprenghypothese unserer
„Hebungs-Sprenghypothese" gegenüber. Ich werde, um mög-
lichst sachlich zu sprechen daher diese Bezeichnungen an-
wenden.
Unserer „Hebungs-Sprenghypothese" über den Verlauf
der Dinge liegt also zugrunde das Bild eines durch die In-
trusionsmasse, den Lakkolith aufgepreßten großen Gebietes
von 25 km Durchmesser mit einer durch die Erosion bereits
stark gegliedert gewesenen Oberfläche. Die Folge einer ge-
waltsamen Emporpressung eines solchen Gebietes
liegt auf der Hand. Eine vollständige Zerklüftung
und Zerbrechung des Gebietes, so daß es von zahl-
reichen teils flacheren, teils tief hinabreichenden,
weit klaffenden Spalten durchfurcht wurde. Alle
unterirdischen und oberirdischen Wassermassen dieses
Gebietes konnten infolgedessen schnell und unge-
hindert in die Tiefe, in die Nähe des heißen Lakko-
lithes dringen — teils von oben aus dem mit Höhlen durch-
setzten Malm, teils vielleicht auch aus einem mehr zentralen
See, also an verschiedenen Stellen von verschiedenen dieser
Orte her, was doch das wahrscheinlichste ist. Daher dann
Explosionen an mehrfachen Orten, kleinere im Vor-
ries, die Vergriesungsgebiete schufen, größere und
größte im Ries, die dort zum Teil den Kessel schufen,
indem sie seinen ehemaligen Inhalt auf die Alb und
in das Vorries abfahren ließen und schoben, und
die, wie jetzt durch das Bohrloch bei Nördlingen er-
wiesen ist, auch die oberen Partien des Granites über
den Keuper schoben und vielleicht auch im Stein-
heimer Becken den Dogger überschoben (S. 255 u. 257),
Das Bild das unserer Anschauung zugrunde liegt, zeigt
uns ferner, daß die ungeheuren Gesteinsmassen, die heute über-
schoben oben auf der Alb liegen, von dem erhöhten, bergigen
Gebiete natürlich sehr leicht abwärtsfahren konnten,
1 \Y. Branca: Bin Wort über die Ries-Hypothesen. Jahres-
hefte und Mitteilungen des Oberrliein. geolog. Vereins. X. P. Bd. 111,
Heft 1, S. 87-88.
lit*
264
sobald sie durch die Explosion den Anstoß erhielten; denn die
Bewegung ging hier eben hinab.
Endlich aber zeigt uns unser Bild, daß diese Explosionen
gegenüber dem vielfach zerbrochenen, tief zerklüfteten, ge-
hobenen Gebiete leichtestes Spiel hatten. Alle diese
großen Schollen und Gesteinsmassen brauchten durch
die Explosionen nicht erst aus dem felsenfesten Ge-
steinsverbande her ausgebroch en zu werden, denn sie
waren ja bereits durch die Emporpressung heraus-
gebrochen und gelockert.
So liegt dieser von uns gegebenen Erklärung ein Bild zu-
grunde, in dem die Entstehung der Explosionen und die Be-
werkstelligung der Überschiebung auf die möglichst leichteste
Art und Weise geschehen konnte.
Diametral entgegengesetzt und schwierig liegen
die Dinge bei dem Bilde, welches der „Sprenghypo-
these" der Ursache der Riesphänomene zugrunde
liegt. In seiner Zeichnung wie mit Worten verneint KRANZ
jegliche Aufpressung; damit beraubt er sich aber aller oben
aufgezählten Folgewirkungen einer Aufpressung, durch die der
Vorgang so leicht verständlich wird.
Nach der Sprenghypothese soll also dort in der Tiefe
unter der Alb eine phreatische1) Explosion stattgefunden haben,
die aber von ungeheurer Stärke gewesen sein müßte, da sie
ganz allein so ungeheure Wirkungen vollbracht haben soll!
Das ganze, ca. 25 km im Durchmesser besitzende Gebiet, in
einer Mächtigkeit von mehreren hundert Metern, soll ja durch
eine im Zentrum in der Tiefe erfolgte riesige Explosion radial
nach allen Richtungen hin herausgeschoben und auf die rings
umgebende Albhochfläche hinaufgeschoben worden sein. Natür-
lich auf schrägen Flächen, so daß ein ganz flacher, umgekehrter
Kegel sich ergeben würde.
Ganz wie die unsrige, so hat also auch diese Erklärung
eine Kontakt- Explosion-) im Auge, nur daß diese hier un-
vergleichlich viel stärker als die unsere gewesen sein müßte;
denn während bei unserer „ Ilebungs- Sprenghypothese " alles
bergab geschoben wird, müßte bei der „Sprenghypothese" der
') E. Süss wühlte den Ausdruck von yQta$ -Brunnen; also Ex-
il unterirdisch gesammelter Wassermassen.
- Wie ich eine solche plötzliche Verwandlung von \\ ■>
Dampf durch eine Schmelzmasse genannl hatte, weil es sieh hier um
eine Kontaktwirkung handelt, ganz \\i>-. bei anderen Kontakterscheinungen
im Hof/' eines Tiefengesteines. „Wesen und Wirkungen der Erdbeben."
Berlin 1901. I ts-Programm.
— 266 —
ganze ungeheure Gesteinsinhalt dieses flachen Trichters berg-
auf geschoben werden. Während dort das Herausbrechen und
das Zerbersten dieser ungeheuren Schichtenmasse durch die
Kraft des aufpressenden Lakkolithes besorgt wird, müßte das
hier ganz allein durch die Kraft der Explosion geschehen.
Während dort endlich das ganze Gebiet durch die Aufpressung
bis tief hinab zerklüftet wird, so daß auf klaffenden Spalten
die Wasser leicht in die Tiefe gelangen können, um überhaupt
die Explosion möglich zu machen, fehlt hier die Erfüllung
dieser conditio sine qua non einer Kontakt-Explosion,
die Spaltenbildung, vollständig.
In dem Bilde, das wir uns gemacht haben, voll-
zieht sich also alles verhältnismäßig leicht, in dem
Bilde, das sich KitANZ gemacht hat, unendlich viel
schwerer. Um jene conditio zu beschaffen, ist letztere Er-
klärungsweise nun gezwungen, die Spalten „durch tektonische
oder vulkanische Erdbeben" plötzlich entstehen zu lassen.
Prüfen wir:
„Erdbeben." Gewiß, durch ein solches werden Spalten
erzeugt, und namentlich in welligem oder bergigem Gelände,
da wo die Gesteinsmassen und -schichten an den Gehängen
abreißen und zu Tale rutschen können, da öffnen sich breite
Spalten, wohl bis zu 100' Tiefe. Aber was will das sagen
gegenüber den tatsächlichen Verhältnissen des vorliegenden
Falles, wo die klaffenden Spalten sich mindestens 1000 bis
2000 m tief, bis in die Nähe des Lakkolithes hinab, weit
geöffnet haben mußten.
Welches Erdbeben hätte je bis in solche Tiefe hinab
weit klaffende Spalten erzeugt; denn auf das Klaffen kommt
es hier an.
Erdbeben als Ursache der nötigen Spalten anzunehmen,
erscheint mir somit als ein völlig aussichtsloser Erklärungs-
versuch. Aber es kommt hier nicht darauf an, dem wissen-
schaftlichen Gegner die Unmöglichkeit seiner Behauptung nach-
zuweisen, sondern objektiv abzuwägen.
Erdbeben sind nur Wirkungen, si<> können unmöglich die
Ursache gewesen sein. Also die Erdbeben haben selbst eine
Ursache, und es fragt sich, ob diese die Veranlassung zur
Bildung so tiefer .und klaffender Spalten gewesen sein
könnte.
KRANZ spricht von „tektonischen" Beben. Es ist mithin
zu prüfen, ob etwa in tektonischen Vorgängen die Ursache
gesucht werden dürfte. Ich halte «las hier für sehr unwahr-
scheinlich. Ist denn irgend ein Anhalt für die Annahme vor-
266
handen, daß in jungmiocäner Zeit der Gebirgsdruck gerade
diesen Teil der Alb so stark zerklüftet hat, und daß er — die
Hauptbedingung — so weit klaffende Spalten geschaffen hat,
daß das Wasser schnell in die Tiefe gelangen konnte? Meiner
Ansicht nach liegt dafür kein Anhaltspunkt vor; und KRANZ
selbst unterstützt mich in dieser Auffassung! Hat er sich
doch soeben völlig losgesagt von seiner früheren Erklärung,
daß das Riesgebiet als Horst, d. h. infolge von Zerklüftung
durch Gebirgsdruck, entstanden sein sollte.
Aber Kranz spricht auch von „vulkanischen Beben '. Es
fragt sich somit, ob etwa die Eruptionen des Riesgebietes so
gewaltige Spaltenbildungen erzeugt haben könnten. Ich wüßte
nicht, daß mit Eruptionen eines Vulkanberges oder gar kleinerer
vulkanischer Ausbruchsstellen — nur um letztere handelt es
sich beim Ries — jemals eine Bildung so tiefer, klaffender
Spalten verbunden gewesen wäre; oberflächlicher Spalten
wohl, aber so tief hinabsetzender nicht.
Wohl aber könnte die Ursache dieser Spaltenbildung in
kryptovulkanischen, in magmatischen Vorgängen zu suchen
sein, die ja ebenfalls Erdbeben erzeugen. Also an magma-
tische Beben müßte man denken1).
Damit wären wir dann aber bei unserem Lakko-
lith als Ursache sowohl des Bebens als auch der
Spaltenbildung angelangt: denn selbstverständlich
mußten mit dem Vorgange der Aufpressung und Zer-
spaltung des gehobenen Riesgebietes bis tief hinab
ganz ungeheure Erderschütterungen vorhanden sein
(s. hier S. 251).
Man sieht somit, daß, wenn die ,, Spreng hypo-
these" ein so übergewaltiges „vulkanisches" Erd-
beben als Ursache der Entstehung so tiefer, klaffen-
der Spalten voraussetzt, daß das nur ein krypto-
vulkanisches sein könnte, daß also Kranz, ohne sich
dessen bewußt zu sein, für unsere Vorstellung ein-
tritt: denn hier kann als wirkliche Ursache des
Beben3 nur unser aufpressender Lakkolith namhaft
gemacht werden. Niemand wird doch ernstlich glauben
wollen, daß die verhältnismäßig armseligen Eruptionserschei-
nungen, wie sie im Riesgebiete in Tuff- und Schlacken-Aus-
würfen sich kundgegeben haben, die Ursache eines so ungeheuer-
\V. Brak CA: Erdbeben. Deutsche Revue. Verlagsanstalt Stutt-
gart 1911. Vgl. auch das Referat darüber im Zentralblatt für Geologie
im 'i 1'a.läontologie von KeILHAOK L913.
- 267 —
lieh wirksamen ^vulkanischen" Bebens gewesen sein könnten.
Dazu bedurfte es einer ganz ungemein viel bedeutenderen
Ursache; und diese kann dann nur unser Lakkolith sein.
Es ergibt sich also klar, daß, sobald man unsere
Emporpressung ausschaltet und nur Explosion gelten
lassen will, man keine genügen de Ursache tieferund
k 1 äffender Spaltenbil du ng zur Verfügung hat, welche
die conditio sine qua non für diese Explosion ist.
Indessen einem solchen von jeder Emporpressung ab-
sehenden Erklärungsversuche stellt sieh noch eine andere er-
hebliche Schwierigkeit in den Weg: Das ist die für eine
solche Hypothese absolut notwendige Konzentration aller Wasser-
massen in dem zentralen Teile des Riesgebietes. Wenn ledig-
lich durch eine einzige riesige Explosion ein Gebiet von
25 km Durchmesser aus der Tiefe von mehreren hundert Metern
radial heraus- und auf die Alb hinaufgeschoben werden sollte,
dann mußte das ganze explodierende Wasser gewissermaßen an
einem Punkte, also im zentralen Gebiete, konzentriert und dort
plötzlich in die Tiefe, dem Schmelzfluß entgegengebracht werden.
Woher wäre nun dort eine solche Konzentration ent-
standen ?
KRANZ hat freilich ein kleines Modell von 3 m Durch-
messer mauern lassen, im Zentrum dieses dann Schwarzpulver
als schiebenden Sprengstoff vermauert, diesen zur Explosion
gebracht und nun schiebende Wirkung dabei beobachtet.
So interessant auch jeder derartige kleine Versuch in der
Geologie ist, so sollte man sich doch hüten, ihn ohne weiteres
für beweisend für Naturgeschehnisse anzusehen. Meiner An-
sicht nach beweist dieser Versuch für die Entstehung des
Rieskessels nicht nur gar nichts, sondern es war auch a priori
ausgeschlossen, daß er etwas dafür beweisen konnte. Er be-
weist nur, daß man mit Hilfe gewisser Sprengmittel eine
schiebende Wirkung ausüben kann.
Aber dazu bedurfte es keines Beweises. Schon in meiner
Arbeit über das Vorries1) habe ich auf den Unterschied
zwischen brisanten, also zerschmetternden und mehr nur
schiebenden Sprengmitteln hingewiesen, der allen mit Spreng-
übungen Vertrauten eine längst bektinnte Sache ist. Neues in
dieser Beziehung war mithin durch einen Versuch auf keine
Weise zu erwarten.
Für das Ries beweist dieser Versuch nichts; denn wenu
ein Experiment beweisende Kraft haben soll, so müssen in
') S. 32, 33.
— 2 b' 8 —
ihm alle diejenigen Bedingungen erfüllt werden, welche in der
Natur bei dem zu untersuchenden Objekte obwalten. Wenn
dagegen in dem Experimente — und das ist hier der Fall
— ganz andere Bedingungen obwalten als in der Natur,
dann hat es als Beweismittel keinen Wert. Bei dem Modell
wurde 1. die ganze Masse des Sprengmittels an einem Punkte
konzentriert; wurde 2. das Zentrum dazu ausgewählt; wurde
3. das SprengmiUel vermauert, also fest eingekapselt; wurde
4. eine genügend große Masse des Sprecgmittels genommen.
Beim Ries aber lagen alle diese Dinge nicht so. Weder
war eine so gewaltige Wassermasse vorhanden, noch war das
Wasser im Zentrum vereinigt, noch war es fest eingekapselt,
noch wirkt Wasserdampf immer schiebend.
Man stelle sich das Kalkgebirge der Alb vor. Oben die
Malmkalke, in denen allein unterirdische Wasseransammlungen
sich finden können. Darunter die ton- und sandsteinreichen
Dogger-Lias-Keuperbildungen; darunter der Granit. Wie sollen
die relativ wenigen '), getrennt voneinander liegenden Wasser-
raassen in den unterirdischen Höhlen und Bächen des Malm
an Masse genügen, um eine so ungeheuer große Wirkung aus-
zuüben? Wie sollten sie sich plötzlich im zentralen Teile des
Riesgebietes vereinigen'? Da bei der „Sprenghypothese" die^
Spalten fehlen, auf denen das Wasser rasch in die Tiefe laufen
konnte, so konnten diese isolierten Wassermassen bei einer
Explosion höchstens die Malmkalke, in denen sie sitzen,
beseitigen.
Wir werden doch unmöglich annehmen dürfen, daß in
dem damaligen, jetzt evakuierten Riesgebiete mehr Höhlen
und unterirdische Bachläufe, also größere Wassermassen vor-
handen gewesen seien, als das heute durchschnittlich der Fall
ist. Ganz im Gegenteil, es müssen damals, zur Zeit der Ries-
entstehung, weniger als heute vorhanden gewesen sein, wie
eine einfache Überlegung1) sogleich zeigen wird.
') Man betrachte den Steilabfall der Alb, der uns ju einen Auf-
schluß von gigantischer Längserstreckung darbietet, wie ihn der Geologe
größerer kaum wünschen kann. Keine Bohle, kein unterirdischer
erlauf, welche in diesem» Aufschluß münden — also kein senkrecht
oder schräg zum Steilabfall laufender — können unserem Blicke ent-
gehen. (Nur die parallel demselben verlaufenden, oder die uocb nicht
bis zum Steilabfall bindurcbgefressenen könnten verborgen bleiben.)
Alier wie armselig wenige kennen wir gegenüber der Masse der Albtafel.
Diesi !■ tzigen Bohlen und Wasserläufe im Jurakalkgebirge Bind
aber das Werk der auflösenden Tätigkeil des Wassers seit der langen
Zeit von dei Hebung an, also seit aller oberster Jurazeit (die bekannt
lieh in der Alb keine Ablagerungen mehr hinterlassen bat), oder sagen
— 269 —
Diese verhältnismäßig kleinen Wassermassen können wohl
hingereicht haben, um an getrennten Orten die große sowie
die kleineren Explosionen zu erzeugen, wie wir sie bei unserer
,,Hebungs-Sprenghypotheseu benötigten und annahmen1), zumal
diese die dazu nötigen Spalten, um das Wasser in die Tiefe
zu leiten, zur Verfügung hat. Wie aber sollten diese isolierten
Wassermassen hingereicht haben, eine so übergewaltige Explosion
zu erzeugen, wie sie nötig gewesen wäre, um den Inhalt eines
Kessels von ca. 25 km Durchmesser mehrere hundert Meter
hinauf auf die Alb zu schieben, zumal da bei dieser Spreng-
hypothese die nötigen Spalten fehlten?
Doch nicht nur die große dazu nötig gewesene Wasser-
menge, sondern auch die in der Mitte des Riesgebietes nötig
gewesene Vereinigung aller dieser kleineren voneinander ge-
trennten Wassermassen zu einer einzigen bereitet unüberwind-
liche Schwierigkeiten. Die Spalten hätten ja mehr oder weniger
radial zum mittleren Teile des Riesgebiets hin verlaufen
sein müssen — eine Annahme, die völlig in der Luft schweben
würde. Wenn sie das nicht taten, dann konnte es ja gar nicht
zu einer zentralen Vereinigung der getrennten Wassermassen
kommen I
Nun kann man freilich in dem zentralen, stark erodiert
gewesenen Gebiete des Rieses außer jenen unterirdischen Wasser-
wir rund seit Beginn der Kreidezeit. Folglich müssen in ober-
miocäner Zeit, als die Kiesexplosionen erfolgten, erst
weniger H oh Irä u nie gebildet gewesen sein als heutzutage.
Ja, die Sache lag vielleicht damals noch ungünstiger: Es ist
bekanntlich eine auffallende Erscheinung, daß wir in der Alb wie in
manchen anderen Kalkgebirgen wohl Spalten und Höhlen erfüllt mit
diluvialem H <"> 1 1 1 • nlehm und diluvialen Tierresten finden, nicht oder
wenig aber mit tertiären oder gar noch cretaeeischen Tierresten. Wie
ist das zu erklären? Entweder muß man folgern, daß fast alle in
tertiärer und cretaeeischer Zeit entstandenen Höhlen und unterirdischen
Wasserläufe mit den sie einschließenden Schichten fasl spurlos ab-
getragen, der Erosion zum Opfer gefallen seien, sc daß also die jetzt
vorhandenen wesentlich erst seit diluvialer Zeit entstanden wären. Das
ist wenig glaublich. Oder man muß folgern, daß zur Zeil der Riesbildung
ersl -ehr viel weniger Höhlen usw. sieh gebildel hatten, weil ja das
Wasser damals noch nicht so lange wie beute auf das Gebirge ein-
gewirkt hatte.
Die Sache liegt ziemlich unklar: denn der Zeitraum vom Beginn
der Hebung am Ende der Jurazeil bis zum Obermiocän, der Zeit der
Etiesentstehung, war offenbar ganz unvergleichlich viel länger als der
vom I Ibermiocän bis heute.
Auf jeden Fall können, wie gesagt, in obermioeäner Zeil nicht
mehr, sondern eher nur weniger Höhlen und unterirdische Wasserläufe
als heute im Adbkörper gesteckt haben.
') Vorries, S. 14,32,36.
— 270 —
massen auch noch die Ansammlung einer größeren Wasser-
masse in Form eines offenen Wasserbeckens annehmen, dessen
Inhalt sich dann auf offenen Spalten schnell nach der Tiefe
hin entleert hätte. Ich selbst habe ja schon die Möglichkeit
der Ansammlung einer solchen Wassermasse betont. Aber man
stelle sich doch einmal nüchtern vor, was erfolgen mußte,
wenn plötzlich klaffende Spalten auf dem Boden dieses Wasser-
beckens aufrissen, auf denen das Wasser in die Tiefe strömte.
Entweder verschwand das ganze Wasser in den tiefen,
klaffenden Spalten, so daß das Wasserbecken leer lief. In
der Tiefe der Spalten verwandelte sich das Wasser in Dampf
und schoß den oberen Teil der Wassersäulen in die Luft,
oder es verblieb ein Teil des Wassers im Becken, dann
würden durch diese Wassermassen hindurch Dampfmassen in
die Höhe geblasen sein. Nach oben hin war ja der
Widerstand so unendlich viel geringer als nach
den Seiten hin, daß das explodierende Wasser seine
schiebende Kraft nach den Seiten hin wenig aus-
üben konnte.
Was wäre denn geworden, wenn Kranz bei seinem
kleinen Modell das Schwarzpulver, anstatt es in der
Tiefe zu vergraben und fest einzukapseln, unter
leichter Bedeckung oben hingelegt hätte? Es wäre
natürlich nach oben hin verpufft und hätte keine
schiebende Wirkung ausgeübt.
Also die Wassermassen, auf welche Kranz seine
Sprenghypothese aufbaut, sind meiner Ansicht nach
ungenügend an Masse und ungenügend an Konzen-
tration und ungenügend fest eingekapselt gewesen, um eine
Riesenexplosion zu bewirken.
Nur ein anderes, von KRANZ aber gar nicht in Erwägung
Gezogenes könnte gewaltige Wassermassen geliefert haben: die
Juranagelfiuhe, bzw. die von ihr herrührenden, durch die
Überschiebungen geglätteten und gekritzten „Buchberggerölle'*
deuten auf die ehemalige Nähe des Molasse-Meeres. Wie
nun, wenn dieses das nötige Wasser geliefert hätte, um eine
riesige Explosion zu erzeugen? wie beim Ilakata.
Freilich würde dazu n<">tig sein, daß die Explosion schon
in mittel miocäner Zeit erfolgt wäre, in welcher das Meer noch
in der Nähe war. Aber KRANZ will ja gerade die Riesbildung
in obermiocäne Zeit verlegt wissen, in der das Meer schon
hunderte von Kilometern weit entfernt war. Indessen, ich will
trotzdem einmal eine Explosion zu mittelmiocäner Zeit an-
nehmen, denn es kommt ja hier nur darauf an, objektiv den
— 271 —
•einen Erklärungsversuch gegen den anderen abzuwägen, nicht
den Gegner ad absurdum zu führen.
Dann hätte die Sache also wie beim Rakata gelegen.
Aber gerade der Rakata liefert den schönsten Beweis
dafür, daß eine explodierende große Wassermasse
keineswegs immer schiebend wirken muß, wie die
„Sprenghypothese" das annimmt. Wo ist denn am
Rakata auch nur eine Spur von jener schiebenden Kraft, von
jenen Überschiebungen vorhanden, wie wir sie am Ries finden?
Teils in die Luft geblasen, teils, und wohl zum viel größeren
Teile, in den durch die Explosion geöffneten Hohlraum hinab-
gestürzt ist die verschwundene Masse der Insel. Die stehen-
gebliebene Masse aber? Senkrecht starrt ihre 830 m hohe
Abrißwand uns entgegen anstatt einer sanft geneigten Schub-
fläche, wie das der Fall sein müßte, wenn man den Rakata mit
Recht als ein Analogon der Riesbildung im Sinne der „Spreng-
hypothese" betrachten könnte. Senkrecht und sanft geneigt —
das sind doch diametrale Gegensätze, aus denen mit Deutlich-
keit hervorgeht, daß bei der Bildung des Rakataereignisses
eben gerade nicht an Kranz' Fladdermine gedacht werden darf.
Beim Rakata hat also offenbar das, obgleich in
ungeheuren Mengen vorhandene Wasser, der „Spreng-
hypothese" zum Trotz nicht schiebend, sondern zer-
schmetternd, hochblasend gewirkt, und dann ist der
Einsturz erfolgt.
Man sieht, die Natur hat für uns im Rakata ein
unendlich viel großartigeres, viel naturgetreueres,
daher überzeugenderes Modell der Riesexpl osion ge-
macht, als das KllANZSche Modell es sein konnte.
Aber die Natur hat uns noch ein zweites, oder
richtiger gesagt, noch ca. 125 Modelle geliefert, die
alle ausnahmslos zugunsten der von uns vertretenen
Ansicht sprechen: Das sind die mehr als 125 Maarkanäle
im Vulkangebiete von Urach. Durch jeden einzelnen von ihnen
wird wiederum der Beweis erbracht, daß explodierende Wasser-
massen keineswegs schiebend wirken müssen, sondern daß sie
durchaus brisant, zerschmetternd wirken können. Auch an
keiner einzigen dieser 125 Durchbruchsröhren ist auch nur
an einer einzigen Stelle des Umfanges ihrer Mündung eine
schräge Schubfläche entstanden. Ausnahmslos haben sie senk-
rechte Wandungen1), ganz wie am Rakata.
') Daß aber auch hier die Explosionen darch Wasserdampf her-
vorgerufen wurden, diese Auffassang wird auch durch E. Süss ge-
Zusammenfassend möchte ich also den Inhalt der
obigen Ausführungen dahin präzisieren, daß die Bedingungen,
unter denen Kranz sein Experiment anstellte, nicht den
Bedingungen entsprachen, wie sie beim Ries vorhanden waren.
Daß aber umgekehrt die Bedingung, unter der die Natur das
gewaltige Experiment der Rakata-Explosion und die gegen
teilt. Daß Wasser nicht immer schiebend zu wirken braucht, wie aus
den Uracher Kanälen sich ergebe, gibt auch Kranz zu. (Zentralbl. f.
Min., Geol., Pal. 1912, S. 412.)
Daß diese Kanäle der Vulkan-Embryonen des Gebietes von Urach
nicht durch die ganze gewaltige Dicke der Erdrinde, sondern nur durch
den oberen Teil der letzteren hindurchgeschlagen wurden, während
in der Tiefe der Schmelzfluß vermutlich auf einer großen Spalte bzw.
in einem Hohlraum aufgestiegen war, das habe ich in meiner Arbeit
über diese Vulkan-Embryonen gesagt und neuerdings in meiner Er-
widerung auf Kranzs Angriffe wieder darauf verwiesen. (Zentralbl. f.
Mineral. Geol., Paläont. 1911, S. 398). Ich habe also gar nicht an-
genommen, daß diese Kanäle — wie man das aus Kranz" Worten
S. 412 notwendig annehmen muß — „aus den heißen Tiefen der Erde"
lediglich durch Explosionen gemacht worden seien. Ebenso wirkt es
irreführend, wenn Kranz — der im übrigen ja hier durchaus bestrebt
ist, mir gerecht zu werden — , dann gleich dahinter seine eigene Ansicht
mit den Worten einleitet: „Da scheint es mir doch glaubhafter", um
dann aber eigentlich nur zu sagen, was ich mit anderen Worten ja
nur gesagt hatte. Ich bin daher gezwungen, an dieser Stelle meine
damaligen Worte nochmals zu wiederholen, um dem vorzubeugen, daß
bei solchen, die meine Arbeit nicht gelesen haben, und wer könnte
alle Arbeiten lesen, die Legende entsteht, ich habe ganz anderes ge-
schrieben und vertreten, als tatsächlich der Fall ist.
In „Schwabens 125 Vulkan-Embryonen" habe ich S. 628 u. <>30
gesagt:
S. 628: „Damit will ich nicht sagen, daß ich diese Beziehungen
zwischen Spalten und Vulkanen als Ursache und Wirkung bestreite.
Das kommt mir gar nicht in den Sinn. Ich will nur einer Ver-
allgemeinerung dieses Satzes entgegentreten, da ich das \ orhandensein
von Spalten auf Grund der im Gebiete von Urach gemachten Er-
fahrungen nicht als conditio sine qua non für die Knt>tehung von
Maaren betrachten kann.*
S. fi.'IO: „Wohl wird unter dem ganzen vulkanischen Ge-
biete von Urach in der Tiefe ein großer Bohlraum, ein lierd
vorhanden gewesen sein, in welchem die Schmelzmassen
sich mehr als an anderen Orten der Erdoberfläche genähert
befanden, an welchem sie in einem höheren Niveau standen
anderwärts. Wohl mögen vielleicht von diesem Herde
aus verschiedene klaffende Spalten nach aufwärts in die
Erdrinde gegangen sein, in welchen die Schmelzmassen
abermals höher steigen konnten. Wohl mögen auch diese
Bruchlinien hie und da hinauf bis an die Erdoberfläche
gereicht haben: trol /.dem aber scheint es mir, daß diesen
letzteren Teil ihres Weges zur Erdoberfläche unsere
Schmelzmassen ganz vorwiegend aufKanälen zurücklegten,
welche sie sich durch ihre Gase Belbsl bohrten."
— •?;
125 kleineren Experimente der Maarkanäle bei Urach an-
stellte, ganz der Bedingung entsprachen, welche die „Spreng-
hypothese" voraussetzt, uämlich Vorhandensein großer Mengen
explodierenden Wassers; und dennoch erfolgte hier nirgends
ein Schieben, wie es die „Sprengbypothese" annimmt.
Gerade umgekehrt hat nun das winzige KRAXZsche
Experiment mit Schwarzpulver solcbe schrägen Schubflächen
geliefert, auf denen ein Heraufschieben der Masse sich vollzog:
und haben die großen Naturexperimente mit "Wasserdampf
keine solchen schrägen Schubfliichen geliefert, und kein Herauf-
schieben der Massen hat stattgefunden.
Nun macht aber Kranz als vermeintlichen Beweis für
die Richtigkeit der „Sprenghypothese" geltend, daß am Ries
nach seiner Entstehung ringsum eine solche schräge Schub-
fläche vorhanden gewesen sei, und daß noch heute an einigen
Stellen solche schrägen, zum Ries hin einfallenden Flächen sich
fänden: so am Blassenberg, Reimersberg, Goldberg, Röthenberg.
Aber was wollen diese kleinen Vorkommen, an denen
man eine Neigung gegen das Ries hin beobachten kann, sagen
gegenüber dem ganzen übrigen Umkreise des Rieskessels, an
und in dem man nichts davon sieht, an dem vielmehr ein
Steilrand vorhanden ist.
Unmöglich wird man natürlich denken dürfen, daß die
angeblich ursprünglich vorhanden gewesene, ganz sanft aut'wärts-
steigende Schubfläche später durch die Erosion bis auf einige
noch heut erhaltene Stellen in einen Steilrand umgewandelt
worden sei.
Durch die Erosion kann wohl allmählich ein
steiler Abfall in einen schrägen verwandelt werden,
nicht aber umgekehrt ein schräger in einen steilen.
Letzteres jedoch müßte hier der Fall gewesen sein,
wenn Kranzs Vermutung das Richtige träfe.
Auch die etwaige Vorstellung, daß durch das
spätere Einsinken des Riesgebietes dieser schräge
Rand in einen steilen verwandelt worden sei, wäre
unhaltbar. Der schräge Rand könnte durch das Einsinken
höchstens in zwei Teile zerbrochen sein: einen peripheren,
den man noch ringsherum sehen müßte, und einen inneren,
der ebenfalls in seinem peripheren Teile sichtbar sein müßte,
wiilirend der mehr zentrale immerhin durch Schutt und Sedi-
mente verhüllt sein könnte. Nichts ist davon zu sehen.
Mir scheinen viel natürlichere Krklärungen näher zu liegen:
"Wenn ein so gewaltiger Pfropfen aus der Albhochfläohe heraus-
gebrochen, in die Höhe gepreßt wurde, und wenn dann schlief-
— 274 —
lieh eine große und mehrere kleinere Explosionen entstanden,
dann wird selbstverständlich auch der stehengebliebene
Rand in Mitleidenschaft gezogen, also zerbrochen werden.
Wenn dann nun später ein Wiederhinabsinken des
Emporgepreßten stattfindet (S. 24,9 VII), dann werden
selbstverständlich auch einzelne Schollen des Randes
sich in das hinabsinkende Gebiet hineinneigen. Auf
solche Weise erklärt sich ungezwungen die Tatsache, daß an
einigen wenigen Stellen der Rand des Rieskessels schräg zum
Rieskessel hinabsteigt, an dem ganzen übrigen Teile des Um-
kreises aber steil abfällt.
Aber noch eine andere Möglichkeit liegt vor. Man denke
sich, daß in dem emporgepreßten Pfropfen durch Ex-
plosionen hie und da eine horizontale Schubfläche — wie
Kranz das betont — entstanden sei, auf der die Massen
anstatt gleich schräg abwärts, zunächst horizontal hinaus-
geschoben worden wären. Wenn dann die Scholle, auf der
sich vielleicht eine solche horizontale Schubfläche gebildet
hätte, sj)äter einsank, dann mußte sie leicht eine Neigung
nach außen aufwärts annehmen.
Endlich besteht noch eine dritte Möglichkeit: Es könnte
im Ries selbst die Neigung dieser Schollen auch noch hie
und da durch eine unter ihnen stattgefundene kleinere
Explosion eines unterirdischen Wassers hervorgerufen oder
verstärkt worden sein: denn die Vorstellung der ,, Spreng-
hypothese'', daß alles unterirdische Wasser sich nur an einem
einzigen Orte zu einer einzigen Explosion vereinigt haben
sollte, ist ja, so scheint mir aus meinen vorhergehenden Aus-
führungen sicher hervorzugehen, eine unhaltbare. Ja, sie ist
direkt erwiesen eine nicht zutreffende, wie aus dem Vorhanden-
sein der verschiedenen Vergriesungsgebiete im Vorries sich
ergibt, die doch durch isolierte kleinere Explosionen ent-
standen sind.
Endlich könnte viertens auch die Erosion mitgeholfen
haben, schräge Flächen zu verstärken.
Nach dieser meiner Erklärung der Entstehungs-
raögl ichkeiten jener schrägen Flächen wären die
letzteren also nicht als Teile einer vom Ries aus
schräg aufwärts ansteigenden Schubfläche ent-
standen, wie KRANZ will, sondern als in den Ries-
kessel hinein abwärts sich neigende Flächen. In der
Erscheinungs weise wären diese ganz ebenso aus-
sehend wie jene: in der Genesis aber wären die
einen das gerade Gegenteil der anderen.
— 27Ö —
Für mich gibt es angesichts so erdrückender Beweise
keinen Zweifel an dem Vorhandensein einer Intrusivmasse
unter dem Ries. Ist dem aber so, dann gibt es kein Markten
mehr: Eine Intrusionsmasse, zumal eine so flachliegende, wie
wir — ganz ebenso aber auch Kränz — sie annehmen, muß
emporpressend wirken; auch dann, wenn man sich auf den
Boden der Aufschmelzlehre stellen will.
Über den Betrag der Aufpressung, also die Höhe des
ehemaligen, jetzt ja in einen Kessel verwandelten Berges
haben wir nie eine Meinung geäußert. Da der Kessel einige
hundert Meter tief ist, so könnte man vielleicht höchstens an
eine ähnliche oder etwas größere Höhe des Berges denken.
Unterstellt ist uns freilich von gegnerischer Seite, als angeblich
notwendig, die ganz unsinnige Höhe eines zu 5000 (!) m auf-
ragenden Berges, was dann natürlich als etwas Unmögliches
sich gut bekämpfen ließ. Es würde das eine annähernd 5000 m
hohe Intrusivmasse (!) zur Voraussetzung haben. Wir haben an
derartiges natürlich nie gedacht.
Wie hoch oder wie gering die Aufpressung war, das ist
aber nebensächlich. Gesteinsmassen können schon von einer
geringen Erhöhung heruntergleiten und, wenn sie durch eine
Explosion den Anstoß erhalten, auch noch weithin fahren. Sie
können aber schwer um den senkrechten Betrag von einigen
hundert Metern schräg hinaufgleiten und dann noch weithin
fahren ').
') Es ist vie'leiclit Dicht ohne Interesse, hier auch noch die An-
sichten zweier anderer Forscher bezüglich der Riesgenese zu hören, von
denen der eine, SäPPER, nur kurz unsere Erklärung bezweifelt, ohne
eine andere zu geben, während der andere, LÖFFLER, im vollen Gegen-
satz zu Kkanz, gerade nur unseren ersten Erklärungsversuch, nur die
Hebung bestehen und die Explosionen ganz ausschalten will.
SAPPER schreibt: „Es dürfte von mancher Seite die Arbeit von
Fraas und BitANCA über das Ries Wi lersprüchen begegnen, denn das
letzte Wort über die Entstehung des Rieses ist noch keineswegs ge-
sprochen, und es gibt manchen Fachgenossen, der durch die Aus-
führungen der beiden genannten Forscher noch nicht überzeugt ist."
(In einer Besprechung von II. Recks „ Massen eruptionen", S. 333. Wohl
Neues Jahrbuch f. Mineral., Geol , Paläont. 1912.)
Leider sagt aber SAPPBR nicht, wie er sich nun die Entstehung
dor Riesphänomene denkt, so daß es mir unmöglich ist, mich über
seine Ansicht zu äußern. Vielleicht kennt Sappek meine Arbeit über
das Vorries nicht, in der unser Erklärungsversuch durch Hinzufügen
der Explosionen erweitert wurde?
RlCHARü LoffLER dagegen meint: „Ich glaubte nicht unbedingt
an difl Notwendigkeit der Zuhilfenahme einer Explosion zur Erklärung
der Überschiebungen und V ergriesungserscheinungen, da häufig zu-
sammenhängende Schollen von nicht unbeträchtlichem Umfang in der
276
Zusammenfassung von Abschnitt B.
Der eine der Gründe, die wir als Beweis für die Empor-
pressung des Riesgebietes durch eine Intrusionsmasse geltend
gemacht hatten, die zu große Höhenlage des Granites, ist
hinfällig geworden durch den Nachweis, daß er durch Über-
schiebung in diese Höhe gelaugt ist, was sich leicht durch die
Explosionen erklärt, die unsere „Ilebungs-Sprenghypothese"
ebenso darbietet wie Kranz" „Sprenghypothese". Dieser
Nachweis, daß der Granit dort überschoben ist, wird aber
durchaus noch zu keinem Beweise gegen eine Aufpressung;
und es bleiben noch zahlreiche Gründe, durch welche die Auf-
pressung bewiesen wird:
Daß ein Schmelzherd unter dem Ries liegt, geht hervor
daraus, daß er Extrusionen an der Tagesfläche geliefert hat.
Daß eine eisenreiche Intrusivmasse unter dem Ries vor-
handen ist, geht mit Sicherheit hervor aus den magnetischen
Abweichungen im Riesgebiete, ferner aus dem Auffinden eisen-
reicher basischer Gesteinsstücke jungen Alters. Sodann daraus,
bunten Breccie sich vorfinden, deren Sehichtenverbund verhältnismäßig
wenig gestört ist. Auch müßten bei einer Explosion die Massen in die
flöhe geschleudert worden sein, während wir fast überall ziemlich
horizontale Überschiebungsflächen antreffen. Der ganze Überschiebungs-
akt scheint mir übrigens langsam vor sich gegangen zu sein unter un-
geheurem Druck, was eben nur auf die langsam nach oben drängende
Eruptivmasse zurückzuführen ist. Mit einer Gasexplosion müßte doch
wohl eine teilweise Zerspratzuug des Magmas oder wenigstens der halb-
weichen Grundgcbirgsgesteine verbunden gewesen sein. Auffallender-
weise findet man aber nirgends magmatisch beeinflußte Gesteine in der
bunten Breccie. An größere Wasseransammlungen als Ursache einer
solchen Explosion ist wohl nicht zu denken. Denn diese Wassermassen
könnten sich nur im Weißjura- bzw. Muschel kalkgebirge angesammelt
haben. Nun liegt aber bei der schlechten Wärmeleitung der Gesteine
und unter Berücksichtigung, daß die Grundgebirgsgesteine in der bunten
Breccie durch Hitze nicht verändert sind, der Weißjura zu hoch,
I elkalk — auf jeden Kall wenigstens in größerer Aus-
dehnung — fehlt."
An anderer St. 'II" sprichl Bich Löfflen noch entschiedener gegen
eine Explosion aus: „Ob bei dem Uberschiebungsakte eine große Ex-
plosion wesentlich mitgewirkt hat, mag dahingestellt bleiben. Eis er-
Bcheinl vielleicht auf den ersten Blick überraschend und andenkbar.
Wenn auch die Entstehung der Weißjuragriesfelsen durcb eine Ex-
plosion allein zu erklären allenfalls möglich wäre, so wird eine Milche
Erklärung durch die Verquickung der Griesmassen mit der eigentlichen
bunten Breccie vollständig angeschlossen." Die Zusammensetzung des
Grundgebirges im Ries.) Jahreshefte des Vereins für vaterländische
und.' in Württemberg. Axhtundsechzigster Jahrgang mit 7 Täfeln
und 2 B ■. Stuttgart 1912. S. 10!» Ann., und S. 11''.
— 277 —
daß überhaupt Kontaktexplosionen möglich waren ; denn diese
haben Wasser und Schmelzherd zur Voraussetzung.
Daß endlich diese Intrusivmasse nur sehr flach lag, wird
bewiesen durch die Tatsache, daß sie solche Kontaktexplosionen
hervorrief, die an der Erdoberfläche sehr stark wirkten.
Explosionen in tiefem Niveau würden nur Erdbeben erzeugen,
an der Erdoberfläche daher nicht derartige Wirkungen haben.
Folglich muß man hier auch die Wirkungen einer flach-
gelegenen Intrusionsmasse notwendig zugeben: a) Aufpressung
des Hangenden; b) dabei erfolgende Zertrümmerung des auf-
gepreßten Gebietes, Aufreißen klaffender, tief hinabgehender
Spalten, auf denen das Wasser (aus den unterirdischen Höhlen
des Malm oder aus einem Süßwassersee oder aus dem Meere?
dann mittelmiocänen Alters) in die Tiefe gelangen konnte ;
c) leichte Arbeit für die Explosionen, da das Gebiet bereits
zertrümmert war, sie mithin die Schollen nicht erst aus dem
Verbände loszubrechen brauchten, und da die Schollen von
dem aufgepreßten Berge aus leicht abwärtsfahren konnten.
Umgekehrt die „Sprenghypothese"; sie verfügt a) über
keine Spalten, auf denen das Wasser in die Tiefe gelangen
konnte. Sie erfordert b) eine ungeheure Wassermasse, da
dessen Explosion ein Gebiet von 25 km Durchmesser heraus-
schieben und zugleich mehrere hundert Meter hoch aufwärts-
schieben und zugleich diese ganze ungeheure Gesteinsmasse
erst aus dem Schichtenverbande herausbrechen mußte. Sie
bedarf ferner c) einer Konzentration der ganzen Wassermasse
im zentralen Gebiete und d) dort einer plötzlichen Verwand-
lung derselben in Dampf.
Alle diese Bedingungen waren im Riesgebiete nicht erfüllt.
Nur dann, falls die Riesentstehung schon in mittelmiocäner
Zeit erfolgt sein sollte, was Kranz eben bestreitet, könnte im
Meereswasser wenigstens das genügende Quantum zur Ver-
fügung stehend gedacht werden. Die Spalten aber würden
auch dann noch fehlen, und diese sind die conditio sine qua
non von Kontaktexplosionen. Durch Erdbeben, wie Kranz
will, konnten so tiefe, klaffende Spalten nie entstehen.
Das von Kranz gemachte Experiment wurde unter völlig
anderen Bedingungen angestellt, als sie das Ries darbot; es
beweist daher nichts. Dagegen hat die Natur ein ungeheuer
großes Experiment, die Explosion des Rakata, und ca. 125
kleinere Experimente, die Explosionen der Uracher Maarkanäle,
gemacht, aus denen hervorgeht, daß explodierender Wasser-
dampf dort niemals schiebend gewirkt hat. Diese schiebende
Wirkung aber ist gerade die Voraussetzung der „Sprenghypo-
20
— 278 —
these", ohne deren Erfüllung dieser Hypothese jeder Boden
entzogen wird.
Wenn die „Sprenghypothese" das Richtige träfe, dann
müßte aus dem Ries überall eine ganz sanft ansteigende Schub-
fiäche zur Alb hinaufführen, die mindestens in ihrem peripheren
Teile ringsum im Ries erhalten sein müßte. Gerade umgekehrt
aber ist der Rand der Alb fast überall steil. Nur vereinzelt
zeigen sich in das Ries hinein sich senkende Flächen, deren Ent-
stehung aber sich anders erklären läßt denn als Schubfläche.
Nachtrag.
Auf S. 249 IV hatte ich der möglichen Ausnahme gedacht,
daß eine Intrusivmasse einmal in einen durch Wasser im
Kalkgebirge ausgewaschenen Hohlraum eintreten könne, in
welchem Falle dann keine Aufpressung stattzufinden braucht,
falls die Menge des Intrusivmagmas nicht größer ist als
dieser Hohlraum. Für diesen wohl seltenen Ausnahmefall
gibt HAARMANN einen interessanten Beleg1) aus Nord-Mexiko.
Er beschreibt einen Diorit, der in die Kreideschichten ein-
gedrungen ist, die er „in keiner Weise aufbiegt oder stört",
Fig. 10 und 14. Als Erklärung sagt er, man müsse annehmen,
daß das Magma bereits bestehende Hohlräume ausgefüllt hat,
„die sich in dem kalkigen Gestein, besonders entlang Ver-
werfungen, durch erhöhte Wasserzirkulation bildeten.
Das ist also ganz das, was ich in meiner theoretischen
Betrachtung im Auge hatte.
Aber auch für die durch das Intrusrvrnagnia erfolgende
Aufpressung von Schichten gibt HAAKMANN2) einen guten Beleg,
der sich auf den Lakkolith des Cerro Blanco bezieht.
Haakmaxn sagt hier: „Es kann kein Zweifel sein, daß
hier eine Aufpressung der Schichten durch das Magma statt-
gefunden hat; wie sollte sonst wohl eine sich dem Lakkolithen
so anschmiegende Lagerung der Schichten zustande kommen." . . .
„Zudem sind sie stark gestaucht, während sie sonst ver-
hältnismäßig sanft und gleichmäßig gefaltet sind, woraus sich
ergibt, daß das Magma, wiewohl es den durch die Faltung
vorgezeichneten Schräglinien folgte, doch beim Aufsteigen die
Schichten selbst erheblich zusammendrückte.
Gerade aus Mexiko liat ja auch BÖSE schon vor mehreren
Jahren schöne Beweise für eine solche hebende Tätigkeit des
Magmas gegeben.
Brich Haakmann: Geologische Streifzüge in Coahnila. Diese
in 05, 1913, S
-', Ebenda, S. 39.
279
Neueingänge der Bibliothek.
Ahlburg, J.: Über den geologischen Aufbau des Blattes Merenberg
(Nassau). Bericht über die Aufnahmen auf Blatt Merenberg
(Nassau) im Jahre 1910. S.-A. aus: Jahrb. d. Kgl. Preuß. Geol.
Landesanst. f. 1910, Bd. 31, 7, II, 3. Berlin 1912.
— Die neueren Fortschritte in der Erforschung der Goldlagerstätten
Sibiriens. S.-A. aus: Zeitschr. f. prakt Geol., Jahrg. XXI, 3 4, 1913.
Berlin 1913.
BXktmng, R.: Geologisches Wanderbuch für den Niederrheinisch-
Westfälischen Industriebezirk, unifassend das Gebiet vom nörd-
lichen Teil des rheinischen Schiefergebirges bis zur holländischen
Grenze. Mit 114 Textabbildungen. Verlag von Ferd. Enke, Stutt-
gart 1913.
Berlin: Denkschrift anläßlich des 2öjähri Jen Bestehens der Gesellschaft
Urania zu Berlin.
— Untersuchung eines Sublimationsproduktes vom Matavanuvulkan
aufSawaii. Bericht der Geologischen Zentralstelle für die deutschen
Schutzgebiete. S.-A. aus: Mitteilungen aus den deutschen Schutz-
gebieten, Bd. XXV, 4. Berlin 1912.
— Untersuchungen über die Natur der Hermattantrübe. I. Bericht
des Hauptmanns Frhr. v. Sbbfribd. II. Gutachten der Geologischen
Zentralstelle für die deutschen Schutzgebiete. S.-A. aus: Mitteilungen
aus den deutschen Schutzgebieten, Bd. XXVI, 1. Berlin 1913.
Born. A. : Über eine Vergesellschaftung von Clvmenien und Cheiloceren.
S.-A. aus: Diese Zeitschr. 64, Monatsber.il, 1912. Berlin 1912.
BoftNHARDT, V.: Über die Gangverliältnisse des Siegerlandes und
seiner Umgebung. T. II. Mit 57 Abbildungen im Text, 14 farbigen
Gangbildern und einem Anhange: Die mikroskopische Untersuchung
der Gangausfüllungen des Siegerlandes und seiner Umgebung. Mit
1 Textfigur u. 5 Tafeln von P. Kkuscii. Archiv f. Lagerstätten-
forschung, H. 8. Herausgegeben von der Kgl. Preuß. Geolog. Landes-
anstalt. "Berlin 1912.
Bkandks, H.: Über einen verloren gegangenen Standort von Salz-
pflanzen. Vortrag, gehalten zu Hildesheim in der gemeinsamen
Sitzung des Niedersächsischen botanischen und des Niedersächsischen
zoologischen Vereins am 4. Dezember 1910. S.-A. aus: 4. 5. Jahres-
ber. d. Nieders. botan. Vereins zu Hannover 1912.
Crook, A. I;.: Notes ml Russian Natural History Museums. S.-A.
aus: Proc. of tlm Amor. Assoc. of Mus. Vol. Vi, 1912. Springneid
1912.
DELHAES, W.: Ein K'liiit vorkommen an der patagonischen Küste. S.-A.
aus: Zentralbl. Min. 1912, Nr. 24. Stuttgart 1912.
— u. Gerth, H.: Geol. Beschreibung des Kettenjura zwischen Rei-
goldswil (Baselland) und Oensingen (Solothurn). Geol. u. paläontol.
Abb. Herausgeg. v. E. Koken, \. I'. XI, 1. Jena 1!»1 2.
Fraas, E. : Prote7'ocher8t8i eine pleurodire Schildkröte aus dem Keuper.
Mii Tafel III u. IV und 9 Textfiguren. S.-A. ans: Jahreshefte
d. Vereins f. vaterl. Naturk. in Württemberg, Jahrg. 1913. Stuttgart
L913.
— Ein unverdrücktet Fckthyosaurus-Sch&del. Mit Tafel I a. II. S.-A.
aus: Jahreshefte d. Vereins f. vaterl. Naturk. >n Württemberg, Jahrg.
1913 Stuttgarl 1913.
20*
— 280 —
FraaS, E.: Neue Labyrinthodonten aus der schwäbischen Trias. Mit
7 Tafeln u. 5 Textfiguren. S.-A. aus: Palaeontograpliica, Bd. 60.
Stuttgart 1913.
Gagel, C. : Beiträge zur geologischen Erforschung der deutschen
Schutzgebiete. Heft 4. Beiträge zur Geologie von Kaiser-Wilhelms-
land. Mit 3 Tafeln und 1 Textfigur. Herausgegeben v. d. Geolog.
Zentralstelle für die deutschen Schutzgebiete. Berlin 1912.
Haarmann, E.: Geologische Streifzüge in Coahuila. S.-A. aus: Diese
Zeitschr. 65. 1913, Mon.-Bcr. 1. Berlin 1913.
— Über eine Lavahöhle in Mexiko. S.-A. aus: Diese Zeitschr. 63,
1911, Mon.-Ber. 3. Berlin 1911.
Harbort, E.: Neu- und Unibildungen im Neben gestein der norddeutschen
Salzstöcke. S.-A.: Diese Zeitschrift 65, Monatsber. 1. Berlin 1913.
— Über Corbula isocardiaeformis als Synonym für Isoeardia <in</ii/<ita
Phiu,. S.A.: Diese Zeitschrift 65, Monatsber. 1. Berlin 1913.
— Zur Frage der Aufpressungsvorgänge und des Alters der nord-
westdeutschen Salzvorkommen. Vortrag, gehalten auf der Kali-
hauptversammlung zu Güttingen am 10. Juni 1912. S.-A. aus:
Kali, Zeitschrift für Gewinnung, Verarbeitung und Verwertung der
Kalisalze, Jahrg. VII, 5, 1913. Halle 1913.
— Über den Salzgehalt der Nebengesteine an den norddeutschen
Salzstöcken. S.-A. aus: Diese Zeitschr. 65, Jahrg. 1913, Monats.
ber. 2. Berlin 1913.
— Nachträgliche Bemerkungen zu meiner Kritik der Lachmann-
schen Ekzemtheorie. S.-A. aus: Diese Zeitschr. 65, Jahrg. 1913,
Monatsber 2. Berlin 1913.
— Über die Theorie der Deckenüberschiebungen. S.-A. aus: Diese
Zeitschr. 65, Jahrg. 1913, Monatsber. 2. Berlin 1913.
— Über die dynamometamorphen Vorgänge innerhalb des Salzgebirges.
S.-A. aus: Diese Zeitschr. 65, Jahrg. 1913, Monatsber. 2. Berlin 1913.
— Zur Frage der Genesis der Steinsalz- und Kalisalzlagerstätten im
Tertiär vom Oberelsaß und von Baden. S.-A. au6: Zeitschr. f. prakt.
Geol., Jahrg. XXI, 3,4, 1913. Berlin 1913.
— u. MbSTWERDT, A.: Lagerungsverhältnisse und wirtschaftliche Be-
deutung der Eisenerzlagerstätte von Rottorf am Klei bei Helmstedt.
S.-A. aus: Zeitschr. f. prakt. Geol., Jahrg. XXI, 3 4, 1913. Berlinl913.
Häberlk, D.: Über traubige und zapfen form ige konkretionäre Bildungen
im Buntsandstein. Mit 2 Abb. S.-A. aus: Jahresber. u. Mitt. d.
Oberrhein, geol. Ver., N. F., Bd. 3, Jahrg. 1913. Karlsruhe 1913.
— Die natürlichen Lands-chaften der Rheinpfalz. Ein Beitrag zur
pfälzischen Heimatkunde. Kaiserslautern 1913.
Korn, J.: Die Mittel-Posensche Endmoräne und die damit verbundenen
Oser. S.-A. aus: Jahrb. d. Kgl. Preuß. Geol. Landesanst., Bd. 33,
7,1,3. Berlin 1912.
Kranz, W.: Das Nördlinger Riesproblem. III. S.-A. aus: Jahresber.
u. Mitt. <1. Oberrh. Geol. Vereins. N.F., Bd. III, 1. Karlsruhe 1913.
— Die Überschiebung bei Straubing. S.-A. aus: Geognost. Jahres-
hefte 1912, Jahrg. XXV. München 1912.
Kruscii, P.: Die Versorgung Deutschlands mit metallischen Rohstoffen
(Erzes und Metallen . Mit 97 Abbildungen im Text. Leipzig 1913.
Kukuk u. Mintrop: Die Kohlenvorräte des rechtsrheinisch-westfälischen
Steinkohlenbezirks. S.-A. aas: Glückauf, Berg- und Ilütten-
männische Zeitschrift, Jahrg. 49, Nr. 1. Essen 1913,
Zeitschrift
der
Deutschen Geologischen Gesellschaft.
B. Monatsberichte.
Nr. <». 1913.
Sitzung am 4. Juni 1913.
Vorsitzender: Herr RaUFF.
Der Vorsitzende legt die als Geschenke eingegangenen
Werke der Versammlung vor.
Herr GOTHAS spricht über das angebliche flöz-
führende Rotliegende im oberschlesischen Steinkohlen-
becken.
Bei meinen Studien über die paläontologische Gliederung
des oberschlesischen Carbons auf Grund der Flora war u. a.
ein Punkt von besonderem Interesse, nämlich, wo die höchsten
flözführenden Schichten zu suchen seien und welchem rela-
tiven Horizont diese angehörten. In der POTOMEschen floris-
tischen Gliederung1) stecken die dort als hangendst angesehenen
Sohrauer Schichten noch in den Lo^c/toy; tem-Horizonten, d. h.
im mittleren Westpbalien ; wir hatten also das merkwürdige
Verhältnis, daß im Gegensatz zu den anderen paralischen
Becken das oberschlesische mit viel tieferen Schichten abschloß.
Den Gipfel der mitteleuropäischen paralischen Steinkohlen-
becken bzw. Beckenkomplexe bildet nämlich ein paläontologisch
recht gut charakterisierter Horizont, der in England durch das
Radstockian und z. T. durch das Transition, in Nordfrankreich
durch die Zone superieure Zeillers, in Belgien durch die Flenua
bei Mons, im Ruhrbecken durch das Ibbenbürener-Piesberger
Vorkommen bezeichnet wird. Es scheint zwar, daß das Rad-
stockian und die Piesbergschichten z. T. ein noch etwas höheres
Niveau einnehmen als die betreffenden Schichten in den anderen
1 Abhandl. Kgl. Preuß. Geol. Landesan.st. N. F. XXI, 1896, S. 14 15
21
282
paralischen Becken, doch ist dies von untergeordneter Bedeutung,
und allen gemeinsam ist die Eigentümlichkeit, kein Stephanien
zu besitzen. Nirgends haben -wir in den paralischen Becken
eine Andeutung von eigentlicher Stephanienflora. Selbst im
Donetzbecken Südrußlands scheinen die genannten Verhältnisse
analog zu sein, indem durch ZALESSKY zwar die Flora des
Radstockian usw. bekannt gemacht worden ist, eigentliche Ste-
phanien- oder gar Rotliegendtypen aber fehlen. Die wichtigsten
Angehörigen der genannten höchsten Westphalien stufe sind:
Sphenopteris neuroptero'ides Boul., Sphenopt. artemisioe-
folioides Ckepin, Pecopteris typ. vestita Lesqu. bzw. pseudo-
vestita D. "White, Neuropteris Scheuchzeri Hoffmanx, Neur.
rarinervis BüNl?., Neur. ovata HOPFM. (nur in den höchsten
Schichten) Lrinopteris Münsteri Eichw. sp.. Sphenophyllum
emarginatum Bkongn., Annullaria tphenophylloides Zenk. sp.,
SigiLlaria cumulata WErss, S. principis Weiss. In den
Schichten kommen dann zuweilen schon einzelne, seltene Vor-
läufer des Stephanien vor, wie Taeniopteris- Arten , gewisse
Pecopteriden, Alethopteris Graudini usw. Die genannten Typen
sind zwar an allen Stellen nicht alle gleichmäßig vorhanden,
die jeweiligen Typen genügen aber vollkommen, um ein Bild
von der Sachlage zu gewinnen.
Wenn man bedenkt, daß im Ruhrbecken zwischen den
Lonchoptrris-Horizonten und den Ibbenbürener noch der obere
Teil der Gaskohle und die ganze Gasflammkohle liegt, so
kann man ungefähr ermessen, wieviel nach den früheren
Anschauungen, wo also das Produktive Carbon in Oberschlesien
mit den Lonc/topteris-Ilorizonten abgeschlossen wurde, noch
bis jener vorgenannten höchsten Westphalienstufe fehlte. In-
zwischen ist es nun gelungen, die Existenz dieser Zone auch
im oberschlesischen Carbon nachzuweisen, so daß dieses nun
ganz in Konkordanz zu den anderen paralischen Becken kommt.
Von GrAEBLEB wurde zunächst erkannt, daß die von ihm
als Laziskerschichten bezeichneten höher als die „Sohrauer"
liegen. Die reichsten Fossilfunde aus diesem Komplex bietet
bisher die Bradegrube bei Mokrau, wo auch von Herrn Berg-
verwalter NIKOLAUS wirklich gesammelt worden ist. Daß hier
nennenswert höhere Schichten vorliegen als in der Sohrauer
Gegend, geht z. B. auch paläontologisch klar aus der Tatsache
hervor, daß sich in der Bradegrube einzelne Vorläufer der Flora
des oberen Westphalien (Zone supe-rieure usw.) finden, nänilich
Annularia 8phenophylloide8 und Sphenopteris pulcherrimaCE&P.
Es sind mir auch noch einige andere Typen von Vorläufern
jener höheren Zone aus Oberschlesien bekannt, aber ohne
— 283
Fundort. Vorkommen mit dem ausgesprochenen Charakter
jener Flora fehlten aber noch vollständig.
Um so schwerer zu verstehen war es, daß Gaeislek1)
plötzlich flözführendes Rotliegende aus dem Becken angab, das
sich auf seiner Karte in Gestalt eines schmalen, seramelartigen
Streifens von Gr.-Chelm über den Przemsa-Fluß über Libiaz
bis Zarki in Galizien hinzieht. Ein solches Vorkommen wäre
für ein paralisches Becken an sich schon etwas sehr Sonder-
bares gewesen, in unserem Falle aber nur unter Annahme
einer sehr bedeutenden Grabenversenkung denkbar gewesen.
Die Bohrungen Byczyna und andere galizische Bohrungen,
ferner das Carbon von Jaworzno und Sziersza im Norden
jenes Streifens zeigen sämtlich, soweit es sich um das flöz-
führende Gebirge handelt, die Horizonte der oberen Mulden-
gruppe (mittl. Westphalien) der preußischen Seite, also sind
noch um ein Gewaltiges vom Rotliegenden entfernt. Auf jeden
Fall war es notwendig, die Fossilführung jenes auf Grund
petrographischer Merkmale von Gakbler angegebenen Rot-
liegenden zu studieren, da hier die hängendsten Flöze von
Oberschlesien nach allgemeiner Annahme vorliegen2). MICHAEL
(a. a. 0.) hat sich schon durchaus gegen die Annahme des flöz-
führenden Rotliegenden ausgesprochen, er sagt S. 209: „Die
bis 300 m Tiefe („in dem Bohrloch Libiuz 5") anstehenden
Schichten müssen dann einer hangenden Flözfolge des Produk-
tiven Carbons angehören, deren Vertreter in Oberschlesien selbst
bis jetzt noch nicht bekannt sind." Die günstige Gelegenheit,
die der seit längerem im Abteufen begriffene Schacht der Grube
Janina bei Libiaz bot, nahm ich wahr, und sammelte auf der
dortigen Halde mit freundl. Erlaubnis der Grubenverwaltung
die aus dem Schachte geförderten Pflanzenfossilien, die aus jenem
oberen Schichtenkomplex stammen :;). Die gefundenen Arten sind:
* Neuropteris rarinervis Buxu. viel, N. heterophylla
Brongn.
Sigillarien, schlecht erhalten, rhytidolep.
Calamiten.
') Das oberschlesische Steinkohlenbecken, 1909, S. P.I-L'l* and
S. 59-60.
*) Vgl. Michael, Jahrb. Kgl. Preuß. Geol. Lande.-anst. IJ.H, Teil I,
H. 2, S. 206— 809. Leider sind mir ans den dort angeführten Bohr-
löchern keine Pflanzenreste zu Gesicht gekommen. Nach Mumii
rechnet auch Wojcik in der tschechischen Monographie des Krakauer
Beckens gleich GäEBLEJR die oheren flözführenden Schichten von
Libiaz zum Kotlic-genden.
3) Herrn Markscheider Küntzkl in Königshütte bin ich für seine
freundl. Führung nach Libiaz besonders verpflichtet.
21*
— 284 —
Linopteris typ. obliqua BüNlL sp.
Asterophyllites sp.
:;: Sphenophylliim emarginatum Br.
::: Pecopteris typ. pseudotestita White.
' Annularia sphetiophy/loides Zenk. sp.
Lepiäophylhnu majus. Brongn.
Stigmaria ficoides BRONGN.
Sporites glabra.
Man erkennt auf den ersten Blick, daß hier von Rot-
liegendem gar keine Rede sein kann, auch nicht von
Stephanien, daß vielmehr die vorn erwähnten Schichten
des höchsten Westphaliens vorliegen (Zone superieure
Zeillers). Von Stephanien wurde mir auf der Grube dort
erzählt, und nach Mitteilung von Herrn MICHAEL ist die An-
gabe, daß das obere Libiazer Carbon Stephanien sei, auch
von anderer Seite ihm gegenüber geäußert worden. Mit einer
etwaigen flözleeren Rotliegend-Überlagerung hat also hier wie
anderwärts in unserem Becken das Öözführende Gebirge nicht
das Geringste zu tun; es muß dann vielmehr eine zeitlich sehr
große Diskordanz angenommen werden. Nach Mitteilung auf
der Grube finden sich auf der dortigen Landoberfläche Psaronien
zerstreut; sollte dies der Fall sein — ich habe keinen gesehen —
so würden sie aus den Schichten über dem Carbon stammen und
diese tatsächlich Rotliegend oder ehemaliges Rotliegende sein, wie
solches weiter im Norden bei Karniowice schon lange bekannt ist.
Ich setzte meine Untersuchungen dann auf preußischer
Seite fort und in der Nähe des Dorfes Gr.-Chelm. Hier ist
nach Gaebleu das flözführende Rotliegende (a. a. 0., S. 60)
1 17,70 m mächtig.
Er gibt als Profil :
Buntsandsteinletten
Kohle 0,26 m
Mittel 9,— „
Kohle Chelm-FlÖ7. 1,44 „
Mittel aus hunten Tonen und mürbem,
rotem Sandstein 107, — „
117.7 m
Dieses „Unter-Rotliegende, welches auch als eine Über-
gangszone aufgefaßt werden kann" (a. a. 0., S. 00) '), habe ich
') Die Uherschrift bei GAEBLEB (a. a. 0., S. 59), Unter-Rotliegendes
= Radowenzer Schichten (?), ist mir auch unverständlich; eins von
beiden ist doch l>l<>ß möglich; die Radowenzer Schichten als Stephanien
können kein Rotliegendes sein.
— 285 —
in einem Tagesaufschluß an einer alten Schürf- oder Schacht-
stelle westlich des Dorfes Kl.-Chelm, am Fuße des Chelmer
Berges, untersuchen können. Hier beißt ein kleines Fl<">z aus,
offenbar jenes hangende Flöz von 0,26 m in dem GaeüLER-
schen Profil, also nach seiner Auffassung das oberste ober-
schlesische überhaupt. Im Hangenden dieses dort etwa 0,20 m
mächtigen Flözes sammelte ich zahlreiche Pflanzenreste, nämlich:
* Pecopteris typ. pseudovestita D. White viel
* Neuropteris rarinervis Bunu.
Stigmaria ficöides (Liegendes).
.Man sieht trotz der geringen Artenzahl, daß es sich um
denselben Schichtenkomplex handelt wie bei Libia,z, wegen
der -vielen Pecopteriden wohl um dessen hängenderen Teil.
Auch petrographisch habe ich in dem dortigen Ausbiß
nicht so erhebliche Besonderheiten gegen die sonstige Be-
schaffenheit des Muldengruppengesteins finden können. Es
kommen die so charakteristischen Sphärosiderite vor, und die
Rotfärbung der Schichten hängt mit Verwitterungsvorgängen
zusammen, wie man an frisch aus dem Stoß herausgeholtem
Material sieht, das oft noch grau bis schwärzlich ist. MICHAEL
hatte also, wenn er diese Rotfärbung für eine sekundäre
Schichtenverfärbung ansprach (a. a. 0.), Recht.
Im übrigen beweist auch das Schwinden fast jeglichen
Koblenrestes auf den Chelmer Abdrücken, daß hier starke
Oxydations- und Verwitterungsvorgäuge stattgefunden haben.
Das Gestein auf der Libiazer Seite erinnert mit seinem
stäubenden Charakter und den bald in Schüppchen oder Pulver
sich ablösenden Abdrücken durchaus an das Verhalten der
mir sonst aus den hängenderen Partien galizischer Bohrungen
bekannten Abdrücke, die ohne Gummierung oder Fixierung
kaum zu halten sind. An die sonstigen Pflanzenvorkommnisse
in der galizischen Muldengruppe erinnern in Libiaz auch die
häufigen »SponiVs-Exemplare, oft in Menge zusammengehäuft,
wahrscheinlich von Sigillariostroben herrührend.
Nach der Lage der beiden Fundpunkte Chelm und Libiaz
zu urteilen, zieht sich die obere Schichtenpartie, wie GAEBLEB
annahm, tatsächlich von der preußischen Seite nach Libiaz
hinüber, und vielleicht noch darüber hinaus; hierüber und
über ihre Ausdehnung nach Norden und Süden müsseu spätere
Aufschlüsse Auskunft geben. In den übrigen paralischen
Becken hat man diesen durch seine Flora scharf gegen die
mehr oder weniger mit darunterliegenden Lonchopteris-
Horizonte, die in Oberschlesien bis zur Bradegrube aufwärts
— 286 —
nachgewiesen sind, getrennten Schichtenkomplex immer ab-
getrennt, und auch in Oberschlesien müssen wir wegen der
überaus charakteristischen und unterschiedlichen Flora eine
solche Separierung vornehmen. Wir werden diese durch die
obige Flora gekennzeichneten höchsten Schichten des Prod.
Carbons des oberschlesischen Beckens als Chelmer Schichten
bezeichnen. Sie gehören natürlich noch zur Muldengruppe
MICHAELS, die also nur höher hinaufzuziehen ist.
Der allgemeine Gesichtspunkt für den Vergleich mit den
anderweitigen Becken war im vorigen schon hervorgehoben
worden. Wir haben im oberschlesischen Becken den-
selben Abschluß der produktiven Schichten nach
oben wie in den anderen paralischen Becken; denn
wenn auch, wie bemerkt, die Upper coal Measures in England
(Radstockian) und die Piesbergschichten z. T. ein etwas höheres
Niveau einnehmen als die Zone superieure in Nordfrankreich
und die Flenus in Belgien, so ist dies nicht sehr belangreich,
da alle diese Schichten im großen und ganzen dieselbe Leit-
llora enthalten und jedenfalls nicht das Stephanien erreichen;
auch die Radstockschichten nicht. Es ist dies ein großer
gemeinsamer Zug, der dem mitteleuropäischen Becken, ja an-
scheinend sogar dem Donetzgebiet eignet und sie zugleich in
Gegensatz zu den meisten Binuenbecken bringt. In diesen
ist das Stephanien normalerweise, und zwar produktiv, fast
immer entwickelt, z. B.
1. in den mittelböhmischen Becken,
2. in dem niederschlesisch-böhmischen Becken (Radowenzer
bzw. Idastollner Flöze),
3. im Wettiner Becken bei Halle a. d. S.1),
4. Im Saarbecken (Ottweiler Schichten mit dem Lummer-
schieder und Schwalbacher u. a. Flözen),
5. in den vielen Becken des französischen Zentralplateaus,
wo das Stephanien sogar die bevorzugte Stufe der Kohlen-
bildung ist (Decazeville, Commentry, Gard, Autun und
Epinac, Le Creuzot und Blanzy usw.).
Welche Ursache diesen allgemeinen Beziehungen zugrunde
liegt, dürfte vorderhand unklar sein, übersehen kann man aber
an der 1 1 and des oben Gesagten diese Beziehungen wohl kaum.
Schließlich sei noch hinzugefügt, daß nunmehr das ober-
schlesische Becken d i e vollständigste, mit lückenloser
') Im Zwickauer Hecken liegt dagegen das Hotlitjgönde diskordani
auf dem obersten Wostfalien (SteRZEL).
— 287 —
Fossilfüh ru ng bekannte carbonische Schichtenreihe
in Europa darstellt, da sich die Flözenentwicklung
■vom Culm (mähr.-sch 1 esischen Dachschiefer) bis zum
Gipfel des Westphalien lückenlos verfolgen läßt;
nach einer dem Stephanien entsprechenden Lücke folgt dann
die permische Flora des Kalkes von Karniowice, die RaCIBORSKI
beschrieben hat. An Vollständigkeit kann sich damit nur
das kleinasiatische Becken von Eregli (Schwarzes Meer) oder
Heraclee messen, in dem die Flora von dem untersten pro-
duktiven Carbon bis ebenfalls zu den höchsten Schichten des
Westphalien (hier schon mit zahlreichen Einmischungen von
Stephanien-Typen) verfolgt worden ist (Z EILLER, Mem. Soc.
Geol. France. Mem. No. 21. 1899). Das nächst vollständige
niederschlesische leidet an dem zwischen Waldenburger Schichten
und Ilangendzug (Schatzlarer Schichten) eingeschalteten flözleeren
Großen Mittel. Bei dieser Vollständigkeit in dem in allen
Etagen flözführenden oberschlesischen Becken ist. es sehr über-
raschend, innerhalb derselben eine fast mathematisch scharfe
Grenze für die Florenfolgen zu finden, nämlich unmittelbar
unter dem Pochhammerflöz, dem untersten Sattelflöz, wo in
demselben Augenblick, wo die oberste marine Schicht er-
scheint, die Randgruppenflora erscheint mit Typen der
Waldenburger Schichten und zahlreichen Sondertypen. Hier-
über und über die oberschlesische Steinkohlenflora überhaupt
wird in der im Druck befindlichen Monographie der ober-
schlesischen Garbonflora des Verfassers das Nähere zu finden
sein. Von dieser ist zunächst nur der 1. Teil, die Farne und
farnähnliche Pflanzen enthaltend, vollendet worden.
Eine weitere und zwar die nächste Aufgabe muß es nun
zur weiteren Klärung der hängendsten Schichten der Mulden-
gruppe sein, die Schichtengruppe zwischen den Bradegruben-
flözen und den Chelmer Schichten paläontologisch zu unter-
suchen. Nach der Annahme GaEBLEUS (a. a. 0., S. 73) ist
diese Schichtenserie in den Schichten der lleinrichsfreudegrube
bei Lendzin mit 7 Flözen (ca. 180 m Mächtigkeit) und den
darüber gesetzten 3 Beruner Flözen (ca. 180 m) zu suchen;
das unterste Beruner Flöz soll dem obersten Heinriehsfreude-
flöz entsprechen. Fossilien sind leider aus diesem Komplex
gar nicht bekannt. Ich hoffe, in diesem Herbst Gelegenheit
zu haben, auch diese Lücke auszufüllen, da bei Lendzin eine
600 m tiefe Bohrung gestoßen wird (nach freundl. Mitteilung
des Herrn Markscheider WEBER in Kattowitz), und da ferner
die Hoffnung besteht, an dem Ausbiß bei dein alten Wegge-
schacht am Flelmitzkiberg bei Benin weiteres Material zu finden.
— 288 —
Zur Diskussion spricht Herr Michael.
Herr GuiLLEMAlN spricht über Grundzüge der Geo-
logie Katangas1).
Zur Diskussion sprachen die Herren STUTZER, RAUFF,
Hennig, Michael und der Vortragende.
Das Protokoll wird verlesen und genehmigt.
v. w. o.
Hennig. Rauff. Bäktling.
') Der Vortrag bildet einen Teil der in der gleichen Nummer
veröffentlichten brieflichen Mitteilung des Verfassers.
— 28 9 —
Briefliche Mitteilungen.
18. Über geologische Beobachtungen auf der
Insel Elba.
Von Hcncii IL Arlt und .Ion. Koenigsbekger.
(Mit 5 Textfiguren.)
München und Freiburg i. B., den 25. November 1!U2.
Seit den Zeiten G. V. Raths1) bietet die Insel Elba viele
interessante geologische, petrographis^he und tektonische Pro-
bleme. Gelegentlich unseres gemeinsamen Besuches auf dieser
Insel im April d. J. konnten wir einige neue Beobachtungen
machen und auf Grund dieser zu den geologischen Streit-
fragen über die tektonischen Verhältnisse der Insel Stellung
nehmen.
Durch die zahlreichen Arbeiten TERMIERS3), welcher Elba
als ein „pays des nappes" deutet, hat das Studium der Geo-
logie von Elba neue Anregung erhalten. Die Insel Elba
wurde zu einem Kampfplatz, auf dem die Ideen der modernen
Deckentheoretiker mit den bisher geläufigen tektonischen An-
schauungen über den Aufbau des Apenninengebirges zusammen-
stießen. So sind gelegentlich der Generalversammlung der
Italienischen geologischen Gesellschaft in Portoferrajo und der
damit verbundenen Exkurstonen im September 1910 die von
') v. Rath: Die Insel Elba. Geognostisch- mineralogische Frag-
mente aas Italien III. Diese Zeitschr. XXII, 1870, S. 591— 732.
J) P% Tbrmier: Sor les granites, les gneiss et les porphyres i
de l'ile d'Elbe. Compt. Rend. A.c. So. 11s. L909, S. 1441,5. — Der-
selbe: Sur les nappes de l'ile d'Elbe. Ebenda lls. L909, S.1648/52.
Derselbe: Sur les relations tectoniques < lo l'ile d'Elbe avec la Corse
et bot la Situation de celle-ci dans la chaine alpine. El>enda 149, 1910,
S. 11. — Derselbe: Sur la Tectoniqae de l'ile d'Elbe. Ball. d. I. Soc,
geol. de France. IV. S, ... X. 1910, S. 134 160.
— 290 —
TERMIER gebrachten neuen Deutungen "von den italienischen
Fachgenossen allgemein abgelehnt worden1).
Für die Iusel gibt es e"ine geologische Spezialkarte im
Maßstab 1 : 50000, aufgenommen von B. LOTTI3), die — wie
Termier hervorhebt — sich durch Sorgfalt und Objektivität
der Eintragungen auszeichnet.
Nach der Ansicht LOTTIS3), dem sich seine italienischen
Fachgenossen auf ihrer Versammlung 1910 angeschlossen hatten,
besteht der östliche Teil der Insel aus einer schwach gewölbten,
normalen Schichtenfolge, die sich über „präsilurianischen Gneisen,
Glimmerschiefern und Marmoren" (pr1, pr2, pr3, pr4 der Karte
l.o ins) aus paläozoischen, mesozoischen und tertiären Horizonten
aufbaut. Ein Einbruch längs einer N — S streichenden Verwerfung
in der mittleren Zone der Insel bringt eine Wiederholung dieser
Schichten gegen Westen hin. Dort und auch in der Mittel-
zone treten die tertiären Granite und Porphyre auf, welche
die genannten Schichten durchbrechen. Die grünen Gesteine
werden je nach ihrer Lagerung zwischen den Sedimenten als
präsilurianische oder eocäne unterschieden.
Termier dagegen gliedert Elba in drei tektonische Serien,
von denen jede durch einten ihr eigentümlichen Schichtenaufbau
bezeichnet ist, und die alle drei deckenförmig übereinander
gelagert sind [vgl. Fig. 3a, welche eine Kopie aus TERMIEKS
letzter Arbeit4) darstellt].
Die basale Serie (1) setzt sich nach seiner Auffassung
zusammen aus dem Elbaner Granit mit seiner metamorphen
Hülle im Westen, aus dem aus ihm hervorgegangenen Mylonit
im Osten sowie aus Gneis im Süden und aus den Tertiär-
schichten, die LOTTI mit dem Zeichen „e5" (Albarese und
Macigno) auf seiner Karte ausgeschieden hat. Die zweite
Serie (II) besteht aus Marmoren und Kalkglimmerschiefern
mit grünen Gesteinen, jenen Horizonten, die LOTTI mit „pr3"
; L. Baldacci: Nuove ipotesi sulla Struttura geologica dell' Elba.
Boll. d. Soc. geol. ital. XXIX, 1910, S. LXXV-CXI1I. — P. Aloisi:
Excursioni nell' l.sola d'EIki eseguite dalla societä geologica italiaoa dal
18 al 22 settembre 1910. Ebenda XXIX, 1910, S. CXXV1I-CXLIV. -
B. L'itti: La riunione della Societa geologica italiana a Portoferrajo
e l' ipotesi del Tekmier sulla tettonica dell'isola d'Elba. Boll. Com.
geol. 41, II. 3, S. 284-291.
- B. LOTTI: Carta geologica dell'isola d'Elba. l:f>0000.
Rom;. L885.
• B. Lotti: Descrizione geologica dell'isola d'Elba. Memorie
ttive della carta geologica d' ttalia. II. 1886. — Derselbe:
Geologia della Toscana. Ebenda XI II, 1910.
1 1 ctoniqae '1" l'ile d'Elbe, a a. 0., S. 135.
— 291 —
und „pr4" als präsilurianiscb auffaßt, TEKMIER aber den
,,Schistes lustres" der Alpen parallel stellt. Sie erscheinen
als schmale Zonen zwischen der basalen Serie I und der
hangenden Serie III, welche aus der Schichtenfolge Silur-
schiefer bis Eocän im östlichen und zentralen Teil der Insel
gebildet wird. Das Eocän der obersten Decke („e1, e2, e3
der Karte LOTTls) wird als Kalk-Hornsteinfacies dem Macigno-
Albarese der basalen Serie I gegenübergestellt. Ferner ist
Fig. 1.
Übersichtskarte und Profil der Insel Elba nach TüRMIEK.
die oberste Decke durch ihren Reichtum an grünen Gesteinen
charakterisiert.
Im folgenden geben wir eine kurze Beschreibung der von
uns besuchten Aufschlüsse auf Elba:
I. S. Caterina-Terranera (nordöstlich Porto Longone).
Aus grauen, kavernösen, oft auch dolomitischen und Bchwarz
geäderten Kalken, die von LOTTl mit Infralias („i" der Karte)
bezeichnet, von Tki.mikk als echte Triasbildungen gedeutet
werden, durchquert man in der angegebenen Richtung zunächst
sandige, violette oder graue tonige Schiefer Verrucano —
(„pm2" der Karte), danach bituminöse Silurschiefer („si").
292
Diese Schichten gehören jenem System an, welches vom Silur
über Unter- Devon'), Perm, Trias, Lias, Eocän eine normale,
tektonisch nicht erheblich gestörte Schichtenfolge darstellt.
Sie bedeckt, längs der Linie Rio Marina-Terranera beginnend,
den größten Teil im Osten und Nordosten der Insel und reicht
gegen Westen bis zu der Einschnürung Elbas zwischen dem
Golf von Portoferrajo und dem Golfo della Stella.
Steigt man in den Silurschiefern am westlichen Abhang
des nördlich C. Bianco mündenden Tales unterhalb des dort
auf der Höhe stehenden Pulvermagazins hinab, so gelangt man
alsbald in eine breite Trümmerzone, innerhalb welcher die
Schiefer und ihre Unterlage heftig durcheinander gepreßt sind.
Als jene Unterlage erkennen wir hier die Granit-Mylonite,
welche wir bei Porto Longone eingehend zu studieren gute
Gelegenheit hatten. Die von diesem Aufschluß genommene
Photographie (Fig. 2) läßt den tektonischen Kontakt gut er-
kennen (insbesondere die Schollen von dunklem Granitmylonit
in hellem Silur). In der Natur ist die Grenze zwischen
Silur (oben) und Mylonit (unten und seitlich rechts) noch
dadurch besonders gut bezeichnet, daß letzteres Gestein in
der Nähe des C. Bianco Träger einer Eisenerzlagerstätte ist.
Es sind die leuchtend rot und rotbraun erscheinenden Aus-
scheidungen der hier emporgestiegenen Eisenlösungen nur
höchstens bis in die Verruschelungszone hineingedrungen, ohne
die dunklen Silurschiefer imprägniert zu haben. Die Mineralien
sind gut erhalten, die Spalten offen. Also erfolgte das Auf-
dringen der Erzlösungen nach der Überschiebung, vermutlich
im Zusammenhang mit dem Mittelmeereinbruch.
Die Silurschiefer sind hier ziemlich metamorphe Phyllite,
wie sie durch eine Gneis-, vielleicht auch eine Granitkontakt-
metamorphose erzeugt werden können.
Der Granit etwa 20 m unter der Überschiebungsfläche
besteht u. d. M. aus Bruchstücken von Orthoklas, unregelmäßig
begrenzten Körnern von Quarz, etwas feinzerteiltem Plagioklas,
aus Zoisit, Sericit und wenig z. T. chloritisiertem Biotit.
Unmittelbar an der Überschiebungsfläche, wo der Granit
mit Silurlinsen verkittet ist, ist die Zertrümmerung so weit-
gehend, daß die Auflösung des Mikroskops auch bei stärkster
Vergrößerung kaum zur Diagnose hinreicht, zumal da der Schliff
nicht unter einer gewissen Dicke hergestellt werden kann.
Neben 0uarz und wohl Orthoklas sind sehr zahlreich in
Bändern angeordnet Zoisitleisten und Sericitflasern ausgeschieden.
Lotti: Geol. Toscana, S. 6.
— 293 —
Biotit, Chlorit, Epidot sind nicht sicher nachweisbar. Außer-
dem sieht man viel Eisenerz, das frisch ist und regelmäßige
Begrenzungen zeigt.
Da wir nach den früheren Untersuchungen von L.OTTI,
DaLMEU u. a. und unseren Darlegungen (vgl. S. 298) berechtigt
sind, dem Granitmylonit posteocänes Alter (oder exakter ihn
jünger als das Albarese zu bezeichnen) zu geben, haben wir
■
■
Fig. 2.
Tektonischer Kontakt zwischen Silur und Mylonit bei Capo Bianco.
an dieser Stelle also eine vorzüglich aufgeschlossene Über-
schiebung von Silur auf posteoeänem Granit vor uns. "Wie
man an den Abhängen des verlassenen Tagebaues beobachten
kann, und wie es auch aus der Photographie Fig. 2 deut-
lich ersichtlich ist, ist die geschilderte telefonische Störungs-
fläche eine flache Überschiebungsfläche, die nur mit wenigen
Graden gegen Westen bis Nordwest einfällt. Eine Deutung
dieser Erscheinung als Verwerfung ist vollständig ausge-
schlossen.
29 /
II. Das untere Ortano-Tal.
Ungefähr 10 km nördlich von der eben beschriebenen
Lokalität mündet an der Ostküste der Insel das Ortano-Tal.
Auf dem Wege dorthin bleibt man ständig in den früher als
gneis- und z. T. turmalinführende Glimmerschiefer bezeichneten
Gesteinen, die aber, wie von uns weiter unten (S. 912 ff. dar-
gelegt ist, als Mylonite zu bezeichnen sind. Während der
Wanderung längs der Küste fiel uns auf, daß von den Bergen hier
und da Marmor und Brauneisenerze an das Meeresufer gebracht
werden. Beim Hinaufstoigen am Südabhang des unteren Ortano-
Tales finden wir die Erklärung dieser Erscheinung. Über dem
„Mylonit" folgt hier ein mächtiges Lager grau-weißen Marmors,
an dessen Basis metasomatisch Eisenerze ausgeschieden sind. Im
Talboden ist am rechten Gehänge der Kontakt des Marmors gegen
den Mylonit klar aufgeschlossen. Der krystalline Kalk ruht
hier an einer steilen Begrenzungslinie neben dem Mylonit. In
der Nähe der Grenze beider Gesteine war im Mylonit eine
besonders heftige Verruschelung zu erkennen. Überlagert wird
der Marmor von einem wohlgeschichteten, ebenfalls krystallinen
Mergelkalk. Talaufwärts wandert man noch geraume Zeit in
diesen krystallinen Gesteinen, bei deren Studium sich in ihrem
Habitus eine auffallende Ähnlichkeit mit den Eocäubildungen
(Macigno und Albarese) aufdrängte, die wir einen Tag vorher
auf dem Wege von Portoferrajo nach dem Mte. Capaune
kennen gelernt hatten. Beide Male waren innerhalb schiefriger
Gesteine verschieden hell oder dunkel gefärbte Kalklinsen
eingelagert, nur daß westlich Portoferrajo bis zum Golf von
Procchio unveränderte Gesteine anstanden, während wir es
hier mit metamorphen zu tun hatten. Es erschien uns daher
nicht ausgeschlossen, in diesen umgewandelten Kalken und
Schiefern eine veränderte Ausbildung des normalen Tertiärs
auf dem mylonitisierten Granit vor uns zu haben. Die hier
ebenso wie im Westen der Insel vorhandene Vergesell-
schaftung mit Serpentin vermochte diese Deutung nur zu
stützen.
Weiter talaufwärts legt sich auf dieses Schichtensystem
Silurschiefer. In der Nälie ihrer Auflagerungsfläche ') sind sie
stark gestört und gefältelt, so daß der Auffassung, die Silur-
schiefer seien hier wie am C. Bianco in sich etwas verschoben,
keine Schwierigkeit entgegenstehen würde. Solche Verschie-
bungen längs „Gleitbrettern" (A. SPITZ) sind nicht selten; sie
'. Die AnfluL"TiMig selbst war hier nichl aufgeschlossen.
29,
sind manchmal, aber wohl nicht mit Recht, als Decken ge-
deutet. Im Hangenden des Silurs folgen alsdann wieder die
bereits bei Beschreibung der Aufschlüsse S. Caterina — Terra-
nera genannten normal auflagernden permischen, mesozoischen
und tertiären Schichten.
Von diesem Aufschluß unterscheidet sich das Torher
unter I geschilderte Profil also nur dadurch, daß zwischen dem
liegenden Mylonit und das überschobene Silur noch meta-
morphe Kalke und Schiefer eingeschaltet sind.
III. Casa Perna — Casa Ciollini.
Die Fahrstrecke Portoferrajo — Porto Longone verläßt man
bei der Casa Perna und steigt in der Fossa di Mar di Carvisi
WSW
Diabas
Granit
Fig. 3.
Profil bei Casa Perna.
am östlichen Talgehänge empor1). Hier findet sich an-
stehend Elbaner Granit, doch selten in ganz normaler und
gesunder Ausbildung, dazwischen gestreckte Gesteine, die
Glimmerschiefern ähneln. Man ist zeitweise im Zweifel, ob
ein Granitkontakt gegen Gneis oder Glimmerschiefer vorliegt,
oder ob eine mechanische Deformation der Granitmasse (Mylo-
nitisierung) eingetreten ist. Je weiter man jedoch nach oben
steigt, gewinnt letztere Ansicht die Oberhand. Die gestreckten
Gesteine überwiegen, schließlich sind echte Mylonite vorhanden.
Auf der Höhe stellen sich stark gepreßte dynamometamorphe
Eocänschichten, und zwar Macigno und Albarese („e5" der
Karte), ein. Es folgen grüne Gesteine und Eocän der
kalkighornsteinreichen Facies im Sinne TttUMlERs („e2, e3"
LOTTls).
In einem Profil dargestellt, ergeben diese Aufschlüsse das
Bild von Fig. 3.
') Die LoTTische Carte zeigt hier posteoc&nen normalen Granit
und turmalinführenden Bunt an, sowie tarmalinfübrende Gneise and
< rlimmersehiefer.
— 296 —
Auf beiliegender Photographie von Gesteinsanschliffen
sieht man in Nr. 1 den unveränderten Granit der Unterlage,
wie er z. B. bei S. Piero in Campo gefunden wird, in Nr. 2
den Granit in der Tiefe des Tals bei Casa Perna, der deut-
lich als solcher zu erkennen ist, aber schon gerundete Ortho-
klasbruchstücke, Quarztrüminer, zerflaserten Biotit zeigt. In
Nr. 3 kann man noch die hellen größeren Orthoklasbruchstücke
erkennen; doch ist die Hauptmasse des Gesteins in einen
dunkelgrauen gesehioferten Brei verwandelt. Der Biotit ist
chloritisiert und zu Flasern gestreckt.
Fig. 4.
Anschliffe von Gesteinen des Grundgebirges.
Im Dünnschliff sieht man in 2, daß der Plagioklas schein-
bar gebogen, in Wirklichkeit in verschieden orientierte Felder
zerlegt ist. Der Orthoklas ist zertrümmert und mikroperthi-
tisch, was z. T. wohl von gepreßten primären pegmatitiscli. n
Verwachsungen herrührt.
Der Mylonit in 3 besteht in der mylonitiseben Grundmasse
zu etwa ' 3 aus zertrümmertem Orthoklas, zu l/3 aus Quarz-
körnern und außerdem aus Zoisit, Sericit und Chlorit. — Hier
wie sonst in den Myloniten wird der Plagioklas zersetzt.
Zoisit, Quarz, Albit und Myrmekit sind wohl seine Umwand-
lungsprodukte. Diese sowie die Chloritisierung erfordern Zu-
tritt von Wasser; also muß die Überschiebung eine Krhitzung
des feuchten Gesteines bewirkt haben, oder es müssen Wasser-
dämpfe hinzugetreten sein. Letzteres ist fast wahrscheinlicher.
Die Aufreißung der Brdkruste war wohl von Dampfexhalationen
begleitet.
— 2,97
IV. Mte. Fabrello.
Das Profil am Mte. Fabrello nimmt im Streit der Mei-
nungen um die tektonischen Verhältnisse Elbas die erste Stelle
ein. Als wir es von der Casa Marchetti aus auf dem von
TeRMIER1) eingehend beschriebenen Wege begingen, fanden
•wir die Aufschlüsse hier äußerst klein und mangelhaft. Die
recht üppige Vegetation schien sie im Laufe der Jahre mehr
und mehr verdeckt zu haben.
Wir sahen östlich der genannten Casa, die ebenfalls an
der Straße Portoferrajo — Porto Longone gelegen ist, zunächst
etwas Mvlonit, dann Silur, das mit Eocän (Albarese) heftig
verpreßt erschien. Auch eine Serpentinlinse befand sich inner-
halb dieses anormalen Kontaktes. Ferner war hier in einem
kleinen Aufschluß ein krystalliner Dolomit zu beobachten.
Später längs des Fußweges gegen N wurden die Anbrüche des
anstehenden Gesteins so gering und unsicher, daß man hier
und da nur unzusammenhängende Aufschlüsse schiefriger, z. T.
auch metamorpher Gesteine, einmal auch eisenschüssige sandige
Schichten bemerken konnte.
Wie gesagt, fanden wir diese Aufschlüsse in einer recht
ungünstigen Verfassung, so daß sich über ihren tektonischen
Wert weniger Bestimmtes sagen läßt als über die vorher ge-
schilderten.
Zu erwähnen sind im Silur des Mte. Fabrello kleine, aber
deutliche Chiastolithkrystalle, die zeigen, daß das Silur hier
wie bei Terranera kontakt metamorph ist. Ob dies durch
einen eocänen Granit, der in der Gegend der Deckenwurzeln
der Serie III vielleicht nicht an die Oberfläche drang, be-
wirkt wurde, oder ob Gneismetamorphose vorliegt, ist un-
sicher.
Die Valdana und die Steinbrüche bei Porto Longone ge-
währen bessere Aufschlüsse in das von P. TERMIER als Mylonit
diagnostizierte Gestein. So sehr auch unseres Erachtens die
Deutung von TEUMIER zutrifft, so sind diese Stellen doch
weniger überzeugend als die oben beschriebenen Aufschlüsse
und Gesteine von Casa Perna — Casa Ciollini. Der geschieferte
Mylonit bei Porto Longone ist kaum der ganz normale Granit.
Man sieht u. d. \I. <v»u;irz häufig, Orthoklas selten, neben Biotit
tritt reichlich und relativ gut erhaltene Hornblende auf, Plagio-
klas ist nicht nachweisbar, Zoisit und Sericit sind selten.
Interessant ist der Aufschluß im Steinbruch (an der Ecke,
') Sur la tectonii|iie de l'ile d'Elbe, a. a. 0., S. 111.
— 29 5 —
kurz bevor die Straße an das Meer tritt) deshalb, weil Aplit-
gänge in diesem Gestein zwar auch zertrümmert, aber doch
weit besser erhalten sind. Sie zeigen mikroperthitischen Ortho-
klas, Quarz, etwas Chlorit, Biotit und Hornblende. Die Konti-
nuität der Gänge ist gewahrt, und das zeigt, daß die Ver-
schiebungen im Mylonit, die zur Schieferung führen, durch
kontinuierliche, vielleicht sogar homogene Deformation bewirkt
sind. An manchen Stellen sind allerdings die Gänge auch
abgerissen und ausgequetscht.
Die Schieferung des Mylonits ist der Stärke und Richtung
nach wechselnd und verschieden von der in Glimmerschiefern
und echten krystallinen Schiefern.
Die Mylonite in Valdana, über die sich eine ausgedehntere
Kontroverse zwischen P. TerMIEE1), V. NOVAEESE und P. ALOISI
entsponnen hat, sind weniger charakteristisch. Erst wenn man
viele Mylonite gesehen hat, wird man die in Valdana als solche
erkennen.
Kontaktmetamorphose am Eocän bei Pila.
Das Alter des Granits von Elba ist eingehend von G. vom
Rath, Lorn, Dalmer, BüCCA, NESSIG, neuerdigs wieder von
Lotti diskutiert worden. G. VOM Rath und Menegiiini,
Dalmer. NESSIG halten den Granit für jünger als Macigno
(also Jura-Eocän), BüCCA dagegen für paläozoisch. Lotti2)
kam neuerdings zum Schluß, daß am Mte. Capanne ein Kontakt
sicher festgestellt sei, daß aber der Übergang dieser Kontakt-
gesteine in Eocän nicht aufgeschlossen und daher nicht nach-
weisbar sei und die Kontaktfelsen als Lias zu deuten seien.
Wir haben an der Straße von Pila nach S. Ilario, die neueren
Datums ist, den allmählichen Übergang des Eocäns (Albarese)
in Kontaktfelsen gesehen. Zuerst wird der dort fast nur Kalk-
carbonat enthaltende Kalkstein fleckig; es sondern sich Adern
und Linsen verschiedener Farbe aus. Dann nimmt der Gehalt
an Kieselsäure und Tonerde zu; das Gestein wird schließlich
ein harter, Granat führender Ilornfels. Die Hornfelsen sind dort
an dieser Straße durch eine wenig mächtige Zone von Serpentin
unterbrochen. Ob dies eine tektonisch eingeklemmte Scholle
oder ein in situ umgewandelter Peridotit ist, läßt sich kaum
entscheiden. Erst dann folgt der porphyrische turmalinführende
Mikrogranit, wie er für den Mte. Capanne charakteristisch ist.
Vgl. P. Termibr, C. R. l.">2. s. 826, l'JH.
- Lotti: Geologia della Toscana, S. 62. —
K. Dalmer: X. Jahrb. Min. 1894, I, S. 99. - L. BüCCA: Etendic. Acc.
Line. VII, 2, fabeic. 8, 1891.
299
Ergebnisse.
Wie verhalten sich nun die Ergebnisse der oben be-
schriebenen, von uns beobachteten Profile zu den geologischen
Streitfragen über die tektonischen Verhältnisse der Insel Elba?
Unsere Beobachtungen bestätigen die TERJlIERschen ganz
allgemein insofern, indem sie besonders in unseren Profilen I
und II (S. Caterina-, Terranera- und Ortano-Tal) horizontale
Schollenbewegungen auf Elba zur Gewißheit machen. Ja, wenn
man will, vermag man aus allen vier beschriebenen Profilen
eine Bestätigung der von TERMIER entwickelten Ansichten
herauszulesen. Denn das Profil des Ortano-Tales zeigt, wie
er es verlangt, zwischen basalem Mylonit und übergeschobenem
Silur seiner Nappe III eine Zone metamorpher Kalke und
Schiefer mit grünen Gesteinen (Schistes lustres der Nappe II).
Profil III (Casa Perna — Casa Ciollini) läßt sich mit dem
von TERMIER vom Mte. Castello gezeichneten1) identifizieren,
durch welches nachgewiesen werden soll, daß Nappe III decken-
förmig über Nappe I liegt und das Cebiet im Zentrum der Insel
zwischen Mte. Eabrello und Mte. Castello ein Fenster darstellt.
Endlich kann man aus dem Profil des Mte. Fabrello (IV) trotz
der Unvollkommenheit der Aufschlüsse eine tektonische Über-
lagerung von Silur über Mylonit unter Einschaltung linsen-
förmiger Schollen von Schistes lustres herauslesen.
Einer so weitgehenden Übereinstimmung möchten wir
jedoch nicht das Wort reden, sondern müssen darauf hin-
weisen, daß sich uns bei Begehung des Ortano-Tales die
Deutung aufdrängte, die krystallinen Schichten unter dem
übergeschobenen Silur könnten metamorphes Eocän darstellen.
Einen stichhaltigeren Beweis für unsere Meinung als TERMIER
für die seinige können wir allerdings leider auch nicht bringen,
da wir ebenfalls nur auf Grund petrographischer Ähnlichkeit
zu unserer Bestimmung gelangten. In solchen Fällen wird es
aber wohl stets schwer halten, mit besseren Beweisen zu dienen,
da man auf Fossilfunde in den stark umgewandelten Schichten
wird vergeblich hoffen können. Unsere Ansicht hat aber gegen-
über der TERMlhRschen den Vorzug, daß sie eine Vereinfachung
bringt, da wir hier mit einer Überschiebung auskommen können
und nicht mit zwei Decken zu rechnen brauchen.
Das Profil III zwischen Casa Perna und Casa Ciollini als
Beleg für eine deckenförmige Überlagerung des Mte. Castello
und des ganzen Gebietes im Osten der Insel bis zur Linie
') Sur la Tectonique de l'ile d'Elbe, a. a. 0., S. 149.
22»
— 300 —
Porticciolo — Terranera zu benützen, kann der eine von uns
(H. Arlt) sich zunächst noch nicht entschließen, da wir etwas
Derartiges dort nicht beobachtet haben. Was man sah, schien
zwar, wie oben geschildert, auf eine Störung hinzudeuten, ihr
aber eine derartige Bedeutung zuzumessen, scheint kein Zwang
vorzuliegen, besonders deshalb nicht, weil, wie weiter unten
noch erwähnt werden wird, zwei verschiedene Eocänfacies auf
Elba bisher kaum bewiesen sind.
Besondere Erwähnung verdienen noch die grünen Gesteine,
hauptsächlich aus dem Grund, weil STEJNMANN ihrer Aus-
breitung in seiner Synthese des Apennins1) eine sehr große
Bedeutung zumißt, und auch TERMIKR sie als wesentliche
Charakterisierungsmerkmale seiner Nappes II und III benutzt.
Wie die geologische Karte zeigt, und wie wir uns bei unseren
Exkursionen überzeugen konnten, lassen sich auf Elba grüne
Gesteine in beiden, oder, wenn die TERMlERsche Deutung zu
Recht besteht, in allen drei tektonischen Elementen beobachten.
Allerdings besteht ein gewisser qualitativer Unterschied, indem
ihr Vorhandensein in der basalen Serie neben Granit und
Eocän spärlicher ist als in den überschobenen Schollen, wo
Serpentine und Diabase eine recht große Ausdehnung haben.
Immerhin wird man auf Elba auf ihr Vorkommen niemals das
Charakteristikum einer Decke begründen können; eine Tatsache,
auf die auch TaraMELLI2) bereits hingewiesen hat.
Der eine von uns (H. Arlt) möchte auf eine Schwierig-
keit in der TEKMIERSchen tektonischen Auffassung hinweisen.
Es muß auffallen, daß die große Granitkuppel des Mte. Ca-
panne wie überhaupt der ganze westliche Teil der Insel jenseits
der Linie Portoferrajo — Golfo dell'Acona nicht die geringsten
Spuren des Hinweggleitens der von ihm angenommenen beiden
Decken zeigen. Der Granit selbst erscheint hier vollständig
normal und frisch, ohne auch nur im geringsten durch Faltung
oder Pressung in Anspruch genommen zu sein. Diese Tatsache
ist um so bemerkenswerter, als wir im Osten der Insel eine
Mächtigkeit der Mylonitbildungeu haben wie selten irgendwo.
Das Hilfsmittel, die höheren Decken seien über dem noch
heut zu einer Höhe von über 1000 m aufragenden Mte. Ca-
paune durch Erosion entfernt, während wir sie wenige Kilo-
meter gegen Osten im Niveau des Meeresspiegels oder auf
') G. Steinmann: Alpen und Apenninen. Diese Zeitschr. 1907,
Mon.-Ber. S. 177- i
,J) Taramelli: A |)i «.pH iin iii una huovji ipotesi sulla, struttura
dell' Apennino. !>'. [st. Lombardo di sc. e lett Rediconti, Ser. II, Bd, 41,
L908, S. 126-139.
301
Hunderten von Metern mächtiger Mylonite finden, scheint mir
doch zu wenig befriedigend.1)
Greift man aber anderseits zur Annahme kurzer Schübe,
und stellt man sich den Bewegungsvorgang vielleicht in ähn-
licher Weise vor, wie es LKPSIUS2) mit der Entstehung des
Harzes getan hat, so steht das nahe Nebeneinanderliegen der
zwei Eocänfacies, eine der wichtigsten Stützen des TEKMIERschen
Deckenschemas, einer solchen Deutung im Wege.
Doch möglicherweise ist dieses Hindernis nur ein schein-
bares! TERMIEK benützt die LOTTlsche Gliederung des Eocäns,
die letzterer in folgender Weise ausgeführt hat3):
1. Wechsellagernde Kalke, Schiefer und Sandsteine,
2. Bunte Nummulitenkalke,
3. Rötliche, grünliche und hellgraue Kalke,
4. Radiolarienhornsteine und manganhaltige Kiesel-
schiefer,
5. Diabase,
6. Euphotid,
7. Serpentin,
8. Kalke (Albarese) und Schiefer mit Spuren von
Nummuliten,
dazu, den hangenden Albarese und Macigno (1.) von den
übrigen Gliedern abzutrennen und ihn als gleichwertiges, nur
') Anm. von H. Arlt. Nachdem die vorliegende Notiz abgeschlossen
war, haben P. Termiek und J. Boussac im Anschluß an ihre Unter-
suchungen bei Savona (Le massif cristalline ligure. Bull. Soc. geol.
France 1912, 4.Ser., Bd. XU, S.272) über dieBeziehungen zwischen Alpen,
Dinariden und Apennin ebenso geistreiche wie weitgehende Schlüsse ge-
zogen. Danach hätten wir es im krystallinen Massiv Liguriens, als dessen
Äquivalent auf Elba die granitisehen Gesteine zu gelten hätten, mit der
dinarischen Masse zu tun. Diese soll sich in ost — westgerichteter Be-
wegung auf das bei Savona aufgeschlossene alpine System heraufgelegt
haben, während die hangende Apennin-Serien als im Zustand der Ruhe
gedacht, durch eine Bewegung „in inversem Sinne" zu Decken über-
einander bzw. untereinander geschoben sei.
Auch lici einer derartigen Deutung muß es, abgesehen von dn
Kühnheil des Gedankenfluges, als auffallend bezeichnet werden, daß
die „Dinariden" dort, WO B16 zwischen dem alpinen System im Liegenden
und den Apennin im Hangenden, wohl am weitesten von ihrem
Wurzelgebiet im Osten entfernt, vorgestoßen erscheinen, nämlich im
Mte. Capanne auf Elba, am frischesten and am wenigsten von ihrer
Über- und Unterschiebung beschädigt auftreten.
s) R. LepsiUS: Geologie von Deutschland, Bd. II, S. 363, besonders
die Tafeln I und II.
3) B. Lotti: Osservazioni geologiche Bulle isole dell Arc.hipelago
toscano. Boll. dell R. Comit. geol. dltalia 1*84, S. 56-61.
— 302 —
faciell anders geartetes Glied den übrigen Horizonten gegen-
überzustellen.
Nach dem, was wir auf Elba zu beobachten die Gelegen-
heit hatten, scheint es aber noch keineswegs erwiesen, daß die
rötlichen, grünlichen und grauen Kalke sowie die mächtigen
Radiolarite das Eocän vertreten. So wurden wir bei einer
Wanderung an der Küste nordöstlich Magazzini (Bucht von
Portoferrajo) in den rötlichen Kalken lebhaft an die so charak-
teristische Scaglia der Südalpen erinnert. Diese werden hier
von mächtigen Hornsteinkalken unterlagert, in denen man
allerdings vergeblich nach Aptychen sucht. Bezüglich dieser
Bildungen auf Elba kann wohl auch die Ansicht von Stein-
M \x.\ zutreffen, der nach dem Vorgange von ZETTEL1) für
analoge Gesteine im Apennin cretaceisches bis oberjurassisches
Alter in Anspruch nimmt. Es scheint, daß für diese An-
sicht sogar LOTTI selbst ins Feld geführt werden kann, welcher
schreibt2), daß die Hornsteine im Hangenden in rötliche, weiße
und graue Kalke übergehen, in deren oberem Teil Nummuliten-
schichten mit A7. Bzarritzensia3^ gefunden worden sind. Es
bleibt also in den liegenden Kalk- und Hornsteinbildungen
Raum genug, daß darin Kreide und auch oberster Jura ver-
treten sein könnten.
Anderseits würde dann das LüTTlsche Eocänprofil, welches
an der Basis der Radiolarite wieder Macigno und Albarese
anführt, die Annahme einer tektonischen Überlagerung möglich
erscheinen lassen.
Die Auffassung, die der andere von uns (J. KoENlGS-
BERGER) bez. der verschiedenen Mylonitisierung des Granits
und der Überschiebung im ganzen hat, ist etwa folgende: Die
Decken in Schottland, Skandinavien zeigen eine Überschiebung
des oberen Granits auf einer fast ruhenden Schieferunterlage.
Hierbei wurde der untere Teil der Decke mylonitisiert, die
Unterlage aber wenig beeinflußt. In Elba liegen die Dinge um-
gekehrt. Die granitische Unterlage ist zermalmt und geschiefert,
also muß wohl diese sich bewegt haben. Die Schiefer- oder
auch Eocändecke ist weniger verändert. Doch ist auch hier
auf 10 — 50 m eine Dynainometamorphose wahrnehmbar. Der
Grad der Mylonitisierung ist sehr wechselnd. Teile wie der
Mte. Capanne dürften sich nur als Ganzes bewegt haben und
Zittbl: Geologischer Bau der Zentral- Apenninen 1876. Geogn.-
>'. Bd. II.
■ B. Lotti: Geologie della Toscana, S. 151.
.Y. Biarritzensü = N. syn. alacicus. Lutitien superieur. cf. Bauü:
Träte IL S. L461.
— 303 —
sind daher nicht beeinflußt, während z. B. die Mylonitmasse
des Mte. Calamita '), wühl die mächtigste der Insel, von 413 m
bis 0 m über dem Meer gleichmäßige Zertrümmerung und
sekundäre schwach geneigte Schieferung aufweist. Außerdem
dürfte wohl der Gipfel des Mte. Calamita, wie die Erzlager
zeigen, die meist gerade am Silur aufhören, an der Basis der
Decke gelegen haben, der Mte. Capanne dagegen tief unterhalb.
Die östliche Hälfte der Insel ist eben nach der Deckenbildung
wohl infolge des Mittelmeereinbruchs stark abgesunken. Die
Mylonitisierung der Unterlage könnte durch die Bewegung
derselben, also durch Unterschiebung bedingt sein. Die Silur-
schiefer haben hier wie in Skandinavien die Gleitbewegung
erleichtert; nur sind sie in Elba Decke, in Skandinavien
Unterlage. Bezüglich der Auffassung des Eocäns sind wir
beide gleicher Ansicht.
Das Ergebnis unserer Beobachtungen auf Elba läßt sich
kurz dahin zusammenfassen, daß trotz mancher Unsicherheiten
in der Deutung von Einzelheiten und größeren Gesteinskom-
plexen der tektonische Aufbau dieser Insel im Gegensatz zur
Ansicht der italienischen Geologen durch horizontale Bewegun-
gen hier wie in anderen Faltengebirgen des alpinen Typus
erklärt werden muß.
Anhang.
Breccienbildung bei Elba.
An der Küste, an der Bucht von Portoferrajo, machten
wir einige interessante Beobachtungen über die Entstehung
von Kalkbreccien.
Dort bildet heute das Meer zwei Arten von Breccien, die
durch Kalkcement verkittet sind. Nahe nebeneinander finden
wir eine Breccie mit runden und eine mit eckigen Bruchstücken;
beide sind etwa 3 m mächtig. Die „runde" Breccie liegt an
der Flachküste und reicht vom Meeresboden, und zwar von der
Grenze der Ebbe, bis etwa 3 m aufwärts; hier sind die vom Meer
gerollten und gerundeten Stücke verkittet. Das an der Küste
mit Kalk gesättigte Wasser verdunstet bei der Ebbe und gibt
so das Kalkcement ab. Die eckige Breccie findet sich oberhalb
etwa 3 m aber dem Meer, da, wo die Küste steil, aber nicht
ganz senkrecht abfällt. Die eckigen Bruchstücke sind durch
Verwitterung und Abspreugung aus den Kocänkalkwänden ent-
') P. Termibr bat diese Ma se noch als Gneis bezeichnet, doch
isl das Gestein weder ein Ortho- noch ein Paragneis, sondern ein
Mylouit. M.in erkennl das am Fehlen von unverändertem Bintit und
Plagioklas und der hochgradigen Kataklase.
— 304 —
standen und terrigenen Ursprungs; sie werden von dem emporge-
spritzten Wasser durchtränkt und bei dessen Verdunstung verkittet.
In der Flutzone wird der Kalk löcherig gelöst, unterhalb
derselben ist das Gestein eben gewaschen. Dieser Prozeß kann
die Verkittung der runden Breccie nicht wieder beseitigen,
sondern nur ihre Mächtigkeit etwas verringern. Letztere wird
durch immer neue Rollstücke, die verkittet werden, stärker ver-
mehrt, als die mechanische und chemische Tätigkeit sie vermindert.
19. Zur Geologie von Katanga.
Von Herrn C. G-uillemain.
Berlin, im Mai 1913.
Die Katanga-Provinz der heutigen belgischen Kongo-
Kolonie nimmt die Südostecke dieses innerafrikanischen
Riesenkolonialreiches ein. Physikalisch-geographisch kann sie
wohl am treffendsten als das Gebiet der drei Hauptquellflüsse
des Kongo, des Luapula, des Lufira und des Lualaba
bezeichnet werden. Im Süden und Osten fallen die physika-
lich-geographischen Grenzen unmittelbar zusammen mit den
politischen. Die Südgrenze ist die Wasserscheide zwischen
Kongo- und Zambesi-Becken. Die Westgrenze wird bezeichnet
durch den Seengürtel Bangwelo-, Moero-, Tanganika-See.
Im Norden und Westen sind die Grenzen der politischen
Provinz Katanga zurzeit noch rein theoretische. Im Westen
war sie bisher eine Parallele zum 24. Längenkreis. Ganz
kürzlich sind hier einige Verschiebungen auf Grund politischer,
ethnologischer und verwaltungstechnischer Rücksichten ein-
getreten. Im Norden wird die Grenze vom fünften südlichen
Breitenkreise gebildet.
Geologisch-stratigraphisch zeigt dies gewaltig ausgedehnte
Gebiet eine verhältnismäßig weit größere Einfachheit und
Einheitlichkeit, als man bisher anzunehmen geneigt war. Als
Hauptmerkmale dieser Übereinstimmung muß die Fossilleere
der ganzen Schichtenfolge zuerst genannt werden, sodann das
häufige Wechsellagern ähnlicher Gesteinsschichten. Beide
Tatsachen scheinen auf eine durch sehr lange Zeiträume fort-
wirkende Gleichmäßigkeit in den Klima- und den Absatz-
Bedingungen hinzuweisen.
— 305 —
Einen Überblick über die bis zur Gegenwart bekannt-
gewordenen Beobachtungen und Veröffentlichungen, soweit sie
die geologischen Verhältnisse des Landes betreffen, wird am
besten das nachfolgende Literaturverzeichnis gewähren.
1. J. CORNET: Rapport geologique sur L'itineraire de Lusambo ;'<
Bunkeya. Mouvem. geogr. 1892, Nr. 28.
2. Derselbe: Apercu geologique de la partie meridionale du bassin
du Congo. Bull. Soc. roy. beige de Geogr. 1893.
3. Derselbe: Le sol du Katanga au point de vue agricole. Bull.
Soc. roy. de Geogr. d'Anvers 1893.
4. Derselbe: Rapport sur son voyage au Katanga. Ebenda, 19. April,
14. Mai, 11. Juni 1893.
5. Derselbe: Coupe geologique de la chaine des Kwandelungu.
Ebenda, 25. Juli 1893.
6. E. FRANCQÜI und J. CORNBT: L'exploration du Lualaba, depuis
ses sources jusqu'au lac Kabele. Mouv. geogr., 1. October und
12. November 1893.
7. Dieselben: L'exploration du Lubudi. Ebenda 15. April 1894.
8. Dieselben: Le Plateau des Sambas. Ebenda 22. Juli 1894.
9. J. CüRNET: Les formations post-primaires du bassin du Congo.
Ann. Soc. geol. de Belgique, Bd. XXI, 1893-1894, Mem. S. 193.
Karte 1 : 2000000.
10. Derselbe: Les gisements metalliferes du Katanga, Mem. et Publ.
Soc. des Sciences etc., du Hainaut V. Serie, Bd. VIII, 1896 paru
en 1894, S. 3. Reproduit dans Bull. Soc. beige de Geologie,
Bd. XVII, 1903, trad. et reprod. S. 3.
11. Derselbe: Les depöts superficiels et l'erosion continentale dans le
bassin du Congo. Bull. Soc. beige de Geol., Bd. X., 1896 Mem.
S. 44.
12. Derselbe: Observations sur les terrains aneiens du Katanga l'aites
au cours de l'Expedition Bia Francqui 1891 — 1893. Ann. Soc.
geol. de Belgique, Bd. XXIV, 1896-1897, Mem. S. 25.
13. Derselbe: La geologie de la partie sud-est du bassin du Congo
et les gisement metalliferes du Katanga. Avec une carte ä
1 : 2000000. Revue univers. des Mines etc., 3. Serie, Bd. XXVIII,
1894.
14. H. BÜTTGENBACH: Au Katanga. Les Mines de Kambove. Rapport
au Comite specal du Katanga, date du 24. Juli 1902. Mouv.
geogr. Nr. 48, 1902.
15. J. Corket: Les mines de Kambove au Katanga, ä propos du
rapport de Mr. I'ingrnieur BÜTTGENBACH. Bull. Soc. beige de
( h ologie, Bd. XVI, 1902, proc. verb. S. 651.
16. G. Grey: Tanganyika Concessions, Limited. Reports on the Dis-
coverics made by Mr. George Grey's Expedition in Northern
Rhodesia and Congo Free State, and Report bj Mr. J. R. Farvell,
Mining Engineer. London, Februar 1913
17. B. BÜTTGENBACH : Les gisemeüts de euivre de Katanga. Ann.
Soc. Geol. de Belgique, Bd. 31, 1903-1904, p. M. 515.
18. Derselbe: Les depöts auriferes du Katanga. Bull. Soo. beige de
Geologie, Bd. Willi, 1904, Mem. p. 173.
19. J. CORNET: Les dislocations du bassin du Congo. I. Le Graben
de l'üpemba. A.nn. Soc. geol. de Belgique, Bd. 32, 1904—1905,
Mi m., S. 205.
— 30 G —
20. H. BÜTTGENBACH: Tremblement de terre au Katanga en 1902.
Bull. Soc. beige de Geol., Bd. XVIII, 1904, proc. verb., S. 143.
21. Derselbe: Observation geologiques faites au Marungu (1904).
Ann. Soc. geol. de Belgique, Bd. 32, 1904 - 1905, p. M. 315.
22. Derselbe: Le gite auro-platinifere de Ruwe. C. r. du Congres
intern, des Mines etc., Sect. de. Geol. appliq. Liege 1905
23. Derselbe: La cassiterite du Katanga. Ann. Soc. geol. de Belgique,
Bd. 33, 1905-1906, p. M. 49.
24. Derselbe: Quelques faits a propos de la fonnation des pepites d'or.
Les veunes metalliferes du Katanga,, Ebenda S. 55.
25. Derselbe: L'avenir industriel de l'Etat Independant du Congo.
Rev. univ. des Mines etc., 4. Serie, Bd. XIV, 1906, S. 114.
26. G. Grey: Tanganyika Concession, Limited, Engineers and Mana-
gers Reports on the Gold, Tin and Copper Mines of Katanga
(Congo Free State) etc. London 1906.
27. J. COENET: Sur la distribution des sources thermales au Katanga.
Ann. Soc. geol. de Belgique, Bd. 32, 1905-1906, S. 205.
28. T. W. T. Atherton: Report on the Copper Deposits of the Ka-
tanga in the Congo Free Staate. Public par la Tanganjika
Concessions Company Lt., London 1907.
29. J. COENET: Les couches du Lualaba. Ann. Soc. geol. de Bel-
gique, Bd. 35, 1907-1908, S. B. 99.
30. Derselbe: Formation du terreau tourbeux dans les roselieres a
Papyrus du lac Kabele (Katanga"). Ann. Soc. geol. de Belgique.
Bd. 35, 1907-1908.
31. Derselbe: Tectonique et morphologie du Katanga. Ann. du Musee
du Congo, Geologie etc., Serie II, Bd. T, 1908, S. 75.
32. Derselbe: La geologie de l'itineraire de Kabinda ä Kikondia,
d'apres les echantillons receuillis par Mr. l'ingenieiirLANCSWEERT.
Bull. Soc. beige de Geologie, Bd. XXII, 1908, Mem. S. 83.
33. H. BÜTTGENBACH : Les mines du Katanga, Conference faite ä la
Societe beige des Ingenieurs et des Industrieis, le 18. Mars
1908. Bruxelles, Lesigne 1908.
34. Derselbe: Le Congo deviendra-t-il un pays minier? Bull. Soc.
belg. d'etud. colon., 1908, Nr. 2.
35. Derselbe: Les gisements miniers du Katanga. Ann. du Musee
du Congo, Geologie etc., Serie II, Bd. I, 190*, S. 17.
36. J. R. FarRELL: The Copper and Tin Deposits of Katanga. Engin.
and Men. Journ., Bd. 90, Nr. 15, 1908.
37. A. Girh: Report on the Star of the Congo Mine. Public par la
Tanganyika Concessions Cy. Lim. London 1908.
38. Derselbe: Report on Kambowe Nr. 2 Mine Publie par la Tan-
ganyika Concessions Cy. Lim. London L908.
39. F. E. STÜDT: Carte geologique du Katanga (1:500000) et note
explicative. Ann. du Mu-<'e du Congo, Geologie etc., Serie II,
Bd. 1, 1908.
40. J. COENET: Sur la repartition des tremblements de terre dans
le bassin du Congo. Ann. Soc.geol.de Belgique, Bd. 3<>, 1908
bia 1909, p. B. 264.
41. B. Büri'OENBAOH: Sur une röche diamantifere trouvee au
Congo beige. Ä.nn. Soc. geol. de Belgique, Bd. 36, 1908—1909,
p. 15. 77.
4l\ F. E. Sil DT: Some notea on the Geology of the Katanga Coun-
try and Copper Belt. Transact. of the Geol. Soc. of South Africa,
Bd. XII. 1909, S. 159.
— :J07 —
43. J. COENET: Sur la Geologie du Lualaba, entre Kassongo f-t
Stanley ville. Ann. de la Societe Geologique de Belgique, Bd. ;{(>,
B. 230, 1909.
44. S. H. Ball and M. K. I.. Shaler: Mining Conditiona in tlie Bel-
gian Congo (Congo Free State). Tran.--. Amer. lnstit. of Min.
Engin. 1910.
45. A. Gercke: Die Bergbauverhältnisse im Kongostaate. Berg- und
Hüttenmännische Rundscliau, Kattowitz 1910.
46. F. F. MaTHTEU: Annonce de la decouverte de vegetaux fossiles
ä Kongolo. Ann. Soc. göol. de ßelgique, Bd. 38, 1910—1911.
p. B. 311.
47. Derselbe: Observations et renseignements sur des trernblements
de terre dans la region du Tanganyika et dans le Nord du
Katanga, publies par E. L. In: Ciel et Terre, Juni 1911, S. 191.
18. E. Deladrier: Les Kundelungu. Mouvem. geogr., 10. September
1911.
49. 0. Stutzer: Mitteilungen über die neuen Verordnungen betreffs
Aufsuchen und Aufschließen nutzbarer Lagerstätten in Katanga,
Belgisch-Kongo. Zeitschr. f. prakt. Geol. XIX, 1911, H. 4.
50. Derselbe: Die Kupfererzlagerstätte Etoile du Congo im Lande
Katanga, Belgisch-Kongo. Zeitschr. f. prakt. Geol. 1911, 11.7,
S. 240. Berichtigung: H. 8, S. 288.
51. J. CORNET: Le Katanga. Province Beige. Association des Licen-
cies sortis de l'Universite de Liege Oeuvre Mutuelle Scientifique
d'Expansion Beige. Oktober 1911, Chapitre V. Mines. Annexes:
Bibliographie Generale du Katanga, Bibliographie speciale des
gisement miniers du Katanga.
52. 0. STUTZER: Über Dwyka-Konglomerat im Lande Katanga, Bel-
gisch-Congo. Diese Monatsber. 1911, Nr. 12, S. 626—629.
53. E. GROSSE: Dwyka-Konglonierat und Karoosystem in Katanga.
Diese Monatsher. 1912, Nr. 6, S. 320 -321.
51. 0. STUTZER: über glaziale Konglomerate im Lande Katanga,
Belgisch-Kongo. Diese Monatsber. v. 65, Nr. 2, 1913, S. 114.
CoitNET hat zwar bereits (50; 145 — 154) sehr vollständige
bibliographische Verzeichnisse zusammengestellt, auf denen
natürlich auch das Obige fußt, doch enthält seine
Bibliographie generale, neben geologischen, auch alle Arbeiten
geographischen, klimatologischen, ethnographischen, wirtschafts-
politischen usw. Inhaltes. Von seiner „Bibliographie speciale
des gisement miniers du Katanga" (50; 152) sagt er anderer-
seits selbst: „Cette bibliographie, mise ä jour en octobre 1911
ne contient que l'etude des gisements miniers en eux-memes.
In vorstehendem Verzeichnis ist versuch! wurden, alle
Arbeiten zu vereinigen, deren Inhalt in irgendeiner Beziehung
zur geologischen Kenntnis des Landes steht. Durch den Druck
sind die für die folgenden Erörterungen vornehmlich in Betracht
kommenden Arbeiten allgemein-geologischen Inhaltes besonders
kenntlich gemacht worden. Die Mehrzahl der rein lagerstätt-
lich-wirtschaftliche Prägen behandelnden Arbeiten und Berichte,
ist nur der Vollständigkeil halber wieder abgedruckt worden.
— 308 —
In der Folge mag versucht werden, einen kurzen Abriß
des Standes unserer geologischen Kenntnisse zu geben, wie
sie durch die Arbeiten der angeführten Autoren vermittelt
werden.
Nach CORNET wir das gesamte orographisch- hydro-
graphische Becken des Kongo von einer Schichtenfolge erfüllt,
deren jüngste Glieder das Innere des Beckens bedecken,
während man von dort, nach den Rändern fortschreitend, in
ziemlich regelmäßiger Aufeinanderfolge die verschiedenen Alters-
stufen dieser Folge bis zu den äußersten, ältesten Randgliedern
antrifft, die stark gefaltet erscheinen.
Als das jüngste Glied dieses Schichtenkomplexes hätten
dabei die Lubilache - Schichten, voraussichtlich triadiscben
Alters, zu gelten. Als die ältesten Glieder wären der krystallinen
Schiefergruppe angehörende, vermutlich archäische Gesteine
anzusehen, deren heutige Lage mit dem Emporquellen, gleich-
falls überall an den Rändern des Beckens zutage tretender
Kruptivmassen, hauptsächlich der Klasse der Granite angehörend,
in Zusammenhang stände. Durch eine gewaltige, etwa NO — S W
quer durch das Gesamtbecken verlaufende Dislokation ist das
uns hier beschäftigende Beckeu schon in sehr frühem Stadium in
zwei getrennte Teile, den nordwestlich gelegenen (Bassin von
Urua) und den südöstlich gelegenen (Bassin von Katanga),
getrennt worden. Innerhalb des letzteren sollen dann faciell
verschiedene Ausbildungen verschiedenen Orts stattgehabt
haben. Dementsprechend unterscheidet CoiiNET die „Facies
occidental ou du Lualaba" von der „Facies oriental ou de la
Lufila" im Katanga-Becken. Innerhalb dieser beiden faciell-
verschiedenen und zeitlich gleichwertigen Schichtenreihen
werden dann eine Anzahl einzelner Systeme unterschieden, die
verschiedene Altersstufen darstellen sollen. CoiiNET ist zu
dieser Auffassung gelangt durch seine geologischen Itinerar-
aufnahmen bei der ersten Bereisung des bis dahin geologisch
gänzlich unbekannten Landes. Dabei wurden durch verschie-
dene Gesteinsbeschaffenheit und gleichzeitige Unterschiede der
Lagerung sich voneinander abhebende Schichtenkomplexe in
einzelne Systeme getrennt und alsdann die Gesamtheit dieser
Systeme zu einer Altersfolge von Schichten zusammenzufassen
\ ersucht.
Hierbei ergaben sich naturgemäß infolge der Fülle dieser
verschiedenen Systeme, des Fehlens von jeglichen Fossilien,
die zur relativen Altersbestimmung hätten dienen können, in
einem tektonisch arg zerrütteten Gebiete Schwierigkeiten, die
kaum lösbar zu sein schienen. Relativ einfach noch erschienen
30.9
diese Verhältnisse für die drei obersten, jüngsten Glieder der
oben angeführten Schichtenfolge, die Lubilache-, die Lualaba-
und die Kundelungu-Schichten. Diese zeigten sich, wo sie
von CORNET beobachtet wurden, horizontal oder flach ein-
fallend, nicht metamorphosiert, und waren durch die Unter-
schiede in ihrem litologischen Aussehen noch relativ leicht
von einander zu unterscheiden und zu trennen. Dazu kam,
daß CüRNET zwischen Lualaba-(Lubilache-)Schichten und
älteren Schichtensystemen in mehreren Profilen eine deutliche
und scharfe Diskordanz beobachten konnte (12), sowie die
Auffindung von Fossilien (Fischresten), welche die Horizonti-
sierung der Lualaba-Schichten mit dem Perm wahrscheinlich
machten. Die erwähnte Diskordanz, deren genaue Lage frei-
lich noch zweifelhaft blieb, ist bezeichnenderweise die einzige
in der gesamten von CüKNET beobachteten und unterschiedenen
Schichtenfolge, die er in situ beobachten konnte.
Um schnell ein Bild von der Auffassung CORNETS über
die Altersstellung der verschiedenen von ihm beobachteten
Systeme zu geben, die im einzelnen zu diskutieren, zu
weit führen würde, mögen die Original -Tabellen hier folgend
zum Abdrucke gelangen, die gleichzeitig die Wandlung der
Auffassung erkennen lassen (1*5: 6).
D.
Terrains detritiques
Superficies
C.
Formations
Post-Primaires.
III. Alluvions du fond des vall^es
II. Alluvions anciennes du flaue des vallees et
des plateaux voisins
I. Produits d'alteration sur place
II. Systeme du Lubilache
I. Systeme du Kundeluogu
£ Facies occidental ou du Lualaba — u Facies orieDtal ou de la
Lufila
B.
Terrains
Anciens
Non-
Metamor-
phiques
M~2
--i
A.
Terrains
AneiensMetamor-
phiqaes
Syst. de Kazembe
Syst. de Moanga
Syst. deKafunda Mi-
kopo
II. Syst. da Lubudi
I. Syst. du lac Ka-
bele
V. Syst. de la Lufapa
it. de Moachia
III. Syst da Nzilo
II. Syst. du Fliege
I. Syst. de Kissola
Syst. de Ratete
Syst. da pays des Bassanga
Syst. des Monts Muiombo
Syst. de Kilassa.
>yst. de Mnachia
Quartzites de l.ufubo.
— 310 —
ü
:l
-2 m
S
5 '-C
o> M
=
s-* .
^r
=
o ~
r.
M„
—
3
od
E
es
c
PQ
-
a
s
eS
co
CO
m
>-l
od
cd
—
a
l2
CO
-
+ä
J
^
r«
0!
>-^
t»-,
C/3 CfiCß
-» es
S CP
-a e-
«•a
3
DO
*->
3
S
CS
C
M
S
T3
Sd
H
oq
fl
~
3 -tu
3 eS
es J«
.2 "=
od
J
«
a
0
N
fe
d
a
_eS
fe
eS
nd
4>
V
c
cu
3
—
-o -a
°
-o
5
^J
^J
gd
CG
CO
«3
CO
CO
r/2
-
t~.
t^ (^ S»i
/.
c/ocfi c/3
J
P5
t!joaT!;T!\i np no
}sano-pns
nissig
.2y ^sa-pjou
I CO
ei cu
** 3
-
'3
§ fr
^ojicaiUfj
sj^iinu^
— 3 1 1 —
Hinsichtlich der tektonischen Veränderungen, die jene
Gebiete betroffen haben, ist CORNET zu der Annahme gelangt,
daß in der Hauptsache drei große Faltungsperioden und
-Systeme sich erkennen lassen, die in Parallele zu den in
Europa bekannten großen Faltungsperioden, der huronischen
der caledonischen und der hereynischen, gestellt werden können
und die er wie folgt benennt (31; 1*7):
1. Plissements des terrains archeens, anterieur aux
terrains inetamorphiques.
2. Plissements des terrains metamorphiques.
3. Plissements des terrains non metamorphiques.
Ferner wird noch für die primären Schichten (älter als
Kundclungu-Schichten!) das Vorhandensein zweier fast senk-
recht zueinander verlaufender Faltungssysteme festgestellt,
(31: 82 ff.), die Lualaba-Richtung, welche etwa SW — NO, die
Lufira-Richtung, welche etwa SO — NW verläuft. Diese beiden
Hauptfaltungsrichtungen stehen auch in Verbindung mit den
Hauptbruchrichtungen. So verläuft beispielsweise der Graben
von Upemba in der Lualaba-Richtung (19). In der tektonisch
äußerst zerrütteten Gegend von Ruwe hätten wir es mit
einem Scharungspunkte der beiden genannten Faltungssysteme
zu tun. Auch die Erzanreicherungen gewisser Zonen jener
Gebiete entsprächen diesen Richtungen und wären deshalb
mit entsprechenden Spaltenbildungssystemen in Zusammenhang
zu bringen. Hinsichtlich des relativen Alters der Schichten-
bewegungen wird angenommen, daß solche sowohl in
verschiedenen Zeitepochen sich auslösten, was durch Be-
obachtung von Diskordanzerscheinungen bewiesen sei, wie
auch andererseits „ein und dasselbe stratigraphische System
zu gleicher Zeit von Faltungen gänzlich verschiedener, so-
gar sich zu widersprechen scheinender Richtung betroffen
worden sei".
Wichtig erscheint alsdann noch die Verbreitung der
Eruptivgesteine, von denen CORNET einige vereinzelte basische
erwähnt, deren Alter in die archäische Periode verlegt wird.
Das Empordriugen der meisten sehr zahlreichen Granite wird
als jünger, aber ebenfalls noch in die archäische Periode
fallend angesehen und endlich ein abermaliges Empordringen
von Graniten, in Verbindung mit der Ausbildung großer
tektonischer Linien (Brüche und Faltungen), angenommen.
Noch jugendlichere EruptiYmassive werden ebenfalls erwähnt
(hauptsächlich amygdaloide Gesteine), ohne daß der Frage
ihres voraussichtlichen Alters nähergetreten wird.
— 312 —
StüDT (39 u. 42) ist auf Grund seiner späteren
Untersuchungen im großen und ganzen zu ähnlichen Fest-
stellungen wie vor ihm COKNET gelangt. Einzelne der von
CoRNET beobachteten Systeme sind, vermutlich, da nicht die
gleichen Gegenden bereist wurden, nicht beobachtet worden,
oder Studt hat eine Trennung dieser nicht für zweckmäßig
augesehen. STUDT hat für die von ihm beobachteten Systeme
bis auf wenige Ausnahmen neue Namen gewählt und teilweise
auch abweichende Schichtenkoraplexe innerhalb eines solchen
Systems zusammengefaßt. Dies ist außerordentlich zu
bedauern, da es das allgemeine Verständnis und die einfache
Orientierung in einer an sich schon kompliziert erscheinenden
Sachlage erschwert. STUDT hat dann ferner im Katanga-
Becken vier Diskordanzen verschiedenen Alters angenommen,
von denen eine möglicherweise ident mit der von CORNET
zwischen Lubilache und älteren Schichtengliedern in situ fest-
gestellten sei mag. Es wäre von der allergrößten Bedeutung,
wenn diese Diskordanzen durch Profil aufnahmen im einzelnen
belegt werden könnten, oder zum mindesten von STUDT mit-
geteilt würde, auf Grund welcher Beobachtungen er sie ange-
nommen hat: Bei der Feststellung, daß die Schichten des
Mutumbwe-Systems die des Kambowe-Systems diskordant
überlagern, fehlt beispielsweise jeder Hinweis auf begründete
Tatsachen oder Beobachtungen (30: 7). Es soll indessen an
dieser Stelle auf weitere Einzelheiten nicht eingegangen werden
und der schnellen Übersicht wegen die Schichtentafel Studts
zum Abdruck gelangen, wonach er selbst bereits versucht hat.
seine Auffassung mit der COKNETs in Einklang zu bringen
und zugleich eine Altersfeststellung und einen Vergleich mit
den geologischen Schichtenfolgen des angrenzenden Rhodesien
und Süd-Afrikas zu geben (30: 14):
Es haben dann Stutzkk (52: IHM'.) und GROSSE (53: 320)
-/•wisse, im Nordosten des Katangabeckens beobachtete Konglo-
merate als glaziale nachgewiesen. Hierbei ist aber zunächst
nicht klargestellt, ob die von beiden an verschiedenen Punkten
beobachteten Glazialkonglomerate gleichaltrig sind. (Die Beobach-
tungspunkte liegen 5 Tagereisen weit, etwa 120 km, auseinander!)
Jedenfalls hat STÜTZER Glazialkonglomerate festgestellt, die
zu den Moachia-Schichten CORNETS gehören und dort steil
aufgerichtet sind. Er weist auf die Möglichkeit hin, daß viele
der in den verschiedenen Systemen bisher eingeordneten
lomerate sieh als glazial und womöglich gleichaltrig
erweisen könnten. GkOSSE teilt seine Beobachtung mit, daß
die im allgemeinen als horizontal liegend aufgefaßten Kunde-
lungu- Schichten, bisweilen lokal gefaltet sein können.
«
43
^,
3 3
43
SC
cd
75
cd
'E
H
a
OD
"3
t-c
OD
Ol
kl
i ,03
© hs
5 5
d o
93 X»
^ 13
!2 3
"3-2
X vi
*- n
c« •-
S 3
■S.2
?!
o S
.2 3
P.2
O U
p.2
3 3
'S 'C
3 E
— a>
_/- s
f.
. P
' c b 43
.2. «"3
.5 "CS
o
O 43
p 'S
l-i
fc. 3
_o oä
3 3
H -43
cd d
Mriqne du Sud
O
ü
'-J -
CO
o «
I33
u 1
43 "CC
O. 3
o. <~
D°
CO
« «1
£oq
t- o
<u «4i
rv cd
Ppq
o
o
ed
M
3
6t
o
p
CD
_a
*j
-2 "
_o
o
p
2
0)
t»
4)
^A co
O 43
cqpq
0)
pH
Cd
P
.5 «2 2
4) <U O ^
6 n<
41 CO
-M 93
«•8.a
_, • - H
* £
£• h2
3 •
-Q -3
'■« ,r, «
43 »CO
5.2 —
2 « I
Sco >
2 a
ü H
CA
CO
CO
45
Cü <V
93
Rliodösie
Sh
3
CO
s
43
•o
CD
"a
"o
« 'S fe
— ii
Pl
CO
-* s
p a
03 P
OQ o
p
cd -n
-3 —
O '->
A /.
"ÖS
o
p
J §
3
O
H- 1
oä
< ü
ü
•«#
r.
CO
43
o
ei
3
3
_5»
"3
S 8,1
7i
2
3
P
43
P
M
Ct>
co *£<
~ 93
cd -a
1 2
P
ü
cö
CO
CÖ
-c
tg
G
t-
OD
cd
;s
03
cd
05
©
i-H
c-
Q
-2
3
P
3
3
P
3
I-2 /
O H
~ cd
k
43
r.
43
CÖ^
CG
CO
CO
CO
<JCQ
cö
3
bc
H-a
J O i
-*
□
" m
bß o cd
cti o
_TS
"o
C3
_3
P 's "ö
cd 3 3
1 *
"3
■s a
CO O 3 O
CO tS
•o
g
p
3
CO •— «4i CU
cS 3 ct5 ©
.2 3
L5
43
13
gl
!5
M
.«
So«I3
43 43
-a "d
P
~
3
-d <u
r^^3^
ri
o
T3
-c
cöcö
6
rf
cö
yjCÖCO
3
CO
~
3
43
P
OQ
©
bc
3
_3
43
-o
Ö
3 -
cd
u
<P
3
J5
I
— '
-M 43
fr
Q
p
cd
3
93
0)
43
%Z
-r
-3
pH
3
"3
-c
CG
TZ
.
cö
cö
CO
f.
cö
/ '
23
314
CORNET
Von diesen sagte übrigens CORNET schon (12: 190):
„Les couches de Kundelungu ont ete plustard soumises ä leur
tour a une longue periode de denudation, precedee d'une
dislocation peu importante mais neanmoins appreciable dans
certaines parties du bassin." An diesen Faltungen haben
dann auch, wie GROSSE beobachtete, Schichtenkomplexe in
konkordanter Lagerung teilgenommen, die Lufira- Schichten
STUDTs, welche nach des letzteren Annahme durch eine
Diskordanz von den Kundelungu -Schichten getrennt sein
und das Liegende dieser bilden sollten. Die Lufira- Schichten
StüDTs würden demnach, wie GROSSE meint, das konkordante
Hangende der von ihm beobachteten Glazialkonglomerate dar-
stellen. Die Beobachtungen Grosses würden sich demnach
wohl kurz in folgendes Schema bringen lassen:
Grosse. ^ S.Afrika Studt
(Mittlerer Kundelungu.)
400 m Kundelungu- Schichten
Rote dickbankige Ar-
kosen, abwechselnd mit
roten Schiefertonen.
;> 300 m Rote arkose freie Schie-
fertone
mehrere Rote und violette Mergel-
100 m schiefer faciell durch
rote Schiefertone und Ar-
kosea ersetzt.
Rote sandige Kalke
30 — 40m Graue Kalke teilweise
durch rote Schiefertone
und Arkosen ersetzt.
G 1 a z i a 1 k onglomerate Dwyka-
am Kaßra. Mächtigkeit Konglo-
bis zu > 100 m schwan- merate
kend. Grünlich, grob-
körnige Arkose
STUTZER hat dann (54; 114) erneut versucht, die strati-
graphische Stellung der von ihm beobachteten Glazialkonglo-
merate von Moachia festzulegen. Er kommt dabei zu nach-
stehender Parallelisierung:
Jüngstes
„Labilaehe^-Schichten
Diskordanz
„Kund, ■lungu"- Schichten
,Lufiraa-Schichten
(verschiedene Gesteinstypen, charakteristisch
sind die oolithischeo Kieselschiefer)
(Glazial konglomerato, Tonschiefer, Grau-
wacken)
Ecca
Schichten Lufira
Schichten
Katete-
Kazembe.
Schichten
, Kambowe"-Schichten
.Wemashi"- Schichten
(jüngere Ablagerungen und Konglomerate)
1 (vorwiegend rote Tonschiefer und rote Sand-
) steine)
Diskordanz
.Kafubu "-Schichten
(vorwiegend Quarzite)
316
Danach wären die Moachia-Konglomerate nichts anderes
als Wemashi-Konglomerate, letztere ebenfalls glazial, aber
beide nicht, wie ursprünglich angenommen, den südafrika-
nischen Dwyka-Konglomerateu stratigraphiseh entsprechend,
sondern wesentlich älter. Es wäre alsdann damit fraglich
geworden, ob in Katanga Äquivalente der südafrikanischen
Dwyka-Konglomerate überhaupt vorhanden seien. STUTZE U
greift bei dieser Parallelisierug nur einige „Systeme" der
früheren Autoren heraus, während andere, wie S. von Musofi,
unberücksichtigt blieben.
Auf mehrfachen, sehr ausgedehnten Reisen, die ich als
Leiter der Unternehmucigen in Katanga, der Societe Industrielle
et Miniere du Katanga, während zweier Jahre ausführte (sie
erstreckten sich nicht nördlich, wesentlich über den 9. Grad
südl. Br. hinaus), hatte ich zu Beobachtungen und Studien
Gelegenheit, deren Ergebnis zusammenfassend in folgendem
dargelegt werden möge, wobei Stellung zu den oben angeführten
Anschauungen früherer Autoren zu nehmen sein wird. Es
verbietet sich natürlich, im Rahmen dieser Mitteilung auf
Einzelbeobachtungen genauer einzugehen. Schon früher wurde
auf das Fehlen von Fossilfunden in den weiten Gebieten des
Südens Katangas hingewiesen, die geeignet gewesen wären,
die zahlreichen Schichten einer großen Altersfolge von Sedi-
mentärgesteinen endgültig zu horizontisieren. Seitdem sind jene
Gebiete von einer großen Zahl von Geologen bereist worden,
ohne daß solche entscheidende Funde bekannt geworden wären.
Der gesamte in Frage stehende Schichtenkomplex muß demnach
wohl endgültig als äußerst fossilarm bezeichnet werden. Nicht
unerwähnt mag indessen bleiben, daß DELHAYE im unteren
Lufiratale kürzlich in einem Kalkmassive Stromatoporen ge-
funden zu haben glaubt. Ob ihr Erhaltungszustand eine Alters-
bestimmung zulassen wird, ist noch unbekannt. Oben wurde
bereits erwähnt, daß in den Lualaba-Schichten (STUDTs), über
deren relative Altersstellung in der gesamten Schichtenfolge
Katangas, zwischen Kundelungu- und Lubilache-Schichten,
Zweifel nach CORNET (29; B. 99) nicht mehr bestehen können,
Fischreste und neuerdings (43; B. 23l) an zahlreichen Stellen
Muschelabdrücke und Pllanzenreste gefunden wurden. Sie
scheinen die Auffassung dieser Schichten als Äquivalente des
Perm zu bestätigen. Die gesamte im Südkatanga-Becken ver-
breitete Schichtenfolge konnte indessen bisher durch keinerlei
Fossilfunde horizontisiert werden. Unter diesen Umständen
wurde der lithologischea Beschaffenheit der einzelnen Glieder
dieser Schichtenserie ganz besondere Aufmerksamkeit gewidmet,
wobei sich folgendes ergab:
— 316 —
1. In den nach bisheriger Auffassung -verschiedensten
Altershorizonten (Systemen) ist eine überraschend häufige
Wiederkehr ähnlicher Gesteine zu beobachten.
2. Innerhalb von zweifellos gleichen Horizonten ist oft
auf relativ geringe Erstreckung sehr verschiedene Facies-
ausbildung bemerkbar. Diese Beobachtung läßt sich in den
Horizonten der bisher als verschiedene Altersstufen aufgefaßten
„Systeme" mehrfach machen.
3. Es sind gewisse Schichten vorhanden, die durch ihre
eigenartige Beschaffenheit sich als Leithorizonte eignen.
Schon aus den Arbeiten CORNKTs ist ersichtlich, daß in
den verschiedenen Systemen sich z. B. tonige, rote oder violette
Schichten (die Farbe wechselt oft auf geringe Entfernung!)
mehrfach in den bisher als altersverschieden aufgefaßten Hori-
zonten finden. Sie wechsellagern häufig mit ähnlichen kalkigen
Horizonten. Bisweilen treten Konglomerate (poudingues) in
mehrfacher Abwechslung mit den ersteren oder mit sandigen
Schichten auf. Oder es wechseln schließlich in wiederholter
Folge Arkosen mit Sandsteinen oder Tonschiefern, Mergelschiefern
Konglomeraten und Kalken. Meine Beobachtungen bestätigten
diese Auffassung, und alle Bemühungen, eine bestimmte Auf-
einanderfolge petrographisch verschieden ausgebildeter Schichten
als Horizontisierungsmittel benutzen zu wollen, scheiterten an
dem schnellen Wechsel der Mächtigkeit und der Beschaffenheit
ein und derselben Schicht solcher Folgen. GliOSSE (53) hat
noch kürzlich neuerdings auf diese Tatsache des Facieswecbsels
für die Kundelungu-Schichten hingewiesen, ich selbst konnte
sie aber auch in mehreren der bisher unterschiedenen Systeme
außer in den Kundelungu-Schichten beobachten. Bei der häufig
fast horizontalen oder sehr flach geneigten Lagerung der letzteren
sind sie darin naturgemäß auffallender. Unter diesen Um-
ständen fiel mir eine mit großer Regelmäßigkeit auftretende,
in Aussehen und Mächtigkeit ziemlich unverändert bleibende
und an weit voneinander entfernten Punkten sich wieder-
findende Gesteinsschicht besonders auf, die mir ihres eigen-
artigen und eigentümlichen Aussehens wegen gan^ besonders ge-
eignet erscheint, einen Leithorizont zu bilden. Sie sei hier
nur kurz ihrem auffallenden makroskopischen Aussehens nach
beschrieben, während eine genauere petrographische Be-
schreibung später erfolgen soll. In einer meist tiefschwarz
gefärbten, nur bisweilen grauen, heller bläulichen oder bräunlichen,
harten, amorphen Kieselsubstanz finden sich zahllose runde,
meist reinweiße, radial 8tr ahlige, ebenfalls vollständig kieselige
Gebilde (vielleichl nur sekundär verkieselt!), deren Durch-
— 317 —
messer schwankt und bisweilen zu 3/4 cm anwächst. So ent-
steht ein mit lauter runden (selten oval oder unregelmäßig
geformt!) weißen Flecken und Tupfen auf den Bruchflächen
besätes schwarzes Gestein. Bei der Verwitterung geben die
in kugeliger Oberfläche offenbar besser der Verwitterung wider-
stehenden weißen Oolithe dem Gestein ganz das Aussehen von
angewitterten Korallenkalken. Ich vermute, daß diese sehr
horizontbeständig erscheinenden Kieseloolithe den von CORNßT
in seinem Moachia-System erwähnten „röche silicieuse parti-
culiere ä aspect oolithique" entsprechen, die er „phtanite
oolitique" nennt (13; 13). Sie würden also eine Stufe seines
Systems von Moachia darstellen. Da ich Proben davon an
Herrn CORXET gesandt habe, wird sich vielleicht eine Iden-
tifizierung endgültig festlegen lassen. Da voraussichtlich ein
so eigenartiges Gestein sich nicht in verschiedenen Horizonten
in situ wiederfinden wird, so würde es wohl als Leit-
schicht zu verwenden sein, besonders wenn sich seine be-
obachtete Horizontbeständigkeit ganz allgemein feststellen
ließe.
Es wird später noch darauf zurückzukommen sein, inwie-
fern das Vorhandensein von Gerollen dieses Gesteins zur Alters-
bestimmung verwendbar sein kann.
Die Fossilleere und die Wiederholung petrographisch ganz
ähnlicher Schichten, die beide auf gleichgeartete Klima- und
Absatzbedingungen während der Bildung der genannten
Katanga-Schichtenfolge schließen lassen, die Häufigkeit der
Faciesbildung innerhalb ein- und derselben Schicht erschweren
die heutige Altersfeststellung. Dazu kommen dann noch die
tektonischen Vorgänge, welche jene Gebiete betroffen haben
und die Sachlage komplizieren. CoKNET hat bereits das
Vorhandensein zweier, fast senkrecht zueinander gerichteter
Faltungsysteme beobachtet. Ich selbst beobachtete mehrfach
lokal eine völlige metamorphe Umwandlung der Gesteine
durch die Intensität der Faltung. Überkippte Falten sind
vielfach zu beobachten, und da wo, solche Gebiete erheb-
lich erodiert sind, ergibt sich häufig eine unentwirrbare
Wiederholung gleicher Schichtenfolgen. Torsionserscheinungen
konnten vielfach, besonders in der Gegend von Kambove
beobachtet werden. Ebenso sind Brüche und Verwerfungen
zahlreich vorhanden, wenn auch in jenen Klimaten sich ein
direkter Nachweis in Aufschlüssen selten führen läßt, wo
meist die eluviale Verwitterungsrinde und Gehängeschutt
gerade solche Bruchgebiete bis zu ganz erbeblichen Tiefen
eindeckt. Eine große Zahl der heutigen Flußtäler sind in
— 318 —
ihrer ersten Anlage rein tektoniscbe gewesen und erst in der
Folgezeit durch die Erosion ausgestaltet worden.
Dies möchte ich beispielsweise vom Lufira-Tale unterhalb
der Fälle von Djuo oder Kiubo, vom oberen Pande-Tale bei
Kapiri und vielen kleineren Tälern, vornehmlich in den stark
gefalteten Gebieten des Kambove-Plateaus, annehmen. Es ist
danach ganz erklärlich, daß bei der geologischen Oberflächen-
aufnahme, wie sie schließlich den Arbeiten CoRNETs zugrunde
lag, und auch SlTDT in den sehr verschiedenwertigen Fund-
berichten der Prospektoren vorlag, in jenen orographisch
außerordentlich komplizierten Gegenden vielleicht ganz ähn-
liche Schichtenfolgen schon in relativ geringen Entfernungen
so verschieden erschienen, daß es sehr logisch und zweck-
mäßig erschien, zunächst jede äußerlich verschieden erscheinende
Schichtenfolge als ein besonderes System aufzufassen. Dies
mußte noch besonders ratsam sein bei der praktischen
Unmöglichkeit, in jedem Falle die verworrenen tektonischen
Verhältnisse an Ort und Stelle zu enthüllen. Der schon
mehrfach erwähnte Umstand des schnellen Facieswechsels
innerhalb desselben Horizontes, die durch Dislokationen ver-
änderten Lagerungsunterschiede und die häufigen lokalen
Metamorphosierungserscheinungen erschwerten naturgemäß eben-
falls die Parallelisierung. Es scheint mir nun, daß tat-
sächlich viele der bisher von Co lt NET und StüDT
als verschiedenen Horizonten angehörig aufgefaßten
„Systeme" in der Tat nur durch Faciesbildung,
Dislokation und Metamorphose verschieden erschei-
nende Teile ein und derselben Schichtenserie sind.
In gewisser Weise haben auch diese Autoren selbst schon
dieser Auffassung Rechnung getragen, indem sie eine Trennung
in die voneinander faciell verschiedenen Bassins von Urua und
Katanga einerseits und von Lufila- und Lualabafacies in
letzterem andererseits annahmen, aber nach meinen Beobach-
tungen wird man darin weitergehen müssen und verschiedene
der bisher getrennten ,, Systeme" als Äquivalente auffassen
können. Es fragt sich nun, inwiefern die Beobachtung von
Diskordanzen dieser Auffassung widersprechen könnte. CoitNET
hat nur eine einzige Diskordanz in situ beobachtet und in
mehreren Profilen wiedergegeben, nämlich zwischen Lubilache-
und Kundelungu-Schichten einerseits und verschiedenen seiner
älteren „Systeme" andererseits. Silin hingegen vermerkt
Dicht weniger als fünf Diskordanzen in seiner Schichtenserir.
Es würde sich nun fragen, ob diese Diskordanzen in der Tat
auch durch Profile in situ belegt werden können. Gerade
— 319 —
in einem tektonisch so verworrenen Gebiete, wie es
in jenen Teilen Katangas vorliegt, kann eine Dis-
kordanz nur dann als sicher vorliegend angesehen
werden, wenn sie innerhalb desselben Aufschlusses
in situ zu beobachten ist. Selbst räumlich sehr nahe
beieinander festgestellte bedeutende Abweichungen in der
Gesteinsrichtung können keinesfalls als Beweise einer Dis-
kordanz angesehen werden. Ich konnte solche Abweichungen
sehr nahe beieinander und in durchaus identen Schichten
feststellen, aber nur ein einziges Mal fand ich eine Diskor-
danz in situ der fast horizontalen Kundelungu-Schichten über
steil aufgerichteten schwarzen Schiefern (wahrscheinlich
Äquivalenten der Moachiaschichten) im Lufira-Tale unterhalb
der Schnellen von Kiubo. Ich vermute also, daß es sich
bei den Beobachtungen der verschiedenen Gesteinslagerungen
um örtliche Dislokationen gleicher Horizonte gehandelt haben
mag, und daß der gesamte Rand des Kongo-Beckens
vollständig in kleinere und größere Schollen auf-
gebrochen ist, die ursprünglich alle derselben
Schichtenfolge angehört haben mögen.
CoiiNET unterscheidet in der im Katanga-Becken beob-
achteten Schichtenserie zwischen „Terrains anciens meta-
morphiques" und „Terrains anciennes non metamorphiques"
(13; (5). Von ersteren trennte er (12; 1871) einige als
„Primitifs ab und bezeichnete die übrigen sowie alle
nichtmetamorphen Schichten bis zu den zumeist weniger
dislozierten Kundelungu-Schichten als „Primaires". Er ver-
wendet dabei die heutige Erscheinungsform der Sedimente zur
Altersbestimmung. Aus zwei Gründen möchte ich mich
diesem Vorgehen vorläufig nicht anschließen. Metamorphe
Gesteine, krystalline Schiefer, Gneise, Glimmerschiefer,
Amphibolite, Chloritschiefer, insonderheit Fleckschiefer, Frucht-
schiefer, Phyllite können, wie bekannt, nicht nur aus Gesteinen
sehr verschiedener ursprünglicher Entstehung, sondern auch
sehr verschiedenen Alters hervorgehen. Es ist sehr wohl
denkbar, daß das gleiche Gestein unter veränderten physi-
kalischen Verhältnissen sehr verschiedene Endprodukte ergibt.
Die Bedingungen hierfür sind aber gerade in tektonisch so
arg zerrütteten Gebieten wie am Rande des Kongo-Beckens in
erster Linie gegeben. Dazu kommt dann uoch die schon
mehrfach erwähnte facielle Verschiedenheit der Ursprungs-
gesteine. Zweitens aber läßt sich unschwer nachweisen, daß
innerhalb der Schichten solcher Systeme, die COBNET zu den
nichtmetamorphosierten rechnet, lokal ganz erhebliche Ge-
— 320 —
Steinsmetamorphose zu beobachten ist. Die Gesteine des
Systems von Moachia, z. B., weisen nach CORNET nur
noch schwache Anzeichen von Metamorphose auf. In
einzelnen Aufschlüssen jedoch konnte ich gerade in diesen
Schichten außerordentlich deutliche metamorphe Umwandlung
feststellen. Dies steht auch im Einklang mit den Beobach-
tungen STUDTs in seinen Kambowe- Schichten (Äquivalente
der Moachia- usw. Schichten Cornets). Es entspricht aber
auch dem, was Coknet selbst über die Tektonik jener von
Kambowe-Schichten bedeckten Gebiete der Hauptkupfererzzone
Katangas schreibt, und was ich selbst durch Beobachtung
intensivster Faltung und tektonischer Zerrüttung in jenen Ge-
bieten nur bestätigen kann. Es kann danach behauptet
werden, daß ein und dieselben Altersstufen von
Schichten im tektonisch stark gestörten Gebiet,
wie es dort vorliegt, örtlich stark metamorphosiert,
andernorts wenig oder gar nicht metamorphosiert sein
können. Daraus wäre alsdann für unseren Spezialfall zu
schließen, daß eine ganze Reihe der bisher als einzelne
„Systeme" und Altersstufen unterschiedene Schichten-
serien in der Tat nichts anderes sind als einer-
seits Faciesbil düngen derselben Altersstufe, daß sie
andererseits lokale metamorphe Umwandlungen
sonst ganz anders erscheinender Schichten folgen
darstellen.
Eine Parallelisierung einzelner bisher unterschiedener
Systeme an Hand meiner Beobachtungen im Gelände und an
Profilen würde hier zu weit führen. Es mag nur hervor-
gehoben werden, daß niemals beim Übergang von einem zum
anderen „System" eine Diskordanz in situ nachgewiesen
werden konnte, daß aber stets bei einem ganz auffälligen
Wechsel des Schichtenverlaufes (durchaus nicht immer gleich-
zeitig der lithologischen Schichtenbeschaffenheit!) sehr deut-
liche Anzeichen vom Vorhandensein tektonischer Linien,
erheblicher Faltung usw. zu beobachten waren.
Im einzelnen wird darauf vielleicht noch später zurückzu-
kommen sein. Hier mag nur einer der deutlichsten Fälle
meiner Beobachtungen erwähnt werden. Die „Systeme" von
Nzilo, Busanga, Lufupa halte ich für teilweise ganz gleich-
altrig und alle drei als lediglich tektonisch stark beeinflußte
Teile des Liegenden des Kundelungu-Systems und zum Teil
sogar dieses Systems selbst. Ich vermute, daß die Disloka-
tionen, die gerade in jenen Gebieten sich am stärksten aus-
lösten (Scharungapunkl der beiden zueinander senkrecht ge-
— 321 —
richteten Faltungssysteme CORNETs!), wesentlich jünger sind,
als man bisher annahm, und daß die großen Brüche, von
denen der Graben von Upemba vielleicht nur der heute noch
aufälligs te ist, und neben dem viel« andere kleinere Bruch-
linfien bestehen, erst am Ende der Faltungsperioden gewisser-
maßen als letzte Auslösung der höchsten Spannung entstanden.
Von diesen Faltungen wurden aber weite Gebiete des heute
von Kundelungu- (und Lubilache-) Schichten bedeckten Ge-
bietes gar nicht mit betroffen. Dort aber, wo diese Faltung
eintrat, sind eben, wie GROSSE sehr richtig beobachtete, die
liegenden Schichten der bisher als Kundelungu-System bezeich-
neten Schichtenfolge in gleicher Weise mitgefaltet worden.
Sie sind auch naturgemäß dort am intensivsten gefaltet worden,
wo sie beim Eintritt der Faltung bereits durch Abrasion frei-
gelegen haben mögen (Südgebiet), und an den Stelleu stärkster
Beanspruchung durch Pressung, d. h. in der Nähe der Bruch-
linien, sind sie auch am stärksten metamorphosiert worden.
Nach diesen Beobachtungen kann ich mich denn auch
nicht den mir persönlich von STUDT geäußerten Ansichten
anschließen, als wären die von ihm als Lualaba-Schichten
bezeichneten (Äquivalente der Wankie- und Lloano-Schichten
Rhodesiens, in denen er in Katanga ebenfalls das Vorkommen
von Kohlen vermutet) in den großen Graben- und Bruch-
gebieten überhaupt erst zum Absatz gelangt, sondern fasse sie
als mitversunkene und deshalb erhalten gebliebene Reste einer
früher bedeutend ausgedehnteren Bedeckung dieser Schichten
auf. Dem entspricht auch die kürzliche Feststellung des gleich-
mäßigen Vorkommens dieser Schichten in ausgedehnten Gebieten
des nördlichen, tektonisch weniger beeinflußten oberen Kongo-
Beckens.
Wenn man versucht, lediglich die Tatsachen in Betracht
zu ziehen, die sich aus unmittelbaren Beobachtungen ergeben
— und man wird zugeben müssen, daß alle Versuche, unter
so ungünstigen Bedingungen eine Altersfeststellung der Schichten
erzwingen zu wollen, eben nur Hypothesen bleiben können,
die durch jede neue Beobachtung von Grund auf umgestürzt
werden könnten — so kann man zurzeit wohl kaum mehr
sagen, als daß in Katanga eine Folge fossilleerer Schichten
vorhanden ist, die möglicherweise aus der archäischen Periode
bis in die Trias reicht (von den neogenen und <|uartären lül-
dungen abgesehen!) und deren oberstes Endglied die Lubilache-
Schichtea CORNETS, deren illltestes wohl krvstalline Schiefer
und Gneise (echte Gneise sind außerordentlich selten!) dar-
stellen, Durch tektonische Vorgänge, die vermutlich in mehreren
— 322 —
verschiedenen Perioden, am heftigsten aber lokal sich nach
oder während des Absatzes der Kundelungu-Schichten auslösten,
ist die einheitliche Schichtenbedeckung in einzelnen Teilen arg
zerrüttet, in Schollen aufgebrochen worden. Gelegentlich sind auch
dabei weite Gebiete (heutige horizontale Kundelungu-Systeni-
bedeckung, weites Horizontalbecken des Luapula-Quellgebietes!)
unberührt geblieben , während in anderen intensive Faltung,
Metamorphosierung der Gesteinsschichten mit ausgedehnten
Bruch- und Verwerfungserscheinungen Hand in Hand gingen.
Innerhalb der langandauernden Periode des gleichmäßigen un-
gestörten Schichtenabsatzes hatten dann wohl im Großen und Gan-
zen sehr gleichförmige Gesamtabsatzbedingungen geherrscht. (Vor-
herrschen von Quarziten, Sandsteinen, Arkosen, Konglomeraten,
Tonschiefern, vereinzelt Kalken!). Gleichzeitig hat sich innerhalb
dieser weiten Gebiete eine reiche Faciesbildung bemerkbar ge-
macht. Die meisten der beobachteten Erscheinungen scheinen mir
am besten durch die Annahme einer lang andauernden Vereisung
erklärt, die ja durch die Auffindung der Glazialkonglomerate
durch Stutzer und GROSSE erwiesen erscheint. Als in
Zusammenhang mit den Dislokationen stehend, kann man
wohl das Emporquellen ausgedehnter Granitmassen in einer
(vielleicht auch zwei zeitlich verschiedenen), das von Diabasen
(Porphyren und Melaphyren) in einer späteren Periode (Haupt-
bruchperiode) annehmen. Das Empordringen heute nur noch
sehr untergeordnet zu beobachtender basischer Magmen scheint
mir sehr lokal und weniger bedeutungsvoll für die Tektonik
des Gesamtgebietes geblieben und vor oder gleichzeitig mit einer
Periode des Aufquellens der granitischen Magmen erfolgt zu sein.
Da nun innerhalb dieser Schichtenfolge die Lualaba-
Schichten bisher allein durch Fossilfunde als Perm erkannt
worden sind, und durch ihre Stellung zwischen Lubilache-
und Kundelungu-Schichten COKNKTs auch ihre Stellung relativ
festgelegt erscheint, so wird man zweckmäßig die gesamte
Schichtenfolge Katangas darauf beziehen können. Damit wären
als oberster Horizont (Trias?) die Lubilache-Schichten CORNETs
(meist Sandsteine, sandige Schiefer, faciell Kalke, Mergel,
touige Sandsteine, Schiefertone usw.) anzusehen. Darauf folgen
absteigend die Lualaba-Schichten (Perm), die in gewaltiger
Ausdehnung im obersten Teile des Beckens und besonders im
Randgebiete ganz fehlen, und zwar infolge der Erosion, oder
nur in abgesunkenen Schollen erhalten, im inneren Teile des
Beckens dagegen weit verbreitet sind. Es folgt hieraul
das Kund eluDgu- System CORNETs, bestehend aus wechsel-
lagernden Arkosen, Tonschiefern (faciell Mergel oder Kai ke 1), Sand-
— 323 —
steinen. Es reicht bis zu einem Basalkonglomerat, das GROSSE,
der ein genaueres Profil der gesamten Schicbtenfolge aus dem
mittleren Kundelungu gab, als Glazialkonglomerat erkannt bat
(53) und mit dem Dwyka-Konglomerat Südafrikas identifizierte.
Diese Konglomerate konnte ich mehrfach ebenfalls auf
meinen Reisen beobachten. Einen einwandfreien Aufschluß
fand ich z. B. am Lufira beim Dürfe Kiombo (etwa 30 km
unterhalb der Fälle von Kiubo). Hier überlagerten zwei durch
grüne Arkosen voneinander getrennte Glazialkonglomeratbänke
mit leichtem Einfallen nach Norden diskordant schwarze, teils
blättrige, steilstehende Tonschiefer. Letztere kann ich nur
ihrem Aussehen nach mit den von STUTZER aus seinem Profil
von Moachia beschriebenen schwarzen Tonschiefern vergleichen
(ähnlich Posidonienschiefer), da ich sonst nirgends (Moachia
kenne ich nicht aus eigener Anschauung) ähnliche Gesteine
beobachtete. Sollte diese Annahme sich vielleicht später etwa
durch Auffindung von steilstehenden, den Schiefern konkor-
danten Konglomeraten in jener Gegend bestätigen, so wäre
der unzweifelhafte Beweis einer Diskordanz zwischen Kam-
bowe-Systems StüDTS = Moachia-System COKNK'l's und dem
Kundelungu-System CoRNETs dort erbracht. Über den er-
wähnten beiden Glazialkonglomeratbänken bei Kiubo folgt
stromauf bis zu den Fällen von Kiubo des Lufira, in hervor-
ragend schöner und klarer Weise aufgeschlossen, zum Teil in
gewaltigen senkrechten Steilufern des Lufira im Hangenden
das ganze Profil der Kundelungu-Schichten, die nur flach
gewellt liegen und etwa die von GROSSE aus dem mittleren
Kundelungu beschriebene Entwicklung zeigen. Es läßt sich
auch hier vielfach sehr deutlich die verschiedene facielle Aus-
bildung beobachten, und besonders fällt eine wiederholte Ein-
schiebung massiger Kalkstöcke auf. Diese facielle Verschieden-
heit zeigt sich auch an dem wiederholten Auskeilen der
Konglomeratbänke, die sich stellenweise zu einer einzigen
zusammenschließen und in der Mächtigkeit, wie das auch
GROSSE beobachtete, stark variieren. Danach wäre es an sich
erklärlich, daß GROSSE in seinem Aufschlüsse nur eine Konglo-
meratbank von bedeutender Mächtigkeit, ich dagegen zwei
durch grüne Arkose getrennte beobachtete.
Es liegt aber auch die Möglichkeit vor, daß GROSSE in
sein, 'in Aufschlüsse nur die obere Konglomeratbank beobachtete,
die nach der Tiefe auch auffallenderweise in eine grüne
Arkose überging, und daß sein Aufschluß, falls er nach unten
sich fortgesetzt hätte, ebenfalls eine zweite Konglomeratbank
sowie die Diskordanz dieser mit den tieferen Schichten enthüllt
24
hätte. Jedenfalls geht aus den Beobachtungen GROSSES und den
meinen hervor, daß im Kundelungu-Schichtenkomplex eine fort-
gesetzte Schichtenfolge bis zu einem Glazial-Basal-Konglomerat
herabreicht. Das stimmt auch mit den Beobachtungen CORNETs
überein, wonachdiese Schichten mit Konglomeraten beginnen.
Wichtig war nun gerade hier die auch andererseits ge-
machte Beobachtung, daß in den Konglomeraten sich zahl-
reich neben vereinzelten Kalkgeröllen, bunte Quarzite, Granite,
Quarze als die Hauptmasse der Gerolle fanden, daneben aber
bildeten sich auch jene durch ihr Aussehen unverkennbaren
schwarz -weißen Kieseloolithe, die den Moachiaschichten ent-
stammen und von denen oben ausführlicher gesprochen wurde.
Mit ihnen wurden gerade dort (rechtes Lufira-Ufer) zu enormen
Bergen angehäufte Jaspis-Achat-Chalcedon- und eigenartig grün
gefärbte amorphe Kieselgesteinsgerölle neben Phorphyrroll-
stücken gefunden. Als primäre Lagerstätte für erstere muß zweifel-
los die oberhalb der schwarz-weißen Kieseloolithbank in den
Moachiaschichten vorhandene Reihe von Kieselgesteinsbänken
gelten, während für letztere die Herkunft noch als völlig un-
bekannt angesehen werden muß.
Damit scheint mir bewiesen, daß jene Konglomeratbank bei
Kionibo jünger ist als die bewußte schwarz-weiße Kieseloolith-
bank und welche, wie vermutet wird, einen Teil der Kambowe-
Moachia-Schichten bildet, sie müßten demnach das Hangende
der Kambowe-Schichten sein.
Es hat nun Stutzer (52) auch bei Moachia und ganz
sicher in den Moachia- Schichten Cornets eingeschaltet eine
Glazialschotterbank festgestellt; er hat aber darin, wie er
ausdrücklich hervorhebt, keine Gerolle der Gesteine der dicht
dabei anstehenden Kambowe-Serie (auch nicht die charakte-
ristischen Kieseloolithe!) gefunden. Es muß also hier ein
anderes älteres Glazialkonglomerat als das Kundelungu-
Basalkonglomerat in dem Moachia-Glazialkonglomerat vorliegen.
Die von StüTZEU als aus Lubilache-Konglomeraten stammend
angesehenen, wirklich bei Moachia lose vorhandenen Gerolle
eines jüngeren Konglomerates werden vermutlich aus der dort
schon zerstörten Kundelungu-Glazialschotterbank stammen oder
aus ganz rezenten Gerölleanhäufungen, wie sie sich mehrfach
beobachten lassen! Lubilache-Schichten sind meines Wissens
auf sehr große Entfernungen von Moachia bisher noch nicht
beobachtet worden, auch bestehen sie vorwiegend aus weichen
Tonen und Sandsteinen, und nur gelegentlich wird von Dupont
auch das Vorkommen von „poudingues" aus dem Becken des
reu Kongo erwähnt.
— 326 —
CüKXET hat nun zwar schon erkannt, daß an der Basis
des Kundelungu-Systeras eine Konglomeratbank vorhanden sei.
Alle von ihm wiedergegebenen Profile enthalten jedoch diese
Schotterbank nicht (13: 27 — 28). Ich vermute nun, daß
die von ihm in den „Systemen" von Moanga-Kazembe, von
Katete und du Pays des Bassanga beschriebenen Konglomerat-
bänke ident mit dem Kundelungu-Basalkonglomerate sind.
Tatsächlich konnte ich nämlich mehrfach in diesen steil ein-
fallenden Konglomeraten die Gegenwart von Kambove-Gesteinen
als Gerollen, besonders der Kieseloolithe, darin feststellen.
Da COKNET selbst schon vermutete, daß die Schichten
des Bassangalandes, der Muiombo-Berge, von Kilassa und
Kafunda-Mikopo nur faciell verschiedene Ausbildungen des
gleichen Systems sein könnten, so mögen diese „Systeme"
alle wohl nichts anderes als die untere Abteilung des
Kundelungu- Systems mit seiner Glazial-Basalschotterbank
und äquivalent den Lulira-Sehichten Stldts sein. Somit
wären sie auch jünger als Moachia-Kambove-Schichten, von
denen sie ja auch, wie COKNET beobachtete und meine Be-
obachtungen bestätigten, Gerolle führen.
Es gibt nun aber noch eine ganze Reihe von Konglome-
raten, namentlich im Süden des Katanga-ßeckens (fast alle bis-
her dort unterschiedenen Systeme enthalten solche!), in denen
ich aber nie, trotz vielfacher Nachforschungen, Gerolle von
Kambove-Gesteinen (und insbesondere nicht die bewußten
schwarz-weißen Kieseloolithe) finden konnte. Auch für diese
Konglomerate scheint mir die glaziale Natur aber ohne Zweifel
zu sein. Durch STUTZERS Beobachtung in den Moachia-
Konglomeraten bin ich nun in der Vermutung bestärkt worden,
daß diese Konglomerate wohl alle, oder mindestens teilweise,
Äquivalente der Moachia-Konglomerate sein mögen. Allerdings
muß bei der Zufälligkeit, der immerhin das Auffinden der
Kieseloolitbgerölhi in relativ so verschwindend wenigen Auf-
schlüssen ausgesetzt sein wird, mit der Möglichkeit ihrer
späteren Auffindung sowohl gerechnet werden, wie mit der Mög-
lichkeit, daß außer den Konglomeratbänken des Kundelungu
und von Moachia noch andere ältere ebenfalls vorhanden
sein könnten. Vorläufig aber können wir diese beiden, nach
der Horizontstellung verschiedenen Konglomeratbänke mit aller
Sicherheit voneinander unterscheiden.
Daß infolge von metamorphen Vorgängen solche Konglo-
merate ein ganz verändertes Aussehen zeigen, konnte ich mit
aller Deutlichkeit am unteren Lufupa beobachten, wo Äqui-
valente der im Kanzenze-Fliissc beobachteten Glazialschotter
326 —
Vergleichs -Tafel der
Nach Benennungen Cokxets1)
Nach Benennungen
Nach Auffassung
Stutzers
(54; 117)
(12; 186) (13; 6) (39; 14)
Studts2) (39; 14)
].
„Lubilache"-System (Trias?)
-
Lubilashe-Sch.
2,
„Lualaba"-System (Perm)
Diskordanz?
—
Diskordanz
Kundelungu-
„Kundelungu"-System
Kundelungu-System
Schichten
Als Faciesbildungen seiner unteren Stufe:
Diskordanz
als derenmetamorpho-
>
sierte Äquivalente:
Syst, von Kazembe 1 Syst. von Nzilo
Syst. von Katete |> Syst. von Busanga
Syst. von Bassanga J Syst. von Lufupa
Lufira-Schicht. .
3.
Lufira- System
Alle Basalkonglomerate (glazial) führend, in denen
Gerülle von Moachia-Schichteu, besonders auch
Ki> seloolithe der Leitbank nachweisbar.
Diskordanz.
Diskordanz.
Kambowe-
Äquivalent u. ev. nur
Kambowe-System
Schichten
faciell oder durch me-
tamorph. Umwand-
(vielfach stark
Wemashi-
lung verschieden:
metamorphosiert.)
Schichten
Syst. v. Kilassa
Mochia-Schichten
Syst.v.Muiombo?
Äquivalent und ev. nur durch
Tonschiefer, Grau-
L
mit Leitbank der „Pha-
Syst. v. Kafunda-
metamorphe Umwandlung oder
wacke mit Glazial-
nite oolithiqnes". Basal
Mikopo?
faciell verschieden:
konglomerat als
(glazial) Rongl. u. „pou-
Da keine Gerülle v.
Äquivalent der Mo-
dingnes" ohue Gerolle der
Moachia-Schichten
Wemashi-S. Mutumbwe-S.
acliia -Konglomerate.
Moachia-Schichten.
(Kieseloolithe) ent-
haltend.
Diskordanz?
Musoü-Nysteni.
Alle Basalkouglomerat führend.
Diskordanz
Systeme von
Diskordanz
Kafubu-Schichten
5.
Fungwe; Kissola; Lufubo.
Kafubu- System
[Möglicherweise ganz oder teilweise (metam.
Nzilo-Quarzite?
Äquivalente der Schic
hten unter Nr. 4.)
Kifubua- System
') Diese Parallelisierung ist auf Grund meiner Beobachtungen vorgenommen, sie weicht
von den bisherigen Anschauungen teilweise ab. Diskordanzen sind unverändert nach der
jeweiligen Auffassung der Autoren eingetragen.
— 327
Kataiiga-Schichten.
Nach Aufnahme
Grosses
(53; 321)
Kundelungu-Scb.
Lufira-Schiclitcn
Basal-Glazialkon-
glomeratbank.
Grüne Arkose-
Bank
Lubilache-Schichten (Trias?)
I.ualaba-Scbichten (Perm)
Kundelungu -Schichten
Bunte S and stein e und A r k o s e n des Kundelungu, wechscl-
lagernd mit Tonschiefern, Mergelschiefern und Plattenkalken.
Saudsteine und Arkoseu lokal faeiell durch Kalkinassive
vertreten. Bunte meist rote) Tonschiefer, wecbsellagernd
mit schiefrigen Sandsteinen und gehänderten Kalken.
Ohere Glazialkonglomeratbank
Grüne Arkosen J lokal vereinigt
Untere Glazialkonglomeratbank J
Beide Kouglomeratbäuke Gerolle der Kieseloolithleitbank
neben viel buuteni Jaspis, Achat, Chalcedon, Onyx, Porphyr
in Gerollen führend.
Mit nur lokalen Faltungserscheiuungen. Ausbildung
großer tektonischer Linien (Verwerfungen, Brüche u.s.w.)
Diskordanz.
Kambowe- Schichten.
Schwarze Schiefer (der Moachia-Schichten STUTZER's
Tonschiefer, bunt mit Zwischenlagen von amorphen
Kieselgesteiueu lebhaft bunter Färbung, bes. eine Bank
schwarz-weißer Kieseloolithe, als Leitbank, Toni ge -Glimmer-
Sa udsteinschie fer, Sandsteine, faeiell durch Kalke,
Mergel, Dolomite ersetzt. Häufig stark metamorphosiert
und Quarzlinsen führend. Erzlinsen und Imprägnationen.
Konglomeratbänke ((ilazial) bisher verschiedener
Schichtensysteme, stets frei von Kieseloolithen und anderen
Gesteinen der Kambove-Serie. Stark von Faltungen und
Verwerfungen verschiedener Perioden und Richtungen betroffen.
Präglaziale-Schichten.
Quarzite (bunt) silifizierte und rnetamorphosierte
Grauwacken, teils schiefrig, glimmerreich.
Phyllite z.T.? Chlor itschiefer z.T.? Am-
phybolschiefer z.T.? Gneis z. T ? Glimmer-
schi ef er z. T. ? Metam. Tonschiefer. Stets steil auf-
gerichtet !
Teilweise vielleicht metamorphe Lquivalente der Schichten
zu l. Erzgange fahrend. Granite. Basische Eruptivgesteine.
Vielfach stark von Faltungen und Verwerfungen verschiedener
Perioden betroffen.
Upper
Conglomerates
Diskordanz
Lower
Conglomerates
,J) In dem ParalleliflierangBveraaohe Studts (39; 14) muß wohl nach der Nomen-
klatur CORNRTB statt S. de Kissola — S. de Kilassa und statt S. de Kisola — S. d. kusola
gelesen werden.
— 328 —
ein vollständig verhärtetes, teils gefrittetes und zerquetschtes
Puddinggestein bildeten. Ganz ähnliche Beobachtungen er-
gaben sich am rechten Lualaba-Ufer in den Tälern von
Kapanda und Vumay. Bezeichnenderweise fanden sich auch
hier diese stark metamorphosierten Glaziabschotter stets in
der Nähe der tektonischen Linien.
Die Auffassung STUTZERS, daß die Kambowe-Schichtendas
Hangende der südlich Elisabethvilles verbreiteten Konglomerate
• Wemashi-Schichten STUDTs) bilden (ob die Überlagerung
konkordant oder diskordaut erfolgt, ist nirgends ausgesprochen!),
kann ich nach obigen Ausführungen nur teilen. Leider ist
aus den Auseinandersetzungen StüTZEKs nicht ersichtlich,
welche Gründe ihn zur Parallelisierung von Moachia-Schichten
mit den Wemashi-Schichten Studts führten. Beide liegen
nämlich, wie ein Blick auf die STUDTsche Karte zeigt, fast
dreiviertel Breitengrade voneinander. Wenn nun auch durch
die Tatsache, daß in beiden Gerolle von Kieseloolithen fehlen,
die Wahrscheinlichkeit größer geworden, daß beide gleiche
Horizonte darstellen, so ist doch andererseits die Möglichkeit
nicht von der Hand zu weisen, daß auch noch ältere Glazial-
konglomerate als die von Moachia vorhanden sein könnten.
In der Tabelle (S. 326:327) mag nun versucht werden, die
in obigen Ausführungen für die Horizontisierung der Schichten
gewonnenen Anschauungen schematisch zugleich im Vergleich
mit den bisherigen Anschauungen wiederzugeben. Von einer
Altersfeststellung soll dabei vorläufig als zu unsicher abgesehen
werden. Auffallend ist die mit den Verhältnissen Rhodesiens
sich ergebende Übereinstimmung, wo man ebenfalls durch
eine Diskordanz geschiedene Obere und Untere Konglomerate
beobachtet hat.
Selbstverständlich soll nicht behauptet werden, daß mit
dieser Auffassung alle Zweifel an der Schichtenfolge Katangas
gelöst seien, es werden vielmehr damit wohl eine ganze
Zahl neuer Fragen aufgeworfen. Es wäre also sehr zu be-
grüßen, wenn namentlich die Geologen, welche aus eigener
Anschauung die Verhältnisse Katangas kennen, recht zahlreich
sich veranlaßt sähen, ihre Ansichten auf Grund ihrer Beobach-
tungen ebenfalls zum Ausdruck zu bringen.
329
20. Vorläufige Mitteilung über geologische
Beobachtungen in Ost-Celebes.
Von Herrn \V. Hotz.
(Mit einer Textiigur.)
Buitenzorg (Java), den 25. Januar 191.'».
Im Spätjahr 1912 untersuchte ich im Auftrag der „Nederl.
Maatschappy tot het verrichten van Mynbouwkundige "Werken'"
das südliche Küstengebiet am Ostarm der Insel Celebes. Da-
bei hatte ich Gelegenheit, einerseits das von J. WaNNEK1)
eingehend beschriebene Gebiet im östlichen Teil des Insel-
armes kennen zu lernen, andererseits aber auch westwärts
anschließend meine Beobachtungen bis an die Tomori-Bai
auszudehnen.
Ich hoffe, später in Europa mein Material auch petro-
graphisch bearbeiten und darüber eingehender berichten zu
können, und möchte mich jetzt darauf beschränken, kurz einige
Daten mitzuteilen2).
Im östlichen Küstenteil, wo meine Beobachtungen mit
den Angaben J. W.ANNERS fast völlig übereinstimmen, konnten
beim Dorfe Lontio belemnitenführende Lagen nachgewiesen
werden. Aus graublauen, schichtungslosen Tonen wurden
zahlreiche Belemniten mit tiefer ßauchfurche ausgebeutet.
Im Westen hat J. Wannkk im Toeli-Fluß Kalke und
Hornsteine („Toeli-Kalk") angetroffen, die von ihm in Analogie
mit ähnlichen Gesteinen auf der Insel Buru für jurassisch ge-
halten und zur „Buru-Formation" Martins gerechnet werden.
Leitfossilien hat er aber in diesem Schichtkomplex auf Celebes
nicht gefunden. Die Belemnitentone von Lontio gehören nun
weder petrographisch noch ihrer geographischen Lage nach zu
dieser Gesteinsserie WANNEB8. Das neue Vorkommen liegt in
einem Gebiet, das sonst ganz aus tertiären Schichten aufgebaut
wird, und stellt tektonisch wahrscheinlich den tieferen Kern
einer Antiklinale dar, die schon WäNNEB innerhalb der
neogenen Celebes-Molasse weiter westlich am Kientom-Flusse
erwähnt. Die Fundstelle von Belemniten beim Dorfe Lontio
') J. Wann kr: Beitrüge zur Geologie des Ostanns der Insel Cele-
bes. N. Jahrb. Mm., Beil.-Bd. XXIX, 1910, S. 739.
-; Für die gütige Erlaubnis zur Publikation bin ich Herrn J. Kosn K,
Direktor obiger Gesellschaft, zu vielem l)ank verpflichtet.
24
330
liefert den ersten paläontologischen Nachweis mesozoischer
Schichten am Ostarm von Celebes und damit auf der Insel
überhaupt.
Im südwestlichen, geologisch bisher gänzlich unbekannten
Teil des Inselarmes gelangt die sog. „Buru-Formation" zu-
sammen mit basischen Eruptivgesteinen zu großer Verbreitung.
Charakteristisch für die „Buru-Formation" sind rote Horn-
steine, fleischfarbige Kalkschiefer und Mergel sowie braunrote
Kolonedale \%
Manfawa
Kartenskizze von Ost- Celebes.
Kalke und weiße Massenkalke. Im Flußgebiet des oberen
Sg. Bongka wurden nahe der Wasserscheide, die hier bis auf
12 km an die Südküste herantritt, in engstem Verband mit
roten und durch Hornstein gebänderten Kalken auch helle
Nummulitenkalke gefunden ; die größten, schön herausgewitter-
ten Nummuliten erreichen einen Durchmesser von 1 cm. Er-
wähnung verdient hier noch das Auftreten schmaler Lignit-
flözchen in Sandsteinen, die der Kalkserie am Sg. Bongka
eingelagert sind. An mehreren Stellen der Küste erwies sich
der Kalk dieses Kalkhornsteinkomplexes als reich an Lepido-
cyclinen.
Wir sehen somit, daß die Buru-Formation MARTINS —
entsprechend dem „Toeli-Kalk" WANNER8 — auf Ost-Celebes
— 331 —
teilweise sicher zum Tertiär1) gerechnet werden muß, doch sei
hier ohne weiteres zugegeben, daß innerhalb dieser Sediment-
serie auch Jura- und Kreideschichten vorkommen können. Es
dürften aber P. und F. S.-UiASIN8) kaum im Recht sein, wenn
sie für ihren „Rotton", wozu sie alle rotgefärbten Mergel,
Kalke und Hornsteine auf Celebes rechnen, bloß kretazeisches
Alter annehmen, hat doch auch außerhalb unseres Spezial-
gebietes M. KOPERBERG3) in der Landschaft Bwool, Nord-
Celebes, in Verband mit jüngeren Sandsteinen rötliche, schief-
rige Globigerinenmergel und roten Kalkstein mit deutlichen
Nummuliten angetroffen. II. BUECKIN'O4) faßt die rotbraunen
Mergel von der Insel Zuidwachter an der Westküste sogar als
miozän auf.
Aus Schichten der Buru-Formation ist im wesentlichen
auch das 2 — 3000 m hohe Toekala-Gebirge aufgebaut, das sich
im Süden mit hohen Kalkwänden quer zum Streichen un-
vermittelt aus der breiten Alluvialebene erhebt, welche die
SO-Ecke der Halbinsel umsäumt.
E. C. ABENDANON, der das Toekala-Massiv bloß aus der
Ferne gesehen hat, fügt neuerdings5) auch dieses Gebirge
in sein Bruchsystem ein und spricht von einem aufgetriebenen
Horst. Soviel ich an Ort und Stelle beobachten konnte,
kommt seine frühere Annahme6), das Toekala-Gebirge sei eine
hohe Antiklinale, im Prinzip der Wirklichkeit viel näher.
Allerdings verläuft die Leitlinie des Gebirgsstockes nicht im
Sinne P. und F. Sarasins7), die das Toekala-Gebirge als ein
langes, SW — NO streichendes Kettengebirge darstellen. Die
') J. Wanner (Zur Geologie und Geographie von West-Buru.
N. Jahrb. Min., Beil.-Bd. XXIV, 1907, S. 133) erwähnt auch auf Buru
inmitten jurassischer Massenkalke das unvermittelte Auftreten paläo-
gener Sedimente.
3) P. und F. Sakasin: Entwurf einer geographisch -geologischen
!'.• Schreibung der Insel Celebes. 1901.
3) M. KOPERBERG : Verslag eener mynbouwk. exploratie van het
koprrerts voorkomen aan de Boekal rivier in het. landschap Bwool.
Ji arboek v. h. Mynwezen 1905, S. 151. — Derselbe: Geolog, en myn-
boawk. onderzoekingen in de residentie Menado. Jaarboek v. h. Myn-
N 1902, S. 151.
4) H. Bueckino: Beiträge zur Geologie von Celebes. Sammlung
des geologischen Reichsmnseums Leiden 1904.
5) E. C. Abend an on: Zur (Jmrißform der Insel Celebes. Diese
Monat ber. 1912, S. 266.
6) E. C. ABENDANON: Celebes en Halmahera. Tydsch. Kon. A;ml.
Gen. 1910, S. 1149.
7) P. und F. Sakasin: Entwarf einer geographisch-geologis«. le n
Beschreibung der Insel Celebes. 1901. — Dieselben: Reisen in Celebes.
L905, Bd. 1.
■r/,2
vier hohen Gipfel folgen sich vielmehr in einer SSO — NNW
gerichteten Linie. Bloß das südöstlich vorgelagerte Bergland
löst sich in einige gedrungene, kurze Züge auf, die sich, von
der Küste aus gesehen, kulissenartig hintereinanderschieben mit
einer Streichrichtung SW — NO.
Ich kann an dieser Stelle nicht näher auf die Lagerungs-
verhältnisse im Gebiet des Toekala-Gebirges eingehen, sondern
möchte als weiteren Beweis, daß die z. T. tertiäre Buru-Forma-
tion gefaltet ist, noch ein Vorkommen enger Antiklinalen und
Synklinalen am oberen Bongka-Flusse anführen. Die Sediment-
schichten streichen dort SSO — NN Wund weisen somit darauf
hin, daß der Aufbau der östlichen Halbinsel nicht überall dem
Schema P. und F. SAKASINs folgt. Ich fühle mich nicht
kompetent, um mich weiter in diese neuerdings aufgeworfene
Streitfrage einzumischen, glaube aber, daß P. und F. S\R\six
selbst in einem „Leitlinienstrudel"1), einem „wirbelartigen
Knoten", nicht überall ruhige und einfache Verhältnisse voraus-
setzen werden. Gegen die Kreuzungspunkte ihrer Leitlinien
hin sind von vornherein größere Störungen und Komplikationen
in der Tektonik zu erwarten.
Stratigraphisch und petrographisch findet der Ostarm im
Süden direkten Anschluß an Zentral-Celebes. Die Inselgruppe
der äußeren Tomori-rBai sowie das Küstenland um Kolonedale
herum wird vorwiegend aus hellen Massenkalken aufgebaut,
die lokal ebenfalls rote, kieselige Kalkschiefer und dunkle
Hornsteinpartien führen. Daneben gelangen basische Eruptiv-
gesteine zu weiter Verbreitung. Sie nehmen einen wesentlichen
Anteil am Aufbau der südöstlichen Halbinsel und reichen in
Begleitung von weißen und rötlichen Kalken bis an den Golf
von Boni2). Schon J. WANNEB (a. a. O., S. 774) weist auf die
petrographische Ähnlichkeit seines „Toeli-Kalkes" mit rot ge-
färbtem Kalkstein hin, die P. und F. Sa-RASIN östlich des
M;mtana-Sees erwähnen.
Die in und westlich der Tomori-Bai auftretenden basi-
schen Eruptivgesteine fand ich aber auch im südwestlichen
Teil des Ostarmes als Gabbro, Peridotite und vulkanische
Breccien weit verbreitet. Auch an der Nordküste im Gebiet
der Tomini-Bucht wurden sie zwischen Todjo und Bongka von
I'. S \i:.\sin: Zur Tektonik von Celebes. Diese Monatsber. 1912)
S. 226.
a, P. and F.Sarasin: Entwarf oiner geographisch-geologischen
Beschruiiiun^ der Insel Celebes. 1901. — E. C. Abend anon: Ondei
zoefc van Zenti L909-191O. Tydsch. Kon. Aard. Gen. 191Ö
n. 1911. Ferner: diese Zeitechr. 1912, S. 266.
333
KOPKKBERG1) nachgewiesen. Bezüglich des Alters dieser
Eruptiva in der östlichen Halbinsel ist folgendes zu berichten:
Im Gebiet des Toeli- und Senorang-Flusses trat' ich in den
tiefsten Lagen der neogenen Celcbesmolasse wenig mächtige
Peridotitmassen und vulkanische Breccien als konkordante
Einlagerungen an. An benachbarter Stelle fand J. Wann KU
(a. a. 0., S. 765) „zwischen die Mergelbänke der Celebesmolasse
eingelagert große Platten eines basischen Eruptivgesteins, das
von Herrn BüECKING als Hornblendediorit bezeichnet wird.
Nach der Art des geologischen Vorkommens kann daher dieses
Gestein keinenfalls älter als die miozäne Celebesmolasse sein".
In der Gegend des Toekala-Gebirges trifft man in sehr
instruktiven Aufschlüssen inmitten basischer Eruptiva schmale
Einlagerungen von roten Kalkschiefern und Hornstein, während
andererseits wieder den Schichten der Buru-Formation Peri-
dotite und vulkanische Breccien als konkordante Bestandteile
eingelagert sind. Wir erkennen daraus einen auch im Alter
sehr engen Zusammenhang zwischen den Gabbro-Peridotitmassen
und der z. T. tertiären Kalkhornsteinformation. Man ist wohl
berechtigt, auch für einen großen Teil der basischen Eruptiv-
gesteine ein tertiäres Alter (bis miocän) anzunehmen. Die Dar-
stellung J. AhlbüKGs2), daß sich der Ostarm im wesentlichen
aus präcarbonischen Schichten aufbaue, trifft keineswegs zu.
Von den eben genannten Eruptivgesteinen liegen Typen
vor, die petrographisch Vertretern aus dem ausgedehnten
Gabbro-Massiv bei Loboe an der Tomini-Bucht recht nahe
stehen (vgl. Wann'ER a. a. 0., S. 747). Auch für dieses Erup-
tivgebiet ist z. T. tertiäres Alter erwiesen, treten doch dort
beim Dorfe Poh gabbroide Gesteine — sei es nun gang- oder
lagerförmig — auch in nachweislich oligocänen Sedimenten auf ").
Die petrographische Beschreibung der zusammen mit der
Kalkhornsteinformation auftretenden Eruptivgesteine möchte ich
mir für eine spätere, ausführlichere Arbeit vorbehalten. Vor-
läufig sei bloß noch erwähnt, daß die Peridotitgesteine im
südwestlichen Teil des Ostarmes durch einen reichen, immer
wiederkehrenden Gehalt an rotem Granat ausgezeichnet sind.
Die hellen, großen Granitkristalle heben sich einsprenglings-
') M. Kopbrberg: Geol. en mynbonwk. onderzoefc in Menado.
Jaarboek v. lt. Mynwezen ]'.)().">, s. L72.
J) J. AHLBURG Der geologische Aufbau von Nonl-Celebes.
Dic.M. Monat, I.M-. l'.MO, S. 191.
:!) R. I». M. Vi:i:i'.i;i:k : (Molukkenverslag. Jaarboek v. h. Myn-
wezeo 1908) gibl ■ lort auf dtt Kart« unnchtigerweise alte, d. b.
größtenteils pr&permisohe, basische Eruptivgesteine aD.
— 334 —
artig aus dem dunklen Eruptivgestein ab. Lokal wurden auch
Granat-Augitfelse mit reichlichem Magnetit angetroffen, die
auffallend den Kontaktprodukten (Skarn) aus den schwedischen
oder banater Erzgebieten gleichen.
21. Diluviale Flußablagerungen im Gebiete
der Rodach.
Von Herrn L. Henkel.
(Mit 1 Textfigur.j
Pforta, den 7. Mai 1913.
In den hier zu besprechenden Ablagerungen sind organische
Reste bisher nicht gefunden worden. "Wenn sie daher als di-
luvial bezeichnet werden, so geschieht es auf Grund eines
Analogieschlusses. Sie stimmen in ihrer Zusammensetzung
überein mit dem Kies der jetzigen Flüsse, und in benachbarten
Gegenden, wo eine sichere Altersentscheidung möglich war, haben
sich solche Absätze immer als diluvial herausgestellt, während
erweislich tertiäre ganz abweichend davon ausgebildet sind.
Die Rodach, die sich oberhalb Lichtenfels in den Main
ergießt, sammelt das Wasser einer Anzahl von Flüßchen und
Bächen des Frankenwaldes. Solange diese Gewässer in dem
Schiefergebirge fließen, sind ihre Täler eng, erst in den
weicheren Schichten des Rotliegenden und der Trias weiten
sie sich aus. Ganz ebenso ist es offenbar in früheren Still-
standsperioden der Tiefenerosion gewesen. In den harten
paläozoischen Schichten hat die Kraft der Seitenerosion nicht
hingereicht, eine breite Talaue zu schaffen, beim erneuten Ein-
schneiden des Flusses konnten daher keine Reste einer solchen
als Terrassen erhalten bleiben. Nur im letzten Stück des Laufs
im Schiefergebirge ist wenigstens morphologisch Terrassenbildung
zu erkennen, von den Ablagerungen des alten Talbodens aber
nichts erhalten geblieben.
Die Flußablagerungen des Rodachgebiets gliedern sich in
drei Gruppen:
1. Ablagerungen der oberen Terrasse.
2. Ablagerungen der unteren Terrasse.
3. Ablagerungen der jetzigen Flußauen.
Ablagerungen der oberen Terrasse.
Ablagerungen der Rodach.
1. Am Ruppen, ungefähr l*/s km östlich von Kronach
(bayrisches Meßtischblatt Kronach), ist durch einen Sandstein-
OüiSSJiigFr 'q
J»ocRsta,
1. 1
Kies der oberen
Terrasse.
Kies der unteren
Terrasse.
Skizze der diluvialen Flußablagerungen im Gebiete der Roducli.
Maßstab 1 : 400000.
bruch der Kies der oberen Rodachterrasse aufgeschlossen.
Man beachtet dort folgendes Profil:
l'/a m Gehängeschutt, hauptsächlich aus Wellenkalk
des nahen Kreuzberges bestehend;
2 bis 3 m sandiger Lehm mit Schmitzen von Kies
und von Mergel;
2 m Rodachkies; untere Grenze bei 341 m, also
30 m über dem Flu Li.
4 m Buntsandstein.
— 336 —
Der Kies der Rodach unterscheidet sich von dem der
Haßlach und Kronach dadurch, daß er in Menge große Brocken
von Kieselschiefer führt, während letztere Flüßchen davon
nur kleine Gerolle enthalten, die schon in Konglomeraten des
Rotliegenden gelegen haben.
2. Über der Hammermühle, südlich von Kronach, liegt,
durch einen Hohlweg aufgeschlossen, Rodachkies, ungefähr
2 m mächtig, mit der unteren Grenze bei ungefähr 342 m.
Es ist also auf einer Strecke, wo der jetzige Fluß um 7 m
fällt, bei dem alten Kies kein Gefälle, ja sogar eine schwache
Steigung zu beobachten. Es wird sich dies aber wohl so er-
klären, daß der Kies am Ruppen in einer tiefen Auskolkung liegt,
der bei der Hammermühle auf einer Schwelle des alten Fluß-
laufs abgelagert ist.
Ablagerungen der Haßlach.
1. In dem Hohlweg südlich von Weitzsch (Meßtischblatt
Neukenroth), liegt ziemlich gut aufgeschlossen in Stärke von
2 m Haßlachkies über Sandsteinschiefern des Rotliegenden
bei 372 m, 40 m über der Haßlach. Die Terrasse, zu der
er gehört, ist auch der Gestalt nach wohl erkennbar.
2. Westlich vom Kronacher Schießhaus (Blatt Kronach)
ist durch einen Sandsteinbruch Haßlachkies aufgeschlossen,
zwischen den Isohypsen von 340 und 350 m, also ungefähr
40 m über dem Fluß. Er ist von Sandstein-Gehängeschutt
so bedeckt, daß man ohne den Steinbruch gar nichts von
ihm wahrnehmen würde. Übrigens wird er wohl nächstens
durch den Steinbruchbetrieb ganz beseitigt sein. Der Kies
enthält neben sehr reichlichem, wenig abgerolltem Buntsand-
steinmaterial Gerolle aus den verschiedenen Gesteinen des
Kulm und des Rotliegenden. Da der Gedanke nahe liegt,
daß in der Vorzeit die Steinach durch die Einsenkung von
Neuhaus und Burggrub nach Südosten geflossen sein könnte,
so habe ich ein besonderes Augenmerk darauf gehabt, ob in
dem vorliegenden Kies etwa Steinachgerölle vorkämen. Da
ich von solchen, insbesondere von den unverwüstlichen und
sehr auffallenden Quarziten der Steinach, nichts gefunden habe,
so glaube ich, sicher schließen zu dürfen, daß eine derartige
Flußverbindung nicht bestanden hat.
A b 1 agerun gen der Steinach.
Ausgedehnte Ablagerungen einer oberen Terrasse der
Steinach sind schon von LOKETZ beobachtel und auf Blatt
— 33T —
Sonneberg der preußischen geologischen Spezialkarte einge-
tragen worden. Die Erläuterungen zu Blatt Sonneberg geben
eine klare und richtige Darstellung des Sachverhalts, in der
kartographischen Darstellung aber ist der Kies der oberen
und der unteren Terrasse mit der durch Abspülung der
oberen Terrasse entstandenen Kiesbedeckung der Gehänge
unter einer Bezeichnung zusammengefaßt.
Die Ablagerungen der Steinach nach ihrem Austritt aus
dem Schiefergebirge breiten sich auf einer weiten, schiefen
Ebene aus, die wir nach der Stadt Sonneberg benennen wollen.
Die Anlage dieser Ebene beruht auf einer indirekten
Wirkung der Tektonik. Tektonisch nimmt die Sonneberger
schiefe Ebene die Stelle einer ganz flachen, kuppelförrnigen
Aufwölbung ein. Es sind infolgedessen hier die ganz außer-
ordentlich mürben Gesteine der untersten Abteilung des
mittleren Buntsandsteins (sm, der geologischen Spezialkarte)
der schützenden Decke härterer Schichten zuerst beraubt wor-
den und in dem so bloßgelegten, äußerst unwiderstandsfähigen
Boden hat die Abtragung ganz flache Bodenformen geschaffen.
An einer Stelle, wo durch örtliche Ursachen die höheren
Schichten des Buntsandsteins besser verkittet waren1), sind
sie erhalten geblieben und zu der Erhebung des Muppergs
herauspräpariert worden, die sich sehr auffallend, fast einer
Basaltkuppe ähnlich, von der Umgebung abhebt.
Die weite Ausbreitung der Steinachkiese auf der Sonne-
berger schiefen Ebene ist sicher durch die zahlreichen wechseln-
den Arme eines verwilderten Flusses zustande gekommen. Es
muß jedoch auch die Wassermenge des Flusses bedeutend
größer gewesen sein als jetzt, denn die Flußaue war im Zeit-
alter der oberen wie der unteren Terrasse viel breiter als jetzt.
Es müssen also die Zeiten des Stillstandes der Tiefenerosien,
der sich in den Terrassen ausprägt, wenigstens teilweise zu-
sammengefallen sein mit Zeiten größeren Wasserreichtums der
Flüsse, d. h. wahrscheinlich mit Eiszeiten. Nicht daß die jähr-
liche Niederschlagsmenge damals größer gewesen wäre als jetzt;
das anzunehmen, liegt kaum ein Anlaß vor; aber der Abflußfaktor
war ein anderer. Wir werden uns vorstellen dürfen, daß er
damals bei uns so viel betrug wie jetzt in etwa in Schwediseh-
Lappland, d.h. 70 bis 95°/0, während in Norddeutschland
') Daß dem so i.-t, ergibt >ich aus 'lein Böschungswinkel der
Gehänge, unter sonsl ganz ähnlichen Verhältnissen bat die Aliteilung
-in., drr geologischen Karte am Teatersberg l>, si töönchröden eine
Bösebang von 18", am Tiergarten von 13°, am Mnpperg aber von --0.
- 338 —
jetzt von dem jährlichen Niederschlag noch nicht 30 °/0 in die
Flüsse kommt. Es führte also damals etwa der Main bei
Lichtenfels so viel Wasser wie jetzt bei Mainz. Dazu kam
aber nun noch eine andere Verteilung des Abflusses im
Jahreslaufe. Der Frankenwald war sicher dreiviertel des
Jahres mit Schnee bedeckt, während einzelne Firnflecken wohl
auch den Sommer durch aushielten. Während der größeren
Zeit des Jahres war daher der Abfluß gering, seine Haupt-
masse drängte sich in dem kurzen Sommer zusammen. Die
vermehrte Erosionskraft der größern Wassermenge konnte
dabei aufgehoben werden durch die vermehrte Schotterführung,
welche die Umwandlung des Klimas und damit der Pflanzen-
decke mit sich brachte.
Kies der oberen Steinachterrasse breitet sich ungefähr
40 bis 45 m über dem Fluß von der Höhe östlich von Weid-
hausen bis nach Kaulsroth aus, liegt aber auch viel weiter
östlich bei Mark und Schierschnitz. Der Föritzbach, der im
Zeitalter der oberen Terrasse, falls er überhaupt schon bestand,
nach einem Laufe von l'/2 km auf diese Fläche ausmündete,
hat sich später, sie durchschneidend, bis zur jetzigen Mündung
bei Mitwitz verlängert. Da zur Zeit der Ablagerung der
oberen Terrasse die Steinach zwischen Weidhausen
und Föritz auf der jetzigen Wasserscheide floß, ohne
doch, wie wir gesehen haben, Wasser zur Haßlach
hinüber zu senden, so muß die allgemeine Abtragung
die Wasserscheide und überhaupt die ganze Boden-
gestalt in dieser Gegend seitdem noch erheblich
verändert haben.
Mit dem Zutagetreten widerstandsfähigerer Schichten
verengert sich von Wörlsdorf an das Steinachtal. Die obere
Terrasse tritt hier als schmaler Saum bei Wörlsdorf und
Ilassenberg am rechten Ufer, bei Horb am linken auf.
Der oberen Terrasse des Rodachgebiets muß natürlich
eine Terrasse des Mains entsprochen haben, sie ist aber bis
jetzt noch nicht nachgewiesen. Einem gleichalterigen Bache
dürfte die von Gümbel (Frank. Alb, S. 549) erwähnte Geröll-
schicht aus Quarz mit Doggergeröllen zwischen Püchitz und
Altenbanz entstammen.
Ablagerungen der unteren Terrasse.
Von Rotenkirchen an zieht sich der Haßlach entlang die
untere Terrasse in einer Höhe von ungefähr 12 in über dem
Fluß, an der Geländeform, wie an Kieslagern deutlich kennt-
— 339 —
üch. Der Kies, mit dem der jetzigen Haßlach übereinstimmend,
ist am besten zu beobachten an dem Weg von Haßlach nach
Haig bei 330 m (Meßtischblatt Neukenroth).
Der von LOKETZ auf dem bayrischen Anteil von Blatt
Sonneberg angegebene Kies umfaßt außer dem der unteren
Terrasse auch solchen, der aus der oberen Terrasse verrollt ist.
Die obere Terrasse selbst ist diesem Forscher hier entgangen.
An der Kronach ist schon bei Steinberg, noch im Schiefer-
gebirge, die Terrassenbildung bemerkbar. Hier ist kein Kies
erhalten, aber weiterhin findet man ihn nordöstlich von Friesen
1 Meßtischblatt Kronach) zwischen 350 und 360 m, westlich
von der Ziegelei bei Dörfles, bei 352 m uud ostwärts von
Kronach bei der Fallmeisterei zwischen 320 und 330 m. In
einer Ziegelei ist hier über dem Kies Lehm von ungefähr
5 m Mächtigkeit aufgeschlossen. Er ist ungeschichtet, offenbar
weil er in einer Wiesenaue abgesetzt wurde, wo die durch-
wachsenden Grashalme die Schichtung immer wieder ver-
wischten. Der weitere Verlauf der Kronachterrasse nach
Süden zeigt, daß dieser Bach damals nicht wie jetzt in die
i laßlach, sondern geradwegs zur Rodach geflossen ist.
An der Rodach hebt sich die untere Terrasse schon
oberhalb von Zeyern morphologisch heraus, von Kies aber
habe ich bis zur Hammermühle nichts Sicheres auffinden
können. Bei der Hammermühle kann man den Kies dieser
Terrasse bei der Isohypse 320 einige Hundert Meter weit
verfolgen, weiter findet man ihn nordöstlich von Hummendorf
zwischen 310 und 320 m, gegenüber südwestlich von Johannis-
tal, dann im Orte Küps auf dem Friedhof, und endlich bei
Redwitz a. d. Rodach, zwischen dem Bahnhof und dem Ort,
wo die Terrasse eine sehr ausgeprägte breite Fläche bildet.
An der Steinach hat die untere Terrasse den größten
Anteil an der Sonneberger Ebene. Nach der Verengerung
des Tals findet man Kieslager von ihr bei Beikheim (Blatt
Steinach der preußischen geologischen Spezialkarte), ferner bei
Graitz, gleich nördlich vom Dorf, und südlich von Train au,
unterhalb des Höhenpunktes 292 der Karte des Deutschen
Reichs 1:100 000, Blatt Lichtenfels. (Die Meßtischblätter
dieser Gegend sind noch nicht erschienen.)
Auch an der Föritz ist eine entsprechende Terrasse aus-
gebildet.
Die untere Terrasse der Rodach mündet auf eine Main-
terrasse aus, deren Kies u. a. im Straßeneinsohnitt südlich
vom Bahnhof llochstadt und bei den Steinbrüchen von NaLi-
anger westlich von llochstadt aufgeschlossen ist.
— 346 —
Ablagerungen «1er jetzigen Flußniederungen.
Die jetzigen Flußauen der Rodach und ihrer Nebenflüsse
sind bis zu einigen Metern Höhe über dem Stande des größten
Hochwassers noch mit Flußkies erfüllt. Die Oberfläche dieser
älteren Kieslager senkt sich meist ganz allmählich zum jetzigen
Ufer herab, nur bei Heubisch in der Sonneberger Ebene
setzt sie sich in einer deutlichen Terrasse von 4 m Höhe
ab. Diese Terrasse trägt aber im Gegensatz zu den älteren
keinen Kern von anstehendem Gestein, sondern besteht nur
aus Flußkies. Sie ist also das Ergebnis einer Aufschüttung,
die der späteren Tieferlegung des Flusses vorausging. Es
wird daher der Vorgang wohl allgemein so gewesen sein, daß,
nachdem die Rodach und ihre Zuflüsse sich beinahe bis zur
jetzigen Tiefe eingesägt hatten, nicht bloß ein Stillstand der
Tiefenerosien, sondern sogar eine Periode der Zuschüttung
um einen mäßigen Betrag eintrat, auf die dann das Ein-
schneiden bis zum jetzigen Stande folgte.
LoRETZ hat die älteren Kiese der Flußniederungen als
,, alt-alluvial" bezeichnet. Ich glaube, daß der Ausdruck
„alluvial" nicht zutreffend ist. Es sind in anderen Gegen-
den nicht selten im Boden der jetzigen Flußauen die Reste
diluvialer Tiere, insbesondere Mammut und Rhinozeros tichor-
rhinus, gefunden worden, besonders reichlich z. B. im Kies
der Saale bei Kosen. Die Wahrscheinlichkeit spricht daher
dafür, daß auch hier im Maingebiet die Bildung der älteren
Kiese der Aue ins Diluvium zurückreicht.
Dieselben Terrassen wie an der Rodach sind auch, wie
aus den Blättern Oslau und Koburg der geologischen Spezial-
karte hervorgeht, an der Itz ausgebildet. Merkwürdig sind
die Verhältnisse an dem Rötenbach. Er fließt wie die
Steinach über die Sonneberger schiefe Ebene und ist dort
von der Steinach nur durch eine ganz niedrige Wasserscheide
getrennt. Zur Zeit der unteren Terasse ist dies offenbar in
nuch größerem Maße der Fall gewesen, so daß sich zwischen
Sonneberg und Neustadt a. d. Heide der Anteil beider Gewässer
an dieser Terrasse überhaupt nicht streng trennen läßt. Aber
in die Itz ist der Rötenbach damals doch .schon ge-
n, wie seine Terrasse bei < Kslau, ungefähr 8 m über
'lein jetzigen L'fer. beweist. Im Frühjahr 1913 war hier
zwischen den Fabriken Katharinenwerk und Annawerk
guter Aufsi'liluß geschaffen durch einen langen Graben,
der Massen von Thüringerwald -Gerollen an die Oberfläoha
gebracht
— :j4l —
I.ouetz verzeichnet auch Thüringerwald-Sehotter nord-
östlich von Öslau bei der Isohypse von 900 Fuß, also unge-
fähr 30 m über dem Bach. Ich habe aber dort bei sorg-
fältigstem Suchen nichts von diesem Schotter auffinden können
und glaube daher bestimmt, daß LORETJZ durch verschleppte
Gerolle getäuscht worden ist. Ausgeschlossen wäre es daher
nicht, daß im Zeitalter der oberen Terrasse der Rötenbach
in seiner jetzigen Gestalt noch nicht vorhanden war, sondern sein
Oberlauf, wahrscheinlich noch verstärkt durch den der Effelter,
zur Steinach floß. Eine sichere Entscheidung wird aber wohl
kaum möglich sein, denn der obere Rötenbach führt keine Ge-
rolle, die nicht ebenso gut aus der Steinach stammen könnten.
Ziemlich abweichend von der Entwicklungsgeschichte des
Rodachsgebiets scheint die des Regnitztals zu sein1). Zwar
entspricht Beanckenmorxs „Vorstufe'" oder erste Terrasse
sehr deutlich den älteren Kiesen dor Niederung an der Rodach
und seine zweite Terrasse der unteren Rodachterrasse. Aber
während diese eine ausgeprägte Felsenterrasse mit dünner
Kiesdecke ist, scheint die entsprechende Regnitzterrasse im
wesentlichen aus früheren Aufschüttungen dieses Flusses heraus-
gearbeitet zu sein. Die „dritte Terrasse" BlanCKKNUouns
dürfte recht verschiedenartige Bildungen in sich begreifen, von
denen nur ein Teil vielleicht der oberen Rndachterrasse entspricht.
Eine Parallelisierung der einzelnen Terrassen mit solchen
des Rheins und damit des Alpengebiets scheint mir so lange
noch nicht ratsam, als nicht die Terrassen des Mains von
der Mündung herauf im Zusammenhang erforscht sind.
22. Zur Geologie des Kartsteins.
Von Herrn L. Sommeumeier.
Bonn, den 20. April 1913.
Durch die Ergebnisse der vor 2 Jahren von C. K adk-
Machi:k vorgenommenen und beschriebenen2) Ausgrabungen in
den „Kakushöhlen" im Kartstein in der l.it'.l I Meßtischbl.
') Blanckenhorn: Das Diluvium der Gegend von Erlangen.
Sitzungs-Bericht phys. med. Soz. Erlangen ls'.)5. — Lexk: Die geolo-
gischen Verhältniese der Umgebung vor Erlangen. Ebenda 1906.
9) C. K um-mai m k: Der Kartstein bei Eiserfey in der Eifi
Prähhistorische Zeiteohx. III. Bd. 1911, S. 201 -232.
— 342 —
Mechernick) hat die vorgeschichtliche Forschung — speziell
für das Paläolithicum in Westdeutschland — eine wertvolle
Bereicherung erfahren. Wenn auch nach R. R. SCHMIDT1) der
Nachweis des Acheuleen hinfällig ist und die dem Aurig-
nacien zugewiesenen Artefakte nicht sicher datierbar sind,
so liegen doch ?, zwei wohlausgeprägte Kulturen : Mousterien
und Magdalenien vor". Auch die diluviale und postglaziale
Wirbeltierfauna ist in den Höhlenfunden typisch vertreten.
Bei der Bedeutung, welche der Kartstein als prähistorischer
Fundpunkt dadurch gewonnen hat, ist es wohl angebracht,
auch einmal die geologischen Verhältnisse zu beleuchten,
da diesen RADKMACHER in seiner Beschreibung nicht gerecht
geworden und wohl auf Grund seiner Angaben der llauptirrtum
auch in das Werk von R. R. SCHMIDT usw. übergegangen ist.
Um von den kleineren Mißverständnissen, die lokale
Geologie betreffend, abzusehen, ist das Wesentlichste: Die
Kakushöhlen sind nicht Höhlen im mitteldevonischen Kalk-
oder Dolomit, wie etwa Buchenlo ch, Balv erhöhl e, Wild-
scheuer und die meisten anderen der zahlreichen Höhen in
Rheinland und Westfalen, sondern das Höhlengestein ist ein
diluvialer Kalktuff, aus dem der ganze Kartstein-
felsen besteht. Die allgemeine Situation ist kurz folgende:
Der Nordflügel der Sötenicher Mulde (der nördlichsten
der Eifeler Kalkmulden) wird bei dem Dorf Eiserfey, welches
auf der Grenze des Unter- und Mitteldevons liegt, von dem
N. — S. verlaufenden Tal des Hausener Baches quer
durchschnitten, das seine Fortsetzung in dem Feybach-Tal
östlich des bekannten Mechernich nimmt. Die Gegend von
Eiserfey ist eine der wenigen Stellen im Kalkgebirge der
Eifel, wo sich umfangreichere Kalktuff ablagerun gen finden.
Auf der Dechen- Karte (Sekt. Mayen) sind diese schon ver-
zeichnet, schematisiert und ohne ältere und jüngere Bildungen
zu trennen. Letztere seien hier nicht weiter berührt, beson-
ders bemerkenswert sind sie in der Talstufe von Dreimühlen.
Zwischen dieser und Eiserfey ist dem westlichen Talhang ein
Gehängetuff aufgesetzt. Sein höheres diluviales Alter geht
ebenso wie aus den llöhlenfunden auch aus den geologischen
Verhältnissen hervor.2) Er ist zum Absatz gekommen vor
! K. EL Schmidt unter Mitwirkung von E. Koken und A.Schlitz:
Die diluviale Vorzeit Deutschlands, Stuttgart 1912. S. 75 und 7<>.
a) Die eingehende Erörterung dieser, besonders auch der lokalen
ehungsbedingangen de Tuffes gebe ich in der ausführlichen Ver-
öffentHchung meiner Untersuchungen, die in den „Verh; des Natur-
sehen Vereine d. preuß. Rheinlande und Westfalens" erscheinen wird.
!43
der heutigen Ausgestaltung des Haupttales und der kleinen
Seitentäler. Durch eine alluviale Rinne wurde er bis zum
Untergrund durchschnitten und ein kleiner Teil von der
Hauptmasse abgetrennt. Deren Erosionsrest ist der Kartstein.
Daß die Entstehung des Kalktuffes bis in präquartäre Zeit
zurückreicht, ist nicht anzunehmen, da tertiäre Elemente unter
den im Tuffkalk eingebetteten Schnecken fehlen. Meine Aus-
beute aus dem Kartäteinkalk enthält nach Bestimmung durch
Herrn C. R. BoETTGEU-Frankfurt a. M.
Fruticola hispida L.
Helicodonta obvoluta MÜLL.
Ariania arbastorum L. (?)
Cepaea hortensis MÜLL.
Cochlicopa lubrica Müll.
Succinea putris L.
Carychium minimum Müll.
Ihjthinia tentaculata L.
also rein pleistocäne und rezente Formen, die auch heute noch
in der Gegend leben.
In annähernd 10 m Höhe über der Talsohle steigt die
bis 20 m hohe, zerklüftete Steilwand des Kartsteins auf,
welche das aus dem höheren Gehänge sich entwickelnde Plateau
nach W. begrenzt. An der Hand einzelner Beobachtungen
des bloßgelegten, unterlagernden dolomitischen Devonkalkes
und der Untersuchungen an den Außenflächen des Felsens und
im Innern der Höhlen ließ sich feststellen, daß die ganze
Masse des Kartsteins aus dem Kalktuff besteht. Auch die
davorgelagerten, abgestürzten großen Blöcke sind nicht
„Dolomitbrocken", sondern Kalktuff. Das Gestein ist vor-
wiegend ein fester und recht dichter Travertin mit versin-
derten Poren. Stellenweise verliert sich die Tuffstruktur
nahezu völlig und es entsteht ein splitteriger Süßwasserkalk.
Als interessante Einzelheit treten ferner große Ooide1) auf,
unter Mitwirkung von Kalkalgen entstanden, die überhaupt
am Aufbau des Gesteins starken Anteil haben.
Was die Höhlenbilduug betrifft, so handelt es sich bei
der großen Ilaupthöhle um eine Sickerwasserhöhle, durch
Erweiterung von Klüften entstanden, die den ganzen Kart-
stein reichlich durchsetzen. Ihre größte Flächenausdehnung
hat die Höhle an der Grenze des Kalktuffs gegen den Devon-
') Auch dieses werde ich an anderer Stelle noch eingehein! be-
handeln.
344
Untergrund, in diesem hat die Aushöhlung aber nur wenig
hineingegriffen, der Hauptteil liegt im Tuff. Bei der zweiten,
kleineren Höhle wird aus den Angaben RaDKMACHEKs über
die bei der Ausgrabung gemachten Beobachtungen der
Charakter der Höhle nicht klar ersichtlich. Dem Augenschein
nach ist es ursprünglich eine „Halbhöhle'', eine Nische am
Fuß der Wand, die durch die davorliegenden Absturzmassen
zur Höhle geschlossen wurde. Ähnliche Nischen und Über-
hänge sind am Kartstein noch mehrfach vorhanden.
Auch der Sinterbildungen sei noch mit einigen Worten
gedacht. Wo diese sich als Überschalungen oder traubige
Ansätze finden, sind sie als sekundäre Produkte vom Diluvial-
kalk zu trennen. Von dem hellgelben bis bräunlichen Tuff-
kalk unterscheiden sie sich durch die meist rein weiße Farbe
und grobkrystalline Beschaffenheit.
Der Versuch Rademachers, aus dem Auftreten einer die
diluvialen Schichten abschließenden Sinterdecke eine Klima-
änderung („Übergang des feuchtkalten Diluvialklimas in das
trockene postglaziale") abzuleiten und sie zur glazial -chrono-
logischen Einteilung der Kulturschichten zu verwerten, ist
schon von R. R. SCHMIDT1) und E. Koken1) zurückgewiesen.
Unhaltbar sind gleichfalls die Folgerungen, welche aus der
Anschwellung des Schichtenprofils am Osteingang der großen
Höhle gezogen werden. Hier wird der infolge ihrer
sonst gleichbleibenden Mächtigkeit parallele Verlauf der
Schichten gestört durch eine Anhäufung von abgewitterten, zu
einer festen Masse verbackenen Gesteinsbrocken zwischen den
Lehmschichten. Auch das ist natürlich eine ganz lokale Er-
scheinung, die zu allen Zeiten auftreten kann, und es ist auch
hieraus nicht angängig, auf eine Klimaänderung — in diesem
Falle das Einsetzen einer neuen, der letzten Eiszeit — zu
schließen. Hätten klimatisch bedingte Ursachen die Anschwellung
der Schicht hervorgerufen, so müßten sich diese auch im ganzen
Gebiet bemerkbar machen, z. B. in Gestalt versinterter Ge-
hängebreccien als eiszeitliche Bildungen im Bergschutt des
Kalkgebirges. Zur Parallelisierung der archäologischen und
geologischen Stufen des Diluviums lassen sich die Karstein-
profile also nicht heranziehen. Nach Koken1) reicht von den
„durch Fossilinhalt charakterisierliarcn Schichten keine über
das letzte Glazial zurück".
') a.-a. 0.
Zeitschrift
der
Deutschen Geologischen Gesellschaft.
B. Monatsberichte.
Nr. 7. 1913.
Protokoll der Sitzung vom 2. Juli 1913.
Vorsitzender: Herr WAHNSCHAFFE.
Der Vorsitzende widmete den beiden verstorbenen Mit-
gliedern der Gesellschaft K. I. V. Steenstrup, und E. Holz-
apfel, nachstehende. Gedenkworte :
In jüngster Zeit hat unsere Gesellschaft zwei hervor-
ragende Mitglieder durch den Tod verloren, K. I. V. Stekn-
strup und Eduard Holzapfel.
K. I.V. Steenstrup, ein Neffe des berühmten Naturforschers
JAPETÜS Steenstrup, wurde am 7. September 1842 in Höste-
mark Molle in Dänemark geboren, wo sein Vater als Pächter
wohnte. Er widmete sich ursprünglich dem pharmazeutischen
Studium, wurde jedoch im Jahre 1866 als Assistent am Mine-
ralogischen Museum in Kopenhagen angestellt und erhielt als
solcher Gelegenheit, in Grönland Untersuchungen und Samm-
lungen auszuführen, die die Hauptarbeit seines Lebens bilden
sollten. Im ganzen hat er neun Reisen dorthin unternommen,
auf denen er geologische, archäologische und topographische
Forschungen ausführte und reiche Sammlungen von Gesteins-
proben, Mineralien und Versteinerungen heimbrachte. Leider
ist ein Teil dieser Sammlungen bei dem großen Brande
des Schlosses Christiansborg im Jahre 1884 zerstört worden.
STEENSTRUP bat Längere Zeit in Grönland unter den Eskimos
gelebt und er hat dabei <lie Sitten und Gebräuche dieses inter-
essanten Volkes und die Natur des Landes, vor allem seinen
geologischen Bau, das Inlandeis und die großen Fjordgletscher
gründlich studiert. Seine wissenschaftlichen Arbeiten sind
hauptsächlich in den „Meddelelser om Grönland" veröffent-
licht worden. Im Jahre L871 befand Bich STEENSTRUP unter
25
346
den Teilnehmern der Expedition, die ausgerüstet war, um die
großen von NORDENSKIÖLD 1870 entdeckten Eisenblöcke von
der Insel Disko nach Kopenhagen zu schaffen. Während
NORDENSKIÖLD sie für Meteoreisen angesehen hatte, führte
STEENSTRUP den Beweis, daß sie mit dem Basalt aus den
Tiefen der Erde herausgeschafft worden seien. (Wissenschaft-
liche Mitteilungen des naturhistorischen Vereins in Kopenhagen
1875 Nr. 16—19.) Im Jahre 1889 trat er in die dänische
geologische Landesuntersuchung ein und war dort bis 1897
als Staatsgeologe tätig. Er gehörte zu den Begründern des
im Jahre 1893 gestifteten dänischen geologischen Vereins, in dem
er sich eifrig betätigte und zu dessen Ehrenmitglied er im Jahre
1906 ernannt wurde. Während seiner Tätigkeit als Staatsgeologe
fand STEENSTRUP Gelegenheit, sich eingehend mit den Dünen
Dänemarks zu beschäftigen. Aus dieser Zeit stammt seine
wichtige Arbeit „Om Klittern es Vandring (Über das Wandern
der Dünen)", die im Jahre 1804 in den „Meddelelser fra Dansk
Geologisk Forening" erschien. Hier hat STEENSTRUP die durch
Auswehung entstandenen Parabeldünen als einen besonderen
Typus aufgestellt. Sein reiches Wissen ermöglichte es ihm,
jüngere Geologen in entgegenkommendster Weise mit seinem
Rate zu unterstützen, und auf seine Veranlassung hat beispiels-
weise der verstorbene N. V. UsSING seine umfassenden Unter-
suchungen über die Geologie Grönlands unternommen.
Im Jahre 1889 wurde STEENSTRUP als Mitglied in die
Deutsche Geologische Gesellschaft aufgenommen, und er führte
den Vorsitz in der ersten Sitzung der allgemeinen Versammlung
der Gesellschaft in Greifswald in demselben Jahre. Wegen
seiner großen wissenschaftlichen Verdienste wurde ihm 1894
die Würde eines Dr. phil. h. c. verliehen.
Viele deutsche und auswärtige Geologen sind mit Steens trup
in nähere wissenschaftliche Beziehung getreten, und mir selbst
war es vergönnt, ihn näher kennen zu lernen und wiederholt
auf geologischen Versammlungen und Kongressen oder geologi-
schen Reisen längere Zeit mit ihm zusammen sein zu können.
Zuletzt sah ich ihn im vorigen Jahre in Dänemark auf der
Exkursion nach Faxe und Stevnsklint, die die Mitglieder
der Deutschen Geologischen Gesellschaft unter Führung der däni-
schen Kollegen im Anschluß an die allgemeine Versammlung in
Greifswald unternahmen. Man konnte damals nicht ahnen,
daß der geistig und körperlich noch so frische Manu kaum
ein Jahr darauf, am 6. Mai, aus dem Leben scheiden würde.
STEENSTRUP i-i allen, die mit ihm in Berührung kamen, stets in
freundlichster Weise «ntgegengekommen. Sein gerader, aufrieb-
— 347 —
tiger Charakter, sein scharfer, kritischer Verstand haben es ver-
mocht, daß er allgemein geschätzt wurde und viele Freunde besaß.
Eduard Holzapfel wurde am 18. Oktober 1853 in
Steinheim in Westfalen geboren und widmete sich, nachdem er
seine ursprüngliche Laufbahn als Artillerieoffizier aufgegeben
hatte, dem Studium der Geologie und Paläontologie. Auf
Anregung seiner Lehrer an der Universität Marburg, DüNKEU
und v. KOENEN, verfaßte er eine Arbeit über „Die Zechstein-
formation am Ostrande des Rheinisch -Westfälischen Schiefer-
gebirges", auf Grund deren er im Jahre 1878 die Doktorwürde
erhielt. Diese Arbeit erschien als Inaugural- Dissertation in
Görlitz 1879 und brachte neue Beobachtungen über die ge-
samte Entwicklung der bisher nur an wenigen Punkten durch
den Bergbau bei Frankenberg, Thalitter und Stadtberge be-
kannt gewordenen Zechsteinformation des genannton Gebietes.
Im Jahre 1882 wurde Holzapfel als Nachfolger Bkancas
als Dozent an die Technische Hochschule zu Aachen berufen,
erhielt dort 1885 das Prädikat als Professor und im Jahre
1 8 '. * 4 die etatsmäßige Professur für Geologie und Paläontologie.
Die Hauptarbeiten Holzapfels beziehen sich auf das rheinisch-
westfälische Devon und auf die Aachener Kreide und sind in
paläontologischer und stratigraphischer Hinsicht für diese For-
mationen von großer Bedeutung. Im Jahre 1882 veröffentlichte
er in den Paläontographicis (3. Folge, IV. Bd., 6. Lief.) die
wichtige Arbeit über „Die Goniatiten-Kalk e von Adorf
in Waldeck", durch die er unsere Kenntnisse über die Fauna
des unteren Oberdevons wesentlich bereicherte.
Es folgte sodann die auf Anregung V. DECHENs unter-
nommene Arbeit über „Die Lagerungsverhältnisse des
Devons zwischen Roer- und Vichthal (Verh. d. naturh.
Ver. f. Rheinl.-Westf., Bd. 40, 1883)", die er auf der bei-
gegebenen geologischen Kartenskizze in diesem Gebiete der nord-
östlichen Endigung des Hohen Venn zur Darstellung brachte.
Eingehend beschäftigte er sich mit der Aachener Kreide,
über die er zwei Aufsätze in der Zeitschrift der Deutschen Geolo-
gischen Gesellschaft 1884 und 1885 veröffentlich U:, während
er „Die Mollusken der \ ach euer Kreide" in den Pa-
läontographicis (Bd. 34, 1887, 2!» - 180, Taf. IV — XX und
Bd. 35, 1889, 139 268, Taf. VIII XXIX) beschrieb.
Im Juli 1887 trat Holzapfel als Mitarbeiter bei der
Königlich Preußischen Geologischen Landesanstall ein und hat
als solcher mehrere geologische Blätter im Rheinlande teils
allein, teils in Gemeinschaft mit LEPPLA aufgenommen.
25 •
348
Durch diese Arbeiten erhielt er das Material zu der Ab-
handlung „Das Rh eintal von Bingerbrück bis Lahn stein
(Abh. d. Kgl. Preuß. Geol. Landesanst. Neue Folge, H. 15, 1893,
mit geolog. Übersichtskarte)", worin er die Gliederung des
Devons und seine Tektonik, das Tertiär und Diluvium im
Rheintal und seiner Umgebung sowie die Entstehung des
Rheintales behandelte.
Von gleicher Bedeutung ist seine. Arbeit über „Das
obere Mitteldevon (Schichten mit Stringocephalus
Burtini und Maeneceras terebratum) im Rheinischen
Gebirge (Abh. d. Kgl. Geol. Landesanst. Neue Folge, IL 16,
1895), die aus einem paläontologischen und einem geologischen
Teile besteht.
Auf Grund der neuen Tiefbohrungen berichtete er in der
Deutschen Geologischen Gesellschaft am 4. Januar 1899 über
„Steinsalz und Kohle im Niederrheintal".
Von weiteren Arbeiten seien erwähnt:
Die cambrischenund ältesten Unterdevonschichten
der Gegend von Aachen (.lahrb. d. Kgl. Preuß. Geol. Landes-
anstalt für 1898, Berlin 1899). Beobachtungen im Unter-
devon der Aachener Gegend (ebendas. f. 1889, Berlin 1900).
Beobachtungen im Diluvium der Gegend von Aachen
ebendas. f. 1903, Berlin 1907). Von besonderem Interesse
ist hier der Nachweis von Verwerfungen im Diluvium.
Ein zusammenfassendes Resultat seiner langjährigen Unter-
suchungen gab er in der A. VON KOENEN- Festschrift 1907 in
dem Aufsatze: Die Faciesverhältnisse des rheinischen
Devons.
Im Jahre 1907 wurde HOLZAPFEL als ordentlicher Professor
für Geologie und Paläontologie an die Universität Straßburg i. E.
berufen und zugleich zum stellvertretenden Direktor der Geo-
logischen Landesanstalt von Elsaß-Lothringen ernannt.
HOLZAPFEL war ein sehr ruhiger, besonnener Forscher,
der sich frei hielt von allen phantastischen Hypothesen. Alle
seine Arbeiten beruhen auf gründlicher Beobachtung. Er war
daher unter seinen Fachgenossen sehr geachtet und stand mit
vielen in freundschaftlichem Verkehr.
Leider machten sich bei ihm schon im vorigen Jahre die
Anzeichen eines schweren Gehirnleidens bemerkbar, dem er
allzufrüh für die Wissenschaft am 11. Juni dieses Jahres er-
legen ist.
Die Anwesenden erheben sich zur Ehrung der beiden ver-
storbenen Mitglieder der G laft von ihren Sitzen.
— 349 —
Als neues Mitglied wünscht der Gesellschaft beizutreten:
Das Steinkohlenwerk Rheinpreufsen in Homberg (Nieder-
rhein), vorgeschlagen durch die Herren BÄRTLING,
KRÜSCH und FLIEGEL.
Der Vorsitzende legt die als Geschenk eingegangenen
Arbeiten der Versammlung vor und lädt die Anwesenden
auch mündlich zur Teilnahme an der Allgemeinen Ver-
sammlung in Freiburg i. Br. und den anschließenden Exkur-
sionen ein.
Herr von STAPF spricht über die Geomorphogenie
des Gebietes der Lausitzer Überschiebung.
Zur Diskussion sprechen die Herren RäSSMUS, HENNIG,
KEILHACK und der Vortragende.
Herr HANS SCHNEIDERHÖHN spricht über die
chemische Umbildung tonerdehaltiger Silikate unter
dem Einflufs von Salzlösungen (nach den Versuchen
von J. LEMBERG).
J. LEMBERGs Experimentaluntersuchungen, die in den
Jahren 1872 — 1888 in der Zeitschrift unserer Gesellschaft
veröffentlicht wurden, bieten auch heute noch das umfassendste
Analysenmaterial dar „über Bildung und Umbildung von Sili-
katen". LEMBERG selbst hat seine Analysen nie diskutiert,
und eine eingehende Darlegung der chemischen Umbildung von
Silikaten auf Grund dieser Analysen von anderer Seite fehlte
ebenfalls noch, wenn auch viele Eiuzelergebnisse oft verwandt
wurden. Dies mag seinen Grund darin haben, daß die Analysen
nur in Gewichtsprozenten und im allgemeinen in der chrono-
logischen Reihenfolge ihrer Anfertigung veröffentlicht sind.
Unter diesen Umständen ist eine eingebende Übersicht über
mehr als ein halbes Tausend Silikatanalysen nicht gut möglich.
Es erschien mir deshalb notwendig, als Einleitung zu
weiteren Experimentaluntersuchungen auf diesem Gebiete
zunächst die LEMBERGschen Analysen auf Molekülverhältnisse
umzurechnen und zweckmäßig anzuordnen. Diese Umrechnung
erstreckte sich auf etwa 600 Analysen von Mineralien und ihren
synthetisch dargestellten Umbildungsprodukten. ') Um sämtliche
') Diese umgerechneten Analysen und ihre ausführliche Be-
sprechung werde ich demnächst im Neuen Jahrbuch f. Min. usw. mit-
teilen. Dort wird auch die andere einschlägige Literatur berücksichtig!
\v< nlen.
— 350 —
Analysen untereinander vergleichbar zu machen, wurden die
Molekülquotienten (= Gewichtprozente der Metalloxyde Si 03,
Al2 03, CaO, K2 0, Na.. 0 usw., dividiert durch das Molekular-
gewicht) auf eine Einheitsmenge umgerechnet, wofür Al2 03
gewählt wurde. Es wird hierbei also vernachlässigt, daß durch
Einwirkung von Salzlösungen vielleicht Tonerde abgespalten
wird, ein Vorgang, der zwar bei ähnlichen Experimenten später
von St. J. TilUGUTT beobachtet wurde, den aber LembkkG für
seine eigenen Versuche stets in Abrede gestellt hat. Überdies
könnte eine Abspaltung von Tonerde bei dieser Umrechnung doch
nicht in Betracht gezogen werden, weil LembkrG stets nur die
Bodenkörper und nie die Lösungen analysiert hat, so daß wir
uns hier also auch auf die Angabe der Art der erhaltenen Boden-
körper beschränken müssen.
LEMBEKG führte seine Versuche so aus, daß er auf Mine-
ralien oder synthetisch dargestellte Stoffe Salzlösungen entweder
bei 100° auf dem Dampfbad oder bei 200° im zugeschmolzenen
Rohr oder im Digestor einwirken ließ. Die Zeitdauer schwankte
von mehreren Tagen bis zu l1^ Jahren. Es spielten sich
hierbei folgende Vorgänge ab:
1. Die Basen des umzuwandelnden Körpers wurden mehr
oder weniger vollständig gegen die der Lösung ausgetauscht.
2. Der Wasser- und' Siliciumdioxydgehalt des umzuwan-
delnden Körpers wurde geändert.
Es seien nunmehr die einzelnen Mineralien aufgeführt
und die Art ihrer Umbildung unter den verschiedenen Be-
dingungen, denen sie LEMBEKG aussetzte, besprochen.
I. Krystallisierte wasserfreie Alumosilikate.
Die Basen stehen zu Tonerde im Verhältnis 1:1. Der
Si Cy-Gehalt ist je nach dem Mineral verschieden. Es wurden
von dieser Gruppe untersucht:
Alkalifeldspäte (K, Na)„ 0 . Al2 03 . 6 Si 0,
Kalkfeldspat Ca 0 . Al3 03 . 2 Si < >,
sowie die Mischkrystalle beider.
Nephelin Na, 0 . Al3 03 . 2 Si 09
Leuzit K, 0 . Al2 03 . 4 Si < >,
Spodumcii Lis O . Ala 03 . 4 Si 03
Jadeit Na., u . AI, <>3. 4 Si 0,.
Es entstanden aus all diesen Mineralien bei Behandlung
mit Salzlösungen bei 100" oder 200" wasserhaltige Alumo-
— 351 —
silikate vom Typus R" 0 . Al2 0;{ . n Si Oj . in IL, 0. Hierin
bedeutet R" 0 die Base der einwirkenden Lösung. Sie wurde
bei genügend langer Zeitdauer der Einwirkung stets vollständig
gegen die vorher im Mineral vorhandenen Basen eingetauscht.
Der Gehalt an Si Oa war geringer geworden gegenüber dem
ursprünglichen Mineral bei Einwirkung von Laugen, Karbo-
naten und in schwächerem Maße von Chloriden und Sulfaten,
dagegen höher bei Anwendung von Alkalisilikatlösungen. Der
geringste nicht weiter beeinflußte Gehalt an Si 0L. in Berührung
mit Laugen usw. betrug 2 Moleküle, der höchste in Berührung
mit Alkalisilikatlösungen 5. Moleküle. Der Wassergehalt war
abhängig von der Base: Kaliverbindungen hatten 0,25 bis
0,5 Mol. H3 0 auf 1 A1203, die Verbindungen anderer Basen
bedeutend mehr, 1 bis 2 Mol. H2 0.
EL Krystallisierte wasserhaltige Alumosilikate: Zeolithe.
Die Basen der Ausgangsstoffe stehen zur Tonerde wieder
im Verhältnis 1:1. Der Si OrGehait ist bei den einzelnen
Mineralien verschieden, ebenso der Gehalt an Wasser. Durch
Einwirkung von Salzlösungen entstanden Körper, deren all-
gemeine Zusammensetzung wieder R" 0 . Ala 03 . n Si C\> .
m EL 0 war. Nur ist hier der absolute Wassergehalt ein
höherer, 3 bis 5 Mol., und der Einfluß des gelösten Salzes auf
ihn ist nicht so deutlich wahrzunehmen.
III. Zu Glas erstarrte Schmelzen von Alumosilikaten.
Es wurden eine größere Anzahl von den unter I und II
genannten Mineralien geschmolzen. Die Schmelzen wurden
rasch abgekühlt, so daß sie glasig erstarrten. Auf diese Gläser
ließ dann Lb.Ail5EKG dieselben Salzlösungen und unter den näm-
lichen Umständen einwirken wie vorher auf die krystallisierten
Mineralien. Das Resultat war: Es entstehen wieder Körper
von demselben Typus wie unter I und II, deren Wasser-
gehalt aber höher ist als bei den unter I und II erhaltenen
Produkten; er beträgt im Durchschnitt 4 — 5 Mol. Besonders
bemerkenswert war, daß der vollständige Basenaustausch
schon nach erheblich kürzerer Zeit als bei den ent-
sprechenden krystallisierten Körpern eintrat.
IV. Krystallisierte Alumosilikate, die neben dem Silikat
Doch das Salz einer anderen Säure enthalten.
Es wurden aus dieser Gruppe die Glieder der Sodalith-
gruppe, Cancrinit und Skapolith untersucht.
— 352 —
Sodalith 3 [Na2 0 . AL 03 . 2 Si 03] 2 Na Cl
Hauyn Naa 0 . Al2 03 . 2 Si 02 . Na2 S 0 4
Cancrinit 4 [Na, 0 . Al3 03 . 2 Si 03] 2CaCO,.3H,0
Skapolith 4 [1,67 (Na3 Ca) 0 . Al2 03 . 4 Si 02] . Na Cl
Bei der Einwirkung von Salzlösungen spalten sich nach
kurzer Zeit die andern Salze vom Silikatmolekül ab,
dieses tauscht seine Basen gegen die der Lösung aus und als
Endprodukt geht wieder ein Körper vom Typus R" 0 .
Ala 03 . n Si 02 . m H_> 0 hervor, mit 2 Si 02, wenn Laugen,
Karbonate, Chloride oder Sulfate einwirkten, bis 5 Si 02 durch
Einwirkung von Alkalisilikatlösungen. Die Kaliverbindungen
sind sehr wasserarm, die der andern Verbindungen enthalten
2 — 4 Mol. H2 0. Es verdient besonders hervorgehoben zu
werden, daß dieselben Produkte auch aus Skapolith entstehen,
der doch ein anderes Verhältnis von Basen zu Tonerde hat,
nämlich 1,67 : 1.
V. Krystallisiertes wasserhaltiges Tonerdesilikat,
Tonerdekieselsäuregel, Tonerdegel.
Diese Körper enthalten keine Basen, sondern neben H2 0
nur Tonerde und Siliciumdioxyd bzw. Tonerde allein. Es sind:
Kaolin AL 03 . 2 Si 02 . 2 H2 0
Allophan AL 03 . Si 02 . aq
Tonerdegel Al2 03 . aq
Der verwandte Kaolin war krystallisiert, die beiden andern
Körper sind amorph. Salzlösungen addieren zu Kaolin und
Allophan so viel Basen, daß wieder Produkte von dem
Typus R" 0 . Al2 03 . n Si 02 . m H2 0 entstehen. Dieselben
Produkte bilden sich aus Tonerdegel und Alkalisilikatlösungen.
VI. Synthetisch dargestellte wasserhaltige Alumosilikate
vom Typus R" () . Ala03 n Si 0, . m Ha 0
Dazu gehören einmal solche Körper, die aus Silicium-
dioxyd und Alkalialuminat oder aus Alkalisilikat und
Tonerde dargestellt wurden. Dann zählen in diese Gruppe
auch alle Umbildungsprodukte, die aus den Stoffen unter I
bia V erhalten worden waren. Eine große Anzahl dieser
Körper behandelte LEMEERG noch weiter mit anderen Salz-
lösungen und erhielt so tertiäre Substitutionsprodukte.
Sie haben wieder dieselbe Zusammensetzung R'0.A1303.
DSiOo.mHoO. Sehr deutlich ist der Einfluß der versehie-
— 353 —
denen Basen auf die Höhe des Wassergehaltes. Die Kali-
verbindungen haben durchschnittlich 0,5 Mol. H2 0, alle anderen
2—4 Mol. H9 0.
Die Zeit, die zum vollständigen Basenaustausch gebraucht
wird, ist sehr viel kürzer wie bei allen anderen Stoffen.
Verhalten der Umbildungsprodukte R" 0 . AL < >3 .
n Si ( ).j . m H2 0 gegen Wasser und Säuren. — Durch Be-
handlung mit Wasser werden allmählich die Basen abgespalten,
als Rest bleibt Tonerdekieselsäuregel zurück. Auch Kohlen-
dioxyd in wäßriger Lösung hat diese Wirkung. Alle Sub-
stitutionsprodukte sind schon in verdünnten Säuren leicht
löslich. Ein großer Teil der Kieselsäure scheidet sich dabei
als Gallerte aus.
Ersatz einesTeiles des Wassers in denUmbildungs-
produkten durch Salze. — Wenn stärker konzentrierte
Lösungen verwandt werden, so wird manchmal ein Teil Wasser
durch die Salze dieser Lösungen ersetzt. Diese bilden dann
mit dem Rest Wasser oft ein ganzzahliges Vielfaches der Ton-
erde. Analytisch haben dann diese Produkte Ähnlichkeit mit
Sodalith, Hauyn oder Cancrinit.
Über den physikalischen Charakter derümbildungs-
produkte läßt sich nichts Sicheres aussagen. LEMBEKG hat
seine Stoffe mikroskopisch nicht untersucht. Ich habe deshalb
auch entgegen der Bezeichnungsweise LEMBERGs es vermieden,
von den Umbildungsprodukten, als „Natronchabasit", „Kali-
nephelin" usw., zu sprechen.
Zusammenfassung.
Aus etwa 600 Analysen von J. LEMBEKG, die auf Molekül-
verhältnisse, umgerechnet wurden, ergibt sich: Werden die unter
I bis VI aufgezählten Silikate mit Salzlösungen behandelt, so
entstehen Alumosilikate vom Typus
R' () . AI, <>3 . n Si Oa . m HaO.
Bei genügend langer Einwirkung ist R = der Base der Lösung,
d. h., die Basen des Ausgangsmaterials sind dann vollständig
gegen die der Lösung eingetauscht. War die Zeitdauer der Ein-
wirkung nicht lang genug und ist der Austausch noch kein voll-
ständiger, so ist doch in jedem Moment der Reaktion das mole-
kulare Verhältnis der Summe der Basen zur Tonerde konstant,
nämlich 1:1. Der Gehalt der Umbildungsprodukte an Si Oj
beträgt bei genügend langer Einwirkung von Laugen, Carbonaten,
— 3Ö4 —
Chloriden und Sulfaten 2 Mol. Si 02, während die stabilste
Verbindung in Berührung mit Alkalisilikaten die mit 5 Mol.
Si Oo ist. Der Wassergehalt ist in vielen Fällen eine Funktion
der Base der einwirkenden Lösung, derart, daß Kalisalze wasser-
arme und die anderen Salze wasserreiche Produkte bewirken.
Bei stärkerer Konzentration der einwirkenden Lösung wird ein
Teil des Wassers durch das betreffende einwirkende Salz ersetzt.
Über den physikalischen Zustand der Umbildungsprodukte läßt
sich mangels sicherer Beobachtungen nichts aussagen.
Der Vorsitzende begrüßt Herrn SOLGEK, der aus China
zurückgekehrt ist, und erteilt ihm das Wort zu einem
Vortrage über Äquivalente eiszeitlicher Bildungen in
China.
Zur Diskussion sprechen die Herren Werth, ThiesSEN
und der Vortragende.
Das Protokoll wird verlesen und genehmigt,
v. w. o.
Wahnschaffe. Hennig. Bäktling.
— 356
Briefliche Mitteilungen.
23. Zum Gedächtnis F. J. P. VAN CALKERs.
Von Herrn F. Waiinschaffe.
Friedrich Julius Peter van Calker wurde in Bonn
als Sohn des dortigen Professors der Philosophie J. F. A. VAN
CaLKER am 29. August 1841 geboren. Er besuchte das Gym-
nasium seiner Vaterstadt von 1851 bis 1859 und studierte nach
bestandenem Abiturientenexamen an der dortigen Universität
von 1859 bis 1863. Nachdem er in letztgenanntem Jahre mit
einer Dissertation „ De phaenomenis opticis, quae praebent crystalli
spathi calcarii geminorum crystallorum ratione compositi vel
polysynthetici" magna cum laude promoviert worden war, setzte
er seine Studien in Berlin fort und wurde Assistent bei Pro-
fessor Dove. Von 1864 bis 1866 war VAN CALKER Assistent
und Lektor an der Universität Leiden und wirkte von 1866
bis 1874 als Lehrer an der Höheren Bürgerschule zu Tilburg
und von 1874 bis 1877 als zweiter Direktor und Lehrer an
der Höheren Bürgerschule in Arnheim.
Als solcher erhielt er im Jahre 1877 einen Ruf als ordent-
licher Professor für Kristallographie, Mineralogie, Geologie,
Paläontologie und physische Geographie nach der Universität
Groningen. Er eröffnete seine dortige Tätigkeit mit einer
Antrittsrede über „Het verband der mineralogische en
geologische wetenschappen, en haargang van ont-
wikkeling tot den tegen woordigen tijd". Von L886
bis 1887 bekleidete er das Amt des Rector magniticus. Die
Regierung hat seine Verdienste als Universitätslehrer und
Forscher durch Krmnnung zum Ritter des niederländischen
Löwenordens im Jahr 1906 anerkannt.
VAX CALKER stand in engem wissenschaftlichen Verkehr
mit mehreren deutschen Geologen und wurde am 2. November
1887 auf Vorschlag von BeyrK'H, HaüCHECORNE und TENNE
als Mitglied in die deutsche geologische Gesellschaft auf-
genommen. In ihrer Zeitschrift veröffentlichte er die nach-
— 356 —
benannten Arbeiten, durch die unsere Kenntnis des nieder-
ländischen Diluviums wesentlich gefördert worden ist:
Beiträge zur Kenntnis des Groninger Diluviums. (Bd. 36, 1884.)
Diluviales aus der Gegend von Neu-Amsterdam. (IUI. 37, 1885.)
Ananchytes sulcatus in Diluvialgeschieben von Neu-Amsterdam. (Bd. 38,
1886.)
Über glaziale. Erscheinungen im Groninger Hondsrug. (Bd. 40, 1888.)
Die zerquetschten Geschiebe und die nähere Bestimmung der Groninger
Moränen-Ablagerung. (Bd. 41. 1889.)
Beiträge zur Heimatsbestimmung der Groninger Geschiebe. (Bd. 41,
1889.)
Über ein Vorkommen von Kautengeschieben und von Hyolithus- uud
Scolithus-Sandstein in Holland. (Bd. 42. 1890.)
Cambrische und silurische Geschiebe bei Groningen. (Bd. 43, 1891.)
Ulier eine- Sammlung von Geschieben von Kloosterlmlt (Prov. Groningen).
(Bd. 50, 1898.)
Von anderen Arbeiten, die sich auf dem Gebiete der
Krystallographie und Geologie bewegen und in verschiedenen
Zeitschriften des In- und Auslandes veröffentlicht worden sind,
seien hier genannt:
Eine eigentümlich*- Kernerscheinung beim Flußspat. (Zeitschr. f. Krystallo-
Ide, VII, 447-449.)
Beitrag zur Kenntnis der Korrosionsflächen des Flußspats. (Ebendas.
VII, 449-550.)
De Eteuzenketels en hunne rol als glaziaalverschijnsels. (Album der
Natuur. Groningen 1882.)
Universalprojektionsapparat zur objektiven Darstellung der mikro-
skopischen Bilder von Gesteinsdünnschliffen. (Zeitschr. f. Krystallo-
graphie XII, 1, 1886).
De rol der drukking in de Geologie. (Rektoratsrede, Groningen 1887.)
Voordracht over de Studie der Erratica. (Derde Natuur- en Scheikundig
Congress te Utrecht 1891.)
Association internationale pour la recheivhe des erratH|ues de l'Europe
septentrionale. (Compte-rendu du Congres geologique inter-
national en Suisse. VI. Session, Zürich 1894.)
Mededeeling over eene borin g in den Groninger I Brug en over
Groninger Erratica. (Handlingen van het IV. Nederlandsch
Natuur- en Geneeskundig Congress 1893.)
Über da- Vorkommen von Erdpyramiden im Schwarzwald. (Neues
Jahrb. I". Min. lS'.IC, 1.)
Beitrag zur Kenntnis de Pseudogaylussil und über dessen Vorkommen
in Holland. (Zeitschr. f. Krystallographie 28, 1897.)
I >■ Ontwikkeling onzer Kennis van den Groninger Hondsrug gedurende
de laatste Eeuw. (Groningen 11)01.)
Beitrag zur Kenntnis der Verbreitung der erratischen Vorkoi oisse
von Schonenschen Basalttypen in Niederland. (Geologisches
Central-Blatl 1904.
Bilder Schonenschei Basalte. (Ebendas. 1 1)06.)
Basaltgeschiebe aus den Provinzen Groningen, Friesland und Drenthe.
(Ebendas. 1006.)
Das mineralogi ch- ae Institul der Universität Groningen.
— 357 —
Facettengescliiel"' und Kantengeschiebe im niederländischen Diluvium
and deren Beziehungen zueinander. (Ebendas. li>()6.)
Beiträge zur Geologie der rrovinz Groningen. Grundbohrungen. (Mit-
teilungen aus dem Mineralogisch-g<M>l<>gisi-li<Mi Institut der Iteichs-
universität zu Groningen ans den Gebieten der Kristallographie,
Mineralogie, Geologie und Paläontologie 1. 2. 1908.)
Die Begründung der letztgenannten Zeitschrift ist seiner
Initiative und Ausdauer zu verdanken. VAN CvLKER besaß
ein sehr liebenswürdiges, freundliches Wesen, das den Verkehr
mit ihm sehr angenehm machte. Ihn, der sich die Frische
der Jugend bis zum Alter bewahrt hatte, ergriff ein Jahr vor
seinem Tode ein tückisches Leiden, dem er am 16. Juli d. J.,
tief betrauert von seiner Gattin und Tochter, erlegen ist.
24. Der thüringische Plattendolomit und sein
Vertreter im Staßfurter Zechsteinprofil, sowie
eine Bemerkung zur Frage der „Jahresringe".1)
Von Herrn E. Zimmermann in Berlin
z. Z. Bolkenhain, den 15. Juni 1913.
Wenn man an irgendeiner Stelle am Südrande des
Thüringer Waldes, vom Werratale bei Eisenach und Salzungen
südwärts über Liebenstein und Sonneberg bis Mellrichstadt,
oder am Nordrande desselben Gebirges zwischen Eisenach,
Ilmenau und Saalfeld, bei Stadtilm und Arnstadt, oder am
Nordrande des Ostthüringischen Schiefergebirges zwischen
Saalfeld und Gera, oder endlich bei Altenburg und bei Mügeln
in Sachsen, aus dem Buntsandstein hinabsteigend in die Zech-
steinformation eindringt, sei es in einem Profil über Tage,
sei es in einer Bohrung, 80 trifft man stets schon sehr bald
ein rund 10 bis 20 und mehr Meter mächtiges geschloss
Schichtenpaket eines carbonatischen Gesteins von größerem
oder geringerem Magnesiagehalt an. Wegen der häufigen, aber
allerdings nicht durchgängig ausgeprägten plattigen Schichten'
absonderung bat man dieses Gesteinspaket mit dem stratigra-
phischen Namen IM attendo lom i t zu bezeichnen sich gewöhnt,
1 Vortrag gehalten in der Sitzung vom 7. Mw L913
— 358 —
-während es früher gern als Stinkkalk (= bituminöser Kalk)
bezeichnet wurde. Außer der plattigen kommt auch eine
brecciöse Struktur mit undeutlicher Schichtung (Zellenkalk),
ja selbst eine Auflösung zu lockerem feinen Dolomitsand vor.
Bezeichnend ist aber in dem genannten Gebiete stets die Ge-
schlossenheit dieser Carbonatgesteinsfolge, d. h. ihre' Freiheit
von andersartigen Einlagerungen in irgendeiner auffälligen
Stärke und ihr ununterbrochenes Aushalten im Streichen. —
Diese Geschlossenheit bedingt in der Regel auch ein bezeichnen-
des landschaftliches Auftreten, nämlich als eine ausgeprägte
Stufe, die sich oft genug selbst mit der (in Thüringen so
besonders schönen) Stufe des Trochitenkalks im Oberen Muschel-
kalk messen kann. An Versteinerungen führt der Platten-
dolomit nur wenige, dafür oft individuenreiche Arten, deren
Erhaltungszustand freilich meist so mangelhaft ist, daß man
auf ihre Bestimmung und ihre da und dort angegebenen Namen
nicht einen allzugroßen Wert legen sollte. Am häufigsten ist ein
(oft aufgeklappt doppelschalig vorkommender) Schizodus sowie
eine zuerst als Aue IIa TJausmanni angegebene Muschel, die
aber nicht die weitgespreizten Wirbel der später als Liebea
Hausmanni Waagen bezeichneten Form des Mittleren Zech-
steins besitzt und davon also wohl auch generisch verschieden
ist. Auch Gervillia kommt vor, sowie eine als TurboniUa
altenburgensis bezeichnete Schnecke. Andere weniger häufige
und weniger wichtige Formen übergehe ich hier. Außerdem
sind breite und fädige ( Äowäfnfetf-Bänder häufig. Trotz meiner
gewiß in jeder Beziehung ausgedehnten Erfahrung im Platten-
dolomit des ganzen genannten für ihn typischen Gebietes habe
ich nur ein einziges Mal eine wesentliche faunistische Ab-
weichung gefunden, nämlich in dem Plattendolomit einer 1DI1
in Kosen niedergebrachten Sool-Bohrung, der in einzelnen
etwas mergeligen Schichten von Bryozoen (cf. Stenopora poly-
morplux) geradezu strotzte. Brachiopoden habe ich nie
gefunden.
Über diesem Dolomit hatte man bisher niemals ein Salz-
lager angetroffen, wohl aber unter ihm, indes noch getrennt
durch den je nach seiner Gips- und Anhydritführung 15 bis
über 40 m mächtigen „Unteren Letten" (so genannt im Gegen-
satz zu dem über dem Platcendolomit liegenden „Oberen
Letten ). Dieses in vielen Bohrlöchern und Schächten, be-
sonders im Werragebiet (z. B. bei Satzungen, Heringen und
Berkay erschlossene, oft über 200 m mächtige Steinsalzlager
enthält hier etwa an der Ober- und Untergrenze seines mitt-
leren hrittels je ein dünnes, aber Werl volles Kai isal zl ager,
— 359 —
ist aber frei von einer in bezug auf Selbständigkeit auch nur
irgendwie in Betracht kommenden Anhydriteinlagerung. Über
Tage fehlt natürlich dieses Salzlager infolge Auslaugung, aus
gleichem Grunde auch in manchen Tiefbohrungen ; in anderen
aber scheint es auch ursprünglich zu fehlen, und dann manch-
mal durch ein (kalifreies, aber ansehnliches) Steinsalzlager in
einem anderen, tieferen, Horizont ersetzt zu sein; ein Verhalten,
das hier nur nebenbei erwähnt sei, da es zum Gegenstande
der vorliegenden Erörterung in keiner unmittelbaren Bezie-
hung steht.
Den Plattendolomit und den ihn einschließenden Oberen
und Unteren Letten sieht man als die typischen Vertreter
des Oberen Zechsteins an; man ist gewöhnt, auch das ge-
nannte kaliführende Haupt-Steinsalzlager des Werragebietes
noch dazu zu rechnen. —
In scharfem Gegensatz hierzu steht die Ausbildung
des oberen Teils des Zechsteins in Norddeutschland, wo
man sie zwar über Tage kaum je in einem einwandfreien
durchgehenden Profil aufgeschlossen findet, aber aus vielen
Dutzenden von Tiefbohrungen und Schächten, z. B. im Staß-
furt-Halberstadt-Magdeburger Becken, bei Rüdersdorf und
Sperenberg, ausgezeichnet kennt. Wenn man hier in gleicher
Weise vom Buntsandstein aus in den Zechstein eindringt, so
muß man ein — , in vielen Fällen zwei mächtige Steinsalz-
lager, das Altere, oder außer diesem vorher auch noch das
Jüngere, sowie verschiedene mächtige Anhydritlager durch-
teufen, ehe man auf eine ansehnliche Carbonatgesteins-
bank trifft; es ist dies zwar auch ein stark bituminöses, aber
stets äußerst dünn (oft papierdünn) geschichtetes Gestein, der
Stinkschiefer. (Auch hier nur nebenbei sei erwähnt, daß
in dem darunter wiederum folgenden mächtigen Anhydrit zu-
weilen noch einmal ein [dann stets dünnes, nur 5 — 10 m
starkes] Steinsalzlager folgt.)
Das einzige schichtenmäßige Carbonatgestein1),
das man vorher antreffen kann, ist der obere Teil des
„Grauen Salztones, jener wichtigen, obgleich insgesamt
nur 4 bis 8 m starken Schicht an der Obergrenze des Alteren
Salzlagers, der man insbesondere die Erhaltung des gerade
an dieser Obergrenze — (und zwar nur an dieser einen
Stelle) — ausgebildeten Kalilagers zumißt. Aber dieses
': k.bge ehen also von auß- bis kopfgroßen Konkretionen, die im
Roten .Salzton und in dein «bis Jüngere Salz überlagernden massigen
roten Tongestein liier und da vereinzelt zn beobachten Bind.
— 360 —
ebengenannte ( arbonatlager in dem ja an sich schon so schwachen
Salzton ist so gering mächtig und meist so wenig auffällig,
daß es in keinem der so vielen Bohrprofile ausdrücklich her-
vorgehoben wird, und daß auch EVERDING (1907) in seiner
wertvollen allgemeinen Bearbeitung der Salzlagerstätten1) es
nur nebenbei, in einer Zeile, erwähnt. H. Precht war es,
der zuerst (1882)2) die Aufmerksamkeit darauf gelenkt und
dabei die merkwürdige Tatsache (wenigstens an zwei Fund-
orten) festgestellt hatte, daß es kein gewöhnliches Kalk- oder
Dolomitcarbonat, sondern daß es Magnesit sei. (Ob diese
Feststellung verallgemeinert werden darf, ist noch weiterer
Untersuchung bedürftig.)
Bemerkt sei aber, daß gerade diese Zone es war,
die mir die erste Versteinerung aus dem „Salzton" lieferte,
und daß ich auch späterhin die meisten Salztonversteinerungen
gerade in den carbonatischen (mergeligfesten) Gesteinspartien
dieses Schichtengliedes gefunden habe3). Diese Versteinerungen
stimmten — merkwürdig genug — - mit denen des Platten-
dolomites überein, waren nämlich vorwiegend Schizodus,
Gervillia und vielleicht Aucella sowie (sehr häufig) Chon-
drites. Aber eine äußerliche Gesteinsähnlichkeit war nicht
oder kaum vorhanden. —
Der beschriebene Gegensatz in der gesamten Entwick-
lung des oberen (— ich schreibe hier ausdrücklich nicht:
Oberen — ) Zechsteins in beiden Gebieten ist so groß, daß
ich (a. a. 0. 1904) dafür die Namen Werratypus und
Staßfurter Typus geprägt habe, Namen, die dann Evekding
1907 in die Literatur einführte, allerdings in der beschränk-
teren Anwendung nur auf die Ausbildung der Haupt-Salzlager.
Der Plattendolomit konnte also auf Grund der bis
dahin gemachten Erfahrungen als ein Leithorizont dafür
gelten, daß, wenn man in einiger Entfernung unter ihm das
Salzlager antraf, man es im Werratypus EvERDINGs ent-
wickelt, das Kalilager also nicht sogleich an seiner Oberkante
finden würde.
II. E verding: Zur Geologie der deutschen Zechsteinsalze,
cbrift: Deutschlands Kalibergbau.) Berlin 1907.
II. PrbCHT: Vorkommen und Verarbeitung von Salzton aus dem
Staßfurtei Salzlager (Chemiker-Ztg. 6, 1882, 197—198).
Zimmermann: Einiges über das norddeutsche Kalisalzlaßer
ind ii rangen darin. (Diese Zeitschr. 56, 1904, Mon.-ßer.
Die damals von mir ans diesem Borizonl von Sperenberg
lappig als voller Schwefelkieskern erhaltene kleine
rerebi tuen bis beute die einzige Brachiopode geblieben, die
mir :i Horizont hekannt geworden
— 361 —
In entsprechender Weise konnte man das Antreffen des
Stein- und Kalisalzes im Staßfurter Typus an einem anderen
Gestein vorausbestimmen, das also ebenfalls einen weithin
durchgehenden Leithorizont darstellt; und zwar bildete,
— falls es nicht schon das Jüngere Steinsalz mit seinen
charakteristischen Einlagen von Rotem Salzton und Pegmatit-
anlivdrit1) tat, das ja oft ausgelaugt sein konnte, — diesen
Leithorizont für den Staßfurter Salzlagertypus eine
(30 bis 50 und selbst bis 80 m) mächtige, ebenfalls völlig
geschlossene, also durch kein anderes Gestein unterbrochene
Zone von Anhydrit, für die ich wegen dieser Bedeutung den
seitdem allgemein angenommenen Namen Hauptanhydrit
vorgeschlagen habe (a. a. 0. 1904, S. 48). Zwischen diesem
und dem Kalisalzhorizont von Staßfurt lag dann nur noch
— als dünne Schicht — der schon genannte Graue Salzton
(und höchstens noch ein paar wenige Meter kaliarmes Stein-
salz). Es möge noch besonders betont sein, daß ein auch
nur annähernd gleichmächtiges Anhydritlager dem Zechstein
des Werratypus oberhalb des Salzlagers durchaus fehlt. —
Bei der Einheitlichkeit des deutschen Zechsteinsalzbeckens
mußte man nun erwarten, daß zwischen beiden Typen trotz
ihres Gegensatzes enge stratigraphische Beziehungen und
petrographische Übergänge beständen. Und doch waren diese
lange Zeit unbekannt oder verkannt2). Selbst das räumlich
zwischen Staßfurt und Werra vermittelnde Südharz- und
Kyffh äusergebiet bot in den durch die Salzbohrungen
aufgeschlossenen Profilen, wenigstens in der gewöhnlichen Ab-
fassung ihrer Schichtverzeichnisse, scheinbar keine Annäherung,
sondern es schloß sich durch das Vorhandensein und die
Reihenfolge von „Jüngerem Salz, mächtigem Hauptanhydrit,
Salzton" und durch das Fehlen des Plattendolomits sowie
auch dadurch, daß nur ein einziger Kalihorizont vorkommt
und dieser fast unmittelbar unter dem Salzton liegt, durchaus
an Staßfurt an, so daß ich einen „Südharztypus" nur für die
Ausbildung der Kalilagerstätte selbst als berechtigt anerkennen
') E. Zimmermann: Über den „Pegmatitanhydrit" und den . . .
„Roten Salzton". (Diese Zeitschr. 59, 1907, Mon.-ßer. S. /.;>/ 143).—
Di.'.-,.' beiden Schichten in ihrer charakteristischen Verbindung waren
bisher aus dem Gebiet des Werratypus noch unbekannt, wenn auch
ein (oder mehrere) dünne Bänkchen von typischem Pegmatitanhydrit-
gestein im dortigen Steinsalz gelegentlich beobachtet sin.i.
■) Der Anhydrit and Salzton z. I'«., die in den Werrabohrungen
in dieser Reihenfolge angetroffen wurden, entsprechen durchaus dicht
dem Qaaptanhydrit und Salzton <l<-^ Staßfurter Gebietes, wie es doch
die Bohrunternehmer oft genug den Aktionären glauben machen wollten.
26
362
konnte. Hier hat man nun aber auch Aufschlüsse der
betreffenden Schichten über Tage, und zwar findet man sie
hier -vorzugsweise durch Leiten und „Jüngeren Gips" (diesen
in mehreren Horizonten) vertreten, und als Einlagerung in den
Letten wild gelegentlich — indes nicht durchgängig verfolg-
bar — Dolomit auf den geologischen Karten angegeben und
PI atten dolomit benannt. Da aber in den Schichtverzeich-
nissen der Bohrungen kein Dolomit aufgeführt wird und ich
diesen Plattendolomit nicht aus eigener Anschauung kannte,
so habe ich ihn lange Zeit nicht weiter gewürdigt, und erst
GrUPE hat neuerdings die Aufmet ksamkeit auf ihn gelenkt
bei seinem Versuch, die Plattendolomitfrage zu lösen. Ich
komme darauf noch zurück.
Ich habe aber nun schon seit langer Zeit die Frage der
Parallelisierung beider Typen verfolgt, und da schien mir einen
ersten wichtigen stratigraphischen Anhalt eine an sich ganz
unscheinbare Schicht von Sandsteinschiefer zu bieten. Dieses
Gestein, das in meiner Heimat (Gera) von K. Th. Liebe zuerst
aufgefunden ') und mir daher von Jugend auf bekannt war,
fand ich nämlich nicht bloß an vielen Stellen am Rande des
Thüringer Waldes über Tage in seiner charakteristischen Aus-
bildung wieder, sondern ich erkannte es auch in den Bohrkernen
zahlreicher Salzbohrungen im Südharzgebiete. Ich nehme sogar
als leicht möglich an, daß es in den Bohrungen des eigent-
lichen Staßfurter Gebietes, deren mir nur wenige aus eigenen
Untersuchungen bekannt sind, wie auch in Rüdersdorfer und
Sperenberger Bohrungen, deren ich ebenfalls nur einige genau
kenne, nur der Beobachtung anderer und selbst meiner eigenen
entgangen ist, da ich damals seinen Wert noch nicht genügend
beachtete und darum nicht immer besonders nach ihm forschte.
Dieser Sandstein ist aber in der Tat leicht zu übersehen, da
er nur in einer etwa 1 bis 3 m mächtigen Lettenzone als
eine oder mehrere dünne Lagen vorkommt, die insgesamt
meist wieder nur einige Dezimeter stark sind, und da er weder
durch Härte noch durch lebhafte Farbe oder durch Ge-
Bchlossenheit auffällt; er ist vielmehr nur ein dünnblättriger,
überaus feinkörniger, glimmerreicher Sandsteinschiefer von stumpf
r, grau- oder gelblichweißer Farbe, die nur wenig von der
der umgebenden Letten abweicht. Was ihm aber doch eine
> dere Bedeutung verleiht, ist erstens der Umstand, daß er
überhaupt ein deutlich klastisches Gestein bildet mitten in der
1 K. Th. Li ebb: Erläuterungen zur < alogischen Karte voa
Preußen usw., I'.l. Langenberg, S. 9. Berlin 1878.
• . ,- ■ ,
— iJÖJ —
doch im übrigen pelitischen oder chemisch-salinischen Schichten-
folge, und zweitens, daß er überall eine feine, fast in jedem
Zentimeter wechselnde Schrägschichtung mit reichlicher Zwischen-
schaltung toniger dunklerer Lagen besitzt. Diese Struktur ist
so eigenartig und bezeichnend, wie es nur irgendeine sein
kann, und ich kann mir nicht leicht vorstellen, daß ein so
besonderes Gestein sich an verschiedenen Orten in verschiedenen
Horizonten unserer Salzformation gebildet haben sollte; viel-
mehr hatte ich schon lange die Vermutung und habe, je mehr
ich mich damit beschäftige, um so fester die Überzeugung,
daß es einen einzigen durchgehenden Horizont darstellt.
Diese Vermutung hat denn auch H. EvEKDING, mit dem
ich mich bei Abfassung seiner Schrift oft unterhielt, über-
nommen und in seinem Profil III (Anlage V) dadurch zum
Ausdruck gebracht, daß er den diesen Sandsteinschiefer
einschließenden Unteren Letten des Werratypus in
den denselben Sandsteinschiefer führenden Grauen
Salzton des Südharz-Staßfurter Typus übergehen
ließ. Gleichzeitig zog er, bei der vorhandenen Konkordanz,
aber auch die notwendige Folgerung hieraus, nämlich daß er
dann auch das unmittelbare Hangende beiderseits,
den Plattendolomit und den Hauptanhydrit, einander
gleichsetzte und in der Zeichnung ebenfalls glatt ineinander
überführte.
Er gibt aber selbst zu (a. a. 0., S. 109), daß ihm weitere
Beweise noch fehlten und „ein unmittelbarer praktischer
Beweis für die Identifizierung zurzeit noch nicht zu
erbringen sei."
Die dann zu erwartenden petrographischen Übergänge
waren eben damals Doch nicht bekannt und die Bedeutung der,
wie sich jetzt zeigt, sehr zahlreich auch in den damals schon
niedergebrachten Bohrungen vorhandenen ersten Anfänge solchen
Übergangs (dolomitische Verunreinigung des Hauptanhydrits)
war noch nicht erfaßt worden. In den allerletzten Jahren
sind nun aber au<di vol Iheweisende Aufschlüsse durch die vom
Südharzgebiel gegen den Thüringer Wald hin immer weiter
vorgeschobenen Bohrungen geschaffen worden. —
In der sicheren Zuversicht, daß gerade diese Bohrungen
in Mittel thür in gen die erhofften Übergänge und
Beweise bringen müßten, habe i«'li gerade sie eifrig ver-
folgt, mußte dabei freilich jahrelang geduldig warten und mit
ansehen, daß inzwischen Arbeiter von Grupe und REIDE-
MEISTER erschienen, die zu einem ganz anderen Ergebnis
kamen. Nachdem jetzt aber diese Bohrungen in Mittel-
— 364 —
thüringen so gut wie abgeschlossen sind, erscheint es wohl
angebracht, hierüber Mitteilungen zu machen. Indes hätte ich
auch damit immer noch gewartet, einerseits, bis ich gewisse
nähere chemische und mikroskopische Untersuchungen hätte
ausführen können, anderseits, bis ich von den beteiligten Unter-
nehmungen, denen ich für ihr förderndes Entgegenkommen
sehr zu Danke verbunden bin, die unbeschränkte Genehmigung
zu Veröffentlichungen erhalten hätte, während ich jetzt noch
auf Nennung von Namen und Angabe von Tiefen verzichten
muß. Schließlich gab mir aber ein äußerer, hier nicht zu
besprechender Zufall Anlaß zu meinem Vortrag, und so auch zu
dem vorliegenden Bericht darüber.
Diese auf verschiedenen Linien von N nach S vor-
schreitenden Bohrungen in Mittelthüringen schienen, nach den
eingangs mitgeteilten Gesichtspunkten beurteilt, den Zechstein
noch immer in dem Staßfurter Typus (diesen Begriff also in
meinem weiteren Sinne genommen) darbieten zu wollen. Denn
sie trafen gleich am Anfange desselben ein Steinsalz von
ansehnlicher Mächtigkeit an, das petrographisch sogleich als
Jüngeres erkennbar war und als solches sich weiterhin auch
durch das eingelagerte Schichtenpaar Pegmatitanhydrit mit
Rotem Salzton, beide in typischster Ausbildung, bekundete.
Aber alsbald darunter begann die Abweichung: nur in einzelnen
nördlichen Bohrungen fand sich noch ein mächtiger, massiger,
strahliger Hauptanhydrit, in südlicheren Bohrungen aber war
von ihm nur noch ein kleiner Rest in der genannten
Beschaffenheit oder gar nur seine — auch aus dem Staß-
furter Gebiet bekannte — dünne Haube von dichter,
schichtiger Ausbildung übrig, im übrigen aber, d. h. nach
unten, trat an die Stelle des Anhydrits, mit allmählichem
Übergang, ein völlig geschlossenes Dolomitlager von 10
bis 24 m Mächtigkeit! Auch die darunter lagernde Schicht
von Letten und Salzton war eigenartig: zunächst zwar noch
grau, besaß sie in tieferen Lagen auch rote Färbungen, außer-
dem umschloß sie die oben besprochene Einlagerung von
Sandsteinschiefer und besaß die verhältnismäßig große
Mächtigkeit von 12 bis 25 m! Danach konnte man sie eher
als Unteren Letten denn ils Grauen Salzton (der bei
Staßfurt wohl immer nur grau ist) bezeichnen, und den Dolomit
über ihr konnte und mußte man nach Mächtigkeit und Ge-
31 •hl'iS8«nheit durchaus für Plattendol om it ansehen; hatte
er doch mit diesem auch den Bitumenreichtum, die Fein-
körnigkeit and Tonarmut, und auch die Fossilien (Schizodus
und Chondrites) gemein, und zeigte er doch auch wie dieser
— :;>;:> —
plattige Schichtung und nur darin eine Abweichung, daß die
Absonderung (Spaltbarkeit) nach dieser Schichtung und ebenso
die senkrechte Zerklüftung (jene zwei Eigenschaften des Platten-
dolomits, die dessen Wasserführung bedingen und ihn beim
Bergmann berüchtigt haben werden lassen) nicht oder nur
andeutungsweise ausgebildet, das Gestein überhaupt ungemein
zäh und überdies viel dunkler war. Aber diese Abweichungen
ließen sich ja aus der bisher unbekannten großen Frische des
Gesteins, die es sich bei seiner Tiefenlage von rund 1000 m
bewahrt hatte, leicht erklären.
Es lag hier also ein ausgezeichnetes Bindeglied zwischen
Staßfurter und Werratypus vor: vom ersteren jüngeres
Steinsalz in typischster Form und mit typischen Ein-
lagerungen und ein unscheinbarer Rest von Haupt-
anhydrit, — vom letzteren Plattendolomit in — man
kann wohl ebenfalls sagen: typischster, nur ungemein
frischer Form und passend er Mächtigkeit, und endlich
darunter ein echtes Mittelding zwischen „Grauem
Salzton" und „Unterem Letten", mit dem bezeichnen-
den Sandsteinschiefer! Das nun folgende — kaliführende
— Salzlager war wieder (wie nur nebenbei bemerkt sei, da
es nicht unmittelbar für unsere Frage von Bedeutung ist) in
Staßfurter oder genauer in Südharztypus ausgebildet.
Damit war nunmehr auch klipp und klar erwiesen, daß
Hauptanhydrit und Plattendolomit sich str atigraphisch
vertreten und im Üb ergangsgebiet sich miteinander
verzahnen, so zwar, daß, wo beide Gesteine im selben Profil
übereinander vorkommen, der reine1) Anhydrit wesentlich oben,
der reine1) Dolomit wesentlich unten liegt.
Petrographisch vollzieht sich der obengenannte all-
mähliche Übergang beider Schichten in vertikal er Richtung,
also in einem und demselben Bohrloch, in dreifacher Art:
entweder stellen sich klein- bis mittelkörnige gleichmäßig
durcheinander krystallisierte, spätig glitzernde Mischungen von
Dolomit und Anhydrit ein; oder der bräunliche Dolomitgehalt
tritt als schlierig bis schichtig angereicherte Verunreinigung
im sonst reineren weißen oder bläulichen Anhydrit auf; oder
endlich der Anhydrit bildet in wechselnder Reichlichkeit scharf
umgrenzte, ellipsoidische linsen- bis höhnen-, ja bis fast faust-
große Knollen im Dolomit und hat dabei oft alabasterartige
Reinheit, weiße Farbe und feinkörnige Krystallinität oder auch
') Das Wort „rein" in dem Sinne verstanden: frei (oder wenigstens
möglichst frei) von Beimengunmn der anderen Gesteinsart!
— 366 —
schon die strahlige Struktur des typischen Hauptanhydrits. Ge-
wöhnlich kommen zwei oder alle drei dieser Mischgesteine
zusammen im selben Bohrloche vor.
Nebenbei sei erwähnt, daß gerade von diesen Misch-
gesteinen aus, nämlich durch Auslaugung des Anhydrit-
bzw. Gipsgehaltes und durch dann in wechselnder Art und
Stärke einsetzende Umkrystallisation und Verkittung der
Carbonatpartikeln, sich die verschiedenen Arten der lockeren
(ascheartigen), der zellenkalkartigen und der blasigen Rauch-
wacke erklären lassen, die man über Tage in der Zone des
Plattendolotnits (aber allerdings auch in der des Hauptdolomits
des Mittleren Zechsteins) so häufig trifft.
Durch die große Zahl der nunmehr vorhandenen Bohrungen
ist aber auch der Übergang beider Facies in horizon-
taler Richtung gut bekannt geworden, und zwar vollzieht
er sich quer durch das Thüringer Becken hindurch in ungefähr
nordsüdlicher Richtung in der Weise, daß von einer mittleren
Zone des Beckens aus nach Nord (bzw. Nordnordost) hin der
obere anhydritische Teil der Schichtfolge an Mächtigkeit und
— unter Verlust der schichtigen Absonderung — an vor-
herrschender Ausbildung der strahligen Struktur zunimmt, der
untere dolomitische Teil aber an Mächtigkeit sich verringert
und gleichzeitig eine immer stärkere Beimischung von strahl igem
Anhydrit erfährt, bis schließlich — schon im Südharz-Mans-
felder Gebiet — die ganze Schichtmächtigkeit scheinbar aus-
schließlich durch Anhydrit vertreten wird.
Aber es ist bemerkenswert, wenn auch von anderer Seite
bisher übersehen, daß eine verschwommene (diffuse) Durch-
stäubung mit Dolomit in einem großen unteren Teile des
flauptanhydrits, die in diesem sonst bläulichen Gestein eine
eigenartig wolkige bräunliche Marmorierung erzeugt, auch noch
selbst durch das engere Staßfurter Gebiet hindurch bis nach
Rüdersdorf und Sperenberg hin nachweisbar ist. Diese
dolomitische Verunreinigung des Hauptanbydrits, die
für ihn sehr bezeichnend ist, gewinnt erst jetzt, in diesem
Zusammenhange, eine besondere Bedeutung, nämlich als letzter
Ausläufer - oder, wie man will, erstes Anzeichen — der
Facies d<-s Plattendolomites! Wie wenig sie bisher beachtel
wurde möge daraus hervorgehen, daß selbst EVERDING an der
dafür geeignetsten Stellt; (a. a. 0., S. 70; nur sagt: Der Haupt-
drit lagerl völlig konkordant dem Salzton auf und erscheint
zudem „durch den Dolomitgehalt der obersten Schichten des
Salztons organisch mit diesem verbunden"; den Dolomitgehalt
des Hauptanhydrits erwähnt er also nicht!
367
Wo die rein dolomitische Ausbildung des unteren Teils
des Hauptanhydritliorizontes schon kräftig vorhanden ist, ver-
wischt sich naturgemäß die sonst immerhin recht scharfe Grenze
gegen den oberen, dolomitischen (nach PRECHT magnesitischen)
Teil des Grauen Salztons, und dann ist es wohl ohne wesent-
lichen Relang, ob man diesen so geringmächtigen Dolomit
(wie gesagt 1 bis 3 m) noch mit als Vertreter des Platten-
dolomits, dem er sich ja auch durch seine Fossilführung an-
schließt, ansieht oder nicht.
Wenn im vorausgehenden immer nur von „Dolomit"
die Rede gewesen ist, so will ich doch ausdrücklich hervor-
heben, daß ich nur gelegentlich und flüchtig eine Prüfung mit
Säure vorgenommen, dann aber allerdings fast stets den Ein-
druck gewonnen habe, es mit Dolomit zu tun zu haben. Es ist
aber leicht möglich, daß genauere und an mehr Stücken aus-
geführte Untersuchungen, insbesondere mikroskopische und quan-
titativ chemische, noch andere Carbonate bzw. Mischungen
von Calcit und Magnesit nachweisen werden, wie das ja früher
PuECHT und neuerdings Re[DEMEISTER auch getan haben.
Sehr erwünscht wären dann aber auch eingehende Studien
über die oben kurz besprochenen anhydritisch-dolomitischen
Mischgesteine, besonders auch über die Paragenesis ihrer
Komponenten und über deren etwaige Umbildungen bei der
Umwandlung des Gesteins in „Rauchwacke".
Meine in vorliegender Arbeit dargestellten Beobachtungen
über den petrographischen Übergang und die stratigrap bischen
Beziehungen vom Plattendolomit und Unteren Letten des Werra-
typus zum Hauptanhydrit und Grauen Salzton des Staßfurter
Typus sind, um es zu wiederholen, in dem dafür von vornherein
als naturgemäß bestes zu bezeichnenden räumlichen Bindeglied,
dem Mittelthüringischen Becken, gemacht, und zwar an min-
destens 10 von mir selbst an Ort und Stelle, also in mög-
lichster Vollständigkeit ihrer Bohrkerne, untersuchten Tief-
bohrungen, wobei auch noch die stets so gut wie horizontale
der Schichtung und der Mangel sonstiger Lagerungs-
Btorungen als wertvolle Nebenumstände in Betracht kommen.
Ihnen haben ferner eine mindestens ebenso große Zahl von
in Nordthüriugen, der Provinz Sachsen und Brandenburg eben-
falls an Ort und Stelle, und eine noch größere Anzahl von
nur an mehr oder minder vollständig eingesandten Bohrkern-
reihen von mir selbst untersuchten Tiefbohrungen zugrunde
gelegen. Mein an so gutem und reichlichem Material geführter
Beweis für die stratigraphische Äquivalenz von Platten dolomit
und Hauptanhydrit kann demnach wohl als gelungen gelten,
— 368 —
wenn ich ihm vorläufig auch (ans flen oben angegebenen
Gründen) keine Einzelangaben über Ortlichkeiten und Tiefen
beifügen kann. —
Zu einem ganz anderen Ergebnis ist GrUPK gelangt, der
sich ebenfalls um die Plattendolomitfrage eifrig und ernstlich
bemüht und sich dazu schon in mehreren Veröffentlichungen1)
geäußert hat. Von dem ihm genauer bekannten südhannover-
schen Gebiet ausgehend, das ihm aber nur mangelhafte Tages-
aufschlüsse und drei, "wie er glaubte, geeignete Tiefbohrungen
bot, verficht er hier die Meinung, daß sporadische Dolomit-
knollen und dünne Dolomitbänkchen, die er gelegentlich im
„Hangenden"2) des Jüngeren Steinsalzes fand, Vertreter des
hessisch-thüringischen Plattendolomits seien, nicht der viel
tiefere Hauptanhydrit und Graue Salzton, die in seinen Boh-
rungen ebenfalls vorhanden sind, über deren Beschaffenheit er
aber keine besonderen Bemerkungen macht. Der Platten-
dolomit verliere demnach von Thüringen her nach dem Harz-
rand und Hannover hin immer mehr an Mächtigkeit und Ge-
schlossenheit, löse sich zum Schluß in jene Einzelknollen auf
und werde dabei auch immer ton- und sandreicher; infolgedessen
lasse sich der Letten, dem diese Knollen eingelagert seien, nicht
mehr zwanglos in Oberen und Unteren Letten gliedern. Als
hervorstechendste Folgerung aus seinen Darstellungen zieht
Gkupk selbst die, daß die Salzlager des Werra- und des
Staßfurter Typus sich gegenseitig in ihrer ganzen
Ablagerung entsprechen!
Demgegenüber besagt das Ergebnis meiner Unter-
suchungen für die Salzlager, daß das Staßfurter Jüngere
J) Gkupe: Die Zeclisteinvorkommen im mittleren Weser-Leine-
Gebiet usw. (Jahrb. d. Kgl. Preuß. Geol. Landesanst. 29, 1908, S. 39
bis 57). — Derselbe: Die stratigraphischen und tektonischen Ergebnisse
der neueren Kalibolirungen im Hannoverschen Eichsfelde. (2. Jahresb.
d. Xiedersäcks. geol. Ver., Hannover 1909, S. V — X). — Derselbe: Die
Zechsteinformation und ihre Salzlager im Untergr. des Hannoverschen
Eichsfeldes. (Zeitschr. f. prakt. Geol. 1909, S. 185 ff.)
Auch C. R.EIDEMBISTER hat sich in seiner Dissertation der
(iKi'i'j-.schen Auffassung angeschlossen. Nach meiner Meinung hieße es
aber dieser Schrift zu viel Ehre antun, stratigraphiscb auf sie einzugehen.
2) Unter diesem „Hangenden" scheint er aber sowohl die Letten
über dem Jüngeren Steinsalz, wie auch den Roten Sal/.ton im oberen
Teile dieses Salzes zu verstehen, trotzdem sie du roh 80 — 110 m Schichten-
mächtigkeit getrennt sind. — Dolomitlcnollen im Roten Salzton und im
roten massigen Tongestein Über dem Jüngeren Salz kommen auch im
thüringisch-sächsischen Gebiete vor, dem ich meine Beweise entnommen
babe. Ich halte sie auch vorn S. 359 erwähnt, aber nie ist mir der
:!.'- gekommen, daß dies Vertreter des stolzen Plattendolomits
309
Steinsalz kein Äquivalent im jüngeren Teile des
Werrasalzlagers besitzt, sondern viel jünger, und,
falls vorbanden1), erst über dem Plattendolomit zu
finden ist.
Im Vertrauen auf die stärkere Beweiskraft meiner in
geeigneter gelegenem Gebiet und an viel reichlicherem, frischerem
und nach jeder Hinsicht einwandfreiem Material gemachten
Beobachtungen und Darstellungen verzichte ich darauf, auf
die GKUl'Ksche Auffassung näher einzugehen, und will nur
auf zwei Konsequenzen derselben hinweisen. Die erste ist
für GliUl'E die auch von ihm selbst anerkannte Schwierigkeit, nun
seinerseits das Äquivalent des so' mächtigen Hauptanhydrits
und des Grauen Salztons aus dem Staßfurter Profil im Werra-
salzlager aufzufinden. Die zweite Konsequenz besteht für
GßUPE darin, daß er für den von mir an der Basis des
Hauptanhydrits festgestellten, zwischen das Altere und Jüngere
Salzlager eingeschalteten mächtigen Dolomit, den ich eben für
den Plattendolomit halte, nicht bloß erst recht keinen Ver-
treter im Werragebiet haben würde, sondern ihn auch im
Staßfurter Typus wohl nur als „Hauptdolomit" deuten könnte,
und daß er dann, zusammen mit ihm und erst recht, das darunter-
liegende Kali- und Ältere Steinsalz in den Mittleren Zechstein
versetzen müßte, was aber wieder nicht dazu paßt, daß er
(a. a. 0. 1908, S. 52, Anm. 2) dieses Salz dem „Unteren
Letten ' des Oberen Zechsteins einreiht. —
Durch meine obigen Feststellungen ist die vergleichende
Stratigraphie des deutschen Zechsteins wohl, wie ich hoffe,
ein gutes Stück gefördert worden, aber offener Fragen gibt
es noch — oder nunmehr neu — eine ganze Anzahl, z. B.
ob das Jüngere Steinsalz im. reinen Werratypus überall nur
durch spätere Auflösung oder Auslaugung wieder entfernt ist
oder ob und wo es von Ursprung an fehlt; — ob nicht die
Auslaugungsrückstände des Jüngeren Steinsalzes, insbesondere
der von der Auslaugung nur wenig leidende Rote Salztun,
dasjenige sind, was man über Tage als den „plastischen
Oberen Letten 2) zusammenfaßt, während das „massige rote
Tongestein" der Tief hohrungen, eine rund 30 m starke, magere,
bröckelig zerfallende Schicht über dem Jüngeren Salz, von
diesem nur durch den dünnen Grenzanhydrit getrennt, dann
recht gut als Äquivalent des Bröckelschiefers angesehen werden
[m Werragebiet, d.h. südlich des (Thüringer Waldes, isl es, wie
Dochmals besondei hervorgehoben Bei, unbekannt.
'-') Also auch im Gegensatz zu Grupe, der den Roten Salzton
noch für den unteren Letten beanspruchen möchte.
370
könnte, wie es PlCARD1) schon vorgeschlagen hat; ich würde
mich einer solchen Deutung nicht mehr verschließen. — Un-
geklärt ist ferner immer noch die Frage, wie unterhalb des
Grauen Salztons = Unteren Lettens die Salzlager, also das
Ältere des Staßfurter Typus mit dem einen Kalilager oben,
und das gesamte Werrasalzlager mit den 2 Kalihorizonten in
der Mitte, sich zueinander stratigraphisch und genetisch ver-
halten (vielleicht sind es gleichzeitige Niederschläge in ge-
trennten Becken mit ganz verschiedener Zuführungsart ihres
Salzwassers). Unklar ist endlich auch noch die Parallelisierung
der noch älteren Dolomit- und Anhydritlager im Werra- und
(erweiterten) Staßfurter Gebiet, für die leider nur sehr wenige
Tiefbohrungen ein ■ — meist auch nur unvollständiges — Ma-
terial geliefert haben.
Nur andeuten will ich zum Schluß noch, daß sich nun-
mehr auch die Frage erhebt, ob die bisher angenommenen
Grenzen zwischen den 3 Stufen des Zechsteins unseren durch
die Tiefbohrungen so außerordentlich erweiterten Kenntnissen
gerecht werden, — ob man nicht die natürlichen Zyklen, d. h.
die verschiedenen „Salzfolgen" mit ihrem klastisch-carbonatisch-
sulfatischen Zubehör, der Einteilung zugrunde legen solle,
während man jetzt Glieder desselben Zyklus auseinander reißt
und z. B. das Ältere Salz in den Oberen Zechstein, den Älteren
Gips in den Mittleren Zechstein stellt. Die vorstehend be-
handelte Plattendolomit-Stellung ist hier m. E. von großer Be-
deutung, aber zu einer abschließenden Beantwortung ist die
Frage noch bei weitem nicht spruchreif. Palägeographisch ist
die Feststellung von Wichtigkeit, dali von den beiden Äqui-
valenten das Carbonat (der Plattendolomit) sich an die ver-
mutete Küstenzone des Zechsteinsalzsees hält, das Sulfat (der
Hauptanhydrit) dagegen an die Mitte.
In Anknüpfung an das Wort Stinkkalk, den alten Namen
für den Plattendnhmiit, legte i<-li bei dem Vortrag auch Proben
des davon petrographisch und stratigraphisch streng zu
scheidenden Stinkschiefers vor, sowie eines entsprechend
gebauten Anhydrits, von welch beiden Gesteinen ich gerade
ausgezeichnete lehrreiche lange Bohrkerne aus Schönebeck a. d.
Elbe, zur Hand hatte, und nahm sie zum Anlaß, einige Worte
über die Frage der Jahresringe anzufügen.
Beide Gesteine, dem Mittleren Zechstein als ansehnliche
selbständige Schichten angehörend und das Ältere Steinsalz
Picakp: Der anter« B tein der Mansfelder Mulde usw.
b. d. Kgl. Preuß. Geol. Landesanst. f. 1910.)
371
unterlagernd, sind in der Umgebung des Jlarzes und Kyff häusers
weit verbreitet; der hier in Frage kommende Anhydrit bildet
in diesem Gebiet über Tage den sogenannten Alteren Gips,
und ihm gehören auch die durch ihre merkwürdigen Faltungs-
erscheinungen bekannten „Schlangengipse" an, die in allen
Sammlungen zu finden sind.
Der Stinkschiefer und die vorgelegte Anhydritart zeichnen
sich durch eine äußerst regelmäßige und feine — beim Stink-
schiefer fast papierdünne, beim Anhydrit etwa kartonstarke — ,
ursprünglich ebene und genau parallele, aber zu nachträglichen
Faltungen anscheinend sehr geneigte und geeignete Schichtung
aus in der sich also die einzelnen Lagen hundert- und tausend-
fach sehr regelmäßig wiederholen. Und zwar findet dabei regel-
mäßig auch ein Wechsel zwischen zwei Substanzen statt: beim
Stinkschiefer zwischen zwei verschiedenen Carbonaten, deren eines
sich an der Erdoberßäche durch leichtere Verwitterung vor dem
anderen kenntlich macht, wodurch die oft wunderbar feine Spalt-
barkeit des Gesteins erzeugt wird, — beim Anhydrit zwischen
reinem weißen Anhydritmineral, also Sulfat, und einem dunklen,
vielleicht etwas tonigen Carbonat; dadurch erscheint dann der
Gesteinsquerbruch feinparallel liniiert.
Ich sehe in diesem regelmäßigen Wechsel immer eines
schwerer und eines leichter löslichen Minerals nicht bloß ein
Analogon, sondern ein wahres Homologon zu den „Jahres-
ringen" des Alteren Steinsalzes; er ist in dem schließlich
das Zechsteinsalz liefernden eintrocknenden Binnensee durch
periodisch wiederkehrende Umstände erzeugt worden, die bei
den 3 Gesteinen von genau der gleichen Art gewesen sein
müssen. Diese Umstände traten also, wie der Stinkschiefer
zeigt, schon zu einer Zeit ein, in der die Konzentration noch
so gering war, daß sich nur Carbonat ausscheiden konnte, —
setzten sich weiterhin fort, als sich neben dem Carbonat —
und dieses an Menge übertreffend — auch Sulfat ausscheiden
konnte, und schließlich auch noch, als sich neben dem Sulfat —
wiederum dieses an Menge übertreffend - auch Steinsalz nieder-
schlug; möglich, daß selbst der spätere Wechsel von dicken
Carnallit- und den dünneren Steinsalzbänken in gleicher Weise
zu erklären ist.
Für den anzunehmenden periodischen Wechsel der Aus-
sclicidungsbedingungen möchte ich an einen Faktor denken,
der in der Literatur bisher nicht genannt zu sein scheint, und
der gleichzeitig auch die zur Erklärung der großen Anhydrit-
und besonders Salzmassen notwendig anzunehmende häufige
Zufuhr neuen Meereswa88ers plausibel macht, nämlich an
— 372 —
monsunartige, regelmäßig wechselnde Winde. Nimmt
man zwischen dem offenen Ozean und seinem abgeschnürten,
zu einem eintrocknenden Binnensee und dadurch zu einer
kontinentalen „Depression" gewordenen Busen eine supramarine,
leicht zerstörbare Barre, etwa eine Nehrung, mit einer flachen,
vielleicht meist verschlossenen, aber durch Zerstörung immer
leicht (an derselben oder einer anderen Stelle) wieder her-
stellbaren Durchbruchspforte an, so kann nach meiner, wie ich
glaube, zwanglosen Vorstellung ein solcher Monsun diese Pforte,
wenn er gerade auf sie zusteht, durch das sich aufstauende
Wasser öffnen (und später sein Gegenmonsun sie — allerdings
auf andere Weise -- schließen), und kann das inzwischen
mehr oder minder eingetrocknete Binnenmeer wieder auffüllen
und durch Änderung der Temperatur und Luftfeuchtigkeit in
die Eintrocknungs- und Ausscheidungsbedingungen eben jene
Regelmäßigkeit des Wechsels bringen, die zur „Jahresbildung"
führt.
25. Beiträge zur Kenntnis der Carbongattung
Mariopteris und ihrer Arten.
(Hierzu eine Tabelle und 1 Textfigur.)
Von Herrn W. Huth.
Berlin, im März 1913.
Noch kaum ein Jahr ist vergangen, seitdem die erste
neuere Zusammenfassung über die Gattung Mariopteris und
ihre Arten1) erschienen ist, und doch halte ich es schon jetzt
für angebracht, eine kurze Neubearbeitung zu geben. Dies
ist wohl deshalb ein Bedürfnis, weil mehrere neue Arten seit
Erscheinen oben erwähnter Abhandlung bekannt geworden
sind, und zwar einesteils durch das in S. B.1 zur Verfügung
stehende Material wie auch durch die Freundlichkeit einiger
Herren, die mir bald eine Menge neues, interessantes Material
zur Verfügung stellten. Ganz besonders bin ich Herrn ZEILLER
in Paris verpflichtet, dem ich auch an dieser Stelle meinen
besten Dank für freundlichst überwiesene Stücke aussprechen
1 \V. Urin: Die fossile Gattung Mariopteris in geologischer und
botanisc] er Beziehung, Berlin 1012.
g M
laci
1
Ittelgn
— eilö
ich
k zerst
n i
nicht
ziemli
olich
len eh
terrae]
ptei
\t Behr
ader
edern
Elei
kaum
nicht
' : 4a;
liisln
i Deutsch. Geol. Gesellscli. 1913. Monatsber. 7.
Übersicht iilier die Arten der Gattung Marlopte
Dt ntalac
S p 1
acuta Zeilleri Den oncourti
, M, | _
Soubeirani
taeintata
negtoto
latifolia
Benedei
8 '•/'"' "
1780
)-■
191S
,..„,
Uli
I8SG(vie11eichtfriihei 1)
191S
1912
1SS9
1812
101»
1312
miltelgroB gröflor
kW.
.
mittelgroß - klcm
mittel^-
"•
"itlefgroB "rnfw
dreieckig eiförmig
-il»nu; I-II...I.-..-.1-
lict.
"" " ' ' """""'.4
Ir.-i.., km 1-.la1.2eli-
icl. !.,,. lineal m.l
parallelen i l,
drriccl.i- - )m'-al -
Iarjz-.lt1i.il oft m. Ii-.l-
eif-irmijj - - iian-. i-
luli
oval-eiförmig eilan-
ettlic!
streckt
'
imallü-i-moinentival
A"'."u'.~. .,,..;
dreici-kij • in;.
Bif.irn, .:
- I.-Ib gelappt
durcl. Bpitm 1
schnitte
Belapp 1 <tt>
,„,„,,,..,„,„
Lappen
stark zerschltii'.i 1.,< ,-
u. ,, - 1 t.fi -(.(,.,11 111
i ] i- ± l ■ ■ - ovalo -
appi i
in mehrere gerad- ub-
EOBtuUle i :
las. stets e. hl .....
doppell
icliart
""'"' ""'" " ha"
[aal wellig
meist deutlich \. eilig
schari
nichf scharf
une, hart
ileiiüii.li gezähnt
sersplisseti
.eharf u
1 ■ !'
Rand ...
11 atar« gowölb,
,l.,rl. gl WÖlbl
nach
gl wölbt
gewölbt
gewölbt
ziemlich Qa, h
Hai li gewölbt
zarlspreilig
tl.,1 i,
völlig flach Bioml i i,
gewölbt
gcwölbl
onlfernli
'" ,l"i,,
1
.-icrii.l,. 1. entfernt
■ h i ülf. rrn
dicht bis-
■
v.-Tlialtnisin.ili!- .!:■ 1,1
nie sehr entfernt
in- .,1 enll. niH. sie-
liond, selten dicht
sehr dit 1,1 aneina lei
recht eolfern, stehend
V°plerföl.ch"auPc°|C°
SS*
reell. h|.1,. :. i
diacli die obersten
pei optoridisi 1
i.i'.'i i
sph< noptoi i.i,., l,
vorlierr^-lif-n.t pect-
pteridisch
Mark | ptcridisi li
Mied, '""'
-1.,,-k | [,l,r,.|,,, h
v''l!'-i,,.vLrdi,','.',,"'!t,T,1!
ÄpicÄh'
p
A,J,,„„,
.1 Blärkc, ,,i. au- 1)
-.ii.vu.li Miii.l -r
doi i.
ilnrl charak-
di utlicli bis die
feinen a Seitenadern
jerli« rvorlretead
,,.., 1 . -, !,, ,t;tik,MillC'l-
ader deuUich
oft undo ■!., Mittal-
artor scharf
''" '
s< lu stark
■' '
■'-"::.::::E:':'l
.
i i I, ' 0
!, „ h Spill - -.1 1
1., weilen i.nrl. >..,..!
h.-h ...si
I-'-' -i|.t--i i-li -■ 1 IL
aollon «i'l ptori
disch
■i - iluiiiiig.
:' .1- 1 ■ 1
Mi. -- lim-
-- hj. -
l:_ |
rundlich -- fast 1 reis-
}■. , .n.tr.n.it-rli W..MI-
gei l, iufig spheno-
p tendier).
Fiedern l "■
Elei
rundlich
ixkigmitl r,
•
- .,..., suwoil. ii las,
■
.lroiei-k.g ■■ g
■
stark liorvortrolond
Spindol >l.
londi li .
.1, l .-■ .
• 'i Oexuo'a
,iscl'
liinÄ
■
an.t.'i vi-i-T.-i tj.l.-
Rippen
„u.rmajo
,lBrk [mJJrtMhui '
doullicb
-' l,'A.,' 1' lu.'-'! klvll
nach ZEILLER 1
schwach
deutlii 1,
nicht vorhanden
dt "Hu l,
schwach, Jedoch deut-
nackio Wodol-
Bpilll ,i
nicht bekann,
nicht bekannt
vorbanden
""SjÄS™
DUb|IO.
ÄTiÄl
nicht bekannt
nicht bekannt
A''a,i.,i,i1,"i',.;.',.,;,„i
1 ".'.' ,n,'.i.,r!nn
""■' 'ka'""
\ | nichl bekannt
Igen,, Flora:
6 i.
1 1. 5
. I. . S
«
li., 5?;(i
1 l . tb - ,v, '
lb,5
0
5
'■
I googr:
allgemein viTl.reil.-l
'"'"
7Tarn",Vrar.kreicl.
Kcwcaalli England
irschlosii n
tlictn ' - n
bisl
iS5£5S£K
. ;, aien
wealliche Becken
— Ö7Ö
möchte. Alle im folgenden erwähnten Spezies sind bereits
in dem großangelegten Lieferungswerke, Abbildungen und
Beschreibungen fossiler Pflanzen '), einzeln beschrieben worden.
Der Wert der vorliegenden kleinen Arbeit soll darin liegen,
alles Einzelne wieder beisammen zu finden, unter besonderer
Rücksicht auf die Gattung selbst. Die Arbeit ist natürlich
■vorläufig immer noch nicht als abgeschlossen zu betrachten,
da die Zeit zweifellos Änderungen und Nachträge bringen
wird. Dennoch mag es sich bei der Bedeutung der Gattung
Mariopteris für die Kenntnis der paläozoischen Pflanzen wohl
empfehlen, den augenblicklichen Stand des Wissens auf diesem
Gebiete zusammenfassend zu überblicken.
Es ist bekannt, daß ZEILLER sehr gut erhaltene Stücke
von Mariopteriden zur Verfügung hatte und infolgedessen zuerst
in eingehender Weise eine äußerst treffende Gattungsdiagnose
gab, in der er abweichend von der Sitte verschiedener Autoren
bei der Beschreibung des Aufbaus der Farne von den Achsen
höherer Ordnung ausging. Denn, während man von den meisten
Pflanzen nur recht bescheidene Reste kennt, so daß man zweck-
mäßiger, wie POTONIE vorgeschlagen hat, bei Beschreibung
des Aufbaus von rückwärts beginnt, ist bei der Gattung
Moriopteris der Aufbau so weit bekannt, daß es einfacher und
übersichtlicher ist, mit den Achsen höherer Ordnung zu beginnen.
Gute Abbildungen von weitverzweigten Mariopteriden, die
recht vollkommenen Aufbau zeigen, befinden sich besonders
bei ZEILLER2) und STUR3). Die Abbildung gibt eine etwas
schematisierte, sich an die Abbildung in ZEILLER: Bass. houill.
Valenc, Atl. 1886, Taf. XXIII, anlehnende Darstellung des
Aufbaus.
Diagnose.
Über den allgemeinen äußeren Aufbau der Mariopteriden
ist etwa folgendes zu sagen:
Die Wedel waren bei einigen Arten wohl sehr lang, dabei
verhältnismäßig schmal. Von der Hauptwedelspindel (A,i
gehen alternierend die Spindeln 2. Ordnung (A3) unter mehr
oder weniger spitzem bis rechtem Winkel schräg nach oben
') H.Potoxik: Abbildungen und Beschreibungen fossiler IM'.
Berausgeg. von der Kgl. Preuß. Geol. Landesanst. zu Berlin.
Lfg. VIII, Nr. 111 156, L912.
-i !>'. Zeiller: Bassin houiller de Valenciennes, Atlas 1886,
Texl LS
3) D. Stur: Die Culm-Flora, 1875-77. — Die Carbon-Flora der
Scliatzlarer Schichten, 1885.
— 374 —
bzw. seitwärts ab. Diese Spindeln 2. 0. sind völlig nackt,
teilen sich gabelförmig unter einem Winkel von im allgemeinen
90 — 120 Grad in zwei wieder völlig nackte, aber bedeutend
C. Többickb nach W. Hüth,
Skizze des Aufbaas von Mariopteris.
(Unter Benutzung der Abbildung in Xmu.ki;, Bass. Iiouill. Valerie,
Mi. 1886, Taf. XX II IV Verkl.
kürzer'- Spin delstücke (B), welche sich uun wieder unter
Bpitzen Winkeln in /.wci ungleichwertige Spindeln .".. 0.
(C,, C. gabeln. Diese sind meistens zweifach, häufig auch
dreifach, bisweilen sogar fast vierfach (M. grandepinnata) ge-
fiedert. Es sind also vier größere Fiedern (C3, C„ C,, C,)
fächerförmig nebeneinander in einer Ebene ausgebreitet. Von
diesen sind die beiden äußeren gewöhnlich kleiner als die
beiden inneren.
Ich möchte nicht unerwähnt lassen, daß dieser Aufbau
in mancher Beziehung an rezente Gleicheniaceen, besonders
Qleichenia dichotoma Sw. erinnert.
An den Spindeln 3. 0. sitzen die Elemente 1. 0. (E)
;iu, welche im allgemeinen dreieckige, eiförmige bis eiianzett-
liche Gestalt haben und an diesen die Elemente 2. 0. oder
in unserem Falle Elemente /. 0. (E ").
Diese Elemente /. 0. sind bei manchen Mariopteriden noch
in Lappen zerteilt, die äußerst häufig, besonders bei den
unteren, bei einigen Arten auch in den oberen "Wedelteilen
zu vollen Fiedern ausgebildet sind, welche sich bisweilen
nochmals in Lappen oder Abschnitte oder auch in Fiedern
(M. tjrandepinnata) zergliedern. Die Elemente /. 0. ebenso
die Fiedern /. O.1) haben im allgemeinen auch dreieckige,
eiförmige oder ovale Gestalt, bisweilen sind sie sogar halbkreis-
bis auch fast kreisförmig.
Das Ansitzen der Elemente /. 0. oder Lappen ist im
allgemeinen pecopteridisch bis sphenopteridisch, doch
findet sich auch häufig direkt n europteridisches und auch
durchaus aletho pterid isches Ansitzen, besonders bei der
sehr variablen Mariopteris muricata.
Die Spindeln der M<o/opteris-Arten besitzen außer einer
fast überall auftretenden deutlichen Längsrippung fast alle
deutliche Quermale, was für die Gattung zweifellos mit ein
Charakteristikum ist, obgleich es auch bei einigen Arten aus
anderen Gattungen vorkommt. Ausnahmen davon bilden
Mariopteris latifoiia und .1/. rotundata. Krstere hat keine
Quermale, letztere eine feine Pünktelung auf den
Spindeln.
Ein äußerst charakteristisches Merkmal für alle Mariopteriden
i t die starke asymmetrische Zerlappung der untersten
hörnen Fiedern (Fk), mit der sich auch immer eine
bedeutendere Größe der letzteren paart. Hiese Eigentümlich-
keil findet sich ähnlich auch bei der Gattung Odontopteins,
ist alier doch von der mariopteridiBchen durchaus zu unter-
') Die Ausdrücke Elemente l. 0., Elemente 2. 0. und Elemente
l. 0. sind gewählt, um für sämtliche Arten der Gattung konkordante,
für homologe Teile des W ■ chlautende Bezeichnungen zu Indien:
dir Bezeichnung Eiedern /. 0. i-t im Sinne der von Potonh
geschlagenen, von rückwärts beginnenden Weise gebraucht
— 376 —
scheiden, da bei Odontopteris meistens nur eine durchschnittlich
mehr symmetrische Zerlappung erkennbar ist, während bei
Alariopteris die unterste katadrome Fieder oft direkt ge-
fiedert ist.
Alle Elemente /. 0. besitzen eine deutliche A.derung,
uud zwar immer, wenn auch zuweilen etwas zurücktretend,
eine Mittelader, von der unter ziemlieh spitzem Winkel
Seitenadern abgehen, welche sich dann oft noch dichotom
verzweigen. Die Mittelader ist immer herablaufend, und es
finden sich fast immer noch Nebenadern, die direkt aus
der Spindel entspringen und aus diesem Grunde gewissen
Arten unserer Gattung häufig ein alethopteridisches Aussehen
verleihen. Die Seitenadern sind bei den meisten Arten
deutlich, bei manchen jedoch sehr verwischt oder gar nicht
zu bemerken.
Physiologisches.
Bei einigen Marioptcris- Arten sind die Blattspreiten der
Elemente /. 0. wie auch die Endfiedern an den Spindeln zu
langen, schmalen, zugespitzten, fast spreitenlosen
Blättchen ausgezogen, so daß bisweilen sogar nur noch
völlig nackte Wedel- oder Fiederspitzen vorhanden sind.
Für diese Gebilde hat PoTONIE den Namen Vorläuferspitzen
gewählt. Ich möchte diesen Namen nicht beibehalten, da
er nicht genau das trifft, was eigentlich damit gemeint ist1).
Auch bin ich nicht der Ansicht, daß diese in lange Spitzen
ausgezogenen Blättchen ein Beweis für eine Kletterfarnnatur
der Mariopteriden sind. Denn erstens ist der Charakter dieser
Gebilde wenig ranken ähnlich, und vor allem finden sich
diese Spitzen bei den Arten, bei denen sie vorkommen, nicht
immer und auch in verschiedenartiger Ausbildung. Auch
als Stützfinger kann man sie nicht schlechthin bezeichnen.
Vielleicht sind es Träufelspitzen gewesen, vielleicht aber
sind es auch rein zufällige Bildungen, für die man un-
nötig nach einer Erklärung sucht. Ich wüßte allerdings nicht,
welche Bedeutung diese hin und wieder vorkommenden lang-
ausgezogenen Spitzen gehabt haben könnten. Aber es ist
eben auch oft unmöglich, alles erklären zu können, besonders,
wenn man doch nur ein verhältnismäßig mangelhaftes Ma-
terial besitzt.
I i\ mch noch ans einem anderen Grunde unmöglich,
Namen i"izubehalten, denn der Name ist bereits L856 von
w:.' Crügbh für ein anderes Pflanzenorgan vergeben; siehe
darüber: Das Leben dei Pflanze, Lfg. 74, S 345.
— 377 —
Ebenso habe ich meine Auffassung in bezug auf die
Kletterfarnnatur der Mariopteriden geändert. Ich möchte
gern glauben, daß einige Mariopteris-Arterx den Charakter
von K 1 etterpf 1 anzen, von Lianen oder auch von Seh 1 ing-
farnen gehabt haben. Ich nehme das von einigen sogar
mit ziemlicher Sicherheit an. Aber ich glaube nicht, daß das auf
alle Arten zutrifft. Denn, wenn bei einigen Spezies auch die
Spindeln, insbesondere die Hauptwedelspindeln, als ziemlich
lang und dünn bekannt sind, so ist bei anderen die Spindel
2. 0. breit und außerdem bei vielen die Hauptwedelspindel
nicht bekannt. Es müssen ja auch durchaus nicht alle Arten
einer Gattung dieselben physiologischen Fähigkeiten besitzen,
wie wir von heut existierenden Gattungen genau wissen, bei
denen eine Art aufrecht, eine andere kriechend, eine dritte
kletternd oder windend vorkommt. Solange man also, abge-
sehen von einigen Arten, den Aufbau nicht genauer kennt,
kann man auch nicht wissen, welches der Charakter der
betreffenden Art gewesen ist. Bei Mariopteris muricata glaube
ich hin und wieder eine Neigung der Spindeln zu einer leichten
Drehung erkannt zu haben. Meine Ansicht über diese Frage
ist jetzt die folgende: Einige der AJor topf er/v- Arten, z. B.
M. muricata und einige andere, sind wohl Schlingfarne
gewesen in der Art wie unsere heutigen Lygodium- Arten.
Andere waren vielleicht Stützpflanzen oder Lianen, und wieder
andere waren eben Bodenfarne oder vielleicht auch kriechende
Pflanzen, etwa wie Lycopodium clavatum.
Auf die Tatsache, daß die untersten katadromen Fiedern
mit ihrer Zerlappung oft ein sehr schönes Blattmosaik
ergeben, habe ich schon früher hingewiesen. Ich möchte
hierbei erwähnen, daß die vorhin erwähnten lang ausgezogenen,
spreitenlosen Blätter vielleicht auch durch Beleuchtungsverhält-
nisse hervorgerufen sein könnten, indem sie oberen, starker
Beleuchtung ausgesetzten Wedelteilen angehörten, wodurch ihre
Blattspreite notgedrungen reduzierter sein mußte.
Fertilität.
Bisher ist noch keim' einzige Mario pteris- Art in fertilem
Zustande vorgefunden worden, und es ist aus diesem Grunde
tatsächlich unmöglich, festzustellen, ob alle die Arten, die hier
zu einer Gattung gestellt sind, wirklich natürlich verwandt
sind. Dennoch ist letzteres wohl beinahe anzunehmen, trotz
mancher für die Bestimmung scheinbar widersprechender Merk-
male. Im Sinne der Paläobotauik isl die Gattung jedenfalls
27
— 378 —
durchaus als einheitlich zu betrachten, und man kann wohl
behaupten, daß sie von den vielen Carbongattungen zu denen
gehört, die man zu den natürlichsten unter ihnen im rezenten
Sinne rechnen dürfte.
Äußerst interessant sind die früher schon l) von mir
beschriebenen eigentümlichen Auswüchse, die ich an den
Spindeln von Mariopteris muricata beobachtet habe. Es sind
mir nachträglich noch eine Reihe von Stücken genannter Art
in die Hand gekommen, welche diese Auswüchse zeigen.
Seltsam ist, daß alle die von mir bisher gefundenen Reste —
eine recht beträchtliche Anzahl — aus dem 7. Flöz der Ruben-
grube bei Neurode in Niederschlesien stammen. Einige Stücke
besitzen eine ganze Anzahl solcher Bildungen.
Es handelt sich um rundliche Auswüchse mit schwacher
spiraliger oder konzentrischer Ringstruktur, welche dicht an
den Spindeln ansitzen und außerordentlich flach erscheinen.
Es können wohl kaum fertile Organe, also „Samen", gewesen
sein, denn als solche wären sie wohl als dickere, kohlige
Reste erhalten.
Vielleicht handelt es sich um krankhafte, gallenartige
Bildungen. Diese Möglichkeit hat zweifellos manches für
sich, besonders da sich diese Auswüchse nur an dem einen
einzigen Fundorte und stets in demselben Flöz gefunden
haben.
Von großem Interesse ist ein Stück, das ich demnächst
in oben genanntem Lieferungswerk2) abbilden und genauer
beschreiben werde. Es ist wieder von demselben Fundorte.
Beim Präparieren stellte ich fest, daß das Gestein durch und
durch mit ziemlich großen und sehr schönen deutlichen Fiedern
von Mariopteris muricata durchsetzt ist. Auf der einen Seite
befindet sich eine ca. 12 — 14 mm breite Spindel, deren Fort-
sätze ich durch sorgfältige Präparation bis zum Rande des
Stückes freilegen konnte. Die Spindel mit all ihren Verzwei-
gungen ist eine deutliche Wizm'cata-Spindel, von der alter-
nierend rechts und links Seitenspindeln unter mehr oder weniger
spitzem Winkel abgehen. Die eine dieser Spindeln ist nach
unten sanft gebogen und scheint in etwa 8 — 9 cm Entfernung
Tom Insertionspunkte eine dichotome Verzweigung zu haben,
die allerdings etwas verquetscht ist. Im ganzen ist diese
Spindel ca. 13 cm lang. Unter und neben der Insertionsstelle
1 Euth, die fos8. Gatt. Wciriopteris injjpol u. bot. Bez., Berlin 1912,
S. 13 ff., Fig. 2 .".: Abb. u. B , Pflr., Lfg. VIII. L912, Nr. 141,
-I Abbildungen und Beschreibungen fossiler Pflanzenreste, usw.
— 379 —
dieser Spindel an der Hauptspindel befinden sich drei solcher
Auswüchse, ebenso an den anderen weniger langen Spindeln
■wie auch an den Spindelfortsätzen je ein bis zwei. Sollte
es sich hier vielleicht um ein noch nicht voll ent-
wickeltes Exemplar von M. muricata handeln, und
wären die rundlichen Auswüchse vielleicht einge-
rollte Wedel? Tatsächlich befindet sich in der Universitäts-
sammlung in Breslau ein halb eingerollter junger Wedel von
M. nn/ricata, auf dem auch so ein rundliches Gebilde sich
befindet. Jedenfalls läßt sich die Frage trotz dieses neu auf-
gefundenen Stückes immer noch nicht endgültig entscheiden,
und die von mir früher erwähnte Möglichkeit der vegetativen
Vermehrung durch Bulbillen ist damit auch noch nicht widerlegt.
Gerade diese vegetative Vermehrung durch derartige Bul-
billen ist doch auch recht wahrscheinlich. Denn wir finden
vegetative Vermehrung auch heute noch bei vielen Farnen.
Wir kennen rezente Farne, die sich durch Bulbillen und
Adventivknospen an den Wedelstielen vermehren, wie z. B.
Struthiopteris Germanica, Cystopteris bulbifera; noch andere
wie Nephrolepis tuberosa PRESL vermehren sich durch Knollen,
und nach HeinriCHKR1) scheint bei gewissen derartigen Arten
die Sporangienbildung reduziert zu sein. Außerdem kommt
im Carbon für die vegetative Vermehrung als fördernder Faktor
hinzu, daß die Wachstumsbedingungen für die carbonischen
Pflanzen außerordentlich günstig gewesen sein müssen, wie die
kolossale Produktion an Pflanzenmaterial beweist. Unter
besonders günstigen Vegetationsbedingungen bilden ja auch
höhere Pflanzen, z. B. viele Liliaceen, nur wenig Blüten aus,
um so mehr dagegen das Blattwerk oder Bulbillen.
Es ist also vielleicht gar nicht sonderbar, daß bei vielen
Carbonfarnen, so auch bei unseren Mariopteriden, Sporangien
relativ selten waren.
Anatomie.
Unmittelbar nach Erscheinen der oben erwähnten Mono-
graphie gelang es mir, auch die Oberflächenstruktur der Fie-
derchen von M. muricata durch glücklich gelungene Maceration
zu erkennen. Es steht zu erwarten, daß dies noch in einer
ganzen Anzahl von Fällen gelingen wird, und damit dürfte
der Weg angebahnt sein, auch die Oberflächenanatomie zur
Bestimmung der Carbonfarne mitbenutzen zu können, wodurch
die Scheidung der einzelnen Arten wie auch die Klassifizierung
') Heinriceter: Ref. Botan. Zentralbl., Bd. 108, 1908, S. 662.
27*
— 3*0 —
der Untergruppen usw. im Sinne der Botanik rezenter Pflanzen
natürlicher gestaltet werden würde.
Über die Art und Weise der Maceration ist in der Paläo-
botanischen Zeitschrift Genaueres angegeben worden. Es wurde
die bekannte Methode von SCHULZE benutzt. Auch auf die
Oberflächenstruktur selbst gehe ich hier nicht näher ein, sondern
verweise auf die eben erwähnte Paläobotanische Zeitschrift,
Bd. I, H. 1 und auf die Zeitschr. d. Deutsch. Geol. Gesellsch.,
Bd. 65, 1913, Monatsber. Nr. 3.
Synonymik.
Splienopteris Brongniart, Hist. veget. foss. I, Lfg. III, 1829, S. 169
(ex parte).
Pecopttris Brongxiart, a. a. 0., Lfg. VII, 1832 oder 1833, S. 267
(ex parte).
Heteropteris Brongniakt: mss. Collect, du Museum d'hist. nat. ä Paris
(Don Humboldt, Bonpland et Kuntii).
Diplothema Stur, Culm- Flora II, 1877, S. 226, 233 (ex parte); zur
Morphologie und Systematik der Culm- und Carbon- Farne, 1883,
S. 183 (ex parte); Carbon-Flora I, 1885, S. 283 (ex parte).
Mariopteris Zeillek, Expl. carte geol. Fr., 1879, IV, Taf. CLXV1I,
Fig. 5, S. 68; Bull. Soc. Geol. 1879, 3. ser., VII, S. 93; Bass. houill.
de Valenc. 1888, S. 159 (ex parte). — White, Bull. Geol. Survey,
Nr. 98, 1893, S.46 (ex parte); Low. Coal. Meas. of Miss. 1899, S. 30
(ex parte). — Huth, die fossile Gattung Mariopteris in geol. und
bot. Bez., Berlin 1912; Abb. und Beschr. foss. Pflanzenr., Lief. VIII.
1912, Nr. 141—156.
Pseudopecopteris LeX(,h:kreux, Atlas to tlie Coal Flora 1879, S. 190
(ex parte).
Die Gattung Mariopteris rechnet man mit Rücksicht auf
das generelle Ansitzen der Elemente und Fiedern /. 0. jetzt
zu den SphenopterideD, zumal die diplotmematischen Farne,
an die sich unsere Gattung anschließen, sonst durchaus Spheno-
pteriden sind. Dem allgemeinen Habitus nach könnte man
sie als Übergangsgattung zwischen den Sphenopteriden und
Pecopteriden bezeichnen. Daher hat LeSQUEREUX sie in seine
Gattung Pseudopecopteris, welche „pecopteridische" Spheno-
pteriden enthält, aufgenommen. Ebenso erklärt es sich auch
leicht, daß Stu; >!<• infolge des Aufbaues zu seiner Gattung
Diplotmema stellte. Die Grenze zwischen Diplotmema und
Mariopteris ist auch durchaus keine scharfe. Z EILLEB sagt:
„J'ai crt-i'' ce genre pour les Diplotmemees a pinnules peco-
pteroides, ;i limbe bien dt'veloppt-, entier, ou faiblement lobe
ou dentele. qui vie.Dnent se ranger autour du Pecopteris muri-
cata e1 l<>rment avec lui un groupi- tres homogene, au moins
<|uant ;'i l'aspect exterieur. Toutes ces Fougeres paraissent
— 381 —
avoir des pennes primaires quadripartites, c'est ä dire
formees de quatre sections de metne ordre, et non pas bi-
partites, seulement comme les Diplotmema." Wenn auch bei
Mariopteris die Achsen CL>, die ohnehin fast stets kleiner
sind als die Achsen C,, durch diese häutig übergipfelt werden,
so bleiben dabei doch die Achsen Ca wie überhaupt die
äußeren katadromen Fiedern stets bis in die höchsten
Spitzen des We dels immer außerordentlich groß im
Verhältnis zu den übrigen Fiedern, und zwar sym-
metrisch auf beiden Seiten des Wedels, was bei Diplo-
tmema nicht der Fall ist. Auch die kleineren katadromen
Fiederchen am Grunde der Spindeln 4. 0. bleiben konstant
asymmetrisch geteilt bis in die höchsten Spitzen.
Stücke, bei denen man im Zweifel sein könnte, ob man
die Art zu Diplotmema oder Mariopteris stellen soll, gehören
zu den Ausnahmen. Bei Diplotmema kommen zwar auch die
langausgezogenen spreitenlosen Blättchen und nackte Wedel-
spitzen vor, aber sie fallen dort niemals so in die Augen wie
bei Mariopteris, denn es handelt sich bei unserer Gattung
doch immer um Fiederchen von gewisser Flächenausbreitung
und im wesentlichen dreieckiger bis ovaler Form.
Der Name Heteroptcri.s ist nur in einem Manuskript
BcoNGNlARTs enthalten, ist aber insofern sehr interessant, als
schon BrüXGNIAUT die Zusammengehörigkeit einiger der hier
beschriebenen Arten zu einer Gattung bereits erkannt hatte.
ZEILLEB sagt darüber: „M. Bkongntart avait, du reste, dans
la collection du Museum, classe ces quartre especes, Pecopteris
nervosa et P. muricata, Sphenopteris latifolia et S. acuta,
sous un nom generique special, Hcferopteris, quil na pas
publie et qui ne peut etre conserve ayant ete employe des
1821 par HUMBOLDT, BONPLAND et KüNTH pour un genre
de Malpighiacees. II y avait place egalement son Pecopteris
Loähii, qui a en effet avec les especes precedentes la plus
grande analogie "
Systematik.
Auf Grund gewisser Unterschiede der Elemente /. 0. halte
ich es für zweckmäßig, die Gattung Mariopteris in folgende
3 Untergruppen zu teilen:
A. Eumariopterideae: ausgesprochener ManDptei'%8-
Typus. Fiedern /. 0. im wesentlichen stark pecopteridisch
ansitzend, meist spitz oder stumpf gespitzt und verhältnis-
mäßig ganzrandig.
— 382
. — 383 —
B. Dentatae: Zwischengruppe zwischen A und C, die
sich vor allem dadurch auszeichnet, daß die Fiedern /. 0. der
dazugehörenden Arten gezähnt oder bei weitergehender Differen-
zierung zerschlitzt sind.
C. Sphenopteroideae: sehr sphenopteridischer Typus.
Ansitzen der Fiedern /. 0. in der Hauptsache sphenopteridisch.
Fiedern /. 0. in der Mehrzahl gerundet.
Um die Beziehungen und Übergänge der einzelnen Arten
zueinander übersichtlich zum Ausdruck zu bringen, habe ich
die folgende Tabelle aufgestellt, bei der die häufigste Art
M. muricata als Ausgangspunkt gewählt ist. Diese Tabelle
hat keine phylogenetische Bedeutung.
Geologische Verbreitung.
Die geologische Verbreitung der Mariopteris- Arten ist
eine ziemlich beschränkte. Sie finden sich lediglich im
Produktiven Carbon, und zwar beginnen sie erst im oberen Teil
des unteren Produktiven Carbons (Flora 4 a, vgl. die Tabelle
S. 385) und reichen nur bis in die alleruntersten Ottweiler
Schichten hinauf. Im wesentlichen erstreckt sich ihr Vor-
kommen und ihre Häufigkeit überhaupt nur auf das mittlere
Prod. Carb. und den obersten Teil des unteren Prod. Carb.
Da die Mariopteriden sich lediglich auf das Carbon be-
schränken, sind im folgenden für die Floren die arabischen
Zahlen der POTONIEschen Florenbezeichnungen gewählt worden.
Im unteren Teile des unteren P. C. (Fl. 3), also in den
tiefsten Schichten der unteren Randgruppe Oberschlesiens bzw.
den Waldenburger Schichten Niederschlesiens, kommen zu
unserer Gattung gehörige Arten noch nicht vor. Die ersten
Mariopteriden zeigen sich in den Schichten der oberen Rand-
gruppe Oberschlesiens (Fl. 4a); als einzige Art ist hier M. laci-
uiata vorhanden, die dann in höheren Schichten mit Sicher-
heit nicht mehr nachzuweisen ist.
Die Sonderstellung des oberschlesischen Carbons, die
schon eben durch M. taciniata angedeutet wurde, wird noch
vermehrt duich das Auftreten einer anderen, ebenfalls aus-
schließlich auf dieses Becken beschränkten Mariopteris -Alt,
die anscheinend nur in den mittleren Sattelflözschichten vor-
kommt, M. neglecta.
Sämtliche sicher dahin gehörige Reste stammen aus dem
Horizont zwischen dem Heinitztlöz der unteren Sattelflözgruppe
und dem Schuckmannflöz der oberen. Die bloße Angabe
Sattelflözsohichten genügt jedenfalls für diese Art in keiner
— 384 —
Weise. GOTHAN hat bei seiner Bearbeitung der oberschlesi-
schen Carbonflora diese Verhältnisse erst näher durchschauen
können und auch für andere Arten diese Tatsache nachgewiesen,
so daß es sich also als zweckmäßig erweist, die Sattelflöz-
schichten (Fl. 4b) in der auf Tabelle S. 385 angegebenen Weise
noch in 3 Horizonte zu gliedern, die ich mit er, ß und y
bezeichnet habe.
In den darauf folgenden Schichten, also dem oberen Teil
des unteren P. C, stellen sich dann allmählich die häufigsten
Miiriopteris-Arten ein, zunächst acuta und auch Dernoncourti
(Losltiii') (erstere z. B. in der Magerkohle des Ruhrbeckens
häufig und charakteristisch), sodann die gemeine AJ. muricata
(häufig erst im m. P. C), an der Grenze des mittleren gegen
das o. P. C. völlig verschwindend. Die drei zuletzt genannten
Arten finden sich noch in Oberschlesien in den Rudaer Schichten
sowie in den Schatzlarer Schichten Niederschlesiens {acuta hier
ausgenommen), ferner in der Eschweiler Mulde des Aachener
Reviers und in der Fettkohle des Ruhrreviers.
In Flora 4 b beginnt auch die seltene Mariopteris Sou-
beirani, die nach Zeiller in diesen Schichten noch nicht
vorkommt. Ich habe sie auch in den Schichten der Flora 5,
also z. B. in der Fettkohlenpartie des Ruhrreviers, nicht ver-
folgen können, während sie in den höheren Schichten des
Saarbrücker Reviers, z. B. in der Saarbrücker Flammkohle,
wieder vorhanden ist.
Im m. P. C. tritt M. Beneckei zu den übrigen Arten
hinzu. Sie findet sich auf dem Kontinent jedoch nur in den
Schatzlarer Schichten Niederschlesiens als relativ häufige, rein
lokale, typische Art und ist in Flora 6 anscheinend schon
nicht mehr vorhanden, wogegen sich hier, und zwar als nur
westliche Arten, M. latifolia, M. Sarana, M. Jacquoti und
M. rotundata finden, welche jedoch alle drei nicht über die
Grenze des mittleren gegen das o. P. C. hinausgehen.
In Flora 5 tritt gleichzeitig mit Beneckei die bisher nur
in Oberschlesien gefundene M. grandepinnata auf, die scheinbar
nur im unteren Teil der Muldengruppe vorkommt, also auf
einen recht engen Horizont beschränkt ist.
Im untersten Teil des o. P. C, also in den untersten
Ottweiler Schichten (Flora 7), findet sich noch Mariopteris
Zeilleri, welche mir nur in einem Exemplar bekannt geworden
ist, das mir Herr ZEILLER in Paris freundlichst zur Publi-
kation und Abbildung zur Verfügung stellte. Es ist die letzt-
erwähnte Art die einzige, die über die Grenze des mittleren
gegen das o. P. C. hinausgeht.
C
ü
- .
PlI
«11
* 5 1
e-
t
6
O t»
1
a
o
-
o
« h _ J _f
2 2 r- H £ -ä So
CT Vi .. u — CD
= js « a> 0 c ,a
CO
A
« © § ©
,o ~ e v.
C - e Y
M
-r
o
. H «2 Ja fe 3 ■
M cs 0) CD -4 2
i-i es .o J3 El, -S
N' CO o 3- P-"
e
i
i
H 1 :
<D V, &
N • V, fl g«
: .£
A A i\
>^4
X
cp
u
CD
B 55 * " v, h, CO
CO 1- — cd •- a _:
o : -s K <s O
o
t |
1 :
e «5 s ■
© © S •
5
c ;S c
m
^jj
"P rt
Q
© a>
~ Vi
•3.2
ö v
od
cd rt -2
u S w
© co o s
CD 3 c
•s >■
—
-#
1
t
y
Sfl
:
a
CD
s
o
cd ä
c
t
<0
C
N
3
u
CO J es
CS fl
CD a 5 N
«a.
O
v -^ =o
-O
<s
V.
:0
cj .2 2 *
-*
_
0}
4)
CO
S &
l
_>
■ ü
'^
m
er. cd .g
-Sä
S
N
cd s es S
CD CS _ ■"<
,£
o
b4
r ~ -z ■-
T*
Ph
§ 8 x
CO
tu
CD
Fi
CO
O CD
'
l
• £ g
S .o £ CO
« S «
- -•
N —
-
>
3
■ v
S « °p • j, s. -
ec
„• ■= . a * ? <n
CG - - 2 V v — '
. o ~ - ~' c<
n tj co
2
~z
ti
6
i
r. vi
CD
.5 5
CD
a
CO
o
cS
V.
O S5
S ü
Öß CD
_3
CD
CD
*J CD
cn ^-»
eu v.
IS
~
2 a
^ 'I
Ee <3
CO
^: cd
a °C
CD
co
>
—
i
\
CSJ
-
4
386
Die umstehende Tabelle, in der ich zwischen östlichen, all-
gemein verbreiteten und westlichen Arten unterschieden habe,
gibt eine genaue Übersicht über die IIorizonti<?rung der einzelnen
Spezies.
Geographische Verbreitung.
Die geographische Verbreitung der Mariopterüs- Arten ist
von großem Interesse. Auch hier zeigt es sich, daß die Ein-
heitlichkeit der Carbonflora des europäischen Typus durchaus
nicht in dem Maße vorhanden ist, wie man ursprünglich all-
gemein annahm, d. h. also, man findet dieselben Arten nicht
immer in denselben Horizonten wieder, sie haben keine all-
gemeine Verbreitung, sondern sind oft auf einen recht geringen
Florenbezirk beschränkt. So zeigt sich bei der Gattung
Mariopteris in bezug auf das oberschlesische Revier eine
strenge Scheidung von den übrigen Revieren, denn die dort in
ganz bestimmten Horizonten auftretenden M. laciniata und
M. neglecta finden sich dort immer in derselben typischen
Form, während sie in anderen Gebieten bisher nicht gefunden
worden sind. Ebenso wurde die neubeschriebene M. grande-
pinnata bisher nur in Oberschlesien gefunden.
Auch das Saarrevier, das sonst an Lokalarten reich ist,
hat besondere Mariopteriden, so z. B. M. Sarana und M. rotuti-
data, die bisher nur dort gefunden worden sind.
Besonders interessant ist der Fall bei M. Beneckei, welche
im niederschlesischen Carbon zu den sehr häufigen Arten
gehört, während sie in anderen Revieren gar nicht oder doch
nicht in der typischen Form vorkommt. Obwohl ich an ver-
schiedenen Stellen darauf hingewiesen habe, daß M. Beneckei
möglicherweise in England (in je einem Exemplar auch im
Ruhrrevier und in Oberschlesien) vorkommt, so neige ich jetzt
zu der Ansicht, daß es sich hier vielleicht doch nicht um die
besagte Art handelt, denn alle an anderen Orten gefundenen
Stücke zeigen nur den sphenopteridischen Typus, während die
charakteristische und in Niederschlesien so häufige eumario-
pteridische Form, die stets mit den sphenopteridischen Typen
gemischt auftritt, auch nicht angedeutet an den Resten aus
den oben erwähnten anderen Revieren zu erkennen ist. Ks
ist also unbedingt nötig, auch diese Typen erst an den anderen
Orten vorzufinden, ehe man eindeutig behaupten könnte, daß
1/. Beneckei keine Lokalart sei.
Auch bei der ganz gemeinen M. muricata zeigen sich
Fälle, die auf floristische Differenzierungen hinweisen; während
M. muricata im allgemeinen in dem ganzen, von unserer Carbon-
— 387 —
flora europäischen Kolorits eingenommenen Areal verbreitet
und häufig ist, findet sie sich in dem böhmischen Binnen-
Becken nur selten, und sehr untergeordnet ist auch ihr Auf-
treten in den sächsischen Revieren.
Auch die in der Tabelle auf S. 385 neben mvricata als
allgemein verbreitet bezeichneten Arten acuta und Dernon-
courti treten in manchen Revieren gar nicht und in anderen
sehr untergeordnet auf.
Einzelheiten über die geographische Verbreitung der
Arten finden sich in der oben erwähnten Monographie über
die Gattung Mariopteris.
Auf die genauere Beschreibung der einzelnen Arten,
welche sich ausführlich in der soeben genannten Abhandlung
sowie auch in PoTONlE, Abbildungen und Beschreibungen
fossiler Pflanzen, findet, muß ich hier verzichten. Ich gebe
statt dessen eine Tabelle, in der ich versucht habe, zur
leichteren Bestimmung und Differenzierung der einzelnen Arten
diese nebeneinander mit kurzen charakteristischen Angaben
und ihren Unterschieden zueinander aufzuführen.
26. Ober tiefgründige chemische Verwitterung
und subaerische Abtragung.
Von Herrn G. Fliegel.
Berlin, den 1. Juli 1913.
Die jahrzehntelang fast ausschließlich herrschend gewesene
Anschauung von der Abrasion1) ehemaliger Festländer durch
die über sie hinschreitende Brandungswoge des Meeres ist
zum Teil durch allgemeine geologische Erwägungen, besonders
aber durch die morphologischen Studien der neueren Zeit stark
eingeschränkt und in vielen Fällen durch die Annahme einer
subaerischen Abtragung ersetzt worden.
Jede solche Abtragung unter dem Einfluß der Atmo-
sphärilien ist mit einer intensiven Verwitterung verbunden
') Ich verstehe unter „Abrasion" ausschließlich marine Ab-
tragung im Sinne v. RiChthofens (Führer für Forschungsreisende, L886,
S. 356 . \\ i" ich geg( naher der neuerdings stellenweise üblich gewordenen,
weniger prägnanten Anwendung des Weil.', hetone.
386
und hat die Auflockerung des Gesteins durch mechanische
und chemische Einflüsse zur Voraussetzung. Die Produkte
der Verwitterung sind naturgemäß nur unter günstigen Um-
ständen in Abtragungsresten erhalten und uns dann gleichsam
fossil überliefert. Als Begleiterscheinungen der terrestrischen
Abtragung sind sie in Zweifelsfällen für den Nachweis der
Art der Abtragung von Bedeutung und wegen der Schlüsse
interessant, die hinsichtlich der wirksam gewesenen Faktoren
der Verwitterung, des Klimas usw. auf sie aufgebaut werden
können.
Anregungen, die in dieser Beziehung das Rheinische
Schiefergebirge bietet, glaube ich daher zur Sprache bringen
zu sollen, zumal gerade hier der Anteil der Atmosphärilien
und des Meeres an der Abtragung stark umstritten ist. Sie
gehen über das, was ich in der Literatur1) von solchen
chemisch -geologischen Vorgängen angegeben finde, insofern
hinaus, als sich hier sehr verschiedenartige Beobachtungen
ergänzen und zu einem einheitlichen Bilde zusammenfügen.
Besonders aber läßt der Schichtenverband, in dem wir die
durch Verwitterung veränderten Gesteine vorfinden, wie wir
sehen werden, bestimmte Rückschlüsse auf die Zeit der sub-
aerischeu Abtragung zu.
Unter den in Betracht kommenden Erscheinungen werde
ich im folgenden die tiefgründige chemische Zersetzung unter-
devonischer Grauwacken und Tonschiefer, Auslaugungserschei-
nungen im mitteldevonischen Massenkalk sowie endlich die
Oxydations- und Cementationszone paläozoischer Erzgänge
behandeln:
Eine überaus tiefgehende Verwitterung sandig-schief-
riger Gesteine des Unterdevons, von Tonschiefern, Grau-
wacken, Sandsteinen und sogar von Quarziten, ist aus dem
Ulifinischen Schiefergebige in neuerer Zeit von einer Reihe
von Orten beschrieben worden. Die Tendenz der rein chemi-
schen Zersetzung ist darauf gerichtet gewesen, alle löslichen
Stoffe fortzuführen und als Endprodukte der Verwitterung
allein Kieselsäure und Ton zurückzulassen. Die Vertonung
geht naturgemäß an verschiedenen Stellen, je nach der Art der
zersetzenden Stoffe und je nach der Beschaffenheit des Ge-
steines, sehr verschieden weit; vielfach ist die ursprüngliche
l . a. weist E. Kaiser in mehreren seiner Veröffentlichungen,
wenn aueb in aller Kürze, auf eine tiefgründige Verwitterung dea
Rheinischen Schiefergebirgea in tertiärer Zeit hin, ebenso E. Philipp!
(über die | ■■ oe Landoberfläche in Thüringen. Diese Zeitschr. 62,
1910, S. 805) füi ';'- Thüringische Schiefergebirge.
— 389 —
Struktur des Gesteins noch gut sichtbar, und festere Gesteins-
brocken sind nicht selten erhalten. In anderen, sehr häufigen
Fällen aber ist die Schichtung und Klüftung vollständig ver-
loren gegangen, und es scheint ein homogener, ungeschichteter
Ton anzustehen.
Durch E. KAISER lernte ich vor Jahren auf einer gemein-
samen Begehung einen solchen Ton in einer Grube der Gegend
von Linz kennen; seine Zugehörigkeit zum Devon verriet sich
eben nur an einem dünnen, den Ton steil durchsetzenden
Quarzgang, der in einem tertiären Ton bekanntlich ausge-
schlossen wäre.
Ähnlich beschreibt SCHNEIDERHÖUN ') eine „Sandgrube"
im Westerwalde, in der ein mit einigen Tonschieferbänken
•wechsellagernder Quarzit zu «einem zerreiblichen Quarzsand
mit tonigen Zwischenlagen zersetzt, als devonisch aber an
einigen quer hindurchsetzenden Quarztrümern zu erkennen ist.
Im übrigen sei auf die anschauliche Schilderung der Er-
scheinung durch IL RAUFF2) aus dem Laacher See-Gebiet und
durch A. FüCHS3), der sie ebenso wie W. WOLFF4) nahe
dem Nordrande des Schiefergebirges eingehend studiert hat,
verwiesen.
Als eine Folge dieser tiefgründigen chemischen Ver-
witterung und damit als ein indirekter Beweis für sie ist hier
auch im Anschluß an E. KAISER5) die Kalkarmut und das
vollständige Vorherrschen der überwiegend von zerstörten
rheinischen Quarzgängen herrührenden Milchquarzgerölle in den
„Quarzigen Liegenden Schichten1' und in den pliocänen Kiesel-
oolitbschottern zu nennen.
Sodann betone ich, daß unter dem, was in der Literatur
als ..Tonige Liegende Schichten" des Siebengebirges beschrieben
II. SCHNEIDERHÖHN: Die nichtbasaltischen Eruptivgesteine
zwischen Wirges, Boden und Ettinghausen im südwestlichen Wester-
walde. Jahrb. der Königl. Preuü. Geol. Landesanst. für 1909,
Bd. 30, II, S. 251.
-) II. Raupf, E. Kaiser, G. Fliböel.: Bericht über die Exkur-
sionen der Deutschen Geologischen Gesellschaft nach der Versammlung
in Coblenz, August 1906. Diese Zeitschr. 1906, Monatsber. S. 267.
3) A. Fi chs: Erläuterungen zu Blatt Rheinbach der geologischen
Karte von Preußen, Lief. 144, Berlin L910, S. 16.
4) \V. \Y<m i i : Erläuterus a Blatt Euskirchen der geologischen
Karte von Preußen, Lief. III. Berlin L910, S. 22. — Der..: Zur Kenntnis
von T'Ttiiir und Diluvium am Niederrhein. Jahrb. der Königl. Preaß.
Geol. Landesanst. für L904, Bd. 2:». Berlin L905, S. 550.
i E. Kaiser: Plioc&ne Quarzschotter im Rheingebiel . •■
Mosel und Niederrheinischer Bucht. Jahrb. der Königl. Preaß, I
it. für L907, Bd. 88, Berlin, S. 89.
390
ist, manches sicher nicht Tertiär, sondern tiefgründig ver-
wittertes Devon ist. Bezeichnend sind in dieser Hinsicht1)
die Aufschlüsse in den großen Quarzitgruben von Lannesdorf
bei Mehlem. Bei einem Besuch im Sommer 1912 sah ich
hier in einer der größten Gruben ein wohl 15 m mächtiges
Lager von feuerfestem, d. h. eisenarmen Ton im Abbau, das
zwar im allgemeinen frei von festen Gesteinsbrocken war, aber
doch eben noch die mit etwa 70° einfallenden Schichten des in
situ befindlichen Unterdevons erkennen ließ. Das ganze ist
ungleichförmig von horizontal liegendem, tertiärem Quarzit,
teils Kieselsandstein, teils Kieselkonglomerat, überlagert; dar-
über folgt Trachyttuff. Der Quarzit bildet also nach der von
LäSPEYUES aufgestellten Nomenklatur die „Quarzigen Liegenden
Schichten", während der darunter folgende feuerfeste Ton die
Position der Tonigen Liegenden Schichten einnimmt, obwohl
er nicht Tertiär, sondern Devon ist.
Da der Trachyttuff an die Grenze von Oligocän und
Miocän zu stellen ist, der Quarzit aber zur Vallendarer Stufe,
also zum Oberoligocän, gehört, so lernen wir hier einen Fall
kennen, in dem der allgemein in die Tertiärzeit verlegte
Vorgang tiefer chemischer Verwitterung zeitlich genauer zu um-
grenzen ist: Die Vertonung der devonischen Schichten
hat spätestens mit der Überdeckung durch oberol igo-
cäne Flußkiese und -sande ihr Ende gefunden. Das
Rheinische Schiefergebirge ist in der vorangehenden Zeit Fest-
land gewesen. Seine Abtragung geschah, wie die tief-
reichende, unter günstigen Umständen lokal erhaltene
Verwitterungsdecke zeigt, subaerisch.
Ahnliche Verhältnisse offenbaren sich im südöstlichen
Randgebiet des Schiefergebirges, denn nach KäISEK und MEYERJ)
werden im Vogelsberg derartig tief zersetzte ältere Gesteine
von Basalt überlagert. —
Als ein weiteres Zeichen chemischer Tiefenverwitterung
sind sodann Auslaugungserscheinungen in mittel-
devonischem Massenkalk zu besprechen:
Es ist bekannt, daß im rechtsrheinischen Massenkalk des
Bergischen und des Sauerlandes Höhlen keine Seltenheit sind,
und daß eine große Zahl der im Laufe der Jahre in diesem
Gebiet gemachten Funde diluvialer Säugetiere aus solchen
Höhlungen und aus erweiterten Klüften des Kalksteines
11. LASPEYBES: I >aa Sii'l>«ngebirge am Rhein. Verhandl. Natur-
hist. 7er. Rheinl. 57, L910, S. 530.
,J) E. Kaisi.i: u. li. L. K. MEYER: IVr Untergrund des Vogels-
berges. Niederrhein, geol. Verein 1913, S. 38.
— 39 1 —
stammen. Sie scheiden, weil ihre Entstehung in zahlreichen
Fällen sichtlich mit dem Prozeß der quartären Talbildung in
Beziehung steht, bei unserer Betrachtung aus. Auch die
Fundgrotte des Neandertaler Menschen bietet nichts Besonderes.
Der Versuch, sie ins Tertiär zu versetzen, war ein Versuch
mit untauglichen Mitteln, den H. Rauff1) seinerzeit treffend
widerlegt hat.
Auch den Fund von Cetaceenknochen in einer Spalte des
Massenkalkes von Iserlohn, über den H. LOTZ') berichtet hat,
und den ich geneigt bin, auf marines Oberoligocän zu beziehen,
beweist nicht ohne weiteres die Ausfüllung alttertiärer Aus-
laugungstrichter durch oligocäne Meeresablagerungen; denn die
betr. Schichten sind allem Anschein nach über dem Kalk-
stein ausgebreitet gewesen und in die später ausgelaugten
Hohlräume hinabgestürzt oder eingeschwemmt worden.
Leider läßt sich auch das Vorkommen von Septarienton
auf dem Kohlenkalk von Ratingen3) nach den dürftigen An-
gaben in der Literatur so lange nicht in dieser Richtung ver-
werten, als nicht neue Aufschlüsse den Ton in situ in Dolinen
des Kohlenkalkes zeigen.
Dagegen konnte ich in der Gladbacher Kalkmulde im
Osten von Köln Beobachtungen machen, die für die genauere
zeitliche Festlegung der besprochenen Umwandlungsvorgänge
von Bedeutung sind :
In den in seiner Hauptmasse dem westfälischen Massen-
kalk äquivalenten Gladbacher („Paffrather") Kalk sind allent-
halben von jüngeren Ablagerungen erfüllte rinnenförmige Ver-
tiefungen, Trichter und Schlotten eingesenkt, die in dem höher-
gelegenen, östlichen Teil der Mulde mehr vereinzelt auftreten,
näher am Rheintal sich aber zu so ausgedehnten wannen-
förmigen Hohlformen zusammenschließen, daß der Kalkstein
nur in vereinzelten Buckeln aus der Decke jüngerer Ablage-
rungen hervortaucht.
Alle diese Hohlformen sind meist auch dort, wo ober-
flächlich quartäre Bildungen, Dünensand oder Terrassenkiese,
verbreitet sind, von tertiären Ablagerungen, nämlich von
Quarzkies, Quarzsand oder von Ton, erfüllt.
Auch Braunkohlen treten darin auf, in einigen engen
Trichtern bei ganz geringer Flächenausdehnung 20 — 30 m
1 II. Rauff: über die Altersbestimmung des Neandertaler
Menschen. Verhandl. Natarhist. Ver. Rheinl. K<>, 1903, S. 82.
• II. Lotz: über marines Tertiär im Sauerlande. Diese Zeitschr.
54, 1902, Mon.-Ber. S. 14.
s) v. Dechbn: Rheinland-Westfalen, II, S. 671.
— 392 —
mächtig, in größerer Verbreitung, jedoch nur wenige Meter
stark, innerhalb der weiten, in den Massenkalk eingesenkten
Wannen. Leider fehlen hierin zurzeit alle Aufschlüsse.
In verschiedenen kleineren, nicht tiefen Auslaugungs-
trichtern, die ich sah, kann von einer bestimmten Schicht-
folge nicht die Rede sein. Die einzelnen Bildungen lösen
sich wirr ab, und die Schichten sind in mannigfacher Weise
gestört, wie man es nicht anders erwarten kann, wenn die
Auslaugung des unterlagernden Massenkalkes gleich alt oder
jünger als die Sedimentation ist.
Eine besondere Bedeutung haben demgegenüber die großen
Aufschlüsse an der Flora zwischen Bergisch- Gladbach und
Paffrath. Hier ist links (südwestlich) der Straße der bis zu
ihrem Niveau heraufreichende Massenkalk seinerzeit in aus-
gedehnten Gruben abgebaut worden. Rechts der Straße ist er
an einigen Stellen ebenfalls noch sichtbar, um unvermittelt an
tertiärem Sande abzuschneiden — die mit etwa 70° einfallende
Anlagerungsfläche ist sehr schön aufgeschlossen; erst am Grunde
der hier in Betrieb befindlichen zahlreichen tiefen Sand- und
Tongruben kommt der Kalkstein da und dort von neuem zum
Vorschein. Da er auf der drübigen Seite wieder in der nor-
malen Höhenlage auftritt, handelt es sich um eine tiefe und
dabei sehr ausgedehnte Doline, in deren im übrigen horizon-
taler Sohle einige beim Abbau freigelegte Rippen von Kalk-
stein etwas höher emporragen.
Die Auskleidung des Trichters wird durch graue, tief-
dunkle bis schwarze Tone ohne sichtbare Schichtung gebildet;
hin und wieder führen sie verkieselte Steinkerne von Stringo-
cephalus Burtini. Ihre Mächtigkeit ist, da das Liegende meist
nicht erreicht ist, unbekannt; an einigen Stellen haben sie
5 m. Sie sind jedenfalls als die in den Senken des Geländes
zusammengeschwemmten, fast noch in situ befindlichen Aus-
laugungsrückstände des Massenkalkes aufzufassen.
In mehreren Aufschlüssen folgt über ihnen ein 3 — 5 m
starker, rötlich violetter, toniger Feinsand, wobei die Schich-
tung deutlich sichtbar wird. Ton- und Sandschichten sind
>tark gestört, schräg gestellt, auch mehrfach von Klüften durch-
setzt, die vom Hangenden her mit Kies erfüllt sind.
Mit scharfer, schwach welliger und dabei fast horizontaler
Grenzt- folgt nach olien zu eine rund 10 m mächtige Quarz-
sandstufe. Sie besteht aus weißem bis gelblichem und dann
eisenschüssigem, schwach glimmerigem Quarzsand, zeigt an
der Basis ein bis zu 1 m starkes Brandungsgeröll, weiter oben
ein oder mehrere dem Sand eingelagerte l'.änkehen von Quarz-
— :;.<>:; —
kies mit löcherigen Feuersteingeröllen, und weiter im Hangen-
den eine muschelführende Sandschicht mit bezeichnenden ober-
oligocänen Formen.
Die Auflagerung auf der unteren Stufe ist dort, wo diese,
wie beschrieben, aus tonigen und sandigen Schichten be-
steht, die Lagerungsverhältnisse also klar sind, deutlich
diskordant.
Hinsichtlich der Lagerungsform des Oberoligocäns ist
besonders bemerkenswert, daß dieses zwar in einigen Gruben
nicht frei von Störungen ist, so daß hier die Auslaugung des
Kalksteins auch nach seiner Ablagerung noch weiter fort-
geschritten ist; gerade in denjenigen Gruben aber, wo die
ungleichförmige Auflagerung unverkennbar ist, liegt es völlig
söhlig und ungestört.
Aus diesen Beobachtungen geht hervor, daß die durch
Sickerwasser bewirkte Auslaugung des Massenkalkes von Ber-
gisch-Gladbach zu einem erheblichen Teile nicht ein der Tal-
bildung parallel sich vollziehender, bis in die Gegenwart an-
haltender Vorgang ist, sondern vielmehr in die Zeit vor der
Ablagerung des marinen Oberoligocäns zu versetzen ist. Be-
rücksichtigen wir dabei, welche erheblichen Kalksteinmassen
abgetragen werden mußten, ehe das Tiefste der Auslaugungs-
trichter mit Ton von einiger Mächtigkeit erfüllt sein konnte,
so .erscheinen die nacholigocänen Auswaschungen, die sich an
einer Anzahl von Stellen in örtlichen Schichtenstörungen der
oligocänen Sande andeuten, als Nachklänge jenes großartigeren
Vorganges: Die Auswaschung war zur Zeit der oberoligocänen
.Meerestransgression großenteils beendet.
Sie fiel zeitlich genau mit der besprochenen Vertonung
unterdevonischer Schichten zusammen; denn die verkieselten
Sandsteine und Kiese der Vallendarfer Stufe, die dort die
vertonten Grauwacken überdecken, entsprechen völlig1) den Ge-
röllagen, die hier in den Meeressand eingeschwemmt sind.
Demnach haben wir einen weiteren Beweis dafür, daß im
Rheinischen Schiefergebirge eine Periode subaerischer Ab-
tragung vor der oberoligocänen Zeit herrschte.
Auch im Massenkalk von Elberfeld treten derartig tiefe
Auslaugungstrichter auf. Der sie im wesentlichen füllende
<v>uarzsand muß aber mit hoher Wahrscheinlichkeit zum Mittel-
miocän gestellt werden, da er Lagen von ausgezeichnet gerollten
') G. FlihGEL: Die Beziehungen /.wischen dem marinen and
kontinentalen Tertiär im Niederrheinischen Tieflande. Diese Zeitschr.
63, 1911, Mon.-Ber. S. 520.
28
— 394 —
„Feuersteineiern" führt, und auch E. WALDSCHMIDT1) bei seiner
Beschreibung keine Funde oligocäner Versteinerungen erwähnt.
Diese Dolinen lassen also bei der Ermittelung der Entstehungs-
zeit einen weiten Spielraum. Die WALDSCHMIDTsche Vermu-
tung eines eocänen Alters der „Dolinenlandschaft" wird jetzt
aber durch meine Beobachtungen bei Bergisch-Gladbach (siehe
unten, S. 401) im wesentlichen bestätigt. —
Weitere Schlüsse, die über dieses Ergebnis hinausgehen,
gestattet die Umwandlungszone rheinischer Erzgänge,
wenn wir ihre Lage zum Grundwasserspiegel berücksichtigen.
Bekanntlich erreicht die Oxydationszone nach der Tiefe
zu dort ihr Ende, wo das Grundwasser das tiefere Nieder-
sinken der oxydierenden und auslaugenden Sickerwasser un-
möglich macht. Der Grundwasserspiegel gilt dabei im allge-
meinen als die untere Grenze der Oxydationszone. In ihr
angereicherte Erze setzen unter ihn erfahrungsgemäß oft nicht
hinab. Vorratsberechnungen , bei denen solche sekundären
Erzanreicherungen zu berücksichtigen sind, müssen vorsichtiger-
weise den Grundwasserspiegel als die untere Grenze der
Oxydations- und Cementationszone betrachten, wobei der Begriff
„Grundwasserspiegel" allerdings nicht gar zu wörtlich genommen
werden darf. Er wird sich hier ungefähr mit dem Niveau
der benachbarten Täler decken, da die niedersinkenden Wässer
ihren Sauerstoff- und Kohlensäuregehalt in dieser Tiefe im
allgemeinen abgegeben haben werden.
Daß diese Anschauungen nicht allgemeine Gültigkeit haben,
zeigen nun Beobachtungen in einigen uoserer besterforschten
Erzbergbaugebiete, wo die Oxydationszone vom Grundwasser-
spiegel unabhängig ist, indem sie zwar gelegentlich in ganz
geringer Tiefe endet, an anderen Stellen und selbst bei un-
mittelbar benachbarten Vorkommen aber bis tief unter die von
den Sickerwassern durchflossene äußerste Haut der Erdrinde
hinabreicht.
BOUNHAKDT2) ist in seinem klassischen Werk über die
Siegener Eisensteingänge diesen Verhältnissen näher nach-
') E. WaldSCHmidt: Dolinen im mitteldevonischen Kalk bei
Elberfeld. Jahresber. des Naturwissenschaft!. Vereins in Elberfeld,
II. 10, 1903.
■ \Y. Bornhaiidt: über die Gangvcrliältnisse dea Siegerlandea
und seiner Umgebung. — Teil I: Archiv für Lagerstättenforschung,
II 2, Berlin 1910, S. 266-308; Teil II, ebenda, 11.8, 1912, S. 42S-433.
Derselbe: Die Erzvorkommen des Rheinischen Schiefergebii
Metall und Erz, L912 13, II. 1. — Vgl. auch über ähnlich.' Beob-
achtungen an anderen Orten: Stelznbr-B ergbat : Erzlagerstätten,
L905/06 - 548 ll
39,
gegangen. Er führt eine überraschend große Zahl von Fällen
aus dem Siegerlaude und dessen weiterer Umgebung an, die
alle das gemein haben, daß Spateisenstein nicht nur in derben
Brauneisenstein, sondern auch in Braunen Glaskopf umgewan-
delt ist, der als rindenartiger Überzug oder als Füllung in
den den derben Brauneisenstein unterbrechenden Hohlräumen
in tropfsteinähnlichen Massen auftritt.
Am auffälligsten ist in dieser Hinsicht das von ihm
angeführte Beispiel der Grube Friedrichssegen bei Ems, wo
bis zu 550 m unter dem Ausgehenden (= 380 m unter
Stollensohle = 265 m unter dem Spiegel der Lahn bei Ems)
noch Brauneisenstein in stalaktitischer Form in der ganzen
Gangmächtigkeit und auf große streichende Erstreckung
ansteht.
Auch Grube Bollnbach bei Herdorf ist sehr bemerkens-
wert: Auf der 357 m- Sohle tritt noch viel Brauneisenstein
von tropfsteinähnlicher Form auf; auf der 397 m- Sohle ist er
zwar zu Ende, sie weist aber zahlreiche ausgelaugte Hohl-
räume im Spateisenstein auf.
Da diese tropfsteinähnlichen Brauneisensteine, wie BORN-
HABDT betont, nur aus verdunstenden Sickerwassern, also in
lufterfüllten Hohlräumen, ausgeschieden sein können, muß
der benachbarte Teil des Gebirges s. Z. über dem
Grundwasserspiegel gelegen haben und kann erst
nach der Entstehung der mächtigen Umwandlungs-
zone in das heutige tiefe Niveau herabgesunken
sein. Zu demselben Schluß führt das vielfach — wie z. B.
auf Grube Bollnbach — beobachtete Vorkommen von Aus-
laugungsräumen in einer unter der Oxydationszone folgenden
Auslaugungsregion: Sickerwasser haben beim Durchwandern
der oberen Gangteufen ihren Sauerstoff in der Oxydations-
zone abgegeben, können daher in größerer Tiefe nicht mehr
oxydierend, sondern nur noch auflösend wirken, zumal wenn sie
Kohlensäure aufgenommen haben. —
Im Aachener Bezirk sind die sulfidischen Blei- und Zink-
erze bekanntlich im allgemeinen an den Kohlenkalk gebunden.
Die erzreichen Lösungen sind auf den Querspalten zugewandert
und haben sich an diesen sowie von ihnen ausgehend ent-
lang den begrenzenden sandig-schiefrigen Schichten des Ober-
devons und des Produktiven Carbons an die Stelle des
Kalksteins gesetzt. Sie füllen dabei vielfach Hohlräume im
Kalkstein aus, und zeigen durch ihren schaligen Bau („Schalen-
Mende") und durch ihre tropfsteinähnlichen Formen, daß sie
aus verdunstenden Lösungen ausgeschieden worden sind.
28*
— 39 6 —
BORNHARDT1) schreibt in dieser Hinsicht: „Zugleich geht
aus den Nachrichten hervor, daß ein erheblicher Teil des
Erzinhaltes bis in die größten, durch den Bergbau erreichten
Teufen, die z. T. auf Hunderte von Metern unter den natür-
lichen Grundwasserstand hinabgehen" — bei Grube Schmal-
graf und Diepenlinchen bis zu 175 und 250 m — , „schaligen
Bau und stalaktitische Formen aufweist, woraus mit Sicher-
heit zu schließen ist, daß zum mindesten dieser Teil der Erze
in offenen Hohlräumen oberhalb des Grundwasserspiegels aus
niedersickernden und niedertröpfelnden Wassern ausgeschieden
worden ist. Während in den oberen Teufen der Vorkommen
Galmei vorherrscht, finden sich beim tieferen Niedergehen nur
sulfidische Erze, die großenteils aus einem lagenförmigen
Wechsel von Schalenblende, Bleiglanz und Markasit bestehen."
Wir kommen demnach für den Aachener Bezirk aus der
Lage dieser „Cementationszone" zum Grundwasser zu dem
gleichen Ergebnis wie vorher für das Siegerland: Das Ge-
birge muß nachträglich in das jetzige tiefe Niveau
versenkt worden sein.
Herrn Borniiardt verdanke ich sodann den Hinweis, daß
die ebenfalls an Kalkstein gebundenen Blei- und Zinkerzvor-
kommen von Schwelm, Brilon und Iserlohn nicht nur ganz den
gleichen, wesentlich durch Galmei und vor allem durch Schalen-
blende bezeichneten Lagerstättentypus darstellen, sondern
ebenfalls eine heut tief im Grundwasser liegende
Cementationszone besitzen. So haben die auflässigen
Iserlohner Gruben seinerzeit Teufen von 150 — 180 m erreicht.
Da der Grundwasserspiegel von der Tiefe der Täler und
damit letzten Ortes von der Erhebung des Gebirges über dem
Meeresspiegel abhängt, so ergibt sich der Schluß, daß alle
die genannten Gebiete sich einst in relativ größerer Meeres-
höhe befunden haben. BORNHARDT nimmt an, daß die be-
treffenden Ganggebiete in einer bestimmten Epoche der geolo-
gischen Vergangenheit zufolge gebirgsbildender Vorgänge
eine höhere Lage, als Horste emporragend, eingenommen
haben, so daß die hierin aufsetzenden Gänge im Gegensatz
zu anderen bis zu ungewöhnlicher Tiefe von den Sicker-
rn oxydiert und umgewandelt werden konnten.
Er legt dabei — sicherlich mit Recht — besonderen
Wert darauf, daß das Land gebirgig war, weil es nur in
einer zertalten Gebirgslandschaft denkbar ist, daß die Nieder-
schläge, bevor sie in den tief eingeschnittenen Tälern als
■ \\ . Bornhardt: a. a. 0., Teil II, S. I'.»l.
— 397 —
Quellen wieder austreten, bis zu großer Tiefe in den zwischen
den Tälern hoch aufragenden Gebirgsrücken versickern und die
Erzgänge umwandeln. Dabei ist er geneigt, die gebirgsbilden-
den Vorgänge mit der jüngsten Gruppe der Störungen Dieck-
manns, mit den meridionalen Brüchen, in ursächlichen und
zeitlichen Zusammenhang zu bringen.
Diese Vorstellung schließt naturgemäß die weitere nicht
aus, daß sich das Festland als Ganzes relativ gehoben hat;
ja diese Annahme erscheint mir bei der großen Verbreitung
der Erscheinung und auch deshalb notwendig, Aveil tief ein-
geschnittene Täler ja immer erst — wenn auch tektonisch
bedingt — durch die Erosion des fließenden "Wassers geschaffen
werden. Dazu aber ist wieder ein beträchtlicher Höhenunter-
schied zwischen Festland und Meer Voraussetzung.
Wir gelangen damit zu der Vermutung, daß die an einer
großen Anzahl rheinischer Erzgänge beobachtete tiefreichende
Umwandlungszone eine gemeinsame Eigenschaft aller Gänge
war, die dort durch spätere Abtragung wieder verschwunden
ist, wo einzelne Schollen in einer nachfolgenden Periode sin-
kenden Festlandes in der Senkung zurückgeblieben sind. Wir
müssen also mit dem Vorhandensein bzw. der Ent-
stehung eines Gebirges in älterer Zeit und mit einer
nachfolgenden Senkungsperiode rechnen.
Suchen wir diese tektoniscben Vorgänge zeitlich festzu-
legen, so sind zunächst die diesbezüglichen Angaben von
Kr/)CKMANN und besonders von BORNHARDT von Bedeutung.
Ersterer1) spricht für die Erzvorkommen der Aachener
Gegend in sehr vorsichtiger "Weise „der mit der Tertiärzeit
hervortretenden Schaffung der heutigen Oberflächen- und Grund-
wasserverhältnisse einen wesentlichen Einfluß auf die Um-
gestaltung und Umformung der Lagerstätten" zu.
BORNHARDT") kommt für die tiefreichende Oxydations-
zone der Siegerländer Gänge und für die Cementationszone
der Aachen-Briloner Erze zu einer gleichzeitigen Entstehung
„in weiter zurückliegender, spätestens tertiärer Zeit . Von
entscheidender Bedeutung ist dabei die Tatsache, daß tertiärer
Basalt an der damals schon vorhandenen i'.rauneisenzone von
Spateisensteingängen Kontaktwirkungen hervorgerufen hat.
Speziell hinsichtlich der Cementationszone der Blei-Zink-
erzvorkommen in den Massenkalkgebieten ist die andere von
1 F. Klockmann: Die Ei i der Gegend von Aachen.
br. KI. AJlgem. Deutsch. Bergmannstae zu Aachen. Berlin 1910.
II. S. L5.
W. Bornhardt: a. a. 0., I. S. 307, II, S. 169.
— 398 —
ihm angeführte1), seinerzeit von v. HüKNE') veröffentlichte Be-
obachtung sehr wichtig, daß sich in den Dolinen des Massen-
kalkes von Bergisch-Gladbach, und zwar im Felde Humboldt,
scharfkantige Stücke von Schalenblende. Bleiglanz und
Schwefelkies in braunkohleführendem Letten gefunden haben,
woraus geschlossen wird, daß die Cementationszone, aus der
diese Bruchstücke stammen, schon ,,vor Ablagerung der nieder-
rheinischen Braunkohlenformation" vorhanden gewesen ist.
Man wird diesen Ausführungen insofern beistimmen
müssen, als die von v. HüENE beobachteten Vorkommen von
traubiger und drusiger Schalenblende und von Galmei beweisen
— obwohl etwas derartiges in diesem Gebiet anscheinend nie
wieder beobachtet worden ist — , daß im Bereich der Glad-
bacher Kalkmulde Erze von dem beschriebenen Aachen-Briloner
Typus angestanden haben und bis auf die bescheidenen,
ins Tertiär verschwemmten Bruchstücke bei der allgemeinen
Abtragung des Gebirges zerstört worden sind. Ebenso steht
dann fest, daß die ehemals vorhanden gewesene Cementations-
zone dieser Erze älter als die Braunkohlen von Gladbach
sein muß, die allerdings mit der untermiocänen Brauukohlen-
formation des Niederrheins nicht ganz identisch sind.
Bei dem Mangel an Aufschlüssen ist das Alter dieser
Braunkohlen bisher nicht so einwandfrei zu klären gewesen,
wie ich es wohl wünschte. Ich halte sie vorläufig für das Äqui-
valent der marinen Schichten des Oberoligocäns3) und lasse offen,
ob und wie weit ihre Bildung noch ins Miocän hineinreicht,.
Jedenfalls decken sich die BOKMlAKDTschen Schlußfolge-
rungen hinsichtlich der Zeit, in der die Cementationszone
spätestens entstanden sein muß, völlig mit dem Ergebnis,
zu dem ich oben hinsichtlich des Alters der Dolinen gekommen
bin, in denen die Bruchstücke von Schalenblende gefunden
worden sind. Eine wesentlich engere Umgrenzung der Zeit
könnte sich allerdings dann ergeben, wenn sich etwa heraus-
stellen sollte, daß die tiefen Lotten ebenfalls bereits Braun-
kohlen führen. —
Im folgenden soll nun dem Alter der Erscheinung auf
einem anderen Wege nachgegangen werden, indem wir die
1 \Y. Bornhardt: a. a. 0., II, S. 195.
Buene: Das Vorkommen von Galmei, Blende, Bleierz,
Schwefelkii ankohle bei Bergisch-Gladbach. Diese Zeitschr. 4,
571.
Fi [egi i.: Aufnahmeberichl zu den Blättern Mülheim i , Rh.
and Bitdorf im Jahre 1911. Jahrb. d. Königl. Preuß. Geol. Land ist
für l'.'ll
— 39d —
Auffassung von einer Hebungs- und einer nachfolgenden Sen-
kungsperiode des Schiefergebirges in das Bild hineinzubringen
versuchen, das wir uns aus anderen geologischen Erwägungen
heraus von der Entstehung des Rheinischen Schiefergebirges
machen. Da ergibt sich, daß sie jedenfalls nicht in die
jüngere geologische Vergangenheit hinein paßt, für die die
Entwicklung des Schiefergebirges in zufriedenstellender Weise
geklärt ist, in das Jungtertiär und das Quartär:
Am Ausgange der Oligocänzeit war das Rheinische
Schiefergebirge ein erloschenes Gebirge, das zwar die intensive
varistische Faltung in seinem inneren Bau bewahrt hat, den
Namen eines Gebirges aber morphologisch nicht mehr verdient.
Denn nur als flacher Schild tauchte es mit sanftem Anstieg
aus dem Nordmeer empor, um ebenso flach zu dem Meer-
busen des Mainzer Beckens abzufallen. Das Gebirge war
fast bis zum Niveau des Meeres eingeebnet.
Mit dem in der Miocänzeit einsetzenden Meeresrückzug
nach Norden und der gleichzeitig beginnenden Aussüßung des
Mainzer Beckens wächst das Schiefergebirge allmählich höber
aus dem Meere heraus und wird zu dem liorstgebirge, als
welches wir es heut vor uns sehen. Dabei lehrt uns der
Prozeß der Talbildung, der für den Rhein durch zahlreiche
Einzeluntersuchungen vom Beginn der Pliocänzeit an fortlaufend
bis zur Gegenwart verfolgt worden ist, daß in der Heraus-
hebung des Gebirges wohl Ruhepausen zu beobachten sind,
nirgends aber eine Umkehr ins Gegenteil: Der gegenwärtige
Zustand ist der Höhepunkt dieser Entwicklung.
Für ein Absinken des ganzen oder derjenigen Teilgebiete
des Schiefergebirges, in denen Erzgänge mit einer besonders
mächtigen Umwandlungszone aufsetzen, in ein Hunderte von
Metern tieferes Niveau, fehlt daher in der geologischen Ent-
wicklung des Rheinischen Schiefergebirges im Jungtertiär und
im Quartär ganz und gar der Raum, weil ja die Heraushebung
bis in die Gegenwart hineinreicht.
Wir kommen aus diesen allgemeinen Betrachtungen über
die geologische Entwicklungsgeschichte des Rheinischen
Schiefergebirges heraus zu der Überzeugung, daß die heut
unter dem Grundwasser liegende Umwandlungszone solcher
Erzgänge vor der im Miocän einsetzenden großen
Hebungsperinde entstanden ist und auch vor dieser
Zeit bereits ins Grundwasser versenkt war.
Dieses Ergebnis deckt sich vidi ig mit der oben fest-
sten Tatsache, daß die Periode tiefreichender chemischer
Verwitterung der sandig-schiefrigeo Gesteine des Paläozoicums
400
und intensiver Auslaugung des Massenkalkes spätestens im
Oligocän ihr Ende fand.
Wir werden daher geneigt sein, alle diese chemisch -
geologischen Vorg änge als eine einheitliche Erschei-
nung zu betrachten, und werden sie in dieselbe Periode
der geologischen Vergangenheit versetzen. Die
scheinbar so verschiedenen Äußerungen der atmo-
sphärischen Einwirkung beruhen im Grunde genommen
nur auf den Unterschieden der betroffenen Gesteine,
sowie darauf, daß bei den Erzgängen die Zerklüftung und
Zerrüttung des Gebirges, wie wir mit BORNHAKDT annehmen,
die Wasser in größere Tiefen versickern ließ, so daß hier die
chemische Umwandlung nach der Tiefe zu gleichsam voraus-
eilen konnte.
Hat diese Periode spätestens im Oligocän ihr Ende ge-
funden, so ist damit doch noch keine befriedigende positive
stratigraphische Festlegung gegeben. Durch die folgende
Überlegung wollen wir ihr näherzukommen suchen:
In der Mehrzahl der Fälle ist zweifellos jede Spur der
ursprünglichen Verwitterungsdecke — zu ihr gehört ja auch
die Umwandlungszone der Erzgänge - - durch die Abtragung
während der jungtertiären und quartären Zeit wieder aus-
gelöscht worden. Zu ihrer Erhaltung ist, abgesehen von
anderen günstigen Umständen, in jedem Falle erste Vorbedingung,
daß die tiefgründig verwitterten Gebirgsteile in der Zeit der
oligocänen Meerestransgression unter den Meeresspiegel oder
wenigstens unter das Niveau des schützenden Grundwasser-
spiegels versenkt worden sind. Die Vorgänge chemisch-geolo-
gischer Umwandlung selbst sind daher in eine noch vor der
Transgression liegende ältere Zeit su versetzen.
Diese oligocäne Transgression1) nimmt bekanntlich, wie
im übrigen Norddeutschland, so auch am Rhein bereits im
Mitteloligocän iliren Anfang. Sie macht sich in gleicher
Weise in der Gegend von Aachen, also am Nordabfall des
Hohen Venns bzw. der Ardennen, in der Niederrheinischen
Bucht und im rechtsrheinischen Gebiet bemerkbar und ergreift
sogar das südliche und südöstliche Randgebiet des Schiefer-
gebirges, da hier der Septarienton aus der Kasseler Gegend
bis ins Mainzer Becken reicht.
Leider haben wir, wie ich anderweitig1) ausführlich dar-
gelegt habe, bisher kein genügend klares Bild von den Wan-
<;. FlieOEI : l'i" Beziehungen zwischen «lern marinen und
l ont mentalen Tertiäi usw., ;>. ■'■ 0.
— 401 —
derungen, die die Küstenlinie in der Nachbarschaft des
Rheinischen Schiefergebirges im Unteroligocäü, im Eocän und
Paleocän durchgemacht hat. Alles in allem ist es bei wesent-
lich geringerer .Meeresausdehnung das Bild eines
wiederholten Vordringens und Zurückweichens. Denn braun-
kohleführende Schichten sind neben marinen Ablagerungen
und Brandungsgeröllen in verschiedenen Stufen des ältesten
Tertiärs am Niederrhein nachgewiesen. Das Rheinische
Schiefergebirge ist in dieser Zeit Festland gewesen und hat
wesentlich höher über den Meeresspiegel aufgeragt als nach
Beginn der mitteloligocänen Transgression.
Die beschriebenen chemisch-geologischen Vor-
gänge müssen also, wie wir nunmehr aussprechen
können, mindestens bis ins älteste Tertiär, ins
Eocän und Paleocän, zurück verlegt werden, wobei
der Anfangspunkt der Erscheinung noch offen ist.
In dieser Hinsicht ist folgendes zu beachten: Die Umwand-
lungszone ist bisher bei den Erzgängen bis zu rund 500 m
Tiefe nachgewiesen, und man muß annehmen, daß die oberen
Gangteufen nach erfolgter Umwandlung in demselben Maße
wie das Gebirge selbst bereits wieder abgetragen worden
sind. In gleicher Weise können wir die heutigen Auslaugungs-
trichter des Massenkalkes nur als eine Resterseheinung sehr
viel größerer Vorgänge ansehen. Dadurch wird es möglieh,
daß die Entstehung vielleicht bereits vor der Tertiärzeit
ihren Anfang genommen hat.
Nun kennen wir nahe dem Nordrande des Schiefer-
gebirges von mesozoischen Ablagerungen nur solche der Trias
und des Lias sowie des Senons. Die die Trichter des
Massenkalkes von Bergisch- Gladbach füllenden oberoligoeänen
Sande führen in ihren Geröllagen löcherige^ nur wenig trans-
portierte und daher aus nicht großer Entfernung eingeschwemmte
rsteingerölle, die mir die ehemalige Verbreitung senoner
Schichten von Belgien und Aachen her bis über Köln hinaus
zu erweisen scheinen. Das Fehlen anstehender Kreide in
den Massenkalktrichtern, das wir bisher annehmen müssen,
dann so zu deuten, daß die Auslaugungserscheinungen
jünger, d. h. erst nach Abtragung des Senons1), entst.
sind.
') Über das Vorkommen von Galmei und Schalenblende bei
Blankenroda. unweit Stadtberge, in cenomanem Planer, und das
sich daraus möglicherweise ergebende Dachcenomaue AJter der
Umwandlung I Inge siehe Bornhardt, a.a.O., Teil II.
S. 197.
— 402 —
Die in den Dolinen im Liegenden des Oberoligocäns auf-
tretenden Tone und Sande gehören dann ins Eocän1), und die
Periode tiefer chemischer Verwitterung steht in
engem Zusammenhang mit der erneuten Hebungszeit
des Schiefergebirges, die mit dem allgemeinen
Meer e3rückzug am Ende der Kreidezeit einsetzt.
Ich trage jedoch vorläufig noch Bedenken, in diesem Er-
gebnis, das von der Auffassung BOENHARDTS hinsichtlich der
Erzgänge wohl kaum abweicht, einen absolut zwingenden Beweis
zu sehen, wenngleich ein hoher Grad von Wahrscheinlichkeit
vorhanden ist.
Bei der endgültigen Stellungnahme spielt, solange keine
neuen tatsächlichen Beobachtungen vorliegen, die Vorstellung
eine Rolle mit, die man sich von dem Zustande des Schiefer-
gebirges in mesozoischer Zeit macht. Die Rheinische Masse
ist an ihrem Rande und in einem bestimmten Teilgebiete, dem
Westeifeler Graben, vom Trias- und Liasmeere, bedeckt ge-
wesen; es ist aber keineswegs feststehend2), daß diese Meeres-
bedeckung sich über das ganze Schiefergebirge erstreckt hat.
Jedenfalls ist dieses in jungmesozoischer Zeit Festland ge-
wesen. Denn die senonen Schichten von Aachen3) lassen in
ihrer faziellen Entwicklung und ihren speziellen Lagerungs-
verhältnissen die Schwankungen der in der Nähe liegenden
Meeresküste deutlich erkennen. Daß das Meer der Senonzeit
nur den äußersten Rand des Schiefergebirges berührte, geht
auch daraus hervor, daß die oberoligocänen und pliocänen
Kiese, soweit sie innerhalb des Gebirges auftreten, frei von
Feuersteingeröllen sind.
Infolge dieser Erwägungen erscheint es immerhin denkbar,
daß die Verwitterungsrinde des devonischen Gebirges teilweise
vielleicht schon in vorsenoner Zeit zur Ausbildung gelangt ist,
und daß die fürs Ende der Kreidezeit und im Alttertiär nach-
gewiesene Periode tiefer chemischer Verwitterung mit ihren
Anfängen weiter ins Mesozoicum zurückreicht. —
Aber noch nach einer anderen Richtung hin eröffnet uns
di Beschäftigung mit den erhalten gebliebenen Abtragungs-
Die in den Trichtern des Massenkalkes von Bergisch-G
bach •■ en Brauneisensteine entsprechen demnach stratigrap bisch
• Iberrheingebietes und der Schweiz.
Fliegel: Zum Gebirgsbau der Eifel. Verhandl. Naturbist.
Ver. Rheinl. 68, 1911.
E. lim / \n ki: Die Geologie de Nordabfalles der Eifel usw.
Abhandl. Königl. Preuß. Geol. Landesanst. \. F., 66, Berlin, L910, S. 111.
— 403 —
resten tiefgründiger chemisch-geologischer Vorgänge einen inter-
essanten Ausblick:
Trotz der seit dem Beginn des Miocäns anhaltenden
allmählichen Heraushebung des Rheinischen Schiefergebirges
sind die Auslaugungserscheinungen im Massenkalk nur stellen-
weise und jedenfalls nicht beträchtlich weitergeschritten.
Ebenso war, wie auch BoiiNHARDT annimmt, die Umwandlungs-
zone der Siegener Spateisensteingänge schon damals im wesent-
lichen in ihrer heutigen Ausdehnung vollendet. Daß die
chemisch-geologischen Vorgänge in dieser langen Zeit die Um-
wandlungs- und Auslaugungszonen nicht haben an Mächtigkeit
gewinnen lassen, ist aber nicht, wie man zunächst glauben
möchte, auf eine dem Weiterwachsen nach der Tiefe entgegen-
wirkende und sie ausgleichende oberflächliche Abtragung zurück-
zuführen, sondern hat seine Ursache in einem tatsäch liehen
Stillstand dieser Vorgänge, wie die schon genannten
Kontaktwirkungen von tertiärem Basalt an Brauneisenstein
zeigen, die tief unten in der Oxydationszone, nur wenig über
der unveränderten Spateisensteinzone, beobachtet worden sind1).
Es ist also eine regional wirkende, andere Ursache für diesen
Stil Istand der chemischen Verwitterung verantwortlich zu machen,
und das kann nur das Klima sein:
Die lebhaft rot-, gelb-, violett-, zum Teil aber auch schnee-
weißgefärbten2), immer wieder durch die Reinheit der Farbe
ausgezeichneten Verwitterungstone der unterdevonischen Gesteine
entstehen unter dem Einfluß unseres heutigen Klimas nicht
mehr. Leider sind die chemischen Vorgänge, die zu ihrer
Bildung führen, noch gar nicht erforscht, so daß es unmöglich
ist, sie in den Einzelheiten zu erklären. Wenn wir aber
bedenken, daß sich gleichartige Verwitterungsprodukte allem
Anschein nach schon im Miocän, also während eines subtropi-
schen Klimas, nicht mehr bildeten — wir kennen solche Farben
nicht aus den Braunkohlentonen — , und daß andererseits heut
derartige tiefgründige Verwitterungserscheinungen auf die Tropen
tränkt zu sein scheinen, so kommen wir zu der Annahme,
eines erheblich wärmeren und niederschlagsreicheren Klimas.
das wohl mit einer üppigen Vegetationsdecke verbunden war.
für die Zeit des Alttertiärs.
Diese Folgerung aus chemisch-geologischen Tatsachen steht
wiederum in gutem Sinklang zu dem, was uns der Charakter
\V. Boknhardt, a. a. 0., [., S. 306.
■: Ähnlich lebhaft, besondi Färbte Tone Bind für das
mi dee Niederrheioischen Tieflandes Behr charakteristi
— 404 —
der tertiären Floren lehrt, daß nämlich ein anfänglich tropi-
sches Klima sich im Miocän zu einem subtropischen gemildert
hat, um sich im Pliocän noch weiter abzukühlen. —
Ich habe mieh im vorstehenden auf solche Verwitterungs-
erscheinungen beschränkt, die einer älteren Periode angehören.
Es wäre ein kleines, sie aus dem Jungtertiär und dem Quartär
durch die Anführung anderer chemisch-geologischer, ebenfalls
durch die Atmosphärilien bedingter Vorgänge, z. B. die tiefe
Auslaugung altquartärer Flußkiese oder die Bildung tertiärer
Kieselsandsteine und -Konglomerate, zu ergänzen. Die an-
geführten Beispiele werden aber genügen, um zu zeigen, daß
die chemisch-geo logischen Erscheinungen für die Er-
kenntnis der geologischen Entwicklungsgeschichte
mancher Gebiete wertvoll sind, zumal wenn sie ver-
möge des Schichtenverbandes, in dem sie auftreten,
s tr atigraphisch festgelegt werden können.
Neben der Form verdient die Beschaffenheit
einer alten Land ob erf lache weitgehende Beachtung.
— 40 r, —
Neueingänge der Bibliothek.
AHLBURf:, J.: Über die Natur und das Alter der Erzlagerstätten des
oberungarischen Erzgebirges. S.-A. aus: Mitteilungen a. d.
Jahrb. d. k. ung. geol. Reicbsanst, Bd. .XX, 7. Budapest 1913.
— Versuch einer geologischen Darstellung der [nsel Celebes. Mit
11 Tafeln und 7 Figuren im Text. Geol. u. paläontol. Ab-
handlungen. Herausgegeben von «1. F. I'omi'kck.i und Freih. v.
Hi im N. F., Bd. XII, 1. Jena 1913.
Bergt, W.: Über Gabbro im Sächsischen Erzgebirge. Mit 1 Textfigur.
S.A. aus: Neues Jahrb. Min. 1913, Bd. 1. Stuttgart 1!>13.
— Die neuere Kartographie der Kapverdischen Inseln. S.-A. aus:
Petermanns Mitteilungen, Jahrg. 59, Juni 1913. Gotha 1913.
Berlin: Feier der Kgl. Technischen Hochschule zu Berlin am 10. März
1913 zur Erinnerung an die Erhebung der Nation im Jahre 1913.
FELIX, J.: Über eine pliocäne Korallenfauna aus Holländisch-Neu-Guinea.
S.-A. aus: Berichte d. mathem.-physik. Klasse d. Kgl. Sachs. Gesellscb.
d. Wissenschaften zu Leipzig, Bd. (»4, Sitzung v. 2. Dezember 1912.
— Über ein cretaceisches Geschiebe mit Rhizocorallium Gläseli n. sp.
aus dem Diluvium bei Leipzig. S.-A. aus: Sitzungsber. d. Natur-
forsch. Ges. zu Leipzig, Jahrg. 39, 1912.
FlSCHBR, E.: Geologische Untersuchung des LocheDgebiets bei Balingen.
Mit 7 Tafeln, 2 Textfiguren u. 1 geolog. Karte. Geolog, u. paläontol.
Abhandl., herausgegeben von E. Kokbn, N. F., Bd. XI, 4. Jena 1913.
— In welchen Meerestiefen haben sich unsere Juraschichten gebildet?
S.-A. aus: Jahreshefte des Vereins für vaterländische Naturkunde
in Württemberg, Jahrg. 1912. Stuttgart 1912.
— Über einige neue oder in Schwaben bisher unbekannte Versteine-
rungen des Braunen und Weißen Juras. Stuttgart 1913.
Frentzbl, A.: Die Ölfelder von Gurion. S.-A. aus: Petroleum, Zeit-
schrift f. d. gesamten Interessen der Petroleum-Industrie und des
I'. 'tiol. miiii Handels, Jahrg. VII, 23. Berlin -Wien -London 1912.
HÖRN, F.: Die geologischen Verhältnisse des Eibtunnels nebst einem
Beitrage zur Geschichte des unteren Eibtales. Mit 2 Tafeln.
S.-A. aus: Jahrb. d. Hamb. wissenschaftl. Anstalten, XXIX, 1911.
Hamburg 1912.
— Die geologischen Aufschlüsse des Stadtparkes in Winterhude u.
(\t-s Eibtunnels u. ihre Bedeutung für die Geschichte der Ham-
burger Gegend in postglazialer Zeit. S.-A. aus: Diese Zeitschr.
64, 3, 1912. Berlin 1912
— Eine Graptolithenkolonie aus Westergötland. S.-A. aus: Geol.
Koren. Förhandl., Bd. 38, 4, 1911. Stockholm 1911.
Iliiii, \\ . : Zur Kenntnis der Epidermis von Mariopttris muricata.
S-A.aus: Diese Zeitschr. 65, 3, 1913. Berlin 191:'..
— ■ über eine neue Fundortsverwechslung. S-A.aus: Diese Zeit-
schrift <>.">, 3, 1913. Berlin L913.
Jaworski, !■'..: Kiu Beitrag zur Stammesgeschichte der Austern. S, \.
aus: Zeitschr. f. induktive Abstammungs- und Vererbungslehre,
l'.d. I\. 3, 1913. Berlin L913.
Jentzsch, A.: über die geologischen Bedingungen des preußischen
Normalhöhenpunktes. S. L aus: Jahrb. d. Kgl. Preuß. Geolog.
Landesanstalt für 1912, Bd. 88, T. II, 2. Berlin 1913.
— 406 —
JOSSE, E. : Über Forschung, Technik und Kultur. Rede zur Feier
des Geburtstages Sr. Maj. des Kaisers und Königs Wilhelm II.
in der Halle der Kgl. Techn. Hochschule zu Berlin am 25. Januar
1913. München 1913.
Kaiseh, E.: Die geologische und mineralogische Literatur des Rhein.
Schiei'ergebirges u. der angrenzenden Gebiete 1907 — 1908.
— Desgl. 1909." Nebst Nachträgen für 1907-1908. Bonn 1911.
— Desgl. 1910. Nebst Nachträgen für 1907—1909. Bonn 1912.
— u. Meyer, H.: Der Untergrund des Vogelsberges. Mil einem Über-
blick über den Aufbau der vulkan. Gesteine. Führer zu der
Versammlung des Niederrhein, geol. Vereins in Gießen, Frühjahr
1913. Bonn 1913.
Koert, \\.: Wissenschaftliche Ergebnisse einer Erdölbohrung bei Holm
in Nordhannover. S.-A. aus: Jahrb. d. Kgl. Preuß. Geolog. Landes-
anstalt für 1912, Bd. 33, T. I, 3. Berlin 1912.
Kranz, W.: Bohrungen in der Swinepforte. S.-A. aus: Jahrb. d. Kgl.
Preuß. geol. Landesanst. f. 1912, Bd. 33. T. 1, 3. Berlin 1912.
— Die heutigen Landschaftsformen in der Umgebung von Swine-
münde. S.-A. aus: Aus der Natur, Jahrg. 9. Leipzig.
Krusch, P.: Die Genesis einiger Mineralien und Gesteine auf der sili-
katischen Nickelerzlagerstätte von Frankenstein in Schlesien.
.Mii 2 Figuren S.-A. aus: Diese Zeitschr. 64, 12, 1912.
— Jura, Muschelkalk und Rötkalke in der Bohrung „Schwarze
Erde 14" bei Raesfeld. S.-A. aus: Diese Zeitschr. 65, 2, 1913.
Berlin 1913.
Lang, R. : Geologische Charakterbilder, herausgegeben von H. Stili.b.
14. Heft. Der Nordrand der mittleren Schwäbischen Alb. Berlin
l'.tl.'l.
Leipzig, Stadt. Museum für Länderkunde. Ergänzung zum Führer durch
das Museum für Länderkunde, herausgegeben von der Direktion.
Mit 1 Plan des Saales und 1 Tafel. Leipzig 1912.
Lucius, M. : Die Tektonik des Devons im Großherzogtum Luxemburg.
Mit 7 Tafeln u. 1 geolog. Übersichtskarte. Beilageband zu den
Mitteilungen der Gesellsch. Luxemburger Naturfreunde, Jahrg. 1913.
Luxemburg 1913.
Mainea, C: Das bifilare Kegelpendel. (Instrument für die Aufzeichnung
von Erdbeben.) S.-A. aus: Mitt. d. Philomath. Ges. in Elsaß-
Lothringen, Bd. IV, 5, 1912. Straßburg 1913.
MERRILL, G. P.: A newly found meteoric iron from Perryville, Perry
County, Missouri. S.-A. aus: Proc of the U. St. Nat. Mus., Bd. 43.
Washington 1912.
— A newly found Meteorite from near Cullison, l'ratt County, Kansas.
S.-A. aus: Proc. of the U. St. Nat. Mus., Vol. 44. Washington 1913.
Meyer, IL: Der Zechstein in derWetterau und die reginale Bedeutung
seiner Fazies. S.-A. aus: Bericht d. ober hess. Ges. f. Natur und
Heilkunde, zu Gießen. N. F. Naturwiss. Abt., Bd. V, 1912.
Gießen 1913.
— III. Cotschna — Schams— Oberhalbsteio Oberengadin. 2. An-
Savognin. S.-A. aas: Führer zu geol. Exkursionen in
Graubünden und in den Tauern. Leipzig L913.
Naumann, F.: L'ber einige, vulkanische Erscheinungen im Werratale.
Vortrag, gehalti □ in der Sitzung der Geolog. Landesanstalt vom
22.Februai L912. Mit 1 Figur im Text. S.-A. aus: Jahrb. d.
Kgl. Preuß. Geolog. Landesanst. f. L912, Bd. 33, T. I, IL 3. Berlin
1912,
— 407 —
NAUMANN, E.: Über die Zech.steinforma.tion des Blattes Eisenach-W' -t.
Bericht über die Aufnahme des Blattes Eisenach -West im Jahre 1910.
S.-A. aas: .Jahrb. d. Kgl. Preuß. Geolog. Landesanstalt für 1910,
Bd. 31, II, 3. Berlin 1913.
— Drei Muschelkalkprotile und ein Grenzprofil zwischen Muschelkalk
und Keuper aus Thüringen. S.-A. aus: Mitteilungen der Geo-
graph. Ges. (für Thüringen) zu Jena, Bd. 31, 1913. Jena 1913.
ORTMANN, F.: Die Mikrodileren der Kieselsyongien in Schwammgesteinen
der senonen Kreide. Vorläufige Mitteilung. S.-A. aus: Neues
Jahrb. Min. 1912, Bd. II. Stuttgart 1912.
PfiAESENT, H. : Die landeskundliche Literatur von Vorpommern und
Rügen 190G — 1912. S.-A. aus: XIII. Jahresber. der Geogr. Ges.
zu Greifswald 1911/12. Greifswald 1913.
— Die höchste marine Grenze auf Bornholm. S.-A. aus: Diese Zeitschr.
<>5, Monatsber. 1, 1913. Berlin 1913.
QüIRlNG, II.: Zur Theorie der Horizontalverschiebungen. S.-A. aus:
Zeitschr. f. prakt. Geol , Jahrg. XXI. Berlin 1913.
— Zur Tektonik der KitVIkalkmulde von Sötenich. (Vorläufige Mit-
teilung.) S.-A. aus: Jahresber. d. Schles. Ges. f. vaterl. Kultur.
Sektion f. Geologie, Geographie, Berg- u. Hüttenwesen. Breslau 1913.
— Zur Stratigraphie der Nordosthälfte derSötenicherMulde. Inaug.-Diss.
a. d. Rhein. Friedr.-Wilh. -Universität Bonn. Berlin 1913.
Range, P.: Neue Glimmerlagerstätten in Deutsch-Ostafrika. S.-A. aus:
Diese Zeitschr. 65, Monatsber. 1, 1913. Berlin 1913.
— Topography and Geology of the German South Kalahari. S.-A. aus:
The Transactions of the'Geol. Soc. of S. Africa, Vol. XV, 1912.
RaSSMUSS, H.: Zur Morphologie des nordwestlichen Böhmen. S.-A.
aus: Zeitschrift der Gesellsch. f. Erdkunde zu Berlin, 1913, Nr. 1.
Riedel, A.: Bericht über die Exkursion zum Oesel und zur Asse
gelegentlich der Frühjahrs -Hauptversammlung des Niedersächs.
geolog. Vereins Hannover in Braunschweig am 11. April 1912.
S.-A. aus: 5. Jahresber. des Niedersächs. geolog. Vereins zu
Hannover. 1912.
— Ein diluviales Eisenkonglomerat bei Bienrode nördlich von
Braunschweig. Vortrag, gehalten zu Braunschweig in der Früh-
jahrs - Hauptversammlung des Niedersächs. geol. Vereins am
12. April 1912. S.-A. aus: V. Jahresber. des Niedersächs. geol.
Vereins zu Hannover. Hannover 1912.
RlMANN, E.: Geologische und wirtschaftliche Betrachtungen über Deutsch-
Südwestafrika. S.-A. aus: Abhandl. der naturwissensch. Gesellsch.
Isis in Dresden, Jahrg. 1912, 2. Dresden 1913.
Rzehak, A.: Das Alter des subbeskidischen Tertiärs. S.-A. aus: Zeitschr.
(I. mähr. Landesmus. Bd. XIII. Brunn 1913.
Sacco, F.: La Courbe hypsographique de l'Ecorce terrestre.
äideratioDa geologiques. s.-A. aus: Saggi de Astronom ia Popolare.
heue, L912.
— L'Esogenia Quaternaria nel Gruppo dell' Argen tera (Alpi Marittime).
S. \. aus: Giorn. di Geologia Prat. Anno IX, Fase. V— VI.
Perugia 1912
— La Puglia. Schema I Roma 1911.
— Geoidrologia dei Pozzi profondi della Valle Padana. S.-A. aus:
Giorn. di Geol. Trat. Anno X, Fase. [V. ödine L912.
— La Geotettonica dello Appennino Meridionale. Roma 1912.
— Fenomeni Filoniani e Pseudofiloniani nel Gruppo dell'Argentera.
- \. aus: \tti della Soc. It. di Sc. Nat. Vol. 50. Pavia 191]
— 408 —
Sacco, F.: L'Avvenire della Geotermica Applicata. S.-A. aus: Rivista
mens di Sc. Nat. „Natura." Vol. III. Pavia 1912.
— I Gliiacciai Antichi ed Attuali delle Alpi Marittime Centrali.
S.-A. aus: Atti della Soc. If. di Sc. Nat. Vol. 51. Pavia 1912.
— Quintino Sella Ceiini biografici nel Cinquantenario dolla Fon-
dazione della R. Scuola d'Applicazione per Ingegneri in Torino.
S.-A. aus: Rivista il Valentiuo N. 2 e 3. Torino 1911
SfJHLOSSMACHER, K.: Die geologischen Ergebnisse der Expedition Hans
Meters 1911 durch das Zwischenseengebiet Ost-Afrikas. S.-A. aus:
Mitteilungen aus den deutschen Schutzgebieten. Ergänzungsheft 6.
Berlin 1913.
Schulz, E.: Altersfolge der primär ausgeschiedenen sulfidischen Mine-
ralien in den oberschlesischen Zink- und Bleierzlagerstätten und
die Bedeutung der Altersfolge der primär ausgeschiedenen Mine-
ralien der Erzlagerstätten überhaupt. Vortrag, gehalten in der
1 Ortsgruppe Bonn d. geol. Ver. zu Köln am 11. Mai 1912.
S.-A. aus: Geol. Rundschau, Bd. IV. 2. Leipzig 1913.
Schulz, L. : Betrachtungen über die Ursachen der Eiszeiten und die
Möglichkeil der Feststellung der Zeit, wann sie die Erde heim-
suchten. Graz 1913.
Schulze, F. E.: Nomenciator animalium generum tt subgenerum. Ver-
teilung der Gruppen unter die Mitarbeiter und ungefähre Schätzung
der Zahl der Namen. Berlin 1913.
Spitäler, R.: Die Achsenschwankungen der Erde als Ursache der Aus-
lösung von Erdbeben. S.-A. aus: Sitzungsber. d. Kaiserl. Akad.
d. Wissensch. in Wien, Matli.-naturw. Klasse, Bd. 122, IIa, 1913.
Wien 1913.
Stille, H.: Senkungs-, Sedimentations- und Faltungsräume. S.-A.
aus: Comple Rendu du AN Congres Geol. Intern. Stockholm 1912.
— Tektonische Evolutionen und Revolutionen in der Erdrinde.
Antrittsvorlesung, gehalten am 22. Januar 1913 in der Aula der
Universitär Leipzig. Leipzig 1913.
VoiTj F. W.: Über 'inen neuen Typus einer Lagerstätte von gediegen
Kupfer auf Nowaja Semlja. S.-A. aus: Zeitschr. f. prakt. Geologie,
Jahr-. XXI. II. L, 1913.' Berlin 1913.
Walthek, K . : I berein Vorkommen von Epidotadinole und gefritteten
Sedimenten aus «lern Süden der Republik Uruguay. S.-A. aus:
Zentralbl. Min. 1913,3. Stuttgart 1913.
— Über Transgressionen der oberen Gondwana- Formation in Süd-
brasilien und Uruguay. S.-A. aus: Zentralbl. Min. 1912, 13.
— Zur Geologie der Gegend von Seibai im Staate Rio Grande do Sul
und dner Kupfererzlagerstätten. S.-A. aus: Zeitschr. f. prakt. Geol.,
Jahrg. XX, 10. Berlin 1912.
Woli i . W.: Die geologische Entwickelung Westpreußens. S.-A. aus:
Schriften der Naturf. Ges. in Danzig. N. F., Bd. XIII, H. 3 u. 4.
Danzig 1913.
WüRM, A.: I>ie technisch nutzbaren Gesteine Badens. S.-A. aus:
Der Steiobrueh, Nr. 31, Jahrg. VII. Berlin.
— Beiträge zur Kenntnis der diluvialen Säugetierfauna von Mauer a. d.
Blsenz (b. Heidelberg). S.-A. aus: Jahresber. u. Mitt. des Oberrh.
Geol. Vereins, N. F., Bd. III, II. 1. Karl, ruhe 1913.
— Über eine neuentdeckte Steppenfauna von Mauer a. d. Elsenz (bei
Heidelberg). S.-A. aus: Jahresber. u. Mitt. des Oberrh. Geol.
Verein-. N. F., Bd. IM. II. 1. Karlsruhe 1913.
.fnihm» 1 C HO er,
fr- ii. Cn-dtxe*
Zeitschrift
der
Deutschen Geologischen Gesellschaft.
B. Monatsberichte.
Nr. S/10. 1913.
Protokolle der Hauptversammlung am 7., 8. und
9. August 1913 in Freiburg i. B.
Protokoll der Sitzung am 7. August 1913.
Herr DEECKE eröffnet als Geschäftsführer die Sitzung
und begrüßt die Versammlung zugleich im Namen der Uni-
versität, der Philosophischen Fakultät, der Stadt Freiburg,
der Badischen Geologischen Landesanstalt und des Geo-
logischen Institutes sowie der Herren Professor DOFLEIN (des
Direktors des Zoologischen Institutes, in welchem die Sitzung
stattfindet) und Professor OSANN vom Mineralogischen Institut.
Darauf gedenkt Herr DEECKE der Mitglieder, die der Ge-
sellschaft seit der letzten Hauptversammlung durch den Tod
entrissen wurden, der Herren:
Dr. Oskar EBERDT, Berlin,
Professor Dr. Georg Böhm, Freiburg,
Professor Dr. E. KOKEN, Tübingen,
Professor Dr. HOLZAPFEL, Straßburg i. E.,
Geheimer Rat Professor Dr. Herm. CreDNER, Leipzig,
Professor Dr. VAN CALKER,
Professor Dr. STEENSTRÜP, Kopenhagen,
Professor Dr. LaSPEYRES,
Professor Dr. R. BÖRNES, Graz, und
Dr. L. BENNIGES, Friedenau.
Zu ihren Ehren erhebt sich die Versammlung von den
Sitzen.
Schließlich macht Herr DEECKE eine Reihe praktischer
Mitteilungen für die "bevorstehenden Sitzungs- und Exkursions-
29
— 410 —
tage, und regt die Wahl eines Vorsitzenden für den ersten Sitzungs-
tag sowie dreier Schriftführer für die Dauer der Tagung an.
Auf den Vorschlag von Herrn SCHJERNING wird zum Vor-
sitzenden gewählt Herr Wichmann (Utrecht), zu Schriftführern
die Herren v. SEIDLITZ, CLOOS, FISCHER (Halle).
Herr Wahnschaffe macht den Vorschlag, Herrn v. Koenen
bei Gelegenheit seiner 50jährigen Mitgliedschaft sein Mitglieds-
diplom zu erneuern, und legt ein zu diesem Zwecke besonders
ausgeführtes Diplom den Anwesenden vor. Der Vorschlag findet
allgemeine Zustimmung.
Darauf übernimmt Herr WiCHMANN den Vorsitz und teilt
mit, daß der Gesellschaft als neue Mitglieder beizutreten
wünschen:
Herr Dr. Dienemann, Assistent am Geologischen Institut
der Universität Marburg i. H., vorgeschlagen von den
Herren Em. Kayser, Ahlburg und Fr. Herrmann.
Herr HüGO Lieber, cand. geol. in Marburg, Uferstraße 8,
vorgeschlagen von den Herren Em. Kayser, Ahlburg
und Obst.
Herr Dr. Fritz Behrend, Assistent an der Kgl. Berg-
akademie in Berlin, vorgeschlagen von den Herren
Krusch, Michael und Wahnschaffe.
Das Geologisch- Mineralogische Institut der Kgl. Land-
wirtschaftlichen Hochschule in Berlin N. 4, Invaliden-
straße 42, vorgeschlagen durch die Herren Fliegel,
Schucht und Wahnschaffe.
Frl. Else Wendel, stud. phil., Berlin-Groß-Lichterfelde,
Tulpenstraße 5 a, vorgeschlagen durch die Herren HüTH,
Schnarrenberger und Wahnschafie.
Zu Rechnungsrevisoren werden ernannt die Herren WEISE
und Stromer von Reichenbach.
Herr E. WEPFER spricht Über den Zweck enger
Artbegrenzung bei den Ammoniten.
Der Titel, den ich meinen Worten vorgesetzt habe, be-
darf einer Erläuterung; lange habe ich geschwankt, wie ich
ihn wählen sollte, um Mißverständnissen vorzubeugen. —
Eins vor allem: es liegt mir fern, mich ganz allgemein an
die Frage der Abgrenzung des Artbegriffes heranzuwagen.
Wenn ich an die Worte NeüMAYRs denke, der vor mehr als
20 Jahren gesagt hat (Stämme des Tierreichs): „Species in
— 411 —
der Paläontologie lediglich nach dem Vorhandensein oder
Fehlen von Übergängen zu unterscheiden, ist nicht mehr als
ein Spiel. — Leider ist diese Überzeugung noch nicht all-
gemein zum Durchbruch gekommen, und man hört und liest
seltsamerweise noch oft genug ausgedehnte Auseinandersetzungen
über die Frage, ob zwei der Zeit nach aufeinanderfolgende
Formen als gute Arten oder nur als Varietäten ein und der-
selben Art zu betrachten seien," — da muß ich zu dem
Schluß kommen, daß die theoretische Erörterung der Frage
nach der Abgrenzung des Artbegriffs an sich ja ganz ersprieß-
lich ausfallen kann, daß sie im Grunde aber nur ein Streit
um des Kaisers Bart ist. —
Gegenüber den zahlreichen Erörterungen über dieses
Thema, die mehr oder weniger auf die Aufstellung gewisser
Grundsätze hinauslaufen, möchte ich meiner Meinung Ausdruck
geben, daß die Entscheidung über die Abgrenzung der Art
in jedem Fall eine empirische Tatsache sein sollte: Es gibt
kein Rezept für die Artenabgrenzung. Eins aber steht fest;
der zoologischen kann die paläontologische Art nicht gleich-
gestellt werden, dazu fließt sie in ihrem Werden und Sichver-
ändern zu sehr dahin. „Der Speciesbegriff ist,"" sagt Nku-
MAYK, „sobald man mit einigermaßen vollständigem Material
zu tun hat, in der Paläontologie unfindbar und unanwendbar,
und muß aus ihrem Bereich verschwinden." — Das gilt heute
ebenso wie zu NKUMAYKS Zeiten; und es ist nicht schwierig,
aus der Literatur, soweit sie sich mit der Frage der Artab-
grenzung beschäftigt, den Nachweis zu führen, daß keine
einzige Definition der paläontologischen Art mit der normalen
zoologischen Art gleichgesetzt "werden kann, einfach wegen
des Begriffs der zeitlichen Abgrenzung.
Demnach wäre es theoretisch wirklich besser, den Begriff
Art, der sich bei uns doch nicht so präzisieren läßt, daß wir
ihn praktisch verwerten können, ganz fallen zu lassen, weil
dieses Wort bereits durch den Gebrauch in Zoologie und
Botanik eine ganz bestimmte Bedeutung bekommen hat, die
wir — ganz allgemein gesprochen — als zu eng empfinden
müssen. Freilich, so oder so, in der Praxis müssen wir
nicht „Arten abgrenzen" zunächst, sondern Benennungen
geben zum Zweck der Verständigung. Es kann nicht scharf
genug betont werden, daß die mehr oder weniger notwendige
besondere Benennung einer neuen Form nichi>. aber auch
durchaus nichts mit dem Begriff der Art oder der
Gattung zu tun hat. Das ist an und für sich selbstver-
ständlich; aber es ist ein Unglück der Wissenschaft, daß diese
29*
— 412 —
beiden Dinge durch die landläufige Methode der Nomenklatur
stets durcheinander geworfen werden. Es ist demnach ein
unbedingtes Erfordernis, daß ihre grundsätzliche Verschiedenheit
auch in ihrer Behandlung zum Ausdruck komme; und der erste
und einfachste Schritt diesem Ziel entgegen bestünde in mehr
Zurückhaltung im Geben neuer Namen und Verwendung einer
Nomenklatur, die es ermöglicht, neben der systematischen
Stellung auch noch ein weiteres auszudrücken, was hinterher
— nämlich bei der endgültigen Einteilung in das System —
je nach Bedürfnis als individueller Charakter ohne weiter-
greifende Bedeutung abgestrichen oder beibehalten werden
könnte, nämlich ein dritter Name. Damit könnte man sich
ein gutes Teil Arbeit sparen, und es wäre auch dem geholfen,
der nicht sein ganzes Gedächtnis mit massenhaften, großenteils
gänzlich sinnlosen Namen vollpfropfen möchte. Damit fiele
vor allem überhaupt die Notwendigkeit weg, fortwährend neue
Namen zu ersinnen und Gattungsnamen aufzustellen, wo die
Erhebung zur Gattung als ein Unding empfunden wird, die
indes notwendig geworden ist, nur um innerhalb des Chaos
von Artnamen wieder einmal eine Abgrenzung zu treffen, die
notwendig geworden ist, weil die frühere Gattung eben in
Untergattungen zerlegt worden ist, in deren keiner die ver-
waiste Form Unterschlupf findet!
Ich bin weit entfernt, von der Trinomenklatur allein
eine Rettung aus allen unseren Nöten zu erhoffen; dort in-
dessen z. B., wo es sich um Bearbeitung von Faunen inner-
halb eines Gebietes handelt, dessen Ilauptformen längst be-
kannt sind, da könnte sie unschätzbare Dienste leisten.
Die Tendenz in der Paläontologie, festzustellen, welche
praktischen Hilfsmittel es gibt, um die einzelne Form mög-
lichst eng zu umgrenzen, sie geht aus von jenem berühmten
Satz, wonach wir selbst die kleinsten Unterschiede festhalten
müssen, um zunächst die Tatsache, dann aber auch den Ver-
lauf der allmählichen Veränderung zu verfolgen. Dieser Satz
enthält ein zu starkes Quantum Selbstverständlichkeit, als daß
er überhaupt bestritten werden könnte; wo wir eine Ver-
änderung im Laufe der Zeit finden, da müssen wir sie fest-
halten, cum grano salis, wo wir eine gesetzmäßige Ver-
änderung finden, aber nur da, wo wir sie wirklich finden,
d. h., wir müssen sie suchen, und es wäre äußerst merkwürdig,
wenn wir nicht bei genauem Hinsehen zahlreiche Unterschiede
fänden. Diese Unterschiede wird auch niemand leugnen,
jedoch der eine wird ihnen diesen, der andere aber nur
jenen Wert beimessen: der eine denjenigen von Varietäten,
— 413 —
die — wer weiß! — sich vielleicht einmal als selbständige
Arten herausstellen könnten, der andere wird von individuellen
Unterschieden reden und der Sache eine absolute Bedeutungs-
losigkeit beilegen. Der erstere wird für alle Fälle eine be-
sondere Art Namen anwenden, und die Berechtigung dieser
Arbeitsweise ist es, die ich bestreite. Ich bestreite, daß
derjenige der Wissenschaft an die Hand geht, der eine Form
einfach darauflos als neue Art beschreibt, nur weil sie zufällig
noch nicht abgebildet, noch nicht beschrieben ist.
Wer sich einmal mit dem Gedanken vertraut gemacht
hat, daß es weniger die Fülle der Formen, als die Fülle der
Namen, der Arten und Gattungen ist, die uns heute mehr
und mehr den Überblick in der Paläontologie erschwert, dem
muß das Festhalten an dem alten Abusus unüberlegter Arten-
aufstellung als ein Krebsschaden an unserer Wissenschaft
erscheinen. Für die Gattung Oppelia1) habe ich zu zeigen
versucht, wie sich die unheimliche Menge der Namen bei
genauerer Betrachtung als ein unnötiger Tand erweist, der
den natürlichen Zusammenhang verhüllt, als die Folge einer
schlechten Manier, die die wirkliche Formenfülle, die durch
das Variieren einer Art hervorgebracht wird, entstellt, indem
sie sie auf der Jagd nach Arten zerstückelt. Wer Philosoph
genug ist, kann sich dabei beruhigen, daß diese Kalamität
kommen mußte; aber über der Notwendigkeit dieser unglück-
seligen Entwicklung der Dinge darf die Notwendigkeit der
Abhilfe nicht vergessen werden. In der reichhaltigen Samm-
lung des Freiburger Geologischen Instituts und beim Besuch
zahlreicher anderer Sammlungen hat sich meine Überzeugung
immer mehr gestärkt, daß die zahlreichen „Arten", die von
verschiedenen Seiten für Angehörige ein und derselben „Groß-
artu aufgestellt worden sind, nichts weiter sind als Varietäten,
und — mögen es nun gesetzmäßige Mutationen sein oder
nicht — uns wenigstens in ihrem Namen etwas über ihre
natürliche Stellung sagen sollten, und dies wäre so leicht
möglich durch den Gebrauch der Trinomenklatur, die den
natürlichen Zusammenhang so unübertrefflich zur Geltung
bringen kann, ohne daß wir gleich neue Gattungsnamen nötig
haben. Durch diese eine Forderung wird der Notwendigkeit
einer exakten Trennung, des scharfen Auseinanderhaltens der
kleinsten Unterschiede durchaus kein Eintrag getan, nur das
unnötige Auseinanderreißen von Zusammengehörigem durch
1 Wirii.i:: Die Gattung Oppelia im süddeutschen Jura» Pal. 59,
1911.
— 414 —
Art-, ja Gattungsnamen soll unterbunden werden, und es wird
das rein praktische Ziel erstrebt, daß der Name Aufschluß
geben soll über die systematische Stellung. — Diese Forde-
rung ist uralt, und daß sie noch nicht erfüllt werden konnte
trotz der eindringlichen Worte Waagens1), das zeigt eben,
daß der Weg nicht gefunden werden konnte. Freilich damals
waren die Bedürfnisse andere, ja sogar zum Teil entgegen-
gesetzte; denn der Begriff der Formenreihe verlangt ja ein
strenges Auseinanderhalten der geringfügigsten Mutationen,
und um ihren Forderungen ja gerecht zu werden, hat man
lieber eine Art zu viel als zu wenig aufgestellt. So sehr
nun Waagen im einzelnen bei der Formenreihe des Amm.
subradiatvs geirrt hat2), so sehr muß auf der anderen Seite
sein Verdienst um die prinzipielle Erörterung und scharfsinnige
Verfolgung derartiger Fragen immer wieder betont werden, —
und in seine Fußstapfen zu treten, müßte als Verdienst
erscheinen. Aber von allen denen, die der WAAGEXschen
Artauffassung das Wort reden, haben nur wenige dem genialen
Baumeister folgen können; die meisten haben gerade darauflos
bald hier, bald dort eine Art aufgestellt; sie haben sich mit
der Rolle des Werkmeisters begnügt, der die Bausteine liefern
soll. Nun, immerhin ein Verdienst, werden sie sagen; — ich
glaube, Waagen hätte sie nach Hause geschickt mit samt
ihrem Baumaterial! Wenn man seine Einleitung zur Formen-
reihe des Amin, subradiatus liest, so würde man einzelne
Sätze auch heute nicht anders formulieren: schon damals die
Klage über die schlechten und massenhaften Arten (S. 8/9),
und schon damals die Erkenntnis, daß „nur bei sehr ein-
gehenden Studien und sehr reichlichem Material
endlich Unterschiede gefunden werden können, die sich in
allen Fällen als stichhaltig erweisen" (S. 7). Es berührt
eigentümlich, wenn man so oft auf WAAGENsche Arbeitsmethode,
seinen engen Artbegriff schwören hört von denen, die ihn
offenbar am wenigsten verstanden haben, jedenfalls aber am
wenigsten befolgt haben; dadurch, daß man aus einem etwas
verschiedenen Querschnitt eine neue Art macht, schafft man
noch keine exakte Art.
Warum ist nun aber die Nomenklatur, wie sie Waagen
(a. a. 0.) vorgeschlagen hat, nicht in Gebrauch gekommen?
Darüber, daß eine Nomenklatur das Ideal wäre, die die Mög-
lichkeit gibt, „das Zusammengehörige zusammenzufassen, ohne
rmenreihe des Amin. Subradiatus. Einleitung.
'• Wi.i'i er; Gr. Oppelia, S.4J 42 u. a:
— 415 —
deshalb die nötigen Unterscheidungen dabei aufgeben zu müssen
(Waagen, S. 11), darüber brauchen keine Worte verloren zu
werden. Und di« beste Benennung ist die, die eine Be-
schreibung spart (Wkpfer: G. Oppelia, S. 6), möchte ich
wieder dazusetzen: der Name ist eine abgekürzte Beschreibung,
er soll sie ersetzen.
Es wäre für die Paläontologen ein beschämendes Be-
kenntnis, wenn es nur die Unbequemlichkeit und Schwer-
fälligkeit der WAAGENschen Nomenklatur wäre, die sie
hätte durchfallen lassen; ihr Fehler liegt darin, daß sie vom
Autor zu viel verlangt; er soll ein Glaubensbekenntnis her-
sagen, und damit ist ein allzu subjektives Moment in die Sache
hineingelegt. Über die Abstammung einerForm kann man sehrwohl
verschiedenerlei Meinungen hegen, und die konsequente Durch-
führung der Waagkn sehen Nomenklatur bedeutet nichts
anderes, als die Forderung einer klaren Feststellung der Ab-
stammung einer Art ein für allemal !). So wäre die Nomen-
klatur allzu abhängig von der Stammesgeschichte; aber noch
andere Bedenken lassen sich erheben, nicht nur speziell gegen
diese Art der Nomenklatur, sondern überhaupt gegen die da-
mit zusammenhängenden allzu scharfen Unterscheidungen der
Mutationen, von den Variationen ganz zu schweigen. —
Waagen hat in der Formenreihe des Amm. subradiatus ein
Beispiel geben wollen, wie eine Art aus der andern in ganz
bestimmter Gesetzmäßigkeit entsteht; auch wenn eine bestimmte
Mutation a, die für eine Zone A charakteristisch sein soll, in
die Zone B unverändert fortsetzen sollte, während sie in der
Regel bereits zur Mutation b geworden ist, so spräche das
noch nicht grundȊtzlich gegen die Notwendigkeit einer scharfen
Auseinanderhaltung von a und b, wenn auch damit bereits
angedeutet wäre, daß die Natur nicht so genau nach unserm
Schema verfährt; dieser Fall ist verschiedentlich beobachtet.
Aber ich habe zeigen können, und jede neue Erfahrung be-
stätigt dies, daß WaaGENs Variationen und Mutationen sich
überhaupt nicht in seinem Sinne auseinanderhalten lassen2).
Unsere paläontologische Wissenschaft ist nachgerade sehr
reich an Beobachtungen; wenn sich aus dem ganzen riesen-
haften Material, das auf so viele Sammlungen verteilt, der
wissenschaftlichen Forschung mehr oder weniger zugänglich
ist, wenn sich aus der zahlreichen Literatur ein einziges
') Siehe auch Dac^iii:: Zur systematisclieu Sneeiesbestiuununp
N. J., Beil.-Bd. XXII, S. 652 ff.
») WbpFBR: G. Oppelia, S. 41 42.
— 416 —
Beispiel vorzeigen läßt, daß Mutationen sich in der
yon Waagen gewünschten Weise auseinanderhalten
lassen als untrügliche und ausschließliche Leit-
fossilien für bestimmte Zonen, dann erst glaube ich
an den Wert der minutiösesten Unterscheidungen. Daß sub-
radiatus sich in fuscus-aspidoides fortsetzt, und etwa
Peltoceras annulare in athleta und weiter in perarmatum,
das steht außer Zweifel. Aber- für mich ist die Frage die,
ob diese Umwandlung ein für allemal und überall denselben
Weg durchlaufen hat, ob eine Formenreihe wie die WAAGENs
— vorausgesetzt, daß ihr nicht die oben erwähnten Mängel
anhafteten • — allgemeine Verbreitung hat. Für mich steht
folgende Tatsache fest: sitbradiatits und fuscus scheinen sich
stets auseinanderhalten zu lassen, das ist die einzige Unter-
scheidung, die bleibenden Wert und praktische Bedeutung hat,
— alles andere verschwimmt; das lehrt den, der einmal
eine dieser Oppelien hat bestimmen wollen, einfach die Er-
fahrung. Wer freimütig genug ist, den lehrt die Erfahrung
noch viel mehr, nämlich daß sich heute eigentlich kaum eine
Versteinerung mehr einwandfrei bestimmen läßt, soweit man
sich nicht auf eines jener großen dicken Werke stützen kann,
denen ein reichliches Material zugrunde gelegen hat, bei denen
sich die fadenscheinige Artmacherei wegen der Fülle des
Materials von selbst verboten hat (bzw. verboten haben sollte).
WAAGEN, der weder Mühe noch Material gescheut hat,
— dessen sorgfältig durchdachte Arbeit hat den Tatsachen
nicht standhalten können; wieviel weniger werden alle die-
jenigen bestehen, die etwa in einer Faunenbeschreibung eben
mal gerade ein paar neue „Arten" entdecken! Wer von ihnen
niemals darüber nachgedacht hat, was er eigentlich tut, wer
von ihnen niemals die einfache Lehre aus der täglichen prak-
tischen Erfahrung gezogen hat, — daß nämlich nach unserer
neueren Literatur jedes Stück eine neue Art ist — , nur den
kann man entschuldigen. Für ihn ist eben das Fossil, das er
gefunden hat, neu, da es zufällig noch nicht abgebildet, noch
nicht beschrieben ist; demnach — folgert er — muß es einen
besonderen Namen halten. Freilich, wer diese Erfahrung öfters
gemacht hat, trotzdem wir doch eigentlich längst genug Namen
für eine kleine Gruppe, etwa der fusca, haben, der wird
schließlich zweifeln, ob in diesem immer noch und immer
wieder sich äußernden Bedürfnis wirklich der Ausdruck der
unendlichen Fülle in der Natur liege, oder nicht vielmehr der
Ausdruck eines grundsätzlich en Fehlers unserer Methode, [cl
denke nicht, daß jemand wirklieh glaubt, etwa zur Zeit, als
— 117 —
die Gesteine der Zone der Oppelia fusca abgelagert wurden,
hätten nur z. B. bei Hildesheim die 6 Arten, die Jon. RÖMER1)
„unterscheidet", nebeneinander gelebt; der Verfasser selbst
spricht öfter von Übergängen, — wozu aber dann gleich vier
neue Namen?
Ich bin weit entfernt, dem Verf. einen Vorwurf daraus zu
machen, er hat nichts getan, als eine Methode befolgt, die
durch zahlreiche Autoritäten sanktioniert ist. Ähnliche Bei-
spiele lassen sich aus berühmten Arbeiten zitieren.
Wer ist z. B., der sich getraute, etwa die zahlreichen
Trachyceraten, die man aus den Mergeln der Stuores
Wiesen bei St. Cassian herauslesen kann, nach MO.ISISOVICS2)
einwandfrei zu bestimmen, ohne „cf.", ohne „ex affin itate ,
ohne „nova forma"? Schon HAUG") hat in diesem Punkt be-
rechtigte Kritik geübt; hier zeigt wirklich jeder neue Fund,
daß es Übergänge zwischen den verschiedenen kleinen Arten
gibt, die freilich bis jetzt die künstlichen Lücken zwischen
diesen einzelnen Arten vielleicht noch nicht vollkommen aus-
füllen werden, dieses Ziel jedoch immer näher vor Augen
rücken. Und selbst die Unterscheidung der Gruppe der
Trachycerata furcosa, valida und falcosa (S. 93 ebenda),
die übrigens nirgends genügend begründet ist, scheint mir hier
zuschanden zu werden. Es ist trotz der guten Abbildungen
wohl mißlich, allein nach der Literatur, ohne Einsicht der
Originale, ein Urteil über die „Arten'' zu fällen; aber ich be-
rufe mich nicht auf die Literatur, sondern auf das Vor-
kommen, auf die kleinen Ammoniten der Stuores
Wiesen selbst; sie sind es, die über MOJSISOVICS' Arten den
Stab brechen. Und wie es mit diesen Trachyceraten ist,
so steht es auch mit denjenigen aus den anderen Fundpunkten.
Meine Aufgabe ist es hier nicht, nachzuweisen, welche wirk-
lichen wenigen Zonenfossilien aus der Gattung Trachyceras
übrig bleiben, das wird einzig und allein die geologische Auf-
nahme, das Abklopfen der einzelnen Zonen ergeben; sie wird
zeigen, wie viele brauchbare, unterscheidbare Arten existieren.
Mich hat nun einmal die Artenauffassung MOJSISOVICS', die
ich schon an anderer Stelle4) als falsch habe erkennen können,
stutzig gemacht, und es sind meine positiven Erfahrungen auf
') Fauna der Aspidoides-Sohichten von Lechstedt bei Bildes-
heim L911.
2) Cepbalopoden der mediterranen Triasprovinz, 1882.
3) Les Amnionitis du Permien et du Trias. Bull. bog. geol. France,
\XII, L894.
') Oppelia, An in. 2, S. 7.
il8
allen mir bekannten Gebieten der Ammoniten, die ich
ins Feld führe, um meine Behauptung zu stützen, daß nicht
nur, wie schon HaüG (a. a. 0.) erkannte, der größere Teil der
Mo.TSISOVlCSschen T reich yceras- Arten null und nichtig ist,
sondern daß selbst die Einteilung und die in der Literatur
vielfach als grundlegend aufgefaßte Systematik dieser Gruppe
mit ihren Untergattungen und sonstigen Abteilungen auf ganz
schwachen Füßen steht. Auf die Trachyceraten speziell bin
ich mehr zufällig gekommen; sie sind einzig ein Spezialfall
der recht weitverbreiteten Auffassung «über Systematik und
Artenaufstellung, nicht nur bei Ammonitiden, sondern auch bei
anderen Wirbellosen: Schnecken, Muscheln, Brachiopoden.
Und an diesem beliebig herausgegriffenen Beispiel will ich
zeigen, daß das ganze Prinzip falsch ist.
MOJSISOVICS hat die Gattung Traehyceras LAUBE zuerst
näher begründet in einer „vorläufigen kurzen Übersicht der
Ammonitengattungen der mediterranen und juvavischen Trias"
(Verh. k. k. R.-A. 1879, S. 139 ff.); sie gehört hier zu den
Ceratitidae. „Eine eigentümliche Fehlerquelle für phylogeneti-
sche Zusammenstellungen (bei den Ceratitidae) liegt hier darin,
daß verschiedene Stämme zu verschiedenen Zeiten in ganz
ähnlicher "Weise abändern. Dürfen wir wirklich den poly-
phyletischen Ursprung von Gattungen auf Grund des unvoll-
kommenen paläontologischen Untersuchungsmaterials annehmen?
Können nicht trotz der großen Ähnlichkeit der nur allein er-
haltenen Gehäuse die Tiere bedeutend verschieden gewesen
sein? — Eine weitere Schwierigkeit rührt von dem inter-
mittierenden oder sporadischen Auftreten exogener Typen her."
In diesen wenigen Sätzen sind so große Schwierigkeiten an-
gedeutet, so schwerwiegende Fragen aufgeworfen, daß man über
ihrer grundsätzlichen Natur fast den Mut verlieren möchte,
zwischen all den Klippen durchzusteuern; denn das, worauf
wir unsere Systematik bauen, nämlich das Gehäuse, kann in
derselben äußeren Form bei verschiedenen Tieren vor-
kommen? Wer traut sich aufzubauen, wenn er diese Möglich-
keiten anerkannt hat? Nun, man wird gerne sagen: Zwischen
der Zeit jener ängstlichen Zweifel und jetzt liegen die großen
Werke MOJSISOVICS' (Cephalopoden der mediterranen Trias-
provinz, Abh. k. k. R.-A., Bd. X, 1882 und Cephalopoden
der Hallstaetter Kalke, ebenda Bd. VI, 2. Hälfte 1893), liegt
so viel andere Arbeit, die uns vorwärts gebracht und unsere
Kenntnis erweitert hat. — Immerhin wäre es von Interesse,
zu erfahren, wie die fast unlösbar scheinenden Schwierigkeiten
doch gelöst worden zu sein scheinen. Noch 1879 sagt
— 119 —
MOJSISOVICS ausdrücklich (Vorl. k. Übersicht, S. 138): „Die
vorläufig unterschiedenen Untergattungen betrachte ich — mit
wenigen Ausnahmen — als keineswegs scharf geschieden .
Freilich die Gewöhnung an die einmal supponierte Arbeits-
basis hat die erste Unsicherheit bald vergessen lassen, und
wenn auch MOJSISOVICS späterhin (Cephalopoden der Hallstaetter
Kalke) manche durchgreifende Änderung in der Systematik,
speziell der Trachyceraten, geschaffen hat, — diese späteren
Begriffe scheinen genau so unsicher begründet wie jene ersten.
Zu Beginn der Norischen Stufe (MOJSISOVICS'!) der Medi-
terranprovinz ändern zwei verschiedene Ceratitenstämme
(Vorl. k. Übersicht) so, daß beide als Stammform von Trachy-
ceras betrachtet werden könnten; es „wäre möglich, daß der
eine Stamm (Cer. trinodosus) erlischt und alle die späteren
Trachyceraten dem anderen Stamme, welchem Track.
Reitzi angehört, entsprossen" (S. 140). Diese bloße Möglich-
keit wird stillschweigend zur Voraussetzung, auf der weiter-
gebaut wird. „Dagegen zeigen die norischen Trachyceraten
der juvavischen Provinz so viel Fremdartiges, daß für sie
eine andere Abstammung sehr wahrscheinlich ist. Ich bin
aber heute weder imstande, die Trachyceraten der beiden
Provinzen generisch zu trennen, noch eine begründete Mut-
maßung über den Ursprung der juvavischen Typen auszu-
sprechen" (S. 140), d. h. einfach, die Gattung Trachy ceras , wie
sie damals gefaßt wurde, ist polyphy letisch. — Ans der
Charakteristik der Gattung entnehme ich folgendes: Mitte des
Externteils stets mit schmaler Unterbrechung; bei den medi-
terranen Formen stets eine oder mehrere Dornenreihen dicht
an der Unterbrechung vorhanden, bei den juvavischen dagegen
sind feine Einkerbungen der Rippenenden oder gekerbte Kiele
häufiger. Die Dornenspiralen werden bei den geologisch
jüngeren Formen zahlreicher; doch können diese bis auf die
charakteristischen Dornenreihen des Konvexteiles ganz ver-
schwinden. Die Loben sind bei den älteren ceratitisch, die
jüngeren zeigen fingerförmige Einkerbungen über die Sättel,
während die Zacken der Loben an Tiefe zunehmen.
In den „Cephalopoden der mediterranen Trias-
provinz" zerfällt die Familie der Ceratitiden in zwei
.nebeneinander herlaufende genetische Reihen: Die Dinaniinae
und Tirolitinae, doren erstere die vier Gattungen Dhiarites,
Ceratites, Klijisteinia und Arpadites, die letztere dagegen
die vier Gattungen Tirolitex, Balatonites, Badiotites und
Trac/iyceras umfaßt (S. 5). Diese letzte formenreiche Gattung
umfaßt (S. 93) noch sehr abweichende Typen; „dennoch scheint
— 420 —
es mir nicht geraten, eine weitergehende Zerspaltung, wenigstens
vorläufig, zu versuchen, da die genetischen Beziehungen der
meisten Formen noch viel zu wenig bekannt sind, und da
keine der verschiedenen abweichenden Variationsrichtungen,
welche sich da und dort zeigen, sich zu konstant bleibenden
Merkmalen herausbilden". Die fünf Gruppen der Track.
furcosa, subfurcosa, valida, margaritosa und falcosa, die
immerhin „nach den verwandschaftlichen Beziehungen" (S. 93)
aufgestellt werden, hat MOJSISOVICS später selbst wieder
zum Teil verlassen; es lohnt daher nicht, dabei zu ver-
weilen.
In den Cephalopoden der Hallstaetter Kalke ist
folgende Einteilung aufgestellt: (S. 395):
I. Dinaritinae a) Dinar itea
b) Heraclitea
c) Orthopleu ritea
II. Tirolitinae d) Tirol itea
b) Distichitea
c) Trachyceratea.
Es muß betont werden, daß diese von der älteren wesent-
lich abweichende Systematik durchaus nicht so begründet ist,
wie man es angesichts der früher (a. a. 0.) geäußerten Be-
denken und Schwierigkeiten erwarten sollte; jene Schwierig-
keiten -bestehen doch nach wie vor, und wenn es dem Manne,
der Jahre seines Lebens an die Paläontologie der alpinen
Trias gesetzt hat, im Laufe der Zeit gelungen war, sie zu
bezwingen, so müßte der Weg zu seiner neuen Auffassung
gezeigt, müßte der Umschwung derselben besser begründet
werden, damit nicht der Verdacht aufkommen könnte, daß auch
sie ebenso vorläufig sei wie der erste Versuch. Ein so
gewaltiger Bau, der die Achtung oder Kritik der Fachgenossen
auf sich ziehen mußte, hätte ein solideres Fundament erhalten
müssen, wenn er der Descendenzlehre an die Hand gehen
sollte1). Wenn man die einleitenden Worte MOJSISOVICS' zu
Trachyceraa liest (a. a. 0., S. 617), so kann man sich des
Eindrucks nicht erwehren, daß die Resignation, die aus ihnen
spricht, in einem entschiedenen Gegensatz steht zu der schein-
bar so zielbewußten Sichtung des Materials. „Es ist bereits
(Ceph. Med. Triasprov.) bemerkt worden, daß die Gattung
in dem bisherigen Umfange eine polyphylc-
vuii MOJSISOVICS. Verh. k. k. !>'.- A.
1907, 8.331.
— 121 —
tische Vereinigung ziemlich verschiedener Stämme ist. Die
Auflösung derselben nach den getrennten Stammesgeschichten
zu vollziehen, muß aber einem Zeitpunkt vorbehalten werden,
wo ein ungleich reichlicheres und besser erhaltenes Material - —
eine derartige kritische Sichtung ermöglichen wird." Trotzdem
werden (ebenda) einige subgenerische Teilungen vorgeschlagen ;
Trachyceras (i. e. S.) wird beschränkt auf den fast ausschließlich
karnischen Formenkomplex, der zu beiden Seiten der Extern-
furche eine Doppelreihe von Externdornen besitzt; Typus ist
Track. Aon.
Unter Protrachyceras versteht er die große Mehrzahl der
norischen Arten und wenige karnische, deren Skulptur
in der Mitte des Externteiles unterbrochen, und zu beiden
Seiten dieser Unterbrechung, welche meistens eine alternierende
Stellung der von beiden "Windungshälften eintreffenden Skulptur
zur Folge hat, mit je einer einfachen Reihe meistens
ohrenförmig verlängerter Externdornen versehen ist. Die
Unterbrechung entspricht oft einer Furche; die Externdornen
stehen entweder schräg (wie die Rippen) oder sie sind —
meistens — im Sinn der Spirale gestreckt. Die Loben sind
bei den älteren ceratitisch, bei den jüngeren ammonitisch
(dolichoph yll). Die ältesten Protrachyceraten treten in
den Buchensteiner Schichten auf und sind wohl zur Zeit
des Muschelkalks von den gemmaten Balatoniten abge-
zweigt; sie gehen bis in die karnische Stufe, wo sie zu-
sammen mit den von ihnen abstammenden Trachyceraten
auftreten und in den Raibler Schichten aussterben. Die
Hallstaetter Formen (S. 61 9) sind zweifellos echt mediterranen
Ursprungs, dennoch ist es nicht möglich, die einzelnen Formen
auf bestimmte Vorläufer aus den Cassianer und Wengener
Schichten zu beziehen. Es dürfte das hauptsächlich daran
liegen, daß aus den Cassianer Schichten bis heute noch sehr
wenig Arten aus den in den Hallstaetter Schichten auf-
tretenden Gruppen bekannt geworden sind.
Die Gattung Trachyceras (s. s.) hat sich durch die
Verdoppelung der Externdornen aus Protrachyceras
entwickelt; die älteste Art ist Track, pescolense aus den
obersten Wengener Schichten. Alle übrigen Arten sind unter-
und mittelkarnisfli , für welche Schichten sie bezeichnend
sind. Die charakteristischen Doppeldornen entwickeln sich bei
mehreren Stämmen von Protrachyceras nahezu gleichzeitig;
noch in mittelkarnischen Bildungen vollzieht sich diese Ent-
wicklung: „Die gleiche Entwicklungstendenz ist daher mehreren
Stämmen eigentümlich" (S. 610). Einige Protraclmceras-
— 422 —
Stämme gehen indessen direkt, ohne das Traehyceras-Sta,di\im
zu passieren, zu Sirenites (aus der juvav. Stufe) über. „Zwar
treten auch bei einigen Trachyceras- Arten untergeordnet
die für Sirenites charakteristischen Exsternspaltungen der
Rippen auf, und bei einigen Sireniten treten auch Doppel-
dornen auf, aber Sirenites stammt nie aus Trachyceras. '
Bei Trachyceras ist eine Externfurche stets da; die Extern-
rippen treffen entweder schräg auf die Furche, und zwar von
der Externkante aus gerade (nicht gekrümmt), oder fast senk-
recht zur Furche, wobei keine Externkante entwickelt ist.
Hierher gehören die Trach. duplica. Bei den margaritosa,
d. h. den Formen mit Externkante und tiefer Furche, entwickeln
sich förmliche Externkiele, die von den Rippen übersetzt
werden; diese Externrippen gleichen dann oft großen, schräg-
gestellten, knotenähnlichen Anschwellungen, auf welchen die
spiralverlängerten Externdornen aufsitzen. Von den Dornen
ist die äußere Reihe meist kräftiger; die innere ist zugleich
die ontogenetisch jüngere. Die Loben sind stets ammoni-
tisch, mäßig dolichopbyll. Fünf Gruppen werden im
Hallstaetter Kalk unterschieden:
a) infundibiliformia \
b) acanthica J = Unterabteilung der valida
c) duplica (Medit, S. 93).
d) margaritosa
e) f oleosa
Bei den valida besitzen die inneren Kerne eine robustere
Skulptur, niedrigere Umgänge mit mächtigen Marginalstacheln,
die später schwächer werden und zugleich eine mehr laterale
Position einnehmen: „Marginal-Lateraldornen".
Unter Anolcites versteht Mo.JSlSOVlCS ziemlich evolute,
langsam wachsende Formen; auf der Externseite findet sich
keine Unterbrechung, keine Furche; aber immerbin ist eine
solche durch das Vorragen der Externdornen angedeutet.
Vereinzelte anolcitische Externteile finden sich auch bei
Trarhyceras, Protrachyceras (I). Anolcites selbst reicht vom
oberen Muschelkalk bis zum mittleren Carnicum, ist
also der langlebigste Typus der Trachyceratea. Die Loben
sind bei den älteren ceratitisch, bei den jüngeren nicht
genügend beobachtet.
Noch den einleitenden Worten MOJSISOVICS (a. a. 0., 617 ff.)
haben wir nicht nur das Recht, sondern geradezu die Pflicht,
unser Augenmerk darauf zu richten, wie weit seine vor-
läufige Einteilung durchgeführt werden kann, ohne der Sache
— 423 —
Gewalt anzutun; und so ergeben sich zahlreiche Punkte, wo
Unsicherheit herrscht. Als Protrachyceras werden nunmehr
zahlreiche Arten der mediterranen Trias bezeichnet, die
vorher z. T. Track, furcosa, z. T. subfurcosa, z. T. oalida,
z. T. margaritosa, z. T. falcosa waren (Hallst., S. 618, 619);
zu Trachyceras i. e. S. gehören bisherige subfurcosa, valida
und margaritosa (S. 620); nur Anolcites beschränkt sich auf
furcosa (S. 622). Wie die neue Einteilung der Gattung
Trachyceras i. e. S. in: infundibiliformia, acanthica, dup-
lica, margaritosa und falcosa (S. 621) sich zu den alten
Untergruppen des einstigen Trachyceras stellen, wie sie
sich voneinander unterscheiden, wird leider nicht erläutert,
ebenso vermißt man eine klare Definition der Protrach.
furcosa (S. 623) und der Protrach. valida (S. 632). — Das
sind lauter Mißstände, die sich zwar aus dem vorläufigen
Charakter der Einteilung ergeben, die aber jede Kontrolle
dieses Systems unmöglich machen. — Die besonders auf die
Ausbildung der Externdornen basierte Trennung von Pro-
trachyceras und Trachyceras läßt sich freilich im großen
ganzen durchführen; doch abgesehen davon, daß man berech-
tigte Zweifel hegen kann, ob diese Charaktere der Natur
der Sache entsprechende Unterschiede bezeichnen, kann man
bei zahlreichen Formen beobachten, daß sie durch Übergänge
verwischt sein können : Protrach. Thous, z. B. aus den aono-
ides-Sch. (Hallst., S. 629/30, Taf. 168, Fig. 3—11), ist nach
MOJSISOVICS als Übergang zu Trachyceras zu betrachten.
Bei zahlreichen Formen aus der mediterranen Trias, die nun-
mehr als Protrachyceras zu bezeichnen sind (Hallst., S. 618),
sind neben der Externfurche zwei Reihen so angeordnet,
daß ich darin keinen Unterschied zu Trachyceras i. e. S. zu
erblicken vermag. So bei laricum (Med. Trias, S. 96, Taf. 23,
13. 24, 4. 5), Okeani (a. a. 0., S. 97, Taf. 24, 16. 25, 1),
acutocostatum (a. a. 0., S. 104, Taf. 24, 32. 33. 30, 14) u. a.
Und umgekehrt ist bei verschiedenen Trachyceras i. e. S.
nicht zu ersehen, warum ihre Gestalt nicht genau so gut ein
Unterkommen bei Protrachyceras erlauben sollte: So z. B.
bei Track, dichotomum (Med., S. 132, Taf. 24, 14). Ferner
bei Pontius (a. a. 0., S. 133, Taf. 24, 21. 22); und wenn
Pontius zu Trachyceras gerechnet werden soll (Hallst., S. 620),
warum dann nicht z. B. auch Okeani (Med., S. 97, Taf. 24,16),
das recht deutliche Doppeldornen an der Externfurche zeigt,
warum nicht auch etwa furcatum (a. a. 0., S. 110, Taf. 24,
23. 26), die beide (Hallst,, S. 618) zu Protrachyceras ein-
geordnet werden?
— 424 —
Verschiedentlich treten uns auch Ammoniten entgegen,
bei denen man — nach MOJSISOVICS ! — schwanken könnte,
ob ihr Mischcharakter nicht aus einem besonderen subgeneri-
schen Typ sich erklären lasse: Protrachyceras Thyrae, z. B.
aus dem Marmor mit Lobites ellipticus vom Feuerkogel, d. h.
der oberen aonoides- Stufe (Hallst., S. 636, Taf. 169, 4) hat
keine ausgesprochene Externfurche, sondern es findet sich an
ihrer Stelle eine mediane Doppelreihe von Knoten, wodurch
eine Annäherung an Anoleites (s. S. 15/16) erzielt wird.
MOJSISOVICS sucht dies damit zu erklären, daß (S. 636/37)
bei den Trachy cer aten nicht selten atavistische, in das
Balatonit en- Stadium zurückver fallende abnorme Ausbildungen
der Externseite beobachtet werden können, so daß der Ge-
danke naheliegen kann, „daß auch hier ein anologer Fall
vorliegen könnte, bei welchem aber die mediane für Bala-
tonites charakteristische Knotenreihe der Länge nach in eine
Doppelreihe gespalten wäre". Diese Erklärung ist so gesucht
und willkürlich, daß das Bewußtsein, sie sei nicht viel mehr
als eine Redensart, geradezu befreiend wirken muß; solche
Stücke sind es, deren Natur einer künstlichen Systematik
den wirksamsten Widerstand leistet, von denen wir endlich
lernen könnten, wie hoch wir diese Systematik, auf die das
bekannte Wort von dem „systematischen Mißbrauch einer
eigens dazu geschaffenen Nomenklatur" passen könnte, einzu-
schätzen haben! Eine ähnliche „an olciti sehe" Quer-
verbindung der Rippen über den Externteil weg zeigt Pro-
trach. Arion (Hallst., S. 634, Taf. 170, 4) und — nicht
ganz so deutlich — Medea (a. a. 0., Taf. 169, 5), „Trachy-
' mutatum (Hallst., S. 662, Taf. 124, 12) bildet in
etwas anderer Beziehung einen entsprechenden Fall, wie
Thyrae (s. o.). „Nach der Beschaffenheit des Externteiles,
welcher nicht nur keine Medianfurche zeigt, sondern von den
Querrippen geradlinig übersetzt wird, möchte man geneigt
sein, die vorliegende interessante Form zu Sagenites, bzw.
zu Trachy sagenites zu stellen (!). Die Skulpturverhältnisse
der Flanken lehren aber, daß die nächsten Verwandten der
Art bei Trachyceras, und zwar bei der Gruppe der Track;
acanthica, zu suchen sind"; auch hierin haben wir nach
MOJSISOVICS keinen subgenerischen Zweig zu erblicken, son-
dern wir werden wiederum an die Möglichkeit atavistischer
'hläge erinnert. „Dies mahnt um so mehr zur Vorsicht,
I um eine ßeibe im gleichen Sinne abgeän-
r Arten oder um individuenreiche Arten, sondern bloß
um .in vereinzeltes Vorkommen handelt, welches durch weitere
— 42f> —
Funde sich bloß als eine individuelle Abänderung eines
normalen Trachycera.8 herausstellen könnte. Wir dürfen aus
diesem Grunde auch daran keinen Anstoß nehmen, daß das
charakteristische Merkmal von Trachycera.8 i. e. S., die Ver-
doppelung der Externdornen, bei Track, mutatum nicht vor-
handen ist." Ein Mann wie Mo.JSISOVICS, der so viel Wert
auf die allerkleinsten Unterschiede legt, — denn damit allein
kann er seine Systematik, seine Ansichten über die Entwick-
lung der triadischen Ammoniten stützen — sollte es ver-
meiden, seine Zuflucht zu „individueller" Abänderung zu
nehmen. Denn mit Recht wird man fragen, wenn die indivi-
duelle Abänderung so weit gehen konnte, daß sie nicht mehr
vor Gattungsgrenzen Halt macht, wie in diesem Fall, woher
wissen wir dann, ob nicht gerade die wenigen Stücke, die
MojsisoviCS oft einer Art zugrunde legt, durch individuelle
Ähnlichkeit zusammengeführt worden sind; ob nicht indivi-
duelle Formenentwicklung sich in die Grundlage seiner
ganzen Systematik nicht nur einmal, sondern immer wieder
eingeschlichen hat? Ein größeres Material müßte wohl die
MäDgel erweisen; wir hören MOJSISOVICS verschiedentlich
(Hallst., S. 6 IG) über den Mangel an Material klagen, — ich
kann mich des Gefühls nicht erwehren, daß dies eine Selbst-
täuschung ist; das Material an sich ist sehr reichlich, nur
die einzelnen „Gattungen" und „Arten" sind arm an Indi-
viduen, und wenn MOJSISOVICS dreimal soviel Material
zur Verfügung gehabt hätte, — er hätte wohl dreimal soviel
„Gattungen" und „Arten" gefunden, und seine Klage über
das mangelnde Material wäre nicht minder beweglich erklungen!
An einzelnen Gruppen läßt sich gerade bei MOJSISOVICS
zeigen, daß es tatsächlich das Übermaß von Arten ist, das
eine exakte Bestimmung unmöglich macht. So z. B. gehören
Anolcitea holdae (Hallst., S. 696, Taf. 162, 16), An. Lenaui
(a. a. 0., S. 698, Taf. 162, 19) und An. Carneni (a. a. 0.,
S. 69>, Taf. 162, 17), alle drei aus dem Marmor mit Lobites
ellipticus des Feuerkogels (= ob. aonoides — St.), je auf
ein Exemplar gegründet, zu einer Art; verschieden ist
eigentlich nur die Intensität der Skulptur, und ich bin sicher,
daß weitere Funde auch darin noch mehr Übergänge erweisen
werden. Die gena Beschreibung dieser drei „Arten" erfüllt
mehr als zwei Stuten; diese Ausführlichkeit wird man von
dem Augenblick ab vermissen können, wo man die Zusammen-
gehörigkeit erkannt hat. Ebenso gehören zusammen Anolcites
julium (Med., S. L03 L 04, Taf. 13,3. l. - . vgl. Hallst., S. 622),
pclaaavonum (Med., S. 107. Taf. 13, 7), Neumayri (a. a. <>.,
30
— 426 —
S. 107, Taf. 13, 6. 14, l) und judicaricum (a. a. 0., S. 108,
Taf. 14, 3), soweit sie aus dem schwarzen schiefrigen Dao-
nellen-Kalk bei Prezzo in Judicarien (Archelaus -Zone)
stammen. Habitus und Skulptur sind überall genau dieselben:
clapsavonum (Taf. 13, 7) hat am wenigsten Dornen, Dornen
am Nabelrand sind indes schon angedeutet; deutlicher treten
diese bei Neumayri (Taf. 13, 6) und julium (Taf. 13, 3. 4)
hervor, während der dornenreichere Neumayri (Tai. 14, l) den
Übergang zu dem am stärksten skulpturicrten judicaricum
(Taf. 14, 3) vermittelt. In der Skulptur weiß ich diese letzteren
nicht von ladinum (Taf. 14, 2) — gleichfalls aus demselben
Daonellen-Kalk — zu trennen; aber die Lobenlinie ist
hier im Gegensatz zu julium (Taf. 13, 4) und Neumayri
(Taf. 13, 6 und 14, 1), bei denen sie noch ziemlich cerati-
tisch ist, bereits ausgesprochen ammonitisch. Ich will
nicht für Zusammenfassung mit den übrigen trotz der ver-
schiedenen Lobenlinie plädieren, sondern nur daran erinnern,
daß eine Auffassung sehr gut denkbar wäre, bei der als erstes
und wichtigstes Moment für systematische Untersuchungen die
stratigraphische Lage gilt (s. S. 433 ff.). Wir wissen, daß die
Lobenlinie in ihrer Ausbildung im einzelnen schwankt, und
gerade bei einer Gruppe wie Trac/tyceras im weitesten Sinn,
bei der ceratitische und ammonitische Lobenlinien
auftreten, kann es nicht verwundern, wenn die Zackung bei
ein und derselben Art einmal auf die Sättel übergreift und
das andere Mal auf die Loben beschränkt ist. Der grund-
sätzliche Unterschied ist jedenfalls nicht so groß, wie uns durch
den frühzeitig eingetrichterten Gegensatz zwischen „Ceratites1,
und „Ammon-ites" vorgetäuscht wird, und jedenfalls nicht
größer als die individuellen Schwankungen, wie sie sich in
der Lobenlinie mancher Ammoniten finden!
Zusammenziehen lassen sich ferner drei „ Protrachycerata
furcosa" aus dem rotbraunen Marmor des Raschbergs (aonoides-
Zone): Kiliani (Hallst., S. 625, Taf. 144, 4), gegründet auf
ein Stück, inclinans (a. a. 0., S. 62G, Taf. 145, 2), gegründet
auf drei Stück, und Hymeneis (a. a. 0., S. 627, Taf. 144, 5),
gegründet auf ein Stück. Kiliani ist freilich evoluter, aber
die beiden letzteren unterscheiden sich nur durch schmälere
Umgänge und zahlreichere schmälere Rippen bei Jlymenes.
Nach Mo.JSiSOVics gehört Kiliani in die Verwandtschaft Pro-
tarch. Bubfurcatum (a. a. 0., S. 625, Taf. 166, 6); und von
Bubfurcatus kann ich den etwas schwächer skulptierten Ru-
dolphi (a. a. 0., S. 623, Taf. 166, 2. 3) nicht trennen; Had-
wiyae (a. a. 0., S. 624, Taf. 166, 4. 5) wiederum stimmt mit
— -127 —
letzterem vollkommen in der Skulptur, und ist nur etwas
evoluter. —
Mit diesen wenigen ganz beliebig herausgegriffenen Fällen
glaube ich den Beweis erbracht zu haben, daß die Arten
MOJSISOVICS, seine ganze Einteilung auf viel zu schwachen
Füßen steht, als daß sie uns ein Hilfsmittel in paläontologi-
scher oder stratigraphischer Beziehung sein könnten. Die von
ihm geschaffenen Gattungsnamen haben in unsere Lehrbücher
Eingang gefuuden, ohne daß dabei die von ihm verfochtene
Systematik genau wiedergegeben worden wäre; naturgemäß
ergeben sich daraus gewisse Widersprüche, und die Unsicher-
heit bei der Umgrenzung eines Gattungsbegriffs wird dadurch
noch größer, als sie an sich schon ist. Nach allem dem könnte
nichts erwünschter sein, als eine neue gründliche Umarbeitung
des gesamten MOJSISOVICS sehen Materials.
Es liegt mir weniger daran, zu zeigen, wie MOJSISOVICS
selbst geirrt hat, denn damit würde ich nichts ganz Neues
aussprechen; es gilt unter Paläontologen als ein offenes Ge-
heimnis, daß die Zergliederung der triadischen Ammoniten,
wie sie MOJSISOVICS durchgeführt hat, zuweit geht. Viele
sind sich darüber einig, daß zahlreiche seiner Arten, ja
Gattungen sich nicht aufrechterhalten lassen; es scheint aber
auch unter ihnen die Meinung sehr verbreitet, daß dies ein
rein äußerlicher Fehler von im Grunde untergeordneter
Bedeutung sei, der leicht zu korrigieren wäre. Dem gegen-
über muß darauf hingewiesen werden, daß, wer es je mit triadischen
Ammoniten zu tun hat, sich unmöglich mit gutem Gewissen auf
seine Arbeiten, auf seine Gattungen und Namen beziehen darf.
Und es ist nicht meine Ansicht, daß gerade nur MoJSISOVICS
sich so geirrt hat; das Lob, das diese großen Arbeiten immer
wieder finden, die zahlreichen Arbeiten, die nach diesem
Muster Systematik, Namen, Abstammungslehre machen, alles
dies zeigt uns deutlich genug, wie gang und gebe diese Art
wissenschaftlicher Betätigung ist, diese unglückselige Methode,
die in den meisten Fällen nicht einmal nachprüft, sondern
einfach bald hier, bald dort eine neue Untergattung, eine neue
Art aufbaut mit blindem Vertrauen auf die einmal von
.Tugend auf eingelernte Systematik, auf die Namen derer, die
sich durch ihre Benennungen, durch ihre Ableitungen — wenn
auch unbewußt — eine Tyrannei in unserer Paläontologie
angemaßt haben, unter der wir nachgerade lange genug geseufzt
haben sollton. Und es ist wohl nicht einmal immer nur das
Vertrauen auf jene bald historischen Namen ,es ist gar zu oft
nur die Unbequemlichkeit. Jeder Fund, den ich bestimmen
30*
— 428 —
will, zwingt mich zu einem Kompromiß mit meinem Gewissen,
jeder Ammonit, den ich finde, beweist mir die Unzulässigkeit
unserer Nomenklatur, das Falsche unseres engen Artbegriffs;
wer will aber aus dem einen Stück heraus alle die anders
Gesinnten überzeugen?
"Was die Beschreibung der Formen eines neuen Fund-
punktes zeigt, das ist meistens nur, daß überall die Groß-
arten es sind, die stark variieren, vielleicht hier etwas
anders als dort, — aber das muß ja so sein, entsprechend
den selten genau übereinstimmenden Lebensbedingungen. Es
ist dies kein Gesichtspunkt, von dem aus das Material
in Angriff genommen werden soll, sondern es ist das einzig
mögliche Ergebnis aller paläontologischen Arbeiten. Und
dies Ergebnis sollte man ausnützen; als ich1) auseinander-
setzte, wie das Festhalten an den OpPELschen Arten zum
Teil nicht möglich sei, da ihre Unterscheidung nicht scharf
sei, da wurde mir von wohlwollender Seite mitgeteilt, das
hätte man schon vor dreißig oder mehr Jahren gewußt. Warum
hat man dann aber nicht die Konsequenzen gezogen, warum
hat man dann nicht alles getan, um zu verhindern, daß die
gesamte paläontologische "Wissenschaft immer weiter auf dem
durch Oppels Autorität sanktionierten "Weg weiterging? Man
hat nicht nur die alten Namen weiter benutzt, sondern man
hat noch mehr Kinder solchen Geistes in die "Welt gesetzt
oder setzen lassen; mag nun der einzelne unterscheiden zwischen
zoologischer und deskriptiver Art wie M. SEMPER2), mag
er den "Wert der paläontologischen „Arten" auch richtig ein-
schätzen, ein unbedingtes Erfordernis ist dann jedenfalls,
daß diese richtige Auffassung auch in der Nomenklatur zum
Ausdruck kommt.
Die in der Paläontologie noch sehr verbreitete Binomen-
klatur genügt nicht nur längst nicht mehr, sondern sie gibt
eine ganz falsche Vorstellung, die Vorstellung nämlich, als
ob die fossile binome „Art" etwas ebenso Konstantes, etwas
der normalen binomen, zoologischen oder botanischen Art Ent-
sprechendes wäre. Schon vor bald einem Vierteljahrhundert
hatte NKUMAYU dies erkannt, (Stämme des Tierreichs S. OG/67):
„Wo dies nicht möglich ist", — nämlich die Unterscheidung
von Mutationen mit ihren Varietäten, — „ist es am besten,
die miteinander durch Übergänge verbundenen Formen unter
einem Gesamtnamen zusammenzufassen, und die einzelnen
\ G. Oppelia.
>) N. J. 99. I.
— 120 —
Typen durch besondere Namen auszuzeichnen, so daß jede
derselben nicht wie in der LlNNEschen Nomenklatur durch
zwei, sondern durch drei Worte bezeichnet wird." Und wie
steht es heute? Jedem, der in Geologie und Paläontologie
sich einarbeiten will, dem stürmt zunächst als ein wirkliches
Abschreckungsmittel die Schar von Gespenstern entgegen, die
sich Arten nennen, und wirklich nur „Gespinster" sind; wer
den Kampf mit ihnen aufnimmt, der merkt bald, wie faden-
scheinig die Weisheit ist, aber er merkt auch bald, welch
furchtbare Gegner er in ihnen hat. Um sie drehen sich die
Fragen der Bestimmung; das bearbeitete Objekt selbst tritt
zurück, und die ganze Arbeitskraft wendet sich den Synonymen
und Nichtsynonymen zu, und schließlich ist das Resultat: es
paßt nirgends hin, — das Stück, von dem ich sofort weiß,
es ist ein Anun. macrocephalus, es ist eine biplicate
Terebratel aus den Variansschichten, eine bezeichnende
Versteinerung — , ich kann es nicht benennen, bevor ich so und
so viele Literatur durchgewälzt habe, bevor ich meine Zeit
und Arbeitskraft in lächerlichen Frägchen erschöpft habe, ob
X unter macrocephalus auch wirklich nur dies, ob Y unter
biplicata nicht vielmehr eine etwas stärker gewölbte Form
verstanden habe!
Diese unhaltbaren Zustände verdanken wir mit und vor
allem denen, die sich nicht an die einfachsten Wahrheiten
gekehrt haben, und es auch jetzt noch nicht tun. Schon 1889
hat NeüMAYR (Stämme des Tierreichs, S. 67) geschrieben: „So
viel ist sicher, daß die Zeit vorbei ist, in welcher es als ein
großes Verdienst und eine wissenschaftliche Tat gelten konnte,
einige Dutzende neuer Arten benannt und mit Diagnosen ver-
öffentlicht zu haben." — Leider ist die Zeit eben immer noch
nicht vorbei!
Wenn man sich an den Geist des Aufsteilens und Ver-
wendens von Arten hält, wie er heute in der Literatur
herrscht, so muß man zweifeln, ob immer das Verständnis
für den ursprünglichen Zweck der möglichst engen Art-
begrenzung dabei noch vorhanden sei. Man muß vielmehr rein
nach der Parallelität der Nomenklatur zu dem Ergebnis
kommen, daß nach Ansicht zahlreicher Paläontologen die
paläontologische Art der normalen zoologischen Art entspreche.
Und von diesem Gesichtspunkt aus gibt es zwei mögliche,
grundsätzlich verschiedene Auffassungen: Entweder zu Leb-
zeiten einer bestimmten Fauna bestehen so und so viele
äußerst ähnliche Arten nebeneinander, oder es existiert nur
eine variierende Großart, und die vermeintlichen Arten
430
sind nichts als deren Variationen. Eine solche Macht
haben die Namen, daß die letztere a priori -viel natür-
lichere Annahme einer gewissen Variation jeder Großart, wie
wir sie bei lebenden Tieren fast alltäglich beobachten, erst
belegt werden muß gegenüber der ersteren Annahme, die in
der Literatur die gebräuchliche scheint. "Wenn heute in Hinter-
indien eine Fauna mit 50 Stück Macroceph alen entdeckt
wird, die alle denselben Typus haben, aber in jedem Stück
etwas verschieden aussehen, so wird der Nachweis verlangt,
daß es sich wirklich um dieselbe variierende Art handelt
und nicht etwa um verschiedene Arten! Man sollte doch
denken, daß in einer solchen Fauna zunächst einmal die An-
nahme von den verschiedenen, so sehr ähnlichen „Arten",
die sogar durch Übergänge verbunden sind, durch ent-
sprechende Tatsachen in der lebenden Natur bewiesen werden
müßte, aber diese Beweisführung ist überhaupt noch nie ver-
sucht worden! Im Gegensatz hierzu häufen sich von Tag zu
Tag die Belege, daß diese sog. „Arten" durch Übergänge
verbunden und somit Varietäten sind. Soweit es sich dabei
um zeitlich gemeinsame Variationen (im Gegensatz zu den
Mutationen) handelt, kann ihre Unterscheidung im einzelnen
höchstens den einen praktischen Grund der Verständigung über
die eine oder andere Variationsrichtung haben; und in diesem
Fall müßte ein dritter Name angehängt werden, der die
Richtung der Variation anzeigt. Und mit dem Begriff der
Variationsrichtung ist zugleich die Tatsache ausgesprochen,
daß diese Richtung in verschiedenen Lokalitäten sich wieder-
holen kann; zugleich ist damit aber auch deutlich genug vor
Augen gerückt, wie verfänglich es wäre, wenn wir statt dessen
einen Artnamen geben würden: Nichts ist nämlich natürlicher,
als daß eine Großart hier so, dort so variiert hat, denn genau
dieselben Lebensbedingungen wiederholen sich kaum an ver-
schiedenen Orten; wer einmal z. B. im schwäbischen Jura den
Amin, hecticua gesammelt und seine starke Variationsfähigkeit
beobachtet hat (s. z. B. QüENSTEDT: Ammoniten, wo die-
selben wahrheitsgetreu zur Darstellung gebracht sind), der muß
daran zweifeln, ob es irgendwelchen Sinn hat, diese Variations-
fülle in verschiedene Art-, ja Gattungsnamen zu zwängen und
dadurch widersinnig auseinanderzureißen, was doch zusammen-
gehört. — Und wer sich klarmacht, daß Indiens nicht nur
hier, sondern auch in Ungarn oder im französischen Jura und
überall, wo immer er gelobt hat, gleichfalls variiert hat,
der wird sich nicht darüber wundern, daß es diesem
Tier öfters gelungen ist, hier wie dort ganz entsprechende
— 431 —
Formen zu erzeugen; er kann dann doch nicht diese zu-
fällig in der Form übereinstimmenden Exemplare mit einem
besonderen gemeinsamen Namen benennen und je aus ihrem
Kreis herausreißen! Denn damit wird ja das ganz falsche Bild
gegeben, als ob beiden Gegenden eine ganz bestimmte
In >ti,us-Yovn\ gemeinsam wäre, die anderen Gegenden viel-
leicht fehlt, und auf deren gemeinsamen Vorkommen alle
möglichen Folgerungen stratigraphischer und paläogeographischer
Natur gezogen werden könnten, wovon doch nach dem an-
gegebenen einfachen Tatbestand nicht die Rede sein kann.
Dieses Bild kann sich aber, ja es muß sich in vielen Fällen
geradezu aus einer gewöhnlichen Bestimmung auf Grund der
verschiedenartigen zu berücksichtigenden Literatur ergeben.
Verwertbar ist nur die Tatsache, daß im oberen Dogger
sowohl in Süddeutschland als in Norddeutschland, als in
Ungarn usw. der Amm. hecticus auftritt, und zwar in vielen
Variationen; — nicht verwertbar ist aber die Fiktion,
als wären ganz bestimmte gemeinsame „Arten" vorhanden.
Die Frage der Artbegrenzung ist nachgerade in ein groteskes
Stadium gerückt durch eine neuere Arbeit, die, auf dem alten
unverstandenen Dogma von der Notwendigkeit des Festhaltens
aller Unterschiede fußend, das merkwürdige Rätsel des Über-
gangs zahlreicher „Arten" einer Gattung ineinander durch
Bastarden-Bildung zu erklären sucht! Es ist das die Arbeit
von DE Tsytovitch über Hecticoceras im Callovien von Chezery
(Abh. Schweiz. Pal. Ges. 1911), aus deren Resultaten ich
folgenden Satz zitiere (S. 81): „Wenn ich die Hecticoceras
von Chezery in 6 Gruppen von Arten eingeteilt habe, so habe
ich damit nicht die Absicht, zwischen ihnen absolute Unter-
schiede aufzustellen. Im Gegenteil, wie in jeder dieser Gruppen
die verschiedenen Species untereinander durch vielfache Über-
gänge (liaisons multiples et complexes) verbunden sind, so
sind auch sie (die Gruppen) untereinander durch Übergänge
verknüpft, die mir um so deutlicher erschienen, je größer das
Material wurde. Dieses vollkommene Fehlen jeder scharfen
Grenze führt uns zwingend zu der Annahme einer auto-
chthonen(!) Fauna, deren Elemente sich rasch an Ort und Stelle
vermehrt haben, indem sie zwar in verschiedenen Riebtungen
strebend stark Variante Formen hervorgebracht haben, die aber
eng miteinander verwandt sind." So kommt DK TSYTOVITCH
auf den Gedanken, daß man es hier z. T. mit Bastarden zu
tun hat. — Aus dieser Betrachtungsweise spricht die Befol-
gung eines Systems, das — ich nehme es zu seinen Gunsten
au — mißverstanden ist. Psychologisch ist dieses Resultat
— 432 —
verständlich: In der Freude über die Fortschritte der ver-
gleichenden Stratigraphie auf Grund einer genaueren Species-
unterscheidung seit OPPEL hat man den Leitwert vieler
Formen überschätzt; und man kann leicht verstehen, daß man
einem noch so kleinen Unterschied lieber zuviel als zuwenig
Ehre antun wollte.
Hier zeigt sich uns klar die notwendige Folge der allzu
subtilen Arten Unterscheidung, hier zeigt sich zugleich deut-
lich, was der Unterschied zwischen Art und Varietät ist; nur
um das Selbstverständliche zu begreifen, daß Formen einer
Zone, die bei Chezery 15 bis 50 cm mächtig ist, ineinander
übergehen, müssen wir mit Rücksicht auf die nun einmal
herrschende Methode der vielen Arten unsere Zuflucht zur
Bastardierung dieser „Arten" nehmen! Es ist das das Extrem
von dem, was geleistet werden konnte in der durch die Tra-
dition vorgeschriebenen Richtung. Extreme aber berühren
sich; und so bedarf es wahrlich nur eines etwas geänderten
Gesichtspunktes, um zu erkennen, daß alle Hecticoceraten
— zunächst bei Chezery — einer einzigen stark variierenden
Art angehören. Diese Erkenntnis kann nur demjenigen
Schmerzen bereiten, der seine irgendwo gesammelten Hectico-
ceraten gerne bestimmt haben möchte; die Frage ist nur die,
was das Bestimmen als solches für einen Zweck hat. Wenn
nun aber jemand wissen wollte, wie diese einzige Art von
lfrcticoceras zu benennen sei, so kann ich höchstens antworten:
„Ilecticoceras heciicumu , — falls diese Tautologie beruhigen-
der wirken sollte.
Zwei Einwände könnten erhoben werden:
1. Mögen wir uns ein Bild von dem Verlauf und der
Lokalisierung der Entwicklung machen, wie wir wollen: Wande-
rungen, vielleicht auch passive Verschwemmung in lebendem
oder totem Zustand werden stets stattfinden können, und so-
mit dürfen wir nicht überall erwarten, daß die Formen in
einer bestimmten Gesetzmäßigkeit auftreten. Manche Schichten
werden unter autochthonen Elementen auch Fremdlinge ent-
halten, und dann werden wir uns vergeblich bemühen, Ord-
nung hinein zu bekommen. Das könnte ja auch gerade bei
Chezery der Fall sein; freilich DK TSYTOVITCH selbst ist zu
dem entgegensetzten Schluß gekommen, nämlich daß die
gesamte Fauna autochthon sei (a. a. 0., S. 81). Über diese
Frat;e läßt sich wohl nicht ohne weiteres eine Entscheidung
treffen. Zunächst kann betont werden, daß wir keinerlei Ver-
anlassung haben, ausgerechnet in Chezery anormale Verhält-
nisse anzunehmen, derart, daß hier eine besonders bedeutende
433
Zusammenschweinmung verschiedenartiger Elemente statt-
gefunden haben sollte: über Callovien mit Macrocephalen
und unter L am berti- Schichten lagern eisenoolithreiche Kalke
mit Reirieckia anceps und Hecticoceras, es ist eine ganz nor-
male Schichtfolge. Mit demselben Recht wie bisher könnten
wir dann auch die anderswo vorkommenden Hecticoceraten
für zusammengeschwemmt erklären, — die nebenbei überall —
wo ich sie noch gesehen habe — in derselben starken Varia-
tionsfähigkeit auftreten wie bei Chezery. Und damit komme
ich zu dem andern möglichen Einwand.
2. Es ist ganz zweifellos eine der verdienstvollsten
Arbeitsweisen, irgendwo Schicht für Schicht abzuräumen und
Zentimeter für Zentimeter die Fossilien herauszuholen; nur so
wird man die Zonenbeständigkeit gewisser Formen und ihre
allmähliche Veränderung feststellen können. Und wenn solche
Arbeiten in verschiedenen Gegenden unter gegenseitiger Berück-
sichtigung durchgeführt werden, so wird man dadurch vielleicht
einmal wirkliche Entwicklungsreihen aufstellen und auch den
Weg der Wanderungen, der Verschiebungen gewisser Faunen-
elemente kontrollieren können. Dieser Methode liegt die
richtige Erkenntnis zugrunde, daß wir trotz noch so großer
Aufsammlungen, trotz des zum Teil riesenhaft zusammen-
gehäuften Materials aus fossilreichen Schichten mit den
Entwicklungsreihen nicht recht vom Fleck kommen, vielleicht
besonders deswegen, weil die fossilärmeren Schichten stets zu
wenig von den „Sammlern" berücksichtigt werden.
Sie sind es, die doch großenteils wahllos aus dem ihnen
als fossilreich bekannten Horizont sammeln; dadurch verliert
das Material mindestens seinen halben wissenschaftlichen Wert,
der erst dann erschöpft wäre, wenn Zentimeter für Zentimeter
abgeklopft und gesondert etikettiert würde. Von diesem Ge-
sichtspunkt betrachtet verlieren fast alle Sammlungen beträcht-
lich an Wert, und ebenso auch die darauf gegründeten Publi-
kationen, und das ist z. B. auch der nie gutzumachende
Fehler bei MoJSISOVICS. Jedenfalls liegt in dieser Richtung
noch eine Unsumme wissenschaftlicher Arbeit.
Es könnten also — würde man vielleicht vermuten
— auch in Chezery die zahlreichen Varietäten des
hecticus selbst in ihrem beschränkten Auftreten in einer
gewissen Gesetzmäßigkeit aufeinander folgen, und das
könnte vielleicht DE TSYTOVITCII entgangen sein. Auch diese
Frage kann von hier aus nicht entschieden werden. Es ist
kein Zweifel, daß wir in große Schwierigkeiten kommen, wenn
wir innerhalb einer 15 cm (a. a. 0.) mächtigen fossilführenden
434
Schicht horizontieren wollen. Theoretisch dürfen wir vielleicht
mit Recht annehmen, daß die Formen, die ohne Zweifel von
vornherein eine gewisse Variationsbreite gehabt haben, sich
allmählich verändert haben, und daß wir zunächst einmal er-
warten dürfen, zu unterst andere Formen anzutreffen wie zu
oberst; in den dazwischenliegenden Formen haben wir dann
die Übergänge zu suchen.
Nun kommt alles auf die Frage an, ob die Sedimentierung
jener 15 cm Gestein so langsam vor sich gegangen ist, daß
für eine Entwicklung Zeit vorhanden war; wenn nicht, so sind
alle stratigraphisch-entwicklungsgeschichtlichen Untersuchungen
innerhalb dieser Zone unnötig, wenn ja, so wäre es unver-
ständlich, wenn innerhalb der langen Zeit, — die man für
eine allmähliche Entwicklung doch wohl annehmen muß —
und angesichts der minimalen Sedimentation, d. h. der schlechten
Erhaltungsmöglichkeit, die Schalen al ler der Hecticoceraten,
die das damalige Meer bevölkerten, wirklich erhalten, und zwar
so gut erhalten wären. Sie können nicht lange frei dagelegen
haben, sonst müßten die Schalen wenigstens zum Teil ange-
löst, mit Schmarotzern (Serpula) besetzt oder angebohrt sein;
derart gut erhaltene Fossilien müssen sehr schnell
eingebettet worden sein, somit bleibt für eine Entwicklung
gar keine Zeit. Nur wenn die Sedimentation innerhalb einer
solchen Zone eine ungeheuer gleichmäßige gewesen ist, nur
wenn gar keine Umschwemmungen, gar keine Meeresströmungen
stattgehabt haben, können wir erwarten, daß uns die Formen
in der Reihenfolge ihrer Entwicklung auch heute
noch vorliegen, und nur dann dürfen, ja müssen wir jede»
Stück, das etwas höher liegt als das andere, und wenn es
auch nur lji cm höher begänne, daraufhin ansehen, ob der
Lauf der Entwicklung sich in seiner Form ausspricht, und wir
müssen es, wenn wir einen Unterschied gegenüber dem
„älteren" Stück feststellen können, besonders benennen.
Diese Benennung hat den Zweck, zu zeigen, daß es sich
hier um eine besondere Form handelt; wie verfolgt man
ihren Horizont?
Das sind doch wohl die notwendigen Konsequenzen
aus der Methode des Absuchens Zentimeter für Zentimeter;
und so wäre jedenfalls diese Paläontologie sehr abhängig
von stratigraphischen Gesichtspunkten. Es fragt sich über-
haupt, ob man dieser Methode einen Erfolg garantieren kann,
und was ihre Fehlerquellen sein werden. Ganz allgemein
ergeben sich jedenfalls große Schwierigkeiten. Nehmen wir an,
wir hätten irgendwo etwa in der Bank 1 den Amin, subradiatua
— 43.5 —
mit seinen Variationen, weit darüber in der Bank 10 den
Amin, fuscus mit den seinen — und in den zwiscbenliegenden
Bänken 2 — 9 die allmählichen Übergänge, und zwar in jeder
Bank eine nur ihr eigene ausgesprochene gesetzmäßige Muta-
tion; das wäre also ein Fall, wie ihn WAAGEN erkennen
wollte. Wir hätten zunächst hier 10 gute Leitfossilien, und
zwar — so gut wie subradiati/s, so gut wie fuscus — je mit
ihrer Variationsbreite. Ich bezweifle, daß man nun praktisch
die Mutationen zweier aufeinanderfolgenden Bänke, die ein-
ander sehr ähnlich sein müssen, klar unterscheiden kann; die
jedesmal zugleich auftretenden Variationen werden die Merk-
male bald der nächst älteren, bald der nächst jüngeren
Mutation zufällig wiederholen können, und schließlich wird
eine Form neben der aus ihr entstandenen Mutation weiter-
leben können; die an und für sich minimalen Umterschiede
zwischen all diesen Mutationen werden verschwimmen und
für die Praxis illusorisch werden. Aber zugegeben, auch
diese Unterscheidung mag möglich sein, es mag gelingen, ein
Merkmal herauszufinden, das bei aller Variation konstant
bleibend nur die allmähliche Mutation widerspiegelt (freilich
widerspricht dies meinen Erfahrungen bei Ammon it en, denn
hier schwankt alles), — wird es stets in allen Gegenden,
unter allen Lebensbedingungen dasselbe Merkmal sein, auf
das wir bauen können? Es ist schon ausgesprochen worden,
daß eine Großart — etwa subradiatus — hier diese, dort
jene Variationscharaktere besonders ausgeprägt zeigen wird,
daß damit die Form hier wie dort ihren besonderen Gesamt-
charakter wird zeigen können, oder — um mit den Freunden
der vielen Arten zu sprechen — hier andere der Gegend
eigene Arten auftreten mögen als dort. Demnach wird auch
die Entwicklung im einzelnen und im kleinsten hier anders
vor sich gehen müssen als dort, hier werden andere Mutationen
auftreten als dort, Wanderungen und Verschwemmungen stören
die ursprüngliche Ordnung, ortsfremde Elemente führen uns
irre, und damit erklärt sich nicht nur die Unmöglichkeit, ein
Fossil so zu bestimmen, daß es einer derart strengen Arten-
auffussung genügt, damit erklärt sich ganz allgemein, daß
man nicht erwarten darf, die Mutationen der vorhin an-
genommenen Bänke 1 — 10 auch nur in einem beschränkten
Gebiet in derselben Art und Weise aufeinanderfolgen zu
sehen, da ihre Unterscheidung auf all zu subtilen Merk-
raälchen beruht.
Durch all diese Überlegungen soll der Wert stratigraphisch
paläontologischer Untersuchungen im kleinen durchaus nicht
436
völlig geleugnet werden; nur die Grenzen, die dieser Arbeits-
weise gestellt sind, müssen wir im Auge behalten.
Die Mehrzahl der neueren „Arten" ist jedenfalls ohne
derartige Überlegungen aufgestellt worden, und sie haben zum
Ausbau unserer Stratigraphie keinen Deut beigetragen, sie
haben für entwicklungsgeschichtliche Untersuchungen gar keinen
Wert, sie sind nur dazu da, um zu verwirren, da sie nur
Einzelfälle irgendeiner Variation, einer Mutation darstellen,
und in manchen Fällen wohl nicht einmal das, sondern Kombi-
nationen von beiden.
Hand in Hand mit der besprochenen Arbeitsweise muß
jedenfalls eine weitere Arbeit gehen, und das ist die Untersuchung
der Variationsbreite der Formen innerhalb eines gewissen Zeit-
abschnittes. Die Ammoniten werden — etwa im Jura —
stets als die besten Leitfossilien bezeichnet, und mit Recht;
ihre Variationsbreite aber ist z. T. ganz außerordentlich groß.
Die Leitfossilien freilich werden immer wieder erkannt, aber
unsere Methode bringt es mit sich, daß sie nur in möglichst
enger Artumgrenzung anerkannt werden, die abweichenden
Formen — „ähnliche Arten" — werden zu wenig beachtet.
Es wird sich, wenn nur erst das genügende Material
gesammelt und vor allem auch mit anderen Augen
betrachtet wird, herausstellen, daß es sich fast
durchweg nicht um verwandte Arten, sondern um
Variationen handelt.1) Den Nachweis für die „Gattung"
Hecticoceras hat DE TSYTOVICH erbracht; und es müßte eine
dankenswerte Aufgabe sein, zu verfolgen, wie weit die Variations-
breite bei allen Ammoniten geht. Daraus würde man ein
Urteil gewinnen über den Wert zahlreicher Unterscheidungen,
nicht nur von Arten, sondern auch von Gattungen. Daraus
würde man vielleicht auch erkennen können, wie wir unver-
sehens durch sie von der wissenschaftlichen Beobachtung weg-
geführt und zu einem Turnier der Wörter gezwungen werden.
Wenn es einmal z. B. irgendwo gelingen wird, etwa die
Formen zu finden, die zwischen den ältesten Oppelien und
Harpoceraten stehen, — und ich zweifle nicht, daß auch dies
gelingen wird, sowie wir nur einmal gelernt haben, mit
anderen Augen zu sehen, — nun, so würde dies auch ohne
die exakten und kleinlichen Unterscheidungen gelingen. Ja,
diese sind es gerade, die unseren Blick in dieser Beziehung
1 Ähnliche Anschauungen äußert neuerdings auch G. HOFFMANN:
Stratigraphie und AmmoDitenfauna des unteren Doggers in Sehnde bei
Hannover, 1913.
— 437 —
eher trüben, sie sind daran schuld, wenn wir vor lauter
Bäumen den "Wald nicht sehen.
QüENSTKDT hat schon viele Übergänge gekannt zwischen
Formen, die später in verschiedenen GattuDgen eingeordnet
sind; Avir haben großenteils das Auge dafür verloren, da
durch zahlreiche „Arten" und „Gattungen" der Begriff des
Überganges erstickt wird. Ich möchte glauben, daß es gar
nicht so viel ist, was uns fehlt, daß dieses und jenes Glied
deshalb nicht in seinem Wesen erkannt wird, weil es uns
durch das Gewand seines Namens entstellt ist.
Es ist gewiß in 'vielen Fällen nur die Gewöhnung an so
viele von Jugend auf und immer wieder in die Ohren klingende
Namen, ihre durch andauernden Gebrauch in der Literatur
erlaugte, fast historische Bedeutung, durch die wir uns ab-
halten lassen, den Dingen auf den Grund zu sehen, durch
die wir zu sehr das Bewußtsein verlieren, daß es ja nur Be-
nennungen sind, die von unseresgleichen gegeben wrorden
sind, dieses Bewußtsein, zu dem wir uns immer wieder von
neuem durchringen müssen. Ungern tastet man an Alther-
gebrachtes, dem nur zu leicht nur wegen seines Alters ein
ganz unverdienter Nimbus anhängt, und manche schlecht be-
gründete Art behauptet sich ihren Platz in der Literatur.
Alle unsere paläontologische Arbeit wird beeinflußt von dem
mehr oder weniger bewußten Bedürfnis, den Gedanken der
Entwicklung zu stützen; und leicht verständlich ist daher
die Tendenz, die sich so sehr in der Literatur zeigt, jeden
kleinen Unterschied festzulegen durch besondere Namen. Aber
die Namen haben genau das Gegenteil von dem bewirkt, was
zu ihrer Rechtfertigung angeführt wird. Unter ihrer Ägide
sind die einstigen Arten zu Gattungen avanciert, und die
Kluft, die man zwischen Art und Art viel leichter überbrückt,
erscheint uns dadurch nur größer, als sie in Wirklichkeit ist.
Die Gattungs- und Artnamen sind es, die uns glauben machen,
die Formen wären viel selbständiger, als sie in Wirklichkeit
sind, und durch diesen Glauben wird der Entwicklungslehre
gerade der schlechteste Dienst erwiesen.
In der Diskussion zum Vortrage von Herrn Wepfeu führt
Herr H. S ALFELD- Göttingen über Artbildung bei Ammo-
niten folgendes aus:
Die Ausführungen des Herrn WEITER veranlassen mich,
einige Heobachtungen mitzuteilen über das Vorhandensein eng-
begrenzter Arten bei Gruppen aus dem Stamm der Peri-
— 438 —
spliinctoida, bei denen unter Berücksichtigung des sämtlichen
mir zugänglichen Materials keine Übergangsformen gefunden
werden konnten. Damit sollen die Resultate des Herrn
Wepfek an dem Material aus dem Stamm der Oppeloida gar
nicht in Zweifel gezogen, nur vor einer zu weitgehenden Verall-
gemeinerung gewarnt werden. Es ist mir wohl bekannt, daß bei
schwachskulpierten Formen sich sehr schwer Variationsbreiten von
Arten feststellen lassen, bzw. überhaupt eine scharfe Trennung
zwischen verschiedenen Arten der gleichen Gruppe nicht zu
ziehen ist. Dies trifft nach meinen bisherigen Beobachtungen
auf eine große Zahl von Gruppen der „Gattung" Oppelia zu.
Zu dem Stamm der Perisphinctoida (inkl. Stephano-
ceras usw.) muß ich auch aus an anderer Stelle zu erörternden
Gründen die Gattung Cardioceras zählen. Ich greife hier die
von allen Autoren sehr weitgefaßte Art „Cardioceras alter-
nans^ heraus. Diese eine sogenannte Art bin ich genötigt,
in vier, auch stratigraphisch wichtige Gruppen zu
trennen, denen bisher 24, meist neue Arten, angehören,
die nicht durch Übergangsformen verbunden sind.
Auch bei engster Artbegrenzung waren unter „Cardioceras
alternans V. Buch" immer noch Angehörige von zwei gänzlich
verschiedenen Gruppen zusammengefaßt: nämlich Cardioceras
alternans V. BUCH Typ. aus den Impressatonen des Weiß-
juras « oder der Zone des Perispliinctes Wartae Buk. des
unteren Oberoxfords mit hohem schmalen und sehr fein
gezähneltem Kiel, und Angehörige der Gruppe des Cardio-
ceras Kitchini n. sp. (z. B. als „alternans" in den Jurassic
Rocks of England von H. B. WOODWAKD abgebildet) aus dem
unteren Kimmeridge oder der Zone mit Rasenia (n. gen.)
cymodoce d'Okh. Typ. (non Amin, cymodoce Bayee, ToilN-
<;UISt) mit hohem, aber breitem Kiel, der kaum halb
so viel „Kielleisten" trägt als Card: alternans V. BUCH
Typ. „Kielzähnchen oder Kielknötchen".
Dem Alter nach schiebt sich zwischen beide Gruppen ein
die Gruppe des Cardioceras Bauhini OPPEL (= alternans
QUENSTEDT e. p.) mit einem breiten, niedrigen, kaum ab-
gesetzten Kiel, der von Kielleisten in ähnlicher An-
zahl gequert wird wie bei der Gruppe des Card. Kitchini.
Dieser breite, niedrige Kiel tritt aber nur auf dem Steinkerne
im Krscheinung, während die Schale auf der Externseite zu-
geschärft ist, und damit noch ein wichtiges Charakteristikum
der alten Cordatengruppe aufweist.
Es ist leicht einzusehen, daß durch ein stärkeres Ausstülpen
des breiten Kieles aus der Bauhini- Gruppe die A//<7///<i-Gruppe
— 439 —
entstehen würde. Da außerdem die Kitchini- Gruppe zeitlich
auf die Bauhini-Gruppe folgte, so gewinnt es an Wahrscheinlich-
keit, daß tatsächlich die Bauhini-Gruppe nach dieser Richtung
permutierte, soweit Angehörige der Baithini-Gruppe als Vor-
fahren der Kitchini-Gruppe des unteren Kimmeridge anzusehen
sind. Die Bauhini- Gruppe wiederum läßt sich auf Nachzügler
der Cordatengruppe, welche mit letzteren noch in die Zone mit
Cardioceras alternans hineinreicht, zurückführen, nicht aber auf
die Alternans- Gruppe.
"Wir sehen also, daß gewisse Gruppen aus der Cordaten-
Gruppe nach zwei Richtungen permutieren. Die eine Gruppe
gewinnt schnell den schmalen, hohen und fein gezähnelten Kiel
(die Alternans- Gruppe, die mit ( ard. serratum Sow. Typ. in
der Zone des Berisphinctes decipiens Sow. Typ., dem mitt-
leren Oberoxford, ihr Ende erreicht), die andere Gruppe erhält
langsamer über die Ba ulan i- Gruppe in der Kitchini-Gruppe
einen breiten, hohen Kiel mit einer weit geringeren Zahl von
Kielleisten. Aus diesen stammesgeschichtlichen Gründen kann
ich auch die Gattungsbezeichnung „Amoeboceras"' Hyatt für
die jüngeren Cardioceraten vom Alterna?is-Typ nicht aufnehmen,
da diese Gattung oder Untergattung zwei divergierende Zweige
umfassen würde.
Innerhalb eines jeden Schichtenkomplexes, der eine der
vorgenannten Cardioceraten-Arten führt, kommen nun noch
weitere Arten vor, die durch das gleiche „Permutations-
charakter i stik um", welches bei Cardioceras in der
"Weise der Kielbildung beruht, ausgezeichnet sind. Diese
Arten zeigen eine gewisse Variationsbreite, aber zwischen den
einzelnen Arten klaffsn immer beträchtliche Lücken, die auch
neueres Material, auch von neuen Fundpunten, in keinem Falle
überbrücken helfen konnte. Wir werden hier also für die
Artbildung innerhalb einer Permutationsgruppe zur
Annahme von „Saltation" gezwungen. Damit erhält
für Cardioceras die enggefaßte Art eine scharf umrissene
Gestalt!
Unter Berücksichtigung der Zahl der Rippen, der Art
ihrer Teilung, ihrer Stärke, der Bildung der Knoten und der
Gestalt des Mündungsquerschnittes wie der Involution hat
sich gezeigt, daß die Berippung von der Gehäuseform
abhängig ist, und zwar so, daß innerhalb jeder Gruppe,
welche durch das gleiche Permutationscharakteris-
tikum ausgezeichnet ist, die breit- und niedermün-
digen Formen eine spärlichere, aber kräftigere Be-
rippung und Knotung tragen, die hoch- und schmal-
— 440 —
mündigen Formen dagegen meist keine oder nur
schwache Knoten besitzen und sehr zahlreiche, feine
Rippen tragen oder glatt werden. Diese Gesetz-
mäßigkeit trifft übrigens auch auf Gruppen anderer
Ammonitengattungen (und wahrscheinlich auch auf
Gruppen vieler Gastropodengattungen) zu.
Es entsteht nun noch die Frage, ob verschiedene Arten
einer Gruppe sich zu den entsprechend gestalteten Arten der
nächstjüngeren Gruppe weiter entwickelten. Für die Cardio-
ceraten muß dies entschieden verneint werden. Ich habe nur
herausfinden können, daß die Arten (oder Formen), welche in
der Mitte einer „Saltationsreihe" stehen, die engsten Be-
ziehungen zu der nächstälteren und meist auch nächstjün-
geren Gruppe aufweisen. Besonders wichtig ist, daß alle
Arten einer Saltationsreihe in ihren inneren Windungen dort,
wo zuerst die Gruppencharaktere deutlich werden, in Gestalt
und Berippung am meisten zu den „Mittelformen" hinneigen,
so daß wir diese Jugendformen der Art nach meistens
nicht trennen können. Andererseits wäre es auch schwer
einzusehen, daß die verschiedenen Arten zu gleicher Zeit in
absolut dem gleichen Sinne permutiert hätten.
Diese, wie mir scheint, für eine Beantwortung der von
Hern "Wepfer angeregten Frage, wie überhaupt für eine
Beantwortung entwicklungstheoretischer Fragen wichtigen Tat-
sachen konnten nur durch sehr zeitraubende statistische Ar-
beiten gewonnen werden, indem auf jede Erscheinung am Ge-
häuse einzugehen war und alles verfügbare Material nach
dieser Richtung durchgearbeitet wurde. Es ist also doch
wichtig, Rippen zu zählen, Kielbreiten und Gehäuse
zu messen usw.
Die monographische Bearbeitung der jüngeren Cardio-
ceraten, die abgeschlossen ist, wird mit anderen Monographien
von Ammonitengattungen des oberen Juras in der Palaeonto-
graphica erfolgen.
Nach einer halbstündigen Pause stellt TIerr Wahnsch utk
den Antrag, zum Vorsitzenden für den folgenden Tag Herrn
C. SCHMIDT (Basel) zu wählen; die Versammlung gibt ihre
Zustimmung zu erkennen.
— 411 —
Herr H. SALFELD- Göttingen spricht sodann über die
zoo -geographische Stellung des süddeutschen oberen
Juras.
Von der Ansicht NEUMAYRs, daß die Verteilung der Faunen
zur Jurazeit Zonengürteln auf der Erde entspräche, sind fast
alle späteren Autoren, welche sich mit diesem Gegenstande
beschäftigten, abgekommen. Von neueren Arbeiten will ich
hier besonders zwei zusammenfassende herausgreifen: HauG:
Traite de Geologie, und UllLlG: Die marinen Reiche des Juras
und der Unterkreide. Beide sehen in der Öffnung und Schließung
von Meeresstraßen zwischen den verschiedenen Meeresbecken
ein sehr wichtiges Moment für die Herausbildung oder Ver-
wischung von faunistischen Differenzen.
Trotz dieser Arbeiten hat man sich immer noch nicht
recht entschließen können, den oberen Jura Mitteleuropas als
zoo -geographische Einheit aufzugeben. Mit anderen Worten:
man betrachtet auch heute noch den süddeutschen, schweizer,
mittel- wie nordfranzösischen, englischen und nordwestdeutschen
oberen Jura gern als eine Fauuenprovinz, in der im südlichen
Teile der mediterrane (äquatoriale Haüg), im nördlichen der
boreale Einfluß überwiegt.
Auf das Verhältnis des süddeutschen oberen Juras zum
mediterranen will ich hier nicht eingehen, da ich kein neues
Material zur Beleuchtung dieser Frage beibringen kann. Die
nahen Beziehungen zwischen den Ammonitenfaunen des süd-
deutschen, schweizer, mittelfranzösischen und Krakauer oberen
Juras sind genügend bekannt. Der gemeinsame Zug in den
Ammonitenfaunen dieser neritischen Gebiete liegt in dem häufigen
Vorkommen von Oppelien, der Gruppe des Peltoceras bi-
mammatum, der Gruppe des Idoceras planula Hehl und
balderum Otpel, der Gattung Sutneria und der Gruppe des
Perispliinctes involutus Quenstedt (fncoluticeras Salfeld).
In welchem Maße gerade diese letzteren Gruppen, Derivate
von Perispliinctes, an der Zusammensetzung der Fauna des
mediterranen oberen Juras beteiligt sind, müssen die Erfahrungen
erst lehren; vorhanden sind sie jedenfalls.
Nun treten im süddeutschen wie den übrigen oben genannten
neritischen Gebieten des südlichen Teiles Mitteleuropas als
akzessorische Faunenelemente Gruppen von Ammoniten
auf, welche in dem nördlichen Teile des neritischen Gebietes
eine vorherrschende Rolle spielen. Dies sind: die Gruppe des
Amin, pseudocordatus Blake und Amin, mutabilis Dämon
(non SOWERBY, non D'ORBIGNY) im oberen Teile der Bi-
31
— 442 —
mammaten- Schichten (diese Gruppe trennte ich als Gattung
Ringsteadia ab), ferner die sog. Kimmeridge-Olcostephanen,
die ich als Gattung Rasenia abtrennte unter gleichzeitiger
Aufhebung der Großgattung „Olcostephanus" . Die Rasenien
entwickeln sich über Pictonia aus Perisphinctes. "Weiter wäre
hier als Gattung zu nennen Aulacostephanus, die weder mit
Reineckia noch mit den verschiedenen Hoplitengruppen aus der
unteren Kreide etwas zu tun hat, sondern sich aus Rasenia
als aulakoider Typ (mit Ventralfurche) an der Wende zwischen
Unter- und Ober-Kimmeridge entwickelt.
Im untersten Portlandien spielen im nordwesteuropäischen
Gebiete Formen aus der Gruppe des Amm. Gravesi d'Orb.
und Irius d'Orb. eine vorherrschende Rolle, und ein gleiches
trifft auch noch auf Gebiete Mittelfrankreichs, z. B. das Dep.
Yonne, zu. In Süddeutschland, der Schweiz und im Rhone-
becken bilden diese von mir zur Gattung Gravesia zusammen-
gefaßten Formen nur noch akzessorische Faunenbestandteile.
Das Auftreten dieser akzessorischen, nordwesteuropäischen
Bestandteile in der südlichen neritischen Facies, speziell in
Süddeutschland, gestattet, exakte stratigraphische Vergleiche
zwischen den beiden Faunengebieten durchzuführen, wie dies
auf der beigegebenen Tabelle geschehen ist.
Vergleichen wir nun weiter den Fauneninhalt an Ammo-
niten des südlichen neritischen Gebietes Mitteleuropas mit dem
nördlichen: Im untersten Weißjura sind kaum oder doch nur
wenig Differenzen festzustellen, denn auch die Cardioceraten
der Alterna?is-Gruppe sind in Süddeutschland wenigstens nicht
als akzessorische Bestandteile aufzufassen, ebenso nicht die
Aspidoceraten und Peltoceraten im nordwesteuropäischen wie
borealen. Wohl aber sind in den letzteren beiden Gebieten
die Oppelien akzessorische Bestandteile. Eine Art von Cardio-
ceras, C. serratum Sow.-Typ, läßt sich trotz gegenteiliger
Behauptung nicht in der südlichen neritischen Facies nach-
weisen. Diese Art ist auf die Zone des Per. Achilles und
decipiens beschränkt. Wohl aber linden wir in Süddeutschland
in dieser und der nächstjüngeren Zone die Gruppe des ('ardio-
ceras Dauhini OPPEL als akzessorische Bestandteile. Ein
gleiches trifft zu für die nächstjüngere Gruppe des Cardio-
ceras Kitchini n. gp. (= alte maus aut. p. p.). Nicht dagegen
läßt sich die jüngste Cardioceraten-Gruppe, die des C. anglicum
n. 8p. und volgae des oberen Kimmeridge in der südlichen
neritischen Facies nachweisen.
Ein Zuzug von Peltoceraten in den nordwesteuropäischen
und borealen Jura z. B. der Bimammaten-Schichten läßt sich
— 443 —
nicht mehr nachweisen. Ebenso sind auch nicht als akzessorische
Bestandteile in diesem Juragebiete ldoceras, die Gruppe des
Amin, planula Hehl und balderum Oppel, wie Involaticeras,
die Gruppe des Amin, iitvolutus Qu., nachzuweisen. Bis an
die Oberkante des Kimmeridge finden wir in beiden Faunen-
gebieten Aspidoceraten, und zwar in den gleichen Arten und
in fast gleichem Individuenreichtum, verbreitet. Von den Gigas-
Schichten an aufwärts fehlen sie dagegen im nordwesteuropäi-
schen wie borealen Juragebiete, wie aueh die aulakoiden
Aspidoceraten, die Waagenien, hier nicht vertreten sind.
"Wie dem nordwesteuropäischen Gebiete die Gruppe des
Idoceras planula fehlt, so ist in dem südlichen neritischeo
Gebiete die gleichaltrige Gruppe Pictonia nicht vorhanden.
[Haug verwechselt Amin, cymodoce Bayle {Pictonia) mit
Amin, cymodoce dOrb. (Rasenia).] Wir müssen daraus
schließen, daß der vorher wie nachher bestehende Verbindungs-
weg über Mittelfrankreich zur Zeit der Victomen- Idoceras
plann la-Schichten nicht bestanden hat, oder die dort herrschende
Riffacies für den Austausch der Ammonitenfaunen nicht
günstig war.
Nach Abschluß der Gigas-Schichten wurde Süddeutschland
zum größten Teile, der nördliche Teil der Schweiz, weite
Gebiete Mittelfrankreichs Land und damit jede Verbindung
des nordwesteuropäischen und mediterranen Beckens in West-
und Mitteleuropa aufgehoben. Von diesem Augenblicke an
fehlen dann auch jegliche gemeinsamen Faunenelemente, auch
in den akzessorischen Bestandteilen, und damit die Möglich-
keit jeden stratigraphischen Vergleiches bis in die untere
Kreide hinein.
Nach dem augenblicklichen Stande meiner Forschungen
über die Faunen des europäischen oberen Juras läßt sich als
Hauptzüge herausschälen: 1. im mediterranen oberen Jura
haben wir Vertreter der vier im oberen Jura überhaupt vor-
handenen Ammonitenstämme, der Phylloceratida, der Lyto-
ceratida, der Oppelo- Harpoceratida und der Stephanocero-
Perisphinctoida. Wir können heute noch nicht mit Sicherheit
angeben, ob die ersteren beiden Stämme im mediterranen Jura
die vorherrschenden sind.
2. In der südlichen neritischen Facies treten diese beiden
Stämme außerordentlich stark zurück, worauf schon von Neumayr
hingewiesen wurde. Es herrschen hier der ( >p}wlo- Harpocera-
tida- und der Stephanocero-Perisphinctoida-Stamm.
3. Im nordwesteuropäischen wie borealen oberen Jura ist
dann fast ausschließlich nur der StepJianocero-Perisphinctoida-
31»
— 444 —
Stamm vorhanden, aber er entwickelt sich in anderer Richtung
wie in dem südlichen neritischen und im mediterranen Gebiete.
4. Die nordwesteuropäische und boreale obere Jura-
Ammonitenfauna entsendet wohl oft und zahlreichere akzesso-
rische Bestandteile in das südliche neritische Gebiet, ja bis
in das mediterrane, nicht aber oder doch nur äußerst selten
und spärlich empfängt das nordwesteuropäische und boreale
Gebiet akzessorische Bestandteile aus anderen Faunengebieten,
wenigstens in Europa.
Ich glaube also den Nachweis geführt zu haben, daß kein
einheitliches mitteleuropäisches Faunengebiet nach den vor-
kommenden Ammoniten, auf die sich für den Jura die Unter-
suchungen bisher allein erstreckten, vorhanden ist. In der
neritischen mitteleuropäischen Facies sind zwei Faunengebiete
zu unterscheiden, ein südliches und ein nördliches, zu letzterem
gehört England, Nordfrankreich, Nordwestdeutschland und der
pommersche Jura zur Zeit des Malms.
Ich möchte nun noch kurz das Verhältnis des nordwest-
europäischen oberen Juras zu dem borealen streifen. (Als Typ
des borealen Juras sehen wir den innerrussischen an.) Alle
Gruppen von Ammoniten, die im borealen oberen Jura
herrschen, charakterisieren in gleicher Weise den nordwest-
europäischen, mit Ausnahme des Amm. virgatus, nicht aber
der übrigen Virgatiten. Hinzu kommt, daß von anderen
Faunenelementen die Aucellen im nordwesteuropäischen Jura
spärlicher vertreten sind. "Wir kennen aber andererseits aus
dem borealen Jura nicht Cardioceras serratum Sow. Typ.,
Ringsteadia, Pictonia, die Gruppe der Rasenia mutabilis
SOW. Typ , die Gruppe des Aulacostephanus Yo D'Oltü.,
Gravesia, die Gruppen des Perisphinctes pectinatus Phill.,
Gorei n. sp., eastlecottensis n. sp. und pseudogigas Blake.
Andererseits kennen wir bisher aus borealem Juragebiet keine
Faunen, die zur Zeit der vorgenannten nordwesteuropäischen
Zonen gelebt haben könnten. Ich kann daher auch HAUQ
(Traite) nicht beipflichten, wenn er im Portland ein westliches
Faunengebiet mit dem Herrschen der Gattung Pachyceras
(recte Gravesia; Pachyceras ist die Gruppe des Amm. Lalan-
deanus d'Okb., die Gruppe der sog. Oxford-Macrocephalen) in
einen Gegensatz zu einem östlichen und nördlichen (borealen)
mit dem Vorherrschen von Virgatites stellt, da alle Profile in
Nordfrankreich und England die Altersverschiedenheit von
Gravesia und Virgatites ergeben haben. Es kann sich daher
leicht herausstellen, daß, abgesehen von dem bisherigen Fehlen
von Virgatites virgatus und dem Zurücktreten der Aucellen,
— 445 —
der nordwesteuropäische und boreale obere Jura in bezug auf
die Ammonitenfaunen identisch sind.
Vorläufig ist der hervorstechendste Zug des borealen
oberen Juras nach den bisherigen Untersuchungen die überaus
lückenhafte Entwicklung im russischen Becken. Oberoxford
oberhalb der Schichten mit Cardioceras alternans und die
tiefste Zone des Kimmeridge sind aus dem borealen Jura
überhaupt noch nicht nachgewiesen. Im Moskauer Jura fehlt
sogar das ganze Kimmeridge und die Gigas-Schichten, denn
über den Alternans-Schichten transgredieren die Virgatiten-
Schichten. Aus dem innerrussischen Jura kennen wir die
Schichten mit Rasenia uralensis, dann die Schichten mit
Aulacosteplianus eudoxus, Pavi.OWs Acanthicus-Schichten, und
die Virgatiten-Schichten. Ob bei Simbirsk alle Stufen ober-
halb der Virgatiten-Schichten und unterhalb der Craspediten-
Schichten vorhanden sind, ist nach den bisherigen Unter-
suchungen nicht nachzuweisen. Die meisten Zonenammoniten
der zwischenliegenden Stufen sind bisher von dort nicht be-
kannt geworden.
Ein Fund von Aulacostephanus (recte Rasenia) groen-
landicus Ravn aus der Gruppe der Rasenia mutabilis, den
Ravn aus Grönland neuerdings beschrieben hat, deutet wohl
darauf hin, daß diese Stufe wohl mit gleicher Ammoniten-
fauna im „borealen'' Jura vorhanden ist.
Aus der großen Lücke in den oberjurassischen Ab-
lagerungen von Westrußland wird uns auch klar, weshalb das
Oberoxford und das Kimmeridgien des Krakauer Gebietes
keine borealen, beziehungsweise nordwesteuropäischen Faunen-
elemente führt. Es war durch eine westrussische Landmasse
von dem borealen innerrussischen Becken getrennt. So sehen
wir die NKUMAYKsche westrussische Insel als einen Ausläufer
der skandinavischen Landmasse nach Abschluß der Alternans-
Schichten auf einwandfreier Grundlage wieder erstehen, obgleich
ihr BODEN (Popilany) erst kürzlich jede Existenzberechtigung
abgesprochen hat, freilich studierte er nicht die Ablagerungen
des Oberoxford und Kimmeridge.
Die bisher veröffentlichten paläogeographischen Skizzen
für den europäischen oberen Jura werden wir daher z. T.
erheblich abzuändern haben, wie wir auch unsere Ansichten
über die Faunenfolgen und Faunenverbreitung stark zu revi-
dieren haben. Eingehende Erörterungen über diesen Gegen-
stand werden in einem der nächsten Hefte der Beilagebände
zum Neuen .lahrbuche veröffentlicht werden, wie auch die
paläontologischen Untersuchungen über die Ammoniten des
— 446 —
!
o a
•i o
C •
C ti
■Sja
• - o
5 ö
1- -^3
"S 1c
*<£
es
o
M
P
-
W
-
=
es
©
E-
P
W
ei
u
53
=
©
©■
s
©
'S
S-
©
©
H
©
—
-
-
SC
TT
=
©
—
60
(aöiqoiqog-stfSif) jap ai^jnj n9}spu98ai3q J9p aiuapsAmby
qooa 93jiie^aaj9qossq8Jj[ pan |9äj9ui:ni9ai90 8ip ngppq |p3nJa9Ao)
pn'Biqos^Tiappiig nt jjqaj
O
■1/ CA
73 a.
5 .-£
•1)
TS
a
«
-
o
M
=
9[)I»J}I 9Jo;uq
c
•2 -2
-V -S>
T3 ei
2 o
> a
o 0
e>»-©
^, fr,
.5 -s
cjo ^a-
3
<£
CsJ
I
6,
(u9iao|nil>v ;
9jnis
•1B^I0A\ 9J9flO
(a9iuouog)
(onvn) ugiputq
— 447
2 o oa
5 2. >
15 -a <
§ O U
d
o
d
§
£\
s
o
rt
2
E
CQ
bß
s
43
r
O
CO
a
®
S
H
V
MO
■3
o
O eo j^ ^
1 l-f i
-B
o
co
S
s
s
8
I
.»1
C5
tu a
'S jS
gj
CO 's
M
a-a
m1
I£
a
^S
a — i
S §
3 -S
33 *
o .'S
* 2
SM
d
a>
_ß
43
"o
15
3
a
cfi
et
CD
u
a
o
M
3
CO
kl
CD
CD
a
P
kl
cd
^5
o
•2 d,
^3
5 J
O
r^ 2
3 Ö
• CQ
5 >
C, 1—1
O »
CQ ,
^s ö
i> e
ö e
•^ w
►5 «
k 4i
■^ -o
■*S ao
-=: -c:
£■<»
c^ ^
• i k
.2 .3
C •
«3
a,a.
-
3
o
-
a
o
-
o
<3
P3
is a
■§1
1 5
Öi
cq
a
*
M
K
o
o
CQ
Q
a
•-S
o
>«
"S
a
i .2
Äi
S
C' 2
O
• 2
a ,3
I s
Cj
e
=:
a
s
§ :
1
te;
CciCc;
— _
CO J
.« S
kM m
co >*;
. —
J
SM
e |
o"a
2^o,
Q-
>9 .9
[iKHavJdvq aa)
-Vddvq ad)
U9U900J?},}
93pu9taiui)j
pjOJXQ S9J9qo
pjOJXQ
pjojx0
S9J9^Uß
— 448 —
nordwesteuropäischen oberen Juras in Einzelmonographien zur-
zeit zur Veröffentlichung in der Palaeontographica in Druck
gegeben sind.
Einen Teil der wichtigsten Ammoniten habe ich hier
übrigens ausgestellt, wie auch die Tafeln und meine Manus-
kripte den an diesem Gegenstande besonders Interessierten zur
Einsicht zur Verfügung stehen.
Eine Diskussion entwickelt sich nicht.
Herr KLINGHARDT (Bonn) spricht über: Vergleichend-
anatomische und biologische Untersuchungen einer neuen
Rudistenfauna aus Friaul1).
A. Anatomische Resultate.
Die Fundstelle befindet sich am rechten Ufer des Torrente
Colvera bei Maniago in Friaul. Die Schichten der Rudisten-
fauna gehören, wie besonders die Orbitoiden zeigen, sicherem
Maastrichtien an. Während bis jetzt von dieser Stelle nur
eine Rudistenart bekannt war (Joußa reticulata G. Boetim),
gelang es mir — bei einem prinzipiell sehr weitgefaßten
Artbegriff — , 23 verschiedene Rudistenarten in dem zurzeit
einzigen kleinen Steinbruche nahe „Poffabro" nachzuweisen.
Die im folgenden aufgezählten wichtigsten Resultate gründen
sich auf ca. 250 Präparate von Rudisten Maniagos und ein
sehr zahlreiches Vergleichsmaterial aus Südeuropa, Kalifornien,
Jamaika usw. —
1. Bei folgenden Rudisten gelang es, den Schloßapparat
nebst dem prachtvoll erhaltenen versteinerten Ligamente frei-
zulegen:
Joußa reticulata G. Boeiim,
Radiolites muscitlosus n. sp.,
Colveraia variabilis n. g. n. sp.,
Sabinia sinuata Pakona,
Radiolites sti/riacus ZiTTEL u. a. m.
Dabei ergab sich, daß zwar die Lage der Zähne bei
den Radiolitiden recht konstant, ihre Gestalt und die Art
ihres Eingreifens in die andere Klappe aber sehr ver-
schieden ist.
dem Vortrage wurden zahlreiche Originalpraparato vor-
gelegt. Die ausführliche reich illustrierte Arbeil erschein! im Laufe
des nächsten Jal
— 449 —
Das in vielen Fällen versteinert erhaltene Band ließ
elastische und unelastische Bestandteile deutlich erkennen.
2. Es läßt sich zeigen, daß die bis jetzt als kalkige
Böden, Blasen, Maschen, Hohlprismen und Kanäle beschriebenen
morphologischen Elemente (wahrscheinlich auch die akzessori-
schen Hohlräume) biologisch eine Einheit bilden und im
Prinzip auf die Tendenz einer Schalenauflockerung zurückzu-
führen sind. Die sog. „Kanäle" greifen niemals tief in die
Schale hinein.
3. Bei Joufia reticulata G. Boehm, Radiolites musculosus
n. sp. und Radiolitella forojuliensis Pirona haben sich die
Muskelstützen in der "Weise differenziert, daß sie einen mehr-
fachen (bis fünffachen) Kranz von Kalkleisten bilden, der sich
nach der Siphonalseite des Rudisten vollkommen schließen kann.
4. Folgende innere Organe konnten deutlich abgedrückt
nachgewiesen werden: a) Die Cirren des Mantels, b) die
Längsmuskeln des Mantels, c) die Blutgefäße des Mantelrandes
und die Arterien des Mantels selbst neb.st Blutlakunen, d) die
Tentakeln der Siphonen, e) bei Chamen auch die Mundsegel.
5. Die genaue Lage der Kiemen konnte festgelegt werden.
6. Die innere Organisation der Rudisten war denjenigen
der rezenten Chamen sehr ähnlich.
B. Biologische Resultate.
Bestimmte Rudistenarten besitzen eine Reihe bis jetzt
wenig oder gar nicht beobachteter Merkmale. Hierzu gehören
vor allem ungewöhnliche Bildungen besonders der Außenschicht,
die scheinbar bedeutungslos sind, sich aber regional auf sehr
große Entfernung hin bei bestimmten Arten konstant erhalten;
z. B. die ausgezeichneten Zuwachsstreifen von Saucagesia
texana Roemkr aus Texas, die in gleicher Gestalt bei den
bis jetzt noch nicht beschriebenen Sauvagesien der Insel Misol
(Niederländ. -Indien) zu beobachten sind1).
Eine auffallende biologische Tatsache ist ferner, daß
diejenigen Rudistenarten, die in Südfraukreich gesellig bzw.
vereinzelt auftreten, sich bei Maniago (Friaul) genau so ver-
halten.
Es läßt sich schließlich nachweisen, daß die Rudisten
gebunden waren:
a) an ein kalkiges oder kalkig-toniges Sediment,
b) an unmittelbarste Küstennähe (von einigen ganz seltenen
Ausnahmen abgesehen),
') Icli verdanke die Stücke Herrn Wanner aus Bonn.
— 450 —
c) an eine warme Temperatur und höchstwahrscheinlich
an eine bestimmte Nahrung.
Nach Schluß der Kreidezeit trat fast auf der ganzen Erde
ein tiefgreifender Wechsel in der Sedimentation ein. Hierdurch
und durch die zahlreichen Begleiterscheinungen wurden die
Rudisten vernichtet.
Um 12 Ohr wird die Sitzung geschlossen.
g. w. v.
gez. Wichmann. v. Seidlitz. Cloos. Fischer.
Protokoll der geschäftlichen Sitzung vom 8. August 1913.
Zoologisches Institut, Hörsaal, morgens 8'/4 Uhr.
Vorsitzender: Herr WAHNSCHAFFE.
Herr WAHNSCHAFFE berichtet über die Entwicklung
der Gesellschaft im letzten Jahre. Die Mitgliederzahl
belief sich bei Abschluß des letzten Mitgliederverzeichnisses
(Januar 1913) auf 683. Es ist also gegen das Vorjahr (1912)
eine Zunahme um 12 Mitglieder zu verzeichnen. Die Zahl
der in diesem Zeitraum Neueingetretenen betrug 35, so daß
die Gesellschaft durch Tod oder Austritt 23 Mitglieder ver-
loren hat. Seit Abschluß des Mitgliederverzeichnisses für 1913
sind noch 8 neue Mitglieder hinzugekommen.
Herr Stromer VON Reichenbach berichtet über die
Rechnungsrevision; er beanstandet zwei Unklarheiten in
den Belegen, die von Herrn BÄRTLING aufgeklärt werden.
Daraufhin wird dem Schatzmeister von der Versammlung Ent-
lastung erteilt.
Herr Fliegel berichtet in Vertretung des Schatzmeisters
über den Vermögensstand der Gesellschaft.
Herr WAHNSCHAFFE berichtet über die satzungsgemäfl
abgehaltenen beiden Revisionen der Kasse und legt die dar-
über aufgenommenen Protokolle vor.
Herr HENNIG berichtet über die satzungsgemäß abgehaltene
Revision der Bibliothek und verliest das Revisionsprotokoll.
Herr Hen'NIG verliest in Vertretung des Archivars den
Bericht des Herrn SCHNEIDER: „Die Versendung der Druck-
schriften der Gesellschaft wurde früher durch die Druckerei
— iöl —
bewirkt, wird aber seit Beginn des laufenden .lahreg direkt
durch die Gesellschaft von einem Diener unter Aufsicht des
Archivars vollzogen. Wir hoffen, dadurch eine pünktlichere
Zustellung der Zeitschrift an die Mitglieder zu erzielen. Ohne
erhöhte Kosten ist dabei auch die Verwendung besseren Ver-
packmaterials erreicht worden, so daß hoffentlich die Klagen
über Beschädigung der Hefte auf der Post verstummen werden.
Hinsichtlich der Bücherei ist zu erwähnen, daß die ver-
fügbaren Räume an der Grenze ihrer Aufnahmefähigkeit
angelangt sind, und daß eine weitere Zunahme der Bestände
unter den bisherigen Verhältnissen nur auf Kosten der Über-
sichtlichkeit erfolgen kann. Auch in dem für das Archiv ver-
fügbaren Raum macht sich Platzmangel bemerkbar, so daß
z. B. die geplante Aufstellung eines Schrankes für Klischees
aus diesem Grunde noch wird unterbleiben müssen."
Herr BÄRTLING berichtet über den Stand der Re-
daktionsarbeiten: „Seit der letzten Hauptversammlung sind
wie bisher die Hefte der Abhandlungen und Monatsberichte
rechtzeitig erschienen. Das Heft 6 der Monatsberichte ist
kurz vor der Versammlung versandt. Heft 7 liegt bereits zur
zweiten Korrektur vor. Auch die Berichte über die Fort-
schritte der Geologie sind rechtzeitig fertiggestellt und den Mit-
gliedern, die darauf abonniert haben, mit größerer Pünktlichkeit
als bisher zugesandt. Besonderer Wert wurde darauf gelegt,
das Erscheinen der Monatsberichte noch mehr als bisher zu
beschleunigen. Soweit das in Kräften der Redaktion stand,
ist eine solche Beschleunigung auch bereits gelungen, jedoch
sind häufig Verzögerungen unvermeidlich, da stets der eine
oder andere Autor die Korrektur nicht umgehend erledigt und
dadurch den Fortgang des Drucks aufhält. Namentlich sind
in den Oster- und Herbstferien, wo sich die meisten Geologen
auf Reisen befinden, Verzögerungen in der Erledigung der
Korrekturen von Seiten der Autoren überaus häufig. In solchen
Fällen ist eine entsprechende Verzögerung im Erscheinen der
Monatsberichte unvermeidlich.
Auf der vorigen Hauptversammlung wurde von ver-
schiedenen Mitgliedern der Wunsch ausgesprochen, auch die
Monatsberichte mit Umschlägen zu versehen. Diesem Antrag
konnte jedoch damals mit Rücksicht auf die finanzielle Lage
der Gesellschaft nicht entsprochen werden. Im Laufe des
Winters gelang es aber dem Berichterstatter, durch günstige
Vergebung der Inseratenpacht die durch den Druck der Um-
schläge entstehenden Kosten zu decken. Es gelang also, auf
diesem Wege die Monatsberichte mit einem Umschlag zu ver-
— 452 —
sehen, ohne die Kasse der Gesellschaft damit irgendwie mehr
zu belasten."
Im Anschluß daran gibt Herr STROMER VON ReicheXBACH
die Anregung, das Format der Zeitschrift zu vergrößern, um
die Beigabe größerer Tafeln und Karten zu ermöglichen.
In der Diskussion weist Herr WaHNSCHAFFE darauf hin,
daß einer solchen Änderung des Formats gewichtige Bedenken
von Seiten der Bibliothekare entgegenstehen, und daß auch die
finanzielle Seite eingehende Prüfung erfordert.
Herr BÄRTLING warnt davor, in dieser Richtung voreilig
irgendwelche Beschlüsse zu fassen, bevor die finanzielle Mehr-
belastung, die durch eine Vergrößerung des Formats unver-
meidlich ist, sorgfältig geprüft ist. Er erläutert, in welcher
Weise eine Erhöhung der Druckkosten zu erwarten sei, hält
aber die Frage infolge der Beitragserhöhung für durchaus
diskussionsfähig und empfiehlt eine eingehende Prüfung, da
namentlich bei paläontologischen Objekten und geologischen
Karten das Format der Zeitschrift ein recht ungünstiges ist.
Herr FLIEGKL hält eine definitive Entscheidung der viel
erörterten Frage auf der nächsten Hauptversammlung für
wünschenswert.
Herr WICHMANN weist darauf hin, daß die Bedenken
der Bibliotheksverwaltungen gegen eine Änderung des Formats
einer so alten Zeitschrift recht große sind. Auch englische,
französische und schwedische Zeitschriften wissenschaftlicher
Gesellschaften kommen noch heute mit dem gleichen
Format aus.
Herr STROMER VON REICHENBACH stellt darauf folgen-
den Antrag:
„Der Vorstand möge bis zur nächsten Haupt-
versammlung Bericht erstatten, ob das Format der
Zeitschrift vergrößert werden kann."
Der Antrag wird angenommen.
Von den Herren BÄRTLING, BoRNHARDT, FLIEGEL, HENNIG,
Janknsch, Michael, Rauff, Schneider, Wahnschakfe und
ZIMMERMANN ist nachstehender Antrag auf Änderung der
Satzungen gestellt worden:
§4, Absatz 2, ist zu ändern in: „das neue Mit-
glied erhält nach Zahlung des Eintrittsgeldes
von 5 M. usw."
Die Beiratsmitglieder haben ihre Zustimmung zu dem
Antrag erklärt.
Die Herren WaHNSCHAFFE und BÄRTLING begründen den
Antrag.
— 453 —
Herr STROMER VON ReichenbaCH erweitert diesen Antrag
dahin:
„die Erhebung eines Eintrittsgeldes ganz
fallen zu lassen".
Dazu sprechen die Herren WAHNSCHAFFE, BÄRTLING,
FLIEGET,, zur Geschäftsordnung Herr BÄRTLING.
Der Antrag wird in der erweiterten Form des Herrn
Stromer von Rekmienbach einstimmig angenommen.
Herr WaHNSCHAFFE spricht über die erfolgreichen Schritte
des Vorstandes zur Sicherung eines regelmäßigen zweijährlichen
Erscheinens des Geologenkalenders und über die getroffenen
Abänderungen.
Dazu sprechen die Herren QüITZOW, Franke (wünscht
Formationstabelle, Übersicht der wichtigeren Mineralien), FLIEGEL
(wünscht Tabelle der spezifischen Gewichte), Salfeld, BÄRTLING
(stellt die Frage, ob ein Kalendarium gewünscht wird, zur
Diskussion), ThÜRACH, Ax. SCHMIDT (wünscht Aufnahme der Ge-
burtstage der verzeichneten Geologen), Wahnschaffe (wünscht
leichteren Deckel), Dkecke (warnt vor Aufnahme dessen, was
mit guten Gründen soeben ausgeschieden wurde). Ein Kalen-
darium scheint im allgemeinen nicht verlangt zu werden.
Herr "WaHNSCHAFFE berichtet über das Schicksal der
auf Beschluß der Greifswalder Versammlung von ihm und
Herrn JaeKEL verfaßten Eingabe an das Kgl. Preuß. Kultus-
ministerium betreffend Förderung des geologischen Unterrichts.
Es ist keinerlei Antwort auf die Eingabe erfolgt, es fragt sich
also, wie man daraufhin weiter vorgehen soll?
Herr ThÜRACH empfiehlt, die Anfrage einfach zu erneuern.
Herr STROMER von ReichenbaCH schlägt vor, einen Ab-
geordneten für die Angelegenheit zu interessieren. Herr
ScilJERNiNG empfiehlt persönliche Anfrage im Ministerium
bei dem betreffenden Dezernenten. Herr WaHNSCHAFFE er-
klärt sich dazu bereit.
Zur nächstjährigen Hauptversammlung liegt eine von
Herrn STILLE ergangene, von seinem Nachfolger Herrn ERD-
MANNSDÖRFFER aufgenommene Einladung nach Hannover vor;
letzterer entwickelt das Programm dazu.
Die Einladung wird angenommen, Herr ErDMANNSDÖRFFER
zum Geschäftsführer der Tagung in Hannover ernannt.
Als weitere Einladungen für die folgenden Jahre liegen
bereits vor solche von Herrn PfiTRASCHEK nach Mährisch-
Ostrau, von Herrn BÄRTLING in das niederrheinisch-west-
fälische Industriegebiet (Dortmund), von Herrn TüRNQUlST nach
Königsberg i. Pr.
— 454 —
Der Vorsitzende bittet die Mitglieder um Einsendung
ihrer Separata an die Bibliothek der Gesellschaft.
Zum Vorsitzenden für die heutige wissenschaftliche Sitzung
•wird an Stelle des abwesenden Herrn C. SCHMIDT Herr
ThÜRACH gewählt.
Gegen 10 Uhr wird die geschäftliche Sitzung geschlossen.
F. Wahnschaffe. Hennig. Bärtling.
Protokoll
der wissenschaftlichen Sitzung vom 8. August 1913.
Vorsitzender: Herr ThÜRACH.
BegiriD der Sitzung 10'/4 Uhr vormittags.
Nach der Frühstückspause eröffnet der an Stelle des ver-
hinderten Herrn C. SCHMIDT-Basel gewählte Vorsitzende Herr
ThÜRACH den wissenschaftlichen Teil der Sitzung.
Herr KLINGHARDT beendet seinen am Donnerstag be-
gonnenen Vortrag.
An der Diskussion beteiligen sich Herr STROMER VON
Reichenbach und der Vortragende.
Darauf macht Herr TllÜRACH einige geschäftliche Mit-
teilungen. Das Protokoll der Sitzung vom Donnerstag wird
verlesen und genehmigt.
Als Mitglieder werden in die Gesellschaft aufgenommen
Herr cand. geol. Fritz M. BEHR-Bonn, vorgeschlagen
von den Herren BORN, SÖKGEL, SCHNAKRENHERGER.
Fräulein cand. geol. TiiEKLA HOYERMANN, Tübingen,
und
Herr cand. geol. BORIS BuLDIRSKI, Tübingen, vor-
geschlagen von den Herren PoMPECKJ, BORN,
Salfeld.
Herr Prof. Dr. MEIGEN in Freiburg i. Br., vorgeschlagen
von den Herren THÜRACH, SiTTZ und SCHMIDLE.
Herr Rechtspraktikant a. D. und cand. geol. "Walfried
M \i:x, l'reiburg i. Br., vorgeschlagen von den Herren
v. Buunoff, Cloos und Wepfer.
— 45f> —
Herr Stromer von Reichen Bach spricht über geologische
Beobachtungen in den Wüsten Ägyptens.
In der Diskussion sprechen Herr HENNIG und der Vor-
tragende.
Herr H. CLOOS sprach über Durchschmelzungen an
südafrikanischen Graniten.
Unter Zuhilfenahme von Beobachtungen im Kaplande und
am Waterberge in Transvaal wurde versucht, die in einer
früheren Arbeit1) mitgeteilten Intrusivformen des Erongogra-
nites im Hererolande theoretisch zu deuten. Im Gegensatze
zu den meisten Granitstöcken Südafrikas, die im Anschluß an
die Faltung der „Primärformation" ihren Erstarrungsplatz
gefunden haben, sitzen die jüngeren Granitkörper des Erongo
in ungefalteten Schiebten auf. Die diskordante Durchschneidung
der Strukturlinien des älteren, noch in toto erhaltenen Daches
durch den Granitkontakt, sowie das Fehlen von Deformationen
und Verdrängungen des Mantels zwingen zu der Annahme,
daß der Granit sich dadurch Raum geschaffen hat, daß er die
Gesteine des Intrusionsweges in seine Masse aufnahm. Auf
Grund von Detailbeobachtungen am Kontakt gelangt man zu
der Auffassung, daß das Aufrücken der Intrusionsfront auf
Kosten niederbrechender Bruchstücke des Daches, also wesent-
lich auf mechanischem Wege, vor sich gegangen sei, und daß wir,
wenn überhaupt, so erst in den wärmeren Tiefen des Magmas die
Werkstatt der Einschmelzung zu suchen haben. Es wird die
Frage berührt, ob und inwieweit wir die steigende Azidität der
Erongoeruptiva (Melaphyr, Diorit, Granit usw.) und ihre ent-
sprechend abnehmende Horizontalverbreitung zu dem Auf-
schmelzungsvorgang in Beziehung setzen dürfen; die Schüssel-
und Ringform des Gebirges, das Auftreten einer — nach den
faciellen Verhältnissen vielleicht schon prägranitischen —
Senkung im Bereiche der Eruptivkörper wird gleichfalls mit
dem Aufrücken der Schmelzung in Zusammenhang gebracht.
Besonderen Schwierigkeiten begegnet der Versuch, die Model-
lierung zu erklären, welche der Granit von verschiedenen
Gesteinen der Hülle nach Maßgabe ihrer Härte, Basizität,
Durchlässigkeit erleidet: Magmatische Affinität zwischen Mantel
') H. ClOOS, Geol. Boob. in Südafrika, 2. Goologie des Erongo im
Hererolande, Beitr. zur Erforschung der deutschen Schutzgebiete, 1911,
Heft 3, Kgl. I'reuß. Geol. Landesaristalt : ausführlich berücksichtigt in
Bkanca: Müssen liitnisionen notwendig mit Aufpivssung verbunden
sein? Sitzangsber. Kgl. I'reuß. Akad. d. Wissensch. 15)12.
— 456 —
und Granit, Schmelzpunkt und Härte der Dachgesteine, die
Mitwirkung eines Wasserhorizontes an der Basis des Erongo-
sandsteines werden als mögliche Ursachen besprochen.
Photographien und Zeichnungen sollten zeigen, wie frei
und eindeutig sich die von keinem Pflanzenkleide verhüllten
Strukturformen des Gebirges dem Auge darbieten.
Genaueres Eingehen auf diese und angrenzende Fragen
soll Gegenstand einer späteren Veröffentlichung sein. An
dieser Stelle sei nur noch mit herzlichem Danke des Anteiles
gedacht, der Herrn H. LOTZ an der Erforschung des Erongo
dadurch zufällt, daß er das geologisch Anziehende des Gebirges
zuerst erkannt, zu seiner Untersuchung die wissenschaftliche
Anregung gegeben und die praktischen Wege geebnet hat.
Darauf schließt die Sitzung um 12!/a Uhr.
v. w. o.
Thürach. v. Seidlitz. Fischer. Cloos.
Protokoll der Vorstands- und Beiratssitzung der Deutschen
Geologischen Gesellschaft vom 8. August 1913.
Geologisches Institut zu Freiburg i. Br.
Vorsitzender: Herr WaHNSCUAFFE.
Beginn der Sitzung 3 Uhr nachmittags.
Anwesend die Herren Waiinschaffe, Rauff, Hennig,
BÄRTLING und FLIEGEL.
Vom Beirat ist kein Mitglied anwesend.
Der Vorsitzende berichtet, daß sich um das Stipendium
der Hermann CuEDNER-Stiftung als Einziger Herr KRENKEL-
Leipzig beworben hat, um eine Untersuchung des Juras im
Tangagebiete (Deutsch-Ostafrika) auszuführen. Nach Verlesung
der Voten der Beirats- und Vorstandsmitglieder wird die Ver-
leihung des Stipendiums in Höhe von 800 M. Herrn KRENKEL-
Leipzig auf ein Jahr bewilligt.
Darauf werden die den Mitgliedern für die nächste Vor-
stands- und Beiratswahl zu unterbreitenden Vorschläge ver-
traulich besprochen.
Satzungsgemäß muß als Schriftführer ausscheiden Herr
FLIEGEL, als Beiratsmitglied Herr VON KüENEN, und von den
— 457 —
beiden anderen zunächst am längsten im Beirat vorhandenen
Herren RlNNE und Fricke scheidet durch das Los Herr
Rinne aus.
V. g. u.
Wahnschaffe. Hennig. Bärtling. Rauff. Fliegel.
Protokoll der geschäftlichen Sitzung- vom
9. August 1913.
Hörsaal des Zoologischen Instituts, vorm. 81/* Uhr.
Vorsitzender: Herr WAHNSCHAFFE.
Herr WAHNSCHAFFE eröffnet die Sitzung und berichtet
zunächst über den Bestand der CuEDNER-Stiftung.
Die Hermann CuEDNER-Stiftung hat am 21. Oktober 1912
die landesherrliche Genehmigung erhalten. Von dem auf-
gesammelten Betrage von 21 962 M. waren 21000 M. in
Effekten und 962 M. in bar vorhanden. Am 1. Januar 1913
wurde das Kapital der Deutschen Bank zu Berlin, Depositen-
kasse Qu, überwiesen, bei welcher das Separatkonto HERMANN
Crednek- Stiftung Nr. 8345 geführt wird. Überwiesen
wurden 21 000 M. in Effekten (Kur- und Neumärkische
Kommunal -Obligationen 4 Proz.) und 1824,20 M. in bar.
Es wurden noch weitere 1000 M. -Obligationen angeschafft,
dagegen mußten 500 M. Schenkungssteuer bezahlt werden. Der
gegenwärtige Vermögensstand der Stiftung beträgt 22 000 M. in
Effekten und 763,15 M. in bar. Dazu kommen am 1. Oktober
480 M. Zinsen. Von diesem Betrage können satzungsgemäß für
dieses Jahr 800 M. erstmalig als Stipendium verteilt werden.
Im Anschluß darin gibt er bekannt, daß in der gestrigen
Vorstands- und Beiratssitzung die erstmalige Vergebung der
Stiftung in Eöhe von 800 M. an Herrn KRENKEL zu Unter-
suchungen im Jura des Hinterlandes von Tanga, Deutsch-
Ostafrika, erfolgt ist.
Für das folgende Jahr stehen 1000 M. zur Verfügung.
Es sind bereits zwei Bewerbungen eingegangen.
Das Protokoll der gestrigen Geschäftssitzung wird ver-
lesen und genehmigt.
Herr WAHNSCHAFFE beantrag! im Anschluß an Punkt 10
der gestrigen Tagesordnung: „Die Versammlung möge geneh-
32
— 458 —
migen, daß die Eingabe betr. Förderung des geologischen
Unterrichts auch den Kultusministerien der übrigen Bundes-
staaten eingereicht wird".
Der Antrag wird einstimmig angenommen.
Zum Vorsitzenden der heutigen wissenschaftlichen Sitzung
■wird Herr POMPECKJ gewählt.
Das Protokoll wird verlesen und genehmigt.
v. w. o.
Wahnschaffe. Bärtling. Hennig.
Protokoll der wissenschaftlichen Sitzung
vom 9. August 1913.
Vorsitzender: Herr POMPECKJ.
Die wissenschaftlichen Mitteilungen beginnt Herr Wa GN ER
mit einem Vortrag über die Kalisalz 1 ager im Ober-Elsaß.
In der Diskussion sprechen die Herren FLIEGEL, ThÜRACH,
Schmidt, POMPECKJ und der Vortragende.
Hierauf macht der Vorsitzende eine kurze geschäftliche
Mitteilung.
Herr S. v. BUBNOFF spricht Über das Alter der Gra-
nite im südlichen Schwarzwald1). (Mit 2 Textfiguren.)
Die zentrale Gneismasse des Schwarzwaldes wird im Norden,
Osten und Süden von einem Kranz carbonischer Granitmassive
umsäumt, die sich teils unmittelbar berühren, teils durch von
zahlreichen Ganggraniten und Granitporphyren durchsetzte
Gneiszonen getrennt sind. Die bedeutendsten dieser Massive sind:
1. Das n ordsch war z wäl de r Granitmassiv zwischen
Offenburg und der Gegend von Herrenalb und Schramberg,
wo es unter der schwäbischen Triasdecke verschwindet. Kleinere
Grauitstöcke, wie der von Nordrach, verbinden es mit dem
mittelschwarz wäl der
') Dieser Vortrag ist eine kurze Zusammenfassung einiger Resul-
tate aus meiner demnächst in den Mitteil, der Großh. Bad. Geol. Landes-
anstalt erscheinenden ausführlichen Bearbeitung der Lenzkircher Gegend.
S. v. B.
— 459 —
2. Granitit von Triberg, welcher mit SW — NO-Er-
streckung aus der Gegend des oberen Elztales bis etwa Schil-
tach-Schenkenzell reicht, oberflächlich etwa 35 km Länge
besitzend.
3. Der Eisenbacher Zw eiglimmergr anitit zwischen
Furtwangen und Menzenschwand nimmt eine nur wenig kleinere
Fläche ein. Durch die Spezialaufnahmen von Sauek, SciIALCH,
ThÜRACH und SCHNARRENBERGER sind diese drei Massive
in ihrem größten Teil bekannt geworden.
4. Der Schluchsee- o der A lbtalgranit im südlichen
Schwarzwald erstreckt sich aus der Gegend des Steinatales
bis etwa an die Murg; die Gneismasse von Horbach — Tiefen-
stein teilt ihn in einen westlichen und östlichen Lappen.
Nur einen Ausläufer von ihm, durch den Gneisstreifen von
Todtmoos — Gersbach — Herrischried davon getrennt, stellen die
von ErdmannsdöRFFER und PHILIPP untersuchten porphyr-
artigen Granite und Syenite des unteren Wehra- und Wiesen-
tales dar.
5. Endlich liegt im südlichen Schwarzwald zwischen
Kandern und Zell i. W. das 0 — W-gestreckte Blauen-Granit-
massiv.
Der Vollständigkeit halber seien noch die zwei größeren
Quarzporphyrmassen von Münstertal und Lenzkirch erwähnt.
Daß dieser, das Urgebirge umsäumende und durchwebende
Granitkranz ganz allgemein in die Steinkohlenzeit zu stellen
ist, war schon seit langem bekannt, denn diese Granite haben
einesteils mehrfach die culmischen Sedimente durchbrochen
und verändert, anderenteils treten sie schon als Komponenten
jungculmischer Konglomerate auf. Nur das gegenseitige Alters-
verhältnis der einzelnen Granitmassive ist noch in vielem
unklar, und so mag ein Versuch, es zusammenhängend zu
erläutern, nicht ganz ungerechtfertigt erscheinen.
Die geologische Aufnahme in der Gegend von Lenzkirch
hat mir unter anderem einige wichtige Aufschlüsse über das
Verhältnis zwischen Schluchsee- und Eisenbacher Granit geliefert,
die als Ausgangspunkt unserer Betrachtung dienen können;
es sei darum eine kurze Charakteristik der Lenzkircher Gegend
vorausgeschickt.
Ich habe früher dargelegt, daß das Gebiet zwischen Lenz-
kirch und Altglashütten einen hercynisch streichenden Graben-
bruch darstellt, welcher zwischen den beiden Teilen des
Eisenbacher Granitmassives, dem liochfirst und der Bärhalde
(Feldberg) eingekeilt liegt und dieser tektonisch tiefen Lage
die Erhaltung seiner jüngeren Gesteine verdankt. Innerhalb
32*
— 460 —
des Grabens sind die einzelnen Gesteine in mehrere NO — SW-
streichende Zonen verteilt, wodurch ihr Zusammenhang mit
der variscischen Gebirgsbildung dokumentiert wird. Von
Norden beginnend, kann man folgende einzelne Streifen unter-
scheiden:
Die Zone der Schapbachgneise, welche auch über beide
Grabenränder hinübergreift; sie bildet die südliche Grenze der
großen zentralen Gneismasse und gehört im einzelnen zur
Feldbergmasse im Sinne ScilNARRENBEUGERs. In ihrem süd-
lichen Teile wird sie von zahlreichen Ganggraniten injiziert
und durchtrümmert, und diese lassen sich weiter verfolgen als
Apophysen der nächstsüdlichen Zone der gepreßten mylo-
nitischen Granite, welche an den beiden Randverwerfungen
scharf abstoßen; es folgt weiter südlich ein breites Band von
alten Schiefern und Grauwacken, welche an ihrer nördlichen
Grenze ebenfalls vom gepreßten Granit injiziert sind. Dann
kommt ein eigenartigerweise auch NO — SW streichendes Band
feinkörniger Zweiglimmergranite, welche der Kürze halber
fernerhin nach ihrem Hauptvorkommen als Urseegranit be-
zeichnet werden sollen. Sie grenzen mit deutlich porphyrischer
Randfacies an die alten Schiefer und durchbrechen diese an
mehreren Stellen; wir kommen auf dieses wichtige Gestein
weiter unten ausführlicher zu sprechen. Weiter südlich zieht
mit gleichem Streichen die Zone des Trümmerporphyrs, eines
schon von BERBMANN genauer beschriebenen brecciösen porphy-
ritischen Gesteins, und endlich die NO — SW-streichende jung-
culmische Konglomeratmulde von Lenzkirch, mit Einschal-
tungen von Pflanzenschiefer. Endlich folgt als südlichste Be-
grenzung, und zugleich wieder über beide Grabenflügel über-
greifend, der Granitit des Schluchsees.
So erscheint das ganze Culmgebiet von Lenzkirch ein-
geschlossen im Norden vom Südrand des zentralschwarzwälder
Gneismassivs, im Osten und Westen vom Eisenbacher, im
Süden vom Schluchseegranitit.
Wenden wir uns nun einigen Gesteinen des Lenzkircher
Grabens im einzelnen zu. Eine besonders wichtige Bedeutung
für unsere Untersuchungen hat der oben erwähnte Urseegranit;
es ist ein feinkörniges, hypidiomorph-körniges Gemenge von
Orthoklas, Oligoklas-Albit, Quarz, Biotit und Muscovit; letzterer
zeigt häufig eine rosettenförmige Anordnung; sehr verbreitet
Bind granopbyrische Verwachsungen von Feldspat und Quarz;
1 i.irz erscheint zuweilen idiomorph ausgebildet; als Neben-
ile wurden häufig Topas and Turmalin beobachtet;
endlich i st das bäufige Auftreten von miarolithischen Hohl-
— 101 —
>s
/+ + 5 :
bß
/Qr»
..^
\* V &>
V + * i
bb
ö
bD
bD
c
— 462 —
räumen bezeichnend. Wird das Korn feiner, so geht das
Gestein allmählich in ein panidiomorph-körniges Gefüge über,
mit einzelnen pseudophärolithischen Partien von granopbyrisch
verwachsenem Quarz und Feldspat, so daß alle Übergänge zu
einem typischen Quarzporphyr, bzw. einem Granophyr vor-
handen sind. Dabei sei aber ausdrücklich betont, daß es sich
beim Urseegranit doch um einen typischen Granit handelt und
nicht etwa nur um eine granitische Facies eines Porphyrs,
wie sie z. B. aus der Gegend von Lugano bekannt ist. Außer
dem mikroskopischen Strukturbild zeigen uns das auch die
geologischen Lagerungsverhältnisse. Der Urseegranit tritt
zwischen den älteren culmiscben Sedimenten stockförmig
auf, während die zugehörigen Quarzporphyre deckenförmige
Ergüsse darüber bilden. Der Urseegranit bildet gewisser-
maßen den Stiel zu den carbonischen Porpbyrergüssen.
Der enge Zusammenhang beider Gesteine resultiert auch aus
den ausgeführten Analysen, die auf einige Zehntel Proz. genau
miteinander übereinstimmen.
Das Alter des Urseegranites kann ziemlich genau fest-
gelegt werden; er führt, wie auch der zugehörige Quarzporphyr,
Einschlüsse von altem Schiefer und gepreßtem Granit; die
Quarzporphyre lagern z. T. über diesen Gesteinen. Der Ursee-
granit ist also jünger wie das ältere Culm. Im jüngeren
Culmkonglomerat von Lenzkirch fehlt der Granit als Kompo-
nente, dagegen treten darin die zugehörigen Granophyre, wenn
auch vereinzelt, auf. Das Aufdringen des Urseegranites
geschah also wohl während des jüngeren Culins
unserer Gegend.
Zum gleichen Schluß führt uns auch eine andere Über-
legung. Der oben erwähnte Trümmerporphyr besteht aus röt-
lichen porphyritischen Einschlüssen, die in eine dunkle Grund-
masse eines glimmerreichen Porphyrites eingebettet sind. Schon
Herrmann erkannte den engen Zusammenhang dieser Grund-
masse mit Glimmerporphyriten, die gangförmig im Quarzporphyr
aufsetzen und außerdem selbständig als kleine Decke auftreten.
Andererseits zeigt der Trümmerporphyr enge Beziehungen zum
jungculmischen Konglomerat: es ist nämlich schon IIerkmanN
aufgefallen, daß mit Annäherung an das Konglomerat die Zahl
der Einsprengunge im Trümmerporphyr zunimmt und die kry-
stalline Grundmasse stark zurücktritt, so daß zuletzt überhaupt
keine scharfe Grenze zwischen Konglomerat und Porphyrit-
breccie besteht; die daraus zu vermutende gleichzeitige Ent-
stehung wird endlich daraus glänzend bestätigt, daß im Trümmer-
porphyr genau wie im Konglomerat Einschaltungen von
163
Pflanzenschiefern zu beobachten sind. Damit ist erwiesen, daß
Trümmerporphyr und Porphyrit hier jünger sind
wie Urseegranit und Quarzporphyr und gleichaltrig
mit dem Konglomerat des jüngeren Culms.
Gänge Ton Quarzporphyr im Trümmerporphyr und eine
kleine Decke über dem Konglomerat beweisen ferner, daß zu
Ende der Konglomeratbildung ein zweiter Quarzporphyrerguß
stattgefunden hat. Die ganze Reihenfolge der jungculmischen
Ergüsse gliedert sich also von oben nach unten in:
Jüngerer Quarzporphyr,
Glimmerporphyrit und Trümmerporphyr,
Urseegranit und älterer Quarzporphyr.
Für das Alter des Schluchseegranitits gibt uns wiederum
das Konglomerat einen wichtigen Anhaltspunkt. Unter seinen
Komponenten sind nämlich alte Schiefer und der Granitit von
Schluchsee das bei weitem vorherrschende Material; ja, stellen-
weise reichert sich dieser so an, daß man von einem direkten
Granitkonglomerat sprechen kann. Alte Schiefer und Granitit
bildeten also die Ufer des jungculmischen Beckens, und ins-
besondere der Granitit muß also schon lange vorher durch
Erosion freigelegt worden sein. Da er ferner von Porphyr-
gängen, die nachweislich mit denen von Ursee in Verbindung
stehen, durchsetzt wird, so ist an seinem höheren Alter nicht
zu zweifeln. Es stehen also Schluchseegranitit und gepreßter
Granit dem Urseegranit als ältere Gebilde gegenüber, und ich
trage kein Bedenken, wie das schon früher von HERUMANN
und von mir geschehen ist, die ersten Gesteine zusammen-
zufassen, bzw. den gepreßten Granit als sekundär durch die
carbonische Gebirgsbilduug geschieferte Randfacies des Haupt-
granitites anzusehen. Die Neigung zur porphyrartigen Aus-
bildung, die Seltenheit oder direkt das Fehlen von hellem
Glimmer und die chemische Zusammensetzung weisen ihn mit
Bestimmtheit der älteren Granitreihe zu. Von ihm gehen
ferner die zahlreichen Ganggranite aus, die auch sonst im Schwarz-
wald mit den Granititen vom Schluchseetypus (siehe Triberger
Granit) verknüpft sind. Endlich zeigt der Schluchseegranitit
selber dort, wo er, wie an der Grenze gegen das Culm, starkem
Gebirgsdruck ausgesetzt war, eine weitgehende Kataklas- und
Parallelstruktur, die ihn dann dem gepreßten Granit zum
Verwechseln ähnlich macht. Nachdem wir nun über die
Altersfolge im Lenzkircher Graben Klarheit erlaugt haben,
können wir zu der Grundfrage, dem Altersverhältnis vom
Schluchsee- und Eisenbach-Granit, zurückkehren.
— 464 —
Auf den ersten Blick scheinen hier die Bedingungen
ungünstig zu liegen, da beiderseits Verwerfungen von über 100 m
Sprunghöhe die in Betracht kommenden Gesteine voneinander
trennen. Aber gerade dieses tektonische Verhalten liefert uns
den Schlüssel zur Lösung des Problems. Die beiderseits in
den Horsten anstehenden Granite gehören ohne Zweifel zu
einem Massiv, und da beiderseits nach den Rändern keinerlei
Veränderung in Kern und Struktur zu sehen ist, so muß wohl
angenommen werden, daß der Granitzug auch im Graben fort-
setzt und beide Horste verbindet, nur daß er hier noch
infolge der tektonisch tiefen Lage verhüllt liegt. Da aber
im Graben die Hauptzüge der variscischen Tektonik klar zu
erkennen sind, so kann vielleicht an einigen besonders
günstigen Stellen Aufschluß über Lage und Verhalten des
Granites erwartet werden. Eine solche wäre der Kern einer
variscischen Antiklinale, d. h., eine Stelle, wo die tiefsten
Schichten am höchsten heraufgepreßt sind. Versuchen wir an
der Hand des schematischen Längsprofils das zu erläutern.
Von der Konglomeratmulde aus steigen die Schichten
nach Norden zu an und es kommt unter dem Trümmerporphyr
der ältere Quarzporphyr und der Urseegranit zum Vorschein;
dann erscheinen die alten Schiefer, der gepreßte Granit, und
dieser schießt wieder unter die Gneise unter, die wie auch
ihre Grenzfläche nach Norden zu fallen. Ohne auf die kom-
plizierten Verbandsverhältnisse zwischen gepreßtem Granit und
Gneis näher einzugehen, kann ganz allgemein gesagt werden,
daß wir nördlich von der Konglomeratmulde ein allerdings
unsymmetrisches Gewölbe haben, und es ist nun sehr eigen-
tümlich, daß gerade im Kern dieses Gewölbes der Zwei-
glimmergranit von Ur8ee heraustritt, der in einer zusammen-
hängenden, NO streichenden Zone fast den ganzen Graben
durchquert.
"Wenn also ein Granit des Grabens seiner geologischen
Lage nach mit dem von Eisenbach verglichen werden könnte,
so müßte es der vom Ursee sein; und in der Tat ist die
Übereinstimmung, abgesehen von der Korngröße, eine sehr
vollkommene, was z. T. schon H kuhmann bemerkt hat. Wir
haben hier die gleiche rosettenförmige Anordnung des hellen
Glimmers, häufig auftretende mikropegmatitische Verwachsungen,
Häufigkeit von mi.-irolithischen Hohlräumen und die gleichen
dorischen Gemengteile — Topas und Turmalin, als Be-
weis einer für beide Gesteine gleichen pneumatolytischen
Tätigkeit. Die Ähnlichkeit geht so weit, daß an der Grenze
beider Gesteine die Trennung petrographisch kaum durchzu-
— 465 —
führen ist und die Tektonik das entscheidende Wort sprechen
muß. Endlich liefert, wie ich an anderem Ort näher zeigen
werde, die Analyse den entscheidenden Beweis für die Identität
beider Gesteine.
Der Urseegranit stellt somit eine tiefer gesunkene
und darum erhalten gebliebene randliche, feinkörnige
Facies des Eisenbacher Granitstockes dar, gleichsam
einen Übergang zwischen diesem Tiefengestein und
den oberflächlichen Porphyrergüssen.
Damit ist aber auch ein Kriterium für das Altersverhält-
nis gegeben, und es kann ganz allgemein gesagt werden, daß
der Zweiglimmergranit von Ursee und Eisenbach
jünger ist wie der Hauptgranitit von Schluchsee.
Wir wollen nun über die Grenzen unseres Gebietes hinaus-
gehen, um möglichst die hier gewonnenen Erfahrungen auf
das Altersverhältnis der übrigen Granitmassive zu übertragen.
Da wäre nun zunächst auf die schon längst vermutete Über-
einstimmung zwischen Schluchsee- und Triberger Granit hinzu-
weisen. Der allgemeine Habitus, das Fehlen des hellen
Glimmers, die Neigung zur porphyrartigen Ausbildung sind
beiden Gesteinen gemeinsam. Ferner ist als übereinstimmendes
Merkmal hervorzuheben die Neigung zur Bildung randlicher
Differentiationsprodukte in Gestalt von Quarz- Glimmersyeniten
(Typus Erzenbach). Als weiteres eigentümliches Merkmal ist
beiden endlich die Einschaltung feinkörniger Granitpartien
gemeinsam, die teils als undeutlich abgegrenzte Schlieren,
teils als Gänge (Ganggranite) in den Ilauptmassiven aufsetzen
und auch den benachbarten Gneis in zahlreichen Gängen
durchziehen. Sie werden von SAUER als saurere Nachschübe
im Magma gedeudet. SCHALCH führt ähnliche Ganggranite
auf Blatt Stühlingen direkt als Apophysen des Steinatal-
(Schluchsee)-Granitites auf. Die gleiche Erscheinung läßt
sich durchgehend im Schluchseemassiv beobachten, und ein
vollständiges Analogon bilden die zahlreichen Ganggranite,
die vom gepreßten Granit von Altglashütten ausgehen. Es
ist nun eine eigentümliche Tatsache, die sich leicht auf den
geologischen Spezialkarten nachkontrollieren läßt, daß diese
Ganggranite zwar in großer Menge im Hauptgranitit und im
Gneis aufsetzen, daß sie aber dem Zweiglimmergranit in dieser
Form fehlen, wodurch auch ein wertvoller Fingerzeig für das
gegenseitige Altersverhältnis gegeben ist.
Ferner ist als wichtig hervorzuheben, daß innerhalb des
Triberger Granitites (siehe die betreffenden Blätter von Sauek
und Sciialch) Schlieren von miarolithischem Zweiglimmer-
— 466 —
granit auftreten, die petrographisch auffallend mit dem Eisen-
bacher Granit übereinstimmen. Einen Altersunterschied konnte
ScHALCH (Bl. Furtwangen) hier nicht beobachten, ja beide
Gesteine sollen direkt durch Übergänge verknüpft sein. Das
führt uns zu der bedeutsamen Anschauung, daß, wenn auch
der Eisenbacher Granit als Ganzes jünger ist wie die Haupt-
granitite, er doch nicht etwas Besonderes darstellt, sondern
wohl dem gleichen Stammmagma entstammt, also gewisser-
maßen einen letzten, sauren Nachschub der carbonischen
Granitintrusion bildet.
Kurz sei noch erwähnt, daß Sauer für das Nordschwarz-
wälder Granitmassiv verschiedentlich die enge Beziehung zum
Triberger Granit hervorhebt, so daß wohl auch diese Gesteine
nach Ursprung und Alter zusammenzufassen sind.
Gehen wir nun zum südlichen und westlichen Schwarz-
wald über, so sehen wir im Wehra- und Wiesentale das
Auftreten eines porphyrartigen- Granitites, der schon seit langem
mit dem Albtal- bzw. Schluchseegranitit identisch aufgefaßt
wird. Er zeigt auch wieder, wie EkDManNSDÖRFFER er-
wiesen hat, die bezeichnende Neigung zur Bildung basischer
Differentiationsprodukte in Gestalt der Syenite vom Erzenbach-
typus. Von großem Interesse ist es, daß in dieser Gegend
noch ein anderer, saurerer Granit auftritt, und PHILIPP hat
sich neuerdings mit Enschiedenheit dafür ausgesprochen, daß
dieser Mambacher Granit jünger sein soll wie der porphyr-
artige, was zu dem allgemein gewonnenen Bild sehr wohl
passen würde. Dieser Mambacher Granit ist aber nichts
anderes wie die westliche Fortsetzung des Blauenmassivs.
Von dem Blauengranit erwähnt ScilWENKEL, daß er im
culmischen Klemmbachkonglomerat als Geröll vorkommen soll;
nähere Angaben darüber fehlen bisher und sein Alter bedarf
noch der genaueren Festlegung.
Der Blauengranit soll nach den Angaben von A. SCHMIDT
und von GRAEFF direkt in die Zone der sogenannten Krystall-
gneise am Belchen übergehen, welche seine durch die
variscische Gebirgsbildung geschieferte Randzone darstellen
sollen; er hat also an dieser Gebirgsbildung teilgenommen,
was für den Eisenbacher Granit nicht gezeigt werden kann.
Mit diesem läßt sich der Blauengranit überhaupt nicht zu-
sammenfassen, das mikroskopische Bild ist ein ganz anderes,
vor allem führt er hellen Glimmer nur in unbedeutender Menge
in der Grundmasse. Da er nach dem oben Erläuterten auch
etwas älter zu sein scheint, so nimmt er gewissermaßen eine
Mittelstellung zwischen ilauptgranitit und Eisenbacher Granit
— 467 -
ein; eine Auffassung, die in gewissem Sinne durch eine weiter
unten angeführte Analyse bekräftigt werden kann.
Über das genaue Alter der Münstertäler Quarzporphyre
fehlen zurzeit noch sichere Angaben.
Als jüngstes krystallines Gestein von culmischem Alter
erscheinen endlich die zahllose Granitporphyre und Granophyre,
die gleichermaßen die Gneise und alle Granite durchsetzen.
Daß sie auch noch culmisches Alter besitzen, zeigt ihr Vor-
kommen als Gerolle in dem obercarbonischen Konglomerat
von ßerghaupten (siehe u. a. SCHALCH, Bl. Furtwangen).
Das bisher vorhandene Analysenmaterial ist leider recht
spärlich und z. T. veraltet; immerhin lassen sich einige sehr
bemerkenswerte Züge, die eine scharfe Grenze beider Granit-
typen bedingen, leicht und deutlich herausfinden. Zwei Werte
sind hierbei besonders charakteristisch und sollen hier kurz
erläutert werden; es ist das erstens der Kieselsäuregehalt und
das Verhältnis der einwertigen zu den zweiwertigen Metallen,
also R^O : RO. In der nachfolgenden Zusammenstellung sind
diese Zahlen für einige Gesteine angegeben, und zwar umge-
rechnet auf Molekularquotienten und RaO : RO umgerechnet auf 10.
SiO, (Na2, K2)0:(Ca, Mg, Fe) O
Granitit von Triberg 75,50 4,90:5,10
G. Williams: Die Eruptivgesteine
von Tryberg, N. J. 1883, ß. B. II.
Granitit von Schapbach 72,58 4,40 : 5,60
A. Saueu: Bl. Oberwolfach — Schen-
kenzell.
Granitit von Durbach 73,64 4,70:5,30
A. Sauek: a. a. 0.
Gepr. Granit von Altglasluitten . . . . 76,21 7,20:2,80
v. Bübnopf: Mut. Großh. Bad. Geol.
Landesanst. 1912.
Granit von Maistollen 78,64 5,60 : 4,40
A. Schmidt: Geologie des Münster-
tales.
Granit von Eisenbach 80,94 8,20:1,80
M. DlTTRlCH: Mitt. Großh. Bad.
Geol. Landesanst. 1907.
Granit von Ursee 81,00 7,60:2,40
Analytiker F. BlNDBN, 1913.
Quarzporphyr von Lenzkirch 80,57 7,30:2,70
Analytiker F. IIindhn, 1913.
Quarzporphyr von Triberg 83,49 8,00:2,00
G. Williams: a. a. 0.
Diese ganz allgemeine Zusammenstellung ergibt die gleiche
scharfe Sonderung der Eruptivgesteine in zwei Gruppen, wie
wir sie aus dem geologischen Vorkommen entwickelt haben.
— 468 —
Für die älteren Granitite ergibt sich durchgehend ein geringerer
SiOa- Gehalt und ein fast 1 : 1 betragendes Verhältnis von
R20:RO; bei dem jüngeren Eisenbacher Granit und den mit
ihm zusammenhängenden Gesteinen ist der Si02-Gehalt um
fast 5 Proz. höher und das R30 : RO -Verhältnis beträgt 3 : 1
bis 4:1. Der gepreßte Granit von Altglashütten gehört
seinem Kieselsäuregehalt und seiner geologischen Stellung nach
in die ältere Granitreihe; der hohe Wert von R20 hängt hier
damit zusammen, daß er ja eine randliche aplitische Aus-
bildung des Hauptmagmas darstellt und sehr arm an dunklen
Gemengteilen ist; er gehört ja, wie oben erläutert, zu dem
System der feinkörnigen Granite der Schlieren und Gänge, die
saurere (aplitische?) Nachschübe des Stammmagmas darstellen.
Der Granit von Maistollen, -welcher zum Verbreitungs-
gebiet des Blauengranites gehört, nimmt eine Zwischenstellung
ein; das paßt auch wieder zu seiner oben bezeichneten
geologischen Stellung; er soll ja jünger sein wie der Haupt-
granitit, dem er seinem R20 -Werte nach nahe steht, dem
SiO 3 -Gehalte nach nähert er sich aber mehr der jüngsten
Granitreihe. Hier sind allerdings noch eingehendere Unter-
suchungen und neue Analysen abzuwarten.
In den culmischen Graniten des Schwarzwaldes
wäre hiermit als ältestes ein mittelsaures Stamm-
magma zu unterscheiden, der Zusammensetzung nach
den Granititen von Triberg oder Schluchsee ent-
sprechend und zu basischen Differentiationen, be-
sonders am Rande neigend (Quarz glimmersyenite).
Als saurerer, aplitischer Nachschub, zeitlich nicht
weit von der Intrusion des Stammmagmas geschieden,
erscheinen die feinkörnigen Granite der Schlieren
und Gänge und ihnen vollständig analog der ge-
schieferte aplitische Granit von Altglashütten.
Es folgen endlich, zeitlich getrennt die j üngsten,
sauersten Stöcke (Eisenbach), wohl einem sauren
Restmagma entsprechend; es wurde gezeigt, daß sie
bis an die Oberfläche drangen und durch Übergangs-
glieder (Urseegranit) mit Deckenergüssen von Quarz-
porphyr verbunden sind. Diese jüngsten Granite
sind es denn au«ch, die durch pneumato lythische Er-
scheinungen ausgezeichnet sind (miaro li t h ische
Hohlräume, Topas, Turmalin). Zu den älteren Graniten
sind bisher keine Ergußä(|uivalente bekannt. Die Granit-
porphyrgäng« bilden dann das Schlußglied in der culmischen
Intrusionsreihe.
— 469 —
Nach der Frühstückspause spricht Herr C.ScilM IDT-
Basel im Anschluß an den Vortrag des Herrn "Wagner über
spanische Salzlagerstätten.
Herr DENING ER- Freiburg spricht über die Geologie
Ton Buru und Ceram.
Die Protokolle der vorhergehenden Sitzungen werden
verlesen und genehmigt.
Die Herren TnÜRACH und FiSCHER verzichten wegen
Zeitmangels auf die angekündigten Vorträge.
Der Vorsitzende schließt die Tagung mit dem Dank an
die Gastgeber.
v. w. o.
POMPECKJ. V. SEIDLITZ. CLOOS. FlSCHER.
470 —
Zum Gedächtnis HERMANN CREDNERs.
Von Herrn Felix Wahnschaffe.
(Mit einem Bildnis.)
Am Montag, dem 21. Juli d. J., abends, entschlief sanft
nach langem schweren Leiden in Leipzig im 72. Lebensjahre
der emeritierte ordentliche Professor der Geologie und Palä-
ontologie an der Universität in Leipzig und Direktor der
Königlich Sächsischen Geologischen Landesanstalt, Geheimer
Rat Dr. phil. et sc. Hermann CREDNER, er, der uns lange
Zeit hindurch im Gebiete der geologischen Wissenschaft ein
hervorragender Führer gewesen ist.
Hermann Credner wurde am 1. Oktober 1841 in Gotha
als ältester von vier Söhnen des damals in Herzoglich gothai-
schen Diensten stehenden Regierungsassessors und späteren
Bergrats Dr. HEINRICH Credner geboren, jenes trefflichen
Forschers im Gebiete norddeutscher Geologie, der von 1858
bis 1866 als Oberbergrat in hannoversche Dienste übertrat,
um dann nach einjährigem Aufenthalt in Berlin als Geheimer
Bergrat an das Königliche Oberbergamt in Halle a. d. S. be-
rufen zu werden. Die Mutter Hermann Ckedneks, Anna,
entstammte der Familie Vey. Sein jüngerer Bruder RUDOLF,
der bekannte Geograph, der am 27. November 1850 geboren
wurde, hat ihn nicht überlebt, denn er starb bereits am
6. Juni 1908 als ordentlicher Professor der Geographie in
Greifswald.
Schon in früher Jugend erhielt Hermann Ckedner durch
seinen Vater vielfache Anregung zu geologischen Beobachtungen,
und diesem Einflüsse ist es zuzuschreiben, daß er sich zunächst
dem Bergfach zuwandte und vom Jahre 1860 an auf der Berg-
akademie in Klausthal am Harz studierte. Es war eine Zeit
frohen Studentenlebens, die er dort verbrachte, in der er liebe
Freunde gewann und an die er gern in späteren Jahren zurück-
dachte. Als er von hier nach der Universität Breslau über-
siedelte, gab er seine Laufbahn als praktischer Bergmann völlig
auf und widmete sich ausschließlich geologischen, mineralogi-
schen und paläontologischen Studien, die er sodann an der
— 471 —
Universität Göttingen zum Abschluß brachte. Hier arbeitete er
als Schüler V. Seebachs und erwarb sich 1864 auf Grund einer
Dissertation über „Die Pteroceras-Sch\chteTi (Aporrhais-
Schichten) der Umgegend von Hannover" die philo-
sophische Doktorwürde. Diese Arbeit gelangte 1 864 im 1 6. Bande
der Zeitschrift der Deutschen Geologischen Gesellschaft zum
Abdruck. Sie bringt an der Hand einer Kartenskizze zunächst
eine Übersicht über die geognostischen Verhältnisse der nächsten
Umgebung von Hannover, beschreibt die sämtlichen bei Hannover
auftretenden Schichten der oberen Kimmeridge-Gruppe und gibt
dann eine Gliederung der Aporrhais- Schichten am Lindener
Berge, Tönjesberge, bei Limmer und Ahlem auf Grund der in
ihnen enthaltenen Fossilien.
Nun begannen des jungen Gelehrten Lehr- und Wander-
jahre, indem er 1864 eine längere Forschungsreise nach Nord-
amerika unternahm, zu der er von seinem Vater nur mit ge-
ringen Geldmitteln ausgestattet werden konnte, so daß er sich
seinen dortigen Unterhalt zum größten Teile als Gutachter,
namentlich für Goldminen, selbst verdienen mußte. Seine zahl-
reichen Streifzüge führten ihn zum Teil in völlig unkultivierte
Gebiete, in denen er gezwungen war, wochenlang zusammen
mit den Indianern zu leben. Es brachten ihm diese Wande-
rungen mancherlei ernste und heitere Abenteuer, aber auch
einen reichen Schatz an Kenntnissen, denn Credner besaß
ein offenes Auge für die ihn umgebende Natur, eine lebhafte
Beobachtungsgabe und ein schnelles Erfassen oft schwieriger
geologischer Verhältnisse. In einer Reihe von Aufsätzen, die
im Neuen Jahrbuch für Mineralogie usw., in der Zeitschrift
der Deutschen Geologischen Gesellschaft, der Berg- und hütten-
männischen Zeitung und der Zeitschrift für die gesamten Natur-
wissenschaften veröffentlicht sind, hat er die auf seinen Reisen
in Nordamerika gemachten geologischen Beobachtungen nieder-
gelegt.
Von großem Interesse sind unter anderem seine „Geo-
gnostische Skizze der Umgegend von New York", seine
„Geognostische Reiseskizze aus New Brunswick in
Nordamerika", die Beschreibung der geologischen Verhält-
nisse in Kalifornien, der Goldvorkommen in Georgia und
Virginia, der gewaltigen Kupfermassen am Lake Superior und
der Kreide in New Jersey. Anschaulich»', lebendige Schilde-
rungen der eigenartigen Natur Nordamerikas bringen die Auf-
sätze „Aus den Urwäldern am Oberen See" (Globus 1868),
wo er ein Fest der Chippewah-Indianer beschreibt, und „Nord-
amerikanisches Urwaldsleben" (Aus allen Weltteilen 1871),
— 472 —
wo die Canoe-Fahrten auf dem Michigammi- und Menomonee-
Flusse und die Wanderungen im Urwalde meisterhaft geschildert
werden.
Mitte September 1868 kehrte CREDNER nach fast vier-
jährigem Aufenthalt in Nordamerika nach Deutschland zurück.
Er hatte, wie er selbst im Neuen Jahrbuch für Mineralogie usw.
berichtet, während dieser Zeit die durch ihre eigentümlichen
Erzvorkommen interessanten südlichen atlantischen Staaten,
Missouri, Illinois, Pennsylvania, "Westvirginia, Connecticut und
Massachusetts, verschiedene Male besucht, die Kreide- und
Erzdistrikte New Jerseys durchwandert, einen großen Teil
New Brunswicks und Nova Scotias gesehen und von New York
aus eine große Reihe Ausflüge in die Gegenden am Hudson
unternommen. Längere Zeit hielt er sich in der Kupfer- und
Eisenregion am Oberen See auf und nahm an verschiedenen
Expeditionen in das Innere der Gegend am Oberen See teil.
Seine Hauptaufmerksamkeit war dabei auf die Mineraldistrikte
des östlichen Nordamerika gerichtet. Um seine Pläne in Nord-
amerika mit Erfolg ausführen zu können, fand er das freund-
lichste Entgegenkommen vor allem bei Professor J. D. Dana,
der ihn dann den dortigen Geologen weiterempfahl.
Bald nach seiner Rückkehr aus Nordamerika, als noch
Carl Friedrich Naumann als ordentlicher Professor den
Lehrstuhl für Mineralogie und Geognosie an der Universität
Leipzig innehatte, habilitierte sich dort im Jahre 1869 HERMANN
CREDNER als Privatdozent für Geologie und Paläontologie und
wurde bereits im Jahre darauf, als NAUMANN sein Lehramt
niederlegte, und FERDINAND Zirkel als dessen Nachfolger
die ordentliche Professur für Mineralogie und Geologie erhielt,
zum außerordentlichen Professor ernannt. Im Jahre 1877 ist
CREDNER sodann zum ordentlichen Honorarprofessor befördert
worden, und es wurde ihm im Jahre 1895 auf einstimmigen
Beschluß seiner Kollegen die neugeschaffene ordentliche öffent-
liche Professur für Geologie und Paläontologie verliehen. Im
Jahre 1881 wurde er zum Oberbergrat und 1891 zum Geheimen
Bergrat ernannt, während er 1908 als besondere Auszeichnung
den Rang und Titel eines Geheimen Rats erhielt.
Er war von schlanker Gestalt und besaß ein lebhaftes,
heiteres Temperament. Er liebte die Geselligkeit, und im
frohen Verkehr mit der Jugend bewahrte er sich die Jugend-
frische bis in sein Alter. Das beigefügte Bild stellt ihn an-
fangs der sechziger Lebensjahre dar.
CREDNER war ein hervorragender akademischer Lehrer.
Lebhaft erinnere ich mich seiner Vorlesungen über „Allge-
— 473 —
meine Geologie" und über „Die Lehre von den Lager-
stätten der Erze, Kohlen und Salze", die ich im Winter-
semester 1873 74 bei ihm hörte. Sein Vortrag war von großer
Lebendigkeit und begleitet von lebhaften Gesten. Mit dem
Feuer der Begeisterung, das aus seinen Augen leuchtete und
in seinen Worten hervortrat, wußte er seine Zuhörer mit sich
fortzureißen und für seine Wissenschaft zu begeistern. Wenn
er die eruptive Tätigkeit der Vulkane und den Ausbruch der
Geysire beschrieb oder von den Petroleumbohrungen in Penn-
sylvanien berichtete, so waren seine Beschreibungen so an-
schaulich, daß man die Ausbrüche der Vulkane und Geysire
und die Eruptionen des erbohrten Petroleums im Geiste deut-
lich vor sich sah.
Auch seine öffentlichen Vorträge, die er in verschiedenen
Gesellschaften hielt, waren äußerst fesselnd. Der großartige
Eindruck seiner Schilderung des Grand Canon in Colorado,
die er nach seiner Reise im Jahre 1891 in der Sitzung der
Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin am 5. März 1892 gab,
wird jedem, der diesen Vortrag gehört hat, unvergeßlich bleiben.
Credner schloß sich bei seinen Vorlesungen eng an
seine „Elemente der Geologie" an. Dieses vorwiegend für
Studierende zur Einführung in die Geologie bestimmte Lehr-
buch erschien in erster Auflage im Verlage von Wilhelm
Engelmann in Leipzig im September 1872. Der Zeitpunkt
für das Erscheinen dieses Buches war ein äußerst günstiger,
denn es gab damals in Deutschland kein ähnliches, den neusten
Forschungen Rechnung tragendes Lehrbuch für die Studierenden.
Wie groß das Bedürfnis für ein solches war, geht am besten
daraus hervor, daß die erste Auflage von 1500 Exemplaren
schon nach drei Monaten vergriffen war, und zu Weihnachten
desselben Jahres eine unveränderte zweite Auflage erscheinen
konnte. Das Buch hat bahnbrechend gewirkt und den Namen
Hermann Credners zuerst im In- und Auslande bekannt
und berühmt gemacht. Er schloß sich in der Einteilung des
Stoffes im wesentlichen an J. D. Danas berühmtes Manual
of Geology an, und wenn man in der ersten Auflage nähere
Literaturangaben vermißte, so hat er diesem Mangel in späteren
Auflagen abzuhelfen gewußt. Sein ganzes Leben hindurch ist
er bemüht gewesen, z. T. unter Hinzuziehung geeigneter Fach-
genossen, in jeder neuen Auflage die jeweiligen geologischen
Kenntnisse und die herrschenden geologischen Ansichten zum
Ausdruck zu bringen, und wie das geologische Wissen im
Laufe seines Lebens an Umfang und Vertiefung zugenommen
hat, so spiegeln sich die Umgestaltungen während dieses Zeit-
— 474 —
raums in jeder neuen Auflage wieder. Dabei war es sein
Bestreben, das Gesamtgebiet der Geologie in den knappen
Rahmen eines einzigen Bandes zusammenzufassen. Aber während
die erste Auflage nur 538 Seiten und 380 Abbildungen ent-
hielt, machte es die Fülle des Stoffes nötig, die letzte elfte
Auflage, die 1912 drei Vierteljahr vor seinem Tode erschien,
auf 811 Seiten und (336 Abbildungen zu vermehren.
Als Credner noch in Amerika weilte, wurde er in der
Sitzung der Hauptversammlung der Deutschen Geologischen
Gesellschaft in Hannover am 21. September 1865 auf Vor-
schlag von Heinrich Credner, v. Seebach und Noeggeratii
als Mitglied aufgenommen. Er hat für unsere Gesellschaft stets
das lebhafteste Interesse bewiesen. Er besuchte fast regelmäßig
die Hauptversammlungen, und von ihm sind 28 Aufsätze,
4 briefliche Mitteilungen und 13 Protokollnotizen in unserer
Zeitschrift enthalten. Dem Beirat gehörte er als Mitglied von
1901 — 1903 und von 1908 — 1910 an.
CREDNER war von einer warmen Vaterlandsliebe durch-
drungen. An dem deutsch-französischen Kriege 1870/71 nahm
er als Abteilungsführer beim III. freiwilligen Sanitätskorps
teil. Nach einem Bericht seines damaligen Vorgesetzten, des
Militärinspekteurs der freiwilligen Krankenpflege, Fürsten PlESS,
hat er sich während eines heftigen Granat- und Kleingewehr-
feuers in der Schlacht bei Sedan durch seine Ruhe, Umsicht
und Tätigkeit so hervorgetan, daß ihm das Eiserne Kreuz
II. Klasse am weißen Bande verliehen wurde.
Am 1. Oktober 1872 verheiratete sich Ckedner mit
Marie Riebkck, einer Tochter des Geheimen Kommerzienrats
Adolph Carl RlEBECK und seiner Frau Marie geborenen
RENKE in Halle a. d. S. Aus dieser Ehe sind sechs Töchter
hervorgegangen, die zusammen mit ihrer Mutter den Tod des
trefflichen Gatten und Vaters betrauern.
Neben seiner akademischen Lehrtätigkeit wurde GfiEDNEB
vom Königlich Sächsischen Finanzministerium im Jahre 1872
mit der Organisation und Direktion der Königlich Sächsischen
Geologischen Landesanstalt betraut und ihm die Aufgabe ge-
stellt, unter Zugrundelegung der im topographischen Bureau
des Königlichen Generalstabs unter der Direktion des Oberst
VOLLBOBN bearbeiteten topographischen Karte im Maßstab
I : '_'.'> 000 eine geologische Spezialkarte des ganzen Königreichs
zu schaffen. Mit Feuereifer trat er an diese Aufgabe heran,
und es gelang ihm, für die geologischen Aufnahmearbeitcu im
eine Reihe tüchtiger, meist jüngerer Geologen teils als
Btändige oder als vorübergehende Mitarbeiter zu gewinnen.
— 475 —
Zu diesen gehörten und gehören zum Teil noch jetzt: R. BliCK,
Th. Bkandes, Rud. Credner, K. D almer, E. Danzig,
E. Dathe, F.Etzold, C. GXbekt, E. Geimtz, J. Hazard,
0. Herum ann, J. Hibsch, A. Jentzsch, E. Kalkowsky,
G. Klemm, E.Köhler, E. Kkenkel, J.Lehmann, H. Mietsch,
A. Penck, K. Pietzscii, R. Reeniscii, F. Rinne, A. Rotii-
PLETZ, A. SaUER, F. SCHALCH, M. SCHRÖDER, Tll. SlEGERT,
T. Sterzel, 0. Stutzer, A. Ulemann, H. Vater, E. Weber
und E. Weise.
CreüNER besaß eine hervorragende, nie erlahmende Arbeits-
kraft. Die Revision der Aufnahmearbeiten im Felde, die ge-
samte Durchsicht und Redaktion der Karten und Kartentexte
lagen allein in seiner Hand. Dazu besorgte er auch während
eines großen Teils seines Lebens die Durchsicht der Korrek-
turen und die Amtsgeschäfte, die die Direktion der Geologi-
schen Landesanstalt mit sich brachten, fast ohne jede Hilfe.
Er war bemüht, den Druck der Karten und die AbstufuDg der
geologischen Farben zu möglichster Vollkommenheit zu bringen,
und in dieser Hinsicht kam ihm das Typographische Institut
von GlESECKE & DEVRIENT in Leipzig in jeder Hinsicht ent-
gegen. Credner konnte mit Recht stolz darauf sein, daß es
ihm gelungen war, in 27 Jahren die 127 Einzelblätter und
ebensoviele Kartententexte umfassende geologische Spezial-
karte des Königreichs Sachsen zum Abschluß zu bringen, auch
hatte er die große Freude, daß vor Vollendung der ersten
Auflage bereits ein großer Teil der Blätter vergriffen war und
er die Herausgabe einer zweiten revidierten Auflage vorbereiten
konnte.
Nachdem CREDNER in Leipzig seßhaft geworden war, hat
er das Material zu seinen wissenschaftlichen Forschungen fast
ausschließlich dem Königreich Sachsen entnommen, und seine
Arbeiten haben in hohem Maße die Kenntnis der geologischen
und paläontologischen Verhältnisse dieses Landes gefördert.
Während er bei seinen Reisen in Nordamerika und auch
anfangs bei seinen Untersuchungen in Sachsen zur Erklärung
der Entstehung der Diluvialablagerungen die in Deutschland
fast allgemein herrschende LYELLsche Drifttheorie annahm,
trat ein völliger Umschwung seiner Ansichten ein, als 0 l'TO
TüRELL im Jahre 1875 die Inlandeistheorie in Norddeutsch-
land zuerst einführte. Auf Grund neuer Beobachtungen und
Entdeckungen erkannte CREDNER die Unrichtigkeit seiner
früheren Auffassungen. Er schloß sich nun mit großem Eifer
der neuen Lehre Torells an und hat dadurch wesentlich mit
dazu beigetragen, ihr Eingang zu verschaffen. Dem Studium
33*
— 476 —
der Glazialablagerungen Sachsens brachte er das lebhafteste
Interesse entgegen, und seine wichtigen darauf bezüglichen
Arbeiten: „Gletscherschliffe auf Porphyrkuppen bei
Leipzig", „Über geritzte Geschiebe nordischen und
einheimischen Ursprungs im sächsischen Geschiebe-
lehm", „Über Schichtenstörungen im Untergrunde des
Geschiebelehms" und „Über Glazialerscheinungen in
Sachsen nebst vergleichenden Vorbemerkungen über
den Geschiebemergel" sind sämtlich in der Zeitschrift der
Deutschen Geologischen Gesellschaft in den Jahren 1879 und
1880 veröffentlicht worden. Am 9. Oktober des letztgenannten
Jahres hielt Credner in der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin
einen bedeutsamen Vortrag „Über die Vergletscherung
Norddeutschlands während der Eiszeit", in welchem
er in klaren Zügen die Beweise für die neue Lehre darlegte.
Wie in diesem Falle, so hat auch CfiEDNER sonst an
zuerst vertretenen Ansichten niemals hartnäckig festgehalten,
sondern wenn er durch neuere Beobachtungen zu der Über-
zeugung gelangte, daß seine frühere Meinung irrig war, brachte
er auch alsbald die neu gewonnene Erkenntnis zum Ausdruck.
Während er anfangs in der Arbeit „Über Lößablagerungen
an der Zschopau und Freiberger Mulde nebst einigen
Bemerkungen über die Gliederung des Quartärs im
südlichen Hügellande Sachsens" die fluviatile Entstehung
des Lösses als eines bei den Hochfluten der Flüsse abgesetzten
feinsandigen Schlammes vertreten hatte, schloß er sich später
unbedenklich der VON FvLCHTHOFENschen äolischen Theorie an.
Als er im Jahre 1880 den „Geologischen Führer durch
das sächsische Granulitgebirge mit einem Kärtchen"
herausgab und im Jahre 1884 „Das sächsische Granulit-
gebirge und seine Umgebung. Erläuterung zu der
Übersichtskarte des sächsischen Granulitgebirges und
seiner Umgebung im Maßstab l:100000u nach den Re-
sultaten der Königlich Sächsischen Geologischen Landesunter-
suchung erscheinen ließ, vertrat er die Ansicht einer sedimen-
tären Entstehung der Granulitformation und ihrer Zugehörigkeit
zur erzgebirgischen Gneisformation, deren faziell entwickelte
obere Stufe sie darstellen sollte. Durch die Arbeiten der im
Erzgebirge für die Sächsische Geologische Landesanstalt tätigen
Geologen R. Beck und C. GÄBEST war eine Scheidung der
erzgebirgischen Gneisformation in Eruptivgneise und Sediment-
gneise kartographisch durchgeführt worden, und gleichzeitig
vollzog si<h, begünstigt durch lange und tiefe Bahneinschnitte
bei der Neubearbeitung der Blätter des Granulitgebirges durch
477
E. DANZIG, ein vollständiger Umschwung in der genetischen
Auffassung der Granulitformation. Diese wurde nunmehr von
CREDNER als ein eruptiver Lakkolith der jüngsten Devonzeit
angesehen, der äußere und innere Kontaktzonen aufweist und
von seiner kontaktmetamorphischen Schieferbedeckung durch
Denudation in dem Maße abgetragen worden ist, daß an seinen
Böschungen die von ihm in größerer Tiefe durch Injizierung
und Imprägnation mit granitischem Magma erzeugten Tiefen-
kontaktprodukte bloßgelegt wurden. Credner hat diesen
neueren Auffassungen in mehreren Schriften und Vorträgen
Ausdruck verliehen und sie den Teilnehmern an der Exkursion
in das sächsische Granulitgebirge, die er im Jahre 1908 vor
Beginn der Hauptversammlung der Deutschen Geologischen
Gesellschaft in Dresden veranstaltet hatte, in vorzüglicher
Weise demonstriert.
Ein besonderes Verdienst hat sich CREDNER dadurch er-
worben, daß er die vom Jahre 1875 ab im Königreich Sachsen
auftretenden Erdbeben genau beobachtete und registrierte. Von
diesem Zeitpunkte ab konnten bis zum Jahre 1897 38 Beben
festgestellt werden, von denen nicht weniger als 22 und unter
diesen die intensivsten Erschütterungen auf das Vogtland
entfallen, so daß dieses als ein chronisches Schüttergebiet
bezeichnet werden konnte. Die Erklärung der sächsischen
Erdbeben als tektonische Erscheinungen ist allgemein anerkannt
worden. Durch das Interesse, welches Credner den Erdbeben
entgegenbrachte, erreichte er es, daß mit Unterstützung der
Königlich Sächsischen Regierung und der Königlich Sächsischen
Gesellschaft der Wissenschaften eine Erdbebenwarte in Leipzig
errichtet und ihm die Leitung dieses Instituts übertragen wurde.
Ein ausgedehnter Erdbebenbeobachtungsdienst wurde von ihm
für ganz Sachsen und seine Grenzgebiete organisiert und auf
seine Veranlassung ein selbstregistrierender WiKCHERTscher
Pendelseismometer auf der Erdbebenwarte in Leipzig auf-
gestellt.
Eine besondere Epoche in der wissenschaftlichen Tätig-
keit Hermann Credners bildet die Bearbeitung der Stego-
cephalen und Saurier aus dem Rotliegenden des
Plauenschen Grundes bei Dresden. Diese in einem Kalk-
steinflöze des mittleren Rotliegenden bei Niederhäßlich in großer
Individuenzahl und vorzüglicher Erhaltung auftretenden Saurier-
reste wurden von CREDNER durch Ankauf der Grube ausgebeutet
und bildeten das Material für seine sorgfältigen, mustergültigen
Untersuchungen. Durch diese wurde festgestellt, daß die bisher
als Branchiosaurus grucilis beschriebene Form als die mit
— 478 —
Kiemen versehene Larve von Branchiosaurus amblystomus an-
zusehen ist, eines paläozoischen Schuppenlurches, der sich aus
dieser wasserbewohnenden Larvenform zu einem durch Lungen
atmenden Landbewohner entwickelte. Außerdem führten diese
Untersuchungen zur Aufstellung verschiedener neuer Arten, die
für die Entwicklungsgeschichte der Saurier von großer Wichtig-
keit sind. In zehn Aufsätzen, die in der Zeit von 1881- — 1893
in der Zeitschrift der Deutschen Geologischen Gesellschaft er-
schienen sind, hat CiiEDNER die Ergebnisse seiner Forschungen
niedergelegt.
Auch die Kenntnis der Tertiärformation im König-
reich Sachsen ist durch Credners Untersuchungen wesent-
lich gefördert worden, namentlich auf Grund der daselbst aus-
geführten Tiefbohrungen. Diese ermöglichten es ihm, den
tieferen Untergrund von Leipzig und seiner näheren Umgebung
durch eine Reihe von Profilen darzustellen.
Sein Talent für kartographische Darstellung tritt
besonders in der von ihm bearbeiteten geologischen Übersichts-
karte des Königreichs Sachsen im Maßstab 1 : 250000 hervor,
die durch ihren musterhaften Farbendruck in klarer Weise die
Grundzüge des geologischen Baues dieses Landes zur An-
schauung bringt. Wie groß das Bedürfnis nach einer solchen
Karte war, bewies der schnelle Absatz der ersten Auflage.
Ebenso zeichnet sich auch die geologische Übersichtskarte von
Sachsen im Maßstab 1 : 500000 durch besondere Klarheit der
Darstellung aus.
Die Anerkennung der großen Verdienste HERMANN CREDNERS
von Seiten seines Landesherrn haben in der Verleihung folgen-
der Ordensauszeichnungen ihren Ausdruck gefunden: Er er-
hielt 1896 das Ritterkreuz I. Klasse vom Königl. sächsischen
Verdienstorden, 1901 das Komturkreuz II. Klasse vom Königl.
sächsischen Albrechtsorden und 1912 das Komturkreuz
IL Klasse vom Königl. sächsischen Verdienstorden. Außerdem
wurde ihm das Ritterkreuz I. Klasse vom Kaiserlich russischen
St. Stanislausorden mit dem Stern verliehen. Die Universität
Cambridge ernannte ihn zum Ehrendoktor in science und die
Societe Geologique de Belgique in Lüttich, die New York
Academy of Sciences sowie die Kaiserlich russische minera-
logische Gesellschaft zu St. Petersburg zu ihrem Ehrenmitgliede.
Er gehörte zu den Mitgliedern der Kaiserlichen Leopoldinisch-
Carolinischen Deutschen Akademie der Naturforscher und war
bis zu seinem Tode Vorstandsmitglied der Fachsektion für
Mineralogie und Geologie. Außerdem war er Ehrenmitglied
der naturforschenden Gesellschaft Isis in Dresden.
— 17!) —
CREDNER war auf allen bisherigen internationalen Geo-
logenkongressen anwesend und beteiligte sich stets an den
großen Exkursionen, die im Anschluß an diese Kongresse in
Frankreich, Nord-Amerika, Rußland, Österreich-Ungarn, in der
Schweiz, in Mexiko und Schweden veranstaltet wurden. Von
Stockholm aus schloß er sich im Jahre 1910 der geologischen
Exkursion nach Spitzbergen an, und alle' Teilnehmer bewun-
derten damals seine jugendliche Rüstigkeit und Elastizität,
mit der er alle Strapazen dieser Reise überwand.
Bei den alljährlich meist in Eisenach stattfindenden Kon-
ferenzen der Direktoren der Geologischen Landesanstalten der
deutschen Bundesstaaten war Ckednek fast regelmäßig zugegen
und beteiligte sich lebhaft an allen dort zur Verhandlung
kommenden Fragen.
Der Verein für Erdkunde zu Leipzig erwählte ihn für die
Zeit von 1904 — 190b' zum Vorsitzenden, während er im
Jahre 1871 und von 1907 — 1911 zu den Mitgliedern des
Beirats gehörte und schließlich zum Ehrenmitgliede ernannt
wurde.
Ihm zu Ehren sind verschiedene geographische Natur-
gegenstände mit seinem Namen belegt worden. So nannte der
Afrikaforscher Hans Meyer einen Gletscher des Kilimandjaro
den „CREDNER-Gletscher", der schwedische Forscher
A. G. NATHORST eine großartige Moränenlandschaft an der
Van Mayen -Bai auf Spitzbergen die „Credn ER-Moräne",
ferner der Admiral Freiherr VON SCHLEIMTZ eine Berggruppe
im östlichen Teile der Insel Neupommern „Berggruppe
Credner" und endlich der Afrikareisende Hans Grüner den
prächtigen Wasserfall des Aka-Baches in Togo den „CREDNER-
Fall".
An seinem 70. Geburtstage, den HERMANN Credner in
seiner schönen Villa in der Carl- TAiciiN'lTZ-Straße in Leipzig
im engsten Kreise seiner Familie feierte, ist ihm eine ganz
besondere Ehrung zuteil geworden. Von zahlreichen Geologen
und Freunden der Geologie war ein Kapital zusammengebracht
worden in der Absicht, daß es zur Förderung der Geologie
dienen und den Namen „Hekm a n n-C k KD x K R-Stiftung"
führen sollte. Als einer der älteren Schüler des Jubilars hatte
ich die große Freude, meinem hochverehrten Lehrer die künst-
lerisch ausgeführte Stiftungsurkunde mit folgenden Worten im
Namen der 347 Stifter überreichen zu können: „Sehr geehrter
Herr Geheimer Rat! Am heutigen Tage, an dem Sie das
schöne Fest Ihres siebzigsten Geburtstags feiern, gedenken
Ihrer die Geologen Deutschlands und des Auslandes, und ganz
480
besonders Ihre früheren Schüler in herzlicher Verehrung und
Dankbarkeit. Auf eine lange Lebenszeit voll erfolgreicher
Arbeit schauen Sie heute zurück. Durch Ihr ausgezeichnetes
Lehrbuch „Die Elemente der Geologie", durch Ihre
fesselnden Vorlesungen an der Universität Leipzig haben Sie
während vier Jahrzehnten fruchtbringend wie nur selten ein
Lehrer gewirkt und zahlreiche Studierende in die Geologie
eingeführt und dafür begeistert. Die geologische Landesunter-
suchung des Königreichs Sachsen verdankt Ihrer Tatkraft, daß
das hervorragende Kartenwerk, das unter Ihrer Leitung
begonnen, auch bereits zum Abschluß gebracht worden ist.
Ihr Forschereifer hat uns neben anderen wichtigen Arbeiten
über den geologischen Bau Sachsens grundlegende Untersuchungen
über die eiszeitlichen Bildungen der Gegend von Leipzig,
ebenso interessante wie bedeutsame Ergebnisse über die Stego-
cephalen von Niederhäßlich und andere paläontologische
Funde beschert. Obwohl Ihr Name in der Geschichte der
Geologie bereits unauslöschlich geschrieben steht und immer
mit hohen Ehren genannt werden wird, beabsichtigen wir,
Ihnen heute noch ein besonderes Denkmal zu errichten. Zahl-
reiche Geologen und Freunde der Geologie haben zu Förderung
der geologischen Wissenschaft ein Kapital von 20000 Mark
gesammelt, das in Anerkennung Ihrer großen Verdienste den
Namen „IlEKMANN-CREDNER-Stiftung" führen soll. Wir
bitten Sie, hochverehrter Herr Geheimer Rat, diese Stiftung
als ein Zeichen unserer Verehrung anzunehmen und sie der
Deutschen Geologischen Gesellschaft in Berlin, der Sie seit
1865 ein ebenso eifriges Mitglied wie ein treuer Freund und
Berater waren, zur Verwaltung zu überweisen. Zugleich bitten
wir Sie, die im Entwurf beigefügten Satzungen dieser Stiftung
zu genehmigen. Wir alle bringen Ihnen heute an Ihrem
Ehrentage die herzlichsten Glückwünsche dar. Möge Ihnen
im Kreise Ihrer werten Familie noch ein langer und glück-
licher Lebensabend beschieden sein!"
CREDNER dankte in bewegten Worten und hat auch noch
später seinem Danke durch nachstehendes an sämtliche Stifter
gerichtetes Schreiben Ausdruck verliehen:
„Den Höhepunkt der neulichen Feier meines siebzigsten
« r< Kurtstages bildete die auch in Ihrem Namen durch Herrn
Geheimen Bergrat Professor Dr. Wahnschafke vollzogene
Überreichung der Urkunde, die jene reiche Spende begleitete
und erläuterte, welche dem Edelsinn einer großen Zahl von
Mitgliedern und Freunden der Deutschen Geologischen Gesell-
— 48d —
schaft entspringt, der Förderung der geologischen Wissenschaft
dienen und mir zu Ehren den Namen „HEUMANN OreüNER-
Stiftung" tragen soll.
Dieselbe wird das Gedächtnis an mich über weitere
Kreise von Fachgenossen verbreiten und für längere Zeit
wach erhalten, als es meine eigenen Leistungen vermögen.
Mit stolzem Dankgefühl begrüße ich deshalb diese
Huldigung, die mir Gönner, Freunde, Fachgenossen und alte
Schüler nahe dem Schlüsse meines Lebens in nachsichtigem
Wohlwollen darbringen.
Den eigentlichen Wert dieser Stiftung aber empfinde ich
darin, daß dieselbe im Sinne ihrer gütigen Geber noch bis
in ferne Zeiten das Streben zahlreicher jüngerer Geologen zu-
gunsten unserer Wissenschaft fördern und befruchten wird.
Dieses Bewußtsein ist es, das mich mit besonders lebhaftem
Dank für diese Darreichung erfüllt, die ihren Segen unter
meinem Namen ausbreiten darf."
Leipzig, den 5. Oktober 1911.
Mit ergebenstem Glückauf!
Dr. Hermann Credner.
Nach der Überreichung der oben erwähnten Stiftungs-
urkunde fand ein Familiendiner statt, an dem von fremden
Gästen nur meine Frau und ich sowie Professor Dr. J. WalhtER-
Halle teilnahmen. Bei Tisch hielt Ckedner in seiner leb-
haften Art eine längere Rede, in der er viel von seinen
früheren Streifzügen in Nordamerika erzählte.
Die zunehmenden Beschwerden des Alters nötigten ihn,
der sich sonst in seinem Leben stets einer trefflichen Gesundheit
erfreut hatte, am 1. Oktober 1912 sein Lehramt an der Uni-
versität und das Direktoriat der Geologischen Landesanstalt
niederzulegen. Mit schwerem Herzen schied er aus der ihm
so lieb gewordenen Tätigkeit, doch war es ihm eine große
Freude, daß er noch die XI. Auflage seiner „Elemente der
Geologie" zum Abschluß bringen konnte. Es war dies die
letzte Arbeit seines Lebens.
Am Freitag, dem 25. Juli, fand um 2 Uhr nachmittags in
der Pauliner Kirche für den Entschlafenen eine Trauerfeier statt,
an die sich die Überführung zur Einäscherung auf dem Süd-
friedhofe anschloß.
Am Sarge sprach sein Freund und Kollege, Herr Geheimrat
Professor Dr. PABT8CH, in der Pauliner Kirche folgende
Worte:
482
„Die Gesellschaft für Erdkunde zu Leipzig betrauert in
HERMANN CREDNER ihren vormaligen Vorsitzenden und ihr
hochverdientes Ehrenmitglied. Mag auch der Kranz dankbarer
Verehrung, den sie an seinem Sarge niederlegt, mit allem, "was
an dem herrlichen Manne sterblich war, in Flammen verlodern,
so wird doch unauslöschlich in unserem Kreise die Erinnerung
an die Vorträge fortleben, in denen dieser Lehrer von Gottes
Gnaden bald ferne Wanderziele, bald sein heimisches Wirken
beleuchtete. Alles, was seine Beobachtung jenseits des Ozeans
aufgenommen, alles, was er, mit weitem Horizonte arbeitend,
daheim sich errungen, vereinte er wie Lichtstrahlen in einem
Brennpunkt in der geologischen Erforschung und Darstellung
des deutschen Landes, dem die gereifte Kraft seiner besten
Jahre galt:
„Sachsenlandes vollstes Bild
Bleibt sein leuchtend Ehrenschild."
Jeder, der künftig nachdenkend in den Bau der Grund-
festen dieses schönen Landes sich vertieft, wird gleich uns
mit Dankbarkeit und Bewunderung bei dem Lebenswerke
weilen, dessen Feierabend wir wehmütig heute begehen.
„Wirken, solange es Tag ist!" Das ist der mahnende
Scheidegruß, den HERMANN CREDNERs leuchtendes Vorbild uns
zuruft noch an dem Tage, da er unseren Augen für immer
entschwindet."
Schriftenverzeichnis Hermann Ckedners.
1*64. Die Pteroceras- Schichten (Aporrhais-Schichten) der Umgebung
von Hannover. Mit 2 Tafeln Abbild., 1 Übersichtskarte u.
5 Gebirgsprofilen. (Inaugural- Dissertation. Berlin 1864. Ab-
gedruckt in der Zeitschr. d. Deutsch. Geol. Ges. XVI, 1864.)
— Die Brachiopoden der Hilsbildung im nordwestlichen Deutschland.
Mit 4 Tafeln. (Ebenda XVI, 1864.)
1865. Die Zone der Opis similis Phill. im Oxford von Hannover. Mit
1 Tafel. (Ebenda XVII, 18(15.)
— Geognostische Beschreibung des Borgwerkdistriktes von St Andreas-
berg. Mit 1 Karte u. 2 Tafeln Profilen. (Ebenda XVII, 1865.)
— Die Verbreitung des Gault in der Umgegend von Hannover.
Mit 3 Profilen. (Ebenda XVII, 1865.)
— Geognostisclie Skizze der Umgegend von New-York. Mit 1 Tafel.
(Ebenda XVII. 1S65.)
— Geognostische Reiseskizzen aus New Brunswick in Nordamerika.
(Neues Jahrb. für Mineral. 1865.)
— Referat über J. D. Win tnkys Geological BUrvey of California.
(Ebenda 1865, 729—732.)
— llübnerit, ein neues Mineral. (Berg- u. Hüttenmann. Zeitung XIX,
1865.)
1866. Uing von Mineralvorkommen in Nordamerika. (Ebenda
XXV, 1866, Nr. 1, 2, 4, 7, 10, 11, 14, 17, 24, 26.)
— 483 —
1866. Geognostische Skizzen aus Virginia, Nordamerika. (Zeitschi. d.
Deutsch. Geol. Ges. XVIII, 1866.)
1867. Beschreibung von Mineralvorkommen in Nordamerika. Die
Kupfererzlagei statten von Ducktown in Tennessee. (Berg- u.
Hüttenmänn. Zeitung XXVI, Nr. 1.)
— Geognostische Notizen über das Silbererzvorkommen im Reveille-
Distrikt, Nevada Territorium, Nordamerika. Nach einem Gut-
achten von Charles A. Statefeldt. (Ebenda XXVI, 1867, Nr. 10.)
— The practical Study of Mining-Engineering and the mechanical
and metallurgical Treatment of Ures at the Royal Prussien
School of Mines in Klausthal. New York 1867.
— Beschreibung einiger paragenetisch interessanter Goldvorkommen
in Georgia (Neues Jahrb. f. Min. 1867.)
— Geognostische Skizze der Goldfelder von Dahlonega, Georgia,
Nordamerika. (Zeitschr. d. Deutsch. Geol. Ges. XIX, 1867.)
1868. Über Bergwerksspekulation und den Beruf der Bergwerk-Bureaus
in Nordamerika. (Berg- u. Hüttenmänn. Zeitung XXVII, 1868,
Nr. 4.)
— Die Eisenerzproduktion der „Oberen Halbinsel von Michigan".
(Ebenda XXVII, 1868, Nr. 15.)
— Urrns Schlammwäsche für gediegenes Kupfer. (Ebenda XXVII,
1868, Nr. 23.)
— Aus den Urwäldern am Oberen See in Nordamerika. (Globus
XIV, 1868.)
1869. Charakteristische Vorkommen von gediegenem Kupfer am Obernsee.
(Neues Jahrb. f. Min. 1869.)
— Beschreibung einiger charakteristischer Vorkommen des gediegenen
Kupfers auf Keweenaw l'oint am Oberen See Nordamerikas. (Neues
Jahrb. f. Min. 1869.)
— Über seine Reise in Nordamerika. (Ebenda, 1869, S. 63.)
Die Gliederung der eozoischen (vorsilurischen) Formationsgruppe
Nordamerikas. Habilitationsschrift. Halle 1869.
— Die vorsilurischen Gebilde der „Oberen Halbinsel von Michigan"
in Nordamerika. Mit 5 Tafeln (Zeitschr. d. Deutsch. Geol. Ges.
XXI, 1869.)
— Die Beeinflussung des topographischen Charakters gewisser Land-
distrikte Nordamerikas durch den Biber. (Pktekmanns geograph.
Mitteilungen, 1869, Heft IV.)
1870. Gewaltige Kupfermassen am Lake Superior. (Neues Jahrb.
f. Min. 1870.)
— Geognostische Aphorismen aus Nordamerika. (Zeitschr. f. d.
ges. Naturw. 1870, H. 1.)
— Die Kreide von New Jersey. Mit Kärtchen u. 1 Profil. (Zeitschr.
d. Deutsch. Geol. Ges. XXII, 1870.)
— Über die Ursachen der Dimorphie des kohlensauren Kalkes.
(Sitzungsber. d. Kgl. sächs. Ges. d. Wiss. zu Leipzig v. 2. Juni
1870.)
— Die Dimorphie des kohlensauren Kalkes. (Neues Jahrb. f. Min.
1870.)
— Über nordamerikanische Schieferporphyroide. (Ebenda, 1*70.)
— Über gewisse Ursachen der KrystaUverschiedenheiten de* kohlen-
sauren Kalkes. (H. Kolbbs Journ. f. prakt. Chemie 1870, Nr. 17.)
1871. Die Geognosie und der Mineralreichtum des AJleghanysystemes.
Mit 1 geognost. Karte u. 1 Tafel Profile. (Petek.manns geograph.
Mitteilungen 1871, II. 2.
— 484 —
1871. Nordamerikanisches Urwaldsleben. (Aus allen Weltteilen, 2. Jahrg.
Leipzig 1871.)
— Das Leben in der toten Natur. (Zeitschr. f. d. gesamt. Naturwiss.
1871.)
1872. Elemente dor Geologie. (Leipzig, W. Engklmann, 1. Aufl.,
September 1872.)
— Elemente der Geologie. Unveränderte 2. Auflage. Weihnachten 1872.
1873. Die geologische Landesuntersuchung von Sachsen.
— Worte der Erinnerung an C.F.Naumann. (Verlag W. Engelmann,
Leipzig.)
— Briefliche Mitteilung vom 8. November 1873, enthaltend Ein-
ladung zur Exkursion der Deutschen Geologischen Gesellschaft
in das sächsische Gebirge. (Zeitschr. d. Deutsch. Geol. Ges.
XXVI, 1874.)
1874. Bericht über die geologische Exkursion durch das sächsische
Gebirge. (Ebenda XXVI, 1874.)
— Über ein von E. Dathk entdecktes Vorkommen zahlreicher
schwedischer Silurgeschiebe vor dem Zeitzer Tore in Leipzig.
(Sitzungsber. d. naturf. Ges. zu Leipzig. April 1874.)
1875. Entstehung der granitischen Gänge im Erzgebirge. (Ebenda,
Januar 1875 )
— Über das Vorkommen von bunten Turmalinen bei Wolkenburg
in Sachsen. (Ebenda, XXVII 1875.)
— Über nordisches Diluvium in Böhmen. (Ebenda, Juni 1875.)
— Die granitischen Gänge des sächsischen Granulitgebirges. Mit
1 Tafel. (Zeitschr. d. Deutsch. Geol. Ges. XXVII, 1875.)
1876. Über Lößablagerungen an der Zschopau und Freiburger
Mulde nebst einigen Bemerkungen über die Gliederung des
Quartärs im südlichen Hügellande Sachsens. (Neues Jahrb. f.
Min. 1876.)
— Septarienton mit Leda Des/iat/esianu bei Leipzig. (Ebenda, 1876.)
— Elemente der Geologie. 111. neubearbeitete Auflage. (Leipzig,
W. Engiclmann.)
— Septarienton von Großstädeln. (Sitzungsber. d. naturf. Ges. zu
Leipzig XX VIII. 1876.)
— Die Küstenfacies des Diluviums in der sächsischen Lausitz.
(Zeitschr. d. Deutsch. Geol. Ges. XXVIII, 1876.)
— Das voigtländisch-erzgebirgische Erdbeben vom 23. November
1875. (Zeitschr. f. d. gesamt. Naturwiss., 1876.)
1877. Über ein neues Vorkommen des Alunites. (Sitzungsber. d. naturf.
Ges. zu Leipzig, 1877.)
— Das Dippoldiswaldaer Erdbeben am 5. Oktober 1877. (Zeitschr.
f. d. gesamt. Naturwiss. 50, 1877.)
— Der rote Gneis des sächsischen Erzgebirges, seine Verband-
verhältnisse und genetischen Beziehungen zu der archäischen
Schichtenreihe. Mit 1 Tafel. (Zeitschr. d. Deutsch Geol. Ges.
XXIX, 1877).
1878. Elemente der Geologie. IV. neubearbeitete Auflage.
Das Oligocän des Leipziger Kreises, mit besonderer Berück-
igung des marinen Miltel-Olieocäns. Mit 2 Tafeln. (Zeitschr.
.1. Deutsch. Geol. Ges. XXX, 187«.)
Konglomerate von Strehla in Sachsen. Briefl. Mitteilung. (Ebenda
XXX, 1878.)
]S7'.' Über Glet.-rlier-ehliffe auf Porphyrkuppen bei Leipzig und über ge-
ritzte einheimische Geschiebe. (Ebenda 31, 1879.)
— 485 —
1880. Über die geologischen Resultate einer Tiefbohrung am Berliner
Bahnhofe in Leipzig. (Sitzungsber? der naturf. Ges. zu Leipzig,
März 1880.)
— Über Schichtenstörungen im Untergrunde des Geschiebelehms
an Beispielen aus dem nordwestlichen Sachsen und angrenzenden
Landstrichen. Mit 2 Tafeln. (Zeitschr. d. Deutsch. Geol. Ges.
32, 1880.)
— Geologischer Führer durch das sächsische Granulitgebirge mit
1 Kärtchen. (Leipzig, W. EngELMANK, 1880.)
— Über die Vergletscherung Norddeutschlands während der Eiszeit.
(Verhandl. d. Ges. f. Erdkunde zu Berlin, 1880, Heft 7.)
— Die geologische Landesuntersuchung des Königreichs Sachsen
während der Jahre 1878-1881. Mit Karte. (Mitteil. d. Ver.
f. Erdkunde zu Leipzig, 1880.)
— Über Glazialerscheinungen in Sachsen nebst vergleichenden Vor-
bemerkungen über den Geschiebemergel. (Zeitschr. d. Deutsch.
Geol. Ges. 32, 1880.)
1881. Über einige Stegocephalen aus dem sächsischen Rotliegenden.
(Sitzungsber. d. naturf. Ges. zu Leipzig, Januar 1881.)
— Die Stegocephalen (Labjrinthodonten) aus dem Rotliegenden
des Plauenschen Grundes. Erster Teil. Mit 4 Tafeln. (Zeitschr.
d. Deutsch. Geol. Ges. 33, 1881.)
— Die Stegocephalen aus dem Rotliegenden des Plauenschen
Grundes bei Dresden. Zweiter Teil. Mit 4 Tafeln. (Ebenda 33,
1881.)
1882. Die Stegocephalen aus dem Rotliegenden des Plauenschen Grundes
bei Dresden. Dritter Teil. Mit 2 Tafeln. (Ebenda 34, 1882.)
— Über die Genesis der granitischen Gänge des sächsischen Gra-
nulitgebirges. (Ebenda 34, 1882.)
1883. Über die Herkunft der norddeutschen Nephrite. (Korresp.-Blatt
d. deutsch, anthropolog. Ges. XIV, Nr. 4, 1883.)
— Der Boden der Stadt Leipzig. Erläuterungen zu den geologischen
Profilen durch den Boden Aer Stadt Leipzig und deren nächster
Umgebung. Mit 2 Tafeln. Leipzig, Hinkichs, 1883.
— Die Stegocephalen aus dem Rotliegenden des Plauenschen
Grundes bei Dresden. Vierter Teil. Mit 2 Tafeln. (Zeitschr.
d. Deutsch. Geol. Ges. 35, 1883.)
— Über das erzgebirgische Faltensystem. (Vortrag, Bericht über
den IL deutschen Bergmannstag zu Dresden 1883.)
— Elemente der Geologie. V. neubearbeitete Auflage.
1884. Das erzgebirgisch-vogtländische Erdbeben während der Jahre
1878 bis Anfang 1884. Mit 1 Tafel. (Zeitschr. f. d. ges. Naturw.
Halle. Vierte Folge, 3. Bd., 1884.)
— Das sächsische Granulitgebirge und seine Umgebung. Erläute-
rung zu der Übersichtskarte des sächsischen Granulitgebirges
und seiner Umgebung im Maßstab 1 : 100000. (Leipzig,
\Y. Engblmamk, 1884.)
— Über die Entwicklungsgeschichte der Branchiosaaren. Vortrag.
(Zeitschr. d. Deutsch. Geol. Ges. 36, L884, S. t;sö-6S6.)
— Über die Grenzen der Zechsteinformation. Diskussion. (EbendaSG,
1884, S. 076-678.)
1885. Die obere Zechsteinformation im Königreich Sachsen. (Berichte
d. mathem. physik. Klasse d. Kgl. B&chs. Ges. d. Wi.-s . April 1885.)
— Die geologische Landesuntersuchung des Königreichs Sachsen.
Mit Übersichtskürtchen. Leipzig 1885.
— 486 —
1885. Die Stegocephalen aus dem Rotliegenden des Plauenschen
Grundes bei Dresden. Fünfter Teil. Mit 3 Tafeln. (Zeitschr.
d. Deutsch. Geol. Ges. 37. 1885.)
1886. Das „marine" Oberoligocän von Markranstädt bei Leipzig.
(Ebenda 38, 1886.)
— Die Stegocephalen aus dem Rotliegendon des Plauenschen
Grundes bei Dresden. Sechster Teil: Die Entwicklungsge-
schichte von Branchiosaurus atnblystomus. Mit 4 Tafeln. (Ebenda
38, 1886.)
— Über Archegosaurus von Offenbach. Vortrag. (Ebenda 38, 1886,
S. 696-698.)
— Über die Gänge von basischen alten Eruptivgesteinen im Tannen-
bergtal. Diskussion. (Ebenda 38, 1886, S. 706-707).
1887. Elemente der Geologie. VI. neubearbeitete Auflage, 1887.
— Über Stegocephalen des Rotliegenden. Vortrag. (Zeitschr. d.
Deutsch. Geol. Ges. 39, 1887, S. 630 - 632.)
1888. Wandtafeln mit Stegocephalen des Rotliegenden. (Neues Jahrb.
f. Min. 1888, I.)
— Stegocephalen des Rotliegenden. 2 Wandtafeln. Leipzig 1888.
W. Engelmann.
— Die Stegocephalen und Saurier aus dem Rotllegenden des
Plauenschen Grundes bei Dresden. Siebenter Teil : Palaeohatteria
longicaudata Cun. (Zeitschr. d. Deutsch. Geol. Ges. 40, 1888.)
— Über Palaeohatteria. Vortrag. (Ebenda 40, 1888.)
1889. Das vogtländische Erdbeben vom 26. Dezember 1888. (Berichte
d. mathem.-physik. Klasse d. Kgl. sächs. Ges. d. Wiss. 1889.)
— H. Ckedneh, E. Geinitz und F. Wahnschaffe: Über das Alter
des Torflagers von Lauenburg an der Elbe. (Neues Jahrb.
1889, II.)
— Die Stegocephalen und Saurier aus dem Rotliegenden des
Plauenschen Grundes bei Dresden. Achter Teil: Kadaliosaums
priscus Ckd. Mit 1 Tafel. (Zeitschr. d. Deutsch. Geol. Ges. 41,
1889.)
— Die Lagerungsverhältnisse der Kreidefelsen auf Rügen. Briefl.
Mitteil. (Ebenda 41, 1889.)
1890. Die Stegocephalen und Saurier aus dem Rotliegenden des
Plauenschen Grundes bei Dresden. Neunter Teil: Hylonomus
und Pttrobates. Mit 3 Tafeln. (Zeischr. d. Deutsch. Geol. Ges. 12,
1890.)
— Über die Genesis der archäischen Gneisformation. Diskussion.
(Ebenda 42, 1890, S. 602-606.)
1891. Die Urvierfüßler (Eotetrapoda) des sächsischen Rotliegenden.
(Naturwiss. Wochenschr., Berlin 1891.)
— Die geologischen Verhältnisse der Stadt Leipzig. Festschrift:
Die Stadt Leipzig in sanitärer Beziehung. 1 Profiltafel. 1891.
— Elemente der Geologie. VII. neubearbeitete Auflage, 1891.
1892. Über die geologische Stellung der Klinger Schichten. (Berichte
d. mathem.-physik. Klasse d. Ges. d. Wiss. 1892.)
1893. Die Stegocephalen und Saurier aus dem Rotliegenden des
Plauenschen Grundes bei Dresden. Zehnter Teil: Sclerocephalui
labyrint/iictu. Mit 3 Tafeln. (Zeitschr. d. Deutsch. Geol. Ges. 45,
L891
Die PhosphoritknoUen des Leipziger Mitteloligocäns und dei
Norddeutschen Phosphoritzonen. Mit 1 Tafel. (Ahhandl. d.
mathi m.-physik. Klasse d. Kgl. sächs. Ges. d. Wiss. XXII, 1S95.)
N
— 4*7 —
1895. Zur Histologie der Faltenzähne paläozoischer Stegocephalen.
Mit 4 Tafeln. (Ebenda XX, 1895.)
1897. Elemente der Geologie. VIII. neubearbeitete Auflage, 1897.
1898. Die sächsischen Erdbeben während der Jahre 1889 bis 1897,
insbesondere das sächsisch-böhmische Erdbeben vom 2-1. Oktober
bis 2'.'. November 1 <s*. »7. Mit 5 Tafeln. (Abhandl. d. mathem.-
physik. Klasse d. Kgl. sächs. Ges. d. Wis.-. XXIV, Leipzig
1898.)
1900. Die seismischen Erscheinungen im Königreiche Sachsen während
der Jahre 1898 und 1899 bis zum Mai 1900. (Ber. d. mathem.-
physik. Klasse d. Kgl. sächs. Ges. d. Wiss. 52, 1900.)
— Die Vogtland ischen Erdbebenschwänne während des Juli und
des August 1900. Mit 1 Karte und 4 Tafeln. (Ebenda 52,
November 1900.)
— Nekrolog auf Hans Bruno Gkinitz. (Ebenda 52, 1900.)
1901. Armorika, ein Vortrag. (Geogr. Zeitschr. VIT, Leipzig 1901.)
— Das sächsische Schüttergebiet des Sudetischen Erdbebens vom
10. Januar 1901. Mit 1 Tafel. (Ber. d. mathem.-physik. Klasse
d. Kgl. sächs. Ges. d. Wiss. 53, 1901.)
1902. Die vogtländischen Erderschütterungen in dem Zeiträume vom
September 1900 bis zum März 1902, insbesondere die Erdbeben-
schwärme im FYühjahr und Sommer 1901. Mit 2 Textkarten.
(Ebenda 54, 1902.)
— Elemente der Geologie. IX. neubearbeitete Auflage.
1903. Über die erzgebirgische Gneisformation und die sächsische
Granulitformation. (IX. Congres Geolog. Internat. Wien 1903,
I, S. 115 u. 116.)
— Die vom \Yn:< iiKKTschen astatischen Pendelseismometer der
Erdbebenstation Leipzig während des Jahres 1902 registrierten
Nahbeben. Mit 1 Tafel. (Ber. d. mathem.-physik. Klasse d. Kgl.
sächs. Ges. d. Wiss. zu Leipzig 55, 1903.)
1904. Der vogtländische Erdbebenschwarm vom 13. Februar bis zum
18. Mai 1903 und seine Registrierung durch das \Vii:cm.RTsche
Pendelseismometer in Leipzig. Mit 1 Karte. (Abhandl. d. mathem.-
physik. Klasse d. Kgl. sächs. Ges. d. Wiss. Leipzig 38, 1904.)
1905. Das kontaktmetamorphische Palaeozoicum an der südöstlichen
Flanke des sächsischen Granulitgebirges. (Zentralbl. f. Min. usw.,
Jahrg. 1905.)
1906. Die Genesis des sächsischen Granulitgebirges. Renunziations-
programm. Philosoph. Fakultät der Universität Leipzig 1906.
— Elemente der Geologie. X. unveränderte Auflage.
1907. Die Genesis des sächsischen Granulitgebirges. (Zentralbl. f.
Min., Jahrg. 1907.)
— Die sächsischen Erdbeben während der Jahre 1904 — 1906. (Ber.
d. mathem. - physik. Klasse d. Kgl. sächs. Ges. d. Wiss. 59,
1907.)
1908. Geologische Übersichtskarte des Königreichs Sachsen im Maß-
stab 1:250000 der natürlichen Grüße. Im Auftrage des Kgl.
Bächsischen Finanzministeriums nach den Ergebnissen der Cgi.
isischen geologischen Landesaufnahme bearbeitet.
— Begleitworte zu obiger Übersichtskarte. (Zeitschr. f. prakt.
Geologie XVI, 1908, S. 83 u. 84
— Refer.it des Verfassers aber obige Karte. (K. Eeilhacks Geol.
Zentralbl. XI, L908.)
- 488 —
1909. Die Exkursionen der Deutschen Geologischen Gesellschaft in die
erzgebirgische Provinz Sachsens und in das Böhmische Mittel-
gebirge im August 1908. A. Bericht über die Exkursionen vor
der allgemeinen Versammlung in Dresden in einige besonders
interessante Teile des sächsischen Granulitgebirges und seines
Vorlandes. (Zeitschr. d. Deutsch. Geol. Ges. 61, 1909.)
1910. Geologische Übersichtskarte des Königreichs Sachsen, 1:500000.
Leipzig 1910.
1912. Elemente der Geologie. XI. neubearbeitete Auflage.
t89
Briefliche Mitteilungen.
27. Bericht über die Exkursionen vor,
während und nach der Hauptversammlung
der Deutschen Geologischen Gesellschaft
in Freiburg i. Br. im August 1913.
Von den Herren S. v. Bubnoff, W. Drecke, R. Lais,
W. SciINARRENBERGER, J. SOELLNER, W. SPITZ Ulld
H. TllÜRACH.
(Mit 5 Textfiguren.)
A. Exkursion vor der Versammlung.
Exkursion nach Baden-Baden.
Vom Führer Herrn EL ThÜRACH.
Kurze Erläuterung des geologischen Aufbaues der
Umgegend von Baden. Hierzu Fig. 1 — 3.
Das Gebiet von Baden-Baden liegt am nördlichen Rande
des nördlichen Hochschwarzwaldes, der in seinem 700 — 900 m
hoch aufragenden Kern hauptsächlich aus Granit besteht und
im östlichen Teil teils direkt, teils mit einer schwachen Zwischen-
schicht von Rotliegendem von Buntsandstein überlagert wird.
In der Linie Herrenalb — Gernsbach — Bühl endigt dieser Hoch-
schwarzwald gegen Nordnordwesten mit einer starken Absenkung,
durch welche die obere Grenze des Grundgebirges bis auf unter
100 m über die Meeresfläche sinkt. Es zeigt sich zunächst
eine etwa 4 km breite Mulde, die Badener Mulde, in der
das Grundgebirge von jüngerem Carbon überdeckt ist, über dem
sich Porphyrdecken und Oberrotliegendes in großer Mächtigkeit
aufbauen. Und darüber lagert dann erst der Buntsandstein,
dessen Berge aber mit 071 m im Merkur auch nicht mehr
die Höhe erreichen, bis zu welcher sie im Hochschwarzwald
(950 — 1166 m) emporragen. Diese Mulde verläuft in sudwest-
nordöbtlicher Richtung von Steinbach über Yburg, Baden —
Lichtental, den Merkur und Staufenberg in das Murgtal zwischen
Gaggenau und Gernsbach und endigt erst in der Gegend von
Pforzheim.
34
— 490 —
Den nördlichen Rand dieser Badener Mulde bildet der
quer zum Oostal in südwest-nordöstlicher Richtung unter der
Stadt Baden hindurchsetzende Grundgebirgsrücken,
der im Friesenberg südwestlich von Baden beginnt, sich beim
Schloß Hohenbaden bis 400 m über dem Meer heraushebt
und über Ebersteinburg und Gaggenau noch bis östlich vom
Murgtal fortsetzt, wo er zwischen Michelbach und Sulzbach
an der Oberfläche endigt. Dieser Grundgebirgsrücken besteht
bei Baden in seinem Kern aus Granit, dem sich zu beiden
Seiten, jedoch meist durch Verwerfungen getrennt, metamorpher
Schiefer, vermutlich devonischen Alters, anlagert. Es kann
angenommen werden, daß die Metamorphosierung dieses Schiefers
durch den Granit bewirkt worden ist, da entfernter vom Granit
Sericitschiefer, näher Knotenschiefer und noch näher gneis-
artige Schiefer zu finden sind. Der Granit tritt nur zwischen
dem Waldsee und Hohenbaden zutage, weiter nordöstlich findet
man nur Schiefer und Ilornfelse.
Nordwestlich des Badener Granitrückens, dem das Ober-
rotliegende ohne Zwischenlagerung von Carbon aufgesetzt ist,
zeigt sich wieder eine starke Absenkung in Verbindung mit
nordwestlicher Schichtenneigung. Dem noch mächtigen Ober-
rotliegenden setzt sich in geringem Abstände vom Badener
Grundgebirgsrücken im Fremersberg und Hardberg der Bunt-
sandstein auf, mit welchem sich das Gebirge gegen Norden
immer mehr verflacht, bis es in der Kraichgausenke auch noch
von Muschelkalk, Keuper und Jura überlagert wird.
Diese Lagerungsverhältnisse des älteren Gebirges in der
Umgegend von Baden-Baden sind durch Störungen bedingt,
welche in ihrer Südwest — Nordost-Richtung mit der alten car-
bonischen Faltung Südwestdeutschlands zusammenfallen. Zahl-
reiche Verwerfungen und Schichtenabbiegungen folgen dieser
Richtung und sind zweifellos zum Teil bereits zur Zeit der
Bildung des Rotliegenden entstanden. Doch haben im Gebirge
noch viele Störungen zur Tertiärzeit stattgefunden, zum Teil
auf den alten Spalten, und es sind auch quer- und schräg-
gcrichtete Brüche entstanden, die mit der tiefen Einsenkung
des benachbarten Rheintales in Zusammenhang stehen. Der
Einbruch des Rheintales selbst verläuft schräg zur carbonischen
Faltung in nordnordöstlicher llirhtung und zeigt entlang dem
Gebirgsrande des nördlichen Schwarzwaldes eine staffeiförmige
tung dadurch, daß eine etwa 1 ' j — 2 km breite Tertiär*
Scholle zwischen Oos und Balg in höherer Lage am Gebirge
stehengeblieben ist.
•**3i
-
pq
a
^
sc
— 492 —
Die Absenkung des Rheintales selbst ist zu verschiedener
Zeit erfolgt. Sie war wohl am bedeutendsten zur Oligocän-
zeit, in welcher das Rheintal in großer Mächtigkeit mit tonig-
mergeligen Abschwemmungen der jurassischen und triassischen
Gesteine der Randgebirge aufgefüllt worden ist, hat in der
mittleren Miocänzeit unter gleichzeitiger Hebung des ganzen
Gebietes große Fortschritte gemacht, und auch in der Diluvial-
zeit, besonders am Ende der älteren, haben noch beträchtliche
Absenkungen stattgefunden.
Der gesamte Aufbau des Gebirges bei Baden mit den
bedeutenderen Störungen ist aus den beiden Profilen auf Seite 49 1
deutlich zu ersehen.
I. Tag der Exkursionen. Montag, den 4. August.
Die Teilnehmer versammelten sich um 7'/2 Uhr vorm. bei der
Trinkhalle. Hinter derselben stehen gneisartige meta-
morphe Schiefer an, in denen feinkörniger Feldspat, Quarz
und brauner und weißer Glimmer bei stark schiefriger Beschaffen-
heit des Gesteins deutlich zu erkennen sind. Die Schiefer
werden von schmalen, pegmatitartigen Granitgängen durch-
setzt. Die gleichen Schiefer wurden dann nochmals untersucht
an der Straße hinter der Trinkhalle nach dem Waldsee. Etwas
nordwestlich davon wurde am Talrand in den Anlagen auch
der Baden er Granit festgestellt.
Hinter dem Konversationshause war dann ein zurzeit
guter Aufschluß im jüngeren Carbon zu sehen, das bei Baden
überall aus einem Wechsel von Bänken grobkörniger Arkosen
mit grauen und schwarzen Schiefertonen und glimmerreichen
Sandsteinen besteht. Die Schichten sind an einer naheliegen-
den Verwerfung an den gneisartigen Schiefern abgesunken und
stark gegen Südosten geneigt. Dieser in Südwest — Nordost-
Richtung streichenden Verwerfung kommt dadurch eine be-
sondere Bedeutung zu, daß sie weiter nordöstlich, am Schloß-
berg, mit einer Verwerfung zusammenfällt, auf welcher die
Thermalwasser Badens aufsteigen. Doch beschränken sich die
Thermalquellen auf die rechte Seite des Oostales.
Gegen Süden bieten sich dann zunächst nur geringe Auf-
schlüsse. Auf das Carbon beim Konversationshause folgt eine
schmale Zone von Unterrotliegendem mit Arkosen und
roten Schiefertonen, und beim Kunstausstellungsgebäude ist
am Talrand in niederen Felsen der Pinitporphyr zu sehen.
Weiterhin nehmen gegen Süden die Porphyrkonglomerate des
Oberrotliegenden eine große Fläche ein, und dahinter hebt sich,
durch eine Verwerfung getrennt, als ein etwa 150 m hoher
— 498 —
Wall am Korbmattenkopf und Leißberg die mächtige Decke
des Pinitporphyrs heraus.
Die Exkursion wurde hierauf auf der rechten (östlichen)
Seite des Oostales fortgesetzt, woselbst sich in der Lichten-
taler Straße bei der Einmündung der Stephanienstraße an einer
Felswand ein guter Aufschluß in den dickbankigen, geschichteten
Arkosen und Porphyrkonglomeraten des Oberrot-
liegenden zeigt. Die Schichten steigen gegen Südosten an,
Carbon liegt in der Tiefe, tritt aber nicht zutage, weshalb im
Oostale selbst eine Verwerfung angenommen werden muß. In
den Konglomeraten wurde den zahlreichen Gerollen von rotem
Porphyr (Typus Gallenbach und Brandeck), von Granit,
Gneis und Quarz, sowie von Schieferfragmenten Beachtung
geschenkt.
Es folgte dann die Besichtigung der Thermalquellen
am Schloßberg. Die Büttquelle, welche auf dem Wege
dahin zunächst liegt, kommt aus einer Schuttmasse, stellt ein
Gemisch von Thermalwasser mit Süßwasser dar und zeigt nur
eine Temperatur von 25 — 27° C. Sie wird durch Tagwasser
leicht verunreinigt, besitzt aber sehr hohe Radioaktivität und
dient daher im Emanatorium der Stadt zu Inhalationen. Auf
dem Marktplatze wurde auf die alten römischen Badeanlagen
und die Lage der einzelnen Thermalquellen und der Thermal-
stollen hingewiesen und hierauf die Ursprungquelle, eine
der stärksten und in ihrer alten Fassung noch erhaltenen
Thermalquellen, und dann der Thermalhauptstollen oder
Friedrichsstollen besichtigt. Das Thermalwasser steigt an-
scheinend noch hinter der Schloßgartenmauer auf der Ver-
werfung zwischen dem aus Granit und alten paläozoischen
Schiefern bestehenden Grundgebirge und dem Carbon auf, fließt
aber nicht auf der Verwerfungsspalte selbst aus, sondern dringt
in die Schichten des Steinkohlengebirges ein und tritt erst
aus diesen zutage, und zwar nicht oder nur in geringem Maße
aus den Arkosen, da dieselben massig und nur wenig zerklüftet
sind, sondern hauptsächlich aus den Zwischenlagen von sandigen
Schiefern und Sandsteinen, die auf den Schichtfugen stark
durchlässig sind. Da das Thermalwasser keinen Auftrieb be-
sitzt, so kommt es nahe der Sohle der Stollen zum Austritt,
und da es nur sehr wenig Gase enthält, so fließt es fast
geräuschlos aus. Besonders bemerkenswert ist die durch die
Wärme des Thermalwassers (68 u C) bedingte hohe Temperatur
in den Stollen, die nur nach starker Lüftung ohne Gefahr
begangen werden können. Die Schichten des Carbons sind
im Thermalgebiet mit 20 bis 35 Grad gegen Nordosten und
— 494 —
außerdem leicht nach dem Schloßberg zu geneigt, so daß das
Thermalwasser wahrscheinlich zum Teil gegen Nordosten in
diesen Schichten verloren geht und, stark mit Süßwasser ver-
dünnt, im Untergrund zwischen der Gernsbacher Straße und
der Brauerei BLKTZER in das Grundwasser des Oostales
ausfließt.
Mehrere starke Thermalquellen treten am Marktplatz
außerhalb den Stollen in geringer Tiefe unter der Oberfläche
aus, und zwar in einer mehr westöstlich gerichteten Linie,
der wahrscheinlich eine schwache Verwerfung zugrunde liegt.
Es sind das die Freibad-, Ursprung-, Kühl-, Brüh-, Juden-
und Ungemachquelle, welche Temperaturen von 54 bis 68° C
besitzen. Die Kloster-, Mur- und Fettquelle (63° C) ent-
springen bei der Klostermauer in etwas tieferer Lage, und
sind wahrscheinlich durch eine nordwest-südöstlich verlaufende
Störung bedingt, da weiter östlich Carbon nicht mehr zu-
tage tritt.
Das Profil Fig. 3 läßt die Lagerungsverhältnisse der
Steinkohlenschichten bei den Thermalquellen, die
Absenkung derselben gegen Südosten bis zu der durch das
Rotenbachtal verlaufenden Verwerfung, an welcher dann Ober-
rotliegendes neben das Carbon tritt, erkennen und deutet den
Austritt des Thermalwassers aus den Steinkohlenschichten
seitlich der eigentlichen Thermalspalte an. Auf dieser selbst
steigt das Thermalwasser anscheinend in wenigen röhren-
förmigen Kanälen auf, während der übrige Teil der Spalte
geschlossen ist. Sonst könnten die Thermalquellen nicht oben
am Marktplatz (181 — 183 m) liegen, sondern müßten unten
im Oostal bei etwa 161 m Meereshöhe entspringen.
In früherer Zeit floß das Thermalwasser am südöst-
lichen Abhang des Schloßhügels frei hinab, und erzeugte hier
einen ausgedehnten, bis 6 m mächtigen, teils kalkigen, teils
kieseligen Sinterhügel, der beim Bau des Friedrichsbades
abgegraben und zerstört wurde. Die darin aufgefundenen
Pflanzenreste und Schneckenschalen gehören durchweg der
gegenwärtigen Periode an, woraus man schließen darf, daß die
Thermalquellen am Schloßhügel erst am Ende der Diluvial-
zeit durch Erdbeben entstanden sind. Doch scheinen in
früherer Zeit an anderen Orten in der Umgegend von Baden-
Baden bereits Thermalwasser aufgestiegen zu sein.
Im Anschlüsse an die Thermalquellen wurde die römische
Badruine unter dein Römerplatz, zwischen Friedrichs- und
Augusta-Bad, besichtigt und von Herrn Stadtrat A. KLEIN
erläutert,
— 19 ä —
Es folgte nun die Besichtigung einiger Aufschlüsse in
dem Grundgebirgsrücken, der den Untergrund der Stadt
Baden durchsetzt. Zunächst wurden die gneisartigen Schiefer
beim katholischen Pfarrhause, dann der Granit hinter dem
Pfälzer Hofe und beim Schützenhause besichtigt, wobei dem
Spaltenverlaufe und den Ruschelzonen besondere Beachtung
geschenkt wurde. Hier fehlt dem Granit die Auflagerung des
Steinkohlengebirges, das gegen Nordwesten nicht weit über
Weites Seh loss _.,
Tldren (in er JHnrktphi tz
Jiöllijuelle. ts'
SO.
. ^Pery*
n r o o " " ]
s c p p o h *" ' m
friedricfisbad
s Sinterkegel,
J darunter wJ> TKrr-mal'"afvrT«uttrtM
nr. 31'
Jiomerplatz
\ Gernsbacher
Strasse
ir'Grani
Mt'tamor/>he
Schiefer TfierrnaJ
l spalte
JVaasss/ai ■ / 2SOO
| lf It Jf ifi Jio ,
Profil der Schichtenlagerung bei den Thermalquellen am Schloßberg
in Baden.
den Hügel am neuen Schloß hinweg reicht. Hinter dem
Schützenhause zeigt sich über dem Granit direkt das obere
Rotliegende, das mit roten tonigen Arkosen yoII von
Schieferfragmenten und Gerollen von Granit, Gneis und rotem
Porphyr und mit roten Schiefertonen (untere Schiefertone des
Oberrotliegenden) beginnt und sich in dieser Ausbildung östlich
bis in das Rotenbachtal verfolgen läßt. In dem Tälchen hinter
dem Schützenhause erscheint zwischen Granit eingeschlossen
nochmals eine Scholle von metamorphen gneis- und hornfels-
artigen Schiefern und, diese und den Granit in westlicher
Richtung durchsetzend, ein mächtiger Quarzgan g, der Spuren
von Kupfererzen. Malachil und Kupferlasur, führt und, wie die
zahlreichen Blätterdurchgänge beweisen, aus einem Schwer-
spatgange durch Verkieeelung hervorgegangen ist.
Vom Schützenhause wurde zum Balzenberg empor-
gestiegen, dessen Rücken von einer Kuntsandsteinblock-
— 456' —
masse bedeckt ist, die in der älteren Diluvialzeit unter der
Mitwirkung von glazialen Kräften entstanden sein dürfte. Beim
Aufstieg zum alten Schloß Hohenbaden wurde ein Stein-
bruch im Granit besichtigt, der hier bei grobkörniger Aus-
bildung reichlich Feldspatkrystalle führt, und so verwittert,
daß große kugelförmige Massen zurückbleiben. "Wiederholt
wurde gegen Süden eine starke Verwerfung überschritten,
welche hier den Granit gegen Porphyrkonglomerate des Ober-
rotliegenden begrenzt. Diese Verwerfung, welche beim Schützen-
hause an Querverwerfungen entlang dem Oostale beginnt, ver-
läuft zuerst in nordöstlicher Richtung und biegt dann am
Südrande des Battert in die rein östliche Richtung um. Der
Granit reicht bis dicht an das Schloß Hohenbaden heran.
Nach einem kurzen Frühstück im alten Schlosse wurde
zum Battert aufgestiegen. Gleich hinter der Burg beginnen
die Felsen der Arkosen und Porphyrkonglomerate des
Oberrotliegenden, welche bis zur Spitze des Battert empor-
reichen und den hohen landschaftlichen Reiz dieses Berges
bedingen. Das harte verkieselte Gestein der Porphyrkonglome-
rate, dessen Grundmasse wesentlich Granitschutt bildet, in dem
in großer Menge kleine und bis kopfgroße Gerolle und Lapilli
von rotem Porphyr stecken, ist flach gelagert, deutlich ge-
schichtet und nach mehreren Richtungen von Klüften durch-
zogen. Besonders bezeichnend ist eine Nordwest-Südostrichtung,
genauer N. 60° W., nach welcher die Felsen in ihrer Längs-
richtung verlaufen und kulissenartig am ganzen Südrand des
Batterts vorspringen, überall nach dem Merkurberge gerichtet.
Dabei ist das Gestein auch quer in nordöstlicher und nörd-
licher Richtung (genauer N. 45 — 60° 0. und N. 20— 30° 0.)
zerspalten, und da die Klüfte meist steil oder ganz senkrecht
einfallen, so gewinnen die Felsen das Ansehen von alten
Mauern und Türmen und geben bei einer Höhe bis zu 90 m
ein reizvolles Bild. Dabei ist von der Höhe des Batterts,
besonders vom Brückenfelsen, eine prächtige Aussicht auf die
Stadt Baden und das schöne Oostal geboten, und ließ sich, der
allgemeinen Schilderung (S. 48,9) entsprechend, der geologische
Aufbau der Gegend gut erläutern. Namentlich tritt im
Süden der Hochschwarzwald mit seinem durch die Abrasions-
fläche deutlich abgegrenzten Granitkern und den aufgesetzten
Buntsandsteinbergen der Badener Höbe (1004 m) und der
Hornisgrinde (1166 m) stark hervor. Davor breitet sich die
Badener Mulde aus; im Westen zeigen sich in dieser noch
die rebbedeckten Hügel des Steinkohlengebirges der Gegend
von Varnhalt und Umweg, im Süden ragt, durch Verwerfungen
— 4f)7 —
begrenzt, die breite Pinitporpbyrmasse des Iberst, des Korb-
mattenkopfes und der Yburg empor, im Oostalgebiet lagern
die hier meist weichen und von zahlreichen Seitentälern durch-
schnittenen Porphyrkonglomerate des Oberrotliegenden, und im
Osten dominieren die diesen aufgesetzten Buntsandsteinberge
des Merkurs und des kleinen Staufenberges. Vor dem Battert
erkennt der nach unten gerichtete Blick aber deutlich die
tiefe Absenkung, die durch die am Südrand der Felsen
entlangziehende Battertverwerf ung bewirkt worden ist.
Man kann das Umbiegen dieser Verwerfung nach dem grani-
tenen Friesenberge verfolgen, und sieht dahinter den Fremers-
berg, der aus Buntsandstein aufgebaut ist und dessen Schichten
sich ungefähr im Maße der Gehängeneigung nach Nordwesten
einsenken. Noch weiter draußen aber dehnt sich die breite
Rheinebene aus, aus der stellenweise silbern das Band des
Rheinstromes herauf glänzt. In der Ferne begrenzen die
Berge der Vogesen den Blick.
Beim Abstieg durch die Felsen wurde der Bildung der-
selben und der Blockanhäufungen, den Felsenmeeren, sowie
den umgestürzten Felsen noch weitere Beachtung geschenkt,
auf dem "Wege nach Ebersteinburg die staffeiförmige Absenkung
der Felszone gegen Süden festgestellt.
Nach dem Mittagessen in der Krone in Ebersteinburg
wurde der Merkur besucht. Dicht beim Dorfe Ebersteinburg
lagern sich den Porphyrkonglomeraten die oberen roten
Schiefertone des Oberrotliegenden auf und sind im Hohl-
wege der Straße, von schwachen Verwerfungen durchsetzt,
deutlich zu sehen. Darunter treten an der Engels- und
Teufelskanzel nochmals die Felsen der hier bedeutend ver-
schwächten Felszone vom Battert (PC 3) hervor, denen sich
am Merkur wieder die Schiefertone, 50 — 70 m mächtig, auf-
setzen. Darüber folgen die oberen Arkosen des Ober-
rotliegenden (PC 4), die fast nur aus wiederverfestigtem
Granitschutt bestehen und nur wenig Porphyrgerölle enthalten.
Der Porphyr der Gerolle ist hier wie am Battert in der Fels-
zone (PC 3) und in den tieferen, wenig verfestigten Konglome-
raten (PC 2) fast ausschließlich der rote, dichte und Quarz-
und Feldspatkryställchen führende Porphyr, wie er bei
Gallenbach und in einem Durchbruch durch Granit beim
Waldsee bei Baden vorkommt, aber nicht der Pinitporphyr,
der als Gerolle in den Konglomeraten nur sehr selten in den
tiefsten Schichten gefunden wird.
Diesen oberen Arkosen des Oberrotliegenden ist am
Merkur der feinkörnige weiße bis violettrote und oft getigerte
— 498 —
Sandstein des unteren Buntsandsteins (su der Profile)
ohne Sckiefertonzwischenlage und ohne Diskordanz völlig
gleichförmig aufgelagert. Er ist in einem großen Steinbruche
gut aufgeschlossen und führt hier häufig noch in Lagen und
Knollen gelblichen krystallinischen Dolomit. Auch die
diagonale Schichtung ist oft deutlich zu sehen.
Da vom Zechstein jede Spur fehlt, so wird häufig an-
genommen, daß die oberen Arkosen des Oberrotliegenden oder
ein größerer Teil desselben den Zechstein vertreten, zumal
an der Basis dieser oberen Arkosen manchmal eine Diskordanz
in der Schichtenlagerung nachzuweisen ist, auch bei Baden-
Baden. Dem muß jedoch entgegengehalten werden, daß in
der Rheinpfalz und bei Heidelberg, wo gegen Südwesten die
letzten schwachen Bänke des oberen Zechsteins entwickelt
sind, entsprechende obere Arkosen und Konglomerate des
Oberrotliegenden ebenfalls vorkommen, und darunter erst die
roten Schiefertone, und daß im nördlichen Spessart sowohl,
wie bei Burgrub unfern Kronach in Oberfranken, solche, von
roten Schiefertonen unterlagerte Arkosen, Sandsteine und
Konglomerate des obersten Oberrotliegenden auftreten, welche
von unterem Zechstein, im Spessart auch von Kupferschiefer,
überlagert werden. Man darf diese oberen Konglomerate, zu
denen im Spessart und in Norddeutschland auch das pflanzen-
führende Weißliegende oder Zechsteinkonglomerat gehört, im
Schwarzwald nicht ohne weiteres als Vertreter des Zechsteins
betrachten ; ebensowenig wie die im Oberrotliegenden und
auch noch im unteren Buntsandstein des Schwarzwaldes vor-
kommenden Bänke und Knollen von körnigem Dolomit, der
niemals Versteinerungen einschließt, als Vertreter des Zech-
steins oder direkt als Zechstein angesprochen werden können.
Wenn man sorgfältig die Bildungen im Schwarzwald mit denen
im Spessart, in Oberfranken und in der Rheinpfalz vergleicht,
so findet man, daß zwischen Oberrotliegendem und unterem
Buntsandstein in allen diesen Gebieten regelmäßige Lagerung
herrscht, daß im Norden die Zechsteinformation, gegenüber
Norddeutschland bereits außerordentlich verschwächt, noch
mit allen Abteilungen vorhanden ist, im Süden, im Schwarz-
wald, bei völlig konkordanter Auflagerung des unteren
Buntsandsteins auf dem Oberrotliegenden aber jede Spur
der Zechsteinformation fehlt. Die körnige Dolomite
im Oberrotliegenden des Schwarzwaldes kommen im Oberrot-
liegenden der Rheinpfalz, bei Heidelberg, im Spessart
(unter dem unteren Zechstein) ganz ebenso vor wie im
Schwarzwald.
— 199 —
Die obersten Konglomerate des Oberrotliegenden findet
man in meist schwachen Schichten auf dem Grundgebirge des
Hochschwarzwaldes unter dem unteren Buntsandstein nicht
selten, auch da, wo Mulden mit jüngerem Steinkohlengebirge
oder Unterrotliegendem fehlen. Die Transgression des Bunt-
sandsteins mit der Bildung der Abrasionsfläche auf dem Grund-
gebirge fällt also noch in die letzte Bildungsphase des Ober-
rotliegenden, in die obersten Arkosen und Konglomerate,
welche bei Baden-Baden und in der Rheinpfalz stellenweise
deutlich diskordant auf den älteren Bildungen auflagern. Sie
beginnt im Hochschwarzwald mit dem Ende der Aufrichtung
und Zusammenschiebung der Bildungen des Carbons und des
Rotliegenden im Badener und im Pfälzisch- Saarbrückener
Muldengebiet. Man kann aber nicht sagen, daß nicht vorher
schon eine Abtragung stattgefunden hätte. Im Gegenteil, die
Abtragung des Grundgebirges hat schon in der Steinkohlenzeit
begonnen, und wo dieses vorhanden ist, finden wir darunter
eine ältere Abtragungsfläche (vgl. die Profile in Fig. 1 u. 2). Es
ist auch ganz zweifellos, daß das jüngere Steinkohlengebirge
auf dem Grundgebirge einst viel weiter gereicht hat als jetzt,
daß es vielleicht den ganzen nördlichen Schwarzwald überdeckt
hat. Aber durch die Lagerungsstörungen zur Zeit des Rot-
liegenden sind Mulden entstanden, meist in Südwest — Nordost-
richtung verlaufend, in denen es ebenso wie das Unterrotliegende
erhalten gebieben ist, während beide auf den gleichgerichteten,
meist viel breiteren Sätteln wieder zerstört wurden. Als diese
Lagerungsstörungen gegen das Ende der Bildung des Ober-
rotliegenden aufhörten, wurde die Abtragung auf der ganzen
nun ruhig liegenden Fläche des Grundgebirges gleichmäßig, und
es bildete sich eine neue ausgedehnte Abtragungsfläche, die
sich auch über die vorgebildeten, von Carbon und Rotliegendem
erfüllten Mulden hinüber erstreckte. Auf die nun abgelagerten
schwachen Schichten von Oberrotliegendem, dem Horizont
der obersten Porphyrkonglomerate, PC 4, breitete sich dann
gleichmäßig der Buntsandstein aus.
Auch das ältere Steinkohlengebirge der Saarbrückener
Schichten, welches bei Berghaupten-Diersburg im mittleren
Schwarzwald steil zwischen Gneiß und Granit eingeklemmt
vorkommt, war einst im Schwarzwald als Decke auf dem
Grundgebirge in größerer Ausdehnung abgelagert und dürfte
jetzt noch in manchen südwest-nordöstlich streichenden Zonen
unter überschobenem Grundgebirge Vorhanden sein, auch da,
wo sich an der Oberfläche keine Spur davon zeigt; möglicher-
weise liegt es auch in der Badener Mulde. Ferner dürfte
— 500 —
das Mittelcarbon, der Kohlenkalk, in Süddeutschland einst in
größerer Verbreitung zur Entwicklung gelangt sein, wie aus
dem Vorkommen im Oberelsaß und im Untergrund von Nürn-
berg geschlossen werden kann.
In welcher Weise die Abtragung des Grundgebirges von
der Zeit der Bildung des Steinkohlengebirges an bis zur Bunt-
sandsteinzeit stattgefunden hat, ob nur durch fließendes Wasser,
ob auch unter der Mitwirkung von Gletschern oder von Wind
— es kommen im Oberrotliegenden bei Baden-Baden auch
Quarze mit Dreikanterflächen vor — , oder auch durch wellen-
förmig bewegtes Wasser, das läßt sich nur sehr schwer be-
stimmt angeben. Moränenartige Massen mit gekritzten Ge-
schieben sind bei Baden-Baden im Oberrotliegenden nicht
gefunden worden.
Bemerkenswert ist, daß in den obersten Schichten des
Oberrotliegenden im Schwarzwald bereits Gerolle von quarzi-
tischen Sandsteinen vorkommen, die nicht aus dem Schwarz-
wald, sondern von weiter her stammen, die sich auch im
Zechsteinkonglomerat des Spessarts zeigen und im Bunt-
sandstein in sehr großer Zahl auftreten, in den älteren Schichten
des Rotliegenden aber zu fehlen scheinen, dagegen im älteren
Carbon des mittleren Schwarzwaldes, bei Berghaupten, bereits
zu finden sind.
Von dem Steinbruch im unteren Buntsandstein am nörd-
lichen Gehänge des Merkurs bewegte sich die Exkursion an
die Westseite des Berges, wo die neuerbaute Merkurbahn
einen Aufschluß durch zahlreiche Schichten bietet. Oben
auf der Spitze des Berges stehen die Kugel sand steine an,
welche sonst normal dicht unter dem geröllreichen Haupt-
konglomerat des Buntsandsteins zu finden sind. Darunter bieten
sich im roten, oft verkieselten Hauptbuntsandstein zunächst
wenige gute Entblößungen. Auch der aus weichen roten und
violetten, grobkörnigen, geröllführenden Sandsteinen bestehende
untere Geröllhorizont ist wenig aufgeschlossen. Erst der Ein-
schnitt und Steinbruch im unteren Buntsandstein bieten wieder
einen guten Einblick in den Gebirgsaufbau. Die Grenze der
Sandsteine gegen die oberen Arkosen des Oberrotliegenden
(PC 4) war nach der Fertigstellung der Bahn jedoch bereits
wieder verdeckt. Dagegen waren die oberen Schiefertone und
die Arkosen und Porphyrkonglomerate (PC 3) im Horizont der
Felsen am Battert, hier, entfernter von den Verwerfungen,
jedoch nicht mehr verkieselt und ohne Felsbildung, sehr
gut zu sehen. Am Fuße des Merkurberges lagert sich Löß-
lehm an.
— 501 —
Mit der elektrischen Straßenbahn wurde dann die Strecke
vom Merkurwald bis Lichtental zurückgelegt und dort am
Nachmittag noch die Steinbrüche im Pinitporphyr am
Leißberg besichtigt. Drei große Steinbrüche schließen das
Gestein auf. Darin fällt zunächst die plattenförmige Absonde-
rung oder Bankung des weißen bis hellrötlichen Porphyrs auf,
die bei genauer Besichtigung mit einer BänderuDg und manch-
mal deutlich erkennbaren Fluidal3truktur zusammenfällt. Die-
selbe ist stark gegen Norden und Nordosten geneigt. Außer-
dem ist das Gestein von steil einfallenden Spalten durchzogen,
die meist parallel dem Rheintalrand, in Nordnordost-Richtung,
verlaufen; darauf kommen einige Mineralien, besonders KalkJ
spat, Braunspat und Apatit in Krystallen und Uranocker in
erdiger Form als Anflug vor. Auf das Uranvorkommen im
Pinitporphyr wird der Radiumgehalt des Badener Thermal-
wassers zurückgeführt. Die Wärme des Wassers aber könnte
noch mit einer gewissen Tätigkeit des alten Porphyrvulkans
in der Tiefe in Zusammenhang stehen.
Das Gestein des Pinitporphyrs ist gleichmäßig körnig und
besteht aus einer weißen bis hellviolettroten feinkrystallinischen
Grundmasse, in der viele Kryställchen von Feldspat und Quarz
und scharfumrandete Säulchen von grünlichem oder rotbraun
zersetztem Pinit enthalten sind. Es bricht in großen Platten
und Quadern, ist fest, tragfähig und wetterbeständig, dabei
mit dem Meißel leicht zu bearbeiten, so daß es für Baden-
Baden einen geschätzten Baustein bildet.
Besonderes Interesse boten die in diesen Steinbrüchen
vorkommenden Lettengänge, Klüfte, die in einer Breite von
wenigen Millimetern bis zu 2 Metern mit einem dunkelviolett-
roten, festen, ungeschichteten Ton ausgefüllt sind, in dem
viele Brocken von Pinitporphyr schwimmen. Da die Platten-
absonderung des Porphyrs durch diese Lettenausfüllung nicht
hindurchsetzt, ist erstere älter als letztere. Diese aber ist
entstanden, als in einer Zwischenzeit der Porphyrbildung sich
über den unteren Porphyrdecken rote Schiefertone ablagerten,
die bei den Höllenhäusern in der Geroldsau über dem Porphyr
deutlich zu sehen sind.
Der Abend vereinigte die meisten Exkursionsteilnehmer
im Kurgarten.
IL Tag. Dienstag, den 5. August. Die Teilnehmer
versammelten sich am Bahnhof. Zuerst wurde beim Schützen-
haus die Anlagerung der alten gneisartigen Schiefer und Horn-
felse an den Granit besichtißt und dann nach einer kurzen
— 602 —
Unterbrechung der Aufschlüsse die zahlreichen alten Stein-
brüche in der Balzenbergstraße, in denen die verkieselten harten
Bänke der Porphyrkonglomerate des Oberrotliegenden
(PC 3) zur Gewinnung von Straßenschotter ausgebeutet
wurden. Die Bänke dieser Konglomerate, welche zuweilen
recht große Porphyrgerölle enthalten, sind hier mit 20 bis 35°
gegen Nordwesten geneigt und teils in nordnordöstlicher, teils
in mehr westöstlicher Richtung zerklüftet. Dabei ist besonders
bemerkenswert, daß hier wie an vielen Orten der Umgegend
von Baden, auch im Gebiet des Pinitporphyrs und des Haupt-
granites, die annähernd westöstlich streichenden und steil ein-
fallenden Kluftflächen parallele Schrammen zeigen, welche
regelmäßig mit 10 — 20° gegen Osten ansteigen, also auf ganz
gleichartige Bewegungsvorgänge hinweisen, die wahrscheinlich
durch starke Erdbeben veranlaßt worden sind. Diesen Klüften
entsprechend kommen auch Quarzgänge vor, welche die
Konglomerate quer durchsetzen und von schwarzbraunen Mangan-
oxydausscheidungen begleitet sind. Da in der Nähe, im Dollen-
bachtälchen, auch noch kalte Quellen entspringen, deren Wasser
stark radioaktiv ist, so sind wahrscheinlich in früherer Zeit
auch hier Thermalwasser ausgetreten.
In dem alten Steinbruch bei der neuen, im italienischen
Stile erbauten Kirche stehen die oberen Arkosen des Ober-
rotliegenden (PC 4) an und darunter am Balzenberggehänge
die ebenfalls stark ausgebleichten oberen Schiefertone. Durch
das Dollenbachtälchen setzt eine schwache Verwerfung, die
weiter nordöstlich an Sprunghöhe außerordentlich gewinnt.
Es wurden nun die Steinbrüche im Buntsandstein des
Uardberges besichtigt, welche den Ilauptbuntsandstein
aufschließen. Die Schichten fallen mit 10 — 30° gegen Nord-
westen ein, und zwar um so steiler, je näher sie der Haupt-
rheintalspalte an der Westseite des Hardberges liegen. Die-
selbe verläuft von Vormberg über Jagdhaus nach Balg. Nahe
dieser großen Verwerfung, welche den Bunt3andstein neben
Tertiär bringt, ist der sonst rote Buntsandstein vollständig
ausgebleicht, weiß oder durch schwache Brauneisenerzausschei-
dung gelbbraun geworden. Mit der Entfernung von der Ver-
werfung nimmt die Ausbleichung unregelmäßig ab. In dem
''istlichen großen Steinbruch ist der Sandstein bis auf Streifen
an Klüften noch rot. Er zeigt hier in den einzelnen Bänken
zuweilen diagonale Schichtung, die Bänke selbst sind mit
Zwischenlagen von roten Schiefertonen aber so regelmäßig
geschichtet, daß vollständige Windbildung für den Buntsand-
stein hier nicht angenommen werden kann, höchstens eine
— 503 —
schwache Umlagerung in den einzelnen Bänken. Von da
wurde zum Hardberg aufgestiegen, dessen Kuppe von den
harten geröllreichen und verkieselten Bänken des Haupt-
konglomerates gebildet wird.
Über die von Lößlehm bedeckten Flächen bei Kellers
Bild bewegte sich die Exkursion nach den Ochsenmatten und
in das Ebersbachtal, woselbst der obere Buntsandstein in
zahlreichen Steinbrüchen ausgebeutet wird. Einer der ersten
Steinbrüche zeigt die roten, tonigen, feinkörnigen Sandsteine
im Wechsel mit roten Schiefertonen, und dazwischen auch die
über 1 m mächtige dunkelviolettrote löcherige Carneolbank, in
der diesmal kein Carneol gefunden werden konnte.
Zu den Ochsenmatten zurückkehrend, wurde weiter östlich
eine nordöstlich streichende Verwerfung überschritten, hinter
der in einem großen alten Steinbruch der obere Muschel-
kalk mit gegen Nordwesten geneigten Bänken gut aufgeschlossen
zu sehen ist. Dichte graue Kalksteinbänke wechseln mit
krystallinischen Lumachellen, die voll von Muschelschalen, be-
sonders von Terebratula vulgaris, Gervillia socialis, Lima
striata u. a. stecken. Oft sind die Terebratelschalen verkieselt.
Es wurden auch noch zahlreiche Versteinerungen gesammelt,
besonders außer den genannten Pecten discites und laevigatus,
Myophoria vulgaris, Corbula, Nucula, Ceratites nodosus,
Ostreen u. a. m.
Der Muschelkalk ist hier in einer dreieckig umgrenzten
Scholle zwischen Buntsandstein im Nordwesten und Ober-
rotliegendem im Süden eingesunken, und gegen Ebersteinburg
zu grenzt er ganz nahe an die metamorphen Schiefer des
Badener Grundgebirgsrückens, von denen er durch eine große
Verwerfung getrennt ist. Diesen Schiefern wurde dann noch
ein kurzer Besuch abgestattet, und besonders ein neu angelegter
Steinbruch in der Schindel bachklamm besichtigt, woselbst
Knotenschiefer mit körnigem Kalk aufgeschlossen sind. Auch
ein großer alter Steinbruch in den untersten sandsteinartigen
Arkosen des Oberrotliegenden (PC l) wurde besichtigt.
Auf dem Wege nach Ilaueneberstein wurden am Wolfarts-
berg die Bruchstücke von Muschelkalk aus einer zweiten
Muschelkalkscholle festgestellt und dann näher gegen die
genannte Ortschaft auf dem über den Buntsandstein ausge-
breiteten Lößlehm unter der Führung des Herrn Architekten
und Stadtrats ANTON Klein von Baden, der an beiden Tagen
die Exkursion begleitete und häufig archäologische Erläute-
rungen gab, die von ihm ausgegrabenen Grundmauern eines
römischen Hauses mit Hofeinfassung besichtigt.
— 504 —
Beim Abstieg nach Haueneberstein bot sich noch ein
gutes Diluvialprofil. Unter dem jüngeren Löß und Lößlehm
traten zuerst weiße Sande mit ausgebleichten Buntsandstein-
geröllen zutage, welche meist dem Oberpliocän zugerechnet
werden, aber auch noch zum älteren Diluvium gehören könnten.
Tiefer unten zeigte eine Grube grobes Geröll von rotem, nicht
ausgebleichtem Buntsandstein, das als Hochterrasse anzu-
sprechen ist, den weißen Sanden auflagert und von älterem
und jüngerem Löß und Lößlehm überlagert wird.
Nach dem Mittagessen im Schwan in Haueneberstein
wurde auf dem Wege nach Baden zuerst die l'/a bis 2 Kilo-
meter breite Terrasse vor dem Gebirge erläutert. In der
Tiefe liegt das Oligocän-Tertiär, dem sich zunächst die
weißen altdiluvialen oder auch noch pliocänen Sande
mit ausgebleichten Geröllmassen von Buntsandstein auflagern.
Dieselben ragen bis über 40 m über die Rheintalfläche
empor und werden in großer Ausdehnung von älterem Lößlehm
mit zwischengelagertem älteren Löß und aufgelagertem jüngeren
Löß überdeckt. Die weißen Sande, welche häufig Lagen von
weißem und grauem feuerfesten Ton, die sog. Balger Weiß-
erde, einschließen, wurden später, aber vor der Lößzeit, stark
erodiert, und in den Talmulden wurden Geröllmassen mit
rotem, nicht ausgebleichtem Buntsandstein abgelagert, die da, wo
sie unter dem älteren Löß vorkommen, allgemein der Hoch-
terrasse zugezählt werden. Das Hügelland von älterem
Diluvium wird gegen das Rheintal zu von einem Steilrande
begrenzt, an den sich zunächst eine oft sumpfige und von
Torflagern erfüllte Niederung anschließt, durch welche einst
die Kinzig geflossen ist, wahrscheinlich auch längere Zeit die
Schutter, Elz und Dreisam und bei Hochwasser des Rheins
oft auch Rheinwasser. Diese Niederung mit dem großen alten
Flußlauf der Schwarzwaldgewässer beginnt bei Bühl unter-
halb Offenburg, setzt sich in dem Hochgestade der Rheinebene
am Gebirgsrande über Rastatt, Maisch, Karlsruhe — Durlach,
Bruchsal und Langenbrücken ins Tal des Kraichbaches fort
und mündet erst bei Hockenheim in die heutige Rheinniede-
rung aus. Später sind die Schwarzwaldflüsse mit dem Vor-
rücken ihrer breiten Schuttkegel durch das sandig-kiesige
Hochgestade durchgebrochen und fließen nun auf kürzerem
Wege in die Rheinniederung und in den Rheinstrom. Die
'/, bis über 2 Kilometer breite Niederung entlang dem Gebirgs-
rande aber blieb bestehen und füllte sich unter dem Einfluß
der aus dem Gebirge austretenden Grundwasser mit Torfmooren.
Zu den Zeiten der Römer war ein großer Fluß wohl nicht
— 505 —
mehr vorhanden, aber stellenweise, wie bei Ettlingen und
Karlsruhe, große Wasseranstauungen, so daß darauf Schiffahrt
betrieben werden konnte.
Von Aufschlüssen wurde zunächst die Grube von weißen
Sauden und tonigen Weißerden am Schröderberg besichtigt.
Unten liegen hier in großer Mächtigkeit die weißen Sande,
nach oben mit Geröllagen von ausgebleichtem Buntsandstein.
Darüber zeigt sich eine Erosionsfläche, welcher rotes, nicht
ausgebleichtes Oosgeröll auflagert, das der Hochterrasse ent-
spricht und große Mengen von Granitgeröllen enthält. Über
diesem Geröll lagert älterer Lößlehm und älterer Löß und
darüber jüngerer Löß.
Die Ziegelerdegruben von Karl Roth auf der Höhe
gegen Baden bieten zuunterst wieder die weißen Sande und
Balger "Weißerden, vergesellschaftet mit ausgebleichten Geröll-
lagen und oft reich an Granitgrus. Darüber zeigt sich wieder
die Erosionsfläche, der nun bei der höheren Lage gegenüber
dem Schröderberg kein Oosgeröll, sondern einzelne große rote
Buntsandsteinblöcke, die offenbar vom Hardberge gekommen
sind, als Vertreter der Hochterrasse auflagern. Darüber folgt
mächtiger älterer Lößlehm und dann stellenweise in Mulden
desselben jüngerer Löß.
Den besten Aufschluß boten die großen Ziegelerde-
gruben der Ooser Ziegelwerke vorm. Karl Vetter und
die Grube von Peter. In der unteren Grube ist der graue
und braungraue mergelige Tertiär ton in großer Mächtigkeit
entblößt. Die wahrscheinlich dem Cyrenenmergel zugehörigen,
aber fossilleeren Schichten sind flach gegen Nordwesten geneigt
und von schwachen, nordöstlich parallel zur Hauptspalte ver-
laufenden Verwerfungen durchzogen. Und die obersten 3 bis
4 m dieser Schichten sind nach oben in zunehmendem
Maße gestaucht, gefaltet und gegen "Westen stark verschoben.
Nach oben ist der Ton mit einer groben Geröllmasse ver-
bunden, die aus roten und ausgebleichten Blöcken und
Geschieben von Buntsandstein, Granit, Porphyr und Porphyr-
konglomerat besteht und zweifellos aus dem Oostale gekommen
ist. Es ist nicht ausgeschlossen, daß diese Geröllmasse durch
glaziale Kräfte zur Ablagerung gekommen ist, die auch die
Stauchungen des Tertiärtones veranlaßt haben. Doch ist die
Geschiebemasse später ausgewachsen und verändert worden.
Sie entspricht den Buntsandsteinblockmassen auf dem Balzen-
berge, an den Abhängen des Merkurs, am Annaberg, im Badener
Friedhofe und an der Friedrichshöhe, woselbst sie in günstigen
Aufschlüssen z. T. moränenartigen Charakter gezeigt hat. Das
35
— 506 —
sind z. T. auch die Geröllmassen, die einst AGASSIZ als
Moränen bezeichnet hat.
Über dieser teils schwachen, teils bis l'/j m mächtigen
Geschiebemasse lagert hellgrauer bis gelblichgrauer, stark
feinsandiger Ton, 4 — 6 m mächtig, oben mit weißen, gelben
und hellroten Sanden und einer Lage von dunkelgrauem bis
schwarzem Ton, in der hier auch Holzreste vorkommen. Dieser
schwarze Ton entspricht nach Lagerung und Alter genau
den schiefrigen Moos kohlen bei der Ziegelei Mühri unfern
Steinbach, welche bereits durch S.ANDBKKGER bekannt geworden
sind, und welche Pflanzenreste (Samen von Menyanthes tri-
foliata) und Käferreste (Donarien) enthalten. Und die ganze
Schichtenfolge entspricht den gleichartigen Schichten bei Hems-
bach im Spessart, wo sich besonders reichlich Pflanzen- und
Käferreste gefunden haben, entspricht den Freinsheimer
Schichten mit roten Tonen und Mooskohlen in der Rheinpfalz,
welche über den weißen Klebsanden auftreten, den Mooskohlen
und Tonen von Sufflenheim im Elsaß und von Jockgrimm in
der Rheinpfalz, welche letztere bereits dem rheinischen
Diluvium angehören und auch viele Säugetierreste, darunter
als besonders bezeichnend Elephas antiquus und Rhino-
ceros etruscus, ergeben haben. Sie sind nahezu gleich-
alterig mit den conehylienreichen Sanden von Hangenbieten
im Elsaß, von Moosbach bei Wiesbaden und von Mauer bei
Heidelberg, woselbst darin der Homo Heidelberg ensis gefunden
wurde. Diese Schichten gehören zweifellos zum älteren
Diluvium; sie sind die charakteristische Schichtenfolge des-
selben. Dagegen sind die weißen Sande auf der Höhe bei
Balg und am Schröderberg, die wir vorher besichtigt hatten,
die bis 20 m höher aufragen und die genau den unter den
Freinsheimer Schichten der Rheinpfalz lagernden weißen Kleb-
sanden entsprechen, etwas älter. Ob sie noch zum Diluvium
oder bereits zum Oberpliocän gehören, läßt sich bei Baden nicht
entscheiden. Man kann annehmen, daß bei Oos in der
genannten Ziegelerdegrube die weißen Sande vorhanden waren,
später abgewaschen wurden, und daß sich in der gebildeten
Talmulde dann etwas jüngere Schichten, eben die genannten
altdiluvialen der Stufe des Elephas antiquus, ablagerten.
Doch liegen zweifellos manchmal auch facielle Verschieden-
heiten in der Ausbildung der Sande und Tone vor. Die rein
weißen Sande stammen meist aus liuntsandsteingebieten, die
etwas abweichend beschaffenen, wie sie bei Oos vorkommen,
aus dem Talgebiet der Oos, also aus Granit- und Rot-
liegendemgebiet. Kar tis tisch lassen sich diese Bildungen
— 507 —
trotz zweifelloser Altersverschiedenheit nur sehr schwierig
abgrenzen.
Daß die genannten Schichten in der PETERachen Ziegel-
erdegrube dem älteren Diluvium angehören, geht auch daraus
hervor, daß darüber eine rote Geröllmasse von Oosmaterial
(viel Granit, Porphyr, Porphyrkonglomerate und Buntsandstein)
lagert, welche 1 — 2 m mächtig ist und als Ilochterrasse
angesprochen werden muß; denn darüber lagert dann der ältere
Lößlehm, älterer Löß mit großen Konkretionen, wieder älterer
Lößlehm, dann mit scharfer Abgrenzung der jüngere Löß und
oben noch jüngerer Lößlehm. Die Ziegelerdegruben von VETTER
und PETER bei Oos bieten also von der Unterlage an ein
vollständiges Profil des älteren und mittleren Diluviums.
Die Ergänzung hierzu zeigt sich in einer Lehmgrube
dicht beim Dorfe Oos, welche nachher besucht wurde.
Man sieht darin zu unterst noch die granitreichen roten
Schotter und Kiese der Hochterrasse des Oostales, dar-
über liegt etwas roter Sand und dann 4 — 5 m mächtiger
älterer Lößlehm, dem auf der Ostseite der Grube auch
älterer Löß mit großen Konkretionen eingeschaltet ist. Dar-
über lagert dann aber nicht direkt jüngerer Löß, sondern ein
3 — 3,5 m mächtiger roter Schotter des Oostales, der die
Mittelterrasse repräsentiert. Unmittelbar darüber befindet
sich der jüngere Löß, der unten sandig ausgebildet ist und
noch eine Mächtigkeit von 4 — 6 m erreicht. Am Gehänge
lagert, in der Grube scharf abgegrenzt, kartistisch im Gelände
aber kaum abgrenzbar, abgeschwemmter oder dejektiver Löß.
In dem Dorfe Oos endet die Terrasse des älteren Dilu-
viums gegen Westen; draußen in der Ebene, hinter der
Niederung des alten Kinzigflusses, liegt das Hochgestade
mit rheinischen Sanden und Kiesen, und gegen Rastatt zu noch
mit hohen Dünensandhügeln, aber ohne Lößbedeckung. Wir
bezeichnen dieses Hochgestade als Niederterrasse. Es ist
aber wahrscheinlich, daß darin auch noch Hoch- und Mittel-
terrasse enthalten sind und bis an die Oberfläche reichen.
Aber bei der Gleichartigkeit der Gesteinsbeschaffenheit läßt
sich nicht einmal im Profil zwischen diesen Bildungen eine
Grenze ziehen; sie müssen kartistisch zusammengefaßt werden.
Durch die Bohrungen für das neue Grundwasserwerk der Stadt
Baden ist erwiesen, daß etwa 30 m unter der Oberfläche, unter
den roten Sanden und Kiesen, die weißen Saude der Balger
Stufe folgen, die noch weitere 30 m tief erbohrt worden sind.
Das Tertiär lagert dagegen in der Rheinebene sehr viel tiefer
als am Gebirgsrande. Bei der im .fahre 1856 vorgenommenen
35 •
508
Bohrung beim Bahnhof Oos wurden die weißen Sande bei
22,5 m, die Tertiärtone bei 48 m unter der Oberfläche erreicht.
"Wahrscheinlich liegt am Talrand zwischen Sinzheim, Oos und
Haueneberstein noch eine Verwerfung, an der das Tertiär der
Rheinebene noch tiefer abgesunken ist als in der Staffel
zwischen Oos und dem Gebirgsrande.
Für die Besichtigung der Kies- und Sandgruben bei
Sandweier reichte die Zeit nicht mehr aus. Am Abend er-
folgte die Fahrt nach Freiburg i. Br.
Exkursion Kinzigtal — Elztal — Freiburg
am 4. und 5. August
vom Führer Herrn SCHNARRENBERGER.
Die größere Zahl der Teilnehmer (27) traf in Haslach
nach 9 Uhr ein, hatte also oberhalb Offenburg die Grenze
zwischen der Rheinebene und dem Gebirge überschritten, die-
selbe Linie, welche die Teilnehmer aus dem Norden stunden-
lang vom Odenwald über Heidelberg — Bruchsal — Karlsruhe bis
Offenburg begleitet hatte, oft haarscharf ausgeprägt wie zwischen
Bruchsal und Karlsruhe, manchmal in fast greifbarer Nähe. Bei
Offenburg beginnt ein vermittelndes Stück, sowohl tektonisch
wie petrographisch, die Vorbergzone, schmale, mit dicker
Lößdecke verhüllte Schollen, die bandartig das Gebirge nun
bis Basel, in gleichmäßiger Höhenlage ca. 130 m über der
Ebene, begleiten. Unter dem Löß liegen Trias, Jura und
älteres Tertiär.
Bei der Station Ortenberg betritt die Bahn den kry stal-
linen Schwarzwald durch das Kinzigtal. Ein Blick auf die
Übersichtskarte zeigt, daß die Talachse sich aus ziemlich
geradlinigen, gelenkartigen Stücken zusammensetzt, recht gut
markiert durch den dicken Strich der Bahnlinie. Es sind
sehr charakteristische, im ganzen Schwarzwald immer wieder-
kehrende Richtungen SO — NW, N— S, 0 — W und SW— NO.
Die erste „hercynische" erscheint in den Abschnitten Orten-
berg— Gengenbach und parallel verschoben, Biberach — Haslach.
Die Verschiebung geschieht längs des N — S- Stückes Gengen-
bach— Biberach usw. Hier im Unterlauf wird die Bedeutung
dieser Dinge nicht so klar, wenngleich das kundige Auge sie
auch hier schon gut erkennen kann. Sobald wir aber den
Oberlauf der Flüsse mehr im Zentrum des Gebirges betreten,
also die Nebenflüsse Gutach oberhalb Hornberg. die Schiltach
bei Schramberg, erkennt man augenblicklich, daß die gerad-
linigen Seiten tektonisch bestimmt sind, in beiden genannten
— 509 —
Fällen gleichlaufende schmale Gräben. Besonders die „her-
cynische" Richtung, aber auch die andern sind im ganzen
Gebiet zwischen Kinzig und Dreisam geradezu medellartig
vorhanden und aufs deutlichste tektoniseh. Zu den genannten
Beispielen kommt noch der Katzensteig zwischen Schönwald
und Furtwangen, das Bregtal von Föhrenbach nach Hammer-
eisenbach, der mittlere Simonswald, das Steinbachtal bei
St. Märgen u. v. a.
Der Schwarzwald ist aufs schärfste tektoniseh gegliedert,
und der Führer hatte es als Hauptaufgabe dieses Tages an-
gesehen, die Teilnehmer mit den Elementen dieser Anschauung
bekannt zu machen. Vorerst aber zu den Bausteinen des
Gebirges selbst!
Wagen brachten die Exkursion talabwärts zu den großen
Brüchen am Artenberg. Hier wird in ausgezeichneter Frische
typischer Eruptivgneis, Schapbach gneis der Schwarzwald-
geologie, abgebaut. Der größere staatliche Bruch liefert haupt-
sächlich Gleisschotter für einen großen Teil des Landes; aber
auch als Baustein, Eisenbahnbrücken, Flußbauten findet das
Material vielfache Verwendung. Die außerordentlich gleich-
mäßige „stöchionome" Zusammensetzung und Korn, der Reich-
tum an Feldspat und der konstante, wrenn auch geringe
Glimmergehalt zeichnen dieses Vorkommen, das man als
normalen Schapbachgneis bezeichnen kann, aus. Die
Zusammensetzung ist die eines Granitits. Deutlich ist das
Gestein durch den dunklen Hauptbruch, die Schieferungsebene,
texturiert. Strukturell treten die Feldspate, vor allem die
Plagioklase und, wo sie vorhanden ist, die Hornblende durch
ihr Bestreben hervor, idiomorphe Ausbildung zu erlangen.
Im Schwarzwald lassen sich nach den wegbahnenden
Untersuchungen von Adolf Sauer im Felde bekanntlich drei
wohl unterschiedene Typen zur Darstellung bringen, die nach
Flüssen des mittleren Schwarzwaldes genannt sind. .
Schapbachgneis und Renchgneis bilden polare Gegensätze.
Die letzteren sind metamorphe alte Schiefer. Der groß an-
gelegte chemisch-petrographische Beweis für diese Anschauung
stellt den Hauptanteil der Arbeit von H. RüSENBUSCll am
Schwarzwälder Grundgebirge dar.
Von akzessorischen Bestandteilen ist hier im mittleren
Schwarzwald für den Schapbachgneis der Orthit (Cerepidot),
in gewisser Beschränkung auch die Hornblende charakteristisch;
für die Renchgneise von Mineralien der Sillimanit und Granat,
von gelegentlichen konkordanten Bestandmassen Marmor, Kalk-
silikatfelse und kohlige Einlagerungen (Graphitoidgneise).
— 510 —
Kalksilikatfelse finden sich als große Seltenheit auch als all-
seitig umgrenzte Einschlüsse von geringer Masse im Eruptivgneis.
Ein graugrüner, recht grobkörniger Einschluß dieser Art wurde
von den Teilnehmern selbst am Artenberg gefunden. Am
Nordende des Steinbruches sind Trümchen des auf der Spezial-
karte eingetragenen Erzganges zu beobachten (grüner Flußspat,
Kupferkies).
Das Kinzigtal selbst stellt sich wie alle großen Schwarz-
waldtäler als Mulde dar, deren ebene Gesteinssohle in scharfem
Winkel gegen die Gehänge stößt, die mit den konstanten
Winkeln von 27 — 30° einen Abtragungsausgleich darstellen,
oder steiler, an Prellstellen, die Erosionsböschung zeigen. Das
Profil ist also das des Kastens \ /. Diese Mulde ist mit
Kies ausgefüllt, der eine ebene Oberfläche besitzt. Die Auf-
füllung wird talabwärts mächtiger; im Mittel- und Oberlauf
steht die Erosionsrinne des Flusses häufig schon in 3 — 4 m
Tiefe im gewachsenen Fels (Simonswälder Tal z. B.), und ent-
blößt dann durch seine Mäandrierung das charakteristische
Profil weithin. Die Ausarbeitung des Profils fällt in eine
Phase der Abtragung und Ausräumung, die Auffüllung in eine
anschließende. Der Verfasser ist der Ansicht, daß diese Ver-
hältnisse durch seitliche Erosion geschaffen sind, immer unter
Berücksichtigung der prädestinierenden Störungen, die nicht
nur vorzeichnend, sondern auch vorarbeitend zu denken sind, die
aber nicht mit den beutigen Talrändern zusammenfallen müssen.
Die Talformen des höheren Gebirges sind bekanntlich
wesentlich andere.
Von den Brüchen am Artenberg ging die Wagenfahrt
wieder talaufwärts durch das Schwarzwaldstädtchen Haslach,
das Hofstettener Tal bis zum Bresemerhof. Unterwegs wurde
ein kleiner Renchgneisaufschluß bei P. 534,2 besichtigt. Bei
dem genannten Hof ist die Abtragungsfläche des Rot-
liegenden (Peneplain) erreicht. Hier wurde zunächst das
Vorhandensein dieses für die geologische Auffassung des Ge-
birges fundamentalen Elementes demonstriert, ihre Bedeutung
für Morphologie, Tektonik, Stratigraphie kurz skizziert und
dann über den Schloßhof der kurze Marsch nach der Heidburg
angetreten. Nacheinander wurden passiert graue und grau-
violette grobe Arkosen des Unterrotliegenden, brennend rote
Schiefertone und rotbraune feldspatreiche Sandsteine der oberen
Stufe, und schließlich der Hauptbuntsandstein in einem kleinen
Steinbruch an der Westseite der llcidburg.
Von der Höhe dieser Kuppe bol -ich nun bei dem hellen
Wetter eine vorzügliche Rundsieht und ein Überblick über
— 511 —
den mittleren Schwarzwald. Am Horizont waren zu sehen
im Norden die tischebenen Hochflächen des Mooswaldes, der
Hornisgrinde, die Hochfläche von Schramberg, die Simonswälder
Hochfläche — Gschasikopf — Rohrhardsberg, der Kandel, der Ab-
fall des Gebirges zur Rheinebene und der Westrand der Hühner-
sedelfläche mit diesem Berg selbst, dem flachen Porphyrrücken
des hohen Geisberges und dem Hesseneck. Zu Füßen liegt
weithin die Peneplain ausgebreitet vom Westrande der Hühner-
sedelfläche, unter unserm Standpunkt hindurch leise nach Osten
einfallend, bis zur außerordentlich scharfen Elzlinie. Hier ist
sie in 500 m Höhe jäh unterbrochen, beginnt auf der Simons-
wälder Hochfläche in 1150 m Höhe von neuem, wie die Über-
sichtskarte zeigt, und fällt dann unaufhaltsam nach Osten bis
in den Schwäbischen Jura ein.
Das Elztal mit seiner schnurgeraden Talachse entspricht
einer Verwerfung von der angegebenen Sprunghöhe.
Die verschiedenen Gebirgsabstufungen, die besonders am
nördlichen Horizont teilweise schön treppenartig sich präsen-
tieren, zeigen aufs schönste den geologischen Charakter des
Schwarzwaldes als stark zerbrochenes Tafelland bzw. als
Basis eines solchen.
Das Alter der Zerstückelung ist teils nachgewiesen permisch,
vor allem aber aufs deutlichste an das Spaltensystem des
Rheintales verknüpft, also hauptsächlich tertiär. Paläozoische
und mesozoische Bewegungen sind in der neuesten Zeit eben-
falls erkannt worden.
Von diesem Schollenbau ist der Faltenbau des Grund-
gebirges getrennt zu halten. Das Faltenbild ergibt sich aus
den Profilen unter den Blättern Haslach und Elzach. Außer
dieser stetigen Verbiegung sind gerade im Gebiete der Elz
horizontale Bewegungen (Überschiebungen) sowohl im kleinen
wie großen Ausmaß erkannt worden. Doch sind die Unter-
suchungen noch nicht so weit gediehen, daß sie jetzt schon
gezeigt werden können.
Alle tektonischen Beobachtungen und Überlegungen zeigen
das Grundgebirge im Schwarzwald als Gebirgsrumpf, vergleich-
bar einem horizontal abgesägten Baumstumpf. Die Nicht-
berücksichtigung dieser Tatsache hat bis in die allerneuste
Zeit zu ganz falschen Deutungen der Struktur und zur Ver-
kennung der intensiven Faltenwirkung geführt.
Die Profile geben das Bild nur als schematischen Aus-
gleich und in großen Zügen; die Verfaltung und Verstauchung
der einzelnen Elemente ist, besonders bei Renchgneis, unglaub-
lich kompliziert und verworren.
— 512 —
Die späteren Exkursionen werden gute Beispiele hierfür
bringen.
Von der Heidburg aus gings auf der Buntsandsteinfläche
nach dem kleinen Schwarzwaldwirtshaus (Biereck), wo ein
kleiner frugaler Imbiß die Teilnehmer stärkte und der durch Güte
und Billigkeit ausgezeichnet war.
Die Wagen brachten nun die Exkursion auf der alten
Haslach — Elzacher Straße ins Elztal. Zuerst führte der Weg
noch durch Buntsandstein und Rotliegendes, deutlich erkenn-
bar am rundblockigen, groben Straßenschotter (Arkosen und
Sandstein), später dann auf dem weicheren Gneismaterial.
Vom Schönwasen aus bot sich ein freier Überblick über den
Syenitzug, der in gerader Erstreckung von Elzach bis Hausach
und Wolfach in mehreren Reihen runder Kuppen von Südwest
nach Nordost zieht. Er ist als Gesamtheit deutlich gegen die
Hühnersedeltafel abgesetzt und entspricht wohl einer selb-
ständigen Scholle.
Die vorgerückte Zeit hat leider nicht erlaubt, den Ab-
stecher ins untere Biederbachtal zu machen, wo ausgezeichnet
reichlich orthitführender Schapbachgneis in einem kleinen Bruch
als Straßenmaterial gewonnen wird. Die Wagen brachten die
Teilnehmer direkt nach Oberwinden.
Der große Schapbachgneisbruch im Dorfe ist nur in
kleinem Betrieb und zeigt etwa denselben Typ wie der
Artenberg.
Auf der linken Seite der Elz stoßen die Schuttmassen
der Seitenbäche von der 1000 — 1100 m hohen Eirstlinie der
Simonswälder Berge in mächtigen Schuttkegeln gegen die
Elz vor. Teils sind diese Schuttmassen älter als der Lößlehm,
teils liegen sie darauf. Diese enge Verbindung mit dem Lehm
erzeugt stellenweise eine etwas abnorme, aber sekundäre Packung
der Massen, die vielfach, besonders in der Zeit der Hochflut
erratischer Vorstellungen um die Wende des Jahrhunderts, zur
Deutung als Moränen geführt haben.
Am Ausgang des Simonswälder Tales nördlich Bleibach
sind in der großen Ziegelei alte mürbe Schotter auf größere
Entfernung mit horizontaler Oberlläche erschlossen. Diese
Terrasse trägt eine Auflage von älterem Lößlehm mit
aufgeschweißtem jüngerem. Die Mächtigkeit dieses Kom-
plexes nimmt nach dem Gehänge etwas zu, auf 5 m ca. Dort
schiebt sich eine blaue bis schwarze, humöse Mergellage ein
voll weißer Schalen von Süßwasser- und Landschnecken. Diese
diluvialen dunklen Mergel und Tone sind am Schwarzwald-
— 513 —
rande weit verbreitet1) (Merzhausen, Wolfenweiler, Rümmingen),
haben bis jetzt aber noch keine typischen Säugetierreste ge-
liefert um eine Einreihung in das glaziale Schema zu ermög-
lichen. So bleibt für die Altersbestimmung der Tone und
Schotter nur der oben genannte stratigraphische Verband.
Danach liegt Hochterrasse vor. Das Material stammt aus dem
Einzugsgebiet der Gutach. Buntsandstein ist spärlich vertreten.
(Steinberg bei Waldau.)
Von der Tongrube aus wurde der neue Aufschluß in
typischen, sehr frischen Renchgneisen besucht, der an einer
neuen Waldstraße etwa bei dem 7 125 m nördlich P. 382,8
am Westabhang des Hörnliberges liegt.
Der ganze polare Gegensatz dieser Gesteine zu denen
von Artenberg tritt hier aufs schärfste hervor. Die Lagen-
textur „Schichtung", die einem raschen Wechsel unterliegt,
das starke Überwiegen des feinschuppigen Glimmers, in dem
die Quarz- und Feldspataugen eingebettet liegen, sind das
Auffallendste. Die letztere Ausbildung nähert diesen Rench-
gneistyp schon etwas den Kinzigitgneisen, die dann ausge-
sprochener weiter im Osten, im Eschenbachgraben, auftreten.
In manchem der geschlagenen Handstücke wird wohl
auch nachträglich noch ein violettrotes Granatkorn entdeckt
worden sein.
Zahlreiche grobe Pegmatitgänge scheinen den Weg zu
weisen für das Verständnis der kinzigischen Ausbildung dieser
Sedimentgneise, die gern in der Nähe von Schapbachgneisen
und Graniten auftritt. Frische Renchgneise sind im Schwarz-
wald recht selten. Die Verwitterungsdecke ist oft 10 m und
darüber dick.
Der hochgelegene Standpunkt gewährte zum Schluß noch
einen guten Überblick über die Morphologie des ausgehenden
Simonswälder Tales (Gutach), wo der rasch fließende, wasser-
reiche Gebirgsbach abwechselnd in langen Prellstellen die
Talflanken streift oder von den seitlichen Schuttmassen ab-
getrieben wird. Das Resultat ist dann das oben gezeichnete
Talprofil.
Über die kiesige Niederterrasse, das Raufeid, wurde der
Bahnhof Bleibach erreicht.
') Die Untersuchung i>t durch Peter Siwkk lic^onnen. Beiträge
z. Kenntni- d. eiszeitl. Flora u. Fauna Badens. Berichte nat. Ges.
Freiburg i. Br., Bd. XIX, S. 153 ff.
— 514 —
Exkursion Freiburg — Schauinsland — Güntersthal —
Freiburg am 6. August
vom Führer Herrn Sciinaruknberger.
Vom Bahnhof Kirchzarten aus wurde zuerst ein frischer
Aufschluß (Kiesgrube) in der Nähe des Brandhofes besichtigt.
Das Profil ist typisch für den Aufbau des großen flachen
Schuttkegels, der die Kirchzartener Fläche erfüllt, von der an
einer anderen Stelle die Rede sein soll.
Der Aufschluß von ca. 6 m Höhe zeigt eine untere 4 m
dicke, feste, fast moränenartig gepackte Lage voll grober Blöcke
bis Kubikmetergröße. Das verbindende Zement ist lehmfreier
gewaschener Sand. Darauf ruht eine bis meterdicke Schicht von
verschwemmtem Lößlehm und dann folgt 1 m jüngerer Überguß
mit grobsandigem und lehmigem Bindemittel. Die Einreihung
dieses Profils in das glaziale Schema ist schwierig. Säugetier-
reste sind bis jetzt im Kirchzartener Tal keine gefunden
worden. In Verbindung mit Löß treten die Schottermassen
nirgends. Dieser spielt seltsamerweise in dem großen offenen
Tal eine geringe Rolle, ganz im Gegensatz zu den übrigen
Tälern des mittleren Schwarzwaldes. In der gemeinen Auf-
fassung gelten die Schottermassen, in welche die einzelnen Zu-
flüsse der Dreisam bis 12 m tief eingebettet sind, als Nieder-
terrasse.
"Wagen brachten nun die Teilnehmer durch die Orte
Kirchzarten und Oberried in das mittlere, tief eingeschnittene
Bruggatal. Von Kirchzarten bis Oberried verläuft die Straße
auf der Niederterrasse des 800 m breiten, normalen Tales.
Bei Oberried mündet von rechts das Zastlertal, das im Profil
Scheibenfelsen — Kurzrenthe schon Anklänge an die U-Form
der höheren Schwarzwaldtäler zeigt.
Auf dem Holzplatz bei P. 580,7 wurden die Wagen ver-
lassen und die Gneisaufschlüsse am West- und Südabhang
des Faulbaches begangen. Nördlich in der Richtung auf die
Gefällmatte stehen typische, schiefrige, braun verwitternde
Renchgneise an; am Faul b ach selbst, besonders in den Klippen
des Südabhanges, typischer normaler Schapbachgn eis, wie er
sonst eine Seltenheit in der Schauinslandgegend ist. Zwischen
diesen beiden Extremen ist nun in typischer Form eine
Mischzone ausgebildet von ca. (iOOm Breite. Zwischen die
Renchgneismassen zwäDgen sich zuerst helle Aplite ein. Nach
und nach werden die Rencbgneisblöcke kleiner, das glimmer-
und cordieritführende Aplitmaterial nimmt zu, das sedimentäre
Material verschwindet immer mehr, ist schließlich nur noch in
— 51S —
kleinen runden Knauern oder wolkenartig zerstreut zu erkennen
bei gleichzeitiger Zunahme der schiefrigen Textur des erup-
tiven Materials, das immer Schapbachgneis ähnlicher wird.
Die Mischzone ist aufs stärkste gekröseartig verfaltet und
gestaucht und bietet den Eindruck einer unfertigen Schmelze.
Bei der Verwitterung werden die sedimentären Bestandraassen
herausgeholt und die Blöcke zeigen eine sehr charakteristische
höckerig-zottige Oberfläche. Dieser Gesteinstyp hat eine große
Verbreitung im zentralen südlichen Schwarzwald (Feldberg —
Schauinsland). Er tritt sowohl in deutlicher Anlehnung auf
wie hier, aber auch selbständig zwischen Renchgneis- oder
Schapbachgneiszügen.
Der Demonstration dieser Erscheinungen, die alsAuf schmelz -
zonen gedeutet werden, sowie der Vorführung der sehr mannig-
faltigen Glieder der ganzen Gesteinssippe war der Vormittag
gewidmet. Aufschluß reiht sich an Aufschluß längs der neuen
Fahrstraße nach dem Steinwasenwirtshaus und von dort nach
Hofsgrund. Zu den Formen, wie sie H. SCHWENKEL aus der
Gegend abbildet, kommen solche, die völlig nordischen von
SEDERHOLM abgebildeten gleichen, was auch von Herrn
P. ERDMANNSDÖRFFER bestätigt wurde.
Franz Friedrich Graeff hat diese Verhältnisse zuerst
vor 25 Jahren studiert, richtig erkannt und kartistisch darzu-
stellen versucht. Die Neuaufnahme des Blattes Freiburg durch
den Führer in den Jahren 1910 — 1912 trägt den Erschei-
nungen weitgehend Rechnung. Das Gneisgebiet des südlichen
Schwarzwaldes ist durch das Hervortreten der auffälligen
Mischzonen, die zwar dem mittleren auch nicht fehlen, cha-
rakterisiert, bei gleichzeitigem Zurücktreten der kinzigitischen
Ausbildung der sedimentären Gneise. Damit verschwindet der
Granat, der hier ein recht seltenes Mineral in den Glimmer-
gneisen ist. Cordierit wird häufiger und zum Leitmineral
für Renchgneise. Größere Ansammlungen davon in den apli-
tischen Bestandmassen der Mischzonen rühren augenscheinlich
aus dem aufgenommenen Renchgneis. Die rostigen, braunen
Verwitterungsfarben sind neben dem Glimmer auf Kosten des
Cordierits zu setzen.
Bei der hohen Brücke befindet sich der bekannte Bruch
im Granitporphyr, etwas nördlich davon Minettegänge.
Über dem Steinbruch, bei der zweiten Kehre der Straße,
bot sich ein schöner Ausblick auf den Feldberg und in das
typische, glaziale Wannental von St. Wilhelm. Hier setzte
der zweite Teil des Tagesprogramms ein, die Demonstration der
glazialen Mode liierung des hohen südlichen Schwarzwaldes.
— 516 —
Beim Steinwasenwirtshaus ist die erste typische End-
moräne, mit dahinterliegender vermoorter Depression. Riesige
3 — 4 m hohe Blöcke nehmen gleich am Aufbau des großen
Walles teil, der am Nordende durch den Hofsgrunderbach
durchsägt ist. Der Wall liegt zwischen den Kurven 750 und
760 m.
Ein schöner Überblick über die durch Kare (Winterhalde,
Gegentrum, Brenden) gegliederte Hofsgrunder Bucht bot sich
von der Höhe 1092,9 hart südlich des Blattrandes Freiburg.
Petrographische Ausbeute gab der große Blockzug von Amphi-
bolit, der in Miscbgneis eingebettet auf der Höhe herauswittert.
Nach dem Mittagsmahl im Gasthaus „Zum Hof" wurde
der Schauinsland (1286,6 m) bestiegen. Leider hatte während
des Aufstieges dichter Nebel eingesetzt, wie das für den Hoch-
schwarzwald um diese Jahreszeit fast gewöhnlich ist.
So war die beabsichtigte Schlußdemonstration des Schwarz-
waldes als Tafelland, markiert durch die rotliegende Peneplain,
die sich vom Gipfel des Schauinslandes aus aufs prächtigste
bietet, vereitelt.
Der Abstieg ging über die Pflughalde, Kohlerhau und den
„Ruchenpfad'' nach Güntersthal. Die frische, kühle Witterung
ließ alle Teilnehmer die anstrengende Tour brillant überstehen.
Exkursion nach dem Kaiserstuhl am 6. August
vom Führer Herrn J. Sohllner.
Mittwoch, den 6. August, früh 5.54 Uhr, fuhren die
Exkursionsteilnehmer von Freiburg Hauptbahnhof über Gotten-
heim nach Bötzingen. Von da ging es zunächst durch Oberschaff-
hausen an den Fohberg zur Besichtigung der Steinbrüche in
wollastonitreichem Phonolith. Außer in feiner Verteilung in
Form von kleinen seidenglänzenden Nadeln konnte Wollastonit
auch in größeren Knollen als Einschluß im Phonolith gesammelt
werden. Des weiteren fanden sich Einschlüsse mit titan-
haltigem Melanit, sog. „Schorlomit", Einschlüsse von bläulichem
Marmor, von einer Wollastonitzone umgeben, usw. Ferner
auf Drusen Natrolith. Unmittelbar hinter der Steinbrecher-
hütte in dem letzten großen Steinbruch an der Landstraße
wird der Phonolith von einem Gang von Monchiquit durch-
setzt. Der Monchiijuit zeigt gegen den Phonolith ein typisches
braunes, glasreiches Salband. Von da führte der Weg weiter
nach Westen aufwärts bis auf die Höhe beim Paß Vogelsang,
von wo aus ein Überblick über die zentralen Teile des Kaiser-
stuhles mit seinen charakteristischen kahlen Kalkbergen möglich
— 517 —
■war. Vom Paß Vogelsang ging es über Vogtsburg an den
Fuß des Badberges, eine große Kalkscholle im Innern des
Kaiserstuhls, die hochgradig kontaktmetamorph verändert ist.
Beim Badloch bei Vogtsburg gewährte ein größerer Steinbruch
einen Einblick in den petrographischen Charakter des Kalkes.
Es ist ein körniger Kalk, der durch einen hohen Gehalt an
Biotit und stellenweise von Dysanalyt als Kontaktmineralien
ausgezeichnet ist. Auf halber Höhe des Steinbruches zeigt
der Marmor eine deutliche Bänderung, welche auf die ursprüng-
liche Schichtung des Kalkes hinweist. Die Bänderung fällt
sehr steil nach Westen ein, deutet also darauf hin, daß die
Scholle aus ihrem ursprünglichen Verbände losgerissen und
steil gestellt sein muß. Im Hintergrund der kleinen Talrinne
beim Badloch wird der Marmor von einem schmalen Gang
von Glimmertinguaitporphyr durchsetzt. Vom Exkursionsleiter
wurde darauf hingewiesen, daß die Kalkscholle des Badberges
nicht in allen ihren Teilen die gleiche Mineralführung besitzt.
So treten im Gegensatz zu dem Aufschluß beim Badloch auf
der Höhe des Badberges Kalke auf, die frei von Biotit sind,
die dagegen Wollastonit in großen Mengen führen. Die Fund-
stelle hiervon konnte mit Rücksicht auf die Kürze der Zeit
nicht aufgesucht werden, dagegen wurden noch kleine Schürfe
in körnigem gehlenitführenden Kalk auf halbem Weg zwischen
Badloch und Ilohberg („Horberig") bei Oberbergen besichtigt.
Am westlichen Ende des Badberges, am sogenannten Hohberg
(„Horberig"), bot sich Gelegenheit, die große Mannigfaltigkeit
von verschiedenartigen Eruptivgesteinsgängen zu studieren, die
hier kreuz und quer sich gegenseitig durchsetzen. Es sind
hauptsächlich Gänge von Phonolith, Tephrit, Monchiquit,
Mondhaldi'it, Nephelinit, Trachydolerit und Tinguait, die z. T.
auch häufig Einschlüsse verschiedenster Art führen. Vom
Hohberg ging es quer über das Tal an den Südfuß des Heß-
leterbuckes bei Oberbergen. Daselbst war das erst neuerdings
aufgefundene Tiefengestein des Kaiserstuhls, Essexit, an meh-
reren Stellen gut aufgeschlossen zu sehen. Den Essexit selbst
durchsetzen an dieser Stelle zahlreiche, oft dicht gedrängte
Gänge von verschiedenartigen Gesteinen, so hauptsächlich unter
anderen von Tinguait, Monchiquit, und von Bergalith, einem
neuen melilithreichen basischen Ganggestein, das bis jetzt nur
aus dem Kaiserstuhl bekannt geworden ist. Der Kontakt
dieser Gänge gegen Essexit war an vielen Stellen sehr gut
aufgeschlossen. In kurzem war dann Oberbergen erreicht,
woselbst im Gasthaus zum Adler Mittagsrast gemacht wurde.
Am Nachmittag fuhr man mit Wagen über Oberrotweil nach
— 518 —
dem Kirchberg bei Niederrotweil. Ein großer Steinbruch,
dessen Besichtigung von der Firma Phonolithwerk A. Trkiber
& W. Steup in Oberrotweil in bereitwilligster Weise gestattet
wurde, gewährte Einblick in den mächtigen Phonolithstock
des Kirchberges. Es war auch die Möglichkeit geboten, gute
Stufen von Kalkspat und Apophyllit auf Drusen des Phonoliths
zu sammeln. Die Besichtigung des Steinbruches litt etwas
unter gerade niedergehendem heftigen Regen. Von Nieder-
rotweil fuhren die Teilnehmer mit Wagen weiter bis an die
Limburg bei Sasbach. In einer Reihe von Steinbrüchen war
daselbst der Aufbau des Liniberges aus Agglomerat, Limburgit-
strömen, Nephelinbasalt, Tuff, tertiären (oligocänen) Sedimenten
und zuletzt Löß gut zu studieren. Die tertiären Sedimente
sind den Strömen zwischengeschaltet. Von dem Leiter der
Exkursion wurde bei dieser Gelegenheit darauf hingewiesen,
daß die einzelnen Ströme nicht durch und durch aus „Lim-
burgit" bestehen, daß vielmehr die glasreiche Entwicklung,
die für den Begriff des Gesteins „Limburgit", wie er von
ROSENBUSCH aufgestellt wurde, erforderlich ist, sich nur auf
die äußersten Teile der Ströme beschränkt, daß dagegen die
zentralen Teile der „Liinburgit"ströme völlig krystallin, also
glasfrei, entwickelt sind und sich als Nephelinbasanit repräsen-
tieren. Den besten Überblick über den ganzen Limberg hatte
man nach Überschreiten der Schiffbrücke vom elsässischen
Ufer des Rheines aus. Auf dem Rückweg wurden noch kurz
am Litzelberg die neuen Aufschlüsse in schwarzem Nephelin-
basalt besichtigt. Der Nephelinbasalt ist daselbst ausgezeichnet
durch zahlreiche Einschlüsse von Olivinknollen.
Mit Wagen ging es dann zurück nach dem Bahnhof
Sasbach, von wo 4.39 Uhr über Breisach die Rückfahrt nach
Freiburg angetreten wurde. Die Ankunft daselbst erfolgte
6.00 Uhr abends. Trotz des in der vorhergehenden Nacht
eingetretenen regnerischen Wetters konnte die Exkursion ohne
wesentliche Störungen durchgeführt werden. Nur am Nach-
mittag war die Besichtigung der Aufschlüsse durch zeitweise
heftige Regengüsse etwas beeinträchtigt. Die Zahl der Teil-
nehmer an der Exkursion betrug annähernd 30.
— 510
B. Exkursion während der Versammlung.
Diluvialexkursion in die Umgebung von Lahr
am 7. August.
Vom Führer Herrn R. Lais.
Die Exkursion am Nachmittag des 7. August führte vom
Ausgang des Schuttertals in den westlichen Teil der Vorberg-
region des Schwarzwaldes. Diese „Randhügelzone" ist durch
ihre sanftwelligen Geländeformen, durch die geringe, überall
annähernd gleiche Erhebung über die Rheinebene, durch die
starke Lößbedeckung scharf geschieden von dem östlichen weit
höheren Teil der Vorbergregion, dem die Lößbedeckung fehlt,
und der daher auf dem überall sichtbaren Buntsandstein- oder
Muschelkalkuntergrund Wald trägt. Die „Randhügelzone"
stellt offenbar eine alte, durch spätere Erosion nur wenig zer-
störte Terrasse dar. Die Fahrt durch das Sulzbachtal, ein
kleines südliches Seitental des Schuttertales, lehrte diese Ver-
hältnisse kennen. Hinter der „Dammenmühle", an der west-
lichen Talflanke, wurde ein Vorkommen von Rheinsand be-
sichtigt, das in zwei Gruben aufgeschlossen ist. Hier liegt
unter jüngerem und älterem Löß hellgrauer Rheinsand mit
spärlichen bis bohnengroßen alpinen Gerollen, hauptsächlich
blauen Kalken, seltener rotem Radiolarienhornstein. Von ihnen
sind viele in scherbenartige Stückchen zersprungen, sie zeigen
schwache Politur oder haben das Aussehen von Dreikantern,
tragen also deutliche Merkmale der Bearbeitung durch wind-
bewegten Sand. Mit ihnen zusammen finden sich kleine matt-
glänzende Kalkstücke mit grubigen Vertiefungen, offenbar Reste
von Lößkonkretionen. Der Ablagerung dieses Sandes ging
also eine Lößbildung voraus; da älterer und jüngerer Löß noch
darüber liegen, ist sie mit einer der älteren Lößstufen gleich-
alterig. Unter dem Sand wird eine süßwasserkalkartige Mergel-
bank sichtbar, die Succinea Schumacher! , Planorben und
mehrere auf ein eiszeitliches Klima hinweisende Arten führt. —
Dann wurden die am Nordende des gleichen Hügels gelegenen
großen Sandgruben von Mietersheim besichtigt. Hier sind als
älteste Ablagerung Schotter der Schwarzwaldhochterrasse zu
sehen. Zu ihnen gehören auch die dari'iberliegenden, etwa 5 m
mächtigen roten Sohwarzwaldsande, die in ihrer oberen Hälfte
durch eine tiefgründige Verwitterung gelb gefärbt sind. Be-
merkenswert ist das Vorkommen von EqiiUS Mos/nw/iensis in
— 520 —
diesem Sande. Bedeckt wird er von zwei Stufen älteren
Lösses mit starken Verwitterungszonen und dementsprechend
sehr großen Lößkonkretionen. Als Einschaltung zwischen dem
älteren und dem jüngeren Löß tritt in diesen Sandgruben die
Rekurrenzzone in verschiedenen Ausbildungsweisen auf, als
geschichteter Löß, Löß mit gerollten Lößkonkretionen, als
Sandlöß mit Gerollen und Süßwasserschnecken. Als Ursprungs-
ort dieses Sand- und Geröllmaterials ließ sich eine in geringer
Entfernung auf der Höhe des Hügels gelegene Sandablagerung
nachweisen. — Von hier führte der "Weg nordwärts dem Ge-
birgsrande entlang. Dabei war die Terrassennatur der „Rand-
hügelzone" zumeist sehr schön zu- erkennen. Die fast stets
gleichbleibende Erhebung der langen schmalen Rücken über
die Rheinebene legt nahe, sie mit einem alten diluvialen Rhein-
lauf in Verbindung zu bringen. In Oberschopfheim wurde
noch eine große, über die grobsehotterige Niederterrasse hinaus-
ragende Ablagerung feinen und feinsten lößähnlichen Rhein-
sandes besichtigt, die gegen den Schwarzwald hin sich mit
Schwarzwaldsand vermengt und von zahlreichen konkretions-
artigen Kalkbänken durchzogen ist. Aus solchen alten Sand-
massen ist wahrscheinlich der Löß des Rheintals ausgeblasen
worden. Von Niederschopfheim aus erfolgte die Rückfahrt
nach Freiburg.
Spaziergang über den Schloßberg nach der Kartaus
am 7. August.
Vom Führer Herrn Schnarrenberuer
Bei der Versammlung auf dem Münsterplatz machte der
Führer auf den Baustein aufmerksam, Hauptbuntsandstein von
Tennenbach aus der Emmendinger Vorbergzone, dessen fein-
körnigere Bänke auch das Material zu den Figuren und köst-
lichen "Wasserspeiern geliefert haben, die in der eindeutigen,
groben und saftigen Art des Mittelalters menschliche Leiden-
schaften und Verirrungen darstellen.
Wenige hundert Meter vom Münsterplatz nach Osten stößt
das wellige Terrain, auf dem Freiburg errichtet ist, in scharf
ausgeprägter Kante an den steilen Abhang des Schloßbergs,
der aus typischen, recht steileu N — S-streichenden Renchgneis-
massen aufgebaut ist. Häufig sind schon cordieritführende
pegmatitische Bestandmassen, die auf Schapbachgneis zu deuten
scheinen, der in größerer Tiefe anstünde.
Von einem Punkte in der Nähe der Dattlerschen Wein-
stube und vom Südsporn (Kanonenplatz) wurde die Topo-
— .521 —
graphie erläutert. In gewaltigem flachen Schuttkegel er-
füllen die Schotter der Dreisam, ihrer Nebenflüsse und der
Elz den Vordergrund, der vom Schwarzwald, den Emmen-
dinger Vorbergen, dem Kaiserstuhl, der Mengener Brücke
(Tertiär) und dem Schönberg umrahmt ist. Die Vogesen
waren nicht zu sehen. Die Vereinigung mit der Niederterrasse
des Rheins und der gemeinsame Durchbruch bei Riegel wurden
erläutert sowie die Bedingtheit der topographischen Formen
durch den geologischen Bau.
Der Verlauf der Hauptschw arz waldverwerfung ist
gut zu erkennen. Er führt am Westfuße des Schloßberges
entlang, überschreitet die Dreisam unterhalb des kleinen
"Wasserfalles bei der Schwabentorbrücke und ist über den
Lorettoberg und Schönberg bis an den "Westabfall des Blauen
zu erkennen.
Die Stadt selbst liegt auf dem Schuttkegel, dessen allu-
viale Zerteilung durch tiefe Rinnen, Gerberau — Schlachthaus,
Marienbadrinne , Münsterplatz — Bismarckstraße — Spitalgarten
und Münsterplatz — Stadtgarten — Alter Friedhof schon in der
Festungszeit benutzt und verändert wurde.
Der Promenadenweg am Südrande des Berges vom
Kanonenplatz zum Hirzberg und ein schöner Aufschluß an
der neuen Waldstraße unterhalb des St. Katharinen-Brunnens
gaben Gelegenheit zur Demonstration und Erläuterung des
heutigen Standes der Gneisforschung im Schwarzwald.
Die Gneismassen des Freiburger Hinterlandes sind von
Basaltgängen stark durchtrümmert. An die 20 Gänge sind
bekannt und durch die Neuaufnahmen gefunden worden. Und
wenn man an ein Wort von A. Sauer denkt, daß auf einem
Schwarzwaldblatt noch nicht der 1000. Teil wirklich auf-
geschlossen ist, so ersteht die Vorstellung von einer schwamm-
artigen Durchtränkung der Gneismassen.
Einer der bedeutendsten und längst bekannten wurde beim
Abstieg ins Dreisamtal im Wäldchen oberhalb des Hirzberger
Hofes gezeigt.
Der große Steinbruch unterhalb von Kartau8 zeigt typi-
schen cordieritführenden Renchgneis. Die pegmatiti-
schen Bestandmassen führen das Mineral besonders reichlich;
bei recht grobem Korn gesellt sich hier und gegenüber am
„Weißen Fels" beim Waldsee blauer und dunkler Turmalin bei.
Der Gneis selbst ist quer über das Flußbett in der
kleinen Stromschnelle sowie weit flußaufwärts, nach der Mitte
des Tales zu sichtbar. Die Aufnahme des Blattes Freihurg
hat die hohe Wahrscheinlichkeit ergeben, daß in der ganzen
36
— 522 —
Kirchzartener Fläche die Verhältnisse ähnlich liegen, die
Schotterauffüllung sich in sehr engen Grenzen hält. Das
große, höchst eigentümliche Tal fällt also nicht aus dem Typ
der großen Schwarzwaldtäler heraus. Trotzalledem ist aber
die Grundlage der Talbildung tektonisch, die Kirchzartener
Fläche setzt deutlich in die höher liegende Staffel des Rot-
liegenden Kessels St. Peter — St. Märgen fort. Auch der
fernere Zusammenhang mit dem Bonndorfer und Lenz-
kircher Graben ist jetzt schon in großen Zügen erkenntlich.
Der Führer demonstrierte ihn an der Lage der wohl erkenn-
baren Peneplain.
Eine große Zahl Teilnehmer folgte noch in die Amphi-
bolitbrüche am Ausgange von Ebent. Hier sind amphi-
bolitische Massen von kilometerweit schwebender Erstreckung
und kuchenförmigem Verband aufgeschlossen, die in die
hangenden Glimmergneise allmählich bankförmig übergehen mit
Zwischenschaltung granulitischer Lagen. Die hangenden Gneise
führen Lagen von grünen plattigen Kai ksilikatf eisen und
Fleckengneisen (Gedritgneise). Der allgemeine Habitus ist
der eines alten Diabaslagers.
Über die Niederterrasse der Dreisam und die eingebetteten
Zwischenstufen führte der Weg zur Haltestelle des Trams beim
Waldsee.
Exkursion Lorettoberg— Güntersthal— Ky bürg
am 8. August
vom Führer Herrn Schnakrrnbhrger.
Der Lorettoberg mit dem Hildaturm trägt einen ca. 40 m
dicken Schild von Buntsandstein, der allem Anschein nach
direkt dem Gneis aufliegt. Der Buntsandstein läßt als tiefste
Schichten da3 Hauptkonglomerat erkennen, und in den
großen Brüchen auf dem Westabhang oberen Buntsandstein mit
charakteristischen violetten, mürben Sandsteinlagen, die be-
zeichnend sind für den Karneolhorizont.
Diesen Brüchen galt der erste Gang vom Versammlungs-
platz aus. Die geologischen Verhältnisse des Lorettoberges
haben eine bedeutende Rolle gespielt bei den Plänen zur Um-
leitung der Höllentalbahn und Verlegung des Bahnhofs Wiehre.
Jetzt wird ein Tunnel den Berg durchbohren, dessen Achse
gerade unter der Spitze hindurchgeht.
Außer dem stereometrischen Verhältnis zwischen Bunt-
sandsteindecke und Gneisunterlage kamen bei der obigen Frage
eine größere Anzahl merkwürdiger breiter brecciöser ver-
— 52S —
kieselter Ruschein mit glänzenden Harnischen in Betracht.
Sie laufen alle der Hauptschwarzwaldverwerfung sehr nahe
parallel und ergaben durchweg nur sehr kleine Schollenver-
schiebungen. Ihr deutliches Einfallen gegen das Gebirge schien
für die ANDREAE-SALOMONsche Anschauung zu sprechen, nach
der die Rheintalspalten gegen das Gebirge einfallen, das Ge-
birge also die versinkenden mesozoischen und tertiären Massen
überschiebe. Die Beobachtungen der letzten zehn Jahre und
Aufnahmen von Basel bis gegen die Kinzig haben aber gezeigt,
daß die Spalte überall, wo sie zu sehen oder ihr Verlauf aus
Beobachtungen zu errechnen ist, deutlich und verhältnismäßig
flach vom Gebirge wegfällt, genau so, wie es die älteren Profile
darstellen. Der Weg für die mechanische Deutung der Ruschein
zeigt ihre Eigenschaft, nahezu senkrecht auf den Schichtflächen
des Sandsteines zu stehen. Die Buntsandsteintafel selbst ist
außer ihrer allgemeinen Neigung nach Nordwest in flache Falten
gelegt, deren eine gerade im Kern durch den Steinbruchbetrieb
getroffen ist.
Die Gneisunterlage ist auf der Ostseite des Berges beim
Aufstieg durch die Mercystraße sichtbar, die Buntsandstein-
auflage beim Forsthau3 unterhalb des Turmes. Die Spalte
selbst verläuft durch den Paß, auf dem der Lorettohof liegt,
und ist von hier aus gut im Gelände zu demonstrieren bis
auf die Höhe von Sölden. Der untere Lorettohof (v. KoCH-
Grünberg) ist beim Erdbeben vom 16. November 1911 ganz
besonders mitgenommen worden. Er muß über der Spalte
selbst liegen. Der naheliegende Schönberg in seinem mar-
kanten geologischen Aufbau bot dem Führer Gelegenheit,
sich über das Schichtenprofil im Rheintal, dessen tektoni-
schen Bau und mechanische Deutung auszusprechen.
Die kühle Waldstraße nach der Kyburg gab Einblick in
die hydrologischen Verhältnisse des Gneisgebirges, in die
Schuttbildung und deren Textur sowie in das Verhältnis der
Renchgneismassen zu den mehrorts durchbrechenden Granit-
gängen.
36'
— 524 —
C. Exkursionen nach der Versammlung.
Exkursion in das Moränengebiet von Neustadt
am 9. August
vom Führer Herrn DekCKE.
Nach einer Fahrt durch das Höllental langten gegen
3 Uhr die Teilnehmer in Neustadt an. An Stelle von
Herrn SCHALCII führte Herr DEECKE erst zu dem Kalksilikat-
fels der Fehren oberhalb der Stadt, dann durch das eigen-
tümliche Nebental nach den Moränen am Ausgange des Joos-
tales. Renchgneise, Amphibolite, feinkörnige Granite und
Porphyre wurden unterwegs besichtigt und schließlich ein
Überblick über die Moränenlandschaft des Gutachtales ge-
geben. Gegen !/37 Uhr traf man wieder in Neustadt ein.
Exkursion in das Culm von Lenzkirch am 10. August.
Vom Führer Herrn von Bubnoff.
Der Morgenzug brachte die 45 Teilnehmer von Neustadt
nach der Station Kappel-Grünwald; hier wurde zunächst die
Endmoräne der letzten Eiszeit angesehen. Eine kurze Wande-
rung durch das Verbreitungsgebiet des Schluchseegranitits führte
uns dann zur Lochmühle bei Unter-Lenzkirch, wo in einem
Steinbruch das jungkulmische Konglomerat mit eingeschalteten
Pflanzenschiefern aufgeschlossen ist. Kurz vorher hatte man
noch einen schönen Überblick über die nördliche Staffel des
Lenzkircher Grabenbruches und die sie begrenzenden Ver-
werfungen vom Hochfirst und Pflumberg.
Durch Lenzkirch hindurch, wo das Kulmkonglomerat,
z. T. schön glazial geschrammt, anstehend mehrfach beobachtet
werden konnte, wanderten wir zur Schlichthöhe; dort ist über
dem Konglomerat, durch eine schmale Breccienschicht von ihm
getrennt, ein fluidaler Quarzporphyr aufgeschlossen. Eine ein-
gehende Diskussion ergab die Richtigkeit der Deutung des-
selben als Decke über dem Konglomerat. Viel Interesse er-
weckten weiterhin die Aufschlüsse des Trümmerporphyrs bei
Alt-Urach und am Mittelberg; die Entstehungsmöglichkeiten
dieser eigentümlichen Porphyritbreccie wurden eingehend dis-
kutiert. Durch das Walken loch im Schwendetal, wo ein
Glimmerporphyritgang und eine im Quarzporphyr anscheinend
schwimmende Schieferscholle aufgeschlossen waren, begaben
— 525 —
wir uns auf die Spitze des Schwendestutzen, der einen schönen
Überblick über den südlichen Schwarzwald bis zum Feldberg
gewährte. Von da ging es abwärts, über den durch eine
Moräne abgestauten und jetzt trocken liegenden See bei Hinter-
häuser nach Schluchsee; hier wurde eine Mittagspause gemacht.
Nachmittags war die Exkursion leider einigermaßen durch
Regen beeinträchtigt. Trotzdem konnten die wichtigsten Auf-
schlüsse eingehend untersucht und erläutert werden. Es galt,
sich einen Überblick über den Aufbau der südlichen höheren
Staffel des Lenzkircher Grabens zu verschaffen. Mit Auto und
Wagen begaben wir uns nach Aha zu dem Steinbruch, in
welchem die südliche Randverwerfung zwischen Granit und
alten Grauwackenschiefern mit schönen Harnischen und Reibungs-
breccie ausgezeichnet aufgeschlossen ist. Von den jüngeren
kulmischen Gesteinen (Konglomerat, Trümmerporphyr) ist in
diesem Grabenteil nichts erhalten, und auf die alten Schiefer
folgt direkt eine gleichstreichende Zone gepreßter Granite,
die anscheinend mit dem Granitit von Schluchsee zusammen-
hängen. Im Wald östlich vom Windgfällweiher konnte dieser
gepreßte Granit gezeigt werden. Ferner war daselbst zu sehen,
wie diese Granite in zahllosen aplitischen Gängen die an-
grenzenden Schiefer und die ihnen eingeschalteten geschieferten
Amphibolite (aus alten gabbroiden Eruptivgesteinen entstanden)
durchtrümern und injizieren. Hier teilte sich die Exkursion;
eine Partie fuhr direkt nach Titisee, um die Moräne am Ende
des Sees anzusehen, während ein anderer Teil noch zum Hoch-
Spirn bei Raithenbuch hinaufstieg, wo in einem schönen Auf-
schluß die Injektion der Gneise durch den gepreßten Granit
zu beobachten ist. Es wurde hier besonders hertorgehoben,
daß diese carbonische Granitinjektion mit dem Prozeß der
Gneisbildung keineswegs zusammenhängt, und daß dieser jeden-
falls viel weiter zurückliegt. Über Altglashütten fuhren wir
dann nach Titisee und mit der Bahn zurück nach Neustadt,
wo zum zweitenmal übernachtet wurde.
Exkursion in die Trias- und Juraformation der Baar
am 11. August.
vom Führer Herrn Deecke.
An Stelle des erkrankten Herrn SCHALCH hatte Herr
DEECKE die Führung übernommen. Nach der Eisenbahnfahrt
bis Bachheim wurde zunächst ein topographisch-geologischer
Überblick über den Bonndorfer Graben und Wutachtal ge-
wonnen, dann der Weg über den hochliegenden diluvialen
— 526 —
Talboden zur "Wutachschlucht angetreten. Beim Abstieg wurden
Keuper, Lettenkohle und oberer Muschelkalk bis zu den
Pemphixschichten durchquert und speziell auf die mächtige
Oolithbank und deren Bedeutung hingewiesen. Im Steinbruch
an der Bruderhalde war das Keuperprofil vorn mittleren Gips-
keuper bis zum Roten Ton über dem Stubensandstein entblößt.
Unten an der Wutachmühle konnten als Ergänzung dazu die
Lettenkohle und der Grundgips des Keupers in Augenschein
genommen werden. Oben in Ewattingen zeigte eine Grabung
den obersten Keuper mit bunten Tonen und die unmittelbare
Auflagerung der Psilonotenbank auf diesen, sowie einen Quer-
schnitt durch den unteren Lias bis zu den Obtusustonen. Die
südliche Randverwerfung des großen Grabens wurde beim Ab-
stieg nach Aselfingen gequert und hinter diesem Dorfe im
Aubachgraben das prachtvolle Liasprofil von den Obtusustonen
bis zu den mittleren Opalinustonen angesehen. Dann fand in
der Scheffellinde zu Achdorf das Frühstück statt. Von Ach-
dorf ging es nachmittags in der Runse des Schleifenbächleins
über rutschende Opalinustone zum Aitrachtal hinauf, wobei
der Dogger bis zu den Blaukalken entblößt zu sehen war.
Vor Blumberg und hinter dem Dorfe fand man Kulmgesteine,
welche den Zusammenhang des diluvialen "Wutach- und des
Aitrachtales beweisen, also den alten Lauf der Wutach-Donau
bezeichnen. Am Lindenbühl bei Zollhaus Blumberg bot ein
Anbruch die Impressatone und auf der Spitze des Hügels ein
alter Bruch Gelegenheit, den transgredierenden miocänen
Turritellenkalk und die roten Helicitenmergel kennen zu lernen.
Nach einer letzten topographisch-geologischen Übersicht über
den Steilabfall des Randen ging man zur Bahn und fuhr über
Immendingen nach Donaueschingen.
Exkursion in die Umgebung von Immendingen
am 12. August
vom Führer Herrn W. Spitz.
Die größte Zahl der Teilnehmer an der Exkursion kam
von Donaueschingen her nach Immendingen und kreuzte so
Keuper, Lias und Dogger der Baar ungefähr in der Richtung
des Schichtfallens. Von Geisingen an bestimmt der Malm
die Formen der die Donau begleitenden Berge. Die wald-
bedeckte Malmtafel der Alb erhebt sich mit steilem Trauf aus
dem offenen fruchtbaren Gelände der Baar. Wenig westlich
von Immendingen tauchen die südöstlich fallenden Schichten
des obersten Doggers unter das Niveau der Donau.
— ,527 —
Bei der Ankunft in Immendingen steht man bereits in
den Impressamergeln, die auf Blatt Mr.hringen etwa 35—40 m
ftassenlalle ffx>
@uader7<.alhe
u_i5
Mittlere Halm -
Merkel c**s
Motto e schichtete •
Kalke *$s
lü-itere ßlalm-o.¥o
^nnmsQ^Meracl
dien fialttt- Merkel
jlormal ouJ oescfiichlet
Toss'dreicke Zone stouil
ßortnät odt oe schichtet
r /
Untere H
tänfty melier-
fttaderhalÄ -
Tenutlob'atuS-
Polyplocus -
hietel'hajxtrn.
Zone
Reinech canuß
Werixelc-Sch ichten
Mittlerer JOSSÜhorixont
oft ver ö'chfti nt mt
Unterer-Tos5cl\ori*.OHt
Lochen' 5ch ic/i ten
n
rans versar-i as*.one
falz*.* der sSchichlenfolae tn der Umoelunq
<Jyn men. cl>
von <-> mme n
tnS
en
Fig. 4.
mächtig sind. Ihrer mittleren, hier gern etwas verschwammten
und recht fossilreichen Zone galt der Besuch des ersten Auf-
schlusses, der Kiesgrube hinter der ehemaligen Fabrik westlich
— 528 —
vom Bahnhof. Kleine Stützen, die meist deutlich die Reste
von Spongien erkennen lassen, treten aus dem Hang heraus
und vereinigen sich mit weniger stark verschwammten Partien
zu unregelmäßig dicken Bänken, die den leicht verwitternden
grauen Mergeln eingelagert sind. Namentlich von den un-
scharfen Grenzen der Stotzen gegen die Mergel stammen die
reichlichen, meist gut erhaltenen Reste, Schwämme, Brachio-
poden, Echinodermen, Cephalopoden, Serpein usw., die sich
auf der Halde auflesen lassen, eine typische Rifffauna. Die
Grenze gegen die "Wohlgeschichteten Kalke ist etwa 15 m
höher am Hang zu suchen, wo der Wald sich über dem
Gestrüpp des Ödlandes erhebt. An dieser Grenze stellt sich
häufig eine ähnliche verschwammte Zone ein, die „Lochen-
schichten1' Schalchs.
Trübe Witterung verhinderte von hier aus einen Überblick
über das Gelände zu gewinnen.
Der Weg durch Immendingen führt durch den Schutt-
kegel des Weißenbaches, eines kleinen Wässerchens, das in
verhältnismäßig großem Tal in der Richtung des Schichtfallens
der Albtafel von NW herkommt. Der ehemalige Oberlauf
muß in der Baar gelegen haben, heute liegt eine flache Tal-
wasserscheide im Zug des Albtraufs in den Parkinsonitonen.
Das Weißenbachtal zeigt die erste für uns wichtige tektonische
Tatsache, das Südostfallen der Schichten der Albtafel, das
hier stärker ist als das Gefälle der von NW kommenden
Täler und auch stärker als die Neigung der Hochfläche.
An einen ehemals wirtschaftlich bedeutenden Erwerbs-
zweig auf der Albhochfläche erinnert u. a. ein gußeiserner
Brunnen, einheimisches Erzeugnis. Einst ging auf der Hoch-
fläche eine reiche Gräberei auf Bohnerz um ; das Erz wurde
an verschiedenen Stellen, z. B. gleich oberhalb Immendingen
in der Amalienhütte in Bachzimmern, verhüttet, und heute
sind noch Maschinenfabriken an der Donau, deren Herkunft
auf die Verhüttung des Bohnerzes und der Eisenoolithe des
Doggers zurückzuführen ist.
Man verließ dann Immendingen auf der alten Möhringer
Straße, die nach NNO in ein kleines Tälchen führt. Zur
Linken sieht man im Talhang des Weißenbaches an der
Grenze von Acker- und Weideland und Wald die Grenze der
Impressamergel gegen die Wohlgeschichteten Kalke auf etwa
700 m; rechts fällt die Acker-Waldgrenze, nur wenig höher
gelegen, etwa mit der Unterkante der Quaderkalke zusammen.
Wenige Schritte weiter aufwärts im Tälchen zeigt sich die
so erkannte Störung im Aufschluß. Die wohlgeschichteten
529
W
nerrenluhl
A/
Hagen iu'nl
c
LeiUenfcld
Hfttenb.
Magenbühl
Leihen Md
Jtnmend inqen
raink
(Kt.etqru.lej
Donau - Au
^^"iV
Yersinkunt
MUe
>-" r — £ iE >r- t-
ralmannsberg
W//M/////M m
SED
ßooqer Jmprw* Wchl geschieh- Mittlere Quader Massen Basalt Schutt
Heye? tete. kalke Malm Kalte XalX» Schotter
f1'"}* Lehm
s
Fig. 5.
Profile durch den Jura der Umgebung von Immendingen.
— 530 —
Kalke fallen steil nach 0 ein, mit etwa 70°, im Verbindungs-
schenkel der etwa N 10° 0 streichenden Immendinger Flexur,
des zweiten bedeutenderen tektonischen Elementes der Gegend.
Die alte Mühringer Straße durchmißt die wohlgeschichteten
Kalke, in die sie in der unteren Biegung der Flexur eintritt,
und verläßt sie an der Grenze gegen die mittleren Malmmergel
in der oberen Biegung. Der Blick entlang den steilstehenden
Schichten in der Mitte des Weges nach S trifft die Donau
bei den Versinkungsstellen oberhalb des Immendinger Wehres.
Die Flexur hat an der alten Möhringer Straße eine Sprung-
höhe von etwa 100 m; sie ließ sich noch etwa 2 km nach S
und etwa 7 km nach N gut verfolgen, wenn auch ihr Ausmaß
beträchtlich abnimmt. Es ist anzunehmen, daß sich auch noch
eine gleichsinnige Verwerfung an der begangenen Stelle an
die Flexur anschließt. Wie das besuchte sind noch mehrere
kleine Tälchen unmittelbar an die Flexur geknüpft, im be-
sonderen an die steilstehenden Mergel in ihr.
Wo der Weg die Höhe erreicht, ist die obere Biegung
der Flexur gut aufgeschlossen in den obersten Schichten der
wohlgeschichteten Kalke. Diese Zone ist recht fossilreich und
ist charakterisiert durch Oppelia Wenzeli OPP. .
Der Weg nach SO durch das Leitzenfeld führt dann,
nachdem die steilstehenden mittleren Malmmergel und die
Quaderkalke rasch überschritten sind, durch den Massenkalk
des unteren Schenkels der Flexur. Ein drittes für die Tektonik
der Gegend wichtiges Element macht sich hier bemerkbar.
Das von der Donau in großem zungenförmigen Bogen um-
flossene Gebiet zwischen Immendingen und Möhringen, das
Leitzenfeld, stellt eine deutliche Mulde dar, mit etwa NS ver-
laufender und nach S schwach einfallender Achse. Im Kern
der Mulde fielen die zahlreichen, im trockenen Sommer 1911
umgekommenen jungen Fichten auf, die meist in außerordent-
lich spärlicher Bodenkrume über dem äußerst durchlässigen
Massenkalk wurzeln. Der größte Teil des Massenkalkes ist
in der Umgegend von Immendingen normal gut geschichtet,
und nur die unteren Partien führen die bekannten Kiesel-
knauer. In einem Steinbruch unweit der „Buche" war diese
Zone zu sehen, aufgeschlossen über dem dort hauptsächlich
gewonnenen Quaderkalk. Dieser, durch Reineckia pseudo-
mutabilis Low. und Oppelia yiyas charakterisiert, erreicht
auf Blatt Möhringen und in der weiteren Umgebung höchstens
eine Mächtigkeit von etwa 15 m. Zahlreiche Brüche in ihm
haben bei Immendingen Material zum Bau der Schwarzwald-
bahn geliefert. Der nächste Aufschluß zeigte im östlichen
— 531 —
Schenkel der Mulde an der neuen Landstraße gegenüber dem
kleinen Möhringer Tunnel nach W fallende H^h.^/«- Schichten,
darüber die Zone mit reichlichen Svtneria Gular OpP., die
Crinoidenbank, die als Grenze gegen die mittleren Malmmergel
betrachtet werden kann, und darüber deren unterste graue
Schichten mit Sutneria Reinechiuna, Qu.
Zugunsten der Donauversinkung wurde auf einige Auf-
schlüsse in den mittleren Malmmergeln verzichtet, und man
ging quer über die Donau-Aue im Brühl zum Bette des
Flusses, über dem sich im S der steile Prallhang erhebt.
In diesem sind die obersten Schichten der Wohlgeschichteten
Kalke wenig über dem Fluß an einigen Stellen aufgeschlossen.
Das Flußbett selbst ist etwa 1 — 2 m unter die Aue ein-
geschnitten und erfüllt mit Schottern, meist Weiß- Juragesteinen,
die nur schwach gerollt sind, mit Schwarzwaldgeröllen und
mit nur spärlichen Resten der in der Baar anstehenden Schiebten.
Talab ist das Bett vollständig trocken, einige wenige Pfützen
bilden den Übergang und wenig oberhalb verschwindet die
Schwarzwald-Donau. Auf eine beträchtliche Strecke beob-
achtet man im Fluß Strömungen, die sich nach dem Südufer
wenden, und an diesem häuft sich stellenweise angeschwemmtes
Genist und schmutziger Schaum auch an den geraden Stellen.
Die deutlichsten Versinkungen sind in kleinen Buchten zu be-
obachten. Das trockene Bett zeigt den vielfachen Wechsel
von Kiesbänken und flacheren oder tieferen Mulden. Das
Wasser tritt, wie Versuche bestätigt haben, 12 km südöstlich
und etwa 170 m tiefer in der Aachquelle zutage und geht
zum Bodensee, also ins Flußgebiet des Rheines.
Am Prallhange entlang führte dann der Weg zu der
oberen Versinkungsstelle beim Immendinger Wehr. An dieser
Stelle fließt die Donau in dem Verbindungsschenkel der weiter
nördlich besichtigten Flexur. Aus dem breiten Fluß strömt
das Wasser in einzelne Buchten und Kanälchen, die in eine
kleine Aue führen, und versinkt dort in Löchern in dem
unteren Teil der wohlgeachichteten Kalke in der unteren
Biegung der Flexur. Der Steinbruch gerade über diesen Ver-
sinkungsstellen zeigt die mittlere foseilreiche Zone und hangende
Teile der Wohlgeschichteten Kalke unruhig gelagert mit deut-
lichem O-Fallen.
An der Mauenheimer Straße traf man bald in der Richtung
des Scbichtfallens ansteigend die obere Grenze der wohl-
geschiebteten Kalke und die Reineckianv8-Zone in schlechten
Aufschlüssen. Wo dann der Weg in ein kleines Tälchen
einbiegt, steht man bereits in den unteren Partien der Massen-
— ,552 —
kalke. Diese sind hier gelb, körnig und löcherig auggebildet
mit zahlreichen Kieselknauern und lassen noch deutlich eine
Schichtung erkennen. Diese Ausbildung wird auf Blatt Möh-
ringen und Umgebung mehrfach doch nicht immer, unmittelbar
über den Quaderkalken angetroffen. Geht man ins Hangende,
so wird das Korn feiner, die Farbe heller und die Schichtung
deutlicher, bis wir, schon ehe die Hochfläehe erreicht ist,
ein Gestein antreffen, das den Namen Plattenkalk, der früher
darauf angewandt wurde, erklärlich erscheinen läßt.
An der Straße, beim Lagerplatz 9, wurden die ersten
Spuren vulkanischer Tätigkeit angetroffen. Ein ganz kleines
Basaltgängchen durchsetzt die geschichteten Massenkalke und
hat sie am Salband blaugrau, weiter entfernt rot gebrannt;
nicht weit davon entfernt trifft man einen zweiten kleinen
Gang an, der jedoch das Nebengestein nicht so deutlich be-
einflußt hat.
Mit der Hochfläche erreicht man dann wieder neben den
Wäldern Ackerland in den schon etwas tonreicheren obersten
dünnplattigen Teilen der Massenkalke. Deutlich hebt sich
über das schwach gewellte Plateau das Höweneg mit seinen
Basalten und Tuffen heraus.
Exkursion in den Jura an der Donau am 12. August
Führer Herr Schnarrenberger.
Nach beendetem Frühstück um 2 Uhr übernahm Herr
SCHNARRENBERGER die weitere Führung. Zuerst wurden die
tektonischen und morphologischen Verhältnisse der Gegend
vom Gipfel des Höwenegg aus demonstriert. Die weit hin
herauspräparierte Unterlage des Tertiärs (Peneplain?) fällt
stetig und langsam nach dem Bodensee zu ein. Die Haupt-
brüche, vor allem der kesseiförmige Einbruch, in dem die
Hegauvulkane liegen, traten anfänglich noch gut heraus. Die
Aussicht wurde aber später durch Nebel verhindert. Die
Nordsüdlinie Höwenegg, Hohen-Höwen, Stoffeln war
an der Eindeckung des Stoffeln durch den mittleren Berg gut
zu erkennen.
Nun wurden die stratigraphischen Verhältnisse des Tertiärs
der Umgebung, das Alter der Eruptionen dargelegt, und der
nun fast ausgeräumte Basaltstiel, der trichterförmig in den
Tuffen liegt, besichtigt. Die Bedeutung der stromartigen
Zwischenlagerungen sowie der Basaltma»sen unter der Burg,
die strittig schienen, wird der Abbau in kürzester Frist klar-
stellen.
— .533 —
Im Gegensatz zu der erdrückenden Komplexität des Kaiser-
stuhls ist der petrographische Inhalt der Hegaumassen ein-
fach. Nephelin-Melilithbasalte mit makroskopisch gering-
fügigen Änderungen des Habitus und Phonolithe, beide mit
reichlichen Tuffen, sind die einzigen bis jetzt gefundenen
Gesteine.
Über die Mauenheimer Basalttuffe führte der Weg nach
dem Eichenbohl. Hier wurde der Aufbau des oberen weißen
Juras (6 — £) demonstriert, der eine deutliche, bis Friedingen
verfolgte Dreiteilung erkennen läßt und weitgehende Analogien
zeigt mit den Verhältnissen im Gebiet des Ulmer Zement-
mergels Gerhausen — Schelklingen.
Der ganze gebankte Komplex kann im Donau-Aachgebiet
durch Massenkalke, „Stotzen", ersetzt werden, deren Gleich-
altrigkeit mit dem unteren Kalkkomplex (60 — 70 m) ein-
wandfrei nachweisbar, für den mittleren und oberen Teil sehr
wahrscheinlich ist.
Der durch die Aufnahmearbeiten geförderte fossile Inhalt
wurde genannt; die eigene Ausbeute der Teilnehmer war ver-
ständlicherweise gering. Im oberen Viertel des untern Kalk-
horizontes befindet sich die schon in der alten Literatur ge-
nannte Mauenheimer „Breccie", eine 80 — 120 cm starke röt-
liche, sehr feste Kalkbank von der Zusammensetzung der
Stotzen, aber dichterem Gefüge. Die knollig- höckerigen Be-
standteile scheinen Schwämme zu sein. Hydrozoen (Ellipsak-
tinien) wurden bis jetzt keine beobachtet. Diese finden sich
aber reichlich in den gewöhnlichen Kalkbänken des Liegenden.
Man wird abwarten müssen, ob die Untersuchungen der schwä-
bischen Forscher Handhaben geben werden zur Deutung der
anscheinend völlig verkalkten Dinge.
Dem mittleren, rauhen, mergeligen Komplex von
blauer und blaugrauer Farbe und etwa 50 m Mächtigkeit ent-
sprechen durch seitlichen Übergang die Oolithe von Hat-
tingen.
Diese wurden sehr versteinerungsreich und in identer
petrographischer Ausbildung mit Schnaitheim südlich von
Hattingen in einem großen Steinbruch gezeigt. Das Material
eignet sich vorzüglich als Pflasterstein. Darüber liegt in der
Engener Gegend der obere kalkige, braun verwitternde Kom-
plex mit über 100 m Mächtigkeit.
Nach dem anstrengenden Tagwerk erfreute ein guter
Abendschoppen und ein stolzer schöner Menschenschlag die
Teilnehmer, die sich nun in zwei Partien trennten.
— 534
Exkursion in das ErnptivgeMet Hohentwiel— Krähen —
.Mägdeberg: — Welschingen am 13. August
Vom Führer Herrn Schnaruenp.euoek.
Dieser Ausflug galt den Perlen des Hegaus, den Phono-
lithbergen. Auf dem "Wege zum Twiel wurde kurz hinter
der Stadt Singen die Aach überschritten, die mit imponierender
Wassermasse dem Bodensee zu zieht.
Auf halber Höhe des Berges gab der Führer einen Über-
blick über die zu Füßen liegende glaziale Landschaft, in der
die halbkreis- oder sichelförmig hintereinander liegenden End-
moränen des letzten Rückzuges sowie die Ebene von Singen
am meisten auffallen.
Beim Soldatenfriedhof wurde die durch 0. FliAAS
klassisch gewordene Fundstelle für den gelben Natrolith be-
sucht und dann der Gipfel bestiegen, auf dem sich ein schöner
klarer Rundblick über die Gegend bot.
Nach kurzer petrographischer Charakteristik wurde der
Bau der Gegend erklärt und ihr Zusammenhang mit den
Eruptionen des Ingaus.
Nur zu bald für die meisten Mitglieder mußte yon dem
herrlichen Berg geschieden werden.
Der zurückgebliebene Stand der Erntearbeiten verbot
leider die geplante Führung der Exkursion über die Höhe
(Staufen— Mägdeberg). So erfolgte dann der Abstieg ins Aach-
tal. Nach kurzer Erfrischung am Bahnhof Schlatt, wo sich
mehrere Teilnehmer trennten, wurde der Hohe Krähen be-
stiegen, dessen prächtige Felsnadel vom Twiel aus schon Be-
wunderung erregt hatte. Neben der Freude am Berg kam
hier die Petrographie zu ihrem Rechte. Die verschiedenen
Phonolithtypen Twiel, Krähen, Mägdeberg wurden mineralogisch
charakterisiert. Beim Krähen ist die ziemlich raDdlich ge-
legene Ausbildung als Fleckenphonolith bemerkenswert. Dieser
Typ läßt sich noch in den meilenweit entfernten Rißmoränen
leicht erkennen.
Für das Alter der Phonolitheruptionen ist ein kleiner
Materialbruch der Gemeinde Mühlhausen wichtig. Hier
wechsellagern Kalkplatten vom Typ Oningen mit oft papier-
dünnen Tuff lagen. Der reiche fossile Inhalt ist schon von
0. FfiAAS ausgebeutet worden. Im oberen Teil kommen
Wellenfurchen vor. Die weite Verbreitung dieser Kalke und
ihre Lage als Decke der ganzen Molasseformation haben die
neuesten Arbeiten in der Gegend ergeben.
— 535 —
Hier schlug für viele die Scheidestunde. Ein starkes
Dutzend folgte aber durch das Gebiet der flachen Tuffkuppen
nach Weiterdingen und auf den Hohenstoffeln, wo man nach
4 Uhr anlangte.
Wie vielen wird der herrliche Rundblick noch einmal
beschieden sein? Schon hörte man das Surren der Bohr-
hämmer von unten herauf, die dem Schönen ein Ende zu
machen drohen. Die geologische Struktur der Gegend trat
nochmals scharf hervor und ein kurzer Überblick über das
Geichaute der letzten Tage gab die Zusammenhänge. Nach
Norden zu deckte wieder der Hohenhöwen den Ilöwenegg.
Im neuen Steinbruch wurde das frische Material mit
seinen Einschlüssen und Zeolithen geschlagen.
Die Schweizer Teilnehmer wandten sich nun ihrer Heimat
zu, und drei Mann stark, A. Sauek, E. F. Scher und der
Führer, gingen an die letzten Punkte des Programms in der
Richtung auf Engen.
Die Basaltberge stecken „bis an den Hals" in einem
Tuffmantel und dieser in der Molasse. Das war beim
Abstieg vom Stoffeln nach Weiterdingen hübsch zu beobachten.
Die Drahtseilbahn vom Steinbruch nach dem Brechwerk hatte
hübsche Aufschlüsse geschaffen. Für den Hohenhöwen war
dasselbe Verhalten von Welschingen aus zu demonstrieren.
Der Moränenlandschaft der Welschingen -Depression
mit der gewaltigen Endmoräne des Ertenhag und dem Zuge
der Jungendmoränen von Anseltingen und Neuhausen galten
die Schlußdiskussionen.
Rasch floß dann den Dreien der Weg unter den Füßen.
Exkursion in die Molasse am 13. August
Vom Führer Herrn DbeCKE.
Gleichzeitig mit der Hegauexkursion führte Mittwoch,
den 13. August, von Radolfzell aus Herr DEECKE eine kleine
Zahl von Teilnehmern in das Molassegebiet von Überlingen.
Von Ludwigshafen am See an wurde in den prächtigen
Straßenaufschlüssen die oberoligocäne untere Molasse studiert,
darüber im Weiherhofsteinbruch die mittlere marine Stufe
mit ihrer brackischen Oberstufe. Eine kurze Unterbrechung
im Profil verursachte das breite Bondorfer Tal. Jenseits des-
selben treten wieder Meeressunde heraus, und in dem Hohl-
wege zum Kaienhofe kann man nun über diesen die mit
alpinem Geröll erfüllten sandigen Süßwasserkalke, die höheren
weißen Sande und den oberen K.-ilkhorizont der Süßwasser-
— 536 —
molasse erkennen. Eine Verwerfung schneidet den Rücken,
und bis zur Höhe des Kaienhofes "wiederholt sich die ge-
samte Schichtenserie. Oben wurde ein Überblick über die
Molasselandschaft gewonnen; dann ging es hinab durch das
ganze trefflich erschlossene Profil gegen Billafingen. In der
unteren Molasse erregte ein schmales schlechtes Braunkohlen-
flötz noch vorübergehend die Aufmerksamkeit, ebenso auf dem
Wege im Tale die karähnlichen Ausrutschungen. Nach einem
einfachen Frühstück in dem genannten Orte fuhren die Teil-
nehmer auf einem Leiterwagen nach Überlingen, wo zum
Schluß in der abgesunkenen Molasse die „Heidenlöcher" mit
Interesse angesehen wurden. Damit waren die Exkursionen
programmmäßig erledigt.
Zeitschrift
der
Deutschen Geologischen Gesellschaft,
'&
B. Monatsberichte.
Nr. II. 1913.
Protokoll der Sitzung vom 5. November 1913.
Vorsitzender: Herr WAHNSCHAFFE.
Der Vorsitzende begrüßt die Mitglieder zu Beginn des
"Wintersemesters und macht die Mitteilung vom Ableben der
drei Mitglieder KiNKELiN - Frankfurt, Haas -Kiel, PoTONiE-
Berlin') und. widmet den Verstorbenen folgenden Nachruf:
Am 15. August d. Js. starb nach Vollendung des
77. Lebensjahres in Frankfurt a. M. Dr. GEORG FiüEUKK h
KlNKELIN.
Er war am 15. Juli 1836 in Lindau am Bodensee ge-
boren, studierte hauptsächlich in München und wurde 1873 als
Lehrer an die Elisabeth-Töchterschule nach Frankfurt a.M. berufen.
In seiner Mußezeit widmete er sich mit großem Eifer natur-
wissenschaftlichen und vorwiegend geologischen Studien, angeregt
durch seine beiden Freunde, den Landesgeologen Kakl KOCH
und Dr. OSKAR BOETTGER. Schon im Jahre 1873 trat er
als Mitglied der SENCKENBERGschen Naturforschenden Gesell-
schaft bei und bekleidete in ihr von 1874 — 1885 das Amt
des ersten Schriftführers. Zu seinem geologischen Forschungs-
gebiete erwählte er die nähere Umgebung Frankfurts und
brachte eine vorzügliche Lokalsammlung zustande, die eine
Zierde des SENCKENBERG- Museums bildet. Mit besonderer
Vorliebe sammelte er die diluvialen Wirbeltiere von Mosbach
und die pliozänen I'tlan/.enreste aus dem Mainzer Becken.
Seine zahlreichen Veröffentlichungen über das Diluvium
und Tertiär der Frankfurter Umgegend finden sich größtenteils
') Ein Nachruf auf Herrn Potoni£ iuit Beinern Bildnis erscheint
nein der nächsten Berichte.
37
— 538 —
in den Berichten der SENCKENBERGschen Naturforschenden
Gesellschaft, einige in den Abhandlungen zu den Berichten
der Wetterauer Gesellschaft, in dem Jahrbuche des Nassauischen
Vereins für Naturkunde, im „HUMBOLDT" und im Jahrbuche
der Königlich Preußischen Geologischen Landesanstalt.
Seine Sammlungen im SENCKENBERG-Museum hat er
musterhaft geordnet. Er hielt dort vom Jahre 1883 ab Vor-
lesungen über die Geologie der Heimat und stelllte im
Jahre 1888 in den alten Räumen des SeNCKENBERGIANUMS
eine geologisch-paläontologische Schausammlung auf. In un-
eigennütziger "Wejse widmete er sein Leben ganz seiner
Wissenschaft. Unter rauher Außenseite barg er ein warmes
Herz voll Treue und Zuverlässigkeit. Die Stadt Frankfurt
verliert in ihm einen ihrer besten Gelehrten.
Am 2. September d. J. ist der ordentliche Honorar-
professor an der Kieler Universität, Geheimer Regierungsrat
Dr. HiPPOLYT HAAS, auf der Durchreise in München an
einem Gehirnschlag plötzlich verstorben.
HiPPOLYT JULIUS HAAS wurde am 5. November 1855 in
Stuttgart als Sohn des dortigen Bankiers DAVID HAAS ge-
boren und besuchte daselbst das Gymnasium, um dann seine
Schulbildung bei den Herrenhutern in Lausanne zu vollenden.
Er studierte in Heidelberg und Straßburg und habilitierte sich
im Jahre 1883 an der Universität in Kiel als Privatdozent
für Geologie und Paläontologie. Dort wurde er 1888 zum
außerordentlichen Professor, 1905 zum ordentlichen Honorar-
professor ernannt und erhielt 1909 den Charakter als Geheimer
Regierungsrat. Die Kaiserlich Leopoldinisch - Carolinische
Deutsche Akademie der Naturforscher zu Halle a. d. S. ernanute
ihn 1892 zu ihrem Mitgliede und in Anerkennung seiner
wissenschaftlichen Verdienste wurde ihm 1904 der Rote Adler-
Orden IV. Klasse verliehen. In der Novembersitzung des
Jahres 1880 erfolgte auf den Vorschlag der Herren BknECKE,
DäHES und Speyer seine Aufnahme als Mitglied der Deutscheu
Geologischen Gesellschaft.
BAAS war in erster Linie Paläontologe, aber er hat sich
auch durch wissenschaftliche Untersuchungen auf dem Gebiete
der Geologie und Petrographie betätigt und außerdem ver-
schiedene allgemeinverständliche geologische Schriften heraus-
gegeben.
Unter den paläontologischen Arbeiten verdienen diejenigen
über die Jurabrachiopoden der Alpenländer. Elsaß-Lothringens
und des schweizerischen Jura hervorgehoben zu werden:
— 539 —
11. Haas und ('. Petri, Die ßrachiopoden der Juraformation
von Elsaß - Lothringen. Abbandl. z. geol. Spezialkarte von Elsaß-
Lothringen. Bd. II,' Eefl II, Straßburg 1882.)
Beiträge zur Kenntnis der basischen Brachiopodenfanna voi :
i viul und Venetien. Kiel 1884.
Ktude monographique et critique des Brachiopodes Rhetians et
Jarassiques des Alpes Vaudoises et des contrees environnantes. 1. partie,
Brachiopodes rhetiens, hettangiens etsinemuriens. (Mem. Soc. Paleon tolog.
Suisse, vol. XI, 1885.)
Kritische Beiträge zur Kenntnis der jurassischen Brachiopoden-
t'auiiu des schweizerischen Juragebirges und seiner angrenzenden Landes-
teile. (Abhandl. d. Schweizer paläontolog. Ges. Vol. XVI, 1889.
I. Teil. Vol. XVII, 1890, II. Teil. Vol. XX, 1893, 111. Teil.)
Auch über Tertiär-, Kreide- und im Diluvium gefundene
ältere Fossilien Schleswig-Holsteins hat Haas einige Mit-
teilungen veröffentlicht:
Über Podocrates und Homarus aus dem Mitteloligozän von Itzehoe.
(Mitteil. a. d. mineralog. Institut d. Univ. Kiel. 1888. Bd. I.)
Verzeichnis der in den Kieler Sammlungen befindlichen fossilen
Mollusken aus dem Etupeltone von Itzehoe nebst Beschreibung einiger
neuer und einiger seltener Formen. (Ebendas. Bd. VJI, 1888.)
Über einige seltene Fossilien aus dem Diluvium und der Kreide
Schleswig-Holsteins. (Schriften d. naturw. Ver. f. Schleswig-Holstein,
Bd. VIII. Kiel 1891.)
Von den petrographischen Untersuchungen, die die Ge-
schiebekunde Schleswig -Holsteins förderten, seien folgende
Arbeiten erwähnt:
Über Geschiebe von Plagioklas-Augit-Gesteinen im holsteinischen
Diluvium. (Neues Jahrb. f. Min. usw. 1883. I. Bd., S. 196— l!»s.
Beiträge zur Geschiebekunde der Herzogthümer Schleswig-Holsteins.
1. Über einige Gesteine der Diabas- und Balsalt-Familie im Diluvium
Schleswig-Holsteins.
Ein besonderes Interesse wandte er den eiszeitlichen
Bildungen seiner Provinz zu und legte seine Forschungen
darüber in folgenden Schriften nieder:
Warum iließt die Eider in die Nordsee? Bin Beitraf; zur Geo
graphie und Geologie des schleswig-holsteinischen Landes. Kiel 1886.
über Stauchungserscheinungen im Tertiär und Diluvium in der
Umgebung von Itzehoe und über deren Beziehungen zur Kreide-
ablagerung von Lägerdorf- Schinkel. 'Mitteil. a. d. min. Inst. d. Univ.
Kiel. 1888.)
Studien über die Entstehung «ler Pöhrden Buchten) an der Ost-
küste Schleswig-Holsteins, sowie d< c Seen und des Flußnetzea dieses
Landes. 1. Die Entstehung der Kieler Föhrde, der Eckernförder Bucht
und d< r Schlei, i Ebendas. Kiel 1888.)
Die geologische Bodenbeschaffenheil Schleswig-Holsteins mit be-
sonderer Berücksichtigung der erratischen Bildungen. In ihren Gl
— 540 —
zügen für die Gebildeten aller Stände gemeinfaßlich dargestellt. (Leipzig-
Kiel 1889.)
Betrachtungen über die Art und Weise, wie die Gesehiebemergel
Norddeutschlands zur Ablagerung gelangt sind. (Mitteil. a. d. min. Inst,
d. Univ. Kiel. Bd. I, H. 2, 1889.)
Über den Zusammenhang gewisser mariner, insbesondere der
tertiären Bildungen, sowie der erratischen Ablagerungen Korddeutsch-
lands und seiner angrenzenden Gebiete mit der säkularen Verwitterung
skandinavischen Festlandes. (Ebendas. Bd. I, H. 4, 1892.)
Mit besonderer Vorliebe wandte sich HAAS dem Studium der
vulkanischen Erscheinungen zu. Er schrieb eine wissenschaft-
liche Arbeit
„Über die Solfatara von Pozzuoli" Neues Jahrb. f. Min. 1907,
Bd. II)
und gab mehrere allgemein verständliche Werke über Vulkanis-
mus und das Gesamtgebiet der Geologie heraus.
Aus der Sturm- und Drangperiode der Erde. 3 Bde. Berlin
1894-1902.
Der Vulkan. (Berlin 1903. A. Scham,.)
Unterirdische Gluten. Die Natur und das Wesen der Feuerberge
im Lichte der neuesten Anschauungen für die Gebildeten aller Stände,
in gemeinverständlicher Weise dargestellt. Berlin, 2. Aufl., 1912.
Vulkanische Gewalten. (1910. Quelle u. Meyer.)
Was uns die Steine erzählen. Altes und Neues aus den Gebieten
der Geologie und Geographie. Berlin 1912.
Deutsche Nordseeküste, Friesische Inseln und Helgoland. Biele-
feld 1900. Velhagbn u. Clasinc.)
Neapel und Sicilien. (Ebendas. 1911, 2. Aufl.)
Mit Krümme, Stoltenberg u. a. beteiligte er sich an
der Herausgabe des illustrierten Werkes „Schleswig-Holstein
meerumschlungen".
Von seinen namentlich für Studierende bestimmten Lehr-
büchern sind einige in mehreren Auflagen erschienen.
Die Leitfossilien. Leipzig 1887, 8. Aull.
Leitfaden der Geologie. Leipzig 190b", 8. Aull.
Katechismus der Versteinerung*kunde. Leipzig 1902, 2. Aull.
Quellenkunde. Lehre von der Bildung und vom Vorkommen der
len und des Grundwassers. Leipzig 1895
Fr gab
„Wandtafeln für den Unterricht in d ■ Kiel 1894 L899
beraua und legte, in den Ilochschulnachrichten (Februar und
März 1906) seine Ansichten piber
— 5 i I —
„Art und Ziel des Unterrichts in Mineralogie i igie an
Technischen Hochschulen und Universitäten"
nieder.
Haas war Mitherausgeber des Archivs für Anthropologie
und Geologie Schleswig-Holsteins und benachbarter Gebiete
sowie Herausgeber der Zeitschrift „Gaea .
Dichterisch hat er sich durch den Roman
„Der Bergmeister von Grund" (Berlin 1898, 2. Aufl.
und
„Japanische Erzählungen" (Deutsche Bücherei)
betätigt.
Dem tüchtigen Gelehrten und vielseitig gebildeten Manne
wird unsere Gesellschaft stets ein ehrendes Andenken be-
wahren.
Die Anwesenden erheben sich zu Ehren der Verstorbenen.
Als neues Mitglied wünscht der Gesellschaft beizutreten:
Die Geologische Sammlung der König l. Bergakademie
in Berlin N. 4, Invalidenstr. 44, vorgeschlagen durch
die Herren RaüFF, Scheibe und WAHNSCHAFFE.
Der Vorsitzende legt die als Geschenk eingegangenen
Werke der Versammlung vor.
Herr HARRORT spricht über „Die Gliederung des
Diluviums in Braunschweig".
Zur Diskussion sprachen die Herren ÖRUPE, Waiin-
schaffe, Werth, Krause, Beyschlag, Mestwerdt, Weis-
BERMEL und der Vortragende.
Herr FRITZ WIEGERS sprach Über das Alter des
diluvialen Menschen in Deutschland.
Unsere Kenntnisse über die Paläontologie des Menschen
sind im langsamen Wachsen begriffen, sowohl die Kenntnis
der Skelettreste wie die der diluvialen Werkzeuge, die von
menschlicher Hand geformt sind. Obwohl letztere lusher
hauptsächlich als prähistorische Arbeitsmaterie angesehen
wurden — betreffen sie doch die Kultur des Menschen — so
scheint mir doch immer deutlicher zu werden, daß die
542
Wissenschaft vom Diluvialmenschen mehr eine
geologische als eine urgeschichtliche Disziplin ist.
Die richtige geologische Altersbestimmung der
Fundschichten kommt in erster Liuie als wichtigste
Grundlage in Betracht. Die Geologie allein gibt uns
Aufschluß über die Lebensbedingungen des Diluvialmenschen,
die geographische Gestaltung Mitteleuropas zur Quartärzeit,
über die Grenzen von Festland und Meer, über die damaligen
großen Flüsse, über das Klima, die Tier- und Pflanzenwelt.
Die Geologie lehrt uns die seitherigen Veränderungen in der
Oberflächengestaltung des Landes erkennen und verstehen, sie
erklärt uns die Entstehung der Fundschichten und warum wir
z. B. hier einen alten Flußkies mit Acheuleen auf einer Berg-
höhe und 100 km weiter, an der Küste, denselben Flußkies
mit der gleichen Industrie 10 m unter dem Meeresspiegel
finden. Der Geologe (resp. der Paläontologe) bestimmt das
Material der Stein- und Knochen Werkzeuge und seine Herkunft;
das Holz, das der Diluvialmensch zum Brennen benutzt hat
aus den kohligen Resten, die in den Aschenschichten erhalten
geblieben sind ; die Knochen der Tiere, deren Fleisch zur
Nahrung, deren Fell zur Kleidung, deren Zähne zum Schmuck
gedient haben, ebenso, wie die oft weit hergeholten, damals
rezenten oder schon fossilen Muscheln und Schneckenschalen,
die durchbohrt und aufgereiht zur Verzierung des Körpers oder
der Kleidung benutzt wurden.
Der rein prähistorischen Betrachtung, die heute viel zu
sehr im Vordergrunde steht, kommt dagegen die Betrachtung
der "Werkzeuge und Kunstgegenstände, die Technik ihrer Her-
stellung und ihre Verwendung zu. Wenn die Prähistorie auf
Grund der sich verändernden Werkzeugtypen, Industrieperioden
begründet hat, so ist diese Grundlage noch keineswegs in
allen Fällen benutzbar. So schön die Industrien vom Chelleen
bis zum Magdalenien und ihre technischen Erzeugnisse prä-
historisch abgegrenzt sind, so ist doch vorläufig noch bei
jedem neuen Funde in jedem einzelnen Falle von neuem die
geologische Altersbestimmung der Fundschicht notwendig.
Wie in Europa in dem Jahrtausend v. Chr. Stein-, Bronce-
und Eisenzeit nebeneinander vorkamen, so besteht auch die
Möglichkeit, daß die paläolithischen Kulturen in den einzelnen
Ländern Europas auch trotz, oder gerade wegen der lang-
undauernden Perioden der Quartärzeit «in zeitlich verschiedenes
Alter haben oder doch gelegentlich haben können. Ebenso
ist es möglich, daß die gleiche Industrie in benachbarten
Ländern gleichzeitig eine verschiedene Ausbildung hatte.
— .;/.;
„Zuerst eine gute geologische Grundlage!" ist
mithin eine Forderung, die mit Recht an jede diluvialprähisto-
rische Abhandlung zu stellen ist, die bisher aber leider nicht
immer erfüllt ward.
Auch in dem sonst ausgezeichneten Buche über „Die
diluviale Vorzeit Deutschlands"1) entspricht die von R. R.
SCHMIDT gegebene diluviale Chronologie keineswegs den
geologischen Anforderungen. Der deutsche Gelehrte folgt
leider in der Grundlage seines Buches über Deutschlands
diluviale Geschichte den Ansichten seiner französischen Freunde,
die auf Grund einer, wie ich nachgewiesen habe, nicht den
tatsächlichen Verhältnissen entsprechenden Gliederung des
französischen Diluviums das Chelleen und Acheuleen in das
letzte Interglazial verlegen und darauf, unter Ableugnung eines
warmen Mousterien, das Jungpaläolithikum in der letzten Eis-
zeit folgen lassen.
Im Gegensatz zu SCHMIDT, OßERMAIER, BOULE u. a.
habe ich im letzten Jahre mehrfach die Ansicht ausgesprochen'-'),
daß das Chelleen und Acheuleen in die vorletzte Zwischeneiszeit
und vorletzte Eiszeit zu setzen seien. Das warme Mousterien der
letzten Zwischeneiszeit und das kalte Mousterien aus dem Anfang
der letzten Eiszeit bezeichnen wir wegen der langen Zeitdauer
ihres Bestehens am besten als Mittelpaläolithikum, durch welches
das Jungpaläolithikum der letzten Eiszeit von dem Altpaläo-
lithikum getrennt wird. Diese Auffassung habe ich sowohl durch
die Kenntnis des norddeutschen Diluviums wie auch durch
das Studium der französischen Quartärablagerungen gewonnen.
Bei der außerordentlichen Wichtigkeit, die gerade der Diluvial-
chronologie des Menschen zukommt, erscheint es mir daher
notwendig, den Ausführungen SCHMIDTS entgegenzutreten in
kritischer Betrachtung der von ihm beschriebenen Fundstätten.
I. Das Acheuleen.
I. Markkleeberg in Sachsen.
In den Kiesgruben bei dem Dorfe Markkleeberg (Sektion
Liebertwolkwitz — Rötha der geologischen Karte des König-
reichs Sachsen) sind seit einer Reihe von Jahren von dem
Stuttgart 1912.
Fritz Wiegers: l>i<- geologischen Grundlagen für die
Chronologie des Diluvialmenschen. Di.'.-' ZeitM-hr. r.ili'. Monateber. —
Die Gliederung des französischen Pliozäns und Pleistoz&ns. Diese
Zeitschr. 1913, A.bhandl. — Die diluvialen Kulturstätten des Vezeretales.
ehr. f Ethnol. 1913.
5U
Landesgeologen Dr. ETZOLD und später von dem derzeitigen
Leipziger Museumsassistenten Dr. K. H. .Iakob Feuersteingeräte
gefunden worden, über die letzterer 1911 in der Prähistorischen
Zeitschrift1) berichtet hat.
JAKOB gibt 1911 folgendes Profil:
0,40 m Ackererde und sandiger Geschiebelelim
0,40 - Grauer Sand
0,40 - Braungelber Sand und Kies
0,60 - Feiner lehmig- toniger Sand
0,70 - Gelber Sand
0,30 - Grauer scharfer Sand
0,60 - Hellbrauner Kie.s mit schwarzen Adern, Mammut-
resten und Paläolithen
0,10 - Feiner weißer Sand.
SCHMIDT fand 1912 in der Grube hinter der Mark-
kleeberger Schule das nachfolgende Profil aufgeschlossen:
2,0 — 2,5 m Geschiebelelim
0,5 - Gebändelter Ton
2,0—2,") - Feiner lehmiger Sand
6,0 - Jungdiluvialer Sand2) mit feinen kurzen
Kiesstreifen
An der Basis gröbere Schotter.
Über die Feuersteinwerkzeuge sagt SCHMIDT (S. 98 99):
„Die einzig sicheren Paläolithfunde, die aus norddeutschen
Glazialschottern vorliegen, entstammen den Pleißeschottern, die
in den Markkleeberger Kiesgruben bei Leipzig aufgeschlossen
sind." —
„Der Gesamteindruck, Technik und Formengebung der
Geräte spricht für ein relativ hohes Alter der Industrie, deren
chronologische Zugehörigkeit wir kaum später als im Früh-
acheuleen zu suchen haben, vielleicht aber noch einem früherer)
Zeitalter zusprechen müssen."
S. 260 2G1: „Für die interglaziale Stellung des frühen
Paläolithikums ist auch die Station Markkleeberg bei Leipzig
bemerkenswert, die vielleicht noch dem Chelleen, spätestens
aber dem Frühacheuleen angehört. Sie liegt südlich des End-
nioränenzuges von Taucha, in dem ich den südlichsten Vorstoß
der letzten Eiszeit, der Würmvereisung, erblicke3). Das Mark-
kleeberger Paläolithlager wurde somit auf dem Vereisungs-
1 K.B.Jakob: Paläolithische Funde aus Leipzigs Umgebung.
Prähist. Zeitschr. L911.
'-' Im Original nicht gesperrt.
em reproduzier! Schmidt ohne Kommentar die ürstrom-
ralkarte von Keilhack, auf der die Tauch aer Endmoräne als zur vor-
letzten Eiszeit gehörig angegeben ist,
— ö4ö —
gebiete der vorletzten Eiszeit errichtet. Die Zugehörigkeit
dieser Station zur letzten Zwischeneiszeit (Riß -Wurm- Inter-
glazial) ist naheliegend. Die Geschiebelehmdecke, welche die
palänlithische Fundschicht überlagert, verweist auf die letzte
Eiszeit." —
Diese geologischen Ausführungen Schmidts sind
gänzlich unzutreffend, und es ist unverständlich, warum
SCHMIDT die in der von ihm sogar zitierten Literatur nieder-
gelegten und mit genügender Deutlichkeit bewiesenen Ergeb-
nisse geologischer Forschung einfach unberücksichtigt läßt. -
Die Erläuterungen zur geologischen Spezialkarte Sektion
Liebertwolkwitz (2. Aufl. 1905) bezeichnen die von Geschiebe-
lehm überlagerten Elster- und Pleißeschotter südlich von
Leipzig schon als altdiluviale Flußschotter. Ferner sind die
sehr eingehenden Untersuchungen von SlEGERT und WEISS-
ERMEL1) zu dem Ergebnis gekommen, daß die letzte nord-
deutsche Eiszeit nicht sehr weit über Halle nach Süden
hinausgegangen ist, und daß die Ablagerungen dieser letzten
Eiszeit nur eine sehr geringe Mächtigkeit besitzen. Nach
SlEGERT fehlt jeder Anhaltspunkt für die Entscheidung der
Frage, .,ob das Eis nach Süden hin bis über die heutige
Elster- Luppeaue hinweggeschritten ist", d. h., es ist äußerst
unwahrscheinlich, daß das letzte Eis über die Elster hinaus-
gegangen ist. Auch WEISSEKMEL kommt für das Gebiet von
Landsberg und Dieskau zu dem Schluß, daß die Gletscher
der dritten Eiszeit dieses Gebiet nur für kurze Zeit erreichten
und es nur mit einem dünnen Schleier (bis zu 1 m Mächtig-
keit) von lehmig-sandigem Material überzogen. Diese jung-
diluvialen Ablagerungen sind, wie ich besonders hervorheben
möchte, nicht von Löß bedeckt.
Im Gegensatz zu dem gering mächtigen jüngsten Diluvium
nördlich der Elster sind die Pleißeschotter von Markkleeberg
stellenweise von einem bis 2!/a m mächtigen Geschiebelehm
bedeckt, der im Nordostteil der Sektion bis über 20 m mächtig
werden kann. Schon der Unterschied in der Mächtigkeit weist
darauf hin, daß es sich hier südlich von Leipzig nichl mehr
um Bildungen der letzten Eiszeit handeln kann: diese Schluß-
folgerung wird gestützt durch die weiteren Tatsachen, daß
der Geschiebelehm überall von Löß überlagert wird, d
glaziales Alter heute allgemein anerkannt ist'-'), und daß der
1.. Siegert and W. Weisseumel: Das Diluvium zwischen
Halle a. d. S. und Weißenfels. Abb. d. Königl. Preuß. Geol. Lande
N. I'.. Hefl 60, Berlin L911, S. 304 Bf.
2 E, Kavsi i:: Lehrbuch der I 1. Aul. 1913.
— 5 1 6 —
Geschiebelehm „an vielen Stellen des westlichen Sektions-
gebietes durch eine vor die Entstehung des Lösses fallende
Erosion sowohl in seiner horizontalen Verbreitung als auch in
seiner Mächtigkeit reduziert wurde" l). Diese Denudatkms-
erscheinung ist dieselbe, die in der Provinz Sachsen von
Tu. SCHMIERER2) und mir3), in Schlesien von 0. TlETZE4)
beobachtet worden ist und uns dazu veranlaßt hat, den unter
dem Löß lagernden Geschiebemergel der zweiten Vereisung
zuzuschreiben.
Die Pleißeschotter von Markkleeberg, die, wie mehrfache
Bohrungen ergaben, von Miozän unterlagert werden, gehen nach
Westen über in die Elsterschotter; diese aber stellt SlEGERT
mit Recht in das erste Interglazial, und es kann mithin, wenn
wir alle angeführten Gründe zusammenfassen, keinem Zweifel
mehr unterliegen, daß auch die Markkl eeberger Schotter
mit dem älteren Acheuleen dem ersten Interglazial
angehören.
2. Achenheim im Elsaß.
Achenheim ist seit langem in der geologischen Literatur
wegen seines Lößprofils bekannt; seit 1889 gilt es auch als
paläolithische Fundstätte. Im oberen Teil des älteren Lösses,
unterhalb dessen oberer Verlehmungszoney) ist ein Faustkeil
gefunden worden, der nach ScilMIDT und WERXERT ein typi-
scher Fäustel des jüngeren Acheuleens ist.
Die Fauna des Lösses ist nach KOKEN folgende:
Jüngerer Löß (mit Aurignacien) : El. jjrimigenius, Rangifer
tarandus, Equ. eaballns, Rhin. tichorhinus.
Basis des jüngeren Lösses (Moustier-Horizont): El. primi-
genius, Equ. caballus, Rhin. tichorhinus, Bos primigenius,
Bison priscus, Cervus euryceros, Cervus elaphus, Rangifer
tarandus, TJrsus sp., Jlyaena spelaea (nach Schumacher,),
< ,niis vulpes, Arctomys marmotta, Arvicola amphibius, Arvi-
cola sp. Spermophilus rufescens.
') Erläuterungen, Sektion Liebertwolkwitz, S. 25.
2) Tu. SCHMIERER: Über fossilführende Interglazialablagerungen
-chersleben und Ummendorf Provinz Sachsen) und über die
erung des Magdeburg -Braunschweigischen Diluviums im allge-
meinen. Jahrb. d. Geol. Landesanst. f. L912. Berlin L913.
I'. Wiegers: Die geologisches Grundlagen usw. Diese Zeitsohr.
ber. 1912.
4) 0. Tietze: I >ie 'geologischen Verhältnisse der Umgegemi von
i. Jahrb. d. Geol. Landesanst. f. 1910. Berlin 1910.
; Mitt. d. Geol. Landesanatalt ron Elsaß Lothringen, Bd. VII.
Heft 3. Straßburg 1911.
— 547 —
Älterer Löß (^oberer Teil mit Aeheuleen^ : EL primigenius,
J-Jiju. caballu8, Rhinoceros Merckii, Ho* primigeniua, ' erat*
euryceros, Capreolus caprea, t astorßber, ? Arctomys marmotta,
Sur scrqfa ferus, l'clobates sp.
Die Entstehung des älteren Lösses legt SCHMIDT aus
stratigraphischen (weil er älter sei als die Niederterrasse) und
paläontologischen Gründen in die letzte Zwischeneiszeit.
Den jüngeren Löß mit der arktoalpinen Fauna stellt auch
SCHMIDT in die letzte Eiszeit, wenn auch erst in deren Aus-
gehendes. Nun setzt die Bildung des Lösses ganz bestimmte
Bedingungen voraus: ein hauptsächlich trockenes Klima, starke
Winde, ein vegetationsloses oder armes Land, das ausgeblasen,
und ein mit, wenn auch spärlicher Vegetation bedecktes Land,
das zugeweht wurde.
Diese Bedingungen waren während der letzten Vereisung
gegeben. Daß dieselben Bedingungen sich schon in der vor-
angegangenen Zwischeneiszeit ergeben hätten, ist durchaus
unwahrscheinlich und durch nichts bewiesen. Daß sich aber
der ältere Löß analog dem jüngeren ebenfalls während einer
Eiszeit gebildet habe, ist eine logische Forderung. Wenn die
Fauna des älteren Lösses von der des jüngeren abweicht, so
liegt darin kein Gegenbeweis, sondern die Notwendigkeit,
nach den Gründen hierfür zu suchen. Nun ist zunächst zu
bedenken, daß die Aufschlüsse im älteren Löß bedeutend
spärlicher sind als die im jüngeren Löß, aus diesem Grunde
auch die Funde fossiler Knochen bei weitem nicht so häufig
sind als im jüngeren Löß. Tatsächlich hat die Fauna des
älteren Lösses einen anderen Charakter, als SCHMIDT ihr gibt,
wie aus der Arbeit von E. SCHUMACHER1) über „Die Fauna
des Lösses von Achenheim, im besonderen über die Lager von
Ziesel und Murmeltier'' hervorgeht. SCHUMACHER erwähnt
aus dem älteren Löß drei sehr wichtige Tiere, von denen
KOKEN zwei nicht und eins mit Fragezeichen nennt: Renn-
tier, Ziesel und Murmeltier. Das Renntier ist in Achenheim
im älteren Löß allerdings nur in spärlichen Resten vor-
gekommen, etwa 5 m unterhalb der Grenze des jüngeren gegen
den älteren Löß. Weitere Renntierreste sind im Löß von
Hangenbieten in beträchtlicher Tiefe gemacht worden, so daß
das Vorkommen von Renntier im älteren Löß damit
sicher nachgewiesen ist.
Zioselreste (Spermophilu8rufe8Cen8) sind im älteren Löß
ebenfalls nur spärlich gefunden, während sie im jüngeren Löß
ziemlich häufiger Bind; SCHUMACHER erhielt aus der HuKST-
schen Grube Knochen, die 3l/j m unter der Unterkante des
— 548 —
Laitnens gefunden worden waren. „Es kann fraglich er-
scheinen, ob die im älteren Löß beobachteten Zieselreste nicht
Ton Tieren herrühren, welche sich aus dem jüngeren durch
die Oberfläche des älteren Lösses hindurch in diesen eingegraben
haben." Es ist zum mindesten aber ebenso wahrscheinlich,
daß die Zieselreste primär im älteren Löß lagern.
Noch weniger Zweifel können hinsichtlich des Murmel-
tiers bestehen (nach Hagmann ein Kollektivtypus zu Ar Ctoray 6
marmotta und bobac), dessen Reste 5 — 7 m unter der Grenze
des jüngeren und älteren Lösses gefunden wurden, zusammen
mit Biber, Hirsch und Hyäne. Diese letzteren sprechen nicht
gegen ein kaltes Klima, denn im französischen Aurignacien
der Dordogne kommt Biber neben dem Moschusochsen vor,
sie setzen also keineswegs ein gemäßigt wärmeres Klima vor-
aus, wie SCHMIDT annimmt.
Die größte Vorsicht ist aber dem Funde von Rhinoceros
Merckii gegenüber angebracht, das Schmidts Hauptstütze für
ein interglaziales Alter des Lösses wird. MKKCKisches Nashorn
und Renntier haben sich bisher noch an keiner Stelle primär
zusammengefunden. Wo ihre Reste beieinander lagen, ließ sich
auch die nachträgliche Zusammenschwemmung nachweisen.
Der Fund in Achenheim würde also ein Novum bedeuten, wenn
nicht hier ebenfalls die sekundäre Lagerung höchstwahrschein-
lich oder gar sicher wäre. Es fehlt in der KüKENschen
Faunenliste leider jede Angabe, welcher Skelettrest des Nas-
horns und in welcher Schicht und Tiefe er gefunden ist; An-
gaben der Fundumstände, die wohl notwendig gewesen wären
bei den wichtigen Schlüssen, die daraus gezogen sind. Wir
brauchen uns aber nur die außerordentliche Umlagerungsfähig-
keit des Lösses vorzustellen, der heute noch nach heftigen
Regengüssen oft in großen Mengen von einer Stelle zur anderen
transportiert wird, um einzusehen, daß bei einer solchen Um-
lagerung während der Zwischeneiszeit leicht der Knochen
eines zwischeneiszeitlichen Tieres eingelagert werden kann.
Dem Funde von Rhinoceros Merckii messe ich daher keinerlei
Bedeutung bei. Im Gegenteil stimmt die Fauna des älteren
Lösses so gut mit der des französischen und österreichischen
Jungpaläolithikums , die zahlreich im jüngeren Löß der
Letzten Eiszeit liegt, daß sie mich in der Auffassung der
glazialen, rißoiszeitlichen Entstehung des älteren Lösses nur
Irkt.
Den Faustkeil von Achenheim halte ich auch für Spät-
acheuleen, er stimmt in seiner Technik ganz überein z. B.
mit dem Acheuleen von Le Moustier, untere Grotte (dem
— 549 —
Fundort des Homo Moustirien&u HAUSERl), das ich mit der
Rißeiszeit parallelisierte ').
3. Sablon (Montigny) bei Metz.
Von großer Wichtigkeit ist für SCHMIDT ferner ein mandel-
förmiger Faustkeil, den nach ihm im Jahre 1882 der Abbe
Fuiken I m tief in den diluvialen Sauden bei Sablon ge-
funden hat. Nach der mir zugänglichen Literatur1') ist der
Keil nicht bei Sablon, sondern bei dem allerdings benach-
barten Montigny gefunden worden.
1890. M. F. Bakthelemy: un outil acheuleen, trouve
;i un metre de profondeur dans los alluvions de la Moselle,
pres de Montigny -les- Metz; 1901. Abbe PAULUS: une trou-
vaille importante faite deja en 1882 dans les alluvions de la
Moselle ä Montigny- les-Metz par un geologue eminent, Mr. le
Chanoine FRIREN. Cette hache du type de St. Acheul. . . .
gisait ä un metre de profondeur dans le diluvium rouge sableux,
(|ui represente la couche superieure des alluvions etalees au
confluent de la Moselle et de la Seille; dans des couches, oii.
ä diverses reprises, Ion a trouve de nombreux debris de
VEUphas primigenius et de Rhinoceros tichorhinus" .)
Indessen, Montigny und Sablon liegen auf derselben
Terrasse, die nach SCHUMACHER'') den mittleren Diluvialsanden
(Hochterrassensanden) des Elsaß entsprechen soll.
SCHMIDT sagt über den Faustkeil: „Nicht nur aus typo-
logischen, sondern auch aus geologischen Gründen müssen wir
dieses Gerät einer älteren Epoche zuschreiben als die Acheul-
funde aus dem älteren Löß von Achenheim. . . . Wenn wir
von einzelnen zweifelhaften und atypischen Fuudstücken aus
dem norddeutschen Diluvium absehen, so besitzen wir in dem
Funde von Sablon das älteste, bisher in Deut sc hl and
bekannte Dokument altsteinzeitlicher Kultur, die
wir also nur bis in das Alt-Acheule en zurückführen
können.
Das Diluvium der Mosel ist leider noch nicht in seiner
ganzen Ausdehnung durch die geologische Landesaufnahme
untersucht worden. Ks liegen aber die Resultate einer zu-
') Geologische Grundlagen, S. 605.
3) Airni Paulus: Correspbl. d. Deutsch. Ges. f. Amin-. 1901
— Baktmi.u my: Outil acheuleen dans Les alluvions de la m<
Seance du 11. aoül 1890. Assoc. franc. p. l'av. d. Secances. Congres
de Limoger. Pai is 1890.
3) C.Schumacher: Über das orste Auftreten des Menschen im
B. Mitt. d. philomath. Ges. in Els.-Lothr. 1907.
,:,<)
sammenfassenden Untersuchung von A. LEPPLA vor, die im
Jahrbuch der Landesanstalt für 1910 veröffentlicht sind.
(Bd. 31, Teil 2, Seite 343 — 376).
Außer den höheren Terrassen von 100— 210 m, die den
Deckenschottern der beiden ersten Vereisungen entsprechen
dürften, ziehen sich unterhalb der rißeiszeitlichen Stirnmoränen
von Noir Gueux oberhalb Eloyes drei Terrassen moselabwärts,
die von Eloyes bis Koblenz mit Unterbrechungen in annähernd
gleicher Höhenlage verlaufen.
Die höhere dieser Terrassen überragt das Moselbett um
30 — 35 m, die mittlere um 30 m, die tiefste um 8 — 10 m.
Die letzteren beiden faßt Lei'PLA als Untere Terrassengruppe
zusammen und stellt sie in die Würmeiszeit, da sie mit der
jüngsten Vereisung in den Quellflußtälern der Mosel in Ver-
bindung stehen.
Die Terrasse von Montigny-Sablon erhebt sich nun
20 bis 23 m über der Mosel, und man könnte im Zweifel sein,
in welche Eiszeit sie zu stellen ist. Nur das ist wohl sicher,
daß es sich um eine fluvioglaziale Aufschüttung handelt und
nicht um eine interglaziale, wie SCHMIDT, ohne irgendeinen
Beweis dafür anzugeben, annimmt. Die Terrassen stehen,
wie erwähnt, mit Moränen in direkter Beziehung, und die bis-
her gefundene Fauna, bestehend aus Elephas primigenius und
Rhinoceros tichorhinus, spricht eher für kälteres als für das
gemäßigte Klima der Zwischeneiszeit.
Ist das Alter der Sablonterrasse nun würmeiszeitlich, wofür
die Höhenlage am meisten spricht, so hat der Acheuhenkeil
keinerlei stratigraphische Bedeutung, da er dann auf sekundärer
Lagerstätte liegen würde. Vielleicht ist es dann überhaupt
kein Acheulkeil, sondern ein Faustkeil des letzteiszeitlichen
Moustcrien, in welcher Industrie Faustkeile vereinzelt immer
noch vorkommen. Gehört die Terrasse aber in die Rißeis-
zeit, so gibt der Faustkeil einen weiteren Beweis für das riß-
eiszeitliche Alter des jüngeren Acheuleen.
Die drei hauptsächlichen Beweise SCHMIDTS für ein letzt-
interglaziales Acheulren in Deutschland halten also der geolo-
gischen Kritik nicht stand und kehren sich in das Gegenteil
um; sie beweisen, daß das ältere Acheuleen bereits im vor-
letzten Interglazial (zweite Hälfte) und das jüngere in der
Rißeiszeit vorhanden war.
4. Die Lindentaler Hyänenhöhle.
Einen Teil der Stdnwerkzeuge, die in dieser 1874 ent-
-!«;. kter und von K. Tn. LlEBE beschriebenen Höhle gefunden
551
sind, habe ich 1909 ') als Acheuleen bezeichnet. Sch.midi
stellt das sicher diluviale Alter des einen Fäustels in Frage,
behauptet von dem anderen Stück, e3 sei ein „typisches Camp-
pignienbeil", und ist der Ansicht, daß die überwiegende Mehr-
zahl der Steingeräte typisch frühneolitische Formen aufweise.
Da diese zum Teil in beträchtlicher Tiefe gefunden sind, so
äußert er starke Bedenken gegen die von Liebe ausdrück-
lich und wiederholt betonte ungestörte Lagerung
der Schichten. Diese Auffassung SCHMIDTS, sowohl des früh-
W. 0.
Lüß
Zwischen-
schicht
i tehänge-
schult
Höhlen-
ansfülluiis
Fig. 1.
Profil durch die Lindentaler Hyänenhöhle, nach einer Skizze und der
Beschreibung Liebes.
neolithischen Charakters oder Werkzeugt! wie der in neolithischer
oder noch jüngerer Zeit erfolgten Umlagerung der Schichten,
kann ich nicht teilen.
Der Zechstein fällt bei Gera terrassenförmig zur Elster
ab; auf die eine solche • — von LlEBE als Hauptterrasse be-
zeichnete — Terrasse mündete, eine 0 — W-verlaufende „ Spalt en-
höhle", die bis 2 ' , ni breit, 15 m tief in den Felsen hinein-
ging und 7 m hoch war.
Diese Spalte war ausgefüllt mit Dolomitgrus und kleinen
Dolomitbrocken, in denen nur wenige und gering mächtige
') F. WlEGRRS: Die diluvialen Kulturstätten Norddeutsohlands.
Pr&histor. Zeitschr., Bd. 1, 1909.
— 552 —
lehmige oder Quarzsandnester und einzelne abgerollte Quarze
und Lydite, außerdem aber eine Menge Knochen, Knochen-
splitter und Knochenklein eingebettet waren.
Auf der Terrasse unterschied LlEBE drei Schichten: zu
unterst eine „von einzelnen kleinen Dolomitgrus- und Lehm-
schmitzen durchsetzte Lage von Dolomitbrocken, welche dem
Dolomitfelsen auflagert und regelmäßig ostwärts nach der
früheren Felswand im Rücken der Terrassen zu mächtiger
wird und zuletzt an der Wand emporsteigt. Darüber liegt
eine vermittelnde Formation, bestehend aus nesterartigen kleinen
Lagen von gelblichem und rötlichem Dolomitgrus, dunklem
braunen Lehm, weißer Knochenerde (?) und grauen Dolomit-
brocken''. Zu oberst folgt ungeschichteter Lößlehm. Das
Profil besteht danach aus normalem Gehängeschutt, überlagert
von einem am Grunde (Liebes Zwischenschicht) stark mit
Dolomitbrocken vermischtem Löß.
Soweit aus Liebes Angaben der Faunenliste zu ersehen
ist, waren in der nach oben offenen Spaltenhöhle die Knochen
der oberen Schichten durch Auslaugung und Verwitterung
stärker mitgenommen als in den unteren Schichten, worin
ebenfalls ein Beweis für die ungestörte Lagerung zu erblickeu
ist. Dafür spricht ferner die z. T. schichtweise Häufung der
Knochen, die in dem Gehängeschutt auf der Terrasse haupt-
sächlich in einem Niveau lagen, das sich nur wenig über die
Platte der Terrasse erhob, also in den untersten Schichten.
Ferner waren in der Zwischenschicht die Knochen wieder sehr
zahlreich.
Von besonderem Interesse sind die Tiere, die ein eiszeit-
liches Klima andeuten: Cervus tarandus ist häufig auf der
Terrasse in der Zwischenschicht und im Löß, sehr spärlich
in der Höhle; Arvicola gregalis, Myodes lemnus und M. tor-
ijuatics sind häufig in den obersten Partien der Höhlenaus-
füllung und besonders im mittleren und höheren Niveau auf
der Terrasse, und zwar fast ausschließlich in dem der Felswand
zu allernächst liegenden Dolomitschutt. Arctomys marmotta,
mehrere Skelette von offenbar im Bau verendeten Tieren lagen
..meist etwas höher als in den tiefsten Schichten". Die
Murmeltiere legen ihre Baue bekanntlich ziemlich tief unter
der Oberfläche an; das Lager des Alpenmurmeltieres liegt oft
8 — 10 m, das des Bobaks bis 14 in von der Eingangsöffnung
entfernt.
Der untere innere Teil des Gehängeschuttes wie
der II öhlenausfüllung (ca. 2 — 2 ' _, m) ist danach frei
von nordischen Beimengungen und demnach wahr-
— ■')■')'■', —
scheinlich vor der letzten Vereisung entstanden, wobei
es gleichgültig und auch nicht mehr zu entscheiden ist, ob
die Ausfüllung während der letzten Zwischeneiszeit oder schon
früher begonnen hat. Typische Tiere des Interglazials sind
nicht vorhanden.
Mit dem Beginn der letzten Eiszeit setzte sich zunächst
die Bildung des Gehängeschuttes noch fort, bis sie durch die
Lößbildung beendet wurde. Gleichzeitig wurde die obere
Hälfte der Höhlenspalte ausgefüllt.
In der mittleren Höhe der Kluftausfüllung, bis d^a m tief,
fanden sich mehrfach abgebrochene (abgeschnittene?) Röhren-
knochen mit geglätteten Bruchstellen. Von den Renntier-
stangen im Löß, meistens Abwurfstangen. waren fast immer
die Knden abgeschlagen. Stein Werkzeuge lagen teils im Ge-
hängeschutt, teils in der Zwischenschicht und im Löß, seltener
in der Höhle selbst. Die Artefakte gehören zweifellos zwei
verschiedenen paläolithischen Perioden an; die beiden früher
von mir . abgebildeten Faustkeile rechne ich auch heute noch
dem Aoheuben zu aber ich muß meine frühere Auffassung,
die das Acheuleen in die letzte Zwischeneiszeit versetzte und
für diese Fundstätte eine primäre Lagerung annahm, dahin
abändern, daß ich für diese beiden Artefakte allerdings eine
sekundäre Lagerstätte für wahrscheinlich halte. Der eine
Faustkeil lag nach LIEBE am Rand der oberen Terrasse, wo
der Lehm auf dem Dolomitschutt aufliegt, in gleicher Schicht
rffit Hyäne und Renntier. Das zerbrochene Faustkeilstück lag
in der Zwischenschicht. Da beide Werkzeuge auf keinen
Fall jungpaläolithisch sein können, so liegt die Wahrscheinlich-
keit nahe, daß sie ursprünglich auf dem Plateau ge-
legen haben und während der letzten Eiszeit in den
Geliängeschutt hineingeschwemmt worden sind. Der-
artige Vorkommnisse sind in Frankreich keine Seltenheit, wo
häufig Aeheuleenfunde heute noch ebenso auf den Plateaus
wie in gelegentlichen Aufschlüssen im Gehängeschutt gemacht
werden.
Wesentlich jünger sind die übrigen Steinwerkzeuge, die
ich früher für Aurignacien hielt. Auf Grund der vielen be-
arbeiteten Knochen, der geschnittenen Geweihstücke von
Cervua elaphus und Cervus tarandus, Bowie der erst vor
3 .Jahren unter dem alten Fundtnateriale von Herrn Rektor
AUERBACH1) auf einem Stück Keuntiergeweih entdeckten und
A. AUERBACH! I>i'' Knocbenzeichnung eines [lasen ans der
Lindentaler Hyänenhöhle l>ei Gera. Korrespondenzblätter dea Allgem.
ärztlichen Vereins v>n Thüringen. 1910.
38
— 554 —
beschriebenen Zeichnung eines Hasen glaube ich diese Werk-
zeuge mit einiger Wahrscheinlichkeit in das Magdalenien
stellen zu dürfen.
Es ist nicht leicht, aus den LlEBEschen Veröffentlichungen
ein genaues Bild der Fundschichten in der Lindentaler
Hyänenhöhle zu gewinnen, denn vor 35 Jahren wurde vieles
wenig beachtet, das uns heute von höchster Wichtigkeit für
die richtige Beurteilung ist. Auf keinen Fall aber liegt auch
nur der geringste Grund zu der Annahme vor, daß die über
7 m mächtigen Schichten in der Höhle und auf der Terrasse
in alluvialer Zeit so durcheinander gestürzt seien, daß das
oberste zu unterst kommen konnte.
5. Hundisburg.
Am rechten Ufer des kleinen Beverflüßchens sind in der
Parkkiesgrube zu Hundisburg unter Löß und Geschiebemergel
der vorletzten Vereisung Schotter und Sande aufgeschlossen,
deren Ablagerung in die zweite Hälfte der vorletzten Zwischen-
eiszeit fällt.
In den interglazialen Schichten sind in den letzten
8 Jahren gelegentlich Artefakte gefunden worden, die ich zur
Acheuleen-Industrie gestellt habe, nämlich:
1. ein Faustkeil ähnlicher Schaber,
2. mehrere große blattförmige Absplisse mit Schlagkegel,
Narbe, konzentrischen Ringen usw. «
3. eine Reihe atypischer, aber sorgfältig retuschierter
Stücke, die nicht im Schotter, sondern darunter in
gesteinsfreien mittelkörnigen Sanden lagen.
Besonders dem Faustkeil aber auch den anderen
Stinken — versucht Schmidt nun die Artefaktnatur abzu-
sprechen. Her Keil ist ihm zu klein, solche Miniaturstücke
kämen selbst unter sehr großen paläolithischen Fundserien
höchst selten oder wie z. B. unter den l'austkeilen von St. Acheul
überhaupt nicht vor. Letzteres stimmt, aber in der Dordogne
habe ich Acheulkeile gesehen, die noch kleiner waren. Den
Maßen von Hundisburg (6,0:3,3:1,5cm) setze ich die eines
kleinen Acheulkeiles von La Rochette entgegen (4,1 :2,9:0,7 cm).
Zudem ist die (Jrüße der Artefakte wohl keine so wesent-
liche Frage. Di*' rolle Mandelgestalt hat der Keil allerdings
nicht gehallt, wie ich L909 angenommen hatte. Er ist nicht
.in retuschiert, sondern besitzl auf der einen Seite einen
ursprünglich stumpfen Rücken, auf der entgegengesetzten Seite
eine schneidende Kante, man konnte ihn richtig als einen
Faustkeilschaber bezeichnen, wie ich ihn denn zuerst auch
einen „facettierten Schaber1) genannt habe. Auf der „exakten
zeichnerischen Wiedergabe des Stückes" (Fig. 2) nehmen wir
wahr, daß die Flächenaussplitterungen durchaus auf inten-
tioneile Bearbeitung zurückzuführen sind. Ganz deutlich ist
zu erkennen, wie von den Kanten aus parallel verlaufende
Splitter abgeschlagen sind; an den Kanten sind zudem die
kleinen Aussplitterungen oder Splitterbrüche erkenntlich, die
so leicht entstehen, wenn Stein auf Stein geschlagen wird.
Fig. 2.
Faustkeilschaber von Hundisburg.
Mau kann sagen, daß das Stück nicht die höchste Kunstleistung
des Acheulmenschen darstellt, sondern nur ein geringeres Ge-
schick in der Steinbearbeitung verrät; niemals aber kann die
Behauptung SCHMIDTS zu Recht bestehen, daß das Stück
„durch natürliche Pressung in den Grundmoränen" entstanden,
daß es ein „Trümmerprodukt", ein „Pseudoeolith" sei. Der-
artige Gebilde wie dieser Keil oder Keilschaber, diese Ab-
splitterungen von den Kanten aus können niemals durch natür-
liche Pressung entstehen, sonst würden solche Pseudoartefaktc
wohl zu Bunderten in jeder Kiesgrube zu finden sein, was aber
nicht der Fall ist. Der Bundesbürger Faustkeil ist ein
zweifelloses Artefakt aus der zweiten Uälfte der vor-
W'ii .11:-: Neui Funde paläolithischer Artefakte. Z
f. Ethnol. 1907, S. 723 ff.
38*
556
Fig. 3.
Fig. 4.
3 und 4. Schaber von ELundisburg.
— 057 —
letzten Zwischeneiszeit, während der in Frankreich
die Acheuleen-Industrie herrschte. Besonders wegen
dieser zeitlichen Übereinstimmung halte ich die Industrie von
Hundisburg für deutsches Acheuleen.
Von den blattförmigen Absplissen, von denen ich drei
früher abgebildet habe, will SCHMIDT einem Stück „die Merk-
male der intentioneilen Entstehung nicht absprechen", die
übrigen Silices stehen aber „in ihrer Artefaktähnlichkeit noch
weit hinter den beschriebenen Stücken zurück". Das ist ein
großer Irrtum von SCHMIDT, der übrigens meine Funde nie
gesehen hat.
Die blattförmigen Absplisse (Fig. .'» und 4) zeigen einen
übereinstimmenden Charakter, sie zeigen die typisehen tech-
nischen Merkmale des intentioneilen Abschlages: Schlagfläche,
Schlagkegel, Schlagnarbe und Wellenringe. Es sind keine
ringsum bearbeiteten Werkzeuge, aber es sind absichtlich ab-
geschlagene Klingen, von denen diese oder jene als Schaber
vorübergehend gebraucht sein mag. Trotzdem kann man mit
ihnen ein Hundisburger Acheuleen rechtfertigen, was SCHMIDT
bestreitet.
Ich weise darauf hin, daß das Werkzeuginventar des
Acheuleene ja nicht nur aus Faustkeilen besteht, oder das
des Mousteriens nur aus Schabern und Handspitzen. Diese
„Typen" sind nur die durch Formvollendung sich von den
übrigen abhebenden und durch die stete Wiederkehr in einer
Industrie zu charakteristischen Leittypen gewordenen Werkzeuge.
Sie haben dadurch dieselbe Bedeutung wie die Leitfossilien,
die für einen bestimmten geologischen Horizont die typischen
Tiere sind unter hundert wechselnden Arten. Gleich letzteren
kommen auch neben den „Leitartefakten" viele andere und
meist unvollkommen gestaltete Werkzeuge vor, die oft auch
in oder trotz ihrer Unvollkommenheit charakterisch sind. Man
hat sie bisher nur viel zu wenig beachtet.
In dem oben erwähnten Acheuleen von Le Moustier (untere
Grotte) im Vezeretal habe ich in kurzer Zeit eine Menge ein-
facher blattförmiger Abschläge gesammelt, die ich in dieser
Form im Jungpaläolithikum nur selten beobachten konnte.
Diese Blattklingen waren teilweise unbenutzt, meistens hatten
sie benutzte und retuschierte Kanten (Fig. 5 u. 6). Diese
einfachen (primitiven) Schaber des A c h e u 1 e e n 8 zeigen
eine geradezu überraschende Übereinstimmung mit
den gleichen blattk lingenf iinn i gen Werkzeugen von
Hundisburg, so daß an deren Artefaktnatur kein Zweifel be-
stehen kann.
— 558
Fig. 5.
Fig. 6.
and 6. Schaber aus dem Ä.cheuleen ?oi Le Moustier
(Untere Grotte).
— 559 —
Die atypischen, aber gut retuschierten Werkzeuge endlich
(Fig. 7, 8 und 9), von denen ich einen Klingenschaber und
zwei Ilohlschaber abbilde, haben zusammen mit unversehrten
dünnschaligen Schnecken im Liegenden des eigentlichen
Schotters in einem mittelkörnigen Sande gelegen, der durch
sein feines Korn jede Druckbeschädigung des Feuersteins aus-
schließt. Auch hier ist die Retuschierung durch Menschenhand
absolut sicher.
Das zusammenfassende Urteil über Ilundisburg muß also
lauten: In einer Flußablagerung aus der vorletzten Zwischen-
Fig. 7. Fig. 8. Fig. 9.
Fig. 7—9. Klingenschaber und Hohlschaber von Hundisburg.
eiszeit kommen neben Knochen von Elephas primigenius,
Rhinoceros tichorinus und Equus caballus Werkzeuge des
Menschen vor. Diese sind teils atypisch, aber gut retuschiert,
teils blattförmige Absplisse von derselben Form, wie sie im
Acheuleen von Le Moustier vorkommt, und ein Faustkeil (oder
Keilschaber). Das Alter der Ablagerung von Hundisbu rg
entspricht den Pleißekiesen vom Markkleeberg mit
der an guten Stücken ebenfalls armen Acheul^en-
[ndustrie und dem älteren französischen Acheuleen.
II. Das Moustärien.
In der Chronologie von Schmidt ist kein Platz für ein
warmes (c. g. s.) Mousterien der letzten Zwischeneiszeit. Er
Bagl darüber S. 2G1: „Das älteste Mousterien Frankreichs
— 560 —
unterscheidet sich faunistisch noch nicht so erheblich von
dem Spätacheuleen wie die späteren Mousterienkulturen.
Möglicherweise setzt die Entwicklung des Mousterien in
einzelnen Teilen Frankreichs noch während der Schlußphase
des letzten Interglazials . . . ein". . . . Auch die Erosions-
erscheinungen in dem Moustt-rienniveau, die Verlehmung an
der Oberfläche des älteren Lösses, deuten wie bei Achenheim
„auf eine klimatische Änderung und Vermehrung der Nieder-
schläge bzw. der Flußwasser: man kann ungefähr auf die
Höhe der letzten Vereisung einstellen."1) Hauptsächlich in
wärmeren Gebieten Frankreichs, aber auch in Kordfrankreich
tritt im Mousterien neben der Primigetiius-Yauna noch die
A?itiq2a(S-Faun& auf; ein Zeichen, daß der alte Stamm noch
nicht erloschen, aber während der Eiszeit seine Posten in
Mitteleuropa aufgegeben und sich mehr nach dem wärmeren
Süden und Südwesten zurückgezogen hatte. Die Laufen-
schwankung mag ein nochmaliges Vorrücken der Antiquus-
Fauna bis nach Nordfrankreich begünstigt haben. Wo ein
„warmes Mousterien" in Mitteleuropa angenommen wurde, lag
lediglich eine Verwechsluug mit einem typenarmen Acheuleen
(Ehringsdorf, Krapina) vor. Keine Mousterienstation Deutsch-
lands reicht bis in das letzte Interglazial zurück."
Diese Sätze sind leicht als unrichtig zu widerlegen.
Unter dem ältesten Mousterien versteht Schmidt ohne
Zweifel das Mousterien mit der Antiquu8-¥a,\ma., das ich in
die letzte Zwischeneiszeit setze. Die Fauna dieses Mousteriens,
das bei Mentone, Villefranche-sur-Saone und Montieres bei
Amiens gefunden worden ist, enthält Elephas Antiquus,
Wänoccros Merchii und Hippopotamus major. Die Acheuleen-
bevölkerung zwischen Toulouse und den Pyrenäen aber lebte
nach OlJEKMAlEK2) zusammen mit Renn, Mammut und
wollharrigem Nashorn. Das jüngere Acheuleen Ton Le
Moustier enthält TJrsvs spelaeus, Bison priscus, < 'frei/*
elaphus, Equus caballus, Elephas primigenius; das obere
Acheuleen von Amiens nach Commont:;j: Elephas primigenius
und Rltinoceros tichorhinus.
Im Gegensatz zu SCHMIDT erblicke ich in diesen Faunen
einen ganz erheblichen Unterschied, nämlich den starken
Unterschied der rißeiszeitlichen Glazialfauna zu der Kiß- Würm-
Interglazialfauna. —
') Citat Schmidts nach Koken, S. 198.
3) 11. Ooermaier: Beiträge zur Kenntnis des Quartärs iu des
Pyrenäen. Arch. f. Autln-. 1906.
\. Commont: Comparaison des limoiu Böiges el etrangei
Annales d. I. So de J U Igiquo. 1912.
— 561 —
Die Verlehmung an der Oberfläche des älteren Lösses iq
Achenbeim deutet allerdings auf eine Änderung des Klimas
und Vermehrung der Niederschläge hin, aber beides trat nicht
während der letzten Eiszeit, sondern während der letzten
Zwischeneiszeit ein. Es ist in der Literatur1) eigentlich ge-
nügend darauf hingewiesen worden, daß die Eiszeit ebenso
wie die Lößbildung ein trockenes, kontinentales Klima, die
Zwischeneiszeit dagegen ein ozeanisches, feuchtes Klima gehabt
hat. Sehr überzeugend hat 0. TlETZE9) ausgeführt, wie mit
dem Schwinden des Inlandeises da» Meer in großen Buchten
tief in den ehemaligen Eiskontinent eindrang und so die Aus-
breitung des ozeanischen Klimas förderte und der Bildung des
Lösses ein Ende machte; daß die höchste Entwicklung der
Fauna und Flora der Interglazialzeiten mit dem weitesten
Vorstoß ozeanischen Klimas ins Innere des europäischen
Kontinents zusammeniiel. Die Verlehmung des älteren 1
in Achenheim ist ein Vorgang, der sich während der letzten
Zwischeneiszeit abspielte, aber nicht „auf der Höhe der letzten
Vereisung". Die Verlehmungszone bedeutet die starke Dis-
kordanz, den großen zeitlichen Unterschied zwischen älterem
und jüngerem Löß. —
Ganz unverständlich ist der folgende Satz SCHMIDTS:
„Hauptsächlich in wärmeren Gebieten Frankreichs, aber auch
in Nordfrankreich tritt im Mousterien neben der Primigenius-
Fauna noch die Aniiquu8-¥ axina, auf usw. (siehe S . . .)." Zu
welcher Zeit soll denn der Süden und Südwesten Frankreichs
wärmer gewesen sein als der Norden? Als die Antiquus-
und JJippopotomus-Yanüa von Mentone bis Amiens verbreitet
war, ist das Klima in ganz Frankreich wohl annähernd
gleichmäßig warm gewesen. Sodann treten die beiden Faunen
nicht neben, sondern stets über- oder untereinander auf, wie
z. B. bei Amiens, wo das Antiquu8-M ou&terien im Flußschotter,
das Promi^eniws-Mousterien im Löß liegt. Die Behauptung
SCHMIDTS, daß die geringfügige Laufenschwankung, während der
in den Alpen die Schneegrenze angeblich um ca. 200 m nach
oben stieg, zur Folge gehabt habe, daß in Nordfrankreich die
A?ltiquu8-J? a.una wieder aus dem Süden einwanderte, ist ein-
fach nicht diskutierbar. Die Laufenschwankung als solche ist
nur auf der Nordseite der Alpen nachgewiesen, während es
auf der Süd- und Ostseite der \lpen nicht mit Sicherheit
') A. Pbnck und E. Brückner: Die Alpen im Eiszeitalter
S. f,73 u. a
- ii. Tibtze: Die geologischen Verhältnisse der 1 mgi je
Breslau. Jahrb. d. Geol. Landes-AnstaU für 1910. 1. Berlin 1910, S 281
— 562 —
möglich war. Dadurch aber ist PENCK1) selbst in Zweifel
gekommen, ob die Schotter, die auf der Nordseite der Alpen
auf die Laufen- oder Achenschwankung schließen ließen, die
PENCK mit zwei verschiedenen Gletschervorstößen in Zu-
sammenhang gebracht, nicht doch auf einen einzigen Gletscher-
vorstoß zurückzuführen seien. Danach muß die Laufen-
schwankung vorläufig noch als hypothetisch angesehen werden.
Auf keinen Fall aber konnte sie solche klimatisch-faunistischen
Wirkungen über Frankreich zur Folge haben, wie SCHMIDT es
ihr zuschreibt. Mittel- und Nordfrankreich sind überhaupt
nicht von der alpinen, sondern von der nordeuropäischen Eiszeit
beeinflußt worden. Das zeigt am besten die folgende Er-
scheinung, die mit den ScilMlDTschen Auffassungen gar nicht
in Einklang zu bringen ist. Während der Aurignacienzeit,
die SCHMIDT mit der Achenschwankung parallelisiert, lebte
in Frankreich von Norden bis an das Mittelländische Meer,
ja bis nach Nordspanien hinein eine subarktische Tierwelt.
Das Renn findet sich in Mentone und der spanischen Provinz
Santander, der Moschusochse, Lemming, Schneehase in der
Dordogne. Elephas Antiquus und Rhinocevos Merckii aber
sind aus Frankreich verschwunden.
Dabei lag während der Achenschwankung in den Alpen
die Schneegrenze noch 300 m höher als während der Laufen-
schwankung und trotzdem die subarktische Fauna in ganz
Frankreich! Diese Tatsache beweist wohl hinreichend, daß
die BesiedeluDg Mitteleuropas mit der Aiitiquus-Fauna, während
der hypothetischen Laufenschwankung eine unbeweisbare Be-
hauptung ist.
Nach SCHMIDT müßte das Mousterien von oben nach unten
folgenden Faunenwechsel zeigen:
Mousterien 4 Primigenius-Fnuna. Würm-Eiszeit 11
„ ."» AntiquuS'F SiMna, Laufenschwankung
,, 2 Primigen in s-Fauna Würm-Eiszeit I
„ 1 Antiquu8~¥a,xm& Spät-Interglazial.
in Wirklichkeit ist bisher nur die Überlagerung zweier
Mousterienfaunen beobachtet worden:
Oberes Mousterien mit Primigeniiis-F&xmii,
Unteres Mousterien mit yl»//</«//A-Faurja,
wie es am besten das Profil durch die Summeterrassen ver-
anschaulicht, das in dieser Zeitschrift 1013, S. 411, wieder-
gegeben ist.
I - llfi6.
— 563 —
COM MUNT hat das obere (kalte) Mousterien mit der
Primig eniu8~Fa,\mz und Renn in den unteren Schichten des
jüngeren Lösses gefunden, das untere (warme) Mousterien mit der
Antiquua-'F&una, nur in den Schottern der den jüngeren Löß
unterlagernden dritten Terrasse.
Es ist au dem warmen Mousterien der letzten Zwischen-
eiszeit nicht mehr zu zweifeln, und wenn SCHMIDT von eiDer
Verwechslung mit einem typenarmen Acheuleen bei Ehrings-
dorf und Krapina spricht, so ist das ein bedauerlicher Irrtum
auf seiner Seite.
6. Ehringsdorf.
Die Ilmtravertine gliedert SCHMIDT nach WÜST und unter-
scheidet zwei Waldphasen, getrennt durch eine Steppenphase.
die Bildungszeit des Parisers, den beide als Löß auffassen.
Bereits MENZEL1) hat 1912 aus der Conchylien-Fauna des
Kalktuffs nachgewiesen, daß es sich bei dem Pariser weder
um eine Steppenphase mit kontinentalem Klima, noch um
verkalkten Löß handeln könne. Ich selbst habe mich über-
zeugt, daß der Pariser an einigen Stellen ein normaler Kalk-
tuff, hd anderen aber ein mehr oder weniger fetter, aus Wasser
abgesetzter Ton ist, der, nach oben zunehmend sehr zahlreiche,
Lößkindel ähnliche Kalkkonkretionen enthält, deren Menge so
groß werden kann, daß sie gesteinsbildend auftreten. In ihrem
Innern enthalten sie oft noch Tonsubstanz. Von primärem oder
verändertem Lößmaterial ist nichts in dem Pariser zu entdecken Jj.
In den Kalktuffen unter dem Pariser sind nun in den
letzten Jahren eine ganze Reihe schöner Artefakte gefunden
worden, die einen ausgeprägten Mousteriencharakter tragen.
vornehmlich Schaber und Handspitzen. Daneben traten auch
einige andere Typen auf, so z. B. ein kegelförmiger Kratzer,
♦'in Klingenkratzer, ein diskusähnliches Werkzeug. Faustkeile
fehlen. Es ist ein Inventar, das ziemlich an La Mieoque er-
innert, das ich im Gegensatz zu den französischen I'rähistorikern
für warmes Mousterien3) erklärt habe. Wenn Schmidt die
guten typischen Moust<:rienstüeke von Ehringsdorf den weniger
typischen Begleitwerkzeugen nachsetzt und auf Grund der
Antiqu U8- Fauna das gesamte Inventar als Acheuleen pro-
klamiert, so handelt er lediglich unter dem Zwange seiner —
i EL Menzel: Zur Chronologie d$± Paläolithikams der I
von Weimar. Diese Zeitschrift Monatsber. L912, S. 607.
- Vergl. auch L. Siegert: Ober den Pariser der Travertine von
Tanbach. Dies- Zeitachr. Bd. 64. 1912. Monatsbor. S. 516.
F. WlEGERS: C'ologische Grundlagen, S. 602.
— 564 —
nicht richtigen — Chronologie. Allerdings werden ähnliche
Werkzeuge wie die Ehringsdorfer auch heute noch in Frank-
reich für Acheuleen gehalten, -wenn sie mit der Antiquus-
Fauna verbunden sind, aber völlig zu Unrecht und ebenfalls
nur unter dem Zwange des Systems. Ein wirklich charak-
teristisches echtes Acheuleen enthält niemals die Moustier-
typen ohne Faustkeile wie die llmtravertine.
Ich unterschreibe völlig die Ansicht Pencks, nach der
Taubach - Ehringsdorf als ein typisches deutsches
interglaziales Mousterien aufzufassen ist.
Demselben Mousterien gehört auch Krapina an und ebenso
7. das Wildkirchli am Säntis.
Diese, am Ostabsturz der Ebenalp (1684 m) zwischen
1477 und 1500 m Höhe gelegene Höhle durch E; BÄCHLER1)
ausgegraben, ergab ein reichhaltiges Gerätinventar, das von
allen Prähistorikern einstimmig als Mousterien bestimmt
worden ist. Die von EBERHARD FRAAS untersuchte Fauna
besteht aus: Ursus spelaeus (über 99 Proz. aller Funde), Felis
leo var. spelaea, Felis pardus var. spelaea, Cuon alpinus,
Canis hcpus, Meles taxus(h), Mustela martes(h), Capra ibex,
Capella fupicapra, Cervus elaphus(h), Arctomys marmotta,
Lutra vulgaris (? ein Eckzahn), Pyrrhocorax alpinus. Arvi-
coliden. Das ist eine alpine "Waldfauna, der jeder arktische
Einschlag fehlt, denn weder das Renntier, noch Schneehase
oder Lemming sind vorhanden.
BÄCULER und PenCK2) haben dargetan, daß die Ebenalp
als Tsunatak aus den umgebenden Eismassen des alten Rheintal-
gletschers herausragte, und daß die Höhle während der letzten
Eiszeit schlechthin unzugänglich war, da sie sich mit l'is
gefüllt hat, das denn auch jede Schichtenbildung während
dieser Zeit verhinderte. Gegen eine Besiedelung in der Post-
glazialzeit sprechen vor allem die Fauna und die Werkzeuge,
so daß nur die von BÄCHLER und PENCK angenommene letzte
Interglazialzeit für die Bevvohnung der Höhle in Betracht
kommt. Es ist diese Annahme die natürliche Lösung der
Frage, die völlig im Fink lang steht mit meiner Aufstellung
des letztinterglazialen warmen Mousteriens.
Die Kritik, die SCHMIDT-EOKEN im Interesse des Systems
am "Wildkirchli üben, ist denn auch in keiner Weist' stich-
E. Bächler: Die prähistorische Kulturstätte in der Wild
:irchli-Ebenalphöhle. Verh. d. Schweiz. Naturf. Ges. in St. Gallen 1906.
5 A. Penck u. E. Bri i knbr: A.E.A., S. 117:5 Bf.
— 565 —
haltig. Die Wildkirchli-Fauna sei keine echte Interglazial-Fauna
und stehe im Gegensatz zu der des Heppenlochs, in der sich
Ixhinoceros Merckii befindet. Dieses Tier ist natürlich nicht
am Säntis zu erwarten; aber für die Höhe der Ebenalp ist
die jeder arktischen Form entbehrende Fauna eben die Inter-
glazial-Fauna. Würde sie der berühmten „Laufenschwankung'"
angehören, mit der Schmidt "viele der ihm unbequemen Fragen
zu lösen versucht, so würde ihre Zusammensetzung eine ganz
andere, nämlich eine arkto-alpine sein. Das Wildkirchli ist
nach SCHMIDT - KOKEN ein ungelöstes Problem, wie alle
Mousterienfundorte mit Interglazial-Fauna für viele Prähistoriker
problematisch sind, die auf die französische Diluvialchronologie
schwören.
Das Ergebnis dieser Ausführungen ist also, daß die
SriiMiDTsche Diluvialchronologie im großen und ganzen nur
für die letzte Eiszeit und die Kulturen vom oberen (kalten)
Mousterien bis zum Magdalenien Gültigkeit hat. Für das
ältere Paläolithikum erweist die kritische geologische Be-
trachtung der deutschen Fundstätten (Markkleeberg, Hundis-
burg, Achenheim, Taubach-Ehringsdorf u. a.) die Unrichtigkeit
der ScHMlDTschen Chronologie und bestätigt die von mir auf-
gestellte Gliederung:
Chelleen und unteres Acheuleen: vorletzte Zwischeneiszeit.
Oberes Acheuleen: vorletzte (Riß)Eiszeit.
Unteres (warmes) Mousterien'. letzte Zwischeneiszeit.
Bezüglich der zeitlichen Gliederung des Jungpaläolithikums
im einzelnen kann ich SCHMIDT ebenfalls nicht beipflichten,
da m. E. die geologische Bedeutung der Nagetierschichten stark
von ihm überschätzt wird. Im Sirgenstein lag über dem
Mousterien (0,15 bis 0,20 m) die sog. „Untere Nagetier- Myodes
obensis-Schicht" (0,08 — 0.12 m), darüber folgte in der Mächtig-
keit von 0,70 bis 0,80 m Aurignacien und Solutreen und zu
oberst das Magdalenien mit der sog. „Oberen Nagetier-1///'"/^
torquatu8-\md Lagomys pusillwiSchicYit" (0,40 m).
Wenn aus diesem Profil der Schluß gezogen wird, daß
die untere Nagetierschicht „den kältesten Klimastand in unseren
Diluvialprofileu" registriere, so dürfte diese Annahme doch
wohl nicht hinreichend bewiesen sein. Die kleinen Nager sind
nicht die einzigen arktischen Tiere; der Moschusochse ist z. B.
ein zum mindesten ebenso charakteristischer Bewohner der
arktischen Tundra, und dieses Tier ist im Aurignacien nicht
selten und ist nach Süden bis in die Dordogne verbreitel ge-
wesen. Andererseits war das Klima zur Zeit des BühLtadiums.
das für gleichaltrig mit der oberen Nagetierschicht erachtet
— 566 —
wird, ganz bedeutend günstiger als während der eigentlichen
Würmeiszeit; lag die Grenze des ewigen Schnees im Bühl-
stadium doch 300 m höher als während des Maximums der
Würmeiszeit. Ich möchte die Gründe für die Entstehung der
Nagetierschichten daher in anderen als in klimatischen Ursachen
suchen. Zunächst ist es wesentlich, daß sich die Lemminge
in allen Kulturschichten der letzten Eiszeit vorfinden, freilich,
in wechselnder Häufigkeit. An den offenen Fundstellen, im
Löß, sind sie niemals sehr zahlreich; nur in den Höhlen Sirgen-
stein, WTildscheuer, Schweizersbild sind sie in solchen Mengen
gefunden worden, daß man von Nagetierschichten sprechen
kann. In Thiede liegt keine ausgesprochene Nagetier-
schicht vor.
Von Wichtigkeit ist ferner die Tatsache, daß die Nage-
tierschichten entweder unter (Wildscheuer) oder zwischen
(Sirgenstein) artefaktführenden Schichten liegen und selbst frei
von menschlichen Werkzeugen sind oder daß die Nager in
den unteren oder oberen Partien einer Kulturschicht vorkommen
(Hohlefels bei Hütten). In diesen Fällen ist die Annahme
berechtigt, daß die Knochen durch Eulen oder Raubtiere in
die Höhlen gekommen sind, als diese gar nicht oder nur spär-
lich besiedelt waren. Es muß schließlich noch bedacht werden,
daß die Lemminge zu gewissen Zeiten in riesiger Zahl große
Wanderungen unternehmen und Gegenden völlig überschwemmen,
bis sie zu Hunderttausenden an Hunger und Krankheit ein-
gegangen und die Überlebenden wieder abgewandert sind. Das
gehäufte Vorkommen von Lemmingen in Höhlen und Fels-
spalten scheint daher nicht mit Ursachen zusammenzuhängen,
die mit Höhepunkten der Vereisung in Verbindung stehen,
und ich kann mich daher nicht den Schlußfolgerungen SCHMIDTS
anschließen, daß das mit der unteren Nagetierschicht am Sirgen-
stein abschließende Mousterien mit der eigentlichen Würmeiszeit
zusammenfalle, das Aurignacien und Solutreen aber mit der
wärmeren Achensch wankung. Eine so weit gehende Parallel i-
sierung ist besonders so lange als verfrüht zu bezeichnen, als
der geologische Nachweis der Achensch wankung selbst auf der
Nordseite der Alpen noch keineswegs absolut sicher zu führen
Lst, in Norddeutsch 1 and und Frankreich bis jetzt aber über-
haupt nicht.
Auf der Klimakurve, die SCHMIDT auf S. 266 gibt, nimmt
dii ^.chenschwankung (Aurignacien und Solutreen) zeitlich un-
gefähr nur den dritten Teil der Würmeiszeil s. str. (Mousterien)
ein. Die Mächtigkeit der Aurignacien- und Solutreenschichten
in Sohlen, unter vorspringenden Felsen (abria sous röche)
— 567 —
wie im Löß ist in der Tat aber mindestens dreimal so groß
wie $ie der Mousterienschichten, und da die Fauna in allen
Schichten arktoalpin bleibt, so halte ich es für wahrscheinlich,
daß das kalte Mousterien nur in den Anfang der
eigentlichen Würmvereisung zu legen ist, höchstens
in die erste Hälfte, das Aurignacien und Solutreen
aber in die Zeit von der Mitte der "Wurm ver eisu ng
bis an den Anfang des Bühlvorstoßes. Eine genauere
Parallelisierung halte ich zurzeit noch nicht für möglich.
Das Protokoll wird verlesen und genehmigt,
v. w. o.
Wahnschaffe. Hennig. Bärtling.
56*6
Briefliche Mitteilungen.
28. Stratigraphie und Bau der argentinischen
Kordillere zwischen dem Rio Grande und
Rio Diamante.
Von Herrn H. Gerth (Bonn).
Buenos Aires, im Mai 1913.
In der Kontroverse UhliG-Burckhardt1) über die Be-
ziehungen der Ammonitenfauna des andinen Reichs haben die
Formen der Ablagerungen des Kimmeridge, Tithon und Neocom
in der argentinischen Kordillere eine große Rolle gespielt.
Durch Bkhrkndsex- , Stkukr3), Buuckiiardt4), Haupt5)
und DOUVILLK6) ist aus diesen Schichten eine mannigfaltige
Fauna beschrieben worden, aber die Lagerungsverhältnisse der
Fossilien waren an Ort und Stelle noch nicht genau unter-
sucht und klargestellt. Im Auftrage der argentinischen Re-
gierung habe ich nun das Stück der Kordillere zwischen dem
Rio Diamante und dem Rio Grande untersucht, in dem die
meisten der früher ausgebeuteten Fundpunkte liegen. Bei dem
Interesse, das diese Ablagerungen beanspruchen, auch in betreff
') Buucichaudt, C: Bemerkungen über die russisch - borealen
Typen im Oberjura Mexikos und Südamerikas. — Schlußwort zur
Diskussion über die russisch-borealen Typen. — Zentralbl. Min. 1911.
Uhlicj, V.: Über die sogenannten borealen Typen des südandinen
Koich>. Zentralbl. Min. 1911. Die marinen Reiche des Juras und der
Unterkreide. Mitteil. Geol. Gesellschaft Wien 1911.
• Zur Geologie des Ostabhanges der argentinischen Kordillere.
Zeitschrift Deutsch. G< -I. Gesellschaft L892.
,i Argentinische Jura-Ablagerungen. Pal. Abhandl. Dames and
Kayseh 1897.
Beiträge zur Kenntnis der Jura- und Kreideformation d<"r
Kordillere. Paläontogr. l!io:;04.
s) Beiträge zur Fauna des oberen Malm und der unteren Kreide
in der argentinischen Kordillere. NT. Jahrb. Min. l'.toT, Beil. IM. XXIII.
■ ephalopodes Argentins. Mem.Soc.geol.de France. Paleonto-
logie. Paris 1910.
— 569 —
der kürzlich von DACQUE1) wieder angeschnittenen Frage
nach der Existenz eines pazifischen Kontinents im jüngeren
VIesozoicum, möchte ich meine stratigraphischen Resultate
schon jetzt hier vorläufig mitteilen. Sie bringen in die
vertikale Verbreitung der beschriebenen Arten etwas Klarheit,
zeigen aber auch, daß bei dem heutigen Zustande unserer
Ammonitensystematik der Paläontologe, der, ohne die Lagerung
zu kennen, allein aus seinen Bestimmungen Rückschlüsse auf
das Alter der Schichten macht, leicht zu Ergebnissen kommt,
die von den tatsächlichen Verhältnissen nicht unerheblich
abweichen.
Die ältesten Bildungen, die in diesem Teil der Kordillere
zutage treten, sind bunte Porphyre und eng mit ihnen ver-
knüpfter Granit; an Stelle des letzteren treten im < >sten rote
Quarzporphyre und Quarzporphyrtuffe, deren Decken auch am
Aufbau der vorgelagerten Sierra Pintada beteiligt sind.
Auf der unregelmäßigen Oberfläche dieser Formationen
liegt in der Kordillere allgemein das Transgressionskonglomerat
des Lias. Die Litoralfacies am Rande des Gebirges besteht
aus Sandsteinen und Konglomeraten, die in Senken des Unter-
grundes, wie am Atuel, eine bedeutende Mächtigkeit erreichen.
Sie führen dort zunächst Pflanzenreste und einige mittel-
liasische, marine Versteinerungen (Amaltheus, Spiriferina,
Vola alata), schließlich aber eine überall verbreitete ober-
liasische Fauna mit Harpoceras subplanatnm, Hildoceras
commense, Psettdomonotis substriata~). Die sandige Facies
geht lokal in eine kalkige und dann weiter im Westen ganz
allgemein in eine eruptive, aus mächtigen, gebankten Porphyrit-
tuffen aufgebaute über.
Der Dogger beginnt mit dunklen Harpoceratenschiefern
mit Posidonomya a/pina, sie enthalten die von BURCKHARDT
vom C°- Puchen und Santa Elena beschriebenen Ammoniten-
formen. Über diesem Horizont sind stellenweise Kalkbänke
mit Stephanoceras entwickelt, dann folgt ein mächtiger
Komplex, der aus sandigen Mergelschiefern und Sandkalken
besteht, in denen man nur selten ein kaum bestimmbares
Sphaeroceras findet. Im Südosten am Rio Diana ante werden
diese Schichten durch graue sandige Kalke voll Gryphaea
calceola vertreten, und gegen Westen gehen sie zunächst in
') Die Stratigraphie des marinen Juras an den Rändern des
pazifischen Ozeans. Geol. Rundschau 1911.
'-') Ich stütze mich hier und im folgenden auf die alter«
Stimmungen, vor allem Burckhardts, da ich mein Fossilmaterial bis
nur vorläufig durchgesehen habe.
— ,570 --
bunte, sandige Mergel schiefer, dann in Porphyritarkose und
schließlich in Porphyritkonglomerate über.
Auch die Sedimente des Bathonien, die ebenso wie die
des Callovien und tiefsten Malms den Ostrand des Gebirges
nicht erreichen, weisen wieder facielle Unterschiede auf. Am
weitesten östlich finden wir Kalke mit Korallen und Echino-
dermenresten, die von brecciösem Dolomit überlagert werden.
Im Innern des Gebirges treten Kalkschiefer und splittrige
Kalke mit schlecht erhaltenen Ammoniten auf, und im Westen
schließlich grüne Tuffsandsteine mit Kalklinsen, die BüRUK-
hakdt Macrocephalites Vergarensw geliefert haben.
In der ganzen Region folgen über den eben geschilderten
Bildungen mächtige Gipsmassen. Am Atuel sind den Gipsen
Kalkschiefer mit Ammonitenabdrücken und hellen Sandsteinen
eingeschaltet. Der ganze Komplex dürfte in diesem Teil der
Kordillere das Callovien vertreten.
Auf den Gipsen liegen im Osten unmittelbar die roten
oder grünen Sandsteine des Malms, denen sich gegen Westen
immer mehr Tuffmaterial und Porphyritkonglomerate bei-
gesellen. In den zentralen Teilen des Gebirges sind an der
Basis der Sandsteine stellenweise Mergel und Kalke entwickelt;
hierhin gehören wahrscheinlich die Schichten von Santa Elena
mit Peltoceras und Aspidoceras, die Buuckiiakdt ins Oxford
stellte.
Nun folgt eine neue Transgression mariner Sedimente,
die mit Konglomeraten beginnt, aber bald kalkig mergeligen
Schichten Platz macht, welche die bekannte reich gegliederte
Tithon-Neocomfauna einschließen.
OberesKimmeridge — tiefst es Tithon. An der Basis
des Komplexes tritt ein 3 — 4 m mächtiger Horizont hervor.
der aus Mergelschiefern, bituminösem, schiefrigem Kalk be-
steht und oben mit einer Lage großer Kalkgeoden abschließt.
Während sich unten nur schlecht erhaltene Perisphincten und
Zweischaler (Aucellen?) finden, enthalten die höheren Lagen,
besonders die Geoden, die von BüR< KUARDT beschriebene
Perisphincten-Virgatitenfauna '). Mit einer auffallenden faunisti-
schen und petrographischen Gleichförmigkeit Hißt sich diese
') Die S ob die an ebnen Formen echte Virgatiten oder
zu der mediterranen Gattung Virgatosphinctes zu -teilen sind, wird die
eitung meiner umfangreichen Ansammlungen, sowie des Materials,
das Dr. Winmiai m;\ am < '"■ Loteno in Neuquen Bammelte, wohl ent-
scheiden lassen. Die von DouviLLrä als Simbirekitet vom C° Loteno
riebenen und in- höhere Neocom gestellten Arten sind, wie Uhlig
rollkommen richtig vermutete, andine virgatiten aus dem Kimmeridge-
'I | ; o
571
Stufe von Neuquen bis zum Aconcagua durch die argentinische
Kordillere verfolgen. — Zone des Perisphinctes äff. pseudo-
lictor, choicensis, Virgatites andesensis (cf. icythicus).
Tithon. In dem darüber folgenden Geodenmergel treffen
wir eine vollkommen veränderte Fauna. Die Kalkknollen sind
oft ganz erfüllt mit den glatten, als Neumayria und I/ap/o-
ceras beschriebenen Ammoniten. Daneben finden sich stark
bewehrte Aspidoceraten und kleine, vielfach variierende Peri-
sphiucten (äff. pseudocolubrinvs u. colubrinoides). Den oberen
Teil der Stufe nehmen gebänderte fossilarme Mergelschiefer
ein. — Zone der Neumayria Zitteli und des Axpidoceras
Steinmanni.
Berriasien. In einen mächtigen Komplex dunkler
Mergelschiefer sind zahlreiche Kalkbänke und Geodenlagen
eingeschaltet, die eine mannigfaltige Fauna enthalten; zu ihr
gehören fast alle die von Steuer als Reineckia und Odonto-
ceras beschriebenen Arten. An der Basis liegen Bänke, die
voll sind von jenen stark variierenden, primitiven Hopliten-
formen aus der Gruppe des //. Köllickeri und Mendozanus.
Daneben finden sich zahlreiche ßerriasella-, aber auch schon
typische Neocomites -Arten (iV. Kaiseri St.) — Zone des
Uoplites Köllickeri — . Es folgen die Zonen der Berria s ella
calistoides, des Steuroceras fOdontoceras) Koeneni, in der
sich zum ersten Male ein Spiticeras einstellt, und endlich
schließt die Abteilung mit einer Kalkbank ab, die gewöhnlich
ganz erfüllt ist mit ßerriasella fraudans St.
Valangien. Hier vollzieht sich ein Wechsel in den
Ablagerungen; an Stelle der schwarzen, grau verwitternden
Kalke und Mergel treten hellere Kalke und Kalkschiefer, die
im Terrain mehr hervortreten. In den tiefsten Kalkbänken
und großen, linsenförmigen Geoden treffen wir eine Invasion
von Spiticeras- Arten , unter denen namentlich Spiticeras
Dame&i allgemein verbreitet ist; daneben kommen Acantho-
cliscuH- und Neocomifes-Formen vor. Für die höher liegenden
plattigen Kalke ist Neocomites transgredicn.s St., der dem
N. neocoiniensis d'Orh. sehr nahe steht, charakteristisch. Im
Osten schalten sich über der Transgredienszone Exogyrakalke
ein, und die tieferen Schichten des Valangien werden am
Rande des Gebirges durch eine litorale Facies mit Zwei-
schalern [Trigonia transitoria, Lucina, Cucullaea) und einer
spärlichen, abweichenden Ammonitenfauna ersetzt1).
Weiter im Süden in Neuquen i.M diese Facies nach den Unter-
suchuDgen Keidels and Wixdhausexs allgemeiner verbreitet
— 572 —
Hauterivien-Barremien? Im Hängenden der ge-
schilderten Bildungen folgt noch eine mächtige Abteilung
fossilarmer Mergelschiefer und plattiger Kalke, die oben mit
einem Dolomit und Gipshorizont abschließt. Außer Abdrücken
von Zweischalern und Gastropoden konnte ich hier nur schlecht
erhaltene Holcodiscus-Formen auffinden.
Gegen Westen nehmen die marinen Sedimente des Tithons
und Neocoms an Mächtigkeit ab, doch greift eine Einschaltung
kalkiger Schichten weit nach Westen in die Porphyritserie
hinein; zu ihr gehören die Exogyrasebiehten im oberen Tin-
guiricatal auf der chilenischen Seite der Kordillere. Abermals
trat das Meer den Rückzug an, und während sich im Westen
wieder Porphyrite auftürmten, kamen im Osten die roten Sand-
steine der oberen Kreide zur Ablagerung. Sie werden gegen
den Rand des Gebirges konglomeratisch und nehmen bedeutend
an Mächtigkeit ab. Hier sind in ihrem Hangenden grüne
Mergel mit sandig-kalkigen uud oolithischen Bänken entwickelt,
die eine brackisch-limnische Gastropodenfauna enthalten. Un-
mittelbar darüber liegt die von BODENBENDER1) entdeckte
kalkige Schichtfolge mit Gryphaea vesicidaris und ( ardita
Morqaniana, die einen Ausläufer der weiter im Süden auf-
tretenden Transgression der Rocastul'e darzustellen scheint.
Abermals folgen bunte Mergel, blaßrote Sandsteine und schließ-
lich grobes Konglomerat und Schotter. Hier finden wir bereits
Komponenten aller älteren Kordillerengesteine, vor allem auch
der die granitischen Intrusionen begleitenden Gangbildungen;
ein Zeichen, daß im Westen die Auffaltung des Gebirges schon
stattgefunden hat.
Wie wir sehen, befinden wir uns in der argentinischen
Kordillere während Jura und Kreide fortgesetzt am < »strande
eines Geosynklinalmeeres, dessen Fluten bald mehr auf den
brasilo-afrikanischen Kontinent übergreifen, bald sich weiter
gen Westen zurückziehen. Da wir tektonische Bewegungen
zu dieser Zeit nicht mit Bestimmtheit nachweisen können,
dürfen wir wohl die Auftürmung mächtiger, submariner vul-
kanischer Produkte für die Schwankungen verantwortlich
machen. Die liasische Transgression, die in unserer Gegend
an der Grenze zum Dogger ihre größte Ausbreitung erreicht,
verflacht sich schnell wieder, und gewaltige Gipsmassen kommen
am Ende dieser Periode zur Ausscheidung. Mit Beginn des-
Malms gewinnen dann die vulkanischen Bildungen die Ober-
Terreno jarasico j cr< Lnde ^rgentino3. Bol
l 392.
— 573 —
band, und aus ihrem Detritus hervorgegangene rote Sandsteine
ersetzen die marinen Sedimente im Osten. Aber schon am
Ende des Kimmeridge brandet das Meer von neuem gegen
Osten vor, und in raschem Wechsel folgen verschiedenartig
Faunen, die sich mit einer merkwürdigen Gleichförmigkeit
über kolossale Strecken verfolgen lassen. Dieselben Tithon-
und Berriasformen, die wir aus Argentinien zwischen dem
:'»."). und 36. Breitegrad kennen, treffen wir in Nordperu unter
8U südlicher Breite wieder. Das spricht für den Rand eines
weiten offenen Meeres und nicht für einen schmalen lang-
gestreckten Golf. Wo die Westküste dieses mesozoischen
Geosynklinalmeeres, der paziiische Kontinent BüRCKHARDTS
und DäCQDES, gelegen hat, wissen wir nicht; doch vermutlich
nicht so nahe, daß man die Konglomerate der Porphyrit-
formation als in der Brandungszone an seiner Küste gebildet
ansehen könnte. In der jüngeren Kreidezeit hob sich unter
den ersten Vorboten der die Anden faltenden Kräfte der ost-
liche Teil der Geosynklinale, und der pazifische Ozean wich
endgültig gegen Westen zurück. Die kurze brackisch -marine
Invasion, die wir am Ostrande des Gebirges an der Grenze
von Kreide und Tertiär beobachteten, scheint aus Südosten
gekommen zu sein. Auch sie muß bald der von Westen gegen
Osten ausklingenden Gebirgsbildung weichen.
Recht verschieden ist der Bau des Gebirges, der durch
diese Bewegungen der ersten Phase hervorgerufen wurde. Im
Norden, am Rio Diamante, sind die mesozoischen Sedimente
zwischen den im Osten auftauchenden Quarzporphyrmassen,
Graniten und paläozoischen Schichten der "Vorkordillere und
der mächtigen Porphyritserie im Westen zu steilen, dicht-
gedrängten Falten zusammengeschoben. Ja weiter nordwärts,
iD der Gegend des Aconcagua, führte die Zusammenstauchung
der nachgiebigen Sedimente zwischen den schwerer beweglichen
Massen zur Schuppenstruktur, wie uns die interessanten Beo-
bachtungen Schillers zeigen1). Schließlich kam es dort in
den Gipsraassen sogar zu ausgedehnten Überschiebungen der
mesozoischen Sedimente über die tertiären Abtragungsprodukte
des eben entstandenen Gebirges. Diese intensive, überall
deutlich gegen Osten gerichtete Faltung können wir nach
Süden bis an den Rio Salado verfolgen, wo es in den Ost-
schenkelu der Dach dieser Richtung übergelegten Falten noch
zu kleinen Überschiebungen kommt. Weiterhin wechselt der
') La alta Cordillera de San Juan v Mendozx Ann. Minist.
ult. Buenos Air. - 1912.
— 574 —
Bau des Gebirges. An Stelle der in meridionaler Richtung
weithin verfolgbaren Falten treten unregelmäßige Antiklinalen,
die durch transversale Abschnürungen eine blasen- oder kuppel-
förmige Gestalt bekommen. Die Faltungsrichtung wird un-
bestimmt; wo der Zusammeuschub etwas intensiver war, finden
wir bald gegen Westen, bald gegen Osten überkippte Schenkel.
Auch hier führen die plastischen Gipsmassen zu lokalen
Komplikationen, und regionale, in nordost-südwestlicher Rich-
tung verlaufende Sprünge, die im Anschluß an die Faltung
entstanden, beginnen eine bedeutende Rolle im Bau des Ge-
birges zu spielen.
Mit dem Wechsel in der Struktur fällt das stärkere Her-
vortreten der granitischen Intrusionen zusammen, die der Auf-
faltung auf dem Fuße folgten. In perlschnurartig an- und ab-
schwellenden Massen, wie es STEINMANN1) aus Peru und
Bolivien beschrieben, durchziehen sie in meridionaler Richtung
das Gebirge. Von echten Graniten mit typischer Tiefen-
gesteinsstruktur lassen sich alle Übergänge beobachten zu Ge-
steinen mit andesitischem Gefüge. Sie bilden entweder aus-
gedehnte Intrusivlager in den Sedimenten, die sie aufblätter-
ten und dislozierten, oder sie durchbrachen die Schichten in
mächtigen Stöcken, wobei Aufschmelzung eine bedeutende
Rolle gespielt haben mag. Die mesozoischen Ablagerungen
sind in ihrer Umgebung hochgradig kontaktmetamorph ver-
ändert und von Hornblendeandesitgängen durchschwärmt.
Als die gebirgsbildenden Bewegungen erloschen, Intrusi-
onen und Gangbildungen erfolgt waren, begann eine ausgedehnte,
effusive, vulkanische Tätigkeit. Als Analogon zu der meso-
zoischen Porphyritformation bildete sich während des jüngeren
Tertiärs eine mächtige Serie, aufgebaut aus Akkonglomeraten,
Tuffen und Decken andesitischer und schließlich auch basalti-
scher Gesteine. Sie liegt im Innern des Gebirges in den De-
pressionen des jungen, der Faltung noch eng angeschmiegten
Reliefs, erreicht durch die transversalen Abschnürungen in den
Antiklinalen (alte <v»uertäler) den Ostrand des Gebirges und
breitet sich dort in den angegliederten Mulden über den alt-
tertiären, von der Gebirgsbildung noch in Mitleidenschaft ge-
zogenen Konglomeraten und Schottern aus. Die hohen, ">000 m
erreichenden Berge zu beiden Seiten des Atuels sind ganz aus
diesen Bildungen aufgetürmt*), und da die Decken von ihnen
birgsbildung und Massengesteine in der Kordillere Süd-
amerikas. Geol, Rundschau 1910.
\ 1 1 . • l : der AcoDcagua ist aus d
57 '6
nach allen Richtungen hin abgeflossen sind, dürften sie als
Reste alter Eruptionsherde anzusprechen sein.
Mit Beginn des Diluviums setzte eine neue Dislokations-
phase ein, die sich vorwiegend in vertikalen Bewegungen
äußerte und eine bedeutende Heraushebung des ganzen Ge-
birges zur Folge hatte. Die vulkanische Tätigkeit erlitt eine
neue Belebung. Allenthalben am Ostrande des Gebirges kam
es zu basaltischen Ergüssen, während im Westen die großen
diluvialen Vulkane entstanden, die heute zum Teil noch nicht
vollkommen erloschen sind. In den Tälern und am Rande
des Gebirges liegen Lavaströme und Aschentuffe dieser Erup-
tionen auf den älteren diluvialen Niveaus. Im zentralen Teile
aber haben die Produkte der großen Vulkane die tertiären
Reliefs fast vollkommen aufgefüllt und so auf weite Strecken
hin einen plateauartigen Charakter geschaffen.
Wie wir sehen, bestätigen und erweitern meine Beobach-
tungen die älteren Darstellungen, die BukCKIIAKDT1) und
KkideL2) vom Bau dieses Teiles der argentinischen Anden
gegeben haben, ohne in wesentlichen Punkten mit ihnen in
Widerspruch zu geraten. Faltung, gefolgt von Intrusionen,
vertikale Heraushebung und schließlich effusive, jungvulkani-
sche Tätigkeit waren hier die gebirgsbildenden Faktoren.
29. Die saxonische „Faltung".
Von Herrn Hans Stille.
Eine Antwort auf die Verhandlungen anläßlich
der Hauptversammlung der Deutschen Geologischen Gesellschaft
zu Greifswald am 10. August 1912 3).
(Mit 5 Textfiguren.)
Leip2 ig, den 1 . Juli 1913.
Auf der Versammlung der Deutschen Geologischen Gesell-
schaft zu Greifswald im August 1912 ist, wie sich dem
inzwischen erschienenen Protokoll entnehmen läßt, die jüngere
') Profils geologiques transvereaux de la Cordil
cliilienne. Ann. [iluseo de la Plata 1900.
-) Über die Geologie einzelner Teile der argentinischen Anden.
Sitaangsber. d. k. k. Akad. d. Wissensch. Wien r."
:i) Vgl. Monatsberichte der Deu! eben Geol. Ges. 1912, S. t"/7 ff
— 57 ß —
(saxonische) deutsche Gebirgsbildung ausgiebig zur Sprache
gekommen und speziell die Frage diskutiert worden, ob
„Faltung" oder „Senkung" das Wesen der saxonischen Ge-
birgsbildung ausmacht. Eine Art Resolution ist unter Vorsitz
von Herrn FitECH über diese Frage (a. a. 0., S. 481) gefaßt worden :
„Entgegen der Annahme einer saxonisch-kimmerischen
Faltung wird der Gebirgsbau Mittel- und Norddeutschlands
in mesozoischer und nachmesozoischer Zeit von Senkungs-
erscheinungen beherrscht. Fältelungen und auch Faltungen
treten nur als Nebenerscheinungen an den Bruchrändern
auf. Auch die SüESSsche, im „Antlitz der Erde" ver-
schiedentlich ausgesprochene Anschauung entspricht der
Ansicht, daß Senkung die mesozoischen Schollengebirge
beherrscht."
Nach alten Erfahrungen, denen neue hinzuzufügen man
sich hüten sollte, können aber durch Resolutionen wissen-
schaftliche Fragen nicht erledigt werden, das hätte man
sich auch in Greifswald sagen sollen, als man nachdrücklich
Wert darauf legte, die Meinung einzelner, die sich in Greifs-
wald gerade zusammengefunden hatten und auch dort keines-
wegs ohne Widerspruch geblieben waren, als eine Art Ver-
dikt gegen die saxonische „Faltung" zu proklamieren.
Die Greifswalder Verhandlungen über die mitteldeutsche
Gebirgsbildung bieten mir die Veranlassung, noch einmal auf
die „Senkungstheorie" einzugehen und zu zeigen, inwiefern
sie mit gewissen grundsätzlichen Erfahrungen, die sich aus
den geologischen Verhältnissen des deutschen Bodens ergeben,
unvereinbar ist. Allerdings scheinen in Greifswald gerade die
für diese Frage entscheidenden Verhältnisse, auf die ich
schon früher einmal hingewiesen habe, jedoch an einer Stelle,
die vielen Fachgenossen vielleicht nicht recht zugänglich ist'),
überhaupt nicht zur Sprache gekommen zu sein. Ent-
scheidend, ob „Senkung" oder „Faltung" und damit „Ab-
wärts"- oder „Aufwärts"-Bewegung der unter dem Einflüsse
tektonischer Kräfte ihre Lage verändernden und sich weithin
zu Sätteln und Mulden formenden Gesteinsmassen eingetreten
sei, ist aber der Vergleich der Höhenlage der Gesteins-
massen vor und nach dem tektonisclnin Ereignisse in bezug
auf die uns einigermaßen verfügbare Höhenmarke, nämlicli den
Spieg<] der Hydrosphäre.
H. Stille: l'i'1 Faltung des deutschen Bodens und des Salz-
Zeitschr. „Kali", V. Jahrg. 1911, Hefl IG 17 vgl. spez. Seite 7
— 577 —
In mehreren Schriften der letzten Jahre, die sich mit
der saxonischen „Faltung"' des deutschen Bodens I "schuftigen,
habe ich den Weg verfolgt, die nachweisbaren tektonischen
V<u'L'änge zunächst einmal möglichst genau hinsichtlich ihrer
Zeitlichkeit festzulegen1). Es ergibt sich auf diese Weise
der tektonische Zustand in einander folgenden Erdperioden, und
aus dem Vergleiche dieser Zustände und der Feststellung der
Veränderungen, die von Fall zu Fall eingetreten sind, enthüllt
sich uns der tektonische Werdegang. Die Studien über die
Geologie des deutschen Bodens haben mich dazu geführt, ganz
besonderen Wert auf die Unterscheidung „epirogenetischer"
und „orogenetischer" Vorgänge zu legen, — und in welchem
Umfange auf Grundlage dieser Unterscheidungen gewisse Grund-
auffassungen der Tektonik einer Revision unterzogen werden
müssen, mag sich aus den nachfolgenden Ausführungen ergeben.
Es sei mir erlaubt, aus früheren Veröffentlichungen hier das-
jenige zu wiederholen, was bei der Entscheidung über eine
„Faltung" des deutschen Bodens ganz besonders in Frage kommt.
Epirogenetische und orogenetische Vorgänge führen zu
Bewegungen der festen Massen in der Lithosphäre. Die
epirogenetischen Vorgänge sind „säkulare" Erscheinungen,
gehen mehr oder weniger gleichmäßig durch die langen
Perioden der Erdgeschichte fort und äußern sich im Sinken
der Sedimentationsräume (Geosynklinalen) und im Aufsteigen
der Festlandsschwellen. Die „kontinentalen'" Bewegungen der
jüngsten geologischen Vergangenheit und der Jetztzeit sind ihr
tilg. Schon die Mächtigkeit der Sedimente in bestimmten
Gebieten, überhaupt der Begriff der Geosynklinale, erfordert
die Vorstellung der epirogenetischen Bewegungen. Zu ge-
waltigem Ausmaße summieren sich die jeweilig nur kleinen Ab-
senkungen in langen Zeiten, wie uns die Mächtigkeit der
Sedimente in manchen dieser sinkenden Räume, z. B. im
Niederdeutschen Becken, lehrt. Auch die säkulare Aufwölbung
der Kontinentalschwellen ist unbestreitbar. Wie sollte man
sonst ungezwungen erklären, daß die Kontinentalschwellen
durch lange Perioden hindurch in oft gleichbleibender Um-
randung fortbestehen, ohne völlig eingeebnet und überflutet zu
werden, und daß sie durch lange Perioden der Brdgeschichte
1 Das Alter der deutsche» Mittelgebirge. Zentralbl. F. Min. f. I
S. 270. — Die mitteldeutsche RahmenfaltuDg 3. Jahresber. d. Nieder-
säcli.-. geol. Vereins, 1910, S, 111. Senkungs-, Sedimentations- u,
Faltungsräume. Lle I I. internat. Stockholm, 1910, S. 819fl
I» ind der Lüneburger Heide usw. 4. Jahresber. d. Ni<
ins, 1911, S. '-
.",7s
die Lieferanten des Sedimentes für die Geosynklinalen bleiben?
Während allerdings die Einweihung der Geosynklinalbezirke
in der morphologischen Form des Troges usw. sich aus-
drückt, tritt die Aufwölbung der Festlandsschwellen morpho-
logisch nicht oder kaum in Erscheinung, da sie immer wieder
durch die Denudation der jeweilig aufgestiegenen Massen
kompensiert wird. Noch heute sehen wir solche Kontinental-
schwellen sich aufwölben; man blicke nach Fennoskandia und
zum Kanadischen Schild. Den epirogenetischen Bewegungen
liegt meiner Auffassung nach ein flacher Wellenwurf großer
Spannweite zugrunde, und dabei sind die Geosynklinalen die
Wellentäler und die Festlandsschwellen die Wellenberge. Dieser
epirogenetischen „Wellung" großer Spannweite („Undation"
cJ>enudationsgeBiet Säfiutare Cl6wärtsScwc<]img
Säkulare QufivÜrts&ewegung
Sedimentationsgeßiet
Fig. 1.
Säkulares Aufsteigen der Festlandsschwellen und Einsinken der
Sedimentationsbecken.
osyoklinalgebiete durchläuJ -■■■ • ht .m die Lagen xb vc usw. In-
zwischen wurde die Landoberfläche uix die Lagen xb], .n-, usw. erreichen, wenn
nicht die Denudation das jeweilig Herausgehobene wieder abtrüge und zur
nklinale schaffte. Die Landoberfläche ara, bleibt damit einigermaßen .■■■-
wahrt, wenn auch immer neue und von unten sich nachschiebende Q<
missen an ihr ausstreichen1).
l) Man wende nicht ein, daß mit solchen Vorstellungen die
lokale Erhaltung z. B. mesozoischer Sedimente im Bereiche der
llen anvereinbar ist. Wo sie sich linden (Triersche Bucht, Elbe-
zone in Sachsen . bandeil es -ich um lokale Versenkungen oder, wie
aus paläogeographischen Verhältnissen erkennbar ist, um epiro genetisch
angelegte und fortgebildete Senkungszonen „zweiter Ordnung", wie
sinkende Spezialbecken inmitten oder in randlichen Einbuchtungen
tufsteigenden Festlandsscbwellen. Eine Rolle spielt bei d
Verhältnissen in vielen Fällen das Auftreten mehrerer Druckrichtungen
nicht nur in der genetischen, sondern auch in der epirogenetischen
Ausgestaltung des Untergrund
Wie die großen Senkungsfelder zwischen den großen Festlands-
schwellen "ft genug als Geosynklinalen angelegt waren, so sind
lie inmitten der großen Festlandsschwellen auftretenden
> öden „\ in i ielen Fälli b in epiro-
chen Spezialbe< - [furchen vorgezeichnet gi
— 579 —
des Bodens) stehen die orogenetischen Erscheinungen der
„Faltung" („Undulation") gegenüber.
Die orogenetischen Vorgänge sind episodische Ereignisse,
und mit ihnen entstehen Falten, Überschiebungen und Ver-
werfungen. Bedeuten die epirogenetischen Verhältnisse gewisser-
maßen eine tektonische Evolution des Bodens, d. h. eine
durch lange Perioden und gleichsinnig sich fortbildende Aus-
gestaltung, so habe ich anderseits die episodisch eintreten den
orogenetischen Vorgänge, die zu einer völligen Umwälzung der
Verhältnisse in den Geosynklinalen oder wenigstens in deren
Randgebieten führen und während der Dauer ihrer Wirk-
samkeit den Bewegungssinn der Geosynklinalmassen weithin
völlig umkehren, als Erd revolutionen bezeichnet; da-
bei sind Form und Intensität der erdrevolutionären Er-
scheinungen in hohem Maße durch die vorangegai
Evolution des Bodens bestimmt1). Daß die orogenetischen
Vorgänge nun Ereignisse ganz bestimmter, und zwar eng um-
grenzter Zeiten sind, ist aus den geologischen Verhältnissen
des deutschen Bodens leicht ersichtlich und wird auch von
denjenigen Fachgenossen ohne weiteres zugegeben, die sich in
Greifswald gegen eine saxonische „Faltung'' gewandt haben.
Für die Beurteilung der Frage, ob die saxonische Ge-
birgsbildung auf „Senkungen" oder „Faltungen" hinaus-
kommt, ist von fundamentalster Bedeutung, daß schon vor
den tektonischen Phasen, in denen doch die Zerstückelung
des Bodens in Schollen erfolgte und die „Senkungen" sich
abgespielt haben sollen, unsere großen „Senkungsfelder" um
gewaltige Beträge, in einzelnen Fällen um Tausende von
Metern, gegenüber den großen „Horsten" (z. B. der Rheinischen
Masse)2) gesunken waren (vgl. Fig. 3). Diese Senkung ging auf
>• p i rogenetische Vorgänge zurück, und bisher ist jedenfalls
noch nicht erweisbar gewesen, daß schon bei der Entstehung
und Fortbildung der deutschen Sedimentationsbeckeu entlang
deren Rändern Verwerfungen aufgerissen wären.
II. Srn.i.i:: Tektonische Evolutionen und Revolutionen in der
Erdrinde. Antrittsvorlesung Leipzig 1913 Veit & Co.
• I ntei den großen „Horsten" und „Massen" vei
olgenden Ausführungen speziell die Böhmische Masse, die Rheinische
die Skandinavische Klasse, d. h. die ausgedehnten und -
„Undationssch wellen" b. oben), Betreffs der in etwas größerem Uni
fange auch von „Undulationen" betroffenen kleineren Rahmen Har
usw. vgl. „Senkungs-, Sedimentations- und Faltungsräume", a. a. 0
- 827 u. 832
— 580 ' —
Die zeitliche Analyse der tektonischen Vorgänge, zu der
■wir erfreulicherweise im deutschen Boden bei dem hohen
Grade seiner Erforschung schon in ziemlich weitem Umfange
imstande sind, spricht ein vernichtendes Urteil gegen die
ganze „Senkungstheorie'', denn sie führt uns unzweideutig
vor Augen,
daß in den tektonischen Phasen, d. h. in den-
jenigen, in denen die „Senkungen" gegenüber
den großen „Horsten'' eingetreten sein sollen,
der in Sättel und Mulden sich legende und dabei
vielfach in Schollen zerreißende Inhalt der
Sedimentationsbecken aufwärts gegenüber den
präexistierenden alten Massen, den späteren
großen „Horsten'', und auch aufwärts gegenüber
dem ozeanischen Spiegel, bewegt worden ist.
In den epirogenetischen Zeiten sinken die Becken
zwar ein, aber in den orogenetischen Phasen steigen sie
auf, und bei dieser Auf wärtsbewegung des Bodens entstehen
die Verwerfungen, entlang denen nach der Senkungstheorie
die Schollen sich abwärts bewegt haben sollen. Dabei ent-
stehen auch die Sättel und Mulden, denen zwar R. LaCH-
MANN nur nach ihrer morphologischen Gestaltung, nicht aber
nach ihrer Entstehung die Bezeichnung Sättel und Mulden
zukommen lassen will. Vor der „kimmerischen" (jungjurassi-
schen) Faltung liegen z. B. die Gesteine der älteren Formationen
im Niederdeutschen Becken tief versenkt unter den jüngeren
Gebilden (Fig. 2 a), die über ihnen im Laufe der geologischen
Zeiten abgesetzt worden sind; nach der Faltung sehen wir aber
diese vorher tief versenkten Schichten im Kerneder „Sättel" am
Aufbau der Landfl ächen teilnehmen, über die nach Wieder-
einsetzen der „Evolution" (erneute Senkung!) die postkimme-
rische T ransgression dahingeht (Fig. 2b); mit der Faltung haben
sie als" den Weg aus großer Tiefe bis zum Niveau des ozeanischen
Spiegels und über diesen hinaus zurückgelegt. Ganz ähnlich
ist die Sachlage in den jüngeren orogenetischen Phasen der
saxonischen Gebirgsbildung: immer vollzieht sich in diesen
eine ., A u f wärtsbewegung" epirogenetisch gesunkener Gesteins-
■ in. Weithin haben also die orogenetischen Phasen, z. B,
im Niederdeutschen Becken, Festländer geschaffen und tief
Ifende Denudationen eingeleitet; das alles spricht nicht
für ..als Ganzes absinkende größere Beckenmassen ", Bondern
für 11 erausheb u ng der Beckenmassen.
allerdings bat die orogenetische Aufwärts-
bewegungder Beckeninhalte die vorangegangene epiro-
58 1
genetische Abwärtsbewegung in der Mehrzahl der Fälle
nicht kompensieren können (siehe Fig. 3), und so er-
scheinen trotz der Faltungen und trotz der Aufwärtsbewegung
die Sedimentationsräume noch gesunken gegenüber den großen
„Horsten". Im wesentlichen darauf, daß bisher kaum unter-
schieden worden ist, was auf säkulare (epirogenetische) und
Fig. 2a.
-5
\SOO-1O00m Sediment
Fig. 2 b.
} der unteren
Kreide
Fig. 2.
Schematische Darstellung der „Aufwärts',bewegung der Schichten durch
ilie kimmerische Faltung im nordöstlichen Yorlande der Rheinischen
Masse.
Fig. 2a veranschaulicht die Lage einer bestimmten Schicht. /.. B. der
b'.it - Muschelkalk-Grenzschicht, zum ozeanischen Spiegel -
vor der kimmerischen Faltung.
Fig. 2b veranschaulicht ihre Lage zum ozeanischen Spiegel Sx — S,
nach der kimmerischen Faltung und nach Wiedereiuebnung
und Überflutung der kimmerischen Ketten.
was auf eigentliche tektonische („orogenetische") Beweg
zurückgeht, beruht die unrichtige Vorstellung, daß in den
tektonischen Phasen im deutschen Boden Senkungen an
großen Bruchlinien eingetreten seien.
Die Bruchlinien, die unsere großen Horste weithin um-
säumen und in vielen Fällen annähernd alten Küsten
582
folgen, sind nicht aufgerissen bei der epirogenetischen Ab-
wärtsbewegung der Becken, sondern in den orogenetischen
Phasen, d.h. bei einer A u fw ärtsbewegung vorher gesunkener
Gesteinsmassen. Die Aufwärtsbewegung des sich in Sättel
und Mulden legenden und dabei vielfach in Schollen zerfallen-
den Beckeninhaltes ist aber ein Faltungs Vorgang, auch wenn
die Formen, zu denen diese Faltung geführt hat, gegenüber
dem normalen Bilde der Faltung teilweise etwas ungewöhnlich
sind. Ich komme hierauf zurück.
Jestfandsscfiwcflje
Fig. 3.
Schematische Veranschaulichung des Betrages der epirogenetischen
Abwärtsbewegung (abwärts zeigende Pfeile) und der orogenetischen
Abwärtsbewegung (aufwärts zeigende Pfeile) einer Schicht des
Niederdeutschen Beckens, bezogen auf das Niveau des ozeanischen
Spiegels1).
Die bisherigen Betrachtungen über das „Aufsteigen" und
„Absinken" der Gesteinsmassen bezogen sich auf diejenige
Höhenmarke, die uns zunächst zur Verfügung steht, nämlich
auf den ozeanischen Spiegel. Wer den Spiegel des Ozeans
durch lange Perioden der Erdgeschichte hindurch für eine
einigermaßen feststehende Marke hält, wie z. B. R. LACHMANN,
oder wer ihn auch nur für feststehend hält für solche kürzeren
Zeiten, in denen eine Phase der saxonischen Gebirgsbildung
liegt, wie für die Zeit des jüngeren Weißen Jura, müßte
schon nach obigen Auseinandersetzungen die Vorstellung einer
Senkung der Schollen in den orogenetischen Phasen unbedingt
ablehnen. Es isl Dach den einfachen, in Fig. 2 veranschau-
I Die li^messuDg der epirogenetischen Absenkung einer Schicht
oach dem Niveau des ozeanischen Spiegels ist zwar mir annähernd
da die Schicht nicht im Niveau de Spiegels, sondern etwas
liesem enl D Differenz spielt aber keine Rollei
583
lichten Überlegungen einfach ein Unding, Anhänger der Isostasie
zu sein und dabei doch an dem „Senkungsmechanismus" zur
Erklärung der tektonischen Verhältnisse des deutschen Bodens
festzuhalten. Gegenüber derartig klaren Verhältnissen sollte
man mit „modifizierten Sinusoiden" und sonstigen „Deforma-
tionskurven" zu Hause bleiben.
Etwas komplizierter gestaltet sich die Sachlage für den-
jenigen, der im Sinne der Kontraktionstheorie den ozeanischen
Spiegel nicht als eine durch die geologische Vorzeit hindurch
einigermaßen konstante, sondern als eine vorübergehend oder
Fig. 4.
Schematische Veranschaulichung der Faltung einer Geosynklinale
zwischen zwei Rahmen im Sinne der Kontraktionstheorie.
Die starren Rahmen I und n sinken ohne wesentliche Kompression. I>ie
komprimablen Gesteine der Geosynklinale werden zusammengeschoben und
erhelien sich in Falten über die Rahmen1).
auch durch längere Zeiten mit der ganzen Erdkruste sinkende
Höhenmarke betrachtet. Wir müssen versuchen, unter Zu-
grundelegung der Kontraktion der Erde von den „relativen"
Betrachtungen über „Aufsteigen" und „Absinken" der Gesteins-
massen zu „absoluteren" zu gelangen. Wie stellt sich überhaupt
eine typische Faltung im Sinne der Kontraktionstheorie dar?
■) Dabei können die Falten den Bezirk des „Muttermeeres", aus
}ie geboren sind, ganz erfüllen, 'der es kann schon in den
Randbezirken der für die ganze Geosynklinale erforderliche Zu-
sammenschub erzielt Bein.
Auf das in obiger Skizze schematiscb angedeutete Über<
der falten über die Massive, zwischen denen die Geosynklina
faltet wird, wies ich schon früher Tektonische Evolutionen und Re-
volutionen, I. •'., S. 26 hin. Damit vergleiche man die inzwischen
von C. Eli mba eil Versuche über Gebirgsbildung. Neues Jahrb. f. Min.
Beil l>. XXXV, S. i.s'.MV. veröffentlichten Experimente, die mir
sehr beachtenswert erscheinen.
— 584 —
In Skizze 4 liegt zwischen zwei relativ starren .Massen
(I und II) die von flachen und leichter faltbaren Schicht-
tafeln erfüllte Geosynklinalc III. Die allgemeine Kontraktion
der Erde zwingt das Erdstück a b c d, sich dem kleineren
Raum a b' c' d einzupassen. Dabei erhält der starre Block I
die Lage Ia, der starre Block II die Lage IIa, ohne daß in
ihnen sonderlich starke Zusammenpressung erfolgte. Das
komprimable Erdstück HI findet nun aber keinen Platz mehr
zwischen Ia und IIa und muß über die Lage b' c hinaus in Form
von Falten aufragen, die aus der Zusammenpressuug zwischen den
starren Massen resultieren. In dem Erdstück III ist die „allge-
meine" Absenkung der Erdkruste, die in unserem Falle aus der
Lage a b c d zu der Lage a' b' c d' führen müßte, teilweise kom-
pensiert durch die aus der starken Zusammenpressung des
Zusammenpreßbaren hervorgehende Faltung. Im Sinne der
Kontraktionstheorie haben wir also bei den starren Massen I
und II unkompensierte, in dem Geosynklinalgebiete III
durch Faltung teilweise kompensierte Senkungen, d. h.
relative Hebungen gegenüber den „Rahmen". Die Rahmen sind
also unter Zugrundelegung der Kontraktionstheorie in den oro-
genetischen Phasen stärker als die Massen der Geosynklinal-
bezirke, wenigstens soweit diese der Zusammenpressung unter-
liegen, gesunken. Absolut gesprochen im Sinne der Kon-
traktionstheorie sinken die sich faltenden Gesteine weniger als
die starren Massen, relativ gesprochen erheben sich die
Faltungsgebiete über die alten „Massen". Das Sinken der
alten „Massen"' entspricht aber annähernd der allgemeinen
Absenkung der Lithosphäre und damit auch der Hydrosphäre
und somit annähernd1) dem Sinken des ozeanischen Spiegels.
"Wie sich, vom Standpunkte der Kontraktionstheorie be-
trachtet, die Sachlage bei der zwischen den Rahmen sich ab-
spielenden saxonischen Gebirgsbildung verhält, ergiebt sich
aus nachfolgenden Überlegungen.
') Dem allgemeinen Sinken der Lithosphäre entspricht im Sinne
der Kontraktion stheorie das Sinken des ozeanischen Spiegels deswegen
nur annähernd, weil sich nach der Senkung die gleiche Wasser-
auf eine Erde von kleinerem Durchmesser und folglich kleinere]
Oberfläche verteilt und dadurch ein geringes Anschwellen des Flfi
nüber dem Pesten herbeigeführt wird.
Der Ge ichtspunkt, daß mil fortschreitender Kontraktion der Erde
der vorhandene und durch vulkanische Phenomene sich sogar noch
rnde Wasservorraf einer immer kleiner werdenden Erde zugehören
käme im Sil der Kontraktionstheorie auch zur Erklärung da-
für in Frage, d;<ß eigentliche Tiefseebildungen größerer Aus-
dehnung erst, Boweil wir diesen Verhältnissen nachkommen können,
eine Errun \*-i Zeiten unserer Erde Bind,
— 585 —
Palilographische Betrachtungen unter besonderer Berück-
sichtigung der faciellen Verhältnisse der Schichten zeigen, daß
durch längere Perioden hindurch gewisse Randzonen alter
Massen, z. B. der Rheinischen Masse, ziemlich übereinstimmende
Lage bewahrt haben. Dazu handelte es sich in solchen Fällen,
soweit sich die Verhältnisse beurteilen lassen, um flache
Landschwellen oder wenigstens doch um flache Küstenzonen,
die von flachen Meeresbecken umgrenzt werden, so daß schon
relativ geringe Veränderungen in der Höhenlage der alten
Massen zum ozeanischen Spiegel die Konturen ganz außer-
ordentlich verändern mußten. Von ganz besonderer Be-
deutung sind diejenigen Fälle, in denen die Ränder solcher
Massen in annähernd alter Lage wieder erscheinen, trotzdem in-
zwischen erhebliche Gebirgsbildungen eingetreten waren und
vorübergehend die Konturen dadurch verändert hatten, daß sie
der Einebnung bald wieder verfallende und versinkende Ketten
an die Massen angliederten. So stimmt z. B. der Nordostrand
der Rheinischen Masse vor der kimmerischen Faltung, d. h.
im Weißen Jura, annähernd überein mit dem Nordostrande
im Neocom, d. h. nach der kimmerischen Faltung und nach
Wiederüberflutung der im Gefolge der kimmerischen Faltung
vorübergehend entstandenen Festlandszonen. Im Gegensatz zu
den tiefgehenden Veränderungen, die sich im Bereiche der
Sedimentationsbecken hinsichtlich der Lage der Gesteins-
massen zum ozeanischen Spiegel vollziehen, bleibt die Lage
der alten „Dauerländer" zum ozeanischen Spiegel ziemlich
gewahrt. Das bedeutet aber, wenn wir im Sinne der Kon-
traktionstheorie den ozeanischen Spiegel als eine sinkende
und besonders in den orogenetischen Phasen sinkende
Höhenmarke ansehen, daß die alten Massen sich etwa
wie der Spiegel des Ozeans, d. h. etwa entsprechend
der „allgemeinen" Absenkung der Erdkruste, bewegt
haben.
Wir betrachten nun an Hand der ganz schematisch
gi-lialtenen Figur 5 einen speziellen Fall der saxonischen
Gebirgsbildung in dem Randgebiete eines Sedimentations-
beckens und einer alten Masse unter Zugrundelegung
der Kontraktionstheorie. S — S gibt die Lage des
ozeanischen Spiegels vor einer Phase der saxonischen Ge-
birgsbildung, St — S, die Lage desselben nach einer solchen
an. Eine bestimmte Schicht, die vor der Faltung (vgl. die
ausgezogene starke Linie) weithin tief unter dem Meeres-
spiegel lag, ist mit der Faltung diesem erheblich genähert,
ja sogar teilweise über ihn hinausgehoben worden. Die Pfeile
40
- Ö86 —
geben uns den Betrag der Absenkung: die alte Masse (Fest-
landsschwelle) ist etwa mit dem Meeresspiegel, d. h. etwa ent-
sprechend der allgemeinen Absenkung der Lithosphäre, ge-
sunken und dabei zu einem „Horst" geworden; die in Schollen
sich auflösenden Gesteine des Sedimentationsbeckens sind aber
zurückgeblieben gegenüber der „allgemeinen" Absenkung der
Lithosphäre, die in der zentripetalen Bewegung des ozeanischen
Spiegels zum Ausdrucke kommt, und dieses relative Auf-
steigen des Beckeninhaltes gegenüber den umrahmenden
•)
SfestfandsscRweßk
b)
. J&orst "
Fig. 5.
Schematische VeranschauTiuhung einer saxonischen „Faltung" im Sinne
der Kontraktionstheorie.
Beträge des Sinkens der zum „Horst" werdenden Fest-
landsschweüe und - nicht der Geosynklinale an. A.mtii
gesunken (nämlich annähernd wie der ozeanische Spiegel n* n,n ' i^i der
Horst".
Massen vollzog sich unter weitgehender Zerstückelung der
Schichten und vielfacher Verschiebung der Schollen gegen-
einander.
Die in den Sedimentationsbecken entstehenden Brüche
sind also Begleiterscheinungen der relativen Aufwärts-
gung der Geosynklinalmassen, die infolge ihrer Anpassung
an ''ngeren Raum eintritt.
Wie aus vorstehendem ersichtlich ist, liegen die Ver-
hältnisse bei der saxonischen Gebirgsbildung, wenn
wir ihrer Deutung die. Kontraktionstheorie zugrunde legen,
im Prinzip durchaus ähnlich wie in den Fällen
„typischer" Faltung. Die Gest< en streben infolge
— 5H7 —
der Kontraktion der Erde in die Tiefe und Kompressionen
müssen eintreten. Sie geschehen nicht oder kaum auf
Kosten der starren Rahmen, die mehr oder weniger „unkom-
pensiert" sinken, sondern in erster Linie auf Kosten der leicht
komprimablen Gesteine der alten Sedimentationsräume, und
hier habeu wir, wie in den „echten" Faltungsgebieten, in-
folge seitlicher Kompression „kompensierte" Senkungen
des Komprimablen. Spannungsauslösungen an den Grenzen der
unkompensiert sinkenden alten „Massen ' und der im Sinken
teilweise kompensierten Bezirke (Geosynklinalen) führen zu
erheblichen Verwerfungen in den Grenzzonen eben zu
jenen Verwerfungen, die heute die großen „Horste" umranden
und in vielen Fällen in alten Küstenlinien Torgezeichnet
waren.1)
Die Senkungstheorie entstammt der Zeit, in der man
über den alten Massen so ziemlich die gesamte mesozoische
Schichtfolge vor den tektonischen Phasen in annähernd gleichem
Niveau wie in den späteren Senkungsfeldern annahm. Die
„Horste" sollten in den tektonischen Phasen stehengeblieben
sein, während die „Senkungsfelder" in die Tiefe gingen.
Zu ganz anderer Auffassung sind wir gekommen, und der
stärkste Kontrast gegen die ältere Auffassung drückt sich
wohl darin aus, daß die sogenannten großen „Horste"
nunmehr als die in den tektonischen Phasen tiefst
gesunkenen2) Krustenteile erscheinen. Und doch
sclilägt sich leicht die Brücke von der neuen Auffassung,
zu der die genauere zeitliche Analyse der im Boden Deutsch
Ein vorzügliches Beispiel eines großen Abbruches, der etwa
einer alten Strandzone folgt, finden wir in Westfalen, wie ich schon
früher hervorgehoben habe, entlang dem Nordrande der Rheinischen
Masse. In dem Berichte über die Greifswalder Verhandlungen las
ich nun zu meinem Erstaunen eine Diskussionsbemerkung des Berrn
BÄRTLING (a. a. 0., S. 479), nach der ich jene von mir zuei
kannte und dort, wo sie nicht von der Kreide verhüllt wird (Borlin'g-
Abbruch usw.), auch kartographisch e vorcretacische
Bruchzone widerrufen haben soll. Auf die Anfrage, welcl
in meinen Arbeit Widerruf zu entnehmen wäre, erklärt*
Eerr Bärtmno, daß er sich zu seinem Bedauern geirrt hätte und
einei Bemerkung ds rleitet worden wäre, daß in der
Greifswalder Diskussion von • te mein angeblicher Widerruf
der Abbruchszone als feststehende Tatsache beband« I □ sei.
Allzu gründlich scheinl man sich mil den Arbeiten, die man angriff,
nicht befaßl zu bab
'- |m Sinne der Isostasie isl der Begriff „gesunken" hin- natürlich
relativ gebrauch! gegenüber den „gehobenen" „Senkungsfeldern", die
an die* „Horste" ang
40*
588
lands nachweisbaren Bewegungsvorgänge mit Notwendigkeit
geführt hat, zur alten Ansicht.
Fassen wir nämlich die Gesamtheit der Bewegungen
(epirogenetische und orogenetische) ins Auge, von denen die
großen „Horste" und die Senkungsfelder betroffen worden sind,
so bedeuten selbstverständlich die Senkungsfelder die am
tiefsten gesunkenen Räume, denn in ihnen liegt doch z. B. das
paläozoische Grundgebirge heute noch in weit tieferem Niveau,
als es in den alten Massen zutage tritt. Aber hier kommt die
Absenkung gegenüber den alten Massen ausschließlich auf
Kosten der ep irogenetischen Vorgänge und hat sich in
mehr oder weniger kontinuierlichem Fortgange in den Jahr-
millionen der geologischen Vergangenheit vollzogen; sie ist so
beträchtlich, daß trotz der Aufwärtsbewegung in den oro-
genetischen Phasen die Sedimentationsbecken noch gesunken
erscheinen. Diese Absenkung hat sich also nicht in den
orogenetischen Phasen des deutschen Bodens vollzogen und ist
nicht durch die saxonische Gebirgsbildung, überhaupt nicht
durch orogenetische Vorgänge, herbeigeführt worden. Wollen
wir aber das Wesen der saxonischen Gebirgsbildung
beurteilen, so kommt es nicht auf das an, was vorher
und nachher war, sondern auf das, was sich mit ihr
ereignete, und mit ihr wurden die Gesteinsmassen der sog.
Senkungsfelder, indem sie sich in Sättel und Mulden legten
und in Schollen auflösten und indem speziell auch die Rand-
bruche der großen Horste entstanden, aufwärts bewegt1).
„Horste" im Sinne von E. SüESS gibt es nach der oben
erläuterten Auffassung nicht im deutschen Boden. Wollen wir
das Wort beibehalten, so dürfen wir nicht mehr damit die
alte genetische Vorstellung verknüpfen, sondern nur einen
Zustand im Auge haben, nämlich denjenigen, daß relativ
') Herr BÄRTLING [S. 's" des Greifswalder Protokolls will die
Frage der saxonischen Gebirgsbildung am Nordrande der Rheinischen
Masse, speziell am Haarstrang und weiter westlich, lösen, wo
ihm die Lagerungsformen lediglich auf „SenkungsYorgänge" zurückgeführt
werden können. Wie isl aber überhaupt denkbar, so möchte ich Herrn
Bärtlimg fragen, daß die Kreideschichten - und am Westrande der
lischen Kreidemude auch ältere Schichten durch Senkungs-
weithin einer tief eingreifenden Denudation zugeführt
worden sind, bo daß /.. B. nach der kimmerischen Gebirgsbildung die
Kreidetransgression, wie j;i gerade Herr Bärtlikg festgestellt hat,
wild jehr wechselnde um störte ältere mesozoische Schichten,
die vorher tiefversenkl lagen, dahinging? In solchen Dingen liegl
der überzeugendste Beweis, daß die Gebiete, die Herrn Bärtling vor-
schweben, bei den orogenetischen Vorgängen nicht eingesunken, Bondern
L e ra u >g e höbe a Bind.
— 589 —
alte Massen, umgrenzt von Verwerfungen, zwischen jüngeren
Massen stecken. Aber dann haben wir unverkennbar auch
„Horste" von zweierlei grundverschiedener Vergangenheit und
Entstehung im deutschen Boden zu unterscheiden, nämlich
1. solche Bezirke älteren Gebirges, die schun in den
epirogenetischen Zeiten aufgestiegen sind und diesem
Aufsteigen ihre Lage inmitten jüngerer Schichten ver-
danken. Diese Hochgebiete waren als Landschwellen schon
lange da, haben aber erst in den orogenetischen Zeiten den
Charakter als „Horst" gewonnen, indem Bruchsysteme entlang
ihren Rändern aufrissen. Beispiele derartiger „Schwellen-
horste" („Undationshorste") sind die Rheinische und die
Böhmische Masse. In den orogenetischen Phasen des
Bodens, — in denen sie nach bisheriger Auffassung dadurch
zu „Horsten" geworden sein sollen, daß sie stehen blieben
und die angrenzenden Senkungsfelder einsanken, — sind sie
gesunken gegenüber den sie einrahmenden Gebieten;
2. solche Bezirke älteren Gebirges, die innerhalb der
alten Sedimentationsbecken durch verstärkte Hochbewegung
bei der Faltung ihre tektonische Stellung als „Horst" ge-
wannen. In der Hauptsache handelt es sich in solchen
Fällen um die hochgepreßten Kerne stark gestörter
Sättel, und ich habe für solche schon früher die Be-
zeichnung „Aufpressungshorste" gebraucht. Ein ganz ex-
tremer Fall solcher „TJndulationshorste" sind schließlich
die Pfeiler und Streifen von Zechsteinsalzgebirge inmitten
jüngerer Schichten, deren Aufwärtsbewegung durch die leichte
Formbarkeit, die das Salzgestein schon unter relativ geringem
Drucke (KlCK, RlNNE, V. KOENEN) und bei relativ geringer
Temperaturerhöhung l Milch) annimmt, wesentlich erleichtert
worden ist.
In die Frage, ob Senkung oder Faltung das Wesen der
saxonischen Gebirgsbildung ausmacht, spielt, wie wir gesehen
haben, in hohem Maße die vielumstrittene Frage hinein, ob
Isostasie oder Kontraktion der Gebirgsbildung zugrunde liegt.
Zu letzterer Frage Beiträge zu bringen, war nicht der Zweck
der vorliegenden Zeilen, nur das glaube ich gezeigt zu haben,
daß sowohl der Anhänger der Isostasie wie auch der Anhänger
der Erdkontraktion die Erklärung der saxonischen tektonischen
Bilder durch den Senkungsmechanismus ablehnen muß. Für den
Anhänger der Isostasie ist die Fragt', wie wir Bähen, schon mit
sehr einfachen Überlegungen erledigt, aber auch der Anhänger
der Kontraktion dürfte sieh vielleicht überzeugt haben, daÜ
5.90
die Kntstehung und tektonische Ausgestaltung der sogenannten
deutschen „Senkungsfelder'' auf das hinauskommt, was über-
haupt das Wesen der „Faltung'1 ausmacht, nämlich auf
eine unter tektonischer Umformung, und speziell
unter Ausbildung von Sätteln und Mulden, mögen
sie vielleicht auch sehr flach sein, sich voll-
ziehende Heraushebung bestimmter Erdzonen gegen-
über ihren Nachbargebieten.
Versuchen wir aber weiter die geologischen Verhältnisse
des deutschen Bodens vom Standpunkte der Kontraktion oder
vom Standpunkte der Isostasie zu deuten, — von beiden
aus ergibt sich das im ersten Augenblick sehr über-
raschende Resultat, daß in den tektonischen Phasen,
und damit auch gleichzeitig mit der Entstehung
der Verwerfungen, nicht die großen „Horste" ge-
hoben und die großen „Senkungsfelder" gesunken,
sondern daß umgekehrt, die „Senkungsfelder" auf-
gestiegen und die „Horste" gesunken sind, und zwar
absolut gesunken im Sinne der Kontraktionstheorie, stehen
geblieben und damit relativ gesunken gegenüber den auf-
steigenden Senkungsfeldprn im Sinne der Isostasie.
Im Lichte der im deutschen Boden zu machenden Er-
fahrungen über die alten Meeresbecken und die aus ihnen hervor-
gehenden großen „Senkungsfelder" erscheint auch in anderen
Fällen eine gewisse Skepsis gegenüber der weit verbreiteten An-
nahme von der Entstehung ozeanischer Becken durch Absenkung
entlang großen Bruchlinien nicht ganz unberechtigt, und es drängt
sieh die Frage auf, ob nicht auch in jeDen Fällen die heute von
Bruchzonen umsäumten ozeanischen Räume als flachere oder
'Sedimentationsbecken vorgebildet waren und die Bruch-
zonen nachträglich, -- und zwar in den orogenetischen Phasen
der geologischen Vergangenheit — , entstanden sind. Können
wir diese Frage bejahen, so sind die großen ozeanischen Tiefen
nicht mehr das unmittelbare Ergebnis „radialer" Senkungen,
sondern sowohl in ihrer ersten Anlage wie auch in ihrer
nachträglichen Ausgestaltung als „Senkungsfelder" das Ergebnis
„tangentialer" Spannungen in der Erde. Unmittelbar auf
radiale Senkung würden solche Dislokationen zurückgehen.
die z. B. mit Einbrüchen aufgetürmter Falten über ihrem mit
„Massendefekten" behafteten Untergrunde oder mit Nach-
brüchen über Auslaugungsstätten löslicher Gesteine zusammen-
in. Für solche lokale Fälle würde das gewiß bestechende
Bild der Eistafel, die nachbricht, weil unter ihr das Wasser
sinkt, seinen "Wert behalten, aber nicht mehr wäre es anwend-
— 59 1 —
bar zur Veranschaulichung des Bewegungsvorganges in den
großen ozeanischen Räumen, wie es auch nicht mehr anwend-
bar ist auf die Entstehung der ., Senkungsfelder ;" zwischen den
deutschen ., 1 Iorsten '.
Daß man noch so oft der saxonischen „Faltung" des
deutschen Bodens mit einer gewissen Zweifel gegenübersteht,
liegt zu einem guten Teil daran, daß die Formen, zu denen
der tangentiale Druck im Boden Deutschlands geführt hat,
vielfach ungewöhnlich sind gegenüber dem schematischen
Bilde, das wir uns von Falten zu machen pflegen. In erster
Linie ungewöhnlich ist die starke Zerstückelung der Falten
durch von Brüche, besonders streichende Brüche; ungewöhn-
lich bis zu einem gewissen Grade, wenn auch in „echten"
Faltengebirgen schon oft genug festgestellt, ist ferner die Ver-
gitterung mehrerer Faltungsrichtungen, infolge deren die Sättel
im Fortstreichen oft ziemlich plötzlich einsinken, oft sogar
kuppeiförmig nach allen Seiten abfallen. Diese und andere
Dinge hat seinerzeit R. LACHMANN in der* von ihm in Greifs-
wald wieder herangezogenen Arbeit über den „Salzauftrieb'1)
zur Sprache gebracht.
R. LACHMANN will oder wollte wenigstens früher zur Er-
klärung der Formen gewisser Salzvorkommen, sowie der Aufwärts-
bewegung des Salzes und seiner Stellung zu den Nebenschichten
jedes tektonische Moment, speziell jede Faltung, ausschalten und
mußte dazu zunächst die jüngere „Faltung" des ganzen deutschen
Bodens auszumerzen versuchen; denn daß sich zwar alle übrigen
Schichten, nicht aber die Salzgesteine gefaltet hätten, müßte
natürlicb von vornherein widersinnig erscheinen. Alles zu wieder-
holen, was ich an anderer und vielleicht der Mehrzahl der Fach-
genossen, soweit sich diese nicht speziell für die Geologie der
Salzlagerstätten interessieren, nicht zugänglicher Stelle gegen die
angeblichen „Einwendungen" gegen die Faltung des deutschen
Bodens ausgeführt habe"), geht zu weit, nur dasjenige möchte
ich in gekürzter Form wiedergeben, was sich auf das Auf-
treten von Brüchen in den deutschen Sätteln und Mühlen
bezieht.
Eine ..hruehlose'' Faltung setzt eine erhebliche Plastizität
des betroffenen Materials voraus, während bei spröderem
Material e ein Zerspringen der Gesteiusplatten leicht eintritt.
' Di i Salzauftrieb, Halle 1911.
'-') Uie Paltang des deutschen Bodens and des Salzgebirges.
Zeitschrift „Kali" V. Jahrg. 1911, Befl 16 17.
— 592 —
So beachtet man häufig in unserem paläozoischen Grundgebirge,
daß starre Gesteinsplatten, z. B. Quarzite oder Grauwacken-
bänke. zwar in Stücke zersprengt sind, dabei aber im großen
und ganzen die Anordnung nach einer Synklinale oder Anti-
klinale noch erkennen lassen, während die begleitenden Ton-
schiefer sich bruchlos falteten. Ist nun die starre Bank nicht
„gefaltet"? Hat die horizontalgerichtete Kraft nur auf die
umgebenden Tone und nicht auf die Quarzit- oder Grauwacken-
bänke eingewirkt?
Wir sehen hier im kleinen, daß Bruchbilduüg und Faltung
sich nicht ausschließen; aber nun soll das im großen der Fall
sein? Was soll denu herauskommen, wenn unter geringer
Belastung stehende oder aus sonstigen Gründen sprödere
Schichten unter seitlichen Druck gelangen? Daraus, daß in den
typischen Faltengebirgen mehr oder weniger bruchlose Faltung
zu herrschen pflegt, darf doch nicht gleich gefolgert werden,
daß Gebirgsbildung unter seitlichem Drucke dort nicht ein-
getreten sein kann, wo streichende Brüche sich finden.
Man darf vielleicht sagen, daß die von Verwerfungen oft
stark zerrissenen Sättel und Mulden so sehr von dem normalen
Bilde des „Sattels" und der „Mulde" abweichen, daß sie
diese Namen nicht mehr recht verdienen; aber ein Mangel an
Folgerichtigkeit liegt doch zweifellos darin, wenn behauptet
wird, daß sie, weil sie vom normalen Bilde des Sattels und
der Mulde abweichen, nicht unter der Einwirkung seitlichen
Druckes entstanden sein könnten.
Man darf nicht dem Fehler verfallen, Erfahrungen, die
unter andersgearteten Verhältnissen in bezug auf die Faltung
gemacht worden sind, auf den deutschen Boden in einseitiger
und rein schematischer Weise übertragen und Abweichungen
gegenüber diesen Erfahrungen gleich als Beweise gegen den
seitlichen Druck verwerten zu wollen. Man muß vielmehr die
speziellen Verhältnisse des deutschen Bodens, d. h. namentlich
die Bedingungen, unter denen die Faltung hier erfolgte, aus-
reichend würdigen. Es ist ein Unterschied zwischen einer
Faltung in mehr oder weniger freier Bahn und einer solchen,
die sich zwischen relativ starren und unregelmäßig umgrenzten
Massen abspielen muß; es ist ein Unterschied zwischen einer
Faltung, die posthum zu älteren Faltungen verläuft, und einer
solchen, die schräg "der gar senkrecht zu präexistierenden
Faltungsrichtungen einsetzt1). Man muß derartigen Verhältnissen
|.-li chl wie K. Lachmanm S. ITT des Greifswalder
mptet, „das Vorhandensein des vari falteten
593
gerecht zu werden suchen, um in das "Wesen der deutschen
Faltung einzudringen, und dann wird man sich auch damit
abfinden, daß die formalen Begleiterscheinungen einmal anders
ausfallen können, als der in anderen Gebieten erkannte und
teilweise in den Lehrbüchern festgelegte Schematismus der
Faltung es verlangt.
Und noch etwas Letztes. Viele unserer saxonischen Palten
zeigen nicht nur in der Form, sondern auch in den Phasen
ihrer Entstehung überraschendste Ähnlichkeit mit den Sätteln
und Mulden des anglo-gallischen Beckens, z. B. dem viel
beschriebenen Sattel des Pays de Bray. In jenen Gebieten
hat meines Wissens bisher noch niemand den Begriff
„Faltung" ausschalten wollen, und auch E. SUESS, den
LACHMANN und FRECH als Kronzeugen der saxonischen
„Senkung" nachdrücklichst in Anspruch nehmen, spricht
dort selbstverständlich von „Faltungen". Handelt es sich
aber bei den Schichtenaufwölbungen und Schichtenein-
senkungen in Nordfrankreich und Südengland um ..Faltungen",
so ist unmöglich einzusehen, warum die sehr ähnlichen Gebilde
des Thüringer Beckens oder Mittelhannovers nicht durch
„Faltung" erzeugt sein sollten. Zwischen diesen deutschen
Falten, die denen des anglo-gallischen Beckens gleichen und
relativ wenig Verwerfungen enthalten, besteht aber kein prin-
zipieller, sondern nur ein gradueller und durch alle Zwischen-
formen sich verknüpfender Unterschied mit den am stärksten
zerrissenen saxonischen Falten, wie sie uns z. B. im Vorlande
des Eggegebirges entgegentreten.
Untergründe»", sondern die von der saxonischen abweichende Fal-
tungsrichtung in diesem Untergründe zur teilweisen Erklärung der
starken Zerstückelung der saxonischen Falten herangezogen, [n diesem
ich auf nachf s äätze in deT A.rbei1 üb<
mitteldeutsche RahmenfaltuDg a. a. 0.#5. 146): ..Weithin tritt uns ...
in den mesozoischen Bezirken Mitteldeutschlands
von einer Brachbildung begleitet ist. wie sie
ihresgleichen hal Der Grund hierfür schein! darin zu
daß in den in Frage kommenden Regionen starker Zi ig der
Sättel und Mulden die jüngere Faltung nicht, wie das die Regel zu
sein pflegt, posthum zu d< Falten verläuft, sondern die ältere
(varisci Itung westlich der Elbe die südwest-nordöstliche Rich-
tung verfolgt, während die jüngere mesozoisch-känozoische Fal-
tung ... weithin iht zu ihr steht. Wo P,| eine
lechtafel leichl und ohne zu zerbrechen im Sinne der alten Wellen
von neuem falten, aber um bo eher entstehen Risse bei einer Faltung
senkrecht zu den alten Wellen; uml so zerbarst auch der Unter-rund
Deutschlands in tausende von Schollen, als er senkrecht zum •■
ln'ii in jungen r Zeil erneut in Falten gelegt wurde."
594
30. Yerwitterungsei'scheiimngen der Auflage-
ruDgsfläche des sächsischen Ceuomans.
Von Herrn Kürt Pietzsch.
Leipzig, den 16. August 1913.
Die Ablagerungen der Kreideformation beginnen in
Sachsen mit cenomanen Schichten, welche diskordant auf
paläozoischem Gebirge auflagern. Dieses ist gerade im Ver-
breitungsgebiet der Kreide recht kompliziert gebaut, und zwar
beteiligen sich an seiner Zusammensetzung in der Hauptsache:
die altpaläozoischen Schieferkomplexe des sog. Elbtalscbiefer-
systems, Teile des Lausitzer Granitmassivs, des Meißener
Syenit- Granit-Massivs und ihrer Kontakthöfe, ferner Bildungen
der Rotliegendzeit und auf große Strecken auch Teile des
erzgebirgischen Gneissystem^.
Die Auflagerungsfläche der Kreide auf das ältere Gebirge
faßt HETTNER als eine Abrasionsfläche im Sinne RlCElT-
HOFENs auf; nur besonders widerstandsfähige Gesteinsmassen
seien in dieser Ebene als Riffe oder Inseln stehen geblieben1).
Da die ideale Auflagerungsfläche mit etwa 2 — 3° nach Nordosten
zu einfällt, und da außerdem die Kreideformation nach Osten hin
durch die große Lausitzer Hauptverwerfung abgeschnitten
wird, so ist das Grundgebirge der Quadersandsteinformation
vor allem längs des westlichen Randes ihres Verbreitungs-
gebietes aufgeschlossen, d. h. ungefähr in der Umgebung der
Orte Freiberg, Tharandt, Dippoldiswalde, Gottleuba, Tissa,
wo überall hauptsächlich erzgebirgiscbe Gneise den Unter-
grund der Kreide bilden.
Die Auflagerungsfläche» des Cenomans verdient deshalb
besondere Aufmerksamkeit, weil sie fast an allen den Stellen,
wo sie beobachtet wurde, eigentümliche Verwitterungserschei-
nungen aufweist. So berichtet schon R. Beck über ihre Be-
schaffenheit im Gebiete der Sektion Berggießhübel 2) : „Durch-
haben die Gesteine des Grundgebirges da. wo sie vom
Quader noch heute; überlagert werden, oder dort. WO sich
in die Auflagerungsfläche befand, eine ziemlich tief-
A. Ili-.i i ni.i; : Der Gebirgsbau der Sächsischen Schweiz;
Landes- and Volkskunde, Bd. II, II. 4, S. 15.
rangen zu Sektion Berggießhübel der GeoL Spez.-Karte
K - I - 77.
— 505 —
greifende, sehr auffällig hervortretende Röthung erfahren,
welche durch Ansammlung von Eisenoxydverbindungen in dem
stark zersetzten Untergrund erzeugt ist". Ähnliches gibt er
von Sektion Kreischa1) an: „Überall dort, wo die grauen
Gneiße ehemals unmittelbar von der Quadersandsteinformatkm
bedeckt gewesen sind oder noch heute zum Teil bedenkt
werden, zeichnen sie sich durch starke Zersetzung und auf-
fällige Röthung in Folge reichlicher Ausscheidung von Eisenoxyd
aus". Von Sektion Tharandt'2) berichtet A. Sauer: „Die
Basis der (cenomanen) Grundkonglomerate ist fast überall
dort durch eine intensiv rothe Färbung ausgezeichnet, wo sie
aus Gneiß besteht. Derselbe ist gewöhnlich tief zerrüttet,
augenscheinlich auch etwas aufgearbeitet und in eine stark
thonige, rothbraun gefärbte Masse umgewandelt. Der die Grund-
lage der Kreidesandsteine bildende Porphyr dagegen ist meist
in einen röthlichen oder grauen Thon zersetzt". In den Er-
läuterungen zu Sektion Freiberg3) endlich sagt Sauer, daß
„die rothbraune, tiefgründige, lehmig-grandige Feldiläche (die
einst von den Basalschichten des Cenomans bedeckt war;
lebhaft an ein Rothliegendterrain erinnert".
Diese Angaben konnten gelegentlich der geologischen
Revision der Sektionen Tharandt und Kreischa durchaus be-
stätigt werden, und den in den Erläuterungsheften genannten
Beobachtungspunkten ließen sich eine ganze Anzahl neuer
hinzufügen. Überall war zu konstatieren, daß daß Unter-
grund des Cenomans intensiv gerötet und dazu mehr
oder minder stark lehmig verwittert ist. Zwar wurden
die Beobachtungen auf den genannten Blättern meist nur an
solchen Stellen gemacht, wo Gneise das Liegende des Ceno-
mans bilden; daß sich aber die Rötung nicht allein auf die
Gneise beschränkt, war schon auf Sektion Tharandt nördlich
von Hartha zu erweisen, wo altpaläozoische Schiefer stark
gerötet sind. Neuerdings wurden bei den Revisionsarbeiten
auf Blatt Pirna auch die Granite der Gegend von Dohna
unter dem auflagernden Cenoman stets stark gerötet und oft
zugleich intensiv lehmig zersetzt gefunden.4)
1 Erläuterungen zu Sektion Kreischa-Hänichen 1892), S. 5.
- K i gen zu Sektion Tharandt i L891 I, S. 66.
Erläuterungen zu Sektion Freiberg, [I. Aufl. 1900), S. 54,
' Auch im Untergrund der böhmischen Kreidebildungen wurde
an vielen Steilen eine Rotfärbung des alten Gebirges konstatiert
dazu \Y. Petrascheck.: übe] den Untergrund der Kreide und über
präeretacische Schichtenvi ogen in Nordböhmen. Jahrb. der
L k. Geol. ReichBanst. 1910, S. 170 214.
59 G
Über die Ursache der eigentümlichen rotlehmigen Ver-
witterung des Kreideuntergrundes finden sich keine Angaben
in der Literatur. Da sie jedoch an die Überdeckung mit
cenomanen Schichten geknüpft zu sein scheint, könnte man
geneigt sein, sie mit dieser selbst in kausalen Zusammenhang
zu bringen; daß dem aber nicht so ist, ergibt sich schon aus
dem gelegentlichen Fehlen der Rötung unter dem Cenomai*,
sodann stehen ihm auch Bedenken entgegen, die sich aus den
genetischen Verhältnissen der cenomanen Schichten ergeben.
In den oben genannten westlichen Randgebieten der sächsischen
Kreide beginnt das Cenoman mit der Crednerienstufe, auf
welche dann der untere Quadersandstein folgt; weiter im
Osten ist diesen beiden Stufen zusammen der dort entwickelte
Carinatenquader äquivalent, dessen unterste, meist grobsandig
ausgebildete Schichten also mit der Crednerienstufe gleich-
altrig sind. Diese letztere selbst setzt sich zusammen aus
oft nur sehr wenig verfestigten, meist glänzend weißen Kiesen
und Granden (Grundschotter), sowie aus dünnschichtigen
tonigen Sandsteinen und schieferigen Tonen, die z. T. sehr
reich an verkohlten Laubholzblättern sind (Niederschönaer
Schichten). Durch kohlige Beimengungen sind die Schiefer-
tone und Sandsteine teilweise so stark imprägniert, daß man
vielerorts Schürfungen auf Kohle vorgenommen hat: man traf
dabei auch kleine Flözchen von Schwarzkohle an, die jedoch
ihrer geringen Mächtigkeit wegen bisher nirgends bauwürdig
befunden wurden. Im ganzen weisen die Ablagerungen der Cred-
nerienstufe bezüglich des Ortes ihrer Entstehung auf litorale
Gewässer hin, und zwar teils auf stark bewegte Strömungen,
deren Richtung und Lage oft wechselte, wie dies im
Mündungsgebiet von Flüssen der Fall ist, teils auch auf flache,
morastige Gewässer. Da die Kohlenflözchen der Crednerien-
stufe nicht durch Zusammenschwemmung bereits vorher gebil-
deter Kohlen entstanden sind, sondern der Verkohlungsprozeß
der pflanzlichen Materie an Ort und Stelle vor sich gegangen
ist, so müssen in den tiefsten cenomanen Schichten "Wässer
zirkuliert haben, welche Kohlensäure und organische Stoffe
gelöst enthielten, und welche deshalb auf die Gesteinsliestand-
teile dieser Schichten selbst ebenso wie auf jene des Unter-
grundes die gleichen Wirkungen auszuüben vermochten, wie sie
andernorts unter Braunkohlen- und Steinkohlenflözen beobachtel
werden, Dämlich kaolinische Verwitterung. Bei diesem Prozeß
werden die Eisenverbindungen in die Ferroform gebracht und
meist in Lösung fortgeführt. Die morastige Beschaffenheit
der Gestade des Kreidemeeres und damil die Zuführung
',97
kohlensäurehalti^r Gewässer dürfte auch weiterhin im <Ynoman
und im Turon angehalten haben, worauf die garnicht seltenen
Kohlebröekcben und -schmitzen in den höheren Horizonten
(z. B. im Labiatussandstein, Grünsandstein der Brongniarti-
Stufe) hinweisen. Terrestre Bildungen des späteren Cenomans
und des Turons sind jedoch nicht erhalten. Nach der Zu-
sammensetzung der cenomanen Schichten ist also unter ihnen
prinzipiell eine, wenn auch nur schwache kaolinische Ver-
witterungskruste des Untergrundes zu erwarten. Wenn aber
tatsächlich eine rotlehmige Verwitterung des Gesteinsunter-
grundes beobachtet wird, so kann eine solche eisenfixierende
Verwitterung ihre Ursache nicht in der Beschaffenheit der
cenomanen Gewässer haben, sie muß vielmehr bereits vor
der cenomanen Transgression vorhanden gewesen sein und ist
als ein Zersetzungsvorgang an einer präcenomanen
Landoberfläche aufzufassen.
Sind die oben angegebenen Eigenschaften der in den
Cenomanschichten zirkulierenden Gewässer richtig, so müßten
einerseits die in den cenomanen Sedimenten enthaltenen feldspat-
haltigen Gesteinsbruchstücke kaolinisiert sein, andererseits müßte
auch die rote präcenomane Verwitterungskruste selbst wenigstens
oberflächlich durch Lösung des Eisens entfärbt worden sein.
Daß die erstgenannte Forderung tatsächlich erfüllt ist,
dafür spricht am deutlichsten das Fehlen unverwitterter Porphyr-
gerölle in den Grundschottern des Cenomans. Diese setzen
sich fast nur aus blendend weißen Quarzgeröllen zusammen,
neben denen sich (an Menge aber sehr zurücktretend) noch
Kieselschiefer-, Quarzitschiefer-, Amethyst-, Eisenkiesel-, Horn-
stein- und Turmalinschiefer-Gerölle einfinden. Quarzporphyr-
gerölle sind stellenweise nicht selten; sie sind jedoch niemals
völlig frisch, sondern stets mehr oder minder stark kaolinisch
verwittert, so daß sie bisweilen geradezu als Tongerölle im
Schotter liegen. So heißt es in den Erläuterungen zu Sektion
Freiberg (von A. SAUER, II. Aufl., S. 53): „Auffällig waren
vereinzelte, zwischen dem ganz groben Geröll liegende bis
eigroße Thongallen. die man erst bei genauer Untersuchung
durch Zerschneiden ihrer wahren Entstehung nach erkennt, und
zwar als vollkommen in Thon bzw. Kaolin umgewandelte Ge-
rolle von quarzarmem Porphyr, welche noch deutliche Fluidal-
struktur und die Umrisse der ehemaligen porphyrartigen Feld-
späthe zeigen". Nun ist es aber durchaus unwahrscheinlich,
daß der Porphyr bereits in so stark verwittertem Zustande als
Geröll in den Schotter gekommen ist. Da zum Transport
solch großer Gerolle schon eine beträchtliche Stoßkraft des
596
Wassers erforderlich ist, so wären Stücke derartig stark
kaolinisierten Porphyrs beim Transport zweifellos völlig zer-
drückt und zerkleinert worden. Die Vertonung des Porphyrs
wird deshalb mit großer Wahrscheinlichkeit erst nach der
Ablagerung der Gerolle erfolgt sein1).
Die zweite der oben genannten Forderungen, die ober-
flächliche sekundäre Entfärbung der präcenomanen rotlehmigen
Verwitterungsböden, scheint bisher nicht beobachtet worden
zu sein. Beim Mangel au Aufschlüssen ist dies auch nicht
möglich, weil dann an der Erdoberfläche die roten Farbtöne
des Untergrundes infolge der Bearbeitung des Bodens und der
dadurch hervorgebrachten Vermischung der obersten Erd-
schichten stets vorherrschen werden. Eine exakte Beobachtung
über die sekundäre Entfärbung geröteten Kreideuutergrundes
ist nur in künstlichen Aufschlüssen möglich; solche, die bis
ins Liegende der Kreideschichten gehen, sind aber selten.
Der einzige geeignete Aufschluß, der gelegentlich der Revision
der Sektion Tharandt aufgefunden wurde, bot sich am ., Götzeu-
büschchen" südöstlich von Rabenau.
Das Götzenbüschchen ist eine kleine, völlig isoliert
gelegene Cenomanpartie von nur 300 m Länge und etwa 100 m
Breite. Sie wird aus schön diskordant geschichtetem Sand-
stein gebildet, der im Tiefsten sehr grobkörnig ist und auch
eine Konglomeratbank birgt. Diese enthält ziemlich häufig
vollständig kaolinisierte Quarzporphyrgerölle. Die ganze
-Mächtigkeit des Cenomankomplexes beträgt gegen 6 m. Da
der Sandstein meist nur sehr wenig verfestigt ist, wird er
mit Hacke und Schaufel gewonnen, klar geklopft und dann
als Bausand verwendet. Infolge des intensiven Abbaues sind in
dem kleinen Vorkommen eine ganze Anzahl guter Anbrüche vor-
handen. Au der Westseite des Götzenbüschchens ist nun gleich-
zeitig auch das Grundgebirge, etwa 2 m tief, mit aufgeschlossen.
nbangsweise sei darauf hingewiesen, daß die Kieselsäure,
bei der Kaolinisierung der feldspathaltigen ( resteine des * lenomans
in Lösung ich Damentlich an den Quarzgeröllen der Grund-
r wieder aasschied und den eigentümlichen Ltlasschimmer der
Gerolle verursachte; an den kleineren Quarzkörnchen setzte sie sich als
rgänzende Kieselsäure an und heilte die Krystallfragmonte zu
kleinen, oft ' begrenzten Kryställchec hu-. Derartige „ Krystall-
teine" bilden ein wesentliches Glied der Crednerienstufe. Daß sie
nicht einfach zusammengeschwemmte Quarzkrystalle aus verwittertem
Quarzporphyr sind vgl. Erläuterungen zu Sekt. Tharandt, I. Aufl.
1891, 3.68), dafür - j > » i « - 1 1 1 ßchon die Beobachtung, daß die Quarze der
Quarzporphyre meist mehr oder weniger Btark korrodierte Krystall-
Bächen besitzen, während die Komponenten dej Kiv-i.iII-.hhI teine von
Behi i nd glänzenden Flächen begrenzt werden.
— 099
Dieses wird hier von steilstehenden feinkörnigen <>;
gebildet. Über ihnen lagert schwach nach Ost< _; zu-
nächst eine Schicht recht festen "gröberen Sandsteins, darauf
eine Bank festen, feinkörnigen Sandsteins, und schließlich folgen
lockere Sandsteine mit einzelnen Geröllagen. Der Gneis ist
intensiv rot bis violett gefärbt, die obersten 15 — 20 cm
sind jedoch wieder entfärbt und haben daher hell-
rötliche bis hellgelbliche Farbe angenommen, in den
allerobersten Teilen sind sie sogar vollständig weiß
geworden. Auf einer Spalte, die den Gneis senkrecht durch-
setzte, war diese Entfärbung auch nach der Tiefe zu vor-
geschritten, und zwar betrug die Breite der Bleichungszone
längs der Spalte oben etwa 15 cm, in 1 m Tiefe aber nur
noch 2 — 3 cm. Daraus ergibt sich, daß die entfärbenden
Agenzien von oben her vorgedrungen sind. Daß sie aber nicht
in dem Grundwasser zu suchen sind, welches die Cenoman-
schichten des Götzenbüschchens vor ihrer völligen Isolierung
sicher ebenso reichlich bargen wie diejenigen anderer Gegenden,
geht daraus hervor, daß die Entfärbung nicht auch längs solcher
Spalten nach der Tiefe zu vorgedrungen ist, welche Gneis
und Cenoman zusammen durchsetzen. Nur längs der prä-
cenomanen Klüfte im Gneis ist die Bleichung vorgeschritten.
Sie kann daher nur eine Folge von Agenzien sein, die zur
Cenomanzeit selbst wirksam gewesen sind; die Rotfärbung
des Untergrundes aber muß schon vor der cenomanen Trans-
gression bestanden haben. Auch an anderen Stellen wurden
die obersten Schichten unter dem Cenoman gebleicht angetroffen,
ohne daß allerdings gleichzeitig auch das gerötete Liegende
überall mit aufgeschlossen gewesen wäre. So steht beim Hoch-
behälter westlich von Dohna (südlich von Dresden, auf Blatt
Pirna) grobkörniger Granit intensiv gerötet zu Tage an; in einer
kaum 150 m entfernten Tongrube dagegen überlagern cenoman e
Schichten einen kleinen Buckel völlig entfärbten, tODig zer-
setzten Granits. Auch der rötlich-violette Quarzporphyr des
Kahlbuschs bei Dohna wurde letzthin bei einem Hausbau an
der Heidenauer Straße oberflächlich vollkommen farblos be-
funden, nach der Tiefe zu nahm das Gestein rasch sein,.
normale Färbung an.
Es war zu vermuten, daß es sich bei der Rötung
Auflagerungsfläche der Kreide nicht um eine einfache Färbung
durch Einwanderung von Eisenoxvd handelt, sondern daß auch
eine Zersetzung der Gesteine eingetreten ist, und zwar scheint
es sich um eine präcenomane Rotlehmbildung zu handeln.
Eine vorläufige l'ntersuchung von Dünnschliffen des geröteten
— 600 —
und des wieder entfärbten Gneises vom Götzenbüschchen er-
gab, daß von dem Gneis nur der Quarz und der Muscovit
unzersetzt erhalten sind. Feldspat und Biotit aber sind völlig
verschwunden. Der Feldspat ist in schwach doppeltbrechende
kaolinische Massen umgewandelt. Die von Eisenoxyd und
Eisenoxydhydraten pigmentierten Striemen und Flasern dürften
den ehemaligen Biotitlamellen entsprechen. Der entfärbte
Gneis unterscheidet sich im Schliff von dem geröteten nur
durch das Fehlen dieser Pigmentstriemen. Aluminiumhydroxyde
konnten nicht nachgewiesen werden. Es liegt demnach keine
präeenomane Lateritisierung, sondern nur eine präcenomane
Rotlehmbildung vor, die aber wohl auf ähnliche Ursachen
zurückzuführen sein wird wie die Entstehung der entsprechen-
den rezenten Gebilde. Auch bei der heutigen Roterdenbildung
der tropischen und subtropischen Länder geht die Gesteins-
zersetzung durchaus nicht sofort bis zum Laterit. So teilt
W. IvOEKT aus Ostusambara mit1), daß die dortigen Ver-
witterungsböden zum größten Teil aus Rotlehm bestehen, und
daß der Lateritlehm als Produkt der beginnenden Lateritisierung
nur in kleinen, scharf umgrenzten Bezirken im Gebiete des
gewöhnlichen Rotlehms auftritt.
Nach alledem ist es wahrscheinlich, daß es sich bei der rot-
lehmigen Zersetzung des Untergrundes der sächsischen Kreide um
eine Roterdenbildung an einer alten Landoberfläche handelt.
Eine völlig genaue Bestimmung der Zeit, zu welcher
diese festländische Verwitterung stattgefunden hat, stößt auf
Schwierigkeiten.
Da auch der Untergrund des Rotliegenden im benach-
barten Döhlener Becken gelegentlich stark gerötet angetroffen
wurde2), so erscheint es zunächst naheliegend, die beschriebene
Rötung mit der präpermischen Landoberfläche in Zusammen-
hang zu bringen, obschon die Wahrscheinlichkeit, daß sich
eine solche, wenn auch etwas denudiert, bis ins Cenoman er-
halten hat, nicht groß ist. Vor allem ist zu bedenken, daß
die gewaltigen Mengen von Gneisgeröllen, die im Mittelrot-
liegenden des Döhlener Beckens (Äquivalent der Lebacher Stufe)
zusammengehäuft wurden, und die fast völlig unverwittert sind,
nur aus den nahen Gneisgebieten im Westen und Südwesten
des Beckens stammen können, also aus Gegenden, in denen
1 Diese Zeitschr. 1904, Monatsber., S.24.
- X. B. worden im L3.Qaerscb.lag östlich von der 13. Hauptstrecke
im Reviere der Königlichen Steinkohlenwi i gerötete phyllitische
Tonschiefer und Quarzitschiefer des Utpalaeozoiouma angefahren,
— 601 —
man den Untergrund der Kreide roterdig zersetzt ündet.
Eine präpermische Verwitterungskruste müßte daher hier
schon zur Zeit der Lebacher Stufe wieder entfernt und der
unzersetzte Gneis wieder angeschnitten gewesen sein. Die
noch jetzt zu beobachtende Rötung der Gneise in dem mut-
maßlichen Ursprungsgebiet der Gneisgerölle des Rotliegenden
muß demnach jünger als Lebacher Stufe sein.
Aus der Zeit nach Ablagerung unseres Mittelrotliegenden
fehlen in dem eingangs abgegrenzten Beobachtungsgebiet alle
Formationen bis zum Cenoman. Deshalb lassen sich ja auch
die präcenomanen Störungen, die das Rotliegende des Dühlener
Beckens betroffen haben, ihrem Alter nach nicht genauer fest-
legen. Erst weiter im Osten treten längs der Lausitzer Ilaupt-
verwerfung an einigen Stellen Jurareste auf (Dogger und
Malm), die infolge starker Schichtenschleppung aus dem Unter-
grunde der Kreide mit heraufgebracht worden sind. Der Ver-
such, die besprochene Roterdenbildung bezüglich ihres Alters
nach diesen jurassischen Ablagerungen zu orientieren, ergibt
kein sicheres Resultat, da die Nachrichten über die petro-
graphische Ausbildung dieser zurzeit nicht mehr aufgeschlossenen
Schichten nur wenig eingehend sind. Die älteste Schicht bildet
bei Hohnstein die sog. rote Lage, die nach Cotta2) aus rotem,
weißem und gelbem Ton besteht. Ihre Zugehörigkeit zum Jura
muß als unsicher betrachtet werden; da andernorts an der Ver-
werfung auch Rotliegendes festgestellt ist, könnte sie möglicher-
weise auch zum Perm zu rechnen sein. Auf sie folgt eine
„schwarze Lage, aus schwarzem bituminösen Ton bestehend,
welcher oft Pechkohle und viele Versteinerungen enthält", dann
folgt „Mergel mit festen Kalksteinknollen", darauf „fester,
blaugrauer Kalkstein" und schließlich ,,Sandstein mit einzelnen
Kalkknollen''. Aus dieser Ausbildung der jurassischen Schichten
den Schluß zu ziehen, daß die Rötung jedenfalls vor dein
Malm und sicher nicht später stattgefunden haben muß, kann
nicht als einwandfrei angesehen werden. Denn aus der ge-
ringen Verbreitung jurassischer Ablagerungen in Sachsen und
Böhmen muß man unbedingt auf eine starke Denudation vor
dem Cenoman schließen. Wären die jüngsten Schichten unseres
Juras von der Rötung mitbetroffen worden, so könnte diese
Verwitterungsrinde, wie es auch an manchen anderen Stellen
der Fall ist. ganz gewiß bei der cenomanen Transgression
B. I otta: Geognostische Wanderungen II. Dresden a. Leipzig
hältnisse an der Grenze zwischen Granil und
i bei MLeißen, Bohenstein, Zittau and Liebenau.
II
— 602 —
wieder zerstört worden sein. Denn tatsächlich ist die stark
rotlehmige Zersetzung des Grundgebirges unter der Kreide
nicht überall mehr vorhanden. An manchen Orten beobachtet
man nur gerötetes, aber nicht stark lehmig zersetztes Gestein
(wie bei dem Gneis am Götzenbüschchen), an einigen anderen
ist das Grundgebirge auch völlig frei von dieser Art der Ver-
witterung (wie der Granit des „Großen Horns'' bei Gottleuba).
Aber trotz dieser einschränkenden Beobachtungen, deren An-
führung nur den Unwert der vereinzelten Jurareste für die
Altersbestimmung der Rötung zeigen soll, ist die Verbreitung
geröteten Grundgebirges unter dem Cenoman doch so beträcht-
lich, daß man den Eindruck gewinnt, daß die Roterdenbildung
nicht sehr lange vor dem Cenoman stattgefunden hat. Aller-
dings mit wirklicher Sicherheit ist die Zeit dieses Vorganges
nur dahin zu bestimmen, daß sie zwischen Lebacher Stufe und
Cenoman liegen muß.
31. Über die Gliederung des Devons
des östlichen Sauerlandes.
Von Herrn W. Henke.
7. Z. Attendorn, im August 1913.
Durch eine Dienstreise, die ich im Auftrage der König-
lichen Geologischen Landesanstalt im Juli dieses Jahres in
das östliche Sauerland ausgeführt habe, um dort die Aus-
bildung des oberen Mitteldevons mit der der Attendorner Gegend
zu vergleichen, habe ich Funde gemacht, deren weitere Ver-
folgung für die Stratigraphie dieses Gebietes von Bedeutung
sein wird. Die Ergebnisse dieser Reise ergänzen meine Re-
sultate früherer Beobaclitungstouren in günstiger Weise.
In folgender Mitteilung gebe ich nur kurz die Resultate
dieser und früherer Exkursionen in das östliche Sauerlaud
wieder. Leider kann ich auf die früheren Arbeiten anderer
Geologen, v. Dechbn, Schulz, Holzapfel, Eayser, Denck-
iiANN. Eickhopf, Fuchs, W. E. Schmidt, Wegneb, Gräfen-
KÄHPEB II. a., liier nicht eingehen, da mir zurzeit die nötige
Literatur nicht zur Verfügung steht. in einer späteren aus-
führlicheren Bearbeitung meines Materials werde ich dies
nachholen. Wegen der Wichtigkeit der Ergehnisse glaube
ich diesen Weg einschlagen zu dürfen.
— 603 —
In folgender Tabelle habe ich einige Profile der Meß-
tischblätter Attendorn, Endorf, Arnsberg-Süd, Meschede und
Eversberg, wie sie nach meinen Untersuchungen zu deuten
sind, gegenübergestellt.
Auch in der Gegend von Brilon glaube ich die gleiche
Einteilung durchführen zu können. Leider fehlen mir dort
noch die Fossilfunde, durch die ich meine Ansicht bestätigen
kann. Soviel kann ich aber schon von dort berichten, daß
die Schiefer, die auf der V. Dl'.CUEN'schen Karte, Blatt Berle-
burg, südlich des Eisenberges als i3 = Culm aufgefaßt sind,
Alaunschiefer des obersten Mitteldevons sind. Diese Alaun-
schiefer stelle ich über die Aktinocystisschichten und glaube,
daß sie Äquivalente der Alaunschiefer sind, die an der Basis
des Horizontes des Pinacites discoides auftreten und somit
dem Meggener Schwefelkieslager entsprechen würden.
Ferner habe ich Alaunschiefer mit kieseligen Kalken in
der Gegend von Dotzlar bei Berleburg kennen gelernt. Auch
diese Schichten hat v. DECHEN als i3 = Culm dargestellt.
Diese schmale Zone von i3 liegt nicht mitten in oberdevoni-
schen Schichten (k1), wie sie V. DECHEX auf Blatt Berleburg
dargestellt hat, sondern zwischen "Wissenbacher Schichten und
Oberdevon und vertritt wahrscheinlich das ganze obere Mittel-
devon und unterste Oberdevon.
Ebenso fand ich auf Blatt Laasphe dunkle, alaunschiefer-
ähnliche Tentakulitenschiefer mit dünnen Kalkbänken, die
durch ihre Lagerung als oberes Mitteldevon und unteres Ober-
devon bestimmt werden. Gute Aufschlüsse hierin sind auf
Blatt Laasphe am Bolzeköpchen, südlich Holzhausen, an der
Burg in der Nähe des Bahnhofs Saßmannshausen, ferner auf
Blatt Eibeishausen bei Eisenbach und Gönnern, wo in diesem
Horizont auch Diabase auftreten.
Es ist nicht unwahrscheinlich, daß dieser Alaunschiefer-
horizont in Hessen1) und Thüringen wiederzufinden ist.
Für die Ramsbecker Gegend ergibt sich aus der Proril-
tafel ein nicht unwichtiges Resultat. Es ist durch meine
Untersuchung nachgewiesen worden, wo die Ramsbecker
Schichten") DexC'KMANNs im Profil unterzubringen sind.
Nach Drucklegung dieser Mitteilung konnte ich auf eioei E
kursion feststellen, daß 'li*- Alaunschiefer des südwestlichen Teilen der
Lahnmulde schon im unterem Mitteldevon beginnen.
Denckmann, über das Nebengesteio der Ramsbecker Erz-
Lagerstätten Jahrb. d. Königl. I'reuß. Geol. Lande.-anstalt: l'.HjS, XXIX.
II, Beft,2.
Eickhoff, <lur Bastenberger Gangzug bei Ramsbeck i. \V. and
sein Nebengestein, Dissertation, Bonn 1910.
.
■JS n
—
ps S
—
e «
CO
• 5 —
&
■S'
3
-k» O i
■z _ > . 3
a a 3 'C Eh
~ 3 u 3 J*
.2 <d ei sü z -
— ST 1 — . 1> •«
o bT.6 -. * rr
O 7-k o Q ." .3
® s
O t- OS -
3 -3 «2 ~
S H -
;= -ß J ® -C
- - £ 3 •-
- 3D b"g .«
= - ^*~r
U >■ O ü ■
'-r ä C. 3 c
.2 -: B h
■8 gÜS '->
52.2aa
- ' - -
H
-5 ä sc
-
5
3
Ol -3
bC a
c
s
—
, -
cd
a
CO
a
-
cj
CO
s
a
y
4)
a
=5
cd
a
13
bc 3
C
o
E-i
O
o
d
-3
J
3 /-
O
_
n
-*J ^
*** 3
IE -^
a -
||
•_ 'S
© a
CJO — ■-
c -0
« ü
■* c
-' kl
1
•fi
H
-
'S
'D
3
7J
CO
O)
_a
:
s
.2
1c
o
r.
aä
nbänke m
m plattige
ind Ton-
rn
!3
u
K
£
's
u
cd
? 3 E
p
o
H
O)
<0
a
3
--f.
—
O)
3
<o
-3
ü
/.
*-£
3
3
-
k^
Sand&tei
geruug vc
dsteinen i
schiefe
-^ • —
- - c 2
O
q
<» -i a
"3 S
a
1 « = s
: —
3
. O
-W — CS
.2 .5 co
- w
i
lll.<)-pUl!s'
M o '«
= z ~
: □ —
Not)
'C P S
tS g £
.tri
JB •_£
"Z
Z> 3
0
o
k<
-
•J
-Z
o
3
3
a>
-3
O
o
OS
-3j9qnr>|i|ii[\r
u
1)
-f =
Ol _1 l
j" CS +J
t -= -3
0 ~
'
a
■j
od
/.
^ 3 "J
O oi 'Z
_ J '—
•—
3 v- —
■^
aq
i
3
<u
3
k.
O
>
<©
Jj
es
3
ä
<v
ZZ -C 6k
~ te ES
sä
3
e>
■^
—
u
3
r<u
cd
-
—
I
o
-^
3
-
w
_-
OB ß —
Jd <n cd
« -3 i
cd •- O
& 2 W
5°
? J
Q I
•~ ja
a r/2
'-
O) ^
J 3
O P
A
2 —
3 _3
SM-
j:
—
&3
cd
N
3
r.
■-
-
cd
-Z
O
_3
-2
-3
<y
cd
--
7
kl
OS
— '
a
/
3
-
?!
^3
-
— 606 —
Hieraus folgt, daß man es in der Ramsbecker Gegend
nur mit einem einfachen Profil, -welches stark nach Norden
überkippt ist, zu tuu hat.
Die schwache Tuffeinlagerung in den Tonschiefern, die
bei der überkippten Lagerung im Hangenden der Ramsbecker
Schichten auftreten, glaube ich mit dem Tuff identifizieren zu
dürfen, den W. E. SCHMIDT x) in den Cultrijugatus- Schichten
auf Blatt Altenhundem südlich der Attendorn-Elsper Doppel-
mulde nachgewiesen hat.
Die starke Schieferung in der Ramsbecker Gegend läßt
nur schwer die Schichtung erkennen, eä scheint aber, daß die
Schichten im allgemeinen steiler einfallen als die Schieferung.
Wenn die Schichten sehr flach liegen, so folgt die Schieferung
auch wohl der Schichtung. Sowohl die Grauwacken als auch
die Grauwackenschiefer und Tonschiefer zeigen die Wirkung
des Druckes, der die Schieferung hervorgerufen hat, in hohem
Maße.
Meine stratigraphischen Resultate geben auch den tekto-
nischen Verhältnissen des östlichen Sauerlandes eine neue
Deutung. Es sind zwei Hauptsättel 2), mit starker Spezial-
faltung zu unterscheiden. Der südliche Hauptsattel, der vom
Siegerland nach Nordosten über Wingeshausen, Zusehen nach
Medebach streicht, und der nördliche Hauptsattel, dessen
Achse von Stadtberge nach Südwesten südlich Ramsbeck ver-
läuft, weiter nach Westen untertaucht und erst westlich der
Attendorner Doppelmulde sich wieder heraushebt.
') W. E. Schmidt, Cuttrijagatuszone und unteres Mitteldevon
südlich der Attendorn-Elsper Doppelmulde. Jahrb. d. Königl. Preuß.
Geol. Landesanstalt 1912, 33, 11.
J) E. Schul/, Beschreibung der liergreviere Arnsberg, Olpe und
Brilon, Bonn 1890.
— 607
32. Der geologische Aufbau der Gebirge am
das Kopaisbecken (Mittelgriechenland).
Von Herrn Carl Renz.
Zurzeit Athen, 3. Juni 1913.
Die Gesteine der Gebirge im Norden und Osten des
Kopais wurden auf der bisher vorliegenden geologischen Karte
von A. BlTTNER ') als obere Kreidekalke und Kreideschiefer
bzw. Serpentine kartiert. A. BlTTNER hat als Mitglied der
österreichischen Expedition zur geologischen Erforschung von
Mittel- und Nordgriechenland das östliche Mittelgriechenland
aufgenommen. Unsere Kenntnis des hier zu besprechenden
Gebietes beruhte bis jetzt ausschließlich auf den Arbeiten dieses
Forschers; die Untersuchungen früherer Autoren, wie FIEDLER,
EtüSSEGGER, SAUVAGE, J. Schmidt, können nach dem heutigen
Stande der "Wissenschaft nurmehr historisches Interesse bean-
spruchen.
A. PHILIPPSON und V. HlLBER sind allerdings noch nach
BlTTNER in Mittelgriechenland gereist, haben aber die Gebirge
um den Kopais nicht besucht.
Die Geologen der österreichischen Mission (NEUMAYR,
BlTTNER und Teller) gliederten die gesamten mesozoischen
Ablagerungen Mittelgriechenlands in einen oberen und einen
unteren Kreidekalk, zwischen denen eine oberkretazische
Schiefer-Sandsteinformation, der sogenannte Macigno (= Flysch),
eingeschaltet ist. Der Macigno soll seinerseits öfters noch
einen mittleren Kreidekalk einschließen.
In diesen Kreidekalken und Kreideschiefern BlTTNERa
gelang es mir, jetzt außer der Kreide noch Jura und Ober-
trias nachzuweisen.
Die Feststellung der älteren Formationen und die Horizon-
tierung der Schichtenfolge besitzt nicht nur lokale Bedeutung,
sondern ist auch insofern wichtig, als weite Gebiete im östlichen
Mittelgriechenland, so die ganzen Lokrischen Gebirge und der
Oeta, die gleiche Entwicklung, wie die Gebirge um das KopaTs-
becken aufweisen.
Die Schichtenfolge der Obertrias, des Jura und
der Kreide ist in den Gebirgen um den Kopais, in den
Lokrischen Gebirgen und im Oeta von unten nach oben die
folgende:
') Denkschrift. Akad. Wias. Wien L880, Bd. LO.
00 H
1. Mächtige lichte Dolomite bzw. dolomitische Kalke,
die in ihren oberen grauen, halbkrystallinen Partien Gyro-
porellen und Megalodontendurchschnitte enthalten. Die letzteren
sind spezifisch unbestimmbar; bei den Gyroporellen handelt es
sich wohl um die auch in der Obertrias der Jonischen Zone
und des Kythaeron häufige Gryroporella vestculifera GÜMBEL.
Der Dolomit dürfte ein vollständiges oder teilweises Äqui-
valent des alpinen Hauptdolomites darstellen.
Darüber folgt in Konkordanz an der unteren Grenze in
allmählichem Übergang
2. ein mächtiger Komplex dunkelgefärbter, ge-
schichteter Kalke von teils dickerer, teils dünnerer Bankung.
Die Mächtigkeit dieses dunklen Kalkkomplexes ist wohl nicht
unter 3 — 400 m zu veranschlagen. Die Fossilführung ist äußerst
gering: in den unteren Partien findet sich eine Zone mit
Megalodonten: im oberen Teil bilden Bänke mit Cladocoropsis
mirabilis FELIX einen ebenso leicht kenntlichen, wie horizontal
weit durchgehenden wichtigen Leithorizont.
Große Muscheldurchschnitte im oberen Teile dieser Kalk-
entwicklung dürften den Umrissen nach von Diceraten her-
rühren. Ihre spezifische Bestimmung ist aber ebensowenig durch-
zuführen, wie bei den an der Unterkante desselben Schichten-
komplexes auftretenden Megalodonten. Eine Verwechslung der
Megalodonten und Diceratendurchschnitte ist leicht möglich.
Nur diejenigen Durchschnitte sind daher generisch einiger-
maßen sicher zu deuten, deren Lage im Schichtenverbande
genau feststeht.
Der dunkle Kalkkomplex wird von
8. der Serpentin-Hornsteingruppe überlagert. Im
oberen Teil der Schiefer-Hornsteingruppe erscheinen Erzlager
(in erster Linie Eisen), die abgebaut werden.
4. Graue, teils klotzige und massige, teils auch ge-
schichtete Rudistenkalke.
5. Flyschartige Gesteine (Schiefer und Sandsteine),
die wohl ebenfalls noch in der Hauptsache der Kreide zuzu-
zählen sind.
Die letzteren Gesteine können, wie im Oeta, z. T. auch
die Rudistenkalke ersetzen.
Was das Alter dieser Schichtenfolge anlangt, so gehören
die weißgrauen Dolomite, wie bereits erwähnt, der oberen Trias an.
Eine genaue Borizontierung innerhalb der Dolomitmassen ist vor-
erst aus Mangel an paläontologischom Material ausgeschlossen.
Ebensowenig läßt sich der dunkle Kalkkomplex in strati-
graphische Zonen zergliedern. Die Moualodonten erscheinen
— 009 —
nur als Durchschnitte, die sich spezifisch nicht näher bestimmen
lassen; die Schalen sind zu fest mit dem Gestein verwachsen
und können nicht unversehrt herausgelöst werden. Jedenfalls
gehört der Megalodontenführende Horizont der Obertrias,
eventuell auch noch dem unteren Lias an.
Die in der oberen Partie des dunklen Kalkkomplexes
auftretenden Spongiomorphiden, nämlich Cladocoropsis mira-
bilit> Felix, sind bisher nur noch aus dem Jura von Dalmatien
bekannt. Nach KERNER und SCHUBERT entstammen diese von
FELIX beschriebenen dalmatinischen Korallen den obersten
Lagen eines mächtigen Komplexes fast fossilleerer grauer Kalke,
der von Lias unter- und von den hauptsächlich tithonischen
sogenannten Lemesschichten (oberes Kimmeridgien und Tithon)
überlagert wird.
In Dalmatien gehören die Cladocoropsis-Schichten daher
sicher dem Oberjura an, wenn auch noch keine Anhaltspunkte für
eine nähere Präzisierung ihres Alters gefunden werden konnten.
Die oben angegebene Schichtenfolge legt den Gedanken
nahe, daß die hellenischen Cladocoropsis-Schichten den analogen
dalmatinischen Bildungen auch im Alter gleichstehen. Die
Niveaudifferenz zwischen den Megalodontenführenden Partien
und den Cladocoropsisbänken dürfte nach meiner Schätzung
etwa 200 — 300 m betragen.
Auch sonst ist die im östlichen Hellas beobachtete
Schichtenfolge der dalmatinischen Entwicklung sehr ähnlich.
In Dalmatien folgen über Dolomiten graue Kalke mit Mega-
lodits pumilus und hierüber weitere Kalk- bzw. Dolomit-
massen — zurzeit auch noch nicht näher horizontiert —
bis hinauf zu den Cladocoropsis-Schichten.
Wie ich schon früher ausführte, kehren die wesentlichen
Züge der dalmatinischen Entwicklung erst im östlichen
Griechenland wieder, was auch jetzt wieder durch den Nach-
weis der oberjurassischen Cladocoropsis-Kalke in den Gebirgen
um den Kopa'is, in den Lokrischen Gebirgen und im südöst-
lichen Oeta erwiesen wird. Ebenso sind auch die Grünstein-
Gebiete im westlichen Hellas, d. h. in der Jonischen Zone,
nicht vorhanden. Die Jura- Entwicklung der Jonischen Zone
weist vielmehr zur Apenninen-llalb'msel hinüber. In der
Argolis lösen sich die beiden Facies ab. Hier folgt bereits
über dem Jonischen Dachsteinkalk und Oberlias die Schiefer-
Hornsteingruppe mit Serpentin. Das Tithon erscheint hier in
der Facies grauer Kllipsactinienkalke, eine Entwicklung, die
in den mittelgriechischen Hochgebirgen des Parnaß, der Var-
dussia und der Kiona eine große Bedeutung erlangt.
— 610 —
Die oberjurassischen Cladocoropsis- Schichten sind im
östlichen Mittelgriechenland weit verbreitet. Sie finden sich,
abgesehen von den jetzt neu festgestellten Vorkommen in
den Gebirgen im Osten und Norden des Kopais, auch noch in
den Lokrischen Gebirgen und im Oeta. In einer vom Gelände
aus publizierten Mitteilung1) über die Geologie der Lokrischen
Gebirge hatte ich diese merkwürdigen Spongiomorphiden ohne
Literatur als Spongiomorpha äff. ramosa Fkech bezeichnet.
Tatsächlich steht ja auch Spongiomorpha ramosa unter den
bekannten Spongiomorphiden der Cladocoropsis mirabilis Felix
zweifellos am nächsten. Auch Felix2) rechnet seine neue
Gattung Cladocoropsis zu den Spongiomorphidae, die er in
zwei neue Unterfamilien, die Cladospongiomorphinae und die
Eu8opongiomorphinae zerlegt. Cladocoropsis mirabilis ge-
hört zu der ersteren Unterfamilie.
Im östlichen Hellas bilden jedenfalls die dunkeln Spongio-
morphiden-Bänke mit Cladocoropsis mirabilis in Anbetracht ihrer
weiten regionalen Verbreitung und der sonstigen Fossilarmut der
dortigen mesozoischen Kalkmassen einen äußerst wichtigen und
charakteristischen Leithorizont. Wie gesagt, sind die dunkeln
oberjurassischen Cladocoropsis-Bänke bisher aus den Gebirgen
im Osten, Norden und Westen des Kopais, aus den Lokrischen
Gebirgen (Chlomosgebirge, Epiknemidisches Gebirge, Saromata-
gebirge) und aus dem Oeta (Xerovunihorst) bekannt. Sie treten
also nach meinen bisherigen Untersuchungen in erster Linie
n<">rdlich des KöpaYsgrabens auf. Der Kopaisgraben bildet
demnach auch in facieller Hinsicht scheinbar eine wichtige
Grenzzone.
In den Hochgebirgen südlich des Kopa'i'sgrabens ist die
Juraformation auch noch nicht mit der Vollständigkeit nach-
gewiesen, wie in den Horsten nördlich dieser Grabeneinsi'nkung.
Auf paläontologischer Grundlage sind hier bis jetzt nur
tithonische graue Ellipsactinienkalke erwiesen3).
') Ca kl Rekz: Die Trias im östlichen Mittelgriechenland.
albl. f. Min. usw., No. 3, L912, S. CT -85.
3) J. Felix: Eine neue ECorallengattung ans dem dalmatinischen
Mesozoicum. Sitzungsber. der Naturforach. Ges. zu Leipzig 1906. Herr
Felix, der Begründer der ueuen Gattung und Art, hatte die Freund-
lichkeit, einige meiner Stücke aus dem Oeta (von Kukuwitza am Xerovuni-
horst) mit seinen dalmatinischen Originalen zu vergleichen. Nach seiner
A.nsich1 stimmen die Stücke des Oeta mit den dalmatinischen vollständig
rl l.'r.Nx: Die Verbreitung des Hthona in den Hochgebirgen
henlands. Jahresber. der Schlesischen Ges. für vaterl. Kultur
l , Berg- und I! q), 1!)12. S. B4 B6.
— 611 —
Diese grauen Ellipsactinienkalke bilden zunächst den
Gipfelkamm der Vardussia mit dem Hauptgipfel II. Ilias, und
zwar als Kern einer nach Westen überhängenden Kreide-
falte1).
Faciell idente und gleichalterige Kalke setzen ferner den
Gipfelkamm der Kiona zusammen.
In einer früheren Mitteilung2) hatten wir die Kionagipfel-
kalke als Oberkreide und als hängendstes Glied der ober-
cretazischen Schichtenfolge von Diaselo aufgefaßt.
Auf Grund meiner neueren Untersuchungen berichtige ich
hiermit diese frühere Ansicht3).
Meine Bestimmung der Kionagipfelkalke als Tithon setzt
eine oberflächlich nicht sichtbare Verwerfung zwischen den
obercretazischen Bildungen von Diaselo und den Tithonkai ken
des Kionagipfelkammes voraus.
Dieselben Tithonkalke bauen auch das Parnaßmassiv mit
der Likerispitze auf.
Die grauen Korallenkalke des Parnaß4) waren nach der
ersten Bestimmung der Korallen und auf Grund von Dasy-
cladaceen, die an Diploporiden erinnerten, für Obertrias ge-
halten worden5).
Nach meinen weiteren Untersuchungen enthalten die
Parnaßkalke jedoch Ellipsactinien. Sie entsprechen auch
habituell vollkommen den Ellipsactinien, Korallen und Tserineen
führenden tithonischen Kammkalken der Vardussia1'). Die an
Diploporiden erinnernden Dasycladaceen der Parnaßkalke, die
hier übrigens im Gegensatz zu der deutlichen Struktur der
Korallen ungünstig erhalten sind, kehren gleichfalls in den
Gipfelkalken der Vardussia wieder.
') Carl Renz: Die Verbreitung des Tithons in den Hochgebirgen
Mittelgriechenlands. Jahresber. der Schlesischen Ges. für vaterl. Kultur
(Sektion für Geol., Geogr., Berg- und Eüttenwesen), 1912, S. 84 36
* I . Frech und Carl Renz: Kreide und Trias im Kiona- und
1 letagebiet Mittelgriechenland). Sitzungsber. Preuß. Akademie d. VViss.,
Berlin L911, S. 1112-1125.
Vgl. hierzu auch Cari Ri \x: Die Verbreitung des Tithons in
dm Hochgebirgen Mittelgriechenlands, a.a.O.. S. 85.
' Sie bilden die Parnaßkuppel mit dem Likerikamm und
auch infolge von Absenkungen gegen den Korinthischen Graben noch
mals zwischen Arachowa und dem Liwadi von Arachowa wieder.
5) Caiu. Renz und F. Frech: Der Nachweis von Obertrias im
Bgebiot. I. Geologische Beobachtungen am Parnaß von I im
Renz. II. Zur Bestimmung der Korallen von F. Frech. Diese
Zeitsclir. 1908, Bd. «10 Monateber 136.
: Die \ ei breitung des ! ithons in den I [<
MittelgTiecbenlands, a. a. » '., S. 3 1
— 612 —
Im Helikon, im Korombili und Kythaeron sind die
Ellipsactinienkalke bis jetzt noch nicht angetroffen worden.
Auch sonstige Juraglieder sind hier noch nicht bekannt, doch
scheint die Facies der obertriadischen, Gyroporellen, Korallen
und Megalodonten führenden lichten Kalkmassen noch in den
Jura hinaufzureichen, ähnlich wie dies auch bei den faciell
gleichen obertriadischen Kalken der Jonischen Zone und der
Argolis der Fall ist.
Einige Profile mögen diese allgemeine Darstellung noch
näher erläutern.
Das beste Profil liefert ein Durchschnitt von dem auf
den Höhen des Ptoongebirges gelegenen Kloster H. Pelagia
über die Skroponeribucht nach Larymna. Das Ptoongebirge
erhebt sich im Osten des Kopai'sbeckens.
Profil von H. Pelagia über die Skroponeribucht
nach Larymna.
Das Kloster Hagia Pelagia liegt auf Flysch unmittelbar
unter der wild zerklüfteten Kalkmauer des Ptoon-Gipfelzuges.
Die Flyschentwicklung ist hier etwas kalkreicher, wie ge-
wöhnlich (die nähere petrographiscbe Beschreibung siehe bei
Bittner).
An seinem Nordrande wird dieser Flyschzug von grauem
Rudistenkalk (mit Hippuriten, Radioliten usw. und Korallen-
resten) unterlagert. Diese nördlichen Rudistenkalke fallen,
ebenso wie die dariiberliegenden Flyschgesteine, teils steil,
teils saiger nach Süden zu ein. Die Flyschzone von H. Pelagia
verschwindet im Osten des Klosters.
Der Gipfelkalkzug des Ptoon besteht gleichfalls aus
Rudistenkalk, er hängt im Osten mit dem liegenden nördlichen
Kalk zusammen und schiebt sich gleichsam als klippenförmige
Kalkzunge gegen Westen zu in das Flyschland hinein.
Im Süden des Ptoonkammes erscheint nämlich wiederum
eine Flyschzone und bildet die Paßeinsattelung, die der Weg
von Hungaro nach Karditza und Perdikovrysis benutzt. Die
Kalkberge im Süden dieser Flyschzone bestehen ebenfalls aus
Undistenkalken, die unter den Flysch einfallen. Auf den
ersten Blick hat es den Anschein, als ob die Gipfelkalke des
Ptoon als Kern einer Mulde über dem Flysch lagern und so
einen oberen Rudistenkalk bilden würden.
Meiner Ansicht nach handelt es sich aber beim
Ptoonzug nur um eine stehengebliebene zungenförmige Kalk-
klippe, zu deren beiden Seiten der höhere Flysch abgesunken
— 613 —
ist. Auch im "Westen des Ptoon- Abhanges trifft man noch
auf Reste von Flyschgesteinen, während der Flyschzug von
Perdikovrysis mit jenem von II. Pelagia ein und derselben
Zone angehört. Es handelt sich also hier jedenfalls um Ab-
senkungen gegen das KopaTsbecken zu. Es sei hierbei noch
erwähnt, daß die Kalkberge um Hungaro gleichfalls aus
grauen Rudistenkalken bestehen.
Der Weg von H. Pelagia zur Bucht von Skroponeri führt
vom Kloster aus nach Nordosten, unterhalb des höheren west-
lichen Kammes, in einem Trockental aufwärts bis zu
breiten Einsattelung. Das Gebirge besteht bis dahin aus-
schließlich aus den grauen klotzigen Rudistenkalken. In der
erwähnten Einsattelung kommt der erzführende obere I lorizont
des Serpentin-Hornsteinkomplexes zum Vorschein. Zwischen
Karditza und der Perdikovrysis, sowie am übernächsten Berg-
hang nördlich von H. Pelagia werden Eisenlager abgebaut.
Der Weiterweg tritt wieder in Rudistenkalk über und
führt hierin über einen zweiten Sattel hinab zu einer Tal-
schlucht, die in die Skroponeribucht mündet. Bis etwa zur
halben Höhe dieser Schlucht herrscht der Kreidekalk. An
der Stelle, wo sich die Schlucht weitet, bemerkt man eine
deutlich ausgeprägte Verwerfung. In der Verwerfungszone
zeigen sich rote Hornsteine und die Gesteine des erzführenden
Horizontes. Diese Verwerfung setzt sich in westlicher Richtung
in einer Seitenschlucht hinauf fort. In ihrer weiteren Ver-
längerung nach Westen liegt dann das bereits erwähnte
Serpentinvorkommen am übernächsten Berghang nördlich von
\\. Pelagia. In entgegengesetzter Richtung erscheint der Schiefer-
Hornsteinkomplex wieder am Südhang der Skroponeribucht.
Unterhalb der hier z. T. verworfenen Serpentin-Hornsteinzone
treten bei anhaltend südlichem Einfallen der ganzen Schichten-
folge die dunklen Kalkmassen des Jura und der Trias hervor.
Diese dunkeln Kalke bilden die Gehänge um die Skroponeri-
bucht. Bei Metochi (Filiale des Klosters II. Pelagia), oberhalb
des innersten Winkels der Skroponeribucht. sind die blau-
schwarzen, ziemlich klotzigen Kalke total von Cladocoropsis
mirabilia Felix durchsetzt. Diese Kalke gehören demnach
bereits dem Oberjura an, was auch mit den Lagerungs-
verhältnissen gut übereinstimmt.
Au den Südhängen der Skroponeribucht läßt sich die Auf-
einanderfolge der Schichten noch besser erkennen. I'i<' in die
Bucht vorspringende kleine Halbinsel und die untere Küsten-
region besteht aus den dunkeln Kalken mit Cladocoropsis
mirabilis, darüber folgt bei südlicher Neigung <\<'± ganzen
614
Schichtenblockes der Hornstein- Serpentinkomplex (z. T. neben
dem roten Hornstein mit gelbem Eisenkiesel), und hierüber die
mächtigen grauen Kalkmassen des Strutzinagebirges, die in
ihren oberen Partien mit den Rudistenkalken von H. Pelagia
zusammenhängen.
Der Weiterweg nach Larymna führt zunächst dem Strande
entlang und steigt dann in einer Schlucht nach Nordwesten
auf die Höhen des Kalkgebirges zwischen Skroponeribucht
und Kephalari.
Das Einfallen der Schichten ist allgemein nach Süd ge-
richtet; man gelangt daher stets in ältere Bildungen. Unten
am Strande finden sich massenhaft Gerolle des schwarzen
Kalkes mit Cladocoropsis.
In der erwähnten Schlucht stehen dann schwarzgraue
bis schwarze, gebankte Kalke an, die kurz vor Erreichung
der Höhe Megalodonten und große platte Muschelschalen
führen. Leider sind nur die herzförmigen Durchschnitte der
Megalodonten zu erkennen, da sich die Schalen nicht heraus-
lösen lassen; die Megalodontenführenden Partien liegen aber
wesentlich tiefer, als die Cladocoropsisbänke. Ich schätze den
Höhenunterschied, wie gesagt, auf 200 — 300 m. Den Lagerungs-
verhältnissen nach könnten daher die Megalodontenhaltigen
Lagen im Verhältnis zu den oberjurassischen Cladocoropsis-
bänken sehr wohl dem Unterlias oder der Obertrias an-
gehören.
Von der Paßhöhe ab führt der Weg hinab zu einer
Lakka und dann über eine niedrige Höhenschwelle hinunter
zu dem Becken oberhalb Kephalari.
Der Kalk nimmt beim Abstieg zunächst den Habitus des
hellgrauen halbkrystallinen Dachsteinkalkes an, wie er in
gleicher Entwicklung im westlichen Kythaeron1) beobachtet
') Ich möchte hierbei noch erwähnen, daß auch die Kalke nördlich
des Beckena von Skurta (zwischen Kythaeron and Parnes) der Trias an-
gehören; es handelt sich hierbei um weißgraue, ziemlich krystalline
Kalla-, die in der Gegend von H. Athanasios Diploporiden enthalten and
wohl den faciell identen Kalken des Parnesgipfela und von Portaes gleich-
llen Miid. Es handelt sich hierbei am ein faciell gleiches, aber
tieferes Kalkniveau, als die obertriadischen Kalke des westlichen
Kythaeron mit Megalodonten und Gyroporella vesiculi/era G-ümbel.
Ich möchte weiter noch auf einen neu entdeckten • Aufschloß von
Obercarbon in Anika hinweisen.
Am Westfaße des /\\ ischen Kiurka und Kala ums liegenden Ma\ rinora-
Q8 treten unter den lichten Deckkalken dunkle Schiefer- und
engesteine mit Fusulinen- und Schwagerinenkalken hervor.
Vm kommen des < Ibercarbon 3, die icb in
i in der Richtung auf Eubooa zu angetroffen babe.
— tn.j —
wurde, und geht dann allmählich in lichten, hellgrauen bis
weißlichen Dolomit über, der die Berge bis zur Bucht von
Larymna aufbaut. Im oberen Teile dieser lichten kalkigen,
bzw. dolomitischen Gesteinsmassen erscheinen Gyropon'lb'ii
uud gleichfalls noch Megalodontendurchschnitte. Diese hellen
Kalk- und Dolomitmassen gehören daher jedenfalls bereits der
Trias an.
Das eben beschriebene Profil von H. Pelagia bis Larymna
bestätigt somit die in der Einleitung angegebene allgemeine
Schichtenfolge, die also, wie gesagt, von der Obertrias, eventuell
auch schon von der Mitteltrias, bis zur oberen Kreide hinauf-
reicht.
Durch schnitt von Larymna über Martini
nach Pavlu.
Längs des Weges von Larymna bis Martini herrscht der
triadische Dolomit, teilweise unterbrochen von Neogen und
jüngerem Schutt. Dieselben Dolomite setzen auch den höheren
Berg im Westen, bzw. Südwesten von Larymna zusammen.
Zwischen Larymna und Martini wurde entgegengesetztes Ein-
fallen beobachtet; der triadische Dolomit bildet daher ein
Gewölbe, dessen Südschenkel im Profil IL Pelagia-Larymna
abgegangen wurde.
Südwestlich Martini erscheint wieder der höhere, hier
nordwestlich fallende schwarze Kalk (Streichen N 40 Ost), der
auf der Höhe hinter Martini auf seinen Auswitterungsflächen
Megalodontendurchschnitte zeigt. Die höhere Schichtenfolge
wird dann hier durch Neogen und Schutt unterbrochen, doch
wurden die schwarzen oberjurassischen Lladocorojisü-Schichten
im ONO von Pavlu wieder angetroffen, nachdem schon vorher
im Geröll zahlreiche Blöcke dieses charakteristischen Kalkes
in die Augen fallen. Nördlich Pavlu reihen sich an diese dunklen
Kalkmassen des Oberjura als jüngeres Glied Serpentine, die nach
Westen zu weite Flächen einnehmen. Pavlu selbst steht be-
reita auf dem höheren Kalk, der das Serpentinniveau über-
lagert.
Die JilTTNKUsche Karte ist hier, abgesehen davon, daß
die Altersdeutung der Kalke unrichtig ist, auch sonst unbrauch-
bar, da dieses weite Serpentinland als oberer Kalk angegeben
wird.
Die Cladocoropsiskalke im Osten, bzw. Nordosten von
Pavlu gehören mit jenen von Skroponeri ein und derselben
jurassischen Kalkzone an, die sich entsprechend dem allge-
— 676' —
meinen Streichen in breitem Zuge über den H. Uias (nordöst-
lich Topolias) von West nach Ost erstreckt.
An den Rändern des jetzt trockengelegten Kopaisbeckens
treten sowohl bei Topolias, wie im Südosten von Topolias
massige Rudistenkalke (mit Radioliten etc.) auf.
Der frühere KopaVs-See oder Kopais-Sumpf wurde durch
eine englische Gesellschaft entwässert und ist nun ein Becken
mit fruchtbarem Ackerboden. Die im Becken zusammen-
fließenden "Wassermengen werden heute durch einen Tunnel dem
Likeri-See zugeführt, der seinerseits durch einen hauptsächlich
in Serpentin eingeschnittenen Kanal mit dem Paralimni-See
verbunden ist. Jener sendet die gesammelten Gewässer in
einem westlich Lukisia mündenden Stollen dem atalantischen
Sund zu. Vom Nordausgang dieses Stollens stürzt der Fluß
in mehreren Kaskaden zum Strand hinab.
Der künstliche Ausfluß des Kopa'is benutzt daher die
Senke zwischen dem Ptoongebirge und den Gebirgen der Lvko-
vuni und Ktypa.
Weitere Vorkommen von Jura und Trias in den Gebirgen
nördlich des Kopaisgrabens.
Der ebengenannte Gebirgszug der Lykovuni und Ktypa
(des Messapus der Alten) besteht gleichfalls aus den dunklen
Kalkmassen des Jura und den helleren Kalken bzw. Dolomiten
der Trias. An den Südhängen des Messapus- Gipfels habe ich
in einem dunklen Kalk wieder Cladocoropsis mirabilis Felix
beobachtet, und beim Abstieg zum Chan Petzona in einem
helleren Kalk Megalodontendurchschnitte. Die Kalke dieses
Gebirgszuges sind daher älter, als die ihn im Westen
begleitende Serpentinzone.
Dieselbe facielle Ausbildung und Schichtenfolge herrscht
auch im Chlomosgebirge.
Der Chlomosstock besteht aus lichten Dolomiten, die
am Südhang des Gebirges von den darüberfolgenden dunklen
Kalkmassen eingedeckt werden. In ihren unteren, direkt über
dem Dolomit lagernden Partien führen diese dunkeln, geschichteten
Kalke Megalodonten, in ihrem oberen Teil enthalten si<' am
nördlichen Talrand von Exarchoa die oberjurassischen Clado-
coropsisbänke. Daa Tal von Exarchos selbst wird von dem
Hornstein- Serpentin komplex eingenommen, über dem am Süd-
hang des Exarchostales der Etudistenkalk folgt.
Die oberjurassischen Cladocoropsis-Schichten wurden außer-
dem noch an folgenden Lokalitäten beobachtet:
— Gl 7 —
Nördlich Golemi I Epiknemidi-
I >»t lieh Karya sches
Zwischen Karya und der Kuppe Guwali Gebirge
Zwischen Dernitza und Budonitza | Saromata-
Zwischen Braulo und Glunista Gebirge
Westlich bzw. nordwestlich H. Triada
Zwischen H. Triada und Quelle Kanal aki Oeta,
Nordwestlich oberhalb Kukuwitza
während die schwarzen Megalodontenkalke u. a. in der Schlucht
westlich Agnandi (Kpiknemidisches Gebirge) aufgeschlossen
sind.
In tektonischer Hinsicht zeigen die Gebirge im Osten
und Norden des Kopaisbeckens den Typus eines ausgesprochenen
Schollengebirges.
Es handelt sich hierbei um im allgemeinen nach Süden
bis SSW geneigte Schichtenblöcke.
Zusammenfassung und Vergleiche.
Am Aufbau der Gebirge im Norden des Kopa'fsgrabens
beteiligen sich außer der schon bekannten Kreide noch juras-
sische und triadische Gesteine.
Die älteren mesozoischen Kalke werden von den cretazi-
schen, durch Rudisten gekennzeichneten grauen Kalkmassen
durch einen Hornstein- Serpentin- Komplex getrennt.
Unter jenem Komplex lagert eine mächtige Kalk- bzw.
Dolomitmasse, die vom oberen Jura bis zur Trias hinunter-
reicht und das wichtigste gebirgsbildende Element dieses
Gebirgsabschnittes darstellt.
Die stratigraphische Gliederung der betr. Schichtenfolge
wird durch die Fossilarmut der Kalke und Dolomite sehr er-
schwert, doch finden sich zwei charakteristische Fossillager. Der
Dolomit bildet die Basis der Schichtenreihe; er enthält in
seinem oberen Teil Gyroporellen und Megalodonten. Darüber
folgt ein Komplex geschichteter dunkler Kalke, der in seiner
unteren Partie Megalodonten enthält, also noch der < Ibertriaa
oder dem Unterlias angehört.
Im oberen Teil dieser mindestens 3 — 400 m mächtigen
Kalkmassen finden sich horizontal weit durchgehende Bänke mit
Cladocoropsia mirabilis Felix, einer zu den Spongiomorphiden
gehörigen Koralle, die bisher noch aus gleichartigen ober-
jurassischen und prätithonischen Kalken Dalmatiens bekannt
ist und auch in Griechenland, den Lagerungsverhältuissen nach
zu urteilen, den gleichen Horizont einnehmen wird.
42
— 67* —
Die- eben geschilderte Schichtenfolge und Facies-Ent-
wieklung herrscht in den Schollengebirgen nördlich des Kopai's-
grabens, d. h. in den Gebirgen um das Kopa'isbecken, in den
Lokrischen Gebirgen (Saromatagebirge, Epikuemidisches Ge-
birge, Chlomosgebirge) und im Oeta (Xerovunihorst).
Das Streichen dieser Schollengebirge nördlich des Kopa'is-
grabens ist ein west-östliehes, so daß sich die gleiche Ent-
wicklung vermutlich noch jenseits des atalantischen Sundes auf
Euboea fortsetzt.
Die facielle Ausstattung der die Gebirge nördlich und
südlich des KopaVsgrabens zusammensetzenden Ablagerungen
zeigt wesentliche Unterschiede.
Die triadischen Bildungen sind ziemlich gleich, in den
nördlichen Gebirgen nur mehr dolomitisiert.
Dagegen fehlen die in dem nördlichen Gebirgsstrich so weit
verbreiteten dunkeln oberjurassischen Cladocoropsisbänke an-
scheinend in den südlichen Hochgebirgen.
Hier treten zwar auch im Oberjura Korallenkalke auf,
so die grauen tithonischen Korallen- und Ellipsactinien-Kalke,
die die Kammkalke der Verdussia mit dem Hauptgipfel und
das Parnaßmassiv mit der Likeri-Spitze zusammensetzen, sowie
die grauen faciell gleichen Gipfelkalke der Kiona, die besonders
Nerineen und Actaeoninen (wie Actaeonina acuta Okb) enthalten.
In der Kreide dominieren wieder beiderseits Rudisten-
kalke in Verbindung mit Flyschgesteinen.
Auf die verschiedenen hellenischen Gebirgszonen und die
weitere tektonische Gestaltung Mittelgriechenlands will ich
an dieser Stelle nicht weiter eingehen, sondern verweise auf
meine kürzlich erschienene zusammenfassende Darstellung des
Gebirgsbaues von Hellas1).
Ich möchte jedoch im Anschluß an die in der vor-
liegenden Abhandlung enthaltene Charakterisierung des ost-
mittelgriechischen Jura noch kurz auf die Unterschiede der
jurassischen Entwicklung in den von mir ausgeschiedenen
Gebirgszonen hinweisen.
Im östlichen Mittelgriechenland herrscht während der
Juraperiode im wesentlichen eine Kalktntwicklung, während
in der Jonischen Zone eine gleichartige, ebenfalls aus der
Trias heraufsteigende Facies nur bis zum Ende des Mittellias
andauert, um dann bis hinauf zur Kreide von den Gesteinen
der Schiefer-Horneteingruppe fortgesetzt zu werden.
1 Carl Renz: Über den Gebirg bau Griei beulands. Diese Zeitschr-
1912, <U. töonatsb« • -. 3. '37 ;
— HIB —
In der dazwischenliegenden Olonos-Pindoszone bilden die
letzteren Gesteine bis hinunter zu den Cassianer-Schichten das
vorherrschende Sediment.
In der noch zur osthellenischen Zone gerechneten Argolis
lösen sich im mittleren Jura die beiden Entwicklungen ab.
Die Obertrias und der ganze Lias erscheinen hier in der
Jonischen Facies. In der höheren Schiefer- Hornsteingruppe
tritt der für die osthellenische Entwicklung jener Facies so
charakteristische Serpentin auf, der in der Jonischen Zone
vollkommen fehlt, während das Tithon bereits durch Ellips-
actinienkalke vertreten wird.
Im Westen, wie im Osten des Landes war die Jurazeit
eine Epoche dauernder Meeresbedeckung, während der sehr
gleichmäßige und ruhige Sedimentationsverhältnisse geherrscht
haben.
In den westlichen Gewässern nahmen, den Sedimenten
nach zu urteilen, die Meerestiefen vom Oberlias ab zu: die
Gesteine der Olonos-Pindoszone zeigen den Tiefpunkt an.
Der Entstehungsort der überschobenen Gesteine der Olonos-
Pindoszone liegt wohl in dem Räume westlich der Vardussia-
falte, die ihrerseits bereits den Beginn des Überfaltungsbaues
zeigt und wohl den Übergang der osthellenischen Gebirge zu
dem Gebirgstypus der Olonos-Pindoszone vermittelt.
33. Nachträgliche Bemerkungen zum Vortrage
von Herrn WlEGERS.
Von Herrn C. Gagel.
Berlin, den 10. November 1913.
Im Anschluß an die vorstehenden Ausführungen (S. 5 i I
bis 56'7) von Herrn WlEOKRS möchte ich hervorheben, daß
wir in Schleswig- Holstein durch die großen Aufschlüsse am
Kaiser-Wilhelm- Kanal die augenscheinlichsten Beweise dafür
erhalten haben, daß die paläolithischen Kulturen erheblich
tiefer als das jüngere Laterglazial herunter reichen.
Dort war in kilometerlangen, einwandfreien Profilen
folgende Schichtenfolge zu beobachten von oben nach
unten :
620
1. Grundnioräne der letzten Vereisung, z. T. in sandiger
Facies, aber mit großen, geschliffenen Geschieben.
2. Vorschüttungssande.
3. Interglazialtorf mit Brasenia purpurea und zahlreichen
wärmeliebenden Pflanzen sowie mit Paläolithen.
4. Interglaziale Verwitterungs- und Ferettisierungszone
mit Paläolithen im älteren Diluvialkies.
5. Oberste Bank des Unteren Geschiebemergels.
6. Kies und Sandschicht, interstadial, mit Paläolithen,
darunter ein sehr schöner prismatischer Messerspan1).
7. Hauptbank des Unteren Geschiebemergels.
Es ist durch diese einwandfreien, einheitlichen (nicht
Kombinations)-Profile erwiesen, daß in Schleswig-Holstein der
paläolithische Mensch schon während eines Interstadiums inner-
halb der Haupteiszeit gelebt und einwandfreie Artefakte (pris-
matische Messerspäne, nicht rohe Absplisse) hergestellt hat2).
Die archäologische Bearbeitung dieser Artefakte wird dem-
nächst von berufener Seite erfolgen.
35. Über das Verhältnis der Geographie
zur Geologie-Paläontologie und die Frage einer
Teilung der Geologie-Paläontologie.
Von Herrn W. Branca.
Berlin, den !(!. Dezemher 1913.
Daß die moderne Geographie weit ausgedehntere Be-
rührungspunkte mit der Geologie bekommen hat, als das
früher der Fall war, ist eine allgemein bekannte Tatsache.
Sie findet ihren Ausdruck darin einmal, daß gewisse Abschnitte
der Lehrbücher der Geographie nichts anderes sind als Geo-
logie, und zweitens darin, daß auch die Arbeiten mancher
Geographen mehr oder weniger geologischen Inhalts sind. So
erklärt es sich leicht, wenn von geologischer Seite wohl all-
gemein Verwahrung eingelegt wird gegen die Versuche der
') Abgebildet in Naturwiss. Wochenschr. L913, S. 418, Fig. 4.
'') Vergl. auch die ähnlich I e I I • durch Koken
R. l;. Schmidt: „Diluviale Vorzeit", S. 182
— 621 —
Geographie, Teile der Geologie als geographisches Besitztum
zu erklären.
Meiner Ansicht nach genügt es, die Tatsache festzustellen,
daß Teile dessen, was von Geographen als Geographie erklärt
wird, in Wirklichkeit zur Geologie-Paläontologie gehören. Eine
öffentliche Verwahrung dagegen auszusprechen, wozu ich von
kollegialer Seite einmal aufgefordert war. erscheint mir über-
flüssig und nutzlos:
Einmal, weil jeder, der den Dingen auf den Grund gehen
will, das ohne weiteres zugeben muß. Geologie ist und bleibt
ja Entwicklungsgeschichte der Erde und der Lebewelt (Histo-
rische Geologie). Geographie, in der alten Form, beschrieb
und klassifizierte die Oberflächenbildungen der Erde; in der
neuen Form sucht sie auch noch die Entstehungsweise, die
Entwicklung derselben festzustellen. Damit aber wird sie
Geologie, arbeitet sie geologisch und darf das, wenn sie logisch
bleiben will, auch nicht anders benennen als „Geologie".
Es ist daher ganz folgerichtig und eine Bestätigung dessen,
was ich sage, wenn der Berliner Vertreter der Geographie,
Pi'.NCK, kürzlich von sich gesagt hat, er sei auch Geolog.
Ich komme noch einmal darauf zurück, um das genauer zu
umgrenzen.
Zweitens, weil Wissenschaft frei ist, es also völlig in
jedermanns Belieben steht, wissenschaftlich zu arbeiten, was
und wo er mag; folglich es auch dem Geographen freisteht,
auf geologischem Gebiete zu arbeiten, so viel er will. Natürlich
aber auch umgekehrt dem Geologen auf geographischem Ge-
biete. Mag jeder in seinen Arbeiten in das Gebiet des anderen
übergreifen, falls ihn seine Neigung dazu treibt, falls er die
nötige Vorbildung dazu hat, und wenn er es nur gut macht,
so kann die Wissenschaft ja nur dabei gewinnen.
Daß indessen die Aufgaben der Geographie von sehr
namhafter geographischer Seite auch anders als nach der geolo-
gischen Seite hin gravitierend aufgefaßt werden, zeigt, wie
KOKEN1) hervorhebt, der ausgezeichnete Aufsatz von HETTNER:
„Über Wesen und Methoden der Geographie."
EETTNEK sagt: „Die geographische Forschung
schlägt manche Wege ein, die anderen Wissen-
schaften gehören, und läßt viele gut gangbare geogra-
phische Wege unbegangen. Sie täuscht sich nianeh-
m a I über ihre M <t hoden."
') Ebkst von Koken: Geologie, - allgemeine Bildung.
Univ gramm Tübingen 1908, :
622
., Die geschichtliche Entwickelung der Wissen-
schaft kann keinen Zweifel darüber lassen, daß die
eigentliche Aufgabe der Geographie in der Länder-
kunde gelegen hat und noch liegt, daß die Auffassung
der Geographie als einer allgemeinen Erdwissenschaft
eine methodische Verirrung ist und ins Uferlose führt,
und daß auch der Versuch, durch weise Einschränkung zu
einer wissenschaftlichen Erdwissenschaft zu kommen, miß-
glückte oder wenigstens zu einer von der Geographie ver-
schiedenen "Wissenschaft führen mußte."
KOKEN fährt dann weiter fort: ..Hettners Auffassung
der Geographie tritt in ausgesprochenen Gegensatz zu der
RlCHTHOFENS, durch welche einst die RlTTERsche Schule über-
wunden wurde. Wie die Entscheidung in der Geographie
fallen wird, ist nicht abzusehen: aber es erscheint nicht
wünschenswert, die Geologie im Hoch- und Mittelschulunter-
richt jetzt eng mit einer Wissenschaft zu verbinden, welche
vielleicht in naher Zeit ihre Ziele in ganz anderer Richtung
steckt als die Geologie. Eine prinzipielle Änderung in der Aus--
bildung der Lehramtskandidaten kann auf diesem schwankenden
Boden nicht durchgeführt werden.1'1)
Lassen wir indessen diese Verschiedenheit der Auffassungen
auf sich beruhen, und behalten wir die Tatsache im Auge, daß
nun einmal eine Anzahl von Vertretern der modernen Geographie
mehr oder weniger nach der Geologie hin gravitiert, weil sie
z. T. von der rein geologischen Seite her zur Geographie ge-
kommen sind.
Da ist es doch von Interesse, zu untersuchen, bis zu
welchem Grade die Geographie mit der Geologie-Paläonto-
logie Berührungspunkte hat; und das führt mich dann weiter
zu der Frage, ob — und wenn ja, in welcher Weise —
Geologie-Paläontologie etwa besser in mehrere selbständige
Gebiete geteilt werden solle, und welche Vorbildung jemand
besitzen solle, der sich für Geologie-Paläontologie habili-
tieren will.
Klar ist, daß Geographie, wenn man nicht Spitzfindig-
keiten sucht, mit historischer Geologie und Paläontologie so
gut wie gar keine Berührungspunkte hat: es fällt also für die
Geographie zunächst einmal diese eine große Hälfte der
Geologie-Paläontologie fort, vielmehr liegen diese Berührungs-
Vgl. auch G. Stbinmann („Der Unterrichl in Geologie und ver-
teil Fächern auf Schule und Universität", Natur und Schule, VI.,
S. 241, Leipzig 1907 hr Eil Verbindu Geographie und
Geologie sich ausspricht.
— 623 —
punkte nur auf dem Gebiete der anderen Hälfte der Geologie,
der allgemeinen Geologie. Aber auch hier wiederum fällt die
eine Hälfte der allgemeinen Geologie, nämlich die chemische
und die petrographische, fast ganz fort, die mit der Geographie
mehr oder weniger nichts zu tun haben.
Es bleibt folglich von der Geologie-Paläontologie
nur ca. der vierte Teil, nämlich die ungefäb re Hälfte
der allgemeinen Geologie, übrig als das Gebiet, das
mit der Geographie nahe Berührungspunkte hat. Wenn
daher ein Geograph von sich sagt (s. oben), daß auch er
Geolog sei, so kann das nur von ungefähr einem Viertel der
Geologie gelten. Und wenn der Vertreter der Geographie an
irgendeiner Hochschule über geologische Dinge mitzuurteilen
berufen wird, so liegt auf der Hand, daß er ein tieferes, auf
eigenem Wissen, auf eigener Arbeit beruhendes Urteil nur auf
ungefähr einem Viertel des Gebietes der Geologie besitzen
kann; daß er folglich unter Umständen bedenklichen Schaden
herbeiführen kann, wenn er, sich in Gegensatz zum Geologen
setzend, auch über Verhältnisse urteilt, die sich auf die anderen
dreiviertel Teile der Geologie-Paläontologie beziehen.
Es wäre ja auch erschreckend für den Geographen,
wenn es anders sein müßte, wenn der Geograph y;anz,
zu vier Vierteln Geolog sein müßte. Wie könnte er
diese Last tragen neben der anderen, auch schon
ungeheuren Last der Geographie? Ist doch das, was
als Geographie zusammengefaßt wird, das größte Wissens-
gebiet, das wir haben.
Es ist unnötig, auszusprechen — und doch will ich es
tun, damit ich nicht mißverstanden werde, und man nicht
glaubt, ich spreche nicht rein sachlich — daß umgekehrt ganz
das gleiche für den Geologen gegenüber dem Geographen gilt.
Auch hier hat der Geologe ein auf eigene Arbeiten und auf
eigene Kenntnisse gestütztes Urteil über das, was sich Geo-
graphie nennt, nur auf jenem ungefähr vierten Teile des
Wissensgebietes, welcher mit der Geographie, wie oben gesagt,
enge Berührungspunkte besitzt.
Diese Dinge liegen s<> klar, daß sie allgemeine Aner-
kennung finden müßten.
[ch wende mich nun zu der Krage, ob die „Geologie-
Paläontologie" in mehrere selbständige Wissensgebiete geteill
werden sollte; und wenn ja, in welcher Weise dann diese
Teilung zum Besten der Sache erfolgen müßte.
Das Gebiet der „Geologie- Paläontologie" umfaßt zwei
rechl verschiedene Dinge. „Ja gewiß," so höre ich Bagen,
— 624 —
„einerseits Geologie und andererseits Paläontologie." Nein,
erwidere ich, nicht Geologie und Paläontologie, sondern einer-
seits Allgemeine und andererseits Historische Geologie und
Paläontologie; das sind diese beiden verschiedenen Dinge,
denn die historische Geologie ist ja so überaus eng mit der
Paläontologie verknüpft, daß sie von ihr gar nicht zu trennen
ist. Die einzelnen Zeitabschnitte der historischen Geologie
sind nicht wie die der menschlichen Geschichte durch Taten
gekennzeichnet, sondern durch Faunen bzw. Floren. Der
Kürze halber, und da die Floren infolge der viel größeren
Seltenheit der fossilen Pflanzen eine entsprechend geringere
Rolle spielen als die Faunen, will ich hier im folgenden aber
immer nur von Faunen sprechen.
Die Gesteinsbeschaffenheit in den einzelnen Formationen
spielt bekanntlich im allgemeinen, von der archäischen, ver-
steinerungslosen Gruppe abgesehen, für die Gliederung der
Formationen eine ganz nebensächliche Rolle. Die Beschaffen-
heit und Zusammensetzung der Fauna spielt die Hauptrolle,
kennzeichnet die betreffende Formation oder deren Unter-
abteilungen. Die wesentliche Grundlage, der Kernpunkt
einer Abteilung der historischen Geologie, ist also
nichts anderes als eine Tier-Geographie jenes Zeit-
abschnittes; und die ganze Reihenfolge der Forma-
tionen und ihrer Unterabteilungen ist im wesent-
lichen nichts anderes als eine Reihenfolge von Tier-
Geographien.
Aber weiter: Indem nun die historische Geologie
diese einzelnen, aufeinanderfolgenden Tier-Gesell-
schaften an das Tageslicht zieht, sie genau unter-
sucht und beschreibt, lehrt sie auch die im Laufe der
Zeiten sich vollziehenden allmählichen Änderungen
und "Wandlungen der Fauna kennen, wird sie also
auch eine Entwicklungsgeschichte der Tierwelt. Ganz
mit Recht geben daher namentlich die neueren Lehrbücher, der
Geologie nicht etwa nur die Leitfossilien der betreffenden
Formationen, sondern eine Darstellung der ganzen betreffenden
Fauna, gleichviel, ob die Tiere häufig oder überaus selten, ja
vielleicht nur Unica sind, gleichviel, ob sie zu den Wirbellosen
oder zu den Wirbeltieren zählen.
Es wäre daher eine unrichtige Auffassung, wenn man
sagen wollte, die Paläontologie Bei nur ein«' Hilfswissenschaft
fiir die Geologie. Das hätte nur dann eines Sinn, wenn mau
bei dem Worte „Geologie" allein an die „Allgemeine Geologie
denken wollte, die letztere für den Geographen ja allein von
62,
Bedeutung ist. Aber für den Geologen gehört zur Geologie
eben nicht nur die Allgemeine Geologie, sondern auch
ebenso die Spezielle, die Historische Geologie. Diese Historis'-h i>
Geologie aber ist, wie gesagt, in ihrer Grundlage, in ihrem
wesentlichen Kern selbst Paläontologie, und zwar ebenso der
Wirbeltiere wie der wirbellosen Tiere. Der Geologe, der das
Kennzeichnende der einzelnen Formationen der Historischen
Geologie nur in den Leitfossilien erblicken wollte, der würde
damit doch eine nur sehr oberflächliche Auffassung vom Wesen
der Historischen Geologie verraten.
Daraus folgt nun, daß jemand, der sich etwa nur
für .,Geologie", d. h. also für „Historische und All-
gemeine Geologie", habilitieren will, in der Paläon-
tologie ebenso bewandert sein muß1), als wenn er sich
für „Geologie-Paläontologie'' habilitierte.
Mit meinen Ausführungen soll keineswegs gesagt sein,
daß nicht an einer größeren Universität die Paläontologie als
ein besonderes Lehrfach abgetrennt werden könnte; denn es
bleiben ja genug Fragen rein zoologischer Natur übrig, die
losgelöst "von der Geologie betrachtet und untersucht werden
können. Aber es liegt auf der Hand, daß eine solche, zu
einem selbständigen Wissensgebiete gemachte Paläontologie
dann eine reine Zoologie der fossilen Tiere sein muß, d.h.,
daß der Betreffende ein aufs gründlichste ausgebildeter Zoo-
loge sein muß; und daß er vordem möglichst wenigstens in-
soweit Medizin studiert haben sollte, um durch deren Anatomie
und Physiologie die wünschenswerte Verbreiterung und Ver-
tiefung seiner Grundlage erlangt zu haben. Immerhin ist
gegenüber dem Gedanken einer vollständigen Selb-
Wie, auf welche Weise der betreffende Habilitand den Beweis
muß, daß er auch diese paläontologischen Kenntnisse ;
darüber wird nur der betreffende Ordinarius, der den Stand
ontologischen Kenntnisse des Betreffenden genau überschauen kann,
entscheiden können, nicht aber ein anderer. Ist z. B. der betreffende
Habilitand Assisteni gewesen, und hal ei als - ilcher Gelegenheil .
sich reichliche paläontologische Kenntnisse zu erwerben, so wird es
nicht direkt nötig Bein, von ihm zu verlangen, daß er auch noch durch
eme rein paläontologische ^rbeil den Beweis dafür erbringt. Tritl der
betreffende Habilitand dagegen von außen her an den Ordinarius heran,
vielleicht aus einer Tätigkeit, durch die sicher die zum Di samen
einsl veii ihm erworben gewesenen paläontologischen Kenntnisse — die
doch für einen Dozenten nicht hinreichen dürften — nicht nur nicht
vermehrt, Mindern sich noch vermindert haben müssen, so erscheint es
mir durchaus notwendig, daß er durch eme rein zoologisch -paläonto-
logische Arbeit den B fern muß. daß er im zoologischen l
zu denken and zu ai beiten ven
— 626 —
ständigmachung der Paläontologie eine überaus große
Schwierigkeit nicht zu übersehen:
Eine völlige Lostrennung der Paläontologie von der
Geologie und Gründung eines selbständigen Ordinariats für
die Paläontologie ■würde anstatt der bisherigen einen Samm-
lung deren zwei von ungefähr gleichem Umfange erfordern;
denn ob die Paläontologie von der Geologie abgetrennt ist
oder nicht, der historische Geolog braucht ja für sich eine
möglichst große paläontologische Sammlung ganz ebenso wie
der Paläontolog. Nun ist es zwar verhältnismäßig leicht, eine
neue zoologische Sammlung zu errichten, da lebende Tiere
leicht käuflich sind. Aber bei der Seltenheit gut und instruktiv
erhaltener fossiler Tiere, namentlich fossiler Wirbeltiere,
würde es eine unendlich lange Zeit und überaus großer Mittel
bedürfen, um eine zweite große, gut ausgestattete paläontolo-
gische Sammlung zu errichten.
Aus diesem rein praktischen Grunde dürfte es sich emp-
fehlen, wenn man überhaupt Paläontologie von der Geologie
abtrennen will, die Paläontologie nur durch einen Extra-
ordinarius oder durch einen mit Lehrauftrag versehenen Gelehrten
in einer sogenannten „gehobenen" Assistentenstellung vertreten
zu lassen; die Leitung und Vermehrung der bisherigen Sammlung
aber dem historischen Geologen zu belassen, natürlich unter
der Bedingung, daß der Paläontolog sie auch benützen
kann.
Wenn nun aber einmal erst ein Extraordinariat für ein
neues Fach geschaffen ist, so ist es bekanntlich schwer, dem
Drängen nach Umwandlung desselben in ein Ordinariat zu
widerstehen. Mit dem Ordinariate für Paläontologie aber wäre
die Notwendigkeit einer zweiten Sammlung gegeben. Es fragt
sich daher, ob man — in Anbetracht der Tatsache, daß
Historische Geologie sich mit der Paläontologie zum
großen Teile deckt, und zweitens dergroßen Schwierig-
keil und Kostspieligkeit der Beschaffung einer neuen
zweiten Sammlung — , ob man, wenn man überhaupt teilen
will, da nicht viel besser und praktischer verfahren
würde, die Geologie in zwei Teile zu teilen und einer-
seits „Historische Geologie und Paläontologie ,
andererseits „Allgemeine Geologie" als zwei selb-
st rindige Fächer zu errichten. Damit ließe man das dem
äten Wesen nach Zusammengehörige, nämlich Historische
Geologie und Paläontologie, zusammen, umginge die überaus
•i Schwierigkeiten, die in der Schaffung einer zweiten palä-
■'gischen Sammlung lägen, und trennte das dem innersten
— 627 —
Wesen nach einem ganz anderen Gebiete Angehörige, die
Allgemeine Geologie, davon ab.
Freilich ergäbe sich dann die Notwendigkeit, der All-
gemeinen Geologie auch alles das zuzuteilen, was zu ihr gehört:
Also nicht nur die dynamische Geologie, sundern auch die so
■ überaus wichtige, von den meisten Geologen aber mebr oder
weniger vernachlässigte chemische Geologie und die Petro-
graphie.
Eine solche Abtrennung aber der Allgemeinen Geologie
als selbständiger Wissenschaft, ohne daß ihr Vertreter sehr
gediegene Kenntnisse besäße in Physik und Chemie, speziell
physikalischer Chemie, sowie in Petrographie und Mineralogie,
erschiene mir verfehlt.
Bekanntlich ist nun aber schon seit längerer Zeit ein
Teil der Allgemeinen Geologie von dieser abgetrennt und zur
Mineralogie gerechnet bzw. gjeschlagen worden; ich meine die
Petrographie und die Petrogenesis. Allein die Mineralogie
hat doch nur die Petrographie der krystallinen Massengesteine
und allenfalls der krystallinen Schichtgesteine an sich ge-
nommen, während logischerweise dann doch nicht nur die
halbe, sondern auch die ganze chemische Geologie, d. h. auch
die chemische Tätigkeit der Luft und des Wassers, und ferner
nicht nur die halbe, sondern auch die ganze Petrographie,
d. h. auch diejenige aller anderen Gesteine, von der Allgemeinen
Geologie hätte abgetrennt werden müssen.
Das, was ehemals in Berlin Ju.STUS ROTH vertrat bzw.
innehatte, ist meiner Ansicht nach das richtig Abgegrenzte,
das logisch Zusammengehörige. Er hatte den Lehrstuhl für
Allgemeine und Chemische Geologie inklusive der Petrographie
inne; und wenn ihm die mikroskopische Kenntnis der Gesteine
mangelte, so lag das nur darin, daß er in petrographisch vor-
mikroskopischer Zeit wurzelte. Das Richtige wäre doch, wenn
man überhaupt abtrennen will, auch heute wieder eine solche
Zusammenfassung dessen zu machen, was logisch zusammen-
gehört, nicht aber eine Auseinanderreißung des Zusammen-
gehörigen. So, wie die Dinge jetzt liegen, ist die
Allgemeine Geologie in zwei Hälften auseinander-
gerissen; die eine Hälfte vertritt der Geologe und
die andere Hälfte der Mineraloge, und das erscheint
mir nicht gut.
Selbst verstund lieh dürfte ein solcher ., Allgemeiner Geologe'',
wie ich ihn hier auffasse, nicht nur chemisch -physikalisch-
mineralogisch-petrographisch ausgebildet sein, sondern er müßte
auch Geologe auf diesem Gebiete sein. d. h.. seine Onter-
628
suchungen nicht nur am Studiertisch, sondern auch in der
Natur machen.
"Will man also überhaupt in der Geologie-Palä-
ontologie eine Trennung vornehmen , so lasse man das,
was zusammengehörig ist, zusammen und reiße es nicht
auseinander, d. b., man lasse einerseits Historische
Geologie und Paläontologie zusammen als „Historische
Geologie" und andererseits dynamische, chemische
und petrographische Geologie zusammen als „Allge-
meine Geologie".
Will man dann abermals weiter trennen, so trenne
man eine rein zoologische Paläontologie von der
Historischen Geologie ab; wobei man aber trotzdem
von dem Vertreter der Historischen Geologie die ein-
gehendsten paläontologischen Kenntnisse verlangen
muß, als wenn die Abtrennung gar nicht stattgefunden
hätte. Aber die ganze Allgemeine Geologie lasse man
als ein zusammengehöriges Ganzes zusammen.
Für alle kleineren Universitäten würden indessen alle
diese Trennungen aus erklärlichen Gründen noch sehr lange
hinausgeschoben werden. Es werden daher alle die Habilitanden,
welche eine Professur anstreben, nicht nur an einer der wenigen
großen Universitäten, sondern auch an einer der zahlreichen
kleineren Universitäten gezwungen sein, sich nach wie vor in
der alten Weise für „Geologie- Paläontologie" zu habilitieren
und ihre Befähigung dafür nachzuweisen; denn anderenfalls
würde jemand, der sich nur für „Historische Geologie" oder
nur für „Paläontologie" oder nur für „Allgemeine Geologie"
habilitiert hätte, wenn er es mit der Sache ernst meinte, gar
nicht eine Professur für die ganze Geologie-Paläontologie im
alten Sinne annehmen dürfen, da ihm ja die nötige Vorbildung
dazu fehlen würde. Oder umgekehrt, wenn man es mit der
Sache ernst meinte, so würde man ihm eine solche Professur
auch gar nicht anbieten dürfen.
Wollte man sich freilich darüber hinwegsetzen
und trotzdem Männer, die von Anfang ihrer wissen-
schaftlichen Tätigkeit an auf eine allgemeine breite
Bildung in diesen Fächern Verzicht geleistet, die sich
von Anfang an eng spezialisiert haben, dennoch für
die gleichzeitige Lehrtätigkeit in allen diesen drei
I ächern berufen, so würde man sieh gegen den Geist
der Universität vergehen.
Selbstverständlich rede ich liier nur von der Vorbildung,
in zukünftiger Professor der Geologie L-^nossen, und deren
— 629 —
Besitz er entweder durch Arbeiten auf den verschiedenen Ge-
bieten oder auf andere Weise vor der Habilitation nachgewiesen
haben sollte; ich rede also nur von der breiten Grundlage,
die er sich erworben haben sollte, um später einmal den An-
forderungen gerecht werden zu können, die ein Inhaber eines
Lehrstuhls für das Gesamtgebiet der Allgemeinen Geologie
und Historischen Geologie und Paläontologie erworben haben
sollte. Das Spezialisieren nach der einen oder anderen Richtung
hin ist ihm später natürlich unbenommen. Aber wer als Geo-
loge schon vor der Habilitation sich eng spezialisiert hat, wer
also diese breite Grundlage sich nicht erworben hat, der spart
freilich viel Zeit und Mühe, der gelangt viel schneller zur
Habilitation — aber für den gilt das vorhin Gesagte1)-
Nachtrag. Ich habe eingangs gesagt: „Geologie ist
Entwicklungsgeschichte der Erde und der Lebewelt". Ge-
meint ist natürlich Geologie in ihrer jetzigen Gestalt bei
uns, d. h. in ihrer Vereinigung von allgemeiner und historischer
Geologie; denn Letztere ist eben in ihrem wesentlichen Teile
Entwicklungsgeschichte der Lebewelt. Jene Definition ist also
tatsächlich richtig. Wer Anstoß daran nimmt, weil auf solche
Weise Biologisches und Abiologisches zusammen liegt, der
muß die von mir aus eben diesem Grunde als allein
logisch erklärte Trennung machen: Einerseits Allgemeine,
andererseits Historische Geologie. So lange beide vereint
sind, wird Bio- und Abiologisches vereint bleiben.
') Um den von Freunden recht frühzeitiger Spezialisierung gegei
mich vielleicht erhobenen, sehr schwerwiegenden Einwurf abzuschneiden.
ich verlange zu viel, verlange etwas, was ich selbst wohl nicht erfüllt
habe, möchte ich angeben, daß ich vor der Habilitation auf allen drei
Gebieten gearbeitet, und zwar meist umfangreichere Abhandlungen
veröffentlicht habe: 1. Paläontologie, a) Wirbellose: Beiträge zur Ent-
wicklungsgeschichte der fossilen Cephalopoden I u. 11. b) Wirbeltiere:
Die fossile Säugetierfauna von Punin bei Riobamba. 2. Historische
Geologie: Der untere Dogger von Deutsch-Lothringen. .">. Allgemeine
Geologie: a) Die Vulkane des Berniker- Landes, mit mikroskopisch-
petrographischer l'ntersuchung der Gesteine; b Der geologische Auf-
bau der Apenninhalbinsel; c) Hypothesen über die Entstehung der
Gebirge b und c für die Habilitation).
Es würde also weder der Einwurf stichhaltig sein, daß ich zu
viel verlange, noch der weitere viel schlimmere, daß ich selbst diese
Bedingungen nicht erfüllt habe.
630
Neueingänge der Bibliothek.
Bärtling, R.: Flußspat. S.-A. aus: Die nutzbaren Mineralien.
Herausgegeben von Dr. B. Dammer und Dr. 0. Tiktze, Berlin.
Stuttgart 1913.
— Die Bedeutung der Kreideformation für die Wasserführung des
Deckgebirges über den nutzbaren Lagerstätten des nördlichen
Rheintalgrabens. S.-A. aus: Diese Zeitschr. 64, Jahrg. 1912,
Monatsber. 1.
BERG, G.: Die Erzlagerstätten der nördlichen Sudeten. Hierzu 1 Tafel.
S.-A. aus: Der Bergbau im Osten des Königreichs Preußen. Fest-
schrift zum XII. Allgemeinen Bergmannstag in Breslau 1913.
Berlin 1913.
- Der geologische Bau des Niederschlesisch-Böhmischen BeckeDs und
seiner Umgebung. Mit 1 Karte. S.-A. aus: Der Bergbau im Osten
des Königreichs Preußen. Festschrift zum XII. Allgemeinen Berg-
mannstag in Breslau 1913. Berlin 1913.
BERGT, W.: Übersicht über die Gesteine der Kapverdischen Inseln.
S.-A. aus: Immanuel Friedländer, Beiträge zur Kenntnis der
Kapverdischen Inseln. Berlin 1913.
BbYSCHLAG, F.: Das Salzvorkommen von Hohensalza. Mit 3 Figuren.
S.-A. aus: Der Bergbau im Osten des Königreichs Preußen. Fest-
schrift zum XII. Allgemeinen Bergmannstag in Breslau 1913.
Berlin 1913.
Denckmann, A.: Der geologische Aufbau des Kreises Siegen. Bei-
träge zur Landes- und Volkskunde.
Ebeling, F.: Das Produktive Carbon Niederschlesiens. S.-A. aus:
Der Bergbau im Osten des Königreichs Preußen. Festschrift zum
XII. Allgemeinen Bergmannstag in Breslau 1913. Berlin 1913.
i i.ii.nKL, G.: Neue Beiträge zur Geologie des Niederrheinischen Tief-
landes. Stück I und II. Hierzu Tafel 26. S.-A. aus: Jahrb.
d. Kgl. Preuß. Geol. Landesanst. f. 1912, Bd. 33, II, 2. Berlin 1913.
- Über tiefgründige chemische Verwitterung und subaerische Ab-
tragung. S.-A. aus: Diese Zeitschr. 65, 1913, Monatsber. 7.
Stuttgart 1913.
— Zum Gebirgsbau der Eifel. S.-A. aus: Verhandl. des Natui-hist.
Vereins der preuß. Rheinlande u. Westfalens, Jahrg. (JS. 1911.
BLÄBBRLG, D.: Die geologischen Verhältnisse der Nordpfalz. Nach
einem gelegentlich der Jahresversammlung des Nordpfälzischen
Geschichtsvereins am 12 Februar 1913 zu Rockeuhausen gehaltenen
Vortrag. Mit 13 Abbildungen u. 5 Tafelo. Kirchheimbolanden 1913.
Die (iii«-i>- Granit-)Industrie von Albersweiler in der Rheinpfalz.
\ aas: I>er Steinbruch. Berlin.
— Die Gesellschaft für Naturwissenschaft und Heilkunde zu Heidel-
berg (1818 1*47 , die Vorläuferin de.-- Naturhistorisch-Medizinischen
Vereint zu Heidelberg (seit 1856). S.-A. aus: Verhandl. des
Naturhist.-Medizin. Vereins zu Heidelberg, N. F. Bd. XII, 3. Heide!
berg L913.
Berichl über die I»;. \ ersammlung des < iberrheinischen Geologischen
Vereins zu Frankfurt a. M. vom 25. bis 29. März 1913, S.-A.
ier. u. Mitteil. d( ein. Geol. Vereins. Karlsruhe
1913.
— 63 1 —
Huth, W.: Beiträge zur Kenntnis der Carbongattung Mariopleris und
ihrer Arten. (Hierzu 1 Tabelle und 1 Textfigur.) S.-A. au-:
Diese Zeitschr. 65, Jahrg. 1918, Monatsber. 7. Stuttgart 1913.
— Die oberschlesischen Marioptenden. Mit 2 Textfig. u. 6 Tafeln.
S.-A. aus: Abh. d. Kgl. Preuß. Geol. Landesanst., N. F. 75. Berlin
1913.
Jentzsch, A.: Der vortertiäre Untergrund des nordostdeutschen Flach1
landes. S.-A. aus: Der Bergbau im Osten des Königreichs
Preußen. Festschrift zum XII. Allgemeinen Bergmannstag in
Breslau 1913. Berlin 1913.
KaüNHOWEN, F.: Der Bernstein in Ostpreußen. S.-A. aus: .lahrb.
d. Kgl. Preuß. Geol. Landesanst. f. 1918, Bd. 34, II, 1. Berlin 1913.
KOHN, H. : Die Entstehung der heutigen Oberflächenformen der Erde
und deren Beziehungen zum Erdmagnetismus. Annalen der Natur-
und Kulturphilosophie. Herausgegeben von W. Ostwald und
R. Goldscheid. Bd. XII, 1/2. Leipzig 1913.
KORN, J.: Der Buk-Maschiner Os und die Landschaftsformen der Y\'est-
Posencr Hochfläche, nebst Bemerkungen über die Bildungsweise
der Schildrücken (Drumlins) und Oser. Hierzu Tafel 10. S.-A.
aus: Jahrb. d. Kgl. Preuß. Geol. Landesanst. f. 1913, Bd. 34, I, 2.
Berlin 1913.
Michael, R.: Über Steinsalz und Sole in Oberschlesien. Mit 3 Profilen
und 2 Übersichtskarten. S.-A. aus: Jahrb. d. Kgl. Preuß. Geol.
Landesanst. f. 1918, Bd. 34, I, 2. Berlin 1913.
— Zur Kenntnis des Oberschlesischen Diluviums. Mit 1 Figur.
S.A. aus: Jahrb. d. Kgl. Preuß. Geol. Landesanst. f. 1913, Bd. 34,
I. 1. Berlin 1913.
— Die geologischen Verhältnisse des Oberschlesischen Industriebezirks.
S.-A. aus: Bd. II der Festschrift zum XII. Allgemeinen deutschen
Bergmannstag in Breslau 1913: Handbuch des Oberschlesischen
Industriebezirks. Kattowitz 1913.
— Die Altersfrage des Tertiärs im Vorlande der Karpatheu. S.-A.
aus: Diese Zeitschr. 65, Jahrg. 1913, Monatsber. 5. Stuttgart 1913.
Die Fortschritte der Geologie Oberschlesiens in den letzten 20 Jahren.
S.-A. aus: Berg- u. Hüttenmännische Zeitbohr. „Glückauf" Xr. 05
u. 36, Jahrg. 1913.
— Die geologische Position der Wasserwerke im oberschlesis
Industriebezirk. S.-A. aus: Jahrb. d. Kgl. Preuß. Geolog. Landes-
anst. I. 1912, Bd. 33, T. II, 11. 1. Berlin 1913.
MOLENQRAAFF, G. A.F., u. VAN WATER8CHOOT VAN DER. GRACHT!
Xiederlande. Handbuch der Regionalen Geologie. I!
gegeben von G. Steinmann und 0. Wilckens Bd. I, 3. Heidel-
berg 1913.
MONESTIER, •'.: Sur la Stratigraphie Paleontologique de la zone ;i
Amaltheus Margaritatua dans la region Buchest de l'Aveyron.
- - \. au-: Bull, de la Societe gÖolog. ,1,. France, t. XIII. 1913.
Paris 1913.
Müthe81UF, l\ : tzliches zur Volksschullehrerbildung. Schriften
ii Ausschusses füi den mathematischen und natur-
wissenschaftlichen Unterricht. Hefl II. Leipzig 1911.
Pilz, R.: Geologische Studien in Britisch -Nordborneo. S.-A. aus:
VI. Jahresber. der Freiberger Geolog. Ges. Freiberg L913.
Sauek, A.: Geologische Kurten. 3 \. au Handwörterbucl
Naturwis in, !'• i. I V. J( oa 1913.
— 632 —
Seemann, Fb.: Eine neue Therme in Außig.
— Die naturwissenschaftlichen Sammlungen Deutschböhmens. IV. Das
Außiger Stadtmuseum. S.-A. aus: Lotos, Naturw. Zeitschr.,
Bd. 60, 1912. Prag.
— Neue Mineralfundorte des böhmischen Mittelgebirges.
— Die Außiger Thermen. Außig 1912.
— Ergebnisse einer naturwissenschaftlichen Reise zum Erdschias-
Dagh (Kleinasien). III. Petrographischer Teil. Die Gesteine des
Erdschias-Dagh. S.-A. aus: Annalen des k. k. Naturhist. Hof-
museums, Bd. XXI, 3 u. 4. Wien.
Shiraki, T.: Monographie der Grylliden von Formosa, mit der Über-
sicht der Japanischen ArteD. Taihoku 1911.
— Acrididen Japans. Yokohama 1910.
STELLER, K. G.: Vorrichtung zu gleichzeitiger verbundener Darstellung
helio- und geozentrischer Planetbewegungen. Nürnberg.
TORNAU, F;: Beiträge zur geologischen Erforschung der deutschen
Schutzgebiete. Heft 6. Zur Geologie des mittleren und westlichen
Teiles von Deutsch-Ostafrika. Mit 9 Fig. im Text, 6 Tafeln und
einer geol. Routenkarte. Herausgegeben von der Geolog. Zentral-
stelle f. d. deutschen Schutzgebiete. Berlin 1913.
TraUTH, Fr.: Zur Erinnerung an Ernst Kittl. Mitteilungen der
Sektion für Naturkunde des Osterreichischen Touristen -Klubs.
Jahrg. XXV, 8 9.
Tyrrell, J. B.: The Patrician Glacier South of Hudson Bay. Inter-
national Geological Congress, Canada 1913. Toronto 1913.
WAHNSCHAFFE, F.: Über zwei conchylienführende Lößablagerungen
nördlich vom Harz. S.-A. aus: Juhrb. d. Kgl. Preuß. Geol.
Landesanst. f. 1886. Berlin 1887.
— Mitteilung über Ergebnisse seiner Aufnahmen in der Gegend von
Obornik in Posen. S.-A. aus: Jahrb. d. Kgl. Preuß. Geol.
Landesanst. f. 1896. Berlin 1897.
— Bericht über gemeicsame Begehungen der diluvialen Ablagerungen
im außeralpinen Rheingebiete im April 1907. S.-A. aus: Jahrb.
d. Kgl. Preuß. Geol. Landesanst. f. 1907, Bd. XXVIII, 3. Berlin 1907.
— Über eine Exkursion bei Magdeburg. Aus: Bericht über die Be-
gehungen der diluvialen Ablagerungen an der Saale im Anschluß
an die Konferenz der Direktoren der Deutschen Geologischen
Landesanstalten im Jahre 1908. S.-A. aus: Jahrb. d. Kgl. Preuß.
Geol. Landesanst. f. 1909, Bd. XXX, II, 1. Berlin 1909.
- Über die Einwirkung des vom Winde getriebenen Sandes auf die
an der Oberfläche liegenden Steine. Naturw. Wochenschr., Bd. II,
19. Berlin 1888.
— Die Bedeutung des baltischen Höhenrückens für die Eiszeit. Vor-
trag, gehalten auf dem VIII. Deutschen Geographentage zu Berlin.
S.-A. aus: Verhandl. des VIII. Deutschen Geographentages zu Berlin
1889. Berlin 1889.
— Über die Entstehung und Altersstellung des Klinger Torflagers.
S.-A. aas: Sitzungsber. der Ges. naturforsch. Freunde, Jahrg. 1892, 10.
Ergebnisse einer Tiefbohrang in Niederschöneweide bei Berlin.
S.-A. aus: Diese Zeitschr., .lahrg. 1893.
— Über die Entwicklung d*r GlaziaJgeologie im norddeutschen Flach-
lande. S.-A. aus: Diese Zeitschr., Jahrg. L898.
Zeitschrift
der
Deutschen Geologischen Gesellschaft.
B. Monatsberichte.
Nr. 12. 1913.
Protokoll der Sitzung vom 3. Dezember 1913.
Vorsitzender: Herr WAHNSCHAFFE.
Der Vorsitzende eröffnete um 6 Uhr die Sitzung zur Vor-
nahme der "Wahl des Vorstandes und Beirats, die um 7'/« Uhr
für beendigt erklärt wird.
Der Vorsitzende teilt mit, daß die Gesellschaft im letzten
Monat wiederum 2 alte Mitglieder durch den Tod verloren
hat und widmet ihnen folgenden Nachruf:
Unsere Gesellschaft hat den Verlust von zwei langjährigen
hervorragenden Mitgliedern zu beklagen; es starben im vorigen
Monat Professor Dr. ARMIN BALTZER in Bern und Professor
Dr. Anton Fric in Prag.
RICHARD ARMIN BALTZER wurde am 16. Januar 1842
in Zwochau im Regierungsbezirk Merseburg geboren, wo sein
Vater Friedrich Baltzer als Pfarrer tätig war. Religiös-
politische Kämpfe nötigten diesen, in den vierziger Jahren als
Flüchtling seine Heimat zu verlassen, um dann nach rastlosen
Wanderjahren in der Schweiz eine neue Heimat zu finden.
Nachdem der junge ARMIN BALTZER in Zürich die vielfach
unterbrochene Gymnasialbildung "vollendet hatte, studierte er
dort zuerst Naturwissenschaften unter ESCHER VON DER LlNTH,
KENNGOTT und "WiSLiCENUS. Von hier ging er 1864 nach
Bonn, wo er mit einer geologischen Arbeit den Doktortitel
erwarb, um sodann in Zürich am Chemischen Institut der
Universität eine Assistentenstelle anzunehmen. Im Jahre 1869
erhielt er eine Lehrstelle für Chemie, Mineralogie und Geologie
an der dortigen Kantonschule und hatte als solcher Gelegen-
heit, viele geologische Exkursionen mit seinem anregenden
ehemaligen Lehrer ESCHEB von DES LlNTB zu unternehmen.
43
— 634 —
Bereits im Jahre 1S73 habilitierte sich Baltzer für Geologie
an der Universität und am eidgenössischen Polytechnikum in
Zürich mit der Arbeit: „Der Glärnisch, ein Problem
alpinen Gebirgsbaues. Zürich 1873." In den nächsten
Jahren beschäftigten ihn unter anderem die Felzstürze in den
Alpen, die vulkanischen Erscheinungen des Ätna und der
Insel Vulcano sowie der geologische Bau des Wetterhorns.
Von besonderer Bedeutung waren folgende Arbeiten:
Der mechanische Kontakt von Gneis und Kalk im Berner Ober-
land. Mit Atlas von 13 Tafeln und einer Karte, mit Zugrundelegung
der eidgenössischen Aufnahmekarten im Maßstab 1:50000. (Mitteil. d.
naturf. Gesellsch. in Bern, Nr. 20, 1880.)
Das Aarmassiv (mittlerer Teil) nebst einem Atlas des Gotthard-
massivs, enthalten auf Blatt XIII. (Mitteil. d. naturf. Gesellsch. in Bern,
Nr. 24, IV,
sie haben seinen Namen als Geologe bekannt und berühmt
gemacht. Nach dem Tode Bachmanns erhielt Baltzek 1884
einen Ruf als odentlicher Professor für Geologie und Mine-
ralogie an die Universität Bern.
In den unzureichenden Räumen des alten Universitäts-
gebäudes entfaltete er eine so erfolgreiche und vielseitige Lehr-
tätigkeit, daß ihm auf seine Anregung und in Anerkennung
seiner Verdienste ein neues Institut bewilligt wurde, welches
er im Jahre 1897 beziehen konnte. Die akademische Lehr-
tätigkeit gewährte ihm die Zeit zu geologischen und petro-
graphischen Untersuchungen namentlich im Aarmassiv, die er
in obengenannter Schrift und in dem Aufsatze:
„Randerscheinungen der zentralgranitischen Zone im
Aarmassiv. (Neues Jahrb. f. Mineral, usw., Jahrg. 1885, II.)"
niederlegte.
Außerdem bearbeitete er die Gebiete des diluvialen Aar-
und Rhonegletschers (Beiträge zur geologischen Karte der
Schweiz, XXX. Lieferung. Bern 1896) in musterhafter Weise
und wandte sich im Anschluß an diese Untersuchungen dem
Studium der diluvialen Gletscher auf der Südseite der Alpen
und demjenigen der südlichen Kalkalpen zu. Von besonderer
Bedeutung waren seine
..Studien a m Unter- Grindel wald gl etsch e r über Glazial -
erosion, Längen- und Dicken veränd eru n g in den Jahren
181)2-1897. (Denkschr. d. Schweiz, naturf. Gesellsch. Bd. :$:;. _'.
Züri« h L898
Aus seinen letzten Lebensjahren stammen weitere Unter-
suchungen über den granitischen Zentralkern des Aarmassivs und
der geologische Führer für das Berner Oberland. (Berlin 1906.)
636
In Anerkennung seiner großen Verdienste um die Förde-
rung der Geologie wurde Baltzer von der k. k. Geologischen
Reichsanstalt in Wien und der Academy of natural sciences
of Philadelphia zum korrespondierenden Mitgliede sowie von
der Geological Society of London zum Ehrenmitgliede ernannt.
In der Sitzung am 1. Dezember 1875 erfolgte auf den
Vorschlag von ROTH, LossKN' und Dames die Aufnahme
Baltzers als Mitglied in die Deutsche Geologische Gesell-
schaft. Von 1904 — 1906 gehörte er dem Beirat an.
BALTZER besaß einen edlen Charakter, eine schlichte
Geradheit in seinem Wesen und eine hervorragende Willens-
stärke, so daß er trotz schweren Nervenleidens in den letzten
Lebensjahren seine Tätigkeit als Lehrer immer noch aufrecht
erhielt. Die hohe Auffassung von seinem Lehrberuf kenn-
zeichnen seine Worte: „Nicht sowohl die wissenschaftliche
Berühmtheit als die Persönlichkeit, enthusiastische Begeisterung
und Lehrgeschick machen das Wirksame des lehrenden Pro-
fessors aus, Mann und Wissenschaft müssen eins sein, nur
dann wirken sie lebendig".
Mir ist es vergönnt gewesen, auf geolqgischen Versamm-
lungen wiederholt mit BALTZER zusammenzutreffen. Im
Jahre 1894 nahm ich an der von ihm geleiteten Exkursion
durch das Aartal teil, die sich an den VI. internationalen
Geologenkongreß in Zürich anschloß. Allen Teilnehmern wird
es unvergeßlich sein, in welch ausgezeichneter Weise er uns
dort in sein Arbeitsgebiet einführte, und wie er uns durch
seinen liebenswürdigen Humor das andauernd schlechte Wetter
auf dieser Exkursion, das uns einen vollen Tag in Guttannen
festhielt, vergessen ließ. Dieser köstliche Humor kam auch
sonst in seinen geologischen Gelegenheitsgedichten zum Aus-
druck.
Am 4. November ist der vortreffliche Mann in Hilter-
fingen am Thunersee plötzlich infolge eines Schlaganfalles aus
dem Leben geschieden.
v
ANTON FRIC, ein Bruder des bekannten tschechischen
Schriftstellers JOSEPH Vaclav Fru\ war am 30. Juni 1832
in Prag geboren. Im Jahre 1849 ordnete er im Museum des
Königreichs Böhmen die aus Texas eingelaufenen Sammlungen
und wurde dort nach drei Jahren Assistent bei der zoolo-
gischen Abteilung. Er spendete diesem Museum eine schöne
Sammlung der in Böhmen heimischen Vögel. Im Jahre 1855
wurde er Kustos der zoologischen Musealsammlungen und
unternahm als solcher größere Forschungsreisen in Serbien.
43*
— 636 —
Kroatien, Dalmatien und Montenegro. Sein I lauptstudium war
der Medizin gewidmet. Er erlangte 1860 den Doktorgrad
und habilitierte sich 1862 als Dozent für vergleichende Ana-
tomie und Physiologie an der Universität und 1864 an dem
damals reorganisierten Polytechnikum in Prag. Im Jahre 1871
wurde er zum außerordentlichen Professor an der Prager Univer-
sität ernannt und erhielt 1882 nach der Errichtung der
tschechischen Universität daselbst die ordentliche Professur
für Zoologie. Zugleich war er Direktor der zoologischen und
paläontologischen Abteilung des Kgl. Böhmischen Museums.
Es ist Fßics Verdienst, daß er Barrande bewog, seine
herrliche paläontologische Sammlung dem Prager Museum zu
vermachen. Nach dem Tode dieses Gelehrten gründete Fuic
einen BARRANDE-Fonds in Höhe von 10000 Fl., der noch
heute zur Unterstützung des Studiums des böhmischen Silurs
dient. FftlC hat sich um die naturwissenschaftliche Durch-
forschung Böhmens sehr verdient gemacht und das Böhmische
Museum durch zoologische und paläontologische Sammlungen
außerordentlich bereichert. Unter seinen geologisch-paläontolo-
gischen Arbeiten sind hervorzuheben:
Über die Callianassen der böhmischen Kreideformation. (Abb. d.
Kgl. böhm. Ges. der W'iss., Bd. XV, Prag 1867.)
Cephalopoden der böhmischen Kreideformation. Prag 1872.
Geologische Bilder aus der Vorzeit Böhmens. Prag 1873.
DieReptilien und Fische der böhmischen Kreideformation. Prag 1878
Fauna der Gaskohle und der Kalksteine der l'ermformation
Böhmens. Trag 1883-1901. 4 Bände.
Die Crustaceen der böhmischen Kreideformation, zusammen mit
Kai ka. Prag 1887.
FRlc gehörte als ordentliches Mitglied seit 1870 der
Königlichen böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften an
und wurde am 13. September 1868 auf Vorschlag der Herren
V. ÜXGEK, A. und U. SCHLÖNBACH in die Deutsche geologische
Gesellschaft als Mitglied aufgenommen.
Im 81. Lebensjahre stehend, ist er am 15. November nach
einem arbeitsreichen Leben in seiner Villa „Bozinka" in Prag
sanft entschlafen.
Zu Ehren der Verstorbenen erheben sich die Anwesenden
von ihren Sitzen.
Als neue Mitglieder wünschen der Deutschen Geologischen
Gesellschaft beizutreten:
II err Bergassessor Otto SCHLAFE E, Berlin N. -1. Invaliden-
straße 44;
— 637 —
Herr Bergassessor Wilhelm HÖPPNEB, Berlin N. 4, In-
validenstraße 44;
Herr Professor Dr. F. KosSMAT, Direktor der Königl.
Sächsischen Geologischen Landesanstalt in Leipzig,
Talstraße 35 ; vorgeschlagen durch die Herren Bey-
SCHLAG, KRUSCII und MICHAEL.
Der Vorsitzende legt sodann die als Geschenk ein-
gegangenen Druckschriften der Versammlung vor und bespricht
eine Auswahl.
Alsdann wird das Ergebnis der Wahlen verlesen:
Es wurden abgegeben 237 Wahlzettel, darunter 1 ungültiger.
Es erhielten Stimmen :
Als Vorsitzender:
Herr WAHNSCHAFFE 232, Herr BORNHARDT 2, ungültig
2 Stimmen. — Gewählt Herr WAHNSCHAFFE.
Als stellvertretende Vorsitzende:
Herr BORNHARDT234, Herr KRUSCH 221, HerrSTREMME2,
Herr SCHEIBE 2, die Herren ZIMMERMANN, PENCK,
BRANCA, JaNENSCH, BEYSCHLAG und BÄRTLING je 1,
ungültig 6. — Gewählt die Herren BORNHARDT
und KrüSCH.
Als Schriftführer:
Die Herren Bärtling 233, Hennig 236, JaNENSCH 231,
Weissermel 229, Harbort 4, von Staff 2, Bey-
schlag, Berg, Mestwerdt je 1, ungültig 2. — Ge-
wählt die Herren BÄRTLING, HENNIG,
JANENSCH und WEISSERMEL.
Als Schatzmeister:
Die Herren Michael 230, von Linstow 3, Ahlburg 2. -
Gewählt Herr Michael.
Als Archivar:
Herr SCHNEIDER 235. — Gewählt Herr SCHNEIDER.
Als Beiratsmitglieder:
Die Herren Salomon 215, RoTHPLETZ 210, Mausen 205,
Fricke204, Oebbecke 200, Frech 199, Stromer von
— 638 —
Reichenbach 3 1 , Werfer 20, Steinmann 1 1 , Welter
10, Andree 9, Deecke 8, Weigand 8, Buxtorf 4,
Pompeckj 4, Em. Kayser, Stille und Torn^uist
je 3, Lersius und Er. Kaiser je 2, von Arthabee,
KLINKHARDT, E. FrAAS, BlaNKENHORN, WySOGORSKI,
SCHLEH, VON AMMON, BliUnNS, HlNTZE, VAN WER-
wecke, bücking, semper, bergeat, k. martin,
Paulke, "Wilckens, Gürich, Klockmann, Dannen-
BERG je 1. — Gewählt die Herren SaLOMON,
Rothpletz, Mausen, Fricke, Oebbecke und
Frech.
Demnach setzt sich der Vorstand und Beirat für 1914
folgendermaßen zusammen:
Vorsitzender: Herr Wahnschaffe
Stellvertr. Vorsitzende: - BoRNHARDT
- Krusch
Schriftführer: - BÄRTLING
- Hennig
- Janensch
- Weissermel
Schatzmeister: - MICHAEL
Archivar: - SCHNEIDER
Beirat: Die Herren Frech -Breslau, Fricke- Bremen,
Madsex - Kopenhagen, OEBBECKE - München,, Rothpletz-
München und SaLOMON- Heidelberg.
Die anwesenden Herren nahmen die Wahl an.
Herr H. PHILIPP spricht über „Osar und deren Be-
ziehung zu Kames und Rollsteinfeldern"1).
Im Anschluß an seine vor zwei Jahren dargelegte Auffassung
von der inglazialen Entstehung der Osar2) berichtet der Vor-
tragende über seine diesjährige Begehung der Aargletscher.
Es ließ sich ein neuer Oszug seitlich auf dem Rücken des
Oberaargletschers in einer Gesamtlänge von ca. 300 m fest-
stellen. Dieser zerfällt in 2 Teilstücke von ca. 80 bzw. 200 m
Länge, von denen das kürzere, tiefer gelegene, nicht in un-
mittelbarer Fortsetzung des oberen auftritt, sondern um einige
') Eine ausführlichere Darstellung erscheint im Zentralbl. f.
Min. 1914.
5 E. Philipp, über ein rezentes alpines Oe . .., diese Zeitschrift,
64. 1912, Monatsber. S.68—102.
— 639 —
Meter seitlich ausgelenkt ist. Die Rücken bestehen aus
grobem gerollten Material, das nur oberflächlich von einigen
Moränenblöcken bedeckt ist; sie zeigen den geschwungenen
Verlauf der Rücken- und Höhenlinie, so daß sie alle äußeren
Merkmale der Osar tragen.
Gegen die inglaziale Entstehung der Osar ist von einigen
Seiten der Einwand erhoben worden, daß bei dem nachträg-
lichen Niederschmelzen der schutterfüllten Kanäle keine Osar
mit ungestörter innerer Struktur sich entwickeln könnten.
Dieser Einwurf ist deswegen nicht stichhaltig, weil die Gletscher
nicht nur von der Oberseite, sondern auch von unten her ab-
schmelzen. Folglich werden tief gelegene inglaziale Kanäle
gleichfalls von unten her freigeschmolzen, und deren Kies- und
Schotterinhalt kann sich dann ohne jede Störung der ursprüng-
lichen Struktur auf dem Gletscherboden ablagern, zumal die
Abschmelzung von unten her viel gleichmäßiger und ruhiger
erfolgt als die Ablation der Gletscheroberfläche. Man wird
also die ungestörten Osar wesentlich auf die Abschmelzung
der Kanäle von unten, die gestörten auf deren Abschmelzung
von oben her zurückführen können.
Daß inglaziale Kanäle keineswegs selten sind, zeigen u. a.
die Beobachtungen am Unteraargletscher, von wo sie bereits
AGASSIZ früher beschrieben hat. Sie treten offenbar viel zahl-
reicher auf, als man bisher angenommen hat, und spielen eine
wesentliche Rolle bei der Drainage des Gletschers.
Bei der Annahme inglazialer Entstehung der Osar erklärt
sich zwanglos die enge Verknüpfung von Osarn, Rollstein-
feldern und Kames. So müssen bei einer Stillstandslage die
Schotter eines inglazialen Kanals sich beim Ausschmelzen an
der Stirn des Gletschers zu einem großen Geröll- und Kies-
haufen akkumulieren, also einem einzelnen Käme, der im
Bogen der Endmoräne liegt. Ein Beispiel hierfür bietet die
Südseite des Oberaargletschers, wo sich fluvioglaziales Material
vom Rücken des Gletschers bis zur Endmoräne hinzieht und
hier einen größeren, ca. 8 m hohen Schotterhaufen bildet.
Analog wird sich bei etappenweisem Rückzug des Gletschers
statt eines kontinuierlichen Osrückens eine Anzahl hinter-
eiuandergereihter Kuppen entwickeln können. Da außerdem
gelegentlich mehrere Kanäle dicht beieinander in gleicher
Richtung, aber verschiedenem Niveau auftreten, so können sich
ganze Gruppen solcher Kamehügel entwickeln.
Besondere Fälle müssen eintreten, wenn die Kanäle beim
Ausschmelzen ziemlich hoch auf dem Gletscher liegen. Dann
breitet sich das Geröll wie bei Mittelmoränen durch Tischen
040
und Abrutschen immer mehr seitlich aus, so daß beim
definitiven Niederschmelzen sich nicht mehr ein Rücken,
sondern ein breiter Streifen von Gerollen (Rollsteinfeld) auf
den Untergrund niedersenkt. In einer Stillstandslage wird
diese breite fluvioglaziale Schottermasse sich ebenfalls end-
moränenartig vor dem Fuß des Gletschers als transversale
Kies- und Geröllrücken akkumulieren müssen, den quer-
gestellten Marginalosarn bzw. Marginalkames.
Zur Diskussion sprechen die Herren WAHNSCHAFFE,
Werth, WeiSSERäiel, P. G. Krause, Korn und der Vor-
tragende.
Herr WEISSERMEL weist auf die von ihm be-
schriebenen l) Verhältnisse nordöstlich von Halle hin, wo
Osar der vorletzten Vereisung in zweifellosen genetischen Be-
ziehungen zu den das Diluvium durchragenden Porphyrkuppen
stehen, indem sie sich an diese ansetzen, von ihnen aus-
strahlen; Verhältnisse, die nur dahin gedeutet werden können,
daß die Porphyrkuppen in der letzten Phase der Eisbedeckung
Spalten im Eise aufreißen ließen, die wieder zur Osbildung
Veranlassung geben. Hier können also die Osar nur in
Spalten entstanden gedacht werden.
Herr P. KrüSCII berichtet „über einige Ex-
kursionen und Beschlüsse des Internationalen Geo-
logenkongresses in Toronto'*.
Herr W. Wolff spricht über „die Glazialgeologie
in den Verhandlungen und auf den Exkursionen des
Kongresses in Toronto".
Darauf wird die Sitzung geschlossen,
v. w. o.
Wahnschaffe. Bärtling. Henkiq.
') Siegest und Weissermel, Das Diluvium zwischen Halle a. S.
und Weißenfels. Abhandl. d. Königl. Preuß. Greol. Landesanst. N. F.
Heft 60, S. 261- 69.
6 41
Briefliche Mitteilungen.
36. Bericht über die Exkursionen
im Anschluß an die Hauptversammlung
der Deutschen Geologischen Gesellschaft
in Greifswald im August 1912.
Von Herren 0. Jaekel, K. Keilhack und H. Philipp.
A. Bericht über die Exkursionen vor der Versammlung.
Fuhrung: H. Philipp, 0. Ja ekel und K. Keilhack.
Exkursion nach Stettin und Nörenberg
vom 3.-5. August 1912.
Von Herrn H. PHILIPP.
An der Exkursion nach Stettin und Nörenberg vom
3. — 5. August nahmen 15 Herren teil. Am Nachmittage des
ersten Tages fuhr man mit den halbstündlich1) verkehrenden
Lokaldampfern von Stettin in 3/4 Stunde Oder abwärts nach
Kratzwieck zur Besichtigung der großen Aufschlüsse im Mittel-
oligozän, die an der Straße zwischen hier und Cavelwiseh
durch die Ziegeleiindustrie geschaffen sind. In der ScilwiNN'ING-
schen Grube, der zweiten von Kratzwieck aus, tritt die Zwei-
teilung des Mitteloligozäns in die liegenden Septarientone und
die hangenden Stettiner Sande klar zutage, wenn auch die
Lagerung im einzelnen durch Quellungen im Ton und Abgleiten
der hangenden Sande vielfach sehr kompliziert ist, so daß man
früher lange im unklaren über die Altersbeziehungen beider zu-
einander gewesen ist. Der hier dunkelgrau bis braunschwarze
Septarienton ist zum Teil recht sandig; Versteinerungen sind
') Zeit- und Wegeangaben sowie die Uteraturangaben am Schluß
sind etwas genauer angeführt, um gelegentlich späterer Exkursion en als
Anhaltspunkte dienen zu können.
6 42
auffallend selten, doch zeigen sich in den tiefen Teilen der
Grube massenhaft die meist sehr regelmäßig, z. T. birnenförmig
gestalteten Septarien; ebenso finden sich gelegentlich gute
Gipsrosetten. Die gelb bis rostbraun gefärbten Stettiner Sande
im oberen Teil der Grube gliedern sich hier in einen massigen,
rein sandigen, leicht zerreiblichen Komplex, und einen zweiten,
in dem sandige Schichten mit festen kalkreichen Bänken
"wechseln. Letztere Partie ist steil gefaltet, während in den
massigen Sanden die Störung sich durch zahllose sich kreuzende
Sprünge ausprägt. Ob diese Verquetschungen bzw. Stauchungen
hier gleichfalls durch Abrutschen oder durch glazialen Druck
erfolgt sind, ist zweifelhaft. Bereits an dieser Stelle konnte
man sich von dem Reichtum an Fossilien der Stettiner Sande
überzeugen. Diese liegen entweder lose in den Sanden, meist
jedoch schichtenweise in konkretionär verhärteten Bänken
oder als isolierte Individuen im Kern einzelner, regelmäßiger
sogenannter Stettiner Kugeln, die sich durch ihre hohe Härte
auszeichnen. Sehr reich an Versteinerungen erwiesen sich die
Aufschlüsse in der HAVKMANNschen Grube dicht vor Cavel-
wisch, wo als häufigstes Fossil Fusus multisulcatus oft ganze
Bänke zusammensetzt. Besonderes Interesse fanden die sehr
häutigen Durchschnitte durch Otolithen sowie verkieseltes,
von zahlreichen Teredogängen durchsetztes Holz. In dieser
Grube gewann man auch ein gutes Bild von den komplizierten
Lagerungsverhältnissen der Sande und der Tone zueinander,
da hier über den Sanden stellenweise nochmals Septarienton
auftritt und beide an einigen Punkten direkt miteinander ver-
knetet erscheinen.
Die ganze Tour erforderte mit halbstündiger Kaffeepause
auf dem Rückwege in Gotzlow ."> Stunden. Von Stettin fuhr
man am Abend noch bis Stargard.
Sonntag, den 1., und Montag, den 5. August. Diese
beiden Tage waren dem Endmoränengebiet der weiteren Um-
gebung von Nörenberg in Hinterpommern gewidmet, das vor
allem durch KEILHACKS Arbeiten bekannt geworden ist und
das, wie vielleicht kein anderes Gebiet Norddeutschlands, auf
engstem Räume die meisten Formen des glazialen Oberflächeu-
relicfs in modelhirtiger Schönheit zeigt; vgl. das Üb ersieh ts-
kärtchen (Fig. l) und die S. 655 angegebenen Karten. Die Be-
gehung umfaßte das Gebiet des baltischen Endmoränenzuges
zwischen den Bahnstrecken Stargard — Reetz und Waugerin —
Dramburg. Mit dem ersten Zuge erreichte man Station
Tornow der Strecke Stargard — Reetz Callies, auf der flachen
— 643 —
Grundmoränenebene gelegen. Bereits während der Fahrt
fiel der durch seine charakteristische Kiefernbewaldung
sich nördlich der Bahn scharf heraushebende Zug des Gold-
becker Oeea auf, des mittleren der 3 großen Oszüge, die im
Verein mit mehreren kleineren, hier in südöstlicher Richtung
gegen die Endmoräne ziehen.
— 644 —
Auf dem Wege Tornow — Wudarge erreichte man binnen
kurzem den Osrücken und konnte sich in einem guten
Aufschluß von dessen charakteristischem Aufbau, Sauden und
feinen Kiesen in fluviatiler Kreuzschichtung überzeugen. Im
Verfolge des Oszuges gegen Osten treten dem Besucher
dann alle morphologischen Eigentümlichkeiten der Osar deut-
lich vor Augen. Das Os erhebt sich hier in einer durch-
schnittlichen Breite von 150—200 m ca. 15 m über die be-
nachbarte Grundmoränenebene, bald in Form eines abgeplatteten
breiten Rückens, bald mit beiderseitig steilem Anstieg als
ausgesprochener „Ziegenrücken". Ebenfalls sehr deutlich ent-
wickelt treten hier als Begleiter des Oses die Osgräben auf,
breite vertorfte Niederungen, die abwechselnd den Oszug bald
nur an der einen Seite, bald zu beiden Seiten flankieren,
gelegentlich auch den Oszug unterbrechen und von einer zur
andern Seite hinüberwechseln. Daß diese Gräben einst stark
fließende Gewässer waren, zeigen Prallstellen an den Osflanken.
Auf dem Rücken, und an den Abhängen des Osrückens fort-
wandernd verfolgte man diesen ca. 2 km weit bis dorthin,
wo oberhalb des Weges Saatzig — Moderow einige baum-
freie, ziemlich isoliert sich heraushebende Kuppen des Os-
rückens einen vorzüglichen Überblick über dessen Verlauf und
über die ganze Landschaft geben. Frei überblickt der Be-
schauer im Nordwesten und Südwesten die weite fruchtbare,
flachwellige Grundmoränenebene mit ihren eingesenkten Sollen
und den langgestreckten Jakobshagener und Goldbecker Osarn;
im Nordosten hebt sich das Terrain sanft und allmählich wie
der Innenrand eines flachen Tellers zu einem mit Laubwald be-
standenem Höhenzuge, dem Innenrand des Endmoränenbogens.
Scharf treten von diesem erhöhten Standpunkt aus an den
benachbarten Hügeln zwei Eigenschaften vieler Oszüge hervor:
die in kurzen Serpentinen geschwungene Rückenlinie sowie
das gelegentliche Auflösen eines Osrückens in mehrere indi-
vidualisierte Kuppen, wodurch die Höhenlinie gleichfalls einen
geschwungenen Verlauf erhält.
In längerer Ruhepause entwickelte sich hier oben eine
lebhafte Diskussion, anknüpfend an die vom Referenten auf-
gestellte Theorie der Entstehung der Osar au3 inglazialen
Kanälen unter wesentlicher Mitwirkung proximal aufreißender
Spalten1), wodurch viele Eigentümlichkeiten der Osar und
1 II. PHILIPP: Über ein rezentes alpines Os und seine Bedeutung
für die Bildung der diluvialen < >&ar. Diese Zeitschr. 1912, Monatdber.
S 66 102, vgl. aucli vorstellende Notiz, S. 638.
— 645 —
der Osgräbeo eine ungezwungenere Erklärung finden als bei der
bisherigen Annahme sub- oder supraglazialer Entstehung.
Dann folgte man zunächst dem Laufe des Krebsbaches
gegen Osten und nahm später querfeldein die Richtung auf
Stolzenhagen. Unmittelbar nördlich dieses Ortes tritt ein
zweiter Osrücken, „die Feuerberge", auf, eine Fortsetzung des
Jakobshagener Oses in Form eines ca. l'/a km langen, fast
■wie ein Eisenbahndamm scharf geschnittenen Walles < vgl. Fig. 2j,
der nur noch im kleinen den welligen Verlauf von Rüeken-
r?- 0 «Dann enb eug nbot.
b ig. 2. 1
Os (Feuerberge) bei Stolzenhagen. Fortsetzung des Jakobshagener Os.
und Höhenlinie erkennen läßt, und dessen Material viel grober
kiesig ist als das des zuvor besuchten Oses. Aufschlüsse am
westlichen Ende dieser Feuerberge an der Straße nach Jakobs-
hagen zeigen eine schwach sattelförmige Lagerung der Kies-
schichten. (Entfernung von Bahnhof Tornow bis zu den Feuer-
bergen ca. 8 km, Wegdauer incl. Rast und Begehung der Feuer-
berge ca. 3'/a — 4 Stunden.)
Den Weg von den Feuerbergen nach Jakobsliagen (ca.
2 ' ._, km) legte man in Wagen zurück, die die Teilnehmer,
nach einer Frühstückspause in Jakobshagen, Nachmittags am
Wokuhlsee und am Westufer des Nethstubbensees entlang bis
Nörenberg bringen sollten. (Jakobshagen — Nörenberg ra. 12 km,
Kleinbahn über Kashagen in einer Stunde.) Unmittelbar hinter
.Jakobsliagen, auf dem Wege nach dem Wokuhlsee, ändert sich
die Landschaft. Zunächst bauen sich über der Grundmoräne
einige vereinzelte elliptische, drumlinartige Hügel auf; dann
— 646 —
wird das Terrain völlig unruhig, scheinbar regellos wechseln
Kuppen und abflußlose Senken: das typische Bild der kuppigen
Grundmoränen- bzw. Endmoränenlandschaft. Diese wird hier
von prächtigem Hochwald überzogen, ist aber dort, wo der
Boden Feldkultur zuläßt, erfreulicherweise in ausgedehntem
Maße kolonisiert, da das kuppige, zum Teil sehr stark mit
Blöcken bestreute Terrain sich nicht für den Großbetrieb eignet.
Am Wokuhlsee kreuzt man eine alte breite Schmelzwasser-
rinne, die hier die Endmoränenlandschaft durchbrochen hat, also
einem jüngeren Rückzugsstadium des Eises angehört haben muß.
Sobald man oberhalb des Nethstubbensees aus dem Walde
heraustritt, zeigt sich wiederum ein völlig anderes Landschafts-
p- o Praksbnt phot.
Dolgensee, nordöstlich von Nörenberg. Sandurfläche mit Rinnensee.
bild, eine weite, sich gegen Osten erstreckende Ebene, das
Gebiet der Kies- und Sandaufschüttung vor dem Gletscher:
der Sandur. Am schärfsten tritt dessen Struktur und seine
Beziehungen zur Endmoräne nördlich von Nörenberg hervor,
während südlich, zwischen Nörenberg und Nethstubbensee, die
Grenzen ziemlich verwaschen sind und sich nicht in einer
scharfen Linie, sondern in einer Reihe von niederen, sehr
blockreichen, annähernd parallellaufenden Rücken ausprägt,
was darauf hinzuweisen scheint, daß hier der Eisrand weniger
stationär war als nördlich von Nörenberg, daß er vielmehr os-
zillierte oder sich in kleinen Etappen mehr gleichmäßig
zurückzog.
Die späten Nachmittagsstunden galten der unmittelbaren
Umgebung Nörenber^s nördlich der Stadt. Blickt man vom
Kulminationspunkt der Straße nach Seegut — Alt-Storkow, ehe
man die Kalksandsteinfabrik erreicht hat, gegen Osten so
fällt zunächst die scheinbare Eintönigkeit der Sandur-Land-
Bchaft auf, die sich fast wie eine l'latte von der Höhe des
— 647 —
Seegutes bei ca. 140 — 14") m ganz schwach gegen Osten senkt.
Um so erstaunter ist man, wenige Schritte weiter, an der
Fabrik, vor einem fast 30 m steil eingesenkten Kinnensee, dem
Dolgensee, zu stehen (vgs. Fig. 3), dem Teilstück einer Schtnelz-
wasserrinne, die aus der Gegend des Euzigsees sich weit gegen
Osten erstreckt und sich südlich von Dramburg mit einer anderen
aus der Gegend von Labes herüberziehenden Rinne vereinigt.
Diese Dolgenseerinne gibt einen vorzüglicben Einblick in die
Struktur des Sandurs, vor allem in dem großen Aufschluß der
Kalksandsteinfabrik (vgl. Fig. iL Hier stehen deutlich ge-
r,. . Philipp nhot.
Fig. 4. '
Aufschluß im Sandur an der Kalksandsteinfabrik bei Nörenberg.
schichtete Sande und Kiese mit gelegentlichem gröberem Ge-
röll an, die Gelegenheit zum Sammeln von silurischen und
jurassischen Fossilien bieten. Aufschlüsse weiter östlich, in
einem der kleinen Seitenrisse des deutlich terrassierten Sees
zeigen, entsprechend der größeren Entfernungen von der End-
moräne, im ganzen feinere Sande: die unregelmäßig verteilten
faustgroßen Gerolle sind hier seltener, und ebenso scheinen
die groben Kieslager zu fehlen. Die Sande sind hier deutlich
geschichtet durch einen Wechsel feiner loser Sande von heller
Farbe und eisenschüssigen braunen, etwas verfestigten Lagen,
die sich in der Mächtigkeit von ca. 1 cm zwischen die 5 bis
10 cm mächtigen losen Sande einschalten. Oft sind diese
Schichten etwas gebogen und gefaltet, verzweigen sieh wohl
auch, laufen aber im ganzen kontinuierlich fort. Vielleicht
648
ließe sich dieser Schichtwechsel mit periodischem Ablations-
wechsel (Jahreszeiten- oder Tag- und Nachtwechsel) in Zu-
sammenhang bringen.
Gegen Westen zu gabelt sich die Dolgenseerinne in die
nördlich ziehende, gleichfalls terrassierte und steil eingeschnit-
tene Schützenseerinne und eine Depression, die zum Enzigsee
hinüberzieht und die darauf hinweist, daß ihre Fortsetzung
in dem nördlichen Zweig des Enzigsees und über Streblow
hinaus in der nordwestlichen, ebenfalls Dolgensee heißenden
Seerinne zu suchen ist. Nordwestlich der Kalksandsteinfabrik,
kurz vor dem Schützensee, dessen Rinne noch in den Sandur
eingesenkt ist, zeigen die Sandgruben, entsprechend ihrer An-
näherung an die Endmoräne, ziemlich grobe Schotter und
Sande, bereits untermischt mit sehr großen Gerollen, und un-
mittelbar westlich davon steht man bereits auf den Block-
packungen der Endmoräne, die hier in einem zungenförmigen
Ausläufer südöstlich gegen den Sandur vorspringt, nördlich an-
schließend aber in einem breiten Gürtel den Sandur gegen
Westen zu abschließt. Diese wald- und buschbestandene
Blockpackung begleitet den Nordoststrand des Enzigsees und
biegt dann gegen das Östufer des Pietschensees ein. Künst-
liche Aufschlüsse in der Gegend der Waldhalle haben gezeigt,
daß hier Block an Block, zum Teil von mächtigen Dimensionen,
aufeinandergeschichtet ist, und auch oberflächlich kann man
sich an vielen Stellen von dieser Blockpackung überzeugen,
wenn auch die Mehrzahl der oberflächlichen Blöcke hier bereits
verarbeitet worden ist.
Am nächsten Morgen fuhr man mit Booten über den See,
stattete dem schön bewaldeten, stark mit Blöcken bestreuten
Schützenwerder einen kurzen Besuch ab und ließ sich im
nördlichsten Zipfel des Sees bei Neu -Dingeisberg an Land
setzen (ca. la/2 Std.), um von dort die kleine bewaldete Kuppe
oberhalb des Gehöftes Streblow zu gewinnen (ca. 20 Min.).
Von hier hat man wieder einen ausgezeichneten Überblick
über die Morphologie der Glaziallandschaft. Der Beschauer
steht mitten in der ca. 7 — 10 km breiten, kuppigen Grund-
moränenlandschaft (vgl. Fig. 5) und sieht auf das unruhige Terrain
unmittelbar zu seinen Füßen, dessen Kuppen sich durchschnitt-
lich 135 — 105 m, im Kleistberg1) aber bis 180 m erheben.
Gegen Westen, also gegen innen, etwa von Kolonie Neubuch-
') Die hohe Hügelzone mit dem Kleistberg, * J i < ; radial zum End-
morünenbogen steht, gehört vielleicht einem Oe an (?); Aufschlüsse bei
llrim iclisln'ihe am Abhänge des Kleistberges zeigten geschichtete Kiese
mit dünner Geschiebemcrgeldecke.
— 649 —
holz an, tritt dann bald eine starke Verflachung des Terrains
zu der 80 — 100 m hohen Grundmoränenebene ein, die sich
von Jakobshagen her gegen Norden erstreckt. Im Süden er-
kennt man die scharfe Grenze der bewaldeten Endmoränen
gegen den Sandur, der sich in Höhen von 120- 140 m ein-
förmig gegen Osten und Nordosten ausbreitet. Von der Rück-
seite der Kuppe genießt man dann einen prächtigen Blick
auf die schmale, in die Grundmoränenlandschaft eingesenkte
!g~
Fig. 5.
PßAESENT phot.
Kuppige Gnitulmoränenhindschaft bei Streblow, westlich des Enzigsees.
Dolgenseerinne. Sehr auffallend ist gegenüber von Streblow
eine ca. 300 m breite, relativ ebene Depression iu der Form
einer Talwanne mit Prallhängen, die hier oberhalb des
Raduchelsees sich gegen die Dolgensee — Enzigseerinne von
Nordosten her öftnet.
Am Nordufer des Enzigsees entlang erreichte man dann
wieder die Grenze der kuppigen Grundmoränen- bzw. End-
moränenlandschaft gegen den Sandur bei der Blockpackung
nördlich der Waldhalle (von Streblow aus ca. :'» km), und
folgte dieser bis zur Einmündung der Schützenseerinne in den
Pietschensee. Letzterer bildet eine direkte Fortsetzung des
nordöstlichen Enzig- sowie Wreichensees und liegt unmittel-
bar hinter der Blockpackung in einer breiten Depression, die
44
— 650 —
sich dann weiter über Schulzen-, Ferknitz- und Gr. Rotsee
bis fast nach Karlstal hin verfolgen läßt. Diese stellenweise
über l'/j, km breite Niederung ist völlig verschieden von den
Rinnenseen. Gegen "Westen unregelmäßig lappig in die
kuppige Grundmoränenlandschaft eingreifend, ist die Ostseite
ziemlich geradlinig durch die ca. 20 m ansteigende Fläche des
Sandurs bzw. die sich daran lagernde Blockpackung begrenzt
(vgl. Fig. 6). Demnach muß hier der Eisrand von der durch die
Blockpackung fixierten Stillstandslage sich zunächst schnell
zurückgezogen haben bis zu einer Linie westlich der Depression,
pv ,. Dannenberg phot.
Stausee hinter dem die rechte (östlich gelegene) Bildseite einnehmenden
Endmoränenwall. Pietschensee, nördlich von Nörenberg.
und in dieser sammelten und stauten sich dann die vom Eisrand
nach Osten zu abströmenden Schmelzwasser, so daß die ganze
Seenkette als Stauseen hinter der Endmoräne aufzufassen ist,
wie denn auch jetzt noch das Niveau dieser Seen ca. 10 m höher
liegt als das der Rinnenseen im Sandur. Daß hier zur Zeit
des Gletscherrückzuges ein zusammenhängendes größeres Stau-
becken existiert habe, scheint auch aus einer anderen Tat-
sache hervorzugehen. Der bereits erwähnte, von der östlichen
Dolgenseerinne in Nordsüdrichtung abzweigende Schützensee
zieht sich durch die abschließende Blockpackung bis dicht an
den Pietschensee heran, ist aber von dessen Niveau (123 m)
durch eine paßartige Schwelle von etwas über 130 m ge-
trennt, an dem die Blockpackung eine Unterbrechung zeigt.
Eine Fortsetzung der Schützenseerinne über den Pietschensee hin-
aus, etwa entprechend der Fortsetzung des östlichen Dolgensees
über Enzig- und Uaduchelsee in die westliche Dolgenseerinne,
— 651 —
findet sich nicht. Die Schützenseerinne nimmt also ihren Ur-
sprung im Pietschensee in einer Höhe von ca. 10 m über dem
heutigen Wasserspiegel. Andererseits ist die Schützenseerinne
steil mit scharfen Prallhängen in die Sandurfläche eingeschnitten,
was ihr jüngeres Alter gegenüber jener darlegt. Hieraus scheint
nur der Schluß möglich, daß das Niveau der Stauseen früher
viel höher lag als jetzt, und daß sich an dieser Stelle ein
Überlauf bei ca. 130 m bildete, die Schützenseerinne. Hiermit
scheint übereinzustimmen, daß sich südöstlich des Schulzen-
sees terrassenartige Stufen bei ca. 130 m am Rande des Stau-
beckens verfolgen lassen.
Nördlich der Schützenseerinne setzt nun sehr bald am
Ostufer des Pietschensees die Blockpackung wieder ein und
erhebt sich in einer kleinen Waldparzelle zu einem aus-
geprägten, ca. 5 m über den Sandur aufragenden Block-
wall. Nordöstlich des Pietschensees und östlich des Schulzen-
sees verschmilzt die Blockpackung dann morphologisch mit
dem Sandur, doch bleibt der Steilabfall gegen die Stauseen-
rinne bestehen. (Entfernung Enzigsee — Alt-Storkow ca. 3 km.)
Unter der liebenswürdigen Führung des Herrn Ritterguts-
besitzers Schröder, der außerdem in gastfreundlichster Weise
die Exkursionsteilnehmer zum Frühstück eingeladen hatte,
konnte man dann im Park von Alt-Storkow den hier wieder
sehr scharf entwickelten Blockwall verfolgen. Dieser zieht
sich durch das Gut und beginnt mit einer Gabelung, deren einer
Ast die Fortsetzung des bisher vom Enzigsee aus verfolgten
Walles gegen NW. bildet, während der andere sich in
Rudimenten quer durch die Staurinne zieht und dann hinter
der Dampfziegelei an der Straße Alt-Storkow — Wangerin als
deutlicher Blockwall in Ostwestrichtung einschwenkt. Die
Exkursion folgte dem Hauptast an der Ostseite des Ferknitz-
sees und hatte hier Gelegenheit weiter zu beobachten, wie
verschieden in morphologischer Hinsicht sich der Blockwall
gegenüber dem Sandur verhält, welch letzterer an der Straße
nach Magaretenhof verschiedentlich in Kiesgruben gut auf-
geschlossen ist. Während zuvor die Blockpackung sich über
den Sandur empor erhob, liegt hier streckenweise der Block-
wall (Halbinsel im Ferknitzsee), durch eine schmale wasser-
erfüllte Depression vom Sandur getrennt, zunächst tiefer als
dieser, um dann wieder zu dessen Höhe anzusteigen und mit
ihm zu verschmelzen.
An der kleinen Waldparzelle vor Margaretenhof setzt ein
kleiner, ca. 3 — 5 m hoher, flacher und ca. 300 m Langer
Osrücken, im distalen Teil von Blöcken bedeckt, schräg
11
652
zum Rande des Sandurs in die Stauseedepression hinein.
Die Blockpackung tritt bei Margaretenhot* nur gelegentlich
als Kuppe hervor, dann aber hebt sie sich l'/9 km nördlich
wieder scharf wallartig heraus bis zu einer Kuppe von 170 m
oberhalb des Schotterwerkes Karlstal, dicht bei der Mühle
von Granz. Mit diesem Kulminationspunkt hört aber so-
wohl die Blockpackung als die scharfe Grenze zwischen
Sandur und Endmoränenlandschaft und ebenfalls die Stauseen-
kette auf. Vergeblich sucht das Auge nach einer Fortsetzung
weiter gegen Norden, statt dessen geht hier, von der Mühle von
Granz an, der Sandur allmählich in die kuppige Moränen-
landschaft über. Diese Kuppenlandschaft von durchschnittlich
150 — 160 m Höhe schließt also hier die Stauseendepression
gegen Norden zu ab. Aus diesen Verhältnissen läßt sich folgern,
daß nördlich von Karlstal und südlich von Nörenberg der
Eisrand sich mehr gleichmäßig von der Stillstandslage
zurückzog, auf der gesamten Strecke dazwischen aber
sprungweise, wodurch die Depression sich erklärt, in deren
Tiefe sich die Schmelzwasser ansammelten und schließlich
sich gewaltsam gegen außen in tief ausgekolkten Rinnen Bahn
brachen.
Eine dieser Überlaufrinnen lernte man vorher in der
Schützenseerinne kennen. Als weitere, tieferliegende und
daher jüngere Entwässerungsrinne des Stausees ist die
Depression bei Alt-Storkow und als tiefste wohl die De-
pression, in der die Stadt Nörenberg zum Teil liegt, zu
deuten. Ebenfalls nur als Überlaufrinne scheinen dem
Referenten einige auffallende grabenförmige Rinnen deutbar zu
sein, die sich zwischen Margaretenhof und Karlstal aus dem
Sandur gegen die Stauseenkette ziehen. Zirka 500 m Nordost
Margaretenhof bei der Wegkreuzung (132,4 m der Spezialkarte)
setzt im Sandur eine schmale scharfe Erosionsrinne in Süd-
nordrichtung ein (vgl. Fig. 7), zieht bis unmittelbar an die Seen-
depression und biegt hier bei einem kleinen Gehöft ostwestlich
in diese ein. Auch hier ist die stark verflachte Einmündungs-
stelle hoch über dem Seeniveau bei ca. 140 m gelegen. Man
wird sich vorstellen müssen, daß bei einem Wasserstand etwas
oberhalb 140 m an dieser Stelle der nur wenige Meter höhere
Uferrand durchbrochen wurde und nun ein einmaliger Wasser-
schwall über den Beckenrand sich plötzlich nach außen ergoß
und in strudelnder Bewegung eine tiefe Rinne sich auskolkte,
die nach mehreren 100 m Verlauf sich allmählich in den
Sandur verlief. Etwas weiter nördlich folgt dann ein viel-
leicht ähnlich zu erklärender jmßartiger Einschnitt in dem
— H53 —
Endmoränenwall, durch den der Weg nach Vorwerk Neuhütte
führt und dann unmittelbar hinter dem Schotterwerk ein noch
viel schärfer ausgeprägter, ganz steil eingeschnittener Graben,
der auch zunächst in Südnordrichtung ca. 700 m weit in den
Sandur eingesenkt ist und dann ebenfalls in einem kurzen
Ostweststück gegen den nördlichsten Zipfel der Seendepression
in einer ungefähren Höhe von 145 m einmündet. Morpho-
logisch und genetisch müssen diese schmalen Rinnen mit der
Überlaufrinne des Schützensees zusammengefaßt werden. Eine
Fig. 7.
BÖHNEL phot.
Überlaufrinne bei Margarethenhof, östlich von Alt- Storkow.
andere Entstehung als durch Überlauf aus einem Stausee scheint
ausgeschlossen. Wollte man eine Entwässerung in umgekehrter
Richtung, etwa von dem Sandur gegen die Seen annehmen, so
müßten diese Rinnen bei der Einmündung in die Depression
die tiefste Lage haben; gerade das umgekehrte ist der Fall.
Wollte man an eine mit dem Sandur gleichzeitige Bildung
denken, etwa den Austritt eines besonders starken Wasser-
laufes unter dem Eisrande, so müßten die Sandurtlächen sich
allmählich gegen die Gräben senken oder aber von dem
Sandur sich zahlreiche kleine Rinnen gegen die Gräben ziehen
da jener doch gleichfalls vom Schmelzwasser überströmt
wurde. Jedenfalls dürften diese Gräben nicht scharf in den
Sandur eingeschnitten sein, was zusammen mit der Zerstörung
der Blockpackung unbedingt auf nachträgliche, nicht auf gleich-
— 6 54 —
zeitige Eildung hinweist. Ebenso spricht die Richtung der
Rinnen für nachträgliche Bildung. Die Endmoräne geht an-
nähernd nordsüdlich, demgemäß senkt sich die Sandurfiäche
deutlich gegen Osten ab. Bei einer gleichzeitigen Entstehung
müßten also wohl auch die Gräben in westöstlicher Richtung
verlaufen. Statt dessen wenden sie sich in einem scharfen
Knick südlich. Mit der Auffassung als Überlaufrinnen steht
aber noch eine andere Tatsache in Einklang: die verschiedenen
Höhen der Überlaufstellen, und zwar senken diese sich im
allgemeinen von Norden nach Süden von über 145 m bis auf
ca. 123 — 125 m. Da aber der stauende Sandur bzw. die Block-
packung nur in den nördlichen Teilen höher als 145 m liegt,
so würde sich daraus weiter ergeben, daß sich der Eisrand
nicht gleichmäßig aus seiner Stillstandslage zwischen Karlstal
und Nörenberg zurückzog, sondern im nördlichen Teil mit dem
Rückzug begann, so daß hier zunächst zwischen der kuppigen
Aufschüttung nördlich Karlstal der Blockpackung und dem
Eisrand die Wasser sich sammeln konnten und beim Schotter-
werk Karlstal und nördlich Magaretenhof sich ihre höchsten
und schmälsten Durchbrüche schufen. Dann erfolgte der Rück-
zug des Eislappens etwas weiter südlich, dementsprechend
vergrößerten sich die aufgestauten Wassermassen, und folglich
haben wir hier auch die viel breitere und tiefere Uberlauf-
rinne des Schützensees. Nach ihrer Höhenlage würden also die
Oberläufe sich in folgender Reihe gebildet haben: 1. Schotter-
werk Karlstal bei ca. 145 m: 2. nördlich Margaretenhof bei
ca. 140 m; 3. Schützensee bei etwas über 130 m, dann als letzte
die Hache Depression von Alt-Storkow bei ca. 125 m und die
noch tiefere bei Nörenberg. Ein genaues Bild über diese
Verhältnisse, namentlich über die sehr komplizierten bei Nören-
berg und die Beziehungen der Dolgenseerinne zu jenen, wird
erst die geologische Spezialkartierung bieten können. Diese
wird auch feststellen müssen, ob sich Terrassenbildungen im
nördlichsten Gebiet des Stausees entsprechend den höchsten
Überläufen entwickelt haben; daß Spuren einer 130 m Terrasse
vorhanden sind, dem Schützensee entsprechend, wurde bereits
hervorgehoben.
Der Weg von Alt-Storkow bis zum Schotterwerk Karlstal
'ca. 4'., km) wurde teils zu Wagen, teils zu Fuß zurück-
gelegt. Leider ruhen seit zwei Jahren die Arbeiten im
Schotterwerk. Bei deren Wiederaufnahm«!, die binnen kurzem
durch die Firma Pll. HOLZMANN erfolgen soll, sind hier inter-
essante Aufschlüsse über die Beziehungen des Sandurs zur
Blockpackung zu erwarten. Von hier erfolgte über Granz
— 6 55 —
und Station Wangerin (7 km) und Altdamm der Anschluß an
die nächstfolgende Exkursion.
Ein wichtiger Teil dieses Exkursionsgebietes, die unmittel-
bare Umgebung des Enzigsees, ist durch die Bemühungen von
Herrn J AEKEL und das Entgegenkommen der Stadt Nörenberg
als Naturdenkmal geschützt worden.
Literatur für die Exkursionen nach Stettin und Nörenberg.
a) Karten.
1. Blatt Stettin der geologischen Spezialkarte, Lieferung 67 mit Er-
läuterungen.
2. Topographische Karte 1:100000, Blatt Nörenberg, Nr. 189 und
Labes, Nr 157.
."). Topographische Karte 1:25000, Blatt Jakobshagen, Nr. 1245, Blatt
Gr. Meilen, Nr. 1246, Blatt Nörenberg, Nr. 1155, Blatt Wangerin,
Nr. 1063.
b) Schriften.
1. Die Obertlächengestaltung des norddeutschen Flachlandes. Von
F. Wahnschaffe. Berlin 1909.
2. Geologie von Pommern. Von W. DeeCKE. Berlin 1907, S. 137 ff.
und S. 170 ff.
3. Geologischer Führer durch Pommern. Von \V. Deecke. Berlin
1899. Exkursion Vlla und VIII.
4. Führer für die Exkursionen der Deutschen Geologischen Gesellschaft
in das norddeutsche Flachland vom 28. September bis 5. Oktober
1898. Von Berbndt, Keilhack, Schrödek und Wahnschaffe.
Jahrb. der Königl. Preuß. Geol. Landesanst. für 1897, mit Ex-
kursionskarte des Nörenberger Gebietes.
5. Die baltische Endmoräne in der Neumark und im südlichen Hinter-
pommern. Von K. Keilhack, Jahrb. der Königl. Preuß. Geol.
Landesanst. für 1893, S. 180 — 186, mit Übersichtskarte.
6. Die Drumlinlandschaft in Norddeutschland. Von K. KEILHACK.
Jahrb. der Königl. Preuß. Geol. Landesanst. für 1896, S. 163—188.
7. Zur Geologie und Hydrographie der Gegend von Arnswalde in der
Neumark. Von Ä. Klautzsch. Jahrb. der Königl. Preuß. Geol.
Landesanst. für 1910, S. 340 — 356, mit Übersichtskarte.
Exkursion in den poimuerschen Jura am 6. August 1912.
Von Herrn O. Jaekel.
Die Exkursion in den pommerschen Jura ging von Gültzow
aus, von wo der große Steinbruch von Klemmen in einer
halben Stunde zu Fuß zu erreichen ist. In Klemmen ist der
ältere Steinbruch jetzt durch den Abraum des neuen fast ganz
zugeschüttet; der südlich von diesem eröffnete neue Bruch ist
ca. 12 m tief und gibt an seiner südlichen Steilwand ein klares
Profil der Schichtenfolge, die zumeist aus oolithischen Kalken
besteht und nach MARTIN SCHMIDT dem oberen Oxford zuzu-
rechnen ist.
656
Bemerkenswert ist ein Quellhorizont über den dunklen
Kalken, die die Basis der Schichtenfolge bilden. Der Reichtum
an Fossilien, besonders Mollusken, ist vor allem in den unteren
Schichten sehr beträchtlich, ihre Schalen sind aber fast aus-
nahmslos aufgelöst und als Abdrücke erhalten. Auch einige
große Ammoniten wurden wieder bei diesem Besuche gefunden
und der pommerschen Landessammlung einverleibt. Ein sehr
großer Nautilus ging in die Sammlung der Geologischen Landes-
anstalt iu Berlin über. Durch die zuvorkommende Gastlich-
keit der Direktion der Pommerschen Kalksteinwerke, der jetzt
auch das Klemmener Werk gehört, fuhren wir von dort nach
Zarnglaff und besichtigten daselbst nach einem vortrefflichen
Frühstück in den Räumen des Werkes die großartigen Auf-
schlüsse, die jetzt daselbst geschaffen sind, und danach die
von Schwanteshagen, die zurzeit nicht ausgebeutet werden und
meist unter Wasser stehen. An beiden Orten setzt sich die
oolithische Facies von Klemmen fort, und es ist wohl auch
heute noch sehr wahrscheinlich, daß die 3 Lager einem unge-
störten Schichtenverbande des weißen Juras angehören. Die
Zarnglaffer Kalksteine scheinen dem mittleren Kimmeridge,
die Schichten von Schwanteshagen dem Portlande anzugehören.
Zwischen den 3 Aufschlüssen bleiben Lücken in der Schichten-
folge, die hoffentlich bald durch Bohrungen, die das Kalkwerk
anstellen lassen will, ausgefüllt werden. In Zarnglaff ist zurzeit
folgende Schichtenfolge freigelegt:
1 '., m Grünsandbank mit Lima cf. proboscidea und (Jstrea solitaria,
3 - weißer toniger Mergel, mit Natica rupellensii und sehr vielen
Terebrateln und Zeillerien, auch Rhynchonelleu,
1 - heller, weiß verwitternder fester Kalk, in linsenförmigen
Brocken verwitternd, durchspickt mit Exemplaren von Perna
wbplana,
3 • harter, hellgrauer oolithischer Kalk mit Terebratula subsella,
Rhynchonella pinguis, Trichites Saussurei, Ceromya, Fsocardia,
Pholadomya, Mytilus jurensU,
ca. 13 - dunkelgrauer oolithischer Kalk, z. T. sehr sandig mit gelegent-
lichen Fossilien {Terebratula, Rhynchonella). Durch Verwitte-
rung leicht zerfallend. Vereinzelt härtere Kalkbänke.
In Schwanteshagen:
ca. 6 in feste, frisch blaugraue, rötlich verwitterte Kalke, z.T. sandig
und plattig abgesondert; unterbrochen durch sandige, infolge
Verwitterung ganz zerfallene Zwischenschichten; Fossilien:
Trigonia Hauchecornei, Gervilleia tetragona, Ostrea expansa.
Dem Direktor der Pommerschen Kalksteinwerke, Herrn
MEISSNEB, ist die Gesellschaft für die vortreffliche Unter-
stützung dieser Exkursion zu besonderem Danke verpflichtet.
657
Geologischer Ausflug bei Misdroy am 7. August 11M2.
Von Herr KEILHACK.
Vom Bahnhof Liebeseele begaben sich die Teilnehmer mit
"Wagen entlang dem westlichen Steilabfalle des Misdroyer Insel-
kerns gegen das Verlandungsgebiet der Swinepforte südwärts.
um die in der Nähe von Lebbin durch mehrere große Tage-
baue aufgeschlossene Kreideformation kennen zu lernen. In
dem beim Dorfe Kalkofen gelegenen Bruche der Stettiner
Portlandzementfabrik Stern ist die turone Kreide mit ihren
Einlagerungen plattigen Feuersteins und kugeligen Markasits
aufgeschlossen als eine flache Kuppel ohne wesentliche Lage-
rungsstörungen. In dem anschließenden Lebbiner oder <v»ui-
storpschen Bruche treten zunächst einige Störungen auf und
dann sieht man plötzlich aus dem Liegenden blaugrauen
typischen Geschiebemergel unter der Kreide emportauchen.
Er ist nahezu frei von Kreide- und Feuersteineinschlüssen, im
Gegensatz zu dem die Kreide überlagernden, an beiden sehr
reichem jüngeren Geschiebemergel. Gerade am Tage vor
unserem Besuche war die diluviale Unterlage der Kreide durch
das Ziehen eines Wasserabflußgrabens auf größerer Strecke
vorzüglich aufgeschlossen. Die Kreide bildet hier also eine
gewaltige, in sich wenig gestörte Scholle im Diluvium, die,
nach dem geologischen Baue des Untergrundes der Oderinseln
zu schließen, von Norden herbeigeschleppt sein muß.
Über die kuppige Endmoränenlandschaft, die den größten
Teil des Wolliner Inselkernes an seiner Nord- und Westseite
aufbaut, führt der Weg zum Steilabfalle der Hochfläche gegen
das Haff, von dem DEECKE angeblich anstehenden braunen Jura
beschrieben hatte. Durch natürliche Aufschlüsse und Auf-
grabungen konnte der Führer nachweisen, daß alle 3 hier auf-
tretenden Jurapartien nur wenig (6 — 10 m) mächtige Schollen
zwischen älterem und jüngerem Diluvium bilden, in ihrem
Auftreten also vollkommen der Lebbiner Kreide entsprechen.
Den Schluß der Vormittagsexkursion bildete ein Besuch des
auflässigen dritten Kreidebruches bei dem Dorfe Stengow, in
welchem auf viele hundert Meter Länge in ununterbrochenem
Zusammenhange der Schollencharakter der Kreide, ihre Ein-
bettung im Diluvium, ihre Unter- und Überlagerung durch
zwei in ihrer petrographischen Entwicklung verschiedene Grund-
moränen nachgewiesen werden konnte.
Nach dem in Misdroy eingenommenen Mittagessen führte
uns die Bahn nach der inmitten des alluvialen Verlandungs-
gebietes der Swinepforte gelegenen Dorfe Pritter. Auf einer
— 658 —
Wanderung quer über die Nehrung zeigte der Führer die
drei verschiedenaltrigen Dünensysteme, durch die die ehemalige
15 km breite "Wasserstraße zwischen den Inselkernen von
Swinemiinde und Misdroy bis auf die Swinemündung vor-
landete. Die 3 Dünensysteme unterscheiden sich nach Gestalt,
Verlauf und Verwitterung der einzelnen Kämme. Die ältesten
Dünen, Reste einer 12 km langen, der Halbinsel Heia in der
Form ähnlichen, bei Misdroy an den nordwestlichen Vorsprung
des Iuselkernes ansetzenden Nehrung bilden mit der Küste
einen Winkel von 50 — 00°, bestehen aus breiten, flachen
Einzelrücken und sind zu tiefbraunem Ortstein oberflächlich
verwittert. Ihre Entstehung fällt in die vorchristliche Zeit
und nach der Litorinasenkung. Das zweite Dünensystem
streicht spitzwinklig zur Küste, besteht aus steilen, schmalen,
«ng gescharten Kämmen und ist zu gelblichem, nicht ver-
festigtem Ortstein verwittert; das dritte und jüngste System
endlich läuft parallel der heutigen Küste, beginnt mit einer
sehr hohen und breiten Düne, an die sich mehrere flachere
Wälle küstenwärts anschließen und ist unverwittert. Die
Entstehung der beiden jüngeren Dünensysteme fällt in die nach-
christliche Zeit, die der jüngsten in die letzten 3 — 400 Jahre.
B. Bericht über die Exkursionen an den Versammlungstagen.
Führung: Herr H. FribdbriCHSEN und 0. Jaekel.
An den Versammlungstagen fanden geologische Ausflüge
nach Wieck und Eldena bei Greifswald und nach Thiessow
und Groß-Zicker auf Rügen statt, auf denen besonders das
Diluvium und die rezenten Bildungen der Ostseeküste be-
sichtigt wurden.
C. Bericht über die Exkursionen nach den Versammlungen.
Von Herrn O. Ja ekel,.
Exkursion nach Hiddeosöe.
Führer: Herr Jaekbl.
Die erste Exkursion nach der Versammlung führte die
Teilnehmer über Stralsund mit dem Dampfer nach der Insel
Hiddensöe, der langgezogenen westlichen Insel des Rügenschen
[nselkomplexes, und zwar zunächst nach dem Dorfe Neuendorf-
Plogshagen, das mitten auf dem flachen, 16 km langen west-
659
liehen Inselschwanz von Hiddensöe liegt. Hier wurde zunächst
der Unterschied zwischen dem flachen, viel gelappten Innen-
strande und dem scharf geschnittenen, durch eine Stranddüne
gefestigten Außenstrande erläutert und dann die Befestigung
dieses Außenufers durch gewaltige Steindämme, die diesen bei
Sturmfluten mehrmals gefährdeten schmälsten Punkt des Insel-
schwanzes vor Durchbrücheu des Meeres schützen sollen. Dann
wurden die komplizierten Dünensysteme bei Vitte in Augen-
schein genommen und nach einem stärkenden Bad und einem
Frühstück in Kloster das steile Nordufer des diluvialen Insel-
kernes von Hiddensöe, des sogenannten Dornbusches, be-
sichtigt.
Herr JAEKEL erläuterte hier die zerstörenden Ein-
wirkungen des Meeres auf die Steilküste und zeigte, wie
deren Absturz in relativ einfachen Formen vor sich geht.
Unter Bildung einer Hohlkehle und einer „ übersch werten ''
Böschung, wie sie kurz genannt werden könnte, brachen die
vorragenden Stücke der oberen Steilkante schrittweise nach,
nur gelegentlich befördert durch Quellen, die auf toniger Schicht-
fläche größere Partien ins Rutschen bringen.
Wesentlich anders zeigen sich die Brüche am Nordwest-
ufer des Dornbusches. Dort lassen sich große Brüche Hunderte
von Metern weit ins Land hinein verfolgen und haben an
einzelnen Stellen in kürzester Zeit Niveauunterschiede bis zu
4 m verursacht. Die längsten und stärksten Brüche folgen
ungefähr dem Ufer, durchschneiden aber Höhen und Täler und
sind teilweise bis 150 m von dem Ufer entfernt. Nicht immer
ist dabei der dem Ufer genäherte Flügel der absinkende, bis-
weilen ist das umgekehrte der Fall. Andere Brüche laufen
fast senkrecht auf das Ufer zu, und sind ebensowenig wie die
Längsbrüche etwa auf interne Massenbewegungen auf Schicht-
flächen, „Translokationen", wie ich alle solche oberfläch-
lichen Massenbewegungen des Bodens nenne, zurückzuführen.
Dazu ist der Boden viel zu kompliziert gebaut, wie Cll. ELBERT
auf Grund zahlreicher Bohrungen nachweisen konnte, die zur
Feststellung der Standhaftigkeit des durch die Brüche gefähr-
deten Leuchtturmes gemacht worden sind.
Herr JAEKEL verteilte an die Teilnehmer eine Schrift
über diese Störungen, die im vorigen Jahrgang. Monatsberichte.
Seite 278 — lV/.7, zum Abdruck gelangt ist und als Führer für
diese Exkursion dienen konnte. Er betonte noch besonders,
daß die tektonische Natur der zuletzt erläuterten Brüche durch
ihren Parallelismus zum Ufer naturgemäß nicht widerlegt wurde,
da das Ufer vermutlich selbst auf einer horstartigen Heraus-
— 660 —
hebung dieses Inselkernes beruhe. Herr JaEKEL nimmt aber
an, daß kleine tektonische Bewegungen parallel zum Ufer
genügten, größere Abbruche an diesem auszulösen, also etwa
eine tektonische Nieveauveränderung um etliche Millimeter
genügte, den am Ufer liegenden Abschnitt in plötzliche größere
Absenkungsbewegungen zu bringen, also Translokationen aus-
zulösen, die das Ausmaß der tektonischen Ursache weit über-
treffen und diese selbst dadurch verschleiern.
Exkursion nach Saßnitz-Stubbenkanimer.
Führer die Herren Jaeicfx und KEILHACK.
Die Exkursion ging am 12. August von Saßnitz aus zu-
nächst mit einem Motorboot an der Steilküste des Kreideufers
entlang, um den Aufbau derselben im ganzen übersehen zu
können. Die Führer erläuterten zunächst die Zusammen-
setzung des Ufers aus der obersten senonen (Mucronaten-)
Kreide, den beiden älteren ihr unmittelbar aufgelagerten Ge-
schiebemergeln und den ihnen zwischengeschalteten, vielleicht
interglazialen Sauden, sowie dem alle diese Schichten diskordant
überlagernden jüngsten Geschiebemergel; sie besprachen dann die
vielfachen Wandlungen und Gegensätze der tektonischen Be-
urteilung der vorliegenden Lagerungsverhältnisse von Kreide-
und Diluvialschichten. Sie stimmen darin überein, daß es sich
hier nur um einen tektonischen Vorgang handeln kann, der
zwischen der letzten und vorletzten Vereisung eingetreten ist,
der die bis dahin horizontal gelagerten Sedimente in Schollen
zerlegt und teilweise überschoben hat und durch die dis-
kordante Auflagerung des jüngsten Diluviums zeitlich fixiert
ist. Eine Meinungsverschiedenheit herrscht bei den Führern
nur noch darüber, ob es sich bei den Abbruchen um Staffel-
brüche handelt, wie Herr JäEKEL annahm, oder ob die diesbe-
züglichen Erscheinungen, wie Herr KEILHACK auf Grund einer
Kartierung 1 : 10 000 annimmt, mit Blattverschiebungen eines
Bruches erklärt werden können. Die spätere Rückwanderung am
Ufer nach dem Besuch von Stubbenkammer und dem Herthasee
gab den Teilnehmern Gelegenheit, das Problem und seine ein-
zelnen Erscheinungen eingehend zu diskutieren und führte zu
einer anscheinend einstimmigen Bestätigung der tektonischen
Auffassung der Verschiebungen.
Als Führer lagen den Teilnehmern vor:
1 ». JabREL: Fiter ein diluviales Bruclisystem in Norddentschland.
Diese Zeitschrift Bd. 62, Jahrgang 1910, Monateber. Nr. 11.
— 661 —
0. Jaixkl: Über den Kreidehorst von Jasmund auf Rügen. iMit-
teilungeu des naturwissenschaftliclifn Vereins für Neu-Vorpommen
und Rügen. Jahrgang 42, Greifswald 1910.
E. Kbilhaok: Die Lagerungsverhältnisse des Diluviums in der Steil-
küste von Jasmund auf Rügen. Mit 10 Tafeln, einer Karte
1:10000 und 13 Texfig. Jahrb. d. Kgl. Preuß. Geol. Landes-
anstalt, 1912.
Exkursion nach Süd-Schweden.
Von Herrn 0. Jaekel.
Führung: Herr Mobekg und Hakdinc. in Lund.
Von Saßnitz fuhren die Teilnehmer, etwa 30 an Zahl,
mit dem Fährschiff nach Trelleborg und von da abends nach
Lund, wo Herr MOBERG und sein Assistent Herr Hakding
uns am Bahnhof erwarteten, und für die Unterbringung in den
Hotels sorgten.
Am folgenden Morgen, Dienstag, den 13. August, ging die
Fahrt vom Rögevall- Bahnhof nach Södra Sandby, wo ein
kleines Frühstück eingenommen wurde, dann zu Fuß in das
Palaeozoicum bei Sandby. Zuerst wurden die untercambrischen
Sandsteine mit Oleneüus besucht, die in einem Straßengraben
als Aufschluß Reste jenes Leitfossils lieferten. Dann wurden
die jüngeren cambrischen Schichten mit Acerocare ecorne und
die Dictgograptus-Schlefer, untersilurische Schiefer mit Orthis
argentea, ( 'hasniops-Schiefar, im Fogelsangbach die Schichten
mit Clonoyraptus tenellus, die Orthocerus-Kalke, ein Diabas-
gang, dann wieder Grenzschichten vom Cambrium und Silur,
Ceratopgge-Ka,\k und Schiefer, ferner ein Silurschiefer mit
Didymograptus ge minus, Dicellograptus-Schiefer und Schich-
ten mit Orthis argentea und Retiolites-Schiefer beobachtet.
Herr MOBKBG beschloß die Führung durch dieses überaus
instruktive Profil mit Erläuterungen verschiedener Bruch-
systeme, die die dortige Gegend durchschneiden. Nach der
Rückkehr nach Lund vereinigte dort ein froher Kommers die
Teilnehmer.
Am 14. August führte Herr MOBERQ wieder unter Assi-
stenz von Herrn HaRDIXG in die mesozoischen Schichten-
folge Schönens. Die Fahrt ging mit der Bahn nach Stossen-
storp; von dort wurden zunächst die Kreideaufschlüsse von
Lyckufl und Kurre mölla besucht, die dem unteren Senon
angehören und durch Actinocamax verus und icestfalicu*
charakterisiert sind. Danach folgten Aufschlüsse im jüngsten
Silur bei Ramsäqa, Juraschichten bei Kurre mölla, die dem
Lias angehören und zahlreiche Bivalven und einige Amraoniten-
— 6 62 —
reste lieferten. Von dort ging die Fahrt dann über Eriksdal
nach Malmö, wo sich die Teilnehmer von ihrem unermüdlichen
Führer Herrn MoiiEKG mit herzlichem Danke verabschiedeten
und unter einigen Reiseschwierigkeiten abends in Kopen-
hagen ankamen, wo sie von Herrn V. Madsen und anderen
dänischen Kollegen auf das freundlichste begrüßt wurden.
Exkursionen in Dänemark.
Von Herrn 0. Jaekel.
Führer die Herren Ravn, Nordmann und Hintze in Kopenhagen.
Am 15. August wurden in Kopenhagen vormittags die
Sehenswürdigkeiten der Stadt besucht und die geologisch-palä-
ontologischen Sammlungen des Mineralogischen Museums unter
Führung der Herren 0. B. BÖGGILD und J. P. Ravn besichtigt.
Vormittags führte auch Herr Landesgeologe NüRDMANN eine
Anzahl Teilnehmer in das gehobene marine Alluvium von
Frederikssund, wo die reiche Molluskenfauna gesammelt und
die großartigen Ablagerungen der Kjökkenmöddinger bewundert
wurden. Nachmittags fuhren alle mit der Bahn nach Holte
und besichtigten nördlich der Station die glazialen Oberflächen-
bildungen, und vor allem die ausgezeichneten Aufschlüsse
alluvialer Moorbildungen, für deren Herstellung die Deutsche
Geologische Gesellschaft der Dänischen Geologischen Landes-
anstalt und speziell Herrn Hartz zu größtem Danke ver-
pflichtet ist.
Auf den im Programm vorgesehenen weiteren Ausflug
nach Kronberg mußte aus Zeitmangel verzichtet werden und
die Teilnehmer kehrten direkt gegen 9 nach Kopenhagen zurück,
wo ein großes Gartenfest im Tivoli die deutschen und dänischen
Geologen zu angenehmstem Aufenthalte vereinigte.
Am 16. August fanden diese Exkursionen, wenigstens für
die überwiegende Mehrzahl, ihren Abschluß mit einem Tages-
ausflug nach dem Süden der Insel Seeland in die Kreide-
schichten von Faxe und Stevnsklint. Die großartigen Auf-
schlüsse des Danien von Faxe mit seinem unerschöpflichen
Fossilreichtum wurden vormittags durchlaufen; und von Herrn
J. P. Ravn vortrefflich erläutert. Nach einem Mittagessen in
Faxe, das uns Gelegenheit bot, den dänischen Kollegen unseren
aufrichtigsten l'ank für ihre ausgezeichnete wissenschaftliche
Gastfreundschaft auszusprechen, führte uns die Bahn nach
SteTnsklint, dem südöstlichen Steilufer von Seeland, der einzigen
Stelle, wo die Auflagerung des Daniens auf die Muc.ronaten-
kreide des Senons zu beobachten ist. Die Wanderung am
— 663 —
Steilufer bis zu einer durch Unterspülung desselben dem-
Untergang geweihten Kirche ließ die Schichtenfolge des unteren
Uaniens klar erkennen. Es wurde bei dieser Gelegenheit darauf
hingewiesen, daß eine neue Tiet'bohrung bei Kopenhagen das
Danien und Senon in S61 m Tiefe noch nicht durchsunken hat.
und daß sich daraus auch wichtige Rückschlüsse auf die
Mächtigkeit der norddeutschen obersten Kreideschichten ergeben.
Während die Mehrzahl der Teilnehmer nun über Kopenhagen
die Rückreise antrat, reisten einige Geologen noch am folgenden
Tage nach Möen, um unter sachkundiger Führung des Herrn
HlNTZE das östliche Kreidesteilufer von Möen zu besuchen,
das mit dem von Stubbenkammer in allen wesentlichen Punkten
übereinstimmt, dessen tektonische Störungen aber nach HlNTZE
im Gegensatz zu den Auffassungen JAEKELS in postdiluviale
Zeit fallen sollen. Nicht nur für die äußerst instruktive Füh-
rung, sondern auch für zahlreiche Publikationen, die den Teil-
nehmern zugestellt wurden, sind wir deutschen Geologen dem
dänischen Kollegen zu herzlichstem Danke verpflichtet.
— 664
Neueingänge der Bibliothek.
A.BENDAKOK, E. C: Considerations sur la composition chimique et
mineralogique des roches eruptives, leur Classification et leur
nomenclature. La Haye 1913.
Andree, K.: Sedimentpetrographie im Dienste der Paläogeographie.
S.-A. aus: Die Naturwissenschaften. Wochenschrift f. d. Fortschr.
der Naturw., der Mediz. u. d. Technik, H. 8, 1913. Berlin 1913.
— Weiteres über das carboni»che Arthrostraken-Genus Arthroplewra
Jordan. S.-A. aus: Paläontographica. Bd. 60. Stuttgart 1913.
Notizen zur Geologie und Mineralogie Niedersachsens. Nr. 3, 4 u. .">.
S.-A. aus: 5. Jahresber. d. Nieders. Geol. Ver. zu Hannover (Geol.
Abt. d. Naturh. Ges. zu Hannover) 1912. Hannover 1912.
— Notizen zur Geologie und Mineralogie Niedersachsens. S.-A. aus:
3. Jahresber. d. Nieder^. Geol. Ver. zu Hannover (Geol. Abt. d.
Naturh. Ges. zu Hannover) 1910. Hannover 1910.
— Über Antliravophrynux tuberculalus nov. gen. nov. spec. aus dem
produktiven Karbon von Dudweiler im Saar- Revier, nebst einer
Liste der bisher im Karbon Deutschlands gefundenen Arachnoideen-
Reste. Mit 2 Abbildungen. S.-A. aus: Jahresber. u. Mitt. d.
Überrh. Geol. Ver., N. F. III, 1. Karlsruhe 1913
— Über Sand und Sandsteinkegel und ihre Bedeutung als L'ttoral-
gebilde. S.-A. aus: Geol. Rundschau, Bd. III, 8. Leipzig 1912.
— Über Kegeltextur in Sanden und Sandsteinen mit besonderer
Berücksichtigung der Sandsteinkegel des oberen Unterdevons der
Umgegend von Marburg. S.-A. aus: Sitzungsber. d. Ges. z. Befürd.
der gesamten Naturw. zu Marburg, Nr. 4, Juni 1912.
Härtung, R.: Witherit. S.-A. aus: Die nutzbaren Mineralien. Heraus-
gegeben von B. Dammkh u. 0. Tietze, Berlin. Stuttgart 1913.
— Strontianit. S.-A. aus: Die nutzbaren Mineralien. Herausgegeben
von B. Dammer u. 0. Tietze, Berlin. Stuttgart 1913.
— Die Endmoräne am Nordabfall des Rheinischen Schiefergebirges
und ihre Beziehungen zur Talbildung. (Mit 7 Textfiguren.) S.-A.
aus: Diese Zeitschr. 65, 4, 1913. Stuttgart 1913.
BERENDT, G., u. F. Wahnschaii e: Zur Beurteilung der vermeintlichen
„Richtigstellung" seitens des Herrn Stapfe vom 10. September
1888. S.-A. aus: N. Jahrb. Min. 1889, I. Stuttgart.
BERG, G.: Granitstöcke und Gneismassive. S.-A. aus: Geol. Rund-
schau, Bd. IV, 4. Leipzig 1913.
Beyer: Über Quellen in der Sächsisch-böhmischen Schweiz. Ein Bei-
trag zur Quellenkunde. Mit 8 Textfignren u. 1 Kaite. Dresden 1913.
Beyschlag, F., P. Kruscii und J. IL L. Vogt: Die Lagerstätten dei
nutzbaren Mineralien und Gesteine nach Form, Inhalt und Ent-
stehung. Mit 109 Abbildungen. Bd. II, 2. Hälfte. Stuttgart 1913.
BlNGHAM, H.: The investigation of the l'rehistoric Human Romain*
foand mar Cuzco, Peru, in 1911. — Eaton, G. F.: Vertebrate
Etemaine in the Cuzco Gravels. — Gregory, II. E.: The Gravels
: t Cuzco, Peru. S.-A. aus: Results of the l'enivian Expedition
<>i 1912, under the auspices of Yale University, and the National
Geographie Magazine. The Amer. Journ. of Sc. 'M, July 1913.
— 665 —
Boehm, G. : Unteres Callovien und Corouatenschichten zwischen Mac
Cluer-Golf und Geelvink-Bai, Nova Guinea. Resultats de l'expedi-
tion scientifique m'-erl. ;i la Nouvelle- Guinee en 1903 sous les
auspices de Akth. Wichmann, Vol. VI, Geologie, Absch. 1. Leiden
1912.
Born, A.: Über neuere Gliederungsversuche im estländischen höheren
Untersilur. S.-A. aus: Zentralbl. Min., Jahrg. 1913, Nr. 22.
Stuttgart 1913.
Borkmann: Festrede zur Feier des 25jährigen Regierungsjubiläums
Sr. Maj. des Kaisers und Königs Wilhelm IL am 16. Juni 1913.
Berlin 1913.
Credner, H., £. Geinitz und F. Wahn schaffe: Über das Alter des
Torflagers von Lauenburg an der Elbe. S.-A. aus: N. Jahrb.
Min. 1889, II. Stuttgart.
Dammer, B., und 0. Tietze: Die nutzbaren Mineralien mit Ausnahme
der Erze, Kalisalze, Kohlen und des Petroleums. Mit Beiträgen
von R. Bärtling, G. Einecke, F. Kaunhowen, P. Krusch,
0. Pufahl und R. Scheibe. Zwei Bände. Bd. I (mit 57 Ab-
bildungen). Stuttgart 1913.
Ebeling, F.: Das produktive Carbon Niederschlesiens. S.-A. aus:
Festschrift zum XII. Allgemeinen Bergmannstag zu Breslau 1913.
Berlin 1913.
Erdmannsdörffer, 0. IL: Über Eisenerze in der Umgebung von
Elbingerode. Vortrag, gehalten zu Hannover in der Sitzung des
Nieders. Geol. Vereins am 14. Dez. 1912. S.-A. aus: 6. Jahresber.
d. Nieders. Geol. Vereins zu Hannover (Geol. Abt. d. Naturh. Ges.
zu Hannover). Hannover 1913.
— Über Koenenit von Sarstedt. S.-A. aus: Zentralbl. Min. 1913,
Nr. 15. Stuttgart 1913.
— Die Entstehung der Schwarzwälder Gneise. S.-A. aus: Geol.
Rundschau, Bd. IV, 5 u. 6. Leipzig 1913.
Frentzel, A. : Die Erdöl-, Bitumen- und Schwefellager von Tetjuschi.
S.-A. aus: Zeitschrift f. d. gesamten Interessen der Petroleum-
Industrie u. des Petroleumhandels. Herausgeber Dr. Paul Schwarz,
Berlin. Berlin 1913.
Gagel, C.: Die Beweise für eine mehrfache Vereisung Norddeutsch-
lands in diluvialer Zeit. Mit einer Gliederungstabelle. S.-A. aus:
Geol. Rundschau, Bd. IV, 5 u. 6. Leipzig 1913.
Gilbert, C. G., und J. E. Pogue: The Mount Lyell copper district
of Tasmania. S.-A. aus: Proc. of the U. St. Nat. Mus. Vol. 45.
Washington 1913.
Grube Ilse: Festschrift zur Feier des 25jährigen Bestehens der Ilse-
Bergbau-Aktiengesellschaft 1888—1913.
Gküpe, 0.: Über die Lagerungsverhältnisse und Ausbildung der Lias-
schichten bei Polle a. d. Weser. Bericht über die Aufnahmen auf
den Blättern Holzminden und Ottenstein im Jahre 1910. S.-A.
aus: Jahrb. d. Kgl. Preuß. Geol. Landesanst. 1910, Bd. 31, Teil II,
Heft 3. Berlin 1912.
— Zur Gliederung des deutschen Buntsandsteins. S.-A. aus: Jahrb.
d. Kgl. Preuß. Geol. Landesanst. 1912, Bd. 33, Teil I, Heft 3.
Berlin 1912.
— Studien über Scholleneinbrüche und Vulkanausbrüche in der Rhön.
Ein Beitrag zur Frage der Abhängigkeit der Vulkane von prä-
existierendon Spalten. Mit 8 Textfiguren. S.-A. aus: Jahrb. d.
Kgl. Preuß. Geol. Landesanst. 1913, Teil 1, Heft 3. Berlin 1913.
45
— 666 —
Grüpe, 0. : Die Flußterrassen des Wesergebietes und ihre Alters-
beziehungen zu den Eiszeiten. (Vortrag, gehalten in der Sitzung
der Deutschen Geologischen Gesellschaft vom 6. Dezember 1911.)
S.-A. aus: Diese Zeitschrift 64, Jahrg. 1912, Abh.1/2. Stuttgart 1912.
Gurley, M. D.: What is mental, what physical: The conceps funda-
mental in the sciences (Qualities, properties, space). New York 1913.
— Origin of Lens, Decussation, and Right-Handedness. Washington
1913.
Harbokt, E.: Beiträge zur Geologie der Umgebung von Königslutter
und zur Tektonik des Magdeburg-Halberstädter Beckens. S.-A.
aus: Jahrb. d. Kgl. Preuß. Geol. Landesanst. f. 1913, Bd. 34, I, 2.
Berlin 191."..
Heidelberg: Profile und Kartenskizzen zu den Exkursionen bei der
allgemeinen Versammlung der Deutschen Geologischen Gesellschaft
in Freiburg i. B. Heidelberg 1913.
Hennig, E.: Zur Inoceramm- Frage. S.-A. aus: Diese Zeitschrift 64,
Jahrg. 1912, Monatsber. 11. Stuttgart 1912.
— Aptvchen von den Cap Verdeschen Inseln. S.-A. aus: Diese-
Zeitschrift 65, Jahrg. 1913, Abh. II.
— Die Fischfauna der Kreidezeit. S.-A. aus: Sitzungsber. d. Ges.
naturforsch. Freunde, Nr. 9. Berlin 1912.
— Über die mögliche Ausdehnung der Dinosaurier-Vorkommnisse im
östlichen Afrika. S.-A. aus: Sitzungsber. d. Ges. naturforsch.
Freunde, Nr. 9. Berlin 1912.
— Über neuere Funde fossiler Fische aus Äquatorial- und Südafrika
und ihre paläogeographische Bedeutung. S.-A. aus: Sitzungsber.
d. Ges. naturforsch. Freunde, .lahrg. 1913, Nr. 7.
- Über Urgon in Deutsch -0.»tafrika. S.-A. aus: Zentralbl. Min.
1913, Nr. 3. Stuttgart 1913.
— Über pathologische und verwandte Erscheinungen bei fossilen
Tieren. Vortrag, gehalten in der Vereinigung zur Pflege der ver-
gleichenden Pathologie, Berlin, 27. Mai 1913. S.-A. aus: Berliner
klin. Wochenschr. 1913, Nr. 36.
— Wissenschaftliche Ergebnisse der Tendaguru-Expedition 1909 — 1912.
Beiträge zur Geologie und Stratigraphie Deutsch-Ostafrikas. S.-A.
aus: Archiv f. Biontologie (Ges. naturforsch. Freunde, Berlin) III, 3.
Berlin 1913.
Hermann, K.: Die Rhinozerosarten des westpreußischen Diluviums.
Morpholog.-anat. u. biolog. Untersuchungen. Mit 1 Karte, 4 Tabellen,
2 Tafeln u. 21 Abbildungen im Text. S.-A. aus: Schriften d.
Naturf. Ges. in Danzig, N. F. XIII, 3 u. 4. Danzig 1913.
Jentzsck, A.: Das Präzisions-Nivellement Lauenburg — Neustadt — Rheda.
Eine Studie zur Frage nach senkrechten Bodenbewegungen. Mit
2 Karten, Tafel 24 u. 25. S.-A. aus: Jahrb. d. Kgl. Preuß. Geol.
Landesanst. f. 1912, Bd. 33, II, 2. Berlin 1913.
Katzer, Fr.: Poechit — ein Manganeisenerz von Vares in Bosnien.
S.-A. aus: Österreich. Zeitschr. f. Berg- u. Hüttenwesen, Nr. 17,
1911. Wien 1911.
Zar Kenntnis der Arsenerzlagerstätten Bosniens. S.-A. aus:
Österreich. Zeitschr. f. Berg- u. Hüttenwesen, Nr. 20/21, 1912.
Wien 1912.
-- Die Braunkohlenablagerung von Baryaluka in Bosnien. S.-A.
aus: Berg- u. Hüttenmänn. Jahrbuch, Bd. 61, •">, Wien 1913.
- Die Steinkohienvorkommen Südbrasiliens. S.-A. aus: Österreich.
Zeitschr. f. Berg- u. Büttenwesen, Nr. 15, 1911. Wien 1911.
\
— Hl 17 —
Katzer, Fu.: Die geologischen Ergebnisse von J. Coi.uk: Forschungen
in Mazedonien, Altserbien und einigen benachbarten Gebieten der
Balkanhalbinsel. S.-A. aus: Verhandl. d. k. k. Geolog. Reichs-
anstalt 1911, Nr. 17. Wien 1911.
— Über das Meerschaumvorkommen nnd die Meerschaumindustrie
Bosniens. S.-A. aus: Steinbruch und Sandgrube, Halle a. d. S.
KkilhaCK, K.: Grundwasserstudien: III. Die Beziehungen des Grund-
wassers zur Land- und Forstwirtschaft. S.-A. aus: Zeitschr. f.
prakt. Geologie, Jahrg. XVI II, 1910. Berlin 1910. - - IV. Über
die Ursache der Spiegelabsenkungen der westlichen Grunewaldseen
bei Berlin und Vorschläge zur Abhilfe. S.-A. aus: Zeitschr. f.
prakt, Geologie, Jahrg. XX, 1912. Berlin 1912. — V. Der Einfluß
des trockenen Sommers 1911 auf die Grundwasserbewegung in den
Jahren 1911 und 1912. S.-A. aus: Zeitschr. f. prakt. Geologie,
Jahrg. XXI, 1913. Berlin 1913. - VI. Über die Wirkungen
bedeutender Grundwasserabsenkungen. S.-A. aus: Zeitschr. f.
prakt. Geologie, Jahrg. XXI, 1913. Berlin 1913.
— Geologische Geschichte der Niederlausitz. Unter Anlehnung an
den am 9. u. 10. März 1905 im Volksbildungsverein in Kottlui^
gehaltenen Vortrag. 2. Auflage. Kottbüs 1913.
— Die geologischen Verhältnisse des Niederlausitzer Braun kohlen-
gebietes mit besonderer Berücksichtigung der Felder der Ilse-B.-A.
in Grube Ii.se. Grube Ilse 1913.
— und G. Beug: Die Braunkohlen Schlesiens. S.-A. aus: Handbuch
f. d. deutschen Brannkohlenbergbau v. G. Klein. Halle 1912.
Klein, W. C-: Compte Rendu de la Session extraordinaire de la Societe
Geol. de Belgique et de la Soc. beige de Geol. de Paleont. et
d'Hydrol. dans le Limbour^ Hollandais tenue ä Maestricht et
;'i Heerlen du 14 au 17 septembre 1912. S.-A. aus: Annales de
las soc. geol. de Belgique. Liege 1913.
— De Structuur van Limburg. Avegelicht met een op sommige punten
eenig.-zins vereenvoudigde doorsnede van Luik over Maastricht
Sittard en Roermond naar Mook. S.-A. aus: Natuurh. Gen. in
Limburg. Jaarboek 1912. Heerlen 1913.
— Note sur la faule de Sehin-op-Geul, pres Fauquemont. S.-A. aus:
Annales de la Soc. geol. de Belgique, T. 40, Bull. Liege 1913.
— Tektonische und stratigraphische Beobachtungen am Südwestrande
des limburgischen Kohlenreviers. Herausgegeben v. d. staatl. Bohr-
verwaltung in den Niederlanden 1913. Freiberg i. S.
Kranz. W.: Militärgeologie. S.-A. aus: Kriegstechnische Zeitschrift
1913, Heft 10. Berlin 1913.
Kukuk: Beitrag zur Kenntnis des untern Zechsteins im Niederrhein-
gebiet. S.-A. aus: Glückauf, Berg- u. Uüttenmänn. Zeitschrift
1913, Nr. 26. Essen 1913.
La sc, l<\: Vorbergbildung und Tektonik am Nordrand der Schwäbi-
schen AU». Mit 3 Textfiguren. S.-A. aus: Diese Zeitschr. 65,
1913, lionatsber. 4.
— Klassifikation und Periodizität der tektonischen und kryptovulkani-
schen Beben, dargestellt an dem Erdbeben vom 16. November 191 1
und den jüngeren Brderschütternngen in Südwestdeutsohland. S. A.
aus: N. Jahrb. Min. 85. Stuttgart 1913.
Leidhold, C: Die Quarzite von Berle in Luxemburg, ihre Verbreitnnt;
und stratigraphische Stellung. S.-A. aus: M. Jahrb. Min. 88J
Stattgart 1913.
i:»
— 668 -
Meyek, E.: Die Diskordanz diluvialer Ablagerungen im Samland und
im Fläming. S.-A. aus: Zentralbl. Min. 1913, Nr. 18.
— Geologie. S.-A. aus: Schröder u. Rothe, Handbuch für Natur-
freunde, Frankfurter Verlag. Stuttgart 1911.
— Die Braunkohlenvorkommen im östlichen Teile des Regierungs-
bezirks Merseburg (Südabhang des Flämings und Gegend von
Bitterfeld). S.-A. aus: Handbuch f. d. deutschen Braunkohlen-
bergbau. 2. Aufl. Halle 1912.
— Übersicht über Tertiär und Diluvium im Samlande. Bericht über
die Aufnahmen auf den Blättern Rauschen, Gr.-Dirschkeim, Germau,
Fischhausen, Zimmerbude und Rudau in den Jahren 1907 — 1910.
S.-A. aus: Jahrb. d. Kgl. Preuß. Geol. Landesanst. 1910, Bd. 31,
Teil II, 3. Berlin 1913.
Mohr, H.: Versuch einer tektonischen Auflösung des Nordostsporns
der Zentralalpen. S.-A. aus: Denkschriften d. Math.-Naturw.
Kl. d. K. Akad. d. Wissensch., Bd. 88. Wien 1912. Referat hierzu
aus der Sitzung d. Math.-nat. Kl. v. 21. März 1912. S -A. aus:
Akadem. Anz. IX.
— Was lehrt uns das Breitenauer Karbon vorkommen? S.-A. aus:
Mitt. d. Geol. Ges. Wien II, 1911.
— Zur Semmeringfahrt der Naturforscher am 27. September 1913»
S.-A. aus: Neue Freie Presse v. 26. IX. 1913.
— Bemerkungen zu St. Richarz: Die Umgebung von Aspang am
Wechsel (Niederösterreich). Jahrb. d. k. k. Geol. Reichsanst. 61, 2.
S.-A. aus: Verhandl. d. k. k. Geol. Reichsanst. 1911, 12.
— Über einen genetisch interessanten Bleizinkerzbergbau bei Dellach
im Oberdrautale. S.-A. aus: Montan. Rundschau, Nr. 1, 1913.
Wien 1913.
Newton, E. F.: On the Remains of Ursus Etruacus (= U. Arvernensis)
from the Pliocene Deposits of Tegelen sur Meuse. S.-A. aus:
Verh. v. A. Geol. Mijnb. Gen. v. Nederl. en Kol. Geol. Ser. 1,
Juni 1913. s'Gravenhage 1913.
Papavasiliou, S. A.: Die Smirgellagerstätten von Naxos nebst den-
jenigen von Irakliä und Sikinos. S.-A. aus: Diese Zeitschr. 66, I.
Stuttgart 1913.
<,»uiring, H.: Eifeldolomit und alttriadische Verebnung. S.-A. aus:
Zentralbl. Min. 1913, Nr. 9. Stuttgart 1913.
— Die Entstehung der Schollengebirge. S.-A. aus: Diese Zeitschr.
65, 1913, III. Stuttgart 1913.
— Die Entstehung der Sprünge im rheinisch-westfälischen Steinkohlen-
gebirge. S.-A. aus: Glückauf, Nr. 13, 1913.
Quitzow, W.: Geologen -Kalender. Begründet von K. Kkiuiack.
Herausgegeben unter Mitwirkung der Deutsch. Geol. Ges., Jahrg. X,
1913 14. Leipzig 1913.
RABOT, Oh., u. SCHOKALSKY, M. J.: Supph'ment au XVlI'»e Rapport
sur les variations periodi<|ues des Glaciers. S.-A. aus: Zeit-
»chrift für Gletscherkunde VII, 1913. Berlin 1913.
Raufk, II.: Barroisia- und die Pharetronen- Frage. Mit Tafel 1 u. 2 u.
12 Textfiguren. Zum Gedächtnis an Kahl A. VOM ZlTTEL. S.-A.
aus: Pul ftontol. Zeitschr. 15(1.1, 1, 191.".. Berlin 1913.
REINISCH, Et.: Gesteins- und Mineralschätzc des deutschen Bodens.
Ordentl. Veröffentlichung d. Pädag. Lit.-Ges. „Neue Bahnen".
Leipzig 1913.
Rimbach, I '•: Versuche aber Gebirgsbildung. S.-A. aus: N. Jahrb.
Min. 35, 1913. Stuttgart 1913.
— 669 —
Roedel, H.: Sedimentärgeschiebe. Geschichtl. Rückblick, Übersicht,
Literatur. S.-A. aus: Helios, < »rgan d. Xaturw. Vereins d. Reg.-Bez.
Frankfurt a. d. 0., Bd. XXVII, 1913;
Rothpletz, A.: Zur Stratigraphie und Tektonik des Simplongebiets.
S.-A. aus: Diese Zeitschr. 64, Monatsber. 4, 1912. Stuttgart 1912.
— Eine zweite vorläufige Mitteilung im Anschluß an die am 16. März
über das Simplongebiet. S.-A. aus: Diese Zeitschr. 64, Monats-
ber. 4, 1912, Nr. 11. Stuttgart 1912.
— Enthalten die Kalkgerölle des unteren Sparagmits Vorläufer der
kambrischen Flora und Fauna? S.-A. aus: Compte Rendu du
Xlie Congres Geol. Int. Stockholm 1912.
— Über Sphaerocodium Zimmermann n. sp., eine Kalkalge aus dem
Oberdevon Schlesiens. S.-A. aus: Jahrb. d. Kgl. Preuß. Geol.
Landesanst. f. 1911, Bd. 32, II, 1. Berlin 1911.
— Über die Amberger Erzformation. S.-A. aus: Zeitschr. f. prakt.
Geologie, Jahrg. XXI, 6. Berlin 1913.
SchlUNCK, J.: Salzlager und Kalisalze im Oberen Buntsandstein (Rot).
S.-A. aus: „Kali", Zeitschr. f. Gewinnung, Verarb. u. Verwert. d.
Kalisalze, Jahrg. VIT, 1913. Hallo 1913.
Schneiderhöhn, H.: Über die chemische Umbildung tonerdehaltiger
Silikate unter dem Einfluß von Salzlösungen (nach den Versuchen
von J. Lemberg). S.-A. aus: Diese Zeitschr. 65, 1913, Monats-
ber. 7. Stuttgart 1913.
Schulz, E.: Über einige Leitfossilien der Stringocephalenschichten der
Eifel. S.-A. aus: Verh. d. Naturh. Ver. d. pr. Rheinl. u. Westf.,
Jahrg. 70, 1913.
V. Seidlitz, Vv.: Geologische Exkursionen durch den östlichen Rätikon.
S.-A. aus: Führer zu geol. Exkurs, in Graubünden u. in den Tauern.
Herausgeg. v. d. Geol. Vereinig. Leipzig 1913.
— Erdbeben und Gebirgsbau in Süddeutschland. S.-A. aus: Geol.
Rundschau, Bd. IV, 4. Leipzig 191.").
— Misolia, eine neue BrachiopodenrGattung aus den Athyridenkalken
von JSuru und Misöl. Mit 3 Tafeln u. 9 Textfig. S.-A. aus:
Paläontographica. Suppl. IV. Stuttgart 1913.
SOHLE, Ulr.: Die Bedeutung der praktischen Geologie für die Technik.
Habilitationsschrift Techn. Hochschule zu Braunschweig. Braun-
schweig 1913.
— Das Elsterauen-Gebiet zwischen Merseburg und Leipzig. Habili-
tationsschrift Techn. Hochschule zu Braunschweig. Halle 1913.
StbbnHTJI8, J. F.: Nieuwe bijdrage tot de Kennis van de Neder-
landsche Zwervelingen. Het voorkomen van het normale bruine
.Iura- Gesteente te Kloosterholt, onder Heiligerlee. S.-A. aus:
Verh. \ . li. ( lenk Mijlilp. ( len \ \e<|ei I. n Km i ;.',.!. Sei I.
s'Gravenhage 1913.
— und STERZEL, J. F.: Der versteinerte Wald im Garten des KÖNIG-
ALBBUT-Museums and das Orth: Denkmal in Chemnitz -Bilbers-
dorf. S.-A. aus: .Will. Ber. d. Naturw. Ges. zu Chemnitz 1912.
• l.emnitz 1913.
Toula, Pr.: Die Kalke vom Jagerhause unweit Baden (Rauchstall-
brunnengraben) mit Dordalpiner St. Cassianer Fauna. S.-A. aus:
Jahrb. d. k. k. Geol. Reichsanst. 6:$, 1. Wien 1913.
— Ami Boue. Aus meinen Erinnerungen. Friesbach L912.
— Eine Reise in das westliche Bosnien (Drvar und Peci). S.-A. aus:
Mitt. a. d. k. k. Geogr. Ges. Wien 1913, 1 u. 2.
— 670 —
Toula, Fr.: Ein neuer Inoceranienfundoit im Kahlengebirge. S.-A.
aus: Verhandl. d. k. k. Geol. Reichsanst. 1912, Nr. 8. Wien 1912.
WAHNSCHAFFE, Die agronomisch-geologk-che Bodenaufnahme und ihre
Benutzung für den landwirtschaftlichen Betrieb.
— Über die Entwicklung der in den Braunkohlentagebauen von
Nachterstedt und Frose aufgeschlossenen Quartärablagerungen auf
Grund einer gemeinsam mit Herrn Dr. M. Schmidt am 29. März
d. J. unternommenen Exkursion. S.-A. aus: Diese Zeitschr.,
Jahrg. 1899.
— OrTO Tokell. S.-A. aus: Diese Zeitschr.. Jahrg. 1900.
— Bemerkungen über die von E. Althans beschriebenen mutmaß-
lichen Endmoränen eines Gletschers vom Rehorngebirge und
Kolbenkamme bei Liebau i. Schi. S.-A. aus: Diese Zeitschr.
Bd. 53, 3, Jahrg. 1901.
— Über die Auffindung der Paludinenbank in dem Bohrloche Carolinen-
höhe bei Spandau. S.-A. aus: Protokoll der Januar-Sitzuug der
Deutschen Geolog. Ges. 1902.
— Die glazialen Störungen in den Kreidegruben von Finkenwalde bei
Stettin. S.-A. aus: Monatsber. Nr. 3, Jahrg. 1904 der Deutschen
Geol. Ges.
— Nordische Geschiebe. S.A. aus: Monatsber. Nr. 12, Jahrg. 1905
der Deutschen Geol. Ges.
— Über glaziale Schichtenstörungen im Diluvium und Tertiär bei
Freien walde a. d. Oder und Fürstenwalde a. d. Spree. S.-A. aus:
Monatsber. Nr. 8 — 10, Jahrg. 1906 der Deutschen Geol. Ges.
— Bemerkungen zu dem Vortrage des Herrn Solger über die Ent-
stehung älterer Dünen durch Ostwinde. S.-A. aus: Monatsber.
Bd. 62, Jahrg. 1910, 1 der Deutschen Geol. Ges.
— Erscheinungsform und Wesen der Erderschütterungen. Himmel
und Erde 1907, XIXS 6.
- Der geologische Bau der Provinz Schlesien und die Bedeutung der
geologischen Kartenaufnahme. Referat, erstattet in der General-
versammlung des Landwirtschaft]. Vereins zu Breslau am 16. No-
vember 1909. S.-A. aus dem Verhandlungsbericht.
— Die Veränderungen des Klimas seit der letzten Eiszeit in Deutsch-
land. S.-A. aus: Postglaziale Klimaveränderungen. Stockholm 1910.
- Die geologischen Landesanstalten und der geologische Schulunter-
richt. S.-A. aus: Aus der Natur. Zeitschr. f. d. naturw. u.
urkundl. Unterricht, Jahrg. X. Leipzig.
— Die Bedeutung der Geologie für die Rechtspflege. Das Recht.
Rundschau f. d. deutschen Juristenstand. .lahrg. XV11, Nr. 15 u. 16.
Hannover 1913.
Weigelin, M. : Myophoria Kefersleini Münster aus der Bleiglanzbank
des Gipskeupers von Sindelfingen und Myophoria Schmidti nov. sp.
aus den Trochitenkalken von Donaueschingen. S.-A. aas: Jahres-
hefte des Vereins f. vaterl. Naturkunde in Württemberg, Jahrg. 1913.
Stuttgart 1913.
Weingärtner, M. (P. Rbginald, O. !'.): Zur Kenntnis des Oligocäns
and Miocäne am Niederrhe'm. S.-A. aas: Diese Zeitschr. 64,
Monatsber. 3, 1912.
Wl( iima.nn, A.: On the pseudometeorite of Igast in Livonia. S.-A.
ans: Koninklijke Akademie van Wetenschappen te Amsterdam.
Meeting of Salurday September 27, 1913. V. XVI.
— Herr .1. .1. StAAL U. Nova Guinea. Leiden 1913.
— b'71 —
VVlCHMANN, A.: Über Meteoritenfälle an Bord von Schiffen. S.-A.
aus: Diese Zeitschr. 05, Jabrg. 1913, Monatsber. 4.
WOLDBICH, J.: Geologische und tektonische Studien in den Karpathen
nördlich von Dobscbau. S.-A. aus: Bull, internat. de l'Academie
des Sciences de Boh<"me 1912.
— Montanistisch-geologische Stadien im Zips-Gömörer Erzgebirge
nördlich von Dobschau iu Ungarn. S.-A. aus: Bull, internat. de
l'Acadeuiie des Sciences de Boheme 1913
WOLFF, W.: Über Glazial und Interglazial in Norddeutschland. Inter-
nationaler Geologenkongreß in Kanada 1913.
672 —
Ortsregister.
Die Seitenzahlen der Monatsberichte sind kursiv gedruckt.
Seili'
A.
Aachen, Carbontlora . . . 384
— , Oligocäntrausgression . 400
— , sekundäre Teufenunter-
schiede 395
Aargletscher, Os .... 638
Abbeville, Diluvium . . . 409
Achalm, Verberge .... 215
Achenheim, Acheuleen . . 546
— , älterer Löß 561
Aconcagua, Ahdesit . . . 574
— , Jura 57 J
Adenbüttel, Salzhorst ... 9
Adolfsglück, Salzhorst . 13
Afrika, Gesteine 493
— , Jura 158
Aegypten, Alttertiär . . . 373
— , Miocän 162
— . Pliocän 350
— , Wüsten 45-'>
Agna Grande, Mexiko, Spalten 33
Aidin, Schmirgel .... 94
Mb. Jura . %41
— , Malm 526
— , Schwäbische, Tektonik . 211
Uberg, diluviale Über-
schiebungen 121
Albtal, Granit 45!)
Alfeld, Talbildung .... 203
Allagnon, Diluvium . . . 407
Aller, Salzlager 124
Upeo, Achenschwankmig 562
— , Diluvium 391
— , Jura 446
— , Lias 545
— , lombardische, Tektonik 86
— , Muschelkalk .... 229
— . Tektonik 59, 157
, Tertiär ....... L59
Aisberg, diluviale Über-
schiebungen 121
Alta Brianza, Tektonik
Utenburg, Zechstein .
Altendorf, Diluvium
Altenhundem, Devon .
Altglashütten, Granit .
Alt-Storkow, Endmoräne
Amerika, Saurier
Amiens, Diluvium .
— •, Mousterien .
Amömaxi, Schmirgel .
Annen, Talbildung
Antonienhütte, Tektonik
Apennin, Lias
— , Tektonik ....
Ardennen, Oligocäntraus-
gression
Argentinien, Stratigraphi
u. Tektonik
Arnsberg, Devon
Arnstadt, Zechstein
Arpajon, Diluvium .
Arizona, Tektonik .
Attendorn, Devon .
Atuel, Jura ....
Auvergne, Diluvium
— , Pliocän ....
Seite
89, 93
. 357
. 191
. 600
. m
. 65 1
. 594
. 409
. 560
8
. 202
. 433
. 545
289, 302
. 400
. 568
. . 603
, . 357
. . 407
. . 30
. . 602
. . 570
. . 406
387, 388
B.
Baar, Trias und .Iura
Baden-Baden, Exkuisiou
Baharije, Alttertiär
Bahr belä mä, Alttertiär
Bahr el 1 ab, Uttertiär
Bakony, Triasfauna
Balg, W eißerde . . . 505,
Bahngen, \ oi berge
Balmfluh, Tektonik
Baiverhöhle, Ahn- des Gesteins
Barcelona, Tertiär .
Bärhalde, Granil . ,
525
489
377
377
377
236
506
214
50
3 %2
175
— 673
433,
Balzenberg, Buntsandstein
Barop, Glacialdiluvium
Battert, Yorwerfung . . .
Baumgalten, Tertiär .
Beienrode, Umwandlung des
Salzlagers
Belgien, Carbonflora . . .
Belgiseli-Kongo, Griquait
— , Glacialkongloniera
Bendzin, Jura
Berent, Pliocäne Paludinen .
Bergen, gestreckte Gesteine
Berggießhübel, Kreide . .
Bergisch-GIadbach, Tertiär .
Berleburg, Devon ....
Berner Oberland, Tektonik .
Benin, Carbon .
Bestwin, Tertiär
Beuthen. Tektonik .
Bever, Diluvium
Biberach, Exkursion
Bielitz, Tertiär . .
Bievre, Diluvium
Bismarckbütte, Tektonik.
Bittkow, Tektonik ....
Blankenroda, ErzeimCenoman
Blanowice, Keuper ....
Blauen, Granit . . . . :
Bleibach, Niederterrasse .
Bleszuo, Dogger ....
Blojec, Dogger
Bobrek, Tektonik ....
Bochum, Endmoräne .
Böhmen, Carbonflora .
— , Jura .......
— , Obercarbon
Bolivien, Intrusionen .
Bolkenhain, Alkaligesteine .
ßollnbach, sekundäre Teul'en-
anterschiede
Bolson von Mapimi, Tal-
bildung .... . .
Borek, Dogger
Borne". Eocän
Bornholm, eustatische Be-
wegungen
— , höchste marine Grenze .
Bosnien, Alttertiär ....
— , Eocän
— , Triasfauna
Bötzingen, Exkursion .
Bout du Monde, Artefakte .
Bradegrube, I 'arbonflora .
Brandberget, Pjrozenit
Seite
495
196
m
239
61
281
226
tu
183
4
83
595
392
603
166
287
242
438
554
508
239
391
433
438
101
187
459
5 13
349
318
433
191
286
602
591
574
206
395
21
230
169
öö
53
178
163
236
516
416
282
476
Seite
Brandenburg, Zechstein . . 367
Braunschweig, Diluvium . . 541
Bremen, Salzlager .... 107
Bresse, Pliocän 385
Bliesen, Pliocäne l'aludinen 4
Brilon, Devon 603
— , sekundäre Teufen-
anterschiede .?.%'
Buchberg, Tektonik . . . 222
Budy, l'liocän 2
Buru, Geologie t69
Byczyna, Carbonflora . . . 283
C.
Calvene, Tertiär.
Cantal, Diluvium
, Pliocän
Cap-Verdesche Inseln,
Äptychen
Capens, Diluvium .
Capri, Tektonik ....
Carlswalde bei Riesenburg,
Lithoglyphus ....
Carnejac, Diluvium
( lasa Ciollini, Tektonik
— Perna, Tektonik
Casalcomba, Lias .
Cassel, < lligocäntransgression
— , Trachydolerit . . .
Castel Gomberto, Tertiär
Castrop, Diluvium . . .
Celebes, Geologie .
Ceram, Geologie . . .
Cere, Diluvium ....
Cerro Blanco, Lakkolith .
Cerro de Santiago,
Landschaftsformen .
Chälons-sur-Saöne, Diluvium
Chelm, Dogger ....
Chelmer Berg, Carbonflora
( Ihester, Schmirgel .
Chihuahua, (b-ologie . .
Chile, untere Kreide .
< Ihina, I Diluvium
Chlomosgebirge,
Jura und Trias . 'il<>.
(horon, Dogger 289, 301,
( iengowice, I tagger .">1'J, 320,
Coblenz, Moselterrassen .
< 'olmberg, ( 'ulin. . . .
I Irengeldanz, Endmoräne
Cucuron, Pliocän
( lulm, W estpr., Pliocän
159
406
387
151
403
186
4
407
295
295
518
400
500
159
201
329
469
407
278
36
393
317
285
94
20
572
35 1
6 16
309
32'.»
550
587
201
385
209
— 674 —
Seite
Cunnersdorf, Culin .... 588
Czarka, Dogger 2 17
( Jzenstochau, Dogger 298, 309, 335
— , Jura 181, 183
1>.
Dählen, Tektonik .... 48
Dahlhausen a. K., Talterrassen 199
Dahnatien, Jura 609
Dänemark, Exkursionen . . 662
1 hinzig, Pliocän 2
Dauphine, Diluvium . . . 391
Deister, Schwefelwasserstoff-
t|iiellen 14
Deutschland, Diluvialmensch 541
Deutscli-Ostafrika, Geologie 121
— , Gesteine .... 493, 501
Deutsch-Süd westafiika,
Otawikalk 58
Diepenlinchen, sekundäre
Teufen unterschiede . . . 396
Dieskau, letzte Vereisung . 545
Dill, Essexit .... 478, 207
— , Pikrit 513
Dinariden, Tektonik . . . 89
Dippoldiswalde, Kreide . . 595
Dreisam, Exkursion . . . 509
— , Schuttkegel 520
Dohna, Kotfärbung der
Gesteine .... 596, 599
Dölilener Becken, Rotlh'gendes 000
Donauescliingen, Exkursion 526
Donetz-Carbon-Revier.Pflanzen l-~>6
Doniiersmarkgrube, Tektonik 449
Dordogne, Artefakte . . . 413
— , Diluvialfauna . . 548, 562
Dornten. I.ias . - . . . 545
l>ut/.lar, Devon 6<>3
Dumberg a. d. liuhr, Tal-
terrassen VJ'.t
Dorango, Geologie. ... 20
Durbach, Granit .... 467
E
Ebenalp, Mousterien . . . 564
I ickendoi f, Salzlager . . . 125
birge, Tektonik . . . 594
Bbringsdorf, Mousterien 560, 563
Eibelsbausen, Devon . . . 603
Kif.'l. Höhle 341
I • Dach, Zechstein . . . 357
Bisenbach, Devon .... 603
Seite
Eisenbach, Granite 459, 465, 467
Eisonberg i. Schles , Basalt 204
— , Devon 603
Eiserfey, Höhlen .... 342
Elba, Tektonik 289
Elberfeid, Tertiär . ... 393
Eldena, Exkursionen . . . 658
Ellenberg, Tektonik . . 222
Eloyes, Bloselterrassen . . 550
Elsaß, Hochterrasse . . . 549
— , Kalisalzlager .... 458
-, Löß 546
Elster, letzte Vereisung . . 545
Elstra, Culm 587
Elztal, Exkursion .... 508
— , Syenit 512
Ems, sekundäre Teufen-
unterschiede 395
Emschertal, Glacialdiluvium 196
— , Moschusoclise .... 59G
Endorf, Devon 603
Engadin, Tektonik •. . . . 160
Engen. Malm 533
England, Carbonflora 281, 286
— , i'liocän 389
— , Tektonik 594
Enzigsee, Grund moränenland-
schafl 649
Eppelsheim, Pliocän . . . 384
Epiknemidisches Gebirge, dura 610
Erongogebirge, Granitintrusion 249
— , Intrnsivformen .... /■>■'>
Eschw eiler Mulde, Carbontlora 3<Y4
Essen, liuhr, Diluvium . . 198
F.
axe, Kreide 662
eldberg, Granit .... 459
erro, Kreide 152
lochberg, Intrasion 259
Lorian, Vorberge .... 212
ohberg, Phonolith . . 516
ranken wähl, Diluvium . 331
rankfurt a d. < »., Mittel-
oligocän 209
rankreich < iarbonflora 281
-, Di luv in in . . . 3S4. 16. 562
, .Iura 441
. Miocän 177
, Quartär 384
. Tektonik 594
-, Trias 230
. Zentralplateau, ( 'arbonflora 286
67 ö
Seite
Freden, Talbildaog . . . 203
Frederikssund, Allavium . 662
Freiberg i. S., Kreide . . 595
Freiburg i. Hr., Exkursionen
508, 514
Freisenbruch, Talterrassen . 200
Fretter, Devon . . . • . 603
Frey barg a. U., Trias . . 233
Friaul, Rudisten . . . . 448
Friedrichssegeii, sekundäre
Teufenunterschiede . . 395
Krielentrop, Devon . . 605
Krolilinde, Diluvium . . . 201
Fulda, Salzlager .... 150
G.
Gaas, Korallen 166
Gaggenau, Tektonik . . . 489
Galizien, Carbonflora . . . 283
Gamia Tingije, Alttertiär 373
Gamsen, Rotfärbung der Kreide 14
Gandersheim, Talbildung . 203
Garonne, Diluvium . . 395, 398
Gebel Hedahid, AJttertiär . 37,s
— Mahlike, Alttertiär . . 378
Geislingen, Malm .... 526'
Gengenbach, Exkursion . . 508
Georgenberg, Vorberge . 212
Gera, Zechstein 357
— , Zechsteinoberfläche . . 551
Gersbach, Granit .... 459
Gemsbach, Tektonik . . . 489
Gifhorn, Rotfarbung der Kreide 14
Gise-Pyramiden, Alttertiär . 373
Gnaszyn, Dogger 267. 304, 309, 349
Coahuila, Lagerstätten . . 18
Golf du Lion, Pliocän . . 387
Gönnern, Devon .... 603
Gorge d'Enfer, Diluvium 417
Görlitz, Silur 587
Gorzalnia, Dogger . . 273, 349
Goslar, Fia-* 545
Gottleuba, Kreide .... 595
, RotfärbuDg des Granits 602
Götzenbüschen, Rol färbung
der Gesteine 59s
Graf-Moltke-Schacht,
Salzlager 124, 59
Grauböndeo, Tektonik . . 163
Greifswald, Exkursionen. . 641
Griechenland, Fias .... 545
— . Smirgellagerstätten . . 1
— , Stratigraphie u. Tektonik 601
Seif
Gr. Chelm, Carbonflora . . 283
Groß Hartmannsdorf, Trias-
t'auna « 234
Groß-Reifling, Triasfauna . 236
Gr. -Salze, Salzlager . . . 125
Gr.-Wanzleben, Salzlager . 124
( iroß-Zicker, Exkursionen . 658
Grund, Tektonik .... 58
Gstellihorn, Tektonik . . . 166
Guerrero, Mexiko, Emscher 24
Günsberg, Tektonik ... 47
Günterstal, Exkursion 514, 522
Gutachtal, Exkursion . . . 508
— , Moräne 524
U.
Haarstrang, Gebirgsbildung ~>s7
Habichtswald, Trachydolerit 500
Hagia Pelagia, Kreide . . 612
Hain leite, Trias .... 233
Halle a. d. S., Carbonflora . 286
— — , Glacialdiluvium . 640
Hallthurm, Oligocän . . . 167
Hameln, Talbildung . . . 203
Hangenbieten, Löß . . . 547
Hänigsen, Salzlager . . . 165
Hannover, Salzlager . . . 124
— , Tektonik 594
Häring, Uligocän .... 167
Hart ha, Rotfarbung der Ge-
steine 596
Hassenberg. Terrassen . . 338
Haßlach, Exkursion . . . 508
— , Terrassen 336
Hattingen a. Bodensee,
Oolithe 533
Baus Laer, Endmoräne . 193,201
Hegau, Vulkane .... 533
Heidburg, Buntsandstein 512
Heidenlöcher. Molasse . 536
Helgoland, Rotfärbung der
Kreide 15
Hellas, .Iura 610
Heppenloeh, Mousterien . . 565
Herdorf, sekundäre Teufeu-
ii n t erschiede 395
Eiereroland, Granitintrusion 249
— , Intrusivformen .... 455
Herrischried, Granit . . •• 4 >'J
BLiddensöe, rektonik . . . 658
I lielln. Kleide L52
Billerse, Salzhorsl . . . . 9, 10
Himalaja, Triasfauna . . 236
676 —
Seite
Hinsei, Talteirassen . . . 198
Hirzstein, Trachydolerit . . 500
Hochfirst, Granit .... 459
Hafer, Salzlager .... 109
Hohendorf, Alkaligesteine . 206
Hdhen-Höwen, Bruchlinie . 532
Hohensalza, Jura .... 209
Hohenstaufen, Tektonik 220. 221
Hohenstoffeln, Tuffkuppe . 535
Hohentwiel, Exkursion . 534
Hohenzollern, Tektonik . . 218
— , Vorbergbildung . . . 215
Hohes Venn, Oligocäntrans-
gression 400
Hohlefels, Kaitarschicht . . 566
Hohnstein, Sachsen, älteres
Gebirge ....... 601
Holstein, diluviale Über-
schiebungen 121
— , Interglacial 619
Holthausen, Taltorrassen . 198
Holzhausen, Devon . . . 603
Hope, Salzlager .... 109
Horb, Terrassen .... 33X
Horde, Endmoräne . . . 191
— , Glacialdiluvium . . 196
Hornberg, Exkursion . . . 508
Horst (Kreis Peine), Salzhorst 10, 13
Höwenegg, Bruchlinie . . 532
Hübelstein, Basalt .... 205
Hundisburg, Artefakte . 554
Huta-Stara, Dogger . . . 269
Hutki Kanki, Dogger 317, 326
Hütten. Kulturschicht. . 566
Huttrop, Talterrassen . . 200
I. J.
Jackowisna, Dogger . . . 349
Jakobshagen, Os . . . . 6 15
Jamaika, Rudisten . . . 446
Jasmand, Überschiebungen . !■'>'.'
.Iasii;i (b'irn, llo^er . 29N
Ja8trzomb, Dogger . 217, 234
Jaworzno, Carbonflora . . 2 fi '3
[berg, Tektonik 58
Jessenitz, Flammenmergel . 14
— , Kreide mit Anhydrit . S
— , Salzlager .."... W9
Ilmenau. Zechstein . . . 357
[mmendingen, Bdalm . . . 526
[ndusgebiet, Sdiocän . . 177
Ingau, Eruptionen 534
Jordanne, Diluvium . . 407
Seite
Ipf bei Bopfingen,
Vorberge . . : . 215, 221
[rakliä, Schmirgel . . .2, 38
tser, Basalt 205
Isere, Diluvium 391
Iserlohn, Oligociin .... 391
— , sekundäre Teufenunter-
schiede 396
Isium, Pflanzen 156
Italien, Lias 545
— , Pliocän 386
Juliampol, Dogger . . 308
Juliushätte, Talbildung . . 203
dura, Schweizer, Tektonik . 17
K.
Kahlbusch i. Sa.,
Rotfärbung der Gesteine 600
Kairo, Alttertiär .... 373
Kaiserstuhl, Exkursion . . 516
Kaiser- \\ ilhelm-Kanal,
Artefakte 619
Kaköryakas, Schmirgel . . 17
Kakushöhle, Alter .... 341
Kalej, Dogger 27h>
Kalifornien, Rudisten . . 148
Kalicz, .Iura 183
Kalkalpen, Tektonik . . . 88
Kalkberg bei Segeberg,
Überschiebungen
Kamen/., Culm . . . 587,
Kamienica Polska, Dogger .
Karnische Alpen, Triasfauna
II
*,
Br
Kanarische Inseln, Geste
— , Kreide
Kapland, Intrusivfonnen
Karakorum, Geologie .
Karpathen, Tektonik .
— , Tertiär ....
Kartaus bei Freiburg i.
Exkursion ....
Kartstein, llnhle
Karwehdelgebirge, Triasfauna
Kassel, siebe Cassel.
Katanga, Geologie . . 288,
— , Glacialkonglomeral .
— , Griipiait
Keramoti, Schmirgel .
Kibli el Aliram,
Alt tertiär .... :;73,
Kielce, Dogger
Kilimandscharo,
Rhombenporphyr . 493,
121
588
231
256"
458
L-52
155
182
159
238
520
3 l !
234
30 1
111
226
7
374
188
501
677
Kinzigtal. Exkursion
Kirchheim, Vorberge .
Kirchzarten, Diluvium
Kleinasien, Schmirgel . . 94,
Kleine Schneegrube, P>asalt
Klemmen, Jura
Klepaezka, Dogger . . .
Klogsdorf, Tertiär ....
Koblenz, siehe Coblenz.
Kongo, Geologie ....
— , Glacialkonglomerat .
— , Griquait
Königsbrück, Calm . 587,
Königshütte, Tektonick .
Konopiska, Dogger 219, 223,
Kopaisbecken, geol. Aufbau
Kopenhagen, Exkursionen .
Kordillere, Stratigraphie und
Tektonik
Kosen, Zechstein
Köslin, Mitteloligocän
Kostellitz, Dogger
Krähen, Exkursion
Kraichgau, Trias
Krakau, .Iura . . . 181,
Kränge, Diluvium .
Krapina, Artefakte. . .412,
— , Mousterien .
Kreischa, Kreide
Kreta, Pliocän .
Kronach, Terrassen
Krummhübel, Basalt
Krzvworzeka,. Dogger
Ktypa, .Iura und Trias
Kundelungu, Griquait
Kupferdreh, Endmoräne
Kurzwald, Tertiär . .
Kwenlun, Geologie
Kyburg, Exkursion
Kyffhäuser, Zechstein
Ks kladen, Schmirgel .
Kythaeron, Obertrias .
L.
Eaasphe, Devon .... 603
Labroquere, Diluvium . . 396
Laer bei Bochum,
Endmoräne . . 193, 201
Lahn, Bssexit . . . 478, 207
— , Pikril ."»13
Lahr i. Baden, Diluvium . 519
La Micoque, Ariefakte . . 413
— . Mousterien
Seile
508
■21-2
514
110
204
655
233
172
30 i
114
226
588
433
349
GUI
662
568
358
209
196
534
490
4)1
596
560
560
595
362
336
204
307
616
226
191
240
113
522
361
3
608
15
Lannemezan, Diluvium 395,
Lannesdorf,
alte Landoberfläche
Langendreerholz, Endmoräne
— , Glacialdiluvium
— , Talbildung
Laudsberg, letzte Vereisung
Landsberg a. W.,
Mitteloligocän
Languedoc, Pliocän
La Rochette, Artefakte .
Las Delicias, Palaeozoicum
Lasy, Dogger . . . 316,
Lanban, Culm
Laugerie intermediaire,
Artefakte ....
Laurahütte, Tektonik
Lausitz, Culm
— , Geomorphologie .
Leißberg, Pinitporphyr
Leitzenfeld, Malm .
Le Moustier, Acheuleen
— , Artefakte . .
Lendzin, Carbon
Lennetal, Devon
Lenzkircli. Culm
— , Granit ....
Les Eyzies, Diluvium
Les Toureilles, Diluvium
Libiaz, Carbonflora
Liblar, Pinuszapfen
Liehtenfels, Diluvium
Liebenstein, Zechstein
Liebertwolkwitz, Acheuleen
Lieth, älteres Gebirge
Limburg i. Baden, Limburgi
— , Vorberge ....
Linden (Ruhr), Diluvium
Linden taler llyänenhöhle
Lindwedel, Kotfärbung der
Kreide ....
— , Salzlager . .
Linz, alte Landoberfläche
Li6nastal, Schmirgel .
Lipine, Tektonik
Lisieniec, Dogger .
Lojki, Dogger . . .
Lokrische Gebirge,
.Iura und Kreide
Lombardei, Lias
Lombardische Alpen.
Tektonik ....
Longuerocbe, Artefakte
Lopatken, Pliocän
263,
Seite
397
390
191
201
204
545
209
387
413
22
323
587
416
438
587
349
500
530
560
413
287
605
524
467
417
396
283
•j
334
357
543
140
518
212
192
550
14
109
389
19
438
309
273
6<i 7
545
86
416
209
H7h
Seile
Lorettoberg, Exkursion . . 522
Losnice, Dogger .... 310
Luanza-Pipe, Griquait . . 226
Lübtheen, Salzlager . . . 109
I.ulira, Glacialkonglomerat . 114
Land, Exkursionen . . . 661
Lüneburg, Rotfärbung der
Gesteine 1 i
— . Überschiebungen . . . 139
Lüneburger Heide Salzlager 165
Luxemburg, Lias .... 519
Lyon, Diluvium 391
— , Pliocän .... 385, 388
M.
Maehäräs, Schmirgel ... 13
Madeira, Gesteine .... 453
Mägdeberg, Exkursion . . 534
Mähren, Tertiär .... 172
Mainzer Becken,
Oligocäntransgression . . 400
Maistollen, Granit .... 467
Makernispitze, Metamorphose 16H
Maniago, Etudisten . . . i t8
Mapimi, Talbildung ... 21
Marchan, Diliiviiim . . . 403
Margaretenhof, Os .... 651
Mariaglück, Salzlager . . 109
Markkleeberg,
Acheuleen . . . 543, 559
Marostica, Tertiär .... 159
Marseille, Kreidefauna . 171
Massachussets. Schmirgel . 94
Mawensi. Essexitporphyril 493
Maxo, Aptychen .... 151
Medebach, Devon .... 606
Mi Idem, alte Landoberlläche 390
Mellrichstadt, Zechstein . . 357
Mentone, Diluvialfauna 560, 562
— , Diluvium 394
M.-sa • 'ent ral, Tektonik . . 28
Mrsilifde. Devon .... 603
Metz, Acheuleen .... 549
Metzingen, Vorberge . . . 212
Mexiko, Lagerstätten : . . 18
— , Lakkolith 278
\li-di<iv, Diluvium .... 657
Mitteldeutschland, Salzlager 124
Mlynek, Dogger. 226, 325, 349
Moachia, ( rlacialkonglomeral / / 1
— , < reologie 314
Mokattam, Uttertiäi , 373, 379
Mokrau, Carbonflera . 282
Seite
Mönchröden, Terrassen . . 337
Mons, Carbonflora .... 281
Mte. Ario, Tektonik . . . 97
- Calamita, Tektonik . . 303
— Capanne, Kontaktmeta-
morphose 298
- Gucco, Triasfauna . . . 236
— Fabrello, Tektonik . . 297
— Luberon, Pliocän . . . 385
Montecchio. Tertiär . . . 170
Montigny, Acheuleen . . 549
Mpntrejeau, Diluvium . 397, 398
Montieres, Mousterien . . . 560
Mörketjern, gestreckte
(li'steine 83
Morsumkliff, Schuppen-
struktur 139
Mosel, Diluvium .... -r>49
Mostki, Dogger 308
Miigeln, Zechstein .... 357
Münster i. W., Endmoräne . 201
Münstertal i. Schwarzwald,
Granit 45V
TS.
Natrontal, Pliocän .... 350
Näxos, Schmirgel .... 1
Neu-Barkoschin, plioeäne
Paludinen •/
Xeubrags, Triasfauna . . . 233
Neukenroth, Terrassen . . 336
Neu-Mexiko, Tektonik . 30
Neuquen, .Iura 571
Neustadt a. Schwarzwald,
Moränen 524
Nevada, Triasfauna . . . 236
Niederrheinische Bucht,
Oligocäntransgression . . 400
Niederrheinisch- wesfä lischer
[ndustriebezirk,] »iluvium 590, t'Jl
NiederschlesitMi, ( 'arbonllnra
145, 286, 383
, Trias 232
\ iederschlesischee Schiefer-
gebirge, Gesteine . . . 206
Niedersachsen, Salzlager. . L48
Niederwenigem, Diluvium . 191
Nil, Mttertiär 37.''»
Nordalpen, < lligocän . . . 107
Nordamerika, Alttertiär . 17s
Norddeutschland, .Iura 446
— , Salzlager 6
Nördlingen, Bildung des Ries 245
6 79
Seite
Nordwestdeutschland, Jura . 446
Nörenberg, Exkursionen .641,642
Normandie, Lias
Norwegen, Pyroxenit .
Nowa Wies, Dogger .
Nuevo Leon, Geologie
Nürschan, Carbon .
O.
Oase Baharije, Alttertiär
Oberaargletscher, Us .
Oberburg, Tertiär ....
Ober-Elsaß, Kalisalzlager
Obemberger Trihulcum,
Tektonik
Oberrhein, Bohnerze .
Oberschlesien, Carbontlora
145, 281,
— , Tektonik ....
— , Trias
— , Triasfauna . .
Obersulzbachgletscher,
Struktur ....
Qbornik, Pliocän
Oeta, Jura und Kreide
Ogrodzieniec, Dogger .
Ölheim, Salzhorst . .
Olkusz, Dogger . . .
I los, Tertiär ....
i Irtano-Tal, Tektonik .
Ortenberg, Exkursion .
I »schätz, < !ulm . . .
I Isiny, Dogger . . .
I Istafrika, Gesteine
< Istdeutschland, Pliocän
Österreich, Pliocän .
I Istpreußen, Pinuszapfen
Ostrau, Tertiär . . .
Ostrowy, Dogger .
P.
519
476
^29
20
591
377
638
171
458
166
4(12
383
183
433
231
238
49:;.
163
208
607
302
13
183
505
29 i
508
587
230
501
/
385
3
242
274
Paffrath, Tertiär
Pakosch, Jura
Pallowitz, Tertiär
l':uii;u'"nü>tMMi, < ,,,,!,, -i.
Panki, Dogger . . .
Papenoo Tahiti), Essaxü
gabbro
Patagonien, Gesteine .
Pazifischer < >/.ean, .Iura
Peine, Untere Kreide .
392
209
244
173
199
476
502
■'>7-'l
13
Peißenberg, Kohlen
Perigueux, Diluvium
Peru, Intrusionen
— , .Iura and Kreide
Petrikau, .Iura
Pferdestein, P>asalt .
Pforzheim, Tektonik
Piemont, < lligocän .
Pierzchno, Dogger .
Pietschensee, Stausee
Pikermi, Pliocän
Pila, Kontaktmetamorphose
Pirna, Rotfärbung der Ge
steine 596
Plötzky, Salzlager .
Poczesna, Dogger .
Poffabro, Rudisten .
Polen, -Iura . . .
Pontnow, Dogger .
Poraj, Dogger . .
Porta, Talbildung .
Porto da Cruz, Gesteine
— Longone, Tektonik
— Santo, Gesteine
Portugal, Lias . . .
Posen, Pliocäne .
Preuß. -Holland , Pinnszapfen
Pritter, Verlandung
Provence, Diluvium
— , Pliocän ....
Przemsza, Dogger .
Prsysieka, Dogger .
Pustertal, Triasfauna .
Puv-de-Dome, Diluvium
Pyrenäen, Acheuleen .
— , Diluvium ....
— , Tektonik ....
Pyszna, Dogger .
269
2, 4.
Q.
Querenburg, Diluvium
R.
Rabenau, Rotfärbung der Ge-
steine
Radolfzell, RIolasse
Raesfeld, Mesozoicum
Ramsbeck, Devon .
Ral ingen, ' lligocän
Raufeld, Niedertei rasse
Rauschen, Pliocän?
Rfl \ inle, I »iliiTium .
Seile
/
417
:>74
573
183
205
t89
169
312
650
385
298
, 599
\::<
227
14&
181
308
. 349
203
454
291
453
518
20S
3
65 7
394
385
185
273
233
406
56*0
394
159
30(i
192
598
.'i.'l'i
112
606
391
5 13
o
417
680 —
Seite
Rechberg, Tektonik . 220, 221
Regnitztal 341
Reichenhall, Oligocän . . . 167
Reiflingen. Triasfauna . . 236
Reit im Winkel, Oligocän . 167
Reitzsch, Terrassen . . . 33'i
Reutligen, Vorberge . . . 212
Rhätikon, Tektonik . . . 161
Rhein-Hernekanal, Diluvium 596
Rheinhessen, Pliocän . . . 384
Rheinisches Schiefergebirge,
alte Landoberfläche . . 388
, Diluvium . ... 191
Rheinland, Höhlen. ... 542
Rheintal, Absenkung . . . 492
Rhodesien, Geologie . . . 327
Rhone, Diluvium .... 391
— , Pliocän 387
Riedel, Salzlager . . 164, 165
Riemke, Diluvium .... 201
Kies, Aufpressung .... 245
Riesengebirge, Basalt . . . 204
Rio Diamante, .Iura . . . 568
— Grande. Jura .... 568
— Grande delNorte, Geologie 20
— Pecos, Geologie ... 20
Rodach, Terrassen .... 334
Rodaki, Dogger . . 326, 327
Kokitno, Dogger . . 319, 322
Rolfsbüttel, Salzlager
9, 10. 13, 103. 106, 109
Rotenkirchen, Talterrassen . 338
Rötha, Acheuleen 543
Rotweil, I'honolith .... 518
»Roussillon, Pliocän . . . 387
Koutzoüna-Tal, Schmirgel . 15
Rübeland, Tektonik . . . 59
Ruda, Tektonik 438
Rüderadorf, Trias .... 233
— , Zechstein 366
Rügen, Exkursionen . . . 658
— , Überschiebungen . . . 139
Rohr, Diluvium 191
Rahrbecken, Carbonflora 281, 384
Rnpbachtal, Alkaligesteine . 207
Rußland, fossile Affen . . 355
— , Jura 181
l.'ybnik, Tektonik .... 448
S.
Saalberg i. Schles, Basalt . 204
Saalfeld, Zechstein 357
Saarbrücken, Carbonflora . 384
Sablon, Acheuleen .
Sachsen, Acheuleen
— , Culm
— , Kreideauflagerungs-
fläche
— , Tektonik . . .
— , Zechstein . . .
Säget, Tektonik . . .
St. Cassian, Trachyceraten
S. Caterina, Tektonik .
Saim-Cosme, Diluvium
Saint Laurent de Neste,
Diluvium ....
S. Luca, Tertiär .
S. Pietro, Tertiär . .
Sandby, Cambrium
Salomons Kapel, höchste
marine Grenze .
Salzungen, Zechstein .
Samland, Miocän . .
San Luis Potosi, Geolog
Sangonini, Korallen
Santa Elena, Jura .
Santander, Diluvial fauna
Säntis, Mousterien . .
Saöne, Diluvium
Sardinien, Trias .
Saromata-Gebirge, Jura
Saßmannshausen, Devon
Saßnitz, Tektonik . .
Sauerland, Devon . .
— , Oligocän ....
Schapbach, Granit . .
Schauinsland, Exkursion
Schildberg, Pliocän
Schlesien, Pliocän .
Schleswig-Holstein, Artefakte
Schloßberg b. Freiburg i. Br.,
Exkursion .."...
Seit»
549
543
587
594
578
357, 367
48
417
291
39a
397
159
159
661
53
357
2
20
166
570
562
564
39a
231
610
603
660
602
391
467
514
2
4
619
520
Schluchsee, Granit . . 459, 465
Schmalgraf, sekundäre
Teufenunterschiede . . 396
Schobnil, älteres Gebirge 1/0
Schönebeck Elbe, Salzlager
124, 59, 62
— , Zechstein 370
Schonen, Kreide .... 661
Schottland, Tektonik . . . 302
Schwahcn, Artefakte . . . 412
Schwaden, .Iura . . . . / I /
— , Keuper 230
— , Lias 545
Schwäbische Alh, Tektonik 211
Schwanteshagen, .Iura . . 656
68 1
Seite
Schwarze Erde bei Raesfeld,
Mesozoicum 112
Schwarzer Berg, Riesengeb.,
Basalt 205
Schwarzwald, Geologie . . 489
— , Granite 458
Schweden, Exkursionen . . 661
Schweiz, Bohnerze .... 402
— , Jura 441
— , Tektonik 169
Schweizer Jura, Tektonik . 41
Schweizersbild, Diluvialfauna 566
Schwelm, sekundäre Teufen-
unterschiede 396
Schwetz, pliocäne Paladinen ■ 4
Seeland, Kreide 662
Seesen, Talbildung . . . 203
Segeberg, Überschiebungen . 121
Seine, Diluvium 408
Siderokapsi, Schmirgel . . 41
Siebenbürgen, Salzhorst . . //
Siebengebirge, alte Landober-
flache 389
Siegen, Erzgänge .... 394
Sierra Madre Oriental,
Geologie 20
— Pintada, Quarzporphyre 569
Sigart, Tektonik 222
Sikinos, Schmirgel ... 2, 40
Simplon, Tektonik .... 165
Sind, Miocän 177
Sirgenstein, Mousterien . . 565
Sisteron, Diluvium .... 394
Skalka, Dogger 281
Skandinavien, Tektonik . . 302
Sobuczyna, Dogger . . 349
Bödra-Sandby, Cambrium 661
Sohrau, O.-S., Tertiär . . 2)2
Sondershausen, Triasfauna . 234
Sonueberg, Zechstein . . . 351
Spanien, Salzlager . . . 469
Sperenberg, Salzstock . . 141
— , Zechstein 366
Spitti, Triasfauna .... 236
Stadtberge, Erze im Cenoman 401
— , Devonsattel 606
Stadtilm, Zechstein . . . 357
Stara, Dogger 349
Staßfurt, Salzlager .... 138
— , Zechstein . . 238, 357
Staufenberg, Tektonik . 489
Steele, Diluvium .... 191
Stederdorf, untere Kreide . i3
Steinach, Terrassen . . . 336
Steinbach, Tektonik
Steinheim, Intrnsion .
Steiermark, Tertiär
— , Triasfauna
Stettin, Exkursionen . . .
Stevnsklint, Kreide
Stipsdorf, Schuppenstruktur
Stoffeln, Bruchlinie
Stolzenhagen, Os .
Stramberg, Kreide ....
Strasburg, Westpreußen,
pliocäne Paludinen .
Streblow, Grundnioränen-
1 and schaft
Stubbenkammer, Tektonik .
Stuifen, Tektonik . . 220t
Sturgow, Kreide ....
Südafrika, Intrusivformen des
Granits ....
Süddeutschland, Jura
Südeuropa, Itudisten
Süd harz, Salzlager .
— , Zechstein .
Swineforte, Verlandung
Sylt, Schuppenstruktur
Szarlejka, Dogger . .
T
Tarimbecken, Geologie .
Taubach, Artefakte
Taucha, Endmoräne
Tauern, Tektonik .
Terranera, Tektonik .
Teschen, Tertiär
Teutersberg, Terrassen
Texas, Kreide ....
Tharandt, Kreide . . .
— , Rotfärbung der Gesteine
Thiede, Lößfauna .
Thüringen, Salzlager .
— , Triasfauna ....
— , Zechstein
Thüringer Hecken, Tektonik
— Wald, Zechstein
Tianschan, Geologie .
Tibet, Geologie ....
Tissa, Kreide
Toekala-Massiv, Geologie
Todtmo08, Granit .
Torrente Colvera. Rudisten
Toscana, Pliocän
Toulouse, Acheuleen .
— , Diluvium
16
Seite
489
261
171
236
641
662
137
532
645
172
649
660
221
6 5 7
455
441
448
150
361
657
139
349
173
412
544
160
291
238
337
24
595
598
566
150
233
357
594
357
/SV
173
595
331
459
m
362
560
398
— 682 —
Seite
Transkaukasien, Kreide . . 175
Transvaal, lntrusivforuien . 455
Triberg. Granit . . . 459, 467
Triersche Bucht, Tektonik . 578
Truskolasy. Dogger . . . 265
Twiel, Phonolith .... 534
U
Überlingen, Molasse . . . 535
Überruhr, Glazialdiluvium . 198
Ulm, Pliocän 384
Ulvensrand, gestreckte
Gesteine 83
Ursee, Granit . . 462, 465, 467
Usambara, Verwitterungs-
böden 600
V
Val di Scalve, Triasfauna . 233
Valloire, Diluvium .... 391
Vardusia, Tithon . . 609, 611
Vaucluse, Pliocän .... 385
Velay, Pliocän 387
Vezeretal, Artefakte . . . 413
Vicentino. Tertiär .... 170
— , Trias 231
Villefranche-sur-Saöne,
Diluvium 393
— , Mousterieu ..... 560
Vogelsberg, Lausitz, Culm . 588
W
Wadi Rajän, Alttertiär .
Wallis, Tektonik . . .
Waltersdorf, Alkaligesteine
Warta, Dogger ....
\\ arthe, Pliocän . . .
Waterberg, lntrusivforuien
Wehratal, Granit .
Weilheins (All)), Vorberge
\\ einberg, Vorberge .
Weißensteinkette, Tektonik
Weiterdingen, Tuffkuppen
\\ ei t mar. Diluvium
377
163
206
185
208
455
159
212
212
)7
535
192
596,
Welschingen, Exkursion .
Wen gern, Glazialdiluvium
Werratal, Salzlager
— , Zechstein .
Weser, Talbildung .
Westfalen, Diluvium
— , Höhlen . . .
— , Tektonik 422, 433, 447,
Westpreußen, pliocäne
Paludinen
Westtibet, Geologie . .
WettinerBecken, Carbonflora
Wieck, Exkursionen .
Wielun, Dogger. . . 304,
— , Jura
Wiesental, Schwarzwald,
Granit
Wilde wiese, Devon . . .
Wildkirchli, Mousterien . .
Wildscheuer, Alter der
Hohle
— , Diluvialfauna ....
Wingeshuusen, Devon
Wipshausen, Salzhorst
Witten, . Endmoräne
Wonsosz, Dogger .
Wörlsdorf, Terrassen
Wrzosowa, Dogger.
Wutachtal, Trias
Wydra, Dogger . .
Wv.soka Lelowska, Dogger
291, 293, 302,
— Pilecka, Dogger 315, 320,
Yburg, Tektonik
Zacatecas, Geologii
Zajonczki, Dogger
Zarnglaff, Jura .
Zary, Dogger .
Zawada, Tertiär .
Zusehen, I >evon .
Zwickau, Carbon
Seite
534
196
150
357
203
191
342
587
4
173
286
658
349
181
459
605
564
342
566
606
9
191
225
338
349
525
273
349
323
4*9
. 20
. 308
. 656
. 317
242, 2 i i
. 606
. 286
683
Sachregister.
Die Seitenzahlen der Monatsberichte sind kursiv gedruckt.
Seite
A.
Ablaugung 150
Abrasion .'187
Absenkung, Schweizer Jura 47
Abtragung, subaerische . . 387
Abtragungsfläche des Kot-
liegenden, Schwarzwald . ~il<~)
Achenschwankung .... 562
Acheuleen, Deuschland 542, 549
— , Eitel 342
— , Frankreich 410, 412, 413
— . geol. Alter 543
Ackerfurchen der Gletscher,
Entstehung 163
Acrochordiceras Damesi 234, 235
Actinacis, Gattung .... 159
— cognata .... 167, 175
— conferta 164
— cymatoclysta . . 172, 175
— delicata L66
— deperdita 169
— digiiata 169
— Martiniana 171
Micheloltii 170
— p088agnensi8 . . . 163, 179
— Rollei 164
— sub-Rollei 167
Actinoey8iis-Sch.ich.t6ii . . . 604
Adorfer Kalke 604
Aegoceras 534
— capricornu 534
— petto» 575
Ägyrin 459
Afftn. pliocäne 350
Akerit 488, 516
, Madeira 457
Ahiimsi'hiefer, Sauerland. . 603
Mbareae, Elba 290
Alethopterü Grandini . 143, 282
- Huttoni 156
Alkalifeldspäte, Zusammen-
setzung 350
Alkaligesteine, Niederschlesien
Allophan, Zusammensetzung
Alluvium, Dänemark . . .
— , Franken
— , Garonne
Alt-Acheuh-en
Altdiluvialer Ruhrschotter,
Westfalen
Alter des Granits, Elba . .
Alttertiär, Ägypten . . .
— , Karpatenvorland .
Alumosilikate, Zusammen-
setzung
Anialtlitus 539,
— Renzi
— spinat us
Amblycoceras caprieornum
Amomaxi-Marmor, Naxos
Ainnioniten, Artbegrenzung .
— , Artbildung
— , Fauna des portugies. Lias
Amnionitis aalensis
— aequistriatus .
— Anialtheus
— angulatus
— an ntt Int us
— Ikcltei ,
— bifrons .
— borealxs
— Braunianus
— capellinus jurt m
— capricomui
— communis
— complanatm
costatus
— CT088US .
— crenatus
— cymodoct
— Davoei .
— iJesjiliii'i
— discoicL s
— i legans .
579,
546,
575,
578,
Seite
206
352
662
340
395
549
201
298
373
239
350
569
543
539
534
6, 8
410
437
518
568
580
542
583
580
535
549
555
585
571
534
583
574
539
582
575
443
577
579
571
574
46'
684
Seite
AmmonÜes Eseri 565
— fimhriatus 530
— Gravesi 442
— Grenouillouxi 575
— Qrunowi 550
— heterop/n/llus 527
— Hüdensü 546
— Holandrei 584
— Jamesoni 537
— iufraca pricornus . . . 535
— involutus 443
— kammerharensin .... 534
— Levisoni 549
— üneatu» .... 530, 532
— lythensi* 565
— macrocephalu» - . . . 429
— margaritatus 542
— Mülleri 567
— mutabilia Dämon . . . 441
— Nilssoni 527
— obligttecostotus .... 557
— Parkinsoni • 197
— Parkinsoni planulatus . . 220
— petto» 575
— planula 443
— pseudocordatus . . . . 441
— quadratus 550
— radians 550
— radians cotnpressus . . . 565
— Raquinianus . . . 575, 582
— relrorsicosta 557
— Ruthenensis 561
— Saemanni .... 549, 552
— spinatus 539
— Slrangewaysi 554
— subcarinatus 534
— subplanatm 574
— Walcoüi 546
Amphibolpikrit, Analyse
513, 514
Analysen von Akerit . . . 460
Basalt 506
— — basaltoiden Trachy-
doleriten 49*
Essexit . . 465, 466, 468
- — Esaexitdiabas
473, 474, 476, 477
- Feldspatbalalten . . 511
— — Granit 4<>1
- Maderit . . . 476, 477
Pikrit 513
Silikaten :',iU
— — Sodalithsyenil . . 457
— — Traclivandesit . . IST
Seite
Analysen von trachydoleriti-
schen Essexitporphvriten . 500
Trachyt . . ". . . 481
— — trachytischen Gesteinen 483
— — tracbytoiden Trachy-
doleriten 494
Ang w/(7?«s-Schichten . . . 519
Anhydrit 8
— . petrograph. Bescuaft'enheit 139
— , Schönebeck 310
— , Segeberg 121
— , Thüringen 364
— , Umwandlungen . . . 60
— , Werra 35V
Annularia sphenophylloides 282, 284
Anolcites juliinn 425
Anomia tenuistriata . . 375, 380
Antiklinale, Celebes . . . 331
Apiranthos -Schiefer, Naxos . 6
Aplerbeck-Söhlder Tal . . 202
Aptien, Mexiko . . , . . 24
Aptyehen, Kanarische Inseln 151
Aptychenschiefer, Alpen . . 158
Aptychus angulicostatus . . 155
— atlanticus 155
— euglyptus .... 155, 157
— Gümbeli 157
— lamellosus 156
Aquilonien 446
Archäolithe 386
Arctomys marmotta im Löß
547, 548, 552
Argonaula serpentinus . . . 554
Arieliceras pectinatum . . . 560
— retrorsicnsta 558
— rulh' m na 561
Arietites 518, 534
— (Arnioceras) amblyptychus 520
— obtusus 520
— oncocephalus 520
— ptychogenus 520
Arkose, Baden 496
Arnioceras amblyptychus . . 520
Arniotites Schmerbitzi . . . 234
— Statitei 234
\i umsi ui.-. [tauen .... 386
Arpadites 419
Artheü'ivnzung U'i A rninonitcn HO
Artbildung bei Amnioniten t37
Artefakte Auvergne . . . 407
Deutschland
. Eifel . .
, Solstein . . .
. b'tiodaetyla, Pliocän
5 i l
3 %2
619
351
68 ö —
Seite
Arvicola gregalis, Gera . . 552
Aspidoceras Steinmanni . . 571
. [»(arte cor data
272, 285, 300, 322, 327
AsterophijllUes 284
Astien, Frankreich . . 386, 387
Astistufe, Italien .... 386
Astraeopora annulata . . . 173
— paeudopanicea .... 173
Aturien, Mexiko 42
Attendorn- Elsper Doppel mulrie 606
Aueella Hausmanni . . . . 358
Aufbruchszone Graubüudens 163
Aufpressung, Ries .... 245
Anfpressungshorst .... 582
Aufschiebung 424
Aufschmelzhypothese . . . 248
Aufschmelzung, Argentinien 574
Aufschmelzzonen Schwarzwald 515
Aufwölbung 452
Aulacostephanus 442
— eudoxtts 445
Aulaxinuus ßorentinus . . . 356
Aurignacien, Eifel .... 342
-, Elsaß 546
— , Frankreich 413
Auslaugungserscheinungen
im Massenkalk .... 390
Ausquetschung der Salzlager 150
Autoplastie des Salzes . . 148
Avicula Münsteri .... 322
B.
Badener Mulde
Badiotites
Bajocien, Polen . . . 214,
Balatonites
— Beyrichi .... 235,
— constrictus .... 235,
— Doris 235,
— egregius .... 235,
— Joris .... 234, 235,
— lineatut . . . 234, 235,
— macer
— nov. spec. ind
— Ottoni» . . . .233, 2:i'>.
— quaternonodatus ....
— spinoms
— stenodiscus. . . . 235,
— trinodosui .... 235,
— Zimmeri .... 235,
— Ziinnii nulluni
Balger \\ eißerde ....
489
419
314
419
23 7
236
236
236
236
236
234
235
237
235
234
236
236
236
235
W5
Seite
Barre mieu, Argentinien . 572
Bartonien, Aegypten . . . 379
Basalt, Alb 552
— , Hessen 259
— , Kiesengebirge .... 204
— , Schwaben >33
— , Schwarzwald .... 521
— , Siegerland 357
Ba>altgang, Schwarzwald . 521
Basaltit, Analyse .... 511
Basaltoide Trachvdolerite . 496
Basalttuff. Alb 212
Basanit 493
Bathonien, Argentinien . . 510
— , Polen
214, 305, 310, 312, 314, 349
Battertverwerfung .... 497
Bauxit 95
Belemniten, Celebes . . . 329
Belemnües gigantevs 220, 329, 330
Belvedereschotter .... 385
ßeneckeia 233
— Bucht 235, 2:;7
— denticulata 233
Bergalith, Kaiserstuhl . . . 517
Berriasiella <-<üi.<toid<-.< . . . 571
— Jraudans 571
Beiriasien, Argentinien . . 571
Beniner Flöz 287
Bewegung der Gebirgsschollen 418
Beyrichites thwringum . . . 233
Biber im Diluvium .... 548
Biegungsfestigkeit, der Gesteine 70
l'.üiunslager 524
Bimammaten-Schichten . . 441
Binodosuszone 233
Biotit im Schmirgel ... 57
Biotitgranit 516
Birket el Kerun-Stufe . . . 379
Bitumina, Beziehung zu
Salzlaugen 12
Blattflexur 4:\>
Blattverschiebung, Rügen . 660
Blaublätter der Gletscher . 163
Blätter, Begriff . . . 419, 149
Bleierze, Aachen .... .V.('.s
Bleiglanz, Rhein. Schiefer-
gebirge 396
Blockpackung, Kupferdreh . 193
Bluegruiind. Kongo . . . 22H
Bohner/.e, < > l > » ■ 1 1 ■ 1 > . • i 1 1 . . . \02
Bols6n, Begriff 21
Bonndorfer I haben ....
Bononien 446
— 686
Böschungsbruchwiukel 442, 451
Böschungsspringe . . 442, 451
Böschungsrisse 441
Bosnopsammia 178
Brauneisen, Metamorphosierung -'197
— , Siegen 395
Brauner Glaskopf, Siegen 395
Breccie, diluviale, Segeberg 125
Breccienbildung, Elba . . 303
Bröckelschiefer 369
Brongniarti-Stufe, Sachsen . 597
Bruchsystem, Celebes . . . 331
Bruchwinkel bei natürlichen
Senkungen ...*.. 442
Bu/xi/iis Pallasi 2
Buchensteiner Schichten 231, 237
Büdesheimer Schiefer . . . 604
Bühlstadium, Klima . . . 565
Bulla (Scaphandt r) Cossmanni 375
Buntsandstein, Baden 490, 495
— , Franken 337
— , Münsterland 113
— , Schwarzwald .... 522
Buru-Formation 329
Bytownit 467
— in „Eklogitknollen", Kongo 228
C.
C'«t'yM«-Schichten .... 604
Calcit im Zechsteinanhvdrit 567
Callovien, Ammoniten . . 431
— , Argentinien 570
— , Polen . . . 202, 302, 310
Cambrium, Schonen . . . 661
Campignienbeil 551
Camptonit, Mexiko 39
Cancrinit, Zusammensetzung 351
Canis lagojms. Frankreich . 417
Cannstätter Kreidemergel . 231
G'apulu* Dubusi 381
Carbon, Baden 492
— , Böhmen 591
— , Flora 144, 383
— , Mexiko 27
— , Oberschlesien .... 281
— , Tibet 171
— , Westfalen . . . 201, 422
Gardiocerat t38
— alternans .... 438, 445
Bauhini .... t38, %42
— Küchini 442
— terratum .... 412. i II
Cardita aegyptiaca .... 375
— Morgantana 572
i ardium edule 209
Seite
Carnallit 139
— . Bildung 61
Carnallititlager,
Umwandlungen .... 61
Celebes-Molasse .... 329
Cementationszone .... 394
Cenoman, Auflagerungsfläche 594
— , Erzführung 401
— , Kanarische Inseln . . 152
Ceratites 419
— antecedens ' 233
— binodoms 233
— sondersbusantis .... 233
— Tornquisti 231
— trinodows .... 233, 419
Cercopithecidae 355
Cerepidot, Schwarzwald . . 509
Cerrus tarandtis, Gera . . . 552
Cetaceenknoclien, Iserlohn . 391
Chellöen, Deutschland. . . 543
—, Frankreich 392, 409, 410, 412
— , geol. Alter 542
— evolue 412
Chelmer-Schichten .... 286
Chillerford Crag 390
Chlorit im Schmirgel ... 57
C/horitoid im Schmirgel
61, 105, 108
Chloritoidsmirgel . . .63, 82
Cladocoropsü mirabilis . . . 608
CladocoropsisSchichten . . 609
Clymenien-Schichten . . . 604
( 'ot loceras anguinum . . . 580
— annulatiforme .... 581
— annulatum 579
— liraitnianuin 585
Ghoffati 577
— commune 583
— crassum 582
— Davoei 574
Desplacei 578, 581
— Holandrei 584
— l>cttos 575
( 'olobus guereza 352
( 'olveraia variabilis .... 448
( 'niiipressa-Tione 323
Congericnschichten .... 384
, Rhone 387
Coral-Limestone 178
Corbicula ßuminalis . . .209, 390
Corbula isocardiaeformis . . 55
Gordaites palmaeformis,
Lausitz 590
Cordierit, Schwarzwald . . ->1'>
687 —
Cosmoceras Garantianum
197, 198, 219,
— Jason 312,
Couches ;i Ammonites aalens
523,
— — Ammonites bifrons .
— — Amnionitis capricornu
— — Ammonites Jamesoni
— — Amnionitis spinatuß
— — Gryphaen obliqua .
— — Leptaena ....
— de Coimbra ....
— — Perciros ....
Cladoph/ebis lobifolia
Crag, weißer
— von Chillesford .
— — Norwich . . . .
Suffolk ....
— — Weybourn . . .
wraticulatia oarallela .
Crednerienstufe, Sachsen .
Crengeldanzer Pforte . .
Qrocodilue, Pliocän .
Oromer Forest bed .
( ucullaea concinna .
Culm, Oberschlesien
— , Sauerland
— , Schwarzwald
Cii/ti-iji/gatus-Sclüchten
Cyclocrinus macrocephalus .
Cynoeephalinae
Cynocephalus
( 'ynopithecidae . . . 353,
Cypraea bullina
Cypridinenschiefer ....
< 'yatopterk bulbifera
D
Dachschiefer, Midiren .
Dachsteinkalk, Griechenland
Dactylioceras anguinum
Dadocrinuskalk
Danien, Dänemark
— , Mexiko 25,
Dauerländer
Davoei-Zione
Decken, Elba. . .
Deckenlehre
Deekeniiberschiebiingen .
Deckenschotter, Elsaß
— , Prankreich ....
Delicias-Schichten .
Deszendenz der Kalisalze
Deszendenztheorie .
389,
300,
462,
Seite
318
313
525
523
521
521
521
519
523
519
519
156
390
390
390
390
389
221
öi)6
201
351
390
316
287
603
524
605
272
353
355
355
375
604
379
295,
394,
287
609
580
237
662
42
585
522
302
157
58
402
550
, 27
63
U(i
Seite
Devon, Elba 292
— , Sauerland 602
— , Verwitterung .... 38S
Dezimierung des Normal-
protils bei Salzlagern . . 150
Diabas 465
— , Elba 300
— , Niederschlesien .... 200
— , Sauerland 603
Diapirfalte 6'-'i
Diaspor im Schmirgel . .~>7. 108
DitVusionszone, Alpen . . . 167
Diluviale Conchylien, Posen 208
— Kalktuffe, Eifel .... :!42
— Überschiebungen, Sege-
berg 121
— Vulkane_ 575
Diluvium, Ägypten. . . . 350
— , Baden r>04
— , Praunschweig . . . . Ö41
— , Emschertal 596
— , Frankreich . . 384, 16. 562
— , Klima 392
— , Menschenreste . . . . .w /
— , der Mosel 549
— , Kodach 334
— , Westfalen . . . 596, 191
Dinariden, Tektonik . . . 89
Dinaritinae 419, 420
Dinar ites 419
Dinotherien schichten . . . 384
-, Frankreich 386
Diopsid-Knollen, Kongo . . 227
Diorit 516
— , Erongo 455
— , in Kreideschichten,
Mexiko 35
Diplotmema W/
Dislokationen 423
— , Dinariden ?S
— , Schweizer Jura. ... •">/
Dislokationsperim I eu.
Mexiko 28, 37
Disthen im Smirgel . . 58, 105
Diskordanz, Katanga . . . 327
Uistiehitea 420
Division < lardenas .... 25
I )< t, Argentinien . . 56*9
-, Polen 183
. Sachsen 601
Dnle.it 504
. Analyse 500
Do/ic/iopithecus ruscinensis. . ü">i'>
Dolinen, Elberfeld .... 394
68 S
Seile
Dolomit, Griechenland . . 608
— , Obersehlesien .... 2.32
— , Segeberg 125
— , Thüringen 364
— im Zechsteinanhydrit . . 367
Druckfestigkeit der Gesteine 70
Dryopithecus 397
Dubrauquarzite, Lausitz . . 588
Dumorlieria Jamesoni . 521, 537
Dünen, Wollin 658
Durancegletscher .... 394
Durchschmelzung an Graniten 455
Durchspießung bei Salzlagera 132
Dwvka-Konglomerat, Kongo
114, 312, 314
Dvnamometamorphose ... 65
— , Elba 302
— , im Salzgebirge . . 60, 62
Dysaster canalieulatus . . . 221
K
314
375
377
520
149
447
4b2
Ecca-Schichten, Kongo
Echinolampas Africanus
— globulus
Echioceras Nodotianum .
Edelsalz
Eimbeckhäuser Plattenkalk
Eintrittsgeld
Eisenerze im dura, Polen 181, 340
Eisenglanz im Schmirgel . . 59
Eisenoolith, Polen
304, 305, 313, 314, 334
Eisensteingänge, Siegen . . 394
Eiszeit, China 35 /
— , Frankreich 384
— , Pyrenäen 394
Ekerit 516
Eklogitiihnliche Knolle, Kongo 226
Ekzeme >i, 62
Ekzemtheorie KU
Elephas antiqutis . . 390, 506
— primige nius 390
Bllipsactinienkalk, < lapri . . i86
Emscher, Mexiko . . . 24, t2
Endmoränen, Auvergne . . 407
— , Hegau 534
— , Pommern 646
— , Pyrenäen 394
— , Ruhrkohlenbecken . 191
— , Sachsen 544
— , Wollin 657
Entfärbung präcenomaner
Gesteine 599
Seite
Entstehung des älteren Lösses 548
— der jurassischen Erze . 340
Eocän, Ägypten 379
— , Bosnien 178
— , Capri 187
-, Elba 291, 292, 295, 298, 301
-, Elberfeld 554
— , Holstein 140
—, Korallen .... 163, 169
— , Mexiko 42
— , Rhein. Schiefergebirge . 402
Eolithe 386
Epirogenetische Vorgänge . 577
Eppelsheimer Sand . . . 399
Equus mosbackensis 519
Erdbeben, magmatische . . 251
— , Wirkung . ' 265
Erdöl, Beziehungen zu Salz-
laugen 12
Erdrevolutionen >79
Ergußgesteine, Madeira 455, 479
Erongogranit 455
Erze im dura, Polen . . . 340
Erzgänge, Rhein. Schiefer-
gebirge 394, 399
Essexit 453, 516
— , Kaiserstuhl 517
— , Lahn und Dill .... 207
455, 461
. 474
471, 476
472, 476
472, 510
472, 493, 496
— , Madeira .
— , Sölvsberget
Esscxitdiabas .
Essexitgabbro
Essexit melaphyr
Essexitporphyrit
Eustatische Bewegungen,
Bornholm
Evolution des Hodens
Exkursionen, Freiburg i. Br
— , Greifswald ....
Experimente, tektonische
Explosion, b'ies ....
öd
579
189
641
65
■J tö
r.
Falten 579
— , Beziehungen zu Ver-
werfungen 418
— , Entstehung . . . . , 78
. Tibol 184
Faltengebirge, Bildung . 443
. Elba 303
Faltung. . . . 433, 446, 586
— , kimmerische .... 's"
. saxonische 575
— 689
Seile
Faltung, Wirkung liei Erd-
beben 251
— , Mexiko .... 27, 28, 37
— , Schweizer .Iura ... 51
Faltungsperioden. Afrika 311
Fauna des fran/.ös. Diluviums 392
Faustkeil 546
— , Hundisburg 554
— , Frankreich 409
Feldspatbasalt . 499, 500, 504
— , Analyse 511
Felis nibulosu8 370
Fenster, tektonische . . . 160
Festlandschwellen .... 578
Fettkohlenpartie, Flora . . 384
Feuersteingeräte (siehe auch
Artefakte) 544
Flammenmergel, Kotfärbuug 14
hlaiiinienton 2,09
— , Posener 1,3
5
t72
172
5-2-2
2X1
Flasergranit, Naxos
Flächen gleicher Dichte .
— gleichen Schwerepotentials
Fleckengneis, Schwarzwald .
Flenus
Flexuren 418, 420
-, Alb . . 530
Flora, Carbon 281
Flözberg 444
Fluviaglacial, Kupferdreh . 193
Flyscb, Capri 186
— , Griechenland .... 608
Foraminiferen im poln. Jura 346
Fmest l>ed von Cromer 389, 390
Formation von Lannemezan 397
Foyail 467
Frechiella 534
— kammerkart nsis .... 534
Fuciniceras costicillatum . . 563
— Menegltinhinum .... 562
G.
Gabbro 472, 516
i lalibroessexit 475
< rangbildnng 249
< iari'_rgeMein, Madeira . . 178
Ganggranite, Schwarzwald . t58
Galmei, Rhein. Schiefergebirge 396
( rarnierien-Schichten . . . i \6
Gärantianum-Zone . 220, 30, 347
Garonne-Gletscher, Pyrenäen 395
(iarniinrt.Tra.-ru 39.r>".:i(.tSj.}00,4t)4
( ra akoble, Böhmen .... .V.tl
522
342
140
140
147
620
453
6 «i
Seite
Gault, Rotfärbung .... 14
Gauteit .... 479, 487, 488
Gebirgsbau, lombard. Alpen 36
Gebirgsbildnng, deutsche . 576
Gedritgneis, Schwarzwald
< li liangetuff, Eifel .
Gemenge-Hauptsalz . .
Gemengecarnallit .
Genesis der Salzlagerstästen
Geographie, Verhältnis zur
Geologie
Geologenkalender ....
Geologenkongreß, Toronto .
Geologie, Verhältnis zur Geo-
graphie ....... 620
Geologischer Unterricht . 16, 620
Gervillia sp 358
Gigas-Schichten i il
Gips, Segeberg 122
— , Sperenberg / / /
Gipshut, Entstehung . . . 106
Gisortienkalk 377
Glacialablagerungen, Ruhr-
bezirk 192
Glacialgeologie, Canada . . 640
Glacialkonglonierat, Kongo
114, 312, 314
Glanzschiefer, Entstehung . 163
Glasbasalt 205
Glaukophan, Niederschlesien 206
Gleitbretter, Elba .... 294
Gletscher, Abschmelzen . 639
Glimmersand, Samland . . 2
Glimmerschiefer-Smirgel . . 78
Globites heterophyllm ■ ■ ■ ">27
— striatvs 535
Gneis, Elba 303
— , Schwarzwald . . 521. 160
Gold, Tibet 175
Gombertoschichton .... 159
Graben 430, 440
— , Oberschlesien .... 283
Grabengebirge 444
( Srahenrandbrüche ■ • • • 4 1 1
t rraphitoidgneis, Schwarzwald 509
Grammoceras aalensi
— fallaciosum ",,',">
— Mülleri 568
— normannivm 562
— pectinatum »60
— quadratum 551
— Saemanni 552
— serpentinum 554
— suocomptum 570
— 690 —
458,
Seite
227
227
516
492
455
290
298
311
5
190
83
492
459
Granat - Diopsid - Aggregate,
Kongo
Granat-Knollen, Kongo .
Granit
— , Baden
— , Durchschmelzung .
— , Elba
— , — , Alter
— , Kongo
— , Naxos . '.
— . Schwarzwald
— , Umformung ....
Granitjrang, Baden .
Granitit, Schwarzwald
Granitkonglomerat, Schwarz-
wald 463
Granitpophyr, Schwarzwald 458
Graustein, Madeira .... 490
Grauer Salzton . . . 133, 359
Grauwacke, nordsächsische . 587
Grenzanhydrit 369
Griquait, Kongo .... 226
Groß-Hartmannsdorfer
Schichten 235
Grundmoräne, Ruhrbezirk . t93
— , Segeberg 140
Grundmoränen land schaft,
Pommern 649
Grundschotter der sächs.
Kreide 596
Grünsandstein, Sachsen . . 591
Gryphaea calceola .... 569
— obliqurt 520
— rcsicularis 572
Guadalupe-Schichten ... 23
Günz-Eiszeit, Frankreich . 412
t 'i'i/roji'in'/lii r, siruli/t ru . . 608
H.
Haifisch im Pliocän . . . 351
Halbhöhle, Eifel 344
Halon os-Schiefer, Naxos . . 5
Hall8tätter Kalk . ... 420
Han-Bulogkalk 234
Harpa mutica 375
Harpoct ras 564
— aalense 568
— antiquutn 562
— boreale 555
— cornacaldense 556
ducoides 571
— dupansuin ."iT1 1
— Eaeri 565
— fallacio8uvi\ai.Cotteswo/diat 566
Seit«
Harpoceras fallaciosum var.
Miilleri .' 567
— Levisoni 549
— Miilleri 568
— noriiKiiiiiuuiuin 562
— pectinatum 560
— quaäratvm 551
— retrorsicosta 557
— ruthenense 561
— Saemanni 552
— subcomptum 570
— subplanatum . . . 574, 569
Hartsalz 136, 139
— , Entstehung 64
— lager, Bildung .... 61
Haugia Eseri 565
— inaequa . ■ 566
Hauptanhydrit . . 133, 8, 361
— , Riidersdorf 366
— , Segeberg 124
Hauptbuntsandstein, Baden 502
Hauptdolomit, Staßfurt . . 369
Hauptgrunitit, Schwarzwald 465
Hauptkonglomerat der Salz-
lager 140
— , Schwarzwald .... 522
Hauptsalz 139
— -konglomerat . . 140, 63
Hau ptschwarzwald Verwerfung 521
Hauterivien, Argentinien . . 572
Hauvn, Zusammensetzung . 352
Hebung von Gebirgsschollen418,444
— , Rhein. Schiefergebirge . 399
Heeticoceras 431
— hecticum 432
Hellewalder-Schichten . . . 319
Heimatkunde, Unterricht 17
Heraclüea 420
Hi;rmann-< 'liKDNKu-Stiftung . 457
Heersumer-Schichten . . 447
Hettangien 519
Hettinger Sandstein . . . 519
Ueteroplt vis 380
Hüdoceras 545
— bifrons . . '>~\, 545, 546, 556
— — mut. angustisiphonata . 548
— — var. limtanica . . . 548
— boreale 555, 556
— boscence 564
— comense .... 545, 569
— cornacaldense .... 656
costicillatum 562
— <■/'/,(/, nse 564
— falciferum 556
69 1
Seite
Hildocerat L< visoni . . 549, 556
— Meneghiniannm .... 561
— Mercati 545
— — var. quadrata . . . 550
— pectinatum 660
— quadratum . . . 550, 551
— retrorsicosta 557
— Saemanni 552
— — var. compressa . . . 553
— serpentinum . . . 554, 556
Bipparionschichten .... 386
Hi/ipopotawus hipponensis . 351
Hochterrasse. Baden . . . 504
— , Elsaß 549
— , Frankreich . . . 394, 402
Hochterrassenschotter,
Frankreich 394
Homo Mottet riensis Hauseri 5 19
Hori/.ontalverschiebnng 422, 449
Hornblendeakerit . . 458, 460
Hornblendehasalt, Analyse . 511
— , Madeira 502
Hornfels, Elba 298
Horst, Begriff
430, 451. 580, 57.9, 586, 589
— , Celebes 331
Hnrstgohirge, Fntstehung . 444
Höhlen, Eifel 342
— , bewohnte . . . 342, 560
Hwgaritea Strombecki 233, 2.35, 237
Hutnphriesi-Zone . . . . 319
Hyaena striata 367
Hyänide, pliocäne .... 367
Hylonomidae .r>91
Hylonomus <i>init;i .... 594
— Lyelli 594
Hyloplesion 594
!l\ persthenite 454
I, J.
Jadeit, Zusammensetzung 350
Jahresringe im Salzlager . 370
— im Steinsalz . . . 60, 357
Jakobshagener I >s . . . . 645
Iliergei' Kalk, Tektonik . . 58
M-.,-Zone 522
[daatollner Flöze .... 286
Idoceras planula . .t/1. 44'1, 447
Ilmtravertine 563
[mpressaton 441
Industrien im deutschen
Diluvium 542
— im franz Diluvium 392, 11'-'
Seite
liit'nilia.i 519
— , Elba 291
— , Frankreich 230
Inoceramus digitatus, Mexiko 24
hlliiiltlis, Mexiko ... 24
[nterglacial, Artefakte 543, 546
— , Frankreich . . . 393, 412
— , Holstein 61U
— , ßbein-Hernekanal . . 596
— , Sachsen r>4>>
Intrusion, Mexiko .... 35
— , Südamerika ~>~ 4
[ntrusionsbildung .... 245
[ntrusivform, Erongo ■ . . 455
Jovfia ri ticulata 448
hocardia angulata . . . 55
Isostasie der Erdrinde 172, 572
tsostere Flächen .... (72
.1 ung- l'alaeolithicum,
Frankreich 412
Jungpliocäne Talbildung . . 20.3
.Iura, Alb 212, 532
— , Baar 525
-, Baden 490
— , Celebes 331
—, Frankreich 230
— , Griechenland . 607, 616
— , Kanarische Inseln . . 156
-, Mexiko 23
— , Münsterland 112
-, Polen 181, 209
— , Pommern 655
— , Sachsen 601
— , Schwaben 533
— , Schonen 661
— , Oberer, Süddeutschland. %41
Juraerze, Entstehung . . . 340
Jurafalten 52
— , Pflanzen 156
Juri'imix-Zoüe 525
K.
Kainit, Entstehung .... 64
Kalisal/.lagor 139
-, Elsaß 458
— , Werra 358
— , Tektonik 60
— siehe auch Salzlager.
Kalkbostonit 178
— , Analyse 195
Kalkfeldspat, Zusammen-
setzung . .... 350
Kalkknotenschiefer .... 6*04
Kalksilikatfels, Schwarzwald 522
692
Seite
Kalkspat im Schmirgel . . 60
Kalktuff, diluvialer, Eifel . 342
Kaltes Mousterien .... 543
Kambowe-Schiehten . . ■ 327
Kames, Entstehung . . . 638
Kaolin, Zusammensetzung . 352
Kare, Schwarzwald. . . . 516
Karneolhorizont, Sehwarzwald 522
Karroosystem, Kongo . . . 114
Karpatensandstein. Korallen 172
Katanga-Sehichten .... 327
Katete - Kazembe - Schichten,
Kongo 314
Keramoti-Marmor, Naxos 5. 7
Keratophyr, Niedersohlesien 206
Kettengebirge, Celebes . . 331
Keuper, Facies 230
— , Baar 526
, Baden 490
— , Polen 187
Kieserit 139
— -region 13(5
Kimmeridge 447
— , Argentinien . . . 568, 570
Kimmerische Faltung . . . 580
Klima des französ. Diluviums 392
Klipsteinia 41 9
Klüfte, Baden . . . ■ . 501
Knochenkiese, Westfalen . 598
Knochenzeichnung, Gera . . 553
Koblenz-Schichten .... 605
Kohle in der Kreide,
Sachsen 596
Kohlenkalk, Aachen . . . 395
— , Katingen 391
Komiaki-Schiefer, Naxos . . 6
Kompressibilität derGesteine 71
Konglomerat, gestrecktes . 83
Köoigshütter Flözberg . . 434
Kontaktexplosion . . 249, 260
Kontakterscheinung im
Smirgel 102
Kontaktmetamorphose, Elba 298
Kontaktwirkung an Erzgängen 397
Kontaktzone, Mexiko . . . 39
Kontinentale Bebung . . . 452
Kontraktionstheorie . . . 422
Koralleooolitfa i )7
Korund im Schmirgel ... 60
Korundglimmerscbiefer . . 75
Kössener Schichten . . . 229
Kostczelitzer Schichten . . 1 ; u;
Kreide, Auflagerungsfläche,
Sachsen )94
Seite
Kreide, Argentinien . . . 572
— , Beeinflussung durch
Salzlager 8, 108
— , Celebes 331
— . Crjrbula isoeardiaeformis. 56
— , Dänemark 662
— , Griechenland .... 607
— , Kanarische Inseln . . . 152
— , Karpatenvorland . . . 239
— , Korallen 175
— , Lebbin 657
— , Mexiko 23
— , Sachsen )94
— , Untere, Raesfeld . . . 112
— , Westfalen . . 112, 200, 588
— , Untere 446
Krystalloblastische Struktur 63
Krystallokinese . . 59, 163, 167
Krustenbewegungen . . 418, 450
Kugelsandsteine, Baden . . 500
Kulissenfalten 90
— , Mexiko 30
Kulm, Lausitz 588
Kundelungu-Schichten,
Kongo . . . 309, 316, 327
L.
Labrad orporphyrit, Analyse 500
I.abiatussandstein .... 597
Ladinische Stufe .... 231
Lagerungsverhältnisse des
Juras in Polen .... 336
Laimen 548
Lakkolith, Mexiko . . . 38, 278
Längsverwerfung im poln.
Jura 339
Lannemezanformation . . . 397
Laramieschichten, Mexiko . 25
Lardalit 516
Larvikit 488, 516
Latent, Ostafrika .... 600
Laufenschwankung, Fauna . 562
Lausitzer Qaup tverwerfung 594, 601
Laziskerscbicnten . i 32
Lebacher Stufe, Sachsen. . 601
Leitartefakte 557
Leitlinienstrudel .... 332
Lemmingim französ. Diluvium 562
Lepidophyllum majus . . . 284
Lettenkohle ...'... 230
— , Baar 526
Lettengang, Baden . . . 501
Leucit, Zusammensetzung . 350
Lins, Argentinien 569
— 693 -
Seite
Lias, Baar 526
-, Elba 292, 298
— , Frankreich 230
— , Griechenland .... 60i)
— , Münsterland 112
— , Portugal 518
Libypühecus Markgrafi . . 356
Libysche Stute 379
Lieben Hausmaniii .... 356
Lima duplivata 304
Limburgit 512
— , Analyse 500
— , Hessen 259
— , Kaiserstuhl 5 18
Limonit im Schmirgel . . 59
Linopteris Miinsteri .... 282
— obliqua 284
Lioceras subplanatum . . . 574
Liönas-Schiefer, Noxas . . 6
Liparoceras 535
— Hechei 535
Listrische Flächen .... 423
Litharaea distans .... 174
— epithecata 174
— latixteUata 174
— rudis 175
— Vaughani 174
Lit/ioglyp/tus acutus .... 4
Litorinasenkung, Wollin . 658
Lochenschichten .... 528
LonchopterU-Honzoiit . . . 281
— , Oberschlesien .... 285
Longobardües 233
Löß, Baden 504
— , Ehringsdorf 563
— , Elsaß 546
— , Frankreich . . . 401, 410
— , Kuhrkchlenbezirk . . . i97
— , Sachsen -'>}5
— , Schwarzwald .... 519
Lößlehm, Baden .... 504
— , Elsaß 548
— , Frankreich 401
Lualaba-Schichten, Kongo 309,327
LubUache-Scbichten,
Kongo . . 308, 309, 324, 327
Lucina pharaonis .... 381
314
286
230
379
351
364
Laura-Schichten, Kongo
Luinmerscliieder Fl
Lunzer Saudstein
Latetien, Ägypten
Lutra ....
— libyca
Lysiec-Siedlecer Schichten 196,319
Seite
Lytoeertu 528
— fimbriaium .... 522, 530
— lineatum var. gigantea . 530
— salebrosmii 532
Lycopodium clavatum . . . 377
M.
Macacus florentinus .... 355
Maceration von Carbon-
pflanzen N-'i
Machaerodus aphanistus . . 367
Macigno, Capri 186
—, Elba 290
— , Griechenland .... 607
Macrocephalites macroccpbalum 202
— tumidus 313
— Vergarensü 570
Macrocephalus Canizzaroi . 303
— macrocephalus . 202, 312, 313
— -Kalk 199
Madeint 476
Magdalenien, Eitel .... 342
— , Frankreich . . . 392, 416
— , geol. Alter . . . Mi'. 565
— , Gera 554
Magmatische Erdbeben . . 251
Magnesit im Zechsteinan-
hydrit 361
Magnetit im Schmirgel . . 59
Mahn, Alb V26
— , Argentinien 570
— , Kanarische luseln . . . 158
— , Sachsen 601
Mänait, Analyse 495
Manganoxyd im Schmirgel . .")'.•
Margarit im Schmirgel . . 55
Mfi/yjaritatus-Zoxie .... .V_'2
Marine Grenze, Bornholm . 53
Mariopteris 372
— , Epidermis 143
— grandepinnata .... 375
— Jaci/uüti 384
— laciniata
— latifolia .... 375, 384
— muricata .... 156, 375
— nei/lata 383
— rotundata .... 375, 384
— Sarana 384
— Zeilleri 384
Markasit, Rhein. Schiefer-
gebirge 396
Marmor-Smirgel • • ■ 68, T'.1
Marsilidium speciosum , . . 156
— 694
ilt
392,
490,
MasseDkalk, Auslaugung
— , stratigraph. Stellung
Mastodon ....
— Borsoni. . . .
— Zaddachi .
Mastodonsand
Mastodonschichten .
MaugenestirS-orizont
Meeressande, Überlingen
Meeressedimente, Salzgeh
Megalodus pumilus .
Melanit, Kaiserstuhl .
Melaphyr, Erongo . .
Meletta, Karpatenvorland
Melettaschiefer . . .
Mensch, diluvialer .
Menyanthes trifoliata .
Mrsi- Schiefer, Naxos .
Mesopithecus ....
— Pentelici .... 355,
Mesozoicum, Kanarische
Inseln
— , Mexiko
Metamorpher Schiefer,
Baden-Baden .
Metamorphose, Alpen
Meteoritenfälle .
Microceras capricornum
Mindel-Eiszeit, Frankreie
Mineralaggregat, Kongo
Mikrogranit, Elba .
Mikrosaurier, Böhmen
Mikultschützer Kalke
Miocän, Ägypten
— , Baar ....
— , Baden ....
— , Celebes .
- , Elberfeld . . .
— , Frankreich .
— , Karpatenvorland
— , Korallen .
— , Sachsen .
Mitgliederzahl
Mitteldevon, Sauerland
Mittel jura, Polen
Mittelmiocän, Karpaten-
vorland .
Mitteloligocän, Pommern
Mittelpliocän, \^\ pten
Moachia- Schichten .
Modiola strialula
— 8triolaris
Mokattam-Schichten
Mols • . Hegau . .
Seite
390
604
351
4
350,
240,
376,
5
387
407
522
535
110
009
r,16
t55
241
244
541
506
6
351
356
151
23
503
167
223
534
412
226
•JUS
591
231
376
526
192
331
393
385
244
162
5 t6
450
603
183
244
209
350
300
.".im
:i79
535
362
517
517
472
394
524
506
417, 562
596
565
559
342
Seite
— , Überlingen 535
Monachus albiventer
Monchiquit, Kaiserstuhl 516,
Mondhaldeit, Kaiserstuhl
Monzonit ....
Moränen, Pyrenäen
— , Schwarzwald
Mooskohle, Baden
Moschusochse, in französ.
Diluvium ....
- , Westfalen
Mousterien, geol. Alter
— , Deutschland . .
-, Eifel
— , Frankreich
392, 393, 410, 412, 413
— , kaltes 543
— , warmes 543
Moutzoüna-Schiefer ... 6
Mucronaten kreide, Dänemark 662
Mulde 444
Moldengrappe, Ober-
schlesien .... 283, 286
Münder-Mergel ... 14. 446
Murchüoni-Zone 525
Murmeltier im Löß 547, 548, 552
Muschelkalk, alpiner . . . 229
. 526
490, 503
. 112
. 57
. 290
. 295
. 552
. 552
— , Baar
— , Baden
— , Münsterland
Muscovit im Schmirgel
Mylonit, Elba . . .
Mylonitisierung, Elba .
Myodei lemnus, Gera .
— torquatux, Gera . .
TS.
Nagel lluh, obermiocäne .
Nakrit im Schmirgel . . .
Xi/tica {Ampullina) Newtoni
Natronsyenit .... 461,
Navülui anguinus ....
— bidoreatus
— dolomiticus
— pertumidus . . . 235,
Nebengesteine der Salzlager
Nehdener Schichten . .
Niederachönaer Schichten
Neocom, ^.ptychen ....
— , Argentinien
— , Corbuln isocardiaeformis.
Neocomites Iransgrediens .
Nephelin, Zusammensetzung
161
60
375
488
580
235
235
236
106
604
596
157
56*8
56
.-,71
35Ö
— HB 5 —
Nephelinbasalt, Analyse .
\i'|ilu'liiilia>;uiit . - . .
Nephelin-Melilithbasalt,
Hegau
Nephelinit . ,
— , Kaiserstuhl
Nevhrolepii tuberosa
Neuropteris heU rophylla .
— ovata
— rarinervis .... 282,
— Scheuchzeri
Niederterrasse, Frankreich
394,
— , Schwarzwald . . 513,
Niemtschitzer Schichten .
Xiveautlächen
Niveau <le VAmmonites
Mavgenesti
Nbrdmarkit
Normalsmirgel
Nurwich Crag
Nummulites perforatus . .
0.
Obercarbon, Böhmen
— , Mexiko . . .
Oberdevon, Sauerland
Oberer Letten
— — , Zeclistein
Obere Kreide, Münsterland
Oberflächenformen der End-
moränen ....
Oberlias, Portugal . .
Oberinioean, Ägypten
i Iberoligocän, Iserlohn
— , Niederrhein .
Oberpliocän, Frankreich
i Ibersenon, Mt-xiko.
Ocadia spec. .
' Idershäuser Kalk .
Odontopleris
i Igiven, Entstehung
Olcostephanun .
• lligocän, Ägypten .
— , Baden ....
— , Iserlohn .
— , Karpatt-nvorland
— , Korallen .
— , Niederrhein .
— , Pommern
, Überlingen .
( llivingabbrodiabas .
< llivingesteine
Oolith, p<>l ii . .iura 214, 305,
Seite
500
503
533
503
517
379
283
282
283
282
402
514
241
172
521
516
89
390
167
t92,
591
27
603
369
358
112
197
523
350
391
393
388
25
351
605
375
163
442
376
504
39 1
241
167
393
209
535
474
462
334
Oulithe von Hattingen
i. Schwaben
— im holstein. Zechstein
Oppelia 304, 403,
— aspidoides .... 298,
— bijiexuosa
— fusca 323,
— 9*9™
— latilobata
288, 289, 300. 323,
— serrigera 287, 289, 298,
— — var. heterocostata
— subinflexa . . .
— Wenzeli
Orbüoides ManteUi .
Oreopithecus
Orlauer Störung.
Orogenetische Vorgänge
< »rtliit, Schwarzwald
Orthopleuritea
Osar, Entstehung .
— , Pommern
Osgräben, Pommern
Ostracoden im poln. Ji
Ostrea cochlearis .
— cucullata .
— multicostata
■ — Roncana
— Stanley l
Otawikalk, Fossilien
Ottweiler Schichten
— — , Pflanzen .
OviboH fossüis
— mackenzianus
— m08chatU8, Frankreich
Oxford
— , Polen ....
— , Pommern
Oxydationszone .
P.
Pfaffrather Kalk, Auslaugung
Palaeocarpilius macrocheüus .
Palaeophoca Nysti ....
Paläolithicum, Eifel
— , Holstein
Paläontologie, Verhältnis zur
Geologie
Palaeozoicum, Lausitz
— , Mexiko
Pallopleuroceras spinatum.
Paludina crassa .... ■'>.
— düuviana,
— Fuchti
Seite
533
125
438
312
329
3Ö0
530
375.
310,
329
300
288
323
530
178
355
448
577
509
42»
638
644
645
347
330
350
375
381
377
58
286
383
597
597
417
441
320
655
394
391
379
363
342
62d
620
587
22
540
209
•' 4
nur,
Seite
. 4
. 6
563
379
569
220
. . 268, 318, 330
. . . 220, 329
209
2-20. 319, 321, 332
Pa lud in a Ne u m ayeri
Panormos-Marmor .
Pariser, Ehringsdorf
Parisien, Ägypten .
Pazifischer Kontinent
Parkinsonia arietis .
— compressa .
— diserepans .
— ferruginea .
— neuffensis
— Parkinsoni
197, 198, 219, 319, 330, 332
— Schlönbachi . .209. 220, 332
— wuerttembergica
(siehe compressa) .... 268
Parkinsoni-Zone . . . 319, 347
Pecopteris 380
— nervosa 381
— pseudovestita 284
— vestila 282
Pecten priscus 221
— semicingulatus .... 243
Pegmatit, Baden .... 492
— , Naxos 6
Pegmatitanhydrit .... 361
Pelloceras annulare . . . . 416
— alhleta 416
— bimammatum 441
Peneplain, Schwaben . . . 532
— , Schwarzwald . ... 510
Perm, Salzlager 124
-, Elba 292
— , Mexiko 28
— siehe auch Zechstein.
Perispkinctes .... 304, 442
— auriger us .... 272, 285
— decipit äs 439
— de Marii 285
— eadlecotteitsis 444
— Gorei 444
— invoiuttu 441
— pectinatut 444
— procerus 285
— tenuiplicatus . . . 270, 272
— teiniis 313
— Warlae 438
Perisphinctoida . . . . • 438
Petroleum, Beziehung zu
Salzlaugen 12
Pforte von Crengeldanz . . 201
Laor 201
Phanäri.-Marmor, Naxos . . 6, 32
Phoca rugosidens 363
Pholadomya Murehisoni . . 330
Seite
Pholadomia Ovulum . . 327, 330
Pholerit im Schmirgel ... 60
Phonolith, Hegau Y)4
— , Kaiserstuhl . . . 516, 517
Phreatische Explosi«n . . 264
Phyllit, Elba 292
IVii/l/oceras 526
— heterophyllum .... 527
— Nilssoni 527
Piacentinstufe, Italien . . . 386
Pictouia 442
Piesbergschichten . . 281, 286
Pikrit, La Palma .... 478
-, Analyse .... 513, 514
Pikritbasalt, Analyse . 511, 513
Pinaeite* discoides .... 603
Pinitporphyr, Baden . 492, 501
l'i/nis Hageni 2
— llalepensis 2
— Laricio T/tomasiana . . . 2
Pirula tricarinata .... 382
Plaisancien, Frankreich 386, 387
Plastische Umformung
des Salzes 148
Plastizität der Gesteine . . . 82
— des Granites 84
— — Salzes 148
Plattendolomit, stratigraph.
Stellung 238
— , Adolfsglück t3
— , Thüringen 357
Plutjipleiiroceras brevlspina . 521
Pleißeschotter, Markleeberg 544
Pleistociin, Frankreich . . 384
Pteuroceras spinatum . . . 540
l'l< iirocorn 179
Pliocäii, Ägypten .... 350
— , Baden 504
-, Frankreich . 384, 388, 408
— , Mexiko
42
— , Posen 1,208
— , Rhein. Schiefergebirge . 399
— , Toscana 362
— , Westpreußen .... 209
PÜOCäne Kieseloolithschoücr 389
— Talbüdung 203
Plicaiula pyramidarutn . . 380
Polarfuchs, Frankreich 417
Polygon-Falte, Mexiko . . .31
Polyhalil 136
Polyplectus discoides • ■ ■ 571
— subpUmatvtm . _ . . • . 574
Pontische Stufe, Ägypten . 350
— — , Ostei reich .... 385
697
Seite
Porites leptoclada . . . . 162
— polyttyla 159
Porphyr, Niederschlesien 206
Porphyrit, Schwarzwald . . 463
Porphyrkongloinerat, Baden 496
Portland 447
— , Pommern 656
Posener Tun 1, 209
Posidonomya alpina 569
— ßuchi ' 304, 316
Prächelleen, Frankreich 409, 412
Präglacial, Posen .... 210
Produktives Carbon, Pflanzen
144, 383
Proplanulite» Koenigi . . . 202
Protopterus annectens . . . 351
Protracln/ceras 422
— Reitzi 233
Primärtorination, Erongo . 455
Pristiphoca occitana . . . 362
Pseudoeolith 555
Pseudomonotis echinata 272, 273
— suidriata 569
Pseudopecojiteris 380
Pterocerien 447
Ptycliites Beyricki .... 233
— du.r 233
— Suttneri 233
Puddingstein, Frankreich . 387
Pulaskit 461. 516
Pyrit in Erdülgebieten . . . 14
— im Schmirgel . . . 58. 106
Pyrit-Smirgel 63, 84
Pyroxenit .... 462. 472, 476
Pyroxenitische Essexit-
diabase 476
Q.
Quadersandsteinformation,
Auflagerungsfläche . . . 594
Quartär, Menschenreste . . 541
— , Frankreich . ... 384
Quarz im Schmirgel .... tili
Quarzgang, Baden . . t95, 502
Quarzit, gestreckter .... 33
Quarzkrystalle im Toron . 13
Quarzporphyr, Mexiko . . .39
, Schwarzwald . . 463, 524
Quollen, Baden 193
— , poln. Jura 320
Querschlägige Störungen . . 447
Querrerwerfung im poln.
Jura 388
Seile
Et.
Radiolarit, Elba .... 302
Radiolitella forojtttienns . . 449
Radiolites muaculosua . . . 448
— slyriacut 448
Radowenzer Flöze .... 286
Radstockian .... 281, 286
Rahmen 584
Rahmenfaltung . . 148, 548, 584
Raibler Sandstein .... 230
Randgruppe, Flora . . . 38$
h'andhügelzone, Schwarzwald 519
Rappakiwigranit 516
Rastnia 442
— cymodoce 438
— groenlandicus 445
— mutabilis .... 444, 445
— uralentü 445
Rät, Facies 229
Raubtiere, plioeäne .... 362
Rauchwacke 367
— , Segeberg 125
Kechnungsrevision .... 450
Redaktionsbericht .... 451
hVihung der Gesteine. ...11
Reichhardtit-Kainitlager . . .64
Reiflinger Kalk 236
Reineckia aneeps 433
— ]>seudo)iiuta/)ilis .... 530
Renchgneis .- . . 509, 514, 521
Renn, Frankreich . . 390, 562
— , Verbreitung i. franz.
Diluvium 562
— im Löß, Elsaß .... 547
— — — , Frankreich . . . 417
RekrystaRisation. . . . 63, 147
Kt kurrenzzone, Frankreich . 410
Rkacophyllitcs spec. indet. . 528
Rkinoceros im Pliocän ... 2
— Merckii .... 416, 548
. Westfalen .... 600
— tichorrhinus . . . 340, 390
, Westfalen .... 600
Rhombenporphyr .... 493
Rhonegletscher 391
Rhynchonella subleu unoaa . . 321
varianz 300
Khyolith, Mexiko 39
Ricnodon dispertus .... 591
Riesenquetschzone, Rbätikon 161
Rieslakkolith 222
teadia
Rinnensee, Pommern ■ . . 650
17
698
Seite
Rißeiszeit 548
— , Elsaß 550
— , Frankreich . . 402, 412, 413
Riß-Würm-Zwischeneiszeit,
Frankreich 413
Rodachterrassen 334
Rollsteinfelcler, Entstehung . 638
Roter Salton 369
RotfärbungderGesteine 14, 594,596
Rotlehmbildung,
präcenomane . . . 600, 602
Rotliegendes, Baden . . . 490
— , Pflanzen 156
— , Oberschlesien .... 281
Röt, Oberschlesien .... 238
— , Münsterland .... 112
Rotton, Celebes 331
Rötung der Gesteine siehe
Rotfärbung.
Rückfaltung 184
Rudaer Schichten, Flor . . 384k
Rudisten, Anatomie . . . 448
Rudistenkalk, Griechenland . 608
Rutil im Schmirgel . . 60, 107
S.
Sabi/iia sinuata
Saiga-Antilope, Frankreich .
Salzauftrieb .... 101,
Salzbewegungen
Salzgebirge, Tektonik . . .
Salzgehalt in Meeres-
sedimenten
— im Nebengestein der Salz-
139,
Salzhorizont . . .
Salzhorste. Aufsteigen
— , Nebengestein
Salzlager, Einfluß auf
Nebengestein . .
— , Morphologie . .
— , Salzbewegung .
— , Spanien
— , Sperenberg
— , Tektonik
— , Thüringen und Sachsen
— , Umformung
Salzlaugen. Beziehungen zu
Erdöl
Salzlösung, Einfluß auf
>ilikate
Salzspiegel //,
töcke, Kintluß auf
Nebengestein
448 .
417
591
101
6
110
108
242
139
8
108
124
163
469
141
63
358
102
12
89,
349
142
108
Seite
Salzstöcke. Sperenberg . . 141
Salztektonik 63
Salzton, grauer 359
Sandlöß, Schwarzwald . . 520
Sandsteinschiefer im Zech-
stein 362
Sattelflözschichten, Flora. . 383
Saxonische Faltung . . . 575
Scaglia, Elba 302
Scalaria {Acrilld) nilotica. . 374
Schaber, Hundisburg . . . 555
Schalenblende, Rhein.
Sohiefergebirge ....
Schapbachgneis . . . 509,
Schatzlarer Schichten, Flora
Schaufelfläche. . . .
Schaumkalk, Hainleite.
— , Ober&chlesien . .
Schiefergranit, Naxos .
Schit »schichten
Scbistes lustres .
, Elba ....
Schizaster Africanus
Schizodus
Schlangengipse . . .
Schleifwert des Smirgels
Schlier, Karpatenvorland .
Schmelzwasser, Westfalen
Schmirgel siehe Smirgel
Schneehase im französ.
Diluvium 562
Schollenbeweguugen, Elba . 299
Schollenbildung . . . 439, 451
Schollengebirge 593
— , Entstehung 418
— , Griechenland .... 617
Schollen Verschiebung
436, 439, 451, 586
Schorlomit, Kaiserstuhl . . 516
Schreyeralmschichten . . . 233
Schrumpfung des Erdkerns . 423
Schuppenstruktur,
Argentinien 573
Schwalbacher Flöz .... 286
Schwefelwasserstoffquellen,
Deiater 14
Schwellenhorst 589
Schwerspatgang, Baden . . 495
Seeleya 594
Seguenziceras reti'orsicosta . 558
— Ruthenense 561
Semnophitecinae 351
St mnopithecus 355
— manspessulanus .... 356
396
514
384
424
233
238
5
159
162
291, 299
375
35$
371
90
239
201
699 —
Seite
Senkung . . . .418, 444, 579
— , Rhein. Schiefergebirge . 399
Senkungsfeld .... 579, 590
Senkungsniechanismus. . . 593
.Senkungsvorgange .... 588
Senkungstheurie . . . 421, ö7'J
Senon, Dänemark .... 662
— , Mexiko 25
— , Rhein. Schiefergebirge . 401
— , Schonen 66i
Septarienton, Katingen . . 391
—, Stettin 641
Serpentin, Elba . . . 298, 300
— , Griechenland . . 607, 608
Serpulit 446
Shonkinitische Trachy-
dolerite, Analyse. . . . 500
Shoshonit, Analyse .... 500
Sickerwasserhöhle .... 343
Sizilien, Frankreich 386, 388, 408
Siegener Sattel 606
Sigartlinie 222
Silikate, Analysen .... 349
— , Umbildung 349
Sillimanit im Schmirgel . . 105
Silur, Elba .... 291, 292
— , Lausitz 587
— , Schonen 661
Skapolitli, Zusammensetzung 351
Skarn, Celebes 334
Smirgel, Chemische Zu-
sammensetzung .... 85
— , dichter 80
— , gebändelter 73
— , Genesis 93
— -Glimmerschiefer . 63, 78
— , grüner 85
— , Harte und Schleifwert . 89
— , Iraklia 38
— . körniger 63
— , Lagerstätten, Naxos . . 1
— , Marmor- .... 63, 79
— , Mittlerer .... 32, 69
— , Naxos 1
— , Normal- 89
— , Oberer .... 34, 12
— , schiefrigor 75
— , Sikonos 40
— -Sillimanitschiefer . 63, 79
— , Unterer .... 7, 63
Sodalith, Zusammensetzung. 351
Sodalilhgauteit, Anal} se ■ . 495
Sodalithtrachyt . . ' . . . 480
Sodalithsyenit, Madeira U>.~>, 456
Seite
Sohrauer Schichten . . . 281
Soledad-Sehichten, Mexiko 25, 26
Solenomi/a 316
— Voltzi 316
Solutreen, Frankreich . 392, 416
Sommeterrassen . . . 413, 562
Sonnwendphase der
Gebirgsbildung .... 92
Sötenicher Mulde .... 342
Spalten im Schmirgel ... 52
Spaltenbildung 249
Spaltenfüllung im Schmirgel 52
Spaltöffnungen bei Mariopterit 153
Spateisenstein, Siegen . . . 395
Spatsand, Segeberg . . . 126
Spermophilus rufescens im Löß 547
Sphärosiderit, poln. .Iura 300, 334
Sphenophyllum emar<iinatum
282, 284
— Thoni 156
Sp/ienoj)te)'is 380
— Artemidae folioides. . . 282
— laüfolia 381
— neuropteroides .... 282
N/////*7^/s-Schichten .... 522
Spinell im Schmirgel . . . 107
Spirifi rina 569
Spodumen, Zusammensetzung 350
Spondylus aegyptiacus . 374, 377
Sporite.s glabra 284
Sprünge 418
Sprungflexur 420
Stadtberger Sattel .... 606
Staffelbruch, Rügen . . . 660
Staffelsprünge . . . 442, 461
Staßfurter Salzlagertypus . 361
Stauch ungs falte, Entstehung. 80
Staurolith im Schmirgel . . 107
Stausalz 135, 149
Stausee, Pommern . . . , 650
— , Saönebecken .... 393
Stauung im Anhydrit . . . 139
Steinkohlengebirge, West-
falen 422
Steinkohlenschichten,
Baden 494
Steinsalz 139, 6
— , älteres 133
— , petrographiselie Be-
Bcnaffenheil 138
— , Hannover 136
, Jahresringe 60
, Schönebeck a. E 59
— , Segeberg 124
47*
— 700
Seite
Steinsalzlager, NVerra . . . 358
Stephanien 282, 286
Steplianoceras annulatum . . 580
— Blagdeni 217
— Braunianum 585
— commune .... 583, 584
— crassum . . . . . . 582
— Desplacei 577
— fibulatum .... 578, 585
— Humpkriesi . . . 217, 329
— suboontractum .... 277
Stenopora polymorpha . . . 358
Sternothaerus Dewilzianus . 351
Stettiner Sand, Stettin . . 641
Stigmaria ßcoides .... 284
Stinkkalk 370
— , Segeberg 125
— , in thüring. Zecbstein . 358
Stinkschiefer 570
— , im Zechstein .... 359
Störungen, Einteilung . . . 450
Störungslinien, Alb . . . 222
Stotzen 533
Streckung im Anhydrit . . 139
Stringocephalus Burtini . . 392
Struthiopteris germanica . . 379
Stufenfalte " 449
Subaerische Abtragung . . 387
Succinea Schumachers . . . 519
Südharztypus der Salzlager .367 |
Süßwasserkalk, tertiärer,
Aegypten 376
— , Ueberlingen 535
Süßwassermolasse, Frank-
reich 385
— , Überlingen .... 536
Sutan 201
Sutneria Reineckiaua . . . 531
Swineforte, Verbindung . . 657
Syenit .... 460, 472, 516
— , Schwarzwald . . . . 512
Sylvin, Bilduug 61
Sylvinit 139
Synodontis 351
T.
laeniopterii 282
Talbildung, Kongo '117
— , Rhein. Schiefergebirge . 399
— , Ruhr 191
— , Schwarzwald .... 522
Talform, Schwarzwald . . 510
Talk im Schmirgel . . 57, 108
Talterrassen siehe Terrassen.
Seite
Tauchfalten .... 142, 59
Tegel, Karpatenvorland . . 241
Tektonik 577
— , Alpen 157
-, Capri 186
— , experimentelle .... 65
— , Griechenland .... 617
— , Kweulun 184
— , Lombardei 86
— , Mexiko 27
— , puln. Juras 336
— . Schwab. Alb 211
— , theoretische .... 418
Tektonite 163
Teilina baltica 389
Tentakulitenschiefer. Sauer-
land 603
Tephrit, Kaiserstuhl . . 517
Terrassen, Frankreich . . 412
— , Garonne 395, 398, 400. 404
— , Haslach 336
—, Mosel 550
—, Rodach 334
— , Ruhr 191, 197
— , Steinach 336
Terebratula punctata . . . 520
— Stephani 221
Tertiär, Baden 504
— , Celebes 331
— . Karpatenvorland . . . 238
—, Korallen 159
— , Mexiko 26
-, Paffrath 391
— , Samland 2
— , Schwaben 5.32
— , Schwarzwald . ... 511
Textur, Entstehung ... 73
Theralith 471
Thermalquellen, Baden . . 493
Thüringerwald - Schotter,
Pranken 341
Tiefengesteine, Madeira . 454
Tinguait, Kaiserstuhl . . . .3/7
Tirolites 419, 420
Tirolitinae 419
Tithon 446
— , A ige n ti nie n . 568, 570, 571
— , Griechenland .... 609
— , Kanarische Inseln . . 156
Toeli-Kalk 329
Tooerdegel, Zusammensetzung 352
TonerdekieRelsäaregel, Zu-
sammensetzung .... 352
Tongestein 369
— 701 —
Seite
Tonige Liegende Schichten,
Siebengebirge 389
Tourtia, Rotfärbung ... 14
Trachyandesit . . . 479, 484
Trachyccras 419
— Aon 421
— pescolense 421
Traehyceratea . . 417, 420
Trachydolerit .... 465, 472
— , Kaiserstuhl 5/7
— , Madeira . . 455, 489, 490
Trachyt, Madeira . . 479, 483
Trachytoide Trachydolerit,
Madeira 491
Transgression im Jura . . 333
— des Lias, Argentinien . 572
Transition 281
Translokation, Hiddensöe . 659
Transversa rius Schichten . . 447
Trapp 509
Travertin, Eifel 343
Trias, alpine 229
— , Baar 525
-, Elba 291, 292
— , Griechenland . . 607, 616
Trigonia transüoria . . . 571
Trtgonodusdolomit .... 231
Trinomenklatur 413
Irionyx spec 351
Trümnierporphvr, Schwarz-
wald 462
lull, Alb 532
— , plioeäner 387
Tur binar ia 177
— alabamensii 178
— lateralis 179
Turbo nilla altenburgensis . . 358
Turmalin im Smirgel . 58, 101
Tiuon, Mexiko ... 24, 42
— , Kanarische Inseln . . . 152
Turon, Mexiko 24
— , Sachsen 557
Turritella pharaonica . . . 375
U.
Übergangsindustrie .... 413
Übergangsschichten, Lias,
. Portugal 52.')
I berlanirinne, Pommern . . 652
Überschiebungen
422, 447, 449, 579
— , Capri 187
— , diluviale 121
. Klba 292. 302
Seite
Überschiebungen, Entstehung 79
— , Lausitzer 349
— , lombard. Alpen ... 88
-, Mexiko 31, 32
— , Ries 222
— auf Salzlagern .... 150
— , Schweizer Jura. ... 47
— , Westfalen 201
Uberschiebungsblätter . . . 451
Überschiebungsfläche . . . 419
Überschiebungsflexur . . . 420
Umkrystallisierung auf Salz-
lagern 164
Undation 579
Undationshorst 589
Undulation 579
Uutcrdevon, Verwitterung . 388
Untere Kreide 446
— — , Münsterland . . . 112
Unterer Letten, Zechstein 358
Unterricht, geologischer 16, 620
Unterschiebung 424
Untersenkung 424
Untersilur, Niederschlesien . 206
Upper coal Measures . . . 286
Uptonia Jamesoni .... 538
Uranocker, Baden . ... 501
Urseegranit 462
V.
Valanginien 446
— , Argentinien 571
Varennakalk 233
Verdoppelung des Normal-
profils der Salzlager . . 150
Vereisungen, Pyrenäen . . 395
— des Puy-de-Döme . . . 406
Verbindung, Swingforte . . 657
Vermögenstand der Gesell-
schaft 601, t50
Verrucano, Elba 291
Verruschelungszone, Elba . 292
Versenkung 575
Verschiebungstläche . . . 41>s
Vertonung 388
Verwerfungen 418, 420, 579, 593
-, Mexiko 32
— im poln. Jura .... 338
Vit Witterung, chemische . .' 387
Verwitterungsboden, l >st-
afrika 600
Verwitterungserscheinungen,
präcenomaue 594
Vesuyian im Schmirgel . l(l~
702 —
Vicksburg Beds . . .
Vindelicisehes Gebirge
l rirgatites andesensit
— virgatus . . .
Virgloriakalk . . .
Virgulien ....
Vorbergbildung . .
Vorbergzone, Schwarzwald
Vorgänge, epirogenetische
— , orogenetische . . .
Vorstandswahl für 1914 .
Vulkane, diluviale .
— , Mexiko . . .
Vulkanembryonen .
Vulkanismus. Kies .
Vulsella crispata . .
Seite
178
230
571
444
231
441
211
508
577
577
637
:> 75
.36
212
245
377
W.
Wahlprotokoll
Waldenbnrger Schichten, Flora
Waldheimia carinata . . .
W'anderbewegung größerer
Schollen . . . . * .
Warmes Mousterien . . .
Wealden
— , Pflanzen
Weißer Crag
Weißerde, Balger ....
Weiß Jura, Kanarische Inseln
Wellenkalk, Facies. . . .
— . Münsterland
— , Oberschlesien . . 231,
Wellung
Wels im Pliocän ....
W.mashi-Konglomerat, Kongo
Wengener Schichten .
Westphalien
— , Oberschlesien ....
Wevbourn Crag . . . 389,
\\ irbeltierreste, l'liocän . .
Wissenbacher Schichten,
Sauerland .... 603,
Wocklumer Schichten . . .
Wolga-Stufe
Wurmeiszeit, Elsaß . . .
— , Frankreich . . . 412,
— , Sachsen
Wüste, Ägypten
637
383
322
446
543
4 16
156
390
505
156
237
113
238
579
351
114
231
281
283
390
350
605
604
146
550
413
544
455
Y.
Yellov, Ground, Kongo . . 226
Z.
Zas-Marmor, Naxoe .... 6
Seite
Zechstein, Salzlagcr . . . 124
— , Schönebeck a. E ö'J
— , Thüringen 357
Zechsteinanhydrit, Segeberg 121
Zechsteinletten, Thüringen . 358
Zechsteinsalz 166
Zentralgneis 167
Zeolithe, Zusammensetzung 351
Zerrsalz . . . .135, 149, 150
Zerrspalten .... 440, 451
Zerrsprünge 451
Zerrung 439. 446, 452
Zersetzung 388
Ziesel im Löß 547
Zinkerze, Aachen .... 395
Zipplinger Linie 222
Zonare Aufwölbung . . . 445
Zone des Ceratites triimdosus
236, 237
— — Cosm. Garantianvvi
197, 216, 219, 329, 348
— — Harpoceras Murchisonae 205
— — — ovalinum .... 205
Sowerbyi . . 205, 214
— — Hoplües Köllickeri . . 571
— — Inoeeramvt labiatvs.
Mexiko 24
— — Macroeephalus äff. Morrisi
216, 277, 329
— der Neumayria ZU teil. . 571
— Oppelia aspidoides 214, 298
fusca 206, 214, 219, 262
— — — serrigera
216, 283, 298, 300, 329, 348
— — Parkinsoiiiti cnntjiressa
216, 262, 329, 348
— — — Parkinsont
205, 214, 216, 245, 329
neuffensis. ... 329
— des Perisphinctes äff
pseudolictor 571
tenviplicatus 216,272,329
— — Protrachycera» lititci. 238
— der ScIUotheimia angulata 519
— des Stephanoceras
Humphnesianum .... 20">
— — Stei>h. Humphrieti
214, 216, 217
— — Steurocerat (Odonto-
cercu) Koeneni . ■ ■ . 571
Zweiglimmergranit it.
Schwarzwald . . . 469, 465
Zwischeneiszei! Biehe Inter-
glacial.
Verlag von Gebrüder ßorntraeger In Berlin
W 35 Schöneberger Ufer 12 a
Handbuch der bautechnischen Gesteinsprüfung
zum Gebrauch für Beamte der Materialprüfungsanstalten
und Baubehörden, für Steinbruchingenieure, Architekten
und Bauingenieure, sowie für Studierende der Technischen
Hochschulen von Geh. Regiernngsrat Professor Dp. .). fiirsch-
wald, Vorsteher des Mineralog.-geolog. Instituts der Kgl.
Technischen Hochschule Berlin. Mit 7 Farbendrucktafeln
und 4 TU z. T. farbigen Textfiguren. Gebunden 60 Mk.
Die bautechnisch verwertbaren Gesteinsvor-
kommnisse des Preussischen Staates und
einiger Nachbargebiete. Eine tabellarische zu-
sammenstellung der Steinbrüche, nach Provinzen, Regierungs-
bezirken und Kreisen geordnet, mit Angabe der Verwendung
der Itctreffenden Gesteine zu älteren Bauwerken und des
an ihnen beobachteten Wetterbeständigkeitsgrades des
Materials, bearbeitet von ({eh. Regierangsrat Professor
Dr. .J. Hirschwald, Vorsteher des Mineralog.-geolog. Instituts
der Technischen Hochschule Berlin. Mit einer Uebersichts-
karte in Farbendruck. Geb. 13 Mk. 50 Pfg.
Bautechnische Gesteinsuntersuchungen. Mit-
teilungen aus dem Mineralog.-geolog. Institut der Technischen
Hochschule Berlin. Herausgegeben von Geh. Regierungsrat
Professor Dr. .1. Hirschwald. Jedes Heft 4— (> Druckbogen
in Gross-Lexikonformat mit /ahlreichen Abbildungen bzw.
Tafelbeilagen.
Bereits erschienen:
/. Jahrg. • Heft Subskriptionspreis I i M., Einzelpreis 18 Mk. 50 l'f'i-
IL .. 2 „ ., 13 ., 60 Pfg., Einzelpreis 18 Mk.
III. ., Heft I „ 6 ,. so .,' „ 9 ..
Die wichtigsten Lagerstätten der „Nicht-Erze"
von Dr. 0. Stutzer, Privatdozenten an der Kgl. Bergakademie
Freiberg, Sa.
Erster Band: Graphit, Diamaut, Schwefel, Phosphat. Mit
108 Textabbildungen. Gebunden 17 Mk. 50 Pfg.
Die kristallinen Schiefer. Eine Darstellung h, Er.
Bcheinunges der Gesteinsmetamorphose und ihrer Produkte
von Prof. Dr. U. Grubenmann. Zweite neu bearbeitete Auflage.
Mit 23 Textfig. n. 12 Tafeln. Gebunden 21 Mk. :>u l*i>>.
Ausführliche Verlagsverzeichnisse kostenfrei
Verlag von Gebrüder Borntraeger in Berlin
W 35 Schöneberger Ufer 12 a
Neuere Erscheinungen:
Das Experiment in der Geologie von Professor
Dr. W. Paulcke. Mit 44 Textabbildungen und 19 Tafeln.
In Ganzleinen geb. 11 Mk. 40 Pfg.
Lehrbuch der Grundwasser- und Quellenkunde
für Geologen, Hydrologen, Bohrnnternenmer, Brunnenbauer,
Bergleute, Bauingenieure und Hygieniker von Geh. Bergrat
Prof. Dr. K. Keilhack, Kgl. Landesgeologen. Mit einer Tafel
und 249 Abbildungen. Gebunden 21 Mk. 50 Pfg.
Palae0b0taniSChe ZeitSChrift redigiert von Professor
Dr. H. Potonie, Kgl. Landesgeologen in Berlin. Erster Band
erstes Heft mit zahlreichrn Textabbildungen und 3 Tafeln.
Subskriptionspreis 5 Mk., FOinzelpreis 0 Mk. 50 Pfg.
Statische und kinetische Kristalltheorie von
Prof. Dr. .1. Beckenkanip, Direktor des raineralog.- geologische»
Instituts der Universität Würzburg., 1. Teil: Geometrische
Eigenschaften der Kristalle und deren Veranschanlichung
durch geometrische Strukturbilder. Mit 303 T^xtfiguren.
Gebunden 10 Mk. 60 Pfg.
Die Wirbeltiere. Eine Übersicht über die fossilen und
lebenden Formen von Dr. Otto Jaekel, Professor an der
Univ.-rsität Greifswald. Mit 281 Texfcabbil lungen.
In Leinen geb. 12 Mk.
Ausführliche Verlagsverzeichnisse kostenfrei
Zeitschrift
der
Deutschen Geologischen Gesellschaft.
(Abliamllniigen und Monatsberichte.)
ß. Monatsberichte.
Nr. 2. 65. Band. 1913.
INHALT.
Protokoll der Sitzung vom 5. Februar 1913 57
Vorträge:
GÜRICH, G.: Vermeintliche Fossilien des Otawikalkes
in Deutsch-Südwestafrika jffi
LACHMANN: l'eber den Bau alpiner Gebirge (Titel) . 58
HARBORT: Diskussion zu dem Vortrage des Herrn
LACHMANN 58
SEIDL: l'eber die Steinsalzablagerungen des oberen Zech-
steins bei Schönebeck nach den Grubenaufschlüssen
des Graf-Moltke-Schachtes (mit Lichtbildern) (Titel) 59
HARBORT: Diskussion zu dem Vortrag des Herrn SEIDL 60
LWMIMANN: Diskussion zu dem Vortrag des HerrnSEIDL
Briefliche Mitteilungen :
KOENIGSBERGER, Jon., und MORATH, 0.: Grund-
lagen der experimentellen Tektonik (mit 9 Textfig.) 65
RASSMI ss, ll.; Der Gebirgsbau der Lombardischen Alpen
(mit 4 Textfiguren) 96
HARBORT, lv: Nachträgliche Bemerkungen zu meiner
Kritik der Lachmannschen Kkzemtheorie ' 101
HARBORT, E.: Leber den Salzgehalt der Nebengesteine
an den norddeutschen Salzstöcken ins
KRUSOH, P.: Jura, Muschelkalk und Rötkalke in dm
Bohrung „Schwarze Erde II" bei Raeafeld .... 112
STUTZER, <).: Ueber glaziale Konglomerate im Lande
Katanga, Belgisch-Konqo ... 114
ngänge der Bibtiothrl; 118
Deutsche Geologische Gest lls
Vorstand für tos Jahr 1913
SS < (ARTUS
S \ N
Boir.it tür das Jahr 1913
\ \ . \ s ; - s
S . . .. ' :; ;" " . .
X _ - -
»Ion HlilniH-li l< -ili' ii *1 .»u 11 « -
- . . .
> onr.»if ' -- . - - \ \ \ <
;■"...;•- ' «|» M.«l. n»
S I I N
:• - \ .- . .;.' r . > , ,.• . \ « .■ .." > -. ■ - .■• '.',>;.• i<f$ VvMlr*)TM
- - - .
VnUi ,
■ • I I
b*r»ck
- •
Kikl i in 1 1 1 .»ii . ii m. Im |h|tgM|MMI llollo u ml M .»n n « t» .- 1 t« IM <• ttrr
/ . 11 »t It rill Knniion nur i u 11 | r Ii .-» 1 I> c I n .• >. .I.ilirc« n.it Ii ili i om »,i«im,I
1.,-ru. K»t. Im i-l ».r.l.n
l>lc tiiltUiii ilor :iuI^iMU»iiiiiioiii'ii V u I « 1 1 . .• I» i i .-II 1 1 Ii •■ n M I I I ol I n it ii c n
und l'rKlokolluoil i n «lud Iiii «Ion luli.ili :tllolu > <-r :»ul t» t» r 1 II t li »lr 01-
li Alton >0 Xonolor.it»/ nur mit« t»n<» l . ol iit- i; roüMN I .»li I | i't 011 I i « 1 11 i u n | .1 .• i
Mor«lolluii;;«K..»«t.-u.
/ii£iiu«liii .l.i Hu. In i,l <l,-i !..•«, II«. Ii.iti n.-id.-u .11.- Il.ii.ii 'I i i
^llfilrr or«uolil. »»omlc i :ilnl ril« kr llnoi N.lnUl.-ii in d.-n Vi. litt. n flu
/ n«. ii. Ion : tllo««- iiorilfii tu iI.t u... Ii« 1 .n «di/uu., » .» i i. olcu l uiul. «.»»%. -n
in. ,n.i. I ' , ■ « | » l , » < 1 1 o II .
Zusendungen an die Gesellschaft ■
■
Uül «....!.._ .ii !'■ '•» »iilii/ouion Mi . 11 . i i lln.
; . :'.0lll'I Mol-, \
Mitglied« r. A n l> Hti Smum
In iiu«Ku«t .»« I»r. «.< lni.l.l,' r.
Berlin N i
\ Sitanug i* • ••!<•«.«. t> •- Dr. .ii%iiou«> ■■.
«.oll. It.-ii_i.il l'l.»IO««.»l l»l. ttllllll
«olutll.-. BtUÜB N t lu\ .ilnlou-'r 44
B I' ri,»i, — ..i i»r. >iioin»oi. Ohttrlottanburg S, Itleiti
tr<» - I ktckko&i \ eheckamt Berlin NV
Di It.ink, l>. i - , in ' li .rloitoiilnin;
ko rDeutaene Qeologieche Oe»*Utcl tfl i V ■ i>»ito und beatetlgeidfreJ
,' lt»n
Geolo^enkompa:-) Irt. kMn:,te
^#bieripptritiMefcPlittieffMfl«iIl«ADfrlitti|fUlleflrF#n«lii|
Max Hildebrand früh August Lingke & Co.
(„,, 1,1 \m Freiberg-Sa. 53. "" " '
i i< )- > u»M •" • i h I '>•)'' <i ii i • ii <i i< \ < i 1 1 • i< •
Verlan, von Gebrüder Borntraeger in Berlin
Lehrbuch der Grundwasser- und Quellenkunde
für Qu ', ogei Hydro ogei Bol runtemehn B
Bergleute, Bauingenieure uno H/.- - r,
pal Professor Dr K Keilhack
'l .■ ■ | iod 24fl Ab I
Kaum eine ariden Witterwhaft > t von ■
i „ ,, rü, i , , undu aMtr- und (-1 \nd* i
>/;, uilliteralw m Lauft
,i ,i langen ung
I >, , /' '■/
wchäftiß ehten ••■
„.,,,,', .,,,,, ndi " grundl* ■,
*,,< 1 1,. fien l , • "
föhrlicher Prospekt frei
/
Museums Schränke
Sfaubdichie eiserne Schränke
_ Schränke für alle Arfen >
Sammlungen und Jnsf rumenfe
Unübertroffene Speciailifäti./
HCE.Eqrqers 6lC2
a. m.b.H. Hamburg
Liefer&nien staatlicher und sfädfischer Museen.
Zeitschrift
der
Deutschen Geologischen Gesellschaft.
(Abhandlungen und Monatsberichte.)
B. Monatsberichte.
Nr. 3. 65. Band. 1913.
INHALT.
Protokoll der Sitzung vom 5. März lül 3 121
Vorträge :
GAGEL, 0.: Flachfallende diluviale Ueberschiebungen
im holsteinischen Zechsteinanhydrit (mit 5 Textfig.) 121
HESS VON WICHDORFF, H.: Der Gips und Salzstock
von Sperenberg (Diskussion zum Vortrag GAGEL)
(mit 1 Textfig.) 141
HUTH, W. : Zur Kenntnis der Epidermis von Mariopteris
muricata (mit 10 Textfig.) 143
— : Eine neue Fundortsverwechslung 155
Briefliche Mitteilungen :
LACHMANN, It.: Ueber den Bau alpiner Gebirge (mit
12 Textfig.) l.u
LKl'tTIS, K.: Beiträge zur Geologie des westl. Kwenlun
und Westtibets nach ZUGMAYERS Beobachtungen
(mit 1 Textfig.) 173
AALT, H.: Zur Tektonik der Insel Capri (mit 1 Textfig.) 186
Mit einem Prospekt der Cambridge University Press.
Deutsche Geologische Gesellschaft.
Vorstand für das Jahr 1913
Schriftführer: Herr BARTLING
„ FLIEGEL
„ HENNIG
„ JANENSCH
Beirat für das Jahr 1913
die Herren: v. KOENEN-Güttingen, RIXNE-Leipzig, FRICKE-Bremen, MADSEN-
Kopenhagen, OEBBECKE-München, ROTHPLETZ-München.
Vorsitzender:
Herr WAHNSCHAFFE
Stellvertretende /
„ RAIIFF
Vorsitzende: (
„ BORNHARDT
Schatzmeister:
„ MICHAEL
Archivar:
„ SCHNEIDER
Die ordentlichen Sitzungen der Gesellschaft finden in Berlin im Gebäude
der Kgl. Preuss. Geol. Landesanstalt und Bergakademie, Invalidonstr. 44, abends 7 Uhr,
in der Regel am ersten Mittwoch Jeden Monats statt, die Jahresversammlungen
in einer Stadt Deutschlands oder Österreichs in den Monaten August bis Oktober.
Vortrage für die Monatssitzungen sind Herrn Professor Dr. JANENSCH tunlichst
8 Tage vorher anzumelden, Manuskripte von Vorträgen zum Druck spätestens 5 Tage
nach dem Vortrage an Herrn Königl. Geologen, Privatdozenten Dr. BARTLING
einzusenden, Vorlagen für etwaige Textfiguren müssen spätestens am Tage des Vortrages
in Händen des Schriftführers sein.
Die Aufnahme geschieht auf Vorschlag dreier Mitglieder durch Erklärung des
Vorsitzenden in einer der Versammlungen. Jedes Mitglied zahlt 10 Mark Eintrittsgeld
und einen Jahresbeitrag von 25 Mark. Es erhält dafür die Zeitschrift und die Monats-
berichte der Gesellschaft. (Preis im Buchhandel für beide zusammen 30 M.) Die bis zum
1. April nicht eingegangenen Jahresbeiträge -werden durch Postauftrag eingezogen.
Jedes ausserdeutsche Mitglied kann seine Jahresbeiträge durch einmalige Zahlung von
300 M. ablösen.
Reklamationen nicht eingegangener Hefte und Monatsberichte der
Zeitschrift können nur innerhalb eines Jahres nach Ihrem Versand
berücksichtigt werden.
I>le Autoren der aufgenommenen Aulsihtzc, brieflichen Mittellungen
und Protokollnotizen sind für den Inhalt allein verantwortlich: sie er-
halten •">!> Sonderabzüge umsonst, eine grössere Zahl gegen Erstattung «ler
Herstellungskosten.
Zugunsten der Itiiclierel der <«esellschalt werden die Herren Mit-
glieder ersucht. Sonderabdrücke Ihrer Schriften an den Archivar ein-
zusenden; diese werden In der nitclisten Sitzung vorgelegt und, soweit
angttnglg, besprochen.
Bei Zusendungen an die Gesellschaft wollen die Mitgliederfol-
gende Adressen benutzen:
1 Manuskripte zum Abdruck in der Zeitschrift. Korrekturen sowie darauf bezüg-
lichen Schriftwechsel Herrn Kgl. «Jeologeii, Prlvatdozenten l»r. Iturtllng.
2. Einsendungen an die Bücherei, Reklamationen nicht eingegangener Hefte, An-
meldung neuer Mitglieder, Anzeigen von Adressenänderungen Herrn Samm-
luiigskustos l»r. Schneider.
beide zu Berlin N 4, lnvalidenstr. 44.
3. Anmeldung von Vorträgen für <lic Sitzungen Herrn Professor I»r. .lanensch.
Berlin N 4. lnvalidenstr. 48.
4. Sonstige Korrespondenzen an Herrn (>oh. Ilergrat Professor Itr. Hiilin
schaffe. Berlin N 4, [nvalidenstr. 14,
5. Die Beiträge sind an Herrn Professor l»r. Michael. < ^harlottenburg 2, Bleib
treustr 14, Postscheckkonto Nr 16071 beim Postscheckamt Berlin NW 7
oder an die Deutsche Bank, Depositenkssse <} in Chiirlottenburg 2 für das
Konto „Deutsche Geologische Gesellschaft E. V." porto- und bestellgeldfrei ein-
zuzahlen.
Geologenkompasse jeder Art, kleinste bestbewährteste Reise-Universale, Lötrohr-
probierapparate nach Plattner, sowie alle Ansr üstnngsteile für Forschangsreisende
liefert auf Grund langjähriger Erfahrungen als Sonderheit
Max Hildebrand früh. August Lingke & Co.
«f-HuMiet iTär Freiberg-Sa. 53.
Lieferung direkt oder dureli die Vertreter
Man verlange Liste
:: X 824 ::
MiriPTPlipri Mineralpräparate. Geschliffene Edelsteine. Edelstein-
ITIIIICI dllCll, modelle. Meteoriten. Sammlungen für Erzlagerstätten,
Metallsammlungen. Mineralogische Apparate und Utensilien. (Vergl.
Katalog I, achte Auflage.)
fipctPIflP Di'lnnschliffe von Gesteinen. Baumaterialien-Sammlungen.
UCOlClMC. Verwitterungsfolgen von Gesteinen, Endprodukt: Acker-
erde. Bodenarten. Bodenkarten natürlicher Gesteine nach Professor
Dr. A. Geistheck. Geologische Hämmer. (Katalog IV. petrogr. Haupt-
katalog (fünfte Auflage] und Katalog XX, min.-geol. Schulkatalog.)
Pptrpf Sllffoll Gipsmodelle seltener Fossilien und Anthropologica.
ICH ClalMcM, Geotektonische Modelle und geognost. Reliefs. Samm-
lungen für allgemeine Geologie. Exkursions-Ausrüstungen. Präparier-
Utensilien. (Vergl. Katalog IIa und b, sowie Katalog III und XX.)
1/rictQ ilmnHollo :UIS Holz, Glas und Pappe. Kristalloptische Modelle.
I\l lOiaillllUUCIIC KristaUographische Spiegel-Polvskope u. Zeichen-
Apparate. (Vergl. Katalog Ib, XIX und XXIII.)
niännQltiVP für ,len £eo,°giscnpri und petrographischen tJnterricht
liiapuol LI »ö sowie für physikalische Geographie (Erdbeben-Serien usw.)
Besondere Verzeichnis-.
Uebor \culicitoii berichten die in jedem Semester erscheinenden minera-
logischen, petrographischen und palaeontologischen Semester-Verzeichnisse.
Meteoriten. Mineralien und I'etrefakten, sowohl einzeln als auch in ganzen
Sammlungen, werden jederzeit gekauft oder im Tausch übernommen
Dr. F. Krantz,
Gegründet ISJW
Kontor. Bonn a. Rh.
Fabrik und Verlag mineralogischer u. geologischer Lehrmittel.
Museums Schränke
Sfaubdichfe eiserne Schränke
Schränke für alle Arf en
oammlungen und Jnsfrumenfe
Unübertroffene Specialifäi. /
H.CE.Ecjgers 6lC2
Gr.mJb.H. Hamburg
Liefcranien staatlicher und städtischer Museen.
Zeitschrift
der
Deutschen Geologischen Gesellschaft.
(Abhandlungen und Monatsberichte.)
B. Monatsberichte.
Nr. 4. 65. Band. 1913.
INHALT.
Protokoll der Sitzung vom 2. April 1913 189
Vorträge:
WAHNSCHAFFE. F.: Nachruf auf G. BÖHM y . . . 189
HÄUTUNG, R.: Die Endmoräne am Nordabfall des
Rheinischen^ Schiefergebirges und ihre Beziehungen
zur Talbildung (mit 7 Textfig.) .IUI
GREFE, O.: Diskussion /.um Vortrag BÄRTLING . . 203
BÄRTLING, 11.: Erwiderung in der Diskussion . . . 204
BERG: Neue Basaltfunde im Kiesengebirge ..... 204
FINCKH, L. : Alkaligcsteine in dem niederschlesiscben
Schiofergebirge 206
KKRG: Diskussion zum Vortrag FINCKH 208
FINCKH: Erwiderung in der Diskussion -.',;s
WOLFF, W.: Neue Funde pliocäner und diluvialer Con-
chylien in den glazialen Stromkiesen bei Obornik in
l'osen 208
Briefliche Mitteilungen :
LANG, RICHARD: Vorbergbildung und Tektonik am
Nordrande der schwäbischen Alb (mit :t Textfig ) ;'//
WICHMANN, ARTH.: f'bcr Mejteoritenfäile an Bord
von Schiffen 223
s'i'l TZER, <).; über ein feldspatreiches, knollenartiges
filineralaggregal der Luanza Pipe in Kundelungn
(Katangäu Helgisch Kongo) 226
Deutsche Geologische Gesellschaft.
Vorstand für das Jahr 1913
Vorsitzender- Herr WAHNSCHAFFE Schriftführer: Herr BÄRTL1NG
Stellvertretende ( . RAl'FF •■ RIEGEL
Vorsitzende: I . BORNHARDT „ KKSäm
Schatzmeister: „ MICHAEL - JANENSCH
Archivar: , SCHNEIDER
Beirat für das Jahr 1913
die Herren: v KOENEN-Göttingen, RINNE- Leipzig;. FRICKE-Bremen, MAUSEN-
Kopenhagen, OEBBECKE-München, ROTHPLETZ-München.
Die ordentlichen Sitzungen der Gesellschaft finden in Berlin im Gebäude
der Kgl Preuss. Geol. Landesanstalt und Bergakademie, Invalidenstr. 44, abends 7 Uhr,
in der*Regel am ersten Mittwoch jeden Monats statt, die Jahresversammlungen
in einer Stadt Deutschlands oder Österreichs in den Monaten August bis Oktober.
Vortrage für die Monatssitzungen sind Herrn Professor Dr. JANENSCH tunlichst
8 Ta"e vorher anzumelden, Manuskripte von Vorträgen zum Druck spätestens 5 Tage
nach dem Vortrage an Herrn Konigl. (Jeologeu, l'rivatdozenten Dr. BARTLIMt
einzusenden, Vorlagen für etwaige Textfiguron müssen spätestens am Tage des Vortrages
in Händen des Schriftführers sein.
Die Aufnahme geschieht auf Vorschlag dreier Mitglieder durch Erklärung des
Vorsitzenden in einer der Versammlungen. Jedes Mitglied zahlt 10 Mark Eintrittsgeld
und einen Jahresbeitrag von 25 Mark. Es erhält dafür die Zeitschrift und üie Monats-
berichte der Gesellschaft. (Preis im Buchhandel für beide zusammen 30 M.) Die bis zum
1 April nicht eingegangenen .Jahresbeiträge werden durch Postauftrag eingezogen.
Jedes ausserdeutsche Mitglied kann seine Jahresbeiträge durch einmalige Zahlung von
300 M. ablösen.
Reklamationen nicht eingegangener Hefte und .Monatsberichte der
Zeitschrift können nur Innerhalb eines Jahres nach Ihrem Versand
berücksichtigt werden.
■He Autoren der aufgenommenen Aufsätze, brieflichen Mitteilungen
und iTotokollnotl/.en sind für den Inhalt allein verantwortlich: sie er-
halten 50 Sonderahziigc umsonst, eine grössere Zahl gegen Erstattung der
Herstellungskosten.
Zugunsten der Bücherei der Gesellschaft werden die Herren Mit-
glieder ersucht. Sonderabdrücke Ihrer Schritten an den Archivar ein-
nuendeni diese werden in der nächsten Sitzung vorgelegt und, soweit
angängig, besprochen.
Bei Zusendungen an die Gesellschaft wollen die Mitgliederfol-
gende Adressen benutzen:
1 Manuskripte zum Abdruck in der Zeitschrift. Korrekturen sowie darauf bezüg-
liche,, Schriftwechsel Berrn Kgl. Geologen, Prlvatdoaenten i»r. Bartllng,
2. Einsendunger au die Bücherei, Reklamationen nicht eingogannenor Bette, an
meldung neuer Mitglieder, Anzeigen von Adressenänderungen Herrn Sanum-
luugsftnstos i»r. Schneider,
beide eo Berlin N 4. [nvalidenatr. 44.
B, Anmeldung von Vorträgst] für die Sitzungen Herrn Professor Dr. Janensch,
Berlin N i. Invalidenstr. 48.
■i Bonatige Korrespondeneen an Berrn Geh. Bergraf Professor Dr. Wahn-
aehafte, Berlin N 4. [nvalidenstr. 14.
5, Die Beiträge sind an Berrn Professor Dr. Michael, Charlottenburg 2, Bleib-
| neckkonto Nr. 16071 beim Postscheckamt Berlin NW 7
oder ..n die Deutsche Bank, Depositenkasse «^ in Charlottenburg 2 für daa
»eutsche Geologische Gesellschaft B, \ " porto- und bestellgeldfrei ein-
zuzahlen.
•♦«+♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦*♦♦♦♦♦♦♦«♦♦♦♦♦•
♦ •
L
iE. Ben
♦
♦
♦
♦
♦
♦
♦
♦
♦
Reise u.Excursions-fnstrumente
aller Art.
== Katalog gratis. ^=
I. Ueise-lniversal-Instrum.
nach Brunton (Mk. 105. — ):
II. Marschrichtungskompaß
(Mk. 45.— ); III. Neigungs-
od. Gefällmesser (Mk.42. — );
IV.Geognosierkompai3 nach
Klockmann (Mk. 52. — ).
♦
♦
♦
♦
♦
O
♦
♦
♦
♦
•♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦OH
MinorQlion Mineralpräparate. Geschliffene Edelsteine. Edelstein-
ItIIMcI dllCll, modeile. Meteoriten. Sammlungen für Erzlagerstätten.
Metallsunimlnngen. Mineralogische Apparate und Utensilien. (Vergl.
Katalog I, achte Auflage.)
PoctoinD Dünnschliffe von Gesteinen. Baumaterialien-Sammlungen.
Ucolt/IM". Verwitterungsfolgen von Gesteinen, Endprodukt: Acker-
erde. Bodenarten. Bodenkarten natürlicher Gesteine nach Professor
Dr. A. Geistbeck. Geologische Hämmer. (Katalog IV. petrogr. Haupt-
katalog [fünfte Auflage] und Katalog XX, min.-geol. Schulkatalog.)
Pot^oful/ion Gipsmodelle seltener Fossilien und Anthropologica.
I \j ll C I dlV lull} Geotektonische Modelle und geognost. Reliefs. Samm-
lungen für allgemeine Geologie. Exkursions-Ausrüstungen. Präparier-
Utensilien. (\ergl. Katalog IIa und b, sowie Katalog III und XX i
\l ric + Q llmnrlolla aua Holz, Glas und Pappe. Kristalloptische Modelle.
IMIoLalllMUUcllC Eristallographische Spiegel-Polyskope u. Zeichen-
Apparate. (Vergl. Katalog 1 b, XIX und XXlli.)
ni^nncitlV/P 'iir l'en geol°g'S{;ruin un(i petrographischen Unterricht
Uldpilol II VC sowie für physikalische Geographie (Erdbeben-Serien usw.)
Besondere Verzeichnisse,
I'cbor \culicitcii berichten die in jedem Semester erscheinenden minera-
logischen, petrographischen und palaeontologischea Semester -Verzeichnisse.
Meteoriten. Mineralien und I'etrefakten. sowohl einzeln als auch in «ranzen
Sammlungen, werden jederzeit gekauft oder im Tausch ülieniommen.
Dr. F. Krantz,
Kontor. Bonn a. Rh.
Begrtndel is:t:{.
Fabrik und Verlag: mineralogischer u. geologischer Lehrmittel.
Museums Schränke
Sfaubdichfe eiserne Schränke
0 Schränke für alle Arfen
Sammlungen und Jnsfrumenfe
Unüb ertroff ene Spe cia li t ai. /
H.CE.Eg^ers 6lC2
Cx.m.b.H. Hamburg
Lieferanfen staatlicher und sfädfisoher Museen.
Zeitschrift
der
Deutschen Geologischen Gesellschaft.
(Abhandlungen und Monatsberichte.)
B. Monatsberichte.
Nr. 5. 65. Band. 1913.
INHALT.
Protokoll der Sitzung vom 7. Mai 1913 229
Vorträge:
RASSMUSS, H.: Über die Parallelisierung des deutschen
und alpinen Muschelkalk 229
MICHAEL, R.: Diskussion zum Vortrag RASSMUSS . 238
ZIMMERMANN, E.: Über die Stellung des thüringer
Plattendolomits im Vergleich mit dem Staßfurter
v. Zechsteinprofil (Titel) 236
MICHAEL, Et.: Die Altersfrage des Tertiärs im Vorlande
der Karpaten . 236
Briefliche Mitteilungen :
BKANUA, W.i Aufpressun^ und Explosion oder nur
Explosion im vulkanischen Kies bei Nordlingen . . _>45
Neueingänge der Bibliothek 279
^
Deutsche Geologische Gesellschaft.
Vorstand für das Jahr 1913
Vorsitzender:
Herr WAHNSCHAFFE
Schriftführer,: Herr BÄRTLING
Stellvertretende (
„ RAUFF
, FLIEGEL
Vorsitzende : \
„ BORNHARDT
, HENNIG
Schatzmeister:
„ MICHAEL
r JANENSCH
Archivar:
„ SCHNEIDER
Beirat für das Jahr 1913
die Herren: v. KOENEN-Göttingen, RINNE-Leipzig, FRICKE-Bremen, MADSEN-
Kopenhagen, OEBBECKE-München, RüTHPLETZ-München.
Die ordentlichen SltZUIlgfGIl der Gesellschaft finden in Berlin im Gebäude
der Kgl. Preuss. Geol. Landesanstalt und Bergakademie, Invalidenstr. 44, abends 7 Uhr,
in der Regel am ersten Mittwoch jeden Monats statt, die Jahresversammlungen
in einer Stadt Deutschlands oder Österreichs in den Monaten August bis Oktober.
Vortrage für die Monatssitzungen sind Herrn Professor Dr. JANENSCH tunlichst
8 Tage vorher anzumelden, Manuskripte von Vorträgen zum Druck spätestens S» Tage
nach dem Vortrage an Herrn Königl. Geologen, Privatdozenten Dr. BÄRTLING
einzusenden, Vorlagen für etwaige Textfiguren müssen spätestens am Tage des Vortrages
in Händen des Schriftführers sein.
Die Aufnahme geschieht auf Vorschlag dreier Mitglieder durch Erklärung des
Vorsitzenden in einer der Versammlungen. Jedes Mitglied zahlt 10 Mark Eintrittsgeld
und einen Jahresbeitrag von 25 Mark. Es erhält dafür die Zeitschrift und die Monats-
berichte der Gesellschaft. (Preis im Buchhandel für beide zusammen 30 M.) Die bis zum
1. April nicht eingegangenen Jahresbeiträge werden durch Postauftrag eingezogen.
Jedes ausserdeutsche Mitglied kann seine Jahresbeiträge durch einmalige Zahlung von
300 M. ablösen.
Kcklamal Ionen nicht eingegangener Hefte und Monatsberichte der
Zeitschrift können nur Innerhalb eines Jahres nach Ihrem Versand
berücksichtigt werden.
Die Autoren der aufgenommenen Aufsittzc. brieflichen Mittellungen
und Protokollnotizen sind für den Inhalt allein verantwortlich; sie er-
halten 50 Sonderabzuge umsonst, eine grössere Zahl gegen Erstattung der
Herstellungskosten.
Zugunsten der Itiicherel der Uesellschaft werden die Herren Mit-
glleder ersucht, Sonderabdriickc Ihrer Schritten an den Archivar ein-
zusenden; dies«' werden in der niU-hstcn Sitzung vorgelegt und, soweit
angttnglg, besprochen.
Bei Zusendungen an die Gesellschaft wollen die Mitglieder fol-
gende Adressen benutzen:
l Manuskripte zum Abdruck in der Zeitschrift, Korrekturen sowie darauf bezüg-
lichen Schriftwechsel Herrn Kgl. Ueologcn, Prlvaldozcntcn l>r. liikrtllng.
2, Einsendungen au die Bücherei, Reklamationen nicht eingegangener Hefte, An-
meldung neuer Mitglieder, Anzeigen von Adressenänderungen Herrn Samm-
liiiigskusios in. Schneider.
beide zo Berlin N 4, Invalidenstr. 44.
B, Anmeldung von Vorträgen für die Sitzungen Herrn Professor i»r. Janensch.
Berlin N 4, Invalidenstr. 4X
4. Sonstige Korrespondenzen an Herrn tteb. Bergrai Professor i»r. Wahn-
schaffe. Berlin N 4, [nvalidenstr II.
Die Beitrüge sind u Herrn Professor Dr. Michael. Charlottenburg 2, Bleib-
treustr. 14, Postscheckkonto Nr. 16071 beim Postscheckamt Berlin NW 7
oder an die Deutsche Bank, Depositenkasse '.> in Charlottenburg 2 für das
Konto ..Deutsche Geologische Gesellschaft B V.1 porto- und bestellgeldfrei ein-
zuzahlen.
Geologenkompasse jeder Art, kleinste bestbewährteste Reise-Universale, Lötrohr-
probierapparate nach Plattner, sowie alle Aasriistnngsteile für Forschnngsreisende
liefert auf Grund langjähriger Erfahrungen als Sonderheit
Max Hildebrand früh. August Lingke & Co.
Freiberg-Sa. 53.
Gegründet 17J)I.
Man verlange Liste
:: X fU ::
Lieferung dire.Ut oder durrli die Vertreter,
Q
9
0
0
O
o
0
0
0
o
o
;>
•">
.">
.">
Q
0
Q
.">
3
.">
o
•"t
•->
0
i>
9
i>
Q
9
fi
0
Q
O
O
Q
©
©
6
©
©
©
©
©
©
©
G
G
G
G
G
G
G
G
G
G
G
Nr. 18.
DieserKatalog berücksichtigt den Lehrmittelbedarf höherer
Schulen auf dem Gebiete der Mineralogie, Geologie und
Technologie, enthält aber auch eine grosse Reihe von
Modellen und Zusammenstellungen, die für Studien-
und Uebungszwecke auf Hochschulen geeignet sind.
Der Katalog IK steht allen [nteressenten
auf Wunsch kostenfrei zur Verfügung.
Dr. F. Hranfz
= Rheinisches =
Mineralien -Kontor
Fabrik und Verlag mineralogischer und geologischer Lehrmittel.
Gegründet 1833. Boilll a. Rhein Gegründet 1833.
--Ö-
: i
Museums Schränke
Sfaubdichfe eiserne Schränke
_ Schränke für alle Arfen
Sammlungen und Jnsfrumenie
Unübertroffene SpecialifeLf/
H.CE Egrqers 6lC2
a.mJb.H. Hamburg
Lieferanfen. staatlicher und sfädfischer Museen .
Zeitschrift
der
Deutschen Geologischen Gesellschaft.
(Abhandlungen und Monatsberichte.)
B. Monatsberichte.
Nr. 6. 65. Band. 1913.
INHALT.
Protokoll der Sitzung vom 4. Juni 1913 281
Vortrüge :
GOTHAN, W. : Das angebliche flözführende Rotliegende
im oberschlesischen Steinkohlenbecken 281
GUILLEMAIN, C: Über Grundzüge der Geologie Ka-
tangas (Titel) 288
Briefliche Mitteilungen :
ARLT, H. und KÖNIGSBERGER, JOH.: Über geolo-
gische Beobachtungen auf der Insel Elba (mit
5 Textfig.) 289
GUILLEMAIN, C: Zar Geologie von Katanga . . . 304
HOTZ, W.: Vorläufige Mitteilung über geologische
Beobachtungen in Ost-Uelebes (mit 1 Textfig.) . . 329
HENKEL, L.: Diluviale Flussablagerungcn im Gebiete
der Rodach (mit 1 Textfig.) 334
©
Deutsche Geologische Gesellschaft.
Vorstand für das Jahr 1913
Vorsitzender :
Stellvertretende
Vorsitzende:
Schatzmeister:
Archivar :
Herr WAHNSCHAFFE Schriftführer,: Herr BARTLING
> ( „ RAUFF . FLIEGEL
\ „ BORNHARDT „ HENNIG
„ MICHAEL „ JANENSCH
„ SCHNEIDER
Beirat für das Jahr 1913
die Herren: v. KOENEN-Göttingen, RINNE-Leipzig, FRICKE-Bremen, MADSEN-
Kopenhagen, OEBBECKE-München, ROTHPLETZ-München.
Die ordentlichen Sitzungen der Gesellschaft finden in Berlin im Gebäude
•der Kgl. Preuss. Geol. Landesanstalt und Bergakademie, Invalidenstr. 44, abends 7 Uhr,
in der Regel am ersten Mittwoch jeden Monats statt, die Jahresversammlungen
in einer Stadt Deutschlands oder Österreichs in den Monaten August bis Oktober.
Vortrage für die Monatssitzungen sind Herrn Professor Dr. JANENSCH tunlichst
8 Tage vorher anzumelden, Manuskripte von Vorträgen zum Druck spätestens 5 Tage
nach dem Vortrage an Herrn Königl. Geologen, .Privatdozenten Dr. BARTLING
einzusenden, Vorlagen für etwaige Textfiguren müssen spätestens am Tage des Vortrages
in Händen des Schriftführers sein.
Die Aufnahme geschieht auf Vorschlag dreier Mitglieder durch Erklärung des
Vorsitzenden in einer der Versammlungen. Jedes Mitglied zahlt 10 Mark Eintrittsgeld
■und einen Jahresbeitrag von 25 Mark. Es erhält dafür die Zeitschrift und die Monats-
berichte der Gesellschaft. (Preis im Buchhandel für beide zusammen 30 M.) Die bis zum
1. April nicht eingegangenen Jahresbeiträge werden durch Postauftrag eingezogen.
Jedes ansserdeutsche Mitglied kann seine Jahresbeiträge durch einmalige Zahlung von
300 M. ablösen.
Reklamationen nicht eingegangener Hefte und Monatsberichte der
.Zeitschrift Können nur Innerhalb eines Jahres nach Ihrem Versand
berücksichtigt werden.
Die Autoren der aufgenommenen Aufsiitzc, brieflichen Mitteilungen
und Protokollnotizen sind für den Inhalt allein verantwortlich; sie er-
halten 50 Sonderabzuge umsonst, eine grössere Zahl gegen Erstattung der
Herstellungskosten.
Zugunsten der Bücherei der UesollKchaft werden die Herren Mit-
glieder ersucht, Sonderabdrucke Ihrer Schriften an «len Archivar ein-
zusenden; diese werden in der nächsten Sitzung vorgelegt und, soweit
«nganglg, besprochen.
Bei Zusendungen an die Gesellschaft wollen die Mitglieder fol-
gende Adressen benutzen:
1. Manuskripte zum Abdruck in der Zeitschrift. Korrekturen sowie darauf bezüg-
lichen Schriftwechsel Herrn Kgl. tieologen. Privatdozenten l»r. Härtung.
2. Einsendungen an die Bücherei, Reklamationen nicht eingegangener Hefte, An-
meldung neuer Mitglieder, Anzeigen von Adressenänderungen Herrn Samm-
lungskustos I>r. Schneider,
beide zu Berlin N 4, Invalidenstr. 44.
3. Anmeldung von Vorträgen für die Sitzungen Herrn Professor Ur. Janennch,
Berlin N 4, Invalidenstr. 43.
4. Sonstige Korrespondenzen an Herrn dielt. Itergrat Professor Dr. «ahn
schaffe, Berlin N 4, Invalidenstr. 44.
ö. Die Beiträge sind an Herrn Professor Dr. Michael, Charlottenburg 2, Mleib-
treustr. 14, Postscheckkonto Nr. 160 71 beim Postscheckamt Berlin NW7
oder an die Deutsche Bank, Depositenkaiae Q in Charlottenburg 2 für das
Konto „ Deutsche Geologische Gesellschaft E. V." porto- und bestellgeldfrei ein-
zuzahlen.
Geologenkompasse jeder Art, kleinste bestbewährteste Reise-üniyersale, Lötrohr-
probierapparate nach Plattner, sowie alle Äusr iistnngsteile für Forschnngsreisende
liefert auf Grund langjähriger Erfahrungen als Sonderheit
Max Hildebrand früh. August Lingke & Co.
Freiberg-Sa. 53.
Gegründet 1791.
Man verlange Liste
X ü-Jt ::
Llelernn^ direkt oder durcli die Vertreter,
G
Nr. 18.
DieserKatalog berücksichtigt den Lehrmittelbedarf höherer
Schulen auf dem Gebiete der Mineralogie, Geologie und
Technologie, enthält aber auch eine grosse Reihe von
Modellen und Zusammenstellungen, die für Studien-
und Uebungszwecke auf Hochschulen geeignet sind.
Der Katalog IS steht allen Interessenten
auf Wunsch kostenfrei zur Verfügung.
= Rheinisches =
Mineralien -Kontor
Fabrik und Verlag mineralogischer und geologischer Lehrmittel.
Gegründet 1833. Boilfl a. Rhein Gegründet 1833.
Dr. F. Hranfz
OOOOOÜOOOOOüÖOOÖÖOOÖÜOöOOüöüOOÖOÖÖOOOOOOOüO o oooooooo
Museums Schranke
Sfaubdichie eiserne Schränke
_ Schränke für alle Arien
Sammlungen und Jnsfrumenfe
Unübertroffene SpecialifäLf /
HCE.Egrgers &lC2
a.in.b.H. Hamburg
Lieferanfen staatlicher -und städtischer Museen.
Zeitschrift
der
Deutschen Geologischen Gesellschaft.
.(Abhandlungen und Monatsberichte.)
B. Monatsberichte.
Nr. 7. 65. Band. 1913.
(Hierzu eine Tabelle)
INHALT.
Protokoll der Sitzung vom 2. Juli 1913 345
Vorträge:
WÄHNSCHAFFE, F.: K. J. V. STEENSTRUPf . . . 345
: EDÜAED HOLZAPFELS- . . 347
v. STAFF, H.: Die Geomorphogenie des Gebietes der
Lausitzer Überschiebung (Titel) 349
SCHNEIDERHÖHN, HANS: Über die chemische Um-
bildung tonerdehaltigcr Silikate unter dem Einfluss
von Salzlösungen (n. d. Versuchen von J. LFMBFKl ! ) 349
SOLGER: Über Äquivalente eiszeitlicher Bildungen Ln
China (Titel) .
Briefliche Mitteilungen:
WAHNSOHÄFFE, F.: Zum Gedächtnis F. J. P. VAX
CALKER8 355
ZIMMERMANN, E.: Der thüringische Plattendolomit and
sein Vertreter im Stassfurter Zechsteinprofil, sowie
eine Bemerkung zur Frage der „Jahresringe" 357
III TU, \\\: Beiträge zur Kenntnis der • 'arbongattung
Mariopteris und ihrer Arten (mit 1 Textfig.) . . . 372
FLIEGEL, G.: Über tiefgründige chemische Ver-
witterung und Buhaerische Abtragung . . . . 38i
Neueingänge der Bibliothek {05
Deutsche Geologische Gesellschaft.
Vorstand für das Jahr 1913
Vorsitzender: Herr WAHNSCHAFFE Schriftführer!: Herr BÄRTLING
Stellvertretende ( „ RAUFF .. FLIEGEL
Vorsitzende: (. „ BORNHARDT „ HENNIG
Schatzmeister: „ MICHAEL „ JANENSCH
Archivar: SCHNEIDER
Beirat für das Jahr 1913
die Herren: v. KOENEN-Göttingen, RINNE-Leipzig, FRICKE-Bremen, MADSEN-
Kopenhagen, OEBBECKE-Münchon, ROTHPLETZ-München.
Die ordentlichen Sitzungen der Gesollschaft finden in Berlin im Gebäude
der Kgl. Preuss. Geol. Landesanstalt und Bergakademie, Invalidenstr. 44, abends 7 Uhr,
in der Regel am ersten Mittwoch jeden Monats statt, die Jahresversammlungen
in einer Stadt Deutschlands oder Österreichs in den Monaten August bis Oktober.
Vortr&ge für die Monatssitzungen sind Herrn Professor Dr. JANENSCH tunlichst
8 Tage vorher anzumelden, Manuskripte von Vorträgen zum Druck spätestens 5 Tage
nach dem Vortrage an Herrn Königl. Geologen, Privatdozenten Dr. BÄRTLING
einzusenden, Vorlagen für etwaige Textfiguron müssen spätestens am Tage des Vortragt >s
in Händen des Schriftführers sein.
Die Aufnahme geschieht auf Vorschlag dreier Mitglieder durch Erklärung des
Vorsitzenden in einer der Versammlungen. Jedes Mitglied zahlt 10 Mark Eintrittsgeld
und einen Jahresbeitrag von 25 Mark. Es erhält dafür die Zeitschrift und die Monats-
berichte der Gesellschaft. (Preis im Buchhandel für beide zusammen 30 M.) Die bis zum
1. April nicht eingegangenen Jahresbeiträge -werden durch Postauftrag eingezogen.
Jedes ausserdeutsche Mitglied kann seine Jahresbeiträge durch einmalige Zahlung von
300 M. ablösen.
Reklamationen nicht eingegangener Hefte und Monatsberichte der
ZeltHChrltt Können nur innerhalb eines Jahres nach ihrem Versand
berücksichtigt werden.
nie Autoren der aufgenommenen Anisatze, brieflichen Mitteilungen
und Protokollnotizen sind für den Inhalt allein verantwortlich; sie er-
halten 50 Sonde i :i>>/ iiu« umsonst, eine grössere Zahl gegen Erstattung der
Herstellungskosten«
Zugunsten der Bücherei der Gesellschaft werden die Herren Mit-
glieder ersucht. Sonderabd rücke ihrer Schriften an den Archivar ein-
zusenden; diese werden in der nächsten Sitzung vorgelegt und', soweit
angängig, besprochen.
Bei Zusendungen an die Gesellschaft wollen die Mitglieder fol-
gende Adressen benutzen:
l. Manuskripte zum Abdruck in der Zeitschrift, Korrekturen sowie darauf bezüg-
lichen Schriftwechsel Herrn Kgl. Geologen, Privatdozenten im-. Bftrtllng,
'_!. Einsendungen an die Bücherei, Reklamationen nicht eingegangener Hefte At -
meidung neuei Mitglieder, Anzeigen von Adressenänderungen Herrn Samm-
lungskustos im-. Schneider,
beii le zu Berl I □ N i. I n \ alidensl r. -lt.
'.'). Anmeldung von Vorträgen für die Sitzungen Herrn Professor im-, .lauen seh.
\ i. [nvalidenst r. 43.
i Bonstige Korrespondenzen an Herrn Geh« Bergrat Professor Br. Wahn-
schafte, Berlin N i. Invalidenstr. H.
:,. Di :i Herrn Professor Dr. Michael, Charlottenburg 2, Bleib-
treusti L4, Postsche« kkonto Nr 16071 beim Postscheckamt Berlin NW'7
oder an die Deutsche Bank, Depositenkssse Q m Charlottenburg 2 für das
Konto „Deutsche Geolog! ; E \ ' porto- und bestellgeldfrei ein-
zuzahlen.
•♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦•
L
tätte. Berl
Reise- u.Excursions-lnstrumente
aller Art.
== Katalog gratis. ^^=
I. Reise-Uni versal-Instrura.
nach Brunton (Mk. 105. — I;
I I. Marschrichtungskompaß
(Mk. 45.—); III. Neigungs-
od. Gefällmesser (Mk. 42.— );
IV.Geognosierkompaß nach
Klocktnann (Mk. 52.— ).
♦
♦
♦
♦
♦
♦
♦
♦
♦
♦
♦
♦
Soeben ist erschienen die zweite, reich illustrierte Auflage unseres
•♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦•
S90©S909999S000«>00i>SS9000009ö090S99SS©0©90©990S©©S09
© . ©
©
9
t>
9
©
0
©
9
©
0
©
©
9
©
0
1»
9
Q
©
©
0
0
0
©
©
0
0
o
9
5
5
•j
9
0
©
©
©
9
©
©©©©©©©©©©©©©©©©©©©©©©©©©©©©©©©©©©©©©©©©©©©©©©©©©©©©
Nr. 18.
DieserKatalog berücksichtigt den Lehrmittelbedarf höherer
Schulen auf dem Gebiete der Mineralogie, Geologie und
Technologie, enthält aber auch eine grosse Reihe von
Modellen und Zusammenstellungen, die für Studien-
und Uebungszwecke auf Hochschulen geeignet sind.
I in- Katalog 1 8 steht allen I ateressi
aui Wunsch kostenfrei zur Verfücune,
Dr. F. Hranfz
= Rheinisches =
Mineralien -Kontor
Fabrik und Verlag mineralogischer und geologischer Lehrmittel.
Gegründet 1833. Bonn a. Rhein Gegrflndel 1833.
©
©
9
9
9
9
9
©
9
©
9
o
9
©
9
9
0
0
©
©
©
©
9
9
9
9
9
Q
©
9
Q
0
0
9
9
©
0
HD-
Museums Schränke
Sfaubdichfe eiserne Schränke
Schränke für alle Arten
Sammlungen und Jnsfrumenie
Unübertroffene SpecictlifaLf x'
HCE.Ecrqers AlC2
a.in.b.H. Hamburg
Liefer&nlen staatlicher und städtischer Museen.
Zeitschrift
der
Deutschen Geologischen Gesellschaft.
[(Abhandlung" und Monatsberichte)
B. Monatsberichte.
Nr. 8/10. 65. Band. 1913.
(Hierzu ein Bildnis von H. Credner.)
INHALT.
Protokoll der Hauptversammlung am 7., 8. und 9. August 1913
in Freiburg i. ßr i09
Protokoll der Sitzung am 7. August 409
„ geschäftlichen Sitzung am 8. August .... 450
„ „ wissenschaftlichen Sitzung am 8. August . . i.'n
n „ geschäftlichen Sitzung am 9. August .... 457
„ .. wissenschaftlichen Sitzung am 9. August . . / >8
„ „ Vorstands- und Beiratssitzung am 8. August . tS6
Vortrüge:
WEPFER, E.: Über den Zweck enger Artbegrenzung bei
den Ammoniten 4X0
SALFELD, H.: Über Artbildung bei Ammoniten . . . /•'.'-'
„ : Die zoogeographische Stellang des süd-
deutschen Oberen dura 141
KLIN< illA KDT: Vergleichend-anatomische u. biologische
Untersuchungen einer neuen Rudistenf auna aus Frianl 148
STRÖMEB v. REICHENBACH, E.: Geologisch.- Hol,
achtungen in den Wüsten Ägyptens (Titel) . . . 155
CLOOS, II.: Durchscbmelzungen an südafrikanischen
Graniten • 155
i Wenden !)
Mit einem Prospekt der Verlagsbuchhandlung Gebrüder Borntracger, Berlin
und einer Beilage der Schweizerbart'schen Verlagsbuchhandlung Nägele
v. BUBNOFF, S.: Über das Alter der Granite des Schwarzwaldes.
(Mit 2 Textfiguren) ISS
SCHMIDT. C: Über spanische Salzlagerstätten (Titel) .... 469
DENINGER: Über die Geologie von Buru und Ceram (Titel) . 469
Nachruf:
WAHNSCHAFFE, F.: Zum Gedächtnis HERMANN CREDNERs.
(Mit einem Bildnis) • 170
Briefliche Mitteilungen :
v. BUBNOFF, S., W. DEECKE, R. LAIS, J. SOELLNER.
W. SCHNARRENBERGER, W. SPITZ und H. THÜRACH:
Bericht über die Exkursionen vor, während und nach der
Hauptversammlung der Deutschen Geologischen Gesellschaft
in Freiburs i. Br. im August 1913. (Mit .") Textfiguren) . . 489
Die Aufnahme in die Deutsche Geologische Geseilschaft geschieht auf Vorschlag
dreier Mitglieder durch Erklärung des Vorsitzenden in einer der Versammlungen. Jedes
Mitglied zahlt einen Jahresbeitrag von 25 Mark. Es erhält dafür die Zeitschrift und die
Monatsberichte der Gesellschaft, (Preis im Buchhandel für beide zusammen 30M.) Die bis zum
1. April nicht eingegangenen Jahresbeiträge werden durch Postauftrag eingezogen.
Jedes ausserdeutsche Mitglied kann seine Jahresbeiträge durch einmalige Zahlung von
300 M. ablösen.
Kcklamat in i nicht eingegangener Hefte und Monatsberichte der
Zeitschrift können nur innerhalb eines Jahres nach ihrem Versand
berücksichtigt werden.
nie Autoren der aufgenommenen Aulsätze, brieflichen Mitteilungen
und l»rotokollnotlzen sind für den Inhalt allein verantwortlich: sie er-
halten 50 Sonderabztigc umsonst, eine grössere Zahl gegen Erstattung der
Herstellungskosten.
Zugunsten der itiichcrci der Gesellschaft werden die Herren Mit-
glieder ersucht, Bonderabdrttcke ihrer Schriften an den Archivar ein-
zusenden; diese werden in der nächsten Sitzung vorgelegt und, soweit
angängig, besprochen.
Bei Zusendungen an die Gesellschaft wollen die Mitglieder fol-
gende Adressen benutzen:
). Manuskripte zum Abdruck in der Zeitschrift. Korrekturen sowie darauf bezüg-
lichen Schriftwechsel Herrn Kgi. «Jeoiojjcn. prlvatdozenten i»r. Härtung,
2 Kinsendun«en an die Bücherei, Reklamationen nicht eingegangener Hefte, \n-
meldung neuer Bütglieder, anzeigen von Adressenänderungen Herrn Samm-
Innirsknstos Dr. Schneider,
zu Berlin N 4. [nyalidenBtr. 41.
3. Anmeldung von Vorträgen für die Sitzungen Herrn Professor Dr. Janenscu,
Berlin N 4. [nvalidenstr. 48.
t Sonstige Korrespondenzen an Herrn Geh« Bergral Professor im*, wahn-
scliaffe, Berlin N 4. [nvalidenstr ii.
5, Die Beiträge lind an Herrn Professor Dr. Michael, Charlottenburg 2, Bleib-
treust i 14, I'' i Knut,, .\ r 16071 beim Postscheckamt Berlin NW 7
i an dio Deutsche Hank, Hepositenkassc (j in »'harlottenburg 2 fül
Konto -Deutsche Geologische Gesellschaft E.V." porto- and bestellgeldfrei ein-
zuzahlen.
Geologenkompasse jeder Art, kleinste bestbewährteste Reise-Universale, Lötrohr-
probierapparate nach Plattner, sowie alle Ausriistungsteile für Forschungsreisende
liefert auf Grund langjähriger Erfahrungen als Sonderheit
Max Hildebrand früh. August Lingke & Co.
Freiberg-Sa. 53.
Gegründet 1791.
Man verlange Liste
:: N 224 ::
Lieferung direkt oder durch «II e Vertreter
©
Q
t>
t)
t>
a
s
s
Q
*J
9
0
t>
s
0
9
9
0
Q
9
9
9
0
a>
0
Q
0
1»
9
9
t)
•J
t)
*)
oooo
Nr. 18.
Dieser Katalog (160 Seiten Text mit über 100 Abbildungen
ausgestattet) berücksichtigt den Lehrmittelbedarf höherer
Schulen auf dem Gebiete der Mineralogie, Geologie und
Technologie, enthält aber auch eine grosse Reihe von
Modellen und Zusammenstellungen, die für Studien-
und Uebungszwecke auf Hochschulen geeignet sind.
Der Katalog 18 steht allen [nteressenten
auf Wunsch kostenfrei zur Verfügung.
Dr. F. Hranfz
= Rheinisches =
Mineralien -Kontor
Fabrik und Verlag mineralogischer und geologischer Lehrmittel.
Gegründet 1833. BOIM a. Rhein Gegründet 1833.
'-■©-
Museums Schränkt
Sfaubdichie eiserne Schränke
„ Schränke für alle Arien ,
Sammlungen und Jnsfrumenfe
Unübertroffene Specia.lif&f /
HCE.Ecrgers 6lC2
a.m.b.H. Hamburg
Lieferarüen staatlicher und sfädlischer Museen.
Zeitschrift
der
Deutschen Geologischen Gesellschaft.
(Abhandlungen und Monatsberichte.)
ß. Monatsberichte.
Nr. 11 65. Band. 1913.
INHALT.
Protokoll der Sitzung vom 5. November 1913 ■ V.7
Vorträge :
WAHNSOB UTE, F.: GEORG FRIEDER. KINJKELIN y 537
: HIPPOLYT II AAS •;• 538
HARBORT, E.: Die Gliederung des Diluviums in
Braunschweig. (Titel) 541
WIEGERS, FR.: Über das Alter des diluvialen Blenschi
in Deutschland. (Mit 9 Textfiguren) ....... 541
Briefliche Mitteilungen:
GERTH, II.: Stratigraphie und Bau der argentinischen
Kord illere zwischen dem Rio Grande u. K'io Diamahte
STILLE, IL: Die saxonische Faltung. (Mit 5 Textfiguren)
PIETZSOH, K.: Verwitterungserscheinungen der Auf-
Lagerungsfläche des sächsi aomans .... 594
HENKE, W.: Über die Gliederung des Devons des
östlichen Sauerlandes ............ 602
RENZ, 0. : Der geologische Aufbau der Gebirge um das
KopaYsbecker (Mittelgriechenland) ....... tU>?
GAGEL, C: Nachträgliche Bemerkungen zum Vortrage
von Herrn WIEGERS 619
BRANCA, W.: Über das Verhältnis der Geographie zur
< ieologie — Palaeontologie und die Präge einer Teilung
der Geologie L'alaeontologie ......... 620
A'- ueingänge der Bibliothek 630
Mit einem Prospekt der Verlagsbuchhandlung von Ferd. Enke, Stuttgart.
Man beachte das Angebot älterer Jahrgänge
für die Mitglieder auf der folgenden Seite!
Deutsche Geologische Gesellschaft.
Vorstand für das Jahr 1914
Vorsitzender: Herr WAHNSCHAFFE
Stellvertretende ( „ BORNHARDT
Vorsitzende: j „ KRUSCH
Schatzmeister: „ MICHAEL
Archivar: SCHNEIDER
Schriftführer: Herr BÄRTLING
„ HENNIG
,. .TANENSCH
WK1SSERMEL
Beirat für das Jahr 11)14
die Herren: FRECH-Breslau, FRTCKE-Bremen, MADSEN-Kopenhagen, OEBBECKE-
Mnnchen, ROTHPLETZ-München, SALOMON-Heidelberg.
Die ordentlichen Sitzungen der Gesellschaft linden in Berlin im Gebäude
der Kgl. Preuss. Geol. Landesanstalt und Bergakademie, Invalidenstr. 44, abends 7 Uhr,
in der Regel am ersten Mittwoch jetlen Monats statt, die Jahresversammlungen
in einer Stadt Deutschlands oder Österreichs in den Monaten August bis Oktober.
Vortrllfje. für die Monatssitzungen sind Herrn Professor Dr. JANENSCH tunlichst
8 Tage vorher anzumelden, Manuskripte von Vorträgen zum Druck wpiitesiteiis f» Tajje
nach dem Vortrage an Herrn Königl. Geologen, Privatdozenten Dr. BÄRTLING
einzusenden. Vorlagen für etwaige Textfiguren müssen spätestens am Tage des Vortrages
in Händen des Schriftführers sein.
Die Aufnahme in die Deutsche Geologische Gesellschaft geschieht auf Vorschlag
dreier Mitglieder durch Erklärung des Vorsitzenden in einer der Versammlungen Jedes
Mitglied zahlt einen Jahresbeitrag von 25 Mark. Es erhält, dafür die Zeitschrift und die
Monatsberichte der Gesellschaft (Preis im Buchhandel für beide zusammen 30 M.) Die bis zum
1. April nicht eingegangenen Jahresbeiträge -werden du>ch Postauftrag eingezogen.
Jedes ansserdeutsche Mitglied kann seine Jahresbeiträge durch einmalige Zahlung von
300 M. ablösen.
Angebot nup für die Mitglieder der Gesellschaft.
Eine beschrankte Anzahl <ier nachstehenden alteren Jahrgange
kann an die Mitglieder zum Vorzugspreis von 6 .ti. pro it:m«i (ausser
versendungskosten) abguitoboii werden. Bestellungen sind direkt an
iierrrn in. <>. Schneider, Berlin \ i. Invalidenstr. 44. einzusenden.
i>a <iie Anzahl der abzugebenden it;in<ie beschrankt ist. empfiehlt
sich baldige Bestellung.
Folgende Bande Min«i zu diesem Preis für die Mitglieder
bannten: Bd. 1-6, 11 — in. 84— 80, 88—45.
Bei Zusendungen an die Gesellschaft wollen die Mitgliederfol-
gende Adressen benutzen:
i. Manuskripte znm Abdruck in der Zeitschrift, Korrekturen sowie darauf bezttg-
liehen Schriftwechsel Herrn Kgl. Geologen, Privatdozenten Dr. Bartllng,
2. Einsendungen an die Bücherei, Reklamationen Dicht eingegangener Hefte, An-
meldung netter Mitglieder, Anzeigen von Adressenänderungen Herrn Sanum-
lungskustoa l>r. Schneider,
beide zu Berlin N t. Invalidenstr. 44.
3. Anmeldung von Vorträgen für die Sitzungen Herrn Prolessor Dr. Janensehi
Berlin N i. [nvalidenst i 18.
4. Sonstige Korrespondenzen an Herrn Geh. Bergral Prolessor i»r. Wahn-
scnatle, Berlin N 4, Invalidenstr n.
•"'• Die Beitrag« Ind an Herrn Prolessor Dr. Michael, Charlottenburg 2, Bleib-
treust i 14, Postscheckkonto Nr. 18071 beim Postscheckamt Berlin NW?
i an die Deutsche Bank, Depositenkaue <,•, in Charlotten bürg 2 für das
Konto „Deutsche Geologische Gesellschaft BS. vu |xirto- und bestellgeldfrei ein-
zuzahlen
Verlag von Gebrüder Borntraeger in Berlin
W 35 Schöneberger Ufer 12 a
Grundzüge der geologischen Formations- und
Gebirgskunde von Dr. A. Tornqüist, o. ö. Professor der
Geologie an der Universität Königsberg i. Pr. Mit zahlreichen
Textabbildungen. Gebunden 8 Mk.
Das Experiment in der Geologie ™nProfessorDr.w.Paidcke.
Mit 44 Textabb. und 19 Tafeln. In Ganzleinen geb. 11 Mk. 40 Pfg.
Lehrbuch der Grundwasser- und Quellenkunde
für Geologen, Hydrologen, Bohrunternehmer, Brunnenbauer, Berg-
leute, Bauingenieure und Hygieniker von Geh. Bergrat Prof. Dr.
K. Keilhack, Kgl. Landesgeologen. Mit einer Tafel und 249 Ab-
bildungen. Gebunden 21 Mk. 50 Pfg.
Die vulkanischen Erscheinungen der Erde von dp.
Karl Schneider. Mit 50 Abbildungen, Karten und Profilen.
Gebunden 13 Mk.
Uie WirDcITiere. Eine Übersicht über die fossilen und lebenden
Formen von Dr. Otto Jaekel, Professor an der Universität Greifs-
wald. Mit 281 Textabbildungen. In Leinen geb. 12 Mk.
Palaeobotanisches Praktikum von proi Dr. h. potonie
und Di'. \V. (iotlmn, mit einem Beitrag von Dr. W. Stoller.
Mit vielen Textabbildungen. Gebunden 4 Mk.
Die Entstehung der Steinkohle und der Kausto-
biOÜthe Überhaupt wie des Toris, der Braunkohle,
des Petroleums usw. von Profe8sor IM*. II. Potonie, Kgl. Landes-
geologen in Berlin. Fünfte, sehr stark erweiterte Auflage mit
zahlreichen Abbildungen. Gebunden !) Mk.
Ausführliche Verlagsverzeichnisse kostenfrei
Verlag von Gebrüder Borntraeger in Berlin
W 35 Schöneberger Ufer 12 a
Generalregister für das Geologische Zentralblatt.
1.—15. Band. Anzeiger für Geologie, Petrographie, Palaeontologie
nnd verwandte Wissenschaften in Verbindung mit zahlreichen Fach-
genossen herausgegeben von Geh. Beitrat Prof. Dr. K. Keilliack.
Subskriptionspreis 25 Mk.
GeOlOg'lSCheS Zentralblatt. Anzeiger für Geologie, Petro-
graphie. Palaeontologie und verwandte Wissenschaften. In
Verbindung mit zahlreichen Fachgenossen herausgegeben von
Geh. Bergrat Professor Dr. K. Keilliack, Königl. Landesgeologen
in Berlin.
Das „Geologische Zentralblatt" stellt sich die Aufgabe, die gesamt«
UterariscJie Produktion auf dem Gebiete der Geologie und ihrer Hufs-
Wissenschaften so vollständig und so rasch wie möglich in kurzen Anzeigen
zur Kenntnis der Fachgenossen zu bringen. - Die Anzeigen erscheint
in deutscher, englischer, französischer oder italienischer Sprach,.
Das „Geologische Zentralblatt" erscheint in Heften am l uni
15. jeden Monats zum Preise von 32 Mk- 50 Pfg. für den Band.
Band t-19 liegen abgeschlossen vor; Band SO befindet sich im Erscluiineä
— Frobenummer gratis und franko.
Neu hinzutretenden Abonnenten stellen wir Band 1—15 dos
Zentralblattes zum Vorzugspreise von
1QO Mark
zur Verfügung.
Ausführliche Verlagsverzeichnisse kostenfrei
Zeitschrift
der
Deutschen Geologischen Gesellschaft.
(Abhandlungen und Monatsberichte.)
B. Monatsberichte.
Nr. 12. 65. Band. 1913.
INHALT.
Protokoll der Sitzung vom 3. Dezember 1!H3 633
Vorträge:
WAHNSCHAFFE, F.: RICHARD ARMIN BALTZERf 633
: ANTON FRIC f 635
Wahlprotokoll 636
PHILIPP, H.: Über Osar und deren Beziehung zu Kames
und Rollstein feldern 638
WE1SSERMEL: Diskussion zum Vortrag von H. PHILIPP 640
KRISCH, P.: Über einige Beschlüsse und Exkursionen
des Internationalen Geologenkongresses in Toronto.
(Titel) 640
WOLFF, W.: Die Glacialgeologie in den Verhandlungen
und auf den Exkursionen des Kongresses in Toronto.
(Titel) 640
Briefliche Mitteilungen :
JAEKEL.O., K. KEILHACK und II. PHILIPP: Bericht
über die Exkursionen im Anschluß an die Haupt-
versammlungder Deutschen(Jeolo^is<:lun i !e*<dlschaff
in Greifswald im August 1912 641
Neueingänge der Bibliothek 66 1
OrUregitter 672
Sachregister 583
Deutsche Geologische Gesellschaft.
Vorstand für das Jahr 1914
Vorsitzender: Herr WAHNSCHAFF K -;- Schriftführer: Herr BÄRTLING
Stellvertretende / , BORNHARDT B HENNIG
Vorsitzende: I .. KRUSCH „ JANENSCH
Schatzmeister: MICHAEL WEISSERMEL
Archivar: SCHNEIDER
Beirat für das Jahr 1914
die Herren: FRECH-Breslau, FRICKE-Bremen, MADSEN-Koponhagen, OEBBECKE-
München, ROTHPLETZ-München. SALOMON-Heidelberg.
Die ordentlichen Sitzungen der Gesellschaft finden in Berlin im Gebäude
der Kgl. Preuss. Geol. Landesanstalt und Bergakademie, Invalidenstr. 44, abends 7 Uhr,
in der Regel am ersten Mittwoch jeden Monats statt, die Jahresversammlungen
in einer Stadt Deutschlands oder Österreichs in den Monaten August bis Oktober.
Vortrage für die Monatssitzungen sind Herrn Professor Dr. JANENSCH tunlichst
8 Tage vorher anzumelden, Manuskripte von Vorträgen zum Druck spatesten« 5 Tage
nach dem Vortrage an Herrn Königl. Geologen, Privatdozenten Dr. BÄRTLING
einzusenden. Vorlagen für etwaige Textfiguren müssen spätestens am Tage des Vortrages
in Händen des Schriftführers sein.
Die Aufnahme in die Deutsche Geologische Gesellschaft geschieht auf Vorschlag
dreier Mitglieder dnrch Erklärung des Vorsitzenden in einer der Versammlungen. Jedes
Mitglied zahlt einen Jahresbeitrag von 25 Mark. Es erhält dafür die Zeitschrift und die
Monatsberichte der Gesellschaft. (Preis im Buchhandel für beide zusammen 30 M.) Die bis zum
1. April nicht eingegangenen Jahresbeiträge werden durch Postauftrag eingezogen.
Jedes ausserdeutsche Mitglied kann seine Jahresbeiträge durch einmalige Zahlung von
300 M. ablösen.
Angebot nur für die Mitglieder der Gesellschaft.
Eine beschränkte Anzahl der nachstehenden alteren Jahrgänge
kann an «lle Mitglieder zum Vorzugspreis von 6 M. pro Kami (ausser
Versendungskostcn) ubgrKt'boii werden. Bestellungen Nlnd direkt an
Herrrn I>r. o. Schneider. Iterlln Bf 4. I n valld ens t r. 44. einzusenden.
IIa die Anzahl der abzugebenden Biknde b e seh r ii n k t ist. empfiehlt
sich baldige Bestellung.
Folgende Bande sind zu diesem Preis für die Mitglieder
käuflich: Bd. I •;. 11—16, 24—30. 88—45.
Bei Zusendungen an die Gesellschaft wollen die Mitglieder fol-
gende Adressen benutzen:
1. Manuskripte zum Abdruck in der Zeitschrift, Korrekturen sowie darauf bezüg-
lichen Schriftwechsel Herrn Kgl. Ideologen, Prlvatflozenten Br. Bartllng.
•_'. Einsendungen an die Bücherei, Reklamationen nicht eingegangener Hefte, An-
meldung neuer Mitglieder, Anzeigen von Adressenänderungen Herrn Samm-
lungskustos Dr. Schneider.
beide zu Berlin N 4, Invalidenstr. 44.
3. Anmeldung von Vorträgen für die Sitzungen Herrn Professor Mr. .lanensch.
Berlin N 4, Invalidenstr. 43.
4. Sonstige Korrespondenzen an Herrn t.eh. Obcrbergral Bornhardl.
Charlottenburg, Dornburgstr. 49. oder Herrn Professor Br. Hrusrh, Berlin N 4,
[nvalidenstr. 4t.
ö. Die Beiträge sind an Herrn Professor Br. .Michael. ( :harlottenburg 2, Bleib-
treustr. 14, Postscheckkonto Nr. 16071 beim Postscheckamt Berlin NW 7
oder an die Deutsche Bank, Depositenkasse <j. in Charlottenburg 2 für du
Konto „Deutsche Geologische Gesellschaft E. V." porto- und bestellgeldfrei ein-
zuzahlen.
I
•♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦*♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦•
| :
♦
♦
♦
♦
♦
♦
♦
Reise- u.ExcursIons-lnstrumente
aller Art.
Katalo«- gratis.
I. Iteise-Universal-lnstruru.
nach Brunton (Mk. 105.—):
II. Marschrichtungskompaß
(i\Ik. 45.— ); III. Neigungs-
od. Gefällmesser (Mk.42.— );
IV. Geognosierkompaß nach
Klockinann (Mk. 52.—).
♦
♦
♦
♦
♦
♦
♦
♦
♦
♦
♦
♦
♦
♦
♦
•♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦C ♦♦♦♦♦♦♦*♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦•
00000000000000001»öi>ÖOOOÖOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOO
o ©
Soeben ist erschienen, und steht portofrei zur
Verfügung, die zweite Auflage unseres allgemeinen
Nr. 18, Abt. I.
Dieser Katalog (260 Seiten Text, mit 107 Abbildungen aus-
gestattet) berücksichtigt den Lehrmittelbedarf höherer
Schulen auf dem Gebiete der Mineralogie, Petrographie,
Geologie und Technologie, enthält aber auch eine grosse
Reihe von Modellen und Zusammenstellungen, die für
Studien- u. Uebungszwecke auf Hochschulen geeignet sind.
Ankauf und Tausch von Mineralien, Meteoriten. Petivfakten usw.
Dr. F. Hrantz
= Rheinisches =
Mineralien -Kontor
Fabrik und Verlag mineralogischer und geologischer Lehrmittel.
Gegründet 1833. BOHH a. Rhein Gegründet 1833.
9
t»
tt
9
9
0
t>
•>
9
t>
9
9
t>
5
9
o
o
9
5
t>
5
z>
5
5
3
o
9
9
•J
9
0
1»
'J
z>
*>
t>
t>
5
«OÖO^Öl>t>l)i>ÖOÜ^4)i)t>t>i)S4)äi>Üi)l>t)ÖOOÜt)i>i)öööt)4>i>i>i>t;^Üi>i)i>i)öüi)
Museums Schränke
Sfaubdichie eiserne Schränke
n Schränke für alle Arien
Sammlungen und Jnsirumenie
Unübertroffene Specialifäf /
H.CE.Ecr«ers 6lC2
a.m.b.H. Hamburg
Lieferanten staatlicher und städtischer Museen.
sehe gesellst
Berlin.
Zeitschrift der e i sc] en geolo-
• n gesellschaft. Monatsbericht
Bd.65B, 1913
ü
»
rt
a
r
0.
m td •
_i . _p-
VjJ CT\ H»
J
0
Deutsche geologii
Ltschrift
gesellschaft.