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Full text of "Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin"

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V       \  '  .  v_  '  ^  wer    .-     /-    /. ' 


ZEITSCHRIFT 


DEB 


GESELLSCHAFT  FÜR  ERDKllDE 

zu  BERLIN. 


AIS  FOKISEI^IBG  DEB  ZEIISCBSin  FOR  AIIGEMEIÜE  EBDEUSDE 

m  ADPTluaE  DEB  GBSELLSCHAPT 

HEBAOSOEOBBEN 

TnC  Dr.  W.  EOSIB. 


(^) 


TIEBTBR  BAND. 

HIT  TUT  XUmiK. 


BERLIN. 

TEBLAG    TON    DIBTBICH    BEIHBE. 

1869.    - 


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Inhalt  des  vierten  Bandes. 


f 


I.      Ic^ber  die  wahre  Lage  der  in  Costarica  vergeblich  gcsuohten  reichen 

Goidntinen    von  Tisin^al  and  Entrclla.     Von   Dr.  A.  v.  Frantziiis         1 

11.     Zur  Geschichte   der   Geographie.     Von  Dr.  Breusinfr «51 

[  1)  Flavio  Gioja  und  der  SchiHskompais. 

I  ^n.     Die  Djüaitmündun(;en  und  die  an  der  Siiliua  vorgeiionini^nen  Kegu- 

I  iirunj^'sarbeiten  Ton  W.  Kon  er,  mit  einem  Nacliwort  von  H.  Kiepert. 

(Hierzu  eine  Karte,  Tat'.  I.) 52 

iV      Zur  Geschichte  der  Geo^-aphie.     Von  Dr  Brcusing.     (Schbifs.)  ,       ^)7 
T)  Reß"iomontanus,  Martin  Behaim  und  der  Jakob=tab. 
3)  Die  Catena  a  poppa  bei  Pigafetta  und  die  Lo^ge. 

V.  V.  V.  Sscm.inofs  Forschunßfsreiscn  in  den  Trans-llischon  Al'^itnu  nr.-] 
zum  Issyk-Kul,  ausgefiihrt  in  den  Jahren  1856  und  1S57.  Narh  dcno 
Kii-ssischen  von  F.  Marthe IIG 

v'I.  Tu'ilat.ir»^n  und  Würden  in  einigen  Centralnegerläiidern.  Von  Ger- 
hard Kohlfs ia7 

V  II-  Beitrug!  zur  Geographie  von  Hoch- Armenien.  VonWilh  Srrocker. 
t Hierzu  zwei  Karten,  Taf.  III  n.  IV.) 

1)  Die  Ebene  von  Erzerum Mö 

2)  Ein  Ausflug  zu  der  Quelle  des  Euphrat  auf  dem  Dumly-Di-.gh     l.>7 

\I!^      Kritische  Mit^cellen  zur  Geographie.     Von  Prof.  Dr,  K  tuschle      .     i".'8 

TX  P.  V.  Sscmenof's  Forschungsreisen  in  den  Trans- 11  K-^rhcn  Ahu.iu  un'^i 
zum  Isäyk-Kni,  ausgeführt  in  den  Jahren  IBoG  un«^  1857.  Nach.  d«.n) 
Ruafrischen  von  F.  Marthe.    (Schlafs.) 2v^8 

X.     Die  Ovahererö.    Von  Josaphat  ITahn.    (Zwmo  Abtheilung.)    .     .     CL'^ 

XI.     Böhlenbauten    aus    der   jüngeren   Steinzeit    auf  .S>lt.      Von    Ernst 

Friedel J^^ 

XII.     Eine  kritische  Revision  der  bihVi>v.hen  Geographie.     Von  L.  Nou.'k     2"'» 

Xill.     Briefe  des  Dr.  G.  Schv.einfurth. 

a)  an  Vro[.  AI.  Braun «in 

b)  an  '•eine  Mutter L'i6 


itoen  dar  Bpg«-Sprache  iwitchon   Stinkin  anH   Berber. 

let   1868  von  Dr.  SrbvvcLnfnrth 334 

he  SkizT.e  i)er  Umgc|{end  von  Axum  um!  A<!o.i  in  Ti^e. 
ufnahmFn  von  W.  Kchimper  bearbeitet  von  Dr.  Snde- 
:  einem  Nachwort  von  Rinh.  Kiepert.     (Hierzu   zwei 

fei  V.  and  V:.) 3*1 

Höhanmegsungeo  von  dem  grorshenoglich  weimarBcheo 
eim  vor  der  Rbim,  im  eisenaoher  Oberlande.  Au£g«- 
Majnr  b.  D.  A.  W.  Fils  aus  UracnaQ  i,  J.  1868       .      .     385 

von  Caricaä,     Von  Fran»  Enfiel 40^ 

itik  TOD  Persicn.    Von  Dt.  J.  C.  Hämische  in  Dresden     429 
er  Pase  des  Jupiter  Ammon  oder  Sinuh.   Von  Gerhard 

aieran  eine  Karte.  Tafel  VII.) 45C 

■erii.    VuQ  Joeaphai  Hahn.    (Sehlnfs  der  iweiten  Ab- 

485 

r  Geographie  von  Hochann enien.  Von  Wilh.  Slreekcr. 
ffieriu  eine  Karte,  Taf.  VI]I.) 

Erzerum  auf  den  Bingöl-Dagh 513 

RiickmarBch  der  Zehntausend   vom  Euphrat  bis  an  da« 

ane  Meer 524 

läinng  des  Bückiugs  der  Zehntaasend.  Von  H.  Kiepert.     53^ 
lie  wahrBcheinliche   allere   Form   des  Wan-Sees.     Von 


Miscelleo  und  Literatur. 

üon  bei  Plewna  in  Bulgarien 73 

Spuren  des  Menacbcn  am  We^e   nach  Büj/en  und  auf 
n  selbfL     Vom  Baron  F.F.  V.  Dücker.      Berlin  1868.       83 
latein,    Specialkane    von   Deatfichland ,    der  Schweiz 
en  Ländern.     12  Bl.     Hildbarghausen  1868   ....       85 
1    Borlepsch,    Süd  -  Frankreich    und     seine    Kurorte. 

.  18G9 ■.     ,       86 

nd  J.  J.  Weilenmann,   Die  Bäder   von  Borraio   nnd 

inde  GebirgswelL     -St.  Gallen   1868 88 

leen  und  AlpcngeKiiss^ir 164 

'naniagen  in  der  Ufrzegovina 174 

icr  Eis  imd  Schnee.     1.  Abthl.     Bern   1869     ....     185 
irung  im  Königreich  der  Niederlande  nach  der  Zählung 
nher  1867       368 


Inhjüt.  V 


B«n>iii<:ter-HOhenmPfisangen  von  dem  Kreise  Ziegenrück  im  Konigl.  Rc- 
p'*.ruoj^shezirk  Erfurt  uud  »'om  nahen  Auslande.  Ausgeführt  von 
A-  W.  Fila.  Pöfsneck  1868.  —  Hohen schichten-Karte  vom  Thüringer- 
waide  und  rmgebang.  Nördl.  Theil.  Nach  eigenen  Messungen  entw. 
a-n.}  gex,  von  Major  a,  D.  A,  W.  Fils.     Gotha  I8r»9 380 


Die  Hindns 60 

u.    T.    Schla G^intweit-Sakünlünski,    Reisen    in    Indien    und    Hoch- 

rts-en   «tc.     Bd.  I.     Jena  1869 179 

CrocrJilo  in   Palastina '2C^1 

Or^-htFiimmungcn  in  Türkist&n "210 

Mittheilungen  über  den  Aufenthalt  der  französischen  Conimission  in  der 

Prok'inz  Yünnan 274 

Moselmanißchc  Zeitrechnung  und   der  Todestag  Adolphs  v.  S<.'hlagiiitweit  3.";^» 

lüirr.püer  in  Ost-Türkistan r..'>:> 

Lriibeberi  in  Choc^eng  und  Taschkend !»57 

A  frika. 

Marokko 172 

Die    Entdeckung  der  Mündnng  des  Limpopo o67 

Di«  *jöhlenbewohnenden  Kannibalen  in  Siid-AtVika .'^H9 

W.  Z  c  n  k  er.  Der  Snez-Caual  und  seine  conimercielle  Bedeutung,  beson  't«* 

Tür  Deutschland.    Bremen  1869 -^71 

Otto  Schneider,   Der  climatische  Cnrort  Algier.    Schilderungen  nich 
dreijähiiger  Beobachtung  in  Stadt  und  Provinz,  zugleich  ein  Rathgcbcr 

für   Reise   und    Aufenthalt.    Dresden    18H9 ."79 

■ 

Wnier  Manziger*8  Reise  durch  die  grf.f«-e  Salzebcne  zwischen  llanfila  und 

dem  Fufae  der  Abyssinischen  Alpen 1.V2 

[lel  tr    die    von    portugiesischen    Seefahrern    zur    Bestimmmg    ihrer    Ent- 
deckungen errichteten  Wappenpfeiler 4.07 

l.v  ige  nähere  NoK/en  über  die  Ermordung  des  Fraulein  Tinne      .     .     .  460 

Amerika. 

Entdeckung  von  Goldlagem  im  Osten  von  Bolivia        1^'>6 

Notizen  über  die  Goldminen  Califomicns 270 

Die  mittlere  Padflc-Ki^enbahn 27? 

Der  Ipacaray .36o 


'^;    Erdb^bfu  in  Sonorn  und  LUiier-CaÜformcn  am  l.'>.,  J7.  und  18.  Ücl.  l 

Der  ViJli«n  Lwseii's  l'cHk  in  Califurnien 

Powell',;   I.:rfor^rhiint;  lies  Green  Kiver 

Die  Insd  Jnan  Fernandei 

SBiituncriLaniijchc  Grenz  bestimmuD  gen 


Greni-Bericbügung  zwischen  den  hu 3tr<ili sehen  Colanieea  Süd-Auitralien, 

■     Viciorift,  Neu-Süd-Walea  und  Quccnsiand 67 

Die  Eisenbahnen  in  der  CoIodLc  Keu-Siid -Wales 74 

Di«  Fidschi -Inseln  und  die  Poljnvsische  Ciirapagnie -     .  I67 

Die  luael  .Swain  oder  .SolilnriH 171 

Ein  in  d<:r  Culanie  Victoria  anlief  und  eni^s  KoMcnUgfr 175 

Correspondeni  von  I.alie  KilHlpinaimsugcuaunicnLake-Disirikii^Far-Noith, 

Süd-Aüsiralien 3ä3 

Aus  dem  Far-North  in  Süd -Austritticn 354 

Die  drille  Northcrn-Terriiory-Expedition   der  Nortbern  Terriiort  Survcy 

Parti 362 

Zum  Leben  in  Australien 36G 

A.  de  Quatrefage'e    /.K.  PoV'"'»"  <■''«'"'■'  "li"-""™'-     P""«      ■     ■  37(i 

Die  drille  Northern -Territory- Expedition 454 

Das  neue  Cabel  zviiscbca  Aostraliea  und  Tasmanien 46{t 

Lord  ngwe  ItUnd 466 

Capitän  Janias  Cook's  Denkmal  in  Sydnej 468 

Die  Great  -Southern  Railwsy  der  Colonie  Kcw  Suuib  Wales  in  Anstralien  5Ö3 

Miäcellen  und  Literatur  allKemeineren  InhaJts. 
Ans  rier  Welllhoilen.  Ein  Reise  Tai^bu.h  in  Briefen  von  Max  Wiohura. 

Breslau   I86S ST 

Die  zweite  deutsche  Nordpol- Expedilioo ^/"3 

BevülkoruDgs-Swtistik  der  rraniÖBiBchenColoiiicn  «m  Ende  des  Jahres  ISfiS.  361 


Tod  MujelckaHea,  Hiiiiptlinüi  lier  MotPbeli'B.  —  Zustand  von 
juBstalion  Otyuibingue.  —  Einwanderung  von  Cbinesan  in  d»i 
iMmiretsch^nsk.  —  Kupfer  in  Transbaikalien.  fluinkohten  am 
-  Kohlen  auf  der  Ualbinbcl  Hangiechlak.  —   Ausbreitung  der 


Inhalt.  v{i 

/  «Hie 

Li-  !  .^  CÄaaJensH.  —  Zu-stÄnde  in  Eiipatoria.  —  Crdbe^uMi  iij  C-ulifon.if  n. 
--  Ki>'*'i'_-.  H'in{2^^'"ü:st^n  in  TV"<'St- Australien.  —  Areal  der  iJoKriie  \i"toria. 
—  S&ndi'cin- Kijf  ofetlich  vo'i  KinpV  Island.  —  Plf-H_.iiil  lal.md  und  die 
Pr^/itifnct»-Ini»eitfruppe.  —   Neue  Karte  de»  St.   Vincont  -   Uulf     ....        7b 

Au' .ran-^firtjrc  auH  den  Häf^-n  Bremen,  Hamburg,  Antwor[«nn  und  Liverpool 
'r.  *' iMtr  löGH.  —  Volk  Äz  all  lang  in  Norwec^en  am  1.  Januar  l*^(»i..  —  Ke- 
st-^.'i»  «^»fv  iu  Cherra  Punji.  —  Aus  «>inem  Brit'tV  G^rh.  Ko>.if'>  au^  Iripoli.  — 
I',>ji,  ■•'•:'  »h»;r  Canal  durch  den  Ihthmus  von  Darien.  —  W-'inbiu  In  M>- 
■[.\iT\.    —    Karte  von  Süd -Australien.  —   Goldi-xport  auH  der  C<*lonie  Vittoria      I7b 

A*D«^u  .)Vmn<;    von  Hamburg    nach  Brasilien.    —     Eisenbaimnetz  in   d*»r  'lür- 

i'i Si^nd  der   Aufnahme  uud   Beschreibunp  den  adriatiachea    Metr»:s. 

-  1  1  5-. •»*»>' Ucher  TeU^raph  zwischen  Habana  und  Omoa.  —  Thcecultur 
n  i'  nf'».-*'e.  — Expedition  nach  den  südafrikanischen  Goldfeldern.  —  Der 
-*.-       ':  .1- luanier,  —   Neue  Eisenbahn   durch   die  Colonie   Victoria       .     .     .     2'7^ 


SJiiir.g  der  geographischen  Gesellschaft  zu  Berlin  vom  7.  Decemher  1S68  .  «S9 

-  2.  Januttf      18G9  .  92 

-  -         -         -     15.  Januar        -      .  94 

-  6.  Februar       -      .  Iv^G 

-  6.   März             -       .  'J^l 

-  10.  April           -      .  283 

-  8.  Mai  '           -      .  ^SIJ 

-  -         -         -      5.  Juni            -  3.^:^ 

-  7.  Juli  -  .4  75 
lK*i  Ünmboldtieier  der  Berliner  Gesellschaft  für  Krdk.  am  14.  September  -  4^:1 
^V?,ai2^  dei   geographischen  Gesellschaft  zu  Berlin  vom  2.  October       -      .  i77 

-  -         -       7.  Novtinber    -      .  j^O 

-  -         -       4.  December  -      .  562 

Kecnter  Bericht  der  Carl  Ritter-Stiftung .     .  l'^9 

l'JrMiicht    der   vom  December   18H8    bis   November   18li9  ki       dem   Ge- 
biete der  Oeographie  erschienenen  Werke,  Aufsätze,  Karten  und  Plane. 

Von  W.  Koner 3o5 


Karten. 

T»f.     L     Das  Donan-Delta  reducirt  aus   der  Karte   des   Capt.  T.  Si»ratt,    mit 
Berichtigun(;en  von  H.  Kiepert.     Maa!sstab   1  :  51)0,00*). 

IT      Dä.1    Vorrücken    der   Küste    an    der    Po-M  indniij^    ecit    ?.wei    .lihr- 
bunderten,  nach  officiellen  Dokumenten  reducirt.    M.is'.j.-,-5ta'j  1 :  10<''.1'00. 
-     lU.     Di«  Ebene  von  Erzerura.    Von  W.  Sr.  reck  er.    Maa-s.^tab  1 :  J.'>(V.-'/0. 
IV.     Die  Ebene  von  Erzingjau.    V.>ü   vV.  Strecker     Maa^s^^b  l  :2.yj,'Hi  ;. 


i 


Ytn  Inhalt. 

Taf.    V.     Umgegend    von   Axum   und  Adoa    in   Tigre.     Trigonometrisch   auf^ 
genommen  von  W.  Schimper,  reduc.  von  R.  Kiepert. 

•     VI.     Profile  and  Umrisse  der  Umgegend  von  Axum  und  Adoa. 

-  VIL    Die  Ammons-Oaae  oder  Siuah.     Aufgenommen  1869   von  Gerhar^j 

Rohlfs. 

-  VIII.     Entwurf  eines  Theiles  von  Hoch -Armenien,  von  W.  Strecker.    Maas- 

Stab  1 :  5*25,000. 


\ 


•1 


f 


1. 


Ceber  die  Wcohre  Lage  der  in  Costarica  vergeblich 
suchten  reichen  Goldminen  von  Tisingal  und 

Estrella, 


Von  Dr.  A.  v.  Frantzias. 


Mit  Ausnabme  der  dürftigen  MittbeiliiDgen  über  die  Entdeckung 
und  Eroberung  Costaricas  ist  dieses  Land  bis  zur  Unabbfingigkeits- 
*.rLIarnug  der  spanischen  Colonien  so  gut  wie  gänzlich  unbt^kannt 
g«^l>iiebeD.  Als  darauf  durch  den  Verkehr  mit  fremden  Nationen  Cen- 
traiainerika  die  Aufmerksamkeit  Europas  auf  sich  zu  lenken  begann, 
traf  es  sich,  data  die  ersten  Schriftsteller,  welche  MittLeilungen  über 
Co.-taiica  lieferten,  durchaus  nicht  ihrer  Aufgabe  gewachsen  waren; 
es  worden  daher  durch  dieselben  eine  Menge  von  Unrichtigkeiten  und 
Irthumern  verbreitet,  die  von  späteren  Schriftstellern  nachgebetet 
worden  und  znm  Theil  noch  in  den  allerneuesten  Schriften  über  Costa- 
liCi*  angetroffen  werden.  Einige  der  wichtigsten  dieser  Unrichtigkeiten 
zu  berichtigen  und  auf  die  Fehlerquelle  zurückzufahren,  ist  der  Zweek 
dieser  Untersuchung. 

DJH  Geschichte  der  Entdeckung  und  Eroberung  von  Costarica, 
•fsi  Zeitraum,  der  zwischen  den  Jahren  1502  und  1580  liegt,  lehrt, 
dalö  G>starica  nicht  wie  andere  spanische  Colonieen  schnell  von  einer 
groisen  Menge  beutegieriger  Abenteurer  besucht  und  überfluthet  wurde. 
Tili  Gegentheil  war  die  Zahl  derjenigen  Europäer,  die  überhaupt  bis 
tPiQ  Anfange  dieses  Jahrhunderts  nach  Costarica  gekommen  sind,  eine 
^Kiir  geringe.  Trotzdem  liest  man  fast  in  alU^n  Schriften,  welche  über 
C^'ötarica  handeln,  dieses  Land  verdanke  seinen  Namen  „reiche  Küste" 
iunem  Goldreichthum;  <lie  Minen  von  Tisingal,  denen  von  Potosi  an 
K'^ichtbum  kaum  nachstehend,  wären  einstmals  von  den  Spaniern 
oearbeitet   worden,  seien  aber  in  Folge   einer  Empörung,   wobei  die 

Z«j'..-:jr.  d.  Ge»elhc.*i.  t  Erdlt.  Bd.  IV.  ^ 


^ 


A.  T.  Frantzini: 


Spanier  von  den  Indianern  ermordet  wurden,  verlassen  nnd  seitdem 
nicht  wieder  aafiufinden. 

Gewifs  mafs  es  Jeden,  welcher  weifs,  was  man  nnter  einem  Minen- 
besirk  versteht,  besonders  wenn  dieser,  wie  wir  weiterbin  sehen  werden, 
mit  vollem  Rechte  mit  dem  von  Potosi  verglichen  werden  konnte. 
Wander  nehmen,  dafs  derselbe  später  verloren  gehen  konnte.  Waren 
die  Minen  wirklich  so  reich,  wie  es  angegeben  wird,  so  war  noth- 
wendiger  Weise  aach  eine  grofse  Anzahl  von  Menschen  in  denselben 
beschäftigt^  und  es  mufsten  eine  Menge  von  schriftlichen  Urkunden  ') 
vorhanden  sein.  Selbst,  wenn  bei  einem  Aufstände  der  Eingeborenen 
sammtiicbe  anwesende  Spanier  getödtet  worden  wären,  so  roafsten 
immer  noch  eine  Menge  Personen  an  anderen  Orten  existircn,  die 
entweder    einstmals   in   den   Minen   gearbeitet  oder  mit  denselben   in 

m 

Verkehr  gestanden  hatten,  und  daher  über  den  Ort,  wo  die  Minen 
lagen,  Auskunft  geben  konnten.  Wir  dürfen  daher  mit  Bestimmtheit 
sagen,  einzelne  Silber-  und  Goldgruben  können  wohl  verloren  gehen, 
wenn  sie  durch  Zufall  verschüttet  oder  abäichtlich  verdeckt  werden, 
dafs  aber  die  Lage  eines  ausgedehnten,  in  Betrieb  gewesenen  Minen- 
bezirkes  wieder  vollständig  der  Vergessenheit  anheimfallen  konnte, 
ist  undenkbar. 

Als  ich  vor  zwölf  Jahren  nach  Costarica  gekommen  war,  intcr- 
essirte  ich  mich  natürlich  auch  zu  erfahren,  welche  Bewandtnifs  es 
mit  den  räthselhaften  Minen  von  Tisingal  habe,  von  denen  ich  schon 
in  Europa  in  mehreren  Schriften  über  Costarica  gelesen  hatte;  doch 
erhielt  ich  hierüber  selbst  von  denjenigen,  die  sich  am  meisten  für  das 
Minenwesen  interessirten ,  in  keiner  Weise  genugende  Auskunft.  Ich 
fragte  nach  den  Documenten,  welche  über  d^is  Vorhandensein  der 
Minen  Kunde  geben  sollten,  nnd  erhielt  zur  Antwort,  die  betreffenden 
Documente  seien  aus  dem  Archiv  von  Cartago  entwendet  und  würden 
verborgen  gehalten;  doch  niemals  gelang  es  mir  ausfindig  zu  machen, 
wer  die  Hehler  seien. 

Als  ich  mich  später  eingehender  mit  der  Geschichte  des  Landes 
beschäftigte,  war  es  mir  sehr  auffallend,  dafs  in  den  ältesten  Ur- 
kunden nirgends  Andeutungen  über  das  Vorkommen  reicher  Minen  in 
Costarica  zu  finden  waren,  während  die  Werke,  welche  von  den  reichen 


*)  In  den  spanischen  Colonien  wurde  von  dem  Goldgewinn  eine  Abgabe,  der 
sogenannte  „Quint".  an  die  Krone  y('/.ah]t  ,  mul  hiezu  ei^uns  l)f'sti!ninte  Schätz* 
nieister  nafamt>n  diesen  Antheil  in  F.nij.f.inii  und  filhricii  dariiber  Kechnung.  Diese 
R.^chnungcn  mtifsten  sich,  da  es  sieh  um  line  in  Cosiarioa  gelegene  Mine  handelt, 
in  Guatemala  oder  in  Spanien  finden.  Hat  man  dort  aber  etwas  der-irtiges  ge- 
funden? 


r 


Die  Tcrgeblich  gesuchten  reichen  Goldminen  von  Tisingal  und  Estrella.       3 


Mifi^n    von  Tidingal  and  Eatreila . bandelten ,    sehr  spaten  Datums 
waren. 

Das  älteste  Werk,  in  welchem  ich  den  Namen  Tisingal  fand, 
isi  das  geographische  Wörterbocb  über  Amerika  von  Alcedo  *) 
v^»in  Jahre  1786,  welches  bei  den  Spaniern  in  damaliger  Zeit  als  be- 
deutende Aatorit&t  gegolten  tu  haben  scheint.  Älcedo  sagt:  „Den 
Namen  „reiche  Käste'*  gaben  ihr  die  Spanier  wegen  des  vielen  Goldes 
und  Silbers,  welches  es  in  seinen  Minen  verschliefst,  und  aus  der  Mine, 
welch*'  man  Tisingal  nennt,  hat  man  nur  wenig  geringere  Reich- 
c^ifimer  herausgeholt,  als  aus  den  Bergen  von  Potosi  in  Peru.**  Leider 
giebt  Alcedo  die  Quelle,  aas  welcher  er  diese  Angabe  entnommen  hat, 
nicht  an,  indessen  bin  ich  zufälliger  Weise  so  glüokHch  gewesen,  die- 
ät'Ibe  aa&aiinden,  worüber  ich  weiter  unten  ausführlicher  sprechen 
werde.  Diese  Stelle  des  Alcedo  ist  deshalb  so  wichtig,  weil  aUe  späte- 
ro-n  Schriftsteller,  welche  Tisingal  erwähnen,  fast  wörtlich  das  von 
A?«*edo  Mitgetheilte  wiederholen.  So  sagt  z.  B.  Macculloch  in  seinem 
Dif^fiouary  geograpMcal  Statistical  and  historical  im  Artikel  y^Guatetnala^  i 
„  Fnnn  the  tnine  called  Tisingal  (Costarica)  says  Alcedo,  not  less  riches 
hire  been  extracted  than  from  tkat  of  Potosi  in  Peru;^  welch©  Stelle 
.%:cli  in  einer  kleinen  1851  in  London  erschienenen  Schrift  wiederßndet: 
i'rfncessions  of  extensive  Territory  in  CostaricOy  einer  der  vielen  Ten- 
d<?naschriften,  welche  zur  Colonisation  und  Einwanderung  nach  Costa- 
ri<'a  auffordern. 

In  einem  kleinen  in  Costarica  p^edruckten  Scbulbuche  von  Rafael 
(.>«cjo  finde  ich,  nachdem  dieser  über  die  Minen  von  Aguacate  ge- 
sprocbt-n,  folgende  Stelle'):  „aufserdcra  giebt  es  unzweifelhaft  welche 
j«in  allen  Gebirgen,  die  bis  jetzt  besucht  worden  sind,  und  vor  Allem 
'in^efindet  sich  die  von  Tisingal  in  der  Nähe  der  üeberreste  der  alten 
Stadt  £strella,  an  einem  der  ausgezeichneten  Häfen  gelegen,  welche 
die  Bucht  von  Bocatoro  enthält.  Einige  glauben,  dafs  der  ungeheure 
Reicbthum  dieser  Mine  und  der  Umstand,  dafs  sie  sich  an  der  Küste 


')  Diccionario   geografico -hisiorico   dt    las   Jndias    occidfmtale»    o   America  por 
Ant.  tU  Alcedo.     Madrid  1786.      Tom,!,     p.  670.      Costa- liica:  dieronU  el  nombre 
de   Co^ta'Rica  los  JEspanohs  por  el  mucho  oro  y  plata  que  encierra   en   sus  mmas; 
y  de  la  gue  llaman    Tisingal  se  ha  tacado  poco  menos  riqueza  que  del  cerro  ae  Po 
.'*>*'*   €71  el  Peru  etc, 

*}  Ademas  de  estas  Kay  positivamente  en  todas  las  serranias,  que  hnsta  ahora 
h'in  sidf  visiladas,  y  sobre  todo  se  halla  la  del  Tisingal  en  las  tnmcdinctonts  de 
''■■T  r^liquias  de  la  antigua  Ciudad  de  la  Estrella  sita  en  uno  dt  los  tj-eUntes  pturtos 
:  '^uj'fendidos  en  la  ensenada  de  Bocatoro.  Attjunos  cren  que  In  iumtma  rii^u-'za, 
»•  *-i'a  mina  y  la  circnnsiancia  de  kallarse  sobre  la  cnsta  dtl  mar  car.rt  du  origen 
/i  uomhre  Ae  Costu-ricn  que  conserva  nucstro  Estado.  J.ecaones  de  Geografia. 
:>a.^   Jos4   183.??.     p,  86. 


4  A.  T.  FranUinf: 

d«6  CarribiBcben  Meeres  befindet,  den  Ursprang  des  Namens  Cost»- 
ric*  TeranlaTst  habe,  welchen  unser  Staat  behalten  hat*' 

Osejo,  welcher  als  Lehrer  in  Gostarioa  in  den  dreiisiger  Jahren 
gewirkt,  und  ein  unterrichteter  Mann  war,  ist  der  erste,  bei  welchem 
wir  eine  genauere  Angabe  über  die  Lage  von  Tisingal  finden.  EjT 
mauste  sich  naturlich  fragen,  wo  kann  das  verlorene  Tisingal  gelegen 
haben?  Nun  £and  sich  in  alten  Urkunden,  dab  in  der  ersten  Zeit 
nach  der  Entdeckung  des  Landes  eine  spanische  Ansiedelung  Concep* 
don  am  Estrellaflusse  existirt  habe,  dais  diese  aber  Tsrlassen  wurde, 
nachdem  im  Jahre  1610  die  bis  dahin  unterjochten  Bingeborenen  sich 
empört  und  die  Spanier  getödtet  hatten;  Osejo  zog  daher  den  Schluls, 
dafs  hier  auch  die  verlorene  Mine  von  Tisingal  gelegen  haben  müsse, 
denn  einen  anderen  bestimmten  Grund  oder  Gew&hrsmaon  fuhrt  er 
nicht  an;  er  ist  demnach  der  erste  Schriftsteller,  welcher  Tisingal  in 
die  N&he  der  Stadt  Estrella  verlegt  Seit  der  Zeit  sprechen  daher 
fast  alle  sp&teren  Schriftsteller  so,  als  wenn  Tisingal  und  Estrella  swei 
reiche,  nahe  aneinander  gelegene  Minenst£dte  gewesen  seien. 

Nur  wenig  abweichend  von  dem,  was  wir  bei  Osejo  lesen,  ist 
die  MittheiluDg  des  englischen  Ingenieurs  H«  Cooper»  der  im  Aof- 
trappe  der  Regierung  den  Weg  von  Cartago  nach  Moin  untersucht 
hatte,  und  im  Jahre  1838  einen  Bericht  darüber  herausgab.  Er  sagt 
daselbst '):  „Der  Hafen  von  Limon  befindet  sich  in  der  N&he  des  alten 
Hafens  von  Estrella  und  den  reichen  Minen  von  Tisingal,  welche  aus 
einer  mir  unbekannten  Ursache  verlassen  wurden.^  —  „Nach  den  Ueber- 
lieferungen,  welche  an  dieser  Küste  vorhanden  sind,  waren  die  Minen 
von  Tisingal  ebenso  reich,  wie  die  von  Potosi  in  Peru,  und  es  ^xistir- 
ten  directe  Verbindungen  mit  Spanien;  doch  in  Folge  eines  unklugen 
Verfahrens  wurden  die  Bewohner  und  die  kleine  Besatzung,  welche  in 
dem  befestigten  Platze  war,  in  einer  von  den  Indianern  angestifteten 
Empörung  niedergemacht,  nachdem  diese  unglückliche  Colonie  von  dem 
General-Capitain  von  Costarica  und  Talamanca  ihrem  Schicksal  über- 
lassen worden  war."  Weiterhin  fordert  Cooper  zu  Expeditionen  auf, 
um  jene  Minen  wieder  aufzufinden,  wobei  er,  abweichend  von  der  An- 
sicht von  Osejo,  es  als  ausgemachte  Sache  annimmt,  dafs  dieselben  in 
der  Nähe  eines  Estrellaflusses  lägen,  den   er  in  die  Bucht  zwischen 

')  El  Puerto  del  Limon  r^fa  en  las  immefiiaciones  del  antiguo  Puerto  della 
Estrella  i  ricos  minerales  del  Tisingal,  gue  fueron  abandonados  no  sv  por  qu^ 
catMa.**  —  „Lros  minas  de  Tisingdl  segun  las  tradiciones  que  kai  en  esta  cjvsta, 
fueron  tan  ricos  como  las  de  Potosi  en  el  Peru  i  habia  relaciones  directamen  tf^  con 
Espaha;  pero  por  una  imprudencia  los  habitantes  i  la  pequena  fucrza  que  "habia  en 
el  Castillo  fueron  degollados  en  una  revolucion  que  formaron  los  tndioa*,  Jiabiendo 
sido  abandonada  esia  Colonia  infeliz  a  tu  auerte  por  el  Capitan  Je^neral  de  Costa- 
fica  i  Talamanca,* 


Die  TMgeblidi  geraehten  meben  Ooldminen  toh  Tlaingal  lud  Bttr^la.       Jfc 

CiguiU  «na  PanU  Garet«  verlegt,  wobei  er  bemerkt,  dafa  die  Entfer- 
nang  tod  Gartago  bis  kn  jenem  Flatse  nur  ange(khr  22  L^uae  betrage. 

Ich  glftttbe,  hier  anch  dae  eine  Menge  von  Unrichtigkeiten  est« 
haltende,  im  Jahre  1649  erschienene  Werk  von  A.  von  Bfilow  «Aoa- 
wandemng  and  Colonisadon  etc^,  erwfihnen  so  mSssen.  y.  Balow  sagt 
daselbst  S.  292:  „Die  vorsfigHchsten  Minen  sind  im  Gebirge  von  Agaa- 
este  TisingaU  San  Mateo,  San  Felipe  etc.»  sie  wurden  von  der  Anglo- 
Costa-Rica  Economical- Mining  Company  in  England  bisher  anter  der 
Direetion  eines  Deutschen  J.  Barth  bearbeitet.^  Nach  dieser  Angabe 
mfifiste  man  glauben,  daüs  Tisingal  im  Aguacate  liege  und  jetzt  noch 
bearbeitet  werde.  San  Mateo  ist  keine  Mine,  sondern  ein  Dorf  am 
FWse  des  Aguacategebirges,  und  San  Felipe  ist  ein  in  Costarica  nicht 
vorhandener  Ortsname. 

Fast  gleichzeitig  erschien  ein  Werk,  von  dessen  Verfasser  man 
am  allerersten  Aufschlüsse  über  deo  betrejQPenden  Gegenstand  erwarten 
dürfte,  weil  er  der  erste  und  bis  jetzt  einzige  ist,  welcher  sich  mit 
dem  Quellenstudium  der  filtesten  Geschichte  Costaricas  beschfifUgt  hat. 
Der  Verfasser  dieses  bis  jetzt  noch  unfibertroffenen  Werkes  fiber  Coeta- 
rica')  ist  der  bekannte  Felipe  Molina.  Er  wurde  im  Jahre  1850  von 
der  costarioensischen  Regierung  nach  Spanien  gesandt,  um  daselbst  Do- 
comente  aufzusnchen,  welche  die  Legalit&t  der  Ansprache  Costaricas  in 
den  Grenzstreitigkeiten  mit  den  Nachbarrepubliken  Nen-Granada  und 
Nicaragua  beweisen  sollten.  Er  fand  in  Sevilla  eine  ^nzahl  für  die 
Sltere  Gresehichte  von  Costarica  sehr  wichtiger  alter  Urkunden.  Da 
es  wohl  anzunehmen  ist,  dafs  er  aus  eigenem  Antriebe  oder  im  Auf- 
trage der  Regierung  zugleich  auch  sein  Augenmerk  auf  alte  Akten- 
stücke gerichtet  hat,  die  über  Tisingal  Auskunft  geben  könnten,  so  ist 
es  gewifs  sehr  auffallend,  dafs  er  dort  nichts  über  diesen  Gegenstand 
aufgefunden  hat.  Wir  finden  daher  in  seinem  Werke  nur  dasselbe, 
was  wir  von  Osejo  erfahren,  und  zwar  mit  folgenden  Worten  p.  33  '): 
^Man  vermaUiet,  dafs  die  Goldmine,  genannt  Tisingal,  welche  dem 
Laude  den  Namen  gab,  nahe  an  der  Grenze  von  Neu -Granada  am 
atUn tischen  Ocean  liege. *^    Ferner  spricht  er  p.  12')  ausführlicher  über 


*)  Bosquejo  de  la  Rqmblica  de  Costarica,  Ntteva  Torh  1851.  Deutsch  nnUr 
dem  Titel:  Costarica,  Obenetst  von  A.  v.  Bttlow  1860  nach  einem  früheren  Werk 
T<m  F.  MoUna:  C<h^  ^oeil  f^ide  «nr  la  Repnblique  de  Costa  Rica.    Pari*  1S4S. 

•)  8e  tvpOHt  que  la  mina  de  oro  llamada  el  lUingalf  jwe  did  nombre  al  paie, 
Uta  eiiiuada  eerca  de  la  frontera  de  Nueua  Granada  «m  el  AtlanUeo, 

')  La  tradicion  generalmenU  recibida,  y  qae  $e  apoya  en  documentoa  gae  m 
«i»«eo  ttun  reciente  exiitian  en  loa  arthivoe  y  que  deegraciadamenie  han  deeapareeidOf 
eä  eamo  en  la  antoridad  de  algunoa  etcritoree  e$  gve  e$ta  tignifieatha  dmotnänadon 
la  debe  Costa  Rica  a  la  existencia  de  ciertas  minas  de  oro  llamadas  el  Tisingal, 
sümda$  m  la  Costa  del  Atlantieo,  eerca  de  Boea  TorOf  donde  emstid  la  emti» 


y 


y 


0  A.  ▼•  Franttimt: 

dieteii  Gegenstand  and  sagt:  ^Die  allgemein  angenommene  Lage, 
wekhe  sich  auf  Handschriften  stfitst,  die  noch  in  der  jfingsten  Zeit  in 
den  Archiven  existirten,  anglncklicher  Weise  aber  verloren  gegangen 
sind,  sowie  auf  die  AatoritSt  einiger  SdiriftsteUer,  ist  die,  da(s  Costa» 
rica  diese  beEeichnende  Benennung  dem  Vorhandensein  gewisser  Oold- 
minen,  genannt  Tisingal,  verdanke,  welche  an  der  Efiste  des  atlanti- 
schen Oceans,  nahe  bei  Boca  Toro  lagen,  woselbst  die  alte  Stadt 
Estrella  lag.  Dennoch  bin  ich  geneigt  za  glaaben,  dafs  sie  keinen 
anderen  Ursprang  hat,  als  denjenigen  von  der  übertriebenen  Vorstellong, 
welche  sich  der  Admiral  Columbas  vod  den  Reichthümern  jener  Gegend 
bildete,  als  er  an  deren  Euste  vorbeifuhr.^  Ferner  sagt  er  noch  p.  13  '}: 
^Es  ist  kein  Zweifel,  dafs  die  Provinz  im  Laufe  der  Jahre  1560  bis 
1600  einen  hohen  Grad  von  Bluthe  erreichte,  sowohl  durch  die  Be- 
arbeitung der  Minen  von  Tisingal,  als  auch  durch  die  Entwickelung 
seines  Ackerbaues.^ 

Beiüe  Stellen  weisen,  wie  gesagt,  darauf  bin,  dafs  Molina  sowohl 
den  AIcedo  als  auch  die  Angaben  von  Osojo  vor  Augen  hatte,  indem 
er  Tisingal  an  den  Estrellaflnfs  verlegt  und  gestützt  auf  alte  Quellen, 
die  er  in  seiner  Abhandlung  über  die  Grenzstreitigkeiten  *)  anführt, 
behauptet,  dafs  dieser  Plufs  sich  in  die  Chiriquilagune  ergiefse.  Was 
IfoUna  über  Tisingal  mittbeilt,  ist  nur  eine  Wiederholung  desjenigen, 
was  wir  bei  AIcedo  und  Osejo  gefunden  haben.  Wenn  er  aber  be- 
hauptet, dafs  Costarica  zwischen  1560  und  1600  schon  eine  blühende 
Provinz  war,  so  läfst  sich  aus  einem  erst  kürzlich  in  Guatemala  auf- 
gefundenen, höchst  interessanten  Aktenstücke,  welches  ich  im  Mane- 
script  besitze  und  der  Güte  des  Herrn  Francisco  Iglesias  verdanke, 
gerade  das  Gegentheil  beweisen,  indem  aus  jenem  Aktenstücke  her- 
vorgeht, dafs  die  ersten  spanischen  Eroberer  und  Ansiedeier  damals 
mit  der  grÖfsten  Notb  zu  kämpfen  hatten. 

In  dem  vortrefflichen  Geschieh tswerke  von  Pelaez')  findet  sich 
nur  an  einer  einzigen  Stelle  (Tom  II  p.  169)  der  Name  Tisingal  er- 
wähnt, wobei  sich  der  Verfasser  ebenfalls  auf  die  oben  angeführte 
Stelle  des  AIcedo  bezieht 


dndad  de  la  Ettreila.  Sin  «mbargo  yo  me  inclino  a  pensar  que  no  ha  tenido 
otro  origßn,  que  el  concepto  exagerado,  que  te  formö  el  Almirante  Colon  de  las 
riquezas  de  aqttella  region^  cuando  recorrio  eu  litoraL 

')  No  cabe  duda  que  la  provineia  alcamö  un  alio  grado  de  proitperidad  etUre 
los  anoi  1560  g  1600  ga  por  el  laborio  de  la»  minas  de  Tisingal j  ga  por  el  desor- 
rollo  de  su  agricultura. 

')  Costarica  g  Nueva  Granada  ^  cuestion  de  limites  por  Felipe  Molina.  Wa^ 
shmgton  1S52.    p.  10. 

'}  Memorias  para  la  historia  del  antiguo  Heino  de  Owitemala.    GvaUnuUa  IS(2- 


Die  rerg«bUch  gesacbten  reiekea  Gfoldminen  Ton  Tüingal  nnd  EstreÜa.       7 

Was  M.  Wagner  aber  die  llinea  Yon  Tisingal  im  Aobange  seines 
Boehes  (Die  R^oblik  Costarica  1856)  sagt,  beruht  aof  einer  sehr 
oDgenaaen  Uebersetsong  des  von  Molina  Mitgetfaeilten ,  nnd  steht  in 
eioem  auffallenden  Widerspräche  mit  den  Beroerkangen  seines  Reise« 
gcfihrten  G.  Scherser,  der  S.  562  in  sehr  verständiger  Weise  ^den 
Mangel  an  jeder  authentischen  Kunde  über  den  wirklichen  Bestand 
to  geheimnifsToUen  Ooldbergwerkes  von  Tisingal^  hervorhebt. 

Aach  in  Frankreich  ist  der  Rof  von  dem  alten  Tisingal  verbreitet 
worden.  Lafond  de  Lurcy  spricht  in  seiner  kleinen  Schrift  fiber 
Golfo  Dulce')  in  sehr  positiver  Weise  über  Tisingal  und  sagt:  On  y 
iCoiiariea)  exphiia  langiemps  ceile  de  Tisingal  qui  produisait  anwueüe' 
MMl  ptusieurs  miUions  de  piasires.  Les  mauvais  traitementt  et  les 
pexaiicns  amxqueh  les  Colone  ätaieni  expoeie  de  la  pari  du  gotneruO' 
■teal  eepagnoly  nan  moins  que  les  incursiom  qu'ih  ettreni  ä  souffHr  de 
nambreux  piraiee  les  forctreni  d*abandonner  leurs  exploUations  et  leurs 
etabUssemenis, 

Auch  dasjenige,  was  der  durch  den  Secessionskrieg  bekannte 
Unionsgeneral  Thomas  Francis  Meagher  in  seinen  y^HolidajfS  in 
Costariea*)^  fiber  den  Reichthum  der  Minen  von  Tisingal  und  Estrella 
aogiebt,  rfihrt  nur  aus  mündlichen  Mittbeiluugen  her,  die  ihm  während 
seines  Aufenthaltes  in  Gostarica  von  einzelnen  Personen  zugingen, 
mit  welchen  er  in  näherem  Verkehr  stand,  und  entbehren  jeder  zuver* 
lässigen  Begründung.  Er  sagt  daselbst:  „Vor  drei  Jahrhunderten 
gingen  jährlich  zwei  Galieonen,  beladen  mit  dem  Staub  und  Erz  der 
berohmten  Silber-  und  Goldminen  von  der  Mundung  des  Estrella  nach 
Cadix.  —  Der  undurchdringliche  Wald  verwischte  die  Fufstapfen  der 
Spanier,  er  verlöschte  sie  gänzlich  und  vielleicht  für  immer;  und  Alles, 
was  man  in  Gostarica  und  anderswo  von  den  wunderbaren  Minen  von 
Estrella  ond  Tisingal  weifs,  ist  das,  was  uns  die  Volkssage  und  die 
Binbildnngskraft  der  Indianer  überliefert'^ 

Eine  eigentliche  Volkssage  über  jene  Minen  existirt  fiberhaupt 
in  Costarica  nicht,  am  wenigsten  im  Gebiete  der  Talamanca-Indianer, 
wo  man  sie  sucht,  nnd  wo  der  Name  Tisingal  gänzlich  unbekannt  ist 
Aach  anderswo  beim  niederen  Volke  ist  er  wenig  bekannt,  nur  die 
sogenannten  gebildeten  Gostaricenser  wissen  davon  zu  erzählen,  und 
zwar  nicht  mehr  und  nicht  weniger,  als  dasjenige,  was  in  den  ange- 
führten Schriften  mitgetheilt  worden  ist 

Es  wurde  gewifs  den  Leser  ermüden,  wenn  ich  in  ähnlicher  Weise 
aUe  diejenigen  kleinen  Flug-  und  Tendenzschriften  aufnehmen  wollte, 


')  Notice  mr  U  Oolfo  Dulce  par  Gab.  Lafond  de  Lurcy,    Paris  1866.    p,  9 
*)  Horp^s  Ne»  Mimtkly  Magazine,     1860.     Vol.  XX.    p.  810. 


9  A«  ▼•  Vvaatsivi: 

die  in  der  Absieht,  Cotlwioa  s«  enpfeUen,  giiis  baModers  md  £e 
raichea  GoUnuaen  von  TiBiagd  and  Sttrelln  lutfaMcluMii  mnchen» 
deren  Lege  man  noch  immer  niefat  kennt,  ja  deren  Vorhandeneeia 
nock  nicht  einmal  festotehl. 

Der  Tellatftndigkeit  halber  erwAhne  ich  jedoch  hier  noch  die  ia 
einer  im  Jahre  1663  in  Cartago  erschienenen  Zeitschrift,  La  Bstrella 
del  Norte,  anter  dem  Titel  ^Andgoidades^  Tcröffentlichten  IGtdieilaBr 
gen  über  die  Altere  Geschichte  Costaricas  von  Felix  Mata,  Da  ia- 
deasen  der  Verfasser  selbst  sie  nor  als  Erinnerangen  ron  Erzfthlangeo 
ansgiebt,  die  er  als  Knabe  aas  dem  Mande  einiger  alten  Missionlre 
hörte,  so  haben  dieselben,  besonders  anch,  da  sie  nichts  Nenes  enthalten, 
kein  historisches  Interesse.  Ich  unterlasse  es  daher,  aasföhrlicher  dai^ 
aaf  einsogehen.  Da  Mata  ein  Schiller  von  Osejo  war,  so  verlegt  er 
ebenfalls  wie  jener  Tisingal  in  die  Nfihe  von  Estrella,  and  dieses  letz- 
tere nach  Boca  del  Toro. 

Ein  Rfickblick  aof  die  bis  jetrt  angefahrten  Schriften  lehrt  nna' 
dab  Alcedo  der  erste  Schriftsteller  ist,  bei  welchem  sich  das  Wort 
Tisingal  findet;  er  sagt,  dafs  Tisingal  eine  sehr  reiche  in  Gostaricm 
gelegene  Bline  sei,  and  da&  dieses  Land  derselben  seinen  Namen  ver- 
danke. Osejo  verlegt  darauf,  ohne  einen  Grand  dafür  aosugebea, 
diese  Mine  in  die  Nähe  der  Stadt  Estrella,  and  behauptet  ebenso  will- 
kürlich, dab  sie  an  der  Cbiriqoilagune  liege.  Seitdem  werden  Tisingal 
und  Estrella  als  zwei  sehr  reiche  Minen  identificirt,  und  da,  wie  wir 
weiter  unten  sehen  werden,  die  Ansichten  der  Schriftsteller  über  die 
Lage  von  Estrella  sehr  von  einander  abweichen,  so  ist  dasselbe  natar* 
lieh  auch  mit  der  Lage  von  Tisingal  der  Fall. 

Ebenso  wie  der  Name  Tisingal  in  den  filteren  historischen  Werkea 
vergebens  gesucht  wird,  vermissen  wir  ihn  auch  auf  den  älteren  Karten. 
Dagegen  findet  er  sich  erst  auf  einigen  gans  neuen  Karten,  und  swar 
auf  der  von  M.  Wagner  und  der  von  H.  Kiepert*).  Auf  der  erste- 
ren,  einer  genauen  Copie  der  in  Molinas  j^Bosquejo^  enthaltenen,  ist 
Tisingal  nördlich  vom  Pico  de  Rovalo  angegeben,  da  wo  sich  in  Wirk- 
lichkeit das  Gebiet  des  Chanqueneflnsses  befindet  Auf  der  anderen 
li^  Tisingal  in  der  Nähe  eines  Estrellaflusses,  den  Kiepert  südlich 
von  Caguita  in's  Meer  münden  l&fst. 

Es  ist  sehr  auffallend,  dafs  ungeachtet  des  bedeatenden  Rafes,  in 
welchem  nach  den  genannten  Schriften  die  Minen  von  Estrella  nnd 
Tisingal  gestanden  su  haben  scheinen,  dennoch  erst  in  so  q^ter  Zeit 
Anstrengungen  gemacht  worden  sind,  um  sie  wieder  aufsnfinden. 
Ebenso  auffallend  ist  es,  dafs  die  dasu  unternommenen  Expe- 


>)  Nene  Karte  von  Mittelamerika,  von  H.  Kiepert    B«rlin  (D,  Reimer)  1S&8. 


Die  Teigelklidi  gtfiieltten  reSdim  Goldminen  ron  Tbingal  und  EitrelU.       9 

liiidneo  weder  von  geeigiMten  PersSnIidikeiten  aaegefilhrt  wurden, 
•imiiitlicfae  waroD  lOgeDeiiiHe  OHSektritter,  keiner  ein  Bergmann 

Fach,  noch  dafs  binreiohenile  Geldmittel  dam  verwendet  worden 
wiieo.  Dies  Allea  deolet  darauf  bin,  dafs  die  schrifdlchen  Ueberliefe^ 
raagca  in  Besag  auf  die  Oertliebkeiten  der  Mine  sehr  ungenau  sein 
auiftten,  und  dab  die  oben  angefahrten  Bebauptangen  fiber  das  Vor- 
handenaein  jener  reichen  Minen  bei  den  Einsiebtigeren  keinen  rechten 
Olaoben  fanden.  Nichtsdestoweniger  sind  eine  ganse  Anzahl  kleiner 
wod  grSfaerer  Expeditionen,  welche  die  Auffindung  der  Mine  zum  Zweck 
hatten,  wirkHeh  gemacht  worden.  Zuerst  ging  Jos6  Maria  Figueroa 
SOS  Cartago  im  J.  1843  von  Moin  nach  Gaguita,  von  hier  über  Cuabre  den 
Sizaulafliifs  hinauf,  dann  zu  Lande  nach  Bribri  und  weiter  landeinwärts 
Us  aaf  den  Kamm  des  Gebirges  von  Pico  Blanco;  er  blieb  sechs  Monate 
nnterw^^  Im  Jahre  1845  wiederholte  er  die  Reise,  ging  aber  diesmal 
von  Caguita  zu  Lande  nord^vestlich  nach  dem  North  «River  ')  bis  zu 
deaaen  Quellen,  und  blieb  vier  Monate  in  jener  Qegend.  Figueroa  be- 
hauptet, dafa  die  goldreichste  Stelle  zwischen  den  Quellen  des  Teliri,  des 
■SrdliehMen  Nebenflusses  des  Sixaula,  und  dem  North-River  liege,  welche 
FKsae  hier  höchstens  4  bis  5  Leguas  von  einander  entfernt  sind.  Hier 
hatte  man  ein  StSck  eines  Mahlsteines  gefunden,  wie  sie  im  Lande  zum 
Ersmahlen  geraucht  werden,  und  er  sieht  darin  einen  Beweis,  dafs  hier 
sdion  frftber  nach  Gk>ld  gesucht  worden  sei;  er  fand  auch  in  einem 
kleinen  Bache,  Namens  Orosi,  der  dem  Coenflusse  zuströmt,  Wascb- 
fjoldj  and  traf  bei  den  Indianern  dieser  Gegend  reichen  Goldschmuck, 
der  offenbar  alter  Arbeit  war. 

Bald  darauf  ging  Francisco  Gutierrez,  ein  Mann  von  hoch- 
fahrenden Plftnen,  im  Jahre  1852  auf  dem  alten  Wege  der  Spanier 
nach  dem  Talamancagebiet  in  jene  Gegend.  Das  erste  Stück  dieses 
Weges  von  Angostura  bis  zum  Pacuarfiusse  wurde  damals  gerade  von 
der  Berliner  Colonisationsgesellschaft  unter  der  Leitung  des  verstorbe- 
nen Baron  von  Bulow  zu  einem  Fahrwege  hergerichtet;  vom  Pacuar 
l^g  er  dann  nach  dem  Chirrip6flu&,  woselbst  sich  die  daselbst  an- 
Indianer anfangs  feindselig  gegen  ihn  benahmen,  und  sich 
Vonrathes  von  Lebensmitteln  bemächtigten,  dann  aber  finderten 
sie  ihr  Benehmen  und  blieben  in  der  Folge  freundschaftlich  gegen  ihn 
gesonnen.  Br  kehrte  jedoch  bald  zurSck  und  lernte  zwischen  dem 
GhirrqNS  und  dem  Pacuar  eine  schöne  Hochebene,  genannt  Schara, 
kennen,  die  er  spiter  als  Staatsland  von  der  Regierung  kaufte  und 


*)  Ich  wUila  in  Veilanfe  dieMr  Arbeit  abskhtlieh,  «m  d«n  Leser  nicht  s« 
▼crwirmi,  den  Kamen  North-River,  obgleich  derselbe  Flufs  heote  anch  den  Namen 
Batrollaflafs  führt.  Ich  vermeide  diesen  Namen  ans  dem  Grande,  damit  der  Leser 
dadareh  nicht  vtileitai  werde,  n  glauben,  dies  sei  der  alte  Estrellaflurs. 


tO  A.  V.  Fraatsiai: 

MoravU  aannte.  Hier  erhielt  er  Kuniie  tod  dem  Vorkottmen  von  Ooid 
in  einem  nahebei,  oberhalb  der  IndianeraneiedelaBgea  von  Chirrtpi 
gelegenen  Berge ,  welcher  den  Namen  Cerro  de  San  Maleo  *)  fahrt, 
Yon  den  Indianern  aber  Acabä  genannt  wird.  Um  diesen  niher  keoBen 
zji  lernen,  schickte  er  im  folgenden  Jahre  Lieute  dortbin,  am  von  Mo* 
tavia  ans  einen  Weg  nach  diesen  Berg  sq  eröffnen,  welche  ain  süd- 
östlichen Fals  desselben  Sparen  von  Erzgängen  antrafen.  Noch  in 
demselben  Jahre  ging  Outierrez  mit  einigen  Arbeitern,  anter  welchen 
sich  ein  gewisser  Jose  Maria  Coronel  befand,  dorthin.  Da  jedoch  die 
Arbeiten  an  diesem  Berge  keinen  Ertrag  lieferten,  so  kehrte  er  nach 
Moravia  zarück  and  begann  daselbst  Taback  za  banen. 

Zwei  Jahre  spfiter  (1855)  ging  ein  gewisser  Canuto  Picado 
nach  demselben  Cerro  de  San  Mateo,  um  daselbst  sein  Gluck  in  Minen- 
arbeiten zu  versuchen,  doch  stellte  auch  er  seine  Arbeit  bald  ein,  nacb* 
dem  er  einige  Zeit  vergebens  gearbeitet  hatte.  Ebensowenig  Erfolg 
hatte  eine  Expedition,  die  der  obengenannte  Coronel  im  n&chsten  Jahre 
auf  eigene  Rechnung  unternahm. 

Nur  als  Beweis,  wie  wenig  umsichtig  die  Untersuehungsreisen  in 
jene  Gegenden  ausgeführt  wurden,  führe  ich  hier  eine  Reise  von  zwei 
Deutschen  an,  die  im  Jahre  1856  von  Texas  nach  Matina  gekommen 
waren,  und,  ohne  der  spanischen  Sprache  mächtig  zu  sein,  sich  von 
einem  Mulatten  in  das  Gebiet  des  Sizaulathales  führen  lielsen.  Sie 
kehrten  nach  achtzehn  Tagen  zurück  und  wufsten  nicht  einmal  anzu- 
geben, wo  sie  gewesen  waren;  sie  konnten  daher  nur  sagen,  dafs  sie 
beständig  bergauf  und  bergab  im  dichten  Urwalde  gegangen  wären, 
dais  sie  eine  Anzahl  Flusse  passirt  und  hin  und  wieder  einige  In- 
dianer gesehen  hätten ;  von  Gold,  welches  zu  suchen  der  Zweck  ihrer 
Reise  gewesen  war,  hatten  sie  natürlich  keine  Spur  gefunden. 

Der  Cerro  de  San  Mateo  war,  wie  wir  gesehen  haben,  in  d^r  letz* 
ten  Zeit  das  Ziel  aller  derjenigen  gewesen,  die  in  jenen  Gegenden 
nach  Gold  suchten.  Daher  wurde  ein  gewisser  Pedro  Iglesias  auf 
Kosten  einiger  wohlhabender  Bewohner  von  Cartago  im  Jahre  1858 
ebenfalls  nach  jenem  Berg  geschickt,  woselbst  er  ebensowenig  bauwür- 
dige Erzgänge  fand,  als  seine  Vorgänger;  keinen  besseren  Erfolg  hatte 
eine  nochmalige  Expedition  des  bereits  erwähnten  Coronel  im  Jahre 
1859. 

Im  Jahre  1862  nahm  sich  ein  junger  Mann  aus  Cartago,  Namens 
Manuel  Marchena,  dessen  Vater  in  den  Besitz  von  verschiedenen 
auf  die  Missionen  im  Talamancagebiet  bezüglichen  Dokumenten  aus 
dem  Convent  von  Orosi  gekommen  war,  den  North-River  zum  Ziel, 


^)  Auf  den  meisten  Karten  flüschlich  Cerroe  de  HatinA  genaanC. 


Die  Tergeblich  g^nchten  reichen  Goldminen  ron  Tisingal  and  Estrella.      ]  i 

weä  er  glaabte,  dieser  Flafs,  der  beate  aacfa  EatrellaflaTs  genannt  wird, 
sei  der  in  den  alten  Urkunden  erwfibnte  Flaue  gleichen  Namens.  £r 
ging  von  Moin  naeb  der  Mündnng  dieses  Flusses,  doch  kehrte  auch 
er,  nachdem  er  ihn  eine  Strecke  flufsanfwfirts  verfolgt  hatte,  anver^ 
ijchleter  Sache  zurück. 

Eine  nochmalige  gröfsere,  gut  ausgerüstete  Expedition  unternahm 
der  oben  genannte  Pedro  Iglesias  im  Februar  des  Jahres  1863,  und 
xwar  dehnte  er  diesmal  seine  Reise  auch  auf  das  Sizanlathal  aus.  Er 
ging  2u  Wasser  von  Moin  nach  Gaguita,  dann  zu  Fnfs  nach  Cuabre 
and  von  hier  in  einem  Boote  den  Sixaulaflufs  hinauf.  Zunächst  fand 
er  im  Urenflusse,  einem  der  Nebenflüsse  des  Sizaula,  Spuren  von  Gold 
and  Kupfer,  und  in  einigen  Bächen  nahe  bei  San  Jos^  de  Cabecar  am 
CoeDflnsae  ebenfalls  einiges  Waschgold.  Von  hier  ging  er  zum  North- 
River  und  fand  daselbst  in  einigen  Quarzscbichtcn  sowie  in  einigen 
Quellen  einzelne  Goldkorner,  doch  war  das  Gold  in  so  geringer  Menge 
vorhanden,  dafs  es  nicht  die  Muhe  des  Waschens  belohnte.  In  dieser 
Gegend  erbot  sich  ein  Indianer,  ihm  eine  reiche  Mine  zu  zeigen,  die 
vier  Legnas  vom  Hafen  entfernt,  am  rechten,  südlichen  Ufer  des  North- 
Rivers  liegen  sollte.  Doch  waren  gerade  um  diese  Zeit  sämmtliche 
Beiner  Leute  erkrankt,  weshalb  er  sich  genöthigt  sah,  ohne  die  Mine 
aa&usucben,  die  Rückkehr  anzutreten,  nachdem  er  sechs  und  einen 
halben  Monat  unterwegs  gewesen  war. 

Aufser  diesen  von  Costaricanern  unternommenen  Entdeckungsreisen 
hat  es  indessen  auch  nicht  an  solchen  gefehlt,  die  mit  bedeutenderen 
Opfern  an  Geld  von  Ausländern  unternommen  wurden.  Mehr  als  ein- 
mal kamen  in  Nordamerika  besonders  dazu  ausgerüstete  Schiffe  nach 
der  Chiriquilagune,  deren  Mannschaft  hier  Nachforschungen  nach  den 
venchollenen  Goldminen  anstellte,  indessen  hatten  auch  diese  keinen 
besseren  Erfolg,  als  die  erwähnten  Expeditionen  der  Gostaricaner. 

Der  genannte  Gerro  de  San  Mateo,  welcher  die  meisten  Gold- 
soeher,  die  auf  die  Auffindung  der  Minen  von  Tisingal  und  Estrella 
ausgingen,  zu  genaueren  Nachforschungen  veranlafste,  ist  ein  nörd- 
licher Alisläufer  des  Chirripo's  und  liegt  am  linken  Ufer  des  oberen 
Laufes  des  Chirripoflusses;  sein  Gipfel  ist  mit  Savannen  bedeckt,  und 
eine  Anzahl  von  Quarzgängen  deutet  auf  Metallgehalt  hin. 

Anfser  diesem  Cerro  de  San  Mateo  wird  ein  anderer  Berg  für 
goldhaltig  gehalten,  welcher  zwischen  dem  North-River  und  Teliri  liegt. 
Femer  finden  sich  auch  noch  in  verschiedenen  Bächen,  die  im  Pico* 
Blancogebirge  entspringen  und  den  Nebenflüssen  des  Sixaula  zuströmen, 
Sporen  von  Waschgold. 

Daa  ganze  Resultat  der  vielen  Reisen  beschränkt  sich  demnach 


12  A.  T.  FrmDttinf: 

danmfy  d^b  man  an  Teraehiedenen  Stellen  der  Berge  goldhaltiges  Oe* 
stein  antraf,  nirgend  aber  Sparen  gröfserer  alter  Minenarbeiten.  Zwar 
behaupten  mehrere  Reisende,  dafs  sie  an  einigen  Stellen  Spnren  k6nst* 
Kch  hergestellter  nnd  Tielbetretener  Wege  gefanden  hätten, 
woraus  sie  folgern,  da  die  Herstellung  derselben  einstmals  einen  grofsen 
Kostenaufwand  erfordert  habe,  dafs  diese  Wege  nur  sehr  reicher  Minen 
wegen  angelegt  worden  sein  könnten. 

Derartige  Sparen  finden  sich  in  der  N&he  des  Chirripoflusses  an 
seinem  linken  Ufer,  eine  Legua  flufsabwftrts  von  der  Stelle,  wo  sich 
die  einzelnen  Indianeraosiedelangen  befinden.  'Hier  sieht  man  an  einer 
steilen  Felswand  von  30  bis  40*  Böschung  in  einer  Lfinge  von  50  bis 
60  Fufs,  in  den  Felsen  eingehauene  Staffeln,  auf  welchen  deutlich  die 
Abnutzung  durch  Maulthierhufen  zu  erkennen  ist.  Femer  sah  ich  selbst 
an  einer  Stelle  zwischen  dem  Facuarflusse  und  Moravia,  die  den  Na- 
men Surtnval  fuhrt,  grabenartige  Vertiefungen,  die  offenbar  knnstlidi 
gemacht  worden  sind  und  fSr  alte  Wege  gehalten  werden.  Auch  in 
der  Nfihe  des  North-River  sollen  derartige  grabenartige  Einschnitte  an- 
getroffen werden,  die  man  für  alte  Maulthierpfade  hfilt.  Da  sich  in 
Costarica  auch  an  vielen  anderen  Stellen  ähnliche,  zuweilen  sehr  tiefe 
Binschnitte,  sowie  auch  gepflasterte  Wege  finden,  von  denen  die  letz- 
teren ebenfalls  nur  mit  grofsem  Aufwand  an  Menschen krfiften  herge- 
stellt werden  konnten,  diese  aber  offenbar  aus  der  alten  vorspanischen 
Zeit  herrühren,  als  noch  die  indianische  Bevölkerung  eine  sehr  zahl- 
reiche war,  so  müssen  wir,  so  lange  nicht  Beweise  für  das  Gegentheil 
geliefert  werden,  auch  jene  Spuren  kunstlicher  Verkehrswege  für  alt- 
indianische halten.  Im  lockeren  mit  Sand  gemischten  Brdreich,  nament- 
anf  etwas  abschüssigem  Terrain  waschen  die  heftigen  Tropenregen  die 
durch  die  Tritte  der  Menschen  und  Thiere  aufgelockerte  Erde  bestfin- 
dig fort,  nnd  die  Gewalt  des  Wasser  macht  diese  Rinnen  schliefslich 
zu  sehr  tiefen  Einschnitten,  sanjones  genannt,  die  bei  oberflfichlicher 
Betrachtung  leicht  für  künstliche  Arbeiten  gehalten  werden  können. 
Demnach  können  wir  diesen  Beweis  für  das  einstige  Vorhandensein 
eines  ehemaligen  grofsartigen  Minenbetriebes  nicht  gelten  lassen. 

Nach  Aufzfihlung  der  mir  bekannten  Schriftsfeiler  und  Karten,  in 
welchen  sich  der  Name  Tisingal  findet,  sowie  der  Versuche,  die  in 
neuerer  Zeit  unternommen  wurden,  um  die  verlorene  Mine  wieder  auf- 
zufinden, hätte  ich  nun  den  oben  versprochenen  Nachweis  zu  liefern, 
woher  Alcedo  seine  Angabe  fiber  Tisingal  entnommen  hat. 

Durch  Zufall  erfuhr  ich,  dafs  ein  kQrzlich  neu  verlegtes  Buch: 
^the  Hisiory  of  ihe  Buccaneert  of  America^  einige  Angaben  über  Tisin- 
gal enthalte.   Ich  war  so  glScklich,  sehr  bald  dasselbe  in  einer  neuen 


V 


i 


Die  T8fgebUch  geeuchteii  reichen  Goldminen  Ton  TIsingel  und  CUtrelle.     1 3 

Boetoner  Aasgabe  «ib  New-Tork  sa  erhalten»  und  machte  mich  sofort 
daran,  alle  diejenigen  Stellen  aofiasachen,  in  welchen  der  Name  Ti- 
sbgal  vorkommt 

Von  der  Idee  befangen,  Tisingal  mnsse  an  der  atlantischen 
Kiste  von  Costarica  liegen,  fiel  es  mir  sofort  anf,  dafe  der  Name  jener 
Mine  so  oft  während  einer  Expedition  erwfthnt  worde,  die  an  der  Küste 
des  stillen  Oceans,  und  swar  von  der  Tigerinsel  in  der  Concha- 
gpabay  ans  aber  Cholateca  nach  Segovia  antemommen  wurde.  Die 
hier  angegebenen  Entfemnngen,  das  Datum  von  Briefen,  die  von  Ti- 
•ing^  kamen,  wiesen  deatlich  darauf  hin,  dafs  es  sich  nicht  um  einen 
in  Costarica  gelegenen  Ort,  sondern  vielmehr  um  einen  in  der  N&he 
jener  genannten  Oertlichkeiten  liegenden  handle.  Als  dies  feststand, 
kam  es  darauf  an,  ausfindig  au  machen,  wo  dieses  Tisingal  gelegen 
habe.  Erst  jetzt  bemerkte  ich ,  was  ich  bisher  beim  fiuchtigen  Lesen 
öbersehen  hatte,  dals  der  Name  nicht  Tisingal,  sondern  Tinsigal 
geschrieben  war.  Indem  ich  mich  nun  zuerst  an  eine  Stelle  hielt, 
worin  ein  Qeneral  vom  neuen  Gouverneur  von  Tinsigal  spricht,  so 
•  ging  daraus  mit  Bestimmtheit  hervor,  dafs  es  eine  der  Hauptstädte 
jener  Gegend  sein  müsse,  und  nun  lag  es  nahe,  dafs  dies  nur  die  in 
jener  Gegend  gelegene  Hauptstadt  Tegucigalpa  sein  könne.  Die 
onzweifelhafte  Bestätigung  dieser  Yermuthang  ergab  sich  sofort  bei  der 
genauen  Prüfung  sämmtlicher  übrigen  Stellen. 

Der  Verfasser  jener  Schrift  und  zugleich  Anfuhrer  dieses  höchst 
merkwürdigen,  mit  unglaublicher  Unerschroekenheit  und  seltenem  Glück 
aosgefohrten  Zuges  ist  Sieur  Ravenau  de  Lussan,  welcher  seit 
1684  an  der  Küste  des  stillen  Oceans  als  Freibeuter  die  verschieden* 
sten  Abenteuer  erlebte  und  endlich  im  Jahre  1687  beschlols,  mit 
seiner  ganzen  Mannschaft,  bestehend  aus  280  Mann,  nach  seinem  Vater- 
lande Frankreich  zurückzukehren.  Da  seine  Schiffe  sich  in  einem  sehr 
schlechten  Zustande  befanden,  so  wählte  de  Lussan  den  ungewöhnlichen 
Weg  von  der  Conchaguabay  über  Gholuteca  und  Segovia  bis  zum  Se- 
goviafloTs,  dann  fuhr  er  auf  selbst  gefertigten  Flössen  diesen  reifsen- 
den Flufs  voller  Stromschnellen  bis  nach  Gap  Gracias  a  Dies  hinab, 
schiffte  sich  hier  ein  und  erreichte  glücklich  sein  Vaterland. 

EIhe  er  seine  Reise  erzählt,  spricht  er  S.  435  zuerst  im  Allgemei- 
nen von  der  Westküste  Amerika's,  und  vergleicht  die  Westküste  Mittel- 
amerika's  mit  der  von  Südamerika.  „Das  Land,  welches  sich  von  der 
Bay  von  Salt  Pits  ')  bis  Acapulco  «erstreckt,  ist  das  bevölkertste  an 
der  Südsee,  woselbst  auch  einige  berühmte  und  sehr  reiche  Städte  He- 


>)  Die  Bay  von  Salt  Pits  ist   der  Golf  von  Nicoya,   der  damals  bis  Anfang 
dieses  Jahrhunderts  den  Namen  Grolfo  de  las  Salinas  führte. 


14  A.  T.  Frantsiai! 

gen;  auch  findet  man  daselbst  mehr  Ooldminen  als  in  Peni,  ob^ekA 
das  Metali  nicht  so  fein  ist,  nnd  allein  diejenigen  von  Tinsigal 
werden  von  den  Spaniern  mehr  geschfitst,  als  die  Minen 
TonPotosi;  daher  wird  diese  KOste  nicht  ohne  Grond  ,,r eiche 
Kdste*  genannt,  obgleich  auf  anseren  geographischen  Karten  dieser 
Name  nur  einem  kleinen  Theil  dieses  weiten  Landstriches  gegeben 
wird.* 

Diese  Stelle  ist  offenbar  die  wichtigste  von  allen,  die  fiberTisin- 
gal  handeln;  denn  zuerst  sehen  wir,  dafs  hier  nur  von  der  Westküste 
gesprochen  wird,  so  dafs  also  unmöglich  Tisingal  an  der  Ostkaste 
liegen  kann. 

Zweitens  sagt  der  Verfasser,  dafs  die  Seefahrer  Jener  Zeit  cfine 
weit  grofsere  Strecke  Landes  mit  dem  Namen  Costarica  benannten, 
ab  das  Territorium,  welches  die  damalige  Provinz  Gostarica  im  p<^- 
tischen  Sinne  umfafste.  Denn  so  wie  an  der  Ostkuste  die  ganze  Stredke 
von  der  MSndung  des  San  Juanflusses  bis  Portobelo  Gostarica  genannt 
wurde,  so  benannte  man  auf  der  Westseite  sogar  die  ganze  Küste  von 
Nicaragua  und,  wie  wir  es  hier  sehen,  fauch  die  von  Honduras  and 
San  Salvador  mit  dem  Gesammtnamen  Costarica. 

Drittens  ist  der  Vergleich  zwischen  Tegucigalpa  und  Potosi  ein 
sehr  treffender  und  ganz  richtiger;  denn  selbst  in  neuerer  Zeit  finden 
wir  einen  ähnlichen  Vergleich  beiDunlop*)  fast  mit  denselben  Worten 
ausgedrückt;  auch  er  sagt:  „Die  in  der  Umgegend  von  Tegucigalpa 
vorhandenen  Schätze  an  edlen  Metallen  übertreffen  die  der  berühmten 
Minen  von  Potosi  in  Bolivia.^  Man  mufs  dabei  berücksichtigen,  dafe 
beide  Orte  ausgedehnte  Minenbezirke  bilden,  welche  schon  seit  Jahr- 
hunderten durch  ihren  ungeheuren  Reich thum  an  Silbererzen  be- 
rühmt waren. 

Potosi')  ist  bekanntlich  der  Name  eines  Districtes  in  BoUvia 
mit  einer  Stadt  gleichen  Namens,  dessen  reiche  Silberminen  sich  in 
einem  Gebirge  von  ungefilhr  sechs  Leguas  Umfang  befinden.  Dieses 
Gebirge  ist  von  Schachten  und  Stollen  gänzlich  durchbohrt  und  unter- 
minirt;  es  befinden  sich  daselbst  mehr  als  300  Erzgruben.  Die  ersten 
Erzgänge  wurden  im  Anfange  des  sechszehnten  Jahrhunderts  entdeckt,, 
und  1545  wurde  Potosi  als  Mine  einregistrirt,  und  seit  dieser  Zeit 
zahlte  dieselbe  den  sogenannten  Quint  an  die  spanische  Krone.     Aus 


')  Rob.  Glasgow  Dunlop,   Travels 'in  Central -America,     London  1847. 

')  The  London  Encyclopaedia.  London  1888.  VoL  XVI JL  p.  9  and  10. 
Ferner:  Die  Silberminen  von  Potosf  etc.  von  E.  0.  Ruecke  in  der  Berg-  und  hatten- 
mttnnischen  Zeitung.  1858.  No.  84 — 36.  Der  Mineralreich  thum  und  der  Verfall  des 
Bergbaues  auf  dem  Hochplateau  der  Republik  Bolivia  von  H.  Reck.  Ebd.  1866.. 
No.  87—89. 


Die  Tergeblich  gerachten  reichen  GoldDunen  Ton  TSsingal  nnd  EstreUa.     j  5 

den  daraber  geführten  noeb  vorbaDdeoen  Bechnongen  hat  Hamboldt 
den  Wertfa  des  seit  1545  bis  tarn  Jahre  1803  gewonnenen  Silbers  anf 
160,087,901  Mark  (£  234,698,840)  berechnet,  wobei  man  noch  in  An> 
sddag  bringen  laiifs,  dafe  ein  betrfichtlicher  Tfaeil  des  Metalls  nicht 
mit  einbegriffen  ist,  welcher,  ohne  Abgaben  za  lahlen,  der  Beaufsichd- 
gniig  der  königlichen  Beamten  durch  Yerantreaung  entsogen  wurde. 

Aach  Tegucigalpa')  ist  sugleich  der  Name  eines  Bezirkes  und 
einer  im  Centrum  desselben  gelegenen  Stadt.  Dieser  Bezirk  enthfilt 
10,  früher  sogar  13  Minendistricte,  von  denen  jeder  eine  Menge  Gra- 
ben besitzt.  Um  sich  von  dem  Reichthum  dieser  Minen  einen  Begriff 
zu  machen,  mnfs  man  wissen,  dals  im  vorigen  Jahrhundert  eine  ein- 
sige derselben,  la  Onayavilla,  in  einem  Zeitraum  von  fBnfzig  Jahren 
Silber  im  Werthe  von  zwölf  Millionen  Pesos  lieferte;  eine  andere  Mine, 
d  Corpus,  die  berfihmteste  von  allen,  gab  einen  so  anglaablich  reichen 
Ertrag,  dafs  man  für  sie  allein  eine  besondere  königliche  Kasse  ein- 
richten muTste,  um  die  gesetzmfifsige  Abgabe  derselben  in  Empfang  zu 
nehmen.  Diese  beiden  reichen  Minen  lagen  in  dem  berühmten  Minen- 
districte Yuscaran;  ein  anderer  Minendistrict  Namens  San  Antonio 
enthält  allein  mehr  als  30  Gruben. 

Viertens  endlich  ist  es  augenscheinlich,  dafs  Alcedo  beim  Sam- 
meln der  geographisch-amerikanischen  Materialien  für  sein  Diccionario 
die  de  Lussan'sche  Stelle  vor  Augen  gehabt,  gelesen  und  benutzt  hat. 
Dadurch  aber,  dafs  er  den  Satz:  „nnd  allein  diejenigen  von  Tin- 
sigal  werden  von  den  Spaniern  mehr  geschfttzti  als  die 
Minen  von  Potosi;  daher  wird  die  Küste  nicht  ohne  Grund 
reiche  Küste  genannt*',  aus  dem  Zusammenhang  herausrifs,  ohne 
die  nachfolgenden  Worte  zu  berücksichtigen,  ist  er  selbst  in  den  Irr- 
thom  verfiEJlen,  als  l&ge  Tisingal  in  der  Provinz  Costarica,  nnd  so  hat 
er  alle  übrigen  Schriftsteller,  die  sein  Werk  benutzten,  zu  demselben 
Irrtbum  verleitet. 

.Ueber  die  Lage  von  Tinsigal  erfahren  wir  etwas  genaueres  aus 
einer  zweiten  Stelle,  in  welcher  Lussan  von  drei  Gefangenen  spricht, 
welche  wfihrend  ihrer  Gefangenschaft  so  grünstige  Berichte  über  den 
Beichthum  einer  Goldmine  erhielten,  die  nahe  bei  Tinsigal  liegt,  dafs, 
obgleich  sie  spfiter  ausgewechselt  wurden,  sie  dennoch  wieder  zu  den 
Spaniern  entflohen  und  eine  Anzahl  ihrer  Gefährten  zu  bereden  such- 
ten, ein  Gleiches  zu  thun.  Die  Stelle  ^  S.  404  lautet  so :  „die  sehr  an- 
sebnliche  Ooldmine  war  14  Leguas  von  der  Küste  entfernt  (d.  b.  von 
der  Conchaguabaj)  und  ebenso  weit  von  Tinsigal^  a.  s.  w.    Diese  Ent- 


■)  Exploraiioni  and  Adventures  in  HonduroM  hy  W,  V.  Weltt,    New  TorJs  1867. 
p,  425  «.  622. 


Ig  A.  V.  Frantsimti 

fernttAg»  88  LegoM,  pafiit  mit  BerOckmhtiiiig  dar  WiadnngMi  dm  We- 
ges g«ns  gut  «uf  die  Lag^  der  Stadt  TegbcigiliMi,  welche  in  gerader 
Biehtnng  nogeflBhr  25  L^oa»  von  der  Kfiste  eotfenift  iit 

Da(s  in  der  That  kein  anderer  Qii  ala  Tegucigalpa  unter 
Tinsigal  ca  verstehen  ist,  sehen  wir  aus  den  nhrigen  Stellen,  in 
welchen  de  Lossan  bei  der  Schildemog  sdnes  kühnen  Marsches  Ton 
einem  Ocean  aom  andern  diesen  Namen  erwihnt» 

De  Lassen  lag  an  der  Tigeriosel  (AmapaUL)  rar  Anker  und  sdiüfte 
seine  aus  280  Mann  bestehende  Mannschaft  am  25.  December  1687 
ans,  theilte  sie  in  vier  Compagnien  und  brach  mit  denselben  den  2.  Jap 
nuar  1688  auf.  Den  8.  Januar  kam  er  in  die  Nähe  der  Stadt  Cholnteea, 
die  schon  früher,  den  19.  December,  von  einer  kleinen  Zahl  seiner 
Leute  überrumpelt  und  genommen,  am  folgenden  Tage  aber  wieder 
verlassen  worden  war.  Hier  gelang  es  seinen  Leuten,  einen  Spanier 
gefangen  zu  nehmen,  der  ihnen  über  die  St&rke  des  Feindes  Ansknnft 
geben  mulste.  Derselbe  sagte  aus,  dals  alle  Streitkräfte  des  Feindes 
sich  vereinigen  wollten,  um  ihnen  den  Durchsug  streitig  su  machen, 
und  dafs  sie  auf  dem  Punkte  ständen,  mit  den  300  Mann  ausammen- 
zutre£fen,  die  von  Tinsigal  kämen.  In  der  That  stiefsen  sie  auf  diese 
300  Mann  noch  am  selben  Tage,  doch  vermieden  dieselben  den  Kampf, 
blieben  aber  als  Beobachtungsoorps  einige  Tage  hindurch,  su  beiden 
Seiten  im  dichten  Tannenwalde  marschirend,  stets  in  einiger  Entfer- 
nung, so  dafs  sie  nie  zu  sehen,  sondern  nur  ihre  Signaltrompeten  an 
hören  waren. 

Den  11.  kamen  sie  nach  der  Stadt  Segovia^),  woselbst  sie  nur 
geringen  Widerstand  fanden,  indem  die  Spanier,  gedeckt  durch  die 
Tannen,  welche  daselbst  einen  dichten  Wald  bilden,  von  Zeit  zu  Zeit 
Schasse  abfeuerten,  sich  zurückzogen  und  die  Stadt  dem  Feinde  nber- 
lielsen.  Leider  trafen  sie  hier  keine  Lebensmittel  an,  da  diese  von 
den  Spaniern  sämmtlich  vernichtet  oder  mitgenommen  waren.  Zum 
Glück  aber  machten  sie  einen  Gefangenen,  der  sie  nach  dem  Segovia- 
flusse  fuhren  mulste,  welcher  noch  20  Leguas  von  hier  entfernt  war; 
die  bisherigen  Führer  waren  nämlich  weiterhin  des  Weges  nicht  mehr 
kundig. 

Schon  am  folgenden  Tage  brachen  sie  von  hier  auf  und  nach  sehr 
beschwerlichem  Marsche  über  hohe,  dicht  bewaldete  Bergrücken  trafen  sie 
am  13.  Januar  in  einem  engen  Thale  die  -vereinigte  Macht  des  Feindes 


>)  Diese  Stadt  liegt  etwas  weiter  östlich,  durch  einen  Bergzng  getrennt  von 
der  hentigen  Stadt  Nueva  Segovia;  sie  fUhrt  daher  den  Namen  Tieja  Segovia  (siehe 
die  Sonnenstem'sche  Karte  von  Centralamerika.  1860).  Bekanntlich  giebt  es  in 
dieser  Gegend  ausgedehnte  Tannenwaldnngen;  daher  der  Name  Ocotal,  von  ^Ocotel'^ 
Tanne,  den  Neu- Segovia  heute  führt. 


Die  Teigeblich  gesuchten  reidMa  CMtetnen  yon  Tiiingal  und  EsIrelUu     f  J 

ia  drei  stiurk  venchamten  Lagern,  welclM  dai  Thal  beliemchten  imd 
den  Weitermarsch  TolUtfiDdig  onmögBidi  maehten,  beacmdera  da  aaeh 
der  im  Orande  des  Thalas  sich  hinaiebeiide  Weg  an  TerBcfaiedeneo 
Stellen  Terbamkadirt  war.  In  dieaer  schwierigen  Lage  wnrde  folgen- 
der Ejriegsplan  entworfen:  man  liefs,  am  den  Feind  an  t&oschen,  80 
llaon  im  JLager,  die  wahrend  des  Nachts  die  Lagerfeuer  unterhalten 
and  darch  Abfeaem  ihrer  Qewehre  den  Feind  glauben  machen  moüi^ 
tea,  als  sei  das  Lager  nicht  verlassen  worden.  Unterdessen  stieg  die 
iibrige  Mannschaft,  vom  Mondlicht  b^finstigt,  das  Thal  hinab  und  an 
der  anderen  Seite  hinauf,  die  Yerschanaungen  der  Feinde  umgehend. 
Auf  diese  Weise  konnten  sie  den  folgenden  Tag  dem  nidits  ahnenden 
Feind  ron  oben  her  in  den  Rücken  fallen,  und  sie  erreichten  diesen 
Zweck  so  YoUstandig,  da£s  sie  unter  den  Spaniern  ein  fürchterliches 
Blutbad  anrichteten,  welche  nach  kurzem,  aber  heftigem  Kampfe  ohne 
weiter  Stand  zu  halten  die  Flucht  ergriffen.  Bei  dieser  Gelegenheit 
tödteten  sie  den  spanischen  General  und  fanden  bei  demselben  den 
oachfolgenden,  für  unsere  Untersuchung  wichtigen  Brief,  dessen  Ueber- 
schrift  so  lautet: 

^Ein  Brief  vom  General  der  Provinz  Costa-Rica  an  den  Ghef- 
Commandenr  in  den  Yerschanzungen  vom  6.  Januar  1688.^ 

Aus  dieser  Uebei-schrift  geht  wiederum  hervor,  dafo  de  Lussan  den 
Xamen  Costa-Rica  auch  auf  Honduras  ausdehnte,  aufserdem  steht  das 
Datum  des  Briefes  vollkommen  im  Einklänge  mit  der  Entfernung  von 
Tegucigalpa,  woselbst  sich  der  Sitz  der  Regierung  befand. 
Hier  war  die  Kunde  von  der  Ausschiffung  der  Freibeuter,  die  in  den 
letzten  Tagen  des  December  erfolgt  war,  in  den  ersten  Tagen  des 
Janaar  angelangt;  es  vergingen  dann  noch  einige  Tage  mit  den  nöthi- 
gen  Rüstungen,*  und  so  konnte  der  General  von  Tegucigalpa  den 
6.  Januar  an  den  bereits  in  den  Yerschanzungen  befindlichen  Offizier 
schreiben,  der  den  Brief  dann  in  wenigen  Tagen  erhielt,  also  immer^ 
hin  vor  dem  14.  Januar. 

Der  Brief  enthielt  nun  folgende  Stelle:  ,^Ich  war  im  Begriff,  Ihnen 
8000  Mann  zu  schicken,  hätten  Sie  mir  nicht  sagen  lassen,  dafs  1500 
hinreichend  wären. ^  Und  weiter  heifst  es:  „Im  Falle,  dals  sich  einige 
von  ihnen  durch  die  Gebirge  durchschlagen  soUten,  so  soll  Don  Ro- 
drigo  Sarmado,  der  neue  Gouverneur  von  Tinsigal,  an  der  Spitze  von 
300  Mann,  ihnen  in  den  Rücken  fallen,  sobald  sie  im  Kampfe  begrif- 
fen sind  etc.^ 

Ein  Heer  von  8000  Mann  konnte  nur  in  einer  der  Hauptstädte 
in  Eile  Busammengebracbt  werden,  wo  ein  ansehnlicher  Truppenkörper 
bestandig  unter  Waffen  gehalten  zu  werden  pflegt.  Femer  wird  hier 
vom  neuen  Gouverneur  von  Tinsigal  gesprochen,  welches  deutlich  be- 

Zeftschr.  d.  G«s«U8oli.  f.  Brdk.   Bd.  IV.  ^ 


Ig  A.  ▼.  Frantst««: 


woist,   imb  Tmigßl  Hmiptttadt  vsd   Sits   einas   OottTerneors  sein 
mofiite,  diM  war  aber  Tegucigalpa  daraala  in  der  That    Da  bud  aadi 
das  StSdtehen  Cbolateea  im  Parlido  de  Tegneigalpa  lag,   00  war  es 
gerade  aach  der  Gk)aY6niei]r  Ton  T^;acigalpa,  welcher  rar  Vertb^di-. 
gang  dieses  Ortes  Terpftichtet  war. 

Wir  wollen  nnn  noch,  um  die  Neugierde  der  Leser  so  befriedigeii, 
kim  erwähnen,  dafls  die  Freibeater  giücklich  den  Segoviaflob  den 
17.  Januar  erreichten.  Erst  hier  gönnten  sie  sich  einige  Ruhe,  bau- 
ten sich  Flöfee,  und  weiter  unten  flufsabwfirts,  wo  sie  sich  vor  den. 
Verfolgungen  von  Seite  der  Spanier  sicher  glaubten,  Ganoes,  auf  denen 
sie  den  9.  M&rs  die  Möndung  des  Flufses  bei  Gap  Gracia  a  Dios  er- 
reichten, 

Wenn  wir  nun  auch  durch  diese  Erzählung  Lussan's  hinreichend 
überzeugt  worden  sind,  dafs  er  mit  dem  Namen  Tinsigal  keinen  an- 
dern Ort  als  Tegucigalpa  meint,  so  müssen  wir  noch  nachweisen,  wie 
jene  eigen tbümliche  Verstümmelung  des  Namens  entstanden  ist. 

Es  ist  dies  keineswegs  die  einzige  derartige  Verstümmelung  von 
Ortsnamen  in  dem  Lussarf sehen  Werke,  sondern  der  grofste  T^eil 
derselben  findet  sich  daselbst  in  so  veränderter  Orthographie,  dafs  es 
dem  Leser  oft  schwer  wird,  den  wirklichen  Namen  daraus  wieder  zu 
erkennen.  Als  Beispiele  dienen  folgende  Namen:  Guayaquil  heifst  bei 
Lussan  Queaquilla,  AmapallÄ  Mapalla  nnd  Napalla,  Esparza  Lesparso, 
Realejo  Realeguo,  die  Insel  Quibo,  südwestlich  von  Panama,  Gueblo, 
Sonsonate  Sansonnat,  Segovia  Legoria,  Galdera  Galdaira,  Burica  Ba- 
rica,  Maria  Pnercos  Mome  a  Puercos ,  Boca  chica  Bocha  del  Chica, 
Otoque  Ottoqua,  Ghepilla  Sipilla,  Tehuantepec  Teconatepeqna,  Ghulo- 
teca  Ghiloteca,  Ghinandega  Ginandega  u.  s.  f.  Man  sieht  bei  fast  allen 
diesen  Abweichungen  von  der  richtigen  Schreibart,  dafs  die  Namen 
nach  dem  Wortklange  aufgeschrieben  worden  sind,  es  wird  uns  daher 
auch  nicht  so  sehr  wundern,  wenn  wir  sehen,  dafs  Lussan  die  Endsilbe 
pa  von  Tegucigalpa  weggelassen  hat.  Nach  Deutschland  zurückge- 
kehrt, war  ich  so  glucklich,  in  der  Baseler  Universitätsbibliothek  das 
französische  Original  des  Lussan'schen  Werkes  ')  zu  finden.  In  demsel- 
ben heifst  es  an  den  betreffenden  Stellen  p.  362,  390,  414  nicht  Tin- 
sigal, sondern  Tiusigal,  welches  offenbar  dem  Worte  Tegucigalpa  noch 
ähnlicher  klingt.  Demnach  hätte  Lussan  statt  Tegucigalpa  Tiusigal, 
der  englische  Uebersetzer  statt  Tiusigal  Tinsigal  und  Alcedo  statt  Tin- 
sigal Tisingal  geschrieben;  aus  diesen  drei  Schreib-  oder  Druckfehlern 
ist  also  aus  Tegucigalpa  Tisingal  geworden. 


')  Journal  du  voyctge  fait  ä  la  mer  de  Sud  av0c  les  filibustiers  de  VAmerique 
par  Sieur  Ravena»  de  Lutsan.     Parit  1699. 


Die  Terg«blich  gesachteii  reiehon  GoldmiBeD  Ton  Tisingal  nnd  EttrcUa.      ]  9 


Naehdem  wir  irao  naehgewiesen  bftlMD,  dafs  die  Namen  TinsigBl, 
Tinsigal  and  Tinogal  niehts  weiter  als  VeTStdmmelangen  des  Namene 
Tegociga^  seieo,  dab  also  ein  in  Costarica  gelegener  Minenort 
diases  Namens  gar  nicht  existirt  nnd  überhaupt  vollständig  als  Orts- 
name ra  streichen  sei,  bleibt  ans  noch  übrig,  eine  andere  Frage  sn 
beantworten,  die  die  meisten  Leser  sich  gewifs  sch^on  selbst  gestellt 
haben:  wo  liegt  das  so  oft  erw&fante  Estrella?  Dieser  Name 
ist,  wie  wir  sabMi,  so  sehr  mit  dem  von  Tisingal  verkettet  nnd  iden- 
tiftcirt  worden,  dafo  ich  meine  Untersnchnng  über  Tisingal  nicht  gut 
abschliefeen  kann,  ohne  weitere  Aafkl&mngen  über  Estrella  za  geben. 

Während  im  Volksmunde  der  Gostaricen^er  der  Name  Estrella 
gleichbedeatend  ist  mit  einer  alten  reichen  verschollenen  Mine,  so  fin- 
det sich  aaffallender  Weise  in  den  filteren  geschichtlichen  Urkunden, 
in  welchen  dieser  Name  vorkommt,  keine  Andeutong  davon  vor.  Ja 
noch  mehr,  die  historischen  Quellen,  welche  wir  über  die  Geschichte 
von  Costarica  besitzen,  sprechen  überhaupt  fast  nirgends  von  Minen, 
ki^neswegs  wird  aber  irgendwo  von  reichen  Minen  gesprochen.  Mit 
dem  Namen  Costarica,  der  seinen  Ursprung  einigen  reichen  Minen 
verdanken  soll,  hat  es  aber  seine  ganz  besondere  Bewandtnifs,  worüber 
wir  später  aosfuhrlicher  sprechen  werden. 

Während  meine  Untersuchnngen  über  Tisingal  mich  zn  dem  Re- 
snltate  geführt  haben,  dafs  dasselbe  gar  nicht  in  Costarica  existirt, 
so  bin  ich  in  Bezug  auf  Estrella  zu  dem  entgegengesetzten  Resultate 
gekommen.  Es  giebt  nfimlich  nicht  weniger  als  fünf  verschiedene 
Oertlichkeiten,  die  diesen  Namen  führen. 

Wie  wir  oben  gesehen  haben,  behaupten  Osejo  and  Molina,  dafs 
der  durch  die  dabei  befindlichen  Minen  berühmte  Estrella flufs  sich 
in  die  Chiriquilagune  ergiefse.  Dabei  erwähnt  Osejo  auch  einer 
Stadt  dieses  Namens  '):  „in  der  ersten  dieser  Epochen  (der  Geschichte 
Costaricas)  füllt  die  Gründung  und  das  Verschwinden  der  berühmten 
Stadt  Estrella,  sowie  das  der  grofsen  Ortschaften  von  Atirro,  Chir- 
ripö  und  Garavito^  u.  s.  w.  Da  Osejo  es  jedoch  unterläfst,  anzageben, 
woher  er  diese  Angabe  entnommen  habe,  so  ist  sie  fQr  uns  von  ge- 
ringem Werth. 

F.  Molina  sagt  in  seiner  Schrift  über  die  Grenzstreitigkeiten  zwi- 
schen Costarica  und  Neu-Granada  Folgendes*):  „Es  existiren  Beweis- 


*)  Osejo  a.  a.  0.  p.  90  ^Ä  la  primera  de  esUu  q^ocas*  (de  la  hUtoria  de 
Cottarica)  „corresponderia  tl  establecimiento  y  detaparicion  de  la  fafnosa  Ciudad  de 
Estrella  y  de  los  grandes  Pueblos  de  Atirro^  Chirripö  y  Garavito  €tc.*^ 

^)  Costarica  y  Nueva  GranadOf  Cuestion  de  limites.  Washington  1852.  p.  10: 
^Existen  eon^robantes  de  que  ya  por  el  ano  1601  emprmdieron  por  primera  vez 
los  Gohemadores  de  Costarica  la  reducdon  de  aquellos  salvajes  poniendo  los  cimientm 

2* 


20  ^  ^«  TrABtitas: 


stficke,  daCs  die  Gob«niadore  von  Costftrica  aehon  um  das  Jabr  1601, 
als  sie  die  Bekehniog  jener  Wilden  begannen,  eine  Stadt,  die  sie  Gon- 
cepcion  nannten,  an  den  Ufern  des  Estrellaflosses  gründeten,  welefaer 
einer  yon  den  Fliesen  ist,  welche  sich  in  die  grobe  Bucht  von  Gari* 
baro  ergiefsen,  die  in  der  neueren  Zeit  den  Namen  Chiriquilagnne  er- 
halten haf  Leider  giebt  auch  Molina  nicht  an,  welches  die  Beweis* 
st&cke  sind;  er  beruft  sich  aulserdem  (p.  15  und  16)  auf  drei  alte  Kar- 
ten ^),  auf  denen  Goncepcion  angegeben  sein  soll,  doch  bleibt  es,  da 
mir  diese  Karten  nicht  sur  Ansicht  vorliegen,  fraglich,  ob  auch  ein 
Bstrellafluls  ebendaselbst  angegeben  ist 

Unter  den  neueren  Specialkarten  von  Gostarica  finde  ich  diesen 
Bstrellaflufs  in  der  Chiriqailagnne  nur  auf  der  Karte  von  Molina 
in  seinem  ,|Bosquejo^  und  auf  der  Gopie  derselben  von  M.  Wagner 
angegeben.  Molina  nennt  denjenigen  Flufs  Estrellaflofs,  welcher  auf 
den  englischen  Admiralit&tskarten  (West-Indies,  Sheet  XI  from  Cajos 
Batones  to  San  Juan  de  Nicaragua  by  Gomd.  £.  Barnett  1837  und 
Ghiriqui  Lagoon  by  Gomd.  Edw.  Bamett  1839),  sowie  auf  Kiepert's 
Karte  Ghirica  Mola  genannt  wird.  Eine  Stadt  Estrella  in  der  Nfihe 
der  Ghiriqailagune  finde  ich  nur  auf  der  Karte  von  Gapt.  6.  Lafond 
(Garte  de  la  R^publiqoe  de  Gostarica.    Paris,  Robiquet,  1851). 

Bei  den  heutigen  fremden  Ansiedlern,  welche  die  Inseln  derGhi- 
riquilagune  bewohnen,  soll  die  Sage  existiren,  dals  die  Spanier  da- 
selbst einstmals  eine  Ansiedelang  Namens  Goncepcion  an  einem 
Estrellaflosse  besessen  hätten,  woselbst  sie  viel  Grold  gewonnen  haben 
sollen.  Auch  erzählt  man  sich,  dafs  ein  seit  langer  Zeit  in  Boca  del 
Toro  lebender  nordamerikanischer  Gapitain  alle  Jahre  von  einem  alten 
^Estrellaindianer*^,  dem  er  frSher  einmal  Dienste  geleistet  hatte,  aus 
Dankbarkeit  Gold  ^es^henkt  erhalten  haben  soll,  und  dafs  ein  Schwar- 
ser  daselbst,  der  früher  lange  Zeit  bei  jenen  Indianern  lebte,  sich 
jetzt  im  Wohlstand  befinden  solle. 

Im  Gegensatze  zu  diesen  Sagen,  sowie  auch  zu  den  Behaup- 
tungen von  Osejo  und  Molina,  ersehen  wir  aus  dem  sehr  interessanten 
Buche  von  Roberts  *),  der  sich  im  Jahre  1821  längere  Zeit  in  einem 

de  una  dudad,  que  apeUidaron  Concepcion^  ä  las  mar  genes  del  rio  de  la  Estrella, 
vno  de  los,  que  desembocan  en  la  gran  bähia  de  Caribaro,  que  en  tiempos  mos  mo- 
demos  ha  recibido  el  nombre  Laguna  de  Chiriqyi, 

*)  1.  Mappe  du  Mexiqw  et  de   la  Nouvelle  Espagne  par  8anson  dAbbevUle, 
Paris  1656. 
2.  Carte  du  Mexique  et  de  la  Floride  par  de  Viste,  dressee  swr  un  grande 

nombre  de  memoires  par  d'Yverville  le  Sueur  1708. 
8.  Ä  Map   of  the  British  Empire  in  America.     Amsterdam  by  J.  Gonvents 
and  C.  Mortier. 
•)  Narrative  of  Voyages  and  Excursiens  on  the  East-Coast  and  in  the  Interior 
üf  Central  America  by  Orlando   W,  Roberts.     Edingburgh  1827. 


Die  Teigeblich  gesuchten  reichen  Goldminen  Ton  Hiingal  nnd  EfttrelUu       2 1 

Indianerdorfe  am  Chiriqoimolaflafse  aufhielt,  dafs  weder  die  Bingebore- 
oeD  den  Namen  Ealrella  kennen,  noch  nberhaapt  ein  Flols  dieses  Na* 
mens  in  jener  Oegend  erwähnt  wird,  was  Roberts  sicherlich  nicht  mit- 
intheilen  unterlassen  haben  würde,  wenn  er  von  einem  Flafse  dieses 
Namens  und  von  reichen  Ooldminen,  die  einstmals  von  den  Spaniern 
an  diesem  Orte  bearbeitet  wurden,  gehört  hfitte. 

Ein  sweiter  Estrellaflufs  liegt  weiter  nördlich  von  der  Chiriqui- 
lagnne  and  ist  derjenige,  welcher  heute  diesen  Namen  fuhrt.  Seine 
Mfindung  befindet  sich  nordlich  *)  von  Punta  Caguita  und  seine  Quel- 
len liegen  am  Ostabhange  des  Chirripogebirges.  Er  fuhrt  auf  einigen 
Karten  auch  den  Namen  North-River.  Ich  habe  denselben  bereits 
früher  bei  Aufzählung  der  verschiedenen  Reisen  zur  Auffindung  von 
llsingal  öfter  unter  dem  Namen  North-River  erwähnt  und  habe  hier 
nur  noch  hinzuzufügen,  dafs  er  im  Vergleich  zum  Reventazon,  Matina- 
flafs  und  Sizaula  ein  kleines  Flüfschen  ist,  während  die  älteren  Be- 
richte den  alten  Estrella  als  einen  grofsen  Flufs  schildern. 

Einen  dritten  Estrellaflufs  finde  ich  auf  der  oben  erwähnten 
Karte  desCapt.  Lafond'),  doch  ergiefst  er  sich  in  den  stillen  Ocean. 
Wahrscheinlich  ist  er  nach  alten  Karten  oder  nach  der  Angabe  von 
Aleedo  hierhin  gezeichnet.  Alcedo  erwähnt  nämlich  in  seinem  gro* 
fsen  Werke  nur  diesen  einen  Estrellaflufs  und  sagt  von  demselben 
(s.  Tom.  II.  p.  111),  dafs  er  nach  Westen  läuft  und  sich  zwischen  dem 
Higueron  und  Cartagoflufs  in  die  Südsee  ergiefst;  der  Higueron  aber 
ergiefst  sich  nach  demselben  Autor  (s.  Tom.  IL  p.  361)  in  den  Puerto 
Ingles,  und  dieser  Hafen  befindet  sich  (s.  Tom.  IL  p.  447)  zwischen 
dem  Oolfo  Dalce  und  dem  Estrellaflusse,  also  südlich  von  dem  letzte- 
ren; der  Rio  de  Cartago  ist  aber  (s.  Tom.  L  p.  408)  ein  Flufs,  der 
nach  Westen  läuft  und  sich  im  Hafen  von  Herradura  in  die  Südsee 
ergiefst,  es  ist  also  unser  beutiger  Rio  grande  de  Tarcoles,  welcher 
durch  den  Zusammenflufs  des  Virilli  nnd  des  in  der  Nähe  von  Cartago 
entspringenden  Tiribi  entsteht.  Der  Faerto  Ingles,  ein  Name,  der  sich 
übrigens  sehr  häufig  wiederfindet,  und  mit  dem  jede  geschützte  Bucht 
belegt  wurde,  in  welcher  die  Freibeuter  ihre  Schiffe  auszubessern  oder 
Wasser  einzunehmen  pflegten,  liegt  ein  wenig  nördlich  von  Punta  Mala 
an  der  Mündung  des  Rio  Grande  de  Terraba  und  wird  durch  die  kleine 
Landzunge  Uvita  und  zwei  kleine  Inseln,    Bailena,  geschützt;    noch 


M  Nicht  sfldlich,  wie  es  auf  Kiepert's  Karte  nnriolitig  angegeben  ist. 

*)  Aaf  Lafond's  und  Kieperts  Karte  sind  Puntamala,  Higueron,  AtiUo  nnd 
andere  Namen,  die  sämmtlieh  unmittelbar  an  der  Kttste  liegen,  im  Innern  des  Landes 
angegeben,  wahrscheinlich  nach  einem  Itinerariam.  Der  Weg  von  San  Jostf  nach 
Terraba  läuft  aber  von  Sav^gre  bis  Puntamala  hart  am  Meeresstrande  hin. 


22  ^  ^-  FrftDtsiac: 

heate  fahrt  eiii  kleui^a  in  denaelben  einmfindendes  FföfiMsben  den  Na- 
men Higaeron.  Uuter  den  nl^rdlieh  von  diesen  in  den  atiMen  Ooean 
sich  orgiefiBenden  Fliisaen  ist  nun  der  bedeutendste  der  Barn  nnd  da- 
her dieser  als  der  Estrelia  des  Alcedo  antusehen. 

Unier  dem  Namen  Barn  ^)  findet  sich  ders^be  fast  anf  allen 
neueren  Karten  angegeben.  Aus  suverlfissigen  mündlichen  Mitthei- 
lungen habe  ich  Folgendes  fiber  diesen  Flufs  erfahren.  Seine  Mündung 
ist  so  breit  und  tief»  dafs  sich  Haifische  und  Caimans  darin  finden. 
Er  kommt  weit  aus  dem  Innern,  wo  seine  Quellen  nahe  bei  denen 
yd  es  Estrelia^  liegen  sollen;  auch  hier  sollen  Indianer  wohnen, 
welche  jeden  Verkehr  mit  Fremden  meiden  und  nur  mit  den  Viceitar 
Indianern,  die  bei  dem  nahegelegenen  San  Jos6  de  Cabeear  wohnen, 
einen  Verkehr  unterhalten.  Audi  sollen  sich  an  den  Quellen  desselben 
Ooldminen  finden. 

Ein  gewisser  Cornelio  Monje,  welcher  im  April  und  Mai  1865 
von  Gartago  nach  Terraba  ging,  um  statt  des  bis  jetzt  gebr&nchlichen 
höchst  beschwerlichen  Weges  einen  nfiheren  directen  Weg  ku  suchen, 
überschritt  die  meisten  Flüsse,  welche  auf  dem  gewohntichen  Wege 
an  der  Küste  bei  ihren  Mündungen  überschritten  werden,  an  dem  obe- 
ren Lauf  derselben  oder  an  ihren  Quellen.  Nach  ihm  bildet  das  Bette 
des  Bani  in  seinem  oberen  Lauf  eine  tiefe  Feisenscblucht,  welche  sei- 
ner Reise  ein  bedeutendes  Hindernifs  entgegensetzte,  so  dafs  er  ge- 
nothigt  war,  um  einen  Uebergang  zu  suchen,  ihn  eine  bedeutende 
Strecke  flufsabwarts  und  flufsaufwärts  zu  verfolgen,  wobei  er  überall 
denselben  febigen  Charakter  des  Flufsbettes  antraf.  Bald  nachdem  er 
den  Baru  überschritten  hatte,  kam  er  in  südwestlicher  Richtung  an  das 
Flufsbett  des  Rio  Grande  de  Terraba.  Von  einem  Vulkan  und  von 
Indianern  traf  er  keine  Spur. 

Der  vierte  Ort,  welcher  den  Namen  Estrelia  f^rt,  ist  ein  Berg- 
abhang, fiber  welchen  der  Weg  von  dem  Indianerdorfe  Pacaca  nach 
dem  Tavarciathale  hinauffuhrt.  Die  Strecke  diesseits  der  Stelle,  wo 
der  Weg  sich  theilt  und  einen  Nebenweg  nach  dem  Puriscal  abgiebt, 
heifst  el  Camino  por  la  Estrelia.  Der  Name  ist  ein  sehr  alter 
und  scheint  einem  Theile  des  Weges  beigelegt  worden  zu  sein,  anf 
welchem  seit  dem  Jahre  1601  oder  vielleicht  noch  früher  die  Maulthier- 
transporte  nach  Panama  gingen.  Auffallend  ist  es,  dafs  auch  in  der 
Nähe  dieses  Ortes,  welcher  den  Namen  Estrelia  führt,  eine  alte  Mine 


')  A.  ▼.  Humboldt  fragt  in  seinen  »»Kleineren  Schriften''  Bd.  I.  185$.  p.  41: 
«(Mebt  ee  nordöstlich  vom  Golfo  Dolce  einen  Vnlkan  de  Bama,  den  Bratf  anfführt? 
Galindo  kennt  dort  blos  einen  Rio  Barll  zwischen  Terrava  und  BaUar,  keinen 
Vnlkan  Bama*. 


Die  Teiig;eblich  gesuchten  reioban  OeldaiiDeii  von  Titingal  and  Estrella.       23 


liegt,  asd  s««r  Me  fdte  «m  Bio  del  oio  im  Samt»  Aii»*Tbale  gelegene 
YeifUleoe  Mina  abogada  de  les  EspanoleB. 

Fanftens  habe  ich  endlich  den  Sixaulaflnfs  *)  an  nennen,  den 
ich  far  den  eigentlichen  alten  Estrellaflafe  halte;  anf  iha  besiehen  eich 
efiramtlicbe  filtere  hietoxisehen  Mittheilnngen,  sowie  die  jetst  noch  ezi* 
Btlrenden  Sagen. 

Der  SixanlafloTs,  dessen  Man  dang  anter  diesem  Namen  fast  anf 
allen  neaeren  Karten  von  Centralamerika  richtig  angegeben  ist,  ent- 
steht aas  dem  Zusammenflofs  der  fünf  Flosse  Teliri,  Goen,  Lari,  Ureil 
and  Jnrqain.    Die  Quellen  dieser  fünf  Flösse  befinden    sich    an  den 
nordöstlichen  Abhangen  der  Berge  Chirripo,  Pico  Blanco  and  Rovalo- 
Der  SizaalaflaTs  hat  das  Eigenthumliche  in  seinem  unteren  Laafe,  dals 
er  sich  der  Meeresküste  in   der  Bucht  swischen  Panta  Caguita   and 
Pnnta  Gareta  bis  auf  drei  Legaas  n&hert,  dann  aber  eine  Biegung 
nach  Südost  macht  und  eine  bedeutende  Strecke  Ifings  der  E8ste 
Jbrtlfioft,  bis  er  sich  dann  nahe  der  Sansanlagune  in's  Meer  ergiefst 
Die  Trefflichkeit  des  Landungsplatzes  in  jener  Bucht  hat  aber  seit  den 
filtesten  Zeiten  die  Fahrseuge  veranlafst,   dort  zu  ankern  *),  weshalb 
diese  Stelle  heute  noch   Puerto   vicjo,  Oldharbor,  d.  h.  alter  Hafen, 
genannt  wird.     Von  diesem  Hafen   ans  wurde   dann  der  Verkelir  mit 
dem  naheliegenden  Flusse  zu  Lande  bewerkstelligt  und  man  benutzte 
dann  den  Flufs,  so  weit  er  für  Boote  schiffbar  ist.    Dies  ist  noch  heute 
die  gewöhnliche  Art,    um    in's  Innere  des  Landes  hineinznkommen. 
Der  Hafen  für  diesen  Flufs  liegt  also  ungewöhnlicher  Weise  weit 
von  seiner  Mundung  entfernt.     Ob  einstmals  wirklich,  wie  be- 
hauptet wird,  Seeschiffe  durch  die  Mundung  in  den  Flufs  eine  Strecke 
weit  hinauffahren  konnten,  läfst  sich  heute  schwer  entscheiden,  da  die 
ganze  Küste  von  Cap  Gracias  a  Dios  bis    Darien  durch    die   starke 
Meeresströmung  und  Flufsanschwemmungen,  sowie  durch  das  Wachsen 
der  Goralienbänke,  so  verändert  worden  ist,  dafs  die  in  alten  Karten 
angegebenen  Verhältnisse  der  Flufsmßndongen ,    Haffe  ( Esteros}  und 
Deltabildungen  heute  kaum  mehr  wieder  zu  erkennen  sind. 

Das  Flufsgebiet  des  Sixaula,  eines  der  gröfsten  Flüsse  Gostari- 
eas,  hat  %in  sehr  ausgedehntes  Quellgebiet  nnd  ist  zagleich  das  eigent- 
liche Gebiet  ^der  Tal  am  an  ca-In  dianer,  d.  h.  der  Oesammtheit  der 
hier  wohnenden  Stämme,  bestehend  aus  den  Viceitas,  Gabecaras  und 
Terrbis.     Die  Eroberung  des  Talamancagebietes,  die  Unterjochung,  so 


>)  Sizaala  ist  nur  der  Name  fUr  die  MOndnng  dieses  Flusses,  der  Name  ist 
neoeren  Ursprungs  und  wurde  von  den  Mosqnito -Indianern,  welche  diese  Kttsten 
jUnlich  des  SohildkrGtenfanges  wegen  besuchen ,  eingeitlfart  und  beibehalten. 

*)  Durch  später  entstandene  Korallenbftnice  ist  dieser  Hafen  heut  zu  Tage  als 
solcher  gftnzlich  unbrauchbar  geworden. 


24  ^  ▼•  VtAVtsUt: 

wie  die  fiiedUdM  Bninihrnng  jener  IndtmaertHmnie  Mdete  einen  der 
interessanteeten  and  wicbtigiton  Tbeile  der  an  intereisanten  Begeben* 
heiten  so  armen  Oesdiichte  dea  Landes.  In  den  meisten  hiatoriacben 
Qnellen  über  die  bieraaf  besflgUcben  Begebenheiten  findet  man  datier 
den  Namen  EiBtrella  immer  mit  dem  von  Talamanca  verbunden  und 
cwar  wird  der  FluTs  stets  als  ein  sehr  ansehnlicher  geschildert,  was 
für  uns  aas  dem  Gmnde  von  Wichtigkeit  ist,  weil  der  heute  so  ge- 
nannte Estrellafiuls  oder  North-River  ein  kleiner  Flufs  ist  und  daher 
mit  Unrecht  jenen  Namen  fBhrt  Wahrscheinlich  hat  er  den  Namen 
Bstrella  deshalb  erhalten,  weil  man  irrthfimlicher  Weise  die  Mondang 
des  alten  Estrellafluflses  in  oder  nahe  bei  der  genannten  Bucht  sachte. 

Einen  positiven  Beweis,  dafis  der  Sizaulaflufs  der  alte  Bstrella 
sei,  finde  ich  in  einem  alten  Missionsbericht,  welcher  im  Jahre 
1851  in  einer  hiesigen  Zeitung  ' )  veröfientlicht  wurde.  Hier  heifst  es 
klar  und  deutlich:  „die  Flusse  Lari  und  Coen  ergiessen  sieh 
in  einen  gröfseren,  genannt  Estrella^.  Ferner  behauptet  der- 
genannte  J.  M.  Figueroa,  dals  die  Eingeborenen  heute  noch  den  Teliri 
für  den  alten  Estrella  erklären.  Da  nun  der  Teliri  der  Hauptzuflufis 
ist  und  auch  der  ganze  FluDs  nach  Aufnahme  der  fibrigen  in  seinem 
unteren  Laufe  diesen  Namen  behalten  zu  haben  scheint,  indem  noch 
heute  die  von  den  Mosquito-Indianern  sogenannte  Sixaulamündnng  bei 
den  Eingeborenen  Teliri n ac  *)  heifst,  so  ist  dies  gewifs  als  eine  wich* 
tige  Bestätigung  zu  betrachten. 

An  demselben  E^trellaflusse  haben  nach  dem  genannten  Missions» 
berichte  auch  die  Stadt  St  Jago  de  Talamanca,  das  Castillo  de  San 
Udefonso  und  Goncepcion  gelegen,  ober  deren  bekanntlich  im  Jahre 
1610  stattgefundene  Zerstörung  der  Bericht  ausfuhrlich  haudelt. 

F.  Molina  ist  offenbar  in  einem  Irrthum  befangen  gewesen,  wenn 
er  die  erste  spanische  Colonie  an  der  Ostkaste  Gostarica's,  Namene 
Castillo  de  Austria,  die  im  Jahre  1560  schon  von  einiger  Bedeutung 
gewesen  zu  sein  scheint,  nach  der  Chiriquilagune  verlegt.  Er  bernft 
sich  dabei  auf  drei  königliche  Schreiben  vom  Jahre  1561  '),  in  welken 
gesagt  wird,  dals  Juan  de  Estrada  Rabago  gegen  70  Leute  im  Hafen 
von  San  Oeronimo  ausgeschifft  habe,  der  in  der  Provinz  Cartago 
und  Costarica  liegt,  woselbst  er  die  Stadt  Castillo  de  Austria  gegrün- 
det habe  etc.    Nun  findet  sich  aber  die  Bahia  de  San  Geronimo 


')  Gaceta  tenutnaria  oßcial  del  Gobiemo  de  Costa  Rica,  1851.  No.  160 
nnd  161. 

')  Di«  Endung  nac  kommt  bei  Flafsnamen  im  TaUunancagebiete  öfter  vor  nnd 
heirst  Einmündung,  z.fi.  Dicarifiac,  Caratagrü&ac ,  d.  h.  Einmttndnng  der  Flüaae 
Dicäri  und  Caratagri. 

')  F.  Molina,  Cuettion  de  limitet.    p,  89 — 41. 


Die  fCVgeUich  gefachten  leidwa  Oeidminen  ron  Tisingal  und  Ettrella.       25 

Mif  einer  der  Karten  i«  dem  berahmten  Oesefaiehte werke  ron  Her- 
cer«  '),  swiaehen  dem  Rio  de  Snerre,  dem  beotigen  PacoarfloBBe  und 
der  Bahia  de  Garavaro,  der  beatigen  Cbiriqnilagane,  angegeben  and 
etwas  landeinwfirts  davon  das  Castillo  de  Aastria.  Demnaeb  bat  diese 
Colonie  nlebt  aa  der  Gbiriqailagane,  sondern  siemlicb  weit  nord- 
lieb Ton  derselben  gelegen;  also  in  der  Gegend  unseres  beatigen 
Sixanlafluaees.  Aocb  aof  der  dem  Roberts'scben  Werke  beigefSgten 
Karte  liegt  Castillo  de  Aostria  in  dieser  Gegend. 

Zwar  finde  icb  nirgends  direct  angegeben,  dafs  das  Castillo  de 
Aostria  am  EstreUaflasse  angelegt  worden  sei,  doeb  stebt  dieser  An- 
nabme  nicbt  nar  nicbts  entgegen,  sondern  im  Gegen tbeil  sprecben  alle 
IHeren  bistoriscben  Data  bierfur.  Denn  Pelaez  (I.  p.  215)  sagt:  „Die 
Stadt  ond  der  Hafen  von  Talamanca  worden  im  Jabre  1601  mit  dem 
Castillo  de  lldefonso  befestigt  und  die  Provinz  verlieb  durcb  ibre  Mi- 
nen und  Landesprodacte  (frutos)  dem  Handel  derselben  jene  Wicbtig- 
keit,  die  ibr  den  Namen  Gostarica  erwarb.^  Femer  sagt  er  (I.  p.  149): 
^Das  Castillo  de  lldefonso  bescbützte  den  Estrellaflofs,  in  welcben  die 
Scbiffe  hineinfubren ,  die  von  Spanien  kamen  und  an  dem  genannten 
Castillo  anlegten.''  Aus  diesen  Stellen  gebt  bervor,  dafs  im  Jahre  1601 
sehon  eine  ansehnliche  Stadt  im  Innern  existiren  mufste,  so  dafs  sie 
einen  solcben  Schutz  bedurfte,  und  daher  müssen  wir  annehmen,  dafs 
diese  Stadt  schon  vor  einer  längeren  Reihe  von  Jahren  entstanden  war. 
Es  liegt  daher  nicbts  näher,  als  anzunehmen,  dafs  die  oben  genannte 
Colonie  Castillo  de  Austria,  die  1560  noch  ziemlich  unbedeutend  war, 
den  Anfang  für  die  später  im  Jabre  1601  am  Estrellaflusse  zuerst  ge- 
nannte Stadt  St.  Jago  de  Talamanca  gebildet  habe,  und  dafs  die 
Festungen  Concepcion  und  San  lldefonso  später  zu  deren  Schutze  ange- 
legt wurden. 

Nacbdem  wir  nun  wissen,  welcbes  der  alte  Estrellaflufs  ist  *),  so 
ist  es  meine  Aufgabe,  nachzuweisen,  ob  denn  wirklich  an  demselben 
einstmals  so  reiche  Minen  beobachtet  wurden,  wie  von  Einigen  be- 
kanptet  wird. 

Es  ist  gewifs  als  sicher  anzunehmen,  dafs  die  alten  Spanier,  wie 
in  andern  Gegenden  des  spanischen  Amerika's,  so  auch  in  den  Gebir- 
gen des  Talamancagebietes,  es  nicht  unterlassen  beben  werden,  nacb 
Gold  zu  Sueben.  Um  aber  Minen  bearbeiten  zu  können,  bedarf  man 
der  Wege,  und  um  so  mebr,  je  zerrissener,  gebirgiger  und  unzugäng- 
licher eine  Gegend  ist    Spuren  von  alten  Wegearbeiten  finden  sich. 


*)  Ksrte  Ko.  6.     Mar  del  Sur.     Deacripcion  dt  la  Äwdimda  d%  GMatßmala, 

*)  Auch  H.  Cooper's  Angaben   ttber   den   alten  EetrellaflnA  passen  auf  den 
Sixaiila  nnd  Oldharbor.     S.  oben. 


26  A.  ▼.  FranUini: 

wie  "vir  frulier  aalieii,  io  der  Tkat  in  jener  Gegend,  nnd  der  oben  nvtA 
bei  Pelaes  (L  p.  149)  erwähnte  MteeioDsberieht  ans  dem  Torigen  Jahr- 
hundert sagt  über  jene  Wegd[>aaten  Folgendes:  ^Bewunderung  enregt 
eSt  SU  sehen,  wie  die  ersten  Spanier  in  fast  undurchdringliche  Bog- 
rficken  tiefe  Einschnitte  für  den  Maulthiertransport  ausführten,  so  dafo 
nur  das  grofse  Interesse,  welches  sie  hatten,  sie  bewegen  konnte,  eieh 
in  die  Herstellung  so  schwieriger  und  ausgedehnter  Wegestreeken  eln- 
sulassen.^  Sowohl  die  frfihere  aus  Pelaes  citirte  Stelle  (I.  p.  215),  so 
wie  diese  sprechen  aber  keinesweges  davon,  dafs  die  Minenarbeiten 
der  Spanier  von  einem  glanzenden  Erfolge  gekrönt  worden  seien,  son- 
dern an  der  einen  Stelle  wird  aus  den  grofsen  Wegearbeiten  auf  reiche 
Mineuarbeiten  geschlossen  und  in  der  anderen  sucht  man  darin  eine 
Erklärung  für  den  Namen  Costarica.  Wenn  diese  Folgerungen  aber 
richtig  wären,  wie  läfst  es  sich  erklären,  dafs  bei  den  von  verschiede- 
nen Oobernadoren  unmittelbar  nach  dem  im  Jahre  1610  erfolgten  Auf- 
stande unternommenen  und  mit  Erfolg  ausgeführten  Eroberungssügen, 
worüber  wir  hinreichend  genaue  historische  Mittheiiungen  besitzen  '), 
niemals  von  reichen  Minen  die  Rede  ist?  Oewils  hätten  die  Spanier 
es  nimmermehr  unterlassen,  in  den  wiedereroberten  Districten  vor  allem 
Anderen  die  unterbrochenen  Minenarbeiten  wieder  aufzunehmen,  sumal 
es  in  diesen  damab  noch  starkbevölkerten  Gegenden  nicht  an  Arbeitern 
fehlte.  Wenn  wir  aber  in  dem  gänzlichen  Schweigen  fiber  reiche 
Minen  im  Estrellagebiete  einen  Beweis  dafür  sehen,  dafs  solche  in  je- 
nen Gegenden  nicht  bearbeitet  worden  sind,  so  dürfen  wir  ja  nicht 
daraus  schliefsen.  dafs  auch  keine  goldführenden  Gänge  daselbst  vor- 
kommen. Im  Gegentheil  haben  wir  oben  gesehen,  dafs  sich  an  den 
Quellen  der  Zuflüsse  des  Sizaulaflusses  an  verschiedenen  Stellen  wirk- 
lich Spuren  von  Gold  vorfinden,  und  da  der  Gebirgszug  des  Chirripd, 
Pico  Blanco  und  Rovalo  nicht  aus  vulkanischem  Gestein,  sondern  eben- 
so, wie  das  Tiiaran-.,  Aguacate-  und  Dotagebirge,  aus  Urgestein  und 
zwar  zum  grofsen  Theil  aus  Grünstein  und  Syenit  besteht,  so  ist  es 
gar  nicht  unwahrscheinlich,  dafs  sich  einstmals  auch  in  dieser  Gebirgs- 
kette bauwürdige  gold-  und  silberhaltige  Gänge  finden  werden.  Dafs 
solche  aber  bereits  früher  gefunden  und  mitErfolg  ausgebeutet  wor^ 
den  seien,  dafür  fehlen  durchaus  die  positiven  historischen 
Nachweise. 


'}  Pelaez  a.  a.  O.  (Tom.  II.  p.  170  u.  171)  nennt  die  Goberaadore  Jnan  de 
Ocon  y  Trillo  1610,  Alonzo  de  Guzman  7  Casilla  1622,  Rodrigo  Arias  Haldonado 
1660  und  Lorenzo  Antonio  de  la  Gran  da  Baibin  1710  als  solche,  die  sich  mit  der 
gewaltsamen  Unteijocbnng  der  Talamanca- Indianer  beschüftig^n.  Seit  1686  ttber- 
nabmen  dagegen  die  Franciscaner  die  Bekehrung  und  Givilisation  deraelben  auf  fried- 
lichem Wege  (siehe  ebendaselbst  Tom.  III.  p.  20  o.  folg.). 


Die  rergeblich  ^esachten  reiehan  QoMminen  ron  Tisingal  und  Estrella.       2T 

Die  MiB«D  von  Bstrella  können  «ko  anmAglich  die  Veranlamng 
gewesen  sein,  dafs  man  dem  Lande  den  Namen  gab.  Wie  stand  es 
denn  aber  überhaupt  mit  den  Mineralsch&tsen  der  Prorins 
Costariea  cur  Zeit  der  Eroberung? 

Obgleich  auch  wir  der  Klage  von  Jnarros  beistimmen,  dafo  die 
hisCorischen  Quellen  über  Costarica  ungemein  dfirftig  sind,  so  sind  sie 
dennoch  immerhin  ausreichend  genug,  um  hierüber  genugende  Auskunft 
m  geben. 

Die  beiden  ältesten  Historiker  Oviedo  und  Bensoni,  von  denen  der 
eistere  selbst  eine  Zeit  lang  in  Nicaragua  lebte,  der  Eweite  sogar  den 
unglScklichen  Zug  des  Diego  Outierrez  in  den  Jahren  1541  bis  1545 
fon  der  Ostküste  aus  in's  Innere  Costarica's  mitmachte,  schweigen  beide 
über  diesen  Punkt. 

Herrera  ist  der  erste,  welcher  von  Mineralsehätzen  Costarica's 
spricht,  und  zwar  in  folgender  Weise:  einmal  sagt  er  bei  der  Beschrei- 
bung des  Landes,  ,^eB  besitzt  guten  Boden  mit  yielen  Anzeichen  von 
Gold  und  einigen  von  Silber*'  (es  iierra  buena  con  muchas  mueitras  de 
oro  i  aigwuu  de  pUUa  ').  Ferner  sagt  er  an  der  Stelle,  wo  er  von 
der  Gründung  der  Stadt  Brnselas  am  Golf  von  Nicoya  spricht  *): 
^ohlola  el  ako  1524  el  Capi,  Fr.  Hemandez  en  el  Esireeho  Dudoto^ 
em  el  Äsiento  de  Uruiina^  i  por  una  parte  tenia  la  Mary  por  otra  lo$ 
Uanos  y  por  la  iercera  la  Sierra  de  las  Minas^  etc. 

Anfser  diesen  beiden  Stellen  im  Herrera  habe  ich  nur  noch  eine 
gefunden,  welche  über  Minen  in  Costarica  handelt  Pelaez  (Tom.  H. 
p.  169)  erwähnt  eines  Gapitains  Alonso  de  Anguziana  Gamboa,  der 
im  Jahre  1587  in  Costarica  Eroberungen  ausführte,  und  sagt  von  ihm: 
er  entdeckte  die  Gold-  und  Kupferminen  dieser  Provinz,  wo- 
bei er  mehr  als  20,000  Pesos  ')  verausgabte  etc.  Aus  diesen  drei 
Stellen,  den  einzigen,  welche  ich  überhaupt  gefunden  habe,  geht 
zwar  unzweifelhaft  hervor,  dafs  die  Spanier  in  der  ersten  Zeit  der  Er* 
oberung  in  der  Ho£Pnung,  reiche  Schätze  zu  finden,  einige  Minen  zu 
bearbeiten  begonnen  haben;  das  gänzliche  Schweigen  der  späteren 
Schriftsteller  über  diesen  Gegenstand  deutet  indessen  darauf  hin,  dars 
diese  Arbeiten,  da  sie  nicht  den  gehegten  Erwartungen  entsprachen, 
bald  verlassen  wurden.  Zur  Eridenz  wird  dies  aber  durch  ein  offi- 
eielles  Schreiben  vom  Jahre  1736  bewiesen,  welches  sich  im  Ar^ 
ehiv  von  Cart^o  befindet.  Als  nämlich  in  jenem  Jahre  von  der 
Provinz  Costarica  eine  neue  Abgabe  verlangt  wurde,  machte  der  Pro- 


•)  Ducripe,  d.  l  Ind.  oeeident.    Bd.  I.    p.  29.    edit.  Madrid  1729. 

')  EbtndaMlbst  p.  28. 

*)  Wie  viel  er  aus  diesen  Minen  gewonnen,  findet  eich  nicht  angegeben. 


23  ^^  ^*  Frantiias:  • 

•sralnr  yon  Cottariea  Gegenvontellangen,  and  noter  dieMD  findet  sich 
«ach,  nebst  yielen  anderen  Orfinden,  angegeben,  ^dafs  Costarica 
weder  Minen  yon  irgend  welchem  Metall,  noch  Zackermühlen, 
noch  sonst  irgend  eine  Indnstrie  besessen  habe.*^  Anfiier  diesem 
Sohriftstacke,  aas  welchem  der  gftnsliche  Mangel  an  ergiebigen 
Minen  in  den  ältesten  Zeiten  aaf  das  Bestimmteste  hervorgeht,  giebt 
es  noch  eine  Menge  anderer  Berichte  und  Schilderangen  des  Landes, 
die  sfimmtlich  darin  übereinstimmen,  dafs  Costarica  seit  der  Erobe* 
rang,  besonders  aber  im  vorigen  Jahrhandert,  ein  anfserordentlich 
armes  Land  gewesen  sei.  Dafs  es  aber  auch  in  der  allerersten 
Zeit  nicht  besser  gewesen  sei,  beweist  das  oben  erwähnte,  dorch  Fr. 
Jglesias  in  Onatemala  aufgefundene  Manuscript '),  in  welchem  einer 
der  Officiere  des  damals  mit  der  Eroberung  des  Landes  beschäftigten 
Gobernadors  Perafan  de  Rivera,  Namens  Alvaro  de  Acana,  in  den 
Jahren  1570  bis  1580  die  Armuth  der  ersten  spanischen  Eroberer  so- 
wie die  der  Ansiedler  mit  den  grellsten  Farben  schildert.  Die  Of&ciere 
and  Soldaten  waren  zuweilen  genöthigt,  um  nicht  Hungers  zu  sterben, 
von  Cartago  aus  Streifzüge  in  die  umliegenden  Gebirge  zu  unterneh- 
men und  die  Indianerdorfer  zu  plündern.  Da  aber  die  Eingeborenen 
sich  meistens  beim  Herannahen  der  Spanier  entfernten,  so  waren  diese 
genöthigt,  ihre  Beute,  die  fast  nur  aus  Mais  bestand,  selbst  auf  dem 
Rucken  über  die  beschwerlichen  Gebirgspfade  fortzutragen. 

Wenn  wir  nun  also  nachgewiesen  haben,  dafs  in  der  ältesten  Zeit 
keine  reichen  Minen  in  Gostarica  vorhanden  waren,  weiche  die  Be- 
nennung ,)reiche  Eüste^  veranlassen  konnten,  so  fragt  es  sich,  welches 
war  denn  die  wirkliche  Veranlassung,  dem  Lande  diesen  sosehr 
bezeichnenden  Namen  zu  geben. 

Zunächst  müssen  wir  den  Irrthum  Molinas  widerlegen,  dals  Co- 
lumbus  derjenige  gewesen  sei,  der  dem  Lande  den  Namen  Cost^rica 
gegeben  habe.  Columbus  segelte  bekanntlich  auf  seiner  vierten  Reise 
im  Jahre  1502  von  Cariari,  dem  heutigen  Bluefield,  längs  der  Küste 
von  Costarica  entlang,  ohne  an  derselben  anzulegen,  bis  zur 
Chiriquilagune  und  weiter  nach  Südosten;  er  nannte  aber  diesen  Theii 
des  von  ihm  entdeckten  Festlandes  nicht  Costarica,  sondern  Yera- 
guas.  Das  Land  und  der  Küstenstrich  vom  Golf  von  Darien  bis 
Cabo  Oracias  a  Dios,  anfanglich  Castillo  de  Oro  genannt,  erlitt  im 
Laufe  der  Zeit  die  Eintheilung  und  Namens  Veränderung:  Tierra  firme, 
Yeraguas  und  la  nueva  Cartago  in  dem  Sinne  einer  Eintheilong  von 
Süden  nach  Norden  hinauf.    Der  Name  la  nueva  Cartago  gefiel  indes- 


^)  Dieses  B^annscript  ist  aach  deshalb  wichtig,  weil  sich  hier  der  Name  Estnlla 
zum  ersten  Male  findet. 


Die  TcifoUieh  gerachlMi  rtkhmk  OoMmhieii  ron  TUing»!  und  EatreUft.       99 


ae&  dem  mit  dieser  Prorins  belehnten  Diego  Ontierres  nicht  sonder- 
lieh. Zar  Beeitxnahme  derselben  1541  angelangt,  lieft  er  diesen 
Namen  bei  Strafe  verpönen,  seine  Provins  solle  Nneva  Gar* 
tago  oder  Costarica  heifsen.  Es  geschah  dies  in  der  doppelten 
Absicht,  nm  bei  der  Werbung  seiner  Mannschaft  doroh  den  Klang 
des  Namens  die  Lente  herbeisolocken  und  gleichseitig  das  Land  von 
dem  obrigen  Yeragaas  so  nnterscheiden.  Officiell  kommt  der  Name 
Costarica  merst  in  einem  Schreiben  vom  Jahre  1561  vor,  in  welchem 
die  Krone  dem  Lic  Jaan  de  Estrada  Ravago,  welcher,  wie  wir  oben 
sahen,  die  Stadt  Castillo  de  Anstria  angelegt  hatte,  jeden  Schatz  von 
ihrer  Seite  zusagt  Aach  in  dem  im  Jahre  1574  aosgefertigten  konig* 
liehen  Besitztitel  des  Oobemadors  Diego  Artiedo  y  Chirinos  wird  die 
Provinz  noch  mit  dem  Namen  Nueva  Cartago  y  Costarica  benannt. 

Der  Name  Costarica  wurde  also  dem  Lande  nicht  wegen 
der  Reichthümer  gegeben,  die  man  bereits  gefunden  hatte, 
sondern  wegen  der  Reichthümer,  die  man  zu  finden  hoffte. 
Diego  Ootierrez  begann  seinen  Eroberungszng  zunächst  damit,  dafs  er 
von  den  Indianern  der  Ostküste  einige  Tausend  Ducaten  erprefste. 
Dieser  Schatz  war  jedoch  sein  Verderben ;  ein  von  ihm  hart  bedräng- 
ter Cazike  lockte  ihn  in's  Innere  des  Landes,  woselbst  er  ihn  im 
Schlafe  überfiel  und  ihn  mit  fast  sämmtlichen  seiner  Leute  niedermachte. 
Ton  diesen  retteten  sich  nur  fünf  ^),  welche  über  das  unglückliche 
Ende  ihres  Führers  Bericht  erstatteten  und  auch  zugleich  von  den  ge- 
sammelten Schätzen  erzählten.  Der  Schatz  des  Diego  Gutierrez  hat 
später  ohne  Zweifel  in  ähnlicher  Weise,  wie  der  verlorene  Schatz 
des  Badajoz  ')  bei  Natä  im  Jahre  1515,  zu  neuen  Expeditionen  an- 
geregt, und  gewifs  gaben  diese  Veranlassung  zur  ersten  Ansiedelung 
und  Gründung  der  oben  erwähnten  Stadt  Castillo  de  Austria.  Wie 
aus  dieser  Ansiedelung  die  Estrella-Ansiedelung  entstand,  die  sich  zum 
späteren  Talamancagebiet  ausdehnte  und  als  solches  ein  Ziel  der  Er- 
oberungssucht einiger  Gobernadoren  und  bekehrungseifriger  Franciscaner 
wurde,  haben  wir  bereits  oben  auseinandergesetzt. 

In  Costarica  wurden  in  den  beiden  verflossenen  Jahr- 
hunderten keine  Minen  bearbeitet.  Erst  einige  Jahre  nach  der 
Unabhängigkeitserklärung  im  Jahre  1821  begann  der  nicht  unansehn- 
Hche  Ertrag  der  im  Jahre  1823  entdeckten  Goldmine  von  Agua- 
cate  den  Reichthum  des  Landes  zu  erhöhen,  seit  welcher  Zeit  der 
Mineralreichthum  des  Landes   immer   mehr  Bedeutung   gewann   und 


*)  Einer  derselben  war   der  bekannte  HieronymuB   Benzoni,   dessen  Beschrei- 
bung seiner  Erlebnisse  in  damaliger  Zeit  grofses  Aufsehen  erregte. 

')  O.  Peschel,  Geschichte  des  Zeitalters  der  Entdeckungen.     1868.     p.  509. 


80      A.  r.  VrftBtsins:  Die  reiseblidi  geraehten  rafehan  Ooltetets  ete. 

fremde  Cftpitalleii  sar  Aasbeotnng  der  Minen  in'e  Land  eog.  Beson- 
dere war  die«  der  Fall,  als  man  im  Jahre  1857  die  Goldminen  in 
Paires  und  im  Jahre  1864  die  angewöhnlich  reioben  Minen  Ton 
Cirnelitas*)  entdeckt  hatte.  Hier  in  diesem  letstgenannten  Afinen* 
besirk,  der  erst  seit  wenigen  Jahren  von  kundigen  Bergleuten  nnter- 
SQcht  wird,  stehen  noch  manche  bedeatende  Bntdecknngen  in  Anssidit 
Es  ist  keinem  Zweifel  unterworfen ,  dafs  auch  die  Oebirge  am 
Estrellaflasse  im  Talamancagebiet,  die  Berge  Chirripö,  Pico  Blanoo 
nnd  Roralo,  wenn  sie  einmal  von  tüchtigen  Fachmftnnem  darchforseht 
sind,  reiche  Minen  aufweisen  werden;  doch  w^rde  die  Ausbeutung 
derselben  unter  den  jetsigen  Verhältnissen  fast  ein  Ding 
der  Unmöglichkeit  sein.  So  lange  die  dortigen  Indianer  in  ihrem 
jetsigen  Ursustande  verharren,  so  lange  es  in  dem  sehr  gebiigigen 
Lande  an  Verkehrs-  nnd  an  Lebensmitteln  fehlt,  würden  die  Unkosten 
des  Minenbetriebes  und  die  damit  verbundenen  fast  nnubersteiglichen 
Schwierigkeiten  derartigen  Unternehmungen  keineswegs  forderlich  sein. 
Erst  wenn  von  Old  harbor  aus  von  europäischen  Ansiedlem  ein  swei- 
tes  Castillo  de  Austria  am  alten  Estrellaflusse  gegründet  sein  wird 
und  die  fruchtbaren  Thäler  und  Ufer  seiner  Zuflüsse  urbar  gemacht 
sind,  erst  dann  wird  die  Zeit  gekommen  sein,  den  schönen  Tranm 
von  den  EstrellaschStzen  zur  Wirklichkeit  zu  machen. 


^)  Offenbar  ist  dies  die  oben  bei  Herren  erwähnte  Sierra  de  las  minas; 
dieselbe  wurde  frOher  auch  Cordillera  deTilaran  genannt  (s.  Pelaez.  IIL  p.  148), 
aber  nicht  Teliran,  wie  der  Name  auf  der  neuesten  Karte  von  Gnanacaste  von 
Prof.  V.  Seebach  f&lschlich  angegeben  ist  (siehe  Petermann*s  Geographische  Mitthei- 
Inngen.   1867). 


3t 


Zur  Geschichte  der  Geographie. 

Von  Dr.  Breasing, 
Oirecior  der  Steaermannssohnle  in  Bremen. 


1.   Flavio  Gioja  nnd  der  Schlffskompass. 

Es  ist  ein  eigenthamliches  Geschick,  welches  Flavio  Oioja  betrof- 
fen hat,  dafs  man  seinen  Namen  nicht  mehr  lesen  kann  ohne  sicher 
lo  sein,  die  Bemerkung  daran  geknöpft  zu  sehen,  dafs  er  lange  2<eit 
ganz  mit  Unrecht  als  der  Erfinder  des  Kompasses  genannt  sei;  dafs 
die  Nordweisong  der  Magnetnadel  lange  vor  ihm  bekannt  gewesen  und 
bei  diesem  and  jenem  Schriftsteller  schon  weit  froher  erw&hnt  sei;  dafs 
namentlich  die  Chinesen  dieselbe  schon  einige  Jahrhunderte  vor  unse- 
rer Zeitrechnung  gekannt  hfitten  u.  s.  w.  u.  s.  w.  Will  man  ihm  etwas 
lugestehen,  so  spricht  man  sich  etwa  so  über  ihn  aus,  wie  Hnmboldt 
im  Kosmos  11,  295:  „Dem  Flavio  Oioja  aus  Positano,  unweit  des 
schönen  und  durch  seine  Seegesetze  so  berühmten  Amalfi,  hat  man 
lange  die  Erfindung  des  Seekompasses  zugeschrieben;  vielleicht  war 
von  demselben  (1302)  irgend  eine  YervoUkommnong  in  der  Vorrich- 
tung angegeben.*^ 

Da  Humboldt  sich  sonst  gern  über  die  Greschichte  selbst  unwich- 
tiger Erfindungen  verbreitet,  da  er  ganz  insbesondere  für  die  Entwicke- 
lung  der  Schifffahrtskunde  und  nautischen  Astronomie  ein  so  grofses 
Interesse  hegte,  dafs  er  ein  eigenes,  leider  unvollendetes  Werk  darüber 
verfafst  hat,  so  kann  es  nur  befremden,  dafs  er  gerade  bei  dem  wich- 
tigsten Werkzeuge,  womit  die  Schiiffahrt  je  beschenkt  ist,  und  welches 
von  ihm  selbst  zu  denjenigen  Instrumenten  gezählt  wird,  durch  deren 
Einfuhrung  grofse  Epochen  der  Kulturgeschichte  bezeichnet  werden, 
mit  einer  so  kurzen  Andeutung  sich  begnügt  Noch  auffallender  aber 
ist,  dafs  er  hier  eine  Wendung  gebraucht,  wodurch  deutlich  gesagt 
wird,  man  habe  dem  Flavio  Gioja  die  Erfindung  des  Seekompasses 
flUschlich  zugeschrieben.  Er  macht  sich  hier  desselben  Irrthums  schul- 
dig, dem  man  fast  immer  begegnet,  wenn  von  Oioja  die  Rede  ist,  des 
Irrthums  nämlich,  dafs  er  die  Entdeckung  der  Nordweisung  der  Ma- 
gnetnadel mit  der  Erfindung  des  Scbifi^skompasses  verwechselt.  Dafs 
Gioja  jene  nicht  entdeckt  hat,  ist  nachgerade  so  allgemein  bekannt, 
dajfs  es  sich  nicht  der  Mühe  verlohnt,  darüber  auch  nur  ein  Wort  zu 
verlieren.     Ganz   anders    aber  liegt  die  Sache  in  Bezug  auf  unseren 


3}  Brenting: 

SeekompaCs.     Wenn  auch  die  Nordweisang  der  Magnetnadel  den  Chi- 
ne0en  schon  vor  swei  Jahrtausenden  bekannt  war,  nnd  es  somit  immer- 
hin möglich,  T^enn  aoch  keineswegs  aasgemacht  ist,  dafs  uns  die  Kande 
davon  aus  dem  Osten  durch  die  Araber  vermittelt  ist,  so  können  wir 
gerade  von  unserem  Schiffskompafs  mit  Gewifsheit  behaupten,  daüs  er 
eine  ursprunglich  europäische  Erfindung  ist;   denn  der  Eompafs,    den 
die  Chinesen  bis  auf  den  heutigen  Tag  auf  See  gebrauchen,  ist  kein 
anderer  als  unser  Landkompafs.     Humboldt  meint,   Oioja  habe  viel- 
leicht irgend  eine  Vervollkommnung  in   der  Vorrichtung  angegeben, 
spricht  sich  aber  nicht  darüber  aus,   worin  dieselbe  bestanden  haben 
mag.     Und  doch  liegt  gerade  hierin  der  Schwerpunkt  der  ganzen  Un- 
tersuchung.    DaCs  er  diese  Vervollkommnung  nicht  darin  gesehen  hat, 
worin  Andere  sie  haben  finden  wollen,  nfimlich  darin,  dafs  Oioja  die 
Nadel  entweder  zuerst  auf  einer  Spitze  habe  schweben  lassen  oder  gar 
darin,  dafs  er  sie  in  eine  Büchse  eingeschlossen  habe,  dürfen  wir  ala 
gewifs  voraussetzen.     Diese  Vervollkommnungen  wären  denn  doch  so 
unbedeutend  gewesen,  dafs  sie  Oioja  sicher  nicht  den  Ruhm  des  Ent- 
deckers verscha£ft  hätten,  ganz  abgesehen  davon,  dafs  die  erstere,  wie 
D'Avezac  dies  nachgewiesen  hat  *),    schon  vor  Oioja  benutzt  wurde. 
So  wird   Humboldt  sie  geflissentlich  unerwähnt  gelassen  haben,    um 
nicht  eine  Albernheit  auszusprechen.    Und  doch  wäre  er,  der  als  Berg- 
mann mit  dem  deutschen  Orubenkompafs  bekannt  war  und  auf  seinen 
Seereisen  auch  den  Schiffskompafs  hatte    kennen  lernen,    vor  jedem 
Andern  berufen  gewesen,  hier  Aufschlafs  zu  geben.     Er  konnte  sich 
sagen,  worin  der  wesentliche  Unterschied  zwischen  dem  aaf  dem  Lande 
und  dem  auf  der  See  gebrauchten  Eompafse  besteht.    Er  würde  dann 
auch  gesehen  haben,  dafs  in  dem  bekannten  Verse: 

Prima  dedit  nautis  usum  magnetis  Amalphis 
gar  nicht  gesagt  sein  soll,  dafs  in  Amalfi  die  Nordweisung  der  Magnet- 
nadel entdeckt  sei,  sondern  dafs  der  Eompafs,  wie  ihn  jetzt  die  See- 
leute gebrauchen,  aus  dieser  Stadt  stamme,  und  dafs  usum  magnetis 
nichts  anders  als  eine  poetische  Wendung  ist  für  „brauchbaren  Eom- 
pais^.     Hätte  man  übersetzt: 

„Den  Schiffern  gab  erst  Amalfi  einen  brauchbaren  Eompafs^ 
so  wurde  man  das  Richtige  getroffen  haben. 

Ohne  auf  die  Entdeckung  der  Nordweisung  der  Magnetnadel  ein- 
zugehen, will  ich  im  Folgenden  das  Wichtigste  aus  der  Geschichte  des 
„Schiffskompasses''  anführen.     Daraus  wird  sich  nicht  allein  die  Ge- 


')  Vergleiche  seine  kurzen  aber  reichhaltigen  Aufsätze:  Anden»  Umoignages 
hUtoriques  relatifs  ä  la  bouatole^  und:  AperpLs  historiquea  sur  la  boutsoU  im  B»/- 
letin  de  la  Societe  de  Geographie.    1868  u.  1860. 


Zur  Qeflcfaiclite  der  Geofniiliie.    1.  Fl.  Oioja.  38 

m 

wiisheit  ergeben^  dab  er  aoft  ItaKen  stammt,  sondern  audi  die  gfoibe 
WahrBeheinlichkeit,  dab  er  Amalfi  verdankt  wird.  Es  wird  damit 
aach  die  Frage  erledigt,  ob  irgend  ein  Grund  rorli^,  Flavio  Gkja 
diese  för  den  Seemann  so  höchst  wichtige  Erfindung  abaostreiten,  dto 
die  Ueberliefemng  ihm  snerkennt. 

ZonSchst  ist  es  die  Winkeltheilang  des  Horizontes,  die  hier  zur 
Sprache  kommen  mnb.  Natargem&b  wnrde  seit  den  ältesten  Zeiten 
der  Kreisnmfang  darch  rwei  rechtwinklige  Querachsen  in  die  Tier 
Grondiichtungen  Nord,  Sud,  Ost  und  West  zerlegt.  So  finden  sich 
diese  z.  B.  schon  bei  Homer  (Od.  V.  295) : 

£vr  d*  EvQOg  ts  Norog  t*  ineaot^,  ZetpvQog  ta  dvcca^g 
Kai  Bogitig  ai&Qijyapdnjgf  fieya  KVfia  xvXipdmp, 

Unter  sich  kämpften  der  Ost  und  der  Süd  und  der  sausende  West- 
wind, * 
Auch  hellluftiger  Nord,  der  gewaltige  Wogen  daherw&lzt 

Natürlich  konnte  diese  einfache  Theilung  auf  die  Daner  nicht  ge- 
nügen, und  so  finden  sich  denn  auch  bald  Zwischenrichtungen  einge- 
schoben, wobei  es  der  Erwähnung  werth  scheinen  mag,  dafs  man  in 
einzelnen  Fällen  auch  schon,  wie  wir  das  heute  durchgängig  thun,  den 
Namen  des  zwischenliegenden  Windes  ans  den  Namen  der  beiden  zu- 
sammensetzte, in  deren  Mitte  er  fiel,  und  z.  B.  ans  Eurus  und  Notas, 
d.  h.  aus  Ost  und  Süd,  den  Euronotus,   d.  h.   den  Ost -Sud  bildete. 
Freilich  unterschied  sich  die  Anschauung   des  Alterthums   in   einem 
wesentlichen  Punkte  von  der  unsrigen.    Wir  sind  seit  unserer  Eennt- 
nib  von  der  Kugelgestalt  der  Erde  und  ihrer  Umdrehung  um  die  Erd- 
achse gewohnt,  Nord  und  Süd  als  die  eigentlichen  Cardinalpunkte,  da- 
gegen Ost  und  West  schon  als  abgeleitete  zu  betrachten.    Im  Alter- 
thume  war  dies  nicht  der  Fall.    Während  wir  die  Erdoberfläche  natur^ 
gem&b  in  die  nördliche  und  südliche  Halbkugel  theileo,  kennt  Homer 
nur  die  Tag-  und  Nachtseite  der  Erde,  den  Osten   und  den  Westen. 
Ihm  sind  Ost  und  West  die  vornehmsten  Weltgegenden.     Und  diese 
Anffassung  hat  sich  lange,' man  kann  sagen  bis  zur  Entdeckung  der 
Nordweisung  der  Magnetnadel  erbalten;  sie  spricht  sich  noch  gegen- 
wartig aus  in  dem  Ausdrucke:  „orientiren.^     Man  suchte  die  Himmels- 
gegenden nach  dem  Aufgange  der  Sonne  auf.    Im  Mittelalter  kam  noch 
dazu,  dab  das  Land,  nach  dem  Aller  Blicke  gewandt  waren,  das  ge- 
lobte Land,  im  Osten  lag,  und  daher  wird  auf  den  alten  Eompafsrosen 
der  Osten  stets  durch  ein  Kreuz  bezeichnet.   Daraus  müssen  wir  denn 
auch  einige  sonst  räthselhafte  Ausdrücke  in  mittelalterlichen  Schriften 
erklären,  wonach  die  Magnetnadel  „Ost*  zeigen  soll.     Es  soll  damit 
nicht  gesagt  sein,   dafs  die  Nadel  sich  in  die  östliche  EUchtung  legt, 

ZelUebr.  d.  OeielUeh.  f.  Erdk.  Bd.  IV.  ^ 


34  Brevtingt 

•ondeni  nur»  dab  Me  den  „Osten'^  keimen  lehrt,  dafo  sie  ,,orientirt*. 
Genug,  iraher  fanden  Ost  and  West  den  Vorrang  vor  Nord  und  Süd, 
■nd  deshalb  entepricht  es  auch  nnserem  jetiigen  Grandsatee,  wonad 
wir  bei  Benennung  der  Zwischenrichtnngen  immer  die  romehniere 
Richtung  voransetsen,  dafs  Homer  aoa  dem  Sud-  und  Ostwinde  nicht 
einen  Süd -Ost,  sondern  einen  Ost-Sud  bildet.  Auch  die  Reihenfolge, 
in  der  Homer  die  Winde  aufsählt,  ist  deshalb  nicht  ohne  Bedentnng. 
Während  wir  bei  Nord  beginnen  und  durch  Ost  und  Sud  nach  Weat 
a&hlen,  f&ngt  er  mit  dem  Ostwinde  an  und  zählt  durch  Sud  und  West 
nach  Nord. 

Durch  Einschaltung  von  vier  Mittelrichtungen  hatte  man  nun  im 
Ganzen  8  Winde  gewonnen,  und  diese  waren  es,  die  man  auf  dem 
achtseitigen  Tempel  der  Winde  zu  Athen  eingegraben  hatte.  Als  nun 
aber  auch  diese  picht  mehr  genügten,  verfiel  man  nicht  etwa  darauf, 
die  Anzahl  der  vorhandenen  zu  verdoppeln,  sondern  man  schaltete  nnr 
4  neue  Winde  ein,  wodurch  ihre  Zahl  im  Ganzen  auf  12  gebracht 
wurde,  die  man  dann  gleich mfifsig  vertheilte.  Yeranlafst  wurde  diese 
Zwolftheilung  wohl  dadurch,  dafs  der  Horizont  durch  den  Meridian, 
den  Aequator,  die  beiden  Wendekreise  und  die  beiden  Polarkreise  in 
1 2  Punkten  geschnitten  wird.  Bei  dieser  Zahl  blieb  es  nun  auch,  denn 
wenn  Yitruv^  erzählt,  man  habe  sie  später  verdoppelt  and  auf  24  ge- 
bracht, so  findet  sich  doch  nirgend  bestfitigt-,  dafs  diese  Theilung  Ein- 
gang gefunden  hat  Viel  eher  ist  die  Yermutbung  begründet,  dafs  die 
gelehrte  Theilung  in  12  Winde  schwerlich  bei  dem  gemeinen  Manne 
die  Achttheilung  verdrängt  hat,  denn  schon  Plinius  klagt,  dafs  die 
Zwolftheilung  zu  fein  und  zu  genau  sei.  Genügt  doch  auch  bei  uns 
im  gemeinen  Leben  die  Bezeichnung  der  Windrichtung  nach  acht  Him- 
melsstrichen. 

Auch  noch  in  einem  andern  wesentlichen  Punkte  unterschied  sich 
die  im  Alterthume  gebräuchliche  Eintheilung  des  Horizontes  von  der 
unsrigen.  Während  jetzt  Nord,  Nordost,  Ost  u.  s.  w.  ganz  bestimmte 
Punkte  am  Himmel  sind,  umfafsten  diese  Benennungen  früher  einen 
ganzen  Bogen.  Der  Norden  im  zwölftheiligen  Horizonte  bedeutete  den 
Bogen  von  30  Graden,  in  dessen  Mitte  unser  Nordpunkt  fällt  Da- 
nach ist  denn  auch  der  Ausdruck  „Windrose"  für  die  Windscheiben 
des  Alterthums  durchaus  ungeeignet.  Die  Richtungen  dürfen  nicht, 
wie  wir  es  bei  den  Strahlenscheiben  unserer  Eompa&rosen  sehen,  in 
Spitzen  auslaufen,  und  thatsächlich  tritt  denn  auch  der  Name  und  Bild 
der  Windrose  erst  mit  der  Erfindung  des  Kompasses  als  rosa  veniormn^ 
sieOa  maris  auf.  —  Es  mag  hier  Erwähnung  finden,  da£B  der  deutsche 
Seemann  Punkt  und  Bogen  genau  unterscheidet.  Der  Punkt  ist  ein- 
silbig, der  Bogen  zweisilbig.    Das  Schiff  steuert  Ost  oder  West,  denn 


Norden 


4 

2 

1^ 


Zur  Oesehichte  d«r  Gtoognyhie.     1.  Fl.  Gioja.  3{j 

te  ist  ein  Punkt  de«  Homontes  gemeüit;  die  Sonne  «ber  geht  im 
Orten  «if  und  im  Werten  nnter,  d.  h.  in  dem  öeüichen  oder  weetlicbeii 
Bogen.  Oenan  Oet  and  West  im  Horizonte  kann  eie  natürlich  nur 
iireima^  mi  Jahre  stehen,  dann,  wenn  sie  den  Aeqaator  schneidet 
HsD  soUte  sich  den  Vortheü  dieser  Unterscheidung,  um  so  mehr,  da 
er  sprachlich  begründet  ist,  auch  in  nicht  seemännischen  Kreisen  nicht 
»tgehen  lassen.  Das  Ued  der  Kinder:  „Dort  sinket  die  Sonne  im 
Werten*  ist  sprachlich  richtig;  das  Geibers:  „Fem  im  Sfid  das 
sofaSne  Spanien*  unrichtig. 

Die  ZwÖlftheilung  des  Horizontes 
hat  sich  bis  auf  den  heutigen  Tag  er- 
halten. Im  Mittelalter  finden  wir  sie 
wieder  in  der  berühmten  Stelle  bei 
Einhart,  wo  dieser  berichtet,  dafs  Karl 

0  der  Grofse  den   12  Winden  deutsche 

1  Benennungen  beigelegt  habe.   Es  heirst 
dort  * ) : 

lietn  foentos  duodecim  propriis  appeUa- 
'  iionibus  insignivii;  cum  prius  non  am- 
plius  quam  vix  quaituor  eentorum  to- 
cabula  posseni  inveniri.  —  VetUis  vero 
hoc  modo  nomina  imposuity  ut  SuhsO'' 
lanum  tocaret  Ostronivint,  Eurum  Ost- 
nmdroni,  Euroaustrvm  Sundosironi,  Austrum  Sundroniy  Austroafricum 
SnnubDCstroni^  Afiricum  Westsundroni,  Zefyrum  Westroni,  Chorum  West- 
nordrofUj  Circwm  Piordwestroni^  Septemtrionem  Nordroniy  Aquilonem 
fhrdosironiy  Vuiiumum  Ostnordroni, 

Man  sieht  bei  Einhart  wie  bei  Homer  beginnt  die  Zählung  vom 
Ostponkte. 

Es  mag  gelegentlich  dieser  deutschen  Windnamen  darauf  hinge- 
wiesen werden,  dafs  die  oft  wiederkehrende  Ansicht,  als  ob  die  Namen 
inserer  Himmelsstriche  aus  dem  Niederdeutschen  (Holländischen  oder 
Vlamischen)  stammten,  eine  durchaus  irrige  ist  Wie  weit  die  Verirrung 
in  dieser  Beziehung  gegangen  ist,  davon  folgendes  Beispiel.  Man  hat 
von  dem  bekannten  Augsburger  Kartographen  Konrad  Lotter  aus  der 
ersten  H&lfte  des  vorigen  Jahrhunderts  eine  grofse  Tafel  (Tabula  ane" 
mograpkica  seu  pyxis  nauHca^  eulgo  Compafscharte,  qua  ventorum  no- 
mima  teptem  Unguis  repraeseniantur)  cur  übersichtlichen  Yergleichung 
der  Kompafsrosen  in  sieben  verschiedenen  Sprachen,  unter  denen  merk- 
würdigerweise, aber  charakteristisch  für  die  damals  im  deutschen  Bin- 


Sfiden 
Windscheibe  der  Alten. 


')  EiDharti:   Vita  KaroU  Magnu  ed.  Jaffe,    Cap.  89. 


nenUiide  herrsehende  beBchrinkte  Andobt  vooi  Weltretkehre,  die  wkli* 
tigste  unter  «lien,  die  englische,  diese  «eemfinnieche  Weltspraebe,  gans 
fehlt  Lotter  bat  nan  aaeb  geglaubt,  die  Benennungen  Nord,  SSd, 
Oit  und  West  als  niebt  bochdentsch  betrachten  und  daffir  die  U^>er- 
•etsnngen  Mittemadit,  Mittag,  Morgen  und  Abend  einfuhren  cn  mfis- 
ten.  Es  macht  einen  unsäglich  komisehen  Eindruck,  wenn  man  aidi 
denkt,  wie  ein  deutscher  Matrose  dem  Schiffer  auf  die  Frage,  weichen 
Kurs  er  steuert,  statt  NNO^O  die  Antwort  geben  soll:  Mittemacht 
Mittemacht  Morgen  halb  Morgen.  Und  das  steht  doch  thatsiehlidi 
auf  dieser  Tafel  tu  lesen.  Wie  wenig  niederländisch  jene  Namen  Inr 
die  Himmelsstriche  sind,  beweist  uns  das  Wort  ^Ost^,  welches  die 
Gegend  bedeutet,  wo  die  Sonne  aufsteht  oder  aufgeht  Wort  und  Be- 
griff treten  unirerfindert  auf  in  dem  Namen  far  das  Fest  der  Auf- 
erstehung unseres  Herrn,  das  Osterfest  Dieser  urdeutsche  Name  des 
Festes  ist  aber  uur  dem  Hochdeutschen  und  Angelsächsischen  (Easter) 
eigen.  Holländer  und  Viamingen,  Dänen  und  Schweden  kennen  ihn 
nicht;  sie  gebrauchen  dafür  Paascken  oder  Pask  nach  dem  hebräisefa- 
griechischen  Worte  Pascka,  —  Andererseits  sind  unsere  deutschen 
Windnamen  durch  die  Franken  auf  die  Franzosen  übergegangen,  yon 
diesen  £u  den  Spaniern  und  Ton  diesen  wieder  su  den  Portugiesen 
gekommen,  denn  von  den  letzteren  wurde  noch  im  16.  Jahrhundert, 
wie  Nuoez  das  ausdrücklich  bezeugt,  die  Eompafsrose  mit  den  dent- 
sehen  Benennungen  die  ^  spanische^  genannt 

Erhalten  hat  sich  nun  zwar  die  Zwölftheilung  des  Horizonts  nor 
bei  dem  Orubenkompafs  des  deutschen  Bergmannes.  In  der  Mark- 
scheidekunst wird  nämlich  bis  auf  den  heutigen  Tag  der  Horizont  in 
zweimal  12  Standen  getheilt,  die  von  Nord  durch  Ost  und  von  Sad 
durch  West  gezählt  werden.  Aber  sie  war  noch  im  16.  Jahrhundert 
bei  allen  gelehrten  Oeographen  -und  Eosmbgrapben  allgemein.  In  den 
ersten  Ausgaben  der  damals  überall  verbreiteten  und  in  fast  alle  leben- 
den Sprachen  (Französisch,  Spanisch,  Italienisch,  Niederländisch)  über- 
setzten Eosmographie  von  Apianus  findet  sich  nur  die  Angabe  von 
12  Windnamen,  freilich  schon  mit  der  Bemerkung,  dafs  die  Seeleute 
sich  ihrer  aber  nur  im  Alterthume  bedient  hätten.  Ventorum  duodecim 
9vnt,  quibus  veieres  nautae  fuerufU  t»t,  nomina  ').  Erst  Oemma  FrisiuB 
hat  in  seinen  Zusätzen  zu  dßn  späteren  Ausgaben  dieser  Eosmogra- 
phie, die  er  veranstaltete,  die  Namen  der  Winde  nach  der  neuen  Ein- 
theilung  hinzugefügt:  Ex  veterum  senieniia  ct^sque  regionü  karÜKm 
in  12  spatia  dividitur.  —  NauHs  aUa  ratio  ventorum  est.  Hi  ewim 
koriMtUem  in  32  partes  dividunt  *). 


*)  Jpiani  Cotmographicu    Cap.  XV.  de  Ventis. 
•)  Gemtna  F^risiw,     Ibidem.     Append. 


Zur  Geschichte  der  Geographie.     1.  Fl.  Oioja.  37 

Man  bat  einmal  tod  einer  oontinentalen  and  eiqer  maritimen  Qeo- 
gnplne  beim  Wiederaufleben  der  Wiesenschaften  geeprocben.  In  dem 
Sinne,  wie  es  geschehen  ist,  wo  man  fBr  jene  nur  Tadel,  far  diese 
nar  Lob  hat '),  läTst  sich  der  Gegensatz  nicht  rechtfertigen,  aber  man 
kann  in  der  That  am  diese  Zeit  von  einer  (^ntinentalen  oder  gelehr- 
ten ond  einer  maritimen  oder  seemfinnischen  Kartographie  sprechen« 
Wo  aaf  einer  Karte  12  Winde  am  Rande  auftreten,  kann  man  sicher 
Mn,  dafs  dieselbe  von  einem  Gelehrten  des  Festlandes  herrührt;  alle 
Seekarten  am  diese  Zeit  theilen  schon  den  Kompafs  in  acht  Theile 
mit  fortgesetzter  Zweitheilung. 

Woher  stammt  diese  neue  Theilung  des  Horizontes?  Gewifs  nicht 
ans  Ostasien  durch  Vermittelung  der  Araber.  E^laproth  in  seiner  be- 
kannten ^Lettre  au  Mr,  Humboldt^  sagt  (p.  103)  von  der  Theilung  des 
dunesiflchen  Kompasses:  „La  ditision,  dont  an  se  seri  gänäraiemeni 
ians  tous  ies  auvrages  nauliques,  est  celle  des  ringt  qnatre*^;  und  von 

der  des  japanesischen:     y^La  ditision  de  rhoriion  en  dou%e  rumbs  est 

\ 

■)  Es  llfst  sich  schwer  begreifen,  wie  Lelewel  sich  so  darüber  ereifern  kann, 
dafo  die  Deutschen  derzeit  nicht  in  die  Fafsstapfen  der  italienischen  Hydrographen 
getreten  aind,  sondern  es  vorgezogen  haben,  dem  Ptolemäns  zu  folgen  nnd  aaf  dieser 
Omndlage  die  Geographie  nen  anfzubaoen.  Als  ob  die  Deutschen  vom  Wissenschaft-- 
fiehen  Standpunkte  ans  anders  h&tfen  handeln  dürfen!  Wie  grofse  Achtung  man 
sach  vor  den  italienischen  Kartographen  des  14.  und  15.  Jahrhunderts  haben  mag  — 
wwt  damals  erreicht  werden  konnte,  haben  sie  erreicht  —  aber  weiter  kommen  lieft 
sich  auf  dem  tou  ihnen  eingeschlagenen  Wege  nicht.  Wir  wissen  jetzt,  dafs  die 
loxodromischen  Karten  vom  mittellftndischen  Meere  eine  überraschende  Genauigkeit 
besJtzen.  Damals  konnte  man  das  nicht  wissen,  im  Gegentheil  man  mufste  von 
leektswegen  daran  zweifeln.  —  Als  Newton,  um  das  Gesetz  der  Schwere  aufteilen 
ta  kSnnen,  eine  genaue  Kenntnifs  vom  Erdumfange  haben  mufste,  konnte  er  zwi- 
leben  den  Gradmessuogen  von  Norwood  und  Snellius  wählen.  Die  letztere  beruhte 
aaf  einem  streng  wissenschaftlichen,  die  erstere  auf  einem  rohen  unwissenschaftlichen 
Ter&hren ;  so  wfthlte  er  jene,  nnd  es  ist  bekannt,  dafs  der  erste  Versuch,  das  Grar 
▼itationagesetz  zn  begründen,  gerade  hieran  scheiterte;  er  gelang  erst,  als  die  ge- 
nauere Messung  Picart*s  vorlag.  Jetzt,  wo  wir  auf  dem  von  Snellius  eingescUa- 
gsoen  Wege  weiter  fortgegangen  sind,  wissen  wir  auch,  dafs  die  Norwood'sche  Grad- 
Boorang  von  überraschender  Genauigkeit  gewesen  ist  Newton  konnte  das  nicht 
wissen  und  hätte  Tadel  verdient,  wenn  er  sie  benutzt  htttte.  Ganz  ähnlich  ist  die 
Stellung  der  deutschen  Geographen  zu  den  italienischen  Hydrographen.  —  üeber- 
kaapt  mSchte  Lelewel's  Berechtigung  zu  einem  Urtheil  über  strenge  geographische 
Wiasenachaft  sehr  in  Zweifel  zu  ziehen  sein.  In  seiner  Giographi%  du  mojftn  äge, 
II,  pag.  181  sagt  er:  Gerard  Mtrcator,  U  c&ryphee  des  geographes  de  cette  ^oque, 
domMii  ä  la  cireonference  de  la  ierre  6400  millet  germaniques  o«  21,600  italiquest 
mim  ^  ^aluaU  le  degri  ä  12}  miUes  d'AUemagne  ou  60  d^Italie,  Jl  pensaU, 
foe  ceUe  ophwm  moderne  etait  tCaccord  avec  Vancienne  de  PtolenUe.  —  Par  con' 
»ifmtmt  mnatU  Mercator  le  mille  dAllemagne  avait  4^f  millet  italiques.  Da  hier 
kein  Druckfehler  vorliegt,  wie  der  Nenner  61  beweist,  so  sieht  man,  dafs  Lelewel 
kein  Freund  der  rechnenden  ptolemäischen  Geographie  gewesen  sein  kann.  Das 
Beehncn  mufs  ihm  sehr  unbequem  gewesen  sein.  Aber  dafs  ein  Mann,  der  es  unter- 
niaunt  eine  Geschichte  der  Geographie  zu  schreiben,  nicht  weifs,  dafs  auf  1  deutsche 
MeOe  4  italienische  gehen,  wie  sich  das  in  jedem  geographischen  Werke  des  16.  Jabr- 
himderta  angegeben  findet,  das  ist  doch  etwas  stark. 


38  Breu«iiig: 

gin4faiemeni  tuitäe.  en  Japon,^  Und  was  hier  darcbschlagend  ist:  nach 
Leiewel  (Oiographie  da  moyen  äge;  EpUogue  p,  184)  hatten  aodi  die 
Araber  die  Zwölftheilung:  y,Le$  Arabes  imvireni  la  dodrine  greeque 
d^  12  eents.^ 

Sicher  ist  die  neue  Theilong  aach  nicht  dadarcb  entstanden,  dafa 
dieselbe  den  Vorzug  einer  gröfseren  Bequemlichkeit  hat.  Mit  dersel- 
ben Zirkelöffhnng,  mit  der  der  Kreis  beschrieben  ist,  wird  er  aiH^ 
anmittelbar  in  sechs  Theile  zerlegt,  ein  Vortheil,  den  nicht  einmal  die 
Yiertheilung  bietet.  Wenn  die  Zwölftheilung  trotzdem  nicht  in's  Volk 
gedrungen  war,  so  geschah  dies  deshalb,  weil  sie  für  den  gemeinen 
Mann  schon  zu  viel  Theile  hatte.  Wünschte  man  einmal  vermehrte 
Theilung,  so  bot  sich  der  Ausgang  vom  Sechseck  mit  demselben,  wenn 
nicht  noch  gröfserem  Rechte  als  der  vom  Viereck.  Ist  dies  doch,  wie 
schon  erwfihnt,  beim  Gruben kompafs  des  deutschen  Bergmannes  ge- 
schehen. 

Sie  wird  im  16.  Jahrhundert  allgemein  als  die  der  Seeleute  be- 
zeichnet, und  wenn  bis  zur  Entdeckung  Amerika's,  bis  auf  den  Ge- 
nuesen Columbus  und  den  Florentiner  Vespucci  die  Italiener  das  erste 
seefahrende  Volk  waren,  so  könnte  man  schon  daraus  abnehmen,  wo 
der  Ursprung  der  neuen  Theilung  zu  suchen  ist.  Und  die  folgende 
Thatsaebe  läfst  darüber  keinen  Zweifel. 

Es  versteht  sich  von  selbst,  dafs  kein  einziges  Volk  von  der  ur- 
sprünglichen, naturgemäfsen  Eintheilung  des  Horizontes  in  vier  rechte 
Winkel  abgewichen  ist.  Aber  während  alle  übrigen  Völker  der  Neu- 
zeit nur  die  vier  Grundrichtungen  mit  eigenem  Namen  bezeichnen  und 
die  Benennung  der  Zwischenrichtungen  durch  Zusammensetzung  ans 
jenen  vier  ableiten,  so  zwar,  dafs  dadurch  die  Dreitheilung  des  rechten 
Winkels,  wie  wir  dies  an  den  Windnamen  Karls  des  Grofsen  sehen, 
nicht  ausgeschlossen  zu  sein  braucht,  theilen  die  Italiener,  und  diese 
allein,  den  Horizont  sofort  in  acht  Theile  mit  ebensoviel  eigenthüm- 
liehen,  ursprünglichen  Namen,  und  damit  ist  denn  die  Zweitbeilang 
des  rechten  Winkels  von  Hause  aus  gefordert  und  festgesetzt.  Eis 
werden  deshalb  diese  acht  Richtungen  auch  in  der  alten  seemännischen 
Kartographie  als  die  acht  vollen  oder  ganzen  Winde  bezeichnet  Und 
weil  sie  im  Bilde  der  Windrose  als  Rhomben  gezeichnet  wurden,  so 
wurde  dies  Wort  die  technische  Bezeichnung  für  die  Gompafsstriche 
in  allen  romanischen  Sprachen.  Ihre  Namen  sind,  wenn  man  von 
Nord  durch  Ost  und  Süd  nach  West  zählt, 

Tramontana  (N.),  Greco  (NO.),  Levante  (O.),  Scirocco  (SO.), 
Ostro  (S.),  Libeccio  (8W.),  Ponente  (W.),  Maestro  (NW.). 

Streng  genommen  sollte   man  diese  Benennungen   nicht  als  ita- 
lienische, sondern  speciell  als  süditalienische  bezeichnen;    denn  dafs 


Zur  Geschichte  der  Ctoographie.     1.  Fl.  Gioja. 


m 


sie  aoB  Snditalien  itammeo  mdaaen,  l^hrt  miB  der  ISUme  Qr^eo  fBr 
den  Nordoatwiod. 

Indem  man  nnn  zar  genaoeren  Theilong  fortachreiteBd  die  mittflD 
twischen  die  acht  Haoptwiode  fallenden  Richtungen  doreh  Halbieriing 
gewann,  bezeichnete  man  dieselben  als  halbe  Winde  und  bildete  ihre 
Namen  dnrch  Nebeneinandersetzang  der  Winde  in  deren  Mitte  da 
fielen,  ging  inde£s  hierbei  nicht  von  wissenschaftlichen  Gesichtspunkten 
aus,  wonach  man  die  naturgemäfs  vornehmere  Richtung  }\ß,Ue  voran- 
setcen  müssen,  sondern  wurde  wohl  mehr  durch  die  Gesetze  des  Toiifalies 
geleitet.  So  z.  B.  heifst  die  mittlere  Richtung  zwischen  TramotU4ma 
and  Greco  nicht  Tramontima' Greco  j  sondern  Greeo^Tramantana  und 
ebenso  die  zwischen  Lwanie  und  Greco  nicht  LeeatUe^Greeo,  sondern 
GreeO'l0evttni€;  so  sagt  man  zwar  Ponente-  Maestro  ^  aber  nicht  TVif- 
moniama^ Maestro y  sondern  Maestro ^Tramontana;  ein  Beweis  dafür,  dab 
die  acht  vollen  Winde  in  der  Anschauung  der  Italiener  durchaus  glei«- 
eben  Rang  hatten. 


"%> 


PkM 


Windrose  der  Itftliener. 


^  Br««iiBg: 

flSwitehsn  ite  «af  dkse  Weite  erlaiigleii  16  Winde  schaltete  nuui 
nan  durch  wiederholte  Zweitheilong  16  neue  Mittelriehtangen  ein« 
nnaale  dieaelheD  Yierteiwinde  und  bildete  ihre  Namen  eo,  da£B  man 
▼on  dem  vollen  Winde,  neben  dem  sie  lagen,  ausging  and  daneben 
bemerkte,  dafe  sie  einen  Yiertelwind  nach  der  einen  oder  andereo 
Seite  Toa  ihm  abwichen. 

Diese  Eintfaeilang  des  Horisontes  in  32  Theile  ist  nan,  durch  den 
Sehiffskompafs  rennittelt,  zugleich  mit  der  eigenthumlichen  Bezeich- 
aongsweise  im  Weaentlichen  sunüchst  auf  alle  romanischen  Völker 
übergegangen.  Nur  insofern  mufsten  diese  abweichen,  als  ihre  aas 
dem  Deutschen  entlehnten  Namen  Nord,  Süd,  Ost  und  West  nur  für 
Wer  Hauptrichtungen  ausreichten,  so  dafs  sie  sich  für  die  vier  Mittel- 
riofatungen,  für  welche  die  Italiener  ebenfalls  ursprüngliche  Benennungen 
haben,  nut  Zosammensetiungen  helfen  mufsten.  Setzt  man  aber  fSr 
Qreco  Nordost,  für  Scirocco  Sudost,  für  Liöeedo  Südwest  und  fSr 
Maestro  Nordwest,  so  stimmt  die  Windrose  der  übrigen  romanisdien 
Völker  ganz  mit  der  italienischen  überein.     So  ist  z.  B. 

r^C?  =  N i  NE  und  GiT  =  NE^N 
nach  der  französischen  Benennung. 

Bei  dem  bedeutenden  Uebergewichte,  welches  w&hrend  des  Mittel- 
alters die  Schifffahrt  der  romanischen  Völker  über  die  der  germani- 
schen hatte,  ist  es  nun  nicht  zu  verwundern,  dafs  bei  den  letzteren 
allmShlig  die  Dreitheilung  des  rechten  Winkels  durch  die  Zweitheilong 
verdr&ngt  wurde.  Aber  es  erfolgte  dieselbe  bei  ihnen  auf  eine  selbst- 
ständige  und  in  der  That  rationellere  Weise.  Man  kann  sagen,  da(s 
ihnen  ihre  Armuth  an  Namen  für  die  Winde,  worüber  Einbart  zur 
Zeit  Karl's  des  Grofsen  klagte,  dabei  zu  Gute  kam.  Während  die 
romanischen  Völker  den  Kreis  sofort  in  acht  Theile  zerlegten  und  die 
Namen  der  Zwischenrichtungen  auf  diese  acht  Grundrichtungen  be- 
zogen, sahen  sich  die  germanischen  Nationen  gezwungen,  die  sämmt- 
üchen  Zwiscbenrichtungen  auf  nur  vier  Grundrichtungen  zu  beziehen. 
Der  Rhombus,  z.  B.  den  die  Italiener  T  |  G  und  die  Franzosen  N  \  NE 
nennen,  heifst  bei  uns  NzO  (Nord  zu  Ost),  d.  h.  der  Strich,  der  vom 
Nordpunkte  um  ein  Achtel  des  rechten  Winkels  nach  Ost  abweicht. 
Die  Romanen  betrachten  den  Rhombus  oder  Strich  als  ein  Viertel 
vom  halben  rechten  Winkel,  aber  die  Germanen  als  ein  Achtel  vom 
ganzen.  Es  ist  dies  die  wissenschaftlichere  Anschauung,  denn  bei  der 
Rechnung  mufs  schliefslich  doch  jede  Zwischenrichtnng  auf  die  beiden 
durch  den  Meridian  und  den  Breitenparallel  dargestellten  Coordinaten- 
achsen  bezogen  werden. 

Audserdem  ist  die  Auffassung  der  Himmelsrichtungen  bei  den  nor- 
dischen Völkern  durchaus  frei  von  irgend  welchen  äufseren  Beziehun- 


r 


Znr  Geschichte  der  Oeogniphie.     1.  Fl.  Gioja. 


41 


geft.  Die  Weifgegenden,  die  doch  Ton  Hause  ans  nidite  mit  dem  Winde 
in  thnn  haben  und  eich  von  selbst  verstehen  würden ,  auch  wenn  nie 
ein  LBftohen  in  der  Atmosphfire  sich  bewegte,  heifsen  bei  den  ItaÜe- 
aem  ganae,  halbe  and  viertel  ^Winde^  und  die  Zeichnung  der  Rhom- 
ben hat  den  Namen  ^Windrose^  (ro$a  dei  venii).  Ja,  die  Windnamen 
selbst  sind  recht  eigentlich  landschaftlich  wie  TremoiUanaf  Greco  n.  s.  w. 
Ten  dieser  einseitigen  Anschauung  haben  sich  die  germanischen  Yöl- 
ker  gans  frei  erbalten.  Allerdings  findet  sich  der  Ausdruck  „Wind- 
rose'' auch  in  deutschen  Schriften,  aber  er  ist  von  den  Gelehrten  durch 
die  Uebersetzung  der  rosa  veniorum  aufgebracht.  Das  deutsche  Volk, 
namentlich  der  deutsche  Seemann  kennt  das  Wort  „Windrose^  gar 
nicht;  er  nennt  die  bildliche  Darstellung  der  verschiedenen  Richtungen 
entweder  „Eompafsscheibe^  oder  „Strichrose^  und  die  einzelne  be- 
stimmte Richtung  den  „Strich^,  wie  auch  der  deutsche  Bergmann  die 
Lsgerung  der  Oebirgsschichten  in  Beziehung  auf  den  Eompafs  das 
«Streichen^  derselben  nennt.  In  englischen  Werken  wfirde  man  sich 
nach  dem  Worte  „ Windrose^  vergebens  umsehen. 


Strichrose  der  Deutschen. 


42  Br^nsiig: 

Der  UmBUnd,  dafs  die  afidUchen  Völker  die  Hälfte  des  rechteo 
Winkels  and  die  nordlichen  dss  Aditel  desselben  als  Einheit  ange- 
nommen haben,  giebt  den  letsteren  einen  groisen  Vortheil  für  die  Be- 
leiebnnng  weiterer  Unterabtheilangen.  AUe  Zahlen  auf  der  nordischea 
Strichrose  besiehen  sich  auf  den  ^Strich^  (engl,  poini)  als  Einheit. 
Um  anderthalb  Strich  anszudrucken,  setzt  man  also  einfach  1-j^,  und 
NzO|0  kann  bezeichnet  werden  als  MljO,  d.  h.  von  Nord  ändert* 
halb  Strich  nach  Ost  Das  ist  den  romanischen  Nationen  nicht  mög- 
lich. Um  anderthalb  Strich  aaszadruoken ,  müssen  sie  entweder,  wie 
die  Italiener,  Brachzahlen  in  eigenthümlicher  Weise  neben  einander 
setzen,  wonach  z.  B.  •}  |  einen  Viertelwind  and  noch  die  Hälfte  eines 
Viertel  Windes  bedeutet,  so  dafs  NzO|0  oder  Nl^O  durch  Tj  ^Q 
bezeichnet  wird»  oder  sie  müssen  sich,  wie  die  Franzosen,  dadurch 
helfen ,  dafs  sie  neben  der  Eintheilung  in  32  Rhomben  auch  noch  die 
in  Graden  und  Minuten  benutzen.  Diese  deuten  NsO^O  durch 
N-J^NE  5*^  38'  E  an.  Es  bedarf  keiner  weiteren  Auseinandersetzung, 
um  die  grofse  Ungefugigkeit  einer  solchen  Bezeichnungsweise  sofort 
erkennen  zu  lassen. 

Wenn  aber  auch  die  „Stricbrose^  der  Germanen  eine  vervoll- 
kommnete „Windrose*^  der  Romanen  ist,  so  verdanken  doch  alle  see- 
fahrenden Völker  ihre  jetzige  Kompafstheilung  den  Italienern,  speciell 
den  Süditalienern. 

Ich  mochte  noch  einen  Punkt  zur  Sprache  bringen  und  das  ist 
die  in  Italien  häufig  vorkommende  Benennung  cakanita  oder  ago  ca^ 
lamiiato  für  die  Magnetnadel.  Seit  dem  Hydrographen  Fournier  ^)  hat 
man  sich  darin  gefallen,  diese  Benennung  mit  dem  Worte  caiamite  in 
Zusammenhang  zu  bringen,  mit  dem  die  Griechen  zufolge  Plinias ') 
den  Laubfrosch  bezeichneten.  D^Avezac  nennt  das  eine  grofse  Absur- 
dität, und  ich  glaube  man  wird  ihm  darin  vollständig  Recht  geben 
müssen.  Griechisch  ist  das  Wort  allerdings,  aber  sollte  dasselbe  eben 
nicht  deshalb  wieder  auf  Süditalien  hinweisen,  wo  noch  so  viele  Spa- 
ren griechischer  Cultur  und  Sprache  erhalten  sind  ?  Und  was  die  Ab- 
leitung betrifft,  möchte  nicht  dieser  Ausdruck  aus  der  ersten  Zeit  stam- 
men, wo  man  die  Nordweisung  der  Magnetnadel  entdeckt  hatte,  und 
wo  man  die  Nadel  noch  auf  dem  Wasser  schwimmen  liefs?  Man  legte 
dieselbe  für  den  Gebrauch  in  ein  der  Länge  nach  gespaltenes  Inter- 
nodium von  Schilfrohr  (griech.  xoAajUiV)  und  daher  nannte  man  die 
nach  Norden  zeigende  Nadel  ago  calamitato.  Auf  die  Gefahr  hin,  mir 
von  Herrn  d'Avezac  den  Vorwurf  der  Geschmacklosigkeit  zuzuziehen. 


')  Hydrographie,    Lib.  XL    Ch.  1.    (Paris  1648.    Fol.) 
*)  Bütoria  naturalU.    XXXII.    42. 


r 


Zur  Geschiebte  der  Geogn^^Aie.     1.  FI.  Gtoja.  43 

afiehte  ich  daran  erinnern,  dafs  anch  ein  anderes  Werkseng,  wo  ein 
Bisenatab  in  ein  hohles  Rohr  gelegt  wird,  von  den  Griechen  mit  nor 
iMfug  benannt  wnrde;  es  ist  das  Brenneisen  des  HaarkrSaslers.  Jeden- 
fikUa  liegt  hier  die  Ideen -Association  näher  als  beim  Laubfrosch. 

Und  wenn  so  Alles  and  Jedes  auf  Suditalien  als  das  ursprfing- 
liehe  Oebortsland  unseres  Kompasses  hinweist,  wie,  wenn  sich  ein  be- 
stimmter Anhaltspunkt  dafür  böte,  dafs  gerade  Amalfi  der  Geburtsort 
wire?  Es  ist  eine  Thatsache,  dafs  mit  der  Zweitheilung  des  rechten 
Winkels  zugleich  auch  die  Bezeichnung  des  Nordpunktes  durch  eine 
Lilie  auf  die  Kompasse  aller  Nationen  übergegangen  ist.  Die  Lilie 
nun  ist  das  Wappen  der  Bourbonen  und  so  hat  man  wohl  geglaubt, 
sie  stamme  von  den  Franzosen.  Aber  diese  selbst  haben  ihren  Kom- 
paCs  von  den  Italienern  erhalten  und  sollte  es  nicht  von  Hause  aus 
wahrscfaeiniicher  sein,  dafs  sie  ebensogut  wie  die  äbrigen  Völker  mit 
dem  Kompafe  auch  die  Lilie  von  dort  herüber  genommen  haben?  Seit 
Amalfi  seine  Freiheit  und  mit  ihr  seine  GrÖfse  und  seinen  Ruhm'  ein^ 
gebufst  hatte,  schien  ihm  noch  einmal  eine  glückliche  hoffnungsreiche 
Zeit  aufleuchten  zu  wollen.  Es  war  das  die  Zeit,  wo  das  bourbonische 
Hans  Anjou  über  Neapel  und  damit  auch  über  Amalfi  herrschte.  „Die 
Angiovinen,  zumal  Karl  von  Anjou,  nahmen  sich  der  Amalfitaner  ganz 
besonders  an.  Bei  ded  weitaussehenden  Plfinen  Karl's  auf  Unterwer- 
fung des  byzantinischen  Reiches  und  Syriens  mnfste  ihm  die  aufrich- 
tige Ergebenheit  einer  ihm  selbst  unterworfenen  maritimen  Macht  um 
so  erwünschter  sein,  als  die  Freundschaft  der  grofsen  Seemächte  sehr 
precfir  war,  dieselben  überall,  von  gerechtem  Mifstrauen  gegen  seine 
ehrgeizigen  Pläne  erfüllt,  eine  grofse  Zurückhaltung  beobachteten,  zum 
Theil  wie  Genua  offen  mit  ihm  Krieg  führten.  Von  1270  an  finden 
sich  in  dem  SyUabus  tnembranorutn  regit  Archiviy  von  Scotto  heraus- 
gegeben, eine  wahre  Unzahl  von  Amalfitanern  in  Angiovinischen  Diensten 
angestellt;  Camera  führt  an,  dafs  der  Patron  der  königlichen  Galeere 
immer  ein  Amalfitaner  habe  sein  müssen  u.  s.  w.  ').^  Liegt  es  nun 
nicht  nahe,  dafs  der  Amalfitaner  Flavio  Gioja  aus  Dankbarkeit  gegen 
das  Haus  Anjou  diesem  eine  Huldigung  zu  bringen  wünschte  und  zu 
diesem  Zwecke  als  Bezeichnung  des  Nordpunktes  die  bourbonische 
Lilie  wählte? 

Und  damit  wäre  ich  zu  dem  eigentlichen  Ziele  meines  Vorhabens 
gelangt,  nämlich  nachzuweisen,  worin  denn  eigentlich  die  Vervol^ 
kommnung  des  bisher  von  den  Seeleuten  gebrauchten  Kompasses  be- 
standen haben  wird,  eine  Vervollkommnung  Ton  solcher  Bedeutung, 


1)  Die  obenstehenden  HittheiliiDgen  verdanke  ich  dem  ausgezeichneten  Kenner 
der  italiemaohen  OMchichte,  dem  Herrn  Assessor  Dr.  WUstenfUd  in  Gottingen. 


44  Breasia^ 

dafe  der  Dtditer  sagen  durfte;  Binen  braaclibBreii  Kontpafo  habe 
den  Seeleoten  erst  Amalfi  gegeben. 

Wie  schon  erwAhnt,  kann  diese  nicht  darin  bestanden  haben,  dafs 
man  die  Nadel  auf  einer  Spitse  schweben  liefs,  oder  sie  in  eine  Büehee 
einscblofs.  Aach  die  Windrose  als  solche  hat  Oioja  nicht  erfanden; 
D'Avesac  hat  darauf  aufmerksam  gemacht,  dafs  diese  schon  bei  Raj* 
mnnd  LuUy  als  sieila  maris  vorkommt;  sie  hat  eben  nur  deshalb,  weil 
sie  von  Oioja  su  seinem  verbesserten  Schiffskompafs  benutst  wurde, 
mit  diesem  sugleich  bei  den  Seefahrern  aller  Nationen  Eingang  ge- 
funden. Die  Vervollkommnung,  die  wir  Gioja  verdanken,  besteht  in 
der  Binrichtungy  durch  die  sich  der  Schiffskompafs  vom  Landkompafe 
unterscheidet. 

Als  Beispiel  der  auf  dem  Lande  gebrauchten  Kompasse  mag  uns 
der  GrubeDkompafe  dienen.  Bei  diesem  schwebt  die  Nadel  frei  aaf 
einer  Spitze  und  ist  in  eine  Bfichse  eingeschlossen,  auf  deren  Boden 
die  TheiluDg  des  Horizontes  eingeschnitten  ist.  Es  ist  somit  genau 
der  Kompafs,  der  schon  vor  Plavio  Oioja  existirt  hat,  und  eben  dieser 
Kompafs  ist  für  den  Seemann  unbrauchbar.  Um  dies  deutlich  an 
machen,  wollen  wir  annehmen,  ein  solcher  Kompafs  sei  aof  dem  Schiffe 
befestigt  und  die  Linie  Süd -Nord  habe  die  Richtang  des  Kieles.  Dann 
wird  sich  natürlich  mit  dem  Schiffe  auch  die  Kompafsbüchse  und  die 
aof  ihrem  Boden  befindliche  Strichrose  drehen.  Steuert  nun  das  Schiff 
Nord,  so  wird  auch  die  Nadel  auf  dem  Nordpunkte  einspielen  und 
Alles  hat  seine  Richtigkeit.  Wie  nun  aber,  wenn  sich  das  Schiff  von 
N  nach  NW  wendet?  Dann  wird  sich  der  Nordpunkt  der  Strichrose 
unter  der  ruhenden  Nadel  mit  dem  Schiffe  nach  NW  bewegen,  die 
Nadel  selbst  aber  nach  NO  weisen,  der  Kompafs  also  nicht  die  Richtung 
zeigen,  in  der  das  Sdiiff  steuert.  Und  umgekehrt,  wenn  das  Schiff 
einen  östlichen  Kurs  steuert,  wird  die  Nadel  auf  einen  westlichen  Strich 
deuten.  Bei  dem  Orubenkompafs,  der  so  angelegt  wird,  dafs  die  Strei* 
chungslinie  parallel  mit  der  Linie  des  Nullpunktes  (der  0.  oder  12.  Stunde) 
läuft,  hat  man  aus  diesem  Orunde  die  Richtungen  Ost  und  West  ver- 
tauscht, ein  Umstand,  der  dem  Nichtkundigen  auf  den  ersten  Blick 
sonderbar  genug  vorkommt  Aber  wenn  man  das  bei  dem  wissen- 
schaftlich gebildeten  Markscheider  thun  kann,  darf  man  dem  gemeinen 
Matrosen,  der  am  Steuerruder  steht,  zumuthen,  dafs  er  sich  ebenso 
leicht  in  die  Umstellung  von  rechts  und  links,  in  die  Verwechselung 
von  Ost  und  West  findet?  Doch  angenommen,  das  sei  erlaubt,  und 
auf  dem  Schiffskompafs  wie  beim  Orubenkompafs  geschehen.  Wie 
nun,  wenn  das  Schiff,  wie  wir  der  Einfachheit  wegen  annehmen  wollen, 
wieder  Nord  steuert?  Wenn  dann  Ostwind  weht,  so  steht  auf  dem 
Kompafs  in  dieser  Richtung  West,  und   wenn  Westwind  weht,  zeigt 


r 


Zur  Oesehichte  der  Qeognplue.     1.  Fl.  Oiojs.  45 


der  Kompab  Oflt.  Alio  «m  JBiae  Verwimmg  sa  heben,  aoU  eine  an- 
dere eiogefobrt  werden?  Der  Markscheider  aUerdings  wurde  eich  an 
helfen  wiesen,  er  brfichte  die  12.  Stande  in  die  Richtung  des  Windes, 
and  die  Nadel  wurde  den  Strich,  woher  der  Wind  weht,  richtig  an- 
geben. Aber  soll  der  Seemann  immer  erst  das  Schi£f  in  den  Wind 
laufen  lassen,  damit  er  seine  Richtung  ablesen  könne?  Und  nicht  ge^ 
nagt  Eine  der  widitigsten  Anwendungen  findet  der  Eompals  bei  den 
Peilungen  (Aaimuthbeobachtungen)  von  Kustenpnokten.  Wie  sollte  es 
doch  möglich  sein,  auf  der  jeder  seitlichen  Bewegung  des  Schiffes  fol- 
genden Strichrose,  die  unter  der  Nadel  auf  dem  Boden  der  Eompafs- 
buchse  befestigt  ist,  die  Richtung  eines  Punktes  am  Lande  mit  der 
hiem  erforderlichen  Genauigkeit  absulesen?  Jeder  Seemann  wird 
sagen  9  dafe  das  eine  Unmöglichkeit  ist.  Und  es  ist  von  grofser  Be- 
deutung, dals  die  Tradition  sagt,  Oioja  sei  ein  Seemann  gewesen.  Als 
solcher  wird  er  die  M&ngel  der  damals  gebrftnchlichen  Kompasse  ein- 
gesehen haben ;  er  machte  bei  dem  gemeinen  Seemann  die  Erfahrung, 
dafs  die  Benutsung  des  Landkompasses  mit  seiner  Vertauschung  der 
Weltgegenden  an  Bord  eines  Schiffes  Verwirrung  aber  Verwirrung  im 
Qefolge  hatte;  er  erfuhr  an  sich  selbst,  dals  eine  zugleich  mit  dem 
Schiffe  sich  drehende  Strichrose  genaue  Aximutbbeobachtungen  un- 
möglich machte;  er  sann  auf  Abhülfe  und  fand  sie  darin,  daüs  die 
Stricbrose  oben  auf  die  Magnetnadel  gelegt  und  fest  mit  ihr  verbanden 
wurde.  Dann  konnten  lUle  Striche  ihren  richtigen  Namen  bebalten, 
man  konnte  Wind  und  Kurs  darauf  ablesen  und  sie  nahm  nicht  an 
der  Drehung  des  Schiffes  Theil,  sie  behielt,  wie  die  Magnetnadel  selbst, 
ihre  feste,  ruhige  Lage  gegen  die  Weltgegenden.  Wie  einfach  dieser 
Gedanke  uns  jetzt  auch  vorkommen  mag,  die  Einfachheit  raubt  ihm 
nichts  von  seinem  hohen  Werthe;  und  wenn  er  uns  auch  als  nahe 
liegend  erscheint,  gerade  das  nfichstliegende  pflegt  sich  dem  Auge  des 
Forschers  am  Längsten  su  entziehen. 

Eis  ist  Gioja,  wie  anderen  grofsen  Erfindern,  es  ist  ihm  wie  James 
Watt  ergangen;  der  Mjthus  hat  sich  ihrer  bem&chtigt  und  hat  sie  zu 
Entdeckern  gemacht.  Beide  haben  die  Anwendung  einer  schon  vor 
ihnen  bekannten  Kraft,  die  Einrichtung  einer  schon  vor  ihnen  be- 
kannten Maschine  vervollkommnet;  im  Volksmunde  gelten  sie  für  die 
Entdecker'  der  Kraft  selbst.  Man  hat  einen  hubseben,  viel  verbreiteten 
Kupferstich  mit  der  einfachen  Unterschrift:  James  Watt.  Darauf  sieht 
man  den  jungen  Mann  vor  einem  siedenden  Wasserkessel  am  Kamine 
nachdenklich  sitzend,  den  Deckel  des  Oefäfses  mit  dem  Schfireisen 
niederdrfidLend,  um  ihn  durch  die  Spannung  des  Dampfes  wieder  heben 
zu  lassen.  Er  wird  hier  dargestellt  als  Entdecker  der  Dampfkraft 
Und  doch  war  diese  längst  vor  ihm  bekannt,  hatte  lange  vor  ihm  in 


46  Br«iisin^: 

der  DMBpfmaaelnDe  Anwendung  gefunden.  Was  wurde  man  nun  aber 
wohl  sagen,  wenn  Watt  fortan  nur  genannt  wurde,  um  an  seinen  Na- 
men die  Bemerkung  eu  knüpfen,  man  habe  ihm  ganz  mit  Unrecht  die 
Entdeckung  der  Dampfkraft,  die  Erfindung  der  Dampfmasdbine  rage- 
schrieben; es  lasse  sich  unwiederleglich  nachweisen,  dafs  Papin  und 
De  Gaus,  Newcomen  und  Sarary  diese  Ifingst  vor  ihm  gekannt  hatten 
Und  ist  es  Oioja  besser  ergangen? 

Man  bat  gesagt,  der  Name  Gioja's  schwebe  in  der  Luft;  er  sei 
nicht  durch  gleichzeitige  Dooumente  historisch  bezeugt.  Kann  das 
etwas  an  der  Thatsache  andern,  dafs  ein  Seemann  —  denn  mn  sol- 
cher mufs  es  gewesen  sein  —  unseren  Schiffiskompafs  erfunden  hat? 
Diesen  Seemann  bezeichnet  die  Tradition  mit  dem  Namen  Flavio 
Güoja;  einen  Mitbewerber  hat  er  nicht;  so  liegt  auch  kein  Grund  von 
die  Tradition  f&r  unglaubwürdig  zu  erklären. 

Eben  weil  es  für  mich  von  dem  Augenblicke  an,  wo  ich  Tor  län- 
ger als  20  Jahren  zuerst  ein  Seeschiff  betrat,  keinem  Zweifel  unter» 
legen  hat,  dafs  die  Befestigung  der  Strichrose  auf  der  Magnetnadel  als 
das  eigentliche  und  grofse  Verdienst  Gioja's  betrachtet  werden  müsse, 
wäre  es  mir  unbegreiflich  gewesen,  wenn  nicht  ein  einziger  der  vielen 
Forscher,  die  über  den  Kompafs  geschrieben  haben,  auf  dieselbe  Idee 
gekommen  wäre.  Und  bei  weiterem  Nachforschen  hat  sich  mir  denn 
auch  ergeben,  dafs  ich  allerdings  auf  die  Priorität  des  Gedankens 
keinen  Anspruch  machen  kann.  Schon  Riccioli  sagt '):  „Möglich,  dads 
Flavio  die  Kompafsscheibe  oben  auf  der  Magnetnadel  befestigt  hat^. 
Dafs  sich  diese  Stelle  der  Aufmerksamkeit  der  Physiker  und  Hydro- 
graphen so  gänzlich  entzogen  hat,  kann  nur  dem  Umstände  zugeschrie- 
ben werden,  dafs  eigentliche  Sachkenotnifs  vom  Seewesen  und  der 
Schifffahrt  sich  bei  den  Gelehrten  so  gut  wie  gar  nicht  findet  *),  und 
andererseits  die  Seeleute  sich  auch  nur  um  das  kümmern,  was  ihr 
Fach  unmittelbar  angeht. 

Oben  ist  erwähnt,  dafs  der  Schiffricompafs  jedenfalls  eine  ursprüng- 
lich europäische  Erfindung  ist  und  nicht  aus  China  stammen  kann. 
Ich  bin  im  Besitze  mehrerer  chinesischer  Schiffskompasse  aus  der 
neuesten  Zeit.    Sie  tragen  alle  eine  kleine  Magnetnadel  frei  schwebend 


')  Geographiae  '^  Hydrographiae  reformatae  Libri  XII.  (Bonontae  1661.  Fol.) 
pag.  474:  Fieri  potuit,  itt  Flavius  rotam  chartae  rotundae  uucriptam  svperadaptaverit 
chalyhi  magnetico. 

')  Eine  rühmliche  Ausnahme,  wie  ich  hier  mit  Freuden  ausspreche,  macht  einer 
unserer  ersten  wissenschaftlichen  Kartographen,  Hermann  Berghaus  in  Gotha,  der 
die  technischen  Ausdrücke  des  deutschen  Seemanns,  wie  Strichrose,  Stillte  u.  a.  kennt 
und  auf  seinen  schönen  Seekarten  zum  Stieler'schen  Handatlas  auch  benutzt.  Rara 
amst 


Zur  Geschichte  der  Geographie.     1.  FL  Gioja.  4? 

in  einer  flmehen  hdlsernen  Büefase,  auf  deren  breitem  Bande  die  ESin- 
theüang  des  Horixontee  gemalt  ist. 

Es  wfire  nicht  nnmöglieb,  daHs  wir  GioJa  noch  ein  weiteres,  wenn 
lach  nicht  so  wesenüicbes  Verdienst  am  die  YerroilkommnuDg  des 
ScfaiflUompasses  zu  verdanken  hätten.  Es  ist  dies  die  Vorrichtang, 
durch  welche  er  in  der  horizontalen  Lage  schwebend  erhalten  wird 
and  die  man  als  die  ^Cardanische*'  zu  bezeichnen  pflegt  Nnn  sagt 
sber  Cardanns  selbst '):  ^Man  hat  die  Erfindung  gemacht,  den  Stahl 
des  Kaisers  so  einzurichten,  dafs  derselbe  beim  Fahren  trots  aller 
Schwankungen  immer  unbeweglich  und  bequem  sitzt.  Es  geschieht 
dies  dorch  eine  besondere  Verbindung  von  Bügeln.  Denn  wenn  drei 
bew^liche  Ringe  so  mit  einander  verbunden  werden,  dafs  sich  die 
Zaf^en  des  einen  oben  und  unten,  die  des  anderen  rechts  und  links, 
und  die  des  dritten  vorn  und  hinten  befinden,  so  mufs  eine  solche 
Yorrichtung,  da  eine  jede  Bewegang  immer  nur  um  höchstens  drei 
Achsen  erfolgt,  bei  jeder  Lage  des  Reisewagens  vollkommen  in  Ruhe 
bleiben.  Das  Frincip  ist  den  Lampen  entlehnt,  die,  man  mag  sie 
halten  wie  man  will,  doch  das  Oel  nicht  verschütten^.  Hieraus  geht 
wenigstens  so  viel  hervor,  dafs  man  Cardanus  nicht  als  Erfinder  der 
Vorrichtang  ansehen  kann,  und  sie  nur  deshalb  nach  ihm  nennt,  weil 
sie  von  ihm  wohl  zuerst  erw&hnt  wird.  Trotz  aller  meiner  Nachfor- 
sdmngen  ist  es  mir  nicht  gelungen,  etwas  weiteres  aber  den  Ursprung 
dieser  so  höchst  sinnreichen  Erfindung  festzustellen.  Welchen  Kaiser 
aberiiaopt  mag  Cardanus  meinen?  Da  er  ohne  weiteren  Zusatz  vom 
Stahle  „des  Ejiisers^  spricht,  so  liegt  es  wohl  am  n&chsten,  an  seinen 
Zeitgenossen,  den  Kaiser  Karl  V.  zu  denken,  um  so  mehr  als  dieser 
ein  so  grofser  Liebhaber  mechanischer  Kunstwerke  und  Oerftthe  war. 
Aber  ich  finde  nirgends  erwähnt,  dafs  dieser  im  Besitze  eines  solchen 
Wagens  gewesen  ist.  Oder  sollte  dem  Cardan  in  der  Erinnerung  die 
Beschreibung  des  Reisewagens  vorgeschwebt  haben,  der  sich  im  Nach- 
lasse des  Kaisers  Commodus  vorfand  und  so  eingerichtet  war,  dafs 
die  Sitze  „durch  verschlungene  und  bewegliche  Ringbügel  nach  jeder 
beliebigen  Richtung  gedreht  werden  konnten,  wie  es  Sonne  und  Wind 
forderten^  *).  Dann  hätte  t/ardan  sich  die  etwas  undeutliche  Beschreib 
bung  auf  seine  Weise,  aber  wahrscheinlich  durchaus  richtig  interpretirt, 
and  die  Erfindung  würde  schon  dem  Alterthnme  angehören.    Da  nun 


>)  De  subtilitate.    Lib.  XYII.    De  artihut  ariificioeisque  rebtu,  -wo   er  an   den 
Anfuig  des  Baches  als  die  Krone  aller  Erfindungen  den  Kompafs  setzt. 

>)  Ser^U.  ffisior.  Augustae:    Pertinax,   Cap.  8:    VeMeula  arte  fabrieae  nova, 
ferplexis  diverntque  roiarum  arbibut  et  exqmsitis  sedilibtu  mmc  ad  soltm  declinan- 
mmc  ad  apiritut  opportuniiatem  per  veriigmem. 


48  Breufing: 

die  Vorriehtaiig  «uf  dem  Bchwankenden  Boden  des  Schilfes  so  recht 
eigeDtlich  ihre  Anwendung  findet,  so  wire  immerhin  die  Yermathniigi 
sie  rnhre  arsprCUigiich  yon  einem  Seemanne  her,  nicht  gans  nnberech- 
dgt.  Aber  dann  wurde  sie  doch  früher  bei  den  SchijSslampen  als  bei 
dem  Kompasse  in  Oebranch  gewesen  sein,  und  so  bleibt  för  die  Mög» 
lichkeit,  Flavio  Gioja  könne  ihr  Erfinder  sein,  so  gut  wie  gar  keine 
Wahrscheinlichkeit  übrig. 

Es  wäre  eine  dankbare  Aufgabe,  einmal  in  unfassendem  Sinne 
nachzuweisen,  wie  wahr  das  WortHumboldt's  ist,  dafs  durch  die  £<iii- 
fuhmng  des  Kompasses  eine  neue  Epoche  in  der  Culturgeschichte  be- 
grfindet  wird.  Hier  kann  dazu  der  Ort  nicht  sein.  Aber  ich  mochte 
doch  xnm  Schlüsse  noch,  wenn  auch  nur  mit  wenigen  Worten,  eine 
wissenschaftliche  Frage  erörtern,  die  bisher,  wie  ich  glaube,  nicht  gaos 
richtig  aufgefafst  ist.  D' Avezac  sagt  in  seinem :  Geschichtlichen  lieber- 
blick  über  die  Projectionsarten  bei  den  Landkarten  ')•  Dep%iis  le  cam^ 
mencement  du  XIVsiäcle  les  Ginois,  le»  Vänetiens,  fes  Pisasu,  Us  Ma§or^ 
quins  de  cette  äpoque  ei  du  siäcle  suwant  nous  ont  Ugue  tout  une  sirie 
des  caries  nauUques  dessinSes  avec  une  pr^cision  gue  nous  atons  Hern 
d'admirer  encare  ai^ourd^hui.  Solche  Seekarten  zu  Stande  zu  briogen, 
die  wir  noch  heute  als  Kunstwerke  bewundern  müssen  '),  dazu  hat 
erst  der  Schiffskompafs  das  Mittel  an  die  Hand  gegeben.  Ohne  ihn 
w&re  es  dem  Manne  am  Steuerruder  rein  unmöglich  gewesen,  das 
SchüF  so  fest  auf  seinem  Kurse  zu  halten,  dafs  die  Lozodrome,  welche 
von  ihm  beschrieben  wird,  auch  nur  einigermafsen  hätte  auf  Genauigkeit 
Anspruch  machen  können.  Einzig  und  allein  aber  auf  Grund  der  von 
den  Seeleuten  eingehaltenen  Sebiffskurse  oder  Loxodromen  sind  jene. 
Karten  entworfen.  Man  hat  sie  Kompafskarten  genannt  und  behauptet, 
ihnen  fehle  jede  Frojection.  Der  Name  ist  nicht  bezeichnend  und  die 
Behauptung  ist  irrig.  Auch  Landkarten  können  fuglich  Kompafskarten 
genannt  werden,  wenn  sie  auf  blofsen  Winkelaufnahmen  mit  dem  Kom- 
pafs  beruhen.  Aber  die  Winkel,  welche  man  durch  Azimnthbeobacb- 
tungen  entfernter  Punkte  auf  dem  Lande  mit  Hülfe  des  Kompassee 
mifst,  sind  nicht  Winkel  zwischen  Loxodromen,  sondern  zwischen  Bo^ 
gen  gröfster  Kreise;  und  was  die  Frojectioil  betrifft,  die  man  für  eine 

*)  Coup  cCoeil  historique  tur  la  projection  des  cartes  de  geographie,  p.  88 
(Paris  1868.  8"),  einem  Werke  von  staunenswerther  Gelehrsamkeit..  Wenn  es  mir 
gestattet  ist,  dazn  einen  Beitrag,  vielleicht  eine  kleine  Berichtigung  zu  geben,  to 
schwebt  mir  dabei  lebhaft  das  Wort  unseres  Dichters  vor  Augen :  Wenn  die  Könige 
ban'n,  haben  die  Kftrmer  zu  thun. 

')  Die  kostbaren  grofsen  Sammelwerke  älterer  Karten  von  Jomard  u.  a.  werden 
wohl  nur  Wenigen  zugänglich  sein.  Aber  wegen  ihres  billigen  Preises  leicht  zu  be- 
schaffen ist  die  vor  Kurzem  erschienene,  schöne  italienische  Seekarte:  Corte 
tiche  del  Medio  Evo,    Memoria  di  Giuseppe  de  Luca,     Napoli  1866.    8**. 


Zar  Gefduehte  dir  Oeogrmphie.    1.  FL  QioJ«.  49 

«f  solehMi  AotehiBen  berobcmde  Karte  iHÜiIen  will,  so  bleibt  diese 
im  frewB  Wähl  des  -Zeichiiera  ebenso  vollständig  fiberlassen,  wie  das 
dsr  WM  ist,  wenn  die  Winkel  mit  dem  Tbeodölitlien  gemessen  sind. 
€aBi  anders  Kegt  die  Soehe  bei  den  Italienisehen  Seekarten. 
kmmtm  gemACi  den  eigentiiomliehen  Winkelmessongen ,  welcbe  il 
ZeidmoBg  m  Gknnde  liegen,  nnr  naeb  einer  einzigen  Projection  ent- 
«orfien  werden  and  xwar  naeb  derselben,  nach  der  wir  noch  hente 
iBseie  Seekuten  seichnen«   Das  Wesen  einer  Projection  besteht  nicht 
in  dem  Aasneben  von  Meridianen  nnd  Parallelkrelsen;  wfirden  diese 
saeh  aftmmtlieli  aaf  einer  richtig  gezeichneten  Karte  aasgelöscht,  die 
Projection  bliebe  davon  ganz  anber&hrt.    Das  Netz  jener  Linien  bietet 
iB  seinen  Maschen  ans  eben  nor  das  bequemste  Hulfsmittel  zar  Ent- 
werfiiog  des  Bildes,  ist  aber  keineswegs  nnamgänglich  nöthig,  and 
wenn  es  jenen  Seekarten  fehlt,  so  ist  das  kein  Beweis,  dais  ihnen  Jede 
Fjro|ecCi(»i  abgeht,  sondern  dafs  sie  nicht  aaf  dem  ans  gewöhnlichen 
Wege*  mit  Hülfe  von  Breiten-  and  Längenbestimmungen  entstanden  ' 
Bind.    Jede  Karte,  die  nach  einem  mathematischen  Gesetze  gezeichnet 
ist,  hat  eine  Projection.    Nun  sind,  wie  eben  erw&hnt,  die  italienischen 
Seekarten  zam  Unterschiede   von  allen  and  jeden  anderen  Karten  in 
der  Weise  entworfen,  dafs  die  Orte  auf  ihnen  mit  Hülfe  der  sie  ver- 
bindenden Schiffsknrse  oder  Lozodromen   festgelegt   sind.     Wünscht 
man  also  zanftchst  einen  bezeichnenden  Aasdrack,  so  kann  man  gar 
keinen  besseren  wählen,  als  „loxodromische  Karten  ^)^.   Es  wird  da- 
darch  zugleich  ganz  genaa  die  Projectionsart  angegeben,    die   ihrer 
Zdchnnng  za  Orande  liegt    Ist  nämlich  von  sämmtlichen  Orten  die 
gegenseitige  loxodromische  Lage  bekannt,  so  brancht  man  nar  von 
zwei  beliebigen  Punkten  auszagehen,  diese  unter  einem  beliebigen  Ab- 
stände von  einander  in  ihre  loxodromische  Richtung  zu  legen  und  von 
ihnen   ans  die  bezüglichen  Loxodromen  zu  jedem  dritten  Punkte  so 
ziehen,  and  man  erh&lt  in  aller  Strenge  ein  conformes  Bild  der  Erd- 
oberflfiche  in  Mercators  Projection.     Man  kann  in  der  That  von  den 
Zeichnern  dieser  Seekarten  behaupten,  dafs  sie  dieselben  nach  Mer- 
cators Projection  entworfen  haben,  ohne  es  selbst  zo  wissen.   Ja  man 
könnte  so  weit  gehen  und  ihnen  ein  gewisses  YerstfindniCs  des  Pro- 
jectionsprincipes  zu  schreiben.     Obgleich    bei  der   geringen  Breiten- 
ansdehnang  des  mittelländischen  Meeres  eine  Karte  desselben  in  Ma- 
'  riniaeher  Projection  mit    gleichen  Breitengraden  nur  wenig  von  der 
Mercator'schen  abweichen   kann  (so  dafs  D'Avezac  geneigt  ist,   die 


^)  Dafii  der  Nane  «Losodrome*  einen  riel  Jflngeren  ürepnmg  hat,  als  die 
Karten  —  er  rflhrt  bekumtlich  yon  Sterin  her  —  kann  keinen  Einwand  gegen  die 
Beadfhmmg  hegrtmdeB. 

Zeftaehr.  d.  GeselUdi.  t  Brdk.   Bd.  VI.  ^ 


50  Br«»iiiiK} 

lozodromitchen  Karten  fBr  pUtfv  la  haltea),  so  hAbea  die  ZeklHMr 
dieselben  doch  nicht  mit  einer  Breitenscale  aosgesUttet  Sollte  nuui 
nicht  Termuthen,  dafe  sie  das  mit  Absicht  gethaDy  weil  sie  die  Breiten 
cwar  gans  richtig  als  rerfinderlich  erkannt,  aber  das  Gesets  dieeor 
Yerfinderaog  nicht  aofgefiinden  hatten*  Die  alten,  echten  Seekartan 
kannten  ein  Oradnets  so  wenig,  dafs  die  Portoglesen,  wie  Barroa  er- 
zählt, bei  ihrer  Ankunft  im  Indischen  Ocean  nicht  wenig  erstamt 
waren,  bei  den  Arabischen  Seeleuten  Karten  mit  Meridianen  mid 
Breitenparallelen  su  finden.  Es  war  ein  grober  Mifsgriff,  als  spfiter 
die  eigentlichen  platten  Karten  sogleich  als  lozodromische  benntct  wmr> 
den.  Freilich  darf  nicht  verschwiegen  werden^  dafs  aoch  die  letzteren, 
Bo  tadellos  ihre  Projectionsart  sonst  war,  doch  an  einem  bösen  Fehler 
krankten.  Die  Loxodromen  waren  nicht  für  Mifsweisang  berichtigt 
und  deshalb  mufste  das  Bild  verzerrt  werden.  Aber  immer  bleibt  den 
italienischen  Seekarten  der  Ruhm,  wie  ich  das  an  einem  anderen  Orte 
urkundlich  nachweisen  werde,  dafs  der  grofse  deutsche  Geograph  Ger^ 
bard  Kremer,  genannt  Mercator  ' ),  durch  das  Studium  dieser  loxodro- 


^)  „Kremer*  und  nicht  „Kaofhiasn*  ist  der  dentscbe  Kam«  Hercaior*fu  ich 
verdanke  diese  Mitthcilnng  dem  Herrn  Prof.  K5hnen  in  Duisborg,  der  mir  tefareibt, 
dafs  Arnold f  der  Sohn  Gerhardts,  in  einer  and  derselben  Urkunde  einmal  Mercator 
und  einmal  Kremer  genannt  wird.  Den  Namen  «Kaufmann*  trug  der  lateinische 
Namensvetter  Gerhardts,  der  bekannte  Mathematiker  Nicolaus  Mercator  aus  HolBtain, 
und  von  diesem  wird  er  auf  Gerhard  Übertragen  sein.  —  Unbegreiflich  ist  ea,  wie 
man  M«ircator  hat  zu  einem  Ylaming  stempeln  kSnnen.  Der  zufällige  Geburtsort 
kann  doch  keine  Nationali  tut  begründen.  Wäre  das  der  Fall,  so  mfifaten  die  Nie- 
derlande Rubens  nnd  Yondeli  ihren  grofsten  Maler  nnd  ihren  grdfsten  Dichter  an 
nns  abtreten,  denn  beider  Wiegen  haben  zu  Coln  am  Rhein  gestanden.  Aber 
wie  der  grofse  Geschichtsschreiber  Roms,  wie  Niebuhri  trotzdem  er  in  Kopenhagen 
geboren  ist,  kein  Däne  genannt  werden  kann,  weil  seine  Eltern  Deutsche  waren  nnd 
er  selbst  auch  wieder  in  Deutschland  die  Stätte  seines  Wirkens  geAitden  bat,  so 
ist  Mercator  noch  viel  weniger  ein  Ylaming.  Seine  Eltern,  Hubert  und  Emerentia 
mit  Namen,  stammten  aus  Gangelt  im  Herzogthume  Jülich  und  waren  dort  auch 
ansäfsig;  aber  Gisbert,  der  Bruder  Hubert's,  hatte  eine  Anstellung  als  Pastor  an 
Rupelmnnde  in  Flandern  gefunden,  und  während  eines  Besuches,  den  Hubert  nnd 
Emerentia  dort  machten,  wurde  ihnen  Gerhard  geboren.  Er  ist  aber  bald  nach  der 
Geburt  mit  den  Eltern  in  die  Heimath  zurückgekehrt  und  hat  seine  ganze  Jugend 
bis  zum  16.  Lebensjahre  im  Vaterhause  verlebt.  Hätte  ihn  sein  Geburtsland  an 
fesseln  vermocht,  hätte  er  nicht  in  Deutschland,  wo  er  erzeugt  nnd  erzogen  ist, 
seinen  eigentlichen  Wirkungskreis  gefunden  und  alle  seine  bahnbrechenden  Werke 
veröffentlicht,  dann  dürfte  Flandern  einen  Grund  haben,  ihn  den  seinigen  zu  nennen. 
So  aber  ist  er  von  Rechtswegen  ein  Deutscher.  In  seiner  Lebensbeschreibung,  die 
unmittelbar  nach  seinem  Tode  vo^^  seinem  Freunde  Walter  Ghjmm  verfafst  wurde 
und  allen  Ausgaben  des  „Atlas*  vorgedruckt  ist,  heifst  es:  „Gerharcku  Mercator 
m  lucem  editut  est  a  parentibua  Julia cetuibut ,  videlicet  ffuberto  Mercatore  et  Eme- 
rentiana  ejusdem  uxorey  Rupelmundae  in  ßnibut  comitatus  Flandriae  apud  illius  patruum 
Gisbertum  Mercatorenit  ejutdem  oppidi  pastorem  vigilantissimum  commorantibus.  Cum- 
que  pueritiam  egreasut  esaet,  primaque  rudimenta  latinae  linguae  m  patria  utcumque 
didieissetf  missus  fuit  a  praedicto  suo  patruo  Buacoducum,  Hiernach  könnte  es,  ob- 
wohl der  Ausdruck  commcrari  sich   eigentlich  nicht  auf  einen  längeren  Aofestbalt 


Zur  Gtfchiehte  der  Geographie      1.  FL  Gioja.  51 

miaeheii  Karten  lor  Anffiodang  dea  eigentlichen  Principe  ihrer  Con- 
ftmction,  aowie  lur  Rectificadon  der  Loxodrome,  einer  der  echSneten 
mathematUchen  Entdeckungen  des  16.  Jahrhunderte,  gelangte. 


Vstehen  kann  und  trotsdem,  dafs  hier  die  niederlftndische  Stadt  HerBogenbusch  im 
G^pensatxe  ra  pairia  gebraucht  wird,  Tielleicht  sweifelhaft  erscheinaii,  ob  nicht  die 
Eltern  doch  in  Rapelmimde  geblieben  nnd  sich  daselbst  dauernd  niedergelaaien 
lAtten.  Aber  der  Zweifel  wird  durch  Mercator  selbst  gehoben.  In  der  Widmung 
seiner  Tabulae  Oalliae  4  Gemumiae  (Dnisborgi  1685)  nennt  er  die  Herzoge  von 
J^ch :  Dommi  mei  naturales,  ut  mb  quarum  tutela  in  terra  Juliaeenti  ^  parentihtu 
JmHaeemnbue  conciptet  primiaque  anni»  edmcatua,  licet  in  Flandria  natm  aum.  Die 
pairia  also,  von  der  Ghymm  spricht,  ist  das  Herzogthum  Jtllich;  hier  ist  Mercator 
»fleugt  und  erzogen;  nnd,  was  die  Hauptsache  ist,  er  selbst  wehrt  es  von  sich  ab, 
Ir  einen  Tlaming  gehalten  zu  werden.  Ja,  noch  nach  seinem  Tode  traf  die  Fa- 
^iSie  in  dieser  Besiehung  Vorsorge.  Es  war  damals  Sitte,  neben  dem  Namen  den 
Gcbvrtaort  zu  nennen,  wobei  es  denn  nicht  selten  geschah,  dafs,  wie  bei  Nicohme 
Cuamu,  Johannes  Regiomontanus  u.  a. ,  der  eigentliche  Name  durch  den  Beinamen* 
Terdrtngt  wurde.  Bei  Mercator  nun  lag  die  Gefahr  nahe,  dafs  die  Nachwelt  ihn 
Hegen  des  Zusatzes  Rtq>elmundanns  Air  einen  Vlaming  halten  werde.  Sollte  dieses 
Tcnsleden  werden,  so  war  eine  besondere  Hinweisung  auf  seine  deutsche  Abstam- 
Bong  nöthig  und  so  Buden  wir  denn  auch,  dafs  auf  dem  Denksteine,  den  ihm  seine 
hiBterbliebenen  Kinder  und  Freunde  setzten,  die  Grabschrift  mit  den  Worten  be- 
ginnt: 

Gerardo  Mereatori 

Flandro  Rupelmundano 

Jvliacensvwh  pravineiä  otiundo. 

Trotz  alle  dem  schreibt  ein  Geograph  dem  andern  nach,  Mercator  sei  ein  Via- 
■iag  geweaen.  Nur  d'Avezac  macht  auch  hier  —  wie  sich  das  von  ihm  erwarteo 
IkCa  —  eine  Ausnahme ;  er  nennt  (Cot^  iToeil  etc,  p.  59*  Note)  den  grofsen  Mann: 
Lt  geograpke  allemand.  Im  üebrigen  kann  es  uns  Deutsche  nur  fireuen,  wenn 
die  Ylamlngen  die  Ehre,  dafs  Mercator  in  Ropelmunde  das  Licht  der  Welt  erblickt 
hat,  ebenso  zu  schätzen  wissen,  wie  wir  stola  darauf  sind,  dafs  Bubens  in  CSka. 
licht  nnr  geboren,  sondern  auch  erzogen  ist.  Wie  wir  diesem  an  seinem  Geburts- 
fainse  einen  Denkstein  gesetzt  haben,  so  wollen  sie  Mercator  an  seinem  Geburtsorte 
eiae  Statue  errichten.  —  Ein  anderes  Denkmal,  eine  eingehende  Würdigung  der 
Leistungen  dieses  Beformators  der  Geographie,  wttre  Ittngst  nothig  gewesen.  Ich 
habe  versucht,  diese  Lflcke  in  der  Geschichte  der  wissenschafllichen  Geographie  ans- 
zofüllen,  und  hoffe  in  der  nttchsten  Zeit  meine  Arbeit  abschliefsen  und  veröffent- 
lichen zu  können. 

(Schlufs  folgt.) 


4 


52 


Die  Donanmündungen  und  die  an  der  Sülina  vor- 
genommenen lU^gulirungsarbeiten. 

Von  W.  Koaer,  mit  emem  Nachwort  too   H.  Kiepert 

(Hienm  eine  ICftrte,  Tef.  I.) 


Zwei  Unternehmen  haben  während  der  leisten  beiden  Decennien 
voisni^weUe  die  AofmerkBamkeit  der  handelstreibenden  Welt  aaf  sieb 
gelenkt:  anf  der  Orennchelde  von  Afrika  nnd  Asien  der  Dnrdiati^ 
der  Landenge  von  Suez,  in  Europa  die  Regulirung  der  Donanmün- 
dungen. Beide  Unternehmungen  sind  innerhalb  der  Gebiete  der  Be- 
kenner  des  Islams  ron  christlichen  M&chten,  ohne  eigentliche  Mitwir- 
kung der  dabei  sunichst  betheiligten  muhammedanischen  Reiche,  in*8 
Leben  gerufen  worden,  beide  sind  gegenwärtig  bis  zu  einem  gewissen 
Abschlufs  gediehen,  und  bei  beiden  bleibt  es  der  Zukunft  überlassen, 
über  ihre  Practicabilitfit  ein  Drtheil  zu  f&Uen. 

Wir  wollen  uns  hier  mit  dem  uns  zunächst  liegenden  Unternehmen, 
den  Regulimngsarbeiten  an  den  Donanmündungen,  beschäftigen,  welche 
vorläufig  wenigstens  beendet,  und  deren  Resultate  von  der  die  Ar- 
beiten leitenden  internationalen  Commissiou  in  einer  Denkschrift  j^MS^ 
maire  ttir  l6$  frsesuff  tPamälioration  ex^cut^s  aux  embouckures  du  D«- 
nube  par  la  Commission  europeenne  insHtuSe  en  veriu  de  rarticie  16 
du  traiU  de  Paris  du  30  mors  1856.  Oalats  1867^  zusammengestellt 
sind.  Derselben,  sowie  einigen  anderen,  weiter  unten  näher  sa  be- 
zeichnenden Quellen  haben  wir  das  Material  fSr  unsere  Mittheilungen 
entnommen,  welche  als  Begleitwort  zu  der  von  H.  Kiepert  entwor- 
fenen Karte  der  unteren  Douaugegenden  dienen  soll. 

Dafs  im  Donau -Delta  während  des  Laufes  von  zwei  Jahrtausen- 
den sehr  wesentliche  Veränderungen  stattgefunden  haben,  ja  dais  die- 
selben aus  einer  verhältnifsmäfsig  sehr  jungen  Periode  datiren  mogen^ 
dafür  sprechen  die,  freilich  sehr  dürftigen  Nachrichten,  welche  uns  das 
Alterthum  und  die  letzten  Jahrhunderte  hinterlassen  haben.  Als  funf- 
mündig  bezeichnen  Herodot,  Ephorus  und  Arrian  die  Donau,  während 
Mela,  Plinius  und  Ptolemaeus  derselben  sechs,  Ammianus  derselben 
sieben  Mündungen  beilegen.  Diese  Verschiedenheit  in  den  Angaben 
bezeugt  aber  hinlänglich,  dafs  bereits  im  Alterthume  während  eines  Zeit- 
raumes von  sieben  Jahrhunderten  neue  Mundungsarme  entstanden  sein 
können,   sowie  dafs  die  Kustenlinie  eine  wesentlich  andere  Gestalt 


r 


Di«  DooanmflQdongwi  vad  die  Be^^nliniiifMrbeileii  aa  d«r  Stflina.       53. 

ucQD^mmeQ  haben  nag.  Deshalb  dfirfte  aqch  ein  yei^oeh,  die  toh 
dm  alten  Aatoüeo  überlieferten  Nainen.  der  Donaamfiodangen  den 
beatigen  ansupaseen,  aof  Schwierigkeiten  stofeen  and  eigentlich  resnl- 
tadop  bleiben.  Strabo  (VQ,  15)  sag^  daft  die  bedeotendate  Mfindqn^. 
HieroD.  Stoma  (Peuke)  genannt  wer4e  and  die  erste  sei,  welche  der 
Too  linka  in  den  Poqlas  Schiffende  erblicke.  Diese  Worte  i^arden 
gegenwSrtig  awar  auf  ißu  St  Georgs -Arm  passen;  nimmt  man  aber 
an»  dafa  die  heutige  Lagone  Razim,  die  Halmjris  Bai  der  Alten,  iai; 
Allertham  ein  offener  Meerbasen  gewesen  sei,  in  welchen  hent  sn  Tage 
der  ÖBnavets,  ein  Seitenabflufs  des  St.  Georgs- Arm,  mfindet,  so.  dürfte 
■dt  dem  Namen  Hierön  Stoma  damals  wohl  eine  südlichere  Mündnng 
als  der  St.  Georgß-Arm  bezeichnet  worden  sein« 

Herr  Engelhardt,  französischer  Commissar  bei  der  internationalen, 
Comoiisaion,  widmet  der  Lösung  dieser  antiquarischen  Fragen  die  Ein- 
kitong  an  seiner  nur  in  wenigen  Exemplaren  gedruckten  Schrift  ^^iudet 
nr  les  embauckures^  du  Danube,  Galatz  1863  ^  welche  uns  leider  nicht 
ng&nglich  war.  In  dem  ersten  Abschnitte  dieses  Buches,  welcher  in 
den  ^NauveUes  Annal  d.  Voy^  (1863.  III.  p.  129)  abgedruckt  ist,  sagt 
der  Verfasser,  dafs  im  Alterthum  die  Spitze  des  Donaudelta  bis  Isakt- 
eeha,  dem  Noviodunum  der  Alten,  hinaufgereicht  und  dafs  sich  von 
dort  aus  der  südlichste  Donauarm  abgezweigt  habe,  welcher  sich,  ebenso 
wie  der  Donavetz,  in  den  damals  noch  offenen  Meerbusen  Halmyris 
(Lagane  Razim)  crgofs;  dieser  Arm,  der  heute  nicht  mehr  ezistirt, 
dessen  sandiges  Bett  sich  aber  noch  in  der  Nfthe  von  Babadagh  ver-. 
Mgen  ]&fst,  sei  die  von  den  Alten  erw&hnte  Heilige  Mündung  ge- 
wesen. Dafs  die  Lagane  Razim  noch  im  15.  Jahrhundert  nach  der 
Seeeeite  hin  offen  gewesen,  dafür  sprächen  die  an  der  Westseite  der 
Ligqiie  bei  Jenissala  liegenden  Ruinen  einer  genuesischen  Befestigung,, 
£e  doch  ohne  Zweifel  zum  Schutz  des  Seehandels  unmittelbar  an  der 
Veereaküste  angelegt  worden  sei.  Diesen  wohl  ziemlich  unhaltbaren 
Primissen  zu  Folge  würden  nach  Herrn  Engelhardt  die  antiken  Benen^- 
langen  der  anderen  Mündungen  sich  freilich  verschieben,  doch  weicht 
derselbe  anfserdem  noch  in  der  Nameifstaufe  von  der  beim  Ammianus, 
von  Süden  nach  Norden  aufgeführten  Reihenfolge  der  Mündungen  ab, 
[  indem  er,  wir  wissen  nicht  weshalb,  den  St  Georgs» Arm  als  Narakion 
Stoma,  die  Snlina  als  B6reion  Stoma  und  die  Kilia  als  Tbiogala  Stoma 
beaeicbnet.  Freilich  divergirt  die  von  Ptolemaeus  überlieferte  Reihen- 
folge der  Donaumündungen  sehr  bedeutend  von  der  des  Ammianus, 
to  dafs  es  den  Anschein  hat,  dafs  im  Alterthum  in  den  Benennungen 
da*  Mündangen  keine  Uebereinstimmang  geherrscht  habe.  Pa  alle 
▼ersaebe  aber,  hierin  eine  Uebereinstimmong  herbeitalohreB,  in  daa 
Reich  der  Hypothesen  fallen  würden,  so  mag  es  hier  genügen,  die 


54  ^-  Koner; 

Namen  der  MünduDgen,  welche,  als  nördlich  von  dem  HienSn  Stoma 
gelegen,  angeführt  werden,  aafzut&hlen.  -Dieselhen  heifsen  heim  Ptole- 
maeus:  Thiogala  oder  Psilon,  Boreion,  Narakion,  Pseodostomon  und 
BjJonstoma;  beim  Ammianus:  Narakion  (wir  fibergehen  hier  die  Lies- 
arten  Inarakion,  Naraka  etc.),  Kalonstoma,  Pseadostomon ,  Boreon, 
Stenostoma,  endlich  eine  namenlose,  in  einen  Sumpf  sich  verlierende 
Mündung.     Diese  Namen  fignriren  in  der  Reihenfolge,  wie  sie  beim 
Plinius  und  Ammianus  erscheinen  noch  auf  den  Karten  des  17.  and 
18.  Jahrhunderts.     Merkwürdig  aber  ist  die  Notiz  in  dem  historisch- 
politischen Atlas  von  Bruze  La  Martini^re  aus  dem  Jahre  1745  (T.  IV. 
S.  499),  in  welchem  nur  von  zwei  Donaumündungen  gesprochen  wird : 
einer  südlichen   von  Tschernawoda  aus  durch  den  Karasu-See  nach 
Enstendsche  sich  hinziehenden  (also  parallel  mit  dem   alten  Trajans- 
wall)  und  einer  nordlichen,  der  Kilia,  von  welcher  letzteren  gesagt  wird, 
daÜB  dieselbe,  nachdem  ihre   vielfach  sich  abzweigenden  Canfile  sich 
bei  Kell  (Kilia)  wieder  vereinigt  h£ttcn,  der  Insel  Ranada  (Iljn  Adasi, 
Schlangeninsel)  gegenüber  in  das  Meer  sich  ergie&e.    Es  scheint,  wenn 
diese  Notiz,  die  wir  übrigens  auf  vielen  Karten  aus  jener  Zeit  wieder- 
finden, überhaupt  eioen  Werth  hat,  daraus  hervorzugehen,  daPs  noch 
vor  wenigen  Jahrhunderten  das  Kiliadelta  in  seiner  gegenwärtigen  Ge- 
stalt vielleicht  noch   nicht  existirt  habe;    dafür  spricht  auch  eine  in 
der  Münchener  Bibliothek    befindliche,    von  Thomas   herausgegebene 
italienische   Manuscriptkarte  aus  dem  Anfange  des   15.  Jahrhunderts. 
Bei  diesem  Mangel  an  sicheren 'Aufzeichnungen,  bleibt  mithin  die  in- 
teressante Frage  über  die  frühere  Gestaltung  des  Donaudeltas  ungelöst. 
Werfen   wir  einen  Blick   auf  die  heutige  Karte  der  Donanmün- 
dnngen,  so   liegt  die  Spitze   des  Deltas   24  Kilometer  unterhalb   von 
Isaktscha,  wo  beim  Tschatal  Ismail  (Gabelung  von  Ismail)  die  Kilia 
nordw&rts  abbiegt,   während  in  südostlicher   Richtung  der  Arm   von 
Tultscha,  anfangs  noch  ungetheilt,   dann  in  zwei  Arme  getheilt  zum 
Meere  abfliefst.     Sehr  wahrscheinlich  gab,  wie  K.  F.  Peters  in  seiner 
Abhandlung  über  die   Dobruds^ha  sagt  *),    ein    Ueberrest    von   alter 
Lehmablagerung   mit  einer  felsigen,  dem  ,)Stein*^  von  Tultscha  ana- 
logen Grundmasse   schon   in   sehr  frühen  Zeiten  die  Veranlassung  zu 
dieser  Bifurcation.   Ist  auch  der  Lehm  allerdings  längst  fortgeschwemmt, 
so  halten  doch  in  der  Tiefe  die  gabelförmig  aus  einander  weichenden 
Rinnen  die  ihnen   zufallenden  Stromantheile  unabänderlich  fest.     Da 


')  Karl  F.  Peters,  Grundlinien  zur  Geographie  und  Geologie  der  Dobrndscha, 
in  den  Denkschr.  der  Wiener  Akad.  der  Wies.  Mathem.-natarwiss.  Cl.  Bd.  XXYTT. 
1S67.  iCaa  ▼•rgl.  aach:  Den.,  Beiaebriefe  eiaes  dantschen  Naturforschers  aoa  der 
Dobradscha,  abgedruckt  in  der  Oesterreichiaohen  Revue.  186(  (Torsocpiweise  1SS5. 
Bd.  VI.  S.  2 IS  ff.    VII.  S.  206  ff.). 


Di«  Donanmnndiiiigon  and  die  Regulirangsarbeiteii  an  der  Sülina.        55     ~ 


die  KiUft  17/97  der  Wassermenge  der  Donau  &em  Meere 
werden,  wihrend  der  Arm  von  Toltscha  nar  10/97  aaJhimmt, 
dsEidbe  aber  aoterdem  wenigstens  bis  zur  Stadt  Ismail  einen  gleich- 
aüing  tiefen  Rnmsal  hat,  so  ddrfte  die  Annahme,  dafs  sie  den  eigent- 
fidien  DoDsnlauf  bilde,  nicht  ungerechtfertigt  erscheinen.  Vom  Tscha- 
tal  kmail  fliefst  der  Rilia-Arm  in  drei  grofsen  Erilmmnngeu  nord- 
w§g»B  bis  ismail,  nimmt  hier  einen  kleinen  Abflafs  des  südlichen  Jalpuch- 
8ees(Kagur-Sees)  auf,  ändert  anfangs  seine  Richtung  nach  SO.,  dann  wie- 
der mit  einem  s<^iarfen  Winkel,  von  dessen  Spitze  ans  er  einen  Yerbin- 
daogs-Ciuial,  die  Tsdionda,  zur  Sniina  entsendet,  nach  N.,  wo  er  sich 
uterhaib  des  Klosters  St.  Nicolans  in  ein  Geflecht  von  Armen  auf- 
löst, das  sich  bei  Alt  (Staroi)  Kilia,  2|^  Kilometer  unterhalb  der  Stadt 
KiHa,  wieder  zu  einem  Hauptstrom  vereinigt  Sieben  Kilometer  unter- 
halb dieser  Stadt  erscheint  eine  zweite  Theilung  des  Strombettes  in 
dr»  grofse,  unter  sich  aber  durch  Seiten -Canäle  verbundene,  Arme, 
«siehe  flidi  in  einer  Entfernung  von  25  Kilometer  bei  den  Weilern 
Bazardachyk  und  Periprav  wieder  vereinigen.  F6nf  Kilometer  unter- 
halb dieser  Stelle  findet  endlich  bei  dem  jetzt  zur  Stadt  erwachsenen 
Fiecheidorf  YOkov  (1859  mit  1600  Einw.)  die  letzte  Verästelung  des 
Stromes  statt;  hier  beginnt  das  dem  uralten  Donaudelta  gegenüber  als 
seeondäres  zu  bezeichnende  Kiliadelta,  welches  von  N.  nach  8.  durch 
folgende  Arme  gebildet  wird :  Belgorod,  Otschakof  mit  der  Seitenmün- 
dang  Rakof,  Ankndinof,  Otnoshino  und  Peschtschanoje  Oirlo  (d.  i.  san- 
dige Mündung),  Arm  von  Stambul  mit  der  neuen  und  alten  Stambul- 
MSndong,  und  zwischen  beiden  die  Kuban -Mundung.  Wie  es  in  dem 
Commlssionsbericht  helfet,  bietet  die  Kilia  auf  ihrem  100  Kilometer 
langen  Laufe  der  Schififahrt  keine  Hindemisse,  und  wäre  ihrer  Tiefe, 
Waesermenge,  Breite  und  geraden  Richtung  wegen  als  Wasserstrafte 
dem  St.  OeorgS'Canal  und  der  Sniina  vorzuziehen.  Genaue  Messun- 
gen der  durch  die  Kilia -Mündungen  abfliefsenden  Wassermenge  im 
Yerfafiltnifs  zu  der  des  vereinigten  Strombettes  bei  Vilkov  ergeben: 
for  den  SUmbnl-Arm  22/40,  far  den  Otschakof- Arm  11/40,  für  das 
Peaditochanoje-Girlo  6/40,  für  den  Ankudinof-  und  Belgorod- Arm  1/40. 
Trotz  seiner  grSfsten  Wassermenge  würde  sich  aber  der  Arm  von 
Stambul  aus  dem  Grunde  nicht  als  Einfahrt  eignen,  weil  einmal  sein 
Lauf  ein  zu  sudlicher  ist  und  dem  Meeresnfer  zu  nahe  liegt;  dann 
aber,  weil  die  vor  seiner  Mündung  gelagerte  Burre  nnr  etwa  4  FnCi 
Waaaer  hat,  enorme  Summen  mithin  erforderlich  wären,  wollte  man 
seiner  Mfindnng  eine  andere  Richtung  geben.  Günstigere  Resultate 
Ingegen  wurde  vielleicht  die  Regolirung  des  Ots^akof- Armes  bieten, 
welcher  an  seiner  Mündung  eine  Tiefe  von  6  Fu£fi  hat;  doch  lassetti 
sieb  bei  der  Veränderung  der  Küste,  welche  beispielsweise  innerhaU»* 


5^  W.  K««Mt 

30  Jahr«  wit  iva  enten  nmütdma  AvfbalnMni  an  ^mt 
dietM  AisM»  ttattgiifandea  haben»  die  Kotlen  «iser  aalehca 
limag  nicht  einmal  aonftheruogaweiae  berechnen»  anaal  da  4aa 
erwiesenennaben  aordwirl»  Tom  St  Georgs -Arm  an  Tiefe  bedente^d 
abmnvt  Die  Anh&afang  der  AUavialmaaaen  wfirde  hier^adthin  eine 
weit  bedentendere  «ein  and  die  D&mme  mfifeten  hier  riel  weiter 
in*8  Meer  hinana  angelegt  worden,  ala  bei  den  afidüeheren  Donaa* 
Annen* 

Wenden  wir  ans  nun  cn  dem  Arm  Ton  Tulttcha,  so  bietet  der 
anterhalb  dieser  Stadt  gelegene  «Stein^  von  Toltseba,  eine  weit  io 
den  Strom  hineinspringende  Felsklippe»  welche  den  normalen  Laaf 
desselben  in  eine  andere  Richtung  lenkt,  der  Schiffiahrt  die  ersteo 
Hindemisse.  Siebsehn  Kilometer  vom  Tschatal-Ismall  findet  die  Bifiuv 
cation  des  Toltscha- Armes  statt  (Tschatal-St  Geoi^),  wo  die  SdUiia. 
in  östlicher,  der  St  Georgs -Arm  in  südöstlicher  Richtung  sich  ab- 
sweigen.  Letsterer,  welcher  8/27  der  Wassermenge  der  Deoan  cmd 
Meere  f8hrt,  fliefst  anfangs  vom  Dorfe  Prislav  in  ademlich  gerader 
Bichtong  bis  an  den  Fnfs  der  von  ihren  auffallenden  fön£  Spitcen 
Bosch -Tep^  genannten  Hügelkette,  von  wo  aus  sein  Scblangenlanf  be- 
gjl&nt»  welcher  aber  bei  der  Breite  und  Tiefe  des  Fln&bettes  der  Sehiff- 
üshrt  nicht  eben  hinderlich  ist.  Sechsundviersig  Kilometer  unterhalb  des 
Tschatal'St  Cteorg  sweigt  sich  auf  seinem  linken  Ufer  das  Flnisehen 
DonavetK  (d.  L  kleine  Donau)  ab,  welches  sich  in  violgekrfimmtem  Lasf 
in  die  Lagune  Racim  ergiefst,  dessen  geringe  Wassermenge  aber  auf  die 
Verminderung  der  im  St  Georgs -Arm  nur  von  geringem  BinflnCs  ist 
In  einer  Doppelmündung,  Chidrillis  und  Glinka  genannt,  welche  die 
obere  und  untere  Insel  Glinka  umschlie&t,  ergiefst  sich  der  St  George* 
Ann  in's  Meer.  Durch  die  Chidrillis  flielst  eine  etwa  doppelt  so  grofee 
Wassermenge  ab,  als  durch  die  Glinka  (1861:  936  Kub^-Met),  nad 
da  letstere  Mundnng  dieselben  physikalischen  Yerhfiltnisse  zeigt,  wie 
die  Stambnl-Mfindung  der  Kilia,  so  durfte  eine  Stromregnlirung  sieh 
nur  fSr  die  Chidrillis  als  anwendbar  erweisen.  In  senaem  gansen  Laufe 
hat  der  St  Geoigt-Arm  eine  durchschnittliche  Breite  von  1400  Fufe 
bei  einer  Tiefe  von  15  Fnfs,  wfihrend  die  durchschnittliche  Br«te  der 
Sulina  nur  500  Fnls,  ihre  Tiefe  bei  niedrigem  Wasserstande  nur  8  bis 
^  Fnfs  betrftgt,  und  wenn  auch  ersterer  durch  seinen  geschlfingehen 
^lanf  die  Sulina  an  Lftnge  bedeutend  übertrifft,  so  liefsen  sich  doek 
4arch  Durchstiche  diese  Krümmungen  um  ^  Bedeutendes  abkOraea. 

Die  Sulina  endlieh,  welche  nur  2/27  der  Wassermenge  der  Denan 
in-  sich  aufnimmt,  wird  gleich  unterhalb  des  Tschatal-St  Georg  von 
ۀaer  Sandbank  durchschnitten,  entsendet  einen  Zweig,  die  Girla  Pa^ 
BfH^ia,  nnd  fliefst  hierauf  über  eine  Reihe  von  Untiefen«  Argani  genannt^ 


Die  IHHUNmaiidviigeii  ud  dto  BegalthnigMrbeaten  aa  der  Sdliae.       57 

AoDisMi,  som  Theil  lavfar^Mi  GroiKle,  welche  der  SiAiilillirt 
üt  grofiilMi  HiademiMe  in  den  Weg  legeo  ' ).    Von  weÜhlti  retdien- 

Soipfiiiedwmgen  euigefalst,  ergiefet  sie  eich   nftdi  eineni  Laaf 

d3  Kilometer  bei  dem  Orte  Sifinii  io'e  Meer.  Die  eintigen  Nieder- 
lirnngen  an  ihren  Ufern  bilden  die  elenden,  von  M okknnen  oder  eidnin* 
bfliyefthen  Schnfblrten  bewohnten  Hotten  der  Weiler  OörgoTS,  sowie 
dm  vier  I3r  die  Strompolisei  errichteten  Hänser.  Einen  Ihnlichen 
Ghamkter  wie  an  den  Ufern  der  Snlina  trägt  aoch  das  ganse  ans  vier 
nnr^elmfiftig  gestnlteten,  einen  Flftcbenranm  von  3500  O  Kilometer 
eiaaefamende  Stromdelta  «wischen  der  KiKa  and  dem  St.  Oeorgs- Arm. 
Ebhe  Sehilfwaldangen,  hier  and  da  anterbrochen  von  Seen  nnd  Mo« 
riMen  bedecken  die  Inseln,  nnd  nur  an  der  Kilia  finden  sich  einige 
Strecken  angebanten  Landes^,  sowie  swei  Eichenwaldangen,  die  eine, 
der  LfCti-Wald,  südlich  von  Vilkov,  die  andere,  Kara*Orm&n  oder  der 
schwarze  Wald,  «wischen  der  Sdlina  und  dem  St.  Georgs -Arm.  Die 
Briiebtiog  des  Bodens  beträgt  an  der  Spitze  des  Deltas  3,66  Meter  and 
srakkt  sich  bis  sar  Sälina -MQndang  bis  auf  46  Centimeter  herab. 

Aehnlich  wie  bei  den  Deltas  anderer  grofsen  Ströme  hat  aach 
die  Kaste  der  DonanmSndangen  eine  halbmondförmige  Gestalt  ange- 
nommen, vor  welcher  durch  Anhäofang  von  Sinkstoffen  eine  Barren» 
biidnng  sich  gelagert  hat,  deren  Rficken  während  der  Hochwasser  im 
FrfifajiAr  nnd  Sommer  beständig  wächst,  im  Winter  hingegen  in  Folge 
der  durch  die  Aequinoctialstfirme  bewirkten  Anflockerung  abnimmt 
Jene  Sinkstoffe,  welche  der  Litoralstrom  von  der  bessarabischen  Kflste 
heiabföhrt,  vereinigen  sich  canächst  mit  denen  der  Kilia -Mfindungen, 
dann  mit  denen  der  SAlina,  welche  rechtwinklig  in  den  Litoralstrom 
einmAndet,  nnd  hier  maftte  bei  herrschendem  Sfidostwinde,  welcher 
der  Köstenströmnng  entgegenbläst,  die  Barrenbildung  um  so  bedeu- 
tender werden.  Ti^enmessangen,  welche  von  der  Commission  in  der 
«weiten  Hälfte  des  December  1856  und  während  der  Monate  Janoar 
bin  August  1857  angestellt  wurden,  ergaben  jßr  die  Tiefe  der  Barre 
vor  der  MCmdang  des  St.  Geoi^-Arm  als  Maximum  6  bis  7  Pufs 
(engl.),  als  Minimum  5  Fufs  9  Zoll  bis  6  Puls  6  Zoll,  vor  der  Man- 
dang  der  SiUina  als  Maximum  10  Fufs  bis  12  Fufs  6  Zoll ,  als  Mini- 
mum 9  Fofe  bis  10  Fufs  6  Zoll.  Nadiweislicb  ist  die  Biidong  der  die 
Mfindnug  desSt.  Georgs* Arms  verschliefsenden  Barre  erst  eine  neuere  *), 
denn  während  nodi  bis  vor  70  Jahren  dieser  Arm  aosschliefslich  f9r 


■)  K.  F.  Peten  schildert  Mine  Fahrt  auf  der  Siilina  in  höchst  drastischer  Weise. 
Vergl.  Oestcrreichische  Revue.    1866.    Bd.  VI.    S.  221  ff. 

*}  Ywf^.  M.  A.  Becker,  Zur  Geschichte  der  Sdlina -Regalirang,   in   den  Mit- 
theil.  der  Wiener  geogr.  GesellMh.    ISSS.    &  807  ff. 


56  V«  Koaetf: 

die  Scküfiriivt  beanilit  ward««  ygiraandete  dk  MnDdaag  daaud»  in  Pol^> 
eiaeir  aogewdkalicbeii  HochwMflers,  und  seit  dieser  Zeit  weadte  Mch^ 
de  die  Barre  vor  der  Saline- BiäDdoog  sieh  eis  tiefer  erwiee,  der  geuBe 
SeldfflUirtoveikehr  dieaem  Dooatt<-Ann  an,  .  den  die  Türken  dnieh 
wiederikoltes  Aufaciiarren  der  Barre  gangbar  erhieltMi.  Ala  aber  ia 
Folge  dea  Vertrages  Ton  Balta-Liman  im  Jahre  1849  die  Donao- 
furslenthfimer  anter  ruaaischen  Schute  gestellt  worden,  lag  es  im  In« 
teresse  dieser  Schotzmacbt,  den  Oetreidehandel  von  Braila  nnd  Qmlats 
abaulenken  and  nach  Odessa  sa  dirigiren.  Zwar  hatte  Ba(sland  eich 
darch  einen  mit  Oesterreich  am  10.  September  1840  aaf  20  Jahre  ab* 
gescfaloaeenen  Vertrag  zur  Oewfihrang  der  vollen  Freiheit  for  die  Scfaiff- 
fahrt,  Abstellang  alier  Zoll-  oder  sonstigen  Dorcbfahrtsabgaben,  Oe- 
stattang.des  Schiffsiehens  an  beiden  Ufern,  Errichtang  eines  Leooht- 
tharms  an  der  Mündang  and  Herstelloog  einer  hinreichenden  Faluv 
tiefe  über  die  Barre  verpflichtet;  aber  nur  der  Leachttharm  wurde  von 
den  Rassen  erbaut,  w&brend  die  Ausbaggerung  der  Barre  sieh  «nf 
einen  ersten  veronglackten  Versuch  beschränkte.  Bekannt  sind  die 
traurigen  Verhfiltnisse,  welche  der  Krimmkrieg,  das  von  Rulsland  im 
April  1853  erlassene  Verbot  der  Getreideausfuhr  aos  den  Donaofursten- 
thwaern,  die  Zerstörung  des  Etablissements  an  der  Sülina- üandong 
durch  die  Englftnder  und  die  bis  xum  Jahre  1855  dauernde  Blocdcade 
der  Dooau- Mündungen  für  die  unteren  Donaul&nder  herbeiföhrten. 
Für  Tausende  von  Freibeutern  war  das  Donaudelta  w&hrend  dieser 
anarchischen  Znstfinde  cur  Freistatte  geworden,  welche  nngest&t  die 
dort  lagernden  Oetreidevorr&the  plünderten.  Erst  nachdem  die  öeter» 
reicbische  Regierung  diesem  Räuberwesen  kr&flig  entgegentrat,  and 
durch  WiederbersteUung  des  regelmäfsigen  Dienstes  auf  dem  Leocht- 
therm  an  der  Sulina- Mündung,  durch  Auflockerung  der  Barre,  dorch 
Sprengung  der  die  Passage  am  meisten  hindernden  Wracks,  sowie 
dorch  Attfetellung  von  Bojen  zur  Beseichnung  der  Durchfahrt  die 
Hindernisse  für  die  Sehifffahrt  wenigstens  tbeilweise  beseitigt  hatte, 
vermochte  der  Handel  sich  auf  den  altgewohnten  Bahnen  wieder  an 
bewegen.  Gleichaeitig  wurden  der  österreichische  Oberstlieutenant 
Ghilain  mit  der  Untersacbung  des  St.  Oeoi^-Arms  mit  Rücksicht 
auf  dessen  Verwendbarkeit  für  die  Schififfabrt,  sowie  der  Ober-Bauratb 
Wex  mit  Feststellung  der  physischen  Schifilahrtshindemisse  an  den 
Donau- Mündungen  und  den  Vorschlagen  aar  Beseitigung  derselben 
beauftragt  * ).  Der  ausgezeichnete  Bericht  des  Herrn  Wex,  in  welchem 
er  die  Regulirung  der  Sulina- Mündung  nur  als  Nothbebelf  bezeichnete,^ 
die  Instandsetzung  der  Mündung  des  St.  Georgs* Arms  hingegen  als 


1}  Vergl.  Becker  a.  o.  O.    S.  SOS. 


Die  Donjuimfindongen  und  die  Reguliivngsarbeiten  en  der  StUine.        59 

aflflin  von  dmoemdeBi  Yortbell  für  die  Sclnffiahrt  hervorfaob,  warde 
aUen  twim  Pariser  Frieden  betbefligten  iiiebten  flbergeben,  und  niamt 
unter  den  nuinnig^aehen  von  der  earopäigcbeo  DoDao-ConnDiiMioD  g^^ 
flUiebteB  VorsehUlgeii  eine  berrorrageode  Stelle  ein,  wenngleich  dieses 
TOD  der  Ssterreicbiscben  Regierong  wobl  mit  voUem  Reebt  begünstigte 
Praject  sieb  nicht  der  Majorität  der  Experten -Coninrission  tu  erfreoen 
bitte. 

Die  Niedersetsang  dieser  Experten -Gommission  war  dorch  den 
Artikel  15  des  Pariser  Friedens  vom  30.  Mine  1856  bestimmt  worden, 
and  der  Zusammentritt  der  Delegirten  der  sieben  bei  dem  Frieden  b^ 
theiiigten  Mächte  fend  am  4.  November  1856  zu  Oalatz  statt.     Da 
wissensebafUiche  Aufnahmen  des  Donaadel tas  bis  dahin  eigentlich  noch 
nicht  existirten,  indem  die  rossischen  Aufnahmen  aas  dem  Jahre  1828 
bis  1835  tfaeils  mangelhaft,  tbeils  wegen  der  inzwischen  eingetretenen 
bjdrographiscben  Yerfinderungen  im  Delta  nnbraachbar  geworden  wa- 
ren, wurden  von  den  Ingenieuren  sunächst  genaue  Aufnahmen  der 
Sulina-  and  St.  Georgs- Mündungen  und  der  gansen   Küste  bis  cor 
Otscbakof- Mündung  hinauf,  sowie  Tiefenmessungen  veranstaltet,  nnd 
gleichzeitig   L&ngenprofile   des   ganzen  Deltas    entworfen.     Wfihrend 
Gapt.  Spratt  in  den  Jahren  1856  und  57  die  Aufnahmen  an  den  Kilia- 
Mundungen  leitete,  beschfiftigten  sich  gleichzeitig  die  Ingenieure  Sir 
Charles  Hartley,   Wex,    v.  Fasetti  und   Nobiling  mit  den   hydrogra- 
phischen Untersuchungen  Aber  die  Wassermenge  in  den  drei  Mündungs- 
armen, deren  GefSIle,  Geschwindigkeit,  Flnthverhftltnisse,  sowie  mit 
meteorologischen  Beobachtungen.     Auch  liefs  die  Commission  in  der 
Dobmdscha,  in  Bulgarien  und  in  der  Militärgrense  Ermittelungen  über 
die  Bestände  an  Bauholz  und  die  Preise  desselben,  sowie  ober  die 
Beschaffenheit  der  in  der  Nähe  von  Tultscha  gelegenen  Felsen  an- 
stellen, liefs  durch  europäische  Arbeiter  Steinbruche  eröffnen  und  Ver- 
suche zur  Bereitung  eines  hydraulischen  Cementes  mit  den  an  Ort  nnd 
Stelle  befindlichen  Materialien  vornehmen  und  zog  von  den  Gonsulaten 
genaue  Erkundigungen  Ober  die  SchiffTahrts-  nnd  Handelsbewegungen 
an  dor  unteren  Donau  während  der  letzten  10  Jahre  ein.    Zum  Ausgangs- 
punkt der  Untersuchung  desjenigen  Armes,  welcher  sich  am  besten  f&r 
die  Regulirungsarbeiten  eignen  wOrde,  wurde  Tultscha  gewählt,  dort  im 
grofsartigsten  Mafsstabe  ein  technisches  Etablissement  unter  Leitung  des 
tfirkischen  Oeneralstabs-Ofßciers  v.Malinowski  angelegt,  und  unabhängig 
von  demselben  ein  ähnliches  zu  Sulina;  aufserdem  wijrden  Sulina,  TuH- 
sdba,  Galatz  nnd  Ismail  durch  Telegraphenleitungen  verbunden  nnd  zu- 
Tnltscha  und  Sulina  Hospitäler  für  die  im  Dienste  der  Commission 
stehenden  europäischen  Arbeiter,  we]<^  voranssichüleh  viel  von  den 
endemischen  Sumpffiebem  za  leiden  haben  wärdsn,  eingerichtet. 


Kmch  Beettdigasg  dl«ter  VomrbeitMi,  ftber  wekhe  dtt  Mir  185T 
Ungiiig,  aehntt  aao  im  FHII|4hr  1868  mt  WsU  4«r  rar  Rugniirong 
w^  besdimnendett  Möncloiig.  Trc»U  ihres,  wie  wir  oben  geaeigt  haben« 
gi^yGMrea  WaaaerveiehlfattiBs  und  ihrer  gfiostigen  BiebtaiBg,  enlMhlofii 
maa  aieh  gleich  aafiaDga»  die  Kilia-lffindaagen  nicht  weiter  an  berucfe- 
fliditigea.  Lange  Zeit  konnte  man  sieh  aber  3ber  die  Wahl  eines  der 
anderen  Donau -Arme  nicht  einigen,  bis  eifdlich  eine  im  April  1858 
eingesetste  besondere  teehnische  Coramission  sich  am  26*  Augast  1858 
fnr  den  St  Georgs- Arm  entschied.  Dieselbe  verwarf  die  durch  Hartley, 
Nobiling,  Wex  und  ▼.  Pasetd  ausgearbeiteten  Projecte,  durch  fiindeichong 
der  Mündungen  mittekt  Paralleldfimmen  die  Schnelligkeit  und  StXrice 
des  Wasserstromes  bei  seinem  Eintritt  in  die  See  su  regoliren  und 
demselben  so  die  Bildung  eines  Bettes  bis  tu  einer  Tiefe  von  18  hm 
20  Fufs  SU  überlassen,  und  schlug  statt  dessen  die  Anlage  eines  Tom 
St  Georgs- Arm  cum  Meer  sich  absweigenden  und  durch  Schlenaen 
m  schliefsenden  Ganais  vor.  Dieser  Vorschlag  wurde  swar  von  der 
eoropüschen  Commission  im  December  1868  einstimmig  angenommen« 
doch  bald  darauf  durch  einen  Bericht  Hartley's  wieder  schwankend 
gemacht,  da  die  Kosten  eines  solchen  Canals  auf  circa  17 1  Millionen 
Francs  veranschlagt  wurden.  Zudem  drohte  der  von  einer  englischen 
Gesellschaft  von  Tschemawoda  nach  Eöstendje  unternommene  Baii 
einer  Eisenbahn  den  Begulirungsarbeiten  am  St  Georgs -Canal  grofsen 
Abbruch  su  thnn,  und  so  beschlofs  man  die  Einstellung  der  Vor» 
arbeiten  am  St  Georgs -Canal  bis  zur  Eröffnung  der  Eisenbahn,  um 
den  Einflufs  derselben  auf  den  Handel  absuwarten,  während  die  pr(^ 
visorischen  Arbeiten  sur  Regulirung  der  Sulina- Mündung,  welche  ein 
günstiges  Resultat  versprachen,  weiter  fortgehen  sollten. 

Bedeutend  waren  allerdings  die  Hindernisse,  welche  sich  hier  dar- 
boten. Nachdem  man  Hartley's  Plan  der  Eind&mmung  der  Mündung 
adoptirt  und  die  Summe  von  80,000  Docaten  fiir  die  Arbeiten  bestimmt 
hatte,  —  eine  Summe,  welche  nothigenfalls  bis  auf  166,000  Ducaten  vei^ 
mehrt  werden  sollte  —  begannen  die  Arbeiten  am  21.  April  1868  und 
worden  bis  aum  Jahre  1861,  nur  mit  Unterbrechung  des  Winters,  fort- 
geffihrt  Am  31.  Juli  1861  waren  die  Deiche  beendet,  ein  nördlicher 
4631  engl.  Fufe  langer  Damm  (291  Fufs  Ifinger,  als  derselbe  Ursprünge 
lieh  projectirt  war),  mit  einem  Leuchtthurme  an  ««einer  Spitae,  und 
ein  sfidlicher  3000  Fufs  langer  Damm  (100  FuCs  Ifinger,  als  nach  dem 
ersten  Anschlage).  12,000  Pffthle  und  68,000  Kubikmeter  Fekblöcke  vom 
„Stein ^  von  Tultscha  waren  verwandt  worden;  die  Tannenbölser  hatten 
die  Waldapgen  bei  Galatc,  die  Eichenhölzer  die  Wfilder  der  Dobrudsoha 
geliefert.  Die  Kosten  der  Dfionue  beliefen  sich  auf  178,000  Ducaten. 
Die  Tiefe  des  Canals,  welche  an  Anfang  der  Arbeiten  9  Fub  engl. 


Di«  DoDsimiiliidiuigen  nnd  die  Rigiifimii^Nurbeilea  ma  der  SdUna.       0| 

betrag»  im  Noim^mt  lAS»  10  Fnfii,  verueliite  adi  im  Afml  IMX)  Us 
auf  14  Fois,  weldM  ¥eitDdeniiig  Totiagfeweise  dem  ndrdliehen  Damm 
luwwdirdbta  war;  aaeh  dea  anberordentlieiiea  Floüieii  im  Aagast 
1860  eaak  nrar  die  Tiefe  darch  die  enormen  Maasen  der  angesehwemnn 
len  Sinkeloffe  wieder  aof  9  Fafr;  aber  mit  der  Volleadong  des  OaaalB 
erhöhte  sie  sich  wieder  aaf  14  FnHi  nnd  enreiohte  im  Deoember 
1M2  17  PqTiI,  im  Fi^ljahr  1868  ISFofs.  —  Man  besehHKnkte  sidi 
aber  nicht  aliein  aaf  die  angef&hrten  Arbeiten  an  der  MAndang  der  Si- 
liiia,  sondern  unternahm  es  anch  an  versdiiedenen  Stellen  des  FlaCi- 
ianfes,  wo  Untiefen  die  BchüBUnrt  gefiKhrdeten,  darch  Ansbaggening 
nnd  Aaffohrang  von  UferdCmmen  das  Strombett  an  regaliren.  Der- 
artige Arbeiten  erforderten  namentlich  jene  mit  dem  Namen  der  grofsen 
nnd  kleinen  Argaois  bezeichneten  Untiefen,  sowie  die  unter  den  Namen 
Batmyschkavak  bekannte  Section  der  Sülina. 

Welche  günstigen  Erfolge  nun  der  Schifffahrt  aus  diesen  pro- 
visonschen  Begulirungsarbeiten  seit  ihrer  Beendigung  erwachsen  sind, 
lehren  die  Consnlarberichte  fiber  die  Handels-  nnd  Schifffahrtsbewe- 
gnngen  an  der  unteren  Donau  während  der  letsten  10  Jahre,  und  es 
durfte  vielleicht  von  Interesse  sein,  sur  Yergleichung  des  Jetzt  mit 
dem  Ehemals  einige  Stellen  ans  einem  Bericht  des  früheren  öster- 
reichischen Generalconsols  zu  Constantinopel,  Dr.  F.  C.  Beke,  weleher 
im  November  1856  die  Sülina  passirte,  hier  abzudrucken  *).  Es  beifst 
iki  demselben :  Als  ich  am  22.  November  in  Sülina  eintraf,  war  durch 
34  Tage  fortwahrend  schlechtes  Wetter  gewesen,  so  dafe  kein  ein- 
siges Schiff  auslaufen  konnte.  Aber  es  lagen  mehr  als  700  Seeschiffe 
and  300  Lichterschiffe  im  engen  Sülina -Ganal  zusammengedrängt,  ein 
Mastenwald,  durch  welchen  sich  unser  Dampfer  w&hrend  zwei  voller 
Stunden  durchwinden  mufste,  ehe  er  die  Ostspitze  von  Sülina  erreichte. 
Es  fugte  sich  nun,  dafs  am  Tage  unserer  Ankunft  ruhige  See,  ein 
Bogaso  mit  sanfter  Landbrise  eintrat,  so  dads  wir  eines  der  interes- 
santesten Seestttcke  vor  uns  hatten.  So  viele  Schiffe,  die  während 
des  langen  unfreiwilligen  Harrens  ihre  Ladungen  an  die  Lichter  ab- 
gegeben, wollten  nun  alle  auf  einmal  hinaus Kaum  hatte  ein 

Schiff  einige  Faden  vorwärts  gemacht,  so  stiefs  es  an  ein  anderes, 
die  nachfolgenden  bildeten  einen  Knäuel,  der  sich  unter  Toben  und 
Schreien  der  Leute  mfihsam  auflöste,  um  sieh  einige  Klafter  weiter 

neu  zu  formiren Das  ganze  Bild  war  seewärts  eingerahmt 

durch  den  lichten  Meeresstreifen,  den  die  verhängniüivolle  Barre  bildet, 
über  welche  17  Schifiswracke  als  warnende  Wahneichen  emporragten. 
Auf  diese  Weise  sind  am  22.  und  23.  November  nach  der  Schätzung 

■)  Ytrgl.  HittheU.  dir  Wieavr  g«ogr.  Q«tell»eb.  '1S6B.   8.  81S. 


m 


W.  Kott«r: 


4m  HftfeneapitXas  bei  80  8«Uffe  aber  die  Bure  flekngt  Am  84  N«- 
▼eniber  OMusble  ein  friaeber  Noidoet  den  Bogaeo  em  B»de^  die  Nacht 
dtfMif  ▼erstAikte  aicb  der  Wind  sam  Sterme  nad  von  jenen  80  Sebiffon 
•gingen  an  der  infaeren  Bbede  28  unier,  von  Personen  aollen  nar  70 
4aa  Leben  gereilet  baben.  —  Naebstehonde  Zosammenstellnng,  wekfae 
wir  dem  Commiseionabeiiebt  aoetagsweiae  entnommen  and  ans  dem 
ConBalarberidit  im  Preofs.  Handelsarehiv  (1868.  No.  44)  vervollatlii- 
digt  baben,  aoU  die  Scbiilffifthrtebewegang  auf  der  Snlina,  sowie  die 
Abnabme  der  Scbiffbräcfae  seit  der  Regalimng  yergegenwlrti^eii. 
Leider  feblen  in  dieser  Liste  die  Angaben  fiber  die  Yerloste  an  Pabc* 
sengen  wibrend  der  Jabre  1847  —  54  und  1866  und  67. 


Befrachtet 

V^                       M 

Zahl 

Befrachtet 

W                    M 

Zahl 

Jahr. 

aasgelaa- 
fene  Segel- 

Dampf- 

packet- 

der 

Jahr. 

1 

ausgelaa- 
fcne  Segel- 

Dampf- 

packet- 

der 
Sehiir- 

Sdiiffe. 

UOUliV« 

brttche. 

Schiffe. 

wws» 

brllche. 

1847 

2037 

S6 

1858 

2358 

150 

10 

1848 

1296 

85 

mm^ 

1859 

2542 

162 

22 

1849 

1641 

35 

— 

1860 

3288 

203 

16 

1850 

1449 

40 

— 

1861 

2902 

183 

12 

1851 

2102 

52 

.^ 

1862 

2842 

173 

14 

1852 

2422 

54 



1863 

2891 

208 

6 

1853 

2450 

40 



1864 

3330 

118 

4 

1854 

680 

— — 



1865 

2558 

118 

7 

1855 

2919 

9 

36 

1866 

2321 

110 

— 

1856 

2110 

101 

26 

1867 

1868 

92 

— 

1857 

1797 

141 

18 

Aas  dieser  Zosammeostellang  ersieht  man,  dafs  während  der 
Jabre  1855  —  60  128  Segel -Schiffe»  seit  der  Beendigung  der  Regu- 
lirangsarbeiten  an  der  Barre  während  der  Jahre  1861  — 65  nur  43  Segel- 
Schiffe  gescheitert  sind. 

Wie  bereits  bemerkt,  hatte  sich  der  österreichische  Ingenieor, 
Herr  Wez»  gegen  die  Regalirung  der  Sälioa  ausgesprochen,  indem  es 
anmöglich  sei,  einen  dem  gesteigerten  Schiffsverkehr  entsprechenden 
Hafen  zu  schaffen  und  die  Stromcorrection  selbst  wegen  des  morastigen 
Bodens  schwer  ausfahrbare  Durchstiche  und  kostspielige  Wasserbauten 
erfordern  wurde.  Nach  seiner  Ansicht  würde  eine  Reguliruog  der 
St.  Oeorgs- Mündung  den  Forderungen  einer  freien  Schifffahrt  bei 
weitem  mehr  entsprechen,  indem  dieser  Arm  auf  seinem  ganzen  Laufe 
vom  Tschatal-St.  Georg  bis  zu  seiner  Mündung  bei  einer  durchschnitt- 
lichen Tiefe  von  24 — 40  Fufs  engl,  kein  einziges  Schifffahrtshindernifs 
darbietet  und  durch  Anlage  zweier,  weit  in  die  See  hinausragenden 


Die  DonftnmlttiaBgn  vnd  die  RegoliiiiiigMrbeiten  aa  der  StfUna.       fö 

fttfalleMiiilin  ein»  ▼oUkomiDeD  pracdciMe  Rinne  in  der  vor  der  Glif- 
drilUs  (der  nöedlielien  K&ndmg)  gelagerten  Barre  eidi  hereteHen  Kefbe. 
Anberdem  wfirden  an  dem  St  Greorga-Arm  nur  drei  Durehed^e  er- 
forderildi  eein,  um  demaeiben  eine  nahesn  gerade  a6dOetliehe  Riehtong 
wm  geben,  wodoreb  bei  den  dort  faerrBchenden  Ott*  und  Nordoetwinden 
for  SegelacbüFe  die  FabrI  atromanfirftrts  wesendieh  erleiehterC  würde, 
wibrend  der  Snlina,  aelbst  nach  eventoeller  Vollendiing  der  die  Flafs- 
Windungen  absohneidenden  Correctionsarbeiten,  doch  niemels  ein  ge- 
rader, dieeelbe  Riehtnng  ▼erfolgender  Lanf  gegeben  werden  könnte. 
Ldder  bat  eine  Berfickaichtigvog  dieses  Projectes,  wie  schon  bemeikt, 
nicht  stattgefonden ;  man  begnfigte  sich  einstweilen  damit,  im  Jahre 
1864  aof  einer  der  unteren  Olinka- Insel  gegenüber  liegenden  Sand- 
bank cdnen  Lenchtthnrm  (44*  dl'  5"  nördl.  Br.,  29*  26'  52"  ösü.  Lg. 
Or.)  an  errichten. 

In  neoester  Zeit  ist  aber  ein  neaes  Project  aa%etancht,  welches 
die  gleichsam  anbeachtet  gelassene  Wasserstrafse  der  Kilia  wieder  an 
Ehren  bringen  soll.  Herr  Ernst  Desjardin,  Professor  an  der  ieole 
normale  »upMeure  an  Paris  und  bekannt  dorch  seine  trefflichen  Lei- 
stai^n  aof  dem  Felde  der  Archäologie,  ist  nftmlich,  nach  einer  ge- 
aanen  Untersaehnng  des  Kiliadelta,  mit  einem  von  der  mm&nischen 
Regiemng  nnterstfitaten  Plane  hervorgetreten,  aaüierhalb  des  von  der 
Kilia  nnd  dem  St.  Georgs -Arm  eingeschlossenen  Donandeltas,  einen 
12  Kilometer  langen  SchiffFahrtscanal  von  dem  an  der  Bai  von  Djibriani 
gelegenen  Ort  Kundock  in  südwestlicher  Riehtnng  anr  Kilia  antnlegen, 
welcher  oberhalb  Yilkov  in  das  dort  tiefe  und  breite  Becken  der  Kilia 
munden  und  hier  cum  Schatz  gegen  die  AUuvionen  durch  eine  Schleuse 
geschlosseu  werden  sollte  ■).  Dieses  Project  des  Herrn  Desjardin  rief 
eine  Antwort  der  europäischen  Donau -Commission  hervor*),  in  welcher 
aunächst  einige  irrthnmllche  Angaben  in  Bezug  auf  die  Tiefe  der  Suiina 
nnd  ihrer  Mündung  berichtigt  werden,  dann  aber  das  System  eines  Late- 
ral-Canals  bekämpft  wird.  Selbst  wenn  man  diesem  System  den  Yorsog 
vor  dem  der  Eindfimmang  einräumte,,  was  übrigens  die  Commission 
weit  entfernt  sei  sn  thon,  so  mSfste  ein  solcher  Versuch  aus  nautischen 
Gründen  und  im  Interesse  des  europäischen  Handels  am  St  Georgs- 
Arm,  nicht  aber  an  der  Kilia  vorgenommen  werden.  (Wir  erinnern 
an  den  oben  erwähnten  Vorschlag  der  am  25.  August  1858  eingesetzten 
technischen  Special -Commission.)  Die  Richtung  und  Gestalt  der  West- 
küste des  schwanken  Meeres,  besonders  aber  die  Richtung  des  St 
Georgs- Arms  in  Bezug  auf  die  herrschende  Windrichtung  seien  die 


>)  BidUU  de  la  8oe,  de  Geogr,    Y*  Ser.    XIV.    1S67.   p.  129. 
s)  Ebda.  XV.  186S.  p.  268. 


W.  K«««rs  Di« 

wiehtifilmi  Momente»  wtUAm  bei  jeden  A^aet 
DoüMi-lMBdvogeQ  in  eraler  Stelle  Sb  Betraehl  gtmogom  tpevden  müteMi. 
Die  gdMtigeii  EUfeige,  welehe  dorcli  dee  Sjstem  der  Eiadianmiig  d«r 
8oliiMi*MdDdaiig  iMefaer  eriielt  wfiren,  wttrden  fibiigene  die  ConiiMi 
eiiMi  verattlMSeB,  dieeen  Arbeiten«  welehe  biifaer  nur  ab  prorieonseho 
beaeiehiiet  waren,  einen  pemanmiteD  Charakter  sa  geben. 

Anf  diese  karse  Abfertigong  Seitoie  der  Coaimianen  liefe  natSiiMi 
Herr  Denjardias  eine  aasfGhriiohere  Eotgeganng  folgen  'X  *<^  weteher 
allerdings  herrcMnragehen  scheiat,  dab  die  tos  der  Gomniasion  9a- 
rUuBten  Erfolge  fcLr  die  Schifflbhrt  theilweise  wenigateas  noch  ilki- 
aoiiach  seien.  Derselbe  fuhrt  aar  Bechtfertigiing  seiner  Angriffe  «a, 
dab  die  bei  dem  Donaaverkehr  canfichst  Betfaeiligten  über  denselben 
Klage  führten,  daJb  Viele  den  kostspieligeren  Transport  des  Getreides 
auf  der  Tschernawoda-Kastendje  Eisenbahn  der  Sehififahrt  auf  der 
Silina  vorx^en,  dab  die  See-Assecaranaen  su  gewissen  Seiten  für 
die  Fahrt  dnrch  die  Saline  nach  Oalats  eine  Prfimie  forderten,  die  ao 
Höhe  der  von  Marseille  nach  Sdlina  fast  gleichkomme  etc.  Die  Ua- 
anlfingliehkeit  der  Arbeiten  der  Commission,  so  verdieastlieh  dieeelben 
aach  s^n  mögen,  geht  aber  aach  aas  einem  Briefe  des  Fregatten- 
Capit&ns  de  la  Richerie  henror,  in  welchem  derselbe  sagt,  dab  dfe 
ArbeiteD  der  Commission  nicht  den  Flnfs,  sondern  nor  einen  Hafeo 
eröffnet  hätten.  Für  ans  aber  möchte  der  UmsUnd  von  besonderan 
Oewiebt  sein,  dab,  wie  aas  obiger  stetisUsehen  Zosammenstelking  dea 
Schiffsverkehrs  hervorgeht,  zwar  die  Zahl  der  Schiffbrüche  sich  seit 
dem  Jahre  1861  durch  die  Regnliningsarbeiten  betrfichtlich  vermindert 
hat,  die  Zahl  der  befrachteten  Schiffe  aber,  welche  die  Snlina  paasirtea, 
eben  keineswegs  in  Zanahme  begriffen  ist,  dab  mithin  die  Angaben» 
dab  der  sichere  Transport  mittelst  der  Eisenbahn  dem  aweifelhaftea 
über  die  Untiefen  der  Salina  bedeutenden  Abbrach  zoföge,  gerediC- 
fertigt  erscheinen  dürften.  Sollten  dereinst  von  der  österreichischen 
Begierang  die  Hindemisse  beseitigt  werden,  welche  die  Stromschnellen 
awischen  Baaiasch  und  dem  eisernen  Thor  der  freien  Schifffahrt  in 
den  Weg  l^gen,  so  durfte  die  Frage  über  ein  i&ngeres  Fortbestehen  des 
Provisoriums  bei  der  Sulina-Reguiirong  ernster  an  ons  herantreten, 
und  dann  wohl  das  eine  oder  andere  Prebet,  welches  jetet  von  der 
Commission  verworfen  worden  ist,  cur  richtigen  Gkltung  kommen. 


1)  Bfdht.  de  la  80c,  de  Qiogr,   V«  8^.    XV.    IS6^.    p.  271. 


65 


Nachwort  zur  Karte. 


Die  Grandlage  der  beifolgenden  Karte  ist  die  von  Officieren  der 
britischen  Marine  unter  Oberleitung  des  Capitains  T.  Spratt  in  den 
Jahren  1856—57  aasgefahrte,  sfimmtliebe  grofsere  Flursarme  des  Deltas 
und  den  vereinigten  Strom  bis  Oalatz  anfnrärts  umfassende  Aufnahme, 
veröffentlicht  in  einer  grofsen  vom  hydrographischen  Amt  der  Admi- 
ralit&t  herausgegebenen  und  bis  1865  berichtigten  und  vervollst&ndigten 
Karte  (Malsstab  1  :  160,000).  Der  Stromlanf  mit  seinen  Inseln  und 
beiderseitigen  Uferstreifen  oberhalb  Galatz  ist  nach  der  vom  militfirisch- 
geographischen  Institute  in  Wien  herausgegebenen,  aus  der  Vermes- 
sung durch  den  K.  K.  Oesterreichischen  Generalstab  hervorgegangenen 
Karte  der  Walachei  in  6  Bl.  (Mafsstab  1  :  288,000)  hinzugeffigt.  Nur 
soweit  diese  beiden  Karten  das  betreffende  Areal  enthalten,  sind  in 
unserer  Reduction  die  Bergformen  eingetragen  und  die  Namen  in  ver- 
stärkter Schrift  eingeschrieben,  um  diesen  durch  wirkliche  Aufnahme 
gesicherten  Theil  gleich  auf  den  ersten  Anblick  zu  unterscheiden  von 
dem  übrigen  mehr  skizzenhaft  ausgefällten  Areal  in  Bessarabien  und 
der  Dobrudscha,  für  welches  nur  ein  an  Genauigkeit  hinter  den  oben 
genannten  Arbeiten  zurückstehendes  Material  zu  Gebote  stand,  nfim- 
lich  die  nach  den  Recognoscirungen  der  Jahre  1829 — 34  entwor- 
fenen, erst  1863  yeröffentlichten  Russischen  Karten  (Mafsstab  1:420,000) 
mit  den  wesentlichen  Berichtigungen  und  Vervollständigungen  (nament- 
lich auch  durch  die  zahlreichen  von  uns  reproducirten  Höhen messnngen), 
welche  dieselben  auf  dem  türkischen  Gebiete  im  Süden  der  Donan 
durch  die  1864  ausgeführten  Arbeiten  des  ausgezeichneten  Geologen 
Herrn  Peters  in  Graz  (Geologische  Uebersichtskarte  der  Dobrudscha 
in  den  Denkschriften  der  mathem.  natnrw.  Classe  der  K.  K.  Akademie 
der  Wissensch.  zu  Wien,  1867)  erfahren  haben.  Aufserdem  enthält 
der  von  der  Europäischen  Donauschifffahrts-Commission  in  Begleitung 
ihres  schon  oben  angeführten  Werkes  herausgegebene  Atlas  (Leipzig, 
Lithographie  F.  A,  Brockhaus,  1867)  neben  sehr  zahlreichen  Profilen 
des  Sülina- Armes  an  neuem  topographischen  Material  speciellere  Auf- 
nahmen der  drei  Hauptmündungen,  in  welchen  durch  Eintragung  der 
in  den  älteren  Russischen  Seeaufoahmen  von  1830  verzeichneten 
Küstenlinien  (unter  der  allerdings  schwerlich  völlig  zutreffenden  An« 
nähme  ihrer  absoluten  Zuverlässigkeit),  die  durch  AUnvion  während 
eines  Vierteljahrhunderts  enstandenen,  namentlich  an  der  Mündung 
des  mächtigsten  nördlichen  Flufsarmes  stark  hervortretenden  Verän- 
derungen der  Küstenlinie  bemerklich  gemacht  sind;  dieses  neu  ange- 

Z«itsolur.  d.  OMaUach.  f.  Brdk.  Bd.  IV.  5 


gg  H.  Kiepert: 

schwemmte  Land  ist  danach  in  unserer  redacirten  Karte  darch  Pank- 
tirang  beseichnet  worden  ').  Die  einzige  in  jenem  Atlas  befindliche 
Uebersichtskarte:  Plan  du  DeUa  du  Danuhe  drestS  principaiemeni  ^on 
prh  les  levis  (sie)  faits  par  Mr.  le  Cap.  Sprait  en  1857  ei  compleU 
Sapr^  les  levis  (sie)  faiis  par  les  Ofßciers  de  la  Marine  Imperiale 
Russe  en  1830  ei  57»  ainsi  que  par  les  arpenteurs  de  la  Commissiam 
saus  la  direcHon  de  leur  Inginieur  en  chef  Sir  Charles  Harilef  (Mafi»- 
9tab  1 :  300,000),  ist,  wie  schon  der  Titel  und  ebenso  der  Angenschein 
ergiebt,  aus  demselben  Material,  wie  die  nnsrige  hervorgegangen; 
wenigstens  machen  sich  die  im  Titel  zuletzt  genannten  Aufnahmen 
der  Feldmesser  der  Commission  durch  keine  Differenz  oder  Yervoll- 
st&ndigung  gegenüber  der  Spratt'schen  Karte  bemerklich;  es  mufeten 
denn  damit  die  in  letzterer  nicht  enthaltenen,  in  den  Russischen  Karten 
zum  Theil  abweichend  dargestellten,  kleineren  Zwischenarme  und  Seen 
innerhalb  des  Flufsdeltas  gemeint  sein,  welche  wir  zur  Unterscheidung 
von  der  zuverlfissigeren  Grundlage  der  Zeichnung  in  leichteren  oder 
punktirten  Linien  in  unserer  Karte  aufgenommen  haben.  Auch  einige 
Specialnamen  von  Wasserläufen  (gleichfalls  durch  unverstfirkte  Schrift 
unterschieden)  wurden  derselben  Quelle  entlehnt,  doch  mit  Berich- 
tigung der  zum  Theil  arg  entstellten  Schreibart.  Denn  es  ist  in 
den  That  verwunderlich,  dafs  die  Europäische  Commission  bei  der  Her- 
stellang  eines  auch  fiufserlich  so  glänzend  ausgestatteten  Werkes,  es 
nicht  der  Muhe  werth  befunden  hat,  den  Stich  der  Karte  in  Beziehung 
auf  Correctheit  der  Namen  durch  einen  des  Russischen  und  Türkischen 
kundigen  Sachverständigen  prüfen  zu  lassen,  so  dafs  unter  ihrer  Auto- 
rität nun  eine  Anzahl  Stich-  oder  Schreibfehler  und  Ungenauigkeiten 
figuriren,  die  sich  leicht  hätten  vermeiden  lassen,  z.  B.  regelm&fsig 
/  statt  T  in  Ichamur li  statt  Tchamurli^  Ichoban  statt  Tchoban^  Ickir 
boukli  statt  Tchiboukly,  Icheniafha  statt  Tcherniavka^  sogar  in  einem 
bekannten  italienischen  Worte  Iramontana  statt  Tramontana^  Namen, 
die  in  der  Peter'schen  Karte  sämmtlich  richtig  geschrieben  sind;  iife- 
drUles  statt  Khidr-illis  (türkischer  Name  des  St.  Georg),  Kalo-Ayeros 
statt  KaloyeroSy  Beigar  od  statt  Bielgorod^  Bmbouchure  de  Peschanoi 
statt  des  russischen  peschtschanoi  girlo^  d.  i.  sandige  Mündung  u.  dgL  m. 


^)  Ein  noch  viel  bedeutenderes  Mafs  der  AUuvion  nnd  des  dadurch  bedingten 
Yorrttckens  der  Küste  zeigt  unter  den  zahlreichen  ähnlichen  Deltabildnngen  vor- 
züglich der  Po,  über  dessen  Mündungsstelle  wenigstens  Air  den  einen  südlichen 
Hauptarm  (Po  di  Gore)  aus  dem  Verlauf  von  bereits  zwei  Jahrhunderten  (1647 
bis  1841)  genaue  Aufzeichnungen  in  den  Venezianischen  Archiren  erhalten  sind, 
welche  in  einer  zu  Venedig  1842  ausgeführten  und  uns  durch  die  Güte  des  Herrn 
Prof.  Th.  Mommsen  zugekommenen  Zeichnung  zusammengestellt  erscheinen;  von  der- 
selben geben  wir  auf  Taf.  II  eine  verkleinerte  Copie  zur  lehrreichen  Vergleichung 
mit  der  Donanmündung,  fUr  die  nns  leider  ältere  genaue  Aufzeichnungen  fehlen. 


Nachwort  lor  Karte.  ß*J 

Die  auf  deraelben  Karte  angegebenen,  wohl  auf  neueren  astrono» 
mischen  Beobachtungen  berohenden  Positionen  der  Fixpankte  an  den 
Mfindnngen  (phare  de  ßt  Georges  lai.  44*  51'  5",  lg.  29«  36'  52", 
pkare  de  SauHna  45»  9'  6",  29«  40'  37",  eorps  de  Garde  d'Otchahoff 
45*  25'  55",  29*  40'  15")  weichen  dagegen  so  ooerheblich  von  den- 
jenigen  ab,  welche  der  Spratt'schen  Karte  zu  Grunde  liegen,  dafs  wir 
deshalb  an  der  Orientirung  der  letzteren  für  die  Reduction  nichts  zu 
ändern  nöthig  erachtet  haben.  H.  Kiepert. 


Miscellen. 

Grenz-Berichtigung  zwischen  den  australischen  Colonien 
Süd-Australien,  Victoria,  Neu-Süd- Wales  und  Queensland. 

Seit  Jahren  ist  die  Lage  der  Grenze  zwischen  Süd-Aostralien  einerseits  nnd 
Qaeensland  nnd  insbesondere  Nen-Süd- Wales  andererseits  eine  Streitfrage  gewe- 
sen. £8  war  bei  Pachtcontracten  dort  gelegener  Weiden  nnmöglich,  mit  Bestimmt- 
heit snzageben,  wo  eigentlich  die  eine  Colonie  aufhöre  nnd  die  andere  anfange, 
und  80  blieb  es  natürlich  anch  zweifelhaft,  welche  Regierung  denn  das  Recht 
habe,  die  jährliche  Rente  des  streitigen  Territorioms  einzuziehen,  Es  hatte  dies 
sn  mancheftei  Correspondenzen  Veranlassung  gegeben,  die  oft  nicht  die  ange- 
nehmsten waren,  um  so  mehr,  als  es  sich  im  Grunde  doch  immer  nur  um  kleine 
Summen  handeln  konnte.  Es  beschlossen  daher  die  betheiligten  Regierungen,  diese 
Streitigkeiten  ein  flir  allemal  zu  ordnen  and  beizulegen,  indem  eine  sehr  com- 
petente  Commission  ernannt  wurde,  bestehend  aus  Mr.  Charles  Todd,  Mr.  Ellery 
und  Mr.  G.  R.  Smallej,  den  drei  Directoren  der  Obserratorien  in  Adelaide,  Mel- 
bourne und  Sydney.  Dem  Mr.  Gh.  Todd,  einem  ausgezeichneten  Astronomen, 
wurde  die  Leitung  übertragen. 

Es  handelte  sich  darum,  die  Grenzlinie  zwischen  Süd-Australien  und  Victoria, 
welche  der  141.  Meridian  O.  L.  Gr.  bilden  soll,  weiter  nach  Norden  hinaufzufüh- 
ren, um  so  die  westliche  Grenze  ron  Neu-Süd-Wales  und  Queensland  zu  reguli- 
ren.  Aber  da  fragte  es  sich  wieder,  ob  der  Punkt  am  südlichen  Ufer  des  Mur- 
raj  River,  wo  diese  Linie  endet,  wirklich  in  dem  genannten  Meridian  liege,  um 
davon  mit  Sicherheit  ausgehen  zu  können. 

Die  bisher  zwischen  Süd-Australien  und  Victoria  gegoltene  Grenze  gründet 
sich  auf  astronomische  Beobachtungen,  welche  im  Jahre  1839  angestellt  wurden. 
Da  sich  jedoch  später  herausstellte,  dafs  der  Längengrad  von  Sydney  damals  un- 
richtig angegeben  war,  so  lag  die  Vermuthung  sehr  nahe,  dafs  auch  obige  Grenze 
nicht  den  141.  Meridian  repräsentire. 

Mr.  Charles  Todd  proponirte  nur,  den  Grenzpunkt  durch  den  eloctrischen 
Telegraphen  zwischen  Adelaide  und  Sydney  zu  bestimmen,  und  er  selbst  wollte 


gg  MifloetteDt 

•iob  Bach  einem  nordliehen  Orte  der  jetrigen  Grenie  begeben,  am  Zeitaignele  mit 
den  Obeermtorien  in  Melboame  und  Sydney  su  wecb«etai. 

Aber  savor  w«r  natfirlich  sn  ennitteln,  welchee  denn  eigentlich  der  richtige 
Meridian  von  Sydney  und  Melboame  aei,  and  Mr.  Todd  empfahl,  dafs  eine  toI- 
taische  Längengradbeatimmang  zwischen  den  Adelaide-,  Melboame-  and  Sydney- 
Stemwarten  angestellt  werden  sollte.  Es  ergab  sich  dabei,  dafs  die  Lage  der 
Grenzlinie  um  ein  Längenstäck  von  i  Miles  differirte,  je  nachdem  man  der  Cal- 
colatlon  die  prSsnmirte  L&nge  von  Melboame  oder  die  von  Sydney  zu  Grande 
legte  ^).  Um  diese  Schwierigkeit  za  beseitigen,  kam  man  überein,  den  Meridian 
von  Sydney  aaf  die  Melboame-  and  Sydney -Beobachtnngen  zn  basiren,  daraas  ein 
Mittel  za  ziehen  and  dann  den  Unterschied  zwischen  den  Beobachtungen  beider 
Observatorien  zu  theilen. 

Wahrend  Mr.  Todd  in  Sydney  war,  wurde  von  den  drei  Astronomen  eine 
sehr  sorgfältige  voltaische  Bestimmung  des  Unterschiedes  in  der  Länge  zwischen 
Melboame  und  Sydney  angestellt,  indem  man  den  Durchgang  derselben  Sterne 
durch  die  beiden  Meridiane  beobachtete  und  die  Zeit  vom  Chronographen  notiren 
licfs').    Das  Resultat  ergab  24'  55|"  als  Differenz  zwischen  beiden  Orten. 

Nach  seiner  Rückkehr  von  Sydney  nach  Adelaide  begab  sich  Mr.  Todd  in 
Begleitung  von  Mr.  Cooper,  dem  stellvertretenden  Surveyor-General  seiner  Colo- 
nie,  nach  dem  Mnrray  River.  Sie  fahrten  ein  54  zölliges  Transitinstrament  und 
mehrere  Chronometer  mit  sich.  Das  erstere  stellten  sie  am  nördlichen  Ufer  des 
Flusses,  eine  kurze  Entfemung  westlich  von  der  alten  Grenzlinie  zwischen  Süd- 
Australien  und  Victoria  auf.  Es  wurde  dann  der  Durchgang  von  vorher  bestimm- 
ten Sternen  durch  die  Meridiane  von  Sydney  und  der  Grenze  in  zwei  aufeinander 
folgenden  Nächten  beobachtet  und  von  dem  Chronographen  in  Sydney  verzeich- 
neL  Zu  dem  Ende  war  ein  Draht  von  der  Telegraphenlinie  an  das  .4^lgende  des 
Telcscopen  geführt,  so  dafs  in  dem  Augenblicke,  wo  der  Stern  die  Drähte  des 
Transitinstrumentes  passirte,  der  Contact  durch  den  Telegraphen  nach  Sydney 
transmittirt  und  vom  dortigen  Chronographen  notirt  werden  konnte.  In  zwei  an- 
deren Nächten  wurden  in  gleicher  Weise  Steme  über  den  Meridianen  von  Mel- 
bourne und  der  Grenze  beobachtet,  und  die  Zeit  des  Durchganges  ebenfalls  vom 
Chronometer  des  Melbourne -Observatoriums  vermerkt.  So  wurde  der  Unter- 
schied in  der  Zeit  fes^^tellt,  und  die  Differenz  der  Länge  zwischen  dem 
Transitinstramente  and  Sydney  ergab  40'  59.778",  während  die  Länge  für  den 
Ort  des  Instmmentes  selbst  9  h.  ^  Min.  49.31  See.  auswies.    Die  Genauigkeit, 


')  Bis  zum  Jahre  1860  war  der  angegebene  Meridian  von  Sydney  um  8  Miles 
«der  12  See.  unrichtig,  und  dieser  Irrthum,  welcher  von  wesentlichen  Ungenauig- 
keiten  in  den  Lunartafeln  und  der  dem  Monde  angewiesenen  Stellung  resoltirto, 
findet  sich  noch  bis  auf  den  heutigen  Tag  in  den  Ausgaben  des  NauHcal  Almanac. 
Der  correcte  L&ngengrad  von  Sydney  und  Melbourne  ist  seitdem  durch  zweijährige 
Beobachtungen  auf  den  Observatorien  beider  Plätze,  verglichen  mit  den  in  denselben 
Trachten  in  Greenwich  angestellten,  gewonnen  worden.  Diese  Bestimmung  ist  also 
4ei  von  den  Irrthümem  in  den  Lunartafeln. 

')  Der  Chronograph,  einem  gewöhnlichen  Telegraphen  sehr  ähnlich,  ist  ein  In- 
strument, auf  dessen  Papierstreifen,  wie  dieser  langsam  fortschreitet,  die  Transituhr 
des  Observatoriums  jede  Zeitsecunde  registrirt. 


Grensberichtigung  der  aiutmlifeh«ii  Colonien.  —  Die  Hindus.  69 


wH  welcher  dieee  BestiiiiBiiiiig  gesiaeht  wurde,  kaon  daraus  ersehen  werdsn,  daie 
der  Unterschied  in  der  Zeit  swischen  dem  Transitinstniinente  an  der  Grenxe  und 
dem  lfeIboiime*Obseryatoriam  bei  der  Beobaehtang  in  der  ersten  Nacht  (13.  liai) 
16  Min.  3.780  See.  nnd  in  der  sweiten  (14.  Mai)  16  Min.  3.758  See.  betmg,  also 
nur  eine  unbedentende  Differens  von  0.22  See. 

Ans  den  Beobachtungen,  die  zwischen  den  Melbourne-  nnd  Sydney-Obsem^ 
torien,  welche  beide,  wie  bereits  erw&hnt,  ein  Chronometer  besitzen»  angestellt 
wurden,  ergab  sich,  dafs  die  Schnelligkeit  des  electrischen  Stromes  15,430  Miles 
die  Seeunde  betmg. 

Nachdem  Mr.  Todd  dann  den  Breitengrad  seines  Standes  an  der  Chrenie  ge* 
nau  ermittelt,  auch  noch  eine  lange  Reihe  magnetischer  Forschungen  besfigiieh 
der  Declination  und  Inclination  angestellt  hatte,  wurde  die  L&nge  der  Entfernung 
▼om  Transitinstrumente  bis  nach  der  wirklichen  Grenze  (141  *  O.  L.  Gr.)  genau 
gemessen  nnd  letztere  angemerkt,  die  Meridianlinie  selbst  einige  Miles  die  (Frenze 
hinauf  Tcrfolgt  and  diese  Strecke  ebenfalls  sorgfältig  bezeichnet.  Man  iknd,  dafs 
das  Transitinstroment  2  Miles  44  Mains  68  links  westlich  von  der  wahren  Grenze 
stand,  und  es  mfifste  daher  ein  solcher  Strich  Landes  Ton  der  Colonie  Neu-S&d- 
Wales  und  Queensland  an  die  Colonie  Süd-Australien  abgetreten  werden.  Die 
Karten  von  Australien  werden  danach  zu  berichtigen  sein. 

Wie  Tcrlautet,  wird  in  Folge  der  rectificirten  Grenzen  das  St&dtchen  Apsley 
und  der  Glenelg  RiTer,  bisher  zu  Victoria  gehörig,  an  Sud -Australien  fallen. 

—  ff.— 


Die  Hindus. 

(M*Culloch,   DtcHonaty  geogr,,   statisL  and  hut.     New  Edition  hy  F.  Martin, 

London  1866.    Yol.  IL    p.  548.) 

Die  Hindns  bilden  sechs  Siebentel  der  Bevölkerung  von  Hindnstan ;  aber  der 
fibrige  Theil  der  Bewohner,  obwohl  vielfach  ursprünglich  abweichend,  ist  durch 
Vermisch ang  ihnen  dermafsen  assimilirt  nnd  hat  so  die  indischen  Sitten  nnd  Ge» 
briinche  angenommen,  dafs  die  gesammte  Bevölkemng  aus  einem  nnd  demselben 
Gesichtspunkte  betrachtet  werden  kann.  Was  die  lUsse  angeht,  so  sind  die  Hin- 
dus als  znr  sogenannten  Kaukasischen  gehörig  betrachtet  worden  und  sogar  zu 
derselben  Familie  dieser  Rasse,  wie  die  Weifsen  Europas.  Das  ist  aber  eine 
unrichtige  Vorstellung,  für  welche  kaum  ein  Schatten  von  Begründung  vorhanden 
ist.  Die  einzigen  drei  Punkte,  in  welchen  sich  eine  Aehnlichkeit  zwischen  Euro- 
päern und  Hindns  entdecken  ISfst,  sind  die  ovale  Form  des  Gesichtes,  die  Ge- 
stalt des  Kopfes  und  Spnren  von  einer  gewissen  Gemeinsamkeit  der  Sprache. 
In  jeder  anderon  Rucksicht  sind  die  Gegensätze  unvergleichlich  mehr  durchgrei- 
fend, als  diese  Aehnlichkeit.  Der  Enrop&er  ist  weifs,  der  Hindu  dnnkelgefXrbt. 
Der  Europaer,  und  er  allein  unter  allen  Rassen  in  solcher  Weise  ansgezeichnet, 
zeigt  eine  unendliche  Mannigfaltigkeit  der  Farbe  des  Haares  vom  Flachsfarbenen 
bis  zum  Schwarz,  und  eine  grofse  Verschiedenheit  in  der  Farbe  der  Iris,  Tom 
Hellblau  oder  Grau  bis  zum  Dunkelbraun;  beim  Hindu  dagegen  ist  die  Farbe 
des  Haares  stets  schwarz  und  die  Farbe  des  Auges  stet«  dunkelbraun.  Der  Euro- 
paei  ist  gröfser  als  der  Hindu,  kräftiger  und  mehr  ausdauernd.     Selbst  in  den 


70  Blucenen: 

ersten  Stedien  der  CivUiMtion  hAt  der  Europfter  eine  Festigkeit,  AnsdAuer  nnd 
einen  Unternehmungsgeist  geteigt,  welcher  anffellend  mit  dem  schwachen,  lang^ 
semen  nnd  unentschlossenen  Charakter  des  Hindu  contrastirt  In  der  Ansf&h- 
mng  von  gewöhnlichen  Arbeiten  solcher  Art,  dafs  sie  fuglich  eine  Verg^eichung 
Bulassen,  ist  die  Arbeit  Eines  Engländers  gleich  der  von  drd  gewöhnlichen  In- 
diem.  Drei  indische  Seeleute  werden  kaum  die  Arbeit  Eines  englischen  IIa- 
trosen  thun,  und  drei  Bataillons  Sipahis  wfirden  nicht  ein  einsiges  Bataillon  Toa 
Europäern  ersetsen.  Wahrscheinlich  würde  sich  dieselbe  Inferiorität  bei  einer 
Veiigleichung  mit  einer  römischen  Legion  oder  einer  griechischen  Phalanx  erge- 
ben. Wenn  man  gar  die  Geschicklichkeit  in  Anschlag  bringt,  welche  su  iigend 
einer  besonderen  Beschäftigung  erforderlich  ist,  so  sieht  man  den  Europäer  be- 
fähigt, sich  mit  verbesserten  Instrumenten  eu  helfen,  während  der  Hindu  dies 
weder  kann,  noch  will,  und  dann  scheint  die  Verschiedenheit  noch  gröfser. 
Bttcksichtlich  der  physischen  Kraft  und  der  ausdauernden  Arbeit  steht  ohne  EVage 
der  Hindu  nicht  nur  dem  Europäer  nach,  sondern  auch  dem  Araber  und  Perser 
und  namentlich  dem  Chinesen. 

In  einer  physischen  Eigenschaft  zeigt  sich  twischen  Hindu  und  Europäer 
eine  auffallende  Verschiedenheit.  •  Der  Europäer  wird  mit  einer  unbeugsamen 
und  vergleichsweise  starren  Muskelfaser  geboren,  der  Hindu  aber  mit  einer  bieg- 
sameren und  weicheren,  als  selbst  eine  Europäerin  hat.  Der  Unterschied  ist 
indefs  mehr  ein  Ergebnifs  des  Klimas;  denn  diese  dem  Hindu  zugesprochene 
Eigenschaft  ist  den  Eingeborenen  aller  warmen  Klimate  gemein,  und  sie  zeichnet 
selbst  Creolen  schon  in  der  ersten  Generation  aus.  Diese  Biegsamkeit  in  der 
Muskelfaser  soll  nach  «inigen  Beobachtern  von  einer  grofser  Sensibilität  und 
Schärfe  der  Sinnesorgane  begleitet  sein,  so  dafs  damit  dem  Hindu  in  einigen  der 
feinsten  EEandgeschickiichkeiten  ein  merkwürdiges  Uebergewicht  zufiele.  Aber 
diese  Hypothese  ist  eben  so  unhaltbar,  wie  etwa  die  Behauptung,  dafs  eine  Fiun 
durch  ihre  zarten  und  biegsameren  Finger  in  Geschick  flir  Arbeit  den  Sieg  über 
den  Mann  davontragen  müfste.  In  den  feineren  mechanischen  Künsten  verschafft 
die  Gewohnheit  bald  der  harten  Hand  eines  europäischen  Arbeiters  eine  Feinheit 
des  Gesichts  und  ein  Geschick  in  der  Ausführung,  die  ein  Hindu  nie  erreicht; 
im  Allgemeinen  aber  besitzt  der  Hindu  mehr  Beweglichkeit  als  der  Europäer, 
und  seine  Schnelligkeit  wird  durch  die  Leichtigkeit  seines  Körpers  unterstütst. 
Die  Hindu's  sind,  bis  zu  einem  merkwürdigen  Grade,  die  besten  Läufer,  Ringer 
nnd  Elletterer  in  ganz  Asien.  Darin  können  Araber,  Perser  und  Chinesen  nicht 
mit  ihnen  verglichen  werden.  Daraus  folgt,  dafs  sie  als  gemeine  Matrosen  weit 
geschickter  und  auch  nützlicher  sind,  als  irgendwelche  aus  einer  anderen  Nation ; 
indefs  ein  gewisser  Mangel  an  Festigkeit  und  Geistesgegenwart  macht,  dafs  sie 
sich  ebensowenig  zu  Offizieren  eignen,  als  zu  Steuermännern,  nnd  in  letzterer 
Beziehung  sind  z.  B.  die  Eingeborenen  aus  den  Philippinen  ihnen  so  vorzuziehen, 
dafs  dieselben,  wo  sie  irgend  zu  haben  sind,  stets  mit  Ausschliefsung  aller  Hin- 
du's verwendet  werden.  Einen  Hindu  kann  man  nicht  für  eine  längere  Zeitdauer 
zu  irgend  einer  körperlichen  Anstrengung  treiben,  ohne  dafs  Mifslingen  oder  Er- 
schöpfung die  Folge  wäre.  Selbst  in  ihrem  eigenen  Lande  und  Klimate  sind  die 
Sipahis  von  den  europäischen  Truppen  geschlagen  worden  und  selbst  nach  lang 
auf  einander  folgenden  forcirten  Märschen. 


Die  Hindus.  7J 

Obwohl  die  gemeinaemen  Orandzfige  der  physischen  und  iBtdlectaellen  Eigen- 
tii&iiilichkeit  unter  den  Hinda's  im  Allgemeinen  deuüieh  hervortreten,  so  bestehen 
doch  viele  Varietäten,  ja  vielleicht  mehr  als  nnter  den  Völkern  Enropa's.  Dieses 
Abweichen  hat  man  der  Verschiedenheit  der  geographischen  Breite  nnd  dem 
Klima,  sowie  der  Nahrang  zugeschrieben,  nnd  man  hat  namentlich  behanptet, 
dafs  die  Bewohner  des  SüdeDS,  deren  Hauptnahrung  in  Beifs  besteht,  kleiner 
und  schiriicher  als  die  des  Nordens  seien,  deren  hauptsädiliches  Brodkom  Wei- 
sen nnd  Hirse  ist.  Die  Erfahrung  zeigt  aber,  dafs  diese  Meinung  unbegründet 
ist.  Die  kleinste  und  schwächste  Familie  der  Hindn's  sind  die  Eingeborenen  von 
Bengalen,  das  zwischen  21  und  26*  nÖrdl.  Br.  liegt;  die  ein  Dutzend  Grad  süd- 
licher leben  nnd  dieselbe  pflanzliche  Nahrung  zu  sich  nehmeU)  sind  gröfser,  stär- 
ker, energischer  und  kühner.  Die  Bewohner  des  Tafellandes,  deren  pflanzliche 
Nahrung  weder  Reifs,  noch  Weizen  ist,  stehen  ebenso  keineswegs  über  den  Be- 
wohnern von  Kamatik  oder  der  niedrigen,  feuchten  Malabar- Küste.  Die  grofsten 
und  kräftigsten,  aber  nicht  die  rührigsten  und  schnellsten^  sind  die  Bewohner  des 
oberen  Gangesthaies,  wo  wenige  derselben,  die  sich  in  besseren  Umständen  be- 
finden, nur  Ton  Weizen  leben;  die  Minorität  des  Volkes  nährt  sich  von  Gerste 
oder  Hirse. 

Die  Quantität  und  nicht  die  Qualität  der  pflanzlichen  Nahrung  ist  es,  was 
in  Indien  ron  gröfserem  Einflüsse  ist;  und  man  darf  sagen,  dafs  in  Hindostan 
im  Aligemeinen  in  der  physischen  Entwickelnng  ein  gröfserer  unterschied  zwi- 
schen den  wohlhabenderen  Klassen  und  den  Armen  besteht,  als  in  irgend  einem 
anderen  Lande.  Die  Hindu's  der  höheren  und  bevorzagten  Klassen  sind  fast 
durchweg  gröfser,  stämmiger  und  hübscher,  als  die  armen  und  niederen  Klassen. 
Selbst  der  unachtsamste  Beobachter  mnfs  bemerken,  dafs  die  militärische,  mer- 
kantile und  namentlich  die  priesterliche  Kaste  über  der  gemeinen  arbeitenden 
Bevölkerung  steht.  Die  Sipahis  der  bengalischen  Armee,  welche  ans  der  zahl- 
reichen Landbevölkerung  der  nördlichen  und  centralen  Provinzen  genommen  sind, 
erscheinen,  obwohl  in  Bezog  auf  Stärke  und  Energie  sehr  untergeordnet,  in 
Wuchs  und  KÖrperbildnng  dem  Gros  der  europäischen'^Truppen  gleich,  wenn  sie 
dieselben  nicht  gar  übertreff'en;  und  selbst  in  den  Strafsen  Galcutta's  wird  der 
Fremde  unfehlbar  überrascht  durch  das  verschiedene  Aussehen  des  wohlgenährten 
Kaufmannes  oder  Brakers  und  des  jämmerlichen,  halb  verhungerten  Arbeiters  oder 
Handwerkers.  Die  Bergbewohner  und  im  Allgemeinen  alle  halbwilden  Stämme 
sind  klein,  ausgemergelt,  krank  aussehend,  namentlich  die,  welche  sich  von  der 
Jagd  nähren  oder  vom  Sammeln  der  Waldprodncte ,  des  Honigs,  Wachses  und 
der  Drognen.  Wo  wenig  Sklaven  vorhanden  sind ,  also  in  allen  volkreichen 
Theilen  des  Landes,  da  macht  das  körperliche  Aussehen  derselben  etwa  den- 
selben Eindruck,  wie  das  jedes  anderen  Bauern  und  sie  sind  von  diesen  nicht 
zu  unterscheiden;  wo  sie  dagegen  zahlreich  vorhanden  sind,  und  sich  ganze 
Stämme  in  knechtischem  Znstande  befinden,  da  kann  man  sie  leicht  durch  ihre 
Häfslichkeit,  kleine  Gestalt  nnd  schwache  Constitution  von  den  Uebrigen  unter- 
scheiden. Man  kann  somit  als  eine  allgemeine  Regel  gelten  lassen:  das  Klima 
und  die  aUgeraeine  Ernährungsweise  sei  welche  sie  wolle,  —  wo  das  Arbeitslohn 
niedrig  ist  und  das  Volk  demgemäfs  genöthigt  ist,  von  der  schiechtesten  Nahrung 
an  leben  oder  von  der  möglichst  kleinsten  Menge  besserer  Nahrung,  die  eben 


1 


72  lfiMeU«Bs 

dM  Leben  erbalten  kann,  d«  ist  die  groÜM  Menge  der  Berölkening  in  der  höeb- 
9tm  körperliehen  oad  geistigen  Degnulatian. 

Es  ist  eine  ellgemeine,  aber  irrige  Aneicht,  dalli  die  Hindoe  fast  nnr  ▼<» 
Pflanaenkoct  leben;  das  würde  der  phytiachen  Natnr  dee  Menschen  widerrtreiteB, 
der  eben  ein  AUes-EMer  ist*  Die  in  der  Diät  strengsten  Hindns  geniefsen  viel 
Milch  und  Bntter;  Fische  werden  in  der  Nähe  der  SeekOsten  nnd  der  £ln£m£Br 
fiberall  in  Menge  gegessen;  nnd  kein  Indier  hiUt  diese  Emähmngsweise  f&r  r^r^ 
werfUch,  anfser  den  Bewohnern  des  Inneren,  welche  sich  diese  nicht  TersduUSMi 
können.  Selbst  Fleisch  wird  von  den  meisten  Hindos,  obwohl  sie  in  der  Aus- 
wahl heikd  sind,  gelegentlich  gegessen,  nnd  sie  enthalten  sich  desselben  mehr 
wegen  Mangels  an  Mitteln,  als  wegen  ihrer  religiösen  Bedenken.  Wo  die  Nodi- 
wendigkeit  zwingt,  gestattet  selbst  die  Religion  jede  Art  von  Nahning,  nnd  in 
einer  Hnngersnoth  wird  selbst  ein  Brahmine  Handefleisch  essen. 

In  Betreff  der  intellectnellen  nnd  mondiscfaen  Eigenschaften  der  Hindna  wer- 
den wenige  Worte  genfigen.  Die  besser  erzogenen  Klassen,  und  nnr  aas  dem 
Charakter  dieser  kann  man  einen  einigennafsen  gültigen  Schlnis  ziehen,  kann 
man  ohne  Bedenken  ein  böses,  schlaues  nnd  scharfsinniges  Volk  nennen.  Der 
henrorragende  Charakter  derselben  ist  vielleicht  eher  List,  als  Kraft.  Obwohl 
sie  gute  Nachahmer  sind,  haben  sie  doch  seither  noch  keine  originelle  Erfindung^ 
gemacht  Sie  haben  wenig  Einbildungskraft»  denn  die  ärmlichen  nnd  nbertrie- 
benen  Träumereien  ihrer  Theologie  und  Literatur  verdienen  diesen  Namen  nicht. 
Bficksichtlich  des  gesunden  Menschenverstandes  stehen  sie  offenbar  unter  den 
Chinesen;  rücksichtlich  der  Kraft  und  Männlichkeit  der  Seele  unter  den  Aiabem» 
Persern  nnd  den  tatarischen  Mohammedanern,  durch  deren  Heere  sie  fiber&Uea 
nnd  besiegt  worden  sind.  Mit  den  europäischen  Yölkem  sind  sie  gar  nicht  sa 
vergleichen,  weil  der  Abstand  zu  grofs  ist,  um  irgend  eine  Parallele  zuzulassen. 
Die  Gebiete  der  Industrie,  in  denen  ihre  intellectuellen  Fähigkeiten  am  vorthml- 
haftesten  erscheinen,  und  für  die  sie  am  geeignetsten  sein  mögen,  sind  die  Ver- 
waltung der  Justiz  und  der  Finanzen,  sowie  solche  Handelszweige,  zu  denen  nicht 
umfassende  Kenntnisse  und  kühner  Unternehmungsgeist  erforderlich  sind. 

Der  moralische  Charakter  der  Hindus  ist  ein  Ergebnifs  von  vielleicht  Tan- 
senden  von  Jahren  der  Anarchie  and  Unterdrückung.  In  einem  solchen  Zustande 
erstirbt  jede  Spur  von  Biederkeit,  Bechtschaffenheit  oder  Freimüthigkeit,  nnd 
daher  kann  man  diese  Eigenschaften  unter  den  Hindus  kaum  nachweisen.  Banb- 
sucht,  Gewaltthätigkeit,  Betrug  und  Ungerechtigkeit  charakterisiren  den  eingebo- 
renen Herrscher;  und  das  Volk  ist  reichlich  versehen  mit  den  üblichen  Waffen 
der  Vertheidigung,  nämlich  mit  Falschheit,  Kunstgriffen,  Rechtsverdrehnng  und 
List.  In  der  That  kann  man  behaupten,  dafs  auf  Generationen  Rechtschaffenh^t 
in  Indien  nicht  zu  finden  gewesen  ist  nnd  Heuchelei  hoch  im  Preise  gestanden 
hat  Ehrlichkeit  und  Biederkeit  sind  Tugendeo,  deren  Ausübung  sich  nicht  mit 
der  persönlichen  Freiheit,  mit  Leben  und  Eigenthum  vertrug;  bei  einem  solchen 
Zustande  der  Dinge  würde  ein  Pinsel  von  ehrlichem  Manne  unvermeidlich  die 
Beute  eines  Heeres  von  Schurken  geworden  und  würde  ausgelacht  nnd  verachtet 
worden  sein.  Im  Allgemeinen  kann  man  sagen,  dafs  die  Hindus  selten  die  volle 
Wahrheit  ohne  Hinterhalt  sagen.  Richterliche  Ungerechtigkeit  ist  in  Indien  viel- 
leicht in  ausgedehnterer  Weise  üblich,  als  in  irgend  einem  Lande  der  Welt   Man 


Die  romiiche  Station  bei  Plewna  in  Balgarien.  73 

bat  die  brititelien  GeriehtihQfe  getadelt,  weil  sie  das  Verbrechen  ermnliiigten,  nnd 
viftBaieiit  ist  dem  so  in  gewisser  Aasdehnnng;  aber  im  Gänsen  kann  man  sie 
nur  einfach  als  eine  Streitbahn  für  die  Aufdeckung  dieses  Lasters  in  grofsartigem 
Mftftstabe  ansehen.  Fialschheit  nnd  Zweideutigkeit  sind  unzertrennlich  tou  ^nem 
soeialen  Zustande,  wie  der  Indiens  ist,  und  sie  haben  die  Sitten  der  Hindus  ge- 
kemneiehnet  ron  dem  Augenblicke  an,  wo  die  Europaer  zuerst  authentische  Nach- 
richten über  sie  erhielten.  Die  Schilderung,  welche  Bemier,  einer  der  suver- 
Hasigsten  Beisenden,  tou  den  Hindus  unter  Aurenzib  giebt,  passen  vollstindig 
nodi  anf  die  gegeniHbrtigen  Zeiten.  Sir  Will.  Jones,  welcher  oft  ihr  entschie- 
dener Lobredner  ist,  sprach  seine  Ueberzeugung  dahin  aus,  dafs  eidliche  Aus- 
tagen fiber  jede  denkbare  Thatsache  in  den  Strarsen  und  Märkten  Calcutta's  eben 
so  leicht  zu  haben  seien,  wie  jeder  andere  Handels -Artikel;  und  in  Betreif  der 
Eäde  fiigt  er  hinzu,  dafs,  wenn  man  selbst  die  allerbindendste  Form  f&r  die  Ge- 
wissen der  Menschen  finden  könnte,  doch  wenige  Hindu -Gewissen  durch  dieselbe 
gebunden  werden  würden. 

Zu  den  besseren  Eigenschaften  der  Hindus  kann  man'Mäfsigkeit,  Geduld, 
Gelehrigkeit  und  selbst  Fleifs  ziUilen.  Aber  die  erstere  dieser  Tugenden  nähert 
sich  in  vielen  Fällen  zu  sehr  dem  Geize.  Dies  ist  eine  Eigenschaft  des  Hindu- 
Charakters,  welche  nicht  leicht  zu  erklären  ist  Die  gewöhnliche  Wirkung  einer 
schlechten  Begierung,  welche  das  Eigenthum  unsicher  macht,  ist  die,  dafs  sie 
das  Volk  yerschwenderisch  macht  und  wenn  auch  nicht  gleichgültig  gegen  Be- 
sitz, doch  unter  allen  Umstiinden  sorglos  in  Betreff  der  Ansammlung.  Unzwei- 
felhaft ist  das  Resultat  bei  den  Hindus  das  entgegengesetzte  gewesen.  Ein  den- 
kender Schriftsteller,  der  dies  zu  erklären  versucht,  sagt:  Die  Sklarerei  hat  die 
natüiliche  Feinheit  aller  Geister  in  Asien  geschärft.  „In  Folge  der  Schwierig- 
keit, zu  erhalten,  und  der  grofseren  Schwierigkeit,  zu  bewahren,  sind  die  Hindus 
nnermfidlich  im  Geschäft  und  Meister  in  der  ausgesuchtesten  Verstellung  in  allen 
Dingen  ?on  Bedeutung.*  Dies  giebt  das  Factum  sehr  genau  an,  läfst  aber  die 
Ursache  ▼öllig  unerklärt;  denn  es  steht  fest,  dafs  die  Sklaverei  nicht  dieselbe 
Wirkung  anf  die  Araber,  Türken,  Ferser,  Chinesen,  oder  auf  die  Mohammedaner 
in  Indien  hervorgebncht  hat.  —  Auch  die  Gelehrigkeit  der  Hindus  ist  der  Passi- 
vität sehr  nahe  verwandt;  fast  eben  so  leicht  sind  sie  dahin  zu  bringen,  sich  der 
Unterdrückung  und  Raubsucht  zu  unterwerfen,  als  eine  Verbesserung  ihrer  Lage 
SU  versuchen.  v.  Kl. 


Die  römische  Station  bei  Plewna  in  Bulgarien. 

Herr  G.  Lejean  hat  in  der  Nähe  der  Bulgarischen  Stadt  Plewna  die  Ruinen 
einer  römischen  Station  aufgefunden»  in  welcher  er  nach  einer  Vergleichung  mit 
der  Pentinger'schen  Tafel  die  dort  unter  dem  Namen  „Dorionibus"  aufgeführte 
Befestigung  zu  erkennen  glaubt  (Reime  arch^log,  XVIIL  1868.  S.  81).  Bei  sei- 
nem Aufenthalte  in  Plewna  hörte  er  nämlich  von  den  Ruinen  einer  in  nicht 
weiter  Entfernung  nach  Süden  im  Thal  des  Baches  Kigalyk  gelegenen  genue- 
sischen Befestigung,  ein  Name,  mit  welchem  die  Türken  so  häufig  Beste  des 


75  MiflceUen: 

Alterthninfl  zu  besdchnen  pflegen.    Bei  niherer  Untennchiiog  fand  der  Reitende 
«af  der  Spitse  eines  in  das  Thal  des  Eigalyk  steil  abfallenden  Hügels  die  genau 
rechtwinklig  angelegten   Snbstmctionen  einer  Akropole»   deren  westliche  Seite, 
als  die   allein  vom  Plateau  ans  angreifbare,  anfserdem  noch  Fon  einem  Wall- 
graben geschützt  war.    Eine  der  Buigmaner  sich  anschlieisende,  am  Bande  des  Hü- 
gels hinlaufende  Bingmauer  diente  zum  Schutz  der  Stadt,  und   nur  am  steileii 
südlichen  Abfall  scheint  diese  Mauer  zu  fehlen.     Zahlreiche  Substnictionen  klei- 
nerer Gebäude,  sowie  Beste  Ton  Ziegeln  bedecken  den  inneren,  etwa  1^  Hectaren 
grolsen  Banm  der  Stadt.    Das  Fehlen  von  Cistemen  und  Wasserleitungen  erklärt 
Lejean  daher,  dafs  in  Friedenszeiten  der  um  den  Fufs  des  Hügels  sich  windende 
Bach,  sowie  eine  an  der  gegenüberliegenden  Thalwand  ans  einem  unterirdisebeD 
Felsresenroir  hervorspmdelnde  Quelle  —  heutzutage  noch  der  Wallfahrtsort  der 
Bewohner  von  Plewna  an  Feiertagen  —  die  Besatzung  hinreichend  mit  Wasaer 
versorgen  konnten.    In  Kriegszeiten  freilich  hätte  der  Ort  eine  längere  Belagenmg 
nicht  aushalten  können,   doch  genügte  er  jedenfalls  in  Verbindung  mit  anderen 
festen  Plätzen  als  Bollwerk  gegen  die  Einfalle  der  Barbaren.     Da  inschriftliche 
Denkmäler  sich  bis  jetzt  nicht  vorgefunden  haben,  so  versuchte  I^ejean  den  Nar 
men  des  Platzes  aus  der  Tabula  Peutingeriana  zu  ermitteln.    Die  Endpunkte  des 
Strafsenzuges   zwischen  Nicopolis   und    Oescus  Colonia  scheinen  ziemlich    fest- 
zustehen:  ersteres  ist  das  heutige  Niküp  (Nikopi)  in  der  Nähe  von  Tmowa,  wo 
sich  noch  grofse  Ruinenfelder  befinden,  letzteres  das  heutige  Ghighi  am  Isker. 
Von  Niküp  fuhrt  eine  von  den  Türken  als  Bömerstralse  bezeichnete  Karawanen- 
strafse  in  gerader  Linie  auf  das  bulgarische  Dorf  Studena  und  von  da  in  west- 
licher Richtung  am  Fufs  des  Berges  Utscha  vorbei  nach  Plewna  und  zu  der  von  Le- 
jean gefundenen  Römerstation  im  Thale  des  Kajalyk.  Die  Entfernung  dieser  Ruinen 
von  Niküp  stimmt  nun  genau  mit  der  Distanzen -Angabe  auf  der  Peutinger'schen 
Tafel  überein,  nämlich:  Nicopolistro  L,  Melta  X  —  Dorionibus  —  so  dafs  es  ziem- 
lich sicher  erscheint,  dafs  unsere  Bergfeste  die  von  den  Römern  angelegte  Sta- 
tion «Doriones^  ist.   Von  »Dorionibus*  würde  sich  dann  der  Strafsenzug  in  NNO.- 
Richtung  nach  Oescus  ziehen.    Für  diese  Strecke  bringt  die  Peutinger'sche  Tafel 
folgende  Entfernungen:  Oesco  —  Ad  Putea  YU  —  Storgosia  —  Dorionibus  XI. 
Nach  Lejean  stimmt  auch  diese  Distance  von  Plewna  bis  Ghigi  mit  den  alten 
Angaben  über  die  Entfernung  zwischen  Doriones  und  Oescus  vollkommen  überein. 
In  den  in  nicht  weiter  Entfernung  von  dem  Dorfe  Ghighi  gelegenen  Brunnen 
würde  die  Station  „Ad  Putea"  zu  erkennen  sein,  während  freilich  die  Lage  von 
Storgosia  für  jetzt  noch  nicht   bestimmt    angegeben  werden  kann,    doch    hoffi 
Lejean  seine  Untersuchungen  über  diesen  Ort  in  diesem  Jahre  wiederholen  zu 
können.  —  r. 


Die  Eisenbahnen  in  der  Colonie  Neu -Süd -Wales. 

Die  zu  Ende  des  Jahres  1868  in  Neu  Süd -Wales  fertigen  Eisenbahnen 
hatten  eine  Länge  von  250  Miles  erreicht,  waren  also  fast  genau  so  lang,  wie 
die  der  benachbarten  Colonie  Victoria.     Die  einzelnen  Bahnen  sind  folgende: 

1)  Die  Great  Southern,  welche  von  Sydney  über  Paramatta  bis  Mamlan,  in 


Die  EisenbalmeB  in  der  Colonie  Nea-S&d-Walee. 


74 


der  Länge  yon  115  Miles,  dem  Sffentlidien  Verkehr  übergeben  ist  and  in  5  Sinn- 
den  35  Blinvten  befahren  wird.  Diese  Bahn  soll  einstweilen  nnr  bis  Gonlboom, 
der  ProTinzialhanptstadt  des  Districtes  Argyle,  fortgeführt  werden,  und  die  noch 
fehlende  Strecke  bis  dahin  (17  Miles),  sn  Anfang  des  nächsten  Jahres  fertig  sein. 
Die  Fortsetzung  der  Great  Southern  bis  an  die  Grenze  der  Colonie  Victoria  ist 
nur  noch  eine  Frage  der  nächsten  Zeit.  Meetings  sind  in  letzter  Zeit  mehrfach 
in  Deniliquin  und  Moama  am  Murray  R.  abgehalten  worden  und  haben  dieselben 
das  dort  gewählte  Pariamen tsmiliglied  instruirt,  seinen  ganzen  Einflnfs  -in  diesem 
Sinne  zu  verwenden.  Wird  die  Great  Sonthern  bis  Moama  fortgesetzt,  so  ist 
damit  eine  Tollständige  Verbindung  zwischen  Sydney  und  Melbourne  erreicht,  da 
bekanntlich  die  Bahn  tou  Melbourne  bis  Echuca  am  Murray,  Moama  gegenüber, 
schon  seit  1865  fertig  ist  Freilich  liefse  sich  diese  Verbindung  auch  dadurch 
gewinnen,  dafs  man  von  Goulboum  aus  auf  Albury  baute,  da  die  Regierung  von 
Victoria  jetzt  eine  neue  Eisenbahn  von  Melbourne  nach  Belvoir  am  Murray,  Al- 
bnry  gegenüber,  anlegen  läfst.  Jedenfalls  wird  es  über  den  eventuellen  Anschlufs 
noch  sehr  lebhafte  Debatte  in  Neu  Süd-Wales  setzen. 

2)  Die  Great  Western,  welche  bestimmt  ist,  Sydney,  vi&  Paramatta  und  Blue 
Mountains,  mit  Bathurst  zu  verbinden,  aber  erst  bis  zum  Mount  Victoria  in  der 
Lange  von  76  Miles,  welche  in  5  Stunden  zurückgelegt  werden,  fertig  ist  ').  Die 
noch  fehlende  Strecke  ist  bis  Kelso,  2  Miles  von  Bathurst,  an  verschiedene  Bau- 
herrn in  Contract  gegeben,  und  herrscht  daselbst  die  gröfste  Thätigkeit. 

3)  Die  Richmond  Bahn,  welche  von  Sydney  via  Paramatta  nach  Richmond 
fuhrt.     Sie  ist  37  Miles  lang  und  wird  in  2  Standen  25  Minuten  befahren. 

4)  Die  Great  Northern  geht  von  Newcastle  an  der  Mündung  des  Hnnter  R., 
berühmt  durch  seine  Kohlenbei^gwerke ,  ab  und  ist  bis  Singleton,  56  Miles  ent- 
fernt und  in  2«  Stunden  erreichbar,  dem  Verkehr  übergeben.  Die  Strecke  von 
da  bis  Muswellbrook  mufs,  dem  Contracte  gemäfs,  Ende  December  1868  fertig 
sein,  und  nach  dem  Stande  der  Arbeiten  dürfte  auch  keine  Verzögerung  zu  er- 
warten sein.  Von  Muswellbrook  ab  ist  eine  weitere  Strecke  bis  Murrurundi  auch 
schon  contractlich  verdungen,  die  Arbeiten  daselbst  sind  jedoch  noch  wenig  vor- 
geschritten und  werden  namentlich  dadurch  zurückgehalten,  dafs  in  dortiger 
Gegend  kein  passendes  Material  für  die  Anfertigung  von  Mauersteinen  aufzufin- 
den bt. 

Zur  bessern  Uebersicht  des  Ganzen  möge  die  folgende  Tabelle,  welche  die 
einzelnen  Stationen  und  deren  Entfernung  einschliefst,  dienen. 

Paramatta-Bahn. 


Stationen. 

Entfer- 
naDg 

in 
Miles. 

Stationen. 

Entfer- 
nung 

in 
Miles. 

Sydney      

Newtown 

Petersham 

Ashfield 

2 
3 
5 

7 

Burwood       

Homebusch 

Haslem  Creek  .... 
Paramatta  Junction    .     . 

7 

8 

11 

13 

^)  Man  vergleiche  meine  Mittheilungen  in  dieser  Zeitschrift.  Bd.  8.  p.  477. 


76 


Kleinore  geognphiicbe  Mitth«iliuigea. 


Fairfield 
Liverpool 
Campbelltown  . 
Menangle  .  • 
Picton      .    .    • 


L  Gnat  Southern. 


Stationen. 


Mittagong     .  . 

Bowral    •    .  . 

Sntton  Forest  . 

Mamlan  .    .  . 


Entfer- 


m 

MiUs. 


77 

80 

86 

115 


Paramatta 
Blacktown 
Booty  Hill 


2.  Great  Wettern. 


14 
21 
25 


Soath  Creek 
Penrith    .    .     . 
Moant  Victoria 


29 
34 
76 


Blacktown 
Biverstone 
Mnlgraye 


3.  Riebmond  Line. 


21 

28 
32 


Windsor  . 
Richmond 


34 
37 


4.  Great  Horthem. 


Newcastle  .  .  . 
Honeysuckle  Point 
Waratah  .... 
Hexbam  .  .  .  • 
East  Maitland  .     . 


West  Maitland  . 
Wollombi  Road 
Lochinvar  .  . 
Branzton  .  • 
Singleton      .     . 


56 


—  flF.  — 


Kleinere  geographisclie  Mittheilongen. 

Gerhard  Rohlfs  meldet  vom  13.  December  1868  seine  gluckliche  Ankunft 
in  Tripoli,  wohin  er  sich  über  Philippeviile ,  Bona  and  Tunis  begeben  hat.  In 
Bona  hatte  er  die  Bekanntschaft  des  früheren  französischen  Gonvemears,  General 
Faidherbes,  in  Tunis  die  des  dnrch  seine  Reisen  in  Arabien  nnd  Nordafrika  be- 
kannten Baron  y.  Maltzahn  gemacht  Rohlfs  Aufnahme  in  Tripoli  war  eine  sehr 
ehrenvolle;  sämmtliche  Consulate  hatten  in  Anerkennung  seiner  Verdienste  um 
die  Geographie  Afrika's  ihre  Flaggen  aufgezogen.  Ende  December  gedenkt  der 
Beisende  in  Begleitung  des  aus  Berlin  mitgenommenen  Photographen  zunächst 
nach  Benffbasi  und  von-  dort  nach  der  Cjrenaica  zu  gehen.     Fraulein  Alexine 


Kleinere  geogrephisehe  Ifittheilimgen.  77 

TSme  hilt  eieh,  wie  Bohlfs  uns  ndtiheilt,  gegenwirtig  in  Tripoli  «nf,  wo  sie 
jedcMh  nur  mit  Eingebornen  Terkehrt.  Sie  soll  eieh  zn  einer  Beise  nach  Mnrank 
oder  Khat  rOeten. 

Von  Dr.  Schwoillflirth  sind  mehrere  an  seine  hiesigen  Freunde  gerichtete 
Briefe  ans  Chartöm  von  Mitte  November  1868  eingetroffen,  deren  Inhalt»  soweit 
er  sich  auf  Botanik  nnd  Zoologie  beucht,  wohl  anderweitig  mitgetheilt  werden 
durfte.  Aus  seinen  fibrigen  reichhaltigen  Beobachtungen  wollen  wir  hier  nnr 
Folgendes  mittheilen.  Ueber  Chartüm  schreibt  er:  Die  Stadt,  welche  noch  in- 
mitten der  Wustenregion  gelegen  ist  nnd  hinsichtlich  ihrer  Bodenverhältnisse  sich 
in  Ifichts  von  dem  änfserst  gesunden  Schendy  und  Berber  unterscheidet,  die  sa- 
dem  weitlauftig  gebaut,  mit  grofsen  Platzen,  zahlreichen  Gärten  und  Dattelhainen 
ausgestattet  ist,  hat  ihre  Ungesundheit  nur  der  mangelhaften  Strafsenpolizei  zu 
verdanken.  Nicht  dafs  die  Strafsen  an  nnd  für  sich  auffallend  unsauber  sind, 
allein  die  ganze  Westseite,  auf  welcher  sich  eine  bis  zum  weifsen  Nil  gehende, 
eine  Stunde  breite,  beim  Hochwasser  überschwemmte  Ebene  ausdehnt,  bietet  dem 
Auge  nichts  als  ein  endloses  Schlächtereifeld.  Das  Blut  der  geschlachteten  Thiere, 
das  die  Moslemims  verachteten,  rinnt  in  die  Erde,  mit  Hautstücken  und  zahllosen 
Knochen-  und  Eingeweiden -Resten  ist  der  Boden  besäet,  und  die  Leichen  von 
Hunderten  von  gefallenen  Thieren  erzeugen  die  bösartigsten  Miasmen,  sobald  bei 
steigendem  Nil  der  dürre  Boden  in  der  Tiefe  aufweicht  und  während  der  Regen- 
zeit die  vorherrschend  feucht-heifsen  Süd-  und  Westwinde  über  ihn  hinstreichen. 
Sobald  der  Nil  fallt,  die  Trockenheit  der  I^uft  auch  allgemeiner  wird  und  Nord- 
winde vorherrschen,  schrumpfen  jene  Millionen  von  Hautstücken  zusammen,  die 
fetterfullten  Knochen  bleichen  in  der  Sonne,  während  sie  in  ihrem  Innern  dio 
Keime  der  Malaria,  welche  die  neuentstehende  Feuchtigkeit  wachruft,  für  künftige 
Aussaat  aufbewahren.  Dazu  kommt,  dafs  auf  der  Westseite  der  Stadt  auch  die  Be- 
grabnirsplätze  liegen,  von  welchen  aus,  bei  der  mangelhuten  Art  der  Anlage  der 
mnselmännischen  Gräber,  die  Luft  gleichfalls  verpestet  wird.  —  Ueber  den  Reisenden 
Le  Saint  schreibt  Schweinfurt,  dafs  derselbe,  wie  er  von  dessen  Diener  Francesco 
gehört  hat,  in  Folge  widersinnigen  Gebrauchs  von  Brech-,  Purgir-  und  Stopfmit- 
teln seinen  Tod  selbst  herbeigeführt  haben;  seine  Grabstätte  liegt  neben  der 
V.  Hamier's.  —  Schweinfurth  wollte  sich  auf  seiner  Reise  an  den  Gazellen- 
flufs  anfänglich  den  Leuten  des  Scheichs  Ahmed  Agäth,  des  gröfsten  Kaufmanns 
nnd  Sclavenhändler  im  Sudan  (vergl.  über  denselben,  sowie  über  den  Sclaven- 
handel  in  Chartüm  unsere  Zeitschr.  1867  S.  472)  anschliefsen,  der  über  40  Nil- 
barken und  700  Bewaffnete  gebietet,  und  seine  Handelsverbindungen  nicht  nur 
bis  zu  dem  Njäm-Njäm,  sondern  auch  über  Darfur,  Kordufan,  Fasogl,  den  Rachat, 
Gallabat  nnd  Taka  ausgedehnt  hat.  Nach  den  neuesten  Nachrichten  vom  10.  De- 
cember  wird  sich  aber  unser  Reisender  auf  Empfehlung  des  General-Gouverneurs 
des  Sudan,  Dschiaffer -Pascha,  einer  Handels -Expedition  des  koptischen  Grofs- 
bändlers  Ghattas  anschliefsen,  welcher  30  Meilen  südlich  von  der  Maschera  el 
Beq  am  Ba^r-el-Ghaz&l  eine  Faktorei  besitzt  Ueber  den  letzten  an  Herrn  Profi 
Braun  gerichteten  Brief  werden  wir  später  ausführlich  berichten. 

Der  schon  von  Livingstone's  erster  Reise  her  bekannte  H&nptlilLg  der 
KatebeleSy  Koselekatse,  ist,  wie  der  Tranmaal^Argus  meldet,  in  hohem  Alter 


78  Kleinere  geognphiiche 

gestorben  nnd  Imt  vor  leinem  Ende  seinen  Sohn  Kniumaa  sn  seinen  Nacbfolgpttr 
ernannt.  Moselekatee  wer,  wie  Fritscb  (Drei  Jehre  in  Siid-Afinka  8.  388  C) 
sclireibt,  im  Allgemeinen  freundlich  gegen  die  Missionare  gesinnt,  and  besonder« 
hatte  der  alte  Moffat,  Liyingstone's  Schwiegervater,  bei  ihm  einen  grofsen  Stein 
im  Brett,  aber  die  angeborene  und  anerzogene  Wildheit  des  Matebele's  bewirkte, 
dafs  die  Erfolge  der  geistlichen  Herrn  bis  jetzt  nur  gering  waren.  Sie  durften 
im  Lande  umherziehen  und  nach  ihrem  Belieben  schalten  und  walten.  Sie  sehaffiBn 
Qutes,  so  viel  sie  Termögen,  durch  Bath  und  That,  aber  die  Zahl  der  durch  ihren 
Eifer  zum  Christenthum  Bekehrten  ist  wohl  nur  sehr  gering.  Ein  grolser  Segen 
f&r  diesen  Stamm,  den  sie  allein  den  Missionären  verdanken,  ist  die  EinfHhrang 
der  Inoculation  des  Rindviehes  gegen  die  Lungenseuche,  deren  Erfolg  sich  hier 
glänzend  bewiesen  hat  Uebrigens  wird  Moselekatse  als  ein  Despot  gescfailderty 
dessen  Wort  unabänderliches  Gesetz  war  und  dem  nur  zu  widersprechen  for  seine 
ünterthanen  ein  todtwUrdiges  Verbrechen  war.  Eine  Reihe  blutiger  VemichtangB« 
kSmpfe,  welche  er  gegen  die  Nachbarstämme  ilihrte,  hatte  seinen  Namen  zu  einem 
der  gefürchtetsten  in  Sudafrica  gemacht. 

Keineswegs  günstig  lauten  die  Nachrichten  des  Missionars  EugO  Halm 

fiber  die  Znstande  der  Missionistation  Otymbingfae  im  Herer<5iandey 

welche  in  den  letzten  Tagen  des  Jahres  1868  hierher  gelangten.  Nachdem  der 
letzte  furchtbare  Angriff  der  Namaqua's  auf  die  Station  glücklich  zurückgeschlagen 
war  und  die  Angreifer  am  darauf  folgenden  Tage  fast  gänzlich  vernichtet  worden 
waren,  hatte  ein  anderes  Streifcorp^  der  Namaqua's  die  Niederlassung  in  der 
Walfish-Bai  überfallen ;  ein  zur  Züchtigung  der  Schuldigen  in  die  Bai  abgesandtes 
englisches  Kriegsschiff  hat  leider  nichts  ausgerichtet.  Unter  den  HereriTs  selbst 
aber  ist  eine  Reaction  g^egen  die  Civilisationsversuche  Hahns,  welche  nach  jahre- 
langen Mühen  scheinbajLvon  den  besten  Erfolgen  gekrönt  waren,  aufgetreten.  Die 
meisten  Häuptlinge,  welche  Otymbingue  bisher  als  Schutzwehr  gegen  die  Nama- 
qua's betrachtet  hatten,  haben  die  Station  veriassen,  so  dafs  dieselbe  auf  eine 
geringe  Anzahl  Vertheidiger  beschränkt  ist,  und  Hahn  sich  genöthigt  gesehen  hat, 
den  nun  entvölkerten  Theil  der  Niederlassung  niederzubrennen  und  die  Verschan- 
zungen um  die  Wohn-  und  Waarenhäuser  enger  zusammenzuziehen.  Wohl  wäre 
ts  wünschenswerth ,  dafs  diesem  energischen  Manne  eine  wirksame  Hülfe  von 
aufsen  her  käme. 

Der  Uebertritt  der  nach  dem  Gebiet  Ssenuretechensk  ausgewanderten 

Chinesen  zum  Christenthum  macht  grofse  Fortschritte.  Es  sind  bereits  700  Indivi- 
duen getauft.  Die  Kommune  der  Stadt  Wjernoje  wünschte  eine  Kirchenbrüder- 
schaft zu  gründen,  um  den  Neubekehrten  eine  Unterstützung  zu  gewähren  und 
so  auch  den  uebertritt  der  anderen  zn  fordern.  Es  sind  auch  bereits  5000  R, 
zum  Bau  einer  Kirche  und  zur  Anstellung  eines  Priesters  fdr  die  Neubekehrten 
angewiesen.  Aufserdem  ist  auch  das  Geld  zum  Bau  eines  Schnlhanses  zusam- 
mengebracht worden. 


In  dem  an  Gold,  Silber,  Zinn  tmd  Eisen  so  reichen  Tnuisbaikalien  hat 
man  im  Bezirk  Bargusinsk  in  den  Namaoninschen  Bergen  auf  beiden  Ufern  des 


Kleinere  geographiiehe  Mittheflnngen.  79 

lÜTseheBa  Oktonito  Kvpferene  in  der  Gestalt  von  Kiei,  Malachit  and  Grfin- 
ipan,  in  8tflcken  bis  sa  15  Pnd,  anfgefunden.  —  Im  Syr-DaiiarCtobiet  lieferte 
dM  am  Ak-tatty-bnlak  entdeckte  Steinkolilenlager  im  J.  1868  bereits  65,000  Päd 
ftr  die  Aral-Flottille  nnd  5000  Pud  für  den  Verkauf;  diese  Grabe  könnte  aber, 
wenn  Nachfrage  wäre ,  monatlich  40,000  Päd  liefern.  Anfserdem  bat  man  noch 
ia  der  N&he  des  Dorfes  Chodsbokend,  70  Werst  Ton  Taschkent,  nnd  im  Distrikt 
Kokinessai,  35  Werst  von  Chodsend  reiche  Steinkohlenlager  entdeckt  Desglei» 
eben  worden  im  Gonvemement  Ssemipalatinsk  in  der  Tschagnwakowskf sehen 
Wolost  anf  dem  linken  Ufer  des  Irtjsch  an  zwei  verschiedenen  Stellen  grofse 
Lager  guter  Steinkohle  aufgefunden. 

Der  St.  Petersburger  Zeitung  vom  Jahre  1868  entnehmen  wir  folgende  No- 
tinn  ans  dem  Kankftgm;  Nach  einem  Bericht  aas  Kutais  soll  man  im  Flafs- 
bett  des  Ingur  reiche  Goldsandlager  entdeckt  haben.  —  Auf  der  Halbinsel  Man- 
gischlak  sind  von  der  DampfschifHahrts  -  Gesellschaft  „Kaukasus  und  Merkur' 
grofse  Steinkohlenlager  aufgefunden  worden.  Diese  Entdeckung  dürfte  wesent- 
lich xur  Entwickelang  der  DampfschiiTfahrt  auf  dem  Kaspischen  Meere  beitragen, 
der  bis  jetxt  die  Theuerung  der  Brennmaterialien  aufserordentlich  hinderlich  war; 
die  Dampfer  des  Kaspisees  gebrauchten  bisher  donischen  Anthracit,  der  in  Astra- 
dian  auf  25 — 30  Kop.  das  Pud  zu  stehen  kam  und  in  Baku  und  anderen  Häfen 
noch  theuerer  war.  — 

Einer  amtlichen  Mittheilnng  über  die  gegenwärtige  Verbreitung  der  soge- 
nannten Wasserpest,  Elodea  canadensis  Eioh.  oder  Anacharis  Alsi- 

aastnun  Bab.,  über  welche  C.  Bolle  in  unserer  Zeitschrift  (N.  F.  XVUI.  1865. 
S.  188)  einen  ausführlichen  Bericht  lieferte ,  entnehmen  wir  Folgendes :  Die 
Wasserpest,  welche  vor  etwa  12  Jahren  zuerst  in  den  Gewässern  von  Charlot- 
tenhof bei  Potsdam  auftrat,  verbreitete  sich  in  den  ersten  Jahren  unbemerkt  in 
«stannlicher  Schnelligkeit  über  sämmtliche  mit  jenen  Gewässern  in  Verbindung 
itehenden  Wasserläufe  von  Sanssouci  und  in  die  Havel  hinein.  Seit  dem  Jahre 
1867  erfüllt  sie  bereits  den  ganzen  Lauf  der  Havel  von  der  mecklenburgischen 
Grenze  bis  zu  ihrer  Einmündung  in  die  Elbe,  alle  mit  der  Havel  in  Verbindung 
Mähenden  €iewässer,  den  Finow-  und  Werbelliner  Kanal,  die  Templiner  und 
Lychener  (rewässer,  die  Spree  und  ihre  Seitenstrafsen,  namentlich  den  Spandauer 
Kanal,  den  Dämritz-  nnd  Müggel-See  und  selbst  die  Elbe  bei  Neu- Werben,  den 
Wittenberger  Hafeui  die  Karthaune  und  Stepnitz.  Ferner  tritt  diese  Pflanze  in 
den  Wasserzngen  vom  Schwieloch-  bis  zum  MüUroser-See  und  im  Friedrich- WU- 
kslms-Kanal  bis  zum  Brieskower  See  und  im  Reg.  Bez.  Stettin  in  gröfserer  Ans- 
dshnung  auf  dem  Dammschen  See,  vereinzelt  hingegen  bis  jetzt  nur  in  der  Oder 
und  Dievenow  anf.  Vom  hambnrger  botaniachen  Garten  aus,  wo  die  Pflanze  bis 
nm  Jahre  1860  nur  in  Gefafsen  im  Gewächshause  kultivirt  wurde,  hat  sie  sich 
in  den  dortigen  Stadtgraben  und  in  das  Alsterbassin  in  grofseren  Dimensionen 
fortgepflanzt  Alle  Mittel,  welche  bisher  angewandt  wurden,  um  die  Wasserpest 
anszurotten,  wie  eiserne  Harken  mit  langen  und  enggestellten  Zähnen,  Sensen 
•der  Sensenketten  etc.  haben  sich  bisher  als  unzureichend  erwiesen.  Es  steht 
tber  SU  erwarten,  dafs  man  gegen  das  Ueberhandnehmen  der  Verkrautung  anserer 


80  Kkuiera  geogn^hische  Mitthofliuigwi. 

QewAiser  energUcher  vonchreiteD  wird,  «obald  et  geUagt»  der  V«rw8rtli«Bg  dieser 
Pflanie  fOr  Dnngtwecke  allgemeineren  Eingang  bei  den  Laodwirthen  sn  ver- 
scbAffeo.  Der  Vortheil,  welchen  man  sich  Ton  der  dichten  Beetockmig  der 
Fflante  for  da«  Laichen  der  Fische  Tersprach,  hat  eich  keinesweges  heraaageeteUt. 

Bekanntlich  eind  nach  dem  Krimm-Kriege  circa  200,000  Tataren  und  Nogaier 
ani  dem  OonTemement  Tannen  nach  der  Dobmdscha  aasgewandert  In  Folg» 
dessen  ist  der  Kreis  Enpatoiia  derartig  rerödet,  dafs  die  Industrie  dieeea  wich- 
tigen Handelshafens  Tollkommen  damiederliegt.  Qanse  Reihen  Ton  Magmainett 
sind  geschlossen,  in  denen  vor  Kurzem  noch  ein  so  reges  Leben  herrschte.  Et 
ist  daselbst  kein  Krankenhaus,  kein  Asyl  für  Arme  und  Waisen,  keine  gute  Schule 
vorhanden,  weil  es  an  Mitteln  fehlt,  diese  Listitnte  zu  erhalten«  Die  neuen  An- 
siedler sind  kaum  im  Stande,  sich  zu  ernähren;  die  Steuerrückstande  sind  bei 
ihnen  sehr  bedeutend,  die  Getreideschulden  bis  zu  einer  enormen  Höhe  gewaeheen. 
Die  Gutsbesitzer  leiden  durch  den  Mangel  an  Arbeitskräften  und  können  die 
Rückstände,  die  bereits  die  vierfache  Höhe  des  Steuerbetrages  erreicht  haben, 
nicht  bezahlen.  Es  scheint,  dafs  die  Regierung,  welche  bereits  grofse  Kapitalien 
zur  Colonisirung-  der  verödeten  Ländereien  verausgabt  hatt  jede  Hoffnung,  durch 
Kolonial  rang  das  Wiedererblühen  jener  Länderstriche  hervorzurufen,  aufgege- 
ben hat. 

Ueber  die  Ausdehnung  des  Erdbebens  in  Califomien  bringt  der  «Califomia 
Demokrat"  vom  27.  October  1868  mehrere  detaillirte  Artikel,  aus  welchen  her- 
vorgeht, dafs  die  Erschütterangen  vom  21.  October  nicht  nur  in  San  Francisco, 
sondern  an  vielen  Punkten  Californiens  sich  bemerkbar  machten  und  bedeutende 
Zerstörnngen  an  Gebäuden  verursacht  haben,  während  die  Zahl  der  Getödteten 
und  Verwundeten  nur  eine  geringe  ist.  In  San  Francisco  trat  der  erste  Erdstofa, 
welcher  an  Heftigkeit  den  vom  8.  October  1865  bei  weitem  übertraf  (vgl.  unsere 
Zeitschr.  1866.  S.  79),  um  6  Minuten  vor  8  Ühr  morgens  mit  einem  donnerihn- 
lichen  Getöse  ein;  42  Secunden  währte  die  wellenartige  Bewegung  des  Erdbo- 
dens. Um  9  Uhr  23  Minuten  erfolgte,  gleichfalls  in  der  Richtung  von  SO  nach 
KW,  eine  zweite,  5  Secunden  dauernde  Erschütterung,  um  10  Uhr  23  Min.  eine 
dritte,  kurze  und  gegen  11  Uhr  eine  vierte  leichte  Bewegung.  Die  Zerstörung 
fand  hauptsächlich  im  östlichen  Theile  der  Stadt  statt,  wo  die  früheren  Sumpf- 
gegenden ausgefüllt  worden  sind  und  die  Gebäude  auf  unsicheren  Fundamenten 
ruhen.  Auch  die  im  Hafen  ankernden  Schiffe  verspürten  die  Erschütterang, 
welche  sich  muthmafslich  10—15  Meilen  in  die  See  hinaus  erstreckt  hat.  Drei 
hohe  aus  dem  NW  aus  ruhigem  Wasser  sich  erhebende  Wellen  brachen  sich  an 
der  Küste,  begleitet  von  einem  aus  dem  Wasser  aufsteigenden,  rollenden  Schall. 
Sonst  wurden  die  Gewässer  der  Bai,  ebensowenig  wie  der  Flufs,  nicht  bemerkbar 
erregt;  die  Fluthmesser  an  den  Govemements-Islands  zeigten  kein  ungewöhnliches 
Steigen  der  Fluth  an.  Mehr  oder  minder  bedeutend  war  der  Verlust  an  Eigen- 
thum  an  anderen  Punkten  Californiens.  Aus  Alameda  County,  Brooklyn,  San 
Leandra,  San  Jos^  Santa  Clara,  Gilroy,  Santa-Cruz,  Sacramento,  Oakland,  San 
Bafael,  Petalnma,  Santa  Rosa,  Healdsburg,  Woodland,  Centreville,  Spmles  Lan- 
ding,  Grass  Valey,  Sonora,  Redwood,   San  Juan,  Martinez,  Mare  Island,  Marys- 


Kleiaere  g«ograplüich«  MitfheHungen.  31 

fiOe  li«gen  Berichte  vor,  ans  denen  die  weite  Verbreitung  und  zerstörende  "Wlt- 
knng  der  wenige  Minuten  vor  8  Uhr  Morgens  erfolgten  Erdersehfitterung  hervor- 
geht. In  Heywood  hat  sieh  quer  durch  die  Stadt  eine  Erdspalte  geöffnet,  welche 
nA  von  dort  ans  9  engl.  Meilen  weit  hiuEiehen  soll;  $0  Erdstofse  wurden  von 
8  Uhr  frfih  bis  cum  Abend  yerspllrt,  und  hier  wie  an  vielen  anderen  Orten  brachen 
Qn^en  und  Wasserst^me  ans  dem  Erdboden  hervor. 

Entdeckungsreisen  in  West-Anstralien.  Nach  der  Aussage  der  Ein- 
geborenen soll  sich  im  noch  unerforschten  Osten  von  West- Australien  ein  grofser 
EInfs  befinden.  Obgleich  man  im  Allgemeinen  auf  derartige  Berichte  nicht  viel 
geben  darf,  da  die  Eingeborenen  solche  oft  verbreiten,  um  sich  kleine  Geschenke 
m  erschleichen,  so  haben  sich  doch  im  September  vorigen  Jahres  zwei  Partien 
aof  den  Weg  gemacht,  um  diese  Sache  aufzuklaren  und  um  Überhaupt,  so  weit 
es  möglich,  in  den  Osten  vorzudringen  und  dessen  Kenntnifs  zu  erweitem.  Die 
eine  Gesellschaft  ging  unter  der  Leitung  des  Btfr.  J.  H.  Monger  von  York,  und 
die  andere,  angeführt  von  Mr.  N.  W.  Cooke,  vom  Irwin  River  ab.  Eine  dritte  Com- 
pagnie  war  gleichzeitig  noch  mit  ihrer  Ausrüstung  beschäftigt»  hoffte  aber  schon 
hl  der  nächsten  Zeit  die  Reise  in  den  Osten  antreten  zu  können.  Der  Plan  des 
Dr.  Neumayer,  den  Continent  Australiens  von  Westen  nach  Osten  zu  durchkreuzen, 
wurde  in  Perth  sehr  freudig  begprufst,  und  kann  auf  jede  Unterstützung  von  dort 
aas  bereitwilligst  gerechnet  werden.  — ff — . 

Die  Colonie  Victoria  besitzt  ein  Areal  von  55,644,160  Acres  oder 
80,944  GMfles,  mit  einer  Bevölkerung  (am  30.  Septbr.  1868)  von  675,000  Seelen. 
Die  City  of  Melbourne  mit  Vorstädten  zählt  bereits  170,000  E.  Von  diesem 
Areal  waren,  nach  offiziellen  Berichten,  zu  Anfang  1868:  Freies  Eigenthum 
7,710,438  Acres;  zu  Agriculturzwecken  waren  für  eine  jährliche  Rente  von  2  und 
S(  ah.  pro  Acre  verpachtet:  2,699,758  A.  Goldfelder:  226,150  A.  Land,  als 
Conkmonage  besessen,  hauptsächlich  um  die  Goldfelder  herum:  1,845,444  A. 
Weideland,  für  die  jährliche  Rente  von  2,07  d.  pro  Acre  an  die  Squatters 
verpachtet:  20,848,628  A.  Unbrauchbares  Land,  von  den  Squatters  in  Veri>in- 
dang  mit  dem  Vorigen  besessen  6,850,000  A.  Noch  nicht  verwandtes  Land  (toaste 
AmA)  15,463,747  A.    Total  55,644,160  A.  —ff—. 

Bin  gefährliches,  den  Schiffern  bisher  noch  unbekanntes  Sandstein- Biff 
itl  sechs  Miles  östlich  von  King's  Island  (nordöstlich  von  Tasmanien) 
aafg«fianden  worden.  Der  nördlichste  Punkt  desselben  liegt  4i  Miles  östlich  von 
dem  Sea  Elephant  Rock,  von  wo  es  sich  dann  mehrere  Miles  nach  Süden  hin- 
deht.  Die  seichteste  Stelle  hat  eine  Tiefe  von  22  Fufs,  und  herrscht  bei  unge- 
stSmen  Wetter  auf  dem  Riffe  und  in  dessen  Nähe  eine  sehr  gefähriiche  See. 

—  ff—. 

Fleasant  Island  und  die  Frovidence- Inselgruppe.    Der  Dampfer 

Aibion,  welcher  am  12.  Mai  1868  von  Sydney  nach  Yokohama  (Japan)  abging 
and  diese  Strecke  —  5824  Miles  —  in  32  Tagen  zurücklegte,  lief  auf  dieser 
Toar  am  2.  Juni,  des  Wassers  wegen,  bei  der  kleinen  Insel,  genannt  Fleasant 

Z«itaohT.  d.  GMeUseta.  f.  Brdk.  Bd.  IT.  ^ 


g2  Kleinere  geogn^hiedie  liittheiliincco, 

Itlend,  ein,  welche  Ton  Wellfifchfehrern  öftere  beencht  wird.  Bin  Pueegler 
schreibt  Folgendes: 

»Eine  groise  Ansahl  der  Insnlaner  kam  an  nnaer  Schiff,  nnd  wir  fimden  eie 
in  der  Thal  nicht  so  diebisch  nnd  boshaft,  wie  sie  von  dem  Cafiitin  des  Wall- 
fischfahrers  Bantipole  unlängst  im  «Melbonmer  Argos*  geschildert  wnrdML  Wir 
waren  nicht  wenig  erstaunt»  unter  ihnen  auch  swei  WeidBC  zn  sehen,  welche  eich 
schon  seit  Jahren  auf  dieser  Insel  aufgehalten  nnd  mit  ihrem  Loose  ganz  zu* 
frieden  zn  sein  schienen.  Die  Eingeborenen  waren  von  kräftigem  Baue,  geftUigen 
Formen  und  hellgelber  Farbe,  und  hatten  ihr  Haar  theils  schlicht,  wie  da«  der  Bia^ 
laien,  theils  gekräuselt,  nach  der  Art  der  Papuas.  Sie  waren  aufs  Handeln  un- 
gemein erpicht,  das  aber  nur  ein  Tausch  war,  da  sie  den  Gebrauch  dee  Goldes 
nicht  kannten.  Nach  Aussage  der  beiden  Weifsen  waren  dort  seit  dem  1.  Januar 
1868  17  Walfischiahrer  eingelaufen.  Die  Lage  der  Insel,  welche  auf  den  Kar- 
ten als  zweifelhaft  angegeben  ist,  bestimmte  der  Capitän^  auf  der  Westseite,  da- 
hin, dals  die  Länge  167''  0'  50"  O.  Gr.  und  die  Breite  O""  30'  S.,  also  einige 
Miles  südlicher,  als  bisher  angenommen  ward»  beträgt. 

Am  6.  Juni  kam  die  Providence  Inselgruppe  in  Sicht,  und  näherten  wir  uns 
derselben  auf  ungefähr  8  Miles.  Der  Name  ist  einem  Schiffe  entlehnt,  welches 
sie  zuerst  auffand.  Man  braucht  jetzt  nicht  mehr  an  ihrer  wirklichen  Ezistena 
zu  zweifeln,  da  sie  von  der  Brown's  Gruppe  völlig  verschieden  ist  Sie  besteht 
aus  einer  Reihe  von  Inseln»  welche  in  einer  O  S.  0.  u.  W.  N.  W.  Richtung,  in 
der  Länge  von  25  Miles,  ausgestreckt  liegen.  Der  Capitän  suchte  mit  grölster 
Genauigkeit  die  Lage  dieser  Inselgruppe  zu  bestimmen  nnd  ergab  sich  für  das 
westliche  Ende  derselben  als  161^  östl.  Lg.  Gr.  und  als  9*^  35  nördl.  Br.  Damach 
wären  diese  Inseln  bisher  ungefähr  15  Miles  zu  weit  westlich  angegeben  worden. 

—  ff—. 

Heno  Karte  des  St.  Vincent'f  Golf.    Der  Commodore  von  H.  M.  s. 

Beatrice,  Mr.  Hutchison,  war  beordert,  den  St.  Vincent's  Golf  (Süd -Australien) 
einer  abermaligen,  sorgfältigen  Vermessung  und  Sondirung  zu  unterwerfen.  Der 
Theil  der  Arbeit,  welcher  die  Küstenlinie  von  den  Hummocks  bis  Glenelg,  in 
der  Länge  von  175  Miles,  umfafst,  ward  Ende  Juli  1868  vollendet,  und  ist  dar- 
über eine  Karte  in  zwei  Exemplaren  angefertigt,  von  denen  das  eine  an  die  süd- 
australische Regierung  und  das  andere  an  die  Admiralität  in  London  eingeschickt 
wurde.  Die  weitere  Veröffentlichung  ist  ohne  Verzug  in  die  Hand  genommen 
und  dürfte  bald  erfolgen. 

Es  wird  von  Kennern  versichert,  dafs  die  Arbeit  ein  kartographisches  Meister- 
stück im  wahren  Sinne  des  Wortes  sei,  und  jeden  Capitän  in  den  Stand  setze, 
den  Golf  mit  gröfster  Sicherheit  zn  befahren.  Der  Maafsstab,  welcher  zu  Grunde 
gelegt  wurde,  ist  I  Zoll  auf  die  nautische  Meile,  und  die  Länge  ward  durch 
Triangulation  nnd  mit  Hülfe  des  Chronometers  festgesetzt. 

Commodore  Hutchison  fand,  dafs  im  Allgemeinen  die  früheren  Bestimmun- 
gen des  Capitän  Flinders  aufserordentlich  correct  waren,  wiewohl  hier  und  da 
doch  manche  bedeutende  Irrthümer  sich  voxTanden.  So  z.  B.  ist  die  Lage  von 
Black  Point  entschieden  unrichtig  angegeben,  ebenso  die  Bezeichnung  «shoals 


Literatur:  F.  F.  t.  Dfleker:  VorgeMhkhtiiolie  Bpnren  des  Menschen  etc.       83 

laddenly*  bei  Trovlnridge  Hill,  da  das  tiefe  WaMer  &st  bis  ans  Ufer  reicht. 
Auch  bei  Glenelg  in  Holdfiut  Bay  ist  die  See  an  der  Käste  entlang  Tiel  tiefer, 
als  Capit&Q  Flinders  angab. 

Die  weitere  Vermessung  nnd  Sondirang  der  Kaste  yon  Glenelg  ab  wird  Mr. 
Hatehison  im  n&chsten  Jahre  fortsetzen.  — ff. — . 


Neuere  Literatur. 


Vorgeschichtliche  Spuren  des  Menschen  am  Wege  nach  Rügen  und  auf  der 
Insel  Bägen  selbst.  Vom  Berg*  Assessor  Baron  F.  F.  y.  Duck  er.  Ber- 
lin (Stargardt,  in  Conm.)  1868.    8.    (i  Thlr.) 

Der  in  Erforschung  unserer  yaterländischen  Alterthümer  yorgeschichtlicher 
Zeit  unermüdliche  Verfasser  untersuchte  zunächst  im  Juli  1868  die  Pfahlbauten 
am  Poplow-See  bei  Prenzlau,  11  Meilen  nordöstlich  yon  Berlin.  Ein  Lager- 
platz der  Pfahlbaubewohner  über  200  Schritt  lang  und  100  Schritt  breit  am  See- 
nfer  enthielt  Kjökkenmödding  in  einer  Stärke  yon  5  —  6  Fufs  lang;  darin 
neben  zahlreichen  Feuersteingeräthen  und  Topfscherben  gespaltene  Knochen  yom 
Bind,  Hirsch;  Reh,  Ziege;  Schaf  und  Wildschwein,  häufig  auch  yom 
Torfschwein  (Sus  palustris),  dessen  Reste  genau  mit  denen  aus  dem  Küchen- 
schutt yon  der  Herrn  y.  Waldaw-Reitzenstein  gehörigen,  im  Lübbens-See  bei 
Konigswalde ,  8  Meilen  nordöstlich  yon  Frankfurt  a.  O. ,  belegenen  Inseln  über- 
einstimmen. Die  Pfähle  sind  zum  Theil  noch  mit  Querhölzern  yersehen,  meist 
ans  6 — 8  Zoll  starkem  Eichenholz  yon  schwarzbrauner  Farbe  und  an  der  Luft 
lerspringend  ^).  Ueber  dem  Pfahlbau  liegt  ein  Hügel  yon  12  — 14  Fufs  Höhe, 
im  Wesentlichen  aus  Kjökkenmödding  bestehend,  der  so  viel  Knochen  liefert, 
dafs  seit  längerer  Zeit  Knochensammler  von  dort  aus  Knochenmühlen  mit  Mate- 
rial yersehen.  Ein  unvollständiger  Menschenschädel  ebendaher  zeigt  eine 
lehr  kleine  Wölbung.  Eine  zweite  Insel  des  Sees  enthält  ähnliche  Abfallhaufen.  ^ 
In  dem  südöstlich  vom  Potzlow-See  belegenen  Ob er-Ueck er  untersuchte  Verf. 
sodann  eine  kleine  kranzförmig  umwallte,  dem  Grafen  Arnim -Boitzenburg  ge- 
körige Insel.  Der  Wall,  von  12  —  14  Fufs  Höhe,  besteht  aus  gebrannten,  theils 
verschlackten  Ziegelmassen  einer  höchst  eigenthümlichen  Art,  welche  ursprünglich 
so  stark  mit  Schilf  durchmengt  ist,  dafs  sie  nach  dem  Brennen  zum  Theil  hin- 
länglich leicht  und  porös  wurde,  um  auf  dem  Wasser  zu  schwimmen  ').    Einige 


'}  In  gleicher  Weise  sind  mir  alle  Reste  von  Eichenstämmen,  die  ich  im  Früh- 
jthr  1868  aus  den  untermeerischen  Wäldern  der  Nordsee  bei  Sylt  gewonnen  habe 
(zum  Theil  in  kleine  Stücke)  zersprungen. 

*)  Die  gröfseren  Gewichtsteine  aus  den  von  mir  anfgefbndenen  Sylter  Kjokken- 
modding^m  bestehen  ebenfalls  aus  einer  ursprünglich  mit  Schilf  gemengten  Thon- 
messe.     Der  Wilde  war   zu   dieser  Mischung  gezwungen,   da   er   auf  andere  Weise 


84  Neuere  literalW! 

gleiche  Ziegelrette  fSand  Vert  am  Fofdow-  nad  H.  t.  Waldaw  im  Lftbbeni-See. 
£•  eclieiiit  hiemeehi  bemerkt  Verf.,  dalf  dieae  Ziegeiert  mit  eingeknetetem  Schilf 
■choB  Ton  nnBeren  halbwilden  Vorfahren    angefertigt  worde  «nd  dafa  anf  der 
Inael  eine  Befeatignng  lag,  in  deren  Mitfee  die  Horden  lagerten.   Sehliefalich  wurde 
sie  durch  Fener  sentörti    der  Lage  nach  eoU   der  Bnrgwall   7  Jahr  gebrannt 
haben.  —  Auf  Bfigen,  dem  Verf.  nur  einen  flüchtigen  Besuch  schenken  konnte, 
entdeckte  er  an  der  Hochstrafse  xwischen  Bergen  nnd  Sagard,  nahe  der  Lfitzower 
Fihre,   swei  sehr  ausgedehnte  Torgeschichtliche  Lagerplätze    mit  Aschen-  nnd 
Abiallmassen  von  1 — 2^  Fufs  Dicke,  in  denen  Feuersteinsplitter,  sehr  rohe  Stein- 
messer und  Topfscherben  gleicher  Beschaffenheit  vorkommen.  —  Die  ber&lun- 
teste  Alterthfimer- Sammlung,  die  wohl  bekannte  des  Qastwirths  Schepler  xn  Sa- 
gard, ist  fOr  Bügen  yerloren,  indem  Herr  Alfred  Oraser  in  Berlin  dieselbe  kfin- 
Uch  für  2000  Thfa*.  angekauft  hat.    Nicht  übergangen  werden  darf  sehlierslieh 
eine  Bemerkung,  die  Verf.  bei  Besprechung  der  Todtenumen  des  sehr  reich- 
haltigen und  sehenswerthen  Stralsunder  Museums  macht:   »Es  interessirte  mich 
im  höchsten  Qrade  su  sehen,  ^a  ihre  menschlichen  Beste  genau  mit  deigenigen 
fibereinstimmten,  welche  ich  iü  gleichartigen  Urnen  bei  Saarow,  unfern  Forsten- 
walde,  sowie  bei  Königswalde  und  Schönow  im  Kreise  Stembeig  gefunden  hatte 
nnd  welche  femer  im  Berliner  Museum  au  sehen  sind.    Es  findet  sich  in  den 
Urnen  nämlich  nicht  etwa  Asche,  wie  dies  meistens  ersählt  wird,  sondern  es  sind 
•eharfkaatige,  serschlagene  Knociiensplitter  darin,  welche  swar  meistens  die  Ein- 
wirkung der  Wärme  durch  eigenthümliche  Zerberstung  erkennen  lassen,  dagegen 
aber  selten  daa  Ansehen  des  eigentlichen  Verbranntseins  seigen.    Deutliche  und 
vorherrschende  Asche   habe   ich   noch  in   keiner  Urne   gefunden;    die   kleinen 
Ceremonie- Urnen  sind  meistens  nur  mit  Sand  und  Erde  gefüllt.   Die  Ausfüllung 
der  groben  Urnen  bildet,  aufser  den  Knochensplittern,  ebenfalls  Sand  oder  Erde. 
Die  Kttochenreste  aa  und  für  sich  stammen  sehr  hanfig  von  Kindern  oder  doch 
Ton  jugendlichen  Individuen  her,  und  seigen  durchweg  auffallend  kleine  Dimen- 
sionen.   Die  gute  Erhaltung  der  Knochen,  die  scharfkantige  Form  derselben  nnd 
namentlich  der  Umstand,  dafs  alle  Röhrenknochen  sind,  haben  mich  auf  den 
Gedanken  gebracht,   dals  unsere  Vorfahren  die  betreffenden  Leichen,  mochten 
diese  nun  von  Kriegssfigen  oder  von  Opfern  oder  von  sonstigen  Mordthaten  her- 
jtammen,  nicht  eigentlich  verbrannt,  sondern  vielmehr  gebraten,  abgegessen  und 
bezüglich  der  Knochenreste  in  Urnen  bestattet  haben  [?].    Ich  will  diese  Auf- 
fassung noch  nicht  positiv  hinstellen,  doch  kann  ich  aus  meiner  eigenen  Samm- 
lung hunderte  von  LSagssi^ittem,  von  Röhrenknochen  als  Belege  vorzeigen,  und 
die  Gleichmafsigkeit  der  Reste  in  den  meisten  Urnen  norddeutscher  Proyinzen 
vermag  ich  mir  auf  andere  Weise  nicht  wohl  zu  erkliuren.    Hinzufügen  kann  ich, 
dafs  Herr  Prof.  Carl  Vogt,  mit  dem  ich  über  diesen  Gegenstand  sprach,  sich 
dieser  Erklärungsweise  zuneigte.*  E.  Fried el. 


des  Bersten  grdfserer  Thonmassen  im  Feuer  zu  verhüten  noch  nicht  verstand.  Bei 
den  Wilden,  welche  bereits  Getreide  bauen,  findet  sich  häufig  Stroh  zu  diesem 
Zwack  verwendet. 


I 


Ludwig  BayensteiA:  8p«cklkarte  ron  Deutschland  etc.  %^ 

Lndwig  Ravenstein.    Specialkarte  ron  Dettttcblaad ,  der  Schweis  und  be- 
nachbarten Ländern.    12  Bl.   Hildborghausen  (BibL  Inst.)  1868.    4  TUr. 

Isa  MaaÜBStabe  too  1  :  850,000  ansgelHhrt  reicht  diese  neue  Karte  von  Am« 
Herdajn,  Lfittieh  und  Genf  im  Westen  bis  Königsberg,  Warscha«  nnd  Siegedla 
>m  Osten»  seigt  im  Süden  den  gansen  Polanf  Ton  Turin  bis  som  Iteere  «nd  im 
Norden  auf  3  Belbfiistchen  1^  und  3^  die  Ünfsersten  Besitsnngen  Pkeufsens  gegen 
Diaemark  nnd  Bufsland  hin,  eine  Einrichtung,  welche  allerdings  dnrch  das  theil- 
weise  Hinansgreifen  über  den  oberen  und  östlichen  Rand  und  die  Beechr&nkuBg 
in  Westen,  wo  die  Bhfiinm ttndungen  fehlen,  kein  Töllig  befriedigendes  Oesammt* 
bild  gewähr^  und  beweist,  da(s  die  ganse  Anlage  der  Karte  nur  auf  das  Deutsche 
Bundesgebiet  ror  1866,  für  welches  NordscUeswig  und  Ostpreufsen  entiMhriich 
tthienea,  berechnet  war.  Die  Situation  und  die  Schrift,  sehr  sauber  in  Kupfer 
gestochen,  lassen  nichts  an  Deutlichkeit  tu  wünschen  übrig.  Die  einsefaMtt 
Buchstaben  sind  elegant  und  gefällig;  die  Namen,  auch  wo  sie  dichter  stehen, 
wie  in  den  rfaeinisehon  Grubenbeairken  und  in  Saclipen,  geschickt  gestellt,  8o 
dals  nirgends  der  Klarheit  Abbruch  geschieht,  und  selbst  ein  schwaches  Auge 
ohne  Mühe  bei  Lampenlicht  die  Karte  benntien  kann. 

Das  in  Farbendruck  ausgeführte  Kolorit  ist  gut  gewählt  und  läfst  susam- 
mengehörige  Gebiete  stets  erkennen;  bei  einer  grofsen  Menge  von  EndaTen  in 
Mitteldeutschland  ist  der  Name  des  besitsenden  Staates  hinzugefiigt,  was  die  Be» 
nutzung  wesentlich  erieichtert  —  Die  (Frühjahr  1868)  im  Betriebe  befindlichem 
und  im  Bau  begriffenen  Eisenbahnen  sind  alle  eingetragen;  dagegen  die  sahlrei- 
chen,  oft  wechselnden  Projecte  übergangen,  —  und  das  ist  nur  zu  loben. 

Schade,  dafs  wir  uns  nicht  in  gleichem  Maafse  mit  der  Ausfuhrung  des  Ter- 
rains einverstanden  erklären  können,  da  es  zu  wenig  Ausdruck  besitzt,  höhere 
Berge  nnd  Hügel  mit  gleicher  Strichstärke  angiebt  and  namentlich  die  höchsten 
Erhebungen  unserer  deutschen  Mittelgebirge  in  den  Hintergrund  drängt. 

Ohne  beigefügte  Namen  wären  Feldberg  und  Blauen,  Brocken  nnd  Insels- 
berg schwer  zu  finden.  Das  tiefe.  Thal  der  Zschopau  mit  seinen  steilen  Seiten- 
wänden ist  nicht  viel  anders  behandelt,  als  das  offene  der  Mulde  bei  Leisnig  und 
Grimma.  Der  Zobten  erscheint  fast  doppelt  so  hoch,  als  die  um  850  Fnfs  höhere 
Eule.  Eben  so  verdienten  Taunus,  Rhön,  Westerwald  stärkere  Hervorhebung. 
Im  Tiroler  Samthai  ist  die  östliche  Thallehne,  deren  Abfall  eben  so  schroff  ist, 
wie  die  der  westlichen,  um  vieles  schwächer  behandelt,  so  dafs  der  Charakter 
dieses  tief  eingeschnittenen  Engthaies  verwischt  wird. 

Sonst  aber  ist  die  Karte  in  jeder  Hinsicht  zu  empfehlen  •—  und  ihr  billiger 
Preis  sichert  ihr  auch  eine  weitere  Verbreitung.  Wir  wünschen  ihr  eine  baldige 
zweite  Aufiage  und  bitten  dann  um  Berichtigung  einiger  Fehler,  die  uns  beim 
Durchsehen  aufgestofsen  sind. 

Leoni  am  Stamberger  See  liegt  nicht  nördlich,  sondern  südlich  ron  Schlofs 
Berg;  das  Hummelschlofs  nicht  südlich,  sondern  nördlich  von  der  Lewin- 
Reinerzer  Chaussee.  Statt  Liebegöricke  (im  Oderbruch)  ist  Lietzegöricke, 
Hblü  Stralepitz  (im  Spreewald)  Straupitz,  statt  Patzauner  Thal  (in  Vorarlbeig) 
PatznaunerThal  zu  lesen.  Station  O  e  y  n  h  an  s  e  n  ist  als  Stadt  zu  bezeichnen . 
bei  Userin   ein  Stück  Havel   nachzutragen.     Im  Luxemburger  Gebiete  (deutsch 


gg  Neaere  Lltenitar: 

Lfitsenbarg  nach  der  noch  im  yorigen  Jahrhunderte  gebräuchlichen  Form,  nicht, 
wie  gestochen  ist,  Lützelbnrg),  dessen  Landvolk  noch  durchaus  den  rheinfr&n- 
kischen  Dialekt  spricht  und  nichts  vom  Französischen  versteht,  begegnen  wir 
einer  seltsamen  Mischung  von  deutschen  und  franadsisehen  Formen  (wenn  aach 
nicht  so  arg,  wie  in  der  Karte  des  preufs.  Handelsministeriums}:  was  aoUen 
Rnmelange,  Redange,  Sonlez»  Noertzange,  Fentange,  Bonneroye,  Bertrang^  neben 
Pettingen,  Frisingen,  Lintgen  etc.?  •—  ist  doch  im  Elsafs  und  Deutsch -Lotiunii- 
gen  die  deutsche  Schreibart  mit  Recht  fast  ganz  durchgeführt,  bis  auf  wenige 
Ungleichheiten,  die  wir  in  Zukunft  rennieden  wünschten,  z.  B.  Doaimemarie  statt 
Damerkirchf  St,  Croix  statt  Heiliffenhreuz,  Ckdtenois  statt  KeaUnkolz^  la  Liepvre. 
statt  LeheraUf  F4Mtrange  statt  Finstm^enf  Saarburg  neben  Sarrebcurg  als  erst 
abstrahirte  aber  irrige  deutsche  Form  BtkU  Saarbrück  oder  KaufinannS'Scarbriick^ 
wie  der  Name  zum  Unterschiede  von  der  gleichnamigen  jetzt  preufsischen  Stadt 
noch  zu  Ende  des  vorigen  Jahrhunderts  allgemein  geschrieben  wurde. 

Auf  die  anscheinend  kleine  Verbesserung  von  Samtheim  in  Samthein 
legen  wir  Werth,  weil  man  durch  erstere  Schreibung  veranlafst  werden  kann, 
Sfoit-heim  zu  sprechen,  während  der  Ort  Sam-theln  heilst.  Die  Farbe  von  La- 
beck mufs  über  den  ganzen  Dassower  See  und  das  Pötnitzer  Wjck  ausgedehnt 
werden,  da  der  Stadt  darüber  Hoheitsrechte  zustehen.  Auch  wäre  es  wünschens- 
werih,  die  Schönburg'schen  Recefsherrschaften  im  Königreich  Sachsen  anzugeben, 
so  lange  sie  noch  mit  ihren  eigenen  Justizämtem  und  ihrem  Kanzleidirector,  so 
zusagen,  einen  Staat  im  Staate  bilden.  B d. 


Gsell-Fels  und  Berlepsch,  Süd -Frankreich  und  seine  Kurorte.  Hildbuig- 
hausen  (Bibliograph.  Instit.,  Meyer's  Reisebücher)  1869.  XXVII,  748  S. 
mit  18  Karten  und  21  Stadt -Plänen  von  L.  Ravenstein.  5  Panoramen 
und  25  Ansichten  von  P.  Ahrens.    8.  {3  Thlr.) 

Wiederum  ist  die  bereits  ansehnliche  Reihe  deutscher  Reisebücher  durch 
eine  neue  Erscheinung  bereichert  worden,  auf  welche  wir  um  so  lieber  aufmerk- 
sam machen,  da  dieselbe  den  Namen  Berlepsch's,  der  durch  Herausgabe  einer 
Anzahl,  in  demselben  Verlage  erschienener  gediegenen  Reisebücher  sich  bereits 
vielfach  bekannt  gemacht  hat,  an  ihrer  Spitze  trägt.  Durch  das  Thal  der  Rhone, 
durch  das  südliche  Frankreich  westwärts  bis  zur  Mündung  der  Garonne,  in  die 
Pyrenäenthäler,  durch  das  französische  Litorale  des  Mittelmeeres  bis  zur  Riviera 
di  Ponente  geleitet  uns  dieses  Handbuch,  und  schwerlich  dürfte  uns  dasselbe 
irgend  einen  Ort,  irgend  ein  Monument  von  einiger  Bedeutung  vermissen  las- 
sen. In  wie  weit  freilich  die  für  ein  solches  Buch  nothwendigen  Empfehlungen 
von  Hdtels  etc.  überall  den  Erwartungen  der  Reisenden  entsprechen  werden, 
müssen  wir  denen  überlassen,  welche  mit  diesem  Reisebuche  in  der  Hand 
jenen  an  Naturschönheiten  und  historischen  Monumenten  so  reichen  Boden  als 
Tonristen  betreten  oder  zur  Herstellung  ihrer  Gesundheit  irgend  einen  Ort  des 


68  6ll-Fel8ii.Berlepsch:  Sfid-Fimtikreich.  Wichnra:  AiuyierWaltÜieileiL  87 

flfidlicheii  FIrankreiebfl  zu  einem  l&ngeren  Anfentbalt  wählen.  Für  die  letstere 
Kntegorie  ron  Reisenden  dürften  aber  die  ron  Dr.  Gaell-Fels  bei  den  klima- 
tischen  Knroiten  eingeftigten  klimatologischen  Tabellen,  sowie  die  Analysen  der 
Ifineralqnellen  in  den  Pyren&en  von  besonderem  Werth  sein.  Sicherlich  wird 
diese  Bereichemng  unserer  Reiseliteratnr  mit  ihrer  reichen  Ausstattung  an  sau- 
beren Städteplänen,  Panoramen  und  Ansichten  allen  Deutschen,  welche  ihren 
Wanderstab  nach  Sud -Frankreich  richten  wollen,  ein  willkommener  Begleiter 
sein,  und  gewifs  wird  der  Verf.  allen  denen  su  Dank  verpflichtet  sein,  die  ihn  auf 
etwaige  Mängel,  die  sich  doch  nur  durch  eigene  Erfahrungen  herausstellen  können, 
aufmerksam  machen  werden.  Der  Mejer'scben  Buchhandlung  möchten  wir  aber 
hier,  wie  schon  früher  von  uns  geschehen,  den  Wunsch  an's  Herz  legen»  mehr 
Sorgfalt  auf  die  Ausführung  der  kartographischen  Beilagen  su  verwenden.  Ein 
jeder,  der  die  ziemlich  kostspielige  Reise  in  das  südliche  Frankreich  unternimmt, 
wurde  gewils  gern  bei  einer  sauberen  kartographischen  Ausstattung  des  Buches 
statt  3  Thaler  etwa  3^  Thlr.  erlegen.  —  r. 


Aus  vier  Welttheilen.  Ein  Reise -Tagebuch  in  Briefen  von  Max  Wichura' 
Breslau  (Morgenstern)  1868.  VII,  456  S.  8.  (Mit  dem  Portrait  des 
Verf.)     (2|  Thlr.) 

Gleichsam  als  Schluls  der  von  verschiedenen  Mitgliedern  unserer  ostasia- 
tischen  Expedition  veröffentlichten  persönlichen  Erlebnisse  und  Beobachtungen 
wird  uns  hier  eine  Reihe  von  Briefen  geboten,  welche  eines  der  befähigtsten 
Mitglieder  der  Expedition,  der  leider  inmitten  der  Ausarbeitung  der  botanischen 
Ergebnisse  der  Reise  durch  einen  jähen  Tod  im  Jahre  1865  uns  entrissene 
Regiemngsrath  Max  Wichura,  während  seines  Aufenthalts  in  vier  Welttheilen 
an  seine  Mutter  gerichtet  hat  Erscheint  es  auch  mitunter  gewagt,  derartige 
Reisebriefe  su  veröffentlichen,  namentlich  wenn  dieselben,  unter  den  mächtigen 
Eindrucken  stets  wechsehnder  Erscheinungen  geschrieben,  ursprünglich  wohl  nicht 
für  den  Druck  bestimmt  waren  und  die  überarbeitende  Hand  des  Verf.  ihnen 
fehlt,  80  müssen  wir  doch  in  diesem  Falle  gestehen,  dafs  es  ein  Unrecht  ge- 
wesen wäre,  die  Publication  dieser  Tagebücher  uns  vorzuenthalten,  und  wir  sind 
deshalb  dem  Bruder  des  Verstorbenen,  dem  Hauptmann  A.  Wichura,  welcher 
sich  der  Veröffentlichung  derselben  unterzog,  zu  besonderem  Dank  verpflichtet 
Freilich  finden  wir,  wie  nattiriich,  auch. in  diesen  Briefen  so  manche  Wieder- 
holungen der  bereits  von  anderen  Mitgliedern  der  Expedition  geschilderten  land- 
schaftlichen und  ethnographischen  Bilder;  aber  es  tritt  bei  Wichura's  Schilderun- 
gen ein  anderes,  wohlthnendes  Element  hinzu,  nämlich  die  lebensfrische  Beob- 
achtungsgabe des  Naturforschers,  durch  welche  er  seinen  Skizzen,  vorzugsweise 
aber  seinen  Vegetationsbildem ,  ein  eigenthümliches  Colorit  zu  geben  weifs. 
Führte  doch  den  Botaniker  sein  Pfad  oft  abseits  von  den  grofsen  Strafsen,  wo 
inmitten  einer  üppig  wuchernden  Vegetation  seinem  Ange  sich  die  Schätze  der 
Tropenwelt  erst  erschlossen.    Aber  auch  für  alle  ethnographischen  Verhältnisse 


seigl  der  Verl  ein  gleich  offeaee  Ange»  «ad  des  feine  QefÜkl  für  Knast»  weleiMe 
sich  aemeaüich  in  den  setnea  Briefen  eiagestreuten  mnsikaUsclien  Bemerkung«» 
ausspricht»  gewehrt,  den  früheren  PnbUcationen  fiber  die  Expedition  gegeafiber, 
einen  eigenen  Reit.  Möge  durch  diese  Briefe  des  ehrende  Andeakea  «a  den 
80  frfih  Dehiageschiedeaen  aoch  in  weiteren  Kreisea  wteh  erhaltea  werdea.    — r« 


G.  Theo  bald  nnd  J.  J.  Weilenmann,  Die  Bader  von  Bormio  und  die  sie 
umgebende  Gebirgswelt.  1.  Thl.  Landschaftsbilder,  Bergfahrten  nnd  nator- 
wissenschaftliche  Skixzen. .  St  Gallen  (Scheiüin  nnd  Zollikofer,  in  Comm.) 
1868.    146  S.    8.    (16Sgr.) 

Wer  Ton  Trafoi  kommend  anf  der  neben  den  ewigen  Gletschern  nnd  Elrnoi 
der  Ortlergmppe  in  Zickzack  ansteigenden  Konststralse  die  PaTshöhe  des  Stüfter 
Joches  erreicht  hat  nnd  abwärts,  bei  der  ersten  italienischen  Grenzwache,   der 
Cantoniera  St*  Maria,  vorbei,  der  allmälig  in  das  Veltlin  sich  senkenden  Chanss^ 
gefolgt  ist,  wird  sich  wohl  des  grofsartigen  Eindmckes  erinnern ,  den  da,  wo  die 
von  NW.  kommende  Adda  ihren  Lauf  südwärts  lenkt,  der  erste  Blick  auf  das 
inmitten  grünender  Matten  und  Gärten  liegende  Bormio  hervorruft:  ein  paradie* 
sisches,  von  lauen  Lüften  durchwehtes  Thal  inmitten  einer  grofsartigen  Alpen* 
weit,  die  sich  terrassenförmig  um   dasselbe  aufbaut.     Bis  in   die  graue  Vorzeit 
hinauf  reicht  der  Ruf  von  Bormio's  Heilquellen,  welche  aus  den  in  das  Addathal 
sich  herabsenkenden  Dolomitfelsen  hervorbrechen;  mahnen  doch  die  malerisch 
gelegenen,  bnrgarttg  gruppirten  Gebäude,  welche  mit  dem  Namen  der  bagni  vecclii 
(4460  Par.  Fufs)  bezeichnet  werden,  noch  in  ihren  änfserea,  sowie  in  ihrer  inneren 
Einrichtung   an   längst   vergangene   Zeiten,     Südlich    von    diesen    Anlagen    bat 
aber  die  Neuzeit  auf  dem  hügeligen  Plateau  zwischen  der  Stra&e  und  dem  Ab-^ 
hange  gegen  die  Adda  eine  neue,  allen  Anforderungen  auf  Comfort  genügende 
Bäderanlage,  die  bagni  nuori  (4125  Fn£i),  geschaffen,  deren  Lage  an  der  Grenie 
der  Alpenregion  gegen  das   Cnlturland   den  Vortheil  bietet,  dafs  dieser  Punkt 
nächst  den  wohlthädgen  Wirkungen  der  Heilquellen,  durch  seine  frische,  kühle 
Alpenluft  gleichzeitig   sich    als    klimatischer  Kurort   empfehlen    dürfte.    In  die 
Reize  dieses   Thaies  und  der  dasselbe  umgürtenden  Alpenwelt  führen  uns  die 
oben  genannten  Skizzen  Theobald's  und  Weilenmann's,  und  der  Name  des  ersteren 
leistet  wohl  schon  hinlängliche  Bürgschaft,  dafs  uns  hier  mehr  and  Gediegeneres 
als  in  gewöhnlichen  Reisehandbüchern   geboten  wird.     Von  ihm  sind   die  land* 
schaftlichen  Skizzen  aus   der  Umgebung  von  Bormio,  die  kurzen  zoologischen 
Notizen,  sowie  die  treffliche  geologische  Cebersicht,  welche  in  ihrer  klaren  Dar» 
stelltmg  selbst  den  Laien  in  das  Verständnifs  des  Baues  dieser  vom  Engadin  her* 
überstreifenden  Partie  des  grofsen  Kalkgebirges  einzuführen  vermag.   Für  rüstige 
Gebirgswanderer,  deren  Wünsche  und  Kräfte  höher  streben,  als  die  Erreichung 
der  äufsersten  Vegetationsgrenzen,  hat  Weilenmann  eine  Anzahl  Bergfahrten  in 
der  Umgebung  von  Bormio:   die  Besteigung  des  Cima  di  Gobbetta,   des  Monte 
Confinale,  der  Cima  di  Piazzi,  des  Ortler  und  der  Königsspitze  hinsnnigt,  welche 


O.  Tkeobftld  und  J.  J.  WeiUnmann:  Die  Bftder  von  Bormio.       89 

bk  ihrer  «nspreehenden  Sehildenmg  wohl  in  manchem  Wanderer  die  Lnat  cn 
dner  WalHhhrt  nach  den  lehnee-  nnd  etsbedeekten  Gipfeln  dieser  Bergriesen 
erwecken  darften.  Dem  Reisenden,  welchem  die  beigeftgte  Karte  vielleicht  sn 
Uein  erseheinen  scAte,  empfehlen  wir  die  im  Mafsstebe  von  1 :  200,000  nach 
den  Generalstabsanfiiahmen  heransgegetoene  Tonristenkarte  der  ostrhätischen  Kur- 
orte, insbesondere  der  Bäder  von  Bormio,  welche  in  der  topographischen  Anstalt 
von  Wnrster,  Randegger  A  Co.  in  Winterthnr  erschienen  ist  und  allen  Anfor- 
demngen  an  Cebersichtlichkeit  nnd  Dentlichkeit  entspricht  — r. 


Sitzung  der  geographischen  Gesellschaft  zu  Berlin 

vom  5.  Dezember  1868. 

Der  Vorsiiiende,  Herr  Bastian,  überreicht  die  Geschenke  nnd  begleitet  sie 
mit  eingehenden  Bemerkungen. 

Hierauf  hilt  Herr  Baeyer  einen  Vortrag  über  die  Arbeiten  des  Central- 
bvrean's  der  europaischen  Gradmessung,  von  welchem  Folgendes  die  Hauptpunkte 
sind.  Das  Personal  der  PreuTsischen  Gradmessnngs-Commission  ind.  des  Cen- 
feralbnrean's  besteht  gegenwärtig,  unter  dem  Vorsits  des  Bedners,  aus  den  Herren: 
Prof.  Dr.  Peters,  Director  der  Sternwarte  in  Altena,  Prof.  Dr.  Wittstein  in  Han- 
nover, Prof.  Dr.  Schering  in  Göttingen,  Prof.  Dr.  Börsch  in  Cassel,  Prof.  Dr. 
Bmhns,  Director  der  Sternwarte  in  Leipzig,  Prof.  Dr.  Sadebeck,  Dr.  Bremiker 
nnd  Dr.  Weingarten.  Die  vier  letztgenannten  Herren  bilden  das  Centralbnreau 
un  engeren  Sinne  und  haben  nach  Bedürfnifs  fünf  bis  sechs  Gehülfen  zu  ihrer 
Diaposition.  Director  Bmhns  hat  seit  dem  Frühjahre  die  Leitang  der  astrono- 
mischen Arbeiten  des  Centralbureau's  übernommen,  nachdem  sie  der  Director  der 
Kgl.  Sternwarte  zn  Berlin,  Prof.  Dr.  Förster,  überhäufter  Gesch&fte  halber,  nie- 
dergelegt hatte.  I.  Praktische  Arbeiten  von  1866.  A.  Hanptdreiecke.  In  Hol- 
stein hat  Prof.  Peters  die  Punkte  der  Schuhmacher'schen  Gradmessung,  die  ver- 
loren gegangen  waren,  wieder  hergestellt  und  die  Nachmessung  der  Braaker  Grund- 
linie vorbereitet.  Die  Wiederherstellung  der  Schuhmacher'schen  Gradmessungs- 
Dreiecke  geschieht  auf  den  Wunsch  der  permanenten  Commission,  weil  die  Braa- 
ker Basis  aufser  den  Holsteinischen  auch  den  Ganfsischen,  Kurhessischen,  Däni- 
schen und  Mecklenburgischen  Dreiecken  zur  Grundlinie  dient.  Sie  wurde  i.  J. 
1821  gemessen  nnd  erfüllt  nicht  ganz  mehr  die  Anforderungen  der  Gegenwart. 
Für  die  europaische  Längengradmessung  unter  dem  52.  Pamllel  wurde  an  zwei 
Stellen  triangulirt.  Am  Rheine,  zwischen  Köln  und  den  Kurhessischen  Punkten 
Dftnsberg  und  Hasserot,  arbeiteten  Dr.  Bremiker  und  Dr.  Fischer,  in  der  Provinz 
Sachsen,  zwischen  Berlin  und  Leipzig,  Prof.  Sadebeck  und  Albrecht.  B.  Haupt- 
Nivellement.  Die  allgemeine  Conferenz  hat  beschlossen,  dafs  die  Gradmessnngs- 
Commissionen  von  den  verschiedenen  Meeren,  der  Ostsee,  der  Nordsee,  dem  at- 


90  Siliangib«iic]ü  d«r  BerUii«r  geogiKpbücheA  GeseUschaft. 

lantUchen  Oomo^  dem  mitteUändischen  nnd  ftdrUtiMliea  Moere,  HMi|ii-NlTell»> 
mentt  nach  der  Schwds  aasf&hren  eollen,  am  die  Ni?eaii-VerhältniMe  dieser 
Meere  definitif  feftsnsteUeo.  Zu  diesem  Zweck«  hat  der  Vortngeode  in  Swin»- 
mUnde  die  Brrichtang  eines  registrirenden  Pegels  nnd  swischen  diesem  nnd  deoi 
niyellitiscben  Hanptnetee  des  Königreich»  Sachsen  ein  Hanpt-NiTeUement  aag^ 
ordnet  C.  Ein  Vervicbnifs  der  Instrumente  nnd  Meüs-Apparate,  welche  im  laa- 
fenden  Jahre  angescha0l  worden.  D.  Maafsverglcichnngen.  Im  Berliner  Lagerfaanse 
wird  ein  neuer  Comparator  nach  BesseFs  Principi  aber  mit  unabhängig  tief  im  Boden 
fnndamentirten  Fixpunkten  gebaut,  zur  Vergleichung  von  Meterstäben  mit  der 
Toise  und  zur  Bestimmung  von  absoluten  Ausdehnungen.  In  demselben  Lokal 
wird  ein  zweiter  Comparator  zur  Vergleichung  der  Mefsstangen  (für  Basismessun- 
gen)  mit  der  Toise  aufgestellt,  so  dafs  das  Centralburean  bis  zum  nächsten  Früh- 
jahre auch  in  dieser  Beziehung  den  Anforderungen  wird  genügen  können. 
E.  Astronomische  Beobachtungen  und  Intensitätsbestimmnngen  der  Schwere. 
Zwischen  Berlin  und  Lnnd  wurde  die  Längenbestimmung  ausgeführt.  Azimnthal- 
bestimmungen  auf  dem  Seebei^e  bei  Gotha  mufsten  ungünstiger  Witterung  wegen 
aufgegeben  werden.  Pendelbeobachtungcn  konnten  noch  nicht  stattfinden,  weil 
der  Apparat  noch  nicht  fertig  war.  Schliefslich  spricht  der  Vortragende  den 
Wunsch  ans,  dafs  die  in  das  Ordinarium  des  Staatshaushalts-Etats  aufgenommene 
Snmme  Ton  dem  Hanse  der  Abgeordneten  genehmigt  werden  möge,  damit  ee 
mög^ch  sei,  das  gröfste  wissenschaftliche  Unternehmen  dieses  Jahrhunderts  ram 
Bnhme  und  sur  Ehre  Preufsens  zn  Ende  zu  fähren. 

Herr  Dieterici  bespricht  des  Grafen  von  Wartensleben  Buch  über  gegen* 
wärtiges  nnd  Tcrgangenes  Jerusalem  und  weist  nach,  wie  durch  die  beiden  Höhen- 
züge, durch  das  von  ihnen  eingeschlossene  Jordanthal  und  durch  die  anliegende 
Knstenebene  Nomadenleben  und  sefshaftes  Leben  hier  von  der  Natnr  des  Laadee 
bedingt  sei. 

Herr  F ritsch  berichtet  über  seine,  behufs  der  Beobachtung  der  Sonnen» 
finstemifs  nach  Aden  unternommene  Reise.  Man  nahm  den  Weg  durch  Aegyp- 
ten  und  das  rothe  Meer  und  langte  am  1.  August  am  Bestimmungsorte  an.  Aden 
wird  als  änfserst  öde,  die  Vegetation  auf  den  vulkanischen  Felsen  als  höchst  un- 
bedeutend geschildert.  Der  Kraterrand  soll  auf  der  Südseite  1600  Fu(s  Höhe 
haben.  Das  Wetter  war  ungünstig  und  der  S.-W.  Monsoon  so  heftig,  dafs  das 
aufgestellte  Femrohr  zitterte.  Am  18.  August  war  um  4  Uhr  Morgens  der  EUm- 
mel  mit  dichtem  Gewölk  bedeckt,  doch  wurde  später  die  Totalität  der  Sonne 
sichtbar  und  es  gelang,  sechs  Aufnahmen  derselben  zu  machen,  von  welchen  vier 
vollkommen  brauchbar  waren.    Der  Vortrag  wurde  durch  Photographien  erlänterk 

Herr  Vogel,  Mitglied  derselben  Expedition,  sprach  über  Aden  und  seine 
Umgebungen  und  legte  verschiedene  photographische  Ansichten  dieses  Ortes, 
einige  ethnographische  Photographien  nnd  auch  die  gewonnenen  photographischen 
Bilder  der  Sonne  vor. 

Herr  Zenker  schilderte  den  noch  in  der  Ausführung  begrifienen  Suezkanal, 
welcher  Suez  am  reihen  Meer  mit  Port  Said  am  Mittelmeer  verbindet  nnd  den 
der  Vortragende  in  seiner  ganzen  Länge  befahren  hatte.  Nach  der  Ueberzeugung 
des  Letzteren  wird  der  Kanal  nach  seiner  im  nächsten  Jahre  zu  hofifenden  Voll- 


Sitaaiigsbericbt  der  Berliner  geogmphiechen  GeBeUtobaft.  9f 

eftdimg  die  Stelle  einer  Meerenge  vollkosmien  ersetsen.  Er  hat  eine  Lange  von 
160  Kilometer,  d.  b.  22  Meilen,  und  eine  Tiefe  von  8  Meter.  Die  Breite  der 
Sohle  iflt  änf  22  Meter,  die  Breite  der  Oberfläche  auf  58  bis  120  Meter  berecb* 
net  Die  Frage,  ob  der  Kanal  in  Zukunft  der  Versandung  ausgesetzt  sein  weide, 
glanbt  der  Vortragende  Temeinen  zu  dürfen,  da  an  allen  Punkten,  wo  man  den 
alten  Kanal  aufgefunden  bat,  derselbe,  mit  Ausnahme  einer  einzigen  Stelle,  frei 
von  Sande  gewesen  ist.  An  dieser  Stelle  würden  sich  aber,  meint  man,  durch 
ein  dreimonatliches  Baggern  die  Massen  ohne  Schwierigkeit  hinweg  schaffen  las- 
sen, die  sich  Tielleicht  in  einem  Jahre  angehäuft  hätten.  Ob  die  ganze  Land* 
eqge  in  einer  Hebung  begriffen  sei,  ist  noch  nicht  erwiesen,  doch  soll  während 
des  Baues  in  Port  Said  das  Meer  um  einen  Fufs  gesunken  sein,  was  auf  eine 
Hebung  hindeuten  konnte.  Die  Kanalbau- Gesellschaft  rechnet,  weil  die  Winde 
im  rothen  Meere  häufig  ungünstig  sind,  besonders  auf  den  Verkehr  der  Dampf- 
schiffe, und  will  10  Frcs.  pro  Tonne  Kanalgeld  erheben.  Schon  jetzt  erfreut  sich 
der  Kanal  durch  den  Kohlentransport  nach  Port  Said  eines  lebhaften  Verkehrs. 
Der  Vortrag  wurde  durch  eine  Karte  erläutert 

An  Geschenken  gingen  ein: 

1)  Heinr.  Rohlfs,  Medicinische  Reisebriefe  ans  England  und  Holland  1866 
n.  67.  Leipzig  1868.  —  2)  Meitzen,  Der  Boden  und  die  landwirthschaft- 
lichen  Verhältnisse  des  preufsischen  Staates  nach  dem  Gebietsumfange  vor  1866. 
Tbl.  I.  Berlin  1868.  —  3)  Denkschriften  des  K.  Russ.  topographischen  Bureaus. 
Bd.  XXIX.  St  Petersburg  1868.  —  4)  Beiträge  zur  Statistik  Mecklenburgs. 
Bd.  V.  Heft  4.  Schwerin  1868.  —  5)  Hann,  Die  Temperatur -Abnahme  mit 
der  Höhe  als  eine  Function  der  Windesricbtung.  (Sitzungsber.  d.  Wiener  Akad. 
d.  Wies.)  1868.  —  6)  Hann,  Zur  Charakteristik  der  Winde  des  adriatischen 
Meeres.  Ebds.  —  7)  Jahresbericht  am  24.  Mai  1867  dem  Comit^  der  Nicolai- 
Haniptstem warte  abgestattet  vom  Director   der  Sternwarte.     St  Petersburg  1867. 

—  8)  Derselbe  vom  24.  Mai  1868.  Ebendaselbst  1868.  —  9)  Struve,  Tabulae 
auxiliarea  ad  transitua  per  planum  verticale  redvcendos  inservientes.    Petropoli  1868. 

—  10)  Beiträge  zur  Kenntnifs  des  Rassischen  Reiches  und  der  angrenzenden 
Länder  Asiens.  Bd.  XXV.  St  Petersburg  1868.  —  11)  Statistische  Mitthei- 
Inngen  über  den  Civilstand  der  Stadt  Frankfurt  a.  M.  im  Jahre  1867.  Frank- 
furt a.  M.  1868.  —  12)  Jelinek  u.  Fritsch,  Jahrbücher  der  K.  K.  Central- 
Anstalt  für  Meteorologie  und  Erdmagnetismus.     N.  F.     HI.     1866.    Wien  1868. 

—  13)Schetelig,   On  the  Natives  o/Formosa,    {Ethnograph.  Transact,  Vol.  VII.) 

—  14)  Schloenbach,  Ueber  Belenmites  rugifer  Schhenb.  sp,  nov.  aus  dem 
ocenen  Tuffe  von  Ronca.  (Jahrb.  der  K.  K.  geolog.  Re'ichsanstalt  XVII.)  — 
15)  Biber,  Carl  Vogt*8  naturwissenschaftliche  Vorträge  über  die  Urgeschichte 
des  Menschen.  Berlin  1868.  —  16)  Pete rmann 's  Mittheilungen.  1868.  Heft  XL 
Gotha.  —  17)  Jahresbericht  des  Frankfurter  Vereins  für  Geographie  und  Sta- 
tistik. 1866/67.  —  18)  Bulletin  de  la  Soci€t€  de  Geographie.  V'  S^r.  1868. 
Septembre.  Paris.  —  19)  Revue  maritime  et  coloniale,  T.  XXIV.  Novembre« 
Paria  1868.  —  20)  Murray,  Journal  of  Travel  and  Natural  History,  Vol.  L 
No.  4.  5.  London  1868.  —  21)  Zeitschrift  für  das  Berg-,  HüUen-  und  Salinen- 
wesen in  dem  Preufs.  Staate.  Bd.  XVL    Lief.  4.    Berlin  1868.  --    22)  Jahrbuch 


92  Sllraiigibericht  der  BeiUner  gMgnpbiMhen  QweUfchAlt 

der  K.  K.  geologischen  Relchsanstelt.  XVni.  1868.  No.  3.  Wien.  —  28)  Sia^ 
tele  M  drcoh  gwgrqfico  itaUaiw.  Tonne  1868.  —  24)  Circoio  geogrqfUi»  Um- 
Uano.  R^laghne  del  PrmdmU  C.  Peroglio  aW  auembUa  gtmeraU  ordvMria  dei 
9oen  tenuta  ii  16 /«ftnkwo  1868.  Torino  1868.  —  26)  Peroglioi  Inauffura-^ 
stone  deUa  tntwa  »ed»  del  ciroolo  geogrqfico  itaUano,  Torino  1868.  —  26)  Bo- 
Utim  €  amaes  do  Conselho  ultram€arino,  No.  84.  41.  42.  46—48.  76—77.  121. 
139—141.  —  27)  Gaea    Nator  und  Leben.   Jahrg.  IV.    Heft  8.  9.    Cöln  1868. 

—  28)  JelinelL  nnd  Hann,  Zeitschrift  der  österrelehischen  Oesdlaehaft  Ar 
Meteorologie.  lU.  1868.  No.  9—20.  Wien.  —  29)  Prenfs.  HandeUarchiv.  1868. 
No.  46—47.   Berlin  1868.  —  30)  Colonie- Zeitung.  1868.  No.  23—82.  Joinntte. 

—  31)  Masera,  Trento,  Bovereto,  Biva,  Arco.  Tar.  I.  Trento.  1  Bl.  Treiito 
1868. 


Sitzung  der  geographischen  Gesellschaft  zu  Berlin 

vom  2.  Januar  1869. 

Der  Vorsitzende  Herr  Bastian  eröffnet  die  Veraammlang  damit,  dafs  er 
dem  iLürzlich  verstorbenen  Herrn  von  Martins  einige  Worte  des  Andenkens 
widmet.  Hierauf  theilt  derselbe  mit,  dafs  nach  einem  soeben  eingelaufenen 
Briefe  der  Beisende  Herr  Rohlfs  glücklich  in  Tripolis  angekommen  sei  und  dem- 
nächst von  dort  nach  Cjrene  aufbrechen  werde.  Nachdem  noch  die  Geschenke 
durch  den  Vorsitzenden  vorgelegt  und  besprochen  worden  waren,  hielt  Herr 
Spiller  einen  Vortrag  über  Erdbeben.  Unter  der  Voraussetzung,  dafs  alle 
Weltkörper,  die  sich  um  ihre  Axe  drehen,  hohl  sind,  und  dafs  die  Erde,  wie 
die  Zunahme  der  Wärme  nach  dem  Innern  hin  beweist,  von  einer  feurig -flüssigen 
Masse  erfüllt  ist,  leitet  der  Redner  die  Erschütterungen  der  Erdrinde  von  der 
Bewegung  jener  eingeschlossenen  feurig -flüssigen  Masse  ab.  Er  macht  daranf 
aufmerksam,  dafs  sich  die  Erdbeben  besonders  beim  Voll-  und  Neumonde  ein- 
stellen, dafs  das  grofse  Erdbeben  auf  der  Westküste  Amerika's  vom  13. — 16.  Au- 
gust V.  J.  ebenfalls  kurz  vor  der  grofsen  Sonnenfinsternifs ,  d.  h.  kurz  vor  dem 
Neumonde  stattgefunden  habe,  und  versucht,  alle  bei  Erdbeben  vorkommenden 
Erscheinungen,  wie  da^  Zurücktreten  des  Meeres,  das  Entstehen  nnd  Verschwin- 
den von  Quellen  und  Seen  aus  gleicher  Grundursache  zu  erklären.  Die  Protn- 
beranzen  der  Sonne,  welche  sich  nach  des  Redners  Annahme  da  zeigen,  wo 
vorher  Sonnenflecken  waren,  führt  derselbe  auf  die  aus  dem  Sonnenkörper  hervor- 
dringenden Gase  zurück.  Schliefslich  deutet  er  darauf  hin,  dafs  die  Milde  des 
gegenwärtigen  Winters  mit  den  Prozessen  des  Inneren  der  Erde  möglicher  Weise 
in  Zusammenhang  stehe. 

Herr  Wolf  er  8  macht  in  Bezug  auf  den  vorangehenden  Vortfag  die  Bemer- 
kung, dafs  der  milde  Winter  des  gröfseren  Theiles  von  Europa  sich  dadurch 
ausgleiche,  dafs  gleichzeitig  in  Haparanda  — 24®  R.  beobachtet  würden,  und 
dafs  in  Amerika  der  Mississippi  nnd  Missouri  zugefroren  wären. 


Sitcttagsb^richt  der  Berliner  geographischen  GedeUschaft.  93 

Herr  Friede!  legt  Allerthümer  von  der  Insel  Sylt  for,  welche  in  mancherlei 
Werksengen  nnd  Gerathen  von  Qoarz  nnd  Fenerstein  bestehen,  neben  welchen 
■lieh  sertrfimmerte  Töpfe,  Kohlen»  Asche  nnd  Thierknochen  gefanden  worden. 
Der  Fundort  ist  der  Westrand  der  sogenannten  rothen  Kliffs.  Der  Vortiagende 
1ka%  durch  Gründe  dar,  dafs  alle  diese  Gegenstände  nicht  ans  Gräbern,  sondern 
ans  Wohnstätten  herrühren* und  weist  sie  der  neolithischen  Periode  der  Steinaeit 
n.  Von  Metallen  findet  sich  keine  Spnr.  Nach  Allem  erscheint  der  Bildnngs- 
instand  der  damals  Lebenden  dem  der  Bewohner  der  ältesten  Pfahlbauten  gleich 
SU  sein. 

Herr  Wallis  berichtet  über  seine  Reisen  in  Südamerika  im  Jahre  1866, 
welche  sich  über  das  Marauonthal  nnd  über  die  CordiUeren  Yon  Peru  und  Co- 
himbia  ausdehnten«  Während  der  Reisende  vorzugsweise  botaniaehe  Zwecke  ver- 
folgtet schenkte  er  auch  den  Eingeborenen  seine  besondere  Aufmerksamkeit.  Er 
besuchte  nach  einander  c.  500  Stämme,  und  wenn  auch  Anthropophagen  darunter 
waren,  so  rühmt  er  doch  die  Empfänglichkeit  derselben  für  Cultar  und  Civilisa- 
tion.  Sie  bethätigen  dies  im  Ackerbau,  in  der  Weberei  und  dergl.  und  zeigen 
eine  solche  Ausdauer,  dafs  an  einer  und  derselben  schwierigen  Arbeit  sich  nach 
einander  Vater,  Sohn  und  Enkel  betheiligen.  Demgemäfs  legt  der  Vortragende 
dem  Marauonthale  eine  grofse  ethnographische  Bedeutung  bei. 

Herr  Dove  machte  auf  Grund  des  durch  Herrn  v.  Freden  in  Hambui|f  über 
die  deutsche  Kordpolar -Expedition  ihm  zugesandten  meteorologischen  Materials 
darauf  aufmerksam,  dafs,  wenn  sich  der  NO.-  und  SW.- Strom  der  Atmosphäre 
hn  Ganzen  compensiren,  dies  nicht  stattfindet,  sobald  der  erstere  sich  in  einen 
Ost-  und  der  letztere  in  einen  Weststrom  verwandelt,  indem  sie  dann  in  nord- 
sfidlicher  Richtung  neben  einander  liegen.  Dies  Letztere  war  im  verflossenen 
Sommer  der  Fall  und  darum  die  Temperatur  im  nördlichen  Deutschland  um 
5  Grad  zu  ho$h,  in  den  Polargegenden  aber  um  5  Grad  zu  niedrig,  wodurch  das 
Vordringen  der  Nordpolar -Expedition  verhindert  wurde.  Ferner  sprach  derselbe 
über  die  Fortpflanzung  der  Erdbebenwelle  bei  dem  vorjährigen  grofsen  amerika- 
nischen Erdbeben  und  wies  nach,  dalJs  dieselbe  die  Strecke  von  der  Westküste 
Amerika's  nach  Neu -Seeland  in  19  Stunden  zurückgelegt  nnd  sich  folglich  mit 
derselben  Geschwindigkeit  wie  die  Fluthwelle  über  den  Grofsen  Ocean  fort- 
gepflanzt habe. 

Herr  Hart  mann  macht  einige  Mittheilungen  aus  einem  von  Dr.  Schwein- 
fnrth  d.  d.  Khartüm,  den  5.  November  1868  eingelaufenen  Briefe.  Eb  werden 
in  demselben  einige  auf  die  Hausthierkunde  Nubiens  bezügliche  EVagen  beant- 
wortet und  ELlage  darüber  geführt,  dafs  das  Erwerben  menschlicher  Schädel 
grofsen  Schwierigkeiten  unterliege;  nichtsdestoweniger  will  der  Stamm  der  Eava* 
bisch  gegen  eine  Belohnung  von  100  Thlm.  eine  Anzahl  Schädel  herbeischaffen. 
Schliefslich  wird  in  dem  Briefe  das  Treiben  der  in  Khartüm  lebenden  Europäer 
eharakterisirt.  Ein  Paar  Photographien  Eingebomer  werden  zur  Erläuterung  vor- 
gelegt. 

An  Geschenken  langen  ein: 

1)  Maestro,  Compte-rendu  des  trtwaux  de  la  VP  Memon  du  Congri» 
uUerrMthntU  de  atatUtique  riuni  h  Fhrence,  Elorenoe  1868.  —  2)  Lens,  For* 
jchnngen  im  östliehen  Persien  nnd  im  Lande  fierat     1.  ThL     St.  Petersburg 


94  Silmigibericht  der  Berliner  geogrsphlicfaen  OeeeUediAft. 

1868.  (Basaitch.)  —  3)  K&sel,  Die  Gegend  nm  Backow  nnd  dasDUnriiiiii  toh 
Schlegentin.  Progr.  Berlin  1868.  —  4)  Van  der  Tnnk,  Makiaeh  hetboek. 
's  GraTenhage  1868.  —  5)  Graf  Wartensleben,  Jemsaleni,  gegenwirtiges  and 
▼ergangenes.  Berlin  1868.  ~  6)  Bijdragm  tot  de  teuil^,  land^  en  voüceMlamde 
van  NtderlantUek  IndUi.  3.  Volg.  D.  HI.  St  1.  2.  's  Qmvenhage  1868.  —  7)  Zeit- 
schiift  der  Gesellschaft  für  Erdkunde.  1868.  Heft  6.  Berlin.  —  8)  Peter- 
mann's  Mittheilnngen.  1868.  Heft  XH.  Gotha  1868.  —  9)  Le  Glohe.  Jaumal 
g6ographiqu€,  1868.  Mars-Jnin.  Gen^e  1868.  —  10)  Revue  maritime  et  eoio- 
male.  T.  XXIV.  1868.  D^embre.  Paris.  —  11)  Mittheilnngen  der  E.  K.  geo- 
graphischen Gesellschaft  in  Wien.  1869.  No.  I.  —  12)  Verhandinngen  des  bota- 
nischen Vereins  für  die  Provinz  Brandenburg.  Jahrg.  VQI.  Berlin  1866.  — 
13)  Schweinfnrth,  Vegetationsskissen  ans  dem  sfidnnbischen  Küstengebirge. 
(Botan.  Zeit  1868.  No.50.)  —  14)Prenrs.  Handelsarchiv.  1868.  No.48— 50. 
—  15)  Colonie-Zeitnng.    1868.   No.  37— 30.   JoinviUe. 


Aufserordentliche  Sitzung  der  geographischen  Gesellschaft 

zu  Berlin 

am  15.  Januar  1869. 

Der  Vorsitzende»  Herr  Bastian,  eröfihet  die  Versammlung »  indem  er  den 
Tod  des  Naturforschers  James  Forbes  snr  Anzeige  bringt. 

Hierauf  theilt  Herr  Ascherson  einen  Brief  des  Dr.  Schweinfurth,  d.  d. 
Khartüm,  den  18.  NoTcmber  ▼.  J.  im  Auszüge  mit.  In  dem  Briefe  wird,  im 
'Widerspruche  mit  der  gewöhnlichen  Ansicht,  bewiesen,  dafs  Kh'artäm  klimatiscb 
kein  ungesunder  Ort  sei;  gegenwärtig  (November  v.  J.)  zeige  sich  in  der  Stadt 
keine  Spur  von  Krankheiten,  und  wenn  der  Gesundheitszustand  der  Stadt  nicht 
immer  befriedige,  so  sei  dies  blos  eine  Folge  der  mangelhaften  SanitiUspoliiei, 
indem  ein  i  OMeile  grofses  Feld  im  Westen  der  Stadt,  das  zugleich  als  Schlacht- 
stätte und  Begräbnifsplatz  diene,  gelegentlich  seine  schädlichen  Ausdftnstungeii 
aber  den  benachbarten  Theil  der  Stadt  verbreite.  Der  Reisende  gedenkt  seine 
Sammlungen,  die  schon  mehr  als  eine  Kameeiladung  ausmachen,  nächstens  in  die 
Heimath  zu  senden ;  er  selbst  aber  hofft  in  20  Tagen  von  Khartüm  aufzubrechen 
und  seine  Reise  in  südlicher  Richtung  fortzusetzen. 

Herr  Tietjen  berichtete  über  seine  behufs  der  Beobachtung  der  Sonnen- 
6n8temif8  nach  Indien  unternommene  Reise.  Die  Expedition  nahm  ihren  Weg^ 
über  Triest,  Alezandria  und  Suez,  dann  durch  das  Rothe  Meer  und  den  Indischen 
Ocean.  Auf  jenem  hatten  sie  bei  der  Hinreise  nur  ein  Maximum  von  +  28*  R.y 
auf  dem  letzteren  nur  von  +26*  R.  zu  ertragen.  Am  21.  Juli  kam  man  schon 
vor  Bombay  an.  Von  hier  aus  ging  die  Reise  mit  der  Eisenbahn  bis  Pöna  und 
dann  weiter  über  Land  nach  Byzapur.  Zum  Ort  der  Beobachtung  wählte  maat 
Mulwa.    Am  Morgen  des  18.  August  war  der  anfangs  heitere  Himmel  kurz  vor 


SitrangilMrieht  der  Beffilner  geographitekeii  CtoteDsehaft  95 

fiatritt  d«r  TotaUt&t  der  FiDstemifs  mit  dichten  Wolken  bedeckt,  und  ent  gegen 
dM  finde  der  Ffnstemirs  entstand  ein  RtTs  in  den  Wolken ,  der  5—8  8ecimden 
dM  Phänomen  beobiushten  liefs.  Die  Thennometer  xeigten  eine  merkliche  Ab- 
Hnlüne.  Die  Eingeborenen  glaubten,  dafs  das  Gänse  snm  Vergnfigen  des  an- 
wesenden OoaTemenrs  veranstaltet  sei  und  entsendeten  daher  eine  Deputation 
nit  der  Bitte,  das  Schauspiel  noch  einmal  veranstalten  sn  wollen.  Am  22.  Au- 
gust wurde  nach  Bidjapnr  aufgebrochen,  einer  ehemals  reichen  und  grofsartigen 
Stadt,  deren  alte  Bauwerke  kolossale  Verhaltnisse  zeigen;  jetst  hat  sie  circa 
10,000  Einwohner.  Aufserhalb  derselben  ziehen  sich  die  Trftmmer  Meilen  weit 
hin.  Die  Eisenbahn  fiber  die  Ghits,  welche  die  Reisenden  benutzten,  vergleichen 
ae  mit  der  über  den  Semmering.  Zu  den  Eigenthfimlichkeiten  Bombays  gehört 
dn  Hospital  fftr  Thiere,  die  daselbst  bis  an  ihren  Tod  sehr  sorgfUtig  gepflegt 
Verden.  Was  die  Protuberanzen  betrifft,  so  sind  sie  nach  der  Ansicht  des  Vor- 
tragenden glfihende  Dämpfe,  die  von  der  Sonne  ausgehen;  die ^ ganze  Sonne  ist 
von  solchen  Dämpfen  umgeben. 

Herr  Jagor  erläuterte  in  einem  Vortrage  die  von  ihm  aus  den  Philippinen 
mitgebrachten  und  im  Saale  aufgehängten  Skizzen,  die  sich  namentlich  auf  Ma- 
niUa  und  Umgegend  beziehen.  Der  Hafen  dieser  durch  das  letzte  Erdbeben  fast 
zerstörten  Stadt  wird,  trotz  seiner  günstigen  Lage,  von  fremden  Schiffen  wenig 
besucht,  da  veraltete  Verordnungen  den  Verkehr  anfserordentlich  beschränken. 
Die  Stadt  selbst,  am  Pasig  gelegen,  ist  ein  trauriger  Ort,  das  Leben  daselbst 
theuer  und  die  unmittelbare  Umgebung  nicht  schön.  Dagegen  ist  der  Aufenthalt 
auf  den  Philippinen  im  Allgemeinen  sehr  angenehm.  Die  spanische  Herrschaft 
war,  im  Gegensatz  zu  der  in  Amerika,  hier  immer  sehr  milde;  ein  eingeborenes 
Ehepaar  zahlt  jährlich  nur  eine  Abgabe  von  2  Thlm.  12  Sgr.  und  ist  aufserdem 
nur  40  Tage  im  Jahr  zu  öffentlichen  Arbeiten  verflichtet. 

Herr  Spill  er  erinnerte  daran,  dafs  die  auf  ihren  ersten  Grund  bis  jetzt 
noch  nicht  zurückgeführte  Compensation  der  Wärme  verschiedener  Orte  auf  der 
Erdoberfläche  und  namentlich  der  bisher  noch  nicht  hinreichend  erklärte  Um- 
itand,  dafs  diese  Compensation  theils  nach  Längen,  theils  nach  Breiten  statt- 
findet, nicht  gegen,  sondern  für  die  von  ihm /infgestellte  Theorie  der  Erdbeben 
spreche.  Wenn  z.  B.  die  vorjährige  Nordpol -Expedition  eine  um  5^  R.  zu  nie- 
drige Temperatur  antraf,  so  lag  der  Grund  davon  darin,  dafs  sich  in  dieser  Zeit 
die  inneren  Gluthmassen  wegen  der  Stellung  des  Mondes  zur  Erde  vorzüglich 
in  der  Aequatorialzone  zusammengezogen  hatten  und  dadurch  den  Ausbrach  des 
grofsen  Erdbebens  gerade  dort  veranlafsten.  Femer  beweist  der  höchst  merk- 
würdige Umstand,  dafs  die  Erdbebenfluthwelle  im  Stillen  Ocean  von  der  west- 
amerikanischen Küste  aus  nach  Neuseeland  genau  die  Zeit  iune  hielt,  welche  die 
gewöhnliche  Wasserfluthwelle  braucht,  sehr  klar  und  bestimmt,  dafs  diese  beiden 
zusammenfallenden  Wasserfluth wellen  über  der  inneren  feurig -flüssigen  Welle 
fiegen,  und  dafs  sie  somit  alle  der  Gravitation  des  Mondes  bei  der  Axendrehung 
der  Erde  folgten. 

Herr  Maurer  hielt  einen  Vortrag  über  die  von  ihm  beobachteten  Bewohner 
Bosniens  tmd  der  angrenzenden  Provinzen.  Unter  den  dort  lebenden  Zigeunern 
unterscheid^  er  zwei  Rassen,  nämlich  eine  sehr  kräftige,  starkknochige  und 
eine  sehr   schmächtige,    feine,   mit   ebenmäÜBigen  Gesichtszügen.     Die  letztere 


96  SitooncilMridU  d«r  Berliner  saognphiaohem  OMelUebaft. 

ut,  den  Antdrock  der  Geneinlieit  abgerechnet)  teluHi  tu  nennen i  aber  bebmlM 
sehwnrx.  Sie  geberden  lieh  aU  Mnbammedaner,  gehen  aber  nicht  in  die  ICoe* 
heen.  In  Bosnien  sind  die  Zigenner  sefshafti  streifen  aber  dabei  als  Aersta^ 
Schmiede  nnd  dergl.  im  Lande  nmher.  Die  dortigen  Jnden  sind  spanischer  Her- 
kunft nnd  bedienen  sich  der  spanischen  Sprache,  daneben  sprechen  sie  das  Kroa- 
tische, Serbische  n«  s.  w.  accentfrei.  Sie  haben  eine  lange,  eingedrflekte  nnd  na 
der  Spitae  breite  Nase  nnd  feine  Lippen,  im  AUgemeinen  eine  sehr  wenig  semi- 
tische Physiognomie.  Sie  sind  Handwerker  Terschiedener  Art,  besonders  aber 
Dragomans;  fnr  Nenemngen  sind  sie  empfänglich,  der  Bildungsgrad  der  Fhmen 
ist  aber  sehr  gering.  Die  Kroaten  nnd  Serben  dieser  Lander  unterscheiden  siek 
in  der  Sprache  nur  dialectisch,  in  der  Kleidung  gar  nicht.  Die  Männer  ron 
beiden  Stämmen  sind  sehr  hübsch,  mit  herrlichen  Köpfen,  die  Franen  weniger 
8ch5n.  Sehr  abweichend  in  der  Sprache  und  im  Aenfsem  sind  die  Bewohaer 
der  Sagoija;  man  erkennt  sie  an  ihrer  stumpfen  Nase  und  an  den  hervorst^Mn- 
^en  Backenknochen.  Die  Kroato- Serben  diesseits  der  Sare  weichen  Ton  denen 
jenseits  des  ilusses  erheblich  ab;  die  ersteren  haben  mehr  europäische  Sitten 
und  pflegen,  so  oft  sie  sich  niederlayen,  stets  zu  sitsen,  während  die  letsteren 
allezeit  hocken.  Eigenthfimlich  wird  bei  diesen  das  Kopfnicken  als  Vemeinung 
und  das  Kopfschfitteln  als  Bejahung  gebraucht. 


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{alMbrd.Ces.f.Erdk. 


E??==^ 


X;^ 


^^'  Das  Vorrücken  der  Küste 


PO-üOllDUIt 

geil  zwei  Jahrhunderten 


nadi  ofTirisIlcn  Do( 


S,i||^".*v.t:j,1t(,j**i.'j\ 


i   1 


1     ' 


IV. 

Zur  Geschichte  der  Geographie. 

Von  Dr.  Breusing, 
Direetor  der  Stettemuuintsebala  in  Bremen. 

(Schlafs  von  S.  51.) 


2.    Regiomontanus,  Martin  Behaim  und  der  Jakobsstab. 

Homboldt  sagt  im  Kosmos  (II,  297):  ^Ak  Vasco  de  Gama  an 
der  Oatkuste  von  Afrika  landete,  fand  er,  dafs  die  indischen  Piloten 
in  Melinde  den  Gebrauch  der  Astrolabien  und  Balestilhen  kanntien^, 
und  verweist  dabei  auf  Barros  Dec.  I.  Lib.  IV.  6.  Durch  Homboldt 
verleitet,  sagt  dann  Oscar  Peschel  (Geschichte  der  Erdkunde,  350): 
Vasco  de  Gama  fand  den  Jakobsstab  bei  arabischen  Indienfahrern 
in  Gebrauch  und  brachte  ihn  1499  nach  Europa.  —  Bekanntlich  ist 
baiesiilha  der  portugiesische  Name  für  den  Jakobsstab,  der  bei  den 
deotschen  Seefahrern  „Gradstock^,  bei  den  englischen  cross-staff^  bei 
den  französischen  arbalete  hiefs. 

Vergleichen  wir  nun  aber  die  Stelle  beim  Barros,  so  lautet  die- 
selbe ^): 

„In  Melinde  kam  auch  ein  Maure,  ein  Guzarate  von  Geburt,  Na- 
mens Malemo  Cana,  an  Bord,  welcher  ebensowohl  des  Vergnügens 
wegen,  das  er  im  Verkehr  mit  den  Unseren  fand,  als  auch  um  dem 
Könige  von  Melinde  gefällig  zu  sein,  der  einen  Lootsen  für  sie  suchte, 
einwilligte,  mit  ihnen  zu  fahren.  Mit  der  Kenntnifs  dieses  Mannes 
aber  war  Vasco  de  Gama,  als  er  mit  ihm  in  Verkehr  trat,  sehr  wohl 
zufrieden,  besonders  als  er  ihm  eine  Karte  der  ganzen  Küste  von  In- 
dien zeigte,  die  nach  Art  der  Mauren^  nämlich  in  sehr  kleine  Meri- 
diane und  Parallelkreise  eingetbeilt  war  ohne  weitere  Strichrose.    Da 


')  Die  Xsia  des  Joao  Barros  in  wortgetreuer  Uebertragung  ▼on  Dr.  £.  Feust. 
l^ttmberg  1844.    4". 

Zcittchr.  d.  GeseUsch.  f.  Brdk.  Bd.  IV.  7 


98  Breoting: 

nun  das  Quadrat  Jener  Meridiane  nnd  ParallelkreiM  sehr  klein  war, 
fand  sich  die  Küste  nach  den  beiden  Strichen  Nord^Sfid  und  Ost- 
West  sehr  genau  dargestellt,  ohne  jene  yielfachen  Kompaßstriche  un- 
serer Karte  eu  enthalten,  wie  sie  anderen  cur  Oruodlage  dient  Und 
als  ihm  Vasco  de  Oama  das  grofse  hölzerne  und  andere  metallene 
Astrolabien  zeigte,  mit  welchen  er  die  Sonnenhöhe  nahm,  wunderte 
sich  der  Maure  gar  nicht  darüber,  sondern  sagte,  einige  Steuerleute 
auf  dem  Rothen  Meere  bedienten  sich  dreieckiger  Instrumente  von  Blech 
nnd  der  Quadranten,  mit  denen  sie  die  Höhe  der  Sonne  und  nament- 
lich des  Sternes  mäfsen,  den  sie  vorzugsweise  zur  Schifffahrt  brauchten. 
Er  aber  und  die  Seeleute  von  ganz  Cambaja  und  Indien  nähmen, 
weil  ihre  Schififahrt  sich  sowohl  nach  gewissen  Sternen  in  Nord  und 
Süd,  als  auch  nach  anderen  groCsen  Sternen,  welche  von  Ost  nach 
West  über  den  Himmel  ziehen,  richtete,  ihre  Entfernung  nicht  mit 
ähnlichen,  sondern  mit  einem  anderen  Instrumente  auf,  dessen  er  sich 
bediente.  Dieses  zeigte  er  ihm  auch  sogleich,  und  es  bestand  aus  drei 
Platten.** 

„Und  weil  ich  in  meiner  Geographie  in  dem  Capitel  der  nan- 
tischeii  Instrumente  von  der  Gestalt  und  dem  Gebrauehe  derselben 
handele,  so  genüge  es  hier,  zu  wissen,  dafs  sie  ihnen  zu  derselben 
Beobaohtnng  dienen,  zu  welcher  man  bei  uns  ein  Instrument 
braucht,  das  die  Seeleute  den  Gradstock  (balestilha)  nen- 
nen, und  von  welchem  gleichfalls  in  dem  angezogenen  Ca- 
pitel, sowie  auch  von  seinen  Erfindern  die  Rede  ist^. 

Hat  Humboldt  nichts  weiter  sagen  wollen,  als  dafs  die  indischen 
Steuerleute  Höbenmessungen  der  Gestirne  gekannt  hätten,  so  läTst  sich 
dagegen  niohts  einwenden.  Sollen  seine  Worte  aber  das  bedeuten, 
was  Oscar  Peschel  und  jeder  Unbefangene  mit  ihm  darin  findet,  daüi 
das  Astrolabium  und  der  Jakobsstab  im  indischen  Oceane  bei  Ankunft 
der  Portugiesen  bereits  bekannt  gewesen  seien,  so  geht  aus  Harros 
Worten  offenbar  das  Gegentheil  von  dem  hervor,  was  Humboldt  darin 
gelesen  hat.  Die  Seefahrer  des  Rothen  Meeres  und  des  Indischen 
Oceans  hatten  weder  das  Astrolabium  noch  den  Jakobsstab ;  jene  ge- 
brauchten dreieckige  Instrumente  von  Blech  und  Quadranten,  diese 
ein  Werkzeug,  welches  ans  drei  Platten  bestand.  Dafs  die  Portugiesen 
Instrumente  zur  Höhenmessnng  besafsen,  wunderte  eben  deshalb  den 
Mauren  aus  Melinde  gar  nicht,  weil  sie  ebenfalls  zu  demselben  Zwecke 
Instrumente,  wenn  auch  von  anderer  Constraction  ' )  benutzten.   Barros 


*)  Instrument  und  Karte  der  Mauren  deuten  offenbar  auf  das  Triquetrum  des 
Ptolemäus  und  die  Projectian  des  Marinus  Tyrius,  die  ja  den  Arabern  längst  bekannt 
sein  moTsten. 


r 


Zar  Gesehichte  der  Gk^gruphi«.    2.  Regiomontoniu  etc.  9g 

spricht  sich  darfiber  ganc  deatlich  aus,  indem  er  sagt:  Ihre  loetni- 
mente  dienen  ihnen  au  derselben  Beobaditang,  in  welcher  man  bei 
aas  ein  Instroment  gebraucht,  weldies  die  Seelente  den  Gradstock 
oennen. 

Vasco  de  Gama  aber  hatte  nm  so  weniger  ndthig,  den  Oradstock 
oder  Jakobsstab  nach  Europa  au  bringen,  als  dieser  dort  schon  seit 
einem  Menschenalter  benutet  wurde,  und  «war  ist  sein  Erfinder  kein 
geringerer,  als  der  grojbe  Astronom  Johannes  Malier,  nach  seinem 
Geburtsorte  Regiomontanus  genannt.  Er  giebt  die  Beschieibnng  des- 
«elben  in  der  von  ihm,  wie  man  glaubt,  bei  Gelegenheit  des  im  Jahre 
U72  erschienenen  groben  Kometen  yerfafoten  Schrift  ■),  die  yon  Joh. 
Schoner  in  Nürnberg  saerst  1531  allein  und  dann  später  mit  mehreren 
anderen  Schriften  Regiomontanus  vereinigt  noch  einmal  im  Jahre  1544 
heraasgegeben  wurde.     Es  heifst  dort  im  Probl.  XII: 

„Um  den  scheinbaren  Durchmesser  eines  Kometen  su  bestimmen, 
nehme  man  einen  glatten  Stab  AB  und  theile  ihn  von  A  ans  in  gleiche 
Theile,  je  mehr  desto  besser.  Befestige  an  ihm  unter  rechtem  Winkel 
Tcrschiebbar  einen  Querstab  CD^  dessen  beiden  Arme  gleich  lang 
sein  müssen.  Theile  ihn  genau  in  eben  solche  Theile,  wie  rie  anf 
dem  Stabe  AB  eingeschnitten  sind;  befestige  in  den  Punkten  A  und  C 
und  D  drei  feine  Yisiernadeln ,  und  das  Instrument  ist  fertig.  Die 
Beobachtung  aber  geschieht  so:  Lege  das  Ende  A  an  das  rechte  Auge, 
Bchlieise  das  linke,  richte  den  Längsstab  A  B  anf  den  Mittelpunkt  des 
Kometen  und  verschiebe  den  Querstab  bis  er  den  Durchmesser  des 
Kometen  gerade  deckt.  Darauf  lies  die  Anzahl  der  Theile  ab,  wekhe 
swischen  dem  Punkte  A  und  dem  Qaerstabe  CD  liegen  und  gehe 
damit  in  eine  eigens  dafür  bestimmte  Tafel  ein,  deren  Berechnung  ich 
an  einem  anderen  Orte  erklären  werde,  und  du  findest  den  Durch-* 
messer  des  Kometen.^ 

Diese  Beschreibung  des  Gradstockes  ist  so  verständUcb,  dafs  es 
nicht  einmal  nöthig  erscheint,  die  Figur  beizufügen,  die  der  lateinische 
Text  enthält.  Nur  mag  erwähnt  werden,  dafs  Regiomontanus  den 
Qaeistab  in  210  Theile  theilt  und  dafs  die  Theilung  auf  dem  Längs- 
stabe bis  zu  1300  geht.  Was  die  erwähnte  Tafel  betrifft,  so  unter- 
liegt es  wohl  keinem  Zweifel,  dafs  damit  die  Tafel  der  trigonometri- 
schen Tangenten  gemeint  ist,  auf  der  ja  die  Berechnung  der  Winkel 
bei  diesem  Instrumente  beruht  und  die  unter  dem  Namen >  y^Tabula 
foeeunda^   von  Regiomontan  in  die  Wissenschaft  eingeführt  ist 

Wenn  aber  diese  Schrift  über  den  Kometen  wirklich  erst  im  Jahre 


*)  Johannis  de  Monteregio:  De  cometae  magnitudine  longitudineque  ac  de  loco 
e;»t  vtro  problemaia  XVI. 

.  7# 


^ 


100  Breoting: 

1472  abgefa&t  ist,  so  mafo  die  Erfindung  des  Oradstoekes  doch  schon 
froher  fallen.    Denn  in  den  von  Schoner  im  Jahre  1544  heraiugege- 
'  benen  Beobachtungen  Regiomontan'a  findet  sich  anter  dem  Jahre  1471: 

Die  9.  Septembris  mane  Mars  ab  humer o  dexiro  Orionis  210  :  674; 

a  capiie  Gemini  praeced.  ^  septentr.  210  :  662. 
wo  die  Zahl  210  die  des  Qnerstabes  am  oben  beschriebenen  Orad- 
stocke  ist.  E^  geht  aus  dieser  Beobachtung  augleich  hervor,  dads  Re- 
giomontan  mit  dem  Jakobsstabe  keineswegs  bloüs  den  Dnrchmesser 
des  Kometen  gemessen  hat,  sondern  dafs  er  ihn  schon  zu  der  noch 
von  Tycho  Brahe  h&ufig  angewendeten  Ortsbestimmung  eines  Ge- 
stirnes durch  Messung  seines  Abstandes  von  zwei  anderen  benutzte. 

Wahrend  seines  Aufenthalts  in  Nürnberg  (1471  —  1475)  hatte  Be- 
giomontan  in  dem  reichen  Bürger  Walther  einen  Freund  und  Schüler 
gefunden,  der  die  Mittel  zur  Anfertigung  mathematiBcher  und  astro- 
nomischer Instrumente  lieferte  und  sogar  eine  eigene  Druckerei  grün- 
dete, um  die  Schriften  seines  grofsen  Lehrers  zu  veröffentlichen.  Aber 
der  frühzeitige  Tod  desselben  liefs  die  gehegten  Entwürfe  nicht  zur 
Ausführung  gelangen.  Walther  blieb  im  Besitze  von  Regiomontan'e 
Instrumenten  und  handschriftlichen  Werken,  benutzte  jene  auch  ferner 
zu  fleifsigen  Beobachtungen,  hielt  diese  aber  geheim  und  Jedermann 
nnzugfinglich.  Und  als  bei  seinem  im  Jahre  1504  erfolgten  Tode  der 
Nachlafs  von  den  Erben  verkauft  und  die  wertbvollen  Instrumente 
an  Handwerker  um  den  Metailwerth  zum  Einschmelzen  verschleudert 
wurden,  war  es  ein  Glück  für  die  Wissenschaft,  dafs  der  Rath  der 
Stadt  wenigstens  die  Handschriften  erwarb,  so  dals  sie  nun  von  den 
Gelehrten  benutzt  und  später  theilweise  auch  noch  veröffentlicht  wur- 
den. Der  Nürnberger  Mathematiker  Johannes  Werner  fand  darin 
eine  unvollendete  Uebersetzung  der  Geographie  des  Ptolemäus,  arbeitete 
das  1.  Buch  derselben  um  und  gab  es  im  Jahre  1514  mit  Anmerkun- 
gen und  Zusätzen  versehen  heraus  ').  In  diesem  Werke  nun  wird, 
wie  allgemein  bekannt  ist,  zum  ersten  Male  der  Vorschlag  gemacht, 
geographische  Längen  durch  Monddistanzen  zu  bestimmen,  und  zu  ihrer 
Beobachtung  der  Jakobsstab  empfohlen.  Werner  zeigt  die  Construc- 
tion  desselben  auf  geometrischem  Wege  und  bringt  dabei  die  Ver- 
besserung an,  dafs  die  Gröfse  des  Winkels,  wie  sie  sich  aus  der  Stel- 
lung des  Querstabes  ergiebt,  unmittelbar  auf  dem  Längsstabe  abgelesen 


*)  Nova  translaiio  primi  libri  geographiae  Cl.  Ptolemaei.  Fol.  Norimbergae 
1614,  zugleich  mit  mehreren  anderen  Schriften  Wemer's.  Auf  Fol.  i.  verso  findet 
sich:  Johannes  de  Regiomonte  reliquit  geographiae  Cl.  Ptolemaei  novam  inlerpre- 
tationem  atque  ejusdem  geographiae  primi  libri  commentationem^  quam  ego  ex  tntegro 
componens,  nii  praefatua  fueram^  complevi  edidique.  Es  wird  sich  schwerlich  aus- 
machen lassen,   was  in  diesem  "Werke  Eegiomontan  und  wa«  Werner  gehört. 


Zar  Geschichte  der  Geographie.     2.  Regiomontanns  etc.  101 

wird.  Diese  Gonstmetion  ist  denn  auch  nnver&ndert  in  alle  Lehr^ 
bücher  der  Naatik  and  Kosmographie  übergegangen.  Das  Instrument 
wurde  von  den  Astronomen  Apianus,  Schoner,  Gemma  Frisias  n.  a. 
in  besonderen  Abhandlangen  beschrieben  und  empfohlen  and  brach 
sich  bald  allgemein  Bahn.  Regiomontan  hatte  ihm  keinen  Namen 
gegeben;  in  Walther*s  Beobachtungen  beifst  es  recianguhim  astrono- 
wncum;  Werner  nennt  es  radius  i>isoriu$  oder  observatorius ;  Apian 
baculus  astranomicus  and  radins  astronomicus ;  letzterer  Name  ist  dann 
unter  den  Astronomen  der  gcbrfiuchliche  geworden.  Aach  in  nicht 
Mtronomischen  Kreisen  fand  es  Aufnahme  and  Verbreitang.  In  des 
Oppenheimer  Stadtsehreibers  Jakob  Köbel:  ^Geometrey^  ^)  finde  ich 
liierst  den  Namen:  Jakobsstab.  Woher  derselbe  genommen  sein  mag, 
ist  unbekannt.  Schwerlich  wird  KöbeFs  Vorname  dazu  Veranlassung 
gegeben  haben;  sollte  vielleicht  darin  eine  Anspielung  auf  Genesis 
32,  10  liegen,  auf  den  atlantischen  Ocean  als  Jordan,  and  die  neae 
und  die  alte  Welt  als  die  beiden  Heere?  Dafs  die  Spanier  diesen 
Namen  spfiter  gern  gebrauchten,  erklärt  sich  daraas,  dafs  St.  Jago  ihr 
Nationalheiliger  ist. 

Obwohl  von  allen  erwähnten  Schriftstellern  Niemand  des  Regio- 
montan als  eigentlichen  Erfinders  gedenkt  '),  so  war  derselbe  als  sol- 
cher doch  noch  nicht  so  vollständig  vergessen,  als  dies  heutzutage  der 
Fall  ist;  und  es  ist  von  besonderer  Bedeutung  für  uns,  dafs  sich  ge- 
rade in  Portugal  sein  Andenken  erhalten  bat.  Nonius  sagt  in  seinem 
Werke:  De  regviis  ei  instrwnentis  (Conimbr.  1546)  Lib.  II.  Cap.  6, 
wo  er  den  Gradstock  beschreibt:  E^ys  fabricam  atque  u$um  tradidit 
Johannes  de  Monieregio  in  Hbro  de  Cometa. 

Wenn  man  bedenkt,  dafs  der  Jakobsstab  während  dreier  Jahr- 
hunderte nebst  dem  Kompafs  das  wichtigste  Werkzeug  in  den  Händen 
der  Seeleute  gewesen  ist,  so  wird  man  es  schon  deshalb  verzeihlich 
finden,  dafs  ich  mich  über  Ursprung  und  Namen  desselben  so  weit 
verbreitet  habe.  Aber  das  Vorstehende  wird  ein  erhöhtes  Interesse 
gewinnen,  wenn  dadurch  eine  in  der  Geschichte  der  Geographie  viel 
besprochene  Frage,  wie  ich  glaube,  ihre  Lösung  findet,  die  Frage  näpi- 
lich  nach  dem  Antheile,  den  unser  berühmter  Landsmann  Martin  Be- 
haim  an  der  bekannten  astronomischen  Junta  genommen  hat,  die  von 


'}  Jakob  Köbel:  Geometrey,  vom  kUnntlichen  Mesflen  u.s.w.    Mainz  1536.  4*. 

')  Besonders  anfnUlig  ist  dies  bei  Werner  und  Apian.  Sollte  sich  auf  sie  be- 
ziehen, was  Schoner  in:  Tractatus  Georgii  Purhackii  etc.  Korimberg.  1541.  Fol. 
Bit  Beziehong  auf  die  Ausnutzung  der  Schriften  Regiomontanns  sagt?  Admirttti4m€ 
dignum  ttt,  fuisse  quosdamf  qui  hujiu  doctissimi  viri  laboresj  tanqvam  ingenii  sui 
foeluras,  sui  nominia  inscriptione  ^  suppresso  interim  nomine  Regiomontani  publicare 
non  embverintf  «eeu#  facitnUB^  quam  facert  dtctt  honot  vircf. 


102  BremiiBf: 

d«Bi  Könige  Johann  IL  tob  Portogai  niedergeftetit  wurde,  iiid  den 
poitogieebchen  Seeleuten  das  ^Fahren  nach  Sonnenhöhen*  sn  lehren. 
Der  uiaprfingliche  Beriehteretmtter  Barroa,  den  alle  späteren  ohne 
eigentliehe  KenntnUe  dessen,  woranf  es  ankommt,  aosgeechrieben  haben, 
sagt  darüber  in  der  Aßia  Dee.  I.  Lib.  IV.  Gap.  3  Folgendes: 

«Das  erste  Land,  wo  er  (Vaseo  de  Oama)  vor  seiner  Ankunft 
am  Vorgebirge  der  guten  Hoffnung  anlangte,  war  die  Bai,  die  wir 
jetst  St.  Helena  nennen,  fünf  Monate  nachdem  er  von  Lissabon  ab- 
gesegelt war,  und  hier  stieg  er  an  das  Land  um  Wasser  einzunehmen 
und  Eugleich  die  Sonnenhöhe  cu  messen.  Denn  da  sich  die  Seeleute 
dieses  Reiches  erst  seit  kurzer  Zeit  xu  diesem  Geschäfte  des  Astro- 
labiums bedienten  und  die  Schiffe  klein  waren,  so  getraute  er  sich 
wegen  des  Schlingems  derselben  nicht  recht  die  Höbe  an  Bord  su 
nehmen,  besonders  mit  einem  hölzernen  Astrolabium  von  drei  Palmen 
Durchmesser,  das  man  auf  einem  Dreifufse  befestigte,  um  die  Sonnen- 
Itnie  besser  bestimmen  und  die  wahre  Höhe  jenes  Ortes  genauer  und 
richtiger  angeben  zu  können,  obwohl  man  auch  kleinere  Astrolabien 
von  Messing  hatte.  So  einfach  begann  diese  Kunst,  die  der  Schiff- 
fahrt so  sehr  fruchten  sollte.  Und  weil  dieselbe  in  diesem  Reiche 
zuerst  auf  die  Schifffahrt  angewendet  wurde,  so  wird  es  nicht  un- 
passend erscheinen,  wenn  ich  (obwohl  ich  in  meiner  Geographie  in 
dem  ersten  Buche  diesen  Gegenstand  ausfuhrlich  behandele)  berichte, 
wann  und  von  wem  sie  erfunden  wurde,  da  diese  Arbeit  nicht  weni- 
ger lobenswerth  ist,  als  die  anderer  neuer  Erfinder,  welche  zara  Ge- 
brauche der  Menschen  dienliche  Sachen  hergestellt  haben. *^ 

jtZvLv  Zeit  als  der  Infant  Heinrich  die  Entdeckung  von  Guinea 
begann,  geschah  alle  Schifflfahrt  längs  der  Küste,  die  sie  zur  Richt- 
schnur nahmen;  von  dieser  hatten  sie  ihre  Kenntnifs  nach  Zeichen, 
aus  denen  sie  „Segelan Weisungen^  machten,  wie  man  sie  ähnlieh  noch 
jetzt  in  Gebrauch  hat;  und  für  jene  Art  zu  entdecken  genögte  dies. 
Aber  sobald  sie  die  entdeckten  Reiche  so  befahren  wollten,  dafs  sie 
die  Kfiste  aus  dem  Gesichte  verloren  und  in  die  Gbhe  See  steuerten, 
erkannten  sie,  wie  sehr  sie  sich  in  der  Schätzung  und  Bemessung 
nach  Tagfahrten,  die  sie  auf  ihre  Weise  dem  Schiffe  auf  24  Stunden 
Wegs  beilegten,  sowohl  in  Folge  der  Strömungen  als  anderer  Ge- 
heimnisse, die  das  Meer  birgt,  dem  Irrthume  aussetzten,  während  die 
Sonnenhöhe  den  wirklichen  Weg  ganz  zuverlässig  angiebt.  Wie  nun 
die  Noth  alle  Künste  lehrt,  so  vertraute  der  König  Johann  II.  dieses 
Geschäft  in  seiner  Zeit  dem  Meister  Rodrigo  und  Meister  Josepe, 
einem  Juden,  beide  seine  Aerzte,  und  einem  Martin  von  Böheim  an, 
der  aus  jenem  Lande  gebürtig  war  und  sich  rühmte,  ein  Schüler  des 
Johannes  Regiomontanus  zu  sein,  "^ines  unter   den  Kennern  dieser 


Zar  Geschichte  der  6eognq;iliie.    2.  Regiomontanas  etc.  |08 

Wiaseasebaft  berfihmteD  AstroaoaieD.  Diese  erfanden  nun  diese 
Weise,  nach  den  Meridianhöhen  der  Sonne  in  fakren  — 
ond  machten  hierüber  Tafeln  nach  der  Abweichung  derselben  —  wie 
es  jetst  onter  den  Seeleuten  im  Brauche  ist,  und  zwar  ge- 
nauer als  SU  Anfang,  wo  man  sich  noch  dieser  grofsen  hol- 
xeroen  Astrolabien  bediente.^ 

Man  mufs  Ohillany  Recht  geben,  wenn  er  in  seinem  Leben  Martin 
Bebaims  klagt,  dafs  Barros  in  diesem  Berichte  nicht  gans  klar  ist  '}• 
Und  doch  scheint  es  nicht  unmöglich,  Elariieit  in  die  Sache  su  bringen. 

Es  war  der  Junta  die  Aufgabe  gestellt,  Mittel  an  die  Hand  lu 
geben,  wie  man  die  Breite  aus  Meridi&nhohen  der  Sonne  bestimmen 
könne.  Nun  verlangt  diese  Aufgabe  zu  ihrer  Losung  die  Kenntnilk 
Ton  zwei  Orofsen,  deren  eine  die  Mittagshöhe  und  deren  andere  die 
Abweichung  der  Sonne  ist.  Ist  eine  dieser  beiden  GröHsen  ungenan, 
80  geht  diese  Ungenauigkeit  mit  ihrem  ganzen  Fehlerbetrage  in  die 
Brdtenbeetimmung  über;  wo  also  die  Möglichkeit  eines  Fehlers  am 
gröfsten  war,  da  hatte  die  Junta  ihr  Hauptaugenmerk  auf  Abhülfe  «u 
richten.  In  dieser  Besiehung  aber  waren  die  beiden  Gröften  einander 
sehr  ungleich.  Was  die  Abweichung  der  Sonne  betrifft,  so  gaben 
selbst  die  Alfonsinisehen  Tafeln  —  von  denen  Regiomontan's  gan« 
zu  schweigen  —  den  Ort  der  Sonne  damals  sdion  so  genau,  dafi»  der 
Fehler  sich  nur  nach  Minuten  berechnete;  hätte  es  sich  nur  um  dieses 
sBlronomische  Element  gehandelt,  die  Breitenbestimmungen  im  Zeit- 
alter der  £«ntdeckungen  h&tten  unmöglich  um  ganze  Grade  fehlerhaft 
sein  können,  wie  sie  dies  doch  thatsfichlich  waren.  Die  hauptsfich- 
liehe,  man  möchte  sagen,  die  einzige  Schwierigkeit  lag  in  der  Beob- 
achtung der  Sonnenhöhe,  lag  in  den  zu  der  Höhenbeobachtung  ge- 
branohten  Instrumenten,  denn  die  kleinen  Berichtigungen  für  Strahlen* 
breehnng  a.  s.  w.,  die  damals  audi  noch  wenig  bekannt  waren,  falieo 
hierbei  gar  nicht  in's  Gewicht.  Nun  braucht  man  aber  den  Bericht 
bei  Barros  nur  ganz  oberflächlich  zu  lesen,  um  sofort  zu  erkennen, 
dafis  auch  dieser  die  Instrumente  in  den  Vordergrund  stellt.  Nur  ein- 
tmal,  im  letzten  Satze,  wo  ihm  einfällt,  dafs  die  Höhenmessung  nicht 
das  einzige  für  die  Breitenbestimmung  nöthige  Element  ist,  erwähnt 
er  nebenbei  und  recht  eigentlich  in  Parenthese,  die  Junta  habe  selbst- 


') 'Besonders,  wenn  man  so  unrichtig  Übersetzt,  wie  Ghillany  dies  thut.  Er 
behtnptet,  Barros  sage:  Das  Astrolabium  sei  zuerst  in  Portugal  zur  Schifffahrt  be- 
Botit.  Davon  steht  im  Barros  nichts.  Dieser  sagt  im  Gegentheil:  »So  einfach,  mit 
dem  Astrolabium,  begann  diese  Kunst,  die  —  mehr  ausgebildet  —  der  Schifffahrt 
•0  sehr  fruchten  sollte.  Und  weil  diese  —  so  vervollkommnete  —  Kunst  in  diesem 
Beiehe  snertt  auf  die  Schififahrt  angewendet  wurde*"  u.  s.  w.  Verglaieht  d«ii  g«^ 
«pmcan  Tast  oben. 


104  BremsiDg: 

Teretindlich  «neh  Tafeln  für  die   Abweichung  der  Sonne  berechnet. 
L&fot  man  diesen  Zwiechensats  weg,  so  heifst  es: 

,,  Diese  erfanden  nan  diese  Weise  nach  den  Meridianhöben  der 
Sonne  su  fahren,  wie  es  jetzt  anter  den  Seeleuten  im  Branche  ist,  and 
swar  genauer  als  sa  Anfang,  wo  man  sich  noch  dieser  hölzernen 
Astrolabien  bediente^. 

Mag  man  auch  sonst  aber  die  Unklarheit  des  Berichts  Klage  za 
führen  Ursache  haben,  aber  den  Sinn  dieses  Satzes  kann  kein  Zwdifel 
sein.  Barros  sagt  ganz  deatiich :  Die  Junta  habe  die  Weise  zn  beob- 
achten gefunden,  wie  sie  zu  seiner  Zeit,  wo  er  schrieb,  unter  den 
Seeleuten  üblich  war,  und  diese  jetzt  gebräuchliche  habe  den  Vortheil 
der  gröfseren  Genauigkeit  vor  der  früher  im  Gebrauch  gewesenen  Be- 
obachtung mit  Hülfe  von  Astrolabien.  Barros  sieht  den  Gegensatz 
zwischen  früher  and  jetzt  allein  in  den  angewendeten  Instrumenten. 

Und  was  war  die  Beobachtungsweise  der  Seeleute  zu  der  Zeit, 
als  Barros  schrieb?  Wir  verweisen  in  Bezug  darauf  auf  die  im  Ein- 
gänge mitgetheilte  Stelle,  wo  es  hiefs: 

„Die  Seeleute  im  rotben  Meere  und  indischen  Oceane  bedienen 
sich  ihrer  Instrumente  zu  derselben  Beobachtung,  zu  welcher  man 
bei  uns  ein  Instrument  braucht,  welches  die  Seeleute  den 
Gradstock  nennen.^ 

Es  unterliegt  für  mich  keinem  Zweifel,  dafs  Martin  Behaim,  der 
sich  rühmte,  ein  Schüler  Regiomontans  zu  sein,  das  Instrument  Re- 
giomontans,  den  'Gradstock,  in  die  portugiesische  Marine  einführte. 
Und  so  hat  Barros  Recht,  wenn  er  sagt,  diese  neue  Kunst  sei  in  Por- 
tugal zuerst  auf  die  SchifF&hrt  angewendet  worden. 

Er  hätte  es  nicht  sagen  dürfen,  wenn  er  von  der  Beobachtang 
mit  dem  Astrolabium  gesprochen  hätte.  Raymundas  Lullus  in  seiner 
Arte  de  navegar  hatte  zwei  Jahrhunderte  vor  Behaim  das  Astrolabium 
beschrieben,  und  in  der  Marine  der)  Catalanen  und  Mayorkaner  waren 
seit  langer  Zeit  nautische  Instrumente  üblich ,  um  die  Zeit  durch  Stem- 
höhen  zu  finden.  Barros  sagt  selbst,  wo  er  von  dem  Gebrauche  der 
messingenen  und  hölzernen  Astrolabien  spricht:  „So  einfach  begann^ 
diese  Kunst. ^  Es  sind  ihm  das  nur  die  Anfänge,  und  nicht  ohne 
einen  Anflog  von  Nationalstolz  weist  er  darauf  hin,  dafs  die  vervoll- 
kommnete Kunst  des  Beobachtens  —  wie  sie  jetzt  unter  den  Seeleuten 
in  Gebrauch  ist,  und  zwar  genauer  als  zu  Anfang,  wo  man  sich  noch 
der  hölzernen  Astrolabien  bediente  —  zuerst  von  seinen  Landsleuten 
geübt  ist 

Wüfsten  wir  das  auch  nicht  von  Barros,  wir  könnten  es  ander- 
weitig nachweisen.  Um  dieselbe  Zeit,  wo  der  Portugiese  Nonius 
schrieb,  dafs  der  von  Regiomontan   erfundene  Gradstock  zum  Beob- 


Zar  Greschichte  der  Geographie.     2.  Regiomontanus  etc.  105 

achten  »of  See  diene,  erschien  in  Spanien  das  seiner  Zeit  berühmte 
Werk  von  Medina  über  Steuermannskunst.  Er  beschreibt  das  Astro* 
labiam,  aber  den  Oradstock  kennt  er  noch  nicht. 

Vielleicht  läfst  sich  noch  mehr  ans  dem  Berichte  bei  Barros,  wenn 
jwch  nur  zwischen  den  Zeilen  lesen.  Als  die  Junta  zusammengesetst 
warde,  sah  ma^  sich  nach  solchen  M&nnern  am,  die  von  verschiedenen 
Seiten  her  vollständige  Sachkenntnifs  herbeibringen  konnten.  So  wird 
I^i^o  gewählt  sein,  weil  er  mit  den  nautischen  Kenntnissen  der  Ca* 
taianen  and  May  orkaner  vertraut  war;  Josepe,  der  Jade,  wie  Barros 
eigens  deshalb  hinzusetzt,  weil  er  die  astronomischen  Schriften  der 
Araber  lesen  kannte ;  endlich  Behaim,  weil  er  aus  dem  Lande  stemmte, 
welches  die  Wiege  der  neueren  Astronomie  war.  Es  ist  nicht  unwahr- 
scheinlich, dafs  die  beiden  ersteren  das  damals  schon  gebräachliche 
Afitrolabiam  empfahlen  and  die  gröfsere  Genauigkeit  durch  die  Ver- 
gröDserung  des  Instruments  erzwingen  wollten,  denn  bei  grofserem 
Halbmesser  war  allerdings  eine  genauere  Ablesung  möglich.  Bisher 
waren  sie  ans  Messing  gemacht,  aber  wegen  des  sonst  zu  grofsen  Me- 
tallgewichts nur  in  kleinerem  Mafsstabe  aasgeföhrt  So  schlugen  sie 
denn  hölzerne  Astrolabien  vor,  und  als  Vasco  de  Gama  seine  Reise 
aotrat,  nahm  er,  aufser  den  gewöhnlichen  kleineren,  messingenen  Astro- 
labien auch  ein  grofseres  hölzernes  an  Bord.  Aber  auf  See  liefs  sich 
ihre  Genauigkeit  nicht  vergleichen.  Ihr  Grundubel  lag  darin,  dafs  sie 
aaf  dem  schaukelnden  Schilfe,  selbst  wenn  sie  in  freier  Hand  gehalten 
worden,  fortwährend  hin  und  her  schwankten.  Wurde  nicht  die  ge- 
nauere Ablesung  des  gröfseren  Instruments  durch  dessen  gröfsere 
Schwankungen  wieder  aufgehoben?  Um  dies  zu  untersuchen,  nahm  er 
in  der  Nähe  der  St.  Helena  Bai  einige  Mittagshöhen  auf  See  und  stieg 
dann  an  das  Land,  wo  der  feste  Boden  eine  sichere  Aufstellung  ge- 
stattete. Und  hier  fand  er,  was  er  finden  mufste,  dafs  die  Beobach- 
tongen,  welche  er  in  See  mit  dem  grofsen  Astrolabium  gemacht  hatte, 
ebenso,  wenn  nicht  noch  ungenauer  waren,  als  die  mit  den  kleineren. 
War  Behaims  Vorschlag  auf  Einführung  dus  Gradstocks  vorher  nicht 
durchgedrungen,  nach  diesen  Erfahrungen  Vasco  de  Gama's  mufste 
man  sich  entschliefsen.  Versuche  damit  anzustellen.  Die  Uebung  liefs 
seine  grofsen  Vorzüge  erkennen,  und  Portugal  erwarb  sich  das  Ver- 
dienst, das  neue  Instrument  zuerst  in  die  Schifffahrt  eingeführt  zu 
haben. 

Es  darf  uns  nicht  Wunder  nehmen,  dafs  der  Gradstock  nicht  so- 
fort allgemein  Eingang  gefunden  hat  and  z.  B.  in  Spanien  noch  um 
da$  Jahr  1550  unbekannt  war.  Hat  es  doch  mehr  als  50  Jahre  be- 
durft, ehe  ein  im  Verhältnifs  ungleich  vollkommeneres  Instrument,  als 
es  der  Gradstock  im  Vergleiche  mit  dem  Astrolabium   war,  ehe  der 


106  Breiiiing: 

Hadiey'flche  Spief^eloctant  den  Oradstock  and  den  Dansqnadranteii 
▼erdW^ngt  hatte. 

H&lt  man  noch  einoial  Alles  zneammen:  An  der  einen  Stelle  er» 
sählt  Barros,  dafs  er  in  dem  ersten  Boche  seiner  Geographie  ^Ton  den 
BrBndem  der  nenen  Beobachtangskunst^  sprechen  wolle,  an  einer  an- 
deren Stelle,  dafs  er  in  diesem  Buche  ^von  den  Erfindern  des  Orad- 
Stockes^  sprechen  werde;  dafs  er  bei  Erwähnung  Martin  Bebaims  auf 
Regiomontan  hinweist  und  dafs  Nonius,  der  am  dieselbe  Zeit  wie  Barros 
sdirieb,  anter  den  Instromenten,  welche  die  Seefahrer  damals  braodi- 
ten,  ebenfalls  den  Oradstock  and  aosdrucklicb  den  Regiomontan  als 
seinen  Erfinder  nennt  —  ich  möchte  glauben,  der  Antheil,  den  Martin 
Behaim  als  Mitglied  der  astronomischen  Junta  an  der  Porderong  der 
Scbifffahrt  gehabt  hat,  ist  damit  mehr  als  wahrscheinlich  gemacht. 

Man  möge  es  mir  erlassen,  solche  Behauptungen  zu  widerlegen, 
wie  die,  dafs  Behaim  ein  grofses  Astrolabium  an  den  Mast  befestigt 
habe.  Solche  Abgeschmacktheiten  sollte  man  nicht  einmal  einem  Ma* 
trosen  zomothen,  und  in  Barros  Schriften  ist  davon  kein  Wort  zu  lesen. 
Und  wenn  Ghillany  die  Vermuthung  wagt,  Behaim  könne  Tielleieht 
das  Meteoroscopinm  des  Regiomontan  für  den  Seegebraoch  eingerichtet 
haben,  so  zeigt  dies  nur,  dafs  es  ihm  an  jeglicher  Sachkenntnifs  dessen 
fehlt,  worauf  es  gerade  bei  nautischen  Instrumenten  ankommt.  Nor 
ein  einziger  Punkt  könnte  noch  der  Erörterung  unterliegen,  die  Frage 
nfimlich,  ob  Regiomontan  Behaims  Lehrer  gewesen  sein  könne.  Aber 
gerade  diesen  Punkt  hat  Ghillany  bis  zur  Evidenz  erledigt:  ^Es  ist 
nicht  der  entfernteste  Grund  vorhanden,  die  eigene  Aussage  Behaims, 
dafs  er  ein  Schuler  Regiomontans  gewesen  sei,  in  Zweifel  zo  ziehen.* 

^.    Die  Catena  a  poppa  bei  Pigafetta  und  die  Log^e. 

Im  Kosmos  IL,  469  Anm.  65  sagt  Humboldt: 
Die  Messung  der  gesegelten  Distanz  durch  Auswerfen  der  Logge*) 
ist,  wenn  auch  das  Mittel  an  sich  unvollkommen  genannt  werden  mofs. 


*)  Humboldt  sagt  „das  Log*,  aber  die  deutschen  Seeleute  nennen  das  Werk« 
zeug  «die  Logge*,  und  deshalb  habe  ich  das  deutsche  Wort  statt  des  undeutschen 
in  den  Text  gesetzt.  Auch  in  England  hatte  man  noch  bis  um  die  Mitte  des 
1 7.  Jahrhunderts  neben  the  log  die  Form  tke  logge  ^  und  zwar  kommt  das  letztere 
Wort  vorzugsweise  in  der  Bedeutung  unseres  „Loggescheits*  oder  «Loggebrets*  Tor. 
So  hat  z.  B.  Norwood  in  seinem  durch  die  darin  mitgetheilte  Gradmessung  be- 
rühmten Werke:  The  Seamans  Practice  (London  1686)  auf  S.  55:  And  although  he 
which  veeres  the  Logline  he  carefull  to  orerhale  it  so  tlacke,  that  it  mag  not  draw 
forwards  the  Logge,  gst  no  doubt  it  doth  loöse  some  wag.  Sollte  unsere  SeemannS' 
spräche  schon  um  diese  Zeit  das  ursprünglich  unzweifelhaft  englische  Wort  auf- 
genommen und  so  bewahrt  haben?  Jedenfalls  ist  es  in  seiner  deutschen  Form  sprach- 
lich richtig  gebildet.  Wie  fag  zur  Flagge  und  dog  zur  Dogge  wird,  so  mnfs  log 
deutsch  zur  Logge  werden. 


r 


Zar  Gktehichte  der  Geographie.    3.  Die  Catena  a  poppe.  107 


doch  FOD  so  groOier  Wichtigkeit  i9r  die  Kenntnifs  der  Schnelligkeit 
QDd  Richtong  oceanischer  Stromangen  geworden,  dafs  ich  sie  su  einem 
Gegenstände  sorgfältiger  Untersudiongen  habe  machen  müssen.  —  Es 
ist  io  allen  Schriften  über  Schifffahrtskande,  die  ich  untersucht,  die 
irrige  Meinung  Ferbreitet,  als  sei  die  Logge  aar  Messung  des  suruck- 
gelegten  Weges  nicht  früher  angewendet  worden,  als  seit  dem  Ende 
des  16.  oder  im  Anfange  des  1 7.  Jahrhunderts.  Die  erste  Anwendung 
des  Loggens  finde  ich  in  einer  Steile  von  Pigafetta's  Reisejournal  der 
Magellanischen  Weltumsegelung,  das  lange  in  der  Ambrasianischen 
Bit^thek  in  Mailand  unter  den  Handschriften  vergraben  lag.  Es 
bdbt  darin  im  Januar  1521,  als  Magellan  schon  in  die  Sudsee  gelangt 
war:  Seconda  la  mUura^  che  facevamo  del  f>iayg\o  coUa  catena  a  poppa 
toi  percorrevamo  da  60  in  10  leghe  al  giorno.  Was  kann  diese  Vor- 
richtang  der  Kette  am  Hintertheil  des  Schiffes,  ^deren  wir  uns  auf  der 
ganten  Reise  bedienten,  um  den  Weg  za  messen^')  anders  gewesen  sein, 
als  eine  unserer  Logge  Shnliche  Einrichtung? 

Humboldt  spricht  hier  die  ursprünglich  von  AmoretU,  dem  Heraus- 
geber des  Pigafetta'schen  Tagebuches  aufgestellte  Behauptung,*)  dais 
die  eaUma  a  poppa  unsere  Logge  sei,  so  zuversichtlich  nach,  dads  man 
nicht  geglaubt  hat,  daran  zweifeln  zu  dürfen,  und  doch  verhält  sich 
die  Sache  anders.  Die  caiena  a  poppa^  die  wir  zu  deutsch  am  besten 
mit  „Schleppleine^  wiedergeben,  diente  dazu,  den  Kurs  des  Schiffes 
genau  tu  bestimmen.  Der  Kurs  aber  wurde  dazu  benutzt,  um  die 
Distanz  zu  messen. 

Um  dies  nachzuweisen,  mufs  ich  einen  kurzen  Ueberblick  über  die 
Httlfsmittel  geben,  die  dem  Seemann-  von  den  ältesten  Zeiten  an  bis 
ur  Pigafetta  zu  Gebote  gestanden  haben,  um  den  Ort  des  Schiffes  auf 
der  See  zu  bestimmen.  Das  erste  und  viele  Jahrhunderte  hindurch 
^  einzige  war  die  Schätzung  der  gesegelten  Distanz.  Erst  mit  der 
Erfindung  des  Kompasses  wurde  es  möglich,  neben  der  Oröfse  des  zu- 
rockgelegten  Weges  auch  seine  Richtung  genau  zu  bestimmen;  und  als 
eDdlich  die  Metboden  der  astronomischen  Ortsbestimmung  hinreichend 
vervollkommnet  waren,  konnte  der  Seemann  mit  Hülfe  des  gesegelten 
Kurses  auch  die  Distanz  abmessen. 

'  Schon  im  Alterthume  rechnete  man  nach  Tagfahrten,  indem  man 
die  Distanz  schätzte ,  welche  das  Schiff  während  24  Stunden  zurück- 
pAtigL  hatte.  Die  Möglichkeit,  eine  solche  Schätzung  auf  hoher  See« 
vo  sich   dem  Auge   nichts   als  Luft  und  Wasser  zeigt,    mit  einiger 


')  Durch  die  Anftthrungszeichen  scheint  Humboldt  andeuten  zu  wollen,  es  seien 
^  die  eigenen  Worte  Pigefettas.     Ich  finde  sie  aber  im  ganzen  Tagebuche  nicht 

*)  Ameretti:  iVimo  viaggio  ttc.     (Milano   ISOO.    4''.)    p.  StS. 


108  Breasing: 

Sicherheit  voraehmea  en  können,  mag  Manchem  zweifelhaft  yorkom- 
man,  und  doch  ist  es  Thatsache,  und  Jeder,  der  einmal  eine  Ifingere 
Seereise  gemacht  bat,  wird  es  bestätigen,  dafs  der  erfahrene  Schiffer 
diese  P&higkeit  in  hohem  Grade  besitzt.  Und  es  ist  gerade  die  Schiff- 
fahrt in  ihrem  noch  unentwickelten  Zustande  als  blofser  KüstenÜEibrt, 
welche  dem  Seemann  von  Alters  her  die  beste  Gelegenheit  bietet,  sich 
darin  zo  nben.  Dorch  die  Fahrt  zwischen  Eüstenpunkten ,  deren  ge- 
genseitige Entfernung  bekannt  ist,  lernt  man  ans  der  Bewegung  des 
Schiffes  durch  das  Wasser  auf  seine  Geschwindigkeit  schliefsen,  und 
das  mittelländische  Meer,  wo  keine  Strömungen  in  bestimmter  Richtan^ 
vorherrschen,  eignet  sich  zu  dieser  Beobachtung  ganz  besonders.  In 
dem  niederdeutschen  Werke  über  die  Steuermannskunst  von  P.  von  der 
Horst  (Lübeck,  1673.  4.),  dem  ersten,  welches  in  Deutschland  erschie- 
nen ist,  heifst  es  im  zweiten  Hanptstücke,  welches  davon  handelt: 
,,u-o  man  den  Weg  des  Schepes  sal  gissen^^^  auf  die  Frage: 

^^Warhy   kan  men  tteien^  u>at  Fahrt  dai  ein  Schip   in   de  See 
tnaketr' 

,yfVe»  men  erst  mit  ein  Schip  tithfaret  und  men  langest  de  WaU 
(der  Küste)  ofte  siinst  van  ein  Land  na  dat  ander  segelt^  dar  men 
weet^  tro  feren  dat  de  ein  Plats  ran  den  andern  gelegen  is,  ook  dat  men 
weet,  dat  dar  wenig  Strom  gaht,  so  mut  men  Achtunge  hebten,  in  wo 
veel  Tieds  men  mit  solkem  Fortgang  desüMgen  Milen  segelt,^' 

Man  sieht,  dafs  diese  einfache  Methode,  die  Geschwindigkeit  des 
Schiffes  schätzen  zu  lernen,  so  alt  sein  wird,  wie  die  Schifffahrt  selbst 
Begreiflich  wird  sie  anfangs  weniger  genau  und  von  Hause  aus  am 
so  ungenauer  gewesen  sein,  je  weniger  genau  die  gegenseitige  Entfer- 
nung der  Kostenpunkte  bekannt  war,  und  es  darf  uns  darum  nicht 
Wunder  nehmen,  dafs  die  Angaben  über  die  durchschnittlichen  Tag- 
fahrten eines  Schiffes,  wie  sie  sich  bei  den  alten  Schriftstellern  ver- 
zeichnet finden,  sehr  verschieden  sind.  Aber  doch  waren  diese  Tag* 
fahrten  das  einzige  Mittel,  welches  der  Seemann  besafs,  um  sich  über 
seinen  Ort  auf  hoher  See  zu  vergewissern,  wenn  er  einmal  die  Küste 
verlassend  quer  über  das  Mittelländische  Meer  fahren  mufste.  Und  er 
hätte  damit  immerhin  zu  einem  leidlich  befriedigenden  Ergebnifs  ge- 
langen können,  wenn  ihm  nicht  leider  das  zweite  zu  dieser  Art  der 
Ortsbestimmung  nöthige  Element,  die  Kenntnifs  des  eingehaltenen 
Kurses  gefehlt  hätte.  Bei  der  mangelhaften  Mechanik  der  Scfaiffs- 
takelung  war  die  Benutzung  eines  Seitenwindes  oder,  wie  der  Seemann 
sagt,  das  ^Segeln  am  Winde **  im  Alterthume  nicht  bekannt,  und  so 
mufste  man  im  Hafen  warten,  bis  der  Wind  gerade  nach  dem  Be- 
stimmungsorte hinwehte.  Hielt  nun  der  Wind  an,  so  konnte  man 
allerdings  mit  Hülfe  der  Tagfahrten   nicht  nur  den  ungef&hren  Ort, 


Zur  Geschichte  der  Geographie.     3.  Die  Catena  a  poppa.  109 

wo  mui  sich  in  See  befand,  Aondem  aaoh  den  Abstand  zwischen  dem 
Ab&hrts-  and  Bestimmungsorte  mit  einiger  Sicherheit  berechnen.  Aber 
solche  Fälle  bildeten  die  Ausnahme,  und  wie  rathlos  man  dei  der  Di- 
Btancberechnung  war,  wenn  das  Schiff  nicht  auf  geradem  sondern  auf 
gebrochenem  Kurse  segeln  mufste,  davon  können  wir  als  schlagendes 
Beispiel  auffahren,  dafs  der  grofse  Geograph  Ptolemäus  unter  solchen 
Umständen,  um  den  geradlinigen  Abstand  zu  erhalten,  die  auf  Um- 
wegen gesegelte  Distanz  einfach  um  ein  Drittel  zu  kurzen  pflegte,  ein 
Terfahren,  das  selbstverständlich  jeder  wissenschaftlichen  Methode  bar 
ond  ledig  ist  Trotzdem  konnte  im  Alterthume  bei  dem  groüsen  Mangel 
an  astronomischen  Beobachtungen  die  geographische  Lage  der  Orte  in 
den  meisten  Fällen  nur  auf  diese  Weise  durch  ^Gissung^  d.  h.  erfah- 
rapgemäfsige  Schätzung  der  Distanzen  festgelegt  werden. 

Eine  neae  Zeit  brach  an,  als  Flavio  Gioja  durch  Erfindung  des 
Scbiffskompasses  dem  Seemann  ein  Werkzeug  in  die  Hand  gab,  wo- 
darch  es  ihm  möglich  gemacht  wurde,  einen  festen  und  bestimmten 
Kars  einzuhalten.  Hatte  er  sich  bis  dahin  damit  begnügen  massen, 
oor  die  Grofse  des  zurückgelegten  Weges  und  auch  diese  nur  nach 
dem  AogenmaOse  zu  veranschlagen,  so  konnte  er  jetzt  wenigstens  die 
Rlcbtang  desselben  genau  beobachten.  An  die  Stelle  einer  blofsen 
Schätzung  trat  eine  wirkliche  Messung,  und  durch  die  Anwendung  der 
Loxodrome  nahm  die  Ortsbestimmung  einen  ungeahnten  Aufschwung. 
Lange  bevor  diese  für  die  Schifffahrt  so  wichtige  Linie  ihren  Namen 
erhielt  und  auf  ihre  Eigenschaften  wissenschaftlich  untersucht  wurde, 
verstanden  die  Hydrographen  des  Mittelmeeres  sie  zu  benutzen,  und 
wie  grofs  der  Erfolg  war,  das  zeigen  uns  ihre  Karten,  die  durch  ihre 
Schönheit  and  Genauigkeit  noch  heute  das  Staunen  des  Kenners  er- 
regen. 

Auch  kann  erst  seit  dieser  Zeit  von  einer  eigentlichen  Steuer- 
mannskunst  die  Rede  sein.  Wir  haben  oben  erwähnt,  wie  willkürlich 
man  im  Alterthume  verfuhr,  um  aus  mehreren  auf  gebrochenem  Kurse 
gesegelten  Distanzen  den  geradlinigen  Abstand  zwischen  Anfangs-  und 
Endpunkt  abzuleiten.  Jetzt  bildete  sich  dafür  jsine  wissenschaftliche 
Methode,  die  der  deutsche  Seemann  als  das  „Koppeln^  der  Kurse  be- 
zeichnet. Auf  der  loxodromischeo  Karte  von  Andrea  Biancho  (1436) 
findet  sich  eine  Tafel,  Toleta  de  Marteloio  genannt*),  die  genau  der 
s Strichtafel  ^  in  unseren  Handbüchern  der  Steuermannskunst  ent- 
spricht: 


*)  Vergl.  Vinc.  Fonnaleoni:  Saggio  auUa  nautica  aniica  de   Venetiani.     Venet. 
1788.   p.  9. 


JIO  Br«tttiBg: 


3mma  de  mmtteMo  ptit  kaemäer: 
per  «HM  quaria  do  vetUo        a  iargo  e  atmiteo 

mim  20  98 

per  2  38  92 

per  3  65  83 

per  4  71  71 

per  5  83  55 

per  6  92  38 

per  7  98  20 

per  S  100  0 

Man  siehl,  dafs  diese  Tafel  angiebt,  wie  viel  man  mit  100  Meilen 
Fabrt  anf  einem  seitlichen  Korse  voraas  (meaneo)  and  wie  Tiei  man 
car  Seite  (a  largo)  kommt  Dadurch  erhielt  der  Seemann  die  Ifog* 
lidbkeit,  alle  seine  im  Zickzack  gesegelten  Distanzen  anf  die  gerad- 
linige an  besiehen.  Er  konnte  jeden  Augenblick  seine  ^Abweitong^ 
Tom  geradlinigen  Knrse  berechnen,  and  wufste,  wie  viel  Meilen  er 
bei  der  ersten  gSnstigen  Gelegenheit  wieder  seitlich  sa  machen  hatte, 
am  zum  directen  geradlinigen  Kurse  zurückzokehren.  Wie  fhidtbar 
Reehnungsmethode  fSr  die  Loxodrome  und  damit  f&r  die  Orts- 
gewesen ist,  davon  liefern  eben  jene  Karten  den  beaten 
Beweis. 

Aber  selbst  IBr  die  Schfitzung  der  gesegelten  Distanz  sollte  der 
Kompafs  ein  nenes  Hfilfsmittel  bieten.  In  dem  oben  bereits  erwShn- 
ten  niederdeatsehen  Werke  ober  Steoermannskonst  heiTst  es  anf  S.  2J : 
^fUp  grote  Fakrwaieri  mag  men  ieren,  gude  Gissnng  maken^  so  men 
alU  Dage  bequem  Weder  heffi,  dai  men  kann  Höehie  an  der  Sün»  und 
Steren  nemen;  den  uth  de  Veranderunge  der  Brede  und  Weienschop  von 
dat  KorSy  dai  men  segelt,  mag  men  erkennen  y  wo  veel  Milen  dai  men 
up  de  Tied  gesegeU  hefft. 

Aus  der  Rectification  der  Loxodrome  ist  es  bekannt,  dafs  in  einem 
rechtwinkligen  geradlinigen  Dreiecke,  in  welchem  der  Kurs  den  spitzen 
Winkel  und  der  Breitenunterschied  die  Kathete  bildet,  die  loxodromi- 
sehe  Distanz  in  alle^  Strenge  durch  die  Hypotenuse  gemessen  wird. 
Nun  hatte  sich  im  Laufe  des  15.  Jahrhunderts,  besonders  gegen  das 
Ende  desselben,  mehr  und  mehr  das  „Fahren  nach  den  Meridianhohen 
der  Sonne^  ausgebildet.  Hatte  man  aber  von  Mittag  zu  Mittag  die 
Breite  astronomisch  bestimmt,  so  brauchte  man  nur  den  im  „Etmal^, 
so  nennt  der  deutsche  Seemann  die  Zeit  von  Mittag  zu  Mittag,  ge- 
segelten Kurs  auf  der  platten  Karte  unter  dem  richtigen  Winkel  zwi- 
schen den  beiden  Breitenparallelen  auszuziehen  und  man  erhielt  un- 
mittelbar die  gesegelte  Distanz  nach  demselben  Mafsstabe,  nach  welchem 
die  Breitengrade  auf  die  Karte  gelegt  sind.     Dafs  sich  die  für  den 


Zur  OMehichte  der  G«ogxapbie*    3.  Die  Caten»  a  poppa.  1|  ] 


SeemaoD  der  frfihereii  Jahrhunderte  so  überRns  widitige  Aafgabe,  die 
gesegelte  Distans  sa  finden«  so  leieht  ond  genau  mit  Holfe  der  platten 
Karte  losen  liefs,  ist  ein'  wesentlicher  Ornnd  mit  gewesen ,  dafs  sich 
diese  noch  so  lange  Zeit  nicht  nur  neben  der  loxodromischen,  sondern 
selbst  neben  der  Ifercator'schen  Karte  im  Oebranche  erhalten  hat 
Die  eratere  trug  nSmIich  ihrer  Entstehung  gemfi(s,  weil  sie  durch  blo&e 
Zeichnung  der  Loxodromen  entstanden  war,  überhaupt  keinen  Breiten- 
mafsatab;  die  letstere  aber  hat  ihrem  Principe  nach  einen  Yeränder* 
liehen  nnd  das  befremdete  nicht  nur,  sondern  erschwerte  auch  ihren 
Ckbranch«  Um  auf  ihr  aus  dem  loxodromischen  Dreieck  die  wahre 
Distans  su  bestimmen,  war  noch  eine  besondere  Constmotion  erfor- 
derlich. 

Es  leuchtet  ein,  wie  viel  bei  dieser  Methode  der  Distanzmessung 
dem  Seemann  darauf  ankommen  mufste,  den  gesegelten  Kurs  genau 
su  wissen.  Und  dazu  genügt  keineswegs  die  blofse  Ablesung  desselben 
auf  dem  Kompafs.  Was  man  auf  dem  Kompafs  abliest,  ist  die  Rieh- 
taug  des  Kieles.  Bei  einem  seitlichen  Winde  aber  bewegt  sich  das 
Schiff  nicht  in  der  Richtung  des  Kieles,  sondern  wird  mehr  oder  min- 
der seitlich  abgetrieben  und  deshalb  mufs  die  Orolse  dieser  ^  Abtrift*^ 
gemessen  werden.  In  neueren  Zeiten,  wo  bei  der  Vervollkommnung 
^  astronomischen  Ortsbestimmung  die  Kursrechnung  so  viel  von  ihrer 
Bedeutung  verloren  hat,  beschr£nkt  man  sich  darauf,  das  Kielwasser 
tv  peilen.  Früher  war  das  anders  und  in  den  filteren  Werken  fiber 
Sienennannskunst  findet  man  weitlfiuftige  Anweisungen,  wie  die  Abtrift 
lu  messen  ist.  Da  sind  z.  B.  Regeln,  wie  sie  aus  der  Segelfuhrung 
bestimmt  werden  kann;  sind  die  Bramsegel  weggenommen,  so  soll 
man  einen  Strich  rechnen;  sind  die  Marssegel  geborgen,  drei  und  ein^i 
halben  Strich  u.  s.  w.  Ganz  besonders  aber  und  mit  Recht  wird  em- 
pfohlen, dem  Schiffe  eine  Leine  nachschleppen  zu  lassen;  der  Winkel, 
den  diese  mit  dem  Kiele  mache  ^  sei  die  Abtrift.  In  dem  berühmten 
Spiegkel  der  Zeevaardi  door  Luc,  Jans*.  Waghenaar  (Leyden  1584) 
werden  für  die  Distanzmessung  keine  Vorschriften  gegeben,  aber  in 
Bezug  auf  die  Abtrift  hei£Bt  es,  dieselbe  werde  am  sichersten  gefunden: 
äoor  eene  Looiiffne  mei  een  hau$  ofie  anders  achter  uyt  te  laaien  gaa»; 
man  soll  ein  Stuck  Holz  oder  etwas  anderes  an  die  Lothleine  stecken 
und  hinten  nachschleppen  lassen. 

Eine  solche  Schleppleine,  um  den  Kurs  genau  zu  messen  und 
nichts  anderes  war  die  catena  a  poppa,  von  der  Pigafetta  spricht.  Hätte 
er  die  Distanz  gemeint,  er  würde  nicht  den  Ausdruck  viaggio  gebraucht 
kaben,  den  er  gerade  da  anwendet,  wo  er  von  der  Richtung  des  ein- 
zoschlagenden  Weges  spricht.  Einige  Seiten  vorher,  wo  er  berichtet, 
dab  Magellan  in  der  von  ihm  entdeckten  Stratse  für  die  suruckgeblie- 


112  Brensing: 

bene  Victoria  ala  Sigoftl  einen  Flaggenstoek  aufgerichtet  und  am  Fufae 
deeselben  in  einem  Topfe  einen  Brief  niedergelegt  habe,  um  jenem 
Schiffe  den  Kurs  ansoieigen,  auf  dem  es  dem  Geschwader  folgen  solle, 
laaten  die  italienischen  Worte :  una  Idtera,  in  cui  imdieatse  il  viaggio 
cICerasi  siabilito  (U  fare.  Man  braucht  kein  Seemann  cu  sein,  nm  ein- 
susehen,  dafs  hier  die  Bedentong  von  Distans  für  viaggio  durchaus 
unsnlftfsig  ist.  Es  ist  su  bedauern,  dafs  Amoretti  nicht  neben  der  ita- 
lienischen Uebersetaung  auch  den  Urtext  des  Pigafetta  in  seiner  ur- 
sprünglichen Gestalt  herausgegeben  hat  Um  die  Sprache  des  See- 
manns SU  verstehen,  mnfs  man  vollst&ndige  Sachken ntnifs  dessen 
besitzen,  worauf  es  ankommt  und  diese  stand  Amofetti,  wie  sich  aus 
seinen  Anmerkungen  ergiebt,  nicht  zu  Gebote.  Nun  ist  es  fraglieh, 
ob  Pigafetta  das  Wort  maggio  wirklich  gebraucht  hat  Ist  dies  der 
Fall,  so  hat  er  es  offenbar,  wie  aus  der  angezogenen  Parallelstelle 
hervorgeht,  in  der  Bedeutung  „Kurs^  angewendet.  Er  könnte  indefs 
auch  einen  noch  bezeichnenderen  Ausdruck  gebraucht  haben.  Und  zu 
dieser  Yermuthung  veranlafst  mich  Folgendes.  Zugleich  mit  der  ita- 
lienischen Uebersetzung  i«röffent lichte  Amoretti  auch  eine  französische, 
die  mir  leider  nicht  zu  Gebote  steht.  Aber  von  dieser  franzosischen 
Ausgabe  lieferten  Jakobs  und  Kries  eine  deutsche  Uebersetzung  (Gotha 
1801.  8.),  und  in  dieser  lautet  (S.  57)  die  fragliche  Stelle:  Zufolge  des 
Fahrstriches  unseres  Schiffes,  den  wir  mittelst  einer  am  Hintertheile 
desselben  befestigten  Kette  u.  s.  w.  Hier  also  ist  viaggio  ausdrucklich 
mit  Kurs,  denn  das  ist  Fahrstrich,  übersetzt.  Es  ist  beinahe  unbe- 
greiflich, dafs  die  Uebersetzer  trotzdem  Amoretti  darin  beistimmen, 
hier  sei  von  der  Logge  die  Rede.  Aber  in  seem&nnischen  Dingen 
mufs  man  gelehrten  Herren  viel  zu  Oute  halten. 

Es  mag  der  Erwähnung  nicht  unwerth  erscheinen,  dafs  das  Ver- 
fahren, von  dem  Pigafetta  spricht,  bis  auf  den  heutigen  Tag  auf  allen 
Schiffen  geübt  wird,  die  nicht  in  der  Lage  sind,  Langenbestimmungen 
durch  Chronometer  oder  Monddistanzen  zu  machen.  Auf  jedem  noch 
so  kleinen  Seeschiffe  wird  nämlich  wenigstens  die  Meridianhöhe  der 
Sonne  beobachtet,  so  dafs  man  den  Breitenunterschied  von  Mittag  zu 
Mittag  genau  kennt.  Glaubt  man  dann  sich  auf  seinen  Kurs  verlassen 
zu  dürfen,  so  wird  die  Distanz  so  berichtigt,  dafs  sie  dem  Breiten- 
unterschiede und  dem  Kurse  entspricht.  Auch  noch  heute  ist  es  eine 
durchaus  richtige  seemännische  Ausdrucks  weise,  wenn  man  sagt:  ,)dem 
Kurse  nach,  den  wir  genau  mafsen,  mufsten  wir  täglich  so  und  so  viel 
Meilen  Distanz  zurückgelegt  haben.*' 

Die  Logge  ist  unzweifelhaft  eine  englische  Erfindung  aus  der  Mitte 
des  16.  Jahrhunderts.  Sie  findet  sich  zuerst  erwähnt  in  dem  Werke  von 
William  Borne  (Bourne):  A  Regiment  for  ihe  Sea,    London,  L")77.    4®. 


r 


Zar  Cteachichte  der  Geographie.    3.  Die  Catena  a  poppa.  ^l^ 


ffier  bafst  es  (Sth'Bdition.  1592.  p.  4Sy)t  To  know  ihe  skippet 
wof  some  doe  nse  tkii,  whieh  (a«  /  $ake  if)  i$  very  good:  theg  have  a 
peece  of  wood  and  a  line  to  vere  out  over  board,  of  a  greai  length, 
whkk  they  tnake  fast  at  one  ende^  and  at  tke  other  ende  and  in  tke 
mddle  tkey  kave  a  peeee  of  a  line,  wkick  tkey  make  fast  witk  a  smali 
tkread  to  stand  Igke  unto  a  crow  foote:  for  tkis  purpose,  tkat  it  skould 
iri^e  a  steame  as  fasty  as  tke  skip  dotk  go  away  firom  it^  ahnaies 
hating  tke  line  so  readie  tkat  it  goes  out  so  fast,  as  tke  skippe  goetk. 

In  lyke  manner  tkey  kave  eitker  an  koure  glasse  of  a  minute  or 

ehe  a  knowen  part  of  an  koure,    by  some  number  of  words  or  suck 

olker  hke,  so  tkat^tke  line  being  vered  out,  may  be  stopt  iust  witk  tkat 

fime,  tkat  tke  glasse  is  out,  or  tke  number  of  words  spoken,  wkick  done 

tkey  kale  in  tke  logge  or  peece  of  wood  againe  and  looke  kow  many 

fadam  tke  skip  katk  gone  in  tkat  time:  tkat  being  knowen,  wkat  part 

of  a  league  so  ever  it  be,  tkey  multiply  tke  number  of  fadames  by  tke 

porcion  of  Hme  or  part  of  an  koure,     Wkere  by  you  may  know  iustly 

kaic  many  leagues  and  parts  of  a  league  tke  skip  goetk  in  an  koure  etc. 

As  for  example  tkis:  I  kating  a  minute  glasse,  but  it  is  better  for  to 

kave  a  porcion  of  tyme   by  some  number  of  words,  and  tke  lesser  part 

of  time  tkat  you  kave,  it  is  tke  better,  for  if  tkat  tke  sKippe  doetk  go 

tery  fast,  you  skall  not  kave  to  muck  lyne  out,  and  if  tkat  tke  skip 

doetk  go  but  slowly,  tken  you  may  double  tke  lengtk  of  time  by  speaking 

ike  words  twice  or  tkrice  over  and  for  to  work  it  tmely  doe  tkis :  First  let 

downe  your  logge  kandsomely  into  tke  water  and  tken  let  tke  line  be 

wutrked  according  unto  tke  skippe^  a  two  or  tkree  fadame  from  tke  log 

eecordingly,  tkat  it  be  so  farre  a  steame  tkat  it  commetk  into  quick 

water,  tkat  tke  edie  of  tke  steame  doetk  not  stay  it,  tkat  being  done, 

tken  begin  to  speah  your  wordes   and  stay  it  iust  at  tke  ende  of  tke 

words  and  tken  kale  in  your  logge  againe  and  measure  kow  many  foote 

or  fadames  tkat  you  kave  verred  or  put  out  in  tkat  time  etc.  etc. 

Eine  weitere  Erw&hnung  der  Logge  findet  sich  erst  wieder  in  dem 
Jahre  1607,  and  zwar  in  einer  von  Parcbas  veröffentlichten  ostindi- 
sthen  Reise*): 

Journal  of  tke  tkird  voyage  to  tke  East-India  set  out  by  tke  Com" 
pany  of  tke  Merckants^  trading  in  tkose  parts,  in  wkich  voyage  were 
imployed  tkree  skips  viz.  tke  Dragon,  tke  Hector  and  tke  Consent  and 


')  Herr  Capitän-Lieutenant  Stenzel  von  der  Königlich -Dentschen  Kriegsmarine 
hatte  die  Güte,  mir  bei  seiner  Anwesenheit  in  London  auf  dem  britischen  Museum 
die  fragliche  Stelle  auszuziehen.  Das  Boume'sche  Werk  ist  so  selten ,  dafs  sich  die 
beiden  ersten  Ausgaben  selbst  in  dieser  reichen  Bibliothek  niobt  vorfinden. 

•)  Pürcbas:    His  pilgrime,    Fol.    London  1625.    First  part.    Lib.  III.      . 

ZeiUchr.  d.  Ge^eUsch.  f.  Brdk.    Bd.  IV.  ^ 


}|4  Brensing: 

tu  ikem  ihe  Number  of  ikree  hundred  and  ten  persom  or  there  abouU 
fcriiien  by  William  Keeling,  ckiefe  Commander  there  of. 

Hier  heifst  es  aaf  pag.  188: 

This  moming  ihe  fourth  of  August  1607  we  saw  many  fiowres,  a 
tigne  of  land  and  this  evening  we  had  g round  from  twentie  eighi  to 
sixieene  fathome  0*y,  but  no  sight  of  land, 

I  hoysed  out  my  schiffe  and  sent  her  to  ride  near  us,  to  prove  ihe 
set  of  the  current;  she  found  by  ihe  Log-line  the  current  io  sei  South 
East  by  East  two  miles  a  watch;  how  be  it^  the  schiffe  roade  windward. 

Seit  dieser  Zeit  begegnen  wir  der  Logge  öfter,  aber  zunächst  nur 
in  englischen  Werken.  In  Spanien  mufs  sie  erst  nach  dem  J.  1633 
Eingang  gefauden  haben.  Duflot  de  Mofras  sagt  darüber  ^ ) :  Don  Pedro 
Porter  de  Casanate  dans  le  discours.  quil publia  en  1633  sur  rimperieuse 
nicessiti  de  corriger  les  erreurs,  qui  nuisaient  ä  la  navigationy  examina 
aussi  les  diff6renies  mithodes  proposies  pour  determiner  la  longilude 
et  il  les  jugea  difficiies  et  prisentant  peu  de  securiiä  aux  pilotes.  On 
ne  connaissait  pas  encore  dans  la  marine  espagnole  temploi  de  f  utile 
insirument  nommä  le  loch,  qui  sert  ä  mesurer  la  distance  parcourue 
par  le  navire.  In  Frankreich  mufs  sie  erst  um  die  Mitte  des  17.  Jahr- 
hunderts bekannt  geworden  sein.  Wir  haben  dafür  einen  vollgültigen 
Zeugen  in  dem  seiner  Zeit  berühmten  Hydrographen  Fournier,  der  als 
Almosenier  der  königlichen  Flotte  Reisen  nach  Ost-  und  Westindien 
gemacht  und  reiche  Erfahrungen  gesammelt  hatte.  Er  spricht  in  sei- 
nem Werke')  über  die  Methoden,  die  gesegelte  Distanz  zu  messen, 
and  nachdem  er  die  von  Vitruv  vorgeschlagene  aber  wohl  nie  in  An- 
wendung gekommene  erwähnt  hat,  fährt  er  fort:  Depuis  quelques  an- 
nies les  Anglois  se  sercent  d^une  praiique,  qui  h'en  est  pas  beancoup 
eioignSe.  Ils  prennent  une  ligne  ou  cordeau  auquel  on  fait  des  noeuds 
de  7  brasses  en  7  brasses  ou  de  \{)  en  \ 0,  comme  vous  voulez,  A  cette 
cordelette  en  attache  une  petite  palet te  ou  nacelle  de  bois  de  chesne 
d^environ  un  pied  sur  5  ou  le  pouces  de  large,  qui  est  charge  sur  far- 
ri^e  d'une  petite  bände  de  plomb,  Aux  coslez  on  attache  deux  petits 
iuyaux  de  bois  pour  la  soustenir  mietix^  en  sorte  qne  fextremite  ou  est 
le  plomb  enfoncä  et  Vauire  paroisse  touiours  hors  teau.  Cela  fait  on 
la  laisse  tomber  en  mer  au  derriere  du  vaisseau  sur  le  sillon  ou  hoüage 
du  vaisseau  et  laissant  librement  filer  ce  cordeau  selon  la  ritesse  du 
naeire  eile  demeure  comme  immobile  au  Heu  ou  eile  est  tombie;  puis 
voulant  sgavoir  le  cinglage  du  vaisseau,  on  prend  garde,  combien  de  ces 


*)  Doflot  de  Mofras:  Recherche»  sur  les  progres  de  Vastronomie  et  des  sciences 
nautiques  cn  Eapagne.     Paris   1839.      8*.     p.  36. 

•)  Fournier:  Hydrographie.    Paria  1648.    Fol.    p.  707. 


Zur  Geschichte  der  Geographie.     3.  Die  Catena  a  poppa.  |]5 

noemds  oni  eouU  dans  Cean  Vetpace  cTune  ou  deux  horloges.  —  DaTs 
die  Eenntnifs  dieses  Werkzeuges  wie  nach  Frankreich  so  auch  nach 
Italien  von  England  ans  gelangt  ist,  ergiebt  sich  daraus,  dafs  es  von 
den  italienischen  Seeleuten  wie  von  den  französischen  mit  seinem  eng* 
tischen  Namen  loch  genannt  wird. 

Schliefslich  mochte  ich  noch  auf  einen  Irrtbum  aufmerksam  machen, 
dem  man  in  deutschen  Uebersetzungen  von  Reisebeschreibungen  und 
selbst  in  geographischen  Werken  häufig  begegnet  und  der  wohl  m> 
äprnnglich  von  nautischen  Dilettanten  veranlafst  ist.  Es  ist  vielfach 
die  Meinung  verbreitet,  als  ob  die  Ortsbestimmung  aus  der  Logge- 
rechnung  von  den  Seeleuten  „Gissung^  genannt  werde.  Dem  ist  nicht 
so.  Gissung  ist  die  erfahrungsmSfsige  Schätzung  des  zurückgelegten 
Weges  ohne  Anwendung  eines  Mefswerkzeuges.  Wenn  ein  Land- 
reisender nach  der  Geschwindigkeit  seiner  Schritte  und  nach  der  ver- 
iossenen  Zeit  die  Anzahl  der  zurückgelegten  Meilen  veranschlägt,  so 
ist  das  eben  auch  eine  Gissung.  Wenn  aber  der  Feldmesser  denselben 
Weg  mit  der  Mefskette  aufnimmt,  so  mag  immerhin  der  Geodät  eine 
solche  Messung  als  höchst  ungenau  und  z.  B.  für  eine  Basis  zu  einer 
Gradmessung  als  unbrauchbar  verwerfen,  der  Feldmesser  wird  doch 
immer  das  Recht  haben  seine  rohe  Messung  für  eine  Messung  gelten 
zu  lassen  und  nicht  für  eine  Schätzung.  So  wird  sich  auch  der  See- 
mann es  nicht  nehmen  lassen,  seine  Distanz  gemessen  zu  haben,  wenn 
er  die  Logge  anwendet  Gissung,  Loggerechnung  und  astronomische 
Ortsbestimmung  sind  drei  verschiedene  Stufen  der  Genauigkeit.  Auf 
die  Gissung  war  man  angewiesen,  so  lange  die  Logge  nicht  erfunden 
war;  seitdem  der  Seemann  diese  anwendet,  ist  die  Gissung  so  gut  wie 
gänzlich  aufser  Gebrauch  gekommen. 


8 


116 


V. 

p.  V.  Ssemenof  s  Forschungsreisen  in  den  Trans- 
Ilischen  Alatau  und  zum  Issyk-Kul, 

auBgef&hrt  in  den  Jahren  1856  und  1857. 

Nach  dem  Bnssischen  von  F.  Marthe. 


Im  Jahre  1850  drangen  rassische  Heerestheile  zam  ersten  Male 
in  den  Landstrich  südlich  vom  Ui  vor,  im  Jahre  1853  war  die  Occa- 
pation  des  ^Trans-Ilischen^  Gebiets  vollendet,  und  im  Jahr  1854 
wurde  an  derselben  Stelle,  wo  einst  Almatu  (f)die  Apfelstadt^)  an 
den  Ufern  der  in  den  Keskelen  (Nebenfluss  des  Ili)  sich  ergieüsenden 
Almatinka  stand,  der  Grund  zur  Festung  Warn  oje  gelegt,  die  seit- 
dem der  Stützpunkt  der  rassischen  Macht  in  jenen  Gegenden  geblieben 
und  der  Ausgangspunkt  zu  den  bekannten  grofsartigen  Annexionen 
im  Sfiden  und  Südwesten  geworden  ist.  Kurz  nach  dem  Entstehen 
der  neuen  Zwingburg  im  Kirgisenlande  traf  der  seitdem  bekannter 
gewordene  russische  Naturforscher  P.  v.  Ssemenof,  der  Uebersetzer  and 
Fortsetzer  von  Ritter's  Asien,  dort  ein,  um  die  angrenzenden  Theile  des 
Thian-Schan  zu  durchforschen.  Einen  in  jeder  Beziehung  interessanten 
Bericht  hierüber,  den  der  trefTHche  Beobachter  in  russischer  Sprache 
erst  jetzt  veröffentlichte,*)  um  damit  die  Berichte  Ssäwerzofs  über  die 
im  Westgebiet  des  Himmelsgebirges  unternommenen  Forschungen  so 
vervollständigen,  geben  wir  im  Folgenden  ziemlich  vollständig  wieder, 
damit  auch  unseren  Mittheilungen*)  über  Ssäwerzof  die  nothwendige 
Ergänzung  nicht  fehle.') 

Der  Expedition,  deren  Verlauf  wir  zunächst  erzählen,  lag  fol- 
gende Veranlassung  zu  Grunde.  Im  Juni  1856  hatte  der  kara- kir- 
gisische   Stamm  der  Ssara-Bagisch    nicht   nur    einen    russischen 


')  8.  SapiBki  der  K.  B.  Geogr.  Gesellschaft.  AUg.  Geogr.  (Sectionen  f.  phjs. 
n.  matfa.  Geogr.)   Bd.  1.   S.  181—264. 

•)  8.  Bd.  n,  Heft  1  (S.  79  flg.)  und  Bd.  III,  Heft  5  (S.  421  flg.)  dieser 
Zeitschrift. 

*)  Der  erste  Bericht  ttber  Ssemenof  s  Reisen  erschien  in  Petermann's  Geogr. 
Bütth.  1868,  S.  861  flg.,  begleitet  von  einer  Karte.  Von  diesem  unterscheidet  sich 
der  jetzige  darin,  dafs  er  auf  ein  engeres  Gebiet  beschränkt  mehr  in's  Detail  geht. 
Namentlich  ist  in  der  hier  zu  Grunde  liegenden  Darstellung  der  botanische  Theil 
bei  weitem  vollaULndiger;  nicht  minder  der  ethnographische,  welcher  zur  Geschichte 
der  vor  12—16  Jahren  am  nordlichen  Thian-Shan  bestehenden  VölkerverhÄltnisse. 
sowie  zur  Aufklärung  der  die  russische  Occupation  herbeifUhrendcn  Ursachen  einen 
wohl  nicht  uninteressanten  Beitrag  liefert. 


P.  T.  Ssemenof  8  Forschungsreisen  in  den  Trans -Ilischen  AlaUn.       ]  ]  7 

TVansport  fiberfallen,  sondern  aach  den  unter  rassischer  Botmäfsigkeit 
stellenden  Stamm  der  Dnlat  rein  aasgeplSndert.  Zar  Yergeltang  war 
im  Angust  desselben  Jahres  ein  rassischer  Streifzag  in  das  cavor  nie 
betretene  Thal  des  Tscha,  die  damalige  Weidest&tte  der  Ssara-Bagisch, 
ansgefohrt  worden  und  hatte  erwünschten  Erfolg  gebracht,  d.  h.  es 
waren  eine  Anzahl  Feinde  getödtet  and  verschiedene  Heerden  ihres 
Viehes  weggetrieben  worden,  *.—  freilich  nicht  ohne  einige  Verluste, 
da  die  anfangs  überraschten  Steppenbewohner  sich  ermannt  and  ihre 
Gegner  aaf  dem  Rückmarsche  darch  die  unbekannten  Defile's  am 
Saook-Tubbe  angegriffen  hatten.  Seitdem  war  etwa  ein  Monat  ver- 
flossen, und  der  Kommandant  zu  Wfirnoje  wünschte  zu  erfahren,  wel- 
eben  Eindrack  der  jüngste  Rachezag  auf  die  Ssara-Bagisch  gemacht, 
and  wie  überhaupt  die  Verhältnisse  am  Tscha  st&nden.  Es  sollte  also 
eine  „friedliche^  Recognoscirung,  natürlich  mit  militärisch  ausreichen- 
den Kräften  (einer  halben  Ssotnie  Kosaken),  dahin  veranstaltet  werden, 
und  die  Führung  derselben  wurde  Ssemenof  angetragen,  der  sie,  wie 
natürlich,  mit  Freuden  annahm. 

Am  3.  October  (neuen  Stils)  1856,  früh  10  Uhr  versammelte  sich 
das  kleine  Ezpeditionscorps  auf  dem  Marktplatze  zu  Wärnoje  vor  der 
im  Bau  begriffenen  Kirche;  es  wurde  nach  rassischer  Sitte  eine  Messe 
gelesen  und  Weihwasser  gespendet,  dann  setzte  sich  der  Zug,  ver- 
stärkt um  die  nothigen  Lastpferde  und  Kameele,  geleitet  von  kirgi- 
sischen Wegweisern,  in  Bewegung.  Die  Reise  ging  westwärts,  immer 
am  Fufee  des  in  Wolken  gehüllten  Alatau,  der  vorerst  links  liegen* 
blieb,  um  später  an  geeigneter  Stelle  überschritten  zu  werden.  Das 
Wetter  war  warm  und  trübe,  bald  fiel  Regen.  So  waren  etwa  vier 
Meilen  zurückgelegt,  Ssemenof  ritt  mit  2  Kosaken  um  eine  halbe  Werst 
dem  Zuge  voran ,  der  ein  melancholisches  Lied  sang,  da  wurde 
plotslich  von  vorn  ein  furchtbares  Schreien  vernehmbar.  Rasch  sprengte 
der  Reisende  mit  seinen  Begleitern  einen  Hügel  hinan,  und  ein  an- 
erwartetes Schauspiel  bot  sich  seinen  Blicken  dar.  Eine  Schaar  kir- 
giscber  Reiter  suchte  in  aller  Hast  ans  einem  Haufen  schreiender  und 
gesticulirender  Menschen  herauszukommen  und  jagte  spornstreichs 
davon.  Der  zurückgelassene  Haufen  von  Menschen  und  Thieren  be- 
fand sich  in  einem  malerischen  Durcheinander  auf  dem  Abhänge  eines 
andern  Hügels.  Einige  Kameele  lagen  auf  der  Erde,  andere  standen 
ohne  Last  da,  hier  waren  einige  Pferde  zusammengekoppelt,  dort  liefen 
andre  fr^i  umher,  ihrer  Last  entledigt,  oder  es  war  diese  theilweise 
aufgebunden.  Von  den  10  Ssarten  (Kaufleuten  aus  Taschkend),  welche 
die  Karawane  bildeten,  lagen  zwei  gebunden  am  Boden,  ein  Graubart 
aof  den  Knieen ,  andere  liefen  halbentkleidet  ihren  Rettern  entgegen. 
Obwohl  die  Dolmetscher  hinten  beim  Zuge  waren,   konnte  die  Scene 


]|g  Marthe: 

doch  keinen  Au|^nblick  mifsverBtanden  werden«    Eine  kara-kirgieiaohe 
Baranta  (R&uberschaar)  von   beiläufig  30  Mann   hatte  die  Eaufleote 
übeifalien,  ihr  Gep&ck  mit  Beschlag  belegt,  ihnen  ihre  im  Ourtel,  aaf 
der  Brost,  in  den  Schaben  versteckten  Kostbarkeiten  abgenommen  and 
würde  ihr  einträgliches  Geschäft  zu  £nde  geführt   haben ,    wenn    sie 
nicht  die  nahenden  Klänge  eines  Kosakenliedes  stutzig  gemacht   und 
der  Anblick  dreier  russischer  Reiter  in  die  Flucht  gejagt  hätte.     Das 
Gros  der  kleinen  Armee  war  unterdefs  herangekommen,  and  ihr  Führer 
forderte  Freiwillige  zur  Verfolgung  der  noch  sichtbaren  Räuber   aof. 
Fünfzehn  Mann  meldeten  sich,  und  es  begann  nun  eine  Hetzjagd,  die 
zuletzt  damit  endigte,    dafs    sieben  Verfolgte    aof  müden  Pferden  im 
Schritt  voran,  und  drei  Verfolger  einzeln  und  ebenfalls  im  Schritt  in 
ziemlicher  £ntfernang  hinterherritten,  bis  diese,  um  dem  Schicksal  der 
Guriatier  zu  entgehen,  sich  entschlossen,  umzukehren,  wobei  sie  noch 
die  von  Jenen  weggeworfenen  Waffen  und  Oberkleider  einsammeln  ond 
als  Trophäen  zum  abendlichen  Bivonac  zurückbringen  konnten.     Mit 
dieser  ethnographischen  Erfahrung  schlofs  der  erste  Reisetag.     In  den 
folgenden  Tagen  klärte  das  Wetter  sich  auf,  ond  der  schneebedeckte 
Kamm  des  Alatau  trat  zur  Linken  in  aller  Pracht  hervor,  um  2  Uhr 
Nachmittag  zeigte  das  Thermometer  am  5.  October   18  ^  C.  in   einer 
Höhe  von  etwa  3000'  über  dem  Meere.     Auf  der  Hochebene,   in  der 
hier  gerastet   wurde,    bestadd   die  Vegetation   aus   hohen,    theils   ver- 
brannten, theils  vertrockneten  Kräutern.    Einige  Pflanzen  standen  noch 
in  Blüthe,  so  die  hohe  wilde  Stockrose  {Allhaea  nudißora)^  die  Lava- 
thera  thuHngiaca^   Cichorium  inlybus,    Glycyrrhiza   asperrima  und  So- 
phara  alopecuroides,  ferner  auf  sandigen  Hügeln  Peganum  harmaia  und 
Calligonum.     Das  Nachtlager  wurde  an  diesem  Tage  in  einer  Meeres- 
höhe von  3600  Fufs  am  Ufer  des  Kaste k  aufgeschlagen.     Von  War- 
noje  bis  hierher  waren  etwa  11  Meilen  zurückgelegt.     Am  6.  October 
ging  die  Reise  in  dem  gewundenen  Thale  des  Kastek  aufwärts  in  der 
allgemeinen  Richtung  nach  Süd.     Das  Wetter  war  klar;    um   7  Uhr 
Morgens  10,3  Grad  C.     Rechts  lag  der  abgerundete  Gipfel  des  Ssook- 
Tübbe,    etwa  9000  Fufs  hoch,    links    die   Berge   Ssary-Tschebyr. 
Nach  einer  Stunde  Wegs  traten  an  den  hohen  Bergseiten  des  Thaies 
die  ersten  festen  Gesteine  zu  Tage,  anfangs  dunkler  Kalk,  dann  grob- 
körniger Granit,  der  sich  auf  4  Stunden  Wegs  hinauf  erstreckt,  indem 
er  zuletzt  den  Glimmer  verliert.    Nach  fünfstündigem  Marsche  gelangte 
der  Zug  an  die  Stelle,   wo  der  Kastek  aus  2  Quellbäcben  zusammen* 
flielst').     Man  folgte  dem  südöstlichen  Laufe,  da  der  südwestliche  zu 


')  Im  untern  breiten  Theile  des  Kastek-Thales  war  es,  wo  Ssäwersof  (s.  Bd.  II, 
Heft  1,  S.  82  dieser  Zeitscbrilt)    die  ersten  Sparen   ehemaliger  Gletscher,   Moränen- 


P.  V.  Sse^enofs  Forschungsreisen  in  den  Trans-Ilischen  Alatau.        ]  ( 9 

nahe  an  die  damals  noch  cbokandsche  Festung  Tokmak  gefShrt  hätte. 
Bald  trat  Homstein  xu  Tage,  das  Aufsteigen  wurde  immer  steiler, 
ferner  zeigten  sich  zwischen  den  Granitmassen  auch  Adern  und  Stücke 
TOD  Porphyr.  Dieser  Porphyr  nmschlofs  auf  graulicher  Grundlage 
kleine  rothe  Krystalle  von  Feldspath,  hellgraue  Oligoklase,  war  aber 
frei  von  Quarz.  Weiterhin  nahm  der  Porphyr  eine  dunkle,  fast  schwarze 
Grundfarbe  an,  aus  der  nur  hellgraue  Krystalle  von  Feldspath  hervor- 
stachen. Nach  mehr  als  sechsstündigem  Marsche  näherte  man  sich 
der  Spitze  des  Passes,  den  die  Wegweiser  Beissenyn-Assy  nannten. 
Zuvor  noch  wurde  Gneifs  bemerkt,  der  im  Thian-Schan  und  beiden 
Alatau  selten  auftritt.  Dieser  grobkörnige  Gneifs  zeigte  sehr  deutlich 
seine  charakteristische  Schichtung  und  war  reich  an  Glimmer.  Bald 
darauf  stiefs  man  auf  einen  kunstlich  aufgeschütteten  Haufen  Steine^ 
aus  dem  trockene  Zweige  mit  daran  gehängten  bunten  Lappen  (Opfer- 
gaben für  die  Berggeister)  hervorragten;  so  bezeichnen,  sagt  Ssemenof, 
die  Kirgisen  gewöhnlich  die  Spitzen  ihrer  Gebirgspässe.  Auf  der  Höhe 
des  Passes  bestanden  die  Felsen  aus  porphyrartigem  Granit,  dessen 
Grundlage  hellrother  Feldspath  bildete,  in  welchem  Krystalle  desselben 
Feldspaths  und  Quarzkörner  eingestreut  waren.  Die  Vegetation  war 
hier  verwelkt,  das  Thermometer  stand  etwas  unter  0  Grad,  der  Wind 
war  kalt  und  schneidend.  Die  Höhe  des  Passes  schätzte  der  Reisende 
auf  etwa  7600  Fufs.  Klar  erkennbar  war  von  hier  die  Theilung  des 
Trans-Ilischen  Alatau  in  2  Parallelketten,  die  sich  nach  links  in  die 
Ferne  verloren,  auf  der  Höhe  mit  Schnee  bedeckt.  Nach  vorn  hin, 
aber  auch  zur  linken  Hand,  fiel  der  Blick  in  die  dunkle  Oeffnung  der 
Schlucht  von  Buam,  gerade  aus  erhob  sich  die  Wand  des  Kirgisnyn- 
Alatau,  welcher  von  dieser  Schlucht  aus  die  südliche  Parallelkette  des 
Trans-Ilischen  Alatau  nach  Westen  fortsetzt;  zu  Füfsen  lag  das  ziem- 
lich breite  Thal  des  Tschu  mit  dem  Silberbande  des  vielfach  gewun- 
denen Flusses.  Der  Weg  abwärts  führte  nach  {  Stunden  in  das  enge 
wilde  Thal  des  Beissenyn-Bulak,  in  welchem  auf  einer  Höhe  von 
6500  Fufs  das  Nachtlager  genommen  werden  mnfste. 

Am  andern  Morgen  war  das  Zelt  des  Reisenden  bereift,  das 
Thermometer  zeigte  früh  7  Uhr  — 1,5  Grad  C,  es  schneite.  Nach  dem 
Aufbruche  ging  es  2  Stunden  steil  abwärts  auf  einem  mit  Granit- 
blöcken besäeten  und  theilweise  mit  frischgefallenem  Schnee  bedeckten 
Wege.     Dann   zeigten   sich    vertical    erhobene    Schichten    von   aufser- 


bilduDgen  fand.  Es  sind  hohe  Steinwälle  auf  der  linken  Seite  des  Flusses,  zu- 
weilen bifl  200  Fufs  hoch,  die  au  den  Stellen,  wo  Querspalten  vom  Ssuck-Tübbe 
zum  Kastek  hinabgehen,  senkrecht  durchschnitten  sind  von  ähnlichen  Wällen.  Sae- 
menof  hat,  wie  wir  im  Voraus  bemerken  wollen,  Erscheinungen  dieser  Art  hier  und 
anderwärts  unbeachtet  gelaasen. 


]20  Marthe: 

ordentlich  festem,  dickscbichtigem,  dankel-graogranlichem  Schiefer,  nach 
diesem  wieder  Granit,  bestehend  aus  weifsgrunlichem  Feldspath,  dun* 
kelgranem  Glimmer  und  sehr  wenigem  Quarz.  Nach  ^stündigem 
Marsche  wurde  das  enge  Thal  des  Beissenyn  rasch  weiter,  und  bald 
Standen  die  Beisenden  in  dem  breiten  Thale  des  Tschu.  Der  Schnee 
hatte  sich  allm&hiich  in  Regen  verwandelt,  and  hier  horte  auch  dieser 
auf.  Das  Thal  des  Tschu  erwies  sich  Öde  und  verlassen,  die  Ssara- 
Bagisch  waren  wahrscheinlich  aus  Furcht  vor  neuen  Angriffen  hinweg- 
gezogen, nicht  einmal  frische  Sparen  vereinzelter  Reiter  waren  zu  ent- 
decken. Ssemenof  zog  nun  mit  seiner  kleinen  Armee  eine  Meile  weit 
in  diagonaler  Richtung  auf  den  Punkt  zu,  wo  der  Tscha  aus  dem 
Querspalt  von  Buam  in  sein  breites  nach  West  gerichtetes  Thal  tritt; 
es  wurden  dabei  passirt  die  Flufschen  Dschenschischke-Earassu,  Ssche- 
ianaschtsch  und  der  kleine  Kebin.  Am  Spalt  steht  der  Hügel  Borol- 
dai,  der  aus  graulich -violettem  Porphyr  mit  ziemlich  gleichmäfsig 
eingesprengten  glänzenden  kry stallischen  Qnarzkornern  gebildet  ist. 
Vom  Boroldai  ging  es,  immer  noch  auf  dem  rechten  Ufer  des  Tscha, 
in  die  Schlacht  hinein.  Bald  aber  wurde  diese  so  eng,  und  die  Por- 
phyrfelsen traten  so  dicht  an  den  Flufs  heran,  dafs  auf  dem  rechten 
Ufer  nicht  mehr  fortzukommen  war.  In  dichtgedrängter  Masse,  mit 
den  Eameelen  und  Saumthieren  in  der  Mitte,  wurde  der  Uebergang 
über  den  tosenden  und  schäumenden  Strom  glücklich,  wenn  auch 
mühselig,  bewerkstelligt.  Die  Führer  nannten  die  Berge  auf  dem 
rechten  Ufer  Turaigyr,  auf  dem  linken  Enyrgan.  In  Wirklichkeit 
ist  es  ein  und  dieselbe  Bergkette,  die  durch  den  tiefen  Querspalt  der 
ßuam-Schlucht  wie  mit  Gewalt  auseinandergerissen  ist,  jetzt  auf  der 
linken  Seite  des  Tschu  als  Eirgisnyn  -  Alatau  oder  Alexandergebirge, 
rechts  vom  Tschu  als  südliche  Parallelkette  des  Trans-Ilischen  Alataa 
aufgefafst  wird. 

Wilde  Erhabenheit  ist  der  Charakter  der  Buam  -  Schlucht.  Der 
schmale  Fufspfad,  auf  welchem  unsere  Recognoscenten  nur  einzeln 
vorwärts  kommen  konnten^  tritt  bald  so  nah  an  den  Flafs  heran,  dafs 
ihn  die  schäumenden  Fluthen  desselben  bespritzen,  bald  schmiegt  er 
sich  gleichsam  in  die  steil  abfallenden  Porphyrfelsen  ein,  bald  verliert 
er  sich  in  Felsen-  und  Steinhaufen.  Aus  den  Felswänden  stehen  hier 
und  da  Sträucher:  Hippophae  rhamnoides ^  Halimodendron  argentevm 
und  die  für  Mittelasien  so  charakteristischen  Calligonum  hervor,  ferner, 
dem  düstern  Charakter  des  Ortes  entsprechend,  Wachholder  (Junip.pseudo- 
sabind).  Die  dicken,  gekrümmten  Stämme  des  letztern  kriechen  gewohnlich 
über  das  Gestein  hin,  erheben  sich  aber  bisweilen  zu  malerischen  Bäumen 
von  15 — 17  Fufs  Hohe,  die  mit  ernstem,  dunklem  Grün  bekleidet  sind. 

Nach  anderthalbstündigem  Marsche   stand  man  der  Mündung  des 


r 


P.  V.  Ssemenofs  FonchangsreUen  in  den  Trans-nisehen  Alataa.        ]  2 1 

grofsen  Kebin,  der  von  Ost  her  in  den  Tschu  fällt,  gerade 
gegenüber.  Aber  der  Plan,  an  diesem  hinauf-  and  so  zuruckza- 
gefaen,  erwies  sich  auf  den  ersten  Blick  als  anausfuhrbar.  Der 
grofse  Kebin,  der  in  einem  ziemlich  breiten,  schönen  Längenthaie 
fliefst  und  den  Trans- üischen  Alataa  in  zwei  Parallelketten  scheidet, 
verliert  sich  aaf  den  letzten  Wersten  seines  Laafes,  so  zu  sagen^  in 
eine  Sackgasse,  in  eine  so  enge,  mit  so  steilen,  dicht  zusammentreten» 
den  Porphyrw&nden  eingefafste  Schlucht,  dafs  auch  nicht  Raum  mehr 
zu  einem  Fufspfade  bleibt.  Der  Mundung  dieser  Eebin-Schlucht  standen 
unsere  Reisenden  in  der  Buam -Schlucht  gegenüber,  und  zwischen 
ihnen  und  dem  Kebin  flofs  noch  dazu  mit  wildem  Laufe  der  Tschu, 
über  den  der  Uebergang  hier  gar  nicht  möglich  gewesen  wäre.  So 
beschlofs  man,  bis  ans  Ende  dieses  Engpasses  vorzudringen,  der  zu- 
letzt in  die  westliche  Ufergegend  des  Issyk-Kul  fuhren  mufste. 

Der  Zug  setzte  sich  wieder  in  Bewegung.  Die  Thalschlucht  des 
Tscha  wurde  immer  wilder  und  romantischer.  Auf  den  Porphyr- 
massen, die  denen  des  Boroldai  ähnelten,  zeigten  sich  eigenthumliche 
bogenförmige  Schalen  von  grobkörnigem  Conglomerat.  Weiterhin 
zeigte  sich  Gneifs  und  begleitete  die  Reisenden  etwa  1^  Stunden  weit. 
Darauf  wurde  der  Gneifs  wiederum  von  Conglomerat  abgelöst,  das 
diesmal  kleinkörnig  sich  einige  Stunden  weit  hinzog.  Die  aus  Con- 
glomerat bestehenden  Felsen  zeichneten  sich  durch  phantastische 
Formen  aus.  An  einer  Stelle  wurde  der  Weg  von  den  Felsen  in  den 
Flufs  selbst  hineingedrängt,  und  es  galt  nun,  an  die  Felswand  sich 
stützend,  etwa  10  Klaftern  weit  dem  Strom  entgegen  zu  dringen.  Ein 
anderes  Mal,  als  man  bequem  in  dem  Thal,  das  sich  ansehnlich  er- 
weitert hatte ,  daherzog ,  brach  plötzlich  die  Uft^rebene ,  wie  eine 
Treppenstufe  steil  ab,  und  es  mufste  5  Fufs  tief  hinabgesprungen 
werden.  Hinter  diesem  Absatz  war  das  wieder  verengerte  Thal  mit 
zahllosem  Gestein  kleinster  und  gröfster  Art,  hauptsächlich  aus  Por- 
phyr bestehend,  und  von  den  hohen  Thalwänden,  wie  die  eigene  Erfahrung 
lehrte,  herabgestürzt,  —  völlig  übersäet.  Bald  folgte  die  schlimmste  Stelle ; 
die  Tbalwände  fielen  steil  zum  Flusse  ab,  und  ein  schmaler  Fufspfad 
wand  sich  einige  hundert  Fufs  in  die  Höhe,  zuweilen  fast  über  dem 
Abgrunde  schwebend,  in  dessen  Tiefe  der  schaumspritzende  Flufs 
toste.  Nach  Ueberwindung  dieser  Porphyrklippe  befand  man  sich  in 
einem  kleinen,  engen,  mit  Weiden  bestandenen  Kessel,  der  jenseits 
durch  eine  ganz  ähnliche  Klippe,  zur  Rechten  (also  im  Westen)  durch 
eine  2—  2500  Fufs  hohe  Felswand  geschlossen  war.  Hier  wurde  das 
Nachtlager  aufgeschlagen,  indem  man  auf  den  beiden  Porphyrvor- 
sprüngen Wachen  ausstellte.  Um  1  Uhr  gaben  diese  das  für  den  Fall 
einer  Gefahr  verabredete  Zeichen.     Schweigend  sprangen  die  Kosaken 


122  Marthe: 

auf  die  Fafse  and  gfiflfen  nach  den  Gewebren.  Ssemenof  begab  sich 
auf  den  vordem  Felsen,  und  der  wachestehende  Kosak  deutete  schwei- 
gend die  Felswand  hinauf,  von  der  kleine  Steine  und  FelstrGmmer 
herabrollten.  In  der  klaren,  mond-  und  sternhellen  Nacht  sah  man 
einen  Trupp  Menschen  und  Thiere,  etwa  1000  Fufs  über  dem  I^ger 
der  Russen  an  der  Felswand  sich  hinwinden.  Es  waren  offenbar 
Kara  -  Kirgisen ,  welche  den  Russen  aus  dem  Wege  gehen  wollten. 
Nach  einer  Stunde  war  die  Erscheinung  vorüber,  die  Ermüdung  der 
Russen  aber  so  grofs,  dafs  sie  sich  ohne  Weiteres  wieder  zur  Ruhe 
legten. 

Am  8.  October  früh  war  das  Zelt  des  Reisenden  wieder  bereift. 
Es  wurde  zunächst  der  andere  „Bom^'),  der  erwähnte  zweite  Fels- 
verschlufs  des  zur  Rast  gewählten  Thalkessels,  leichter  überschritten. 
Nach  halbstündigem  Marsche  war  der  Terek-Ty,  ein  linker  Zufials 
des  Tschu,  erreicht,  das  Thal  begann  nun  sich  allmählich  zu  erwei- 
tern und  wurde  von  den  Führern  Ssary-Dala  (gelbes  Thal)  benannt. 
Noch  bestanden  die  Bergwände  aus  Porphyr,  aber  bei  einer  Oertlich- 
keit,  Namens  Ala-Basch  (buntes  Haupt),  traten  am  linken  Ufer  des 
Tschu  eigenthümliche  Felsbildungen  hervor.  Es  waren  Reihen  vertical- 
gestellter,  unregelmäfsiger  Säulen,  von  Zeit  zu  Zeit  durch  horizontal- 
liegende Querriegel  durchschnitten,  die  nach  dem  Bericht  aus  ziemlich 
festem  Thon  bestanden.  Am  rechten  Ufer  zeigten  sich  gleichzeitig 
kleine  konische  Hügel  aus  weifsem  Thon.  Nach  2 1  stündigem  Marsche 
von  Ala-ßasch  aus  traf  der  Zug  auf  einen  neuen  linken  Zuflufs  des 
Tschu,  der  Utsch-Kurükel  genannt  wurde.  Das  Thal  wurde  immer 
breiter  uod  ging  allmählich  aus  seiner  meridionalen  Richtung  in  eine 
west-östliche  über.  Gleichzeitig  verloren  die  Berge  an  Höhe  und  nah- 
men den  Charakter  von  Terrassen  an,  welche  aus  Schichten  des  Con- 
glomerats  bestanden,  das  rings  die  Umgebungen  des  Issyk-Kul  bildet 
Dies  Conglomerat  besteht  aus  groben  Quarzkornern,  in  welche  un- 
zählige, mehr  oder  weniger  abgerundete  Steinstücke  von  Quarz,  Por- 
phyr, Granit,  Diorit  u.  a.  eingestreut  sind.  Dabei  ist  das  Conglomerat 
so  schwach  verkittet,  dafs  es  zuweilen  zu  Pulver  zerrieben  ist,  jeden- 
falls leicht  mit  dem  Hammer,  Beil  oder  Brecheisen  gleich  dem  Tuff 
der  Grotte  des  Posilippo  sich  abbrechen  läfst.  In  dem  breiten  Thale 
wurde  auf  das  rechte  Ufer  des  Tschu  übergesetzt,  und  der  Weg  zog 
sich   hier    eine    halbe    Stunde    lang    durch    ein    dichtes    Gebüsch    von 


*)  Born  beifsen  im  Altai  Engpässe,  wie  die  hier  bescbriebenen,  und  Ssemenof 
stellt  damit  den  Namen  Buam  in  Zusammenhang,  ebenso  den  Namen  des  Flasses 
Tschuja  (vom  System  des  obern  Obj)  mit  dem  des  Tschu,  als  Beweis,  wie  einst 
wohl  dieselbe  Sprache  and  Nationalität  vom  Altai  bis  znm  Thian-Schan  benscbte. 


P.  ▼.  Ssemenofs  Fonchangsreisen  in  den  TraDS-Ilischen  Alatau.        123 

Weideo,  Doraarten  (Crataegus  pinaxiifida^  Hippophae  rhamnoides), 
Haämodendron  argenieum^  Lycium  u.  a.  Bald  nach  dem  Verlassen 
<)i«8e8  Dickichts  stiefsen  die  Wanderer  aaf  einen  kleinen  kara- kirgi- 
sischen Aul  von  4  Jurten,  in  dem  sie  aber  nar  Weiber  und  Kinder 
fanden,  da  die  Mfinner  beim  ersten  Wahrnehmen  der  Russen  in  das 
Gebirge  gesprengt  waren.  Von  den  todbleichen,  in  Todeserwartung 
auf  den  Knieen  liegenden  Kirgisinnen  erfuhren  sie,  dafs  die  Ssara- 
Hagisch  zum  Issyk-Kul  übergesiedelt  seien.  Es  waren  bis  zum  See 
nur  noch  4\  Meilen  (30  Werst),  der  Weg  dahin  beqaem,  und  so  ging 
es  rasch  vorwärts,  um  so  mehr,  da  mau  fürchtete,  dafs  die  Geflüch- 
teten am  See  Alarm  schlagen  möchten.  Nach  2  Stunden  Ritt  wichen 
die  Berge  noch  weiter  zurück,  uud  es  war  der  Wendepunkt  des  Tschu 
erreicht,  wo  der  Flnfs  seine  vorher  nordöstliche  Richtung  plötzlich  in 
eine  westliche  verwandelt.  Von  hier  traten  die  Reisenden  in  die  weite 
westliche  Uferlandschaft  des  Sees  hinaus,  welche  an  dieser  Stelle  den 
Namen  Kutemaldy  führt.  Rechts  konnte  man  in  das  schöne  Thal 
des  Thian-Schan  hineinblicken,  aus  welchem  der  Oberlauf  des  Tschu, 
derKoschkar,  hervorströmt.  Beim  Austreten  aus  diesem  Thale 
empf&ngt  der  Flufs  den  Namen  Tschu,  strömt  noch  eine  Zeitlang  in 
NNO  dem  See  zu,  getrennt  von  ihm  durch  einen  niedrigen  Doppel- 
Höhenzug,  bis  dieser  sich  völlig  abplattet,  tritt  dann  in  die  Ufer- 
niederung selbst  ein  und  macht  hier  plötzlich,  an  einer  etwas  ge- 
neigten Ebene  entlang  fliefsend,  die  Schwenkung  nach  Westen,  die 
ihn  in  das  Gebirge  und  weiter  in  den  Engpafs  von  Buam  führt.  Die 
Distanz  vom  Wendepunkte  des  Flusses  bis  zum  See  beträgt  etwa 
1  — 1\  Meilen,  7  — 10  Werst.  Auf  dieser  Strecke  liegt  ein  kleiner 
Sumpf,  genährt,  wie  es  scheint,  vom  durchsickernden  Wasser  des  Tschu, 
und  aus  diesem  Sumpfe  fliefst  zum  See  ein  Wasserlauf  ab,  der,  wie 
seine  Umgebung,  Kutemaldy  heifst  und  zuletzt  so  dürftig  wird,  dafs 
er  niehr  einem  Aryk  (einem  künstlichen  Bewässerungsgraben)  gleicht. 

Darauf  reducirt  sich,  wenigstens  jetzt,  der  von  den 
früheren  Geographen*)  angenommene  Zusammenhang  des 
Tschu  mit  dem  Issyk-Kul. 

Als  Seemenof  sein  Reitthier  von  der  Winkelspitze  des  Tschu  hin- 
weg zum  See  wandte,  war  er  überrascht  von  dem  Anblicke,  der  sich 
darbot.  Vor  ihm  erstreckte  sich  in  unabsehbare  Ferne  der  blaue 
Spiegel  des  See's ,  rechts  erhob  sich  am  Südufer  des  Sees  die 
gigantische  Reibe  der  Berggipfel  des  Himmelsgebirges,  die  mit 
glänzender  Schneehülle  umkleidet  waren.  In  der  breiten  Uferland- 
scbaft  und    an    den  Abhängen    der   Vorberge    des    Himmelsgebirges 


•)  8.  C.  Bitter,  Erdkunde  v.  Asien,  Bd.  1,  S.  895—898,  vgl.  S.  888. 


124  Marthe: 

waren  sahllo8e  kirgiaische  Auls  serstreot  Der  ganse  Stamm  der 
Ssara-Bagisch  war  offenbar  hier  beisammen,  und  sie  halten  keine  Ah- 
nung von  dem  ihnen  bevorstehenden  Besuche.  Friedlich  weideten 
zahlreiche  Heerden  auf  der  ganzen  Strecke  zum  See  hin  und  ver- 
sperrten den  Weg.  Ein  Dolmetscher  wurde  mit  2  Kosaken  znm 
Manap  (Sultan)  Umbet-Ala  vorausgeschickt,  um  die  friedliche  Absieht 
der  Ankömmlinge  kundzugeben.  Bald  waren  diese  insgesammt  beim  Aul 
desselben  angelangt,  von  wo  ihnen  eine  geraumige  Jurte  gleichsam 
von  selbst  entgegen  wandelte,  sie  wurde  nfimlich  von  Telenguten,  d.  h. 
Sklaven  im  Innern  getragen. 

So  waren  denn  die  fanatischen  Feinde  von  neulich,  die  eben  sich 
anschickten,  wie  man  später  erfuhr,  den  Asch,  d.  h.  das  Todtenfest 
zum  Andenken  an  die  im  Kampfe  mit  den  Russeu  Erschlagenen  au 
feiern,  jetzt  in  freundliche  Gastgeber  verwandelt.  Bei  den  Kara-Kir- 
gisen  steht  überhaupt  das  0 astrecht  in  so  hohem  Ansehen,  dafs  an 
den  Wettrennen  und  WettkSmpfen,  welche  ihre  Asch  und  sonstigen 
Feierlichkeiten  begleiten,  stets  auch  die  Batyr  (Helden)  feindlicher 
Stämme  Znlafs  erhalten.  Aber  wenn  die  Russeu  dem  Frieden  ihrer 
Wirthe  nicht  recht  trauten,  so  diese  noch  weniger  ihren  Gästen;  darum 
hielten  sich  auch  der  Ober-Manap  Umbet-Ala  und  der  Manap  Dschan- 
tai  kluglicli  fern.  Im  Namen  des  ersteren  empfingen  ein  Oheim  und 
zwei  Brüder  desselben  die   ungebetenen  Gäste. 

Umbet-Ala  war  ein  Sohn  des  durch  Tapferkeit  und  Unterneh- 
mungsgeist hochberuhmten  Urman,  der  mit  dem  Nachbarstamme  der 
B  o  g  u  lange  Zeit  Krieg  führte,  obwohl  die  körperlich  und  geistig  ana* 
gezeichnete  Tochter  Urmans  mit  dem  Sohne  Burambai's,  des  Ober* 
Manaps  der  Bogu,  vermählt  war.  Die  Geschichte  dieses  Elriegea  ist 
wichtig  und  interessant,  nicht  nur,  weil  in  Folge  desselben  zuerst  die 
Bogu,  später  auch  die  Ssara-Bagisch  in  den  russischen  Unterthanen- 
verband  traten  und  dadurch  die  Russen  zu  Herren  des  schonen  See* 
beckens  Issyk-Kul  machte,  sondern  auch,  weil  dieser  Streit  die  inter- 
nationalen Verhältnisse  mittelasiatischer  Nomadenstämme  charakteri- 
stisch widerspiegelt. 

Den  ersten  Anstofs  zu  den  Feindseligkeiten  zwischen  zwei  Stäm- 
men liefert  gewöhnlich  ein  Privatstreit.  Dergleichen  Streitigkeiten 
beziehen  sich  entweder  auf  bewegliche  Sachen  (bei  Kauf  und  Verkauf, 
Entrichtung  des  Kalym),  oder  unbewegliche,  auf  die  Grenzen  von 
Land-  und  Weidestrecken.  Die  ersteren  werden  gewöhnlich  von  den 
Bijs  (Beys)  geschlichtet.  Bij,  Friedensrichter,  ist  entweder  das  Stam- 
meshaupt selbst,  oder  ein  Mann,  um  den  sich  freiwillig  eine  Gefolgschaft,  oft 
von  Angehörigen  verschiedener  Stämme,  gebildet  hat,  und  den  die  öffent- 
liche Meinung  des  Nomadenlandes  dieser  Ehre  für  würdig  erkennt.    Es 


P.  T.  Stemenofs  FonehungsreMen  in  den  Trans-Üischen  Alatau.         125 

hingt  iroD  den  atreitenden  Parteien  ab,  an  welchen  der  Bijs  sie  sich 
wenden  wollen.  Der  Bij  verurtheilt  den  schuldig  befundenen  Theil 
cnm  Schadenersats,  ansgedrackt  durch  eine  gewisse  Anzahl  Schafe, 
die  hier,  etwa  im  Werthe  eines  Rubels,  die  Münzeinheit  bilden.  Der 
Sprach  des  Bijs  wird  in  der  Regel  getreu  ausgeführt,  Ififst  aber  die 
Appellation  an  den  Manap  zu.  Der  letztere  besitzt  nur  die  Macht 
der  Cassation;  er  fibergiebt  die  Sache  den  ihm  n&chstwohnenden  B\js, 
deren  Batscheidung  für  definitiv  gilt  Wenn  die  streitenden  Parteien 
verschiedenen  Stammen  angehören,  so  wendet  sich  jede  an  den  Manap 
ihrea  Stammes,  und  der  Procefs  kann  nur  in  einer  Zusammenkunft 
beider  Manaps,  wobei  die  Bijs  ihrer  Stfimme  sie  begleiten,  ausgetragen 
werden.  Auf  solchen  Zusammenkünften  läfst  es  aber  die  gegenseitige 
Scammeseifersncht  selten  zu  einem  Ausgleich  kommen.  Dann  sucht 
die  beschädigte  Partei  den  ursprünglichen  Urtheilsspruch  mit  Gewalt, 
d.  h.  durch  Raub  der  ihr  zugesprochenen  Stückzahl  Vieh  in  Vollzug 
zu  setzen.  Dabei  wird  es  aber  selten  mit  der  Zahl  genau  genommen, 
der  rSuberische  Uebcrfall  trifft  den  ersten  besten  Unschuldigen  des 
andern  Stammes,  man  setzt  sich  auch  zur  Wehr,  es  fliefst  Blut,  Todte 
bleiben  auf  dem  Kampfplätze,  die  Ursache  zur  Stammesfehde  ist  da. 
Das  Menschenleben  wird  auf  eine  bestimmte  Anzahl  Schafe  geschätzt 
(etwa  100,  Wergeid  I  Man  wird  überhaupt  hier  vielfach  an  altgerma- 
nisehe  Verhältnisse  erinnert),  jeder  Stamm  fuhrt  genaue  Rechnung 
über  seine  Verluste  und  setzt  die  Baranta  fort,  bis  er  vollständig 
entschädigt  zu  sein  meint  So  entsteht  häufig  aus  der  Baranta,  dem 
Raabzage,  der  wirkliche  Krieg  —  D schon. 

Die  Ssara-Bagisch  und  der  mit  ihnen  engverbündete  Stamm  der 
S  sei  tu  betrachteten  als  ihr  Eigenthum  den  kleinern  westlichen  Theil 
des  Seebeckens  von  Issyk-Kul  und  die  obern  Thäler  des  Tschugebietes, 
namentlich  die  des  Koschkar  und  des  Kebin.  Die  Bogu  hatten  den 
gröGsern  ostlichen  Theil  des  Seebeckens  und  die  oberen  Thäler  des 
Tekes  (oberen  Ili)  und  des  Naryn  (Oberlauf  des  Syr)  inne.  Die 
Volkszahl  der  Ersteren  wird  etwa  auf  80—90,000  Seelen  beiderlei 
Geschlechts,  die  der  Bogu  auf  60,000  geschätzt,  doch  wollen  die  Bogu 
vor  dem  Ausbruch  der  Fehde  zahlreicher  als  die  Ssara-Bagisch  ge- 
wesen sein.  Als  der  Kampf  etwa  um  das  Jahr  1853  begann,  fiel 
der  Sieg  beständig  dem  klagen  und  tapfern  Urraan  zu,  die  Bogu  ver- 
loren die  Lieblings- Weidestätten  ihres  hochbetagten  Manap  Burambai 
bei  Kysyl-Ungur,  mufsten  das  Südufer  des  Sees  ganz  räumen  und 
hielten  sich  nur  mit  Mühe  am  Ost-  und  Nordostende  desselben.  Da 
beschlofs  Urman  den  Krieg  mit  einem  Schlage  zu  beendigen ,  er 
wollte  den  Aul  Burambai's  überfallen  und  dessen  Familie  in  seine 
Gewalt  bringen.     Nur  600  Reiter  nahm  er  zu  seinem  kühnen  Unter- 


126  Mftrthe: 

nehmen  mit  und  fahrte  den  ersten  Theil  desselben  glQcklich  so  Bnde, 
der  Aul  Barambai's  fiel  in  seine  Gewalt,  aber  auf  dem  Rückwege 
wurde  er  mit  Uebermacht  angegriffen  und  volist&ndig  amsingelt.  In 
dankler  Nacht  entbrannte  nan  am  Flufschen  Schaty  anf  der  Sod«- 
Seite  des  Sees  ein  erbitterter  Kampf.  Urman  fand  an  Elytsch,  dem 
an  Sohnesstatt  angenommenen  ältesten  Neffen  Barambai's,  der  sp&ter 
wegen  seiner  Wildheit  den  Beinamen  des  Tigers  von  Issyk-Kul 
empfing,  einen  ebenbürtigen  Oegner.  Tödtlich  von  diesem  verwandet 
gerieth  er  in  Gefangenschaft,  warde  in  die  Jarte  des  Emirsak,  des 
Sohnes  von  Burambai,  getragen  und  gab  hier  in  den  Armen  der  ge- 
liebten Tochter,  die  dessen  Weib  war,  seinen  Geist  aaf. 

Durch  den  Fall  Urman's  ermathigt,  sammelten  die  Boga  ihre  ge- 
sammte  Streitmacht  und  rückten  am  Terskei,  d.  b.  Südafer  des 
See's  vor.  Ihnen  entgegen  zog  ebenfalls  mit  gesammter  Macht  Umbet- 
Ala,  der  älteste  Sohn  und  Nachfolger  Urmans.  Ein  tiefer  und  reifsen- 
der  Bergstrom  trennte  allein  noch  die  feindlichen  Parteien,  aber  keine 
wagte  im  Angesicht  des  Feindes  überzasetzen  und  anzugreifen.  Ver- 
gebens ritten  die  Batyr,  die  Heldenjünglinge  beider  Stämme,  sum 
Flusse^vor  und  forderten  durch  Spott  und  Schimpf  den  Feind  smn 
Kampfe  heraus;  mehr  als  eine  Woche  verging  in  Unthätigkeit  Da 
ersann  Umbet-Ala  einen  Streich,  der  ganz  seines  Vaters  würdig  war. 
Im  Lager  liefs  er  einige  hundert  Reiter  zurück  und  befahl  ihnen,  jede 
Nacht  dieselben  Wachtfeuer  anzuzünden,  er  selbst  aber  brach  in 
dunkler  Nacht  mit  einer  erprobten  Schaar  aaf,  nmritt  den  See  an 
seinem  Nordufer,  dem  Kungei,  und  gelangte  so  zu  den  wehrlosen 
Auls  Barambai's,  die  sich  damals  an  der  Mündung  des  Tab  am  Ost- 
ufer befanden.  Hier  waren  nur  Frauen,  Kinder  und  Sklaven  zurück- 
geblieben, daher  konnte  Umbet-Ala  nicht  nur  Pferde-  und  andere 
Viehheerden  in  Menge,  sondern  auch  einen  grofsen  Theil  der  Kinder 
und  Frauen  aus  der  Familie  des  Burambai,  darunter  seine  eigene 
Schwester,  das  Weib  Eniisarks,  als  Beute  entführen.  Als  einige  Telen- 
guten  Burambai's  mit  der  Nachricht  dieses  Ueberfalls  in  das  Lager 
auf  dem  Terskei  sprengten,  war  die  Bestürzung  und  die  Wuth  hier 
grenzenlos.  Burambai  eilte  sofort  mit  seiner  ganzen  Macht  zurück, 
traf  aber  seine  Auls  verödet  und  vermochte  auch  nicht  mehr  die 
Ssara-Bagisch  auf  dem  Kungei  einzuholen.  Nur  der  Nacbtrab  der 
letzteren,  etwa  50  Mann,  wurde  von  Klytsch  erreicht,  zur  Ergebung 
gezwungen  und  sodann  ohne  Gnade  niedergesäbelt.  Umbet-Ala  rückte 
nun  von  Neuem  in's  Feld,  am  Nordostende  des  Issyk-Kul  stellten  sich 
ihm  die  Bogu,  und  es  kam  zur  blutigen  Entscheidungsschlacht.  Die 
Letzteren  wurden  geschlagen  und  mufsten  mit  ihren  sämmtlichen  Auls 
und   dem  Ueberrest  ihrer  Heerden  an   den  Tekes  und  den  Karkara 


P.  r.  Ssemenofs  Forschungsreisen  in  den  Trans-Üischen  Alatan.       ]  27 

Üocbten,  indem  sie  die  ihnen  verbliebenen  Kostbarkeiten  ihren  Nach- 
barn, den  ehrlichen  Kalmücken,  zar  Aufbewahrung  übergaben.  Yer* 
gebens  ging  der  alte  Burambai,  der  den  rothen  Knopf  an  der 
Mutze  trng  nnd  folglich  einen  bedeutenden  Titel  unter  den  Chinesen 
fahrte,  die  chinesischen  Behörden  um  Hülfe  an^  diese  hatten 
schon  seit  einigen  Jahren  die  üblichen  Inspectionsreisen  zum  Issyk-Kul 
eingestellt  und  wollten  von  den  dortigen  Händeln  nichts  wissen.  So 
blieb  dem  alten  Lehnsmanne  Ghina's  nichts  übrig,  als  sich  in  die  Arme 
der  Russen  zu  werfen;  die  Bogu  sind  seitdem  Unterthanen  des  weifsen 
Zars,  der  durch  sie  sein  Reich  an  das  Ostufer  des  Issyk-Kul  aus* 
dehnte. 

Seine  Familie  mufste  der  hartgeprüfte  Patriarch  für  schweres 
Losegeld  freikaufen.  Nur  die  Schwester  wollte  Umbet-Ala  nicht 
wieder  einer  Familie  zurückgeben,  welcher  der  Mörder  seines  und 
ihres  Yaters  angehörte.  Anders  jedoch  dachte  das  heldenmüthige  Weib 
selbst,  welches  durch  treue  Erfüllung  seiner  Pflichten  den  Vater  besser 
zu  ehren  meinte,  als  durch  Untreue  gegen  den  Stamm,  dem  doch  der 
Yater  selbst  es  zugeführt  hatte.  Nach  einigen  Monaten,  als  die  Auf- 
sicht weniger  streng  geworden  war,  entfloh  die  Gefangene  in  Gesell- 
schaft einer  Stammgenossin,  welche  ebenfalls  das  Weib  eines  Bogu- 
Mannes  gewesen  war.  Die  armen  Frauen  nahmen  als  Speise  nur 
eine  Schüssel  voll  Hirse  mit,  schlugen  sich  sofort  in  die  Gebirge  am 
Südrande  des  Issyk-Kul,  wanderten  hier  17  Tage  zu  Fufs  durch  die 
wildesten  Thäler  und  Schluchten  des  Thian-Schan,  indem  sie  sich  nur 
von  ihrer  Hirse  und  Wurzeln  nährten  und  gelangten  endlich  bleich, 
abgezehrt,  barfufs  und  mit  zerrissenen  Füfsen  an  den  Tekes,  zu  den 
Jurten  ihrer  Männer.  Die  muthige  Tochter  Urmans  bot  nachher  alles 
auf,  um  der  blutigen  Fehde  der  beiden  Stämme  ein  Ende  zu  machen, 
erreichte  ihren  Zweck  jedoch  nicht  eher,  als  bis  die  Ssara-Bagisch  — 
wir  wissen  nicht,  ob  gezwungen,  oder  vielleicht  klugerweise  freiwillig 
—  sich  ebenfalls  dem  weifsen  Zaren  unterwarfen,  was  zwei  Jahre 
nach  Ssemenofs  Reise,  also  im  Jahre  1858  geschah. 

Wenden  wir  uns  zu  dem  Reisenden  selbst  zurück.  In  seinen  Un- 
terredungen mit  dem  alten  Oheim  Umbet-Ala's  erfuhr  er,  dafs  dieser 
schon  einmal  am  Ende  des  vorigen  Jahrhunderts  in  Peking  gewesen 
war,  um  den  Tribut  seines  Stammes  zu  überbringen,  dafs  die  Ssara- 
Bagisch  im  zweiten  Viertel  dieses  Jahrhunderts  in  die  Unterthanen- 
schaft  Chokands  getreten  und  mit  dieser  wegen  der  Erpressungen  der 
Beamten  sehr  unzufrieden  waren.  —  Am  Morgen  des  8.  October,  früh 
7  Uhr  zeigte  das  Thermometer  in  der  Luft  -1-3,2  Gr.  C. ,  im  See 
-*-5,3  Gr.     Dafs  die  Temperatur  aber  vorher  unter  0  gestanden  haben 


128  Marthe: 

mufste,  bewiesen  einige  mit  dünnem  Eise  belegte  Wasserlachen  in  der 
Nfihe  des  Sees. 

Der  See  Issylr-Kal  liegt  in  einem  ungehearen  Becken  oder  Lings* 
thale  zwischen  dem  Himmelsgebirge  (Thian-Schan)  im  Süden  und  dem 
Trans •  Itischen  Alatau  im  Norden.  Die  Länge  dieser  von  riesigen 
Berggipfeln  umkrSnzten  Einsenkung  beträgt  von  dem  Punkte  im  Westen, 
wo  der  Tscha  in  den  Engpafs  von  Buam  tritt,  bis  zu  dem  Bergpasse 
Ssan-Tasch  im  Osten  250  Werst  =  36  Meilen,  die  Breite  70 — 80 
Werst,  also  10 — 11  Meilen.  Den  tiefsten  Theil  dieses  gewaltigen 
Kessels  nimmt  das  Wasserbassin  des  Sees  in  einer  Länge  von  etwa 
180  Werst  =  26  Meilen  (von  WSW.  nach  NON.)  und  einer  Breite 
von  etwa  50  Werst  ^  7  Meilen  ein,')  indem  seine  Oberfläche  sich 
etwa  über  105  □  Meilen  oder  5145  QWerst  ausdehnt  (ein  Umfang, 
der  den  des  Grofsherzogthums  Oldenburg  ohne  seine  Nebenländer 
noch  um  5  Q  Meilen  übertrifft!).  Aus  dem  eben  Gesagten  ergiebt 
sich,  dafs  zwischen  der  Uferlinie  des  Sees  und  dem  Fufse  der  am- 
gebenden  Gebirge  ein  Raum  frei  bleibt,  der  bald  eben,  bald  mäfsig 
ansteigend  in  einer  Breite  von  1^ — 3  Meilen  sich  nordlich  und  sudlich 
vom  See  ausbreitet.  Dieses  Uferland  heifst  im  Norden  des  Sees,  w^ie 
schon  bemerkt  wurde,  Kungei,  d.  h.  der  nach  Sud  gerichtete  Ab- 
hang, im  Süden  Terskei,  d.  h.  der  nach  Norden  gerichtete  Abhang. 
Nach  dem  ersteren  nennen  die  Kirgisen  vom  Issyk-Kul  den  Trans- 
Ilischen  Alatau  —  Eungei- Alatau,  meinen  aber  damit  nur  die  Südkette 
dieses  Gebirges,  weshalb  dieser  Name  nach  Ssemenof  s  Meinung  besser 
von  der  geographischen  Nomenclatur  ausgeschlossen  wird,  ebenso  wie 
der  unbestimmte  Name  Eirgisnyn- Alatau,  mit  welchem  die  Kir- 
gisen die  Yorberge  und  die  Vorkette  des  Thian-Schan  auf  dem  Terskei 
sowohl  wie  weiter  westlich  jenseit  des  Tschu  benennen.')  Die  Hohe 
des  Seeniveau's  bestimmt  Ssemenof  nach  der  Temperatur  des  siedenden 
Wassers  zu  4540  russ.  F.  Es  ist  diese  Ziffer  das  Mittel  aus  verschie- 
denen Beobachtungen,  die  an  beiden  Enden  des  Sees  angestellt  wur- 
den. Golubef  erhielt  aus  barometrischer  Beobachtung  5300  F.  Sollte 
die  Wahrheit  in  der  Mitte  Hegen,  so  würde  man  etwa  eine  Hohe  von 
4900  F.  über  dem  Meere  für  den  Issyk-Kul  anzunehmen  haben. 

Vom  Kungei  aus   erhebt   sich    der  Trans -Ilische   Alatau   durch- 

M  Diese  Angaben  stimmen  aufTallend  genau  mit  denen  früherer  Karavanen- 
berichtei  welche  Ritter  a.  a.  O.  S.  388  für  zu  grofs  hielt 

^)  Ob  nicht  Kungei -Alatau,  der  einheimische  Name,  nach  dem  Grundsatze 
pars  pro  toto  besser  wäre  aU  Sa-Ilischer  Alatau  (Sa  im  Russischen:  jenseit,  über, 
tranSf  daher  z.  B.  Sa-Balkanski,  Sa-KünlUnski) ,  ist  mir  nicht  zweifelhaft.  Den 
Namen  Rirgisnyn-Alatau  hat  Ss&werzof  aber  wohl  definitiv  auf  die  den  eigentlichen 
Kungei-Alutau,  d.  h.  die  Südkette  des  sogonannteu  Trans- Ili.sch«n  i.:i.  li  V»'csten  fort- 
setzende Bergkette  fixirt. 


P.  ▼.  Ssemenoffl  Forschungsreisen  in  den  Trans-Ilischen  Alatan.        129 

«dwicdioli  etMra  &500— 6M)Ö  Fqüb  frber  den  Spiegel  des  Sees,  d.  h. 
10—11,000  Fafs  aber  den  Spiegel  des  Meeres.  Höher  jedoch  ist  der 
mittlere  Theil  des  Gebirges  auf  einer  Strecke  von  50 — 60  Werst 
=  ^'^^  Meilen,  deon  hier  steigt  das  Gebirge  bis  12-  und  14,000  Fofs 
auf  und  überschreitet  die  Schneelinie.  Doch  Hegt  der  ewige  Schnee 
immer  nur  stellen-  und  fleekenweise,  daher  mit  Recht  der  Name  des 
Gebirges:  das  bunte,  fleckige  (Alatau).  Zu  solchen  Hohen  nun 
steigt  das  Gebirge  steil  und  schroff  empor,  Yorberge  sind  fast  nicht 
Torlianden,  nur  kurze,  rasch  abfallende  Contrcforts  scheiden  eben  so 
yiele  kurze  Querthfiler  von  einander,  in  denen  kleine,  aber  sturmische 
Gebirgsbiche  von  der  Scbneelinie  über  Stein  und  Fels  zum  See  hinab- 
stfircen.  Nur  eines  dieser  Contreforts  tritt,  aber  bedeutend  erniedrigt, 
so  hart  an  den  See  heran,  dafs  kaum  ein  Durchgang  übrig  bleibt; 
diese  Stelle  heifst  Kesse-Ssengir.  Was  dem  Alatau  vom  Kungei 
her  ganz  den  Anblick  einer  Mauer  giebt,  das  ist  namentlich  der  Mangel 
jedes  irgendwie  bedeutenden  Ausschnittes  in  seinem  Kamme  und  die 
Höhe  seiner  PSsse. 

Anders  stellt  sich  am  Terskei  das  Himmelsgebirge  dar,  das 
10-11,000  Fufs  über  den  See,  d.  h.  15—16,000  Fufs  über  das  Niveau 
des  Meeres  ansteigt.  Der  Abfall  des  Thian-Schan  ist  zwar  steil,  doch 
oiebt  so  übermäfsig  steil,  wie  der  des  Alatau,  eine  Vorkette  und  Yor- 
berge erscheinen  ziemlich  selbstständig,  einzelne  Gruppen  sind  indivi- 
doalisirt  und  verdecken  zum  Theil  selbst,  vom  Terskei  aus  gesehen, 
die  hinter  ihnen  stehenden  Schneeriesen  des  Hauptkammes,  welche 
äbrigens  nicht  nur  an  der  Spitze  der  tiefeingeschnittenen  Querthäler 
siditbar  sind,  sondern  überall  dort  hinter  der  Yorkette  hervortreten, 
wo  diese  etnigermafsen  absinkt.  Yom  Eungei  aus  gesehen,  tritt  jedoch 
der  riesige  Hauptkamm  in  seiner  geraden  Erstreckung  von  Ost  nach 
West  in  ganzer  Majestät  hervor.  Yon  hier  aus  erscheint  der  Kamm 
des  Himmelsgebirges  als  eine  endlose  Reihe  riesiger  Berggipfel,  die  in 
glänzender,  nirgends  durch  dunkle  Streifen  unterbrochener  Schneehülle 
strahlen.  Wenn  es  in  der  That  möglich  wfire,  eine  Wanderung  auf 
dem  Kamme  des  Thian-Schan,  von  den  Quellen  des  Eoschkar  (Tschu) 
bis  KU  der  erhabenen  Gruppe  des  Chan-Tengri  und  des  Passes 
Massart,  auszuführen,  auf  einer  Strecke  von  400  Werst  =  57  Meilen, 
der  kühne  Wanderer  würde  höchstens  6  Mal  die  Schneedecke  unter 
seinen  Füfsen  weichen  sehen,  dreimal  auf  Bergübergängen,  die  eben 
nur  zur  Schneegrenze,  d.  h.  zu  einer  Höhe  von  11,500  Fufs  hinan- 
reichen und  dreimal  in  den  Fngthälern  von  Flüssen,  die  auf  der 
Nordseite  des  Thian-Schan  entspringend,  den  Hauptkamm  desselben 
durchbrechen,  um  nach  Süden  hin  abzufliefsen. 

Grofsartig  ist  die  Landschaft,  die  dem  Blicke  des  Reisenden  sich 

ZtlUcbr.  d.  Gesellsoh.  f.  Brdk.  Bd.  IV.  ^ 


130  Marthe: 

darstellt,  wenn  er  vom  Eongei  aos  über  den  See  nach  Sfidea  iohanC 
Der  dunkelblaue  Wasserapiegel  kann  in  seiner  Saphirfarbe  knhn  sich 
mit  dem  Genfersee  messen,  nur  dafs  er  eine  fünfmal  gröbere  Flfiche 
bedeckt  als  dieser,  und  der  unvergleichliche  Hintergrund  dem  Bilde 
eine  Erhabenheit  giebt,  die  der  Genfersee  nicht  besitzt.  Während 
hinter  diesem  die  Vorberge  der  Savoyischen  Alpen  aufsteigen  und  die 
majestätische  Gruppe  des  Montblanc  vollständig  verdecken,  erstreckt 
sich  hinter  dem  doppelt  so  breiten  Issyk-Kul  eine  auf  etwa  40  Mei- 
len übersehbare  ununterbrochene  Schneekette.  Die  scharfen  Umrisse 
der  Vorbergo,  die  dunklen  Spalten  der  sie  durchschneidenden  Quer- 
thaler,  alles  dies  wird  gemildert  durch  den  leichten  und  durchsichtigen 
Wasserdampf  des  über  dem  See  schwebenden  Nebels,  aber  um  so 
klarer,  um  so  bestimmter  in  den  geringsten  Einzelheiten  ihrer  Con- 
to uren,  um  so  glänzender  zeichnen  sich  auf  dem  dunkelblauen  Grunde 
des  wolkenlosen  mittelasiatischen  Continentalhimmels  die  vom  Sonnen- 
lichte übergossenen  grauen  Häupter  der  Bergriesen  ab,  die  aus  dem 
durchsichtigen  Nebeldampfe  scharf  sich  abheben.  Steht  man  bei 
dieser  Schau  im  westlichen  Theile  des  Kungei,  so  nimmt  gerade  ge- 
genüber die  Decke  des  ewigen  Sshnees  etwa  y  der  über  den  See- 
spiegel emporragenden  Gebirgshöhe  ein,  wendet  sich  der  Blick  süd- 
östlich, so  sinkt  der  schneelose  Theil  des  Gebirges  mehr  und  mehr 
in  die  dunkelblaue  Wasserfläche,  bis  endlich  im  Osten  die  Wogen  des 
Sees  unmittelbar  den  Schnee  der  gigantischen  Gruppe  des  Chan-Tengri 
zu  bespülen  scheinen.  Nur  der  Vordergrund  dieser  Landschaft  er- 
reicht bei  weitem  nicht  die  Aumuth  schweizerischer  Seelandscbaften. 
Statt  der  Uferterrassen  mit  den  prächtigen  Gärten,  statt  der  blühen- 
den Städte  und  Dörfer,  der  poetischen  Villen  und  Schweizerhäusdien, 
sieht  der  Wanderer  am  Issyk-Kul  eine  traurige,  öde  Fläche  vor  sich, 
ohne  allen  Schmuck  dessen,  was  die  Hand  des  civilisirten  Menschen 
anzupflanzen  und  hervorzubringen  vermag.  Unfruchtbar,  mit  zahllosen 
Steinen  besäet,  im  Ganzen  ohne  Baum  wuchs  liegt  diese  Uferfläche  da; 
nur  an  den  Ufern  der  muntern  Gebirgsbäche,  hie  und  da  auch  am 
Seeufer,  trifft  der  Blick  auf  Gruppen  kleiner  Bäume  und  hoher  Ge- 
sträuche, meistens  Sanddorn  (ßippophae  rhamnoides)  mit  schmalen 
silbernen  Blättern  und  Zweigen,  die  mit  hellrothen  Beeren  dicht  be- 
setzt sind,  dazu  Crataegus  pinnatifida  und  zwei  oder  drei  Weidenarten. 
Zuweilen  schauen  aus  solchen  Gruppen  die  weifsen  Filzjurten  kirgi- 
sischer Hirten  oder  der  lange  Hals  eines  zweihöckrigen  Kameela 
hervor,  noch  seltner  bricht  aus  dem  die  Baumgruppen  umsäumenden 
dichten  Rohrgebüsch  eine  zahlreiche  Heerde  wilder  Schweine  oder  der 
furchtbare  Beherrscher  dieser  Rohrdickichte  —  der  Tiger. 

Die  Seegestade  selbst  sind  nicht  überall  flach,  im  Gegentheil  an 


P.  T.  Ssemenofs  Forschungsreisen  in  den  Trans-Ilischcn  Alatau.        131 

vieien  Stellen  abschüssig,  wenn  auch  nicht  hoch.  Aber  auch  von 
diesen  Dferterrassen  scheinen  die  Gewässer  des  Sees  allmählich  zu- 
rückzuweichen ,  als  ob  der  Wassergehalt  desselben  im  Abnehmen 
wäre.  Die  alten  und  die  jetzigen  Ufergehänge  des  Issjk-Kul,  ebenso 
der  Boden  des  Sees  an  seinen  Rändern  bestehen  aus  dem  oben  be- 
»ehriebenen ,  schwach  verkitteten  röthlichen  Conglomerat ,  dessen 
Schiften  zum  Seebecken  hin  schwach  geneigt  sind,  während  sie  zum 
Gebirge  hin  sich  erheben  und  den  Fufs  desselben  ganz  überdecken, 
an  einigen  Stellen  in  den  Thälern  des  Thian-Schan  bis  zu  mehreren 
btmdert  Fufs  hoch,  so  z.  B.  an  der  Oertlichkeit  Kysyl-Ungur,  wo  in 
die  mächtigen  Conglomeratschichten  geräumige  Höhlen  eingewölbt 
sind.  Da  diese  Conglomerate  in  discordanter  Schichtung  gegen  die 
paläozoischen  Gesteine  des  Thian-Schan  und  Alatau  liegen,  und,  soweit 
Ssemenofs  Beobachtungen  reichten,  auch  den  Seegrund  bilden,  so 
schliefst  derselbe,  dafs  sie  die  Niederschläge  des  Sees  selbst  seien. 
Dann  würde  ihre  im  ganzen  Seebecken  wahrnehmbare,  über  den 
jetzigen  Seespiegel  hinausgehende  Höhe  beweisen,  dafs  dieser  einst 
bedeutend  höher  stand  und  eine  bedeutend  gröfsere  Oberfläche  bedeckte. 
Dafür  scheint  auch  die  Entstehung  des  Engthaies  von  Buam  zu 
sprechen,  denn  schwerlich  kann  diese  einem  Durchbruche  des  im  Ver- 
häknifs  zu  unbedeutenden  Koschkar  zugeschrieben,  sondern  wohl  nur 
aas  einem  Dorchbruch  der  Gewässer  des  ganzen  Issyk-Beckens,  dessen 
Niveau  dann  sofort  fallen  mufste,  erklärt  werden.  Nach  diesem  Er- 
eignifs  konnte  der  Tschu  noch  lange  der  Abflufs  des  Issyk-Sees  sein, 
bis  die  fortdauernde  Niveau- Erniedrigung  des  letzteren  diesen  Abflufs 
unmöglich  machte,  worauf  dann  der  bisherige  Zuflufs  des  Sees,  der 
Koschkar,  zum  Oberlauf  des  Tschu  wurde.  Die  fortgesetzte  Abnahme 
des  Seeniveaus  war  aber  dadurch  bedingt,  dafs,  seitdem  in  Folge  des 
immer  troekner  gewordenen  Continentalklima's  die  Schneelinie  sich 
höher  schob,  die  Zuflüsse  des  Sees  an  Wasser  verarmten  und  die 
.  durch  Verdampfung  entstandenen  Verluste  des  letzteren  nicht  mehr 
genagend  ersetzen  konnten. 

Der  Issyk-Eul  scheint  aufserordentliche  Tiefe  zu  haben,  In- 
seln sind  nach  Ssemenofs  Wahrnehmungen  in  ihm  nicht  vorhanden; 
sein  Wasser  hat  salzigen  Geschmack  und  ist  zum  Trinken  ziemlich 
untanglieh.  Der  Winter  bezieht  nur  einige  Buchten  und  Einschnitte 
mit  Eis,  niemals  friert  der  ganze  See  zu.  Davon  erhielt  er  seinen 
kifgisischen  Namen  Issyk-Kul,  chinesisch  Dje-Hai,  d.  h.  warmer  See; 
Mongolen  und  Kalmüken  nennen  ihn  Temurtu-Nor,  den  eisenhal- 
tigen (nach  Ritter  weil  an  seinen  Ufevn  Eisenminen  liegen,  von  denen 
indeis  Ssemenof  nichts  erwähnt).  Die  Ursache  des  Nichtgefrierens 
mols,  wie  beim  See  von  Choktschinsk  im  Kaukasus,  der  so?ar  1000  F. 


132  Marthe; 

höher^  dafür  aber  1  Gr.  südlicher  liegt,  in  der  Tiefe  des  Sees  einer- 
seits und  der  Höhe  der  umgebenden  Berge  andererseits  gesucht  werden . 
Reich  ist  der  Issjk-Kul  an  Fischen,  welche  sich  in  manchen  Buchten 
in  erstaunlicher  Menge  zusammendrängen  und  von  den  Kirgisen  g&r 
nicht  gefangen  werden;  ein  grofser  Reichthum  an  Arten  derselben 
scheint  aber  den  See  nicht  auszuzeichnen,  welcher  darin  der  ihm  be- 
nachbarten Steppe  hinsichtlich  ihrer  Flora  gleicht;  Ssemenof  fiog  ioamer 
nur  Ssasane,  eine  Earpfenart. 

In  den  See  munden  an  40  Flusse.  Die  bedeutendsten  sind  die 
östlichen:  der  T üb  und  der  Dschirga lan,  welche  am  ewigen  Schnee 
des  Tbiau  -Schan  entspringen  und  die  letzten  7  oder  8  Meilen  in  der 
östlichen  Verlängerung  des  Seebeckens  flielsen,  geschieden  von  ein- 
ander durch  den  niedrigen  Höhenzug  Tasma,  welcher  zwischen  den 
beiden  FlufsmunduDgen  als  Halbinsel  in  den  See  vorspringt  and 
in  dieser  Gestalt  Kuke-Eulussun  heilst.  Von  den  übrigen  Zu- 
flüssen des  Sees  sind  die  südlichen  im  Allgemeinen  bedeutender  als 
die  nördlichen.  Zu  den  ersteren  gehören:  der  Earakol,  der  Dschity- 
Ugus,  Eysyl-Ssu,  Sauku,  Tschischkak,  Ak-Terek,  Schirgatschal,  Schar- 
pildak,  Ten,  Konurulun  u.  a.,  zu  den  letzteren:  der  Taldy-Bulak,  Tu- 
raigyr,  Dürenyn-Ssu,  Tschugan-Aty,  Eesse-Ssengir,  der  kleine  und  der 
grofse  Ak-Ssu,  Ssurekgyr,  Eudurgu,  Eurmety  etc.  Im  Winter  sind 
alle  diese  Flüsse  wasserarm,  füllen  sich  aber  im  Frühling  und  Sommer, 
selbst  noch  im  Herbst,  und  werden  dann  stürmisch  und  rauschend,  wäh- 
rend ihre  Betten  mit  Baumgruppen  eingefafst  sind.  Wo  der  Boden  nicht 
allzu  steinig  ist,  und  Bewässerungscanäle  aus  den  Flüssen  abgeleitet 
werden  können,  ist  Ackerbau  möglich  und  gewährt  vorzügliche  Ernten» 
aber  der  zum  Feldbau  geeigneten  Ebenen  sind  wenige,  sie  werden 
kaum  den  10.  Theil  des  unter  dem  Eungei  und  Terskei  begriffenen 
Territoriums  bilden.  Auch  Gartenbau  würde  in  allen  auf  den  ^Nord- 
hang^  und  den  „Südhang^  mündenden  Thälern  betrieben  werden 
können,  wie  dies  ein  von  Burambai  angelegter  Garten  im  Thale  des 
Sauku  und  eine  Anpflanzung  von  Apfelbäumen  am  Ak-Ssu,  einem 
linken  Zufiufs  des  Dschirgalan,  beweisen.  Die  Rebe  würde  schwerlich 
"^     ^tnn  Issyk-Eul  zur  Reife  gelangen. 

Am  10.  October  trat  die  russische  Recognoscirungstruppe  ihren 
Rückmarsch  an,  zuerst  in  der  Richtung  nach  ONO,  dann  NO,  schräg 
über  den  Eungei  weg  in  allmählicher  Steigung  zum  Gebirge  hin.  Die 
ganze  Oberfläche  des  Eungei  war  dort,  wo  der  Weg  ging,  mit  kleinen, 
rund  geriebenen  Steinen  besäet,  theils  von  Porphyr,  theils  und  zwar 
häufiger  von  Diorit,  seltener  von  Granit.  Auf  dem  steinigen  Boden 
standen  viele  dornige  Gewächse,  so  die  dornigen  Arten  von  Astra- 
galns^  Lycinm,  AcanthophyUum  spinosum   und  das   neuentdeckte  Acan- 


P.  V.  Ssemenofs  Forschangsrcisen  in  den  Trans-Ilischen  Alatan.         \  33 

tkophyllmn  paniculatum.  Von  den  kleinen  Wasserläufen ,  die  man 
darcbscbnitt,  war  nur  der  Taidy-Bulak  durch  eine  Reihe  von  Weiden 
and  Sanddorn  bezeichnet.  Nach  mehr  als  2  Meilen  (15  Werst)  Marsch 
auf  der  geneigten,  steinigen  Ebene  des  Kungei  gelangte  man  zu  den 
ersten  Hügeln  oder  Vorbergen  des  Alatau.  Diese  Hügel  bestanden 
zuerst  ans  Diluvialboden,  wurden  aber  bald  hoher  und  liefsen  krystal- 
iinisches  Gestein,  namentlich  Syenit,  zu  Tage  stehen.  Zwischen  diesem 
zeigten  sich  auch  Ausgärige  von  Diorit  und  Diorit-Porphyr.  Ein  ge- 
wundener Pfad  führte  durch  diese  nackten,  steinigen  und,  wie  es 
schien,  völlig  unfruchtbaren  Vorberge  nach  einer  Meile  an  den  Flufs 
Taraig}T,  wo  unter  den  gröfsten  Vorsichtsmafsregeln ,  da  die  Russen 
ja  nach  dem  Verlassen  der  kirgisischen  Auls  den  heiligen  Charakter 
Ton  Gästen  verloren  hatten,  übernachtet  wurde. 

Die  Nacht  verging  ruhig,  und  am  11.  October  geschah  der  Auf- 
bruch früher  als  gewöhnlich,  da  der  schwierige  Üebergang  über  die 
Sudkette  des  Alatau  bevorstand.  Vom  Turaigyr  ging  es  nach  NO 
aber  die  Ausläufer  des  Gebirgs,  welche  die  Bäche  Turaigyr,  Kysyl- 
Bolak,  Kabyrga-Bulak  und  Dürenyn-Ssu  von  einander  trennen;  an  dem 
ersteren  stand  rother  Granit,  an  einem  der  späteren  Diorit  zu  Tage. 
Nach  4 stündigem  langsamen  Aufsteigen  war  der  Dürenyn-Ssu  erreicht, 
wo  Halt  gemacht  wurde,*  um  —  eine  Saujagd  abzuhalten.  An  den 
Rändern  des  Flusses  stand  dünnes  Eis;  auf  seiner  Ostseite  erhob  sich 
dn  hoher  und  steiler  Felsenkamm  von  rothem  Granit,  an  dessen  Fufse 
sich  ein  Snmpfstrich  hinzog.  Aus  diesem  brach  eine  Heerde  Wild- 
sch^reine  hervor,  auf  welche  die  Kosaken  Jagd  machten  und  glücklich 
einen  Eber  von  ungeheurer  Gröfse  erlegten.  Längs  des  eben  erwähn- 
ten Granitkammes  ging  es  endlich  wieder  in  die  Höhe,  auf  der  andern 
Seite  des  Baches  zog  sich  Gneifs  hin.  Der  Weg  wurde  allmählich 
immer  steiler,  war  jedoch  noch  erträglich,  so  lange  er  dem  Bache  zur 
Seite  blieb.  Als  dieser  jedoch  links  liegen  blieb,  und  in  gerader  nörd- 
licher Richtung  der  steile  Granitberg,  welcher  das  Thal  schlofs,  er- 
klömmen werden  sollte,  wurde  die  Sache  selbst  gefährlich.  Furcht- 
bare Gneifsfelsen,  zum  Theil  mit  lockerem  Schnee  bedeckt,  lagen  im 
Wege,  and  es  dauerte  3  Stunden,  ehe  die  Höhe  des  Passes  erreicht 
war.  Ein  Kameel  und  drei  Pferde  mufsten  in  dieser  Wildnifs  ihrem 
Schicksal  überlassen  wetden,  da  sie  nicht  weiter  zu  bringen  waren. 
Den  Pafs  nannten  die  FÖhrer  Dyrenyn-Assy,  und  Ssemenof  schätzte 
Mine  Hohe  auf  etwa  9000  Fnft.  Von  einem  an  den  Pafs  angrenzen- 
den Olpfei  hielt  Ssemenof  noch  einmal  im  Abendsonnenschein  Üm- 
Khan  und  Rückschau.  Die  Schneeriesen  des  Himmelsgebirges  er- 
glänzten bell  im  Strahl  der  untergehenden  Sonne  in  allen  Regenbogen- 
Nuancen.    Als  höchste  erschienen  die,  welche  dem  Meridian  der  West- 


154  Marthe: 

Spitze  und  der  Mitte  dee  Sees  entsprachen;  zwischen  diesen  Meridianen 
scheint  der  Kamm  des  Thian-Schan  etwas  zu  sinken.  Die  ganze  blaoe 
Oberfläche  der  Westhalfte  des  Sees  erschien  so  deutlich,  wie  'aaf  einer 
Karte,  mit  ihren  Buchten,  Yorsprungen  and  Binschnitten.  Im  Norden 
oder  vielmehr  im  Nordosten  war  in  den  klarsten  Umrissen  und  dabei 
ziemlich  nahe  der  dreigipfiige  Hauptstock  der  nördlichen  Kette  des 
Alatau,  der  schneebedeckte  Talgarnjn-Tal-TschokajZu  erkennen, 
dessen  Höhe  nach  annähernder  Sch&tzung  sich  auf  14,500 — 15,000  F. 
belaufen  wird. 

Das  Niedersteigen  vom  Durenjn-Assy  war  fast  noch  gefährlicher 
als  das  Aufsteigen.  Im  Anfange  war  der  Weg  so  steil  und  felsig, 
dabei  die  Zwischenräume  der  schlüpfrigen  Felsen  so  mit  Schnee  über- 
deckt, —  am  Nordabhange  lag  fiberhaupt  mehr  lockerer  Schnee  als 
auf  dem  südlichen  —  dafs  die  Pferde  am  Zügel  gefuhrt  werden 
mufsten,  und  doch  Menschen  und  Thiere  fortwährend  stürzten,  den 
Abhang  in  malerischer  Unordnung  hinabrollend.  Zum  Glück  kamen 
die  einen  wie  die  andern  ohne  ernstlichen  Schaden  davon.  Der  Steil- 
hang, der  so  zurückgelegt  wurde,  bestand  aus  Gneifs.  In  einer  Senke 
sammelte  sich  die  Karavane,  links  von  ihr  in  einer  andern  Einsenkang 
lag  der  kleine  Alpensee  Dürenyn-Kitschkene-Kul.  Vor  ihr  zeigte 
sich  in  der  Tiefe  das  Längsthal  des  Kebin,  welches  den  westüchen 
Flügel  des  Alatnu  auf  einer  Strecke  von  100  Werst  =s  40  Meilen  in 
zwei  Parallelketten,  eine  nördliche  und  eine  südliche,  scheidet  Nach 
kurzer  Erholung  ging  es  beim  Mond  licht,  immer  noch  furchtbar  steil, 
weiter  hinab,  bis  nach  2{  Stunde  die  obere  Grenze  des  Baum  Wuchses 
und  ein  Gebirgsbach,  der  nördliche  Dürenyn-Ssu,  der  mit  ungewöhn- 
lich raschem  und  stürmischem  Fall  durch  ein  kleines  enges  Qnertbal 
in  das  Längsthal  des  Kebin  fliefst,  erreicht  war.  Das  wilde,  roman- 
tische Thal  des  nördlichen  Dürenyn  ist  mit  malerischen  Gruppen  und 
Wäldchen  hochstämmiger  Fichten  (picea  Schrenkiana)  besetzt.  Unter 
solchen  wurde,  nachdem  noch  I7  Tausend  Fufs  von  der  oberen  Grenjce 
der  Baum  Vegetation  zurückgelegt  waren,  das  Bivouac  aufgeschlagen, 
und  lustig  brannten  zum  ersten  Male  wieder  seit  dem  Uebergange 
über  den  Ssuok-Tübbe  die  Feuer,  über  welchen  die  Kessel  mit  Eber- 
fleisch brodelten.  Am  Himmel  stand  der  Mond  und  übergofs  mit 
hellem  Lichte  die  Berggipfel,  während  die  eingeschnittenen  Schluchten 
und  Klüfte  im  tiefsten  Dunkel  lagen.  Da  lebten  die  Kosaken  wieder 
auf,  sangen  ihre  muntersten  Lieder,  und  es  regte  sich  ihr  Unterneh- 
mungsgeist; zwei  von  ihnen  fehlten  beim  Appell,  ihre  Kameraden 
kicherten,  und  am  Morgen  waren  sie  da,  beladen  mit  —  Branntwein, 
den  sie  aus  Wärnoje  jenseit  der  Nordkette,  7  Meilen  weit,  herbei- 
geschafft hatten! 


P.  r.  Ssemenofs  Forschungsreisen  in  den  Trans-Discben  Alatau.         (35 

Am  12.  October  zeigte  das  Thermometer  8  Uhr  Iruh  —-2,5  Or.  C. 
bei  heiterm  Himmel.  Für  das  Nachtlager  am  DGrenyn-Seu,  das  etwas 
oberhalb  seiner  Mündung  in  den  Kebin  lag,  ergab  sich  eine  Höhe 
TOD  5962  Fa£s,  danach  mttfste  das  Thal  des  Kebin  an  der  Mündung 
dieses  Beiflusses  auf  5500  Fafs  absolute  Hohe  geschätzt  werden.  Der 
QiUDittelbar  über  dem  Lager  etwa  2000  Fufs  steil  ansteigende  Berg- 
grat liefs  Schiefer  von  grangrunlicher  Färbung,  dessen  Schichten  von 
0.  nach  W.  strichen  und  sich  nach  N.  unter  einem  Winkel  von  65  Or. 
senkten,  zu  Tage  stehen.  In  einer  halben  Stunde  war  der  Kebin 
erreicht  Das  Thal  desselben  war  hier  etwa  ^  Werst  breit;  vom 
Nordabhange  der  Sndkette  ging  in  dasselbe  ein  hochstämmiger  Fichten- 
wald hinab.  Der  Kebin  ist  ein  rauschender,  an  Wasserfällen  reicher 
Fhiis,  der  hier  eine  Breite  von  etwa  50  Fufs  hat.  Nachdem  er  in 
einer  Furt  passirt  war,  begann  das  Aufsteigen  an  der  Nordkette  in  der 
Riebtang  nach  Nordost  Das  Gkstein  war  derselbe  Schiefer  wie  an 
4er  Südkette  mit  fast  derselben  Streichung  von  Ost  nach  West  (nur 
um  5  Or.  abweichend  in  der  Richtung  von  OSO  nach  WN  W),  fiel 
aber  hier  nach  S.  unter  einem  Winkel  von  55  Or.  Diese  synklinische 
Lige  der  Scbieferschichten  im  Kebinthale  beweist  offenbar,  dafs  das 
Gebirge  auf  beiden  parallelen  Linien  gleichzeitig  gehoben  wurde.  Was 
die  geologische  Epoche  dieses  Schiefers  betrifft,  so  ist  er  sehr  alt, 
palfiozoisch,  and  obwohl  wegen  Mangels  an  Versteinerungen  die  For- 
aatioD,  zu  der  er  gehört»  nicht  genau  zu  bestimmen  war,  so  möchte 
«r  doch  in  eine  der  beiden  älteren  paläozoischen  Formationen  zu 
letzen  sein;  wenigstens  jm  östlichen  Flügel  des  Alatau  liegt  auf  ähn- 
Keben  Schiefern  Kalk  mit  Yersteinerungen  der  devonischen  Periode, 
dieser  aber  wieder  anter  Bergkalk  (aas  der  Steinkohlenformation}. 

Der  Marsch  aus  dem  Kebinthale  zur  Höhe  des  Passes  Kes- 
kelen  dauerte  5  Standen.  Die  Schieferschichten  nahmen  bald  ein 
Bade,  und  man  traf  hellen  grobkörnigen  Oranit  an,  welcher  steile, 
felaige  Abstürze  bildete.  Das  kleine  Querthal,  in  dem  man  aufstieg, 
bob  sich  rasch  in  steilen  Stufen  and  war  durch  einen  starken  Oranit- 
kaom  geschloeseD.  Ein  wild  raasebender  Bach,  dessen  Ränder  schon 
stark  beeist  waren,  führte  an  den  Fufs  der  hoben  Oranitwand,  wo  er 
seinen  Uiaprang  nahm.  Ueber  1000  Fufs  hoch  war  diese  letzte  Stufe 
des  Anfbtiegs  und  aas  hellem  ond  rothem  Oranit  zusammengesetzt. 
An  der  Orenze  beider  Varietäten  ging  der  Weg  im  Zickzack  aufwärts, 
taletst  mit  lockerem  Schnee  bestreut  Die  Oebergangsstelle  bildet 
«nen  kleinen  Aasschnitt  in  dem  Oebiftgskamme,  dessen  nächste  Oipfel 
«twa  d--ÖOO  Fufs  ober  den  höchsten  Punkt  des  Passes,  welcher 
10,400  Fafe  fiber  dem  Meere  liegt,  hiaausstehen.  Links,  d.  h.  west- 
lieh vom  Passe  erheben  sich  abschfissige  Felsen  von  hellem  Oranit, 


136  Marthe: 

die  mit  einem  sehr  schmalen,  scharf  omrissenen)  gezackten  Kamme 
gekrönt  sind,  rechts  ein  etwas  abgerundeter  Gipfel  von  rothem  Granit. 
Diesen  erklomm  unser  Berichterstatter  ohne  viele  Mühe  und  konnte 
auf  dem  welligen,  zackigen  Kamme  desselben  in  der  Richtung  nach 
Osten  einherspazieren.  Ueberall  lag  lockerer  Schnee,  wo  nicht  steile  Ab- 
hänge das  Aufliegen  desselben  verwehrten.  Unter  dem  friscbgefallenea 
Schnee  und  namentlich  auf  dem  Nordabhange  des  Kammes  waren  ver- 
eiste, vieljahrige  Schichten  ewigen  Schnees  erkennbar,  doch  bildeten  diese 
nur  Felder  von  kleinerem  Umfange.  Die  Aussieht  gab  an  Grhaben>- 
heit  der  vom  Fanlhorn  in  den  Berner  Alpen  nichts  nach.  Ringsiim, 
namentlich  im  Süden,  Südosten,  Osten  und  Nordosten  starrten  zer- 
rissene, zackige  Gipfel  empor,  deren  dunkle,  kahle  Steilhänge  einen 
scharfen  Contrast  zu  dem  blendenden  Weifs  ihrer  auf  ebneren  Stellen 
liegenden  Schneedecke  bildeten,  ein  Contrast,  der  den  einheinaisitben 
Namen  des  „bunten"  Gebirges  hier  vollständig  rechtfertigte.  Vom 
Issyk-Kul  war  nichts  zu  sehen,  wohl  aber  tauchten  zwischen  den 
Gipfeln  des  Alatau  aus  bläulichem  Nebel  die  Schneehäupter  des  Him* 
melsgebirges  im  Süden  auf.  Nach  Norden  zu  drang  der  Blick  dorcfa 
das  enge,  wilde  Thal  des  Keskelen  weit  in  die  ebene,  endlose  Steppe 
des  Ili. 

Die  Abfahrt  war  wiederum  schwieriger  als  die  Auffahrt.  Schnee 
und  Steine  lagen  chaotisch  durcheinander^  die  vereiste  Rinde  des 
ewigen  Schnees  machte  das  häufige  Fallen  von  Menschen  und  Thleren 
gefährlich;  dazu  ging  es  sehr  steil  abwärts.  Am  Ende  dieses  steilen 
Abstiegs  entdeckte  Ssemeaof  zwei  Adern  von  Diorit  im  Granit.  Die 
zweite  derselben  fiel  durch  ihre  grobkörnige  Zusammensetzung  und 
darin  sich  abhebenden  Krystalle  von  grünlicher  Hornblende  auf.  Hier 
traf  man  auf  einen  der  Quellbäche  des  Keskelen,  der  schon  vottstän- 
dig  zugefroren  war.  Sein  Thal  war  mit  mäCsigem  Fall  nach  NO  ge- 
richtet und  lag  an  der  Grenze  der  obern  alpinen  und  der  Zone  der 
Alpensträucher,  d.  h.  in  einer  Höhe  von  9500 — .9000  Fufs,  an  den 
Abhängen  trat  schon  Juniperus  pseudosabina  auf.  Nach  20  Minuten 
Weges  in  diesem  Thale  war  wieder  ein  steiler  Absatz  in  fiberwinden. 
Bei  8000  Fufs  absoluter  Höhe  zeigten  sich  woUgewachseae  Fichten, 
zwischen  denen  die  beiden  Qaellbäcbe  des  Keskelen  rauschend  zn- 
sammenflossen.  Das  enge  Thal  des  westUcherea  war  im  Hintergrunde 
von  Schneeg^pfeln  geschlossen.  Das  Hauptthal  des  Keskelen,  in  wel- 
cb.em  es  nun  weiter  ging,,  war  mit  schöner  grüner  Vegetation  ge» 
scbmucki  und  wuriie.  aufserord^üich  maleriBch  und  romantiscb.  Naeh 
24^  stündigem  MarscKe  von  der  Höbe  des  Fasses  her  wurde  endlieh 
in  einem  Fichten wäld«ben  9  etwa  6000  Fufe  hoeb)  das  leiste.  Bivouao 
aufgeschlagen. 


r 


P.  ▼.  Ssemenofs  Forschungsreisen  in  den  Trans-Ilischen  AlAtan.       ]37 


Am  13.  Octöber  war<len  etwa  Docb  2  Meilen  (15  Werst)  ioi  Ge- 
birgie  und  -f  Meile  (5  Werst)  in  den  Verbergen  zurückgelegt,  immer 
far  Seite  des  Kesfeelen.  Die  ersten  8  Werst  lagen  gröfstentheils  in 
einem  Fichtenwalde,  zu  Tage  stand  auf  dieser  Strecke  rother  Granit* 
Weiterbin,  jenseit  eines  Nebenthälcbens,  aus  dem  von  rechts  her  ein 
Zaflnis  des  Eeskelen  hervorstromte,  ging  der  Granit  zu  Bnde  und 
warde  von  grauem  Sjenit  und  Diorit  abgelöst,  auch  der  Fichtenwald 
hörte  auf;  man  trat  in  die  Zone  des  Aprikosenbaumes  (Urfik),  d.  h.  man 
war  unter  5000  Fufs  herabgekommen.  Nach  12  Werst  vom  Nacht- 
lager ans  horte  auch  der  Syenit  unter  Diluviaiboden  auf;  noch  3  Werst 
veiter  deboachirte  der  Zng  aus  den  hohen  Bergen'  and  gelangte  in  die 
hügelige  Vorgebirgslandschaft  des  Alatau.  Die  Hügel  derselben  waren 
Tollst&ndig  mit  Diluviaiboden  und  mehr  oder  weniger  grofsen,  zuweilen 
selbst  ungeheuren  Steinen  von  Granit,  Syenit,  Diorit  ujid  Diorit^Por- 
phjr  bedeckt.  Zwei  Werst  nach  seinem  Auatritt  in  die  Vorberge 
bricht  der  Keakelen  durch  dieselben  in  einer  sehr  engen  Schlucht,  deren 
St^lw&nde  ans  röthlich -violettem  Porphyr  bestehen,  der  auch  Schich- 
ten von  Kieaelschiefer  gehoben  und  stärk  metamorphosirt  hat  Diese 
Schichten  streichen  von  OSO  nach  WNW  mit  einer  Abweichung  von 
aar  10  Gr.  vom  Parallel  und  fallen  nach  Norden,  Nach  Durcbziebung 
dieser  Schlucht  trat  man  endlich  in  die  untere  Ebene  ein,  wandte  sich 
Bscb  Ost  und  gelangte  nach  einem  Marsche  von  30  Werst  glücklich 
vieder  nach  Wärnoje. 

(Schlafs  folgt,) 


VI. 

Titulaturen  und  Würden  in  einigen  Centraineger- 

ländern. 


Von  Gerhard  Rohlfs. 


Obgleich  staatliche  Einrichtungen  unter  den  Negern  des  nord- 
lichen Centralafrikas  fast  fehlen^  so  findet  mah  doeh  bei .  den  Tebu,  so 
wenig  sie  dieselben  ausgebildet  haben  mögen,  feste  gesellschaftKche  Einr 
ncfakongen.  Von  alleo  WusteBbewöbnern  sind  sie  die  einBigea,  welche 
^m  stabile* monarebisehe  Begierungsform  babeti,  obseban  m\t  seSir  be- 
•chnnkter  Gewalt;  die  Tebn  bilden  gewissermafseit  den  Udi>ergang  cti 


138  Gerhard  Rohlfs: 

der  despotischen  Staatsform  der  grofsen  Negerreiehe  nördlich  vom 
Aeqoator  and  jenen  freien,  unabhängigen  Stämmen,  welche  als  Toareg-, 
Araber-  nnd  Berber  Triben  sudlich  vom  grofsen  Atlas  theils  nomadi- 
siren,  theils  feste  Wohnsitze  haben. 

Die  Tebu  haben  die  eigentliche  Mitte  der  Sahara  inne:  Tubesti, 
Borgn,  Uadafdnga,  Elaaar  und  einige  andere  kleine  Oasen  sind  ihre 
Domänen,  im  Süden  aber  dehnen  sie  sich  durch  Kanem  hin  bis  an  das 
Ostufer  des  Tsad-Sees  aus  und  reichen  fast  bis  Bagirmi  hinab.  Sefs* 
haft  in  kleinen  Ortschaften,  von  denen  die  grofste  wohl  kaum  tausend 
Binwohner  erreicht,  sind  sie  dennoch  ein  wanderlustiges  Volk,  und  ein 
erwachsener  Teba-Mann  verbringt  die  Hälfte  seines  Lebens  auf  den 
oft  unsichtbaren  Pfaden  der  endlosen  Wüste,  oder  in  den  Steppen  und 
Wäldern,  welche  die  Sahara  von  den  eigentlichen  fruchtbaren  Liändem 
Innerafrikas  trennen. 

Die  Tebu  haben  Könige,  welche  in  gewissen  Familien  erblich  sind, 
und  zwar  folgt  die  Herrscherwurde  nicht  auf  den  jedesmaligen  8ohn<, 
sondern  auf  das  älteste  männliche  Glied  der  ganzen  Familie.  Der 
König  heifst  ^derde^  (Barth:  dirde  bus),  jedoch  hört  man  ebenso  oft 
den  Kanuri- Ausdruck  ^mai^.  Für  Brbprinz,  obgleich  das  nicht  der 
Sohn  ist,  er  müfste  denn  ausnahmsweise  der  zunächstkommende  männ- 
liche Spröfeling  sein,  haben  sie  den  besonderen  Ausdrude  ^derde  koti- 
heki^;  die  Übrigen  männlichen  Mitglieder  haben  schlechtweg  den  Na- 
men Prinzen  ^maina^.     Die  Königin  hat  den  Titel  ^derde*ädebi^. 

Da  bei  den  Tebu  weder  Heere  noch  sonstige  Staatseinrichtnngen 
existiren,  so  haben  sie  auch  für  die  verschiedenen  Beamten  und  Char- 
gen, welche  damit  verknüpft  sind,  keine  Namen.  Indefs  nennen  sie 
den  Oberanführer  einer  Truppe  „bni-hento'^,  einen  Unterbefehlshaber 
^es^gede-hento^.  Auch  für  Unterhändler  oder  Gesandten  haben  sie  den 
besonderen  Ausdruck  „iari-kek^ntere^.  Ihre  religiösen  Beamten  haben 
mit  der  Religion  von  den  mohammedanischen  Arabern  ihre  Namen  in 
die  Teda-Sprache  mit  hinüber  genommen.  Als  besonders  mufs  noch 
erwähnt  werden,  dafs  die  Tebu  einen  eigenen  Ausdruck  für  den  Schatz- 
meister haben,  oder  denjenigen,  welcher  bei  den  Grofsen  die  Aus- 
gaben verrechnet,  er  heifst  ''rezi  ukil-henoa^  Mit  dem  eigentlichen 
Schatze  oder  mit  dem  Gelde  hat  er  indefs  nichts  za  thun,  denn  dies 
vergraben  die  Grofsen  und  Reichen  eigenhändig,  und  sind  viel  zu  be- 
sorgt und  mifstrauisdi,  nm  den  Platz,  der  meist  weit  w^  von  der 
Wohnung  auf  einer  nicht  frequentirten  Hammada  liegt,  auch  nur  eine 
«weite  Person  wissen  zu  lassen. 

So  einfach  wir  nnn  auch  die  Tebn->Ejinrfchtangen  änden,  nm  so 
-complieirter  «eigen  sich  die  der  ihnen  nahe  verwandt^i  Staimnesvöl- 
ker,  der  Kanari  oder  Bewohner  von  Bornn.   Diese  und  mit  ihnen  die 


r 


Titolaturen  und  Wärden  m  einigen  Centralnegerländern.  ]3!) 


Hofe  der  Pullo-Dynastien,  an  der  Spitze  Sökoto,  haben  offenbar  Ein- 
xichtnngen,  welche  von  allen  Negerstaaten  am  meisten  denen  der  ge- 
sitteten T51ker  nahe  kommen.  Dafs  mit  der  EHnfubrang  des  Islam 
eine  bedeutende  Aenderung  vor  sich  gegangen  ist,  Ififst  sich  aber  auch 
oieht  weglaugnen.  W&hrend  z.  B.  früher  in  Borna  der  Purst,  der  den 
T^tel  ,)mai^  hat,  sich  nicht  einmal  seinen  Orofsen  zeigte  and  stets  hinter 
^nem  Vorhange  sprach,  ist  derselbe  jetzt  öffentlich  sichtbar  fSr  Jeder- 
mann, spricht  sogar  in  gewissen  Fallen  selbst  Recht.  Trotzdem  hat 
sieh  in  naheliegenden  Ländern,  wie  in  Bagirmi,  Mandara  und  anderen 
die  Sitte  erbalten,  dafs  die  Grofsen,  wenn  sie  mit  dem  Könige  reden, 
ihm  den  Rücken  zuwenden,  zum  wenigsten  müssen  sie  das  Antlitz 
abwenden.  Ja  in  Kuka  selbst  gebort  es  noch  zum  guten  Ton,  mit 
abgewandtem  Gesicht  den  ^mai^  anzureden. 

Sehr  einflufsreiche  Stellongen  in  Borna  haben  die  jedesmalige 
Motter  des  mai,  welche  den  Titel  ^magera^  fuhrt,  und  auf  die  politischen 
Yerhandlangen  influenzirt,  dann  diejenige  Frau,  welche  legitim  ver- 
beiratfaet  das  Gluck  hat,  den  ersten  männlichen  Erben  zur  Welt  zu 
bringen;  diese  heifst  ^gumsu^.  Sie  ist  zugleich  Leiterin  des  ganzen 
Harem,  der  in  einem  so  grofsen  und  mächtigen  Staate  wie  Bornu 
jedenfalls  nicht  kleiner  ist  als  der  des  Beherrschers  der  Hohen  Pforte, 
ond  somit  zu  zahlreichen  Intrigoen  und  Ränken  Gelegenheit  giebt. 

Seit  dem  Sturze  der  Sefna  -  Dynastie  durch  die  Familie  der  Ka- 
nemi^n  hat  man  angefangen  eine  directe  Nachfolge  einzufahren,  ob- 
wohl der  mohammedanische  Glaube,  der  in  Bornu  am  Hofe  verbreitet 
ist,  immer  befürchten  lassen  mufs,  dafs  Ausschreitungen  vorkommen. 
Der  Thronfolger  hat  den  Titel  ^y6ri-ma*")  (nicht  tata  mai  kara,  wie 
Barth  sagt,  was  blofs  ältester  Sohn  des  Königs  heifst,  auch  nicht 
tarö-ma). 

Die  einflufsreicbste  Persönlichkeit  am  Hofe  von  Bornu  ist  dann 
lui&chst  der  Dig-ma,  was  Barth  durch  Minister  des  Innern  Übersetzt 
hat.  Dieses  ist  aber  noch  viel  zu  wenig:  der  Dig-ma  ist  Minister  des 
Inneren,  des  Aeufseren,  Ministerpräsident,  kurz  er  vereinigt  nach  un- 
seren Begriffen  das  ganze  Ministerium  in  seiner  Person.  Natürlich 
sind  in  einem  Lande,  wo  alle  Geschäfte  und  Beziehungen  fast  round- 
lidi  gemacht  werden,  diese  der  Art,  dafs  Ein  Mann  aasreicht,  um  die- 
selben abzuwickeln.  Uebrigens  bat  der  Dig-ma  auch  seine  Gehülfen, 
von  denen  der  Brste  den  Titel  „ardJino'^na^  führt 

Mehr  für  das  eigentliehe  Hauswesen,  besonders  für  dSe  intimen  An- 

')  Bartb  giebt  in  seinem  YocabnlArium  dies  Wort  unter  den  xw51f  großen  Hof- 
bntem  von  Bornu,  er  specificirt  aber  dieselben  nicht  und  aus  ihm  können  wir  nicht 
«&hren,  was  y^ri-ma  ist;  mir  wurde  es  als  der  Titel  des  Thronfolgers  genannt  von 
«UMDL  Ifanne,  der  selbst  Höfling  war  und  gut  arabisch  sprach. 


140  Gerhard  Rohlfs: 

gekgenheiten  des  Sultans  dient  der  Oberste  der  Banuchen,  ^mistra-m«^. 
Gewöhnlich  gelangen  diese  zu  grofsen  Reichthumern ,  da  um  ii^esd 
eine  Gunst  vom  Sultan  eu  bekommen,  alle  Beamten  bestoichen  werden 
müssen  und  hauptsächlich  der  mistra-ma.  Der  Sultan  verzeiht  nberbmapt 
den  Eunuchen  und  dem  Eunuchenobersten  ihre  Reichthömer,  da  er  nach 
ihrem  Tode  so  wiie  so  ihr  Erbe  ist.  Man  glaube  indefs  ja  nicht,  daTs 
diese  unglücklichen  Geschöpfe  darauf  verzichten,  als  Männer  gelten  zn 
wollen;  nicht  nur,  dafs  sie  stolz  und  reichgeschmückt  die  wildesten 
Pferde  besteigen  und  Waffen  tragen,  halten  sie  sich  auch  ihr  Weiber^ 
barem,  und  der  Mistra-ma  hat  sicher  ein  ebenso  grofses  Harem  wie  der 
Dig-ma.  Mit  dem  Mistra*ma,  jedoch  lange  nicht  eine  so  wichtige  Per- 
sönlichkeit, rangirt  der  Oberaufseher  der  königlichen  Sclaven,  welche 
in  der  Regel  in  einer  Anzahl,  die  zwischen  3 — ^00  Köpfen  schwankt, 
vorhanden  sind;  sein  Titel  ist  „mar-ma-kullo-be^. 

Als  sonstige  Aemter,  die  mehr  oder  weniger  die  Person  des  Sul- 
tans betreffen,  finden  wir  noch  den  Mainta  oder  Oberverpfleger.  Wenn 
man  weifs,  wie  grofs  die  täglichen  Einnahmen  des  Mai  an  Korn,  Fleisch, 
Butter,  Honig,  Geflügel  und  anderen  Victualien  sind,  und  wenn  man 
andererseits  einen  E^ü* blick  getban  hat,  welche  Menge  von  Lebensmitt^n 
alle  Tage  in  die  Küche  des  Königs  geliefert  werden  mufs,  um  die  ho- 
merischen Schüsseln  für  den  eigenen  Haushalt,  für  den  köaiglicheD 
Rath  und  für  die  zahlreichen  Fremden,  welche  als  Gäste  des  Mai  aus  der 
königlichen  Küche  gespeist  werden,  zu  fallen,  so  wird  man  sich  gestehen, 
dafs  das  Amt  eines  Mainta  kein  unwichtiges  ist  Der  Mainta  hat  xa- 
gleieh  die  Aufsicht  über  Küche  und  Köcbe.  Weniger  bedeutend  ist  die 
Function  des  Sintel-ma  oder  Mundschenks.  In  einem  Staate,  wo  Weinr 
oder  Biertrinken  für  ein  Yerbrechen  gilt,  läfst  sich  das  leicht  erkifiren. 
In  Bornu  besteht  die  ganze  Thätigkeit  des  Sintel-ma,  seitdem  der  Islam 
als  Staatskirebe  proclamirt  worden  ist,  darin,  dem  Mai  die  Trinkschale 
mit  Wasser  oder  eine  Tasse  Kaffee  oder  Thee  zu  prfisentiren.  Vor 
dem  Essen  und  nachher  hat  derselbe  ebenfalls  das  Waschbecken  zu 
bringen,  worin  der  Mai  seine  HSnde  abspült. 

Das  Heer  in  Bornu  ist  in  drei  grofse  Abtfaeilnngen  getheilt:  Reiter, 
Infanterie«  welche  zum  Theil  mit  Flinten  bewaffnet  ist,  zom  Theil  mit 
Pfeil  und  Bogen,  und  die  Schangermangerabtheilung ;  alle  ffibren  aufoer- 
dem  Spiefse  Und  S&bel,  die  Cavallerie  aber  nur  letztere  Waffen.  Was  die 
Schangermangerabtheilung  betrifft,  so  ist  dies  eine  Art  Garde  d«  oorps; 
ihre  Waffe  isA  ein  Warfeisen  von  der  Länge  von  zwei  Fafs  unld  mit 
sichelartigen,  geschärften  Widerhaken  versehen.  Der  Reiteroberst  hat 
den  Titel  „kets^lla-blel**,  der  Infanterieoberst  heifst  „katsella-nbursa^, 
der  Schangermangeroberst  ^yalla*ma^.     Die  übrigen  Offiziere  haben 


Titulaturen  und  Würden  in  einigen  Oentralnegerländern.  141 

flchleehlweg  den  Titel  ^katsella^,  die  Hnlfsoffiaiere  oder  Adjutanten 
heifsen  ^kre-ma^. 

Als  besonders  mfissen  die  Commandanten  zweier  St&dte  hervor- 
gehoben  werden,  der  von  Ngorna  ond  der  von  Yo.  HauptsächKch  ha- 
ben diese  wohl  deshalb  einen  besonderen  Titel,  weil  der  Mai  manch- 
mal aofser  in  Koka  auch  in  diesen  Städten  seine  Residenz  hat.  Der 
Statthalter  von  Ngomu  heifst  ^faga-ma^,  der  von  Yo  hat  den  Namen 
^kasal-ma^.  Alle  Vorsteher  der  übrigen  Ortschaften  haben  den  gemein- 
samen Titel  ^billa-ma^,  and  nach  Barth  auch  „tsi-ma^,  wahrend  Eoello 
letzteres  Wort  mit  Abgaben  Sammler  übersetzt. 

Alle  Sohne  und  männlichen  Nächsten  des  Mai,  die  obersten  Be- 
febUhaber  des  Heeres,  der  Dig-ma,  der  Eunuchenoberst,  endlich  die 
flkognäua*  (pl.  von  kogna)  versammeln  sich  alle  Tage  im  Gebäude  des 
Mai  und  bilden  den  grofsen  Rath,  nokna  genannt.  Natürlich  vom  Mai 
in  eigener  Person  präsidirt,  ist  die  Stimme  des  Einzelnen  ihm  gegen- 
über ohne  alles  Gewicht.  Der  Mai  betritt  unter  Trommelschlag  und 
Masik  den  Saal  erst,  wenn  Alle  versammelt  sind,  ein  „kingaiam^  oder 
Herold  kündet  seine  Ankunft  an,  wobei  die  ganze  Versammlung  sich 
erhebt,  und  sich  erst  wieder  setzt,  nachdem  er  selbst  Platz  genommen 
bat  Gewissermafsen  haben  die  Eognäua  höheren  Rang  als  die  Be- 
üehlshaber  der  Armee  und  der  Dig-ma,  denn  erstere  dürfen  bedeckt 
bleiben  vor  dem  Mai,  während  letztere  und  auch  der  Mistra-ma  nur 
nah  blofsem  Haupte  erscheinen  dürfen.  An  Macht,  Reich th um  und 
Einflafs  sind  jedoch  der  Dig-ma  und  Mistra-ma  die  ersten  nach  dem 
Mai.  Religiöse  Würden  sind  nur  die  bei  den  Arabern  üblichen,  und 
ibr  Name  ist  mit  geringer  Abweichung  auch  arabisch. 

Obgleich  Barth  behauptet,  dafs  die  Communalverfassungen  in  dem 
grofsen  Fulbe-Reiche  sehr  unentwickelt  seien,  so  kann  ich  doch  für 
die  Reiche,  welche  ich  Gelegenheit  zu  durchreisen  hatte,  aussagen, 
dafs  ich  im  Jahre  1867  die  Einrichtungen  der  Staaten  Bautsi,  Eefü- 
abd-es-Zenga  und  Nupe  ebenso  entwickelt  fand  wie  die  von  Bornu, 
möglich  auch,  dafs  seit  der  Zeit  schon  eine  Umwandlung  vor  sich  ge- 
gangen war,  oder  in  den  nördlichen  Staaten,  welche  Barth  auf  seiner 
rahmvoUen  Reise  nach  Timbuktu  durchzog,  die  Einrichtungen  nicht 
80  scharf  ausgeprägt  waren. 

Das  grofse  Pullo-Reich  Zokoto  zerfällt  in  viele  Staaten,  die  alle 
loebr  oder  weniger  unabhängig  von  der  Hauptregierung  sind,  aber  den- 
noch alle  den  Kaiser  von  Zokoto,  der  „baba-n-serki*^  heifst^  anerkennen 
and  ihm  jährlichen  Tribut  zahlen.  Der  Bäba-n-serki  gilt  ihnen  nicht  allein 
^  weltlicher  Regent,  sondern  ist  auch  geistiges  Oberhaupt  und  führt 


142  Gerhard  Rohlfs: 

als  solcher  den  arabisehen  Titel  ^hakem-el-momeDin^  oder  Beherrscher 
der  GlSnbigen. 

Im  Lande  Bautsi,  von  den  Arabern  Jacoba  (auch  Vogel  und  v.  Benr* 
mann  nennen  die  Stadt  so,  der  eigentliche  Name  ist  indefs  Bautfi) 
genannt,  steht  an  der  Spitze  der  Regierung  ein  König,  ^lamedo^  genannt« 
Obgleich  unumschränkter  Herrscher,  bat  er  doch  mit  vielen  unterwor- 
fenen Stämmen  eine  Art  Vertrag  machen  müssen^  durch  welchen  die 
Abgaben,  welche  zu  entrichten  sind,  fest  bestimmt  wurden,  und,  was 
sehr  wichtig  ist,  gleichzeitig  festgesetzt  wurde,  dafs  von  ihm  im  eigenen 
Lande  keine  Sclavenraubzüge  ausgeführt  werden  dürfen.  Der  Lamedo 
hält  alle  Tage  offene  Gerichtssitzung,  in  der  er  selbst  jede  Partei  ver^ 
hört  und  aburtheilt. 

Bei  den  Tebu,  also  den  nördlichsten  Negern  von  Afrika,  finden 
wir  die  eigen thümliche  Erscheinung,  dafs  die  Eisen-  und  Silberschmiede- 
wie  eine  ausgestofsene  Kaste  betrachtet  werden.  Kein  Tebu  darf  die 
Tochter  eines  Schmieds  heirathen,  kein  Schmied  bekömmt  die  Tochter 
eines  freien  Tebu.  Einen  Schmied  beleidigen  gilt  schon  für  Feigheit^ 
weil  er  eben  von  den  übrigen  Tebu  als  vollkommen  unzurechnungs- 
fähig gehalten  wird.  Es  liegt  hier  unwillkührlich  der  Gedanke  nahe: 
sind  die  Schmiede  bei  den  Tebu  vielleicht  anderen  Stammes,  vielleicht 
unter  die  Teda  eingewanderte  Juden?  Aber  weder  in  Sprache,  Haar^ 
Gestalt  noch  Hautfarbe  unterscheiden  sie  sich  auch  nur  im  allermin- 
desten  von  den  übrigen  Teda,  und  diese  selbst  behaupten,  sie  seien 
von  ihrem  Fleische  und  Blute,  nur  das  Handwerk  mache  sie  verächt- 
lich. —  Gerade  das  Gegentheil  nun  sehen  wir  in  Bautsi;  hier  hat  der 
Erste  der  Zünfte  der  Schmiede  den  höchsten  Rang  nach  dem  Lämedo, 
sein  Titel  ist  „serki-n-ma-kera'^,  was  man  durch  Grofs-Eisenmeister  über- 
setzen kann.  Und  wie  sehr  überhaupt  die  Handwerke  in  diesem  Staate, 
der  von  Pullo*s  regiert  wird,  aber  zum  gröfsten  Theile  Haussa-Ünter- 
thanen  bat,  in  Ansehen  stehen,  geht  daraus  zur  Genüge  hervor,  dafs 
alle  Handwerke  in  Zünfte  getheilt  sind,  an  deren  Spitze  ein  Meister 
steht,  der  den  Namen  Fürst  hat,  denn  „serki**  heifst  Fürst  oder  Prinz. 
So  finden  wir  unter  anderen  einen  Fürsten  der  Schneider,  „serki-n- 
dümki^,  einen  Fürsten  der  Schlächter,  „serki-n-faua**. 

Die  Stelle,  welche  in  Bornu  vom  Dig-ma  versehen  wird  und  un- 
serem Ministerium  entspricht,  versieht  in  Bautsi  der  „galadima**,  aber  fast 
ebenso  wichtig  ist  die  des  intimen  Rathgebers  des  Lamedo,  der  den 
Titel  „beräya^  hat;  nur  dieser  darf  in  die  fürstliche  Wohnung  dringen^, 
falls  der  Lamedo  sich  zurückgezogen  hat.  Das  Harem  darf  selbstvei^ 
ständlich  nur  vom  Obersten  der  Eunuchen  Yinkona  betreten  werden. 
Obgleich  alle  PuUofürsten  für  gewöhnlich  äufserst  einfach  gekleidet  sind,, 
und  sich  in  Nichts  von  den  sie  umgebenden  Grofsen  unterscheiden,  so 


1'itiüaiiiren  imd  Würden  m  einigen  Centralnegerländern.  143 

bftben  sie  doch  ein  eigenes  Amt  för  den  Mann  geschaffen,  der  sie  bei 
festlichen  Gelegenheiten  mit  den  dann  allerdings  prächtigen  Gewän- 
dern bekleidet,  er  faeifst  Zoraki.  Wichtige  mit  der  Person  des  Lamedo 
verknüpfte  Aemter  sind  ferner  das  des  Obersten  der  Vorreiter,  madaki 
genannt,  des  Palastgouvemenrs  „uombe'^  and  des  Schatzmeisters  „adzia^. 
Naturlieh  ist  in  diesen  Staaten,  wie  das  ja  früher  auch  bei  uns  war, 
der  PriyatschatE  des  Königs  zugleich  der  des  Landes,  indem  das  ganze 
Land  als  Eigenthnm  des  Königs  betrachtet  wird.  Anders  verhält  es 
sidi  mit  den  Waffen,  von  denen  Bogen,  Pfeile  und  Säbel  in  einem 
eigenen  Hause  aufbewahrt  werden;  diese  werden  nur  als  öfifentliches 
Eigen thum  betrachtet  und  der  Hüter  davon  ist  immer  ein  ansehnlicher 
Beamter,  er  hat  den  Titel  „bendoma'^.  Nicht  unwichtig  ist  der  Posten 
des  Obersten  der  Gefangenen,  der  zugleich  Scharfrichter  ist  und  „serki- 
n-ara^  heifst. 

Wie  geordnet  auch  sonst  die  Zustände  sind,  geht  ferner  daraus 
hervor,  dafs  man  einen  eigenen  Marktvogt  hat;  freilich  sind  in  Bornu 
diese  auch  auf  den  Märkten,  haben  jedoch  nicht  eine  so  wichtige  Stel- 
lang, ihr  Titel  ist  ^serki-n-kurmi^. 

Als  Truppengattung  finden  wir  in  Bautsi  nur  Reiter  und  Infan- 
terie, letztere  mit  Bogen  und  Säbel  bewaffnet;  Lanzen,  und  Schanger- 
manger  namentlich,  sieht  man  hier  gar  nicht  mehr.  Eiidge  wenige 
der  Reiter  haben  schlechte  Gewehre,  die  meisten  nur  Säbel  und  Bogen. 
Die  Pfeile  der  Bogenschützen  sind  natürlich  alle  vergiftet,  meistens  mit 
Gift  aus  Euphorbien.  Der  Befehlshaber  der  Fufstruppen  heifst  „serki- 
n-jaki^,  der  der  Reiterei  „serki-n-dauaki^. 

Einen  besonderen  Titel  hat  der  Commandant  der  Stadt  Uosse, 
nämlich  „serki-n-dütsi^ ;  dieser  hat  die  Aufgabe,  das  Vordringen  der  süd- 
lichen heidnischen  Stämme  zu  verhindern.  Ferner  -der  Hauptmann 
sämmtiicher  nicht  PuUovölker,  uud  da  diesen  in  Bautsi  eine  grofse 
Zahl  von  Stämmen  angehören,  ist  sein  Posten  ein  sehr  wichtiger;  er 
heifst  „sennoa^. 

Auch  in  dem  *  PuUo  -  Staat  Nyfe  oder  Nupe  sehen  wir  das  mili- 
tjurische  Element  bedeutend  mehr  hervortreten,  und,  weil  an  beiden 
Seiten  des  mächtigen  Nigerstromes  gelegen,  finden  wir,  da  Nupe  eine 
bedeutende  Kriegsflotte  hat  von  Schiffen,  die  bis  mit  hundert  Matrosen 
bemannt  sind,  die  Charge  eines  Admirals.  Gleich  nach  dem  Könige, 
der  „etsu*'  heifst,  kommt  der  Admiral  der  Nigerflotte,  betitelt  „bargo-n- 
gioa**,  wörtlich  „Spiegel  der  Elephanten^.  *)     Die  Königin,  obgleich 


*)  Obschon  weder  im  Crowther  noch  in  meinem  eigenen  Vocabularium  dieae 
Worter  zu  finden  sind,  halte  ich  sie  doch  für  richtig,  da  sie  mir  von  einem  ganz  zu- 
verliraigen  Manne,  dem  ehemaligen  Diener  Barth's,  der  jetzt  in  Loködza  ist,  über- 
setzt worden. 


144  Gerhard  Rohlfs;  Titalatnren  and  Worden  etc. 

dieselbe  in  Nape  ganc  obne  Einflufs  ist,  hat  denselben  Titel  wie  der 
ELönig.  Mit  der  Stelle  eines  Admirals  ist  augleich  die  des  Obersten 
der  ScUven  verbanden,  wobl  aus  dem  Omode,  weil  die  Ruderer  der 
Schiffe  alle  aas  Sclaven  besteben. 

Es  kommen  dann  der  Reibe  nach  zaent  der  ^damraki^,  der  erst« 
Rathgeber  des  Etsu  und  in  seiner  Person  das  Ministerium  vereimgend. 
Nach  ihm  natürlich  der  Eunnchenoberst,  ^indatoraki^,  dann  der  Ober- 
polizeidirector,  der  zagleich,  wie  überall  dort,  die  Auszeichnung  hat, 
Scharfrichter  zu  sein.  Der  Titel  des  letzteren  ist  ^serki')-n-dogäli^. 
Da  aber  auch  in  den  Nigerl&ndern  wie  in  Yoruba  die  Sitte  des  Pfäh- 
lens,  selbst  als  gewöhnliche  Strafe  allgemein  ist,  und  es  nicht  leicht  ist, 
einem  Menschen  einen  Pfahl  der  Art  von  unten  der  Länge  nach  durch 
den  Körper  zu  schieben,  dafs  der  Pfahl  durch  Hals  und  Mund  heraus- 
kömmt, so  hat  er  natürlich  einen  ganzen  Schwärm  von  Helfershelfern. 
Nach  diesem  kommt  dann  zunächst  der  Fremdenvorfuhrer  ^serki-ii- 
fada%  eine  Charge,  die  an  den  übrigen  Pullohöfen  sich  nicht  zu  finden 
scheint.  Gleich  an  Rang  stehen  der  Obervorreiter  n^^gS^^9  ^^^  Ober- 
koch „serronia^  und  der  Oberschreiber,  der  wie  immer  den  arabischen 
Namen  „liman^  hat 

Da  der  König  von  Nupe  fast  immer  im  Felde  ist,,  so  hat  er  einen 
Stellvertrete'r  in  der  Hauptstadt  creiren  müssen ;  oft  ist  dies  sein  vor- 
bestimmter Nachfolger  sein  Titel  lautet  „zitzu^.  Der  Rath  um  den  König 
besteht  aus  den  Grofsen,  „seraki'^  (pl.  von  serki)  genannt,  und  das  Heer 
wird  von  einem  Obergeneral  angeführt,  der  ^^maiaki"  genannt  wird.  Die 
beiden  Waffengattungen,  Reiter  und  Fufsvolk,  heifsen  ^bendoaki^ 
und  „serki-n-karma^.  Ganz  in  der  Nfihe  des  englischen  Einflusses 
könnte  der  Nupe-Staat  einer  grofsen  Zukunft  entgegen  gehen,  und 
gerade  hier,  von  der  englischen  Colonie  Lokodza  aus,  sollten  Missio- 
näre dem  jetzt  eindringenden  Islam  Halt  zurufen.  Für  diese  Gegenden 
worden  katholische  Geistliche  den  protestantischen  vorzuziehen  sein. 


')  Der  Name  ist  serki  und  die  Genitivform  d  ist  aus  dem  Haussa  in  diese 
Sprache  übergegangen. 

A  n  m.  /  SS  seh,  z  ss  fr,  g  vor  e  oder  t,  der  Accent  dient  blos  zur  Betonung 
der  Silbe. 


145 


V 

VIL 

Beiträge  zur  Geographie  von  Hoch -Armenien. 

Von  Herrn  Wilh.  Strecker, 
Oberst  In  tfirkiscben  Diensten. 

(Hierzu   zwei   Karten,   Taf.  ÜI  n.  IV.) 


1.   Die  Ebene  von  Erzerum. 

Die  Ebene  von  Erzeram  hat,  wie  ein  Blick  auf  die  Karte  erkennen 
UÜst,  eine  sehr  anrege! mäfsige  Form,  weshalb  für  ihre  Ausdehnung  kaum 
bestimmte  Zahlen  angegeben  werden  können.  Sie  wird  im  Süden 
Ton  der  Palandöken-Eette  und  ihren  Verzweigungen  und  im  Norden 
ron  dem  Gebirgsstock  der  Trapezunt-Erzerumer  Handelsstrafse  —  wie 
man  denselben  manchmal  nannte  —  eingeschlossen,  ßeide  Oebirgs- 
sjsteme  sind  als  solche  and  in  ihren  Gliederungen  den  Geographen 
Doch  ziemlich  unbekannt  geblieben.  Ich  hatte  Gelegenheit  sie  vielfach 
zu  bereisen. 

Die  Palandöken- Kette  bildet,  soweit  sie  unsere  Karte  berührt,  die 
Wasserscheide  zwischen  dem  nordwestlichen  Enphrat  und  dem  Araxes 
and  weiter  westlich  hauptsächlich  zwischen  den  beiden  Hauptarmen 
(dem  nordwestlichen  und  dem  südöstlichen)  des  Euphrat.  Sie  gehört 
zu  dem  grofsen  Taurnssystem  und  ist  dieselbe  Kette,  welche  westlich 
oberhalb  Egin  Tom  Euphrat  durchbrochen  wird.  Ich  benenne  sie  hier 
Palandöken-Kette,  da  in  der  Türkei  wohl  einzelne  Berge,  aber  fast  nie 
ganze  Gebirge  Gesammtnamen  tragen,  und  zwar  nach  einem  ihrer 
höchsten,  nahe  an  Erzerum  gelegenen  und  bekanntesten  Punkte,  dem 
steilen  nnd  zerrissenen  Trachytberge  Palandöken  d.  h.  der  „Sattel- 
abschüttelnde^,  so  benannt  wegen  der  um  seine  Spitze  herum  herr- 
schenden heftigen  Winde,  denen  die  Lastthiere  kaum  widerstehen  kön- 
nen ,  welche  die  in  der  Nfihe  der  Spitze  nach  Ghinis  und  Musch  fuhrende 
Strafse  emporklimmen  müssen.  Ich  fand  die  Höhe  der  Bergspitze 
10,485  englische  Fufs  über  dem  Meere,  um  250  Fufs  höher  als  den 
höchsten  Punkt  des  Bingöl-Dagh ').    Die  Kette  verflacht  sich  nahe  bei 


')  Diese  Angabe  erscheint  mir  doch  höchst  zweifelhaft;  P.  v.  Tschichat- 
scheff  hat  den  höchsten  Felsen- Gipfel  des  Bingöl-Dagh,  den  er  nur  mit  Zurück- 
lassung der  Pferde  erklettern  konnte,  am  1.  August  1858  barometrisch  8760  Meter, 
t\sQ  12,300  engl.  Fufs  hoch  gefunden;  auf  dem  Wege  dahin  mufs  er  den  Pälan. 
ddken-Dagh  (ein  Name,  den  er  nicht  nennt)  überstiegen  haben,  ohne  dafs  er  eine 
so  bedeutende  Hohe,  wie  nach  der  oben  mitgetheilten  Messung  zu  erwarten,  andeutet; 

Z«itMhr.  d.  GeMllscb.  f.  Erdk.    Bd.  VI.  ^^ 


1 


J46  Strecker: 

dieser  Spitze,  nach  Nordosten  sa  dem  langgestreckten  Passe  Dewe- 
Bosjan  (Eameelhals)  nnd  setzt  sich  nordöstlich  weiter,  von  den  alten 
Schriftstellern  als  moschisches  Gebirge  bezeichnet,  bis  nach  Colchis 
nnd  Georgien  fort.  Gegen  Süden  ist  sie  von  dem  Bingöl-Gebirge  durch 
die  tief  eingeschnittenen  Thfiler  des  Araxes  und  des  Litschik-Su  ge- 
trennt. In  ihr  mag  der  Berg  Abos  der  Alten  gelegen  haben,  da  auf 
ibr  alle  Quellbäche  de^  nördlichen  Araxes-Armes,  des  Hassankale-Su, 
zum  grofsen  Theil  östlich  fliefsend,  nahe  denen  des  gen  Westen  strö- 
menden Euphrat  entspringen.  Die  wirklichen  Hauptquellen  dieser  bei- 
den Ströme  waren  wahrscheinlich  auch  im  Alterthume  nicht  allgemein 
bekannt,  und  es  wurden  andere  Zuflüsse  und  zu  verschiedenen  Zeiten 
verschiedene  für  dieselben  angenommen,  wie  das  heute  noch  geschieht, 
da,  wie  es  scheint,  niemand  vor  mir  die  Quellenregionen  besucht  oder 
genaue  Mittheilungen  darüber  gemacht  bat. 

Das  Gebirge  nördlich  der  Ebene  von  Erzerum  ist  der  Paryadres 
der  Alten,  Parchar  der  Armenier.  Es  zieht  sich  zwischen  den  Djoruk- 
QuellfluTsen  and  dem  Euphrat  hin  und  steht  östlich  oberhalb  der 
Euphratquellen  mit  dem  Palandöken-Gebirgszuge  in  Verbindung;  seine 
Ausdehnung  nach  Westen  gedenke  ich,  ebenso  wie  das  Palandöken- 
Gebirge  in  einem  spateren  Tbeile  meiner  Arbeit  zu  besprechen. 

Diese  Gebirge  fallen  theils  direct  in  die  Ebene  von  Erzerum  ab, 
theils  ziehen  sich  Verzweigungen  oder  Vorhöhen,  mehr  oder  weniger 
flach  sich  verlaufend,  in  dieselbe  hinein;  daher  ihre  unregelmafsige 
Form.  Tschichatscheffs  Bezeichnung  derselben  als  eine  „weite  hori- 
zontale^ Ebene  durfte  sich  aber  kaum  rechtfertigen  lassen. 

Sie  wird  von  den  Quellflüssen  des  Eupbrat  durchströmt,  welcher  aos 
verschiedenen  Quellbfichen  entsteht,  die  im  Norden  und  Nordosten  Erze- 
rums auf  den  die  Ebene  einschliefsenden  Gebirgen  ihren  Ursprung  haben. 
Tournefort,  der  zu  Anfang  des  vorigen  Jahrhunderts  diese  Gegenden 
besuchte,  gab  von  denselben  nur  ein  verworrenes  oder  vielmehr  un- 
richtiges Bild,  da  er  von  zwei  östlich  von  Erzerum  entspringenden 
Quellflüfsen  spricht,  von  welchen  die  Stadt  eingeschlossen  würde.  Der 
eine  dieser  seiner  Quellflüfse  ist  nämlich  das  südwestlich  jenseits  der 
Ebene  entspringende  Tuzla-Su,  ein  bedeutender  linker  Nebenflufs 
des  Euphrat,  dessen  Lauf  zu  beschreiben  aber  nicht  in  das  Bereich 
dieser  Arbeit  fällt.  Ferner  ist  Tonrnefort's  zweiter,  von  Süden  nach 
Norden  und  später  unter  der  Brücke  von  Ilidje  hindurchfliefsender 
Quellarm  wieder  ein  ganz  anderer  als  der  wirkliche  Hauptquellarm  des 


auch  kein  anderer  Reisender  erwähnt  hier  im  Süden  von  Erzerum  einer  Bergkette, 
die  bei  der  angegebenen  Hohe  die  Aussicht  auf  den  Bingöl-Dagh  vollkommen  ver- 
decken mUfste.  Kiepert. 


Beitrftge  znr  Geographie  tob  Hoch- Armenien.  J47 

Fioases,  welchen  er  vom  rothen  Erlöster  (Kisil-Wankb  auf  der  Karte) 
aoB  ao&achte.  Wie  er  znm  Kloster  des  heiligen  Georg  (Snrp.  Lnsa» 
woritsch),  dessen  Beschreibung  richtig  ist,  gelangte,  ist  nach  seinem  Be- 
richte unmöglich  zu  bestimmen,  ebenso  wie  es  anbegreiflich  ist,  wenn 
er  die  Entfernung  dieses  Klosters  von  £rzerum  auf  eine  Tagereise 
aogiebt 

Die  Richtung  des  Hauptthaies,  welchem  zahlreiche  krystallklare 
and  meist  forellenreiche  Bfiche  zueilen,  ist  oberhalb  der  Ebene  im  All- 
gemeinen NNO.  —  SSW.  Sobald  der  Flufs  in  die  Ebene  einge- 
treten ist,  wendet  sich  derselbe  im  Bogen  gegen  Westen  und  dnrch- 
flieJBt  mit  geringer  Geschwindigkeit  den  Sazlyk-Scbilfwald;  sein 
trübes  Wasser  mag  wohl  die  Ursache  sein,  daÜB  er  hier  den  Na- 
men Eara-Su  (Schwarzwasser)  erhält  Er  verl&fst,  durch  viele  Zuflüsse 
verstärkt,  die  eigentliche  Ebene  in  west-süd- westlicher  Richtung  ein 
weoig  unterhalb  Ilidje,  von  wo  ab  dann  auf  beiden  Ufern  die  Berg- 
abb&nge  näher  an  ihn  herantreten,  im  Süden  direct  bis  zum  Flufs  hin 
sieh  verlaufend,  im  Norden  in  Form  einer  niedrigen  Terrasse,  auf  wel- 
cher die  Dörfer  Agaver  und  Aladja  liegen,  gegen  ihn  abfallend.  — 
Ich  habe  auch  den  ersten  eigentlichen  Nebenflufs  des  Enphrat,  das 
Sertscbeme-Dere-Sn  (Sertscheme- Thal -Wasser),  in  die  Karte  einge- 
leichnet,  weil  ich  dasselbe  mehrfach  als  Quellflufs,  soger  als  den  haupt- 
siehlichsten ,  angeführt  gefunden  habe;  Hauptquellflufs  kann  dasselbe 
aber  aus  dem  Grunde  nicht  sein,  da  sein  Lauf  kürzer  ist  und  beim 
Zosammenflasse  weniger  Wasser  enthält  als  der  Frat,  wie  nun  dort 
der  Flufs  schon  bfiufig  genannt  wird,  der  auch  viel  zahlreichere  und 
stärkere  Zuflüsse  aufgenommen  hatte.  Das  Sertscheme-Dere-Su  ent- 
springt ungefähr  12  Stunden  nördlich  von  Erzerum,  in  grofser  Nähe 
der  Quelle  des  östlichen  Djoruk- Armes,  in  dem  kleinen  Bezirk  (der 
«Nahia*')  Owadjik,  d.  h.  ^kleine  Ebene^  und  wird  deshalb  in  seinem 
oberen  Laufe  Owadjik-Su  genannt;  es  durchfliefst  mit  starkem  Gefälle 
ein  enges,  tiefes  Thal,  das  erst  bei  Mejmansur  sich  etwas  erweitert 
■od  mündet  oberhalb  des  Dorfes  Böjuk-Egagdaritsch  in  den  Frat. 

Die  Ebene  von  Erzerum  bildete,  wie  aus  ihrer  Form  hervorgeht 
nnd  zahlreiche  Muschellager  bestätigen,  einst  ein  grofses  Seebecken, 
welches  sich  jedoch  weit  über  ihre  heutige  Ausdehnung  hinaus,  bis  zu 
der  Stelle  erstreckte,  wo  der  Frat  jetzt,  ungefähr  15  Stunden  von  Er- 
lemm,  zwischen  hohen  Gebirgen  in  tiefer  Spalte  sich  hinwindend,  den 
Ausweg  in  die  Ebene  von  Terdjan  sucht,  welche  er  mit  einem  Gefalle 
von  ungefähr  900  engl.  Fufs,  von  der  oberen  Ebene  von  Erzerum  an 
gerechnet,  erreicht.  Ebenso  war  der  etwa  30  Stunden  von  Erzerum 
stromabwärts  gelegene  Thalkessel  von  Erzingjan  einst  ein  See;  der 
Flofs  strömt  stundenlang,  bevor  er  in  ihn  eintritt,  in   einem   engen 

10» 


]48  Strecker: 

tiefen  Thale,  meist  Sn  einem  felsigen  Bett,  hie  ond  da  von  Strom* 
schnellen  in  seinem  Laufe  gehemmt  and  darchbricht  dann  beim  Aas- 
tritt die  das  Thal  von  finerum  südlich  einschliefiienden  Gebirge* 

In  administrativer  Besiehnng  dehnt  sich  der  Kreis  von  Erzeram,  Owa 
d.  h.  ,) Ebene*'  genannt,  auch  heute  noch  ungef&hr  so  weit  aas  wie  das 
ehemalige  Seebecken.  Derselbe  zählt,  abgesehen  von  der  Hauptstadt,  in 
160  Dörfern  eine  Bevölkerung  von  42,876  Seelen,  wovon  29,400  Ma- 
hammedaner  und  13,475  Christen,  gregorianische  Armenier,  mit  Aus- 
nahme weniger  Hundert  armenischer  Katholiken,  die  in  einigen  Dörfern 
eigene  Kirchspiele  bilden. 

Die  Bevölkerung  war  vor  der  rassischen  Invasion  (i.  J.  1829)  be- 
deutend stärker  und  wurde  damals  durch  die,  vermittelst  Ueberredang 
und  Drohungen  bewerkstelligte  Uebersiedelung  zahlreicher  christlicher 
Familien  nach  Rufsland,  wodurch  einzelne  Dörfer  völlig  entvölkert 
wurden,  aufserordentlich  reducirt.  Nur  ein  geringer  Theil  der  damals 
nach  Rufsland  verpflanzten  Familien  hat  die  Schwierigkeiten,  welche 
einer  Rückkehr  von  dort  entgegenstanden,  überwinden  und  sich  wieder 
in  die  alte  Heimath  zurückbegeben  können.  Gegenwärtig  ist  jedoch 
die  Bevölkerung  wiederum  in  Zunahme  begriffen. 

Die  Dörfer  in  der  Ebene  selbst  haben  meist  nicht  unter  50  Hauser, 
mehrere  derselben  haben  sogar  mehr  als  hundert;  das  gröfste,  Kjan, 
hat  400  Feuerstellen.  In  den  meisten  wohnen  die  Christen  vermischt 
mit  Muhammedanern  auf  gut  nachbarlichem  Fufse.  In  vielen  sind 
die  Ersteren  viel  zahlreicher  als  die  Türken,  während  in  den  Berg- 
thälem,  wo  viele  rein  muhammedanische  Dörfer  existiren,  die  Christen 
bedeutend  in  der  Minderzahl  sind. 

Der  Humusboden  der  Ebene,  welcher  zum  grofsen  Tbeile  der  Ver- 
witterung vulkanischen  Gesteins  seine  Entstehung  verdankt,  ist  fast 
durchweg  fruchtbar.  Bedeutende  Strecken  Landes  sind  jedoch  noch 
uncultivirt.  Denn  abgesehen  von  den,  an  den  beiden  Ufern  des  Kara- 
Su  und  auch  am  Ilidje-Sn  bei  Oesbek  sich  hinziehenden  Sumpfwiesen 
lösen  auch  die  zahlreichen  Gewässer  von  den  unbewaldeten  Gebirgen 
mit  Leichtigkeit  grofse  Mengen  von  Gerolle  ab,  zerstreuen  dasselbe 
hauptsächlich  über  die  höhere  Ebene  und  legen  so  der  Cultur  bedea- 
tende  Hindernisse  in  den  Weg.  Nichtsdestoweniger  vergröfsert  sich 
das  cultivirte  Gebiet  mit  jedem  Jahre  und  würde  noch  in  viel  bedeu- 
tenderem Maafse  zunehmen,  wenn  durch  Herstellung  billigerer  Trans- 
portmittel, d.  h.  durch  Anlegung  fahrbarer  Strafsen,  die  Ausfuhr 
erleichtert  würde,  die  nach  Trapezunt,  dem  nächsten  Hafenplatze,  ge- 
genwärtig noch  sehr  gering  ist.  Die  Ebene  nährt  jetzt  ihre  Bewohner, 
einschliefslich  die  60,000  Einwohner  von  Erzerum,  und  versorgt  aufser- 
dem  die  grofse   Menge  durchgehender  Karawanen  für  mehrere  Tage 


Beiträge  zur  Geographie  you  Hoch-Armenien.  ]49 

mit  Fatterbedarf.  Bei  stärkerer  Ausfohr  nach  Trapezunt,  wie  sie  in 
Folge  voD  hohen  Preisen  manchmal  eintritt,  vermehrt  sich  die  sonst 
ganz  anbedeutende  Einfuhr  aus  der  befiachbarten  Ebene  von  Passin. 

Die  vorzüglichsten  Feldproducte  sind  Weizen  und  Gerste,  beide 
ihrer  Qualität  wegen  berühmt,  wenig  Korn,  Hirse  und  Leinsaat;  Rüben, 
gelbe  Rüben  und  Runkelrüben  von  vorzüglichem  Zuckergehalt,  Klee 
and  Wicken,  Gurken  und  Bohnen,  wenig  Erbsen  und  Linsen;  Kohl 
aod  seit  mehreren  Jahren  auch  Kartoffeln  werden  in  weiten  Gemüse- 
garten gezogen,  sowie  auch  kleine  Wassermelonen  in  einigen  Dörfern 
am  Fnfse  den  nördlichen  Berge,  wo  die  rauhen  Nord-  und  Ostwinde 
weniger  EinBufs  üben.  Obstbäume  gedeihen  in  der  an  6000  engl.  Fufo 
über  dem  Meere  gelegenen  Ebene  nicht. 

Da  der  Winter  sehr  lange  dauert,  so  bleibt  den  Feldfrüchten  nur 
wenig  Zeit  für  ihre  Entwickelnng.     Die  Saatzeit  fällt  in  das  Ende  des 
April,  oft  auch  erst  im  Mai;  in  den  August  wird  das  Getreide  schon 
geschnitten.    Korn  wird  im  Herbst  gesäet,  Weizen  nur  selten,  weil  er, 
wenn  das  milde  Wetter  erst  spät  eintritt,  bei   der  wechselnden  Tem- 
peratur des  Nachwinters  der  Gefahr  zu  verfaulen  ausgesetzt  ist.   Das 
Erdreich  wird  durch  einen  Pflug  mit  eiserner  Spitze,   von  einfachster 
Construction  geöffnet  und  die  Saat  mit  der  Hand  ausgestreut.    Anstatt 
der  Egge  wird  ein  beschwerter  Baumstamm  quer  über  den  Acker  ge- 
zogen.     Obschon  der  Boden   bei   Beginn   des  Sommers  reichlich   mit 
Feachtigkeit  getränkt  ist,  so  wird  er  doch  bald  durch  die  Sonnenhitze 
aasgetrocknet,   welche  einerseits  sehr  viel  dazu  beiträgt,  das  Getreide 
schnell  reifen    zu   machen,    aber    um   so    mehr  auch   eine   künstliche 
Bewässerung  der   Felder    erfordert,    da    es  in    den   Sommermonaten, 
mit  Ausnahme   einiger  Gewitter,    nie   regnet.      Solche   kunstliche  Be- 
wässerung ist  in  Hocharmenien  nicht  nur  in   den   gröfseren    Ebenen, 
sondern  auch  in  den  Thälern  und  auf  den  kleineren  Plateaus  auf  den 
Gebirgen  selbst  durch  die  klimatischen  Vorbältnisse  geboten.  Die  durch 
die  Stadt  Brzerum  fliefsendeu  Bäche   führen    den  unterhalb  gelegenen 
Gemüsegärten  und  Feldern  reichlicben  Düngerstoff  zu;  sonst  wird  auf 
Düngen  durchaus  nicht   die  nötfaige  Aufmerksamkeit  verwendet.     Aus 
diesem  Grunde  und   in  Anbetracht  der  Lage   der  Felder  geben  diese 
einen  ganz  verschiedenen  Ertrag  und  zwar  die  dem  Gebirgsfufse  und 
dem  Bereiche  der  Gerolle  nahe  gelegenen,  je  nach  der  Düngung,  drei- 
und  vier-  bis  höchstens  sechsfachen,   die  in  der  horizontaleren  Ebene 
gelegenen  aber  acht-  bis  zehnfachen   und   ausnahmsweise  zwölffachen 
Ertrag.    Wie  fast  überall  in  der  Türkei  und  anderwärts  im  Orient  wird 
aach  hier  das  Getreide  nicht  aasgedroschen,  sondern  die  Körner  wer- 
den aasgeprefst ,  indem  eine  aus  starken  Brettern  zusammengesetzte, 
einige  Fafs  lange  und  länglich  viereckige,  an  der  Stirn  etwas  schmälere 


150  Strecker: 

Holsplatto,  in  deren  untere  Flache  spitze  Steine  eingeschlagen  sind  and 
die  oben  beschwert  wird,  über  die  auBgestrenten  Hakne  durch  vorge- 
spannte Ochsen  hinweggeschleift  wird.*)  Za  diesem  Zwecke  werden  in 
der  Nähe  der  Felder  oder  in  den  Dörfern  kreisförmige  Plfitze  geebnet 
um  als  Tenne  zn  dienen.  Da  die  Arbeit  fast  durchweg  im  Freien  vor- 
genommen wird,  so  ist  sie  von  der  Witterung  abhängig,  die  vor,  'wäh- 
rend  und  nach  derselben  günstig  sein  mufs,  denn  das  Getreide  bleibt, 
sobald  es  geschnitten  ist,  meistentheils  noch  einige  Zeit  auf  dem  Felde 
liegen,  bevor  man  es  auf  den  Dreschplatz  selbst  bringt,  und  •  wenn  die 
Arbeit  auf  diesem  beendet  ist,  erhält  der  Eigenthümer  wieder  nicht  eher 
Erlaubnifs,  dasselbe  einzusacken,  als  bis  es  dem  Pächter  des  Zehnten 
gefallen  hat,  den  ihm  zukommenden  Antheil  zn  verificiren.  Verzoge- 
rangen in  der  Operation  und  Schaden  an  verdorbenem  Getreide  treten 
darum  nicht  selten  in  Folge  ungünstiger  Witterung  ein.  Ein  anderer 
Nachtheil  dieser  Methode  ist,  dafs  bei  ihr  die  Strohhalme  in  karxe 
Stücke  zermalmt  werden,  in  und  zwischen  welchen  sich,  ebenso  wne 
an  den  Körnern,  viel  Staub  und  Schmutz  ansetzt,  der  später  nur  nn- 
vollkommen  entfernt  wird.  Die  Körner  werden  dadurch  von  dem  Stroh 
gesondert,  dafs  man  nach  dem  Ausquetschen  der  ersteren  die  gemischte 
Masse  schaufei  weise  in  die  Höhe  wirft,  worauf  beim  Niederfallen  die 
Körner  mehr  senkrecht  zur  Erde  fallen,  das  leichtere  Stroh  in  Folge 
des  Luftzuges  entfernter  niederfällt  und  der  Staub  theilweise  noch  weiter 
weggeführt  wird.  Zur  besseren  Reinigung  werden  die  Kömer  meist 
noch  einmal  gesiebt. 

Das  Rindvieh  in  der  Ebene  von  Erzerum :  Ochsen,  Kühe  und  Büffel, 
ist  von  mittlerem,  gutem  Schlage  und  gut  genährt,  aber  nicht  genügend 
gepflegt.  Die  Schafe  gehören  der  in  ganz  Anatolien  verbreiteten  Art 
mit  Fettschwänzen  an  und  ünden  überall  gute  Weide.  Die  Pferde, 
welche  nur  zum  Reiten  und  Lasttragen  benutzt  werden,  gehören  zu 
der  in  ganz  Kleinasien  bis  an  die  russische  Grenze  und  nach  Persien 
verbreiteten  Race,  welche  Reisende  fälschlich  die  turkmanische  zu  nen- 
nen pflegen.  Die  turkmanischen  Pferde  sind  jedoch  in  Bau  und  Eigen- 
schaften von  jenen  bedeutend  verschieden  und  finden  sich  hier  gar 
nicht;  man  könnte  deshalb  wohl  fuglich  die  in  Hocharmenien  verbreitete 
Race  als  kurdische  bezeichnen,  da  die  weit  verbreiteten  Kurden  haupt- 
sächlich es  sind,  welche  für  die  Pferdezucht  eine  Vorliebe  zeigen. 

Von    der    Stadt    Erzerum    ausgehend    durchziehen    verschiedene 

')  Ebenso  wirrt  in  CTpern  der  Weizen  ansgedroscben ;  vgl.  Unger  uad  Kotschy, 
Die  Insel  Cypern,  Wien  1865,  wo  auf  S.  440  sich  die  Abbildung  eines  solchen 
Dreach- Schlittens  befindet,  welcher  ToUkommen  dem  von  Varro  beschriebenen  tri^ 
biUum  der  alten  Bomer  gleicht.  ,     Bed. 


r 


Beitrage  zar  Geographie  Ton  Hoch- Armenien.  15  J 

Strafsen  die  Ebene:  i)  eine  sudweatlicbe  über  Jaghmurdjik,  Charput  und 
Diarbekir  (von  Paul  Lucas  1705  benutzt);  2)  der  Sommerweg  nach  Ghinia 
und  Muscb,  sudlich  um  den  Palandöken-Dagh  herum;  3)  eine  östliche 
über  den  Dewebojun  in  die  Ebene  von  Passin  (und  Ton  dort  weiter, 
sich  tbeilend  nach  Kars  und  nach  Bajezid  —  Persien);  4)  eine  nord- 
östliche, welche  zwischen  Tawt  und  Tschipach  die  erste  Brücke  über 
das  Eara-Su  überschreitet,  nach  Georgien  und  5)  eine  nordwestliche 
nach  Trapezunt.  Die  letztere  gebt  über  Ilidje,  dann  durch  eine  Furt 
über  das  Kara-Su  und  über  die  Dörfer  Mejmansur  und  Cboschabpun- 
gar  nach  Baiburd.  Nur  bei  Hochwasser  müssen  die  Karawanen  von 
Erzerum  ans  die  Richtung  über  das  Dorf  Tscbiftlik  einschlagen  ^  um 
das  Kara-Su  dann  auf  der  schönen  steinernen  Brücke  Karars-Köpru 
in  überschreiten.  Die  Brücke  bei  Ilidje  fuhrt  über  das  Ilidje -Su, 
welches  die  Mehrzahl  der  früheren  Reisenden  (neuerdings  auch  noch 
TschichatschefF)  für  den  eigentlichen  Frat  (oder  Kara-Su)  hielten,  wo- 
durch auch  Carl  Ritter  zu  demselben  Irrthum  verleitet  wurde.  Aufser 
den  beiden  erwähnten  Brücken  über  das  Kara-Su  existiren  noch:  eine 
dritte  halbzerfallene  Steinbrücke  über  einen  Arm  desselben  im  oberen 
Sazlyk,  eine  vierte  sehr  gut  erhaltene  Steinbrücke  über  dasselbe,  dem 
Dürfe  Tiwnik  gegenüber,  und  eine  fünfte,  hölzerne,  bei  Agawer.  — 
Nahe  bei  Ilidje  zweigt  sich  von  der  Trapezunter  Strafse  die  westlich 
über  Mamachatun  nach  Erzingjan  führende  Strafse  ab  und  von  dieser 
bald  die,  auf  das  rechte  Ufer  des  Frat  übersetzende,  dann  demselben 
durch  das  Thal  von  Schog  folgende  und  weiter  über  Kelkit  und  Kara- 
hissar  nach  Siwas  führende;  diese  letztere  war,  bevor  die  Dampfschiff- 
fahrt  auf  dem  schwarzen  Meere  die  kürzere  Linie  von  Erzerum  nach 
Trapezunt  schuf,  die  Hauptkarawanenstrafse  für  den  europäisch -per- 
sischen Handel,  ist  als  solche  aber  jetzt  ganz  veHassen. 

In  der  Entdeckung  von  Alterthümern  war  ich  während  meines 
mehrjährigen  Aufenthaltes  nicht  sehr  glucklich,  fand  aber  doch  man- 
ches Interessante.  Meine  ersten  Ausflüge  in  die  Ebene  hatten  den 
Zweck,  Spuren  des  alten  Zimara,  welches  nach  Ritter's  Erklärung 
der  plinianischen  Quelle  hier  in  der  Nähe  der  Euphratquelle  gele- 
gen haben  dürfte,  aufzufinden.  Abgesehen  von  Fundamenten  und 
weiten  Friedhöfen,  welche  überhaupt  darauf  hindeuten,  dafs  viele  Ort- 
schaften im  Norden  des  Kara-Su  in  alten  Zeiten  viel  ausgedehnter 
waren  als  heutzutage,  deutet  nichts  direct  den  Ort  an,  auf  welchem 
die  alte  Stadt  gestanden  haben  könnte.  Nur  die  beiden  grofsen  Stein- 
brüdcen,  welche  den  Ortschaften  Tiwnik  und  Karars  gegenüber  noch 
heute  existiren  und  wahrscheinlich  seit  den  ältesten  Zeiten  an  dersel- 
ben Stellen  die  Yerbindnng  zwischen  den  beiden  Flufsufern  vermittelten, 


j52  Strecker: 

geben  die  Richtung  an,  in  welcher  einst  die  wichtigsten  Orte  in  dem 
mehr  bevölkerten  Theile  der  Ebene  nördlich  vom  Kara-Sa  gelten 
haben. 

Zur  armenischen  Zeit  war  der  Oau  Karin,  welcher  ungefUir 
den  heutigen  Kreis  Erzerum  umfafste  und  so  nach  dem  Orte  Karin, 
dem  späteren  Theodosiopolis  und  dann  Erzerum  benannt  worden  war, 
in  die  4  Districte  Mertschak,  Blur,  Ardzathi  und  Ardan  getheilt ' ).  Die 
Lage  des  ersteren  konnte  ich  nicht  ermitteln,  er  durfte  wohl  der  west- 
lichste gewesen  sein.  Die  Namen  Plur  und  Ardzate  (Ardziti)  fuhren 
heute  noch  zwei  auf  der  Karte  verzeichnete  Dörfer  und  Ardzn,  einst 
ein  wichtiges  Handels^Emporium  und  die  berühmteste  Stadt  in  weitem 
Umkreise,  lag  auf  der  Stelle  des  Dorfes  Karars.  Noch  Koch  suchte 
dieselbe  weit  aufserhalb  des  Gaues  Garin,  während  armenische  Schrift- 
steller ganz  bestimmt  angeben,  dafs  sie  am  Euphrat  in  der  Ebene  von 
Garin  und  dieses  selbst  von  ihr  gegen  Sonnenaufgang  gelegen  habe. 

Von  Ardzn  berichtet  Aristakes  von  Lastivjer,  dafs  diese  Stadt  als 
^Weltstadt  ^  zählte,  sowohl  ihrer  Schönheit  und'  des  grofsartigen  Han- 
dels wegen,  welcher  in  ihr  getrieben  wurde,  als  auch  um  des  Reich- 
thums  und  der  Bildung  ihrer  Bewohner  willen.  Sie  zahlte  ungeheure 
Steuern  und  lieferte  in  Zeiten  der  Noth  dem  Könige  bedeutende  Unter- 
stützungen. Es  herrschte  früher  in  derselben  ein  aufserordentlicher 
Gemeinsinn,  alle  Einwohner  waren  von  demselben  Geiste  belebt,  sie 
kannten  im  Handel  keine  Luge,  liehen  kein  Geld  auf  Zinsen,  übten 
Gastfreundschaft  und  unterstutzten  die  Armen  reichlich ;  Bestechlichkeit 
der  Beamten  war  in  ihr  unbekannt  Als  aber  die  Griechen  sich  in 
immer  gröfserer  Zahl  in  der  Stadt  niedergelassen  hatten,  lernten  auch 
die  Armenier  von  ihnen  List  und  Lug  und  Trag;  die  Grofsen  wurden 
zu  Dieben,  führten  Sklaven  ein,  nahmen  selbst  Geld  für  die  Besorgung 
der  Angelegenheiten  von  Waisen  und  liefsen  die  Armen  vor  Noth  um- 
kommen. Als  dann  die  feindlichen  Perser  im  Jahre  1049  n.  Chr.  von 
vier  Seiten  gegen  die  Stadt  anrückten,  begann  man  in  den  Elirchen  seu 
Gott  zu  beten  und  ihn  um  Errettung  anzuflehen.  Darauf  zogen  die 
streitbaren  Männer,  nachdem  sie  ihre  Reichthümer  in  den  Kellern  ver- 
borgen und  Weiber  und  Kinder  in  die  Kirchen  geflüchtet  hatten,  gegen 


')  Dem  YerfaBser  ist  diese  Hittheilung  wohl  von  einheimischen  Gelehrten  anne> 
nischer  Nation  gemacht  worden;  die  veröffentlichten  Werke  armenischer  Erd-  und 
Reisebeschreiber  wissen  nichts  davon,  namentlich  habe  ich  den  ersten  Namen  ver- 
geblich sowohl  inNersesSarkisean's  Reise  (Venedig  1864}  and  der  dazu  gehöri- 
gen Specialkarte  der  Ebene  von  Ersemm,  als  in  den  ttberaas  vollständigen  compiU- 
torischen  Werken  Indjidjean's  gesucht;  dieser  nennt  zwar  (Alt- Armenien,  Venedig 
1822,  armenisch  p.  56)  Ardsathi,  Plön,  Maragaj  (sollte  dies  das  obaa  Mertschak 
geschriebeue  sein?)  and  Ardzn,  aber  nnr  als  Dörfer,  nicht  als  Districte.     Kiepert 


Beiträge  sar  Geographie  toq  Hoch- Armenien.  153 

den  Feind  aoB,  wurden  aber,  da  sie  ohne  Mithülfe  von  wirkiicfaen  Sol- 
daten kfimpften,  bald  geschlagen  ond  zogen  sich  in  die  Stadt  surßck, 
dieselbe  mit  dem  Mutbe  und  den  Mitteln  der  Verzweiflung  von  Hans 
zo  Haas  vertheidigeud.  In  den  Strafsen  flössen  Ströme  von  H)at.  Die 
Perser  bieben  Alles,  was  Widerstand  leistete,  ohne  Gnade  nieder, 
aetiten  sich  in  den  völligen  Besitz,  der  Stadt,  zerstörten  sie  nnd  zün- 
deten sie  an,  so  dafs  sie  bei  starkem  Winde  zu  Asche  verbrannte, 
wobei  zahllose,  zuletzt  in  die  Keller  geflnchtete  Einwohner  umkamen. 
150,000  Menschen,  darunter  160  höhere  Geistliche  kamen  bei  diesem 
Zerstörungswerke  um,  800  Kirchen  worden  verbrannt.  Der  erwähnte 
Schriftsteller  berichtet,  dies  selbst  gesehen  und  mit  thränenden  Augen 
niedergeschrieben  zu  haben.  Wer  von  den  Einwohnern  sich  hatte 
retten  können,  liefs  sich  nachher  in  dem  nahen  Garin  (Theodosiopolis) 
nieder,  das  seitdem  aufblühte  und  von  da  ab,  wie  viele  Armenier,  viel- 
leicht nicht  mit  Unrecht,  behaupten,  zur  Erinnerung  an  die  zerstörte 
Motterstadt  den  Namen  Ardzn-Rum  (Erzeram)  erhielt. 

Der  Name  des  Dorfes  Karars*)  giebt  in  der  Endsilbe  fast  völlig 
den  der  zerstörten  Stadt  wieder  und  aufscrdem  finden  sich  in  seiner 
Umgebung  zahlreiche  Ruinen ;  ich  glaube  mich  darum  gewifs  nicht  zu 
irren,  wenn  ich  das  alte  Ardzn  dorthin  verlege,  um  so  weniger,  als 
ich  in  meintfr  Meinung  durch  die  Traditionen  bestärkt  werde,  welche 
sieh  unter  den  Bewohnern  selbst  erhalten  haben,  sowie  unter  denjeni- 
nigea  Armeniern  in  Erzerum,  Geistlichen  und  Laien,  welche  überhaupt 
eme  Ahnung  von  der  Geschichte  ihrer  eigenen  Nation  haben.  Das 
gröfstentheils  von  Christen  bewohnte  Dorf  liegt  ungefähr  eine  Viertel- 
Btande  vom  rechten  Ufer  des  Kara-Su  (von  manchen  Karars-Su  genannt) 
und  von  der  über  dasselbe  fahrenden  Brücke  entfernt.  In  seiner  näch- 
sten Umgebang  sind  noch  die  Fundamente  verschiedener  Baulichkeiten 
exkennbar,  von  denen  die  eine  die  „grofse  Rom-Klisse^,  d.  h.  die  grie- 
chische Kathedrale  gewesen  sein  soll.  Auf  einem,  vom  Dorfe  südlichen, 
vielieicht  kunstlichen  Hügel  existiren  die  Grundmauern  eines  kleinen 
ntoden  Baues.  In  der  Nähe  des  Dorfes  befandan  sich  einst  grofse 
Friedhöfe;  ich  fand  viele  sehr  alte  Grabsteine,  einzelne  Katafalken 
ihnlich,  andere  Thierfiguren  darstellend,  aber  ohne  Inschriften.  Im 
Dorfe  selbst  sind  einige  Zijarets  (Wallfahrtsorte),  unter  denen  einer 
•nf  dem  Platze,  auf  welchem  einst  die  armenische  Kathedrale  gestan- 
den haben  soll,  durch  eine  Menge  über  einander  geworfener  Kreaae 

')  QenAaer,  indem  wir  den  weichen  Zischlaat  mit  »  beseichnen,  Karars,  wei- 
chet tnch  lüdjidjean  (Neu- Armenien,  Venedig  1806,  p.  77)  fUr  eine  Composition 
n$  kar  (ein  Wort,  welches  aber  im  Armenischen  Iceine  Bedeutung  hat)  nnd  arz 
*Ubt,  doch  Mcht  er  das  alte  Ardzn  nicht  hier,  sondern  östlicher  in  der  Stadt- 
rune  Awjer-Khaghakh  bei  Kalla  am  oberen  Araxes  (ib.  p.  SS).      Kiepert. 


154  Strecker: 

beseichnet,  eine  besondere  YerehruDg  genieüst.  Bysandnische  Münsen 
werden  von  den  Baaern  beim  Umpflfigen  der  Aecker  nicht  selten  ge- 
funden, doch  keine  neueren,  über  das  11.  Jahrhundert  hinausgehende. 
Inschriften  bekam  ich  nicht  zu  Gesicht 

Das  Dorf  Aladja  liegt  jedenfalls  auf  oder  nahe  der  Stelle,  wo 
Alaeddin  Eaikobad  die  gleichnamige  Stadt  erbaute.  Ungef&hr  2  Stan- 
den ron  ihm  entfernt  finden  sich  am  linken  Ufer  des  Frat  die  Rainen 
eines  grofsen  Geb&udes,  von  dem  Volke  Chan  des  Sultan  Murad  ge- 
nannt (ihm  und  den  Genoesem,  Djenewix,  werden  eben  alle  grofseren 
Bauten  hier  zu  Lande  zugeschrieben)  und  nicht  weit  von  ihm  das  Törbe- 
Grabdenkmal  einer  persischen  Prinzessin. 

In  dem  Dorfe  Djinis,  welches  mit  Nerdiban  und  PertSn  in  einer 
kleinen,  sehr  fruchtbaren,  terrassenförmig  zum  Euphrat  abfallenden 
Ebene  liegt,  hat  man  Xenophon*s  Ojmnias  erkennen  wollen;  diese 
Annahme  iet  aber  eine  irrthümliche,  da  von  dort  aus  im  Winter  ein 
Heer  mit  Trofs  in  5  Tagemärschen  an  keinen  Punkt  gelangen  kann, 
von  dem  aus  das  Meer  zu  erblicken  wfire.  Die  Einwohner  des  Dorfes 
behaupten,  dafs  es  einsteine  grofsere  Stadt  gewesen  sei;  noch  vorder 
Invasion  Paskiewitsch's  habe  es  mehr  als  300  Hftuser  gehabt 'X  ^^^^ 
christliche  Einwohner  znr  Auswanderung  gezwungen  worden.  Jetit 
wird  es  von  ungefl&hr  hundert,  meist  türkischen,  Familien  bewohnt  In 
dem  Dorfe  sind  keinerlei  Ruinen  vorhanden ;  an  seinem  Westende  be- 
findet sich  ein  anscheinend  kunstlicher  Sandhngel,  in  welchem  die 
Einwohner  manchmal  Ringe  und  Münzen  finden,  von  welchen  sie  mir 
jedoch  keine  vorzeigen  konnten. 

Jaubert  wollte,  auch  irrthumlich,  in  dem  Dorfe  Aschkale,  welches, 
etwas  westlicher  als  unsere  Karte  reicht,  am  rechten  Frat- Ufer  5658 
Fafs  über  dem  Meere  liegt,  Qymnias  wiedergefunden  haben  und  nennt 
es  Jinnes- Aschkaie,  eine  Benennung,  welche  ich  weder  an  Ort  und 
Stelle,  noch  sonst  wo  gehört  habe.  Uebrigens  hat  das  Dorf  seinen 
Namen  nicht  etwa  von  einer  wirklichen  Feste  (Kaie),  sondern  von 
einem  Sand-  und  Kieshügel,  an  seinem  Südende  dem  Flnfse  nahe 
gelegen,  dessen  kleinkörnigen  Bestandtheile,  nach  der  Ansicht  der  Ein- 
wohner, der  Hauptsubstanz  ihrer  taglichen  Suppe,  nehmlich  einer  Art 
Graupen  gleichen,  weshalb  Hügel  und  Dorf  den  Namen  Aaehkale  er- 
hielten. ,)Asch^  bedeutet  nämlich  ^Speise^  im  Allgemeinen,  hier  zn 
Lande  jedoch  im  Besonderen  „Suppe.^  Von  diesem  Dorfe  geht  eine 
Strafse  über  die  Dörfer  Taschagbyl  und  Kop  nach  Baiburd,  welche  früher 
als  Haupt  verbin  düng  zwischen  Baibnrd  und  Erzerum  diente. 


*)  So  auch   Indjidjeaii  (Nea-ArmonIeD  p.  7S),    der  den  Namen  Aschchala, 
schreibt  Kiepert. 


Beiträge  sur  Geographie  von  Hoch-Annenien.  ]55 

In  dem  Kreise  Erzerum  liegen  drei  armenische  Klöster:  Ghatschka 
Wankh,  Oarmir  Wankh  und  Mfidirge  Wankh.  Ueber  die  Entstehung 
des  ersteren  werde  ich  bei  Beschreibung  der  Euphratquelle  eine  Mit- 
tbeilang  geben.  Das  zweite  ist  das  von  Toumefort  im  Jahre  1700 
besuchte  ^rothe  Kloster",  armenisch  ^Garmir  Wankh"  und  türkisch 
^Kizil  Wankh".  Der  armenischen  Legende  zufolge  erschien  einst  dem 
Hairabet  Narses  im  Traume  die  Jungfrau  Maria,  das  Haupt  in  einen 
"^  rotben  Schleier  gebullt,  mit  dem  Christuskinde  auf  dem  Arme;  auf 
der  Stelle,  wo  er  diese  Vision  gehabt,  liefs  der  Patriarch  später  ein 
der  heiligen  Jungfrau  (Surp  Asduadzadzip)  geweihtes  Kloster  bauen, 
welches  von  dem  rothen  Schleier  und  zum  Unterschiede  von  anderen 
Klöstern  derselben  Heiligen  benannt  wurde. 

Das  Mudirge- Wankh  liegt  mit  schöner  Aussicht  oberhalb  des 
Dorfes  gleichen  Namens  auf  einem  Auslfiufer  des  Palandöken-Gebirges, 
welcher  unter  dem  Kloster  steil  zur  Ebene  abfällt.  Es  ist  ein  geräu- 
miger Bau,  von  Ringmauern  umgeben,  welche  Wohn-  und  Wirthschafts- 
gebände,  sowie  zwei  Kirchen,  eine  alte  und  eine  neue,  welche  erst  vor 
wenigen  Jahren  an  der  Stelle  einer  älteren  aufgebaut  worden  ist,  ein- 
schliefsen.  Das  Kloster  dient  dem  Erzbiscbof  von  Erzerum  zum  Som- 
oeraufenthalt  Dasselbe  ist  dem  Surp  Lusaworitsch,  St.  Gregor  dem 
Erleucbter,  geweiht,  welcher  der  Legende  zu  Folge  während  seines 
Transportes  in  die  Gefangenschaft  auf  Befehl  Tirdat's  von  einer  hier 
einheimischen  Fürstin,  die  auf  der  Stelle  des  heutigen  Klosters  eine 
Villa  beaafs,  4  Tage  lang  in  einer  brunnenartigen  Vertiefupg  einge- 
kerkert gehalten  worden  war.  Ein  grofses  gemauertes  Loch  in  der 
geräumigen  neuen  Kirche  halten  die  gläubigen  Armenier  noch  heutd 
für  den  damaligen  Kerker  ihres  grofsen  Apostels.  Die  alte  Kirche 
wird  nicht  benutzt  und  ist  völlig  vernachläfsigt ;  die  an  ihren  Wänden 
befindlichen  Fresken  sind  fast  gänzlich  verwischt. 

Jedes  dieser  Klöster  wird  von  einem  oder  zwei  Geistlichen  be- 
wohnt. Alte  Handschriften  sind  in  keinem  vorbanden  und  es  durften 
^eren  überhaupt  in  ganz  Armenien  nur  wenige  existiren,  da  sie  für 
die  unwissende  Geistlichkeit  nur  werthloses  Papier  vorstellen.  Man 
bat  mir  mehrere  Beispiele  von  der  Vernichtung  aufgefundener  Manu- 
Scripte,  deren  alte  Schrift  die  Finder  nicht  entziffern  konnten,  erzählt. 

Aoch  unter  den  Dorfkirchen  befinden  sich  mehrere,  viele  Jahr- 
banderte  alte  und  einige  datiren,  jedoch  gewifs  nicht  in  ihrer  heutigen 
Gestalt,  der  Yolksfiberliefernng  zu  Folge,  aus  der  Zeit  vor  den  feind- 
lichen Invasionen  in  Armenien;  Inschriften  aus  jenen  fernen  Zeiten 
finden  sich  nirgends.  Eine  der  ältesten  ist  jedenfalls  die  kleine  Kirche 
inSaladsort  in  welcher  eine  stark  verwischte  Inschrift  aas  dem  13.  Jahr- 
hundert vorhanden  ist.    Man  zeigte  mir  in  derselben  ein  merkwürdiges 


156  Strecker: 

Curiosum,  ein  roh  lithographirtes,  in  hoher  Verehrang  stehendes  Hei- 
ligenbild unter  Glas  und  Rahmen,  mit  spanischer  Unterschrift  und  tu 
Anfang  des  vorigen  Jahrhuhderts  in  Peru  angefertigt.  Dasselbe  durfte 
iwobl  durch  die  Vermitteluug  von  katholischen  Missionaren  ans  dem 
entfernten  streng  romisch-glfiubigen  Lande  seinen  Weg  su  den  gre- 
gorianischen Armeniern  gefunden  haben. 

Erzerum's  Umgebung  ist  reich  an  Mineralquellen,  die  jedoch  meist 
nicht  sehr  kraft  ig  sind.  Sie  enthalten  gewöhnlich  Schwefel  und  etwas' 
Eisen  und  Salze.  Zwei,  an  der  grofsen  Strafse  nach  Trapczunt  bei 
dem  danach  benannten  Ilidje  gelegene,  welche  schon  von  vielen  Rei- 
senden beschrieben  worden  sind,  geniefsen  den  Vorzug,  durch  einen  soli- 
den Bau  umschlossen  und  überdeckt  zu  sein ;  ihre  Temperatur  ist  31  ^R. 
Der  Grund,  auf  welchem  der  Bau  sich  erhebt,  ist  wahrscheinlich  noch 
derselbe,  welchen  Anatolius  legen  liefs,  der  Feldherr  Theodosius  des 
Jüngeren  und  Erbauer  der  Festung  in  dem  St&dtchen  Karin,  das  darauf 
Theodosiopolis  genannt  wurde.  Aufser  den  anderwärts  erwähnten  Mi- 
neralquellen von  Ardziti  und  Souktschermuk  giebt  es  noch  einige  viel- 
fach besuchte  bei  Hindskh  und  bei  Kewgiri,  welche  auch  Kohlensäure 
enthalten.  Was  die  Benutzung  der  verschiedenen  Bäder  betrifft,  so 
sind  dafür  weder  die  mineralischen  Bcstandtheile  der  Quellen  oder  ihre 
Temperatur,  noch  di^  Krankheiten  der  Besucher  maafsgebend;  der  pri- 
mitiven Anschauungsweise  der  Einwohner  zu  Folge  müssen  sie  alle 
für  alle  Krankheiten  heilsam  wirken. 

Aufser  Bädern,  Klöstern  und  Zijarets  —  zu  welchen  letzteren  für 
die  Türken  das  Grabmal  eines  Heiligen,  Abderrahman  Gazi,  auf  dem 
vegetationsreichen  Abhänge  des  Palandöken-Gebirges  gelegen  und  von 
einzelnen  Reisenden  erwähnt,  und  für  die  Christen  ein  Bassin  voll  hei- 
liger Fische  bei  dem  Dorfe  Söjütly  (daher  auch  Balykly,  das  fischreiche 
genannt)  gehört  —  bilden  auch  einige  bei  dem  Dorfe  Umudum  —  i-  ^ 
^ meine  Hoffnung^  —  gelegene  Felshöhlen  die  Ziele  and  Vorw&nde 
für  die  Belustigungsausflüge  der  Bewohner  der  Ebene  im  Sommer. 
Der  Sage  nach  hielten  sich  Ferhad  und  Schirin  eine  S^eitlang  in  den 
Höhlen  auf,  in  Wirklichkeit  aber  dürften  sie  die  Wohnungen  von  Bin' 
Siedlern  gewesen  sein. 

Es  ist  vielleicht  nicht  ohne  Interesse  hier  noch  zu  erwähnen,  dafs 
Tournefort  sich  nicht  täuschte,  wenn  er  aus  der  Formation  der  Erzeram 
umgebenden  Gebirge  schlofs,  dafs  dieselben  Steinkohlen  enthalten  dürf- 
ten. Man  hat  solche  wirklich  gefunden.  Schwierigkeit  des  Transports 
jedoch,  mangelnde  Kenntnifa  über  ihre  Benutzung,  sowie  besonders 
Mangel  einer  Initiative  von  Seiten  der  Regierung  oder  reicher  Prtvs^ 
leute  sind  die  Ursachen,  dafs  die  wahrscheinlich  reichen  Kohlenlager 
noch  unbenatzt  bleiben. 


Beitrage  zur  Geographie  von  Hoch  •Armenien.  |57 

8.    Ein  Ausflug  zu  der  Quelle  des  Euphrat  auf  dem 

Dumly-Dagh* 

In  der  stfirkenden  Frische  eines  schönen  Juli- Morgens  brach  ich 
in  Begleitang  eines  Bekannten  za  Pferde  frßbzeitig  von  Erzeram  anf, 
um  aosern  gemeinsamen  Freund,  den  dortigen  rassischen  Konsul,  Staats- 
rath  Jaba  in  Ardziti,  einem  ungef&hr  3  Stunden  von  der  Stadt  ent- 
fernten Dorfe  zu  besuchen  und  von  dort  mit  ihm  am  nächsten  Morgen 
einen  Ausflng  auf  den  Dumiy-Dagh  und  zu  der  in  ihm  gelegenen 
QnelJe  des  Euphrat  zu  machen.  Herr  v.  Jaba,  ein  gediegener  Orien- 
talist*) und  Numismatiker  pflegte,  da  die  mit  der  strengen  Kälte  des 
Winters  in  grellem  Kontrast  stehende  Hitze  in  der  bäum-  und  schatten- 
losen Stadt  Erzerum  mit  ihrer  staubgeschwängerten  Atmosphäre  wäh- 
rend der  Tage  des  Hochsommers  den  Aufenthalt  in  ihr  zu  einem  höchst 
unangenehmen  macht  und  hemmend  jeder  andauernden  geistigen  Thä- 
tigkeit  entgegentritt,  in  jedem  Jahre  die  heifsen  Monate  auf  dem  Lande 
zuzubringen,  d.  h.  an  einem  der  zahlreichen  über  klaren  Kiesgrund 
lastig  dahin  rieselnden  Bäche  und  unter  dem  Schatten  einiger  Bäume 
seine  Zelte  in  der  Nähe  eines  Dorfes  aufzuschlagen;  denn  in  den  Woh- 
nungen selbst  sich  niederzulassen,  dürfte  wohl  niemandem  einfallen,  der 
auch  nur  den  geringsten  Anspruch  an  Gomfort  und  Reinlichkeit  macht. 
Die  Luft  in  ihnen  ist  im  Sommer  verpestet,  weil  sie  nach  uralther- 
kSmmlicher  Manier  und  hauptsächlich  mit  Rücksicht  auf  den  für  ihre 
Bewohner,  Menschen  und  Vieh,  gefährlichen  Winter  gebaut  sind.  Rei- 
fende in  jenen  Gegenden  ziehen  darum  immer  vor,  im  Sommer  in 
Zelten  zu  campiren  und  betreten  im  Winter  die  ihnen  zum  Nacht- 
quartier bestimmten  Räumlichkeiten  erst  nach  vorgenommener  gründ- 
licher Reinigung  und  Lüftung. 

Wir  ritten  den  Pufs  des  Top-Dagh  (Kanonenberg),  welcher  hier 
die  Ebene  von  E^zerum  südöstlich  begrenzt,  entlang  und  gelangten  bald 
zu  dem  eine  Stunde  von  der  Stadt  entfernten  Dorfe  Souk-Tschermuk 
(Kaltes  Bad),  so  genannt  von  einer  kalten,  schlammigen^  wenig  mineral- 
l^itigen  Quelle,  die  in  ein  enges,  offenes  Bassin  gesammelt  als  Bad 
benutzt  wird.  Sie  geniefst  bei  den  Einwohnern  eines  hohen  Rufes, 
weil  sie  meinen,  dafs  sie  im  Sommer  kalt,  im  Winter  aber  warm  sei. 
Wir  hatten    ihre    Temperatur  früher    schon  16,5*  R.   bei  einer  Luft- 


^)  Herr  Jaba,  jetzt  als  wirklicher  Staatsrath  pensionirt,  benutzte  die  Muf.>e- 
standen  während  seines  langjährigen  Aufenthaltes  fn  Erzerum  hauptsächlich  dazu, 
die  Sprache  der  Kurden  an  das  Licht  zu  ziehen,  und  es  gelang  ihm  mit  grofser 
Mühe  und  Ausdauer,  ein  aufaerordentlich  reichhaltiges  Wörterbuch,  sowie  eine  Gram- 
matik zusammenzustellen.  (Der  Autor  schreibt  sich  mit  J  nach  französischer 
-Aussprache.) 


158  Strecken 

Temperator  von  26,6*  R.  gefunden.     Sonk-Tscbermiik  hat  angef&hr  50 
Häaser,  Ton  Christen  and  Muhammedanern  bewohnt  and  gleicht  fofaer^ 
lieh  allen  Dörfern  der  armeniechen  Hochebene.     Die  Wohnungen   in 
denselben  sind  plomp  nnd  werden  meist,  weil  das  Herbeischaffen  von 
Steinen,  besonders  aus  grofserer  Ferne,  zu  kostspielig  sein  wurde,  aus- 
Erde  au^efuhrt,  d.  h.  die  Erde  wird  auf  und  um  den  Bauplatz  herum 
ausgegraben,  angefeuchtet,  mit  etwas  kleinem  Stroh  vermischt,  in  grofs» 
Ziegelformen  geprefst  und  einige  Tage  an   der  Luft  getrocknet.     Blit 
diesen  wenig  consistenten  Luftziegeln  werden   die  Mauern  hergestellt 
und  über  diese  kommt  eine  Lage  starker  Querbalken,  welche  dann  mit 
festgetretener   und   durch   eine  Walze   zusammengeprefster  Erde  von 
2  Fufs   und   mehr  Höhe  bedeckt   werden.     In  Ermangelung   starker 
Balken  werden  dünnere  B&i}me  benutzt  und,  der  entstehenden  Zwischen- 
räume wegen,  sowie,  um  diese  Basis  für  die  darauf  zu  lagernde  Erd- 
masse haltbarer  zu  machen,  vorher  mit  einer  Schicht  Reisig  überdeckt,, 
durch  welche  dann  aber  fortwährend  abgelöste  Erdklumpen  die  Decke 
hindurch  auf  die  Bewohner  fallen  >  was  dieselben  jedoch  nie  in  ihrem 
Phlegma    stört     Regen    und  der    schmelzende   Schnee    durchdringen 
dieselbe  häufig.   Für  Luft  und  Licht  bleiben  Oeffnungen  in  den  Mauern, 
die  im  Winter  tnit  geöltem  Papier  verklebt  werden.   Bei  Ueberflufs  an 
Steinen  werden  diese  als  Baumaterial  für  die  Mauern,  als  Mörtel  wird 
angefeuchtete  Erde  verwendet,  welche  ganz  bezeichnend  den  Namen^ 
Tschamur,  ^Schmutz^  führt    Alle  diese  Dörfer  mit  wenig  Ausnahmen,, 
ohne  Gärten  und  Bäume,  gleichen  übrigens  bei  regnerischem  Wetter, 
aus   der  Ferne  und  besonders   aus  der  Höhe  gesehen,   völlig  grofsen 
Schmutzhaufen.     Die  Wohnungen  in  den  Dörfern  an  den  Bergabängen 
werden  häufig  mit  noch  geringerem  Aufwand  von  Material  hergestellt;, 
man  baut  sie  grofsentheils  in  den  Bergabhang  hinein,  so  dafs  sie  von 
weitem  kaum   sichtbar  sind   oder  doch   nur  grdfsen  Maalwurfshaufen 
gleichen  und  selbst  diese  Form  verlieren  sie  noch  bei  starkem  Schnee- 
fall.    Xenophons  Angabe,  dafs  man  diese  Wohnungen  nicht  eher  be- 
merke, als  bis  man  in  sie  hineinträte,  hat  mithin  für  den  Winter  auch, 
heute  noch  seine  Gültigkeit. 

Bis  Souk-Tschermuk  war  die  Richtung  unseres  Weges  nördlich 
mit  geringer  Abweichung  nach  Osten  und  von  dort  ab  nördlich  mit 
etwas  westlicher  Abweichung  bis  zu  dem  genau  nördlich  von  Brzerum 
gelegenen  Dorfe  Ardziti.  Bei  Souk-Tschermuk  betraten  wir  die  glatte 
Ebene,  welche  sich  nur  sehr  wenig  über  das  Bett  des  Euphrat  erhebt 
und  im  Frühjahr,  wenn  zur  Zeit  der  Schneeschmelze  und  Regen- 
güsse der  FluTs  seine  niedrigen  Ufer  übersteigt  meilenweit  für  viele 
Wochen  unter  Wasser  gesetzt  wird.  Nach  und  nach  verliert  sich 
das  Wasser,    welches    auf  dem    überschwemmten   Lande  fast   überall 


Beiträge  sar  Geographie  Ton  Hoch- Armenieo.  1 59 

eioen  fippigen  Schilfwochs  befördern  hilft.  Dies  ist  die  Ursache  der 
EDtotehiing  des  Schilfwaldes,  von  welchem  Moses  Ton  Chomi  ond  an- 
dere alte  Schriftsteller  sprechen  und  welchen  auch  Ritter  mehrmals 
erw&hot.  Derselbe  verschwindet  aber  im  Monat  Jali,  das  Schilf  wird 
gem&ht,  die  Sonne  sangt  die  letzte  Feacbtigkeit  aus  der  £rde  und  macht 
dieselbe  vielfach  bersten.  Tausende  und  aber  Tansende  von  Yö- 
gelo,  wilde  Gfinse  und  Enten,  Kraniche,  Kibitze,  Hühner,  Schnepfen, 
Reiher  etc.  —  wir  haben  dort  einige  Male  einen  schwarzen  Storch  und 
soDst  in  der  Ebene  auch  rothe  Staare  gesehen  —  beleben  das  gainze 
Jihr  hindurch  diese  Gegend.  Die  Angabe  bei  Moses  von  Chorni,  dafs 
die  Anwohner  von  den  Eiern  dieser  Vogel  leben,  ist  aber  eine  Hy- 
perbel. 

Wir  überschritten  eine  halbe  Stunde  von  Souk-Tschermuk  den 
Bophraty  welcher  hier  Kara-Su,  d.  h.  Schwarzwasser,  wohl  wegen  sei- 
nes mit  geringer  Geschwindigkeit  dahinfiiefsenden  trüben  Wassers  ge- 
nannt wird,  an  einer  Stelle,  wo  er  ungefähr  15  Schritte  breit  ist  und 
das  Wasser  den  Pferden  etwas  bis  über  die  Eniee  reichte.  Wenige 
Minoten  weiter  durchritten  wir  einen  andern  schmaleren  Arm  des 
Flusses,  der  sich  in  der  flachen  Ebene  theilt  und  einige  Inseln  bildet. 
Sein  Bett  ist  nicht  überall  gleich  tief,  in  dem  weichen  Schlammboden 
der  Ebene  jedoch  an  wenigen  Stellen  fnbrtbar  und  tiefer  als  nach  sei- 
nem Austritt  aus  derselben,  wo  er,  wieder  den  Charakter  eines  Ge- 
birgsatromes  annehmend  mit  mehr  Gefälle  und  grofserer  Geschwindig- 
keit in  dem  mit  Gerolle  angefüllten  breiteren  Bette  in  häufigeren 
Windungen  dahinfliefst,  um  darauf  in  schmalem  Thale  und  von  hohen 
Gebirgsketten  eingeengt,  den  Lauf  bis  zu  seiner  ersten  südlichen  Enie- 
biegaug  in  die  Ebene  von  Terdjan  fortzusetzen. 

Die  14-  Stunde  lange  Strecke  vom  Euphrat  über  das  Dorf  Tsitaug  ' ) 
nach  Ardziti  legten  wir  in  der  Ebene  schnell  zurück  und  kamen  hier 
um  10  Uhr 'bei  einer  Temperatur  der  Luft  von  16  Grad  R.  Schatten 
an.  Das  Dorf  liegt,  von  einigen  Baumgruppen  umgeben,  freundlich 
am  Abbaqge  der  Berge,  welche  unmittelbar  unter  demselben  sanft  in 
die  Ebene  abfallen. 

Unser  Freund  hatte  seine  Zelte  an  dem  anmuthigsten  Plätzchen 
aofgeschlagen  und  empfing  uns  in  gewohnter  gastfreundschaftlicher 
Weise,  welche  alle  Reisende  von  und  nach  Persien,  deren  Route  Er- 
zeram berührte,  kennen  zu  lernen  Gelegenheit  hatten.  Am  Abend  des 
beifsen  Tages,  an  welchem  die  Temperatur  bis  28  Gr.  R.  gestiegen 
▼ar,  nahmen  wir  ein  Bad  in  dem  Bassin  einer  nahen  Mineralquelle 


*)  Genauer   bei  Indjidjean   p.  78  Dsithahogh,    d.  i.  OUvenboden  —   ein   sehr 
uneigentlicher  Name  an  einer  Stelle,  wo  Oliven  niemals  wachsen  konnten.     Kiepert. 


160  Strecker: 

mit  einer  Temperatar  von  25  Gr.  nnd  bestiegen  den  oberbalb  des 
Dorfes  gelegenen  Kapellenberg,  von  welchem  wir  eine  weite  Aussicht 
auf  die  Ebene  und  einige  Seitenth&ler  des  Euphrat  hatten.  Die  ihn 
krönende  verfallene  Kapelle  ist  ein  Wallfahrtsort  für  die  Icatholischen 
Armenier. 

Am  nächsten  Morgen  bei  Sonnenaufgang  und  einer  empfindlichen 
Kuhle  setzte  sich  unsere  kleine  Karawane  wieder  in  Bewegung,  nm 
die  nordwärts  gelegenen  Berge  zu  ersteigen.  Dieselben  bestehen  in 
der  näheren  Umgebung  Ardziti's  aus  secund&rem  Gestein,  in  welchem 
überall  in  Hocharmenien  die  aufserordentlich  zahlreichen  Mineralqael- 
len  zu  Tage  treten;  die  Gebirgsketten  selbst  sind  meist  plutonische 
Bildungen,  welche  jene  durchbrochen.  Je  mehr  wir  emporstiegen,  desto 
prächtigeren  und  grüneren  Alpenboden  fanden  wir.  Wenig  unter  der 
Einsattelung,  die  wir  nachher  überschreiten  mufsten,  um  dann  ostwärts 
zu  den  Quellbäcben  des  Euphrat  zu  gelangen,  hatten  wir  nach  Westen 
eine  weite  Aussicht  auf  die  Gebirgsspalte,  in  welche  der  Flufs  ca.  15 
Stunden  von  da  eintritt  und  auf  weitere,  chaotisch  durch-  und  über- 
einander gelagert  erscheinende,  zum  Theil  Schneestreifen  tragende  Ge- 
birge und  unmittelbar  unter  uns,  in  derselben  Richtung,  in  einige 
wilde,  von  schroffen  Felsen  eingeschlossene  Thäler,  in  denen  kleine 
ZuOüsse  desselben  tosend  der  Ebene  von  Erzerum  zueilen.  Bei  unse- 
rem Aufbruch  von  Ardziti  vom  schönsten  Wetter  begünstigt,  sahen  wir 
jetzt  über  unseren  Häuptern  drohende  Ansammlungen  von  Wolken; 
dieselben  umhüllten  uns  nahe  der  erwähnten  Einsattelung  und  jenseits 
derselben  trieb  ein  heftiger  und  eisiger  Nordostwind  uns  feine  Hagel- 
körner fast  horizontal  ins  Gesicht;  es  wurde  immer  dunkler  und  mein 
Horizont  erstreckte  sich  bald  nicht  viel  weiter  als  bis  zu  dem  Schweif 
des  Pferdes,  welches  unser  Führer  ritt.  Ich  begriff  jetzt,  dafs  in  der 
Ebene  von  Erzerum  manchmal  Ende  Juni  und  Anfangs  Juli  fufsboher 
Schnee  fallen  konnte,  wie  mir  die  Einwohner  versichert  hatten,  wo- 
von mich  persönlich  zu  überzeugen  ich  aber  während  meines  Anfent- 
haltes  keine  Gelegenheit  gefunden  hatte.  Den  Anblick  des  schönen, 
östlich  streichenden  Alpenthaies,  welches  wir  jetzt  durchritten,  konnte 
ich  erst  auf  dem  Rückwege  geniefsen.  Bei  der  Hanptquelle  angekom- 
men, wurde  schnell  ein  kleines  Jagdzeit  aufgeschlagen ;  der  ^itknecht 
des  Herrn  v.  Jaba,  ein  russischer  Armenier,  hatte  glücklicherweise  einen 
grofsen  persischen  Schafspelz  mitgebracht,  unter  welchem  zu  Dritt  hin- 
gestreckt wir  bald  mit  Hülfe  eines  reichlichen  Frühstücks  unsere  er- 
starrten Glieder  wieder  zu  beleben  vermochten.  Nach  einer  Stunde 
verzogen  sich  die  Wolken  und  Luft  und  Himmel  wurden  wieder  rein 
und  klar. 


Beiträge  Eor  Geographie  Ton  Hoch- Armenien.  \Q\ 

AiDjFafae  de«  südlichen  Tbalhaogee  quillt  in  8567  engl.  FoDs 
Meereahohe,  welche  Hohe  wir  vernaittelst  des  Siedepunktes  von  destil* 
üctem  Wasser  fianden,  in  einem,  ans  übereinander  gelagerten  Steinen 
gebieten  geräomigen  Bassin  eine  Quelle  klaren,  frischen  und  wohl- 
schmeckenden Wassers.  Keine  Bewegung  desselben  Ififtt  sieb  wahr- 
nehmen, weder  auf  dem  ruhigen,  klaren  Grunde  noch  an  den  W&nden 
des  mehr  als  2  Fufs  tiefen  Bassins,  kein  Sprudeln  deutet  an,  von  wo 
der  immerwfihrende  Zuflu£B  des  Wassers  stattfindet,  und  doch  ist  der- 
selbe so  stark,  dafs  die  Quelle  unmittelbar  nach  ihrem  Austritt  aus 
dem  Bassin  sofort  einen  5  —  6  Fufs  breiten,  zwischen  üppigem  Gras- 
wachs  dem  viel  wasserärmeren  Rinnsale  der  nahen  Thalsohle,  welcher 
bei  der  mehrmals  erw&hnten  Einsattelung  seinen  Ursprung  hat,  plfit- 
schemd  zufliefsenden  Bach  bildet.  Die  Quelle  zeigte  bei  9|  Gr.  der 
Laft  Dar  2|  Gr.  R.  Sie  bildet  die  Hauptqnelle  des  Euphrat  und  ist 
an  sich  selbst  und  in  Verbindung  mit  der  sie  umgebenden  Alpensce- 
nerie  gewük  wardig  des  biblischen  „Stromes,  dessen  grofse  und  wilde 
Wasser  allenthalben  über  seine  Ufer  treten,  Juda  überschwemmen  und 
das  ganze  breite  Land  umschliefsen  werden.^  Doch  ist  dieser  ganze, 
nordwestliche,  Euphrat -Arm  sicher  nicht  das  Paradies  der  Genesis, 
denn  in  der  Nähe  seiner  Quellen  entspringen  keine  andere  Strome; 
dagegen  fand  ich  solche,  nach  den  vier  Himmelsrichtungen  fliefsend, 
Ton  welchen  drei  ganz  nahe  an  einander  entspringen,  auf  dem  BingÖl- 
Gebirge,  wohin  die  Armenier  das  Paradies  zu  verlegen  lieben:  den 
Tscbarbuhnr,  einen  der  Hauptquellflüsse  des  südöstlichen  Euphrat 
(Morad),  den  Araxes,  das  Chinis-Tuzla-So  und  den  Phison  (so 
noch  heute  von  den  dortigen  Armeniern,  von  den  Türken  Bingol- 
ond  weiter  abwärts  Litschik-Su  genannt,  der  Phasis  des  Xenophon). 
Die  armenische  Sage  giebt  unserer  Quelle  einen  viel  neueren  Ursprung. 
Nach  ihr  gelang  es  den  Griechen,  zur  Zeit  des  Kaisers  Heraclius,  das 
in  den  Händen  der  Perser  befindliche  wahre  Kreuz  Christi  diesen  zu 
entwenden.  Um  ihren  Nachstellungen  zu  entgehen,  waren  sie  genö- 
äugt,  es  auf  dem  Heimwege  2u  verbergen.  Sie  vergruben  es  auf  dem 
Domly-Dagh,  von  wo  sie  es  später  nach  Constantinopel  retteten.  Dort 
machte  der  Kaiser  Heraclius  einer  armenischen  Fürstin,  bei  welcher 
er  einst  in  Erzerum  Gastireundschaft  genossen,  auf  ihre  Bitten  ein 
Stückchen  des  Kreuzes  zum  Geschenk,  das  sie  in  das  Fundament  des 
▼on  ihr  in  der  Ebene  von  Erzerum  gegründeten  Chatschka-Wankh 
(Kreuzkloster)  einmauern  liefs.  An  der  Stelle,  wo  das  Kreuz  eine 
Zeitlang  auf  dem  Dumly-Dagh  vergraben  gewesen,  sei  aber,  so  wie 
man  dasselbe  aus  der  Erde  zog,  die  Quelle  hervorgesprudelt.  Sie  steht 
darum  auch  jetzt  noch  bei  den  Armeniern  und  selbst  bei  den  Türken 

ZdtMhr.  d.  OesttUseh.  f.  Erdk.  Bd.  IV.  H 


162  Strecker:  Beitrige  cur  Geograpliie  ron  Hoch -Armenien. 

m  hoher  Yerehrang.  Abwaschungen  in  derselben  sind  dem  Hefle  des 
Korpers  wie  der  Seele  gieieh  satrS^^ich;  wer  aber  mit  irgend  einer 
Sdnde  belastet  in  derselben  ein  Vollbad  nimmt ,  stirbt  sofort.  Zu 
dieser  aberglfiubischen  Idee  bat  jedenfalls  die  finfserst  niedrige  Tem- 
peratur der  Quelle  Veranlassung  gegeben;  der  erwähnte  Reitknecht 
trotzte  dieser  und  seinem  etwaigen  Schnldbewurstsein  und  badete  sich, 
was  nur  gute  Polgen  ffir  ihn  gehabt  cu  haben  scheint 

Die  Armenier,  welche  das  Wallfahren  nach  ihrer  Art  lieben,  pil- 
gern gern  und  besonders  im  Monat  August,  in  welchen  die  Festtage 
des  nahen  Chatschka-Wankh  fallen,  nachdem  sie  dieses  besucht,  auch 
zum  Ghatscha-pajt,  d.  i.  Ej-euzesholz,  oder  zu  der  Quelle,  welche 
der  Legende  zufolge  ihm  ihre  Entstehung  verdankt.  Der  fromme  Zweck 
tritt  dabei  bald  in  den  Hintergrund;  tanzend,  schmausend  und  Raki') 
trinkend  geben  sie  sich  dann  dem  „E^f^  (Freude,  Zustand  des  Wohl- 
behagens) hin  und  alle  die  zahlreichen  Zijarets  (Wallfahrtsorte)  wer- 
den so  zu  Versammlnngsplfitzen  für  die  rohen  und  einfSrmigen  Ver- 
gnügungen dieser  auf  einer  sehr  niedrigen  Stufe  der  Civilisation  stehen- 
den Nation. 

Auf  dem  Heimwege,  den  wir  bei  Sonnenschein  um  2  Uhr  Nach- 
mittags antraten,  bemerkten  wir  neben  dem  Wege  einige  ungeheure 
Steinhaufen;  die  Armenier  aus  unserer  Begleitung  warfen  neue  Steine 
darauf  und  meinten  dadurch  die  bösen  Absichten  ihrer  Feinde  zu 
Schanden  zu  machen,  da  unter  der  Steinmasse  böse  Geister  gefangen 
gehalten  wurden. 

Wir  kamen  um  5  Uhr  wieder  bei  den  gastlichen  Zelten  des  Herrn 
V.  Jaba  an,  wo  wir  eine  Temperatur  von  10  Gr.  R.  fanden  und  er- 
fuhren, daüs  dort  den  ganzen  Tag  hindurch  das  Wetter  herriich  ge- 
wesen  sei. 


Die  Ebene  von  Erzingjan,  welche  die  zweite  der  beigegebenen  Karten  dar- 
stellt, ist  bereits  in  dem  im  Jahre  1861  (Bd.  XI  der  Zeitschrift  für  allgemeine 
Erdkonde,  N.  F.)  vom  Herrn  Verfosser  mitgetheilten  Aufsatz  aosführlicb  ,  beschrie* 
ben,  welchem  derselbe  jetzt  nichts  neues  beizufügen  hat»  nur  dafs  er  die  damals 
mitgegebene  unvollkommene  Kartenskizze  im  Verlauf  der  späteren  Jahre  durch 
die  yorliegende  genaue  topographische  Aufnahme  ersetzt  hat. 


M  Raki  heifst  der  in  der  TOrkei  gebrftuchliche  Branntwein,  zu  dessen  Fabri- 
kation im  allgemeinen  das  Mastixharz  benutzt  wird;  das  Volk  in  Armenien,  desi 
dieser  in  Folge  des  weiten  Transports  zu  thener  zu  stehen  konunt,  versetzt  sidi  j^ 
doch  meist  mit  Hülfe  eines  aus  Maulbeeren  bereiteten  abscheulichen  Fosels  in  den 
erwülmten  Znstand. 

(Schlufs  folgt.) 


163 


Miflcellen. 

Die  zweite  Deutsche  Nordpolar -Expedition. 

Im  Aaschhiri  tat  den  rom  Cupt  Koldewey  in  tier  Iffirz*  Sitzung  der  Geseil- 
lehaft  f&r  Brdknnde  gehmltenen  Vortrag  Aber  seine  vorjährige  Nordpolar- Reise 
voOen  wir  TorÜLofig  unsere  Leser  anf  die  f&r  dieses  Jakr  beabsiehtigte  nene 
Poltr- Expedition  anfmerksam  machen,  deren  Zwe«Ac  nnd  Ziel  Prof.  Dr/  A.  Feter- 
■MB  m  einer  dnrefa  die  TagesblKtter  bereits  pnblidrten  Ansprache  nseinander- 
gtNtrt  hat.  Dieselbe  soU  von  Bremerhafen  ans  in  der  ersten  Woche  des  Jnni, 
vo  möglich  am  1.  Jnni,  In  See  gehen  nnd  wird  ans  einem  Schranbendampfer 
m  90Fnls  Unge,  22^1fu[k  Breite  nnd  11  Fnfs  Tiefe  Ton  120  Tonnen  nnd 
mit  dner  Dampfinasohine  Ton  30  Pferdekraft,  nnd  dem  Schiff  der  ersten  Expe* 
diaon,  einer  Segel -Jacht  Ton  80  Tonnen,  bestehen.  Diese  wird  den  Name» 
vGronland*,  das  nene  Schiff  den  Namen  ^Gonnania*  führen.  Die  ganze  Bxpe^ 
öiiion  wird  nnter  dem  Befehl  des  Capt.  K.  Koldewey  stehen,  der  sich  im  vorigen 
Jahre  in  jeder  Besiehnng  so  trefflich  bewfthrt  hat  Um  diese  Expedition  für  die 
Wissenschaft  möglichst  nntzbringend  zn  machen,  werden  die  beiden  Astronomen 
BDd  Physiker,  die  Herren  Borgen  un^  Copeland  von  der  Konigl.  Sternwarte  in 
Göttiiigen,  der  ausgezeichnete  Hochgebirgs- Forscher  K.  K.  Oesterreichische  Ober- 
BevteDttut  Jnlins  Payer  ans  Wien  (für  (Geologie,  Detail -Anfhahmen  nnd  Oletscher- 
fonehmigen)  und  ein  Arzt  (hanpts&chlich  Chirurg)  für  Zoologie  dieselbe  be- 
gleiten. Das  ganze  Personal  auf  dem  Hauptschiff  wird  ans  17  Mann  bestehen. 
Die  Bemannnog  nnd  wissenschaftliche  Be^eitong  der  «Ghrönland*  ist  noch  nicht 
genau  festgestellt. 

Die  wissenschaftlichen  Instrumente  nnd  Apparate  sind  zum  Theil  seit  vori- 
gem  Herbst  in  Arbeit,  die  Dampfmaschine  der  j, Germania"  wird  constmirt  vom 
Htnse  Waltjen  in  Bremen,  der  Bau  d^  Schiffes  selbst  geschieht  anf  der  Werft 
des  Schiffsbaumeisters  Franz  Tecklenborg  in  Bremerhafen.  Das  nene  Schiff  ist 
ueh  den  sorgfEltigsten  Berathnngen  und  mit  Rücksicht  auf  die  reichen  Brfah- 
rangen  der  ToijSJuigen  Expedition  in  der  Bisschiiffahrt  bis  anf  die  geringsten 
Gnieiheiten  entworfen  nnd  witd,  anfgetakelt  nnd  gemalt,  bis  zum  1.  Mai  toII- 
tfbiaig  fertig  gefiefert 

Zweck  nnd  Ziel  dieser  zweiten  Expedition  sind  dieselben  wie  beim  Toxj&hri- 
gn  Versudi,  nimlich:  Erforschung  und  Entdeckung  der  arktischen  Central -Re- 
gion Ton  75*  nördl.  Br.  an,  auf  der  Basis  der  dst-grönl&ndischen  Küste.  Aber 
liewird  dies  Mal  nicht  eine  blofse  nautische,  auf  die  Monate  Jnni  bis 
September  beschr&nkte  Sommerfahrt  sein,  sondern  soll  in  möglichst 
lioher  Breite  eine  Ueberwinternng  effectuiren  und  Toraussichtlich  erst  im 
October  1870 heimkehren.  Die  «Grönland*  Jedoch,  die  als  Begleit-  und  Transport- 
Bddff  f^giren,  sowie  znr  Communication  zwischen  der  Expedition  nnd  Europa  die- 
nen wird,  soll  schon  zum  kommenden  Winter  zurüddcehren  nnd  alle  bis  dahhi 
ci)t&g:ten  Resultate  und  veranstalteten  Sammlungen  heimbringen.  Das  Hauptsehiff, 
ab  TSllig  unabhängig  in  sich,  soll  zu  geeigneter  Zeit  im  Herbst  1870  nachfolgen.  — 
tnter  den  speciellen  in  Aussicht  genommenen  wissenschaftiichen  Arbeiten  befindet 


]g4  Miscellen: 

sich  eine  Gradmearang  in  möglichst  hoher  Breite;  alle  bisherigen  Messungen 
dieser  Axt  zur  Bestimmung  der  Gröijs^  und  Geßt^Jl.  unserer  Erde  erreichten  noch 
nicht  das  europäische  Nordcap  ^  etira  '^1^  HdiH^  Bi'.,  und  nachdem  die  Eng- 
lander seit  beipahe  50  Jahren  und  die  Schweden  seit  10  Jahren  die  Messungen 
in  Spitzbergen  wo  möglich  bis  sum  80^  nördl.  Br.  fortzuführen  sehnlichst  ge- 
tnachtet  haben,  wird  von  dieser  Deutschen  Expedition  nunmehr  der  erste  emst- 
iMfte  Versuch  dasu  in  möglichst  hohen  Breiten  an  den  zu  erforschenden  Polsr- 
hüsten  gemacht  werden. 

Natürlich  erfordert  die  Ansrüstung  dieser  in  grofsartigerem  Maßstäbe  beab- 
sichtigten und  einen  für  die  Wissensebafi  wirklidieii  Erfolg  yeraprechenden  Ex- 
pedition bedeutende  Geldmittel,  indem  die  ans  den  voijiluigeii  Sammlungen  noch 
Torhandenen  Summen  bei  weitem  nicht  auareichen,  am  die  Kosten  .des  neuen 
Unternehmens  zu  decken.  Diese  aufzubringen,  bedarf  es  der  Zusammenwirkung 
Vieler.  VertrauungsroU  wenden  wir  uns  deshalb  zunächst  an  die  Leser  unserer 
Zeitschrift,  ihr  Schärfletn  zur  Förderung  dieses  wissenschaftlichen  Zweckes  selbst 
beizutragen  und  in  Freundeskreisen  Sammlungen  zu  Teranstalten.  Die  unter- 
zeichnete Bedaction  ist  bereit,  die  Beiträge  in  Empfang  zu  nehmen  und  dem 
Herrn  Dr.  Petermann  in  Gotha  zu  übersenden,  der  seinerseits  die  Veroffeot- 
lichung  der  dai|;ebrachten  Gaben  bewirken  wird. 

Die  Bedaction  der  Zeitsehrüt  der  Ö^gellsehaft  für  Erdkunde  zu  Berlii. 

Prof.  Dr.  Koner  (Lindenstr.  14). 


Farbe  der  Alpenseen  und  Alpengewässer. 

Herr  Wallmann  stellt  in  seiner  trefflichen  Arbeit  über  die  Seen  in  den  Alpen 
(Jahrb.  des  Oesterreioh.  Alpen* Vereins.  IV^  1868)  die  Alpenseen  nach  ihrer 
Farbe  zusammen.  Die  meisten  Hochseen  zeichnen  sich  <Larch  ein  frisches  Grün 
oder  dunkles  Blau  aus.  Grüne  Färbung  hAben  der  Boden-,  Züricher,  Vier- 
waldstatter,  Chiem-  und  vordere  Langbathsee,  der  Mattsee 5  der  Alt-Ausseer-, 
Grundl-  und  Erlafsee.  SmaragdgrUn,  erscheinen  der  Königssee,  Kochelsee, 
Caldonazzosa  und  der  hintere  Gosausee.  Dunkelgrün  spiegeln  der  Haüstadter 
und  Traunsee,  vordere  Gosausee,  Veldessee,  Tappenkarsee,  Levicosee,  Neuen- 
burgersee,  Comersee  und  Mondsee.  Malachitartiggrün  und  blau  zeigt  sich 
der  Wolfjgangsee.  —  Andere  Seen  schmeicheln  dem  Auge  durch  ihre  schöne 
blaue  Färbung.  Hellblau  ersoheinen:  der  Waller-,  Irr>,  Alm-  und  Aleghesee, 
dann  der  Piller-  und  Lunzersee.  Tiefblaue  ^arbe  haben:  der  Atter-,  Achen-, 
FuschN,  Garda-,  hintere  Langbath-,  Turracb-»  Wocheiner-  und  Walchensee. 
Der  Achen-  und  besonders  der  G^rdasi^e  sind  wegen  ihrer  tiefblauen  Farbe  be- 
rühmt* Viele  Seen  haben  «wei  Farben.  So  sind  die  soeben  genannten  dunkel- 
blauen Seen  am  änüsersten  seichten  Uferrande  von  einem  etwas  grünlich  schil- 
Ißmden  Saume  eingefaiJBt.  Der  Lago  niaggiore  hat  im  nördlichen  Arme  grünes, 
im  südlichen  tiefblaues  Wasser.  .  Der  Mondsee  wechselt  häufig  seine  Farbe  rpm 
hellsten  Grün  in  dus  dunkelste  Blau,  oder  in's  Gelbgrane,  oder  selbst  in's  Graue. 
Der  Attersee  ist  häufiger  dunkelblau  als  hochbku.  Bei  vielen  Seen  bemerkt  man 


Farbe  der  Alpenseen  tatä  Alpengewäseer.  155 

•a  den  seichteren  üferstelles  g^egen  den  Ufemind  eine  hellgrüne,  bei  grösserer 
Tiefe  eine  smaragdgrüne  nnd  endlich  in  den  Kreisen  gegen  den  Mittelpunkt 
eine  tiefblaue  l^bnng.  Aach  mancher  in  einem  Felsenkessel  gelegene  Hochsee 
sogt  einen  hellgrünen  Ring  am  Uferzamde,  dann  folgen  immer  dankler  grün  wer- 
dende Kreise  und  endlich  im  Centram  ein  dnakler  blaner  Kern.  Diese  Farben- 
kreise  sind  bei  Mnldenseen  moht  selten.  Man  beobachtet  auch  eine  Aenderong 
der  Seefarbe  ans  mancherlei  Ursachen.  So  ist  es  ziemlich  bekannt,  dals  die 
blane  Seefarbe  in  der  Kälte  and  bei  trübem  kühlen  Wetter  intensiver  erscheint; 
anch  die  grüne  Farbe  soll  in  manchen  Seen  bei  Kälte  und  Witterungswechsel 
dunkler  werden.  Bei  Stürmen  geht  die  blane  Farbe  nicht  gelten  in  eine  grüne 
über  und  umgekehrt;  auch  werden  in  einem  solchen  Falle  die  seichteren  Stellen 
durch  den  aufgewühlten  Grandschlamm  getrübt;  daher  dann  ein  See  mit  ungleich 
tiefen  Steilen  häufig  gelblich  gefleckt,  oder  mancher  blaue  oder  grüne  See  ringsum 
die  Dfer  von  einem  gelben  oder  grauen  Rahmen  eingefafst  erscheint.  Die  aus 
den  Ürgebirgen  kommenden  Bäche  sind  die  reinsten  grünblauen  Gewässer,  deren 
heller  Grundfarbe  blos  manchmal  durch  aufgelöste  Schiefeitheile  Eintrag  gethan 
wird.  In  den  E^lkalpen  haben  die  Bäche  eine  blaugraue  oder  blaugrüne  Farbe, 
welche  durch  den  kalkerdehaltigen  Zusatz  eine  weifsliche  seifenartige  Tinte  be- 
kommt. Bei  starken  Regengüssen,  nach  Gewittern,  oder  bei  der  Schneeschmelze 
gewinnt  dieser  Zusatz  die  Oberhand  und  verdrängt  fast  ganz  die  blaugruqe  Fär- 
bung. 80  sind  die  Isar,  der  Lech,  die  Hier,  die  Reichenhaller  Saale  u.  a.  m. 
beschaffen.  Hingegen  zeigen  die  Berchtesgader  Ahn,  die  Traun,  die  Mangfall, 
die  Alp  u.  a.  eine  prächtige  smaragdgrüne  Färbung;  denn  diese  Flüsse  kommen 
aas  den  Alpenseen,  in  denen  sie  ihre  Fluthen  geläutert  haben.  Der  Genfersee 
vnd  die  ihn  durchströmende  Rhone  haben  ein  schönes  Blau;  der  Rhein  und 
Bodensee  sind  grün;  die  Tratm,  sowie  der  Hallstädter  und  Traunsee  dunkelgrün. 
Anders  gefärbt  erscheinen  uns  der  Inn,  die  Salzacb  und  alle  in  der  Eiswelt  ent- 
standenen Flüsse;  es  sind  Eisströme,  die  ihre  grauen  milchigen  Wogen,  verbun- 
dea  mit  einem  champagnerähnlichen  schäumenden  Gezische,  in  der  warmen  Jahres- 
idt  einherwälzen  und  dem  am  Ufer  stehenden  Beobachter  Kühlung  gewähren, 
m  kalten  Winter  aber  bläulichgrün  nnd  klar  erscheinen.  Alle  Gletscherbäc^ie 
gleichen  einem  mit  Milch  versetzten  Wasser,  und  es  ist  bemerken swerth ,  dafs 
diese  Erscheinung  Naclmiittags  und  im  Sommer  stärker  wird.  In  Folge  des  Ein- 
stromens solcher  Eisbäche  (Kaswasser  oder  Gletschermilch )  bleiben  manche 
Hochseen  während  des  Sommers  milchig  gefärbt.  So  sieht  ein  Hochsee  im  Muhr- 
Winkel  wie  gewässerte  Milch  aus  und  heifst  auch  Kaswassersee.  Welchen  Ein- 
flafs  die  in  die  Seen  sich  ergiefsenden  verschieden  gefärbten  Bäche  nnd  Flüsse 
aof  die  Seefarbe  haben ,  ist  noch  unbekannt  Es  läfst  sich  aber  deren  Einflnfs 
kaum  wegleugnen,  denn  nicht  selten  bemerkt  man,  dafs  die  Strömung  in  einem 
See  ganz  anders  gefärbt  erscheint  als  das  Wasser  der  ruhigen  Seestellen,  ^s 
ist  auch  denkbar,  dafs  die  aufsteigenden  Grundquellen  auf  die  einfallenden  und 
austretenden  Lichtstrahlen  eine  Wirkung  üben.  Bei  Entwicklung  von  Grund- 
qaellen  und  bei  der  Wellenbildnng  überhaupt  in  Folge  von  Winden  sehen  wir 
an  verschiedenen,  besonders  seichteren  Stellen  Modificationen  der  ursprünglichen 
Färbung  eintreten.  — r. 


1(6  MUoeltoa: 

Entdeckung  von  Goldlagern  im  Osten  von  Bolivia. 

Die  Zeitung  ^El  Eeo  de  BoUvia*  bringt  folgende  Mittheilung:  8eit  undenk- 
lichen Zeiten  weifs  ein  Jeder  bei  uns,  dnf«  im  O.  der  Republik  Bolim  Qold* 
iager  existiren;  ja  verschiedene  Dokumente  im  Staatsarehir  sprechen  mit  Be- 
stimm theit  davon.  Die  bekannten  Minen  von  Chnqniago  de  la  Paz,  Sorata, 
Snches,  Carabana  im  N.»  sowie  die  von  Chayanta,  Chichas  nnd  Rinconada  im  8., 
von  denen  viele  gegenwärtig  noch  bearbeitet  werden,  kommen  hierbei  natSrUch 
nicht  in  Betracht.  Um  nnn  jene  anfsnfinden,  wurden  in  den  letzten  10  Jahren 
wiederholt  Expeditionen  nach  dem  O.  veranstaltet»  deren  Endresultat  aber  üut 
nie  den  gehegten  Erwartungen  entsprach.  Allein  zuletzt  ist  dennoch  die  Aus- 
dauer belohnt  worden»  nnd  sind  reiche  Goldlager  »placeres  de  oro*  aufgefunden 
worden,  welche  den  ergiebigsten  in  anderen  L&ndem  in  Nichts  nachstehen  sollen. 
In  der  Qnebrada  de  Santa  Rosa  sind  in  diesem  Augenblicke  circa  700  Menschen 
beschäftigt,  nnd  man  hat  Klumpen  des  reinsten  €k}ldes  bis  zu  einem  Gewicht 
von  42  Unzen  gefunden. 

Zur  Orientirung  mögen  folgende  Daten  dienen:  Chiquitos  war  früher  ein 
Departement  der  grofsen  Provinz  Santa -Cruz,  die  heute,  in  2  Theile  getheflt, 
an  die  brasilianische  Provinz  Biattogrosso  stöfst,  und  die  Namen  Prado  und  Ve- 
lasco  fuhrt.  Die  erwähnten  »placeres*  liegen  zwischen  dem  15.  und  16.  Grad 
sfidl.  Br.  und  64.  und  65.  Grad  westl.  Lg.  vom  Meridian  von  Paris.  Die  Qne- 
brada de  Santa  Rosa,  von  der  am  Meisten  die  Rede  ist,  liegt  ziemlich  60  Le- 
guas  von  der  Stadt  Santa -Cruz  de  la  Sierra,  und  der  sie  durcheilende  Flnfs 
gleichen  Namens  fallt  in  den  Flufs  San  Miguel.  Letzterer,  der  eigentlich  immer 
schiffbar  ist,  fuhrt  seine  Wassermaasen  dem  grofsen  Flufs  Guapor€  zu,  welcher 
seinerseits  in  den  Mamor^  mündet,  einen  Nebenflufs  des  Madeira,  der  sich  be- 
kanntlich in  den  Amazonenstrom  ergieftt. 

Der  „  Constitucianal*^  von  La  Paz  de  Ajacucho  giebt  ferner  folgende  Details: 
Die  Existenz  der  Minen  von  Chiquitos  ist  nicht  nur  eine  nnumstöfsliche  Wahr- 
heit, sondern  das  Gold  ist  im  Ueberflnfs  da  und  vom  feinsten  Gehalt.  Trotz  der 
lApractischen  und  primitiven  Manipulation  wurden  im  Jahre  1867  dennoch  über 
5  Arrobas  Gold  gewonnen  (1  Arroba  =  25  Pfd.).  Im  Jahre  1868  sind  bis  zum 
9.  October  bereits  über  2  Arrobas  zu  Tage  gefördert,  wenngleich  die  aufgefun- 
denen Goldklumpen  nicht  von  derselben  GrÖfse  wie  im  vergangenen  Jahre  waren, 
da  nur  4  Stücke  von  einem  Gewicht  über  1  Pfd.  zum  Vorschein  kamex. 

Die  Grenzen  dieser  Goldregion  zu  bestimmen,  ist  gegenwärtig  noch  un- 
möglich; bis  zum  Flufs  San  Miguel  hin  enthält  sowohl  der  O.  als  auch  der  K. 
Gold  in  grofser  Menge.  In  der  trockenen  Jahreszeit  ist  das  Arbeiten  sehr  leicht, 
tmd  in  der  Qnebrada  de  Santa  Rosa  findet  man  Gold  in  einer  Tiefe  von  3  bis 
15  Fufs.  Das  kostbare  Metall  ist  entweder  mit  einer  gelblichen  Thonerde  ver- 
mischt, oder  in  Qnarzstücken  von  verschiedener  Grofse,  oder  auch  in  glänzenden 
Schieferplatten  enthalten,  welche  wie  mit  Lack  überzogen  aussehen.  Letztere  lie- 
gen stets  unter  einer  Schicht  röthlicher  Thonerde  und  streichen  in  schräger  Rich- 
tung. Die  Qnebrada  von  Santa  Rosa  ist  mit  einer  kolossalen  und  dichten  Wald- 
vegetation bedeckt.  v.  Conring. 


Die  Fidschi -Inseln  nnd  die  P^Hyneslsche  Compagniie.  167 


Die  Fidschi- Inseln  und  die  Polynesische  Gompagnie. 

Die  Fidschi-Inseln,  vom  Ufer  der  See  bis  zu  den  Gipfeln  der  Berge  in  be- 
ständig reichem  Grün  jeder  Schattimng  gekleidet  ^  gewähren  dem  Ange  einen 
infserst  lieblichen  nnd  freundlichen  Anblick.  Auf  der  ungemein  fruchtbaren 
Ackerkrume  des  Bodens  wächst  Alles,  was  der  Region  der  Tropen  angehört,  in 
entaonlicher  üeppigkeil  Einwanderer,  welche  die  geringen  Mittel  zum  Ankaufe 
Ton  ein  oder  zwei  Hundert  Acres  mitbringen)  können  letztere  schon  nach  Ver- 
lanf  Ton  einigen  Monaten  zu  einem  blühenden  und  comfortablen  Besitzthum  ein- 
gerichtet haben,  welches  Jahr  ans,  Jahr  ein,  ohne  auch  nur  eine  Handroll  Dung 
zum  Entgelt  zurückzuerhalten,  für  die  Erfahrung,  die  Energie  und  das  kleine 
Kapital»  welches  darauf  rerwendet  worden,  eine  reichprocentige  Rente  zahlt.  Die 
Häuser  der  Fidschi-Insulaner  sind  aus  Bambusrohr  angefertigt  und  luftig  und  ge- 
riomig,  mithin  für  das  Klima  aufserordentlich  zweckmäfsig.  Die  Eingebomen 
stellen  so  eine  Wohnung*,  in  der  Grofse  von  50  bis  60  Fufs  bei  30,  für  den 
Preis  ?on  5  bis  6  £  gerne  her. 

Der  Werth  des  Landes  war  noch  vor  zehn  Jahren  rein  nominell,  und  1  d., 
d.  i.  10  Pfennige,  pro  Acre  wurde  willig  acceptirt.  Solche  Preise  bestehen  freilich 
heut  zu  Tage  nicht  mehr,  und  5  s.,  d.  L  1  Tblr.  20  Sgr.  dürften  als  der  Durch- 
schnittspreis für  den  Acre  guten  Landes  anzunehmen  sein.  Indefs  sind  auch 
höhere  Verkäufe  abgeschlossen,  und  in  dem  kleinen  Seehafen  von  Levoka  auf 
der  Insel  Oyara,  in  dessen  unmittelbarer  Nahe  sich  eine  Ansiedlung,  bestehend 
US  20  Häusern  und  Läden,  befindet,  wurde  sogar  bei  guten  Baustellen  der  Fufs 
Fronte  ausnahmsweise  mit  £  4  bezahlt.  Aber  das  sind  in  der  That  doch  noch 
immer  sehr  niedrige  Preise,  wenn  man  das  reiche  Allunajlannd  der  Fidschi- 
hueln  mit  dem  ausgesogenen  Zuckerlande  auf  der  Insel  Mauritius  yergleicht* 
▼elches  dessenungeachtet  dort  nicht  für  weniger  zu  haben  ist,  als  £  20  pro  Acre. 

Die  grofseren  Inseln  sind  reich  an  Wasser  und  werden  von  mehreren  Flüssen 
durchzogen,  unter  denen  der  Rewa  River,  auf  ungefähr  100  Miles  schiffbar  und. 
ond  zwar  auf  60  Miles  für  Fahrzeuge,  die  einen  Tiefgang  von  5  bis  6  Fufs 
haben,  der  bedeutendste  ist.  An  diesem  Flusse  entlang  hat  sich  eine  nicht  un- 
heträchtliche  Anzahl  von  Colonisten  mit  ihren  Frauen  und  Kindern  nieder- 
gelassen, die  hier  gesund,  glücklich  und  in  Wohlstand  leben,  wiewohl  sie  meist 
mit  sehr  geringen  Mitteln  eintrafen.  In  Folge  der  sehr  günstigen  Berichte, 
welche  nach  Australien  gelangt  sind,  steht  schon  in  den  nächsten  Monaten  eine 
nicht  unbedeutende  Einwanderung  bevor,  und  es  ist  dieselbe  um  so  leichter  aus- 
fahrbar, als  die  Fidschi-Inseln  von  Melbourne  aus  in  zehn,  und  von  Sidnej  nnd 
Nea-Seeland  aus  in  acht  Tagen  pr.  Dampfschiff  zu  erreichen  sind. 

Obgleich  der  tropischen  Zone  angehörig,  erfreuen  sich  diese  Inseln  eines 
Semäfsigten  und  gesunden  Klima's.  Das  Thermometer  zeigt  im  Laufe  des 
Jahres  zwischen  65  und  92  Gr.  Fahrenheit,  und  die  jährliche  mittlere  Temperatur 
beträgt  80  Gr.  Mit  Ausnahme  von  Dyssenterie,  von  welcher  auch  nur  -haupt- 
sächlich Einwanderer  in  Folge  diätetischer  Unvorsichtigkeit  befallen  werden, 
hemchen  keine  klimatische  Krankheiten,  kein  Fieber  u.  s.  w.,  und  es  unterliegt 
keinem  Zweifel,   dafs  die  Colonisten  auf  den  Fidschi -Inseln  ein  eben  so  hohes 


168  Bfisc^en: 

QD^  comfortables  Alter  erreichen,  wie  nur  irgendwo  auf  der  Erde.  Die  Monate 
Mai,  Jani,  Juli  sind  navergleichHch  schön,  wahre  Wonaemoottte;  dagegen  herr* 
sehen  im  December,  Januar,  Febrnar  und  März  Orcane  oder  wenigstens  heftigo 
Winde  vor. 

Was  die  Erzeagnisse  des  Bodens  anlangt,  so  gedeihen  alle  GemOse,  welche 
in  England  fortkommen;  eijciheimisch  aber  sind:  Orangen,  Limonen,  Ananas^ 
Guavas,  Bananen,  Munnny-Aepfel,  Shaddock  (citnu  decutnana\  Cocospalme,  eine 
Frucht,  genannt  nVein",  Ton  köstlichem  Geschmacke,  eine  Art  Haselnufs,  Mua- 
catnufs,  Arrowroot,  Ingwer  n.  s.  w.  Der  Taback,  wenn  richtig  behandelt,  kommt 
dem  in  Cnba  nnd  Süd-America  gewonnenen  vollkommen  an  Gfite  gleich.  Ueber- 
Haupt  wfirden  auf  den  Fidschi-Inseln  alle  oSt-  und  westindischen  Früchte,  wie 
Sapadillo,  Mango,  Mangosteen,  Granatiipfel,  Tamarinde  u.  s.  w.  vortrefflich  fort- 
kommen. Baumwolle  wird  mit  dem  besten  Erfolge  cultivirt,  und  dürfte  die  diesjährige 
Ernte  von  100  Acres  einen  Reinertrag  von  £  1,200  sichern.  Dasselbe  gilt  vom 
Kaffeebaome.  Zuckerrohr  insbesondere  gedeiht  ausgezeichnnt ;  1000  Acres, 
welche  in  diesem  Jahre  damit  bepflanzt  sind,  werden  mindestens  30,000  Tonnen 
Bohr  oder  3000  Tonnen  Zucker  liefern.  —  Noch  bleibt  zu  erwähnen  übrig,  dafs 
Cement,  dem  Portland  völlig  ebenbürtig,  Reifsblei,  Kupfer  und  selbst  Gold  auf 
den  verschiedenen  Inseln  aufgefunden  worden,  sowie  dafs  beche  de  mer  oder 
Trepang,  der  nach  Sidney  und  von  dort  nach  China  verschiftt  wird.  Perlmatter 
nnd  Schildpatt  an  der  Küste  in  Ueberfiufs  vorhanden  sind. 

Die  Insulaner,  wenn  gutig  und  gerecht  behandelt  und  von  ihrem  Stamme 
entfernt,  können  mit  Leichtigkeit  zu  nützlichen  Dienern  und  Arbeitern  heran- 
gebildet werden,  und  man  rühmt  ihnen  nach,  dafs  sie  treu  nnd  zuverlässig  sind. 
Während  in  Jamaica  und  Barbados,  wie  auch  in  Demerara  der  Arbeitslohn^ 
welchen  ein  Neger  dort  erhält,  sich  auf  £  30  bis  35  pro  Jahr  stellt,  würde  der- 
selbe auf  den  Fidschi-Inseln  nur  £  4  bis  5  betragen,  und  dürfte  auch  für  die 
nächste  Zeit  an  ein  Steigen  nicht  zu  denken  sein.  Der  Lohn,  welchen  ein  In- 
sulaner für  eine  einzelne  Tagesarbeit  empfangt,  beträgt  6  d.  oder  5  Sgr.  Die 
Bevölkerung  dieser  Inseln  wird  von  den  dortigen  Missionären  (Methodisten)  auf 
200,000  geschätzt,  und  sollen  davon  90,000  zum  Christenthume  bekehrt  sein  '). 
Aber  mit  dieser  Bekehrung  hat  es  gewöhnlich  nicht  viel  auf  sich,  sie  ist  mehr 
nominell. 

Schon  seit  längerer  Zeit  waren  Melbonmer  Kapitalisten  und  Speculanten 
damit  umgegangen,  sich  auf  den  Fidschi-Inseln  ausschliefsliche  Privilegien  zu  er- 
werben. Da  trat  inzwischen  der  Fall  ein,  dafs  Unterthanen  des  Oberhäuptlinga 
Thakombau,  gewöhnlich  König  genannt,  Waarenvorräthe,  welche  nordamerikani- 
schen Bürgern  gehörten,  überfielen,  plünderten  nnd  in  Brand  steckten.  Die  Re* 
gierung  von  Washington  forderte  Genugthnung,  und  der  König  mufste  sich  zur 
Zahlung  einer  Entschädigung  von  £  9,000  verpflichten ,    ohne  zu  wissen ,  wie  er 


'}  Nach  den  Berichten  der  dortigen  Missionäre  betrug  zu  Ende  des  vorigen 
Jahres  die  Zahl  der  wirklichen  Kirchenmitglieder  18,000,  und  diejenigen,  welche 
Überhaupt  dem  Gottesdienste  beiwohnten,  zählten  zusammen  90,000  oder  die  Hälfte 
aller  Bewohner  dieser  Inselgruppe* 


Die  Fidschi -Inseln  und  die  Polynesische  Compagnie.  "f  59 

dies  je  mdglich  madhen  sollte  ').  Es  war  ein  dort  lange  ansässiger  Colonist,  Na- 
hens Carl  von  Denune,  der  zuerst  Melbonrner  Kanflente  aaf  diese  gute  Ge- 
legenheit, ein  gl&nzendes  Geschäft  abzoschliefsen,  aufmerksam  machte,  und  letztere 
Bogerten  auch  nicht,  die  Messrs.  Brewer  und  Evans  zu  diesem  Zwecke  dahin  zu 
MDden.  Es  gelang  in  der  That  beiden  Herren,  einen  äulserst  günstigen  Vertrag 
zo  Stande  zu  bringen,  der  jedoch  nachtriiglich  an  dem  Widerstände  des  briti- 
schen Consttls  und  einiger  Colonisten  scheiterte.  Die  Sache  fiel  damit  einst- 
weilen, am  aber  Mitte  dieses  Jahres  wieder  aufgenommen  und  am  23.  Juli  1868 
mn  gültigen  Abschlüsse  gebracht  zu  werden.  Der  Vertrag  ist  in  Form  alles 
Rechts  von  Thakombau,  dem  anerkannten  Oberhanpte  der  Inseln,  sowie  von 
ünf  Häuptlingen  einerseits  und  von  Messrs.  John  L.  Evans,  William  H.  Brewer, 
Andrew  Lyell  und  Frederick  Cook,  als  trustees  der  PoUfnesia  Company  anderer- 
seits unteradchnet.    Der  Inhalt  besagt  im  Wesentlichen  Folgendes: 

Es  werden  200,000  Acres,  mit  Allem,  Was  darin  etwa  noch  verborgen  ist» 
also  auch  der  Mineralreichthnm,  als  freies  Eigenthum  an  genannte  Compagnie 
abgetreten,  und  zwar :  1)  eine  Strecke  Land  von  ungefähr  40,000  Acres,  die,  ein 
QnadraC  bildend,  von  Kuknruku  R.  in  Vlti  Levu  Bay  ausläuft,  der  Küste  in 
der  Richtung  von  Bau  bis  zum  Stadtchen  Veidrala  folgt  und  von  da  landeinwärts 
geht;  2}  ein  Stück  Land  von  einigen  GMiles,  welches  der  Häuptling  Thakandrovi, 
Natavai  Baj,  Island  of  Vanna,  seinem  Freunde  Thakomfoau  in  dieser  Stunde  der 
Noth  geschenkt  hat.  Von  dem  Städtchen  Tivo  aus  geht  es  der  Küste  entlang 
und  erstreckt  sich  dann  in  derselben  Länge  landeinwärts;  3)  die  herrliche  Insel 
M.  Benga,  von  ungefähr  1500  Eingeborenen  bewohnt  und  bisher  an  Rewa  gehörig. 
Die  Rewa -Häuptlinge  haben  dieselbe  als  ihren  Antheil  an  obiger  Schuld,  für 
die  sie  mit  ungefähr  einem  Drittel  zu  haften  haben,  abgetreten.  Aufserdem  auch 
noch  die  Inseln  Motnniki,  Levuka,  Maluma  und  Nannkn;  4)  ein  Areal  von 
100,000  Acres  aufserordentlich  reichen  und  tiefen  Alluviallandes  auf  Viti  Levu, 
der  gröfsten  unter  den  Inseln  dieses  Archipels.  Dasselbe  bildet  die  Perle  in  der 
ganzen  Cession  und  schliefst  den  ausgezeichneten  Hafen  von  Suva  ein,  von  wo 
das  Land,  welches  von  drei  mehr  oder  weniger  schiffbaren  Flüssen,  die  sich 
anch  in  diesen  Hafen  ergiefsen,  bewässert  wird,  in  allmäliger  Hebung  ansteigt 

Die  Compagnie  erhält  femer  auf  21  Jahre  das  ausschliefsliche  Recht,  an 
beliebigen  Plätzen  der  Insel  Banken  zu  gründen,  und  sollen  die  zu  emittirenden 
Banknoten  überall  als  legal  tender,  d.  i.  gesetzliches  Zahlmittel,  gelten.  —  Sollte 


*)  Dio  Sache  ist  di^se.  Von  einem  nordamerikanischen  KaufTahrteischiffe, 
welches  bei  den  Fidschi  Inseln  anlegte,  waren  drei  Matrosen  desertirt,  die  später  von 
den  Insulanern  erschlagen  und  verzehrt  wurden.  Als  dieser  Cannibalisnius  zu  Ohren 
der  nordamerikanischen  Regierung  kam,  verlangte  sie  Genngthnong  und  man  einigte 
sich  dahin,  dafs  eine  .bestimmte  Summe  an  Geld  die  Unthat  ausgleichen  sollte.  Die 
erste  Rate  ging  auch  ein,  aber  mit  der  zweiten  hatte  es  keinen  Fortgang,  einfach» 
weil  der  Konig  den  Betrag  nicht  aufbringen  konnte.  Er  war  daher  zu  Ende  des 
vorigen  Jahres  gezwungen,  seine  Inseln,  zur  Sicherstellung  der  Forderung,  auf  drei 
Jahre  an  Amerika  zu  verp Anden,  während  dieses  es  übernahm,  Seine  Majestät  fUr 
diesen  Zeitraum  gegen  jede  Usurpation  von  anfsen  in  Schutz  zu  nehmen.  Man  be- 
greift also,  da(s  die  Compagnie,  bevor  sie  überhaupt  an  ihr  Unternehmen  gehen 
konnte,  erst  die  Auseinandersetzung  mit  Amerika  herbeiftlhren  roufste. 


*|]20  Miacelleii: 

der  König  Theile  Mine«  Reiches  an  andere  Parteien  Teranljem  wollen,  so  steht 
der  Gesellschaft  das  Vorkanfsrecht  zn.  —  Auf  imporürte  nnd  ezportirte  Pro- 
ducte  and  Waaren  darf  anter  keinen  Umständen  ein  Zoll  gelegt  werden,  nnd 
findet  überhaupt  eine  £infahrang  von  Stenem  nicht  Statt.  —  Endlich  Tetpfilchtet 
sich  seine  dunkle  Majestät,  die  Colonisten  anf  dem  cedirten  Tenritorinm  gegen 
etwaige  Angriffe  and  sonstige  Belästigungen  von  Seiten  der  Eingeborenen  zn  be- 
schützen nnd  zu  vertheidigen. 

Dafs  König  Thakomban  mit  der  Unterzeichnung  «dieser  Urkunde  den  ge* 
wissen  nnd  baldigen  Untergang  der  Fidschianer  besiegelt  hat,  wird  er  sich  wohl 
nicht  überlegt  haben,  ist  aber  ein  schweigendes  Selbstverständnifs. . 

Diesen  Zugeständnissen  gegenüber  übernimmt  die  Gesellschaft  folgende  Ver- 
pflichtungen: 1)  sie  zahlt  an  die  Vereinigten  Staaten  Nord- Amerika's  die  Summe 
▼on  £  9,000 ,  und  zwar  £  2250  sofort  und  den  Rest  nach  Verlauf  eines  Jahres. 
Erst  nach  Berichtigung  der  ganzen  Schuld  ist  es  gestattet,  einzelne  Theile  des 
als  Eigenthum  überwiesenen  Areals  tu.  veräufsem;  2)  König  Thakombau  erhält 
auf  Lebenszeit  eine  jährliche  Pension  im  Betrage  von  £  200,  —  und  wird  wohl 
jedenfalls  in  den  obigen  legal  tender  notea  ausgezahlt  werden.  —  Thal  sum,  heUst 
es,  18  equal  to  a  ^Kingsransom*'  in  the  fair  and  fertiU  Islands  of  Fiji, 

Der  Zweck  der  Polynesia  Compcmy  {limited)  geht  dahin,  die  reichen  und 
noch  unbenutzten  Quellen  der  Inseln  der  Südsee,  nach  dem  Muster  der  alten 
ostindischen  Compagnie,  aufzuschliefsen  und  zu  verwerthen,  und  soll  der  Anfang 
eben  mit  den  Fidschi-Inseln  gemacht  werden,  weil  sich  hier  besonders  günstige 
Verhältnisse  für  eine  Colonisation  darbieten  und  auch  bereits  seit  längerer  Zeit 
Colonisten  daselbst  residiren.  Denn,  —  so  hat  der  Honorable  H.  L.  Correy, 
erster  Lord  der  Admiralität,  kürzlich  auf  einem  australischen  Zweckessen  in 
London  gesprochen  —  der  Colonie  Victoria  scheint  es  Yorbehalten  zu  sein,  die 
Inseln  des  indischen  Archipels  zu  erobern  und  zu  dyilisiren,  d«  i.  ihrem  Interesse 
dienstbar  zu  machen. 

Obige  Compagnie  hat  sich  unter  einem  provisorischen  Directorium  consti' 
tuirt,  welches  namhafte  Persönlichkeiten  in  Victoria,  hauptsächlich  in  Melbourne, 
mit  dem  Mayor  dieser  City,  dem  Mayor  von  BaUarat  nnd  dem  General  Latham, 
Consul  der  Vereinigten  Staaten,  an  der  Spitze,  zählt,  und  gründet  sich  auf  ein 
Kapital  von  £  100,000,  welches  in  Actienfä  £  2  ausgegeben  ist  Die  Promo- 
toren beanspruchen  für  ihre  bisherigen  Kosten,  ihre  Mühe  nnd  den  von  ihnen 
erzielten  Erfolg  10,000  Actien,  die  als  voll  bezahlt,  paid-up  shareSf  gelten  sollen. 
Für  jede  10  Actien,  die  Einer  zeichnet,  wird  noch  ein  free  grant  von  40  Acres 
Agriculturland ,  und  für  jede  25  Actien  ein  halber  Acre  Stadtland  als  Prämie 
gewährt. 

Die  Gesellschaft  beabsichtigt  nun,  sowohl  Bank-  als  Handelsgeschäfte  zu 
betreiben.  Sie  wird  die  Producte  der  Inseln  aufkaufen  oder  auch  Vorschüsse 
darauf  leihen,  dieselben  nach  Australien  oder  andern  Plätzen  verschiffen  und 
ihre  Schiffe  mit  gut  verkäuflichen  Waaren  zurückbeordern.  Von  Zeit  zu  Zeit 
soUen  Landauctionen,  wobei  ein  Minimalpreis  festzusetzen  ist,  stattfinden,  theils 
in  der  GrÖfse  von  Farmen,  theils  in  kleinen  Parceüen,  wenn  es  sich  um  Anlegung 
von  Dörfern  und  Städten  handelt.  Dabei  wird  für  |  der  Kaufsumme  Credit 
auf  ein  oder  zwei  Jahre,  gegen  Vergütigung  von  8  pCt.  Zinsen,  gestattet  werden. 


Die  Insel  Swaln  oder  Solitaria.  171 

Wo  günstige  Gelegenheit  sich  darbietet  und  das  Interesse  der  Compagnie  es 
erfordert,  soll  ron  den  Südsee-Insnlanem  neaes  Areal  erworben  werden.  Endlich 
wird  ohne  Versog  bei  der  britischen  Begiemng  beantragt  werden,  dafs  dieselbe 
die  SoQTeriinitat  über  die  Fidschi-Inseln  aceeptire  und  gleichzeitig  die  erlangten 
Rechte  der  Compagnie,  sowie  der  früheren  alten  Ansiedler  anerkenne. '  Konig 
Ihakomban  nnd  die  Häuptlinge  haben  auch  daxn  ihre  Einwilligung  gegeben. 

Cebrigens  ist  man  in  Australien  schon  seit  Jahren  die  englische  Regierung 
rergeblich  angegangen,  die  Gruppe  der  Fidsdd-Inseln,  wo  durch  die  Missionäre 
englische  Cultur  auf  Kosten  der  Eingeborenen  sehr  rasche  Verbreitung  gefunden, 
unter  britischen  Schutz  zu  stellen,  zumal  da  die  Franzosen  (Neu-Caledonien, 
Ufa,  Oparo  etc.)  und  die  Amerikaner  sich  immer  heimischer  in  der  Südsee 
Bischen.  Jedenfalls  ist  es  jetzt  um  die  Selbstständigkeit  der  Fidschi -Inseln  ge- 
sehahen,  denn  entgehen  sie  den  Amerikanern,  so  verfallen  sie  zweifellos  der 
obigen  Compagnie,  welche  mit  der  den  Engländern  eigenen  Energie,  Aasdauer 
md  Colonisatiosbefähigung,  unter  Zuhfilfenahme  von  allerlei  schriftlichen  Docu- 
menten,  deren  juristische  Spitzen  die  Insulaner  nicht  verstehen,  das  noch  Feh- 
lende sehr  bald  nachholen  wird.  —  ff.  — 


Die  Insel  Swain  oder  Solitaria. 

In  Petermanns  Mittheilungen  (1869.  S.  44)  beklagt  sich  Herr  Grunde- 
mann  darüber,  dafs  ich  in  meiner  Arbeit  über  die  Tokelaugruppe  behauptete,  er 
habe  die  Insel  Swain  des  Kap.  Hudson  (Mendanas  Solitaria),  welche  die  Be- 
wohner dieser  Gegend  Olosenga  nennen  sollen,  mit  der  gleichnamigen  der  Gruppe 
Manila  in  Samoa  verwechselt.  Ich  habe  das  jedoch  nicht  gesagt;  die  Anklage 
beruht  auf  einem  Mlfsverständnifs,  das  ich  aufrichtig  bedauere ;  ich  kenne  Herrn 
Gnmdemanns  Gründlichkeit  aus  seinem  Missionsatlas  zu  wohl,  als  dafs  es  mir 
jemals  in  den  Sinn  hätte  kommen  können,  ihn  eines  solchen  Versehens  für  fähig 
za  halten.  Der  Zusammenhang  ist  aber  folgender.  Wenn  ich  in  der  von  Herrn 
Gnmdemann  dtirten  Stelle  (in  dieser  Zeitschrift  Th.  3,  S.  119,  Anm.  3)  sagte: 
Herr  Grundemann  giebt  als  Namen  der  Insel  an  Olosenga,  gestützt  auf  einen 
Bericht  des  Missionar  Bird;  das  ist  jedoch  der  Name,  mit  welchem  die  Samoaner 
eine  der  Manuagruppe  bezeichnen,  so  habe  ich,  damit  blt>Is  meinen  Zweifel  gegen 
die  Richtigkeit  der  Behauptung  Birds  aussprechen  wollen,  dafs  die  Insel  bei  den 
Eingebomen  Olosenga  genannt  werde.  Und  diese  Zweifel  bestehen  bei  mir  noch 
jetzt;  ich  kann  es  nicht  verstehen,  dafs  diese  Menschen  einem  12(X)  FuTs  hohen 
steüen,  vulkanischen  Berge,  wie  Olosenga  ist,  nnd  dem  winzigen  flachen  Land- 
fleckchen, der  Mendanas  Namen  Solttaria  mit  dem  vollsten  Recht  fUhrt,  densel- 
ben Namen  gegeben  haben  sollen.  Meinicke. 


3  72  Miscellen : 

"  Marokko. 

Ueber  Prodacftion,  Handel  nnd  Schifffahrt  Marokko's  schreibt  ein  daselbit 
lebender  Deutscher  (Preufs.  Handelsarch.  1869.  No.  4fF.}:  Der  ergiebige  Boden 
vermag  nicht  nur  eine  mit  der  Gröfse  des  Landes  im  Verhältnifs  stehende  Be* 
völlLerung  zu  ernähren,  sondern  wurde  bei  gehöriger  Bearbeitung  noch  eines 
erheblichen  Ueberschufs  zum  Export  gewähren  nnd  das  Elend,  unter  dem  gegen- 
wärtig das  Reich  seufzt,  in  Wohlstand  verwandeln.  Von  Getreidearten  wird  Wei- 
zen am  stärksten  angebaut,  doch  eben  nur  so  viel  als  zum  Unterhalte  erforderlich 
ist;  besonders  günstig  für  die  Cnltur  desselben  sind  die  sudlichen  Provinzen  Fem- 
sua,  Schi€dma,  Dukkftla  nnd  Abda,  welche  in  ungünstigen  Jahren  auch  die  nörd- 
lichen Provinzen  damit  versorgen.  Gerste,  an  Qualität  geringer  als  die  vom 
Schwarzen  Meere  und  Eg^pten,  wird  nur  als  Viehfutter  benutzt;  dieselbe  würde 
bei  einer  rationelleren  Behandlung  des  Bodens  unstreitig  besser  gedeihen.  Haopt* 
nahrungsmittel  ist  die  Durrah,  ohne  welche  in  Jahren  des  Bfifswacbses  die  Be- 
völkerung der  Hungersnoth  anheimfallen  würde.  Hülsenfrüchte  werden  erst  seit 
einigen  Jahren  angebaut  und  bilden,  seitdem  im  Jahre  1855  Sultan  Abd-el-Rah- 
man  die  Ausfuhr  gestattet  hat,  einen  Hauptexportartikel.  Reiscultur  findet  sich 
nur  in  den  Provinzen  von  Fez,  wo  die  Ueberschwemmangen  des  Flusses  Sebu 
dem  Anbau  zu  Hülfe  kommen;  von  den  Mauren  wird  jedoch  dieser  Kultur  bis 
jetzt  wenig  Sorgfalt  zugewandt.  Baumwolle  war  in  Marokko  bis  1856  ganz  un- 
bekannt; erst  seit  jener  Zeit,  wo  das  englische  Konsulat  in  Tanger  den  Grund- 
besitzern unentg^tlich  Samen  lieferte,  ist  der  Baumwollencultur  Eingang  verschafit 
worden,  und  steht  zu  erwarten,  dafs  die  glänzenden  Resultate,  welche  die  ersten 
Anpflanzungen  geliefert  haben,  zur  Nacheiferung  aufmuntern  werden.  Zum  Ta- 
baksbau ist  das  Land  durch  die  Fruchtbarkeit  seines  Bodens  und  seine  klima- 
tischen Verhältnisse  wie  geschaffen;  dennoch  ist  der  dort  gebaute  Tabak  von 
schlechter  Qualität  und  der  Consum  desselben  sehr  unbedeutend,  da  der  Maare 
den  Genufs  des  Khaschisch^s,  eines  ans  getrockneten  Hanfstengeln  bereiteten  nar- 
kotischen Pulvers,  dem  Tabak  vorzieht.  —  Oelbäume  wachsen  in  ganzen  Wäl- 
dern wild  in  den  Provinzen  Mequenez,  Mogador,  Sus  und  Tafilct.  In  den  süd- 
lichen Provinzen  kommt  ein  anderer  Baum  vor,  welcher  Argan  genannt  und  nur 
in  Marokko  gefunden  wird.  Er  wächst  ohne  jede  Pflege  und  bildet  sehr  dichte 
immergrüne  Wälder;  ans  seinen  Nüssen  bereiten  die  Mauren  eine  grofse  Menge 
Oel,  welches  reichlich  den  Bedarf  des  ganzen  Landes  deckt  Ebenso  grofs  ist 
der  Beichthum  an  Orangen,  welche  in  der  Umgebung  von  Tetnan  eine  Höhe 
von  35  —  40  Fufs  erreichen.  Auch  der  Weinstock  gedeiht  sehr  gut,  wird  aber 
nur  wenig  angebaut,  weil  der  Islam  die  Weinbereitung  verbietet.  Die  südlichen 
Provinzen  und  besonders  Sus  besitzen  unermefsliche  Pflanzungen  von  süfsen  und 
und  bitteren  Mandeln.  Femer  ißndet  man  grofse  Wälder  von  Dattel-  und  anderen 
Palmen;  in  den  Provinzen  Lakha,  Sus  nnd  Tafilet  ernährt  die  Dattelpalme  Men- 
schen und  Thiere.  Dieselben  Provinzen  erzengen  auch  ohne  Pflege  verschiedene 
Gummibäume  und  solche,  welche  Euphorbiumharz,  Gummiarabicum  und  Sandrak 
von  ausgezeichneter  Güte  liefern.  —  Die  Atlaskette  ist  mit  unerschöpflichen  Wäl- 
dern von  Eichen,  Lärchen,  Korkeichen,  immergrünen  Eichen,  Tannen,  Pistazien, 
ferner  einer  Art  Wachholder,  Arar  genannt,  bedeckt.     Die  Eichen  liefern  Rinde 


Marokko.  1 73 

in  gro&er  Mei^  zu  Gerberei,  in  ivelcher  die  Mauren  Meister  Bind.  Die  Ans- 
fakr  der  Eiche  ist  Monopol  der  Regierung,  Der  Arar,  aus  wekhem  Weihrauch 
gemacht  wird»  und  der  eine  Höhe  von  mehr  als  40  Fufs  erreicht,  ist  seines 
harten,  unTerwüstlichen  Holzes  wegen  sehr  geschätzt;  doch  hat  die  Regierung 
die  Aoafuhr  und  selbst  die  Ueberfuhrung  desselben  yon  einem  Ha&n  des  Landes 
zum  anderen  yerboten. 

Heerden  bilden  den  Hauptreichthum  des  Landes  >  nnd  unter  diesen  nehmen 
die  Schaf  heerden  die  erste  Stelle  ein.  Hammelfleisch  wird  am  meisten  gegessen, 
und  Arm  nnd  Reich  tragt  Gewänder  aus  inländischer  Wolle ;  dieselbe  steht  jedoch 
bis  jetzt  der  spanischen,  englischen  und  deutschen  nach,  da  die  Einwohner  sich 
am  Veredlung  der  Racen  nicht  kümmern)  obgleich  man  In.  wenigen  Jahren  das 
kolossale  Kapital,  welches  in  den  Schaf  heerden  steckt,  Terdreifiichen  könnte. 
Unterrichtete  Männer,  welche  in  Algier  eingehende  Studien  über  die  afrikanischen 
Bacen  gemacht  haben,  versichenii  dafs  das  Merinoschaf  ¥on  Afrika  nach  Spanien 
eingeführt  wprden  sei  und  dafs  der  Urtypns  desselben  noch  in  einigen  Grenz- 
districten  am  Rande  der  Wüste  ejustire. 

Ceber  die  mineralischen  Bodenschätze  Marokko's  ist  bis  jetzt  wenig  bekannt; 
was  man  von  Gold  •  und  Silberminen  erzählt,  beruht  lediglich  auf  Vermutfaungen. 
Die  Regierung  hat  ans  Furcht,  der  Reichthnm  könnte  die  Trägheit  und  Unwissen- 
hdt  der  Einwohner  zum  Besseren  wenden  oder  die  Habsucht  der  Christen  an- 
k>eken,  alle  Nachgrabungen  bei  Todesstrafe  verboten.  In  den  unabhängigen  Pro- 
vinzen fördern  die  Mauren  auf  einfache  und  kunstlose  Weise  Kupfer,  Eisen,  An* 
timon  nnd  Salpeter.  In  der  Provinz  Tetuan  hat  man  zwei  Antimongruben  auf- 
gedeckt,  die  eine  im  Süden,  in  der  Richtung,  nach  dem  Rif,  die  andere  im  Nor- 
den unweit  Genta.  Zwei  maurische  Cksellsehaften  erlangten  durch  reiche  Ge- 
schenke, welche  sie  dem  Sultan  machtet,  die  Erlaubnifs  zur  Ausbeutung  dieser 
Gruben;  die  Arbeiten,  wurden  durch  europäische  Ingenieure  geleitet  nnd  mehrere 
Ladungen  des  Erzes  gelangten  zur  Verschifung  nach  Marseille  und  England. 
Aber  sei  es  nun,  dafs  der  Sultan  anderer  Meinung  wurde^  oder  dafs  die  Gesell- 
schaft den  zu  überwindenden  Schwierigkeiten  gegenüber  den  Muth  verlor:  That- 
sache  ist,  dafs  ihr  der  Sultan  zur  Entschädigung  für  die  auf  das  Unternehmen 
bereits  verwandten  Kapitalien  die  Erlaubnifs  zur  Getreide -Ausfuhr  ertheilte,  und 
daCi  man  die  Förderung  einstellte. 

Mit  Ausnahme  vort  Gerste  und  Weizen,  deren  Ausfuhr  verbpten  ist,  kommen 
alle  bisher  angeführten  Landesproducte  zur  Ausfuhr.  Vorzugsweise  lebhaft  ist 
der  Export  der  Wollen,  doch  dürfen  die  in  den  Seehäfen  ansäfsigen  europäischen 
Kaoflente  dieselbe  nicht  auf  den  Märkten  des  Binnenlandes  kaufen,  sondern 
mnsaen  die  Ankäufe  durch  jüdische  oder  arabische  Agenten  ausführen  lassen.  — 
Dem  europäischen  Handel  geöffnet  sind  die  Häfen  Tetuan,  Tanger,  El -Arisch, 
RabAt,  Casablanca,  Mazighftn,  S&fi  nnd  Mogador.  Tetuan  dient,  da  der  dort  mün- 
dende MartU  selbst  Bur  Flnthzeit  nur  eine  Tiefe  von  6 — 7  Fufs  hat,  nur  als 
Hafen  für  Küstenfahrzeuge.  Grolse  Schiffe  müssen  auf  der  Rede  Anker  werfen, 
wo  Bie  bei  Ostwind,  nicht  liegen  Ueiben  können.  Tanger  mit  seinem  ziemlich 
guten  Hafen  ist  aber  nur  Inr  lateinische  Barken  von  80  Tonnen  zugangtich,  wäh- 
rend gröTsere  Schiffe  in  der  sehr  geschützten  Bai  vor  Anker  gehen  müssen.  El- 
^rlsch,  an  4er  Mündung  des  Lukkos;  bietet. für  Schifft  bis  zu  200 Tonnen  einen 


174  Miscellen: 

sehr  Bicheren  Hafen;  gröfBere  Ffthnenge  hingegen  mfissen  aofferiialb  der  die 
ilafBmfindnng  reisperrenden  Baire  ankern.  Reb&t,  an  der  Mfindong  des  Bn- 
Begregf  hat  einen  prachtroUen  Hafen,  der  aber,  wegen  einer  vor  der  Fliüamfindniig 
liegenden  Barre  mit  nnr  15  Fafii  Wasser,  fBr  gröftere  Bchiffe  ToüstSndig  nnpne- 
ticabel  ist  Ohne  diesen  üebelstand  würde  Reb&t,  bei  seiner  geringen  Entfer- 
nung von  Fez,  der  wichtigste  Hafenplats  des  Kaiserraches  sein.  Casablanea» 
Maiagan  treiben,  obgleich  an  swei  vor  den  Westfnnden  nicht  geschtttsten  Golfen 
gelegen,  dennoch  einen  lebhaften  Exporthandel  mit  Wolle  und  Getreide,  ebenso 
wie  der  Hafen  von  Sftfi.  Der  wichtigste  Hafen  ist  jedoch  Mo|;ador,  das  Empo- 
rinm  der  südlichen  Provinzen  des  Reiches  nnd  des  nördlichen  Central-AfHka'a 
(vergl.  diese  Zeitschr.  II.  1867.  S.  470). 

Was  die  Hauptstadt  Bftarokko  betrifi%,  so  verweisen  wir  anf  eine  Beschrd- 
bung  derselben,  welche  Mr.  Paul  Lambert  im  Bullet,  de  la  Soe.  de  Cr^ographiu 
(V*  S6r.  XVI.  1868.  p.  490)  so  eben  yeröffentlicht  hat  Der  Verfasser  dieser 
Arbeit  hat' während  der  Jahre  1863  —  68  in  der  Hauptstadt  gelebt,  und  ist  ea 
ihm  gelungen,  einen  ziemlich  genauen  Plan  der  Stadt  zu  entwerfen,  wenigstens 
in  Bezug  auf  die  Hauptstrafsen,  Pl&tze  und  öffentliche  Gebäude,  während  die 
Beschreibung  eigentlich  wenig  Neues  bringt.  Dieser  Plan  zeigt  allerdings  wesent- 
liche Abweichungen  von  dem  von  Oapt  Washington  im  Jahre  1830  gezeichneten,, 
der  auf  Taf.  I  im  VIH.  Bde.  der  N.  F.  unserer  Zeitschrift,  1860,  reprodutirt 
worden  ist.  Die  männliche  muhamedanische  Bevölkerung  wird  anf  circa  16,450 
Seelen  angegeben,  imd  zählt  man  zu  dieser  die  Frauen  und  Kinder  hinzu,  sowie 
die  etwa  6000  Seelen  starke  jfidische  Bevölkerung,  so  dürfte  die  Einwohnerzahl 
etwa  50,000  erreichen.  Die  einstmals  so  bedeutende  Industrie  Hegt  gänzlich 
danieder,  und  nur  die  Gterber  und  Lederarbeiter,  deren  Zahl  anf  circa  1500  an- 
gegeben wird,  haben  ihren  alten  Ruhm  behauptet  Cochenille,  Rakahüt  und  die 
Schale  des  Granatapfels  werden  zum  Färben  der  Felle  benutzt;  die  Einführung 
des  Fuchsin  durch  die  Franzosen  drohte  aber  jene  Farbestoffle  zu  verdrängen> 
wenn  nicht  der  Gebranch  des  Fnchsin  sofort  verboten  worden  wäre.        — r. 


Die  neuen  StraXsenanlagen  in  der  Herzegowina. 

Nach  einem  Consularbericht  unseres  Consnls  Dr.  Blau  in  Serajewo  ist  in 
der  Lage  der  Herzegowina  ein  sichtUdier  Fortschritt  zum  Besseren  ericennbar^ 
vorzugsweise  durch  den  von  der  türkischen  Regierung  eifrigst  betriebenen  Nenbaa 
von  fahrbaren  Strafsen.  Die  wichtigeren  von  diesen  sind  1)  die  seit  1863  fiihr- 
bare  Chaussee  von  der  Hauptstadt  Mostar  nach  Metkowi^  zum  Ansehlulii  an  die 
Dabnatische  Heerstrafse.  2)  Die  in  den  Jahren  1867  und  68  gebaute  Strafse 
von  Bilek  nach  Trebinje,  welche  von  letzterem  Punkte  nach  Ragusa  weiter  ge- 
führt wird.  3)  Die  soeben  vollendete  Strafse  von  Mostar  nach  Ljnbnschki,  welche 
über  Vergoraz  nach  Makarsa  in  Dalmatien  flihrt  4)  Die  halbfertige  von  Mostsr 
über  Stolaz  nach  Kiek  führende  Strafse,  welche  die  Berührung  des  Oesterrei- 
chischen  Territoriums  vermeiden  soll.    5)  Die  EEauptstraise  von  Mostar  längs  des 


r . 


Die  neuen  Strafsenanlagen  in  der  Herzegowina.  {75 


KtrentA-'Iluües  nach  Konjits-,  die  eigentliche  Verbindung  swischen  der  Herze- 
gowina und  Bosnien.  Zn  ihrer  Vollendung,  welche  wohl  Anfang  1870  zn  erwarten 
flieht,  bedurfte  ea  bedeutender  fiflassen  ron  Arbeitskraften.  Es  galt  nämlich  dnich 
die  4 — 6000  FoTs  hohe,  Bosnien  von  der  Herzegowina  trennende  Bergkette  eine 
Fihntra(se  herznstellen.  Die  Strafse  zerfallt  in  zwei  Sectionen,  die  nordliche 
rra  8erajewo  bis  Koi^itz  an  der  Narenta,  die  sfidliche  ron  da  bis  Mostar.  Die 
flfstere  Section,  8  Meilen,  welche  bereits  fahrbar  ist,  läuft,  nachdem  sie  zuerst 
1^  Meilen  weit  der  Brooder  Chaussee  gefolgt  ist,  in  das  Thal  der  Zujerina  bis 
nach  Fasari^  (2  Meilen),  umgeht  dann  in  westlichem  Bogen  die  Vorberge  der 
Ivan-Flanina  und  steigt  jenseits  Tartschin  aOm&lig  das  Gebirge  hinan;  wendet 
flieh  auf  der  Höhe  (2  Meilen)  in  das  Teschajnitze  Thal  hinüber  und  folgt  dem- 
selben 2^  Meilen  weit  bis  nahe  vor  Konjitz.  Der  Pafs  von  Bradina  wird  in 
einer  Hohe  von  circa  2800  Fnfs  fiberschritten.  Die  sudliche  Strecke  der  Knnst- 
stiafse  folgt  Ton  Konjitz  ab  in  der  Hauptsache  dem  Narenta -Thale.  Die  Ter- 
ninschwierigkeiten  bestehen  hauptsächlich  darin,  dafs  die  Strafse  fast  überall  in 
die  Felsmassen  gesprengt  werden  mufste»  die  das  Strombette  stellenweise  in  jäher 
Hohe  Ton  2 — dOOOFufs  einengen,  dafs  femer  die  Pafshöhe  des  Jablanitza-Qe- 
Mrges  (1800  Fu(s)  überschritten  werden  mufste,  um  den  grofsen  Bogen,  den  die 
Nsrenta  hier  macht,  abzuschneiden,  und  endlich  thalabwärts  yon  da  die  Narenta 
fweimal  zu  fiberbrücken.  Die  4  Meilen  von  der  Brficke  über  die  Biela  bis  Mostar 
sind  fertig,  am  weitesten  zurück  ist  die  Strecke  tou  Koigitz  bis  Unter -Jabla- 
nitxa,  an  der  zwei  Bataillone  Infanterie  und  5 — 600  Tagelöhner  arbeiten.  Es 
steht  fest,  dafs  dieses  Strafsennetz  für  die  strate^sche  Beherrschung  und  die 
commerzieUe  Entwickelung  der  Provinz  von  unberechenbarem  Nutzen  sein  wird; 
schon  jetzt  weist  der  Aus-  und  Einfuhrhandel  bedeutend  höhere  Ziffern  auf  als 
ror  wenigen  Jahren,  und  überall  hat  sich  die  Bodenkultur  und  Productionsfähig- 
kdt  des  Bodens  wesentlich  gehoben.  — r. 


Ban  in  der  Colonie  Victoria  aufgefundenes  Eohlenlagen 

Ein  ansgezeichnetss  Spedmen  bituminöser  Kohle»  im  Gewichte  von  einer 
balben  Tonne,  welches  aus  einem  zwischen  Cape  Patterson  und  GrifBth's  Point 
(Western  Port)  in  Victoria  jüngst  entdeckten  Kohlenlager  genommen  war,  kam 
m  April  Torigen  Jahres  in  Melbourne  zur  öffisntlichen  Ausstellung.  Das  Lager 
i>ir  kun  suTor  durdi  Zufall  von  einem  Sdiäfer,  Namens  James  Cavan,  welcher 
mf  der  dort  gelegenen  Station  eines  Mr.  Godfrey  im  Dienste  steht,  aufgefunden 
Verden.')    Derselbe  wollte   nämlich  fischen  gehen    und  um  sich  einen  weiten 


')  Die  australischen  Schäfer,  unter  denen,  beiläufig  bemerkt,  der  Adel  und 
MiaDer  von  Bildung  reichlich  vertreten  sind,  weil  solche  Leute  selten  für  eine 
jonge  Colonie  etwas  taugen,  sind  schon  Öfters  die  Entdecker  wichtiger  Minerallager 
geworden.  So  wurde  z.  B.  die  ausgezeichnete  Moonta  Kupfermine  auf  Torke's  Pen- 
iasida  in  Süd -Australien,  welche  durch  ihren  enormen  Beichtham  die  bedeutendste 
der  Erde  ist  und  bisher  im  Stsnde  war,  regelmäfsig  jedes  Quartal   eine  Dividende 


17$  Kleinere  geographische  Mittheilungen. 

Umweg  zn  erspareOf  beschloß  er,  den  Felsen  binnntermUettem,  mtechte  aber, 
beyor  er  noch  den  Boden  erreichee  konnte,  tau  und  fiel«  gleyishccitig  «ne  grofiM 
Masse  Erde  nnd  Steine  mit  sich  fortreilsend.  Der  Mann  kam  glücUidifirwdse, 
ohne  irgend  welche  Verletzungen  zu  erleiden,  mit  dem  blofsen  6<diredcen  daTcn, 
und  als  er  sich  die  Strecke  seines  geföhrlichen  Falle»  besah,  war  er  nicht  wenig 
überrascht,  dafs  ;er  in  der  Höhe  von  etwa  25  Fnfs  ein  ans  dem  Felsen  henror- 
tretendes,  durch  das  QeröUe  freigelegtes  Kohlenlager  bemerkte.  Auf  gescheheae 
Anzeige  davon  wurde  der  Ort  sorgfältig  untersucht,  und  es  eingab  siich,  da(a  eine 
Kohle  von  ganz  vorzüglicher  Qualitiit  dort  lagere.  Die  Mächtigkeit  decselben 
beträgt  da,  wo  sie  am  Felsen  sichtbar  wird,  zwei  FuA  zwei  Zoll  and  wweiteit 
sich  in  der  ungefähren  Entfernung  von  200  Fnfs  landeinwärts  zu  swei  Fuüi  vier 
ZolL  Die  Bearbeitung  dieser  höchst  werthvollen  Mine  steht  schon  in  nächster 
Zeit  bevor.  Uebrigens  hat  das  ganze  dortige  Terrain  entschieden  das  A%BsebeD 
eines  sehr  ausgedehnten  Kohlenfeldes.  —  Die  Kosten  des  Transportes  vom  Lager 
aus  nach  dem  Bass  River  werden  auf  6  s.,  und  von  da  weiter  nach  Melbourne 
auf  7  s.  pr.  Tonne  zu  stehen  kommen.  —  ff.  — 


Kleinere  geograpMscIie  MittheilmigeiL 

Auswanderung  aus  den  Häfen  Bremen,  Hamburg,  Antwerpen 
und  Liverpool  im  Jalire  1868.    Es  wurden  befördert:  Von  Bremen 

direct:  nach  New  York  36,279  Passagiere  in  64  Dampfschiffen  und  15,461  Pass. 
in  62  Segelschiffen;  nach  Baltimore  5558  Pass.  in  23  Segelschiffen  und  5028  Pass. 
in  10  Dampfschiffen;  nach  Quebec  1673  Pass.  in  5  Segelschiffen;  nach  New 
Orleans  834  Pass.  in  9  Segelschiffen  und  264  Pass.  in  2  Dampfschiffen;  nach 
Galveston  856  Pass.  in  8  Segelschiffen;  nach  Charleston  (Süd  -  Carolinü) 
278  Pass.  in  1  Segelschiff;  nach  Montevideo  nnd  Buenos -Aires  51  Pass.  in 
1  l^egelschiff;  es  wurden  also  von  Bremen  in  169  Schiffen  66,272  Pass.  be- 
fördert. —  Von  Hamburs  direct:  43,628  Pass.  und  indirect  über  HuU  uad 
Liverpool  6422  Pass.,  im  Ganzen  50,050  Pass.  —  Von  Antwerpen  direct: 
1528  Pass.  und  indirect  über  Liverpool  circa  3000  Pass.,  im  Qim^en  4528  Pass.  t 
Von  lilwerpoel  (unter  der  Acte)  111,367  Pass.  und  in  kurzen  Schiffen 
8306  Pass.,  im  Ganzen  119,673  Pass.  Die  Gesammtanswanderung  auf  obigen 
Häfen  beträgt  mithin  240,523  Personen. 

Nach   den  amtlich  veröffentlichten  statistischen  Mittheilungen  {Norges  offi- 
cielle  Statistik,  udg,  i  a.  1868)  über  die  Volkszählnng  in  Norwegen  betrag 


von  100  pCt.  zu  vertheilen,  ebenfalls  von  einem  Schäfer,  Namens  Bradj,.  vor.lO  Jah- 
ren aufgefunden.  Der  gute  Mann  hat  sich  aber  darüber  sehr  bald,  in  Brandy  to. 
Tode  getnmken. 


r 


Ekdaen  giogi«|piiisdit  Mblh«il«igM. 


m 


Bmmmnmg  «i  L  Jomuur  1866  1,701,7M  8a<l»n,  im  Mire  1855  1,490,047. 


fliaatoaMO  Amt 


Obiiiluiis 


wUk  nack  Aemlem: 
.  .  98,863  Biaw. 
.  .  107,422  - 
.  .  57,382  . 
.  .  120,442  - 
•  •  124,980  - 
.  •  99,275  - 
85,432  '  - 


JuUberg-  und  Laurrik 

Bntsbei^ 82,037 

Badraaes 68,052 

Lisler*  and  Mandal    .  73,785 


Stavangar  Amt  .    .    .  104,868  Eisw, 

Slidl.  Bergenhai   .    •  113,406  • 

Bargea 27,703  • 

N5rdi.  Beigenhas   •    .  86,803  - 

Bomsdal 104,362  - 

Sftdl.  ThroDdljem  .    .  109,123  - 

Nördh  Throndhjem      .  82,489     - 

Nordland 89,668  - 

Flnmarken     ....  65,667  - 


Baf^nmonfO  in  OMrra  JMtnjL  Harm.  r.  Seblaghitwait  bezaiolmet  in 
dem  80  oben  enchienanen  1.  Bande  seiner  Reiaen  in  Indien  und  Hoebasien  (8.  528) 
diB  Menge  der  NIedenchläge,  welche  während  der  von  Mitte  Mai  bis  Ende  An- 
gast  oder  Anfang  September  anhaltenden  Regenseit  in  der  4125  Fnfs  hoeh  auf 
dmi  oberen  Rande  des  Steilabhanges  des  Kh^sia- Gebirges  gelegenen  Station 
Ch^rra  Maji  fallt  als  die  gröfste  bis  jetat  auf  dem  Erdkreis  beobachtete.  Die- 
selbe betragt  daselbst  nach  mehrjährigen  genaoen  Anfteichnnngen  600^620  Zoll. 
lUr  das  I>^khan  wird  das  anf  der  Kante  der  westlichen  Ghatkette  gelegene  Ma- 
hibal^hTaar  als  der  regenreichste  Ort  genannt,  wo  die  ndtüere  Regenmenge  nach 
mahrjähiigen  Beobachtungen  254  Zoll  beträgt,  während  sie  im  dstliohen  Hhna- 
Uya  nur  100  —  180  Zoll  erreicht.  Wie  in  Mahabal^hFar,  ist  auch  in  Ch^rra 
Pdnji  die  Ursache  localer  Regenanhäufang  dem  Widerstände  von  Gebirgsmassen 
gegen  die  horisontale  Fortbewegung  des  Windes  anansehreiben.  Längs  des  Kam- 
■es  des  Ohata  bietet  der  westliche  Abhang  dem  Monsdn  den  ersten  Widerstand» 
der  eine  Bichtong  des  Lvftstromes  nadi  anfvrärts  aar  Folge  hat,  nnd  da  warme 
ieadtte  Lnftströme,  je  rascher  sie  in  höhere  nnd  etwas  kältere  Regionen  auf- 
steigen, destomehr  an  ihrem  Wassergehalt  durch  RegenCall  verlieren,  wird  die 
grolse  Regenmenge  auf  dem  Rande  der  Ghats  erklärbar.  Ebenso  wird  im  Kh^ssia- 
Gebiige  die  horixontale  Richtung  des  Windes  durch  die  Steilabfälle  des  Gtebiigei 
vctt  ihrer  Bahn  abgeleitet.  Mit  den  Lufbonassen  zugleich  wirbelt  auch  ihr  Dampf- 
gehalt  an  einer  grofseren  Entfernung  tou  der  Oberfläche  empor  und  wird  dadurch 
so  well  abgekühlt,  dafs  nun  jene  ungewöhnlich  grofsen  Niederschläge  eintreten, 
«ie  sie  in  Europa  für  die  Alpen  an  Tolmeezo  (96  engl  ZoD),  für  Norwegen  an 
Beigan  (88,7  Z.),  für  Portugal  zu  Coimbra  (118,9  Z.)  stattfinden. 

Herr  G.  Bohlff  schreibt  uns  am  Tripoli  (8.  Februar  1869),  dafs  er  wider 
Erwarten  zwei  Monate  in  Tripoli  hat  zubringen  müssen,  da  der  Abgang  der  Gafla, 
welche  die  Geschenke  des  Königs  von  Frenfsen  an  den  Sultan  ron  Bomn  mit- 
nndmien  bestimmt  ist,  sich  bis  zum  14.  Februar  verzögert  hat.  Dr.  G.  Nach- 
tigal,  welcher  bisher  als  Arzt  in  Tunis  gelebt  hat  und  den  Lesern  unserer  Zeit- 
schrift durch  eine  Mittheilung  über  ein  Erdbeben  in  Tunis  am  14.  Sept.  1863 
(Z.  f.  allg.  Erdk.  N.  F.  XV.  1863.  p.  359)  bekannt  sein  dürfte,  wird  die  Geschenke 
nadi  Knka  überbringen  nnd  beabsichtigt,  von  dort  später  weiter  nach  Süden  vor- 

XtlUchr.  d.  CkstUsch.  f.  Brdk.    Bd.  IV.  12 


178  Klaiiian  g«ogrftphi«ehe  IfittheilugttA. 

codriicnL  Bolllii^  tr«toh«r  aai  15.  Fobmar  m  Sduff»  nadi  Be^gkaii  av^Bbio» 
eben  ist,  hat  die  Zeit  seiner  unfreiwilligen  Mni^  in  Ansiiten  nadi  den  Eufcnm 
rofi  Sabnitn  nnd  Leptjs  magna  banntet,  nnd  an  letalerem  Orte  eine  Amalil  pbe- 
togzaphlacbar  Anfpahmen  gemaeht,  lieber  ITrünleiA  Tinne  schreibt  er  vl  9Uj  dala 
dieselbe  mit  einem  Train  von  76  Kameelen  nach  Beni  Dlid  anfgebrodieB  ad« 
Rohlfs  besweifelt  aber  sehr,  daA  sie  mit  einem  solchen  Gefolge,  walehea  aoa 
zwei  HoUändem,  einem  Dentscben  nnd  einer  Menge  von  Araberinnen  imdN»* 
gerinnen»  lanter  nnnntaen  Snbjeoten,  besteht,  mit  heiler  Hant  Bomn  wird  erreielMB 
können. 

Nach  dem  iwisehen  den  Vereinigten  Staaten  and  der  Begiemng  Ton  Colnaa- 
bia  (Neu -Granada)  abgeschlossenen  Vertrage  erhalten  erstere  das  anaschlieAfiche 
Recht,  den  Ilthmilt  TOÜ  Darian  an  einem  beliebigen  Punkte  behnfS  H0I^ 

•tellimg  emei  intorocaaiiiseheii  Xanala  i«  dnrohttadidn.  Die  eoiom- 

bische  B^emng  tritt  6  Meilen  Landes  zu  beiden  Seiten  des  Kanals,  deaaeii 
Kosten  anf  10  Millionen  Dollars  yeranschlagt  sind,  ab,  eibalt  daffir  wShrend  der 
ersten  10  Jahre  lOpCt.  des  Nettoeinkommens  nnd,  nachdem  die  Koeten  de« 
Kanals  gedeckt  sind,  bis  znm  Ablauf  des  anf  100  Jahre  lautenden  Charters, 
25  pCt.  des  Beittgewinnes«  Der  Vertrag  muTs  ron  den  Vereinigten  Staaten  inner- 
halb 10  Monate  ratificirt,  die  Vermessung  vor  2  Jahren  nach  erfolgter  fialificatioii, 
nnd  der  ganze  Kanal  Tor  Ablauf  von  15  Jahren  vollendet  sein;  im  andern  Falle 
erlischt  der  Charter.  Die  ControUe  des  Kanals  fallt  den  Vereinigten  Staaten  so. 
Wahrend  Fdedenszeiten  soll  der  Kanal  allen  Nationen  offen  stehen,  im  Falle 
eines  Krieges  aber  den  kriegführenden  Mächten  geschlossen  sein. 

Der  WeiAbaa  in  MiMOnri  macht  bedeutende  Fortschritte.  Es  hat  sich 
eine  Gesellschaft  gebildet,  die  sogenannte  Blufften -Company,  um  anf  Actien  uid 
mit  einem  Kapitale  von  150,000  Doli,  ein  Weinstädtchen  am  linken  Ufer  des 
Missouri  zu  gründen.  Die  Mitglieder  können  dort  als  Weinbauer  und  Geschäfito- 
leute  sich  niederlassen,  oder  auch  zerstreut  im  Staate  wohnen,  während  die  Ge- 
sellschaft selbst  an  Ort  und  Stelle  eine  grofiie  Weinbau -Musterwirthschaft  er- 
richtet hat  und  unterhält,  eine  Weinbau -Zeitung  heransgiebt  und  für  eine  grofse 
.Weinniederlage  in  St  Louis  gesoxgt  hat.  Hier  sollen  die  Weine  zur  höchsten 
Vollkommenheit  und  dann  von  hier  aus  auf  den  Markt  gebracht  werden  zu  sol* 
chen  Preisen,  dais  man  die  fortdauernde  ungeheuere  Importation  dennoch  nicht 
zu  fürchten  hat.  Schon  jetzt  kann  man  dort  ein  Dutzend  Arten  ganz  verachi^ 
dener  Weine  antreffen,  wie  sie  das  dortige  Klima  liefert,  alle  aufs  Sorgfältigste 
behandelt  und  vortrefflich  nach  ihrer  besonderen  Weise«  (Deutsche  Answande- 
rungs- Zeitung  aas  Missouri.    15.  Juni  1868.) 

Im  April  1868  erschieu  in  Adelaide  eine  von  Mr.  W.  Owen  entworfene 
und  von  Mc  Bolton  in  Melbourne  litfaographirte  Karte  VOD.  Süd-Austrar 
lien  in  der  Dimension  von  sechs  Fufs  bei  vier  Fufs  sechs  Zoll  und  nach  der 
Scala  von  zwölf  Miles  auf  den  Zoll.  Die  Städte,  Fleken,  Chausseen,  Vicinal» 
wege,  Eisenbahnen  und  Telegraphenlinien  sind  genau  verzeichnet  und  die  Gren-» 
zen  der  Counties  durch  besondere  Farben  angezeigt.     Das  Northern  Territory  ist 


r 


Kleinere  geogfmpbische  Mitlheiltingen.  f  7f 

te  IhlMibe  ton  40  lülei  saf  den  Zoll  dargestellt,  die  Retnltate  der  dortigen 
Biplomlionett  neoetten  Dataina  sind  mit  allen  geographisefaen  Besonderheltett 
djesor  interessanten  Gegend  anfs  sorgflUtIgste  aufgenommen  nnd  die  Kfistenlinie 
iit  idiarf  markirl  Die  ganse  Arbeit  maebt  dem  Kartographen  wie  dem  Lifho« 
graphen  alle  Bhra  nnd  Terdient  hiermit  bestens  empfohlen  sn  werden.  Was  wir 
iDeiii  Termissen,  ist  die  wohl  mehr  sofiUlge  Auslassung  einiger  Telegraphen« 
BmeSf  welche  schon  Tor  etlichen  Jahren  angelegt  wurden,  sowie  die  nicht  ge« 
Mbehene  Andentang  einer  oder  zweier  Eisenbahnen,  die  in  neuester  Zeit  in  Ar* 
bdt  genommen  sind.  —  Eine  andere,  ebenfalls  in  Adelaide  im  Mars  vorigen  Jahres 
peblieirte  Karte  Süd-Australiens  ist  f\u8€iPa  New  Squatimff  and  Oweral  Map  of 
SoKtk  AnüraHa.  Selbige  empfiehlt  sich  durch  grofse  Genauigkeit ,  sumal  durch 
die  besondere  Auflnerksamkeit,  welche  den  Squatting  Rüim  erwiesen  wird. 

— ff.— 

Gold«zport  aus  der  Colonie  Victoria.    Im  Jahre  1868  wurden  ans 

dar  Colonie  Victoria  1,937,760  Unzen  Gold  ezportirt,  welche  den  Werth  von 
514  Bfillionen  Thaler  repräsentiren.  Im  Jahre  1867  erreichte  der  Export  die 
Höhe  Ton  1,788,423  Unzen,  mithin  204,338  Unzen  weniger,  als  im  Jahre  1868* 

—  ff.— 


Neuere  Literatur. 


Reisen  in  Indien  und  Hoehasien.  Eine  Darstellung  der  Landschaft,  der  Cultnr 
und  Sitten  der  Bewohner  in  Verbindung  mit  klimatischen  nnd  geologischen 
Veihiltnissen.  Basirt  auf  die  Besultate  der  wissenschaftlichen  Mission  von 
Hermann,  Adolph  undBobert  t.  Scblagintweit,  ausgeföhrt  in  den 
Jahren  1854 — 56.  Von  Hermann  t.  Schlagintwelt-SaküDlflnski« 
Bd.  L  Indien.    Jena  (Costenoble)  1869.  XVm,  568  8.  gr.  8. 

Zehn  Jahre  sind  Teigangen,  seitdem  die  beiden  Ueberlebenden  der  drei  mit 
einer  wissenschaftlichen  Mission  nach  Ostindien  betrauten  Brüder  t.  SchlagintweiC 
mit  Huren  reichen,  fttr  Geographie,  Ethnographie  und  Naturwissenschaften  gleich 
wichtigen  Beobachtungen  und  Sammlungen  nach  Europa  zurückgekehrt  waren. 
Fttr  die  Publication  dieses  wissenschaftlichen  Materials  wurden  neun  B&nde  Text 
md  ein  auf  120  Tafeln  berechneter  Atlas  bestimmt,  von  denen  bereits  vier  Quar- 
tuten,  welche  die  astronomischen  und  magnetischen  Beobachtungen,  die  Hypso- 
metrie, die  Topographie  des  westlichen  und  nördlichen  Hindostan  nebst  einem 
phiblogischen  CHossar  geographischer  Namen  und  die  erste  H&lfte  der  meteoro- 
logischen Beobachtungsreihen,  endlich  43  Tafein  des  Atlas  in  englischer  Sprache 
wfer  dem  Titel  „/2e«u/to  of  a  Scientific  Mission  to  India  and  High  Asia  etc."  ent- 
halten, erschienen  sind.  Die  Kostbarkeit  einer  so  grofsartig  angelegten  Publication, 
welche  mit  ihren  bis  ins  Minutiöseste  ausgeführten  Specialforschnngen  doch  immer 
Bor  auf  einen  beschränkten  Leserkreis  zu  rechnen  haben  dürfte,  liefs  es  aber  wfin- 
sdienswerth  erscheinen,  den  Gang  der  Heise  und  die  auf  ihr  gewonnenen  BesnI- 

12* 


|gQ  Nwera  Idtemtair: 

mto  im  mnu  ittMniolitttch«ii  nad  haadlicheren  Form  ma  «riiftltML  Dar 
iHiet  foldMii  chionologiaGh-detcriiitiTeii  EeiMberiditiy  welcfatr  im  den  tafing^üfitai 
Fkn  der  PabUoAlioa«ii  fireUich  nichl  mit  wifge&ommMi  war,  Imfc  neh  Herwiim 
T.  Sehlagintweit  uitenogMi,  «tne  Arbeil,  welche  dnieh  die  geschickte  Behendhng 
dee  Stoffes,  sowie  durch  du  richtige  MaTs  and  die  Auswahl  der  BeobachlmgeD  aish 
gewifs  der  allgeaseinen  Anerkeunmg  an  erficeaen  heben  wird.  Unähnlich  Tiden 
aaderen  Reiseberichten,  in  denen  gewöhnüdi  die  Eriebnisse  von  Tag  an  Tag  ver- 
aeichnet  an  werden  pflegen  nnd  avaammengehörige  Beobachtungen  nicht  aelien 
getrennt  werden«  ist  hier  der  Stoff  über  grofse  geographische  Gebiete  gruppixt  md 
homogenes  Material  au  einem  Gesammtbilde  sosammengesogen,  eine  Behnndlnni^ 
weise,  welche  schon  deshalb  geboten  schien,  weil  die  Brttder  selten  gemeliiina 
ihre  Forschungsreisen  unternahmen,  sondern  das  Beobachtnngsterrain  gleiehsaB 
unter  sidi  getheilt  hatten.  Aus  diesen  yerschiedenen,  von  rerschiedenen  Himmeb» 
richtungen  auf  geographisch  susammengehörenden  Gebieten  angestellten  For- 
schungsreisen wurde  ein  für  die  physicalisch^geographischen  YeriittlDiiaey  sowie 
Ar  die  Ethnographie  wichtiges  Besum^  gewonnen.  Das  vorliegende  Werk  lietet 
nns  deshalb  so  au  sagen  grofse  landschaftliche,  ethnographische  nnd  natnrwiaaen- 
schaftliche  Charakterbilder,  ans  denen  die  eigentlicfaen  Boutlers  nur  hie  und  da 
wie  dünne  Fäden  henrorschimmem,  alle  jene  „persatuU  Adoentwrei'^  aber,  mit 
denen  Reisende  so  häufig  auf  die  Phantasie  der  Leser  speculiren,  und  an  denen 
es  unseren  Reisenden  gewifs  auch  nicht  gefehlt  haben  wird,  yoUkommen  in  den 
Hintergrund  treten.  Das  Buch  ist  eben  ein  streng  wissenschaftliches,  in  dem  aber 
Alles  in  einer  allgemein  verständlichen  und  ansprechenden  Form  gegeben  wird,  und 
in  dem  Überall  das  ernste  Streben,  die  an  die  Verfiuser  gestellte  wissenschaftüidie 
Aufgabe  zu  erfüllen,  sich  kund  giebt«  So  wird  uns  gleich  au  Anfang  auf  der 
Ueberiandstour  von  Southampton  nach  Bombay,  statt  der  gewöhnliehen  Reme 
Über  die  Schiffseinrichtung  und  die  Passagiere,  eine  Anzahl  physicalisdier  PUL- 
nomene  erläutert:  auf  dem  Mittelmeer  das  durch  Infusorien  bewirkte  Meeres- 
leuchten, inünterägypten  die  durch  Luftspiegelung  hervorgerufene  Sinnestäuachnng, 
wie  solche  in  den  indischen  Wüsten  wegen  der  Temperatnrschwanknngen  kein 
Analogen  findet  Im  2.  Capitel  erhalten  wir  zunächst  eine  detailllrte,  lebensfriadie 
Sohildemng  von  Bombay  und  seiner  Bevölkerung,  sowie  von  den  kleineren  Inaein 
mit  ihren  berühmten  Tempelgrotten.  Während  uns  bei  Bombay  vorangsweis^  die 
Charakteristik  des  Bildungsgrades  der  Eingebomen  interessirt,  verdienen  bei  der  Be- 
sohreibung  der  Grottenbauwerke  auf  der  Insel  Elephanta  die  Bemeikungen  besonders 
hervorgehoben  an  werden,  wie  diese  Höhlentempel  mit  geschickter  Benutzung  der 
geologischen  Structur  der  Felsen  aus  dem  festen,  basaltähnlichen  Eruptionsgestein 
ausgearbeitet  worden  sind.  Leider  haben  diese  Monumente  unter  der  mnthwilli- 
gen  Zerstörungssncht  der  Besucher  sehr  gelitten.  Hieran  reiht  sieh  eine  Vege- 
tationsskiaae  dieser  Gegenden,  welche  sich  voraugs weise  auf  die  verschiedenen 
Pafanen  beschränkt  —  Zu  Ende  des  Jahres  1854  war  die  Ausrüstung  der  Brüder 
snr  Landreise  beendet,  welche  zunächst  mit  der  Ueberscbreitung  der  teirmsaen- 
förmig  aufsteigenden  Ghidinie  nach  dem  als  Sanitarium  und  Gamisonsplata  wich- 
tigen Püna  begann.  Interessant  sind  hier  die  Beobachtungen  über  die  nngleidie 
Vertheilung  der  Regenmenge  in  diesem  Theile  des  D^khan.  Während  dieselbe 
in  Pdna  25—40  Zoll  nnd  an  den  übrigen  Stationen  20—30  Zoll  beträgt,  steigt 


EL,  A.  und  B,  Schlagiatweit:  Beisen  in  Indien  und  HodiMien.     lg| 


in  dem  nicht  entfernten,  auf  dem  Kamme  der  Obits  geleg;enen  Dorf« 
Mahabal^hTar  auf  254  Zoll,  hingegen  in  dem  nur  4  Miles,  gleichfalls  auf  dem 
des  Gebirges  gelegenen  Malcolm-Pet  anf  170  Zoll.  Von  hier  folgten  die 
der  StnUse  über  Pnrandhir,  Sattfra  nacff  Anapnr,  dnrchkrensten  das 
UmI  der  Ktjshna  nnd  Terweilten  Behofs  magnetischer  Beobachtnngen  längere 
Zeit  ia  Kalidghi.  In  BelUri,  einem  der  Hanptorte  des  durch  den  Vertrag  von  1800 
dem  Nizam  von  Haiderabid  an  die  Engländer  abgetretenen  Districts,  trennte 
Adolph  Yon  seinen  Brüdern  znr  Untersnchang  der  Diamantdistricte  Ton  KA« 
dapa,  während  diese  sich  in  südlicher  Bichtnng  über  Bangalür  nach  Madras 
umndten.  Bei  der  Beschreibung  dieser  Stadt  wird  anch  des  gemeinschaftlichen, 
periodischen  Aoflenchtens  der  Lampyrideen,  gefolgt  von  einer  ebenfalls  gemein- 
sefaaftitehen  Unterbrechnng  des  Lenchtens,  gedacht,  ein  Phaenomen,  welches  lange 
aagesweifelt,  aber  durch  neuere  Beobachtnngen  in  den  Sumpfiiiederungen  des  Ira- 
vaddi-Deita  vollkommen  bestätigt  worden  ist  —  Anfang  Mars  1855  schifften  sich 
die  Reisenden  nach  Calcntta  ein ;  die  Beschreibung  der  Reise  im  Gangesthal  folgt 
jedoch  erst  in  späteren  Abschnitten,  während  sunächst  zur  VenroUständigung 
des  Gesammtbildes  des  D€khan  die  Reisen  in  der  Halbinsel  sich  anreihen.  Nach 
einem  Ezcnrse  über  die  geologischen  Verhältnisse  des  D€khan,  in  welchem  das 
charakteristische  Auftreten  der  Trappformation,  sowie  der  Diamanten  eingehend 
erörtert  wird,  führt  uns  das  4.  Capitel  in  die  östlichen  Gebiete  Central  -  Indiens, 
dvrch  B^ndelkhind  und  die  Gondväna-Plateaux ,  welche  im  Winter  1855|56  Ton 
Adolph  and  Robert,  nach  ihrer  Rückkehr  aus  Tibet  und  den  südlichen  Theilen 
des  Himalaya,  besucht  wurden,  zuerst  bis  S&gar  gemeinsam,  dann  getrennt,  indem 
Robert  über  NSrsinghpur  im  Narbädathale  nach  J&blpur,  dann  durch  die  Gebirge- 
legionen  des  Gonds  oder  Sohigpur  und  Rüna  nach  Allahab£d  zog.  Besonderes 
Imeiesse  gewährt  auf  dieser  Tour  seine  Beschreibung  der  noch  von  wenig  Rei- 
seaden besuchten  Plateaux-Gebirge  von  Malva,  der  Hauptwasserscheide  für  Central* 
bdlen;  nur  unter  grofsen  Schwierigkeiten  gelang  es  ihm,  sich  einen  Weg  durch 
die  Wildnisse  zu  bahnen,  wo  überdies  die  Ungastlichkeit  der  Gebirgsstämme,  der 
G<nids,  Kols  und  Bhils,  die  äufserste  Vorsicht  erheischte,  und  den  heiligen  Qnell- 
teiefa  des  NlSrbAdy,  Panch-Kund  genannt,  zu  erreichen.  Adolph  hatte  unterdessen 
dueh  Mdlra  nnd  Berir  seinen  Weg  in  südlicher  Richtung  nach  dem  Godtfreri-Deha 
sa  der  westliehen  Küste  des  bengalischen  Meerbusens  genommen  und  auf  diesem 
die  durch  ihre  GrÖfse  und  ihren  Handelsrerkehr  wichtige  Stadt  N6gpur  besucht, 
welche  mit  ihrem  Gebiete  als  die  eigentliche  Kornkammer  für  D4khan  angesehen 
werden  kann;  jedenfalls  würde  Central-Indien  im  Stande  sein,  weit  gröfsere  Massen 
Ton  Getreide  zn  produciren,  wenn  nicht  die  Baumwollencultur  gegenwärtig  so 
grefse  Landstrecken  in  Anspruch  nehmen  würde.  Ueber  das  an  der  Spitze  des 
Godlkveri-Delta  gelegene  Rajamandri  gelangte  der  Reisende  znr  Meeresküste,  wo 
er  si^  bei  dem  im  Anfblflhen  begriffenen  Hafen  Kokonäda  nach  Madras  ein- 
s^fito.  Von  hier  braeh  derselbe  Ende  Februar  1856  auf,  g^ng  über  Pondish^rrl 
nd  die  Anslänfer  des  östUohen  Ghäts  nach  den  ihrer  Tempelbanten  wegen  be- 
lihmten  Inseln  Seringbam  nnd  Kaveri  nnd  der  Stadt  Trichindpoli,  richtiger  ge- 
s^iiebea  TrichinapÜM.  Die  Nilgiris,  über  deren  Charakter  und  Bewohner  wir 
Mtr  so  manches  Nene  erfhhren,  haben  in  neuerer  Zeit  durch  die  auf  ihren  Höhen 
geiegeneB  Sanitarien  für  die  Europäer  eine  besondere  Wichtigkeit  erhalten.    Die 


182  Neuere 

drei  wichtigsten  dieser  Stationen  sind:  Uta-Kamiad  7490  FoTs  hoch,  Koteq^^rri 
6100  Fofs  und  Wellington  bei  dem  Dorfe  JakattflU,  5860  FuHb  hoch  gelegelk; 
ftUfser  diesen  sind  noch  Sirlu  3500  Fofs,  Jakuniri  5000  Fnfs  und  Kanür  5360  Fofii 
hoch  für  die  Anlage  von  Saflitarien  in  Vorschlag  gebracht  MeteorologiadKe  «ad 
geologische  Bemerkungen  über  Ceylon,  welches  Robert  und  Hennann  in  äma 
letsten  Jahre  ihrer  Reise  besuchten,  bilden  den  8chlu(s  dieses  Abschnittes. 

Nachdem  mit  diesen  Ezcnrsionen  die  Beschreibung  der  eigentlichen  vorder^ 
indischen  Halbinsel  ihren  Abschlufs  gefanden  hat,  wendet  sich  der  Verf.  der 
Präsidentschaft  Bengalen  su,  wohin  sich  ja  bereits  im  Frül^ahr  1855  die  Brfider 
Ton  Idadras  aus  gewendet  hatten.  Hier  bot  Calcutte  zunächst  viel  Anziehendes, 
und  werden  hier  so  manche  Punkte  berührt,  welche,  wenn  auch  eigenüich  nur  die 
persönlichen  Verhältnisse  der  Reisenden  betreffend,  doch  auch  von  allgemeinerem 
Interesse  sind.  Recht  geeignet  war  es  auch,  hier  auf  die  Eigenthümlichkeit  der 
Transportmittel  in  Indien,  die  Reisen  auf  dem  Elephanten  und  im  Pälki  (PaUnkin) 
näher  einzugehen,  indem  dadurch  so  manche  sonst  unvermeidlichen  Wiederholungen 
▼ermieden  worden  sind.  Es  folgen  nun  zunächst  Hermann's  Bootfahrten  durch  das 
von  dem  weitverzweigten  Flufsnetz  des  Ganges  bewässerte  Ost-Bengalen,  deren 
Fortsetzung  östiich  nach  Assim  hin  einem  späteren  Abschnitt  vorbehalten  bleibt» 
während  hier  zunächst  der  Besuch  der  westlichen  Theile  der  Präsidentschaft  folgt, 
der  uns  eine  reiche  Belehrung  über  den  landschaftlichen  Charakter,  sowie 
über  die  Cnltur  des  Indigo,  Opium  und  Hanf  liefert.  Besonders  möchten  wir 
speciell  auf  die  Erosionstheorie  und  Deltabildung  aufinerksam  machen,  deren 
EntWickelung,  hier  speciell  auf  die  grofsen  indischen  Flüsse  angewendet,  beige- 
bracht wird.  Ebenso  aber,  wie  alle  Momente  hervorgehoben  werden,  aus  welchen 
ein  Gesammtbild  für  die  phjsicalische  Geographie  Bengalens  und  Hindostäns  au 
gewinnen  ist,  erhalten  wir  auch  in  den  Schilderungen  der  Städte  Patna,  Benlures, 
AUahabad,  Lakhnäu,  Agra,  Ddlhi  und  der  Militärstation  Sahiranpur  eine  Charakteri- 
stik der  Bewohner.  Der  Verf.  sagt:  »Das  Bild  von  Hindostän  in  seinen  Städten 
und  Monumenten  zeigt  sich  bestimmter  als  in  jedem  andern  Theile  Indiens  als 
das  Resultat  der  sich  bekämpfenden  Culturstufen  der  EUndüs  und  der  Mussalmans. 
Europäischer  Einflufs  macht  sich  hier  fast  nirgends  noch  fühlbar;  der  Umstand, 
dafs  das  Hindostini  als  die  vorherrschende  Sprache  des  Landes  hier  uberaU  sieh 
erhalten  hat,  hat  darauf  wohl  ebenfalls  bedeutenden  Einflufs.*  Nicht  unerwähnt 
lassen  möchten  wir  hier  auch  die  historischen  Notizen  über  den  Bau  des  310  Miles 
langen  Gangescanal,  dessen  gegenwärtigen  Zustand  und  hydrographische  Ver- 
hältnisse, welchen  derselbe  seine  Entstehung  verdankt;  Notizen,  die,  wie  wir 
glauben,  in  keinem  deutschen  Werke  bis  jetzt  so  vollständig  gesammelt  sind. 

Cap.  Vni.  enthält  die  Touren  durch  das  Paigib,  welches  in  der  Boden- 
beschaffenheit  seines  südöstiichen  Theiles  sich  nicht  wesenüich  von  Hindostin 
unterscheidet,  während  gegen  Westen  die  Trockenheit  der  Luft  sowie  des  Bodena 
annimmt.  Das  Klima  nimmt  zugleich  einen  mehr  extremen  Charakter  an,  mit 
grölserer  Kälte  im  Winter,  aber  auch  bedeutend  gröfseier  Hitae  im  Sommer. 
Wohl  bebaute  Uferländer  mit  wechsehider  Breite  ihrer  ertragsfähigen  Strecken, 
auch  dicht  bewohnt  auf  diesen  Strecken,  aber  unter  sich  meist  durch  Sendet^ 
pen  getrennt,  die  gegen  Süden  zu  ausgedehnten  Sand-  und  Felsenwüsten  werden, 
dazu  die   einige  Wochen  nach  dem  Beginn  der  heilsen  Jahresaeit  beginnenden 


H^  A.  und  B.  Schlagintweit:   R«lf«a  in  Indien  und  Hochasien.     f B3 
Sttwlwtarai«»  das  sind  die  landschaftlichen  Eigenthümlichkeiten  des  westlichen 


Mit  der  Untennehang  des  nördlichen  nnd  westlichen  Theiles  dieses  Landes 
war  Adolph  betrani,  der  sich  in  Raolpindi,  leider  anf  Nimmenriedersehen,  von 
aeinen  Bridem  trennte.  Eine  Znsammenknnft  Sir  John  Lawrence's  mit  Dost 
Mohammad,  dem  Emir  von  Kabnl,  anf  der  Ebene  zwischen  Peshaner  nnd  dem 
Khüberpafs  gew&hrte  durch  den  Zosammenflufs  der  verschiedenen  Nationalitäten 
«in  reiches  Material  för  die  ethnographischen  Samminngen,  wahrend  fBr  die  Geo- 
logie ein  Besuch  des  Salzgebirges,  welches  sich  von  den  südöstlichen  Ausläufern 
des  Hindnküsh  bis  an  den  Jhflunflufs  hinsieht,  von  grofsem  Interesse  war. 
In  diesem  Gebirge  lagern  colossale  Mengen  von  Steinsalz  in  gröfster  Reinheit; 
in  dem  westliehen  Theile  tritt  es  in  so  grofsen  Flächen  zu  Tage,  dafs  gerade 
längs  des  Laufes  des  Indus  ganze  Wände  und  Wälle  von  Salz  sich  zeigen.  — 
Hennann  zog  von  Raulpfndi  über  den  Jhflunflufs  durch  das  Jech-  nnd  B^chna- 
duäb  nach  Lah<$r,  welche  Stadt  mit  der  grofsen  Zahl  ihrer  monumentalen  Ge- 
bäude ans  der  Zeit  des  Islams  einen  gewifs  noch  vortheilhafteren  Eindruck  her- 
vorrufen wurde,  wenn  dieselben  nicht  von  den  Sikhs  arg  beschädigt  worden  wären. 
Bangit  Singh  war  es,  der  von  hier  eine  grofse  Menge  Schätze  nach  Amrftsar, 
der  nenen  Hauptstadt  des  Sikhsreiches,  schaffen  liefs,  welche  im  J.  1864  bereits 
1^0,000  Einwohner  zählte  und  nicht  nur  der  gröfste  Markt  des  P^njäb,  sondern 
aach  eine  der  ersten  Handelsstiidte  Ober- Indiens  geworden  ist.  Den  sndwest- 
lidien  Thetl  des  Pinj&b  endlich,  sowie  die  Provinzen  Sindh,  KSch  und  Gijr&t 
durchwanderte  Robert  Diese  drei  Provinzen  sind  der  ungünstigen  Bodenverhält- 
nisse die  am  wenigst  dicht  bevölkerten  der  ganzen  indischen  Halbinsel,  indem 
hier  anf  die  deutsche  Q Meile  nur  700  Einwohner  kommen,  auf  der  indischen 
Halbinsel  hingegen  2636  E.  Nach  statistischen  Erhebungen  zählt  Sindh  auf  einer 
Oberfläche  von  54,403  QMUes.nur  eine  Bevölkerung  von  1,795,594  Seelen. 
Ueber  die  klimatologischen  Verhältnisse  der  Indusländer  war  es  möglich,  ausführ- 
liche Beobachtungsreihen  von  25  dem  P^igab  und  von  15  zum  grofsen  Theil  be- 
reits der  Tropenzone  angehörenden  Stationen  zu  geben;  und  aus  diesen  hat  der 
Verf.  uns  ein  höchst  anschauliches  Bild  der  Temperaturverhältnisse  nnd  ihrer  Ur- 
sadien  f&r  die  oberen  nnd  unteren  Indnsländer  entworfen. 

In  den  beiden  letzten  Abschnitten  dieses  Bandes  werden  wir  in  die  östlichen 
Theile  Vorderindiens  versetzt,  in  das  auf  beiden  Seiten  des  Brahmaputra  sich 
ausdehnende  Assäm,  ein  Gebiet  von  geringer  Verschiedenheit  in  seiner  Terrain- 
gestaltang, in  dem  Hermann  den  Winter  1855/56  zubrachte.  Von  Gohätti,  der 
Ehnptstadt  dieser  Provinz,  wurden  verschiedene  Jagdexcursionen  untemommen» 
sodann  eine  Tour  nach  dem  am  Fufse  des  Himälaya  gelegenen  Üdelgür  und  nach 
T^nr,  dem  Sitz  der  indischen  Oivilbehörde  über  den  District  Däriing.  Dorthin 
war  hn  J.  1824  durch  die  Bemühungen  Bobert  Bmce's  der  im  Gebiet  der  Sing- 
phos  wildwachsende  Theestrauch  verpflanzt  worden,  und  hat  seitdem  die  Cnltnr 
dieser  Pflanze  die  erfreulichsten  Fortschritte  gemacht.  Von  T^pur  unternahm 
der  Verf.  anf  einem  Dampfer  eine  Flufsfahrt  stromaufwärts,  welche  trotz  ihrer 
Langsamkeit,  da  mit  dem  Einbruch  der  Nacht  jedesmal  geankert  werden  mufste, 
f&r  die  Einziehung  von  Erkundigungen  und  Beobachtungen  am  Flufsnfer  sich  als 
höchst  forderlich  erwies.    Bis  Dibrughir  dehnte  sich  diese  Flufsreise  aus,  welche 


]84  H«Mf«  Litontv: 

TOD  da  rückwärts  in  fleidber  Weis«  «mgeAlin  wurde.    Ak  Fhickt  dieser  Beiae 
erhalten  wir  ninSchet  eine  detaiUirte  Beichreibnng  der  hydrogrephifchen  Veriiil^ 
niste  dtB  mittleren  Brahmaputra  sowie  des  oberen  Ir&vadi,  dann  eine  Zosaaunen- 
iteUnng  der  klimatischen  YerhiltDisse  Assams  nnd  schliefslich  die  Uaterviiehui* 
gen  fiber  die  Bewohner  dieses  Landes,  welche  sn  •}•  der  Berölkernng  SMia  Hindna 
bestehen,  nnd  die  sich  bis  jetst  jedem  Einflols  des  Islams  verschlMsen  haben» 
Bei  dieser  Gelegenheit  giebt  Emil  von  ScUsgintweit  eine  recht  durchdachte  Ent- 
Wickelung  ftber  die  Entstehung  der  indischen  Kasten,  £nr  welche,  weaigstens  in 
Besug  anf  die  sweite  Einwanderung  arischer  Stämme,  die  Traditionen  in  den  liei» 
ligen  Büchern  der  Inder,  vornehmlich  das  Gesetzbuch  des  Mann,  einen   festen 
Anhalt  bieten.  —  Eine  Beise  in  das  Khasaiagebiet,  welches  einen  Theil  jener 
Gebifgsländer  bildet,  die  sich  in    ununterbrochener  Reihe  in  einer  Lange  Toa 
500  nnd  einer  durchschnittlichen  Breite  von  55  Miles  dem  Brahniap6tratliale  ent- 
lang siehen,  bildet  den  SchlnCi  dieses  Bandes.     Plateanxbildungen,  welche  meisl 
bM  einer  Höhe  tou  4 — 5000  FuTs  ansteigen  und  steil  zum  Flachlande  abfallen» 
sind  im  Khissiagehirge  Torherrschend,  welches  längs  des  indischen  Randes  ans 
Sandsteinformationen  mit  tertiären  Kohlenlagern  besteht,  gegen  Assäm  hin  aber 
aus  mächtigen  Granitmassen.    Als   höchste  gemessene  Gipfel  werden  der  M^Mt 
6694,  der  Chillongpeak  6662  und  der  Sararfm  5909  Fn£s  beseichnet.  Die  Menge  der 
Niederschläge,  welche  zur  Regenzeit  von  der  Mitte  Mai  bis  Ende  Augnst  längs 
des  sädlichen  Randes  jedes  Jahr  fallt,  dürfte  wohl  als  einzig  dastehend  anf  der 
ganzen  Oberfläche  der  Erde   erscheinen,  indem    dieselbe  nach  mehxjährigen  sa 
Ch^rra  Pünji  angestellten  Beobachtungen  600—620  Zoll  betriigt,  also  c.  346  Zoll 
mehr  als  zu  Mahabal^var  im  D^khan.  Vom  Rande  gegen  das  Innere  nimmt  die 
Regenmenge  sehr  rasch  ab,  eben  deshalb,  weil  die  Luft  bei  der  ersten  Berfihruag 
mit  dem   steilen  Khassia-Rande    bereits  so   viel  yon  ihrer  Feuchtigkeit  verliert. 
Die  Regenmenge  sinkt  bald  auf  200,  in  der  Nähe  Ton  Assim  auf  150  Zoll.  Eth- 
nographische Schilderungen  der  Khassias  und  Nägas,  letztere  ein  wilder  Stamm 
in  den  nordöstlichen  Theilen  der  Gebirgsgegenden,  endlich  der  die  Vorberge  des 
Himalaja  bewohnenden  aboriginen  Stämme,   welche  sämmtlich  auf  einer  mehr 
oder  minder  niedrigen  Entwickelungsstufe  der  Cultur  stehen,  wie  solche  in  den 
religiösen  auf  Fetischdienst  und  Ezorcismen  beruhenden  Begriffen,  sowie  in  dem 
Mangel  an  festen  Banden  im  Familienleben  am  schroffsten  hervortritt,  bilden  den 
Schlafs  des  Bandes.     Zur  Veranschanlichung  sind  eine  Anzahl  Tafeln  mit  etfano* 
graphischen  Charaktergruppen,  landschaftlichen  Bildern  und  Abbildungen  mona- 
mentaler Bauwerke  beigefügt;  im  Text  freilich  wird  häufig   auf  die  Tafehi  des 
grolsen  Atlas,   welcher   einen   integrirenden  Theil   der  englischen  AuBgßbe  der 
nResuUs'  bildet,  der  aber  den  wenigsten  Lesern  aus  den  oben  erwähnten  Grün- 
den zugänglich  sein  dürfte,  hingewiesen.     Es  wäre  deshalb  im  allgemeinen  In- 
teresse wünschenswerth,  wenn  der  zweite  Band,  welcher  die  Reisen  in  Hochasien 
umfassen  wird,  in  Bezug  anf  Illustrationen  etwas  reichlicher  bedacht  würde. 

—  r. 


Q.  StQder:  Ueber  £u  und  Schnee.  135 

G.  Stnder»  Ueber  Eib  und  Schnee.  Die  höchsten  Gipfel  der  Schweiz  nnd 
die  Geschichte  ihrer  Besteigung.  1.  Abthl.  Bemer  Alpen.  Bern  (Dalp) 
1869.    300  S.  8. 

DfM  Streben»  die  höchsten  Gipfel  der  Alpen  zu  erklimmen,  sei  es  im  Inter- 
der  Wissenschaft,  sei  es,  wie  es  so  häufig  der  Fall  ist,  aus  Sucht,  durch  ge- 
fihrroUe  Unternehmungen  und  durch  das  Bewnfstsein,  der  Srste  gewesen  zu  sein,, 
der  von  einer  fast  unerstei^^chen  Höhe  einen  Blick  in  die  grofsartige  Alpenwelt 
gethan  hat,  zu  Jansen,  hat  in  den  letzten  Decennien  eine  Reihe  mehr  oder  min- 
dsr  gififtklich  geführter  Besteigungen  yeranlafst,  deren  Resultate  theils  in  besonders 
enchienenen  Monographien,  theils  in  den  Schriften  der  verschiedenen  Alpenver«- 
dne  oder  in  Zeitschriften  yeröffenUicht  worden  sind.  Es  war  daher  gewifs  eine 
ganz  glückliche  Idee,  dalJB  ein  mit  den  Verhältnissen  der  Alpenwelt  vertrauter 
Mann  eine  Zusammenstellung  der  wichtigsten  dieser  Unternehmungen  veranstaltete» 
Die  Hanptspitzen  der  Bemer  Alpen  sind  es,  mit  welchen  wir  in  dieser  1.  Ab« 
theilnng  bekannt  gemacht  werden,  und  die  genauen  hypsometrischen  Angaben^ 
die  reichhaltige  Literatur,  vorzugsweise  aber  die  77  Seiten  lange  Einleitung,  in 
welcher  der  Verf.  ein  neues  System  für  die  Gruppirung  der  Schweizer  Alpen 
entwirft,  sichern  dem  Buche  eine  würdige  Stelle  in  der  wissenschaftlichen  Lite- 
ntar  aber  diese  Gebirgsketten.  Für  die  Eintheilnng  unserer  älteren  Geographen, 
«ie  der  Verf.  in  der  Einleitung  sagt,  in  gnüische,  penninische,  lepontische  und 
ihätische  Alpen,  wurden  durch  Ebel  die  Bezeichnungen:  AJpes  summae,  Alpß»  pttht^' 
niaat  (vom  Col  de  Bonhomme  über  den  Montblanc,  den  Gr.  St  Bernhard,  den 
Combin  und  Mont  Cervin  bis  zum  Monte  Rosa),  Ä^es  Lq^ontitte,  auch  Aduhe 
(die  Strecke  vom  Monte  Rosa  über  das  Gotthardsgebirge  bis  zum  Moschel- 
hozn  nnd  Bemhardin),  Alpes  rheticae  (vom  Bemhardin  durch  Graubündten  und 
Tyrol  bia  zum  Dreihermspitz  an  der  Grenze  von  Salzburg  und  Kämthen  und 
südlicher  bis  zum  Monte  Fellegrino)  in  Vorschlag  gebracht  Ebels  unbestimmte 
imd  willkührHche  Eiotheilung  konnte  aber  weder  in  geographischer  noch  in  po- 
litischer Hinsicht  den  Forderungen  der  Zeit  genügen,  noch  entsprach  sie  den 
Inlseren  physiognomischen  und  orographischen  Verhältnissen  der  Alpen.  Meyer 
'  TOD  Knonau  sonderte  die  Schweizeralpen  in  drei  hinter  einander  liegende  Ketten 
ab,  eine  Sonderung,  welche  nicht  consequent  und  scharf  durchgeführt  werden 
kann.  Stnder  gruppirt  nach  geologisch  hervortretenden  Centralmassen,  indem  er 
eine  Mittelzone  annimmt,  welche  das  Gebiet  der  centralen  Gneismassen  nnd  der  sie 
umschlieraenJen  Schiefer  umfafst,  nnd  zwei  sie  begleitende  Nebenzonen  neptnni- 
■cher  Gieateine,  nnd  Desor  hat,  dieses  System  auf  die  ganze  europäische  Alpen- 
kette anwendend,  38  abgesonderte  kxystallinische  Centralmassen  aufgestellt  Eino 
10  grofse  Berechtigung  nun  auch  dieses  auf  Creologie  basirte  System  haben  mag,. 
•0  genügt  dasselbe  doch  weder  den  durch  die  Natur  selbst  gegebenen  Abgrenzun- 
gen, noch  der  populären  Anschauungsweise,  ebensowenig  wie  die  Vermittelung  des 
geologischen  mit  dem  geographischen  Element,  wie  solche  von  Berlepsch  versncht 
ist  Der  Verf.  nun  sucht  die  von  der  Natur  selbst  vorgezeichneten  Abgrenzungs- 
merkmale, welche  theils  in  den  einzelnen  hervorragenden  centralen  Massenerhe- 
bongen  mit  ihren  Ansläufem,  theils  in  den  orographischen  Verbindungen  und 
Uaterbnchiingea  des  Alpenreliefs  durch  Wasserscheiden  und  Thaleinschnitte  zn 


|g0  Sitrangibericlit  der  Berliner  geogn^hiichea  Gegfllechaft. 


fluchen  sind,  all  Basi«  ftr  eine  Ginppeneintheilnng  hinsnsteUen,  Rhone,  Teerin 
nnd  Rhein  bilden  die  Abgrensnngen  der  drei  Omppen»  welche  der  VerL  nie 
Nordalpen,  Sfidalpen  nnd  Oil-  oder  Bhatische  Alpen  beseichnet  Da  es  aber 
sn  weit  führen  wurde »  hier  diesen  anf  Autopsie  nnd  grfindlichem  Stndinm  der 
treffHchen  chartographisehen  Anfnahmen  nnd  Uteraiischen  H&lfsmittel  badrenden 
Untersuchungen  sn  folgen,  so  mag  es  genfigen,  die  geographische  Gruppimng  der 
Schweizeralpen,  wie  solche  auf  8.  67  übersichtlich  zusammengestellt  ist,  wieder- 
sugeben.  Den  Nordalpen  wird  das  Gebiet  zwischen  Rhone,  Rhein  und  der 
oberen  Schweis  angewiesen;  sie  zerfallen  in  die  Einzelgmppen:  Bemeralpen, Tom 
Dent  de  Mordes  bis  zur  Ghrimsel;  Umeralpen,  von  der  Grimsel  bis  zum  UriroÖi- 
stock;  Olameralpen,  rom  Reussdurchbruch  bei  Andermatt  bis  zum  Calanda;  Slntia- 
gruppe.  —  Zwischen  Rhone,  Tessin  und  der  piemontesischen  Ebene,  der  Dora 
Baltea  und  Savoyen  liegen  die  Sfidalpen,  ffir  welche  folgende  Einzelgruppen 
bestimmt  werden:  SaToyeralpen,  Ton  den  Deuts  d'Oche  bis  zum  Col  de  Ferrex; 
Walliseralpen,  Tom  Col  de  Ferrex  bis  zum  St  Giacomopafs ;  Tessineralpen,  Tom 
St  Giacomopaft  bis  zum  Flzzo  dell*  Domo  bei  Bellinzona.  Das  Gebiet  der 
Rhätischen  Alpen  liegt  zwischen  dem  Tessin,  Lago  Maggiore,  der  lombaidi- 
schen  Ebene,  dem  Comersee,  dem  VeltUn,  dem  Trafoithal,  dem  Etschthal  bis  rar 
Rechenscheidegg,  dem  Inn  von  fi^astermfinz  bis  nach  Landeck  hinaus,  dem  Fas- 
nauner-  und  Montafuthal,  dem  Rhein  stromaufw&rts  bis  zur  Oberalp,  dem  Unem- 
thal,  dem  obersten  Theil  des  Rhonethaies  und  dem  Eginenthal.  Diese  Hanptgmppe 
zerfällt  in  folgende  Einzelgmppen :  Adulagebiige,  von  Nufenen  bis  anf  den  Monte 
Generöse;  die  Albulagruppe,  rom  Splfigen  bis  zur  Einsattlung  des  Val  Torta; 
die  Silvrettagruppe,  vom  F^knis  bis  zum  Sattelkopf  bei  Landeck;  der  Bemina, 
vom  P.  di  Prata  bei  Chiavenna  bis  zum  P.  Lat  bei  Nauders.  Ob  diese  Tom 
Verf.  versuchte  Gmppirung  sich  in  unsere  geographischen  Lehrbücher  einbfirgwn 
wird,  müssen  wir  der  Zukunft  überlassen,  hoffen  aber,  dafs  diesem  neuen  System 
die  gebührende  Anerkennung  nicht  versagt  werden  wird.  — r. 


Sitzung  der  geographischen  Gesellschaft  zu  Berlin 

vom  6.  Februar  1869.. 

Nach  üeberreichung  der  Geschenke  durch  den  Vorsitzenden,  Herrn  Bastian, 
hielt  Herr  Dümichen  einen  Vortrag  über  die  von  ihm  in  Ober-Aegypten  atu- 
geführten  photographischen  Anfnahmen.  Dieselben  waren  theüs  im  Serapeum  auf 
dem  Pyramidenfelde  von  Sakkira,  theils  im  Tempel  von  Denderah,  im  Tnnpel 
von  Kainak ,  im  Tempel  von  MedYnet  Habu  u.  a.  Orten  —  im  Ganzen  einige 
siebzig  —  gemacht  worden*  Der  Reisende  legte  eine  grofse  Anzahl  der* 
selben  vor,  darunter  auch  solche,  welche  in  unterirdischen  R&nmen  mit  Hülfe 
Bfagnesinm- Lichtes  hergeetelH  worden  waren.  Von  den  um  das  Serapum  heram- 
liegenden  Gr&bem,  die  bald  in  Freibanten,  bald  in  Felskammem  bestehen,  sind 
viele  wohl  eriialten;  doch  verdienen  sie  eher  den  Namen  von  Grabkiqpellen  als 


flümigibarieht  d«r  BmUii«  geogmpliisöhea  OeeeUtehaft.  187 

«n  Gittern,  dm  il«  nicht  die  BMtimmnng  hatten,  den  Todten  selbst  aufsnnehmen, 
dir  viefanehr  in  efaMm  Sehncht  in  der  NKhe  Tersteokt  zu  sein  pflegt.  Der  Vor- 
taagende  eigrilT  die  Gelegenheit,  seine  Ansichten  fiber  den  Thierdienst  der  alten 
Aegypter  in  entwickeln.  Br  eridart  denselben  flir  einen  sinnbildlichen,  da  den 
Aegjptani  der  Begriff  Gottes  nicht  fremd  gewesen  sei. 

Herr  Ascherson  machte  Mittheilnngen  ans  einem  kürslich  eingelanfenen 
Briefe  des  Beisenden  Dr.  Schweinfnrth.  Derselbe  beabsichtigte  am  1.  Januar 
d.  J.  Xharlim  zn  Terlassen  nnd  nnter  dem  Schatze  eines  reichen  koptischen 
Kanfinaanee,  mit  dem  er  einen  Vertrag  abgeschlossen  hat,  den  Weifsen  Nil  bis 
FMchoda,  etwas  nnterhalb  der  Sobitmfindnng,  hinaufzufahren.  Von  da  will  der 
Beisende  mit  Hilfe  von  Trigem  80  deutsche  Meilen  weiter  bis  zur  Maschera  el  Bek 
gehen,  um  hier,  wo  drei  Hütten  fBr  ihn  erbaut  werden,  Garten-  nnd  Ackerbau 
tu  treiben,  zu  welchem  Zweck  er  sich  mit  den  nöthigen  S&mereien  versehen  hat. 
Die  NilbariLe  kostet  allein  7000  Piaster  an  Miethe,  die  Träger  erhalten  5000  Piaster 
nnd  andere  5000  Piaster  smd  fOr  die  drei  Hütten  erforderlich. 

BSernnf  sprach  Herr  Zenker,  anknüpfend  an  einen  früheren  Vortrag,  über 
den  Sneskanal.  Br  beschrieb  den  Hafen  von  Port- Said,  dessen  Molen  des  seichten 
Seegmndes  halber  eirca  8500  Meter  weit  in  das  Meer  hinausgebaut  werden  mufsten. 
Die  dani  verwandten  Steinblöcke  sind  künstlich  ans  Sand  und  Kalk  hergestellt, 
heben  eine  genügende  B&rt»  nnd  ein  Gewicht  von  je  400  Gtr.  Sie  sind  unregel- 
maiaig  über  einander  geworfen,  indem  man  sie  von  dem  Deck  eines  Bootes  auf 
einer  sehiefen  Ebene  hinabgleiten  liefe.  Die  Molen  des  Hafens  von  Suez  sind 
dagegen  ans  Kalkgestein  erbaut.  Eine  Strömung  wird  in  dem  Canal  nicht  statt- 
finden, da  der  Niveannnterschied  der  beiden  Meere  nur  6  Zoll  und  nicht,  wie 
■an  früher  meinte,  30  Fnfs  beträgt.  Auch  die  Bewegungen  der  Ebbe  nnd  Flnth 
werden  ans  dem  Bothen  Meere  nur  bis  zu  den  Bitterseen  vordringen,  Seen  von 
drei  deutschen  Qnadratmeilen  Oberflüche,  welche  in  den  grofsen  Vertiefungen 
der  Landenge  bei  dem  Eindringen  des  Meerwissers  entstehen  werden.  Obwohl 
der  Verkehr  durch  den  Snezcanal  nur  mit  Dampfschiffen  stattfinden  kann,  so  ist 
der  letatere  doch  für  die  kostbareren  Waaren  Ostasiens  der  vortheiihaftere  Weg 
nnd  daher  für  den  europäischen  Handel  von  der  gröfsten  Wichtigkeit  Die  meisten 
dieser  Artikel  werden  dann  auch  per  Eisenbahn  über  die  Alpen  zu  importiren 
sein  nnd  wird  namentlich  der  Weg  fiber  Venedig  und  die  Brennerbahn  Wichtig- 
keit eriaagen.  '  Den  norddeutschen  Häfen  würde  die  ägyptische  BanmwoUe  eine 
vortfieilhafke  Bückfracht  gegen  westphälische  oder  en^sche  Kohle  bieten. 

Herr  Jagor  hielt  einen  Vortrag  über  die  Insel  Luzon.  Diese  Insel  besteht  aus 
von  N.  nach  S.  nnd  einem  von  W.  nach  O.  gerichteten  Stück;  beide  Theile 
in  der  Nähe  von  Manfla,  zn  beiden  Seiten  des  Binnensees,  nur  durch'  zwei 
sdunsde  Laadstreifen  zusammen.  Das  südliche  westöstlich  streichende  Stück  wird 
in  seiner  Mitte  durch  zwei  tiefe  Buchten  fast  in  zwei  Hälften  getheüt,  deren  öst- 
liehe  von  den  Bicol  bewohnt  wird,  einem  Volksstamme,  der  sich  durch  seine 
Sprache  nnd  manche  andere  Merkmale  sowohl  von  den  westlich  angrenzenden 
Tagnlen  als  von  den  Bisayem  unterscheidet,  welche  letztere  die  östlichen  Inseln 
bewohnen.  In  der  Mitte  des  Bicollandes  erhebt  sich  auf  breiter  Basis  der  Isaro, 
ein  über  6000  Fnik  hoher  erioschener  Vulkan,  dessen  dicht  bewaldete  Abhänge 
fon  einer  interessaaten  Bevölkemng  bewohnt  werden,  die  von  den  Eingeborenen 


18$  Stomifsbttiehl  des  BeiüMr  gMcn^biieheii  OaiHlliBlwft, 

d«  £bea«  mirsbr&iicfaUeli  Cimammwi,  Bemontedog  oder  l0ori9t«B  gtoMiiit,  «1» 
ein  Best  der  alten  Bicol  betnushtet  werden  mfiaien,  wekhe  aioli  der  epeaiiifhiai 
Herrschaft  noch  nicht  onterworfen  haben.  Der  Vortragende  edlaftorte  feiaer  die 
orographischen  nnd  hydrographischen  VerhältoiMe  des  Itarogebietea ,  verscheb 
aber  die  Vollendung  seiner  Scfaildenmg  der  Torgeriiekten  Zeit  wegen  anf  «M 
spätere  Sitavng. 

An  Geschenken  gingen  ein: 

1)  StatiMtica  del  regno  <ritaUa,  IVaitura  tklia  9€la^  anno  1866.  VSrenxe 
1868.  —  2)  StatUtica  <kl  regno  ctltaHa.    Le  opere  pU  ml  1861.    Fiienee  1868. 

—  3)  Statiatica  del  regno  tPItaUa,  ElexiüM  politiche  s  amMtnittrattve.  Ami 
1865.  66.  Firenze  1867.  —  4)  Statiatica  M  ragnö  tTItaHa,  Caaae  di  ruponmo. 
Anno  1864.  Firenxe  1867.  —  5)  Norgea  OffieUU  StoHatik  udgwen  i  Aarat 
1868.  C.  1.  ReauUaten  af  Folketaellingm  i  Norga  i  Januar  1866.  C.  3.  Ja« 
haller  vedkommende  Norgea  Handel  og  Skihafart  i  A.  1866.  C  4.  ßereinmg  om 
Sundhedatillatandm  etc.  t.  A,  1866.  C.  8.  DrifiaberatUng  far  Norgea  offmtUga 
Jambaner  fot  A.  1867.  D.  1.  Oüeraigt  wer  Kongeriget  Norgaa  Indta^ter  og 
üdgißer  i  A.  1866.  K  2.  Den  Norake  Brwpoet  Statiatik  for  A.  1866.  Christia- 
nia.  —  6)  Meteorologiake  Jagttagelaer  paa  CkriMtiama  Obaervatorivm,  1867. 
Christiania  1868.  —  7)  Norak  Meteorologiak  Aarbog  for  1867.   Christiama  1868. 

—  8)  Statistische  Nachrichten  von  den  Prenfs.  Eisenbahnen.  Bearb.  von  den 
technischen  Eisenbahn -Bnrean  des  Ministeriums.  Bd.  XV.  Berlin  1868.  — 
9)^  Hirsch  et  Plantamonr,  Nivellement  de  pricUion  da  la  Suiaee.  2*  livr.  Ge- 
n^ve  et  Bftle  1868.  —  10)  Kon  er,  Ueber  die  neuesten  Entdeckungen  in  Afrika. 
Berlin  1869.  —  11}  Proceedinga  ofHuRoy.  Geogr.  Soc.  Vol.  XH.  No.  V.  Lon- 
don 1868.  —  12)Petermann'sMittheilnngen.  1869.  Heft  1.  und  Erginnings- 
heft  No.  25.  Gotha.  —  13)  Bulletin  de  la  SocUt^  de  Geographie,  1868.  Ocfeo- 
bre.  Paris.  —  14)  Revue  maritime  et  coluniale,  1869.  Janrier.  Paris.  —  15)  Gaes. 
Natur  und  Leben.    Jahrg.  IV.    Heft  10.    1868.    Jahrg.  V.   Heft  1.    1869.    Cöhi. 

—  16)  Notizblatt  des  Vereins  für  Erdkunde  zu  Dannstadt.  3.  Folge.  Heft  VI 
Dannstadt  1867.  —  17)  PubbUeazioni  del  cireolo  geografico  itaUano.  Fase.  1. 
Torino  1868.  —  18)  Mimoirea  de  la  Soditi  dea  adeneea  ph/eiquee  et  natureliea 
de  Bordeaux,  Vol.  V.  Bordeaux  1867.  —  19)  Jahrbuch  der  K.  K.  geolog. 
Beichsanstalt  1868.  No.  4.  Wien.  ~  20)  Mittheilungen  der  K.  K.  geogr^ihi- 
sehen  Gesellschaft  in  Wien.  1869.  No.  2.  Wien.  —  21)  Zeitschrift  der  östei^ 
reichischen  GeseUsohaft  für  Meteorologie.  Bd.  UL  No.  21  — 24.  Wien  1868. 
--.  22)  Preufsisches  Handelsarchiy.    1868.   No.  51.  52.     1869.   No.  1-.3.   Berlin. 

—  23)  Piano  topograpkico  de  la  dudad  de  Buenoa  Airea  y  de  todo  aa  Mwneipio, 
levantada  por  DepartametUo  topogrqfico  1867,  conatruido  per  C.  Glade.    M.  1  :  8000. 

—  24)  PUn  Ton  Yeddo.     (Japanisch.) 


189 


Neunter  Bericht  der  Carl  Ritter -Stiftung. 


Nachdem  sich  das  Capital  der  Carl  Ritter -Stiftcmg  in  erfreulicher  Weiae 
«mrait  Termehrt  hat,  dala  es  möglich  geworden  ist,  ans  den  Zinsen  derselben  eine 
Jahrli<Ae  Beiseontentutsang  yon  400Thlm.  zu  gewähren,    wurden  auf  Antrag 
des  Vorstandes  der  Stiftung  und  nach  eingeholter  Znstinunnng  der  Gesellschaft 
ISr  Erdkunde  dem  mit  den  Mitteln  der  Humboldt -Stiftung  diesmal  ausgerüsteten 
Botaniker,  Herrn  Dr.  Schweinfurth ,  die  Summe  von  365  Thlm.  zur  Förderung 
semer  'wissenschaftlichen  Zwecke  übergeben.    Dr.  Schweinfurth,  welcher  bereits 
auf  seiner  ersten  Heise  längs  den  Küsten  des  Rothen  Meeres  und  durch  die 
abTaeinischen  Orenzländer  bis  nach  Chartüm   eine  kleine  Beisteuer  aus  unserer 
Stiftung  erhalten  hatte,  gedenkt  diesmal  den  Schanplati  seiner  Thätigkeit  nach 
den  südlich  vom  Bahr-el-Qhasil  gelegenen,  fast  noch  unbekannten  Gegenden 
-xn  Terlegen,  wo  midiin  demselben  die  doppelte  Aufgabe  zufallen  wird,  in  gleicher 
yreise  ffir  geographische  wie  für  naturwissenschaftliche  Forschungen  seine  Thätig- 
keit SU  entfallen.    Wohl  bewufst  ist  sich  Dr.  Schweinfurth  der  grofsen  Gefahren, 
weiche  in  dem  Sumpfregionen  des   Ghazellen- Flusses  seiner  warten  —  waren 
doeh  unser  Landsmann  Steudner  und  in  neuester  Zeit  der  Franzose  Le  Saint 
^ort  dem  Fieber  erlegen  — ,   aber  seine  früher  erworbenen  Kenntnisse  der  afri- 
kanischen Verhältnisse,  seine  Besonnenheit  und  sein  persönlicher  Muth  dürften 
ihn  Tielleicht  glücklich  jene  Gefahren,  welche  ihm  durch  Klima  und  Fdndselig* 
kdt  der  Einwohner  drohen,  überwinden  lassen.     Hoffen  wir,  dafs  die  Eingebo- 
renen jener  Gegenden,  welche  leider  den  Weifsen  fast  nur  in  seiner  gehässigen 
Beschältignng  als  Sklarenjäger  kennen  ra  lernen  Gelegenheit  haben,  dem  fried- 
lich BeiBenden  keinen  Hafs  entgegen  tragen,  und  daüs  es  ihm  gelingt,  den  In- 
irignen  solcher  Europäer  zu  entrinnen,  welche  ihre  unehrenhafte  Thätigkeit  als 
Jfensehenhändler  in  den  Nimbus  geographischer  Forschungen  einzuhüllen  pflegen. 
Unter  günstigen  Anspielen  ist  bereits  die  Reise  eröffnet,  und  wohl  darf  die  freund« 
lidie  Aufnahme  und  Förderung  seiner  Zwecke  durch  den  Viceköniglichen  General- 
-Gonyemeur  des  Sudan,  Dschiaffer  Pascha,  auch  einen  ferneren  günstigen  Fort- 
gang des  Unternehmens  hoffen  lassen. 

Als  Act  der  Dankbarkeit  für  die  treuen  Dienste,  welche  dem  Herrn  Gerhard 
Rohlfs  sein  marokkanischer  Diener  Hamed  geleistet  hatte,  wurde  der  Wittwe  des 
inzwischen  verstorbenen  Dieners  eine  Unterstützung  von  34  Thlm.  und  .5  Sgr» 
•aus  den  Zinsen  unserer  Stiftung  gewährt,  welche  Summe  dem  englischen  Consul 
SU  Tanger  zur  Weiterbeforderung  zugesandt  worden  ist. 

Endlich  gedenken  wir  noch  dankbar  eines  Legats  von  500  Thlm. ,  welches 
der  Cari  Ritter -Stiftung  durch  den  verstorbenen  Commerz-  und  Admiralitäts- 
Rath  Herrn  Abegg  testamentarisch  im  Laufe  des  Jahres  18S8  zugeflossen  ist 

W.  Koii^r. 


let 


Recbniiiig  ftber  di«  Riiwahmen  der  Cari  lUtter-Stiftaiig. 


Rechnung 

über  die  Einnahmen  und  AoBgaben  der  Carl  Ritter-Stütang 

für  das  Jahr  1868. 


EiiBahMeB, 


Baar 


I.    Bestand. 

Staatsschnldscheine  mit  Zinsen  Tom  1.  Januar  1868  ab .     . 
Staatsanleihe  von  1856  mit  Zinsen  rom  1.  Janvar   1868  ab 


2te 


1857  . 
1859  . 
1864  - 
1867  D. 


Oetober  1867   - 


1000 

2300 

700 

4000 

500 

400 


rasammen 


8900 


73 


IL    Beiträge  inr  Stiftung. 

Von  den  in  dem  beigefügten  Verzeiehnisse 

genannten  Personen •    101iBKc20J^ 

Legat  des  verstorbenen  Commerz-  und  Ad- 

miralit&ts-Raths  Abegg     .    .    .    .    .     500    «    —   - 


snsammen 


601 


m.   Angekaufte  Effecten. 
Staatsanleihe  tou  1868  B.  mit  Zinsen  vom  1.  Oetober  1868  ab 


700 


IV.    Zinsen  von  den  Effecten. 


Von   1000  Sai^  Staatsschuldscbeinen  li 

dipCt.  für  das  Jahr  1868  .     .     .     35iB9k— J^ 
Von  2300  iOS&c  Staatsanleihe  von  1856  k 

44  pCt.  für  das  Jahr  1868  .     .     .103 
Von  700  SOA^  Staatsanleihe  von    1857 

^  4i  pCt.  für  das  Jahr  vom  1.  Oet. 

1867—1868 31 

Von  4:0OOSaU  2te Staatsanleihe  von  1859 

a  ^i  pCt.  für  das  Jahr  vom  1.  Oct. 

1867—1868 180 

Von  500,^3%«;  Staatsanleihe  von  1864  ^ 


-// 


.    15   -  —  - 


-    15   .  —  . 


4A  pCt.  iur  das  Jahr  vom  1.  Oct. 
1867 — 1868  


22    .    15  .  —  - 


19 


20 


Bechnuog  über  die  Binnahineii  nad  Aufgaben  dor  Carl  Bitter -Stiftong.     1-^1 


KfinalmeB. 


Von  400  sau  StaatBanlelhe  von  1867  D. 
1^  A\  pCt.  ftlr  das  Jahr  Tom  1.  Oct. 
1867—1868 18JBak— Jfr— /yf 

gimammm 


Summa  der  Eimiahmen 


Aiugabei. 

Baar 

sau  \:^ff 

I.   Für  die  angekauften  Effecten. 

Für    die   anter  Titel  111  vereinnahmten 
700  3BU  Staatsanleihe  von  1868  B. 

Kn94pCt. 658iS&c— J^— // 

und  an  Stückxinsen  zu  4^-  pCt-  vom 

1.  October  bis  17.  Dezember  1868      6    -    19   -    6  - 

664 

19 

BOMunmen 

6 

n.    Reise-Ünterstütznng. 

/ 

1)  An  Dr.  G.  A.  Schweinfnrth  Zuschufs 

zn  den  Kosten  seiner  Reisen  in  Afrika    365  3tthc — J^ — ff 

2)  An  die  Wittwe  von  Gerbard  Rohlfs 

afrikanischen  Diener  Hamed  £5    es   34    -     5-   —  - 

399 

5 
24 

— 

Summa  der  Ausgaben 

1063 

6 

Balance. 

Einnahme  9600  SOhc  Effecten  und  1065  SOhx.  24  <>^  4>e/  baar 
Ausgabe      —      -  1063     -    24    -     6  -    - 

Bestand      9600  Sakx,  Effecten  und      1  SOht.  29  J^  10//  baar 


Berlin,  den  31.  Januar  1869. 


Arndt,  Bechnungsrath, 
Rendant  der  GeMlIscliafl  Ar  Brdkniide. 


192 


Teneielixiif«  der  BeHrttge  der  Carl  Ritter*Sti 


Neuntes  Verzeichnils 
der  Beiträge  zur  Carl  Ritter-Stiftung. 


8na»  KöBigL  Hoheit  der  Prin«  Adtlbert  von  Preofsen  50  Thlr.  Gold 
Herr  Ober-Ptitoident  a.  D.  ron  Beormann  auf  Oppin  bei  EUle 

•    (leheimer  Commeruenrath  Mendelssohn  in  Berlin   .... 

-    Qeiienl«>Siiperiat«iid«D(  Dr.  Hofimaim  in  Berlis      .... 

Summa 


lRUrkli«fo.   rirEtJlLBi.ffi:. 

TafJl 

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vin. 

Bjritische  Miscellen  zur  Geographie. 

Von  Prof.  Dr.  Reuse  hie  in  Stuttgart 


I  Das  M aass  der  Kttstenentwickelan^  und  Grenzentwickelnngs« 

Goefacienten  überhaupt. 

Man  hat  die  bekannte  Art,  die  EGBtenentwiökelttng  eines  Landes- 
ranms  anzogeben,  indem  man  die  Anzahl  seiner  Quadratmeilen  durch 
diejenige  der  Eüstenmeilen  dividirt  (resp.  diese  Anzahl  durch  jeue)» 
uigegnjffen  „als  auf  einer  Begriffsverwirrung  beruhend*^.  So  kurzlich 
Oberstudienrath  Dr.  Riecke  im  zweiten  Heft  seiner  mathematischen 
Unterhaltungen  (1868),  wobei  er  sich  auf  den  inPetermann^s  geo- 
graphischen Mittheilnngen  (Jahrgang  1863)  von  Dr.  Keber  gemachten 
Angriff  auf  diese  „geographische  Unsitte^  zuruckbezieht.  Dieser  An- 
•  griff  ist  auch  in  der  That  vollkommen  berechtigt,  wenn  man  meint, 
mit  jener  Division  eine  absolute  (unbenannte)  Zahl,  einen  physika- 
fisdien  „CoSfficienten^  ermittelt  zu  haben,  nach  Art  der  specifischen 
Gewichte,  der  Wärmecapacit£ten,  der  Ausdehniings-Goefficienten  u.  s.  w., 
was  sammtlich  absolute  Zahlen  sind,  unabh&ngig  von  jedem  Lfingen- 
oder  anderem  Maafs,  nachdem  man  einmal  die  zu  Grunde  gelegte  Ein- 
heit gehörig  definirt  hat  Und  nicht  minder  trifft  die  Berufung  auf 
den  Grundsatz,  dafs  nur  Gleichartiges  in  Verhältnifs  gesetzt  werden 
kann,  womit  Riecke  beginnt,  diejenigen,  welche  sich  so  aussprechen: 
^der  Flficheninhalt  verhält  sich  zur  Eüstenentvnckelung  in  Afrika  wie 
152 :  1  u.  s.  w. 

So  lange  man  aber  das  Resultat  jener  Division  so  ausdruckt:  da 
der  afirikanisch»  Continent  532,200  geogr.  Quadrat- Meilen  ')  mifst,  der 
Kfistennmfang,  den  man  hier  in  runder  Zahl  mit  dem  ganzen  Umfang 


*)  Wenn  nicht  ausdrücklich  das  Gegentheil  bemerkt  wird,  so  soll  sofort  unter 
•Heil«**  stets  die  geographische  (16  anf  1  Erdgrad)  verstanden  sein. 

Mtsehr.  d.  Oesellsoli.  f.  Erdk.  Bd.  IV.  1^3 


194  Renschle: 

identificiren  kann ,   3500  M. ,  so  kommen  aaf  1  M.  Enste  152  Q.-M. 

Land,  oder  (bei  der  umgekehrten  Division)  auf  1  Q.-M.  Land  0,oo6  M. 

Küste:  so  kann  ich  darin   nichts  Widersinniges  finden.     Die  Division 

ist  dann  als  eine   eigentliche  Theilung  (nicht  als  eine  Messung)  zu 

betrachten,  ganz  nach  Art  des  gewifs  richtigen  Schlusses,  dals,  wenn 

jemand  ein  jährliches  Einkommen  von  2000  Thalern  hat,  auf  den  Tag 

2000 

— — -  =  c.  51  Thlr.  kommen.     Aber  der  Quotient  ist  hier  wesentlich 

eine  benannte  Zahl,  die  mit  dem  angewandten  MaaCs  sich  ändert.  Ja 
man  kann  selbst  von  hier  aus  zu  wirklichen  „CoSfficienten^  der  Küsten- 
entwickelang  gelangen,  indem  man  für  die  Gröfse  „Küstenentwickelung*^ 
eine  Einheit  definirt.  Setzt  man  z.  B.  fest,  dafs  die  Einheit  der  Küsten- 
entwickelung  diejenige  Küstenentwickelung  sein  soll,  bei  welcher  auf 
eine  bestimmte  Fläche,  z.  B.  aaf  100  Q.-M.  Land,.  1  M.  Küste  kommt, 

100 
so  bekommt  man  far  Afrika  den  Coefücienten  t^  =  0,66,  für  Earopa 

100 

^fC  =  2,56,*  was  nun  absolute  Zahlen  sind,  die  sich  nicht  mehr  än- 
dern, wenn  man  irgend  ein  anderes  Meilenmaafs  bei  der  Angabe  der 
Küstenlängen  und  Flächeninhalte  zu  Grunde  legt  und  dasselbe  gleicher- 
weise in  die  Definition  der  Einheit  einführt. 

Ein  Unterschied  besteht  nun  allerdings  zwischen  der  Division  der 
Quadratmeilenzahlen  darch  die  Küstenmeilenzahlen  und  zwischen  der 
Division  der  Thalerzahl  durch  die  Tagezahl  in  obigem  Beispiel.  Wenn 
nämlich  hier  die  Geldeinheit  geändert  wird,  so  ändert  sich  darum  die 
Zeiteinheit  nicht,  da  beide  von  einander  unabhängig  sind;  wenn  aber 
die  Küstenlänge  nach -einem  anderen  Meilenmafs  ausgedrückt  wird, 
so  wird  man  auch  den  Flächeninhalt  nach  dem  Quadrat  dieser  anderen 
Meile  angeben  (obwohl  auch  die  Ausdrucksweise  mehr  nur  unpractisch 
als  geradezu  falsch  wäre,  wenn  man  z.  B.  sagte  „auf  1  £alometer  Küste 
kommen  so  und  so  viel  geographische  Quadratmeilen  Land^).  Diese 
Bemerkung  führt  uns  aber  sofort  zu  einer  neuen  Seite,  von  welcher 
die  Sache  sich  betrachten  läjGst,  und  von  welcher  aus  wir  die  obige 
Art,  die  Küstenentwickelung  zu  messen,  gerne  wieder  fallen  lassen, 
nachdem  wir  übrigens  nachgewiesen  haben,  dafs  sie  nicht  widersinnig 
ist.  Jene  Division  der  Quadratmeilenzahl  durch  die  Küstenmeile nzahl 
hat  nämlich  noch  eine  andere  geometrische  Seite.  Da  das  Prodact 
aus  den  Längenzahlen  zweier  nach  einerlei  Längenmaafs  gemessener 
Strecken  den  Flächeninhalt  des  aus  den  beiden  letzteren  gebildeten 
Rechtecks  ausdrückt  (für  das  Quadrat  jenes  Längenmafses  als  Flächen- 
einheit): so  kann  man  sich  unter  jenem  Quotienten  die  eine  Seite 
(Breite)  eines  Rechtecks  denken,  dessen  andere  Seite  (Länge)  gleich 


Kritische  Miseellen  zur  Geographie.  {95 

dem  Eüstenamfaog  und  dessen  Inhalt  gleich  der  Fläche  des  betreffen- 
den Landesranmes  ist.  Man  kann  daher  z.  B.  für  Afrika  sagen :  denkt 
man  sich  die  Fläche  des  afrikanischen  Continents  in  ein  Rechteck  ver- 
waodelt,  dessen  Länge  gleich  seinem  Eüstennmfang  ist,  also  3500  M. 
betragt,  so  beträgt  die  Breite  152  M.  Und  setzt  man  dann  wieder 
fest,  dafs  die  Einheit  der  Kustenentwickelung  diejenige  Eüstenent- 
wickelang  sein  soU^  bei  (welcher  die  Brdte  des  betreffenden  Rechtecks 
100  M.  beträgt,  so  erhält  man  auch  von  dieser  Seite  die  obigen  Kästen- 
entwickelangs-CoSfficienten  wieder. 

Allein  die  vorliegende  geometrische  Betrachtang  fuhrt  weiter. 
Denn  waram  gerade  ein  Rechteck?  Ich  kann  mir  ja  den  Landes- 
räum  auch  z.  B.  in  eine  Ellipse  verwandelt  denken,  deren  grofse  Axe 
seiner  Kustenlänge  gleich  ist,  deren  kleine  Axe  alsdann  durch  den 
Fl&chenraum  und  die  grofse  Axe  der  EUlipse  nach  der  bekannten  For- 
mel E  =^  in  ab  (wo  E  die  Fläche  der  ElUpse,  a  und  b  die  beiden 
Axenlängen,  n  das  Kreisverhältnifs)  bestimmt  wird  und  sofort  eine 
7on  der  vorhergehenden  verschiedene,  übrigens  nicht  sehr  abweichende 
Grundlage  für  die  Beurtheilung  der  Kustenentwickelung  darbietet 
Stellt  nämlich  (für  die  geographische  Meile  als  Längeneinheit)  f  die 
Flachenzahl  des   Landesraumes,  k  die  Längenzahl  -seiner  Küste  vor, 

so  würde  nun  an  die  Stelle  des  Quotienten  -r  der  Quotient  ^  treten, 

welcher,  weil  4"7^j  etwas  gröfser  ist  als  der  Quotient  -r-    Man  er- 

#     4 
^  hielte  so  für  Afrika,  anstatt  152,  vielmehr  —  .  152  =  193,5,  für  Eu- 

4 

ropa,  anstatt  39,  —  .  39  =  49,7,  d.  h.  die  kleinen  Axen  jener  Ellipsen 

wfiren  für  Afrika  193,5  M.,  für  Europa  49,7  M.  *ünd  wird  die  Küsten- 
atwickelung,  bei  welcher  die  kleine  Axe  =  100  M.,  zur  Einheit  ge- 
nommen, so  wären  die  CoSfficienten  der  Kustenentwickelung  für  Afrika 

-jjQ—  =  0,51,  für  Europa  -^^  =  2,oi.     Es  sind  also  hier  mehrere 

Arten,  die  Kustenentwickelung»* Goefficienten  zu  bestimmen,  gleich 
möglich,  und  überdies  enthält  die  Festsetzung  der  Einheit  eine  will- 
kfihrliche  Zahl,  unsere  100  M.,  mit  deren  Veränderung  auch  die  Coef- 
fidenten  sich  verändern.  Diese  kann  zwar  dadurch  gewissermafsen 
eüffiinirt  werden,  dafs  man  die  Kustenentwickelung  eines  der  ver> 
gHchenen  Landesräume  selbst  zur  Einheit  nimmt,  z.  B.  diejenige  Afri- 
ka'8  als  die  kleinste,  d.  h.  dafs  man  152  (resp.  193,5,  wenn  man  statt 
des  Rechtecks  die  Ellipse  nimmt)  an  die  Stelle  von  100  setzt.  Allein 
die  Einheit  ist  darum  immer  noch  willkührlich  und  das  absolute  Maals 
der  Enstenentwickelung  ist  damit  noch  nicht  gegeben. 

13» 


1 


IgS  Reufohle: 

Die  Brocke  sa  demselben  bietet  der  YorechUg  tob  Bothe  dar, 
welcher  auf  den  oben  erwähnten  Angriff  von  Keber  hin  in  demaelben 
Jahrgang  der  Gothaer  geographischen  Mittheilangen  gemacht  wnrde, 
um  den  Vorwarf  su  beseitigen,  da(s  man  in  den  fiblichen  Angaben 
der  Eüstenentwickelongen  ungleichartige  Oröfsen  in  Yerh&ltnifs  setce. 
Zn  dem  Ende  soll  nach  Bothe  statt  der  Flächencahl  f  deren  Qoadrat- 

worsel  oder  die  Lfingenzahl  M  f  mit  der  Lftngensahl  k  des  Knsten- 
oin&ngs  ▼erglichen  werden;  denn  ans  bekannten  geometrischen  Gran- 
den stellt  YT  die  Seite  eines  Quadrats  vor,  welches  mit  dem  betref- 
fenden lAndesraom  einerlei  Flächeninhalt  hat.  Der  wesentliche  Fort- 
schritt dieser  Aoffassang  besteht  darin,  dafs  hier  die  bei  der  vorher- 
gehenden Betrachtungsweise  nicht  au  umgehende  willkührliche  ZaU, 
wofir  oben  100  (resp.  152  oder  193,5)  gewählt  wurde,  beseitigt  ist, 
und  dies  beruht  darauf,  dab  an  die  Stelle  einer  durch  swei  Gröfsen 
bestimmten  Figur  (wie  Rechteck,  Ellipse)  eine  durch  eine  einzige 
Grofse  bestimmte  Figur  (das  Quadrat)  gesetst  worden  ist.  Die  Ein- 
heit der  Küfitenentwickelung  bestimmt  sich  dann  von  selbst  als  die- 
jenige Kustenentwickelung,  bei  welcher  V/=s  Ärist,  und  allgemein  ist 

V7 

der  GoSfi&cient,  s^i  es  -y-,  in  welchem  Fall  er  aber  stets  Z.  1  würde, 

k 
oder  besser  p;=,  da  er  dann  stets  7  1  wird;  man  erhält  so  für  Afrika 

— —  s=s  4,8,  für  Europa  -tts-  =  10,4.     Allein    das  Wahre   ist   damit 

gleichwohl  noch  nicht  getroffen;  denn  was  hat  denn  die  Seite  des 
dem  Landesraum  flSchengleichen  Quadrats  far  eine  innere  Bedeutung 
oder  Berechtigung,  um  mit  der  Eustenlänge  verglichen  zu  werden? 
Sollte  man  nicht  wenigstens  den  Umfang  des  Quadrats  nehmen?  Dies 
wurde  in  der  That  die  eben  nach  Bothe  angegebenen  Zahlen  den  obi- 
gen näher  bringen,  indem  sie  auf  den  vierten  Theil  reducirt  werden, 
für  Afrika  1,2,  für  Europa  2,6.  Könnte  man  nicht  ferner  statt  des 
Quadrats  ein  gleichseitiges  Dreieck  oder  eine  andere  reguläre,  —  somit, 
was  ja  das  Wesentliche  ist,  durch  sine  einzige  Grofse  bestimmte  — 
Figur  nehmen,  und  zwar  ihrem  Umfange  nach? 

Der  Ausweg  aus  dieser  Schwierigkeit  kann  nicht  zweifelhaft  sein. 
Denn  da  wir  nun  wieder  in  die  Wahl  zwischen  verschiedenen  Mög- 
lichkeiten, d.  h.  zwischen  verschiedenen  regulären  Figuren,  in  welche 
wir  den  Flächeninhalt  des  Landesraumes  verwandeln,  hineingerathen 
mnd,  während  alles  Uebrige  geebnet  erscheint,  so  kann  nur  die  Frage 
sein:  welche  unter  den  regulären  ebenen  Figuren  mufs  gewählt  wer- 
den, und  zwar,  wie  schon  bevorwortet  ist,  nach  ihrem  Umfange?  Und 
die  Antwort  liegt  auf  der  Hand:  es  ist  der  Kreis  als  diejenige  ebene 


Kritische  MisceUeii  znr  Geofipraphie.  ]97 

Figur,  welche  bei  einerlei  Umfang  den  grö&ten  Inhalt,  und  bei  einerlei 
Inhalt  den  kleinsten  Umfang  darbietet.  Wie  ich  nachgehende  ans 
einer  Notis  inv.  Eloden's  Handbuch  der  physischen  Geographie,  die 
ich  nachschlng,  um  seine  Zahlen  fSr  die  absoluten  Eustenlängen  der 
Erdtheile  an  vergleichen,  ersehe:  so  hat  schon  vor  geraamer  Zeit 
Nagel  den  Kreis  in  dieser  Betrachtang  beigezogen,  v.  Elöden  sagt  niim- 
lieh,  nachdem  er  die  Eüstenentwickelungs- Verhältnisse  in  der  alten 
Weise  angegeben  hat,  „ein  Ereis,  welcher  denselben  Flficheninhalt  wie 
dner  der  Erdtheile  hat,  wurde  den  möglich  kleinsten  Umfang  für  das-> 
selbe  Areal  angeben;  sein  Umfang  würde  sich  zu  dem  wirklichen 
KSstenomfang  (wie  Nagel  angiebt)  verhalten,  wie  u.  s.  w.^  (es  folgen 
die  Yerbältnisse  für  die  einzelnen  Erdtheile ;  man  vergl.  die  unten  fol- 
gende Tafel).  Leider  giebt  v.  Elöden  nicht  an,  wo  der  einschlagende 
Artikel  von  Nagel  zu  finden  ist^  weshalb  ich  mich  darauf  beschränken 
muls,  die  Sache  so  auszuführen,  wie  ich  sie  mir,  unabhängig  von  Nagel^ 
yon  Bothe's  Vorschlag  aus  zurechtgelegt  habe. 

Ich  verwandle  also  die  Fläche  f  äea  betreffenden  Landesraumes 
in  einen  Ereis,  dessen  Halbmesser  r  bereits  eine  reelle  innere  Bedeu- 
tnog  hat,  nämjich  die  Grenze  zu  sein,  welche  die  Entfernung  keines 
Punktes  des  Landesraumes  von  der  Eüste  erreicht,  auljser  wenn  er 
die  Tollkommena  Ereisgestalt  hätte,  was  in  der  Wirklichkeit  höchstens 
bei  kleineren  Inseln  mit  einiger  Annäherung  vorkommen  wird.  Der 
Umfang  dieses  Ereises  ist  27rr  =  2\nf,  weil  f=7ir*;  ist  derselbe 
der  EüstenLänge  gleich,  k  =  2V;r/,  so  findet  das  absolute  Mini- 
mum von  Eüstenentwickelung  statt  und  dieses  ist  die  natürliche 
Einheit  für  diese  Gröfse.  Der  allgemeine  Ausdruck  des  wahren 
Eüstenentwickelungs-Coefficienten  c  aber  ist  dann  der  Quo- 

k 
tient  c  =      ^^-,  so  dafs  also  alle  c  "7  1   werden,  aufser  fär  eine 

kreisförmige  Insel,  wo  o  sa  1  ist.  Hiernach  ist  die  folgende  Tafel 
fnr  die  Erdtheile  berechnet  worden,  in  welche  aufgenommen  ist:  f  in 
geographischen  Qnadratmeilen ,  k  und  r  in  geographischen  Meilen,  9, 
d.  L  die  Anzahl  der  auf  1  Eüstenmeile  kommenden  Quadratmeilen 
Landes  (so  zu  sagen  das  Areal  des  durchschnittlichen  „Hinterlandes^ 
von  1  Meile  Eüste) ,  endlich  die  Coöfficienten  c  als  absolute  Zahlen. 
Die  Werthe  von  f  sind  nach  Behms  Jahrbuch  zu  Grunde  gelegt, 
wobei  übrigens  nur  die  Continente,  ohne  die  den  einzelnen  Erdtheilen 
CQgehörigen  Inseln,  wohl  aber  mit  Einschlufs  der  Landseen  in  Betracht 
gezogen  werden.  Nur  wenn  Behm  bei  Asien  das  kaspische  Meer  mit- 
rechnet, so  könnte  ich  mich  dazu  nicht  entschliefsen ,  einmal  wegen 
seiner  Gröfse  (über  8000  Q.-M.),  in  welcher  es  als  ein  wahres  Binnen- 
meer dem  Ocean  gegenüber  steht,  alsdann  wegen  seiner  intercon- 


198 


Beaschle: 


tinentalen  Lage,  welche  ihm  8o  gat  ab  dem  Schwarzen  Meere  zu- 
kommt und  erheischen  würde,,  dasselbe,  wenn  man  es  je  bei  dem 
Lande  mitzählen  wollte,  zwischen  Asien  und  Europa  ungleich  za 
theilen. 


• 

. 

c  nach 

ErdtheUe. 

/ 

k 

2 

r 

c 

Nagd. 

Europa      .     . 

167,700 

4300 

39 

231 

2,96 

3,03 

Asien  .     .     . 

754,300 

7700 

98 

490 

2,50 

2,41 

Afrika .     .     . 

532,200 

3500 

152 

412 

1,35 

1,35 

Australien 

138,500 

1900 

73 

210 

1,44 

1,41 

Sfidamerika   . 

326,800 

3400 

96 

322 

1,68 

1,69 

Nordamerika . 

386,100 

6100 

63 

351 

2,77 

2,89 

Ganz  Amerika 

712,900 

9500 

75 

476 

3,17 

Asien — Europa 

922,000 

12,000 

77 

542 

3,53 

Ostcontinent . 

1,454,200 

15,500 

94 

680 

3,63 

In  der  letzten  Colnmne  habe  ich  die  von  Ellöden  mitgetheilten 
Nagerschen  Werthe  des  Coefficienten  c  mit  den  von  mir  berechneteo 
zusammengestellt.  Die  eben  nicht  bedeutenden  Differenzen  rühren 
ohne  Zweifel  von  den  Daten  f  und  k  her,  weshalb  ich  die  von  mir 
benutzten  Werthe  derselben  in  die  Tafel  aufgenommen  habe.  Dividirt 
man  mit  den  einzelnen  ^  in  152,  so  erhält  man  die  CoefficienteD  in 
der  obigen  Rechtecktheorie  und  für  die  afrikanische  Küsten entwicke- 
luog  als  Einheit  Ordnet  man  hiernach ,  so  folgen  sich  die  Erdtfaeile 
in  der  Küsten entwickelung  (vom  entwickeisten  zum  wenigst  ent- 
wickelten) folge  ndermafsen : 

Europa,  Nordamerika,  Australien,  Südamerika,  Asien, 

Afrika; 

ordnet  man  dagegen  nach  den  c,  so  ist  die  Folge: 

Europa,  Nordamerika,  Asien,  Südamerika,  Australien, 

Afiika. 

Sie  unterscheiden  sich  also  dadurch,  dafs  Asien  und  Australien 
geradezu  ihre  Plfitze  tauschen.  *  Dafs  die  letztere  Reihenfolge  besser 
mit  dem  Urtheil  stimmt,  welches  sich  aas  der  unmittelbaren  An- 
schauung der  Karten  über  die  verh&ltnifsmäfsige  Gliederung  der  Erd- 
theile  bildet,  wird  jedermann  zugeben. 

Schliefslich  mache  ich,  nach  Ri  ecke 's  Andeutung  am  oben  ei^ 
wfihnten  Ort,  noch  darauf  aufmerksam,  dafs  dieselben  Betrachtungen 
auf  den  allgemeineren  Begriff  der  ^Grenzentwickelung^  Anwendung 
finden,  sowohl  bei  Landes-  als  bei  Meeresraumen ,  indem  dann  nor 


Kritische  Bdi6C«llen  zur  Geographie.  199 

aB  die  Stelle  des  bisherigen  h  der  Totalamfang  des  betreffenden  Areals 
tritt    Näher  kann  man  die  so   berechneten   CoSfficienten ,  wenn  sie 
sich  auf  Meere  und  Natarländer  (nach  Art  der  Erdtbeile,  der  gröfsten 
QDter   den  Natarländern )    beziehen,    Gliederungs-Coefficienten 
oenoen,  denn  sie  geben  in  der  That  das  Kriterium  der  wagerechten 
Gliederung  an  die  Hand,  die  (freilich  nicht  über  alle  Grenzen  hinaus) 
om  so  vollkommener  ist,  je  grofser  der  Werth  von  c  ausfällt.    In  Be- 
fiehong  auf  Staaten  aber  und  politische  Grenzen   erscheinen   sie  als 
Arrondiruugs-CoSfficienten   und  glänzen  durch  kleine  Werthe, 
denn  je  kleiner  c  ist,  desto  arrondirter  ist  das  Gebiet.    So  hat  Württem- 
berg bei  354  Q.-M.  Areal  241  M.  Umfang,  daher  ist  sein  Arroodirungs- 
Coefficient  c  =   3,6i   und  die|Entfernung  von  der  Grenze,   die  kein 
Punkt  des  Landes  erreicht,  r  ==  10,6  M. ;  für  Baden  ist  f  =  272^  Q.-M., 
*  =  258,  daher  r  =  9,3,  c  =  4,4i.    Für  alle  Erdtheile,  aufser-  Asien 
und  Europa,  sind  die  c  der  obigen   Tafel  zugleich  die  Gliederungs- 
Coefficienten,  weil  ihre  Landgrenzen  nur  wenige  Meilen  betragen  und 
daher  der  Totalumfang  vom  Küstenumfange  nur  unmerklich  sich  unter- 
scheidet.   Dagegen  beträgt  die  Landgrenze  zwischen  Europa  und  Asien, 
einschliefslich  die  Grenze  am  Kaspi,  für  Europa  circa  600,  für  Asien 
wenigstena  700  M.;   man  hat  also  bei   der  vorliegenden  Betrachtung 
für  Europa  *  =  4900  zu  setzen  und  findet  damit  c  =  3,4i;  für  Asien 
hat  man  k  =  8400,  womit  sich  e  =  2,7i  ergiebt.    Das  mittelländische 
Meer  endlich  hat  mit  Einschlufs  aller  Nebenmeere  (auch  des  schwar- 
zen und  adriatischen)  69,900  Q.tM.  Areal   und   2880  M.  Umfang;   es 
ist  daher  r  «^  149  M.  und  sein  Gliederungs-Coöfficient  c  =  3,07. 

n.  Die  Sonnenstandsmerkmale  der  Hauptzonen. 

Wenn  die  grofse  Tagzeit  im  Sommerhalbjahr  und  die  grofse  Nacht- 
zeit im  Winterhalbjahr,  oder  die  beiden  entgegengesetzten  Ausnahme- 
zeiten  des  aufgehobenen  Tag-   und  Nachtwechsels,   als  die  Kriterien 
der  Polarzone  aufgestellt  werden,  als  Kriterium   der  Tropenzone  da- 
gegen nur   die    in  das    Sommerhalbjahr    fallende  Ausnahmezeit    des 
mittäglichen  Ueberscheitelstandes  der  Sonne  (d.  h.  wo  die  Sonne  dem 
Pol  zu  culminirt,  in   der  Zeit  von   dem   ersten  Scheitelstand  bis  zum 
«weiten) :  so  mufe  es  auffallen,  dafs  die  Polarzone  in  beiden  entgegen- 
gesetzten Jahreszeiten  Ausnahmestände  der  Sonne  darbietet,  die  Tro- 
penzonc  dagegen  nur  in  der  einen  von  beiden,  nämlich  im  Sommer. 
Und  nm  so  mehr,  als  der  mittägliche  üeberscheitelstand  der  Sonne 
in  einer  tropischen  Breite  6  nach  Dauer  und  Beginn  genau  entspricht 
der  grofsen  Tagzeit  in  der  polaren  Breite  90  —  6.     Hiernach  mufa 
entschieden  erwartet  werden,  dafe  auch  der  grofsen  Nachtzeit  in  der 


200  B«iiBchle:  ' 

letzteren  Breite  90  —  b   (die  ja  sogleich  mit  der   grofeen  Tagezeit 
gegeben  ist)   ein  Ansnahmeetand  der  Sonne  in  der  erateren  Breite  ö 
entsprechen  mafs,  welcher  im  Winter  stattfindet     Dem  ist  auch   in 
der  That  so.     Der  Ausnahmexeit  im  Sommer,  wo  die  Mittagssonne 
im  Zenith  nnd  "über  das  Zenith   hinaus  dem  Pol  sn  steht,  entspricht 
eine  genan   gleich  lang  dauernde  Ausnahmezeit  im  Winter,  wo   die 
Mitternachtssonne  im  Nadir  nnd  nber  das  Nadir  hinaus  dem  entgegen- 
gesetzten Pol  zu  steht    Und  diese  winterliche  Ausnahmezeit  im  mittor» 
n&chtlichen  Stand   der  Sonne  in    der  tropischen   Breite  6   entspricht 
wiederum  nach  Dauer  und  Beginn  genau  der  grofsen  Nachtzeit  in  der 
polarem  Breite  90  —  b.    Damit  ist  dann  die  vollkommenste  Symmetrie 
zwischen  den   Eigen thümlicbkeiten  der  Zonen  des  Gegensatzes  her- 
gestellt, und  wenn  gewöhnlich  jene  winterliche  Eigenthumlichkeit  der 
Tropenzone  übergangen  wird  —  ich  selbst  bin  erst  seit  wenigen  Jah- 
ren darauf  aufmerksam  geworden  — :  so  rührt  dies  daher,  dafs  der 
mitternfichtlicbe  Stand  der  Sonne  der  Beobachtung  sich  entzieht  und 
von  keinen  auffallenden  Folgen  für  Temperatur  und  das,  was  damit 
zusammenhängt,  begleitet  ist,  welche  Folgen  vielmehr  an  den  Antipodeiin 
orten  hervortreten. 

Wenn  ich  die  tropischen  Mittagsstfinde  der  Sonne,  welche,  anstatt 
nach  dem  Aequator  zu,  vielmehr  nach  dem  Pol  zu  stattfinden,  U eber- 
scheite Istfinde  nenne,  so  ist  dies  durchaus  in  der  Natur  der  Sache 
begründet  Denn  wenn  man  bei  Bestimmung  der  Mittagshöhen  der 
Sonne  stets  von  derselben  Seite  des  Horizonts  ausgeht,  nftmlidk  von 
der  Aequatorseite ,  wie  dies  sein  muTs  (wobei  nur  der  Aequator  aus- 
genommen ist,  da  er  eben  so  gut  der  einen  als  der  anderen  Halbkugel 
zugerechnet  werden  kann):  so  werden  die  tropischen  Mittagshöhen 
der  Sonne  um  die  Sommerwende  her  >  90,  nnd  diejenige  an  der  Som- 
merwende selbst  erscheint  als  das. Maximum  unter  allen.  Ebenso 
verhält  es  sich  mit  den  Hypernadirständen  um  Mittemacht,  indem  man 
bei  den  Mitternachtstiefen  der  Sonne  überhaupt  von  der  Polseite  dea 
Horizonts  auszugehen  hat.  Um  so  mehr  ist  es  zn  tadeln,  wenn  se 
häufig  nur  die  beiden  senkrechten  Sonnenstände  als  Kriterium  der 
Tropenzone  angegeben  werden.  Jedoch  nicht  minder  verfehlt  ist  es^ 
wenn  man  die  Ueberscheitelstände  allerdings  in  Betracht  zieht,  jedoch 
nicht  als  solche,  d.  b.  nicht  als  eine  Steigerung  von  den  Scheitel- 
ständen aus,  sondern  als  einen  Rückschlag  mitten  im  Sommerhalb- 
jahr. Dies  hat  zu  der  wunderlichen  (übrigens  auch  noch  in  Kl  öden 'a 
Handbuch  der  physischen  Geographie  stehenden)  Lehre  von  der  »Ver- 
doppelung  sämmtlicher  oder  einiger  der  4  Jahreszeiten^  in  der  Tro- 
penzone gefuhrt,  dergestalt,  dafs  am  Aequator  8  Jahreszeiten  (2  Som- 
mer, 2  Herbste,  2  Winter,  2  Frühlinge)  stattfinden  sollen,  in  der  Breite 


KritiBche  Miscellen  snr  Geographie.  201 

-x'  =  7|  •  6  Jahreszeiten  (nur  1  Winter  and  1  Frahling,  aber  2  Som- 
mer und  2  Herbste),  in  einer  Breite  Z.  7f  *  7  Jahresseiten  (nnr  1  Win* 
ter),  in  einer  Breite  7  7|  *  endlich  5  Jahreszeiten  (nur  noch  der  Som- 
mer zweifach).  Höchstens  am  Aeqaator  selbst ,  dessen  Ausnahme* 
steUong  schon  oben  berührt  worden  ist,  konnte  von  2  Sommern  und 
2  Wintern  oder  vielmehr  von  2  Zeiten  höchsten  und  2  Zeiten  niedrig- 
sten Sonnenstandes  (und  zwar  resp.  gleich  hoch  und  gleich  niedrig) 
die  Rede  sein,  und  der  Empfindung  oder  der  Wirklichkeit  nach  liefse 
sich  das  über  eine  Zone  ein  paar  Grade  nördlich  und  südlich  vom 
Aeqnatcr  selbst  ausdehnen.  Auch  die  noch  immer  gangbare  Redens- 
art, ^in  den  Tropen  trete  eine  Regenzeit  an  die  Stelle  des  Winters^^ 
ist  dahin  zu  berichtigen,  dafs  in  den  Tropen  der  Gegensatz  der  Jahres- 
seiten nicht  sowohl  auf  die  Temperatur,  als  vielmehr  auf  den  Nieder-^ 
sehlag  sich  beziehe;  denn  die  Hauptregenzeit  der  Tropen  fällt  ja  in 
das  Sommerhalbjahr,  und  zwar  in  die  Zeit  der  senkrechten  Sonnen«^ 
Stande. 

Ebenso  mufs  hinsichtlich  der  Polarzone  gegen  die  vielfach  ver- 
breitete und  auch  noch  bei  v.  Klöden  vorkommende  Redeweise  nach- 
drücklich protestirt  werden,  dafs  der  „längste  Tag*'  daselbst  Wochen 
und  Monate,  z.  B.  3  Monate  in  73,3  ^  Breite,  dauere.  Das  Wort  9,Tag^ 
hat  bekanntlich  zwei  Bedeutungen;  die  eine  ist  der  constante  Zeitraum 
der  Axendrehung  der  Erde  oder  vielmehr  der  mittleren  Dauer  von 
einem  Mittag  zum  anderen  (»=  24  mittleren  Sonnenstunden);  die  an- 
dere ist  der  veränderliche  Theil  Jener  constanten  Zeit,  während  dessen 
die  Sonne  über  dem  Horizont  steht,  mitbin  kann  dessen  Maximum 
(und  zugleich  das  Maximum  des  „längsten  Tages'')  nur  der  Tag  im 
ersten  Wortsinn  sein,  oder  24  Stunden.  Der  Wechsel  von  Tag  und 
Nacht  ist  vielmehr  in  jenen  Ausnahmezeiten  der  Polarzonä  aufgehoben 
oder  sospendirt,  was  auch  die  trigonometrische  Formel  für  den  Tage- 
bogen  der  Sonne  dadurch  anzeigt,  dafs  sie  imaginär  wird,  d.  h.  dafs 
der  Tagebogen  durch  einen  Cosinus  bestimmt  wird,  der  7  1  wäre^ 
während  dessen  Maximum  =  1  ist,  was  die  Tagesdauer  =  24  Stun- 
den giebt.  Anstatt  also  zu  sagen,  ^in  73*^,3  Breite  dauere  der  längste 
Tag  3  Monate^,  mufs  vielmehr  gesagt  werden:  ^in  73^,3  findet  das 
Maximum  der  Tagesdauer  von  24  Stunden  statt,  und  zwar  nicht  nur 
einmal,  sondern  90 mal  nach  einander,  nämlich  an  sämmtlichen  Ka- 
lendertagen vom  7.  Mai  bis  zum  5.  August^.  Und  dieser  ganze  Zeit- 
raum darf  nimmermehr  längster  Tag,  kann  aber  passend  die  grofse 
Tagzeit  genannt  werden.  In  dieser  Sache  werden  wohl  die  Astro- 
nomen AuUNrität  seini  Nun  so  vergleiche  man  die  Tafel  der  Tages- 
längen für  die  verschiedenen  Breiten,  welche  Auwers  in  Behm's 


202  Renschle: 

Jahrbuch  für  1866  S.  17  mitgetheilt  hat,  unter  ausdrücklicher  Bestim- 
mung des  Begriffs  i^Tageslänge^  als  der  Zeit  zwischen  Aufgang  und 
Untergang  des  oberen  Sonnenrandes. 

Wo  aber  eigentlich  die  letzte  Quelle  dieser  und  der  vorhin  er- 
wähnten, leider  so  allgemein  verbreiteten  Mifsbegriffe,  die  den  astro- 
nomischen Grundlehren  geradezu  widersprechen",  zu  suchen  ist,  habe 
ich  bisher  nicht  zu  ergründen  vermocht. 


m.  Die  Grenzen  der  Oceane. 

Wenn  der  Ocean,  d.  h.  die  zusammenhängende  Fläche  des  Meeres, 
in  fünf  grofse  Naturabtheilangen,  die  Oceane,  getheilt  wird,  so  kann 
dieser  Bintheilung  natürlich  nur  die  Vertheilung  von  Land  und  Meer 
SU  Grunde  liegen,  d.  h.  die  Sonderung  in  jene  fünf  grofsen  Becken 
beruht  auf  den  zwischen  ihnen  befindlichen  Landmassen.  Allerdings 
kann  man  dabei  auch  an  untermeerische  Grenzen  appelliren,  an  unter^ 
meerische  Gebirge,  die  zwar  an  der  Oberfläche  überfluthet  sind,  nach 
unten  aber  gesonderte  Becken  begrenzen.  Ja,  in  letzter  Instatiz  wäre 
die  Gliederung  der  gesammten  Erdoberfläche  oder  das  Gesammtrelief 
der  starren  Erdrinde  erst  vollständig  erkannt,  wenn  man  vom  tiefsten 
Grunde  des  Meeres  aus  alle  Unebenheiten,  die  sich  auch  hier  bald  als 
Gebirge,  bald  als  Plateaus  darstellen  werden,  verzeichnen  konnte, 
gleich  denen  des  über  das  Wasser  hervorragenden  Erdbodens.  Allein^ 
wie  weit  haben  wir  noch  bis  dahin?  Wie  wenig  ist  noch  von  den 
Gebirgen  und  Plateaus  unter  dem  Spiegel  der  Oceane  ermittelt?  Und 
wo  man  bisher  dergleichen  nachgewiesen  und  als  Grenze  zweier  Mee- 
resbecken erkannt  hat,  wie  z.  B.  zwischen  dem  westlichen  und  ost- 
lichen Becken  des  Mittelmeeres  der  alten  Welt,  da  hat  sich  die  Grenze 
auch  stets  an  der  Aufsenfiäche  verrathen  durch  Verengerung  des  Mee- 
res, wie  in  unserem  Beispiel  durch  die  sicilisch- tunesische  Meerenge. 
Kurz  man  ist  zur  Zeit  fQr  die  Sonderung  der  oceanischen  Becken  noch 
ganz  auf  die  an  der  Aufsenfläche  hervortretenden  Grenzen  angewiesen. 

Nun  gilt  es  als  ein  altes,  über  alle  Erörterung  erhabenes  Axiom, 
dafs  der  fünfte  Ocean  das  südliche  Eismeer  und  dafs  seine  Nord- 
grenze der  südliche  Polarkreis  sei.  Erst  also  in  66^  ^  südl.  Br.  soll 
es  ein  Meer  geben,  das  ununterbrochen  rings  um  die  Erde  sich  erstreckt 
(^in  „Bingmeer^),  wie  wenn  dies  nicht  schon  nördlicher  der  Fall  wäre, 
ja  von  da  an,  wo  die  Südenden  der  Erdtheile  Südamerika,  Australien 
und  Afrika  sich  befinden,  als  derjenigen  Erdtheile,  welche  weiter  nord- 
wärts den  pacifiscben,  indischen  und  atlantischen  Ocean  (die  «Qaer- 
oceane^)  sondern.    Und  selbst  wenn  man  den  Begriff  Bismeer  premitt 


/ 


Kritische  Miscellen  zar  Geographie.  203 

und  dasselbe  demgem&fs  von  anderem  Meere  durch  das  VorhandeDsein 
der  charakteristischen  Eiserschein  an  gen  sondern  will,  so  kann  doch 
wohl  schwerlich  der  Polarkreis  die  Grenze  sein.  Darober  werden 
wir  denn  aach  schlagend  belehrt  durch  die  ausgezeichnete  Südpolar- 
karte von  Petermann,  wie  sie  nun  der  Jubiläumsausgabe  des 
Stieler'schen  Handatlasses  einverleibt  ist.  Da  sehen  wir,  wie  nicht 
nur  die  Treibeisgrenze  stellenweise  sogar  über  40^  südl.  Br.  hinaus 
dem  Aequator  zu  sich  erstreckt,  sondern  auch,  wie  die  Grenze  des 
Packeises  —  und  dies  charakterisirt  ja  doch  wohl  das  Eismeer  — 
den  Polarkreis  bedeutend  nach  Norden  zu  überschreitet,  sowie  eben 
damit  die  „Grenze  des  Weltverkehrs^,  welche  Linie  auf  jener  Karte 
der  jenseits  des  Polarkreises  sich  hinziehenden  „Grenze  der  geographi- 
schen Forschung^  so  treffend  gegenübergestellt  ist;  wie  endlich  die 
Januar- Isotherme  von  0  Grad,  d.  h.  die  Linie,  in  welcher  die  Mittel- 
temperatur  des  Hochsommers  (Januar  auf  der  südlichen  Halbkugel) 
den  Eispunkt  nicht  übersteigt,  ebenfalls  nordlich  vom  Polarkreis  nahezu 
dem  Parallel  in  60  *  südl.  Br.  sich  entlang  zieht.  Es  ist  also  der  Po- 
larkreis keineswegs  die  physische  Grenze  der  das  Eismeer  charakterisi- 
renden  Frosterscheinungen,  somit  auch  nicht  die  Grenze  des  Eismeeres 
selbst  gegen  anderes  Meer;  auch  ist  klar,  dafs  diese  Grenze  überhaupt 
nur  eine  fliefsende  sein  kann. 

Noch  abenteuerlicher  aber  erscheint  die  gewöhnliche  und  durch 
lange  Gewohnheit  axiomatisch  gewordene  Lehrweise,  wenn  man  fragt: 
was  ist  jenes  andere  Meer,  gegen  welches  das  südliche  Eismeer 
durch  den  Polarkreis  abgegrenzt  werden  soll?  Die  übliche  Antwort 
ist  bekanntlich :  gegen  die  drei  Queroceane,  den  pacifischen,  den  indi- 
schen, den  atlantischen.  Jeder  von  diesen  soll  sich  also  südwärts  bis 
zum  Polarkreis  erstrecken;  und  doch  ist  es  einleuchtend,  dafs  von  da 
an,  wo  Afrika  aufhört,  der  atlantische  Ocean  durch  Nichts  vom  in- 
dischen, sowie  dieser  von  da  an,  wo  Australien  aufhört,  durch  Nichts 
vom  pacifischen,  dieser  endlich  von  da  an,  wo  Südamerika  endet, 
durch  Nichts  vom  atlantischen  geschieden  ist.  Nur  der  Macht  einer 
alten  axiomatisch  gewordenen  Mifslehre  kann  es  zugeschrieben  werden, 
wenn  auch  Petermann  in  jenem  trefflichen  Blatt  gerade  Linien  von 
den  SSdspitzen  der  Continente  nach  dem  Polarkreis  zieht,  um  jene 
Oceane  gegeneinander  abzugrenzen.  Nur  dann  könnten  uns  diese 
Grenzlinien  nicht  als  imaginär  erscheinen,  wenn  es  nachgewiesen  wäre, 
dafs  von  den  Südenden  der'Erdtheile  aus  submarine  Bergketten  gegen 
den  Polarkreis  hinzögen,  also  z.  B.  von  Gap  Agulhas  aus  über  30  Brei- 
tengrade oder  450  Meilen  weit.  So  wahrscheinlich  es  aber  auch  sein 
mag,  dafs  die  hohen  Südenden  der  Continente  noch  mehr  oder  minder  weit 


n 


204  Benschle: 

Babmarin  sieh  fortaetsen  dürften,  so  wenig  ist  es  nachgewiesen,  ja 
nicht  einmal  wahrscheinlich,  dals  solche  ^Ansläafer^  mehrere  hundert 
Meilen  lange  Ketten  bilden  sollten. 

Ans  diesen  Granden  habe  ich  mich  seit  dem  Beginn  meiner  geo- 
graphischen Schriftstellerei  oder  seit  etwa  16  Jahren  von  dem  ge- 
dachten Axiom  als  von  einem  anbegründeten  Yorurtheil  emancipirt 
and  folgende  Lehre  aufgestellt.  W&hrend  im  Norden  der  Erde  die 
beiden  Haupteon tinente  mit  breiten  Flfichen  sich  neben  einander  lagern 
und  durch  diesen  ^arktischen  Lfinderkranz^  das  „Ringmeer^  des  ark- 
tischen Oceans,  zugleich  seiner  Natur  nach  des  nördlichen  Eismeeres, 
absondern,  so  nimmt  dagegen  den  Süden  der  Erde  von  da  an,  wo 
die  Continente  in  ihre  spitzen.  Südenden  auslaufen,  ein  ununterbrochenes 
^Ringmeer*^  ein,  der  Australocean,  dessen  südlichster  Theil  seiner 
besonderen  Natur  nach  das  südliche  Eismeer  ist,  in  welches  er  übri- 
gens nicht  schroff,  sondern  stetig  übergeht.  Von  diesem  Australocean 
erstrecken  sich  nordwärts  zwischen  den  drei  Continenten  die  drei  »Qq^i** 
oceane^,  der  indische,  der  pacifische  und  der  atlantische,  resp.  bis  zu  dem 
arktischen  Länderkranz.  Wenn  Berghaus  in  einer  kurzen  Recen- 
sion  meines  Handbuchs  der  Geographie  (1858)  meinen  „Australocean^ 
so  aufgefafst  bat,  als  ob  ich  lehrte,  das  südliche  Eismeer  als  solches 
sei  bis  zu  den  Südenden  der  Erdtheile  auszudehnen,  und  mich  dann 
mit  der  schlagenden  Bemerkung  widerlegt,  ebensogut  könnte  jemand 
das  nördliche  Eismeer  bis  zu  der  Strafse  yon  Gibraltar  ausdehnen: 
so  zeigt  er  damit  eben  so  sehr,  wie  axiomatisch  eingewurzelt  die  alte 
irrige  Lehre  vom  südlichen  Eismeer  als  fünften  Ocean  ist,  als  dafs  er 
mein  Princip  gänzlich  mifsverstanden  hat;  denn  dasselbe  Princip  von 
der  alleinigen  Sonderung  der  Oceane  durch  das  Land,  welches  das 
südliche  Ringmeer  der  Erde,  freilich  nicht  als  „Eismeer**,  sondern  viel- 
mehr als  „Australocean",  bis  zu  den  Südenden  der  Oceane  auszu- 
dehnen fordert,  dasselbe  Princip  verlangt  auch  gebieterisch,  das  nörd- 
liche Ringmeer  durch  den  arktischen  Länderkranz  abzugrenzen.  Zu 
einiger  Befriedigung  hat  es  mir  dagegen  gereicht,  dafs  im  ersten  Bande 
der  Geographie  des  Welthandels  von  Andree  (1867),  wenn  gleich 
zunächst  die  gewöhnlichen  fünf  Oceane  vorausgesetzt  werden,  eine 
Stelle  die  richtige  Ansicht  einigermafsen  durchblicken  läfst,  wenn  es 
nämlich  S.  469  heifst:  „Der  indische  Ocean  füllt  den  Raum  zwischen 
Ostafrika,  Südasien  und  Westaustralien;  er  hat,  je  nachdem  man 
Theile  des  „Australoceans**  und  des  östlichen  Meeres  hinzu- 
rechnet oder  nicht,  einen  Flächenraum  von  mehr  als  1  Mill.  Q.-M. 
oder  nur  700,000  Q.-M.** 

Dafs  es  hier  heifst  „und  des  östlichen  Meeres^,  was  also  der 
pacifische  Ocean  ist,  zeigt,  dafs  Andree  auch  in  der  Grenzbestimmung 


Kritische  Miscellen  snr  Geographie.  205 

swisdien  dem  indischen  und  pacifischen  Ocean  mit  mir  abereinstimmt* 
Denn  anch  in  dieser  mofste  ich  mich  der  gebräachlichen  Lehre,  wie 
sie  in  Berghaos'  physikalischem  Atlas,  sowie  in  dem  allgemeinen 
Theildes  grofisen  Handbachs  von  Stein-Wappaeus  vorliegt,  entgegen- 
stellen, and  zwar  hinsichtlich  der  Strecke  zwischen  den  beiden  Con- 
tinenten,  dem  asiatischen  and  australischen.  Da  pflegt  man  nSmlich 
noch  die  Molakken  and  Philippinen  als  Inseln  des  indischen  Oceans, 
die  „Seen*^  zwischen  den  ostindischen  oder  australischen  Inseln  und 
das  sodchinesische  Meer  als  seine  Glieder  und  die  Flüsse  bis  zum 
Songka  und  Sikiang  als  zum  Gebiet  des  indischen  Oceans  gehörig  zu 
betrachten.  £s  kann  aber  die  Anschauung  kaum  zwdfelhaft  sein,  daOs 
die  Halbinsel  Malakka  mit  der,  gleichsam  zu  um  so  compacterem  Ver- 
sddufs,  davor  hingeschobenen  Rieseninsel  Sumatra  und  mit  der  an 
diese  gedr&ngt  unter  kleinsten  Zwischenräumen  sich  anschliefsenden 
Soodakette  die  wahre  Grenze  der  beiden  Oceane  bilden  mufs,  nicht 
aber  eine  Linie  von  Formosa  aber  die  Philippinen  und  Molukken  nach 
Neu- Guinea,  die  ja  gar  keine  Eettenbildung  zeigt  und  Lücken  hat, 
so  grofs,  wie  die  Inseln  selbst  Dazu  kommt  noch,  dafs  das  Nan-hai 
der  Chinesen  oder  das  indo- chinesische  (südcbinesische)  Meer  ersicht- 
lich das  südlichste  Glied  in  der  Reihe  der  ostasiatischen  Meere  ist, 
diesen  gleichmäfsig  an  einander  gereihten  Gliedern  oder  Nebenmeeren 
des  pacifischen  Oceans  vom  Nan-hai  bis  zum  ochotskischen  Meere. 

Schon  glaubte  ich,  in  der  angefahrten  Stelle  von  Andree  die  ein- 
zige und  überdies  erst  nur  auf  Schrauben  gestellte  Zustimmung  zu 
meiner  Grenzbestimmung  zwischen  dem  indischen  und  pacifischen 
Oceane  zu  haben,  als  mir  so  eben  aus  der  Schlufslieferung  der  Jabi« 
Uomsausgabe  des  Stieler' sehen  Handatlasses  das  Doppelblatt  „Po- 
lynesien und  der  grofse  Ocean^  von  Petermann  zukommt,  woraus 
ich  ersehe,  dafs  diese  geographische  Autorität  das  „hydrographi- 
sche Gebiet  des  grofsen  Oceans^  genao  nach  der  Linie  über  die 
Sundakette  abgrenzt.  Dieser  Erfolg  in  einem  Theile  meiner  Lehre 
ermuthigt  mich  zu  dem  Wunsche,  dafs  die  Männer,  welche  an  der 
Spitze  der  Kartographie  und  der  Geographie  überhaupt  in  Deutsch- 
land stehen,  meine  Lehre  vom  Australocean  einer  Prüfung  unterziehen 
möchten,  sei  nun  das  Ergebnils  die  Billigung  dieser  Lehre,  oder  deren 
Widerlegung,  aber  mit  besseren  Gründen  als  die  von  Berghaus  vor- 
gebrachten. Dabei  verhehle  ich  mir  nicht  die  Schwierigkeit,  eine  Lehre 
umzustolsen,  die  durch  ihre  Aufnahme  in  allen  nautischen  Werken  und 
in  der  Praxis  der  Seefahrer  gewissercbafsen  officiell  geworden  ist.  In- 
dessen könnte  man,  ohne  den  Sprachgebrauch  der  nautischen  Praxis 
beseitigen  zn  wollen,  gleichwohl  in  der  Theorie,  in  der  geographischen 
Wiasenschaft  die  richtigere  Lehre  vom   Australocean   aufstellen   (bei 


' 


206  Reaschle: 

welchem  sofort  immer  wieder  eine  pacifische,  indische,  atlantische 
Seite  in  einigem  AnschlaGs  an  die  alten  Bestimmungen  su  anterschei* 
den  wfire),  etwa  in  ähnlicher  Art,  wie  die  theoretische  Lehre,  dafs 
der  Alpenstrom  Inn  der  eigentliche  Hauptstrom  des  Donaasystems 
sei,  keinen  der  landesüblichen  Namen  verdrängen  soll.  Auch  ver- 
hehle ich  mir  nicht,  dafs  aalser  den  oben  besprochenen  submarinen 
Grenzen  der  Meere  auch  noch  ein,  und  Ewar  ein  an  die  Oberfläche 
tretendes  Element  bei  der  Grenzbestimmung  in  Betracht  kommen 
könnte,  nämlich  die  Meeresströmungen,  welche  in  der  That  die  sonst  so 
gleichmäfsigen  Meeresflächen  weiter  einzntheilen  geeignet  sind.  Wenn 
man  z.  B.  den  Atlantischen  Ocean  in  zwei  Becken  theüt,  ein  nördliches 
und  ein  südliches,  so  wird  wohl  die  ostwestliche  Aequatorialströmung 
zwischen  Afrika  und  Amerika,  die  sich  hier  spaltet,  die  geeignetste 
Grenze  sein.  Indessen  komme  ich  auch  von  dieser  Seite  vor  der  Hand 
auf  meine  Ansicht  zurück,  indem  z.  B.  die  antarktischen  Driften  von 
der  Westseite  Amerika*s  an  bis  über  die  Ostseite  Afrika's  hinaus  eine 
westöstliche  Strömungsgrenze  bilden,  welche  den  atlantischen  und  in- 
dischen Ocean  einerseits  von  dem  Australocean  andererseits  scheidet, 
wobei  ich  zunächst  die  Weltkarte  der  Meeresströmungen  in  der  Jubi- 
läumsausgabe des  Stieler'schen  Handatlasses  im  Auge  habe. 

rv.   Städtebevölkeningen  in  China. 

Im  zweiten  B^nde  von  Beb m 's  vortrefflichem  Jahrbnche  (1868)^ 
findet  sich  (S.  132)  ein  Verzeichnifs  sämmtlicher  bekannten  Städte  der 
Erde  von  100,000  und  mehr  Einwohnern,  worin,  auTser  der  Aufnahme 
einiger  Negerstädte  in  Afrika  (wie  Jakoba  mit  1 50,000,  Abeokuta  und 
Eumasi  mit  je  100,000  Einw.),  die  übrigens  mit  Quellenangabe  belegt 
ist  und  worauf  ich  nicht  weiter  einzugehen  im  Stande  bin,  die  Stel- 
lung der  chinesischen  Städte,  oder  wenigstens  zweier  unter  denselben 
demjenigen  auffallen  mufs,  dessen  besondere  Liebhaberei  seit  30  Jahren 
die  Städtebevölkerungen  waren. 

Wenn  eine  Millionenstadt,  wie  Hang-tscheu-fu,  Hauptstadt 
der  Provinz  Tschekiang,  verschwindet,  und  zwar  so,  dafs  sie  nicht  ein- 
mal mehr  als  Stadt  von  100,000  Einw.  erscheint,  und  eine  andere 
Millionenstadt,  wie  Tschang -tscheu*  fu  in  der  Provinz  Fukiang 
(Fokien,  deren  Hauptstadt  Fu  -  tscheu -fa),  auftaucht,  welche  sonst  nur 
hin  und  wieder  als  Stadt  von  1  —  2  Hunderttausenden  genannt  wor- 
den ist  (im  Bande  ^Asien^  des  grofsen  Handbuchs  von  Stein -Wap- 
päus  wird  sie  z.  B.  gar  nicht  erwähntj:  so  ist  dies  geeignet,  den  Sach- 
kundigen stutzig  zu  machen,  und  die  Zweifel  sind  um  so  nagender^ 
je  mehr  Achtung  die  Autorität  verdient,  welche  sie  erregt  hat    Dafs. 


r 


KritiBche  Miscellen  zur  Geographie.  207 

die  anter  dem  Namen  Nanking  in  Europa  altberühmte  chinesische 
Stadt  von  ihrem  Glanz,  den  noch  heate  der  Umfang  ihrer  Mauern, 
ihrer  Monumentalgebäude  und  ihr  Ruf  als  „der  gelehrten  Stadt^  ver- 
bürgen, in  hohem  Grade  zurückgekommen  ist,  besonders  vollends  durch 
den  sogenannten  chinesischen  Börgerkrieg  der  neueren  Zeit,  begreifen 
wir  eher,  ja  selbst,  dafs  sie  unter  100,000  Einw.  gesunken  sein  und 
daher  in  Behm's  Verzeichnifs  keine  Stelle  mehr  finden  sollte.  Weniger 
begreiflich  wäre  uns  ein  solches  Zaruckkommen  bei  Hang,  dessen  Lage 
am  Südende  des  chinesischen  Tieflandes,  wo  dessen  Canäle  zasammen- 
lanfen,  und  inmitten  der  langen  Küste  zwischen  Kanton  und  Tientsin 
es  zar  centralen  Seehandelsstadt  stempelt.  Wohl  läfst  sich  denken, 
daffi  das  Emporblühen  des  nicht  fem  von  Hang  in  der  Provinz  Ejiangsa 
gelegenen  Su-tscheu-fu,  das  jetzt  mit  2  Millionen  alle  chinesischen 
Städte  übertreffen  soll,  auf  Kosten  nicht  nur  von  Nanking,  sondern 
aoch  von  Hang  stattgefunden  hat;  andererseits  dafs  zwei  andere  See- 
handelsstädte, Schanghai  nordlich,  Ningpo  südlich  von  Hang,  mit 
ihrem  neuerlichen,  ohne  Zweifel  mit  ihrer  Eröffnung  far  den  auswär- 
tigen Verkehr  zusammenhängenden  Aufschwung  —  (von  Ningpo  wer- 
den schon  von  länger  her  400,000,  von  Schanghai  bisher  nur  200,000, 
im  Behm'schen  Verzeichnifs  395,000  Einw.  gemeldet)  —  beschränkend 
auf  Hang  zurückgewirkt  haben.  Aber  in  solchem  Grade,  dafs  Hang 
im  Verzeichnifs  gar  nicht  mehr  erscheint? 

Der  Verfasser  des  Städteverzeichnisses  bevorwortet  zwar  das  Feh- 
len mancher  sonst  sehr  vorangestellter  Chinesenstädte  mit  Berufung 
auf  die  neueren  Quellen  (S.  132,  Anm.  1);  allein  man  könnte  den  po* 
sitiven  Notizen  wegen  der  in  das  Verzeichnifs  aufgenommenen  Städte 
gegenüber  auch  ausdrückliche  Nachweise  wegen  der  fehlenden  Grofs- 
Städte  der  nächsten  Vergangenheit  wünschen,  um  sicher  zu  sein,  dafs 
das  Fehlen  nicht  etwa  auf  einem  Fehler  beruhe,  zumal  wenn  man 
Oegentheiliges  liest,  wie  folgende  Zeitungsnachricht  aus  neuester  Zeit. 
In  einer  Ankündigung  der  „chinesischen  Telegraphen-Com- 
pagnie  in  Amerika^  ist  von  einer  900  engl.  Meilen  langen,  zehn 
Städte  umfassenden  Telegraphenverbindung  die  Rede,  deren  auswär- 
tiger Handel  zusammen  900  Mill.  Dollars  betrage,  und  anter  diesen 
10  Städten  befinden  sich:  „Kanton  mit  1  Mill., Futschen  mit  1|  Mill., 
Ningpo  mit  400,000,  Hangtscheu  mit  1,200,000,  Schanghai  mit 
1  Mill.  Einwohnern^,  aber  kein  Tschangtscheu,  obwohl  dasselbe  in  der 
Strecke  zwischen  Kanton  und  Schanghai  liegt  Es  gesellen  sich  mit- 
Mn  bei  unserem  Zweifel  zu  den  inneren  Gründen  auch  änfsere. 


208 


IX. 

P.  V.  Ssemenof  s  Forschungsreisen  in  den  Trans- 
Ilischen  Alatau  und  zum  Issyk-Kul, 

ausgefbhrt  in  den  Jahren  1856  und  1857. 

Kach  dem  Bauischen  tod  F.  Marthe. 
(Schlnffl  ▼on  S.  187.) 


Im  folgenden  Jahre  1857  hatte  der  treffliche  Fahrer,  dem  wir  bis- 
her gefolgt  sind,  Gelegenheit,  seine  Kenntnisse  vom  westlichen  Flagel 
des  Alatau  durch  eine  Excursion  in  das  Thal  des  Eebin  zu  Tervolistün- 
digen.  Es  war  diesmal  in  besserer  Jahreszeit,  am  17.  August  n.  St^ 
als  er  in  Begleitung  eines  höheren  Localbeamten  mit  einer  Bedeckuog 
von  5  Kosaken  aus  W&rnoje  aufbrach.  Die  Reise  ging  an  der  Almaty 
oder  Almatinka,  an  welcher  bekanntlich  W&rnoje  liegt,  aufwärts  und 
war  in  ihrem  ersten  Theile  die  Wiederholung  einer  Excursion,  welche 
Ssemenof  schon  am  31.  Mai  im  Almaty-Thale  bis  zur  Grenze  der 
Waldvegetation  ausgeführt  hatte. 

Zwölf  Werst  oberhalb  Wärnoje  beginnt  der  Eintritt  in  die  Vor- 
berge des  Alatau.  Das  schone  Thal  der  Almatinka  nimmt  von  hier 
aus  bald  den  Anblick  eines  künstlich  bepflanzten  Gartens  oder  Parkes 
an;  Gruppen  wilder  Apfel-  und  Aprikosenbfiume  sind  untermischt  mit 
anderen  Laubbäumen,  namentlich  von  der  neu  entdeckten  Ahornart 
(Acer  SemenotDÜ)^  der  gemeinen  Vogelbeere  (Sorbus  aucuparia)^  der 
Espe  {Popuhis  iremula\  Crataegus  pinnatiflda  und  von  Strauchem  der 
schwarzen  Berberitze  {Berberis  heieropoda).  Zu  den  in  dieser  Zone 
wachsenden  Gr&sern  gehören  u.  A.  Paeonia  anomala  (ear.  hybrida 
forma  intermedia),  Scrophularia  aguatica,  Rheum  leucorhi^um.  Das  erste, 
zu  Tage  stehende  Gestein  ist  Syenit.  Nach  l\  Stunden  Steigens  geben 
Flufs  und  Thal  in  zwei  Aeste  auseinander,  die  Aprikosen-  und  Apfel- 
bäume hören  auf  (in  einer  Höhe  von  4 — 4500  Fufs),  es  beginnt  der 
Fichtenwald,  immer  noch  untermischt  mit  den  vorhin  genannten  Laub- 
bäumen, von  denen  übrigens  der  Ahorn  bei  5000  Fufs  seine  Grenze 
erreicht.  Die  in  der  Zone  der  Nadelhölzer  vorherrschenden  Sträucber 
sind:  Geifeblatt  (JLonicera  tatarica,  L.  caerulea,  £.  hispida)^  Himbeere 
{Rubus  idaeue)^  Johannisbeere  {Ribet  airopurpureum  und  diacanihum). 
Wachholder  (Juniperus  pseudosabina).  Unter  den  Kräuteri^  der  Wald- 
zone  fielen  dem  Reisenden  die  Vertreter  von  Familien  auf,  die  im  Thian- 
Shan  und  Alatau  selten  sind,   namentlich  aus  der  Familief  der  Orcbi- 


P.  y.  Ssemenof  8  Forschnngsreiten  in  den  Trans-Ilischen  Alatau.      209 

deen:  CoeloglosMum  viride  und  Goodyera  repem^  ferner  zwei  Speciet 
Fgrola,  Aafserdem  wuchBen  hier:  Aquilegia  wilgaris,  Atragene  a^nna, 
CheHäonium  tnajuSy  Draba  incana  (tar.  habecarpa)^  CerasHwn  dahuricumf 
Orohus  hUeus^  Lathyrus  pinformia,  Geranium  rectym,  Pedicularia  verti- 
tUlata,  Veroniea  biloba.  Die  Reisenden  waren  den  westlichen  Arm  der 
Almatinka  hinaufgegangen,  der  steile  Pfad  führte  durch  Walddickicht 
ond  oDgeheare  Stein-  und  Felsblöcke  hindurch.  Nach  3  Stunden  We- 
ges in  der  Nadelholzzone  trafen  sie  in  einer  Höhe  ron  7500  Fafs,  kurz 
unterhalb  der  Grenze  dieser  Zone,  Anstalten  zum  Nachtlager.  Die 
Flora  trug  hier  schon  den  Charakter  der  sub-alpinen  Zone,  vorherr- 
Mhend  standen  hier:  Ranunculus  rutaefoliuSy  Troliius paiulus^  Anemone 
narcissißoroy  Aeonihtm  Napellus  t>ar,  racemosa  (sonst  auch  A,  Lobehor 
muii),  Viola  aUaica,  K  biflora,  Parnassia  Laxmani,  Linum  perenne, 
Tkermapsis  a^ina,  Alchemilla  vulgaris ,  Saxifraga  sibirica,  Cnidium 
carvifohum,  Primula  nivalis^  Androsace  septentrionalis,  Polemonium  coe- 
nUeum^  zwei  Arten  Cur  ex  u.  a.  Das  Gestein,  das  am  Orte  des  Nacht- 
lagers austrat,  war  Syenit. 

Am  18.  August  kamen  die  Reisenden  nach  halbstündigem  muh-« 
seligem  Marsche  durch  Syenitfelsen  und  Fichtenwald  aus  der  Waldzone 
ber&as  und  betraten  zunächst  die  Zone  der  Alpenstrfiucher,  bald  die 
der  aasscbliefslichen  Alpenkräuter.  Die  üppige,  durch  Mannigfaltigkeit 
der  Blumen  und  Lebhaftigkeit  der  Farben  ausgezeichnete  Flora  der 
Alataaacben  Alpenzone  bestand  aus  folgenden  -Pflanzen:  Ranuncuku 
nUaicus  vor.  irilobus,  Hegemone  lilacina,  Delpkinium  citueasicum  par. 
kinuium,  Aconitum  Napellus,  A,  Lyeocfonum^  A^  roiundifoUum,  Papaver 
o/ptiMim,  Corydalis  SemenotDÜ,  Draba  pilosa,  D,  lactea,  Lychnis  apeiala^ 
Akine  tema,  Cerastium  trigynum,  Geranium  saxatile^  Thermopsis  al- 
ptna,  einige  alpine  Species  von  Äsiragaltts  und  Oxyiropii,  Hedysarum 
^searumy  PotenlUla  fniticosa,  Saxifraga  hireulus^  S,  ßagellaris,  S.  sibi- 
riea,  Aster  alpinus,  Erigeron  alpinum,  Leontopodium  a^inum^  2Saussurea^ 
fJoronicum  altaicum^  Campanula  glomerata^  Primula  nivalis^  Ptimula  for 
rinosa,  SoldaneUa  alpinay  Myosotis  alpestris^  Eritrichium  piüosttm^ 
(hfmnandra  altaica,  2  Arten  Carex.  Endlich  horte  aller  Pflanzenwuchs 
auf,  und  die  Reisenden  arbeiteten  sich  durch  frischgefallenen  Schnee 
gegen  Mittag  zum  Gipfel  des  Passes  hinauf.  Das  Thermometer  zeigte 
hier  -f-  3,5*  C,  als  absolute  Höhe  des  Passes  ergab  sich  aus  der  Tem- 
peratur des  siedenden  Wassers  10,650  russ.  Fufs. 

Ueber  ein  Schneefeld  hinweg  stiegen  die  Reisenden  zu  einem 
kleinen,  hübschen  Alpensee  hinab^  aus  welchem  der  Ik-Eoi-Ssu,  einer 
der  Quellarme  des  Kebin,  abfliefst.  Der  ganze  Abstieg  war  äufserst 
steil.  Das  austretende  Gestein  bestand  zuerst  aus  Granit,  dann  aus 
Syenit,  dem  endlich  Schiefer  folgte,  welcher  von  O.  nach  W.  streichend 

2«iUcbr.  d.  Qes«Il8cb.  f.  Erdk.    Bd.  IV.  14 


210  Marthe: 

nach  Sud  »bfiel.  Nach  5  Standen  Absteigens  war  das  Thal  des  Ke- 
)>in  erreicht,  nicht  weit  von  dem  obersten  Theile  dieses  schönen  Lftnga- 
spaltes.  Beim  Hiountersteigen  zum  Kebin  konnte  deutlich  wahrgenom- 
men werden  9  wie  dieser  FloXs  aas  mehreren  Gebirgsb&chen  entsteht, 
welche  haapts&chlich  dem  Gebirgsjoch  entspringen,  das  die  Nord-  and 
Südkette  des  ^^Trans-Ilischen^  Alatau  verbindet  and  die  Qaellen  des 
Kebin  and  des  ostwärts  laufenden  Tschilik  von  einander  scheidet. 
Der  erste  Zuflufs  des  Kebin  von  der  Südkette  her  ist  der  Koi-Ssn. 
Dem  Laufe  des  Kebin  folgten  die  Reisenden  in  dem  ziemlich  breiten 
Tbale,  dessen  Gr&ser  von  den  Heerden  der  Kara-Kirgisen  nach  den 
Erfahrungen  des  vorangegangenen  Jahres  nicht  berührt  worden  waren. 
Die  Richtung  war  direct  westlich.  Bis  zur  Mündung  des  Ak-Ssai, 
der  von  rechts  in  den  Kebin  fällt,  ist  das  Thal  vollständig  waldlos, 
einige  Alpenpflanzen,  z.  B.  Leontopodium  alpinum  und  Parnassia  Lax^ 
mani^  wachsen  an  den  Rändern  des  Flusses,  und  unter  den  Millionen 
hier  aufgeschütteter  Steine  Patrinia  rupestris.  Die  Reisenden  setzten 
auf  das  linke  Ufer  hinüber  und  verfolgten  ihren  Weg  am  Saume  eines 
»Fichtenwaldes,  der  sich  nicht  gerade  weit  den  Berg  hinaufzog.  Kurz 
vor  der  Mündung  des  wasserreichen,8chäumenden  Aitambet-Tschokn, 
der  von  links  zum  Kebin  fliefst,  gingen  sie  wieder  auf  das  rechte  Ufer 
hinüber.  In  der  Ferne  sahen  sie  auf  der  linken  Seite  die  Mündung 
der  Schlucht,  aus  welcher  sich  der  uns  schon  bekannte  Dürenyn-Ssa 
in  den  Kebin  ergiefst,  und  welche  auf  beiden  Seiten  mit  einem  breiten 
Streifen  Fichten  waldang  umkränzt  ist  Sie  sollten  nicht  bis  dahin  ge- 
langen. Der  mitgenommene  kirgisische  Führer  sah  plötzlich  mit  immer 
ängstlicherer  Miene  aufmerksam  am  Boden  umher.  Die  Europäer  be- 
merkten hier  nichts  als  frische  Pferdespuren;  aber  der  Kirgise  behaup- 
tete nach  Beendigung  seiner  Prüfung,  dafs  an  dieser  Stelle  vor  etwa 
einer  Viertelstunde  eine  grofse  Baranta,  über  100  Mann,  der  Ssara- 
Bagisch  gerastet  habe.  Und  richtig,  nicht  weit  davon  stiefs  man  auf 
einen  Haufen  noch  glimmender  Kohlen.  Die  Kirgisen  besitzen  über- 
haupt, ähnlich  den  rothhäutigen  Steppenbewohnern  Nordamerikas,  eine 
erstaunliche  Fertigkeit  darin,  aus  gefundenen  Spuren  zu  erkennen,  wann 
dort  Menschen  waren,  wieviel  und  von  welchem  Stamme.  Um  das 
Zusammentreifen  mit  den  freien  Kindern  der  Steppe  zu  vermeiden, 
warf  sich  die  Reisegesellschaft  in  die  erste  Schlucht  der  Nordkette  des 
Alatau.  Es  war  ein  öder,  wilder  Querspalt,  in  welchem  sie  noch  so 
weit  hinanstieg,  dafs  das  Nachtlager  in  einer  Höhe  von  etwa  8500 
Fufs,  sicher  vor  jeder  Gefahr,  genommen  werden  konnte.  Ein  schroffer, 
aus  Kieselscbiefer  bestehender  Felsen  schützte  vor  jeder  Ueberraschung. 
Die  Nacht  war  hell  und  kalt,  schon  am  Abend  das  Zelt  bereift. 

Am  Morgen  des  19.   August  um  7  Uhr  stand  das  Thermometer 


\ 

I 


P.  T.  Ssemenofs  ForBchnngsreisen  in  den  Trans-Ilischen  Alatan.       211 

aaf  0',  riDgsam  war  der  Felsboden  mit  Reif  fibersogen»  Die  ReiseDden 
gelangten  mit  grofeer  Mühe  in  2  Stunden  den  steilen  Kamm  hinauf, 
der  die  Schlacht  schlofs  and  sich  als  10,490  Fafs  hoch  erwies.  Aaf  dieser 
Höhe  wachsen  einige  Pflansen  der  oberen  Alpenzone,  unter  apderen 
die  kreazbluthige  Hutchinsia  peetinata  Bge.  Am  Nordabhange  zeigte 
nch  ein  kleines  Eisfeld  ewigen  Schnees.  Nachdem  die  steile  Nieder- 
fahrt vom  Haaptkamme  glücklich  vollendet  war,  wendeten  sich  unsere 
Reisenden  etwas  westlich  und  gelangten  bald  an  den  ostlichsten  Quell- 
bach des  Eeskelen,  an  dem  sie  bis  zur  obem  Grenze  der  Wald  Vegetation 
hinabzogen  und  dann  Halt  machten,  um  die  Höhe  dieser  Grenze  hyp- 
sometrisch zu  bestimmen.  Sie  stellte  sich  hier  auf  8060  Fufs,  eine 
Ziffer,  die  mit  früheren  Beobachtungen  gut  übereinstimmte.  Man  würde 
danach  am  Nordabhange  des  Trans-Ilischen  Alatau  die  äufserste  Grenze 
de8  Waldwuchses  zwischen  8000  und  8500  Fufs  zu  suchen  haben. 
Höber  hinauf,  bis  9000  und' 9500  Fufs,  gehen  alpine  Strfiucber,  wie 
z.  B.  Lotticera  hispida,  Potentilla  frtUicosQy  Juniperus  pseudosabina  u.  a. 

Als  die  Reisenden  noch  weiter  hinab,  zum  Zusammenflusse  der 
Qaellarme  des  Keskelen  gekommen  waren,  befanden  sie  sich  auf  einem 
ao8  schon  bekannten  Wege.  Ssemenof  hatte  diesmal  Zeit,  die' untere 
Grenze  der  Nadelhölzer  hypsometrisch  zu  bestimmen.  Es  fand  sich,  dafs 
sie  hier  im  Keskelenthale  bei  5290  Fufs  Meereshöhe  liegt.  Die  Baumvege- 
tation des  Thaies  wird  von  da  an  ärmlich ;  das  aus  sandigem  Diluvial- 
boden  bestehende  Terrain  ist  trocken  und  umschliefst  eine  Menge  Steine, 
oft  von  ungeheuerer  Gröfse,  die  aus  Granit  und  Syenit  bestehen  und  Ver- 
sprengte vom  Hauptstock  des  Alatau  sind.  Apfel-  und  Aprikosenbäume 
sind  im  unteren  Thale  des  Eeskelen  nicht  häuüg,  dagegen  fehlt  es 
nicht  an  hohen  Sträuchern,  namentlich  sind  vertreten :  Hippophae  rham- 
noides,  Crataegus  pinnatifida,  Coioneaster  muUiflora^  Rosa  platyacanfha 
und  cinamomea^  Berberis  heteropoda.  Unter  den  niedrigen  Gewächsen 
des  unteren  Thaies  (von  4000 — 2200  Fufs)  überwiegen  Glycyrhi%a  as- 
perrima,  Sophora  alopecuroides,  Erysitnum  canescens,  Salvia  sihestris 
d.  h.  solche  Pflanzen,  welche  beweisen,  dafs  die  Steppenflora  auch  den 
nntern  Theil  des  Thaies  beherrscht. 

Als  man  zuletzt  auch  die  oben  beschriebene  Porphyrschlucht  pas- 
Krt  hatte  und  in  die  heifse,  an  das  Gebirge  sich  lehnende  Ebene  hinaus- 
getreten war,  zeigte  das  Thermometer  Abends  8  Uhr  nach  Sonnen- 
untergang etwas  über  17,6*  C.  Als  absolute  Höhe  dieser  Ebene  fand 
Ssemenof  2302  Fufs.  Auf  einer  Insel  des  hellen,  rauschenden  Keskelen 
▼nrde  übernachtet  und  am  andern  Morgen  der  Ruckweg  nach  Wär- 
noje  angetreten. 

Unser  Gewährsinann  machte  im  J.  1857  noch  verschiedene  andere 
Excursionen,  namentlich  in  dem  gesicherten  Ostflügel   des  Gebirge?, 


212  Marthe: 

• 

bei  welchen  er  .alle  irgend  möglichen  Bergöbergänge  in  beiden  Ketten 
flu  passiren  eachte  and  an  Ort  und  Stelle  mittelst  der  Temperatar  des 
siedenden  Wassers  35  hypsometrische  Bestimmangen  ansfahrte.  Das 
Resultat  dieser  wissenschaftlichen  Aosfifige  fiassen  wir  mit  ihm  sam- 
marisch zusammen. 

Der  ^Trans-Dische^  Alatan  erstreckt  sieb  in  einem  mittleren  Ab- 
Stande von  50—60  Werst  «»7  —  81  Meile  südlich  vom  Flusse  Ili  in 
der  Richtung  von  ONO.  gegen  WSW.  Hiernach  erklfirt  sich  sein 
Name  ^Trans-Iliseh^,  der  ihn  von  dem  Ssemiretschinskischen  (^der  sieben 
Flusse^)  oder  dsungarischen  Alatau  unterscheidet  0-  I^as  breite  Step- 
penthal des  Ili,  ans  dem  der  Trans-Ilische  Alatau  sich  erhebt,  hat  eine 
Meereshöhe  von  1000 — 3000  Fu&,  indem  es  vom  Bett  des  Ili  bis  zam 
Fufse  des  Gebirges  allm&hlich  ansteigt  (das  Niveau  des  Ili  hat  am  Piket' 
Iljiskoje  nach  Ssemenofs  hypsometrischer  Bestimmung  1230  F.,  nach 
der  barometrischen  Golubef  s  1300  F.  absolflter  Höhe).  Die  absolute  Hohe 
am  Nordfufse  des  Trans-Ilischen  Alatau  wird  durch  folgende  Messun- 
gen Ssemenofs  bestimmt:  am  Austritt  des  Keskelen  aus  den  Vorbergen 
(s.  oben)  2302  russ.  F.,  Warnoje  2270  F.  (nach  barometr.  Bestimmung 
Golubef  s  2430  F.),  am  Austritt  des  Flusses  Issyk  2940  F.,  am  Aus- 
tritt des  Flusses  Turgen  2970  F.»  am  Austritt  des  Flusses  Tschiiik 
2810  F.  Die  Hohe  am  Südfuise  des  Gebirges  ergiebt  sich  aus  den 
oben  mitgetheilten  Bestimmungen  über  die  Höhe  des  Seeniveaus  im 
Issjk-Kul. 

Vom  Ili  aus  gesehen,  erscheint  der  Trans-Ilische  Alatau  wie  eine 
hohe  steile  Mauer,  ohne  alle  Vorberge  und  ohne  bedeutendere  Aus- 
schnitte in  dem  welligen  Kamme;  am  höchsten  erscheint  und  ist  die 
Mitte  des  ganzen  Zuges,  die  über  die  Schneelinie  hinausgeht,  zu  beiden 
Seiten  sinkt  dann  der  Elamm  allmählich  und  symmetrisch  ab.  Na- 
mentlich die  Formen  des  mittleren,  schneebedeckten  Theiles  treten  im 
Sonnenlicht  bei  der  durchsichtigen  Atmosph&re  Gentralasiens,  z.  B.  von 
Iljiskoje  aus  deutlich  hervor,  während  die  unbedentraden  Contreforts 
und  Vorberge  dem  Auge  völlig  in  einander  fliefsen. 

Als  östliches  Ende  des  Trans-Ilischen  Alatau  nimmt  Ssemenof  den 
Funkt  an,  wo  der  Karkara  und  Kegen,  welche  den  Tscharyn, 
einen  linken  ZufluTs  des  Ili  bilden,  zusammenfliefsen,  als  Westende  die 
Stelle,  wo  der  Tschu  aus  der  Schlucht  von  Buam  hervorbricht  In 
diesen  Grenzen  hat  das  Oebirge  eine  Länge  von  reichlich  28  geogr. 
Meilen  (200  Werst).  Doch  setzt  sich  diese  Erhebung  nach  beiden 
Seiten  hin  fort:    nach  Osten  hin  in  die  chinesische  Ili -Provinz  unter 


*)  Den  die   Rassen  aber    consequenter  den   „Cis-Ilischen"    benennen   wUrden, 
da  er  eben  nördlich  vom  Ili  liegt. 


F.  ▼.  SsemenofB  ForschaDgsreisen  in  den  Trans-Ilischen  Alatan.       213 

Teisehiedenen  BenennnDgen  (Kailok,  Temiriik,  TschanpanyD),  weiter- 
hin anter  dem  allgemeinen  Namen  Nan-Schan,  bildet  hier  über  den 
Darcbbrach  des  Tekes  hinaus  die  V orkette  des  Tbian-Scban  and  schliefst 
sich  dem  gigantischen  Bergjoch  Bogdo-Oola  an.  Nach  Westen  za 
bildet  die  Verlängerung  des  Trans-Itischen  der  Eirgisnjn-Alatau  (oder 
das  Alexandergebirge),  der  sieh  zwischen  dem  Tschu  und  Talas  er* 
streckt  und  mit  dem  westlichen  Thian-Schan  (von  Ssäwerzof  Urtak-Tau 
benannt)  durch  das  Bergjoch  in  Verbindung  steht,  welches  die  Wasser- 
scheide zwischen  den  oberen  Zuflüssen  des  Koschkar  und  des  Talas 
herstellt  Mit  diesen  ostlichen  and .  westlichen  Fortsätzen  bildet  der 
Trans-Ilisohe  Alatan  unzweifelhaft  die  Vorkette  des  Thian-Schan,  von 
welchem  er  auch  in  seinem  geognostischen  Bau  wenig  verschieden  ist. 

'Wir  betrachten  hier  nnr  den  Trans-Ilischen  Alatau  im  engeren 
Sinne  innerhalb  der  oben  bezeichneten  Grenzen.  Die  höchst  charac- 
teristische  Eigenthümlichkeit  dieses  Gebirgszuges  ist  die  merkwür- 
dige Symmetrie  seiner  orographischen  Gestaltung.  Das 
Gebirge  besteht  aus  zwei  hohen  Parallelkämmen,  der  oft  genannten 
Nord-  und  der  Südkette.  Beide  Kamme  sind  beinahe  im  Meridian 
der  Mitte  des  Issyk-Knl  darch  ein  Qaerjoch  verbunden,  welches  das 
tiefe,  beide  Ketten  trennende  Längsthal  wie  durch  eine  Scheide- 
wand in  zwei  mit  den  Spitzen  zusammenstofsende  Längsthäler  abtheilt, 
ans  denen  nach  West  in  der  Richtung  nach  WSW.  der  Orofse  Kebin 
zun  Tschu,  nach  Ost  in  der  Richtung  nach  ONO.  der  Tschilik,  ein 
linker  Zuflufs  des  Ili,  abfliefsen.  Dem  Querjoche  entspricht  in  der 
Nordkette  der  höchste  Pankt  des  ganzen  Gebirges,  der  Talgarnyn- 
Tal-Tschoku,  zu  dessen  beiden  Seiten  auf  je  7  Meilen  hin  das  Ge- 
birge ewigen  Schnee  auf  seinem  Racken  trägt.  Jedes  der  beiden  Längs- 
thäler hat  etwa  eine  Länge  von  ^  Meilen  (100  Werst)  bei  einer 
Breite  von  2^ — 3  Werst.  Der  Tschilik  bricht  aus  seinem  Längsthaie 
dorth  einen  Querspalt  der  niedriger  gewordenen  Nordkette  and  wendet 
sieh  weiterhin  nach  Norden,  der  Kebin  durchschneidet  zuletzt  in  einer 
wilden  Schlucht  diagonal  die  Südkette  und  strömt  im  nördlichen 
Theile  des  Engpasses  von  Buam  in  den  Tschu  ein. 

Es  gehört  ferner  zur  Symmetrie  dieses  merkwürdigen  Gebirges, 
dafs  die  beiden  Ketten  desselben  an  ihrem  östlichen  und  westlichen 
finde  allnnählich  aus  einander  treten,  dafs  demnach  die  beiden  Längs- 
thäler in  demselben  Verhältnifs  sich  erweitern,  und  dafs  in  jedes  dann 
eine  mit  den  Hanptketten  parallele  Zwischenkette  eingeschoben  ist.  Im 
Osten  heifst  dieser  Nebenzag  Dalaschik  und  scheidet  von  dem  Längs^ 
thale  des  Tschilik  das  nördliche  kürzere  Längsthal  Dschenischke. 
Im  Westen  heifst  diese  Zwischenkette  Utsch-Konnr  und  trennt  vom 
Orofsen  Kebin  den  nördlichen,  sehr  kurzen  Kleinen  Kebin.     (Die 


214  Marthe: 

Yerhfiltnisfie  hier  im  Westen  kennt  Ssemenof  indefe  nicht  aus  eigener 
Anschaaung ' ). 

Der  Kamm  beider  parallelen  Haaptketten  besteht  seiner  ganzen 
Lfinge  nach  aas  Granit  und  Syenit.  Am  Nordabhange  der  Nordkette 
erscheinen  hie  und  da  Kieselschiefer,  die  stark  zerrissen  und  metamor- 
phosirt  sind  von  Porphyren,  aus  denen  alle  Yorberge  des  Nordabhanges 
bestehen ;  Kalke,  aber  ohne  organische  Ueberreste,  liegen  auf  der  Nord- 
seite nur  im  Querthale  des  Turgen.  Zwischen  beiden  krystallinischen^ 
Ketten  breiten  sich  in  den  Längsthälcrn  Flötzgesteine  aus,  namentli<^b 
Schiefer,  Sandstein  und  Kalke  paläozoischer  Formationen,  in  denen 
sich  viele  Versteinerungen  befinden,  in  den  untern  Schichten  aus  der 
devonischen  (z.  B.  Airypa  reticularis)^  in  den  oberen  aus  der  Stein- 
kohlen-Formation (so  z.  B.  Producius  setnireHcuiatus,  Pr,  cora  u.  a.).  Im 
Thale  des  Tschilik,  wie  in  dem  des  Kebin  ist  der  Fall  der  Flötz- 
schichtungen  ein  synklinischer,  d.  h.  sie  sind  durch  die  gleichzeitige 
Hebung  beider  Paralielkämme  emporgetragen  worden.  Das  Zwi- 
schengebirge Dalaschik  besteht  ganz  aus  Flötzformationen ,  deren 
Schichten  eine  an ti klinische  Falte  bilden,  die  sich  in  der  Mitte  des 
Längsthaies,  parallel  den  krystallioischen  K&mmen  gebildet  hat  Am 
Sudabhange  der  Südkette  liegen  dieselben  Kieselschiefer  und  Kalke, 
auch  fand  Ssemenof  hier  Versteinerungen  aus  der  Steinkohlenform ation 
im  Thale  des  Tabulgaty.  Porphyre  bilden  ebenfalls  hie  und  da  Vor^ 
berge  auf  der  Südseite  des  Alataa.  Dioritadern  begegnen  an  verschie- 
denen Punkten  des  Gebirges. 

Nach  allem  diesem  zerfällt  das  Relief  des  Trans-Ilischen  Alataa 
in  drei  Haupttheile:  1)  die  Nordkette  mit  ihren  Vorbergen,  2)  die 
beiden  Längsthäler  mit  den  einliegenden  Zwischenketten  und  Hoch- 
ebenen, 3)  die  Südkette.  • 

•  Die  Nord  kette  ist  in  ihren  allgemeinen  Zügen  genugsam  ge- 
schildert worden.  Der  besondere,  östliche  Theil  derselben,  der  vom 
Durebbruch  des  Tschilik  bis  zum  Tscharyn  reicht,  ist  unter  dem  Namen 
Taraigyr  bekannt.  Die  Höhe  ihres  Hauptgipfels,  des  Talgarnyn- 
Tal-Tschoku,  wurde  von  Ssemenof  nicht  speciell  gemessen,  doch 
vermuthet  er  nach  seinen  Bestimmungen  über  die  Höhe  der  Schnee- 
linie und  nach  einer  Vergleichung  der  schneelosen  und  schneebedeckten 
Theile  dieses  Berges,  dafs  seine  Höhe  nidbt  bedeutend  über  15000  rass. 
FoTs  hinausgehen  könne.  Die  mittlere  Höhe  der  Nordkette  überhaupt 
würde  sich  ungefähr  aus  den  von  Ssemenof  gemessenen  Höhen  einiger 
Bergübergänge  ergeben,  es  sind  vom  TVilgarnyn-Tal-Tschoku  aus  im 


')  Orographisch  betrachtet  ist  es  also   die  Nordkette,    welche  sich  an  ihrem 
6stScheii  und  westliehen  Ende  gabelfSrmig  theilt. 


P.  T.  Ssemenors  Forschangsreisen  in  den  TranB-Hischen  Alataa.        215 

Weetflugel:  der  Almaty  10,620  F.,  der  Keskelen  10,490  F.,  der  Ssuok- 
Tubbe  7500  F.,  im  Ostflogel :  der  Turgen-Aßsy  8060  F,,  der  Turaigyr 
6336  Fufs  hoch.  Hiernach  würde  sich  die  mittlere  Eammhohe  der  Nord- 
kette etwa  aaf  8600  Fafs  stellen.  Den  schönen  Querthälern  des  Nord- 
abbanges  der  Nordkette  entströmen  rasche,  rauschende  Oebirgsfljisse, 
7on  West  nach  Ost  gezählt:  der  Eastek,  der  Eara-Eastek  (bei  Sse- 
menof  beide  Maie  Eestek),  der  Eargaly,  der  Tschemolgan,  der  Ees- 
kelen,  der  Ak-Ssai,  zwei  Almaty,  der  Talgar,  der  Issyk,  der  Tnrgen, 
der  Tschebdar,  der  Tschilik  u.  a.  Alle  diese  Flösse  werden  nach 
ihrem  Austritt  in  die  Steppenebene  durch  Bewässerungscanfile  stark 
angegriffen  und  erreichen  aufser  einigen  sehr  wasserreichen,  wie  z.  B. 
der  Tschilik,  nicht  den  Ili,  —  Die  Porphyrvorberge  der  Nordkette,  deren 
Höhe  im  Verhältnifs  zu  letzterer  an  sich  unbedeutend  ist,  treten  zu 
den  Vorsprungen  oder  kurzen  Querriegeln  derselben  so  nahe  heran, 
daCs  sie  mit  ihnen  fast  zusammenfliefsen.  Nur  vom  Turgen  an  nach 
Osten  werden  diese  Yorberge  in  dem  Mafse,  als  der  Hauptkamm  sinkt, 
bedeutender,  und  indem  sie  sich  allmählich  ganz  vom  Hanptkamme 
ablösen,  treten  sie.  östlich  vom  Durchbrnche  des  Tschilik  als  eine  be- 
sondere Forphyrkette  Bogaty  auf,  die  in  dem  Bergpasse  Sseirek- 
Tas  eine  Meereshöhe  von  4990  Fufs  erreicht  und  von  dem  Osttheile 
der  Hauptkette,  dem  Turaigyr,  durch  ein  vollstäxidig  ebenes  Plateau 
getrennt  ist,  ^Iches  letztere  bei  15  Werst  ^=  2f  Meileir  Breite  eine 
abflolate  Höhe  von  3580  russ.  FuDs  hat. 

Was  die  beiden  Längsthäler  unseres  Gebirges  betrifft,  so  hat 
das  Kebinthal  bei  der  Einmündung  des  Dürenyn  reichlich  6350  Fufs 
absolnte  Höhe  * ),  da  diese  Messung  indefs  im  oberen  Theile  des  Thaies 
aosgeiuhrt  wurde,  und  der  Eebin  bei  seiner  Mündung  in  den  Tschu 
schwerlich  über  4000  Fufs  hoch  liegt,  so  wird  als  mittlere  Meereshöhe 
des  Eebinthales  5000  russische  Fufs  anzunehmen  sein.  Das  Thal  des 
Tschilik  liegt  in  seinem  obersten  Theile  nach  Ssemenofs  Messung 
6550  Fufs  hoch,  an  der  Stelle,  wo  der  Tschilik  die  Wendung  zum 
Dnrchbruche  macht,  5010  Fufs,  seine  mittlere  Höhe  würde  sich  also 
sof  5700  Fufs  stellen.  Das  mit  diesem  parallele,  kürzere  Längsthal 
des  Dschenischke  lag  an  einer  Stelle,  wo  Ssemenof  es  durchschnitt, 
5820  Fufs  hoch.  Der  zwischen  beiden  Thälern  streichende  Dalaschik 
hat  in  dem  Fasse  Mai-Bulak  7835  Fufs  und  in  seinem  höchsten 
Gipfel  9530  Fufs  Meereshöhe.  Oestlich  von  der  Wendung  des  Tschilik 
breitet  sich  zwischen  den  beiden  niedriger  gewordenen  Hauptketten 
«in  hohes,    sehr   ebenes  Steppenplateau  aus,   von  den  Eingeborenen 


')  Zwisehen  dieser  Angabe  und  der  obigen  (3.  1S5)  ist  ein  Widersprach,  den 
ieh  nicht  zu  Idsen  vermag. 


216  Marthe: 

Dschelanascbtsch  genannt;  es  liegt  im  Westen  d.  h.  an  der  Bie- 
gung deS'Tschilik  reichlich  5000.  Fufs  hoch,  in  seinem  ostlichen  Theile^ 
namentlich  jenseit  der  Vereinigung  des  Karkara  ond  Regen,  5300  F.^ 
and  im  N.  oder  vielroehr  NW.  am  Fafse  des  Tnraigyr  4570  Fufs. 
Die^e  Hochebene  nnn  ist  geologisch  und  topographisch  sehr  merkw&r* 
dig.  Offenbar  war  sie  ursprünglich  ein  tiefes,  zwischen  den  Parallel- 
ketten  eingesenktes  Kesseltbal,  welches  allmählich  durch  jüngere  Nieder* 
schlage,  bestehend  aus  Sand  und  Lehm  nebst  zahllosen  Steinen  ausge- 
füllt wurde.  Das  Alles  bildet  nun  eine  Art  schwach  cementirten 
Conglomerats,  welches  so  leicht  zerfällt  und  verwittert,  dafs  die  drei 
Flüfschen  Merke,  welche  dieses  Hochplateau  dnrchrinnen,  sowie  femer 
der  Karkara  und  Kegen  bei  ihrer  Vereinigung,  endlich  der  aus  letzte- 
rer gebildete  Tscharyn  sich  tiefe  Betten  in  dasselbe  gegraben  haben. 
Die  Thäler  dieser  Flüsse  sind  in  das  I^uptplateau  bis  in  eine  Tiefe 
von  700  —  800  Fufs  eingeschnitten  und  gehen  mit  ihrer  Sohle  durch 
das  Angeschwemmte  hindurch  bis  zum  festen  Gestein,  welches  an  der 
zweiten  Merke  aus  Bergkalk  mit  seinen  Versteinerungen  besteht.  Dies 
furchtbar  zerschnittene  Terrain  ist  das  Haupthindernifs  auf  dem  sonst 
besten  Wege,  der  von  Wärnoje  zum  Issyk-Eul  geht  und  über  den 
Sseirek-Tas,  den  Turaigyr,  die  drei  Merke  und  den  sehr  bequemen  Pafs 
der  Sudkett^  SsaorTasch  fuhrt.,. Zur  Erklärung  jener  colossalen  Ab- 
lagerungen nimmt  Ssemenof  an,  dafs  der  Kessel  einst  i^schlossen  war, 
und  viele  Bergströme  Steine,  Geröll  und  abgespülte  Erdschollen 
in  ihn  schütteten,  bis  der  Kessel  mehr  and  mehr  sich  füllte,  das 
Niveau  des  Sees,  der  sich  in  ihm  gebildet  hatte,  stieg  und  endlich  die 
Gewässer  einen  gewaltsamen  Durchbrach  nach  Norden  sachten,  wohin 
noch  jetzt  der  Tschiiik  und  der  Tscharyn  abfliefsen.  Seitdem  mnlsten 
sich  die  drei  Gebirgsbäche  Merke  in  dem  ebenen  Hochplateau,  dessen 
Bestandtheile  der  Kraft  eines  raschen  Bergstromes  wenig  Widerstand 
entgegensetzen  konnten,  ihre  tiefen  Betten  eingraben,  die  endlich  bis 
auf  das  feste  Berggestein  hinabgelegt  vnirden.  Die  vereinigten  Flüsse 
durchwühlten  dann  auch  die  harte  Felsbank,  die  unter  dem  losen  Con- 
glomeratgebilde  am  Boden  des  Tscharjn-Thales  verborgen  liegt,  und 
es  entstanden  so  in  der  tiefen  Schlucht  bei  der  Mündung  der  Flüsse 
Merke  in  den  Tscharyn  die  prächtigen  und  malerischen  Wasserfälle 
des  letzteren,  welche  unter  dem  Namen  Ak-Togoi  bekannt  sind,  ^der 
weifse  Strom**,  weil  das  ganze  Wasser  des.  Tscharyn  sich  hier  in  silber- 
glänzenden Schaum  und  Wasserstaub  auflöst. 

Die  Südkette  ist  der  nördlichen  in  ihrem  Ba«  ähnlich,  anr 
scheint  sie  im  mittleren  Theile  niedriger  als  diese  zu  sein,  fällt  dafür 
aber  allmählicher  auf  ihren  Flügeln  ab,  ihre  Pässe  sind  ferner  in  dem 


r 


F.  r.  Ssemenof  8  Forschungsreisen  in  den  Trans-Uisehen  Alataa.        217 

Haoptkamme  sehr  wenig  eingeschnitten,  und  so  ihre  mittlere  Kamm«- 
höhe  etwas  bedeutender  als  die  der  Nordkette.  Im  westlichen  Theile 
konnte  Ssemenof  keine  hypsometrischen  Bestimmangen  ausfahren ;  den 
von  ihm  Sberschrittenen  Pafs  Durenyn-Assj  schätzte  er  auf  9000  bis 
10,000  FuTs.  Im  Ostfiugel  mafs  er  vier  Passe :  den  Eurmety  10620  F.,, 
den  Sehaty  10,040  F.,  den  Tabulgaty  8790  F.  und  den  Ssan-Tasch 
5850  Fufs.  Danach  würde  sich  als  mittlere  Eammhöhe  8825  russ.  Fufs 
ergeben.  Die  mittlere  Höhe  der  Bergpfisse  in  beiden  Ketten  des  Trans- 
üischen  Alataa  ubertri£ft  also  die  mittlere  Hohe  der  Alpenpfisse,  und 
aar  die  Pässe  im  Hauptkamme  des  Kaukasus  können  bich  an  Höhe 
mit  denen  des  Alatau  messen. 

Zaletzt  giebt  der  ausgezeichnete  Forscher  eine  Uebersicht  der 
Vegetationszonen  im  Trans-Ilischen  Alatau.  Er  unterscheidet  de- 
ren fünf  resp.  sechs,  welche  eine  über  der  anderen  liegen. 

Die  erste  ist  die  Steppenzone,  welche  bis  2000  Fufs  hinauf 
d.  h.  eben  nnr  an  den  FuTs  des  Alatau  hinangeht.  Wfilder  giebt  es 
in  derselben  gar  nicht  Nur  der  Rand  der  Flüsse,  des  111  und  anderer 
ist  hie  und  da  mit  Bfiumen  umsäumt,  Pappeln  (Populus  pruinoia  und 
P.  (UversifoUa),  Dschidda  (Elaeagnus  angustifolia)  und  einer  Eschen- 
{Fr(unnus-)Art.  Dies  sind  nach  Ssemenof  die  einzigen  «Bäume,  welche 
in  dieser  Zone  im  Trans-Ilischen  Striche  vorkommen.  Dagegen  ist  die 
Steppenzone  ungleich  reicher  an  Sträuchern.  Hierher  gehören:  Cle^ 
matis  soongorica  Bge.,  CL  orientalis  L.,  Berberis  integerritna  Bge., 
Ammodendron  Sieversii  Fisch.,  Halimodendron  argenteum  D.  C,  Caragana 
fnUescens  D.  C,  C.  tragacanthoides ,  Hultheimia  herberifolia  Dumort, 
Aosa  Gebleriana  Sehr.,  Tamarix  ehngata  Led.,  T.  laxa  W.,  T,  Pallasii 
Mey.,  T.  hispida  W.,  Lycium  sp.,  ferner  ^saksaul  {Anabasis  Ammodenr 
dran),  einige  Arten  Calligonum,  Salix  und  Ephedra, 

Die  Flora  der  Steppenzone  unterscheidet  sich  überhaupt  von  den 
über  ihr  liegenden  scharf  durch  ihren ,  dem  europäischen  Typus  frem- 
den Character.  Nicht  nnr  ist  es  die  starke  Proportion  reiner  Steppen- 
fonnen,  wie  z.  B.  der  zahlreichen  Salsolaceen  und  Tamariscioeen,  von 
I^iUBisoeen  —  die  Astragalus- Arten,  ferner  Hedysarum,  Älhagi^  Ha" 
ümodeudron^  Ammodendron,  unter  den  Doldenpfianzen  —  die  Ferula, 
von  den  Caryophyllen  AcatUhaphylkttn ,  uoter  den  Compositen  —  die 
Smusurea,  ferner  von  Polygonen  —  die  Caüigonum^  endlich  Cgnomo* 
mm  eocdneum  L.  u.  a.  mehr,  sondern  es  ist  nicht  minder  auch 
der  Sn&ere  Anblick,  der  Habitus  dieser  Steppenpftanzen ,  der  dem 
europäischen  Wanderer  auffallen  und  nen  erscheinen  wird.  So  erblidct 
er  halbstrauehartige,  yielverzweigte,  stechende  oder  fleischige  Formen, 
das  Grün  oft  mehr  aschgraufarben,  oder  wo  es  fleischig  ist,,  mit  einem 


218  Martlie:  . 

granlichen  Schmelz,  wie  bei  der  reifen  Pflaume,  aberzogen.  Er  yermifst 
den  zasammenbfingenden  Rasen,  vielmehr  schimmert  darch  die  in  Zwi- 
echenräamen  von  einander  stehenden  Pflanzen- Individuen  der  nackte  Bo- 
den hindurch,  endlich  sieht  er  selten  verschiedene  Arten  darch  einander 
gemischt,  sondern  in  der  Regel  jede  einzelne  zu  mehr  oder  weniger  aus- 
gedehnten Gruppen  oder  Gesellschaften  vereinigt.  Europäische  Pflanzen- 
formen bilden  in  der  Steppenzone  höchstens  1 0  Procent  ihrer  Flora,  und 
aach  diese  sind  mehr  Formen,  die  den  Uferländern  des  Schwarzen  und  des 
KaspischenMeeres  angehören,  wenige,  die  auch  in  Mitteleuropa  heimisch 
sind.  Der  gröfste  Theil  dieser  Steppengewächse  gehört  zur  Flora  der 
Aralo-Kaspischen  Niederung,  die  sich  hier  in  die  Tiefe  Mittelasiens,  zwi- 
schen die  äufsersten  nordwestlichen  Verzweigungen  des  grofsen  centralen 
asiatischen  Berglandes  eindrängt  Manche  dieser  Pflanzen  gehen  aller- 
dings auch  über  die  Grenzen  jener  Niederung  hinaus,  theils  nach  NO. 
in  die  Barabi nskische  Steppe  und  zum  Fufse  des  Altai,  theils  sudwest- 
lich nach  Persien  und  ein  die  südlichen  Uferländer  des  Schwarzen  und 
des  Mittelländischen  Meeres,  bis  nach  Syrien  und  Nordafrika  hin.  Da- 
für sind  aber  auch  nicht  ^wenige,  die  bis  jetzt  nur  in  den  Grenzen  der 
Ili-  und  Balchasch-Niederung  gefunden  wurden.  Es  sind:  CUfnatis 
soongorica  Bge.,  Farsetia  spathulaia  Kar.,  Helianihemum  soongoricum 
Sehr.,  Acanthophyüum  paniculatum  Regel  et  Herder,  Erodium  Seme- 
nomi  R.  et  H.,  Haplophyllum  Sievergii  Fisch.,  ZygopkyUum  R.  et  H., 
Oxytropis  Semenowii  R.  et  H.,  Ästragalus  brachypuB  Sehr.,  Ä,  cognalus 
Sehr.,  Ä.  sphaerophyia  Kar.,  A.  Turczaninovii  Kar.,  A.  spartioides  Kar., 
A.  lanuginosus  Kar.,  A,  flexus  Fisch.,  A.  lagocepha^us  Fisch.,  A.  alopecias 
Fall.,  A.  Semenofoii  R.  et  H.,  A.  ilensis  R.  et  H.,  A.  farctus  R.  et  H., 
A,  chlorodontha  R.  et  H.,  A,  halodendron  R.  et  H.,  Orobus  Semenowii 
R.  et  H.,  Hedysarum  Semenowii  R.  et  H.,  Rosa  Gebleriana  Sehr.,  Eryn- 
gium  macrocalyx  Sehr.,  Ferula  soongorica  PalL,  Ackillea  trichophylla 
Sehr.,  Artemisia  juncea  Kar.,  Saussurea  rigida  Led.,  S,  coronata  and 
noch  manche  andere. 

Es  lassen  sich  in  der  Steppenzone  2  Etagen  unterscheiden,  die 
anch  in  ihrer  horizontalen  Erstreckong  zwei  besondere  Gebiete  bilden* 
Die  erste,  von  500 — iOOO  Fufs  gehende,  ist  durch  Ssaksaal  and  über- 
haupt die  charakteristischen  Pflanzen  der  Aralo-K aspischen  Niederang, 
femer  durch  locale  Typen  gekennzeichnet  Die  zweite  von  1000  bis 
2000  Fufs  gehende  chäracterisirt  sich  durch  Arlemisia  und  begreift  eine 
grofsere  Zahl  europäischer  Typen  als  die  erstere.  E^inia  and  Boden 
der  Steppenzone  zeichnen  sich  durch  aufserordendiche  Trockenheit  ans. 
Flosse,  welche  die  drei  nächst  höheren  Zonen  als  muntere  Bergstiöfflc 
durcheilen,  nehmen  rasch  an  Umfang  ab,  sobald  sie  die  Steppenzone 


P.  T.  Ssemenof  s  Forschnngsreisen  in  den  Trans-Ilischen  Alatau.        2 1 9 

beitihren,  bilden  lange  Trockenstellen  oder  salzhaltige  kleine  Seen  and 
sterben  endlich  ganz  ab,  indem  theils  der  durstige  Boden,  theils  die 
erhitzte  Atmosphäre  ihr  Wasser  verschlucken.  Für  Kolonisation  ist  die 
Steppenzone  darom  angeeignet,  and  die  einzige  rassische  Ansiedelang 
derselben,  Iljiskoje  an  einer  Ueberfahrtsstelle  des  111,  hat  keine  öko- 
nomische, sondern  nar  strategische  Bedeutung.  Dagegen  hat  die  Steppen- 
zone far  die  Oekonomie  der  Eingeborenen,  der  Kirgisen,  eine  um  so 
gröHsere  Wichtigkeit,  denn  sie  gewährt  ihnen  die  beste  Ueberwinterungs- 
sUUte  und  gutes  Yiehfutter  während  des  kurzen,  wenig  schneeigen 
Winters,  der  dieser  Zone  eigenthümlich  ist. 

Die  zweite  Zone,  welche  die  Kultur-  und  Gartenzone  heifsen 
konnte,  erstreckt  sich  nicht  nur  am  Fufse  des  Alatau,  sondern  geht 
auch  seine  Vorberge  und  Thäler  bis  zur  untern  Grenze  des  Nadel- 
bolzes hinauf,  d.  h.  von  2000—4500  Fufs  am  Nord-  und  bis  5000  Fufs 
am  Sudabhange  des  Gebirges.  An  Laubwaldungen  ist  in  dieser  Zone 
kein  Mangel,  besonders  sind  solche  Wäldchen  in  den  untern  Theilen 
der  Querthäler,  welche  den  Nordabbang  des  Alatau  durchbrechen,  nicht 
selten  and  üppigen  Parkanlagen  zu  vergleichen.  Unter  den  Bauoa- 
gattnngen  dieser  Zone  treffen  wir  auch  Obstbäume,  die  in  Sibirien 
völlig  fremd  sind,  so  den  wilden  Apfel-  und  den  wilden  Aprikosen- 
banm,  im  westlichen  Thian-Schan  auch  Pistacien-  und  Walin ufsbäume. 
Aolserdem  gedeihen  in  dieser  Zone :  Popuius  laurifolia,  P,  tremula,  Be- 
tnia  datmrica,  die  schöne,  neuentdeckte  Ahornart  Acer  Semenowii,  Sor- 
Ims  aucuparia,  Prunus  padus  und  Crataegus  pinnalißda.  Von  diesen 
Steigen  auch  in  die  folgende  Zone  hinauf:  Birke,  Espe  und  Vogelbeere. 
Sträucher  sind  ebenfalls  in  dieser  Zone  zahlreich  vertreten:  Clematis 
toongarica  Bge.,  CL  orienialis  L.,  Berberil  keteropoda  Sehr.,  Caragana 
fmtescens  De,  C  tragacanthoides  Poir.,  C.  pygmaea  De,  Halimodendron 
orgenteutn  De,  Prunus  prosirata  Lab.,  Spiraea  hypericifoHa  L.,  S,  mul- 
Üßda  L.,  S,  crenaia  L.,  S.  irilobnta  L.,  Rubus  idaeus  L.,  Rosa  pimpi" 
neUifoHa  De,  R.  platyacaniha  Sehr.,  R.  cinamomea  L.,  R.  acicularis 
Und.  t>ar,  Gmelini,  Cotoneasier  vulgaris  Lindl.,  C.  nummuiaria  Fisch., 
Myricaria  alopecuroides  Sehr.,  Ribes  heterotrickum  Mey.,  Lonicera  ta- 
tariea  L.,  Vibumum  opulus  L.,  Hippophae  rhamnoides  L.,  einige  Calli- 
yomm  und  Ephedra.  Die  Flora  dieser  Zone  schliefst  im  Ganzen  über 
60  Prooent  europäischer  Arten  in  sich,  und  zwar  besonders  Vertreter 
der  mittelearopäischen  Flora.  Unter  den  rein  asiatischen  Typen  ge- 
hören einige  zar  sibiriscb-altaischen  Flora,  andere  zur  Aralo-Kaspischen, 
die  meist  aos  der  vorhergehenden  Zone  hoher  hinauf  gezogen  sind,  eine 
dritte  Abtheilang  endlich  bilden  die  der  Dsungarei  d.  h.  den  Stafen- 
lindem  des  Thian-Schan,  der  beiden  Alatau  and  des  Tarbagatai  eigen- 


220  Marthe: 

thümlichen  PflanzeD,  die  theilweise  aach  weiter  sfidlich,  am  Rande  des 
asiatischen  Hochgebirges  d.  h.  im  östlichen  Persien  verbreitet  sind. 

Zar  ersten  Kategorie  zählen:  Paeonia  anotnala  L.,  Sysimbritm 
brassicaeforme  Mej.,  Cerastium  maximum  L.,  C.  datniricum  Fisch.,  Ge- 
raninm  albißorum  Led.,  Thermopsis  lanceolata  R.  Br.,  Caragana  pyg- 
maea  De,  C.  tragacanihoides  Poir.,  Astrag ahts  vicioides  Led.,  A,  kyp<h 
gaeus  Led.,  Ä.  Arbuscula  Pall.,  A.  armatus  Kar.,  Hedysarum  polymorphum 
Jjed.,  Hed,  negiecium  Led.,  Spiraea  trilobata  L.,  Potentilla  pensykanica 
L.,  P.  dealbata  Bge.,  P.  muUißda  L.,  P.  bifurca  L.,  P.  chrysantha  L., 
P.  sericea  L. 

Zur  zweiten  Kategorie  gehören:  Clematis  orientalis  L.,  ^nemoo« 
biflora  De,  Ranuncfdus  platyspermus  Fisch.,  Papaver  arenarium  Hieb., 
Glaucium  squamigerum  Kar.,  Euclidium  tataricum  De,  Chorispora  tenella 
De,  Leptaleum  filifoliutu  De,  Goldbachia  laetigala  De,  DianthuS  crinitus 
Sm.,  Z>.  recUcaulis  Led.,  Acanthophyllum  spinosum  Mej.,  Peganum  har- 
tnala  L.,  Trigonelia  polycerata  L.,  Glycyrrhiza  asperrima  L.,  Halimo- 
dßndron  argenteum  De,  Oxytropis  ßoribunda  De,  Astragalus  PaUasii 
Fisch.,  Prunus  armeniaca  L ,  A  prostrata  Led.,  Cotoneaster  nummufaria 
Fisch.,  Tamarix  PaUasii  Deav.,  Valerianellaplagiostephana  Fisch.  Einige 
von  diesen  Arten  gehen  sudlich  über  die  Aralo-K aspische  Niederung 
hinaus  und  sind  auch  in  Persien  heimisch,  wie  j4n6mone  biflora  und 
Acanthophyllum  spinosum. 

Der  dritten  Kategorie  endlich  gehören  an :  Clematis  soongorica  Bge., 
Berberis  heteropoda  Sehr.,  Heliantkemum  soongoricum  Sehr.,  5»/6ne  5e- 
menotoü  R.  et  H.,  S.  holopetala  Bge.,  Acanthophyllum  paniculaUim  Reg.» 
ilcer  5emenot0ift  R.  et  H.,  HapiophyUum  Sieversii  Fisch.,  Oxytropis  macro^ 
carpa  Kar.,  0,  merkensis  R.  et  H.,  0.  instans  R.  et  H.,  Astragalus  leueoclä' 
dus  Bge.,  A,  lasiopetalis,  A,  ellipsoideus  Led.,  Ä.  Sietersianus  Pall.,  Ä. 
'  arganaticus  Bge.,  A,  petraeus  Kar.,  A  Schrenkianus  Mey.,  Hedysarum 
soongoricum  Bong.,  Onobrychis  pulcheUa  Sehr.,  Rosa  platyacantha  Sehr., 
Crataegus  pinnatißda  Bge.,  Myricaria  dhpecuroides  Sehr.,  l/m^t/tcM 
platyphyUus  Sehr.,  ^i6e«  heterotrichum  Mey.,  Cortim  seUtceum  Sehr., 
Dipsacus  azureus  Sehr.,  /nti/a  grandis  Sehr.,  Pyrethrum  R.  et  H.,  ^rltffni- 
sta  O/tftertona,  Ligularia  maerophylla  De  und  andere. 

Die  Kultnrzone  ist  nicht  nar  überhaupt  für  Acker-  nnd  Gartenbau 
geeignet,  sondern  aach  durch  grofse  Fruchtbarkeit  aasgezeichnet,  —  aber 
unter  der  Bedingung,  dafs  die  Möglichkeit  künstlicher  Bewässerung  vor- 
handen ist.  Da  diese  nun  von  dem  Wasserreichchum  der  aus  der  Schneö- 
region  herabkommendnn  Flösse  abhängt,  so  sind  innerhalb  dieser 
Zone  nur  die  Bergpartieen  fruchtbar,  welche  unter  den  sckneebedecktea 
oder  wenigstens  hohen  Theilen   des  Alatau  liegen;    wo  aber  der  Oe- 


P.  ▼.  Ssemenofs  Forschnngsreisen  in  den  Trans-lUschen  Alataa.       221 

bii^kamxn  anter  6000  Fafs  sinkt  ^  wird  auch  die  darunter  liegende 
Kaitarzone  troi^en  und  anfrucbtbar  und  nähert  sich  dem  Steppen- 
diarakter.  Ihre  besondere  Wichtigkeit  hat  diese  Zone  für  die  russische 
Kolonisation,  wie  denn  auch  alle  rassischen  Ansiedelungen  mit  einer 
Ausnahme  innerhalb  derselben  liegen.  Aach  die  kirgisischen  und  kara- 
kirgisischen  Kulturfelder  gehören  grofstentheils  eben  dieser  Zone  an, 
nicht  minder  ihre  Winterquartiere  überall  da,  ^wo  der  orographische 
Baa  der  von  ihnen  besetzten  Territorien  ihnen  die  Benutzung  der  war- 
men Steppenzone  versagt  Am  Nordabbange  des  Trans-Ilischen  Alataa 
hat  übrigens  die  russische  Kolonisation  die  Kirgisen  aus  allen  gut  be- 
wisserten  Theilen  dieser  Zone  vollständig  verdrängt  und  ihnen 
nur  die  trockeneren,  unfruchtbaren  Theile  übriggelassen.  Das  ist  aber, 
meint  unser  rassischer  Gewährsmann,  kein  Sehade  für  die  so  Deposse- 
dirten,  denn  in  ihrem  unbestrittenen  (?)  Besitze  sind  die  für  ihre 
Wirthschaft  d.  h.  für  die  Viehzucht  wichtigsten  Zonen  geblieben,  die 
Steppenzone  zar  Winterweide  und  die  alpine  zur  Sommerweide.  Ihr 
Ackerbau  hat  natürlich  gelitten,  dafür  ist  ihnen  die  Möglichkeit  gegeben, 
gegen  die  Erzeugnisse  des  russischen  Ackerbaues  mit  Vortheil  die  Ueber- 
sehüsse  ihrer  Heerden wirthschaft  umzusetzen,  welche  letztere  dorch  die 
seit  der  russischen  Besitzergreifung  hergestellte  Sicherheit  gegen  Raub 
und  Plünderung  einen  mächtigen  Aufschwung  genommen  haben  soll.  Die 
rassischen  Ackerbau-Kolonien  sind  jedenfalls,  nach  des  eben  Genannten 
Meinung,  vortheilhafter  für  die  eingeborenen  Nomaden  als  militärische 
Posten,  da  der  Bauer-Kosak^ dem  nomadidrenden  Nachbar  nicht  mehr 
als  Feind  ^und  Bedränger  erscheinen,  sondern  durch  den  nothwen- 
digen  gegenseitigen  Austausch  der  beiderseitigen  Producte  freund- 
aachbarliebe  Beziehungen  mit  diesem  zu  unterhalten  geneigt  und  ge- 
nothigt  sein  wird.  (Die  Meinung  der  in  so  glückliche  ökonomische 
Yerhältnisse  gestellten  Kirgisen  wird  nicht  mitgetheilt.) 

Die  dritte  Zone  wäre  als  Zone  der  Nadelhölzer  oder  sub- 
slpine  zu  bezeichnen.  Sie  erstreckt  sich  von  4500  oder  5000  Fufo 
bis  zu  den  Grenzen  der  Wald  Vegetation  d.  h.  ,7600  und  8000  Fufs. 
Die  vorherrschende  Art  dieser  Zone  ist  die  Fichte  (Picea  Schrenkiana). 
Dafo  auch  Laubbäume  hier  noch  vorkommen^  wurde  oben  schon  bemerkt. 
Ta  den  Sträuchem  dieser  Zone  gehören :  Athragene  tüpina  L.,  Berberis 
hHeropoda  Sehr.,  Etonymvs  Semenowii  R.  et  H.,  Rhcunnus  ccUhartica  L., 
Spiraea  hypericifolia  L.,  Sp,  oblongifolia  Wald.,  Rosa  pimpineUifoUa  Dc^ 
Coloneasier  nummuiaria  Fisch.,  Cot,  multifloria  Bge.,  Myricaria  datutica 
Ehr.,  Ribes  rubrum  L.,  iR.  iUropurpureum  Mey.,  Lonicera  tatarica  L., 
L  xylosteum  L.,  I.  microphyUa  W.,  L.  hispida  Fall.,  L.  caerulea  L., 
L.  KareUniy  L,  humilis  Kar.,  Hippophae  rhamnoides  L.,  Juniperus  pseudO' 
-s^Akta  Fisch.,  zwei  Arten  Salix, 


222  Marthe: 

Das  Verhfiltnifs  der  earopäischen  Gew&chse  ist  in  dieser  Zooe 
dasselbe  wie  in  der  vorigen,  über  60  Procent,  es  sind  aber  in  den 
oberen  Partieen  der  Zone  alpine  und  polare  Typen^  wie  s.  B.  Atragei^e 
alpina  L.,  Anemone  narcissifiora  L.,  Papaver  alpinum  L.,  Viola  grandi- 
flora  L.,  F.  bißora  L.,  Alsine  vema  Bartl.,  A.  ViUarsi  Mert,  LyekmM 
apetala  L.,  Cerastium  alpinum  L.,  Astragalus  aipinus  L.,  Hedysarum 
obscurum  L.,  Potentilla  nit>ea  L.,  Epilobium  latifolium  L.,  Saxifraga 
hireulus  L.,  Neogaya  simplex  MeissD.,  Erigeron  uniflorus  L.,  Leontopodium 
aipinum  Cass.  u.  s.  w. 

Von  den  asiatischen  Formen,  welche  40  Procent  dieser  Flora  bil- 
den,  gehört  die  gröfsere  Hälfte  sa  den  Gew&chsen  des  sibirischen 
Nordens  (altaisch-ssajanskische  and  zum  Theil  polare  Typen),  die  übri- 
gen stimmen  mit  denen  des  Kaukasus  und  Himalaya  oder  sind  endlich 
locale  Formen  aus  dem  Alatau-Thian-Schan-Gebiet. 

Als  sibirische  Formen  sind  zu  bezeichnen :  PulsaUlla  albana  Spr., 
Eanunculus  pulchellus  Mey.,  Trollius  altaicus  Mey.,  Chorispora  Bungeana 
Fisch.,  Eutrema  alpestre  Led.,  Parnassia  Laxmani  Fall.,  Silene  grananini- 
folia  Otth.,  Cerastium  maximum  L.,  C,  Uthospermifolium  Fisch.,  C.  da- 
fDuricum  Fisch.,  Geranium  albiflorum  Led.,  Impatiens  parvißora  De,  Ther*^ 
mopsis  lanceokUa  R.  Hr.,  Medicago  platycarpos  Led.,  Astragalus  altaicus 
Trautv.,  A,  t>icioides  Led.,  Lathyrus  altaicus  Led.,  Hedysarum  polymor- 
phum  L.,  Sanguisorba  alpina  Bge.,  Potentilla  bifurca  L.,  P,  pensyhanica 
L.,  P.  sericea  L.,  Coioneaster  multiflora  Bge.,  Myricaria  davurica  Ehr., 
Sedum  hybridum  L.,  Ribes  atropurpureum^NLey.^  Saxifraga  sibirica  L., 
Bupleurum  ranunculoides  L.,  Libanotis  condensata  Fisch.,  Archange&ca 
decurrens  Led.,  Chaerophyüum  sp haller ocarpos  Kar.,  Aster  fiacddus  Bge., 
A,  aipinus  L.,  Artemisia  rupestris  L.,  A,  sacrorum  Led.,  Doronicum  al- 
taicum  Pall.,  Senecio  sibiricus  Less.,  Saussurea  pygmaea  Spr.  (?)  u.  a. 

Dem  Kaukasus-Typus  gehören  an:  Trollius  patulus  Salisb.  (aacb 
in  Kamtschatka  heimisch),  Delphinium  caucasicum  Mey.,  Silene  saxatilis 
Sims.,  Dianthus  crinitus  Sm.^  Alsine  globulosa  Mey.,  Cicer  soongoricum 
Steph.,  Cotoneaster  nummularia  Fisch.,  Cnidium  cartifolium  Bieb.,  Sca-- 
biosa  caucasica  Bieb.,  Pyrethrum  caucasicum  W.  u.  a. 

Der  Flora  des  Himalaya  entsprechen :  Anemone  Falconeri  Thoms., 
Oxytropis  Kashmirica,  Potentilla  Salessowii  Bge.,  Sedum  coccineum  Royle., 
Carum  indicum.  Wahrscheinlich  wird  sich  die  Zahl  dieser  Pflanzen  mit 
der  Zeit  noch  gröfser  herausstelUen. 

Locale  Typen  des  Thian-Schan  und  Alatau  sind :  Ranunculus  soon- 
goricus  Sehr.,  Corydalis  Semenowii  R.  et  H.,  Silene  lithophila  Kar., 
Geranium  aaxatile  Kar.,  G,  rectum  Trautv.,  Evonymus  Semenowii  R.  et  H., 
Oxytropis  ochroleuca  R.  et  H.,  0.  inslans  R.  et  H.,  Astragalus  litho- 
philus  Kar.,  A.hemiphaca^  Umbilicus  Semenowii  R.  et  H,,  Ü,  platypkyÜus. 


r 


P.  7.  Ssemenofs  Forschangsreisen  in  den  Trans-Bischen  Alatan.      223 

Sehr.,  Carum  bupleuroides  Sehr.,  Chamaesdadium  albiflorum  Sehr.,  Aula- 
CQspermum  akUavense  R.  et  H.,  Semenowia  transiUensis  R.  et  H.,  Peu- 
cedanum  transiliease  R.  et  H.,  Schrenkia  vagincUa  Fiseh.,  Lotnatopodium 
Lessingianttm  Fisch.,  Lonicera  humilis  Kar.,  L.  Karelini^  Rhinactina  li- 
momfoUa  Leas.,  Brachy actis  tiliata  Led.,  Linosyris  scoparia  Kar.,  Tana- 
eetum  fruticolosum  Led.,  Saussurea  cana  Led.  u.  a. 

Dafs  so  manche  Gewächse  der  alpinen  Zone  in  der  Zone  der 
Nadelhölzer  auftreten,  erklärt  sich  ans  der  Migration  derselben,  inso- 
fern die  rasch  fliefsenden  kalten  Bergströme  die  Samen  derselben  aus 
der  oberen  in  die  nntere  Zone  hinabtragen  and  durch  fortdauernde 
BespaluDg  der  Ufer  und  Inseln  mit  frischem  Schneewasser  den  hierher 
verpflanzten  Gewächsen  die  nöthigen  Lebensbedingungen  schaffen.  Auch 
diese  Zone  hat  für  die  russische  Kolonisation  nnverkennbare  Wichtig- 
keit, insofern  sie  ihr  Bau-,  Nutz-  und  Brennholz  bietet.  Das  Bau- 
material liefert  fast  ausschliefslicb  die  dortige,  kerzengerade  zuweilen 
zu  gigantischen  Verhältnissen  erwachsende  Fichte  —  Picea  Schrenkiana, 
Die  russischen  Ansiedler  klagen  zwar,  dafs  das  Holz  derselben  mit 
der  Zeit  leicht  Risse  und  Sprunge  bekomme,  aber  dieser  Umstand  ist 
weniger  schlechten  Eigenschaften  des  Holzes,  als  der  Trockenheit  des 
Klimas  zuzuschreiben;  wenn  der  in  der  oberen  Zone  gefällte  Baum 
dort  auch  längere  Zeit  zum  Trocknen  gelegen  hat,  so  ist  die  Kultur- 
zooe,  in  welcher  er  aodann  verwendet  wird,  doch  so  viel  trockener, 
dafs  das  Platzen  des  Holzes  nicht  Wunder  nehmen  darf.  Auch  aus 
derNadelbolzzone  sind  die  Kirgisen  überall,  wo  dieselbe  zwischen 
der  von  den  Russen  besetzten  unteren  und  der  alpinen  Zone  liegt,  ver- 
drängt worden.  Dafür  finden  sie  dort,  wo  über  dieser  Zone  keine 
%hneegipfel  und  unterhalb  derselben  nicht  russische  Ansiedelungen 
liegen,  auf  den  subalpinen  Wiesen,  welche  hier  den  dunklen  Fichten- 
wald ersetzen,  gute  kühle  Plätze  für  ihre  Sommerweiden.  Diesen  sub- 
alpinen Character  nimmt  die  jetzt  betrachtete  Zone  auf  den  äufsersten 
Flugein  des  Trans-Ilischen  AJatau  an,  z.  B.  auf  dem  Turaigyr,  in  den 
obern  Theilen  der  Längsthäler  des  Kebin  und  Tschilik,  auf  den  Ab- 
hängen der  iu  diese  eingelagerten  Zwischen  ketten,  endlich  an  vielen 
Stellen  auf  der  Südseite  des  Gebirges  am  Issyk-Kul. 

Die  vierte  Zone,  die  wir  die  alpine  nennen  können,  geht  von 
der  oberen  Grenze  des  Wald  Wuchses  bis  zur  Schneelinie,  d.  h.  von 
7600  und  8000  Fufs  bis  10,500  und  11,000  Fufs  hinauf.  Die  Baum- 
vegetation bort  hier  völlig  auf.  Sträucher  kommen  im  Allgemeinen 
noch  bis  9000  Fufs  vor,  daher  könnte  diese  Zone  in  eine  untere  alpine, 
odep  Zone  der  Alpen  sträucher  und  in  eine  obere  alpine  oder 
Zone  der  Alpenkräuter  getheilt  werden.  Doch  ist  der  Unterschied 
dieser  letzteren  Unterabtheilung  von  der  ersteren  aufser  dem  negativen 


224  Marthe: 

Merkmal  des  YerBch^ndens  aller  Sträucher  and  vieler  Kräuter  kein 
scharfer,  da  die  characteristischen  Kräuter  der  ober-alpinen  Zone  auch 
in  die  unter-alpine  hinabgehen. 

Die  Sträucher  der  alpinen  Zone  gehören  folgenden,  nicht  sahi- 
reichen Arten  an :  Caragana  jubaia  Poir.',  Spiraea  laevigaia  L.,  6Jp.  ob- 
longifolia  W.  K.,  Fotentilla  fnUicosa  L.,  P.  Sahssowii  Bge.,  Myricaria 
davuriea  Ehr.,  Ribes  atropurpureum  Mey.,  Lonicera  KareUni^  L.  kumiHs 
Kar.,  L.  n.  sp.,  Sakx  glacialis  L.,  dazu  noch  zwei  andere  alpine  Weiden- 
arten, endlich  auch  Juniperus  pseudosßbina.  Zu  bemerken  ist,  dafs 
Alpenrosen  (Rhododendron)  weder  in  beiden  Alatau,  noch  im  E[im- 
melsgebirge  zu  finden  sind,  was  durch  die  Trockenheit  des  mittelasia- 
tischen Klimas  zu  erklären  sein  wird. 

Ueberhaupt  weicht  die  Flora  der  Alpenzone  in  ihren  Analogieen 
von  der  Flora  der  unter  ihr  liegenden  Nadelholz-  und  Kulturzone  sehr 
ab.  Die  europäischen  Pflanzen  dieser  Zone  betragen  etwas  über  25 
Prooent,  und  auch  diese  gehören  meistens  dem  nordisch-alpinen  Typus 
an,  so  z.  B.  Tkalictrum  alpinum  L.,  Anemone  narcissiflora  L.,  Ranuti' 
eulus  hyperboreus  Rottb.,  Papaver  alpinum  (#.,  Draba  hirta  L.,  />.  incana 
L.,  Buirema  Edwardsii  R.  Er.,  Viola  grandiflora  L.,  V,  biflora  L.,  Lychnis 
apetala  Fisch.,  Diantkus  alpinus  L.,  Alsine  vema  Barth,  A.  Vxllarsii 
Mert,  A.  biflora  Wahl.^  Cerastium  trigynum  Vill.  C  alpinum  L.^  Aslra- 
gahis  alpinus  L.,  Hedysarum  obscurum  L.,  PotenHlla  nivea  L.,  Saxifraga 
hircuhis  L.,  S,  flagellaris  W.,  Erigeron  uniflorüs  L.,  Leontopodium  al- 
pinum Cass.  u.  a.  Nur  sehr  wenige  Pflanzenformen  der  alpinen  Zone 
gehören  zu  solchen,  welche  auch  in  den  Ebenen  des  mittleren  Europas 
auftreten,  so  z.  B.  Thalictrum  minus  L.,  Ranunculus  iuris  L.,  Barbarea 
vulgaris  L.,  Stellaria  glauca  With.,  Linum  perenne  L.,  Spiraea  oblongi" 
foUa  W.  K.,  Alchemilla  vulgaris  L.,  PotentiHa  fruHcosa  L.,  Galium  ver- 
num  L.,  GnaphaUum  silvaticum  L.  u.  a. 

Der  gröfste  Theil  der  Pflanzen  aus  der  alpinen  Flora  gehört  zum 
sibirisch-alpinen  Typus,  d.  h.  zu  den  Pflanzen,  welche  der  alpinen 
Zone  des  altaisch-ssajanskischen  Systems  und  den  Polarstrichen  Sibi- 
riens eigenthumlich  sind,  aber  auch  einerseits  auf  den  Kaukasus,  an- 
dererseits nach  dem  nördlichen  Amerika  übergehen.  Dergleichen  sind: 
Pulsatilla  albana  Spr.,  Ranunculus  pulchelhts  Mey.,  R,  Cymbalariae  Pursh, 
R.  altaicus  Laxm.  (mit  seinen  localen  Varietäten  R.  fratemus,  R,  tri^ 
lobus)y  Oxygrapkis  glacialis  Bge.,  Callianthemum  rutaefolium  Mey.,  Trol- 
lins  patuhts  Salisb.,  Hegemone  lilacina  Bge.,  Isopyrum  grandiflorum 
Fisch.,  Draba  rupestris  R.  Br.,  D.  pilosa  Ad.,  D,  stellata  Jacq.,  D,  lactea 
Ad.,  Thlaspi  cochleariforma  De,  Chorispora  Bungeana  Fisch.,  Erysimutn 
cheiranthus  Pers.  (?),  Taphrospermum  altaicum  Mey.,  Hutchinsia  pectinata 
Bge.,  Viola  GmeUniana  Roem.,  Pamassia  Laxmani  PalL,  Silene  gramin4^ 


P.  T.  Ssemenofs  Forscbangsreisen  in  den  Trans-Ilischen  Alatan.        225 

füUa  Otth.,  CerasHum  HthospermifoUum  Fiscb.,  Thermopsis  alpina  Led.» 
Caragana  juhata  Poir.,  Oxytropis  oHgantha  Bge.,  Hedysarum  polymor* 
phnm  Led.,  Spiraea  laevigata  L.,  Sanguisorba  alpina  Bge.,  Potentiüa 
ierieea  L.,  A  maUifida  L.,  P,  fragifarmis  W.,  Dryadanihe  Bungeana  Led.^ 
Synearia  davurica  Ehr.,  Sedum  Ewersii  Led.,  ^»6^«  atropurpureum  Mey«, 
Ckfysospienium  nudicaule  Bge.,  Saxifraga  sibirica  L.,  ^rcAnn^e^tca  d«- 
cwrefw  Led.,  Libanoiis  coridensata  Fisch.,  CaUmeris  aUaiea  Nees,  7^- 
rtthrumpulchrvm  Led.,  Doronicum  aUaicum  Fall.,  Seneeio  sibirieus  Lep«, 
ilrlMttsta  sericea  Web.,  vi.  globuiaria  Gh.,  Saussurea  pygmaea  Spr.  (?) 

IL  8.  ▼. 

Wenige  Pflanzen  der  hiesigen  alpinen  Zone  werden  auch  im  Hima- 
kja  gefunden,  n&mlich:  >4n6inone  micraniha  Elotzsch,  CorydalisGortscha^ 
koffi  Sehr.,  PoteniiUa  Salessotoii  Bge.,  Sedum  coecineum. 

Bndlich  Localtjpen  der  alpinen  Flora  des  Alatau  and  Thian-Schan 
sind:  hopyrum  anemonoides  Kar.,  Aconitum  rotundifolium  Kar.,  Parrya 
stenocarpa  Kar.,  Bryomorpha  rupifraga  Kslt.,  Geranium  saxatile  Ear., 
Oxytropis  frigida  Kar.,  0,  amoena  Kar.,  0,  platysema  Sehr.,  0.  heteropoda 
n.  sp.  (R.  et  H.),  0.  fruticulosa  n.  sp.,  0.  cana  n.  sp.,  0.  algida  n.  sp., 
0.  rupifraga  n.  sp.,  0.  melaleuca  n.  sp.,  Astragalus  atratus  n.  sp.,  ^. 
•iea/is  Ear.,  Onöhrychis  pulchella  Sehr.,  Umbilicus  piatyp hyllus  Sehr, 
(f.  dpestris  Kar.,  Sedum  gelidum  Sehr.,  Schrenkia  vaginata  Fisch.,  I,o- 
fttcfra  KareUni  L.,  jL.  humilis  n.  sp.,  Galium  soongoricum  Sehr.,  Fa/e- 
riaaa  globularifolia,  Brachy actis  dliata  Led.,  Pyrethrum  discaideum 
Led.,  Saussurea  sorocephala  Sehr.  n.  a. 

Aofserordentlich  reich  ist  die  alpine  Zone  an  Wiesen  und  Weiden, 
and  daher  steht  sie  im  ökonomischen  Leben  der  eingeborenen  Noma- 
den an  erster' Stelle.  Den  letzteren  gehört  sie  auch  unbestritten  an, 
da  die  Russen,  mit  Ausnahme  friedlicher  Eroberer  im  Dienste  der 
Wissenschaft  und  weniger  kuhner  Jäger,  sich  fast  nie  in  diese  Zone 
versteigen. 

Die  fünfte  Zoäe  ist  die  des  ewigen  Schnees,  welcher  mit  seiner 
glänzenden  Decke  alle  Berggipfel  dieser  Zone  bekleidet,  wenn  nicht 
üire  felsigen  Abhfinge  so  steil  sind,  dafs  der  Schnee  sich  nicht  darauf 
halten  kann  oder  nur  in  einer  so  dünnen  Schicht,  dafs  die  brennenden 
Strahlen  der  Sommer  sonne,  die  sich  bis  auf  17  Grad  dem  Zenith  des 
IsBjk-Knl  nähert,  ihn  zerschmelzen.  .Von  diesen  dunkeln  Flecken 
stammt,  wie  wir  wissen,  der  kirgisische  Name  des  Gebirges  —  Alatau. 
Die  Höhe  der  Schneelinie  wurde  von  Ssemenof  überall  da,  wo  er  in  der 
zweiten  Hälfte  des  Sommers  bis  zur  Grenze  des  Schnees  vorzudringen 
vermochte,  hypsometrisch  (mittelst  der  Temperatur  «des  siedenden  Was- 
sers) bestimmt.  Die  Resultate  vieler  Beobachtungen  ergaben  für  den 
Nordabhang  des  Himmelsgebirges  und  die  Südseite  des  ^Knngei^- Alatau, 

SflitMhr.  d.  0««ellaeh.  f.  Brdk.  Bd.  IV.  ^^ 


226  Joiaphat  Hahn: 

die  beide  sa  der  stark  sich  erhitzenden  Hochebene  des  Issyk-Eal  gewendet 
sind,  -—  11,500 — 12,000  mss.  Fn&,  dagegen  för  den  Nordabhang  des 
^Trans-Ilischen^  Alatan  —  10,500—11,000  mss.  Fofs,  endlich  far  den 
Ssemiretschinskisdien  Alataa,  d.  i.  Alatan  der  sieben  Flusse  —  10,000 
bis  10,500  mss.  Fnfs.  Im  Thian-Schan,  namentlich  in  der  majesttti» 
sehen  Gruppe  des  Chan-Tengri,  hat  der  ewige  Schnee  weitansgedehnte 
Gletscher  geschaffen,  welche  indefs  nicht  anter  9000  Fnfs  hinabreiehen, 
d.  h.  an  der  oberen  Grenze  der  Alpenstrfiucher  Halt  machen.  So  nn* 
wirthbar  aber  die  Zone  des  ewigen  Schnees  ist  nnd  so  wenig  zngftng- 
lich  dem  Nomaden,  der  nur  aaf  der  Jagd  hinter  dem  Wilde,  das  hier 
eine  sichere  Zuflacht  sadit  nnd  findet,  bis  dahin  vordringt,  so  wichtig 
ist  sie,  wie  wir  gesehen  haben,  dem  Gebirgs-Bewohner  und  Anwdbner, 
da  nur  dort,  wo  die  helle  Schneebinde  das  Haupt  der  Bergriesen  krönt, 
im  Ober-  und  im  Unterlande  der  Nomade  und  der  Adeerbauer  die  Be- 
dingungen eines  gedeihlichen  Daseins  vereinigt  finden. 


X. 

Die    Ovahererö. 

Von  Josaphat  Hahn. 
(Zweite  Abthdlung.) 


Wenn  wir  im  Folgenden  eine  Charakteristik  des  Volkes  der  Ova- 
hererö za  geben  gedenken^  so  werdenr  wir  einerseits  genothigt  sein, 
gleichsam  als  Rahmen  zu  dem  zu  entwerfenden  Gem&lde,  einen  kursen 
geschichtlichen  Abrifs  dieses  Volkes  zur  allgemeinen  Charakteristik 
desselben  und  zur  Situation  vorauszuschicken  und  anderseits  oft  nicht 
umhin  können,  die  hervorstechenden  Eigenthümlichkeiten  der  Ova- 
hererö dadurch  besonders  hervorzuheben,  dafs  wir  dieses  manchmal 
im  Gegensatz  zu  denjenigen  ihres  nficbsten  Nachbarvolkes,  der  Nama- 
qua,  thun. 

Es  ist  bekannt,  dafs  unter  den  Negerstfimmen  des  Inneren  Afrikas 
ein  ewiger  Kampf  und  Streit,  ein  ewiges  Völkergedränge,  man  möchte 
sagen,  eine  ewige  Völkerwanderung,  stattfindet,  wobei  die  einielnoD 
Nationen  oft  ihre  nationale  Existenz  verlieren  und  gSnzlich  von  der 
Erde  verschwinden,  oft'  aber  auch  unaufhörlich  ihre  Wohnsitee  finderUf 
bis  sie  endlich,  wohl  Hunderte   von  Meilen  von  ihren  ursprunglicbes 


r 


Die  Orahererö.  227 


Wohnsitzen,  wie  vom  Starme  yerschlagen^  änB  den  Wogen  des  grofsen 
Völkermeeres  auftaachen  and  auf  eine  2^it  lang  wieder  festen  Fofs 
fiMsen.  Wie  rathselhafte  Brscheinangen  stehen  solche  Völker  ihren 
neuen  Nachbarn  zur  Seite;  keiner  weifs,  woher  sie  kommen,  sie  selbst 
wohl  ebenso  wenig ;  oder  es  taachen  wenigstens  nor  dunkle  Ahnungen, 
unbestimmte  Erinnerungen  von  ihren  Kämpfen,  Wanderungen,  von  den 
fielen  Völkerschaften,  mit  denen  sie  in  Berührung  kamen,  unbewnfsty 
sUer  historischen  Färbung  und  Genauigkeit  entkleidet  in  dunklen  8a* 
gen,  in  M&rchen  und  sonstigen  Erzählungen,  in  ihrem  Aberglauben 
0.  8.  w.  wieder  auf.  Solch  ein  räthselhaftes  Volk  ist  auch  dasjenige, 
mit  welchem  wir  uns  im  Folgenden  hauptsächlich  beschäftigen  wollen, 
das  Volk  der  Ovaberero. 

Vor  etwa  hundert  Jahren  kam  vom  Norden  her  ein  mächtiges, 
schönes  schwarzes  Negervolk,  reich  an  unermefslich^n  Rinder-  und 
SiIeiDviehheerden  und  besetzte  das  oben  beschriebene  Land,  das  jetzige 
Land  der  Ovaberero,  welches  nördlich  von  den  Wohnsitzen  der  Orofs« 
N&maqna  und  zwischen  dem  atlantischen  Ocean  und  dem  Ngamisee 
liegt.  Es  drängte  jenes  gelbfarbige  häfsliche  Hottentotten-  oder  Na- 
mftqaavolk,  welches  sich  kurz  zuvor  dort  niedergelassen  hatte,  nach 
dem  Süden  zurück  und  besetzte  aufserdem  noch  den  nördlichen  Theil 
des  jetzigen  Grofs-Namaqualandes  bis  hinunter  zu  den  Quellen  des  Aub 
oder  Fischflusses.  Dies  mächtige  Volk,  von  welchem  die  Rede  ist,  war 
das  Hirtenvolk  der  Ovaberero  und  Ovambandyerü.  Vor  dieser  Ein- 
wanderung und  der  Besitznahme  des  jetzigen  Hererolandes  durch  diese 
beiden  Volksstämme  gehörten  jene  an  grofsen  Hochebenen ,  aber  auch 
an  gewaltigen  Bergmassen  und  Bergzugen  reichen  Gegenden  theils  den 
Namaqua,  tbeils  waren  sie  der  Sitz  eines  räthselhaften  Vplkes,  der 
schwarzen  Bergdamras  oder  Haukoin  d.  h.  „rechte  Menschen^  und  der 
Bnschmänner  oder  Saan,  auch  Aunin  d.  h.  „Spitzen^  genannt.  Von 
dem  südlichen  Theile  des  Hererolandes,  dem  Zwachaubgrunde,  kann  man 
es  mit  voller  Bestimmtheit  behaupten,  dafs  es  früher  von  den  Namaqua 
ond  den  beiden  andern  Völkern  bewohnt  wurde,  weil  sich  noch  an 
manchen  Stellen  des  Landes  die  grofsen  Steinhaufen  der  Heizeeibib- 
Oräber  finden.  Mit  diesen  Gräbern  hat  es  nämlich  folgende  Bewandtr 
nife.  Heizeeibib  ist  ein  Nationalbeld  der  Namaqua,  an  dessen  Person 
sich  noch  viele  Sagen  und  Erzählungen  anknüpfen,  in  denen  sich  viel 
Menschliches  und  Uebermen Schliches  über  ihn  vereinigt.  Es  ist  jedoch 
mehr  als  fraglich,  ob  Heizeeibib,  wie  Manche  vermuthen,  die  Gottheit 
der  Namaqua  ist.  Diese  mythische  Person  soll  oftmals  gestorben  und 
wieder  auferstanden  sein.  Grofse  Steinhaufen  an  vielen  Orten  des 
Landes  bezeugen  seine  Grabstätten,  die  dadurch  entstehn,  dafs  jeder 
Namab,  Annib  und  Haukoib  im  Vorbeigehen  auf  solch  eine  Stelle  oder 

15  • 


n 


228  Josftphat  Hahn: 


Grab  entweder  einen  Stein  oder  irgend  einen  andern  Gegenstand  wirft. 
Solche  grofse  Steinhaufen  findet  man  oft  an  Stellen,  wo  weit  und  breit 
keine  Steine  sind,  woraus  man  scbliefsen  kann,  dafs  dieselben  von  den 
Leuten  von  weit  her  mitgenommen  werden.  Es  wäre  wirklich  der 
Mühe  werth  —  leider  ist  es  bis  jetzt  noch  nicht  geschehen  — ,  alle 
Sagen  von  Heizeeibib  zu  sammeln,  denn  diese  bilden  zusammen  wahr^ 
scheinlich  ein  groOses  Nationalepos  der  Namaqua  oder  wenigstens  die 
Fragmente  dazu. 

Bei  der  Elinwanderung  der  Ovaherero  wurden  die  Aunin  zum  Theil 
nach  den  Mundungen  des  Zwachaub  und  Kuisib,  theils  nach  den  nord- 
östlichen und  nordlichen  wasserarmen  aber  grasreichen  Ebenen  ge- 
drängt, die  zwischen  dem  occupirten  Lande  und  den  Ngamigegendeo 
liegen  und  eine  Fortsetzung  der  EalehariwGste  bilden.  Ein  Theil  der 
Haukoin  oder  Bergdamras-  dagegen  zog  sich  mit  den  Namaqua  nach 
Süden  zurück  und  verband  sich  seitdem  aufs  engste  mit  diesen.  Die 
f^jj^naqua  nahmen  ihrerseits  das  Bundnifs  mit  solcher  Wärme  und  In- 
nigkeit auf,  dafs  es  den  Bergdamras  bald  allzu  lästig  wurde;  denn  das 
anfängliche  Band  der  Freundschaft  verengte  sich  nur  zu  bald  zum 
Nachtheü  der  Haukoin  zu  dem  der  Knechtschaft,  obwohl  gesagt  wer- 
den mufs,  dafs  diese  Knechtschaft  nicht  überall  und  immer  die 
drückendste  war.  Der  gröfste  Theil  der  Bergdamras  oder  Haukoin 
indessen  floh  mit  wenigen  Annin  oder  Buschmännern  auf  die  fast  un- 
zugänglichen, sehr  ausgedehnten,  weidenreichen  gewaltigen  Berplateaus, 
von  denen  schon  in  der  vorhergehenden  Abhandlung  über  das  Land 
der  Ovaherero  ausführlich  die  Rede  war.  —  Bei  einiger  Wachsamkeit 
der  Flüchtlinge  waren  diese  natürlichen  Bergfesten  für  die  Herero  und 
Bandjeru  uneinnehmbar.  Von  diesen  aus  fügten  die  Bergdamras  den 
mächtigen  Eroberern  manchen  empfindlichen  Schaden  zu.  Alle  Augen- 
blicke machten  kleine  Abtbeilungen  der  kühnen  Bergbewohner  Ausfälle 
in  die  Ebenen,  fielen  über  die  Heerden  her,  raubten  Vieh  und  flohen 
dann  zurück  auf  die  hohen  Berge,  von  deren  steilen  Felswänden  herab 
sie  die  Verfolger  verhöhnten,  die  auch  nie  weiter  als  bis  zumFufse 
derselben  sich  heranwagten.  Einige  herabgerollte  Granitblocke  wären 
dazu  geeignet  gewesen,  eine  napoleonische  Armee  in  Schach  zu  halten, 
geschweige  denn  einen  Haufen  verhältnifsmäfsig  so  ungeübter  Krieger 
wie  die  der  Herero  und  Bandjeru.  —  Die  beständigen  Fehden  zwi- 
schen den  Herero  und  Bergdamras  haben  seitdem  bis  auf  die  neneste 
Zeit  fortgedauert,  wo  sie  endlich  aufgehört  zu  haben  scheinen. 

Merkwürdig  ist  die  Erscheinung,  dafs  die  Bergdamras,  sowohl  die- 
jenigen, die  mit  den  Namaqua  nach  Süden  zogen,  als  auch  die  anderen, 
die  getrennt  von  den  Namaqua  und  ihren  übrigen  Stammesverwandten 


Die  Oraherertf.  229 

auf  den  Hochplateaas  des  Hererolandes  hausteD,  ganz  die  Sprache  der 
Namaqaa  angenommen  haben.  In  den  nachfolgenden  Kriegen  zwischen 
den  Herero  und  Namaqaa  stellten  sich  stets  die  schwarzen  Bergdam- 
ras  auf  Seiten  der  gelben  Namaqaa  trotz  ihrer  unverkennbaren  Ver- 
wandtschaft mit  den  Ersteren ;  denn  die  Bergdamras  sind  wie  die  He* 
rero  ein  Negervolk  und  es  sind  unzweifelhafte  Anzeichen  dafür  ror^ 
banden,  dafs  sie  früher  vor  ihrer  Berührung  mit  den  Namaqua  auch 
eine  Negersprache  geredet  haben. 

Wie  schon  bemerkt  wurde,  sind  die  Ovaherer6  (Hererö)  und 
Ovambandyerii  (Bandjeru)  als  ein  und  dasselbe  Volk  anzusehen.  Die 
beiden  Stämme  unterscheiden  sich  eigentlich  nur  durch  einigt  äufserst 
geringe  dialectische  Verschiedenheiten.  Als  sie  das  Land  besetzten, 
theilten  sie  sich  in  das  eroberte  Gebiet  in  der  Weise,  dafs  die  HereüS 
sieh  in  dem  westlichen,  nach  der  Seeküste  zu  gelegenen,  die  Bandyeru 
dagegen  in  dem  ostlichen,  bis  zum  Ngamisee  hin  sich  erstreckenden 
Theile  niederliefsen.  Wir  können  jedoch  mit  „Herero*^  die  gesammten 
Herero  und  Bandyeru  bezeichnen,  weil  die  letzteren  durch  die  späteren 
Kriege  mit  den  Namaqua  fast  ganz  und  gar  vernichtet  worden  sind, 
and  deswegen  kaum  in  Betracht  kommen  können. 

Ueber  die  frühere  Geschichte  der  Herer6  und  Bandyeru,  über  den 
Ausgangspunkt  ihrer  Wanderungen  etc.  läfst  sich  nicht  Vieles  mit 
voller  Bestimmtheit  sagen;  zumal  da  sie  selbst  nur  wenig,  fast  gar 
Qiehts,  darüber  zu  erzählen  wissen.  Man  ist  indessen  neuerdings  durch 
Forschungen  ihren  Wanderungen  und  ursprunglichen  Heimathssitzen 
einigerma&en  näher  auf  die  Spur  gekommen. 

Wenn  man  die  Herero  selbst  fragt,  woher  sie  gekommen  sind, 
antworten  sie  stets:  „aus  dem  Norden^,  weiter  wissen  sie  nichts  an- 
sogeben. Diese  Aussage  der  Herero  erscheint  auch  um  so  glaubhafter, 
wenn  man  sieht,  in  welchem  lebhaften  Verkehr  die  Herero  mit  ihren 
nördlichen  Nachbarn,  den  Ondonga  und  Ovambo  stehen.  Durch  die 
Entdeckung  des  Ngamisee's  und  die  Reisen  Livingstone's  von  der  Ost- 
nach  der  Westküste  Südairika's  ist  man  der  ursprünglichen  Heimatfa 
der  Herero  und  Bandyeru  noch  näher  auf  die  Spur  gekommen.  Man 
weifs  jetzt,  dafs  am  nördlichen  Ufer  des  Zambesi,  verhältnifsmäfsig 
nicht  weit  von  der  Ostküste  Südafrika's,  westlich  von  den  Matabele, 
anter  dem  18.  Grade  südlicher  Breite  ein  an  Heerden  sehr  reiches 
Volk,  die  Batoka  genannt,  seine  Wohnsitze  hat,  welches,  soweit  bis 
jetzt  bekannt  ist,  eine  dem  Otyiherero  (Hererosprache)  sehr  ähnliche, 
wenn  nicht  dieselbe,  Sprache  redet.  Ebenfalls  findet  sich  eine  auffal- 
lende Aehnlichkeit  uiid  Uebereinstimmung  im  Aussehen,  den  Sitten 
and  Gebräuchen  jener  Batoka  mit  denen  der  Herero  und  Bandyerd. 


230  Jotaphat  Hahn: 

Es  ist  nan  wohl  mehr  als  wahrscheinlich,  dafs  die  Herero  and 
Bandjeni  nar  einen  kleinen  Theil  einer  groisen  Nation  bilden  and  or- 
sprQnglich  mit  den  Batoka  vereint  ihre  Wohnsitce  in  jenen  bezeichneten 
Gegenden  anter  dem  17.  Breitengrade  hatten,  dafs  sie  femer  mit  einem 
sehr  grofsen  Theile  ihrer  Stammes  verwandten  und  vielleicht  unter  einem 
und  demselben  Goilectivnamen  aus  irgend  einem  Qrunde,  sei  es  aus 
Wanderlust,  oder,  was  wahrscheinlicher  ist,  darch  Bewegungen  im  In- 
nern veranlafst,  sich  von  den  Batoka  getrennt  haben  oder  von  dort 
verdrfingt  sind  und  in  ostwestlicher  Richtang  Südafrika  in  seiner  gan- 
Breite  darchsogen  haben.  Unterwegs  müssen  sich,  worauf  wir  nachher 
wieder  znHIckkommen  werden,  eine  Anzahl  St&mme  im  Innern  des 
Landes  nordlich  und  nordwestlich  vom  Ngamisee  an  den  Ufern  der  dort 
fliefsenden  grÖfseren  Ströme  niedergelassen  haben.  Die  übrigen  Stfimme 
sogen  dagegen  weiter  nach  Westen  und  stiefsen  ungefähr  unter  dem 
17.  Orade  südlicher  Breite  bei  Benguela  auf  die  Ackerbau  treibenden 
Bnnda-St&mme,  und  es  ist  mehr  als  Wahrscheinlichkeit  dafür  vorbanden, 
dafs  der  bei  Weitem  grofsere  Theil  von  ihnen  sich  dort  niederliefs  und 
sich  theilweise  mit  den  dortigen  Stfimmen  verschmolz.  Die  Barondu 
z.  B.,  von  den  Herero  Va-rondu-miti  d.  h.  ,) Baumkletterer ^  genannt, 
und  die  Vanano,  die  beide  südostlich  von  Bengaela,  nördlich  vom  Ka- 
none, d.  b.  wörtlich:  ^^am  Grofsen^  oder  „am  Grofsflnfs^  wohnen, 
seheinen  mit  den  Herero  der  Sprache  und  den  Sitten  nach  sehr  nahe 
verwandt  zu  sein.  Es  fuhren  z.  B.  beide  genannten  Völker  mit  den 
Herero  und  Bandyeni  dasselbe  Nationalzeichen ;  die  oberen  Z&hne  sind 
ausgefeilt  in  der  Form  einer  amgekehren  römischen  Fünf  (A). 

Dafs  der  Hauptzug  sich  in  jenen  Gegenden  niederliefs,  ist  in 
neuester  Zeit  durch  Reisen  Anderssons  nach  Okavango  und  noch  be* 
stimmter  durch  eine  Spätere  Reise  des  Missionars  Hugo  Hahn  im  Sommer 
1866  nach  dem  Eu-nene  festgestellt  worden,  indem  Letzterer  besonders 
genaue  Erkundigungen  über  eine  mächtige  Nation  nördlich  vom  Kn-* 
D^ne  unter  dem  Goilectivnamen  ,,Ovatyimba^  eingezogen  hat,  weldie 
nicht  nur  eine  und  dieselbe  Sprache  mit  den  Ovaherero  redet,  sondern 
anch  diese  als  Namensbrüder  bezeichnet  und  sie  sehr  gnt  zu  kennen 
scheint. 

Nachdem  der  Haaptzug  der  Ovatyimba,  denn  dies  scheint  früher 
der  Collectivname  für  die  ganze  ausgewanderte  Nation  gewesen  zn 
sein,  sich  nordöstlich  von  Bengaela  niedergelassen  hatte,  scheinen  sich 
die  beiden  Stfimme  der  Herero  und  Bandyeru  von  dem  Hauptstamme 
abgezweigt  zu  haben.  Diese  beiden  Stfimme  zogen  nun  nach  Süden  an 
Benguela  vorbei  und  umgingen  die  Ovambo  zwischen  der  Meeresküste 
und  den  Ongandyera;  dann  kamen  sie  südlich  in  das  Kaoko-Gebiet, 
wo  sich  jetzt  noch  ganze  Stfimme  der  Herero   aufhalten.     Es   mofs 


Di«  Ofaberero.  231 

«eh  also  damals  ein  Tbeil  von  IhDen  dort  niedergelassen  haben ;  die 
obrigen  dagegen  drangen  weiter  nach  Süden  vor  in  das  Land,  welches 
sie  Jetzt  noch  besitzen.  Hiernach  haben  die  Herero  ganz  Recht,  wenn 
sie,  wie  iraher  gesagt  wurde,  aas  dem  Norden  za  kommen  behaupten. 

Solche  Völkerwanderungen  im  Kleinen  sind,  wie  za  Anfang  an- 
gedeutet wurde,  im  afrikanischen  Yölkerleben  nichts  Ungewöhnliches. 
Man  denke  z.  B.  anter  anderen  an  die  Dyaga,  welche  auch  Afrika  von 
Osten  nach  Westen  durchzogen;  an  die  Mantate  oderBasuto,  welche  or- 
sprfinglich  am  Ngamisee  wohnhaft  zuerst  nach  Süden  vordrangen,  darauf 
wieder  ihre  alten  Stammsitze  aufeuehten,  bis  sie  schliefslich  wieder  im 
Soden  bei  den  Eaffern  dauernd  ans&fsig  wurden;  endlich  an  die  Mata- 
bele  oder  Amazulu,  an  die  Makololo  u.  s.  w.,  welche  ähnliche  Wan^ 
derangen  gemacht  haben. 

Uqter  einem  gemeinsamen  Oberhaapte  scheinen  die  Hererö  und 
Bandjerd  niemals  gestanden  zu  haben,  ebensowenig  wie  dies  bei  den 
Batoka  und  Ovatyimba  der  Fall  ist.  Dafs  sie  ursprünglich  aus  dem 
.Osten  gekommen  sind,  wird  noch  dadurch  bestätigt,  dafs  vor  etwa  15 
Jahren  sehr  alte  Leute  am  Ngamisee  noch  erzählten,  ein  grofses  Volk, 
iD  welchem  auch  die  Herer6  and  Bandjern  gehörten,  sei  vor  längerer 
Zeit  aus  dem  Osten  zum  Ngamisee  gekommen  und  von  da  nach  Westen 
weitergezogen.  Ueberdies  haben  neuerdings  Reisende  und  Elephanten- 
jfiger  nordwestlich  vom  Ngamisee  an  den  Ufern  des  von  Andersson 
entdeckten  Okavango-Stromes  reiche,  mächtige  and  unabhängige  He- 
fsnSstämme,  wie  sie  behaupten ,  aufgefunden ,  welche  sich  auf  jener 
Wanderung  durch  Südafrika  in  den  dortigen  Gegenden,  wie  früher 
schon  bemerkt  wurde,  niedergelassen  haben  müsseri.  Man  hat  nach 
dem  Gesagten  nicht  im  Mindesten  Grund,  an  der  Richtigkeit  der  Atis- 
sageo  Jener  Reisenden  za  zweifeln.  Ferner  kennen  die  am  Ngamisee 
iebenden  Bayeye  und  Bakoba,  sowie  die  später  eingewanderten  Bet- 
tdioana^s  die  Herero  sehr  gut;  sie  haben  mit  den  breiten  Spiefsen  und 
den  furchtbaren  Eirri's  (Keulen)  der  Letzteren  in  früheren  Zeiten  schon 
sehr  unangenehme  Bekanntschaft  gemacht  Als  nämlich  die  Herero 
vA  Bandyeru  sich  im  jetzigen  Hererolande  eben  niedergelassen  und 
sieh  mit  ihren  gewaltigen  Viehheerden  fast  bis  zum  Ngamisee  hin  aus- 
gebreitet hatten,  machten  die  Ovatya6na,  denn  so  nennen  die  Herer6 
die  Betschuanen,  verschiedene  Versuche,  ihre  neaen  Nachbarn  zu  ver- 
drfiogen  and  sie  ihrer  Heerden  zu  berauben.  Nach  einigen  Rache- 
tögen  hin  und  her  drangen  die  Ovatya6na  bis  ^Okahändya^  oder 
üSchmelen's  Hope^  vor,  wo  es  zu  einer  grofsen  und  blutigen  Schlacht 
kam.  Das  Resultat  derselben  war,  dafs  die  Ovatyaona  mit  blutigen 
Söpfen  zurückgewiesen  worden  und  seitdem  nie  wieder  die  Herero  an- 
gagriSen  haben.     Dies  sind  die  Hauptmomente  aus  der  froheren  Ge» 


232  Joaaphftl  Hak&: 

Bohiohte  der  Ovabererö,  ehe  ihr  Name  den  Earopäom  bekannt  warde, 
die  wir  in  Erfahrung  bringen  konnten. 

Da  von  nan  an  die  Oeschichte  der  Herero  mit  deijenigen  ihrer 
endlichen  Nachbarn,  der  Namaqua^  unsertrennlich  susammenfäU:^ 
wollen  wir,  ehe  wir  fortfahren,  den  weiteren  Verlauf  derselben  mitsa- 
theilen,  einen  kurzen  Rückblick  auf  den  Ursprung  und  die  frühere^ 
ebenso  räthselhafte  Geschichte  der  Namaqna  werfen. 

Die  ursprünglichen  Wohnsitze  der  Namaqua  waren  südlicher  von 
den  jetzigen  gelegen ;  sie  nahmen  die  jetzige  Kapcolonie  bis  zur  Büd^ 
liebsten  Spitze  Afirika's  ein.  Es  fragt  sich  jedoch,  ob  die  Namaqoa 
die  Ureinwohner  jener  Oegenden  waren.  Jedem  irgendwie  aufmerk« 
Samen  Beobachter  mnfs  es  sehr  auffallend  erscheinen,  dafs  ein  darob 
Sprache,  Physiognomie,  Gliederbau,  Hautfarbe,  Charakter  u.  s.  w.  bO' 
vollstfindig  von  seinen  Nachbarn  verschiedenes  Volk  ganz  einsam  an 
der  äufsersten  Spitze  Süd- Afrikas  zwischen  Negervölkern  formUch  ein- 
gekeilt seine  Wohnsitze  hatte.  Wenn  man  hinzunimmt,  dafs  die  Na- 
maqua selbst  sich  durchaus  nicht  für  Autochthonen  halten,  sondern 
sich  als  Fremdlinge  betrachten,  kann  man  nicht  länger  zweifeln,  dafr 
sie  eingewandert  sein  müssen.     Aber  woher? 

Die  Namaqua  selbst  erzählen,  es  sei  in  grauer  Vorzeit  eb 
«schwimmendes  Haus*'  d.  h.  Schiff,  dort  gelandet,  wo  jetzt  die  Ej^jk 
Stadt  ist.  Aus  diesem  Schiffe  seien  mehrere  Menschen  mit  Rindera 
und  Schafen  an's  Land  gestiegen  und  hätten  sich  dort  niedergelassen, 
und  von  jenen  Menschen  stammten  sie,  die  Namaqua,  ab.  Wenn  man 
einer  solchen  Sage  ein  Moment  von  Wahrheit  zusprechen  darf,  so 
würde  der  Kern  dieser  Erzählung  darauf  zu  beziehen  sein-,  dafs  die 
Namaqua  zur  See  eingewandert  sind.  Jedenfalls  glauben  wir  mit  vol* 
lem  Recht  hier  ganz  davon  abstehn  zu  müssen,  diese  Erzählung  auf 
die  alttestamentliche  Sündfluthserzählung  und  die  Arche  zurückzube- 
ziehn,  was  von  anderen  Seiten  so  gern  gesohieht  Dafs  die  Namaqoa- 
zur  See  eingewandert  sind,  dafür  spricht  auch  die  Beschaffenheit  der 
Südspitze  Afrika's;  denn  nichts  ist  natürlicher,  als  daJGs  man  bei  irgend 
einer  Umschiffung  des  Kap's  gerade  an  einer  so  hervorragenden  und 
günstig  gelegenen  Stelle  anhielt^  um  dort  eine  Niederlassung  zu  grün- 
den. Es  fragt  sich  aber  nun  wieder,  wann  das  Kap  von  einem  Kukur* 
Volke  umschifft  sein  sollte,  und  wie  seitdem  von  einer  dort  angelegten 
Kolonie  ^ein  ganzes  Volk  hervorgegangen  sein  konnte.  Es  mulste 
jedenfalls  in  sehr  früher  Zeit  geschehen  sein.  Bekanntlich  hat  auch 
eine  Umschiff ung  Afrika's  schon  in  sehr  grauer  Vorzeit  stattgefunden! 
Herodot  erzählt  von  einer  solchen,  die  allen  Glauben  verdient. 

In  dem  vierten  Buche  seiner  Geschichte,  c.  42,  erzählt  Herodot 
von  den  Thaten  und  Unternehmungen  des  ägyptischen  Königs  Neche^ 


Die  Oyahcrerd.  233 

der  etwa  gegen  Ende  des  siebententen  Jahrhunderts  vor  Christo  lebte» 
Dieser  fafste  den  Plan,  die  Landenge  von  Suez  in  der  Richtung  vom 
Nil  zum  Rothen  Meere  zu  durchstechen,  um  auf  diese  Weise  die  Schiff- 
fahrt im  Mittelländischen  Meere  mit  derjeoigen  im  Rothen  Meere  in 
Verbindung  za  setzen.    Als  jedoch  sein  Plan  an  der  fortwährenden 
Versandung  des  Kanals  scheiterte,  versuchte  er  die  beabsichtigte  Ter* 
bindang  auf  eine  andere,  nicht  minder  grofsartige  Weise,  durch  eine 
Umschiffung  Afrika's,  herzustellen.    Deshalb  rüstete  Necho  eine  Ex- 
pedition aus  unter  Leitung   von  Phoniciern  mit   dem  Auftrage,   vom 
arabischen  Busen  aus  in  südlicher  Richtung  stets  der  Ostküste  Afrikas 
entlang  zu  segeln  und  durch  die  Säulen  des  Herkules  nach  Aegypten 
heimzukehren.  Die  Expedition  ging  ab  und  traf  nach  drei  Jahren  aaf 
dem  vorgeschriebenen  Wege  in  Aegypten  wieder  ein.  Beweis  genug  dafür, 
dafs  ihnen  die  Umschiffung  gelang.  Aber  noch  mehr  wird  diese  durch  £^ 
Zählung  von  der  Fahrt  selbst  bestätigt.  Im  Herbste,  so  wird  erzählt,  wenn 
die  Vorräthe  geschmolzen  waren,   stieg  man  an's  Land  und  bestellte 
den  Acker,   wartete  die  Ernte  ab  und  fuhr  dann  weiter  mit  neuen 
Yorräthen.    So  seien  sie  an  das  entgegengesetzte  Ende  von  Libyen 
(am  Kap)  angelangt.     Da  aber  habe  sich  eine  seltsame  Erscheinung 
gezeigt;  als  sie  sich  nämlich  westwärts  gewandt  hätten,  habe  die  Sonne, 
nachdem    sie  zuvor  im  Osten  aufgegangen   ^ei,    nicht  wie  sonst  zur 
Linken  südwärts  herum  ihre  Tagesbahn  vollendet,    sondern  sie  habe 
Mittags  ihnen  zur  Rechten,  also  nach  Norden  gestanden.    Herodot 
selbst  hält  dies  für  eine  Fabel  und  erklärt  deswegen  .ganz  treuherzig, 
das  könne  man  anderen  weis  machen,  er  glaube  nicht  daran.     Bei 
unserer  fortgeschrittenen  Himmelskunde  weifs  jeder,  dafs  es  nicht  an** 
ders  Bein  konnte,  natürlich  muTste  aber  den  ägyptischen  und  phönici- 
scheo  Seefahrern  jene  Veränderung  im  Stande  der  Sonne  höchlich  auf- 
ialleii.    Dafs  es  aber  bei  der  damaligen  beschränkten  Himmelskunde 
nicht  möglieh  war,  eine  derartige  Erzählung  zu  erfinden,  wenn  sogar 
Herodot,  der  in  einer  viel  späteren  Zeit  lebte,  dieselbe  für  unmöglich 
hält,  11^  auf  der  Hand  *). 

Bei  jener  Umscbiffung  Afrikas,  die  wir  als  unbedingt  wahr  an- 
nehmen müssen,  und  die  ohne  Zweifel  in  ägyptischer  Orofsartigkeit 
aoagernstet  war,  ist  es  gewifs  nicht  zu  kühn  anzunehmen,  dafs  die 
Fbönicier  ihrer  Gewohnheit  gemäfs  unterwegs  Kolonien  angelegt  haben, 
woza  ihnen  die  Beschaffenheit  der  Südspitze  Afrikas  eine  Jbesonders 
günstige  Oelegenheit  bot 

'}  Die  Literatur,  in  welcher  die  Beweisflihmng  ftlr  die  ümsegelang  AfHka's 
unter  Keeho  dargethan  wird,  ist  eine  ziemlich  reichhaltige,  z.  B.  Junker,  Die  Um- 
•chifflEuig  Libyens  dnrch  die  Ph5niker,  in  den:  Jahrb.  f.  Philologie.  Snppl.  VIII. 
1848.    8.  856.    X.    8.  141  n.  s.  w. 


1 


234  Josaphat  Hahn: 

Für  die  Abstammang  der  Namaqua  von  den  Aegyptern  spricht  aber 
noch  ein  anderes  entscheidendes  Moment.  Wir  wollen  hier  ganz  absehn 
von  der  vorhin  erwfihnten  Namaqaa-Sage,  ebenso  von  der  hellen  Haot- 
farbe  nnd  den  beiden  hervorstechendsten  Charakterzügen:  sehr  grobe 
InteUigens  verbanden  mit  grofsem  Untemehmangsgeiste  nnd  grensen- 
loser  Hochmnth,  die  beide  Volker  mit  einander  gemein  haben.  Die 
vergleichende  Sprachforschung  ist  es,  die  in  neuester  Zeit  den  8idle^ 
sten  Beweis  f5r  die  enge  Verwandtschaft  beider  Völker  geliefert  hat 
Der  bekannte  Sprachforscher  Dr.  Bleek  in  der  Eapcolonie,  der  sein 
Haaptaugenmerk  hauptsächlich  auf  die  südafri^anischep  Sprachen  und 
insonderheit  auf  die  Namaqua-Sprache  gerichtet  hat,  weist  nach,  dab 
die  letztere  aufs  engste  mit  der  koptischen  (nea-figyptischen)  verwandt 
sei.  Er  will  sogar  gefunden  haben,  dafs  die  Namaqua-Sprache  sich  in 
ihrem  grammatischen  Bau  reiner  erhalten  hat,  als  die  koptische.  In 
wie  weit  aber  seine  Vermntbung,  dafs  die  Namaqna  mitten  durch 
Afrika  vom  äufsersten  Norden  bis  zur  sfidlichsten  Spitze  hindurch  ge- 
wandert sind,  die  richtigere  ist,  lassen  wir  dahingestellt  Die  Beweise, 
die  er  bisher  fSr  seine  Ansicht  gebracht,  sind  nach  unserer  Meinung 
durchaus  nicht  zwingender  Art,  sondern  lassen  sich  wenigstens  zum 
grofsen  Theil  mit  der  unsrigen  in  Einklang  bringen;  doch  wtirde  es 
ans  zu  weit  fuhren,  wollten  wir  hier  weiter  darauf  eingehn.-  Jeden- 
falls aber  steht  es  auch  bei  ihm  fest,  dafs  die  Namaqua  von  den 
Aegyptern  abstammen  und  eingewandert  sind. 

Die  Namaqua  bildeten  schon  ein  sehr  zahlreiches  Volk,  als  sie 
zum  ersten  Male  mit  den  Europäern  am  Ende  des  15.  Jahrhunderts 
in  Berührung  kamen.  Die  ersten  Europäer,  welche  das  Kapland  nnd 
somit  die  Namaqna  kennen  lernteo,  .waren  die  Portugiesen,  aber  diese 
machten  sich  nicht  viel  ans  dem  Lande,  denn  sie  hatten  ihr  Auge 
hauptsächlich  anf  Indien  mit  seinen  Schätzen  gerichtet.  Den  Portu- 
giesen folgten  die  Holländer,  welche  die  Eapcolonie  mit  Beschlag  be- 
legten und  die  Kapstadt  gründeten  (1652).  Viele  Answandemngslustige 
ans  den  Niederlanden  und  vertriebene  Hugenotten  aus  Frankreich  theil- 
ten  sich  in  das  Land  und  wurden  Boers  genannt.  Im  J.  1795  nahmen 
die  Engländer,  die  damals  mit  Holland  um  die  Herrschaft  zur  See 
stritten,  die  Kapcololonie  in  Besitz,  die  zwar  durch  den  Frieden  von 
Amiens  (1802)  für  wenige  Jahre  den  Holländern  zurückgegeben  wurde, 
durch  die  Capitulation  vom  10.  Januar  1806  aber  wieder  der  britischen 
Herrschaft  überliefert  wurde. 

Das  Schicksal  der  Eingeborenen  war  unterdessen  kurz  folgendes. 
Die  Namaqua  waren  gerade  kein  sehr  sauberes  und  fleifsiges,  aber 
doch  ein  sehr  gutherziges  nnd  kluges  Volk  und  ohne  Zweifel  die  recht* 


X 


r 


Die  OTahererö.  235 


Difsigen  Besitzer  des  Landes.  Aber  wie  die  Volker  Europas  nie  dar- 
nach gefragt  habeii,  ob  sie  ein  Recht  auf  die  fremden  Gebiete  jenseit 
der  Meere  haben  oder  nicht,  so  hatten  sie  auch  hier  gleich  kursen 
Procefs  gemacht  und  ohne  viele  Umst&nde  das  Land  in  Besitz  genom- 
men. Die.  Art,  wie  sie  es  machten,  ist  überall  und  zu  allen  Zeiten 
siemlich  dieselbe  gewesen.  Brst  behandelten  sie  die  erstaunten  und 
aiglosen  Eingebornen  aufs  freundlichste,  lockten  sie  mit  Korallen, 
FUtterwerk  und  allerlei  Tand  an  sidi;  dann  setzten  sie  sich  an  einem 
festen  Platze  fest,  forderten  von  den  Eingebornen  allerlei  Dienste,  und 
wenn  diese  nicht  gehorchen  wollten,  redeten  sie  mit  ihnen  durch  Flinten 
and  Kanonen,  schliefelich  entthronten  sie  die  eingeborenen  Fürsten  und 
Hioptlinge,  setzten  andere  ein  oder  machten  sich  selbst  zu  Herrschern 
and  beraubten  die  Unterthanen  ihrer  Güter  und  ihrer  Freiheit. 

Die  Namaqua  setzten  sich  den  Hollfindern,  denn  diese  waren  ihre 
eigentlichen  Unterdrücker,  zur  Wehr,  und  es  entspann  sich  ein  Krieg, 
der  fast  vierzig  Jahre  dauerte.  Die  durchaus  nicht  unkriegerischen  und 
ieigen  Namaqoa  wehrten  sich  dem  durch  Waffen  weit  überlegenen 
Feinde  gegenüber  mit  dem  gröfsten  Heldenmuthe  und  Erbitterung.  Es 
war  ein  blutiger  und  grausamer  Krieg.  Wir  wollen  die  entsetzlichen 
Grausamkeiten,  die  die  Hollfinder  an  den  unschuldigen  Eingeborenen 
begingen,  übergehn.  Mit  dem  Ende  des  Krieges  gingen  keineswegs 
die  Leiden  der  unglücklichen  besiegten  Namaqua  zu  Ende,  sie  began- 
oen  vielmehr  jetzt  erst  In  Folge  dieser  Sklaverei  versank  das  einst- 
mals so  mannhafte  and  gutherzige  Volk  in  dumpfes  Hinbrüten,  in 
grenzenlosen  Hafs  und  BüTstrauen  gegen  alle  Weifsen  und  zum  Theil 
auch  in  sklavische  Feigheit  bis  auf  den  heutigen  Tag. 

Der  bei  weitem  grofste  Theil  der  Namaqua  wanderte  nach  Norden 
«ad  liefs  sich  im  jetzigen  Grofs-Namaqualande,  aber  auch  südlich  vom 
Oariep  (Orange-Strom),  im  Klein-Namaqualande  nieder.  Andere  zogen 
aich  scheu  in  die  Wüsten  Afrikas,  besonders  in  die  Kalehariwüste,  bis 
n  den  Ovambo's  und  nördlich  vom  Ngamisee  zurück,  und  führten  bis 
anf  den  heutigen  Tag  ein  wildes  ,,Bu8chmannsleben^ ;  diese  bilden 
heute  die  so  tief  gesunkene  und  weit  und  breit  zerstreute  Nation  der 
^BuschAfinner**.    Der  geringere  Theil  blieb  zurück  in  schmachvoller 

Knechtschaft. 

Die  gelben  Namaqua  sammt  ihren  östlichen  Nachbarn,  den  Kaf- 
fem,  und  ihren  nördlichen  Nachbarn,  den  Betschuanen,  beide  schwarze 
Negervölker,  waren  nicht  die  einzigen  Eingeborenen,  die  um  das  Kap- 
hmd  umher  wohnten.  Die  Boers  hatten  zur  Bestellung  ihrer  Felder 
und  zur  Beaufsichtigung  ihres  zahlreichen  geraubten  Viehes  sehr  viel 


236  Josaphat  Hahn: 

OeBinde  nöthig;  die  Zabl  der  Namaqna  oder  ^Hottentotten*'  oder  ^Pe- 
per-Koppe^  (Pfefferköpfe)  —  zwei  Spitznamen,  welche  die  BoerB  i]k- 
nen  beilegten  — ,  war  bei  weitem  nicht  hinreichend,  und  bei  den  häufig 
wiederkehrenden  Empörungen  waren  die  Namaqna  immerhin  unzuvei^ 
Ifissige  Dienstleute.  Deshalb  hatten  die  Boers  seit  l&iigerer  Zeit  Neger- 
sklaven eingeführt,  namentlich  von  Mozambiqne;  auch  mnhamedaniscbe 
Bialaien  hatten  sie  angekauft.  Als  jedoch  die  Englfinder  das  Land  er- 
oberten, wurde  der  Sklavenhandel  zwar  verboten,  aber  die  nach  dem 
Bnchstaben  des  Gesetzes  freien  Namaqua  wurden  nun  durch  die  raf&nir- 
testen  Mittel  und  zum  Theil  durch  die  Gesetzgebung  selbst  an  die 
Leibeigenschaft  gefesselt.  Dabei  führten  die  Boers  ein  zügelloses 
Lasterleben,  und  es  entstand  auf  diese  Weise  im  Laufe  der  Zeit  eine 
neue  eigenthüm liebe  Mestizenrace ,  schlechthin  Bastarde  genannt,  die 
europäische  Väter  und  Namaquamütter  hatten.  Diese  neu  entstandene 
Race  ist  äufserlich  kaum  von  den  Namaqna  zu  unterscheiden.  Den- 
noch wollen  Einige,  ohne  ihrer  Einbildung  Gewalt  anzuthun,  die  Por^ 
traits  der  afrikani8ch*bolländischen|Aristokratie  in  ihr  wiedererkennen. 
Uebrigens  ist  nicht  zu  verkennen,  dafs  diese  Bastards  entschieden  ein 
gut  Theil  europäischen  und  holländischen  Charakters  geerbt  haben, 
worauf  sie  sich  auch  nicht  wenig  einbilden. 

Da  die  Bastards  sich  ungemein  schnell  vermehrten,  wurde  bald 
eine  Auswanderung  nöthig,  und  es  entstanden  zwei  mächtige  Staaten 
von  Bastards  im  Nordosten  der  Kapcolonie  am  oberen  Laufe  des  Ga- 
riep  oder  Orange-Stromes :  die  Koranna's  und  Griqua's.  Nach  Norden 
jenseits  des  unteren  Laufes  des  Gariep  zogen  auch  ganze  Bastard- 
stämme, deren  Häuptlinge  oder  „Capitaine^,  wie  sie  sich  am  liebsten 
nennen,  holländische  Namen  trugen,  wie  z.  B.  „Jonker  Affrekander^ 
«David  Christian**,  „Paul  Goliath ^  „Willem  Zwartbooi**,  „WiUem 
Fransmann  ^  u.  s.  w.,  und  so  hatten  manche  alte  und  achtbare  Boers- 
familien  wenigstens  das  Verdienst,  durch  ihre  Namen  zur  Veredlung 
der  Eingeborenen  mitgewirkt  zu  haben.  Diese  Bastards,  welche  nach 
dem  Grofs-Namaqualande  auswanderten,  wurden  zum  unterschiede  von 
den  reinen  Namaqua,  welche  das  Land  schon  inne  hatten,  „Orlam's' 
genannt.  Die  eigentliche  Bedeutung  •  dieses  Wortes  ist  ^eifelhaft 
Vielleicht  ist  Orlam  eine  Verdrehung  des  holländischen  Wortes  „o'er^ 
land**,  d.  h.  „Überland *^  nnd  bedeutet  mithin  das  Volk,  welches  „über 
Land**  gezogen  ist.  Im  Gegensatz  zu  den  Orlam's  werden  die  ur- 
sprünglichen reinen  Namaqua  sehr  oft  „Topnaars**  genannt:  „die  Er- 
sten*^, „die  Spitzen**,  „die  Höchsten**,  oder  die,  welche  am  weitesten 
vorgedrungen  oder  zuvörderst  in  das  Grofs-Namaqualand  eingewandert 
sind.  Nach  einer  anderen  Erklärung  soll  Orlam  ein  Spottname  sein, 
den  die  holländischen  Boers  den  Bastard- Na maquas  gaben,  die  sich 


Die  Oyaherertf.  237 

mafsig  aaf  ihren  LSndereien  nmhertrieben.  Das  Wort  bedeutet  eine 
anfrochtbare  Schaafmatter,  ein  Geschöpf ,  welches  weder  zur  Zucht 
noch  zam  Mfisten  taugt,  kurz  ein  verächtlicher  Gegenstand,  der  keinen 
Notzen  abwirft.  Alles  ist  indessen  relativ,  denn  was  diese  Orlam's  in 
den  Augen  der  Boers  waren,  dafSr  gelten  die  eigentlichen  Namaqua 
oder  Topnaar's  jetzt  in  den  Augen  der  Orlam's.  —  Zwischen  dem 
eigentlichen  Namaqua,  Hottentott  oder  Topnaar  und  dem  Orlam  und 
Buschmann  ist  im  Grunde  gar  kein  specifi scher  Unterschied,  was 
aach  hierüber  schon  gesagt  und  geschrieben  sein  mag.  Der  Topnaar- 
Namaqna  ist  einfach  der  etwas  civilisirtere  Buschmann,  gerade  wie  die 
Orlam's  dasselbe  rohe  Material  unter  einem  etwas  höheren  Grade  von 
Politur  darstellen.  Nicht  allein  in  Physiognomie  und  Sprache  sind  sie 
ein  und  dasselbe  Volk,  sondern  die  übrigen  Namaquastfimme  erhalten 
oft  Zuzug  von  den  Buschmännern.  Bei  ihrem  Eintritt  in  einen  der 
grofseren  Stämme  verlieren  die  Buschmänner  ihren  Namen  ,)Saan% 
wie  sie  sonst  von  den  Namaqua  genannt  werden  * ).  Doch  genug  hier- 
von. Wir  geben  nun  in  möglichster  Kurze  einen  Ueberblick  über  den 
Verlauf  der  Kämpfe  zwischen  diesen  beiden  räthselhaften  Nationen, 
die  durch  ein  seltsames  Geschick  aus  weiten  Fernen  zusammengeführt 
za  sein  scheinen. 

Nachdem  der  erste  Schreck  vor  den  mächtigen  Fremdlingen  ver- 
flogen war,  griffen  die  Namaqua  bald  störend  in  das  harmonische, 
argtose  Zusammen-  oder  vielmehr  Nebeneinanderleben  der  friedlichen 
Hirtenstämme  der  Ovahererö  ein.  Den  Zankapfel  zu  den  nun  folgen- 
den, unablässigen  Raubangriffen  der  Namaqua  und  den  Rachezügen 
der  Herero  boten  die  Heerden  der  Letzteren  dar.  (Um  Irrthümer  zu 
▼ermeiden,  bemerken  wir,  dafs  die  Bezeichnung  ,,Namaqua^  als  Col- 
lectivname  für  die  reinen  Namaqua  oder  Topnaar's,  sowie  für  die 
Bastard -Namaqua  oder  Orlams  gebraucht  wird.)  Der  Heerdeh- 
reichthum  der  Herer6  war  in  der  That  ein  nnermefslicher;  mancher 
von  ihnen  hatte  nicht  weniger  als  circa  zehntausend  Rinder  und 
Kleinviehheerden  in  gleichem  Verhältnifs.     Kein  Wunder  daher,  wenn 


*)  Der  engliflche  Sttdafrika-Reisende 'Galton,  der  erste,  der  im  Jahre  1850 
in  Begleitung  von  Anderraon  bis  zu  den  Ovambö  vordrang,  spricht  sich  in  seinem 
Reisetagebnehe  ganz  in  unserem  Sinne  Über  diesen  Punkt  aus,  der  der  Gegenstand 
so  mancher  Irrthümer  und  Verwechselungen  gewesen  ist  und  noch  ^t.  Kurz  und 
treffend,  wenn  auch  etwas  drastisch,  fafst  er  das  Resultat  seiner  Auseinandersetzung 
in  den  Worten  snsammen:  «Wenn  ich  daher  sage:  Orlamhottentott  oder  Buschmann, 
10  muSB  ich  ganz  dasselbe  gelbe,  plattnasige,  wollhaarige,  mausende  Individuum 
meinem  gütigen  Leser  vor  die  Seele  heraufbeschwören,  das  sich  nur  durch  Schmutz, 
Widiigkeit^nd  Nacktheit,  je  nach  dem  eben  angedeuteten  Ausdrucke,  unterscheidet, 
vobei  der  allerhöchste  Punkt  des  Marsstabes  ein  Wesen  ist,  das  sich  an  Sonn-  und 
Ollatagen  respectabel  zu  kleiden  im  Stande  ist  und  etwas  lesen  und  schreiben  kann, 
der  niedrigste  Punkt:  ein  regelmKfsiger  Wilder". 


1 


236  Josaphat  Hahn: 

diese  fast  unglaabliche  Menge  Viehs  die  Habgier,  and  die  Schönheit 
des  verlorenen  Gebietes  die  Sehnsucht  nach  demselben  in  den  Na» 
maqna  erweckte.  Namentlich  worden  diese  zu  ihren  Bestrebungen, 
sich  in  den  Besitz  beider  za  setzen,  ermathigt,  als  sie  durch  ihre  Yer* 
bindung  mit  der  Eapcolonie  den  Oebraach  der  Feuerwaffen  kennen 
gelernt  hatten.  Vierzig  bis  fünfzig  Jahre  hindurch  mit  nur  wenigen 
Unterbrechungen  mochten  diese  Raufereien,  denn  Ton  regelrechten 
Kriegen  kann  nicht  die  Rede  sein,  in  afrikanischem  Phlegma  stattge- 
funden haben,  ohne  in  ein  bedeutsames  Stadium  getreten  zu  sein,  als 
etidlicli  ein  bedeutenderes  Ereignifs  einen  Wendepunkt  herbeiführte  und 
einen  regelrechten  Krieg,  oder  besser  gesagt,  einen  Racenkampf  im 
eigentlichsten  Sinne  des  Wortes  heraufbeschwor. 

Ungefähr  um  das  Jahr  1825  verbündeten  sich  die  mächtigsten 
Namaquastämme  zu  einem  gemeinsamen  heimlichen  Angriff  gegen  einen 
reichen  Hererostamm,  der  am  westlichen  Ende  des  Oungoati-Gebirges 
seinen  Wohnsitz  hatte.  Die  Ueberrumpelung  der  arglosen  Herero  ge- 
lang fast  vollständig.  Es  entwickelte  sich  ein  blutiges  Treffen,  welches 
zum  Nachtheil  der  an  Zahl  und  Bewaffnung  schwächeren  Hererokrie- 
ger ausgefallen  wäre,  wenn  nicht  die  Frauen  und  Jungfrauen  der  He- 
rero, welche  dem  Kampfe  zugeschaut  hatten,  im  entscheidenden  Mo- 
mente wie  Furien  unter  die  Kämpfenden  sich  gemischt  und  die  beschämten 
Krieger  zu  neuer  Standhaftigkeit  angefeuert  hätten').  Kurz,  die  Na- 
maqaa  wurden  geschlagen,  und  eine  ganze  Anzahl  mächtiger  Herero- 
stämme drang  kurz  darauf  in  das  Grofs-Namaqualand  ein  und  eroberte 
dasselbe  zum  grofsen  Theil  während  eines  verzweifelten  Kampfes  von 
drca  10  Jahren.  Wiederum  trat  nun  ein  Wendepunkt  für  diesen  Racen- 
kampf ein.  —  Zu  den  im  Norden  des  Grofs-Namaqualandes  unterlie- 
genden Namaquastämmen  drang  gerade  in  jener  Zeit  der  gröfsten  Notb 
die  Kunde  von  einem  mächtigen,  jungen  und  ehrgeizigen  Orlam-Ka- 
pitain  an  den  Ufern  des  unteren  Laufes  des  Gariep,  Namens  Jonker 
Affrekander.  Dieser  Affrekander  war  entschieden  der  gröfste  Namaqna 
seiner  Zeit.  An  Scharfsinn,-  diplomatischer  Gewandtheit,  Herrscher- 
würde und  kühnem  Unternehmungsgeist  kam  ihm  keiner  seiner  Zeit- 
genossen unter  den  Namaqna  gleich.  Seinen  Stamm  hatte  er  ganz 
nach  europäischem  Muster,  soweit  es  die  Verhältnisse  erlaubten,  or- 
ganisirt.  Seine  Kriegsschaar  bestand  aus  Reiterei  und  Fufsvolk,  and 
beide  Waffengattungen  waren  vollständig  mit  Feuergewehren  versehen 


')  Ein  sehr  schSner  Zug,  der  uns  unwillkührlich  an  die  passive  Mitwirkung 
der  Frauen  nn^  Jungfrauen  an  den  Kämpfen  unserer  altgermanischen  YorfahreD> 
wovon  Tacitus  berichtet,  erinnert. 


r 


-»i 


Die  Ovabererd.  239 

and  trefflieb  darauf  eingeübt').  Dieser  Jonker  Affrekander,  der  sn 
jener  Zeit  wegen  seiner  kübnen  Dnternebmungen  nacb  allen  Seiten  bin 
nicht  nur  im  Grofs-Namaqualande,  sondern  aucb  in  der  ganzen  Eap- 
eolonie  das  gröDste  Aufseben  erregte,  wurde  von  den  nördlicben  Na- 
maqaa  um  Hulfb  angerufen.  Diesem  Rufe  konnte  Jonker's  Ebrgeiz 
nicht  widerstebn.  Jonker  sog  nacb  dem  Norden  seinen  bedrängten 
Laadskuten  zu  Hülfe  und  griff  mit  diesen  vereint  mit  seiner  tapferen 
und  wohlorganisirten  Scbaar  die  Herero  mit  unwidersteblicber  Gewalt 
an.  Die  herero  leisteten  zwar  den  tapfersten  Widerstand,  konnten 
aber  nicbts  gegen  die  überlegenen  Feinde  ausrichten  und  verloren  in 
der  Zeit  von  etwa  acbt  Jahren  das  von  den  Namaqua  eroberte  Gebiet 
Badlicb  vom  Kuisib.  Im  Jahre  1842  kam  endlicb  durcb  Vermittelnng 
zweier  Rheinischer  Missionare,  Hugo  Habn  und  Eleinschmidt,  ein  Friede 
iwischen  den  beiden  kämpfenden  Parteien  zu  Stande.  Doch  war  der- 
selbe nicbt  von  langer  Dauer.  Schon  im  Jahre  1844  griff  Jonker 
Affrekander  uüter  irgend  einem  nichtssagenden  Vorwande,  auf  An- 
trieb von  nichtsnutzigen  europäischen  Händlern  —  wie  überhaupt 
dieser  Abschaum  der  europäischen  Bevölkerung  der  Eapcolonie  in  der 
Folgezeit  stets  die  niederträchtigste  Rolle  gegen  die  Hererö  und  die 
ihre  Sache  vertretenden  Missionare  spielte  —  die  Herero.  wieder  an 
and  bekämpfte  jeden  einzelnen  Stamm  nach  der  Reihe  mit  dem  besten 
Erfolge.  Dieses  Manöver  wurde  ihm  dadurch  ermöglicht,  dais  sämmt- 
liche  Hererostämme,  die,  was  bereits  erwähnt  worden  ist,  unter  kei- 
nem* gemeinsamen  Oberhaupte  standen,  im  Laufe  der  Zeit  in  Zwie- 
spalt gerathen  waren  und  sich  unter  einander  aufs  erbittertste  befehdeten. 
Der  Zankapfel,  um  den  sich  diese  inneren  Streitigkeiten  drehten,  waren 
wiederum  die  unermefslicben  Viehherden  der  Herero.  Jonker  und  die 
öbrigen  Namaqua  hatten  jetzt,  wie  man  sich  denken  kann,  ein  leichtes 


')  Jonker  Af&ekander  (oder  Afrikaner)  stAmmte  aus  einer  alten  Häuptlings- 
&milie  der  Nainaqna.  JSein  Vater,  Jager  Affrekander,  diente  mit  seinem  Stamme 
«inem  holländischen  Boer,  Namens  Pinaar,  an  den  Ufern  des  Elephantenflusses  in 
der  Capcolonie.  Da  der  Boer  die  Weiber  des  Stammes  in  Abwesenheit  der  Männer 
anfs  Schimpflichste  mifshandelt  hatte,  ktlndigte  ihm  Jager  eines  Tages  den  Gehör- 
niD  aaf.  Des  Boers  Antwort  daranf  war,  dafs  er  diesen  mit  einem  wuchtigen  Fanst- 
bi«be  besinnungslos  zu  Boden  schmetterte.  Der  Boer  griff  nun  zu  seiner  Flinte, 
nm  seinem  Gegner  noch  den  letzten  Rest  zu  geben,  wurde  aber  in  seinem  Yorhaben 
gestört,  indem  Jagers  Bruder  Piet,  der  noch  zu  rechter  Zeit  herbeieilte,  ihm  eine 
Kagel  durch  den  Kopf  jagte.  Dies  geschah  gegen  Ende  des  vorigen  oder  ganz  zu 
An&Dg  dieses  Jahrhunderte.  Jager  zog  sofort  mit  seinem  Stamme  ab  und  siedelte 
flcb  mit  demselben  am  nördlichen  Ufer  des  Gariep  oder  Orangeflusses  an  und  wurde 
bald  der  Schrecken  der  ganzen  Umgegend,  bis  er  sich  schliefslich  mit  seiner  ganzen 
Ptmilie  von  dem  bekannten  Missionar  Moffat  taufen  liefs  und  den  Namen  Christian 
Affrekander  annahm.  Sein  Nachfolger  wurde  sein  eben  erwähnter  jüngster  Sohn» 
Jonker,  durch  einen  Gewaltakt  oder  Staatsstreich,  wenn  man  es  so  nennen  will. 


1 


240  Josaphat  Hahn: 

Spiel  mit  ihren  Gegnern.  An  Mordgier  und  Graasamkeit  fibertr&fen 
diese  Raabzage  alle  Begriffe,  die  man  sich  davon  machen  kann.  Ganze 
HereröstSmme  warden  bis  auf  den  letzten  Mann  vom  Erdboden  ver- 
tilgt, nnd  Grausamkeiten  an  Weibern,  Kindern  und  Greisen  fielen  vor, 
gegen  deren  Beschreibnng  sich  jede  Feder  sträaben  würde. 

Nur  ein  Hereroh&nptling,  Namens  Kabityene  d.  b.  ^Blitz^  oder 
^"Wetterleucbten**,  verdient  hier  erwähnt  zu  werden,  weil  er  mit  einer 
seltenen  Liebe  zu  seiner  Nation  beseelt,  in  uneigennütziger  Weise  sich 
derselben  opferte,  indem  er  trotz  vielfacher  Anfeindungen  von  Seiten 
seiner  Landslente,  den  Namaqua  eine  Zeit  lang  wirksamen  Widerstand 
leisteten.  Eahitjene  war  dem  Jonker  an  Intelligenz  und  diplomatischer 
Gewandtheit  mindestens  gewachsen,  an  Charakter,  Wurde  und  Ent- 
schlossenheit entschieden  überlegen.  Dieser  griff  Jonker  an  und  be- 
siegte ihn,  schenkte  demselben  jedoch,  obwohl  er  ihn  bis  auf  den  Tod 
hafste,  aus  übergrofsem  Edelmuth  das  Leben,  weil  er  einst  bei  Jonker 
Gastfreundschaft  genossen  hatte.  Doch  dieser  Edelmuth  Eahityene's 
wurde  die  Ursache  seines  eigenen  Verderbens.  Jonker  Affrekander,  der 
jene  Niederlage  niemals  vergessen  konnte,  schlofs  heimliche  Bundnisse  mit 
mehreren  verrSthörischen  Hererohänptlingen  gegen  Kahityene.  In  einer 
und  derselben  Nacht  wurden  sämmtliche  Dorfer  des  Letzteren  von  den 
Feinden  heimlich  überfallen.  Eahityene  selbst  wurde  auf  Okahandja 
von  Jonker  umzingelt  und  angegriffen.  Ein  schreckliches  Blutbad 
wurde  unter  den  Hererö,  die  nach  keiner  Seite  hin  entfliehen  konnten, 
angerichtet;  nur  Kahityene  wagte  es  mit  einer  kleinen  tapferen  Scbaar 
sich  in  die  Reihen  der  Feinde  zu  stürzen  und  war  der  Einzige,  dem 
es  gelang,  sich  Bahn  zu  brechen  und  zu  entkommen.  Er  ahnte  nicht, 
•dafs  in  derselben  Nacht  sein  ganzer  Stamm  vernichtet  war,  und  daCs 
Frau  und  Kinder  sich  in  der  Gefangenschaft  befanden.  Als  er  hier- 
von Nachricht  erhielt,  raffte  er  seine  letzten  Mannschaften  auf  und  griff 
mit  der  kleinen  Schaar  und  in  Begleitung  seines  einzigen  ihm  übrig 
gebliebenen  Sohnes  die  Feinde  an.  Während  des  Rampfes  verliefsen 
ihn  aber  seine  Krieger,  und  er  selbst  fiel  mit  seinem  tapferen  Sohne 
nach  heldenmüthiger  Gegenwehr. 

Mit  dem  Fall  Kahitjene's  war  das  Schicksal  der  Herero  entscbie- 
<len.  Der  ganze  südliche  Theil,  der  am  meisten  bevölkerte  des  He- 
rerolandes,  mit  Ausnahme  des  zu  der  Missionsstation  Otyikdngo  gehö- 
rigen Gebietes,  wurde  in  kurzer  Zeit  unterjocht  und  verfiel  einer 
•drückenden  und  grausamen  Sklaverei  unter  den  Namaqua.  Tansende 
von  Herero  entzogen  sich  dieser  Knechtschaft  durch  die  Flucht  zu  den 
Ondonga  und  Ovambo  im  Norden, .  wo  sie,  freundschaftlich  aufgenom- 
men, eine  neue  Heimat  fanden.  —  Dieser  traurige  Zustand  der  voll* 
«tändigen  Zerrüttung  und  Verarmung  (denn  die  grofsen  Viehheerden 


Die  OTahererö.  241 

waren  in  die  Hände  der  Sieger  übergegangen)  währte  bis  zum  Jahre 
iS63.  Zum  Rahme  der  Herero  sei  es  gesagt,  dals  ihr  nationales  Selbst- 
gefühl, welches  schon  ganz  erloschen  schien,  durch  jene  Knechtschaft 
um  so  stfirker  und  reiner  wieder  erwachte.  Im  Jahre  1863  erhoben 
«ich  die  sudlichen  Herero  Mann  für  Mann  gegen  ihre  Unterdrücker 
unter  Anfuhrung  eines  kühnen  Häuptlings,  Namens  Kamaharero,  der 
das  erste  Signal  zum  Aufstande  gab.  Es  kam  zu  einem  verzweifelten 
Kampfe,  der  bis  auf  den  heutigen  Tag  noch  nicht  endgültig  entschie- 
den ist.  Unter  Leitung  des  bekannten,  im  vergangenen  Jahre  (1867) 
verstorbenen  Südafrika  -  Reisenden  Charles  Andersson  und  des  engli- 
schen Elephantenj&gers  Green,  erfochten  die  Herero  einen  glänzenden 
Sieg  nach  dem  andern.  Da  Andersson  aber  in  Folge  des  Verlustes 
eines  Beines  durch  eine  feindliche  Kugel  gezwungen  war,  im  Jahre 
1865  das  Land  zu  verlassen  und  Green  sich  auf  Reisen  begab,  con- 
centrirten  sich  die  Herero  bis  dato  auf  Otyimbingue,  der  Station  des 
vorhin  erwähnten  Missionars  Hugo  Hahn,  unter  dessen  Rath  und  Einflufs 
die  Herero  seitdem  mit  demselben  günstigen  Erfolge  den  Krieg  in  mehr 
defensiver  Weise  fortfuhren.  Die  Namaqua  griffen  zwar  viermal  diesen 
Platz  mit  bedeutender  Uebermacht  an,  wurden  aber  jedesmal  mit  gro- 
fsen  Verluaten  zurückgewiesen.  Der  letzte  Ueberfall  von  Seiten  der 
verbündeten  Namaqua  fand  im  December  1867  unter  Anfuhr ung  eines 
'  Engländers  mit  f&nfzehnhundert  wohlbewaffneten  Namaquakriegern 
statt  Dennoch  wurden  diese,  trotzdem  dafs  der  Missionar  nur  150 
Mann  entgegenzustellen  hatte  und  die  Station  vollständig  überrumpelt 
war,  nach  einem  fast  zwölfstündigen  Gefechte  in  die  Flucht  geschlagen 
und  eine  Woche  darauf  fast  völlig  vernichtet. 

Das  wichtige  Resultat  dieses,  obwohl  noch  nicht  völlig  beendigten 
Krieges  ist,  dafs  die  Freiheit  der  Herero  jetzt  fest  begründet  ist,  und 
dafe  die  Namaqua  durchaus  keine  Aussicht  haben,  jemals  vneder  die 
Unterdrücker  der  Herero  zu  werden.  Ferner  lädst  sich  nicht  verken- 
nen, dafs  die  Letzteren  die  Namaqua  an  Kultur  und  Intelligenz  über- 
flügelt haben  und  in  Zukunft  wahrscheinlich  eine  geistige  und  moralische 
Herrschaft  über  diese  ausüben  werden.  Zu  diesem  geistigen  nnd  mo- 
ralischen Aufschwünge  der  Herero  hat  die  Mission  und  ganz  beson- 
ders die  durch  den  Missionar  Hugo  Hahn  in  den  letzteren  Jahren 
eingeführte  Colonisation  des  Landes  durch  Europäer,  die  unter  sei- 
ner Leitung  stehen,  einen  entscheidenden  Theil  beigetragen,  indem  durch 
die  letztere  Unternehmung  der  demoralisirende  und  'barbarisirende  Ein- 
flnla  der  weifsen  Handler  im  Lande  vollständig  gebrochen  ist.  Die 
voranasichtlich  bald  bevorstehende  engere  Verbindung  der  Walflschbai 
an  der  Südwestküste  des  Hererolandes  mit  der  Kapstadt,  zum  Theil 
durch  die  wabrscheinlicb  baldige  Eröffnung  der  reichen  Kupferminen 

S«ilM^.  d.  GM«U*ch.  1  Brdk.  Bd.  IV.  16 


242  Josaphi^t  Hahn: 

im  Lande  ^  wird  die  kaltarhistorische  Bntwickelung  der  Herero,  naeb 
aller  menschlichen  Berechnung,  in  ein  neues  und  günatiges  Stadiom 
treten  lassen*). 


')  Kacb  den  neuesten  Nachrichten  soll  die  Regienmg  am  Cap  endlich  tm 
Kriegsschiff  nach  der  Walfischbai  zur  üntersttttzung  der  Hererd  nnd  der  dortigen 
Golonisation  abgesandt  haben,  um  dem  leidigen  Racenkampf  endlich  ein  Ende  an 
machen  nnd,  wie  wir  hoffen,  um  durch  BesiUergreiftmg  des  Landes  geordnete  Var- 
hältnisse  daselbst  einzuHlhren. 

Wir  erlauben  uns  im  AnschluTs  an  die  vorstehende  Anmerkung  noch  Einig«» 
auf  Grund  sp&terer  Kachrichten  ttber  den  augenblicklichen  Stand  der  Dinge  im  He- 
rerölande  binanxnfllgen.  Nach  dem  letaten,  oben  berichteten  Ueberfalle  von  Ot^im- 
bingu^  haben  sich  die  Yerhältniase  vollkommen  ^ders  gestaltet,  als  man  allgemeki 
erwarten  nnd  hoffen  durfte.  Es  sei  gestattet,  hier  einiges  aus  dem  letzten  Briefe 
unseres  Vaters,'  des  Missionars  Hugo  Hahn,  in  welchem  er  die  augenblickliche  Sach- 
lage schildert,  wörtlich  ancuAlhren.  »Die  Hererd  gaben  sich  einer  tragen  Ruhe  hin, 
und  so  geschah  es,  data  auch  dieser  Sieg  gar  nicht  ausgebeutet  wurde  und  die  N»- 
maqua  Zeit  hatten,  sich  yom  Schrecken  zu  erholen.  Jan  Affrekander  (Jonker's  Sohn 
und  Nachfolger)  schrieb  mir,  er  wolle  keinen  Frieden  mit  den  Hererö.  Wir  Wei&en 
sollten  fort,  oder  sollten  die  Hererd  drtogeu,  von  Otyimbingn^  fortzuziehen,  damit 
sie  sich  mit  ihnen,  ohne  meine  Mithülfe,  wo  anders  schlügen.  Jacobus  Bovis  schrieb 
mir  auch  und  ergofs  sich  in  Schmähungen  gegen  mich.  Nach  einiger  Zeit  ver^ 
nahmen  wir,  dafs  sich  die  Namaqua  auf  Rehoboth  sammelten  nnd,  da  ich  jenen 
Beiden  eine  abschlägige  Antwort  geschickt  hatte,  Otyimbingn^  aufs  Nene  überfallen 
wollten.  Eine  bedenkliche  Bewegung  machte  sich  in  Folge  dessen  unter  den  Hererd 
bemerkbar;  ich  möchte  sie  eine  heidnisch -reactionäre  nennen.  Die  Zauberer  hatten 
schon  lange  rumort,  der  alte  KatjamahA,  Kamaharerd's  Vater,  der  auf  Okahnndya 
begraben  liegt,  rufe  seinen  Sohn  und  sei  über  ihn  ungehalten,  dafs  er  ihn  so  ein- 
sam liegen  liefse.  Er  habe  aus  Zorn  darüber  im  vorigen  Jahre  so  wenig  regnen 
lassen  nnd  aus  demselben  Grunde  seien  so  viele  Hererö  bereits  auf  OtTimbin^^ 
gefallen.  Dies  war  eine  blofse  List  der  reactionären  Partei,  um  Kamaharerö  mei- 
nem Einflüsse  zu  entziehen  und  selbst  ttber  ihn  zu  verfügen**.  —  Die  List  gelang 
auch,  und  Kamaharerö  siedelte  mit  seinem  Stamme  nach  Okahandya  über.  —  »Alle 
verliefsen  uns,  und  nur  die  Getauften  harrten  bei  uns  aus.  Da  ich  aber  diese  wegen 
der  grofsen  Dürre  nicht  alle  beköstigen  konnte,  schickte  ich  die  meisten  von  ihnen 
nördlich  zum  0 warum. Flusse,  um  dort  Getreide  zu  bauen.  Unterdessen  traf  una 
die  Nachricht,  dafs  Jacobus  Bovis  mit  einem  Haufen  Namaqua  uns  überfallen  wolle, 
sich  aber  zuvor  nach  der  Bai  gewandt,  Green  und  Palgrave  und  andere  Weifse  an- 
gefallen und  theils  getödtet  habe.  So  war  es  denn  auch,  und  ein  Spion  von  Jaco- 
bus Bovis,  der  in  unsere  Hände  fiel,  bestätigte  es.  An  der  Walfischbai  hatte  die 
Räuberhorde  mein  Packbaus  angegriffen  und  meinen  Agenten  Iverssen  getödtet.  — 
So  safsen  wir  hier,  etwa  nur  80  —  40  Mann  stark.  In  aller  Eile  befestigte  ich  den 
Platz  durch  Mauern  und  legte  sie  so  an,  dafs  eine  möglichst  kleine  Zahl  von  Leuten  aie 
vertheidigen  konnte.  Alle  überflüssigen  Häuser,  Hecken  und  Zäune  wurden  niederge- 
brannt, damit  die  Feinde  keinen  Schutz  dahinter  finden  sollten.  Einige  Weifse  schloasen 
sich  uns  an.  Nachts  wurde  regelmäfsig  Wache  gehalten  und  alle  möglichen  Vor- 
sicbtsmafsregeln  getroffen.  Einige  Zeit  darauf  liefe  Kamaharerö  alle  Weifaen  im 
Lande  hier  zusammenbemfen  und  kam  selbst  zu  einer  Besprechung.  Kamaharerö 
machte  eine  Menge  Verheifsungen,  was  er  zum  Schutze  der  Weifsen  thun  und  wie 
er  die  Namaqua  vertreiben  wolle  etc.  etc.  Diese  waren  hoch  erf^ut,  aber  ich 
kannte  Kamaharerö  besser  und  dämpfte  ihre  Freude,  indem  ich  ihnen  die  Veraiäie- 
rung  gab,  dafs  Kamaharerö  von  alle  dem,  was  er  verheifsen,  nichts  halten  würde. 
So  ist  es  denn  auch  wirklich  gewesen.  Ich  sah  deutlich,  wenn  wir  nicht  aa> 
dere  unvermuthete  Hfilfis  erhielten,  uns  nichts  übrig  blieb,  als  dal^  wir  Weilsen  mit 
den  farbigen  Colonialen  und  den  getaiifteii  Hererö  uns  zusammenschaarten  und  nns 


r 


Die  Ovaherer<$.  243 

Dies  zof  OrieDtirang  über  die  geschichtliche  Vergangenheit  und 
Gegenwart  der  Ovaherero.     Wir  wenden  nnn  unsere  Aufmerksamkeit 


nördlich  bis  sa  den  portngieeiachen  Besitzungen  durchschlttgen^    Die  Weifsen  stimm- 
ten alle  diesem  Plane  bei,   so  schwierig  auch  die  Ausfllhning  erschien.     Natttrlieh 
mnfste  dies  mit  Zurflcklassung  fast  unserer  sämmtlichen  Habe  geschehen,  die  allein 
aaf  Otvimbingu^  (Gebftulichkeiten  etc.  mit   eingerechnet)  auf  circa  80,000  £  Ster- 
ÜDg  taxirt  werden  kann.  —  Begleitet  von  mehreren  Europäern  verUefa  ich  Otyim- 
binga^  und  ritt  nach  Ameib,  um  die  B^obother  für  uns  zu  gewinnen  und  sie  davon 
abzubringen,  mit  den  Feinden  ein  Bündnifs  zu  schliefsen.     Unterwegs  erfuhren  wir, 
daTs  in  der  Walfischbai  ein  englisches  Kriegsschifi' eingelaufen  sei,   dessen  Mannschaft 
begierig  sei,  unsere  Feinde  anzugreifen,  aber  nicht  wttTste,  wo  dieselben  seien.    Die 
Hauptsache  war  nun  für   uns,   mit  dem  KriegaachifT  eine  Verbindung  herzustellen, 
and  ich  liefs  Kamaharerö  wissen,  er  mSge  sich  beeilen,  sein  Wort  zu  erfüllen  und 
Leute  zu  schicken,  die  mit  Green  und  Palgrave  nach  der  Bai  gehen  könnten,  weil 
die  Gegend  zwischen  der  Bai  und  hier  noch  immer  unsicher  sei.     Doch  eriiielt  ieh 
aastatt  desaen  einen  kläglichen  Brief,  dafs  er  sich  vor  den  weifeen  Kriegern  fürchte, 
sie  möchten   zu  ihm   kommen   qnd  sich  mit  ihm   berathen.     Bei  den  Rehobothem 
(einem  neutralen  Namaquastamm)*  war  es  jetzt  leicht,   sie  von  einem  Bündnisse  mit 
Jaeobua  Bovis  abzubringen.     Sie  waren  nun  willig  genug.  Alles  zu  thun,   was  ich 
verlangte.     Ich  rieth  daher  Palgrave  und  Green  mit  den  Rehobothem  nach  der  Bai 
zo  geben,  aber  das  wollten  sie  nicht.    Die  Folge  davon  war,  dafs  das  Kriegsschiff, 
nadidem  es  lange  gewartet,  wieder  absegelte.     Die  Besatzung  hatte  erst  einen  Ver- 
lach gemacht,  herzukommen,  weil   es  ihnen   aber  an  allen  Transportmitteln   fehlte 
nnd  die  Mannschaft  mit  Munition  und  Proviant  Überladen  war,  konnte  aie  nicht  über 
die  berüchtigte  Naarib- Wüste  zwischen  der  Walfischbai  und  dem  Zwachaub  kommen 
und  kehrte   unverrichteter  Sache  wieder  um.     In  Scheppmannsdorf  wollten   sie  mit 
Het  und  seinen  Leuten  kurzen  Procefs  machen,  was  auch  das  Beste  gewesen  wäre» 
onterliefsen  es  jedoch  auf«  die  Bitten  des  Missionars  Egerts  hin,  der  diese  Namaqua- 
bände  für  unschuldig  ^n  dem  Morde  Iverssens  hielt,   obwohl  Piet  das  Gewehr  des 
Ermordeten  im    Besitz   hatte.     Es  ist  ein  Jammer,   dafs   die  Bestraftmg  auf  dieee 
Weise  unterblieb,  denn  die  Umkehr  der  Engländer  wird  von  den  Namaqua  als  Feig- 
heit ausgelegt,  und  sie  sind  jetzt  frecher  als  zuvor.   —   Zu  spät  machte   sich  Pal- 
grare  schliefslich  auf  den  Weg  zur  Bai,   wohin   ihm  Green  mit  einer  kleinen  Be- 
deckung folgte.    Dagegen  benutzte  Ersterer  die  Grelegenheit,  mit  einem  anderen  Fahr- 
ze&ge  nach  dem  Gap  zu  reisen,  um  dem  Gouverneur  eine  von  147  Weiften  im  H»- 
reitflande  unterschriebene  Petition   einzureichen.    —    Unterdessen   haben   die  Hererd 
ein  Commando  gegen  die  Namaqua  ausgeschickt,  von  welchem  nur  zu  berichten  ist, 
dafs  sie  wenig  ausrichteten,   weil   die  Namaqua   überall   flohen.     Nur  an   einigen 
Stellen  kam  es  zu  Gefechten.     Die  Herorö   sollen  an  80  Namaqua  getödtet  haben. 
Ich  halte   es   für  Uebertreibnng.     So  lange   seitens   der  Regierung  nichts  Entschei- 
dendes geschieht,  bleibt  unsere  Läge  noch  immer  nicht  beneidenswerth.     Alle,  die 
^tzt  auf  dem  Platze  sind,   werden  von  uns  unterhalten,    was  uns   ungeheuer  viel 
hoileL    Thun  wir  es  nicht,  so  können  sie  nicht  bleiben,  und  wir  mttfsten  dann  alles 
im  Stich  lassen,  und  so  bleibt  uns  keine  Alternative.  —   Sobald  Sicherheit  für  die 
Station  da  ist,  gedenke  ich  nach  dem  Cap  zu  gehen,   theils  um  meiner  zerrütteten 
Gesundheit  willen,  theils  weil  es  gewünscht  wird,  dafs  ich  meine  Ansichten  abgeben 
•oll,  wie   man  in  diesem  Lande  die  Ruhe  herstellen  und  erhalten  kSnne,   was  ich 
ftbrigens  bereits  in  einem   längeren  Schreiben   ausgeführt  habe.     Bin   ich   im  Cap, 
dann  kehre   ich   vielleicht   nicht  wieder  in's  Hererdland   zurück.     Ich  bin  es  recht 
müde. 

Wir  sind  jetzt  kaum  besser  daran  als  fHlher,  obwohl  die  Namaqua  im  GroAen 
und  Ganzen  doch  ihre  Bedenken  haben  werden,  etwas  geg^en  uns  Weifte  zu  unter» 
nehmen.  —  Von  den  Ovambö  war  eine  grofte  Anzahl  hier,  die  Elfenbein  und 
•ödere  Sachen  verhandelten.    Wie  aie  sagen,  soll  der  berOchtie^e  Namaqua -Räuber- 

16» 


244  Josaphat  Hahn: 

der  apecielleren  Charakteristik  dieses  Volkes  zu,  wie  sie  sich  mehr 
£aiserlich  in  ihrer  Lebensweise,  ihren  fiufseren  Einrichtungen,  Sitten 
und  Gebräuchen  etc.,  sowie  in  mehr  geistiger  Weise  in  ihren  Fähig- 
keiten, ihren  Lebensanschauungen,  socialen  Verhältnissen,  religiösen 
Vorstellungen,  Sagen,  Märchen  und  Fabeln  etc.  kund  thut. 

Die  Herero  sind,  wie  die  meisten  Volksstämme  Südafrikas,  em 
Hirtenvolk.  Ihre  Viehheerden  bilden,  oder  bildeten  vielmehr,  ihren 
Hauptreichtbum.  Diese  Viehheerden  verdienen  um  so  mehr  mit  einigen 
Worten  erwähnt  zu  werden ,  als  sie  einen  mächtigen  Einflufs  auf  die 
Lebensweise  und  den  Charakter  der  Herero  ausüben.  —  Die  Herero- 
schafe tragen  merkwürdiger  Weise  keine  Wolle,  dagegen  haben  sie 
dicke  Fettschwänze,  die  ein  sehr  vortrefBicbes  Schmalz  liefern,  wel- 
dkes  für  die  Europäer  meist  die  Butter  vertritt  und  sehr  schmackhaft 
ist.  Diese  Fettschwänze  sind  übrigens  nicht  so  enorm  dick,  wie  oft 
gefabelt  wird.  Obwohl  oft  10  Pfund  schwer  u,nd  darüber  erschweren 
dieselben  weder  den  Schafen  das  Gehen,  noch  werden  sie,  wie  man 
sogar  in  Naturgeschichtsbüchern  lesen  kann,  in  kleinen  Karren  nach- 
geschleppt. Nachts  werden  Schafe  und  Ziegen,  wie  auch  die  Rinder 
in  sogenannte  ^Kraal's^  (eine  holländische  Bezeichnung  für  Hürde) 
getrieben,  welche  aus  Aesten  von  dornigen  Bäumen  gebildet  werden, 
indem  die  stacheligen  Kronen  nach  aufsen  gekehrt  werden,  um  wilde 
Thiere  abzuwehren.  —  Die  Herero-Ochsen  unterscheiden  sich  sehr  von 
der  europäischen  Race.  Sie  haben  einen  stark  e'ntwickelten  Knochen- 
bau, sind  aber  nicht  besonders  fett;  die  Extremitäten  sind  schlank,  die 
Klauen  klein,  hart  und  stark.  Wegen  dieser  Eigenschaften  werden  die 
Herero-Rinder  vielfach  zu  Reit-  und  Zugochsen  abgerichtet  und  leisten 
als  solche  vorzügliche  Dienste,  besonders  da  sie  auch  sehr  ausdauernd 
sind.  Das  Haar  derselben  ist  kurz,  glatt  und  glänzend,  und  das  Ende 
des  Schwanzes  hat  ein  Büschel  langen  und  sehr  buschigen  Haares, 
welches  fast  die  Erde  berührt   Dieser  Haarbüschel  ist  eine  Hauptzier 


hanptmanDi  der  bU  zu  ihnen  vorgedrungen  war,  vergiftet  sein.  —  Wie  die  Weifsen 
mich  wissen  lassen,  wollen  sie,  falls  die  Regierung  nichts  zu  ihrem  Schutze  thut, 
das  Land  verlassen.  Ohne  Schutz  kann  die  Mission  auch  nicht  gedeihen  und  wir 
mttfsten  dann  auch  fort.  —  Soeben  schickt  mir  Kamaharerö  Nachricht ,  dafs  eine 
Partie  Betschuanen  bei  ihm  sei,  um  ein  BUndnifs  mit  ihm  zu  schliefsen.  Er  will 
sie  zu  mir  schicken.*  Soweit  der  Brief,  der  von  Anfang  September  1868  datirt 
ist.  Wir  fUgen  nur  noch  hinzu,  dafs  die  englische  Regierung  auf  Veranlassung  Se. 
Majest&t  des  Königs  von  Preufsen  hin,  dem  die  berichteten  Vorfälle  durch  eine 
Deputation  der  Rheinischen  Missionsgesellschaft*  vorgelegt  wurden,  sowie  durch  eine 
directe  Petition  an  den  Lord  Stanley  bewogen,  energische  Mafsregeln  zu  Grünsten 
der  Europäer  im  Hererölande  in  jüngster  Zeit  in  Aussicht  gestellt  hat.  Zu  be- 
dauern ist  nur,  dafs  die  letzte  Ministerkrisis  in  England  die  Ausführung  jener  Mafs- 
regeln voraussichtlich  auf  einige  Zeit  verzögern  dürfte. 


Die  Ovahererd.  245 

an  den   Assagai's  der  Herero.     Die  Homer  sind  das  merkwürdigste 
am  Hornyieb.     Ihre  Lange  ist  fast  anglaublich,  denn   man  trifft  oft 
Ochsen,  deren  Horner  an  den  Spitzen  7 — 8  Fafs  von  einander  abstehn. 
Die  Herer6  bestimmen  auch   meistens  den  Werth   ihrer  Rinder  nach 
der  Grofse  der  Hörner.  —  Die  Kühe   geben  wenig  Milch,  höchstens 
2 — 3  Kannen  tfiglich,  und  wenn  die  K&lber  sterben  oder  entfernt  wer- 
den, geben  sie  gar  keine  mehr.   Man  greift  dann  zu  künstlichen  Mitteln, 
am  Milch  zu  gewinnen.     So  stopft  man  z.  B.  die  Haut  eines  Kalbes 
mit  Heu  oder  Gras  aus  und  stellt  dieses  nachgemachte  Kalb  so  hin,  dafs 
die  Kuh  damit  in  Berührung  kommen   mufs.     Dies  Verfahren   verur- 
sacht manchmal  ganz  lächerliche   Auftritte,   denn    während  die  Kuh 
ihren  vermeintlichen  Spröfsling  liebkost,    wittert  sie  auf  einmal   das 
Gras  oder  Heu,  steckt  das  Maul  durch  ein  Loch  in  die  Haut  und  ver- 
zehrt mit  gutem  Appetit  den  Inhalt.  —  Wie  fast  bei  allen  Stämmen 
in  Süd-Afrika  kommen  auch  bei  den  Herero  ihre  Heerden  dem  Werthe 
nach  gleich  nach  Weib  und  Kind.    Die  Rinder  sind  das  Lieblingsthema 
in  den  Gesprächen  und  Gesängen  der  Herero;  sie  sind  sein  Abgott. 
Hieraus  läfst  sich  die  ganz  merkwürdige,   fast  unglaubliche  Fähigkeit 
der  Herero,  sich   auf  Ochsen   zu  besinnen,    die   sie  auch   nur  einmal 
gesehn  haben,  erklären.    Mit  der  gröfsten  Sicherheit  findet  der  Herero 
^wischen  Hunderten  von  Ochsen  die    seinigen  heraus,    und   wenn  es 
auch  nur  ein  einziger  wäre,  den  er  Tags  zuvor  gekauft.   Kommt  seine 
Heerde  von  5 — 700  Ochsen,  oder  noch  mehr,   von  der  Weide  nach 
Hause,  so  wird  der  Herero,  mag  sie  auch  noch  so  lange  ausgeblieben 
sein,    sofort  merken,   nicht  nur,   ob   ein   Ochse  fehlt,    sondern  auch 
welcher  ausgeblieben  ist.     Dies  merkt  er  nicht  daran^  dafs  die  Zahl 
der  Heerde  vermindert  ist,  sondern  es  fehlt  ihm  ein  bekanntes  Gesicht. 
Ebenso  dienen  die  Farben,  die  Stimmen   und  Hörner  der  Rinder  zur 
Erkennung,  wenn  auch  nicht  in  dem  Maafse,  wie  gerade  das  Gesicht 
des  Rindes.     Ebenso  werden  Schafe  und  Ziegen   vor  allem  an  ihren 
Gesichtern  erkannt. 

Dafs  diese  Heerden  auf  die  Volksverhältnisse  einen  mächtigen 
und  zwingenden  Einflufs  ausüben,  ist  ganz  erklärlich.  Sie  sind 
es,  mit  denen. die  Kosten  für  Bündnisse,  für  Heirathen,  für  Einkäufe 
etc.  und  manche  religiöse  Ceremonien  (worüber  später  eingehender  ge- 
sprochen werden  soll)  bestritten  werden.  Wer  kein  Vieh  hat,  gilt 
daher  als  Null  unter  seinen  Stammgenossen.  Ihr  Sinn  und  Auge  weidet 
sich  schon  von  frühester  Jugend  auf  an  den  Gestalten,  Farben  etc. 
dieser  Thiere.  Die  kleinsten  Jungen  vergessen  ihre  Spiele,  um  über 
den  Werth  dieses  oder  jenes  Ochsen  «u  debattiren.  Ein  Hauptver- 
gnügen der  Kinder  ist  es,  Ochsen  und  Kühe  in  Thon  nachzubilden; 
and    darin    bringen   sie   es  zu   einer    grofsen  Vollkommenheit.     Kein 


246  Josaphat  Hahn: 

■ 

Wander  daher,  dafs  ihre  ganze  Einbildungskraft  schon  von  Jagend  an 
aaf  diesen  ihren  Abgott  gerichtet  ist,  und  dafs  die  Pflege  der  Heerden 
eine  Beschäftigung  ist,  welche  die  angesehensten  M&nner  für  eine 
Ehre  halten.  Die  Sohne  der  mfichtigsten  Hfiaptlinge  müssen  eine  Zeit 
lang  das  Leben  eines  einfachen  Viehhirten  durchmachen.  Die  Häupt- 
linge selbst  kehren  von  Zeit  zu  Zeit  zu  ihren  Jugendbeschfiftigungen 
.zurück;  besonders  ist  dies  der  Fall,  wenn  entfernte  Weideplätze  bezogen 
werden.  So  geschieht  es  denn  oft,  dafs  ein  reicher,  angesehener  Häupt- 
ling Wochen  lang  die  Aufsicht  über  seine  Heerden  führt  bei  höchst 
einfacher  Kost  und  noch  einfacherer  Behausung.  Der  Nutzen,  den 
die  Herero  von  ihren  Heerden  haben,  ist  ein  ganz  augenscheinlicher; 
die  Heerden  sind  das  Kapital  und  der  Hauptnahrungs-  nnd  Handels- 
zweig für  die  Herero.  Aber  anderseits  läfst  sich  auch  nicht  verken- 
nen,  dafe  gerade  dieser  Hauptreichthum  des  Volkes  die  verderblich- 
sten Folgen  für  dasselbe  gehabt  hat;  sie  waren,  wie  wir  bereits 
gesehen,  die  stete  Quelle  von  Hader  und  Krieg  zwischen  der  Herero- 
nation nnd  den  Namaqua,  sowie  zwischen  den  einzelnen  Stämmen 
unter  einander.  Eine  schöne  Heerde  lockt  in  jenen  Gegenden,  wo  der 
Unterschied  zwischen  Mein  und  Dein  noch  nicht  so  streng  geschieden 
ist  wie  hier  zu  Lapde,  die  Habgier  eines  andern  Häuptlings,  er  über- 
fällt die  Hirten  und  fuhrt  im  Triumphe  die  Beute  heim.  Repressalie^l 
folgen,  und  oft  zieht  sich  eine  Fehde  Jahre  lang  fort,  bis  sie  mit  ir- 
gend einem  Vergleiche  oder  einer  entscheidenden  Demuthigung  des 
Einen  oder  des  Anderen  endigt.  —  Man  kann  es  deshalb  im  Grunde 
nicht  als  ein  Unglück  für  die  Herero  ansehen,  dafs  sie  in  Folge  der 
unablässigen  Kriege  mit  den  Namaqua  um  den  grofsten  Theil  ihrer 
Heerden  gekommen  sind.  Denn  erstens  ist  der  Hauptgrund  zu  den 
ewigen  Raufereien,  wenn  auch  nicht  ganz  fortgefallen,  so  doch  bedeu- 
tend beschränkt  worden.  Zweitens  waren  jene  enormen  Viehheerden 
eine  noch  gröfsere  Plage  für  das  Land  und  für  die  dort  angefangene 
Cultivirung  desselben  als  die  periodischen  Heimsuchungen  des  Landes 
durch  die  Heuschreckenschwärme.  Drittens  endlich  sind  manche 
Eingeborene  durch  den  Verlust  ihrer  Heerden  gezwungen,  durch  Acker- 
bau und  Erlernung  von  Handwerken  ihr  tägliches  Brod  zu  erwerben, 
Anstatt  faullenzend  von  Ort  zu  Ort  durch  das  Land  zu  wandern.  Es 
ist  also  hierdurch  der  Cultivirung  des  Landes  ein  bedeutender  Vorschub 
geleistet,  und  zwar  auf  der  einen  Seite  negativ  dadurch,  dafs  die  He- 
rero allmählich  zur  Arbeit  gezwungen  werden,  und  anderseits  positiv 
durch  den  sittlichen  Aufschwung,  welcher  einem  Volk  aus  einer  energi- 
schen Arbeit  und  geregelten  Lebensweise  erwachsen  mufs;  und  hierzu 
ist,  wie  gesagt,  der  Anfang  bereits  gemacht  worden. 

Dennoch  mufs  man  sagen,  dafs  das  Leben  der  Herero  mit  Aus- 


Die  Ovahererd.  247 

nähme  derer,  die  auf  den  Missionsetationen  wohnen  and  einiger  we- 
niger anderer,  im  Allgemeinen  noch  immer  ein  beständiges  Wander- 
leben ist  wie  bei  den  Bedaiuen.  Mit  ihren  HeeVden  ziehen  sie  von 
Ort  zu  Ort,  je  nach  der  Beschaffenheit  der  Weiden.  Ihre  Hatten, 
^e  sie  aacb  immer  mitnehmen,  wenn  sie  weiterziehen,  sind  deswegen 
Iddit^  mit  dünnen  Stangen  in  hemisphärischer  Form  gebaat.  Die 
Fraaen  sind  die  Baumeister.  Zuerst  schneiden  sie  eine  Anzahl  von 
^ — 10  PuOs  laugen  Stocken  und  streifen  auch  Quantitäten  Rinde  von 
den  Bäumen,  welche  sie  in  sehmale  Streifen  schneiden  und  als  Bind- 
liden  brauchen.  Dann  werden  Locher  in  einem  Kreise  von  8 — 10  Fnfs 
im  Durchmesser  in  die  E)rde  gegraben,  und  in  diese  die  Stöcke 
aufrecht  gestellt;  darauf  die  oberen  Enden  derselben  zusammen- 
gebogen, yerflochten  und  mit  dem  BaumbafiFt  gebunden.  Dies  bildet 
das  Gerüst.  Rund  herum  wird  nun  Buschwerk  hineingeflochten  und 
angebunden,  bis  das  Ganze  eine  compacte  Fläche  annimmt,  welche  mit 
Kahmist  in  Ermangelung  von  Lehm  bestrichen  wird.  An  einer  Stelle 
wird  aber  ein  Loch,  etwa  2|  Fufs  hoch  und  2  Fufs  breit,  als  Thüre 
gelassen,  durch  weiche  man  auf  allen  Vieren  hineinkriechen  mufs,  wenn 
man  in  das  Innere  der  Hütte  gelangen  will.  Ebenso  wird  oben  eine 
kleine  Oe£FiDung  gelassen,  damit  der  Rauch  hindurch  ziehn  kann,  wenn 
Feuer  in  der  Hütte  angezündet  wird.  Da  das  Dach  aber  auFserdem 
Ton  der  Hitze  des  Feuers  und  der  Sonne  sehr  trocken  wird  and  springt, 
legt  man  von  Aufsen,  besonders  zum  Schatze  gegen  den  Regen,  Ocfasen- 
häute  darauf  und  beschwert  diese  mit  Steinen,  damit  sie  nicht  vom 
Winde  verweht  werden.  Sobald  die  Bewohner  Lnftwecfaset'  bedürfen, 
stehen  sie  die  Felle  auf  die  Seite,  bei  Nacht  aber,  wenn  sie  die  Hütte 
recht  behaglich  warm  zu  machen  wünschen,  ziehen  sie  dieselben  wieder 
darüber.  In  der  Mitte  der  Hütte  befindet  sich  eine  gabelf5rmige  Stütze, 
um  das  Dach  zu  stützen. 

Die  innere  Aus stattüng der  Hütte,  um  auch  einen  flüchtigen  Blick 
hineinzuthun,  besteht  aus  einigen  Ochsenhäuten,  um  darauf  zu  liegen 
oder  zu  sitzen,  mehreren  hölzernen  Gefäfsen  und  einigen  Kalebasfla- 
«ehea,  einem  thönernen  Kochtopfe,  der  oft  so  grofs  ist,  dafs  man  we- 
gen der  kleinen  Thüröffnung  die  Hütte  theilweise  abreifsen  mufs,  um 
Im  faineinzuschaffen.  Ferner  befindet  sich  in  der  Hütte  ein  Sack  zu 
iSrd&issen  bestimmt,  ein  Lederbeutel,  der  etwas  Putz  enthält,  wie 
rothen  Ocher  odjsr  Eisenerde,  um  sich  damit  zu  bemalen,  und  ein  klei- 
ner JBeutel  oder  eine  Schildkrötenschale  mit  Fett  oder  Butter  gefüllt. 
Yielleiefat  befindet  sich  auch  ein  eisernes  oder  ein  Holzspalte-Messer 
^bei;  lUles  Andere  wird  von  den  Bewohnern  an  ihrem  Korper  getragen 
<>deT  im  Geheimen  in  den  Boden  vergraben,  damit  es  nicht  gestohlen  wird. 
—  Wenn  sie  schlafen,  liegt  die  ganze  Bevölkerung  der  Hütte  bunt  durch 


248 


JoBaphftt  bahn: 


einander  in  jeder  erdenklichen  Lage  nm  das  kleine  Fener  heram;  um 
sieh  zazndecken,  haben  sie  nichts  als  höchstens  einen  Karofs  (Pek- 
decke  ans  Schafs-  oder  Schakalsfellen).  Die  Kinder  werden,  bevor 
sie  lanfen  können,  von  der  Matter  in  einer  Art  von  Ledershawl,  otyi- 
vereko  genannt,  auf  dem  Racken  herumgetragen;  dann  Ififst  man  sie 
für  sich  selber  soi^en  und  sich  ihren  Lebensunterhalt  unter  den  Erd- 
nfissen,  so  gut  sie  können,  suchen. 

Die  Kleidungsstücke,  Waffen  und  Schmucksachen  der 
Herer6  sind  sehr  einfach.  M&nner  wie  Brauen  bedienen  sich  nur  eines 
oder  einiger  Schaf-  oder  Ziegenfelle  mit  oder  ohne  Haare,  welche  sie 
nm  die  Lenden  schlingen.  Diese  Felle  sind,  wie  die  Herero  selbst, 
meist  mit  dicken  Massen  von  rothem  Ocher  und  Fett  beschmiert  Man 
kann  dies  Beschmieren  mit  Fett  und  Ocher,  so  seltsam  und  unsauber 
es  auch  erscheinen  mag,  nicht  als  eine  üble  Angewohnheit  bezeichnen, 
sondern  es  ist  für  jenes  Klima  etwas  durchaus  Noth wendiges.  Die 
Haut  bleibt  dadurch  fortwährend  geschmeidig  und  wird  vom  Staube 
nicht  irritirt,  was  dort  leicht  hfifsliche  und  nicht  ungefährliche  Hant- 
krankheiten, Ausschläge  und  dergleichen  nach  sich  ziehen  würde. 
Ferner  wird  man  hierdurch  vor  plötzlicher  Abkühlung  des  Schweifses 
bewahrt.  Aus  demselben  Grunde  trägt  jeder  Europäer  dort  zu  Lande 
eine  wollene  oder  flanellene  Jacke  auf  der  blofsen  Haut,  was  eine 
durchaus  nothwendige  Vorsichtsmafsregel  ist.  Die  Herero  gehn  nie 
.ganz  nackt,  denn  das  gilt  bei  ihnen  für  durchaus  unanständig.  Fast 
jeder  Herero  hat  deshalb  aufser  jenem  Felle  um  die  Lenden  ein  ,)Ka- 
rofs^  odsr  Felldecke,  gewöhnlich  aus  Schaffellen  und  bei  den  Reiche- 
ren auch  aus  Schakalsfellen  bereitet.  Das  Karofs  vertritt  zugleich  die 
Stelle  eines  Mantels,  Bettdecke  u.  s.  w.  Die  Männer  gehen  gewöhn- 
lich mit  blofsem  Kopfe;  wenn  es  aber  kalt  ist  oder  regnet,  haben  sie 
eine  Art  Capuchon,  oder  richtiger  ein  Stück  Fell,  dem  sie  jede  mög- 
liche Form  geben  können,  als  Kopfbedeckung. 

Aufser  den  erwähnten  Pelzen  tragen  die  Weiber  eine  Art  Leib- 
chen, welches  aus  einer  Unzahl  kleiner,  runder  Stückchen  von  Straufsen* 
eierschalen,  die  an  Fäden  gereiht  sind,  verfertigt  ist.  Zehn  bis  zwansig 
oder  noch  mehr  solcher  Reihen  befestigt  man  an  einander,  so  dafs  der 
ganze  Putz  schliefsiich  ungefähr  c^linderformig  anzusehn  ist.  Mehrere 
.Stunden  dauert  es  oft  bis  dieses  Kleidungsstück  über  Kopf,  Arme  und 
Brust  gestreift  ist  Uebrigens  dient  diese  Tracht  mehr  zur  Zierde  als 
zur  nothwendigen  Bekleidung.  Eigenthümlich  ist  die  Kopfbedeckung 
verheiratheter  Frauen.  Sie  ist  recht  malerisch  und  an  Gestalt  uod 
Aussehen  einem  Helme  nicht  unähnlich.  —  Die  Knaben  laufen  ge- 
wöhnlich ganz  nackt,  die  Mädchen  dagegen  tragen  eine  Art  kurser 


Die  Ovaliererö.  249 

Schurze,  an  der  eine  Menge  feiner  Streifen  herabh&ngen,  die  mit  Eisen- 
und  Kapferkügelcben  verziert  sind. 

Die  Mftnner  tragen  wenig  Schmuck  und  überlassen  ihn  fast  ganz 
ihren  Frauen  und  Töchtern  wie  bei  uns  zu  Lande.  Dagegen  halten 
ne  viel  auf  eine  Unzahl  feiner  Lederriemchen,  die  zusammengeflochten 
einen  Theil  ihrer  Bekleidung  ausmachen,  indem  sie  dieselben  nachläfsig 
aber  nicht  ohne  Geschmack  um  ihre  Hüften  schlingen.  An  diesen 
Biemen,  die  oft  100  FuDb  lang  sind,  befestigen  sie  ihre  Kirri's  oder  Keu- 
len. —  Die  vermögenden  Herero  tragen  als  Schmuck  auf  ihren  Pelzen 
grobgearbeitete  Eisen*  und  Kupferkügelchen  von  verschiedener  Gröfse. 
Jeder  Häuptling  legt  eine  besondere  Perlschnur,  die  hauptsächlich  aus 
Eisenperlen  besteht,  und  woran  man  seine  Hfiuptlingswürde  erkennt, 
als  Kette  um  den  Hals.  Die  reicheren  Hererö  tragen  auch  eine  lange 
Schnur  von  Elfenbeinkugeln,  die  sie  wie  eine  Halfter  umlegen.  Sie 
baumelt  vom  Nacken  den  Rücken  herunter  bis  zur  Erde  hinab.  Die 
Qröfse  dieser  Kugeln,  welche  sehr  sorgfältig  gearbeitet  sind,  geht  von 
der  eines  Billardballes  bis  zu  derjenigen  einer  Hasel nufs  herab.  Die- 
ser Sehmuck  wird  ^ornhumba^  genannt 

Weiber,  welche  die  Mittel  dazu  haben,  tragen  eine  grofse  Menge 
Eisen-  and  Kupferringe  um  die  Handgelenke  und  die  Fufsknochel. 
Gold  und  Messing  hat  wenig  Werth  bei  ihnen,  einen  um  so  höheren 
aber  das  Eisen.  '  " 

Als  Fufsbedeckung  tragen  die  Herero  ganz  schlichte  und  einfache 
Sandalen,  d.  h.  blos  die  Männer.  Merkwürdigerweise  aber  gebrauchen 
die  Herero  ihre  Sandalen  nie  beim  Gehen  auf  Reisen,  sondern  blos, 
^enn  sie-  zu  Hause  in  Ruhe  und  Unthätigkeit  sind.  Ehe  ein  Herero 
die  Wohnung  eines  anderen  betritt,  legt  er  jedesmal  zuvor  nach  orien- 
talischer Sitte  an  der  Schwelle  seine  Sandalen  nieder. 

Die  Bewaffnung  der  Herero  besteht  aus  Assagai's  oder  Spee- 
ren, Kirri's,  Bogen  und  Pfeilen;  sehr  viele  haben  jetzt  auch  Schiefs- 
gewehre. Manche  tragen  auch  einen  sclbstfabricirten  Dolch  in  einer 
ledernen  Scheide  bei  sich. 

Die  Spitse  der  Assagai's  ist  von  Eisen,  sehr  breit  und  wird  ge- 
wöhnlich sehr  blank  gehalten.  Das  Eisen  ist  weich,  so  dafs  die  Spitze 
sehr  leicht  geschliffen  und  ausgebessert  werden  kann,  wenn  sie  sich 
abgenntst  hat.  Der  Stiel  ist  manchmal  auch  von  Eisen,  noch  öfter 
aber  von  Holz  und  gewöhnlich  ziemlich  am  Ende  mit  dem  Büschel 
eines  Odisenschwanzes  versehn.  Seiner  Breite  wegen  ist  der  Speer 
recht  gat  zur  Stofswaffe,  der  Schwere  wegen  nicht  recht  zum  Werfen 
geeignet.  Man  benutzt  diese  etwas  unbeholfene  Waffe  meist  als  Messer. 


1 


250  JoiAphat  Hahn: 


Sie  ist  swar  ein  ungeschickter  Stellvertreter  desselben,  kann  aber  den- 
noch als  solches  gebraucht  werden. 

Der  ^Kirri*^,  aus  eisenhartem  Holz  oder  Bhinooeroshorn,  ist  eine 
Lieblingswaffe  der  Herero,  die  sie  mit  grofser  Geschicklichkeit  fuhren, 
nnd  mit  der  sie  mit  grofeter  Sicherheit  Vögel  in  der  Lnft  and  kleine 
Yierfufsler,  wie  Hasen,  im  vollen  Laafe  erlegen.  In  einer  getbten 
Hand  ist  der  Kirn  eine  furchtbare  Waffe,  da  ein  einziger  wohlgezielter 
Wurf  oder  Schlag  den  stfirksten  Mann  zu  Boden  zu  strecken  vermag. 
Verfolgt  der  Herero  einen  Feind  und  hat  einen  Eirri  bei  sich,  so 
wird  ihm  der  Flüchtling  selten  entgehn,  denn  ans  weiter  Entfemuog 
aohmettert  er  denselben  mit  dem  Eirri  zu  Boden. 

Bogen,  Pfeil  und  Köcher  sind  zwar  die  bestandigen  Begleiter  des 
Herero,  aber  sie  sind  in  seinen  H&nden  nicht  so  wirksam,  wie  sie  es 
aein  könnten;  ein  Herero  wird  selten  ein  vollendeter  Schütze  mit 
Bogen  und  Pfeil.  Etwa  auf  30 — 40,  höchstens  50  Schritt  schieisen  sie 
sicher,  aber  in  größerer  Entfernung  vermögen  sie  wenig.  Dies  ist  um 
so  mehr  zu  verwundern  als  die  Herero  mit  Flinten  ausgezeichnet  sicher 
schiefsen.  —  Jeder  Hererokrieger  schmückt  sich,  wenn  er  in  den  Krieg 
zieht,  mit  einem  besonderen  Kriegsschmuck,  bestehend  aus  einem  Strau- 
fsenfederbnschel,  welcher  auf  dem  Kopf  befestigt  wird  und  dem  Krieger  ein 
sehr  martiales  Aussehen  verleiht  —  Einen  Dolch,  wie  gesagt,  trägt 
fast  jeder  Herero  in  einer  ledernen  Scheide  an  den  Lenden.  Den 
Dolch  gebraucht  man  aber  höchst  selten  als  Waffe,  sondern  mehr  zam 
Schlachten  (was  übrigens  auch  mit  dem  Speer  geschieht)  und  zu  Hob- 
nnd  Lederarbeiten. 

Die  hauptsächlichste  Nahrung  der  Herero  besteht  nichtf.  wie  man 
meinen  sollte,  aus  Fleisch,  sondern  aus  Milch,  welche  jedoch  seltener 
süfe,  sondern  gewöhnlich  sauer  und  in  einem  Kalebas  gerüttelt,  ge- 
nossen wird.  Es  ist  dies  übrigens  eine  aufserordentlich  nahrhafte 
Speise,  bei  welcher  man  ohne  alle  sonstige  Zukost  sehr  gut  leben 
kann.  Die  Herero  trinken  oder  essen  ihre  Milch  immer  aus  einem 
und  demselben  Holztopfe,  der  niemals  ausgewaschen  wird,  sondern  den 
man  höchstens  dann  und  wann  von  Hunden  reinlecken  läfst  Dies  ge- 
schieht in  Folge  eines  Aberglaubens.  Denn  die  Herero  glauben  fest, 
wenn  man  die  Holztöpfe  mit  Wasser  oder  anderswie  reinigte,  dann 
würden  die  Kühe  keine  Milch  mehr  geben. 

Mit  Ausnahme  von  erlegtem  Wilde  essen  die  Herero  sehr  wenig 
Fleisch,  denn  Hornvieh  schlachten  sie  selten,  und  das  geschieht  aadi 
fast  nur  bei  Hochzeiten,  bei  Oeburtsfestlichkeiten ,  was  man  bei  nns 
Kindtaufen  nennen  würde,  bei  Begr&bnissen,  bei  der  Bescbneidnng  von 
Knaben  und  einigen  anderen  religiösen  Ceremonien  und  politischen 
Festlichkeiten.    Hierüber  aber  anderen  Ortes  ein  Näheres.  —  Die  ver^ 


Die  OvBhererd.  251 

«rmteD  Herero,  welehe  keine  Milch,  am  davon  zu  leben,  haben,  leben 
Ton  Erdnassen  oder  Saanüssen,  die  das  Ausaehen  and  die  Gröfee  rou 
wilden  Kastanien  haben  and  in  Asche  geröstet  sehr  wohlschmeckend 
sind,  doch  mafs  man  sie  in  grofsen  Quantitäten  essen,  am  satt  davon 
m  werden.  Aach  Wurseln  und  wilde  Zwiebeln  oder  Oentjes,  die 
ebenfalls  in  Asche  gebacken  einen  guten  Oeschmack  erhalten,  dienen 
als  Lebensmittel.  —  Nicht  selten  jagen  die  Herero  des  Nachts  mit 
Feuerbrfinden  in  den  Händen  dem  Löwen  seine  Beute  ab  und  lassen 
sie  sich  selbst  wohl  schmecken.  Ein  gans  merkwürdiges  Nahrungs- 
mittel bei  den  Herero  wurde  bereits  in  der  Abhandlung  über  „das 
Land  der  Oyaherero^  erwähnt,  nämlich  der  Gummi  von  der  Acttcia 
karrida.  Er  quillt  in  sehr  grofsen  Quantitäten  aas  dem  Stamme  die- 
ses Baumes  hervor  und  hat  einen  sehr  angenehmen  süfsen  Geschmack. 
Versdiiedene  Arten  Beeren,  die  auf  Sträuchern  wachsen,  einige  Pilz- 
arten und  wilder  Honig  und  besonders  auch  Heuschrecken  dienen  den 
Eingeborenen  zur  Speise. 

Die  Herero  sind  auch  leidenschaftliche  Raucher.  Eine  Art  and 
Weise  bei  ihnen,  zu  rauchen,  ist  sehr  merkwürdig  und  unterscheidet 
sich  sehr  von  der  bei  den  Hindu's,  Mohamedanern  und  Europäern  üb- 
lichen Methode.  Anstatt  einfach  den  Rauch  etnzuziehn  und  dann  durch 
den  Mund  oder  die  Nase  herauszulassen,  verschlucken  sie  ihn  oft  ab- 
sichtlich. Dieses  Verfahren  ist  zu  merkwürdig,  als  dafs  wir  ohne 
Weiteres  darüber  hinweggehn  könnten.  Man  giefst,  um  den  Rauch 
abzukühlen  einiges  Wasser  in  ein  grofses  Antilopenhorn  von  mehreren 
Paus  Länge.  Eine  kurze  Thonpfeife,  die  entweder  mit  Tabak,  oder 
wenn  dieser  nicht  aasreicht,  mit  einer  Mischung  von  Tabak  und  trocke- 
nem Kuhmist  oder  Dadia^  (wilden  Hanf-)  Blättern  gefallt  ist,  wird 
fast  am  äufsersten  Ende  in  das  Hörn  gesteckt,  wo  sich  ein  Loch  be- 
findet, welches  mit  der  inneren  Höhlung  in  Verbindung  steht  Wäh. 
read  die  grofse  Oeffnung  am  Hom  zugestopft  ist,  ist  durch  die  äufiserste 
Spitze  ein  Loch  bis  in  die  innere  Höhlung  hineingebohrt  und  an  dieser 
Oeffnung  wird  beim  Rauchen  gezogen.  Mit  der  in  dieser  Art  con- 
strairten  Pfeife  setzen  sich  die  Anwesenden  in  einen  Kreis  und  beob- 
achten feierliches  Stillschweigen.  Wenn  der  Häuptling  sich  dabei  be- 
findet, thut  er  den  ersten  Zug  aas  der  Pfeife.  Sobald  ein  solcher 
Raachdub  seine  Beschäftigung  angefangen  hat,  scheint  jedes  Mitglied 
allen  Sinn  für  die  Aufsenwelt  verloren  zu  haben  und  überläfst  sich 
ganz  dem  Genufs.  An  demjenigen,  der  den  Rauch  verschluckt,  wäh- 
rend die  Pfeife  anter  tiefstem  Stillschweigen  durch  den  Kreis  wandert, 
werden  die  Folgen  davon  bald  bemerkbar.  Er  verzerrt  das  Gesicht, 
die  Augen  werden  gläsern  und  ausdruckslos  und  nach  einiger  Zeit 
Hegt  der  Raucher  der  Länge  nach  auf  dem  Boden.     Jetzt  giefst  man 


1 


2S2  Joiaphat  Hahn: 

Wasser  anf  ihn,  reifst  ihn  gewaltsam  am  Haar  und  scbl&gt  ihn  ohne 
Umstände  mit  der  Hand  aaf  den  Kopf.  Alle  diese,  freilich  unange- 
nehmen Manipulationen  haben  gewöhnlich  den  Erfolg,  dafs  der  Be- 
täubte nach  einigen  Minuten  wieder  zu  sich  kommt.  Man  hat  indefs 
auch  Fälle,  dafs  der  mit  dem  giftigen  Qualm  angefüllte  Raucher  aaf 
der  Stelle  todt  blieb.  Uebrigens  rauchen  die  Herero  gewohnlich  aas 
hübschen,  zierlich  gearbeiteten  Thonpfeifen  mit  Rohrstielen,  und  zwar 
ohne  den  Rauch  zu  verschlucken. 

Trotzdem,  dafs  die  Herero  sehr  viel  mit  ihren  Wohnsitzen  wech- 
seln, was  freilich  nicht  aus  Wanderlust,  sondern  stets  ans  irgend  einem 
localen  Grunde  geschieht,  ist  dennoch  die  Liebe  zur  Heimath  and 
zum  Grund  und  Boden  bei  ihnen,  wie  nur  bei  irgend  einem  ande- 
ren afrikanischen  Volke  sehr  stark  ausgeprägt  Anf  dem  heimatblichen 
Boden,  dem  sie  mit  wahrhaft  rührender  Liebe  zugethan  sind,  erschei- 
nen die  Herero  als  ein  munteres  und  sorgenloses,  aber  nicht  leicht- 
sinniges Volk,  das  an  Gesang  und  Unterhaltung,  an  Musik  und  an 
Schaugepränge  seine  kindliche  Freude  hat,  —  Dabei  ist  jedoch  das 
einzige  musikalische  Instrument,  welches  sie  besitzen,  ihr  langer 
Bogen.  Sie  binden  ein  dünnes  Stück  Lederriemen  um  die  Sehne  and 
den  Griff,  etwa  in  der  Mitte  des  Bogens  und  schnüren  sie  fest  an 
einander,  bis  sie  sich  beinahe  berühren.  Dadurch  wird  natürlich  die 
Bogensehne  ganz  straff  angespannt.  Während  nun  der  Musikant  mit 
einem  Stöckchen  an  die  gespannte  Bogensehne  schlagt,  hält  er  den 
Bogengriff  horizontal  mit  der  anderen  Hand  bald  gegen  die  Z&hne, 
bald  hält  er  ihn  mit  den  Zähnen  selbst,  indem  er  die  Lippen  abwech- 
selnd an  den  Griff  prefst  und,  um  ihn  nicht  zu  berühren  und  hellere 
Tone  zu  erzielen,  wieder  zurückzieht,  was  natürlich  stets  die  furcht- 
barsten und  komischsten  Grimassen  verursacht.  Ferner  hält  der  Vi^ 
tuose  den  Bogen  nicht  nur  an  einer,  sondern  an  verschiedenen 
Stellen  (bald  in  der  Mitte,  bald  am  Ende)  gegen  die  Zähne  und  mit 
denselben.  Durch  das  beschriebene  Manöver  weifs  er  die  verschieden- 
sten Töne,  auch  crescendo  und  minttendo,  forte  und  piano  dem  Bogen 
zu  entlocken.  Um  einen  solchen  Spieler  herum  lagern  sich  unter  einer 
gewaltigen  Giraffenakazie  oder  im  Schatten  der  Mimose  in  den  Nach- 
mittags- und  Abendstunden  eine  Menge  Zuhörer,  die  Bewohner  des 
Dorfes.  Ein  guter  Praktiker  kann  mit  seinem  Spiel  eine  grofse  Wir- 
kung hervorrufen.  In  allen  Stücken  tritt  aber  die  Melodie  gegen  den 
Rythmus  sehr  in  den  Hintergrund.  Mit  ihrer  Musik  ahmen  sie  haupt- 
sächlich das  Galopiren  und  Traben  der  verschiedensten  Thiere,  und 
zwar  mit  grofser  Vollendung,  nach.  Das  plumpe  Geplärr  des  Pavians 
ist  das  Meisterstück,  und  wenn  es  gut  ausgeführt  wird,  bricht  die  ganze 


Die  OTAhererö.  253 

Corona  in  ein  brauendes  Gelächter  aas.  —  Die  Herero  lieben  sehr 
den  Gesang,  doch  singen  sie  nicht  zusammen  im  Chor.  Dagegen 
werden  Soli's  bei  ihren  Liedersingereien  und  zwar  glefoh  aus  dem 
Stegreif  gesungen,  indem  der  S&nger  Text  und  Melodie  zugleich  er- 
findet. Bisweilen  fSllt  dabei  der  Chor  brummend  und  des  S&ngers 
Worte  wiederholend  ein. 

Vor  allen  Dingen  liebt  der  Herero  Erzählungen,  die  ebenfalls 
bei  solchen  gemuthlichen  Abendversammlungen  von  einem  Erzähler  er- 
fanden und  vorgetragen  werden.  Die  Art  und  Weise  und  der  Inhalt 
solcher  Erzählungen  ist  sehr  charakteristisch.  Angenommen,  Einer  will 
zeigen,  wie  die  Feuerwaffen  oder  der  Branntwein  von  Europa  nach 
Afrika  gekommen  sind,  so  hält  es  der  Erzähler,  um  diesen  Zweck  zu 
erreichen,  der  Muhe  werth,  möglichst  weit  auszuholen  und  in  allerlei 
Nebenumständen  und  Vorbereitungen  sich  zu  ergehen,  ehe  er  zur 
eigentlichen  Pointe  kommt.  Es  tritt  diese  Eigenthümlichkeit  des 
Erzählens  besonders  bei  den  Fabeln  und  Märchen  hervor,  von 
denen  manche  so  lang  ausgesponnen  werden,  dafs  der  Erzähler 
eine  oder  gar  zwei  Stunden  damit  ausfüllt,  und  wenn  man  dann 
auf  den  Schlufs  gespannt  ist,  verläuft  der  Strom  der  Erzählung 
gewöhnlich  im  Sande,  weil  die  Phantasie  des  Vortragenden  zu  Ende 
ist,  und  derselbe  meist  schon  längst  vergessen  hat,  worauf  er  ursprung- 
lich mit  seiner  Erzählung  hinauswollte.  Er  hat  mit  seiner  Erzählung 
vielleicht  nur  darthun  wollen,  warum  der  Schakal  gerade  so  heult, 
wie  er  heult,  und  nicht  anders. 

Ueber  die  allgemeine  Verfassung  der  Ovaherero  ist  wenig  zu 
sagen.  Ein  gemeinsames  Oberhaupt  haben  sie  nicht  und  scheinen  nie- 
mals unter  einem  solchen  gestanden  zu  haben.  Dagegen  sind  sie  in 
eine  Menge  gröfserer  und  kleinerer  Stämme  von  mehreren  hundert  bis 
einigen  tausend  Seelen  getheilt,  und  jeder  Stamm  ist  für  sich  vollstän- 
dig unabhängig  und  steht  den'  übrigen  durchaus  gleichberechtigt  zur 
Seite.  Trotz  dieser  Zersplitterung  fühlen  die  einzelnen  Stämme  ihre 
Znsammengehörigkeit  in  dem  stark  entwickelten  Bewufstsein,  zu  einer 
and  derselben  Nation  zu  gehören.  Obwohl  die  einzelnen  Stämme 
durchaus  nicht  durch  gemeinsame  Institutionen  in  Beziehungen  zu 
einander  gesetzt  sind,  kann  man  durchaus  nicht  sagen,  dafs  sie  als 
ganz  bestimmt  abgegränzte  Corporationen  einander  gegenüberstehen. 
Dazu  ist  das  gemeinsame  Nationalgefuhl  der  Herer6  zu  stark,  und  so 
kann  es  oft  vorkommen,  dals  Unterthanen  eines  Häuptlings  aus  den 
verschiedensten  Motiven  ohne  besondere  Veranlassung  ein  anderes  Ober- 
haupt ausersehn,  indem  sie  zu  einem  anderen  Stamme  übergehn;  und 
dieser  Freizügigkeit  sind  durchaus  keine  Schranken  gesetzt.     Aufser- 


1 


254  Josaphat  Hahn: 

dem  aber  ist  durch  das  Kastenwesen  ein  bedeatungsvoUer  innerer 
Wechselverkehr  zwischen  den  verschiedensten  Stftmmen  hergestellt 
Doch  hierfibet  wird  anderen  Ortes  aosfuhrlicher  die  Rede  sein. 

Die  Organisation  nnd  Verfassung  der  einseinen  St&mme 
ist  eine  sehr  einfache.  An  der  Spitxe  eines  jeden  Stammes  steht  du 
Häuptling,  von  den  Hererö  ,,0muh6na^  genannt:  dieser  Titef  kommt 
ausschliefelich  dem  Häuptling  zu!  Jeder  Stamm  besteht  aus  einer 
mehr  oder  minder  grofseo  Anzahl  Dörfer,  von  denen  das  Hauptdorf, 
in  welchem  der  Häuptling  oder  Omuhöna  seine  Residenz  hat,  ^Ohona^ 
genannt  wird.  Die  übrigen  kleineren  Dörfer,  die  alle  mit  einem  Doni- 
veriian  umgeben  sind  zum  Schutze  für  das  Vieh,  welches  Abends  in 
die  Dörfer  hineingetrieben  wird,  heifsen  entweder  ^Oogandä^  oder 
^Ozohambo.^  (Das  z  ist  zu  sprechen  wie  das  weiche  englische  tk  in 
dem  Artikel  the,) 

Die  Verfassung  der  Herero  innerhalb  der  einzelnen  Stämme  kann 
man  eine  patriarchalische  nennen,  ähnlich  wie  bei  den  Beduinen. 
Obwohl  aber  der  Häuptling  unumschränkter  Herr  über  Leben  und 
Eigenthum  aller  seiner  Unterthanen  ist,  so  ist  doch  seine  Macht  durch 
das  Herkommen  beschränkt,  und  da  jeder  seinen  Häuptling  verlassen 
und  sich  einem  andern  anschliefsen  kann,  so  ist  dies  mit  ein  Motiv  bd 
den  Häuptlingen,  nicht  zu  streng  gegen  ihre  Unterthanen  zu  verfahren. 
Im  Ganzen  jedoch  hängt  die  Stellung  und  die  Machtvollkommenheit 
bei  jedem  Häuptling  von  seiner  eigenen  Persönlichkeit  ab.  Ein  ener- 
gischer, kraftvoller  Häuptling  braucht  derartige  Rücksichten,  wie  sie 
oben  angedeutet  wurden,  nicht  zu  nehmen.  Die  Verfassung  bei  den 
Namaqua  dagegen  ist  eine  ganz  andere  als  bei  den  Herero;  m«i 
könnte  sie  eher  eine  republikanische  nennen.  Kein  Namaqua- 
hänptling  hat  die  höchste  Gewalt  in  seinem  Stamme,  wenigstens  for- 
mell nicht  Die  Namaqua  als  höchst  zähe  Republikaner  bestehn  darauf, 
dafs  ein  Rath*  der  Aeltesten  endgültig  Alles,  was  von  dem  Häuptling 
vorgeschlagen  wird,  prüft  und  nach  Gutdünken  bestätigt  oder  verwirft 
Selbst  Jonker  Affrekander,  der  oben  mehrmals  erwähnt  wurde,  zo 
seiner  Zeit  der  mächtigste  und  einflofsreichste  Mann  im  ganzen  Na- 
maqualande,  mufste  sich  dieser  Form  unterwerfen.  Nur  bei  Vorfällen 
von  grofser  Bedeutung  soll  er  sich  der  Berathungen  mit  den  Aeltesten 
des  Stammes  entzogen  haben. 

Beim  Tode  eines  Hererohäuptlings  gebt  seine  Würde  und  sein 
Reichthum,  oder  die  Erbfolge  nicht  immer  auf  seinen  ältesten  Sohn 
über,  sondern  oft  auf  den  Sohn  seiner  Schwester.  Bei  der  Theilung 
seiner  Habe  ist  der  Schwestersohn  meist  der  Haupterbe,  eine  Sitte, 
die  sich  in  Afrika  bei  mehreren  Völkern  wiederholt. 

Wir  können  hier,  wo  von  der  Verfassung  und  Organisirung  der 


r 


Die  Oyahererö.  255 


Hererost&nme  die  Rede  iat,  jcuni  Schlufs  eine  Bemerkung  über  die 
Entstehang  einzelner  Stfimme  hinzufügen.  Es  ist  nfimlicb  bemerkens* 
wertfa,  wenn  es  auch  sehr  selten  vorkommt,  dafis  in  Folge  einer  eigen- 
thomlichen  Landessitte  sich  im  Laufe  der  Zeit  neue  Stfimme  bilden 
köoDen.  Da  die  Herero  Nomaden  sind,  wird  das  ganze  Land  von 
ihnen  als  gemeinsames  Eigenthum  betrachtet,  es  gehört  deshalb  Allen 
and  doch  Keinem.  Da  aber  aus  diesem  Grunde  leicht  Streitigkeiten 
iwischen  verschiedenen  Stämmen  um  einen  bestimmten  District  oder 
eine  Weide  oder  Quelle  entstehen  konnten,  hat  sich  zur  Verhütung  sol- 
cher Ffille  folgender,  fester  Brauch  ausgebildet  Wenn  sich  n&mlich 
ein  Stamm  oder  auch  nur  ein  einzelner  Hererö  (und  auf  diesen  letz- 
teren Fall  kommt  es  uns  an)  zuerst  an  einer  Quelle  niederlifst,  s6 
wird  er  als  der  alleinige  rechtmäfsige  Eigenthümer  des  Wassers  und 
des  dazu  gehörigen  Weidegebietes  angesehen,  so  lange  es  ihm  geffillt 
dort  zu  verweilen,  und  Niemand  wird  sich  erlauben,  sich  an  derselben 
Stelle  niederzulassen,  ohne  vorher  die  Erlaubnifs  des  Eigenthümera 
eingeholt  za  haben.  Ertheilt  nun  ein  solcher  Quellbesitzer  auch  An- 
deren die  Erlaubnils,  sich  bei  seiner  Quelle  niederzulassen,  so  werden 
diese  Hinzugekommenen,  aufser  wenn  es  ein  ganzer  Stamm  ist,  fortan 
Unterthanen  des  Qnellbesitzers  und  dieser  wird  ihr  rechtmäTsiger 
gOmnfaona^  oder  Häuptling.  Wie  aber  gesagt,  kommen  solche  Fälle 
höchst  selten  vor,  um  so  mehr  aber  ist  es  zu  verwundern,  dafs  die 
Herero  mit  Fremden,  die  sich  auf  diese  Weise  in  ihrem  Lande  etabli- 
ren,  keine  Ausnahme  zu  machen  scheinen.  Der  Missionar  Hugo- 
Hahn  wurde  ohne  sein  Wissen  und  Wollen  auf  die  eben  geschilderte 
Weise  Omnhona  eines  Stammes.  Dies  ist  freilich  der  einzige  der- 
artige Fall,  der  uns  bekannt  geworden  ist 

Die  Herero  gehören  zur  Negerrace,  obwohl  sie  selten  die  cha- 
rakteristische;! Grundformen  der  Neger  in  ihrer  Physiognomie  ha- 
ben, auch  haben  sie  nicht  die  dicken  Lippen,  die  man  den  Negern  zu- 
schreibt Die  meisten  zeigen  eine  auffallend  kaukasische  Oesichtsbildnng, 
ond  wer  sich  an  ihre  dunkle  Hautfarbe  und  das  krause  Haar  gewöh- 
nen kann,  der  wird  sehr  viele  wirklich  hübsche  Leute  unter  ihnen 
finden.  Die  Herero  sind  im  Allgemeinen  lang,  zierlich  gebaut,  mns- 
kolöe  und  vollkommen  aufrecht  Ihr  Kopf  ist  gut  zurückgeworfen  und 
ihr  üppiges,  wolliges  Haar  um  die  freie  Stirn  wohl  gehäuft  Ihre  Züge 
und  meistens  schön  geformt,  doch  ist  der  Ausdruck  oft  mehr  oder 
minder  roh,  was  bei  ihrer  ganzen  Lebensweise  nicht  sehr  zu  verwun- 
dern ist  Ihr  Körper  glänzt  von  Fett  oder  Butter  mit  rothem  Ocher 
Tennischt,  was,  wie  schon  oben  bemerkt,  als  Präservativmittel  für  die 
Haut  dient.  Die  der  reicheren  Erlasse  Angehörenden  sind  sehr  gut,  wenn 
auch  einfach,  aufgeputzt  und  bieten  auf  ihren  l^peer  oder  Bogen  ge- 


256  Josaphat  Hahn: 

stfitzt,  mit  dem  Köcher  auf  dem  Rücken  einen  imponirenden,  fast 
bildsäulartigen  Eindruck').  Andersson  beschreibt  die  Hererö  mit  fol- 
genden Worten:  Im  Allgemeinen  sind  die  Herero  ein  schönes  Volk, 
ond  es  ist  gar  nicht  selten,  dafs  man  unter  ihnen  Leute  yon  sechs 
Fafs  und  mehreren  Zoll  Länge  findet,  die  in  jeder  Hinsicht  wohl  pro- 
portionirt  sind.  Ihre  Angesichter  sind  ebenfalls  schon  und  regelmfiCsig, 
und  manche  können  als  wahre  Muster  menschlicher  Schönheit  gelten. 
Ihr  Wesen  und  Leben  ist  angenehm  und  ausdrucksvoll.  Aber  obgleich 
sie  aufserlich  sehr  kräftig  aussehen,  können  sie  doch  im  AllgemeiDen 
in  dieser  Beziehung  keinen  Vergleich  selbst  mit  mäfsig  starken  Euro- 
päern aushalten.  (Wir  bemerken  hier,  dafs  in  der  letzteren  Aenfserang 
wohl  zu  viel  gesagt  ist,  und  dafs  die  Herero  bei  körperlichen  Arbeiten 
sowie  auf  anstrengenden  Reisen  sich  als  sehr  ausdauernd  bewähren.) 
Ihre  Augen  sind  schwarz  und  haben  einen  sanften  Ausdruck.  Die 
Hautfarbe  ist  dunkel,  obwohl  sie  nicht  ganz  schwarz  ist.^  —  Es  ist 
hier  hinzuzufügen,  dafs  in  der  Hautfarbe  einige  Abstufungen  und  Unter- 
schiede zu  bemerken  sind.  Die  Herero  selbst  machen  einen  Unter- 
schied zwischen  ^^Ovathorondii^,  Schwarzen  und  ,)Ovatherandu*^,  Rothen. 
Zu  den  Ovathorondu  gehören  im  Allgemeinen  die  eigentlichen  Herero, 
zu  den  Letzteren,  den  Ovatherandü,  gehören  dagegen  im  Grofsen  und 
Ganzen  ihre  Brüder  und  Stammesverwandten,  die  Ovambandyeni.  Doch 
läfst  sich  dieser  Upterschied  nicht  stricte  durchführen. 

Im  Hererolande  kommen  auch,  wenn  auch  selten,  Albinos  vor; 
wir  selbst  haben  nur  einen  gesehen.  Uebrigens  werden  alle  Kinder 
fast  ganz  weifs  und  mit  ziemlich  langen,  schlichten  schwarzen  Haaren 
geboren.  Die  Farbe  verändert  sich  aber  in  den  ersten  Wochen  und 
-das  schlichte  Haar  fällt  bald  aus  und  an  seine  Stelle  tritt  dann  das 
krause. 

^Die  Frauen  sind,^  nach  Anderssons  Beschreibung,  „meist  fein  und 
symmetrisch  gebaut,  mit  vollen,  runden  Formen  und  sehr  kleinen  Händen 
und  Füfsen.  Ihr  unsicheres  Leben  aber  und  der  beständige  Aufenthalt 
unter  einer  brennenden  Sonne  u.  s.  w.  ist  der  Grund,  dafs  ihre  Schön- 
heit bald  verschwindet,  und  in  vorgerücktem  Alter  werden  sie  oft  die 
abscheulichsten  und  häfslicbsten  Wesen,  die  man  sich  denken  kann.*' 

Ganz  grundverschieden  von  den  Herero  sind  die  Namaqua  in 
ihrem  Aeufseren.  Sie  haben  eine  ziemlich  hellgelbe  Farbe,  so  dafe 
-der  von  der  Sonne  verbrannte  Europäer  oft  noch  dunkler  als  viele 
unter  ihnen  aussieht.     Sonst  aber  sind  die   Namaqua  die  häfslicbsten 


')  Fast  mit  denselben  Worten  beschreibt  der  bereits  erw&hnte  Qalton  die 
Hererö,  doch  fügt  er,  da  er  kein  besonderer  Freund  derselben  ist,  Einiges  hinzu, 
n^as  nicht  der  Wirklichkeit  entspricht  und  deshalb  hier  fortgelassen  ist. 


Die  Ovaherer<5.  257 

Menschen,  die  mao  sich  auf  dem  Brdboden  denken  kann.  Man  stelle 
sich  D&mlich  ein  mittelmäfsig  grofses  Individuum  vor,  von  scbmotzig 
gelber  Hautfarbe,  mit  kleinem,  rundem  Kopfe  ond  eingedrückter  Stirn, 
mit  kleinen,  stechenden,  schwarzen,  stets  unruhigen  Augen ^  platter, 
kaum  sichtbarer  Nase  und  weit  aufgerissenen  Nasenlöchern,  hervor- 
stehenden Backenknochen,  mit  spärlichen  wolligen  Haaren  auf  dem 
Kopfe,  und  man  hat  einen  leibhaftigen  Hottentotten  oder  Namaqna  vor 
ach.  um  sie  jedoch  für  so  viel  Häfslicbkeit  einigermafsen  zu  entschfi- 
digeo,  hat  die  Natur  ihnen  die  allerniedlichsten,  kleinsten  Hände  und 
FSlse  gegeben,  welche  die  elegante  Welt  sich  nur  wünschen  könnte. 

Die  Kleidung  des  Namaqua  besteht  aus  ledernen  selbstfabri- 
«irteo  Mocassins,  einer  Lederhose,  Lederjacke  (ebenfalls  eigene  Fabri- 
kate), einem  Pilz-,  Stroh-  oder  Lederhute  mit  herabhängender  Krampe. 
Ferner  trägt  der  Namaqua  stets  ein  Messer,  eine  Zunderdose  und  einen 
Stahl  zum  Feuerschlagen  nebst  dem  dazu  gehörigen  Feuersteine,  ein 
Stock  Tabak  oder  Dacha  (wilden  Hanf)  bei  sich.  Ist  der  Namaqua 
mit  allen  diesen  Gegenständen  versehen,  so  dünkt  er  sich  reich  wie 
ein  König. 

Da  die  Namaqua,  wie  die  Herero,  Nomaden  sind,  fuhren  sie  die- 
selbe nnregelmäfsige  Lebensweise  wie  diese.  Viele  Tage  streifen 
sie  umher  ohne  hinreichende  Nahrung.  In  solchen  Hungerszeiten  wird 
der  Schmachtriemen  um  den  Leib  gebunden  und  ein  Knoten  über  den 
Magen  gedreht,  dessen  Druck  den  Heifshunger  in  Ermangelung  besserer 
Mittel  mäfsigen  mnfs.  Dann  verschlingen  sie  wieder,  wenn  sie  im  Be- 
sitz von  Nahrungsmitteln  sind,  eine  ungeheure  Mahlzeit,  welche  fast 
für  die  ganze  nächste  Woche 'vorhalten  mufs.  Dann,  ohne  Speise  ir- 
gend einer  Art  zu  geniefsen,  trinken  sie  einige  Tage  hindurch  blos 
stark  berauschendes  Honigbier  von  eigenem  Fabrikat  oder  Branntwein, 
weoD  sie  es  haben  können,  betauben  sich  durch  Dacha,  der  die  Ge- 
sundheit zerrüttet  und  wie  das  Opiumrauchen  entnervend  auf  den 
Korper  einwirkt,  bringen  den  gröfseren  Theil  der  Nacht  schlaflos  mit 

IOeechwätz,  Tanz,  Lärm  und  Unfug  zu.  Eine  bessere  Darstellung  des 
iolce  far  nienie  kann  man  nirgends  finden  als  in  den  Binsenhütten 
der  Namaqua  und  in  ihren  Dörfern.  Denn  den  ganzen  Tag  thun  sie 
^  gar  nichts,  aufser,  wenn  die  gröfste  Noth  sie  bedrängt,  sondern 
%%tVL  träge  umher  in  oder  vor  ihren  Binsenhütten,  indem  sie  abwech- 
'tslod  schlafen,  rauchen  oder  auf  einer  Kalebasvioline  stundenlang  einige 
monotone  Töne  fiedeln.  Dabei  ist  nicht  zu  läugnen,  dafs  die  meisten 
Namaqua  ein  grofses  musikalisches  Talent  besitzen.  Kann  der  Na- 
•Mqwt  eine  Oeige  erlangen,  so  wird  er  in  kurzer  Zeit  ein  Virtuose, 
dab  er  oft  ein  Stück,  welches  er  nur  einmal  gehört  hat,  mit  der 

Ziiticlir.  d.  GMttUicb.  £.  Brdk.    Bd.  IV.  17 


258  Josaphat  Hahn:   Die  Ovahererd. 

bewundernswerthesten  Präoisioo  und  dem  entfiprechenden  Ausdrucke 
wiederholen  kann. 

Reich  iat  der  Namaqna,  wenn  er  ein  altes  Gerippe  ron  Ochsen- 
wagen  besitzt,  dessen  R&der  und  Speichen  der  besseren  Haltbarkeit 
wegen  mit  Riemen  durchflochten  sind.  Mit  12  bis  20  Ochsen  davor 
(möglichst  alle  von  derselben  Farbe,  denn  so  liebt  es  der  Namaqoa) 
werden  rüttelnd  und  krachend,  als  ob  der  Wagen  jeden  Augenblick 
susammenstürzen  könnte,  ungeheure  Strecken  durch  sandige  Wfisten 
und  über  Berg  und  Thal  etc.  zurückgelegt.  Natürlich  geht  es  nadi 
Schneckenart.  Gewöhnlich  ist  der  Wagen  ziemlich  schwer  mit  allerlei 
Artikeln  beladen,  die  sie  in  der  Eapcolonie  absetzen,  weil  sie  im  eigeDen 
Lande  schlechten  Markt  dafür  haben.  Die  Handels-  oder  Tauschartikel 
bestehen  hauptsächlich  aus  Fellen  verschiedener  Antilopenarten,  Rhi- 
nocerosfellen  und  Peitschen  aus  diesem  Stoffe,  sogenannten  „Sambocks^; 
ferner  aus  Springbockmatten,  Schakalspelzen  und  grofsen  Stücken  Ser- 
pentin, weichem,  marmorirtem  Seifenstein,  der  mit  Leichtigkeit  auch  von 
den  Eingeborenen  in  allerlei  Formen  geschnitten,  aber  vorzugsweise 
zu  Pfeifenköpfen  und  Gigarrenspitzen  (woher  auch  die  BezeicbooBg 
j,Pfeifenstein^)  verarbeitet  wird,  endlich  aus  Straufsenfedern,  Ochsen-, 
Antilopen  und  Rhinoceroshömern  etc.  —  Die  Fracht  vertauschen  die 
Namaqua  gegen  Bagatelle,  z.  B.  für  Pulver  und  Blei,  besonders  aber 
für  Tabak  und  Branntwein;  die  beiden  letzteren  Artikel  werden  von 
ihnen  besonders  leidenschaftlich  gesucht  Die  Branntweinsucht  der 
Namaqua  ist  so  notorisch,  dafs  sie  in  der  Kapcolonie  sprfichwörtüdi 
geworden  ist.  Für  einen  Schnaps,  sagt  der  Kapl&nder,  i6t  der  Nama« 
qua  jederzeit  dienstfertig;  für  eine  Flasche  Branntwein  reitet  er  die 
ganze  Nacht  Courier,  verkauft  sein  Weib  und  begeht  einen  Mord'). 


')  Diese  Skizze  von  den  Namaqua  haben  wir  zum  Tbeil  frei  nach  Kreteschmv 
gegeben,  wobei  aber  anch  manches  aus  demselben  Gmnde,  der  vorlun  in  Betreff 
Galton's  angeführt  wurde,  fortgelassen  werden  mnfste. 

(Schlufs  folgt) 


r 


259 


XI. 

Hohlenbauten  aus  der  jüngeren  Steinzeit  auf  Sylt. 


Vom  Assessor  Ernst  Fr i edel. 


.  AafSylt,  der  gröfsten  Insel  der  nördlichen  Uthlandsfrieseo,  gebt, 
wie  an  manchen  anderen  Orten  des  deutschen  und  scandin avischen 
Nordens,  die  Sage  von  einem  zwergartigen  Urvolk»  das  einst  das  Land 
bevölkert  und  das  später  durch  ein  gröfseres  und  kräftigeres  Geschlecht 
nicht  ohne  blutige  Kämpfe  verdrängt  worden  sei.  C.  P.  Hansen, 
der  fleifsige  Sammler  nordfriesischer  Sagen,  giebt  an,  wie  der  Ueber- 
lioferung  nach  viele  der  Hügel  auf  der  hohen  Braderup-Kamper*Haide 
als  Wohnstätten  eines  derartigen  Menschenstammes  anzusehen  seien. 
Als  ehemalige  Wohnstatten  dieser  Art  gelten  u.  A.  der  £nnenhoog 
imd  der  Lünghoog,  und  als  Residenz  des  Zwergkönigs  Finn  der  Reise* 
hoog  nordÜch  von  Braderup.  Als  gemeinschaftliche  Grabstätten  vieler 
im  Kampfe  gegen  das  Urvolk  gefallenen  Friesen  bezeichnet  man  die 
Border  bei  Kampen,  und  als  Grabbügel  des  friesischen  Königs  Bröns 
and  seines  Sohnes,  welche  von  den  sich  tapfer  vertheidigenden  Skrä- 
lingen  erschlagen  wurden,  nennt  man  die  Brönshügel  unmittelbar  bei 
dem  grofsen  Kamper  Leacbtthnrm  am  Rothen  Kliff.  Naeh  der  Sage 
ist  der  König  auf  seinem  goldenen  Wagen  sitzend  da  bestattet,  wo 
er  gefallen,  und  ein  grofser  Erdwall  herumgeschüttet.  Die  Sylter  hät- 
ten nach  diesem  Kriege  da,  wo  der  Hauptkampfplatz  gewesen  war, 
das  Dorf  Kampen  und  in  der  Gegend ,  *  wo  sie  den  Sieg  gewonnen 
hatten,  den  Ort  Wonstadt  oder  Wenningstedt  angelegt. 

Uns  interessirt  bei  dieser  Sage  hauptsächlich  der  Hinweis  auf  ein 
aasgestorbenes  Urvolk,  das  in  seiner  Gestalt  von  der  späteren  Bevöl- 
kerong  gänzlich  verschieden  ist.  In  der  That  ist  auch  das  Vorhanden- 
sein einer  untersetzten,  kleinhändigen  Race,  welche  in  mancher  Be- 
ziehung zu  einem  Vergleiche  mit  gewissen  Polarstämmen  einladet,  aus 
Graber^nden  der  neuern  Stein-  und  der  Bronze-Zeit  «of  Sylt  festge- 
stellt Das  Material  hierzu  haben  die  erwähnten  und  andere  Hügel 
geliefert,  die,  wenn  man  erwägt^  wie  viel  gegenwärtig  die  Insel  im 
Westen  durch  Flnth  und  Sturm  eingebüfst,  als  ursprünglich  auf 
der  östlichen  Hälfte  der  Insel  belegen  bezeichnet  werden  müssen 
und  die,  nach  dem  Ergebnifs  der  bisherigen  Forschungen,  wohl 
^nmitlich  als  Begräbnifsstätten,  nicht  als  Wohnstätten  von 
Menschen  anzusehen  sind. 

So  gewöhnlich  nun  auch  die  Existenz  vorgeschichtlicher  Begrab* 


1 


260  Ernst  Friedel: 

nifs Stätten  in  Europa  ist,  so  selten  läfet  sieb  bis  jetct  das  Vorbanden- 
sein  vorgescbicbtlicber  Wohnstfitten  nachweisen,  namentlich  sind 
diese  Nachweise  bis  jetzt  überaus  spärlich  in  Deutschland.  Ehe  man 
Pfahlbauten  auch  im  Norden  unseres  Vaterlandes  entdeckte,  waren 
hierselbst  sichere  Spuren  von  Wohnst&tten  der  Urbevölkerung  fast  nir- 
gends bekannt. 

Diese  Thatsachen,  sowie  der  Umstand,  dafs  man  von  Seiten  der 
Alterthumsforscher  dem  Westrande  der  Insel  Sylt  so  auffallend  wenig 
Beachtung  geschenkt  hat,  mögen  es  entschuldigen,  wenn  ich  es  ver- 
suche, die  Aufmerksamkeit  auf  zwar  nicht  sehr  ausgiebige,  aber  doch 
ziemlich  zuverlässige  Spuren  von  Wohn  Stätten  aus  der  jungem 
Stein  zeit  auf  Sylt  zu  lenken..  Die  Ursache,  dafs  die  dänischen  Alter- 
thumsforscher, welche  doch  so  viele  Hügel  im  Osten  der  Insel  geöff- 
net, den  Westrand  derselben  aufser  Acht  gelassen,  mag  darin  liegen, 
dafs  die  Ostseite  jetzt  der  eigentlich  bewohnte  und  leicht  zugängliche 
Inseltheil  ist,  auf  welchem  die  meisten  Dörfer  und  die  meisten  Orab- 
hfigel  liegen,  während  der  unwirthliche  und  öde  Westrand,  dessen 
weites  einst  mit  Sumpf,  Torf  und  Wald  bestandenes  Vorland  längst 
in  die  Nordsee  versunken  ist,  seit  mindestens  drei  Jahrhunderten  anter 
Wander-Dünen  begraben  liegt,  die  mit  ihrem  dichten  weifsen  Todten- 
schleier  alle  Spuren  geschichtlicher  und  vorgeschichtlicher  Menschen- 
thätigkeit  verhüllen. 

Der  Umstand,  dafs  man  am  Westrande  des  etwa  eine  Meile 
langen  Rothen  Kliffs  häufig  Steinwerkzeuge,  welche  zum  Tbeil  gut  er- 
halten, zum  Tbeil  auch  durch  langen  Gebrauch  abgenutzt  und  zer 
brocben  waren,  gefunden  hat,  sowie  die  Mittheilung  eines  alten  Insu- 
laners, dafs  sich  in  jenem  seit  unvordenklicher  Zeit  nicht  mehr  bewohnten 
Landstrich  Spuren  von  eigenthümlichen  Pflasterungen  und  Steiobanten 
gezeigt  hätten,  bewogen  mich  im  Frühjahr  1868  Untersuchungen  an- 
zustellen, welche  mich  schliefslich ,  wie  ich  glaube  nicht  mit  Unrecht, 
überzeugten,  dafs  dort  nicht  allein  reger  Menschenverkebr  in  vorge- 
schichtlicher Zeit  stattgehabt  hat,  sondern  dafs  sich  dort  auch  Spuren 
neolithischer  Wohnungen  erhalten  haben. 

Das  Rothe*  Kliff  wird  gebildet  aus  einer  Diluvial -Drift,  die  aas 
lockeren,  wenig  deutlich  geschichteten  Ablagerungen  von  Lehm,  von 
Sand,  der  zuweilen  durch  Eisenhydrate  rothbraun  gefärbt  und  in  Klam- 
pen  fest  zusammen  gebacken  ist,  femer  von  Kies,  Geschieben  und 
Felsblöcken,  deren  abgeschliffene  Flächen  auf  Gletscher-  und  Eistrans- 
port schlielsen  lassen,  zusammengesetzt  ist  und  oben  von  einer  Lage 
Ton  Rollsteinen  bedeckt  wird,  welcher  eine  magere  höchstens  5  Fufs 
dicke  Erdschicht,  das  sogenannte  Geestland,  anfliegt  Hier  befindet 
sich  nun  ein  langer,  schmaler  und  ebener  Absatz,  dem  Strande  pa- 


HÖhlenbanten  ans  der  jüngeren  Steinzeit  .anf  Sylt  261 

rallel  laufend,  gleichBam  eine  Stufe  vom  Strande  aus  nach  der  Krone 
des  Kliffs  bildend  und  dadurch  hergestellt,  dafs  die  Ackerkrume,  die 
Geestschicht  und  das  Rollsteinlager  fast  glatt  abgekämmt  ist.  Begrenst 
wird  die  hierdurch  gebildete  Plattform  ostlich  durch  die  senkrechte 
Wand  des  mit  einer  spärlichen  Grasnarbe  bestandenen  Kliffs,  während 
sie  westlich  so  steil  zum  Strande  abfiSllt,  dafs  man  sich  dem  Rande 
nicht  ohne  Gefahr  hinabzustürzen,  nähern  kann.  Nach  der  Meerseite 
ist  die  Sohle  dieser  Stufe  früher  viel  breiter  gewesen ;  jede  Sturmfluth 
bricht  nämlich  von  ihrem  Fnfse  etwas  ab,  Frost  und  Regen  wirken 
nicht  minder  verderblich  von  oben  her  und  haben  so  allmälig  auf 
Kosten  der  Plattfonn  und  ihrer  Alterthumer  einen  beträchtlichen  Theil 
des  Vorstrandes  angeschüttet,  auf  welchem  ich  vom  Meere  abgeschliffene 
Stein  Werkzeuge ,  sogenannte  Goast-Finds  (Küstenfindlinge)  '),  schwer 
zu  bestimmenden  Alters,  sowie  besser  erhaltene  Stein  Werkzeuge  und 
Reste  sehr  grober  Töpferwaare  gefunden,  welche  der  neueren  Stein- 
zeit angehören  und  wahrscheinlich  früher  auf  der  Plattform  innerhalb 
alter  Wohnstätten  gelegen  haben,  deren  letzte  Reste  bereits  hinunter 
gestürzt  nnd  damit  verwischt  sind.  Ob  dieser  Einschnitt  von  Men- 
schenhand herrührt  oder  ob  man  bei  Anlage  der  Wohnplätze,  was 
mir  wahrscheinlicher  däucht,  eine  bereits  vorhandene  Bodensenkung 
benutzt  und  ausgetieft  und  planirt  hat,  wird  sich  kaum  mehr  entschei- 
den lassen,  weil  die  Contouren  der  Stufe  zu  sehr  von  der  Witterung 
gelitten  haben,  um  ein  sicheres  Urtbeil  zu  ermöglichen.  Der  Boden 
der  Plattfonn  selbst  ist  zum  grofsen  Theil  wieder  von  Dünensand  und 
von  herabgerutschtem  Gerolle  bedeckt^  doch  an  vielen  Stellen,  nament- 
lich nach  anhaltenden  Winden,  die  den  Flugsand  oft  von  grofsen 
Strecken  fortfegen,  noch  deutlich  erkennbar  und  so  tief  gelegen,  dafs 
man  aufrechtstehend  von  dem  Rande  des  Kliffs  überragt  und  verdeckt 
wird. 

Auf  der  Sohle  dieses  Einschnitts  befinden  sich  an  verschiedenen 
Stellen,  zum  Theil  freiliegend,  zum  Theil  vom  Dünensand  fufshoch 
fiberschüttet,  Steine  von  mittlerer  Gröfse  in  so  eigenthüm lieber  Weise 
gestellt  und  geschichtet,  dafs  man  die  Thätigkeit  der  Menschenhand 
hier  nicht  verkennen  kann.  Verschiedene  Steine  sind  kreis-  oder 
eifSrmig  geordnet,  als  wenn  sie  die  Grundlagen  von  Gebäuden  wären, 
andere  sind  zusammengeschichtet,  als  wenn  sie  zu  Sitzplätzen  oder 
Feuerherden  gedient  hätten.     Die  Eingänge  der  Hütten  oder  Höhlen, 


')  DergL  werden  an  den  Kttsten  der  Nerd-  und  Ottsee,  sowie  anderer  Meere 
nnter  dem  Geroll  gefunden ;  sie  sind  von  der  See  angesptthlt  and  mehr  oder  minder 
durch  das  Walzen  auf  dem  Meeresgrunde  und  am  Ufer  abgeschliffen,  so  dafs,  wie 
Nilsson  und  Sir  John  Lubbock  hervorheben,  weder  ihre  ursprüngliche  Gestalt, 
noch  ihr  Alter  mit  Sicherheit  bestimmbar  erscheint. 


262  Ernst  Friedel: 

welche  hier  vorhanden  sein  mochten,  scheinen  gegen  Osten  oder  Sa- 
den  gelegen  zu  haben,  so  dafs  sie  von  der  Morgen-  nnd  Vormittags- 
sonne beschienen  warden.  Sehr  auffallend  ist  ein  schmaler  nach  Osten 
mundender  Pflasterstreifen  Ton  kleineren  Feldsteinen,  die  in  der  Mitte 
so  gesetzt  sind,  dafs  sie  eine  Art  von  Rinne  bilden.  Dieser  Pflaster- 
streifen scheint  den  Eingang  zu  einem  nach  Westen  belegenen  Ge- 
bäude gebildet  zu  haben,  das  aber  jetzt  mit  einem  Theil  des  zugehö- 
rigen Erdreichs  g&oziich  verschwunden  ist.  Ob  der  Pflasterstreifbn 
dasselbe  hohe  Alter,  wie  die  vorhandenen  Qang-  oder  Gallerie- Wohn- 
stätten hat,  mag  dahingestellt  bleiben. 

Dafs  wir  es  hier  nicht  mitGräbern  zu  than  haben,  dafür  spre- 
chen folgende  Anzeichen.  Einmal  sind  die  verwendeten  Steine  erheb- 
lich kleiner  als  diejenigen,  welche  man  zu  den  Gräbern  der  Steinzeit 
wie  überall  im  Norden  so  auch  auf  Sylt  verwendet  hat  und  in  der 
Regel  Exemplare  von  ausgesuchter  GrÖfse  sind.  Dann  fehlt  jede  Spar 
von  Decksteinen,  wie  sie  in  den  betreffenden  Grabhügeln  stets  vor- 
handen sind,  während  bei  den  neolithischen  Wohn  statten,  die  man 
auf  den  dänischen  Inseln,  den  Orkaden,  in  Schweden  und  anderen 
Orten  entdeckt  hat,  ebenfalls  keine  Decksteine  verwendet  sind.  Diese 
Wohnungen  waren  vermuthlich  mit  Holz,  Reisig,  Rohr,  Rasen  oder 
ähnlichen  Sachen  bedeckt,  welche  im  Laufe  der  Jahrtausende  natnriieh 
verwittert  und  völlig  verschwunden  sind.  Sodann  sprechen  für  be- 
wohnte Niederlassungen  manche  der  eigenthSmlich  geschichteten  Stein- 
haufen, welche  wohl  Feuerherde  waren.  Durch  Nachgrabungen  habe 
ich  bei  mehreren  derselben  nicht  unbeträchtliche  Massen  von  Asche, 
Kohle  nnd  Enochenstücken,  sowie  vom  Feuer  geröthete  Kochtöpfe  xa 
Tage  gefordert,  in  welchen  die  Bewohner  jener  grauen  Vorzeit  Fische 
und  Fleisch  zubereitet  haben  mögen.  Ebenso  sind  dort  Schalen  von 
mancherlei  Weichthieren ,  die  noch  jetzt  in  der  Nordsee  lebend  vor- 
kommen, gefunden,  namentlich  von  Cardium  rtMltcum,  MytUus  eduliSy 
Modiola  vulgaris,  Ostrea  hippofws  und  Buccinum  undaium.  Diese  Scha- 
len sind  zum  Theil  beim  Oeffnen  zertrümmert,  zum  Theil  mit  den 
Thieren  auf  Kohlen  gerostet  worden  und  in  Folge  dessen  calcinirt 
Die  erwähnten  Gefäfse,  die  leider  in  dem  feuchten  Erdreich  sehr  ge- 
litten haben,  sind  sämmtlich  zertrümmert,  aber  deutlich  erkennbar  von 
derselben  ungeschlämmten,  mit  Kies  vermengten  und  ohne  Drehscheibe 
mit  den  Händen  roh  geformten  Marschthonmasse ,  aus  welcher  die 
Todtenurnen  der  Sylter  Grabhügel  neolithischer  Zeit  bestehen.  Diese 
letzteren  Urnen  sind  gar  nicht  oder  doch  nur  schwach  gebrannt,  daher 
an  den  Bmchfiächen  der  Scherben  schwarz,  während  die  Scherben 
der  —  übrigens  auch  flacheren  —  Kochtöpfe  sich  an  den  Brnchflächen 
.braunroth  zeigen,    als  Folge   lang  andauernden   Gebrauchs    der  Oe- 


Hohlenbanten  aus  der  jüng^eren  Steinzeit  auf  Sylt  263 

sebfirre  im  Kochfeuer.  Unter  den  Topfen  fanden  sich  Kohlen  von 
verschiedenen  Holzarten,  meist  zu  einer  breiartigen  Paste  zusammen- 
gedruckt, zum  Theil  aber  auch  noch  so  wohl  erhalten,  dafs  man  die 
Holzart  noch  bestimmen  kann.  Auch  unter  den  Steinen  des  letzt  er^ 
wfihnten  Pflasterstreifens,  die  übrigens  behutsam  wieder  an  geh5riger 
Stelle  eingefügt  worden  sind,  fanden  sich  Spuren  von  Asche  und  Kohle, 
welche  vielleicht  mit  dem  Regenwasser  zwischen  den  Steinfugen  ein- 
sickerten.  Dergleichen  Holzkohlen  finden  sich  aber  in  den  betreffen- 
den Gräben  in  dieser  Weise  nicht.  —  Zwischen  den  Scherben  lagen 
Reste  von  Tbierknochen,  freilich  nicht  viele,  da  die  meisten,  den 
Binflussen  des  Bodens  preisgegeben,  Ifingst  verwittern  mufsten.  Men- 
schenknochen fehlen  gänzlich.  Endlich  sprachen  dafür ,  dafs  wir 
hier  nicht  mit  Grabstellen,  sondern  mit  von  Menschen  und  zwar  lange 
Zeit  hindurch  benutzten  WohnstStten  zu  thun  haben,  die  zahlreichen 
tbeils  unmittelbar  innerhalb  der  Steinkreise  und  Steinhaufen,  theils  in 
deren  nächster  Umgebung  von  mir  und  Anderen  gefundenen  Werk- 
:Miige.  Dieselben  bestehen  u.  A.  in  zwei  grofsen,  über  einen  Fufs 
langen,  geschickt  behauenen,  aber  nicht  geglätteten  Feuerstein äxten, 
ferner  in  Beilen,  Hauen,  Keilen,  Meifseln,  Bohrern,  Pfeil-  und  Lanzen^ 
spitzen,  Messern  und  ähnlichen  schneidenden  Werkzeugen,  sämmtlich 
aus  Feuerstein  oder  Quarz,  sodann  in  Klopf-,  Reibe-  und  Schleifsteinen 
von  Granit,  Lava  und  Quarz,  in  Senksteinen  und  Netzbeschwerern, 
^eils  aus  durchbohrten  flachen  Sandsteinen,  wie  man  sie  am  Strande 
findet,  theils  aus  durchbohrten,  runden,  wulstformigen  Thonscheiben, 
die  ungeschlämmt,  sehr  roh  geformt  und  nur  unvollkommen  gebrannt 
sind,  femer  in  sogenannten  Wirtelsteinen  oder  wohl  besser  Amuletten 
oder  Sehmucksteinen,  die  man  vermuthlich  an  einer  Schnur  um  den 
Hids  trug  >),  endlich  aus  einigen  Stein-  und  Thongeräthcn,  deren  Be- 
dentnng  ich  nicht  zu  enträthseln  vermag  und  welche  zum  Theil  viel- 
leicht Kinderspielzeuge  sind  *).  Alle  diese  Sachen  zengeti  von  schar- 
fem, fortgesetztem  Gebrauch;  sie  sind  zum  Theil  schartig,  abgenutzt 
und  abgebrochen  und  scheinen  hie  und  da  als  unbrauchbar  fortgewor- 
fen zu  sein,  während  man  in  den  Gräbern  den  Todten  auf  die  Reise 
in's  Jenseits  die  schönsten  und  neuesten  Werkzeuge  und  Waffen 
mitgab. 

Wenn  es  hiernach  keinem  wesentlichen  Bedenken  unterliegen  mag, 
dafs  hier  nicht  Ruhestätten  von  Todten,  sondern  Wohnplätze  von  Le- 


')  Zorn  Theil  werden  sie  auch  f&r  Knöpfe  gehalten;  Nilsson:  Tk«  primitivt 
»habitamts  of  Seandinavia,  übers,  von  Sir  John  Labbock,  III.  Anfl.,  18 BS,  mit 
Vorwort  von  Nüssen  und  Einkitnng  Von  Labbook.  S.  82—84  a.  102.  Abbildan- 
gen  Taf.  IX.  Fig.  191—194. 

')  Nilsson  8.  a.  0. 


264  Ernst  Friedel: 

beodigen  vorliegen,   so  drängt  sich  als  zweite  Frage  auf:    welcher 
Zeit  gehören  diese  Wohnstätten  an? 

Neben  den  zahlreichen  Gegenständen  aus  Stein  ond  Thon  haben 
sich  in  den  sehr  roh  erbaaten  Wohnstätten  durchaus  keine  Spuren  von 
Metall  entdecken  lassen,  auch  sind  die  gefundenen  Thoasachen,  wi& 
bereits  geschildert,  von  unvollkommenster  Art  und  aus  dem  grobstsn 
Material.  Nach  alle  dem  gehören  die  Menschen,  welche  hier  als  Jäger 
und  Fischer  hausten,  der  Steinzeit  an,  und  es  bliebe  nur  noch  m 
untersuchen:  ob  der  paläolithischen  oder  der  neolithischen 
Epoche? 

Meines  Erachtens  gehören  die  besprochenen  Wohnstätten  der 
neuer n  Steinzeit  an. 

Man  characterisirt  bekanntlich  die  paläolithische  und  neoütische 
Epoche  durch  die  Verschiedenheit  der  Steinwerkzeuge  ').  Die  palSo» 
Utbischen  Werkzeuge  sind  äufserst  unvollkommen,  oft  hat  man  an  den 
von  der  Natur  gelieferten  Feuersteinknollen  nur  mit  einigen  Schlägen 
eine  ganz  rohe  Spitze  oder  Schneide  zu  Wege  zu  bringen  versucht; 
von  dieser  Art  sind  die  in  den  Kiesgruben  zu  St  Acheul  und  Abbe- 
ville  in  der  postpliocenen  Diluvialdrift  des  Sommethals  bei  Amiens  ge^ 
fnndenen  Werkzeuge,  welche  jetzt  bereits  aus  dem  ganzen  Westen 
Europa's  (Portugal,  Spanien,  Frankreich,  Belgien,  England,  Schottland^ 
dagegen  noch  nicht  aus  Scandinavien ')  bekannt  sind  und  die  man 
durchweg  Stein  Werkzeuge  vom  Amiens-Typus  nennt.  —  Die  neolithi- 
sehen  Werkzeuge  dagegen  sind  erst  behutsam  im  Groben  vorgeklopft 
und  dann  durch  Schleifen  und  Feilen  geglättet,  auch  oft  in  höchst  ge- 
fällige Formen  gebracht.  Diesen  letztem  Typus  tragen  nun  die  von 
mir  auf  Sylt  gefundenen  Steingeräthe.  Zwar  sind  einzelne  Feuerstein- 
splitter, die  man  für  Bohr-  und  Schabe- Werkzeuge  hält,  von  sehr  roher 
dem  Amiens-Typus  ähnlicher  Arbeit,  allein  dergleichen  rohe  Steinsacben 
kommen  erweislich  noch  in  der  Bronze-  und  Eisenzeit  vor;  sie  waren 
billig  und  leicht  herzustellen,  und  dabei  zugleich  ebenso  brauchbar,  als 
wenn  man  sie  in  feinerer  Qualität  angefertigt  hätte  ').     Ferner  kennt 


0  So  Lubbock  und  Nilason  a.a.O.  S.  Xfl  ff.,  S.  XXIII  ff.,  8.  (  ff. 
Lyell  (Alter  des  Menschengeschlechts,  deutsch  von  Büchner,  1867}  S.  74.  Lyell 
giebt  die  Abbildungen  der  Amiens- Werkzeuge  vom  palilolithischen  Typus  (S.  75 
u.  76)  in  halber,  Lubbock  a.  o.  O.  (8.  XVII,  XIX  u.  XX)  in  voller  Gröfse.  — 
Derselbe  in:  Prehütorie  TTme»,  p.  96. 

')  Nilsson  a.  a.  O.  S.  VH  ff.,  161,  268.  —  Aus  der  Abwesenheit  wirklich 
der  palttolithischen  Zeit  angehöriger  Werkzeuge  folgert  Kilsson  u.  A.,  daTs  Scan- 
dinavien erst  während  der  neolithischen  Epoche  bevölkert  wurde. 

')  Siehe  dergl.  ans  Schweden  und  der  jüngeren  Steinseit  sugehörig  bei  NiU- 
son  a.  a.  O.  Taf.  IL  Fig.  23,  26,  28,  88;  Taf.  V.  Fig.  84,  85;  Taf.  VL  Fig.  141; 
Taf.  XVL   Fig.  266  — 268.    —    Femer:    Daniel  Wilson:   PrehUtoric  Man.    Re- 


Höhlenbanten  ans  der  jüngeren  Steinzeit  aaf  Sylt  265 

man  in  der  paläolithiscben  Zeit  keine  eigentliche  Töpferwaare;  end- 
lich benutzte  man  8tatt  der  schon  ziemlich  künstlichen  Amulette  und 
Schmucksachen  aus  Bernstein  und  Stein,  wie  sie  der  neolitbischen  Zeit 
eigen,  viel  rohere,  womöglich  gleich  fertig  von  der  Natur  gelieferte 
Sachen,  wie  die  Cosninopora  globularis  d'Orb.  (=  OrMulina  Parker 
a.  Jones),  eine  kugelichte  Versteinerung  aus  der  Kreide,  die  h&nfig 
durchbohrt  vorkommt  und  von  den  Yerfertigern  der  Amiens-Steinwerk- 
leage  in  Schnüren  um  den  Hals  getragen  sein  mag.  Gleichwohl  ist 
das  Alter  dieser  Sylter  Höhlen  Wohnungen  noch  immer  ein  sehr  bedeu- 
tendes, wenn  man  erwfigt,  dafs  die  jüngere  Bronzezeit  in  Scan- 
dinavien,  wie  competenter  Seits  angenommen  wird  '),  bereits  der  Vor- 
geschichte angehört '}. 

Wie  die  Binnenlandbewohner  der  jungern  Steinzeit  vorzogen,  zum 
Schutze  gegen  räuberische  Angriffe  ungesunde  und  unbequeme  Zufluchts- 
st&tten  sich  auf  Pfählen  und  im  Wasser  zu  bauen,  so  versteckten  die 
Küsten bewohner,  um  sich  gegen  Angriffe  von  der  Seeseite  zu  wahren, 
sich  gern  in  Hügeleinschnitten,  und  zwar  oft,  wie  auf  Sylt,  in  form- 
lichen mit  rohen  unvermauerten  Feldsteinen  ausgesetzten  Gruben  und 
Höhlen,  welche  zwar  dem  Auge  deer  Feindes  leicht  entgingen,  dagegen 
aber  dumpfig  und  feucht,  auch  für  Fischer,  welche  ihren  Unterhalt  auf 
dem  Meere  suchten,  nicht  gerade  bequem  gelegen  waren.  Der  Typus 
der  gefundenen  Werkzeuge,  namentlich  der  thönemen  Gewichtsteine, 
von  welcher  Art  sich  zwei  höchst  ähnliche  aus  den  Robenbausener 
Pfahlbauten  im  Berliner  Museum  befinden,  so  wie  der  Amulette  und 
Topfscherben,  weist  auf  einen  den  ältesten  Pfahlbauten  paral- 
lelen Bildungszustand  hin.  Da  aber  die  menschliche  Gultur  in 
den  verschiedenen  Völkern  und  Ländern  Kuropa's  sich  in  ganz  ver- 
schiedenen Zeiten  entwickelt  hat,  so  berechtigt  die  Gleichartigkeit  der 
Artefacte  aus  den  Schweizer  Pfahlbauten  der  Steinzeit  und  der  Arte- 
&cte  aus  den  Sylter  Höhlenbauten  der  Steinzeit  uns  noch  keineswegs, 
die  Entstehung  derselben  in  dasselbe  Jahrzehend  oder  auch  nur  in 
dasselbe  Jahrhundert  zu  setzen. 

Die  von  mir  beschriebenen  Wohnstätten  gleichen,  was  schliefslich 
noch  erwähnt  werden  mag,  den  von  Sven  Nilsson  zuerst  genau  un- 
tersuchten und  beschriebenen  sog.  Gang-  oder  G  all  erie- Wob  nun - 
gea  {gaüery-dwellvngs)^  welche  sich  in  Scandinavien  noch  zahlreich 
erhalten  haben,  und  deren  Gestalt  sich  noch  jetzt  in  den  Wohnungen 


«aorcA««,  mto  the  origin  of  civilisaHon  in  the  old  and  tke  new  toorld,    11.  ed.    Lon- 
don ise5.   p.  ISS  ff. 

M  KiUson  S.  XXXVI,  S.  257  ff. 

')  Kenerdings  wieder  von  Rougemontin  seinem  Bronzealter  bestritten. 


266     Ernst  Friedel:  Höhlenbauten  aus  der  jüngeren  Steuueit  auf  Sylt. 

der  heutigen  Eskimos  wiederfindet.  Das  Gbaracteristische  dieser  Wohr . 
aongen  ist  ein  ans  Steinen  erbaater,  bedeckter  enger  Eingang  (poHery), 
welcher  oft  so  niedrig  ist,  dafs  man  darin  mehr  kriechen  wie  gehen 
mols,  nnd  welcher  gewöhnlich  nach  Osten  oder  Süden  mündet.  Die 
Oestalt  der  eigentlichen  Hütte  ist  gestreckt  rechtwinklig,  oder  nind, 
oder  eiförmig.  Oft  sind  die  W&nde  solcher  Eskimowohnnogea  aas 
rohen  Steinen  ohne  Mörtel  zusammengeschichtet,  fast  niemals  aber  ist 
die  Hütte  mit  dergleichen  Steinen  gedeckt  >).  —  Derartige  Galleriewoh- 
aungen  vorgeschichtlicher  Zeit  sind  nunmehr  in  Scandinavien,  in  gani 
Westeuropa,  in  Asien  und  Afrika,  in  der  Erimm,  dagegen  innerhalb 
Deutschlands,  wie  es  scheint,  erst  auf  der  Insel  Sylt  mit  Sicherheit 
nachgewiesen. 

Ob  hier  im  äutsersten  deutschen  Norden  einst  ein  den  Polanröl- 
kern  Ähnlicher  Jager-  und  Fischer*Stamm  gehaust  hat,  mag  dabin  ge- 
stellt bleiben.  Nicht  unwahrscheinlich  ist  es,  dafs  das  Volk,  wekhee 
seine  Küchenabf&Ile,  die  von  den  Dänen  sogenannten  KjökhenmÖddin^er^ 
ia  Form  von  gewaltigen  Schalen-  und  Enochenmassen  an  den  dänischen 
Ostküsten  anhäufte,  demjenigen  verwandt  und  gleichaltrig  ist,  wel* 
ehes  am  Bothen  Eliff  auf  Sylt  hauste'),  dessen  ,)Ejökkenmöddinget^ 
aber  an  den  Westküsten  bis  auf  wenige  Spuren  von  den  rasenden 
Fluthen  des  deutschen  Ooeans  verschlangen  worden  sind,  ein  Schick- 
sal, welches  vermutblich  dereinst  die  Insel  Sylt  und  die  sfimmtiicbeD 
friesischen  Uthlande  treffen  winL. 


1)  Nilflson  a.  a.  O.  S.  124  ff.,  S.  14a  ff.  Abbildnngeü  Taf.  XIV.  Fig.  84s6 
bis  251.  Nilsson  bemerkt  ausdrücklich:  „Trotz  der  auffallenden  Aebnlif^keit  un- 
serer Gangg^ttber  mit  den  Winterhütten  der  Eskimos,  glaube  ich  doch  nicht,  daft 
erstere  von  dem  genannten  Volke  errichtet  sind,  sondern,  von  einem  Stamme,  itA- 
eher  damals  auf  denselben  Colttiretuft  stand ,  wie  heat  zu  Tage  die  Eskimos.  — 
"^  ""ISskimSBchädel  sind  hier  im  Lande  nie  gefunden.  Was  die  Lappen  betrifft,  so 
haben  dieselben  keine  Monumente  hinterlassen  können,  weil  sie  allem  Anschein  nach 
keine  errichtet  haben".  —  Uebrigens  ist  zu  beachten,  dafs  nach  Retsina  die  Es- 
kimos dolichocephaUprognath,  die  Lappen  brachycephal-orthognath 
sind. 

')  Auch  nach  L  üb  bock  (a.  a.  O.  S.  XXTir  u.  ÜtXVI),  sowie  nach  Steen- 
strup  und  Lyell  (a.  a.  O.  8.  12)  gehören  die  KjSkkenmoddinger  od^  shell-mounds 
der  jüngeren  Steinzeit  an.  Lubbock:  Prehutorio  Timea,  p.  96.  —  Interessant 
erscheint,  wie  hier  nachschriftlich  bemerkt  werden  mag,  die  uns  mündlich  zugegan- 
gene Mittheilung  eines  langjährigen  Mitgliedes  der  Gesellschaft  für  Erdkunde  zu 
-Berlin,  wonach  im  Sommer  1868  auch  auf  der  Naclibarinael  F5hr  in  einem  Gartsa 
des  Hauptortes  Wieok  beim  Nachgraben  gebrauchte  Topfreste,  Knochen ,  Kohlen, 
Asche  etc.  von  sehr  hohem  Alter  aufgeftinden  worden  sind. 


i 

f 

t 


267 


MiscellexL. 

Crocodile  in  Pjalftstina. 

Das  noch  gegenwärtige  Vorkommen  ron  Crocodilen  in  Palästina  wurde  lange 
Zeit  beiweifeU,  während  för  ihre  einstmalige  Existens  in  diesem  Lande  die  von 
Strabo  ond  Plinias  erwähnte,  Ewischen  Caesarea  und  Akka  gelegene  Stadt  Kro- 
kodllon,   sowie  ein  gleichnamiges  Eästenflürschen ,  endlich  mannigfache  Notizen 
bei  mittelaltrigen  nnd  neueren  Schriftstellern  Zeugnifs  ablegen.     Diese  Zeugnisse 
hat  Titufl  Tobler  (Dritte  Wandemng   nach  Palästina  im  J.  1857.     Gotha  1359. 
S.  376  fT.)  und  nach  ihm  Sepp  (Jemsalem  and  das  heilige  Land.    Bd.  II.    Schaff- 
bansen   1863.    S.  476  f.)  sorgsam  gesammelt.    So   erwähnt  Vinisanf  nm   1192, 
da£s  zwei  Soldaten  beim  Baden  im  Crocodilflofs  von  einem  Crocodil  verschlungen 
worden  seien;  ebenso  schreibt  Jakob  von  Vitry  nm  1210  (in  Bongarsii  gesta  Dei 
per  DrcmeoM  1103),  dafs  im  Flnfs  von  Caesarea,  wahrscheinlich  also  in  der  vier- 
iig Minuten  nördlich  von  dieser  Stadt  mündenden  Zerka,  jene  Thiere  in  grofser 
Zahl  vorkämen.    Thietmar  spricht  nm  1217  gleichfaOs  von  den  Crocodilen,  welche 
in  dem  vom  Karmel  herabstromenden  Bache  lebten;  er  meint  unstreitig  den  Ke- 
ndscbi.     d'Avienx  erzählt  (im  Jahre  1660),    dafs  auf  dem  Wege  von  Tartüra 
(Tantftra,  Dor)  über  Kaisaria  nach  Ali  Ben  Aalam  in  der  Richtung  nach  Ramleh 
ein  See  liegt,  welcher  seinen  Namen,  Mujet-et-Tamsah  oder  Crocodilsee,  daher 
erhalten  habe,  weil  ein  in  demselben  hausendes  gewaltiges  Crocodil  einen  belade- 
aen  Esel  verschlungen  habe.     Im  Jahre  1674  meldet  Nau,    dafs   in    dem    zwei 
Lieues  südlich  von  Tantüra  liegenden  kleinen,  aber  ziemlich  wasserreichen  Mühl- 
baoh,  Naher-e^Temasieh  oder  Crocodilflufs«   sich  Crocodile  fänden,  welche  den 
Yiehheerden  grofsen  Schaden  zufügten;   dieser  Flufs  würde  daher  mit  dem  Ke- 
ndscbi  (Choradsdie)  fibereinstimmen.     Pococke  sagt,   dafs  man  auf  dem  Wege 
von  Tartnra  nach  Caesarea  zuerst  den  Flufs  Coradge  (Eeradschi),  dann  den  Flufs 
Zirka  (Zerka)  überschreiten  mufste,  welcher  letztere  um  so  mehr  für  den  Kroko- 
dilon  der  Alten  gehalten  wurde,    weil  man  in  Erfahrung  gebracht  habe,  dafs  in 
der  Zerka  Crocodile  lebten;  einige  von  diesen  seien  nach  Akka  gebracht  worden, 
was  von  allen  dort  lebenden  Europäern  bestätigt  wurde;    diese   Crocodile   seien 
nicht  über  5 — 6  Fufs  lang,  und  man  vermuthete,  dafs  eine  Colonie  aus  Aegyp- 
ten  ^ese  Thiere  vom  Nil  dorthin  verpflanzt  hätten.    Im  J.  1767   spricht  Mariti 
von  dem  sechs  italienische  Meilen  südlich  von  Tantftra  ^iefsenden  und  von  klei- 
nen Crocodilen  bewohnten  Naher-et-Temasieh.   Seetzen,  1806,  (Reisen  II.  S.  73) 
sagt:   er  habe  sich,   da  es  ihm  nicht  möglich  war,  eigene  Untersuchungen  über 
das  Vorkommen  von  Crocodilen  in  diesem  Thefle  der  palästinensischen  Küste  an- 
mstellen,    darauf  beschränken  müssen,   Erkundigungen  über  diesen  interessanten 
aatnrhistorischen  Gegenstand  einzuziehen,  und  sei  ihm  von  mehreren  Personen 
die  Bzistens  dieser  Saurier  bestätigt  worden;  so  habe  ein  griechischer  (Christ  von 
Haipha  erzählt,  dafs  in  der  etwa  eine  halbe  Stunde  südlich  von  Tantüra  mün- 
denden Zerka  zahlreiche  Crocodile  vorkämen;  eine  uralte  Sage  vorsichere,  einst 
Mi  ein  Paar  Crocodile  von  Aegypten  hierher  gebracht,  und  dieses  habe  sich  hier 
•o  vermehrt.    Da  man  die  Gefährlichkeit  dieses  Thieres  kennt,   so  mache  man 


268  MisceUen: 

erst  ein  grofses  Geschrei,  bevor  man  den  Flnfs  passirt,  welcher  nahe  an  seiner 
Mündong  seicht  ist  nnd  keine  Brücke  hat.  Derselbe  Gewährsmann  versichert,  er 
habe  ein  erschossenes  Crocodil  am  Ufer  der  Zerka  gefanden,  welches  20  Fnfs 
lang  und  so  fett  gewesen,  dafs  sein  Fett  den  Boden  tränkte;  die  Beschreibang, 
welche  er  von  der  Gestalt  des  Thieres  dem  Reisenden  Seetsen  gab,  lafst  es  anlser 
Zweifel,  dafs  dasselbe  wirklich  ein  Crocodil  gewesen  ist  —  Alle  diese  hier  bei- 
gebrachten Zeugnisse  geben  aber  nur  geringe  Bärgschaft  för  das  noch  gegenwär- 
tige Vorhandensein  in  den  Kustenflussen  südlich  vom  Karmel,  und  Robinson  sagt 
in  seiner,  nach  seinem  Tode  erschienenen  ^physischen  Geographie  des  Heiligen 
Landes",  Leipxig  1865,  S.  189:  es  knüpfe  sich  an  den  Flufs  Zerka  die  Volks- 
sage,  dafs  er  von  Crocodilen  bewohnt  sei,  weshalb  ihn  die  Eingebomen  mitanter 
noch  Maat  Temsäh,  Crocodil- Wasser,  nennen ;  diese  Sage  trete  erst  zur  Zeit  der 
Kreuzzüge  anf  und  werde  später  von  Reisenden  bis  auf  die  neueste  2^it  erwähnt; 
obgleich  die  Behauptung  sehr  positiv  sei,  so  scheine  es* dennoch,  dafs  Niemand, 
weder  ein  Eingebomer  noch  Ausländer,  je  selbst  in  dieser  Gkgend  Wirklich  em 
lebendiges  Crocodil  gesehen  habe.  Einen  sicheren  Anhalt  für  die  heutige  Exi- 
stenz des  Crocodils  in  jenen  Küstenflüssen  gewähren  jedoch  die  Nachrichten 
zweier  Reisenden.  So  berichtet  Johannes  Roth  im  J.  1857,  welcher  während 
seiner  Reise  in  Palästina  starb,  dafs  er  am  Ufer  der  Zerka  im  Sande  den  deut- 
lichen Abdruck  eines  Crocodils  von  6  Fufs  Länge  entdeckt  und  selbst  den  Ca- 
daver eines  solchen  Thieres  mit  nach  Jerusalem  gebracht  habe.  Auch  gaben  die 
Eingebornen  an,  dafs  sie  oftmals  Crocodile  fänden  und  tödteten,  weil  sie  den  am 
Ufer  weidenden  Schafen  und  Ziegen  Schaden  zufügen :  auch  hätte  der  Prenfsische 
Viceconsul  Ziffb  in  Kaipha  bisweilen  Exemplare  erhalten  (Athenaeum  1857.  p.  1623 
vgl.  Petermann's  Mittheil.  1858.  S.  112).  Endlich  lesen  wir  in  der  »Times*  vom 
5.  April  1869,  dafs  auch  in  dem  in  die  Bai  von  Akka  mündenden  Khison  Cro- 
coclile  leben  sollen.  Ein  Engländer,  der  es  sich  zur  Aufgabe  gemacht  hat,  mit 
einem  leichttransportablen  Boot  gegenwärtig  die  Gewässer  Palästina's  zu  befahren, 
hatte,  nach  BeschifTung  der  Küsten  des  Sees  von  Tiberias  und  des  Jordan,  seinen 
«Roh  Roy"  in  den  Khison  bringen  lassen  und  hat  hier  dicht  neben  seinem  Boote 
ein  Crocodil  auftauchen  sehen,  welches  nicht  übel  Lust  zu  haben  schien,  nach 
der  Hand  des  Reisenden  zu  schnappen.  Weiter  unten  entdeckte  er  anf  einer 
Schlamrobank  zahlreiche  Fufstapfen  von  Crocodilen  und  während  er  noch  mit  der 
Untersuchung  derselben  beschäftigt  war,  setzte  ein  wahrscheinlich  unter  dem  Boote 
kriechendes  Crocodil  dasselbe  in  eine  schwankende  Bewegung.  Auch  will  der- 
selbe zu  Nazareth  ein  Crocodil  gesehen  haben,  welches  vier  Monate  früher  Inder 
Zerka  getödtet  worden  war.  Consul  Wetzstein,  welcher  den  Khison  in  geringer 
Entfernung  von  seiner  Mündung  überschritt  und  sogar  ein<e  Nacht  an  seinem  Ufer 
zubrachte,  hat  freilich  nichts  von  diesen  gefräfsigen  Amphibien  gehört,  obgleich 
sein  Führer  aus  dortiger  Gegend  geburtig  war;  er  schildert  uns  das  Bett  des 
etwa  150  Fufs  breiten  Flusses  als  schlammig  und  zu  Anfang  Mai  mit  so  wenig 
Wasser  bedeckt,  dafs  dasselbe  den  Reitthieren  nur  bis  unter  die  Brust  reichte; 
möglich  dafs  weiter  oberhalb  Crocodile  hausen,  die  aber  jedesfalls  bei  der  gerin- 
gen Wassermenge  nur  sehr  klein  sein  können.  —  Ob  auch  der  Jordan  Crocodüe 
enthalte,  ist  sehr  zweifelhaft.  Zwar  erzählt  Salignac  in  seinem  Itinerar  (1522), 
dafs  sein  Pilgergefährte  beim  Bade  im  heiligen  Strome  vor  seinen  Augen  von 


Crocodile  in  PaTästina.  269 

eioem  Seedrachen  yerschlongen  worden  sei  (Sepp  U.  S.  478),  und  der  Bericht- 
entatter  in  der  Times  behauptet,  dafs  noch  vor  einigen  Jahren  Crocodile  im  Jor- 
dan gesehen  worden  wären,  aber  Spuren  derselben  hat  unser  Engländer  bei  seiner 
Fahrt  auf  diesem  Flnfae  nicht  entdecken  können,  da  das  Wasser  damals  zu  hoch 
stand  und  die  genauere  Untersuchung  der  Sandbänke  und  Gebüsche  unmöglich 
machte. 

In  Anschlufs  an  diese  Notizen  wollen  wir  auf  eine  in  den  Memoiren  der  St. 
Petersburger  Akadetnie  der  Wissenschaften  (VII*  Sdr.  X.  N.  13)  erschienene  Syn- 
opsis der  gegenwärtig  lebenden  Crocodiliden  ^es  Zoologen  Alex.  Strauch  auf- 
merksam machen,  aus  welcher  ein  Ton  L.  Lungershausen  gemachter  Auszug  (Aus- 
land 18G9.  S.  490)  uns  vorliegt.  In  dieser  fleifsigen  Arbeit  StraucVs  wird  Pa- 
lästina allerdings  nicht  unter  die  Faunengebiete,  in  denen  Repräsentanten  aus  der 
Familie  der  Crocodiliden  vorkommen,  erwähnt.  Als  asiatische  Faunenge- 
biete, auf*  welchen  sich  folgende  Crocodilarten :  Croeodilus  palustris,  Or.  siamen- 
sis,  Cr.  hicorpatusy  Cr,  pondicherianus,  und  die  Gavial- Arten:  Gavialis  Schlegelii 
und  G.  gangenticus  vertheilen,  werden  genannt:  die  sädasiatischen  Küstenländer 
von  Vorderindien  östlich  bis  zur  Halbinsel  Korea,  die  grofsep  und  kleinen  Sunda- 
Inseln,  Moluken,  Philippinen,  Neu -Guinea,  ein  Theil  der  Nordküste  Australiens, 
namentlich  um  den  Golf  von  Carpentaria  herum,  und  ein  Theil  der  oceanischen 
Inseln.  Das  gefahrlichste  dieser  Reptilien '  ist  das  Leistencrocodil  {Cr.  bicorpatus)f 
welches  vorzüglich  häufig  in  Vorder-  und  Hinter-Indien,  dann  auf  den  Sunda-In- 
seln,  auf  den  Nikobaren,  Philippinen,  Pelew-  und  Fidschi -Inseln,  westwärts  auf 
den  Seychellen,  Amiranten  und  Mascarenen  und  nordwärts  bis  Korea  vorkommt; 
sein  Verbreitungsbezirk  reicht  von  35^  nördl.  Br.  bis  20^  südl.  Br.  nnd  von  75** 
östl.  L.  bis  195^  östl.  L.  von  Ferro.  —  Das  afrikanische  Verbreitungsgebiet 
umfafst  den  ganzen  Continent,  mit  Ausnahmes  des  Stückes,  welches  nordwärts  einer 
von  der  Breite  Thebens  bis  zum  grünen  Vorgebirge  gezogenen  Linie  liegt.  An 
Specieszahl  ist  dieses  Gebiet  das  ärmste,  indem  es  nur  8  Arten  aufzuweisen  hat : 
Cr.  frontatus,  Cr.  vulgaris  und  Cr.  cataphractus,  Dafs  das  Nilcrocodil  im  Alterthum 
nördlich  von  Theben  vorgekonmien  sei,  weist  der  Verf.  zurück.  —  Das  nordame- 
rikanische Faunengebiet,  in  welchem  nur  der  Mississippi-Kaiman  {Alligator 
nississippiensis)  auftritt,  umfafst  die  Staaten  Nord-Carolina,  Georgia,  Florida,  Ala- 
bama, Mississippi,  Louisiana  und  Texas  oder  den  Ländercomplex  zwischen  24 
bis  35'  nördl.  Br.,  und  westlich  begrenzt  durch  den  Rio  del  Norte.  Der  nörd- 
lichste Punkt,  an  dem  der  Mississippi-Kaiman  auftritt,  ist  das  Flüfschen  Nense 
in  Nord-Carolina.  Eine  ungleich  gröfsere  Ausdehnung  als  das  nordamerikanische 
nimmt  das  südamerikanische  Fannengebiet  ein,  welches  den  grofsten Theil 
des  südamerikanischen  Continents,  Central-Amerika,  Mexico  und  Westindien  umfafst 
und  von  sechs  Alligatorenarten  {Alligator  niger,  A,  latirostris,  A,  sclerops,  A. 
punctatusy  A.  palpebrosus  nnd  A.  trigonatus)'  und  von  drei  Crocodil-Arten  {Cro&h' 
dibu  rhombi/er^  Cr,  Morslitii  nnd  Cr.  acutus)  bewohnt  wird.  — r. 


270  MiflceDea: 

Ortsbestimmimgen  in  TOridst&n. 

In  Bd.  II,  1867,  S.  80,  Anm«  1  dieser  Zeitschrift  gaben  wir  Mittheiliuig  tos 
den  bis  dahin  bekannten  Ortsbestimmungen  in  Türkist&n.  Wir  fögen  jetst  die 
neaerdings  (im  Rechenschaftsber.  der  Kais.  Boss,  geogr.  QtB,  ffir  1868,  S.  24  der 
Beil.)  mitgetheilten  hinzu,  indem  wir  die  früheren  dabei  reproduciren. 

Breite  Länge  ÖetL  ▼.  Pnlkowa. 

Törkistän .     .  43  17  40  37  57  19 

Ütsch-Knjuk 43  13  34  37  29  49 

Steinkohlenlager  am  Flusse  Bogon  43  .2  57  39  32  9 

Anlie-Ata 42  53  44  41  3  34 

Festung  Merke 42  52  20  42  49  19 

Festung  Tokmak 42  50  25  44  54  34 

Ak-Ssu 42  50  20  43  46  50 

Tschimkend 42  18  8  39  16  19 

Taschkend 41  18  40  38  56  49 

Tschinas 40  56  2  38  26  34 

Festung  Keleutschi 40  53  53  39  9  0 

Chodschend 40  17  2  39  17  20 

Festung  Nan  . 40  9  7  39  2  30,5 

Disak 40  9  5  37  28  28 

Jany-Kurgan 40  6  50  37  II  50 

Kairagatsch 40  3  20  39  24  6 

Festung  Samin 39  58  4  38  2  42 

Üra-Tübe 39  55  16  38  38  23 

Samarkand 39  38  45  36  38  54 

Buchara 39  46  '45  34  7') 

M. 


.  Notizen  Über  die  Goldminen  Californiens. 

Nachbenannte  Goldminen  wurden  im  Jahre  1868  bearbeitet:  In  der  Almador- 
Mine  (38*^  5'  nÖrdl.  Br.),  gegenwärtig  in  Besitz  einer  Compagnie,  wurden  jährlich 
gegen  200^000  Tonnen  Quarz  zu  Tage  gefordert,  die  zum  Preise  von  20  D.  brutto 
nnd  14  D.  netto  per  Tonne  von  2000  PJiind  einen  Gesammtwerth  von  430,000  D. 
brutto  und  300,000  D.  netto  reprasentiren.  Das  Erz  wird  in  einer  Tiefe  von 
1200  Fufs  unter  der  Oberfläche  des  Bodens  und  300  Fufs  unter  der  Meeres- 
böhe  gewonnen.  Die  Ader  selbst  zeigt  bei  einer  Breite  von  12  FtLCs  überall 
denselben  reichen  Quarz;  das  Oold  kann  leicht  durch  Almagamation  geschieden 
werden.  —  Die  Eureka-Mine  in  Grass -Valley  (39*  15'  nördl.  Br.)  liegt  circa 
2500  Fufs  über  dem  Meere;  sie  ist  gegenwärtig  die  ergiebigste  Mine  Californiens 


*)  Die  Länge  von  Buchara   ist  annähernd  aus   den  Marschrouten  von  Samtr- 
kand  nach  Buchara  und  mit  Berücksichtigung  der  Breite  berechnet.  M. 


Notizen  über  die  Goldminen  Californiens.  271 

«nd  liefert  jährlich  circa  375,000  D.  brutto  #der  850,000  D.  netto.     Da  ihre 
Qnarzader  aber  aar  4  Fafs  mächtig  ist,   so  dürfte  in  der  Zukanft  die  Alnuidor- 
Mine  ihr  den  Rang  streitig  machen;  sie  wurde  im  Jahre  1857  aufgeschlossen.  — 
Die  Sierra  Butte- Mine  (39"*  30'  nördl.  Br.),  in  der  N&he  von  DownieviUe,  6000 
Fuis  über  dem  Meere  gelegen,  wurde  seit  1851   bearbeitet;  vor   1857  wurden 
dmn^schnittUeh  1500  Tonnen  Erz,  von  1866 -* 68   14,000  Tonnen  Erz  per  Jahr 
▼erarbeitet.    In  Betreff  der  Menge  des  Torhandenen  Erzes  und  der  Leichtigkeit 
der  Förderung-  steht  diese  Mine  über  jeder  anderen;   dagegen  bietet  ihre  hohe 
Lage  an  einer  steilen,  für  Wagen  unzugänglichen  Bergwand  manche  HindemisBe 
dar,  und  ist  sie  zudem  gelegentlichen  Schneelawinen  ausgesetzt    —    Die  North 
Star -Mine  in  Grass -Valley  lieferte  in  den  vier  Monaten  vom  19.  Juni  —  19.  Sept. 
1867  aus  3116  Tonnen  En  eine  ^Ausbeute  von  97,000  D.  zum  durchschnittlichen 
Werthe  von  31  D.  per  Tonne.  —  Der  Mariposa  Grundbesitz  mit  einem  Areal  yon 
44,000  Acres  Land .  und   dner  Anzahl  Quarzminen  wurde  lange  Zeit  für  einen 
der  werthvollsten  Minendiistricte  gehalten;   derselbe  wurde  im  Jahre  1847  vom 
Gouverneur  Alvarado  an  Capt.  Fremont  verkauft.    Letzterer  kam  aber  erst  in 
den  vollen  Besitz  seines  Eigenthums,   nachdem  er,   um  seine  Anrechte  bestätigt 
SU  erhalten,  eine  Klage  gegen  die  Verein.  Staaten  geführt  und  später  die  Streitig* 
keiten  mit  den  Squatters,  welche  sich  ohne  seine  Erlaubnifs  auf  seinem  Grund 
und  Boden  angesiedelt  hatten,  abgewickelt  hatte.     Nach    einem  geringen  An- 
schlage hatten  diese  Eindringlinge  aber  inzwischen  5,000,000  D.  herausgezogen, 
von  denen  Fremont  nie  einen  Cent  zarück   erhielt.     Wenn   nun  auch  Fremonfs 
Bemühungen,  seinen  Besitz  zu  verwerthen,  seit  dem  Jahre  1860  von  glücklichem 
Erfolge  gekrönt  waren,  so  zwang  ihn  doch  die  Schuldenlast,  welche  auf  seinem 
Eigenthume  haftete,  dasselbe  im  Jahre  1863  an  eine  Compagnie  zu  verkaufen, 
welche  aber  sehr  schlechte   Geschäfte  machte.     Gegenwärtig  stehen  die  Minen 
unter  Administration,  welche  die  auf  3  Millionen  Dollars  angewachsenen  Schulden 
zo  tilgen  hat  und  das  Gmndstück  dann  an  die  Gesellschaft  zurückgeben  soll.  — 
Das  Goldwaschen  nimmt  in   Califomien  immer  mehr  ab,    da    die  goldhaltigen 
Lagen  in  den  älteren  und  neueren  Flnfsbetten  erschöpft  sind.   Das  meiste  Wasch- 
gold wird  heut  zu  Tage  aus  den  Betten  von  Strömen  gewonnen,   die   seit  Jahr- 
tsuseaden  ihren  Lauf  veränderten.     Es   folgen  diese  in  paralleler  Richtung  der 
Sierra  Nevada,  jedoch  30 — 35  Meilen  von  dem  Höhenpunkte  dieses  Gebirges,  so 
da(s  die  jetzigen  Flüsse  sie  rechtwinklig  durchschneiden.     Während  der  langen 
dazwischenliegenden  geologischen  Periode    haben  sich    die   Bergketten  gehoben 
und  die  ihnen   entspringenden  Gewässer  weiter   nnten   die  Felsen  durchbrochen, 
so.dafs  der  relative  Höhenunterschied  zwischen  den  altern  und  heutigen  Flüssen 
oft  1000 — 1500  Fufs  beträgt.     Die  gewöhnliche  Richtung  dieser  vorhistorischen 
Ströme,    die  besonders  zwischen  dem  39.  und  40.  Parallelgrade   sehr    zahlreich 
sind,  ist  von  Norden  nach  Süden.     Sie  sind  breiter  als  irgendwelche  der  hentigen 
benachbarten  Flüsse,  sie  besitzen,  wie  diese,  ihre  felsigen  Uferränder,  ihre  Strom- 
sehnellen, ihre  tiefen  Ablagerungen  von  Kiessand,  ihr  Treibholz,  ihre  Wirbel  und 
3ire  vom  Wasser  blofsgelogten  Goldtheilchen ,    sind  aber,    ungleich   den  neueren 
Strombildungen,  alle  mit  Alluvialschichten,  mit  Sand,  Lehm  und  Lava  überdeckt, 
wekhe   letztere    aus   den   längst   erloschenen   Vulkanen   herrührt.    Diese   tiefen 
Schiebten  von  Sand  und  Lava,  die  das  Herausnehmen  des  edlen  Metalls  aus  der- 


272  Bfiscellen: 

«rtigen  alten  Flafsbetteii  zu  6meiii.4iar8er8t  schwierigen  und  kostspieligen  machen, 
fichfitsen  sie  zugleich  vor  zn  rascher  Ausbeutung.  Die  nutzbringenden  Minen  in 
solchen  älteren  Strömen  sind  diejenigen ,  deren  Bett  ans  goldhaltigem  Riessande 
von  100 — 150  Fufs  Tiefe  besteht,  ohne  die  oben  erwähnte  Ueberschüttnng  von 
Sand,  Lehm  etc.  Solche  Plätze  wurden  u.  a.  bei  Gold<Run  an  der  Facific-Bahn,- 
3000  Fufs  über  dem  Meere,  gefunden.  Die  Bearbeitung  dieser  Minen,  deren  jede 
gewöhnlich  ein  Areal  von  2  Acres  einnimmt)  geschieht  durch  Wasserströme,  die 
über  den  Hügel  hinweg  und  die  steile  Felswand  hinunter  in  eisernen  Röhren  bis 
zum  Fufs  der  Anhöhen  geleitet  werden,  wo  kleinere  Röhren  das  Wasser  gegen 
die  Bergwände  spülen.  Das  aus  jeder  Röhre  geschleuderte  Wasser  kostet  10  bis 
15  D.  per  Tag,  und  wird  dasselbe  per  Zoll  verkauft,  worunter  eine  Menge  rer- 
standen  wird,  die  aus  einer  Oeffhung  von  einem  DZoll  Weite  fliofsen  kann,  die 
an  der  Seite  eines  Kastens  angebracht  ist,  welcher  6  Zoll  Wasser  über  diesem 
Loche  eifthült.  Ein  Zoll  füllt  in  12  Stunden  50  Behälter  und  kostet  gewöhnlich 
ca.  10 — 12  Cents.  Eine  solche  Wassermasse  zerbröckelt  und  reifst  5 — 10  Ton- 
nen Erde  in  die  Canäle  (Sluices)  herab,  in  denen  dann  das  Gold  zurückbleibt 
Der  tägliche  Verbrauch  von  Wasser  in  Uncle  Ab  >  Mine  belief  sich  auf  13,000 
solcher  Behälter  s=s  1000  D.  per  Monat,  während  die  Ausbeute  die  Summe  von 
4000  D.  in  derselben  Zeit  erreichte.  Im  Allgemeinen  geht  indessen  die  Hälfte 
des  Gesammtertrages  in  den  Auslagen  für  Wasser  auf.  — r. 


Die  mittlere  Pacific -Eisenbahn. 

Eine  der  bedeutendsten  Unternehmungen  der  neuesten  Zeit  ist  jedesfalls  die 
mittlere  Pacific-Bahn,  die  bestimmt  ist,  eine  Verbindung  zwischen  Omaha  am  Missouri 
(4r  20'  nördl.  Br.)  mit  San- Francisco  (37*  48')  herzustellen.  Die  Länge  der 
abgemessenen  Strecke  (vergl.  Th.  Jacoby's  Califomischer  Staats -Kalender,  1869, 
S.  18)  zwischen  diesen  beiden  Endpunkten  beträgt  1846  engl.  M.  und  bildet, 
mit  der  bereits  vollendeten  1454  M.  langen  Bahn  von  Omaha  nach  New  Torkf 
einen  ununterbrochenen  Schienenweg  von  3299  engl.  M.  Von  San -Francisco 
aus  läuft  die  Bahn  auf  einer  Strecke  von  450  M.  bis  Winnemucca  (41^)  in  nord- 
östlicher, die  übrigen  1400  M.  in  nahezu  östlicher  Richtung  nnd  berührt  keinen 
Punkt  nördlicher  als  40"*  70'  und  keinen  südlicher  als  40"*  31'.  Sie  durchschneidet 
die  Coast- Range  in  Califomien,  die  Sierra  Nevada  und  die  Rocky  Mountains. 
Den  Rücken  der  Coast- Range  übersteigt  sie  49  M.  von  San -Francisco  in  eiqer 
Höhe  -von  734  Fufs,  die  Sierra  Nevada  229  M.  von  San  -  Francisco  in  einer  Höhe 
von  7042  Fufs  und  die  Felsengebirge  in  einer  Höhe  von  7534  Fufs,  1155  M.  ron 
jener  Stadt.  Die  höchste  Steigung,  8242  Fufs,  findet  beim  Ueberschreiten  eines 
Ausläufers  der  Felsengebirge,  am  Evans -Pafs,  1297  M.  von  San -Francisco  ent- 
fernt, statt.  Von  Shady  Run  an,  197  M.  von  San -Francisco,  beträgt  für  die 
Strecke  von  1150  M.  in  östlicher  Richtung,  die  Bodenerhebung,  auf  der  die  Schie- 
nen gelegt  sind ,  an  keiner  Stelle  weniger  als  4000  Fufs  Meereshöhe.  Die  erste 
Section  dieser  Bahn  (229  M.)  zieht  sich  von  San -Francisco  an  dem  westlichen 
Abhänge  der  Sierra  Nevada  entlang;   die  zweite,  721  M.,   liegt  im  Plateau  des 


Die  mittlere  Pacific -Eisenbahn.  273 

Saliseebeckens,  die  dritte,  205  M.,  fallt  in  da«  Gebiet  de«  Rio  Colorado,  der 
«eine  Gewässer  dem  60I&  von  Californien  zafobrt,   die  yierte,  691  M.,  begreift 
das  Flofiigebiet  des  Platte,  eines  Nebenflusses  des  Missouri ,  in  sieb.     Auf  der 
guten  1846  M.  langen  Strecke  ^om  Stillen  Ocean  bis  Eum  Missoori  überschreitet 
die  Bahn   nur  drei  g^öfsere  Flüsse,  den   Sacramento,  den   Grreen- River»   einen 
Nebenflufs  dos  Colorado,  und  den  nördlichen  Arm  des  Platte.    Von  einem  Punkte, 
SSM.  westlich  yom  höchsten  Gipfel  der  Sierra  Nevada  ausgehend,  bis  zu  einem 
snderen,  322  M.  östlich  vom  Felsengebiige,   eine  Entfernung  von  1286  M,,  war 
auf  der  ganzen  Bahnlinie  früher  keine  Spur  einer  Ansiedelung,   während  jetzt 
auf  dieser  Strecke  Hunderte  von  Plätzen  entstanden  sind,  deren  Namen  so  fremd 
UiDgen,  dafs   aufser  den   Bahnarbeitern   schwerlich  sonst  Jemand   sie  behalten 
kuin.   Der  Bau  der  Bahn  ist  von  3  Compagnien  ausgeführt;  die  124  M.  lange  See- 
tion  Ton  San- Francisco  nach  Sacramento  ist  von  der  Western  Pacific -Compagnie 
gebsQt,  die  zweite,  östlich  von  Sacramento,  durch  die  Central -Pacific -Compagnie, 
4ie  dritte,  westlich  von  Omaha,  von  der  Union -Pacific -Compagnie.    Namentlich 
eilig  sind  die  Bahnstrecken  der  beiden  letzteren  Compagnien  gebaut,  indem  jede 
täglich  etwa  6  M.  Schienen  legte ,  während  im  Allgemeinen  eine  halbe  M.  als 
ein  gutes  Tagewerk  angesehen  wird.    Am  14.  November  1868  hatte  die  Central- 
Pacific- Compagnie  400  M.,  die  Union -Pacific -Compagnie  .850  M.  vollendet.   Die 
Compagnien  versprachen  am  4.  Juli  1869  Passagiere  per  Wag^n  von  San -Fran- 
cisco nach  New  York  zu  befördern.     Die  letzte  Schiene  wurde  am  8.  Mai  1869 
gelegt  und  durch  die  mit  dem  zuletzt  eingeschlagenen  Bolzen  nach  allen  Haupt- 
punkten der  Union  in  Verbindung  gesetzten  electrischen  Telegraphen  die  Vollen- 
dnng  dieses  Riesenwerkes   bis  zum  fernsten  Osten  und  Westen  hin  verkündet. 
Die  anfserordentliche  Hast,   mit    der  die  Arbeit  betrieben  wurde,    hatte  ihren 
Gnind   in    einem  Versprechen    der  Regierung,    für  jede  ausgebaute  Meile    der 
Bsbn  12,800  Acses  in  Ländereien  zu  schenken  und   12,800  Dollars  in  Bonds 
leihweise   vorzustrecken.     Der   Qesammtbetrag    dieser   Vorschüsse   belauft   sich 
aof  circa  60  Millionen  D.,    der  der  abzutretenden  Ländereien  auf  circa  23  Mil- 
fionen  Acres,  und  würde  der  der  Eisenbahn  geschenkte  Grund  und  Boden  die 
eine  Hälfte    eines  Landstriches  von  20  M.  Breite,    10  M.  an  jeder  Seite    der 
Bahn,  begreifen,  dessen  andere  Hälfte   zum  Preise  von  2,60  D.   per  Acre  aus- 
geboten werden  soll.    Die  Compagnie  ist  nicht  veipfilchtet,  zu  diesem  Preise  zu 
Terkaufen,  wird  aber  jedesfalls  kein  Land  unter  demselben  abgeben,  und  da  nun 
12,800  Acres,  zu  2;&o  D.  gerechnet,  genau  32,000  D.  ausmachen,  so  müssep  die 
Lindereien  die  Bonds  und  diese  ihrerseits   die  Bahn  bezahlen.    Da  jener  Vor- 
BchoTs  der  Regierung  von  32,000  D.  pro  Meile  nach  30  Jahren  mit  6  pGt  jährlichen 
Zinsen  znrückbezahlt  werden  sollen,  die  Kosten  für  Beförderung  der  Post  und 
Begierungsgegenstände  davon  aber  abgezogen  werden,  so  ist  zu  berechnen,  dafs 
dnich  vorgenannten  Länderverkauf  die  Compagnie  nach  Ablauf  von  30  Jahren, 
ebne  alle  eigene  Auslagen,  die  Nutzniefsung  des  Bahnbetriebes  und  eines  Capitals 
TOB  60MlUionen  D.  gehabt  haben  und  sich  nebenbei  in  unbestrittenem  Besitt 
der  Bahn  selbst  sehen  wird.    Die  Reise  von  New  Tork  nach  San -Francisco  wird 
6  Tage   17^  Stunden  dauern»    der  Preis  eines  Durchbillets  wird    sich  auf  etwa 
115  Dollars  stellen;  die  Fahrt  von  England  nach  San -Francisco  würde  17  Tage, 

ZeltMikr.  d.  GeteUteb.  f.  Brdk.  Bd.  lY.  1^ 


274  MiseeUen: 

naeli  den  SandwiehinBeln  26  Tage,  nach  Japan  84  Tage  nnd  nach  Hongkong 
40  Tage  dauern. 

Jedesfallfl  hat  diese,  in  diesem  AugenhKcke  bereits  vollendete  mittlere  Pa- 
dflc*Bahn  insofern  eine  gesicherte  Znknnft,  weil  die  greisen  Minenplatse  hi 
nicht  allsn  grofser  Entfernung  yon  derselben  liegen;  so  liegen  die  Washoe- 
Minen  nur  30  M.,  die  Reese  Rivers,  sowie  die  Pike's  Peak -Minen  50  M.;  Seit 
Lake  City  nur  3  M.  in  südlicher  Richtung,  nördlich  hingegen  die  Idaho -Silber- 
minen in  einer  Entfernung  von  100  M.,  die  Idaho- Goldminen  von  15011., 
die  Montana- Goldminen  200  M. ,  nnd  dürften  diese  Plätze  mit  ihren  Neben- 
districten  und  einer  Gesammtbevölkemng  von  200,000  Seelen  durch  ihren  Handel 
eine  nicht  unwichtige  Stelle  im  Bahnbetriebe  einnehmen.  —  Weniger  günstig 
gestalten  sich  die  Aussichten  ffir  den  Bau  der  Northern  und  Southern  Pacifie- 
Bahn,  deren  entere  den  Continent  bei  4Y^  nördl.  Br.  durchschneiden  nnd  den 
Lake  Superior  mit  dem  Puget  Sound  verbinden,  die  andere  eine  Verbindang 
zwischen  St.  Louis  und  San -Francisco  herstellen  und  die  Felsengebirge  iroter 
dem  85.  Grad  fiberschreiten  soll.  Beiden  Bahnen  sind  vom  Congrefs  12,800  Acre 
Land  pro  Meile  augesichert,  aber  keine  Bonds -Vorschüsse.  Der  Bau  der  Nortfaeni 
Pacific -Bahn  hat  noch  nicht  begonnen;  von  der  Southern  Pacific -Bahn,  welche 
die  längste  der  drei  Bahnlinien  ist,  sind  aber  bereits  von  St.  Louis  ans  mehr 
als  100  W.  und  mt  der  Californischen  Seite  80  M.  von  San -Jose  bis  Gilroy 
ToUendet  und  dem  Verkehr  übergeben.  — r. 


Mittheilungen  über  den  Aufenthalt  der  französischen  Com- 

mission  in  der  Provinz  YOnnan. 

(Aaszug  aus  einem  Vortrage  des  Lieut.  Garnier:  Revue  des  ctmrs  UiUrairea, 

1869.     No.  3S.) 

Am  34.  December  1867  traf  die  franaösische  Commission,  184  Monate  nadi 
ihrer  Abreise  von  Saigon,  in  Yünnan,  der  Hauptstadt  der  Pronna  gleicfa%nr  Na- 
mens, ein  und  fand  hier  endlich  unter  dem  Schutz  der  chinesischen  Regierang 
zuerst  die  so  lang  ersehnte  Ruhe  nach  dem  mit  grofsen  Beschwerden  ▼erknüpften 
Marsehe  durch  die  unbekannten,  zwischen  Cambodia,und  den  (jkenzen  des  chine- 
sischen Reiches  liegenden  Gegenden.  BcTor  die  Commission  aber  zu  neuen  Un- 
ternehmungen aufbrach,  zog  sie  erst  genaue  Erkundigungen  über  die  Lage  der 
politischen  Verhältnisse  der  Provinz  ein.  Zwölf  Jahre  wülhete  bereits  der  Auf- 
stand der  mnhamedanischen  Berolkerung  in  den  südlichen  Grenzdistricten  geges 
die  chinesische  Regierung;  durch  einen  plötzlichen  Ueberfall  hatten  sich  die  Em- 
pörer der  Hauptstadt  Yünnan  bemächtigt  und  sich,  nachdem  sie  durch  die  chine- 
sischen Truppen  eine  Niederlage  erlitten  hatten,  auf  Ta-ly,  die  zweite  Hauptstadt 
der  Provinz,  geworfen,  hier  eine  befestigte  Stellung  eingenommen  und  eine  im- 
abh&ngige  Regierung  constituirt.  Ohne  Furcht  ror  den  kaiserlichen  Truppen  be- 
reiteten sie  sich  damals  von  Ta-ly  aus  zu  einem  neuen  Angriffe  auf  die  Provin- 
zen Yünnan  und  Kuei-tscheu  vor.  Zur  Zeit,  als  die  Commission  in  Yünnan  ein- 
traf, näherten  sich  zwei  Heere  der  Aufständischen  der  Hauptstadt;  das  ganze  Land 


Mittheilnogen  über  den  Aufenthalt  der  französischen  Commission  etc.  275 

zwischen  Ta-ly  and  Yünnan  war  durch  Streifcorps  der  beiden  feindlichen  Armeen 
Yerwüstet  Trotz  dieser  für  die  Förderung  eines  wissenschaftlichen  Zweckes  so 
nogänstigen  Verhältnisse  unternahm  die  Commission  die  Reise  nach  Ta-ly,  da 
gerade  dieser  Ort  den  Hauptpunkt  auf  der  Handelsstrafse  zwischen  Birma  und 
China  bildete.  Mit  einem  Empfehlungsschreiben  des  Leopapa  oder  Oberpriestert 
der  Muhamedaner  in  Yünnan  an  seine  Glaubensgenossen  in  Ta-lj  versehen,  bra- 
chen die  Franzosen  am  8.  Januar  1868  nach  dem  180  Eilom.  nordöstlich  von 
Tännan  gelegenen  Tung-tschhuan  auf,  wo  sie  am  18.  Januar  eintrafen.  Die  win- 
terliche Kälte  wirkte  auf  den  durch  den  langen  Aufenthalt  in  dem  heifsen  Klima 
geschwächten  Gesundheitszustand  der  Franzosen  günstig  ein,  während  die  anami- 
tische  Escorte  viel  darunter  zu  leiden  hatte.  Leider  wartete  aber  hier  der  £x- 
p<>dition  ein  schmerzlicher  Verlust,  indem  der  Führer  derselben,  Commandant 
Lagr^e,  an  einem  Leborlelden  schwer  erkrankte  und  unter  der  Pflege  des  Dr. 
Joubert  und  von  vier  Mann  der  Escorte  zurückgelassen  werden  mufste.  Lagfr^« 
erlag  in  Tung-tschhuan  am  12.  Mäiz  1868  seinen  Leideui  bevor  noch  seine  Ge- 
lahrten von  ihrer  Excursion  nach  Ta-ly  zurückgekehrt  waren. 

Am  30.  Januar  war  die  Expedition,  bestehend  aus  vier  Officieren  und  einer 
Escorte  von  5  Anamiten,  von  Tung-tschhuan  aufgebrochen»  und  erreichte  am  fol- 
genden Tage  die  Ufer  des  Kin-scha-kiang  ( Jang-tsy-kiang) ,   welcher  an  diesem 
Tbeile  seines  Oberlaufes  bis  dahin  noch   von  keinem  Europäer  besucht  worden 
war.    Am  1.  Februar  wurde  der  Flufs,  welcher  an  dieser  Stelle  200  Meter  breit 
und  dO — 40  Meter  tief  ist,  überschritten  und  auf  geschlängelten,  durch  die  Felsen 
geba&enen  gefährlichen  Pfaden,  welche  durch  einen  zwei  Tage  dauernden  Schnee- 
fall stellenweise  fast  nnpassirbar  geworden  warea,  die  Reise  fortgesetzt    Da  es 
miftlich  schien,   in    einem  durch  die  kriegerischen  Verbältnisse    so   unsicheren 
Lande  ohne  einen  sicheren  Führer  weiter  vorzudringen,  liefs  Garnier  den  katho- 
fiscben  Priester  Lu,  einen  Chinesen  von  Gtoburt,  welcher  lu  Maohong  residirte 
und  zur  Mission  von  Szy-tschuan  gehörte,   zu  einer  mündlichen  Unterredung  zu 
och  einladen.    Der  Geistliche  stellte  sich  auch  ungesäumt  ein  >  seine  Schildenm- 
gen,  welche  er  vom  Zustande  der  Gegenden,  durch  welche  die  Expedition  ihren 
Weg  nach  Ta-ly  zu  nehmen  gedachte,  entwarf,  waren  aber  keineeweges  tröstlich. 
Nach  seiner  Aussage  führte  die  Hauptstrafse  zwischen  Szy-tschuan  und   Ta-ly 
ober  Tong-pe,  eine  bedeutende  Stadt  am  Ufer  des  Blauen  Stromes;  abe(  gerade 
die  Gegenden,  welche  diese  Strafse  berühre!  wären  in  letzter  Zeit  in  Folge  des 
Krieges  vollständig  verwüstet  worden;   zahlreiche  Banden  durchzögen  plündernd 
das  Land,  und  anfserdem  sei  es  höchst  wahrscheinlich,  dafs  der  muhamedanische 
Befehlshaber  in  Yong-pe  die  Reisenden  so  lange  zurückhalten  würde,  bis  die  Be- 
fehle des  Sultans  in  Ta-ly  in  Bezug  auf  die  Fortsetzung  der  Reise  eingetroffen  wären. 
»  Es  gäbe  jedoch  noch  eine  zweite,  weniger  besuchte  Strafse,  welche  die  Berge 
am  rechten  Ufer  des  Blauen  Stromes  durchschnitte  und  sich  mit  der  ersteren  drei 
Tagereisen  vor  Ta^ly  vereinigte ;  ganz  in  der  Nähe  der  Vereinigung  dieser  beiden 
Wege  lebe  seit  14  Jahren  ein  französischer  Missionar,  der  P^re  Legnilcher,  des- 
sen genaue  Bekanntschaft  mit  der  Gegend  und  den  Verhältnissen  der  Expedition 
von  grofsem  Nutzen  sein  könnte;  freilich  sei  dieser  Weg  sehr  mühevoll,  ohne  eile 
Hqi£Bquel)en  und  nur  deshalb  vorzuziehen»  weil  die  Reisenden  hier  der  Gefahr 

18* 


276  MisceUen: 

entgehen  würden,  bis  in  der  Nähe  von  Ta-ljr  auf  Vorposten  der  Anfstandiaehen 
zn  stofsen. 

Diesen  Weg  beschlofs  die  Expedition  einzuschlagen.  Am  17.  Februar  nber- 
sehritt  sie  den  Flufs  und  erreichte  am  28.  nach  einem  höchst  beschwerlichen 
Marsche,  jedoch  unbehelligt,  den  Wohnsitz  Leguilcher's,  welcher  nicht  wenig  durch 
die  unerwartete  Ankunft  von  Landsleuten  überrascht  war.  Seit  Beginn  der  Re- 
volution war  er  nicht  nach  Ta-ly  gekommen  und  hatte  seine  Anwesenheit  im 
Lande  möglichst  geheim  gehalten.  Durch  die  von  den  Muselmännern  verübten 
Grausamkeiten  hätten  sich  dieselben  den  Hafs  der  Bevölkerung,  im  höchsten  Grade 
zugezogen,  aber  der  Schrecken,  den  sie  überall  verbreiteten,  hindere  die  Unter- 
jochten, das  verhafste  Joch  abzuschütteln.  Nur  einige  Stämme  in  den  Gebirgen 
setzten  den  Muselmännern  einen  energischen  Widerstand  entgegen,  und  bei  die* 
sen  fände  er  denn  und  die  Mitglieder  seiner  Gemeinde  zeitweise  Schutz.  Uebri- 
gens  hielt  Leguilcher  den  von  dem  Leopapa  in  Yünnan  ausgestellten  Empfehlungs- 
brief für  genügend  und  entschlofs  sich  sogar,  die  Commission  selbst  nach  Ta-lj 
zum  Uen-choai  oder  Sultan  zu  begleiten,  indem  er  sich  von  diesem  Besuche  einen 
günstigen  Erfolg  für  seine  eigene  Lage  und  die  seiner  Gemeinde  versprach.  Nach- 
dem der  Commandant  des  in  der  Nähe  gelegenen  Städtchens  Eaang-tscha-pin  die 
Beisenden  benachrichtigt  hatte,  dafs  der  in  der  Festung  Tschan-knang  (32  Kilom. 
von  Ta^ly  entfernt)  residirende  Mandarin  ihre  Bitte  um  eine  Audienz  bei  dem 
Sultan  wohl  vermitteln  würde,  wurde  sogleich  ein  Courier  mit  dem  Recomman- 
dationschreiben  des  Leopapa  an  den  Mandarinen  abgesandt,  während  die  Expe- 
dition gleichzeitig  dorthin  aufbrach.  Von  der  Spitze  des  Berges,  an  dessen  Fufee 
Tschan-kuang  liegt,  erblickte  man  am  29.  Februar  den  blauen  Wasserspiegel  des 
Sees  von  Ta-ly  inmitten  einer  fruchtbaren,  mit  Gärten  und  Dörfern  besetzten 
Ebene ;  hohe  schneebedeckte  Bergketten  begrenzten  den  Horizont.  Die  Ortschaf- 
ten aber,  durch  welche  der  Weg  führte,  boten  überall  ein  Bild  der  Zerstörang 
'  durch  den  Krieg,  während  merkwürdigerweise  die  wohlbebauten  Felder  keine 
Merkmale  von  Verwüstungen  zeigten.  Nach  wenigen  Stunden  wurde  das  am  Ost- 
ufer des  Sees  gelegene  Tschan-kuang  erreicht,  wo  jedoch  der  Mandarin  .den  Rei- 
senden die  Weiterreise  nicht  eher  gestatten  wollte,  bevor  nicht  die  Antwort  des 
Sultans  von  Ta-ly  eingetroffen  wäre.  Da  am  folgenden  Tage  ein  günstiger  Be- 
scheid einlief,  brachen  die  Reisenden  am  2.  März  mit  einer  Escorte  auf  und 
durchzogen  zunächst  die  Stadt,  welche,  in  einem  von  den  Ufefn  des  Sees  und 
den  Bergabhängeu  gebildeten  Deüld  erbaut,  den  Eingang  zur  Ebene,  in  der 
Ta-ly  liegt,  schützt.  Ein  gleiches  Defil^,  yon  der  Festung  Tscha-knang  ver- 
theidigt,  liegt  an  der  Südspitze  des  Sees,  sodafs  Tschan-kuang  und  Tscha^kuang 
als  die  beiden  befestigten  Eingangspforten  von  Ta  ly  angesehen  werden  können. 
Am  Abend  desselben  Tages  zog  die  Commission  in  die  Hauptstrafse ,  welche 
Ta-ly  von  N.  nach  S.  durchschneidet,  ein,  umdrängt  von  einer  gaffenden  Volks- 
menge, und  fast  wäre  es  vor  dem  Palast  des  Sultans  zu  einem  blutigen  Rencontre 
gekommen,  wenn  nicht  durch  die  entschlossene  Haltung  der  anamitischen  Escorte 
und  durch  das  Einschreiten  zweier  Mandarinen  die  Aufregung  beschwichtigt  wor- 
den wäre.  Am  Südende  der  Stadt  aufserhalb  der  Mauern  erhielten  die  Franzosen 
ikr  Quartier,  wo  sich  auch  sogleich  ein  hochgestellter  Mandarin  im  Auftrage  des 
Sultans  bei  ihüen  einstellte,  um  sich  über  den  Zweck  ihrer  Reise  zu  erkundigeo. 


Aufenthalt  der  französischen  Commission  in  der  Provinz  Yünnan.     277 

Mit  Hülfe  des  Dolmetschers  Leguilcher  setzte  Garnier  dem  Mandarinen  die  fried- 
liehen Zwecke  seiner  Reise  auseinander:  anf  die  Nachricht  von  der  Gründung 
eines  neuen  Reiches  seien  sie  nach  Ta-ly  gekommen,  um  den  neuen  Sultan  zu 
begrofsen  und  ein  Handels-  und  Freundschaftsbündnifs  zwischen  ihm  undJBirank-' 
reich  anzuknüpfen  und  gleichzeitig  die  Hülfsquellen  seines  Reiches  wissenschaft- 
lich zn  erforschen ;  es  sei  mithin  ihr  Wunsch,  dem  Sultan  Yorgestellt  zu  werden, 
wobei  ihnen  aber  das  orientalische  Ceremoniel  bei  der  Begrüfsung  erlassen  wer- 
den mfifste.  Am  folgenden  Morgen  liefs  jedoch  der  Sultan  den  P^re  Leg^lcher 
ZD  sich  bescheiden  und  eröffnete  ihm,  dafs  er  den  Franzosen  die  verlangte  Audienz 
verweigere  und  dafs  dieselben  am  folgenden  Tage  sofort  seine  Residenz  und  sein 
Land  auf  demselben  Wege,  auf  welchem  sie  gekommen  seien,  zu  verlassen  hätten. 
Diese  offenbar  feindselige  Eüütung  des  Sultans  erheischte  die  gröfste  Vorsicht, 
und  da  weitere  Veriiandlnngen  nutzlos  gewesen  waren,  so  beeilten  sich  die  Fran- 
losen,  am  folgenden  Morgen  ihren  Rückmarsch  nach  Tschan-kuang  zu  bewerk- 
stelligen. Hier  sollten  sie  nach  den  vom  Sultan  gegebenen  Befehlen  innerhalb 
der  Stadt  einquartiert  werden;  da  Garnier  aber  wohl  nicht  mit  unrecht  in  der 
fluien  gebotenen  Gastfreundschaft  Verrath  witterte,  so  erzwang  er  sich  den  Durch- 
sog  durch  die  Stadt  und  schlug  jenseits  derselben  an  derselben  Stelle,  wo  er  auf 
seinem  Hinmarsche  den  Bescheid  des  Sultans  abgewartet  hatte,  sein  Lager  auf. 
Durch  diese  entschlossene  Haltung  war  es  dem  kleinen  Häuflein  gelungen»  seinem 
Untergänge  zu  entgehen.  Begleitet  von  dem  Pbre  Leguilcher,  dessen  längeres 
Verweilen  in  diesem  Lande  für  seine  Sicherheit  gefahrbringend  gewesen  wäre, 
wandten  sich  die  Franzosen  zunächst  nach  Sntscheu-fu,  betraten  am  15.  März 
wieder  das  kaiserliche  Gebiet  und  erreichten  am  2L  März  Hong  •  pu  -  so ,  am 
34.  März  Huy-lj-tscheu,  am  31.  Man  Monku  und  am  2.  April  Tung-tschhuan, 
wo,  wie  bereits  gesagt,  der  dort  krank  zurückgelassene  Commandant  Lagr^e  in- 
iwischen gestorben  war. 

Wir  iugen  hier  noch  eine  Notiz  ans  einem  Resum^  hinzu,  in  welchem  Lieut. 
Garnier  (nBulL  de  la  Soc.  de  G^gr^  XWIIL  1869.  p.  97)  die  Arbeiten  der  fran- 
sosischen  Comnussion  zusammengestellt  hat.  Von  dem  6720  Kilom.  betragenden 
Rontier  sind  1180  K.  durch  den  Commandanten  Lagr^e,  5000  durch  Garnier. 
450  dorch  Delaporte  und  30  durch  Joubert  aufgenommen  worden.  58  Orte,  von 
denen  50  vollkommen  neu,  wurden  astronomisch  bestimmt  (25  in  Cambodia  and 
dem  siamesischen  Laos-Gebiet,  10  im  birmanischen  Laos-Gebiet,  23  in  China); 
femer  wurde  der  Mekong  von  Cratieh  bis  Kemarat  sondirt  und  zahlreiche  Höhen- 
messungen  ausgeführt;  ein  meteorologisches  von  Garnier  und  Delsporte  nach  täg- 
lich vieruMil  angestellten  Beobachtungen  zusammengestelltes  Journal  verheifst  in^ 
teressante  klimatologische  Aufschlüsse  für  die  indo  -  chinesische  Halbinsel.  In 
trcbäologischer  Beziehung  gewährten  die  zahlreichen  Ruinenstädte  zwischen  Ang- 
kor und  Bassac  eine  reiche  Ausbeute,  und  wurden  aufserdem  Vocabnlarien  über 
26  Dialecte  zusammengestellt.  Bis  Luang-Prabang  wenigstens  wurden  von  dem 
Geologen  Joubert  und  dem  Botaniker  Thorel  auf  ihrer  Hinreise  reiche  Samm- 
langen angelegt ;  von  dort  an  verhinderte  freilich  der  Mangel  an  Transportmitteln 
die  weiteren  Sammlungen.  Nicht  minder  reich  sollen  auch  die  Aufnahmen  von 
Gegenden,  Monumenten,  Costümen  e%c,  sein,  welche  durch  Herrn  Delaporte  an- 
gefertigt worden  sind.     Das  ganze  Material  wird  auf  ca.  100  genaue  chartogra- 


278  •  Kleinere  geographisehe  Mitlheilungen. 

phtsche ,  ca.  20  photogjaphische  Aufnahmen  ,50  —  60  Grnndrisse  von  Mona- 
menten ,  4  —  500  Zeichnnngen ,  250  geologische  Proben ,  ein  Herbarinm  von 
3—^000  Pflaneen,  ca.  100  Inschriften  und  Proben  einheimischer  Sprachen  berech- 
net,  deren  Pnblication  gegenwartig  vorbereitet  wird.  — r. 


Kleinere  geographische  Mittheilnngen. 

•  Eine  uns  mitgetheilte  amtliche  1  abelle  über  die  Auswandenmg  TOIL 
Hamburg  nach  Brasilien  im  J.  1868  nnd  April  1869  bestiltigt,  daTs  trotz 
so  mancher  Prohibitivmarsregeln  nnd  gehässiger  Zeitungsartikel,  welche  in  voll- 
st&ndig  ungerechtfertigter  Weise  gegen  den  ehrenhaften  Character  des  Dr.  Blu- 
menau  geschlendert  werden,  die  Answandernng  in  die  bereits  von  Deutschen  eo- 
lonisirten  südbrasilianischen  Provinsen  in  Zunahme  begriffen  ist.  Im  J.  1808 
wanderten  über  Hamburg  nach  Brasilien  aus:  3400  Personen,  im  April  1869 
19dO  Personen  auf  44  Schiffen.  Von  diesen  5330  Personen  gingen  nach  Bln- 
menau  2208»  nach  Doüa  Francisa  900,  nach  Rio  Grande  do  Sul  1486,  nach  Bio 
Janeiro  350,  nach  Sta.  Leopoldina  332,  nach  den  Colonien  am  Mncnry  54.  Nach 
Nationalitäten  geordnet,  waren  unter  den  Auswanderern:  Alt-Preufsen  399 1,  Ha- 
noveraner  41,  Holsteiner  und  Oldenburger  192,  Hessen  8,  Sachsen  und  Thüringer 
621,  Braunschweiger  57,  Anhaltiner  44,  Mecklenburger  8,  aus  den  Hanse-Stiidfcen 
17,  Oesterreicher  155,  Bayern  20,  Württemberger  14,  Badenser  19;  anfserdem 
21  Schweiser,  120  Schweden,  1  Däne,  1  Brasilianer.  Auf  diese  5330  Personen 
kamen  mithin  5137  Deutsche  (darunter  4132  Preufsen)  und  143  Nichtdeutsche. 

Am  31.  März  1868  wurde  swischen  der  Pforte  und    dem  Hause  Van  der 
Eist  &  Co.  ein  Vertrag  abgeschlossen!  durch  welchen  der  genannten  Firma  eine 
auf  90  Jahre  lautende  Concession  zur  Anlage  eines  EiienbahnnetSei  in  d6r 
Tärkei  und  dessen  Betrieb  zugesichert  worden  ist.     Dieses  Eisenbahnnetz   soll 
aus  folgenden  Linien  gebildet  werden:    eine  Hanptlinie  von  Eonstantinopel  über 
Adrianopel,  Tatar-Bazardjyk,  durch  Bosnien  bis  zur  Save.     Diese  Linie  soll  fol- 
gende Zweigbahnen  h.iben :  nach  Nowipazar  an  der  serbischen  Grenze,  nach  Sa- 1 
loniki,  von  Enos  an  der  Mündung  der  Maritza  nach  Adrianopel,  von  Adrianopel  i 
nach  Warna.     Für  die  Hanptlinie  ist  den  Erbauern  ein  jährlicher  Reinertrag  von 
21,000  Fr.,  für  die  Nebenlinie  von  22,000  Fr.  p.  Kilometer  zugesichert,  und  ist 
ihnen  gleichzeitig  gestattet»    die  in  einer  Entfernung  bis  zu  10  Kilom.  von  dem. 
Bahnkörper  gelegenen  Minen  und  Wälder  gegen  eine  Abgabe  von  10  und  20  Fr. 
vom  Reingewinn  an  den  St8;at  auszubeuten.     Jene  Concession   ist  jedoch  iniwi> 
sehen  an  den  Grafen  Lagrand  Dumonccan   abgetreten  worden.     Wie  es  in  der 
«Mittheilungen  der  Wiener  geograph.  Qesellsch.''  1869.  S.  310  heifst,  ist  die  An 
schlufsfrage   zwischen  dem  türkischen  nnd  ungarischen  Eisenbahnnets  aber  nick 
gehörig  präcisirt  worden.     Das  Bestreben  der  ungarischen  Regierung  geht  dahii 
die  Haupüinie,  anstatt  über  Bosnien  mit  theilweiser  Umgehung  Ungarns,   in  d« 
jLti  über  Serbien  zu  führen,  dafs  dieselbe  von  Konstontihopel  Über  Adrianop< 


BUeinere  geographische  Mittheüangen.  279 

Philippopel,  Tatar  Bazarc^yk,  Sofia  nach  Nisch  an  der  serbischen  Grenze,  und 
«ine  Seitenlinie  über  Nowipazar  nach  Brod  an  der  Save  zum  AnschluTs  au  die 
OBgarisch-croatische  Linie  angelegt  werde. 

Ueber  den  Stand  der  Au&ahme  und  Beichreibimg  des  adriatisehea 

Jleerei  berichtet  Herr  y.  Hochstetter  in  dem  der  'Wiener  geograph.  Gesellschaft 
Toigelegten  Jahresbericht  (1869.  S.  7),  dafs  im  Jahre  1868  die  ganze  Ktiste  von 
der  Grenze  Italiens  an  aber  Istrien  bis  Bnccari»  der  Westseite  von  Veglia  nnd 
Chemo  an^nommen  nnd  im  Anschlnfs  daran  die  Mappimng  bis  Sebenico  nnd 
das  nordwestliche  Ende  von  Zori  fortgesetzt  worden  ist.  Das  ungünstige  Wetter 
aber  verhinderte,  da(s '  die  hydrographischen  Arbeiten  mit  der  Mappimng  gleichen 
Schritt  hielten.  Vier  Mappeurs  vom  Seefache  und  ebenso  viele  vom  geographi- 
schen Institute  waren  thätig,  während  diis  hydrographische  Abtheilung  11  Perso- 
nen zahlte,  wozu  in  der  Mitte  der  Arbeiten  die  Mappeurs  der  Seefächer  geschla- 
gen wurden.  —  Die  ausgelothete  Etistenentwickeloag  betrug  1015^  Meilen,  ein- 
schliefslich  der  28  bewohnten  und  426  unbewohnten  Inseln,  die  Zahl  der  avf 
dieser  Strecke  gemachten  Lothungen  48,dB2f  wovon  15,233  fizirte  Hauptsonden, 
die  übrigen  Zwischensonden  sind.  Die  gelotheten  Untiefen  belaufen  sich  auf  205* 
Das  Areal  der  Mappirung  betragt  468.4  Q  Seemeilen.  Zu  diesen  Arbeiten  gehört 
auch  noch  die  Aufnahme  nnd  Lothung  der  Strecke  von  Porto  Bnso  bis  Caorle. 
Seit  Juni  war  ein  Marine-Offizier  als  Tiiangulator  in  Istrien  detachirt,  um  in  An- 
schlufs  an  die  in  den  J.  1854  und  1861  gemessenen  Seiten  Opschina,  Slaunig, 
Monte  Maggiore  das  Netz  bis  an  die  Küste  zu  führen  und  die  Sternwarten  von 
Triest  und  Pola  mit  diesem  Netz  zu  verbinden.  Endlich  wurden  in  Triest,  Per 
reozo,  Pola,  Lussin,  Zengg,  Zara,  Ponte  Blanche  und  Zuri  magneitische  Beob- 
achtangen  angestellt.  Die  neuen  Küstenaufhahmen  haben  namhafte  Differenzen 
in  den  Conturen,  gegenüber  den  in  den  J.  1853 — 54  von  den  dalmatinischen  Mi- 
Ütair-Anfnahmesectionen  gemachten,  ei^ben.  Wichtig  ist  auch  die  Eitichtung 
einer  Anzahl  meteorologischer  Beobachtungsstationen,  deren  Resultate,  namentlich 
in  Bezug  auf  die  physikalischen  Verhältnisse  des  Meeres,  vorzugsw^se  der  Schiff- 
ahrt auf  dem  adriatischen  Meere  zu  statten  kommen  werden.  Die  gewählten 
Stationen  sind:  Triest,  Fiume,  Zara,  Lesina,  Bagusa,  Castelnnovo  mit  Megline 
und  Punta  d'Ostro  im  Golfe  von  Gattaro  und  Dnrazzo.  SäknmtUehe  Stationen 
sind  anf  Kosten  des  k.  k.  Handelsministeriums  errichtet,  und  ist  ihre  wissenschaft- 
liche Leitung  einer  von  der  Akademie  d.  Wlss.  eingesetzten  Commisaion  anver- 
traut. Die  der  Kriegsmarine  bisher  zugeordneten  Stationen  Pola  und  Lissa  sollen 
^eichfalls  ihre  Beobachtungen  jener  Commission  untergeordnet  werden,  pie  me- 
teorologischen Daten  laufen  allmonatiieh  an  die  ständige  Commission,  diejenigen 
Aber  Ebbe  nnd  Flut  an  den  Director  Schaub  in  Triest. 


Telegraph  Bwiseheii  HabaHa  und  Omoa,  Verschie- 
dene Projecte  waren  während  der  letzten  12  Jahre  zu  einer  submarinen  Verbin- 
dvng  der  westindischen  Inseln  tmter  sieh  und  mit  dem  Festlande  von  Nord-  und 
Sfidamerika  aufgetaucht.  So  hatte  sidi  im  Jahre  1856  in  New  York  unter  Mr. 
Cooper  eine  Gesellschaft  gebildet,  um  Cuba  mit  Cap  Sable,  der  Südspitse  Florida's, 
durch  einen  unterseeischen  Telegraphen  zu  verbinden,  während  der  dänisdie  CapC 


280  Kleinere  geogntpluiche  Mittheilnngeii. 

BaaslÖff  die  Hentellnng  eiaer  Linie  beabsichtigte,  welche  einerseits  von  St.  Thomas 
fiber  die  Bahama-Inseln  bis  nach  Sl  Angnstine  an  der  Ostseite  yon  Florida  rei- 
chen, andererseits  über  St.  Lncia,  St.  Vincent,  die  Grenadines  nnd  Trinidad  bis 
nach  einem  Punkte  von  Venezuela  geleitet  werden  sollte;  ein  anderer  Vorschlag 
endlich  war,  den  Telegraph  von  St  Thomas  fIber  Barbadoes,  Tabigo  nach  De- 
merara  tu  legen.  Eis  scheint  aber,  dafs  man  s&mmtUche  Projecte  fallen  liefe,  na- 
mentlich weil  darch  den  unebenen,  felsigen  und  mit  scharfkantigen  Riffen  best»- 
ten  Meeresboden  swischen  den  Antillen  die  unterseeische  Leitung  sehr  gefährdet 
werden  mnfste.  Oegenw&rtig  nun  taucht  ein  neues  Project  auf,  indem  die  Re- 
gierung von  Hondaras  die  Legnng  eines  submarinen  Kabels  zwischen  Habana  anf 
Cnba  und  Omoa  in  Honduras  beschlossen  hat;  von  Omoa  sollte  sodann  über  Land 
die  Leitung  bis  an  die  Bucht  von  Fonseca  geführt  werden,  so  dafs  alsdann  eine 
Telegraphenrerbindung  swischen  dem  Stillen  Ocean  nnd  Cnba  bestehen  wurde. 

Nach  den  neuesten  Berichten  s<^  die  im  J.  1850  nach  dem  Osten  ron  Tmi- 
nesiae  verpflaiiste  Theecnltor  in  gfinstigster  Weise  gedeihen,  und  hofli 
man  die  Theestaude  mit  gleichem  Erfolge  auch  in  anderen  Sfid  Staaten  einführe» 
au  können. 

Expeditionen  nach  den  südafrikanischen  Goldfeldern.    Wie  Dr. 

Petermann  in  seinen  Mittheilungen  (1869.  S.  109}  berichtet,  ist  am  3.  Desem* 
her  1868  von  Falmoudi  eine  wohlausgerüstete  Expedition  unter  Leitung  Tho- 
mas Baines',  welcher  an  der  Livingstoneschen  Zambesi -Expedition  theilgenom- 
men  hatte  md  später  von  der  Walfisch-Bai  nach  dem  Ngami-See  gegangen  war, 
sowie  des  Schweden  Nelson,  welcher  11  Jahre  in  Califomien  als  Digger  gelebt 
hat,  nach  den  Goldfeldern  Sfidafrika's  abgegangen,  welche  Mauch  zwischen  dem 
Zambesi  nnd  Limpopo  entdeckt  haben  will.  Es  wird  also  die  Aufgabe  dieser 
Expedition  eein,  ni  constatiren,  in  wieweit  Manch's  Angaben,  die -wohl  etwa«  in 
Miscredit  gekommen  sind,  sich  bewahrheiten.  —  Ein  ähnliches  Ziel  scheint  eine 
in  diesen  Tagen  von  einem  hamburger  Handelshause  nach  dem  Zambesi  «na- 
gesandte  deutsche  Expedition  zu  verfolgen,  für  welbhe  zwei  Greognosten  und  ein 
Arzt  engagirt  worden  sind.  Dieselbe  wird  mit  einem  eigenen  Dampfer  den  Zam- 
besi befahren.  Die  Dauer  dieser  Expedition  ist  vorläufig  auf  etwa  acht  Monate 
festgesetzt  Wie  die  neuesten  Berichten  melden,  soll  aber  der  Ertrag  der 
Goldfelder  weit  hinter  den  Erwartungen  zurückbleiben,  welche  man  sich  naeb 
Mancfa*s  ersten  Berichten  von  demselben  versprach. 


In  Hobart  Town,  der  Hauptstadt  Tasmanien's  oder  Vandiemenslands,  wie  dU 
Insel  von  Abel  Tasman,  ihrem  ersten  Entdecker  (1642),  genannt  wnrde,  Ist  der 
letzte  Tasmanier,  ein  gewisser  BUly  Lanny  oder  König  Billy,  gestorben;  er 
lebte  daselbst  als  Walfischfahrer  und  galt  für  einen  lustigen  Kumpan.  Noch  im 
Jahre  1803  bei  dem  Beginn  der  Colonisation  zählte  die  In^el  mehrere  Tausend 
Ureinwohner,  die  aber  in  Folge  der  gransamen  Vertilgungskriege  im  J.  1835  attf 
.200,  im  J.  1857  auf  11  Männer  und  5  Frauen  zusammengeschmolzen  waren.  In 
gleicher  Weise  geht  die  Urbevölkerung  auf  vielen  anderen  Inseln  der  Südsee  ihrem 
Aussterben  entgegen.  .  -*r. 


Kleinere  geographische  MittheilangeD.  281 

Eine  neue  Eisenbahn  dnrch.  die  Colonie  Victoria.    Je  weiter  die 

ColoDisation  in  Australien  von  der  Küste  ab  nach  dem  Innern  vordringt,  desto 
dringender  macht  sich  das  Bedürfnifs  nach  gnten  Commnnicationswegen  geltend,  nnd 
das  nm  so  mehr,  als  dieser  Continent  bekanntlich  an  schiffbaren  Gkwässem  von 
einiger  Bedeutung  anfserordentlich  arm  ist.  Es  vemothwendigen  sich  daher  Eisen- 
bahnen, and  ee  scheint  in  der  That,  als  ob  die  einzelnen  Colonien  gegenwärtig 
sich  in  der  Anlegung  derselben  einander  den  Bang  ablaufen  wollten.  Die  Colo- 
nie Victoria  beginnt  jetzt  wieder  den  Bau^  einer  grofsen  Eisenbahn,  mieten  durch 
ihr  Land,  von  Melbourne  vift  Essendon,  Kilmore,  Broadford,  Seymour,  Wanga- 
latta,  Beechworth  nach  Belvoir  am  Murray  R.,  in  der  Länge  von  190  Miles,  und 
find  die  Kosten  auf  £  720,000  veranschlagt  Dazu  würden  noch  £  42,000  für 
den  Ankauf  der  schon  fertigen  kurzen  Strecke  von  Melbourne  nach  deasen  Vor- 
stadt Essenden  kommen.  Die  Bahn  wird  durch  die  fruditbarsten  Agricultur-  und 
Pastomldistricte  der  Colonie  laufen  und  alle  10  oder  12  Miles  auf  ein  blühendes 
Städtchen  stofsen,  imter  denen  Beechworth  jedoch  eine  der  gröfsten,  schönsten 
und  lebhaftesten  Landstädte  Victoria's  ist.  Was  der  Bahn  aber  noch  eine  beson- 
dere  Wichtigkeit  giebt,  ist  der  umstand,  dafs  dieselbe  die  reichen  Ovens  Digs^ngs 
zwischen  Beechworth  und  Albury  durchschneidet,  bis  wohin,  der  schlechten  Wege 
wegen,  die  Tonne  Fracht  jetzt  oft  £  120  kostet  Diesen  Qoldfeldem  wird  nun 
ohne  Zweifel  ein  grofser  Impuls  gegeben  werden,  da  die  oberen  AUnvialdiggings 
noch  lange  nicht  erschöpft  und  die  tieferen  Gänge  noch  gar  nicht  einmal  berührt 
smd.  — ff — 


Sitzung,  der  geographischen  Gesellschafti  zu  Berlin 

vom  6.  Mfirz  1869. 

Die  Sitsung,  welcher  Se.  Königl*  Hoheit  der  Kronprinz  beiwohnte,  vmrde 
durch  den  Vorsitsenden  Herrn  Bastian  eröffnet,  indem  er  einige  Geschenke  vor^ 
legte  und  dieselben  in  Kürze  besprach. 

Hierauf  hielt  Herr  Koldewey,  als  Gast  anwesend,  einen  Vortrag  über  die 
Breignisse  Und  Resultate  der  vorjährigen  Nordpolar -Expedition.  Er  entwickelte 
sun&chst,  dafs  die  Fahrt  nur  eine  vorbereitende  gewesen  sei,  die  allerdings  die 
Erforschung  der  Ostküste  Grönlands  von  75*  nördl.  Br.  an  aufwärts  im  Auge 
gehabt  habe,  deren  Hauptzweck  aber  gewesen  sei,  für  eine  zweite,  grölsere  und 
nach  allen  Seiten  ausgerüstete  Expedition  Erfahrungen  und  Kenntnisse  zu.  sam- 
meln. Die  Aufgabe  sei  eine  zu  grofse,  als  dafs  man  hoffen  könne,  in  einem 
einsigen  Jahre  die  Polarfrage  endgültig  zu  lösen;  Arktische  Entdeckungen  mnfsten 
daher  systematisch  mit  gröfster  Umsicht  nnd  vorheriger  Ueberlegung  über  die 
.geeignetsten  Mittel  und  Wege  gefördert  werden.  Kleine  Schiffe  eigneten  sich 
am  besten  dazu,  da  dieselben  bei  einer  leichteren  Manövrirfahigkeit  auch  den 
Vorzug  von  verMltnifsmäfsig  gröfserer  Festigkeit  hätten  und  in  Folge  ihres  ge- 
ringen Tiefganges  lange  nicht  so  sehr  der  Gefahr  ausgesetzt  wären,  in  sich  er- 


( 


282  Sitzongsbericht  der  BerÜDer  geographischeii  Gteaellschatt. 

drückt  sn  werden.  Danpfkraft  sei  übrigens  unbedingt  erforderUeh ,  am  mehr 
sa  erzielen,  fds  man  bisher  yermocht  habe.  Der  Vortragende  sprach  dann  ober 
das  Schiff  I  dessen  Gröfse,  Ausrästung  und  Bemannang  und  die  Ereignisse  der 
Reise,  wobei  die  Hanptbeobachtttngen  und  Resultate  mitangefiihrt  wurden,  Ton 
welchen  der  werthvolle  Beitrag  zur  Erforschung  des  Golfstroms,  die  Kustenaof-. 
nähme  von  Ostspitzbergen  und  die  angestellten  LoAungen  die  wichtigsten  sind« 
Zum  SchluTs  wurden  die  Gründe  entwickelt,  die  ffir  die  Efiste  von  Ostgrönluid 
als  beste  Basia  zum  Vordringen  in  das^arktische  Centndgebiet  sprechen,  und  dann 
der  Plan  für  die  nächste  Fahrt  dargelegt.  Ein  Schiff  von  90  Fnis  Lsoge,  22\  Fnfs 
Breite  und  11  FuTs  Tiefe  mit  Schonertakelung  und  einer  Dampfmaschine  von 
30  Pferdekraft  werde  eigens  für  den  Zweck  gebaut,  die  Gelehrten  seien  bereili 
bis  auf  einen  Arzt  engagirt  und  für  wissenschaftliche  Instrumente  Sorge  getragen, 
kurz;  alle  Vorbereitungen  getroffen,  damit  die  Expedition  Ajn&ngs  Juni  segda 
könne.  Die  noch  nöthigen  Geldmittel  würden  hoffentlich  bald  aufgebracht  wer- 
den, so  dafs  guter  Grund  vorhanden  sei,  zur  Ehre  der  deutschen  Nation  und 
deutschen  Flagge  das  Unternehmen  zu  einem  guten  Ende  zu  fuhren. 

Herr  W.  Gentz,  von  einer  Studienreise  in  Aegypten  zurückgekehrt,  legte 
eine  Anzahl  von  60  dort  gezeichneten  Köpfen  der  verschiedensten  afrikanischen 
Völkerrassen  vor.  Er  machte  von  Kairo  ans  eine  Reise  nach  der  Oase  Fay&m 
und  schilderte  in  seinem  Vortrage  die  malerische  Seite  ägyptischer  Landecbaftea 
mit  ihrer  üppigen  Vegetation  und  ihren  gleich  Termitenhaufen  ans  Nilschhnim 
erbauten  Dörfern  sammt  deren  Bewohnern,  den  schmutzigen,  aber  deutlich  «a 
ihre  Vorahnen,  die  alten  Aegypter  erinnernden  Fellachen.  Ferner  schilderte  der- 
selbe das  grofsartige  Sandmeer  der  Wüste  und  die  sie  darchzieheuden  Beduinen, 
ihr  häusliches,  wie  ihr  Nomadenleben,  mit  ihrem  an  die  biblischen  Patriarchen 
erinnernden  Heerdenreichthnm,  desgleichen  die  von  unzähligen  Vögelschaaren 
belebten  Seen  Fayüm's.  Schliefslich  theilte  er  einige  charakteristische  und  humo- 
ristische Züge  der  Art  und  Weise  mit,  wie  man  in  Aegypten  reise,  sei  es  auf 
der  Eisenbahn,  sei  es  mit  Karawanen,  und  zeigte,  unter-  wie  erschwerenden  Um- 
ständen ein  Maler  dort  seine  Studien  machen  müsse. 

Herr  Hartmann  sprach  über  .den  Inhalt  der  von  dem  Dr.  Theodor  Kotschy 
in  .Wien  hinterlassenen  Tagebücher  und  schilderte  nach  Anleitung  dersdben  den 
Kampf  der  Türken  um  Kordofän,  sowie  eine  von  dem  Verstorbenen  im  Früljafar 
1839  von  Chartüm  aus  unternommene  Reise. 

Zum  Schlufs  legte  Herr  Blau  einen  Tbeil  seiner  IstndscfaafUicIien  Skinen 
ans  Bosnien  vor  und  gab  zur  Erläuterung  derselben  eine  Schilderung  der  von 
ihm  bereisten  Route  von  Brod  nach  Serajewo.  Von  Brod  über  Dariiend  föhrt 
die  Strafse  durch  ein  hügliges  Vorland  in  das  Bosnatfaal  und  dann  meist  dioht 
am  Unken  Ufer  derselben  aufwärts  bis  Zenica;  die  Städtchen  Doboi,  Uifj^  und 
Wranduk  haben  malerisch  gelegene  Burgen,  welche  theilweise  auf  dem  Zuge  des 
Prinzen  Eugen  1697  zerstört*  wurden.  Von  der  Architektur  eines  bosnischen 
Stiidtchens  giebt  Zepse  ein  Bild.  Der  Einflufs  der  türkischen  Herrschaft  auf 
die  Bauart  ist  namentlich  an  den  gröfseren  Moscheen  bemerkbar,  die  den  byssor 
tittischen  Kuppelbauten  in  ihrer  Anlage  verwandt  sind,  während  fUr  die  kleineren 
-Bloscheen  in  den  Gebirgsdörfem  die  altbosnische  Bauweise  beibehalten  ist   Bei- 


SiUHiBgsbericht  der  Berliner  geographischen  Gesellschaft.  283 

■piele  daf&r  sind  die  Moschee  Ton  Magiig  und  eine  kleine  Moschee  bei  Vites. 
In  Besag  auf  Flora  nnd  Bodenformation  tritt  ein  auffallender  Wechsel  bei  M%lij 
ein,  Ton  wo  ans  hauptsächlich  Serpentin,  Talkschiefer  und  Thonschiefer  und 
weiterhin  krjstallinischer  Kalk  und  Dolpmit  gebirgsbildend  auftreten.  Bei  Lenica 
TBriaTst  die  Strafse  das  Bosnathal  und  rereinigt  sich  bei  dem  Han  von  Vites 
mk  der  Strafse,  die  von  der  früheren  Hauptstadt  1'rawnik  nach  Serajewo  fuhrt. 


Sitzung  der  geographischen  Gesellschaft  zu  Berlin 

▼om  10.  April  1869. , 

Der  erste  Theil  der  Sitsung  war  der  Wahl  der  Beamten  und  der  neuen 
Mitglieder  gewidmet.  Hierauf  legte  der  Vorsitzende,  Herr  Bastian,  die  einge- 
gangenen Geschenke  vor. 

Herr  I)ove  sprach  mit  Bücksicht  auf  die  vorgelegte  Abhandlung  von  Sabine 
fConiributions  to  terrettrial  metgnetiame**  über  die  magnetischen  Verhältnisse  der 
Erde  and  äufserte  sich  bei  dieser  Grelegenheit  sehr  anerkennend  ü^er  die  von 
W.  V.  Freeden  so  eben  bekannt  gemachten  bezüglichen  Beobachtungen  der  nord- 
deutsdien  Seewarte  in  Hamburg. 

Herr  Ascherson  machte  einige  Mittheilungen  aus  einem  kürzlich  eingelau- 
fenen Briefe,  des  Dr.  Schweinfurth ,  welchei^  bis  Faschoda  vorgedrungen  ist  und 
▼ersdiiedene  Sammlungen,  insbesondere  eine  bedeutende  Sammlung  von  Schädeln 
zusammengebracht  hat  und  demnächst  in  die  Heimath  befärdem  wird. 

HerrBaeyer  berichtet  über  einen  neuen  von  Dr.  Steinheil  in  München  er- 
fundenen Mefsapparat.  Nachdem  der  Vortragende  das  Mefsverfahren  der  Alten, 
namentlich  der  Aegypter,  Griechen  und  Araber  ausführlich  gewürdigt,  die  beiden 
filteren,  sowie  die  dritte  Gradmessung  von  Femet  im  Jahre  1525  und  die  Bjp- 
findung  der  Triangulation  durch  Snellius  im  Jahre  1615  berücksichtigt  hatte, 
verweilte  er  bei  Condamine  und  Bouguer,  welche  durch  Winkel-  und  Basismes- 
sung  die  directen  Messungen  verdrängten  und  ein  neues  Mefsverfahren  einführten, 
welches  an  Genauigkeit  das  bisherige  um  das  Zwanzigfache  übertraf.  Zu  den 
drei  Mefsapparaten,  welche  bisher  für  die  Basismessung  in  Gebrauch  waren» 
kommt  nun  durch  Dr.  Steinheil  ein  vierter  hinzu,  welcher  durch  Anwendung  des 
Bades  die  Intervalle  zwischen  den  Mefsstangen  gänzlich  beseitigt  Die  Maschine, 
an  welcher  sich  die  Temperatur  leicht  berücksichtigen  und  messen  lafst,  welche 
femer  durch  einen  Pendelapparat  die  Steigung  registrirt,  endlich  durch  eine  an- 
gebrachte Vorrichtung  die  Umgänge  des  Bades  zählt  und  somit  die  ganze  Mefs- 
kunde  auf  einen  neuen  Standpunkt  erhebt,  wurde  von  dem  Vortragenden  in 
einem  Modell  vorgezeigt. 

Herr  Stamm  sprach  über  medicinische  Geographie  und  Ansrottungsmog- 
lichkeit  ^er  Pocken.  Derselbe  beginnt  damit,  die  vollkommene  Unrichtigkeit  der 
Hypothese   einer  allgemeinen  canstitutio  epidemica  der  Atmosphäre  als  Pocken- 


284  Sitznngsbericlit  der  Berliner  geographischen  GeseUicbAft. 

Ursache  nachzuweisen;  dann  zeigt  er  ans  zahlreichen  Daten,  dafs  in  Nord-  und 
Westasien,  in  Europa,  in  Nordafrika,  in  ganz  Amerika  und  in  Aostralien  die 
Krankheit  eingeschleppt  worden  sei.  Zweifellos  sei  der  bei  weitem  gröfste  Tlieil 
der  Erde  mit  dem  Pockengift  erst  durch  den  Menschenvei^ehr  künstlich  infidift 
worden.  Die  ältesten  Nachrichten  über  das  Vorkommen  der  Blattern  stammen 
ans  dem  südlichen  Ostasien  und  ans  China.  Ob  sich  noch  hente  hier  oder  anch 
im  tropischen  Afrika  antochthone  Heerde  für  das  Entstehen  der  Blattern  finden, 
mufs  erst  spätere  Forschung  entscheiden.  Das  Pockengift  sei  jedenfalls  ein  orga- 
nisches Gebilde.  Die  blofse  Berührung  eines  Pockenkranken  theile  Niemandem 
die  Krankheit  mit;  das  Einathmen  der  Krankenatmosphäre  in  der  Nähe  des 
Kranken  sei  das  Entscheidende  für  die  Mittheilnng.  Jede  neue  Vergiftung  bilde 
aber  einen  neuen  Infectionsheerd.  Die  Milderung  der  Pockenepidemien  in  Europa 
einzig  und  allein  der  Impfung  beizumessen,  sei  irrthümlich,  obgleich  dieselbe 
einen  relativ  bedeutenden  Schutz  gewähre.  Die  Vaccination  direct  von  Küheo 
scheine  Vorzüge  zu  verdienen,  wenn  es  anch  «lehr  als  wahrscheinlich  sei,  daA 
die  Pocken  am  Euter  der  Kühe  ursprünglich  durch  Uebertragung  vom  Menschen 
entstanden  seien;  der  Vortragende  habe  weder  in  Deutschland  noch  sonst  wo 
eine  einzige  Kuh  mit  originären  Pocken  am  Euter  oder  an  anderen  KörpertheOen 
auffinden  können.  Daraus  ziehe  er  den  berechtigten  Schlnfs,  dafs  dies  jedenfalls 
nur  höchst  ^selten  vorkommen  könne,  und  dafs  es  auf  der  Erde  gar  keine  Knh- 
pocken- Epidemien  von  weiter  Verbreitung  gäbe.  Die  Pocken  wären  übrigens 
nicht  sehr  zu  furchten,  wenn  man  die  Kranken  in  ihren  Wohnungen  mögUehst 
isolire  und  sobald  als  möglich  nach  freistehenden,  gut  ventUirten  Pockenspitälem 
bringe;  es  komme  hier,  wie  so  oft,  hauptsächlich  auf  Isolation,  Desinfection  mid 
Ventilation  an.  Schliefslich  dringt  der  Vortragende  darauf,  durch  den  Volksnnter- 
richt  und  anderweitig  dahin  zu  wirken,  dafs  dergleichen  mittheilungsfahige  Sea- 
•chen  wo  möglich  gänzlich  ausgerottet  würden. 

Herr  Koch  zeigt  ein  gespaltenes  Stück  Eichenholz  aus  der  Gegend  von 
Dessau  vor,  in  dessen  Innerem  ein  sehr  deutliches  lateinisches  Z  zu  erkennen  ist. 
Der  Vortragende  erklärt  die  Erscheinung  dahin,  dafs  das  Z  zu  Anfang  dieses 
Jahrhunderts  eingehauen  sein  müsse,  und  dafs  es  durch  Ueberwachsen  von  der 
Oberfläche  in  das  Innere  verlegt  worden  sei. 

Herr  Wolfers  überreicht  eine  kleine  Abhandlung,  in  welcher  die  Temp^ 
raturverhältnisse  des  vorjährigen  Sommers  (1868)  mit  denen  von  fünf  frühersn 
Sommern  verglichen  werden. 

Es  ergeben  sich  folgende  Verhaltnisse: 


1868 


Dauer  des  Sommers         Sommertage 
1868                 137  Tage             84 
1865                 laO     -                56 

Periode 
19  Tage 
11     - 

Regentage 
27 
42 

1859 

125     - 

78 

11    - 

44 

1857 

121     - 

74 

14    - 

22 

1846 

114     . 

67 

* 

22    - 

19 

1842 

104     • 

53 

30    - 

18 

Juli      1—10 
Aug.   11—20 

Min.  tägl.  Temp. 
13,9 
20,7 

Minimum    )  . 
Maximum  ) 

allen  6  Jahren 

r 


Sitzungsbericht  der  Berliner  geographischen  Qeselischaft.  285 

* 

Die  drei  Monate  Jani,  Jnli,  August  sb  Sommer. 

Mitt.  tägl.  Temp. 
1868        1834        1842        1846        1857        1859        1865 
16,6         16,9         15,1         15,9         15,6         16,1         14,6 

Herr  Kiens  sprach  über  die  Krankheit  des  Seidenwurmes  in 'Italien  und 
ober  den  Einflufs  dieser  Erscheinung  auf  die  finanziellen  Verhältnisse  des  Landes. 
Seit  dem  Jahre  1863  hat  sich  nämlich  der  Ertrag  des  Seidenbaues  in  dem  Grade 
Tsningert,  dafs  der  Unterschied  des  jetzigen  jährlichen  Ertrages  gegen  1863 
77  MilL  Lire  ausmacht.  So  betrug  z.  B.  im  Jahre  1866  der  Ertrag  der  Seiden- 
cultur  im  Neapolitanischen  nur  iV  nnd  in  Sicilien  nur  -^  des  Ertrages  ron  1863. 
lok  Jahre  1867  hat  sich  die  Epidemie  um  etwas  vermindert. 

An  Oeschenken  gingen  ein: 

1)  Perrot,  Quillaume  et  Delbet,  Exploration  archiologique  de  la  Ga- 
laik  et  de  la  Bithynie.  Livr.  18 — 21.  Paris.  —  2)  £ey,  Geahüe  et  les  rives 
du  L€man,  2*  ^dit  Gen^ve  et  Baie  1869.  —  3)  Dum i eben,  Die  Flotte  einer 
ägyptischen  Königin  aus  dem  XVII.  Jahrhundert  Tor  unserer  Zeitrechnung.  Leip- 
lig  1868.  —  4)dePuydt,  Percement  de  Vlsthme  du  Danen  par  un  Canal  de 
gnmde  navigationf  scms  tunnel  et  actru  icluaes,  Chatillon-sur- Seine  1869.  — 
5)  C.  C.  von  der  Decken's  Reisen  in  Ost- Afrika  in  den  Jahren  1859 — 65. 
finähknder  Theil.  Bd.  I.  Leipzig  und  Heidelberg  1809.  —  6)  Statistica  del 
Ttgno  ttItaUa.  Indusiria  mineraria,  Firenze  1868.  —  7)  Dasselbe.  Amministra- 
zione  pubblica,  Firenze  1868.  —  8)  Dasselbe.  Movimtnto  della  navigaxione  nei 
perti  del  regno.  Anno  1867.  Firenze  1868.  —  9)  Dasselbe.  Mommento  della 
namgazione  itaUana  alV  estero.  Anno  1866.  Firenze  1868.  —  10)  Dasselbe. 
Morti  molente.  Anno  1866.  Firenze  1868.  —  11)  Dasselbe.  Le  opere  pie  nel 
1861.  Firenze  1868.  —  12)Hnnter,  A  Comparative  Dictionarg  of  the  Lan^ 
gnages  of  India  and  High  Ana  with  a  Dissertation,  London  1868.  —  13)  Lo- 
renz, Statistik  der  Bodenproduction  von  zwei  Gebietsabschnitten  Oberösterreichs. 
Wien  1867.  —  14)  Lorenz,  Bericht  über  die  Bedingungen  der  Aufforstung 
und  Cnltivirung  des  croatischen  Karstgebirges.  Wien  1860.  —  15)  Lorenz, 
Instruction  zu  den  Beobachtungen  über  Temperatur  nnd  Salzgehalt  des  Meeres^ 
f&r  die  Österreichisch  -  adriatisohen  Beobachtungs  -  Stationen.  Wien  1868.  —  16)  L  o  - 
renz,  Karten  und  Apparate  für  Geographie  und  Kosmographie.  (Sitzungsber. 
d.  Wiener  Akad.  d.  Wiss.)  —  17)  Lorenz,  Brakwasser- Studien  an  den  adria- 
tischen  Küsten.  (Sitzungsber.  d.  Wiener  Akad.  d.  Wiss.)  —  18)  Lorenz,  Ein 
Tiefen -Thermometer  von  mehrfacher  hydrographischer  Verwendbarkeit.  Wien 
1863.  —  19)  Lorenz,  Grundsätze  für  die  Aufnahme  und  Darstellung  von  land- 
wirthschaftlichen  Bodenkarten.  Wien  1868.  —  20)  Lorenz,  Die  Bodencultur- 
Veihältnisse  Oesterreichs.  Wien  1868.  —  21)  ▼.  Hochstetter,  üeber  das  Erd- 
beben in  Peru  am  13.  August  nnd  die  dadurch  veranlafsten  Fluthwellen  im  Päd- 
fischen  Ocean  etc.  (Sitzungsber.  d.  Wiener  Akad.  d.  Wiss.  1869.)  —  22)  Rüge, 
Ueber  Compafs  and  Compafskarten.  Dresden  1868.  —  23)  Liebe,  üeber  die 
geographische  Verbreitung  der  Schmarotzerpflanzen.  Berlin  1869.  —  24;  Aus 
don  Leben  eines  Gletscherführers.  Blätter  der  Erinnerung  an  Cyprian  Grau- 
biehler,  genannt  «Cyper*.  München  1869.  —  25)  Welda,  Dos  proyectos  sobre 
fimdaeion   de   eolonias   nacionale»  jr  evtrangeras   en  Mexico,     Morelia   1865.    -~ 


286  Sitsang9bericht  der  Berliner  geographischen  Qesellfchaft. 

26)  Welda,  Michoacan  y  la  introducion  tU  nnjoraa,  Morelia  1868.  —  27)  Wol- 
fers, Vergleichnng  des  Sommers  yon  1868  mit  den  Sommern  1842,  1846,  1857, 
1859,  1865  in  Berlin.  Halle  1869.  —  28)  Stein,  Ueber  das  Vorkommen  von 
phosphorsanrem  Kalk  in  der  Lahn-  und  Dillgegend.  Berlin  1868.  —  29)  D'une 
n^uvelU  mitKode  pour  d€terminef  la  paralaxt  du  aoleiL  Florence  1869.  —  30)  In. 
stmction  Pix  die  fachmännischen  Begleiter  der  K.  K.  Mission  nach  Ostasien^  md 
Südamerika.  Wien  1868.  —  31)  Mahr,  Der  Seeschrecken  anf  den  Answandereiw 
Schiffen.  Oldenburg  1869.  —  32)  Zeitschrift  der  Gesellschaft  für  Erdknode  so 
Berlin.    IV.    1869.    Heft  1.  2.    BerUn.  —  33)  BuUeiin  de  la  Soc.  de  GiöffrapkU, 

1868.  Novembre  et  D^cembre.  1869.  Janvier.  Paris.  -^  34)  Proceedings  of  iU 
Roy,  Geograph,  Soc.  Vol.  XIII.  No.  1.  London  1869.  —  35)  Revue  maritim 
et  coloniale.  T.  XXV.  F^vrier.  Mars.  1869.  Paris.  —  86)  IV.  n.  V.  Jahres- 
bericht des  Vereins  für  Erdkunde  sn  Dresden.  Dresden  1868.  —  37)  Bastian 
nnd  Hartmann,  Zeitschrift  für  Ethnologie.  Jahrg.  I.  1.  Berlin  1869.  -^  « 
38)  Ärchives  des  MtMsiona  scient\fiques  et  litUraires,  2*  S€r.  T.  V.  Livr.  1. 
Paris  1868.  —  39)  Mittheilnngen  der  K.  K.  geographischen  Gesellschaft  in  Wien. 

1869.  No.  3.  4.  —  40)  Bulletin  de  VÄcad^ie  Imp&iales  des  aciencea  de  Su  P4- 
tersbourg.  T.  XHI.  No.  1— -3.  St»  P^tersbonrg.  '—  41)  Bulletin  de  la  Sociiti 
imp&iale  des  Naturalistes  de  Moecou,  1868.  No.  2.  Moscou.  —  42)  Jahres- 
bericht der  norddeutschen  Seewarte  f&r  das  Jahr  1868,  erstattet  y.  W.  r.  Sree- 
den.  Hamburg.  —  43)  Gaea.  Natur  nnd  Leben.  Jahrg.  1869.  Heft  2.  Köln.  ^ 
44)  Zeitschrift  für  das  Berg-,  Hütten-  nnd  Salinenwesen  in  dem  Preufsischeo 
Staate.  Bd.  XVI.  Lief.  5.  Beriin.  —  45)  TranaacHons  and  Proeeeding*  of  ihe  Roy, 
Society  of  Victoria,  IX.  1.  Melbourne  1868.  -*  46)  Preufsisches  Handelsarehiv. 
1869.  No.  4 — 14.  Berlin.  —  47)  Abyssinia,  Line  of  March  of  the  Army  unier 
Lieut.  Gen,  Lord  Napier  of  Magdala,  1868.     5  Bl.    London  1^69. 


Sitzung  der  geographischen  Gesellschaft  zu  Berlin 

am  8.  Mai  1869. 

Nach  Ueberreichung  der  Geschenke  durch  den  Vorsitaenden  Herrn  Bastian 
fibergab  Herr  Gustav  Fritsch  der  Gesellschaft  als  Beitrag  su  der  Sawmlaug 
anthropologischer  Photographien  Bwei  Tafeln,  enthaltend  Araber-,  Somali-  nnd 
Indier-Portraits,  tou  ihm  aufgenommen  während  seines  Aufenthaltes  in  Aden  snr 
Beobachtung  der  Sonnenfinstemifs.  Er  gab  alsdann  einen  knrsen  Abrifs  der  Be- 
Volkerungsverhältnisse  von  Aden  unter  Angabe  der  besonders  charakteristischen 
Merkmale  der  einzelnen  Stämme.  Es  wurde  darauf  hingewiesen,  wie  dieser  Ort, 
vermöge  seiner  eigenthfimlichen  Lage,  als  Knotenpunkt  alter  Verkehrsstra&en 
zwiscten  Asien  und  Afrika,  besonders  durch  den  Sklavenhandel  viele  Elemente 
seiner  Bevölkerung  aus  Afrika  erhalten  habe,  vornehmlich  Somali  nnd  Sidi,  wel- 
cher letztere  Ausdruck  meist  ohne  weitere  Unterscheidung  ftir  Bewohner  des  öst- 
lichen Centralafrika's  gebrancht  wird.    Stamme,  welche  sich  nicht  als  Sklave» 


Sitznngabericht  der  Berliner  geographischen  Qeeellschaft.  287 

verwenden  lassen,  wie  die  Galla,  sind  nnter  der  Einwohnerschaft  nur  ansnahms- 
weise  vertreten.  Die  originalen  Bewohner,  die  Araber,  unterscheiden  sieh  durch 
ihr  Aussehen  und  ihre  Tracht  sehr  wesentlich,  je  nachdem  sie  dem  Orte  selbst 
ssgsfaören,  oder  aus  dem  Innern  Arabiens  herabkommen.  Aber  abgesehen  von 
diesen  mehr  auf  Familienähnlichkeiten  und  Lebensweise  gegründeten  Unterschied 
den,  ist  der  ganse  Ebtbitus  dieser  Stämme  durchaus  abweichend  yon  dem  der  so* 
genannten  Araber  Aegyptens.  Die  Veigleichong  ergiebt  als  unzweifelhaft,  dafs 
die  letzteren  viele  reiiT  ägyptische  Elemente  müssen  in  sich  aufgenonmien  haben 
nid  ihrer  Zusammensetzung  nach  heutigen  Tag^s  eigentlich  kaum  mehr  Araber 
tu  nennen  sind«  Es  wurde  aus  der  Geschichte  nachgewiesen,  wann  und  auf 
welche  Art  die  Verschmelzung  der  Eindringlinge  mit  der  ursprünglichen  Bevölke- 
nmg  Aegyptens  stattgefunden  hat 

Herr  Dove  legte  einige  neuere  Werke  vor.  Zunächst  anknüpfend  an  den 
Sturm  vom  6.  und  7.  December  1868,  charakterisirte  er  die  vier  verschiedenen 
Klassen  der  Stürme  und  legte  eine  Karte  des  Herrn  v.  Chauvin  vor,  auf  welcher 
alle  die  an  den  Telegraphenlinien  verursachten  SehlUlen  jenes  Sturmes  verzeichnet 
riud.  Hierauf  zur  Hydrographie  sich  wendend,  besprach  er  die  Verkürzung  der 
Rflsse  vermittelst  Durchstiche  und  die  nachtheiligen  Folgen  der  letzteren.  Er 
machte,  femer  auf  den  Unterschied  solcher  Flüsse  aufmerksam,  welche  in  Sehnee- 
gebirgen, uM  derjenigen,  welche  In  Grebirgen,  die  keinen  ewigen  Schnee  tragen, 
entspringen.  Endlich  betonte  er  ausdrücklich  für  die  tropischen  Gegenden  den 
Einflufs  der  Richtung  eines  Stromes  auf  die  mit  einem  Male  aufzunehmende  Re- 
genmenge und  die  daraus  entstehenden  Ueberschwemmnngen ,  je  nachdem  der- 
lelbe  nämlich  eine  westöstliche  Richtung,  wie  der  MaraTion,  oder  eine  südnörd- 
liche  (nordaüdliche)  wie  der  Nil  habe.  Nähere  Veranlassung  zu  diesen  Unter- 
suchungen gaben  dem  Redner:  Beigrand  und  Lemoine,  Resum€  des  obsennitions 
eentraUs^es  du  Service  hydrom^trique  du  hassin  de  la  Seine,  Versailles  1869.  unter 
Vorlegung  der  16  die  Jahre  1866  und  1867  darstellenden  Karten;  femer;  SuUa 
temperatura  del  mare  nel  golfo  di  Palermo^  nota  del  Cav.  Rodolfo  de  Vivenot; 
endlich:  Poleck,  Beiträge  zur  Kenntnifs  der  chemischen  Veränderungen  fliefsen- 
der  Gewässer,  mit  1  Karte.  Breslau  1869.  und  Royal  Meteorological  Institute  of. 
ike  Netherlands,  On  the  Temperature  of  the  Sea  at  the  Surfaee  near  the  South- 
point  of  Jfriea  hy  1.  E,  Comelissen,  Utrecht  An  die  Schrift:  „Report  of  the 
Mtttorological  Reporter  to  the  Government  of  the  Bengal  for  the  year  1867 — 1868. 
Calentta  1868"  knüpfte  sich  die  Mittheilung,  dafs  in  Türkistän  von  dem  russi- 
ichen  Gouvernement  12  Beobachtungsstationen  errichtet  wurden.  Schliefslich 
legte  derselbe  vor  seine  eben  vollendete  Schrift;  „Nicht  periodische  Veränderun- 
gen der  Verbreitung  der  Wärme  auf  der  Oberfläche  der  Erde",  in  welcher  von 
einer  grofsen  Anzahl  durch  Wärmeextreme,  wie  das  vorhergehende  Jahr,  ausge- 
idchneter  Jahre  nachgewiesen  wird,  dafs  das  Zuviel  an  bestimmten  Stellen  der 
Erde  stets  compensirt  wird  durch  ein  gleichzeitig   hervortretendes  Zuwenig  an 

andern. 

Herr  Ascherson  theilte  einen  Brief  des  Reisenden  Dr.  Schweinfurth  mit, 
m  welchem  derselbe  die  Scenerie  der  Nilufer,  sowie  seine  eigenen  Eriebnisse 
wihrend  der  Fahrt  auf  dem  weifsen  Nil  nach  seiner  Abreise  von  Chartüm  schil- 
dert   Der  Brief  wird  demnächst  veröffentlicht  werden. 


1 


288  SitenDgsbericht  der  Berliner  geographischen  Gesellschaft. 

An  Qeschenken  gingen  ein: 

1)  Saint- Martin,  L*ann€e  g€ographique,  1868.  Paris.  —  2)  Diseurto  dd 
Comm,  Oristo/oro  'Negri,  tenuto  neW  tuhmanza  solenne  del  2ß /ebbraio  1869. 
Firense.  —  3)  Sveriges  Geologiska  Undersöhning,  under  ledning  af  A.  Erdman»: 
N.  26—30.  Stockhobn  1868.  Mit  Atlas.  —  4)  Sabine,  ContribuHonM  to  Ter- 
restial  Magnetism.  {Proceed.  of  the  Roif,  Soe.  1868.)  —  5)  Bulletin  de  la  So- 
<si€U  de  Geographie.  1869.  Ferner.  Paris.  — -  6)  Le  Globe,  Journal  giogra- 
phique,  1868.  Jnillet — Octobre.  Gen^ve.  —  7)  MittheUvngen  der  K.  K.  Geo- 
graphischen Gesellschaft.  Jahrg.  VHI.  1864.  IX.  1865.  1869.  N.  5.  —  8)  Petcr- 
inann*B  Mittheilnngen.  1869.  N.  IIL  Gotha.  —  9)  BechenschafUbericht  der  E. 
russischen  Geographischen  Gesellschaft  für  1868.  St  Petersburg  1869.  (rassisch) 
—  10)  Revue  maritime  et  coloniale,  1869.  AvriL  Paris.  —  11)  Jahrbneh  der 
K.  K.  Geologischen  Beichsanstalt  1869.  N.  1.  Wien.  —  12)  Abhandlnngen 
heraosgeg.  Tom  naturwissenschaftlichen  Vereine  zu  Bremen.  Bd.  U.  Hft.  1.  Bre- 
men 1869.  —  13)  Preufsisches  Handelsarchiv.  1869.  N.  15— 18.  Berlin.— 
14)  Zeitschrift  der  österreichischen  Gesellschaft  für  Meteorologie.  Bd.  V.  N.  1 
bis  7.  Wien  1869.  —  15)  Bonatti,  Importanza  del  terzo  moto  rei  viaggi  al  wubt 
Polare  e  deW  eecUsi  de  18  agosto  1868,  enthalten  in:  Vereo  la  Mißta,  periodico 
di  lettere  1869.  N.  7.  —  16)  Bonatti,  A$tr<momica  naturale,  enthalten  iji:  La 
voce  dei  giovani  itaUani.  1868.  N.  1.  —  17)  Ha8senstein*s  Kartell  cur  Reise 
des  Baron  C.  C.  t.  d.  Decken.    Leipzig  1868. 


XII. 

Eine  kritische  Revision  der  biblischen  Geographie. 

Von  Prof.  Dr.  L.  Noack  in  Giersen. 


Darf  der  jüngst  erschienene  Menke  -  Perthes'sche  Bibel -Atlas  als 
larthograpbische  Reprfisentation  des  bisherigen  Standes  der  geographia 
Sacra  gelten,  so  erscheint  diese  letztere  durch  das  ungefähr  gleichzeitig 
hervorgetretene  Werk  ^Von  Eden  nach  Golgatha,  biblische  Forschun- 
gen von  L.  Noack^  (Leipzig  1868,  2  Bände)  geradezu  auf  den  Kopf 
gestellt,  nur  dafs  freilich  der  Verfasser  vielmehr  der  Meinung  ist,  die 
bisher  verkehrte  biblische  Geographie  erst  wieder  richtig  auf  die  Beine 
ZD  bringen.  Es  sei  ihm  gestattet,  die  Ergebnisse  seiner  dort  nieder- 
gelegten Forschungen  in  freier  Gruppirung  den  Lesern  dieser  BlStter 
Torzofuhren. 

Während  sich  Menke,  um  im  Süden  zu  beginnen,  in  Betreff  der 
Sioai'Frage  auf  die  Seite  des  Serbäl -Vertreters  Lepsius  stellt,  hätte 
sich  an  dem  Streite,  der  bis  heute  unter  den  Sinai-Fahrern  über  Gebel 
Musa,  Gebel  Serb&l  und  Gebel  Om-Schomar  lichterloh  brennt,  nun- 
mehr das  Schicksal  der  drei  Ringe  in  der  Nathansfabel  erfiillt:  keinet 
von  den  fraglichen  Dreien  ist  der  ächte  biblische  Sinai,  der  uns  viel- 
mehr durch  die  Tabula  Peutingeriana  als  Mons  Syna  der  Kinder  Israel . 
im  Mond-  oder  Ring- Gebirge  der  Nakhl- Ebene  des  peträischen  Ara- 
bien» verbürgt  ist,  welchen  nT>ch  die  ältesten  Sinai -Mönche  yor  der 
Zeit  Justinian's  besessen  haben.  Anstatt  von  der  Spitze  des  Su^s- 
Bosens  erst  nach  der  Südspitze  des  Halbinsel-Dreiecks  zu  ziehen  und 
also  die  Kirche  um's  Dorf  zu  tragen,  zugleich  aber  den  damals  noch 
tbatsächlich  im  Wädi-Feirän  hausenden  Ramessiden  •  Faraonen  in  den 
Rachen  zu  laufen,  sind  nach  jener  alten  romischen  Reisekarte  die  Kin- 
der Israel  geradewegs  durch  die  Ostwüste,  die  über  dies  noch  heute  allein 
bei  den  Arabern  der  Halbinsel  die  Wüste  Thih  der  Kinder  Israel  heifst, 
ihrem  Sterne  zum  gelobten  Lande  gefolgt.    Und  von  dort  südostwärts 

KaiUehr.  d.  OMaUtch.  f.  Brdk.   Bd.  IT.  19 


1 


290  L-  Noack: 

hat  auch  der  alte  Jothor  (Jethro)  im  Wethir-Thale  in  arabischer  Trans- 
seription  beim  Nordende  des  Aila- Golfes  sein  biblisches  Andenken 
landschaftlich  bewahrt.  Dafs  neben  Rossegger  and  dem  Dimer  Predi- 
ger Faber  aach  der  böse  Sultan  Bibars  mithelfen  mufste,  um  die  Spnr 
des  rechten  Sinai  im  Belad^el-bedr  der  Nakhl-Ebene  zu  bestätigen,  wird 
dieser  Spur  keinen  Makel  aufdrucken. 

Von  dort. aus  steht  das  Antiübanonziel  der  Kinder  Israel  fest. 
Beim  Hermon  war  die  Nordgrenze  für  das  nachmalige  Qebiet  der 
drittehalb  Ostjordanstfimme  einzunehmen.  Diese  heutige  Golän-  and 
Haurän- Landschaft  Ufst  nun  die  bisherige  Bibelauslegung  den  altem 
Bewohnern  recht  eigentlich  aar  wie  im  Traume  von  den  Hebräern  ab- 
genommen werden,  und  ohne  dals  auch  nur  der  Yersach  gemacht 
würde,  wenigstens  einen  Tbeil  der  angeblich  nicht  mehr  nachweisbaren 
Reisestationen  Israels  in  dortiger  Gegend  zu  suchen,  befinden  sich  die 
bereits  siegreich  bis  zum  Hermon  vorgedrungenen  Hebräer  plötzlich 
wieder  am  Nordende  des  todten  Meeres,  von  wo  sie  nun  einmal 
schlechterdings  ins  Westjordanland  eindringen  müssen.  Warum?  Weil 
dort  angeblich  Jericho,  das  Josua  zu  erobern  hatte,  gelegen  hätte. 
Nur  leider  aber  hat  die  dort  beim  heutigen  Dorfe  Er-Riha  angeblich 
befindliche  ^Oase  Jericho^  schon  darum  mit  der  biblischen  Jericho 
nichts  zu  schaffen,  weil  diese  der  Vaticanische  Uebersetzer  der  Ghro- 
nikbücber  als  eine  Zabulonitenstadt  beim  Tiberiassee  gelegen  wafiste 
nnd  überdies  die  Baureste  in  der  Umgebang  von  £r-Riha,  die  man 
für  Herodianische  Gründungen  hat  ansehen  wollen,  erst  aus  der  S^eit 
des  saracenischen  Baust jles  herrühren.  Ehe  jedoch  die  Kinder  Israd 
noch  an  diesen  ihnen  als  Reiseziel  octroirten  Platz  gelangt  wären, 
haben  sich  die  Ausleger  der  „wunderlichen  Reise^  durch  eine  andere 
falsche  Ueberlieferung  so  vollständig  das  Concept  verrücken  lassen, 
dafs  freilich  hinterher  beim  Jerichoplatze  jeder  Zweifel  an  dessen  Aecht- 
heit  ohnedies  zu  spät  gekommen  wäre.  Im  Süden  des  riesigen  Regen- 
wasserbeckens,  worin  der  Jordan  sein  Grab  findet,  läfst  man  die  Kin- 
der Israel  rechts  nnd  links  vom  Sandmeer  des  Wädi-el-'Arabah  recht 
eigentlich  wie  das  Thier  auf  dürrer  Haide  sich  wiederholt  nur  immer 
im  Kreise  herumdrehen,  trotz  ihrer  zugestandenen  Absicht,  in's  gelobte 
Land  zum  „guten  Gebirge  beim  Antilibanon^  vorzudringen.  Die  Land- 
Strecke  zwischen  dem  todten  Meere  und  dem  Aila-Golf  geniefst  bis 
heute  in  der  gelehrten  Meinung  die  Ehre,  für  das  biblische  Edomland 
(Idumäa)  zu  gelten,  dessen  Konig  dem  feindlichen  Bruderstamme  den 
Durchzug  verweigert  hätte.  Die  Widerlegung  dieses  in  der  wissen- 
schaftlichen Erdkunde  fast  veijährten  und  gleichwohl  erst  aus  dem 
Mittelalter  stammenden  Milsverstandes  hat  durch  den  glücklichen  um- 
stand leichte  Arbeit,  dafs  noch  in  den  ersten  christlichen  Jahrhunderten 


r 


Eine  kritische  Reyidon  der  biblischen  Geographie.  291 


die  Lage  des  biblischen  Edom-Oebietes  im  Norden  des  Ostjordanlandes 
feststand,  wo  das  Damaskenerland  dazn  gerechnet  wurde.  Roth  war 
'Esan,  sagen  auch  die  Rabbinen  der  Misch  nah-Zeit,  and  roth  war  sein 
Land.  Ein  Rothland  aber  (Ardh-el-haaranieh)  ist  die  ganze  Hanran- 
Ebeoe  bis  zur  südlichen  Hamadgrenze  und  zur  ostfaaurÄnischen  Stein- 
WQSte  der  vulkanischen  Harrah.  Derselbe  aus  verwittwtem  volkani* 
sehen  Gesteine  erzeugte  rothbraune  Lehmboden  zieht  sich  durch  das 
antere  Bett  des  grofsen  Ostjordan  armes  (Scheriath-el-Mandhür)  bis  in 
die  'Adesieh-  (Linsen-)  Ebene  im  Süden  des  Tiberiassees,  wo  wir  die 
Kinder  Israel  an  der  Grenze  Edoms  finden  werden.  Ohne  es  zu  ahnen, 
oder,  wo  sich  die  Ahnung  aufdrängte,  derselben  Folge  zu  geben,  sind 
nach  dem  Irländer  Porter  unsere  deutschen  Landslente  Wetzstein  und 
Doergens  die  eigentlichen  Wiederentdecker  des  abhanden  gekommenen 
bibliscfaen  Edomlandes  geworden.  Es  gilt  nur,  mit  den  Errungenschaf- 
ten dieser.  Reiseforscbungen  der  beiden  letzten  Jahrzehnte  Ernst  zu 
machen  und  über  diesen  für  die  rückständig  gebliebene  Geographia 
Sacra  noch  ganz  jungfräulichen  Boden  die  Furchen  zu  ziehen,  um  zu- 
gidch  einen  guten  Theil  biblischer  Geschichte  sogar  bis  ins  Zeitalter 
der  Hasmonäer  und  Herodianer  in  eine  durchaus  veränderte  Perspective 
treten  zu  sehen.  DieVormänner  im  Besitze  des  Edom-Hauranlandes, 
die  biblischen  S^'eiriten  oder  Horräer  (bei  den  Thargumisten  und  in 
der  arabischen  Bibel  geradezu  Hauränier  genannt)  bezeugen  sich  bis 
auf  den  letzten  Mann  in  ihrer  wahren  alten  Heimath  ebenso  zuverläs- 
sig, als  uns  die  biblischen  'Esau- Weiber  und  die  alten  Edomiter-Für- 
stenbäaser  (alufim)  auf  der  gleichen  hauränischen  Wegspur  begegnen, 
nor  dafs  das  letzte  Edomkonigsgeschlecht  der  biblischen  Ueberlieferung 
dem  Ostjordanlande  untreu  wird  und  so  gefällig  ist,  uns  auf  den  gleich- 
falls rothen  Boden  einer  westjordanisch  -  galiläischen  Edomslandschaft 
in  die  vulkanische  Umgebung  der  galiläischen  Maare  (Kraterseen)  zur 
Bergveste  Asqalon-Giscala  und  zum  dortigen  Stammsitze  des  idumäi- 
sehen  Herodeshauses  zu  fuhren. 

Nach  dem  ostjordanischen  Edom  -  Hauränlande  bringt  uns  nun 
Sehritt  für  Schritt  die  Verfolgung  der  beim  Auszug  aus  Aegypten  über- 
lieferten Reisestätten  vom  Mons  Syna  der  Peutingerschen  Karte,  d.  h. 
vom  Mond-  oder  Ringgebirge  der  Nakhl- Ebene  über  Wadi-D41egheh 
darch  Wadi  Müsa  zunächst  zur  Farän-Steppe,  als  der  alten  Heer-  und 
Karawanen  Strasse,  welche  (nicht  mit  der  weiter  östlich  ziehenden  heu- 
tigen Pilgorstrasse  zusammenfallend)  vom  Aila-Golf  her  durch  das  Ost- 
jordanhochland zum  Haur&n  und  nach  Damaskos  führte.  An  der  Hand 
der  biblischen  Rastplätze  gelangen  wir  durch  das  Land  Kerek  und  die 
Belqa-Steppe  bei  Kefer  Jehüdi,  Schogl-beni-Israil  und  der  Trümmer- 
stStte  von  Gerftsch  vorüber  zum  'Aglun-Gebirge,  wo  im  Lande  Mö'orr&d 

19* 


292  L-  Noack: 

von  Sof  aaa,  sor  Brkundscbaftung  der  Oöl&n-  und  Haaran-Laodscbaft 
die  biblischen  Kundschafter  ausgehen,  welche  den  Weg  von  Naw&,  als 
der  Heimath  Josua's,  des  Sohnes  Nave,  nach  der  hauränischen  Hebron 
(Hebr&n)  machen,  in  welcher  uns  die  biblische  Kalebs-Hebron  im  Un- 
terschiede von  der  Abrahams-Hebron  entgegentritt,  welche  letztere  noch 
Mir  Zeit  Konstantins  im  nördlichen  PalSstina  bekannt  war,  wo  ihre 
Lage  bei  Kefer  Habur  und  Hibbarieh  auf  der  Terrasse  des  untern 
Theim-Thales  die  Probe  sämmtlicher  biblischen  Erwähnungen,  wie  des 
Eusebiostextes  im  Onomastikon  vollständig  besteht 

Der  von  Süf  aus  unternommene  Haur4n-Zug  der  Sonderbandner 
Israels  und  der  Rotte  Qoreh  galt  der  verwünschten  Wurzel  'Aoialeq. 
Der  vom  Verfasser  gemachte  Versuch  zur  Lösung  des  biblischen  'Ama- 
l^qiter-R&thsels  l&fst  zunächst  die  verworrene  jung-arabische  Ueberliefe- 
ruDg  über  die  'Amafeqiter  bei  Seite,  um  aus  vergleichender  Prüfung 
der  biblischen  Erwähnungen  'AmalSq's  mit  Hülfe  der  Wurzel  dieses 
Spitznamens  den  durchgängigen  Bezug  auf  das  über's  ganze  gelobte 
Land  zerstreute  hami tische  Blotsaugervolk  der  Faraonen  festcustellen 
und  erst  von  hier  aus  den  arabischen  *Amaleqiter-Ueberliefernngen  ge- 
recht zu  werden.  Jenen  Sonderbündnern  Israel's,  die  den  Kampf  mit 
dem  südwesthauränischen  *Amaleq  auf  eigne  Faust  aufgenommen  hat- 
ten, werden  die  nächstfolgenden  Reisestätten  des  biblischen  Berichts 
zugewiesen  und  nebenher  für  die  biblische  Petra  (Sela)  der  römischen 
Palaestina  saluiaris  die  osthauränisch-arabische  Salä  an  der  Hand  der 

m 

griechisch-römischen  Zeugen  in  Anspruch  genommen.  Während  jenes 
Sonderzuges  zum  Hauränrücken  (Asalmanos  die  Station  Aselmonah) 
war  mittlerweile  das  Lager  des  Moses  und  Ahron  von  der  Warte  Suf 
nach  der  Midbar-$in  (Palmentrift)  oder  Qades  ('Adesieh-Ebene)  beim 
Südende  des  Tiberiassees  vorgeschoben  worden.  Die  nächsten  Reise- 
stationen führen  jene  Sippschaft  zu  diesem  Hauptlager  Israels  zurück, 
und  der  vielbesprochene  Platz  von  'Asiongaber,  dessen  angebliche 
Lage  am  Ailagolf  auf  dem  klarsten  Mifsverständnisse  beruht,  erkennen 
wir  in  der  auch  durch  die  syrische  Bibelübersetzung  dort  verbürgte, 
von  Seetzen  besuchte  Gaditenstadt  Gabir  bei  Irbid,  während  uns  da- 
gegen die  Hafenstadt  der  Ofirfahrer  an  der  nordfönikischen  Küste  bei 
einer  andern  Ailath  begegnen  wird. 

In  der  Palmeutrift  der  'Adesieh-  (Qades-)  Ebene  bestätigen  uns 
die  an  den  Tiberiassee  geknüpften  Moses-  und  Mirjamsagen  der  Thar- 
gumisten  die  Spur  der  dortigen  38jährigen  Wartezeit  Israels  unter 
Mosis  Hut.  Die  dritthalb  ostjordanischen  Stämme  hatten  ein  volles 
Menschenalter  hindurch  Zeit,  sich  anzusiedeln  und  die  Schwerter  zu 
schmieden,  welche  sich  bei  den  ferneren  Eroberungen  der  Israelsstämme 
hülfreich  erweisen  sollten.     Ein  ,  Umgehen  Edoms^  wird  der  Weg  ge- 


Eine  kritische  Rerision  der  biblischen  Geographie.  293 

nannt,  auf  welchem  sich  Israels  Heeresmacht  nach  endlichem  Aufbräche 
fon  Qades  im  letzten  Jahre  Ahrons  und  Mosis  gesammelt  hat.  Der 
Weitcrzng  ging  darch  den  Sudgrenzstrich  der  Ardh-el-Hauranieh  und 
des  Naqra- Kessels  den  vulkanischen  Schlachten  des  Scheriath-el-Man- 
dhor  and  des  ZSdy- Thaies  entlang  ostwärts  nach  der.  Umgebung  der 
haaränischen  Hebron  des  Qenez&ers  Kaleb,  in  deren  Umgebung  frfiher 
die  Sonderbündner  für  ihren  Vorwitz  hatten  büfsen  müssen.  Als  der 
in  den  Thargums  Hur-Turah  genannte  Sterbeplatz  Ahrons  und  weiter- 
hin zugleich  als  der  Gesetzgebangsplatz  des  Deuteronomiums  gibt  sich 
Um-el-Torrah  zu  erkennen,  in  deren  UxHgebong  uns  die  heutigen  Ben! 
'Arad  den  Sitz  des  alten  'Arad-Eönigs  in  der  Ardh-el*$u^th  verbürgen. 
Das  Schilfmeer  (jam  sof),  das  hier  noch  einmal  vorkommt,  wird  uns 
im  Angesicht  des  Schilfsees  von  MezSrib  und  der  sumpfigen  SchellaleE. 
Niederung  das  Concept  nicht  verrücken,  um  nach  dem  längst  weit 
hinterm  Rücken  liegenden  „rothen  Meere^  zurückzuschielen.  In  der- 
selben Ardh-el-§ueth  hat  der  heutige  Ortsname  Seimänieh  deutlich  die 
Station  l^almonah  erhalten.  Der  altberühmten  edomitischen  Fundn 
(Fainon)  wie  zugleich  der  Heimath  (Jefunneh)  des  israelitischen 
'Anezy-  (Qenezi-)  Führers  Ealeb  begegnen  wir  in  dem  haaränischen 
Bergwerksplatze  *Afineh  und  klären  uns  dabei  die  Uebereiluog  auf, 
womit  neuere  Gelehrte  die  hauranische  Faina  (Faino)  id  der  Nord- 
west-Legähstadt  Missema  (Mismieh)  ansetzen  wollten,  als  ob  die  dort 
inschfiftlicb  erwähnten  Fainesioi  nothwendig  auch  am  Platze  der  In- 
scbrift  gesessen  haben  müüsten.  Mit  der  Lagerstätte  Obgth  (Väter) 
Bind  wir  am  Platze  von  'Ain  Müsa,  der  eigentlichen  südhauranischen 
Haaptquelle  des  ZIdy- Sehen ath  Mandhurstromes  angelangt,  und  löst 
uns  deren  Name  zugleich  das  Räthsel,  wie  dieses  Strombett  bei  seiner 
Mündung  zum  Westjordan  arme  den  Namen  des  Mosesthaies  (Wädi 
Musa)  fuhren  kann. 

Von  hier  ab  haben  es  die  Enkel  Jaqobs  zugleich  mit  den  Kindern 
Moab  und  'Ammon  zu  tbun.  Unsre  heutige  Geographia  sacra  lebt  in 
dem  guten  Glauben,  dafs  das  Gebiet  der  biblischen  Moabit  er  ost- 
wärts vom  todten  Meere  im  Lande  Eerek  gelegen  habe  und  preist 
Seetzen,  der  diesen  Irrthum  theilt,  als  glücklichen  Wiederentdecker  der 
Moabiter  Landschaft.  Aber  noch  von  den  Thargumisten ,  vom  arabi- 
Bcben  El^Thabäry  und  sogar  im  14.  Jahrhundert  vom  gelehrten  Rabbi 
Esthjri  Farchi,  der  sieben  Jahre  in  Palästina  lebte,  um  die  alte  bibli- 
sche Geographie  zu  studiren,  werden  die  Moabiter  vielmehr  in  die 
Hauranebene  und  nach  Golan  gesetzt.  In  den  Qulüt-  (d.  h.  Dsu-Lut) 
Arabern  der  Legählandschaft  hat  sich  die  Namensrune  der  Lotsippe 
als  ein  Fingerzeig  erhalten,  dafs  jene  Ueberlieferang  richtig  ist.  Und 
schliefst  selbstverständlich  die  von  der  BodenbeSchaffenheit  hergenom- 


^ 


294  L.  Noack: 

me'ne  Bezeichnung  des  Gebietes,  in  welchem  sich  der  esauitische  Stamm- 
zweig (Edom)  angesiedelt  hatte,  nicht  aus,  dafs  sich  im  Umkreis  eines 
so  weiten  Landstriches  auch  andere  Stammzweige  festgesetzt  haben; 
so  dSrfen  wir  nur  die  althergebrachte  Ableitung  des  Namens  Möab 
(Wasser  des  Vaters)  als  landschaftlichen  Fingerzeig  festhalten,  dafs 
innerhalb  der  Marken  der  Ardh-el-haurinieh  der  Moabiterantheil  aus 
dem  Gesichtspunkt  der  Gewässer  und  ihres  Ablaufes  seinen  bestimm- 
ten  geographischen  Platz  rechtfertigt.  Aus  der  vergleichenden  Zosam- 
menstellung  der  Bibelzeugnisse  mit  den  Angaben  des  Eusebios  im 
Onamastikon  stellt  sich  die  Thatsache  aufser  Zweifel,  dafs  die  Moabi- 
ter ebensowohl  an  den  Wassern  des  Quellenvaters  Haurän,  als  an  denen 
des  Hermon  ihren  Antheil  gehabt,  bei  dessen  Westgeh&ngen  über  dem 
Haleh-Becken  noch  Eusebios  Moabiter  kannte.  Und  hier  gerade  in 
der  heutigen  Ardb*el-Mejadin,  die  selbst  durch  ein  Zeugnifs  der  biUi- 
schen  Eönigsbucher  als  der  alte  Jordan-Kikkar  (Kechar  bei  den 
LXX)  verbürgt  ist,  begegnet  uns  im  Halaq-Oebirge  bei  Paneas  (Ono- 
mastikon  ed.  Parthey  p.  34)  die  Aljkd-Schlucht,  die  in  der  griechischen 
Bibel  statt  des  Siddim-  (oder  vielmehr  Schedim-,  d.  h.  Dämonen-) 
Thaies  auftritt  und  mit  dem  Haljke-  (Salz*)  Meere  nichts  zu  schaffen 
hat.  In  dordger  durchaus  vulkanischer  Umgebung  aber  sind  die  Triim- 
merlagen  der  sogenannten  Pentapolis.Lots  noch  nachweisbar.  Die 
Fuhrung  des  Onomastikons  ist  sicher  genug,  um  neben  den  vier  an- 
dern Lots-Stfidten  den  beim  Dorfe  Nimrah  gelegenen  Kratersee  Birketb- 
el-Räm  (PJiiala)  als  den  Platz  der  biblischen  Sod5m  erkennen  zu  las- 
sen, auf  deren  Umsturz  sich  deutlieh  eine  bei  den  Bewohnern  Ton 
Nimrah  gebende  Sage  bezieht. 

Den  Besuch  der  am  todten  Meere  gelegenen  Plätze,  die  der  Eifer 
des  Münchener  Prof.  Sepp  als  angebliche  Vertreter  der  im  Jordan- 
Kikkar  Lots  umgestürzten  Städte  aufgefunden  zu  haben  meinte,  dürfen 
wir  fernerhin  leichtgläubigen  Pilgern  um  so  leichtern  Herzens  fiberlas- 
sen, als  noch  kürzlich  durch  den  Geologen  Oscar  Fraas  (Aus  dem 
Orient,  1867,  S.  65  f.  73  f.  204  f.)  die  Thatsache  bestätigt  worden  ist, 
dafs  die  angeblichen  Erzengnisse  unterirdischen  Feuecs  am  Ufer  des 
sogenannten  Bahr-Lüt  reine  Gebilde  aufgeregter  Phantasie  und  geolo- 
gischer Unkenntnifs  seien  und  von  vulkanischem  Gestein  oder  anch 
nur  Vulkanismus  im  weitesten  Sinne  sich  dort  schlechterdings  keine 
Spuren  finden.  Für  die  Enttäuschung  über  den  an's  todte  Meer  ge- 
träumten Lötssitz  wird  sich  dagegen  die  biblische  Erdkunde  wie  das 
liebräische  Lexikon  um  einige  geographische  Begriffe  bereichert  finden, 
durch  deren  Bestimmung  eine  ganze  Reihe  geographischer  Mifsver- 
ständnisse  und  Verlegenheiten  der  Bibelauslegung  von  selbst  verschwin- 
det.    Nur  für  die  „Bäche  Arnon^  ergiebt  sich  ein  bestimmter  land- 


Eine  kritische  Revifion  der  biblischen  Geographie.  295 

Mfaaftiicher  Einzelplatz  im  Lavabette  des  nordhaar&nisohen  Wädi-Liwä. 
Di^egen  bedeuten  ^Berge  Feghor^  den  Bibelscbreibern  die  Vulkan- 
krater  und  „B&cfae  Fadgah^  (da  die  griechischen  Uebersetzer  jedenfalls 
die  richtige  Aassprache  beider  Namen  verbibrgen)  den  Lavastrom  selbst, 
wihrend  ^'Aro^r^  der  hebrfiische  Ansdrack  för  das  arabische  ,,War^ 
ist»  womit  die  Lavafl&che  eines  Vulkangebietes  bezeichnet  wird. 

Die  nordosthauränische  Lage  der  alten  Moabiterstadt  Hesebon  bat 
ans  Esthori  Farchi  in  der  Stadt  Schohbah  beim  Schihi^nkegel,  als  dem 
fichten  biblischen  Sihon,  ebenso  genügend  verbürgt,  als  sich  die  süd^ 
os^ordanische  Hosban  uber'm  todten  Meere  schon  durch  ihre  sarazeni- 
schen Bogen  als  mittelalterige  Gründung  erweist.  Ebendemselben  ge- 
lehrten Rabbi  verdanken  wir  den  Nachweis  der  durch  EJusebios  im 
Onomastikon  bestätigten  Identität  der  biblischen  Jaz^r  mit  der  im 
Sodwestwinkel  der  Legäh  gelegenen  Stadt  Zorä  (livzra). 

Das  Zeugen  verhör  der  Alten  über  die  Lage  von 'Ammon-Phila^ 
delphia  weist  uns  in  die  westhauräniscfae  Nuqrah-Ebene  (die  Mischor 
der  Bttbeniten),  und  die  Tabula  Peutingeriana  führt  mit  ihren  Entfer- 
Dongsangab^n  für  die  Lage  von  Philadelphia  keineswegs,  wie  noch 
Ritter  annahm,  auf  den  Platz  der  Sarazenenstadt  'Amman  in  der 
Belqä,  sondern  genau  zum  „Brfiderkloster^  (Deir-el-Ehuwäth)  in  der 
ttördlichen  Haurän-Ebene,  in  dessen  Umgebung  wir  zugleich  alle  Oert- 
liehkeiten  wiederfinden,  welche  uns  griechische  Autoren  und  Bibel  mit 
der  'Ammoniter-Veste  in  Verbindung  nennen. 

Mit  der  Richtigstellung  der  Idumfia-Landschaft  wie  des  Moabiter- 
and  Ammoniter- Gebietes  im  nördlichen  Ostjordanlande  ergeben  sieh 
zugleich  für  die  dritthalb  Ostjordanstfimme  Israels  an  der  Hand  der 
Bibelzeugnisse  wie  des  Onomastikons  andere  Sitze,  als  sie  uns  die  bis^ 
faerigen  Bibelkarten  darbieten.  Rüb^n  safs  nicht  beim  todten  Meere, 
sondern  im  östlichen  Haurin  und  hatte  dieGaditen  nicht  im  Gebel 
^Aglün,  sondern  in  Golin  als  westliche  Nachbarn.  Nördlich  von  die^ 
sen  wohnten  die  Gst-Manassiten  bis  zum  Hermon  hinauf,  wo  die 
manassisch-judäische  Efrathah  am  Platze  ton  Efry  (Efreh)  über  dem 
obern  ßaradathale  sich  ebenso  als  Gideonssitz  ausweist,  wie  die  durch 
die  lateinischen  Mönche  nach  der  Neu-Jndaa  verschleppte  Rah^l-Todten- 
stfitte  in  der  dortigen  Merg-Rakbleh  beim  Hermon  uns  begegnet 

Durch  dieses  lediglich  im  Norden  des  grofsen  Ostjordanarmes 
(ZMj-Mandhnrstromes)  sich  erstreckende  Gebiet  der  dritthalb  Stämme 
gmg  im  Todesjahre  des  Moses  der  Siegeszug  Israels.  Also  nur  vor- 
wärts ^  Heer  Jahwehs,  vom  Lagerplatze  bei  der  hauränisohen  Moses^ 
quelle  her!  Im  Jenseits  bei  der  Moabsgrenze,  so  heifst  es  weiter,  wirA 
in  'IjS-ha-'ibrim  (nach  dem  samaritischen  Text)  gelagert  Auch  die- 
sem „Steinhaufen  der  Hebräer^  begegnen  wir  aof  Wetzstein'«  HauciMih 


296  L-  Noaek: 

karte  (der  nur  endlich  aach  das  so  wichtige  Q6)&ii-ItiDerar  nachfolgen 
möge!)  am  Nordwestrande  der  graasigen  Yalkanlandschaft  jungem 
Datams  in  den  „Wohnsitzen  der  Kinder  Israel^  (Dar-beni-Israii),  wo 
sich  auch  das  „Panserthal^  Zared  beim  Wadi-el-'Aragil  der  hauräni« 
sehen  Heraklioten-Faraonea  ausweist  Und  das  ^Lied  vom  Bmnnen-- 
kanal,  den  die  Fürsten  der  Vorzeit  gruben*',  findet  im  Dfimonenkanale 
der  osthaur&nischen  Beduinensage  nicht  blos  seinen  bestätigenden 
Wiederhall,  sondern  diese  letztere  giebt  sich  zugleich  als  Seitenstüdi 
zur  biblischen  Sage  von  der  haur&nischen  Ealebstochter  *Askab  und 
ihrem  Brautwerber  Oothoniel  zu  erkennen. 

Der  Sihonkönig  beim  Thell  SchihAn  rüstet  sich  und  wird  beim 
Ghadir-el-Has9&  geschlagen.  Der  Hauranier  Bil^am  tritt  auf  den  Plan 
der  schon  durch  die  chaldäischen  Bibel-Thargums  verbürgten  haurluii- 
schen  Oertlichkeiten,  von  wo  Israel  seinen  Siegeshoffhungsblick  in  die 
Zukunft  richtete.  Der  Basanskonig  wird  aufs  Korn  genommen.  Die 
Lagerstätte  'Almon  Deblathaim  erkennen  wir  in  'Ölmeh  ('Ilmj)  am 
untern  Laufe  des  Wädi-el-Ghär,  welchem  aus  dem  Zeugnisse  der 
Jäqobsgeschichte  die  Ehre  zu  Theil  wird,  statt  des  Na)^r  Zerqä  für 
den  biblischen  Jabbok  einzustehen.  Die  Doppel residenz  des  Riesen- 
konigs  'Og,  dessen  Namen  der  Nahr-el-'Awag  bewahrt,  tritt  uns  im 
Landstriche  der  alten  Faraonen-Wasserleitung,  dem  östlichen  Chisfingaa 
der  ägyptischen  Denkmäler  entgegen  als  $anamSn  und  Adbrä'th,  und 
die  Midj  an  it  er  forsten,  demaskiren  sich  bei  den  Töchtern  Moab  als 
„Herren  vom  Kriegsrocke^.  Das  Hebräergebirg  (nicht  'Abarim  der 
Masoreten)  bei  Nawa  (Nebe)  mit  dem  Grabe  des  gölanischen  Empe* 
dokles-Moses  bei  den  Yulkankratern  Sion-Nawä  wird  noch  von  Esthoii 
Farchi  am  rechten  Platze  gefunden.  Der  Nawä-Sohn  Josua  rückt 
durch  den  Moabswesten,  die  noch  in  den  Tagen  der  ersten  Araber- 
Eroberungen  im  westlichen  Golän  bekannte  Landschaft  Mab  abend* 
wärts  zum  Ziele  der  Israels  Wanderung,  dem  Kinnerethsee  vor,  der  nacb 
dem  arabischen  Dichter  ^den  Mond  am  Tage  vorstellt,  umsäumt  von 
der  Finsternisse  Flor^.  Ein  neues  Zeugenverhor  der  alten  Schriftstel* 
1er  stellt  die  Lage  von  Jericho  am  Platze  von  Tarichea,  dem  ao» 
Tiberiassee  gelegenen  Beth  Jerach  der  Rabbinen  sicher. 

Israels  Jordanübergang  fand  im  Süden  des  Seebeckens  bei  der 
Brücke  Um-el-Qanätir  und  die  „Stauung  der  Wasser^  im  galiläischen 
W&di  Fegas  statt,  welches  sich  als  das  biblische  'Achor-Thal  aas- 
weist, während  für  Liebhaber  die  ,) zwölf  Steine  in  Gilgal*'  noch  heute 
als  zwölf  mächtige  Basaltblöcke  bei  Sengol  und  Hagär  -  el  -  Nasrany 
(Steine  der  Christen)  in  der  Ardh-el-Hammä  zu  sehen  sind,  und  sogar 
in  Schejrath-el-Qelef  noch  der  Platz  zu  finden  ist,  den  Hieroojmus  als 
den  Hügel  der  Vorhäute  kannte.    Stellt  es  sich  heraus,  dafs  der  grofse 


r 


Eine  kritische  Revision  der  biblischen  Geographie.  297 

Siegesffihrer  der  Westjordaostämme  als  E  fr  ai  ms -Richter  lediglich  für 
das  Haas  Josef  das  grofse  westjordanische  Doppelstammgebiet  Efraim- 
Maoasse  nicht  in  der  mittel  palästinischen  Samaria  der  lateinischen 
Mönche,  sondern  im  galiläischen  Westjordanlande  beim  obern  und 
mittlem  Jordansee,  zwischen  den  Ibn-'Amirmarschen  and  dem  Qasi- 
mfehstrome  erobert  hat,  so  trSgt  aach  nar  die  herkömmliche  Befangen« 
heit  in  der  lateinischen  Moncbskarte  die  Schuld  des  Mifsverständnifses, 
das  dem  Oalilfierlande  die  Ehre  raubte,  den  Thronsessel  Josua's  in  der 
dorch  das  Zeugnifs  der  Misch nah-Lehrer  verbürgten  S^lom-Selameh- 
ebene  getragen  and  anch  das  Josnagrab  in  der  Oenezarethebene  (6ha- 
weir)  geborgen  zo  haben.  Statt  einer  angeblich  jadfiischen  Medinetb- 
el-Ghai  finden  wir  die  Ton  Josua  eroberte  Stadt  *Ai.oder  Ghai  nir- 
gends anders,  als  auf  dem  Berge  'Aibal  (Ghaibal),  d.  h.  Alt-'Ai 
selber,  and  erkl&rt  sich  der  seit  den  Tagen  des  Hieronymas  über  die 
Lage  der  samaritischen  Berge  Ghaibal  und  Garizim  geführte  Streit 
geradezu  ans  der  Thatsache  einer  erst  im  4.  Jahrhundert  am  Platze 
der  heutigen  Nablas  gegründeten  südlichem  Neapolis,  die  der  Bordeaaz- 
pilger  vom  Jahre  333  n.  Chr.  so  wenig  kannte,  als  ihr  die  alte  Nea« 
polis-Münze  mit  dem  Garizim  -  Aufstieg  gelten  kann.  Der  galiläische 
Platz  der  seit  Herodes'  Tagen  Neapolis  genannten  altbiblischen  Sychem 
(des  Bordeauxpilgers  Sechim)  hat  sich  in  arabischer  Uebersetzung  dea 
Namens,  der  Rücken  oder  Schulter  bedeutet,  im  Dorfe  Ober-Dh&harieh 
bei  $afed  erhalten,  wo  auch  der  Rabbi  Schwarz  von  Jerusalem  eine 
Sychem  kennt.  Südwärts  von  dort  vertritt  Wädi-el-Ahmar  das  He- 
mortbal  und  das  griechische  BSthachamar  bei  Sychem  und  der  Aus- 
läufer des  südlichen  $afed-Hügels  den  l^almon-  (Götzenbilder-)  Berg 
der  Sjchemiten.  Kennen  noch  filtere  Reisende  die  Ue herlief erung  der 
$afeder  Juden,  dafs  in  ihrem" Weichbilde  Jäqob  zur  Zeit  der  Josefs- 
verkaufung  gewohnt  und  des  Sohnes  Verlust  in  einer  dortigen  Höhle 
betrauert  habe,  so  bestätigt  dies  die  südostwfirts  benachbarte  Josefs- 
grabe  (Gubb  Jnssuf),  und'  wir  haben  in  den  angeblichen  Jaqöbs-  und 
Josefsplfitzen  bei  der  lateinisch-christlichen  Neapolis  (Nablus)  unserer 
heutigen  Palfistinakarten  um  so  mehr  blofse  Mönchserzeugnisse  zu  er- 
kennen, als  nachweislich  die  alte  Neapolis  (Sychem)  dicht  bei  Samaria 
(Sebaste)  lag,  wfibrend  die  neue  Usbuste  mit  ihren  aus  der  spfitrömi- 
schen  Kaiserzeit  stammenden  Prachtruinen  über  2  Stunden  von  Nablus 
entfernt  liegt.  Erfuhr  nun  noch  einer  der  Mfinner  des  ^Reyssbuches 
▼om  heiligen  Lande^  im  16.  Jahrhundert,  dafs  Qafed  oder  l^afeth  (bei 
den  Juden  Sewafs)  die  alte  Sebaste  des  Herodes  sei,  so  mufs  uns 
sogar  die  dicht  bei  der  Stadt  Samareia  gelegene  Sychar  des  4.  Evan- 
geliums (4,  5),  d*  h.  ^schikr^  (weibliche  Scham),  als  der  ^Hurenteich 
TOD  Schomron^  (1.  Könige  22,  37  f.)  den  Platz  des  Quellenteiches  bei 


298  !«•  Noack: 

Dhabarieh  im  W&di  Hamrä  bezeugen  helfen,  den  jüdische' Reidende 
des  Mittelalters  als  den  grofsen  ,,Baach^  (beten)  beseichneo.  Während 
der  bei  den  Ibn-'Amirmarschen  gelegene  Platz  von  Zerain  mit  der 
biblischen  Erzählung  von  Naboths  Steinigung  (1.  Eonige  21,  19.  22,  38) 
in  unauflöslich  geographischem  Widerspruche  steht,  trifft  dagegen 
•die  Trümmerstätte  Khirbeth  ^irin  im  Süden  von  $afed  mit  der 
Nachbarschaft  des  Schomronteiches  bei  Dhiharieh  aufs  Glucklichste 
zusammen.  Das  Gedächtnifs  der  Wasser  Megiddö  knGpft  sich  iui 
Yolksmunde  der  $afeder  Juden  an  das  Leimontbal,  dessen  Gewässer 
beim  Qarn-el-Megd  im  Germakgebirge  entspringen  und  somit  die  Wur^ 
zel  des  angeblich  verloren  gegangenen  Megiddo- Namens  bis  heute  be- 
wahrt haben.  Nicht  in  der  Niedernog  der  erst  in  lateinisch-christlicher 
Zeit  als  Esdrelom-ßbene  getauften  Merg-ibn-'Amir  lag  die  Legeon 
•des  Eusebios,  sondern  am  Platze  des  Dorfes  Elgauneh  ostwärts  voa 
$afed,  und  statt  den  biblischen  Qischonfluüjs  im  Osten  von  'Akka  als 
Maqatta-Strom  zu  begrussen,  finden  wir  ihn  beim  Trümmerdorfe  Qasiän 
■im  Wädi  Muädhammieh  wieder,  der  vom  Germak  her  die  schöne 
Ebene  von  El-Gisch  umschlingt.  Mit  der  Einsicht,  daÜB  der  biblische 
Thabor  und  das  Itabyriongebirge  der  griechischen  Schriftsteller 
icein  „Nabel^  ist,  den  Hieron jmus  als  Berg  von  angeDfälliger  Bunde 
nach  Sudgaliläa  setzte,  werden  wir  durch  die  Angaben  des  Eusebios 
4iuf  den  Gebirgszug  im  Norden  von  l^afed  als  den  rechten  biblischen 
Thabor  geführt,  der  als  Westrand  des  Huleh-Beckens  bis  zur  Merg 
'Ajiin  reicht  und  die  nordliche  Hälfte  der  Nafthali-Terrasse  bildete, 
•deren  südliche  Hälfte  bis  zum. „Hügel  der  Vorhäute^  im  Südwesten 
des  Tiberiassees  reichte.  Und  die  Ansetzung  der  Nafthalitiscben  Son- 
nenstadt  bei  Basimun  hat  durch  die  neuerdings  stattgehabte  Aufgrabung 
«ines  Sonnentempels  bei  Qedes  Nafthali  eine  überraschende  Bestätigung 
«rhalten.  Von  dort  westwärts  begegnen  wir  im  Gebel  'Amilab,  dem 
nördlichen  Theil  von  Beläd-el- Besehära,  den  biblischen  Plätzen  des 
•dienstbaren  Knechtes  Issachar  mitten  im  weiten  Efraim-Manasse- 
gebiete,  das  sich  durch  die  südliche  und  nördliche  Galiläalandschaft 
bis  zum  Qasimiehstrom  zog  und  die  durch  Eusebios  verbürgte  galilair 
«che,  nicht  südjudäische  Daroma-Landscbaft  einschlofo,  an  der  bereits 
im  Jaqobssegen  Nafthali  seinen  Antheil  bekommen  hat. 

Das  südwärts  von  den  Gergesäer-Marschen  des  'Amirsohnes  fol- 
gende westjordanische  Plateau,  welches  auf  der  Kreuzfahrerkarte  als 
Gebirge  Efraim  und  Judah  auftritt,  hat  vor  den  Tagen  von  Zorobabel 
and  E^ra  keine  Judäer-Ansiedlungen  gekannt.  Die  spätgeborne  Herr- 
lichkeit des  Stammes  Jüdah  ist  durch  die  neuere  kritische  Betrachtung 
des  Richterbuches  bei  unbefangenen  Forschern  längst  aulser  Zweifel 
gesetzt.     Judah's  geschichtliches  Auftreten   im  Richterzeitalter  ist  enl- 


r 


Eine  kritische  Bevision  der  biblischen  Geographie.  299 

Mbieden  yeifrüht  und  erst  durch  spätere  Zathaten  in  das  Richterbuch 
eingeschwärzt.     Erst  seit  den  Davids -Eroberungen  gab  es  ein  „Land 
Jodah^,  und  die  „Stfidte  Judah  von  Schomrön  bis  Bethoron^  (2.  Chro- 
nik 25,  13)  weisen  unter  König  Ama^iah  auf  Ansiedelungen  des  „Maa- 
ned  Jodah^  beim  Weinberg  Israels  in  die  galiläische  Darömah.    Das 
StSdteverzeichnifs  des  Stammes  Jüdah  im  Buche  Josua  stellt   augen- 
scheinlich erst  den  Bestand  des  Jahrhunderts  dar,  das  zwischen  Schom- 
ron's  Fall  and  die  chaldfiische  Eroberung  des  Landes  fällt     Es  ent- 
hält einen  namhaften  Theil  froherer  Besitzungen  Efraims,  dessen  An- 
theil  darum  im  Josuabuche  so  augenfällig  zu  kurz  kommt.    Mit  der 
Einsicht,   dafs  die  westjordanischen  Stammgebiete  keine  räumlich  ab- 
gegrenzte einheitliche  Complexe  waren,    verlieren  die  bisherigen  Zu- 
rechtstellungsversuche    unserer    Bibelkarten    ihren    wissenschaftlichen 
Werth.    Das  weite   Efraim  -  Manassegebiet    war    durch  Enclaven   der 
Nafthaliten,  Issachariten,  Jndahsöhne  und  Benjaminiten  zerrissen.  Letz- 
tere zogen    sich    auf  den  Wasserscheidehohen   bei  Seen  und  Merg's 
(Meräg)    auch   durch    das  Hauptland  Judah   im    obern  colesyrischen 
Theim-Thale,    wo  die  vorexilische  Davidsstadt  lag.     Sehen  wir  den 
Traum  einer  Ausdehnung  des  davidisch  -  salomonischen  Reiches  vom 
Aila-Golf  im  Süden  bis  zum  Eufrath  und  Taurus  hin  mit  der  Aufklä- 
rung des  Mifsverständnifses  in  Betreff  der  Landschaft  Aram-I^übah  und 
des  Hafenortes  A^iongaber  haltlos  zerrinnen,    so  wird  uns  für  solche 
gefabelte  Besitztitel    der  Antbeil  schadlos    halten,  der  dem    gelobten 
Lande  durch  die  biblischen  Urkunden  am  Libanon  und  an  Colesjrien 
toftilt.     Denn  den   AssSriten   und  Zabüloniten   ist  zum  Theil   bereits 
im  Makkabäischen  Zeitalter,  zumeist  jedoch  erst  im  Zeitalter  des  Euse- 
bios,  das  südliche  Galiläa  als  Wohnsitz  angewiesen  worden.     In  alter 
Bibelzeit  safsen  erstere  „bei  den  Brautbetten  der  Wasser  und  über  deren 
Einschnitten **,  wie  es  im  Jaqobssegen  von  Asser  heifst,  d.  b.  bei  den 
Qaellenorten  der  Bergströme  des  West-Libanon-Terassenlandes,*  wo  die 
Asseritenstädte  noch  allesammt  der  Reihe   nach  von  Norden  nach 
Süden  gezählt  nachweisbar  sind.    Andererseits  finden  wir  vom  Tyrischen 
Kastenstriche  nordwärts  bis  in  die  Gegend  der  Pafslücke  zwischen  dem 
Libanon  und  dem  Nasairiergebirge  die  vorexilischen  Zabü  Ions  Städte 
wieder.     Und  geradesoweit  nordwärts  reichen  von  der  Merg-lbn-'Amir 
her  die  alten  Grenzen  des  gelobten  Landes  in  den  Mosaischen  Büchern, 
die  ohne  Frage  nur  dem  wirklichen  Bestand  zur  Zeit  ihrer  Abfassung 
oder  letzten  Bedaction  Ausdruck  geben  wollten.    Während  im  bisheri- 
gen Rahmen  der  Reiche  Israel  und  Judah  die  aramäische  Jordanwiege 
nur  mit  dem  verlorenen  Eckposten   einer  vereinzelten  Da niten- An- 
siedelang bedacht  erscheint,  haben  nunmehr  sämmtliche  Danittfnplätze 
des  Josaabuches  beim   HülehbeckKn   sich    ausgewiesen,    dessen    weite 


300  L-  NoÄck: 

SampfBtreckeo  biB  nach  Gazer  (Ohaschar-Bracke)  die  Bibel  als  ^Meer 
Jeraqon^  (Meer  des  GrSneo)  bezeichnet 

Aas  ihrem  Kafthor-Heimathsitze  zwischen  dem  Fufs  des  Nasairier- 
gebirges  und  der  'Akkar-Landschaft  bei  der  Ganiabucht  (dem  Pelusiam 
der  biblischen  Javaniten)  waren  die  Filister  durch  ihr  ^fönikisches 
Mifsgeschick^  gendthigt  worden,  südw&rts  zo  wandern.  An  ihre  Fer- 
sen hat  sich  bis  heate  anaafgeklfirt  der  Mifs verstand  geheftet,  als  hfit- 
ten  sie  die  heutige  sudjudäische  Kustenebene  sich  aasersehen,  am  dort 
ihre  reisigen  Stfidte  za  gründen.  Nur  der  offenbare  Mifsverslaud  einer 
Stelle  des  griechischen  Josefos  hat  dort  bereits  für  die  Zeit  des  Kai- 
sers Yespasian  die  von  der  Mandung  des  W&di-el- 'Arisch  nordwärts 
folgende  Stiidtereihe  Gaza,  Asqualon,  Asdod,  Jamneia  und  'Aqqaron 
aufgepflanzt.  Noch  im  Zeitalter  der  Tabula  PeuUngmiana  (zu  Anfang 
des  dritten  Jahrhunderts)  gab  es  dort  keine  Gaza;  die  angeblich  dort 
za  suchende  Gaza  des  Strabon  und  Plinias  weist  sich  als  eine  am 
Soesbusen  gelegene  afrikanische  Gaza  aus.  Wer  es  auch  gewesen  sein 
mag,  der  zuerst  die  biblischen  Simonpl&tze  nach  den  Simsim-  (Sesam-) 
Feldern  bei  Neu-Gaza  verlegte,  die  Erzählung  der  Belagerung  von 
Gaza  durch  Alexander  den  Grofsen  beweist,  dafs  für  diese  hochragende 
Yeste  an  der  syrisch-ägyptischen  Knstenstrafse  ebensowenig  ein  Platz 
war,  wie  für  die  einem  altberübmten  Fischsee  benachbarte  Asqualon, 
die  uns  in  bildlicher  Darstellung  auf  den  Denkmälern  des  Nilthaies 
als  Bergfestnng  begegnet  und  nach  der  Angabe  des  Josefostextes  bei 
Rufin  noch  zur  Zeit  des  jüdischen  Krieges  36  Stunden  von  Jerusalem 
entfernt  lag.  Die  kaum  halb  so  weit  von  Jerusalem  entfernte  Neo- 
Asqalon  der  Peutingerscben  Tafel  kann  erst  nach  dem  Titaskriege 
an  der  südjudäischen  Küste  entstanden  sein.  Für  die  festen  Städte 
von  Azotos  und  deren  Berg  ist  in  der  Umgebung  des  heutigen  Dorfes 
Esdüd,  nach  welchem  die  Masorethen  ihr  Asdod  für  den  durch  die 
griechische  Bibel  verbürgten  Azotos -Namen  in  den  hebräischen  Text 
brachten,  kein  Platz  zu  finden,  und  alle  Fliegen,  von  welchen  neuere 
Reisende  in  dem  elenden  Dorfe  'Aqir  geplagt  wurden,  vermögen  die- 
sem keinen  Anspruch  auf  die  alte  'Aqqaronburg  des  Baal  Zebüb  zu 
begründen,  dessen  Wahrzeichen  sich  als  ein  ganz  anderes  ausweist 
Mit  dem  Simson  -  Schauplatze  wie  mit  der  Filister  -  Pentapolis  weisen 
uns  die  biblischen  Erwähnungen  von  den  Richterzeiten  bis  in  die  Tage 
der  Makkabäer  unbedingt  in  den  Umkreis  des  Hülehbeckens  und  des 
Kinnerethsees.  Gerade  den  genauen  Angaben  der  Geschichtsschreiber 
Alexanders  des  Grofsen  über  Gaza's  Lage  verdanken  wir  die  Möglich- 
keit, bei  dem  Daniten-Meere  Jeraqön  den  Platz  der  alten  Gaza  fest- 
zustellen, deren  namenlose  Trümmerstätte  de  Saulcy,  ohne  es  zu  wissen, 
während  des  Aufsucbens  der  Hasor  des  Königs  Jabin  beim  Thell  Heyeh 


Eine  kritische  Revision  der  biblischen  Geographie.  301 

gefnndeu  hat,  in  dessen  Umgebung  uns  die  bei  griechischen  Schrift- 
stellern der  ersten  Kaiserzeit  genannten  zahlreichen  Gazäerdörfer  noch 
aÜesammt  ihre  Pl&tze  verrathen.  Die  heutige  galüäische  Hochebene 
£1-Gisch  (Oiscala)  im  Westen  von '$afed  war  das  Weichbild  der 
Bergveste  Asqalon,  wie  sich  aus  der  Ortscontrole  des  Onomasticon 
in  Uebereinstimmung  mit  der  verstümmelten  Stelle  des  herausgerisse- 
nen  Blattes  im  Text  des  Skylax  von  Earyanda  ergiebt  Gleichviel  ob 
£1-Giseh  oder  die  Trümmer  des  benachbarten  ßirketh-el-Gisch  den 
Platz  der  alten  Burg  bezeichnen,  so  umfafste  das  Weichbild  der  Pracht- 
stadt des  Herodes  noch  die  Ortslage  des  sftulenreichen  Kefer  Biriam, 
▼on  wo  bis  Jerusalem  gjenau  die  36  Stunden  zutreffen,  die  uns  Rufin 
als  richtige  Lesart  des  Josefostextes  erhalten  bat.  War  bereits  dem 
Fahler  Aristeas  in  seiner  Erzählung  über  die  Entstehung  der  Septua- 
ginta  die  Eleazarstadt,  die  ohne  Frage  gar  nicht  Jerusalem  war,  bei 
den  Gaz&ern  und  Asotiern  „am  Jordan^  bekannt,  so  wird  er  uns  zum 
Wegweiser  nach  der  Bergveste  Azotos  beim  Thell  *Azeiz&th^  wo 
nicht  blofs  das  alte  Nasairierdorf  'Ain  Fith  in  der  Azotosgeschichte 
dorch  den  Yaticanischen  Text  der  LXX  verbürgt,  sondern  auch  der 
in  den  ältesten  Josefos  •  Handschriften  für  den  Berg  von  Azotos  auf- 
tretende Name  Azara  durch  Robinsons  Thell  'Azariäth  vertreten 
ist.  Mit  des  Eusebios  Angaben  über  Geth,  der  Heimath  des  Riesen 
Goliath,  von  welcher  sich  den  Reisenden  an  der  südjudäischen  Küste 
gar  keine  Spur  hat  zeigen  wollen,  werden  wir  in  die  Merg  'Ayün 
rar  Nordwestecke  des  Hülehbeckens  gefuhrt,  während  wir  den  Misch- 
nah-Lehrern  die  Identität  der  beim  Ostwalle  des  Hülehbeckens  beim 
Fufs  des  Hermon  gelegenen  Gabbatha-el-Zeith  mit  der  Filiaterstadt 
Gab  bathon  verdanken.  Dagegen  vnrd  dem  im  Nordostwinkel  des 
Hülehbeckens  bei  Bäniäs  gelegenen  räthselhaften  $ebeib  eh -Schlosse 
mit  seinen  riesigen  altfonikischen  Bauten  die  doppelte  Ehre  zu  Theil, 
(üT  Beelsebübs  'Aqqaron  und  seit  dem  Verschwinden  dieses  Namens 
aas  der  Geschichte  für  die  Machairos-Veste  der  Makkabäer  und 
Herodianer  zu  gelten.  Endlich  hat  der  unbefangene  Blick  älterer  bib- 
lischer Geographen  längst  in  die  heutzutage  bei  Beisän  angenommene 
Lage  der  angeblich  einzigen  westjordanischen  Dekapolisstädt  Skytho - 
polis  gegründete  Zweifel  gesetzt  Die  ostjordanische  Lage  der  alten 
£listäischen  Baithsan  wird  aus  der  vergleichenden  Zusammenstellung 
aller  biblischen  und  griechischen,  ja  sogar  der  ältesten  arabischen  An- 
gaben am  Pllttze  der  golanischen  Um-Qabür  (Mutter  des  Grabes) 
mit  Nothwendigkeit  gefordert,  wo  das  nach  den  Tbargums  ostwärts 
vom  Tiberiassee  gelegene  Gögs-Grab  gleichfalls  der  Skythen- Stadt  gilt. 
Die  Freude  der  biblischen  Geographen  über  die  Entdeckung  des  angeb- 
lichen Gilboa-Gebirges  im  Westen  des  Jordan,  welches  hinterem  Rücken 


302  I«-  Noaek: 


der  christlichen  Nachfragen  hei  den  Arabern  eigentlich  Gebel  Taqiia 
heilst,  war  entschieden  verfrüht;  selbst  der  Oelbon-Platz  verrfith  darch 
den  fehlenden  semitischen  'Ain-Laat  seine  lateinische  Herkonft  Da- 
gegen haben  wir  im  Südwesten  von  Um-qabur  in  dem  Randwalle  der 
westgöldnischen  Baderschlucht,  die  sich  vom  Hammeth-Um-Solein  bei 
den  übrigen  heifsen  Schwefelquellen  vorüber  bis  Um-Eeis  hinzieht  (als 
unteres  Bett  des  heutigen  Wadi-Moaqqir)  die  altbiblischen  Gilboa- 
(d.  h.  Sprudel-)  Berge  vor  Augen,  bei  denen  Saul  sein  Leben  hatte 
lassen  müssen. 

In  die  Reihe  dlscreditirter  Geschichten  wird  fernerhin  aach  die 
Meinung  gehören,  dafs  der  heutige  Platz  von  Bl-Qods  (Jerusalem)  das 
Standlager  der  Lade  Jahwehs  in  Davids  Zeiten  gewesen  sei  nnd  den 
Salomonischen  Tempel  eingeschlossen  habe.  Die  alten  Jahwehpriester 
haben  ihre  Weihrauchdüfte  aus  ebendenselben  benachbarten  Libanon« 
Bergen  bezogen,  auf  deren  Rücken  uns  durch  Petermann  der  Gebirgs- 
ort  Thadmor  bei  den  Quellen  des  Adonis  -  Ibrahimstromes  den  Platz 
von  Salomons  Waldhans  im  Libanon  ebenso  bezeugt,  wie  noch  im 
1 7.  Jahrhundert  die  colesyrische  Tradition  die  Gräber  Davids  and  Sa- 
lomons nach  dem  im  Westen  des  'Angarr-Thales  gelegenen  Dorf  So- 
l^mteh  setzte.  Hier  liegt  bei  der  Wasserscheide  des  Antilibanon  die 
alte  Kananäer-Amme  der  Davidsstadt,  das  Dorf  E fei r  Jahns  (junger 
Löwe  Jabüs )  als  der  in  ganz  Syrien  einzige  Ort,  der  das  Ged&chtnifs 
der  biblischen  Jebnsäer  im  Sturme  der  Zweiten  erhalten  hat.  Dafs 
neuere  Reisende  die  diesem  Dorfe  westwärts  benachbart«  räthselhafte 
Trümmerstfitte  Megdel-'Angarr  als  die  aus  der  Griechenzeit  bekannte 
cÖlesjTische  Chalkis  bezeichneten,  war  nur  eine  Nothtaufe,  die  noch 
dazu  ohne  Noth  vollzogen  war,  da  sich  der  Platz  von  Chalkis  (Calcn» 
bei  Belon)  in  dem  weiter  nördlich  gelegenen  Dorfe  Eusaia  erhalten 
hat.  Den  Nachweis  des  Weichbildes  der  alten  Davidsstadt  in  der 
Trnmmerstadt  Megdel  'Angarr  (als  dem  Platze  der  Unterstadt)  und 
auf  dem  nördlich  benachbarten  Thell-Neby  Zanr  (als  dem  Platze  der 
Oberstadt)  wird  der  Leser  im  zweiten  Bande  des  Werkes  „Von  Eden 
nach  Golgatha*^  finden.  Im  Südwesten  bei  der  Trümmerstadt  'Angarr 
stehen  unsere  Reisenden  auf  dem  Tempelhügel  von  Megdel  vor  der 
schönsten  und  besterhaltenen  steinernen  Tempelruine  Cölesyriens  rath- 
los  mit  dem  Geständnisse,  nicht  zu  wissen,  welchem  aus  der  Geschichte 
bekannten  Platze  dieselbe  zugewiesen  werden  solle.  Wir  finden  in  ihr  die 
nur  des  verbrannten  Gebälkes  beraubten  Trümmer  desISalomonischen 
Tempels  in  den  Maafsen  genau  den  biblischen  Angaben  entsprediend 
wieder,  sobald  wir  uns  aus  letztern  über  die  bis  jetzt  ohnediefs  nicht 
festgestellte  Gröfse  der  altern  (kleinem)  biblischen  Elle  wollen  beleh- 
ren lassen.     Wie  es  kam,    dafs   die   aus   dem  Ebul  zurückgekehrten 


Eine  krituche  Revision  der  biblischen  Geographie.  303 

JerusalemiteD ,  die  sich  in  der  Zeit  des  Eambjses  die  Tempelraine 
anmafeten,  dort  abgewiesen  warden  ond  nach  einem  durch  die  ^  Macht 
Schomrons^  vereitelten  Versnche,  im  galiläischen  Samariterlande  den 
.altheiligen  S^lom  Selämebplatz  als  Mittelpunkt  ihrer  Neagründungen 
festzahalten,  endlich  auf  der  südjudäischen  Bergplatte  ihr  Nea-$i6n  mit 
dem  Zorobabeltempel  gründeten;  darüber  gibt  ans  das  griechische 
Esdrasbach,  dafs  die  arsprangliche  Textgestalt  der  'Ezra  -  Geschichte 
eothfiit  'die  aasreichenden  Anhaltspunkte,  am  mit  Zuziehung  des  nach- 
ezilischen  Jesaias  IL  (Jes.  40 — 62),  eines  Abschnittes  der  Zacharjah- 
Weissagungen  und  des  räthselhaften  galiläischen  (Selom-)  Tempelplatzes 
im  Ezechielbuche  auf  diese  bis  dahin  an  der  Hand  des  Masorethischen 
'Ezr4-  und  Nehemfahbuches  so  dunkel  und  verwirrt  gebliebene  Parthie 
der   neujudäischen  Ansiedlungen  das  rechte  aafklfirende  Licht  fallen 

za  lassen. 

« 

So  recht  im  Herzen  des  syrischen  Landesriesen,  der  im  Libanon- 
und  Antilibanon-Gebirgszug  seine  Glieder  ausstreckt,  in  der  breitesten 
Mitte  der  grofsen  syrischen  Völkerbrücke,  soweit  eben  von  allen  Seiten 
her  der  Alte  vom  Berge  (Gebel-el-Scheikh)  in  Sicht  war,  hatte  bis  zum 
chaldiischen  Exile  das  von  den  Jaqobs-Stammzweigen  eingenommene 
Gebiet  gelegen.  In  die  Umgebung  des  Hermon  -  Gebirgsstockes  bis 
sfidw&rts  zu  den  Marschen  Ibn-'Amir  fiel  nachweislich  der  Schauplatz 
der  filtern  biblischen  Geschichte.  Wie  sollte  es  uns  wundern,  wenn 
sich  dieser  Gebirgsriese,  der  sich  auf  seinem  westlichen  Wasserscheide- 
joche thatsSchlich  als  Quellenvater  der  4  syrischen  Hauptströme  Oron- 
tes  und  Leontes,  Jordan  und  Barata  kundgiebt,  zugleich  nach  der  seit 
dem  davidisch  -  salomonischen  Zeitalter  allmfilig  ausgebildeten  An- 
schauung von  der  biblischen  Vorgeschichte  des  Hebrfierstammes  aus- 
wiese! Hat  nun  die  biblische  Flutbsage,  analog  den  gleichartigen  Sa- 
gen anderer  Völker,  nichts  anders  als  ein  lokal  beschränktes  Ereignifs 
im  Auge  gehabt,  so  haben  wir  auch  kein  begründetes  Recht,  die  Mei- 
nung der  biblischen  Edenssage  zu  einer  Dichtung  über  den  angeblichen 
Ursitz  des  ganzen  Menschengeschlechtes  zu  erweitern,  um  die  bibli- 
sche Edenlandschaft  in  Uebereinstimmung  mit  der  chinesischen 
Ueberlieferung  weithinaus  in  den  aufsersyrischen  Osten  auf  der  Hoch- 
ebene Pamir  zu  suchen,  von  der  ein  biblischer  Mann  schlechterdings 
nichts  wissen  konnte.  Liefs  die  gelehrte  Noth  der  altern  und  neuem 
Edenssucher  fast  keinen  bevorzugten  Platz  der  alten  Weltkarte  unver- 
schont,  um  dem  Rahmen  der  biblischen  Paradies-Ströme  und  ihrer  vier 
Stromhäupter  gerecht  zu  werden,  so  wird  sich  des  Streites  Ende  an 
die  nächstliegende,  fast  selbstverständliche  Voraussetzung  knüpfen,  dafs 
die  biblische  Sage  vielmehr  eine  in  der  tageshellen  Geschichte  des  bibli- 
schen Volkslebens  wohlbekannte  inn  er-S3rrische  Landschaftim  Auge  hatte. 


304  L-  Noack: 

Aach  ohne  die  niitteisyrischen  (aramfiischen)  ^Sohne  E^en*'  der  bibli- 
schen Propheten  and  die  nordostjordani sehen  Edeni  der  romischeD 
Kaiserzeit  verräth  der  Garten  in  Eden  seinen  Platz  im  Bibellande  sel- 
ber. Die  romische  Station  ^ad  Medera^  der  Tabula  Peutingeriana^  die- 
Yon  den  Herausgebern  der  Seetzen 'sehen  Reisen  ohne  Grand  anf  der 
Hochebene  im  Osten  des  Antilibanonrückens  gesucht  und  darum  auch 
nicht  gefunden  worden,  bezeugt  uns  als  heutige  Pafshohe  des  Madar- 
thales  über  dem  obern  Wädi-el-Theim  den  Platz,  auf  welchem  für  den 
landeskundigen  Blick  die  Ursprange  der  Hauptströme  vor  Augen  lie- 
gen, deren  Syrien  gerade  4  und  nur  4  aufzuweisen  hat,  wie  der  Er- 
z&hler  der  biblischen  Gartengeschichte  ebenfalls  nur  von  4  Stromhäupteni 
weifs,  die  vom  biblischen  Garten  Eden  ausgegangen  wären.  Es  gzlt 
darum  nur  einfach,  den  landschaftlichen  und  ethnographischen  Finger- 
zeigen sorgfältig  nachzugehen,  um  die  Identität  der  biblischen  •  Sagen- 
namen Feison,  Gihon,  Eddeqel  und  Forath  mit  dem  Orontes,  Leon- 
tes,  Jordan  nnd  Barada  vollständig  klar  zu  machen. 

Kennt  doch  die  Bibel  aufser  dem  grofsen  Eufrath  auch  einen 
mittelsyrischen  Forath  und  gilt  noch  im  13.  Jahrhundert  bei  Jäqnt  der 
arabischen  Ueberlieferung  gerade  das  Stromnetz  des  Damaskenischen 
Far-Farah  (Barada)  als  das  Gebiet  des  biblischen  Gartenstromes;  so 
hat  bei  den  Quellen  dieses  Barada  der  Hermon-Antilibanon  über  sei- 
nem westlichen  Wasserscheidezuge  in  dem  lieblichen  Alpthale  der 
Ze be d an y- Ebene  ein  im  Gebirgsrahmen  verstecktes  Hocbländchen 
aufzuweisen,  welches  vollständig  die  Bedingungen  enthält,  um  im  Be- 
ginne des  5.  Jahrtausends  vor  unserer  Zeitrechnung  als  ein  Stammsitz 
der  syrischen  (Adams-)  Volkersippe  zu  gelten.  Dem  Ruhme  des  Va- 
ters der  vergleichenden  wissenschaftlichen  Erdkunde  wird  es  keinen 
Eintrag  thuu,  dafs  er  ebensowenig  aus  dem  Labyrinth  der  gelehrten 
Edensucher ^  wie  aus  den  nach  der  arabischen  Halbinsel  und  zu  den 
Hindus  unternommenen  Irrfahrten  nach  den  Goldländern  Ofir  und 
Havilah  den  Ariadnefaden  zu  gewinnen  vermochte,  den  die  Hüleh- 
Landschaft  beim  Feison-Orontes  mit  den  Hylaten  des  Plinius  für  das 
•dortige  kaschitische  Havilah-Land  der  Bibel  in  der  griechisch-römischen 
Kasiotis  reicht  und  andererseits  der  Vaticaniscbe  Text  der  griechischen 
Bibel  mit  der  Uebersetznng  durch  Syria  Nasib  (Nisibenisches  Syrien, 
römische  Nisibis  am  mittlem  Eufrath)  für  die  nordsyrische  Lage  des 
Ofirlandes  an  die  Hand  giebt.  Sind  also  die  Schiffe  Salomons  und 
■Josafats  nicht  von  einer  erträumten  Hafenstadt  Asiongaber  am  rothen 
Meer,  wo  niemals  Schiffe  gebaut  werden  konnten,  sondern  von  einem 
Platze  dieses  Namens  bei  Ailath  an  der  Nordküste  des  rothen  Föniker- 
Meeres  ausgelaufen,  so  hat  weiterhin  die  Gihon -Quelle  bei  der  cole- 
^yrischen  Davidsstadt  als  'Angarr-Hauptqoelie  des  Gihön-Lithanystromes 


Eine  kritiache  ReriBion  der  biblischen  Geographie.  305 

Bit  diesem  letztem  delbst  den  Wegweiser  zar  grieehisoheB  Aetbiopev^- 
Imdschiift  des  Fabelkonigs  Keleus  im  Eefa-Fönikcr lande  d«r  Nilthul»- 
denkmaler  geliefert,  und' wir  sind  za  den  Terass^n  desselben  Sjrrisoken 
W^braneh-  (Libanon**)  Gebirges  geführt,  welchem  durch  die  an8>  bei 
Straboir*  und  Cnrtias  im  Libanon  begegnenden  arabisehen  StänuBe  so^ 
gar  der  Ansprach  auf  arabischen  Weihrauch  in  eüäer  Periode  der  al*- 
ten  Geschichte  gesichert  wird,  da  das  fabelhaft  verworrene  Gerede>  Yofll 
Weihrauch  der  arabischen  Halbinsel  noch  nngeboren  war.  Endiidi 
aber  hat  dem  eigentlich  heiligen  Strome  Palfistina's,  dem  Jdrdan^  sol- 
gar noch  ein  Z^ngnifs  der  Mischnnh.den  Namen  des  Diqlath  (Bddeqel) 
and  damit  die  Ehre  eines  biblischen  Edensstromes  verbürgt 

Nur  Eine  der  mancherlei  Pluthsagen  des  Alterthumes^  denen*  die 
bentige  Wissenschaft  immer  nur  einen  beschränkten  örtlichen  Hinler^ 
gmnd  zuzugestehen  im  Stande  ist,  gibt  sioh  uns  in  der  biblischem 
Flothsage  za  erkennen.  Gerade  die  „Nofi-^E^ene^  (Belad  Baarl«- 
bek)  der  Nordhälfte  Colesjriens  bat  der  Fbrscherblick  deutscber  VLei* 
senden  als  trockengelegtes  Bett  eines  grofsen  alten  Seebleekeiis*erfcaBot^ 
dessen  Darchbruch  einst  bei  Qarü^n  am  mittlem  Litbinystrome  statti' 
gefunden  haben  mufs.  Und  wie  viele  Landungsplätze  des  biblisohen 
Flnthmannes  da  und  dort,  wohin  eben  mit  dem-  Gbristenthume  M 
Bibel  gedrungen  war,  die  geschäftige  Sage  fizirt  haben  mag;  eS  btzea* 
gen  ans  nicht  etwa  blofs  die  verschiedenen  Ruhesitze  (Ni  ha -Plätze) 
Noahs  auf  dem  westlichen  GebirgsboH werke  von  Golesyrien,  soad)Brn 
die  dortige  Landesiiberlieferung  selbst  die' S  annin -Gipfel  im  Libanon 
als  den  Landungsplatz  des  cöler^ischen  Fluthroannes.  Der  Nachweis, 
dftfo  der  Armenische  Ararat  erst  in  der  Zeit  aufgekommen  ist,  ab 
das  Armenische  Bergvolk  mit  dem*  Ghristenthume  auch  die  Bibel  er*- 
hielt,  in^  weMev  die  Söhne  Haik's  aueb  ihre  heimischen  Berge  erwähnt 
zu  finden  meinteO',  bat  nicht  blofs  an  Strabon  seine  Stfitae,  der  den 
(erst  durch  HSerosymus  arnoenisirten)  Namen  Ararat  in  Armenien 
noch  gar  nicht  kennt,  sondern  ist  schon  durch  die  griechische  Bibel 
verbürgt,  die  aw  zwei  Steilen  gar  nichts  y)m  Ararat  weifs,  an  dei* 
dritten  St^le  nur  ein  Land,  nicht  einen  Berg  Ararat  kennt; 

Der  Umstand,  dafs  in  derselben  cölesjrischen  Umgebung  des  Anti«- 
libanoD  -Wasserscheidezugs,  von  wo  aus  der  biblisohe-  Bdenschreiber 
seinen  RundbBek  m«chte,  aachdie  Noah^Sage  durch  den  Aitvater  nach 
der  Flotb  das  Land  unter  seine  drei  S6hne  getheilt  werden»  läfst,  gibt 
oss  den  Fingerzeig  über  die  Gegend,  wo  der  Verfasser  der  biblischeü 
Völkertafel  seine  Landesüberschan  gehalten  hat,  ami  in  das  N^ 
der  ihm  gelänfigen  innersjriscbenr  Stromgebiete  seine  Stamm«-  und 
V(Ukergli«dehing  ehnatragen.  Man  hat  noch  in  Jnngster  Zeit  dii  Abh 
fuinng  dieser  ethnographiseVen  Tabelle  ini's  7.  vorehristEche  Jalo^ 

Z«ltwhr.  d.  GM«lUob.  L  Brdk.    Bd.  IV.  ^ 


306  ^'  Noack! 

hundert,  als  die  2^it  der  Kimmerier-  unS  Skythenzage,  ansetzen  n 
mQssen  geglaubt,  nm  in  der  Nachfolge  Borcharts  und  Knobele  die 
darin  vorkommenden  Völkernamen  über  alle  Weiten  des  Orbis  antiqm» 
unterbringen  zu  können.  Wie  konnte  man  aber  aufser  Acht  lassen,  dab 
mit  einem  Theil  der  weit  verschleppten  Völkerschaften  die  'üebrfier 
bei  den  biblischen  Propheten  in  die  allernächsten  Bezüge  treten?  Die 
Heimath  der  Cedern  Assürs  weist  man  über  den  Tigris  hinaus  in  die 
Berge  des  aufsersyrischen  Ostens,  wo  Cedern  überhaupt  gar  nicht  vor- 
kommen! Die  Euschiten  mit  der  Sabakönigin  müssen  nach  Afrika 
und  der  arabischen  Halbinsel  wandern,  um  gleichwohl  von  dort  aas 
ungeheurer  Feme  her  mit  Heeresmacht  den  Jüdahkönigen  Besuche  ab- 
zustatten und  für  die  biblischen  Propheten  nicht  etwa  in  Folge  gött- 
licher Offenbarungen,  -  sondern  auf  natürlichen  Verkehrswegen  eine  all- 
vertraute  Erscheinung  zu  sein!  Dagegen  für  das  bei  den  Griechen  alt- 
berühmte Qebirgsterassenland  bei  der  syrisch  -  fönikischen  Küste,  für 
den  weiten  Osten  der  Antilibanon-Hochebenen,  für  die  Ost-  und  West- 
orontes-Landschaft  hat  man  in  den  Tagen  der  Abfassung  der  Völker^ 
tafel  keine  andern  Bewohner,  als  die  den  klarsten  biblischen  Zeug- 
nissen zum  Trotz  nach  allen  Winden  versprengten  Aramssöhne  der 
Damaskener  Landschaft!  Dafe  der  Verfasser  der  biblischen  Vöikei^ 
tabelle  keine  eingebildeten  Völker  und  Stämme  auf  die  Nachwelt  hat 
bringen  wollen,  ist  gewifs.  Ebenso  klar  ist  es  aber,  dafs  die  biblische 
Urkunde  von  fönikischen  Seefahrern  keine  europäischen  und  afrikani- 
schen Völkerschaften  aufgerafft,  sondern  sich  mit  ihren  Noacfaidea 
lediglich  innerhalb  des  Völkergesichtskreises  hält,  der  im  assyrisch- 
chaldäischen  Zeitalter  für  einen  biblischen  Mann  vor  Augen  liegen 
konnte.  Ueber  die  grofse  syrische  Völkerbrücke  zwischen  dem  Tan- 
rus  und  der  Nordgrenze  Arabiens  (in  deren  Breitelage  auch  der  Mona 
Syna  der  Peutinger'schen  Karte  fällt)  auf  der  einen  und  zwischen  dem 
fönikischen  Meer  und  dem  grofsen  Eufrath-Bogen  auf  der  andern  Seite 
ist  der  geographisch  -  ethnographische  Gesichtskreis  der  vorexilischen 
Hebräer  nachweislich  nkmals  erweitert  worden.  Keine  Indus-  und 
Gangesbewohner  begegnen  uns  in  den  vor  dem  Exil  beschriebenen 
Büchern  des  A.  T.,  und  keine  Kaukasier  waren  nöthig,  um  den  hell- 
farbigen biblischen  Völkern  das  Gepräge  der  Rasse  aufzudrucken. 
Der  prophetische  Butzenmann  Gog  von  Magpg  nicht  minder,  wie  die 
dem  biblischen  Schriftsteller  alle  Wege  so  vertrauten  Aethiopen  fallen 
lediglich  in  den  bezeichneten  Umkreis  des  syrischen  Landes.  Den 
Söhnen  Javans  so  gut,  wie  den  übrigen  Stammzweigen  Jafeths  hat  die 
Sonne  Abrahams  geleuchtet,  und  vom  ionisch  -  hellenischen  Gewände 
der  Javanäer  hat  wenigstens  der  Verfasser  der  Völkertafel  noißh  nichts 
gewuTst    Indem  der  Mann  als  achter  Morgenl&ndef  sich  von  seiner 


Eine  kritische  Reyision  der  biblischen  Geographie.  307 

cölesyrischen  Hochwarte  zum  Sonnenaufgang  wandte,  fiel  sein  Blick 
fnoächst  auf  die  weite  Palmyrenergegend ,  die  langgezogene  Semftw&- 
Hochebene  des  Eufrath -Westens,  als  das  Erbtheil  8em*s,  das  Tom 
A8char-Kegel  im  Eafrath-Brückenlande  bei  Samosata  8ber  die  'Ailam- 
Hochebene  beim  Antilibanon  -  Abfalle  zu  Aram's  Stammsitzen  beim 
Hermon-Quellen lande  reichte.  Weder  Strabon's  ArimÄer  -  Syrer,  noch 
Herodot's  Sprachgebrauch  des  Namens  Syria  vermögen  dem  biblischen 
Aram-Oebiete  im  Osten  and  Westen  des  Hermon-Bollwerkes  auch  nur 
eine  M^ile  zuzusetzen.  .  Im  ganzen  biblischen  Alterthum  kommt  aus- 
Dahmslos  Aram  als  Land  und  Volk  lediglich  in  diesem  engbegrenzten 
Sinne  vor.  Das  biblische  Aram-Naharaim  ist  als  Syria  Mesopotam||i 
nichts  anderes  als  das  Stromnetz  des  Barada  bis  zum  Grabe  dieser 
Rinnsale  im  biblischen  „Ostmeer^,  den  Damaskener  Wiesenseen,  wo 
auch  die  Harran  Labans  doppelt  verbürgt  ist.  Erst  an  die  Zerstreuung 
des  mittelsyrischen  Aramäerstammes  seit  den  assyrisch  -  chald&ischen 
Deportationen,  also  nach  der  Zeit  der  biblischen  Völkertafel,  hat  sich 
die  Erweiterung  des  biblischen  LandschaftsbegriiFes  Aram  zu  dem  uns 
erst  seit  Herodot  bei  den  Griechen  begegnenden  umfassenderen  Lan- 
desnamens  Syria  vollzogen. 

Ueber  dem  östlichen  Horizont  der  Semiten  hinaus  liegt  dem  Ver» 
fasser  der  Völkertafel  der  Eufrat h bogen ,  dessen  Blachfelder  den  Ja- 
fethiten  zuweist,  deren  Stammgrenzen  sich  als  Wegzeiger  der  nord- 
nnd  ostsyrischen  Karawanenstrassen  ausweisen,  während  von  den  Ja- 
TanSern  aus  Innersyrien  her,  durch  die  vom  Qedessee  des  Orontes  nach 
der  Kaste  ziehende  Durchbruchsebene  der  Weg  für  die  Jaonen  nach 
Westen  gebahnt  wird.  Die  syrisch-fonikischen  JavanSer  sind  als  ein 
Keil  in  den  syrischen  Weststrich  des  Hamiten -Gebietes  eingeschoben, 
welches  nach  dem  Verfasser  der  Stammtafel  rückwärts  von  seiner  cöle- 
Bjrischen  Warte  liegt,  indem  es  zugleich  als  südwestlichen  Winkel  die 
langgestreckte  Nilthal-Oase  einschliefst,  die  damals  noch  zu  Asien  ge- 
borte. Dafs  die  Söhne  Ham  nach  Syrien  gehören,  hat  sogar  noch  Josefos 
gewafst,  welcher  (Alterth.  I,  6,  2)  den  Hamiten  das  «Land  von  Syrien 
and  den  Bergen  Amanus  (bei  den  Orontesmündungen)  und  Libanon^  bei 
der  syrischen  Küste  zuweist.  Während  die  Fuditen  und  Luditen  bei  der 
nordsyrischen  Kasiotis  die  Kuschiten  des  heutigen  Nasairiergebirges 
zu  Nachbarn  hatten  und  die  südlichen  Kuschiten  als  KefSner-Aethiopen 
bei  den  Westgehfingen  des  Libanonzuges  safsen,  hatten  sich  die  Ka- 
naanssöbne  in  die  Niederungen  der  fönikischen  Küste  und  der  grofsen 
syrischen  Längsspalte  vom  Orontes  her  durch  das  Jordanthal  getheilt, 
anstatt  (wie  es  auf  unsern  Bibelkarten  geschieht)  das  ganze  westjor- 
danische  Plateau-Land,  dem  Namens  Wahrzeichen  zum  Trotz,-  einzuneh- 
men.   Den   spätgeborenen  Nimrodsfabeleien    gegenüber   ist    mit   dem 

20* 


308  L.  NoEck: 

Qalath  Nimrüd  beim  Queilengebiete  des  Adonis^Ibrahimdasses  der 
Mittelpunkt  der  Nimrodsgrunduagen  im  nördlichen  Libanon  gesichert, 
penn  nach  den  klaren  biblischen  Zeugnissen  asog  Nimrod  aus  keiner 
Eufrath  -  Ebene  ans,  die  keine  ^Beqaah^  ist,  sondern  aas  der  syrisch- 
k^chitischen  Sennaar-Hochebene  beim  nördlichen  Libanon  ging  seine 
Qplonie  erst  nach  den  sudlichen  Eofrath- Niederungen.  Für  den  dis- 
credit^rten  assyrischen  Nimrod  bietet  der  aus  dem  Gesammtverhör  aller 
Zeugen  hervortretende  West-Eufrathplatz  der  alten  Ninos- Stadt,  der 
vorpersischen  Ninive  der  biblischen  Propheten  im  Weichbilde  voa 
Mabüg-Hierapolis  einen  überraschenden  Ersatz. 

W&hrepd  die  Me^rSmiten  rechts  und  links  von  der  ganz  Syrien 
Qurchziehenden  grofsen  Thalspalte  des  Orontes-,  Leontes-  und  Jordan- 
b^ettes  auf  den  anliegenden  Hochebenen  in  den  nachweisbar  syrischen 
Mesraimiten- Landschaften  der  biblischen  Völkertafel  ihre  Gehöfte  aod 
Städte  gegrundei  hatten,  war  im  ganzen  syrischen  Westen  für  Sera 
i^ur  allein  mit  dem  Arfaksad*Stammsit2e  der  Alpenlandschaft  des  nord- 
lif^lien  Libanon  jene  glückliche  Insel  (gezireth-el-kh4Udeh)  im  fonikischen 
Qha^äßr)an4e  Sanchuniatbon*s  vorbehalten,  von  wo  mit  Abraham  nicht 
blofs  die  Söhne  des  Hauses  der  Verheifsung,  sondern  als  Falegs  Bra- 
derstamn?  auch  die  Jeqtaniden  hervorgingen.  Demselben  griechischen 
Elsdras- Buche,  das  den  Schlüssel  zur  cölesyrischen  Lage  der  Davids- 
stadt liefert,  verdanken  wir  auch  die  Aufklärung,  dafs  der  biblische 
I^iipdficha/Qtsbegriff  „e*ber-ha'-nahar^  nicht  dem  Eufrath  gilt,  sondern 
Bezeichnung  Cöle Syriens  war.  Die  bisherigen  gelehrten  Bemühungen, 
<^en  unglücklichen  Dreizehn  der  biblischen  Jeqtansippe  in  den  jung- 
arabischen  Qahattän-Stämmen  des  südwestlichen  Arabiens  auf  die  Spor 
zu  kommen,  durften  sich  nicht  e^st  als  gänzlich  mifslungen  erweisen, 
um  der  Thatsache  Platz  zu  machen,  dafs  die  biblischen  Jeqtaniden 
sämmtlicH  innersyrische  Araber  sind,  welche  von  der  Hochebene  des 
Haleppinischen  Syriens  über  die  weiten  offenen  Länderstrecken  im 
Osten  des  Orontes  hinaus  bis  zur  Abdachung  des  Haurängebirges  herab 
ihre  durch  heutige  Orts-  und  Landschaftsnamen  verbürgten  Sitze  hat- 
ten. Und,  wie  bei  den  Jeqtaniden,  so  hat  sich  auch  bei  den  jungem 
Ismael -Söhnen  die  bibelgelehrte  Forschung  von  den  erst  seit  dem 
8.  christlichen  Jahrhundert  datirenden  arabischen  Stammbaums-Uebei^ 
lieferungen  allzu  willig  in's  Schlepptau  nehmen  lassen.  Auch  die  bibli- 
schfen  Ismalliter  begegnen  uns  lediglich  in  Mittelsyrien,  wo  der  Ism-ail, 
als  der  da  milchgebend  macht,  d.  h.  als  Züchter  milchender  Thiere, 
den.  Vater  der  Eameelzüchtenden  Araber  bezeichnet,  die  im  biblischen 
Zejttalter  im  arabischen  Osljordanlande  und  auf  den  Ost-Antilibanon- 
Hochebenen  des  biblischen  HaurUn-  und  *Ailamlande8  zu  Hause  waren, 
yon  wo  sie  sich  ,bis  zur.  Schur  (Blauer)  im  Angesicht  Aegjptens^, 


r 


Eine  kritische  Reyision  der  biblischen  Geographie.  309 

d  b.  bis  sar  ^ägyptischen  Mauer*^,  die  noch  Strabon  in  der  Apamencir 
Landschaft  wofste,  bis  auf  den  letzten  Mann  in  beatigen  Namen  noch 
ebenso  aufweisen  lassen,  wie  die  Hettürahsöhne  (nach  LXX  statt  Qe- 
tnrah)  als  ostjordanische  Ituräer,  die  Tharrah-  (Therach-)  Sippe  k!s 
Trachoniter  und  die  Nahor-Sippe  als  Abrabamiden  im  Haur4n,  Gebäl 
^Aglün  und  in  der  ßelqa  sich  knndgeben. 

Nachdem  der  Heimathschein  des  alten  Scbeikhs  mit  seiner  Sarah 
im  nördlichen  Libanon  bei  den  Ibrahim- Adonisquellen  und  beim  Sarah- 
Hanse  Bscherreh  gefunden  ist,  wird  fernerhin  die  hergebrachte  Hypo- 
these von  Abrahams  Heimath  beim  Tigris  ihren  letzten  Schein  Ton 
Recht  einbufscn.  Und  künftige  Pilger  im  heiligen  Lande  mögen  die 
Orte,  welche  der  Bibelsage  als  durch  die  Pilgerschaft  Abrahams,  Isaaks 
und  Jaqobs  geheiligt  gelten,  an  andern  Orten  suchen,  als  scflche  die 
landesonkundigen  lateinischen  Mönche  und  nach  ihnen  die  Araber  änf 
der  Strafse  von  Haleb  bis  Mekka  "dazu  gestempelt  haben.  Zur  hett&i- 
sehen  Hebr6nstadt  auf  der  Terasse  des  untern  Theim- Thaies  beiili 
Mamre-Haine  £m-Marih  gesellt  Sich  Ldts  Jordankreis  in  der  östlichen 
fioleh-Umgebung.  Eine  galiläische  Oeraritica  hat  ein  Berseba,  efi^e 
Baredquelle,  eine  Hagarsteppe  und  Faranwuste  Ismails  aufzuweisen, 
wahrend  die  Labanstöcbter  in  der  Damaskener  Harran  zu  Hause  wa- 
ren und  die  Josefsfabel  in  der  Umgebung  der  ewig  jungen  Schomr6n- 
l^edhügel  spielt 

Die  PalAstinakarte,  die  Menke  nach  dem  Onomastikon  als  d^tA 
eigentlichen  Grundbucbe  der  Geographia  sacra  entworfen  hat,.le}d€it 
an  dem  G rundfehler *,  dafs  von  den  ursprunglichen  Angaben  des  zur 
Zeit  des  Bor^auxpilgers  (333  n.Chr.)  abgefafsten  Eusebiostextes  die 
doreh  den  spätem  lateinischen  Uebersetzer  (vulgo  Hieronymus),  im 
Schlepptau  der  seit  den  Tagen  der  Helena  angesiedelten  Mönche,  in 
Scene  gesetzte  geographische  Verwirrung  nicht  kritisch  geschieden  ist 
Neben  einigen  anderen  Plätzen  sind  es  im  Onomastikon  hauptsächlich 
die  vier  Eckpfeiler  Nikopolis,  Eleutheropolis,  Diospolis  nnd  Ailia,  nach 
welchen  von  Eusebios  eine  erkleckliche  Zahl  anderer  Orte  nach  den 
4  Weltgegenden  durch  Entfernungsangaben  bestimmt  wurde.  Diese 
4  Angelpunkte  sind  die  unglücklichen  Mutter  eines  bis  heute  fort- 
daaernden"  biblisch-geographischen  Wirrsals  geworden.  Sie  wurden  in 
der  lateinischen  Mönchsiibersetzang  an  ganz  falschen ,  zum  Theil  erst 
im  4.  Jahrhundert  neugegrundeten  Plätzen  gesacht  und  darauf  die 
Landesgeographie  der  Kreuzfahrerzeit  gebaut.  Die  Nikopolis  des 
Easebios  war  nicht  die  Emmaus-Nikopolis  de«  evangelisdien  Eledpas,. 
sondern  lag  in  der  sudlichen  Bqäa'  bei  der  Trummerstätte  der  'Ain- 
el-'Azzeh  (Siegcsquelle)  im  W^i  Falug.  Die  ahbiblische  B^tfa-Horon 
als  griechische  Eleutheropolis  des  Eusebios  befand  sich  nicht  am 


310  L-  Noack: 

beadgen  Platze  von  Beith-Gebrto  im  Südwesten  von  El^Qods  (Jera- 
salem),  sondern  in  Nordpalfistina,  der  Pansburg  weatwfirts  gegenüber, 
beim  Lith&ny-Qasimieh-Knie  am  Platze  von  Qalatb-el-Scheqif-*ArndD. 
Basebios  kannte  nocb  keine  Diospolis  bei  Ramleh,  sondern  eine  ost- 
jordanische  Diospolis-B^röth  im  Gedarlande  und  wufste  die  westjorda- 
nische Lud  -  Diospolis  in  Uebereinstimmong  mit  Josefos  als  eine  gali- 
Ifiische  im  Süden  im  $afed,  wo  noch  ein  jüdischer  Reisender  des  13< 
Jahrhunderts  den  Trümmerort  Kefer  Lud,  die  vielgenannte  Lud  der 
galilfiischen  Mischnahlehrer,  gelegen  wufste,  die  seitdem  dort  verschwan- 
den ist.  Wo  endlich  Eusebios  (von  einigen  erst  aus  der  lateiniscbeo 
Uebersetzung  später  in  den  griechischen  Text  des  Onomastikons  ein- 
geschwfirzten  christlichen  Plätzen  abgesehen)  Entfernungen  von  Jero* 
salem  angeben  will,  gebraucht  er  diesen  altheiligen  Namen  selbst  Erst 
im  lateinischen  Texte  wird  der  durch  Hadrian  eingeführte  Ailia-  (Ca- 
pitolina-)  Name  gleichfalls  als  Bezeichnung  von  Jerusalem  genommen. 
Der  landeskundige  Bischof  von  Caesarea  verstand  dagegen  unter  Ailia 
den  im  nördlichen  Oalilfia  zwischen  $afed  und  Tjrus  gelegenen  Platz 
Aialeh,  dessen  bedeutende  Trümmerlage  uns  nach  den  altern  Beisenden 
Dapper  und  Nau  der  Consul  Schultz  wieder  vorgeführt  hat  Wird 
iqit  den  nach  diesen  4  Eckpfeilern  des  Onomastikons  von  Eusebios 
bestimmten  Plätzen  die  Probe  gemacht,  so  lassen  sich  dieselben  nach 
den  angegebenen  Entfernungsrichtungen  fast  ausnahmslos  an  ganz  ao* 
dern  heutigen  noch  vollständig  nachweisen.  Man  begreift,  welch  ein 
grundverschiedenes  Kartenbild  *)  von  Palästina  zur  Zeit  des  Eusebios 
zu  Stande  kommt,  je  nachdem  dieser  kritische  Gesichtspunkt  festgehal« 
ten  oder-  unter  der  Führung  des  lateinischen  Onomastikontextes  die 
kartographische  Construction  vollzogen  wird.  Um  die  Zeit  der  Ent- 
stehung der  Hieronymus-Uebertragung  des  Onomastikons  fallt  an  der 
Hand  der  Masorethischen  Revision  des  hebräischen  Bibeltextes  die  so- 
genannte Alexandrinische  Recension  der  griechischen  Bibel,  deren  auf- 
fallende Abweichungen  (sie  erstrecken  sich  über  mehr  als  drei  Vier- 
theile aller  biblischen  Ortsnamen)  von  den  Ortsnamen  des  älteren  Va* 
ticanischen  Textes,  der  mit  gutem  Rechte  als  Bewahrer  der  Ursprung* 
liehen  Bibelgestalt  von  Tischendorf  in  seinen  Ehrenplatz  wieder  ein- 
gesetzt worden,  ein  bis  heute  unerklärt  gebliebenes  Räthsel  ist  Nur 
der  übergebührliche  Heiligenschein  des  heutigen  hebräischen  Bibeltextes 
verschuldet  die  lange  Reihe  von  Räthseln,  Mifsverständissen  und  Wirr- 
nissen der  biblischen  Geographie,  die  sich  an  der  Hand  des  Yaticani- 
scben  Textes  der  Septuaginta  auf  das  Befriedigendste  aufklären. 

')  Dessen  nördliche  H&lfle   ist   in    der  dem  1.  Bande  des  Werkes  «Von  Kdefi 
nach  Qolgatha*  beigegebenen  Karte  von  GalilHa  vorgeführt 


Eine  kritiBCfae  Bemion  der  biblischen  G6ograi;hie.  311 

Steht  es  mit  den  hier  cuBammengefarsten  ForBchcmgsergebnissen 
richdg  —  and  der  Gerichtshof  der  Wissenfichaft  wird  ja  daröber  ent- 
«cfaeiden  — ,  so  ist  die  im  Menke-Pertbes'schen  Bibelatlas  beabsichtigte 
Revision  des  Oesammtmateriales  der  biblischen  Geographie  verfrüht. 
Mögen  jedoch  die  Ergebnisse  des  Verfassers,  statt  als  Lösungen  und 
feste  Positionen,  nur  immerhin  vorerst  als  blofse  Probleme  gelten, 
welche  die  weitere  Forschung  auf  diesem  Gebiete  au£Eunehmen  hat; 
so  wird  im  Angesicht  des  aberall  gewissenhaft  beigebrachten  Beweis- 
materials  der  Verfasser  wenigstens  nicht  der  Anmafsung  bezüchtigt 
werden  können,  wenn  er  die  Ueberzeagung  hegt,  dafs  die  biblische 
Geographie  auf  eine  dem  heutigen  wissenschaftlichen  Standpunkt  der 
vergleichenden  Erdkuude  entsprechende  Weise  zu  begründen,  erst  noch 
die  Aufgabe  der  Zukunft  ist 


XTTT. 

Briefe  des  Dr.  G.  Schweiafurth. 

a)  An  Prof.  AI.  Braun. 

Chartüm,  10.  Dec.  1868. 

Endlich  kann  ich  Ihnen  Bestimmtes  über  meioe  Weiterreise  von 
hier  mittheileo.  Da  die  Expeditionen  nach  dem  Bahr-el-Ghasäl  über 
einen  Monat  später  von  hier  abgehen,  als  die  nach  dein  Bahr-el-6ebel, 
so  mufste  sich  nun  mein  Aufenthalt  in  Chartüm  sehr  .in  die  Lange 
ziehen,  da  ich  früher  nicht  die  Nothwendigkeit  in  Anschlag  brachte, 
<üe  oberen  Gewässer  mit  ausreichender  Eskorte  zu  befahreni  Das 
Arrangement  mit  dem  Kaufmann,  dessen  Schutze  ich  mich  anvertrauen 
mo&te,  hatte  mithin  keine  Eile  und  ohnehin  war  ich  nach  wie  vor 
wohl  aufgehoben  in  dem  gastfreien  Hause  des  Herrn  Viceconsuls  Duis- 
berg  bis  aaf  den  heutigen  Tag. 

Ich  bin  nunmehr  über  die  Art  und  Weise,  wie  ich  meine  Weiter- 
reise einzurichten  habe,  im  Reinen,  und  es  fehlt  nur  noch  die  obrig- 
keitliche Weihe,  welche  dem  Vertrage  auf  dem  Diwan  ertheilt  wer- 
den mufs.  Se.  Excellenz  brachte  mir  einen  koptischen  Grofshändler 
Namens  Ghattäs  in  Vorschlag,  Besitzer  von  15  Etablissements  in  den 
oberen  Gegenden,  von  welchen  eines  vollkommen  meinen  Zwecken  ent- 
sprechend befunden  warde.     Es  liegt  30  deutsche  Meilen  südlich  von 


312  Britfe  d«ft  Dr.  O.  Sdiwflintoai 

Aer  Mtfseber»  el'^Rek  und  -ist  durch  die  Heiaen  des  lUlieneuB  Piaggia, 
welche  QQter  der  Protection  desselben  Ghattäs  ausgelohrt  wardeo,  be* 
luMot.  Letsterer  yerpflichtet  sich  nun  za  Folgendem:  Er  stellt  eis 
eigfines  Schiff  eu  meiner  Verfügung,  das,  mit  8  Schiffern  bemaant, 
Such  and  meine  6  Leute  stromaufwfirts  fuhren  soll,  aunfichst  bis  Fa- 
soböda  (DenÄb),  dem  Sitz  der  Mudirie  des  Weifsen  Nils,  nördlich  der 
Sobat-Mundnng  gelegen.  Oberhalb  dieses  letsten  ägyptischen  Posteos 
kann  ich  ohne  Gefahr  meine  Reise  mit  so  geringer  Eskorte  nicht 
lortseteen,  da  Ueberf&lle  schwach  bemannter  Barken  nur  zu  oft  vor* 
kommen.  Ich  mnfs  daher  an  diesem  Platze  die  erst  in  Menatsfriit 
Ton  hier  abgehende  Ghattäs'sche  Expedition  abwarten,  erhalte  alsdann 
eine  Anzahl  Bewaibeter  an  Bord  und  gebe  in  den  Bahr*el-GhasiL 
Ich  h&tte  allerdings  die  Reise  viel  wohlfeiler  einrichten  können,  wenn 
ich  mit  Leuten  und  Gepäck  auf  eine  der  Ghattas'schen  Barken,  welche 
die  Bewaffneten  nach  dem  Bahr-el-Ghasäl  fahren,  gegangen  wäre; 
allein,  abgesehen  von  der  unerträglichen  Ueberfullung  dieser  Barken, 
hätte  ich  meinen  Aufenthalt  hierselbst  nutzlos  um  einen  Monat  ver^ 
längert  und  aufserdem  mich  der  Möglichkeit  beraubt,  unterwegs  meinen 
Beschäftigungen  nachgehen  zu  können ;  namentlich  hätte  ich  für  diesen 
interessanten  Theil  der  Reise  ganz  auf  Sammlungen  verzichten  müssen. 
Nun  habe  ich  aber  geFade  Gelegenheit,  •auf  der  FlufsCahrt  im  aasge- 
dehntesten Mafsstabe  zu  aamaieln.  Auf  der  weiteren  Land  reise  werde 
ich  mich  dagegen  aufserordentlich  im  Gepäck  beschränken  musseo. 
Die  Reise  von  hier  bis  zum  Ausscbiffungsplatze  Meschera  el-Rek  wird 
voraussichtlich  3  Monate  erfordern;  was  ich  in  dieser  Zeit  an  Natar- 
pToducten  zusammenbringe,  soll  bestens  verpackt 'mit  dem  nämlichen 
Schiffe  zurückgehen  und  spätestens  im  Mai  1869  von  ChartSm  weiter 
befördert  werden.  Ghattäs  verpflichtet  sich  femer,  die  notbigen  Trä- 
ger zu  stellen,  um  mein  Gepäck  vor  dem  seinigen  am  Hafen  zur 
Seriba  zu  schaffen.  Ferner  wird  es  mir  freistehen,  in  welchem  Eta* 
blissement  ich  mich  sefsbaft  mache,  wo  man  mir  alsdann  die  nöthige 
H6tte  errichten  wird.  Schliefsltch  verpflichtet  sich  der  Genannte,  falls 
ieh  auf  seinen  Seriben  keine  Möglichkeit  finde,  meine  Zwecke  zu  ver- 
folgen, -mir  Geleit  nach  den  Etablissements  anderer  Kaofleute  zu  er- 
theilen.  Den  Bewegungen  seiner  Leute  kann  ich  mich  nach  Belieben 
anschliefsen ,  nrafs  aber  alsdann  selbst  für  Träger  sorgen,  d.  h.  das 
Ckpfick  aufs  Aeufserste  beschränken. 

Das  Wort,  welches  der  General-Gouverneur  Djiaffer  Pascha  gleich 
bei  seiner  ersten  Unterredung  zu  mir  gesprochen,  er  wolle  der  Wokfl 
(Sachwalter)  der  Berliner  Akademie  sein,  war  also  in  der  That  ernst- 
lich gemeint,  indem  er  mir  den  Weg  nach  dem  selbst  der  Macht  des 
Reichthnms,  wie  die  Erfahrungen  von  Fräulein  Tinne  bewiesen  haben^ 


r 


«D  Prof.  AI.  Braun.  3I3 

80  schwer  zugänglichen  Gebieten  so  leicht  geebnet  hat.  Aber  Se.  Ex- 
cellenz  that  noch  mehr,  indem  er  die  Ausstellung  zweier  Fermäne  an- 
befahl, eines,  um  d«cn  Gontract  mit  Ohattas  die  gerichtliche  Sanction 
sa  ertb^len,  und  eines  zweiten,  um  mich  den  in  den  zu  bereisenden  Ga* 
bieten  sehr  einflafsreichen  Kauf  legten  Eurschid  Ali  und  Agät  zu  empfeh^ 
ko,  welche  mir  erforderlichen  Falls  Beistand  zu  leisten,  sicheres  Gqleit 
von  einer  Seriba  zur  andern  und  Niederlassungsrecht  auf  ihren  Territorieü 
sa  gewähren  haben.  Durch  alle  diese  Beweise  von  Zuvorkommenheit 
vod  Bereitwilligkeit,  einem  wissenschaftlichen  Reisenden  Vorschub  zu  lei^ 
sten,  woran  es  bisher  leider  so  oft  gefehlt  hat,  hat  der  General-Gouverneur 
die  Humboldtsdftuog  ond  mich  zum  tiefsten  Dankgefuhl  verpflichtet^). 

Mein  Herz  schlägt  vor  Freuden,  indem  ich  Ihnen,  hochverehrter 
Oönner,  alle  diese  guten  Nachrichten  mittheilen  kann.  Wie  viel  war 
bei  meiner  Abreise  von  Berlin  an  meinem  Unternehmen  noch  unklar 
uad  zweifelhalt,  und  wie  wenig  ist  von  diesen  Zweifeln  übrig  geblie« 
beul  Meine  hiesige  Tfaätigkeit  beschränkte  sich  auf  die  botaniaehe 
Ansbeatung  der  in  dieser  Jahreszeit  sehr  unergiebigen  Stadtumgeban- 
gen  and  auf  Arbeiten,  zu  denen  die  Herreise  so  viel  Stoff  geliefest 
Ich  schicke  die  Beobachtungen  über  Wetter,  ein  botanisches  Namens- 
Yerzeichnifs  in  der  Bega  -  Sprache  und  das  Inhalts  verzeich  nifs  meiner 
letzten  Sendung  von  Sammlungen,  welche  Prediger  Blessing,  der  am 
25.  Nov.  Chartöm  verliefe,  nach  Alexandrien  mitgenommen  hat  *). 

Zur  Rechtfertigung  meiner  Einsendung  eines  abscheulich  von  Ära- 
berhänden  verunstalteten  ausgestopften  anthropomorphen  Affen  aus  dem 
Nian-Niäm*Lande  (hier  Mbän,  in  seiner  Heimath  Ranja  genannt)  er* 
lanbe  ich  mir  Folgendes  geltend  zu  machen:  Es  erscheint  von  Wi^- 
tigkeit,  das  erste  Exemplar  dieser  Art,  das  nach  Europa  kommt, 
Beriin  zuwenden  zu  können,  nachdem  bereits  Aller  Augen  auf  diese 
Seltenheit  gerichtet  sind  und  der  zoologische  Garten  in  London  dea 
Gebrüdern  Poncet,  falls  sie  ein  lebendes  Exemplare  schaffen,  nur  für 
die  Commission  200  £  geboten  hat.  Der  Schädel  fehlt  zwar  leider, 
allein  man  gewahrt,  was  wichtig  erscheint,  die  kleinen  Ohren,  die 
Stirnglatze,  die  vollständige  Behaarung,  die  Beschaffenheit  der  Haut 
an  den  Händen,  die  proportionirte  Armlänge.  Der  Affe  ist  häufig  in 
dem  Grebiet,  welches  ich  berühre,  es  bleibt  aber  nngewifs,  ob  es  mir 
gelingt,  ein  Exemplar  za  aoqniriren. 


')  Ein  'Dankschreiben  der  Königl.  preufs.  Akademie  der  Wissenschaiten  an  Se. 
Ezcellenz  Djiaffer  Pascha  wird  in  diesen  Tagen  der  ägyptischen  Regierang  zugehen; 
avch  hat  ein«  Depntatton  der  Akademie  dem  YicekSnig  bei  dessen  Anwesenheit  in 
Berlin  persönlich  ihren  Dank  abgestattet. 

* ')  Die  erste  Naturaliensendung,  sämmtliche  bis  za  seiner  Abreise  von  ChartOm 
Ton  Dr.  Schweinfarth  gesammelten  Gegenstände  enthaltend,  langte  Mitte  April  1869 
m  Berlin  an. 


3f  4  Briefe  det  Dr.  G.  Schweinfurth 

Chaitünii  am  Christabend  1S6S. 

Der  Gontract  mit  Ohattäs  ist  in  aller  Form  abgeschlossen  and  harrt 
nur  noch  seiner  Ansfuhrung;  es  bleibt  noch  das  Schiff  für  die  weite 
Stromfahrt  mit  Mattendach  etc.  zu  versehen,  und  das  bereits  geordnete 
Gepäck  für  die  Abfahrt  herzurichten,  welche  noch  nicht  nach  Tag  und 
Minute  festgesetzt  worden  kann,  unter  allen  Umstanden  aber  sich  nicht 
aber  den  ersten  Tag  des  neuen  Jahres  hinausziehen  solL  Ich  theile 
Ihnen  nun  den  wesentlichen  Inhalt  meines  mit  Ohattas  geschlossenen 
Contracts  mit,  eines  langen,  weitschweifigen  arabischen  Schriftstfickes, 
das  in  Abschrift  im  hiesigen  Viceconsulat  Norddeutschlands  deponirt 
worden  ist.  Für  das  Schiff,  das  mich  von  hier  ^ach  Meschera  el-Rek 
bringen  soll,  ist  ein  Miethszins  für  3  Monate  im  Belauf  von  7000 
Piastern  Tarif  (22  =  1  Marien-Theresien-Thaler)  ausbedangen.  Da  die 
Unterhaltung  der  Bemannung  sich  üuf  1 100  Piaster  monatlich  belauft, 
and  die  Schiffsmiethe  noch  höher  gerechnet  werden  mufs,  so  erscheint 
diese  Summe  völlig  den  Umständen  angemessen.  Für  60  Trager,  die 
mein  Gepfick  vom  Landungsplatze  bis  zur  entferntesten  Serlba  des 
Ghattäs  transportiren  sollen,  mufs  ich  5000  P.  T.  zahlen.  Für  jeden 
später  zu  engagirenden  Träger  soll  15  P.  T.  per  Tag  gezahlt  werden. 
Für  den  Aufenthalt  in  der  Seriba,  für  Herrichtong  des  Gartenlandes, 
auf  welchem  ich  meine  Leute  mit  Gemüsebau,  hauptsächlich  aber  mit 
der  Cultur  des  hier  zu  Lande  in  dieser  Gröfse  noch  nie  gesehenen 
amerikanischen  Mais  beschäftigen  will,  sowie  für  Ek-bauung  von  drei 
Hütten  zahle  ich  5000  P.  T.  Für  Lieferung  von  monatfich  2  Ardeb 
(genau  =  6|  pr.  Scheffel)  Durrakorn,  zum  Unterhalt  meiner  Leote, 
habe  ich,  falls  ich  es  verlange,  600  P.  T.  zu  zahlen,  nach  hiesigem 
Marktpreis  gerechnet,  da  oben  grofse  Schwankungen  in  den  Preisen 
stattzufinden  pflegen.  Der  Agent  des  Ghattäs,  welcher  in  der  Seriba 
commandirt,  wird  über  diese  und  andere  an  mich  zu  leistende  Lieferungen 
Buch  führen,  ich  meinerseits  werde  über  das  Empfangene  quittiren,  and 
soll  der  Betrag  nach  meiner  Rückkehr  an  Ghattäs  ausgezahlt  werden. 
Diefs  wird  auf  einem  Ghattäs'schen  Schiffe  stattfinden,  falls  ich  nicht 
eine  andere  Gelegenheit  vorziehen  sollte.  Da  die  Meschera  el-Rek 
Sammelplatz  aller  Barken  ist,  so  wird  es  mir  nie  an  einer  solchen 
fehlen.  Nachdem  die  Contracte  von  beiden  Seiten  unterzeichnet^  wurde 
dem  Ghattäs  die  ausbedungene  Summe  für  Schiffe,  Träger  und  Seriba 
ausgezahlt.  Die  Hälfte  der  Schiffsmiethe  zahlt  ihm  der  Yiceconsol, 
wenn  Letzterer  die  von  mir  zurückgesandten  Kisten  erhalten  haben 
wird. 

Die  Zahl  meiner  Diener  habe  ich  auf  6  beschränken  müssen.    Von 
diesen   erhält  der  eine,    welcher  die  übrigen  beaufsichtigen  soll  nnd 


«a  Prof.  AI.  BrAun.  3] 5 

Besitzer  vod  25  Fedan  Land  im  Dongolaoischen  ist,  monatlich  12 
Marien- Theresien- Thal  er,  Tier  andere  je  9  und  der  sechste  5  Thaler 
DQODatlicb.  9 — 10  Monate  Sold  sind  von  mir  vorausbezahlt  worden. 
Alle  sind  verheirathet  und  haben,  aufser  dem  Dongolaner,  hier  in 
Chartam  ihre  Hänser.  Einer  derselben,  Namens  Rich&n,  hat  Petherick, 
dann  auch  Baker  auf  ihren  Reisen  begleitet  and  in  Shepherd's  Hotel 
io  Cairo  das  Metier  eines  Kochs  gründlich  erlernt.  Aach  die  übrigen 
sind  bereits  im  obern  Nilgebiet  gewesen,  und  haben  sich  bereits  als  völlig 
brauchbare,  willige  und  ergebene  Diener  erwiesen.  Auch  eine  Sklavin 
im  Werthe  von  25  M.-T.,  naturlich  alt  und  dürr,  muTste  beschafft  wer- 
den, um  für  die  Leute  täglich  die  nöthige  Quantität  Korn  zu  mahlen 
Dod  zu  Brot  zu  bereiten.  So  besteht  unsere  ganze  Gesellschaft,  ab- 
gesehen von  der  8  Köpfe  starken  Schiffsmannschaft,  die  ebenfalls  ihre 
zweibeinige  Mühle  hat,  aus  8  Personen. 

Meine  Ausrüstung  ist  sehr  vollständig  und  auf  die  Dauer  von 
2  Jahren  berechnet.  Die  Leute  sind  mit  guten  russischen  Gewehren 
bewaffnet,  aufserdem  besitze  ich  noch  2  Elephantetibuchsen,  1  Doppel- 
büchse, 1  Stutzen,  Doppelflinte  und  einige  Revolver.  Ich  habe  über 
100  Pfand  Pulver,  Perlen  von  gangbarer  Sorte,  grofse  Papiervorräthe 
and  die  nöthigen  Lebensmitte).  Alles  Gepäck  ist  getheilt  in  solches, 
das  für  die  Stromfahrt,  und  solches,  das  für  den  Transport  zu  Lande 
berechnet  ist.  Die  Trägerlasten  veriheilen  sich  folgen dermafsen:  12  Leder- 
koffer verschiedenen  Inhalts,  10  Papier  ballen,  8  enthalten  Salz  für  2  Jahre, 
4  Spiritus,  2  Wein,  3  Blei,  2  Pulver,  1  Reis,  1  Weizen,  1  Gel  und 
Essig,  2  Zelt,  2  Bettzeug  etc.,  1  Kleider,  1  Datteln,  2  Perlen,  2  Ge- 
webe, 1  Sämereien,  1  Ackergeräth.  Auf  der  Seriba  finde  ich  hinrei- 
chende Lebensmittel,  die  ich  selbst  erhandeln  oder  mir  von  dem  Agen- 
ten Gfaattäs  verabfolgen  lassen  kann.  Von  grofsem  Werthe  ist  auch 
^ein  Hund  (ein  Spröfsling  meines  unvergefslichen  Arslän,  des  Arm^ 
niers,  den  ich  von  Cairo  mitbraclite),  den  ich  von  Berlin  klein  mit- 
genommen, der  aber  nun  bereits  eine  Grofse  erlangt  hat,  welche  Alles 
bisher  in  diesen  Ländern  Gesehene  bei  Weitem  übertrifft.  Er  kann 
als  akklimatisirt  gelten,  da  er  die  Wüste  in  der  heifsesten  Jahreszeit 
passirte.  Die  katholischen  Missionäre  wissen  nicht  genug  Lobenswer- 
tbes  von  dem  Verhalten  ihrer  aus  Europa  mitgebrachten  Hunde  zu  be-  . 
richten,  welche  Nacht»  die  besten  Wächter  gegen  das  Herannahen 
wilder  Thiere  (besonders  Hyänen,  die  den  Vorrathskammerp  sehr  ge- 
fährlich sind)  abgegeben  haben. 

Sehr  gespannt  bin  ich  auf  Ihre  gütigen  Mittheilungen,  die  mir  auch 
nach  dem  Bahr-el-Ghasäl  nachgesandt  werden  können,  da  die  Regie- 
rung zum  ersten  Male  beschlossen  hat,  Truppen  nach  dem  Bahr-el- 
Gbasäl  zu  senden,  um  den  Sklavenhandel,  welcher  nach  Sperrung  de« 


316  Bri«f  des  Dr.  O.  Bchw^nfnrth 

Weifsen  Nils  den  Weg  von  dort  über  D&rfar  eingeschlagen  hat,  ca 
-überwachen,  und  somit  sich  Öftere  Gelegenheit  zu  Nachsendungen  dar- 
bieten dürfte.  Zar  Feier  meiner  Abreise  hatte  d^r  General-Groovemear 
▼or  einigen  Tagen  eine  Fete  gegeben,  die  gestern  vom  Viceconsul  er^ 
wiedert  wurde,  der  dazu  15  Personen  eingeladen  und  glänzend  bewir^ 
thet  hatte,  worunter  auch  Miani,  der  nun  endlich,  unterstützt  vom 
General-Gouverneur,  Aussicht  hat,  seinen  ^Banm^  wiederzusehen  und 
die  Wahrheit  seiner  Behauptungen  erhärten  zu  können.  So  scheint 
unter  den  Anspicien  des  jetzigen  Statthalters  eine  neue  Aera  für  wis- 
senschaftliche Unternehmungen  im  obem  Nilgebiet  zu  erblühen. 


b)  Brief  des  Dr.  G.  Schweinfurth 

an  seine  Mutter. 

Fa«choda,  2.  Februar  1869. 

Glücklich  am  Endpunkte  des  ägyptischen  Reiches  angelangt,  und 
die  letzte  sich  mir  darbietende  Fostgelegenheit  benutzend,  beginne  ich 
sogleich  mit  Erzählung  meiner  tfiglichen  Erlebnisse,  da  diese  Form  der 
Mittheilung  am  Lebendigsten  den  Hergang  der  verschiedenen  kleinen 
Vorfälle  zu  schildern  vermag,  welche  sich  im  Verlauf  des  ersten  Theils 
»einer  Reise  ereigneten. 

Der  5.  Januar  war  der  Tag  meiner  Abreise  von  ChartOm,  nach- 
dem allerhand  geringfügige  Zwischenfalle  dieselbe  von  einem  Tage 
zom  andern  verzögert  hatten,  wie  es  ja  aUen  Reisenden  ergeht.  — 
Von  den  7  Wochentagen  sind,  nach  den  abergläubischen  Vorstellungen 
der  Hiesigen,  nur  3  Tage  gunstig,  eine  Reise  anzutreten,  die  übrigen 
bringen  sicher  Unglück.  Der  verständige  Reisende  thut  daher  wohl  dran, 
sieh  den  landesüblichen  Sitten  zu  unterwerfen,  Einspruch  nützt  ihm 
wenig,  seine  Leute  vom  Gegentheil  zu  überzeugen  ist  unmöglich,  und 
schliefsHch  hat  er,  falls  er  es  durchsetzt,  an  einem  Unglückstage  ab- 
zusegeln, bei  der  nächsten  Gelegenheit,  wenn  etwas  schief  geht,  das 
Zetergeschrei  seiner  Leute  in  den  Ohren ,  die  ihn  alsdann  mit  Vor- 
würfen überhäufen,  und  alle  Schuld,  auf  seine  Halsstarrigkeit  schiebend, 
.  rath-  und  fhätlos  den  Eingriffen  des  Fatuins  zuschauen  würden. 

Aufser  meinen  6  Dienern  und  der  zu  ihrer  Küche  gehörigen  Sklüvin 
befanden  sich  auf  der  Barke  1 5  dem  Kaufmann  Ghattäs  (dem  Eigenthümer 
des  Schiffes)  gehörige  sogenannte  Soldaten,  d.  b.  mit  Büchsen  bewaffnete 
Nubier,  welche,  weil  sie  es  vor  Steuerbelastang  in  ihrer  Heimath  nicht 
mehr  aushielten,  und  der  Feldbau  sie  kaum  vor  Hunger  und  Noth  be- 
wahrt, es  vorziehen,  sich  in  den  oberen  Gewässern  als  Räuber,  Sklaven- 
fönger  und  Kuhdiebe  zu  verdingen,  meist  junge  Leute,  welche  aufserdem 


an  seine  Mutter.  3(7 

noch  angeborner  Hang  zu  Abenteuern  mit  dieser  Lebensweise  befreun- 
det. Die  aus  8  Köpfen  bestehende  Bemannung  des  Schiffes  mit  einer 
zweiten  brotbereitenden  Sklavin  completirt  die  ziemlich  dichte  Be- 
völkernng  meines  plumpen  Fahrzeuges^  welches  am  hintern  Ende 
einen  ritzen-  und  locherreichen  Bretterverschlag  sehr  primitiver  Art 
besitzt,  welcher  mir  als  Aufenthaltsort  angewiesen  ist  und  wo  ich  so 
ziemlich  Platz  finde,  um  zu  den  täglichen  Bedurfnissen  meiner  Reise 
gelangen  zu  können.  Hunderte  von  Kisten  und  Kästchen  sind  nach 
dem  Princip  der  Binschachtelung  verpackt  und  daher  leicht  zugänglich. 
Zwei  Hände,  der  berliner  Arsl&n,  Sohn  meineb  unvergefslichen  Freon-^ 
des  aas  Erzerüm,  und  eine  kleine  Hündin  von  landesüblicher  Race, 
gehören  noch  mit  zur  Einwohnerschaft,  welche  also  summa  summarum 
33  Köpfe  beträgt,  während  andere  Barken,  die  den  weifsen  Nil  hinauf- 
gehen, nicht  selten  50—80  auf  der  Hinreise  und  bis  200  Insassen  auf  der 
Rückfahrt  aufweisen,  wenn  der  Kielraum  mit  Sklaven  gefüllt  ist,  die,  wie 
Sardinen  verpackt,  nar  von  oben  Luft  erhaltend,  monatelang  in  dieser 
Lage  verharren  müssen,  indefs  die  Bewaffneten  des  Nachts  am  Ufer 
(falls  es  sicher  ist)  ihren  Beinen  etwas  freieren  Spielraum  zu  gewähren 
Sachen,  bei  Tage  aber  wie  Hühner  am  Bord  und  an  aufgestellten  Ge- 
stellen hockend,  sich  auf  das  äufserste  Maafs  thierischer  Cootractilität 
beschränken. 

Die  erste  Nacht  wurde  ununterbrochen  gesegelt^  so  entfernten  wir 
ans  mit  der  Geschwindigkeit  eines  Dampfers  immer  mehr  und  mehr 
von  den  einförmigen  Gestaden  des  vereinigten  Flusses  bei  Chartum. 
Es  war  eine  herrliche  Mondnacht,  und  schlaflos  vor  Freude,  mich  end- 
lich nnaof haltsam  dem  Ziel  meiner  Wünsche  entgegen  in  die  südlichen 
Länder  geführt  zu  sehen,  werfe  ich  einen  Blick  auf  das  Deck,  das 
mit  mumienartig  eingehüllten  Gestalten  bedeckt,  in  geisterhafter  Stille 
mich  umgiebt,  die  nur  unterbrochen  wird  von  dem  gleich mäfsigen  Rau- 
schen des  Kielwassers  und  vereinzeltem  Geschrei  von  WasservÖgeln^ 
Am  Vormittag  des  folgenden  Tages  befanden  wir  uns  bereits  einen 
Breitengrad  südlich  von  Chartum.  Die  Ufer,  immer  noch  endlos  flach, 
und  nur  durch  einen  schmalen  Baumstreifen  begrenzt,  entfalten  das 
regste  Leben,  das  die  Vogelwelt  darzubieten  vermag.  Gänse  und  En-' 
ten  in  solcher  Menge,  dafs  ihr  Anblick  schliefslich  den  mit  ihrem  fet- 
ten Braten  überfütterten  Reisenden  mit  Ekel  erfüllt.  Dann  wieder 
endlose  Schaaren  von  Rinderheerden,  ich  sage  Schaaren,  weil  die 
Heerden,  so  weit  das  Auge  reicht,  gar  kein  Ende  nehmen  wollen,  und 
inuner  wieder  neue  Gruppen  auftauchen,  die  zum. Ufer  getrieben  wer- 
^AHy  oder  an  diesem  iin  Thonsiimpfe  nmherstampfen. 


318  Brief  des  Dr.  O.  Sehweinfurth 

6.  Januar. 

Hirten  setsen  auf  kleinen  Böten  von  einem  Ufer  zom  andern  hin- 
über und  schwemmen  Rinder  mitten  durch  die  Crocodille  (denn  ipro 
wäre  eine  Stelle  des  weifsen  Nils  frei  von  diesen  ?)  hindurch  über  den 
grofsen  Flufs,  auch  Hunde  schwimmen  in  groisem  Abstände  von  der 
Barke  unverzagt  ihren  Herren  nach.  Abends,  erzählt  der  Reis,  ich  mntä 
es  ihm  glauben,  da  ich  mich  bald  selbst  davon  überzeugen  werde,  soll 
die  Mückenplage  oben  auf  dem  Flufs  so  arg  sein,  dafs  die  SchifTsleate, 
um  ruhig  schlafen  zu  können,  die  Nacht  in  Segeltuch  eingewickelt 
hoch  an  der  grofsen  Raa  in  den  Lüften  verbringen.  In  Folge  dessen 
treffe  ich  bereits  Vorbereitungen,  meine  Moskiti^re  herzurichten,  und 
sehe  mich  nach  2  festen  Punkten  um,  an  welchen  ich  meine  Hänge- 
matte befestigen  kann,  die  gleichfalls  mückenfest  ist,  allein,  wie  tböricht 
ist  mein  Verlangen!  Fjthagoras  wäre  zufrieden  gewesen  mit  einem 
Punkte  und  ich  verlange  deren  zwei  auf  einer  arabischen  Barke. 

7.  Januar. 

Morgens  erreichen  wir  ein  grofses  Dorf  der  Hassanie  -  Araber 
Namens  Gctena.  Auf  einer  weiten  Thonfläche  tummeln  sich  Tausende 
der  grofsen  ägyptischen  Ganseart,  auf  welche  ich  vergeblich  Jagd 
mache,  da  sie  mich  von  Weitem  sahen.  Nach  nutzlosen  Manövern, 
sie  im  Flug  zu  erwischen,  und  vielen  Ereuz^  und  Querläufen,  bestän- 
dig rauschende  Schwärme  vor  mir  auftreibend,  gehe  ich  ernüchtert 
zum  Landungsplatze  zurück. 

Der  Wind  ist  so  heftig  und  der  Strom  so  schwach,  dafs  der 
Schiffsreis  die  Barke  ohne  Segel  vorwärts  treiben  läfst,  wir  kommen 
trotzdem  prächtig  vorwärts.  Endlich  4  Uhr  Nachmittags  werden  volle 
Segel  gemacht,  die  Barke  schiefst  wie  ein  Pfeil  mitten  durch  Gänse- 
schwärme,  man  feuert  hin  und  wieder  auf  dieselben,  erwischt  aber 
nur  solche,  welche  in  unserm  Cours  schwimmen.  Nachts  gewähreiv 
die  zahllosen  Wachtfeuer  der  Hirten  am  Ufer  und  das  wiederholte 
Hundegekläff  und  Blöken  des  Viehs  einen  sehr  gemuthlicben  Eindruck 
in  der  stockfinsteren  Dunkelheit  vor  Aufgang  des  Mondes. 

8.  Januar. 

Wir  haben  die  Dörfer  von  Wod  Schellai  am  Ostufer  erreicht,  wo 
alle  Nilbarken  der  ägyptischen  Cultur  Valet  sagen.  Weiter  oberhalb 
gebe  .es  keine  Dörfer  mehr,  ko  sagen  jetzt  die  Leute,  aber  es  finden 
sich  immer  noch  wieder  solche,  wo  der  Vorwand  von  Einkäufen  gel- 
tend gemacht  wird,    um  sich  an  Merissabier  zu  laben  und  intime  Be- 


an  seine  Mutter.  319 

kanntschaften   anzuknüpfen  <,    wodnrch  für    mich  nntzloser   Aufenthalt 
in  der  flachen  Oegend  und  bei  flachen  Menschen  entsteht* 

Ich  kaufe  2  fette  Bullen  für  5  Marien-Theresien-Thaler,  lasse  die 
Felle  zum  Verpacken  meiner  Sammlungen  sorgfältig  abziehen,  einen 
Theil  des  Fleisches  einpökeln,  was  selbst  bei  der  betrachtlichen  Hitze 
dieser  Tage  völlig  gelang,  nur  mufste  das  Fleisch  unter  Wasser  liegen 
und  auf  zwei  Drittel  Wasser  ein  Drittel  Salz  genommen  werden. 

Ich  setze  in  einem  Kahn  zum  Westufer  hinüber,  um  zu  botanisi- 
ren.  Orofse  lichte  Acacienwaldungen ,  welche  das  hiesige  Schiffsbau- 
holz liefern,  bedecken  die  Gegend.  Das  Erdreich  ist  aschgrauer  fester 
Tbon,  von  demjenigen  Aegjptens  sehr  verschieden,  aber  durchaus  nicht 
minder  fruchtbar,  wie  Baker  irrthümlicherweise  bestreitet,  der  das  linke 
Stromufer  nicht  berührt  hat  und  nur  die  sandigen,  von  dem  nach  Osten 
wandernden  Strome  aufgerissenen  Ostufer  kennen  lernte.  Durrakom 
in  Kolben  von  riesiger  Gröfse,  |  Fufs  lang  und  j>  Fufs  dick,  wurde  . 
von  mir  für  die  Sammlungen  mitgenommen.  Auf  einer  Excursion 
passire  ich,  begleitet  von  Arslän,  das  Dorf.  Die  Einwohnerschaft 
weicht  überall  entsetzt  zurück  unter  dem  Rufe:  eine  HySne,  eine 
Hyänel  Dafs  es  wirklich  nur  ein  Hund  sei,  war  schwer  ihnen  be- 
greiflich zu  machen,  üeberhaupt  wird  es  schwerlich  in  der  Welt  ein 
Land  geben,  wo  die  Furcht  und  der  den  grofsen  Hunden  gezollte  Re- 
spect  so  allgemein  wäre,  als  bei  den  Einwohnern  dieser  Länder. 

Die  mit  langen,  wie  Alleen  gestellten  Reihen  von  Acacien  be- 
setzten Westufer  haben  nichts  Afrikanisches  an  sich,  hauptsächlich 
wegen  des  Mangels  an  Palmen,  sie  erinnern  vielmehr  an  die  weniger 
bevölkerten  Landschaften  an  der  Wolga,  wo  Erlenwälder  etc.  einen 
ganz  ähnlichen  Character  zur  Schau  tragen. 

9.  Januar. 

Endlich  Nachmittags  verlassen  wirWod  Schellai  mit  seinen  Merissa- 
Kneipen  und  Rinderschlächtereien.  Die  Nilpferde  werden  immer  h'äu- 
figer  und  wetteifern  mit  dem  Knarren  des  Steuerruders  durch  ihr  weit- 
binschallendes  Oegurgel. 

10.  Januar. 

Morgens  haben  wir  in  Sicht  den  Äraschkol,  einen  mehrere  hun- 
dert Fufs  hohen  Felsberg  des  westlichen  Ufers,  welcher  durch  die 
grofee  Ausbeute,  die  der  Reisende  Kotschy  vor  30  Jahren  daselbst 
gemacht,  in  der  botanischen  Welt  sehr  bekannt  wurde.  Bei  den  Vieh- 
tränken des  Dorfes  Turra  liefs  ich  Halt  machen  und  wanderte  selbst 
nach  dem  2  Stunden  vom  Ufer  entfernten  Ort  durch  die  blüthenduften- 
den  Acacienwaldungen.     Wir  befanden  uns  jetzt  immer  noch  im  Ge- 


n 


320  Brief  des  Dr.  Q.  Schweinfarth 

biete  der  Hassanieb- Araber,  deren  Viehreichthum  wahrlich  erstaanliefc 
ist.  Sie  ersefaeinen  mir  weit  zutraalicher,  als  die  Beduinen  des  Osten», 
die  Bischarin  and  Hadendoa,  vielleicht  nur  deswegen,  weil  sie,  gutes 
Arabisch  redend,  zum  gegenseitigen  Verstandnifs  das  Ihrige  beitrugen. 
Ueberall  lAufste  ich  weitläufig  naturhistorisch-genealogische  Erörterun- 
gen ober  meinen  Hund  geben,  der  ihr  höchstes  Interesse  in  Anspradi 
nahm,  weil  auch  sie,  im  Besitze  einer  prächtigen  zur  Grazelienjagd  ge- 
eigneten Windhundrace,  grolse  Stücke  auf  die  ihrigen  halten. 

11.  Janaar. 

Ghattäs,  der  Geizhals,  hat  all'  sein  Pulver  und  die  ftlr  seine  Ex- 
peditionen erforderlichen  Patronen  auf  mein  Schiff,  geladen,  und  zwar 
mehrere  Centner  nur  in  Mattensficken  und  Papier  verpackt,  gerade  uin 
ter  dem  Eingang  in  meine  Cabine,  an  welchem  ich  rauchend  sitze,  ob 
•die  Gegend  zu  beschauen,  unterbringen  lassen.  Erst  auf  meine  Vor- 
stellungen sieht  sich  der  Reis' veranlafst,  ein^  Rindshaut  über  diese 
gefährliche  Mine  zu  spannen,  damit  weder  das  Wasser  schade,  nodk 
•die  herabfallenden  Funken  ein  schreckliches  Ereigniis  zur  Folge  haben 
mochten. 

An  den  Ufern  gewahrt  man  prachtvolle  Rinderheerden   eu  iOOO 
bis  3000  Stuck  zur  Tränke  ziehen.     Sie   gehören  der  Höckerrace  der 
Zebud  Indiens  an  und  haben  meist  weifses  oder  tigerartig  mit  schönen 
schwarzen  Flecken  punktirtes  Fell.     Die   G&nsesehaaren    wollen   gar 
kein  Ende  nehmen.     Heute   werden  zur  Abwechselung  einmal  wieder 
Enten   zubereitet,    nachdem  die  Gänse   alle  Zubereitungsmethoden  er^ 
schöpft  haben,  welche  in  Reisfullung,  Tomatensauee  und  Champignon» 
stets   in   dreifachem  Wechsel   wiederkehrend,    bestehen.     In    ChartÄm 
gab  es  gerade  üeberflufs  an  Tomaten,  und  da  liefs  ich  mir  in  Flaschen 
den  Brei  derselben  fallen,  mit  welchem,  einem  spanischen  Sprichworte 
zufolge,    kein  Koch   eine  Sauce   verderben  kann.     Nachmittags   wird 
el    Es,   einstmals  die   Südgrenze   der  ägyptischen   Herrschaft    bildend 
und  noch  jetzt  der  sudlichste  Ort  des^  Reiches,  mit  Ausnahme  von  Fa- 
schöda,  erreicht.    Gleich  oberhalb  el  Es  beginnt  die  Region  der  Schill ak- 
Inseln,  zahllose  kleine,  dichtbewaldete  Eilande,  auf  welchen  die  braa- 
nen  Hirten  des  Westens   nur  ab  und  zu  ihre  Rinder  weiden  und  die 
meist  von  schwarzen  Fischern  besucht  werden,  welche  dem  weiter  süd- 
wärts verbreiteten  Scbilluk- Volke  angehören»     Grane  Meerkatzen  sind 
hfer  in  den  Bäumen  so  häufig,  wie  die  Eichhörnchen  in  den  Fichten- 
waldungen Livlands. 

12.  Jannarv 
Ich  lasse  bei  einer  reizenden  Waldinsel  halten ,   auf  welcher  sich 

4ks  reichste  Thier-  und  Pflanzenleben  entfaltet    Das  Ufer  von  Bippo* 


r 


an  seine  Matter.  321 

potamus-Fafstapfen,  grofaen  Grubenlochera,  'wimmelnd,  ist  von  ganzen 
Reihen  Grocodiilen  aller  Gröfsen  besetzt,  welche  erst  bei  30  Schritt 
Aan&herong  vor  dem  FremdHng  Platz  machen.     Grofse  Leguane  mit 
pr&chtiger  blechstarker  Haat,  welche   mir  zam  Verbinden  aller  mög- 
lichen schadhaft  gewordenen  Sachen  dient,  rasseln  nebst  Schlangen  in 
dfirrem  Grase.     Ueberall  Schlangenhäute  und  Eierschaalen  unter  den 
Bäumen,  als  Zeichen  der  Zeit    In  den  Zweigen  der  Bfiame  das  lustige 
Treiben  der  Affen,  aller  Arten  von  Vögeln,  Adler  in  riesigen  Nestern 
und   ganze    Schaaren    umherflatternder    Wasservögel.      Eine    Mimosa^ 
welche  ein  vielgetheiltes  Blatt  und  an  jedem  Theil  zwei  grofse  Stacheln 
hat,  bedeckt  in  dichten  Horsten  stellenweise  das  Ufer,    so  dafs  man 
beim  Eindringen  in  dieselben   auf  der  Jagd,   um   die  Bewohner   des 
Wassers  zu  erwischen,  von  Tausenden  von  Händen  zurückgehalten  zu 
werden  glaubt.     Eurbisartige  Gewächse  mit  prächtig  rothen  Fruchten 
raoken  auf  diesen  unwirtfalichen  Dickichten,  gleichsam  als  fürchteten  sie 
die  Habsucht  des  herannahenden  Sammlers,  der  die  Lust,  ihrer  habhaft  zu 
werden  mit  ebenso  vielen  Löchern  in  seinen  Kleidern  bezahlen  mufs. 
ladefs  ich  besiege  alle  diese  Hindernisse  mit  Hülfe  alter  Winterhosen, 
welche  jeder  Schaam  haar,   der  Stacheln   hohnlachen   und   erlege  mit 
eioem  Schusse  4  junge  Gänse  und  2  Perlhühner,  welche  von  nun  an 
mehr  Abwechselung  in  di)e  Küche  bringen.     Abends    fährt  man    am 
Westufer  der  Aha -Insel  entlang,  wo  die  Ssunt-Acacien  eine  nie  ge- 
sehene Grofse  erreichen.     Wie  stolze  Eichen  ragen  sie  aus  dem  Ufer- 
walde empor.    Hierher  hat. die  Regierung  jetzt  ihre  Schiffswerften  ver- 
legt, nachdem  in  den  weiter  nordwärts  gelegenen  Wäldern  die  besten 
Stämme  im  Laufe  der  Jahre  verbraucht  sind.     Zum  erstenmale  auch 
tritt  uns  nun  die  Herminiera  entgegen,  das  leichte  Schwimmholz  Am- 
batsch  genannt,  dessen  Gewicht  man  mit  einer  Federseele  vergleichen 
kann,  und  das  man  in  Händen  gehabt  haben  mufs,  um  es  für  möglich 
halten  zu  können,  dafs  ein  Mann  leicht  ein  Flofs  auf  seine  Schultern 
bebt,  das  8  Menschen  über  Wasser  znerbalten  vermag.    Dabei  gewährt 
der  Ambatsch  mit  seinen  prächtigen  grofsen  gelben  Bluthen  einen  be- 
laobernden  Anblick,  da  er  im  Verein  mit  dem  frischen  Grün  des  Ufer- 
grases die  Insel  wie  eine  Schüssel  Salat  mit  Eiern  erscheinen  lälst. 

13.  Januar. 

Wir  erreichen  eine  andere  der  Tausend  Inseln,  auf  welcher  das 
erste  Rencontre  mit  Schwarzen  statt  hat.  Ich  begrüfse  ihre  adamitische 
Majestät  mit  dem  landesüblichen  Grufse  „Salami^,  was  von  ihnen  freund- 
lichst angenommen  wird.  Indefs,  obgleich  die  Wilden  Europa's  über- 
tünchte Höflichkeit  keineswegs  kennen,  so  erscheinen  sie  dennoch  über 
und  über  getüncht,  d.  h.  mit  Asche  zum  Schutz  gegen  Inseoten,   und 

MUefar.  d.  GM»U«ch.  f.  Brdk.  Bd.  IV.  ^^ 


322  Brief  des  Dr.  G.  Schwcinfurth 

zwar  graa,  wenn  letztere  von  Holz  gewonnen,  and  rostroth,  wie  rotbe 
Teufel,  wenn  sie  aas  Eubmist  erzielt  wurde.  Asche,  Mist  und  eine 
Flüssigkeit,  welche  im  Verein  mit  Terpentin  Veilcbendaft  erzeugt,  sind 
die  unentbehrlichsten  Toilettengegenstande  dieser  Wilden.  Die  letzt- 
genannte berührt  anangenehm  die  Nase  des  Fremdlings,  wenn  er  von 
ihren  Milchgefäfsen  Gebrauch  machen  will,  da  diese  nach  weit  and 
breit  bekannten  echt  afrikanischen  Sitten  damit  gewaschen  zu  werden 
pflegen,  wahrscheinlich  um  den  Salzmangel  zu  ersetzen. 

Wir  passiren  auch  einige  streifenförmige  Sandinseln,  welche  mit 
Kronenkranichen  besetzt  erscheinen,  welche  wie  in  Reih  and  Glied 
4  Mann  hoch  und  den  Schnabel  nach  dem  Winde  gekehrt,  aufgestellt 
und.  Eine  sonderbare  Borstenkrone  ziert  ihren  Kopf.  Jung  haben 
sie,  da  sie  nur  von  Korn  und  Bohnen  sich  nähren,  ein  wohlschmecken- 
deres Fleisch  als  die  Gänse,  und  bringen  mit  den  Perlhühnern  einige 
Abwechselung  in  den  Küchenzettel.  Am  westlichen  Festlandsafer 
kommt  eine  grofse  Antilopenheerde  mit  langen,  gewundenen  Hörnern 
friedfertig  zur  Tr&nke. 

14.  Jiuauar. 
Heute  ist  der  erste  Ungluckstag  gekommen.  Auf  einer  reizenden 
Insel,  wo  ich  eine  meiner  neuen  Acacien,  A.  verugera^  in  prachtvoller 
Ueppigkeit  antreffe,  und  begleitet  von  3  Mann  eine  Rondtour  mache, 
wird  mein  Diener  Mohamed  Amin,  d.  h.  der  Treue,  an  meiner  Seite 
von  einem  Büffel  überrannt,  dem  ich  nicht  das  geringste  Leid  zuge- 
dacht, dem  aber  der  Unglückliche  im  hohen  Uferröhricht  zafallig  gar 
zu  nahe  gekommen  war.  Ich  stiefs  auf  einige  weidende  Heerden  und 
Baggara- Araber,  welche  mich  fragten,  ob  ich  den  Büffel,  der  eben  in 
der  Nähe  sei,  nicht  gesehen  hätte.  Während  ich  mich  nach  dem  mich 
begleitenden  Elephantenjäger  des  Ghattas  umgehe,  um  ihm  dieses  mit- 
zutlieilen,  vernehme  ich  das  gewaltige  Rauschen  eines  mit  der  Wild- 
heit entgleister  Dampfrosse  dah ersausenden  Büffels.  Nach  links,  nach 
rechts  hin  macht  er  unter  Grunzen  und  Brüllen  die  gewaltigsten 
Sprünge,  und  da  ich  in  seinem  Gefolge  eine  ganze  Heerde  vermathe, 
hajte  ich,  ohne  Waffen,  wie  ich  gerade  war,  es  für  rathsamer,  einem 
benachbarten  Baume  zuzuschreiten.  Inzwischen  sehe  ich  mich  nach 
dem  Mohamed  Amin  um  und  erblicke  ihn  über  und  über  blutend  im 
Grase  liegen.  Er  war  plötzlich  von  dem  aufspringenden  Büffel  za 
Boden  geworfen  und  kopfüber  in  das  hohe  Röhricht  geworfen  worden, 
80  dafs  ein  Ohr  an  einen  spitzen  Schilf halm  aufgespiefst  wurde;  der 
Eiephantenjäger^  in  unmittelbarer  Nähe  dieses  bemerkend,  hatte  auf 
den  Büffel  angelegt,  allein  die  Sicherheit,  welche  ich   vor  den  Hahn 


an  seine  Mutter.  323 

meiner  Bfichse  gelegt^  hatte  den  Schufs  aafgehalten;  in  seiner  Yerzweif- 
lang  hatte  der  Mann  rasch  entschlossen  mit  einem  Beil,  das  er  für  mich 
bei  sich  trag,  nach  der  Stirn  des  Büffels  geworfen  and  sich  dann,  wohl 
wissend,  dafs  der  Büffel  einem  rahig  Daliegenden  kein  Leid  zu  thon 
pflegt,  fiaoh  auf  den  Boden  geworfen.  Der  BSffel,  der  einige  Augen- 
blicke vor  ond  aber  seinem  Opfer  gestanden,  hatte  in  Folge  des- 
sea  Reifsaus  genommen.  Alles  dies  hatte  sich  in  viel  kürzerer  Zeit 
lagetragen,  als  ich  es  berichten  kann,  and  als  ich  um  mich  blickte, 
nahet  sich  eben  aas  dem  Grase  der  Elephantenjfiger.  Wir  richteten 
Don  den  unglücklichen  durch  einen  colossalen  Schilfhalm  mit  dem  Ohr 
ao  den  Boden  Angenagelten  auf  und  sahen  zu  unserer  Freude,  dafs 
die  Verletzung  nicht  tödtlich  sein  konnte.  Auch  die  Baggara  kamen 
herbei,  und  ich  liefs  sie  frisches  Wasser  aus  dem  Flusse  bringen,  um 
die  Wunde  zu  waschen.  Dann  nahm  ich  die  Büchse  (einen  schönen 
Hinterlader  fSr  Scbroot),  welche  von  den  Hörnern  des  Büffels  gefafst 
and  umher  geschleift  worden  war,  so  dafs  der  eine  Lauf  an  seiner 
Mündung  wie  zusammengehämmert  erschien  und  ein  tiefer  Eindruck 
im  harten  Schaftholze  von  den  Hufen  die  Wucht  seines  Körpers  be- 
zeugte (ein  Unfall,  der  indefs  bald  wieder  gut  gemacht  werden  konnte) 
and  eilte  zurück  nach  meiner  Barke,  wo  ich  Leute  mit  einer  Bettstelle 
absandte,'  um  den  Verwundeten  zu  holen,  der  allmfthlig  wieder  zu  sieb 
kam  und  nur  den  Verlast  von  4  Zähnen  upd  einigen -Knochensplittern 
zu  beklagen  hätte.     Allein  es  sollte  noch  schlimmer  kommen. 

15.  Januar. 

Nach  langer  Zeit  kommt  wieder  einmal  ein  Berg  in  Sicht  Es  ist  der 
Njemati,  der  hart  am  Ostufer  gelegen  erscheint.  Wir  halten  indefs  zu- 
nächst am  Westufer,  wo  ein  grofses  Hirtenlager  der  Baggara- Araber  an-, 
getroffen  wird.  Habbäkum,  Habbäkum,  Habbäkum  aschera  (Gut  Freund  I 
eig.  Euer  Bruder)  und  1 0  Mal  wiederholt  rufen  die  Leute ,  sobald  sie 
schwarzbraune  mohamedanische  Glaubensbrüder  am  Ufer  sehen.  Die 
nächsten  Worte,  die  alsdann  ausgetauscht  werden,  sind:  Ssemmen,  Ssem- 
men,  Ssemmen  I  d.  h.  Butter,  Rob,  Rob  d.  h.  Buttermilch,  darauf  erwiedern 
jene:  Esch,  Esch,  d.  h.  Durrakorn,  dann  wieder  die  Schiffsleute:  nein,  das 
haben  wir  genug,  und  dann  beginnt  es  wieder  von  Neuem :  Ssemmen  und 
Habbäkum  tausendmal.  Endlich  sind  wir  am  Ufer  und  umarmen  die 
Habbäkum's  in  innigster  Herzensrührung.  Letztere  gehen  aber  auf 
di(«e  gar  nicht  ein,  sondern  lassen  sich  Alles  hübsch  zu  Chartümer 
Marktpreisen  bezahlen,  so  dafs  die  Schiffsleute  sie  Nasbatälin  nennen, 
d.  h.  schlechte  Leute,  weil  sie  nichts  umsonst  hergeben  wollen.  Da- 
gegen sind  die  Frauen  sehr  entgegenkommend  und  wetteifern  mit  ein- 

21» 


324  Brief  des  Dr.  G.  Schweinfurth 

ander,  um  möglichst  viel  Besucher  für  ihre  Merissa-Bierkneipen  anzu- 
locken.    So  vergeht  der  Tag  in  Saus  und  Braus,  wfihrend  ich  mich 
in'  der  ausgebrannten  Steppe  langweile  und  zum  Zeitvertreib  die  Kin«- 
der   mit  Zwieback   wie  bei  uns  mit  Bonbons   tractire.     Die  Baggara 
sind   nicht  ^Hirten,  wie  sie  die  Idylle  im  Sinne  der  lieben  Heimath 
kennt^,  es  sind  sämmtlich  Horsemen,  beritten  und  kriegerisch,  räober- 
haft  und  kecker  und  verwegener  als  irgend  ein  äthiopischer  Stamm  des 
Ostens.     Den   Elephanten   erlegen   sie  mit  Lanze  und   Schwert,    mit 
Löwen  und  Leoparden  spielen  sie  wie  mit  Jungen  Katzen.    Viele  ver- 
dingen sich   daher  bei   den  Händlern   am   obern   Nil,   und '  es  kamen 
Mehrere,   um   auch   mir  ihre  Dienste  anzubieten,  da  ich  ja,   wie  sie 
meinten,  auch  besonders  das  Einfangen  von  Sklaven  zur  Aufgabe  habe. 
Auch  darin  sind  sie   von   ihren  weit  weniger  civilisirten  und  zugleich 
weit  weniger  muthigen  Brüdern  des  Ostens  und  Nordens  verschieden, 
dafs  sie  mehr  auf  Kleidung  halten  und  meist  indigoblane  Hemden  tra- 
gen, wie  die  Bauern  Aegyptens.     Wohlhabende  Baggara  haben  aach 
Kleider  von   purpurrotbem   und  geblümtem  Kattun,   ein    fremdartiger 
Anblick  inmitten  dieser  nackten  Wilden.     Am  Abend  wurde  hinüber 
zum    Gebel   Njemati   gefahren    und  dieser   selbst   besucht.     Ich  fand 
mehrere  Prachtbäume  aus  der  Familie  der  Capparideen  in  Blüthe,  die 
von  Weitem  wie  rosenrothe  Rhododendren  erschienen.     In  den  tiefen 
Spalten   und  Rissen  der  Gpanitfelsen  wimmelt  es  von  Milliarden  von 
Fledermäusen,  und  ein  erstickender  Mistduft  haucht  aus  diesen  dämo* 
nischen  Schlünden  entgegen.     Ich  schiefse   vergeblich   auf  einen  mar- 
melthi erartigen  Nager,  welcher  katzengleich  über  die  Felsblöcke  schlupfte. 
Der  Boden  unter  den  Bäumen  des  Uferrandes  wimmelt  jetzt  von  den 
herabgefallenen  pflaumenartigen  Fruchten  des  Hegelig  (Balanites  aegyp^ 
tiaca)^  eines  weit  über  Afrika  verbreiteten  Baumes.     Diese  Pflaumen 
sind  wie  saftige  Datteln,   aber  etwas   bitterlich   von   Geschmack  und, 
wie  die  meisten  Fruchte  des  Nil-Gebietes,  an  Pfefferkuchen  erinnernd, 
eine  Beobachtung,  welche  bereits  ein  Reisender  des  vorigen  Jahrhun- 
derts gemacht  haben  will,   und   der  ich  ihrer  Originalität  wegen  bei- 
stimme.    Auch    Tamarindenbäume   voller  Frucht,    welche    mit   ihrem 
tiefen  Schatten  den  Wanderer  zum  Ausruhen  auffordern,  traten  hier 
zuerst  auf,  ein  langersehntes  Ereignifs  für  mich,  der  ich  nach  langem 
Gebrauch    von    Schwarzbeerensaft,    vulgo    Bordeaux -Wein,    darnach 
lechzte.     Weshalb  man  in  Deutsch-  und  Rufsland,  wo  es  Schwarz-  oder 
Heidelbeeren  in   Menge  giebt,    nicht  die   Fabrication   dieses  in   Tro- 
penländern einen  hohen  Grad  von  Conservationsfähigkeit  bewährenden 
und  namentlich  für  landesübliche  Magenkrankheiten   ein  vorzügliches 
Medicament  abgebenden  Getränks  en  gros  betreibt,  weshalb  man  über- 
haupt in  Frankreich  bei  der  reichen  Weinproduction  der  letzten  Jahre 


an  seine  Matter.  325 

aod  den  dadnrcb  gedrückten  Preisen  nicht  lieber  vin  d'airelle,  als  vin 
de  Medoc  etc.  aaf  die  Vignette  druckt  und  sicif  diesen  um  so  theurer 
bezahlen  läfst,  sind  Fragen,  welche  mich  beim  Einschlafen  nach  den 
Mühen  dieses  Tages  lebhaft  beschäftigten. 

17.  Januar. 

Abermaliges  Zusammentreffen  mit  Baggara- Arabern,  welche  nicht 
nar  das  ganze  linke  Stromufer  inne  haben,  das  sie  im  Winter,  wenn 
die  Steppen  des  Innern  verbrannt  und  verdorrt  sind,  besuchen,  son- 
dern die  sich  auch  auf  den  Inseln  und  dem  rechten  Ufer  festsetzen, 
von  wo  sie  im  Laufe  der  letzten  Jahre  die  Schilluk-Neger  fast  gänz- 
lich verdrängt  haben.  Die  Region  des  leichten  Schwimmholzes  hat 
nan  far  eine  weite  Strecke  Unterbrechung  erfahren,  erst  in  den  näch- 
sten Tagen  (am  Datum  des  Briefes)  werde  ich  wieder  dieselben  er- 
reichen; hier  sind  die  Flufsufer  und  die  zwischen  den  Inseln  immer 
schmäler  werdenden  Kanäle  mit  dichtem  Schilf  und  Zuckerrohrmassen 
bedeckt 

18.  Januar. 

Die  Gegend  beginnt  in  besorgnifserregendem  Grade  langweilig  zu 
werden.  Indefs  finde  ich  am  Halteplatze  hinreichende  Ausbeute,  um, 
wie  bisher,  den  ganzen  Tag  beschäftigt  zu  sein.  Schwarzbraune  En- 
ten and  Löffelenten  werden  geschossen;  den  Thrangeschmack  ihres 
Fettes  überwältigen  rother  Pfeffer  und  die  sauren  Gurken,  die  ich  in 
Cfaartiim  besorgt,  bei  deren  Genofs  ich  in  der  bedeutenden  Hitze  des 
Tages  unwillkürlich  an  die  Sauergurkenzeit  Berlin's  erinnert  werde. 
Nachts  unterhält  man  sich  mit  Erzählungen  von  Abenteuern  in  den 
oberen  Nilgegenden.  Ein  Jeder  will  etwas  ganz  Absonderliches,  Nie- 
dagewesenes erlebt  haben  und  beschwört  beim  Koran  und  dem  Bart 
des  Propheten  die  Wahrheit  seiner  Aussagen.  Solcher  Authenticität 
gegenüber  kann  ich  das  Wichtigste  dieses  Neuesten  aus  Afrika  dem 
Leser  dieser  Zeilen  nicht  vorenthalten.  In  einem  südlich  vom  Ge- 
biete des  Njäm-Njäm  gelegenen  Lande  hat  man  Männchen  gesehen, 
die  nie  über  3  Fufs  Höhe  erreichen,  einen  langen  weifsen  Bart  bis 
an  die  Knie  tragen  und  bewaffnet  mit  guten  Lanzen,  den  Elephanten 
unter  den  Leib  jBchlüpfen  und  ihn  so  leicht  erlegen,  da  er  mit  seinem 
Rüssel  ihrer  nicht  habhaft  werden  kann.  Sie  verkaufen  den  Händlern 
viel  Elfenbein  und  sollen  den  Namen  Schiber  di  gento  fuhren.  Der- 
gleichen Sagen  von  Pygmäen  scheinen  jetzt  ebenso  sehr  Mode  im.  Sudan 
zu  sein,  wie  ehedem  die  Erzählung  von  geschwänzten  Menschen.  Alex. 
Dumas    an  höherem  Blödsinn   überreiche  Schrift:    „rhomme  a  queue** 


326  Bri«f  <i«8  Dr.  G.  Schweinfurth 

erregt  nun  mit  sein'en  sinnreichen  Illustrationen  die  höchste  Theil nähme 
der  Schiffsgesellschaft.* 

19.  Jannar. 

Die  Gegend  wird  so  langweilig,  dafs  ein  Nichthotaniker  sagen 
wiirde,  dafs  sie  sprüchwörtlich  sei.  Indefs  finde  ich  die  reichste  Aas- 
heute in  der  vollendeten  Wildnifs  des  rechten  Festlandsufers.  Büffel- 
pfade  allein  bahnen  durch  die  dichten  Dorn-  und  Lianenmassen  viel- 
fach geschlungene  Wege,  auf  welchen  ich  vor  einer  Menge  Bewaffne- 
ter einherziehe,  da  man  beim  Anblick  der  massenhaft  angehäuften  fri- 
schen Losung  dieser  Thiere  jeden  Augenblick  ein  gefahrliches  Reo- 
contre  erwarten  kann,  wie  am  14.  Januar.  Wir  segeln  die  ganze  Nacht 
hindurch,  welche  durch  weit  ausgedehnte  SteppenbrSnde  erhellt  wird. 
Das  Gegurgel  der  Hippopotami  am  Wasser  will  gar  nicht  aufhören 
und  beginnt  im  höchsten  Grade  langweilig  zu  werden.  Manchmal 
glaubt  man  sie  in  nächster  Nfihe  zu  vernehmen  und  schaut  sich  um 
nach  ihnen,  um  in  weiter  Ferne  ihre  plumpen  Köpfe  als  ebenso  viele 
schwarze  Punkte  zu  erblicken.  Nachts  auch  am  linken  Ufer  Löwen- 
gebrüll zur  Abwechselung,  damit  Afrika  immer  etwas  Neues  biete. 

20.  Januar. 

Heute  in  Folge  des  starken  Windes  kühles  Wetter;  Nachmittags 
nur  -f-  38  Grad  C.  Der-  Defafang,  ein  vom  rechten  Ufer  etwas  ent- 
legener höherer  Berg,  taucht  nun  auf  und  bezeichnet  die  Grenze,  welche 
jetzt  zwischen  dem  ersten  Neger-Gebiet  und  dem  Hirtenland  der  Bagt^ara 
besteht.  Bei  einer  herrlichen  Wildnifs  wird  angelegt  und  reiche  Aus- 
beute gemacht,  da  mehrere  bisher  nicht  gesehene  Bäume  und  Str&ncher 
in  Btüthe  stehen,  darunter  auch  die  abjssinische  Besenna  (Albi%sia 
anihelminthica  Brongn.),  deren  Rinde  das  vorzüglichste  Band  Wurmmit- 
tel, das  man  kennt,  liefert.  Ein  Varanvs  (grofse  Eidechse  3  Fufs 
lang),  schwarze  Ibise  und  Meerkatzen  werden  erlegt. 

21.  Januar. 

Vormittags  segeln  wir,  weil  Tiefwasser,  hart  am  Schilfrande  des 
linken  Ufers  und  scheuchen  eine  Büffelheerde  auf,  welche  früher  ver^ 
schwindet^  als  man  nach  der  Büchse  greifen  kann.  Bald  darauf  Höl- 
lenl&rm  und  Geschrei  in  einem  benachbarten  Zeltlager  der  Baggara. 
Man  gewahrt  Hunderte  von  Männern  mit  Schwerdt  und  Lanze  bewaff- 
net und  viele  zu  Pferde  der  Stelle  zueilen,  wo  wir  die  Büffel  sahen, 
und  vornehmen,  dafs  einem  der  Habakkum  dasselbe  Malheur,  vielleicht 
nur  schlimmer,  passirte,  als  meinem  unglücklichen  Mohamed  Amin, 
dessen   von    mir    mit    2  Insecten nadeln    zusammengenähte   Oberlippe 


an  seine  Matter.  327 

flehnell  zudammeDgewachsen  lat  und  der  nan  mit  Bleiwasser  und  Ca- 
millentbee  einen  Knochensplitter  nach  dem  andern  ausspuckt,  während 
er  sich  sonst  den  Umständen  nach  ganz  wohl  befindet.  Der  gute 
Wind  treibt  uns  indessen  bei  den  Baggara  vorüber,  ohne  dafs  wir  ge- 
naue Details  über  die  Ursache  des  Alarms  erfahren  können.  Nach- 
mittags segeln  wir  mit  einer  Pelican-Flotille  um  die  Wette,  welche 
sich  durch  wiederholtes  Schiefsen  nicht  von  ihrem  Conrs  abbringen 
lälst,  bis  einer  dem  Schroote  erliegt.  Aus  dem  die  Brust  dieser  Thiere 
bekleidenden  Fell  bereiten  sich  die  Wilden  oberhalb  (hier  selten  ge- 
sehene) perrGckenartige  Mutzen,  welche  täuschend  üppigem  wei- 
fsen  Haarwuchs  gleichen  und  in  jeder  Theater- Garderobe  eine  Rolle 
spielen  könnten.  Mit  Sonnenuntergang  wird  bei  einer  verlassenen 
Niederlassung  des  ehemaligen  Haupt- Räuberhauptmanns  vom  weifsen 
Nil  gebalten.  Der  Platz,  von  £rd wällen  und  Gräben  umgeben,  liegt 
am  linken  Ufer,  unfern  des  Dorfes  Kaka.  Was  hier  am  meisten 
überraschte,  waren  die  erstaunlichen  Massen  angehäufter  Knochen 
von  den  hier  vor  einigen  Jahren  zusammengeraubten  geschlachteten 
Rindern.  Allein  ich  brauche  Menschenschädel  und  darf  ohne  dieselben 
nicht  nach  Berlin  zurückkehren.  Daher  ist  es  jetzt  an  der  Zeit,  dafs 
meine  Leute  ihre  Versprechungen  erfüllen.  Und  in  der  That  sehe  ich 
mich,  da  ich  ihnen  zu  viel  abergläubische  Scheu  zugetraut,  beschämt, 
denn  mit  die  gesehenem  Eifer  wühlt  nun  Alles  in  den  Knochenhanfen 
oder  durchstöbert  die  halbverbrannten  Steppen  im  Umkreise  des  un- 
heimlichen Ortes.  Leider  aber  ist  Alles  dermafsen  zerstückelt,  ver- 
brannt und  verwittert,  dafs.nur  zwei  taugliche  Hirnschädel  aufgelesen 
werden.  Ich  bin  aber  froh  über  die  Bereitwilligkeit  meiner  Leute  und 
lege  mich  befriedigt,  in  Erwartung  späterer  Beute,  nieder. 

22.  Januar. 

Mittags  wird  in  Hillet  Kaka,  einem  grofsen  Negerdorf,  gehalten. 
Nackte  Schilluk  in  grofser  Anzahl  kommen  zu  Schiff,  hauptsächlich 
aas  Neugierde,  den  Hund  zu  sehen.  Ein  grofser  Sombrero  mexikani- 
scher Mode,  der  mein  Haupt  vor  den  Sonnenstrahlen  schützt,  erregt 
auch  die  Wifsbegierde  der  Wilden,  und  da  sie  aus  eigenem  Haarfilze 
ein  ganz  ähnliches,  nur  minder  umfangreiches  Geflecht  auf  dem  Schei- 
tel tragen,  mache  ich  auf  die  grofse  auch  in  diesem  Punkte  zwischen 
einem  Weifsen  und  einem  Schwarzen  bestehende  Analogie  aufmerksam. 
Wie  grofs  war  aber  erst  ihr  Erstaunen,  als  sie  sahen,  das  man  das 
Ding  auch  abnehmen  und  wieder  aufsetzen  könne;  das  lag  allerdings 
bei  ihnen  aufser  dem  Bereiche  der  Möglichkeit.  Sie  werden  mit 
ihren  hohen  Filzkämmen  so  zu  sagen  geboren,  denn  bereits  beim 
Säugling  beginnt  man  mit  Gummi  und  Asche    das    Scheitelhaar   zu 


328  Brief  des  Dr.  6.  Schweinforth 

einem  halbkreisartigen  Kamme  zasammen  zn  kleben,  so  dafs  es  mik 
der  Zeit  genaa  die  Gestalt  eines  massiven  Heiligenscheins  ansanehmen 
vermag.  Die  ode  Steppe  in  der  Umgegend  von  Kaka  bot  nichts  mei- 
nen Blicken,  was  far  die  Sammlung  verwerthet  werden  konnte,  da  die 
▼erdorrten  Reste  der  letzten  Vegetationsperiode  durch  Feuer  vollends, 
vernichtet  waren.  Ich  fuhr  also  weiter  und  wollte  an  einer  Stelle  hal- 
ten lassen,  wo  ein  üppiger  Uferwald  reiche  Ausbeute  in  Aussicht  stellte. 
Die  Stelle  ist  auf  allen  Karten  dadurch  leicht  zu  finden,  weil  hier  der 
Nil  mehrere  Meilen  lang  eine  ausnahmsweise  südöstliche  Richtung  ein- 
schlägt. Indefs  mein  Wunsch  wurde  durch  einen  Vorfall  vereitelt,  an 
welchen  ich  jetzt  noch  mit  Schaudern  und  Schrecken  denke.  Wegen 
der  unpassenden  Windrichtung  ging  ein  Theil  der  Bemannung  mit  dem 
Seil  das. Schiff  ziehend  am  Ufer  entlang  und  kam  einem  Riesenbienen- 
schwarm,  wie  ihn  die  ältesten  Nilfahrer  nie  und  nirgends  gesehen 
haben  wollen,  in  den  Weg.  Sie  wurden  von  den  Bienen  nberfaUen, 
stürzten  sich  auf  den  Flufs,  von  demselben  auf  die  Barke  und  brach- 
ten so  auch  über  uns  Andere  das  Unglück,  vor  welchem  ein  günstiger 
Wind  uns  leicht  bewahrt  haben  würde.  Ich  arbeitete  bei  meinen  Pflan- 
zen in  der  Cabine,  nichts  Böses  ahnend,  als  ich  über  und  um  dieselbe 
herum  ein  Rennen  und  Springen  der  Leute  vernehme,  das  ich  anfangs, 
da  solches  an  der  Tagesordnung  stand,  für  Ausgelassenheit  hielt.  Mehr- 
mals rufe  ich  den  Leuten  zu,  was  diese  Tollheit  zu  bedeuten  habe, 
erhalte  aber  keine  Antwort.  Da  stürzt  einer  derselben  ganz  verwirrt 
mit  dem  Ruf  herein:  Bienen,  Bienen I  Eben  will  ich  eine  Pfeife  an- 
zünden, thörichter  Versuch,  als  ich  mich  plötzlich  im  Gesicht  and  an 
den  Händen  von  den  empfindlichen  Stichen  getroffen  fühle,  und  bereits 
Tausende  in  dichten  Massen  mich  umsummen.  Ich  greife  nach  einem 
Handtuch,  um  meinen  Kopf  zu  schützen,  es  hilft  aber  nichts;  ich  schlage 
wüthend  um  mich,  um  so  mehr  vergröfsert  sich  die  Hartnäckigkeit  der 
Insekten ;  da  werde  ich  an  den  Augen  verletzt,  und  Stich  neben  Stich 
fällt  mir  in  das  Haupthaar;  die  Hunde  unter  meinem  Bett  springen 
wie  toll  auf,  werfen  eine  Menge  Sachen  um,  und  ich  selbst,  meiner 
Sinne  nicht  mehr  mächtig,  stürze  mich  in  Verzweiflung  kopföber  in 
den  Flufs,  tauche  unter,  allein  alles  vergeblich,  es  regnet  formlich  Stiche 
auf  meinen  Kopf.  Ich  achte  nicht  auf  den  Ruf  meiner  Leute,  ja  am 
Bord  zu  bleiben,  und  suche  mich  im  Ufersumpfe  durch  das  hohe  Schilf- 
gras, das  mir  die  Hände  zerschneidet,  fortzuschleppen,  um  im  Walde 
Schutz  zu  suchen.  Da  packen  mich  4  kräftige  Arme  und  schleifen 
mich  gewaltsam  durch  den  Ufersumpf,  dafs  ich  im  Schlamme  zn  er- 
sticken glaube,  wieder  in 's  Schiff.  Die  Hunde  waren  mir  nachgestürzt, 
ich  konnte  nur  die  Worte  hervorbringen:  rettet  den  Hundl  Als  ich 
fi^ieder  auf  der  Barke  war,  gelang  es  mir  endlich,  ein  Laken  aus  dem 


an  seine  Matter.  329 

£offer  za  zerren,  and  fand  nun  endlich  Schutz,  nachdem  ich  die  in  dieser 
fioJle  mit  eingeschloMenen  Bienen  nach  und  nach  zerquetscht  hatte. 
Mittlerweile  hatten  meine  vortrefflichen  Lieate  mit  grofser  Selbstver- 
leugnung wirklich  den  Arslan  wieder  an  Bord  geschafft  und  unter 
TScher  gedeckt.  Drei  volle  Stunden  mufste  ich  krampfhaft  zusammen- 
gekauert ausharren,  während  das  Summen  um  mich  herum  ununter- 
brochen fortwährte,  und  einzelne  Stiche  noch  durch  das  Laken  hin- 
dorcbfielen.  Da  vernehme  ich  das  Prasseln  eines  am  Ufer  im  dürren 
Schilf  angemachten  Feuers,  und  nun,  während  wir  Alle  lautlos  in  un- 
sereo  Stellungen  verharrten,  gelang  es  endlich,  die  Bienen  von  der 
Barke  abzubringen,  diese  selbst  flott  zu  machen  und  das  jenseitige 
Ufer  zu  erreichen.  Nun  erst  konnte  man  sich  den  Schaden  ansehen. 
Mit  Hülfe  eines  Spiegels  und  einer  Pincette  zog  ich  mir  alle  sichtbaren 
Stacheln  aus  Gesicht  und  Händen,  sie  hatten  eine  Länge  von  2  Milli- 
meter; alle  diese  Stiche  blieben  ohne  schädliche  Folgen.  Dagegen  war 
es  unmöglich,  im  Haar  die  Stacheln  ausfindig  zu  machen,  viele  waren 
bei  meinem  wahnsinnigen  Gebahren  abgebrochen  und  zerquetscht  woi^ 
den.  Diese  letzten  erzeugten  aber  eben  so  viele  kleine  Geschwüre,  welche 
2  Tage  lang  empfindlich  schmerzten.  Der  arme  Arslan  war  schreck- 
lieh am  Kopf  und  an  den  Augen  zugerichtet,  im  langen  Haar  des 
Rückens  dagegen  waren  die  Stiche  wirkungslos  geblieben.  Sehr  be- 
klagen mufste  ich  nun  den  Verlust  des  netten  HQndchens  von  Char- 
tnm,  welches  sich  verloren  hatte  und  das  jedenfalls  den  Stichen  erlegen 
war.  Von  diesen  Mordbienen  habe  ich  viele  aufbewahrt.  Niemand 
auf  meiner  Barke  hatte  sie  früher  gesehen,  überhaupt  war  es  ihnen 
unbekannt,  dafs  solche  Insekten  ein  Schiff  überfallen,  ohne  dafs  man 
ihren  Nestern  zu  nahe  gekommen  war.  Das  Merkwürdigste  aber  war, 
dals  alle  in  unserm  Kielwasser  steuernden  Barken  an  diesem  und  den 
nächsten  Tagen  an  derselben  Stelle  die  nämliche  Plage  zu  bestehen 
hatten,  so  viel  ich  weifs  16  an  der  Zahl.  Nun  mufs  man  sich  die 
Verwirrung  vorstellen,  welche  erst  an  Bord  von  Barken  geherrscht 
haben  mufs,  welche  eine  Bemannung  von  50 — 80  eng  zusammengedräng- 
ten Bewaffneten  führten.  Beim  Schlafengehen  wünschte  ich  mir 
lieber  10  Büffel  und  noch  2  Löwen  dazu,  als  je  wieder  etwas  mit  Bie- 
nen zu  thun  zu  haben,  ein  Wunsch,  in  den  die  ganze  Schiffsgesellschaft 
lebhaft  einstimmt.  Ich  nehme  Chinin  und  erwache  morgens  neu  ge- 
stärkt und  munter  zu  erneuter  Thätigkeit.  Mehrere  argzugerichtete 
Soldaten  haben  in  der  Nacht  heftiges  Fieber  gehabt. 

23.  Janaar. 

Es  wird  wieder  am  rechten  Ufer,   wo  üppiger  Urwald,   gehalten 
und  unter  beständiger  Furcht  vor  Bienen  eine  Excursion  gemacht,  die 


330  Brief  des  Dr.  6.  Schweinfarth 

reiche  Ausbeate  liefert.  Ich  führe  ein  Bündel  Stroh  und  Zandholzchen 
bestfindig  bei  mir,  am  zar  Abwehr  sofort  das  dürre  Gras  in  Brand 
stecken  za  können.  Ein  fast  voUstftndiges  Negerskelett  wird  gefanden 
und  sorgfältig  verpackt.  Seit  3  Tagen  ist  auch  eine  Art  Tsetsefliege, 
welche  recht  empfindlich  aber  ohne  Folgen  sticht,  sehr  häufig.  Die 
Rinder  und  das  meiste  Hausrieh  erliegen  bekanntlich  immer  einer 
durch  ihre  Stiche  bewirkten  innern  Krankheit.  Nachmittags  gewahrt 
man  mit  Entsetzen  wieder  Bienen  im  Ufergrase  und  flieht  daher  znm 
linken  Nilufer  hinüber,  wo  man  mit  zahlreichen  Negern  zusammen- 
stofst,  welche  auf  kleinen  leichten  Ambatsch-Efihnen  Fischerei  treiben 
and  hurtig  wie  die  Fische  selbst  die  Fluthen  durchschneiden.  Da  der 
Ambatsch  bis  mannsstarke  Stämme  bildet,  welche  plötzlich  in  eine 
dünne  Spitze  aaslaufen,  so  braucht  man  nur  eine  Anzahl  solcher 
Stämme  mit  Stricken  zosammen  zubin  den,  um  eine  Art  langgeschnfibelte 
venetianische  Gondel  zu  erbalten.  Das  linke  Ufer  ist  nun,  so  weit 
das  Auge  landeinwärts  reicht,  mit  Hütten  and  kleinen  Dörfern,  die 
kein  Ende  nehmen,  besetzt,  welche  in  Abständen  von  kaum  einigen 
hundert  Schritten  gelegen,  eine  anfserordentlich  dichte  Bevölkerong 
verrathen.  Berücksichtigt  man  nun  die  weite  Ausdehnung  des  Schilluk- 
Gebietes  am  Ufer  des  weifsen  Nils,  so  erscheint  die  Annahme  einer 
Bevölkerung  von  3  Millionen  ffir  dieses  Volk  keineswegs  übertrieben, 
ein  Umstand,  welcher  bei  einer  Statistik  Aegyptens  wohl  zu  berück- 
sichtigen wäre,  da  alle  diese  Schilluk  jetzt  aus  dem  Afien menschenalter 
mit  Uebergehung  von  Stein-  und  Broncezeit  direct  in  das  löbliche 
Unterthanen-Stadiam  übergegangen  sind  und  nach  ihrer  Art  (in  Rindern) 
punktlich  ihre  Steuern  zahlen. 

24.  Januar. 

Morgens  halten  wir  unfern  Faschöda  am  Ufer  und  eröffnen  zam 
erstenmale  mit  Hülfe  der  Glasperlen  einen  regen  Tauschhandel  mit 
den  Negern.  Die  Perlen  sind  aber  bereits  so  sehr  im  Preise  gesunken, 
dafs  man  Eier,  Huhner,  Milch  etc.  genau  zu  Chartamer  Marktpreisen 
kaufen  mufs,  was  ja  auch,  bei  ihrem  jetzigen  Uebergangsstadium  zum 
Menschen  und  Untertbanen  den  armen  Wilden  nicht  mehr  als  recht  und 
billig  erscheinen  mag. 

Am  Mittag  hatten  wir  Faschöda  erreicht.  Der  Gouverneur  war 
nicht  am  Platze,  sondern  mit  der  Mehrzahl  der  Truppen,  500  Mann, 
2  Kanonen  und  einem  Dampfer,  im  Lager  oberhalb  6  Standen  bei  den 
Dörfern  des  Schilluk -Königs.  Sein  Stellvertreter  empfing  mich  sehr 
zuvorkommend,  schickte  sogleich  2  fette  Hammel  der  eigenthämlichen 
Schilluk-Race,  welche  durch  einen  mähnenartigen  Bart  unter  dem  Halse 
aasgezeichnet  ist,  und  stellte  mir  seine  Böte,  Maulthiere,  Pferde,  Sol- 


an  seine  Mutter.  331 

daten,  kurz  Alles  zur  Verfügung,  um  die  Umgegend  in  Augenschein 
zo  nehmen.  Letztere  aber  erschien  in  sehr  dürftigem  Gewände.  Die- 
ser seit  2  Jahren  stadtartig  erbaute  Ort  besteht  auTser  dem  Militair- 
posten,  dessen  Lehmmauem,  an  welchen  hunderte  von  Wasserrinnen 
wie  ebenso  viele  Kanonen  sich  ausnehmen,  von  Weitem  wahrhaft  im- 
poniren,  eigentlich  nur  aus  einem  grofsen  Haufen  von  runden  Stroh- 
hotten  mit  Kegeldächern  (im  Sudan  Tokui  genannt).  Da  aber  alle 
Barken  hier  mehrere  Tage  halten,  so  bringt  schon  allein  die  zahlreiche 
Mannschaft  der  letzteren  sehr  reges  Leben  in  den  Ort.  Viele  ägyptische 
Galeerensträflinge,  fessellos,  weil  ein  Entwischen  hier  ebenso  schwierig 
ist,  wie  in  Sibirien,  treiben  sich  bettelnd  am  Ufer  umher,  reden  mich 
mit  französischen  und  italienischen  Phrasen  an,  tragen  aber  keineswegs 
nur  Gemfithlichkeit  dieses  Ortes  bei. 

25.  Januar: 

Ich  lasse  mein  Zelt  aufstellen,  es  müssen  aber  beständig,  aus 
Furcht  vor  Dieben,  Leute  mit  geladenem  Gewehr  bei  demselben  Wache 
stehen.  Viele  Barken  kommen  und  gehen  weiter  nach  den  oberen 
Gewässern.  Alle  haben  noch  von  den  Nach  wehen  der  Bienen  plage 
bei  Djerah-Esch  zu  leiden.  Eine  Barke  ist  da,  deren  ganze  Mann- 
schaft einen  halben  Tag,  von  Mittag  bis  zur  einbrechenden  Nacht,  im 
Wasser  aushalten  mufste,  hippopotamusartig  ab  und  zu  den  Kopf  her- 
vorsteckend, um  etwas  Luft  mit  einigen  Dutzend  Bienenstichen  zu  er- 
kaufen. 

26.  Janaar. 

Seit  einigen  Tagen  ist  die  Witterung  wieder  ganz  kühl  geworden, 
ein  wüthender  Nordost  bläst  unaufhaltsam  und  läfst  nur  nach  Sonnen- 
antergang  etwas  nach.  Abends  geht  einem  unserer  sogenannten  Sol- 
daten unversehens  das  Gewehr  los,  ein  Ereignifs,  welches  mich  nicht 
im  Geringsten  in  Erstaunen  setzt,  da  ich  solches  stündlich  erwartete. 
Die  Kugel  pfeift  über  die  Barke  weg  mitten  durch  das  Getümmel  der 
Mannschaft.  Am  selbigen-  Tage  hat  auf  einer  ebenfalls  hier  ankom- 
menden Barke  ein  Bewaffneter  einem  Sklaven  des  Vice -Gouverneurs 
durch  den  Arm  geschossen  und  dafür  150  Thaler  Strafe  zahlen  müs- 
sen, eine  Summe,  welche  von  der  ganzen  Mannschaft  zusammengebracht 
wurde,  da  ein  solches  Versehen,  wie  sie  sagen.  Jedem  hätte  passiren 
können.  Aus  Achtung  vor  mir  fallt  nun  der  Sachwalter  des  Ghattäs, 
der  eigentlich  commandirt,  und  Hauptmann,  Bulluk  Baschi,  genannt 
wird,  sich  mit  der  ganzen  Mannschaft  bisher  aber  kameradschaftlich 
gestellt  hat,  über  den  Missethäter  her,  streckt  ihn  zu  Boden  und  zählt 
ihm  mehrere  Dutzend  Hiebe  auf.  Ich  lasse  ihn  gewähren  und  sage, 
dafs  mich  nichts  wundere. 


^ 


332  Brief  des  Dr.  G.  Schweinforth 

27.  Jannar. 

Da  die  arabischen  Namen  eich  so  oft  wiederholen,  wie  Brown 
nnd  Smith,  and  allein  6  Mohamed's  auf  unserer  Barke  sind,  so  wer- 
den die  Meisten  mit  Spitznamen  gernfen.  Da  beifst  einer  Aba  aschera, 
d.  h.  der  1 0  Väter  hat,  ein  Anderer  ßerdaniti,  der  Frostige,  ein  Dritter 
Nerereh,  ein  Vierter  Abu  Bekrr  (Name  des  ersten  Chalifen,  hier 
witzig  in  seiner  Wortbedeutung:  „Vater  der  Jungfrau^  verstanden, 
d.  h.  dem  die  Brodbereitung  zu  überwachen  obliegt),  ein  Fünfter  wird 
Sohn  des  Säemanns,  Wolled  Basir,  gerufen.  Die  Mannschaft  ist  im 
höchsten  Grade  thoricht  und  voller  Aasgelassenheit  und  dummer  Streiche. 
Da  ist  kein  Händeanlegen  an  irgend  eine  Art  Arbeit,  ohne  dafs  dabei 
schlechte  Witze  gemacht  werden.  Auch  fehlt  es  nicht  an  einem  Esprit 
amüsant,  dessen  Mund  weder  bei  Tag  und  Nacht  einen  Riegel  duldet. 
Macht  sich  einer  lächerlich,  so  wird  er  mit  vielstimmigem  Gebrüll 
von:  hue,  huS,  huel  (d.  h.  wortlich  c'est  lui)  empfanget.  Das  Me- 
rissabier  von  Faschöda,  Eurbisweise  gemessen  (denn  Seidel  oder  Maafs 
kennt  man  hier  nicht),  trägt  naturlich  auch  das  Scinige  zu  dieser  Aus- 
gelassenheit bei.  In  ihren  Späfscn  und  Spielen  sind  diese  Leute  so 
naiv  wie  Kinder. 

Von  einem  türkischen  Offizier  und  einigen  Soldaten  begleitet, 
mache  ich  einen  Ausflug  zu  Pferde  nach  einigen  benachbarten  Dörfern 
der  Schilluk,  ich  sehe  aber  nur,  was  mir  bereits  in  den  letzten  Tagen 
zu  Gesicht  gekommen,  aschgraue  und  rostrothe  Teufel,  endlose  Kegel- 
hütten und  Rinderheerden,    ohne   einmal   eine  Schaale  frischer  Milch 

angeboten  zu  bekommen. 

28.  Januar. 

Ich  habe  Morgens  bei  Sonnenaufgang  nur  +  17  Grad  C.  im  Zelt. 
Haubenkraniche  und  verschiedene  Vögel  des  Storchgeschlechts  werden 
am  Ufer  erlegt,  auch  wieder  ein  riesiger  4  Fufs  langer  Leguan  er- 
wischt. 

29.  Januar. 

Eine  Schädelstätte  in  der  Nähe  des  Orts,  wo  vor  3  Jahren  ein 
Kampf  mit  den  Wilden  statt  hatte  und  wo  eine  einzige  Kanonenkugel 
15  Mann  hingestreckt  hatte,  wird  von  meinen  Leuten  ausfindig  ge- 
macht, und  ich  erhalte  18  prächtige,  noch  in  keiner  Sammlung  befind- 
liche Exemplare  der  Schilluk-Race,  deren  Verpackung,  sowie  diejenige 
der  bisher  gemachten  Ausbeute,  mich  tien  Tag  über  beschäftigt.  Ich 
übergebe  einige  Kisten  dem  Vice-Gouverneur,  der  dieselben  bis  Char- 
tum  mit  dem  zurückkehrenden  Dampfer  befordern  soll,  wie  die  Ordre 

des  General-Gouverneurs  lautet. 

30.  Januar. 

Selbst  den  Nilpferden  scheint  es  jetzt  im  Wasser  zu  kühl  zu  wer- 
den,   denn    mit  Sonnenaufgang  kommen   sie    auf   einer   benachbarten 


an  seine  Mutter.  333 

Sandbank  in  Menge  zum  Vorschein.  Ich  scbiefse  zum  Plaisir  mehrere 
^pfundige  VoUkageln  auf  sie  ab^  die  Kugeln  aber  prallen  vom  Wasser 
ab.  Abends  bewirthe  ich  in  meinem  Zelte  den  Vice-Gouverneur  mit 
Sardinen  und  sauren  Gurken,  Hammel-Cotelettes  und  Griespudding  mit 
Rosinen.  Der  Gast  trinkt  keinen  Wein,  es  wird  daher  bittere  Pome- 
ranzenlimonade mit  viel  Zucker  bereitet.  Mit  Hülfe  meiner  ßlechteller 
verschaffe  ich  mir  in  der  Asche  des  Feuers  vorzügliches  Brod  aus 
Weizen  des  vorigen  Jahres,  in  Chartüm  gekauft.  Auch  der  Genufs 
dieser  Speise  tritt  wohlthätig  den  Einflüssen  der  Schwarzbeerentinctor 
entgegen  und  macht  den  der  Tamarinde  unnöthig. 

31.  Januar. 

Ich  beschliefse  den  Monat  und  den  Aufenthalt  in  Faschoda,  wo 
meine  Barke  grofsen  Kornvorrath  nimmt,  mit  einem  Besuch  des  rech- 
ten Ufers.  Perlhühner  und  eine  mittelgrofse  Pythonschlange  von  sechs 
Ellen  Lange  erbeutet.  Ein  prachtiges  Büchsenfutteral  für  mein  gröfs- 
tes  Elephantengewehr  mit  gezogenem  Laufe,  eine  Art  kleiner  Kanone, 
die  mit  4  Drachmen  Pulver  geladen  werden  kann,  ohne  empfindlich 
zu  stofsen;  ebenso  werden  viele  Riemen  für  die  Pflanzenmappen  aus 
der  Schlangen  haut  geschnitten. 

1.  Febmar. 

Abends  treiben  wir  ohne  Segel  bei  tobendem  Sturm  stromaufwärts 
and  langen  bei  Sonnenaufgang  im   Lager  des  Gouverneurs  an.     Mit 
Sang  nnd  Klang  und  Trompetenschall  empfangen,  führt  der  Gouverneur 
mich  zu  seinem  Zelt,   wo  ich,  eine  Pfeife  nach  der  andern  rauchend, 
ihm  von  den  Nilquellen  und  den  Ereignissen   des  siebentägigen  Krie- 
ges, von  Abyssinien  und  der  politischen  Weltlage  stundenlang  erzählen 
mufs.     Zum  Dank  dafür  erhalte  ich  einen  fetten  Bullen  und  2  junge 
Ziegenböcke.    Auch  den  König  der  Schilluk,  adamitische  Majestät,  sehe 
ich  im  Zelte  des  Gouverneurs,  er  scheint  etwas  Arabisch  zu  verstehen, 
da  er  aufmerksam  den  Gesprächen  zuhört.    Ich  bin  der  weifseste  Mann, 
den   er  gesehen  hat,    denn,   obgleich   der  Gouverneur  ein  Kurde  von 
Geburt  ist,  erscheint  doch  seine  Haut  stark  gebräunt,  und  die  übrigen 
Türken  am  Platze   sehen  aus  wie  gelbe  Mumien.     Ich  habe   nun  die 
gröfste  Hälfte  des  Weges  zum   Gazellenflusse  hinter   mir    und  fahre 
morgen  weiter  stromaufwärts.     Das  Wasser  des  Stromes  ist  hier  we- 
gen der  Nähe  der  Sobat-Mündung  (eines  klaren   Gebirgsflusses)  weit 
wohlschmeckender  als  oberhalb.    Nun  geht's  in  die  Region  des  Papyrus 
und  dann  auf  nächstem  Wege  zum  Gebiet  der  Zwerge  und  geschwänz- 
ten Menschen. 


334 


6.  Schweiafarth: 


Pflanzen -Namen  der  Bega- Sprache 

zwischen  Suakin  und  Berber 

aufgezeichnet  1868  ron  Dr.  G.  Schweinfnrth. 


Die  Schreibart  ist  der  norddeutschen  Aassprache  angepaCst  Die 
auslautenden  Consonanten,  wenn  sie  nicht  verdoppelt  sind,  wer- 
den nur  undeutlich,  halb  verschluckt  ausgesprochen.  Die  Nummern 
hinter  den  lateinischen  Namen  sind  jene,  unter  welchen  die  betref- 
fende Art  in  Schweinfurth's  und  Asdherson's  Katalog  der  Geffi&pflan- 
zen  der  Nilländer  (Schwelnf.,  Beitrag  zur  Fl.  Aeth.  I.  253—303)  auf- 
geführt sind.  Die  gesperrt  gedruckten  Arten  sind  aus  Nubien  noch 
nicht  verzeichnet. 


Mimosaceae. 

1.  Acacia  etbaica  Schwf.    Arratt. 

2.  —      Ehrenbergiana   Hayne. 
Selem. 

3.  Acacia   mellifera   Benth.     12. 
Eittr.  Tekker. 

4.  Acacia  pterygocarpa    St     13. 
Laüd.  LaaO. 

5.  Acacia  spirocarpa  H.  15.  Ssan- 
ganeb. 

6.  Acacia  tortilis  Hayne.  16.  Se- 
jäl. 

Moringaceae, 

7.  Moringa  arabica  Pers.  44.  Re- 
bahandit. 

■ 

Caesalpiniaceae, 

8.  Caesafpinia  elala  Sw.  54.  Ba- 
banib. 

9.  Cassia  obovaia  Collad.  62.  Om- 
berkit.  Amberkit. 

Papilionaceae. 

10.  Crotalaria  microphylla  V.  145. 
Quädd.  Ohkoät.  Ökot. 


11.  Crotalaria     remotiflora    H. 
Quadd.  Ohkoät,  Okot. 

12.  Indigofera    argentea    L.    218. 
var.  nubica.  Omai. 

13.  Indigofera    lepiocarpa    H.   St. 
Täbber. 

14.  Indigofera  Schimperi  J.  n.  Sp. 
241.  Ssarrätt. 

15.  Indigofera  semitrijuga  F.  242. 
Dämra. 

16.  Indigofera spinosaF.2i3,Ssin' 
gätt.  Ssangätt. 

17.  Tephrosia  Apollinea  D.  C.  353. 
Abit. 

18.  Rhynchosia   Memnonia    D.    C. 
331.  HaiTn. 

Zygophyllaceae. 

19.  Tribuhn  aUüus  D.  569.  Schik- 
schik. 

20.  Zygophyllum  decumbens  D.  578. 
Alkarbän. 

21.  Zygophyllum  simplex   L.    580. 
LilankoT.  Ankalait. 


Pflanzen -Namen  der  Bega- Sprache  zwischen  Suakin  und  Berber.       335 


Ruiaceae. 

22.  Haplophyllum  tuberculatum  A. 
Jass.  581.  Aia-tebu. 

Burseraceae. 

23.  Balsamodendron  Opobahamum 
Kth.  (=  B.gileadense  Kth.  594) 
Ajökt.  Majäk. 

24.  Bahamophloeos  Kataf  Berg. 
596.  Karkanit. 

Änacardiaceae. 

25.  Anapkrenium  abyssinicum  H. 
598.  Lähla. 

26.  Odina  fraticosa  H.  600.  Hant. 

27.  Rhus  abyssinica  H.  603.  Ssa- 
müt. 

Euphorbiaceae. 

28.  Anisophyllvm  granttlatumSchYff, 
635.  Ahthädd.  Adhödd. 

29.  Crozophora  obliqua  A.  Juss. 
658.  Abotniaai. 

30.  Euphorbia  abyssinica 
Raeusch.  664.  To  HTt. 

31.  Euphorbia  Thi  Schwf.  Ja-set- 
hlt  (d.  b.  Hit  der  Hunde).  Ahit. 

32.  Euphorbia  triacanthaEhvb.C^ßd, 
Ja-set-hit.    Ahit. 

33.  Jatropha  lobata  MuH.  Arg.  678. 
Lamberett. 

34.  Lyciopsis  cuneata  Schwf.  681. 
Job. 

35.  Phyüanthus  tnaderaspatensis  L. 
684.  Add-el-fadd,Add-el-deIläg. 

36.  Ricinus  communis  L.  693.  Bei- 
igst. Belläst. 

Rhamnaceae, 

37.  Ziiyphus  Spina  Christi  W.  726. 
Oab&t. 


Celastraceae, 

38.  Celastrus  parvißorus  V.  (=  ar-- 
butifolius  H.)  734.  Debbel-äh. 

Sapindaceae, 

39.  fJodonaea  arabica  H.    (=  D. 
viscosa,  760,  non  L.)  Obn. 

Balanitaceae. 

40.  Balanites   aeyyptiaca    D.    781. 
Schaschöt. 

Tiliaceae. 

41.  Antichoms  depressus  L.    814. 
Hiuaimet.  E&hlhagg. 

42.  Grettia  eryihraea  Schwf.    Al- 
mäüd. 

43.  GrewiapopulifoliaV,S3S,hl\iät. 

Sierculiaceae. 

44.  Sterculia  tomentosa  G.  P.  R, 
(=  seti(jera  D.  870)  Tabaragui. 

Jtfalvaceae. 

45.  Abulilon  muticum  Webb.   879 
Hambök. 

46.  Hibiscus  nitifolius    Gav.    912. 
Hambok. 

47.  Sida  alba  L.  AbedküUa. 

Portulacaceae. 

48.  Mollugo   Cerviana    Ser.    1018. 
Adal-delläg. 

49.  Orygia    decumbens    F.     1024. 
Merkisfteb. 

50.  Fortuiaca    oleracea    L.    1026. 
Hamem. 

51.  Trianthema  pentandra  L.  1029. 
Räbba. 

52.  Trianihema  sedifolia  Via.  1032. 
Okol-Hamem. 


336 


G.  Schweinfurth: 


Cucurbitaceae, 

53.  Citnillus    Colocynihis    Schrad. 
1043.  Hamissinät.  Ssinäb. 

54.  Coccinia  Moghadd  Aachs.  1046.  ; 
Hammühs. 

55.  Cucumis  Figarii  D.  1052.  Wol- 
lät. 

56.  Cucumis  prophetarum  L.  1054. 
To-Iah.    Tooll. 

Resedaceae, 

57.  Ochradenus  baccfUus  D.  1118. 
Uad-häb. 

Capparidaceae, 

58.  Cadaba   glandtUosa    F.     1137. 
Karmet. 

59.  Cadaba  longifoiia  D.  C.  1138. 
Scbaleb. 

60.  Cleomechrysani ha  Dcne.  1147. 
Arquäb. 

61.  Maerua    crassifolia    F.     1164. 
Eamöb. 

62.  Sodada  decidua  F.  1171.  Ssa- 
röb. 

Menispermaceae. 

63.  Coccfilus  Leaeba  G.  P.  R.  1333. 
Ealicb.  Lasset.  Ssalängol. 

Loranthaceae. 

64.  Loranthus  Acaciae  Zucc.  1363. 
Adaliafit. 

Ampelidaceae, 

65.  Cissus  quadrangularis  L.  1387. 
Kattütt. 

Ebenaceae, 

66.  Diospyrus    mesptüfofmis   H. 
1469.  Arial. 


Orobanchaceae. 

67.  Cistanche  lutea  Lk.  Hfmg.  1493. 
Hadaimit. 

Acanthaceae, 

68.  Acanthodium  spicaium  D.  1515. 
Thaügg. 

69.  Dipteracanthus  patulus  Nees. 
1557.  Eguadit. 

70.  Justicia  Ecbolium  L.  1573.  Kur- 
müt. 

Scrophulariaceae. 

71.  Linaria  macilenia  Dcne.  1641. 
Dauhäb. 

72.  Siriga  orobanchoides  R.  1667. 
Hadaimit. 

Solanaceae. 

73.  Lycium  arabicum  Scbwf.  (= 
L.  mediterraneum  1700,  non 
Dan.)  SsahaDÜn. 

74.  Lycium  sp.  Singat.  Tatuihn. 

75.  Solanum  albicaule  Kj.  1713. 
Qruaqruatit. 

76.  Solanum  dubium  Fres.  1719. 
Teilet.  Ellit  To-ülü. 

77.  Solanum  sanctum  L.  Maniob, 
Manjött. 

78.  Solanum  Schimperianum  H. 
1733.  Gübm. 

79.  Wiihania  somnifera  Dun.  1742. 
Mehk-an»ss. 

Convoleulaceae. 

80.  Breweria  oxycarpa  H.  1762. 
Hammesch-hombäkt? 

81.  Contolvulus  Hystrix  V.  1770. 
Ahid? 

82.  Ipomoea  obscura  Cbois.  1801. 
HantQt. 

83.  Seddera latifoHa U.U. St  1818. 
Ham  m  escb-hombäktL,S8imgedrt. 


Pflanzen -Namen  der  Bega- Sprache  zwischen  Suakin  und  Berber.      337 


Aspcrifoliae. 

94.  Ämebia    kispidisHma     D.    G. 
1825.  Aguadit. 

85.  Heliophytum  Steudneri 
Schwf.  Qaerrerah. 

86.  HeUotropium    bicolor    H.    St. 
1851.  Kurt. 

87.  Trichodesma  africanum  R.  Br. 
1873.  Hamaech-gaodd. 

88.  TrichodesmaEhrenbergii  Schwf. 
(=  1876)  Täddat. 

Cordiaeeae, 

89.  Cordia  subopposUa  D.  C.  1881. 
Diigrär. 

« 

Verbenaeeae, 

90.  Ltmtana  Kisi  R.  1891.  Nebba- 
bellam. 

91 .  ^emna  resinosa  Schauer.  1900. 
Talluint.  Ssät. 

Labiatae, 

« 

92.  Coleus  barbatus  BeDth. 
1924.  Eaüah. 

93.  Latandula  coronopifolia  Poir. 
1943.  Balolib. 

94.  Ocimutn  menthifoUum  H.  1986. 
Jadamit.  Jadanit. 

95.  Otosiegia  integrifoliaBth, 
1993.  GaoahandTp. 

Asclepiadaceae. 

96.  ßuccroßia    Russeliana    Gourb. 
2059.  Karaib. 

97.  Cahtropis  procera  R.  Br.  2060. 
Umberress.  Birres. 

98.  Daemia  aethiopica  Dcne.  2071. 
Ssalamböb.  Heuü. 

99.  GlossoHMta    Boveanum    Dcne. 
2075.  Hambukaoit. 

ZtiUehr.  d.  6M«Usoh.  f.  Brdk.  Bd.iy. 


•t 


1 00.  Leptadenia  pyroiechnica  Dcne. 
2097.  Agnet. 

101.  Penlatropis    cynanchoides 
R.  Br.  2102.  Hadufiiet. 

102.  Pentatropis   spiraHs   Dcne. 
2103.  lUahindet.  Lachandlt. 

103.  Stapelia    Ängo    R.    2110. 
Scboök. 

104.  Stapelia   macrocarpa   R. 
2111.  Felangedit. 

Apocynaceae, 

105.  Carissa    edulis    V.    2122. 
Hernab. 

Oleaceae. 

106.  Olea  europaea  L.  var.  nubica 
(=  Phillyrea?  sp.  2141.)  Dada. 

Rubiaceae, 

107.  Hedyotis  Schimperi  Presl. 
Egnadft.  Oguaiol. 

Cotnpositae. 

108.  Diplostemma    alatum    H.    St. 
2402.  Haschäk. 

109.  Sonchus  Hochstetteri  Sz. 
Bip.  2618.  Scheigum. 

Salvadoraceae, 

110.  Dobera  glabraJü8B,  2702. 
Schei8ch5t. 

111.  Saleadora   persica   L.    2703. 
Uhlp. 

Plumbaginaceae, 

112.  Statice  axillaris  F.  2708.  Hib. 

Aristolochiaceae, 

113.  Aristolochia   bracteala   Retz. 
2731.  Jamiai. 

22 


338 


G.  Schweinfnrth: 


Nyciaginaeeae. 

114.  Boerkaavia  repens  L.    2748. 
Deretnioäb.  Ssakumtit. 

Polpgonaceae, 

115.  Rumex   vesicarius    L.    2785. 
Abk. 

Atnaraniaceae. 

116.  Äerva  javanica    Juss.   2788. 
Ehgäb. 

117.  Amarantusgraeci^ansL.  27 9S, 
Tombalekk. 

118.  PupaHa  lappacea  Moq.  T.  28 10. 
Halakombit. 

Ckenopodiaceae, 

119.  Ägathophora  alopecuroi- 
des  Bge.  2812.  Gafarlb. 

Urticaceae, 

120.  ForshUia  tenacissima  L.  2870. 
Tädda.  Schema. 

Moraceae. 

121.  Ficvs    Sycomorus    L.     2897. 
Eantek.  Euunteb. 

122.  ürostigma  abutilifolium 
Miq.  2908.  Tilt. 

123^  ürostigma  glumos um  Miq. 
2913.  Kantek.  Euuuteb. 

Ämaryllidaceae. 

124.  Pancratium  tortuosum  Herb. 
3049.  Abedkulai.  Onkalai. 

Liliaceae, 

125.  Aloe  abyssinica  Lmk.    3101. 
Kalandoi. 

126.  Dracaena    Ombet    Kotschy 
Peyr.  3129.  To  Ömba.  Tom- 
bet. 


'  1 27.  Sanseviera  Ehrenbergii  Schwf. 
3150.  DöT.  Doh. 

Commelinaceae. 

128.  Commelina  benghalensit 
L.  3192.  Jadäb. 

Cyperaceae. 

129.  Cyperus  roiundus  L.  3290. 
Ssuguet. 

Gramina. 

130.  Chrysopogon  quinqueplumis  R. 
3511.  Teeräb. 

131.  CoelorrlMchis  hirsutaBrong[L 
3513.  LlQhch. 

132.  Dactyloctenium  giaucophylium 
Coarb.  3525.  EüschoD.  Oh- 
Euaisch. 

133.  Eleusine  flagelUfera   Nees. 
3550.  Homra. 

134.  Elionunis  elegans  Etb.  3555. 
To  Eubbel. 

135.  Eragrostis  muUißora  Aschs. 
3571.  Helagoi. 

136.  Gymnanthelia  lanigera  Ands. 
3603.  Machareb. 

137.  Panicum  turgidum  F.  3743. 
Schuhsch. 

138.  Panicum    viride    L.     3746. 
^      Täddat. 

139.  Panicum  sp.  hori^ioniaU  äff. 
Ehläb. 

140.  Pennisehim  spectabile  Fig.  De 
Not.  3792.  Hommareh. 

141.  Pennisetum  8p.  dickotomo  aS, 
Earai. 

142.  Pennisetum  sp.  Ehdebätt. 

143.  Tricholaena  Teneriffas  Lk. 
3852.  Teeräb. 


Pflanzen  -  Namen  der  Bega-Sprache  zwischen  Saakin  und  Berber.      339 


144.  7Ws/o#;Aya6ar6a/aNee8.3863. 
O  Täbbes.  Tebbis. 

145.  Tristachya  sp.  Madchäb. 


Lichenes. 
146.  Usnea  sp.  Bokscbenäk. 


November -Flora  von  Chartum  1868*). 
Kulturgewächse    in    den    Gärten    der    Stadt. 


d)  Bäume. 

Acacia  nilotica  D.  (=  A.  arabica  3). 

—  Seyal  D. 

—  spirocarpa  H.  major  15, 

Albiziia  Lebbek  Bth. 

Parkinsonia  aculeata  L.,  sehr  ge- 
mein. 

Tamarindus    indica    L.     69.,    sehr 

grofse  Expl. 
Lawionia  alba  Lam.  472. 
Balanites  aegyptiaca  D.  781. 
Adatisonia  digitata   L.    867.     Ein 

Expl.,  40  Jahr  alt. 
Kigelia  pinnata  D.  C.  (=  K.  aethio- 

pica  Dcne.  1502).     2  Expl.,  30 

Jahr  alt. 
Phoenix  dactylifera  L.  2948.    Sehr 

viel  angepflanzt. 

6)  Stcäucher. 

Caesalpifda  pulcherrima  Sw. 
Sesbania  sp.,  vom  oberen  Nil  (vexillo 
aterritno). 

Punica  Granatum  L.  457.i^®^^.*^f  *J" 

_,  .  T       «rry»     JUgjmittel- 

Cttrus  Auranttutn  L.  ' '6.(jjjgfgj 

—  Limonium  L.  778./  deihend. 


Gossypiutn  tiiifoHum  Lam.  887. 
Anona  squamosa  L.,  sehr  gemein 

und  üppig  gedeihend. 
Vitis  tinifera  L.  1397. 
Nerium  Oleander  L. 
Ficus   Carica  L.   2888,    häufig, 

schlechte  Früchte  tragend. 

c)  Krautgewächse. 

Canavalia  gladiata  D.  C.  117. 
Dolichos  Lubia  F.  174,  gemein. 
Faba  vulgaris  Mnch.  198,  selten. 
Lens  esculenta  Mnch.  260. 
Phaseolus  Mungo  L.   309,  gemein. 
Vigna  sp.   äff.    Catiang^   aus   dem 

Niam-Niam-Lande. 
Cordt orus  olitorius  L.  820.]    viel 
Abelmoschus  escalentus       \  culti- 

Mnch.  871.  ^    virt. 

Raphanus  salitfts    L.    1251.    var., 

aus  Aegypten. 
Lycopersicum  esculeniumMWh 

1701,  viel  cultivirt. 
Solanum  esculentum  Dud.  1720. 
Batatas  sp.,  aus  dem  Niam-Niam- 

Lande. 
Musa  paradisiacah.  2988,  mit- 

telmäfsig  gedeihend. 


Wild  in  den  Gärten  der  Stadt. 


Crotalaria  lupinoides  H.  140. 
Indigofera  paucifolia  D.  237. 
—  sp. 


Rhynchosia  Memnonia  D.  C.  331. 
Sesbania  punctata  D.  C.  344. 
—        sp.  filiformi  G.  P.  R.  äff. 


')  Die  gesperrt  gedruckten  Arten  waren  für  das  betreffende  Gebiet  noch  nicht 
▼erzeichnet. 

22  • 


[ 


n 


340 


O.  Schweinfurth: 


AbvtUon  graeeolensW .  u.  Arn.  875. 
Abulilon  muticum  Webb.  879. 
Gynandroptis  peniaphylla    D.  C. 
1162,  gemeinstes  Unkraut. 

Peristrophe  bicalyculatal^eeB,  1588. 
Striga  hermonthica  Bth  1664. 
ßatatas  pentaphylla  Cbois.  1760. 


Ipomoea  Kairica  Webb.  1797. 
—       sp.  pertnutaiae  H.  äff. 
Leptadenia  heterophyliaDcne.  2095. 

Ximenesia  encekoides  Cav. 
Sonchus  Hochstetteri  Sz.  Bip.  2618. 
Aerva  javatiica  Juss.  2788. 


Felder  bei  Burri,    am   südlichen  Ende  der  Stadt,   am  linken 
Ufer  des  blauen  Nils;  meist  sandigthoniger  Boden  am 

Rande  der  Wüste. 


a)  Kaltivirt. 

Cqfanus  flavus  D.  C.  116. 
Dolichos  Labia  F. 
Lapinus  Termis  F.  277. 
Phaseolus  Mungo  L. 
Abelmoschus  esculentus  Mnch. 
Citrullus  vulgaris  Schrad.  1044. 
Cucumis  Chaie  L.  1050. 
Lagenaria  vulgaris  Ser.  1061. 
Lycopericum  esculentum  Mill. 

6)  Wild. 

Cassia  acutifolia  D.  56. 

—  obovata  Collad.  62. 

—  occidentalis  L.  63. 
Psoralea  plicata  D.  322. 
Tephrosia  Apollinea  D.  C.  353. 

—         vicioides  R.  366. 
Fagonia  parvißora  B.  567. 
Tribulus  Ehrenbergii  Aschs.  571. 

—  m Ollis  Ebrb. 

—  terrester  L.  575. 
Zygophyllum  simplex  L.  580. 
Anisophyllum  aegyptiacum 

Schwf.  632. 
Anisophyllum    granulatum     Schwf. 

635. 
Anisophyllum  indicum  Schwf.  636. 
Crozophora  plicata  A.  Jass.  659. 
Polygala  erioptera  D.  C.  742. 


Bergia  suffruticosa  Fzl.  800. 
Mollug o  Cerviana  Ser.  1018. 
Trianthema  pentandra  L.   1029. 

—  poly  Sperma  H.  lOdO^ 
Cucumis  Chate  L. 

Farsetia  ramosissima  H.  1217. 
Sesamopteris  alata  D.  C.  1504 
Anticharis  linearis  H.  1609. 
Datura  Metel  L.  1693. 
Solanum  dubium  Fres.  1719. 
Withania  somnifera  Dan.   1742. 
Ipomoea  reptans  Poir.  1807. 

—  sp.  coscinospermae  H.  äff. 

—  sp.  permutatae  H.  äff. 
Heliotropium  coromandelianum 

Lehm.  1854. 
Calotropis  procera  R.  Br.  2060. 
Uedyotis  Sckimperi  Presl. 
Amarantus  gangetitus  L.  2797. 

—  graeci^ans  L.  2798. 
Aristida  hordeaceaKth,  3426. 
Cef»eArti5nt/oltciisD.  Not  3491. 
Chloris  punctulata  H.  3506. 
Dactyloctenium  aegyptium  W.  3522. 
Eragrostis  muUiflora  Aschs.  3571. 

—  tenuiflora  Rupr.  3577. 
Panicum  turgidum  F.  3743. 
Penicillaria  typhoidea, 
Tragus  occidentalis  Nees.  3842. 

—  racemosus  P.  B.  3843. 
Vilfa  minuta  Triu.  3884. 


Uebersicht  der  im  Janaar  1869  am  Weifsen  Nil  gesammelten  Pflanzen.     341 


Auf  der  Insel  Puti,  Chartum  gegenüber. 


Ammannia  attenuaia  H.  464. 
Jussieua  nubica  H.  488. 
Bergia  erecta  G.  P.  R.  797. 
Trianthema  pentandra  L. 
Senebicra  nilotica  D.  C.  1260. 
YahKa  viscosa  Roxb.   (=  V.  Wel- 

deni  Rchb.)  1340. 
Suiera  giandulosa  Rth.  1670. 
Ipamoea  reptans  Poir. 
Echium  Rauwolßi  D.  1841. 


Heliolropium  corotnandelianum 

Lehm. 
Heliolropium  pallens  D.  1859. 
Thdodes  octodon  R.  2217. 
Coiula  anthemoides  L.  2379. 
Eclipta  erecta  L.  2413. 
Cyperus  pygmaeus  Rottb.  3284. 
Fimbristylis  dichotoma  V.  3308. 
Crypsis  schoenoides  Lmk.  3518. 


Am  rechten  Ufer  des  blauen  Nils,  oberhalb  Chartum. 


Acada  aUtida  D.  1. 

—      Seyal  D. 
Mimosa  asperata  W.  35. 
Cas9ia  acutifoUa  D* 
Sesbtmia  sp.  fiUformi  O.  P.  R.  äff. 
Baplophyllftm  luberculatnm 

A.  Juss.  581. 
Securinega  obotata  Müll.  Arg.  694. 


Zizyphus  Spina  Christi  W.  726. 
Sodada  decidua  F.  1171. 
Ipomoea  Kairica  Webb. 
Heliotropium  supinum  L.  1861. 
Kanahia  Delilei  Dcne.  2091. 
Saliof  Safsaf  F.  2863. 
Picus  capreifolia  D.  2887. 


Am  Ras  Chartum. 
A$iragalus  prolixus  Sieb.  106.  |  Francoeuria  crispa  Cass.  2448. 


Uebersicht  der  im  Januar  1869  am  Weifsen  Nil 

gesammelten  Pflanzen. 

6.     Rechtes  Ufer  oberhalb  Gebel  Berema  (viel  Sand). 


Acacia  spiroearpa  H.   bl.,  fr. 
Crotalaria  sp.  fl,  aibo, 
Trigonella  arguta  Vis.  394. 
Polygala  irregularis  B.  746. 
Polycarpuea  prostrata  Dcne. 

983. 
Echium  Raufcolfii  Del. 
HeUoiropium  niloticum  D.  G.  1858. 
—  supinum  L. 


Heliotropium  undula4um  V.  1863. 
Theiodes  octodon  R. 
Brocchia  Kotschyi  82.  B.  2309« 
Fimbristylis  dichotoma  V. 
Cenehrvs  niloticus  D.  Not. 
Eragrostis  aegyptiaca  Lk. 

3560. 
Panicum  turgidum  D. 


342 


O.  Schweinfarth: 


7.  Beim  Dorfe  Getena,  oberhalb  15"  nordl.  Br.,  rechtes  Ufer, 

fester  Nilthon. 


Crotalaria  ihebaicaD.  C,  160. 
Lotus  arabicus  L.  266.  fl.  roseo. 

—     nubicus  H.  273. 
ZygophyUum  simplex  L. 
Anisophyllum  aegyptiacum 

Schwf. 
Croiophora   prostraia    Dalz. 

660. 
Abutilon  graveolens   W.  Arn. 
Mollugo  Glinus  R.  1020. 
Trianthema  pentandra  L. 
—  polytperma  H. 

--  «erff/'o/faVi8.1032. 

Citrallus  Colocynthis  Schrad. 

1043. 


Solanum  du b tum  Pres. 
Ipomoea  sp.  coscinospermae  H.  -äff. 
Echium  Rauwolfii  D. 
HeUotropium  niloticum  D.  C. 

—  5tiptaii«iii  L. 

—  nnduiatum  V. 
Calotropis  procera  R.  Br.  in  Masse. 
Digera  aUernifolia  Aschs.  2807. 
Dinaeba    retroflexa   Panz. 

3543. 
EragrosHs  aegypiiaca  Lk. 

.   —        muUiflora  Aschs. 
Panicum  obtusifolium  D.  3720. 
Vilfa  minuta  Trin. 


8.    Linkes  Ufer  bei  Wod  Schellai  (alte  Mandschera). 


Gossypium  vitifolium  Lam.  call. 
Acacia  arabica  W. " )  i  Waldbildend, 

—     nilotica  D.      i     bl.  u.  fr. 
Anisophyllum  aegyptiacum  Schwf. 
Crozophora  prostrata  Dalz. 
Luffa  erinocarpa    Schwf.    (  = 

Momordica?  e.  Fzl.  1067.) 


Vahlia  viscosa  Boxb. 
Stemodia  serrala  Beuth.  1663. 
Ipomoea  reptans  Poir. 
HeUotropium  niloticum  D.  C. 

-**  si^tfitfui  L. 

Sonchus  Hochstetteri  Sz.  Bip. 
Aristolochia  br  acte  ata  Retz.  2731. 


Rechtes  Ufer  daselbst. 


Doliehos  Lubia  F.     \ 
Lupinus  Termis  F.     ;  Cultivirt. 
Pkaseolus  Mungo  L.   / 
Acacia  albida  D. 
Rhynchosia  Memnonia  D.O. 
Zi^yphus  Spina  Christi  W. 
Celastrus  decolor  D. 
Bergia  suffruticosa  Fenzl. 
CoceiniaHartmanniana  Schwf. 


Cadaba  farinosa  F.   1136. 
Maerua  oblongifolia  R.  1165. 
Rogeria  adenophylla  Gay.  1500. 
Striga  orobanchoides  R.    1667. 
Ipomoea  asarifolia  R.  S.  1785. 
^cAttim  RautDolfii  D. 
HeUotropium  niloticum  D.  C. 

—  n«pinvm  Li. 

—  tindti/a/uin  Y. 


*)  An  Stamm,  Wachs  und  Laub  nicht  von  Ä.  nilotica  verschieden;  Stockaiu- 
Bchlag  auch  kahl  and  purpnrrindig,  Blätter  9 — 10  jochig;  Hülsen  aber -Stets  weifs- 
filzig,  w&hrend  Ä.  nilotica  kahle,  glänzende  hat. 


Uebenicht  der  im  Januar  1869  am  Weifsen  Nil  gesammelten  Pflanzen.     343 


Caloirapis  procera  R.  Br. 
Lepiadenia  heterophylla  Dcne. 
Aerva  javanica  Jass. 
Aliemanthera  sessiUs  R.  Br.  2795. 


Celosia  anthelminihica  Aachs. 

2800. 
Digera  altemifolia  Ascbs. 
Cyperus  sp.  longo  L.  äff. 


10.    Bei  Tiura  am  linken  Ufer. 


Uferwald. 


Coriandrum   sativum  L.   cuU. 
1422. 

Äcacia  arabica  W. 

—  niiotica  D. 

—  albida  D. 

—  melHfera  Benth.  12.  (Step- 

—  nubica  Bth.  /  P®"! 

o      I  T\  \wald. 

—  Seyal  D. 

Migofera  paucifolia  D. 
Psoralea  plicata  D. 


Anisophyllum  scordiifolium  Kl.  n. 

Gke.  642. 
Cro%ophora  plicata  A.  Jass. 
Balanites  aegyptiaca  D. 
MoUugo  Glinus  R. 
Cucumis  Ckate  L.,  wild.  . 
Ltf/fa  erinocarpa  Scbwf.,  in  Masse. 
Sodada  decidua  F. 
Sonchus  Hochstetteri  Sz.  Bip. 
Celosia  argentea  L.  2801. 
Cenckrus  niloticus  D.  Not. 


11.  Bei  El  Eö  am  rechten  Ufer. 
Acacia  arabica  W.      j 


fr 
—      mellifera  Btlj.  ^ 

Cßlastrus  decolor  D.  bl« 

O^ufo^a  rotundifolia  F.  fr.  1139. 

Crataeva  Adansonii  G.  P.  R.   11^8. 


Cordia  subopposiia  D.  C.  1881. 
Asclepiadea  sp.  s/er. 
Salvadora  persica  L.  bl.  fr.   2703i 
Ceratophyllum  demersum  L.  2931. 


12.    Schilluk-In8el  oberhalb  El  Es. 


Ammannia   aegyptiaca   WiUd. 

463. 
CitruUus  vulgaris  Scbrad.  wild.  fr. 
VahHa  viscosa  Roxb. 
Adhatoda  sp.  n.? 
BlepKaris  sp.  n.? 


Sternodia  serrata  Benth. 
Sutera  glandulosa  Rth. 
Erigeron  aegyptiacus  L.  2420. 
Gnaphalium  pulvinatum   D. 
2471. 


12.  Ebendaselbst. 

Acacia  arabica  W. 

-»      niiotica 
Mimosa  asperata  W.  bl.  fr. 


fr. 


Coccinia  Moghadd   Ascbs.?  bl.  fr. 

1046. 
Oxystelma   senegaletise    Dcne.    fr. 

2100. 


344 


G.  Schweinfarth: 


18.    Insel  an  der  Westseite  der  Insel  Aba. 


fr. 


Aeacia  arabica  W. 
—      niloiica  D. 
Vigna  oblongifolia  R.  422. 
Moschosma  polystachya  Benth.  1974. 
Ethulia  gracilis  D.  2440. 


Aerva  brachiata  Mart.  2787. 
Cenirostachys  aguaiiea  Wall. 

2804. 
AUsmacea  sp.? 


Insel  oberhalb  der  vorigen. 


Herminiera  Elaphroxylon  G.  P.  R. 

209.  bl.  u.  fr.,  2— 4 jährig,  löFufs 

hoch. 
Sesbania  punctata  D.  G. 
Cocdnia  Moghadd  Aschs.? 
Cissus  digitata  Lam.  1381. 


Ipomoea  chryseides  Lindl.  1789. 
Cordia  snbopposita  D.  C. 
Polygonum  g  lab  mm  W.  2764. 
Pittia  aethiopxca  Fenzi.  2963. 
ÄMÜa  nUotiea  Dcoe.  3902. 


14.    Insel  Om  Mussöt 


Aeacia  meüifera  Bth.  fr. 

—  Seyal  D.  bl. 

—  Veragera  Schwf.  Schubäki 
oder  Kok.  fr.,  35—40  Fufs  hohe 
Bäume,  die  onn  A,  niloHca  ver- 
drängen. 

Nephmia  oleracea  Loor.  36. 
Juitieua  repens  L.  489. 

—       eillosa  Lam.  490. 
Greu>ia  poputifolia  V.  838. 


Wissadula  rostrata  Hook.  fil.  948^ 
Nymphaea  sp.  verdorrt. 
Cappari»  lomeniosa  Lam.  1144. 
Cissus  quadrangularis  L.  1387. 
Achyranthes  aspera  L.  2786. 
Pistia  aethiopica  Fensl. 
Sans  eeiera  guinensis  W.  8149. 
Anosporum  Colymbetes  Bckl.  3224. 
Aitolla  nilotica  Dcne. 


15.    Linkes  Ufer,  gegenüber  Gebel  Njemati.    Steppe. 

Boscia  octandra  H.  1132. 


Ac€icia  tneUifera  Benth. 

—  nubica  Benth. 

—  Seyal  D. 

—  Verek  G.  P.  R. 
Balanites  aegyptiaca  D. 


Cadaba  farinosa  F. 

—       rotundifolia  F. 
Maema  angolensis  D.  C.  1163. 


Aeacia  mellifera  Benth.  fr. 

—  n^Mea  Benth.   fr.,    bis   10 
Fnfs  hoch. 

Acada  Seyal  D.  bl. 

—  verugera  Schwf.  fr. 


16.    Gebel  Njemati  (Grranit). 

TafnariHdus  indica  L. 
Aeschynomene  sp.  n.?  8  Fnfs  hodi^ 

ambatschartiges  Holz  bildend» 
Crotalaria  remotiflora'SL.  Ii6* 

—  sp. 


Uebenieht  der  im  Januar  1869  am  Weifsen  Nil  gesammelten  Pflanzen.     345 


Dalbergia  Melanoxyhn  6.P.R.  164. 
Indigofera  astrag alina  D.  C. 
221. 

Indigofera  Bp. 

Combretum  Harlmannianum  Schwf. 

504. 
Poiwea  aculeata  D.  C.  514. 
Ziiyphus  Spina  Christi  W.  fr. 
Bakmiies  aegyptiaca  D.  fr. 
Ster  cnlia  HartmannianaSch^ff. 

(ssr  cinerea  869,  non  R.) 
Abebnoschus  esculentus  Mnch.  wild. 
Abntilan  graveolens  W.  a.  Am. 
Cucumis  Ckate  L.  fr.  wilcl. 
—      Figarii  D.  1062- 
Boscia  octandra  H. 
Cadaba  farinosa  F. 


Cadaba  glandulosa  F.  1137. 

—      rotundifaUa  F. 
Maenta  angolensis  D.  C.  bl.  fr. 
Lorant hus  Acaciae  Zvkcc.  1363. 
Stereospermum  sp.  d.? 
AcanthodiumhirtumYLfr,  1514. 
Asteracantka  attriculataT^oea»  1529. 
Monechma  bracteatum  H.  1582. 
ipomoea  asarifoUa  R.  S. 
Cordia  subopposita  D.  C.  fr. 
Leonatis  pallida  Bentb.  1946. 
Ocimum  canum  Bth.  1980. 
Urosiigma  popuUfoHum  Miq.  2918. 
Hyphaene  thebaica  Mart.  Gestrüpp. 

2947. 

VaUisneria  aethiopiea  Fensl.  3079. 
AUsmaeea  ep.?  am  Ufer. 


Ambatsch- Region  am  linken  Ufer  oberhalb  Gebel  Njemati. 

Marsilia  sp.  ster. 

19.    Insel  am  linken  Ufer  oberhalb  Gebel  Njemati. 


Glycine  labialis  W.  n.  Arn.  203. 
Lab  lab  uncinatus  A.  Br.  fr.  251. 
Sesbania  sp, 
Vigna  nilotica  Hook  fil.  421. 

—       sp. 
Coccinia  Moghadd  Aschs.? 
Cucumis  Tianeanus  K.  P.  1056. 
Laffa  acuiangula  fr. 
Rhynchocarpa  sp.  fr. 
Capfaris  persieifolia  R.  1143. 


dssus  digitafa  Lam. 

—      quadrangularis  L. 
Ipomoea  ckryseides  Lindl. 

—       Kairica  Webb. 
Volkameria  Acerbiana  Vis.  1910. 
Boerhaavia  phimbaginea  Cav.  2747. 
Hyphaene  thebaica  Mart.  Gestrüpp. 
VaUisneria  spiralis  L.?  bl.  u.  fr« 
Panicum  sp.  bl. 


20.    Am  rechten  Ufer  oberhalb  Gebel  Defafang. 

Acacia  Catechu  W.  (=  A,  campy-  Poierea  tiartmanniana  Schwf.  515. 

lacantha  H.  4.)  fr.  r   i-r  .         #    !♦ 

Acacia  Seyal  D.  fr.  ^^^  '^"^'^  ^' 

—     verugera  Schwf.  bl.  fr.  Ipomoea  acanthocarpa  H.  1783. 
Albiizia  anthelminthica 


BroDga.  bl.,  fr.  22. 


Ktnrica  Webb. 


346     O'  Schweinfnrth:  üebenicht  der  im  Januar  und  Febr.  1869  etc. 


21.    Am  linken  Ufer  ebendaselbst. 


Acacia  Catechu  W.  fr. 

—  Seyal  D.  bl. 

—  vemgera  Schwf.  fr. 
Cassia  occidenialis  L.  fr. 
Tamarindus  indica  L.  fr. 
Grewia  populifolia  V.  bl. 


Gossypium  punciatumSchQm/Thon  n- 
Hibiscus  dongolensis  D.  895. 
Capparis  lomentosa  Lam. 
Crataeva  Adansonii  G.  P.  R. 
Maerua  angolensis  D.  C. 
Hypoestes  latifolia  H.  1568. 


23.    Unterhalb  Faschoda  am  rechten  Ufer. 


Acacia  Seyal  D.  bl.  fr. 

—      verugera  Schwf.  fr. 
Tamarindus  indica  L.  fr. 
Ziiyphus  abyssinicus  H.  721.? 
Abuiilon  graiteolens  W.  u.  Arn.  fr. 
Capparis  iomenlosa  Lam. 
Crataeva  Adansonii  O.  P.  R.  fr. 
Maerua   oblongifolia   R.    var.    an- 


Hypoestes  latifolia  H. 
SolanumxantkocarpvmSchrSid. 

fr.  1739. 
Ipomoea  acanthocarpa  H.  fr. 
Asclepiadea  sp. 

Leptadenia  lancifolia  Dcae.    2096. 
Sanseviera  guinensis  W. 
Urginea  sp.  fr. 


gustifolia  R. 

Am  linken  Ufer  ebendaselbst. 


Leptadenia  lancifolia  Dcne. 
Celosia  trigyna  L.  2803. 


Acacia  Catechu  W.  fr. 

—      verugera  Schwf.  fr. 
Solanum  xanthoearpum  Schrad.  bl.fr. 

24.    Linkes  Ufer  weiter  oberhalb.     Steppe. 


Acacia  verugera  Schwf.  Uferwald. 
Asteracantha  auriculata  Nees. 


Acacia  fistula  Schwf.  bl.  fr.  5. 

—  nubica  Benth. 

—  Seyal  D. 

31.    Rechtes  Ufer,  vis-k-vis  Faschoda. 


( 


bl.  fr. 


Leonotis  paJlida  Benth.,  in  Masse. 
Achyranthes  aspera  L. 


Acacia  Seyal  D. 

—      verugera  Schwf.  ^ 
Capparis  persicifolia  R. 

2.  Febr.     Am  rechten  Ufer  oerhal  Faschoda,  vis-ä-vis  dem 

Lager  des  Mudir's. 


Acacia  Catechu  W.         ^ 

—  Seyal  D.  (    fr. 

—  verugera  Schwf.  \ 
Lotus  arabicus  L. 
Cronophora  plicata  A.  Juss. 
Ziayphus  ahyssinicus  H. 
Cardiospermum    Halicaecabum   L. 

757. 


AsieracasUha  auriculata  Nees.  bl.fr. 
Ipomoea  acanthocarpa  H. 

—  chrysddes  Lindl.  fr. 

—  Kairica  Webb.  bl. 
Heliotropium  supinum  L. 
Volhameria  Acerbiana  Vis. 
Laggera  aurita  Sz.  Bip.  2515. 
Celosia  argentea  L. 


347 


xm. 

Geognostische  Skizze  der  Umgegend  von  Axum 

und  Adoa  in  Tigre. 

Nach  den  Aufnahmen  von  W.  Schimper  bearbeitet  von  Dr.  A.  8adebeck. 

Mit  einem  Nachwort  von  Bich.  Kiepert. 
(Hierzu  zwei  Karten,  Taf.  V.  VI.) 


Unter  den  werthvoUen  Sammlungen,  welche  Herr  W.  Schimper 
hierher  geschenkt  hat,  befanden  sich  auch  zwei  Packete  mit  Oesteinen, 
welche  dem  hiesigen  Eönigl.  mineralogischen  Museum  der  Universität 
einverleibt  wurden.  Dieselben  sind  von  einer  speciellen  Karte  und 
ausführlichen  Profilen  begleitet.  Auf  letzteren  war  das  Vorkommen 
der  einzelnen  Gesteine  durch  Nummern  genau  verzeichnet,  mit  einer 
Sorgfalt,  die  um  so  mehr  Anerkennung  verdient,  als  damit  durch  ein 
kleines  Gebiet  eine  geognostische  Basis  gewonnen  ist  Es  soll  zuerst 
die  geolo^sche  Darstellung  dieses  Gebietes  versucht  werden  und  dann 
mögen  einige  Bemerkungen  über  die  angrenzenden  Lfindertheile  von 
Abyssiuien  mit  besonderer  Benutzung  der  von  Dr.  Steudner  hierher  ge- 
schickten Gesteine  folgen. 

Eine  Colorirung  der  Karte  vorzunehmen,  wäre  zu  gewagt  gewesen, 
da  mir  doch  die  scharfen  Grenzen  der  einzelnen  Gesteine  nicht  be- 
kannt sind.  Eb  wurde  daher  nur  eine  Farbe  aufgetragen,  welche 
Sehimper  auf  der  Originalkarte  angegeben  hatte  und  die  die  Verbrei- 
tung des  sogenannten  Thonsteinplateaus  angeben  soll.  Auf  den  Pro- 
filen habe  ich  die  Gesteine  durch  verschiedene  Zeichnungen  angegeben, 
deren  Grenzen  Schimper  scharf  verzeichnet  hat.  Die  crjstallinischen 
Schiefer  habe  ich  auf  dem  ersten  Tableau  nach  zwei  Richtungen  schraf- 
firt,  die  Lage  der  Striche  soll  hier  das  Einfallen  der  Schichten  bezeich- 
nen, fßr  die  übrigen  Profile  hat  Schimper  keine  Angaben  über  Strei- 
chen und  Fallen  der  Schichten  gemacht. 

I.    Allgemeines. 

1)  Die  Grundlage  des  Gebietes  scheint  der  Granit  zu  bilden, 
welcher  jedoch  von  Schimper  im  Gebiete  der  Karte  nur  an  den  Ufe^n 
des  M&räbb- Flusses  anstehend  angegeben  wird.  Dieser  alte  Granit 
ist  den  Granititen  G.  Rose^s  zuzuzahlen,  denn  er  enthält  viel  rothen 
Orthoklas,  wenig  in's  Gelbliche  spielenden  Oligoklas,  Quarz  und  wenig 
Magnesiaglimmer.     Er  hat  mittleres  Kern   und  ist  schon  dadurch  von 


348  A.  Sadebeck: 

den  jüngeren  Graniten  verschieden,  welche  viel  feinkörniger  sind.  Gans 
dasselbe  Verhalten  der  beiden  Granite  findet  auch  in  anderen  Gregen- 
den statt,  so  hat  es  e.  B.  G.  Rose  für  die  Granite  des  Riesengebii^es 
nachgewiesen. 

2)  Crystallinische  Schiefer  überlagern  den  Granit  in  mannig- 
facher Aufeinanderfolge,  es  sind  Gneifs,  Glimmerschiefer,  Hornblende- 
schiefer, grüner  Schiefer,  Talkschiefer,  Thonschiefer. 

3)  Eruptiv-Gesteine,  Granit,  Porphyr,  Melaphyr,  Basalt  etc. 
haben  an  manchen  Stellen  diese  Schiefer  durchbrochen  und  bilden  die 
höchsten  Spitzen. 

4)  Thon-  and  Sandsteine  bedecken  die  Schiefer  und  bilden 
die  Thoneisenstein  -  Plateaus ,  wie  sie  Steudner  genannt  bat.  Dieae 
Decken  fallen  in  den  Thaleinschnitten  immer  mit  senkrechten  Wänden 
ab,  was  jedenfalls  damit  zusammenhängt,  dafs  sie  der  zerstörenden  Ein- 
wirkung des  Wassers  weniger  Widerstand  entgegensetzten,  als  die  crj- 
stallinischen  Gesteine.     Mineralogisch  sind  die  Gesteine  folgende: 

a.  Thonstein,  Gesteine  von  ebenem  Bruch,  der  ganzen  Masse 
nach  gleichartig,  von  verschiedener  Farbe.  £s  herrscht  vielfach  die 
violette  und  rothe  Farbe  vor^  auch  haben  sie  einen  starken  Thoogerach. 
Diese  Gesteine  gehen  allmählig  in  ganz  feste,  dichte  Gesteine  aber« 
die  dann  den  Namen  Jaspis  verdienen. 

6.  Thonstein-Breccien.  Die  Grundmasse  ist  dieselbe  Masse 
wie  die  der  Thonsteine.  In  derselben  liegen  eckige  Bruchstücke  von 
sehr  verschiedener  Gröfse,  die  nur  durch  die  Färbung  von  der  Grand- 
masse verschieden  sind,  sonst  mineralogisch  fast  gleich.  Sie  sind  nor 
etwas  härter,  als  die  Grund masse,  wefshalb  sie  auch  auf  den  Verwitr 
terungsflächen  scharfkantig  heraustreten. 

c.  Thonstein-Conglomerate.  Diese  Gesteine  sind  aosgeeeiclii- 
net-  durch  einen  Gehalt  von  Eisenozyd  oder  Eisenozydhydrat,  der  ihnea 
f)in  hohes  Gewicht  verleiht,  weshalb  sie  auch  Steudner  Thoneisensteine 
genannt  hat 

d.  Sandsteine.  Das  Bindemittel  ist  hier  auch  Thonstein,  die 
Gröfse  der  Quarz- Bruchstücke  ist  verschieden,  vielfach  mufe  man  die 
Gesteine  besser  Conglomerate  nennen.  Bei  den  Conglomeraten  ist  das 
Bindemittel  verhäitnifsmäfsig  mehr  vorherrschend  gegenüber  den  Brach- 
stücken, als  bei  den  eigentlichen  Sandsteinen. 

Steudner  hält  diese  Gesteine  für  vulkanischen  Ursprung,  eine  An- 
sicht, der  ich  deshalb  nicht  beitreten  möchte,  weil  in  der  Nähe  keine 
sonstigen  vulkanischen  Gesteine  vorhanden  sind,  und  die  Gesteine  darob^ 
aus  nicht  den  vulkanischen  Producten  gleichen.  Ich  bringe  sie  in  Zo- 
sammenhang  mit  dem  Ausbruch  der  Eruptiv-Gesteine,  des  Porphyrs, 
möglicherweise  auch  des  Granits;  mit  dem  Ausbruch  der  Gesteine  mag 


Geognostische  Skizze  der  Umgegend  von  Axam  und  Adoa  in  Tigre.    349 

«üu  Ansbrach  von  Porphyr-Detritua  verbuDden  gewesen  sein,  welcher 
dann  dorch  das  Wasser  zu  den  festen  Gesteinen  verkittet  wurde.  Da 
wo  die  Oberfläche  mit  Quarz-Geröllen  bedeckt  war,  entstanden  Con* 
glomerate,  war  es  Sand,  Sandsteine.  Gonglomerate  und  Breccien,  de* 
ren  Bmchstucke  gleichfalls  Tbonsteine  sind,  lassen  sich  so  erklären, 
dals  die  Bruchstücke  zugleich  mit  dem  feinern  Detritus  ausgeworfen 
warden.  An  Reibungd-Conglomerate  ist  hier  gar  nicht  zu  denken,  da 
man  dann  den  Thonstein  als  ein  Bruptiv-Gestein  auffassen  müfste,  das 
sich  deckenartig  ausgebreitet  hatte  ^  es  mufsten  also  die  Conglomerate 
und  Breccien  von  Thonsteinen  überlagert  sein.  An  den  vielen  Stellen, 
wo  das  nicht  der  Fall  ist,  wäre  man  zur  Annahme  genöthigt,  dafs  der 
Thonstein  wieder  vom  Wasser  fortgespült  ist. 

n.    Besohreibnng  der  Profile. 

Profil  I.  Dasselbe  durchschneidet  in  wellenförmiger  Linie  den 
nord-ostlichen  Theil  des  Gebietes.  Am  Märäbb  beginnend,  tritt  zuerst 
der  alte  Granit  auf  und  wird  dann  von  crystallinischen  Schiefern  ab- 
gelöst Dieselben  sind  folgende:  Zwischen  1  und  2  verwittertes,  un- 
deutliches Gestein,  theils  an  Gneifs,  tbeils  an  grünen  Schiefer  streifend. 
Zwischen  2  und  3  verwitterter  Gneifs.  Zwischen  3  und  4  frischer 
Gneifs,  Feldspath  gestreift,  der  reichliche  Magnesia- Glimmer  giebt  dem 
Gestein  ein  dunkeles  Aussehen.  Zwischen  4  und  5  wieder  verwitter- 
ter Gneifs.  Zwischen  5  und  6  giebt  Schimper  nur  Dammerde  an. 
6  bis  Ende :    Schiefer  wie  zwischen  1   und  2. 

Die  Reihenfolge  der  crystallinischen  Schiefer  ist  an  3  Stellen  von 
Graniten  unterbrochen,  am  Subhat,  Bäto  und  Semajata.  Dieser  Granit 
ist  feinkörnig,  bis  dicht,  er  enthält  keinen  Oligoklas.  In  der  Richtung, 
die  diese  3  Berge  angeben,  liegt  das  Einfallen  der  crystallinischen 
Schiefer. 

Zwischen  Subhat  und  Bäto  sind  die  Schiefer  wellenförmig  ge- 
bogen, geknickt  und  steil  aufgerichtet 

Profil  U.  Dieses  kreuzt  Profil  I.  bei  Eeren  und.  zeigt  nur  cry- 
stallinische  Schiefer. 

Profil  III.  läuft  dem  I.  parallel.  Der  Gneifs  ist  hier  Hornblende- 
führend,  so  dafs  eigentlich  der  Name  Hornblendeschiefer  der  correctere 
wäre,  ich  habe  jedoch  denselben  nicht  gewählt,  da  die  Hornblende 
zu  untergeordnet  auftritt.  Quarz  ist  spärlich  vorhanden.  Dieser  Gneifs 
wird  vom  Urthonschiefer  abgelöst.  Am  Amba  Bachele  tritt  Porphyr 
auf.  Es  ist  ein  Quarz-führender  mit  grauer  Grundmasse.  Hier  ist  der 
Porphyr  nicht  zum  Durchbruch  gekommen,  sondern  hat  die  Schiefer 
nur  gehoben,  ähnlich  mag  es  sich  am  Abuna  Auf  verhalten,  aber  hier 
giebt  Schimper  keinen  Porphyr  an. 


350  A.  Sadebeck: 

Profil  IV.  Der  Berg  Scholloda  besteht  aus  Qaarz  führen- 
dem Porphyr,  die  aasgeschiedenen  Krystalle  sind  Orthoklas,  Oiigoklaa, 
Qaarz  und  Hornblende.  Am  nördlichen  Abbange  des  Berges  wird  das 
Gestein  ganz  dicht,  fahrt  weniger  ausgeschiedene  Krjstalle  and  nähert 
sich  sehr  den  echten  Felsiten.  Die  crystallinischen  Schiefer  sind  Thon- 
schiefer,  allmfihlig  in  Glimmerschiefer  übergehend,  in  der  Nähe  des 
Porphyrs  darch  Eisenoxyd  roth  gefärbt,  weiterhin  besonders  bei  Adoa 
graa;  hier  sind  es  schöne  Dachschiefer.  Zwischen  a  and  b  ist  das  Ge- 
stein Talkschiefer,  der  darch  Verwitterung  etwas  erdig  geworden  ist 
und  abfärbt. 

Profil  V.  Dieses  Profil  durchschneidet  das  Gebiet  naheza  recht- 
winklig zu  Profil  I.  und  folgt  der  Wasserscheide  des  Takasje  und  Mfi- 
rfibb;  es  beginnt  am  Hedsoha  and  endigt  am  Gollo,  am  Subhat  kreuzt 
es  Profil  I.  Während  auf  Profil  I.  das  Eruptiv- Gestein  Granit  war, 
so  ist  es  hier  Porphyr  and  Grunstein,  den  Subhat  ausgenommen,  der 
der  ersten  Reihe  angehört.  Der  Hedscha  besteht  aus  Porphyr,  wel- 
cher dem  vom  Berge  Scholloda  ganz  ähnlich  ist.  Die  Schiefer  sind 
hier  Hornblendeschiefer  nnd  werden  wieder  bei  Magdalai  von  Porphyr 
durchbrochen.  Hierauf  folgt  der  Granit  des  Subhat  und  dann  der  Poi^ 
phyr  des  Berrach,  welcher  verhältnifsmäfsig  arm  an  Quarz  ist.  Die 
nächste  Erhebung,  der  Däbra  Sina,  besteht  aus  Melaphyr.  Es  ist  ein 
dunkles  Gestein  von  hohem  Gewicht,  welches  auf  Magneteisenerz  als 
Gemengtheil  hindeutet,  mit  welchem  auch  die  braune  Verwitterungs- 
kraste des  Gesteines  zusammenhängt.  In  der  dunklen  Grundmasse 
liegen  einzelne  kleine  Feldspath-Krystalle  von  lichtgruner  Farbe,  an 
denen  ich  Streifung  beobachtet  habe.  Das  Gestein  ist  ausgezeichnet 
durch  seine  Festigkeit.  Dann  folgen  wieder  crystallinische  Schiefer, 
welche  bei  Edda  Jaesus  von  demselben  Melaphyr  durchbrochen  sind 
und  bei  Eeflit  von  Basalt.  Das  vorliegende  Stuck  Basalt  ist  nicht 
mehr  frisch,  die  Oberfläche  ist  stark  braun  gefärbt  und  auch  die  Olivin- 
krystalle  haben  eine  rothe  Farbe.  Bei  Abuna  Licanos  tritt  Gceifs  auf, 
wo  man  eigentlich  wieder  ein  Eruptiv-Gestein  erwarten  sollte.  Von 
da  an  lösen  sich  Melaphyr  und  Porphyr  ab. 

Die  drei  übrigen  Profile  gehen  sämmtlich  von  A.  Licanos  aus. 

Profil  VI.  Der  Habal  Zoddo  besteht  ans  Melaphyr,  von  hier 
bis  zum  Licanos  aus  Schiefer. 

Profil  VII.  Hier  treten  die  crystallinischen  Schiefer  und  Mela- 
phyr auf.  Von  besonderem  Interesse  ist  der  Pechstein,  welcher  am 
Amba  Berra  von  Schimper  gesammelt  wurde.  Es  ist  ein  schwarzes, 
fettglänzendes  Gestein,  mit  einzelnen  porphyrartig  ausgeschiedenen  Feld- 
spath-Krystallen,  an  denen  es  mir  nicht  möglich  war  die  etwa  vorhan- 
dene Streifung  zu  bestimmen. 


Geognostische  Skizze  der  Umgegend  von  Axam  und  Adoa  in  Tigre.     351 

Die  Melaphyre  sind  hier  als  Mandelsteine  entwickelt,  sie  schliefsen 
grofse  Achatkugeln  ein,  von  denen  Scbimper  schöne  Exemplare  bei- 
gelegt bat,  die  im  Innern  auch  vielfach  mit  Quarzkrystallen  bekleidet 
sind. 

Profil  VIII.  Edda  Gijorgis  besteht  ans  Porphyr  und  zwischen 
dem  Licanos  tritt  noch  Melaphyr  auf. 

m.    Geognostische  Verhältnisse  des  ttbrigen  Abessyniens. 

Die  geognostische  Bildung  bleibt  auch  nördlich  des  Märabb  die- 
selbe, wie  auf  dem  eben  abgehandelten  Gebiete.  Dies  ist  ersichtlich 
ans  den  von  Stendner  mitgebrachten  Gesteinen,  welche  auch  der  hie- 
sigen Sammlung  einverleibt  sind.  Die  Stendner'sche  Route  ging  von 
Massaua  nach  Keren  und  von  da  nach  Adoa. 

Zwischen  Adoa  undEeren.  In  der  Umgebung  von  Keren  tritt 
Granit  aaf,  dann  folgt  Glimmerschiefer,  welcher  wieder  am  Däbra  Sina 
6000  Fufs  hoch  von  Granit  -durchbrochen  ist  Weiterhin  tritt  der  Gra- 
nit bei  Zad  'Amba  auf,  hier  ist  der  Feldspath  weifs,  während  er  bei 
Keren  roth  ist;  bei  Zansaga  treten  Hornblende-haltige  Gneifse  auf» 
welche  denen  von  Abuna  Alif  sehr  ähnlich  sind. 

Ueber  die  Beschaffenheit  des  Gebietes  südlich  von  Axnm 
nad  Adoa  giebt  die  Stendner'sche  Route  nach  Gondar  Aufschlnfs. 
Er  überschritt  den  Takasje  an  der  Stelle,  wo  der  Ataba  in  denselben 
mündet,  und  folgte  dann  dem  Laufe  des  letzteren.  Das  Bett  dieses 
Flusses  liegt  auch  in  Urthonschiefer  und  Granit.  Es  setzen  sich  auch 
die  Thonstein-Plateans  noch  fort,  welche  sich  gegen  das  Gebirge  Semen 
hin  senken.  Von  Eruptiv- Gesteinen  treten  Mandelsteine  und  Basalte 
aof,  erstere  mitunter  sehr  porös,  und  dann  sind  die  Poren  mit  siner 
grünen  Glauconit- artigen  Masse  ausgefüllt.  Achatkugeln  finden  sich 
vielfach  im  Bett  des  Takasje,  was  darauf  hindeutet,  dafs  auch  östlich 
noch  Mandelsteine  auftreten. 


Bemerkungen  zur  Karte. 

Das  Original  der  vorliegenden  Karte,  im  ungefähren  Maafsstabe 
von  1  :  60,000  ausgeführt,  ward  nebst  Profilen  nnd  Gesteinproben  von 
dem  bekannten  Dr.  Scbimper  an  seinen  ehemaligen  Landesherrn,  den 
Grofsherzog  von  Baden,  eingesandt  und  von  diesem  dem  hiesigen  mi- 
neralogischen Museum  überwiesen.  Leider  ist  es  von  keinem  ausführ- 
licheren Texte  begleitet,  kurze  geologische  Notizen  abgerechnet,  die 
den  Profilen  beigegeben  waren.  Immerhin  ist  aber  schon  die  Karte 
an  sich  ein  werthvoUer  Beitrag  zur  Kenntnifs  jenes  merkwürdigen  Ge- 


7 


352  ^*  Kiepert:  Bemerkungen  zur  Karte. 

birgslandes,  wie  selbst  der  fluchtigste  Vergleich  mit  allen  früheren  Klar- 
ten lehrt.  Die  im  vorigen  Jahre  erschienene  Compilation  Ton  Raven- 
stein,  Route  map  of  Abyssinia^  seigt  in  dem  Gebiete,  welches  Tafel  Y. 
darstellt,  statt  des  wechselvollen  Terrainbildes  derselben  eine  fast  weilse 
Flfiche.  Denn  Lefeb vre,  der  im  Jahre  1842,  v.  Heuglin  und  Steadner^ 
die  im  November  1861  von  Adaa  ans  nördlich  zogen,  und  deren  Boa* 
ten  in  den  Rahmen  des  Blattes  fallen,  berichteten  zwar  von  dem  stei- 
len Abfalle  der  Plateaas  sudlich  vom  M&rfibb,  aber  sie  liefsen  auf  den 
Karten  die  Gegend  zwischen  Axum  und  Adua  einer-,  dem  Maräbb 
andererseits  ziemlich  unausgefuUt.  Man  vergleiche  nur  die  vortreffliche 
Specialkarte  von  Nordabessinien  von  A.  Petermann  (Mittheilungen  1867 
Tafel  1 5),  die  den  damaligen  Standpunkt  der  Kartographie  jenes  Lan- 
des am  besten  wiedei^ab,  um  die  Grofse  der  nun  ausgefüllten  Lücke 
zu  übersehen. 

Leider  hat  es  Dr.  Schimper  unterlassen,  den  zahlreichen  Namen 
Ortszeichen  ^beizufügen,  so  dafs  nur  die  .Signaturen  der  von  ihm  mit 
Ringen  bezeichneten  Orte  und  mit  Kreuzen  versebenen  Klöster  in  der 
Reduction  reproduzirt  werden  konnten.  Es  wfire  möglich  gewesen, 
aus  der  Bedeutung  der  Namen  auf  den  Charakter  der  damit  bezeich- 
neten Oertlichkeiten  zu  schliefsen,  z.  B.  aus  Baria  Kirgos  (d.  i.  Diener 
des  h.  Gyriakos),  aus  Kidane  Meheret  (d.  i.  Verm&chtnifs  der  Gnade), 
aus  Arbaetu-Ensesa  (d.  i.  die  vier  geistigen  Thiere,  sc.  der  Apokalypse) 
Auf  Klöster,  aus  Sakla  Damba  auf  eine  Bnrg,  aus  Gässa  Schimper  oder 
G&ssa  Galla  auf  Gehöfte.  Aber  wären  danach  die  betreffenden  Zeichen 
in  die  Karte  gesetzt  worden,  so  hätte  dies  einen  gröfsern  Anschein  von 
Genauigkeit  der  einzelnen  Positionen  erweckt,  als  sie  im  Grunde  verdien- 
ten. So  blieb  denn  nichts  übrig,  als  Sorge  zu  tragen,  dafs  alle  Namen  ge- 
nau auf  dieselbe  Stelle  gesetzt  wurden,  die  sie  im  Original  einnehmen.  Ein 
anderer  Mangel  ist,  dafs  wir  nicht  wissen,  in  welcher  Art  von  Fufsen 
in  den  Profilen  wie  auf  der  Karte  die  Höhen  angegeben  sind.  Da 
aber  die  Zahlen  durchgehends  niedriger  sind,  als  bei  Ravenstein,  so 
mögen  es  wohl  Pariser  Fuls  sein.  Doch  auch  in  diesem  Zustande, 
hoffen  wir,  wird  dieser  Beitrag  zur  Kunde  eines  der  interessantesten 
Theile  des  jetzt  vom  geographischen  Publikum  so  bevorzugten  Afrika 
^en  Lesern  der  Zeitschrift  willkommen  sein,  zumal  nach  den  neuesten 
Nachrichten  der  ^^Times^  gerade  die  hier  dargestellte  Gegend  durch, 
die  Intentionen  des  Fürsten  Kassa  Bedeutung  erhält. 

Richard  Kiepert. 


353 


Miscellen. 

Correspondenz    vom  Lake    Kilalpanina   im    sogenannten 
Lake-Distrikte  Far-North,  Süd-Australien, 

Von  einem  in  Hermannsbarg  stationirten  Geistlichen  der  am  Lake  Kilalpa- 
nina   begründeten   latherischen  Missionsanstalt  enr  Bekehrung   der  sogenannten 
Lake  Hope-  und  Cooper's  Creek-Eingebornen  (vgl.  unten  S.  354)  findet  sich  nach- 
stehende Mittheiinng  in   dem  „South  Australian  Register*  vom   13.   März   1869. 
Ans  Mangel  an  Nahrungsmitteln  und  vor  Allem  an  Wasser  kann  in  hiesiger  Ge- 
gend nur  eine  dünne  Bevölkerung  ihr  Dasein  fristen,  und  ist  auch  die  Zahl  der 
hier    lebenden  Eingeborenen  nicht  sehr  erheblich.     Die  Meisten  derselben    sind 
aber  wohl  gestaltete  und  gut  aussehende  Menschen  und,  im  Vergleich  zu  den  in 
den  südlichen  Distrikten  dieser  Colonie  wohnenden  Eingebomen,  viel   schlanker 
und  besser  proportionirt;  ja  man  findet  nicht  Wenige  unter  ihnen,    welche  ihre 
volle  sechs  Fufs  erreichen.    Eine  Bekleidung  ist  ihnen  völlig  fremd,  nicht  einmal 
Kangumhfelle  oder  Decken  (rugs)   aus  Opossum-  oder  Wallaby  -  Bälgen  besitzen 
sie,    denn  weder  diese  Thiere  noch  ähnliche,    deren  Pelz   sich  verwenden  liefse, 
kommen  hier  vor.     Nur  die  Männer  tragen  einen  Gürtel  um  den  Leib,   der  ge- 
wöhnlich aus  Menschenhaar,   mitunter  jedoch   auch  aus  Haaren  von  Ratten  und 
Mäusen  angefertigt  ist,  deren  es  hier  nicht  weniger  als  20  Species  gieht.     Die 
Farben,    welche  sie  anwenden,   sind   ungefähr  dieselben,    wie  bei  den   südlichen 
Stiunmen,  aber  ihre  Waffen  von  einer  viel  geringeren  Sorte.    Geeignetes  Holz,  woraus 
sie  Speere,  die  sie  auffälligerweise ,  im  Gegensatz  zu  den   übrigen  Eingebomen, 
menudfl  werfen,  fabriciren  könnten,  wächst  hier  gar  nicht,  und  sie  müssen  sich 
dasselbe   nun  weit  herholen.     Ihre  gfefährlichsten  Waffen  sind  Boomerangs   und 
Waddies,  womit  sie  wilde  Hunde  und  andere  Thiere,  wie  Schafe  and  selbst  Ochsen 
nicht  ausgenommen,  mit  Geschick  und  Sicherheit  tödten.    Ihre  Nahrang  besteht 
in   mannigfachen    Vegetabilien,    Beeren  von   Sträuchem,  Wurzeln  u.  s.  w.    Es 
^ebt  in  hiesiger  Gegend  einige  Pflanzen,  welche  im  Süden  dieser  Coionie  völlig 
unbekannt  sind  und  ein  vortreffliches  Surrogat  für  andere,  die  man  nicht  vorfindet, 
abgeben.    Die  Ratten  und  Mäuse,  welche  nach  Legionen  zählen,  bilden  ihre  haupt- 
sächlichste   animale    Nahrang;    aufserdem    aber  auch    die   hier    existirenden    70 
Specifs  von  Vögel,  von  denen  dreifsig  zu  den  Wasservögeln  gehören,  desgleichen 
sieben  Species  efsbarer  Schlangen  und  sechs  Species  Eidechsen  i   die  zum  Theil 
sehr  lang  sind  (die  kleineren  Arten  essen  die  Kinder),  vier  Arten  Fische,    die 
man    sich    aus    den    Seen    verschaffen  kann,    und   eine  grofse  Anzahl  Würmer, 
welche   sie  als  besondere  Delicatesse  erachten.     Endlich  mufs   als  eine  traurige 
Thatsache  erwähnt  werden,  dafs  Cannibalismus  hier  zu  Hause  ist.     Eine  Mutter 
ifst  ihr  eignes  Kind  auf,  ^with  a  smiling  face'^l     Ja,  dieser  Horror  geht  so  weit, 
dafs  sie  nicht  anstehen,  die  Leichname  der  Ihrigen  bis  auf  die  Knochen  zu  ver- 
zehren.    Vor  kurzer  Zeit  starb  der  Aelteste  des  Stammes,  ein  alter,  abgemagerter 
Mann.     Auf  meine  Frage,   ob   denn  auch  diese  Leiche  ihnen  zum  Mahle  dienen 
sollte,    lautete  jedoch  die  Antwort:     »Nof   too  much  poor  feüow,  no  fat*^.     Zum 
Glucke  wissen  sie  noch  nicht,    dafs  Pferde  efsbar  sind,    sonst  würden  sie  ihre 

ZdUebT.  d.  QM«Utoh.  f.  Erdk.  Bd.  IV.  23 


y 


354  Miscellen: 

Waffen  anch  an  diesen  rennchen,  wie  es  besonders  an  Schafen  nnd  selbst  aoch 
an  Ochsen  häufig  genug  geschieht. 

Ihre  Gebräuche  und  Ceremonien  unterscheiden  sich  von  denen  der  südlichen 
Stamme  sehr  wenig,  und  ihr  Sprachenbau  ist  ebenfalls  ziemlich  derselbe.  Wir 
begegnen  nämlich  auch  in  diesem  Dialecte  denselben  Besonderheiten,  welche  wir 
fast  in  allen  übrigen  Dialecten  der  australischen  Eingebomen  antreffen.  Es  fehlt 
der  bestimmte  und  unbestimmte  Artikel,  aber  es  ist  aufser  dem  Singular  und 
Plural  noch  eine  Dualform  vorhanden.  Es  ist  ein  Fall  mehr  vorhanden,  als  in 
der  englischen  Sprache,  denn  aufser  dem  Nominativ  giebt  es  noch  einen  Tfaätig- 
keitsfall,  active  ccue,  welcher  bei  allen  transitiven  Verben  zur  Anwendung  kommt, 
während  die  erstere  Form  bei  den  Intransitivis  steht  Relative  Fürwörter  nnd 
Präpositionen  kommen  nicht  vor,  und  den  Zeitwörtern  fehlt  das  Passivum. 

Zum  Schlüsse  heifst  es  in  der  Correspondenz :  Wir  sind  noch  nicht  lange 
genug  hier  gewesen,  um  Resultate  unserer  Mission  aufweisen  zu  können,  denn 
das  Erlernen  der  Sprache  der  Eingebomen  will  seine  Zeit  haben;  aber  wir  halten 
un»  überzeugt,  dafs  das  Evangelium  Eingang  bei  ihnen  finden  werde.  Die  in- 
tellectnelle  Befähigung  derselben  ist  nicht  so  niedrig  anzuschlagen,  als  man  es 
gewöhnlich  thnt  Die  Kinder  lernen  in  der  Schule  viel  leichter,  als  wir  erwartet, 
und  ihre  correcten  Antworten  setzen  uns  mitunter  in  Erstaunen,  so  dafs  wir  nicht 
anstehen  zu  erklären,  dieselben  würden,  falls  wir  ihnen  nur  Buchstabirbücher  in 
ihrer  eigenen  Sprache  vorlegen  könnten,  in  derselben  Zeit  lesen  lernen,  wie  die 
Kinder  der  weifsen  Race  ^).  — ff — . 


Aus  dem  Far- North  in  Süd -Australien. 

Bis  durfte  wohl  bekannt  sein,  dafs  in  den  Jahren  1866  und  1867  lutherische 
Misuonäre  sich  im  Delta  des  Cooper  Creek,  im  sogenannten  Lake  Districte  der 
Cülonie  Süd-Australien  am  Lake  Kilalpanioa»,  niedergelassen  haben,  wo  sie  die 
Station  Hermannsburg  gründeten.  Drei  Missionäre  der  Brüdergemeinde  zogen  an 
den  Lake  Kopperamana,  acht  Miles  «weiter  östlich.  Die  letzteren  wurden  jedoch, 
in  Folge  der  drohenden  Haltung,  welche  die  zahlreich  versammelten  Eingebomen 


')  Einsender  dieses,  ein  alter  australischer  Colonist,  mochte,  nach  seiner* filnf- 
zehnjabrigen  Erfahrung,  diese  Ueberzeugung  denn  doch  recht  sehr  in  Zweifel  ziehen. 
Die  Missionäre  Australiens  und  der  Sttdsee  sehen  immer  gern  durch  Yergröfsemnga- 
brillen,  und  man  sollte  die  Missionsberichte  nur  mit  Vorbehalt  lesen.  Von  wirklich 
grofsen  Erfolgen  kann,  nach  meiner  Ueberzeugung,  nirgends  die  Rede  sein.  Kar 
der  Erfolg  ist  zu  sehen,  dafs.  bald,  falls  die  Bodenverhältnisse  günstig  sind,  eine 
Ansiedlung  von  Europäern  nachfolgt  und  von  da  ab  das  Aussterben  der  Eingebore- 
nen datirt.  Ich  verweise  auf  die  verschiedenen  Colonien  des  australischen  Continents, 
wo  die  Eingeborenen  in  grofsen  Ziffern  abnimmt,  auf  Tasmanien,  wo  ganz  kürzlich 
der  letzte  Tasmanier  gestorben  ist,  auf  Neu- Seeland,  wo  in  den  letzten  drei  De- 
cennien  die  Maoris  von  160,000  auf  38,000  gesunken  sind,  auf  Ncu-Caledonien,  wo 
in  nicht  femer  Zeit  namentlich  der  Stamm  der  Qnebias  oder  Tendianons,  bisher  im 
Norden  der  Insel  ansäfsig,  verschwunden  sein  wird.  Die  Fidschi-Inseln  kommen  jetzt 
auch  an  die  Reihe. 


Aus  dem  Far- North  in  Süd-Aastralien.  355 

annahmen,  sehr  bald  gezwungen,  nach  Lake  Hope  znräckznkehren,  wo  sich  die 
nördlichste  Polizei-  und  Poststation  (630  Miles  von  Adelaide  entfernt)  befindet. 
Bin  Schreiben  des  Missionärs  H.  Walder  vom  12^.  October  vorigen  Jahres  meldet 
ovo  Folgendes:  „Lake  Hope  bildet  gegenwärtig  weiter  nichts,  als  ein  wasserloses 
Becken.  Wir.  mnfsten  in  Folge  dessen  im  Anfange  dieses  Monats  nnsem  Sitz 
wieder  nach  unserer  früheren  Station  am  Lake  Kopperamana  verlegen.  Auch 
dieser  See  enthält  nur  noch  einen  halben  Fnfs  einer  durchaus  untrinkbaren  flüs- 
ii|^  Masse,  die  aber  der  heifse  Wind  wohl  ebenfalls  sehr  bald  aufgetrocknet 
haben  wird.  Gutes  Wasser  für  uns,  so  wie  für  unsere  Pferde  und  Schafe,  kön- 
nen wir  indefs  aus  gegrabenen  Brunnenlöchem  gewinnen)  wiewohl  auch  dies  meist 
braekisch  ist.  Die  ganze  Gegend  bietet  einen  äufserst  traurigen  Anblick  dar,  und 
die  armen  Eingebomen  führen  ein  sehr  elendes  Dasein." 

Ein  nm  vierzehn  Tage  späteres  Schreiben  von  der  Missionsstation  Hermanns- 
borg  giebt  folgenden  traurigen  Bericht:  »Wer  die  Region  um  Cooper's  Creek 
ror  zwei  Jahren  gesehen  und  sie  jetzt  sieht,  wird  dieselbe  wohl  schwerlich  wie- 
der erkennen.  Wasser  ist  nun  schon  seit  einigen  Jahren  nicht  mehr  in  den 
Creeks  und  Ableitungskanälen  heruntergekommen;  den  letzten  Regen  hatten  wir 
ia  Februar  dieses  Jahres,  "aber  was  damals  davon  fiel,  reichte  nicht  hin,  um  Gras 
beiToizubringen  Wo  sich  bisher  grofse  Seen  befanden,  umgeben  von  weiten 
Strecken  vortrefflicher  Viehweiden,  da  bieten  sich  jetzt  dem  Auge  dürre,  vegeta- 
tioBslose,  sandige  Ebenen  dar,  ohne  einen  Tropfen  Wasser.  Lake  Hope  ist  voll- 
itandig  ausgetrocknet,  so  dafs  die  Heerden  von  dort  weggetrieben  werden  mufs- 
tea,  und  das  wenige  Vieh,  welches  zurückgeblieben,  tränkt  man  aus  Brunnen. 
Lake  Eopperamana,  45  Miles  westlich  von  Lake  Hope,  der  sonst  5  Miles  lang 
md  2{  Miles  breit  und  reich  an  Fischen  war,  verliert  alle  Tage  an  seinen  Di- 
Bensionen  nnd  enthält  augenblicklich  nur  noch  an  einzelnen  Vertiefungen  salziges 
Wasser,  das  nicht  mehr  trinkbar  ist  und  wegen  seines  üblen  Beigeschmacks  sich 
auch  nicht  weiter  verwenden  läfst.  Wir  haben  schon  in  diesem  Monate  sehr 
beilse  Tage  (bis  tu  100^  Fahrenheit)  gehabt,  desgleichen  mehrere  Gewitter,  aber 
tun  Regen  ist  es  weder  hier  noch  weiter  nach  dem  Norden  gekommen.  Der 
Salt  Creek,  welchen  Major  Warburton  irrthümlicher  Weise  Barcoo  nannte,  ist 
ebenfalls  ausgetrocknet,  und  die  Eingebomen  sind  fortgewandert.  Es  halten  sich 
gegenwärtig  in  unserer  Nähe  Eingeborae  von  fünf  verschiedenen  Stämmen  auf, 
nid  wir  erwarten  in  nächster  Zeit  noch  einen  bedeutenden  Zuzug,  da  in  den  Ge- 
genden, welche  sie  sonst  occupirten,  alles  Wasser  verschwunden  ist. 

Gleiche  Klagen  über  die  anhaltende  Dürre  enthält  ein  späteres  Schreiben  vom 
»28.  November;  es  heifst  in  demselben:  „Wiederam  hat  es  in  dieser  Gegend 
a«eh  nicht  einen  Tropfen  Regen  gegeben.  Hingegen  haben  wir  sehr  heifses 
{  Wetter  gehabt,  sowie  in  der  Nacht  vom  19.  auf  den  20.  d.  M.  einen  beispiellos 
!  heftigen  Orcan  von  Westen  her,  welcher  bis  4  Uhr  Morgens  anhielt.  Selbst  um 
t  1  ühr  Nachts  hatten  wir  noch  100*  F.  nnd  um  5  Uhr  95**,  aber  weder  Regen 
;  noch  irgend  eine  Abkühlung  der  Temperatur  trat  nach  diesem  Orcane  ein.  — 
I  Ich  habe  bei  den  Eingebornen  sorgfältige  Erkundigungen  über  das  noch  nicht 
I  angesiedelte  Land  im  Norden  von  uns  angestellt  und  erfahren,  dafs  der  Salt  Ri- 

I 

Tcr,  wie  man  ihn  hier,  im  Gegensatze   zu   der  von  Major  Warburton  irrthümlich 
gewählten  Benennung  Barcoo  allgemein  heifst,    kein  Wasser  enthalte,    wiewohl 

23  • 


356  MUcellen: 


selbiges  darch  Bnxnnen,  yotl  Entfernnng  zu  Entfernimg,  leicht  gewonnen  werden 
könne.  Dasselbe  gilt  auch  von  einem  Anne  des  Salt  River,  welehen  die  Eingebomeo 
Kallacoopa  nennen.    Aber  viel  weiter  nach  Norden  hinauf  soll  dieOegend,  welclie 
überhaupt,  nach  den  Aussagen  zu  schliefsen,   von*  der  hiesigen  sehr  yerschieden 
sein  mufs  (von  den  Europäern  ist  sie  nie  betreten  worden),  überaus  reich  an  offe-  : 
nem  Wasser  sein.     Die  meisten  Waffen,    welche  die  Eingebomen  von  dort  mit 
sich  fuhren,  sind  aus  einem  vorzüglichen  Holze  angefertigt,  welches  hier  in  unse- 
rer Nähe  gar  nicht  wächst;  auch  zeigen  sie  grofse  Muschelschalen  vor,    die  sie  , 
aus  einem  Creek,  von  ihnen  Oonorakuttjamarra  genannt,  der  ebenfalls  einen  Am 
des  Salt  River  bilden  und  in  westlicher  Richtung  fliefsen  soll,  gesammelt  haben  wol- 
len.   Es  ist  dies,  wie  sie  mit  Bestimmtheit  angeben,  zwar  kein  breiter  Creek,  aber  er 
ist  sehr  tief  und,  so  weit  sie  sich  erinnern  können,  noch  niemals  trocken  gewe- 
sen.   Am  Ofer  desselben  stehen  sehr  dicke  Bäume  in  üppigem  Wüchse  und  Ksn-  \ 
guruhs  halten  sich   daselbst  in  Menge  auf.    Die  Entfernung  dieses  Creeks  von  I 
hier  anzugeben,  ist  nicht  möglich,    da  die  australischen  Eingebomen  überhanpt 
nicht  im  Stande  sind,  Entfernungen  zu  bestimmen,  aber  ich  glaube  doch  aus  ihren  : 
Andeutungen  auf  ungefähr  300  Miles  schliefsen  können.** 

Wie  ich  vernehme,  ist  eine  Gesellschaft  mit  der  Ausrüstung  beschäftigt,  lun 
von  hier  aus,  sobald  einiger  Regen,  welcher  nothwendig  ist,  um  die  ersten  100 
Miles  zu  passiren,  gefallen  ist,  den  noch  unbekannten  Norden  zu  exploriren. 
Sollten  diese  Reisenden  jene  Gegend  so  vorfinden,  wie  sie  von  den  Eingebomeo 
beschrieben  wird,  so  würde  damit  höchst  wahrscheinlich  der  beste  Weg  für  eise 
Overland  Route  nach  dem  Northern  Territory,  wenn  derselbe  erst  angesiedelt  is^ 
aufgefunden  sein.*  — ff — 


Muselmanische  Zeitrechnung  und  der  Todestag  Adolphs 

V.  Schlagintweit 

Prof.  Hermann  v.  Schlagintweit  in  München  ist  nunmehr  im  Stande,  am 
neuerdings  ihm  zugekommenen  Notizen  den  Todestag  seines  Braders  Adoipb, 
welcher  bekanntlich  in  seinem  Lager  vor  Eashgar  von  Väli  Khan,  dem  Aniuhier 
der  aufständischen  muselmanischen  Bevölkerung  in  der  Provinz  Turkistan,  ermo^ 
det  worden  ist,  zu  präcisiren.  Abddlha,  der  Begleiter  Adolphs  auf  seiner  leUtcs 
Elzpedition,  schreibt  nämlich  d.  d.  Amritsar,  7.  December  1868,  an  Prof.  He^ 
mann  v.  S.:  «Zu  Eashgar  kam  es  zum  Kampfe,  wo  Euer  Bmder  von  ValiKhifi 
niedergehauen  wurde ;  ich  wurde  in  den  Kerker  geworfen.  Den  andern  Tag  tt^ 
ich  nach  dem  Himmel  und  sah  den  neuen  Mond  des  Monats  MuhiSrram;  idi 
glaube,  es  kann  der  2.  oder  3.  Tag  des  Monates  gewesen  sein."  Ist  auch  diese 
Angabe  des  Todestages  noch  nicht  ganz  präcise,  so  weist  sie  doch  zunächst  anf 
die  Woche  des  Monats  Muharram,  des  ersten  Monats  der  muselmanischen  Zeit- 
rechnung hin,  dessen  erster  Tag  aber  freilich  nicht  genau  bestimmt  ist  Maha- 
meds  Flucht  (Hegira)  fand  nämlich  im  Jahre  622  in  der  Nacht  vom  Mittwoch 
den  14.  auf  Donnerstag  den  15.  Juli  alten  Styles  statt.  Die  muselmanisches 
Astronomen  zählen  nun  vom  Abende   unseres  14.  Juli  an;   das  Volk  im  Allge- 


Mnselmanische  Zeitrechnung  nnd  der  Todestag  Adolphs  v.  Schlagintweit.     357 

memen  in  Asien,  Afrika  und  Europa,  sowie  die  meisten  historischen  Berechner 
rechnen  aber  diese  Nacht  noch  nicht  dazu,   nnd   f&r  sie  beginnt  das  erste  Jahr 
der  Kortfn-Aera  mit  dem  Sonnenuntergänge   unseres  15.  Juli  622  (alten  Styles). 
Diese  Differenz  ist  demnach  bestimmt  genug  definirt,  vorausgesetzt,  dafs  zugleich 
angegeben  ist,  von  welcher  der  beiden  Annahmen  ausgegangen  wird ;  es  sind  Ta- 
bellen far  den  Beginn  des  Jahres  berechnet,  dessen  Dauer  bekanntlich  die  eines 
reinen  Mondjahres  ist,  von  354  oder  355  Tagen,  je  nachdem  ein  Schaltjahr  ein- 
tritt oder  nicht.     Das  Eintreten  des  Mnh&rram  im  Verhältnisse  zu  nnserm  Kalen- 
der ändert  sich  von  Jahr  zu  Jahr  von  10  bis  12  Tage.   Im  Jahre  1857  war  der 
Anfang  des  Jahres  1274   der  Uegira  der  Sonnenuntergang  des  22.  August;    im 
Jahre  1869    fallt   der  Beginn    des  Jahres   1286  auf   den   Sonnenuntergang   des 
13.  April  nach  der  Civil-Rechnung.     So  grofse  allm'alige  Veränderungen  zwischen 
Jahresanfang  und  Jahreszeit,  sowie  die  bedeutende  Verschiedenheit  der  Zeitrech- 
nung nicht  nur  der  mitbewohnenden  Hindns  und  Buddhisten,   sondern  auch  der 
christlichen  Beherrscher,  sind  für  die  Muhamedaner  entschieden  ungünstig;  noch 
mehr  wird  der  Verkehr  dadurch  gestört,  dafs  die  Hauptfeste,  wozu  auch  der  Mu- 
harram  gehört,  nicht  einmal  mit  Bestimmtheit  an  dem  Tage  gefeiert  werden,  auf 
den  sie  treffen,  sondern  wo  möglich  erst  dann,  wenn  die  Umstände  erlauben,  den 
Mond  wirklich  zu  beobachten.     Die  Sunniten,  zu  welchen  in  Indien  die  besseren 
Klassen  der  Muhamedaner  gehören,  während  die  niedem  Volksklassen  Schiiten  sind, 
halten  daran  besonders  strenge  fest.    Da  aber  doch  in  einzelnen  Perioden,  z.  B. 
in  den  Monaten  der  Regenzeit,  die  directe  Beobachtung  der  Mondsichel  nach  «Nen- 
mond  zu  unbestimmt  verschoben  würde,   ist  auch  von  den  Sunniten   festgesetzt, 
dals  wenigstens  kein  Monat  länger  als  30  Tage  dauern  dürfe;    doch   auch  diese 
Bestimmung  bewirkt  unter   den  Bewohnern   der  indischen  Halbinsel    mancherlei 
Störung.  —  Nun  sagt  Abdallah  aufserdem  in  seinem  Schreiben,  dafs   seine  Ge- 
fangennehmung und  die  Ermordung  Adolphs  sich  an  einem  Mittwoch,   Chahibr- 
shamba,  ereignet  habe.     Da  man  aber  im  ganzen  Orient  die  siebentägige  Woche 
hat,  eine  Zeitperiode,  welche  auch  in  Tibet  und  China  mit  der  Verbreitung  des 
Buddhismusein  geführt  worden  ist,  nnd  die  Christen,  Hindns  nnd  Muhamedaner  in 
Asien  ebenso  wie  die  Christen  nnd  Juden  in  Europa,   am  gleichen  Tage  Sonn- 
tag, Montag  n.  s.  w.  haben,  so  läfst  sich  nach  der  Angabe  Abdtillah*s,  dafs  der 
Ueberfall  am  1.  Chab^-shamba  des  Jahres  1274  der  Hegira  stattgefunden  habe, 
also  an  dem  Tage,  welcher  mit  Sonnenuntergang  Dienstag  den  25.  August  be- 
gann, mit  Gewifsheit  der  26.  August  1857  als  den  Tag  der  Ermordung  Adolphs 
▼.  Schlagintweit  feststellen.  — r. 


Die  Entdeckung  der  Mündung  des  Limpopo. 

In  der  Sitzung  der  Londoner  geographischen  Gesellschaft  vom  14.  Juni  1869 
theilte  Mr.  Mann  einen  Auszug  aus  dem  Tagebuch  des  Mr.  St.  Vincent  Erskine 
mit,  in  welchem  dessen  Wanderungen  durch  die  bisher  noch  völlig  unbekannten 
Gegenden  am  Unterlaufe  des  Limpopo  bis  zu  der  gleichfalls  noch  unerforschten 
Mündung  dieses  grofsen  Stromes  niedergelegt  sind.    Von  Pietermaritsburg  wandte 


358  Miscellen: 

sich  der  Reisende  am  6.  Mai  1S68  über  die  Drakenberge,  den  Vilge  und  Orange- 
Hufs  nach  Potschefstroomi  der  Hauptstadt  der  Transvaal  Republik,  nnd  von  dort 
nach  Pretoria.  In  Levdcnburg  traf  er  mit  Mauch  zusammen,  unter  dessen  Aa- 
ieitung  er  sich  zuerst  mit  dem  Gebrauch  des  Sextanten  und  anderer  Mefsinstni- 
mente  vertraut  machte  und  die  Lage  dieses  Ortes  zu  31**  30'  östl.  L.  und  26' 
4'  südl.  Br.  feststellte.  Längs  des  Umschlasingvana  -  Flusses  erreichte  er  nach 
2/  Tagen  Trigaardt  Farm  (24"  02'  südl.  Br.)i  von  wo  er  in  Begleitung  eines  von 
Natal  mitgenommenen  Kaffern  Namens  Adam,  sowie  mit  8  als  Trager  gemiethe- 
ten  Raffern  am  13.  Juli  aufbrach  und  das  Gebiet  Umziola's,  des  vornehmsten 
Häuptlings  in  dieser  Gegend ,  dessen  Residenz  an  der  Mündung  des  LipaluH  in 
den  Limpopo  liegt,  betrat.  Drei  Tage  später  blickte  er  von  der  Spitze  der 
Drakenberge  in  die  grofse  vom  Limpopo  bewässerte  Ebene  hinab,  durch  weiche 
sich  der  Umschlasi  -  Flufs  wie  ein  Silberfaden  hindurchschlängelt.  Durch  eine 
wild  zerrissene  Bergkluft  stieg  Erskine  in  die  Ebene  hinab  nnd  erreichte  znoidut 
Imperani's  Kraal,  wo  er  cindn  Kaffernstamm  antraf,  welcher  durch  künstliche 
Mittel  die  Gesichtshaut  in  eine  Reihe  kleiner  Knoten  von  der  Gröfse  einer  Erbse 
von  der  Stirn  herab  bis  zur  Nase  zusammenzuzwaiigen  pflegt  (wahrscheinlich 
durch  Einkerbungen  bewirkt).  In  ähnlicher  Weise  verunstalten  die  Frauen  ihre 
Backen  und  Oberlippe.  Mit  neuen  Trägern  brach  der  Reisende  von  hier  bid 
17.  Juli  auf;  sein  Weg  führte  ihn  durch  eine  flache,  einförmige,  mit  Gestrüpp, 
weifsem  Sandstein,  Conglomerat  und  Quarzfelsen  bedeckte  Gegend.  Am  Umtt- 
siti-Flnsse  bemerkte  er  einen  prächtigen  weifsen  Quarzfelsen  von  ähnlicher  Be- 
schaffenheit, wie  Mauch  solche  in  den  Golddistricten  am  Shashi  -  Flnfse  gesehen 
hatte,  und  von  hier  an  betrat  er  die  reichsten  Jagdgründe,  welche  von  zahllosen 
Heerden  von  Giraffen,  Elennthieren,  gefleckten  Gnus,  Zebras,  Büffeln  etc.  belebt 
waren.  Unter  23^  29'  südl.  Br.  erreichte  er  Imbondune's  Kraal,  von  wo  er  mit 
Zarücklassung  seines  Gepäckes  eine  mehrtägige  Excnrsion  durch  gut  bebaute  und 
dicht  bevölkerte  Gegenden  an  den  Lipaluli  unternahm,  dessen  Mündung  in  den 
Limpopo  er  unter  23""  34'  südl.  Br.  und  33""  40'  östl.  L.  festlegte,  eine  Anishl 
Temperatur  -  Beobachtungen  anstellte  und,  wie  es  scheint,  nicht  aninteressaate 
ichthyologiscfae  Notizen  sammelte,  welche  einen  Anhang  seines  Tagebuches  bil- 
den. Nach  mancherlei  Kreuz-  und  Querzügen,  nach  mannigfachen  Widerwärtig- 
keiten, welche  seinen  Forschungen  durch  das  Mifstrauen  der  KaffemhäuptÜDge 
widerfuhren,  und  nachdem  ihn  seine  Träger  in  Stich  gelassen  hatten,  entschlofi 
er  sich,  seinem  Glücksstern  vertrauend,  allein  und  belastet  mit  einem  für  eiaen 
Fufswanderer  nicht  unbedeutenden  Gepäck,  seine  Wanderung  am  linken  Ufer  des 
Limpopo  fortzusetzen.  Je  mehr  es  sich  der  Mündung  näherte,  desto  mehr  verlor 
die  Gegend  ihren  bis  dahin  dichtbuschigen  Charakter;  offene,  grasreiche  Ebeoen 
breiteten  sich  vor  ihm  aus,  in  denen  nur  hier  und  da  Euphorbien  und  Elfenbein- 
palmen  {Phytelephas  macrocarpa  Rz  et  F.}»  den  Cocospalmen  ähnlich,  hervorragten. 
Erskine's  Erscheinen  erregte  übrigens  unter  den  Kaffern  am  Unterlauf  des  Limpopo 
grofse  Verwanderung,  da  bis  dahin  noch  kein  Weifser  bis  in  diese  Gegenden  vorge- 
drungen war,  und  nur  Wenige  der  Eingebomen  in  der  Delagoabai  die  BekannUcbsft 
mit  Europäern  gemacht  hatten.  Nach  ihrer  Aussage  erfuhr  Erskine  in  Manjobo's 
Kraal,  dafs  die  Mündung  des  Limpopo  oder  Bembe  in  die  Delagoa-  oder  Dm- 
iruna-Bai,  wie  sie  von  den  Eingebomen  genannt  wird,  nur  noch  vier  Tagereisen 


Die  Entdeckung  der  Mündung  des  Limpopo.  359 

entfernt  sei.    Endlich  stand  der  Reisende  am  5.  September  am  Ziel  seiner  Wansohe» 
an  der  Mündung  des  Limpopo   in   den   indischen    Ocean,    deren  Lage   er  unter 
25^  15'  29"  südl.  Br.  und  etwa  34**  östl.  L.  bestimmte.     Zwischen  vvie  fnsch  ge- 
£Ulener  Schnee  glänzenden  Sanddünen  ergiefst  sich  der  Flufs,  der  an  seiner  Mün- 
dung etwa  300  Yards  breit  ist,  in  den  Ocean,   und  noch  drei  Miles  weit  in  das 
Meer  hinein  ist,  da  keine  Barre  die  Mündung  versperrt,  die  Ausströmung  erkenn- 
bar.    Das  Ufer  an  der  Nordseite  des  Flusses  zeigt  sich  als  eine  weite  von  dem 
Flusse  nnd  von  Springfluthen  häufig  überschwemmte  Sandfiäche,  hier  und  da  wei- 
ter nach  Norden  hin  unterbrochen  von  hohen,  thcils  mit  Gestrüpp  bewachsenen, 
tbeils  kahlen  Sanddünen;  auch  erblickt  man  dort  eine  5  Miles  lange  und  I  Mile 
breite  Lagune,   welche   durch  einen  Canal  mit  dem  Meere  in  Verbindung  steht. 
Die  von  Erskine  entdeckte  Mündung  des  Limpopo  ist  ohne  Zweifel  identisch  mit 
der  des  Inhampura-Flusses  unserer  Karten,  den  die  Portugiesen  als  Splrito  Sancto 
bezeichneten.     Unter  grofsen  Entbehrungen  und  heimgesucht  durch  Fieberanfalle 
kehrte  unser  Reisende  nach  sechsmonatlicher  Abwesenheit  Ende  December  1868 
durch  die  zwischen  der  Küste  und  den  Drakebergen  gelegenen  bergigen  Gegen- 
den nach  Natal  zurück.    Durch  Erskine's  Untersuchungen   der  Uferlandschaften 
am  untern  Limpopo  und  seiner  Nebenflüsse  ist  der.Colonisation  ein  neues  Ter- 
rain eröfhiet,  da  die  Fruchtbarkeit  des  Bodens,  das  vielleicht  noch  150  Miles  land- 
einwärts reichende  gesunde  Klima  sich  einer  europäischen  Einwanderung  höchst 
günstig  erweisen  und  die  Eingebornen  einer  allmälig  vorschreitenden  Colonisation 
keinen  ernsten  Widerstand  entgegensetzen  dürften.    Bereits  sind  durch  die  «Glas- 
gow and   South  African  Company*  geeignete  Schritte   geschehen,    um  von  der 
Delagoa-Bai  aus  auf  dem  Limpopo  eine  Inlandroute  zu   eröffnen.    Die  vollstän- 
dige Publication  von  Erskine's  Tagebuch  wird  für  den  39.  Band  des  Journals  der 
Londoner  geographischen  Gresellschaft  verheifsen,  nnd  dürfen  wir  hoffen,  dafs  aus 
demselben  für  die  Geographie  ein  gröfserer  Gewinn  sich  ergeben  wird,   als  der 
bisherige  Auszug  bietet.  — r» 


Europäer  in  Ost-TOrkistan. 

^Vergl.  8Hp  of  Meeting  of  tke  Royal  Geographical  Society  Session  1868 — 69. 

No.  1  und   10.) 

Das  Vordringen  der  Bussen  in  Westtürkistan  hat  jetzt  die  Augen  der  Eng- 
länder anf  die  Nordwestprovinzen  ihres  indischen  Reiches  gelenkt  und  ihnen  den 
Gedanken  eines  Zusammenstofsens  mit  jenen  nahe  gelegt.  Diese  nRussoi^obia'' 
iand  sofort  in  der  Londoner  geographischen  Gesellschaft  ihre  Bekämpfnag:  es 
vurde  darauf  hingewiesen,  dafs  die  gewaltigen  Gebirgszüge  des  Muz-Tagh  (Küen-lün 
Homboldts)  und  Hindukusch  und  die  Region  hoher  Plateaus  nördlich  vom  ersteren 
wohl  nie  einem  Heere  der  civilisirten  Nationen  Europas  die  Ueberschreitung  ge- 
statten würden,  wenn  es  auch  einmal  einem  Herrscher  Kascfagars  geglückt  sei, 
nut  seinen  fliegenden  Horden  in  Kaschmir  einzudringen.  Aber  so  unpassirbar 
und  jene  Gebirge  nicht,  dafs  nicht  Handelskaravanen  der  Durchzug  möglich  wäre. 
£iii  Brief  des  Mr.  Forsjth,  Regierungscommissärs  für  den  Handel  Nordindieas, 


360  Miscellen: 

meldete  schon  Ende  des  vorigen  Jahres  die  Eröfinnng  eines  bis  dahin  fast  nn^ 
passirbaren  Handelsweges  von  Kalu  nnd  Lahnl  nach  Leh  in  Ladakh  und  von  da 
über  den  19,500'  hohen  Tschangtschenmo  -  Pafs  in's  Thal  des  Karakasch,  nach 
Sandschn  and  Jarkand,  der  Hanptstadt  von  Ost-Türkistan,  ein  Gebiet  durchschnei- 
dend, das  zum  Theil  schon  von  Mr.  Johnson  auf  seiner  Reise  nach  Iltschi  186$ 
erforscht  worden  war  (cf.  Journal  of  the  Roy.  Geogr.  Society  1867,  p.  1  ff.).  Zur 
Erbaunng  von  Brücken  nnd  Ebenung  der  Wege  auf  der  Strecke  von  Lahol  bis 
an  die  Grenze  von  Türkistan  genügte  die  geringe  Summe  von  £  500  und  mit 
ebenso  viel  denkt  man  die  Strafse  bis  Jarkand  zu  vollenden.  Die  Aufhebung 
der  hohen  Steuern  in  Ladakh  und  das  tüchtige  Regiment  des  Jakub  Bey  Kusch- 
begi  in  Jarkand  tragen  viel  dazu  bei,  dafs  diese  Strafse  benutzt  wird,  wenn  auch 
Anfangs  nur  von  eingebomen  Händlern. 

Gleichzeitig  zog  Lieutenant  Hayward,  den  die  Londoner  Gesellschaft  aasge- 
sendet hat,  in  Dschellalabad  am  Kabul  Erkundigungen  über  die  Wege  nach 
Norden  ein,  und  es  gelang  ihm,  von  einem  Jarkander  Kaufmann  ein  genaues 
Itinerar  zu  erhalten,  wonach  er  eine  Karte  construiren  konnte. 

Diese  Strafse  führt  von  Dschellalabad  nordöstlich  durch  das  Kama-  nnd 
Tschitralthal  und  aus  letzterem  auf  einem  leichten  Wege  über  den  Hindakusch 
in  das  obere  Oxnsthal.  Es  soll  dies  der  uralte  Handelsweg  sein,  den  schon 
Ptolemätts  beschreibt  und  den  der  portugiesische  Missionar  Benedikt  Goez  zu- 
rückgelegt hat.  Doch  wird  er  jetzt,  trotz  seiner  Leichtigkeit,  nur  selten  benutzt, 
da  er  den  Angriffen  der  räuberischen  Bewohner  Kaüristan's  ausgesetzt  ist. 

Ein  englischer  Theehändler,  Mr.  Shaw,  benutzte  nun  eine  einheimische  Ka- 
ravane,  dem  Herrscher  Jarkands  durch  einen  Diener  Geschenke,  denen  Mr.  For- 
syth  eine  Pferdeladung  Thee  hinzufügte,  überbringen  zu  lassen  und  um  gnädige 
Aufnahme  zu  bitten.  Drei  Wochen  später  begab  er  sich  selbst  an  die  Grenze 
von  Ladakh  und  Türkistan,  und  als  er  von  seinem  Diener  aufgefordert  warde, 
zu  folgen,  stieg  er  auf  dem  zuerst  beschriebenen,  neu  eröffneten  Handelsweg 
hinüber  in's  Thal  des  Karakasch,  der  nach  Iltschi. hinab  fliefst  und  das  er  bis 
Schahdula  verfolgte.  Dort  wurde  er  unter  Abfeuern  der  Flinten  von  einem 
Abgesandten  des  Herrschers  empfangen,  der  ihm  die  Reise  in  jeder  Weise  er- 
leichterte und  ihm  ein  seidenes  Ehrenkleid  übergab.  Keiner  seiner  Begleiter 
durfte  zu  Fufs  gehn;  selbst  die  tibetanischen  Kulis  erhielten  Jaks  zum  Reiten. 
Täglich  erhielt  er  Früchte  und  ein  Schaaf  —  und  seinen  Thee  verkaufte  er  zu 
16  Schilling  das  Pfund,  das  in  England  mit  ^\  sh.  bezahlt  wird.  Kurz,  Mr. 
Shaw's  Brief  ist  voll  der  besten  Hoffnungen:  er  wurde  geschrieben  am  28.  No- 
vember 1868  bei  Sandschn,  wenige  Tagereisen  vor  Jarkand,  nachdem  Tags  zuvor 
der  elfte  und  letzte  Pafs  von  Kaschmir  an  fiberstiegen  worden  war. 

Nicht  so  gute  Nachrichten  meldet  der  Brief  über  Mr.  Hayward,  der  es  ver- 
absäumte, sich  den  Weg  auf  gleiche  Weise,  wie  der  Theehändler,  zu  bahnen. 
Er  wird  in  Schahdula  gefangen  gehalten,  und,  obwohl  Mr.  Shaw  nichts  für  sein 
Leben  furchtet,  zweifelt  er  doch,  ob  er  sein  Ziel  erreichen  werde.  Obwohl  der 
Kuschbegi  augenscheinlich  wünscht,  freundschaftliche  Beziehungen  mit  den  Eng^ 
ländern  einzugehen,  so  ist  doch  den  beiden  in  seinem  Gebiet  Befindlichen  vor- 
läufig jede  Correspondenz  untersagt  —  nnd  Mr.  Shaw's  Brief  gelangte  nur  in 
einem  Mehlsack  heimkehrender  Jaktreiber  versteckt  in's  britische  Gebiet. 


Europäer  in  Ost-Türkistan.  —  Bevölkenmg^- Statistik  etc.  361 

So  werden  sich  denn  in  nnfemer  Zeit  Rofsland  und  England  in  Ost-Türkistan 
begegnen,  aber  nicht  mit  Waffen  in  der  Hand,  sondern  im  friedlichen  Theehandel 
nnd  hoffentlich  auch  in  geographischen  Entdeckungen  wetteifernd. 

R.  K. 


Bevölkerungs-Statistik  der  französischen  Colonien  am 

Ende  des  Jahres  1866. 

(Nich  den:   Tableaux  de  populatUm,  de  culture  etc.  pour  Vann4e  1866 ^  Paris  18 69. 

Yergl.    diese  Zeitschr.  1868.  S.  877.) 

Martinique.  Angaben  über  den  Stand  der  Bevölkerung  im  Jahre  1866 
liegen  nicht  vor,  es  sind  die  Angaben  für  das  J.  1867  hier  anticipirt  worden; 
danach  betrug  die  Seelenzahl  150,695,  es  hat  mithin  hier  gegen  das  Jahr  1865 
«ine  Vermehrung  um  11,586  Seelen  stattgefunden. 

Guadaioupe.  Hier  hat  sich  eine  starke  Abnahme  der  Bevölkerung  ge- 
seigt,  indem  sich  im  Jahre  1866  die  Seelenzahl,  welche  1865  auf  132,012  ange- 
geben wurde,  um  4062  vermindert  hat.  Guadaioupe  zählte  109,965  E.,  2916 
weniger  als  im  Vorjahre;  Marie  Galante  12,456  E.,  575  weniger  als  im  Vor- 
jahre; La  Desirade  1385  E.,  247  weniger  als  im  Vorjahre;  Saint-Martin, 
fianz.  Antheil,  2821  £.,  391  weniger  als  im  Vorjahre;  nur  auf  Les  Saintes 
hat  eine  Vermehrung  um  67  Einwohner  stattgefunden;  dieselbe  zählte  1866 
1323  £. 

Französisch  Guyana  wird  mit  18,341  E.  angeführt.  Unrichtigkeiten, 
welche  in  den  Listen  entweder  in  den  Angaben  über  den  Zugang  oder  Abgang 
der  Seelenzahl  sich  eingeschlichen  haben,  lassen  vermuthen,  dafs  in  dieser  Colo- 
nie  die  Einwohnerzahl  in  den  letzten  Jahren  so  ziemlich  gleich  geblieben  ist. 

R^union  zählte  im  Jahre  1866  208,336  E.;  es  hat  gegen  das  Jahr  1865 
eine  Vermehrung  um  450  E.  stattgefunden.  Die  Bevölkerung  hat  sich  seit  dem 
Jahre  1847  mehr  als  verdoppelt. 

Die  Senegal-Colonien  werden  in  den  Tableaux  von  1865  mit  159,598  E., 
in  dem  von  1866  mit  198,135  E.  aufgeführt,  und  zwar  das  Arrondissement  Saint 
Louis  mit  128,650  E.,  das  von  Gor^e  mit  69,485  E.  Wie  weit  die  Angaben 
ober  diese  starke  Vermehrung  der  Bevölkerung  um  38,537  E.  sich  rechtfertigen 
laasen,  mnfs  dahingestellt  bleiben.  Im  Jahre  1860  wurden  nämlich  die  drei  Ar- 
rondissements,  in  welche  die  Senegal-Colonien  bis  dahin  getheilt  waren,  auf  zwei 
ledacirt,  indem  das  Arrondissement  Bakel  den  Arrondiss.  Saint  Louis  und  Gor^e 
theUweise  einverleibt  wurde,  nnd  die  Serr^res-Stämme  in  die  Zählung  mit  hinein- 
gezogen wurden.  Danach  enthält  das  Arrondiss.  Saint-Louisdie  Städte:  Saint- 
Lonis,  Dagana,  Fodor  und  Bakel,  nnd  die  Provinzen  Dimar,  Onalo,  Cayor  und 
Toro;  das  Arrondiss.  Gor  de  umfafst  die  städtische  Bevölkerung  von  Gorde,  Da- 
W,  Rnfisqne,  und  die  ländliche  Bevölkerung  der  Halbinsel  Cap-Vert,  Fetite- 
Cdte,  de«  Kreises  M'bidgen  mit  den  Serr^res  (40,000  E.),  Kaolakh,  Sedhion, 
Carabane,  Rio-Nuiiez,  Rio  Pongo  und  Mellacorde. 

Colonien  in  Ost- Indien  mit  einer  Gesammtbevölkernng  von  253,171  E.^ 


/^ 


^ 


3  62  MisceUen : 

^lieselbe  hat  sich  gegen  das  Vorjahr  am  26,108  Seelen  vermehrt.  Die  Zunahme 
der  Bevölkerung  fand  vorzugsweise  in  Karikal  statt,  indem  hier  dieselbe  von  61,090 
bis  auf  92,704  Seelen  stieg,  während  in  Pondichdry,  Chandemagor  und  Mähe  sich 
die  Bevölkerung  vemandert  hat.  Dieselbe  betrug  fiir  Pondich^ry  121,186  (545'J 
weniger  als  1S65),  Chandemagor  25,846  (318  weniger  als  1865),  Karikal  92,704, 
Mah^  17,609  (100  weniger  als  1865),  Yanaon  5026  (371  mehr  als  1865). 

Mayotte,  Nossi  B^  und  Sainte-Marie-de-Madagascar  mit  ehier 
Gesammtbevölkemng  von  26,827  Seelen.  Die  Zählung  von  1866  war  bereits  in 
dem  Tableau  von  1865  aufgeführt  (vergl.  diese  Zeitschr.  1868.  S.  378). 

Die  Inseln  St.  Pierre  und  Tile  aux  Chiens,  Miquelon,  Langladc 
haben  eine  Gesammtbevölkerung  von  2924  sefshaften  Bewohnern,  also  17  Ein- 
wohner als  im  Vorjahre.  Die  flottirende  Bevölkerung  wird  auf  3971  Seelen  an- 
gegeben. 

Neu-Caledonien  zählte  1866  eine  Bevölkerung  von  1060  Weifscn  (Nonm^ 
und  Saint- Vincent  843,  Tat^  22,  Ue  des  Pins  11,  Loyalty  Inseln  38,  Napol6>]i- 
•  ville  41,  Houagape  30,  Poncho  71,  der  Nord- West  4).  Daxn  kommen  706  Sol- 
daten, 335  Einwanderer  aus  Asien,  Afrika  und  Oceanien,  239  Sträflinge,  zusam- 
men 1280.  Es  würde  mithin  die  nicht  einheimische  Bevölkerung  auf  Neu-Cale- 
donien  und  den  Loyalty -Inseln  2340  Seelen  betragen,  während  die  Stärke  der 
eingebomen  Bevölkerung  sich  noch  nicht  einmal  annähernd  bestimmen  läfst. 

Taiti  und  Moorea  mit  11,000  E.;  die  Zählungen  für  das  Jahr  1866  sind 
nicht  eingegangen.  Nach  dem  ^Annuaire  de  Tatti*  von  1865  zählen  die  Gesell- 
flchaftsinseln  13,847,  Tuamotu  8000,  Marqnesas  10,000,  Tubuai  550  Einwohner. 

Französisch  Cochinchina  hat  nach  dem  Ärmuaire  vom  J.  1867  eine 
Bevölkerung  von  585  Europäern,  482,953  Anamiten,  17,754  Chinesen,  374  Ma- 
labaren,  323  Indier,  81  Tagalen,  46  Muselmänner,  zusammen  502,116  E.,  doch 
aind  hierin  nicht  die  Beamten  und  Truppen  eingerechnet  — r. 


Die  dritte  Northern  Territory-Expedition  oder  Northern 

Territory  Survey  Party. 

Von  H.  G — h.  aus  Adelaide  in  SUd-Australien. 

Keine  Tagesfrage  ist  in  der  Colonie  Süd-Australien  wohl  mit  mehr  Interesse 
und  gröfserer  Aufregung  behandelt  worden,  als  die  nun  schon  seit  1864  datirende 
Northern  Territory-Angelegenheit.  Das  erste  Stadium  derselben,  unter  Leitung 
der  Colonel  Finnis,  Mr.  Ch.  Manton  und  Mr.  M*Kinlay,  so  wie  das  zweite 
unter  der  Führung  des  Cpt.  Cadeil  ist  in  verschiedenen  Berichten  dieser  Zeit- 
schrift sur  Sprache  gebracht  worden  (Bd.  III.  S.  74.  273.).  Jetvt  ist  die  Sache 
nun,  wie  es  scheint,  in  das  letzte  Stadium  getreten,  wenn  nicht  noch  ein  sekr 
kostspieliger  Prozefs  durch  alle  Instanzen,  gegen  die  südaustralische  RegieroDg 
von  Seiten  der  Landkäufer  (land-order-holders)  angestrengt  werden  sollte  ')• 


'}  Die  Northern  Tenitory-Company,  welohe  auf  26,000  Acres  Land  subscribirt 


Die  dritte  Northern  Territory -Expedition.  363 

Nach  Beendigung  der  Expedition  unter  Cpt.  CadeU,  welcher  bekanntlich  den 
Liverpool  R.  zur  Ansiedlung  empfohlen  hatte,  entspann  sich  am  18.  August  1868 
im  Parlamente  die  erste  Debatte  über  den  zu  wählcndea  weiteren  Gang  in  der 
Northern  Tcrritoi7  Affaire  und  dauerte  drei  Tage.  Das  damalige  Ministerium 
Reynolds  hatte  folgende  Resolntionen  eingebracht:  1)  Dals  es  nothwendig  sei, 
die  in  der  Northern  Territory  Acte  No  23,  1863  festgesetzte  Tradirungszeit  des 
za  vermessenden  Landes  von  fünf  Jahren,  welche  schon  mit  März  1869  abliefen, 
anf  zehn  Jahre  zu  prolongiren.  —  2)  Dafs  den  Zeichnern,  als  Entgelt  für  diese 
Verzögerung,  anstatt  der  160  Acres  pro  Section  nunmehr  240  zu  überweisen 
seien.  —  3)  Dafs  denjenigen  land-order-holders,  welche  es  vorziehen,  nicht  ver- 
messenes Land  sich  irgend  wo  im  Northern  Territory  auszuwählen,  320  Acres 
pro  Section,  anstatt  160,  gestattet  werden.  —  4)  Dafs  für  jede  gezeichnete  Section 
auf  Verlangen  noch  andere  240  Acres  zum  Preise  von  5  s.  pro  Acre  bewilligt 
werden.  —  5)  Dafs  denjenigen,  welche  diese  Bedingungen  nicht  acceptiren,  das 
Recht  zustehe,  die  angezahlte  Kaufsummo  zurückzuverlangen.  Nach  sehr  heftiger 
dreitägiger  Debatte  wurden  endlich  am  20.  August  No.  3,  4  und  5  mit  grofser 
Minorität  abgelehnt,  dagegen  No  1  u.  2  mit  dem  Zusätze,  dafs  die  Vermessung 
nunmehr  ohne  weiteren  Verzug  zur  Ausführung  kommen  solle,  fast  einstimmig 
angenommen.  Bevor  noch  die  so  emendirten  Resolutionen  vom  Legislative  Coun- 
cil bestätigt  waren,  wurden  schon  am  2.  September  Angebote  zur  Vermessung 
von  420,000  Acres  Land  im  Northern  Territory,  in  höchstens  einem  Jahre  bu 
bewerkstelligen,  ausgcschtieben*  Es  liefen  neun  Angebote  ein,  welche  in  ihren 
Forderungen  zwischen  £  21,000,  d.  i.  1  s.,  und  £  100,625,  d.  i.  4  s.  9^  d.  pro 
Acre,  lagen.  Der  Surveyor  General,  aufgefordert,  sein  Urtheil  abzugeben,  ver- 
warf alle  Angebote  bis  auf  einen,  welcher  £  45,500,  oder  2  8.  2  d.  pro  Acre 
verlangte,  konnte  aber  doch   wieder  manche  Bedingungen  darin  nicht  gutheifsen. 

Mittlerweile  waren,  nach  australischem  Gebrauche,  vier  oder  eigentlich  fünf 
Ministerkrisen  hinter  einander  in  der  Colonie  Süd-Anstralien  eingetreten,  und  un- 
ter diesem  politischen  Wirrwar  muTste  natürlich  auch  die  Northern  Territory  An- 
gelegenheit wieder  verschoben  werden.  Endlich  kam  der  Beschlufs  der  Assembly 
im  Legisfative  Council  zur  Berathung.  Es  erhob  sich  hier  eine  sehr  starke  Op- 
position, und  die  Debatte  wurde  immer  wieder  von  Neuem  vertagt,  bis  endlich 
am  5.  November  die  Resolutionen  mit  dem  Amendement  angenommen  wurden, 
•dafs  anstatt  der  im  Prospectus  stipulirten  160  Acres  nicht  240,  sondern  320,  also 
das  Doppelte,  gewährt  werden  sollten.  Zwar  hatte  das  Assembly  wenig  Lust,  die 
Aendemng  zu  billigen,  allein  sie  gab  nach,  weil  sonst  keine  Einigung  möglich 
war.    Die   Parlamentsacte  vom  Jahre   1863    fizirte    den  Preis   des  Landes   anf 


and  Pränumerando  -  Zahlung  geleistet,  hat  bereits  ihren  Attomey  beauftrogt,  eine 
Klage  auf  Rttckeratattung  der  eingezahlten  Summen  nebst  Zinsen  gegen  die  süd- 
aufltralische  Regierung  zu  erheben,  und  ein  Gleiches  ist  auch  in  London  gegen  die 
South  Australian  Banking  Company  geschehen,  bei  der  die  Einzahlung  fUr  die  Zeich- 
nung in  England  gemacht  wurde.  Die  Klage  fufst  darauf,  dafs  die  Regierung  sich 
verbindlich  gemacht  habe,  den  Käufern  das  vermessene  Land  innerhalb  fünfJahre 
anzuweisen,  und  dafs  dieser  Termin  mit  Anfang  März  1869  abgelaufen  sei.  Von 
einem  Vorbehalte,  die  Zeit  der  Ablieferung  eyentualiter  von  ftlnf  auf  sehn  Jahre  aus- 
zudehnen, finde  sich  in  dem  Agreement  kein  Wort. 


364  Miscellen: 

7  8.  6  d.  pro  Acre,  d.  i.  2  Thlr.  16  Sgr.  Nach  dem  BeschloBse  des  Unterhaases 
würde  sich  der  Acre  auf  5  a.  oder  1  Thlr.  21  Sgr.  gestellt  haben,  während  er 
jetzt  3  8.  9  d.  oder  1  Thlr.  8  Sgr.  za  stehen  kommt. 

Das  neue  Strangwajs  Ministeriam  fragte  nun  beim  Snrveyor  General,  Mr. 
G.  W.  Goyder,  an,  ob  er  geneigt  sei,  selber  die  Vermessangen  des  Landes  im 
Northern  Territory  in  Contract  za  übernehmen.  Derselbe  lehnte  dies  zwar  mit 
Bestimmtheit  ab,  erklärte  sich  aber  bereit,  dieselbe  im  Auftrage  der  Begiemng 
innerhalb  zehn  Monaten  ausfahren  zu  wollen,  sofern  man  ihm  in  der  Auswahl 
seiner  Feldmesser  und  der  übrigen  Arbeiter,  sowie  in  der  ganzen  weitem  Aus- 
rüstung carte  blanche  lasse  und  ihm,  aufser  seinem  fortlaufenden  Gehalte,  eine 
Vergütigung  von  £  3000  gewähren  wolle.  Die  Gesammtkosten  der  Expedition 
yeranschlagte  er  auf  ungefähr  £  40,000.  Die  Regierung  zögerte  keinen  Augen- 
blick, dies  Anerbieten  anzunehmen,  da  sie  wohl  wufste,  dafs  die  Sache  in  keine 
bessern  Hände  gelegt  werden  konnte.  Mr.  Goyder,  früher  praktischer  Feldmes- 
ser, hat  einen  grofsen  Theil  des  Eronlandea  vermessen  und  dabei  eine  aoTser-' 
ordentliche  Tüchtigkeit  bewährt.  Es  wurde  also  dem  Parlamente  schon  am 
12.  November  eine  Bill  vorgelegt,  welche  eine  Anleihe  von  £  40,000  bezwecktet 
und  passirte  beide  Häuser  ohne  weitere  Schwierigkeit. 

Bevor  ich  nun  die  neue  Expedition  weiter  bespreche,  mögen  einige  Worte 
über  das  Conto  des  Northern  Territory-Fond  am  Platze  sein.  Als  im  Jahre  1864 
der  Prospectus  vorlag,  wurden  in  Australien,  vorzugsweise  in  der  Colonie  Süd- 
Australien,  £  44,720  und  in  London  £  49,721  10  s.  auf  Land  gezeichnet  nnd. 
haar  eingezahlt,  also  in  Summa  £  94,461  10  s.  Dazu  kommen  nun  noch  Zin- 
sen, welche  sich  bis  zum  1.  Juli  1868  im  Cranzen  auf  £  5,532  16  s.  6  d.  belie- 
fen. Mithin  erreichte  das  Conto  die  Höhe  von  £  99,993  6  s.  6  d.  Die  erste 
Expedition,  unter  der  heillosen  Wirthschaft  des  Colonel  Finnis  in  den  Jahren 
1864  und  1865  '),  verschlang  allein  £  78,740,  inclusive  der  £  8000,  welche  der 
verunglückte  Streifzug  M'Rinlay'8  wegraffte.  Die  zweite  Expedition  unter  Cpt. 
Cadell  im  Jahre  1867  kostete  ungefähr  £  10,500.  Am  1.  Juli  vorigen  Jahres 
verblieb  noch  ein  Rest  von  £  10,731  6  s.  3  d.  Da  nun  die  jetzige  Expedition 
unter  Mr.  Goyder  auf  wenigstens  £  40,000  Kosten  veranschlagt  ist,  so  hätte  die 
südaustralische  Colonie  noch  eine  Zulage  von  mindestens  £  30,000  zu  machen, 
trotz  der  bestimmtesten  Versicherungen  des  Ministeriums  vom  Jahre  1863,  dafs 
derselben  auch  kein  Pfennig  zur  Last  fallen  solle. 

Mr.  Manton  hatte  seiner  Zeit  Port  Darwin  als  den  geeignetsten  Ort  für  eine 
neue  Niederlassung  im  Northern  Territory  in  Vorschlag  gebracht.  Der  Hafen  ist 
so  ausgezeichnet,  dafs  er  dem  von  Sidney  nichts  nachgiebt.  Mr.  M'Kinlay  hatte 
nur  dagegen  einzuwenden,  dafs  in  den  heifsen  Sommermonaten  das  offene  Trink- 
wasser ausgehen  möchte  und  dafs  man  dann  gezwungen  wäre,  selbiges  aus  Brun- 
nen zu  gewinnen.     Das  Land  ist  zwar  in   unmittelbarer  Nähe  des  Hafens  nicht 


')  Der  galant  Colonel  fand  z.  B.  viel  Vergnügen  an  militürisehen  Exereitien 
und  vergeudete  einen  grofsen  Theil  der  Zeit  damit,  seine  Mannschaft,  welche  explo- 
riren  und  vermessen  sollte,  exerciren  zu  lassen.  Ueberhaupt  geberdete  er  sich  wie 
ein  Pascha,  welches  Regiment  aber  natürlich  der  Gesellschaft  sehr  wenig  zusagte 
und  die  zuletzt  gegen  ihn  fSrmlich  rebellirte.  Vor  seinem  Zelte  mnfste  Tag  und  Nacht 
eine  Schildwache  stehen  und  die  üblichen  Honenrs  vor  ihm  machen  u.  s.  w. 


Der  Ipacaray.  365 

sehr  got,  wird  indefs  schon  in  geringer  Entfemnng  immer  besser,  und  dieCom- 
mnnication  dahin  hat  keine  Schwierigkeiten.  Hier  nun  bei  Port  Darwin  soll  die 
Anlegung  einer  Stadt,  welche  der  neuen  Ansiedlnng  zur  Hanpt-  und  Hafenstadt 
dienen  soll,  sowie  die  weitere  Vermessung  des  zu  Agricnltnrzwecken  dienenden 
Landes  stattfinden. 

Das  Schiff  Moonta,  Capitain  Bameson,  627  Tonnen,  wurde  yon  der  süd« 
australischen  Begierung  für  die  Summe  von  £  3000  engagirt,  um  die  dritte  Nor- 
thern Territory-Expedition,  oder,  wie  sie  vielleicht  richtiger  genannt  wird,  Northern 
Territory  Survey  Party,  nach  Port  Darwin  überzuführen.  Dies  Schiff  verliefs  am 
27.  December  vorigen  Jahres  Port  Adelaide  und  nahm  seine  Fahrt,  welche  vier 
bis  fünf  Wochen  in  Anspruch  nehmen  dürfte,  vi&  Cape  Leuwin,  also  um  West- 
Aastralien  herum. 

Die  Gesellschaft,  unter  Anführung  des  Surveyor  General,  Mr.  G.  W.  Goyder, 
xahlt  im  Ganzen  130  Personen  und  wird  von  einem  Ober-  und  Unterarzte,  einem 
Thierarzte,  einem  Geologen  und  einem  Botaniker  *),  zwei  Photographen  u.  s.  w. 
begleitet.  Es  wurden  45  Pferde,  10  Zugochsen  und  50  Ziegen  mitgenommen, 
aber  kein  Schlachtvieh  (Rindvieh  und  Schafe),-  da  man  conservirtes  Fleisch  vor- 
zog, von  welchem  allein  bei  der  Melbourne  Meat  Preserving  Company  10,000 
Pfund  entnommen  wurden.  Selbstverständlich  befanden  sich  Drays,  Wagen,  leichte 
Fahrwerke,  Boote  u.  s.  w.  an  Bord. 

Das  Schiff  Moonta  mufs  21  Tage  in  Port  Darwin  verweilen,  damit  ist  aber 
dann  der  Contract  erfüllt  und  es  mag  seine  Wege  gehen.  Die  südaustralische 
Begierung  hat  indefs  einen  kleinen  Schooner,  genannt  Sea  Ripple,  in  Melbourne 
käuflich  erstanden,  der  sich  jedoch  bei  seiner  Ankunft  in  Adelaide  als  seeuntüch- 
tig erwies  und  durch  den  Schooner  Gulnare  ersetzt  wurde;  letzterer  wird  etwa 
Mitte  Februar  mit  weiteren  Vorräthen  der  Expedition  nachfolgen  und  in  Port 
Darwin  verbleiben,  iheils  zum  Zwecke  des  Explorirens,  theils  um  als  Postschiff 
zwischen  dort  und  der  holländischen  Stadt  Coepang  auf  Timor  verwendet  zu 
werden.  Aufserdem  ist  noch  ein  kleiner  Steamer  angekauft  und  dem  Mr.  Goyder 
zur  Disposition  gestellt.  Ueberhaupt  mufs  man  anerkennen,  dafs  bei  der  Aus- 
rüstung dieser  Gesellschaft  keine  Kosten  gescheut  sind.  Wie  die  neuesten  Be- 
richte melden,  ist  dem  Mr.  Goyder,  wenn  auch  Port  Darwin  zunächst  als  Colo- 
nisationspunkt  in's  Auge  zu  fassen  sein  dürfte,  doch  in  der  Auswahl  der  zu  ver- 
messenden Gegenden  vollkommene  Freiheit  gelassen. 


Der  Ipacaray. 


Dieser  See,  im  Innern  Paraguays  gelegen  und  bis  jetzt  kaum  dem  Namen 
nach  bekannt»  wird  von  dem  hohen  Gebirge  eingeschlossen,  welches,  von  der  Mün- 


*)  Beide    sind    Deutsche,    die  Herren  F.  und  A.  Schnitze,    welche    von    dem' 
Carator  des  zoologischen  Museums,  Mr.  Waterhouse,   und  dem  Director  des  botani- 
schen Gartens  in  Adelaide,  Herrn  Schomburgk,  sehr  genaue  Instructionen  empfangen 
haben« 


366  Miscellen : 

dang  des  Blasses  Paraguay  mit  dem  Parana  aasgehend,  in  der  Rlchtang  nacb 
NNO.  and  später  N.  anter  dem  dort  gebr&aehlichen  Namen  «la  Cordillera*  die 
ganze  Republik  dnreh zieht  An  seinen  Ufern  lagern  in  diesem  Aagenblicke  die 
Reste  der  Armee  des  Diktator  Lopez.  Von  dem  Ipacaray  and  seinem  Wasser 
erzählt  man  die  merkwürdigsten  Eigenschaften  and  Karen  im  ganzen  Lande,  and 
ist  sein  Name  allein  dafür  bezeichnend,  da  derselbe  in  der  Gaarani-Sprache  wört- 
lich übersetzt  „Brannen  von  heiligem  Wasser **  heifst  —  Derselbe  ist  über  eine 
Legna  breit  and  an  derjenigen  Stelle,  wo  man  znr  Bequemlichkeit  des  leiden- 
den Pablikams  (zu  dem  vor  allem  die  Bewohner  Asampcions  zu  rechnen  sind) 
eine  Art  von  Mole  angelegt,  von  einer  dichten  Grappe  der  kolossalsten  Bäume 
dieses  Tropenlandes  beschattet,  wie  solche  wohl  selten  in  ähnlicher  Pracht,  GrÖfse 
und  Varietät  wiedergefunden  werden.  In  unmittelbarer  Nähe  seines  Ufers  erheben 
sieh  die  weithin  sichtbaren  Berge  von  Aregai,  an  deren  Fufs  das  Städtchen  glei- 
chen Namens  liegt.  Die  Gipfel  dieser  Berge  sind  mit  dichtem  Walde  bedeckt 
und  in  der  ganzen  Gegend  wegen  ihres  unerschöpflichen  Reichthums  an  Basalt- 
blöcken bekannt,  deren  in's  röthliche  schimmernde  Farbe  und  sonore,  glocken- 
ühnliche  Ton  beim  Anschlagen  an  dieselben  weit  und  breit  gerühmt  wird.  Die 
gegenüberliegende  Seite  des  Ipacaray's  wird  von  der  Cordillera  im  eigentlicfaen 
Sinne  des  Wortes  eingerahmt  und  bietet  dem  Beschauer  einen  ebenso  majestäti- 
schen wie  überraschenden  Anblick,  von  welcher  Seite  man  sich  auch  demselben 
nähere.  in-ßl  Sifflo*^  von  Montevideo.) 


Zum  Leben  in  Australien. 

Welchem  Wechsel  das  sonst  so  sehöne  und  freie  Leben  eines  aastralischen- 
^Squatters**  unterworfen  ist,  erhellt  aus  einem  Artikel  eines  mittel -australi* 
sehen  Blattes,  der  in  den  Melboumer  «Argus*  übergegangen,  mit  Bezog  aaf  die 
Herren  F.  und  G.  Desailly,  deren  Namen  dort  allgemein  bekannt  und  geachtet 
ist.  —  Vor  etwa  5  Jahren  hatten  die  Herren  Desaiily  ein  Vermögen  von  £  80,000 
erworben.  Nun  zogen  sie  mit  ihren  Heerden  in  die  wasserlose  Wildnifs  nördlich 
vom  oberen  Lachlau  und  verloren  dort  ihr  ganzes  Capital!  Im  März  d.  J.  ver- 
liefsen  sie  die  Scene  ihres  Mifsgeschickes,  das  sie  haaptsächlich  in  Folge  der  an- 
dauernden Dürre  ereilt  hatte,  vielleicht  für  immer.  Nachdem  sie  Mosoqiel  —  das 
ist  der  Name  ihrer  Ansiedelung  —  verlassen,  wandten  sie  sich  über  Hay  nach 
Mr.  Wm.  Campbeils  Stationen  hinter  Conargo.  Zwischen  Hay  und  Conargo 
überholte  sie  der  Regen,  für  dessen  Eintreten  sie  4  bis  5  Jahre  vergeblich  ge- 
betet und  gefleht  hatten,  und  folgte  ihnen,  einer  Sündfluth  gleich.  Sogar  ihr 
Leben  gerieth  dabei  in  Gefahr  I  Sie  reisten  in  einem  offenen  leichten  amerika- 
schen  Wagen  (buggy)  in  solchem  Regen,  als  noch  niemals  von  Weifsen  dort  er- 
lebt worden.  Vier  lange  Tage  und  Nächte  dauerte  ihre  Wasserfahrt,  denn  sie 
fahren  buchstäblich  durch  eine  unabsehbare  Wasserfläche.  Für  48  Stunden  wa- 
''en  sie  ohne  Nahrung  und  ohne  den  geringsten  Schutz  gegen  Wind  und  Wetter^ 
is  endlich  ihr  Wagen  in  einem  Sumpfe  buchstäblich  begraben  wurde.  —  Ver- 
fiblich  suchten  sie  denselben  wieder  herauszuziehen,    indem  sie  von  ihm  Stück. 


Zam  Leben  in  Anstralien.  —  Erdheben  in  Sonora.  367 

für  Stück  abnahmen,  was  sich  nar  lösen  liefs;  er  blieb  jedoch  fest  im  Sumpfe 
and  sie  mnfsten  ihn  verlassen,  nnr  um  sich  selbst  zu  retten.  Nach  späteren  Nach- 
richten sollen  die  Herren  Desailly,  in  Folge  der  nachhaltigen  Regen,  wieder  nach 
ihrer  Station  sich  zurückbegeben  haben,  woselbst  sie  jetzt  dennoch  hoffen,  sich 
TOB  ihren  schweren,  durch  Dürre  erlittenen  Verhältnissen  zu  erholen. 

F.  Kawerau. 


Erdbeben  in  Sonora  und  unter -Californien 
am  15.,  17.  und  18'.  October  1868. 

In  der  Nacht  des  15.  Octobers  stellte  sich  ein  Orkan,  begleitet  von  den  hef- 
ti^ten  tropischen  Regengüssen,  in  dem  südlichen  Theile  des  Staates  Sonora  und 
ÜDter-Califomien  ein,  der  vier  Tage  lang  dauerte.  Nach  Berichten  aus  Guaymas 
ist  Loreto  in  Unter- Californien  vollständig  zerstört,  indem  nnr  die  fest  gebaute 
Kirche,  in  welche  die  Bewohner  sich  geflüchtet  hatten,  stehen  blieb.  Der  Jaqui- 
Flofs  in  Sonora  stieg  in  der  Zeit  von  8  Stunden  um  nngefahr  40  Fufs,  verwü- 
stete das  ganze  Thal  und  rifs  die  anliegenden  Ortschaften  mit  sich  fort.  Navojoa 
am  Majo-Flnfs,  seit  etwa  5  Jahren  ein  wichtiger  Platz  des  südlichen  Sonora,  und 
viele  andere  Orte  sind  ebenfalls  verschwunden.  Eine  grofse  Anzahl  Indianer, 
welche  an  den  Ufern  obengenannter  Flüsse  wohnen,  fanden  ihren  Tod  in  den 
Fiuthen. 

Die  schrecklichsten  Nachrichten  jedoch  kommen  aus  Alamos.  Diese  Stadt 
wurde  nämlich  durch  eine  Ueberschwemmung,  die  in  der  Nacht  vom  17.  zum  18. 
eintrat  und  26  Stunden  lang  fortwährend  wuchs,  fast  vollständig  zerstört;  denn 
es  sind  j-  der  Häuser  von  den  Fiuthen  fortgerissen,  so  dafs  an  vielen  Stellen  kein 
Zeichen  zurückblieb,  wo  dieselben  gestanden  haben.  Die  durch  die  Ueberschwem- 
mung nicht  heimgesuchten  Gebäude  wurden  jedoch  durch  das  übermäfsig  fallende 
Regenwasser  zu  Grunde  gerichtet,  so  dafs  von  den  etwa  400  Häusern  im  Ganzen 
Dur  7  stehen  blieben.  (Da  mir  bekannt  ist,  dafs  meine  Vaterstadt  6000 — 7000 
Einwohner  hat  und  durchschnittlich  15  Personen  in  einem  Hause  wohnen,  so  darf 
ich  wohl  die  Zahl  400  als  annähernd  richtig  angeben.)  In  einem  gemauerten 
Bassin»  das  durch  seine  freie  Lage,  und  weil  es. über  den  Boden  hervorragt, 
weder  von  oben  her  noch  von  der  Seite  Zuflnfs  erhalten  konnte  und  daher  als 
ein  Regenmesser  angesehen  werden  darf,  fand  man  nach  72  Stunden  den  Wasser- 
spiegel um  40  Zoll  gestiegen.  In  Mexiko  findet  sich  fast  in  jedem  Hause  ein 
solches  Bassin  und  dient  zum  Baden.  Die  Ueberschwemmung  begann  am  17.  gegen 
Mittemacht  und  kam  so  plötzlich,  dafs  einige  Familien  kaum  Zeit  hatteui  nach  den 
Anhöhen  zu  flüchten.  Einige  Tage  später  konnte  man  schon  mehr  als  100  Todte 
zshlen.  Die  meisten  Bewohner  verloren  Alles  aufser  dem,  was  sie  an  ihrem 
Leibe  trugen.  —  Es  ist  kein  Geld  vorhanden,  um  die  Stadt  wieder  aufzubauen, 
and  man  fürchtet,  dafs  die  schöne  Kirche  nun  einsam  zwischen  zwei  Bachen 
daliegen  wird  zur  Bewunderung  der  znkünftigcn  Reisenden,  —  wenn  man  keine 
bessere  Methode  zur  Bearbeitung  der  Bergwerke  einführt,  der  einzigen  Quelle  des 
Rcichthnms  dieser  Stadt.  Josd  M.  Ortiz. 


368 


Miscellen: 


Stand  der  Bevölkerung  im  Königreich  der  Niederlanden 
nach  der  Zählung  vom  31.  December  1867. 

(Vergl.  Statistische  bescheiden  voor  het  koningr.  der  Nederlanden,    B*  D.    St.  1. 

's  Gravenhage  1869.) 


Zfthlan 

31.  Dec. 
1866. 

g  vom 

81.  Dec. 
1867. 

*- 

Z&hlang  vom 

81.  Dec.      31.  Dec 
1866.           1867. 

Nordbrabant 

's  Hertogenbosch   . 

Breda 

Tübnrg 

Uebrige  Gemeinden 

24,201 

15,193 

18,449 

368,730 

24,579 

15,210 

19,306 

372,158 

Friesland. 

Leeuwarden  .... 
Opsterland  .  .  .  .  ^ 
Schoterland    .... 
Tietjerksteradeel .  . 
Weststellingwerf .  . 
Wonseradeel  .... 
Uebrige  Gemeinden 

25,273 
12,348 
11,289 
1 1,277 
12,853 
11,438 
208,025 

25,113 
12,382 
11,426 
11,407 
13,051 

Total 

426,573 

431,253 

11,624 
210,943 

30,021 
12,250 
22,551 
15,138 
350,326 

30,896 
12,411 
22,712 
15,113 
352,961 

fieUeriand. 

Total 

292,503 

295,946 

Arnhem 

Apeldoom 

Nijmegen 

Zutphen 

Debrige  Gemeinden 

Overijssel. 

ZwoUe 

Deventer 

Kampen 

Uebrige  Gemeinden 

20,438 

17,736 

15,213 

199,776 

20,572 

17,846 

15,589 

202,442 

Total 

430,286 

434,093 

Zuidholland. 

's  Gravenhage  .  .  . 

Delft 

Dordrecht 

Goada 

87,801 
21,877 
24,265 
15,527 
38,000 

115,277 
16,706 

354,308 

89,068 
22,049 
24,420 
15,524 
38,605 

117,104 
16,768 

357,783 

Total 

253,163 

256,449 

Groningen. 

Groningen 

Uebrige  Gemeinden 

36,852 
189,287 

37,292 
191,726 

Leiden 

Rotterdam 

Total 

226,139 

229,018 

ochiedam 

Uebrige  Gemeinden 

Drenthe 

104,956 

106,532 

Total  1  673,761     681,321 

Limburg. 

Maastricht 

Uebrige  Gemeinden 

28,495 
195,033 

28,557 
196,769 

Total 

223,528 

225,326 

Nach  der  Zählung  vom  31.  December  1867  betrag  mithin  die  Gesammt- 
bevölkerang  3,592,415  Seelen,  am  39,840  mehr  als  im  J.  1866.  Unter  diesen 
befanden  sich  1,782,211  männlichen  und  1,810,204  weiblichen  Geschlechts. 


— r. 


Die  höhlenbewohnenden  Kannibalen  in  Sud -Afrika.  359 

Die  höhlenbewohnenden  Kannibalen  in  Süd-Afrika. 

(Nach  dem  „Anthropological  Review'',  April  1869.) 

Die  Beisenden  Jamea  Henry  Bowker,  Dr.  Bleek  und  Dr.  John  Beddoe  schil- 
dern einen  Besuch   der  gröfäten   dieser  Höhlen,    die    in    den  Gebirgen  jenseits 
Tliaba  Bosigo  gelegen  ist.     Der  Weg  dahin  führte  ein  steiles  enges  Thal  in  die 
Höhe,  dann  mufsten  Berge  erstiegen  werden,   von  denen   ans  man  an  dem  Ab- 
hänge in  die  Höhle  gelangte.    Dieselbe  wnrde  durch  einen  überhängenden  Felsen 
gebildet,  der  Eingang  entspricht  der  ganzen  Grüfse,  welche  etwa  130  Yards  lang 
und  100  Tards  breit  ist     Die  Felsen  waren  vom  Ranche  geschwärzt,  der  Boden 
mit  vielen  menschlichen  Knochen  bedeckt,  die  theils  aufgeschichtet,  theils  umher 
gestreut  waren,  auch  vom  Rande  der  Höhle  aus  auf  den  Abhang  gelangt  waren 
und  dort  umher  lagen.     Schädel  waren   besonders  zahlreich  und   gehörten  meist 
Kindern  und  jungen  Personen  an.    Dieselben  schienen  mit  stumpfen  Aezten  oder 
geacharften  Steinen  zerschlagen  zu  sein,  die  Markknochen  waren  in  kleine  Stücke 
getrennt  und  nur  die  runden  Gelenktheile  unzer brochen.     Nur  wenige  Knochen 
waren  vom  Feuer  geschwärzt»  woraus  eine  Vorliebe  für  gekochtes  Fleisch  gegen- 
über dem  gebratenen  hervorzugehen  schien.    Innerhalb  der  Höhle  sieht  man  eine 
Art  düstrer  Gallerie,  zu  der  unrcgelmäfsige  rohe  Stufen  hinauf  fuhren;  hier  sol- 
len die  unglücklichen  Opfer  aufbewahrt  worden  sein,    die  nicht  augenblicklich 
verzehrt  werden  sollten.     Ein  Entrinnen   von   dieser  Stelle   aus    war   unmöglich, 
ohne  die  Höhle  zu  passiren.    Diese  schreckliche  Sitte  wird  nicht  etwa  von  einem 
Volke  betrieben,   das   durch  Hnngersnoth  dazu  gezwungen  ist,    seine  Feinde  ge- 
fingen  zu  nehmen  und  zu  verzehren,  nein,  es  sind  die  Bewohner  eines  frucht- 
baren, wildreichen  Ackerlandes,  die  nicht  allein  ihre  Feinde  jagen  und  verzehren, 
sondern  auch  sich  untereinander  rauben,  ja  sogar  in  Zeiten  der  Noth  ihre  eige- 
nen Weiber  und  Kinder  fressen.    Zänkische  Weiber  und  unruhige  Kinder  werden 
auf  diese  Weise  zur  Ruhe  gebracht,  auch  körperlich  schwach  werdende  Mitglieder 
der  Gemeinde  sind  dem  ausgesetzt    Wenn  nun  auch  jeist  gewöhnlich  angegeben 
wird,  dafs  diese  Sitte  verlassen  sei,  so  fanden  sich  doch  in  der  Höhle  noch  sehr 
frische  Knochen,  deren  Fettgehalt  annehmen  liefs,   dafs  erst  vor  wenig  Monaten 
ihr  Eigenthnmer  dort  seinem  Schicksal  verfallen  war. 

Diese  Höhle  ist  eine  der  gröfsten  im  Lande  und  nach  allen  Nachrichten 
ein  Hauptquartier  der  Kannibalen.  Vor  80  Jahren  war  das  ganze  Land  vom 
Malnta  bis  zum  Caledon  von  Menschenfressern  bewohnt,  die  der  Schrecken  der 
umwohnenden  Stämme  waren.  Sie  schickten  kleine  Streifpartien  aus«  die  sich 
«irischen  den  Felsen  und  Büschen  verbargen,  und  Frauen,  Kinder,  Reisende,  so- 
wie Knaben,  die  nach  verloren  gegangenem  Vieh  suchten,  wegschleppten.  Uebri- 
geos  gicbt  es  auch  jetzt  noch  eine  ganze  Menge  alter  Menschenfresser.  Die 
Bebenden  lernten  einen  kennen,  welcher  mit  einer  Frau  verheirathet  war,  die  er 
mit  zwei  andern  Weibern  geraubt  hatte.  Während  die  anderen  geschlachtet  wur-' 
den,  heirathete  er  diese,  und  die  Ehe  soll  trota  der  ungewöhnlichen  Verhältniss- 
sine  glückliche  gewesen  sein.  <^ 

Die  Reisenden  besuchten  auch  einige  der  Kannibalen-Höhlen  nahe  den  Que 
ka  des  Caledon  -  Flusses ,   die  jedoch  nicht  so  grofs  als  die  beschriebene  wäre 

Z«ltse1iT.  d.  G«flell8eh.  f.  Brdk.  Bd.  IV.  ^^ 


370  .  Miacellen : 

Die  jetzigen  Bewohner  derselben  sind  keine  Menschenfresser  mehr.  Ein  alter 
Kannibale,  der  den  Reisenden  mittheilte,  dafs  er  selbst  noch  dabei  gewesen  sei, 
als  30  Menschen  auf  einmal  verzehrt  wurden,  fand  das  Verlassen  dieser  Sitte 
höchst  unverständig,  üebrigens  hat  sich  einmal  der  eigenthümliche  Fall  ereignet, 
dafs  ein  Mädchen,  die  gefangen  und  von  den  Kannibalen  anf  Leben  gelassen 
war,  nm  das  Weib  eines  derselben  zu  werden,  nach  ihrer  erfolgten  Loskanfnng 
freiwillig  wieder  dorthin  zurückkehrte.  Characteristisch  für  die  GeringschatxuDg 
und  Rohheit  dieses  Menschenschlages  gegenüber  dem  menschlichen  Leben  ist  auch 
der  Zug,  dafs  als  Köder  in  die  Fallen  zu  dem  Löwenfange  kleine  Kinder  gesetzt 
wurden,  um  durch  ihr  Wimmern  die  Löwen  anzulocken.  Der  alte  Hänptliog 
Moshesh,  zu  dessen  aus  mehreren  Nationalitaten  gebildetem  Stamme  diese  einsti- 
gen Menschenfresser  gehörten,  hat  alles  gethan,  um  die  unmenschliche  Sitte  zu 
unterdrücken,  und  hierin  auch  Erfolg  gehabt,  da  sich  das  Volk  dem  Ackerbau 
zuwendet. 

Dr.  Bleek  fügt  folgendes  über  die  Quellen  hinzu,  die  man  über  den  Kanni- 
balismus nachschlagen  kann:     Obenan  steht  Arbonsset  et  Dumas'  Relation  d'm 
Voycige  cTexploratian  au  Nordwest  de  la  Colonie  du  Cap  de  Bonne- Espirance;  entre- 
prig  daus  Ua  mois  de  mars,  avnl  et  mai  1836  (Paris  1842),  Gap.  7,  S.  105—123, 
in  der  englischen  Uebersetzung  von  Dr.  Brown  p.  52 — 61,   jedoch  in   letxtever 
'     ohne  die  Abbildungen  des  Originals,   welche  das  Portrait  eines  Kannibalen  est- 
haiten.    In  der  dem  Original  beigegebenen  Karte  sind  die  Wohnplatze  der  Kan- 
nibalen nordöstlich  von  Thaba  Masigo  angegeben.    Ein  kurzer  Bericht  findet  sich 
auch  in  Soloman's  two  lecturet  on  the  native  trihe»  of  the  interior  (CapetQwn  1855) 
p.  62 — 64.     Nach  dem  letzten  Schriftsteller  sind  es  vier  Stämme,    welche  dem 
Kannibalismus  zngethan  waren,  zwei  Betshuana-Stämme  (Bafukeng  oder  Ba-hukeng 
und  Ma-katla)  und  zwei  Caffern-Stämme,  nämlich  Ba-makakana  und  Ba-matlapatlaps. 
Es  scheint,  dafs  diese  Stämme  erst  Menschenfresser  geworden  sind  durch  die  Kriege, 
die  diese  Theile  von  Afrika  vor  etwa  50  Jahren  verwüsteten.     Man  kann  nicht 
bezweifeln,   dafs  wenn  erst  der  Appetit  nach  Menschenfleisch  rege  geworden  ist, 
'»        diese  Unsitte  auch  weiter  bestehen  blieb,  selbst  wenn  die  dringende  Nothwendig- 
^       kcit  nicht  mehr  vorlag.     Dies  ist  um  so  auffallender  in  einem  Lande,    das  nach 
r       den  Berichten  nicht  nur  zum  Ackerbau  sehr  wohl  geeignet  ist,  sondern  auch  an 
lg^      Wild  Ueberflufs  hatte.     Es  ist  indessen  möglich,  dafs  der  Kannibalismus  in  die- 
U>     sen  Gegenden  viel  älter  ist»  wenigstens  haben  die  Ueberlieferungen  der  Znlus  und 
Botshuanen  zahlreiche  Andeutungen  von  Kannibalen,  welche  in  Zulu  A-ma-zimu 
und  in  Betshuana  Ma-zimo  genannt  werden.   In  einigen  der  interessanten  Ammen- 
märchen der  Zulu  spielen  die  Menschenfresser  dieselbe  Rolle  wie  die  Hexen  und 
Riesen  in  Europa.     In   einer  derselben  wird  erzählt,    wie  ein  Gefangener  seine 
eigene  Mutter  statt  seiner  auffressen  läfst.     Manche  von  diesen  Geschichten  sind 
sowohl  den  Zulu  als  den  Betshuanen  gemeinschaftlich. 

Folgendes  ist  eine  Auslassung  über  die  A-ma-zimu  oder  Menschenfresser, 

,  wie  sie  in  Zulu  Dr.  Callaway  von  einem  Eingebomen  dictirt  wurde:  Die  A-ma- 
'   be 
,       '.imu  verliefsen  die  andern  Menschen,  um  in  den  Bergen  zu  leben,  das  Land  war 

de,  eine  Hungersnoth  zwang  sie,  Menschen  zu  essen,  die  sie  zu  diesem  Zwecke 

ngen.    Hieraus  entstand  der  Name  A-ma-zimu,    der  so  viel  bedeutet,    als  ein 

^inschmecker,    gefräfsig  sein.     Mit  der  Zeit  verloren  sie  die  Aehnlichkeit  mit 


Die  höhlenbewohnenden  Kannibalen  in  Süd -Afrika.  371 

den  andern  Menschen,  gaben  ihre  festen  Wohnstätten  und  Vieh  auf,  und  lebten 
in  Hohlen,  sobald  sie  Menschen  gefangen  hatten;  sonst  waren  sie  ohne  Wohn- 
statte. Ihre  Opfer  sachten  sie  znnachst  durch  Freundlichkeit  sicher  zu  machen 
und  in  einen  Hinterhalt  zu  locken;  kräftige  Männer  suchten  sie  auch  durch 
Kampf  KU  fiberwältigen.  Trafen  sie  in  Masse  mit  andern  Nationen  zusammen, 
so  kämpften  sie  mit  ihnen,  doch  verlangte  dies  grofsen  Muth,  weil  sie  sehr  kräf- 
tig sind  and  namentlich  sehr  schnell  laufen.  Letztere  Eigenschaft  kommt  ihnen 
bei  der  Verfolgung  sehr  zu  statten,  da  sie  ihre  Feinde  ermüden  und  dann  mit 
sich  wegschleppen,  um  sie  an  einem  verborgenen  Ort  in  der  Wildnifs  zu  kochen 
und  zu  verzehren.  —  Dr.  Callaway  ist  im  Irrthum,  wenn  er  glaubt,  dafs  diese 
Eiühlongen  über  Kannibalen  nur  die  Erinnerung  an  den  Einbruch  fremder  Skla- 
venjäger  sind;  der  Anblick  der  Höhlen  widerspricht  dem,  und  bestätigt  die  Er- 
nhlung  der  Eingebomen,  sowie  die  Berichte  der  französischen  Missionaire.  Die 
langhaarigen  Menschenfresser  sind  augenscheinlich  Betshuanen,  welche  längere 
Haare  als  die  Kaffern  tragen. 

Dr.  John  Beddoe  erzählt  nach  den  Angaben  eines  Engländers,  welcher  die 
Kannibalenhöhlen  im  December  1868  besuchte,  dafs  sie  ein  regelmäfsiges  System 
hätten,  die  Körper  zu  zerhacken,  wie  die  Fleischer.  Jeder  Schädel  wird  mit  einer 
Axt  quer  durch  die  Nasenbrücke  getrennt,  die  Kiefer  werden  weggeworfen,  das 
Gehirn  wird  dann  durch  ein  Loch  auf  der  Höhe  des  Schädels  herausgekommen. 
Die  Rippen  werden  durchschnitten  und  in  die  Kochtopfe  geworfen,  die  grofsen 
Knochen  getrennt  und  das  Mark  herausgenommen.  An  vielen  Knochen  fanden 
sich  noch  die  Knorpel.  Femer  sah  man  an  den  Schädeln  ein  Merkzeichen  von 
den  Messern,  wo  die  Bedeckungen  streifenweise  herantergeschnitten  waren.  Die 
Körper  der  Europäer,  die  bei  dem  Angriff  auf  Thaba  Basigo'  fielen,  wurden  sofort 
gegessen,  indem  die  Kannibalen  glaubten,  dafs  der  Muth  derselben  hierdurch  in  sie 
übergehen  wurde.  Ein  Basuto,  welcher  vor  kurzem  bei  einem  Colonisten  in  der  Nähe 
von  Grahamstown  in  Dienst  trat,  gab  an,  dafs  die  Kannibalen  jederzeit  die  Wei- 
fsen  und  die  Schwarzen  anderer  Stämme,  aber  nie  Hottentotten  oder  Mischlinge 
verzehren.  Nach  seinen  Mittheilungen  essen  sie  das  Herz  und  die  Leber  und 
nehmen  das  Gehirn  heraus,  welches  sie  in  einem  Lappen  binden  und  unter  der 
Asche  backen.  Dies  geschieht  jedoch  nur  in  guten  Zeiten,  zur  Zeit  des  Mangels 
essen  sie  den  ganzen  Körper.  Sammtliche  Weifse  wurden  verzehrt,  die  während 
des  letzten  Krieges  im  Freistaat  in  ihre  Hände  fielen.  Der  erwähnte  Basuto 
▼oUte  selbst  nie  Menschenfleisch  gegessen  haben,  gab  aber  an,  dafs  er  es  öfter 
gesehen  habe  und  Alles  darüber  wisse.  W.  Roth. 


Nenere  Literatur. 


e 
n 


W.  Zenker,  Der  Suez-Canal  und  seine  commerdelle  Bedeutung,  besonden 
f&r  Deutschland.    Bremen  (Schttnemann)  1869.    77.  S.    8.  v 

I  ^       In  dissem  Augenblicke,  wo  der  Tag  der  vorläufigen  Eröffnung,   wenn  avcl 
nicht  der  Vollendung  des  Suez-Canals  so  nahe  bevorsteht,  hat  uns  Herr  Zenkc 

24* 


372  Neuere  Literatur: 

durch  obengedachte  Schrift  gleichsam  mit  einer  Festgabe  bedacht,  welche  ein- 
mal bestimmt  ist,  uns  die  Geschichte  des  Baues  des  Canals,  sowie  den  gegen- 
wärtigen Stand  der  Arbeiten  an  demselben  zu  vergegenwärtigen,  dann  aber  in 
eingehender  Weise,  wie  solches  wohl  bisher  noch  nicht  geschehen  ist,  anf  die 
dereinstige  Wichtigkeit  dieses  Canals  für  die  commerciellen  Interessen  und  twar 
speciell  für  unser  Vaterland  hinzuweisen.  Freilich  ist  bis  jetzt  das  Vertrauen  der 
meisten  handeltreibenden  Nationen  auf  die  Practicabilität  und  demgemäfs  anf  die 
Rentabilität  des  Canals  noch  ein  geringes;  man  betrachtet  bis  jetzt  die  Doreh- 
stechung  des  Isthmus  von  Suez  mehr  als  eine  glückliche  Lösung  eines  grofsen 
Problems,  denn  als  ein  dem  Handel  wirkliche  Vortheile  bietendes  Unter- 
nehmen, man  kann  sich«  zumal  gegenwärtig,  wo  die  Meteorologie  im  Verein  mit 
der  Nautik  die  sichersten  Bahnen  für  den  alten  Seeweg  nach  Indien  Torgezeichaet 
hat,  mit  der  Idee  eines  neuen  Handelsweges  noch  nicht  vertraut  machen,  und  eise 
Reihe  von  Jahren,  vielleicht  Jahre  schwerer  Prüfung  für  die  Actionäre,  dürfte 
noch  vergehen,  bis  nach  völlig  beendetem  und  den  Ansprüchen  des  Handels  ge- 
nügendem Ausbau  des  Canals  es  gelingt,  dieser  neuen  Handelsstrafse  eine  ge- 
sicherte Zukunft  zu  eröfih^n.  Ob  und  wie  diese  grofse  Frage  sich  lösen  wir! 
liegt  im  Schoofse  der  Zukunft;  sollte  aber  die  Lösung  eine  glückliche  sein,  m 
darf  sie  uns  nicht  anvorbereitet  treffen;  mit  Energie  mufs  der  richtige  Angeo» 
blick  zur  Betheiligung  an  diesem  neuem  Seeweg^  von  unserm  Handelsstande  efc 
fafst  werden.  Der  Förderung  dieses  Zweckes  gilt  die  fleifsige  und  unpartheiischeb 
alle  Verhältnisse  in  besonnenster  Weise  erwägende  Zusammenstellung  Zenker'i^ 
—  Was  zuerst  die  Frage  über  die  Vortheile  betrifft,  welche  der  Wasserverkehr 
durch  den  Canal  dem  Handel  gewähren  kann,  so  weist  der  Verf.  zunächst  dis 
sanguinischen  Hoffnungen  der  Vertreter  des  Canalprojects ,  dafs  nämlich  der  ge- 
sammte  Handel,  der  bisher  um  daC  Cap  seinen  Weg  nahm,  in  der  Zukunft  über 
Suez  gehen  würde,  zurück,  und  ebenso  bestimmt  tritt  er  den  Gegnern  des  UDte^ 
nchmens  entgegen,  welche,  wegen  der  Ungunst  des  Mittel-  und  Rothen  Meeres, 
die  Capronte  als  die  allein  berechtigte  bezeichnen  und  dem  Handel  durch  den 
*  Canal  jede  Lebensfähigkeit  absprechen.     Bekannt  freilich  ist  es,   dafs  die  Bich- 

^         tung  der  Segelschi  ff  fahrt  auf  dem  Rothen  Meere  vollständig  den  in  den  Monates 
jg         März  bis  Decemher  von  NNW.  nach  SSO.,  vom  December  bis  März  den  in  nm- 
Sv        gekehrter  Richtung  streichenden  Winden  gehorchen  mufs,  dafs  in  gleicher  Weise 
U«       die  Richtung  der  Monsuns  im  Indischen  Ocean  je  nach  den  verschiedenen  Jahres- 
zeiten die  Richtung  der  Segelschifffahrt  auf  gewisse  Zeiten  beschränkt,  dafs  end- 
lich die  Windverhältnisse  für  die  Schiffe,   welche  die  Route  um  das  Cap  ein- 
schlagen, trotz  des  ungeheuren  Umweges,  welchen  sie  zu  machen  genöthigt  sind, 
bei  weitem  günstiger  sich  gestalten;  aber  gerade  diese  Verhältnisse,  welche  die 
Segelscbifffahrt  von  der  Suezlinie,  wenn  auch  nicht  gänzlich,  so  doch  zum  grofien 
Theil  ausschliefsen  dürfte,  geben   dafür  der  Dampfschiff  fahrt    ihre    berechtigte 
Stellung  zur  Ausnutzung  des  Suez-Canals.    Nachstehende  Zusammenstellung  msg 
,  ^  zunächst  in  ihren  Daten  über  die  Weg-  und  Zeitersparnifs  zu  Gunsten  der  Suez- 
,   ,    '  Dampferlinie  sprechen,  wobei  der  Dampfschiffscours  unter  Mitbenutzung  günstiger 
Winde  auf   8  Seemeilen  pr.  Stunde  und  200  Seemeilen  pr.  Tag,  und  der  An- 
(      ^an^spunkt  von  Southampton  angenommen  wird: 


W.  Zenker:  Der  Suez-Canal  and  seine  commercielle  Bedentung  etc.     373 


Nach 

nm  das  Gap 

ttber  Suez 

Differenz 

Tage 

Zanzibar    .     .     . 

8,000  Seemeil.    6,040  Seemeil. 

1,960 

10 

Bombay     .     .     . 

10,740 

5,940 

- 

4,800 

24 

Point  de  GaDe   . 

10,500 

6,580 

- 

3,920 

19 

Calcntu     .     . 

.       11,600 

7,680 

- 

3,920 

19 

Singapore  .     .     . 

11,780 

8,070 

- 

3,710 

18 

Sundastrafse  .     . 

11,300 

8,280 

- 

3,020 

15 

Hongkong       .     . 

13,180 

9,500 

- 

3,680 

18 

Melbourne 

11,140 

-       11,200 

- 

60 

zlinie,  Dampf 

Ersparaifs 

Verhältnirs 

33  Tage 

47  Tage 

2}:l 

33      - 

67      - 

3    :1 

37      . 

63     - 

2J;1 

42      - 

61      - 

2i:l 

44     - 

59      - 

2i:l 

45     - 

55      - 

2*;1 

53     - 

57     - 

2    :1 

Für  die  Mittelmeerhäfen  stellt  sich  durch  ihre  nähere  Entfernung  von  Port 
Süd  die  Wegedi  iTerenz  noch  günstiger;  indem  von  Marseille  ans  1392  Seemeilen 
(7  Tage),  von  Genua  1600  Seemeilen  (8  Tage),  von  Triest  oder  Venedig  2516 
Seemeilen  (12  Tage),  von  Brindisi  2516  Seemeilen  (12  Tage),  von  Konstantinopel 
«18  3184  Seemeilen  (16  Tage)  erspart  würden.  Nehmen  wir  nun  an,  dafs  die 
^ze  Dampf schifTfabrt  der  Suezlinie,  die  Segelschiff  fahrt  aber  der  Caplinie  zu- 
fiele, so  dürfte  folgende  Tabelle  die  Zeiterspamifs  der  ersten  Linie  beweisen, 
Southampton  wiederum  als  Anfangspunkt  gewählt  ist: 

Caplinie,  Segel       S 
Zanzibar  80  Tage 

Bombay  100      - 

Point  de  Galle  100     - 
r.  Caicutta  103      - 

i  Singapore  103 
Snndastrafse  100 
Hongkong       110 

Für  Deutschland  stellen  sich  die  Zahlen  in  hohem  Grade,  anders,  wenn  man 
«i  die   Dampfschifffahrt  nach    den  Mittelmeerhäfen  mit  der  Segelschifffahrt 
h  den  Nordseehäfen  vergleicht    Nach  Hamburg  und  Bremen  würde  die  Segel- 
ift  vier  Tage  länger,   nach  Venedig  die  Dampfschifffahrt  10  Tage   kürzer  als 
eh  Southampton  dauern.    Time  is  monej,  und  nach  dieser  kaufmännischen 
^1  wäre  der  Gewinn  an  Zinsen,    den  die  schnellere  Beförderung  durch  den 
laal  mit  sich  bringen  würde,    für  die  Nordseehäfen  auf  ca.  2  pCt.,   für  die 
Ktefaneerhäfen  auf  i — J  pCt.  zu  berechnen  sein;  auch  würde  die  Versichemngs- 
imie   sich  für  Schiffe,  welche  den  Canal  benutzen,  günstiger  stellen,   da  mit 
kr  Verkürzung  des  Seeweges   auch  eine  Verminderung  der  Seegefahr  eintritt 
)er  Verfasser  geht  nun  zu  der  Frage  über,  wie  sich  die  Gesammtkosten  des 
fefaiffes  bei  Dampf  oder  bei  Segel  auf  die  transportirten  Waaren  vertheilen,  und 
Im  sich  bei  den  Dampfern  der  Kohlenverbrauch  stellt.    Er  ist  zunächst  der  An- 
sicht, dafs  bei    den  Dampfern  der  Waarenraum  möglichst  grofs,    der  für  die 
fohlen   aber   möglichst   beschränkt   angelegt   werden  müsse,    und   schlägt,  um 
etwaigem  Kohlenmangel  vorzubeugen,  die  Anlage  einer  Anzahl  Kohlendepots  vor, 
deren  geringste  Entfernung  4,  deren  längste  (Aden  bis  Point  de  QtMe)  11  Tage 
ton  einander  entfernt  liegen  sollen.    Die  Kohlenplätze  sollen  für  die  von  unsem 
Nordseehäfen  abfahrenden  Schiffe  in  Lissabon  (6,5  Tage),  Messina  (6,6  Tage),, 


374  Neuere  Literatur: 

Port  Said  (4,s  Tage),  Point  de  Galle  (10,8  Tage),  Siugapore  (7,5  Tage),  Hong- 
kong (6  Tage)  angelegt  werden.     Stellt  man  die  Kosten   für  die   Verzinsung, 
Abnutzung  und   Versicherung  der  Schiffe  zusanunen,  so  ergeben  sich  für   die 
Segelschiffe  21  pCt.,   für  die  Dampfer  23  pCt;   rechnet  man  femer  hinzu  die 
Kosten  für  die  Löhnung  und    den  Lebensunterhalt  der  Mannschaften,   für  den 
Verbrauch  an  Steinkohle  auf  den  Dampfern,  endlich  das  Canalgeld,  so  stellt  sich 
der  Dampftransport  ohne  alle  Ausnahme  kostbarer  dari  als   der  Segeltransport 
um  das  Cap.     Dem  gegenüber  steht  aber  der  Vortheil  der  Zeitersparnifs ,  und 
es  bliebe  somit  die  Frage  zu  erörtern,  für  welche  Waaren   überhaupt  die  Vor- 
theile   des  Dampftransports   und   für  welche    die  Nachtheile    überwiegend    sind. 
Der  Verfasser  läfst  zu  dem  Behufe  die  Export-  und  Import -Artikel  eine  RoTue 
passiren,  um  auf  die  Canalfahigkeit  derselben  einen  Schlufs  zu  ziehen.     Was 
zunächst  den  Export  Europas  nach  Asien  betrifft,  so  läfst  sich  derselbe  in  fünf 
Classen   theilen:    1)  Manufacturen   von  Seide,  Wolle,   Baumwolle  und  Leinen; 
2)  Metallwaaren,  besonders  Waffen ;  3)  Holz-,  Glas-,  Leder-,  Kurzwaaren  u.  dgl.  m. ; 
4)  Schiffs-  und  Eisenbahn-Bedarf;  5)  Steinkohlen.    Wahrend  letztere  entschieden 
dem  Segeltransport  um  das  Cap  zuzuweisen  sind,  gehören  die  Waaren  der  ersten 
drei  Classen  gröfstentheils  zu  den  sehr  kostbaren,  deren  Werth  die  Grenzwerthe 
der  Canalfahigkeit  oft  weit  übersteigt.    Die  Artikel  dieser  drei  Classen,  von  denen 
Deutschland  aber  gerade  bedeutende  Massen  produclrtt  gingen  bisher  nicht  direct 
nach  Asien,  sondern  nach  England,  von  wo  sie,  zum  Nachtheil  unserer  einheimi- 
schen Industrie,   als  englische   Waaren  und   mit  bedeutendem  Gewinn    für  den 
englischen  Kaufmann  nach   dem   Orient   versandt    wurden.      Von   den    Import- 
artikeln hingegen,  die  durch  ihre  Mafse  Bedeutung  haben,  steht  die  Seide  oben- 
an,  von  der  China  allein  ca.  90,000  Ctr.  im  Werth  von  »60  Millionen  Thlr., 
Japan    j-    und   Ostindien   |   davon   liefert,    und    die  von  Hongkong  nach    Eng- 
land fast  ausschliefslich  per  Ueberlandspost  und  über  Marseille  zu  dem  enormen 
Frachtsatz  von   135  Thlm.  pr.  50  Cubikfufs  oder  7   Ctr.  expedirt  wird.      Als 
zweiter  Importartikel  ist  der  Thee  zu  nennen,  von  dem  Deutschland  freilich  nur 
ca.  2  Millionen  Pfund,   England   aber  ca.  120  Millionen  Pfund  consnmirt,   und 
dessen   Transport  durch  den   Canal    den   Actionären   allein    ein  Canalgeld    von 
lj>  Million  Frcs.  eintragen  würde.     Ferner  sind  von  andern  Importartikeln,  nadi 
einer  Zusammenstellung  über  den  englischen  Handel  im  Jahre   1867,  hervorzu- 
heben: Caffee  (im  Gesammtwerth  von  4,350,000  £),  Wolle  (18,478,034  £),  Reis 
(2,028,817  £),  Färb-  und  Gerbstoffe  (4,600,000  £),  Kautschouck  (700,000  £), 
Palm-Cocos-Oel    (1,876,000    £),    rohe    Baumwolle    (52,000,000    £),    H&ote 
(3,104„246  £)  Zinn  (481,344  £)  u.  s.  w.     Den  Umfang  des  Handels  nun,    der 
sich  voraussichtlich  auf  dem  Suez- Canal  bewegen  wird,  berechnet  der  Verfasser 
für  die  Ausfuhr  englischer  Erzeugnisse,  die  ja  den  hauptsächlichsten  Contingent 
des  europäischen  Exports  bilden  werden,  zu  28,0(X),000  £  oder  200,000  Tonnen, 
eine  Zahl,  die  durch  deutsche  und  französische  Exportartikel  wohl  auf  240,000 
Tonnen  steigen  würde;  importirt  werden  hingegen  aus  Asien   nach  England  ca. 
254,500  Tonnen  im  Werthe  von  ca.  146,500,000  £.     SeUt  man  den   Transit 
nach  den  übrigen  atlantischen  und  den  Mittelmeerhäfen  im  Ganzen  einem  Drittel 
der   aufgeführten   Massen    und    Werthe    gleich,    so   giebt   dies    zum    Continent 
85,000  Tonnen  (49  Millionen  Thlr.),  in  Summa  fast  340,000  Tonnen.     Der  Im- 


W.  Zenker:  Der  Saez-Canal  und  seine  commercielle  Bedeutung  etc.     375 

pOTi  Ton  Asien  übersteigt  mithin   den  Export  aus  Europa  um  ca.  100,000  Tons 

an  canalCahigen  Artikeln.     Dieser  Unterschied  wird  aber  wahrscheinlich  einiger* 

mafsen  ausgeglichen    theils   dnrch   die  Beförderung   der  kostbaren  Waaren    des 

nach  Australien  bestimmten  europäischen  Exports  durch  den  Canal,  theils  durch 
Hereinziehung  der   oben  unter  der  vierten   Waarenklasse   aufgeführten  Artikel, 

endlich  dnrch  Beförderung  einiger  canalfäbiger  asiatischer  Prodacte  auf  der  Cap- 
linie.  Es  wurde  sich  danach  der  Transit  auf  dem  Canal  von  jeder  Seite  auf 
350,000  Tons,  die  Einnahme  an  Canalgeldem  auf  7  Millionen  Frcs.  stellen. 
Zieht  man  davon  jährlich  eine  Million  Frcs.  für  Unterhaltungskosten  des  Canals 
ab  (v.  Lesseps  normirt  dieselben  auf  1,400,000  Frcs.,  eine  Summe,  die  keines- 
weges  zu  hoch  gegriffen  erscheint,  wenn  man,  auch  ohne  besondere  Eventualitä- 
ten, namentlich  die  unvermeidlichen  Reparaturen  und  Verbesserungen  der  nach- 
sten  Jahre  in  Anrechnung  bringt),  so  würden  für  die  Actionäre  2  pCt.  des  An- 
lagecapitals  als  Dividende  zur  jährlichen  Vertheilung  kommen. 

Der  Verfasser  geht  nun  zur  Beantwortung  der  letzten  Frage,  welche  Stellung 
der  Continent  und  vorzugsweise  Deutschland  zu  dieser  neuen  Verkehrsstrafse  des 
Welthandels,  auf  welcher  voraussichtlich  der  Werth  der  Waaren  ein  Capital  von 
mehr  als  400  Millionen  repräsentiren  durfte,  einnehmen  wirdi  ob  Deutschland 
wie  früher  die  Producte  Asiens  von  Norden  her  aus  zweiter  Hand  erhalten  soll, 
oder  nicht  vielmehr  jetzt  berufen  ist,  in  thätiger  Mitbetheiligung  von  den  Mittel- 
meerhäfen  her  dnrch  seine  Eisenbahnen  dem  Norden  die  Schätze  Indiens  zuzu- 
führen. Freilich  treten  hier  die  hohen  Frachttarife  der  Eisenbahnen  des  Zoll- 
vereins, ganz  besonders  aber  die  der  österreichischen  und  italienischen  Bahnen 
als  Haupthindemifs  für  den  Verkehr  von  Süden  nach  Norden  entgegen;  diese 
Hemmungen  im  Int^esse  des  Handels  zu  beseitigen»  dürfte  die  zunächst  liegende 
Aufgabe  sein.  Triest  mit  seinem  trefflichen  Hafen  ist  zunächst  dazu  berufen, 
an  dem  asiatischen  Handel  zu  participiren,  die  Häfen  von  Genua  und  Venedig 
sowie  der  von  Brindisl  würden  nach  Vollendung  der  St  Qotthardsbahn  die 
Slapelplätze  für  den  Export  und  Import  werden,  und  gerade  von  hier  ans  könnte 
dem  in  jeder  Beziehung  so  günstig  gelegenen  Hafen  von  Marseille  eine  gefähr- 
liche  Concnrrenz  erwachsen.  Eine  Benachtheiligung  unserer  nordischen  Häfen 
würde  aber  ans  dem  Aufblühen  der  Mittelmeerhäfen  nicht  zu  furchten  sein; 
nur  die  Rollen  würden  vielleicht  in  so  fern  getauscht,  dafs  in  jenen  sich  statt 
des  bisherigen  Importgeschäfts  ans  dem  Süden,  ein  Exporthandel  für  die  aus 
dem  Süden  kommenden  Waaren  ausbilden  dürfte.  Um  aber  diese  Schwierigkeiten 
SU  aberwinden,  um  mit  Frankreich,  welches  auf  die  Eröffnung  des  neuen  See- 
weeges  am  meisten  vorbeieitet  ist  und  durch  seine  geographische  Lage  viel  be- 
günstigter erscheint,  den  Transithandel  in  vortheilhafterer  Weise  auszubeuten, 
als  Deutschland,  bedarf  es,  da  die  Kräfte  des  Einzelnen  dazu  nicht  ausreichen, 
eines  grofsartigen  Zusammenwirkens  unseres  gesammten  Handelsstandes,  der 
Gründung  einer  dentsch-asiatisehen  Handelsgesellschaft.  —  Zur  Realisinmg  dieses 
Wunsches,  welchen  Hr.  Zenker  u^erm  Vaterlande  so  warm  und  mit  den  trif- 
tigsten Ghründen  ans  Herz  legt,  bedarf  es  aber  einmal  eines  einmüthigen  Zusam- 
mengehens der  leider  so  arg  zersplitterten  und  so  schwer  zu  vereinigenden  In- 
teressen und  Kräfte  unseres  Vaterlandes,  dann  aber,  dafs  der  Suez-Canal  dereinst 
wirtlich  die  Lebensfähigkeit  zeigt,  welche  von  ihm  gehofit  wird.    Und  sollte 


376  Neuere  Literatur: 

Riesenwerk  wirklich  mehr  als  ein  todtgeborenes  Kind  sein,  sollte  es  wirküdi 
gelingen,  dem  europäisch-asiatischen  Handel  diese  neue  Bahn  susnweisen,  so  ist 
immer  noch  xu  bedenken,  dafs  bei  ernsteren  politischen  Verwicklungen  der 
Isthmus  Ton  Suez  vielleicht  der  Boden  werden  würde,  auf  dem  der  Streit  ans« 
gefochten  werden  wird.  Eine  Störung  des  Isthmushandels,  eine  Zerstörung  des 
Canals,  wie  solche  wohl  bei  einem  länger  andauernden  Kriege  nicht  undenkbar 
wäre,  würde  aber  von  gröfseren  nnd  unberechenbareren  Folgen  sein,  als  etwa 
die  Vernichtung  eines  Eisenbahncomplezes.  Daher  ist  unser  eaeterum  eenseo, 
dafs  die  Mettemich'sche  Idee,  den  Canal  unter  den  gemeinsamen  Schutz  der 
europäischen  Qrofsmächte  zu  stellen,  ror  allem  ausgeführt  ^werden  mufs,  da  nor 
Ton  einer  solchen  Garantie  ein  Gedeihen  für  die  Zukunft  zu  hofian  ist 

—  r. 


A.  de  Qnatrefage's  Les  Pohfn^ntnt  et  Uurs  migrations»  Paris,   s.a.  4to. 

Das  vorliegende  Werk  behandelt  die  Sagen  der  Poljnesier,  aus  denen  man 
bekanntlich  in  neuester  Zeit,  namentlich  in  Folge  von  Grey's  und  Thomson^a 
Nachforschungen  in  Neuseeland  nnd  nach  dem  Vorgange  des  nordamerikanischen 
Gelehrten  Haie,  ein  förmliches  System  der  Einwanderungen  der  polynesischen 
Völker  in  die  einzelnen  Archipele  des  stillen  Oceans  entwickelt  hat. 

Aus  der  Vorrede  ersieht  man  jedoch,  dafs,  was  den  Verfasser  zur  Abfasaan^ 
seines  Werkes  bewogen  hat,  nicht  die  geographische  Seite  dieser  Frage,  sondern  vi^- 
taehr  sein  Interesse  an  der  Anthropologie  gewesen  ist.  Er  stellt  darin  zunächst  den 
Gegensatz  zwischen  den  beiden  in  dieser  Wissenschaft  sich  jetzt  befehdenden 
Systemen,  dem  Monogenismus  nnd  Polygenismns ,  auf,  nnd  da  die  Art,  wie 
Amerika  nnd  die  polynesischen  Inseln  ihre  Einwohner  erhalten  haben,  den  Be* 
kennem  des  Monogenismus  von  ihren  Gegnern  als  eine  unlösbare  Schwierigkeit 
entgegengesetzt  zu  werden  pflegt,  so  hat  er  dies  Buch  geschrieben,  um  nachzn« 
weisen,  dafs  die  Bevölkerung  der  oceanischen  Inseln  in  keinem  Widerspruch  an 
den  Grundsätzen  des  Monogenismus  steht  und  sich  wohl  erklären  läfst  Dieser 
anthropologische  Streit  kümmert  uns  natürlich  nicht*;  wir  haben  es  hier  nur  mit 
den  geographischen  Resultaten  der  Arbeit  zu  thun,  und  mit  Bezug  darauf  mufs 
man  leider  gestehen,  dafs  die  interessante  Frage,  die  der  Verfasser  behandelt^ 
von  ihm  gar  nicht  gefördert  ist  Der  Hauptgrund  davon  ist,  dafs  er,  wenn  auch 
Präsident  der  geographischen  Gesellschaft  in  Paris,  doch  eigentlich  kein  Geo» 
graph  ist;  er  kennt  die  Völker,  um  die  es  sich  hier  handelt,  nur  wenig,  nnd  sein 
Quellenstudium  ist  nur  beschränkt  und  unzureichend  gewesen.  Von  Schirren*« 
Arbeit  weifs  er  nichts,  nnd  wenn  er  sie  gekannt  hätte,  würde  er  sie  sieher  nn- 
berücksichtigt  bei  Seite  haben  liegen  lassen,  nicht  blofs,  weil  ihm  wahrscheinlich 
das  Verständifs  dafür  gefehlt  haben  würde,  sondern  auch,  weil  Schirren  (die 
Wanderungen  der  Neuseeländer  und  der  Mmmythns  S.  45)  ganz  auf  der  Seite 
-meiner  anthropologischen  Gegner  steht. 

Das  Buch  zerfällt  in  zwei  Abtheilungen,  von  denen  die  erste,  die  allgemeine 
Charakteristik  der  Polynesier,  für  den  Geographen  von  besonderem  Interesse  ist 
8ie  beginnt  im  ersten  Kapitel  mit  einer  physischen  Sehilderung  der  Polynesier» 


A*  de  Qnatrcfage's:  Les  I^fynisiens  et  leurs  migrations.  377 

in  w«]cher,  besonders  durch  Untersuchung  von  Schädeln,  nachgewiesen  wird^ 
dafs  sie  eine  gemischte  Baee  sind,  in  welcher  der  weifse  Menschenstamm  die 
Gnindlage  bildet,  während  sich  der  schwarze  und  gelbe  jedoch  in  verschiedenem 
Gnide  mit  ihnen  «gemischt  haben.  Diese  ganse  Untersuchung,  von  der  sich  erst 
sp&ter  zeigen  wird,  wozu  der  Verfasser  sie  nöthig  hat,  kümmert  den  Geo- 
graphen  nicht;  wenn  dabei  die  Verschiedenheit  zwischen  den  Schädeln  und  den 
Bildern,  die  einzelne  zuverlässige  Reisende  von  Polynesiem  geliefert  haben,  da- 
durch (S.  9)  erklärt  wird,  dafs  sich  zu  Nachbildungen  der  Schädel  nur  gemeine 
Leute  hergegeben  haben  werden,  die  Bilder  dagegen  von  Vornehmen  genommen 
sind,  so  seheint  uns  das  nicht  wenig  bedenklich;  es  hätte  vielleicht  eher  den 
Verfasser  zuc  Vorsicht  bei  seinen  Schädelnntersuchungen  auffordern  sollen.  Die 
Beziehungen  aber,  welche  zwischen  den  Polynesiem  und  den  Melanesiem  be- 
standon  haben  und  noch  bestehen,  nachzuweisen,  ist  der  Verfasser  bei  seinen 
unzureichenden  Kenntnissen  freilich  nicht  im  Stande;  gesteht  er  doch  (S.  19) 
selbst,  dafs  ihm  sprachliche  Studien  ganz  fremd  sind! 

Das  zweite  Kapitel  handelt  von  den  intellectuellen  und  socialen  Verhält- 
niaten,  das  dritte  von  der  Religion  der  Polynesier;  sie  würden  für  den  Geo- 
graphen vorzugsweise  von  Wichtigkeit  sein,  allein  in  ihnen  zeigt  sich  gerade  das 
nngenügende  Quellenstudium  des  Verfassers  am  meisten.  Seine  hauptsächlichste 
und  für  viele  Dinge  die  einzige  Quelle  ist  Moerenhout,  ein  wenig  zuverlässiger 
Schriftsteller,  dessen  Angaben  stets  mit  Sorgfalt  benutzt  werden  müssen,  und  er 
ist  es  in  dem  Grade,  dafs  unkundige  Leser  zu  der  Annahme  verführt  werden,  als 
seien  specifisch  tahitische  Institutionen  (z  B.  die  Areo'i)  Gemeingut  aller  Poly- 
nesier; daneben  ist  einiges  aus  Lesson  und  für  Neuseeland  aus  d'Urville  und 
Hochstetter  genommen,  (Thomson  scheint  er  nur  aus  diesem  zu  kennen).  Die 
Archipele  Tonga,  Samoa,  Hawaii  sind  so  gut  wie  gar  nicht  beachtet.  Mit 
gleicher  Ungründlichkeit  ist  das  vierte  Kapitel  über  die  Abnahme  der  Bevölke- 
nnig  dieser  Inseln  gearbeitet,  die  der  Verfasser  hauptsächlich  durch  Einführung 
von  Krankheiten  durch  die  Europäer  zu  erklären  sucht 

In  der  zweiten  Abtheilung  werden  die  Wanderungen  der  Polynesier  behan- 
delt. Im  ersten  Kapitel  untersucht  der  Verfasser  die  Abstammung  derselben  und 
leitet  sie  von  Asien  her,  indem  er  den  von  den  einzelnen  Autoren  behaupteten 
Zusammenhang  mit  den  Amerikanern  ansführlicher  widerlegt,  als  nüthig  war; 
das  zweite  und  dritte  Kap.  bespricht  die  Möglichkeit  einer  Einwanderung  von  Westen 
her  und  enthält  die  bekannten,  schon  oft  dafür  angegebenen  Thatsachen,  darauf 
folgt  eine  Schilderung  der  Seefahrten  der  Karolinier  und  der  geographischen 
Kenntnisse,  welche  Cook  und  R.  Forster  bei  den  Tahitiern  ihrer  Zeit  vorfanden. 
Das  vierte  Kapitel  enthält  dann  einen  Auszug  aus  Grey's  bekanntem  Buche: 
Pofynenan  mjfihology  and  ancient  traditional  histoty,  die  beiden  folgenden  die 
Sagen  der  übrigen  Polynesier  und  die  aus  ihnen  gezogenen  Schlüsse.  Die  in 
diesen  Abschnitten,  welche  den  Kern  der  ganzen  Untersuchung  enthalten,  mit- 
getheilten  Thatsachen  beruhen  fast  ausschliefslich  auf  der  Arbeit  des  Amerikaners 
Haie  (in  der  Ethnograph^  and  Philology  der  United  States  Exploring  ExpeditiotOf 
und  auch  in  den  daraus  geschlossenen  Folgerungen  hängt  der  Verfasser  wesent- 
lich von  Haie  ab  Wie  dieser  ist  er  überzeugt,  dafs  den  polynesischen  Sagen 
und  den  Gcnealogieen  der  Fürstengeschlechter  ein  historischer  Kern  zu  Grande 


378  Neuere  Literatar: 

liegt,  den  er  ganz  wie  Haie  zu  entwickeln  sich  bemüht,  ohne  dafs  es  beiden 
eingefallen  wäre,  diese  Quellen  einer  schärferen  Kritik  zu  unterwerfen.  Wie 
Haie  nimmt  er  die  ursprüngliche  Einwanderung  der  Polynesier  als  von  den  indi- 
schen Inseln  ausgehend  an  und  sieht  ebenfalls  in  der  molukkischen  Insel  Büro 
den  Ausgangspunkt  derselben,  gestützt  auf  den  Namen  Bolutu,  mit  dem  die  Ton- 
ganer ihr  Paradies  und  den  Wohnsitz  ihrer  Götter  bezeichnen,  ohne  dafs  es 
beiden  Männern  gelungen  wäre,  zu  beweisen,  was  Haie  behauptet,  dafs  die  End- 
sylbc  tu  »heilig**  bedeute,  und  wie  es  zu  erklären  ist,  dafs  sich  auf  dem  langen 
Wege  zwischen  den  Molukken  und  Samoa  auch  keine  Spur  polynesischer  An- 
siedlungen  unter  den  Melanesiern  entdecken  lasse.  Von  geringer  Erheblichkeit 
ist  dagegen  das,  worin  der  Verfasser  von  Haie  abweicht,  und  was  er  als  einen 
Fortschritt  in  der  Untersuchung  bezeichnet.  Er  sieht  (übrigens  nach  Thomson's 
Vorgange)  in  den  G^nealogieen  der  Fürstengeschlechter,  auf  denen  die  Bestimmungen 
der  Zeit  der  Einwanderung  in  den  einzelnen  Archipelen  beruht,  nicht  wie  Haie 
die  einzelnen  Namen  als  Generationen,  sondern  als  Regierungen  an  (S.  167} 
und  setzt  für  diese  eine  Durchschnittdauer  Ton  21  bis  22  Jahren,  findet  also  die 
Einwanderungszeiten  beträchtlich  später  als  Haie,  der  für  die  einzelnen  Namen 
in  den  Genealogieen  die  Zeit  von  93  Jahren  annahm.  Endlich  weicht  er  noch 
darin  von  Haie  ab,  dafs  er  aus  den  hawaiischen  Sagen,  nach  denen  die  erslea 
angeblich  aus  Tahiti  gekommenen  polynesischen  Einwanderer  die  Inseln  der  Ha- 
waiigruppe  von  Göttern  bewehnt  gefunden  hätten,  scliliefst,  sie  hätten  bereits 
eine  andere  Bevölkerung  vorgefunden,  die  er  für  früher  eingewanderte  Mikronesier 
erklärt.  Ebenso  benutzt  er  die  bekannten  Angaben  der  Neuseeländer,  nach  denen 
es  im  Innern,  namentlich  der  südlichen  Insel,  Stämme  gebe,  die  in  den  Wäldern 
in  der  tiefsten  Erniedrigung  und  dem  äufsersten  Elend  Preis  gegeben  ihr  küm- 
merliches Leben  fahren,  und  in  denen  man  bisher  nur,  wie  die  Neuseeländer 
selbst,  die  Ueberreste  von  anderen  durch  Unglück  im  Kriege  versprengten  nnd 
von  ihren  Besiegern  verfolgten  Stämme  gesehen  hat,  und  erklärt  sie  für  die 
letzten  Spuren  einer  melanesischen  Einwanderung,  die  der  polynesischen  vorauf- 
gegangen  sei;  die  gegen  Osten  führenden  Strömungen  mögen,  so  meint  er 
(S.  135),  Australier  nnd  Tasmanier  herbeigeführt  haben.  Also  Australier  in 
Booten  von  Baumrinde  und  Tasmanier,  die  nur  Flöfse  von  Bohrbündeln  kannten, 
sollen  das  Meer  zwischen  Australien  und  Neuseeland  durchschnitten  haben!  Aber 
noch  seltsamer  ist,  wenn  er  die  physischen  Verschiedenheiten,  namentiieh  die 
dunklere  Farbe,  wodurch  sich  die  Bewohner  der  Paumotu  von  den  Polynesiem 
in  Tahiti  und  in  den  Markesas  unterscheiden,  durch  eine  Vermischung  der  Polj- 
nesier  mit  eingewanderten  Vitiern  und  karollnischen  Negern  (es  helfet  ausdrück- 
lich S.  154  Carolins  noirsi)  zu  erklären  sucht,  und  wie  oberflächlich  er  dabei 
verfährt,  zeigt  sich  in  den  Worten:  bien  que  Us  termet  de  comparaUon  Im- 
guistique  aoient  encore  insuffisanUy  (jene  Vermischung  zu  begründen),  la  philohgie 
semble  devoir  conduire  ä  la  mSme  conclunon!  Das  soll  doch  wohl  darauf  gehen, 
dafs  die  Bewohner  der  Paumotu,  bevor  sie  in  den  westlichen  Inseln  die  tahitasche 
Sprache  angenommen  haben,  eine  besondere  Sprache  hatten,  die*  wie  man  jetat 
weifs,  die  Sprache  von  Rarotonga  gewesen  ist,  wie  es  denn  ganz  falsch  ist,  was 
der  Verfasser  kurz  vorher  sagt,  dafs  die  Einwohner  der  Gambierinseln  einen 
diaUcte  essentielUment  takitien  sprechen. 


A.  de  Quatrefage's  Lta  Polynisiens  et  Uura  migrationa,  379 

Wie  weit  nan  die  Ansichten  von  Haie  durch  das  Torliegende  Werk  modi- 
ficirt  sind,  ergiebt  sich  am  besten  durch  eine  Vergleichung  der  Resultate  der 
Untersuchung.     Es  ist  die  Einwanderung  erfolgt  in 

Neuseeland  nach  Haie  1200  J.  v.  Chr.,  nach  Quatrefages      1400  J.  n.  Chr. 
den  Markesas  „       «      150  J.  v.  Chr.,        „  „  420  J.      „ 

Hawaii  ,       „  gegen 500 J. n.Chr.,  „  „  7—900  J.      „ 

Rarotonga       „       „      940  J.  n.  Chr.,        „  «  1200  J.      , 

Tahiti  .       „      1200  J.  V.  Chr.,     „  „     800—1000  J.      „ 

llangarewa  gegen  1300  J.      „ 

Man  ersieht  zugleich  hieraus,  welches  Zutrauen  die  Quellen  verdienen, 
welche  zu  so  weit  abweichenden  Resultaten  geführt  haben.  Haie  hat  es  wohl 
erkannt,  dafs  in  den  genealogischen  Listen  auch  öfter  die  l^amen  von  Göttern 
vorkommen;  anstatt  dadurch  auf  den  mythischen  Charaktev  dieser  Listen  zu 
schliefsen,  hat  er  sich,  (und  der  Verfasser  des  vorliegenden  Werkes  ist  ihm  darin- 
gefolgt),  mit  dem  rohen  und  mechanischen  Mittel  geholfen,  die  Oötternamen  aus- 
zustofeen  und  die  dadurch  zerrissenen  Listen  als  ein  Ganzes  zu  betrachten,  ohne 
dafs  es  ihm  dabei  eingefallen  wäre,  dafs  er  damit  sich  den  Boden  unter  den 
Füfsen  fortzieht  und  seinen  Dokumenten  allen  Glauben  nimmt.  Man  mag  über 
Schirren's  Arbeit  urtheilen,  wie  man  will,  und  wird  gewlfs  gegen  seine  Weise,  die 
polynesischen  Sagen  zu  behandeln,  manches  mit  Recht  einwenden  können;  aliein 
gewifs  ist  es,  dafs  er  darin,  dafs  er  die  Sagen  und  genealogischen  Listen  als 
Mythen  ansieht,  eher  das  Richtige  getroffen  hat  Die  Untersuchung  über  die 
Urgeschichte  der  Polynesier  ist  also  durch  Quatrefages  nicht  gefördert  worden, 
und  er  hat  sich  vielmehr  auf  dem  falschen  Wege,  auf  den  ihn  Haie  geführt  hat, 
noch  tiefer  verwickelt;  diese  interessante  und  für  die  Entwicklung  der  Geschichte 
der  Poljnesier  so  wichtige  Frage  erwartet  noch  ihre  Lösung. 

Den  Schlufs  des  Werkes  bilden  einige  Anhänge,  die  von  keiner  Erheblich- 
keit sind,  mit  Ausnahme  einer  von  den  Franzosen  in  Tahiti  gesanmielten  Liste 
der  alten  Könige  der  Insel  Raiatea,  aus  deren  Geschlecht  die  jetzige  Königin 
von  Tahiti  stammt.  Unter  diesen  Anhängen  befindet  sich  auch  die  bekannte 
Charte  des  Tahitiers  Tupaia,  der  Cook  auf  seiner  ersten  Reise  nach  Europa  be- 
gleitete und  in  Batavia  gestorben  ist;  auch  die  Erklärung  der  darauf  befindlichen 
Namen,  welche  R.  Forster  in  seinen  bekannten  „Observations*  gegeben  hat,  ist 
ganz  wiederholt,  ohne  dafs  der  Verfasser  bedacht  hätte,  dafs  eine  solche  Er- 
klärung, die  1780  für  befriedigend  gelten  konnte,  jetzt  vollständig  ungenügend 
ist.  So  z.  B.  ist  die  Insel  Oanna  auf  Tupaia's  Charte  nicht,  wie  Förster  glaubte, 
das  Frince  of  Wales  von  Byron,  sondern  vielmehr  Cook's  Chainisland,  welche 
ihre  Bewohner  Anaä  nennen  a.  dergl.  mehr. 

Meinicke. 


Otto  Schneider,  Der  climatische  Cnrort  Algier.  Schilderungen  nach  drei- 
jähriger Beobachtung  in  Stadt  und  Provinz,  zugleich  ein  Rathgeber  für 
Reise  und  Aufenthalt    Dresden  (C.  A.  Werner)  1869.    VUI,  295  S.  8. 

Der  Verf.,  welcher  drei  Winter  in  Algier  zur  Herstellung  seiner  Gesundheit 
xogebracht  hat,   dem  mithin  die  beste  Gelegenheit  geboten  war,  sich  mit  Land 


380  Neuere  Literatur: 

and  Leuten  lowohl,  wie  mit  den  dortigen  dimatischen  Verbaltniasen  vertrant  za 
machen,  hat  die  Ergebnisse  seiner  Beobachtungen  in  yorliegendem  Buch  veröffent- 
licht und  somit  der  häufig  nur  allzaseichten  französchen  Literatur  über  Algier 
eine  glückliche  Concurrcnx  gemacht.  Können  nun  auch  die  Schilderungen  des 
Verf.  von  Algier  und  dessen  Umgebung  selbstverständlich  nicht  gerade  viel  Neues 
bringen,  so  bieten  sie  doch  in  so  manchen  Specialitaten,  wie  solche  nur  aus  der 
Feder  desjenigen  hervorgehen  können,  ^er  für  längere  Zeit  seinen  Wohnsitz  dort 
aufgeschlagen  hat,  die  einem  Touristen  aber  meistentheils  zu  entgehen  pflegen,  ge- 
nug des  Interessanten.  Das  Buch,  dem  wir  allerdings  zur  besseren  Orientirong  die 
Beigabe  eines  Stadtplanes  gewünscht  hätten,  dürfte  sich  datier  in  jeder  Beziehung 
als  der  beste  Fremdenführer  für  Algier  empfehlen,  gleichzeitig  aber  auch  durch 
die  anziehende  Art  der  Schilderungen  als  eine  belehrende  Lecture  für  solche, 
welche  nicht  gerade  durch  körperliche  Leiden  gezwungen  werden,  unser  nordi- 
sches Clima  mit  dem  von  Afrika's  Nordküste  zu  vertauschen.  Notizen  über  die 
meteorologischen  Verhältnisse,  welche  vorzugsweise  den  bekannten  Arbeiten 
H.  E.  Richter's  in  Schmidt's  medicinischen  Jahrbüchern  entnommen  sind,  bilden 
den  Schlafs  des  Werkes,  welches  auch  durch  seine  äofsere  Ausstattung  einen 
günstigen  Eindruck  hervorruft.  — r. 


Barometer- Höhenmessungen  von  dem  Kreise  Ziegenrück  im  KÖnigl.  Begie- 
rungsbezirk Erfurt  und  vom  nahen  Auslande.  Ausgeführt  von  A.  W. 
Fils,  k.  preufs.  M^jor  a.  D.     Pöfsneck  (Gerold)  1868,    50  S.    8. 

Höhenschichten -Karte  vom  Thüringerwalde  und  Umgebung.  Nördl.  Thoil. 
Nach  eigenen  Messungen  entw.  und  gez.  von  Major  a.  D.  A.  W.  Fils. 
Gotha  (Perthes)  1869.     qu.-fol. 

Als  wichtiger  Beitrag  zur  Bereicherung  unserer  Kenntnifs  der  mitteldenteehen 
Gaue  tritt  uns  diese  neue  Arbeit  des  Major  Fils,  des  thüringischen  Hjpsometers  nar 
ifox^,  entgegen,  welche  sich  in  ebenbürtiger  Weise  den  frühem  Arbeiten  des- 
selben anschliefst  und  uns  wiederum  die  Rodenplastik  einer  der  interessantesten 
Parthien  des  thüringer  Waldgebirges  veranschaulicht.  Es  sind  dies  diejenigen 
Theile  des  ehemaligen  Orlagaues,  welche  sich  um  die  Stadtchen  Ziegenrück  und 
Ranis  an  den  romantischen  Ufern  der  in  zahllosen  Krümmungen  dahinfliefsenden 
Saale  gruppiren,  Parthien,  welche  leider,  als  abseits  von  den  grofsen  Touristen- 
strafsen  gelegen,  von  Reisenden  su  selten  besucht  werden.  Die  Höhenverfaältnisse 
dieses  Kreises,  sowie  der  zu  demselben  gehörenden,  aber  abgesondert  gelegenen 
vier  voigtländischen  Parzellen  Gefell,  Blintendorf,  Spamberg  und  Blankenbeig, 
welche  letzteren  beide  der  Verf.  jedoch  nicht  besucht  hat,  sondern  die  Höhen- 
angaben  der  Preufsischen  Generalstabskarte  für  seine  Arbeiten  adoptirte,  endlich 
die  einer  Anzahl  aufserhalb  des  Kreises  Ziegenrück  gelegenen  Orte  werden  uns 
hier  bekannt  gemacht  438  Punkte  sind  es,  welche  der  Verf.  mit  guten  Instru- 
menten und  bewährter  Genauigkeit  grö(stentheils  selbst  gemessen  hat,  während 
nur  wenige  Angaben  anderen  zuverlässigen  Quellen  entlehnt  sind.  Die  gröfste 
absolute  Höhe  erreicht  der  Kreis  in  dem  Berge  Rosenbfihl  bei  GefbU  mit  1953 


A.  W.  Fil 8 :  Barometer-HÖheDmessungen  von  dem  Kreise  Ziegenrück  etc.     381 

FnTs,  den  niedrigsten  Punkt  nördlich  Ton  Bodelwitz,  wo  der  Lützengmnd  die 
Chaussee  von  PÖfsneck  nach  Neustadt  (östlich  bei  Köstitz)  durchschneidet,  mit 
€34  Pufs.  Die  Gcsammterhebung  beträgt  demnach  zwischen  beiden  Extremen 
1319  Fnfs.  Von  besonderem  Interesse  sind  schlieftilich  noch,  nächst  den  statisti- 
schen Notizen  über  die  bewohnten  Orte  des  Kreises  und  der,  wie  seinen  früheren 
Arbeiten,  so  auch  dieser  Publication  beigegebenen  vergleichenden  Stufenleiter  der 
Wohnorte  in  den  Kreisen  Ziegenrück  und  Schleusingen  nach  ihrer  Höhenlsge, 
<die  unter  N.  439  —  72  gegebenen  Nivellements  -  Resultate  der  projectirten  Gera- 
Saalfelder  Eisenbahn. 

Zur  übersichtlichen  und  practischen  Anschauung  seiner  seit  dem  Jahre  1827 
▼eröffentlichten  Barometer-Höhenmessungen  des  Thüringer  Waldes,  denen  sich  auch 
die  im  nächsten  Hefte  unserer  Zeitschrift  zu  publicirenden  Höhenmessungen  im 
Amte  Ostheim  vor  der  Rhön  anschliefsen  werden,  hat  der  Verf.  gleichsam  als 
bildlichen  Gesammtausdruck  seiner  Messungen  eine  aus  2  Blättern  bestehende 
Höhenschichtenkarte  des  Thüringer  Waldes  und  seiner  Vorberge  im  Maafsstab 
1 :  200,000  herausgegeben,  von  der  die  nördliche,  südlich  bis  Suhl  reichende  Hälfte 
bereits  vorliegt.  In  sauberer  und  geschmackvoller  Ausführung,  wie  auf  allen 
Karten  der  Perthes*schen  geographischen  Anstalt,  sind  hier  in  deutlich  von  ein- 
ander sich  scheidenden  Farbentönen  die  Höheu schichten  der  Vorberge  von  350 
zu  250  paris.  Fufs,  die  des  eigentlichen  Gebirges,  mit  2000  Fufs  beginnend,  von 
500  zu  500  Fufs  dargestellt.  Das  aus  der  Ebene  allmälig  bis  zu  750  Fufs  auf- 
steigende Terrain,  blafsroth  bezeichnet,  schliefst  südwärts  mit  einer  ziemlich  gera- 
den Linie,  welche  man  sich  von  Erfurt  über  Langensalza  hinaus  gezogen  denkt; 
TOQ  dieser  Grenze  ab  bis  zu  einer  geschwungenen  Linie,  welche  etwa  die  Orte 
Weimar,  Arnstadt,  Gotha,  Waltershausen,  Sättelstedt  und  Eisonach  verbinden 
würde,  reicht  eine  Terrasse,  welche  in  ihrer  Hauptmasse  eine  Erhebuog  bis  zu 
1000  Fufs  zeigt  und  nur  hier  und  da  von  gröfseren  und  kleineren  bis  zu  1250 
Fufs  ansteigenden,  sowie  im  NW.  von  den  bis  zu  1500  Fufs  sich  erhebenden  Wald- 
rucken des  Hainich  unterbrochen  ist;  hellgelb  ist  diese  zweite  bis  zu  1000  Fufs 
ansteigende  Terrasse  bezeichnet.  Die  darauf  folgende,  bis  1250  Fufs  sich  er- 
hebende Terrasse  ist  rosafarbig  und  reicht  mit  vielen  bald  dünneren;  bald  brei- 
teren Armen  und  Ausläufern  theils  in  die  vorhergehende,  theils  in  die  darauf 
folgende  höhere  Terrasse,  deren  Grenze  mit  1500  Fufs  abschneidet,  hinein;  hell- 
blau ist  die  Farbe,  welche  diese  das  eigentliche  Gebirge  ringförmig  einschliefsende 
Höhenschicht  trägt,  und  nur  einzelne  kleine,  bis  zu  2000  Fufs  ansteigende  Berg- 
massen finden  sich  in  ihr  inselartig  zerstreut,  z.  B.  westlich  und  östlich  von  Flau, 
ostlich  und  südlich  von  Stadt  lim  und  zwischen  Meiningen  und  Schmalkalden.  Wäh- 
rend so  die  bis  zu  1500  Fufs  sich,  erhebenden  Terrassen  in  helleren  Farbentönen 
gehalten  sind»  hat  man  zur  Bezeichnung  der  Höhenschichten  des  eigentlichen  Wald- 
gebirges saftigere  Töne  genommen,  durch  welche  sich  dasselbe  gleichsam  plastisch 
aus  den  niederen  Vorstufen  heraushebt  und  das  Streichen  des  Gebirges  genau 
bezeichnet  wird.  Chromgelb  ist  die  Farbe  dieser  von  1500  bis  2000  Fufs  ansteigen- 
den Terrasse,  deren  nordwestlichsten  Ausläufer  der  Wachstein  bei  Ruhla  bildet; 
sie  schliefst  in  scharf  markirten  Grenzen  die  carmoisioroth  bezeichnete  Höben- 
Schicht  von  2000 — 2500  Fufs  ein,  welche  auf  der  Karte  sich  dem  Auge  einer 
Ausgebreiteten  Alge  ähnlich   darstellt.     Vom  Wachstein  an  zieht  sich,  gleichsam 


382  SitKangsbericht  der  Berliner  geographischen  GeaellBchaft. 

als  Haoptader  dieser  Blattpflanze,  der  Rennsteig  hin,  in  welchen  als  Seitenadem 
dnrch  tief  eingeschnittene  Thaler  die  Fahrstrafsen  ans  den  tiefer  gelegenen  Ter- 
rassen heraufsteigend  mfinden.  Nur  einzelne  detachirte  Berge  von  gleicher  Hohe 
erscheinen  abgesondert  von  dieser  Terrasse,  z.  B.  der  Breite  und  Kahle  Berg  bei 
Ruhla,  der  Seimberg  südlich  von  Brotterode,  die  Schwarze  Kuppe  westlich  tod 
Zella  etc.  Dunkelblau  endlich  ist  die  Farbe,  welche  die  Höhenschicht  von  2500 
bis  3000  Fufs  trägt;  sie  bezeichnet  den  eigentlichen  Kamm  des  Qebirges  und 
beginnt  auf  unserm  Blatte  als  zusammenhängende  Masse  von  NW.  nach  SO.  mit 
dem  Sperrhügel  (2740  Fufs),  während  nach  dem  NW.  zu  nur  einzelne  Berg- 
gruppen,  wie  der  Inselsberg  (2820  Fufs),  der  Grofse  Jagdberg  und  der  Hintere 
und  Mittlere  Hühnberg  (2569  Fufs)  aus  der  bis  zu  25(X)  Fufs  sich  erhebendem 
Terrasse  henrorragen.  Nur  zwei  Berge,  der  Schneekopf  und  der  Grofse  Beerberg 
(aOlO  und  3028  Fufs)  überragen  die  Kammhöhe  von  3000  Fufs,  und  diese  bei- 
den Zinnoberroth  angedeuteten  Bergkuppen  treten  deutlich  aus  dem  Dnnkelblan 
des  Gebirgskammes  herror.  Unserer  Ansicht  nach  müfste  diese  Karte  eine  noth> 
wendige  Begleiterin  aller  Derer  werden,  welche  den  Thüringerwald  mit  wahrem 
Nutzen  bereisen  wollen,  da  kaum  eine  andere  im  Stande  ist,  ein  so  anschauliches 
Bild  der  Bodenplastik  des  thüringer  Landes  wiederzugeben,  als  die  Yorliegende 
Höhenschichtskarte.  — r. 


Sitzung  der  geographischen  Gesellschaft  zu  Berlin 

vom  5.  Jani  1869. 

Die  Sitzung  eröffnend,  theilte  Herr  Bastian  einen  ron  dem  Reisenden  Hern» 
Rohlfs  ans  Alexandria  rom  17.  Mai  eingelaufenen  Brief  mit,  wonach  der  letztere 
die  Oase  Siwah  besucht,  dort  einen  sehr  guten  Empfang  gefunden  und  die  Er- 
lanbnifs  erhalten  hat,  die  daselbst  vorhandenen  Ruinen  zu  untersuchen.  Der  Vor- 
sitzende legt  hierauf  die  eingegangenen  Schriften  und  Karten,  sowie  eine  einge- 
sandte Probe  des  von  England  nach  den  Scilly- Inseln  gelegten  unterseeischen 
Kabels  ror. 

Herr  Roth  sprach  mit  Zugrundelegung  der  seit  dem  Jahre  1859  jährlich  er- 
scheinenden ffÄrmy  Military  Reports"  über  den  Einflufs  des  Gesundheitszustandes 
der  englischen  Armee.  Da  dieselbe  über  den  gröfsten  Theil  der  Erde  zerstreut 
und  theilweise  selbst  den  Einflüssen  des  Tropen-Klimas  ausgesetzt  ist,  so  mufs 
auf  die  Nahrung,  Kleidung  und  Wohnung  der  Soldaten,  als  die  Haupt-Schntzmittet 
des  Menschen  gegen  das  Klima,  die  gröfste  Sorgfalt  verwendet  werden.  Die  in 
dieser  Beziehung  getroffenen  Einrichtungen  sind  aber  in  keinem  Heere  so  gut 
wie  in  dem  englischen,  da  beispielsweise  für  jeden  Mann  des  englischen  Heeres- 
in  den  Depots  ein  vierfacher  Anzug,  nämlich  eine  gewöhnliche  Tuchnniform,  ein- 
Anzug von  leichteih  Baumwollenzeuge,  eine  Pelzbekleidnng  und  ein  wasserdichter 
Anzug  bereit  liegen,  um  davon  je  nach  den  Umständen  Gebrauch  zu  machen.. 
Was  durch  die  Sorge  für  die  Gesundheitspflege  des  zu  zwei  Dritteln  stets  in  den 
Colonien  vertheilten  Heeres  zur  Zeit  erreicht  wird,  geht  aus  folgenden  Zafaieui 
hervor:  In  Gibraltar  und  Malta,  als  den  gesundesten  Stationen,  beträgt  die  Sterb- 
lichkeit unter  je  tausend  Mann  im  Jahre  8,89,  in  Kanada  und  Neu-Braunschweig^ 

l     • 


Sitzungsbericht  der  Berliner  geographischen  Geseilschaft.  383 

9,5,  in  England  selbst  9,6,  was  der  im  prenfsiscben  nnd  französischon  Heere  ge- 
wöhnliehen Sterblichkeit  gleichkommt;  am  Kap  nnd  anf  St  Helena  10,6;  bei  den 
Trappen,  die  sich  der  Dislocimng  wegen  an  Bord  der  Schiffe  befinden  (durch- 
schnittlich 6700  Mann),  10,5;  in  Australien  und  Nen-Seeland  12,  anf  Mauritius 
14.  Seit  1867  sind  daselbst  aber  pemiciöse  Fieber  ausgebrochen,  welche  88  vom 
Tausend  der  Bevölkerung  hinweggeraffl  haben.  In  Ceylon  21,  in  Indien,  wo  sich 
im  Jahre  1866  58,000  Mann  europäischer  Truppen  befanden,  gleichfalls  21,  auf 
den  Bermudas,  wo  den  Soldaten  nur  Regen-  oder  Cistemen- Wasser  zu  Gebote 
steht,  24,  in  Westindien,  wo  continuirliche  und  gelbes  Fieber  herrschen,  26;  end- 
lich in  Hongkong,  als  der  schlimmsten  Station,  42.  Hier  wird  die  grofse  Sterb- 
lichkeit der  aus  der  Verwitterung  eines  dunklen  Granits  entstehenden  Malaria 
zugeschrieben.  Bei  den  eingeborenen  Truppen,  welche  zum  englischen  Heere  ge- 
hören, sind  die  Sterblichkeitsverhältnisse  im  Ganzen  dieselben  wie  bei  den  euro- 
päischen Truppen,  nämlich  in  West-Afrika,  wo  nur  eingeborene  Soldaten  in  An- 
wendung kommen  I  38  und  in  China  42.  Der  Durchschnitt  des  Ganzen  beträgt 
14,  12  vom  Tausend. 

Herr  Fofs  besprach  v.  Maack's  Urgeschichte  des  Schleswig  -  Holsteinischen 
Landes.  Bd.  I.  Kiel  1869.  Bei  der  Besprechung  des  Buches  folgte  jedoch  der 
Ref.  nicht  dem  Gange  des  Werkes ,  sondern  ordnete  den  Inhalt  nach  anderen 
Principien.  Zuerst  behandelte  er  die  Namen  des  Landes  nnd  die  daran  sich 
knüpfenden  Hypothesen.  Darauf  wurde  die  Westgrenze,  also  die  Nordsee»  be- 
sprochen. Der  Durchbmch  des  Canales  und  die  Wirkungen  desselben  auf  die 
WestkQste  wurden  dargestellt,  femer  die  Veränderungen,  welche  vor  demselben 
sich  dort  zugetragen  hatten.  Ebenso  wurde  die  Ostseekäste  untersucht.  Dann 
ging  Ref.  auf  die  Bodengestalt  des  Landes  und  zuletzt  ganz  kurz  auf  die  Flora 
und  Fauna  ein. 

Herr  Spill  er  besprach  das  prachtvolle  Nordlicht,  welches  am  15.  April  d.  J, 
in  der  nordamerikanischen  Union  sichtbar  wurde  und  welches  in  New- York  ohne 
künstliche  Batterien  die  Telegraphendrähte  mit  einer  Kraft  von  400  Elementen 
wirksam  machte,  und  schlofs  daran  seine  durch  Zeichnungen  nnd  Modelle  erläu- 
erte  Theorie  dieser  Erscheinung.  Nach  ihm  gehört  dazu:  1)  ein  hoher  Grad 
von  statischer  oder  Spannungselektrizität  in  den  obem  Lnftschichten,  wobei  die 
obere  warme  sQdliche  Strömung  positiv,  die  obere  kalte  nördliche  aber  negativ 
elektrisch  ist;  jener  Lnftstrom  schiebt  sich  östlich  vor,  dieser  bleibt  westlich  zu- 
rück. 2)  Eine  hinreichend  kräftige  Entwickelung  der  dynamischen  Thermoelek- 
trizität an  der  Erdoberfläche,  wovon  der  positive  Strom  in  einer  von  O.  nach  W., 
der  negative  in  einer  von  W.  nach  O.  gerichteten  Spirale  geht  8)  Der  durch 
die  Thermoelektrizität  erzeugte  Erdmagnetismus,  welcher  an  der  Westseite  des 
magnetischen  Meridians  die  positive,  an  der  Ostseite  die  negative  Elektrizität  ab- 
stöist.  Bei  relativ  sehr  trockener  Luft  findet  dann  eine  durch  Glimmlicht  sich 
olFenbarende  doppelte  Ausgleichung  der  Elektrizitäten  statt:  an  der  Westseite  .des 
magnetischen  Meridians  zwischen  dem  positiven  thermoelektrischen  Strome  und 
der  negativen  Elektrizität  der  unteren  westlich  zurückbleibenden  Lüftschicht,  an 
der  Ostseite  zwischen  dem  negativen  thermoelektrischen  Strome  und  der  positiven 
Elektrizität  der  vorgeschobenen  obem  Luftschicht.  Das  Licht  steigt  eigentlich 
in  zwei  Flächen  empor,  welche  nach  oben  wegen  der  dorthin  abnehmenden  ab- 
^tofsenden  Kraft  des  Erdmagnetismus  einander  näher  treten  und  eine  Art  Ton- 


384  Sitoimgsbericht  der  Berliner  geographischen  Geflellschait. 

nengewölbe  bilden;  aber  der  in  der  Richtung  der  Axe  dieses  Tonnels  wiricend«l 
Erdmagnetismus  macht  es  durch  seine  polare  Einwirkung  su  einem  geschichtetet-] 
und  farbigen.    Der  Erdmagnetismus  hält  in  der  Richtung,  in  welcher  er  am.  krif* 
tigsten  wirkt,  nämlich  in  der  Inklinationsrichtung,  das  elektrische  Licht  rings 
sich  fem,  wodurch  die  Krone  gebildet  wird.    Da  die  aufsteigenden  Ströme  eii 
ander  entgegengesetzt  sind,  so  werden  die  Antheile  ron  ihnen,  welche  durch 
statische  Elektrizität  der  beiden  Luftschichten   noch  nicht  zur  Ausgleichung 
kommen  sind,  das  Bestreben  zeigen,  einander  anzuziehen,  und  können  dieses 
so  eher,  je  weiter  sie  von  der  Krone  entfernt  sind,  woraus  sich  völlig  geschh 
sene  Bogen  bilden.     Durch  das  dunkle  Kreissegment  am  Ende  des  Bogci 
gewölbes  sieht  man,  wie  auch  durch  die  offene  Krone,  in  den  leeren  Weltraui 
Dafs  sich  ein   vollendetes  Polarlicht  kuppelartig  gestaltet,    beruht  auf  dertell 
optischen  Täuschung,  welche  uns  den  Himmel  kugelförmig  zeigt. 

An  Geschenken  gingen  ein: 

1)  Simon  in,  Sopra  una  collezione  composta  di  oggetti  antutorid  trotfoti 
isole  delt  arcipelago  toscano,  Firenze  1867.  —  2)  Registrande  der  geographiscl 
statischen  Abtbeilung  dta  grofsen  Generalstabes.  Berlin  1S69.  —  3)  Zenkej 
Der  Suez-Canal  und  seine  commercielle  Bedeutung,  besonders  für  Deutschi 
Bremen  1869.  —  4)  Quetelet,  Observationg  du  ph^homhies  p^wHquet 
lea  ann^es  1865  et  1866.  {Acod,  roy,  de  Belgique,  Mim.  XXXVIL)  —  5)  Qi 
telety  Sur  la  diffir&xce  de  longutide  entre  lea  observatoires  de  Lejfde  €t  de 
xelUs  etc,  {Bullet,  de  VAcad.  rojf.  de  Belgique.)  —  6)  Quetelet,  Sur  lea 
ßlemtea  p&iodiquea  <lu  moia  d'Aout  1867.  Ebends.  —  7)  Quetelet,  Progrh 
iravaux  atatiatiquea,  Ebends.  —  8)  Quetelet,  Sur  lea  phinomknea p&iodiquea 
g4n&al.  Ebends.  —  9}  Bulletin  de  la  Soci€ti  de  Geographie.  V*  S^.  X^ 
1869.  Mars— Avril.  Paris.  —  10)  Petermann's  Mittheilungen.  1869.  N. 
Gotha.  —  11)  Gaea.  Natur  und  Leben.  1869.  Heft  5.  Köln.  —  12)  Biji 
tot  de  Icutl'land'  en  volkenkunde  van  Nederlandach  IndiS.  3*  Volg.  D.  IIL  St  3. 
13)  Gonggrijp,  £ene  bijdrage  tot  het  3*  Z>.  4*  St.  der  Bijdragen  vor  het 
Inat.  voor  de  taaU^  land-  en  volkenkunde  etc.  —  14)  Archivea  dea  Miaaiona  acit 
Jiquea.  2*  S^r.  T.  V.  Livr.  2.  Paris  1869.  —  15)  Verhandlungen  des  nati 
forschenden  Vereines  in  Brunn.  Bd.  VL  1867.  Brunn  18C8.  —  16) 
hifdrographiquea,  1*' — 3*  trimestrc  1868.  Paris.  —  17;  Bulletin  de  la  Sodi 
dea  NaturaUatea  de  Moacou.  1868.  N.  3.  Moscou  1869.  —  18)  M^oirea 
la  Socim  phgaique  et  naturelle  de  Bordeaux,  T.  VI.  1.  2.  Bordeaux  1868^61 
19)  Preufsisches  Handelsarchiv.  1869.  N.  19-22.  BerUn.  —  20)  Brüllow] 
Wandkarte  für  die  H«imathskuDde.  10  Bl.  Beriin  1869.  —  21)  v.  Dechei 
Geognostische  Uebersichtskarte  von  Deutschland,  Frankreich,  England  und  d< 
angrenzenden  Ländern.  Nach  den  gröfseren  Arbeiten  von  v.  Buch,  de  Beaumoi 
und  Dufrenoy,  Greenough.  2.  Ausg.  1869.  2  Bl.  Berlin.  ~  22)  Piano  tof 
grdifico  de  la  ciudad  de  Buenoa  Airea  y  de  todo  au  inclu^endo  parte  de  loa  partic 
de  BelgranOy  levantado  por  el  departamento  topogrdifico  y  publicado  por  Satumk» 
Salaay  German  Kuhr,  Pedro  Benoit,  Ygnacio  Casagemaa^  Ant,  E.  Malaver. 
1867.  M.  1  :  8000.  3  Exemplare.  —  23)  V.  de  Möller,  CarU  giologiqw  dti 
veraant  occidental  de  VOural     M.  1:840,000.     St  P^tersboui^  1869. 


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Taf.V: 


Grosse.  Eh t,n.t  zum    Distr.GlIIid.et/ 


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XV. 

Barometer  -  Hohenmessungeu 

von  dem  grofsherzoglich  weimarBchen  Amte  Ostiieim  vor  der 

Rhön,  im  eisenacher  Oberlande* 

Ausgeführt  vom  Major  a.  D.  A.  W.  Fil^  aus  Tlinenau  i.  J.  1868. 


Das  Amt  Ostheim  vor  der  Rhön  liegt  an  der  Sa£Ber0ten  West- 
igrensse  der  Grafschaft  Henneberg  und  begreift  denjenigen  Landstrich, 
der  im  mittleren  Zeitalter  einen  Theil  des  alten  Baringgaues  nnd  des 
Tnllifeides  aasmachte,  zu  beiden  Seiten  der  Bahre  und  der  Streu,  g&ns- 
iieh  innerhalb  des  Königreichs  Bayern,  und  östlich  an  dem  Rhön- 
Gebirge.  Es  falst  folgende  Ortschaften  in  sich:  die  Stadt  Ostheim 
mit  dem  Beinamen  „vor  der  Rhön^,  Schlofs  Lichtenberg,  Marktflecken 
Sondheim  vor  der  Rhön,  die  Dörfer  Ursgringen,  Stetten  und  das  nord- 
wärts abgesondert  gelegenen  Melpers.  Eine  Besondemheit,  die  wir  in 
den  Fluren  Ostheim  und  Sondheim  finden,  ist  die,  dafs  die  erstere 
198,  die  andere  92  bayersche  Enclaven  (kleine  und  grofse 
Ackerstncke,  selbst  einige  H&user),  in  Summa  also  290  in 
sich  schliefsen,  über  welche  das  Königreich  Bayern  die 
Hoheitsrechte  fibtl  Es  wfire  wohl  der  Mühe  werth  gewesen,  diese 
ungünstigen,  störenden  Yerhfiltnisse  bei  dem  Friedensschlüsse  1866 
völlig  abzustofsen. 

Mit  Melpers  enthält  das  in  Rede  stehende  Amt  nach  amtlicher 
Angabe  1,075  □  Meilen  Flächeninhalt,  ^worunter  die  berührten  bayer- 
sehen  Enclaven  in  Ostheim  und  Sundheim  nicht  inbegriffen  sind.  Nach 
meiner  Berechnung,  der  die  Generalstabskarte  1 :  100,000  zu  Grunde 
liegt,  fand  ich  für  die  Hauptmasse  Ostheim  0,97o  preufs.  □  Meilen,  für 
Melpers  0,065  dergleichen,  in  Summa  also  für  das  ganze  Amt  1,025  pr. 
Q  Meilen  Flächeninhalt,  Das  gesammte  Grofsherzogthum  Weimar  ent- 
hält nach  einer  neuern  im  Ministerium  angestellten  Berechnung  65,786 
□  Meilen.  Nach  der  letztern  Zählung  (vom  3.  Dezember  1867)  hatte 
das  Grofsherzogthum  282,856,  das  Amt  Ostheim  3860  Einwohner.  — 
Das  Areal  des  Waldbodens  in  letzterem  ist  nach  Verhältnifs  des  gan- 
Esn  Flächenrauoies  nicht  unbeträchtlich;  der«  Staatsforst  Ostheim,  d.  i. 
^der  Höhn""  nördlich  von  der  Stadt,  umfafst  1688  Acker  95  DR.,  die 
Gemeinde-  und  Privatwaldungen  zur  Stadt  Ostheim  2216^  Acker,  zu 

Z^Uchr.  d.  QMftUteh.  f.  Brdk.   Bd.  IV.  ^^ 


386  A.  W.  Filt: 

Sondheim  1376  Acker  90  R.^  tu  ürspringen  863  Acker  94  R.,  n 
Stetten  432  Acker  und  xa  Melpers  ca.  6^  Acker,  daher  im  gaam 
Amte  6509  Acker  Waldboden,  d.  i.  etwa  der  4.  bis  5.  Tbeil  des  g»- 
gammten  Flächeninhalts.  Die  Gemeinden  decken,  wie  versichert  wnrdi^ 
ihren  Holzbedarf  zum  Haasgebraueh  und  za  Hauptbanten  ziemfidb 
ganz.  Die  fiscalische  Forst  Ostheim  bringt  nach  Angabe  des  d<»tq|ei 
Revierforsters  35,000  Gabikfurs  Holz  jährlich  ein.  —  Im  ganzen  Aale 
finden  sich  ferner  nach  der  letzten  Zählung:  809  Wohnhänaer,  3866 
Einwohner,  108^  Pferde  und  2022  Stock  Rindvieh. 

In  allen  Orten  ünden  wir  emsige  Betreibung  der  Handwerke  im  Win- 
ter, besonders  viel  Schuhwerk  und  gegerbtes  Leder  wird  aosgefobt; 
Ueberall  zeigt  sich  eine  gute  Gultur  der  Felder,  unterstützt  durch  gotea 
Boden,  mildes  Klima  und  durch  die  bestehenden  landwirth6cliaftÜdie& 
Vereine;  ferner  finden  wir  Brandweinbrennereien  und  die  damit  verbsa- 
denen  YorUieile  der  Viehmastung;  auch  die  Benutzung  beträchÜicherHn- 
feider  auf  der  Rhön  kommt  dem  dortigen  Landmann  sehr  zn  stattes. 
Man  kann  jährlich,  wie  versichert  wurde,  80  bis  120  Stuck  gemästet« 
Rindvieh  rechnen,  das  in  jedem  Orte  aufgekauft  und  in  entfernte  Geg«h 
den  gebracht  wird.  Selbst  die  Bienenzucht  ist  vertreten,  indem  dai 
Amt  292  Bienenstöcke  aufzuweisen  hat 

Die  Burg  Lichtenberg  war  sonst  der  Wohnsitz  einer  Linie  der 
Grafen  von  Henneberg,  später  fiel  sie  an  Otto  von  Bodenlanbe,  an 
das  Stift  Würzburg  etc.  Eine  Reihe  Burgmänner  von  Ll<^tenbeTg 
werden  uns  genannt,  so:  Jos.  von  Mafsbach,  Jos.  von  der  Kdire, 
V.  Sternberg.  1366  kam  Lichtenberg  an  den  Landgrafen  za  Tbiixiii- 
gen,  1433  an  den  Grafen  Georg  I.  von  Henneberg*Römhild,  der  1415 
die  Dörfer  Sondheim  vor  der  Rhön,  Ürspringen,  Melpers  nnd  AUeo- 
feld  (die  jetzige* Wüstung)  an  sich  brachte.  Von  jener  Zeit  an  erfiieh 
das  Amt  Lichtenberg  nach  und  nach  den  heutigen  Umfang.  1548  e^ 
hielt  es  Graf  von  Mannsfeid.  1555  kam  zwischen  diesem  ond  den 
ernestinische  Hanse  Sachsen  ein  Vertrag  zu  Stande,  demzufolge  Rom- 
hild  und  Lichtenberg  den  Herzogen  zu  Sachsen  abgetreten  wurde. 
1638  erhielt  Weimar  das  Amt  Lichtenberg,  das  heutige  Amt  Ostheio 
vor  der  Rhön. 

Was  nun  speciell  die  hier  folgenden  Barometer -HöhenmessuDgeo 
anbetrifft,  so  bemerke  ich  noch,  dafs  mir  nachbezeichnete  meteoit^ 
gische  Stationen  ihre 'gleichzeitigen  Beobachtungen  bereitwilligst  zuge- 
wendet haben:  Arnstadt  bei  873,5  —  Meiningen  bei  892,8  und  Gr. 
Breitenbach  mit  1945,2  pariser  Fufs  absoluter  Höhe.  Allen  Herren 
Beobachtern  nochmals  meinen  schönsten  Dank  für  diese  Mühen. 


Barometer«  Höhenmetsaxigen. 


387 


Die  speciellen  Hohenmessungen  'vom  Amte 

Ostheim. 


No. 


1. 


2. 
3. 


4. 


5. 
6. 


7. 


8. 


Benennnng  der  gemesseDen  Punkte. 


A.   Der  StrenfluBS  nnd  die  daran  liegenden 

Orte  thalaufwärtB. 

Die  bajersche  Landesgrenze  darchschneidet  die 
Strea  antciiialb  Ostbeim,  nicht  weit  von  der 
Eupfermuble 

Die  Kapfermühle  zu  Ostbeim,  600  Scbritt  west- 
licb  von  der  Landesgrenze,  Thalsoble    .     . 

Ostbeim  vor  der  Rbön,  Stadt  mit  2434  Einwob- 
nern,  am  Rockentbore  nnd  200  Scbritt  iiber 
der  Amtmannsmable,  Wasserfl&cbe  der  Strea, 
Mittel  aus  2  Beobachtungen 

Ostbeim,  Gasthof  zum  Schwan,  Hans  II 210, 
eine  Treppe  hoch,  18  Fnfs  aber  dem  Stra- 
IjBenpflaster  in  der  Marktstrafse,  Fensterbmst- 
webr,  Mittel  aus  32  Beobacbtangen  .     .     . 

Das  Strafsenpflaster  an  diesem  Hause  daher    . 

Ostbeim,  am  Forstbause,  das  am  höchsten  ge- 
legene Wohnhaus  der  Stadt,  No.  IV.  438,  ge- 
gen 6  Fufs  über  dem  Fufs  des  daneben  ge- 
legenen Neutbor£,  ziemlich  gleich  hoch  mit 
der  Kirche 

Ostbeim,  Fufs  der  Kirche,  auf  der  hoben  Nord- 
seite der  Stadt,  nach  der  preufsischen  Ge- 
neralstabskarte (Mafsstab  1  :  100,000).    .     . 

Ostbeim,  im  Garten  des  Felsenkellers,  3 — 400 
Scbritt  S.  von  der  Streu  am  oberen  Ende  der 
Stadt,  gegen  5  Fufs  über  der  Schwelle  des 

Hauses 

Ostbeim  ^vor  der  Rhön^,  so  bezeichnet  zum 

Unterschiede    der    beiden.  Ostheims  im   Würz- 

burgischen,  bat  schon  im  9.  Jahrhundert  exi- 

stirt.     1202   bestand  eine  adelige  Familie  die- 

25  • 


Absolute 
Höhe 

in  pariser 
FoTs. 


861 
870 


892 


919 
901 


943 


941 


934 


388 


.A.  W.  FiU: 


No. 


Beneunimg  der  gemesseDen  Punkte. 


AbMlote 
Höbe 

mptriMT 
FoCl 


sea  Namens.  Sonst  waren  hier  begütert:  die 
Herren  v.  d.  Kehre,  v.  Griesheim,  v.  ZafraCB, 
V.  Battlar,  Neoenburg,  v.  d.  Tann,  v.  Steinaa, 
V.  Weihers  and  andere.  —  Die  Kirche  ist  mit 
hohen  Maoem  umgeben,  die  mit  4  Thfirmea 
besetzt  sind.  Der  ansehnliche  Kirchhofsraom 
aber  enthält,  wie  mir  versichert  wurde,  gegen 
200  massive  Keller,  die  Eigenthum  einzelner 
Haasbesitzer  der  Stadt  sind,  in  welche  sie  i^re 
Wintervorräthe  unterbringen.  Jeder  der  be- 
sagten Keller  ist  mit  einem  D&cbelchen  ver- 
sehen, hoch,  niedrig  und  in  allen  Gestalten 
geben  sie  ein  wunderbares  Ansehen  des  Gan- 
zen, zumal  neben  einer  Earche.  Oben,  nach 
No.  3  und  5,  liegt  das  Wasser  der  Streu  nur 
9  Fufs  unter  dem  Strafeenpflaster  im  hohen 
Sommer.  Die  Einwohner  haben  daher  selten 
trockene  Haaskeller  und  sind  genothigt,  ihre 
Bestände  in  jene  hoch  gelegenen  Räume  zu 
schaffen.  —  Das  Justiz-  und  das  Rentamt, 
beide  befinden  sich  in  der  Stadt.  Diese  hat  noch 
aufserbalb  11  Mühlen,  und  zwar  der  Reihe 
nach  von  oben  her:  Loh -Mühle,  Johannes- 
Mühle,  Katzenhauks-Mühle,  Scheer-Mühle,  Walk- 
Mühle,  Moritz -Mühle,  Eps- Mühle,  Brücken- 
Mühle,  Bock -Mühle,  Amtmanns -Mühle  und 
Kupfer-Mühle. 


"9.         Die  Thalsohle  der  Streu  an  der  Katzensauks- 
Mühle,  der  3.  von  oben 

10.  Die  Streu  tritt  zwischen  Ostheim  und  Nordheim 
in  das  weimarsche  Gebiet,  nördlich  vom 
Dachsberge,  Thalsohle 

Bemerknng:    Die  obere  Stren  bis  sar  Quelle,   siese 
weiter  nnter  bei  dem  Dorfe  Melpers. 


929 


983 


Barometer-  HöhenmeaBungen. 


889 


No. 


Benenniing  der  gemessenen  Paukte. 


Absolute 
Höhe 

in  pariser 
Fafs. 


11. 
12. 

13. 


14. 


15. 


16. 


17. 


18. 

19. 
20. 

21. 
22. 

23. 

24. 


B.  Die  linke  Uferseite  der  Streu  mit  dem 
Schlosse  Lichtenberg^  und  mit  dem  gress- 
hercoi^lichen  Ferste  „der  Hdhn'^  genannt. 

Das  steinerne  Kreuz,  zwischen  dem  kleinen 
und  grofsen  Bargwege,  N.  vor  der  Stadt  . 

WeiherBhaak,  kahler  Kopf,*  1800  Schritt  NW. 
von  der  Stadt,  mit  schöner  Aussicht      .     . 

Sattel  zwischen  diesem  und  dem  Schlofse  Lich- 
tenberg, am  Wege  von  Ostheim  nach  Neu- 
stildles  nnd  am  Bargwege 

Pfaffensteig,  Berg  O.  dem  steinernen  Ejreuze 
gegenüber  

Die  Südspitze  vom  Forstort  Oestripp,  am  Barg- 
wege  

Der  höchste  nördliche  Punkt  vom  Gestripp,  am 
B.  85  und  gegen  30  Sehr.  S.  von  der  Bank 

Braunsrahe,  Bank*),  160  Sehr.  S.  vom  Burg- 
thore  und  N.  am  Oestripp,  zu  Ehren  des 
Herrn  Forstmeister  Braun  in  Zillbach  also 
benannt 

Der  FuTs  des  änfsem  Burgthors  vom  Schlofse 
Lichtenberg 

Der  Fufs  des  hohen  massiven  Thurmes  ebenda 

per  Lindenplatz  im  Vorhofe,  Mittel  aus  5  Be- 
obachtungen     

Der  innere  Hof  von  Lichtenberg 

In  demselben  Schlofse,  Gaststube  2  Treppen 
hoch  (Lichtenberg  mit  5  Einw.)    .... 

Der  Thurmknopf  von  Lichtenberg,  nach  der 
preufsischen  trigonometrischen  Messung  .     . 

Dasselbe  Schlofs,  welcher  Punkt?  nach  der  preu- 
fsischen Generalstabs-Earte  (1  :  100,000)     . 


1096 
1304 


1192 


1121 


1299 


1381 


1388 

1445 
1451 

1459 
1465 

1496 
1579,m 

1446 


')  Mit  schöner  Aussicht  anf  die  Gleichberge,  Hafsberge,   auf  den  Kreniberg; 
nnd  aaf  die  Bhön  ttberbaapt. 


390 


A.  W.  FÜ8: 


25.  Sattel  zwischen  dem  Schlofsberge  ood  dem  er- 
sten Kopfe  östlich,  Grease  swiecheii  den 
Forstorten  Winterieite  und  Weingarten  •     • 

26.  Erster  Kopf  gegen  800  Schritt  O.  von  der  Burg, 
Grenze  zwischen  Winterleile  und  Weingar- 
tenthal    

27.  Sattel  zwischen  dieser  und  der  O.  zunächst  fol- 
genden Kuppe     

28.  Die  O.  darauf  folgende  Kuppe,  Grenze  dersei- 
hen  beiden  Forstorte 

29.  Winterleite,  östliche  untere  Waldspitze  auf  dem 
Kamm,  nahe  am  Stein  75 ,  hier  geht  der 
Crinolinenweg  vom  Scblofs  her  vorüber.     . 

30.  Der  nahe  Sulzbach  östl.  davon  (schon  bayerisch) 

31.  Geifsruck,  Feldköpfchen  gegen  800  Schritte  N. 
von  der  Kupfermuble 

32.  Die  westl.  obere  Wiesenspitze  im  Winterthale, 
zwischen  Winterieite  u.  Schwarzelochswand 

33.  Das  Südende  von  der  Linie  zwischen  Sulzwand 
und  Schwarzelochswand,  am  Stein  45    .     . 

33a.  Die  SO. -Waldspitze  von  der  Sulzwand  nahe 
am  Stein  45  .....     .' 

34.  Nordostecke  der  Sulz  wand  an  den  Willmarschen 
Sulzwiesen,  B.  Landesgrenze,  St.  23,  26,  27 
K.  B.,  \  Meile  S.  von  Willmars    .... 

35.  Die  Sulz  ebenda,  Östlich  daneben   ..... 

36.  Die  nördliche  Landesgrenze  an  der  Linie  Alten- 
burg und  Sulzwand  und  am  Stein  26.     .     . 

37.  Da  wo  die  Linien  von  Sulzwand,  Sendeisgraben 
und  Altenbiirg  zusammentrefTen ,  in  einem 
Thälchen 

38.  Das  Zusammentreffen  der  Linien  von  Sendeis- 
graben, Schwarzelochswand  und  Sulzwand ; 

3d.  Oberes  Ende  der  Linie  zwischen  Winterleite 
u.  Schwarzelochswand,  am  Ost  heimer  Schlofs- 
felde,  nahe  a.  St.  54,  oberer  Anfang  eines 
Thälchens 


1333 


1349 
1209  • 
1223 


989 
918 

962 

1004 

957 

939 


961 
950 

1076 


1061 
1129 


1128 


Barometer*  BobOflmflssnngen. 


39  r 


Absolnte 

No. 

Benennnng  cler  gemessene«  Pmikie.. 

Höhe 

in  pariser 

Fnrs. 

40. 

Oberes  Bnde  der  Linie  swischen  Sebwarse^oobfr* 

wand  und  Sendeisgraben 

1158 

41. 

Oberes  Ekide  der  Linie  zwiscbea  Sendeisgraben 

und  Altenburg 

1149 

42. 

Das  Ostfaeimer  Schlofsfeld,  Sattel  N.  am  Scblofs 
Lichtenberg,   niobt  weit  ?om   Schlofsbergs- 

Grenzstein  No.  75 

1265 

43. 

NordoBtende    der    Linie    zwischen.  Altenburg, 

Willmarser  Weg  und  Fiehtig,  Landesgrense. 

1261 

44. 

Die  nördlichete  Waidspitze,  am  Fiefatig  und  am 
Willmarser  Felde,  zugleich  am   Holze  des 

Grafen  von  Soden,  Stein  No.  1      .     .     .     . 

1202 

45. 

Nördliche  Landesgrenze  am  FSchtig  und. an  der 

■ 

Eintenpfutze     . •     •     • 

1349 

46. 

Am  Durchschnitt  der  Linien  von  Willmarserweg, 

^»  «^  ♦«■  ^^ 

; 

Fichtig,  Entenpfutze  und  Kellersweg.     .     . 

1456 

47. 

Die  Linie  200  Sehr.  N.  davon,  zwiseheu  Fich- 

tig und  Bntenpfutae •     •     . 

1471 

48. 

Die  Kahhalle,    Forsteifeld  NW.  vom   Scblofs- 

berge,  höchster  Funkt 

1266 

49. 

Durchschnittspunkt -der    vier   Linien    zwisdien 
Entenpfutze^  Tännerschlag,  Eellersweg  und 

Franzosensehlag  t 

1511 

50. 

Höchster  Punkt  der  Linie  zwischen  Entenpfutze 
und  Tännerschlag,  gegen  250  Schritt  N.  von 

No:  49 

1527 

51. 

Ein  Ponkt  in  derselben  Gegend,  nach  der  preo- 

fsischen  Generalstabs^Karte  ...... 

1538 

52. 

Nordende  d^r  Linie  »wischen  Entenpfutze  und 

Tännerschlag,  LandeSgrenze,  nahe  a.  St  19 

1465 

53. 

Nordende  der  Linie  zwischen  Tännerschlag  und 

Kinsburg,  Ländesgrenze,  nahe  a.  Wald  St. 7 

1421 

54. 

Die  N  W.-Ecke  des  ganzen  Forstes,  Landesgrenze 
•mit  Nordheim   und  Neustadtel,    Grenzstein 

No.  1.  Forstort  Einsburg      ...... 

1412 

55. 

Höchster  Punkt  des  Grenzweges  am  Forstort 

Kinsburg,  am  St.  S.  u.  52.  17      .     .     .     . 

1563 

S9Z 


A.  w.  ruti 


AbMhto 

Ko. 

BeneniiBiig  der  gemestenea  Pnnkie. 

HöW 

in  pariser 
Fnfi. 

56. 

Westende   der  Linie   switoben  Kineborg    nnd 

Saobad,  Laodeegrenze 

1503 

57. 

Krens   der   Linien   swischen   Fransosenscblag, 

Kinsbarg,  Saabad  nnd  Rodwand  .... 

138& 

58. 

Der  Rappacherbmnnen  am  Westende  der  Kali- 
balle  nnd  an  der  Rodwand,  nabe  am  Stein 

No.  37 

im 

Dieser  Brunnen  ist  gefafst;   aas  ibm  ent- 

nehmen die  Bewohner  des  Scbiobes  Lichtenberg 

ihren  Wasserbedarf  nnd  bringen  ihn  mnbsam 

hinauf. 

97. 

Dnrchschnitt   der   Linien    swischen    Rodwand, 

Saabad  und  Mfinnerhölseben 

1427 

60. 

W  estende  der  Linie  zwischen  Saabad  nnd  filfin- 

nerhölzchen,  Landesgrenze 

1371 

61. 

Südwestecke  des  ganzen  Forstes,  und  8 W. -Ecke 
vom  Männerhölzchen,  Landesgrense  am  Nord- 
heimer  Felde,  nahe  am  Waldsteine  No.  10. 

1601 

109S 

62. 

Das    untere    westliche   Rommersbuhlköpfehen, 

*  w^^ 

No.  61  südlich  gegenüber 

im 

63. 

Die  Wiese  zwischen  beiden  letzteren  Punkten, 

die  ^brausende  Wand '^^  genannt     .... 

1034 

64. 

Der  Sattel  zwischen  M&nnerhölzchen  und  dem 
obern  Rummelsbflhi,  am  St  14  nnd  an  der 

Doppeleiche :     .     , 

1173 

65. 

Obere  Rommersbühl,  freier  Kopf  S.  über  dem 

eben  genannten  Sattel 

121» 

66. 

Das  Sudende  der  Linie  zwischen  M&nnerhölz- 

chen und  Rodwand.     ........ 

1133 

Hiermit  sind  von  No.  15  bis  66  dieser  Mes- 

^ ^  ^^^^ 

sungen,  die  wesentlichsten  Pnhkte  des  Qrols- 

herzogliohen  Forstes  Ostheim  nach  ihren  abso- 

luten Hohen  gegeben.    Von  seiner  niedrigsten 

Stelle,  dem  Südende  der  Ruizwand  mit  939  FuTs, 

steigt  das  Terrain  alim&Ug  nordwärts  an,  bildet 

un  Tiinn erschlag  nnd  Entenpfütze  ein  Plateau 

1 

Barometer  -  HöhennMiBungen. 


393 


No. 


Benenaung  der  gemesaenen  Punkte. 


Abiolate 
Höhe 

in  pariser 
Fali. 


67. 


68. 
69. 


70. 

71. 

72. 
73. 

74. 


75. 
76. 

77. 

78. 

79 


von  1525  Fafs  Höhe  ond  erhebt  sich  dann  noch 
westwärts  bis  in  den  Forstort  Eühnsbarg  mit 
einer  absoluten  Höhe  von  1563  Pnfs  (s.  No.  55). 
Auf  dem  Südabfall  steigt  plötzlich  der  Schlols- 
berg  (Kalk)  stiBil  heraus  bis  su  1464  Pnfs;  alles 
andere  sind  nach  Norden,  Osten  und  Süden 
nicht  sehr  auffallende  Abdachungen. 
Höchster  Punkt  der  Chaussee  von  Oetheim  nach 
Nordheim,  gegen  500  Schritt  östlich  von  der 

Landesgrense . 

Die  Landesgrenze  wird  von  derselben  Chaussee 

durchschnitten 

Nordheim,  bayrisches  Dorf,  an  der  Brücke  über 
die  Bahre,  400  Schritt  südlich  vom  Orte» 
Wasserspiegel 

C.   Das  rechte  Ufer  des  Streuflusses, 

Meilenberg,  Landesgrenze  SO.  von  der  Kupfei^ 

mühle 

Bflchig,    freier   Berg  S.    von   derselben  Mühle, 

ansehnliche  Hocbflfiche 

Menriohstädter  Graben,  Kessel  W.  vom  Büchig 
Der  Weg  von  Ostheim  nach  Hainhof  schneidet 

die  Landesgrenze 

Mellrichstädter  Graben,  Höhe,  flacher  Kopf  im 

weiten    Sattel    zwischen    Büchig   und    dem 

Münchskopf 

Der  Sattel  östlich  daran,  gegen  Büchig  hin  . 
Der  Sattel  westlich  daran,  gegen  Münchskopf 

hin 

Die  NO.  Holzecke  am  Münchskopf,  nahe  der 

Landesgrenze 

Münchskopf,    östlich  vom   Wege   von  Ostheim 

nach  Frickenhausen 

Höchster  Punkt  des  eben  genannten  Weges,  in 

dem  Sattel  zwischen  Münchskopf  und  grofse 

Lindenberg 


1007 
986 


1002 


1014 

1098 
948 

1019 


1077 
1034 

1061 

1171 

1277 


1253 


3U 


A.  W.  FHs: 


No. 


Absolute 
Höhe 

in  pariser 
Fnfs. 


80.  Sattel  Ewkohen  Mflnebskopf  uttd  Heidelberg, 
S.  Ton  No.  79 1217 

81.  Der  schon  genannte  Weg  nach  Frickenhaasen 
**    schneidet  die  Landesgrenxe  am  Felde  and 

SO.  am  Heidelberge,  Wegweiser  ....         1183 

82.  Der  hISchste  Punkt  desselben  Weges  im  Heidel- 
berger Holze  ond  N.  von  No.  Sl  .     .     .     .         1214 

83.  Der  grofse  Linden beig,  N.  vom  Heidelberge   .         1356 

84.  Der  kleine  Linden berg,  N.  vom  letzteren    .     .         1188 

85.  Sattel  zwischen  beiden  Lindeubergen  ....         1 1 13 

86.  Oberband,  Feldköpfchen  N.  vom  kleinen  Linden- 
berge 995 

87.  Erste  Höhe  gegen  250  Schritt  S.  vom  Felsen- 
keller, Weg  nach  Frickenhaasen    ....  961 

88.  Die  Chaussee  40  Schritt  N.  vom  Felsenkeller, 
am  Wegweiser 915 

89.  Das  Thal :  der  Käfig,  W.  am  kleinen  Lindenberge  981 

90.  Heidelberg,  höchster  Ponkt,  speciell  ^beim 
Erlebusch '^  genannt,  Landesgrenze      .     .     .         1595 

91.  Derselbe  Punkt,  das  bayersche  trigonometrische 
Signal,  unterer  Rand  des  Bretterbelags,  nach 
der  preufsischen  trigonometrischen  Landes«« 
Vermessung 1640,tss 

92.  Der  erste  NW.  Sattel  von  No.  91 »  am  Bock- 
wege, Landesgrenze,  auch  am  untern  Wald«» 
behronger  Wege,  oder  auch  aber  d.  Birkicht 

,     genannt 1382 

93.  Ruckweg,  oder  mittlere  Heidelberg,  efste  Höhe 
NW.  von  No.  92 1423 

94.  Rückweg,  zweiter  Sattel  vom  gr.  Heidelberge, 
Landesgrenze,  höchster  Punkt  des  Fufswega 
nach  Ober-Waldbehrungen 1391 

95.  Das  oberste  Kreuz,  nfichster  NW.  Berg,  am 
Vierherrnstein,  es  grenzen  hier  Ober-  und 
Unter-Waldbehrungen,  Ostheim,  Sandheim, 
so  berichtete  mein  Fahrer;  am  Rückwege, 
oder  wie  sie  in  Bayern  sagen,  am  Ffirtwege        1449 


Barometer  -HöhMunMsungeii. 


395 


No. 


Benennung  der  gemessenen  Punkte. 


Absolute 
Höhe 

in  pariser 
Fnfs. 


96.  H6eli0ter  Pa&kt  des  Weg«8  von  Ostheim  nadk 
SoodbciiD,  Ober-Ehbach  and  Ober« Wald- 
befarungen,  Sattel  zwischen  Oberkrens  und 
Eaffenberg,  auch  das  östliche  Ende  rom 
Handsrück  und  am  Sondheinier  Felde    .     • 

97.  Eaffenberg,  Gemeindewald  zu  Sondheim     .     . 

98.  Sattel  zwischen  Kaffen-  ond  groise  Dacbsberg, 
höchster  Punkt  des  Weges  von  Ostheim  nach 
Sondheim 

99.  Or.  Dachsberg)  Orenzweg  zwischen  dem  Ost- 
und  Sondheimer  Walde 

100.  Derselbe  Berg,  nach  der  preafsischen  General- 
stabskarte  

101.  Dachsberg,  höchster  Punkt  des  Fnfswegs  von 
Ostheim  nach  Sondheim,  bayrische  Grenz- 
ecke am  Stein  No.  49  und  80  (alle  drei 
Heims  grenzen  hier) 

102.  Kleiner  Dachsberg,  freies  Köpfohen,  900  Sehr, 
östlich  vom  grofsen  Dachsberg 

103.  Die  Ostheimer  Warte,  höchster  Punkt  des  Berges 

104.  Sattel  W.  an  dieser  Warte,  am  Schiingenwege 

105.  Das  Kehltbal,  zwischen  derselben  Warte  und 
Raffenberg,  der  Schiingenweg  tritt  hier  in 
das  Thal,  oberer  Anfang  der  Kehl  wiese     • 

106.  Das    freie    Köpfchen  NO.    von  der  Ostheimetf 

Warte  (AllvÄter) 

107.  Der  nächste  O.  Sattel  von  der  Ostheimer  Warte 

108.  Der  BremeJsberg,  am  Häuschen 

109.  Das  Thal  zwischen  diesem  und  dem  Ochsenberge 

110.  Der  Ochsenberg • 

111.  Sattel  zwischen   diesem  und  dem  Heidelberge, 

am  Schiingenwege 

112.  ^Der  östliche  Waidrand  am  Ocfasenberge»   ÖOO 

Schritte  W.  von  der  Rode 

119.  Das  freie  Köpfchen  auf  der  Rode,  östlicher  Ab- 
fall des  Ochsenberges 

114.     I    Scheitel  des  Weges  hierbei,  ösüich  an  No.  113 


1262 
1417 


1279 
1371 
1374 


1251 

1248 
1329 
1240 


1120 

1153 
1178 
1197 
1055 
1305 

1149 

1132 

1114 
1096 


396 


A.  W.  Fila: 


No. 


115. 


116. 

117. 
118. 

118a. 
118b. 


119. 


120. 
121. 


Benennung  der  gemeseenon  Ponkte. 


Der  Weg  von' Sondheim  nach  Ostheim  dorcb- 
sehneidet  das  Thfilehen:  die  Spring,  anch 
Fleischanger  genannt,  am  W.*Fufo  des  gr. 

Daehsberges 

Derselbe  Weg,    dessen   höchster  Punkt  S.  am 

Osterberge 

Der  Osterberg,  NO.  am  Flecken  Sondheim 
Derselbe,  nach  der  preofeischen  Oeneralstabs- 

Karte 

Bin  Köpfchen  ca.  700  Schritt  S.  vom  Osterberge 

Nächster  S.  Sattel  nach  dem  Galgeoberge  zn 

und  etwa  300   Schritte   entfernt   von  dem 

letztern  Köpfchen 

Marktflecken  Sondheim  vor  der  Rhön  mit 
481  Einwohnern,  Gasthof  zam  bayersdien 
Hofe*),  Haas  No.  192,  eine  Treppe  hoch 
und  15  Fufs  über  dem  StraXsenpflaster,  Mit- 
tel ans  14  Beobachtungen 

Daher  das  Strafsenpflaster  ebenda 

Das    nahe    dnrchfliefsende   Wasser,    unter  der 

Bracke  

Sondheim  vor  der  Rhön,  mit  diesem  Bei* 
namen  zum  Unterschiede  von  Kalten-Sondheim 
und  von  dem  im  Amte  Römhild  gelegeneu 
Dorfe  Sondheim  im  Grabfelde.  Sonst  zum 
Baringau  gehörig.  Die  Grafen  v.  Henneberg 
besafeen  S.  schon  1169,  in  der  Folge  kam  es 
an  Graf  Otto  von  Bodenlaube,  1230  an  das  Stift 
Wurzbnrg,  1435  an  den  Grafen  Georg  von 
Henneberg.  —  Sonst  war  Sondbeim  Hauptort 
des  Amtes  und  weit  volkreicher  als  jetzt.  Dicht 
daran  der  Centberg  und  nicht  weit  davon  der 
Galgenberg,  woraus  man  folgert,  dafs  hier  im 


Absolute 

Höhe 
mparieer 


1068 

113S 
1283 

1281 
1185 


1140 


1111 
1096 

1087 


>)  Diests  Haas  gehört,  wie  so  yiele  EncUven,  in  der  Sondheimer  Flor, 
mit  Stumpf  und  Stiel,  sogar  mit  der  HausDummer,  einem  Dorfe  in 
Bayern  an.  Die  Polizei  kommt  von  drflben  und  ttbt  hier  ihre  Rechte,  sowie  sie 
die  Schwelle  betreten,  revidirt  die  Fremdenbücher,  tadelt  was  ihr  nicht  geftUlt  n.  a.  w. 


Barometer  -  Höheametsangen. 


387 


Mittelalter  die  Geotgericbtsstätte  gewesen  m. 
Yorhemcfaend  ist  hier  Ackerbau,  Viehzacbt  and 
Flachsbau.  Der  Wieswachs  bat  bedeutenden 
Zuwachs  durch  das  auf  dem  Rhöngebirge 
wachsende,  an  Qualit&t  jedoch  geringere  Heu, 
das  auch  oft  3  Stunden  weit  auf  Gebirgswegen 
herbeigebracht  wird.  Der  Flecken  liegt  an  der 
Bahre,  die  in  Urspringen  quillt  und  bei  Nord- 
heim in  die  Streu  fallt.  Auch  bedeutende  Wal- 
dungen hat  der  Ort,  so  dafs  jeder  Nachbar  das 
benöthigte  Breno-  und  Bauholz  bekommt.  Eine 
Familie  v.  Watershausen,  eine  v.  Steinau,  v.  Stein 
und  V.  Oebsattel  waren  hier  begütert.  Eine 
Urkunde  von  1574  giebt  an,  dafs  Hr.  v.  Stein 
hier  einen  Ansitz  gehabt  und  auf  den  RhÖn- 
bergen  viele  Wiesen  besessen,  die  derselbe  an 
Einwohner  zu  Sondheim,  Stetten  und  Ursprin- 
gen vererbte. 

122.  Der  Gentberg,  dicht  sudlich  an  Sondheim,  N. 

Kuppe,  an  der  Linde 

123.  Derselbe  Berg,  die  Südkuppe 

124.  Der  Sattel  zwischen  beiden  Kuppen   .... 

125.  Der  höchste  Punkt  der  Chaussee  W.  am  Centberge 

126.  Der  Galgenberg,  östlich  am  Dorfe  Urspringen 

127.  '  Der  freie  Hügel    im  Osten  vom  Galgenberge 

und  S.  von  Sondheim 

128.  Sattel  zwischen  beiden  letzteren  Bergen.     .     . 

129.  Sattel   zwischen    dem    Galgenberge    und    dem 

Huudsrücken 

130.  Hnndsrücken,   schmaler  langer  Berg   mit   der 

Landesgrenze,  höchster  Punkt  und  am  Wege 
von  Ostheim  nach  Ober-Elzbach    .... 

131.  Die  Landesgrenze  geht   auf  der  Südseite    des 

Berges  hin  und  senkt  sich  dort  circa     .     . 

132.  Der  Sattel  zwischen  dem  Hundsrück  und  dem 

Heppberge  (nicht  Hess-Berge),  S.  von  Ur- 
springen       


1219 
1204 
1184 
1184 
1296 

1230 
1208 

1223 


1407 
1150 


1347 


398 


A«  W.  Fils: 


No. 


Benennung  der  gemesfenen  Punkte. 


Abfolnte 
Höhe 

inptiiNr 
Fois. 


133. 


134. 


135. 


136. 


137. 


Höehster  Paokt  der  Chaogeee  Ton  UrapringeB 
nach  Ober-Elsbaehf  gegen  230  Schritt  west- 
lieh  vom  letstern  Sattel 

Der  dstliche  Holsrand  Tom  Heppherge,  gegen 
300  Schritte  W.  von  N.  133 

Dorf  Urspriugen  mit  392  Einwohnern,  am 
Gasthofe,  Hau8  No.  23  zam  Hirsch,  Mittel 
aus  2  Beobachtungen 

Diesen  freundlichen  Ort  zeichnet  beson- 
ders eine  grofse,  schone  nnd  herrlich  gefafste 
Quelle  aus,  deren  Wasserabflufe  5  Fufs  breit 
nnd  gegen  5  Zoll  hoch  ist.  Sie  liegt  am  Fufse 
einer  Höhe,  auf  der  die  schone,  neue,  im  gothi- 
schen  Style  erbaute  Kirche  steht  Die  Quelle 
füllt  gleich  daneben  ein  aus  Sandstein-Quadern 
erbautes  und  mit  einem  geschmackvollen  Eisen- 
gitter geziertes  und  mit  dem  Landeswappen  ver- 
sehenes Bassin,  das  eine  Breite  von  8  Fufs  und 
eine  Länge  von  36  Fufs  hat.  Oleich  darunter 
treibt  das  Wasser 

eine  Mühle.  Der  besagte  Spring  hat  eine 
Temperatur  von  6,7  Orad  R.  und  eine  abso- 
lute Höhe  von 

Die  schon  genannte  neue  Kirche  wurde  in 
den  Jahren  1842  bis  1846  von  Döbner  in  Mei- 
ningen erbaut,  eine  Zierde  des  Orts  und  der 
Gegend,  für  den  Baupreis  von  40,000  Thlr.; 

ihr  Fufs  hat  eine  absolute  Höhe  von    .... 

Die  ganze  Ansicht  von  der  Quelle,  dem 
Bassin,  dem  Berge  hinan  zur  Kirche,  diese  setbst 
mit  den  zur  Seite  rechts  und  links  liegenden, 
etwas,  aber  regelmäfsig  vorgeschobenen  hübschen 
Amtswohnungen  des  Lehrers  und  des  Predigers, 
ist  eine  so  liebliche  und  schöne,  dafs  man  sich 
I    nicht  gern  von  ihr  trennt.     Eine  photographi- 


1365 


1401 


1202 


1196 


1227 


Barometer-  Höhenm^snDgen. 


No. 


Beaennang  der  gemessenen  Punkte. 


Absolute 
Höhe 

in  pariser 
Fnfs. 


sehe  Aafnafame  davon  warde  ein  sehr  belohnen- 
des und  freundliches  Bild  geben. 

138.  Heppberg,  nicht  Hessberg,  wie  auf  der  General- 
stabskarte steht,  2000  Schritte  SW.  vom 
Dorfe  Urspringen 

139.  Die  Landesgrenze  S.  auf  der  Abdachung  des 
Heppberges  (der  Euppe  zunächst) .... 

140.  Der  N?  Waldrand  an  demselben  Berge  .     .     . 

141.  Der  erste  NW.  Sattel  am  Heppberge  und  An- 

fang der  Lahrberge,  die  sich  von  hier  bis 
zum  Hohenroth  hinziehen,  von  andern  auch 
die  Sträuche  genannt 

142.  Die  nächste  MW.  bewaldete  Hohe      .... 

143.  Der  darauf  folgende  NW.  Kopf,  spitz  geformt 

144.  Der  nächste  NW.  Sattel 

145.  Der  folgende  Kopf 

146.  Der  nächste  Sattel,  mit  einem  Wege  quer  über 

diesen  Höhenzug 

147.  Nächster  NW.  Berg,  etwas  lang  gestreckt  .     . 

148.  Nächster  Sattel  am  Hohenroth 

149.  Hohenrod  (oder  Hohenroth),  Berg  mit  Landes- 
grenze, 1000  Schritte  SO.  vom  Forsthause 
Gangolfsberg 

150.  Der  tiefste  Punkt  der  Landesgrenze  am  Elz- 
bache,  auf  der  SW.  Seite  der  Lahrberge    . 

151.  Die  östliche  Waldspitze  am  Hinterroth   .     .     . 

152.  Am  Theerofen,  O.  Abhang  von  Hinterroth,  an 
den  Stredten 

153.  Der  Weg  von  Urspringen  nach  Gangolfsberg 
in  der  Aue,  gegen  800  Schritte  W.  von 
Urspringen 

154.  Das  Altenfelder  Wasser  tritt  unten  östlich  aus 
dem  Walde,  ca.  2000  Schritte  W.  von  Sond- 
heim und  au  der  Flurgrenze  zwischen  Ur- 
springen und  Sondheim,  am  Reithwalde 


1658 

1615 
1478 


1516 

1537 
1609 
1563 
1625 

1560 

1631 
1584 


1808 

1409 
1492 

1441 


1238 


1255 


400 


A.  W.  FiU: 


155. 


156. 


157. 
158. 


159. 


160. 


161. 


162. 
163. 


164. 


Das  östliehe  untere  Ende  vom  Sondheimer  Holze 
an  der  Wiese  und  am  Krtimmelohe,  Weg 
von  Urspringen  nach  Stetten 

Am  bajerschen  Forsthanse  Oangolfsberg'),  4500 
Schritte  NW.  von  Urspringen,  nach  Ober- 
Ekbach  gehörig,  hübsche,  schöne  and  freie 
Lage  mit  prächtiger  Aussicht  nach  Osten, 
zugleich  O.  Waldrand  vom  Gangolfsberge, 
auch  gleiche  Hohe  mit  dem  Sattel  zwischen 
Hohenroth  und  Oangolfsberg;  Thurschwelle 
des  Wohnhauses*) 

Die  Landesgrenze  N.  am  Hohenroth  geht  aber 
den  Weg  nach  Urspringen 

Dieselbe  Grenze  geht  über  das  Altenfelderwas- 
ser,  \  Meile  NW.  vom  vorhin  genannten 
Forsthause*) 

Der  höchste  Punkt  der  Landesgrenze,  700  Sehr. 
NW.  von  No.  158,  auf  dem  hintern  Rothen- 
köpfe,  Sondheimer  Wald ....... 

Oberer  Anfang  vom  „Sondheimer  Felde^  zwi- 
schen dem  Holze,  sudlich  daran  das  Roths- 
loh,  N.  das  Rothehaag  auch  Mittelstück  ge- 
nannt      

Am  Weinbrunnen,  auf  der  SO.  Abdachung  des 
Rothenberges,  nach  Sondheim  gehörig,  Quel- 
lentemperatur =  -f-  6,a  •  R. 

Die  Landesgrenze  am  Waldrande,  50  Schritte 
W.  davon 

Rothe  Berg  (in  Bayern)  dicht  S.  am  Dorfe  Roth, 
mit  Basalt- Steinbruch  (funfseitige  Prismen 
und  75 — 80  Gr.  aufrecht  stehend)     .     .     . 

Sattel  zwischen  dem  Rothen  Berge  und  Rothe 
Köpfte 


1201 


1768 
1727 


2164 


2355 


1356 


1640 
1666 


1679 
683 


1)  Die  Quelle  dabei  mit  +  6.1  ^  R. 

')  Besteht   aus    1  Wohnhause,    1  HolzschuppeD ,    1  Schauer  und   1  Backofen, 
Summa  4  Häuser. 

*)  Ehemals  standen  hier  die  Häusergruppen:  Altenfeld,  Ober-  und  Unter- A^pen. 


Barometer-  Höhenmessuogen. 


401 


No. 


Benennung  der  gemessenen  Punkte. 


Absolute 

Höhe 
in  pariser 

Fufs. 


165. 


166. 


167. 
168. 


169. 

170. 
171. 
172. 

173. 

174. 
175. 

176. 
177. 


Das  Jägerhaus  zo  Roth  am  NW.  Abhänge  des 
rotben  Eöpfle,  kann  mit  diesem  Sattel  siem- 
lich  gleich  liegen,  daher 

Der  diesem  Sattel  (No.  164)  NW.  gegenüber 
liegende  Hilbeberg  *in  Bayern  (3  Häuser 
mit  Burgveste)  kann  nach  meiner  Schätzung 
60—80  Fufs  höber  liegen,  daher  .... 

Westlicher  Sattel  am  Rotbei^kopfle,  Wiese  süd- 
lich und  Reibesholz  westlich,  Bayern      .     . 

Rothe  Kopfle  (Bayern),  SW.amDorfe  Roth, Wald 
auf  der  ostlichen,  Hütung  auf  der  westlichen 
Abdachung,  hier  stand  sonst  ein  trigonome- 
trisches Signal 

Dorf  Stetten  >)  mit  387  Einwohnern,  im  un- 
tern Ende  gemessen 

Dasselbe,  westliche  und  höchste  Gartenecke     . 

Dasselbe,  an  der  Kirche 

Das  Jungholz,  Höhe  O.  bei  Stetten,  mit  dem 
schönen  Eichwalde 

Höchster  Punkt  der  Landesgrenze  am  Eichen- 
walde (Jungholz) 

Dieselbe  Grenze  N.  von  No.  173,  am  Wasser 

Obermittel  mich,  Feldhöhe  NW.  von  Stetten, 
Landesgrenze 

Der  Stettenbach   entspringt  NW.   über  Stetten 

Derselbe  Bach  'verläfst  das  Ostheimer  Gebiet 
an  der  Mündung  in  die  Bahre 


D.   Die  Parzelle  Melpers,  1|  Meilen  nord- 
westlich von  Ostheim. 

Melpers  ist  von  Bayern  ringsum  begrenzt  und 
liegt  an  der  obem  Streu  und  an  der  Strafse  von 
Ostheim  nach  Ealten-Nordheim.  Die  Parzelle  war 


1840 


1910 
2051 


2163 

1245 
1308 
1279 

1345 

1289 
1159 

1777 
1346 

1155 


1)  Schon  S8S  kommt  es  mit  dem  Kamen  »Stetihaha^  als  eine  im  Gau  Grab- 
feld gelegene  Villa  vor. 


Zaittehr.  d.  Oasellieb.  f.  Brdk.   Bd.  IV. 


26 


402 


A.  W.  File 


Absolute 

No. 

Benennung  der  gemessenen  Pnnkte. 

Höhe 

in  pariser 
Fnfs. 

sonst  Wüstung.    Im  Jahre  1555  wnrde  sie  von 

den  Herzogen  von  Sachsen  an  sechs  Einwohnern 

▼on  Kalten  - Nordbeim  überlassen,   die  H&oser 

bauten  und  die  Felder  urbar  machten. 

178. 

Dorf  Melpers  mit  172  Einwohnern,  an  der  Kirche 

1539 

179. 

Die  Streu  tritt  oben  in  die  Melperser  Flur,  Lan- 

dessrenze 

1604 

180. 

Derselbe  Flufs  verlfifst  die  Parzelle  an  der  süd- 

lichen Landesgrenze 

1420 

181. 

Der  höchste  Punkt  des  Erlsberges,  an  der  NW. 

Ecke  der  Landesgrenze 

1724 

182. 

Der  Abtsberg,  östlich  von  Melpers,  Erbenh&use- 

ner  Forst 

1915 

183. 

Derselbe  Berg,  tiefster  Punkt  des  Waldrandes 

an  der  südlichen  Landesgrenze.     .... 

1621 

184. 

-    Nächster  N.  Sattel  yom  Abtsberge,  gegen  den 

Stellberg 

1785 

185. 

Stellberg,  N.  vom  Melpers,  der  Hähl,  Erben- 

häusener  Forst 

2031 

186. 

MMmui%M^^^^Mm^^M         ^k     ^^m  w^  m               •                 www                ■•                 ■                 www 

Der  nächste  NW.  Sattel,  zwischen  Stell-  und 
Streufelsberg,  am  Hähl,  und  am  Erbenhäu- 
sener  Forst,    zugleich    höchster  Punkt   der 
Chaussee  zwischen  Reicbenhausen  und  Mel- 
pers (zwischen  Fladungen  und  Kalten-Nord- 

heim) 

1832 

187. 

Die  nordwestlichste  Spitze  der  Landesgrenze  am 

Hähl,  noch  Erbenhäusener  Forst  .... 

1913 

E.   Noch  einige  Punkte  in  der  nächsten 

* 

und  entfernteren  Nachbarschaft. 

188. 

Der  Streofelsberg,    |  Meile  NW.  von  Melpers, 

im  Amte  Kalten-Nordheim 

2279 

189. 

Die  Quelle  der  Streu,  SW.  am  Streufelsberge, 

im  Amte  Kalten-Nordheim 

2003 

190. 

Dorf  Birz,  auf  der  Rhön  zu  Kalten-Nordheim 

^296 

I 

J 


Barometer  -  HöhenmesBong^n. 


403 


No. 


191. 

192. 

193. 
194. 
195. 
196. 
197. 
198. 
199. 
200. 
201. 
202. 
203. 

204. 


Benennnng  der  gemessenen  Punkte. 


Dorf  Frankenheim ,  auf  der  Rhön ,  su  Kalten- 
Nordheim,  an  der  £[irche 

Ellenbogen,  Berg  SW.  von  Reichenhaasen,  zu 
Kalten-Nordheim 

Kalten-Nordheim^  an  der  Kirche 

Oberkatz,  Dorf  im  Meiningschen 

Disberg,  N.  bei  Wohlmuthshausen      .... 

Die  Geba,  Berg  bei  dem  Dorfe  Oeba     .     .     . 

Bettenhausen,  Dorf  an  der  Herpf       .... 

Raine  Hatsberg,  S.  bei  Helmershaasen  .     .     . 

Dorf  Stedtlingen 

Dorf  Hermannsfeld       

Mellrichstadt  in  Bayern  am  Gasthofe  z.  Schwan 

Kreazberg  auf  der  Rhön 

Milseburg,  Berg  bei  Eieinsafsen 

Grofser  Beerberg,  höchster  Punkt  auf  dem 
Thüringer  Walde 


Absolate 

.Höhe 

in  pariser 

Fufs. 


2336 

2504 
1334 
1451 
2194 
2312 
1094 
1986 
1141 
1153 
854 
2830 
2544 

3028 


Aus  den  Torstehenden  Messungen  ergiebt  sich,  dafs  ina  ganzen 
Amte  Ostheim  der  tiefste  Punkt  an  dem  Austritt  des  Streuflusses  in 
das  Königreich  Bayern,  und  zwar  unterhalb  der  Stadt  Ostheim  =861 
pariser  Fufs,  der  höchste  dagegen  auf  dem  hintern  Rothkopfe  in  den 
Sondheimer  Rhönbergen  =  2355  Fufs  hoch  liegt.  Der  Höhenunter^ 
schied  zwischen  beiden  Extremen  beträgt  demnach  1494,  oder  rund 
1500  Fufs. 


26 


XVI. 

Die  Küste  von  Caracas. 

Von  Franz  Engel. 


Nach  einer  anunterbrochenen  und  von  keinem  Unfälle  ge- 
trübten Fahrt  von  sechs  Wochen  trat  das  Festland  von  Venezuela  bei 
dem  Cabo  Codera  in  Sicht;  unter  gunstiger  Brise  trieb  die  Brigg  der 
Küste  naher  und  näher  und  endlich  unweit  der  Brandung  langsam  an 
dem  palmenumgürteten  Ufer  vorüber.  Der  Abendhorizont  erglühte  in 
dem  reinen  brennend -leuchtenden  Farbenprisma  der  untergehenden* 
Sonne;  gluthroth  überflutheten  ihre  Strahlen  die  bewegte  Meeresfläche, 
die  bewaldeten,  mächtigen  Eüstengebirgsflanken,  die  nackt  emporragen- 
den Felsenkuppen  und  die  schmalen  Streifen  flachen  Vorlandes  zu  ihren 
Füfsen ;  —  jene  klare,  heitere,  sichere.  Ruhe,  die  den  tropischen  Natiu> 
erscheinungen  einen  Schimmer  der  Verklärung  verleiht  und  sich  den 
innersteir  Oemüthsregungen  unmittelbar,  wie  ein  psychisches  Agens 
mittheilt»  lag  ausgebreitet  über  Himmel,  Land  und  Meer. 

Die  Eüstencordillere '  von  Venezuela  fallt  vom  Cabo  Codera  an  bis 
zum  Cabo  blanco  westlich  von  La  Guayra  im  Mittel  3  —  4000  Fofs 
steil  ab  in  das  Antillenmeer ;  nur  stellenweise  schiebt  sich  ein  schma- 
les, flaches  Vorland  zwischen  Fels  und  Wasser  ein;  die  scharfen  £in- 
and  Ausschnitte,  die  spitzen  kahlen  Grate,  die  jäh  absteigenden,  be- 
waldeten Schluchten  und  der,  aus  dem  mannigfaltigsten  Blattgrün  her- 
vortretende graue  Steingrund  geb#n  der  Landschaft  einen  scharf  aus- 
geprägten, imponirend  grofsartigen  Charakter. 

Deutlich  liefsen  sich  am  nahen  Ufer  die  einzelnen  Hütten  und 
Häusergruppen  mit  ihrer  Fflanzenumgebung,  die  einzelnen  Höhen-  und 
Thalzüge  genau  unterscheiden.  Lange  Zuckerrohrpflanzungen  ziehen 
sich  hinein  in  die  Schluchtenfurchen  und  heben  sich  mit  ihrem  lichten 
Grün  anmuthig  ab  von  dem  graugrünen  Farbenton  der  Wälder.  Die 
Zuckerrohrmühlen  mit  ihren  hohen  Schornsteinen,  die  weifs  getünchten 
Gehöfte,  von  Mais-  und  Bananen feldern  umsäumt,  treten  lebensvoll  aas 
dem  dunkeln  Schatten  der  Schluchten  in  den  Vordergrund.  Hohe  Palmen 
mit  weiüsen  und  goldgelben  Blumentrauben  überragen  deh  Wipfel  der 


Die  Küste  von  Caracas.  405 

Wfilder,  blähende  Baumgruppen  werfen  helle  Schlaglichter  aaf  die  auf- 
und  absteigenden  dunkeln  Waldschatten.  Zerrissen  schlachtig,  Kamm 
an  Kamm  gereiht,  tritt  die  Gebirgsmasse  in  die  offene  See  vor;  lose 
Wolkenflocken  hängen  sich  an  ihre  Spitzen  und  streifen  hinunter  in 
die  fahlen,  dunklen  Schluchten.  Ein  Gürtel  von  Bananen-  und  Eokos- 
bfiumen  zieht  sich  um  das  ellenhoch  umbrandete  Ufer,  das  sich  bald 
in  scharfen,  steil  abfallenden  Felsvorhfingen ,  bald  als  ebenes  kultivir- 
tes  Vorland  dem  schäumenden  Gischte  entgegen  stemmt. 

Hoch  über  alle  Kuppen  der  Küstencordillere  ragt  die  Silla  de 
Caracas  empor;  ihre  Form  rechtfertigt  ihre  Benennung;  die  abgerun- 
dete Einbuchtung  zwischen  den  beiden  hervorspringenden  Gipfeln  läfst 
sie  als  einen  Riesensattel  auf  dem  Rücken  des  Gebirges  erscheinen : 
ihre  mächtige  Erhebung '  täuscht  das  Auge  über  die  wirkliche  Entfer- 
nung von  dem  Meeresufer  derart,  als  ob  sie  steil  aus  dem  Meere  em- 
porstrebe, obschbn  sie  sich  weit  in  das  Land  hineinlehnt.  Eine  ster- 
nenhelle, weiche,  windstille  Sommernacht  legte  die  Brigg  still  zu  den 
Fn&en  dieses  Gebirgskölosses ;  tiefe  Stille  und  eine  milde,  von  lauem 
Wasserdunste  und  Fflanzenaroma  geschwängerte  Atmosphäre  hauchte 
das  Land  über  die  See;  in  dem  Dämmerlichte  der  Nacht  stieg  die  ge- 
waltige Eüstenmauer  noch  schwärzer  und  hoher  —  ein  riesiger  Schat- 
ten im  Schatten  —  zu  den  sie  umhängenden  Wolken  empor.  Der 
tropische  Wald  entbindet  aus  seinen  Blüthen,  Blättern,  Früchten,  Rin- 
den und  Wurzeln  eine  Atmosphäre  verschiedenartigster,  kräftiger  Ge- 
rüche, sodafs  ein  eigenthümlicher  Landgeruch  sich  über  den  nächsten 
Saum  des  Meeres  ausbreitet,  und  nicht  nur  Auge  und  Ohr,  sondern 
auch  die  Geruchs-  und  Athmungsorgane  die  Annäherung  des  Landes 
wahrnehmen;  die  Beschaffenheit  und  die  Kraft  dieser  Waldausathmun- 
gen  erwecken  eine  ganz  besondere  Erregung  und  Belebung  des  AU- 
gemeingefühles. 

Am  andern  Morgen  trieb  die  Brigg  an  Macuto,  einem  grofsen 
hübschen  Dorfe  vor  La  Guayra,  vorüber,  und  gleich  darauf  wurden 
die  Segel  eingerefft  und  die  Anker  ausgeworfen.  Das  Ziel  der  Reise 
war  erreicht,  ein  Jeder  der  Fassagiere  seiner  neuen  Bestimmung  ent- 
gegengeführt. 

Sobald  die  Ankunft  eines  Schiffes  signalisirt  ist,  erscheint  die  ZoU- 
nnd  Oesundheitsbehörde  an  Bord;  wenn  sich  der  Arzt  von  dem  gün- 
st^en  Gesundheitszustände  der  Mannschaft  überzeugt  hat  und  ein  Zoll- 
beamter zur  Ueberwachung  der  Ladung  zurückgeblieben,  ist  Niemand 
mehr  behindert,  den  Fnfs  auf  die  feste  Erde  zu  setzen. 

Sofort  umringt  eine  Menge  von  Booten  das  eingelaufene  Schiff, 
deren  Führer  mit  wildem  Gedränge  und  Geschrei  um  die  Ausschiffung 


4()b  Franz  Engel: 

der  Passagiere  und  ihres  Gepäckes  streiten  und  wetteifern;  sie  schla- 
gen sogar  mit  den  Rudern  auf  einander  los,  wenn  der  Wettstreit  hef- 
tig wird;  Jeder  empfiehlt  sieb  mit  so  lauter  Stimme  und  lirmender 
Oeschwfitsigkeit,  als  er  hervorcubringen  vermag.  Ekidlich  gelang  ee 
unter  deo  ringenden  Bootffihrern  einem  grofsen,  muskulösen  Malatteo, 
sein  Boot  dicht  an  die  Schiffstreppe  zu  legen  und  daselbst  seine  Stel- 
lung zu  behaupten.  Die  Matrosen  warfen  ihm  vom  Deck  aus  die 
Koffer  und  Ballen  su,  welche  er  in  seinem  hefdg  auf-  und  abscfaan- 
kelnden  Boote  mit  aierviger  Faust  und  in  fester  Stellung  gleich  Spiel- 
bällen auffing;  nicht  viel  and^s  gelangten  die  Passagiere  eben&Us  in 
das  Boot  und  wurden,  wenngleich  das  Gepäck  es  schon  hinreichend 
schwer  belastete,  dennoch  sämmtlich  untergebracht,  während  der  Mar 
latte  eine  bewundernswerthe  Lebendigkeit  und  Geschwätsigkeit  ent- 
wickelte, so  wenig  auch  in  der  gegenseitigen  Unterhaltung  ein  Ver- 
stand nifs  vorhanden  war. 

So,  bis  aufs  äufserste  Maafs  belastet,  dafs  kaum  eine  Hand  breit 
Bord  aber  Wasser  stand,  von  dem  hohen  Seegange  geschaukelt,  von 
Haifischen  umringt  und  umschwärmt  von  den  leer  zurückkehrenden 
Bootsfahrern,  die  ihre  erfolglose  Rfickkehr  mit  übersprudelndem  Spott, 
Gelächter  und  Geschwätz  rächten,  wurde  die  Ausschiffung  wunderbarer 
Weise  glücklich  zu  Ende  geführt  und  die  Ausladung  an  der  Muelle  — 
der  Landungsbrücke  —  ebenso  veranstaltet,  wie  die  Einladung.  Aof  s 
Neue  empfangen  und  umringt  von  einem  wilden,  länbenden  Hänfen 
fiurbiger  Packträger,  setzte  ich  den  Fufs  wieder  auf  festes  Land  und 
auf  das  Land^  zu  welchem  ein  ungestümer  Drang,  hohe  Erwartungen 
und  der  Lieblingstraum  meiner  Kindheit  mich  hingezogen.  Der  Augen- 
blick, in  welchem  man  zuerst  eine  alte,  bisher  gewohnte  Welt  mit  einer 
neuen,  fremdartigen,  ungewissen  Welt  vertauscht  uhd  sich  mit  einem 
Sprunge  über  die  Schwelle  eines  neuen  Lebensabschnittes  hebt,  prägt 
sich  für  alle  Zeit  tief  und  mächtig  in  das  Gedächtnifs  ein. 

Mit  dem  Hin-  und  Herschaffen  des  Gepäckes  und  der  Unter- 
suchung im  Zollgebäude,  die  übrigens  in  sehr  liberaler  Weise  vollzogen 
ward,  vergingen  mehrere  Stunden;  man  wurde  sofort  in  d€n  vollen 
Strom  des  öffentlichen  Lebens  und  Treibens  geworfen  und  bekam  so- 
gleich einen  Anblick  von  der  allgemeinen  Physiognomie  des  Volkes 
und  Landes.  Später  fanden  wir  Passagiere,  die  wir  sechs  Wochen 
lang  den  engen  Raum  der  Kajüte  mit  einander  getheilt,  uns  sämmtlich 
wieder  an  der  Nachmittagstafel  des  einzigen  Hotels  von  einiger  Be- 
deutung zusammen  und  verbrachten  mit  einander  den  Rest  des  Tages 
im  Herumstreifen,  Bekanntwerden  und  Besichtigen  der  Stadt,  ihrer  Lo- 
kalitäten und  deutschen  Bewohner. 


Die  Küste  von  Car&caa.  407 

La  Guayra,  unter  dem  10®  36'  15"  DÖrdl.  Br.  und  69*  26'  westl. 
Lange  von  Paris  gelegen,  ist  auf  dem  schmalen,  unebnen  Vorlande 
«wischen  der  offnen  See  und  der  steil  ansteigenden  Küsten kordillere, 
die  ihren  Höhepunkt  in  der  Silla  de  Caracas,  auch  Cerro  de  Avila  ge- 
naiint,  8383  Fufs  über  dem  Meeresspiegel  erreicht,  in  einem  langge- 
streckten, verschobenen  Vierecke  erbaut.  Die  beiden  Flügel  des  un- 
regelmäfsigen,  langgestreckten  Häuser  Viereckes  folgen  der  Bucht  nach 
Osten  und  Westen  in  krummer  Linie;  die  Mitte  mit  dem  schattigen 
Marktplatze  bildet  eine  wenig  vorspringende  Landspitze,  deren  nach 
Süden  aufsteigender  Boden  noch  mehrere  hundert  Fufs  hinauf  mit  un- 
regelmafslgen  Häusergruppen  bedeckt  ist;  eine  enge  Schlucht  mit 
schroffen  Felswänden,  durch  welche  ein,  bei  hohem  Wasserstande  mäch- 
tig brausender  und  zuweilen  drohender  Gebirgsbach  sein  tiefes  Bette 
gegraben,  durchschneidet  den  hochgelegnen  Stadttheil^  dessen  regellos 
durch  einander  aufgerichtete  Hütten  und  Häuser  von  der  armen  und 
schwarzen  Bevölkerung  bewohnt  sind.  Die  unteren  Strafsen  sind  fast 
nur  von  den  Kaufleuten,  Lagerhäusern,  Gomtoirs  und  Werkstätten  der 
Geschäftsleute  eingenommen,  da  sich  das  gesellige  Leben  und  Treiben 
und  der  Besitz  auf  einem  engen  Räume  zusammendrängt.  Des  beeng- 
ten Raumes  halber  haben  die  meisten  Häuser  keine  Höfe;  sie  sind 
mit  wenigen  Ausnahmen  einstöckig  aufgebaut;  die  wenigen  zweistöcki- 
gen haben  Balkone  vor  den  Fensteröffnungen,  diese  reichen  bis  unter 
das  Dach  und  sind,  wie  überall  in  den  tropischen  Ländern,  nicht 
von  Glasscheiben,  sondern  durch  vorspringende  Holzgitter  verkleidet 
und  des  Nachts  durch  Jalusien  geschlossen.  Eine  neue  Kirche  und 
«ine  neu  erbaute,  geräumige  und  schön  ausgestattete  Markthalle  sind 
unter  allen  Gebäuden  der  Stadt  allein  bemerkenswerth. 

Etwa  4000  Menschen  bewohnen  die  Stadt,  unter  welchen  die 
Weilsen  gröfstentheils  Fremde,  meist  Deutsche,  dann  Engländer,  Fran- 
isosen,  Italiener  und  Spanier  sind;  die  Deutschen  und  Engländer  haben 
bedeutende  Handelshäuser  gegründet  und  vermitteln  hauptsächlich  den 
Handel  mit  Europa;  sie  unterhalten  auch  eine  regelmäfsige  Paquet Ver- 
bindung mit  San  Thomas  zum  Anschlufs  an  die  englisch-westindischen 
Dampfboote.  La  Guajra  ist  der  erste  Hafen  der  Republik  und  hat 
unter  allen  Häfen  das  gröfste  Importgeschäft,  während  es  im  Export- 
geschäft nur  mehr  Speditionsplatz  ist. 

Der  unerquickliche  Eindruck  der  von  allem  fruchtbaren  Pflanzen- 
wachse entblöfsten  Stadt  wird  einigermafsen  verwischt  durch  das  rege 
Leben  und  Treiben  in  den  engen  Strafsen,  die  fast  nur  aus  Waaren- 
magazinen  und  Gomtoirs  bestehen.  Als  Hafenplatz  der  Hauptstadt 
Caracas  steht  La  Guajra  mit  dieser  in  täglichem  regen  Verkehre;  in 


408  Frans  Engel: 

gerader  Linie  sind  beide  Orte  etwa  nur  zwei  Legaas  ')  von  einander 
entfernt,  aber  La  Oaayra  liegt  fast  3000  Fufs  tiefer;  auf  der  grofseo 
Fahrstrafse  aber  das  Gebirge  legt  ein  Maalthier  den  Weg  in  drei  bi» 
vier  Stunden  zarück;  tfiglich  geht  zwischen  beiden  Flfitzen  sweimal 
eine  Fafspost  and  ein  Stell  wagen  hin  and  her;  beide  verbindet  der 
Telegraphendraht,  der  von  Caracas  weiter  fortgeführt  ist  durch  das 
Thal  von  Aragua  nach  Valencia  and  Puerto  Cabello.  Als  Waareo- 
lager  der  bedeutendsten  transatlantischen  Handelsstädte  ist  die  Rhede 
La  Guayra's  mit  den  Flaggen  aller  hervorragenden,  handeltreibenden 
Nationen  Amerika's  und  Europa's  geschmückt;  den  lebhaftesten  Ver- 
kehr aber  unterhält  der  Hafenplatz  der  Hauptstadt  Yeneznela's  mit 
Hamburg.     Deutsche  Industrie  füllt  seine  Speicher. 

Für  einen  Seehafen  von  solcher  Bedeutung  konnte  kaum  eine  on- 
günstigere  Lage  aufgefunden  werden;  Hafen  ist  überhaupt  nicht  die 
rechte  Bezeichnung  für  den  Platz,  da  die  Stadt  an  vollkommen  ofiFener, 
nur  im  Westen  durch  das  Cabo  blanco  einigermafsen  geschätzter  See 
liegt.  Das  Ausladen  und  Befrachten  der  Schiffe  ist  mit  den  gröfsten 
Schwierigkeiten  verbunden ;  die  Schiffe  sind  in  der  beständig  bewegten 
See  fortwährenden  Schwankungen  ausgesetzt  und  durch  wechselnde 
Sandbänke  bedroht.  Zur  Verbesserung  und  Unterhaltung  des  Hafens 
soll  ein  Theil  des  Eingangszoiles  verwendet  werden;  derselbe  ist  aber 
unter  der  Präsidentschaft  des  Generals  Falcon  in  neuester  Zeit  an 
England  ausgeliefert  zwecks  Zinsen-  und  Eapitaltilgang  verschiedener 
bedeutender  Anleihen;  aus  dem  Fond,  der  zur  Hafenverbesserang  aas- 
geworfen, wurde  auch  bereits  ein  Leuchtthurm  auf  den  Inseln  Los  Ro- 
ques  im  Norden  der  Bucht  von  La  Guayra  errichtet. 

Wer  zur  Seekrankheit  geneigt  ist,  verfällt  derselben  bereits  auf 
dem  Schiffe,  das  noch  vor  Anker  liegt.  Die  Waarenbällen  werden 
von  der  Hafenbrücke  —  der  Muelle  —  in  die  Packboote  geschlendert, 
da  die  bewegte  See  das  ruhige  Anlegen  der  Boote  an  der  Brücke  nicht 
gestattet,  und  die  Schiffe  können  es  der  wechselnden  Sandbänke  hal- 
ber nicht  wagen,  sich  der  Landungsbrücke  und  dem  Strande  über  eine 
gewisse  Entfernung  hinaus  zu  nähern.  Zum  Klaren  und  Loschen  der 
Schiffe  eignen  sich  auch  nur  die  Neger  und  Mulatten,  die  mit  grofser 
Muskelstärke  und  Gewandtheit  ausgerüstet  sindl  Zuweilen  waten  sie, 
oft  4 — 6  Mann  unter  einem  einzigen  Ballen,  nie  and  unter  keiner  Last 
von  ihrem  glücklichen  Humor  verlassen,  bis  an  die  Brust  in's  wogende 
Meer  hinein,  obgleich  der  Hai  dicht  um  sie  herum  seine  geräuschlosen 
1£reise  zieht.     Es  scheint,  als  ob  diese  Hyäne  des  Meeres  sich  hier  an 


')  Ein  geographischer  Dreitengrad  gleich  20  Legaas. 


Die  Küste  ron  Caracas.  409 

die  Gesellschaft  des  Menschen  und  sein  geschäftiges  Treiben  gewohnt 
habe;  selten  nur  wird  von  einem  Angriffe  auf  den  Menschen  gespro- 
chen, und  wenn  dieser  Fall  sich  ereignete,  so  geschah  es  immer  nur 
in  weiterer  Entfernung  von  La  Guajra.  Das  Temperament  von  Thie- 
ren  einer  und  derselben  Gattung  fiufsert  sich  nicht  überall  gleich ;  Oert- 
lichkeit  und  Einflüsse  verschiedener  Art  bestimmen  es;  so  läfst  sich 
nicht  selten  die  Wahrnehmung  machen,  dafs  gewisse  Land-  und  Was- 
serraubthiere  in  manchen  Gegenden  sehr  gefurchtet  und  an  anderen 
Orten  wenig  beachtet  werden.  Die  Erklärungen  solcher  Erscheinungen 
werden  immer  mehr  zahlreich  und  von  einander  abweichend,  als  zu- 
treffend sein. 

Längs  des  Strandes  lehnt  sich  gleich  einer  Vorstadt  der  Pueblo 
Maiquatia  an  La  Guajra;  dieser  Ort  wurde  sich  in  Rucksicht  auf 
Lage  und  allgemeine  Gesundheitsverhältnisse  viel  besser  zu  einem 
Landeshafen  eignen,  als  La  Guayra;  er  ist  dem  Luftzuge  und  der  Ab- 
kühlung zugänglicher,  und  der  Boden  eignet  sich  mehr  zu  Anpflanzun- 
gen von  Kokospalmen  und  anderen  Küstenpflanzen,  durch  deren  Schat- 
ten und  Aufsaugang  atmosphärischer  Gase  die  Wirkungen  der  Hitze 
abgeschwächt  werden.  Ein  geringer  Temperaturunterschied  übt  an  den 
heiüsen  Küstenstrichen  schon  merklichen  Einflufs  auf  den  Gesundheits- 
zustand aus,  mithin  liegt  darin  schon  ein  grofser  Vorzug,  welchen  Mai- 
quatia voraus  hat  vor  La  Guayra.  Aber  in  einem  Lande  ohne  ener- 
gische Unternehmungs-  und  Betriebskraft  und  den  Bürgschaft  leisten- 
den Schutz  einer  festen,  gesicherten  Regierung  hat  es  grofse  Schwie- 
rigkeiten, einmal  eingenommene  Positionen  zu  verdrängen  und  zu  um- 
gehen. 

Die  Temperatur  von  La  Guayra  ist  belästigend  heifs,  und  um  so 
mehr  lästig,  als  sie  auch  des  Nachts  fortdauert  und  sich  nur  gegen 
Morgen  etwas  abkühlt;  die  geringe  Brise,  die  am  Abend  weht,  treibt 
oft  nur  die  noch  mehr  durchglühte  Luftschicht  der  Küste  vor  sich  her. 
Die  von  den  nackten  Felsen  eingeschlossene  Sonnenhitze  scheint  höber 
zu  sein,  wie  sie  ist,  weil  eingeschlossene  Wärme  drückender  empfun- 
den wird,  als  freie,  ungebundene  Wärme;  wenn  nun  am  Abend  die 
glühenden  Sonnenstrahlen  weichen,  90  strömt  die,  während  des  Tages 
eingesogene  Gluth  zurück  und  verhindert  somit  jegliche  Abkühlung. 
Selten  nur  fallen  einige  Regentropfen  auf  den  ausgedo'rrten  Sand,  denn 
selbst  die  ungeheuren  Wassermengen  eines  jeden  Tages,  welche  durch 
die  Sonne  verdunstet  werden,  ballen  sich  in  der  durchglühten  Atmo- 
sphäre zu  keinen  schweren  Dunstmassen  zusammen  und  erleiden  keine 
hinreichende  Abkühlung  zum  Niederschlage.  Uro  so  mehr  sammeln 
sich  die  Dunstmassen   um   die  Gipfel  der  Cordillere    an;    namentlich 


410  Frani  Engel: 

wird  die  Silla  stets  von  einer  gewaltigen  Wolkenscbicht  umhüllt,  die 
im  ewigen  Wechsel  von  Niederschlag  and  Neabildong  begriffen  lat 

In  den  Monaten  November  und  Februar  kühlt  sich  die  Tempen» 
tur  ab;  diese  Zeit  nennt  man  dort  die  kalte  Jahresseit,  obsehon  der 
hunderttheilige  Thermometer  am  Tage  nicht  unter  24*  flUt,  wflireni 
er  in  der  heifeen  Jahreszeit  bis  31 — 32*  steigt  Die  Durchsehnitta- 
wärme  La  Ouajra's  —  das  Mittel  der  ganzen  Jahrestemperatur  ~ 
ist  28*  1;  die  mittlere  Temperatur  des  k&ltesten  Monats  23*  2;  dei 
heifsesten  Monats  29*  3.  Seine  Lage  macht  den  Ort  zu  einem  der 
heifsesten  Plätze  Amerika*s. 

Die  Bekleidung  der  Einwohner  aller  Stfinde  beschrankt  sich  sol- 
cher Temperatur  gemäfs  auf  das  fiufserste  Maafs  des  Schicklichen  nadi 
den  Begriffen  eines  jeden  Standes.  Die  Herren  der  Comtoirs,  der  Bu- 
reaus und  Strafsen  entledigen  sich,  wo  es  die  Gelegenheit  gestattet,  noch 
gern  eines  Theiles  ihrer  vom  Kopf  bis  zu  den  Fnfsen  weifsen  Wäsehe, 
die  an  Dichtigkeit  und  Dicke  den  leichten  Flor  der  DameDgewander 
nicht  viel  übertrifft,  und  beweisen  durch  die  feuchten  Sparen  an  den 
Reste  der  Bekleidung,  dafs  auch  dieser  den  Körper  noch  hinreichend 
beschwert.  Die  Neger  und  Mulatten  bewegen  sich  durchaus  angenin, 
und  dennoch  überzieht  der  Schweifs  ihre  dicke  Fetthaut  mit  einer  giäii- 
zenden  Politur  und  mit  einem  Parfüm,  der  ihre  Ann&herung  schon  sos 
der  Ferne  wahrnehmen  läfst.  Auch  des  Nachts  kühlt  der  schlafende, 
'  mehr  oder  minder  entblöfste  Körper  nicht  einmal  in  der  luftigen  Hänge- 
matte aus;  und  die  Stunde  vor  Sonnenaufgang,  die  etwaa  kahler  ia't 
offene  Zimmer  hineinweht,  mahnt  wieder  sofort  zur  Vorsicht,  da  jedci 
abgekühlte  Lüftchen  auf  den  durchglühten  Körper  leicht  eine  ErkältaBg 
hervorruft;  jede  Erkältung  aber  ist,  namentlich  zur  Zeit  der  Fieber- 
epidemien, wohl  zu  vermeiden. 

Dem  unbemittelten  Theile  der  Bevölkerung  macht  Haas,  Bett  and 
Kleidung  die  geringste  Lebenssorge.  Auf  der  Muelle,  vor  den  Haas- 
thüren,  in  den  luftigen  Corridors,  in  Hof  und  Strafsen  h&lt  mancher 
sorglose  Arri^ro  und  Peon  seine  Nachtruhe,  nur  bedeckt  von  der  Co- 
vija,  seiner  bestfindigen  Begleiterin :  oder  die  Gevatterin  und  Freundin, 
welche  zur  Zeit  obdachlos,  bittet  sich  bei  der  Freundin  Nachtherbeige 
aus,  —  eine  ebenso  bescheidene,  als  leicht  zu  gewährende  Bitten  denn 
das  Nachtlager  ist  im  ersten  besten  Winkel  mit  einer  aaseinander 
gefollten  Binsen-  oder  Palmenmatte  hergestellt;  oder  der  schwane 
Lastträger,  der  vielleicht  an  zwei  Tagen  in  der  Woche  arbeitet  und 
die  übrigen  fünf  Tage  feiert,  und  an  einem  dieser  Feiertage  sdnea 
Schlaf  schon  am  Tage  vorweggenommen  hat,  sucht  gar  kein  Nacht- 
lager auf;  er  vergnügt  sich  vielmehr  auf  eigene  Hand  wfihrend  der  stilleo 


Die  Küste  ron  Caiicas.  411 

Standen  der  laaen  Sommernacbt  und  tanst,  aingt,  brummt,  muaicirt 
ond  Ifirmt  auf  seinem  eigenhändig  gezimmerten  Instrumente  bis  sum 
irfiben  Morgen  zur  besondern  Erbauung  für  den  Müden,  der  in  seiner 
Nahe  den  Schlaf  begehrt. 

£benso  wenig,  wie  ein  besonderes  Nachtlager,  entbehren  diese  be- 
dürfnifslosen   und  durch  die  Gunst  des  Klima's  fast  aller  Sorge  ent- 
hobenen Menschen  eine  eigene  Eucbe  und  Wohnlichkeit  von  ii^end- 
welcher  Ausdehnung  und  Einrichtung.     Eine  Hand  voll  Bananen  und 
ein  Stück,  an  einem  zugespitzten  Stocke  geröstetes  Fleisch  ist  überall 
leicht  erreichbar,    wo  sich   nur  einige  glimmende  Kohlen  hinschütten 
und   anfachen   lassen;    mit  dem  Hemdzipfel  oder  dem  um  die  Hüften 
geschürzten  Taschen  tuche  wird  die  Asche  von  dem  Rostspiefse  gest&ubt 
nnd   die  anspruchslose  Mahlzeit  alsdann  an  Ort  und  Stelle   mit  dem 
Wohlbehagen  eines  Diogenes  verzehrt.     Bekleidung,   vollstfindige  Be- 
kleidung, gehört  der  grofsen  Menge  zum  Luxus,  der  für  die  Sonn-  und 
Festtage  aufgespart  wird;  gewöhnlich  genügt  den  Männern  ein  baam- 
wollnes  Hemde  oder  ein  Unterbeinkleid,  das  etwas  über  die  Knie  reicht 
und  weit  und  plundrig  zugeschnitten  ist;  beides  zusammen  bildet  schon 
eine  seltene  Vollständigkeit  des  Anzuges.    Der  Kopf  wird  zum  Schutze 
gegen  die  Sonne  oft  nur  mit  einem  Tuche  umwickelt,  oder  mit  einem 
Stücke  von  Strohhut  bedeckt,  dem  häufig  der  Haupttheil,  der  Deckel, 
fehlt;  es  ist  unglaublich,  wie  hart  und  gestählt  der  Negerschädel  gegen 
Sonnenbrand    und  Körperdruck    ist.      Etwas   vollständiger   deckt   die 
weibliche  Bekleidung  die  Blöfsen;  jedoch  die  heranwachsende  Jugend 
bis  zu  sechs  Jahren  und  darüber  wärmt  sich  mit  paradiesicher  Unbe- 
fangenheit an  der  lieben  Oottessonne;    vielleicht  dafs  eine  sorgsame 
Mutter  ihrem  Lieblinge  ein  Taschentuch  in  Form  einer  Serviette  um 
den  Hals  knotet  und   ihm   einen  abgetragenen  Hut  ohne  Deckel  und 
Krempe  über  den  Kopf  stülpt. 

An  Sonn-  und  Festtagen  aber  wird  grofse  Toilette  gemacht ;  dann 
verschwinden  plötzlich  alle  alten  Lappen  von  dem  Leibe,  und  sogar 
die  sonst  zur  Schau  getragene  Haut  mit  der  dicktropfigen  Schweifs- 
politur versteckt  sich  hinter  weifise,  zierlich  gefaltete  und  wohl  gesteifte 
und  geplättete  Leibwäsche,  aus  welcher  nur  Kopf,  Füfse  und  Hände 
sichtbar  werden.  Andrerseits  rauschen  und  schleifen  in  der  Kirche 
die  hartgesteiften  Kattnnröcke  bis  zu  den  weifsen  Musselingewändern, 
den  Seide-  und  Atlaskleidern  hinauf,  aufgebauscht  durch  umfangreiche 
Reifrocke;  harmles  treten  ans  dem  Kleiderwnlste  die  nnbeschuhten, 
nicht  überaus  zarten  Füfse  an's  Tageslicht,  während  die,  durch  ihre 
Farbe  gegen  allen  Sonnenbrand  geschützte  Hand  den  glühenden,  wenn 
auch  nicht  rosigen  Wangen  mit  zierlichem  Fächer  Kühlung  zuweht 
Auf  den  Strafsen  La  Ouayra's,   wenigstens  auf  den  Geschäfts- 


412  Frani  Engel: 

BtraCseD,  bort  man  ebenso  Viele  deutscb,  wie  spanisch  sprechen;  dal 
erste  Wort,  das  aof  fremdem  Boden  an  mein  Ohr  schlag,  war  di 
deutsches.  Nirgends  offenbart  die  Muttersprache  solche  Fülle  von  Me- 
lodie, wie  auf  fremdem  Boden;  ihr  Laut  schlfigt  momentan  Brockci 
über  tausendmeilenweite  Entfernungen.  Wenn  der  Creole  sicfa  anföo 
Strafse  angeredet  sieht  in  einer  Sprache,  die  er  nicht  versteht,  so  deu- 
tet er  auf  den  ersten  besten  vorübergehenden  Fremden  mit  der  Phrase: 
Fragen  Sie  den  Herrn,  der  ist  ein  Deutscher!  Er  setzt  also  »choD 
voraus,  dafs  der  Fragende  ein  Deutscher  sei.  Es  ist  nur  nöthig,  des 
Mund  aufzumachen,  um  zu  einem  Landsmanne  zu  kommen;  aber  scboa 
mit  dem  Auge  erkennt  man  leicht  den  Ausländer,  und  die  Auslända' 
scheidet  das  Aeufsere  mit  scharfen  Charakterzugen  in  die  verschiede- 
nen Nation  aKtfiten. 

Der  Grofshandel  La  öuayra's  liegt  fast  ausschliefslich  in  deutsciies 
Händen ;  auch  die  Angestellten  der  deutschen  Handelshäuser  rd^rudreo 
sich  ausnahmslos  aus  Deutschland,  namentlich  aus  Hamburg;  verschie- 
dene Handwerke  wurden  ebenfalls  von  Deutschen  betrieben,  and  ebenso 
waren  Doctor  und  Apotheker  ersten  Ranges  aus  Deutschland  herübei^ 
gekommen.  Auch  einzelne  deutsche  Arbeiter,  Hausknechte  u.  8.  w. 
finden  sich  an  der  Küste ;  mehrere  derselben  haben  sich  mit  dem  Falir- 
und  Fracbtwesen  des  Esel-  und  Maulthiergespannes  bekannt  gemacht 
und  gute  Rechnung  dabei  gefunden;  andere  haben  es  bis  zu  kleines 
Krämern  und  Grundbesitzern  in  den  Bergen  gebracht  and  befind«! 
sich  in  ziemlichem  Wohlstande;  etliche  stehen  in  ständigem  Dienste 
als  Hausknechte  oder  Tagarbeiter  und  erhalten  einen  Lohn,  der  viel 
höher  ist,  als  er  in  der  alten  Heimath  gezahlt  wurde,  ohne  dafs  die 
Ausgaben  besonders  gewachsen  wären.  Wer  körperliche  Arbeit  ge- 
wohnt, gesund  und  betriebsam  ist  und  sich  das  Klima  angeeignet  hat, 
findet  zweifellos  sein  gutes  Fortkommen.  Aber  dem  Klima  geht  der 
Ankömmling  wie  einem  schweren  Verhängnisse  entgegen,  dem  sidi 
nur  Wenige  gänzlich  entziehen ;  mancher  braver  Deutscher,  der  in  vol- 
ler Jugendfrische  und  mit  hohen  Erwartungen  über  das  Meer  zog, 
ruht  dort  auf  dem  Kirchhofe  der  Fremden. 

Die  furchtbarste  Geifsel  des  Tropenklima's  ist  das  Fieber,  haupt- 
sächlich das  sogenannte  Gelbe  Fieber;  aber  es  ist  nicht  der  einzige 
Würgengel,  der  unter  Palmen  daberschleicht.  Hautkrankheiten,  Leber- 
und Gallleiden,  chronische  Ruhr,  Dyssenterie  lösen  in  kürzerer  oder 
längerer  Zeit  den  Organismus  auf.  Der  Pujo  (Unterleibsschwindaucht?) 
zehrt  zahllose  Opfer  langsam,  doch  bestfindig  auf,  bis  sie  endlich  gäoi- 
iich  erschöpft  und  ausgezehrt  in  das  Grab  sinken;  die  Dyssenterie  eilt 
schneller  an  ihr  Ziel  und  hat  in  wenigen  Tagen  sämmtliche  Unterleibs- 
organe  aufgelöst;  auch  die  remittirenden  Fieber  enden  vielfadi  nach 


Die  Küste  yon  Caiieas.  413 

langem  Siechtham  mit  vollständiger  EntkraftUDg  und  Tode;  jedoch  die 
furchtbarste  Geifsel  bleibt  immer  der  vomiio  priäto^  das  schwärze  Er- 
brechen; unerwartet  and  mit  unbarmherziger  Hast  rafft  es  Alt  und 
Jung  ans  dem  frischen  Leben  fort.     Die  beliebte  und  allgemein  aas- 
gefibte  Heilmethode  der  Brechmittel,  Purganzen  und  Blutentziehangen- 
reicht  den  Seuchen  die  hulfreichste  Hand,   und  wenn  sie  nicht  direkt 
das^  Leben  knickt,    so  trägt  sie  doch  bei  zu  endlosem  Siechtham  und 
dauernder  Lebensschwächnng.     Gewifs   ist,    dafs  durch  Mäfsigkeit  in 
allen  Genüssen,  durch  gesunde  und  einfache  Nahrungsmittel  und  strenge 
Beobachtung  diätetischer  Vorschriften  vielen  Gefahren  aus  dem  Wege 
gegangen  und  manche  Krankheitserscheinung   im  Ursprange,  erstickt 
werden  kann;  doch  auch  die  strengste  Hygiene  deckt  das  Leben  nicht 
als  fester  Schild  vor  den  unsichtbaren  Todesstreichen  des  Tropenklimas. 
Die  Ursachen  der  zerstörenden  klimatischen  Krankheiten  sind,  wie 
der  Ursprung  der  Mehrzahl  der  Krankheiten  überhaupt  noch  in  Dun- 
kel gehüllt.     Die  Ansichten  der  Creolen  über  die  tropischen  Krank- 
heitssjmptome  gehen  ebenfalls  weit  auseinander.     Man  wiegt  sich  oft 
in  der  Hoffnung  und  dem  festen  Vertrauen  ein,  den  Krankheiten  durch 
Temperaturwechsel,  durch  den  Umtausch  in  der  untern  Luftschicht  mit 
der  frischen,  abgekühlten  Berginft  entgehen  zu  können;  ja,  die  Erfah- 
rungen bestätigen,  dafs  das  Gelbe  Fieber  zur  Zeit  der  höchsten  Tages- 
temperatnr  eintritt  und  abnimmt,  sobald  diese  um  einige  Grade  sinkt, 
also,  dafs  ein  geringer  Temperaturunterschied  merklichen  EinffufiB  auf 
die  Epidemie  ausübt;  und  doch  folgt  diese  Tropengeifsel  dem  Fliehen- 
den sogar  bis  in  die  reine  frische  Bergluft  nach,    und   ibr  tödtlicher 
Athem  baucht  von  La  Guayra  hinauf  bis  zu  der  2879  Fufs  höher  ge- 
legenen  Hauptstadt  Caracas.     Manche   halten   die   Krankheit  fiir   an- 
steckend und  verschleppbar,  Manche  suchen  ihren  Keim  in  den  Mias- 
men der  Luft;   Andere  schreiben  sie  der  Wirkung  der  grofsen  Hitze 
auf  die  Verdauungsorgane  zu.  Andere  wieder  dem  Verdunsten  ausge- 
tretener Wasser  oder  dem  Regen  auf  den  ausgedörrten,   lang  durch- 
glühten Erdboden.     Vielleicht  wirkt  von  alle  dem^etwas  oder  alles  zu- 
sammen;   aber  sicher  ist,   dafs  weder  Absperrung  vor  Verschleppang 
schützt,  noch  eine  kühlere  Temperatur  der  Inficirung  oder  Vertragung 
eine  absolute  Gränze   setzt,  da   weder  die  Verdunstung  ausgetretener 
Wasser  überall  gleiche  Erscheinungen  hervorruft,  noch  die  Wirkun- 
gen der  grofsen  Hitze  auf  die  Unterleibsorgane  überall  dieselben  sind. 
Europa  möge  sich  nicht  dem  beruhigenden  Wahne  hingeben,   dafs  es 
durch  seine  Zone  und  Klimate  uneinnehmbar  vor  dieser  Tropengeifsel 
geschützt  bleibe;   sie  wird  vielleicht  einst  ebensowohl,  wie  die,  durch 
4en  Weltverkehr  bereits   ausgebreiteten  Seuchen  der  fernsten  Zonen, 
^ine  allgemeine  Weltgeifsel  werden,  Süd  und  Nord  amspannen. 


414  Frans  Engel: 

Der  Schaaplats  der  Zerstdrungen  des  Gklben  Fiebers  dehnt  toA 
bis  jetst  über  die  Nachbarschaft  der  heifsen  Küsten  des  atlantiacfaea 
Meeres  and  der  Fiafsufer  ans,  deren  Strome  in  dasselbe  einmanden. 
Die  Schale  seines  Entsetsens  and  Orauens  bat  es  aber  die  Inseln  dei 
atlantischen  Oceans  ausgegossen,  aber  die  Bewohner  des  Archipels  des 
stillen  Oceans  kennen  es  kaam  dem  Namen  nach;  es  ist  dem  Laufe 
der  Flösse  gefolgt,  den  tiefern  Kern  des  Festlandes  hat  es  noch  nidit 
beröhrt  Die  Seache  beagt  nicht  einmal  die  ganse  heifse  Zone  onter 
ihre  Herrschaft,  sondern  hält  sich  mehr  —  iiar  allmählich  nach  ein- 
zelnen Richtungen,  welche  der  Weltverkehr  beseichnet,  vordringend  ~ 
an  gan%  bestimmte  Theile  dieser  Zone  gebunden.  Nicht  die  heilse 
Temperatur,  sondern  die  Dauer  derselben  ruft  ihre  Entstehung  hervor; 
sie  ist  ebensowohl  endemisch,  wie  epidemisch,  denn  aus  einigen  Tro- 
pengegenden schwindet  sie  selten  oder  nie,  während  sie  in  anderen, 
höheren  Breitengraden  periodisch  erscheint.  Nach  den  Aa&eichnungea, 
die  gemacht  worden  sind,  hat  man  gefunden,  dafs  sich  das  epidemische 
Gelbe  Fieber  in  Zeitabschnitten  von  15  zu  30  Jahren  bewegt;  so 
herrschte  die  Krankheit  1762  in  Philadelphia  und  kehrte  im  Jahre  1793 
wieder;  so  wuthete  sie  im  Jahre  1791  in  New-Tork,  1794  in  Baltimore 
and  in  andern  Städten  bis  zum  Jahre  1804  und  erschien  wieder  iis 
Jahre  1819,  um  15  Jahre  später. 

Es  sind  nicht  die  Ausländer  allein,  welche  den  klimatischen  Seo- 
eben  unterworfen  sind^  auch  die  von  Europäern  im  Lande  Qeborenen, 
wie  überhaupt  alle  Eingebornen  entfliehen  ihnen  nicht;  Indianer  und 
Mischlinge  aller  Abstufungen  unterliegen  ihnen  ebenso,  wie- die  Weifsen. 
Die  geringste  Disposition  zu  klimatischen  Krankkeiten  tragen  die 
Schwarzen  in  sich;  die  Nerven  derselben  zeigen  weniger -Reizbarkeit, 
als  die  der  andern  Racen;  nicht  nur,  dafs  die  anhaltend  hohe  Tem- 
peratur (in  der  Permanenz  der  Hitze  liegt  die  erschlaffende  Wirkung 
derselben)  die  Energie  ihrer  Constitution  nicht  schwächt,  dafs  schlechte 
Nahrungsmittel,  Noth,  Entbehrungen,  Einathmung  schädlicher  Miasmen 
sie  weniger  angreife,  —  sondern  auch  direct  in  Fleisch  und  Blnt  ein- 
dringende Schärfen  und  Gifte,  wie  z.  B.  Stiche  von  Insekten  and  gif- 
tigen Thieren,  werden  ihnen  weniger  empfindlich  und  verderblich ;  schon 
ihr  Temperament,  das  unter  allen  Verhältnissen  und  selbst  den  drückend- 
sten Lebenslagen  stets  heiter  und  anangefochten  bleibt,  ihre  nie  alte- 
rirte  Disposition  zu  kindischen  Späfsen  und  der  unerschütterliche 
Gleichmuth  gegen  alle  ernsten  Gemüthsbewegungen  deuten  auf  eine 
geringe  nervöse  Reizbarkeit  hin.  Die  remittirenden  Fieber  selbst,  die 
sie  angreifen,  kehren  nicht  so  hartnäckig  wieder  und  fuhren  nicht  zn 
derartiger  Entkräftung,  wie  bei  den  andern  Racen.  Hingegen  kommen 
bei  ihnen  Schärfe  und  Unreinheit  der  Säfte  häufig  vor,  wie  die  vielen 


Die  Kfiste  von  Cftrdcas.  415 

offenen  Wanden  an  Beinen  und  Füfsen,  Geschwfire,  Eiterbeulen  und 
andre  AuBsatzkrankeiten,  die  man  an  ihnen  viel  bemerkt,  zur  Genage 
darthnn.  Die  Natarkraft  wirkt  in  ihnen  überaus  energisch  and  unge- 
8toni  darch  Durchbruche  von  Abzngskanfilen  durch  Fleisch  und  Haut, 
wie  auf  dem  natürlichen  Auswege;  die  Plautth&tigkeit  ist  namentlich 
eioe  ganz  enorme;  dennoch  trachten  sie  abergläabisch  nach  allen  und 
jeglichen  Heilmitteln,  die  ihnen  bekannt  und  unbekannt  sind,  und  sie 
verschlingen  bei  dem  geringsten  Anlasse  unglaubliche  Mengen  der 
wirksamsten  Arzneistoffe;  ihre  Constitution  wird  damit  fertig,  ohne  von 
besonderen  Störungen  und  Nachwehen  erschüttert  zu  werden. 

In  jeder  seiner  einheimischen   Pflanzen   erblickt    der  Ci^ole   ein 
medicinisches  Orakel;  er  selbst  vernimmt  zwar  nur  selten  dessen  Offen- 
barungen, aber  er  fragt  jeden  Fremden,  den  er  mit  naturwissenschaft- 
lichen Kenntnissen  ausgerüstet  glaubt,  mit  grofser  Hast  und  Gier  nach 
den  verborgenen  Kräften  in  der  festen  Voraussetzung  ihres  Vorhanden- 
seins.    Trotz  dieses  Glaubens    oder  Aberglaubens    an    schlummernde 
Heil-   und  Naturkräfte  in  allen   Erzeugnissen  der  Natur,    die  ihn  in 
grofser  Fülle  und  Mannigfaltigkeit  umgeben ;  trotz  der  vollen  Erkennt- 
nifs,  ja  Ueberschätzung  des  wirklichen  Reichthums,   mit  welchem 
die  Natnr  seine  Heimath  fiberschüttet,    schreitet  er  nicht  zur  Ausbeu- 
tung der  Schätze  aus  Mangel   an  Energie,    Thatkraft  und  Unterneh- 
mungsausdauer;  er  hebt  immerwährend  den  Stein  gegen  seine  eigene 
Indolenz  und  Unkenntnifs  auf,  und  bemüht  sich  doch  nichts  sie  abzu- 
werfen.    Alles  erwartet  er  von  aufsen,  und  dennoch  ist  er  mifstrauisch 
und  eifersüchtig  auf  den  fremden  Ausbeuter.    Seiner  materiellen  Denk- 
and  Handelsweise  liegt  das  Arbeiten,  Streben  und  Opfern  far  die  ab- 
strakte Wissenschaft,  für  die  ungreifbäre  Theorie  zu  fern,  als  dafs  er 
begreifen  könnte,  wie  Jemand  seine  Wälder  durchstreifen  und  Entbeh- 
rungen und  Gefahren  auf  sich  laden  könne,  ohne  einen  direkten,  hand- 
greiflichen, persönlichen,  materiellen  Nutzen  von  der  Sache  zu  haben; 
daher  hat  jede  Pflanze,  die  man  bricht,  jeder  Stein,  den  man  aufhebt, 
einen  praktischen  Zweck  und  Werth   in    seinen  Augen.     ^Wozu   ist 
das?**  ist  seine  erste  Frage,  die  er  an  den  Sammler  richtet,  und  da 
ihm  die  Befriedigung  der  nächsten  Leibesbedurfnisse  als  das  höchste 
Ziel  der   menschlichen   Anstrengungen  und  Bestrebungen  vorschwebt, 
BD  fagt  er  gleich  die  Frage  hinzu:  „Wird  daraus  Kleidang  oder  Farbe 
gemacht?**  —  Hieraus  erklären  sich  die  vielen  Selbsttäuschungen  und 
adoptirten  Mälirchen  so  vieler  kurzsichtigen  und  leichtgläubigen  Frem- 
den, die  das  Land  bewohnen  oder  durchreisen,  und   solche  den  neu 
Ankommenden  wieder  gläubig  zustecken  oder  mit  nach  Hause  nehmen. 


416  Frans  Engel: 

Nor  das  nfichfite  Ufer  hart  an  der  See  bietet  gangbare  Spaner- 
wege  in  der  Umgebung  von  La  Ouayra  dar.  Nach  oder  mit  Sonnea- 
nntergang  versammeln  sich  einzelne  Gruppen  von  Spasiei^ngem  am 
Strande,  um  die  Kustenluftströmung  als  vermeintliche  Kühlnng  einn- 
athmen;  das  Dorf  Maiquatia  gegen  Osten,  wie  gegen  Westen  einige 
Villen  und  freundliche  Ruhepunkte  bieten  ihnen  ein  kürzeres  oder  ent- 
fernteres Ziel ,  zu  welchem  sie  hart  an  der  sanft  rauschenden  BrandaBg 
langsam,  nach  Kühlung  dürstend,  hinausschlendern.  Gesellige  Unter- 
haltungen in  anderer  Weise,  als  sie  der  Club,  Spazierengeben  und  Rdt» 
und  die  h&nfigen  Volks-  und  Kirchenfeste  bilden,  kennen  die  Einwoh- 
ner nicbt;  Zusammenkünfte  in  Familienkreisen  uud  öffentliche  Vei^u- 
gungen  finden  nur  bei  aufserordentlichen  Veranlassungen  statt. 

Der  kleine  eng  gezogene  Kreis  von  deutschen  Landslenten,  der 
sich  in  der  Botica  alemana  (deutschen  Apotheke)  zu  versammeln  pfl^e. 
veranstaltete  einen  Ausflug  in  die  nahe  Küsten cordit lere.  Am  frühen 
Morgen  standen  sechs  gesattelte  Miethsmaulthiere  vor  der  Tfaüre;  er- 
fordert der  Charakter  eines  Maulthiers  für  den  Reiter  schon  mehr  Be- 
obachtung, als  der  eines  Pferdes,  so  ist  das  noch  mehr  der  Fall  bei 
einem  gemietheten  Maulthiere,  dessen  Rücken  jedem  Zahlangsfahiges 
feil  geboten  wird  und  jeder  Baum  blofs  gestellt  ist.  Alle  Bosheit  ond 
Tücken  finden  sich  deshalb  ii}  einem  solchen  Thiere  vereinigt,  und  mit' 
scharfem  Instinkte  erkennt  es  daher  viel  schneller  die  schwachen  Sei- 
ten des  Reiters  über  sich,  als  dieser  die  Eigenschaften  des  Thieres 
unter  sich.  So  sah  ich  mich  denn  zur  günstigen  Zeit  und  am  geeig- 
neten Orte  sehr  geschickt  aus  dem  Sattel  gehoben  und  fand  dabei  die 
unerwünschte  Gelegenheit,  in  sehr  empfindlicher  Weise  die  erste  Be- 
kanntschaft mit  den  Cactusstacheln  zu  machen.  Von  dem  AagenblidLe 
an  behielt  ich  immer  eine  gewisse  Scheu  gegen  die  nähere  Berühroog 
mit  Miethsmaulthieren  und  Cactusfeldern. 

Die  nächsten  Anhöhen  von  La  Guayra  sind  dürr  und  vegetation»- 
arm;  durch  die  monströsen,  starr  unbeweglichen  Cactus-,  Agaven-  uod 
Opuntiengebilde  starrt  nackt  und  roth  der  aufgerissene,  harte,  ausge- 
brannte Boden  —  ein  Gemenge  von  rothem  Tbon,  Sand  und  Stein- 
gerölle,  hindurch;  vereinzelt  zwischen  den  lederhäutigen  Saitscbläuchen 
der  Sukulanten  tauchen  die  grofsen,  runden,  tellerartigen  Blätter  der 
Coccololia  unifera  und  die  wohlriechenden,  rosarothen  Blütbent rauben 
der  Äsclepia  gigantea  auf,  die  nur  einen  schmalen  Gürtel  an  der  See- 
küste bewohnen;  ihnen  gesellen  sich  die  baumartigen  Mimosen  mit 
zart  gefiederten  Blättchen.  •  Lautlos -eintönig  und  dennoch  vielseitig- 
gegliedert gruppiren  sich  die  blattartig  ausgereckten  Zweige  der  Opun- 
tien mit  den  gerippten,  schlanken  Säulen  der  Echinocacteen  und  den 
dazwischen  eingestreuten  dickfleischigen  Kugeln  der  Mamillarien  and 


Die  Küste  yon  Oaricas.  4l7 

Melocacteen,  überragt  und  durobbrochen  von  den  steifen,  starren,  za- 
gespitzten,  scbwertförmigen  Blättern  der  Agaven  und  AloSn,  deren 
kandelaberartiger  Blutbenschaft  kerzengrade  aas  dem  dicht  zusammen- 
gedrängten Blattcyelus  aufwärts  strebt;  ein  achtes  Bild  unverwüstlicher, 
starrer  und  inmitten  vibrirenden  Gluthdun8te|^esättigter  Ruhe. 

Mehrere  hundert  Fufs  aufwärts  nimmt  die  Vegetation  zu  an  Frische 
and  Reichhaltigkeit.  Der  Thau  hing  in  schweren  Tropfen  an  den 
Gebaschen  und  näüste  die  vorüberstreifenden  Kleider;  die  dichter  ge- 
schlossenen Baumgruppen  gewährten  mehr  und  mehr  Schatten  gegen 
die  höher  steigende  Sohne;  Vogelschwärme  mit  lebhaft  schillerndem 
Gefieder  durchruderten  die  durchsichtig  blauen  Lüfte;  einzelne  Sänger 
lockten  und  flöteten  munter  und  melodisch  in  dem  blühenden  Gebüsche. 
Fälschlich  ist  die  Meinung  verbreitet,  dafs  die  glänzend  gefiederten 
Yögel  der  Tropenlande  des  Gesäuges  entbehren;  haben  sie  auch  nicht 
den  lang-anhaltenden,  schmett*ernden  Gesang  unserer  weniger  stattlich 
gefiederten  Sänger,  so  hört  man  doch  sehr  melodische  Anschläge, 
Rufe,  kurzes,  fröhliches  Pfeifen,  ergreifende  lejer-,  vogel-  und  glocken- 
artige Töne;  der  fhryoihorusj  ein  Zaunkönig,  sucht  mit  seinem  angeneh- 
men Gesänge  die  Nähe  des  Menschen  auf,  während  der  mystische 
Leiervogel,  der  Gampanito  und  der  Orgelspieler  sich  mit  seinen  lang- 
gedehnten, wunderbar  eindrucksvollen  glocken-  und  lejerartigen  An- 
schlägen in  gebeimnirsvoUes  Dunkel  hüllt.  So  ungerecht  auch  die  ge- 
ringschätzende Meinung  über  den  Gesang  d^r  Vögel  verbreitet  ist,  so 
ist  doch  das  Lob  ihres  glänzenden  Gefieders  vollkommen  gerechtfertigt; 
das  schillernde  Smaragdgrün,  das  leuchtende  Carmin,  dab  glühende 
Porpurroth,  das  Sammetblau,  den  Gold-  und  Orangeschmelz,  der  ein- 
farbig oder  in  bunter  Schattirung  Leib  und  Schwingen  schmückt,  giebt 
keine  Farbe,  kein  Pinsel  wieder. 

Weit  über  die  trocknen  Höhen  hinauf  verbreiten  sich  viele  Arten 
von  Lantanen,  namentlich  die  L.  scahrida^  die  dem  Landmanne  in  sei- 
nen Pflanzungen  oft  ein  lästiges  Unkraut  wird ;  ihnen  folgen  mehrere 
Arten  von  Akazien,  als  A.  arenoia  und  flexuosa,  Jacguiwia  armilUiris^ 
TUhecoUobium  microphyUum.  Eine  reizende  Zierde  für  Gärten  und 
Feld  ist  die  Poinciana  pulckerrima^  deren  anmuthig-gefiederte  Belaubung 
über  und  über  mit  goldgelben  und  flammend  rothen,  herrlich  geform- 
ten Blüthensträufsen  bedeckt  ist.  Die  wichtigen  Gattungen  Croton  und 
CoMui  sind  vertreten  durch  Catiia  propingua,  indeeara;  Croion  hispi- 
dm^  pingeut  und  andere  mehr. 

Die  tiefen  Thalschluchten,  Quebrada's  genannt,  die  den  Gebirgs- 
pfiftd  durchbrechen,  rufen  durch  ihren  dunklen  Schatten,  die  rieselnden 
Bergwasser  und  die  abweichende  Schluchten  Vegetation  eine  mannig- 
faltige Abwechslung  in  der  Landschaftsphjsiognomie  hervor.     Eine  er- 

ZeitMhr.  d.  OMellieb.  f.  Brdk.    Bd.  IV.  27 


418  Franz  Engel: 

frischende  Kühle  und  merklicher  Temperataranterschied  eiiialf  den 
Pflanzenwacbs  saftig,  üppig  und  frisch.  Saftstrotzende  Aramgew&cbse 
umschatten  die  rieselnden  Quellen  mit  grofsen,  pfeilförmigen,  dunkel- 
grünen, metallisch  schimmernden  Blättern;  unter  ihnen  Calladien,  tqü 
welchen  zwei  zusamn0)gelegte  Blätter  die  Stelle  eines  Schirmes  ge- 
gen einen  unerwarteten  Regenschauer  ersetzen  können,  üppige  SdUtt- 
mineen,  unter  denen  sich  die  Paradiesblume  der  Creolen,  Amomwm 
Granum  paradisüj  besonders  durch  ihre  Schönheit,  und  der  Ingwer, 
Zingiber  Jterrumbet,  durch  seine  nutzbare  Gewürzwurzel  auszeichneL 
Um  Lorbeer  und  Myrthen bäume  windet  sich  das  Philodendron  pertmswm 
mit  seinen  grofsen,  durchlöcherten  Blättern;  Winden  und  Passions- 
blumen mit  tief •  dunkelfarbigen  Kelchen  und  leuchtenden  Staabfadea, 
grofsblumige  Schmetterlingsblüthler  und  Mimosen  umranken  Baum  and 
Busch  undurchdringlich  fest  und  dicht;  ihnen  zu  Füfsen  schmiegen  sich 
krautartige  Labiaten  an,  und  aus  dem  dunkelsten  Schatten  blickt  die 
Dorstenia  auf,  der  man  gegen  Schlangenbisse  eine  heilende,  und  für 
den  Magen  eine  stärkende  Kraft  zuschreibt 

Die  vertikale  Gliederung  der  kolumbischen  Länder  ist  sehr  reidi 
an  Wechseln  und  Contrasten  und  bedingt  dadurch  eine  grofse  Abwei- 
chung und  Mannigfaltigkeit  ihres  Klima's;  diese  Gegensätze  in  KUma 
und  Oberfläche  des  Festlandes  treten  sehr  schroff  und  übergangsloe 
neben-,  über-  und  durcheinander  auf,  sodafs  dem  Reisenden  der 
Pflanzenwuchs  in  überaus  verschiedenem  Charakter  entgegentritt  and 
die  ebenso  reichhaltige  Mannigfaltigkeit,  wie  Fülle  des  Gewächsreiches 
erklären  läfst.  Der  allgemeine  Wachsthum  ist  üppig,  unerschopflidL 
sich  gegenseitig  überbietend  und  überwältigend;  die  einzelnen  Pflanzen- 
theile  und  Organe  entwickeln  sich  vollständig,  kraftvoll  and  wider^ 
standslos,  die  Belaubung  ist  vollsaftig  und  gesättigt,  die  Triebkraft 
drängt  nach  einer  Ueber fülle  von  farbenreichen,  glänzenden,  besonders 
rothen  und  gelben  Bluthenständen,  nach  Verholzung  des  krautartigen 
Stengels,  nach  Baumbildung  der  Gräser  und  Kryptogamen  und  mit 
erdrückendem  Ungestüm  nach  Licht  für  ihre  Gebilde;  in  diesen  Be- 
strebungen offenbart  sich  bereits  der  fremdartige  Boden,  welchen  der 
Reisende  betreten.  Durch  die  lokale  Beschaffenheit  der  Erdoberfläche 
und  des  Klima's  wird  Umfang  und  Gestalt  der  Gewächse  ^  wie  deren 
einzelnen  Theile,  die  Anhaftung  und  Bildung  des  Laubes,  Bewnrzelung, 
Verzweigung,  Textur  u.  s.  w.  bedingt,  ebenso  die  mehr  oder  minder 
feste  Textur  des  Splintes  und  Kernholzes,  wie  der  reichere  oder  min- 
der reiche  Harzflufs.  Die  besondere  Bodengliederung  aber  formt  und 
bildet  je  nach  ihren  Regionen  ihre  besondere  Gestaltung  und  Bigen- 
tbümlichkeit  und  verleiht  jeder  einzelnen  Region  ihre  eigene  Vegetation^- 


Die  Koste  von  Car&cas.  '419 

Physiognomie  mit  ihren  eignen,  ihr  angehörigen  Haupt-  und  Grund- 
formen. 

Ein  Blick  auf  die  einzelnen  Familien  läfst  einen  auffallenden  Man- 
gel an  Umbelliferen  und  Goniferen,  dagegen  als  vorherrschend  die 
Leguminosen,  Rubiaceen,  Myrthen,  Melastonieen,  Euphorbiaceen,  Lauri- 
neen, Malpighiaceen ,  Palmen,  Grchideen  und  Farrngewächse  erken- 
nen. Ihre  Blüthenbildnng  ist  vom  Standorte  abhängig,  nicht  allein  von 
der  absoluten  Höhe;  wo  an  einem  Grte  die  Blüthe  schon  vollendet, 
beginnt  sie  häufig  erst  am  andern  Grte;  ebenso  entwickelt  der  Stand- 
ort auch  die  Oröfse  der  Blüthentheile,  Farbenglanz,  häufig  gänzlich 
verschiedenartige  Ausbildung  einzelner  Theile  und  Grgane;  auch  das 
Alter  verändert  oft  den  Gesammthabitus  der  Pflanze,  indem  die  ein- 
zelnen Theile  der  nicht  blühenden  und  der  fruchtbaren  Pflanze  durch- 
aus verschieden  sind.  Hemmende  Einflüsse  im  Wachsthum  sind  nur 
in  der  Ueber Wucherung,  wie  in  Mangel  an  Kraft  und  Nahrung  zu 
suchen  und  zu  finden. 

Schon  in  der  nächsten  Umgebung  La  Guayra's  zeigt  sich  die 
grofse  Verschiedenartigkeit  der  bekleideten  Erdoberfläche  und  ihres 
Klima's,  die  in  der  Tropenregion  Raum  findet.  Von  der  Küste  land- 
einwärts innerhalb  der  kurzen  Ausdehnung  von  wenigen  Stunden  un- 
terscheidet man  bereits  eine  Küsten-,  Berg-,  Thal-,  Wald-  und  Savan- 
nenvegetation, und  jede  derselben  trägt  genau  wieder  ihr  eigenes  Ge- 
präge je  nach  Lage  und  Oertlicbkeit;  stets  nimmt  die  Vegetation  einen 
anderen,  innerhalb  desselben  Gürtels  aber  festen  Charakter  an,  je  nach- 
dem man  landeinwärts  von  der  glühenden  Sandküste  eine  der  schatti- 
gen, quellenreichen  Wasserschluchten  aufsucht,  oder  aus  diesen  Schluch- 
ten wieder  einen  der  rothen  Cactushügel  besteigt,  oder  diese  Hügel 
hinter  sich  läfst  und  in  den  geschlossenen  Wald  eintritt  oder  die  trock- 
nen Bergsavannen  durchschreitet;  und  wieder  erscheint  derselbe  Abhang» 
dieselbe  Ebene  unter  einer  anderen  Pflanzendecke,  je  nachdem  sie  von 
Sonne,  Winden,  feuchten  Luftströmungen  u.  s.  w.  getroffen  werden 
oder  nicht.  Nirgends  treten  Wechsel  und  Mannigfaltigkeit  auf  einem 
geringen  Flächenraum  so  scharf  und  schroff  ausgeprägt  auf,  als  unter 
den  Tropen;  die  senkrechte  Sonne  zeugt  mit  der  dunstgeschwängerten 
Atmosphäre  einen  Wachsthum  ohne  Ende,  aber  jede  Gertlichkeit  be- 
stimmt denselben  nach  ihrer  Eigenthümlichkeit. 

Der  westlich  in  einiger  Entfernung  von  La  Guayr&  gelegene  Cabo 
blanco  ist  der  heifseste  Punkt  des  venezuelischen  Festlandes,  es  giebt 
Punkte,  deren  mit  Elektrizität  gesättigte  Atmosphäre  noch  schwüler^ 
noch  drückender  empfunden  werden  mag,  die  aber  dennoch  den  absoluten 
Hitzegrad  nicht  erreichen.     Die  Zurück  Strahlung  der  Sonnenstrahlen 

27» 


420.  Frans  Engel: 

von  den  ataubigen,  gelbweifisen,  glühenden  Sandhageln,  welche,  toii 
Spalten  und  Gängen  durchbrochen,  gleich  einem  Home  in  die  See 
Yorepringen,  wirkt  peinlich,  fast  schmerzhaft  auf  das  Gemeingefub]. 
Ein  monströses  Bild  von  leuchtend  -  flimmernden  Sandhageln ,  fremd- 
artigen Pflauzengestalten,  durcheinandergewürfelteo  Steinen,  roth-heifseiB 
Farbendunste  und  vibrirender  Luftschicht  steigt  da  vor  den  stark  ge- 
reizten Sehnerven  wie  eine  verkörperte'  Fata  morgana  aof.  Hohe,  la- 
byrinthisch verzweigte  Cactusbäume  starren  mit  ihren  gefarchten,  mit 
lederartigen  Häuten  überzogenen  und  mit  Stachelbüscheln  bewaffneten, 
unbeweglichen  Armen,  wie  regungslose  Pflanzenstatuen  in  die  flammend- 
bewegliche  ,  heifs  -  durchdunstete  und  von  glühenden  Staabkömdiea 
durchwirbelte  Atmosphäre  hinein,  einen  kurzen,  unbeweglichen  Schat- 
ten auf  den  gelben,  ausgedorrten  Boden  hinter  sich  werfend.  Und 
selbst  diese  dürstende  Wüste  berührt  der  fruchtbare  Haach  der  üppi- 
gen Schöpfungskraft,  und  es  umschleicht  sie  sogar  noch  das  schma- 
rotzende Leben  mit  seinen  gierigen  Fangarmen.  Parasiten  winden 
sich  um  die  blattlosen  Fleiscbsäulen ,  bohren  ihre  Saugwurzeln  durch 
die  pergamentartige  Membran  und  saugen  die  fertige  Nahrung  und 
Feuchtigkeit  aus  den  fremden  SaftgefaTsen,  welche  ihnen  das  ausge- 
brannte Erdreich  versagt  Dazwischen  fristen  einige  wenige  Legumi- 
nosen ein  kümmerliches  Leben,  und  selbst  kleine  verkrüppelte  Gnajava- 
bäume  * )  und  Totumo's  ')  strecken  ihre  blätterarmen ,  schattenlosea 
Zweige  nach  atmosphärischer  Feuchtigkeit;  die  Asclepia  giganiea  ver- 
breitet sogar  Duft  und  Schönheit  um  sich  her  mit  ihren  Prachtblüthen, 
welche  die  Sonne  aus  ihrem,  unter  der  lederartigen  Membran  vor  Yei^ 
dunstung  geschütztem  Safte  brütet;  die  Goccoloba  beugt  ihre  flachen, 
runden,  unbeweglichen,  grofsen,  tellerartigen  Blätter  ermattet  unter  der 
Last  der  Sonnengluth  und  des  brennenden  Staubes ,  der  sich  auf  sie 
lagert;  fleischige,  lange,  dickhäutige  Epidendrum-Knollen  umklammern 
in  grofser  Menge  mit  ihren,  von  weifser  Pergamentmembran  überzoge- 
nen Wurzeln  die  straffen  Astarme  der  Cactusbäume.  So  entsteigt  den- 
noch, trotz  der  schattenlosen  Sonnengluth,  der  ausgedorrten,  sandigen 
Erdrinde  und  trocknen  Staubatmosphäre,  dem  üppigen  Schöpfongs- 
schooföe  der  Tropenzone  Leben  und  Wachsthum,  aber  ein  starres,  un- 
bewegliches, monströses,  und  doch  sogar  ein  saftstrotzendes  Pflansen- 
leben;  gleich  dem  Kameele  in  der  Wüste  nährt  es  sich  aus  seinem 
eignen  Wasservorrathe,  den  es  aus  dem  Wasserdunste,  welchen  die 
Sonnenstrahlen  dem  Meere  täglich  in  ungeheuren  Mengen  entziehen 
und  in  der  Athmosphäre  auflösen,  in  sich   aufnimmt  und  in   seinem 


^}  Pfidium  pirifervm, 
')  Creacentia  Cujete, 


Die  Küste  von  Caracas.  421 

lederartigen  Schlauche  sammelt  nud  aufbewahrt.  In  die  Erde  sendet 
'hB  seine  Wurzeln  nur,  um  seinen  schweren  Körper  zu  stutzen  und  zu 
halten;  seine  Nahrung  schwimmt  in  der  AtmospbSre,  welche  es  durch 
die  mikroskopischen  Spaltöffnungen  der  gegen  alle  Endosmose  und 
Sxosmose  undurchdringlichen  Epidermis  in  sich  aufnimmt. 

Zwischen  Cabo  blanco  und  La  Guayra  trägt  die  flache  Küste 
einen  breiten  Saum  von  Cocospflanzungen ,  namentlich  ist  der  Pueblo 
Maiquatia,  unmittelbar  neben  La  Guayra  gelegen,  fast  ganz  von  die- 
sen Palmen  eingeschlossen.  Wohl  kaum  macht  eine  Pflanzengestalt, 
auf  die  Phantasie  des  Nordländers  einen  tiefern  Eindruck,  als  die 
Cocospalme;  in  ihr  erblickt  er  seit  alten  Zeiten  das  Sinnbild  des  ewi- 
gen Sommers  und  ewiger  Fruchtbarkeit  der  wundervollen  Tropenerde. 
Worin  liegt  die  dauernde  Anziehungskraft  dieses  Baumes  der  Sud- 
kuste?  Die  Fabeln,  welche  die  ersten  Seefahrer  aus  jenem  Lande  der 
Wander  mit  seinen  angestaunten  Fruchten  heim  getragen,  sind  längst 
veraltet  und  ihrer  bunten  Farben  entkleidet;  der  Mythus  ist  der  Kennt- 
nifs  der  nackten  Thatsachen  gewichen,  die  Poesie  vor  der  nüchternen, 
altklugen  Prosa  geflohen;  aber  nach  wie  vor  umgiebt  ein  idealer  Nim- 
bus die  Cocospalme.  Auf  ihren  gewölbten  Blättern  liegt  noch  immer 
der  ewige  Sonnenhimmel,  und  das  ganze  Jahr  hindurch  wirft  sie  ihre 
gereifte  Frucht  in  den  offnen  Menschenschoofs.  Als  ächte  Küstenpflanze 
umgurtet  sie  das  Meeresgestade  der  unvergänglichen  Sommererde  — 
den  Schoofs  der  Tropen -Ceres  —  und  winkt  dem  nahenden  Schiffe 
die  ersten  Willkommensgrüfse,  fröhliche  Verheifsung  und  Zuversicht 
entgegen,  dem  das  Auge  lange  erwartungsvoll  entgegengesehen;  eine 
neue,  ungekannte  Gestüt  aus  der  Pflanzenwelt  tritt  ihm  gegenüber; 
aas  den  glänzenden,  langgewölbten,  das  grelle  Sonnenlicht  zurückspie- 
gelnden Blättern  hört  er  nie  gehörte  Stimmen  rauschen ;  durch  das  ge- 
fiederte Laub  sieht  er  in  ein  Himmelsblau  so  rein  und  klar,  in  einen 
Farbendnft  so  lebenswarm,  in  ein  Licht  so  leicht  gewellt  und  heiter, 
wie  er  noch  keines  gesehen.  Alles  ist  neu  an  ihr,  und  die  ganze 
Fremdartigkeit  des  neuen  Landes  gipfelt  und  erscheint  zuerst  in  ihr, 
—  und  weil  sie  neu  und  die  erste  Erscheinung  einer  neuen  Welt,  da- 
rum so  voll  Reiz,  darum  mit  solchem  idealen  Nimbus  umkleidet.  Die 
Cocospalme  personiflcirt  den  ersten  Eindruck,  den  das  Land  der  Tro- 
pen in  dem  Gemüthe  des  neuen  Ankömmlings  hervorruft,  und  dieser 
Eindruck  bleibt  mit  ihrer  Gestalt  im  Gemüthe  und  in  der  Erinnerung 
haften,  und  lebt  in  dem  allgemeinen  Bewufstsein  des  Nordens  als 
Sinnbild  eines  wunderreichen  Landes  fort. 

Das  ist  die  ideale  Auffassung  von  der  Anziehungskraft  der  Cocos- 
palme; aber  nicht  minder,  wie  das  Gemfithsleben,  zieht  sie  das  mate- 
rielle Interestoe  an  sich.    Ihre  Eigenschaften  als  Frucht-  und  Nutzpflanze 


422  Franz  Engel: 

greifen  wichtig  in  das  Leben  der  Menschen  ein,  die  anter  ihrem  Sdüt- 
ten  wohnen;  fast  das  ganze  Jahr  hindorch  steuert  sie  den  HaoBhak 
mit  ihren  Fruchten  aus,  die  demselben  eine  unversiegbare  Erwobt- 
quelle  eröffnen;  und  nicht  die  Frucht  allein,  sondern  der  gaaze  Baum 
findet  Geltung  in  nutzvoller  Verwendung,  in  seinen  Blättern,  aeinem 
Holze,  seinen  Nufsschaalen  und  seinem  Baste.  Daher  redet  die  Goco»- 
palme  nicht  alloin  nur  von  der  Naturpoesie,  sondern  vielmebiF  nodi 
von  dem  materiellen  Naturreichthume  und  der  unerschöpflichen  Ze«* 
gungskraft  der  neuen  Welt;  ein  zwiefacher  Nimbus  umstrahlt  die 
Palme.  — 

Nach  einem  drei-  bis  vierstündigen  Ritte  war  das  Ziel  dea  Aos^ 
flnges,  die  kleine  Ansiedlung  einer  mecklenburgischen  Familie  aaf  den 
Abhängen  von  Soledad  erreicht.  Mann,  Frau  und  Kinder  redeten  ihre 
plattdeutsche  Muttersprache  —  fremdartige,  fast  märchenhalte  Klfinp 
unter  jenem  Himmelsstriche,  unter  jener  Naturfärbnng.  Die  Leate 
kamen  gar  nicht  in  Verlegenheit,  ihre  Muttersprache  zu  vergessen,  denn 
sie  hatten  ihren  Verkehr  nur  mit  La  Guayra  und  daselhst  nar  mit 
Deutschen  und  namentlich  Norddeutschen,  die  gröfstheils  das  Platt- 
deutsche sprechen,  wenigstens  verstehen.  Die  Einrichtung  ond  Bauart 
der  Hütte,  die  Lebensweise  und  Kleidung  war  dem  Landesbrauche, 
oder  richtiger  gesagt,  dem  Klima  angepafst.  Für  die  Gesundheit  des 
Leibes  und  der  Seele  kann  ein  Wohnsitz  gar  nicht  gunstiger  gelegen 
sein;  er  geniefst  eines  immerwährenden  Fruhlingsklima's,  die  Tempe- 
ratur schwankt  etwa  zwischen  18 — 22*  C.  —  eines  best&ndig  blauen? 
heiteren  Himmels,  leichter,  reiner  Bergluft,  frischen  Quellwassers,  does 
nimmer  welkenden  Sommerschmuckes  der  Erd^,  üppiger  Fruchtbarkeit 
des  Bodens  bei  grofsartiger,  erhebender  Fernsicht  auf  Berge,  Wfilder, 
Fels  und  Meer! 

Es  mangelte  der  Familie  an  nichts;  sie  war  gesund,  kraftig  und 
zufrieden;  ihre  Niederlassung  hatte  bereits  anch  gute  materielle  Fort- 
schritte gemacht;  sie  baute  Mais  und  Bananen  und  hielt  einige  Knbe, 
deren  Unterhalt  bei  dem  reichlichen  Futter  umher  wenig  Zeit  raubte, 
und  aus  deren  Milch  in  La  Guayra  ein  gut  Stück  Geld  gewonnen 
wurde.  Die  Leute  verstanden  freilich  zu  arbeiten  und  waren  in  ihrer 
Heimath  schwerer  Körperarbeit  und  geringer  Bedürfnisse  gewohnt  ge- 
wesen. Für  den  Auswandrer  hängt  von  dem  ersten,  gut  angelegten 
und  ausgeführten  Angriffe  und  von  der  Wahl  der  Oertlichkeit  der  Ei^ 
folg  seiner  Unternehmungen  hauptsächlich  ab. 

Die  Ackererde  der  schräg  an  den  Abhängen  niederfallenden  Frucht- 
felder war  den  Wäldern  abgerungen,  die,  zwar  vielfach  unterbrochen, 
im  Osten  von  La  Guayra  noch  einen  grofsen  Theil  der  Küstencordil- 
lere  uberkleiden.     Während    die  Begleiter   des   Ausfluges    unter   dem 


Die  Küste  von  Caracas.  423 

Schatten  der  ObstbSame  und  der  bluheoden  Hecken,  auf  Decken  und 
in  Hängematten  ausgestreckt,  sieb  nach  dem  anstrengenden  Ritte  der 
Erholung  hingaben  und  tbeil weise  für  ein  st&rkendes  Frühstück  Sorge 
trugen,  folgte  ich  meiner  brennenden  Begierde  nach  der  ersten  Anschau 
und  Umschau  des  tropischen  Pflanzen  Wuchses  und  setzte  endlich,  mäch- 
tig bewegt,  den  ersten  Fufs  in  das  Innere  des  dichten,  schwer  zugäng- 
lichen Tropenwaldes.  So  sah  ich  denn  die  Träume  meiner  Kindheit, 
die  Sehnsucht  meines  Jünglingsalters  verwirklicht,  —  Palmen  rausch- 
ten über  meiner  Stirne  und  der  Geist  der  Schöpfung  hauchte  mich 
•aud  seinen  erhabensten  Werken  an! 

Der  erste  Waldeindruck  ist  überwältigend,  das  entschleierte  Bild 
übertrifft  die  geträumten  Erwartungen  und  Vorstellungen;  die  Empfin- 
dungen jedoch  bei  der  ersten  Berührung  mit  dem  Tropenwalde  sind 
zu  getheilt,  zu  erregt,  das  Gefühl  zu  hingerissen,  zu  schwelgend  in  dem 
allgemeinen  Wunder,  dafs  der  überwältigte  Mensch  im  schwelgerischen 
Geniefsen  zu  keiner  Klärung,  Rechtfertigung  und  Spezialisirung  der 
Genüsse  kommt.  Nach  allen  Richtungen  zugleich  wird  das  Auge  hin- 
gezogen, Sinne  und  Seele  von  einem  Gegenstande  zum  andern  abge- 
zogen, aus  sich  heraus  geleitet,  zerstreut  und  durch  Ueberschüttung 
aufgelöst.  Die  Betrachtung  und  Beobachtung  taumelt  gewissermafsen 
hin  und  her,'"man  wünscht  eine  Vervielfältigung  seines  Selbst,  um  Alles 
begreifen,  betasten,  sichten  und  sondern  zu  können;  die  Fülle,  Man- 
nigfaltigkeit und  Massenhaftigkeit  ist  erdruckend ;  der  allgemeine  Ueber- 
blick  giebt  kein  Genüge,  der  zerlegende  und  ordnende  Geist  geht  in's 
Einzelne  und  schweift,  durch  die  Sinnen  weit  abgeleitet,  immer  wieder 
vom  Einzelnen  zum  Ganzen  zurück;  Alles  erscheint  nah  gerückt  und^ 
fafsbar,  leicht  angeeignet  und  eingeprägt,  und  doch  bleibt  Alles  fern 
und  abwehrend,  und  nichts  prägt  sich  genau  und  correct  ein. 

Die  Wälder  Europa's  beruhigen,  besänftigen  in  ihrer  gro£sartigen 
Einförmigkeit;  die  Eichen-,  Buchen-  und  Nadelholzwälder  Deutschlands, 
zu  einer  einzigen  Einheit  individualisirt,  stimmen  das  bewegte  Gemüth 
zur  Ruhe  und  Ausgleichung  seiner  Schwankungen,  der  Schritt  wird 
nicht  gehemmt,  die  gleichförmige  Wölbung  ist  durch  keinen  Wechsel 
unterbrochen,  ist  von  einer  und  derselben  Säule  getragen.  Wie  anders 
der  Tropen wald  I  Durch  seine  dicht  gedrängte  Mannigfaltigkeit,  wo  ein 
Baum,  ein  Busch  dem  andern  den  Rang  streitig  macht  und  die  wuchernde 
Kraft  des  Wachsthums  in  unendlicher  Fülle  und  Verschiedenartigkeit 
von  der  festen  Erde  bis  zu  den  äufsersten  Wipfeln  des  Waldes  hinauf- 
steigt, einen  Wald  auf  den  andern  setzt,  wird  der  Geist  nach  allen 
Seiten  hin  in  Anspruch  genommen  und  das  Gemüth  aus  seiner  Ruhe 
gerissen.  Das  gewaltige  Gewölbe,  das  Himmel  und  Sonne  von  seinen 
Gründen  scheidet,  ist  zusammengeschichtet  von  unzählig  verschiedenen 


424  Franz  Engel: 

Gebilden  and  Formen,  von  Stammsaulen  getragen,  die  80 — iOO  Fois- 
glatt  aufwärts  streben,  bevor  sie  sich  verzweigen,  und  deren  Holz, 
Rinde,  Strebepfeilern  gleiche  Wurzeln,  deren  Harze  und  Gerüche  nicht 
Eines  dem  Andern  gleicht.  Jeder  Schritt  ist  durch  dichtes  Unterholx 
gehemmt,  jede  Bewegung  aufgehalten  durch  wirr  durcheinander  ge- 
schlungene Schlingruthen,  durch  seilartig  lierabfallende,  verknotete  Luft- 
wurzeln,  von  drohenden  Stacheln  und  Dornpanzern  und  dicken  Lia- 
nenketten,  welche  die  Stämme  umringein,  netzartig  das  Zweiggerosle 
umschlingen  und  in  langen,  schweren  Bögen  vom  Gipfel  zur  Erde,  von 
der  Erde  zum  Gipfel  und  von  Wipfel  zu  Wipfel  auf-  und  niederfallen. 
Jedes  Kraut  der  nordischen  Zone  wird  in  jener  Erde  ein  holziger 
Strauch,  Gras  und  Farren  erheben  sich  zu  Bäumen;  die  ewige  Trieb- 
kraft umspinnt  das  feste  und  schwebende  Waldgerust  mit  immer  neuen 
grünen  Fäden  und  Blattgeweben,  blühenden  Guirlanden  und  Gamita- 
ren ;  Cryptogamen,  Orchideen,  Ananasgewächse  und  Epyphyten  wiegen 
sich  auf  den  ausgespannten  Binnennetzen  und  Wurzelseilen,  und  aus 
den  modernden  Leichen  am  Boden  wächst  und  drängt  neues  Leben 
zum  unterwölbten  Lichte  hinan.  Da  ist  keine  Ruhe,  kein  Aufathmen» 
kein  Ausgleichen,  kein  Insichgehen;  Alles  drängt  sich  auf  mit  heraus- 
fordernder, zerstörender  und  widerstrebender  Kraft,  und  nimmt  die 
physische  und  psychische  Energie  und  Thätigkeit.  zugleich  in  Anspruch. 
Ernst  und  melancholisch  ist  die  Stille,  und  das  Licht  tief  gedampft 
im  Waldinnersten;  die  Sinne  fühlen  sich  um  so  mehr  dadurch  befrem- 
det, als  die  Tropensonne  beständig  eine  Fülle  von  Licht  und  Glanz 
ausströmt,  und  eine  heitere,  leichte,  lichtdurch wallte  Atmosphäre  die 
immergrüne  E^de  umspült;  als  Licht  und  Glanz  nur  mit  dem  Dunkel 
der  Nacht  abwechseln,  und  Schatten  und  gedämpftes  Licht  nur  den 
flüchtigen  Uebergang  von  Tag  zu  Nacht  begleiten.  Vielseitig  und  dodi 
eintönig,  reich  an  wechselnden  Erscheinungen  und  doch  wechsellos  im 
Wesen,  überströmenden  Lebens  voll  und  doch  stumm -einsam  ist  der 
Wald;  ein  ewiges  Gebären  und  ein  ewiges  Zerstören,  Vernichtung  und 
Neubildung,  ewige  Unruhe  und  doch  tiefste  Stille  und  Verlassenbeiu 
lautlose  Vereinsamung  mitten  in  der  regsten,  üppigsten  Schöpfangs- 
kraft.  Jedes  Geräusch,  das  sich  aus  der  Stille  des  Waldes  erhebt» 
klingt  geheimnifsvoll,  unerklärlich,  geisterhaft;  selten  wird  ein  thieri- 
scher  Lant  hörbar;  der  Anschlag  des  Vogels  klingt  melancholisch^ 
gleich  der  elegischen  Klage,  die  durch  die  Nacht  oder  um  verlassene 
Ruinen  seufzt;  jeder  Laut  erweckt  vielmehr  das  Gefühl  der  Einsam- 
keit, als  dafs  er  die  Einsamkeit  verscheuche.  Die  meisten  Blumen 
wiegen  sich  auf  den  höchsten  Banmgipfeln  im  hellen  Sonnenlichte,  so- 
dals  selbst  ein  Insekt  nur  selten  die  dunklen  Gründe  durchsummt, 
weil  es  sich  oben  im  Licht-  und  Duftmeer  tummelt. 


Die  Küste  von  Carilcas.  425 

Hin  and  wieder  wird  die  lautlose  Stille  und  Einsamkeit  plötzlich 
durch  ein  donnerartiges  Krachen  aufgeschreckt  und  erschüttert;  Luft 
und  £rde  ereittern,  jeder  Odem  scheint  zu  stocken  und  das  zitternde 
Ijaub  dem  grollenden  Donner  zu  lauschen;  langsam  und  dumpf  ver- 
hallt der  zürnende  Schall,  und  die  vorige  tiefe  Stille  kehrt  wieder 
zurück  unter  das  grüne  Schattengewöibe ;  —  das  Geräusch  rührte  von 
dem  Sturze  eines  trocknen,  abgelösten  Astes  her,  oder  von  ^inem 
Baume,  der  sich,  mit  seinen  schwachen,  abgestorbenen  Wurzeln  aus 
der  Erde  löst,  die  ihn  Jahrhunderte  lang  emporgehalten;  in  seinem 
jfihen  Falle  reifst  er  das  dichte  Baumgehege  mit  sich  zu  Boden,  und 
iDit  furchtbarem  Getöse  stürzt  ein  ganzes  Stück  Wald  zusammen,  das 
lawinenartig  im  Sturze  Alles  mit  sich  fortrollt  und  begräbt,  was  unter 
seiner  Decke  lebt  und  athmet. 

Zuweilen  treibt  ein  eigenthümlicher  Ton  durch  die  Stille,  dessen 
Entstehung  nicht  erklärbar  ist;  er  klingt  ähnlich,  wie  das  Bersten  der 
Eisrinde  bei  eintretendem  Thauwetter,  oder  als  ob  ein  hohler  Baum 
von  einer  Metallstange  getroffen  werde.  Am  häufigsten  unterbricht 
der  Specht  mit  dem  schnellen  Hämmern  seines  Schnabels,  womit  er 
das  versteckte  Gewürm  aus  den  Spalten  und  Löchern  der  Rinde 
scheucht,  das  monotone  Schweigen;  plötzlich  wieder  erhebt  sich  in  der 
Feme  oder  auch  dicht  über  dem  Haupte  des  arglos  Ein  herschreitenden 
mitten  aus  der  tiefsten  Stille  und  Schwule  das  wirbelnde  Geheul  einer 
BrüllafTenheerde,  die  über  ihm  auf  den  untern  Baumzweigen  mit  dum- 
pfem, trommelartigen  Gebrülle  seinem  Gange  folgt,  oder  sich  im  Hin- 
tergrunde des  ^Valdes  rings  um  ein  Wasser  versammelt  und  unter 
Anführung  des  Vorsängers  im  vollen  Chore  ihr  erschütterndes  Klage- 
geheul anstimmt.  Es  jst,  als  ob  ein  ferner  Sturm  im  Meere  wühle; 
der  fremdling  schrickt  zunächst  zusammen,  und  seiner  noch  lebhaften 
und  wiilkührlichen  Phantasie  theilt  sich  die  Erwartung  irgend  eines 
schaurigen,  blutigen  Drama's  mit;  er  denkt  an  den  König  der  Wüsten 
und  Wälder,  dessen  zürnende  Stimme  donnernd  über  die  Erde  rollt, 
oder  an  das  blutdürstige  Geheul  des  schleichenden  Tigers;  harmlos 
jedoch  klingt  die  klägliche,  fast  winselnde  Stimme  der  Bestien  gegen 
dies  vielstimmige  Unisono;  aber  die  Entdeckung  von  dem  harmlosen, 
fast  tragi -komischen  Charakter  des  geharnischten  Getöses  stimmt  in 
dem  Augenblicke  sehr  behaglich. 

Wenn  sich  nun  auch  das  Waldinnerste  in  tief  umschatteten, 
lautloBen,  melancholischen  Ernst  einhüllt,  und  so  ungeeignet  auch  der 
Wald  fÜY-  den  Aufenthalt  des  Menschen  ist,  —  dennoch  liegt  in  ihm 
eine  magische,  mystische  Anziehungskraft  für  ein  Gemüth,  das  seine 
urwüchsige,  gesunde  Kraft  noch  vor  Verweichlichung  und  Verzärtelung 
bewahrt  hat.     Nirgends  tritt  die  Natur  dem  Menschengeiste  so  erhaben 


426  Franz  Engel: 

und  grofs  entgegen,  als  in  dem  Urwalde;  nirgends  warten  seiner  phy- 
sischen Existenz  mehr  Gefahren,  mehr  Herausforderungen  zur  Selhst- 
holfe  und  gröfsere  Aufreibungen,  —  aber  nirgends  stählt  und  stärkt 
sich  der  Wille  und  das  Selbstbewufstsein  zu  solcher  Entschiedenheit, 
nirgends  gestaltet  sich  das  Leben  der  Erde  so  erhaben,  so  mächtig 
und  grofs. 

Der  ununterbrochene  Wald  giebt  der  Landschaft  einen  einheit- 
lichen, starken,  männlichen  Charakter;  aber  sie  gewinnt  eine  gro£Bere 
Mannigfaltigkeit  des  Ausdrucks  durch  das  Mosaik-Relief,  das  die  Cul- 
tur  in  das  eherne  Standbild  der  wilden  Naturkraft  hineinmeifselt.  Eän 
freundliches  Lächeln  gleitet  über  die  ernst-markigen  Züge,  wenn  das 
lichte,  milde  Grün  der  Bananen,  der  helle,  scharfe  Farbenton  des 
Zuckerrohres  und  das  gesättigte  und  lichtgelb  umschimmerte  Laob 
kleinerer  und  grofserer  Fruchtfelder  sich  an  dem  graugrünen  Farben- 
ton der  Wälder  oder  an  das  ernste  Grau  nackter  Felswände  anlehnt, 
und  wieder  das  tief  dunkelglänzende  Grün  der  Kakao-  und  Kaffee- 
pflanzungen von  diesem  hellen  freundlichen  Rahmen  umspannt  ^wird. 

In  den  waldartigen  Kulturpflanzungen  der  Tropenzone  aber  herrscht 
derselbe  Schatten  und  das  schweigsame  Dunkel,  wie  in  ihren  Wäldern. 
Das  Unkraut  drängt  als  Unterholz  fast  noch  dichter  und  verworrener 
und  mit  wilderem  Ungestüm  gegen  die  Kulturbäume  an,  und  über  dem 
Scheitel  verschliefst  das  dichte  Laubzelt  jede  Fernsicht  nach  aufserhalb 
und  oberhalb.  Wenn  nicht  dauernde  Sorgfalt  und  Pflege  die  Pflan- 
zungen bewacht  und  gegen  die  wilde  Nebenwucherung  schützt  und 
stets  mit  bewaffneter  Hand  aus  ihr  einen  zugänglichen  Hain  und  Gar- 
ten schafft,  so  lehnt  sie  sich  noch  widerspänstiger  und  abwehrender, 
als  der  hoch  gewachsene  Urwald,  gegen  den  Aufenthalt  des  Menschen 
auf.    Eine  duukle,  feste,  unbewegliche  Laubdecke,  über  welche  hin.  die 

• 

glänzenden  Lichtstrahlen  und  die  warmen  Lüfte  gleiten,  ohne  den  Bo- 
den zu  berühren  oder  die  Blätter  aus  ihrer  festen  Lage  zu  heben, 
spannen  die  Kakao-  und  Kaffeehaine  über  die  Erde  ihre  Wurzeln  aus» 
das  lichte,  leichte,  vom  Winde  vielfach  zerschlizte  Laubzelt  der  Bana- 
nengärten erzittert  bei  dem  leisesten  Luftzuge,  und  seine  beständig 
flüsternde  Beweglichkeit,  bringt  ein  Geräusch  hervor,  als  ob  ein  fein- 
tropfiger  Regen  niederfalle ;  das  durch  den  Blattschatten  tief  gedämpfte 
Licht  unterstützt  diese  Sinnestäuschung;  in  seinem  blendendsten  und 
brennendsten  Glänze  liegt  das  Sonnenlicht,  oder,  von  dem  Wasser- 
spiegel des  Nachtthaues  aufgefangen,  das  weifse  Mond-  und  Sternen- 
licht auf  den  hellgrünen,  schuf  blättrigen  Zuckerrohrfeldern  mit  ihren 
federbuschartigen,  silberglänzenden,  zittern d-be weglichen  Blüthenrispen. 
Ruhen  auch  Sorge  und  Anstrengung  für  den  Lebensunterhalt  här- 
ter und  schwerer  auf  dem  Bewohner  des  Nordens,   so  ifst  doch > auch 


Die  Küste  von  Caracas.  427 

der  Tropeifliwobner  sein  Brod  nicht  anders,  als  im  Schweifse  seines 
Angesichts.  Ebenso,  wie  die  üppige  Ve>ietation6kraft  auf  d^r  einen 
Seite  die  Anstrengungen  des  Landmannes  unterstützt,  arbeitet  sie  ihm 
Jiaf  der  andern  Seite  wieder  entgegen.  Werden  aber  die  Schwierig- 
keiten überwunden ,  welche  die  Natur  und  politisch  -  gesellschaftliche 
Lage  des  Landes  dem  Ackerbaue  bereiten,  hat  man  das  Glück,  sich 
Hülfsquellen  zu  eröffnen  und  den  klimatischen  EinBüssen  und  Krank- 
heiten nicht  zu  unterliegen,  so  ist  gewifs,  dafs  die  Arbeit  einen  reichen 
Xiohn  findet,  der  bei  einer  unabhängigen  und  durch  Uebermafs  von 
Anstrengungen  nicht  gedrückten  Existenz  nicbt  allein  den  Nahrungs- 
sorgen  enthebt,  sondern  auch  zum  Wohlstande  führt. 

Von  dem  einsamen  Ausfluge  in  die  nächste  Umgegend  zu  der 
Gesellschaft,  die  ich  im  Schatten  der  Orange-  und  Manghobäume  la- 
gernd zurückgelassen,  heimgekehrt,  fand  ich  dieselbe  in  voller  Tbätig- 
keit  mit  dem  Abschlagen  und  Abschälen  von  Orangen  und  Ananas 
and  dem  Entkorken  mehrerer  Weinflaschen;  es  galt,  aus  dem  Reste 
der  kleinen  Weinkiste,  die  mir  in  Hamburg  eine  gütige  Hand  an  Bord 
der  Brigg  geschickt,  ein  Getränk  nach  heimathlicher  Weise  za  berei- 
ten. Der  lang  entbehrte  Anblick  einer  vaterländischen  Giäsermnde 
mit  längst  nicht  mehr  gekosteter  Füllung  erhöhte  den  Reiz  des  Ge- 
nusses, und  erweckte  in  der  Gesellschaft  halb  elegische,  halb  jubelnde 
^Herzensregungen;  auch  den  mecklenburgischen  Landsleuten  war  Ge- 
ruch und  Farbe  des  Rebensaftes  fremd  und  anziehend,  und  Grofs  und 
Klein  trat  neugierig  an  den  fröhlichen  Kreis  heran  uod  leerte  das  dar- 
gereichte Glas  mit  grofsem  Wohlbehagen.  Hätte  nicht  der  Kalender 
an  den  Monat  December  erinnert,  und  die  Luft  weniger  lau  und  weich 
die  erhitzten  Stirnen  umspült,  sodafs  ein  Kleidungsstück  nach  dem 
andern  abgelegt  wurde,  und  rings  umher  die  Erde  im  grünen  und  blü- 
henden Schmucke  prangte  und  der  Duft  der  Myrthen  und  Orangen 
die  Luft  erfüllte,  so  hätte  man  glauben  können,  dafs  von  den  Bergen 
Deutschlands  dem  Vaterlande  das  laute  Hoch  erschallte  und  weiter- 
schallte  von  Thal  zu  Thal. 

In  erheiterter  Stimmung  wurde  der  Rückweg  angetreten ;  die  stör- 
rischen Maulthiere  vergafsen  auf  dem  Heimwege  zum  ersehnten  Stalle 
allen  Ungehorsam  und  Eigenwillen.  Fröhlicher  Gesang  in  deutschen 
Worten  und  Weisen  wechselte  mit  harmlosen  Scherzen  und  unterhal- 
tenden Gesprächen;  die  Kühle  des  nahenden  Abends  und  die  leichte 
frische  Bergluft  belebten  im  hohen  Grade  das  allgemeine  Wohlgefühl. 

Grofsartig  ist  der  Anblick  des  Meeres  in  der  Tiefe,  wenn  man 
auf  der  Küstencordillere  nach  La  Guajra  hinuntersteigt  Von  der 
Höhe  herab  erscheint  es  wie  eine  unbewegliche,  nnbegränzte,  mit  dem 
Horizonte    in's  Unendliche    verschwimmende    Dnnstfläche;    allmählich 


428  Frans  Engel: 

beim  Niedersteigen  treten  seine  Umrisse  and  die  Bew^^chkeit  der 
FlSche  klarer  hervor;  es  wogt  auf  und  ab,  and  sein  Anblick  aJleiB 
erfrischt  schon,  and  das  um  so  mehr,  je  schwerer  die  untere  Luft  ww- 
der  beim  Eintritt  in  die  heifse  Zone  auf  die  Athmungsorgaoe  faDt 
Bald  durchrauscfat  es  fernhin  und  undeutlich  die  Schluchten,  die  ans 
der  Qebirgsmaaer  zn  ihm  niederfallen,  bald  wieder  schwindet  daa  ob- 
bestimmte  GerSusch,  wenn  der  Weg  um  eine  Bergwand  biegt.  Aber 
tiefer  und  steiler  senkt  sich  der  Weg  hinab,  es  rauscht  wahrnehmbarer, 
und  Je  deutlicher  das  Auge  das  Schwellen  und  Fallen  der  Wogen  er- 
kennt, desto  bestimmter  vernimmt  auch  das  Ohr  das  dumpfe  Raasdi^i^ 
bis  endlich  unten  am  Strande  sichtbar  die  Brandung  aufscbäumt,  der 
Dunst  über  dem  Wasser  gerinnt,  und  das  ab-  und  zunehmende  Brau- 
sen, das  An-  and  Abprallen  der  Brandung  sich  auch  in  dunkler  Nacht 
vernehmbar  macht. 

Hat  die  Sonne  erst  den  Mittagsbogen  zurückgelegt,  so  beginnt  sie 
schneller  und  endlich  überraschend  schnell  zu  sinken;  noch  steht  sie 
hoch  in  der  halben  Himmelshöhe,  und  doch  wird  das  Auge  nicht  mehr 
von  der,  schon  mit  deutlichen  Umrissen  sich  abhebenden  Scheibe  ge- 
blendet; noch  erscheint  sie  weit  entfernt  vom  Horizont,  and  schon 
taucht  sie  unter  ihn  hinab. 

So  sinkt  sie,  eine  grofse,  glühend-rothe  Feuerkugel,  nieder  dnrdi 
das  klarste,  heiterste,  von  keinem  Wölkchen  umflorte  Himmelsblau.. 
Weit  über  den  Horizont  hinauf  erglänzt  der  Himmel  im  glühenden 
Farben  schmelz,  den  das  glühendste  Wort,  der  feurigste  Pinsel  nicht 
wiederzugeben  vermag;  allmählich  lösen  sich  die  Abstufungen  der  Far- 
ben auf  qnd  legen  sich  ohne  sichtbare  Uebergänge  reihenweise  über- 
einander; zunächst  umfafst  den  Feuerball  tief  dnnkelgluhendes  Gold, 
dann  flammendes  Roth,  dann  alle  Abstufungen  von  Orün,  Violet  u.  s.  w., 
bis  endlich  die  einzelnen  Tinten  sich  verwischen,  das  ganze  glühende 
Prisma  ineinanderschmilzt  und  sich  auflöst  in  einen  weichen,  wohl- 
thuend  -  besänftigenden  Farbenduft,  und  der  erste  Nachthauch  seinen 
mattgelben  Schattenflor  um  den  verlöschenden  Farbendaft  des  sinken- 
den Tages ,  legt.  Noch  streift  ein  geschwätziges  Papageyenpaar  mit 
den  schillernden  Schwingen  den  farbig  umd unsteten  Waldwipfel,  sei- 
nem nächtlichen  Asyl  zufliegend;  seitwärts  vom  Wege  flötet  in  dem 
regungslosen  Gebüsche  noch  ein  ansichtbarer  Sänger;  noch  ist  es  hell, 
—  die  Sonne  taucht  unter;  es  dämmert.  Der  Flötenton  schweigt,  das 
Papageyenpaar  Ist  verschwunden,  die  Farben  am  Himmel  sind  vet- 
danstet;  es  dunkelt.  Noch  athmet  das  Leben  des  Tages  einige  Male 
tief  auf,  und  Nacht  liegt  auf  der  Erde.  —  Kaum  eine  halbe  Stunde 
dauert  der  Uebergang  vom  hellen  Tag  zur  dunklen  Nacht. 

Tief  bewegte  mich  diese  grofsartig-iTiedliche  Naturerscheinung;  mit 


Die  Küate  von  Carüou.  429 

stammer  Bewunderang  hing  ich  an  Erde,  Himmel,  Luft  and  Waaaer 
am  mich  her;  auch  die  Lieder  meiner  Gefährten  waren  nach  und  nach 
verstummt,  sanfter,  fügsamer  schritten  selbst  die  Thiere  aus,  würziger 
stieg  der  Daft  aus  den  Blumen  auf,  lauschend  hing  das  Laub  an  den 
Bäomen.     Andacht  athmete  die  Natur. 

Mit  der  eintretenden  Nacht  aber  regte  sich  nach  und  nach  wieder 
neues  Leben ;  leuchtende  Käfer  stiegen  vor  uns  auf,  der  Ziegenmelker 
huschte  über  den  Weg,  Nachtvögel  stiefsen  ihre  langet,  seufzenden 
oder  angstvoll  hervorgeprefsten  Laute  aus,  die  Brise  nahm  sich  auf, 
das  Meer  brauste  und  näher  kam  die  Stadt  mit  ihrem  Geräusche.  Mit 
xunehmender  Bodentiefe  fallt  die  Schwüle  der  Athmosphäre  wieder 
drückender  und  empfindlicher  auf  die  Brust;  die  in  den  Bergen  ein- 
gefangene Hitze  wirkt  einschläfernd,  und  ^müdet  zieht  endlich  die 
Gesellschaft  wieder  durch  die  Strafsen,  vorüber  an  erleuchteten  Fen- 
stern, ans  welchen  schone  Frauen,  von  luftig  -  leichten,  schmückenden 
Gewändern  umhüllt  und  webenden  Fächern  gekühlt,  mit  dunklen  Augen 
auf  sie  schauen. 


XVIL 

Specialstatistik  von  Persien. 

Von  Dr.  J.  C.  Häntssche  in  Dresden. 


In  Persien  existirt  eine  allgemeine  ofücielle  Statistik  nicht,  und 
selbst  die  Steuerregister,  welche  überdies  sehr  schwer  zu  haben  sind, 
können,  aus  verschiedenen  Gründen,  nur  annähernden  Werth  besitzen. 

Die  folgenden  Angaben  stützen  sich  gröfstentheils  auf  die  person- 
lichen Erfahrungen  des  Verfassers,  welche  er  während  eines  mehr  als 
siebenjährigen  Aufenthaltes  in  Nordpersien  zu  sammeln  Gelegenheit 
fand,  und  sind  durch  die  neuesten  zuverlässigen  Berichte  von  ans 
Tervollständigt  worden. 


Maafse,  Gewichte,  Münzen.  Längenmaafs.  Das  Arschin 
(8er,  Ges)  =  4  Tschehrek  (oder  Viertel);  das  Tschehrek  =  4  Gire; 
^as  Öire  =  2  Bar.    Ein  Arphinschahi  =  l,i9  franz.  Meter.     Ein  klei- 


430  J*  C*  Hintsiche: 

Des  Arechin  oder  Mokeser  (in  Tehran,  Schinis  ete.  gebriochlieh)  =  Ivm 
Meter.  E«in  Arschin  torkiscb  (Endase)  oder  rassisch  (im  Norden  and 
Nordwesten  namentlich  gebr&ocblich)  s=  0,n  Meter.  Den  FlficfaeDraiuii 
mi(st  man  nach  QSer,  □Tscbehrek  etc.,  den  Kubikinhalt  nach  Kabik- 
Ser  etc.  Grofsere  Ländereien  werden  nach  dem  Dsdierib  Termesses. 
welches  meistens  *=  1066  Qaadrat-Ser  ist  Wegemafs  ist  das  Farsangr 
welches  6000  Arschinschahi  =  6,7S  Kilometer  (schweres  Farsang)  ent- 
halten soll,  in  verschiedenen  Gegenden  aber  sehr  verschieden  lang  ist, 
durchschnittlich  5,o65  Kilometer  (leichtes  Farsang).  Eine  (Karwane) 
Tagereise  (Monsil,  eigentlich  Herberge,  Quartier),  ist  ungleich  grob, 
je  nach  Verschiedenheit  des  Weges  und  der  verschiedenen  Ekitfernunf 
eines  bequemen  Rastortes  (für  die  Nacht),  durchschnittlich  ä  bis  6 
Farsang. 

Die  grofseren  Gewichte  sind  sehr  verschieden,  wiewohl  meist  von 
derselben  Benennung.  Kleines  Gewicht:  Ein  Miskal  (=  460  franz. 
Gentigrammes)  =  24  Nachod;  ein  Nachod  (=s  19}  fr.  Cgrs.)  =  4 
persische  Gendnmscho  (=  Gerstenkorner)  oder  4  türkische  Bogdai 
(=  Weizenkörner).  Grofses  Gewicht:  Ein  Man  oder  Batmann  =  4 
Tscbehrek;  ein  Tscbehrek  =:  10  Sir;  ein  Sir  =  16  Miskal.  Der  Ge- 
halt der  Man  an  Miskal  ist  aufserord entlich  verschieden,  wiewohl  sie 
unter  sich  in  einem  gewissen  arithmethiscben  Verhaltnisse  stehen.  Die 
in  Persien  gebräuchlichsten  Man  sind  die  folgenden:  Das  kleine  oder 
Batman  von  Tehran,  mitunter  fälschlich  auch  Batman  von  Tebris  ge- 
nannt, =  640  Miskal  (fast  drei  franzosische  Kilogrammes);  das  Bat- 
manschahi  oder  Man  von  Scbiras,  Isfahan  und  Rescht  =  1280  Miskal 
(fast  sechs  franz.  Kilogrammes);  das  kleine  Batman  von  ReT  =  2560 
Miskal  (fast  zwölf  franz.  Kilogrammes);  das  grofse  Man  von  ReT  = 
3000  Miskal  (=  13,8  franz.  Kilogrammes);  das  eigentliche  Tebrisbatman 
=  1000  Miskal  (=  4,6  frauz.  Kilogrammes).  Ein  Charwar  diwani 
a=  JOO  tehraner  (vnlgo  tebriser)  Batman  (=  294,4  fr.  Kilogrammes); 
ein  Charwar  asbi  (am  kaspischen  Meere  vorzugsweise  gebräuchlich) 
=  20  Manscbahi  (117,76  fr.  Kilogrammes).  Alle  Flüssigkeiten  und 
Nahrungsmittel  (aufser  Eiern),  selbst  Holz,  werden  nach  dem  Gewichte 
verkauft  und  zwar  an  den  meisten  Orten  alle  nach  dem  sogenannten 
Mantebrisi  zu  640  Miskal,  Kohlen  aber  überall  nach  dem  Manscbahi 
zu  1 280  Miskal  (nur  findet  dann  an  einigen  Orten,  wie  in  Tebris  z.  B., 
eine  andere  Ein theilungs weise  des  Batman  statt);  Juwelen  nach  dem 
Kiratgewicbte ;  23  Kirat  =  1  Miskal  =  460  fr.  Gentigrammes.  Das 
Bar  (=  Bürde,  Maulthierladung)  beträgt  40 — 44  kleine  Man,  das 
Lenge  oder  Nimbar  (=  halbes  Bar)  die  Hälfte.  Ein  Ferde  oder  Laie 
Rohseide  =  6  Batmanschahi  =  etwa  86  Kilogrammes. 

Ein   Toman  (Goldmünze)   =  10  Kran  oder  Sabebkran   (Silber- 


Specialstatistik  von  Persien.  431 

mnnze);  ein  Kran  (früher  28  Nacbod  mit  sehr  reinem,  jetzt  nur  25 
l^achod  mit  schlechtem  Silber)  =  2  Panabad  (Silbermmize,  gegen 
früher  ebenfalls  verschlechtert) ;  ein  Kran  =  20  Scbahi  (Kupfermünze); 
ein  Panahad  =  10  Scbahi;  ein  Nimpanahad  oder  ^  Panabad  (Silber- 
munze  =  5  Schahi;  ein  Scbahi  «s  2  Nimschabi  oder  halbe  Scbahi 
(Xapfermünze);  in  Tebris  nnd  Umgegend:  ein  (Kara-)  Pul  (Kupfer- 
^Id)  »  ^  Schahi.  Real  (=  1|  Kran),  Abbasi  (=  4  Schahi)  und  Di- 
nar sind  nur  noch  imaginäre  Rechen  münzen ;  hesar  (=  1000)  Dinar 
«=  1  Kran,  dehesar  (==  10,000)  Dinar  =  1  Toman.  Ein  Toman 
(fast  reines  Gold)  wiegt  unbeschnitten  18  Nacbod  oder  {-  Miskal 
(=  345  fr.  Cgrs.).  101  Toman  =  100  holl&ndische  Ducaten.  Im 
gewöhnlichen  Verkehre:  1  Toman  =  12  Francs,  1  russ.  Halbimpe- 
rial  in  Scbiras  17,  in  Tehran  17-}-,  in  Rescht  17^,  in  Tebris  18  Kran, 
1  Zwanzigfrankenstück  =   16  Kran. 

Areal.     Flächeninhalt  22,000  geogr.  □  Meilen. 

Bevölkerung  in  runder  Zahl  fünf  Millionen,  wovon  etwa  30  pCt. 
Nomaden,  40  pCt.  Landbewohner,  30  pCt.  Städtebewohner  sein  mögen. 
Die  Anfangs  1860  das  erste  Mal  und  seitdem  nie  wieder  vorgenom- 
mene officielle  Zählung  ist  nicht  durchgeführt  worden. 

Bedeutendste  Städte.  Die  Residenzstadt  Tehran,  etwa  80,000 
Einwohner,  Tebris  160,000  Einw.,  Isfahan  60,000  Einw.,  Rescht 
26—30,000  Einw.,  Meschhed  70,000  Einwohner. 

Nationalitäten  und  Sprachen.  Perser  3  Millionen  (60  pCt. 
der  Gesammtbevölkerung),  Turktataren  1  Million  (20  pGt.  der  Gesammt- 
bevölkerung),  während  der  Rest  von  etwa  einer  Million  Seelen  (20  pCt 
der  Gesammtbevölkerung)  von  Turkmenen  (125,000),  Armeniern  (26,000), 
Nestorianern  und  Chaldäern  (25,000),  Juden  (16,000),  nebst  Kurden 
(c.  400,000?),  Arabern  (c.  300,000?),  Zigeunern,  Abessiniern,  Negern 
von  Sansibar,  sowie  wenig  Afganen  (worunter  auch  die  sogenannten 
Berberi),  Beludschen,  Bucharern,  Chiwaern,  Hindus,  Europäern,  Ame- 
rikanern, sehr  wenig  Mulatten  und  vielen  andern  Mischlingen  gebil- 
det wird. 

Eine  procentische  Statistik  der  gesprochenen  Sprachen  und  vielen 
Mandarten  läfst  sich  um  so  weniger  aufstellen,  als  die  Sprachgebiete 
nicht  überall  genau  geschieden  sind.  Im  Allgemeinen  möchten  hier  die 
bei  den  entsprechenden  Nationalitäten  angegebenen  Verhältnisse  ob- 
walten, nur  unter  Hinzuziehung  der  grusinischen,  als  einer  der  in  Per- 
sien  am  wenigsten  gesprochenen  Sprachen,  und  unter  Erhöhung  des 
Procentsatzes  für  die  turktatarische  Sprache,  namentlich  auf  Kosten 
der  persischen,  um  mindestens  die  Hälfte  der  für  den  Stamm  der  Turk- 
tataren angefahrten.     Die  vorherrschende  Umgangssprache   unter  den 


432  J-  <^'  Häntzschc: 

gebildeten  Abendlfindern  in  Persien  iflt  die  französische;  ihr  zunächst 
möchte  die  «deutsche  kominen. 

Religionsbekenntnisse.  Schie  (Perser,  Turktat«reiL,  Karden, 
Araber,  Zigenner,  farbige  ScUven  und  Freie,  Mischlinge):  3-4-  Millionen 
s=s  70  pCt.  Sunni  (Turktataren,  Kurden,  Araber,  Turkmanen,  Zigeu- 
ner, Afganen,  Belndschen,  Bucharer,  Chiwaer,  farbige  Sclaven  and 
Freie,  Mischlinge):  1  Million  =  20  pCt.  Sectirer  (Perser,  Turktataren, 
Kurden,  Zigeuner,  Mischlinge) :  400,000  =  8  pCt.  Christen  (Armenier 
26,000,  Nestorianer  und  Ghald&er  25,000,  griechisch  Orthodoxe  [Rassen, 
Griechen,  Grusiner],  Katholiken,  [Armenier,  Ghaldäer,  Franzosen,  Italie- 
ner, Oesterreicher  verschiedener  Nationalitäten],  Lutheraner  [Teatsche, 
Briten,  Holländer,  Schweden],  Calviuisten  [Schweizer],  Puritaner  [Nord- 
amerikaner] und  verschiedenen  Kirchen  angehörige  Mischlinge);  Jaden 
(16,000  Hebräer,  Daudikurden?);  Feueranbeter  (8000  Parsi),  Heiden 
(Indier,  Zigeuner),  zusammen  etwa  100,000  =  2  pCt 

Grundeigenthum.     Nach  ungefährer  Schätzung: 

Bebautes  Land 10  pCc 

Wiesen  und  Weiden 10- 

Wald 5     - 

Brachliegendes.     Salz,  Sand-  und  Steinwüsten,  Felsen,  Ge- 
wässer   75     - 

Nach  Dr.  J.  E.  Polak  (Persien.  Leipzig  1865)  giebt  es  in  Per- 
sien folgende  sechs  Besitzkategorien: 

1)  Rajeti,  kleinere  Grundstücke,  welche  von  dem  Besitzer  selbst 
als  freies  Eigentbum  bebaut  werden. 

2)  Arbabi,  gröfsere  Liegenschaften,  welche  einem  einzigen  Be- 
sitzer angehören,  auf  denen  sich  Landbauer  (Rajet)  unter  herkömm- 
lichen Vertragsbedingungen  niedergelassen  haben. 

3)  Wakf,  die  durch  Schenkung  in  geistlichen  Besitz  gekommenen 
Liegenschaften,  welche  einen  sehr  bedeutenden  Tbeil  des  sämmtlichen 
Grundeigenthums  in  sich  fassen. 

4)  Chalife,  con6scirte  Landgüter,  welche  durch  Beamte  der  Krone 
für  die  letztere,  aber  sehr  schlecht,  bewirthschaftet  werden. 

5)  Tiul,  Kronsland,  dessen  Ausnutzung  einzelnen  Personen  statt 
des  haaren  Gehaltes  überlassen  wird. 

6)  Mnlkechas  sind  die  dem  Schah  persönlich  eigenen  Güter. 

Jedes  Dorf  ist  in  sechs  gleiche  Theile  (Dung)  getheilt,  deren  je- 
der einem  anderen  Herrn  gehören  kann.  Ein  Drittheil  des  angebau- 
ten Landes 9  sowie  aller  unangebaute  Boden  gehören  der  Krone.  60 
bis  80  pGt.  des  Ernteertrages  hat  der  Rajet  an  den  Arbab  abzuliefern. 
Per  nefas  behält  der  Bauer  sehr  oft  nur  höchstens  10  pCt    Der  Rein- 


SpectalstatiAtik  von  Parsien.  433 

«rtrag  ein^s  Gutes  wird  bei  der  Verpachtaog   oder  bei  dem  Verkaufe 
4larcbscbnittl]ch  zwischen  12  und  15  pCt.  berechnet 

Land  wir  thschaft  und  ^iehxucht.  Erstere  wird  zu  etwa 
40  pCt.,  letztere  zu  30  pGt  der  Gesammtbeschäftigungen  des  ganzen 
Xiandes  betrieben.  Arbeitskräfte :  Menschen,  Rindvieh  und  Pferde.  Ma- 
schinen gänzlich,  Düngung  fast  unbekannt  Die  Ernteergebnisse  rich- 
ten sich  meistentheils  nach  der  Ausdehnung  und  Ausgiebigkeit  der 
künstlichen  Bewässerungen.  Getreidearten  geben  zwischen  10  — 15 
Kömer.  Analog  ist  der  Ertrag  von  Gemüse  und  Obst.  Gebaut  wer- 
den: Weizen,  Gerste,  Reis,  Hülsenfrüchte,  als  Bohnen,  Saubohnen, 
Kichererbsen,  Linsen,  Erbsen,  grüne  Gemüse  und  Wurzeln,  als  Lattich, 
gelbe  und  rothe  Rüben,  Rettige,  Dill,  Koriander,  Petersilie,  Spinat,  Fut- 
terkräuter, Zwiebeln,  besonders  Knoblauch,  Baumwolle,  Tabak,  Hanf 
zu  Beug  (Haschisch),  Mohn  zu  Teriak  (Opium),  Lein,  Mais,  Sesam, 
Ricinussamen,  Oliven,  Zuckerrohr,  Schilfrohr,  Färbestoffe,  als  Henna, 
Indigo,  Safran,  SafiTlor,  Kreuzbeeren,  Isperek  und  Krapp,  Kürbisse, 
Gurken,  Wasser-  und  Zuckermelonen,  Weintrauben,  Früchte  und  Blät- 
ter von  Maulbeerbäumen,  Feigen,  Pfirsiche,  Aprikosen,  Pflaumen  meh- 
rerer Varietäten,  Quitten,  Birnen,  Aepfel,  Kirschen,  Mandeln,  Nüsse, 
Pistazien,  Datteln ,  Granaten,  Orangen,  Citronen,  Badreng,  Manda- 
rinen u.  s.  w.  Die  bedeutendste  Production  der  besten  Rohseide  findet 
Id  der  kaspischen  Küstenprovinz  Gilan  statt 

Gezogen  werden:  Pferde,  Esel,  Maultbiere,  Kameele,  Rindvieh, 
w^orunter  auch  Fettschwänze,  Ziegen;  von  Federvieh  hauptsächlich 
Hühner;  Bienen  mäisig,  Seidenwürmer  sehr  viel.  Vieh-Import  gering: 
Pferde,  Esel,  Kameele,  Büffel,  seltnere  Hühnerarten  in  geringsten  Quan- 
titäten. Vieh-Export  unbedeutend:  Pferde,  Esel,  Maultbiere,  Rindvieh, 
Schafe;  Seidencocons. 

Jagd  ist,  mit  neuerer  Ausnahme  der  königlichen  Reviere,  auf  de- 
oen  jedoch  keine  Förster  hausen,  völlig  frei  und  sehr  ergiebig. 

Fischerei  in  den  wenigen  Binnen  wässern,  in  denen  Forellen  und 
Weifsfische,  frei  und  sehr  gering,  in  den  Seemündungen  der  Zuflüsse 
des  kaspischen  Meeres  dagegen  sehr  ergiebig  und  von  der  persischen 
Regierung  jährlich  verpachtet.  Die  hauptsächlichste  Fischerei  daselbst 
ist  an  der  Mündung  des  Sefidrud  und  wird,  für  Rechnung  persischer 
Pächter  zumeist,  von  150  allherbstlicb  aus  Astrachan  dahin  kommen- 
den, unter  einem  russischen  Verwalter  stehenden  russischen  Fischern 
betrieben,  denen  man  neuerdings  sunnitische  Turktataren  von  Chalchal 
in  Nordpersien  zur  Beihilfe  zu  geben  versucht  hat.  Von  dieser  Fische- 
rei allein  werden,  abgerechnet  die  gefangenen  kleineren,  im  Lande 
adbst  verbrauchten  Fische,  jährlich  über  100,000  grofse  Knorpelfische 

Z«ittehr.  d.  G«8«U8cb.  f.  Brdk.  Bd.  IT.  ^3 


1 


434  J*  ^*  Häntseche: 


gesahen  oder  aach  getrocknet,  etwa  50,000  Päd  geprefster  Gariar  and 
an  250  Päd  Hausenblase  nach  Astrachan  verfahrt.  Die  Paditsamme 
dafar  war  von  einer  früher  sehr  geringfügigen  Summe  zaietxt  bis  auf 
120,000  persische  Toman  gestiegen. 

Bergbau  und  Hüttenwesen  stehen  in  sehr  niedrigem  Yet- 
hältnisse  zu  der  Reichhaltigkeit  des  Landes  an  Mineralsch&txen  ood 
werden  nur  ganz  empirisch  betrieben.  Statistische  Nachrichten  aber 
die  Gewinnung  von  Salz,  Steinkohlen,  Salpeter,  Alaun,  Anthracit,  Bo- 
rax, Schwefel,  Arsenik,  Kobalt,  Blei,  Kupfer,  Eisen,  Zink,  Zinn,  Braun* 
stein,  Marmor,  Flinten-  und  Edelsteinen  (Türkise  und  Granaten)  darcb 
die  Regierung  sind  nicht  zu  erlangen.  Die  persischen  Kupfermünzen 
werden  meistens  aus  russischem  Rohkupfer,  die  Gold-  und  Silbermnn- 
cen  nur  aus  dergleichen  russischen  MSnzen  geschlagen  und  sind  hat 
ganz  rein,  bis  auf  die  Ende  der  fünfziger  Jahre  geprfigten  neoen  ^ 
bermunzen. 

Grofse  und  kleine  Industrie.  Völlige  papieriose  Freizogig- 
keit  und  Gewerbefreiheit  ohne  geschriebene  Gewerbegesetzgebang.  An 
der  Spitze  jedes  Gewerkes  steht  ein  von  und  aas  den  selbststandigen 
Handwerkern  frei  gewählter  Vorsteher,  welchem  die  Vertretung  der 
gemeinsamen  Interessen  des  ohne  Zunftzwang  bestehenden  Gewerbe 
obliegt.  —  In  der  Stadt  Kaschan  600  Kupferarbeiler.  —  Fabriken  cxi- 
stiren  nicht  mehr.  Manufacturorte:  Tebris,  Kaschan,  Kam,  Hamadan, 
Isfahan,  Schiras,  Jesd,  Kirman,  Meschhed,  Rescht,  Lahidschan,  Kas- 
win.  Wasser  benutzt  als  bewegende  Kraft  im  Muhlenbetriebe.  Be- 
rechnung der  Wasserkraft  einer  Quelle  oder  eines  Canales  nach  der 
Zahl  der  Mühlsteine,  welche  sie  treibt. 

Producte:  Ziegel,  Steingut,  Thonwaaren,  auch  poröse,  als  Wasser- 
kuhler,  ordinäres  Glas,  Kupfer-  und  Zinkgeschirr,  Messinggeschirr, 
Kanonen.  Holzlöffel  mit  und  ohne  Schnitzwerk  und  andere  Holz- 
geräthe,  namentlich  zu  den  Wasserpfeifen  (Kalian),  Holzkohlen^  rohe  Po- 
tasche  und  Soda,  Pflanzenfarb  »n,  Arzneiwaaren,  wohlriechende  Wässer, 
Scherbet,  Essig,  Wein  (nur  durch  Christen  oder  Juden),  Zucker,  Melasse, 
eingedickter  Most,  Seile,  Schilf-  und  Strohmatten.  Lederwaaren  (Safiaa 
and  Schagrin  in  Hamadan),  Filz-,  Pelz-,  BaAmwoUe-  und  WoUenwaa- 
ren  vieler  Muster,  Farben  und  Sorten,  Leinenwaaren,  Teppiche,  Shawls, 
Tuch-  und  Seidenmosaik.  Knocbenmosaik,  Buchbinder-  und  Posamen- 
tire rarbeiten.  Seidene  und  halbseidene  Stoffe,  Seidensammet  von  Ka- 
schan. Orientalische  Schiefsgewehre  und  damascirte  krumme  Klingen 
nebst  Scheiden  dazu.  Weizenmehl  und  flache  Brode  davon.  Zacker- 
werk. Graveorarbeiten.  Stickereien.  Emailarbeiten.  Miniaturmale- 
reien. Edelstein-,  Gold-,  Silber-  und  Perlenarbeiten.  Schie£Bpalver 
nnd  Feuerwerk. 


Speciaktatistik  ron  Peraien.  435 

Handel.  An  der  Spitze  der  Eanfleute  jedes  Ortes  steht  ein  von 
und  aas  ihnen  selbst  gewählter  Melektadschar  (=  Vorsteher  der  Kauf« 
leate).  Handelsfreiheit  durch  Binnenzölle  beschränkt.  Während  per- 
sische Kaufleute  nur  sehr  geringen  Bin-  und  Ausfuhrzoll  zahlen,  zah- 
len europäische  5  pCt.  ad  valorem,  entrichten  dafür  aber  keine  Bin- 
nenzölle. Türkische  Händler  zahlen  nur  4  pCt.  vom  Werthe  Ein-  und 
Ausfuhrzoll.  Frenndschafts-  und  Handelsverträge  mit  Rufsland,  Eng- 
land, der  Türkei,  mit  Frankreich,  Spanien,  Nordamerika,  Italien  (Sar- 
dinien), dem  päpstlichen  Stuhle,  der  Schweiz,  Holland,  Belgien,  Oester- 
reich,  Preufsen  und  den  teutscben  Zollvereinsstaaten,  sowie  mit  den 
Hansestädten,  von  denen  die  allermeisten  nur  den  Werth  todter  Pa- 
piere besitzen.  Ausfuhrverbote  für  Nufsbaumholz,  dessen  Ausfuhr  Mo- 
nopol des  persischen  Consuls  Mirsa  Jusuf  in  Astrachan  war,  und  zeit- 
weilig für  Reis  nach  Rufsland,  für  Seidenraupeneier  überhaupt  Bin- 
nenhandel ziemlich  bedeutend,  ebenso  der  Transitohandel  mit  Central- 
asien.  —  Persischer  Seehandel  existirt  nicht,  nur  ganz  unbedeutende 
kleine  KüstenschifTfahrt  von  Rhode  zu  Rbede.  Bisher  Ausfuhr  jährlich 
lar  reichlich  sechs  Millionen  pers.  Toman,  Einfuhr  beinahe  ebenso  hoch. 
Der  sehr  bedeutende  Schmuggel  englischer  BanmwoUenwaaren  etc.  von 
Persien  nach  Rufsiand  kann  hierin  nicht  wohl  mit  einbegriffen  sein. 
In  Folge  der  Seiden  raupen  krankheit,  welche  in  den  letzten  Jahren  lei- 
der auch  in  Persien  aufgetreten  ist,  sind  namentlich  auch  die  Seiden- 
ernten in  Gilan  viel  schlechter  ausgefallen,  wodurch  mit  die  Oesammt- 
ausfuhr  Persiens  ganz  bedeutend  abgenommen  hat,  so  dafs  sie  gegen- 
wartig nur  etwas  über  drei  Millionen  Toman  noch  beträgt,  die  Ge- 
sammteinfuhr  jährlich  auch  nur  etwa  b\  Millionen  Toman. 

Ausfuhrartikel:  Brennholz,  Farbestoffe,  Sesamöl,  Galläpfel,  Dro- 
guen,  Getreide,  Reis,  rohe  und  verarbeitete  Baumwolle,  Seide  und 
Wolle,  Felle,  Haare,  Häute,  Filze,  Teppiche,  Shawls^  Seidencocons, 
8eidenabfälle,  Knochen-,  Seide-  und  Tuchmosaik,  Perlen,  Türkise, 
Weichselrohre,  Blutegel,  Fische,  Hausenblase,  Gaviar,  getrocknete 
Früchte,  besonders  Aprikosen,  Pflaumenarten,  Mandeln  und  Korinthen, 
irische  Orangen,  in  Essig  eingemachte  Kräuter,  Tabak,  Butter,  Käse, 
Talg,  Schafe,  Pferde,  Maulthiere,  Esel,  sehr  wenig  Rindvieh,  tnrkmar 
nisches  Salz  und  Neftegil  etc. 

Einfuhrartikel:  Zucker,  schwarzer  Thee,  Kaffee,  Ärzneiwaaren, 
Farbestoffe,  englische,  schweizer  und  russische  Baumwollenstoffe,  eng- 
lisches, belgisches,  russisches  und  österreichisches  Tuch  ordinärer  Quali- 
täten, böhmisches  und  russisches  Glas,  russische  Theemaschinen  von 
Messing,  russisches  Steingut  (grofsentheils  Ausschufswaare),  russisches 
Robeisen  (200,000  Pud  jähriich),  Stahl,  Zink  und  Rohkupfer,  euro- 
päische Luxusartikel,  Taschenuhren   und  Quincailleries,  verarbeiteteB 

28» 


436  J-  ^-  HäntsBche: 

Eiden,  Waffen,  Pelzwerk  tod  Buchara  und  Rufsland,  indische  Sbawla, 
Gewnrze,  Salz,  Reis,  Seife,  Champagner,  franzosische  und  transkau- 
kasische Rothweine,  Perlen,  Diamanten,  Rubine,  Smaragde,  Grmnaten. 
Die  seit  fünf  Jahren  auch  in  Persien  ausgebrochene  Seidenranpen» 
krankheit  zwingt  die  Perser,  welche  dem  seidenranpenkranken  Gurops 
früher  ihre  Unterstützung  verweigerten,  neuerdings  zum  Ankanfe  tob 
Seidenraupeneiern  aufserhalb  Landes. 

Hauptbandelsplätze:  Tebris,  Rescht,  Barfurusch,  Meschbed,  Jesd, 
Kirman,  Bender  Abnschehr,  Bender  Abbasi,  Schiras,  Isfahan,  Hamar 
dan;  für  Transit:  Chol,  Ardebil,  Kirmanscbah,  Astrabad,  Tehrao. 

Seidenprodnction,  Consumtion  und  Handel  der  südkaspisdiea 
Küstenprovinz  Gilan  (Hauptstadt  Rescht,  Haupthafen  EnselQ- 

1854  war  der  Preis  der  Rohseide  in  Rescht  10 — 12  persische  To- 
man  das  Batmanschahi  («=»  etwa  6  Kilogramm).  1855  und  1S56 
lag  der  Seidenhandel  durch  den  orientalischen  Krieg  darnieder.  1857 
hob  er  sich  wieder. 

1858  wurden  in  Gilan  etwa  18,000  Ferde  oder  Lnle  Rohseide, 
das  Ferde  oder  Lule  =  6  Batmanschahi  oder  =»  etwa  36  Kilogramo, 
erzeugt  Ein  Batmanschahi  Rohseide  wurde  damals  in  Reacht  mit 
10 — 27  Toman  bezahlt,  je  nach  der  Qualitit  und  der  Zeit;  im  Allge- 
meinen hielten  sich  die  Preise  sehr  hoch. 

1859  wurden  daselbst  nur  17,000  Lule  von  im  Allgemeinen  mittel- 
mfifsiger  Qualität  erzeugt,  weil  zu  Anfang  Juni,  wo  die  Seidenraupen 
zu  steigen  beginnen,  unvermuthete  Regen  eintraten. 

1860  erzeugte  man  19,000  Ferde  von  im  Allgemeinen  ziemlicfa 
mittelmäfsiger  Qualität.  Die  Cocons  waren  zwar  in  sehr  grofsen  Men- 
gen vorhanden,  aber  wenig  ausgiebig  an  Seide,  deren  Fäden  sich  ubei^ 
dies  ziemlich  ungleich  und  nicht  glatt  abwickelten. 

1861  ungefähr  dieselbe  Quantität  wie  im  Vorjahre,  aber* im  All- 
gemeinen von  viel  besserer  Qualität.  Im  Beginne  des  Frühjahrs  hoffte 
man  auf  eine  besonders  reichliche  Ernte  von  mindestens  20,000  Ferde. 
J)a  aber  in  Folge  der  ganz  ungewöhnlichen,  wenn  auch  sehr  knxxen 
Winterkälte  und  des  verzögerten  Frühjahres  die  Maulbeerbanmblitter 
Ach  später  als  gewöhnlich  entwickelten,  welchen  Umstand  dieGilaner 
bei  Zeiten  zu  beachten  unterlassen  hatten,  so  wurden  sie  meist  nodi 
ganz  klein  Verfuttert,  und  im  Spätfruhlinge  sah  man  sich  dann,  aus 
Blättermangel,  genöthigt,  Unmassen  von  Seidenraupen  vor  ihrer  völli- 
gen Entwickelung  ungenutzt  wegzuwerfen.  Trotzdem  stieg  die  beste 
Qualität  nur  bis  achtzehn  Toman  für  das  Batmanschahi  (fast  6  Kilo- 
gramm) Rohseide. 

1864  machte  sich  die  Seidenraupenkrankheit  das  erste  Mal  in 
Oilan  beraerklich,  und  zwar  zumeist  im  Centrum  und  im  östlichen 
Theile  der  Provinz,  während  ein  Theil  dieses  letzteren  und  der  ganxe 


SpecialstatistUL  Ton  Persien.  437 

^eestliche  noch  eine  ziemlich  gnte  Ernte  aufwiesen.  Die  Perser  schrie- 
ben grofsentheils  der  grofsen  Hitze  wahrend  der  Ernte  (Nochan)  und 
eiDem  feinen  Stauhe,  cfer  im  April  ein  paar  Tage  lang  die  Luft  der 
betroffenen  Gegenden  erfüllte  und  alles  mit  einer  sichtbaren  Schicht 
bedeckte,  das  erste  Auftreten  dieser  Krankheit  zvu  —  Seitdem  aber 
hat  die  schreckliche  Krankheit  alljährlich  der  sonst  so  reichen  Provinz, 
sowie  dem  ganzen  Persien  sehr  erhebliche  Nachtheile  zugefügt. 

1867  gewann  man  nur  etwa  4000  Ferde  Rohseide  und  an  1000 
Ferde  Las  (rohe  SeidenabfKlle).  Das  Batmanschahi  Seidensamen  war 
50 — 60  p.  Toman  werth. 

1868  war  der  Winter  in  Gilan  ziemlich  kühl  und  schneereich  ge- 
wesen, weshalb  man  auf  ein  warmes  Frühjahr  und  einen  heifsen  Som- 
mer hoffte.  Allein  aufsergewöhnliche  heftige  Regen  zu  Anfang  Juni 
verdarben  die  Aussichten  auf  eine  gute  Seidenernte,  so  dafs  man 
schliefslich  nur  auf  einen  Ertrag  von  etwa  6000  Ferde  Rohseide  und 
1500  Ferde  Las  rechnen  konnte.  Von  Seidenraupeneiern  waren  ein- 
geführt worden:  1200  Batmanschahi  in  Kisten,  75  Batmanschahi  in 
Canons  zu  einem  Drem  (200  Drem  =  1  Batmanschahi).  Die  besten 
Resultate  ergaben  die  von  Lenkeran  in  russisch  Talysch  eingeführten 
Seidensamen,  deren  Preis  bis  auf  100  persische  Toman  für  das  Batman- 
schahi stieg,  nächst  ihnen  die  wirklichen  japanischen  und  die  von  ja- 
panischen auf  gilan  er  gezüchteten,  die  chorasaner  (von  Sebsewar)  und 
die  tarumer;  gar  nichts  taugten  die  arabischen  und  die  auf  italifinische 
gezüchteten  japanischen  Samen.  Aufserdem  brachte  man  Samen  von  Te- 
nekabun  in  Masanderan  und  von  Jesd  in  Südpersien,  denn  eigentliche 
gilaner  waren  von  1867  her  nebst  japanischen  in  Gilan  gezüchteten 
Seidenraupeneiern  nur  sehr  wenige  übrig  geblieben.  Der  Preis  der 
Rohseide  schwankte  zwischen  20 — 32  p.  Toman  für  das  Batmanschahi 
and  der  des  Las  zwischen  3|  bis  5  p.  Toman  für  dasselbe  Gewicht. 

Im  Jahre  1860  betrug  der  Export  aus  der  Provinz  Gilan: 

an  Rohseide  für 846,000  Toman 

an  Las         )  77,640 

rr  .    u    1  Rohseidenabffille  „«  o^^ 

an  Ketsch    \  37,860 

'961,500  Toman 

Fische,  Caviar  und  Hausenblase  zusammen  für  etwa         300,000  (?)  - 

Gesammt- Export        .     .     c.   1,261,500  Toman 

Der  Import  betrug  im  gleichen  Jahre  an  Colonialzucker,  Thee, 
Kaffee,  Tombeki  (pers.  Rauchtabak),  Farbe-  und  Arzneiwaaren,  Bntp 
ter,  Reis  aus  Masanderan,  Opium  und  Zucker  aus  Jesd,  persischen  Ma- 
nufacten  aus  Isfahau,  Jesd  und  Kaschan,  englischen  Manufacten,  Mehl^ 
Eisen,  Olas  und  Qnincaillerie  aus  Rufsland,  dürrem  Obste  etc.  zu- 
sammen für 594,127  Toman» 


438  ^'  C-  HäntBiche: 

Dayon  warde  wieder  mit  ausgeführt:  nach  anderen  persischen  Pro- 
vinzen: an  Eisen,  Glas  und  Qaincailleriewaaren  und  nach  RoDslaod 
(d.  fa.  Georgien  und  Kaukasus):  an  Baumwollen  und  Seidenstoffen  aas 
Isfahan,  Raschan,  Hamadan,  an  Tombeki,  trocknem  Obste,  wie  Rosi- 
nen, Pflaumen,  Pfirsichen,  Oliven,  und  etwas  weniges  an  rober  Baum- 
wolle etc.  zusammen  für  168,000  Toman. 

.  Es   blieben    somit   in  Gilan    für   den    eigenen  LandesbeAarf  fir 
426,127  Toman. 

Unter  den  abendlfindische  Handelsfirmen  in  Persien  and  deren 
Correspondenten  sind  die  folgenden  zu  erwähnen. 

Thomas  Ralli,  Agelosto  und  Coropagnie  in  Tebris  und  Rescht. 
Griechisches  Handebbaus,  früher  unter  russischem,  jetzt  unter  engli- 
schem Schutze.  Import:  Englische  Baumwollenzeuge.  Export:  Roh- 
seide. Correspondent:  E.  Schilizzi  in  Konstantinopel.  —  Ralli  &  Co., 
in  Tebris  und  Rescht.  .  Griechisches  Handelshaus  unter  rassischem 
Schutze.  Import:  Englische  Baum  wollenzeuge.  Export:  Rohseide.  — 
Hanhart,  Wirth  &  Co.  (früher  J.  J.  Dinner,  Hanhart  &  Co.),  in 
Tebris  und  Rescht.  Schweizer  Handelsbaus  unter  russischem  Schutze. 
Import:  Schweizer,  englische  und  belgische  BaumwoUenzeuge,  Tuche, 
Quincailleries  etc.  Export:  Rohseide,  Cocons,  Seidenabfalle,  rohe  Baum- 
wolle etc.  Auch  Commissionsgescbäfte.  Correspondenten:' Ho negger, 
Pirjentz  <&  Co.  io  Konstantinopel  (Walide  Chan  in  Stambul)  und  Trape- 
zunt.  —  Karl  Grnnert,  Posamentier  aus  Oberwiesenthal  im  sachsischeo 
Erzgebirge,  unter  russischem  Schutze,  Kleinhändler  und  Commissionir 
in  Tehran  für  Posamente,  Luxusartikel,  Quincailleries  etc.  Correspon- 
dent: C.  A.  Schreiber,  Posamentirwaaren Fabrikant  in  Schlettaa  im 
Königreiche  Sachsen.  —  Die  (neue)  russische  transkaspische  Handels- 
kompagnie in  Ardebil,  Rescht,  Enseli,  Barfurusch,  Schabrud  (Bestam} 
und  Aschurada.  Import:  Eisen,  Messing,  Glas,  Steingut«  rassische 
Baumwollenzeuge  und  Tuche,  Quincailleries  etc.  Export:  Getrocknete 
Früchte,  Krapp,  Baumwolle,  Rohseide  etc. 

Verkehr.  Die  SeeschiffTahrt  im  persischen  Meerbusen  ist  meist 
in  den  Händen  der  Araber,  aufserdem  der  Engländer,  die  auf  dem 
kaspischen  Meere  gänzlich  in  den  Händen  der  Russen.  Schiffbare 
Flusse  und  Canäle  sind  ebensowenig  vorhanden,  wie  Eisenbahnen,  oder 
künstliche  Landstrafsen,  von  welchen  letzteren  nur  die  elenden  Reste 
des  von  Schah  Abbas  I.  vor  mehr  als  zweihundert  Jahren  in  den  sud- 
■kaspischen  Küstensümpfen  erbauten,  mit  Steinen  gepflasterten  Chiaban 
theilweise  sich  noch  vorfinden.  Einkehrstellen  bieten  die  Karwanse- 
ral  und  Rubepuncte  die  Ufer  von  Gewässern  und  die  Cisternea 
(Abambar). 

Die  Bef5rderung  von  Waaren   geschieht  durch  Karwanen,  denen 


Specialstatistik  von  Persien.  439 

«ich  auch  Reisende  anscbliefsen ,   welche  der  gröfseren  Sicherheit  und 
Bequemlichkeit  halber  nicht  allein  weiter  wollen.     Der  Mietbpreis  der 
Karwanlaatthiere  wechselt  je   nach   der  Jahreszeit  und  den  Handels- 
bedürfnissen, so  z.  &  für  ein  Lasttbier  von  Tehran  nach  Tebris  zwi- 
«cben  zwei  und  drei  Toman,   von  Rescht  nach  Pirebasar  zwischen  1 
and  5  Kran,  zwischen  Enseli  and  Astara  (Lenkeran)  zwischen  1  bis 
2,  selbst  2^  Toman«     Die  Beförderung  von  Coarieren  (Tschapar)  und 
-anch  von  Reisenden,  welche  aber  dann  mit  einer  Regier ungsan  Weisung 
▼ersehen  sein  müssen,  geschiebt  aaf  Postpferden,    welche  in  den  von 
^er  Regierung  jährlich   verpachteten  Posthäusern  (Tscbaparcbane)  der 
Hauptstrafsen  gehalten  werden.     Zuerst  wurden  die  Pferde  gratis  ab- 
gegeben, später  wurde  für  je  ein  Farsang  Wegs  für  jedes  Pferd  ^  Kran 
bezahlt;  jetzt  zahlt  man  15  Schahi  dafür  pränumerando  und  gewöhn- 
lich noch  ein  Trinkgeld  an  den  begleitenden  Tschaparschagird  (Post- 
knecht), dessen  Pferd  man,  falls  sich  der  zufällige  Anscblufs  an  einen 
Courier  nicht  darbietet,  ebenfalls  bezahlen  mufs,  wofür  man  dasselbe 
|edoch  auch  als  Packpferd  mit  benutzen  kann.     Die  Versendung  von 
Briefen,  Zeitungen,  kleineren  Geldsummen  und  Waarenproben  geschieht 
Je  nach  Bedürfnifs  entweder  durch  eigens  bestellte  und  bezahlte,  sehr 
flinke  und  recht  zuverlässige  Fufsboten,    welche  einer  Art  Genossen- 
gehaft angehören,   oder  durch   nicht  regelmäfsig   abgehende   berittene 
Cooriere,  von  welchen  die  der  europäischen  Gesandtschaften  und  Con- 
-solate  weit  zuverlässiger  und  schneller  sind,  als  die  der  persischen 
Regierung,   und  darum  auch  viel   mehr   benutzt  werden.     Briefe  etc. 
von  und  nach  Europa  müssen  der  Weiterbeforderung  halber  unbedingt 
entweder  an  ein  Grenzpostcomptoir  in  Rufsland  (Nachitschewan,  Eri- 
wan,  Tiflis,  Lenkeran,  Baku,  Astrachan),  oder  an  bekannte  abendlän- 
dische Handelshäuser  in  Bagdad,  Trapezunt  und  Konstantinopel  adres- 
sirt  werden. 

Der  Staatstelegraph  zwischen  Tehran  und  Tebris  ist  nenerdingp 
nach  Rescht  in  Gilan  abgezweigt,  andererseits  von  Tebris  bis  zur  rus- 
aachen  Araxesgrenze  bei  Dschulfa  (von  wo  über  Tiflis  nach  St.  Peters- 
burg etc.)  verlängert  werden,  wird  jedoch  wegen  der  grofsen  Unzuver- 
lässigkeit  der  persischen  Beamten,  welche  in  persischer  und  französi- 
scher Sprache  telegraphiren ,  fast  gar  nicht  benutzt.  Die  Linien  von 
Tehran  nach  Bagdad  und  Ben  derb uscbehr  sind  in  Angriff  genommen 
worden  und  gegenwärtig  vermuthlich  beendigt. 

Geld-   und  Credit wesen.     Das  Münzenschlagen  ist  Vorrecht 

'  der  Krone.    Münzstätten  befinden  sich  in  den  gröfsern  Städten,  deren 

Namen  auf  die  betreffenden  Münzen    mit  geprägt  werden.     Die  alten 

atädtischen  Kupfermünzen  sind  vor  zwölf  Jahren  ungiltig  erklärt  und 

durch  neue  allgemeine  Staatsscheidemünzen  aus  Kupfer  ersetzt  worden» 


440  J-  C*  Hänftsflche: 

Vor  sieben  Jahren  ist  jedoch  wieder  eine  willkorliche  TerSnderaog 
der  kapfernen  Scheidemünze  vor  sich  gegangen,  indem  der  Werth  der- 
selben im  Verhältnifs  von  2  sa  3  heral^esetxt  und  neoe  Kapfennanse 
in  Umlauf  gesetzt  worden  ist,  was  jedoch  den  Gold-  und  Süberenn 
nicht  beeinflafst.  Papiergeld  nnd  Banken  existiren  nicht.  Rossiadies 
Papiergeld  wird  jetzt  im  Handel  in  den  kaspischen  Seeprovinzen  mit 
gMngem  Verluste  angenommen.  Der  gesetzliche  Zinsfufs  von  12  pOL 
j&hrlicb  wird  gewöhnlich  bia  zu  36  pCt.  und  wucherischer  Weise  noch 
'viel  höher  hinaufgeschraubt.  Das  Wechselrecht  flielst  aus  dem  Scher 
und  wird  deshalb  von  den  schiitischen  Priestern  gehandhabt;  die  welt- 
liche Macht  leitet,  da  ein  eigentlicher  Wecbselarrest  im  abendländiscbeo 
Sinne  nicht  existirt,  die  Execution  durch  ihre  Executoren  (MofaassilX 
för  deren  Kosten  in  diesen  Fällen  der  Gläubiger  aufkommen  mnb. 
Trotz  allem  sind  Concurse  änfserst  selten,  betrügerische  unerhört. 

Löhne.  Tagelohn  für  Handarbeiter  | — 1^  Kran.  Diener  bei 
Abendlfindern  erhalten  1 — 5  Toman  Monatslohn  nnd  keine  Kost,  zum 
persischen  Norus  (Neujahrstag)  ein  Geschenk;  den  Einheimischen  die- 
nen sie  häufig  ohne  Lohn,  gewöhnlich  gegen  Unterhalt  und  gelegent- 
lichen Verdienst 

Bildung  und  Unterricht.  Bildung  mehr  äufserlich.  £in  des 
Lesens  und  Schreibens  Kundiger  ist  schon  ein  Gelehrter  und  fuhrt 
dann  den  Titel  Mirsa  vordem  Eigennamen  (nach  demselben  bedeuteter 
^Prinz^).  Der  Unterricht  ist  sehr  spärlich  und  kGmmerlich,  noch  ge- 
ringer der  für  das  weibliche  Geschlecht.  Schulzwang  existirt  nicht,  ood 
der  Staat  besoldet  die  Lehrer  nicht,  bekümmert  sich  überhaupt  gar 
nicht  um  das  Volksschulwesen,  ebenso  wenig  die  städtische  Obrigkeit. 
Die  Volksschnllehrer  leben  von  dem  sehr  niedrigen  Schulgelde  and 
von  Nebenbeschäftigungen,  die  sie  während  des  Unterrichts  mit  be- 
treiben,  wie  Schreiben,  Malen,  Büchereinbinden  etc.  Die  Lehrer  (geiaC:- 
Kchen  Standes)  an  den  mit  Mesdsched  (Betfaaus)  oder  Imamsade  (Hei> 
ligengrab)  verbundenen  Medrese  (geistliche  und  Rechtsschulen)  werden 
aus  den  geistlichen  Fonds  honorirt.  Die  militärische  und  medicinisehe 
Schule,  nach  europäischen  Mustern  und  mit  europäischen  Lehrern  von 
der  Regierung  in  Tehran  im  Jahre  1851  eingerichtet,  ist  wieder  ein- 
gegangen. 

Wissenschaften  und  Künste.  Die  geistlicben  Bibliotheken 
an  den  Schulen  und  heiligen  Orten  entziehen  sich  jeder  statistischen 
Controle.  Die  Maler  (Nakkasch)  bilden  in  den  grofseren  Städten  eine 
handwerksmäfsige  Zunft  unter  einem  selbstgewShIten  Vorstand  (Nak- 
kaschbaschi),  jedoch  ebenfolls  ganz  ohne  Zunftzwang.  Instrumental- 
musik, Gesang  und  Tanz  gelten  als  nicht  anständige  Beschäftigungen^ 


SpedalfltatUtik  von  Penien.  441 

man  den  sogenannten  Luti  überläfst,  welche  sie  nebst  der  Taschen- 
spielerei in  gröfseren  oder  kleineren  Vereinigangen  betreiben.  Die 
Tänzerinnen  darfen  nar  im  Harem  auftreten,  öffentlich  nnr  die  Tänzer- 
knaben  (Matrib).  Das  Dichten  ist  eine  freie  Knnst,  die  von  Hof-  und 
anderen  zahlreichen  Porten  eifrig  betrieben  wird.  Das  Theater  wird 
nar  durch  Passionsspiele  ersetzt,  welche  namentlich  im  Aschre  (die 
ersten  10  Tage  des  Monats  Mnbarrem)  allgemein  stattfinden. 

Press'le  und  Literatur.  Druckereien  giebt  es  nicht,  dagegen 
in  den  gröfseren  Städten  eine  oder  mehrere  lithographische  Anstalten, 
welche  hauptsächlich  Bücher  mit  schlechten  Illustrationen  liefern,  die 
meist  leicht  eingebunden  im  Basar  verkauft  werden.  Die  persische  # 
Literatur  ist  sehr  reichhaltig  in  Bezug  auf  Theologie  and  damit  zu* 
sammenhangende  Rechtslehre,  Poesie,  Mathematik,  Astronomie,  Astro- 
logie, Alcfaemie,  Geschichte,  Geographie  und  arabische  oder  eigentlich 
galenische  Medicin.  Am  Ende  jedes  Mondjahres  wird  der  persische 
Kalender  herausgegeben.  Eine  seit  1861  christl.  Zeitr.  schlecht  illu- 
strirte  lithographirte  Hof-  und  Staatszeitung  in  persischer  Sprache  er- 
scheint wöchentlich  ein  Mal  in  Tehran.  Strenge  Ueberwachung  der 
gesammten  einheimischen  Literatur  wird  durch  die  Geistlichkeit  und 
durch  die  Staatsgewalten  ausgenbt. 

Religiöser  Cultus.  Staatsreligion  ist  die  islamische  grofse 
6ecte  der  Schie  mit  locaten  geistlichen  Oberhäuptern  ( Mudschtehid, 
Imam  Dschame,  Scheichulislam).  Viele  kleine  Secten  (Aliallahi, 
Tschiraksönderan ,  Susmani,  Jesidi,  Sofi,'Babi  etc.)  wuchern  im  Ge- 
heimen. Andere  (geoffenbarte)  Religionen  (siehe  oben  unter  „Religions- 
bekenntnisse^) werden  geduldet.  Der  Uebertritt  vom  Islam  zu  einem 
andern  Bekenntnisse  ist  mit  dem  Tode  bedroht.  Die  geistlichen  Ein- 
künfte sollen  sich  bis  auf  2\  Millionen  Toman  jährlich  belaufen,  von 
denen  die  Ausgaben  zum  Besten  des  Islam  bestritten  werden.  Wall- 
£üirtsorte  (Imamsade,  Asitane)  giebt  es  unzählige,  von  denen  die  haupt» 
Bächlichsten,  welche  auch  als  Best  (=  Asyl)  dienen,  in  Schah  Abda- 
lasim  bei  Tehran,  in  Kum  und  in  Meschhed  sich  befinden.  (Das  an- 
gebliche Grab  des  Ali  in  Kerbela,  nächst  Mekka  der  Hauptwallfahrts- 
ort der  Schie,  liegt,  wie  jenes,  im  türkischen  Arabien. 

Für  die  einheimischen  Christen  residirt  ein  (gregorianischer)  ar- 
menischer Bischof  in  Dschulfa  bei  Isfahan  und  ein  nestorianischer  in 
Ürumia,  vpn  denen  in  geistlichen  Angelegenheiten  der  erstere  von  dem 
Kirchenoberhaupte  im  Kloster  Etschmiadzin  im  westlichen  russischen 
Transkaukasien  abhängt,  der  andere  von  dem  in  Dschulamerk  im  tür- 
kischen Kurdistan.  Eine  nordamerikanische  puritanische  Mission  in 
Urumia  macht  unter  den  einheimischen  Christen  noch  weniger  Prose- 


442  J-  C.  H&ntssche: 

IjteD,  als  die  zwei  französischen  romisch-kaÜK^ischen   io  Ummia  und 
Dilman  am  Unimiasee. 

Oesandheitspflege.  Bei  dem  gfinzlicben  Mangel  an  Medieinal- 
behörden  and  Gesetzen  ist  eine  auch  nur  annähernde  Statistik  rem 
anmöglich.  Sogenannte  Aerzte,  Wund&rzte,  Augen&rzte  und  Hebammen 
giebt  es  aufserordentlich  viele,  dagegen  keine  Geburtshelfer,  Thierürzte, 
Apotheker,  Apotheken  und  Krankenanstalten.  In  Tehran  bestand  ein 
Miiit&rhospital,  welches  diesen  Namen  durchaas  nicht  verdiente.  Nor 
selten  giebt  man  in  Kriegsf&Uen  den  Truppen  einige  sehr  schle<^t  be- 
zahl te  Aerzte  in  ungenügender  Anzahl  und  ohne  Medicamente  etc.  beL 
Eine  ärztliche  Honorartaxe  giebt  es  nicht,  und  der  Arzt  läCst  sich  ent- 
weder vorausbezahlen,  oder  hält  sich  durch  die  selbst  dispensirten 
Arzneien  schadlos  für  seine  Mühe,  welche  der  Perser  bei  seinem  ste- 
ten Ueberflusse  an  Zeit  und  seinen  wissenschaftlich  ungebildeten  Aerz- 
ten  nicht  begreift  Die  Gesammtzahl  der  sehr  verbreiteten  Mineral- 
quellen, sowie  die  der  io  jedem  gröfseren  Orte  häufigen  orientalischen 
warmen  Bäder  ist  nicht  genau  zu  ermitteln.  Turnvereine  bestehen 
nicht,  dagegen  für  das  männliche  Geschlecht  allein  ein  oder  mehrere 
altpersische  Turnbänsi^r  (Sorchane)  in  jeder  gröfsern  Stadt,  in  welchen 
sich  namentlich  die  weifsen  und  farbigen  Ringer  (Pehlewan)  von  Pro- 
fession ausbilden,  wie  in  den  Bädern  auch  die  Bader  oder  Barbiere 
(Dallak)  0- 

Armenwesen  ist  gänzlich  in  den  Händen  der  höheren  Geistlich» 
keit,  wie  auch  die  Bevormundung  der  Wittwen  und  Waisen.  Bettet- 
▼erbole  giebt  es  nicht;  deshalb  begegnet  man  sehr  zahlreicheorBett lern 
und  Bettlerinnen  jedes  Alters,  und  bekanntlich  nähren  sich  die  sehr 
verbreiteten  48  Orden  der  Derwische  nur  vom  Betteln.  Besondere 
Wohlthätigkeitsanstalten  giebt  es  nicht,  dafür  viel  Frivatwohlthätigkeit. 

Sittlichkeit.  In  Ermangelung  officieller  Ausweise  ist  eine  Sta- 
tistik der  vorzugsweise  in  den  höhern  und  niedrigsten  Ellassen  vorhan- 
denen Unsittlichkeit  unmöglich. 

Staatsverfassung.  Der  Schah  von  Persien  ist  unumschränk- 
ter Herrscher.  Im  Widerspruche  mit  dem  muhammedanischen  Gesetze 
ist  in  den  vergangenen  Decennien  mit  Hülfe  europäischer  diplomatiscbw 


*)  Von  abeodllUidischen  Aerzten,  die  theilweise  fest  angestellt  sind,  practiciren 
mehrere  in  Tehran,  deren  einer  erster  Leibarzt  des  Schah  und  mehrere  Gesandt- 
achaftsftrzte,  nnd  in  Tebris,  einer  (ein  Schwede)  in  Schiras;  frtther  l«bte  auch  ein 
dentscher  Arzt  in  Rescht.  Zwei  russische  Marineftrzte  der  kaspischen  Flotte  sind 
zeitweilig  auf  die  Insel  Aschurada,  russische  Flotillenstation  in  der  Bucht  \'on  Astra- 
bad,  abcommandirt ;  der  eine  von  ihnen  bringt  jährlich  mehrere  Wochen  als  pracU> 
cirender  Arzt  auf  dem  nahen  persischen  Rttitenfestlande  (Astrabad  und  Uasanderan)  so. 


Specialstaüstik  von  Persien.  443 

Yereinbarang  das  Thronfolgerecht  der  erblichen  männlichen  Erstgeburt 
in  absteigender  Linie  festgestellt  worden,  am  die  durch  viele  Thron- 
Prätendenten  beim  Tode  des  jeweiligen  Schah  vermehrte  Anarchie  ab- 
zukürzen. Der  gegenwärtige  Herrscher  aus  dem  ost- türkischen,  in 
Persien  heimisch  gewordenen  Stamme  der  Eadschar,  Nasreddin  Schah, 
ist  1830  geboren  und  regiert  seit  dem  Herbst  1848  christlicher  Zeitr 
rechnung. 

Staatsverwaltung.  Dem  Grofswesir,  dessen  Stellung,  häufig 
mit  anderen  Titeln  begünstigt,  etwa  der  eines  Reichskanzlers  gleich- 
kommt, aber  nicht  immer  besetzt  ist,  sind  bei-  oder  untergeordnet  die 
Wesire  der  auswärtigen  Angelegenheiten,  des  Innern,  der  Finanzen, 
der  Justiz,  des  Krieges,  des  Handels,  der  Wissenschaften,  der  Wesir 
für  die  Verwaltung  der  frommen  Stiftungen,  der  Muschir  Dow  1  et  (Mi- 
nister ohne  Portefeuille)  und  der  Ealanter  (Polizeimeister)  der  Resi- 
denz. 

Persien  wird  gegenwärtig  in  folgende  zwanzig  Hakimäischin  oder 
Wilajet  (Gouvernements  oder  Provinzen)  eingetheilt: 

1)  Aserbaidschan  mit  der  Hauptstadt  Tebris;  2)  Gilan  mit  der 
Qrenzgebirgslandschaft  Talysch  und  der  Hauptstadt  Rescht;  3)  Masan- 
deran  mit  der  Hauptstadt  Sari;  4)  Astrabad  mit  dem  persischen  Turk- 
manenlande  und  der  Hauptstadt  Astrabad;  5)  Chorasan  mit  der  Haupt- 
stadt Meschhed;  6)  Tehran  mit  der  gleichnamigen  Hauptstadt,  welche 
zugleich  Landeshauptstadt  und  königliche  Winterresidenz  ist;  7)  Kas- 
win  mit  der  gleichnamigen  Hauptstadt;  8)  Chamse  mit  der  Haupt- 
stadt Sengan;  9)  Kurdistan  mit  der  Hauptstadt  Sene  (Sihna);  10)  Kir- 
manschah;  11)  Hamadan;  12)  Kum,  13)  Kaschan,  14)  Isfahan,  15)  Kir- 
man;  16)  Jesd;  17)  Burudschird  sämmtlich  mit  den  gleichnamigen 
Hauptstädten;  18)  Pars  und  Luristan  mit  der  Hauptstadt  Schiras; 
19)  Arabistan  mit  der  Hauptstadt  Schuschter;  20)  Malairtusirkan. 

Jedes  Gouvernement  zerfällt  in  Bezirke  (Buluk)  und  Gemeinden 
(Maballe). 

Die  Organißation  des  •  persischen  Beamtenwesens  ist  eine  um  so 
verworrenere,  als  neben  den  Staatsbeamten  auch  die  hierarchischen 
fun^ren,  welche  in  sehr  viele  Fächer  hinübergreifen,  namentlich  in  das 
Justizfach,  in  das  Steuer-  und  Bauwesen,  in  den  Wege-  und  Brücken- 
bau etc.  In  manchen  Provinzen  finden  sich  Yerwaltungseinrichtungen, 
die  in  anderen  gänzlich  fehlen  oder  anderen  Beamten,  oder  wenigstens 
anders  benannten  Beamten,  untersteilt  sind.  Die  Provinzen  werden 
▼on  Gouverneurs  (Hakim,  auch  Wali)  verwaltet,  welche  entweder 
Prinzen  oder  Günstlinge  sind,  die  ihre  Stellen  alljährlich  zum  Noras 
(das  persische  Neujahr,  am  21.  März)  kaufen  müssen»  oder  von  deren 


444  J-  0.  Häntssehe: 

Stellvertretern  (Kaimakam),  welchen  wieder  meist  rom  GoaTemenr 
ernannte  Wesire  zur  Seite  stehen  Jede  Provinz  hat  in  der  Haaptstadt 
Tehran  einen  Mastofi,  welcher  die  Rechnungen  zu  prüfen  und  in  Evi- 
denz zu  halten  hat.  Die  s&mmtllehen  Mastofi  stehen  unter  dem  Ma* 
atofielmemalek  (Minister  des  Innern).  Auch  das  auswärtige  Ministerium 
unterh&lt  in  den  Provinzialhauptstfidten  je  einen  Beamten,  WekaTnigar, 
Mumschi,  Debir,  auch  Naibelwesare  genannt,  zum  nächsten  Verkehie 
mit  den  auslfindischen  Vertretern  und  den  in  ihrem  Schutze  oder  aulser- 
halb  desselben  stehenden  ausländischen  ünterthanen,  zur  Regelung  dee 
Grenzverkehrs  etc.  Gröfsere  Städte  haben  einen  eigenen  Stadtgouver- 
neur  (Hakimschehr)  als  Ortsvorstand,  kleinere  den  Polizeimeister  (Ea- 
lanter),  Marktfiecken  (Basar)  die  Marktmeister  (Daroga),  deren  es  in 
grÖfseren  Städten,  wo  sie  auch  als  Viertelsmeister  (Daroga  Maballe) 
fungiren,  mehrere  giebt,  Landgemeinden  (Mahalle)  und  Dorfer  (De) 
die  Dorfschulzen  (Eedchuda)  und  Ortsältesten  (Rischsefid  =  Weila- 
bart). Nomaden  (Hat)  stehen  nicht  unter  dem  Hakim,  sondern  unter 
ihrem  Stammesoberhaupte  (Ilchani),  welches,  bei  gröfseren  Stämmen 
wenigstens,  dem  Hakim  coordinirt  ist.  De  facto  besteht  die  Praxis 
der  ganzen  persischen  Staatsverwaltung  einschliefslich  eines  grofsen 
Theiles  der  hierarchischen,  volkswirthsehaftlich  nur  in  einem  systema- 
tischen Raube  von  oben  nach  unten  und  social  von  unten  nach  obeo. 

Das  priesterliche  Gesetz  (Scher,  Soheriat)  ist  aus  dem  Koran  her- 
geleitet und  wird  von  den  Priestern  als  Richtern  gehandhabt,  das  welt- 
liche, Urf,  mehr  auf  dem  augenblicklichen  Bedurfnisse  beruhend,  vom 
Schah,  von  den  Hakim  und  von  dem  weltlichen  hohen  Gerichtshoie 
(Diwanchane).  Die  Competenz  des  Urf  wird  von  den  Priestern  nickt 
anerkannt,  was  die  allgemeine  Rech tsun Sicherheit  noch  mehr  erhobt 
Die  Strafen,  einschliefslich  die  Todesstrafe,  sind  grausam,  können  durdi 
Entfliehen  in  das  Best  (Asyl)  oder  in  entfernte  Provinzen,  oder  auch 
durch  ferne  Wallfahrten  oft  umgangen  und  gröfstentheils  mit  Geld  ab- 
gekauft oder  gemildert  werden.  Auch  von  der  gesetzlichen  Blutrache 
ist  Loskauf  möglich.  Tortur  ist  zulässig  und  wird  häufig  als  Basto- 
nade (Feleke)  angewandt. 

Einheimische  Christen,  Juden  und  überhaupt  Andersgläubige  stehen, 
wo  sie  in  gröfserer  Anzahl  beisammen  leben,  zunächst  unter  ihren 
eigenen  Gemeindeältesten  und  Priestern,  dann  aber  auch  unter  der 
persischen  Verwaltung,  und  sehen  sich  bei  Bedrückungen  derselben 
oder  bei  Uebergriffen  der  muhammedanischen  Priester  oft  genöthigt, 
die  Intervention  oder  den  Schutz  der  fremden  Vertreter  anzurufen, 
den  der  russische,  englische  und  türkische  nach  den  Tractaten  wirk- 
sam zu  verleiben  ermächtigt  und  im  Stande  sind.  Die  persischen 
Diener  fremder  Unterthanen  erfreuen  sich  ebenfalls  mehr  oder  minder 


I 


Spectalstatistik  von  Persien.  445 

des  Schdtzea  der  betrefifendea  Vertreter  ihrer  Herren,  ausgenommen 
in  den  auf  das  Confessionelle  bezuglichen  Verhältnissen,  in  welchen 
selbst  anslandische  Schiä  den  einbeimischen  geistlichen  Gerichten  mehr 
oder  minder  unterliegen,  Sehr  h&ufig  begeben  sich  sogar  die  schiiti- 
dchen  persischen  Unterthanen  selbst  vor  ihren  Bedrückern  momentan 
in  den  Schutz  der  europäischen  Mfichte. 

Die  Zölle  werden  von  der  Regierung  an  die  Meistbietenden  ver- 
pachtet; in  diesem  Jahre  in  der  Gesammtsumme  von  536,660  Toman. 

Indirecte  Besteuerung  geschieht  namentlich  durch  die  ebenfalls 
von  der  Regierung  allj&hrlich  verpachteten  Binnenzölle.  Directe  Steuern 
erbeben  die  Gouverneurs  durch  die  Unterbeamten.  Die  Vertheilung 
der  geringen  Gewerbesteuer  (bis  zu  20  pCt.  der  Einnahme)  geschieht 
gewöhnlich  ziemlich  uniform  auf  die  Basarläden  (Dnkkan)  und  schon 
deshalb  sehr  ungerecht.  Uebrigens  wird  ungerechter  Weise  von  allen 
Steuern  weit  mehr  erhoben,  als  an  die  Regierung  abgeliefert  wird,  so 
daCs  manche  wirklich  nicht  arme  Provinzen,  deren  Bewohner  die  jähr- 
liche Gesammtsteuer  (Maliat)  in  Wirklichkeit  mehr  als  reichlich  bezahlt 
haben,  dennoch  officiell  vor  der  Centralregierung  in  Tehran  selbst 
jahrelange  Steuerreste  aufweisen.  Der  Voranschlag  der  Steuern  und 
ihre  Erhebung  erfolgen  alljährlich  um  das  Noras  (das  altpersische  Neu- 
jahr am  21.  März)  herum  praenumerando,  wie  auch  die  Gehälter  eben 
80  auf  ein  ganzes  Jahr  voraus  zwar  angewiesen  werden,  sehr  häufig 
aber  nicht  zur  Auszahlung  gelangen.  Als  Grundsteuer  soll  ein  Fünftel 
-des  Ertrages  erhoben  werden,  gewöhnlich  aber  wird  ein  Viertel  davon 
erhoben. 

Die  Hat  fNomaden),  wenn  sie  überhaupt  etwas  an  die  persische 
Regierung  leisten,  zahlen  für  das  Weiderecht,  liefern  Thiere  an  den 
Hof  in  Tehran,  namentlich  Kameele  und  Esel,  welche  keine  feste 
Steuer  zahlen,  und  stellen  Soldaten.  Jeder  gröfsere  Stamm  soll  ein 
Pantsch  (Bataillon  von  nominell  800  Mann)  regulärer  Infanterie  stellen 
and  eine  Schwadron  (100  Mann  nominell)  irregulärer  Reiterei,  welche 
zeitweilig  den  Grenzdienst  versieht  und  vom  Stamme  selbst  völlig  aus- 
gerüstet werden  mufs,  sold berechtigt  jedoch  nur  während  des  Dienstes 
ist.  An  Weidegeld  zahlen  die  Nomaden  jährlich  für  eine  Kuh  2  Kran 
bis  2  Eran  2  Schahi,  für  ein  Pferd  14  Schahi  bis  1  Kran;  für  Schaafe 
xind  Ziegen  wird  die  Butter-  und  Käsemenge  als  Steuernorm  angenom- 
men. Wo  die  Stückzahl  des  abgabepflichtigen  Viehs  von  der  persi- 
schen Regierung  nicht  ermittelt  werden  kann,  zahlt  der  Ilchani  eine 
jährliche  Bauschsumme  nach  eigenem  Gutdünken.  Aufserdem  macht 
er  dem  Schah  und  den  einflufsreichen  Personen  in  Tehran  alljährlich 
bedeutende  unfreiwillige  Geschenke  an  Pferden,  Teppichen,  Shawls  und 
Geld,  was  auch  die  Hakim  und  die  übrigen  gröfseren  Beamten  thun 


446  ^-  0.  HäntzBche: 

muBSl^n,  wollen  sie  sich  in  ihren  Stellen  länger  erhalten.  Von  den 
persiachen  Turkmanen  zahlen  die  Jamut  kein  bestimmtes  Maliat  (j£hi^ 
liehe  directe  Oesammtabgabe)  an  den  Schah  von  Persien.  Im  Jahre 
1858  sollten*  sie  von  jedem  Zelte  12  Kran  (etwa  4  Thaler)  geben. 
Das  Maliat  des  grofsen  Tarkmanenstammes  der  Goklan  war  auf  j&hrliefa 
6000  Toman  beziffert,  doch  nahm  man  ihnen,  da  sie  cugfinglicher  aand, 
als  die  anderen  Tarkmanen,  und  auch  mehr  Bodencaltar  betreiben, 
im  Jahre  1857  per  fas  et  nefas  allein  27,000  Toman  ab,  aufserdem 
von  jedem  Toman  (=  1  Ducaten)  Abgabe  noch  30  Schahi  (=  ^  Thaler) 
Steaerzaschlag  an  den  damaligen  persischen  Provincial-Gouvernear  von 
Astrabad,  der  zugleich  Ilchani  war.  Den  dritten  grofsen  Stamm  der 
sogenannten  persischen  Turkmanen,  die  Tekke,  hat  die  persische  Re- 
gierung noch  zu  keiner  regelm&fsigen  Abgabe  zwingen  können.  (Vgl 
^Topographie  und  Statistik  der  persischen  Turkmanen^  von  Dr.  J.  G. 
H&ntzsche  in  Dresden  in  der  Zeitschrift  für  allgem.  Erdkunde,  Neue 
Folge,  Bd.  XIII.  1862.  S.  97— 104.)  üebrigens  wird  die  anschei- 
nend höhere  Besteuerung  der  freien  Nomaden  durch  die  systema- 
tische Bedrückung  und  Aussaugung  der  sefshaften  Bevölkerung  mehr 
als  ausgeglichen. 

Staats finanzen.  Sie  befinden  sich  trotz  der  Abwesenheit  von 
Staatsschulden  in  der  traurigsten  Verfassung.  Die  jährliche  Einnahme 
war  in  den  letzten  Jahren  auf  3^  Millionen  Toman  veranschlagt.  Da 
sie  aber  einerseits  nie  erreicht  wird,  andererseits,  weon  erreicht,  kaum 
zur  Deckung  der  Ausgaben  für  den  Hofstaat  und  der  Gehalte  —  Pen- 
sionen giebt  es  nicht  — ,  welche  beide  Posten  die  fast  ausschliefsliehen 
des  Ausgabebudgets  bilden,  ausreichen  wurde,  so  mufs  ^s  Deficit  durch 
unfreiwillige  Geschenke,  durch  gewaltsame  Confiscationen  und  durch 
SteuerzuschlSge  in  dieser  oder  jener  Provinz  gedeckt  werden,  oder 
endlich  auch  durch  theilweise  und  gänzliche  Verkümmerung  von  Ge- 
hältern. Die  Finauzperioden  sind  einjährig  und  der  Voranschlag  wird 
von  den  Regierungsbeamten  gewöhnlich  noch  vor  dem  21.  März  auf- 
gestellt.  Für  das  laufende  Jahr  beträgt  der  Voranschlag  der  Einnah- 
men 4,9 1 2,500  Toman,  welcher  naturlich  wieder  nicht  erreicht  werden 
wird,  und  der  der  Ausgaben  4,250,000  Toman,  welcher  sicherlich  wie- 
der überschritten  werden  wird,  zumal  der  Werth  der  für  Unterbältung 
der  Armee  und  der  Hofhaltung  des  Schah  erforderlichen  Natural- 
abgaben an  Thieren,  Gerste,  Weizen,  Reis  und  Seide  mit  550,840  To- 
man zu  hoch  taxirt  erscheint;  und  sollten  auch  die  Zölle  mit  536,660 
Toman  eingehen,  so  wird  der  Voranschlag  von  3,825,000  Toman  haa- 
ren Einkommens  von  den  Provinzen  gewifs  wieder  bedeutende  officielle 
Reste  aufweisen.     Vergl.  oben  unter  „Staatsverwaltung.** 


Specialfltatifltik  von  Persien.  447 

Kriegsmacht.  Die  persische  Armee  zerfällt  in  die  reguläre 
Trappe  (Nisam)  und  in  die  irregulfire  (Redif).  Die  letztere,  deren 
Höhe  auf  dem  Papiere  zu  80^000  Mann,  unter  denen  30,000  Mann  ir- 
reguläre Reiter,  angegeben  wird,  besteht  zum  grofseren  Theile  aus 
Nomaden,  über  deren  Aushebungsmodus  schon  oben  unter  ,) Staats- 
verwaltung*' mit  berichtet  wurde.  Zu  erwfihnen  wäre  hier  noch, 
dafs  die  persischen  Tnrkmanen  im  Kriegsfälle  der  persischen  Regie- 
rung zwei  Bewaffnete  zu  Fufs  (Tufeukdschi  ==:  Flintentr&ger,  Infanterie- 
miliz) und  einen  zu  Pferde  von  jedem  Zelte  stellen  sollen,  was  aber 
höchstens  mitunter  von  den  Ooklan  befolgt  wird,  und  dafs  die  masan- 
deraner  Miliz  zum  grofsen  Theile  noch  mit  Luntenflinten  bewaffnet  ist 

Auch  die  regulären  Truppen  recrutiren  sich  —  ohne  jegliche  ärzt- 
liche Untersuchung  und  gewöhnlich  zwangsweise  —  gröfstentheils  ana 
den  türkisch  -  tatarischen  Nomadenstämmen,  so  dafs,  bei  dem  Mangel 
eines  allgemeinen  Recrutirungsgesetzes,  die  Landesvertheidigung  haupt- 
sächlich den  nördlichen  und  westlichen  Grenzbewohnern  anheimfällt. 
Es  giebt  auch  ein  Fautsch  regulärer  Infanterie  aus  Fars  und  Luristan, 
sowie  früher  zwei  aus  einheimischen  Christen  (meist  Chaldäern)  beste- 
hende Fautsch  existirten.  Ein  militärpflichtiges  Alter  kann  auch  hier 
nicht  verlangt  werden,  weil  kein  Mensch  im  ganzen  Lande  weifs,  wie 
alt  er  ist.  Der  einmal  Ausgehobene,  gleichviel  ob  tüchtig  oder  nicht, 
ob  jung  oder  alt,  bleibt  Soldat  bis  a^  sein  Lebensende,  sollte  er  auch 
während  des  Dienstes  invalid  werden.  Pension  ist  daher  auch  beim 
Militär  unbekannt.  Der  Sold  wird  am  Ende  des  Jahres  von  der  Re- 
gierung nur  zu  75  pCt.  nachträglich  ausgezahlt.  Bis  die  Zahlung  durch 
die  verschiedenen  Officiers  hindurch  bis  zu  dem  Unterofflcier  oder  Ge- 
meinen gelangt,  sind  mindestens  noch  35  pCt.  des  ursprunglichen  Sol- 
des in  deren  Händen  bangen  geblieben  und  der  Rest  von  40  pCt.  wird 
ihm  in  stärk  beschnittenen  Toman  ausgezahlt.  Davon  mufs  er  seinen  und 
mitunter  seiner  Angehörigen  ganzen  Lebensunterhalt,  des  (vorhergehen- 
den) Jahres  bestreiten,  ferner  etwa  die  Hälfte  des  Futters  für  den  Pack- 
esel, welcher  Eigenth um  von  je  zwei  bis  drei  Soldaten  ist  und  deren  Hab- 
seligkeiten auf  dem  Marsche  trägt,  da  ein  Train  nicht  existirt,  endlich 
einen  grofsen  Theil  der  höchst  ungenügend  gelieferten  Bekleidung.  Män- 
tel erhalten  die  Truppen  nicht.  Die  Schiefsge wehre  sind  ausrangirte  euro- 
päische mit  Feuerschlofs,  die  Bayonets  locker  und  verbogen.  Etwas  besser 
wird  die  Artillerie  und  deren  Material,  die  zahlreichen  Kanonen  alter 
Constmction,  gehalten.  Obwohl  die  reguläre  Armee  nach  europäischen 
Mustern  organisirt  ist,  so  entbehren  doch  die  Officiere,  welche  ihre 
Stellen  der  Protection  und  Bestechung,  oder  auch  ihrer  Geburt  ver- 
danken, aller  Bildung,  sowohl  allgemeiner,  als  sachlicher,  und  meist 


448  J-  C-  Häntitche: 

auch  alles  Mothes.  Die  onteren  Chargen  werden  von  den  obern  eben 
ao  gedruckt  and  ausgepreist,  wie  sie  es  mit  ihren  Untergebenen  hal- 
ten. Jedes  Fautsch  soll  ein  Jahr  um  das  andere  beurlanbt  aeiii,  vim 
welcher  Regel  aber  hiafig  abgewichen  wird,  zornal  wenn  es  einen 
Generalmajor  einfallen  sollte,  den  vollen  Jahressold  fnr  sich  iuhI  sein 
Fautsch  cu  beanspruchen,  in  welchem  Falle  auch  die  Androhang  too 
Versetzungen  in  entfernte  und  ungesunde  Gregenden  ein  anderes  bei  dea 
hohen  Militärchargen  beliebtes  Mittel  ist,  um  die  sogenannten  Wider- 
spenstigen wieder  gefugig  cu  machen.  Die  Zahl  der  Mannschalten  der 
von  ihrem  jetzigen  Mirpendsch  Fesan  Aga  besser  gehaltenen  Artillerie 
mit  Inbegriff  der  kleinen,  200  Mann  starken  Feldabtheilung  Kamed- 
artilierie  (Semburektscbi  =s  die  Wespenartigen)  wird  auf  2000  Mann 
angegeben.  Die  Infanterie  soll  etwa  84  Fautsch,  das  Bataillon  von  nomi- 
nell  800  Mann,  stark  sein,  von  denen  jedoch  selten  mehr  als  die  ELalfke 
im  Dienst  ist.  Die  reguläre  Cavallerie  ist  nur  300  Mann  stark.  Das 
berittene  Corps  der  Gulam,  eine  Art  reitender  Gensd'armes,  gehört 
nicht  zur  regul&ren  Armee,  und  findet  meistens  als  Leibgarde  des 
Schah  seine  Verwendung.  Jäger,  Pioniers,  Pontoniers,  reitende  Ar- 
tillerie (aufser  den  200  Semburektscbi)  und  Train  kennt  man  nicht. 
An  der  Spitze  der  ganzen  Armee  stehen  der  SerdarekuU  (Geaeralfeld- 
marscball),  der  Sepabsalar  (Feldmarschall),  der  Kriegsminister  (Ad- 
schutanbaschi)  und  der  Lieschkeifcwisbaschi  (oberster  Kriegscommissar); 
unter  ihnen  die  Mirtoman  (Befehlshaber  von  Zehntausend),  Mirpendsch 
{Befehlshaber  von  Fünftausend),  Sertip  (Generalmajor  und  Brigadier), 
Serheng  (Oberst),  Jawer  (Major),  Sultan  oder  auch  Jfisbaschi  (Haupt- 
mann), Naib  (Lieutenant),  Wekil  (Feldwebel),  Debaschi  (Gefreiter), 
und  die  gemeinen  Artilleristen  (Toptschi),  Infanteristen  (Serbas)  und 
Reiter  (Sawar).  Auch  Adjutanten  (Adschutan)  mit  Officiersrang  und 
Generaladja tauten  (Ad schutanbaschi)  giebt  es  in  der  regul&ren  persi- 
schen Armee. 

Waffenplätze  sind  Tehran  (Festung),   Tebris,    Urumia,   Ardebil' 
{Festung),    Isfahan,    Schiras,    Benderbuschehr,    Meschbed,    Aatrabad 
(Festung),  Enseli  (Kustenbastionen). 

Eine  Kriegsmarine  besitzt  Persien  eben  so  wenig,  wie  eine  Han- 
delsmarine, dagegen  ein  Paar  Admirale  (Deijabegi),  deren  Titel  in  der- 
selben Familie  erblich  ist. 

Auswärtige  Politik.  Die  oben  schon  unter  den  Rubiiken 
^  Handel^  und  „Staatsverwaltung^  erwähnten  Freundachafb- 
und  Handelsverträge  anlangend,  so  berühren  die  von  Persien  mit  Ruß- 
land, England  und  der  Türkei  abgeschlossenen  Tractate  nicht  blos 
handelspolitische  Interessen,  während  die  mit  Frankreich  und  den  vie- 
len übrigen  Staaten  nach  französischem  Muster  eingegangenen  neueren 


Specialstetifltik  von  Persien.  449 

Tertr£ge,  fast  nnr  commercieller  Natar,  ziemlich  harmlos  und  far  die 
^netreffenden  Staaten  grdfsteiitheils  überflussig,  nur  im  persischen  (Staats- 
«nd  persönlichen)  Interesse  abgeschlossen  erscheinen.  Persien  besitct 
drdi  Oesandtschaften,  welche  cwar  stehend  sind,  sich  aber,  bei  jeder 
Neubesetzung,  stets  unter  dem  Titel  ^ an fser ordentliche^  wieder- 
holen, n&mlich  in  Konstantinopel,  in  St.  Petersburg  und  in  Paris,  so- 
wie Consules  missi,  nämlich  Generalconsulate  in  Tiflis  und  Alexandria, 
Consulate in  Astrachan,  Erzerum,  Trapezunt,  Damas,  Damiette,  Dschidda, 
Smyrna,  Snes,  Eahira,  Bagdad  und  Bombay;  in  Odessa  und  in  Elber- 
feld  je  einen  Consul  electus. 

In  Folge  der  Tractate  befinden  sich  dagegen  in  Tehran  eine  rus- 
sische, eine  englische,  eine  türkische  und  eine  franzosische  Gesandt- 
schaft stehend,  in  Tebris  ein  englisches,  ein  russisches,  ein  türkisches 
und  ein  belgisches  Generalconsulat,  sowie  ein  französisches  Consnlat, 
in  Kirmanscbah  ebenfalls  ein  tfiridsohes  Ck)nsttlat,  in  Benderbuschehr 
und  in  Tehran  englische  Consulate,  russische  Consulate  in  Astrabad 
und  Rescht,  in  welcher  letzteren  Stadt  auch  ein  englisches  und  ein 
iranzösisches  Consnlat.  Mit  Ausnahme  des  englischen  Consulats  in 
Tehran  nnd  der  beiden  franzosischen  in  Tebris  und  Rescht,  sind  alle 
diese  Consulate,  beziehendlich  Generalconsulate,  nicht  blofse  Handels- 
consulate,  sondern  auch  diplomatische  Stellen,  und  die  russischen  ressor- 
tiren  nicht  allein  von  der  k.  russischen  Gesandtschaft  in  Tehran,  wel- 
cher zugleich  die  russische  Kriegsflotille  bei  Aschurada  im  kaspischen 
Meere  mit  untersteht,  sondern,  in  manchen  Beziehungen,  gleich  der 
kaiserlichen  Mission,  auch  von  dem  Statthalter  des  Kaukasus,  und 
direct*  sowie  indirect  durch  die  k.  russische  Mission  in  Tehran ,  von 
dem  asiatischen  Departement  des  auswärtigen  k.  Ministeriums  in  St. 
Petersburg.  Sfimmtliche  fremde  Consnln  in  Persien  sind  gleichfalls 
Consules  missi.  Die  bei  weitem  überwiegende  Mehrzahl  der  Ausländer 
in  Persien  steht  unter  russischem  und  unter  türkischem  Schutze  und 
eine  Minderheit  unter  englischem,  während  die  verschwindend  kleine 
Anzahl  von  Schützlingen  und  die  viel  entfernter  stehenden  etwaigen 
sonstigen  Interessen  den  Geschäftskreis  der  französischen  und  belgi- 
schen Vertretung  sehr  beschränken. 


Die  vorliegende  erste  ausfilhrlichere  Statistik  von  Persien  erhebt, 
'vie  sieh  ans  ihr  selbst  ergeben  dürfte,  nicht  den  Anspruch  auf  volle 
^iltigkeit  in  allem  nnd  jedem,  sondern  soll  wo  möglich  als  eine  An- 
fang dienen  zu  ergiebigerer  wissenschaftlicher  Bearbeitnng  einer 
Specialstatistik  von  Persien,  soweit  dies  die  gegenwärtig  noch  immer 

Ztitteltr.  d.  QettlUoh.  f.  Brdk.  Bd.  TV.  29 


450  Gerhard  Rohlfs: 

dort  herrftcbeoden  Verhfiltnisse  gestatten  möchten.  Einstweilen  folilt 
sich  der  Verfasser  belohnt»  wenn  er  in  den  bisherigen  (anch  nicht  ein- 
mal orthographischen)  Wirrwarr  der  meisten  europäischen  ond  vieler 
persischen  Angaben,  namentlich  ober  Maafse,  Gewichte  und  MuDzen, 
über  Nationalitäten  ond  Religionsbekenntnisse,  Grundeigenthum,  Staats- 
verwaltung, Kriegsmacht  und  auswärtige  Politik  einiges  Licht  ge- 
bracht hat. 


xvm. 

Zur  Karte  der  Oase  des  Jupiter  Ammon  oder  Siuah. 


Von  Gerhard  Rohlfs. 
(Hierzu  eine  Karte,  Taf.  VIl.) 


Zur  grofsen  nordairikanischen  Depression  gehörend,  liegt  Sioah 
ca.  50  Meter  unter  dem  Niveau  des  Meeres.  Im  Norden  zieht  sich 
wie  im  Halbkreise  das  steile,  aus  Kalkstein  bestehende  Ufer  des  8<^. 
libyschen  Wustenplateaus  um  die  Oase,  welches  eine  durchschnittlicli 
absolute  Höhe  von  100  Meter  hat,  hier  also  ca.  150  Meter  relativ  hoch 
ist.  Fast  überall  senkrecht  abfallend,  sind  bei  Entstehung  der  Oase 
einige  Felsen  als  Zeugen  stehen  geblieben,  so  die  Berge  Amelal,  Djari, 
Sid  Haromed,  Brik  und  Siuah  und  Agermi  selbst,  welche  ebenfalls 
auf  Ealkf eisen  erbaut  ist 

Der  Boden  der  Oase  ist  durchaus  salzartig  (Sebcha),  und  nur  die 
Menge  von  Süfs wasserquellen  haben  eine  Entsalzung  des  nächsten  Erd- 
reiches zur  Folge  gehabt.  Dieses  ist  dann  zu  Garten  mit  Palmen  und 
Oelbaumhainen  umgewandelt.  Mit  zahlreichen  Conchilien  und  Versteine- 
rungen bedeckt,  geht  schon  hieraus  zur  Genüge  hervor,  dafs  der  Bo- 
den einst  von  Meeres  wellen  bedeckt  war,  und  dieser  Umstand  war  auch 
schon  den  Alten  nicht  entgangen.  Gänzlich  ist  selbst  im  Laufe  der  Zeit 
die  Spur  des  Meereswassers  nicht  verschwunden:  mehrere  Sebcha 
trocknen  nie  aus,  und  haben  selbst  im  Spätsommer  noch  tiefes,  salzi- 
ges Wasser.  Die  ausgetrockneten  Sebcha  findet  man  im  Herbste  mit 
einer  dicken  Salzkruste  bedeckt,  und  dies  ist  das  einst  so  hoch  be- 
rühmte Ammonische  Salz.S^^An  noch  anderen  Stellen  haben  sich  die 
Sebcha  so  stark  mit  Sand  und  vegetabilischen  Stoffen  gemischt,  dab 


Zur  Karte  des  Japiter  Ammon  oder  Sinah.  451 

das  Erdreich  Hattienartig  geworden  ist  and  eine  gute  Stätte  fnr  die 
Agalpflanze  abgiebt. 

Die  Oase  setzt  sich  nach  Osten  durch  Sebcha  and  Hadideh  (Eisen- 
okerboden)  noch  weit  fort,  ebenso  nach  Westen,  wo  sie  eigentlich  erst 
beim  Brunnen  Earfaya  endet.  Im  Süden  wird  sie  durch  niedrige,  gelbliche 
Sanddunen  begrenzt.  Von  ihr  in  gerader  Richtung  sudlich  ca.  4  deutsche 
Meilen  entfernt  liegt  die  Oase  Lebak,  welche  unbewohnt,  wilde  Palmen, 

Tamarisken  und  Agalweiden  hat.  Durch  eine  Hadideh  und  Sebcha  mit 
Siuah  verbanden,  liegt  dann  im  Osten  etwas  zu  Sud,  zwei  kleine 
Tagemärsche,  also  ca.  8  deutsche  Meilen  entfernt,  die  Oase  Dorha. 
Diese  hat  ganz  gleiche  Vegetation  wie  die  Oase  Lebak;  was  man  aber 
von  in  Dorha  sich  befinden  sollenden  Ruinen  gesagt  hat,  ist  nach  Aussage 
der  Siuahner,  an  deren  Glaubwürdigkeit  kein  Zweifel  zu  erheben  ist, 
Fabel,  und  erklärt  sich  durch  die  wunderlichen  Formen  der  Felsen. 
Nach  beiden  Oasen  ziehen  die  Sioahner  im  Frühjahre,  um  die  Pal- 
men zu  befruchten,  und  im  Herbste,  um  die  Datteln  einzuheimsen. 

Siuah,  reichlich  mit  Sufs wasserquellen  versehen ' ),  von  denen  Ain 
el  Hammam  (Taubenquell)  oder  der  Sonnenquell  am  bekanntesten  ist, 
hat  aufser  einigen  kleineren  Ortschaften  nur  die  Orte  Siuah  selbst  und 
Agermi.  Die  Bewohner  sind  Berber  und  sprechen  einen  Dialect  des 
tamrsirht  Ihre  Zahl  beläuft  sich  auf  ca.  5500  Seelen.  Die  Länge 
der  Oase  beträgt  ca.  4  deutsche  Meilen,  vom  Djebel  Mulei  Yus  bis 
Bled  el  Rum  gerechnet,  die  Breite  zwischen  dem  südlichen  Sandmeere 
and  dem  nordlichen  Plateau  beträgt  an  der  breitesten  Stelle  ca.  2  deut- 
sche Meilen. 

Aufser  den  bekannten  Wegen  von  Aadjila,  Alexandria,  Kairo  und 
den  Uah-Oasen,  fuhrt  noch  ein  gerader  Weg  von  Siuah  nördlich  ans 
mittelländische  Meer.  Man  erreicht  dies  nach  5  Tagemärscben:  erster 
Tag  Meless  nördlich  von  Siuah ,  auf  dem  Rande  der  Hochebene  ge- 
legen, zweiter  Tag  Bassur,  ein  Allem  oder  Wegweiser,  dritter  Tag 
Boeb,  eine  Hattie,  vierter  Tag  Gotrani,  ein  Sufswasserbrunnen ,  und 
fünfter  Tag  (halber  Tagemarsch)  Hollu,  ein  Sufswasserbrunnen  am 
Mittelmeere.  Geht  man  von  Gotrani  in  nordöstlicher  Richtung,  so 
kommt  man  bei  Hakfa,  ebenfalls  ein  Sufswasserbrunnen,  am  mittel- 
ländischen Meere  heraas. 


')  Alle  Quellen  haben  die  constante  nicht  wechselnde  Temperatar  von  29^  C. 


29 


452 


Miscellen. 

Werner  Munzinger's   Reise   durch  die   grofse  Salzebene 
Sswischen  Hanfila  und  dem  Fufse  der  Abyssiniscben  Alpen 

1867. 

(Vergl.  Proceed.  of  tke  Roy.  gtogr,  8oc,  XIII.   1869.  p.  219.) 

W.  Mnnzinger  wurde  im  Jahre  1867  vY>n  der  englischen  Begierang  mit  der 
Untersuchung  der  von  Hanfila  am  Bothen  Meere  nach  den  Abyssinischen  Hoch- 
landen führenden  Strafse  beauftragt.  Dieselbe  war  zwar  bereits  von  den  Jegoitea 
Patres  Mendez  und  Lobo  Im  17.  Jahrhundert  beschrieben,  seit  jener  Zeit  aber 
von  keinem  Europäer  wieder  wissenschaftlich  untersucht  worden.  Am  10.  Jimi 
1867  landete  Munzinger  mit  einer  bewaffneten  Begleitung  von  8  Mann,  und  rer- 
sehen  mit  den  nöthigen  Lebensmitteln  und  Instrumenten.  Die  Umgegend  da 
aus  20  Hütten  bestehenden  Dorfes  Hanfila  bot  einen  traurigen  Anblick  dar,  dt 
nirgends  sich  ein  Baum  noch  Strauch  zeigte;  auch  konnte  der  Beisende,  da  die 
Küstenbewohner  ohne  jeglichen  Einflnfs  auf  die  tiefer  wohnenden  St&mme  sind, 
erst  dann  es  wagen,  seinen  Marsch  anzutreten,  nachdem  er  von  dem  ersten  HSopt* 
Ung  der  Dumhoitas  einen  Führer  erhalten  hatte.  Sandboden  mit  Koralleofelfiea 
vermischt,  nur  hier  und  da  mit  dünnem  Gras  wuchs  und  wenigen  Mimosen  b^ 
standen,  bedeckte  die  weite  Ebene,  in  der  nur  in  grofsen  ZwischennLumen  sich 
Brunnen  vorfanden.  Am  18.  Juni  überstiegen  die  Beisenden  einen  von  Gyps 
gebildeten  Bergrücken,  in  dem  sich  Muschelschaalen,  Quarzstücke  und  Talkadem 
zeigten.  Von  dieser  Höhe  erblickten  sie  die  grofse  Salzebene,  welche  im  Sadea 
von  der  vulkanischen  Bergkette  Artali,  im  Westen  von  den  Abyssiniscben  Alpea 
begrenzt  wird.  Eine  Beihe  von  Palmen  bezeichnet  die  Grenze  dieser  Salzebene, 
in  deren  Schatten  einige  Familien  vom  Woyta- Stamm  ihre  Hütten  aufgeschlagen 
hatten.  Der  erste  Theil  des  Salzbassins  ist  sandig;  dann  zeigt  sich  Thonboda 
mit  Spalten,  welche  mit  Salzstaub  gefüllt  sind ;  weiterhin  gleicht  der  Boden  einem 
bereiften  Ackerfeld,  endlich  aber  einem  gefrorenen  See,  welcher  namentlich  bei 
Mondschein  einen  überraschend  grofsartigen  Anblick  gewährt  Nach  den  Mes- 
sungen liegt  das  Salzbassin  unter  dem  Meeresspiegel;  ringsum  ist  dasselbe  tob 
einem  hohen  Bande  von  Gjpslagern  eingeschlossen;  der  nach  Osten  gelegene 
Theil  ist  vollkommen  trocken,  während  die  Westseite  in  ihrer  ganzen  Länge  von 
einem  Morast  eingenommen  wird ;  an  der  Südseite  liegt  ein  6  Miles  langer  See 
von  1 — 4  Fafs  Tiefe.  Von  dem  Mittelpunkt  des  Bassins  an  erheben  sich  der  Art&fi 
Vulcan  und  zwei  Hügel,  auf  denen  sich  Schwefellager  finden.  Männer  vom  Stamn 
der  Afar,  welche  die  Salzgewinnung  betreiben,  leben  hier  das  ganze  Jahr  hindorcb 
unter  den  Palmen  in  Höhlen.  Das  Salz  wird  hier  in  Stücken,  ähnlich  einem 
Schleifstein,  geschnitten  und  für  den  Export  nach  den  Hochlanden  verpackt;  eio 
Kameel  trägt  500,  ein  Maulthier  250,  ein  Esel  200,  ein  Mädchen  60  solcher  Sali- 
stücke.  —  Ueber  eine,  von  einzeln  stehenden  Kuppen  unterbrochene  allmälig  an- 
steigende Ebene  näherte  sich  Munzinger   von  hier  aus   dem  Alpenlande,  indem 


Werner  Mnnzinger^s  Reise  darch  die  grofse  Salzebene.  453 

er  die  von  dem  Gebirgsbache  Labba  gebildete  Thalscblncht  aufwärts  zog.    Das 
Bett  des  Labba  ist  nnr  20  Fnfs  breit  und  an  beiden  Ufern  von  200  Fufs  beben 
Schieferfelsen  eingeengt.    Der  erste  Ort,  den  Mnnzinger  erreicbte,  war  Ala,  der 
Salzroarkt  f&r  die  Dumhoita's ;  etwa  2000  Menschen  waren  hier  versammelt,  welche 
Salz    gegen    Dollars    nnd    Stoffe,    die  von    Massaaa   nach    Abyssinien    gebracht 
werden,   eintanschten.   —  Das  vom  Stamme  der  Afar  bewohnte  Gebiet  ist  im 
Westen  von  Abyssinien,   im  Osten  vom  Meere  begrenzt;   nördlich   zieht  es  sich 
bis  znr  Annesley  Bai,   während  die  südliche  Grenze  eine  von  Zeyla  bis  zn  den 
Bergen   gezogene  Linie   bilden   würde.     Dieses  Dreieck  zerfallt  in  acht  Land- 
schaften, nämlich:  die  10 — 20  Miles  breite  Kiistenebene;  die  Hügellandschaft  zwi- 
schen der  Küste  nnd  dem  Salzbassin ;  das  Salzbassin  selbst;  die  Gegend  zwischen 
dem  Nordende  des  Salzbassins  und  der  Annesley  Bai,  bestehend  aus  vulkanischen 
Hügeln   und  mit  Muscheln   und   Madreporen   bedeckten  Ebenen;    die  Halbinsel 
"Bxai',  eine  Masse  hoher  vulkanischer  Berge  an   der  Südseite  des   Salzbassins; 
eine  andere  Salzebene  südlich  von^  den  Bergen ,  von  denen   der  Hawasch  herab- 
strömt; das  terrassenförmig  zn  den  Abyssinischen  Alpen  vom  Salzbassin  aufstei- 
gende Land.     Nach  Mnnzinger's  Ansicht  stand  das  Salzbassin  einstmals  mit  dem 
Meerbusen  von  ZuUa  und  Boka  in  Verbindung,   als  die   gegenwärtige  Halbinael 
Bnri   noch    eine  Insel  war;   für  diese  Ansicht  sprechen  jene  mit  Muscheln  be< 
deckten  Niederungen.    Alle  von  den  Abyssinischen  Alpen  herabkommenden  Wasser 
iliefsen  in  das  Salzbassin  ab  und  bilden  dort  jenen  oben  erwähnten  Morast,  wel- 
cher unstreitig  ein  grofses  Seebecken   sein  würde,  wenn   die  starke  Hitze  nieht 
die  Verdunstung  der  Wassermassen  bewirken  würde. 

Die  Bewohner  dieses  Ländergebietes  werden  bisher  falschlich  mit  dem  Na- 
men Danakil  bezeichnet,  doch  bilden  die  eigentlichen  Danakil  nur  den  dritten 
und  gerade  den  ärmsten  Theil  der  Bevölkerung.  In  Wirklichkeit  besteht  die 
Bevöikerung  aus  einer  kleinen  Zahl  von  Stämmen,  welche  dieselbe  Sprache  reden, 
nnd  durch  die  Einheit  der  Sprache  entsteht  gewissermafsen  eine  gemeinsame  Na- 
tionalität. Die  Sprache  ist  das  Afar,  und  das  ganze  Volk  müfste  eigentlich  Afar 
genannt  werden.  Den  ärmsten  Theil  der  Afar  bilden  die  Dumhoita,  welche  die 
Halbinsel  Buri  und  die  Küste  bewohnen;  auch  gehört  ihnen  der  oben  erwähnte 
Ort  Ala.  Die  Danakil  sind  gegenwärtig  den  Dumhoita  unterworfen,  während  sie 
vor  hundert  Jahren  der  herrschende  Stamm  waren.  Die  anderen  Stämme  heifsen: 
Dahimela,  Bellesua,  Hadarema  und  Madeyto.  —  Die  Afar  wohnen  in  Dörfer, 
jedes  aus  etwa  zwanzig  Hütten  bestehend,  zerstreut,  welche  oft  durch  meilenwette 
Wüsten  von  einander  getrennt  sind.  Jeder  Stamm  hat  sein  Oberhaupt,  Makaben 
genannt;  gewöhnlich  ist  diese  Würde  erblich  von  Vater  auf  Sohn.  Die  Hantfarbe 
der  Afar  ist  im  allgemeinen  schwarz,  nicht  selten  aber  schattirt  sie  ins  Braune: 
ihre  Gesichtszüge  sind  regelmäfsig,  nnr  sind  Mund  nnd  LipfVen  breit  und  dick; 
das  Haar  ist  kurz  und  straff.  Sie  werden  nns  als  geizig,  widerspenstig,  grausam, 
falsch  und  sehr  geschwätzig  geschildert;  der  kleinste  Streit  veranlaÜBt  einen  blu- 
tigen Messerkampf,  und  der  Mörder  steht  hoch  in  Ehren;  als  eine  gute  Seite 
ihres  Characters  wird  ibr  Abscheu  vor  Diebstahl  und  die  Achtung,  welche  sie 
dem  Alter  zollen,  hervorgehoben.  Dem  Namen  nach  sind  die  Afars  Muselmänner 
und  dem  Vicekönig  von  Aegypten  tributär,  in  Wirklichkeit  jedoch  sind  sie  ohne 


454  MiieeUen: 

Religion,  noeh  Kahlen  sie  an  Aegypteo  eine  Abgabe.  Der  Abyssiniadien  Sek- 
markte  giebt  ei  fünf  an  Zahl,  welche  am  Fnfse  der  Hauptkette  des  Alpenlandes 
liegen:  zwei  befinden  sich  auf  der  Strafse  nach  Agam^,  die  anderen  aaf  der 
nach  Atsbi;  hier  ist  der  Hauptsalsmarkt  für  Abyssinien.  — r. 


Die  dritte  Northern  Territory  Expedition. 

Mitgetheilt  von  H.  6 — h.  ans  Adelaide. 

In  Bd.  IV.  p.  362  ff.  dieser  Zeitschrift  lieferte  ich  einen  Bericht  über  die  diitte 
Northern  Territory  Expedition  unter  Fährung  des  Mr.  Gojrder,  Chef-Geometen  der 
Colonie  Süd- Australien.  An  denselben  mögen  heute  nachfolgende  interessante  Mit- 
theilnngen  gereiht  werden.  Das  Schiff  Moonta,  welches  das  Personal  der  dritte« 
Northern  Territory  Expedition  nach  Port  Darwin  übersnführen  hatte,  langte  nach 
einer  rierzigtagigen  Fahrt  am  5.  Februar  glücklich  am  Bestimmungsorte  an.  Nur 
ein  Pferd  war  auf  der  Reise  gestorben.  Am  2.  Februar  ward  der  Schooner 
Qulnare  von  Port  Adelaide  aus  mit  Provision  und  anderen  Hülfsmitteln  nach- 
geschickt und  traf  Mitte  Mars  in  Port  Darwin  ein.  Nach  einem  Aufenthalte  von 
fünf  Wochen  kehrte  derselbe  am  5.  Mai  nach  seiner  Heimath  zurück  and  fiber- 
brachte daselbst  am  6.  Juni  Nachrichten,  die,  im  Ganzen  genommen,  recht  gün- 
stig lauten. 

Mr.  Gojder  hatte  sich,  mit  der  ihm  eigenen  Energie,  welche  er  mit  grofser 
Fachkenntnifs  verbindet,  sofort  nach  der  Landung  seiner  wichtigen  Aufgabe  unter- 
sogeUf  und  bei  Abgang  des  Schooners  Gulnare  waren  bereits  über  50,000  Acres 
Land  vermessen,  sowie  drei  Städte  an  gesundester  Lage  ausgelegt  Die  groisie 
derselben,  zur  City  der  neuen  Ansiedlung  bestimnO,  liegt  am  Fort  Point,  wie  der 
Punkt  genannt  ist,  wo  sich  der  Hafen  in  schiffbare,  ins  Land  sich  hinein  er- 
streckende Arme  theilt.  Hier  ankerte  der  Schooner  in  6  Faden  Wasser  bei  nie- 
drigster Ebbe.  Von  den  beiden  Townships  befindet  sich  das  eine  einige  Miles 
landeinwärts  am  EUizabeth  River  oder  East  Arm  des  Hafens,  und  das  andere  am 
South  Arm  an  der  Verbindungsstelle  der  Flüsse  Darwin  und  Blackmoore.  &n 
üebrigen  versichert  Mr.  Goyder,  dafs  die  ganze  Arbeit  der  Vermessung  spätestens 
bis  zum  1.  Oktober  d.  J.  1869  vollendet  sein  werde.  In  Folge  dieser  günstigen 
Nachricht  hat  die  Northern  Territory  Compagnie  in  Adelaide,  welche  mit  einer 
Klage  gegen  die  Regierung  wegen  verzögerter  Ablieferung  des  erstandenen  Lan- 
des vorgehen  wollte,  gelindere  Seiten  aufgezogen,  und  ist  zu  dem  Entschlüsse 
gekommen,  sich  auflulösen  und  die  ihr  zufallenden  25,000  Acres  durch  Auctioe 
SU  veräufsem.  Das  ist  in  der  That  geschehen,  und  die  Land-orders,  welche  im 
letzten  Februar  gar  keinen  Cours  mehr  hatten,  wurden  fast  zu  pari  willig  gekauft 

Aus  den  vielen  eingelaufenen  Berichten  über  Port  Darwin  und  Umgegend 
entnehme  ich  nun  weiter  noch  Folgendes.  Port  Darwin  bildet  einen  ausgezeich- 
neten und,  wohl  ohne  Zweifel,  den  besten  Hafen  an  der  Küste  von  Nord- Austra- 
lien. Der  Eingang  in  denselben  hat  die  Weite  von  zwei  Miles;  hohe  Ufer  um- 
geben ihn  von  der  Landsoite  ringsum;    schon  in  einer  Entfernung  von  12,000 


Die  dritte  Northern  Territory  Expedition.  455 

IFnCi  Tom  Ufer  zeigt  er  eine  Tiefe  von  reichlich  seeha  Faden,  and  der  Ankergmnd 
l&fst  nichts  zn  wünschen  fibrig.  Dabei  ist  er  so  geräumig,  dafs  eine  beliebige 
Anzahl  Fahrzeuge  bis  zam  gröfsten  Tonnengehalte  die  sicherste  Herberge  darin 
findet,  and  dafs  ein  Schiff  fast  bei  jedem  Winde  auszulaufen  vermag.  Mit  nur 
geringen  Kosten  lassen  sich  Dämme  und  Werfte  herstellen.  Mehrere  Buchten 
erstrecken  sich  flufsartig,  und  zum  Theil  weit,  in's  Land  hinein  und  sind  schiff- 
bar. Dahin  gehören  zumal  der  South  und  der  East  Arm  des  Hafens.  Der  letz- 
tere, welcher  bisher  Finnis  River  hiefs,  jetzt  aber  den  Namen  Elizabeth  River  er- 
halten hat,  teigt  noch  10  Miles  von  der  Mündung  den  unterschied  von  9 — 10  Fufs 
hei  Ehbe  und  Fluth ;  sein  Wasser  ist  beim  niedrigsten  Stande  in  der  nassen  Jah- 
ireazeit  süfs  und  geniefsbar;  die  Ufer  sind  mit  Mangroven,  an  manchen  Stellen 
in  der  Breite  von  20  bis  30  Chains,  bewachsen,  und  der  Fischreichthum  ist  ein 
•enormer. 

Das  umliegende  Land  tritt  meist  flach  auf  und  steigt  nur  allmälig  wellenförmig 
an.  Der  Holzstand  nimmt  an  Dichtigkeit  zu,  je  weiter  man  vordringt,  und  besteht 
meist  ans  Nadelhölzern,  Bambus,  Ironbark,  Paperbark  (besonders  in  den  Sumpfen) 
und  einer  Art  Enkaljpten  oder  Peppermint,  wozu  sich  später  auch  Stringybark  in 
grofser  Menge  gesellt.  An  Palmen  finden  sich  vor:  Fem-Palm  (C^ccu),  Screw-Palm 
%JhHeUmu8\  Fächerpalmen  und  Kohlpalmen.  Man  stöfst  bald  auf  leichten  sandigen 
Lehm,  bald  auf  reichen  schwarzen  Humusboden,  der  sehr  wohl  fähig  ist,  Alles  zu 
produciren,  was  solchem  Clima  angehört.  Das  Weideland  gewinnt,  namentlich  nach 
SSW.  nnd  SO.  zu,  an  Güte.  Der  üppige  Graswuchs  erreicht  an  manchen  Stellen  die 
Höhe  von  8 — 12  Fufs,  dessen  Stengel  einen  süfslichen  Geschmack  haben  nnd 
durststillend  sein  sollen.  Ein  grobes  Gras  erreicht  sogar  die  Höhe  von  15  Fufs. 
UeberaU  erblickt  man  zahlreiche  Sümpfe  und  Creeks,  die  süfses  Wasser  enthal- 
ten, indefs  dürften  insbesondere  die  meisten  der  letzteren  zur  Sommerzeit  wohl 
"austrocknen,  ohne  dafs  man  doch  darum  einen  Wassermangel  zu  befürchten 
brauchte.  —  Auf  wilde  Landthiere  ist  man  bis  dahin  nirgends  gestofsen,  desto 
häufiger  aber  lassen  sich  Papageien  und  Tauben  verschiedener  Varietäten  blicken. 
In  den  Seen,  Flüssen  und  Sümpfen  trifft  man  zwar  Alligatoren,  aber  sie  sind  nicht 
^zahlreich.  Die  Eingebomen  bringen  mitunter  Schildkröten  in's  Lager.  Auf  grö- 
ssere nnd  kleinere  Schlangen  stöfst  man  gelegentlich;  die  gröfste,  welche  bisher 
getödtet  wurde,  war  10  Fufs  lang  und  hatte  die  Stärke  eines  kräftigen  Mannes- 
armes. 

Die  Hitze  ist  allerdings  grofs  nnd  während  sechs  Monate  im  Jahre  fast  er- 
-drfickend,  wiewohl  heifse  Winde,  begleitet  von  Staubwolken  —  die  grofse  Plage 
"des  südlichen  Australiens  — ,  nicht  herrschen.  Man  fürchtet,  dafs  in  solchem 
Clima  Europäer  nicht  im  Stande  sein  werden»  die  Arbeit  auf  längere  Zeit  zu  er- 
tragen. So  viel  steht  jedenfalls  fest,  dafs  sich  nicht  in  dem  Maafse  arbeiten 
labt,  wie  in  Süd-Australien  und  Victoria.  Ein  Berichterstatter  drückt  sich  dahin 
aas,  dafs  Europäer  nur  ein  leidliches  Lebensalter  um  Darwin  Bay  hemm  errei- 
-chen  werden,  wenn  ihnen  ostindische  Bequemlichkeiten  zu  Gebote  stehen,  z.  B. 
sahireiche  Diener,  gut  ventilirte  und  mit  Punkahs  versehene  Häuser  u.  s.  w.  In- 
defs wird  Acclimatisation  wohl  auch  das  ihrige  thun,  und  dann  lassen  sich  auch 
Goolies  in  beliebiger  Anzahl  von  den  benachbarten  Inseln  ohne  Schwierigkeit  er- 
Stngen.    In  der  Regenzeit  ist  es  ein  oder  zwei  Tage  lang  entsetzlich  hei£s;  dann 


456  MifceUes! 

folgt  ein  fiircbtbarer  Regen,  welcher  ohne  Unterbreehang  gewöhnlich  gegen  sechs- 
Stunden  anhUt  (es  kam  vor,  dafs  in  zwei  Standen  aber  1^  Zoll  Wasser  firi);. 
hieranf  theilen  sich  die  Wolken;  die  brennenden  Sonnenstrahlen  scbiefsen  anfs 
Nene  nieder»  and  schon  nach  wenigen  Stunden  ist  Alles  wieder  so  trocken,  wi» 
svTor,  während  die  dnrch  die  rasche  Verdunstang  entstehende  Schwtie  kanai  na 
ertragen  ist. 

Es  ezistiren  aber  aafser  der  Hitze  noch  andere  Plagen,  welche  nicht  weniger 
schrecklich  sind.  Wegen  der  Legionen  Mosqnitos,  die  znm  Theil  enorm  groia 
sind  and  von  denen  man  nar  zwei  Monate  im  Jahre  verschont  wird,  ist  es  nicht 
mdgjich,  ohne  Schleier  zn  schlafen,  denn  sonst  würde  man  lebendig  aasgesogen 
werden.  Und  hat  man  diese  Gesellschaft  einigermafsen  abgewiesen,  so  machen 
zahllose  SandflÖhe  ihre  Anfwartong,  welche,  von  der  Oröfse  eines  Nadelkopfet^ 
in  jede  kleinste  Oefhiang  einkriecUen  und  aufs  schmerzhafteste  stechen  oder,  wi»: 
der  englische  Correspondent  will,  beiisen.  An  ein  Entkleiden  znr  Nachtcelt  ist 
gar  nicht  zu  denken,  sondern  man  bindet  die  Kleidung  sorgfaltig  zn,  um  das 
Einschleichen  dieser  lästigen  Insekten  möglichst  zu  verhindern.  Die  nach  indi- 
scher Art  mit  Gaze  überzogenen  Bettgestelle  gewähren  freilich  nur  eine  geringe* 
Erieichtemng. 

Viehzucht  wird  mit  bestem  Erfolge  betrieben  werden  können.  Wenn  nHB. 
fürchtet,  dafs  die  Qualität  der  Wolle  sich  bei  der  grofsen  Hitze  verschlechten^ 
werde,  so  sprechen  die  Erfahrungen  im  nördlichen  Queensland  dagegen.  Am 
vortheilhaftesten  wäre  wohl  die  Pferdezucht.  In  Ostindien  fehlt  es  bekanntlicb 
an  guten  Pferden,  indem  die  besten  Racen  dort  immer  wieder  ausarten,  und  man 
ist  jetzt,  da  auf  die  frftfaeren  Bezugsquellen :  Aegypten  und  Arabien,  wegen  fran- 
zösischer Goncurrenz,  kein  Verlafs  mehr  ist,  zum  grofsen  Theil  auf  Anstraliea 
angewiesen,  dessen  Pferde  zu  den  ausgezeichnetsten  der  Erde  gehören.  Aber 
durch  die  Ausfuhr  derselben  aus  Nord  -  Australien ,  anstatt,  wie  bisher,  aus  den 
Golonien  im  S&den  dieses  Continents,  würden  sich  die  Entfernung  und  daarit 
natfirlich  auch  die  bisherigen  Kosten  des  Transports  um  ein  sehr  Erheblichea 
verkürzen. 

Für  die  Gewinnung  von  Baumwolle,  Reis  und  Zuckerrohr  bietet  Port  Darwinr 
ohne  Zweifel  ein  sehr  ergiebiges  Terrain,  und  man  ist  der  Ansieht,  dafs  nament- 
lich die  Gegend  an  den  Daly  Ranges  sich  für  die  Cultur  des  Zuckerrohrs  in  aus- 
gezeichneter Weise  eigne. 

Die  Eingebomen  —  die  häfslichsten  und  jammervollsten  Gestalten,  die  man 
sieh  denken  kann  —  sind  in  keiner  Beziehung  belästigend  gewesen.  Beim  Haupt- 
depot  treiben  sich  ihrer  sechzig  umher,  sonst  sieht  und  hört  man  nichts  von  ihnen. 
Soweit  die  Berichte. 

Der  Schooner  Gulnare  verliefs  nun  wieder  am  2^.  Juni  d.  J.  Port  Adelaide,, 
um  vi&  Timor  nach  Port  Darwin  zurückzukehren.  Er  nimmt  folgende  Instructio- 
nen fiir  den  Snrveyor-General  mit.  Sobald  dOO,000  Acres  vermeesen  sind,  soll 
Mr.  Gojder  sich  mit  den\jenigen  Personal,  welches  nicht  femer  nöthig  ist,  nach 
Adelaide  zurückbegeben  und  ein  Certificat,  dafs  obige  Ackerzahl  den  Känfon 
zur  Auswahl  nunmehr  wirklich  vorliege,  mitbringen.  Zieht  er  es  dagegen  vor,, 
bis  zu  Ende  der  zu  vermessenden  650,000  Acres  zn  bleiben,  so  soll  er  auf  alle 
Fälle  obiges  Certificat  ohne  Verzug  einschicken,  damit  die  Land-order-holdata  mit 


üeber  die  portogiesischen  Wappenpfeiier.  457 

Oeiober  den  Besitz  antreten  können.  Die  zurückbleibende  Mannscbaft  hat  theils 
den  Beat  der  Vermessung  zu  vollenden,  theils  mit  solchen  Arbeiten  vorzugehen^ 
welche  für  den  Anfang  einer  neuen  Niederlassung  nothwendig  "werden.  Gleich 
nach  Empfang  des  Certificats  wird  die  südaustralische  Regierung  einen  Dampfer  en- 
gttgiren,  der  einen  GonvernemeDt-Residenten  und  das  übrige  Beamten-Personal  nach 
Port  Darwin  überfuhren  soll  und  der  zugleich  von  Ansi edlem  u.  s.  w.  benutzt  werden 
mag.     Damit  wäre  dann  endlich  die  neue  Filial-Colonie  in's  Leben  getreten. 

— ff— 


Ueber  die  von  portugiesischen  Seefahrern  zur  Bestimmung 
ihrer  Entdeckungen  errichteten  Wappenpfeiler. 

• 

Aus  den  Notizen  bei  de  Barros,  aus  dem  „Roteiro  da  viagtm  de  Vaseo  da 
G€una**  und  anderen  älteren  portugiesischen  Quellen  wissen  wir,  dafs  die  Könige 
Dom  Joäo  II  und  sein  Nachfolger  Dom  Manoel  den  Befehl  ertheilten,  dafs  die 
Seefahrer  aus  Stein  gehauene  und  mit  dem  königlichen  Wappen  versehene  Wap- 
penpfeiier oder  Padroes  auf  ihren  Reisen  mitnehmen  sollten,  welche  zur  Be- 
zeichnung ihrer  Entdeckungen  an  hervorragenden  Küstenpunkten  aufgerichtet  wer- 
den sollten.  Mit  der  Ermittelung  der  Lage  dieser  für  die  Geschichte  der  Ent- 
deckungen nicht  unwichtigen  Denkmale  beschäftigt  sich  eine  uns  von  Alex.  Magno 
de  Castilho  zugesandte  Schrift:  Etudes  Kistorico-giographiques,  V  €tude  sur  les 
cohrmes  ou  monuments  comm^noratifs  des  d€couvertes  portugaises  en  Afrique.  Lis' 
borme  1869,  durch  welche,  mit  Benutzung  des  ganzen  darüber  vorhandenen  Mate- 
rials, in  den  oft  ungenauen  und  sich  widersprechenden  Angaben  alter  Quellen- 
Schriftsteller  und  Karten  eine  recht  glückliche  Lösung  dieser  geographischen  Fra- 
gen erzielt  worden  ist.  Zudem  hat  die  Auffindung  wenigstens  einiger  dieser 
Wappenpfeiler  die  Resultate  der  Arbeit  wesentlich  gefördert.  Wie  schon  gesagt» 
ging  der  Befehl  zur  Errichtung  derartiger  Wappenpfeiler,  welche  einerseits  dem 
glücklichen  Entdecker  eines  Landes  das  Prioritätsrecht  an  der  Entdeckung,  an- 
dererseits der  Krone  Portugals  die  Hoheitsrechte  über  das  entdeckte  Land  sichern 
sollte,  von  Dom  Jo&o  IL  aus,  der  am  31.  August  1481  den  Thron  bestiegen  und 
im  Jahre  1485  den  Titel  eines  „Herrn  von  Guinea"  angenommen  hatte;  Diogo- 
Cam  war  der  erste  Seefahrer,  der  unter  der  Regierung  Joäo  II.  mit  derartigen 
steinernen  Padroes  seine  Entdeckungen  bezeichnete,  während  die  von  früheren 
Seefahrern  errichteten  Holzkreuze  zu  leicht  der  Zerstörung  ausgesetzt  waren. 
Diese  Steinpfeiler  hatten  nach  de  Barros  eine  Höhe  von  etwa  10  Pufs,  trugen 
auf  ihrer  Spitze  ein  Steinkreuz,  und  zeigten  auf  der  einen  Seite  das  königliche 
Wappen,  auf  der  anderen  zwei  Inschriften  in  portugiesischer  und  lateinischer 
SpiachCy  in  welchen  die  Zeit  der  Entdeckung  nnd  der  Name  des  Entdeckers  be- 
zeichnet war.  Zwölf  solcher  Padroes  waren  auf  Afrika's  West-  and  Ostküste 
südlich  vom  Aeqnator  und  auf  dem  Wege  nach  Indien  von  Diogo-Cam,  Bartho- 
lomeu  Dias  und  Vasco  da  Gama  errichtet  worden;  ihre  Lage  wird  weiter  unten 
angegeben  werden.    Aehnliche  Padroes  waren  übrigens  von  portugiesischen  See- 


458  Miscellen: 

fahrem  auch  an  anderen  Punkten  aufgestellt  worden;  so  waren,  nach  Casal's 
Chorographia  hrasilita,  deren  fünf  in  Südamerika  von  Gonfalo  Coelho  im  Jahit 
1502  oder  ron  Cbristovio  Jaqnes  im  Jahre  150B  errichtet,  nämlich  an  der  Bai 
von  Parahyba,  am  Cap  Santo -Antonio  an  der  Bai  von  Bahia,  am  Ansflufs  des 
Cannan^a,  auf  der  Insel  Maldonado  in  der  Bai  gleichen  Namens,  nnd  auf  der 
Südspitze  zwischen  den  Baien  S.  Mathias  and  Padrao.  Ebenso  wurden  solche 
Wappenpfeiler  errichtet  von  Dom  Louren^o  d'Almeida  an  der  Küste  von  Ceylon 
im  Jahre  1506,  von  Diogo  Lopes  de  Sequeira  zu  P^dir  und  Pacem  im  Jahre 
1509,  von  Antonio  im  Jahre  1511  in  Agacira,  Ambo'ina  und  Banda  auf  seiner 
Entdeckungsreise  zu  den  Moluken,  von  Antonio  de  Brito  im  Jahre  1522  gleich- 
falls auf  der  Insel  Banda,  endlich  von  Henrique  Leme  im  Jahre  1522  zu  Calspt. 
Wir  lassen  nun  in  geographischer  Reihenfolge  die  Ortslagen  der  auf  dem  Wege 
nach  Indien  gesetzten  Padroes  folgen. 

a.  WappeDpfeileFf  erriehtet  unter  der  Regierang  des  Dom  Joao  IL 

1.  Wappenpfeiler  von  Diogo- Cam  im  J.  1484  errichtet  südlich  von  der 
Handung  des  Cungo  oder  Zaire  auf  dem  Vorgebirge  Turtle's  Point  der  englischen 
Karten  (6*  6'  0"  südl.  Br.  —  21'  18'  15"  östl.  L.  von  Lissabon),  wo  derselbe 
im  J.  1859  aufgefunden  und  durch  einen  neuen  Pfeiler  ersetzt  wurde.  Auf  alten 
Karten  vom  J.  1500  und  1508  flihrt  der  Zaire  noch  den  Namen  Padrio-Flofs. 
Der  Pfeiler  fUhrte  nach  Barros  den  Namen  S.  Jorge,  da  Dom  Jo&o  II.  diesen 
Heiligen  vorzugsweise  verehrte. 

2.  Wappenpfeiler  von  Diogo -Cam  auf  der  Spitze  des  Cap  Santa  Maria,  ehe- 
mals Cap  Santo -Agostinho  genannt  (13^  27'  15"  südl.  Br.  —  21"  38'  0"  östl.L. 
von  Lissabon)  im  J.  1485  errichtet. 

3.  Wappenpfeiler  von  Diogo -Cam  im  J.  1485  auf  der  Spitze  des  Cap  Negro 
errichtet  (15'  40'  30"  südl.  Br.  —  21"  2'  0"  östl.  L.  von  Lissabon).  Ueber 
die  richtige  Lage  dieser  Säule  wurde  man  früher  durch  die  Notizen  de  Barros 
irre  geleitet. 

4.  Wappenpfeiler  errichtet  im  J.  148G  oder  im  Anfange  1487  von  Bartho- 
lemeu  Dias  an  der  Inselbai  (Ilhdus)  an  einer  in  den  alten  Berichten  »Serra- 
Parda"  genannten  Localität.  Die  Reste  dieses  Pfeilers  wurden  im  J.  1786  am 
aüdwestlichen  Eingange  zu  jener  Bai,  Pedestal-  oder  Bartholomeu- Dias -Spitze 
genannt,  aufgefunden;  kleinere  Reste  fand  noch  M.  Saisset  im  J.  1845  vor 
<26"  35'  37",  38'  oder  39"  südl.  Br.  —  24'  10'  11"  oder  25'  ösü.  L.  von 
Lissabon).     Der  Pfeiler  war  dem  Heiligen  Santiago  geweiht. 

5.  Wappenpfeiler  errichtet  im  J.  1487  von  Bartholomeu -Dias  (der  zweite 
von  ihm  errichtete  Pfeiler)  auf  der  Insel  S.  Cruz  (33"  45'  südl.  Br.  —  35"  43' 
ostl.  L.  von  Lissabon);  derselbe  war  wahrscheinlich  dem  Heiligen  Gregorio  ge- 
weiht 

6.  Wappenpfeiler  errichtet  im  J.  1487  von  Bartholomeu -Dias  (der  dritte 
von  ihm  errichtete  Pfeiler)  auf  dem  Cap  der  Stürme  (Tormentas),  sp&ter  Boa- 
Esperan^a  genannt  (34"  22'  südl.  Br.  —  27"  36'  45"  östl.  L.  von  Lissabon); 
^weiht  dem  S.  Felipe. 


Einige  nähere  Notizen  aber  die  Ermordung  de«  Fräulein  Tinne.       459 

b.  Wappenpfeiler  errichtet  unter  der  Regierung  des  Dom  Nanael. 

7.  Erster  Wappenpfeiler  Vasco-da-Gama's,  errichtet  am  6.  December  1497 
an  dem  südlichen  Theile  der  Bai  S.  Braz  (34*  10'  südl.  Br.  —  31M7'  östl. 
L.  Ton  Lissabon).  Barros  führt  einen  von  Vasco-da-Gama  an  diesem  Orte 
gesetzten  Pfeiler  nicht  auf,  sondern  nennt  die  von  ihm  errichteten  fünf  Denk- 
mäler: S.  Rafael,  S.  Jorge,  Santo  Espirito,  S.  Gabriel  und  Santa  Maria;  im  „Ro- 
teiro  da  viagem  de  Vasco  da  Gama^  findet  sich  jedoch  die  Notiz,  dafs  Vasco  da 
Gama  in  der  Bai  S.  Braz  eine  Denksänle  errichtet  habe,  die  jedoch  am  folgen- 
den Tage  von  den  Eingeborenen  umgestürzt  worden  sei. 

8.  Im  J.  1498  wurde  von  Vasco-da-Gama  an  der  Mündung  des  Flusses 
Bons-Signaes  (vielleicht  der  Quilimane)  auf  der  Ostküste  Afrikas  (18*  1'  25" 
sfidl.  Br.  —  46**  9'  östl.  L.  von  Lissabon)  sein  zweiter,  dem  S.  Rafael  geweihter 
Wappenpfeiler  gesetzt. 

9.  Der  dritte  Wappenpfeiler  Vasco- da -Gama's,  im  J.  1498  auf  einem  Hügel 
bei  Meb'nde  auf  der  Ostküste  Afrika's  (3*  15'  40"  südl.Br.  —  49*  19'  30"  östl. 
L.  von  Lissabon)  errichtet  und  Santo -Espirito  genannt;  im  „Roteiro  da  viagem 
etc."  nicht  erwähnt. 

10.  Der  vierte  Wappenpfeiler  Vasco- da -Gama's,  dem  Heiligen  Gabriel  ge- 
weiht, im  J.  1498  bei  Calicut  auf  der  Malabarküste  errichtet  (11*  18'  nördl.  Br.  — 
84*  56'  östl.  L.  von  Lissabon). 

11.  Der  fünfte  Wappenpfeiler,  der  Jungfrau  Maria  geweiht,  wurde  von  Vasco- 
da-Gama  im  J.  1498  auf  einer  der  kleinen  Inseln  an  der  Malabarküste  zwischen 
Bacanos  und  Baticala  errichtet,  welcher  den  Namen  Santa  Maria  erhielten  (wahr- 
scheinlich die  Moolky- Rocks)  (13"  24'  nördl.  Br.  —  83*  43'  ösü.  L.  von  Lis- 
sabon). 

12.  Der  S.  Jorge -Pfeiler,  auf  einer  Insel  gleichen  Namens  von  Vasco-da- 
Gama  im  J.  1499  auf  seiner  Rückkehr  aus  Indien  an  der  Küste  von  Mozam- 
bique  (14*  57'  20"  südl.  Br.  —  49*  57'  5"  östl.  L.  von  Lissabon)  errichtet. 

—  r. 


Einige  nähere  Notizen  Ober  die  Ermordung  des  Fräulein 

Tinne. 

Gerhard  Rohlfs,  welcher  bei  seiner  letzten  Anwesenheit  in  Tripoli  Gelegen- 
heit hatte,  die  persönliche  Bekanntschaft  des  Fräulein  Tinne  zu  machen  und  über 
ihre  Reisepläne  nähere  Notizen  einzuziehen,  prophezeite  damals  (vgl.  diese  Zeit- 
schrift 1869.  S.  178)  mit  richtigem  Seherblicke  das  Mifslingen  des  etwas  aben- 
tenerlichen  Zuges  dieser  Dame  nach  Central  -  Afrika.  Leider  ist  diese  Prophe- 
zeiung eingetroffen,  und  mannigfache  Telegramme  ans  Tripoli  haben  bereits  die 
Ermordung  der  unglücklichen  Reisenden  und  ihrer  beiden  deutschen  Diener  be- 
stätigt. Ausführlicheres  darüber  erfahren  wir  jetzt  aus  nachstehendem  Briefe  des 
Ortsvoratehers  von  Mursuk,    Hadschi  Ibrahim  ben  Alna,    welchen  derselbe  vom 


460  MitoeU«B: 

5.  August  1869  (27.  Rabbia  Tenj)  an  den  österreichiscben  Consnl  in  Tripofi, 
Herrn  de  Rossi,  gesandt  hat.  Die  italienische  Cebersetzang  dieses  arabisch  ge> 
schriebenen  Briefes  warde  nns  durch  die  Freundlichkeit  des  Herrn  Rohlfs  Ql>er- 
sandt,  und  theilen  wir  denselben  mit  möglichster  Berücksichtigung  der  AusdrackS' 
weise  des  Originals  nachstehend  mit: 

«So  viel  kann  ich  Ihnen  über  das  Unglück  sagen,  welches  sich  vor  -weni^n 
Tagen  zugetragen  hat     Seit  Fräulein  "nnne's  Ankunft  in  Murzuk  habe  icli  ihr  in 
Folge  Ihrer  Empfehlungen   meine  Dienste   gewidmet,    und   hat  sich   dieselbe  bei 
ihrer  Abreise  dahin  geäufsert»  dafs  sie  mit  meinen  Diensten  recht  sufrieden  ge- 
wesen sei.     Leider  gab  ihr  jedoch  ihr  Schicksal  den  lebhaften  Wunsch  ein,  eine 
Reise  nach  Gh&t  zu  unternehmen,  und  zu  dem  Zwecke  schickte  sie  vor  einiger 
Zeit  einen  Boten  mit  einem  Briefe  an  den  Scheich  Achnucken,  einen  Häuptling 
der  Tu^regs,   in  welchem  sie  ihn   nm  seinen  Schutz  ersuchte;    wenn  es  möglich 
wäre,  möchte  er  selbst  sie  abholen,  um  sie  zu  begleiten,  oder  einen  seiner  Ver- 
trauensmänner zu  ihr  senden.     Ihrem  Briefe  echlofs  sie  ein  Empfehlungsschreibea 
an,    welches   sie  von  dem  hiesigen  Gouverneur  empfangen  hatte.     Scheich   Ach> 
nocken  antwortete  ihr  darauf,  er  würde  selbst  kommen  oder  eine  Person   seines 
Vertrauens  an  sie  absenden,   um  sie  zu  seinem  Wohnort  zu  begleiten,  damit  sie 
so  diese  Gegend  in  Augenschein  nähme,  oder,  wenn  sie  es  wünschte,   sie  nach 
dem  Tnat  -  Sudan  zu  bringen ,    ohne   dafs  sie  irgend  Furcht   zu  haben  braachte. 
Nachdem  Fräulein  Tinne   diesen  ermuthigenden  Brief  gelesen,  bereitet«  sie  sich 
vor  wenigen  Monaten,  d.  h.  nach  ihrer  Krankheit,  zur  Abreise  vor,   und   schlag 
ihre  Richtung  nach  dem  Wadi-el-Scherki  (östlicher  Wadi)  ein,  theils  wegen   der 
Luftveränderung,  theils  um  mit  dem  Scheich  Achnucken  dort  zusammenzutrefiTen, 
der  ihr,  wie  es  scheint,  jene  Gegend  als  seinen  Aufenthaltsort  bezeichnet  hatte, 
weil  derselbe  vielleicht  aufserhalb  der  Landesgrenze  läge,  oder  vielleicht  weil  sich 
der  Scheich  dort  hinreichend  für  ft'ei  hielt,  ohne  furchten  zu  müssen,   gefangen 
genommen  zu  werden.     Wirklich  trafen  sie  sich  im  Wadi  -  el  -  Scherki,  und  dort 
scheint  zwischen  ihm  und  Fräulein  Tinne  eine  Abrede  getroffen  worden  sn   sein. 
Sie  beschäftigte  sich,  wie  es  scheint,  damit,  die  Angelegenheiten  des  Scheich  Ach- 
nncken  zu  ordnen,    welcher  damals   mit  der  hiesigen  Regierung  etwas  gespannt 
war,  oder  besser  gesagt,   Achnucken  zürnte  dem  hiesigen  Pascha,    weil  derselbe 
angeblich  seinen  Feinden,  den  Maogasate-Tudrcgs,  erlaubt  hatte,   sich  auf  türki- 
sches Gebiet  zu  flüchten,  nachdem  sie  seine  Schützlinge  und  seine  Leute  ermor- 
det und  beraubt  hatten.     Das  heifst:    Achnucken   versprach   dem  Fräulein  Tinne 
freies  Geleit,  indem  e^  sagte:  „ich  bin  jetzt  sehr  beschäftigt  wegen  der  Streitig- 
keiten, welche  ich  mit  den  Mangasate  -  Tuäregs  habe;    wenn  Sie  jedoch  ntkit  mir 
kommen  wollen,  werde  ich  Sie  jetzt  nach  dem  Wadi-el-Gharbi  (westlicher  'WaäSi} 
fuhren,    und  wenn  ich  meine  Streitigkeiten  mit  den  Mangasaten  beendet  habe, 
will  ich  Sie  überall  dahin  führen,  wohin  Sie  irgend  wollen.    Ist  Ihnen  dieser  mein 
Vorschlag  nicht  recht,  so  rathe  ich  Ihnen,  nach  Murank  zurückzukehren,  und  ich 
werde  Ihnen  Jemanden  senden,  der  Sie  von  mir   fort,    oder  besser»  wohin  Sie 
wünschen,  fuhrt*.    Nach  diesem  Besuche  kehrte  sie  zufrieden  nach  Murzuk  zurück. 
Einige  Zeit  nachher  schrieb  Fräulein  Skendina  (Alexine)  von  ihrem  Geschick  ge- 
trieben, von  Neuem  an  den  Scheich  Achnucken,  sie  wolle  ihn  aufsuchen.     A^ch- 
nucken  antwortete  ihr,  indem  er  den  Brief  durch  den  Marabu  Hadschi  Achmed- 


Einige  nähere  Notizen  über  die  Ermordung  des  Fräulein  Tinne.       461 

l>eD'Salah  schickte,  mit  dem  sich  das  Fräulein  über  das  für  die  Reisebedürfnisse 
mitznoehmende  Gepäck  und  über  die  Geschenke  für  die  Tuiregs  berieth.  Nach 
seinen  Angaben  traf  Fräulein  Tinne  die  Vorbereitungen  zur  Reise.  Inzwischen 
kam  einer  der  Tuäreg-Häuptlinge  von  der  Partei  des  Acknncken,  Hadschi  Scheich 
foen-Babakr  (Bubekr?)  Ahaggari,  nach  Murznk  mit  einem  Gefolge  von  8  Personen, 
und  als  diese  sich  dem  ITräulein  vorgestellt  hatten,  wurden  sie  von  demselben  be- 
Bchenkt  und  verabschiedet.  Einige  Tage  darauf  reiste  Fräulein  Tinne  mit  ihrer 
Caravane,  mit  ihren  Frauen  und  Dienern  ab.  Zu  gröfserer  Sicherheit  hatte  sie 
Tttiregs  zu  Kameeltreibem  genommen.  In  Scharba  angekommen,  einem  Ort  etwa 
S  Tagereisen  von  Murzuk,  suchte  sie  wiederum  Hadschi  Scheich  ben  Babukr  auf, 
den  sie  von  Neuem  mit  Burnus  und  Geld  beschenkte,  woflir  er  ihr,  wie  es  heifst, 
sein  Wort  gab,  er  werde  sie  zum  Scheich  Achnucken  geleiten.  Wirklich  scheint 
Ben -Babukr,  so  weh  man  überblicken  kann,  mit  ihr  von  Scharba  bis  Birguig  ge- 
gangen zu  sein.  Die  Verräther,  welche  auch  mit  einem  gewissen  Othman-el-Busifi 
und  einem  seiner  Begleiter  und  5  Mann  von  den  Uled-Kossen ,  den  Einwohnern 
von  Tschat,  im  Einverständnifs  gewesen  sein  müssen,  fafsten  den  Plan,  Fräulein 
Tinne  mit  ihren  beiden  christlichen  Dienern,  vor  denen  sie  sich  am  meisten  fürch- 
teten, zu  ermorden,  um  sie  zu  berauben  und  den  Raub  unter  sich  zu  theilen,  was 
sie  auch  thaten.  Es  heifst,  die  Tnäreg  (Hadschi  Achmed  und  die  Kameeltreiber) 
seien  in  der  Richtung  auf  Ghät  abgezogen,  aber  die  Leute  des  Stammes  Uled- 
Bnsif  und  die  Araber  sind  nach  Tscbat  zurückgekehrt.  Die  Dienerschaft,  die 
algerischen  Türkinnen,  Kammerzofen  des  Fräuleins,  sind  gestern  in  Murzuk  an- 
gekommen und  befinden  sich,  wie  das  ganze  Gefolge,  im  Gewahrsam  der  Regie- 
rung, welche  einen  Procefs  vorbereitet .  .  .  .* 

«Es  scheint,  dafs  Fräulein  Tinne  zwei  Wunden  erlegen  ist.  Zuerst  hieb  ihr 
ein  Tnäreg  mit  dem  Säbel  die  rechte  Hand  ab,  wahrscheinlich  um  sie  am  Ge- 
brauch ihres  Revolvers  zu  hindern;  gleich  darauf  schofs  ihr  ein  Araber  von  den 
Uled-Busif  in  die  Brust,  Andere  sagen  in  den  Rücken.  Von  den  christlichen  Die- 
nern starb  der  eine  durch  einen  Schufs,  der  andere  durch  Lanzenstiche.  Es  ist 
jedoch  auffallend,  dafs  die  Räuber  nicht  die  türkischen  Dienerinnen  mitgenommen 
haben,  anter  denen  noch  junge  gewesen  sein  sollen,  sondern  sich  nur  einer  jun- 
gen Schwarzen,  Gtelsomina  (Jasmina),  bemächtigt  haben,  welche  dem  Fräulein 
sehr  lieb  war.  Viele  meinen,  und  das  wird  sich  in  Kurzem  aufklären,  der  Scheich 
Achnucken  habe  mit  dieser  Missethat  nichts  zu  thun  gehabt;  sie  könnte  vom 
Scheich  Babukr  und  seinen  Genossen  aus  Orcwinnsucht  begangen  sein,  da  sie 
imfsten,  dafs  Fräulein  Tinne  sehr  reich  sei,  und  auch  um  das  Vertrauen  zu  ihrem 
Häuptling  Achnucken  zu  erschüttern  und  sich  an  ihm  dafür  zn  rächen,  dafs  er 
in  einen  Frieden  gewilligt  hatte,  welcher  als  nicht  sehr  ehrenvoll  und  als  unvor- 
iheilhaft  für  sie  galt  wegen  der  Räubereien,  die  sie  zu  begehen  pflegten.  Inzwi- 
schen hat  die  Behörde  von  Murznk  und  die  Bekannten  des  Fräuleins,  sobald  sie 
vom  Tode  gehört,  Leute  mit  Kawassen  abgesandt,  um  die  Gebeine  zu  sammeln, 
^d  jetzt  sind  die  drei  Christen  —  nämlich  Fräulein  Tinne  und  die  beiden  Die- 
ner —  zu  Birguig  begraben.* 

Aehnlich  lautet  der  Bericht  des  holländischen  Consuls  in  Tripoli,  Baron 
de  Testa,  über  die  Ermordung  der  Reisenden.  Dort  heifst  es,  dafs  sich  das 
traurige  Ereignils  am  1.  August  im  Wadi  Berdjoudji,  eine  Tagereise  von  Scharba 


462  MieceUen: 

und  fiiiif  Tagereiflen  westlich  von  Mannk  zngetnigen  habe.     Der  letzte  Brief  de» 
Frl.  Tinne,    welche  am  30.  Juni  1869  too  Tripoli   aafgebrocheo   war,   ist  tob 
Scharba  datirt,  und  kam  gleichzeitig  mit  der  Nachricht  Ton  ihrem  Tode,  die  ein 
Diener  der  Ennordeten,  Mohammed  ben  Hassan  el  Bennani,  eingeschickt  hat,  in 
Tripoli  an.    Nach   diesem  Bericht  wäre  die  Reisegesellschaft  von  einem  Araber 
Namens  £1  Hadschi  Ahmed  Bu  Selah,  den  der  Tntf  reg -Häuptling  Scheich  Ikhe> 
noukhen  (Achnucken)  zu  ihrem  Schutz  aasgesandt  hatte,  geleitet  worden,  als  eine 
aus  sechs  Arabern  und  acht  Tuäregs   bestehende  Bande  unter  dem  Befehl  des 
Tuireg-Scheichs  Bu-Bekr  sich  dem  Weitermarsch  feindlich  entgegensetzten,  indem 
sie  behaupteten,  dafs  Scheich  Ikbenoukhen  sie  mit  dem  Geleit  des  Fräulein  Tinne 
nach  Taharat  betraut  habe.    Beide  Parteien  einigten  sich  endlich  dahin,  gemein* 
schaftlich  die  Escorte  zu  übernehmen;    übrigens  hatte  die  Beisende  bereits  rier- 
zehn  Tage  früher  den  Scheich  Bu-Bekr  in  Murzuk  gesehen  und  ihn  reichlich  be> 
schenkt.    Am  folgenden  Tage  nun,  am  1.  August,  soll  zwischen  den  Arabern  nnd 
Tuäregs  ein  Streit  darüber  entstanden  sein,  wer  von  ihnen  den  Palankin  der  Fd. 
Tinne  zu  tragen  habe.     Die  Araber  bemächtigten  sich  der  Waffen   der  Diener- 
schaft der  Reisenden,   um  sich  gegen  die  mit  Lanzen  und  Säbeln    bewaffneten 
Tutfregs  zu  schützen,    und  während  Frl.  Tinne  nnd  die  beiden  sie  begleitenden 
holländischen  Matrosen  sich  zwischen  die  Streitenden  warfen,  wurde  der  eine  der 
Matrosen,  Namens  Ootsmans,  sofort  von  einem  Tutfreg  niedergestochen  nnd  gleich- 
zeitig ein  hinter  ihm  stehender  Neger  verwundet;  unmittelbar  darauf  wurde  dem 
Frl.  Tinne  von  einem  Tuireg  die  ausgestreckte  rechte  Hand  abgehauen,  während 
ein  Araber  sie  durch  einen  Schufs  in  die  Brust  tödtete.     Ebenso  wurde  der  an- 
dere Matrose,  Jacobs,  welcher  seiner  Herrin  zu  Hülfe  eilte,   von  einem  Araber 
durch  einen  Schafs  niedergestreckt.    Die  übrige  Dienerschaft  wurde,  mit  Ansnaihme 
der  jungen  Negerin  Jasmina,  freigelassen.    Noch  bemerkt  der  Bericht,  dafs  Scheich 
Ikhenookhen  im  Jahre  1863  mit  Henry  Duveyrier  in  Paris  gewesen  isL  —  Nach 
den  neuesten  Nachrichten  aus  Tripoli  vom  30.  September  ist  es  den  türkischen 
Behörden  gelangen,  die  Mörder  des  Frl.  Tinne  zu  ergreifen;    ein  Theil  des  ge- 
stohlenen Eigenthums,  sowie  die  Negerin  Jasmina,   sind  den  Behörden  ausgelie- 
fert worden.     Scheich  Ikbenoukhen  will  übrigens  mit  den  Mördern  in  keinerlei 
Beziehung  gestanden  haben  und  hat  man  seinen  Bemühungen  vorzugsweise  die 
Gefangennehmnng  derselben  zu  danken.  — 

Ueber  Dr.  Nachtigal,  oder  Idris  Effendi,  wie  er  sich  arabisch  nennt,  lagen^ 
wie  ans  Herr  Gerh.  Rohlfs  schreibt,  beunruhigende  Nachrichten  vor.  Derselbe 
war  von  Murzuk  nach  Tibesti  aufgebrochen,  um  dann  nach  Fesan  zurückzukehren 
und  im  Spätherbst  die  Karawane  mit  den  von  König  Wilhelm  fiir  den  Sultan  von 
Bomu  bestimmten  Geschenken»  welche  einstweilen  in  Marzuk  deponirt  sind,  wei- 
ter zu  führen.  Nun  sollen  die  Tebu  Rschade,  welche  hauptsächlich  Tibesti  be- 
wohnen^ in  voller  Razia  gegen  Fesan  begriffen  sein.  In  dem  oben  von  uns  mit- 
getheilten  Briefe  Hadschi's  Ibrahim  ben  Alna  an  den  Consul  Rossi  findet  sieh 
aber  die  Notiz,  dafs  Idris  Effendi  glücklich  in  Tibesti  angekommen  sei.  —  Neuere 
inzwischen  eingetroffene  Nachrichten  melden  die  Rückkehr  Dr.  Nachtigals  nach 
Marzuk.  — r. 


Das  neue  Cabel  zwischen  Aastralien  and  Tasmanien.  463 

Das  neue  Oabel  zwischen  Australien  und  Tasmanien.  ' 

In  den  Tagen  ▼om  20.  bis  som  30.  April  d.  J.  wnrde  die  Legong  eines 
Cabels  zwischen  der  australischen  Colonie  Victoria  und  der  Insel  Tasmanien  yer- 
mittelst  des  Schraabendampfers  Investigator,  Capitän  Craickshank,  560  Tonnen, 
gificklich  beweikstelligt  Der  Dampfer  Pbaros,  befehligt  vom  Lieutenant  Stanley, 
assisdrte.  Das  vom  Investigator  eingenommene  Cabel  hatte  die  Länge  von 
900  Seemeilen  nnd  ein  Gtewicht  von  mehr  als  500  Tonnen.  Den  beiden  Anlseii- 
enden  hat  man  dieses  Mal,  im  Gegensatz  zu  der  Constraction  des  früheren,  aber 
röllig  zerstörten  nnd  verloren  gegangenen  Cabels,  auf  die  ersten  sechs  Miles  eine 
aoTserordentlicbe  Stärke  gegeben,  denn  die  auf  die  naatische  Meile  entfallende 
Länge  wiegt  nicht  weniger  als  8^  Tonnen,  während  der  f&r  die  tiefe  See  be- 
stimmte Theil  auf  dieser  Strecke  nur  die  Schwere  von  2  Tonnen  2  Ctm.  hat. 
Man  glaubt,  dafs  das  Cabel  dadurch  im  Stande  sein  werde»  jedör  Reibung  auf 
die  Daner  Widerstand  zu  leisten. 

Zum  Ausgangspunkte  auf  der  Victoria-Kfiste  war  anfänglich  Barker*8  Point 
zwischen  Cape  Schanck  und  West  Head  ausersehen ,  da  von  hier  ab  schon  eine 
directe  telegpraphische  Verbindung  mit  Melbourne  besteht  Allein  die  auf  dieser 
ganzen  Linie  sich  aufthürmenden  hohen,  nackten  Felsen,  gegen  welche  die  ewig 
sostürmenden  Wellen  eine  continuirliche  Brandung  bilden,  machten  es  zu  einer 
Unmöglichkeit,  hier  eine  nur  irgendwie  passende  nnd  sichere  Stelle  aufzufinden. 
Hat  man  dagegen  die  jähen  Höhen  von  West  Head  oder,  wie  Andere  sagen, 
Black  Head  des  Western  Port  passirt,  so  fährt  man  in  eine  durch  Philipp  Island 
Ton  der  Seeseite  nnd  durch  Hochland  von  der  Landseite  her  vor  jeder  Witterung 
geschätzte  kleine  Bucht  ein,  welche  zwar  in  der  Nähe  des  Head  viele  seichte 
Stellen  enthält,  aber  an  der  gegenüberliegenden  Seite  eine  von  Felsen,  Sand  nnd 
Seegras  völlig  befreite  und  in  tiefes  Wasser  endende  Stelle  in  der  Länge  von 
200  Yards  darbietet.  Hier,  sieben  Miles  von  Cape  Schanck,  liegt  das  neu  ange- 
legte und  gegenwärtig  erst  schwach  bevölkerte  Städtchen  Flinders,  dem  ein  rasches 
Aufblühen  gesichert  ist.  Es  besitzt  einen  vortrefflichen  Hafen,  tief  genug,  um 
die  gröfsten  Schiffe  aufzonehmen,  imd  ein  sehr  substantiell  gebautes  Pier,  an 
welchem  die  Schiffe  ihr  Cargo  ans-  and  einladen,  Ifiuft  in  der  Länge  von  einigen 
bondert  Fnfs  in  die  See  hinein.  Die  Bai  selbst  ist  aufserordentlich  fischreich 
und  gegenüber  am  äufsersten  Punkte  von  Phillip  Island  kann  man  auf  einem 
Riffe,  genannt  Black  Rocks,  Robben  in  jeder  beliebigen  Menge  fangen. 

Dies  Städtchen  Flinders  wählte  man  zum  Ausgangspunkte  des  Cabels  an  der 
Victoria-Küste,  und  hier  ward  das  Cabelhaus  angelegt,  mit  welchem  der  Investi- 
gator schon  am  ersten  Tage,  Abends  9  Uhr  15  Minuten,  die  ersten  Signale  mit 
bestem  Erfolge  austauschen  konnte.  Der  Dampfer  verliefs  dann  am  nächsten  Mor- 
gen Flinders  und  gab,  der  Küste  von  Tasmanien  zusteuernd,  das  Cabel  mit  einer 
Geschwindigkeit  von  4  —  5  Knoten  pro  Stunde  ans.  Um  fünf  Uhr  Nachmittags 
stellte  sich  jedoch  heraus,  dafs  dasselbe  durch  Quetschung  an  einer  Stelle  schad- 
haft geworden,  so  dafs  120  Yards  ausgeschnitten  werden  mnfsten.  In  wenigen 
Standen  war  indefs  der  Schaden  reparirt  und  das  Abrollen  konnte  wieder  vor 
sich  gehen.  Aehnliche  Vorgänge  des  SpleiTsens  wiederholten  sich  noch  am 
28.,  23.  nnd  26.  April. 


464  MuceUen: 

Endlich,  am  87.  April,  ward  da3  Oabel  bei  Low  Head  an  der  Mündanif  des 
Tamar  River,  und  zwar  an  der  East  Bay,  glücklich  gelandet;  die  weiteren  Arbei- 
ten vollendeten  sich  aber  erst  am  80.  April,  so  dafs  am  1.  Mai  die  Telegraphen- 
^rerbindang  Tasmaniens  mit  Victoria  nnd  dadurch  wieder  mit  den  Colonien /Sid- 
Australien,  Nen-Siid- Wales  und  Qoeensland  hergestellt  war  und  dem  Pablikoa 
«nr  Benutsnag  übergeben  werden  konnte*  An  diesem  Tage  wurden  die  eratei 
Depeschen,  wie  fiblich,  zwischen  dem  Gouverneur  von  Tasmanien,  Bfr.  Du  CaiM, 
•«nd  dem  Gronvemeur  von  Victoria,  Sir  H.  Manners  Sutton,  sowie  zwischen  des 
Jiayors  der  beiden  Hauptstädte,  Hobart  Town  und  Melbourne,  gewechselte  Da 
aber  zwischen  Flinders  und  Cape  Schanck  keine  Telegraphenlinie  bestand,  so 
mufsten  in  den  ersten  14  Tagen  die  Depeschen  zwischen  beiden  Stationen  zu 
Pferde  befördert  werden.  Von  da  ab  war  anch  diese  Lücke  durch  Legnng  eines 
Telegraphen  ausgefüllt  Verfertiger  des  Cabels  ist  die  bekannte  Telegraph  Con- 
«truction  and  Maantenance  Company  in  London.  Die  Oberleitong  war  den  Henren 
Fisher  nnd  Windle  anvertraut,  welche  bei  der  Legnng  des  atlantischen  und  fast 
flUer  früheren  Cabel  in  gleicher  Eigensdiaft  engagirt  waren.  Die  Gesammtkosten 
belaufen  sich  auf  £8a000.  —ff— 


Der  Vulkan  Lassen's  Peak  in  Californien. 

Von  dem  durch  seine  werthvollen  geologischen  Untersuchungen  rühmlidut 
bekannten  Baron  v.  Bichthofen  liegt  uns  eine  in  der  Zeitschrift  der  deutschea 
«eolog.  Gesellsch.  Bd.  XXI.  1869.  S.  599  publicirte  Arbeit  über  den  Vidkaa 
Lassen's  Peak  in  Nord  -  Californien  vor,  welcher  wir  nachstehende  Notizen  eut* 
nehmen.  Die  Sierra  Nevada,  deren  südliche  Partien  durch  die  geologischen 
and  topographischen  Aufnahmen  der  Herren  W.  H.  Brewer,  Clarence  King  und 
Gardner  in  den  Jahren  1864  und  1866  wissenschaftlich  durchforscht  wordea 
aind,  stellt  sich  in  diesen  Theilen  als  ein  vielgipfliger  Kamm  dar,  der  auf  seiner 
Ostseite  nach  der  Hochfläche  des  Great  Bassin  steil  abfällt,  während  der  West- 
abfall zum  Thal  des  Sacramento  ein  gleichmäfsig  langgedehnter  ist,  unterbrochen 
durch  zahhreiche  1000 — 3000  Fufs  tiefe,  in  rechtwinkliger  Richtung  zur  Streich- 
richtung des  Gebirges  sich  hinziehende  Spaltenthäler.  Hier,  an  den  QneUbächen 
des  Stanislans,  Tnolumne,  King's  River  und  Merced  erheben  sich  die  Gipfel  über 
15,000  Fufs,  kein  Pafs  ist  niedriger  als  9000  Fufs.  Gegen  Norden  hin  senkt 
«ich  der  Kamm  und  theilt  sich  in  eine  doppelte  Gipfelreihe,  zwischen  denen  sich 
grofse  Ebenen  und  tfaeils  ehemalige,  theils  noch  wirkliche  Seebecken  ausdehnen, 
s.  B.  der  6200  Fufs  hoch  liegende  Tahoe-See»  das  ehemalige  Sierra  Valley 
Seebecken,  u.  a.  m.  Nördlich  von  Sierra  Valley  verbreitert  sich  der  Kamm  der 
Sierra  Nevada  noch  mehr;  an  die  Stelle  der  beiden  Gipfelreihen  aber  tritt  jetzt, 
in  Plumas  County,  ein  Labyrinth  von  Gipfeln  nnd  verbindenden  Rücken,  welche 
zahlreiche  Becken  mit  fruchtbarem  Thalboden,  wie  Mohawk  Valley,  American 
Valley ,  Last  Chance  Valley ,  Indian  Valley  n.  a.  einschliefsen.  Doberall  zeigen 
«ich  die  Spuren  einstmaliger  vulkanischer  Thätigkeit,  namentlich  in  dem  Auf- 
treten vulkanischer  Gesteine  an  der  nördlichen   Fortsetzung  der  beiden  Gipfid- 


Der  Ynlkan  LaBsen^s  Peak  in  Califomien.  465 

ttShm  im  Osten  und  Westen  von  Sierra  Valley.  Steigt  man  dnreh  das  Indian 
Yallej  über  den  Greenville-Pafs  in  nordwestlicher  Richtung  aufwärts,  so  erreicht 
man  die  Wasserscheide  und  tritt  jenseits  derselben  plötzlich  in  eine  gans  Ter- 
sehiedene  Gebirgswelt  hinaus.  Breite  Wiesenfl&chen ,  wie  die  Big  Meadows  und 
Mountain  Meadows,  dehnen  sich  in  einer  Höhe  von  circa  4500  Fufs  meilenweit 
ans,  von  wenig  darüber  erhabenen  bewaldeten  Bänken,  alten  Lavaströmen,  unter- 
brochen, die  sich  zungenförmig  von  Norden  hereinziehen.  Waldige  Hügel  schliefsen 
nach  Norden  hin  die  Scenerie,  fiberragt  von  dem  wilden  nackten  Felsenriff  des 
Lassen's  Peak  mit  einem  ihm  nach  Westen  verbundenen,  zackigen  Grat,  während 
«ich  östlich  schwarze  bewaldete,  von  vulkanischem  Material  aufgebaute  Klippen 
SBScbliefsen.  Es  scheint,  als  habe  die  Kette  der  Sierra  Nevada  mit  ihren  meta- 
morphischen  Gresteinen  und  Graniten  hier  in  ihrer  ganzen  Breite  einen  plötzlichen 
Einbruch  erfahren,  und  als  habe  die  vulkanische  Thitigkeit  in  der  Kette  von 
Lassen's  Peak  culminirt  und  lange  Zeit  hindurch  fortgefahren,  Gesteine  über  das 
Niveau  der  Ausfüllung  höher  und  höher  aufzuthürmen ,  als  hätten  dann  die  von 
dieser  Gebirgskette  gegen  Süden  strömenden  Wasser  zwischen  den  Lavaströmen 
die  Wiesenfl&chen  geschaffen.  Dieser  Einbruch  in  dem  Kamme  der  Sierra  Ne- 
vada zeigt  sich  am  deutlichsten  nördlich  von  Lassen's  Peak  in  der  flachen,  wohl 
15 Meilen  breiten,  vom  Pit- River  oder  oberen  Sacramento  durchströmten  Thal- 
mnlde,  an  deren  Nordseite  der  freistehende  Kegel  des  Vulkan  Shasta  14,442  Fufs 
hoch  ansteigt,  während  gegen  Nordwesten  der  frühere  Kamm  sich  als  ein  von 
«chroffen  Schluchten  durchfurchtes  Gebirge  bis  zur  Küste  von  Oregon  fort- 
setzt —  Der  Lassen's  Peak,  nach  den  Messungen  von  Brewer  und  King  10,577 
Tntß  hoch,  ist  schon  von  Weitem  durch  seine  röthliche  Färbung  kenntlich.  Ge- 
waltige, von  einzelnen  Felsgraten  zusammengehaltene  Trümmerhaufen  bilden  sei- 
nen wilden,  völlig  nackten  Gipfel,  dessen  Fufs  im  Süden,  Osten  und  Westen  etwa 
1500  Fufs  unter  der  höchsten  Spitze  liegt,  während  nach  Norden  hin  die  Gipfel- 
masse  sich  tiefer  ausbreitend  steil  abfällt.  Dieselbe  besteht  aus  drei  Kuppen, 
die  einen  Kessel  umschliefsen ,  den  man  jedoch,  da  alle  Anzeichen  von  Aus- 
wurfsthätigkeit  fehlen,  nicht  als  Krater  bezeichnen  darf.  Nur  die  vulkanische*  . 
Natur  des  Gesteines  deutet  auf  die  Nähe  eines  vulkanischen  Heerdes.  Den 
eigentlichen  Krater  hat  v.  Richthofen  in  den  Vorbergen  gegen  Südwesten  geftin- 
den.  Hier  zieht  sich  vom  Gipfel  ein  Grat  mit  gezackten  Profillinien  und  schrof- 
fen Gehängen  ungefähr  eine  geographische  Meile  nach  WSW.  Ein  Sattel,  der 
vngefihr  1500  Fufs  unter  dem  Gipfel  von  Lassen's  Peak  in  gleicher  Höhe  mit 
dem  südöstlich  sich  anschliefsenden  Plateau  liegt,  verbindet  ihn  mit  dem  Grat, 
dessen  Gipfel  zum  Theil  eine  Höhe  von  10,000  Fufs  zu  erreichen  scheint  Ein 
anderer,  weniger  schroffer  Rücken,  der  mit  einigen  steilwandigen  Kuppen  beginnt 
und  dann  rasch  auf  ein  anfangs  schmales,  dann  sich  mehr  und  mehr  ausdehnen- 
des Lavaplateau  abfällt,  zieht  sich  vom  Gipfel  nach  Süden.  Eine  tiefe  Einsen- 
kong  mit  steil  in  das  Gestein  eingeschnittenen  Wasserschluchten  befindet  sich 
zwischen  beiden  divergirenden  Rücken;  sie  stellt  sich  als  ein  nach  Südwesten 
geöffneter  tiefer  Kessel  dar,  rechts  begrenzt  durch  den  zackigen  Grat,  während 
Uaks  aus  dem  Kessel  selbst  steile  Mauern  und  bewaldete  Gehänge  aufsteigen, 
die  mit  eastellartigen  Felsen  von  dunklen  Conglomeraten  gekrönt  sind.  Dazwi- 
schen sind  in  verschiedenen  Höhen  kleine  Becken  und  Böden  mit  intensiver  Sol- 

Xtitocbr.  d.  G«ielUcb.  f.  Brdk.  Bd.  IV.  ^^ 


466  MisceUen; 

fitterenthStigkeit,  die  fich  in  kochenden  Schlammpfahlen,  kleinen  dnrchbohiteii 
BchUmmkegeln,  kochenden  Seen,  heftiger  AnMtromung  Ton  Dampf,  geiBerartigCR 
Bncheinnngen,  Schwefelabsate  mid  intensiver  Zersetzung  des  Gesteins  zn  rotben 
und  gelben  ibonigen  Messen  knndgiebt  Es  laAt  sich  also  mit  Gtewifsheit  an- 
nehmen, dafs  an  dieser  Stelle  der  ehemalige  Krater  gelegen  habe.  Sieigt  man 
in  den  Kessel  hinab,  so  findet  man  die  Wände  bis  zu  seiner  Tiefe  nnr  aas 
brannen  Breoden  nnd  Rapilli  aufgebaat,  die  vom  Boden  des  Kessels  bis  zar 
höchsten  gegenwärtigen  Höhe  des  Kraterrandes,  in  einer  QesammtmächtigMit 
Ton  ungefähr  4000  Fnfs,  mit  unverändertem  petrographischen  Charakter  anstehen. 
Und  doch  ist  der  heutige  Kraterrand  nor  der  Ueberrest  eines  weit  höheren,  dordi 
Zerstörung  von  erstaunlicher  Intensität  abgetragenen  ehemaligen  Schuttkegelsi  der 
möglicherweise  einstmals  den  jetzigen  Kraterrand  um  1 — 2000  Fnfs  überragt  hMr 
ben  mag.  —  Was  die  Aussicht  von  der  Spitze  des  Berges  betrifft,  so  bietet  die- 
selbe, wie  kaum  ein  anderer  Punkt,  die  Gelegenheit,  ein  aosgedehotes  Gebiet 
vulkanischer  Gesteine  zu  fiberblicken.  Nach  Westen  dacht  sich  das  Land  all- 
mäHg  bis  zur  Ebene  des  Sacramento- Thaies  ab,  eine  wilde,  mit  dichten  Wäldern 
bedeckte  und  nur  spärlich  von  Indianern  bewohnte  Gegend.  Gegen  Norden 
erheben  sich  einige  hohe,  anscheinend  mit  Kratern  versehene  Gipfel.  Oestüch 
sehliefst  sich  dem  Lassen's  Peak  ein  onerforschtes,  wahrscheinlich  ganz  vulkani- 
sches Gebirge  mit  zum  Theil  bis  8  und  9000  Fuft  hohen  Gipfein  an,  deren  einer 
sich  als  ein  aus  loser  Asche  aufgebauter  Vulkan  mit  wohlerhaltenem  Krater  dai^ 
steUt  und  deshalb  von  Prof.  Whitney  „Cinder  Cone"  genannt  worden  ist.  Zahl- 
reiche andere  kleinere  Kegel  dieses  Gebirgszages  zeigen  schön  gefonnte  Kraler 
und  deutliche  Lavaströme;  jedesfalls  deutet  die  geringe  Zerstörung  ihrer  Kraler 
darauf  hin,  dafs  sie  einer  späteren  Periode  vulkanischer  Thätigkeit  angehören, 
als  der  grofse  Krater  des  Lassen's  Peak.  Nach  Nordosten  senkt  sich  das  Land 
allnuUig  nach  dem  Pit- River:  ein  basaltisches  Tafelland  mit  schroff  eingeachait» 
tenen  Flufsbetten.  — r» 


Lord  Howe  Island. 

Im  Juni  dieses  Jahres  (1869)  lief  bei  der  Colonial-Regiemng  von  Nen-Sud- 
Wales  (Australien)  ein  Memorial  von  den  Bewohnern  der  zu  dieser  Colonie  ge- 
hörigen Lord  Howe  Insel  ein,  des  Inhalts,  dafs  wegen  einer  unter  ihnen  verübten 
Mordthat  die  nothwendig  gewordene  Criminal-Untersnchung  gegen  das  betref- 
fende Individuum  eingeleitet  werden  möge '}.  Es  hatte  nämlich  ein  alter  TOj&hiiger 
Greis  in  einem  heftigen  Streite  und,  wie  sich  später  beim  gerichtlichen  Verhöre 
erwies,  eigentlich  mehr  in  der  Selbstvertheidigung  seinen  Schwiegersohn  erstochen, 
weshalb  er  denn  auch,  um  dies  gleich  vorweg  zu  nehmen,  vom  Richter  freige- 
sprochen wurde. 


')  Es  ist  aufnülig,  dalli  selbst  auf  den  neuesten  Karten  Lord  Howe  Island  faib- 
los,  also  als  herrenlos,  angezeichnet  wird,  während  es  doch  englisches  Besitstlivaa 
ist  und  der  Colonie  Neu-Sfid- Wales  angehört 


Lord  How«  bland.  467 

Da  nas,  selbst  auch  in  Australien,  über  die  Lord  Howe  Insel  —  ^  ist  hier 
die  Haapiinsel  der  gleichnamigen  Grnppe  gemeint  —  äufserst  wenig  bekannt  war, 
80  beorderte  die  Regierung  von  Neu- Sud- Wales  Mr.  Charles  Moore»  Director  des 
botanischen  Gartens,  Mr.  Carson,  Vorstand  des  zoologischen  und  mineralogischen 
Museums,  und  andere  competente  Personen,  sich  zugleich  mit  dem  Criminalricbter 
auf  dem  Dampfer  Thetis  nach  Lord  Howe  Island  zu  begeben  und  geographische 
Forschungen  anzustellen.  Folgende  Mittheilungen  aus  dem  veröfifentlichten  Be- 
richte werden  mit  Interesse  gelesen  werden. 

Die  Insel  liegt  in  Lat  32,30  S.  und  Long.  159  0.  Gr.  und  ist  450  Miles  von 
Sydney  entfernt,  also  in  ungefähr  40  Stunden  per  Steamer  erreichbar.  Ihr  Um- 
£iiig  betragt  sechzehn  und  ihre  Länge  sechs  Miles,  während  die  durchnittliche 
Breite  nur  eine  halbe  Mile  ausmacht.  Am  südlichen  Ende  wird  nahezu  ein 
Drittel  der  ganzen  Insel  von  zwei  Berghöhen  eingenommen,  die  sich  an  manchen 
Stellen  der  Küste  völlig  perpendicnlär  in's  Meer  niedersenken.  Die  eine  dersel- 
ben heilst,  nach  dem  Entdecker  dieser  Insel  und  von  der  eigenthümlichen  Gestalt, 
Ball's  Pyramid,  und  erreicht  die  Höhe  von  2800  Fufs.  Der  Gipfel  ist  sehr  schwer 
sogäng^ch  und  konnten,  trotx  aller  Anstrengung,  die  letzten  400  Fufs  von  den 
Touristen  nicht  erstiegen  werden.  Auf  der  Sfidwest-Seite  befindet  sich  ein  klei- 
ner Hafen,  der  vor  dem  Hochgange  der  See  durch  eine  in  der  Entfernung  von 
I  Miles  davor  liegende  felsige  Schntzwehr  hinlänglich  geschützt  wird. 

Die  Insel  ist  erst  seit  30  Jahren  überhaupt  bewohnt,  zu  welcher  Zeit  sich 
eine  englische  Familie  daselbst  niederliefs  und  17  Jahre  verblieb.  Im  Jahre  1855 
belief  sich  die  Zahl  der  Colonisten  insgesammt  auf  33.  Im  Monat  Juni  dieses 
Jahres  hatte  sich  die  Bevölkerung  auf  42  erhöht,  und  zwar  auf  24  männliche  und 
18  weibliche  Individuen.  Die  Zahl  der  Kinder  unter  5  Jahren  betrug  fünf;  im  dann 
folgenden  Alter  von  18  —  30  Jahren  standen  15  Personen;  sieben  waren  30  bis 
50  Jahre  alt  und  der  Rest  gehörte  dem  höheren  Alter  an.  Drei  der  Colonisten 
stammen  aus  Amerika,  vierzehn  ans  GroÜBbrittannien ;  zwei  Frauen  sind  Eingebome 
der  Sfidsee- Inseln  und  der  Rest  gebome  Australier.  Die  Meisten  sind  schon 
lieben  bis  zwanzig  Jahre  ansässig*  Der  älteste  Ansiedler  ist  der  Matrose  Mosely 
ans  London,  welcher  mit  seiner  Frau  bereits  25  Jahre  dort  lebL 

Den  gröfseren  Theil  der  Bewohner,  bilden  gewesene  Capitäne  von  Walfisch 
fahrem  oder  doch  wenigstens  Matrosen.  Ueberhanpt  ist  die  Insel  —  früher  noch 
mehr  als  jetzt  —  eine  Station  für  Walfischfanger,  und  die  ersten  Colonisten 
liefsen  sich  in  der  Absicht  dort  nieder,  um  mit  denselben  Handel   zu  treiben. 

Obgleich  sie  keine  Gesetze  haben  oder  wenigstens  keine  Magistrat^person 
unter  ihnen  residirt,  welche  dem  Gesetze  Geltung  verschafft,  so  lebt  die  Bevölke- 
rung doch  äufserst  friedlich  mit-  und  nebeneinanJer.  Uneinigkeiten  fallen  höchst 
selten  vor,  und  obiger  Fall  ist  als  ein  ganz  aufserordentlicher  zu  bezeichnen. 
Es  scheint  ein  stillschweigendes  Uebereinkommen  unter  ihnen  zu  bestehen,  das 
gegenseitige  Eigenthum  zu  respectben.  Sie  besitzen  weder  einen  Geistlichen  noch 
einen  SchuUehrer,  wiewohl  die  Regierung  von  Neu-Süd- Wales  damit  umgeht,  die- 
sem Mangel  abzuhelfen.  Die  Geburten  und  Sterbefälle  wurden  bisher  nicht  re- 
gistrirt,  jetzt  ist  jedoch  der  dort  ansässige  Capitän  Spurling  zum  Registrator  er- 
nannt worden.  Die  Heiraihen,  welche  arrangirt  werden,  beruhen  mehr  auf  frei- 
irilligem  Zusammenleben,  da  sie  nach  den  legalen  Vorschriften  nicht  vollzogen 

30* 


468  BliteeUen: 

werden  können,  aber  die  Eken  sind  darum  nicht  weniger  treu  and  glGckliehi  th 
sonst  wo.  Sie  leben  in  gröfster  Unwissenheit  in  Betreff  dessen,  was  jensett  ihrsr 
kleinen  Erdscholle  Torgeht,  nnd  scheinen  anch  überhaupt  alles  Interesse  an  der 
grofsen  Welt  verloren  xn  haben.  Der  Wunsch,  das  Eiland  wieder  tn  Teriassen, 
kommt  kaum  bei  ihnen  auf.  Ihre  Bekleidung  ist  angemessen  und  reinlich.  Die 
Wohnhäuser  sind  sum  Theil  aus  sogenannten  81abs  (Planken  oder  breiten  Pfäh- 
len) aus  hartem  Holze  gebaut  und  niedlich  eingerichtet,  während  andere  ia 
leichterer  Art  aus  Palmbaumholz  zusammengestellt  und  mit  Palmblättem  bedeckt 
sind;  Palmb&nme  umstehen  gewöhnlich  die  U&nser. 

Einen  Industriezweig  irgend  einer  Art  betreiben  sie  nicht,  nnd  moTs  alles, 
was  dahin  schlägt  und  ihnen  nöthig  ist,  importirt  werden.  Drei  der  Ansiedler 
besitzen  ein  kleines  Schiff,  womit  sie  drei-  bis  viermal  im  Jahre  nach  Sydney 
fahren,  um  die  Bedürfnisse,  namentlich  Mehl,  Thee,  Zucker,  einzukaufen.  Sonst 
gewinnen  sie  reichliche  Vorrathe  an  Lebensmitteln  von  der  grofsen  Fruchtbaikeit 
des  Bodens.  Der  Export  besteht  in  den  Naturprodukten  der  Insel^  wie  Zwiebeln, 
welche  ganz  vorzüglich  gedeihen,  Kartoffeln,  Mais,  Bananen.  Auch  Schwein- 
Pökelfleisch  nnd  Schinken  müssen  dahin  gerechnet  werden.  Gelegentlich  lauft 
anch  ein  fremdes  Schiff  ein,  um  Wasser  einzunehmen  und  Tauschhandel  zu  trei- 
ben, denn  Waare  nehmen  sie  im  Handel  lieber,  als  Geld. 

Die  Insel  ist  aufserordentlich  reich  an  Schweinen  und  Ziegen.  Erstere  strei- 
chen wild  umher  und  nähren  sich  hauptsächlich  vom  Saamen  der  Palmenbäume, 
welche  zahlreich  vorhanden  sind  und  in  gröfster  Ueppigkeit  wachsen.  Bdan  be- 
hauptet, dafs  das  Fleisch  von  dieser  Nahrung  einen  sehr  feinen  Geschmack  an- 
nehme. Federvieh  ist  ebenfalls  in  grofser  Menge  vorhanden.  Die  Insel  ist  übenll 
gut  bewaldet.  Unter  den  Bäumen  kommt  anch  der  Bangan,  Ficu$  Indica,  vor, 
nnd  befindet  sich  davon  ein  Exemplar  daselbst,  welches  die  Fläche  von  1|  Acree 
bedeckt.  Auch  hat  man  einen  bisher  unbekannten  Baum  aufgefunden,  welcher 
der  Familie  der  Epacridaceae  anzugehören  scheint.  Die  einheimische  Vegetation 
l^eicht  meistentheils  der  der  Tropen.  Der  wellenförmige  Boden  ist  sehr  frucht- 
bar und  fähig,  alle  tropischen  und  semitropischen  Gewächse  zu  prodnciren.  Li 
4er  Mollusken  Land- Fauna  trifft  man  vier  besondere  Species  der  J7e/ix,  eine  vom 
Genus  BuUmtu,  vier  desgleichen  vom  Genus  DiplommatmOf  eine  vom  Genus  Qf- 
clophonUy  eine  vom  Gknus  Regiatoma  nnd  eine  vom  Genus  Ompkalotropis. 

—  ff— 


Capitän  James  Cook's  Denkmal  in  Sydney. 

Ein  Jahrhundert  ist  dahin  gegangen,  seit  der  berühmte  englische  Navigator 
Capitän  James  Cook  die  Ostknste  Australiens  entdeckte  nnd  mit  einer  Genauig- 
keit erforschte,  welche  spätere  Beobachtungen  nur  bestätigen  konnten.  Capitän 
Cook  landete,  wie  bekannt,  am  19.  April  1770,  als  der  erste  Europäer,  in  Bo- 
tany  Bay  und  nahm  am  23.  April,  im  Namen  der  britischen  Krone,  Beaits  von 
Australien.  Am  6.  Mai  ward  der  Hafen  von  Sydney  aufgefunden,  und  h&tte  der 
Entdecker  damals  eine  Ahnung  davon  gehabt,   dafs  es  der  schönste  Hafen   der 


Capit&n  James  Cook's  Denkmal  id  Sydney.  469 

Weh  war,  ao  wQrde  er  ihn  schwerlich  nach  dem  Matrosen  Jackson  (der  snr  Zeit 
die  Wache  hatte  nnd  «Hafen"  aasrief,  als  sein  Capit&n  gerade  bei  Tische  safs 
und  sich  nicht  weiter  stören  lassen  wollte)  Port  Jackson  benannt  haben.  Der 
Landungsplatz  ist  i^  Miles  von  Sydney  entfernt,  liegt  aber  2  Mtles  südlich  vom 
Eingänge  der  Botany  Bay,  wo  zwei  grofse  Flfisse  in  einer  wilden  nnd  schwer 
ragangliehen  Gegend  münden.  Man  kann  denselben  nur  von  der  Wasserseite 
erreichen,  nnd  eben  deshalb  ist  er  von  sehr  wenigen  Colonisten  je  besncht  wor- 
den und  den  Meisten  überhaupt  völlig  unbekannt.  Die  Stelle  selbst,  welche  jetzt 
zum  Besitzthume  des  Hon.  Mr.  Thomas  Holt  zu  Warren  an  Cook's  River  gehört, 
wird  durch  nichts  weiter  bezeichnet,  als  durch  eine  anbedeutende  Messingplatte, 
welche  am  Felsen  angebracht  ist.  Forbes  Sntherland,  einer  von  Cook^s  Matro- 
sen, welcher  hier  starb  nnd  nach  welchem  das  in  unmittelbarer  Nähe  liegende 
.Point  Sntherland*  benannt  ist,  liegt  als  der  erste  Europäer  an  dieser  Stelle  be- 
graben. Zur  Säcularfeier  soll  nun  dem  Capitän  Cook  ein  öffentliches  Denkmal 
in  Sydney  errichtet  werden,  und  zwar  an  der  östlichen  Seite  des  Hyde  Park,  un- 
mittelbar dem  Anstralian  Museum  gegenüber.  Das  Fundament  dazu  wurde  schon 
am  27.  März  dieses  Jahres  von  dem  zam  Besuche  in  Sydney  anwesenden  Prinzen 
Alfred,  Herzog  von  Edinburgh,  der  bei  den  üblichen  Ceremonien  unter  Anderm 
auch  einen  aus  dem  am  Landungsplatze  wachsenden  Holze  kunstreich  angefertigt 
ten  Hammer  benutzte,  gelegt  und  besteht  aus  einem  Piedestale  vom  ausgezeich- 
neten Momya-Granit,  dessen  Quadratseite  13  Fufs  mifst.  Darauf  soll  weiter  eine 
Säule  ans  demselben  Gesteine  zu  stehen  kommen,  nnd  auf  dieser  dann  die  Statue 
selbst.  — ff— 


Die  Humboldtfeier  der  Berliner  Gesellschaft  für  Erdkunde 

am  14.  September  1869. 

Werfen  wir  einen  Rückblick  auf  die  Verhandlungen  unserer  Gesellschaft  von 
der  Zeit  ihrer  Gründung  an  bis  zum  Jahre  1859,  durchblättern  wir  die  Publi- 
cationen  unseres  Vereines  während  eben  dieser  Zelt,  so  begegnet  uns  überall 
der  Name  Alexander  v.  Humboldt's  als  Förderer  der  Zwecke,  welche  die  Berliner 
Gesellschaft  für  Erdkunde  unablässig  zu  verfolgen  bemüht  war.  In  dankbarer 
Erinnerung  tragen  wir  jene  zahlreichen  Mittheilungen  über  die  grofsen  Entdeckun- 
gen auf  dem  Gebiete  der  Geographie,  welche  er  uns  durch  den  Mund  seines 
Freundes  Carl  Ritter  zu  Theil  werden  liefs,  seine  Aufmunterung  und  seinen 
Schutz,  welchen  er  so  manchem  strebsamen  Mitgliede  unseres  Vereins  angedeihen 
liefs,  in  dankbarer  Erinnerung  endlich  seine  Bemühungen  um  das  Gedeihen  an- 
serer  Gesellschaft  in  einer  Zeit,  wo  politische  Meinungsverschiedenheiten  das 
Fortbestehen  derselben  wenigstens  zeitweise  zu  gefährden  drohten.  Der  Vater- 
stadt Humboldt's,  dem  wissenschaftlichen  Verein,  dem  Humboldt  mit  besonderer 
Liebe  zugetban,  dessen  Ehrenmitglied  er  von  der  Zeit  seiner  Gründang  gewesen 
war,  fiel  mithin  die  schöne  Aufgabe  zu,  das  Andenken  an  den  Heroen  der  Ka- 
turwissenscbaften ,  seinen  hundertjährigen  Geburtstage  als  Festtag  in  würdiger 
Weise  zu  begehen.    Von  der  geographischen  Gesellschaft  in  Berlin,  als  der  alte- 


470  Miscdlen: 

steil  and  zahlreichsten  DeatschUnds,  mafste  die  Initlatire  ergriffen  werdeo,  nicht 
allein  die  jüngeren  Schwestergesellschaften  unseres  Vaterlandes  zu  einer  gemeia- 
samen  Festfeier  zu  vereinen,  sondern  auch  die  zahlreichen  natarwissenschaft- 
liehen  Vereine  unserer  Hauptstadt  zur  Theilnahme  an  derselben  heranzuzleheB. 
Mufste  man  auch  befürchten,  dafs  die  um  wenige  Tage  sp&ter  in  Innsbruck 
tagende  Versammlung  deutscher  Naturforscher  und  Aente,  die  nach  ^Vlen  uad 
Heidelberg  berufene  Vereinigung  der  Astronomen  und  Geologen  uns  die  Tlieil- 
nahme  so  mancher  Coryphäen  der  Wissenschaften  entziehen  würden,  so  giaubiB 
doch  das  durch  den  zeitigen  Vorsitzenden  unserer  Greselischaft,  Herrn  Dr.  Bastiaa, 
gebildete  Festcomit^  den  14.  September  als  den  (Ur  die  Feier  geeignetsten  Tag 
festhalten  zu  mQssen,  und  die  allgemeine  Theilnahme,  welche  sich  an  derselbe! 
knndthat,  rechtfertigte  roUkommen  diesen  Beschlufs  des  Comit^s.  Dem  Anden- 
ken Humboldt's  wfirdig  bildete  die  von  unserem  Verein  an  jenem  Tage  gehal- 
tene Festsitzung  einen  schonen  Abschlufs  zu  dem  feierlichen  Acte,  durch  wel- 
chen die  Stadt  Berlin  die  Erinnerung  an  Humboldt  auch  für  spStere  GeneratioDsn 
wach  zu  erhalten  gedenkt.  —  Mit  folgender  Ansprache  des  Geh.  Rath  Dr.  r. 
8  tramp  ff  wurde  die  Festsitzung  erÖfÜiet. 

„Da  mir  als  Delegirteu  der  bei  unseren  heutigen  Festlichkeiten  betheiligtai 
Gesellschaft  der  naturforschenden  Freunde,  des  filtesten  natnrwissenschafUiehea 
Vereins  Berlins,  die  Ehre  zu  Theil  geworden  ist,  den  Vorsitz  in  dieser  hoch- 
ansehnlichen Versammlung  übertragen  zu  erhalten,  so  eröffne  ich  hiermit  & 
Sitzung  * 

„Es  scheint  mir  angemessen,  zunächst  in  der  Kürze  mitzutheilen ,  weicht 
Schritte  die  hiesige  Gesellschaft  für  Erdkunde  und  die  übrigen  naturwissenschaft- 
lichen Vereine  Berlins  gethan  haben,  um  den  heutigen  Tag,  an  welchem  tot 
100  Jahren  unser  grofser  Zeitgenosse  und  Mitbürger  Alexander  von  Humboldt 
geboren  worden,  festlich  sn  begehen,  und  welches  der  Erfolg  dieser  Schritte 
gewesen  isL** 

„In  der  Sitzung  der  Gesellschaft  für  Erdkunde  vom  8.  Mai  d.  J.  kam  eine 
Vereinigung  dieser  Gesellschaft  mit  den  anderen  geographischen  Gesellschaften 
Deutschlands  zum  Zweck  einer  gemeinsamen  Humboldtfeier  zur  Besprechung, 
und  in  der  Sitzung  vom  3.  Juli  wurde  auf  Antrag  des  Votsitzenden,  Herrn  Dr. 
Bastian,  der  Beschlufs  gefafst,  die  naturwissenschaftlichen  Gesellschaften  Berlins 
aufzufordern,  sich  bei  der  Feier  zu  betheiligen  und  ein  Comit^  zu  constitnirea, 
um  die  Festlichkeiten  zu  berathen.* 

„In  Folge  dieser  Einladung  wurden  von  der  Gesellschaft  der  naturforscfaendea 
Freunde,  von  der  geologischen,  botanischen,  Hufeland^schen,  medizinischen,  medi- 
zinisch-psychologischen, chemischen,  omithologischen,  entomologischen  und  poly- 
technischen Gesellschaft  Delegirte  ernannt ')}   un^  mit  dem  Vorstande  der  Ge- 


'}  Ab  Delegirte  waren  ernannt:  von  der  Gesellschaft  der  natnrforsehendsn 
Freunde:  Kammeigeriohts-Prisident  Geh.  Bath  Dr.  v.  Strampff;  von  der  geologiacbea 
Gesellschaft :  Geh.  Rath  Prof.  Dr.  Rose  und  Dr.  Knnth ;  von  der  botanischen :  Prof.  Dr. 
Braun  und  Privatdocent  Dr.  Ascberson;  von  der  Hafeland'scben :  Geh.  Rath  Dr.  v. 
Hom;  von  der  medizinischen:  Geh.  Rath  Prof.  Dr.  Bardeleben  und  Dr.  Fiitnkel; 
^on   der    medizinisch -psychologischen:   Prof.  Dr.  Skrzeczka;    von   der  chemischen: 


Die  Hnmboldtfeier  der  Berliner  Gesellschaft  für  Erdkunde.  4TI 

«ellschaft  für  Erdkunde  die  weiter  erforderlichen  Vorbereitungen  in  gemeinsamen 
4Sitsongen  zu  treffen.* 

«Es  wurden  nun  Einladungsschreiben  an  die  geographischen  Gesellschaften 
in  Wien,  Leipzig,  Kiel,  Frankfurt  a.  M.,  München  und  Darmstadt  mit  dem  Er- 
fludien  erlassen,  den  in  Berlin,  der  Vaterstadt  Humboldts,  durch  eine  Festsitzung 
und  ein  fVestmahl  zu  feiernden  100jährigen  Geburtstag  Humboldt's  durch  Dele- 
girte  ZQ  beschicken.    Aller  Orten  fand  diese  Einladung  den  lebhaftesten  Anklang.* 

«Die  Kaiserl.  KonigL  Geographische  Gesellschaft  in  Wien  und  der  Verein 
4er  Freunde  (Br  Erdkunde  in  Leipzig  haben  derselben  durch  Entsendung  von 
Delegirten  entsprochen  '),  welche  wir  heute  zu  unserer  Freude  in  unserer  Mitte 
sehen.  In  München  hatte  die  Einladung  die  Folge,  dafs  die  dortige  geographische 
Gesellschaft  einstimmig  beschlofs,  dort  eine  Feier  zu  veranstalten,  und  auch  die 
Dresdener  geographische  Gesellschaft  trat  von  ihrer  ursprünglichen  Absicht,  De- 
legirte  hierher  zu  senden,  zurück,  da  in  Dresden  selbst  eine  allgemeine  Feier 
vorbereitet  wnrde.  Die  geographischen  Gesellschaften  in  Frankfurt  a.  M.,  in 
Daormttadt  und  in  Kiel,  die  sich  zu  ihrem  Bedauern  verhindert  gesehen,  sich  bei 
unserem  Feste  zu  betheiligen,  haben  ihr  Interesse  schriftlich  kund  gegeben.** 

,Dafs  aufser  unserem  Kreise  in  unserer  Hauptstadt,  an  anderen  Orten  Preu- 
fsens  und  Deutschlands  und  aufser  den  Grenzen  unseres  Vaterlandes  in  Europa 
und  in  anderen  Welttheilen  das  Andenken  an  Alexander  von  Humboldt  durch 
Feste  mancherlei  Art  verherrlicht  wird,  ist  Ihnen  bekannt* 

»Seine  Majestät  unser  König  haben  geruht,  uns  sein  Bedauern  aussprechen  zu 
lassen,  durch  das  Manöver  bei  Königsberg  in  Preufsen  verhindert  zu  sein,  dieser 
Versammlung  beizuwohnen,  und  die  Gnade  gehabt,  uns  den  Saal  des  Königl. 
Schauspielhauses  für  die  gegenwärtige  Feierlichkeit  zu  bewilligen,  wofür  wir 
unseren  ehrerbietigsten  Dank  aussprechen.^ 

«Einige  unserer  ersten  Staatsmänner  beehren  diese  Versammlung  mit  ihrer 
Gegenwart.  Manche  Freunde  Humboldt^s,  inbesondere  mehrere  namhafte  Gelehrte, 
fehlen  in  unserer  Mitte,  weil  sie  sich  theils  zu  ihrer  Erholung,  theils  zu  wissen- 
schaftlichen Zwecken  auf  Reisen  befinden.  Aus  diesem  Grunde  vermissen  wir  auch 
schmerzlich  die  beiden  Männer,  welche  vor  Anderen  Alexander  von  Humboldt 
nahe  gestanden  haben,  seine  Gefährten  auf  seiner  nordasiatischen  Reise,  die 
Professoren  Ehrenberg  und  Rose.  Ersterer  hat  seiner  Theilnahme  dadurch  einen 
-dauernden  Ausdruck  gegeben,  dafs  er  eine  der  hiesigen  Gesellschaft  (Ür  Erd- 
kunde bereits  übersandte  gröfsere  Abhandlung,  seine  neueste  gelehrte  Arbeit, 
«üeber  mächtige  Gebirgs  -  Schichten  vorherrschend  aus  mikroskopischen  Bacilla- 
rien  unter  und  bei  der  Stadt  Mexiko*,  dem  hundertjährigen  Geburtstage  Hum- 
boldt's  gewidmet  hat.  —  Ich  ersuche  nunmehr  Herrn  Dr.  Bastian,  die  Festrede 
zu  halten.* 


Dr.  Scheibler;   von  der   omithologischen :   Oustos  Dr.  Gabanis;   von   der  entomolo- 
-gisdien!  Dr.  Stein;  von  der  polytechnischen:  Director  Baerwald. 

')  Die  K.  K.  geographische  Gesellschaft  in  Wien  wurde  vertreten  durch:  Dr. 
Aatou  Edler  von  Rntbner  und  Dr.  E.  Marno;  die  Leipziger  Gesellschaft  flkr  Erd- 
kunde durch:   Dr.  Delitsch,    Dr.  Rieh.  Andr^e,    Dr.  Kersten,   Dr.  Lamp4-Btoder* 


472  MiMeUen: 

Folgeodes  bildeten  die  Haaptpnnkte  der  Festrede  *}; 

Religion  und  Wissenschaft ,  beide,  wenn  anch  durch  mifsTerttandeDen  Eifcr 
häofig  aoteinander  geserrt,  doch  unauflöslich  als  Zwillingsschwestem  Terbundeo^ 
bilden  die  Kleinodien  des  Lebens,  sn  deren  Huter  su  allen  Zeiten  gottbegeisterte 
Propheten  berufen  waren,  die  in  klarschauendem  Geiste  die  Ideen  des  Komiiic&- 
den  verkündeten.  Ihre  Namen  bilden  die  Grenzpfeiler  der  Cnlturepochen  ia  d« 
Geschichte  der  Völker.  Als  ein  solcher,  den  Beginn  einer  neuen  Aera  Terkiio* 
dender  Prophet  sei  Alexander  t.  Humboldt  aufgetreten,  der  auf  der  breiten  Cnte- 
läge  vergleichender  Wissenschaften  ein  festes  und  sicheres  Fundament  gelegt  hs^ 
um  den  Tempel  des  Kosmos  inductiv  zu  erbauen;  diese  bedeutsame,  Ton  Nt^ 
mandem  angefochtene  Stellung  Humboldfs  in  der  Wissenschaft  stehe  so  uner- 
reicht da,  dafs  die  niemals  von  menschlichen  Schwächen,  wie  solche  ja  dss  Erb- 
theil  alles  Irdischen  seien,  beeinträchtigt  werden  könnte.  Die  letzten  drei  Jshr- 
zehnte  des  18.  Jahrhunderts  reinigten  und  ebneten  in  den  Naturwissensduülcn 
den  Boden,  ans  dem  in  unserem  Jahrhundert  die  damals  gesaete  Saat  sieii  in 
herrlichster  Weise  entwickeln  sollte.  Chemie  und  Physik  begannen  sich  danuis,. 
jene  durch  Stahl  und  Priestley,  diese  durch  Dufay  und  Qalvani  ihrer  aUhecg^ 
brachten  mystischen  Fesseln  zu  entledigen ,  und  gerade  in  dieser,  den  Wende- 
punkt einer  neuen  Weltanschauung  bildenden  Periode,  sehen  wir  den  jugendliches 
Humboldt  als  Mitarbeiter  an  der  Lösung  der  gestellten  Aufgabe  sich  betheiligen, 
seine  erste  productive  Thätigkeit  auf  den  Gebieten  der  Mineralogie  und  Botanik, 
seine  erste  grofse  Publication  auf  physiologischem  Gebiete  ȟber  die  gereiiteo 
Nerven-  und  Muskelfasern"  gehören  dem  Beginn  dieser  Periode,  dem  letitoi 
Jahrzehnt  des  vorigen  Jahrhunderts  an.  Ebenso  aber  wie  auf  dem  Felde  der 
Naturwissenschaften  die  Neuzeit  mit  gewaltigem  Flügelschlag  heraDranschte,  wuen 
auch  dem  bisherigen  Gebäude  aller  anderen  Wissenschaften  der  Boden  entzogen, 
war  auch  der  künstliche  Aufbau  unserer  socialen  Verhältnisse  in  seinen  Gnod- 
festen  mächtig  erschüttert  In  grausem  Chaos  stürzten  die  ethischen  Prineipien,. 
auf  denen  die  Wohlfahrt  und  Existenz  der  Gesellschaft  beruhten,  zusammen; 
man  negirte  das  Bestehende,  ohne  die  Mittel  zu  haben,  das  Alte  und  Vergangene 
neu  zu  beleben.  Diesen  verwüstenden  Fluthen  einen  Damm  entgegen  zu  setzen,- 
der  sittlichen  Welt  ihren  verlorenen  Schwerpunkt  zurückzugeben,  schien  Deutsch- 
land berufen.  Im  fernen  Westen  erstand  der  Mann,  von  dem  diese  Regeneration 
ausgehen  sollte,  der  auserwählt  war,  der  alten  Welt  die  unabänderlichen  Gesetie 
des  Kosmos  in  grofsartigen  Zügen  zur  Anschauung  zu  bringen.  Im  tropischen 
Amerika,  wo  die  Natur  die  Grundzüge  der  vergleichenden  Wissenschaften  offen- 
kundigst niedergezeichnet  hat,  wo  die  Vergleichungspunkte  näher  als  anderswo 
sich  zasammendrängen ,  indem  gerade  hier,  wie  fast  an  keinem  anderen  Punkte 
der  Erde,  die  verticale  Gliederung  der  Gebirgsketten  eine  unendliche  Mannig- 
faltigkeit der  klimatischen  und  pflanzengeograpbischen  Erscheinungen  bedingt, 
schuf  Humboldt  jenes  grofsartige,  von  der  Erde  als  Grundbasis  ausgehende  Syiteia 


')  Die  Festrede  ist  inzwischen  erschienen:  Alexander  t.  Humboldt.  Festredt 
bei  der  von  den  naturwissenschaftlichen  Vereinen  Berlins  veranstalteten  Humboldt' 
Feier  am  Sttculertage  gesprochen  von  Dr.  A.  Bastian.  Berlin  (Wiegandt  und  Heo- 
pel)  1869.     80  S.     gr.  8. 


Die  Hnmboldtfder  der  Berliner  Gesellschaft  für  Erdkunde.  473 

der  Forschnngsmethode,  welches  für  unsere  Zeiten  mafsgebend  geworden  ist  und 
auf  welchem  alle  späteren  Geschlechter  fortbauen  werden.  Aber  nicht  allein  die 
pbysicalischen  Verhältnisse  unseres  Erdkörpers  waren  es,  ftir  deren  Erklärung 
Humboldt  in  Amerika  wie  in  Centralasien  eine  neue  Anschauungsweise  schnf, 
es  war  Tielmehr  ebenso  die  Erforschung  des  Menschengeschlechts  in  der  es  um- 
gebenden Natur,  für  die  er  eine  neue  Bahn  brach.  Auf  den  Bergterrassen  der 
Cordilleren,  auf  Mexico's  Hochebenen,  in  Asien  auf  der  Markscheide  westlicher 
und  Östlicher  Cniturgescbicbte,  mit  ihren  Ruinenst&tten  und  Reminiscenoen  unter» 
gegangener  Völkergeschlechter,  mit  ihrem  vielgestalteten  Völkerleben  der  (jegen- 
wart  eröffnete  sich  dem  philosophischen  Geiste  Humboldt's  durch  Heranziehung 
comparativer  Hnlfsmittel  eine  neue  Anschauungsweise  für  den  kulturhistorischen 
Entwickelnngsgang  der  Völker  des  Erdballs.  Die  methodische  Anbahnung  der 
Ethnologie  als  comparative  Hülfswissenschaft  und  historische  Entwickelungs* 
geschichte  ist  das  Verdienst  Humboldt's,  und  wenn  auch  die  vergleichende  Völker* 
künde  noch  nicht  die  ihr  gebührende  Geltung  erlangt  hat,  wenn  auch  die  Ver- 
gleichung,  welche  Humboldt  in  die  Gebiete  der  physikalischen  Geographie,  Zoo- 
logie und  Botanik  eingefEÜirt  hat,  f&r  die  Ethnographie  noch  nicht  in  gleicher 
Weise  zur  Geltung  gekommen  ist,  so  wird  doch  dereinst,  wenn  das  bisher  als 
unbeachtet  gelassene  Material  als  nothwendiges  Glied  zur  Schliefsung  der  Kette 
richtig  gewürdigt  sein  wird,  die  noch  schlummernde  Saat  gewinnbringend  für  die 
richtige  Erkenntnifs  des  Menschengeschlechtes  aufgehen*  Durch  Humboldt,  als 
Repräsentanten  der  naturwissenschaftlichen  Forschungsmethode,  hat  die  mensch- 
liche Forschung,  das  Eindringen  des  Geistes  in  die  Natur  eine  neue  Gestalt  ge- 
wonnen, seine  Forschnngsmethode  hat  jeden  Menschengeist  zum  Bürger  im  Reiche 
der  Wissenschaft  geadelt,  er  hat  uns  gelehrt,  wie  es  die  Aufgabe  des  Menschen* 
geschlechta  sei,  den  Aufbau  der  Wissenschaften  durch  ein  Zusammenwirken  aller 
Zweige  der  Naturforsch nng  auszuführen. 

Ein  solennes  Festmahl  in  dem  mit  der  Kolossalbüste  Hnmboldt's,  einer  Ar- 
beit Ton  Bläser  s  Meisterhand,  geschmückten  Meser^schen  Saale  schlofs  sich  jener 
Feier  an.  Von  den  von  Mitgliedern  unserer  geographischen  Gesellschaft  aus- 
gebrachten Toasten  heben  wir  folgende  hervor:  Kammergerichts -Präsident,  Geh. 
Rath  Dr.  v.  Strampff  leitete  den  auf  des  Königs  Majestät  ausgebrachten  Toast 
mit  folgenden  Worten  ein: 

„Einer  unserer  gröfsten  Dichter  läfst  König  Carl  VU.  von  Frankreich  sagen: 
Es  soll  der  Sänger  mit  dem  König  gehen, 
Sie  beide  wohnen  auf  der  Menschheit  Höhen. 
Alexander  von  Humboldt  war  nicht  Sänger,  nicht  Dichter;  aber  auch  er,  der 
rutlose,  unermüdliche,  sinnige  Forscher  der  Natur,  der  sich  in  seinem  langen 
Leben  ihr  weites  Reich  in  allen  seinen  Gebieten  erschlofs  wie  wenigen  beglückten 
und  auserwählten  Geistern,  der  einzelne  Erscheinungen  bis  in  ihre  schwer  au* 
gangUchen  Tiefen  verfolgte  und  ergründete  und  zugleich  die  mächtigen,  daf 
Weltall  und  alle  Wesen,  Organismen  und  Körper  beherrschenden,  bewegenden» 
gestaltenden  und  erhaltenden  Kräfte  nnd  dis  ihnen  innewohnenden  Gesetze  mit 
Uarem  Auge  schaute  und  erkannte,  der  unvergefslicbe ,  unsterbliche  VerfasMr 
des  Kosmos  —  auch  er  wohnte  nnd  wandelte  auf  der  Menschheit  Höhen,  auch 
mit  ihm  gingen  Könige;  Könige,  die  wir  mit  Stolz  die  unserigen  nennen,  nah* 


] 


474  MisoeUeo: 

men  ihn  auf  wie  einen  Freand  und  hörten  seinen  Rath,  zn  Nutz  nnd  FironmeD 
der  Witsenschaft,  ihnen  selbtt  zom  nnverg&nglichen  Ruhme.  So  haben  wir  dem 
bei  nnserem  hentigen  frohen  nnd  festlichen  Zusammensein  einen  ganz  besonderai 
and  eigentfaämlichen  Anlafs,  unseres  Königs  in  Liebe  und  Ehrfnreht  za  gedenken. 
Es  tritt  vor  unsere  Seele  lebendig  das  Verhältnifs  zwischen  Humboldt  und  un- 
seren Königen,  der  Gedanke,  was  sie  ihm,  was  er  ihnen  gewesen.* 

Dr.  Brehm  begrüfste  die  anwesenden  Ehrengaste  mit  den  Worten:  Dem 
Streben  Alexander  ▼.  Humboldfs  verdanken  wir  den  Wahlspruch  der  Gegenwatt: 
Natfirliche  Anschauung  der  Dinge,  die  Alles  im  Leben  umgestaltet  hat  AQe 
hier  Anwesenden  huldigen  dieser  Devise,  und  in  solchem  Sinne  feiern  wir  diesei 
Fest,  ein  VerbrQdemngsfest  der  freien  Geister  der  Menschheit.  Geeckt  aber 
wird  dieses  Bewufstsein  durch  diejenigen  Männer,  welche  nicht  dem  engen  Kreise 
der  Festtheilnehmer  angehören,  durch  die  Lehrer  der  Wissenschaft  im  weitesteo 
Kreise,  und  dies  sind  unsere  Ehrengäste". 

Staatsrath  Dr.  v.  Brandt  ans  St.  Petersburg  wies  auf  Humboldt^s  Verdienste 
in  Rufsland  hin  nnd  schlofs  mit  einem  Hoch  auf  den  Grefeierten  als  Zoologen. 

Im  Anschinfs  an  den  Toast  Dr.  Brehm^s  sprach  Dr.  A.  y.  Ruthner,  Dele- 
girter  der  K.  K.  geographischen  Gesellschaft  in  Wien  nnd  Ehrenmitglied  unserer 
Gesellschaft: 

kEs  ist  tief  in  der  Natur  des  Menschen  begründet,  dafs  er  vor  Allem  die 
Sprache  liebt,  welche  zuerst  die  Wiege  des  Kindes  umtÖnte,  in  welcher  es  zuerst 
seinen  Wfinsqhen  Ausdruck  zu  geben  gelernt  hat,  —  dafs  er  vor  Allem  seine 
Muttersprache  liebt.  Mit  der  Liebe  zur  Mattersprache  ist  ihm  aber  auch  ange- 
boren die  Sympathie  fiir  Diejenigen,  welchen  dieselbe  Sprache  eigen  ist,  die 
Sympathie  für  seine  Stammesgenossen.  Durch  Zwischenfölle  wird  diese  Sym- 
pathie zwar  gestört,  aber  nicht  zerstört:  sobald  aber  sich  die  düsteren  Wol- 
ken zertheilt  haben,  tritt  die  alte  Zuneigung  wieder  in  ihr  volles  Recht.  So  geht 
es  uns  Deutschen  in  Gestenreich.  Wir  fühlen  die  Zusammengehörigkeit  mit  Nord- 
deutschland, wie  wir  sie  je  gefühlt  haben,  und  weitaus  ziehen  wir  die  innigste 
staatliche  Alliance  mit  dem  norddeutschen  Bunde  jeder  Verbindung  mit  Staates 
firemder  Zunge  vor.  Meine  Herren!  Ich  habe  kein  Mandat  von  7  Millionea 
Deutschen  in  Oesterreich  —  und  gröfser  noch  als  7  Millionen  ist  die  Zahl  der 
Deutschen  auch  nur  in  Cisleithanien  —  ich  spreche  hier  Mos  meine  eigenste 
Anschauung  aus;  ich  zweifle  aber  nicht,  dafs  sie  die  Zustimmung  zahlreicher 
deutscher  Männer  in  meinem  Vaterlande  finden  wird.  Vollkommen  innerhalb 
der  Grenzen  meines  Mandats  bin  ich  dagegen,  wenn  ich  die  hohe  Achtung  aoi- 
spreche,  welche  die  geographische  Gesellschaft  in  Wien  f^r  die  Gesellschaft  für 
Erdkunde  in  Berlin  hegt,  und  die  grofse  Ehre,  welche  die  Stadt  Berlin  heote 
der  geographischen  Gesellschaft  in  Wien  dadurch  erwiesen  hat,  dafs  sie  ihre  Ver- 
treter mitberufen,  die  Hammerschläge  auf  den  Humboldtstein  zu  führen,  wird  eis 
neues  Bindemittel  sein,  welches  die  Gesellschaft  im  deutschen  Süden  mit  der 
chwester  im  Norden  nur  noch  fester  verbindet  Aus  diesem  doppelten  Gesichts- 
punkte bringe  ich  ein  Hoch  unseren  deutschen  Brüdern  im  Norden  des  Main» 
ein  Hoch  der  Gesellschaft  für  Erdkunde  in  Berlin!" 

Prof.  Dr.  Virchow  brachte  ein  Hoch  der  Naturforschung  und  ihren  För- 
derern aus*     Humboldt  sei  es  gelungen,  die  Naturwissenschaften  hoffähig  und 


Die  Hamboldtfeier  der  Berliner  Gesellschaft  für  Erdkunde.  475 

▼olksthinnlich  zugleich  zu  machen ;  er  habe  darin  Aristoteles  fibertroffen,  der  bei 
der  Schalfahigkeit  stehen  geblieben  sei  Im  Volksunterricht  wurden  hoffentlich 
die  Naturwissenschaften  dereinst  einen  integrirenden  Bestandtheil  bilden.  Sodann 
erinnerte  der  Redner  an  die  Jugendfreundschaft  zwischen  Humboldt  und  Schiller 
und  überreichte  im  Auftrage  der  einzigen  noch  lebenden  Tochter  des  grofsen 
IHchters,  der  Frau  von  Gleichen -Rurswurm,  einen  Lorbeerkranz  zum  Zeichen 
▼erehrungsToller  Theilnahme,  mit  welchem  die  Bfiste  Humboldt's  geziert  wurde. 

Oberstabsarzt  Dr.  Roth  brachte  auf  unsere  Nordpolfahrer,  sowie  auf  die 
Afnkareisenden  einen  Trinkspmch  aus,  indem  er  nachwies,  wie  alle  späteren 
Beisenden  von  Humboldt  erst  Reisen  und  Entdecken  gelernt  hätten. 

Der  letzte  officielle  Toast,  ausgebracht  von  Dr.  Zenker,  galt  den  Beglei» 
tem  Humboldt's  auf  seiner  asiatischen  Reise:  Ehrenberg  und  Rose. 

Schliefslich    gedachte  Dr.  Paul   Goldschmidt    der  Frau  v.  Bülow,    der 

jetzigen  Besitzerin   des  Schlosses  Tegel  und  treuen  Hüterin  der  Grabstatten  der 

beiden  grofsen  Bruder. 

Koner. 


Sitzung  der  geographischen  Gesellschaft  zu  Berlin 

vom  7.  Juli  1869. 

Der  Vorsitzende,  Herr  Bastian,  begrüfst  bei  Eröffnung  der  Sitzung  im 
Namen  der  Gesellschaft  den  anwesenden  Afrika- Reisenden  Herrn  Grerhard  Rohlfs 
und  legt  darauf  die  eingegangenen  Geschenke  vor. 

Herr  Eawerau  sprach  über  seine  Erlebnisse  in  Australien.  Die  Colonie 
Victoria,  in  welcher  der  Redner  sich  aufhielt,  empfing  ihre  ersten  Colonisten  im 
Jahre  1S35  und  wurde  am  I.Juli  1851  von  Neu -Süd -Wales,  zu  welchem  es 
bis  dahiti  gehört  hatte,  abgelöst  und  zu  einer  selbstständigen  Colonie  erhoben. 
Noch  in  demselben  Jahre  erfolgte  die  Epoche  machende  Entdeckung  der  Gold- 
felder, durch  welche  die  ganze  Colonie  in  die  gröfste  Aufregung  versetzt  wurde. 
Alle  Vertiüge  und  anderweitig  bindenden  Verhältnisse  wurden  gewaltsam  gelöst, 
indem  Jedermann  den  Goldfeldern  zuströmte.  Auch  sonstige  Nachtheile,  wie 
s.  B.  Wohnungsmangel  in  Gerlong,  blieben  nicht  aus,  und  zu  alle  dem  kamen 
im  Jahre  1852  noch  Räubereien  und  Mordthaten.  Indessen  gingen  die  Hoff- 
nungen, welche  anfangs  sehr  getiiuscht  worden  waren,  allmSlig  in  Erfüllung,  und 
die  ersten  neun  Jahre  nach  der  Entdeckung  lieferten  einen  Ertrag  von  954  MiU. 
Thlr.  Gold. 

Herr  Br Uli ow  legte  hierauf  seine  Wandkarte  der  Heimathskuode  vor;  Herr 
Bastian  ttbergab  den  1.  Band  des  von  dem  ungenannten  Verfasser  der  Gesell- 
flchaft  geschenkte  Prachtwerkes  „Die  Balearen  in  Wort  und  Bild*. 

Herr  Rohlfs  gab  einen  UeberbUck  über  seine  eben  vollendete  Reise,  die 
ihn  im  Herbst  des  vergangenen  Jahres  zunächst  nach  Tripolis  gefuhrt  hatte.  Am 
21.  Februar  d.  J.  von  dort  aufbrechend,  reiste  er  Über  Bengasi  nach  Cyrene,  wo  er 
ÄCht  Tage  verweilte,  viele  photographische  Aufnahmen  machte  und  Pflanzen  sam- 
ni«lte.   Am  27.  März  kehrte  er  nach  Bengasi  zurück.    Bei  der  Fortsetzung  seiner 


476  Sitsungsbericht  der  Berliner  geographischen  Gesellschaft. 

Beise  beobachtete  er  die  grpfse,  unter  das  Nireaa  des  Mittelmeeres  hinab- 
gehende Einsenkung  des  Bodens,  welche  bis  snr  Oase  des  Jupiter  Ammon  reicht. 
Mit  dem  Empfange,  der  dem  Beisenden  hier  zn  Theil  wnrde,  hatte  er  alle  Ur- 
sache zufrieden  zu  sein;  man  kam  allen  seinen  Wünschen  entgegen,  erlaubte 
ihm,  die  alten  Tempel  zu  besuchen  und  die  Hieroglyphen,  soweit  sie  zug&nglieh 
waren,  zu  copiren.  Während  seines  sechstagigen  Aufenthaltes  an  diesem  Orte 
wurde  auch  die  Topographie  der  Oase  von  ihm  beriicksichtigt,  und  am  25.  Mai 
traf  er  wieder  in  Alexandria  ein. 

Herr  Ascherson  machte  eine  Mittheilnog  über  den  verstorbenen  Botaniker 
und  Beisenden  Kotschy  und  das  demselben  zu  errichtende  Denkmal,  für  welches 
zu  Beiträgen  aufgefordert  wird. 

Herr  Frits che  berichtet  über  Diamanten,  die  vor  Kurzem  von  einem  seiner 
Freunde,  Herrn  Kaufmann  Ghitry,  im  südlichen  Afrika  entdeckt  wurden.  Mao 
fand  sie  auf  einer  Farm,  unweit  des  Oranje- Flusses,  in  einer  flachen,  von  Kalk- 
kuppen durchsetzten  Gegend,  welche  keine  Anzeichen  für  Diamanten  darbietet^ 
Einer  dieser  Steine  ist  jetzt  angeblich  mit  33,000  Pfd.  St.  bezahlt  worden.  Die 
in  jener  Gegend  neu  entdeckten  Goldfelder  gewähren  dagegen  bis  jetzt  einen 
sehr  geringen  Ertrag. 

Herr  Dove  legte  die  erste  Section  der  vom  Major  Fils  herausgegebenen 
und  an  die  Gesellschaft  eingesandten  Höhenschichtenkarte  des  Thüringer  Walde» 
vor,  die  in  mehrfacher  Hinsicht  Interesse  zu  erregen  verdient 

An  Geschenken  gingen  ein: 

1)  Die  Balearen.  In  Wort  und  Bild  geschildert  Bd.  I.  Die  alten  PftynseB. 
Leipzig  1870.  —  2)  Mühry,  Ueber  die  richtige  Lage  und  die  Theorie  de» 
Calmengürtels  auf  den  Oontinenten.  Wien.  —  3)  Beise  der  Oesterreichischen 
F^gatte  Novara  um  die  Erde.  Anthropologischer  Theil.  3.  Abthl.  Ethnographie 
bearbeitet  von  Fr.  Müller.  Wien  1868.  —  4)  Schwabe,  Die  Berliner  Volks- 
zählung vom  3.  December  1867.  Berlin  1869-  —  5)  Trautwein,  Wegweiser 
durch   Südbaiem,    Nord-   und   Mittel -Tirol   etc.    2.  Aufl.     München    1868.    — 

6)  Magnetische  und  meteorologische  Beobachtungen  auf  der  K.  K.  Sternwarte 
zu  Frag  im  Jahre  1868.    Heransg.  von  Hornstein  und  Murmann.    Prag  1869.  — 

7)  Breusing,  Gerhard  Kremer,  gen.  Mercator,  der  deutsche  Geograph.  Dnb- 
bnrg  1869.  —  8)  Ehrenberg,  Ueber  die  formenreichen  von  Hrn.  Dr.  Jenzsch 
aufgefundenen  mikroskopisch-organischen  Einschlüsse  im  Melaphyr.  Monatsber. 
der  Berlin.  Akad  der  Wissensch.  1869.  —  9)  Strobel,  Relazione  delle  gite  da 
San  Cdrloe  a  Mendoza  effettuate  nei  men  gemnajo  e  febhrajo  del  1866.  Parma 
1869.  —  10)  Zeitschrift  der  Gesellschaft  für  Erdkunde.  IV.  Heft  3.  4.  BerUn 
1869.  —  11)  Proceedings  of  the  Ro^al  Geographical  Socißty,  Vol.  Vlll.  No.  II. 
London  1869.  —  12)  BulUtin  de  la  SoeiiU'  de  Giograpkie.  1869.  Mai.  Paris. 
—  13)  Mittheilungen  der  K.  K.  geographischen  Gesellschaft  in  Wien.  1869. 
No.  7<  —  14)  Revue  maritime  et  coloniale.  1869.  Juin.  Paris.  —  15)Petermann*s 
Mittheilungen.  1869.  No.  V.  und  Ergänznngsheft  No.  26.  Gotha.  -—  16)  Gaea. 
Natur  und  Leben.  ISG9.  Heft  4.  Köln.  ~  17)  13.  Gericht  der  Oberhessischen 
Gesellschaft  flir  Natur-  und  Heilkunde.     Giessen  1869.    —    18)  Zeitschrift  für 


Sitzungsbericht  der  Berliner  geographischen  Gesellschaft.  477 

das  Berg-,  Hütten-  nnd  Salinenwesen.  XVI.  Lief.  6.  XVII.  Lief.  1.  Berlin.  — 
19)  Fils,  Höhenschichtenkarte  vom  Thüringer  Walde  nnd  Umgebnog,  nördlicher 
TheU.     Gotha.    M.  200,000.     1869. 


Sitzung  der  geographischen  Gesellschaft  zu  Berlin 

vom  2.  October  1869. 

Der  Vorsitzende,  Herr  Bastian,  gedenkt  znerst  in  kurzen  Worten  der  am 
14.  September  d.  J.  begangenen  Hnmboldtfeier,  legt  alsdann  die  eingegangenen 
Geschenke  Tor  und  giebt  eine  gedrängte  Uebersicht  ihres  Inhaltes. 

Herr  Kiepert  legt  eine  ihm  von  Djevdet  Pascha,  früherem  Generalgonver- 
aenr  von  Aleppo,  zugesandte,  auf  seinen  Befehl  von  türkischen  Officieren  nach 
Original- Recognoscirnngen  zusammengestellte  nnd  in  Constantinopel  autographirte 
Specialkarte  des  südöstlichen  Kleinasiens  und  nördlichen  Syriens  vor  nnd  bespricht 
die  neue  Karte  der  europäischen  Türkei  vom  Oberst  v.  Scheda  (in  13  Blatt). 
Die  Kritik  der  letzteren  fallt  insofern  nicht  günstig  aus,  als  beim  Entwurf  der- 
selben viel  bereits  publicirtes  werthvolles  Material  unbenutzt  geblieben,  andererseits 
noch  nnpublicirte  neuere  Arbeiten  in  unbefugter  Weise  nnd  ohne  Angabe  der 
Quellen  ansgebeutet  worden  sind ;  aufserdem  wurde  die  Karte  entstellt  durch  eine 
gewaltige  Menge  fehlerhaft. geschriebener  Namen,  selbst  unverstandener  griechischer 
und  russischer  Wörter,  in  Folge  der  Unkenntnifs  des  Verfassers  bei  der  Benutzung 
besonders  russisch  abgefafster  Originalkarten.  Schliefslich  legt  der  Vortragende 
ein  Paar  Blatter  seiner  eigenen  grofsen  Karte  der  europäischen  Türkei  zur  An- 
sicht vor. 

Herr  Dove  berichtet  über  einige  neuere  Werke,  welche  hydrographische  nnd 
verwandte  Verhältnisse  znm  Gegenstande  haben.  Die  Temperatur  der  Meeres- 
ilache  wird  auf  Veranlassung  des  meteorologischen  Instituts  der  Niederlande  anfs 
SorgfiUtigste  beobachtet.  Dasselbe  geschieht  auf  Befehl  der  englischen  Admirali- 
tät, wovon  12  Karten  über  die  Temperatur  des  süd-atlantischen  Oceans  (London 
1869)  Zengnifs  geben.  Andere  Beobachtungen  beziehen  sich  auf  die  Schweizer 
Seen.  So  hat  sich  u.  A.  eine  Gesellschaft  gebildet,  um  das  Steigen  und  Fallen 
des  Bodensees  in  der  jährigen  Periode  an  verschiedenen  Punkten  zu  bestimmen. 
Hiemach  erreicht  der  See  seine  höchste  Höhe,  in  Folge  der  Schneeschmelze,  im 
Juni.  Bei  Friedrichshafen  z.  B.  steigt  derselbe  vom  Mai  zum  Juni  um  53  Zoll, 
und  der  unterschied  des  höchsten  und  tiefsten  Standes  beträgt  ebendaselbst 
^2}  Zoll,  während  derselbe  am  Rhein  bei  Basel  sich  nur  auf  52  Zoll  beläuft. 
Hiermit  hängen  anoh  die  Temperatnrverhältnisse  der  dortigen  Gewässer  zusammen, 
wid  es  fällt  demgemäfs  die  gröfste  Abkühlung  der  Rhone  bei  Genf  in  die  Mo- 
nate Mai  und  Juni.  Hinsichtlich  der  Meteorologie  des  Meeres  lehrt  eine  neu  er- 
sehienene  Abhandlung  von  RoUin,  dafs  sich  in  Algerien  der  Charakter  der  sub- 
tropischen Regen  anf  die  entschiedenste  Weise  zeigt,  indem  eine  Regenzeit  im 
Frühling  nnd  eine  zweite  im  Herbst  eintritt.  Um  im  Allgemeinen  die  Meteoro- 
logie des  Meeres  zu  beobachten,  ist  in  England  neuerdings  die  ganze  Kriegs- 
marine mit  Barometern,  Thermometern  nnd  Hygrometern  versehen  worden,  wobei 


478  SitooD^bericht  der  Berliner  geogn^hisehen  OeaeUichatt. 

die  telegraphischen  Mittheilmigen    fiber   da«  Herrannahen  der  Stanne  nock  a 
Hülfe  kamen.    Aofserdem  hat  man   für  Aafstellang  grofser  Barometer   an  dea 
Küsten  gesorgt,  damit  die  Fischer  von  ihnen  entnehmen  können,  ob  eine  Ver- 
änderung  des  Wetters  zu  erwarten  sei,  oder  nicht.    Was  die  Klimaiologie  der 
südlichen  Erdhälfte  betrifft,  so  führen  die  Untersuchuifgen  des  Vortragenden  in 
dem  Resultat,  dafs  die  klimatologischen  Verhältnisse  der  Tropenzooe,  wenn  maa 
sie  rings  um  die  Erde  verfolgt,  im  Laufe  des  Jahres  nicht  überall  gleich  sind, 
und  dafs,  während  dieselben  in  Westindien  fast  keine  Veränderung  zeigen,  sidi 
in  Hindustan  dagegen  entschieden    eine  jährige  Periode    derselben   heransstdlt 
Schliefslich  macht  der  Vortragende  darauf  aufinerksam,  dafs  für  die  barometriscbeii 
Beobachtungen  jetzt  in  ganz  Deutschland  dieselbe  Beobachtnngsmethode  aagenom- 
men  seien  und  dafs  ron  der  türkischen  bis  zur  französischen  Grenze  in  dem  Netz 
der  Beobachtungsstationen  fast  keine  Lücke  mehr  vorhanden  sei. 

Herr  Fried el  sprach  über  seine  diesjährigen  Ausgrabungen  auf  Sylt.  Der 
Vortragende  hat  mehrere  Hügel  der  Steinzeit  geöflhet  and  die  früheren  Unter- 
suchungen am  Aufsenstrande  fortgesetzt,  welche  zur  Entdeckung  voigeschichtUcher 
Eisenschmelzstiitten ,  sowie  zahlreicher  Kjökkenmöddinger,  namendicli  mit  Kno- 
chen ausgestorbener  Thierarten,  führten.  Den  Untergang  der  dort  belegenen 
Wohnstätten  schreibt  der  Vortragende  den  sogenannten  dmbrischen  Flnthen,  d.  h. 
den  zahlreichen  grofsen  Ueberschwemmungen  zu,  welche  die  Uthlande  aeit  den 
Durchbruch  des  Canals  betroffen.  Dem  Vortragenden  ist  auch  gelungen,  in  di- 
IvTialen  Kieslagem  der  Insel  Feuersteinwerkzeuge  vom  Typus  der  Amiens-Drift- 
werkzeoge  aufzufinden. 

Ein  an  das  österreichische  Consulat  in  Tripolis  gerichteter,  durch  Hm.  Rohlfs 
eingesendeter  und  vom  Vorsitzenden  mitgetheilter  Bericht  giebt  Einzelnheiten  über 
die  Ermordung  des  Fräulein  Tinne  und  ihrer  christlichen  Diener  wenige  Tage 
nach  ihrer  Abreise  von  Murzuk. 

Zum  Schlufs  hält  Herr  Strehz  auf  Qrund  eigener  Anschauung  einen  Vor- 
trag fiber  die  Philippinen,  namentlich  über  Manila  und  dessen  Bewohner.  Er 
schilderte  die  verschiedenen  Völkerstämme,  die  den  Archipel  bewohnen,  sowie 
den  Einflula,  welchen  die  Chinesen  auf  die  Cultur  der  Eingebomen  ausgeübt 
haben,  und  machte  auf  die  Thatsache  aufmerksam,  dafs,  abgesehen  von  den  chi- 
nesischen Mestizen,  in  der  Mehrzahl  der  Indier,  besonders  der  Tagalen  und  Ho- 
canen,  der  chinesische  Typus  mehr  oder  weniger  aasgeprägt  seL 

An  Geschenken  gingen  ein: 

1)  Bastian,  Alezander  von  Humboldt  Festrede.  Berlin  1869.  —  2)  Ed- 
lund,  MeUoroloffisha  Jakttagelaer  i  Sveriffß,  1864.65.66.  Stockholm  1866.  67. 68. 
3)  L.  del  Gas  tili o  y  Trigueros,  Geografia  para  tuo  de  los  nmos.  Madrid 
1869.  —  4)  De  Wajangverhalm  van  PdUUSdrd,  Pandoe  m  Raden  Pandji^  m  hü 
javaansck,  met  cumteekingen  door  T,  Roordtu  's  Gravenhage  1869.  —  5)  v.  Ruth- 
ner,  Aus  Tirol.  Berg-  und  Gletscher- Reisen  in  den  österreichischen  Hochalpen. 
Wien  1869.  —  6)  v.  Freeden,  Mittheilungen  aus  der  Norddeutschen  See  warte. 
L  Ueber  die  wissenschaftlichen  Ergebnisse  der  ersten  deutschen  Nord£üirt  von 
1868.    Hamburg  1869.    ' —    7)  KongL  Svenska  Fregatten  Eugemes  re»a  omrmg' 

iordm  under  befal  af  C.  A,  Virgin.  Zoolmgi  VI.  Stockholm  1868 8)  Ziegler, 

Ueber  das  Veihältnifs  der  Topographie  zor  Geologie  bei  Darstelivng  von  Gebiigt* 


Sitznngsbericht  der  Berliner  geographisehen  OeseUschafL  479 

karten  in  größerem  MaaTsstAbe     Wintertbar  1869.  —  9)  Report  of  ihe  Commüsio- 
«er  of  Agriculture  for  the  Year  1867.     Washington  1868.  —  10}  Malmgren, 
NordUka  Hafi-Annulater.     (K,  Vet.  Akad.  Förh,  1865.;    ~    11)  Smitt,  Kritisk 
ßSrteckning  ö/ver  Shandinamms  Hafs  Bryazoer.    £bds.  1865.  —  12)  Malmgren, 
Atmulata  pcfyehaeta  Spetshergiaty  Groentandiae^  Iskmdiae  et  SccauHnaviae  hactewu» 
cogmia,     Ebdfi.  1867.  —  13)  Malmgren,  Jakttageher  oeh  onUckningar  tili  Fin- 
markens   och    SpeUbergene  Daggdjyrsfaiuia,     Ebds.  1863.    —    14)Chydeniafy 
Bidrag  tili  kmnedomen  om  de  jordmagnetiska  förhällendena  vid  Spetsbergen.    Ebdfl. 
1862.  —  15)  Malmgreni    öfvertigt  af  Spetehergene  Fanerogam- Flora,     Ebda. 
1862.  —  16)  Chjdenius,    Om  den  under  Svenska  expeditionen  tili  Spetabergen 
är  1861   f&reiagwi    undereökntng    af  en   gradmätnings    utflfrbarhet   derstädee.    — 
17)  Malmgren,    Bihang   tili  berättelsen  om  den  Svenska  expeditionen  tili  Spete^ 
bergen  1864.     Stockhohn  1868.  —  18)  Nordenskiöld,  Geogrc^fiska  ortsbestäm" 
rnngar  pä  Spetsbergen.     Stockholm  1863.   —    19}  Dnn^r  och  Nordenskiöld, 
FSrberedande  undersöckningar  rSrande  utfdrbarheten  af  en  gradmätning  pd  Spets- 
bergen,    Stockbohn  1866.  —  20)  Blomstrand,   Geognottiska  jakttagelser  undel 
en  resa  tili  Spetabergen  dr  1861.    Stockholm  1864.  —  21)  Dno^r  och  Norden-^ 
skiöld,  Anteckningar  tili  Spetsbergens  geogrc^fi^   Stockholm  1865.  —  22}  Lind- 
ström,    Om  Trio*'  och  Juraßreteningar  frän  Spetsbergen.     Stockholm  1865.  — 
93)   Nordenskiöld,    Utkast    tili  Spetsbergens   geologi,      Stockholm   1866.    — 
24)   Malmgren,    Anteckningar    tili  Spetsbergens  Fogel- Fauna,     (öfoers  af  K, 
Vet.  Akad,  FOrh.  1863.)  —  25)  Malmgren,    Om^  Spetsbergens  Fisk-Fauna,    Ebda 
1864.  —  26}Boheman,  Spetsbergens  Insekt-Fauna.    Ebds.  1865.  —  27}  Goes, 
Crustacea  ampMpoda  maris  Spetsbergiam  alluentis,    Ebds.  1865.  —  28)  Norden- 
skiöld,    Geogrqfisk  och  geognostisk  beskrifning  öfver  nordostra  delame  af  Spets^ 
bergen  och  Hinlopen  Strait»    Stockholm  1863.  —  29)  Fries,   Lichenes  Spitsber- 
genses,     Stockholm  1867.    —    30)  Agardh,    Bidrag   tili  kännedomen  af  Spet^ 
bergens  Alger.    Stockholm  1868.    —    31)  Die  Preafsische  Expedition  nach  Oat- 
Asien.     Ansichten   ans   Japan,    China   nnd    Siam.      Heft  V.      Berlin  1869.  — 
32)  Heffter,  Die  Wärme-  nnd  RegenverhSltnisse  Brombergs.     Bromberg  1869. 
33}  Baeyer,  Wissenschaftliche  Begründang  der  Rechnnngsmethoden  des  Central- 
boreans  der  Europäischen  Gradmessnng.     Berlin  1868.  —  34)  General  -  Bericht 
ober  die  Europäische  Gradmessnng  f.  d.  J.  1868.     Berlin  1869.  —  35)  ▼.  Klo- 
den,  Handbach  der  Erdkunde.     3.  Tbl.     2.  Aafl.     Berlin  1869.  —  36)  v.  Hell- 
wald, Die  Rassen  in  Central-Asien.    Wien  1869.  —  37)  v.  d.  Osten-Sacken 
nnd  Ruprecht,  Sertum  Tianschanicnm.    St.  Petersburg  1869.  —  38)  Le  Gras, 
Phares  des  edles  des  (les  BritanniqueSy  corrig€s  en  avril  1869.    Paris.  —  39)  Le 
Gras,  Phares   des  cStes  nord  et  ouest  de  France y   corrigfy   en  avri7  1869.     Paris. 
—  40)  Le  Gras,  Phares  des  cötes  ouest,  sud  et  est  d^Afrique,   corrig^s  en  mors 
1869.     Paris.    —    41)   Le  Gras,    Phares  de  la  mer  Antilles,   corrig^s   en  juillet 
1869.     Paris.    —    42)  Magno    de  Castilho,    £tude8    historico ' g€ographiques. 
1*  €tude  sur  les  colonnes  ou  monuments  comm^morates  des  dtfcouvertes  portugaises  en 
Afrique.     Lisbonne  1869.  —  43)  Stroh  el,   Relazione  della  gita  da   Curicö  ner 
Chili  a  San  Rafael  nella  Pampa  del  Sur  effettuata  nel  febraio  del  1866.    2*  edis. 
Parma  1869.  —  44}  Ludwig,  Versuch  einer  Statistik  des  Grofsherzogth.  Hessen. 
Darmstadt  1868.  —  45}  Pierotti»    Une  caravane  pour   la  Sgrie,   la  Ph^ieie  et 


480  Sitsangtberichl  der  Berliner  geographischen  Geflellschaft. 

ia  PaluÜM  partani  €k  UfarteilU  «nf^wrUr  1870.    Laoeanne  1869.  —  46)  Malm- 
g  ren,  Om  tandhyggnadm  hos  ffvalroase,    {K,  VeL  Akad,  FTfrh.  1863.)  —  47)  Lind- 
atröm,   Analster  pa   bergarter  frdn  Sp^Uhtrgen,     Ebds.  1867.    —    48)  MonAhf 
Reports  of  the  Department  of  Agriculture  for  ihe    Year  1868.     Washington.  — 
49)  Beaty,  lOM  Annual  Report  of  the  Trade  and  Commerce  of  Chicago,    Chi- 
cago 1868.  —  50)  Fried  el,  Zar  Kunde  der  Weichthiere  Schleswig  -  Holsteins. 
(MalakoEOol.  Bl.  XV.)  —  51)  y.  Baer,  Das  neuentdeckte  Wrangells-Land.    Dor- 
pat  1868.  —  52;  Ehrenberg,   Ueber  die  formenreichen  von  Hm.  Dr.  Jenssch 
aufgefundenen  mikroskopisch  -  organischen  Einschlüsse  im  Melaphjr.  —  Weiter« 
Entwickelung  aus  den  vom  Schiffe  » Germania'*  bei  seiner  Nordfahrt  unter  Eapt 
Koldewey's  Fuhrung  gehobenen  Gmndproben.    —    Die  mikroskopischen  Lebens- 
verhältnisse auf  der  Oberfläche  der  Insel  Spitzbergen.     (Monatsber.  der  Berliner 
Akad.  d.  Wiss.  1869*)  —  53)  Bastian,    Ueber  die  Bedeutung  der  Ethnologie. 
Jena  1869.    —    54)  Notizblatt   des   Vereins    für   Erdkunde  etc.    su   Darmstadt 
3.  Folge.     Heft  7.     Darmstadt  1868.   —  55)  Petermann's  Mittheilungen      1869. 
N.  VIl.     Gotha.  —  56)  Mittheilungen  der  k.  k.   geographischen  Gesellschaft  in 
Wien.    Bd.  XXII.    Wien  1868/69.  —  57)  Journal  of  the  Royal  Geographical  So- 
eietg.     Vol.  48.     London  1868.    —    58)  Bulletin    de    la  Sociit€  de    Geographie. 
Juin.   Juillet.    Paris.  —  b%)  Revtie  maritime  et  coloniale.   1869.    Mai — Septembre. 
Paris.  —  60)  Bolletino  della  Societa  geogrqfica  italiana.    Fase.  3.     Firenze  1869. 

—  61)  Gaea.  1869.  Heft  6.  Köln.  —  62)  Annual  Report  of  the  Board  of 
Regent»  of  the  Smithsonian  Institution  for  the  Year  1867.     Washington.  1868.  — 

63)  Journal  of  TVavel  and  Natural  ffistory.     Vol,  I.     No.  6.     London   1869.  — 

64)  Transactions  of  the  American  Philosophical  Society.  Vol.  IX.  Philadelphii 
1846.  —  65)  Jahrbuch  der  k.  k.  geologischen  Reichsanstalt  1869.  XIX.  N.  2. 
Wien.  —  66)  Bulletin^  de  VAcadimie  Imp.  des  Sciences  de  St.  Petershow g.  T.  XIH 
N.  4.  5.    — •    67)  Der  Zoologische  Garten.     X.     N.  5.  6.    Frankfurt  a.  M.  1869. 

—  68)  Proceedings  of  the  American  Association  for  the  Advancement  of  Seiene«, 
16th  Meeting.  Cambridge  1868.  —  69)  Journal  of  the  Roy,  Geological  Society 
of  Ireland,  Vol.  II.  1.  Dublin  1868.  —  70)  The  Journal  of  the  Royal  Asiatie 
Society  of  Great  Britain  and  Ireland,     N.  Series.     Vol.  III.     PI.     London  1869. 

—  71)  Zeitschrift  für  das  Berg-,  Hütten-  und  Sali  neu- Wesen  in  dem  Preufsischen 
Staate.  Bd.  XVIL  2.  Lief.  Berlin  1869.  ~  72)  Mimoires  de  la  Soci€t€  imp. 
des  sdences  naturelles  de  Cherbourg.  T.  XIV.  Paris  1869.  —  73)  Prenfsischei 
Handelsarchiv.  1869.  N.  27— 37.  Berlin.—  74)  Reufse,  Strafsen-,  Orts-  und 
Flnfskarte  von  Kurhessen.  Maafsstab  1 :  96,000.  Cassel  1839.  —  75)  Ueber- 
aichtskarte  von  A.  v.  Humboldt's  Reise.     (Petermann^s  Mittheilungen  1869.) 


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XIX. 

Die    Ovahererö. 

Von  Josaphat  Hahn. 
(Schlofs  der  zweiten  Abtheilung.) 


Die  Sprache  der  Herero  ist  nicht  im  Mindesteo  mit  der  der 
Hottentotten  oder  Namaqaa,  wohl  aber  mit  der  KafFern-  und  manchen 
anderen  Negersprachen  verwandt.  Die  Hererosprache  bildet  die  süd- 
westliche Orenze  des  bis  jetzt  noch  namenlosen  grofsen  südafrikani- 
schen Sprachstammes,  welcher,  in  gröfserer  oder  geringerer  Verschie- 
denheit und  Abweichung,  in  mehr  originaler  oder  schon  mit  anderen 
Sprachst&mmen  vermischter  Form,  im  Süden  des  Aequators  auf  der 
West-  und  Ostküste,  wie  im  Innern  des  grofsen  afrikanischen  Conti- 
nents,  von  unzähligen  Völkerschaften  auf  einem  Flächenraame  von 
vielen  tausend  Quadratmeilen  geredet  wird. 

Wenn  eben  gesagt  wurde,  dafs  dieser  grofse  Sprachstamm  noch 
namenlos  sei,  so  war  das  nicht  ganz  richtig,  Die  portugiesischen  Mis- 
sionare in  Benguela  nennen  die  Sprache,  welche  die  Eingeborenen  in 
Congo,  Loango  etc.  reden,  Lingua  Bunda.  Dieser  Name  gründet  sich 
darauf,  dafs  weiter  im  Innern  des  Landes  eine  Nation  lebt,  welche 
Bunda  genannt  wird.  Darauf  hin  hat  man  begonnen,  alle  die  west- 
lichen Negerstämme  unter  dem  Namen  Bunda-Stämme  zu  begreifen. 
Für  die  westlichen  Sprachen  hat  daher  der  Collectivname  Bunda- 
Sprache  hier  und  da  Eingang  gefunden.  Man  hat  die  Sprachen  Snd- 
Afrika^s  auch  ^hamitische^  genannt,  doch  fehlt  bisher  noch  eine  Be- 
gründung dieser  Ansicht  Im  Grofsen  und  Ganzen  hat  sich  herausgestellt 
oder  wird  wenigstens  mit  Wahrscheinlichkeit  angenommen,  dafs  der 
grofse  südafrikanische  Sprachstamm  sich  in  drei  Zweige  theilt,  von 
denen  der  eine  an  der  Ostküste  unter  den  Kaffernstämmen  bis  Zan- 
2ibar  hinauf,   der  zweite  an  der  Westküste  unter  den  Bunda -Volkera 

Ztlttehr.  d.  0«sell8ch.  f.  Brdk.   Bd.  IV.  31 


482  Josaphat  Hahn: 

und  der  dritte  im  Inneren,  von  den  Betschuanen  nördlich  hinauf  In» 
zum  Aequator  oder  noch  darüber  hinaus,  gesprochen  wird.  Die  Ein- 
theilung  in  Eaffem-  und  Negerst&mme ,  resp.  Sprachen,  ist  jedenfalls 
ganz  und  gar  unbegründet,  denn  die  Kaffern  sind  auch  nichts  anderes 
als  Neger. 

Aus  den  Rheinischen  Missionsberichten  entnehmen  wir  folgende 
allgemeine  Bemerkungen  des  Missionars  Hugo  Hahn  über  die  Herero- 
sprache. „Es  ist  wohl  ohne  Zweifel,^  heifst  es,  dafs  das  Otyiherero 
einem  Sprachstamm  angehört,  der  sich  über  den  ganzen  südlichen 
Theil,  vielleicht  über  den  gröfsten  Theil  von  Afrika  ausbreitet.  Diese 
Hoffnung,  welche  ich  schon  lange  gehegt,  bewahrheitet  sich  immer 
mehr.  Das  Sitschuana  (Betschuanen -Sprache),  die  Kaffern-  und  Mo- 
zambiquersprache  sind  nahe  verwandt  mit  dem  Otyiherero,  nur  dafs 
das  Otyiherero  durch  die  Abgeschlossenheit  des  Volkes  bis  auf  die 
jüngste  Zeit  mehr  originell  ist;  es  hat  sich  freier  von  fremdartigen 
Bestandtheilen  gehalten  und  bedarf  derselben  nicht,  da  es  eine  so 
schöpferische,  den  Keim  der  Ausbildung  in  sich  selbst  tragende  Sprache 
ißt.  Das  Idiom  dieser  Sprache  ist  fast  ganz  dasselbe,  die  Verschieden- 
heit besteht  fast  nur  in  Wörtern,  obgleich  auch  da  grofse  A^nlichkdt 
sich  nachweisen  l&fst.  Nach  den  Nachrichten  des  Herrn  Oswell,  der 
bis  zum  lange  vermutheten  Ngamisee  zuerst  vordrang,  sprechen  aoeh 
jene  Nationen  eine  mit  dem  Sitschuana  verwandte  Sprache,  die  aber 
nach  den  Wörtern  zu  urtheilen>  die  er  aufgeschrieben  hat,  viel  ähn- 
licher dem  Otyiherero  ist.  Ebenso  ist  die  Sprache  der  Ovambö  ein 
Zweig  desselben  Stammes,  und  wer  eine  dieser  Sprachen  erst  inne 
hat,  der  kann  ohne  Mühe  eine  der  anderen  erlernen.  —  Wenn  bei 
allen  afrikanischen  Völkerschaften  die  Kenntnifs  ihrer  Sprache  ein 
Band  der  Freundschaft  ist,  wie  bei  den  Ovaherero,  dann  sind  mit  der 
Kenntnifs  derselben  die  Thore  zum  Herzen  Afrikas  geöffnet.  Wenn 
z.  B.  Ovaherero  hierher  kommen,  die  noch  nicht  wissen,  dafs  wir  ihre 
Sprache  kennen,  dann  sagen  unsere  Leute  stets  als  Empfehlung  für 
uns :  „sie  (die  Missionare)  sind  hiesige  Kinder,  Ovaherero,  sie  sprechen 
unsere  Sprache.^  Auf  Reisen,  wenn  wir  die  uns  Unbekannten  in  ihrer 
Zunge  anreden,  antworten  sie  oft  mit  einem  lauten  Jubelgescbrei,  und 
die  anfänglich  Schüchternen  drängen  sich  voll  Zutrauen  und  Freude 
um  uns,  um  selbst  die  weifsen  Ovaherero  zu  hören.  ^ 

Es  sei  erlaubt,  noch  einige  wenige  Bemerkungen  über  die  Herero- 
sprache  selbst  zu   machen^).     Das  Otyiherero  besitzt  eine  besondere 


*}  Die  nun  folgenden  Bemerkungen  stutzen  sieb  auf  die  Grammatik  der  Herer^ 
spräche  meines  Vaters,  des  Missionars  Hugo  Hahn. 


Die  Ovaherero.  483 

Weichheit  and  Harmonie  der  Laute,  es  ist  klangvoll,  biegsam  und 
schmiegsam.  Obgleich  dies  eine  Eigenthümlichkeit  aller  jener  Sprach- 
zweige des  grofsen  südafrikanischen  Sprachstammes  ist,  so  zeichnet 
sidi  doch  das  Otjiherero  durch  ein  grofseres  Maafe  des  Wohllautes  vor 
ihnen  aus,  weil  der  Yocalreichthum  der  Hererosprache  bedeutend  grö» 
fser  ist,  als  jener  anderen  Sprachen.  Dazu  kommt,  daTs  die  Ka£Fem- 
dialecte,  sowie  die  Zulusprache  die  übelklingenden  Schnalzlaute  der 
benachbarten  Namaqna  in  ihre  Sprache  mit  aufgenommen  haben. 
Ferner  finden  sich  in  diesen  Sprachen  die  rauhen  KehUaute,  welche 
das  holländische  g  noch  bei  weitem  übertreffen.  Viele  jener  Volkei^ 
Schäften,  wie  die  Betschuanen,  haben  starke  Nasenlaute,  und  bei  den 
meisten  nördlich  von  den  Herero  gelegenen  Stämmen  ist  ein  grofser 
Theil  der  Yocale  schon  verschwunden,  oder  contrafairt  und  elidirt 
worden. 

Eine  besondere  Eigenthümlichkeit  der  Hererosprache  ist,  dafs  jedes 
Nomien  substantiman  ein  Praeflwum  hat,  welches,  von  der  Wurzel  ge- 
trennt, keine  Bedeutung  hat,  aber  mit  dieser  verbunden,  derselben  erst 
ihre  nähere  Bestimmung  und  Eigenschaft  als  Hauptwort  giebt.  Dieser 
Snbstantivbildung  durch  Präfixe  analog  ist  die  der  Verbalformen  durch 
Affixe.  Ferner  hat  die  Sprache  einen  grofsen  Mangel  der  Casusbildung 
durch  Flexion  des  Nomens;  dieser  Mangel  wird  aber  hinreidiend  durch 
Präpositionen  oder  andere  Partikeln  mit  directiver  und  possessiver 
Kraft  ersetzt.  Auch  finden  für  die  Geschlechter  fast  gar  keine  unter- 
sdieidenden  grammatischen  Merkmale  statt.  Ein  grofser  Mangel  findet 
sich  endlich  in  der  Comparation,  für  welche  eigentliche  Formen  gänz- 
lich fehlen,  es  mnfs  diese  daher  durch  Umschreibung  gebildet  werden. 
Will  der  Herero  z.  B.  sagen:  „Dieser  Berg  ist  hoher  als  jener**,  so 
drückt  er  sich  folgen dermafsen  aus:    ondundu  indyi  yorkapita  indyim, 

d.  h.  wortlich:  Berg,  dieser  geht  vorbei  jenem  oder  übertrifft  jenen. 
Oft  ist  die  Umschreibung  aber  noch  viel   unbehülf lieber;  so  darf  man 

e.  B.  auf  Reisen  nie  fragen:  „welche  ist  die  gröfeere  von  beiden,  die 
nächste  Station  oder  die  folgende?^  sondern  man  mufs  etwa  sagen: 
„die  letzte  Station  ist  klein,  ist  die  erste  die  grofse?**  Die  Antwort 
darauf  ist  aber  nicht:  „sie  ist  grofser  oder  kleiner,**  sondern  einfach: 
„es  ist  so,**  oder  „es  ist  nicht  so.** 

Durch  die  Mission  ist  die  Hererospracbe  zur  Schriftsprache 
geworden  und  hat  ein  eigenes  Alphabet  EJs  sind  bereits  mehrere 
Bücher  im  Otjiherero  gedruckt  worden:  das  ganze  neue  Testament 
and  grofse  Auszüge  aus  dem  alten  Testament,  übersetzt  von  Hugo 
Hahn;  ebenso  die  Uebersetzung  von  Luthers  Katechismus,  von  einer 
Anzahl  Kirchenlieder  und  sonstige  Erzählungen  für  Lesebücher  in  der 
Schule  von  demselben  Verfasser.     Derselbe  hat  auch,   wie  schon  be- 

31» 


484  Josaphat  Hahn: 

merkt,  über  die  Hererosprache  eine  Orammatik  nebet  einem  Worter- 
bache  verfafst  und  drucken  lassen. 

Ungleich  schwerer  zum  Erlernen  als  das  Otyiherero  ist  die  Na- 
maqaasprache,  die  bis  jetzt  der  Mission  ein  nnuberwindlicbes  Hin- 
dernifs  gewesen  ist.     Die  Schwierigkeit  liegt  weniger  darin,    dafs  die 
Sprache  so  überaas  schwer  zo  verstehen  wäre;   denn  es  haben  schon 
etliche    Missionare  es   nicht  nar  zum   Verstehen,  sondern  auch  zam 
Schreiben  derselben   gebracht.     Neuerdings  hat  z.  B.    der  Missionar 
Krön  lein  grofse  Auszüge  aus  der  Bibel  in  die  Namaquasprache  über- 
setzt und  dieselben  dem  Druck   übergeben.     Jene  Schwierigkeit  liegt 
dagegen  in  der  Anssprache.     Die  bekannten  Schnalzlaute  sind  es, 
welche  ebenso  unerlfifslich  zum  richtigen  Ausdruck  des  Gedankens  als 
für  den  Fremden  unmöglich  zu  vollkommener  Nachbildung  sind.   We- 
nigstens gilt  das  Letztere  von  zweien  dieser  Schnalzlaute.    Unter  den 
Namaqua  steht  es  als  eine  ausgemachte  Thatsache  fest,  dafs  es  für 
Jeden,  der  nicht  von  Kindesbeinen  an  unter  ihnen  gelebt  und  gespro- 
chen hat,  unmöglich  ist,  ihre  Sprache  richtig  reden  zu  lernen.     Diese 
Eirfahrung  machen  sie  an  ihren  eigenen  Kindern,  die  ihre  Jugend  unter 
den  Colonisten  verlebt  and  holländisch  sprechen  gelernt  haben ;  kehren 
diese  zu  ihrem  Volke  zurück,  so  lernen  sie  nie  ordentlich  ihre  Mutter- 
sprache reden.    Amraal,  einer  der  angesehensten  Hänptlinge  unter  den 
Namaqua,  der  kürzlich  gestorben  ist,  konnte  nie,  obgleich  er  ein  Alter 
von  mindestens  90  Jahren  erreichte,  seine  Muttersprache  geläufig  re- 
den, weil  er  in  seiner  frühesten  Jagend  nicht  immer  zu  Hause  gewe- 
sen war.     Die  Bergdamra,  von  denen  bereits  früher  die  Rede  war, 
sprechen,  obwohl   sie  schon   seit  mehreren  Mensche  nähern  unter  den 
Namaqua  leben,  immer  mit  ihnen  verkehren   und  sogar  schon  längst 
ihre  Sprache  angenommen   und  die  eigene  ganz  verlernt  haben,  nar 
schlecht  den  Namaquadiaiect.     Bis  jetzt  hat  es  noch   kein  Missionar 
dahin  gebracht,  in  der  Namaquasprache  frei  zu  predigen.     Entweder 
braucht  man  Dolmetscher,  was  seine  grofsen  Schattenseiten  hat,  oder 
der  Missionar  schreibt  seine  Predigt  auf  und  verliest  sie  wörtlich.    Frei 
za  predigen  hat  seine  ebenso  grofisen  Bedenken,  wie  das  Dolmetschen, 
da  ein  einziger  verkehrter  Schnalzlaut  die  lächerlichsten  Mifsverständ- 
nisse    hervorrufen  und   den  ganzen  Eindruck  der  Predigt  verwischen 
kann.    Dafs  die  Namaquasprache  nach  den  Forschungen  des  Dr.  Bleek 
mit  der  Koptischen  aufs  Engste  verwandt  zu  sein  scheint,  davon  ist 
schon   anderen  Ortes  die  Rede  gewesen.     Wir  wenden  uns  mm  der 
näheren  Charakteristik  dieser  beiden  interessanten  Völker  za. 

Von  Natur  sind  die  Her  er  6  nicht  träge,  sie  zeigen  viel  Gkschick 
und  Neigung  im  Erlernen  von  Handarbeiten   oder  Handwerken;    sie 


Die  Ovaherord.  485 

sind  eine  sehr  praktisch  angelegte  Nation.  Aach  im  Unterricht  ver- 
rathen  sie  nicht  unbedeutende  Gaben ;  Sprachen  lernen  sie  wenigstens 
mit  bewundernswerther  Schnelligkeit.  Durch  die  Missionare  lernten 
manche  auch  den  Ackerbau  und  manches  andere  Nntzliche  mit  der 
gröfsten  Leichtigkeit.  Die  Herero  haben  ein  offenes,  fröhliches  (aber 
darchans  nicht  leichtsinniges)  Gemuth,  was  auch  schon  in  ihrem  Volks- 
namen ausgedruckt  zu  sein  scheint;  denn  ^hererä^  heifst  ^fröhlich  sein, 
frohlocken.^  Darnach  hiefse  ^Ovaherero^  das  „fröhliche,  muntere 
Volk.^  Ihre  Kameraden,  die  „Ova-mbandyeru,^  heifsen  „die  Betrüger,^ 
aus  welchem  Grunde  ist  uns  unbekannt.  —  Obwohl  die  Herero  ziem- 
lich erregbar  sind,  kann  man  sie  doch  nicht  Gefühlsmenschen  nennen, 
wie  ihre  sudlichen  Nachbarn,  die  Namaqua.  Während  die  Herero 
Verstandesmenschen  sind,  da  bei  ihnen  der  Verstand  vorherrscht, 
ist  für  die  Namaqua  eine  aufs  erordentliche  Entzündbarkeit  und 
Rührigkeit  durchaus  charakteristisch.  Die  Rührigkeit,  Reizbarkeit  und 
Entzündlichkeit  in  der  Natur  des  Namaqua,  die  gewifs  auch  ihre  gu- 
ten Seiten  hat^  birgt  aber  auch  zugleich  die  Nachtseiten  desselben  in 
sich.  Seine  Gefühle  verflackern  ebenso  leicht,  wie  sie  entflammt  wer- 
den, die  Eindrücke  sind  einem  jähen  Wechsel  unterworfen ;  die  Gren- 
zen des  Patriotismus,  den  die  Namaqua  in  hohem  Grude  besitzen,  und 
des  Egoismus,  des  Edelsinns,  soweit  davon  bei  ihnen  die  Rede  sein 
kann,  und  der  Gemeinheit  und  Rachgier  liegen  im  Charakter  des  Na- 
maqua dicht  bei  einander;  der  Drang  nach  Selbstständigkeit  und  Frei- 
heit wird  zur  wildesten  Zügellosigkeit  und  Ungebundenheit ;  der  be- 
ständige Trieb  nach  grofsen  Unternehmungen  und  tapferen  Thaten 
artet  leicht  in  Raubsucht  aus;  der  leichte  Sinn  verwandelt  sich  in 
Leichtsinn;  die  Wandelbarkeit  des  Charakters  ruft  alle  wilden  Leiden- 
schaften wach,  als  Jähzorn,  Zank,  Tobsucht,  Trunk,  Grausamkeit  und 
Bestialität. 

Dieser  tiefgreifende  Unterschied  in  den  Charakteren  bei- 
der Völker  zeigt  sich  besonders  in  ihrem  Verhalten  dem  Christenthnm 
gegenüber.  Die  Herero  wollen  stets  von  dem,  was  ihnen  gepredigt 
wird,  mit  Vernunftgründen  überzeugt  werden.  Die  Namaqua  dagegen 
werden  vom  Christenthum  leicht  erfafst.  Doch  hat  die  Erfahrung  die 
Missionare  gelehrt,  in  solchen  Fällen  sehr  vorsichtig  zu  sein;  denn  die- 
selben Leute,  die  unter  Bufsthränen  „im  Sack  und  in  der  Asche*^ 
laoren  und  herzzerreifsende  Bufspredigten  an  ihre  eigenen  Landsleute 
hielten,  sind  nur  zu  oft  einige  ^Monate  oder  Wochen  darauf  die  erbit- 
tertsten Feinde  und  Verfolger  der  Missionare  gewesen.  Darum  fafst 
das  Evangelium,  wenn  es  einmal  einen  Herero  ergriffen  hat,  meist 
viel  tieferen  und  bleibenderen  Grund  bei  ihm  als  bei  einem  Namaqua. 


486  Josaphat  Hahn: 

Obwohl  der  Hererö  leicht  in  Zorn  geräth,  so  ist  er  doch  nichts 
weniger  als  rachgierig,  und  ob  er  schon  in  seiner  Sprache  keine  eigent- 
üche  Bezeichnung  fSr  ^Dankbarkeit^  besitzt,  so  ist  ihm  diese  Tagend 
doch  keineswegs  fem  and  anbekannt,  sondern  sie  wird  hoch  geschätzt 
Eltern-,  Kinder-  und  Oeschwisterliebe  ist  bei  ihnen  sehr  stark  und  aas- 
geprägt. Es  ist  zum  Beispiel  nicht  unerhört,  dals  Eltern  sich  beim 
Verluste  eines  Kindes  aus  Schmerz  hierüber  selbst  entleiben.  —  Die 
Herero  sind  solide  und  haushälterisch  und  neigen  darin  zum  Geiz  und 
sind  hierin  wiederum  das  Oegentheil  von  den  Namaqua.  Dem  Tranke 
sind  sie  abgeneigt  und  Feinde  der  Branntweinhändler.  Nichts  weniger 
als  putzduchtig  and  eitel  verwerfen  sie,  gerade  amgekehrt  als  die  Na- 
maqua, bei  der  Auswahl  von  Kleidangsst&cken,  die  grellen  und  bunt- 
farbigen Stoffe  und  wählen  die  schlichtesten  und  dauerhaftesten.  Im 
übrigen  characterisirt  die  Herer6  ein  ruhiges  und  friedliches  Volks-  und 
Familienleben.  Ihre  Hauptfehler,  wie  bei  allen  Heidenvolkern,  sind 
Loge  und  Sinnlichkeit.  Doch  bei  aller  geistigen  und  sinnlichen  Ver- 
kommenheit liegt  schon  darin  eine  nicht  unbegründete  Hoffnung  zu 
ihrer  Besserung  durch  das  Christenthum,  dafs  sie,  wie  die  meisten  Ne- 
gervölker, von  sich  selbst  im  Grunde  ziemlich  gering  denken,  oder  we- 
nigstens die  Ueberlegenheit  der  Weifsen  in  allen  Dingen  bereitwillig 
anerkennen.  Hierin  liegt  aber  wieder  ein  tiefgreifender  Unterschied 
in  den  Charakteren  beider  Völker;  denn  die  Namaqua  stellen  sich  in 
ihrem  merkwürdig  starren  Hochmuthe  sogar  über  die  Weifsen  und  ver- 
fichten  alles,  was  nicht  Namaqua  heifst.  Aufser  dem  Branntwein  ist 
es  höchstwahrscheinlich  gerade  dieser  unbeogsame  Hocbmuth,  diese 
schroffe  Haltung  und  Abgeschlossenheit  allen  anderen  Nationen  gegen- 
über, was  eine  reifsend-schnelle  Abnahme  der  Seelenzahl  bei  den  Na- 
maqua herbeifuhrt;  während  vor  circa  200  Jahren  die  Namaqua  im 
Grofsen  und  Ganzen  reichlich  600,000  Köpfe  gezählt  haben  sollen, 
wird  ihre  Zahl  jetzt  auf  50—70,000  taxirt 

Die  Herero  haben,  ebenso  wie  die  meisten  afrikanischen  Völker, 
nur  sehr  unbestimmte  Ideen  von  Zeit  und  Entfernung,  doch  darf 
uns  dies  nicht  zu  sehr  Wunder  nehmen,  wenn  wir  uns  erinnern, 
wie  nicht  selten  die  mangelhaften  Begriffe  unseres  Landvolkes  über 
Raum  und  Zeit  dazu  geeignet  sind,  einen  Touristen  in  Verzweiflung 
zu  bringen.  Bei  den  Herero  ist  dies  freilich  noch  schlimmer;  zu 
der  Unwissenheit  kommt  noch  hinzu,  dafs  es  manchem  das  gröfete 
Vergnügen  macht,  mit  dem  einfältigsten  Gesichte  von  der  Welt  den 
Reisenden  durch  die  dümmsten,  ausweichendsten  Antworten  in  Un- 
gewifsheit  zu  erhalten,  und  mit  dem  ernstesten  Gesichte  aufs  Schänd- 
lichste zu  belügen.     Andere,  die  auch  den  besten  Willen  haben,  dem 


Die  Oiraherer($.  487 

fVemden  zu  dienen,  können  dies  oft  nicht  wegen  der  Unklarbeit  ihrer 
Oits-  und  Zeitbegrifife.  Wenn  man  zu  diesen  sagt:  ^angenommen,  wir 
gehen  bei  Sonnenaufgang  ab  von  hier;  wo  wird  die  Sonne  stehen,  wenn 
wir  in  X  ankommen  ?^  so  zeigen  sie  ganz  witlkohrlich  nach  dem  Hirn- 
mel ,  obgleich  Pie  so  etwas  von  Astronomen  sind  and  mehreren  Ster- 
nen Kamen  geben.  Doch  giebt  es  auch  unter  den  Hererd  in  dieser 
fieziebung  recht  viele  lobenswerthe  Ausnahmen.  Manche,  nicht  nur 
solche,  die  etwas  mehr  in  BerShrung  mit  Bnropfiern  gekommen  sind, 
sondern  auch  manche  andere  können  nach  dem  Stande  der  Sonne  sehr 
genau  die  Tageszeiten  bestimmen.  Auch  können  diese  bestimmt  an- 
geben, wieviele  Tagereisen  ein  Ort  von  dem  anderen  entfernt  ist,  wäh- 
rend bei  den  anderen  die  Unwissenheit  in  allen  numerischen  Vorstel- 
lungen sehr  belästigend  ist,  obwohl  sie  ziemlich  weit  zu  zfihlen  im 
Stande  sind.  —  In  Anbetracht  dessen,  dafs  die  Herero  Naturmenschen 
oder  Wilde  sind  und  deswegen  den  Instinkt  der  Oertlichkeit  stark  ent- 
wickelt haben  sollten,  sind  sie  schlechte  Fuhrer  auf  Reisen.  Es  ist 
schwer  die  Vorstellungen  eines  Europäers  von  einem  Lande  mit  den- 
jenigen eines  Eingeborenen  zu  vergleichen,  weil  beide  dasselbe  auf 
so  verschiedene  Weise  betrachten  und  ihre  Aufmerksamkeit  auf  so  ganz 
verschiedene  Dinge  richten.  Ein  Herero  verallgemeinert  nichts;  so  hat 
er  z.  B.  keinen  Gesammtnamen  für -einen  Flufs,  dagegen  fast  fElr 
jede  einzelne  Strecke  desselben  einen  anderen  Namen.  Die  Bezeich- 
nung ^Zwachaub*'  für  den  grofsten  Flufs  in  Hereroland  ist  ein  Namaqua- 
Kame,  es  giebt  aber  kein  Herero- Wort  fUr  den  ganzen  Strom.  Fer- 
ner: ein  Herero,  der  den  Weg  .von  A  bis  B  und  auch  von  B  nach  C 
genau  kennt,  wurde  von  einer  geraden  Strecke  von  A  bis  C  kaum 
eine  Vorstellung  haben;  denn  er  hat  keine  Karte  vom  Lande  in  sei- 
nem Geiste,  sondern  eine  Unzahl  ortlicher  Einzelheiten.  Er  erinnert 
sich  an  jeden  Baumstumpf  oder  Stein  etc.,  und  je  kindischer  die  Ge- 
genstände sind,  desto  stärker  scheint  er  sich  daran  zu  erinnern.  Wenn 
der  Reisende  daher  zu  seiner  Hererodienerschaft  sagte:  „ich  will  an 
der  Seite  des  Berges  übernachten,  wo  das  Flufsbett  dicht  an  seinem 
Fnfse  vorbeigeht,*  so  wurden  seine  Leute  den  Platz  durch  diese  Be- 
schreibung wohl  kaum  erkennen.  Wenn  man  aber  etwa  sagte:  „unter 
der  Mimose  ein  wenig  an  der  anderen  Seite  des  Ortes,  wo  der  roth 
und  weifs  gefleckte  Ochs  mit  den  langen  schwarzen  Hörnern  brfillte, 
als  der  schwarze  Ochs  vor  ihm  war  und  Kamupindi  seinen  Speer  fal- 
len liefs  etc.  etc.,*  so  wurde  jeder  Herero  aus  der  Reisegesellschaft 
die  Stelle  genau  begreifen,  welche  gemeint  wäre.  Der  Herero  wählt 
eben  seinen  Weg  Schritt  für  Schritt  und  denkt  nicht  im  Traume  daran, 
«ine  bestimmte  Richtung  zu  nehmen  und  sich  nach  ihr  zu  halten.    Seine 


488  Josaphat  Haha: 

ganzen  Beobachtangen  sind  auf  Spuren,  Steine,  Stocke,  BSsche  and 
Bäume  eto«  gerichtet,  und  er  sieht  beständig  auf  den  Boden  nieder  und 
nicht  um  sich  her. 

Die  Zeitrechnungen  bei  den  Herero  gehen  nicht  nach  Tagen, 
Monaten  und  Jahren,  sondern  nach  den  Jahreszeiten,  nach  de» 
Regen-  und  trocknen  Zeiten.  Fragt  man  also  einen  Herero,  wie  alt 
er  sei,  so  zahlt  er  nach  den  Regenzeiten,  die  er  erlebt  hat.  Hier* 
mit  verwandt  erscheint  die  Zählung  der  Jahre  nach  Wintern,  was  wir 
bei  den  altgermanischen  Stämmen  der  Gothen  und  Angelsachsen 
wiederfinden.  —  Mit  der  Zeitrechnung  der  Jahre  nach  den  Jahres- 
zeiten bei  den  Herero  scheint  ihre  Berechnung  der  Tage  nach  Näch- 
ten zusammenzuhängen.  Es  ist  ja  auch  im  Grunde  die  Nacht,  welche 
den  einen  Tag  von  dem  anderen  trennt  oder  scheidet,  wie  der  Winter 
oder  die  Regenzeit  das  eine  Jahr  vom  anderen.  Darum  zählten  nicht 
nur  die  Ijbischen  Nomaden  und  die  alten  Gallier  und  Germanen  ihre 
Tage  nach  Nächten,  sondern  dieser  Sitte  folgen  theil weise  noch  heute 
die  Engländer  sowie  auch  die  Araber. 

Sehr  interessant  sind  die  socialen  Zustände  bei  den  Herero. 
EtfS  ist  z.  B.  sehr  bemerk enswerth,  dafs  die  Hererofrauen  bei  weitem  nicht 
alle  häuslichen  Arbeiten  zu  verrichten  haben,  sondern  sich  mit  den 
Männern  darin  theilen.  Bei  den  meisten  afrikanischen  Völkerschaften, 
wie  bei  den  Betschuanen,  Bajeje,  Makololo,  Zulu,  Kaifern,  Namaqoa 
etc.,  wäre  das  etwas  ganz  Unerhörtes.  Während  das  Aufrichten  der 
Hütten  bei  den  Herero  merkwürdigerweise  gerade  das  Geschäft  der 
Frauen  ist,  fällt  den  Männern  die  Aufgabe  zu,  das  Dornenverhau  oder 
„Kraal^  darum  zu  machen,  Brunnen  zu  graben,  das  Vieh  zu  tränken 
und  zu  hüten,  hölzerne  Gefäfse  zu  fabriciren,  auf  Jagd  und  Raub  aus- 
zugehen oder  am  „Okurno^  (Feuerheerde)  zu  sitzen  und  Taback  m 
rauchen.  Die  Frauen  müssen,  aufser  dem  Hüttenban,  das  Viehmelken 
verrichten  (was  jedoch  auch  die  Männer  tbun),  die  Kinder  beaniisich* 
tigen,  die  sie  meistens  auf  dem  Rucken  tragen,  Brennholz  suchen« 
wilde  Wurzeln  graben  und  irdene  Gefäfse  anfertigen.  Abends  sitzen 
Männer  und  Frauen  zusammen,  singen  und  schwatzen,  oder  tanzen 
auch  wohl  ihren  „Ongangura^,  wobei  sie  im  Kreise  stehn,  mit  den 
Füfsen  auf  den  Boden  stampfen,  die  Arme-  in  die  Höhe  halfen,  um  die 
Hörner  der  Rinder  nachzuahmen,  und  dabei  brüllen.  Es  ist  dies  ein 
höchst  geschmackloser  Tanz.  Abends  tanzen  die  Herero  auch  gern 
ihr  „Outyinä^,  namentlich  die  Mädchen.  Sie  stehen  dabei  ebenfalls  im 
Kreise,  klatschen  mit  den  Händen,  singen  und  machen  allerlei  Panto- 
mimen. Auf  ein  gegebenes  Zeichen  laufen  sie  auseinander  und  kom- 
men dann  wieder  zusammen.  Es  ist  dies  ein  Tanz,  der  auf  ünsitt- 
lichkeit  berechnet  ist,  und  der  deshalb  auf  den  Missionsstationen  nicht 


Die  Ovahererd.  489 

geduldet  wird,  während  man  sonst  die  Maxime  verfolgt,  alle  heidni- 
schen Gebrfincbe  bestehn  zu  lasisen,  so  lange  sie  nicht  der  Einführung 
der  Gultnr  und  des  Christenthums  zuwider  sind. 

Bei  den  Herero  bestehen  drei  Formen  des  ehelichen  Verhält- 
nisses: Monogamie,  Polygamie  und  Polyandrie.  Die  ursprüngliche 
Form,  die  auch  noch  vielfach  besteht,  ist  die  Monogamie.  Die  Poly- 
gamie scheint  erst  später  aufgekommen  zu  sein  und  ist  ziemlich  allge- 
mein, doch  ist  dabei  eine  Frau  immer  die  erste  und  „grofse^  Frau. 
Die  Frauen  bei  den  Herero  sind  durchaus  nicht  unterdruckt,  sondern 
nehmen  eine  sehr  freie  Stellung  ein,  so  hat  z.  B.  des  Häuptlings  Mut- 
ter einen  ganz  bedeutenden  Einflufs  im  Stamme;  ebenso  geht,  wie 
frSher  bemerkt  wurde,  die  Häuptlingswürde  nicht  immer  auf  dessen 
Sohn,  sondern  sehr  häufig  auf  den  ältesten  Sohn  seiner  Schwester  über. 
Die  Hererofrauen  haben  in  der  That  nicht  viel  Ursache  zu  klagen ;  sie 
sind  werth volle  Gehülfinnen  und  geniefsen  als  solche  auch  die  nöthige 
Ehrerbietung.  Die  Folge  davon  ist,  dafs  die  Herrschaft  im  Ehestande 
nicht  so  sehr  von  Gewalt  oder  Interesse,  sondern  vielmehr  von  Zunei- 
gung abhängt.  Ein  Herero  wird  deshalb  seine  Frau  höchst  selten 
schlagen,  und  wenn  er  es  thut,  so  läuft  sie  davon  und  er  hat  das 
Nachsehen.  Galton  giebt  einige  interessante  Notizen  über  die  He- 
rero-Damen  und  Herren  seiner  Reisegesellschaft.  „Die  Achtung  des 
Mannes  vor  der  Frau,^  sagt  er,  „war  eine  grofse  Schwierigkeit  in  Be- 
zug auf  Disciplin,  denn  ich  hatte  die  Damen  meiner  Reisegesellschaft 
oft  zu  bestrafen  und  konnte  die  Männer  nicht  dazu  bringen,  dafs  sie 
dieselben  für  mich  prügelten,  uud  ich  war  natürlich  viel  zu  galant,  als 
dals  ich  dies  durph  andere  Hände  hätte  tbun  lassen.  Sie  ärgerten  mich 
mit  ihrem  fortwährenden  Plaudern  fast  zu  Tode;  ich  mufs  aber  zuge- 
stehen, dafs  sie  viele  gute  Eigenschaften  in  ihrem  Charakter  haben. 
Sie  waren  z.  B.  aniserordentlich  geduldig,  wenn  auch  nicht  weiblich 
nach  unseren  Ideen.  —  Ein  Hauptnutzen  der  Frauen  in  meiner  Gesell- 
schaft war  der,  dafs  sie  jeden  Plan  oder  jedes  Geheimnifs  ausfindig 
machten,  welche  die  Eingeborenen,  unter  denen  ich  mein  Lager  auf- 
geschlagen hatte,  sorgfältig  zu  verbergen  suchten.  Erfahrung  sagt  uns 
zweierlei:  erstens,  dafs  es  den  Frauenzimmern  Vergnügen  macht,  jedes 
anderen  Geheimnisse  einander  mitzutheilen ;  zweitens,  dafs  Ehemänner 
und  Ehefrauen  einander  gegenseitig  alles  erzählen,  was  sie  wissen. 
Daher  hatten  die  verheiratheten  Frauen  meiner  Reisegesellschaft,  so- 
bald ich  in  der  Nähe  eines  Platzes  hielt,  sehr  bald  alle  Geheimnisse 
der  Bewohner  ausfindig  gemacht,  welche  sie  sofort  ihren  Männern  und 
diese  mir  erzählten.  Es  war  dies  ein  Spionirsystem,  welches  sich  für 
mich  auf  meinen  Reisen  höchst  vortheilhaft  erwies.^     Soweit  Galton. 

Schliefslich    ist    noch  eine  häfsliche   Sitte    zu  erwfihnen,   welche 


490  Josaphat  Hahn: 

sehr  nahe  an  Polyandrie  grenzt.  Sie  tritt  bei  den  Herer6,  wie  bei 
allen  jenen  Völkern  auf,  ist  bei  den  Hererö  indessen  nichts  weni- 
ger als  allgemein,  sie  kommt  im  Oegentheil  siemlidi  selten  vor.  Diese 
Sitte  besteht  darin,  dafs  sich  suweiien  einige  Männer  tu  Güter-  und 
Fraaengemeinschaft  verbinden.     Die  Hererö   nennen  dies  ^Oapanga^. 

Die  Hererö  heirathen  schon  siemlich  fr6h,  die  Mfinner  etwa  vom 
1 6ten,  die  Frauen  vom  1 2ten  oder  1 3ten  Jabre  ab.  Die  Verlobungen 
werden  oft  sehr  früh  unter  den  Kindern  geschlossen.  Nicht  selten 
wird  einem  kleinen  M&dchen,  oft  schon  bei  der  Geburt,  ein  Angebinde 
oder  Pfand  überreicht,  wodurch  der  Geber  dasselbe  fSr  seine  cnkfinf- 
tige  Frau  erklart. 

Das  Verh&ltnifs  zwischen  Eltern  und  Kindern  bei  den 
Hererö  ist  ein  sehr  schönes  und  pietfitsvolles.  Wie  der  Hfinptling  der 
Patriarch  des  Stammes,  so  ist  der  Vater  der  Patriarch  der  Familie. 
Für  die  Piet&t  der  Kinder  zu  den  Eltern  spricht  am  schönsten  die 
rührende  Sitte,  dafs  der  Hererö  bei  den  Thr&nen  seiner  Mutter  schwort. 

Von  einer  ausgebildeten  Justiz  kann  bei  den  Hererö  nicht  die 
Rede  sein.  Der  Häuptling  ist  der  oberste  Richter  des  Stammes, 
er  hat  in  allen  wichtigeren,  aber  auch  manchen  unwichtigen  Dingen 
nach  eigenem  Gutdünken  zu  entscheiden;  er  hat  sogar  Gewalt  über 
Leben  und  Tod,  doch  die  wenigsten  Häuptlinge  machen  Gebrauch  von 
diesem  Recht,  und  zwar  aus  politischen  Gründen:  erstens  hat  nicht 
jeder  Häuptling  das  Ansehen  und  die  Mittel,  einen  Todesbefebl  rar 
Ausführung  zu  bringen,  und  wenn  er  auch  im  Besitz  davon  ist,  mufs 
«r  die  Rache  der  Verwandten  des  Verurtheilten  furchten.  Nur  starke 
und  energische  Häuptlinge  machen  darin  eine  Ausnahme. 

Neben  der  richterlichen  Gewalt  des  Häuptlings  existirt  bei  den 
Hererö  das  Faustrecht,  besonders  die  Blutrache.  Wird  jemand 
bei  ihnen  ermordet,  so  sind  die  nächsten  Verwandten  verpflichtet,  sei- 
nen Tod  zu  rächen.  Doch  kann  die  Angelegenheit  —  und  dies  ge- 
schieht auch  in  der  Regel  —  auf  gütlichem  Wege  abgemacht  werden, 
wenn  der  Mörder  oder  dessen  Angehörigen  sich  dazu  verstehen,  eine 
Sühne  zu  entrichten,  welche  immer  aus  einer  Anzahl  Rindern  besteht 
Hieraus  darf  man  aber  nicht  den  Schlufs  ziehen,  dafs  bei  den  Hererö 
ein  Menschenleben  sehr  gering  geschätzt  würde,  sondern  es  ist  ein 
Beweis  für  den  aufserordentlich  hohen  Werth  der  Rinder  in  den  Augen 
dieses  Volkes,  wovon  früher  bereits  die  Rede  war.  Dies  Verfahren 
bei  der  Blutrache  mufs  uns  unwillkfihrlich  an  die  ähnliche  Form  der 
Blutrache  bei  unsern  altgermanischen  Vorfahren  erinnern. 

Der  Blutrache  im  Kleinen  entsprechen  im  Grofsen  die  Fehden 
zwischen  den  einzelnen  Stämmen.     Da  kein   gemeinsames  Oberhaupt 


Die  Ofahcrerd.  491 

^  ist,  mafs  das  Famtrecht  in  atreitigen  Dingen  entscheiden.  Viel- 
kieht  lockt  eine  schone  Heerde  die  Habgier  eines  Häuptlings,  er  über- 
fällt die  Hirten  and  fahrt  im  Triumphe  die  Beute  heim.  Repressalien 
folgen,  and  oft  zieht  sich  eine  Fehde  Jahre  lang  hin,  bis  sie  mit  ir- 
gend einem  Vergleiche  oder  meistens  einer  entscheidenden  Demüthi- 
gang  des  einen  oder  des  anderen  endigt.  Hierbei  ist  aber  bemerkens- 
werth,  dafs,  wenn  ein  Stamm  den  anderen  gänzlich  besiegt  oder  za 
Grande  gerichtet  hat,  der  Sieger  dem  Besiegten  als  einen  Beweis  seiner 
Gnade  einen  Theil  des  geraubten  Viehes  zarückgiebt,  wodurch  er  zu- 
gleich selbst  gegen  Wiedervergeltung  und  der  Besiegte  gegen  fernere 
Aflgriffe  gesichert  ist.  Eine  sehr  humane  and  kluge  Handlungsweise, 
durch  welche  verhindert  wird,  dafs  der  Besiegte  schliefslich  zu  den 
äofoersten  Mitteln  der  Rache  eines  Verzweifelten  getrieben  wird. 

Wir  gehn  nnn  zn  den  äufseren,  gesellschaftlichen  Sitten  und 
Gebräuchen  dieses  Volkes  aber.  —  Sehr  merkwürdig  sind  bei  den 
Herero,  wie  auch  bei  anderen  afrikanischen  Volkern,  dieBegrüfsungs- 
flfidBewirthungsceremonien,  denen  sich  Fremde  wie  Einheimische 
ohne  Unterschiede  unterwerfen  müssen.  Nachdem  die  ersten  Begrü- 
ÜNingen,  von  denen  gleich  die  Rede  sein  wird,  vorüber  sind,  mufs  der 
Fremdling,  wenn  er  ein  hoher  Gast  ist  und  speciell  zum  Häuptling 
will,  aaf  allen  Vieren  durch  die  nur  2 — 2\  Fufs  hohe  und  ebenso  enge 
ThSre  in  die  geräumige  Hütte  des  Häuptlings  kriechen.  Man  setzt 
ihm  dann  ein  hölzernes  Geschirr,  aus  einem  einzigen  Stücke  gehöhlt, 
^Ehoro''  genannt,  vor.  Dies  Gefäfs  ist  mit  sauerer  Milch  gefüllt  und 
oben  auf  der  Milch  schwimmt  eine  ganze  Decke  von  ertrunkenen  Flie- 
gen und  von  Schmutz.  Solch  ein  Topf  darf  nie  gereinigt  werden,  und 
er  wird  vom  Vater  aof  den  Sohn  a.  s.  w.  vererbt.  Aus  des  Häuptlings 
Milchgefäfs  darf  weder  eine  Frau  noch  ein  Kind  trinken.  Der  Fremde 
darf  bei  dem  Genufse  dieser  Milch  durchaus  keinen  Ekel  verrathen, 
wenn  er  nicht  als  unanständig  gelten  und  den  Häuptling  tödtlich  be- 
leidigen will.  Langt  man  dagegen  mit  dem  hölzernen  Löffel  wacker 
la  von  der  mit  Schmutz  and  Fliegen  verunreinigten  Milch,  dann  ist 
des  Häuptlings  Gunst  gewonnen. 

Wenn  die  Herero  Besuch  erhalten,  so  sind  die  ersten  Empfangs- 
ceremonien  folgende.  Der  Fremde  bleibt  aufserhalb  des  Verhaues, 
womit  jedes  Dörfchen  umgeben  ist,  stehen  und  stützt  sich  nachlässig 
auf  seinen  langen  Bogen  oder  Assagai.  Nach  einer  Weile,  oft  erst 
nach  einer  Stande  und  darüber,  kommen  der  Häuptling  oder,  wenn  dieser 
abwesend  ist,  andere  Dorfbewohner  und  beginnen  folgende  Begrüfsungs- 
feierlichkeit,  bei  der  man  ad  libitum  sitzt  oder  steht.  Der  Häuptling 
redet  den  Ankommenden,  wenn  es  ein  einzelner  ist,  mit:  „Kora!*  an; 


492  Josaphat  Hahn: 

sind  es  mehrere,  so  sagt  er:  ^Eore^^,  d.  h.  ^ersfible^  oder  „erzihlt^ 
Der  Fremde  antwortet:  „iode*^,  d.  h.  ^nein^.  Dann  geht  es  folgeDde^ 
malsen  weiter: 

Häuptling:  ^Kora!"  „erzähle!** 

Fremder:  „inde,  ind^^,  „nein,  nein**. 

H.:  „Koral**  „erzähle I** 

Fr.:  „inde  vanga^,  d.  h.  „nein,  darchans  nicht**. 

H.:  „Eor'omämbo**,  d.  h.  „erzähle  Worte  oder  Geschichten*^. 

Fr.:  „hin'omambo**,  oder  „hin'omamb'**,  d.  h.  „ich  weiTs  kerne 
Geschichten." 

Bleibt  nun  der  Fremde  unerbittlich,  so  kommt  schliefsUcb  die 
eigen thüm liehe  Aufforderung  von  Seiten  des  Häuptlings :  „kor'ovizese**, 
d.  b.  wortlicb:  „erzähle  Lügen**,  was  so  viel  heifsen  soll,  wie  bei  ods: 
„Anekdoten,  Gerüchte  oder  Zeitungsenten**.  Endlich  kommen  dann 
die  Neuigkeiten,  und  es  mufs  alles  ausgekramt  werden,  was  auf  der 
Onganda,  woher  der  Fremde  stammt,  oder  sonstwo  vorgefallen  ist,  wo- 
bei es  auf  Wahrheit  oder  Dichtung  nicht  ankommt.  Während  dessen 
unterläfst  es  der  Erzählende  nicht,  seine  Zuhörer  wiederholt  darauf 
aufmerksam  zu  machen,  dafs  er  sehr  guten  Appetit  mitgebracht  habe. 
Wenn  der  Fremde  seine  Erzählung  geendet  hat,  werden  die  Rollen 
in  Fragen  und  Antworten  ausgetauscht  und  mit  denselben  Umständ- 
lichkeiten von  vorne  an  wiederholt.  Endlich  wenn  diese  Ceremonie 
ihr  Ende  erreicht  bat,  wird  ein  Gefäfs  mit  Milch  gebracht,  woran  der 
Fremde  sich  labt.  Dann  wird  er  in  die  Onganda  geführt,  wo  er  am 
Berathungsfeuer  „Okuruo**  vor  des  Häuptlings  Wohnung  von  einigen 
Kriegern  empfangen  wird  und  bald  gemächlich  seine  Pfeife  schmaucht 
Nachdem  er  nun  von  Zeit  zu  Zeit  auf  seinen  leeren  Magen  faingedeo- 
tet  hat,  wird  ein  Schaaf  geholt,  geschlachtet  und  ein  gemeinsamer 
Schmaus  veranstaltet;  der  Fremde  ist  dann  völlig  wie  zu  Hause. 

Merkwürdig  ist  bei  den  Herero  die  Art  der  Autorisirung  von 
Botschaften.  Der  betreffende  Absender  giebt  dem  Boten  irgend  ein 
Zeichen  mit.  Häuptlinge  nehmen  gewöhnlich  einen  Stock,  schneiden 
bestimmte  Kerben  hinein  und  geben  diesen  Stock  dem  Boten  mit  aof 
den  Weg.  An  den  bestimmten  Kerben  wird  dann  die  Richtigkeit  der 
Botschaft  erkannt.  Die  Missionare  binden  gewöhnlich  ein  buntes 
Taschentuch  an  einen  Stock  und  geben  dies  dem  Boten  mit,  wenn  sie 
einen  solchen  aussenden.  Zuweilen  wurde  indefs  die  Autorität  der 
Missionare  von  Spitzbuben  in  dieser  Hinsicht  mifsbraucht.  Einige  we- 
gen Dieberei  oder  Todtschlages  von  ihren  Stammesgenossen  vertriebene 
Schelme  erbettelten  sieb  zuweilen  auf  einer  Missionsstation  ein  zer- 
lumptes Tuch  oder  ein  zerrissenes  Blatt  Papier.  Dies  banden  sie 
an  einen  Stock  und  kehrten  dann  keck  zu  ihrem  Stamme  zurück.    Un- 


Die  Orahererd.  493 

ter  YorzeigaDg  jener  Botenzeichen  machten  sie  dann  im  Namen  der  Mis- 
sionare die  anverschämtesten  Forderungen  an  Vieh,  denen  dann  auch 
schlennigst  und  ohne  Widerrede  Folge  geleistet  warde.  —  Hierbei  ist 
zo  bemerken,  dafs  jeder  Bote  bei  den  Herero  während  seiner  Function 
sacrosanct  ist.  —  In  gleicher  Weise  fahrten  sie  sich  bei  einigen  Nach- 
barstfimmen ein  und  machten  sich  dann  zuletzt  mit  dem  erlangten 
Vieh  aber  alle  Berge. 

Die  Art  der  Kriegführung  bei  den  Herero  unter  einander  be> 
steht  meistens  mehr  in  Neckereien.  Zu  einer  eigentlichen  Schlacht 
kommt  es  zwischen  den  einzelnen  Stämmen  nie  oder  höchst  selten. 
Meist  begnügt  man  sich  damit,  einander  die  Heerden  wegzunehmen 
nnd  vielleicht  die  Hirten  zu  tödten.  Zuweilen  überfällt  man  auch  die 
Ongandä  (Dorf)  und  mit  dem  Grauen  des  Tages  sucht  man  unvermerkt 
einzudringen.  Die  Zugänge  zu  einer  Ongandä  sind  mit  Dombäumen, 
deren  stachelige  Kronen  nach  aufsen  gekehrt  sind,  geschlossen.  Hat 
man  diese  erst  heimlich  entfernt,  dann  stürzt  man  auf  die  Rinder  los, 
die  sich  überall  zwischen  den  runden  Hütten  gelagert  haben,  und  sucht 
sie  in's  Freie  zu  treiben.  Sobald  die  Eigenthümer  dies  merken,  eilen 
sie  herbei  und  suchen  es  zu  verhindern.  Es  fallen  dabei  gewohnlich 
Dicht  viele,  und  nur  sehr  selten  kommt  es  vor,  dafs  ein  eigentliches 
Handgemenge  entsteht;  dies  geschieht  nur  wenn  man  es  bei  dem  An- 
griff mehr  auf  die  Menschen,  als  auf  das  Vieh  abgesehen  hat.  —  Ist 
der  angreifende  Theil  siegreich  gewesen,  so  zieht  er  trotzdem  so  schnell 
wie  nur  irgend  möglich  davon.  So  oft  man  nun  mit  der  Beute  bei 
einer  befreundeten  Ongandä  vorbeikommt,  —  der  Weg  fuhrt  nie  durch 
dieselbe  — ,  wird  ein  Triumphzug  gehalten.  Man  schliefst  sich  dabei 
eng  an  einander  an.  Einer,  der  Anfuhrer,  tanzt  und  springt  dem 
Haufen  voran  und  rühmt  sich  mit  den  vollbrachten  Heldenthaten.  Der 
ganze  Trupp  springt  dann  im  Takte  und  schwingt  die  Speere.  Dabei 
stofsen  die  Krieger  in  kurzen  Zwischenräumen,  indem  sie  die  Hände 
vor  den  Mund  halten,  einen  eigenthümlichen  Kehllaut  aus,  wie:  ^ho^, 
«ho''  etc.,  was  sich  ans  der  Ferne  wie  das  kurz  abgebrochene,  abge- 
setzte Bellen  eines  Hundes  anhört.  Man  nennt  dies  Ombimbi  oder 
Eriegsgesang.  Derselbe  besteht  aber  nicht  blofs  aus  diesen  merkwür- 
digen Kehllauten,  sondern  es  ist  auch  eine  Art  Wechsclgesang  damit 
verbunden,  in  welchem  die  Helden  ihre  Thaten  berichten.  Derjenige 
nämlich,  welcher  dem  Trapp  vorausspringt,  wirft  Fragen  auf,  die  sich 
auf  die  vollbrachten  Thaten  (etwa  die  Ermordung  eines  Wehrlosen, 
eines  Weibes  oder  Kindes)  beziehen,  und  der  Chor  antwortet  darauf 
und  schliefst  jedesmal  mit  jenem  ^ho^,  „ho^.  Sind  die  Sieger  zu 
Hause  angekommen,  so  findet  ein  feierlicher  Einzug  statt.  Sobald  aus 
der  Ferne  das  dampfe  „ho*  —  »Ijo^  —  jjho**  gehört  wird,  entsteht  ein 


494  Josaphat  Hahn: 

ungeheoerer  Jabel  aaf  dem  Platze.  Mit  Ausnahme  der  M&aner  laoft 
alles  ihnen  entgegen,  und  die  Fraaen  spielen  eine  Hauptrolle  dabei^ 
wie  weiland  bei  Saul  und  David,  als  sie  aus  der  Phüistersdilacht  häm- 
kehrten;  die  Frauen  stimmen  nfimliob  ihrerseits  einen  Chor  an  loai 
Lobe  der  Tapferen.  Alles  ensammengenommen  verursacht  einen  Höl- 
lenlärm. So  erreicht  der  Trupp  die  Ongandä.  Dort  sitzen  wfirdevoO> 
die  Krieger  des  Stammes,  in  ihrer  Mitte  der  Häuptling,  an  dem  „Oka- 
ruo^  (Berathungsfeuer)  und  rauchen  ihre  Pfeife,  als  ob  nichts  vorge- 
fallen wäre.  Endlich  sind  die  Kriegshelden  angelangt;  man  begrfifet 
sie  ähnlich,  wie  in  der  oben  beschriebenen  Weise;  dann  erst  siebt 
sich  der  Häuptling  die  Beute  an,  und  ist  sie  grofs,  so  lobt  er  sdne 
Tapferen,  worauf  diese  ein  sehr  grofses  Qewicht  legen.  Schlielslicb 
nimmt  der  Häuptling  die  Theilung  der  Beate  vor  und  behält  für  sieb 
das  Meiste.  Ist  dies  geschehn,  dann  läfet  der  Häuptling  einige  Rinder« 
mit  Speerstichen  tödten,  worauf  schüefslich  ein  Siegesschmaus  untnr 
Tanz  und  Gesang  folgt. 

Die  Beraubten  verfehlen  nie  den  Siegern  eine  Gesandtschaft 
auf  dem  Fufse  nachzusenden  und  diese  inständigst  um  Rüdkgabe  des 
Viehes  zu  bitten.  Fast  regelmäfsig  erhalten  die  Besiegten  einen  Theil 
des  Raubes  zurück.  In  neuerer  Zeit  sind  übrigens  die  Kriege  der  He- 
rero  mit  ihren  Nachbarn,  seitdem  sie  im  Besitz  von  Feuerwaffen  mi, 
bedeutend  grofsartiger  geworden.  Es  sind  Schlachten  zwischen  Herero 
und  Namaqua  vorgefallen,  in  denen  auf  beiden  Seiten  3 — 400  Maim 
standen  und  Hunderte  von  Todten  das  Schlachtfeld  bedeckten. 

Interessant  sind  die  Todtenfeierlichkeiten  bei  den  Herero. 
Wenn  eine  Person  im  Stamme  gestorben  ist,  so  sammeln  sich  alle  Ver- 
wandten derselben,  um  den  Todten  mit  Klagen  und  Weinen  zu  be- 
trauern. Auch  hierbei  spielen  die  Weiber  die  Hauptrolle,  indem  sie 
alle  anderen  mit  ihrem  Jammergeschrei  übertönen;  jemehr  Tbränen 
dabei  fliefsen,  desto  besser  ist  es.  Die  Trauerzeit  dauert  meist  mehrere 
Monate  lang.  Je  reicher  der  Todte  war,  desto  gröfser  sind  die  äuise- 
ren  Zeichen  der  Trauer  —  ähnlich  wie  in  unserem  civilisirten  Erd- 
theile.  Während  der  Trauerzeit  mufs  sich  der  Leidtragende  idles 
Schmuckes  entäufsern;  Armspangen  und  Fufsringe,  welche  sich  nicht 
abnehmen  lassen,  werden  umwunden.  Als  Kopfbedeckung  trägt  der 
Leidtragende  eine  dunkle  lederne  Mutze,  welche  in  eine  konische  Spitie 
ausläuft.  Diese  Trauermütze,  welche  sowohl  Männer  als  Frauen  trar 
gen,  nennen  die  Herero  „Otylpiriko**.  Hiermit  hängt  ein  heiliger  Schwur 
der  Herero  zusammen.  Derselbe  lautet:  ^otyimbe  otyipirikol^  and 
bedeutet  etwa:  „so  wahr  meine  Trauer  ist I**  —  Um  den  Hals  ist  ein 
Riemen  geschlungen,  an  dessen  beiden  Enden  kleine  Stuckchen  Strsa- 
fseneierschalen  angebracht  sind.    Wem  ein  sehr  naher  Freund  gestor- 


Die  Ovahererd.  495 

ben  ist,  der  scheert  sich  oft  das  Haupthaar  ganz  ab  und  geht  mehrere 
Jahre  lang  mit  kahlem  Haupte  einher.  —  Wenn  die  Traaerzelt  vor- 
über ist,  werden  die  Kleidungsstücke,  welche  die  Leidtragenden  wäh- 
rend der  Zeit  trugen,  nebst  der  eigenthümlichen  Trauermütze  als  un- 
reine Gegenst&nde  in's  Feld  getragen,  dort  verscharrt,  und  darnach 
werden  die  Personen  durch  Opfer  gereinigt.  Man  nennt  dieses  Opfer 
gOmeva^,  d.  h«  „Wasser^.  Auch  wfihrend  der  Trauerzeit  wiederholen 
sich  die  Todtenopfer.  Die  Herero  verbinden  mit  diesen  Opfern  nicht 
die  Vorstellung,  dafs  die  geschlachteten  Thiere,  denn  daraus  bestehen 
die  Opfer,  dem  Verstorbenen  als  Wegzehrung  nachgesandt  würden, 
wie  dies  meist  die  Anschauung  jener  Völker  ist,  sondern  sie  haben 
eine  tiefere  Auffassung  davon:  es  sind  eigentliche  „Sühn*  und  Reini- 
guDgsopfer",  was  in  dem  Worte  Omeva  oder  Wasser  selbst  angedeu- 
tet zu  sein  scheint,  da  bei  der  Opferhandlung  gar  kein  Wasser  ge- 
braucht wird. 

Nach  einem  Tod  es  falle,  namentlich  eines  Häuptlings,  zieht 
der  Stamm  weiter.  Kehrt  derselbe  nach  einigen  Jahren  zurück,  was 
sehr  häufig  geschieht,  so  wird  abermals  ein  Todtenopfer  gebracht  und 
dem  Verstorbenen  auf  ^em  Grabe  aus  dem  oben  erwähnten  Milch- 
gefafse  ein  Trankopfer  gespendet.  Der  dem  Todten  Nächststehende 
hat  dasselbe  auszurichten.  Dieser  kniet  am  Grabe  nieder  und  betet 
Kam  Geiste  des  Verstorbenen;  er  erzählt  ihm,  wie  es  ihm  und  dem 
Stamme  seit  seinem  Tode  ergangen  sei,  fragt  ihn  um  Rath  und  bittet 
ihn  schliefslich  um  langes  Leben,  um  Gedeihen  und  Vermehrung  sei- 
ner Heerden  und  um  Glück  in  allen  seinen  und  des  Stammes  Unter- 
nehmungen. 

Väter  und  Mütter  versammeln  in  der  Regel,  wenn  sie  den  Tod 
herannahen  fahlen,  ihre  Kinder  um  sich,  ermahnen  und  segnen  diesel- 
ben schliefslich,  indem  sie  die  Hände  auf  ihrer  Kinder  Häupter  legen 
und  ihnen  alles  Gute  wünschen ;  eine  gewifs  schöne  und  rührende  Sitte, 
ahnlich  der  schon  gedachten,  dafs  die  Herero  bei  den  Thränen  ihrer 
Matter  schwören.  Ist  der  Todte  in's  Grab  gesenkt,  dann  läfst  man  die 
Kinder  auch  wohl  über  das  Grab  springen,  was  ihnen  Heil  und  Segen 
bringen  soll.  Das  letzte  Opfer  für  die  Verstorbenen  nennen  die  He- 
rero „Ondyoza^  (z  wie  das  weiche  englische  th  zu  sprechen),  was  man 
mit  ^schuldlos^,  „los  von  Schuld"  übersetzen  kann.  —  Diese  erwähn- 
ten Ceremonien  sind  durchaus  religiöser  Art.  lieber  die  übrigen  reli- 
giösen Vorstellungen  und  Ceremonien  dieses  Volkes  wird  unten  noch 
veiter  die  Rede  sein. 

Die  Gräber  der  Häuptlinge  sind  meist  am  Fufse  eines  an- 
sehnlichen Baumes.  In  das  enge,  aber  ziemlich  tiefe  Grab  senkt  man 
die  Leiche  in  sitzender  Stellung,  mit  dem  Angesichte  nach  Norden  ge- 


496  Josaphat  Hahn: 

kehrt.  S&rge  kennt  man  nicht,  dagegen  umhGllt  man  die  Leiche  nu^ 
Pellen.  Um  das  Grab  herum  macht  man  ein  Verhaa  von  Dornen 
damit  die  Hyäne,  die  ^Entweiherin  der  Gräfte^,  den  Leichnam  nicht 
aufischarren  kann.  Eine  Menge  Rinder,  je  nach  dem  Reichthom  d^ 
Verstorbenen,  wird  geschlachtet  and  zum  Todtenopfer  dargebracht. 
Die  Hörner  derselben  befestigt  man  an  einem  Stocke,  ein  Hom  über 
das  andere,  und  diesen  auf  dem  Baum  am  Grabe,  von  wo  sie  wie 
ein  Monument  weithin  sichtbar  sind.  Dieselbe  Sitte  findet  sieh  auch 
in  Madagaskar.  Auch  Pfeile  und  Bogen  des  Häuptlings  werden  am 
Baume  aufgehängt.  Zuweilen  werden  auch  mächtige  Häuptlinge  nicht 
begraben.  Man  legt  sie  dann  auf  ein  Gerast  in  ihrer  eigenen  geran- 
migen  Hütte  und  umgiebt  letztere  mit  starken  Palissaden  und  diese 
wieder  mit  einem  undurchdringlichen  Dornenverhau.  Hat  der  Va^ 
storbene  etwas  von  der  Schmiedekunst  verstanden  —  denn  Häuptlinge 
halten  es  nicht  für  unter  ihrer  Wurde  ein  Handwerk  zu  erlernen  — , 
dann  hängt  man  am  Grabe  seinen  Blasebalg  auf.  In  der  Hütte  wer- 
den seine  Waffen  und  Schmucksachen  neben  ihm  hingelegt. 

Wir  kommen  nun  zu  dem  wichtigsten  Theile  unserer  Arbeit,  za 
den  religiösen  Anschauungen  und  den  damit  zusammenhängen- 
den religiösen  Gebräuchen  der  Ovaherero. 

Es  ist  eine  sehr  interessante,  wenn  auch  schwierige  Aufgabe,  bei 
aller  Grundverschiedenheit  der  Racen,  Völkerschaften  der  Vor-  und 
Jetztzeit,  der  Culturstufen,  vom  Buschmann  bis  zum  Chinesen  und 
Europäer,  einen  Einigungspunkt  und  eine  Verwandtschaft  aller  Ge- 
schlechter nachzuweisen.  Es  ist  dies  hauptsächlich  die  grofse  Aufgabe 
der  sprachvergleichenden  Wissenschaften,  ein  Licht  in  dieses  Dunkel, 
eine  Lösung  dieser  interessanten  und  wichtigen  Präge  zu  bringen. 
Grofse  Anfänge  sind  bereits  gemacht,  aber  diese  Aufgabe  ist  noch 
nicht  zur  Genüge  gelöst.  Aber  auch  auf  anderem  Wege  geht  man  an 
die  Lösung  dieser  Frage,  auf  dem  Gebiete  der  Völkerpsychologie^  und 
zwar  speciell  in  religiöser  Beziehung;  und  auch  auf  diesem  Wege  ist 
man  noch  nicht  zum  endgültigen  Abschlufs  gekommen.  Es  kommt 
hierbei  darauf  an,  bei  aller  Verschiedenheit  der  Racen,  der  Caltor- 
stufen,  der  Volksanlagen  und  Volkscharactere,  wie  diese  sich  am  tief- 
sten in  den  religiösen  Anschauungen  und  den  religiösen  Gülten  der 
Völker  ausprägen,  dennoch  eine  Einheit  des  religiösen  Bewufstseins 
und  des  religiösen  Bedürfnisses  bei  allen  nachzuweisen,  und  zwar 
sind  die  Hauptpunkte,  auf  die  es  hier  wiederum  ankommt :  der  Glaube 
an  ein  höchstes  Wesen  und  damit  unmittelbar  oder  mittelbar,  be- 
wufst  oder  unbewufst  zusammenhängend,  das  Schuldbewufstsein 
und  das  Erlösungsbedürfnifs  bei  allen  Geschlechtern  der  Erde. — 
Man  hat  zu  verschiedenen  Zeiten  an  verschiedenen  Völkern  das  Vor- 


Die  OTalierer<$.  487 

hAndensein  dieser  Grandbedingongen  der  Religiosit&t  bezweifelt.    Doch 
ist  bis  jetst  bei  keinem  Volke  der  Erde  nachgewiesen,  dafs  es  nicht 
wenigstens  einen  Theil   dieser   religiösen    Grandlagen    besitze.     Ein 
Schuldbewolstsein  und  ein  Erlösangsbedarfnifs  findet  sich  mehr  oder 
weniger  bei  allen  Völkern;  schwerer  ist  es  dagegen,  das  Gottesbewufst- 
sein  aberall  deotlich  heraaszofinden ,  wenn  es  auch  durchaus  undenk- 
bar ist,  dafs  bei  dem  Vorhandensein  des  Schuldbewufstsein  and  des 
Erlösan^bedurfnifses  gar  keine  Spur  von  einem  Gottesbewnfstsein  zu 
finden  w&re;  denn  jene  beiden  Richtungen  des  religiösen  Gefühls  ha- 
ben in  diesem  ihren  Ausgangspunkt.     So  hat  man  z.  B.  bei  den  Na- 
maqua,  trotz  ihrer  religiösen  Gebrfiache,  lange  gemeint,  sie  hätten  nicht 
die  geringste  Idee  von  einer  Gottheit,  und  manche  haben  deshalb  aber 
die  eben  ausgesprochenen  Ansichten  triumphiren  zu  darfen  geglaobt. 
Schliefslich  hat  sich  aber  herausgestellt,  dafs  die  Namaqaa  allerdings 
an  einen  Gott  glauben,  den  sie  sogar  Zui-goab  nennen,  und  es  ist  nach 
den  Vermuthungen  von  Sachverständigen  in  der  Sprachforschung  nicht, 
an  wahrscheinlich,  dafs  die  Wurzel  Zui  mit  dem  griechischen  Zwg  zu- 
sammenhängt   Es  läfst  sich  ferner  sogar  bei  den  Fetischanbetern  nach- 
weisen,  dafs  ihrem  Fetischdienste  eine  mehr  oder  weniger  bewufste 
oder  unbewufste  Ahnung  von  dem  Vorhandensein  eines  höheren  We- 
sens, welchem  gegenfiber  sie  sich  schuldig  oder  verschuldet,  und  von 
dem  sie  sich  deshalb  abhängig  fühlen,  zu  Grunde  liegt  —  Bei  den 
Boschmännern  vielleicht  allein  ist  man  eigentlich  noch  im  Zweifel,  ob 
sie  einige  religiöse  Anschauungen  haben   oder  nicht     Das  liegt  aber 
hauptsächlich  daran,  dafs  es  fast  unmöglich  ist,  mit  diesem  so  tief  ge- 
sunkenen Volke  in  nähere  Berfihrung  zu  kommen,    und  aus  diesem 
Grande  können  die  Buschmänner  eigentlich  noch  gar  nicht  in  Betracht 
kommen.     Factum  ist  aber,  dafs  sie  wenigstens  an  eine  Fortexistenz 
der  Seele  nach  dem  Tode  und  an  eine  Seelenwanderung  glauben,  und 
bei  ihrer  ursprunglichen  engen  Zusammengehörigkeit  zu  den  Namaqua 
lädst  sich  wohl  voraussetzen,    dafs  sie  noch  einiges  von  dem  Gottes- 
bewufstsein  der  Letztern  beibehalten  haben. 

Es  wird  sich  also  wohl  nicht  läugnen  lassen,  dafs  ein  religiöses 
Gefahl  bei  allen  Völkern  mehr  oder  weniger  vorhanden  sei.  Auf  der 
tieffiten  Stafe  in  dieser  Hinsicht  stehen  vielleicht  die  Buschmänner  und 
die  Fetiscfaanbeter.  Nicht  auf  der  tiefsten  Stufe,  wenn  auch  auf  einer 
sehr  tiefen  und  unentwickelten,  stehen  entschieden  die  Ovahererö  in 
dieser  Beziehung.  Aus  den  Todtenopfern ,  von  denen  oben  die  Rede 
war,  geht  ganz  klar  ein  Schuldbewufstsein  und  ein  Erlösungsbedurfiiifs 
bei  ihnen  hervor.  Man  kann  schon  daraus  weiter  schliefsen,  dafs  die 
Hcrero  auch  an  ein  höchstes  Wesen  glauben,  in  Beziehung  zu  welchem 
ihr  Schuldbewufstsein  entspringt;  und  dies  ist  auch  der  FalL 

ZiUNhr.  d.  CtoMlliob.  L  Brdk.    Bd.  IV.  32 


498  JMaphal  H«]in: 

Die  Herero  glaaben,  dafs  Himmel  und  Erde,  MeoBchen,  Thkie 
und  Pflanzen  von  einem  höchsten  Wesen,  welches  sie  ^^Makaro', 
d.  i.  ,,der  Uralte^,  nennen,  geschaffen  sind.  Die  Menschen,  sowohl 
die  schwarzen  wie  die  gelben  (Neger  und  Namaqua),  and  die  Tie^ 
fufsigen  Thiere  liefs  Mukiiru  aus  einem  Baume  „Omumborombonga^ 
hervorgehn,  die  Vögel  und  Fische  dagegen  aus  dem  Regen.  Die 
schwarzen  Menschen  setzten  sich  in  den  Besitz  des  Viehes,  der  Rin- 
der, Schafe  und  Ziegen,  die  gelben  Menschen  dagegen  machten  sieb 
Bogen  und  Pfeile.  Das  Letzte  bezieht  sich  auf  das  friedliche  Nom*- 
denleben  der  Herero  und  den  kriegerischen  Unternehmungsgeist  der 
Namaqua  ').  Diese  Vorstellung  der  Herero  von  einem  höchsten  We- 
sen hat  grofse  Aehnlichkeit  mit  einem  Volksglauben  der  Betschnaoeo. 
Diese  glauben  nämlich  auch  an  einen  „Uralten*^,  den  sie  „Morimo*' 
nennen.  Sie  stellen  sich  ihn  als  einen  alten  Mann  vor,  der  weit  im 
Norden  wohnen  soll.  Die  Zulu  glauben  an  den  „Inkulukuln*',  den 
„Vollkommenen^,  dem  sie,  wie  die  Herero  ihrem  Mukuru,  die  Schöpfang 
zuschreiben.  Offenbar  haben  die  beiden  Wörter,  Mukuru  und  Inkola- 
kulu,  dieselbe  Stammwurzel:  kuru  oder  kulu.  Die  Sylben  mu  und  in 
sind  Präfixe. 

Neben  der  Bezeichnung  „Mokuni^  för  Qott  gebrauchen  die  He- 
rero auch  zuweilen  den  Namen  „Ombepo^,  zu  übersetzen  mit  „Wind'^, 
„Hauch^  oder  „Geist^.  Es  ist  nicht  ganz  klar,  ob  die  Herero  aidi 
unter  „Ombepo^  ein  selbstständiges  göttliches  Wesen  neben  Mukun 
denken,  oder  ob  sie  für  ein  und  dasselbe  Wesen  diese  bei- 
den Bezeichnungen,  welche  verschiedene  Wesenseigenschaften  des- 
selben ausdrücken  sollen,  gebrauchen.  Für  das  Erstere  konnte  der 
Umstand  sprechen,  dafs  die  Herero  zuweilen  im  Plural  von  „den 
Grofsen  im  Himmel^  sprechen,  ohne  jedoch  sich  unter  diesen  ^Groisen 
im  Himmel^  etwas  Bestimmtes  zu  denken;  denn  wenn  man  aie  fragt, 
was  sie  sich  unter  „den  Grofsen  im  Himmel^  vorstellen,  wissen  sie 
keine  Antwort  darauf  zu  geben.  Es  ist  deshalb  wahrscheinlicher,  dafo, 
da  der  Name  Ombepo  stets  in  Beziehung  zu  Mukuru  gebrancht  wird, 


')  Aus  dem  Worterbuche  der  Hererösprache  von  Hugo  Hahn  entnehmen  wir 
noch  Folgendes  über  die  Schöpfungssage  der  Herero:  «An  einem  Tage  gebar  dieser 
Baum  (OmumborombongA)  Menschen  aller  Farben  und  zahme  und  wilde  vierftfsige 
Thiere.  Die  Bererö  zeigten  grofse  Vorliebe  fUr  die  zahmen  Thiere.  Da  sie  nach 
Osten  zogen,  entspann  sich  ein  Streit  mit  den  anderen  um  das  Vieh,  welcher  die 
Zerstreuung  der  Menschen  und  die  Verschiedenheit  der  Sprachen  zur  Folge  hatte. 
Vögel,  Fische  und  GewQrm  entsprangen  aus  dem  Regen«  —  Sie  zollen  dieeem  Baume 
noch  immer  fast  göttliche  Verehrong.  Selbst  in  seinen  einladenden  Schatten  wagt 
man  kaum  sich  zu  setzen.  Wenn  die  Eingeborenen  in  die  Nähe  dieses  ihres  Ur- 
vaters kommen,  rufen  sie  aus:  U-zera,  Taternukuromme,  Du  bist  heilig,  Grofs-oder 
ErzTater. 


Die  OTtherei^.  499 

die  Hereri  sich  unter  beiden  Bezeichnungen  ein  und  datsselbe  Wesen 
denken,  and  zwar  so,  dafs  Muküru,  der  ,,Uralte^,  ,. Ursprüngliche**, 
von  welchem  alles  Endliche  mittelbar  herrührt,  ein  geistiges  Wesen 
sei,  wie  z.  B.  die  Indianer  vom  ^grofsen  Geiste^  reden. 

Mit  dem  Glanben  an  Mokürn  und  Omb^po  hängt  bei  den  Herer6 
auch  mittelbar  der  Glanbe  an  die  Fortexistenz  der  Seelen  nach 
dem  Tode  zusammen;  denn  ihr  religiöser  Dienst  oder  Gultns  bezieht 
sich  zunächst  auf  die  Seelen  der  Verstorbenen  und  erst  in  zweiter 
Linie  auf  Mukuru.  Ihr  religiöser  Dienst  verdient  deshalb  weniger  die 
Bezeichnung  eines  Muküru-  oder  Gottesdienstes  als  vielmehr  eines 
Ahnendienstes.  Den  Ahnen  gelten  zum  grofsen  Theil  ihre  Opfer 
und  an  sie  richten  sie  vorzugsweise  ihre  Gebete.  Wenn  auch,  wie 
gesagt,  von  einem  eigentlichen  Mukurn-Dienste  bei  ihnen  weniger  die 
Rede  sein  kann,  so  l&fst  sich  doch,  namentlich  bei  den  Opfern,  und 
besonders  bei  den  Schuld-,  Reinigungs-,  Sühn-  und  Todtenopfern,  leicht 
nachweisen,  dafs  sie  ursprünglich  ausschlieislich  dem  Muküru  ge- 
golten habe. 

Wenn  man  die  Herero  fragt,  woher  sie  die  vielen  religiösen  Ge- 
bräuche, wie  Opfer,  Speisegesetze,  Beschneidung  etc.,  bekommen  haben, 
so  antworten  sie  zunächst,  von  ihren  Vorfahren  oder  „Ovaküru^,  und 
fragt  man  weiter,  woher  diese  sie  hatten,  so  erhält  man  die  Antwort: 
von  Mnküm  oder  von  Ombepo.  —  Mit  der  Beobachtung  der  vielen 
Gebräuche  nehmen  es  die  Herero  sehr  genau ;  doch  geschieht  dies  nicht 
so  sehr  aus  Treue  und  Pflichtgefühl,  als  aus  Furcht,  es  möchte  ihnen 
bei  Versäomnng  derselben  ein  Unglück  zustofsen. 

Neben  dem  Ahnencultus,  aber  in  untergeordneterem  Range,  findet 
sich  bei  den  Herero  auch  derjenige  des  Feuers  (Omuriro).  Auf  je« 
der  Ongandd  (Dorf),  ja  vor  jeder  Hütte  (Ondyno),  brennt  ein  „hei- 
liges Feuer  ^,  welches,  wie  die  Herero  sagen,  ihnen  von  Muküru  oder 
Ombepo  selbst  gegeben  ist.  Vor  der  Häoptlingswohnung,  welche  im- 
mer auf  der  Ostseite- der  OngandÄ  liegt,  ist  der  Hauptfeuerheerd  und 
die  Opferstelie,  „Okuruo*^  genannt.  An  dieser  Stelle  schlachtet  man  die 
Opferthiere  und  kocht  ihr  Fleisch,  und  hier  versammeln  sich  die  Ael- 
testen  zur  Berathnng,  wenn  der  Häuptling  ihres  Käthes  bedarf,  hier 
werden  endlich  Fremde  empfangen  und  Gesandtschaften  bewirthet  etc. 
Za  den  Schmausereien,  welche  bei  allen  feierlichen  Ceremonien  statt- 
finden, mufs  jedermann.  Fremde  wie  Bekannte,  Freund  und  Feind, 
hinzugelassen  werden,  und  jeder  Anwesende  hat  bei  solchen  Festen 
Antbeil  an  dem  Fleische;  es  darf  dies  demselben  niemals  verweigert 
werden.  Der  Fluch  des  Fremden  würde  den  Ungastlichen  und  Frevler 
treffen,  welcher  ihm  seinen  gerechten  Antheil  am  Mahle  vorenthalten 

32^ 


500  Josaphat  Hahn: 

wollte;  and  diesen  Fluch  farchtet  der  Herero  über  alles,  weil  er  oadi 
dem  Volksglauben  eine  unfehlbare  Wirkung  hat. 

Das  ^heilige  Feuer^  wird  von  einem  jungen  M&dchen,  meist  von 
der  ältesten  Tochter  des  Häuptlings,  gepflegt.  Diese  heilst  ^Ondaa- 
ger^^,  und  das  heilige  Feuer  wird  ^Omurangere^  genannt.  Beide  Be- 
zeichnungen haben  dieselbe  Wurzel :  „rangera^,  d.  h.  ^heilige  Gebrfiache 
thun.^  Die  Ondanger^  mufs  das  heilige  Feuer  unterhalten  und  des 
Nachts  in  ihrer  Hütte  brennend  erhalten.  Von  dem  Omuranger^  wer* 
den  alle  anderen  Feuer  auf  der  Onganda  unterhalten;  denn  jeder  Fa- 
milienvater hat  vor  seiner  Hütte  ein  privates  Okuruo  (Heerd).  Jeder 
Familienvater  ist  seiner  Familie  und  der  Häuptling  wieder  s^nes  gan- 
zen Stammes  Priester. 

Verläfst  der  Stamm  seinen  Wohnsitz,  dann  geht  die  Ondang^re, 
des  Häuptlings  Tochter,  mit  einem  brennenden  Feuerstnmpfe  voo 
Haupt-Okuruo  allen  voraus,  wobei  sie  sorgsam  darauf  Acht  geben  mofs, 
dafs  das  Feuer  nicht  verlöscht.  Sollte  dies  gleichwohl  doch  unglSck- 
licherweise  geschehen,  so. wird  das  als  ein  ungunstiges  Omen  angesebeo. 
Der  ganze  Stamm  versammelt  sich  in  diesem  Falle  und  treibt  alle 
Heerdeu  herbei  und  schlachtet  eine  grofse  Menge  Opfer,  worauf  das 
Feuer  durch  das  Reiben  zweier  heiligen,  von  den  Ahnen  and  Urahnen 
ererbten  Hölzer  —  aber  nicht  Götzenbilder,  wie  Andersson  meiot  (die 
Herero  haben  überhaupt  keine  Götzen)  — ,  welche  jeder  Hfiaptling 
unter  seinen  Reliquien  besitzt,  von  Neuem  angezündet  wird').  Dieser* 
innert  uns  an  das  heilige  Feuer  bei  den  Römern,  welches  unter  ähn- 
lichen Umständen  blos  durch  Feuer  vom  Himmel,  den  Blitz,  angezün- 
det werden  konnte.  Jene  heiligen  Hölzer  und  das  heilige  Feoer,  sagen 
die  Herero,  stammen  ursprunglich  von  Muküru  oder  auch  von  Gm- 
bepo  her. 

Der  Feuerdienst  bei  den  Herero  ist  ein  schöner  Aasdrnck 
ihres  Familienlebens;  das  zeigt  z.  B.  folgende  sinnige  symbolische 
Handlung.  Der  Segen  des  Vaters,  dessen  Kind  einen  neuen  Haas- 
stand gründet,  besteht  darin,  dafs  er  demselben  Feuer   von   seinem 

')  Vielleicht  verwechselt  Andersson  diese  Hölzer  mit  den  heiligen  StSckeiH 
die  beim  Opfern  gebraacht  werden,  aber  auch  keinen  Götzen  yertreten.  Diese  Opfer- 
stöcke oder  Reiser  werden  von  BKamen  oder  Büschen  geschnitten,  welche  den  Afaneo 
geweiht  sind  and  dieselben  bei  den  Opfermablzeiten  reprttsentiren,  indem  ihnen  du 
bereitete  Opferfleisch  immer  zuerst  vorgesetzt  wird.  Manche  haben  diese  StÖckOi 
in  ein  Bündel  mit  Riemen  znsaramengebanden  and  mit  Amuleten  behangen,  fort- 
während auf  der  Opferstelle  (Okurud),  in  den  Zweigen  des  auf  der  Opferstelle  be- 
findlichen Opferbusches,  stehen.  Dieser  Opferbnsch  dient  dazo,  däCä  das  Fleisch  dei 
Opferthieres,  nachdem  es  zerlegt  ist,  auf  denselben  gelegt  wird,  nnd  vertritt  somit 
gewissermafsen  einen  Opfertisch  oder  Altar.  Die  Opferstöcke  nennt  man  Omnoit- 
kisua  nnd  den  Opferbuscb  makera,  beide  von  demselben  Stamm,  welcher  Mschmeckeo*, 
»prüfen*  bedeutet. 


Die  0Yah6rer<$.  501 

Okaraö  mitgiebt;  that  er  dies  aber  nicht,  so  bedeutet  das  seinen 
Flach. 

Die  Herero  sowie  viele  andere  afrikanischen  Volker  haben  die 
Besehneidang.  Es  ist  dies  ein  aralter  Braach  bei  ihnen  und  h&ngt 
schwerlich  mit  dem  Islam  zosammen.  Die  Beschueidung  wird  an  den 
Knaben  von  6 — 8  Jahren  vollzogen  nnd  ist  durchaas  eine  religiöse 
Handlang.  Man  beschneidet  immer  eine  gröfsere  Anzahl  Knaben  an 
demselben  Tage,  und  diese  bilden  dann  ihr  ganzes  Leben  hindurch 
eine  nfihere  religiöse  Verbrüderung,  Gesellschaft  oder  Gemeinschaft; 
sie  sind  von  da  an  ,,Omakura^,  d.  h.  ^^Gesellen^,  ,,Genossen^. 

Aufser  diesen  rein  religiösen  Gebräuchen  haben  die  Herero  auch 
gemischt -religiöse.  Eine  religiös -politische  Ceremonie  ist 
s.  6.  die  des  Mannbarmachens  oder  der  Mannbarkeitserklärung, 
wenn  wir  uns  so  aasdrncken  wollen.  Die  meisten  afrikanischen  Stämme 
haben  Volksunterscheidungszeichen  ^  entweder  durch  Tättowiren  der 
Haut  oder  durch  Einfeilen  oder  Herausschlagen  gewisser  Zähne.  Bei 
den  Herero  ist  es,  wie  gesagt,  ein  religiös-politischer  Act.  Wenn  die 
Herero  nämlich  ein  gewisses  Alter,  etwa  das  12.— 16.  Jahr,  erreicht 
haben,  dann  empfangen  sie  feierlich  die  Nationalabceichen.  Es  wird 
ihnen  das  Speichen  einer  umgekehrten  römischen  Fünf  (a)  ii^  die  bei- 
den obem  Schneidezähne  hineingefeilt  und  von  den  unteren  Zähnen 
werden  3 — 4.  ausgestolsen.  Um  die  Waden  wird  femer  ein  dunner 
Riemen  gebnnden,  dessen  beide  Enden  vom  an  den  Schienbeinen  wie 
Troddeln  herunterhängen.  Erst  nach  dieser  Ceremonie,  mit  welcher 
ebenfalls  grofse  Festlichkeiten  verbanden  sind,  wird  einer  ein  vollgül- 
tiger Mann  und  Krieger  seines  Stammes  und  darf  von  da  an  an  den 
Rathsversammlnngen  der  Männer  oder  Krieger  theilnehmen.  —  Aber 
aoch  die  jungen  Mädchen  müssen  wie  die  Jünglinge  in  einem  gewissen 
Alter,  etwa  im  12. — 14.  Jahre,  ohne  irgend  eine  Miene  zu  verziehen, 
die  schmerzliche  Ceremonie  des  Zähnepfeilens  und  Zähneausstofsens 
darchmachen.  Von  da  an  sind  sie  heirathsfähig.  Das  AusstoIiBen  der 
Vorderzähne  hat  zur  Folge,  dafs  alle  Herer6  lispeln. 

Sehr  bemerkenswerth  ist  es,  dafs  die  Herero  und  Bandyern,  sowie 
auch  die  Ovambo,  Aschantee,  Fante  und  andere  afrikanische  Nationen 
eine  Art  von  Kastenwesen  haben.  Die  Kaste  erbt  merkwürdiger- 
weise bei  den  Herero  von  der  Matter  auf  die  Kinder.  Die  HerenS 
nennen  dies  Kastenwesen  ^Eyandd^,  was  man  mit  „Abkunft^,  „Her- 
kanft^,  ,)Drsprung^  übersetzen  kann.  Es  giebt  etwa  acht  solcher 
^Omaandi^  (plar.  von  Ejanda).  Die  Einen  nennen  sich  z.  B.:  ^Ova- 
knenomburä^,  das  ist:  „Verwandte  oder  Abkömmlinge  des  Regens^; 
andere  heifsen:  „Ovakuenejnvd^,  d.  i.  „Verwandte  der  Sonne^;  ferner 
andere:  „Ovakuatyiti%  ^ Verwandte  des  Baumes^ ;  und  wieder  andere: 


502  Josaphat  Hahn: 

^Ovakaaher^^,  ^Verwandte  des  Oher^^,  einer  Art  Munnelthier,  etc.  ete. 
Jede  Eyanda  hat  ihi^  genaa  bestimmten  Speisegesetze  und  sonstigen 
Oebränche.  In  den  verschiedenen  Eyanda,  oder  richtiger  Omaanda, 
dürfen  z.  B.  gewisse  Rinder  oder  Schafe  von  bestimmter,  aber  jedes- 
mal verschiedener  Gestalt,  Farbe,  Wuchs  der  Homer  etc.  nicht  geges- 
sen werden,  u.  s.  w. ').  Diejenigen,  welche  za  einer  and  derselben 
Eyanda  gehören,  haben,  wenn  sie  auch  verschiedenen  St&mmen 
angehören,  eine  engere  religiöse  und  sociale  Gemeinschaft 
unter  einander. 

Mit  den  religiösen  Vorstellungen  der  Herero  hängen  ihre  aber- 
gläubischen zusammen,  worüber  wir  hier  noch  einiges  hinzafQgeo 
wollen.  Wie  gesagt,  glauben  die  Herero  an  eine  Fortezistenz  der 
Seele  nach  dem  Tode,  wie  es  aber  derselben  im  Jenseits  ergeht,  davon 
haben  sie  keine  Vorstellung.  Doch  glauben  die  Herero,  dafe  die  Ver 
storbenen  zuweilen  als  Gespenster  escheinen  können,  und  zwar  in 
der  Gestalt  eines  weifsen  Hundes,  oder  wenigstens  handeartigen  Thie- 
res,  welches  sie  „Otyirurü^  nennen.  Begegnet  dies  Gespenst  jemandem 
und  ruft  ihn  an,  dann  mufs  derselbe  sterben,  falls  er  ihm  antworte. 
Auch  besucht  das  Otyiruru  des  Nachts  die  Hütten  der  Leute  und  labt 
sich  an  ihren  Milchkalebassen.  Häufig  geschieht  es  nämlich,  dals 
des  Nachts  eine  ganze  Onganda  in  Schrecken  und  Aufruhr  versetzt 
wird,  wenn  mit  einem  Male  aus  irgend  einer  Hütte  der  Ruf  erschallt: 
„Olyirurn  etyohil^  „das  Otjirnru  ist  dal^  Auf  diesen  Rof  stürzt  alles, 
was  nur  laufen  kann,  in  gröfster  Hast  in's  Freie  und  verläfst  die  On- 
gandÄ,  um  ja  nicht  mit  dem  Otyirurü  in  Berührung  zu  kommen.  Den 
nächsten  Morgen  hat  dann  regelmäfsig  diese  oder  jene  Hausfrau  darüber 
zu  klagen,  dafs  das  Otyiruni  in  der  Nacht  bei  ihrem  Milchkaiebas  ge* 
Wesen  ist;  keine  denkt  daran,  dafs  dieser  oder  jener  Schelm  sich  den 
Alarm  zu  Nutze  gemacht  oder  denselben  gar  angeregt  haben  könnte, 
und  während  die  übrigen  Einwohner  aus  ihren  Hütten  flohen,  den 
Kalebassen  seiner  Nachbarn  einen  freundschaftlichen  Besuch  abgestat- 
tet hätte. 

Auch  die  Zauberei  ist  bei  den  Herero  gang  und  gäbe.  Vieles 
davon  ist  jedenfalls  Betrug,  aber  vieles  auch  läfst  sich  nicht  anders 
als  durch  Einwirkung  oder  Mitwirkung  natürlicher  Exäfte  erklären. 
Die  Zauberdoctoren  heifsen :  „Omundü  organda^  oder  „Omundo  ondyai* 


*)  Diesen  Rindern  zollen  die  Hererd  fast  abgöttische  Verehrung.  Ein  solches 
heiliges  Rind  nennen  die  Herero :  ohivirike ,  d.  h.  ein  Rind ,  welches  besangen  y  ge- 
priesen wird.  Das  Lob  dieser  Thiere  recitativisch  su  besingen  oder  sn  enihlen, 
ist  nämlich  ihr  Hauptvergntlgen  und  etwas  dagegen  zu  sagen  und  das  Lob  zu  schmft- 
lem,  kann  nicht  nor  zu  Streit,  sondern  sogar  zu  Blutvergiefsen,  selbst  Krieg,  Ve^ 
anlassimg  geben. 


Die  Ovahererd.  503 

d.  h.  ^Zaaberer^,  ^Elager^,  „Weiser^.  Die  Voretellangen  der  Herero 
über  Zauberei  sind  folgende: 

£a  giebt  geistige  böse  Mächte.  Mit  diesen  kann  sich  der  Mensch 
durch  gewisse  Zauberformeln  in  Verbindang  setzen  und  sie  zum  Nach- 
theil anderer  Menschen  anwenden,  z.  6.  um  Krankheiten  nnd  Tod  zu 
verursachen,  aber  auch  um  Krankheiten  zu  beseitigen.  Hierzu  gebrau- 
chen aie  aber  auch  eine  gewisse  Sympathie.  Es  nimmt  z.  B.  jemand 
aus  einer  Lowenspur  etwas  Staub  und  streut  diesen  auf  die  Spur  sei- 
nes Feindes  mit  den  Worten:  ^ga  t'ongeama!^  d.  h.  ^dafs  du  vom  Lö- 
wen getodtet  werdest  I^  Dies  erinnert  sehr  an  folgende  westfälische 
Sitte  bei  dem  Landvolke.  Wenn  einem  Bauern  etwas  gestohlen  ist, 
sucht  er  die  Spur  des  Diebes  auf,  bindet  die  Erde,  worauf  er  eine 
Fttfsspnr  desselben  gefunden  hat,  in  ein  Tuch  und  hängt  dies  in  den 
Rancbfang  mit  dem  Wunsche,  dafs  der  Uebelthäter  verdorren  möge, 
wie  die  Erde  im  Schornstein.  Derartige  Verwünschungen,  wie  die 
obige,  kommen  bei  den  Herero  auch  häufig  vor  in  Verbindung  mit 
andern  Thieren.  So  dient  eine  braune,  sehr  giftige  Schlange  sehr  oft 
als  Verwunschungsmittel,  sie  heifst  Eraraviz^,  und  der  Herero  braucht 
in  Folge  dessen  manchmal  die  Verwünschung:  ga  t*eraraviz6,  d.  h. 
^daXs  er  durch  die  eraraviz^  sterbe  I'^ 

Andere  Verwünschungen  oder  Zauberformeln  dienen  dazu,  um  die 
Feinde  im  Kriege  zu  beschwören.  Die  Herero  nennen  dies  ^kutire^, 
d.  b.  wörtlich  ^»fesseln*',  die  Feinde  durch  Zauberformeln  in  Fesseln 
schlagen. 

Nicht  jeder  Todesfall  und  jede  Krankheit  wird  einer  Zauberei  zu- 
geschrieben, wie  dies  bei  den  Kaffern,  Zulu,  Betschuanen  und  manchen 
anderen  geschieht,  doch  mnls  bei  den  Herero  jedesmal  der  Zauberer, 
der  Priester  der  bösen  Mächte  darüber  entscheiden,  woher  ein  Krank- 
heits-  oder  Todesfall  herrührt,  ob  er  durch  Zauberei  oder  auf  natür- 
lichem Wege  herbeigeführt  sei.  Dieser  sucht  nun  vermittelst  seiner 
Zauberformeln  die  Schuldigen  heraus,  wenn  überhaupt  solche  da  sind. 
Uebrigens  kommt  es,  wenn  wir  nicht  sehr  irren,  n  i  e  vor,  dafs  bei  den 
Herero  ein  der  Zauberei  Ueberfahrter  oder  Angeklagter  getodtet  wird, 
wie  dies  alltäglich  bei  den  Kaffern  sich  ereignet;  dagegen  mufs  bei 
den  Herero  eine  Sühne  an  Vieh  entrichtet  werden.  Die  Doktoren 
lassen  sich  natürlich  für  ihre  Dienste  immer  gut  bezahlen.  Ihre  Me- 
difiin,  mit  der  sie  Krankheiten  heilen,  besteht  in  Hyänenmist,  welchen 
sie  dem  Patienten  um  den  Mund  und  die  Stirne  schmieren,  wobei  der 
Dokibr  seine  Zauberformeln  spricht.  Eine  andere  Methode  der  Ent- 
laubemng,  wenn  die  Krankheit  als  Bezauberung  ausgegeben  worden 
ist,  besteht  darin,  dafs  der  Kranke  über  einem  kochenden  Topfe  hin- 
und  herbewegt  wird.    Die  Herero  nennen  dies  Verfahren:  Karipirirä. 


504  JoBaphat  Hahn: 

Wie  grofs  auch  der  Unfug  und  die  Macht  der  Zauberei  im  Herero- 
lande sein  mag,  so  kann  sie  doch  durchaas  keinen  Vergleieh  bestebn 
mit  derjenigen  unter  anderen  Völkern  Afrikas,  denKaffern,  Zalu,BasBoto, 
Betschuanen,  Aschantee  u.  s.  w.  Bei  diesen  Völkern  tritt  die  Zauberei 
ganz  in  den  Vordergrund  des  socialen  und  staatlichen  Lebens,  während 
sie  bei  den  Herero  sich  im  Ganzen  sehr  im  Hintergrund  hSit.  Es  ist 
bekannt,  welchen  furchtbaren  Einflufs  die  Zauberer,  Zauberdoktoren 
und  Regenmacher  bei  den  genannten  Völkerschaften  auf  ihre  Volks- 
genossen ausüben,  wie  sie  dieselben  in  steter  Furcht  erhalten,  wie  sie 
alle  noch  vorhandenen  sittlichen  Grundlagen,  den  Glauben  an  die  Göt- 
ter, überhaupt  alle  dunklen  Anklänge  an  die  Wahrheiten  des  Christen- 
thums,  die  in  der  alten  hergebrachten  Religion,  im  Cultus  etc.  verbor- 
gen lagen,  mit  vollkommenem  Bewufstsein  durch  raffinirten  Betrug  and 
boshafte  Intrigue  untergraben  und  dem  Eindringen  des  Ghristenthunis 
dadurch  ein  fast  unüberwindliches  Hindernifs  entgegen  setzen.  Bei 
den  Betschuanen  ist  es,  um  ein  Beispiel  anzufahren,  soweit  gekommen, 
wie  (wenn  wir  nicht  irren)  Moifat  berichtet,  dafs  man  als  ein  Dumm- 
kopf verspottet  wird,  wenn  man  noch  von  ,,MorimQ^,  d.  i.  ^Gott**, 
spricht;  man  hält  es  höchstens  den  alten  Grofs vätern  wegen  ihrer 
Schwachköpfigkeit  zu  Gute,  wenn  sie  noch  an  Morimo  glauben.  Dies 
i%t  lediglich  durch  den  Einflufs  der  Zauberer  gekommen.  Es  ist  fer- 
ner auch  bekannt,  mit  welcher  raffinirten  Bosheit  die  Zauberer  die 
Autorität  der  Missionare  herabzudrücken  und  ihr  Werk  zu  vereiteln 
suchen. 

Anders  verhält  es  sich  bei  den  Herero.  Ihre  Zauberer  haben  n  i  e 
die  Macht  besessen,  wie  jene,  ein  ganzes  Volk  beständig  an  der  Nase 
herumzuführen,  unzählig  viele  unschuldige  Opfer  gemeiner,  teuflischer 
Rache  und  Intrigue  den  grausamsten  Todesqualen  zu  übergeben,  das 
Familien-  und  sociale  Leben  zu  zerrütten  und  zu  untergraben  und  die 
Missionare  in  den  Augen  des  Volkes  lächerlich  zu  machen.  In  letz- 
terer Beziehung  haben  sogar  die  Hererozauberer  im  Gegentheil  von 
Anfang  an  die  Ueberlegenheit  der  Missionare  mehr  oder  weniger  be- 
reitwillig und  offen  anerkannt.  Als  die  ersten  Missionare  in's  Hererd- 
land kamen,  traf  es  sich,  dafs  verschiedene  angesehene  Personen  in 
einem  Stamme  krank  waren,  bei  denen  der  Hyänen mist  und  die  Zau- 
berformeln der  Zauberdoktoren  nichts  ausrichten  konnten.  Bei  der 
Ankunft  der  Missionare  drangen  nun  die  Zauberer  selbst  darauf,  man 
solle  die  ,,weifsen  Zauberer^,  die  mehr  als  sie  vermöchten,  zu  Ratbe 
ziehen.  Dies  geschah  denn  auch,  die  Kranken  wurden  von  den  ^wei- 
fsen  Zauberern^  geheilt,  und  von  da  an  war  das  Ansehn  und  der  Ein- 
flufs der  Missionare  auf  immer  fest  begründet. 

Auch  das  Wahrsagen  ist  bei  den  Herero,  wie  bei  allen  heidni* 


Die  Ovaherertf.  505 

sehen  y5lkem,  gaog  und  gäbe ;  sie  nennen  es :  huna,  d.  h.  wahrsagen 
oder  das  Loos  werfen.  Die  Here.ro  werfen  das  Leos  vermittelst  klei- 
ner Steine )  die  von  solchen,  die  den  Wahrsagergeist  sa  haben  voi^ 
geben,  überall  gew&hlt  werden  können.  Sie  werfen  die  Steinchen  auf 
der  flachen  Hand  hin  und  her,  bis  sie  in  gewisse  Lagen  oder  Stellun- 
gen kommen,  und  je  nachdem  diese  sind,  thut  der  Wahrsager  seine 
Ausspruche,  die  sich  jedoch  nur  auf  die  Vergangenheit  beziehen. 
—  Das  Wahrsagen  in  Beziehung  auf  die  Zukunft  geschieht  durch 
Tra umdeuterei.  Bei  jeder  Krankheit  oder  irgend  einem  Unfall 
nimmt  man  seine  Zuflucht  zum  orubio,  einem  Loose,  vermittelst  eines 
Messers  und  einer  Sandale,  die  zu  diesem  Zwecke  gehalten  wird,  oder 
zum  okuvetera  oder  okuhuna,  um  herauszufinden,  ob  die  Krankheit 
oder  das  Mirsgeschick  zauberischen,  bösen  geistigen  Einflüssen  oder 
natürlichen  Ursachen  zuzuschreiben  ist. 

Dies  Wort  huna  bedeutet  auch,  die  Eingeweide  der  Thiere,  über- 
haupt den  Abfall  bei  etwas  Geschlachtetem  oder  Erlegtem  nehmen. 
Man  könnte  daraus  vielleicht  schliefsen,  dafs  die  Herero  in  früheren 
Zeiten  auch  aus  den  Eingeweiden  geschlachteter  Thiere  (Opferthiere) 
gewahrsagt  haben. 

So  weit  über  den  Glauben  und  Aberglauben  dieses  Volkes.  Zum 
Schlufs  möge  es  erlaubt  sein,  noch  einige  Sagen  und  M&rchen, 
welche  den  Volksgeist  der  Herero  nach  einer  andern  Seite  hin  cha- 
rakterisiren,  hier  ihre  Stelle  finden  zu  lassen.  Wir  haben  uns  bemüht, 
diese  Sagen  und  Mfirchen  dem  Inhalte,  sowie  der  Erzfihlungs weise, 
d.  h.  dem  Volkstone  nach,  in  unserem  Stile  möglichst  getreu  wie- 
derzugeben '). 

Vor  vielen,  vielen  Jahren,  heifst  es,  liefsen  ,«die  Grofsen  im  Him- 
mel*^ (Ejoru)  wegen  der  zunehmenden  Gottlosigkeit  der  Menschen  den 
Himmel  auf  die  Erde  niederfallen  und  in  Folge  dessen  verloren  fast 
alle  Menschen   das  Leben;    nur  einige  wenige   blieben   übrig.     Diese 


')  Im  XIII.  Bde.  des  ^Globus*,  1868  finden  sich  die  im  Folgenden  erzählten 
Sagen  und  Mttrchen  der  Herertf  bereits  unter  dem  Titel:  „Sagen,  Märchen  und  Fa- 
beln der  Ova-Hererd  von  Theophilus  Hahn**  abgedruckt,  mit  der  Angabe,  dafs 
dieselben  ^frei  nach  den  Mittheilungen  des  Missionärs,  Herrn  Hugo  Hahn",  mit- 
getheilt  seien.  Wir  müssen  diesen  bedauerlichen  Irrthum  (?)  dahin  berichtigen,  dafs 
jene  Sagen  und  Märchen  nicht  „frei  nach  den  Mittheilnngen**  des  Herrn  Hugo 
Hahn  mitgetheilt  sein  können,  da  sie  fast  ganz  wörtlich  unserem  Mannscript 
entnommen  sind,  dafs  ferner  jener  Verfasser  derselben  von  uns  weder  das  Recht 
erhalten  hat,  Abschrift  von  diesen  Märchen  und  Sagen  zu  nehmen,  noch  weniger 
Aber  dieselben  dem  Druck  zu  Übergeben,  noch  endlich  am  wenigsten,  dies  ohne  die 
directe  Quellenangabe  zu  thun.  Wir  verdanken  allerdings  diese  Sagen  und  Mär- 
chen ursprünglich  den  Mittheiluugen  unseres  Vaters,  des  Missionars  Hugo 
Hahn,  in  dieser  Form  aber  hauptsächlich  der  mündlichen  Mittheilung  unserer 
Amme,  einer  getauften  Herero. 


506  Josaphat  Hahn: 

wenige,  die  am  Leben  geblieben  waren,  nahmen  in  ihrer  Notfa,  da  der 
Himmel  sehr  schwer  auf  der  Erde  lastete,  ein  schwarses  Schi^  tind 
opferten  dasselbe  den  „Grofsen  im  Himmel^.  Da.  beschlossen  ,|die 
Grofsen  im  Himmel*^,  jene  zvl  verschonen  ond  zogen  den  Himmel  wie- 
der zurück,  and  non  halten  sie  ihn  bis  aaf  den  heutigen  Tag.  Seit 
jener  Zeit  kann  aber  niemand  mehr  in  den  Himmel  steigen,  was  früher 
möglich  war;  denn  „die  Grofsen  im  Himmel^  haben  Wfichter  aufge- 
stellt, welche  dort  Wache  halten  müssen,  wo  Himmel  und  Erde  zusam- 
menstofsen.  Diese  Wächter  sind  gewaltige  Riesen,  welche  ein&ogig, 
einohrig,  einbeinig  ond  einarmig  sind  und  überhaupt  alles  in  der  Ein- 
heit besitzen,  was  wir  doppelt  haben.  Dazu  fehlt  es  den  Armen  und 
Beinen  noch  gar  an  Gelenken.  Will  jetzt  ein  Mensch  in  den  EUmmel 
steigen,  dort  am  Horizont  nämlich,  wo  Himmel  und  Erde  zusammen- 
stofsen,  dann  ziehen  ihn  die  Riesen  an  den  Beinen  wieder  herunter. 

E^  klingen  in  dieser  schönen  Sage  ganz  unverkennbar  die  Ge- 
schichte vom  Sündenfall  und  von' der  Sündfluth  hindurch;  jedenfalls 
ist  dies  der  Grundgedanke.  Aber  auch  im  Einzelnen  finden  wir  manche 
auffallende  Anklänge  an  die  biblische  Erzählung  jener  Ereignisse,  so- 
wie an  die  Sagen  anderer  Völker  über  diesen  Gegenstand.  Die  „xu* 
nehmende  Bosheit^  unter  den  Menschen,  das  könnte  fast  fSr  einen  der 
biblischen  Erzählung  entlehnten  Ausdruck  gelten;  aber  auch,  dafs  die 
Menschen  nicht  mehr  in  den  Himmel  gelangen  können,  deutet  unver- 
kennbar auf  die  Erzählung  vom  Sündenfall  oder  vielmehr  auf  die  un- 
mittelbaren Folgen  desselben,  auf  die  Verweisung  des  Menschen  aas 
dem  Paradiese.  Wunderbar  ferner,  dafs  ^Wächter^  aufgestellt  werden, 
um  den  Menschen  den  Zugang  zu  dem  Orte,  wo  Himmel  und  Erde 
sammenstofsen,  zu  verwehren!  Und  was  kann  der  Ort,  wo  Himmel 
und  Erde  zusammenstofsen ,  anders  sein  als  eine  dunkle  Vorstellung 
von  einem  Paradiese?  Femer  ist  es  auffallend,  dafs  gerade  der  Him- 
mel auf  die  Erde  fallen  mufs,  um  die  Menschen  umzubringen.  Man 
könnte  fast  glauben,  dafs  der  Fall  des  Himmels  auf  die  Erde  ein  poeti- 
scher bildlicher  Ausdruck  für  das  Herunterströmen  des  Regens  auf  die 
Erde  sei;  ein  räthselhafter  Ausdruck,  von  welchem  die  Herero  selbst 
sich  keine  Rechenschaft  zu  geben  wissen,  und  den  wir  früher  schon 
berührt  haben,  ist  jedenfalls  der  von  den  „Grofsen  im  Himmel.*' 

Die  an  vielen  Orten  der  Erde  vorkommende  Sage  vom  Basilisken 
ist  den  Herero  auch  nicht  ganz  unbekannt.  Nur  erzählen  die  Herero, 
dafs  er  wie  ein  Lamm  blökt,  während  man  sonst  gewöhnlich  sagt,  er 
krähe  wie  ein  Hahn  oder  glucke  wie  eine  Henne.  Er  soll  sowohl 
Menschen  als  Thiere  anfallen^  und  sein  Bifs  soll  tödtlich  sein.  Der 
Norden  wird  als  seine  Heimath  bezeichnet. 


Die  Ovahererd.  507 

Wir  wollen  jetzt  noch  einige  artige  M&rohen  folgen  lassen. 

Eiin  H&optling  verliebte  sich  in  die  schone  jange  Frau  eines  an- 
deren Häuptlings.  Er  tödtete  diesen  deshalb  meachlings,  entführte  die 
Schöne  wider  ihren  Willen  and  brachte  sie  auf  seine  Onganda.  Als 
nun  eines  Tages  der  Häuptling  und  seine  Leute  auf  die  Jagd  gegan- 
gen waren,  benutzte  die  Entfahrte  diese  Gelegenheit  und  entfloh.  Zu- 
fällig kehrte  der  Häuptling  gerade  an  diesem  Tage  etwas  früher  als 
gewöhnlich  heim,  entdeckte  sofort  ihre  Flucht  und  verfolgte  ohne  Ver- 
zug und  in  der  gröfsten  Wnth  die  Entflohene  mit  allen  seinen  Krie- 
gern. Die  junge  Frau  ist  noch  nicht  sehr  weit  entkommen,  als  sie 
schon  die  Stimmen  ihrer  Verfolger  in  der  Ferne  hinter  sich  vernimmt 
und  dieselben  schon  immer  näher  und  näher  kommen  hört.  Da  ent- 
deckt die  Geängstete  plötzlich  in  ihrer  gröfsten  Noth  einen  dichtbelaub- 
ten, hoch-  und  diokstämmigen  Giraffenakazienbaum.  Die  grofse  Angst 
macht  es  ihr  möglich,  ihn  zu  erklettern,  und  sie  verbirgt  sich  im  dich- 
testen Laube.  Eben  ist  sie  damit  fertig,  da  sind  auch  ihre  Verfolger 
zur  Stelle;  sie  sind  ganz  verwundert  und  rathios  darüber,  dafs  die  Spur 
der  Entflohenen  mit  einem  Male  bei  diesem  riesigen  Baume  aufhört. 
Daran  denkt  keiner,  dafs  sie  hinaufgeklettert  sein  könnte;  denn  selbst 
einem  gewandten  Manne  würde  das  ein  Ding  der  Unmöglichkeit  ge- 
wesen sein.  —  Da  es  über  dem  Suchen,  Forschen  und  Berathen  Mit- 
tag geworden  ist^  die  Sonne  empfindlich  brennt  und  der  hungrige  Ma- 
gen seine  Rechte  fordert,  so  setzt  man  sich,  des  vergeblichen  Nach« 
suchens  müde,  in  den  Schatten  des  Baumes,  ruht  sich  aus  und  berath- 
schlagt,  was  weiter  zu  thun  ist.  Plötzlich  lenkt  ein  leises  Geräusch 
in  den  Blättern  des  Baumes,  welches  die  junge  Frau  aus  Unbedacht- 
samkeit durch  eine  leichte  Bewegung  verursacht  hat,  unwillkührlich  die 
Blicke  aller  nach  oben  —  und  die  Unglückliche  wird  entdeckt.  Alle 
springen  auf  und  stofsen  ein^n  Schrei  der  Freude  und  des  Erstaunens 
aus,  der  die  Arme  erzittern  macht.  Man  fordert  sie  nun  auf,  herab- 
snkommen,  bittet  und  macht  ihr  Versprechungen,  —  aber  alles  um- 
sonst, sie  läfst  sich  nicht  in  die  Falle  locken.  Darauf  geht  man  zu 
Drohungen  über,  aber  ebenfalls  vergeblich;  ebenso  scheitern  alle  Ver- 
suche, den  Baum  zu  erklettern,  an  der  Dicke  des  Stammes.  Endlich 
besinnt  man  sich  eines  andern ;  es  werden  einige  Leute  nach  der  On- 
ganda zurückgesandt,  um  Beile  zu  holen.  Sobald  die  Boten  mit  den 
verlangten  Gegenständen  zurück  sind,  geht  man  frisch  an's  Werk,  den 
Baum  zu  f&llen.  —  Viele  Axtbiebe  sind  schon  gefallen,  während  die 
arme  Entflohene  dort  oben  die  furchtbarsten  Qualen  vor  Angst  aus- 
steht; schon  wankt  der  Banmriese  und  man  holt  aus  zu  den  letzten 
Hieben,  —  da  kommt  mit  einem  Male  ein  gewaltiger  Geier  mit  weit 


508  Josaphat  Hahn: 

ausgebreiteten  Fittigen  zo  der  jungen  Fraa  anf  den  wankenden  Baam 
geflogen,  bietet  ihr  den  Racken  dar  nnd  sie  besteigt  ihn ;  dann  breitet 
der  König  der  Lüfte  seine  ro&chtigen  Flügel  wieder  aas  und  tragt  die 
ge&ngstigte,  ihrem  ermordeten  Gatten  treu  gebliebene  junge  Frau  sanft 
durch  die  Lüfte  zu  ihren  Eltern  der  Heimath  zu.  Die  überraschten 
nnd  erschrockenen  Verfolger  haben  das  Nachsehen. 

Eines  solchen  Märchens  brauchten  wir  Deutschen  uns  wahrlidi 
nicht  zu  sch&men.  Welch  eine  reine,  naive  Poesie,  und  welche  feine, 
tiefe  Moral  enthält  diese  sinnige  Erzählung,  und  wie  schlicht,  einfach 
und  spannend  ist  sie  zugleich  *).  Ein  anderes  schönes  M&rchen  ist 
folgendes: 

Auf  einer  Onganda  lebte  ein  Häuptling,  welcher  sieben  junge 
schöne  Töchter  hatte.  Diese  bauten  oich  eine  eigene  hübsche  Hütte 
und  bewohnten  sie  gemeinschaftlich.  Als  nun  nach  einiger  Zeit  der 
Stamm  weiterziehn  wollte,  um  neues  Weideland  far  die  Heerden  auf* 
zusuchen,  weigerten  sich  die  sieben  Mädchen,  aus  Anhänglichkeit  an 
ihre  hübsche  Hütte,  aufs  hartnäckigste  mit  den  Eltern  weiter  zu  ziehen. 
Alle  Bitten  und  Vorstellungen  von  Seiten  der  Eltern  and  Verwandten 
hatten  keinen  Erfolg,  und  es  blieb  schliefslich  nichts  anderes  übrig, 
man  mufste  sie  zurücklassen  und  ohne  sie  abziehen,  in  der  Erwartung, 
es  würde  den  sieben  Schwestern  die  Verlassenheit  von  aller  Welt  recht 
bald  leid  sein,  und  dafs  sie  deshalb  bald  nachfolgen  würden.  Darin 
hatten  sich  jedoch  die  Eltern  ganz  verrechnet  Die  jungen  Damen  freuten 
sich  nun  einmal  so  recht  ihres  Lebens  und  ihrer  Freiheit  und  dachten 
gar  nicht  daran,  den  Ihrigen  far's  Erste  zu  folgen.  Das  dauerte  aber 
nicht  lange  so;  denn  schon  nach  wenigen  Tagen  kam  ganz  unerwar- 
tet ein  Stamm  der  ^Hankoin^  oder  Bergdamra,  die  erbittertsten  Feinde 
der  Herero.  Der  Häuptling  dieses  Stammes  hatte  aber  sieben  er^ 
wachsene  Söhne.  Sobald  nun  die  sieben  jungen  Mädchen  entdeckt 
wurden,  nahm  sie  der  Häuptling  als  gute  Beute  gefangen,  in  der  Ab- 
sicht, sie  an  seine  Söhne  zu  verheirathen ,  und  liefs  sich  deswegen 
gleich  dort  mit  seinem  Stamme  nieder.  Wider  alles  Erwarten  des 
Häuptlings  sträubten  sich  die  jungen  Mädchen  mit  aller  Macht  und 
Standhaftigkeit  gegen  jedes  Heirathsgesuch.  Um  die  Widerspenstigen 
mürbe  und  willig  zu  machen,  sperrte  man  sie  beständig  in  ihre  eigene 
Hütte  ein  und  behandelte  sie  sehr  hart.  —  Eines  Tages  nun  gingen 

')  Die  Belohnung  der  Unschuld  and  Treue,  sowie  das  Eingreifen  höherer  sitt- 
licher Mttchte  in  der  Form  von  Naturmftchten  oder  Kräften  (hier  in  der  Qeetalt 
eines  Geiers),  in  das  Leben  der  Menschen  aum  Schntse  des  Guten ,  da  wo  nach 
menschlicher  Berechnung  keine  Rettung  mehr  möglich  ist,  sind  hohe  sittliche  Mo- 
mente, die  wir  auch  durch  alle  unsere  deutschen  Volksmärchen  hindurchklingen 
hören. 


Die  Ovahererd.  509 

die  Bergdamra  mit  ihrem  Häuptling  auf  die  Jagd,  gebrauchten  jedoch 
die  Vorsicht,  einen  alten  Krieger  zar  Bewachung  der  hartnäckigen 
Schönen  zuruckzuladsen.  Der  alte  Krieger  verfiel  aber  nach  einiger 
Zeit  in  einen  tiefen  Schlaf.  Da  nahm  die  jüngste  von  den  sieben 
Schwestern,  welche  die  klügste  und  muthigste  von  allen  war,  einen 
grofsen  Stein,  der  die  Tbär  verschlofs,  mit  Hülfe  ihrer  Schwestern  und 
zerschmetterte  damit  den  Kopf  des  Wächters,  indem  sie  den  Stein 
darauffallen  liefs.  Nun  waren  die  sieben  Geschwister  frei  wie  die 
Vögel,  die  dem  Käfig  entsprungen  sind.  Naturlich  ergriffen  sie  sofort 
die  Flucht  nach  der  Richtung  hin,  wohin  ihr  Stamm  gezogen  war. 
Unterdessen  kehrten  die  Bergdamra,  die  gute  Jagd  gehabt  hatten,  früh 
zurück  und  merkten  bald,  was  in  ihrer  Abwesenheit  vorgefallen  war. 
Racbeschnaubend  machten  sie  sich  daher  sofort  hinter  den  Flüchtlin- 
gen her,  welche,  wie  sie  meinten,  noch  gar  nicht  so  weit  entfernt 
sein  konnten.  Doch  das  war  ein  Irrthum,  denn  die  Mädchen,  denen 
die  Angst  und  die  Verzweiflung  Flügel  verliehen  hatten,  hatten  bereits 
einen  weiten  Vorsprung  gewonnen.  Durch  die  eilige  Flucht  wurden 
sie  aber  schliefslich  so  erschöpft,  dafs  sie  unterwegs  ausruhen  mufsten. 
Als  sie  nun  so  dasafsen  und  mit  einander  beriethen,  was  zu  thun  sei, 
sagte  nach  einiger  Zeit  eine  von  den  Schwestern  zu  den  übrigen:  „Ich 
kenne  hier  in  der  Nähe  einen  wunderbaren  Felsen,  wenn  man  vor 
ihm  steht  und  eine  gewisse  Zauberformel  spricht,  dann  öffnet  er  sich 
und  man  kann  dann  hineingehen;  doch  e»  darf  nur  eine  ganz  reine 
und  fromme  Jungfrau  sein,  welche  die  Formel  spricht,  und  es  darf  nie- 
mand ein  böses  Wort  dabei  sprechen,  wenn  er  hineinkommen  will.^ 
Gleich  wurde  beschlossen,  den  Versuch  zu  machen.  Nun  war  aber 
unter«  den  Sieben  die  Jüngste,  —  die  Lieblingstochter  des  Vaters  — 
welche  schon  vorher  den  Rath  gegeben  hatte,  den  Wächter  zu  tödten, 
nicht  allein  die  klügste,  sondern  auch  die  frommste  von  den  sieben 
Geschwistern;  darum  sagten  die  anderen  sogleich,  sie  müsse  die  Zau- 
berformel sprechen.  Und  so  gingen  sie  nun  von  der  anderen,  die  den 
Weg  kannte,  angeführt,  zum  Wunderfelsen  hin,  der  schroff  aus  der 
Erde  ragte.  Die  Jüngste  sprach  die  Zauberformel  und  mit  einem  ge- 
waltigen Ruck  that  sich  der  Fels  auf.  Nachdem  sich  alle  vom  ersten 
Schreck  erholt  hatten,  ging  die  Jüngste  zuerst  hinein  und  die  anderen 
folgten  nach.  Beim  Hineingehn  aber  stiefs  'die  Aelteste  von  den 
Schwestern  eine  unziemende  Rede  aus  gegen  die  Verfolger,  deren 
Stimmen  man  schon  in  der  Nähe  hören  konnte.  Darauf  schlofs  sich 
der  Fels,  nachdem  alle  drinnen  waren,  hinter  ihnen  zu. 

Drinnen  sah  es  nun  wunderschön  aus,  und  die  schönen  Jungfrauen 
hatten  ihre  grofse  Freude  daran.  Da  waren  herrliche  grüne  Wiesen 
mit  bunten  Blumen  und  schöne  Teiche  mit  krystallklarem  Wasser  mit 


510  JosBphftt  Habnt 

schonen  Fischen  darin  und  marmelnde  Quellen,  -^  es  war  eine  wahre 
'  Lust  anzusehen.  Auf  den  Wiesen  weideten  die  schönsten  Rinder-  und 
Schaf  heerden,  und  liehliche  Musik,  welche  von  den  Glöckchen  an  den 
H&lsen  der  Thiere  herrührte,  tonte  ihnen  entgegen;  dahei  hüpften, 
zwitscherten  und  sangen  in  den  Zweigen  schattiger  Mimosen  und 
OirafiTenakazien  viele  hnnte  Vögel  um  die  Wette.  Kurz  sie  waren  in 
ein  wahres  Paradies  versetzt. 

Unterdessen  waren  die  Verfolger  heim  Felsen  angekommen.  Dort 
hörte  auf  einmal  jede  Spur  der  Flüchtlinge  auf,  man  mochte  suehen, 
wie  man  wollte.  „Sollten  sie  durch  den  Fels  gegangen  sein?*  sagt 
endlich  einer,  verdritsfslich  nher  das  vergebliche  Suchen,  und  legt,  ohne 
zu  ahnen,  dafs  er  wohl  gerathen  hat,  sein  Ohr  zum  Scherz  an  die 
Felswand  und  ist  ganz  verblufft,  den  lieblichen  Olockenklang  und  das 
Frohlocken  der  Jungfrauen  zu  vernehmen.  Mit  lautem  Jabelraf  theilt 
er  sogleich  seine  Entdeckung  den  Gefährten  mit,  und  diese  laascben 
auch  an  der  Felswand;  doch  können  sie  sich  nicht  darüber  einigen, 
was  das  für  Laute  sind,  die  sie  zu  ihrer  gröfsten  Verwunderung  bÖren. 
Einige  sagen:  „das  ist  das  Zwitschern  von  Vögeln^  und  andere  sageo 
wiederum:  „es  sind  Stimmen  der  Jungfrauen*  und  andere  wiedenim: 
„das  sind  Schellen  von  Rinderheerden*.  Obwohl  alle  cum  Theü  Recht 
haben,  entsteht  ein  Zank  darüber,  denn  jeder  will  allein  Recht  ha- 
ben, und  zuletzt  kommt  es  zur  Schlfigerei,  bis  schliefslich  alle  mit  blu- 
tigen Köpfen  die  Verfolgung  aufgeben  müssen  und  heimkehren. 

Die  schönen  Jungfrauen  verleben  unterdessen  schöne,  schöne  Tage; 
sie  pflücken  sich  Blumen,  winden  sich  Krftnze,  spielen  mit  den  kleinen 
Lfimmchen  u.  s.  w.  u.  s.  w.  Mit  der  Zeit  aber  bekommen  sie  Heimweh 
zu  ihren  Eltern,  die,  wie  sie  sich  recht  gut  denken  können,  in  Sorgen 
um  ihre  lieben  Kinder  leben.  Wenn  sie  doch  die  lieben  Eltern  bei 
sich  in  diesem  schönen  Paradiese  haben  könnten!  Aber  das  geht  nicht, 
denn  wie  können  sie  dieselben  von  ihrem  Aufenthalte  unterrichten? 
Kurz,  es  bleibt,  da  die  Liebe  zu  den  Eltern  den  Sieg  davongetragen 
hat,  nichts  anderes  übrig,  sie  müssen  diesen,  schönen  Ort  verlassen 
und  ihre  Eltern  aufsuchen,  damit  sie  sich  nicht  l&nger  zu  ftngstigen 
brauchen. 

Die  sieben  Schwestern  kehren  also  zum  Eingang  des  Wunderfelsens 
zurück  und  die  Jüngste  spricht,  wie  zuvor,  die  betreffende  Zauberfor- 
mel. Der  Fels  öffnet  sich  wieder,  doch  diesmal  nur  soweit,  dafs  im- 
mer nur  eine  hindurch  kann  und  nidit  zwei  oder  drei  neben  einan- 
der. Da  bekommt  die  Aelteste,  diejenige,  die  beim  Hineingehen  die 
unzicmende  Rede  gefuhrt  hatte,  ein  böses  Gewissen,  nnd  es  wird  ihr 
ganz  angst  und  bange,  als  es  ihr  trotz  aller  Anstrengung  nicht  gelin- 
gen Willy  sich  vor  den   anderen  hindorcfacndrängen.    Sie  bleibt  die 


Die  07aherer<$.  511 

Letzte,  und  als  die  Sechste  eben  im  Freien  ist,  schliefst  sich  der  Fels 
vor  der  Unglücklichen  mit  einem  Donnerschlage.  Da  sitzt  sie  denn 
noch  bis  auf  den  heutigen  Tag  und  weint  and  weint  and  hat  sich 
schon  längst  die  Augen  aas  dem  Kopfe  geweint. 

Die  sechs  übrigen  Schwestern  aber  fanden  bald  ihre  Eltern  wie- 
der, die  aus  Freade  Qber  das  Wiedersehen  gern  den  Ungehorsam  der 
Kinder  und  die  Angst  and  Sorge,  die  sie  ihnen  bereitet  hatten,  ver- 
ziehen. Es  warde  auch  von  den  Eltern  ein  grofses  Freudenfest  dem 
Stamme  gegeben,  und  alle  waren  lustig  und  guter  Dinge.  Die  Mäd- 
chen sind  aber  seitdem  nie  wieder  eigensinnig  und  ungehorsam  gegen 
ihre  Eltern  gewesen  ' ). 

Solcher  sinniger,  anmuthiger  Erzählungen  haben  die  Herero  viele. 
Hier  müssen  wir  aber  bemerken,  dafs  an  diesen,  dem  Kerne  nach 
wirklich  schönen  Märchen,  oft  viel  ekelhafter  heidnischer  Schmutz 
klebt,  welcher  der  wirklichen  Moral  der  Erzählungen  widerspricht  und 
ganz  gewifs  erst  später  hinzugekommen  ist. 

In  den  Hererofabeln,  deren  Zahl  Legion  ist,  und  welche  meist, 
wenn  auch  nicht  immer,  sehr  ausgedehnt  werden  und  dadurch  gewöhn- 
lich ihre  eigentliche  Pointe  verlieren,  finden  sich  manche,  oft  wirkh'ch 
auffallende  Anklänge  an  unsere  Thierfabeln.  —  Der  Schakal  spielt 
immer  die  Rolle  unseres  Reineke- Fuchs,  die  Hyäne  diejenige  des 
Wolfes,  die  kleine  Landschildkröte  vertritt  die  Maus,  das  Karakal  un- 
sere Katze,  der  afrikanische  Hase  den  unsrigen.  Natürlich  fehlt  der 
Lowe  nicht  mit  seinen  mächtigen  und  listigen  Vasallen,  dem  riesigen 
Leoparden  u.  s.  w.  Der  Elephant  endlich  vertritt  den  Bären  in  unse- 
rer Thierfabel.  Endlich  kommen  manche  Thiere,  wie  der  Straufs,  das 
Rhinoceros  und  manche  Antilopenarten  bei  ihnen  vor,  die  unsere  Thier- 
fabel nicht  kennt*). 


')  Aufser  dem,  ms  zu  dem  yorhergehenden  Härchen  bemerkt  wurde,  sind  in 
dieser  Erzäblnng  die  Siebenzahl,  die  wir  in  unserem  dentechen  Volksmärchen  wieder- 
finden, sowie  der  Umstandf  dmfs  gerade  die  Jttngste,  die  Unscheinbarste,  die  Haupt- 
rolle spielt»  femer  der  Wunder felseni  der  sich  auf  einen  gewissen  Zauberspruch 
hin  5ffiiet  und  eine  besondere  EigenthflmlichlLeit  der  orientalischen,  z.  B.  der  ara- 
bisehen,  Märchen  zu  sein  scheint,  und  die  schliefsliche  Moral  des  Ganzen,  höchst 
beachtenswerthe  Momente. 

*)  El  ist  nicht  unwahrscheinlich,  dafs  viele  unserer  Thierfabeln  durch  die  Mis- 
lionare  sich  unter  den  Eingeborenen  SUdafrika's  eingebürgert  haben,  sei  es  nun, 
dafs  die  Missionare  an  die  Stelle  der  in  unneren  nordischen  Erzählungen  auftreten- 
den und  dem  Afrikaner  unbekannten  Thiere  solche  setzten,  welche  derselbe  aus 
tiglicher  Anschauung  kennt,  sei  es,  dafs  die  Eingeborenen  selbst  die  Erzählungen 
der  Missionare  nach  ihren  Begriffen  sich  zurecht  legten.  Red. 


512 


\  XX. 

Beiträge  zur  Geographie  von  Hoch-Armenien  ') 


Von  Herrn  Wilh.  Strecker, 
Obertt  in  tflrk.  Oieniteo. 

(Hierzu  eine  Karte,  Taf.  Vin.) 


3.    Von  Enenun  aof  den  Bingöl-Dagh. 

Auf  das  ßingöl-  (Taasend-Seen)  Gebirge  verlegt  die  armenische 
Volkssage  die  St&tte  des  Paradieses  und  führt  dafür  als  Zeagnills  ur- 
alte Ruinen  von  Städten  and  Bargen,  eine  üppige  Vegetation,  das  Vor- 
kommen von  wilden  Weinstöcken,  sowie  die  Existenz  der  vier  in  der 
Paradiesessage  erwähnten  Ströme  an.  Um  mich  zu  vergewissern,  was 
hiervon  wirklich  auf  dem  wenig  bekannten  Gebirge  vorhanden,  be- 
schlois  ich,  mit  dem  englischen  Konsul  in  Erzeram,  Sir  Robert 
Dalyell,  einen  Ausflug  dahin  zu  machen  '). 

Begleitet  von  einigen  Dienern  und  Kawassen  und  mit  den  nöthi- 
gen  Lebensmitteln  versehen,  —  da  wir  nicht  erwarten  durften,  unter- 
wegs etwas  anderes  als  Milch  und  Eier,  schlechtes  Brod  und  Ldunm- 
fleisch  vorzufinden  —  verliefen  wir  Erzeram  an  einem  schönen  JuU- 
morgen  mit  Sonnenaufgang.  Wir  ritten  eine  kleine  Stunde  südlich 
in  der  sanft  zum  Fufse  des  Palandöken  -  Dagh  ansteigenden  Ebene, 
dann  bergan  in  dem  engen,  steilen  Thale,  welches  diesen  Berg  yon 
dem  westlich  gelegenen  Ejerlü-Dagh  scheidet  und  von  einem  kleinen 
Zuflüsse  des  Euphrat  bewässert  wird.  An  einer  südwestlich  am  FoTse 
der  Kuppe  des  ersteren  Berges  gelegenen  Einsattelung,  welche  die 
Wasserscheide  zwischen  dem  Euphrat  und  dem  Araxes  bildet,  dem 
von  hier  das  Näbi  -  tschai,  weiter  unten  Hassankaie  -  Su  genannt,  zu- 
strömt, liefsen  wir  unsere  Karawane  Halt  machen,  um  die  Kuppe 
selbst  zu  ersteigen.  Der  südliche  Hang  derselben  hat  nahe  an  60* 
Neigung  und  ist  einige  Fufs  hoch  mit  losem,  scharfem  Steingeröll  be- 
deckt, welches  das  Emporklimmen  sehr  erschwerte.  Einzelne  Qras- 
büschel  und  selbst  zarte  Alpenblumen  sprossen  hie  und  da  aus  dem 
Gestein  hervor   und  boten  uns  einen,   wenn  auch  mehr  moralischeo. 


^}  Yergl.  oben  S.  145. 

')  Vergl.  denselben  Weg  beschrieben  von  P.  y.  Tchihatscheff  im  Jahte  1868, 
Zeitschr.  f.  allgem.  Erdk.,  Bd.  VI.,  S.  802—806. 


Beiträge  zur  Geographie  von  Hoch- Armenien.  ^13 

Jinhalt  für  die  Hände.  Oben  sahen  wir  nach  Norden  zvl  un/saren 
Füfsen  in  wilde  zerrissene  Trachjtformationen;  wir  befanden  i^nsiub^r 
einem  alten  nach  jener  Richtung  hin  durchbrochenen  Krater.  In  .w- 
serer  Nähe  and  weithin  waren  alle  gegen  die  Sonne  und  wiormiin 
Winde  geschützten  Stellen  mit  Schnee  bedeckt  Wir  hatten  ei^en 
weiten  Ueberblick,  nördlich  über  die  Ebene  von  Elrzeram  hinaus  Auf 
das  pontische  Eüstengebirge ,  westlich  auf  die  den  Euphrat  begleiteju- 
den  und  auf  die  nördlich  der  Ebene  von  Erzingjan  sich  hinziehenden 
Gebirge,  südlich  auf  das  Bingölgebirge ,  welches  jenseits  niedidgerer 
Berge  mauerähnlich  unseren  Horizont  begrenzte,  westlich  über  die  von 
WSW.  nach  ONO.  zu  unseren  Füfsen  sich  hinziehende  Eb^ne  von 
Passin  auf  den  Soghanly-Dagh.  Wir  nahmen  vermittelst  einer  voraüg- 
liehen  Bussole  die  Richtungen  nach  allen  hervorragenden  Punkten,  be- 
sonders in  der  Ebene  von  Erzerum,  auf,  wodurch  es  uns  für  spätere 
Zwecke  ermöglicht  wurde,  die  Lage  von  vielen  derselben,  welche  wir 
schon  kannten  und  von  anderen  Seiten  recognoscirt  hatten ,  sahr  ge- 
nau zu  bestimmen  ').  Wir  fanden  die  Höhe  der  Kuppe  vermittel/it  des 
Siedepunktes  des  Wassers,  als  Mittel  von  zwei  jetzt  gemachten  und 
«wei  späteren  Messungen,  10,485  englische  Fufs  über  dem  Meere. 

In  fast  südlicher  Richtung  ritten  wir  nun  2^  Stunde  im  ganzen 
bergab,  auf  einem  hie  und  da  Schneefelder  aber  auch  reicheii  Qras- 
ond  Pflanzenwuchs  tragenden  wellenförmigen  und  von  mehreren  Buchen 
durchschnittenen  Hochlande  weiter,  welches  sich  vom  Fufse  der  west- 
lichen Gebirge  nach  der  entgegengesetzten  Richtung  fortzieht,  wohin 
wir  wegen  nahe  vorliegender  Höhen  keine  Aussicht  hatten.  D^auf 
wendeten  wir  uns  links,  d.  h.  nahezu  südöstlich  und  gelangten  nach 
eioem  zuletzt  ziemlich  steilen  Niederstiege  zu  dem  15  —  20  Fufs  brei- 
ten nach  Osten  zum  Araxes  fliefsenden  Kyzyl-Getschid-Tschai  (Roth- 
fnrthfiufs),  so  genannt  von  dem  hier  seine  Ufer  bildenden  rothßp  6e- 
.«tein  —  wir  hatten  aufser  vulkanischen  Gebilden  an  diesem  T^jige  ß^i^h 


')  Gitadelle  von  Erzerum,  N.  8®  W.,  ungefUhr  2  Stunden. 
^^dclidjik-Dagh,  ein  kleiner  erloschener  Vulkan,  jenseits  der  Ebene  von  Erzeram, 

N.  85  W. 
Ak  baba,  ein  zerklüfteter,  gewaltiger  Felsen,  W.  von  Sertscheme-Dere,  N.  50  yV. 
Bjedjen-  oder  Choschabpungar-Dagh,  hohe  Pyramide,  N.  60  W. 
Bahteli-  (Kop-)  Dagh,  Plateau- Berg,  N.  64  W. 

Ifariam-Dagh,  am  Südufer  des  Euphrat  unterhalb  Aschkaie,  N.  79  W. 
Keschisch-Dagh,  nördlich  der  Ebene  von  Erzingjan,  N.  87  W. 
Toprakkale,  Qipfel  des  BingSl-Dagh,  S.  6  O.. 
Bin  kolossaler  Schneeberg  (Subhan-  oder  Sipan-Dagh?),  S.  50  O. 
Ein  nicht  bis  zur  wolkenbedeckten  Spitze  sichtbares  Schnee -Gebirge  (Ararat?),  O. 
Hassankaie  in  der  Ebene  Passin,  N.  68  O. 
Bichtong  unseres  Weges  von  hier  weiter  S.  18  W. 
Dia  sich  ostlich  nach  Chinis  abzweigende  StraTse,  S.  87  O. 

Sfitsehr.  d.  Qesellscb.  f.  Brdk.   Bd.  lY.  33 


514  Wilh.  Strecker: 

Porphyr  und  Sandstein  angetroffen.  An  ihm  liegt  1|  St.  abwärts  das 
Dorf  Taschkessan  und  weiter  Katranly.  Nach  einer  weiteren  Stande 
erreichten  wir  in  einem  5stlichen  Bogen  das  kleine,  elende  Eardendoif 
Madrag  ^)  in  einem  sanften,  stellenweise  versumpften  Thale.  Wir 
schlagen  unsere  Zelte  fiber  dem  Bache  auf  und  schliefen  bald  unter 
den  Tönen  von  aus  dem  Dorfe  zu  uns  heruberklingenden  einformigea 
aber  melodischen  schwermüthigen  Oesfingen  einiger  jungen  Kurden  ein. 

Am  n&chsten  Tage  ging  es  in  nahezu  südlicher  Richtung  über  an- 
bedeutende  Höhen  nach  zwei  Stunden  zu  dem  Dorfe  Düsjurudi  (d.  h. 
^er  ist  gerade  gegangen^},  am  linken  Ufer  des  20  Fufs  breiten  aber 
flachen  gleichnamigen  forellenreichen  Baches,  welcher  3  Stunden  ab- 
wfirts  sich  mit  dem  Ejzjl-Oetschid- Tschai  vereinigt  Zwei  Stunden 
weiter  über  plateauartige  theilweise  von  vulkanischen  Blöcken  star- 
rende aber  auch  reiche  Weiden  und  Blumenteppiche  enthaltende  Höben, 
zuletzt  über  ein  sanft  abfallendes,  wellenförmiges  Terrain  gelangten 
wir  in  das  ziemlich  breite  und  theilweise  sumpfige,  weiter  oben  and 
unten  aber  sich  z¥rischen  steilen  Hängen  verengende  Thal  des  Araxe8. 
Derselbe  fliefst  hier  mit  vielfachen  Windungen,  im  allgemeinen  von 
SW.  nach  NO.  und  ist  an  der  Fürth  ungefähr  20  Fufs  breit  und 
2|  Fufs  tief,  an  andern  Stellen  tiefer.  Auf  einer  niedrigen  Terrasse 
oberhalb  derselben  lagerten  wir  an  einem  Mühlbach,  in  einer  Entfe^ 
nung  von  ca.  1-^  St  von  dem  aufwärts  am  linken  Ufer  des  Flosse» 
gelegenen  Dorfe  Altyny.  Durch  den  Reitknecht  des  Herrn  Dalyell, 
einen  Kurden,  angezogen,  versammelten  sich  bald  aus  der  Nachbar- 
schaft viele  seiner  Landsleute  bei  unserm  Lager;  er  organisirte  als 
Heigenführer  Nation altfinze ,  welche  von  einem  feurigen  rhythmischen 
Gesänge  begleitet,  durch  die  Lebhaftigkeit  und  eine  gewisse  Grazie  in 
den  Bewegungen  der  Tanzenden  sich  vortheilhaft;  vor  allem  auszeidi- 
neten,  was  wir  in  jenen  Gegenden,  besonders  unter  den  schwerfSlIigen 
Armeniern,  bisher  von  der  ^Poesie  der  Beine*  zu  Gesicht  bekommen 
hatten. 

Der  folgende  Tagemarsch  brachte  uns  auf  das  eigentliche  Gebirge. 
Die  Richtung  des  Weges  um  Höhen  herum,  über  kleine  Plateaus  und 
verschiedene  Bfiche  und  häufig  sehr  steil  bergauf,  war  im  ganzen  sad- 
lieh.  Einer  unserer  landeskundigen  Kawassen  machte  uns  auf  ein 
Plateau  aufmerksam,  auf  welchem  ein  weites  Terrain  durch  eine,  ans 
aufeinandergelegten  Steinen  und  Felsstücken  gebildete  Mauer  einge- 
schlossen war;  er  meinte,  das  sei  eine  ^Eale*,  d.  h.  Festung.  'Sae^ 
einem   fünfstündigen  Ritte    —    uneingerechnet    vielfachen    Aufenthalt 


*)  Madrag  soll  6  Stunden  von  dem  Dorfe  Taschaghyl,  an  der  Eraerum-Paltier 
Strarse,  entfernt  sein. 


r- 


Beiträge  zur  Geographie  von  Hoch -Armenien.  515 


(behufs  Befriedigung  der  Gelüste  unserer  durch  die  herrliche  Luft 
and  das  köstliche  Wasser  zu  aufserordentlicher  Thatigkeit  angeregten 
Magen)  —  stiegen  wir  steil  im  Zickzack  zu  dem  Bette  des  von  fast 
senkrechten  Felsen  eingeschlossenen  BiogÖl-Tscbai  hinab.  So  werden 
mehrere  auf  dem  Gebirge  entspringende  Flüsse  in  ihrem  oberen  Laufe 
genannt;  derjenige  an  welchem  wir  lagerten  ist  dort  ca.  12  FuTs 
breit  und  fliefst  mit  grofser  Geschwindigkeit  auf  schrägem  h&ufig  glat- 
tem Felsgrunde.  Er  wird,  weil  von  den  Spitzen  des  Gebirges  selbst 
kommend,  für  die  Hauptquelle  des  Aras  —  wie  uns  der  Flufs  schon 
beim  letzten  Nachtlager  genannt  worden  war  —  gehalten. 

Vom  Bette  des  Bingol-Tschai  erklommen  wir  am  nfichsten  Morgen 
sein  westliches  Ufer  und  hatten  damit  ein  Plateau  erreicht,  welches 
sich  mit  sanfter  Steigung  bis  zu  den  eigentlichen  Bergspitzen  hinzieht 
Die  wunderbare  Pracht  der  dasselbe  bedeckenden  Alpenblumen,  von 
deren  Duft  die  reine  Luft  geschwängert  war,  bewog  uns  dasselbe  zu 
FoTse  zu  durchstreifen,  um  dann  weiter  wieder  zu  Pferde  steil  bergauf 
and  über  Schneefelder,  in  welche  die  Thiere  mit  uns  zu  versinken 
drohten,  die  Spitze  Toprakkale  (d.  h.  Erd-Feste)  und  so  den  aus  Ueber- 
resten  eines  einstigen  mächtigen  Kraters  bestehenden  höchsten  Gipfel 
des  Bingöl-Dagh  zu  erreichen.  Derselbe  bildet  einen  fast  kreisförmigen 
gewaltigen  Wall,  mit  weiter  Oefifnung  gegen  Süden.  Hörnerartig  sind 
ihm  nach  Norden  zwei  Spitzen,  die  Toprakkale  und  östlicher  die  De- 
mirkale  (Eisen-Feste)  angesetzt.  Eine  dritte  Erhebung,  die  Elarkale 
(Schnee-Feste)  liegt  südöstlich  von  der  ersteren  auf  dem  Wall.  Der 
innerhalb  des  Walles  nach  Süden  offene  und  sich  senkende  Kessel  ist, 
gegen  rauhe  Winde  geschützt,  mit  einer  reichen  Vegetation  bedeckt. 
In  ihm  entspringt  der  Tscharbubr  ein  bedeutender  Nebenflufs  des 
Mar  ad  (des  östlichen  Euphratarmes)  welcher  an  einem  zuckerhutför- 
migen  Berge  am  Südrande  des  Kessels  westlich  vorüber  denselben 
verläfst  um  bald  in  ein  tiefes  Thal  einzutreten.  In  dem  Kessel  soll- 
ten sich  die  Ruinen  von  uralten  Wohnungen  sowie  Weingärten  vor- 
finden. Wir  entdeckten  nun  zwar  einige  Mauerüberreste,  die  aber  nur 
von  einem  Sommeraufenthalte  von  Kurden  herzurühren  schienen,  dazu, 
was  immer  bemerkenswerth,  ist  wirklich  einen  einzigen  wilden  Wein- 
Btock.  In  einer  Einsenknng,  die  westlich  über  den  Wall  zur  Toprak- 
kale führt,  befindet  sich  ein  Friedhof  und  auf  ihm  unter  vielen  Grab- 
steinen eine  etwa  3  Fufs  lange  und  2  Fufs  breite  horizontal  liegende 
Steinplatte,  mit  einer  langen  Keilinschrift,  in  dichtgedrängten  Zei- 
len, mit  kleinen  Buchstaben.  Wir  nahmen  vermittelst  aufgedrückten 
feuchten  Papiers  mehrere  Gopien  von  demselben,  die  leider  mifslangen, 
da  die  Eindrücke  auf  dem  Papier  nach  unserer  Ankunft  in  Erzerum 
fast  vollständig  verschwunden  waren. 

33* 


1 


516  Wilh.  Strecker: 


Die  Toprakkale  ist  —  ebenso  wie  die  Earkale  —  eine  naturtidie 
Erhöhung,  die  ihre  Entstehung  vulkanischer  Thätigkeit  sn  verdanken 
hat  and  auf  welcher  sich  keine  irgendwie  bemerkenswerthen  Sporen 
eines  Werkes  der  Menschenhand  vorfinden.  Zwischen  ihr  und  der 
Demirkale  abwftrts  sammelt  der  nach  Norden  fliefsende  Bingol-Tschai, 
den  wir  schon  als  Haoptquellflufs  des  Araxes  erw&hnten,  sein  Qaell- 
wasser  aus  zahlreichen  kleineren  und  grofseren  Lachen  —  welche  meist 
nicht  durch  eigentliche  Quellen  gebildet,  sondern  von  dem  schmelzen- 
den Schnee  der  Hohen  gespeist  werden,  und  deren  unzählige  Menge 
dem  Gebirge  die  Benennung  „Tansend-Seen-Berg^  verschaffte. 

Die  Demirkale,  deren  Existenz  für  die  Eingeborenen  ein  Haapt- 
argument  der  Bedeutung  des  Gebirges  in  den  ältesten  Zeiten  bildet, 
besteht  ans  einigen  Stockwerken  von  Mauern,  welche  aus  langen 
schmalen  und  nicht  dicken,  durch  Menschenhände  ziemlich  regelmäfsig 
aufeinandergelegten  Bruchsteinen  hergestellt  sind.  Ein  starkes  eiser- 
nes Thor  soll  den  Haupteingang  verschlossen  haben,  bis  es  vor  un- 
gefähr 40  Jahren  von  den  Einwohnern  des  nahen  Städtchens  Chinis 
dorthin  transportirt  wurde.  Ich  möchte  vermuthen,  dafs  dieser  Bm 
durch  den  grofsen  Eroberer  Timur,  dem  wahrscheinlich  noch  andere 
derartige  Deberbleibsel  in  der  Umgegend  ihren  Ursprung  verdanken, 
aufgeführt  worden  sei;  es  ist  ein  historisches  Factum,  dafs  derselbe 
glänzende  Hochzeitsfeierlichkeiten  auf  dem  Gebirge  veranstaltete  und 
während  der  mehrtägigen  Feste  von  seinen  Truppeu  grofsartige  Krie^s^ 
spiele,  Erstürmung  von  Festungen  u.  dergl.  auffuhren  liefs.  Zu  die- 
sem Zwecke  hatte  er  gewifs,  was  für  ihn  keine  Schwierigkeiten  bot, 
durch  seine  zahllos«" n  Heerschaaren  wichtige  Punkte  noch  besonders 
künstlich  zu  siebtbaren  Festen  umgestalten  lassen,  und  bierza  eignete 
sich  keiner  besser  als  dieser  Vorsprung  der  das  ganze  Gebirge  krö- 
nenden Erhöhung,  welcher  nun  seitdem  zur  Erinnerung  an  den  mäch- 
tigen Eroberer  dessen  Namen  (Timur,  ältere  Aussprache  statt  des  hen- 
tigen  Demir)  trägt 

Nach  Osten  zu  f&llt  der  Wall  der  Bingöl- Bergspitzen  als  zerris- 
sene Tracb3rtwand  ganz  besonders  steil  zu  einer  Ebene  ab,  in  welcher 
das  östlich  fliefsende  Ghinis-  oder  £[ale-Su  (und  mehr  nordöstlich  das 
Pajek-Su,  das  sich  unterhalb  Ghinis  mit  jenem  vereinigt),  wie  der 
Bingöl-Tschai  aus  den  Abflüssen  zahlreicher  kleiner  Seen  entsteht. 

Der  vierte  Flufs,  welcher  auf  dem  Bingöl*Gebirge  seinen  Ursprung 
hat,  das  nach  Westen  strömende  Litschig-Su,  entspringt  einige  Stunden 
WNW.  von  den  höchsten  Spitzen. 

Die  Höhe  der  Toprakkale  über  dem  Meere  beträgt  als  Mittel  ans 
unseren  Beobachtungen  -^  welche  viermal  bei  der  diesmaligen  Bestei- 


r 


Beiträge  znr  Geographie  van  Hoch-Armeiiien.  517 


gang  QDd  zweimal  bei  einer  früheren  von  Herrn   Dalyell   angestellt 
worden  waren  —  10,233  englische  FoTs'). 

Wir  erblickten  von  den  Spitzen  aas  im  Norden  als  entfernteste 
Gebirgskette  die  pontiscbe  Kette  nahe  der  Trapeznnt-Erzeramer  Han- 

i  delsstrafse  mit  dem  Djedjen-Dagh  und  vor  ihr  das  Palandöken-Oebirge, 
welches  sieb  sndsüdöstlicb  znm  Litscbig-Su  hinzieht  und  dasselbe  dann 

;  m  seinem  Laufe   nach  Westen   begleitet.     Das  Gebiet  zwischen  dem 

\  Palandoken-  und  dem  Bingöl  -  Gebirge  glich  einer  Senkung.  Nörd- 
lich von   den   Spitzen   selbst  fKllt  das  Plateau,   anfangs  sanft,   dann 

;  steiler  und  von  verschiedenen  Thälern  durchschnitten,  zum  Araxes 
ab.  Nach  Westen  zieht  sich  der  Kamm  des  Gebirges  mit  etwas  süd- 
licher Abweichung  hin  und  hat  gleichfalls  mehrere  Standen  weit  gegen 
Norden  eine  sanfte,  plateauartige,  doch  durch  Thfiler  und  Höhen  un- 
terbrochene Abdachung,  welche  durch  die  Wasserscheide  zwischen  dem 
Utschig-Sn  und  dem  Araxes  mit  der  Falandöken-Kette  in  Verbindung 
steht  und  von  welcher  sich  nach  Westen  der  das  Litscbig-Su  im  Sfiden 
begleitende  Gebirgszug  abzweigt  In  weiter  Ferne  erblickten  wir  west- 
lich den  Dudjik  -  Baba ,  eine  der  höchsten  Bergspitzen  der  Dersim- 
Gebirge.    • 


')  Die  ZuverläBsigkeit  dieser  nur  mit  einem  so  unvollkommenen  Instrument» 
wie  der  thermometriache  Kochapparat  (das  sogenannte  Hypsometer)  ist,  ausgeführten 
Bestimmungen  unterliegt  um  so  stftrkeren  Bedenken,  da  sie  für  die  dominirende 
Spitze  des  ganzen  Gehirgsstockes  geringer  auaftillen  als  die  oben  angegebene  Höhe 
des  Palandoken,  welchen  doch  selbst  obige  Schilderung  des  Verfassers,  wie  nicht 
veniger  alle  anderen  Berichte  nur  als  einen  Yorberg  des  eigentlichen  Bingol-Dagh, 
der  dessen  Hasse  von  Erzerum  her  nur  theilweise  verdeckt,  darstellen.  Tschihat- 
achefTs  Barometermessong  am  1.  August  1868  ergab  für  den  „Kaledagh'  (Toprak- 
kile),  der  Gipfel  des  Bingol,  über  2000  Fufs  mehr  (8750  Meter  s  12,800  FuTs 
engl.).  Diesen  Bedenken  gegenüber  schreibt  mir  der  Herr  Verfasser  nachtr&glich: 
sBen  therm ometrischen  Kochapparat,  dessen  Kesul täte  ja  nicht  ganz  genau  sein  kdn- 
Den,  habe  ich  mit  grofstmSglicher  Vorsicht  Nre braucht  Die  Höhe,  welche  er  fUr 
den  Palandoken  angiebt,  halte  ich  aber  für  nuL^zu  richtig,  sie  steht  auch  in  rich- 
tigem Verhältnifs  zu  der  von  mir  gemessenen  Hohe  des  Merzim-  und  Dumly-Dagb, 
£e  er  überragt.  Der  Berg  erscheint,  von  Erzerum  gesehen,  weniger  hoch,  weil  die 
Stadt  unmittelbar  an  seinem  Fui^  liegt.  Wenn  Herr  v.  Tschihatscheff  den  Ab- 
hang dieses  Berges  (ohne  seinen  Namen  zu  nennen,  Zeitschr.  f.  allgem.  Erdk.  1869. 
Bd.  VI.  S.  302}  sanft  will  hinaafgeritten  sein,  so  wird  ihm  diefs  wohl  niemand 
nachmachen.  Jedenfalls  aber  versperrt  die  Kuppe  des  Palandoken,  auch  vom  BingSl 
aus  gesehen,  jede  fernere  Aussicht  in  dieser  Richtung;  ob  sie  von  letzterem  wirklidi 
erheblich  überragt  wird,  wie  es  dem  Augenmafse  im  allgemeinen  erscheint,  ist 
um  so  schwerer  zu  bestimmen,  da  sie  fast  isolirt  ansteigt,  während  sich  der  Bingöl- 
Dagh,  durch  eine  tiefe  Einsenkung  von  ihr  geschieden,  als  hoher  breiter  Kamm  mit 
relativ  wenig  darüber  ansteigenden  Kuppen  hinzieht.  Meine  Messung  auf  dem  Bin> 
gol  ergab  übrigens  bis  auf  wenige  Fufs  dasselbe  Resultat,  wie  die  von  Herrn  Da- 
Ijell  allein  ein  Jahr  früher  angestellte,  so  dafs  ich  sie  für  zuverlilssiger  hielt,  als 
sie  sich  später  herausstellen  mag".  Kiepert. 


■-.T-Wl» 


518  Wilh.  Strecker: 


Das  Thal  von  Warto,  vom  Tscharbuhr  darchfiossen,  zieht  sich  in 
sfidosüicher  Richtang  zu  unseren  Fuisen  bis  zur  Ebene  von  Mosch  hin. 
Fast  genau  südlich  mit  ganz  geringer  westlicher  Abweichung  eriiebt 
sich  jenseits  der  Ebene  von  Mnsch  ein  zur  H&lf'te  mit  Schnee  bedeck- 
ter, hoher  Berg  mit  einer  sattelförmigen  Einsenk«ng,  und  dahinter^ 
direkt  sudlich  von  uns,  noch  ein  anderer  (Gharzan-Dagh?). 

In  der  Richtung  nach  Sudosten  war  der  Himmel  in  der  Feme  mit 
Wolken  bedeckt,  so  dafs  wir  keine  Aussicht  auf  den  sonst  sichtbareD 
Ararat,  sowie  auf  den  Subhän-  und  Nimrud-Dagh  hatten. 

In  Östlicher  Richtung  (bei  10^  Süd)  dehnt  sich,  hier  im  Süden  yon 
dem  Warto-Gebirge  *)  —  einer  östlichen  Fortsetzung  des  BingÖl- Ge- 
birges —  begrenzt,  die  oben  schon  erwfihnte  tiefe  und  breite,  ebene 
Einsenkung  nach  Chiois  zu  aus;  dießelbe  begleitet  von  hier  ans  im 
Norden  der  Tschakmak  -  Dagh,  dessen  Fortsetzungen  bis  in  die  Nike 
des  Ararat  hin  die  Wasserscheide  zwischen  dem  Murad  und  dem 
Araxes  bilden,  und  von  dem  der  Top- Dagh  (seine  Spitze  N.  18*  0. 
von  uns)  sich  nach  Nordwesten  in  die  Gegend  von  KüUü  hinzieht 

Auf  dem  Gebirge  selbst  befinden  sich  nur  wenige  elende  kurdische 
Dörfer;  doch  ist  es  den  Sommer  hindurch  aufserordentlich  belebt  Bei 
Beginn  desselben  ziehen  alle  Kurden  aus  der  Umgegend  mit  Weib  und 
Kind  und  zahlreichen  Heerden  hinauf,  um  da  unter  schwarzbraunen 
2ielten  —  nfichst  Stoffen  zur  Bekleidung  und  recht  hübschen  dauere 
haften  Teppichen,  die  Hauptproducte  der  von  den  Frauen  betriebe- 
nen Wollenindustrie  —  in  clanweise  gesonderten  Liagern  zu  campiren. 
Auch  aus  grofeer  Feme  werden  zahllose  Heerden  alle  Jahre  aof  seine 
weithin  berühmten  Weiden  getrieben,  um  dann  bis  nach  Aleppo  nnd 
Damascus  oder  auch  nach  Constantinopel  geführt  zu  werden,  wo  sie 
in  dem  elendesten  Zustande  ankommen  würden,  wenn  die  kräftigenden 
Weiden  des  Tausend-Seen-Bei^es  nicht  eine  lange  nachhaltige  Wirkung 
erzengten. 

Die  herrliche  reine  Luft,  die  reiche,  duftende  Alpenflora,  die  üp- 
pigen Triften  und  die  davon  scharf  abstechenden  nackten,  grofsartigen 
Felsformationen,  die  kühlen,  murmelnden  Bfiche  und  die  tausend  Seen 
ond  Quellen  lassen  das  Gebirge  noch  heute  den  Naturmenschen,  welche 
es  bewohnen,  als  ein  Eden  erscheinen.  Dals  einer  der  Seen  das  „Was- 
ser des  ewigen  Lebens^  enthült,  ist  fester  Glaube  der  Umwohnenden, 
obschon  noch  niemand  gerade  ihn  hat  auffinden  können,  oder,  wie  die 
Sterblichkeit  Aller  beweist,  zuföllig  aus  ihm  getranken  hat     Aber  we- 


>)  In  8.  60  O.  erblickten  wir  auf  dieaem  Gebirge  den  Djilly-G51,   einen  der 
Sage  nach  grundlosen  Schilfeee. 


Beiträge  zur  Geographie  von  Hoch -Armenien.  519 

nigstens  Gesundheit  Kraft  und  Frische  des  Geistes  gew&hrt  der  Auf- 
enthalt auf  dem  Gebirge  allen. 

Es  übte  auch  auf  uns  einen  aufserordentlichen  Reis  ans,  wir  ver- 
liefsen  es  nur  ungern  und  ich  habe,  hier  an  den  Ufern  des  Bosporus 
-selbst,  manch  mal  eine  Art  Heimweh  nach  dem  armenischen  Hochlande, 
trota  der  Unannehmlichkeiten  jeglicher  Art,  welchen  ich  dort  während 
«eines  langjährigen  Aufenthaltes,  häufig  als  einziger  Fremdling  unter 
den  Eingebornen  lebend,  ausgesetzt  war. 

Auf  der  Ruckkehr  nahm  ich,  um  den  Oberlauf  des  Litschik  und 
Tuzla-su  zu  erforschen,  einen  Umweg,  der  mich  schliefslich  bis  nach 
Pekkeridj  im  Kreise  Terdjan  führte,  weil  sich  daselbst  nach  öfter 
gehörten  Erzählungen  der  Leute  eine  uralte  Festung  mit  wunderbaren 
Sehriftzeichen  —  nach  dem  Volksglauben,  der  auch  schon  manchem 
türkischen  Beamten  der  Gegend  schlaflose  Nächte  verursacht  haben 
soll,  unzweideutige  Anzeige  eines  verborgenen  Schatzes  für  den  glück- 
lichen Entzifferer  —  vorfinden  sollten.  Ich  kam  bald  nach  Mittag  dort 
An,  so  dafs  mir  an  dem  langen  Julitage  hinreichende  Zeit  für  meine 
Untersuchungen  blieb. 

Seine  300  Häuser  Uegen  eine  gute  Stunde  vom  Euphrat  inmitten 
fruchtbarer  Ebene  ringförmig  um  den  Fulis  eines  isolirten  Quarzkegels 
von  über  100  Fufs  Höhe  und  mehreren  hundert  Schritt  Umfang.  Ich 
«ih  mich  lange  vergebens  nach  der  gesuchten  alten  Feste  um,  bis  mir 
endlich  der  erwähnte  Felskegel,  ungeachtet  seiner  ungeeigneten  Form, 
ids  dieselbe  bezeichnet  wurde.  Meine  schon  oft  gemachte  Erfahrung, 
dafs  die  Einwohner  dieser  Gegenden  häufig  Felsen,  Hügel  oder  son- 
stige ihre  Umgebung  dominirende  Funkte,  nicht  nur  wenn  sich  einige 
Mauerspuren  finden,  sondern  oft  auch  ohne  dieselben,  Kaie  (Festung) 
nennen,  war  so  wieder  um  ein  Beispiel  vermehrt  worden.  Anstatt  der 
Feste,  welche  mir  entgangen,  war  ich  jedoch  so  glücklich,  eine  anctere 
in  ihrer  Art  vielleicht  einzige  Entdeckung  zu  machen.  Moses  von 
Chorni  (Armen.  Gesch.  H.  1 3)  erzählt  nämlich,  dafs  König  Tigranes  H. 
(der  bekannte  Gegner  des  Lucullus  und  Pompejus)  in  dem  Orte  Ba- 
garrindj  eine  durch  König  Artasches  I.  aus  Hellas  als  Beute  ent- 
führte Statue  des  Gottes  Hephaestos  * )  errichtete.   Dafs  das  auf  diesem 


')  Agathangelos  in  Beiner  Geschichte  der  Bekehrung  Armeniens  durch  S.  Grigor 
(8. 154  der  Mechitaristen- Ausgabe)  schreibt  den  Namen  Bagajarrindj  und  erklärt 
ihn  fElr  parthisch,  d.h.  nach  damaligem  Sprachgebrauch  persisch,  —  wie  er 
denn  auch  in  der  That  keine  befHedigende  Erklärung  ans  dem  Armenischen  suläfst, 
wogegen  bekanntlich  das  Wort  bagha  (auch  in  anderen  armenischen  Ortsnamen  der 
Aiaakiden-Zeit,  z.  B.  Bagavan,  Bagaran)  ipi  altpersischen  Gott  bedeutet,  —  und 
bezeichnet  damit  Übereinstimmend  als  Gegenstand  des  dortigen  Cultus  statt  des  grie- 
chischen Gottesnamens  den  persischen  Hihr,  d.  1.  Mithra,  den  Sonnengott    Kp. 


^'■l 


Sfäfr  Wilh.  Strecker: 

Pi^Mn  geschah  und  dafis  derselbe  zum   Tempel  hergerichtet  warde^ 
darüber  blieb  mir  nach  UatersuchuDg  desselben  kein  Zweifel  mehr. 

Der  Aufstieg  ist,  der  grofsen  Glätte  des  Gesteines  wegen,  an  eini- 
gen Stellen,  wo  die  DorQugend  Ratschbahnen  angelegt  hat,  sehr  be- 
schwerlich. Ich  fand  nngeflbr  in  der  halben  Höhe  der  Sodaeite  de» 
Felsens  den  Eingang  zu  einem  ansgehauenen  gewölbten  unterirdischen 
Gange  von  ungefähr  6  Fu£b  Breite  und  5  Fufs  Höhe,  mit  einer  Neigung 
von  ca.  45*,  in  welchem  eine  Treppe,  wahrscheinlich  zu  einem  Bran- 
nten, hinunterfuhrte.  Noch  sind  1 20  tbeiiweise  verfallene  Treppenstufen 
vorhanden,  Geröll  füllt  den  untern  Theil  des  Ganges  aus.  Aufaerhalb 
geht  jetzt  am  Fufse  des  Felsens  in  der  Richtung  des  Ganges  eine 
reiche  Quelle  frischen  Trinkwassers  zu  Tage.  Seitwärts  und  etwas- 
oberhalb  des  Einganges  zu  diesem  Treppenbau  ist  in  dem  Felsen  eine 
ungefähr  3  Fufs  tiefe  Aushöhlung  von  der  Form  eines  abgeschnittenen 
Kegels,  mit  ca.  2  Fufs  oberem  und  3  Fufs  Durchmesser  an  der  BasiSr 
vorhanden,  die  zum  Aufbewahren  des  aus  dem  Brunnen  gehoben 
Wassers  gedient  haben  kann.  Auf  der  Ostseite  des  Felsens  befinden 
sich  drei  zimmerartige  Höhlangen,  deren  Form  und  Maafse  aus  dem 
der  Karte  beigefügten  Grundrisse  ersichtlich  sind,  in  geringer  Entfei^ 
nung  von  einander.  Die  Yorhöfe  sind  bei  allen  dreien  oben  offen  und 
bilden  kastenartige  Vertiefungen  in  dem  Felsen.  Aus  ihnen  fuhren 
schmale  Thüren  in  die  eigentlichen,  roh  in  das  Gestein  gearbeiteten 
7  Fufs  hohen  Grotten,  welche  jetzt  Füchsen  als  Asjl  zu  dienen  schei- 
nen und  mit  deren  Unrath  angefüllt  sind.  Die  mittlere,  welche  noch 
eine  Art  Alkoven  enthält,  hatte  kürzlich  einer  kurdischen  Familie  meh- 
rere Winter  hindurch  zum  Zufluchtsort  gedient. 

Auf  der  Spitze  des  Felsens,  die  nur  sehr  wenig  ebenen  Raum 
bietet,  sind  noch  einige  Spuren  von  Mauerwerk  sichtbar,  wohl  die 
Ueberbleibsel  des  Fundamentes  vom  eigentlichen  Sanctuarium,  das  mit 
der  Statue  des  Gottes  einst  das  Ganze  krönen  mufste. 

Unterhalb  der  Höhlenzimmer,  also  wie  sie  gegen  Sonnenaufgang '), 
finden  sich  in  dem  hier  gegen  45 **  abfallenden  Felsen,  nicht  sehr  hoch 
über  dessen  Fufse,  mehrere,  ungefähr  1^  Fufs  lange  Vertiefungen  von 
der  neben  den  Grundrissen  verzeichneten  Form  und  Lage  zu  einander; 
von  den  Einwohnern  für  die  uralte  Inschrift  ausgegeben,  dienten  sie 
wohl  als  Rinnen  zur  Ableitung  des  Blutes  der  Opfertbiere;  sie  sind 
ooen  bei  einer  Breite  von  3 — 4  Zoll  einige  Zoll  tief  und  verflachen 
sich  alimählig  nach  unten  in  die  natürliche  schräge  Felswand. 

Einige  Bedeutung  haben   diese  Reste  eines  altarmenischen  Tem- 


M  Diese  Lage  scheint  die  oben  erwähnte  Angabe  des  armenischen  Autors  Aber 
die  fti»ige  Verehrnng  des  Sonnengottes  zn  bestätigen. 


I 


Beiträge  zur  Qeographie  von  Hoch -Armenien.  521 

pels  (wenn  man  überhaupt  diese  rohe,  kunstlose  Arbeit  barbarischer 
Hinde  im  kolossalen  Gebilde  der  Natur  so  nennen  darf)  als  die  ver- 
mathlich  einsrigen  im  Lande  erhaltenen,  wofern  nicht  etwa  an  einer 
bis  jetzt  noch  nicht  näher  untersuchten  Stelle,  zu  Eemach  am  Euphrat, 
dem  alten  Ani,  noch  Spuren  des  dortigen  Aramazd-  (Zeus-)  Tempels 
zum  Vorschein  kommen  sollten,  während  wenigstens  der  der  Anahit 
g^eiligte  bei  ErSz  (Erzingjan)  spurlos  verschwunden  ist.  Selbst  für 
den  Feuereifer  des  armenischen  Apostels  S.  Grigor,  welcher,  um  keine 
sichtbare  Erinnerung  an  die  frühere  heidnische  Zeit  fortbestehen  zu 
lassen,  alle  heidnischen  Tempel  von  Grund  aus  zerstört  und  an  deren 
Stelle  christliche  Kirchen  erbaut  haben  soll,  wäre  es  eine  zu  harte  Ar- 
beit gewesen,  jede  Spur  von  dem  ehemaligen  Cultus  des  Hephaestos 
zu  vernichten.  Er  mu&te  sich  damit  begnügen,  die  gewifs  geringfügi- 
gen, auf  dem  Felsen  aufgeführten  Bauwerke  mit  der  Statue  des  Gottes 
zu  zertrümmern. 

Die  nach  der  Zerstörung  des  Tempels  dem  h.  Grigor  selbst  von 
dem  durch  ihn  bekehrten  König  Terdat  geweihte  Kapelle  soll  der  Sage 
nach  die  noch  heute  bestehende  einfache  Grabkapelle  auf  dem  Fried- 
hofe neben  dem  Dorfe  sein;  dieselbe  ist  augenscheinlich  sehr  alt  und 
könnte  wirklich  aus  jener  entfernten  Periode  stammen.  In  ihrem  In- 
nern, links  vom  Eingange,  fand  ich  eine  alte  Inschrift,  deren  Kopie, 
wie  ich  voraussah,  die  Schriftgelehrten  in  Erzerum,  welchen  ich  sie 
später  vorzeigte,  nicht  entziffern  konnten;  ich  halte  dieselben  für  sy- 
risch. Auf  dem  Friedhofe  befinden  sich  viele  alte,  jedoch  nicht  über 
das  13.  Jahrhundert  hinausreichende  Grabsteine. 


Hiermit  endigen  leider  die  von  unserem  geehrten  Correspondenten  schon 
▼or  längerer  Zeit  eingesendeten  Brnchstücke  von  Aufzeichnungen  über  die  wäh- 
rend seines  fast  siebenjährigen  Aufenthaltes  in  Hoch  -  Armenien  geraachten  Beob- 
achtungen; zwar  besitzt  er  deren  noch  eine  Fülle  über  die  anderen  Theile  des 
Ton  ihm  in  weiter  Ausdehnung  und  wiederholt  theils  selbst  durchwanderten,  theils 
sorgfältig  erkundeten  Landes,  aber  diese  bis  jetzt  ungeordnete  Masse  in  eine  für 
die  Veröffentlichung  geeignete  Form  zu  bringen,  wie  es  für  das  vollere  Ver- 
ständnifs  der  von  ihm  ausgearbeiteten  Karte  so  wünschenswerth  gewesen  wäre, 
haben  ihn  (wie  er  uns  auf  unsere  wiederholten  desfallsigen  Bitten  versichert  hat) 
bis  jetzt  überhäufte  Dienstgeschäfte  in  der  osmanischen  Hauptstadt  und  zeitweise 
in  der  Festung  Schumna,  leider  aber  auch  längere  Krankheit  und  sogar  ein  ganz 
ungerechtfertigtes  Mifstrauen  in  den  Werth  seiner  Beobachtungen  verhindert. 

Bei  weitem  das  bedeutendste  und  den  bisherigen  Stand  unserer  geographi- 
schen Kenntnis  des  westlichen  Hoch -Armeniens  am  wesentlichsten  fördernde 
Ergebnis  seiner  Arbeiten  bildet  also  die  Karte  selbst  mit  ihren  überaus  zahl- 
reichen, theils  durchaus  neuen,  theils  gegen  die  früheren  fragmentarischen  Dar- 


522  Wilh.  Strecker: 

etellaDgen  berichtigten  Daten  anf  dem  weitem  Gebiete  zwischen  Ttapezont,  Er- 
zeram nnd  der  Vereinigang  der  beiden  Eaphrat-Arme.  Allerdings  ist  nicht  diesea 
ganze  Gebiet  vom  Herrn  Verfasser  durch  eigenen  Augenschein  recognosdrt  wor- 
den, wie  schon  die  Verfolgung  seiner  mit  besonderer  Signatar  eingetragenen 
Bontiers  zeigt}  aber  auch  die  von  demselben  entfernt  liegenden  Partien  bemhen 
nicht  blofs  auf  gewöhnlichen  Erkundigungen,  sondern  auf  der  Combination  dt» 
mannigfachsten  theilweise  Torsüglichen  Materials.  Die  gefWige  Beantwortung 
meiner  betreffenden  Anfrage  darch  Herrn  Strecker  (d.  d.  Pera  1.  Oct  1869)  sagt 
darüber:  .einmal  Terwendete  ich  auf  meinen  vielfachen  Dienstreisen,  die  aller- 
dings hänfig  auf  ein  nnd  derselben  Stralse  unternommen  werden  moTsten,  grolae 
Aufmerksamkeit  anf  Visirung  Ton  sehr  verschiedenen  Standpunkten  aus»  um  Lage 
und  Richtung  von  Höhenzügen,  Thälern  u.  s.  w.  festzulegen;  günstige  Standpunkte» 
von  denen  aus  ich  eine  gewisse  Uebersicht  auf  das  Gebirgsland  südlich  nnd  süd- 
östlich von  Erzingjan  gewann,  boten  sich  mir  viele.  Anfserdem  hatte  ich  su 
meiner  Disposition  mehrere  von  türkischen  GeneralstabsofBcieren  angefertigte 
Skizzen  einzelner  Bouten  durch  jene  Gegenden,  sowie  die  Rontiers  meines  F^nn- 
des  Sir  B.  A.  O.  Dalyell  von  Erzingjan  nm  den  Dn^jik-Dagh  zum  armeni- 
schen Kloster  in  Dersim,  sowie  von  Kighi  nach  Aganyn-Schenlik,  PölmÜr,  Dje- 
wizlik  u.  s.  w.  Meine  sonst  eingezogenen  Erkundigongen  beschr&nkten  sich  niclii 
anf  einseitige  Angaben  weniger  Leute,  sondern  begriffen  bei  hunderten  von  Biii. 
wohnem  der  betreffenden  Gegenden  zu  gegenseitiger  ControUe  Jahre  hindurch 
mit  gröfster  Gewissenhaftigkeit  angestellte  Nachforschungen;  dabei  muTste  ich. 
natürlich  viel  Zeit  und  Mühe  aufwenden,  ehe  es  mir  znnUchst  gelang,  in  jedem 
einzelnen  FaUe  ein  klares  Bild  zu  bekommen,  wurde  aber  in  der  Folge  bei  der 
Verarbeitung  und  Zusammenstellung  durch  eine  unerwartet  gute  Harmonie  and 
durch  zahlreiche  Bestätigungen  bei  späteren  controUirenden  Fragen  belohnt  Im- 
merhin kann  ich  der  Darstellung  der  Gegend  zwischen  Erzingjan  nnd  dem  Mnrady 
welche  aber  auch  bisher  fast  eine  völlige  terra  incognita  war,  nur  einen  relativen 
Werth  beilegen  —  zu  einer  wirklichen  Aufnahme  hätten  ganz  andere  Mittel  ge- 
hört, als  sie  mir  hier  zu  Gebote  standen.  Doch  brauche  ich  sicher  nicht  die 
Concurrenz  des  Mr.  Courtois  zu  befürchten,  der  so  glücklich  war,  jene  anbe- 
kannten Gegenden  durchstreifen  zu  können,  zumal  ich  zufällig  in  Erfahmng 
bringen  konnte,  auf  welche  Weise  er  sich  seine  Karte  hat  anfertigen  lassen*. 

Die  erst  nach  dem  Stich  unserer  Karte  veröffentiichte  Bonte  des  britischen 
Consuls  in  Diarbekir,  J.  G.  Taylor,  durch  diese  Landschaften,  mit  beigefugter 
Karte  (Joum,  of  the  R.  Geogr,  Soc.  of  London,  Vol.  38)  bestätigt  im  Wesent- 
lichen nur  die  Combinationen  unseres  Verfassers. 

Der  nördlich  von  der  Hauptwasserscheide  des  Euphrat  und  Djomk  sich  er- 
streckende Theil  der  Karte  war  vom  Herrn  Verfasser  nrsprünglich  als  besondere, 
weniger  sorfältig  ausgeführte  Skizze  in  kleinem  Mafsstabe  entworfen  and  ist  von 
mirV  um  das  Gresammtbild  der  neuen  geographischen  Erwerbungen  nicht  so 
zerreifsen,  in  entsprechender  Vergröfsemng  angefügt  nnd  vor  dem  Stich  vom 
Herrn  Verfasser  selbst  durchgesehen  nnd  stellenweise  corrigirt  worden.  Einzelne 
Beri^l^gungen  wurden  mir  jedoch  noch  nachträglich  mitgetheilt,  welche  der  be- 
reits vo^erückte  Stand  der  Gravirung  aufzunehmen  nicht  mehr  erlaubte,  die  ich 
daher  zu^künftiger  Berücksichtigung  bei  Benutzung  des  jetzt  gebotenen  Materiab 


r 


Beiträge  zur  Geographie  von  Hoch-Annenien.  523 


hier  notire:  „daa  untere  Massat- Dere  (Thal  des  Djoruk  oberhalb  Baibnrt)  könnte 
im  ganzen  etwas  nördlicher  verlegt  werden,   doch  nur  um  ein  weniges,  da  es 
sich  ziemlich  nahe  der  eigentlichen  Gebirgskette  der  Hanptwasserscheide  entlang 
zieht     Der  Theil  des  oberen  Thaies  des  Gümischchane- Flusses  zwischen  We- 
serni  [an  der  grofsen  Trapezunter  Strafse]  und  Götürmez  ist  jedenfalls  mehr 
in  die  Länge  zu  dehnen,  da  die  Entfernung  zwischen  beiden  Dörfern  in  der  That 
3  Stunden  [statt  der  durch  die  Karte   reprasentirten  von   etwa  IJ  —  IjSt.]   be- 
tragt.'    Dagegen  halt  der  Herr  Verfasser  fest  an  der  Richtigkeit  seiner  eigenen 
Beobachtungen  gegenüber  einer  Differenz,  auf  die  ich  ihn  aufmerksajn  machte, 
in  der  Distanz  zwischen  Stawri  und  Gümischchane,   welche  zwei  Beisende,   die 
diesen  von  Herrn  Strecker  nicht  betretenen  Weg  selbst  zurückgelegt,  W.  J.  Ha- 
milton (1837)  und  C.  Sax,   kürzer  angeben,  als  sie  nach  unserer  Karte  er- 
scheinen würde.   Die  mir  gütigst  zugesandte  Routenskizze  des  Herrn  Sax  (gegen- 
wärtig K.  K.  Generalconsnl  für  Bosnien,  früher  am  Generalconsulat  zu  Trapezunt 
und  an  beiden  Stellen  befreundeter  College  unseres  für  orientalische  Geographie 
so  eifrig  thatigen  Freundes  Dr.  0.  Blau,  dessen  freundlicher  Vermittelung  ich 
die  Anknüpfung  dieser  Correspondenz  verdanke)  habe  ich,  um  jedem  sein  Recht 
SU  lassen  und  da  sie  m.  W.  sonst  nicht  pablicirt  ist,  zur  Vergleichung  in  den 
verfügbaren  Raum  neben  den  betreff^enden  Theil  der  Strecker'schen  Karte  gestellt 
und  verweise  auch  auf  Blau*s  Skizziruog  desselben  Stückes,   Zeitschr.  f.  allgem. 
Erdk.  N.  F.  Bd.  X.  1861,  darf  aber  nicht  verfehlen,  auch  Herrn  Strecker*s  Ein- 
wendungen dagegen  hier  mitzutheilen :   „Absolat  unrichtig  ist  die  Einmündung 
aller  Bäche  des  Krom- Thaies  in  das  Hauptthal  weit  oberhalb  von  Gümischchane, 
während  sie  sicher  südwestlich  fliefsen,   wovon  ich  mich  durch  Augenschein 
auf  dem  diese  ganze  Gebirgsformation  beherrschenden  Standpunkte  des  Kolat- 
Dagh  überzeugen  konnte;   falsch  ist  auch  die  Einmündung  des  Matschka-Dere 
bei  Djewizlik  von  Westen  her.     Auch  scheint  mir  Hamilton  die  Distanz  Stawri- 
Gümischchane  etwas  zu  sehr  verkürzt  zu  haben.     Alle  meine   Gewährsmänner, 
so  auch  mein  jetziger  aus  Gümischchane  gebürtiger  Diener,  welcher  diesen  Weg 
oft  zurückgelegt  hat,   gaben  dieselbe  auf  6  Stunden  an.^     [Hamilton  auch  auf 
51  St,   die  er  aber,  wohl  in  Berücksichtigung  der  Terrainschwierigkeiten,  auf 
seiner  Karte  nur  durch   ein  Wegemafs  von  2^  deutschen  Meilen  ausdrückt,  in 
Strecker^s  Zeichnung  beträgt  sie  in  gerader  Linie  über  3  d.  M.].     »Ich  hatte 
beabsichtigt,  dieselbe  um  etwas  zu  verringern,  weil  ich  den  Vereinig^ngspunkt 
der  Thäler  von  Ejrom  zu  weit  nördlich  verzeichnet  zu  haben  glaube  und  weil 
das  Dorf  Stawri  von  den  gleichnamigen  Chans  auf  dem  Kolatgebirge  wohl  um 
i  Stunde  weiter  entfernt  liegt,  als  ich  es  verzeichnet  habe ;  auf  keinen  Fall  aber 
hegt  Stawri  so  nahe  an   Gümischchane,  wie  es  auf  der  Sax'schen  Skizze  an- 
gegeben ist  —  Auch  Freund  Blau  war  im  Irrthura,  als  er  in  seiner  Skizze  das 
TascbkÖprü  -  Sn,  den  Quellflufs  des  Jamboly-Su  und  das  Jaghmur-Dere-Sn,  den 
Quellflufs  des  Sürmene- Tschai  für  obere  Zuflüsse  des  Djoruk  hielt*.     Ein  be- 
«onderes  Gewicht  legt  übrigens  Herr  Sax  in  einer  seiner  Skizze  beigefügten  Note 
Auf  die  Zuverlässigkeit   seiner  Höhenschätzungen   und   verwirft   namentlich   ab 
durchaus  falsch  Texiers  und  Hamiltons  Messungen  ffir  Karakapan  (80000  und 
Stawri  (5000  0)  während  nach  ihm  beide  Punkte  in  nahezu  gleicher  Höhe  liegen. 


524  Wilh.  Strecker: 


4.    Der  Eückmarich  der  Zehntauiend  vom  Euphrat  bis  aa  das 

schwarze  Meer. 

• 

Als  ich  nach  einem  längeren  Aufenthalte  in  Hocharmenien  auf 
dem  Rückwege  nach  Trapezunt  vom  pontischen  Gebirge  ans  zum  er- 
sten Male  wieder  in  weiter  Ferne  tief  unter  uns  ein  Stuck  des  ewi- 
gen unendlichen  Meeres  erblickte,  welches  den  mannigfachen  Gebirgs- 
formen  sich  anschmiegend  und  mit  ihnen  verschwimmend  bei  der  un- 
klaren  Atmosphäre  einer  schweren  Wolke  glich,  dr&ngte  auch  mich 
die  Freude  zu  dem  unwillkührlicben  Ausrufe,  welcher  einst  als  Jubel* 
schrei  aus  den  Kehlen  der  zehntausend  Griechen  erschallte,  da  ihnen 
der  Anblick  des  die  sichere  Rückkehr  in  die  Heimath  verheifsenden 
Elementes  zu  Tbeil  ward.  Ich  befand  mich  damals  auf  dem  Rittowa- 
Dagh,  über  welchen  die  östliche  der  beiden  Trapezunt  mit  Baibard  und 
Erzerum  verbindenden  Sommerstrafsen  führt  und  glaubte  das  Meer 
vielleicht  von  derselben  Stelle  aus  entdeckt  zu  haben,  auf  welcher  einst 
sein  Anblick  der  Griechen  Herzen  mit  Entzücken  erfüllt  hatte.  Nähere 
Untersuchung  belehrte  mich  zwar,  dafs  ich  mich  in  dieser  Beziehung 
einer  Täuschung  hingegeben,  leiteten  mich  bald  darauf  hin,  denjenigen 
Pafs  zu  bestimmen,  welchen  die  Griechen  allein  zum  Ueberschreiten 
des  pontischen  Gebirges  nach  Trapezunt  benutzt  haben  können,  und 
veranlafsten  mich  sodann,  in  weiterer  Ausdehnung  durch  dasjenige 
Gebiet,  für  welches  mir  eben  vollständigere  Ortskenntnils  zu  Gebote 
stand,  die  von  Xenopbon  überlieferte  Marschlinie  aufzusuchen;  das  Re- 
sultat dieser  Arbeit,  bei  welcher  ich  allerdings  wissenschaftliche  Hulfs- 
mittel  nur  in  geringstem  Maafse  benutzen  konnte,  war  eine  von  dem 
mir  bekannten  letzten  Erklärer,  Prof.  Karl  Koch  und  den  in  seinem 
Buche  angeführten  Ansichten  seiner  Vorgänger  durchaus  abweichendes^ 
das  ich  jedoch  vom  militärischen  Gesichtspunkte  hoffe  rechtfertigen  zu 
können,  gegenüber  den  sehr  willkührlichen  Abweichungen,  die  sich 
Koch  von  seiner  eigenen  ganz  richtigen  Voraussetzung  einer  Reduction 
der  Distanzangaben  Xenophons  auf  das  durch  Terrain  und  Klima  be- 
dingte Mafs  der  Marschfähigkeit  öfters  erlaubt  hat'). 

Wenn  man  berücksichtigt  dafs  das  Griechenheer  in  einer  Stärke 
von  ca.  10,000  Mann  mit  Trofs  und  Gepäck  aller  Art,   doch  eine  ge- 


')  Während  er  z.  B.  S.  90  ü.  98  in  dem  schneebedeckten  Schatach  und  der 
Gebirgsterrasse  von  Chinis  dreitägige  Märsche  zusammen  auf  9  und  10  Stunden  be- 
rechnet, findet  er  S.  106  keib  Bedenken  gegen  die  Annahme  eines  viertägigen  Mar- 
sche« in  hohem  Schnee  von  Ardahan  bis  Ardanutseh,  d.  i.  26  Stunden  weit! 


Beitriige  zur  Geographie  von  Hoch -Armenien.  525 

wisse  MarscbordnoDg  einhalten,  sowie  daf»  sich  dasselbe  bei  dem 
Eintreffen  in  Ortschaften  in  dieselben  vertheilen  mufste,  weshalb  es 
nie  gleichzeitig  in  der  ganzen  Masse  einen  Marsch  antreten,  ihn  auch 
nicht  wie  etwa  ein  einzelner  Fafsgänger  zurücklegen  konnte,  and  ent- 
fernter einquartierte  Truppentheile  häufig  gröfsere  Wegstrecken  cu 
machen  hatten,  so  erscheinen  unter  gewöhnlichen  Umständen  Tages- 
märsche von  5  Parasangen,  d.  i.  von  ungefähr  3  deutschen  Meilen, 
wie  sie  Xenophon  am  häufigsten  anfuhrt,  schon  als  ganz  aufserordent- 
liehe  Leistungen  an  kurzen  Wintertagen.  Man  wolle  nur  beden- 
ken, dafs  beim  Aufbruch  des  Heeres  die  Tete  auf  einem  gewöhnlichen 
Wege,  ohne  sonstige  Hindernisse,  schon  nahezu  eine  Stunde  marschirt 
sein  mufste,  ehe  sich  der  Nachtrab  in  Bewegung  setzen  konnte,  und 
dafs  das  Umgekehrte  bei  Beendigung  des  Marsches  stattfand.  Zieht 
man  aber  noch  in  Betracht,  dafs  die  Märsche  der  Griechen  Kriegs- 
märscbe  waren,  d.  h.  dafs  während  derselben  eine  gewisse  Schlagfertig- 
keit bewahrt  werden  mufste,  dafs  sie  in  unbekannten  und  feindlichen 
Landen,  auf  dem  schwierigen  Terrain  einer  Hochgebirgslandschaft  mit 
oft  stundenlangen  Engpässen,  in  einem  ganz  ungewohnt  rauhen  Klima 
—  oft  auf  gefrorenen  oder  auch  durchweichten  Wegen,  über  weichen- 
den Schnee  oder  Glatteis,  hier  und  da  unter  Schneestürmen  —  unter- 
nommen wurden,  dafo  taktische  Dispositionen  und  wirkliche  Gefechte, 
Sturmversuche  auf  Burgen  oder  Eroberungen  solcher,  auch  das  Plün- 
dern von  Dörfern,  Zeitverluste  verursachten,  so  mufs  auch  jedem  Nicht- 
militär  einleuchten,  dafs  im  Allgemeinen  die  Distanzangaben  Xeno- 
phon's  auf  der  Rnckzugslinie  und  namentlich  im  Gebirgslande  nördlich 
des  Euphrat  durchaus  nicht  die  vom  ganzen  Heere  zurückgelegten 
Wegstrecken  bezeichnen  können.  Er  könnte  sich  übrigens  sehr  leicht 
bei  solchen  Zahlenangaben  getäuscht  haben,  denn  niemand  wird  glau- 
ben, dafs  ihm  viel  Zeit  übrig  blieb,  um  die  Länge  zurückgelegter 
Wegestrecken  bei  allen  den  horizontalen  und  vertikalen  Abweichungen 
von  der  direkten  Verbindungslinie  auch  nur  annähernd  genau  zu  be- 
rechnen ^).  Er  hat  auch  sicher  nicht  jeden  Abend,  sondern  wohl  im- 
mer nur  summarisch  an  Ruhepunkten ,  wie  sie  sich  aus  seinen  Auf- 
zeichnungen ergeben,  die  Ereignisse  mehrerer  Tage  notirt.  Ich  möchte 
darum  glauben,  dafs  seine  Parasangen  mehr  für  ein  Zeit-,  als  für  ein 
Längenmafs  zu  gelten  haben,  d.  h.  dafs  er  diejenige  Zeit,  welche  man 


^)  Dafs  das  ttberhanpt  aeine  grofsei^  Schwierigkeiten  hat,  werden  auch  alle 
neueren  Beiaenden  bezeugen,  besonders  wenn  sie,  wie  ich,  Hochgebirge  zu  allen 
Jahreszeiten  und  auch  unter  den  ungünstigsten  Witterungsverhältnissen  bereist  haben, 
uid  dabei  oft  in  Verlegenheit  gekommen  aind,  am  Ende  einer  Tagereise  die  Länge 
dsB  znrflckgelegten  Wegea  nur  einigenna£9en  zu  bestimmen. 


^ 


526  Wilh.  Strecker: 


damals  gewöhnlich  brauchte,  um  eine  Parasange  Weges  zoruckzulegen, 
also  etwa  eine  gute  Stunde,  zu  Grunde  legte '). 

Jedenfalls  müssen  für  die  Verfolgung  der  Marschlinie  die  Distanz- 
angaben  Xenophon's  im  allgemeinen  bedeutend  redacirt  werden.  Die 
Nichtbeachtung  dieses  wesentlichen  Umstand  es  hat  die  meisteu  Erklä- 
rer des  Autors  verführt,  die  Griechen  nordlich  des  Euphrat  ganz  plan- 
los in  der  Irre  herumziehen  zu  lassen  und  hie  und  da  Xenophon  mit 
Unrecht  den  Vorwurf  einer  aufserordentlichen  Ungenauigkeit  und  Dun- 
kelheit in  seinen  Aufzeichnungen  zu  machen. 

Der  Ausgangspunkt  unserer  Untersuchung  ist  in  der  Ebene  von 
Musch  der  Durchgang  durch  den  Euphrat,  nSmlich  den  östlichen,  jetzt 
gewöhnlich  Mnrad  genannten  Hauptarm  des  Stromes,  gegen  dessen 
Fuhrtbarkeit  in  jener  Gegend  unbegründete  Zweifel  geaufeert  worden 
sind,  denn  es  giebt  Führten  den  ganzen  Sommer  hindurch  —  von  zufal- 
ligem Hochwasser  in  Folge  periodischer  Gewitterregen  abgesehen  —  and 
im  Herbste  und  Spätherbst  an  verschiedenen  Stellen  noch  weiter  strom- 
abwärts bis  nach  Palu.  Ebensowenig  begründet  ist  Koch's  Meinung, 
Xenophon  könne  den  Flufs  in  der  Erinnerung  mit  einem  andern  ver- 
wechselt haben,  da  er  bei  der  mit  dem  starken  Schneefall  verbundenen 
Elfilte  zugefroren  gewesen  sein  müsse.  Das  Vorhandensein  von  viel 
Schnee  kann  in  jenen  Gegenden  durchaus  nicht  als  Beweis  für  eine 
derartige  Annahme  gelten.  In  der  Ebene  von  Erzerum  fällt  hie  und 
da  im  Monat  Juni  mehr  als  fufshoher  Schnee  und  im  allgemeinen 
habe  ich  beobachtet,  dafs  der  erste  Schnee,  welcher  gewöhnlich  im 
Monat  October  fällt,  in  den  Ebenen  nicht  liegen  bleibt,  die  Berge  aber 
bis  an  den  Fufs  mit  einem  leichten  den  Sonnenstrahlen  bald  weichen- 
den Schleier  bedeckt,  worauf  dann  für  Wochen  das  schönste  Herbst- 
wetter folgt;  der  später,  Ende  November  oder  Anfangs  December, 
fallende  Schnee  hüllt  die  Berge  gewöhnlich  für  die  ganze  Dauer  des 
Winters  ein,  schmilzt  aber  noch  in  den  Ebenen  und  erst  gegen  Ende 
des  Monat  December  werden  auch  sie  mit  der  je  nach  ihrer  Lage 
längere  oder  kürzere  Zeit  bleibenden  Winterhülle  bedeckt.  Es  ist 
darum  möglich  dafs  der  Schnee,  welchen  Xenophon  vor  und  unmittel- 
bar nach  dem  Muradubergange  erwähnt,  weiter  nördlich  in  gegen  Sü- 
den offenen  Gegenden  geschmolzen  war ;  späterhin  mufste  er  unbedingt 
wieder  solchen  antreffen,  aber  dann  war  derselbe  für  die  Griechen 
keine  neue  Erscheinung  mehr.  Die  Flüsse  in  Hocharmenien  —  selbst 
der  westliche   Euphratarm,    welcher  die    etwa    6000  Fufs    über   dem 

^)  Dasselbe  bedenten  aach  die  heut  im  Orient  Qblichen  Entfemungsangaben 
nach  Stunden,  die  fUr  gleiche  Entfernungen,  je  nach  den  bei  der  Reise  verwen- 
deten Transportmitteln,  oder  der  jklarschrichtung  her-  oder  hinwärts ,  oft  aufser- 
crdentlich  verschieden  lauten. 


J 


Beiträge  zur  Geographie  von  Hoch  -  Annenien.  527 

Meere  liegende  Ebene  von  Erzerum  durchströmt  und  dort  wenig  Ge- 
fälle hat  —  frieren  aber  fast  nie  vor  Ende  December  oder  Anfang 
Januar  zo. 

Auf  dem  rechten  Ufer  des  Murad  angekommen,  marschirten  die 
Griechen  dann  in  der  daran  entlang  ziehenden  Ebene  weiter.  Xeno- 
phon  sagt  ganz  klar  dafs  sie  eine  schneebedeckte  Ebene  durchzogen: 
das  pafst  schlecht  zu  Ainsworth's  und  Koch's  Annahme  eines  weiten 
Aufstieges  in  das  steile  Thal  des  Tscharbuhr,  aus  dem  sie  ja  um  in  die 
Ebene  zu  gelangen  direct  hätten  wieder  umkehren  müssen,  und  ebenso 
wenig  zu  irgend  einer  anderen  snpponirten  Marsch direction  nach  Osten. 
Eine  Schwenkung  nach  Nordosten  stromaufwärts  mufste  den  Grie- 
chen, wenn  sie  auch  keine  oder  eben  well  sie  keine  Specialkenntnifs 
von  jenen  Gegenden  besafsen,  unnatürlich  erscheinen,  da  eine  solche 
sie  immer  weiter  vom  Vaterlande  entfernt  hätte;  sie  wäre  nur  durch 
strategische  Rücksichten,  von  welchen  Xenophon  nichts  durchblicken 
läfflt,  zu  motiviren  gewesen.  Schon  aus  diesem  Grunde  scheint  nach 
dem  Uebergange  über  den  Murad  die  Annahme  einer  westlichen 
Umgehung  der  ihnen  quer  vorliegenden  gewaltigen  Gebirgsmasse  des 
Bingol-Dagh  gerechtfertigt. 

„Am  dritten  Tage  aber  wehte  der  Boreas  ihnen  entgegen"  u.  s.  w. 
Sie  hatten  an  diesem  Tage  eine  Wendung  nach  Nordwesten  gemacht 
und  verfolgten  nun  die  durch  Consul  Brant  bekannt  gewordene,  in 
einer  nördlichen  Entfernung  von  mehreren  Stunden  vom  rechten  Ufer 
des  Murad,  im  Süden  des  Bingölgebirges  sich  hinziehende  Strafse  '). 
In  der  Nacht  wurden  grofse  Feuer  angezündet,  wa^  jedoch  nicht 
die  unmittelbare  Nähe  eines  Waldes  voraussetzt,  denn  das  Holz  scheint 
nicht  in  Ueberflufs  vorhanden  gewesen  zu  sein,  da  die  Späterkommen- 
den das  Recht,  sich  den  schon  angezündeten  Feuern  nähern  zu  düi^ 
fen,  erkaufen  mufsten.  Das  Gebirge  enthält  jetzt  noch  an  mehreren 
Orten  Waldungen,  welche  Brant  speciell  bei  dem  Orte  Pakengog  erwähnt. 

Am  4.  Tage  erreichten  sie  eine  Ebene,  in  der  sich  mehrere  Dor- 
fer befanden,  nämlich  die  fruchtbare  vom  Tachtaköprü-Su  bewässerte 
Ebene  von  Boghlan.  Einige  Griechen  hatten  während  dieses  Tage- 
marches  eine  heifse  Quelle  entdeckt,  uro  welche  sie  sich  lagerten  und 
von  welcher  sie  nicht  mehr  fortgehen  wollten.  Diese  sehr  heifse  Mi- 
neralquelle befindet  sich  bei  dem  Dorfe  Hatschigan,  welches  an  der 
Erzerum  mit  Diarbekir  verbindenden  Sommerstrafse  (über  Tekkedere, 
Earascheich,  Tschiftlik  am  oberen  Litschik-Su,  Ognut,  1  Stunde  weiter 
Hatschigan,  Madrag  am  Murad)  liegt. 

'}  Vergl.  flir  diesen  ersten  Theil  der  Route  Kiepert's  Karte  von  Armenien  nnd 
Knrdistan,  Berlin  1868,  oder  dessen  Karte  des  Enphrat- Tigris -Gebietes  im  Atlas  zu 
lütter's  Erdkunde. 


A 


528  Wilh.  Strecker: 


Aus  der  Scbilderung  der  Ereignisse  dieser  vier  Tage  geht  kUr 
hervor,  dafs  die  Griechen  an  ihnen  nur  kleine  Märsche  gemacht  haben 
können,  für  deren  Längen  Xenophon  gar  keine  Zahlen  angiebt.  Die 
in  den  folgenden  sieben  Ruhetagen  in  den  armenischen  Dorfern  von 
Xenophon  bemerkte  unterirdische  Bauart  und  die  vorgefundenen  Le- 
bensmittel entsprechen  den  heutigen  Zuständen  bis  auf  die  Schweine, 
welche  jetzt  in  Armenien  nicht  mehr  gezogen  werden  —  (nicht  blofs 
der  muhamtnedanischen  Herrschaft  wegen,  da  ihre  Zucht  vielfach  an 
anderen  Orten  in  der  Türkei  betrieben  wird)  —  und  das  gleichfalls 
aufser  Gebrauch  gekommene  Bier,  welches  aber  noch  hie  und  da  in 
Mesopotamien  bereitet  werden  soll. 

Mit  Proviant  und  einem  Führer  versehen  zogen  die  Griechen 
doch  jedenfalls  in  der  früher  eingeschlagenen  Richtung  drei  Tage 
weiter,  ohne  Feinde,  aber  auch  ohne  Dorfer  zu  Gesicht  zu  bekommen, 
was  einen  heftigen  Streit  zwischen  dem  Feldherrn  Gheirisophos ,  und 
dem  Führer  veranlafste,  der  in  Folge  davon  entfloh.  Allerdings  giebt 
es  jetzt  auf  dieser  Strecke,  wie  das  Routier  des  Consuls  Brant  über 
Ober-  und  unter -Pakengog  und  Tschewli  beweist,  einige  Dörfer, 
die  möglicherweise  zu  Xenophons  Zeiten  noch  nicht  existirten  oder 
auch  vom  Führer,  um  seine  Landsleute  mit  der  Einquartierung  zn 
verschonen,  oder  mit  Rücksicht  auf  Richtwege,  wie  sie  den  Eingebor- 
nen  in  den  Gebirgen  immer  bekannt  und  häufig  leichter  als  die  eigent- 
lichen Strafsen  passirbar  sind,  absichtlich  vermieden  werden  konnten. 
Für  diese  drei  Tage  möchte  bei  den  erwähnten  verhältniÜBmärsig 
günstigen  Umständen ,  das  Maafs  von  etwa  7  —  8  deutschen  Meilen 
nicht  zu  hoch  erscheinen,  so  dafs  das  Hauptquartier  sich  bei  der  Flucht 
des  Führers  etwa  der  Nähe  des  von  Brant  mit  der  kurdischen  all- 
gemeinen Benennung  Mezre  bezeichneten  Ortes  befinden  mochte. 

Für  die  folgenden  Tagemärsche,  wo  man  sich  den  Weg  wieder  allein 
aufsuchen  mufste,  dürfen  deshalb  auch  bei  sonst  gleichen  Verhältnissen 
nur  kürzere  Wegstrecken  angenommen  werden.  Doch  mochten  die 
Griechen  sich  während  der  drei  Tage  mit  dem  Führer  schon  so  weit  za 
verständigen  vermocht  haben,  um  einige  allgemeine  Andeutungen  über 
die  einzuschlagende  Richtung  zu  erhalten,  die  sich  übrigens  fur's  erste, 
aber  freilich  nicht  in  den  Details,  schon  ans  der  Gestaltung  des  Tei^ 
rains  ergab.  Die  dortigen  Ausläufer  des  Bingölgebirges  streichen 
durchschnittlich  gegen  WSW.;  dafs  die  zwischen  denselben  strömen- 
den Bäche  und  Flüsse  dem  Murad  zuflössen,  konnte  man  wissen  und 
durfte  diesen  also  nicht  folgen,  da  jener  Strom  ja  wieder  in  feind- 
liches Gebiet  geführt  haben  würde.  Es  hatte  sich  überhaupt  seit  dem 
Uebergange  über  dem  Murad  darum  gehandelt,  den  Bingöldagh  west- 
lich SU  umgehen  und  dann  nordwärts   zu  ziehen.    Hieraus  folgt  vor 


r 


Zur  Erklärung  des  Rückzugs  der  Zehntausend.  529 


nJLchst  far  die  Tage   nach   der  Flacht  des  Führers  bis  an  den  Flofs 
Phasis  eine  westliche  Richtung. 

Die  Ausleger  Xenophon's  haben  sämmtlich  diesen  Phasis  für  den 
Oberlauf  des  Araxes  erklärt,   weil  sowohl  die   von  ihnen  angenom- 
mene im  allgemeinen  nördliche  Marschrichtung   nur  diesen  einiger- 
mausen  den  Gröfsenangaben  des  Autors  entsprechenden  Flufs  berührte, 
als  auch  der  Name,  unter  dem  er  in  dieser  oberen  Gebirgsregion  seines 
Laufes  noch  jetzt  bekannt  ist,  Passin-su,  entlehnt  der  von  ihm  durch- 
flossenen   Landschaft    Passin,  jenen    antiken  Namen    zu   bewahren 
schien;   der  wirkliche  Phasis  Xenophon's  ist  gewifs  kein  anderer  als 
der  grofste  nördliche  Zuflufs  des  Murad,  jetzt  P er i-Su  (oder  -Tschai) 
genannt.  —  Seine  Hauptlinie  trug  zuerst,  wenn  auch  noch  ungenau, 
nach  den  in  Erzerum  eingezogenen  Erkundigungen  Koch  unter  dem 
Namen  Litschig-Su  in  seine  Karte  von  1850  ein,  doch  war  sein  Ober- 
lauf schon  im  Kriege  von  1828  —  29  von  den  Russen  bis  zur  südlichen 
Grenze  ihrer  Streifzüge  recognoscirt,  von  da  an  aber  auf  ihren  später 
publicirten   Karten   (denen  dann    andere  Kartographen   folgten)  irrig 
dem  westlichen  Euphrat  in  der  Nähe  von  Erzingjan  zugeführt  worden. 
Während  meines  Aufenthaltes  in  Erzingjan  konnte  ich  mich  von  der 
Unrichtigkeit  dieser  Angabe   überzeugen;  und   meine   über  den  wirk- 
lichen Lauf  dieses  Flusses  schon  früher  mitgetheilten  Angaben  ')  bin 
ich  jet2t  in  der  Lage  durch  genauere  Nachforschungen  unter  zahlreichen 
Anwohnern  des  Flusses  auf  seiner  ganzen  Länge,  sowie  durch  persön- 
liche Untersuchungen  seines  oberen  Gebietes    wesentlich    zu   vervoll- 
ständigen.  Derselbe  entspringt  im  nördlichen  Theile  des  Bingölgebirges, 
fliefst  unter  dem  Namen  Bingöltschai,  den  er  mit  anderen  Quellflüssen 
desselben  Gebirges  theilt,  durch  die  schmale  Kurt-Düzi  (Wolfsebene) 
westlich,  dann  an  dem  Dorfe  Litschig  vorbei  —  nach  dem  er,  weil  es 
an  einer  Hauptkarawanenstrafse  liegt,  für  eine  Strecke  seines  Laufes 
Litschig-Su  genannt  wird  —  durch  die  Chindris-Owa,   dann  im  Bo- 
gen um  den  Köschmür-Dagh  herum,  weiter  durch  den  District  Kighi, 
hier  wieder  Kighi -Su  genannt,  —  sudlich  und  dann  als  grofser,  nur 
in  der  trockenen  Jahreszeit  furthbarer  Strom  südwestlich  an  dem  be- 
deutenden Marktflecken  Peri  vorbei,   welcher  dem  Unterlauf  bis  zur 
Einmündung  in  den  Murad,  circa  6  Stunden  ONO.  von  Charput,  seinen 
Namen  giebt;   bevor  er  den  letzteren  erreicht  verbindet  sich  mit  ihm 
noch    der   aus   Norden    kommende,    bedeutende    Gebirgsflufs    Muzur- 
Tschai.  —  Die  eingeborenen  Armenier,  welche  ich  bei  meinem  Aus- 
flüge in  sein  oberes  Gebiet  sprach,  nennen  diesen  Flufs  Phison  und 
halten   ihn  für  den   gleichnamigen  Flufs  des  Paradieses,  das  sie  auf 


1)  Zeitschrift  für  allgemeine  Erdkunde.    K.  F.    Bd.  XI  (1861).    S.  272. 
ZelUdiT.  d.  GeteUsch.  /.  Erdk.  Bd.  IV.  34 


530  Wüh.  Strecker: 

das  Bingöigebirge  verlegen  0.  Dafs  das  keine  willknhrliche  Annahme 
der  Neuzeit  ist,  beweist  die  Angabe  altarmenischer  Schriftsteller  von 
einem  Kastell  Phison  in  Sophene,  wohl  identisch  mit  der  zwischen 
den  beiden  Eophratarmen  gelegenen  Stadt  Phaosya  in  Ptolem&us  Karte. 
AuTser  der  Namensähnlichkeit  bietet  aber  der  Lauf  des  Peri-Sa  auch 
die  Möglichkeit  einer  naturlicheren  Erläuterang  der  Marschroute  der 
Zehntaasend,  als  die  auf  die  angenommene  Identität  des  Araxes  and 
Phasis  begründete. 

Die  Griechen  verfolgten  nach  Xenophon  sieben  Märsche  von  5  Pa- 
rasangen  weit  den  ein  Plethron  (100  Fnis)  breiten  Flnis  Phasis.  iTopa 
top  norafAOv  kann  hier  nicht  bedeuten ,  dafs  sie  die  ganzen  7  Tage 
unmittelbar  neben  dem  Flusse  hingezogen  seien;  in  Hochgebirgen 
möchte  sich  kaum  ein  Flufs  finden,  den  man  auf  einem  Parallelwege 
auf  soweit  nicht  manchmal  aus  den  Augen  verlöre;  sie  werden  ihn 
wohl  auch  ein  oder  mehrere  Male  überschritten  haben,  wofür  die  An- 
gabe seiner  Breite  spricht.  Ich  nehme  auch  an,  mit  Rucksicht  aaf 
die  Oertlichkeit,  dafs  sie  erst  am  zweiten  dieser  7  Tage  an  das  untere 
Peri-Su  gelangten  und  5  Tage  demselben  aufwärts  folgten.  Paul  Lucas, 
welcher  im  Jahre  1700  im  Monat  September  auf  seiner  Reise  von  Pala 
nach  Erzeruni  einige  Tage  diesen  Flufs,  welchen  er  (und  nach  ihm 
Karl  Ritter)  irrig  für  den  Euphrat  hielt,  entlang  ging,  hat  eine  so 
klare  Beschreibung  von  der  aufserordentlichen  Schwierigkeit  des  Weges 
hinterlassen,  dafs  man  nicht  glauben  kann,  die  Griechen  hätten  dort 
Ende  December  andere  als  ganz  kurze  Etappen  zu  machen  vermocht  — 
Nachher  gelangten  sie  in  zwei  Märschen  zu  einer  Höhe,  die  von  feind- 
lichen Chalybern,  Taochern  und  Phasianen  besetzt  war.  Sie  hatten 
den  Flufs  verlassen  und  waren  in  das  Gebirge,  den  Köschmur-Dagh, 


*}  Diese  Thatsache  —  wenn  sie  nur  authentisch,  und  die  Annahme  znlSssig  wlic, 
dafs  jener  Name  sich  aas  dem  Alterthnm  unter  dem  Volk  erhalten  hätte,  nicht  aber 
vielleicht  seinen  Ursprung  erst  ii^end  welcher  Könchsgelehrsamkeit  verdankt,  — 
wäre  immer,  wenn  auch  nicht  gerade  für  die  vorliegende  Frage,  von  Bedeutung- 
Aber  leider  weifs  nichts  davon  der  gelehrteste  Kenner  seines  Vaterlandes,  der  Mechi- 
tarist  Lucas  Indjidjean,  der  mit  gröfstem  Fleifse  alle  Aussagen  geographischen 
Inhalts  aus  den  armenischen  Schriftstellern,  auch  den  noch  unedirten,  gesammelt 
und  in  seinen  voluminösen  Werken  (Neu- Armenien  1806,  Alt- Armenien  1822,  Phy- 
sische Geographie  Armeniens  im  I.  Bande  der  armenischen  Alterthumsknnde  1836, 
alle  zu  Venedig  in  armenischer  Sprache  gedruckt)  verarbeitet  hat;  er  kennt  das 
Litschig-  oder  Peri-Su  nnr  unter  dem  Namen  »Flufs  von  Gjeghi"  (Kighi)  nnd 
erwähnt  einen  Phison  weder  in  seiner  ausführlichen  Beschreibung  des  Euphrat, 
noch  unter  den  83  kleineren  Flüssen,  welche  er  aus  alten  Autoren  zubammengestellt, 
tlberfaaupt  hat  er  diesen  Namen  auch  fUr  das  so  benannte  Castell  bei  keinem  arme- 
nischen Autor  geftmden,  sondern  kennt  es  gleichfalls  nnr  aus  Prokop,  dessen  Locil- 
angabe  „in  der  Landschaft  Sophene  westlich  von  Martyropolis"  uns  aber  in  die 
Berglandschaft  im  S  Q  d  e  n  des  Murad ,  keineswegs  in  die  Landschaft  zwischen  den 
beiden  Euphratarmen  (tlhrt,  Kiepert. 


Znr  Erklärung  des  Rückzugs  der  Zehntausend.  531 

eingetreten.  Dafs  sie  bis  za  der  Stelle,  wo  sie  die  Feinde  erblickten, 
in  der  Ebene  gegangen  seien,  wie  Koch  annimmt,  geht  durchaas  nicht 
aus  Xenophon's  Worten  hervor,  die  dabin  verstanden  werden  müssen, 
dalB  die  Höhe  eine  ebene  Gegend  auf  dem  Rücken  des  Gebirges  do- 
minirte;  denn  ans  der  Tiefebene  am  Fufse  des  Gebirges  hätten  sie 
nimmer  die  Uebersicht  über  das  vorliegende  Terrain  gewinnen  können, 
welche  sie  der  Beschreibnng  nach  hatten. 

Die  Völker,  welche  das  weitere  Vordringen  der  Griechen  verhin- 
dern wollten,  moTsten  Grenznachbarn  sein.  Die  Phasianen  wohnten 
um  den  Flufs  selbst  herum,  an  welchem,  nach  Herodot,  Sesostris  eine 
ägyptische  Colonie  angesiedelt  hatte.  Ich  habe  unter  den  Anwohnern 
des  Peri-Su  Individuen  bemerkt,  die  noch  eine  grofse  Aehnlichkeit 
mit  dem  ägyptischen  Typus  bewahrt  haben;  wie  ich  überhaupt  wäh- 
reud  meines  längeren  Aufenthalts  im  Lande  nicht  Eigenschaften  einer 
homogenen  Rasse,  sondern  ganz  verschiedene  Typen  unter  den  Bewoh- 
nern Hoch -Armeniens  herausfinden  konnte*).  Die  Chalyber  wohn- 
ten nordöstlicher,  ihr  Land  grenzte  südlich  an  jenen  Theil  Armeniens, 
in  welchem  die  Griechen  sich  nach  dem  Uebergange  über  den  Murad 
7  Tage  aufgehalten  hatten,  und  die  Taocher  wahrscheinlich  westlich 
von  ihnen  in  dem  Gebiet  der  heutigen  Dudjik  und  De rssim- Kur- 
den ').  Nachdem  die  Griechen  durch  einen  klug  combinirten  Angriff 
diese  Feinde  verdrängt  hatten,  stiegen  sie  in  die  Dörfer  der  Ebene,  — 
der  Chindris-Owa  —  nieder. 

Nan  beginnt  eine  Periode,  während  welcher  sie  keine  bestimmte 
Marschrichtung  einhielten,  was  aber  nicht  sagen  soll,  dafs  sie  planlos 
in  der  Irre  in  meilenlangen  Zickzacks  herumgezogen.  Mangel  an  Le- 
bensmitteln hatte  sich  fühlbar  gemacht.  Sie  mufsten  sich  dieselben 
erkämpfen  und  sollten  doch  dabei  vorwärts  kommen.  Die  Völker- 
schaften, deren  Land  sie  durchzogen,  die  Taocher  und  Chalyber, 
waren  auf  ihr  Kommen  vorbereitet  und  hatten  sich  mit  ihren  Familien 
und  aller  beweglichen  Habe  in  feste  Plätze  zurückgezogen,  in  welchen 
sie  sich  aber  natürlich  nicht  rein  defensiv  verhielten;  Xenophon  selbst 
sagt  gelegentlich  der  Chalyber,  dafs  sie  Ausfälle  aus  den  festen  Plätzen 
machten,  sowie  die  Griechen  an  diesen  vorbeizogen,  dann  sie  unter 
anaofhörlichen  Kämpfen  verfolgten,  um  sich  nachher  wieder  in  die 
Festen  zurückzuziehen. 


^)  Dieses  Argument  mSchte,  bei  der  Unsicherheit  des  subjectiven  Urtbeils  ttber 
Racentypen  kaum  ins  Gewicht  fallen,  nmso weniger,  da  der  Pbasis,  an  welchen  He- 
rodot die  angebliche  ägyptische  Colonie  verlegt,  doch  keinenfalls  der  hier  in  Rede 
stehende,  sondern,  nach  den  deutlichen  Aussagen  des  alten  Autors,  der  gleichnamige 
kolohische  Flols  iat. 

*)  Vergl.  meine  Gegenbemerkungen  am  Schlüsse.  Kiepert. 


532  Wilh.  Strecker: 

Die  Hauptthatigkeit  der  Griecheu  während  der  5  Tage  im  Lande 
der  Taocher  and  7  in  dem  der  Chalyber  —  war  also  eineraeits  darauf 
gerichtet,  Burgen  zu  erstürmen,  andererseits  feindliche  Angriffe  zurück- 
zuweisen. Die  Burgen  lagen  naturlich  zerstreut  im  Gebirge  und  nicht 
etwa  rechts  und  links  unmittelbar  an  einer  gebahnten  Strafse.  Jeder 
Sturm  versuch  erforderte  Seitenm&rsche,  jeder  abgeschlagene  Angiifi, 
der  immer  mit  einer  Verfolgung  verbunden  gewesen  zu  sein  scheint, 
taktische  Dispositionen  und  ebenso  Abweichungen  von  einer  et^ra 
eingeschlagen  Route  —  sie  zogen  also  hier  durch  die  Verhältnisse 
gezwungen  in  die  Kreuz  und  Quer  herum  — ,  dies  kostete  Zeit  und 
unter  solchen  Umständen  darf  man  nicht  an  Wege  strecken  nach 
einer  bestimmten  Richtung  hin  von  täglich  5  —  7  Parasangen  denken. 
Dafs  einzelne  Abtheilungen,  vielleicht  Xenophon  selbst,  die  von  ihm 
angegebene  Zeit  marschirt  sind,  ist  möglich;  in  irgend  einer  belie- 
bigen Richtung  nach  dem  Meere  hin  können  sie  aber  nur  sehr  wenig 
vorwärts  gekommen  sein,  und  man  darf^deshalb  in  diesem  Sinne  die 
im  Lande  der  Taocher  und  Chaljber  zurückgelegten  Entfernungen, 
ohne  der  Wahrscheinlichkeit  zu  nahe  zu  treten,  nur  sehr  kurz  berechnen. 
-  Es  scheint,  dafs  das  die  Wasserscheide  zwischen  dem  Murad- 
zuflusse  Litschig-Su  und  dem  westlichen  Euphrat  bildende  Gebirge 
in  seinem  westlichen  Theile  von  den  Taochern  bewohnt  war.  In  die- 
sem Lande  zogen  die  Griechen  5  Tage  herum  und  nachdem  sie  die 
Wasserscheide  —  vielleicht  oberhalb  Baschköi  —  überschritten  hatten, 
gelangten  sie  in  das  Land  der  Chaljber,  zu  dem,  wie  es  scheint,  das 
Flufsgebiet  des  Tuzla- Tschai  gehörte,  dem  sie  von  der  Quelle  abwärts 
gefolgt  sein  werden,  zuletzt  ihn  zur  Seite  lassend. 

Den  Glanzpunkt  während  der  Ereignisse  dieser  12  Tage  bildete 
die  gelungene  Erstürmung  einer  Burg  im  Lande  der  Taocher,  wovon 
Xenophon  eine  ausfuhrliche  Beschreibung  giebt.  Burgartig  auf  den 
Höhen  liegen  auch  heute  noch  sehr  viele  von  den  Dörfern  in  dem 
von  mir  angenommenen  Lande  der  Taocher  am  Tuzia- Tschai  und 
wohl  liefsen  sich  dort  die  der  Beschreibung  des  alten  Autors  entspre- 
chenden Oertlichkeiten  auffinden. 

„Hierauf  gelangten  sie  an  den  4  Plethren  (400  Fufs)  breiten  Flafs 
Harpasos.^  —  Nachdem  die  Griechen  einmal  den  Murad  überschritten, 
hatten  sie  zwischen  sich  und  dem  Meere  überhaupt  nur  zwei  erheh- 
liche  Ströme:  den  Araxes  und  den  westlichen  Euphrat  Sowie  man 
sie  nördlich  vom  Murad  eine  nordöstliche  Marschrichtung  einschlagen 
läfst,  mufsten  sie  auf  den  Araxes  (Phasis)  stofsen,  aber  dann  war 
mit  Berücksichtigung  der  Aufzeichnungen  Xenophon's  keine  Combi- 
nation  mehr  möglieb,  um  sie  auf  den  Euphrat  an  einer  Stelle  treffen 
zu  lassen,  wo  er  eine  Breite  von  400  Fufs  hat.     Auch  scheint  keiner 


Zur  Erklärung  des  Rückzugs  der  Zehntausend.  533 

der  Aosleger  an  diesen  Strom  gedacht  zu  haben');  ^^  ^&g  ibrer  Voraus- 
setzQOg  einer  langgedehnten  östlichen  Marschlinie  fern  ab,  es  wurden 
deshalb  dem  Harpasos  andere  Flüsse  substituirt,  zu  denen  die  Grie- 
chen aber  wieder  nur  durch  coroplicirte  Märsche  gelangen  konnten. 
Ich  kann  dagegen  den  Harpasos  nur  für  den  westlichen  Euphrat  halten, 
dessen  Quellsystem  den  alten  Schriftsteilern  nie  vollkommen  klar  ge- 
worden zu  sein  scheint.  Da  Xenophon  den  Namen  Buphrates  für  den 
ostlichen  Quellstrom  kennen  gelernt  hatte,  konnte  er  leicht  den  west- 
lichen Hauptarm  desselben  Stromes  für  einen  ganz  anderen  Flufs 
halten  und  einen  dort  gehörten  Localnamen  dafür  überliefern.  Das 
Bett  des  oberen  Euphrat  ist  in  der  That  an  vielen  Stellen  an  400  Fufs 
breit,  ohne  dafs  seine  Sohle  ganz  mit  Wasser  bedeckt  wäre,  welches 
häufig  in  mehreren  Rinnsalen  fliefst;  wenn  sich  dasselbe  aber  im 
Winter  mit  gefrorenem  Schnee  zu  einer  die  ganze  Breite  des  Bettes 
einnehmenden  Eismasse  verbindet,  so  kann  diese  leicht  für  die  Breite 
des  Flusses  überhaupt  gehalten  werden.  Dafs  aber  der  Harpasos,  als 
die  Oriecben  an  ihn  gelangten,  gefroren  war,  ist  zweifellos 

Dieser  Flufs  bildete  die  Grenze  zwischen  den  Gebieten  der  Cba- 
Ijber  und  Skythinen;  letztere  wohl  ein  Stamm  der  Skythen;  von 
der  Zeit  ihrer  Einfälle  in  Asien  im  7.  Jahrhundert  v.  Chr.  her  im  Be- 
sitz der  besten  Landschaft  Armeniens,  wie  Strabo  sagt,  zurückgeblie- 
ben*), was  auf  die  fruchtbare  Ebene  von  Terdjan  ebensogut,  wie  auf 
irgend  einen  anderen  Landestheil  pafst  Dafs  ihr  Land  nicht  etwa 
eine  einzige  Ebene  in  einer  Ausdehnung  bildete,  wie  sie  nach  der 
Zahl  der  von  den  Griechen  geroachten  Tagemärsche  sich  nirgends  in 
Hoch- Armenien  vorfindet,  geht  auch  aus  der  späteren  Angabe  Xeno- 
phoo's  hervor,  dafs  sich  der  Grenzflufs  zwischen  den  Skythinen  und 
den  Makronen  im  Gebirge  befand. 

^Hierauf  zogen  die  Griechen  4  Tagemärsche  oder  20  Parasangen 
durch  das  Land  der  Skythinen  in  der  Ebene,  blieben  in  Dörfern,  wo  sie 
sich  mit  Lebensmitteln  versahen,  3  Tage  und  kamen  nach  weiteren  4  Mär- 
schen mit  20  Parasangen  zur  grofsen  blühenden,  volkreichen  Stadt  Gym- 
nias*^.  Sie  müssen  also  den  Euphrat  (Harpasos)  in  der  unteren  Ebene 
von  Terdjan  überschritten  und  sich  dann  bald  gegen  Norden  gewendet 
haben,  um  über  niedrige  Höhen  die  obere  Ebene  zu  erreichen,  von 
der  aas  sie  über  den  relativ  niedrigen  breiten  Rücken  des  Otluk-Beli, 


^)  Doch;  ich  selbst  in  den  Anmerkungen  zu  Hertlein's  Ausgabe  der  Anabasia, 
wieder  aufgenommen  von  Herzberg  in  seiner  populären  Bearbeitung  des  Zuges  der 
Zehntausend,  —  eine  Ansicht  von  der  ich  jedoch  Iftngst  wieder  zurttckgekommen 
bin.  Kiepert. 

')  Strabon  spricht  aber  nur  von  den  Niederlassungen  des  skjthischen  Stammes 
der  Saken  in  der  armenisch -iberischen  Grenzlandschaft  Sakasene  am  Kyros, 
d.i.  dem  Kur,  also  an  der  Nordost  grenze  de«  Landes.  Kiepert. 


534  W.  Strecker: 

in  den  heatigen  Kreis  Baiburd  gelangten.  Derselbe  bildet  ein  von 
unregelm&fsigen  GebirgsaoBläafen  durchzogenes  Hügelland,  in  welchem 
sich,  an  den  Quellb&chen  des  westlichen  Tschoruk  entlang,  Ebenen  voo 
grofserer  und  kleinerer  Ansdehnang  aasbreiten.  Hier  mögen  sie  im 
allgemeinen  nördlich  marschirt  sein  bis  nach  Gymnias,.  welches  ich  in 
der  Nfihe  der  heatigen  Dörfer  Sinnar  (des  alten  Synoria)  and  Öreo- 
schehr  suche.  Das  in  einer  kleinen  Ebene  über  dem  linken  Ufer  des 
Euphrat,  8  Stunden  westlich  von  Erzerum  gelegene  Dorf  Djinnis,  in 
welchem  Jaubert  das  alte  Gymnias  wiedergefdnden  za  haben  glaubte, 
ist  viel  weiter  als  die  5  Tagem&rsche ,  welche  das  Griechenheer  ge- 
brauchte, vom  nächsten  Punkte  der  Sichtbarkeit  des  Meeres  entfernt 
und  wenn  blofse  Namensähnlichkeit  zur  Bestimmung  der  Lage  voo 
Gymnias  genügte,  dürfte  man  noch  eher  Djimmin,  das  gröfste  Dorf 
in  der  Ebene  von  Erzingjan,  welches  jedenfalls  einst  eine  bedeutcDde 
Stadt  war,  dafür  halten,  wenn  dagegen  nicht  noch  stärker  dieselben 
Grande,  wie  gegen  Djinnis,  sprächen. 

Um  im  Winter  auf  dem  kürzesten  Wege  von  hier  nach  Trape- 
znnt  zu  gelangen  hätten  die  Griechen  einen  Tagemarsch  längs  des 
westlichen  Tschoruk -Su  nach  NW.  zu  machen  und  dann  die  grofse  von 
TrapezunC  nach  Persien  führende  Karawanenstrafse  zu  verfolgen  ge- 
habt. Dann  hätten  sie  aber  nicht  schon  am  5  Tage  das  Meer  er- 
blicken können,  wie  es  der  vom  Herrscher  des  Skythinenlandes  ihnen 
mitgegebene  Führer  seinem  Versprechen  gemäfs  einrichtete:  er  fahrt« 
sie  wohl  den  Tschoruk  entlang  bis  in  die  Nähe  des  Dorfes  Chadrak 
und  von  hier,  die  oben  erwähnte  grofse  Strafse  durchschneidend,  auf 
dem  westlichen  der  beiden  von  Trapezant  nach  Baiburd  und  Erzernm 
fuhrenden  Sommerwege  weiter  bis  an  den  Fufs  des  Kolat-Dagh,  d.i. 
ungefähr  15  Stunden  weit,  was  gerade  für  4  Tage  (den  fünften  nahm 
die  Ersteigung  des  heiligen  Berges  Theches  und  den  Abstieg  zam  Nacht- 
quartier ein)  ausreicht,  da  nebenher  die  Plünderung  von  Dörforn  and 
das  Abweisen  der  Verfolgung  der  den  Skythinen  feindb'chen  Bewohner 
Aufenthalt  verursachte.  Jener  sicher  auch  damals  schon  wie  beot 
über  viele  Dörfer  führende  Sommerweg  konnte  bis  zum  Kolat-Dagb, 
soweit  er  der  wärmeren  Südseite  des  Gebirges  folgt,  auch  im  Winter 
benutzt  werden;  weiterhin  jedoch  nach Trapezunt  ist  er  im  Winter  völlig 
ungangbar  wegen  der  auf  dem  dort  breiten  wellenförmigen  Rocken 
des  Gebirges  herrschenden  heftigen  Schneestürme,  welche  oft  in  kür- 
zester Zeit  ganze  Thäler  ausfallen  und  den  ganzen  Weg  und  die  aof 
einer  Entfernung  von  6  Stunden  an  ihm  bestehenden,  nur  im  Sommer 
bewohnten  Earawanserais  auf  Monate  unter  hohem  Schnee  begraben. 

Der  Weg,  auf  dem  Koch  die  Griechen  das  pontische  Gebirge 
westlich  vom  Khatschkhar*Dagh  aberschreiten  läfst,  jetzt  als  Verbin- 


j 


Znr  Erkläning  des  Rückzugs  der  Zehntausend.  535 

dang  zwischen  Ispir  and  Rize  benutzt,  ist  gefährlicher  Felspartien 
wegen  als  der  schwierigste  Gebirgsübergang  bekannt.  Auf  ihn  hatte 
die  türkische  Regierang,  in  der  Absiebt  Erzeram  in  kürzester  Linie 
mit  dem  schwarzen  Meere  verbinden  und  durch  die  grofsere  Leichtig- 
keit der  Anlage  eines  Hafens  bei  Rize  alß  bei  Trapezont  geleitet,  ihr 
Augenmerk  gerichtet  und  ihn  mehrmals  darch  Ingenieure  untersuchen 
lassen.  Alle  Berichte  derselben  stellten  die  Unmöglichkeit  eines  Stra- 
Isenbaues  in  dieser  Richtung  heraus,  so  daÜB  die  Regierung  das  Pro- 
tect fallen  liefs.  Im  Winter  ist  der  Weg  ganz  ungangbar;  die  Ein- 
wohner jener  Gegenden  sagten  mir  ^dann  könne  dort  kein  Vogel  über 
das  Gebirge  fliegen^.  Selbst  angenommen,  dafs  es  den  Griechen  doch 
möglich  gewesen  w£re,  dort  das  Gebirge  zu  überschreiten,  wie  hätten 
sie^dann  nach  Trapezunt  gelangen  können  ohne  mehrere  Tage  vorher 
am  Meere  entlang  zu  ziehen?  Denn  sowie  sie  das  Gebirge  über- 
schritten hatten,  mufsten  sie  unbedingt  in  Flufsth&Iern  hinabsteigen 
and  so  zum  Meere  kommen,  da  mitten  im  Winter  eine  Querroute  über 
die  von  zahlreichen,  meist  wenig  unterhalb  des  Gebirgskammes  schon 
aufoerordentlich  steil  und  tief  eingeschnittenen  Th&lern  durchfurchten 
Nordhänge  des  pontischen  Hochgebirges  absolut  unmöglich  ist. 

Aus  demselben  Grunde  konnten  die  Griechen  überhaupt  von  kei- 
nem Funkte  des  pontischen  Gebirges  wo  das  Meer  sichtbar  ist  (von 
einem  dabinterliegenden  Gebirgszuge  aus  wäre  das  unmöglich  gewesen) 
den  directen  Weg  nach  Trapezunt  fortsetzen,  denn  sie  wären  dann 
unter  Berücksichtigung  der  Zahl  der  noch  folgenden  Marschtage  zu 
früh  an  das  Meer  und  nach  Trapezunt  selbst  gekommen;  sie  können 
also  nur  auf  einem  Umwege  zu  jenem  Punkte  gelangt  sein.  Dieser 
Umweg  erklärt  sich  aus  der  von  Xenophon  angedeuteten  Absicht  des 
Fahrers,  seinem  Versprechen  gemäfs  den  Wunsch  der  Griechen  nach 
dem  Anblicke  des  Meeres  auf  dem  kürzesten  und  für  ihn  einzig  mög- 
lichen Wege  zu  befriedigen  und  dabei  gleichzeitig  den  Feinden  seines 
Herrn  eine  Züchtigung  angedeihen  zu  lassen.  Ich  lasse  sie  also  nicht 
blos  um  ihre  Marschlinie  zu  verlängern  die  Richtung  zum  Eolat-Dagh 
einschlagen,  von  dessen  Spitze,  einer  der  höchsten  des  ganzen  Ge- 
birges, sie  zweifelsohne  das  Meer  erblicken  konnten.  Das  Dorf,  zu 
welchem  sie  auf  den  Rath  des  Führers  zum  Uebemachten  hinabstiegen, 
kann  nur  südwärts  vom  Berge,  im  oberen  Lerri-Thale  gelegen  haben. 
Dafs  der  reichlich  beschenkte  Führer,  bevor  er  in  der  Nacht,  um  sich 
auf  einem  kürzeren  Wege  dorch  das  feindliche  Gebiet  hindurchzu- 
schleichen,  Abschied  nahm,  noch  den  Griechen  den  Weg  in  das  Land 
der  Makronen  anzeigte,  spricht  ebenfalls  für  meine  Ansicht,  dafs  vom 
hoben  Aussichtspunkte  der  Weg  nicht  direct  auf  dem  jenseitigen  Ge- 
birgahange  fortgesetzt  werden  konnte. 


■  r'^t*- 


^ 


536  W.  Strecker: 


,)Die  Griechen  machten  darauf  drei  Märsche  von  zusammeD  10  Pa- 
rasangen  durch  das  Land  der  Makronen.  Am  ersten  Tage  kamen  sie 
zu  dem  Flusse,  welcher  dieses  vom  Skjthinen lande  trennt.  Zur  rechten 
hatten  sie  ein  sehr  schwieriges  Terrain  (^taglov  yi^aXmmjarov)  und 
zur  linken  einen  anderen  Fiufs,  in  welchen  sich  der  Grenzflufs  ergiefat 
und  welchen  sie  überschreiten  mufsten ;  das  Thal  war  hier  mit  dichtem 
Baumwuchs  erfüllt.^  Vom  Nachtquartier  gingen  sie  also  auf  dem 
linken  Hange  des  tiefen  und  sehr  steil  abfallenden  Lerri^Thales  entlang 
und  gelangten  an  das  Wesserni-8u,  welches  bei  dem  gleichnamigen  Dorfe, 
an  dem  sie  zwei  Tage  vorher  vorübergegangen  waren,  seine  Quell- 
b&che  vereinigt  und  der  Hauptquellflufs  des  GBmuscbchane- Tschai  ist 
Gefroren  oder  nicht  bietet  dieser  Flufs,  wie  auch  jeder  andere  im  pon- 
tischen  Meere  in  seiner  Quellrogion,  bei  geringer  Tiefe  in  jener  Jahres- 
zeit kein  derartiges  Hindernifs,  dafs  ihn  die  Griechen,  welche  den 
Muradttbergang  in  der  Ebene  von  Musch  bewerkstelligt  hatten,  nid» 
hätten  durchschreiten  können.  Wenn  sie  darum  etwa'  die  an  seinen 
Ufer. befindlichen  Bäume  —  kleinere  Waldungen  von  schlanken,  hoben 
Bäumen  bemerkte  ich  in  jener  Gegend  mehrfach  und  einzelne  BSame 
an  den  Ufern  des  Flusses  selbst  -^  in  der  Absicht  niederschlugen, 
um  ihn  zu  überbrücken,  so  geschah  das  nur,  weil  sein  bie  und  da 
steiles  Ufer  und  das  sein  Bett  ausfüllende  Gestein  der  Passage  des 
Trains  hinderlich  werden  konnte.  Der  von  Xenophon  angegebene 
Grenzflnfs  mufs  der  aus  Osten  von  Wawer-  Dagh  kommende  andere 
Quellflnfs  des  Gümuschchane- Tschai  sein;  von  hier  folgten  sie  zwei 
Tage  weit  im  Lande  der  Makronen  der  grofsen  Erzerum -Trapezunter 
Strafse.  Das  Gebiet  der  Makronen  scheint  sich  also  ostlich  bis  an 
den  Eolat-Dagh,  ungefähr  zwischen  dem  Krom-Thal  und  dem  Tbale 
des  Gümüschchane- Tschai  hin,  erstreckt  zu  haben,  während  es  sid] 
nach  Koch's  Annahme  unnaturlich  im  Bogen  um  die  Kolchier  heran 
bis  auf  den  Nordhang  des  pontischen  Gebirges  hingezogen  hätte.  Am 
dritten  Tage  gelangte  man  ins  Land  der  Kolchier,  die  auf  einem 
hohen,  doch  nicht  unzugänglichen  Berge  {oQog  niya  ngocßatov  9f) 
schlachtbereit  aufgestellt  waren. 

Die  jetzige  Strafse  verläfst  das  Thal  des  Gumuschehane- Tscbai 
unterhalb  Ardasa  und  geht  mit  einem  Nebenthaie  desselben  ungefShr 
nordöstlich  aufwärts  bis  zum  Zigane-Dagh,  wie  gewöhnlich  die  ganze 
plateaaartige  Passage  hier  über  das  Gebirge  benannt  wird.  Wie  beute 
führte  wohl  schon  seit  den  ältesten  Zeiten  die  Verbind ungsstrafse  zwi- 
schen Trapezunt  und  dem  Innern  über  diesen  Punkt,  da  auf  den  Thal- 
wegen an  den  beiden  Hängen  des  Gebirges  die  Communication  das 
ganze  Jahr  hindurch  offen  ist,  während  die  ßergwege  ober  dessen 
Bücken  nur  im  Sommer  benutzt  werden  können.     Dafs  die  Griechen 


Zur  Erklärung  des  Rückzugs  der  Zehntausend.  537 

nicht  weiter  östlich  das  Gebirge  ilberscbritten  haben  konnten,  glaube 
ich  oben  hinlänglich  nachgewiesen  zd  haben.  Ebensowenig  kann  man 
annehmen,  dafs  sie  etwa  noch  weiter  westlich  gekommen  seien,  da 
sie  dann  auf  Flufsthfiler  und  Strafsen  gestofsen  wären,  die  sie  nicht 
nach  Trapezunt,  sondern  zu  westlicheren,  also  ihrer  Heimath  näheren 
Uafenplätzen  geführt  hätten.  Sie  mufsten  also  über  den  Zigane^Dagh 
gehen;  denn  auch  dem  Laufe  des  Gumuscbchane- Tschai  konnten  sie 
nicht  weiter  abwärts  bis  an  das  Meer  folgen,  welches  er  durch  völlig 
unwegsame  ßngscbluchtcn  erreicht;  darüber  konnten  sie  durch  die  Ma- 
kronen, die  ihnen  ja  selbst  die  Strafse  nach  Trapezunt  zeigten  und 
sie  auf  ihr  bis  in  das  Land  der  Kolchicr  geleiteten,  hinreichend  unter- 
richtet sein. 

Nachdem  die  Kolchier  durch  die  auf  Xenophon's  Ratb  angeord- 
neten, trefflieben  Angriffsdispositionen,  welche  ganz  dem  dortigen  Ter- 
rain entsprechen,  vom  Berge  vortrieben  worden  waren,  stiegen  die 
Griecben  in  die  jenseitigen  Dörfer  hinab.  Hier  mufsten  sie  3  Tage 
verbleiben,  weil  alle  diejenigen,  welche  von  dort  vorgefundenem  Toll- 
Honig  genossen  hatten,  krank  geworden  waren. 

Kocb  irrt  in  seiner  Behauptung,  dafs  es  keinen  derartigen  Honig 
gebe  und  dafs  der  von  den  Griechen  genossene  die  betäubenden  Eigen- 
schaften erst  durch  schlechte  Aufbewahrung  erhalten  haben  müsse. 
Das  maenomenon  mef  des  Plinius  gehört  durchaus  nicht  in  das 
Reich  der  Fabel.  Es  wird  solcher  Honig  von  wässeriger  Beschaffen- 
heit dunkler  Farbe  und  eigenthümlich  bitterlichem  Geschmack  noch 
heute  in  den  Hafenstädten  des  schwarzen  Meeres  zwischen  Ordu  und' 
Batum  auf  den  Märkten  verkauft.  Roh  genossen  erzeugt  er  dieselben 
Krankheitssjmptome ,  welche  Xenophon  erwähnt.  Doch  wird  er  des 
billigen  Preises  wegen  hauptsächlich  von  der  ärmeren  Klasse  der  Be- 
völkerung benutzt,  aber  ausgekocht  und  mit  anderen  zuckerhaltigen 
Stoffen  vermischt  und  auch  das  nur  noch  in  geringem  Grade,  seit  der 
Zucker  in  Folge  der  aufserord entlich  vermehrten  Einfuhr  sehr  niedrig 
im  Preise  steht.  Ich  konnte  nicht  erfahren,  aus  welchen  Blumen  die 
Bienen  den  Stoff  saugen,  der  dem  Honig  jene  Eigenschaften  mittheilt. 
Verwundert,  auf  den  Nordhängen  des  pontischen  Gebirges  ganze  Fel- 
der von  Azaleen  eingefriedigt  zu  sehen,  fragte  ich  nach  der  Ursache 
dieser  Umzäunug  der  schönen,  aber  wildwachsenden  und  keinen  Nutzen 
bringenden  Blumen  und  erhielt  zur  Antwort,  dafs  die  Schaafe,  welche 
davon  genössen,  krank  wurden,  weshalb  man  sie  —  hauptsächlich  der 
fremden,  durchziehenden  Heerden  wegen,  da  die  einheimischen  Thiere 
sie  fast  nie  berührten  —  absperre.  Der  Theatinermönch  Lambert 
könnte  also  doch  Recht  haben,  wenn  er  in  seiner  y^Rclation  (fun  voyage 


538  H.  Kiepert: 

4ans  le  Leeant^  erzählt,  dafs  die  Bienen  den  Oiftstoff  aas  einer  gelben 
Oleanderart,  wofür  er  wohl  die  Azaleen  hielt,  sangten  >). 

Aas  den  Dörfern  gelangten  die  Griechen  in  zwei  Tagemärscheo 
mit  7  Parasangen  nach  Trapezant.  Die  zarückzalegende  Strecke  be- 
trag meiner  Rechnung  nach  in  der  That  etwas  mehr;  doch  ist  an- 
zunehmen, dafs  das  Heer,  oder  doch  ein  Theil  desselben,  dnrch  die 
Nähe  des  Meeres  zu  verdoppeltem  Eifer  angetrieben,  sie  in  kürzere 
Zeit  zurücklegte. 


Gegenbemerkungen 

von  H.  Kiepert 


Dem  Leser,  welcher  die  älteren  geographischen  Erklämngen  der  Anabasit, 
wenn  auch  nur  im  allgemeinen  aus  den  ihnen  beigefügten  Uebersichukarten  kenn^ 
wird  nicht  entgangen  sein,  dafs  die  Polemik  des  Herrn  Strecker  sich  ganz  be- 
rechtigter Weise  zunächst  gegen  die  abenteuerliche  Interpretation  des  letzten 
Abschnittes,  zumal  der  20  Tagemärsche  in  den  Landschaften  der  Taochen,  Chs- 
Ijben,  Skythinen  auf  langgedehnten,  weit  über  die  Grenzen  Nordarmeniens  soH- 
Östlich  auslaufenden  Zickzacklinien  richtet,  wie  sie  nach  dem  Vorgange  der  älteren 
Erklärer,  eines  Delisle,  d'Anville,  Forster,  Rennell  noch  neuerdings  in  ezcessir- 
ster  Weise  Ainsworth*),  in  sehr  viel  bescheidenerem  Mafse  Koch  verüieidigt 
haben.  Diese  und  ähnliche  Extravaganzen  geographischer  Phantasie  habe  idi 
selbst  in  verschiedenen  Publicationen  schon  seit  Decennien  zurückgewiesen ')> 
mich  dagegen  in  dem  ersten  Abschnitt  der  hier  in  Frage  kommenden  Discussioa, 
den  Zug  vom  Ost-Euphrat  über  den  Phasis  bis  ins  Taocher  Land  betreffend,  det 
älteren  Ansicht  einer  östlichen  Umgehung  des  Bingöl  -  Gebirges  im  wesent- 
lichen angeschlossen  und  mufs  auch  jetzt  noch  an  derselben  festhalten,  da  mich 
die  in  der  vorstehenden  Auseinandersetzung  des  Herrn  Strecker  angeführten  Gründe 
für  die  Annahme  einer  westlichen  Umgehung  nicht  zu  überzeugen  vermögen. 
Nur  scheinbar  wird  durch  diese  Annahme  eine  im  allgemeinen  und  mit  vieles 
localen  Ausnahmen  directere  Marschrichtung  vom  Euphrat  nach  Trapezunt  ge- 
wonnen, wie  sie  in  so  bestimmter  Richtung  auf  das  Endziel  wohl  uns  im  Besitze 
zuverlässiger  Karten  natürlicher  erscheint,  den  unvollkommenen  Orientimngsmitteh 
der  damaligen  Griechen  aber  völlig  fern  liegen  mufstes  die  dadurch  bedingte  west- 


1)  Yergl.  darüber  auch  Blau,  Zeitachr.  fUr  allg.  Erdk.  1862.  XIL  S.  298. 

')   TVaveU  in  the  track  of  the  Ten  TTtousand.     London  1844. 

')  Allerdings  mehr  angedeutet  als  ausführlich  begründet  in  Karten  und  Text 
des  kleinen  weimarischen  Atlas  der  alten  Welt  seit  1848  in  mehrfach  berichtigten 
Ausgaben;  den  Karten  der  alten  Welt,  Berliner  Ausgabe  seit  1855,  und  dem  obea, 
l^ote  zu  S.  588  angeführten. 


r 


Zur  Erklärung  des  Rückzugs  der  Zehntausend.  539 

liehe  Verschiebung  der  Wohnsitze  der  Phasianen  und  Taocher  aber  steht  sogar 
in  directem  Widerspruch  zu  den  wenigen  positiven  Lichtpunkten,  die  uns  ans 
anderen  Quellen  für  die  allgemeine  Orientirnng  der  griechischen  Rückzugslinle 
bleiben.  Diese  möge  mir  gestattet  sein  hier  in  der  Kürze  und  ohne  Anspruch 
auf  erschöpfende  Behandlung  darzulegen,  damit  auch  den  gegen  die  neue  Hy- 
pothese sprechenden  Gründen  ihr  Recht  werde. 

Der  der  Richtung  des  Zuges  und  der  ihm  folgenden  obigen  Erläuterung  entgegen- 
gesetete  Weg  von  N.  nach  8.  scheint  hierzu  für  den  Beginn  der  erspriefslichere: 
eine  bestimmte  Entscheidung  für  die  Marschrichtung  wird  sich  am  ehesten  für  das 
letzte  Stuck  —  die  5  Tagemärsche  von  Gymnias  ins  Gebirge  hinauf  und  5  hinab 
zum  Meere  —  finden  lassen,  wiewohl  auch  fiir  dieses  Stück  durchaus  keine  Ueber- 
einstimmnng  unter  den  Erklärem  herrscht,  vielmehr  die  von  ihnen  angenommenen 
infsersten   Uebergangspunkte  über   die  durchschnittlich    nicht  über  6  d.  Meilen 
von  der  Küste  entfernte  hohe  Kette:   der  westlichste,   nach  Grote  und  Strecker, 
und  der  östlichste,  nach  Blau  und  Koch,   volle  15  Meilen  von  einander  entfernt 
liegen.     Leider  ist  dieser  ganze  Zwischenraum  eine  von  der  Wissenschaft  bisher 
gänzlich  unerforschte  Region  und   es  steht  dahin,    ob   darin  nicht  bei  näherer 
Untersuchung  noch  ein  oder  der  andere  praktikable  Pafsübergang  zu  finden  wäre, 
wie  es   aus  den  von  Koch  (Reise   in  den  Orient.  Th.  I.  S.  450)  nach   den  Be- 
richten Einheimischer  gemachten  Angaben  scheinen   könnte,   dafs  aus   den   öst- 
lichen   ParaUelthälem  des   Flüfschens  von  Trapezunt  dem  Kowata-  und  Sür- 
mene-Thale,  weniger  hohe  und  steile  Wege,  als  selbst  die  jetzige  Trapezunter 
Hauptsirafse   über  noch  ganz   innerhalb   der  Waldregion   liegende  Pafshöhen  in 
das  obere  Tschoruk-Thal,   die  Ebene   von   Baiburt  hinüberführen:   so   dafs  der 
Benutzung  dieser  Thäler   zu  einer  Verbindungsstrafse  von  der  Küste  ins  innere 
Armenien  vielleicht  mehr  nur  die  Beschaffenheit  der  unteren  Thalstrecken  hinder- 
lich wäre.    Es  scheint  mir  alles  dafür  zu  sprechen,  dafs  die  Griechen  eines  dieser 
Thäler  zu  ihrem  Marsche  an  die  See  benutzt  haben  —  auch  Herr  Strecker  selbst, 
in  einem  in  Folge  meiner  Einwendungen  an  mich  gerichteten  Briefe,   indem  er 
nur  die  Möglichkeit  einer  Verfolgung  der  directen  Sommerstrafse  vom  Kolat-Dagh 
(Berg  Theches  nach  ihm)  nach  Trapezunt  während  des  Winters  bestreitet,  giebt 
zu,  dafs  eher  noch  eines  der  östlichen  Thäler  (er  meint,   die  in   das  Deirmen- 
Derer  das  Thal  des  Trapezunter  Flusses  von  O.  her  einmündenden)  einen  prak- 
tikabeln  Weg  bieten  möge  und  kommt  damit  dem  naheliegenden  Einwurf  gegen 
die  von  ihm  im  obigen  angenommene  und  auf  der  Karte  angedeutete  Marschlinie 
über  Gümischchane  4lor,  dafs  dieselbe  viel  länger  ausfalle,  als  nach  den  Distanz- 
Angaben  Xenophon's  zulässig  sei,  die  wir  allerdings  mit  Rücksicht  auf  das  Ter- 
rain stark  zu  reducieren  nicht  aber  zu  verlängern  das  Recht  haben.    In  der  That 
ist  es  schwer  seine  Marschlinie  glaublich   zu  finden,   nicht  nur  wegen   der  Aus- 
dehnung der  5  kurzen,   vom  griechischen  Autor  selbst  nur  zu    17  Parasangen 
(11  deutsche  Meilen)  veranschlagten  Stationen  auf  volle  17  deutsche  Meilen  (ohne 
die  localen  Umwege  zu   rechnen),   sondern   auch  wegen   ihrer  ganz  widersinnig 
vom  Kolat-Dagh  mit  einer  scharfen  Wendung  nach  Süden  beginnenden  Spiral- 
richtung.    Wie  sollten  die  Griechen   zu   bewegen   gewesen   sein,  die  Höhe,  von 
der  sie  zuerst  im  Norden  das  Meer  erblickten,  nun   mit  einem  Male  in   süd- 


540 


H.  Kiepert: 


lieber    Richtang   auf  3— 4  Meilen   zn  verlassen?   mafsten    sie   nicht  gefürchtet 
haben,    sich  wiederum   in   den   schwer   durchkämpften   Hochgebirgsregionen  des 
Innern  zn   verlieren   und  würden  sie  nicht,  selbst  gegen   besseren  Rath,  jeden, 
auch  den  schwierigsten  direct  zum  schon  mit  Angen  gesehenen  Ziele  führenden 
Pfad   vorgezogen   haben?     Den  in    Herrn   Strecker's  Marschconstruction  auf  der 
Karte  so  seltsam  in  die  Angen  fallenden  Umweg  mit  scharfer  nördlicher  8pitie 
am  Kolat-Dagh  (von  Balachor  geradlinig  4  deutsche  Meilen  NNW.  und  3  wieder 
S.  bis  Kjzkale  statt  der  3  Meilen  O.  —  W.  des  geraden  Weges)   sollen  wir  dv 
als  eine  Excursion  nach  dem  Aussichtspunkte  zur  Orientimng  gelten  lassen;  aber 
wäre  es  in  diesem  Sinne  nicht  für  den  Zweck  der  Truppenbewegung  völlig  au- 
reichend  gewesen,  wenn  eine  kleine  Zahl  der  Officiere,    ein  mäfsiger   detacbirter 
Trupp,  sich  von  der  Nähe  und  Richtung  der  Meeresküste  überzeugt  hatte?    Der! 
Wortlaut  der  xenophontischen  Erzählung  (IV,  7,  21),   wonach   das   ganze  Heer' 
mit  allem  Trofs,  Pferden  und  Gepäck  den  Aussichtspunkt  unvorbereitet,  so  dafi 
die  volle  Ueberraschnug  wirkt,   erreicht,   läfst  sich  doch  nur  von   einem  in  der 
fortlaufenden    Marschdirection    liegenden    Höhenpnnkte    verstehen.      Damit   aber 
wäre  der  von  Strecker  mit  dem  Theches  identificirte  Kolat-Dagh,  von  dessen  wInte^ 
liehen  Schneofeldem  ein  direct  nördlicher  Abstieg  unausführbar  sein  soll,  eben-J 
sowohl  ausgeschlossen   als  jeder  Höhenpunkt  weiter  westlich    in  der  Nähe  der 
grofsen  Heerstrafse,  auf  welcher  auch  der  englische  Historiker  Orote  die  Gri^ 
eben  ziehen  läfst,  nur  dafs  er  den  Berg  Theches  erst  weit  nordwestlich  von  Gi- 
mischchane  '),   also  etwa  am  Passe  von  Zigane  sucht,   wo   sich  nach  allen  bis- 
herigen Nachrichten  kaum   so   hohe  Punkte  finden,   die  eine  Aussicht  bis  zum 
Meere  möglich  erscheinen   liefsen.     Gegen   beide  Annahmen  trifft  überdiefs  der 
von  Blau  (ZeiUchr.  für  aligem.  Erdk.  1862.  Bd.  XII.  S.  296)  geltend   gemachte 
Einwand  zn,  dafs  auf  die  Meeresaussicht  bei  den  im  Winter  herrschenden  Nebeln 
hier  im  hohen  Gebirge  gar  nicht  so  sicher  zn  rechnen  war,  wie  es   der  einhei- 
mische Führer  doch  Tage  lang  voraus  that,   indem  er  seinen  Kopf  zum  Pfsnde 
setzte;  auch  Koch  (Wander.  Bd.  II,  S.  33)  sagt  von  dem  viel  weiter  östlich  gele- 
genen Bochpafs  des  Khatschkhar,  dafs  von  hier  das  Meer  der  Nebel  wegen  narj 
an  wenigen  Tagen  des  Jahres  sichtbar  sei,   was   er  freilich  vergessen   zn  haben 
scheint,  als  er  ihn  später  in  seiner  Erläuterung  der  Anabasis  mit  dem  Theches 
identificirte.     So  scheint  mir  denn  Blau's  Annahme  völlig  begründet,  dafs  dieser 
Aussichtberg  gar  nicht  in   der  hohen  Wasserscheidekette  (welche  die  Griechea 
vielmehr  auf   einer  Pafssenkung  überstiegen  haben  müssen),   sondern  weit  vor 
derselben  und  mehr  in  der  Nähe  der  Küste  zu  suchen  sei.wlur  furchte  ich,  daCr 
er  zu  weit  östlich  geht  und  der  Küste  allzu  nahe  bleibt,  wenn  er  ihn  im  Kaloo- 
oros   bei  Riza  zu  finden  glaubt*);   eine   so  lange  ostwestliche  Marscfalinie  ia 


')  Indem  er  dasselbe,  durch  einen  zufälligen  Anklang  des  Namens  (der  in  sei' 
nem  ersten  Theile,  gümisch  sx  Silber,  rein  ttlrkisch,  im  zweiten  ehantf  Haair 
persisch  ist)  getäuscht,  und  ohne  Berücksichtigung  der  Distanz,  die  für  .10  Tsge- 
märscbe  bis  Trapezunt  mit  11 — 12  deutschen  Meilen  doch  zu  kurz  ausfUlt,  für  dss 
alte  Gymnias  erklärt  {hiatory  of  Greece^  IX,   161). 

')  Seine  Bemerkung,  dala  dieser  Berg  auf  meiner  Karte  von  Armenien  (von 
1858)  der  Küste  zu  nahe  stehe,  gründet  sich  nur  auf  Augenschein  vom  vortber- 
fahrenden  Schiffe  aus;  ebenso  allerdings,  aber  mit  Mefsinstrumenten,  also  doch  etwu 


Zur  Erklärung  des  Hückzngs  der  Zehntausend.  541 

der  die  Käste  überragenden  Berglandschaft  quer  durch  vier  gröfsere  und  fast 
ein  Dntiend  kleinere  Thäler,  welche  namentlich  in  der  Osthälfte  des  fraglichen 
Küstenstriches,  in  der  Landschaft  Of  ziemlich  abschüssig  zwischen  hohen  Thal- 
randern  znm  Meere  abfallen,  dürfte  mit  Recht  der  von  Strecker  oben  (S.  535) 
erhobene  Einwand  der  Unausführbarkeit  treffen.  Nicht  in  gleicher  Weise  an- 
wendbar ist  derselbe  dagegen  anf  die  Westhälfte,  die  Gegend  von  Kowata,  Jam- 
bolj,  Sürmene,  wo  nach  der  Autopsie  Koch's  (Wander.  I,  443)  eine  wellige 
Strandebene  von  fast  halbstündiger  Breite  sich  dem  Nordfufs  der  Berge  vorlagert 
ond  die  Aussicht  auf  das  Meer  durch  einen  Gürtel  dicht  verwachsenen  Gebüsches 
tosgeschlossen  ist.  So  wäre  wenigstens  für  die  beiden  letzten  Marsche  im  Ge- 
biete der  Kolcher  (7  Parasangen  =s  5  d.  Meilen ,  Xen.  8,  22)  eine  der  Küste 
nahe  und  parallele  Richtung  möglich  und  wir  mögen  zuversichtlich  mit  Blau  den 
die  Ostgrenze  des  kolchischen  Gebietes  gegen  das  der  Makronen  bezeichnenden 
hohen  Berg  (p^s  fuya^  8,9),  den  die  Griechen  erst  erstürmen  mufsten,  um  den 
Durchgang  nach  Trapezunt  zu  erzwingen,  in  der  von  der  Stadt  geradlinig  4  Meilen 
entfernten  Höhe  von  Sürmene  finden.  Für  diese  Lage  des  Makronen  -  Gebietes 
hat  Blau  auch  schon  mit  Recht  den  noch  existirenden  Namen  des  Makur-Dagh 
(dessen  genauere  Ortsbestimmung  nur  noch  zu  wünschen  bleibt)  geltend  gemacht, 
nicht  aber  das  noch  gewichtigere  Zeugnifs  aus  dem  späteren  Alterthnme,  in  dem 
dem  Arrian  zugeschriebenen»  der  Zeit  des  Kaisers  Trajan  angehöripen  Periplus 
des  Pontus,  wonach  die  Macheionen  östlich  von  den  unmittelbar  oberhalb 
der  Stadt  Trapezunt  laufenden  Sannen  (wie  der  damalige  Name  der  xenophon- 
tischen  Kolcher  lautete)  bis  zur  Küste  herab  wohnten  ^).  Völlig  unvereinbar 
mit  dieser  Angabe  ist  Herrn  Strecker's  Anordnung,  wodurch  die  Makronen  anf 
das  Binnenland  im  Westen  des  Kolat-Dagh  beschränkt  und  in  ein  Gebiet  gerückt 
werden,  welches  nach  anderweitigen  Zeugnissen  der  Alten  über  den  Betrieb  der 
Silbergruben  des  heutigen  Gümischchane,  vielmehr  den  Chalyben  angehörte. 

Da  nach  den  alten  Periplen  östlich  an  das  Macheionen  -  Gebiet  schon  bei  Ophiüs 
(Of)  und  Rhizüs  (Rize)  die  Cantons  anderer  Bergvölker,  der  Ekechirier,  Bechiren 
Q.  s.  w.  grenzten,  so  beschränkte  sich  ihr  Gebiet  wahrscheiolich  anf  die  zum  Makur- 
Dagh  hinaufreichende  Thallandschaft  von  Sürmene  und  zwar  nur  auf  ihre  untere 
Hälfte,  indem  der  obere  Theil  zunächst  der  W^asscrscbeide»  ja  noch  ein  Stückchen 


sicherer,  ist  die  Position  in  der  Quelle,  der  ich  sie  entnommen  habe,  der  Küsten* 
aafhahme  des  rassischen  Capitäns  Hanganari,  flxirt.  Möglich  ist  es  immerhin, 
mOfste  aber  durch  genauere  Beobachtung  auf  dem  Lande  constatirt  werden,  dafs 
derselbe  Name  noch  höhere,  weiter  landein  sich  erstreckende  Höhen,  als  die  in  jener 
Kflstenkarte  verzeichneten,  umfafst,  —  fUr  die  vorliegende  Untersuchung  bleibt  diefs 
gleichgültig.  —  Was  soll  man  aber  zu  einer  Confusion,  wie  bei  Äinsworth  sa^en, 
der  alles  Ernstes  (p.  187)  den  Theches  südlich  vom  Tschoruk-Thale  Über  12  d. 
Meilen  von  der  Küste  ansetzt  und  die  Griechen  über  die  zwischenliegende  7 — 8000 
Fefs  hohe  Hauptkette  hinweg  das  Meer  erblicken  l&fst? 

^)  Daher  sind  auch  die  Makronen  (welches  doch  nur  eine  dialektische,  des 
Anklsngs  an  ein  griechisches  Wort  wegen  von  den  Griechen  bevorzugte  Nebenform 
von  Machelones  sein  kann)  den  pontischen  Periegeten  ApoUooios  und  Dionysios  be- 
kannt und  dieselbe  Stelle,  westlich  bis  Trapezus  reichend,  nehmen  in  dem  älteren 
Periplos  des  Skylax  die  Max^axa^ttiot  ein,  wie  sie  mit  einer  anderen  grftcisirenden 
Umdentung  genannt  werden. 


542  H.  Kiepert: 

nordwärts  ▼om  Aassichtberge  Theches  nach  X's  Zengnifs  noch  zvm  Skythinea- 
Lftnde  gehörte ;  die  ganze  Länge  desselben  von  S.  nach  N.,  in  welcher  ffichtong, 
dem  Laufe  der  Gewässer  abwärts  folgend,  die  Griechen  es  durchzogen  haben 
müssen  (nicht  von  0.  nach  W.  wie  Blau  will)  bis  zn  dem  die  kolchische  Grense 
bezeichnenden  Berg^asse  giebt  der  Autor  auf  weniger  als  10  Parasangen  oder 
etwa  24  Tagemarsch  (6 — 7  d.  Meilen)  an.  EUernach  mufs  es  möglich  sein,  wti 
nur  bis  jetzt  kein  Europäer  versucht  zu  haben  scheint  (denn  auch  in  Hemt 
Strecker's  Karte  beruhen  die  Ortsangaben  im  Sflrmene-Thale  nur  auf  Erkun- 
digungen) an  Ort  und  Stelle  sowohl  den  Grenzflufs  des  Makronen-  und  Skj- 
thinen  -  Landes,  als  den  Aussichtberg  Theches  wiederzufinden. 

Die  Richtung  nach  Süden  fuhrt  rückwärts  auf  die  fruchtbare  und  dörferreicfac 
Hochebene  des  oberen  Tschoruk  -Thaies,  deren  Hauptstadt  Baiburt  auch  hentigts 
Tages  der  ansehnlichste  Ort  zwischen  Erzerum  und  Trapezunt  ist  Nur  in  dieser 
Ebene,  der  einzigen  von  solcher  Ausdehnung  in  diesem  Theile  des  pontisckea 
Alpenlandes,  als  natürlicher  Grundlage  einer  dichteren  Bevölkerung,  daif  dit 
»grofse,  wohlhabende,  volkreiche  Stadt  Gynmias"  {ytoXtQ  fuj^dltj  evScUftwr  oUu^- 
fAtvri^  IV,  7,  19)  gesucht  werden,  nicht  mit  Grote  im  Engthale  des  Chandnl, 
oder  gar  auf  alpiner  Hochterrasse  sogar  im  Norden  der  Hauptkette,  su  Djimfl  *), 
wie  Blaa  wohl  nur  dem  scheinbaren  Anklang  zn  Liebe  will,  ungestört  durch  die 
halshrechende  Beschaffenheit  des  ans  dem  Tschoruk  -  Thale  über  die  hohen  Jöcher 
nach  Djimil  führenden  Passes,  für  die  er  doch  selbst  europäische  Zeugen  (osck 
Koch,  Wander,  II,  S.20  der  dasselbe  aussagt)  anfahrt  In  der  Ansetzung  von  Ojn- 
nias  in  jener  Hochebene  freue  ich  mich  mit  Herrn  Strecker  übereinstimmen  n 
können,  und  wenn  sich  auch  die  specielle  Stadtlage  nach  den  gegebenen  Notzies 
des  Autors  anf  keine  Weise  genauer  feststellen  läfst,  so  scheint  es  mir  doch, 
dafs  er  auch  darin  Recht  hat,  sie  nicht  an  .der  Stelle  des  heutigen  HaI^»toftel 
Baiburt,  sondern  am  westlichen  Bande  der  Ebene  (in  der  Gegend  von  Sonvar, 
nahezu  da,  wo  später  die  aus  den  römischen  Itinerarien  bekannte  römische  Greoi- 
festung  Domana')  sich  erhob)  zu  suchen.  Denn  wenn  anders  Xen.  bei  der 
Kürze  seines  Berichtes  genau  verfährt,  so  müssen  die  Griechen  von  der  Sisdt 
aus  sofort  das  feindliche  Territorium,  welches  sie  im  Auftrage  des  Hanptliiigi 
von  Gymnias  durch  Plünderung  abstraften,  d.  h.  in  diesem  Zusammenhange  dock 
das  Gebirgsland ,  betreten  haben.  Ihre  4t  Tagemärsche  in  diesem  Gebirge  bis 
zum  Theches  scheinen  alsdann  etwas  kurz  mit  kaum  mehr  als  6  d.  Meilen  is 
gerader  Richtung  auszufallen,  die  aber  in  diesem  Terrain  und  durch  das  feind- 
liche Hin-  und  Hersiehen  von  Dorf  zn  Dorf  sich  leicht  auf  9  — 10  verlangen 
konnten. 


')  (?imU  nach  Blan's  Transscription  (^'  sb  firanzös.  dj,  deutsch  (focA),  wel- 
ches a.  a.  O.  S.  297  in  Gfniil  verdruckt  ist 

*)  Mit  etwas  Kühnheit  kSnnte  man  sogar  zwischen  diesem  Namen  und  desi 
offenbar  etwas  gräcisirten  Gymnias  einige  Analogie  finden,  doch  ist  es  nicht  rathsaa 
auf  solche  scheinbare  Anklänge  Gewicht  zu  legen,  da  uns  ja  unter  den  gewifs  sock 
im  Alterthnm  in  grofser  Zahl  vorhandenen  Ortschaften  der  Ebene  in  den  spiilickflB 
Quellen  nur  ein  paar  xuflUig  genannt  werden  und  in  den  4  —  6  Jahrhunderten  di« 
zwischen  Xtnophon  und  den  römischen  Angaben  sammi  PtelendUis  liegen,  leicht 
eine  andere  Ortschaft  den  Rang  als  Hauptort  der  Ebene  eingenommen  haben  könnt«. 


Zar  Erklärung  des  Rückzugs  der  Zehntausend.  543 

Gymnias  war  Hauptstadt  des  Landes  der  Sk  jthinen,  mit  dessen  Erstreckung 
in  der  Durchzugslinie  —  nach  Strecker  gegen  Süden,  nach  den  meisten  anderen, 
denen  ich  mich  anschliefse,  gegen  Osten  von  der  Baiburt- Ebene  aus  —  die  EUtupt- 
Schwierigkeiten  beginnen.  Ueberblicken  wir  die  ganze  Rntwickelung  des  Marsches 
vom  Enphrat-Uebergang  an  bis  hierher  nach  ihren  Hauptabschnitten,  so  ergeben 
sich  7  Tage  bis  zum  Phasis, 

7     -      längs  desselben, 

7     -      durch  das  Qebiet  der  Phasianen  und  Taochen, 
7     -  -         •  -         -     Chalyben  zum  Harpasos, 

8     - -        -  -         -     Skythinen  bis  Gymnias. 

Summe  36  Tage  für  einen  geradlinigen  Abstand  von  26 — 27  Meilen. 
Herrn  Strecker's  Construction  verlängert  diesen  Abstand  auf  etwa  das  dop- 
pelte, oder  mit  Einrechnung  localer  Umwege  bei  Gebirgsübergängen  auf  einige 
60  bis  höchstens  70  d.  Meilen,  so  dafs  ein  Durchschnittsmafs  von  IJ  —  2  Meilen 
für  den  Tag  herauskömmt,  was  offenbar  angemessener  ist,  als  die  imaginären 
3f  M.  (5  Parasangcn)  des  alten  Autors,  —  allein  er  erreicht  auch  diefs  nur  durch 
dasselbe  Verfahren,  welches  er  bei  den  früheren  Erklärem  als  einen  Mifsbrauch 
tadelt:  durch  Annahme  wUlkührlicher ,  wenigstens  durch  die  Terrainverhältnisse 
nicht  entfernt  in  dieser  Weise  gerechtfertigter  Umwege  und  Zickzackwindungen,  — 
man  vergleiche  z.  B.  in  der  Karte  die  Marschlinie  im  südlichsten  Theile,  zwischen 
Temran  und  Pakengog,  und  ein  wenig  nördlicher  in  der  Chindris-Owa;  — 
streicht  man  solche  unberechtigte  Abweichungen,  so  würde  sich  unter  Beibehal- 
tung der  Hauptdirection  im  Westen  des  Bingöl-Dagh  die  kürzeste  mögliche 
Marschlinie  auf  höchstens  35 — 36  Meilen,  d.  b.  durchschnittlich  eine  Meile  auf 
den  Tag  stellen,  was  doch  offenbar  allzu  wenig  ist.  Aber  nicht  diese  Erwägung 
allein  bewegt  mich,  an  der  früheren  Annahme,  der  Verfolgung  des  längeren  aber 
grofsentheils  leichteren  Weges  im  Osten  des  Bingöl-Dagh  festzuhalten:  vorzugs- 
weise entscheiden  für  die  Ostseite  die  beiden  einzigen  sicheren  und  nicht  weg- 
zubringenden Anhaltspunkte  in  dem  nur  allzu  dürftigen  alten  Marschbericht:  die 
Namen  der  Phasianen  und  Taocher  und  ihre  Erhaltung  im  Nordosten  des 
bezeichneten  Gebirges  bis  auf  diesen  Tag.  In  diesem  Lande,  dessen  Bevölkerung 
selbst  durch  die  gewaltigste  im  Mittelalter  darüber  hin  sich  wälzende  Volkswan- 
derung  der  türkischen  Stämme  nur  stellenweise  modiücirt  worden  ist,  und  in 
welchem  auch  heutiges  Tages  die  Halbnomaden  kurdischen  Stammes  (die  auch  ihre 
Wohnsitze  von  Sonmier  zu  Winter  nur  auf  wenige  Stunden  Entfernung  zu  wech- 
seln pflegen)  nur  einen  kleinen  Bruchtheil  der  Einwohnerschaft  bilden,  findet 
man  dem  vorherrschenden  Hochgehirgscharakter  entsprechend,  seit  ältester  Zeit 
öberall  sefshafte  Bevölkerung,  die  auch  in  ihren  einzelnen  besonders  benannten 
Abtheilungen  innig  mit  dem  Lande  verwachsen  ist,  sei  es  dafs  schon  bei  der 
ersten  Einwanderung  mitgebrachte  Stammnamen  auf  die  besetzten  Landschaften 
übergingen,  sei  es  dafs  ans  den  ursprünglich  geographischen  Benennungen  solcher 
natürlich  abgegrenzter  Gauen  die  Namen  der  sie  bewohnenden  Volkstheile  ge- 
bildet wurden:  von  beiden  Formen  finden  wir  durch  ganz  Armenien  zahlreiche 
Beispiele  in  den  einheimischen  aus  dem  Alterthura  überlieferten  Benennungen, 
während  natürlich  bei  den  griechischen  Autoren  älterer  Zeit  (Herodot,  Xenophon, 
theüweise  noch  Strabon)  vorherrschend  die  ethnischen  (Plural  -) ,  bei  den  späteren 


544  ^'  Kiepert: 

(Strabon,  Ptoleniäos,   Byzantiner)  die  landschaftlichen  Formen  in  Gebnoch  sind. 
Gegenüber  der  in  der  griechischen  und  römischen  Literatur  erhaltenen  Zahl  tod 
wenig   über   30    solcher    Namen    haben    die     armenischen    Autoren    fast   zwei- 
handert  aufbewahrt,  namentlich   das  dem  Moses  von  Chorrni  zugeschriebene 
geographische  Compendium  aus  dem  5. — 6.  Jahrh.  n.  Chr.   und   die   zahlreicheot 
von    dem   fleifsigen  Indjidjean    in    seiner  Beschreibung    des   alten   Armeniens 
gesammelten  und    erläuterten  Erwähnungen  der   Geschichtschrciber,    aus    denen 
meist  die  nähere  Ortsbestimmung  hervorgeht.    Wenn  nun  darunter  Basean  (nadi 
jetziger  Aussprache  Pasian)  entsprechend  dem  0aatat^  der  Byzantiner  als  alter 
Name  der  oberen  Thalebene   des  Araxes   erscheint,   die  noch  jetzt  den  Namen 
Pas  in  fuhrt,  und  Taikh  (armenische  Plnralform  von  Taj,  georgisch  Tao)  a}& 
Name  des  nördlich  daran  grenzenden,  vom  östlichen  Hauptarm  des  Tschornk  durch- 
strömten Gebirgslandes,   mit  überwiegend   georgisch   redender  Bevölkerung,  die 
wenigstens  für  einen  einzelnen  bis  jetzt  noch  unerforscht  gebliebenen  aber  seiner 
allgemeinen  Lage  nach  wohlbekannten  Gau  dieses  Landes  in  ihrer  Sprache  noch 
den  Namen  Taoskari  (Thor  von  Tao)  bewahrt,   wie  will  man  diese  Namen  in 
ihrer  entsprechenden  geographischen  Stellung  von   den  4»aGiavoi  nnd   Tdoxoi  ^) 
Xenophon's   trennen?  wie   wäre   es  zu   erklären,  dafs   sich  in  dem   Gebiete  im 
Westen   des  Bingöl,   wohin  Herr  Strecker  diese   Völkerschaften   versetzt,  keine 
Spur  ihrer  Namen  auch  nur  bis  auf  Moses  Chor,    wo  doch  noch  die  alten  Ver. 
hältnisse  bestanden,   erhalten  hat,   sondern  dafür  die  (zum  Theil  noch   bis   best 
erhaltenen)  Gaunamen  Karin,  Derdjan,  Mananaghi,  M^ndznr,  Chordsean,  Haseh- 
tean  genannt  werden?    Die  beiden  nördlichsten   derselben   kennt  unter  den  gri^ 
cisirten  Formen  Karenitis  und  Derxene  auch  Strabon  und  bezeichnet  sie  als  Er- 
oberungen   des    armenischen    Königs    Artaxias    vom   Gebiete    der  Chaldaeer, 
bekanntlich  später  gewöhnliche  Form  desselben   Volksnamens,   den   Xen.  durch 
XaXvßes  ausdrückt.    Wie  gut  stimmt  nun  hierzu  Xenophon's  Angabe  (IV,  5,  34) 
in  dem  Quartier  4  Tage  nördlich  vom  Euphrat-Uebergange,  der  armenische  Dorf- 
vorsteher habe  „das  benachbarte  Land  das   der  Chalybcr  genannt  und  die  lUch- 
tung  des  Weges  bezeichnet*',  zwei  Satze  die  gewifs  in  Verbindung  mit  einander 
zu  nehmen  sind :  der  nächste  Weg  zum  Meere,  eben  der  im  Westen  des  BingÖl- 
Dagh,   den  Herr    Strecker  hernach  die   Griechen    ziehen  läfst,   führte  ja  direct 
durch  jenes  Volk  und  gab  allein  die  Veranlassung  es  hier  zu  nennen;   die  Pha- 
sianen  nnd  Taocher  dagegen,  durch  deren  Länder  man  hernach  wirklich   kam, 
werden  hier  gar  nicht  erwähnt,  was   doch  hätte  geschehen  müssen,    hätten  ihre 
Gebiete  wirklich  so,  wie  Herr  Strecker  sie  placirt,  auf  dem  graden  Wege  zwischen 
dem  damaligen  Quartier  und  den  Chalybem  gelegen. 

Alles  weist  also  dahin,  dafs  wir  eine  vom  Euphrat- Uebergange  ans  west- 
liche Wendung  abweisen  und  auf  die  östliche  Strafse  zurückkehren  müssen. 
Dafs  diese  gangbarer  ist,  beweist  schon  der  Umstand,  dafs  sie,  wiewohl  etwas 
länger,   fär  die  Verbindung  der  heutigen  Hauptstadt  Erzemm   mit  den  südlich 


^)  Das  X  in  der  griechischen  Form  scheint  eben  so  wie  in  Ka^Bov^^oi  aus  dem 
armenischen  Pluralzeichen  hh  entstanden  zu  sein,  daher  sich  bei  Diodor  aus  an> 
derer  Quelle  als  Xenophon  die  einfachere  Form  Taoi  findet. 


Zar  Erklärang  des  Rfickzagfl  der  Zehntausend.  545 

gelegenen  Landschaften  vonugsweise  benutat  wird.     Dafs  aber  auch  ihre  Ein- 
Mhlagnng  nicht  für  die  Griechen  (wie  Herr  Strecker  meint,  oben  S.  527)  wider- 
•innig  war,  hat  schon  Benneil  (S.  194,  241)  sehr  richtig  motiTirt  mit  der  ans 
fierodot  bekannten  und  noch  viel  später  herrschenden  übertriebenen  Yonteünng 
der  Griechen  von  der  gewaltigen  Längenausdehnung  des  PontuB  Euxinus  nach 
Osten  hin,   so  dafs  gerade  die  Richtung  nach  Nordosten  hin  ihnen  zunächst 
in  den  griechischen  Küsten  Städten  führend  erscheinen  muTste;  fügen  wir  hinzu, 
dafs   sie  durch  den  Verkehr  jener  Kustenorte  wohl  Kunde  haben  konnten  von 
•der  Lage  der  Euphratquellen  (d.  i.  des  westlichen  Annes)  im  Rücken  des  pon- 
4i8chen  Gebirges  südlich  von  Trapezunt,   wodurch  sie  nothwendig  darauf  geleitet 
wurden,  den  Flufs  der  ihnen  als  Euphrat  bezeichnet  worden  war  (dafs  es  in  der 
Hiat  ein  gleichnamiger  östlicher  Stromarm  war,  konnten  sie  nicht  ahnen),  im 
ganzen  parallel  nach  seinen  Quellen  aufwärts,  also  gegen  NO.  zu  verfolgen;  in  der 
von  Herrn  Strecker  angenommenen  westlichen  Richtung  stromabwärts  hätten  sie 
ja  fürchten   müssen  in  das  feindliche   südliche  Euphratgebiet  zurückzugerathen. 
Auch  sollte  man  sich  doch  nicht  in  Betreff  der  Wegrichtung,  wie  sowohl  Koch 
als  Strecker  thun,  auf  den  entgegen  wehenden  Boreas  als  angeblichen  Nordwest- 
wind berufen,   denn  gerade  für  diesen  Windstrich,   den  die  Griechen  mit  ver- 
«chiedenen  localen  Namen,  Skiron,   Kauros,  Argestes  bezeichneten,  kommt  der 
Name   Boreas  nirgend  vor,  sondern   bekanntlich  entweder,   namentlich   bei  den 
späteren   Autoren,   für  den  sonst  auch  Kaekias  benannten  Nordost,  oder  aber 
för  den  directen  Nordwind  (so  in  ältester  Zeit,  wo  nur  vier  Winde  unterschieden 
werden,  und  später  unter  den  acht  Windstrichen  bei  Aristoteles  und  am  sogen. 
Thurm  der  Winde  zu  Athen),   und  in  dieser  allgemeineren  Bedeutung  wird  ihn 
wohl  auch  hier  Xenophon,  dem  der  Compafs  fehlte  und  der  Schneehimmel  die 
genaue  Orientirung  erschwerte,  gebraucht  haben.    Ebensowenig  Anhalt  gewährt 
die  in  dieser  Ausdehnung  sicher  unrichtige  Angabe  des  Autors  von  einem  drei- 
tägigen   Marsch   in    der   Ebene  nach  dem    Euphrat -Uebefgange,   da  selbst    in 
der  von  Strecker  angenommenen  westlichen  Richtung  das  Ende  der  Ebene  schon 
am  ersten  Tage  erreicht  werden  mufste,  —    auch  nicht  die  am  vierten  Tage 
zufällig  gefundene  warme  Quelle,  die  Koch  in  der  gerade  unter   dem  Südfufse 
des  Bingol-Dagh  sprudelnden,  also  aufserhalb  jeder   denkbaren  Marschrichtung 
Hegenden  Quelle  von  Baskan  um  so  sicherer  wiedergefunden  zu  haben  glaubte, 
als  man  ihm  sagte,  dafs   sie  die  einzige  dieser  Art  in  der  Gegend  sei '),   wäh- 
rend jetzt  durch  die  Erkundigungen  Streckei's  schon  eine  zweite,  allerdings  noch 
weiter  westlich,  also  auch  aufser  unserer  Linie  liegende,  bekannt  ist':  wonach  sich 
aber  voraussetzen  läfst,   dafs   in  der  Umgebung  eines   so  eminent  vulkanischen 
Gebirges  noch  andere  vorhanden  sein  und  bei  näherer  Untersuchung  werden  auf- 
gefunden werden.    Dem  Zusammenhange  nach  müfste  man  sie  am  ostlichen 
Fuiiie  des  Gebirges  bei  Chnns  vermuthen,   wo   sich  die  einzige  Thalebene  von 
solcher  Gröfse  ausbreitet,   dafs  sie   die  nur  eine  Stunde  (20  Stadien)  von  jener 
<)n^e  entfernte  Dörfergruppe,   in  der  die  Zehntausend  reichliche  Vorräthe   für 


')  Wanderungen  im  Orient,  Th.  II,  S.  880,  Zug  der  Zehntausend  S.  90.  98. 
Aber  um  soviel  die  Entfernung  von  Baskan  zum  Murad  fUr  4  Tagemftrsche  zu  klein 
ist,  ist  die  zum  Pasin -su  (Phasis)  für  8  Tage  zu  grofs. 

Zt{t8«hr.  d.  G«geUaoh.  f.  Brdk.  Bd.  IV.  ^^ 


ji46  H.  Kiepert: 

«ine  Woche  der  Erfaoimig  faoden,  und  die  grofse  königlicbe  Stiiterei  eotkaÜMi 
konnte:  dafs  gemde  die  Pferdesacht  Ton  Chnae  noch  heutiges  Teges  in  hohen 
Bnfe  steht,  was  neuere  Reisende  an  Ort  und  Stelle  heohachtet  haben,  wnfste 
schon  Renneil  ans  dem  türiuschen  Geographen  Hadji-Chalifa  nnd  scfalors  danstt 
troti  der  ünvoUkommenheit  der  ihm  sn  Gebote  stehenden  topographischen  Hälii^ 
mittel  ganz  richtig  anf  die  Congraens  mit  der  ron  Xen.  beschriebenen  I«oca]itit 

Noch  der  folgende  dreitilgige  Abschnitt  bis  som  Flusse  Phasis  stimmt  mit 
neueren  Beobachtungen  sowohl  was  die  Entfernung  als  die  Breite  des  Pasin- 
Su  betrifft,  (wie  bekanntlich  der  Arazee  gewöhnlich  in  seinem  oberen  Laofe  im 
Gebirge  und  durch  die  Hochebene  Pasin  genannt  wird,  daher  schon  bei  DclisU 
diese  richtige  Identification),  die  Brent  beim  Dorfe  Kully  sn  50—00  Schritt,  wenig 
mehr  als  das  Plethron  (100  Fufs)  der  Alten  schätzt»  wfthrend  sie  schon  6  d.  Maiiea 
weiter  abwirts  in  der  Ebene,  an  der  7(X)  Fufs  langen  Brücke  Tschobaa-KöprOr 
selbst  im  trockenen  Herbst  fiber  300  Fufs  beträgt.    Von   nun  an  aber  hanfea 
sich  die  Schwierigkeiten  der  Interpretation :  mehr  doch  durch  die  Schuld  des  altea 
Autors,  wovon  ihn  auch  eine  noch  weit  vollständigere  Kenntnils  dieser  Region^ 
als  die  schon  recht  beiriedigende  der  Gegenwart  nicht  wird  freisprechen  können;  mcht 
nur  geht  er  fiber  geogri^phische  Thatsachen,  die  uns  im  höchsten  Grade  interB»> 
siren  wOrden,  in  äufserster  Kfirze  weg,  so  dafs  ganze  Wochen -A^irsehe  in  wenige 
Zeilen  zusammengedrängt  werden,  sondern  er  scheint  auch  entweder  in   Locel» 
angaben  oder  in  Zahlen  einzelne,  fibrigens  unter  jenen  Verhältnissen   leicht  eiw 
kläriiche  Fehler   gemacht   zu   haben.     In  den  ganzen   noch    zu   besprechenden 
29  Tagemärschen,  meist  durch  hohes  Gebirgsland,  wird  nur  einmal  (9  Tage  von 
der  ersten  Erreichung  des  Phasis,  20  von  Gymnias)  eine  Bergpassage  erwihat, 
und  wohl  diese  auch  nur,  weil  ihre  Besetzung  durch  Feinde  zu  einem  glfieklidisn 
Handstreich  Veranlassung  gab ;  ebenso  ist  nur  zweimal  (cp.  6,  6,  gleich  nach  jenen 
Bergpafs  und  dann  4  Tage  vor  Gymnias)  von  Ebenen  die  Rede,  wohl  eben  weil 
diese  in  dem  sonst  beständigen  Berglande  die  Ausnahme  bildeten.     Aber  daoi 
sollte  man  vor  allen  Dingen  eine  Erwähnung  der  8  d.  Meilen  langen  Ebene  voe 
Basean  (Pasin)  erwarten,  welche  die  Griechen,  indem  sie  dem  Flusse  abwärts 
folgten,  wenigstens  vom  dritten  Tage  an  und  bis  zum  fünften  oder  sechsten,  ohne 
ein  Hindemifs  gegen  die  gerade  Richtung  su  treffen,  durchziehen  muTsten.    Statt 
dessen  spricht  Xen.  einfach  von  7  Marschtagen  längs  des  Flusses,  erwähnt  keine 
Dörfer,    deren  es  hier  im  fruchtbaren  Ackerlande   von  jeher  zahlreiche  geben 
mufste,  nicht  einmal  den  Namen  der  Bewohner,  der  Phasianer,  die  erst  zwei 
Tage  nach  dem  Verlassen  des  Flusses,  zusammen  mit  ihren  Nachbaren,  den  Twa- 
chem  und  Chalybem  als  feindliche  Besatzung  eines  zu  oinerEbene  führenden 
Bergpasses,  vorkommen.    Soll  man  annehmen,  dafs  die  Bewohner  die  gegen  elh 
so  zahlreiches  kriegsgeübtes  Heer  kaum  zu  vertheidigende  Ebene  ganz  aufgegebe» 
nnd  sich  auf  das  nördliche  Gebirge,  wo  sie  an  Chaljber  und  Taocher  grenzten, 
zurückgezogen  hatten?  oder  dafs  Xen.  die  phasianische  Ebene  gemeint  und  ihre 
Stellung  in  der  Erinnerung  verwechselt  oder  irrige  Zahlen  nodrt  habe?    Mit  6$^ 
9  Tagen  bis  zum  Bergpasse  ist  anf  jede  Weise  schlecht  aaszukommen;   bis  zur 
Wasserscheide  sowohl  in  N.  gegen  das  Quellgebiet  des  östlichen  Tschornk-Arms 
(Grenze  der  Taocher)   als  in  W.  gegen  das  des  Euphrat  (Grenze  der  Chalybw) 
ist  die  wirkliche  Distanz  viel  geringer,   dort  etwa  11 — 12,  hier  kaum  über  9  d. 


Zar  ErMämng  de«  Rücksags  der  Zehntensend.  547 

MeileD.  In  letetOTer  Richtuiig  liegt  hinter  dem  relativ  wenig  fiber  800  Fafs  hohen 
Pute  die  aneehnliche  Hochebene  von  Erzenmiy  dem  alten  Karin  der  Armenier, 
aber  die  karenltische  Landschaft  gehörte  nach  Strabon  den  Chalybem,  nicht  den 
Taoefaem,  in  deren  Gebiet  die  Griechen  Ton  den  Fhasianen  aas  znnächet  ge- 
lingten;  selbst  wenn  man  die  etwas  unbestimmte  Brwfihnnng  sis  Jhtoxovg,  cp.  7,  1 
erst  nach  den  Dörfern  der  Ebene  jenseit  des  Passes  (6,  27}  so  verstehen  wollte, 
(lafii  die  Grenze  ihres  Landes  erst  weiterhin,  nach  einem  Umwege  durch  chalj- 
bisches  Gebiet  in  der  Ebene  von  Erzerum  erreicht  worden  sei,  so  bliebe  doch 
des  Verlassen  der  einmal  eingeschlagenen  westlichen  Richtung  gegen  eine  nener- 
dings  nordöstliche  ebenso  auffallend,  wie  das  absolute  Stillschweigen  über  den 
gmisen  Schilfwald  der  Ebene  mit  den  EnphratqueUen,  an  welchen  sie  dann  dicht  wot- 
bägekouaien  seiamftfiitMB. 

So  scheiüt  es  mir  denn,  dafs  Koch  hier  recht  hat,  wenn  er  die  Griechen 
von  der  Stelle,  wo  sie  den  Arazes-Phasis  TerUefsen  ^)  nicht  sowohl  nördlich, 
wo  sie  sogleich  in  schwer  passirbare  Engschluchten  gerathen  wären,  als  nord- 
westlich über  den  den  westlichen  Pafs  nur  etwa  um  300  Fu£s  an  Höhe  über- 
treffsnden  Kiretschlti-Dagh  in  das  obere  Thal  des  Olti-su,  des  östlichen  Tschoruk- 
Aimes,  hinübersteigen  läfst,  dessen  ebene  Weitung  zwischen  Narriman  und  Id  ') 
dem  nediov  Xenophon's  entspreehen  würde.  Dafs  man  sich  hier  im  alten  Tao- 
ehien  CTaikh)  und  heutigen  Taos  nicht  mehr  auf  den  banmarmen  centralen  Hoch- 
plateaus, sondern  bereits  in  den  engen  wasserreichen  Waldth&lem  des  nördlichen 
Abfalls  zum  Pontus  befand,  läfst  auch  in  ihrer  Kürze  die  Schildernng  der  dor- 
tigen Kämpfe  bei  Xenophon  erkennen.  Ist  freilich  die  Bestimmung  der  Marsch- 
lime  Ar  die  folgenden  12  Tage  im  Taocher-  und  Chaljber- Lande  beim  Mange| 
jedes  näheren  Anhaltspunktes  nnthunlich,  so  scheint  doch  die  Annahme  natur- 
gonäfs,  dafs  man  die  hier  zwischen  den  tiefen  Thälem  viel  schwierigere  üeber- 
stdgung  neuer  Bergpässe,  von  denen  auch  bis  zur  Küstenkette  nirgend  mehr  die 
Rede  ist,  möglichst  vermieden  haben  und  den  Elufsthälern  als  einziger  Strafse  in 
diesem  unwegsamen  Berglande  gefolgt  sein  werde.  Diese  kennen  wir  bis  jetzt  nörd- 
lich von  Olti  nur  erst  in  den  allgemeinsten  Zügen  ^),  nur  eben  so  weit,  um  auch 
unser  Bedenken  gegen  einen  Thalweg  von  vielleicht  18,  höchstens  20  d.  Meilen 
der  jene  12  Tage  ausgefüllt  haben  müfste,  nicht  zu  verschweigen.  Gleichwohl 
bleibt  diese  Annahme,  da  auch  unter  den  Chalybem  die  Kämpfe  fortgedauert  und 
viel  Zeit  weggenommen  zu  haben  scheinen,  indem  ihre  Wohnart  in  Bergfesten  gans 
der  der  Taocher  gleichgestellt  wird,  natürlicher    als   die  einer  neuen  südlichen 


')  Aach  bei  diesem  Phasis  kann  in  der  geographischen  Vorstellnng  und  dem 
d&ranf  allein  in  Ermangelung  von  Führern  gegründeten  Plane  der  griechischen  Heer- 
führer, wie  beim  Euphrat  der  Käme  mitgewirkt  haben :  hielt  man  ihn  irrig  für  den 
bekannten  kolchigchen  Phasis,  so  glaubte  man  durch  Verfolgung  desselben  an 
den  Pontns  zu  gelangen,  bis  man  endlich  durch  die  bestimmt  sich  kundgebende 
Wendung  nach  Osten«  in  die  Engschlnchten  des  die  Ebenen  von  Basean  und  Ararat 
scheidenden  Gebirges  hinein,  eines  anderen  belehrt  wurde. 

')  Hamilton,  Researchet  in  Asia  Minor,     Yol.  I.     p.  202. 

'*)  Die  russische  Becognoscimng  im  letzten  orientalischen  Kriege,  in  ihren  De- 
tails bis  jetzt  noch  nicht  veröffentlicht,  scheint  gerade  in  dieser  Gegend  den  von 
Koch  1843  gesammelten  Kotizen  kaum  etwas  erhebliches  hinzugefügt  zu  haben; 
anch  neuere  Privatberichte  sind  meines  Wissens  nicht  erschienen. 

35  • 


n 


54g  H.  Kiepert: 


Antbiegnng  in  das  uns  historisch  bekannte  Chaljber-Qebiet,  d.  h.  surfick  anf  das 
eben  Terlassene  6000  FuTs  hohe  Plateanland.  Wir  dürfen  also  annehmen,  dais 
Chalybien  weni^tens  tu  jener  Zeit  noch  nicht  anf  jenes  Hochland  besehrinkt 
war,  sondern  mit  seinem  nördlichsten  Theile  weit  in  das  tiefere  Tschomk-Qebiet 
hinabreichte.  Namen  bieten  hier  allerdings  keine  Anknüpfong,  wenn  anch  ihie 
Wiederanffindnng  in  einem  noch  so  wenig  durchforschten  Gebiet  keineswegi 
undenkbar  ist;  nicht  unbedenklich  erscheint  mir  die  Henumehung  des  Namcoi 
Ochal,  in  Moses  Geographie  ein  Gau  der  Taikh,  den  der  armenische  Historiker 
Lazar  von  Pharb  (p.  253,  54  der  Mecbitaristen-Ausgabe)  etwas  unbestimmt  is 
der  Nähe  yon  Basean  erwähnt. 

Gesicherter  wird  nun  die  Beantwortung  der  einzigen  noch   offenen  geogia- 
phischen  Frage :  der  zwischen  den  Chaljbem  und  Skythinen  angegebene  Flnls  Har- 
pasos  kann,   wie  auch  Koch  und  Blau  gesehen  haben,  kein  anderer  als  der 
Tschoruk  sein,    den  wenigstens  Plinius  unter  dem  wenig  abweichenden  Namen 
Apsaros  kennt;  nur  die  Angabe  der  Breite  Ton  rollen  4  Plethren  (400  Fuls)  ist 
nach  der  Meinung  Koch's,  der  ihn  abwärts  bis  Pertakrek  verfolgte,   auch  dort 
noch  viel  zu  grofs  —  genaue  Messungen  giebt  leider  weder  er  noch  Hamilton, 
der  den  Strom  nur  weiter  oberhalb,  bei  Ispir,  berührte  ')•    In  dem  befreundetes 
und  wärmeren  Skythinen- Lande  vom  ELarpasos  an  und,  was  der  Autor  aHerdingi 
nicht  sagt,  was  aber  für  jeden   der   die  Natur   des    Landes    beachtet    selbstver- 
ständlich ist,  in  dessen  Thale  fort,  darf  ein  etwas  beschleunigter  Marsch,  etwa  ra 
2}  d.  M.   auf  den  Tag  angenommen  werden,  so  dafs   die  8  Tagemarsche  di« 
Distanz  von  18 — 20  d.  M.  zwischen  der  Einmündung  des  Olti-Su  in  den  Tseho- 
ruk  und  der  Baiburt- Ebene  (Gymnias)  gerade  ausHiUen.     Auch  die   dorfreiiie 
Ebene,  welche  in  der  Mitte,  4  Tage  von  jedem  Endpunkte,   als   Buheplatz  dei 
Heeres  erwähnt  wird,   findet  sich  an  der  bezeichneten  Stelle,    als  einzige  den 
Namen  einer  Ebene  verdienende  Erweiterung  des  Tschoruk -Thaies  zwischen  der 
Baiburter  und  der  Küsteuebene  '),  rings  um  den,  der  ganzen  mittleren  Thalland- 
schaft gleichnamigen  Ortibpir.    Dieser  Name  selbst  aber,  uralt  wie  die  meisten 
Gaunamen  dieses  Berglandes,  als  königliche  persische  durch  ihre  Groldbergwerke 
werthvolle  Domäne  unter  den  Namen  Syspiritis  und  Hyspiratis  schon  dem 
Greographen  Strabon»  in   der  verkürzten  Form  Sper  den  armenischen   Autoreo 
bekannt,  liefert  eine  auffallende  Bestätigung  der  von  uns  ganz  unabhängig  davon 
ermittelten  Marschlinie.    Denn  zwar  nicht  in  der  zenophontischen  Erzählung  selbst» 
sondern  in  dem  aus  anderer,  doch  nicht  weniger  glaubwürdiger  Quelle  (wahrschein- 
lich der  Anabasis  des  Mitstrategen  Sophaenetos)  hinzugefügten  Epilog,  im  summa- 
rischen Verzeichnifse   der  durchzogenen   Länder  und    Völker   erscheinen   neben 
den  Phasianen  auch    dieHesperiten,  wogegen  die  Skythinon  fehlen.     Es  liegt 
daher   nahe,    den    Namen    Hesperitae    (welche    frühere   Erklärer    mit    sprach- 
widriger Ableitung  vom  griechischen  Hesperos  für  Bewohner  West-Armenieni 
haben  ausgeben  wollen)   entweder  für  eine  Nebenbenennnng  oder   für  eine  spe- 
cielle  Abtheilong  der  Sky thinen  zu  erklären ;  jedenfalls  geht  allein  schon  aus  ihrer 


')  Oder  sollte  X.  beim  Niederschreiben  die  Breitenmafse  des  Phasis  und  Hsr- 
pasoa  verwechselt  haben? 

*)  So  nach  Koch 's  mündlicher  Mittheilung,  denn  weder  er  noch  Hamilton 
sprechen  sich  in  ihren  Reiseberichten  über  die  dortige  Thalbildung  genauer  aus. 


Zur  Erklärung  des  Rückzugs  der  Zehntausend.  549 

Kenniuig,  for  die  sonst  gar  keine  Veranlassung  vorlag,  das  herror,  dafs  die  Ghrie- 
chen  das  Land  durchzogen  haben  müssen,  welches  noch  jetst  ihren  Namen  be- 
wahrt Sie  näher  an  die  Phasianen  zu  rucken»  weil  sie  unter  demselben  Satrapen 
standen  und  die  zwischenwohnenden  Taocher  und  Chalyber  als  frei  von  persischer 
Herrschaft  bezeichnet  werden,  ist  gar  nicht  nöthig:  nichts  ist  auch  in  heutigen 
orientalischen  Reichen  häufiger,  als  aufständische  oder  wenigstens  keine  Steuer 
zahlende  Bergdistricte  inmitten  der  Grenzen  eines  Paschalyks.  Ja  es  wäre  leicht 
möglich,  dafs  jene  Skythinen  nichts  waren  als  eine  dem  grofsen,  in  Tielen 
Stämmen  als  Soldtruppen  im  Perserreiche  dienenden  Skythen volke  angehorige, 
Yon  den  Königen  zum  Schutze  des  erwähnten  Bergwerkdistricts  hier  an<^esiedelte 
Colonie  und  dafs  daraus  das  spätere  Verschwinden  ihres  Volksthums  und  selbst 
ihres  Namens  sich  erklärt,  während  der  uralte  Name  Sper,  Ispir  sich  behauptete. 

So  lebhaft  ich  auch  von  der  Berechtigung  dieser  meiner  ganzen  Ansicht 
überzeugt  bin,  so  würde  ich  es  doch  für  unbescheiden  gehalten  haben,  sie  an 
dieser  Stelle  gewissermaüsen  als  Widerlegung  der  fast  durchaus  entgegengesetzten 
meines  geehrten  Correspondenten  geltend  zu  machen,  hätte  nicht  derselbe  die 
directe  Aufforderung  dazu,  ja  die  ausdrückliche  Erlaubnifs,  seinen  Aufsatz  dem 
Interesse  der  Zeitschrift  entsprechend  zu  modificiren  und  selbst  zu  kürzen,  brieflich 
Aasgesprochen,  welches  ich  hier  zur  Rechtfertigung  meines  Verfahrens  auszu- 
sprechen nicht  für  überflüssig  halte. 


Wir  lassen  noch  eine  letzte  Mittheilnng  unseres  geehrten  Correspondenten 
folgen,  die  er  selbst  nur  als  Hypothese  gelten  lassen  will ;  sie  betrifft  ein  benach- 
bartes Feld,  auf  das  sich  seine  persönlichen  Wahrnehmungen  nicht  erstreckten, 
während  er  doch  öfters  Gelegenheit  hatte,  von  erfahrenen  Bewohnern  desselben 
Nachrichten  einzuziehen. ') 

V 

Ueber  die  wahrscheinliche  ältere  Form  des  Wan-Sees. 

Ganz  entschieden  ist  das  Wasser  des  Wan-See^s  seit  Jahrhunder- 
ten in  fortw£hrendem  Steigen  begriffen,  dem  nur  selten  durch  meh- 
rere aufeinanderfolgende  trockene  Jahre  Einhalt  gethan  wird,  wo  es 
dann  sogar  manchmal,  am  meisten  an  den  sehr  flachen  nordwestlichen 
Ufern  sichtbar,  zurücktrat.  HierfSr  zeugt,  dass  im  See  selbst  in  alten 
Zeiten  mehr  Insebi  vorhanden  waren  alsjetz^;  so  wie  dafs  die  heutige 
Insel  Aghtamar,  von  welcher  erst  neuerdings  wieder  eine  frühere  Land- 
zunge durch  das  steigende  Wasser  abgetrennt  wurde,  von  alten  armeni- 
schen Schriftstellern  als  Halbinsel  erwähnt  wird,  was  auch  die  jetzige 
Insel  Gdnts  noch  vor  50  Jahren  war.  Das  allm&hlige  Steigen  läfst 
sieh  zusehends  an  dem  flachen  Nordostufer  wahrnehmen;  Greise  aus 


*)  Noch  möge  bei  dieser  Geleganheit  ein  im  zweiten  Artikel,  Ende  der  S.  161 
stehen  gebliebener  Druckfehler  berichtigt  werden:    statt   10   soll  es  20* R.  heifsen. 


550  Wilh.  Streck«r: 

Wan  yersicherten  mir,  dafs  dort  die  StraÜBe  om  den  See,  so  Iftoge  mt 
sieh  erinDem  können,  immer  mehr  landeinwärts  veriegt  werden  mnfete 
ottd  dasselbe  hatten  jfingere  Leute  seit  20 — BO  Jahren  sa  beobachten 
Gelegenheit').  Consnl  Brant  scheint  seine  Reise  am  den  See  1838 
grade  nach  einer  Reihe  anfeinanderfolgender  trockener  Jahre  anter- 
nommen  zu  haben  and  best&tigt  vielleicht  auch  indirekt  meine  An- 
gabe darch  die  Aussage,  dals  ihm  damalige  Anwohner  des  Sees, 
welche  das  dem  momentane  Fallen  vorhergehende  Steigen  nicht  geimg 
beachtet  haben  mochten,  mittheilten,  dafs  der  Seespiegel  abwechselnd 
steige  and  falle.  Seitdem  hat  das  Wasser  die  unterbrochene  Arbeit 
energisch  wieder  aufgenommen;  der  alte  Ort  Arcyisch  ist  fast  gans 
unter  Wasser  gesetzt;  ein  ifanliches  Schicksal  steht  Adeldjiwas  be- 
vor, dessen  Mauern  schon  halb  unter  Wasser  stehen,  und  es  ist 
wohl  möglich,  dafs  sich  einst  in  der  Nfihe  dieses  Ortes,  wie  awaniig 
Jahr  früher  dem  Consul  Ri  ch  iu  Mosul  erzählt  wurde,  die  Ruinen 
einer  grofsen  Stadt  vorfanden,  welche  nun  unter  den  Fluthen  des 
Sees  begraben  sind.  —  Die  Anwohner  behaupten  und  arabische  Schrift- 
steller (?)  scheinen  zu  bestätigen,  dafs  einst  die  in  den  nordlichen  See- 
winkel mundenden  Flüsse  Ardjisch  und  Bendi-Mahi,  eine  ausgedehntere 
Ebene  durchströmten,  die  jetzt  von  den  Wassern  des  Sees  bedeckt 
ist  Ebenso  nähert  sich  auch  der  See  seit  langen  Zeiten  immer  mehr 
der  Stadt  Wan  selbst;  das  sie  umgebende  flache  Terrun  ist  fast  ganx 
versumpft,  Fischer  binden  ihre  Nachen  an  aus  dem  Seespiegel  hervor- 
ragende Baumstämme,  die  Brunnen  geben  kein*  trinkbares  Wasser 
mehr  und  Grandbauten  sind  mit  grofsen  Schwierigkeiten  verbunden*) 
So  konnte,  selbst  ohne  die  Mitwirkung  der  in  diesen  Regionen 
so  häufigen  Erdbeben,  allein  durch  die  langsame  aber  beständige  Ver- 
mehrung des  Wasserzuflusses  ohne  entsprechende  Abnahme  durch  Ab- 
flufs  und  Verdunstung,  (welche  in  der  kühlen  Temperatur  einer  Höhe 
von  5000  Fufs  trotz  der  Grölse  des  Seespiegels  nicht  bedeutend  ist), 
eine  früher  bestandene  Festlandverbindung  ^  zwischen  den  vom  Nord- 
und  Ostufer  vertretenden  Landspitzen  endlich  überstiegen  und  die  jetit 
bestehende  Wasserverbindung  zwischen  der  nordöstlichen  Bucht  von 
Ardjisch  und  dem  gröfseren  Seebecken,  an  welchem  Wan  liegt,  her- 


*)  Alle  diese  Thatsacben  best&tigt  —  stiin  Tb  eil  vörtlicb,  als  wiren  sie  der- 
selben Quelle  entnommen  —  der  einzige  gebildete  Reisende  der  in  neuerer  Zeit  den 
See  selbst  besucbt  und  seine  Umgegend  nftber  erforscht  bat,  der  gelehrte  Mechitarist 
Nerses  Sarkisean  in  seiner  armenisch  geschriebenen  und  1864  in  Venedig  ge- 
druckten Beschreibung  seiner  Reise  von  1848,  S.  274.  Vergl.  auch  Herrn  Strecker'« 
Bericht  in  Petermann's  Hitth.   1863.  S.  269.  Kiepert. 

*)  Die  heutige  Stadt  Wan  scheint  erst  nach  der  ZerstSrnng  der  älttfen  durch 
iUe  Pener  im  Jahre  1425  Tielleicht  auf  einer  anderen  Stelle  angelegt  sa  sein. 


üeber  die  ältere  Fotm  dies  Wan-Sees.  551 

feslellt  worden  sein.  Tiefenmessangen  könnten  die  Zal&Bsigkeit  dieser 
Hypothese  erentaell  bestätigen,  würden  ihr  aber  auch  wegen  der  Mög- 
lichkeit der  Mitwirkung  von  Erdbeben  nicht  unbedingt  widersprechen, 
wenn  sie  eine  gröbere  Tiefe  herausstellten.  Jedenfalls  aber  ergäbe 
sich  damit  eine  einfache  Erklärung  fSr  die  Aussage  der  Alten  von  den 
xwei  durch  einen  Bergrucken  getrennten,  durch  unterirdische  Spalten 
aber  wieder  mit  einander  communicirenden  Seen  des  armenischen  Hoch- 
landes, dem  entfernteren  Arsissa  (See  von  Ardjisch)  und  dem  grös- 
seren Thospitis  (See  von  Wan  oder  Tosp  der  Armenier),  welche 
aan  als  Qnellseen  des  angeblich  daraus  wieder  durch  unterirdische 
Ganale  unterhalb  des  Taurus  hervorbrechenden  Tigris  ansah'). 

Von  diesem  unterirdischen  Abflufse  erz&hlt  eine  heute  unter  den 
Anwohnern  viel  verbreitete  Sage,  dafs  das  Wasser  des  Sees  einst  durch 
ein  sichtbares  Loch  in  die  Berge  im  Süden  abflofs;  Hirten  von  den 
Nomadenstfimmen  hätten  dasselbe,  neugierig  zu  erfahren,  was  denn 
saehher  geschehen  wurde,  verstopft  und  nach  mehreren  Tagen  an  den- 


')  So  einUdend  dieser  immerhin  scharftimiige  Erklftnmgsversucb  klingt,  so  halte 
ich  ihn  doch  nicht  fUr  unbedingt  nothwendig  —  wenigstens  einer  sehr  scharfen  Con- 
dolle  an  Ort  nnd  Stelle  bedOrftig  — ,  um   die  Bedingungen   der  Möglichkeit  jener 
Annahmen  festzustellen.     Die  Alten  machten  es  sich   bekanntlich ,    wie   die   meisten 
Naturvölker  noch  jetzt,  sehr  leicht  mit  diesen  beständig  sich  wiederholenden  Erz&h- 
tangen  von  unterirdischem  Zusammenhange  der  Gewisser,  wozu  freilich  die  Ghriechen 
durch  das  häufige  Vorkommen  solcher  Natnrformen  in  den  Kalkgebirgen  ihres  Vater^ 
landes  die  natürliche  Anregung  erhalten  hatten.    Anderseits  sind  sie  über  die  topo- 
graphischen Verhältnisse  dieses  schwerzugänglichen  armenischen  Binnenlandes,  selbst 
ftt  der  ersten  Kaiserzeit,  wo  es  schon  mehrmals  von  römischen  Heeren  war  durch- 
zogen worden,  sehr  unvollkommen  unterrichtet,  wie  namentlich  ein  Blick  auf  die  ptole- 
mäiache  Karte  (um  1 20 n.  Chr.)  zeigt,  in  welcher  die  beiden  in  derThat  zusammenhängen-- 
den  Seen  Arsissa«  und  Thospitis  (beide  Kamen  in  dieser  richtigen,  der  armenischen  ent- 
^rechenden  Form  nur  in  diesem  Autor)  um  volle  4  Längengrade  von  einander  ab- 
stehen! und  wieder,  wie  ich  an  dieser  Stelle  nur  erwähnen  will,   aber  nicht  weiter 
ausfuhren  kann,    an   den  Ufern   beider  Seen  vertheilt   eine  Reihe    von  Ortsnamen, 
welche  in  der  Tbat  nach  einer  von  Indjidjean  angeführten  Heiligenlegende  ganz  nahe 
zusammen  an   das   südliche  und  östliche  Ufer   des   grofsen  Wan -Sees  gehören  und 
dort,  wie  Nerses  Sarkisean's  Reise  erwiesen  hat,  zum  Theil  noch  jetzt  bestehen:  ein 
klarer   Beweis,   dafs    die    Trennung  beider  Seen    unter    verschiedenen  Namen,   wie 
sie  Ptolemäus  vielleicht  schon  in  den  von  ihm  benutzten  Quellen  vorfand,  auf  einem 
Mifsverständnisse  des  combinirenden  Kartographen  beruht.    Die  Seenamen  bei  Stra- 
bon  und  Plinius  (Thopitis  nnd  Thespitis,  Arsene  und  Aretissa)  sind  conrumpirt,  aber 
nicht  genug,  um  nicht  die  Identität   mit   den   oben   genannten   erkennen   zu   lassen : 
trotzdem  wäre  es  möglich,   dafs   dem  letzteren  noch  eine  Verwechselung  mit   dem, 
im  Alterthume   vielleicht  ähnlich   benannten  See  von  Artschag   östlich  von  Wan 
zu  Grunde  läge;  wenigstens  würden  auf  ihn,  der  hoch  über  dem  Wan- Spiegel  und 
in  der  That  durch   eine  Bergkette   davon   getrennt   liegt  (Blau    in  Petermann's  Mit- 
theilungen 1863,  S.  209)  alle  jene  Angaben  besser  passen  und  selbst  von  dem  nach 
Blan's  Beschreibung  ihn  umgebenden  von  zahllosen  Vogelschwärmen  bewohnten  Röh- 
richt scheint  sich  eine  Spur  in  dem  Namen  des  Ortes  erhalten  zu  haben,  den  Plinius 
•n  die  oberste  Tigrisquelle  setzt:  Elegosine,  was  nichts  anders  sein  kann  als  das 
armenische  Wort  elegcuchSn  d.  i.  von  Rohr  gebaut.  Kiepert. 


n 


552  Wilh.  Strecker:    Ueber  die  altere  Form  des  Wan-Sees. 


selben  Platz  zarackgekehrt ,  selbst  das  Loch  nicht  wieder  anffinden 
können,  weil  es  schon  anter  Wasser  gesetzt  gewesen,  das  nun  seit^ 
dem  immer  steige.  Andererseits  weifs  man,  dafs  an  den  Südh&ngen 
der  den  Wan-See  südlich  begrenzenden  Gebirge  einige  starke  Qaell- 
bfiche  des  Tigris,  sofort  mit  grofser  Wassermasse  ans  dem  Gestein 
hervorbrechen  und  fSr  Abfiusse  des  Sees   gehalten   werden. 

Das  Wasser  des  Sees  ist  laugen  artig  und  scheint  hauptsfichlich 
kohlensaures  Natron  zu  enthalten;  die  Anwohner  benutzen  es  zum 
Reinigen  der  Wäsche,  denn  es  nimmt  den  Schmutz  sehr  schnell  fort, 
färbt  aber  die  Wäsche,  die  desshalb  zur  Vollendung  des  Reinigungs» 
Prozesses  noch  einmal  fluchtig  eingeseift  und  dann  ausgespült  wird. 
Das  in  flachen  Gräben  —  nach  Art  der  Seesalzgewinnung  —  durch 
Verdunstung  gewonnene  Residuum  bildete  einen  Handelsartikel  und  wird 
auch  in  Wan  selbst  in  einer  von  einem  Arzte  neuerdings  angel^^n 
Seifenfabrik  benutzt. 

Wenn  nach  Plinius  der  Tigris  in  alten  Zeiten  die  Seen  durch* 
flofs  ohne  sein  Wasser  mit  dem  ihrigen  zu  vermischen,  so  mufs  das 
letztere  einst  viel  mineralhaltiger  gewesen  sein  als  jetzt,  wo  eine  be- 
deutende Verdünnung  in  Folge  der  starken  Vermehrung  seines  Volu* 
mens  statthaben  mufs.  —  Erwähnenswerth  ist,  dafs  einige  zwischen 
der  Insel  Aghtamar  und  dem  Orte  Tadwan  im  See  befindliche,  hochauf- 
spritzende Strudel  trinkbares  und  sehr  kaltes  Wasser  enthalten,  welches- 
von  den  Fischern  häufig  benutzt  wird. 

Es  fällt  mir  nicht  ein,  durch  obige  Begründung  meiner  Hypothese 
den  wirklichen  Beweis  für  die  Richtigkeit  der  bisher  in  das  Reich  der 
Fabel  verwiesenen  Angaben  der  Alten  liefern  zu  wollen,  doch  hielt 
ich  es  der  Mühe  werth,  was  ich  erfahren  in  obiger  Form  mitzutheüen. 
Einen  gewissen  Werth  hat  ja  ohnedem  Alles,  was  über  so  abgele- 
gene  Gegenden  bekannt  wird. 

Gonstantinopel,  August  1867.  W.  Strecker. 


Ö53 


Miscellen. 

Die  Great  Southern  Railway  der  Oolonie  New  South 

Wales  in  Australien. 

Am  27.  Mai  d.  J.  wurde,  unter  aufBerordeDtlichen  Feierlichkeiten,  die  £isen> 
bahnstrecke  Ton  Marulan  nach  Gonlbonm,  in  der  Länge  von  15  Miles,  eröffnet* 
Damit  ist  die  letzte  Strecke  der  grofsen  Südbahn,    so  weit  diese   bis  jetzt  vom 
Parlamente  bewilligt,  vollendet  und  erreicht,  Ton  Sydney  auslaufend  und  in  Goul- 
bam  endend,  die  Länge  Ton  ISO  Miles,  welche  in  6  Stunden  zurückgelegt  wer- 
den.   Es  dürfte  von  Interesse  sein,  wenn  ich  einige  officielle  Notizen  über  diese 
höchst  wichtige  und  zugleich  längste  Bahn  der  Colonie  Neu-Süd-Wales,  hinzufüge. 
Es  sind  nun  23  Jahre  her,  als  sich  eine  Gesellschaft,  an  deren  Spitze  der  spä- 
tere Premierminister  und  Honorable  Mr.  Charles  Cowper  stand,   bildete,  welche 
den  Bau  einer  ersten  Eisenbahn  (nicht  blos  in  dieser  Colonie,  sondern  überhaupt 
in  Australien)  von  Sydney  nach  Goulboum  projectirte.    Die  Vermessung  wurde  in 
Jahre  1848  vollendet.     Die  Compagnie  constituirte   sich  mit  einem  Capital  voo 
anfänglich  nur  £  100,000,  wobei  die  Colon iai- Regierung  auf  die  ersten  10  Jahre 
die  Verpflichtung  einer  Zinsgarantie  von  5  pCt.  für  je  £  6000  pro  Mile  übernahm. 
Am  3.  Juli  1850  wurde  der  ersten  Spatenstich  gethan.     Als  aber  im  Jahre  18dl 
die  Bathurst  Goldfelder  entdeckt  wurden,  lief  alles   davon,  und   der  Bau  mufste 
bis  auf  Weiteres  sistirt  werden.    Die  Regierung  beschloIJB,  fünfhundert  Eisenbahn- 
arbdter  aus  England  kommen  zu  lassen,  die  denn  auch  im  Jahre  18o3  wirklich 
eintrafen.     Im  Jahre  1855  ging  die  Bahn  durch  Kauf  in  den  Besitz  der  Colonial- 
Begierung  über,  indem  das  bisher  verwendete  Capital  mit  einem  Bonus  von  7  pCt. 
zurückgezahlt  ward.    Die  Gesammtkosten  der  Südbahn,  incl.  Betnebs-Ihventarium 
beUufen  sich  auf  £  2,141,750  (14,563,900  Thlr.)  oder  £  16,475  (13,180  Thhr. 
pro  Mile.     Am  31.  December  1868  hatte  die  Colonie  Neu-Süd-Wales  überhaupt 
für  Eisenbahnbauten  die  Summe  ven  £  5,222,248  (34,622,217  Thlr.)  verausgabt. 
Auf  dem  Mittagong  Range  läuft  die  Südbahn  durch  einen  Tunnel  in  der  Länge 
von   539  Yards,   nachdem  sie  kurz  zuvor  einen  Durchstich  passirt,  dessen  aus- 
gezackte Felswände  die  Höhe  von  70  bis  80  Fufs  erreichen.     Bei  Vine  Lodge  ist 
mit    2240  Fufs  der  höchste  Punkt  erreicht.     Bevor  man  Marulan  (115  Miles  von 
Sydney)  erreicht,  führt  ein  schöner,  aus  Stein  aufgebauter  Viaduct  über  Barber  s 
Creek,   und    wenige  Minuten  vor  Goulboum    ein  zweiter    über    den   Mulwarree 
Sumpf. 

Es  mag  am  Platze  sein,  hier  einige  Bemerkungen  über  Goulboum  und  Um- 
gegend beizufügen.  Man  nennt  in  Nen-Süd- Wales  Goulboum  die  Metropolis  of 
ihe  South,  wie  Bathurst  jenseit  der  Blue  Mountains  die  Metropolis  of  the  West. 
Obgleich  es  gegenwärtig  erst  4000  Einwohner  zählt  (nach  dem  letzten  Census 
3241),  so  steht  ihm  doch,  .als  Centralpunkt  des  Südens,  in  Folge  dieser  Eisen- 
bahnverbindung, eine  grofse  Zukunft  bevor.  Die  Stadt  ist  der  Sitz  eines  Bischofs, 
hat  einen  Civil-Gerichtshof  und  ein  Polizei-Gericht,  mehrere  Banken,  zwei  Zei- 
toDgen,  verschiedene  Dampfmühlen,  Gerbereien  und  zahlreiche  Hotels  jeden  Ran- 


1 


554  MtfceUen : 

ges.  Die  in  nnmittelbarer  Nälie  bei  Lockyeraleigh  befindlichen  KnpfeilBger  kön- 
nen jetst  bergmännisch  bearbeitet  werden,  und  aaf  Gold  wird  bekanntlich  an  meh- 
reren Orten  dieses  Districtes  mit  gotem  Erfolge  gegraben.  Die  nnter  dem  Namen 
Sonthem  Diggings  bestehenden  Groldfelder  lieferten  in  den  letzten  drei  Jahren 
einen  Gtesammtertrag  —  so  weit  dieser  sich  durch  die  Escorte  feststeHen  BUst  — 
Ton  resp.  88,810,  68,941  und  83,518  Unsen  Qold.  In  Sntton  Forest,  südlich 
Tom  Mittagong-Gebirge,  ist  an  der  Bahn  in  neuester  Zeit  ein  Kohlenlager  aofge- 
fnnden  worden,  das  jetzt  ebenfalls  grofse  Bedeutung  erlangt 

Das  Land  zwischen  Ooolboum  und  Yass  (südwestlich  am  Murrumbidgee  R.), 
dessen  Boden  sich  für  Agrieulturzwecke  aufserordentlich  eignet,  wird  nunmehr 
mit  gutem  Nutzen  von  den  Farmern  ausgebeutet  werden  und  die  südlich  gelegenen 
reichen  Ackerdistricte  von  Braidwood  und  Queanbeyan  können  ihren  Ertrag  nunmehr 
nach  Goulboum  auf  die  Eisenbahn  schaffen.  Die  überflüfsigen  Farm-  nnd  Garten- 
producte  des  reichen  Sfidens,  welche  bisher,  der  grofsen  Transportkosten  wegen, 
so  gut  wie  werthlos  waren,  werden  in  Sydney  guten  Absatz  finden,  und  es  dfirits 
nicht  lange  w&hren,  bis  die  Colonie  Sud-Aostralien  und  America  mit  ihrem 
Weizen  und  Mehl  und  Tasmanien  mit  seinen  Frachten  und  Yams  vom  Sydnej- 
Markte  völlig  rerdrüngt  werden.  Der  Hauptrerkehr  der  Bahn  wird  zunächt  in  Vieh, 
Wolle,  Waizen  und  anderen  Fannproducten  bestehen. 

Die  Verlängerung  der  Sfidbahn  bis  Albury  am  Murray  R.,  ungefähr  200  M. 
Entfernung,  ist  nur  noch  eine  Frage  der  nächsten  Zeit,  und  unterliegt  es  wohl 
keinem  Zweifel,  dafs  schon  das  nächste  Parlament,  dessen  Neuwahlen  Ende  dieses 
Jahres  stattfinden,  die  Mittel  für  den  Weiterbau,  wenn  auch  nur  streckenweise, 
bewilligen  werde.  Dann  ist  Sydney  mit  Melbourne,  von  ^o  jetzt  eine  Bahn  nsch 
Belvoir  am  Murray  River,  Albury  gegenüber,  gebaut  wird  '),  durch  Eisenbahn  ver- 
bunden. Bevor  ich  diesen  Bericht  schliefse,  möge  noch  erwähnt  werden,  dafa 
wenige  Tage  vor  Eröfinnng{der  Goulboum  Bahnstrecke  auch  die  Nord-Eisenbahn, 
welche  von  Newcastle  ausläuft,  um  die  Strecke  von  Singleton  nach  Musclebrook 
verlängert  wurde.  — ff — 


Poweirs  Erforschung  des  Green  River. 

Wir  entnehmen  amerikanischen  Zeitungen  (der  New  Yorker  illnstrirten  von 
F.  Leslie  und  der  New  Orieanser  wöchentlichen  deatschen  Zeitung)  Folgendes 
über  hydrographische  Forschungen  im  Westen  der  Vereinigten  Staaten. 

Der  Rio  Colorado,  welcher  in  den  califomischen  Meerbusen  mündet  und  auf 
einer  weiten  Strecke  die  Grenze  zwischen  Arizona  und  Catifomien  bildet,  ist  in 
seinem  unteren  Laufe  von  Dampfern  befahren  worden  und  zwar  bis  Colville,  welches 
circa  300  englische  Meilen  von  der  Mündung  entfernt  an  der  Stelle  liegt,  wo 
der  Flnfs  nach  grofsen  Biegungen  gegen  Südost  und  Nordwest  plötzlich  eine  snd- 
afidöstliche  Richtung  annimmt.     Er  wird  ans  zwei  Armen  gebildet,  dem  Grand 


>)  Tergl.  d.  Zeitschrift    Bd.  IV.  p.  281. 


Powell*8  Erfonehmig  des  Green  Biver.  555 

Eifer  (Rio  Grande),  der  tefne  Quellen  in  Colorado  an  dem  Westabhan^  der 
Sierra  Mojada  hat,  und  dem  betrachtlicheren  Green  River,  spanisch  Rio  Verde  oder 
K.  Colorado  genannt,  der  in  Idaho  südlich  Tom  Fremonts  Pik  im  'Windriver- 
gebirge entspringt. 

Beide  sind  nur  erst  theilweise  n&her  bekannt;  die  Erforschung  des  Green  ' 

River  hat  im  vergangenen  Sommer  Col.  W.  H.  Powell  mit  circa  20  Begleitern 
nnternommen,  dessen  erster  Bericht  aus  dem  Lagerplätze  am  Red  Caüon  des 
Green  River,  3.  Juli  1869  datirt  war. 

Powell  schaffte  einige,  fBr  die  äufserst  gefahrvolle  Expedition  besonders  ein- 
gerichtete Boote  nach  Green  River  City,  einem  armseligen  Orte  in  Öder  Gegend 
an  der  Union  Pacific  -Bahn  und  begann  von  dort  am  24.  Mai  seine  Fahrt. 

Am  27.  Mai  kam  er  an  der  Mündung  des  Henry's  Fork  vorüber,  der  von 
Westen  einfliefst,  und  bekam  dann  die  steilen  Mauern  der  «flammenden  Schlucht* 
in  Sicht;  sie  bildet  den  Eingang  zum  oberen  Cafion  *)  des  Green  River,  der  aus 
rothem  Sandstein  besteht  und  1200  Fufs  Höhe  hat.  Der  Flufs  strömt  durch 
diese  enge  Schlucht  auf  einer  Strecke  von  etwa  50  englischen  Meilen  und  be- 
sitzt vielfach  gar  kein  Ufer,  auf  das  man  auch  nur  einen  Fufs  setzen  könnte. 
Dann  und  wann  trifft  man  jedoch  auf  sandige  Uferstreifen,  wo  dann  Pappeln, 
Erlen  und  wilde  Reben  wachsen.  Wo  das  Wasser  ruhige  Stellen  hat,  sind  wilde 
Gänse  häufig*  Vom  Eingänge  her  fliefst  das  Wasser  eine  Strecke  weit  ganz 
langsam,  wird  aber  nach  und  nach  rascher  und  bald  nachher  reifsend  wie  ein 
Bergstrom;  dann  tritt  eine  Reihenfolge  von  Stromschnellen  und  Katarakten  auf, 
und  im  Flufsbette  ragen  viele  Felsen   über  den  Wasserspiegel  empor. 

Am  30.  Mai  war  Powell  an  einer  Biegung  angelangt,  welche  er  Beehive 
Point  (Bienenkorbspitze)  benannte,  weil  die  oben  gewölbt  vorspringende  Felswand 
eine  Menge  höblenartiger  Löcher  zeigte.  Dort  hatten  unzählige  Schwalben  ihre 
Schlammnester  angeklebt;  sie  selbst  nahmen  sich  von  unten  gesehen  wie 
ein  Bienenschwarm  ans.  Diesem  Felsen  gegenüber  erheben  sich  mehrere 
Terrassen  übereinander  bis  zu  etwa  1500  Fufs,  aus  rothem  Sandstein  bestehend, 
deren  Flachen  und  nicht  steile  Abhänge  mit  Fichten  bewachsen  sind.  Einen  an- 
matbigen  Anblick  gewährte  eine  Heerde  von  wilden  Bergschaafen,  die  auf  einer 
Terrasse  von  etwa  300  Fufs  Höhe  über  dem  Flusse  wie  in  Reihe  und  Glied  stand. 
Alle  Thiere  hielten  sich  ruhig;  plötzlich  aber  machten  sie  Kehrt,  wie  eine  gut 
gedrillte  Compagnie  Soldaten.  Sie  sind  gröfser  als  unser  Hausschaaf;  ihr  Fleisch 
ist  vortrefflich;  aber  sie  sind  schwer  zu  schiefsen. 

Am  31.  Mai  wurde  die  Fahrt  immer  schwieriger,  denn  der  mit  Felsen  gleich- 
sam besäete  Strom  machte  viel  Wirbel  und  die  Stromschnellen  wurden  immer 
rtiftender.  Ueber  manche  derselben  mufsten  die  Boote  vermittelst  starker  Taue 
kiaabgelassen  werden. 


*)  Mit  diesem  spanischen  Worte  Ar  „Röhre"  werden  in  den  westliehen  Staaten 
dis  «Bgeheuer  tiefen  und  engen  Schluchten  bezeichnet,  welche  die  FIttsse  durch- 
strömen, und  deren  steile  Abhänge  oft  die  Höhe  von  2000  Fufs  und  mehr  erreichen. 


[ 


5^  MiBcelleii: 

Am  1.  Jani  war  Powell  vor  dem  ersten  wirklichen  14  Fafs  hohen  Kntankie; 
auch  hier  muTsken  die  Boote  an  Tauen  herabgeUasen  werden. 

Inzwischen  ist  die  Nachricht  eiogetroffen,  dafs  Powell  am  20.  September  in 
Chicago  angelangt  ist,  nachdem  er  die  Cauon's  bis  zu  den  Ebenen  Arizona'a 
an  300  Wasserfalle  von  6—20  Fafs  Höhe  passirend  glücklich  durchfahren  hat. 
Oefters  wurden  dabei  die  Boote  umgeworfen,  so  dafs  schliefslich  alle  Instra- 
mente zerbrachen  und  ein  grofser  Tbeil  der  Papiere  verloren  ging.  An 
einzelnen  Stellen»  wo  der  Flnfs  starke  Biegangen  macht,  fanden  die  Beisenden 
tief  ausgetretene  Pfade  an  den  Felswänden,  welche  vom  Flusse  nach  der  Höhe 
ftthrten  zu  Ruinen,  die,  nach  den  Dimensionen  derselben  und  noch  Torhandenen 
Geräthschaften  zu  schliefsen,  einst  von  einer  zwergähnlichen  Menschenrasse  be> 
wohnt  gewesen  sein  müssen.  Das  Land  ist  pittoresk,  aber  von  geringem  Nutzen. 
Vorherrschend  waren  eisenhaltige  und  Sandsteinformationen.  Granit  wurde  nur 
dreimal  in  geringer  Ausdehnung  gesehen.  Auch  von  Gold  oder  Silber  wurden 
keine  Spuren  entdeckt.  R.  K. 


Die  Insel  Juan  Fernandez. 

Die  Insel  Juan  Fernandez,  bekannt  durch  Alezander  Selkirk's  (des  söge* 
nannten  Robinson  Crusoe)  langjährigen  Aufenthalt  daselbst,  hat  kürzlich  ein 
neues  Interesse  gewonnen,  indem  sie  im  December  1868  in  den  Besitz  einer 
Gesellschaft  von  Deutschen  unter  der  Leitung  des  Ingenieurs  Robert  Wehrhin 
aus  Sachsen  übergegangen  ist  Wehrhan  verliefs  Deutschland  vor  elf  Jahren, 
lebte  darauf  mehrere  Jahre  in  England,  worauf  er  nach  Amerika  ging  und 
daselbst  den  Krieg  gegen  die  Secessionisten  als  Migor  mitmachte,  nach  dessen 
Beendigung  er  als  Ingenieur  in  die  Dienste  der  Cerro  de  Pasco-EisenbahngeseO- 
schaft  in  Südamerika  trat.  Er  hat  nun  mit  seiner  aus  60  bis  70  Köpfen  bestehen' 
den  Gesellschaft  Besitz  von  der  Insel  Juan  Fernandez  genommen,  die  als  im  höch- 
sten Grade  frachtbar  und  lieblich  geschildert  wird.  Bei  ihrer  Ankunft  fanden  die 
neuen  Ansiedler  auf  derselben  unzählbare  Ziegenheerden,  etwa  30  halbverwilderte 
Pferde  und  60  Esel,  welche  letztere  ungemein  schlau  waren.  —  Die  Gesellschaft 
hat  Kühe  und  anderes  Rindvieh,  Schweine  und  zahlreiches  Federvieh,  sowie  alle 
nur  möglichen  Arten  von  Ackergeräth,  auch  Boote  und  alle  zum  Fischfang  erfor- 
derlichen Werkzeuge  mit  sich  genommen,  nm  für  die  verschiedenen  den  dortigen 
Zwecken  entsprechenden  Beschäftigungen  vorbereitet  zu  sein.  Die  Grotte,  die 
durch  Selkirk's  Aufenthalt  zu  einer  Berühmtheit  geworden,  und  welche  in 
einem  geräumigen  Thale  liegt,  das  mit  verwilderten  Rüben  (ein  vortreBTliches 
Futter  für  die  Schweine)  ganz  überwachsen  ist,  hat  man  dem  Chilenen 
zur  Wohnung  fibergeben,  der  von  der  Gesellschaft  mit  der  Aufsicht  des  Viehes 
betraut  ist,  und  befindet  sich  derselbe  daselbst  sammt  seinen  Schützlingen  sehr 
wohL  Juan  Fernandez  ist  eine  von  den  Stationen^  auf  denen  sich  Walfiachfänger 
mit  frischem  Wasser  und  Holz  versehen.  K— au* 


Erdbeben  in  Chodjend  nnd  Ta«chkend.  557 

« 

Erdbeben  in  Cbodjend  und  Tascbkend. 

.Obwohl  ich',  sagt  der  öfter  in  dieser  Zeitschrift  erwähnte  mssische  Reisende 
Mwertof,  ,bei  allen  meinen  geologischen  Untersuchungen  im  Thian- Schau  nir- 
gends ?om  Ostende  des  Issyk-Kul  bis  Taschkend  auf  rulkanische  Forma- 
tionen gestofsen  bin,  und  ebensowenig  Herr  Ssemenof  in  der  jetzigen  8semi- 
retichinsker  Pronnz,  so  sind  Erdbeben  in  jenen  Gegenden  doch  keine  Seltenheit** 
Man  ma£i  sogar  sagen,  dafs  sie,  wenigstens  in  den  loteten  zwei  Jahren  und  ih 
-dar  Gegend  von  Cho^Jend,  sehr  häufig  auftraten,  am  h&ufigsten  aber  in  dem  durch 
Erdbeben  überhaupt  so  ausgezeichneten  Jahre  1868,  und  dabei  das  eine  nicht  nur 
ÜMt  gleichzeitig  mit  den  furchtbaren  August-Ereignissen  in  Südamerika,  sondern 
•aoch  in  einer  Weise,  die  mit  neueren  Theorien  über  die  Entstehung  der  Erd~ 
beben  gut  zusammenstinmien  würde.  Es  wurden  in  der  Zeit  vom  August  1866 
bis  December  1868  in  Chodjend  und  Umgegend  überhaupt  9  Erderschüttemngen 
wahrgenommen,  von  denen  7  allein  in  das  Jahr  1868,  und  5  nur  in  die  Monate 
Juli  bis  November  desselben  (allen.  Berichte  über  diese  Naturerscheinungen  in 
Innerasien  verdanken  wir  dem  russischen  Commandanten  von  Chodjend,  dem 
Obersten  Fawitaki,  der  sie  so  kurzge&fst,  wie  wir  sie  im  folgenden  wiedergeben 
werden,  an  die  K.  B.  Gkogr.  Gesellschaft  zu  St.  Petersburg  einschickte').  Das 
erste  Erdbeben,  das  der  Berichterstatter  in  der  neuen  Garnison  erlebte,  ereignete 
sich  in  der  letzten  Woche  des  August  1866  etwa  4  Uhr  Nachmittags,  des  Datums 
kann  sich  der  Oberst  nicht  mehr  erinnern,  wie  er  auch,  in  der  Citadelle  besch&f- 
ügt,  Erde  feststampfen  zu  lassen,  die  Erscheinung  selbst  gar  nicht  wahrgenom- 
men hat,  ein  Beweis,  daft  dieselbe  nur  schwach  war.  Nicht  stärker  war  das 
i;weite  Erdbeben,  welches  etwa  um  1  Uhr  in  der  Nacht  vom  11.  zum  12.  No- 
vember 1867  (neuen  Stils,  wie  bei  aDen  hier  «rorkommenden  Zeitangaben)  in  einer 
Dauer  von  3—5  Seeunden  stattfand  nnd  auch  in  Ura-Tübbe  (60  Werst  »8^  111. 
von  Chodjend)  bemerkt  wurde.  Nun  die  Erdbeben  des  Jahres  1868.  Das  erste 
"derselben  fiel  in  der  Nacht  vom  21.  zum  22.  Februar  etwa  12}  Uhr  vor,  begann 
oit  einem  leichten  Schlage  nnd  hielt  3 — 5  Seeunden  an,  indem  die  Erde  in  der 
Richtung  von  Nord  nach  Süd  schwankte  (eine  Angabe,  die  hier  und  im  folgen- 
4en  wohl  nur  als  summarische  gelten  kann).  Es  wurde  ebenfalls  in  Ura-Tübbe 
beobachtet.  Die  folgende,  sehr  heftige,  anhaltende  und  zerstörende  Erderschfitte- 
rung  ereignete  sich  am  4.  April  2  U.  10  Min.  Morgens.  Sie  begann  mit  einem 
leichten  Schwanken  von  Nord  nach  Süd,  welches  5 — 7  Seeunden  anhielt,  dann 
folgte  plötzlich  eine  ftirchtbare,  aber  vollständig  ebenmäfsige  Erschütterung  in  einer 
Dauer  von  5—7  Seeunden  und  darauf  ein  ähnliches  Schwanken  wie  am  Anfange 
^er  Erscheinung,  welches  bei  einer  Dauer  von  10 — 12  Seeunden  allmählich  schwä- 
cher wurde.  Donnerschläge  waren  nicht  hörbar.  Menschen  und  Thiere  wurden 
aus  dem  Schlaf  aufgeschreckt  Häuser  bekamen  Risse  oder  stürzten  ein.  In  den 
Bächen  trat  das  Wasser  über  die  Ufer.  Auf  dem  Tische  des  Berichterstatters 
fiofs  aus  einem  Glase  Wasser  etwa   ein  Drittel  des  Inhalts  über.     Ebenso  stark, 


1)  Abgedruckt  in  den  Iswestija  der  K.  R.  Geogr.  Ges.  Bd.  IT.,  2,  S.  291  u. 
S.  401. 


5^  MMMttea: 

wie  hier,  war  diefles  Erdbeben  in  Ura-Tfibbe  und  namentUchy  woYon  wir  nnlen 
sprechen  werden,  in  Tudikend.    In  Chodjend  ereignete  sich  das  dritte  Erdbebes» 
des  Jahres  1868  am  15.  Juli  8}  Uhr  Moigens.  Es  begaan  mit  etnem  etwa  5  Se- 
cnnden  langen  unterirdischen  Getöse  nnd  endigte  mit  einem  nemlich  Ahlbare» 
8tofse,  Ton  dem  die  Balken  in  der  Zimmerdecke  erkrachten.    Das  ncrta  trat  aoa 
17.  Aagnst  früh  8  U.  25  M.  ein  nnd  währte  nngefiUir  5  Secnnden,  das  Schwan- 
ken der  Erde  war  ein  gleichmäßiges  nnd  ging  in  der  Biehtang  von  Sfid  nach 
Nord,  ohne  von  besondem  Erscheinungen  begleitet  sn  sdn.    Die  beiden  letat- 
erwähnten  Erdbeben   worden  gleichzeitig  auch  in  Ura-Többe  verspürt.     In   der 
Nacht  Tom  11.  «nm  12.  November  am  12}  Uhr  erlebte  der  Beriehtentatier  ma 
3—4  Seconden  w&hrendes  Erdbeben  an  dem  50  W.  sfidKdi  twi  Ghodjond  bsb 
entdeckten  Steinkohlenlager  Kokine-Ssai.  Die  gleichmäfsigen  and  ziemlich  merk- 
baten  Schwankongen   des  Bodens  gingen  in  der  Richtnng  von  Nord  nach  8fM 
nnd  wurden  gleichzeitig  auch  in  Cho^jend  nnd  Ura-Tfibbe  wahrgenommen.     An 
demselben  Orte  Kokine-Ssai   erschreckte   die  Bewohner  am  8.  December  frib 
3  Uhr  ein  unterirdischer  Schlag  mit  starkem,  etwa  5  Secanden  anhaltenden  G^ 
tose,  eine  Erscheinung,  die  zur  selben  Zeit  auch  in  Chodjend  bemerkt  wurde» 
Am  bedeutendsten  war  das  Erdbeben,  welches  eine  Woehe  später,  am  10.  Dec 
frfih  1  Uhr  die  Bewohner  ron  Chodjend  ans  dem  Schlaf  störte.    Dasaelbe  hielt 
15 — 20  Secunden  an  und  war  von  zwei  unterirdischen  Stössen  in  der  Riehton^ 
Fon  Nord  nach  Süd  begleitet.     Thfiren  und  Deckenbalken  knarrten,  in  manche» 
Häusern  entstanden  Sprfinge  in  Wänden  nnd  Oefen. 

An  diese  Mittheilnngen  schliefsen  wir  den  Bericht  eines  oompetenteren  Beob- 
achters,  des  Mag.  Ssäwerzow,  der  das  Erdbeben  vom  4;  April  1868  in  Tasehkend 
erlebte.    Die  Erscheinung  begann  in  der  Ntcht  um  2  U.  15  M.  mit  einem  verti- 
kalen Schwanken  des  Bodens.    Der  Reisende  safs  noch  auf  und  las,  unter  ihm 
zitterte   der    Sessel,    der  Tisch    bebte,    und    darauf  stehende   Flaschen    fingen 
an  zu  wackeln,  dabei  war  ein  Geräusch  hörbar,  ähnlich  dem  Rollen  eines  ent- 
fernten Gewitters.    Diese  vertikale  Bewegung  dauerte  nur  ganz  kurze  Zeit,  2  bis 
3  Secunden.     Nun  aber  folgten  horizontale  Schwankungen,  welche  reichlich  50 
Secunden  anhielten  und   sehr  heftig  waren.    Zwei  im  Zimmer  hängende  Baro> 
meter   schaukelten  wie  Pendel,  während   umgekehrt  der  Pendel  einer  Wanduhr 
(in  der  Wohnung  des  Astronomen  Struve)  still  stand.    Die  Schwankungen  nah- 
men ebenso  allmählich  wieder  ab,    wie  sie  allmählich  bis  zur  Erreichung  ihres 
Maximums  zugenommen  hatten.   Die  Flaschen  auf  dem  Tische  fielen  jetzt  sämmt- 
lieh   in   der  Richtnng  nach  Südwest  um.     Als  der  Reisende  von  draafsen  das 
Krachen  einstärzender  Mauern  vernahm  and  mit  einem  Licht  hinaustrat,  sah  er 
vor  allem  das  im  Vorhause  frei  von  der  Decke  herabhängende  Thermometer  heftig 
hin  und   her  schwingen.     Die  Länge  dieses  improvisirten  Pendels    betrug   mit 
Einschlufs  der  Schnur,  an  welcher  es  hing,  33  Zoll,  die  Breite  seiner  Schwingungen 
etwa  18  Zoll  die  Richtung  der  letzte en  ging  von  NO.  nach  SW.   Dafs  dies  die 
Jtichtnng  der  Erschütterung  war,  bewiesen   auch  die  eingestürzten  Wände   der 
Lehmhütten.     Zusammengebrochen  waren  Mauern,   deren  Längsrichtung  mit  den 
horizontalen  Bodenschwankungen  einen  rechten  oder  beinahe  einen  rechten  Winkel 
bildete,  wogegen  Mauern,  deren  Richtung  mit  der  der  Schwankungen  zusanmen* 


Sitzangsbericht  der  Berliser  geographiBchen  Gesellschaft.  559 

fiel,  entweder  mit  unbedeaten  les  Rissen  oder  gant  unbescliadigt  daTon  gekomman 
wiren.  Die  Richtung  der  Schwankungen  stimmte  fibrigens  mit  der  Richtung  der 
TMchkend  snnächst  liegenden  Gebirgssäge.  li. 


Sttdamerikanische  GrenzbeBtimmangen« 

Die  letzten  Nachrichten  ans  Bolivien  (in  einer  in  der  Stadt  La  Paz  erscheinendeii 
Zeitung)  erw&hnen  der  definitiven  Zosammensetznng  einer  gemischten  Commissioo 
ton  Fachleuten  sowohl  Brasiliens  als  auch  Boliviens*  um  sofort  zur  endgfiltigeii 
Bestimmung  und  Feststellung  der  Grenzen  Boliviens  mit  Brasilien  zu  schreiten» 
Em  vor  Kurzem  abgeschlossener  Vertrag  der  brasilianischen  Regierung  mit  dem 
bolivischen  Prisidenten  Melgarijo  macht  beiden  Theilen  zur  Pflicht,  so  schnell 
wie  möglich  eine  Angelegenheit  zu  beenden,  die  seit  der  Eroberung  durch  Spanier 
vnd  Portugiesen  ohne  Abschlnfs  geblieben,  und  hat  nun  auch  die  peruanische  Begi*» 
mng  sich  bereit  erklärt,  eine  Kommission  zur  Vertretung  ihrer  Ansprfiehe  an  den 
(gemeinschaftlichen  Arbeiten  Theil  nehmen  lassen  zu  wollen.  Die  bolivianische 
Regierung  hat  als  Basis  hierzu  in  Vorschlag  gebracht,  von  dem  Zusammenflufs 
der  Flflsse  Marmor^  und  Beni,  den  QneUflüssen  des  Madera»  die  Grenze  bis  zum 
Flusse  Tavar^  zu  ziehen,  was  allseitig  angenommen  ist  v.  C. 


Sitzung  der  geographischen  Gresellschaft  zu  Berlin 

yom  6.  November  1869. 

Vor  Uebergabe  der  eingelaufenen  Geschenke  legt  der  Vorsitzende,  Herr 
Bastian,  einen  vom  hohen  Bundeskanzler- Amt  eingesandten  Bericht  nebst  Karte 
über  eine  zur  Auffindung  der  Spuren  Leichhardt's  unternommene  Expedition  von 
Die  letztere  Expedition,  der  schon  zwei  andere  vorhergegangen  waren,  wurde  von 
Ferih  in  West-Australien  ans  unternommen  und  von  Herrn  Forest  geführt  Man 
durchreiste  ein  Gebiet,  dessen  Areal  dem  des  Königreichs  Bajem  gleichkommt, 
doch  war  die  Expedition  erfolglos.  Der  bezügliche  Bericht  wurde  von  Herrn  Koner 
▼orgelesen.  Ein  zweiter  gedruckter  Bericht,  vom  Vorsitzenden  vorgelegt,  bezog 
sich  auf  eine  in  Aussicht  stehende  Reise  zur  Aufsuchung  schiffbrüchiger  Euro- 
paer unter  den  Somauli.  Ein  Comit^,  das  sich  soeben  gebildet  hat,  ist  bemüht» 
die  zu  dem  fraglichen  Zweck  erforderlichen  Geldmittel  herbeizuschaffen.  —  Es 
folgt  hierauf  die  Uebergabe  der  übrigen  Geschenke,  deren  Inhalt  der  Vorsitzende 
sodentet 

Herr  Vogel  sprach  über  die  amerikanische  Sonnenfinstemifs  vom  7.  Augnst 
d.  J.  Zur  BeobachtoDg  und  photographischen  Fixirung  der«  Erscheinung  waren 
die  grofsartigsten  Vorbereitungen  getroffen  worden ;  man  hatte  über  30  Beobach- 


560  Sitzungsbericht  der  Berliner  geographischen  Gesellschatt. 

tnngsstationen  ansgew'ählt  nnd  mehr  als  150  Photographen  in  Thätigkeit  gesetzt; 
'dabei  wurde  das  Unternehmen  anf  der  ganzen  Linie  vom  schönsten  Wetter  be- 
günstigt.   Der  Vortragende  legte  anfser  mehreren  sehr  gelungenen  Aafnahmen  A& 
Phänomens  auch   eine  Karte  Ton  der  Linie   der  Ver6nsterung  vor,   wonach  die 
letztere  ihren  Anfang  in  Nertschinsk  nahm»  alsdann  die  Behringsstrafse  nnd  die 
Vereinigten  Staaten  Nord- Amerikas   durchlief  und  sich  zuletzt  nordlich  von  den 
Bermudas-Inseln  im  Atlantischen  Ocean  verlor.     In  Alaska  dauerte  die  Totalität 
-der  Erscheinung  8  Min.  17  See.;  sonst  waren  Iowa  und  Illinois  die  am  meisten 
begünstigten  Staaten  und  deshalb  auch  dorthin  die  meisten  Expeditionen  gerichtet 
Die  Beobachtung  eines  von  Leverrier  zwischen  Merkur  und  Sonne   vermutheteo 
Planeten  blieb  erfolglos;   dagegen  wurden   Protuberanzen  und   Corona  glänzend 
beobachtet  und  von  der  letzteren,   welche  die  verfinsterte  Sonne  und  die  Protn- 
beranzen,  einem  Heiligenschein  vergleichbar,   umgiebt  und  nach  der  Ansicht  des 
Vortragenden  eine  elektrische  Entladung  und  kein  reflektirtes  Sonnenlicht  ist,  ein 
schönes  Bild  vorgelegt. 

Herr  Kiepert  übergab  und  besprach  nachstehende  von  ihm  entworfene  Kar- 
ten: 1)  Karte  der  Flufsgebiete  der  Drin  und  des  Wardar,  Nord- Albanien  nnd  West- 
Macedonieut  vorzüglich  nach  den  von  J.  6.  v.  Hahn  gemachten  Beobachtungen. 
M.  1  :  500,000.  2)  Carte  des  voyagea  de  St  Paul  d'aprks  les  donnfes  foumia 
par  M.  E,  Renan,  3)  und  4)  Zwei  zum  2.  Bande  des  Corpus  Inscriptionum  la- 
tinarum  gehörige  Blätter:  Hispania  M.  1:3,000,000,  Baetica  M.  1:5,000,000, 
enthaltend  die  Fundorte  antiker  Inschriften  (soweit  sie  nicbt  bei  dem  mangd- 
haften  Standpunkt  der  modernen  Kartenaufnahme,  besonders  in  ^Portugal,  för 
jetzt  noch  unbestimmbar  bleiben)  und  die  sich  daraus  ergebenden  Resultate  för 
Feststellung  der  antiken  Topographie  der  Halbinsel. 

Herr  A.  Kunth  sprach  über  die  der  Gesellschaft  von  der  K.  Schwedischen 
Regierung  zum  Geschenk  gemachten  geologischen  Karten  von  Schweden.  Die 
Arbeiten  der  geologischen  Landesuntersnchung  begannen  im  Jahre  1858  unter 
der  Leitung  von  Axel  Erdmann.  Die  Grundlage  bilden  topographische  Karten 
im  Mafsstabe  1  :  50,000.  Ungefähr  von  der  Breite  Gefle-Fahlnn  nach  Süden  ist 
das  Land  in  368  Sectionen  eingetheilt,  von  denen  im  Laufe  der  ersten  10  Jahre 
88  fertig  wurden.  Zu  jeder  Section  wird  ein  Heft  Text  ausgegeben,  welches 
eine  geognostische  Beschreibung  des  Terrains  enthält.  Der  grofste  Theil  des 
untersuchten  Gebietes  liegt  in  der  Umgegend  von  Stockholm.  Aufser  den  Sectionen 
wurde  noch  eine  Uebersichtskarte  pnblicirt,  welche  die  Verbreitung  der  diluvialen 
Thone  darstellt,  und  im  vorigen  Jahre  wurden  die  bisher  gewonnenen  Resultate 
in  einem  mit  14  Uebersichtskarten  ausgestatteten  Werke  herausgegeben.  Anf 
den  Sectionen  sind  sowohl  die  anstehenden  Gebirgsarten,  als  auch  die  losen  Be- 
deckungen durch  zahlreiche  Farben  unterschieden,  und  aufser  diesen  rein  geolo- 
gischen Untersuchungen  werden  noch  eine  Reihe  anderer  Beobachtungen  auf  den 
Karten  verzeichnet,  so  besonders  alle  Denkmäler  vorhistorischer  Zeit.  Der  Vor- 
tragende ging  sodann  auf  die  gegen  die  Annahme  einer  stetig  fortgehenden 
Hebung  beigebrachten  Daten  ein.  Manche  Erscheinungen,  wie  Zuwachs  des 
Landes,  Bildung  von  Untiefen  u.  s.  w.  erklären  sich  besser  durch  Anschwemmung 
als  durch  Hebung.  Hieran  anschliefsend  wurde  erwähnt,  dafs  der  norwegische 
Geolog  Kjernlf  an  den  Reliefformen  der  ThalausfüUungen  im  südlichen  und  west- 


r 


Sitniiiiffbericht  der  berliner  gfeographischen  Öesellschafi  561 

liehen  Norwegen  nachgewiesen  hat,  dafs  allerdings  seit  der  Eiszeit  eine  Hebung 
um  600  FoTs  stattgefunden  hat,  dafs  dieselbe  aber  ruckweise  und  nicht  stetig  vor 
sich  ging,  nnd  dafs  damit  der  Zeitberechnung .  welche  Lyell  an  diese  Hebung  ge- 
knöpft hat,  die  wesentlichsten  Stützen  entzogen  sind. 

Herr  Barchwitz  sprach  nach  eigener  Anschauung  über  die  gegenwärtigen 
Verhältnisse  des  Jahrmarktes  von  Nishnij-Nowgorod.  Der  im  Jahre  1817  hierher 
Teriegte  Markt  war  ursprünglich  auf  die  Tage  vom  15.  bis  25.  August  angesetzt; 
jetzt  läfst  sich  aber  der  Kaufmann  durch  den  Telegraphen  rufen,  sobald  die  Zeit 
des  Geschäfts  für  ihn  gekommen  ist.  Der  diesjährige  (1869)  Umsatz  betrug 
75  MilL  Rubel.  Die  erste  Rolle  spielt  der  Eisenhandel,  dessen  Umsatz  sich  in 
diesem  Jahre  auf  7  Mill.  Rubel  belief.  Den  zweiten  Rang  nimmt  der  Thee  ein, 
der  aof  dem  Wege  über  Canton,  Triest  und  London  bezogen  wird;  der  Thee- 
handel  über  Ejächta  ist  nnbedeutender.  Die  Mannfacturwaaren ,  welche  hier  in 
den  Handel  kommen,  sind  theils  BanmwoUenwaaren  nnd  Tuche,  theils  Farbestoffe 
(Indigo,  Cochenille  und  Krapp),  theils  Seife  und  Papier,  von  welchem  letzteren 
aUein  der  Umsatz  in  diesem  Jahre  2  Mill.  Rubel  betrug.  Der  Absatz  der  Ma- 
nnfacturwaaren findet  gegen  Osten  statt,  da  Rufsland  wegen  der  hohen  Löhne 
mit  dem  westlichen  Europa  nicht  concurriren  kann. 

Herr  Ascherson  theilte  eine  kurze  Nachricht  über  den  Reisenden  Dr. 
Schweinfarth  mit,  die  sich  daranf  beschränkte,  dafs  der  Reisende  in  der  Barke 
eines  koptischen  Kaufmanns  in  Khartum  nach  Meschera  el  Req  am  Bahr  el  6ha- 
z&l  abgegangen  sei.  Inzwischen  meldet  Herr  v.  Düesberg,  norddeutscher  Konsul 
in  Khartüm,  dafs  die  erwähnte  Barke  zwar  noch  nicht  zurückgekehrt  sei,  jedoch 
indirekte  Nachrichten  über  des  Reisenden  Wohlbefinden  eingelaufen  seien. 

An  Geschenken  gingen  ein: 

I)  Kiepert,  Ueber  älteste  Landes-  und  Volksgeschichte  von  Armenien. 
(Monataber.  d.  K.  Akad.  d.  Wiss.  zu  Berlin  1869.)  —  2)  Dümichen,  Resultate 
der  auf  Befehl  Sr.  Maj.  des  Königs  Wilhelm  L  von  Preufsen  im  Sommer  1868 
nach  Aegypten  entsendeten  archäologisch  -  photographischen  Expedition.  Tbl.  I. 
Berlin  1869.  —  3)  Vidal  Gormaz,  Continuacion  de  los  trahajos  de  esploracion 
du  rio  VakHvia  i  su8  aßuentes.  Santiago  de  Chile  1869.  —  4)  Schtschurow- 
Bki,  Geschichte  der  Geologie  des  Moskauer  Bassins.  T.  I.  1.  2.  Moskau  1866/67 
(mssisch).  —  5)  Waitz,  Anthropologie  der  Urvölker,  übers,  von  Fedschenko. 
T.  I.  Moskau  1867  (russisch).  —  6)  Bogdanof,  Materialien  für  die  Anthro- 
pologie der  Knrganen-Periode  im  Moskauer  Gouvernement  Moskau  1867  (rus- 
sisch). —  7)  Gesammtrussische  ethnographische  AussteUung  1867.    Moskau  1867. 

—  8)  Atmales  d'observatoire  pkystque  central  de  Russie  puhl,  par  H.  Wild.  Ann^e 
1865.     St.  P^tersbourg  1869.  —  9)  Pröhle,  Der  Harz.     10.  Aufl.     Berlin  1869. 

—  10)  StoHstica  del  regno  d'Italia,  Movimento  dello  stato  civiU  nelV  armo  1867. 
Firenze  1869.  —  11)  Dasselbe.  Movimento  della  navigazione  italiana  all*  estero 
1867.  Firenze  1869.  —  12)  Dasselbe.  Äcque  mineraU  1868.  Firenze  1869.  — 
18)  Dasselbe.  Casse  dt  risparmo,  1866.  Firenze  1869.  —  Dasselbe.  Le  opere 
pie  nel  1861.  1.  Compartimento  delV  EmiUa,  2.  Compartimento  della  Sardegna, 
Firenze  1869.  —  15)  Dasselbe.  Morti  vioUnie,  1867.  Firenze  1869.  —  16)  Das- 
selbe. Trattera  della  Beta,  1867.  Firenze  1869.  17)  Relazioni  dei  gturati  ita- 
Uani  tuüa  eiposizione  %tiniver8ale  dal  1867.     Vol.  L  —  III.     Firenze  1869.  —  18) 

Stüsehr.  d.  GestlUeh.  L  Brdk.    Bd.  TV.  36 


Maes^;*!,  Le  pubblfcqz}oni  delU^  dir^one  /jU  Stßüsticß,  Fireiusa  1869.  -r-t  19)  Evk- 
rovean  Captives  amon^  the  Somali  Tribea  of  JSqstem  Africa,  ^ndon  1869.  — 
20)  Boudewijnse,  Catalogus  der  bibliotkeelp  van  het  Indisch  Gmootsekap  U 
*8  Gravenhage.  's  Gravenhage  }869.  —  21)  Petermann'Q  Mittheilimgen  1869.  Hft. 
VIII.  IX.  Gotha.  —  22)  Prpceedings  of  the  Rgy.  Geograph,  Sodtt^.  Vol.  XUL 
No.  III.  IV.  London  1869.  —  23)  Bulletin  de  la  SocUU  de  g^ographifi.  5*  S^r. 
1869.  AoÜLt,  Septembre.  Pi^ris.  -  24)  Le  Qlobe,  1868.  Novembre,  P^c^mbr«. 
1869.  Janvier  —  Avril.  Genbve.  —  25)  TronßQCfions  fff  tke  J^tmbajf  Geographr' 
cal  Societjf.  Vol.  XVIII.  Bopib^y  1868.  —  26)  BoUettinp  deüa  Soeietä  geo- 
grqfica  italiana.  Fase.  1.  2.  Firenze  1868^—69.  —  27)  Atmales  hydf^graphiquet. 
1869.  l**  et  2*  trimeatre.  PariS:  —  28)  Gaea.  1869.  »ft.  7.  Kölo.  —  29) 
Bijdragen  to^  de  Uml^land-^n  volkenkunde  vqt^  NedfrUmdech  IndU,  3  fL  IV.  1. 
's  Gravenhage  1869.  —  30)  Beiträge  zur  S^(ist}l^  Mecldenbnrgs.  Bd.  VI.  1. 
Schwerin  ].S69.  —  31)  Bulletin  de  la  Soci€t€  Jii\p^ale  des  Naturßlistes  de  Mosam 
1868.  No.  4.  ^oscou  1869.  —  32)  Preafsisches  Handelsarchiy.  1869,  No.  38--40. 
Berlin.  —  33)  K  i  e  p  e  r  t ,  Uispania,  M.  1 : 3,000000,  i^nd  34}  3aetica,  M,  1 : 5,000000. 
Beide  zum  Corpus  Inscr.  Lat.  Vol.  II  gehörig.  —  35)  Kiepert,  Carte  du  w- 
yages  de  St.  Paul  daprke  les  donn^es  foumies  par  M.  E%  Renan,  FAria.  —  36} 
Kiepert,  Kafte  der  Fli^fsg^biete  der  Drin  and  des  Wardar,  Nord- Albanien  und 
West-Macedonien,  Torzüglich  n^ch  den  vpn  f.  G.  v.  Hahn  gemf^^o  Beobaoh- 
tongf  I).     1^.  1  :  500,00Q.     Wien. 


SitzuHg  der  geogFaphischen  Gesellschaft  zu  Berlin 

vom  4.  December  1869. 

Der  Vorsitzende,  ßep*  Ba8^i%^,  tjheilte  zonach^t  de^  Inha^^  eines  Tom  Dr. 
Nachtigal  ans  Marsuk  vom  22.  October  J18^9  ein^e^anf^nea  ^^i^Cea  mu(,  welch« 
die  wenig  tröstliehe  Nacl^ricl^t  enthält»  d^fs  der  Reisende  aufi^^r  Qtiin^Q  ^f^9  ^^^ 
ihm  gegebenen  Auftrae,  <^e  Geschenk^  d^s  Kö^^igs  xon  Prenfsen  an  ^^  Sultan 
von  Bornn  zu  übert>ringe%  zif  erfUUen.  Dr.  Na$htigi^I  liefs  4l^^r  di^  Gescbenli;» 
in  Mursuk  zurück  ijn^  untepiahm  ei|[^e  Reise  i^^ch  dem  bis  jetzt  nocfi  Qnbekanntea 
Tibesti  im  Lande  der  Tibbn,.  von  wo  er  indessen  nicht  ohne  Lebensgefahr  und 
mit  Verlust  seiner  Habseligkeiten  die  Rückreise  nach  Blursuk  bewerks^Uig^«  —  Ei^ 
anderer  Brief  von  Herrn  Leopold  v.  Erug,^  norddeutschem  Co^sul  i^  Puertorico, 
macht  die  Mitth^upg,  da/js  ein  dort  wohnhafte^  Heuer  Spinoj^a,  der  sein  Leben 
der  Erforschung  Puertqricos  gewidmet  hs^t^  die  Resultate  seiner  Forschungen  zur 
Verfügung  stellt.  —  Ein^  aus  dep  Procee^i^igs  de^  Lond^oner  geographi((ejben,  Geaeli- 
schaft  entlehnte  Nachricht  be^^t^tigl;  die  Erhaltun£|  {iivingstone's;  seine  an  Dr« 
Kirk  gerichteten  Briefe  sind  i^u^  der  Haij^tstadt  des  Reiches  ^i^mbe  ge- 
schrieben. Endlich  bringt  Herr  Bastian  noch  zur  Ai^zeige,  d^  Herr  Dr.  Kec- 
sten,  der  ehemalige  Begleijt^  des  Herrn  v.  d.  Decken,  t^absid^tigt,  eine  neue 
Expedition  n.ach  Afrika  zu  uDternehmei\>  uip  daselbst  ei^e  Niederlassung;  zu  grün- 
den und  sich  von  Ackerbau,  Jag(^  und  Handel,  zu  ernähreiii. 

Herr  Hartmann  hielte  einen  Voi;trag  üb[^f  eii^m  Besuch  de^  Pf^^ai^ten  voq 
RpbenhauseiK  in  der  Schweiz,  die  sich  iiv  ^^^  Torfmoor  am.  ^ff^f^J^qn-^^  biOr 
finden.     Herr  Messikomer  aus  Zürich ,  der  ansehnliche  Sammlungen  dorther  ent- 


SitaiiBgib«rioht  der  BerÜner  geographischen  G^eUachtäft.  563 

lehater  G^tgeüstftBde  hesitct,  hat  das  Torfmoor,  welches  c.  60,000  OFnfs  gröifs  ist, 
bis  aaf  12Fnr8,  d.  h.  bis  aaf  den  weifsen  Seeboden,  atistiefen  lassen  und  anf 
diese  Weise  drei  übor  teinand6r  stehende  Pfahlbauten  entdeckt,  welche  eine  feste 
Unterlage  rott  PftUen  and  Balkan  haben,  nnd  deren  Untersachnng  die  tnannig^ 
faltigsten  Gegenstände  au  Tige  gefördert  hat.  Es  fanden  sich  daselbst  Knochen- 
und  Steinwerkteuge^  namentlich  Steinixte  und  Steinsägen,  Reibsteine  und  Eno- 
chenidkley  aber  anch  faölzeme  Keulen,  Lederstücke,  Netzfragmente,  Gewebe  und 
Bestandtheile  von  Webestühlen ;  an  Natuiproducten :  Weizen,  Gerste,  Hirse,  desgl. 
Weisen-,  €knten-  und  Hirsebrot,  Flachs  (roh  und  bearbeitet),  Aepfel  und  Birnen, 
ferner  Reste  Tom  B&ren,  Wolf,  Wildschwein,  Torfschwein  und  Torfkuh,  Wild- 
katze, Wisent,  Ur^  Clen  und  Biber,  desgi.  von  Rind,  Schaf  und  Ziege,  selten 
vom  Pferde.  Als  Veranlassang  der  Pfahlbauten  sieht  der  Vortragende  den  Wunsch 
ihrer  ebeaudigen  Bewohnery  sich  vor  feindli<^en  AnfUlen  zu  sichern. 

Herr  K «Wer au  hielt  hilerauf  einen  Vortrag  über  Sitten  und  Gebräuche  dta 
Eingeborenen  der  Colonie  Victoria  in  Australien.  Von  den  dort  lebenden  Chi- 
nesen wurde  bemerkt«  dafs  sie  sich  von  allen  anderen  Bewohnern  der  Colonie 
fem  mnd  abgeschlossen  halten.  Was  die  eingeborenen  Schwarzen  betrifft,  to 
sind  manehe  Stämme  derselben  schon  jetzt  gänslich  ausgestorben.  Die  auffal- 
lende Häfslichkeit  derselben,  welche  besonders  bei  den  Weibern  hervortritt,  wird 
bestätigt.  Im  Gebrauch  der  Waffen,  namentlich  des  Spiefses  und  der  Wurf- 
waffen, insbesondere  des  Bnroarang,  beweisen  sie  grofse  Geschicklichkeit.  Br- 
hiitung  des  Wassers  ist  ihre  vorzüglichste  Sorge;  dennoch  verweilen  sie  selten 
länger  als  10 — 14  Tagie  an  einem  nnd  demselben  Orte.  Hinsichtlich  der  Fami- 
lieaverhältniase  wurde  hervorgehoben,  dafs  die  Nachkommenschaft  der  Zahl  nach 
im  Ganzen  gering  ist,  und  dafs  selten  mehr  als  drei  oder  vier  Kinder  in  einer 
Familie  gefunden  werden.  Sie  unterwerfen  sich  keinem  Häuptling  und  etkennen 
überhaupt  keine  Autorität  im  Stamme  an.  Dagegen  wird  die  Jugend  dem  Alter 
nach  itt  drcd  Grade  eingedieilt;  beim  Uebergange  ans  dem  ersten  in  den  zweiten 
Grad  findet  die  Besefaneidung  stau,  und  mit  dem  18.  oder  20.  Jahre  erfolgt  dfer 
Eintritt  in  den  dritten  Grad.  Sie  glauben  an  die  Unsterblichkeit  der  Seele  und 
nehmen  an,  dafs  dieselbe  nach  dem  Tode  auf  eiüe  unbekannte  Insel  versetzt 
werde.  In  neuerer  Zeit  hat  auch  die  Vorstellung  von  einer  Seelenwanderung 
bei  ihnen  Platz  gegriffen»  und  namentlich  der  Glaube  Wurzel  gefafst,  dafs  der 
Sehwarze  sich  bei  seinem  Tode  in  einen  Etitopäer  verwandele.  Qts&ng  und  Tanz 
sind  ihre  Hauptvergnügungen,  dabei  sind  Kriege  nicht  selten,  und  im  Innern  findet 
auch  noch  KaanibSlismus  statt  Die  Bestattung  der  Todten  ist  verschieden. 
Manche  werden  in  ein  Fell  gehüllt  und  dann  erst  mit  £rde  überschüttet;  andere 
werden  vor  dem  Begräbnifs  erst  geräuchert.  Ihre  Häuser  erbauen  sie  sich  selbst. 
Man  bemerkt  nur  eine  geringe  Verschiedenheit  der  Stämme,  aber  alle  sterben 
trotz  der  zu  ihrem  Schutz  und  ihrer  Erhaltung  eingesetzten  Commissionen  schnell 
dahin,  wozu  die  unter  ihnen  herrschende  Trunksucht  natürlich  beiträgt  Bei  der 
letzten  Zählung  waren  nur  noch  1834  Eingeborene  in  der  Colonie  vorhanden 
and  unter  diesen  wenige  Bekehrte.  Im  AUgemeinen  rühmt  der  Vortragende  die 
Müde  ihres  Charakters. 

Herr  Dove   legt   unter  anderen  neuen   j^chriften   vor:    Erster  Bericht  der 
•tädtischen  Commission  für  die  Adria.     Wien  1869. 

86  • 


1 

! 


564  Sitzangsbericht  der  Berliner  geogitephiscken  Oetellsebaft. 

Zorn  Schlafs  übergiebt  Herr  Bastian  die  eingegangenen  Geschenke. 

An  Geschenken  gingen  ein: 

l).Wallace,  Der  Malayische  Archipel.  Die  Heimath  des  Orang-Utan  md 
des  Paradiesvogels.  Deutsche  Ausgabe  von  A.  B.  Mejer.  2  Bde.  Brannechweig 
1869.  —  2)  Notice  sur  les  travaux  scientifigueg  de  M.  DelesMe.  Paris  1869.  — 
3)  Jahrbuch  des  österreichischen  Alpen -Vereines.  Bd.  V.  Wien  1869.  —  4)  Die 
Prenfsische  Expedition  nach  Ost -Asien.  Ansichten  ans  Japan,  China  und  Siam. 
Heft  VI.  Berlin  1869.  —  5)  Lüders,  Das  Gesetz  der  Wechsel wirknng  im 
Weltall.  Hamburg  und  New  York  1870.  —  6)  Scarpeliini,  /  coenio  omn  dd 
nataie  di  Alessandro  HumholdL  (BulUt.  noMiico  e  ffeoprqfieo  di  Jtoma,  Vol.  5.) 
—  7)  Schneider,  Neue  Beitr&ge  tnr  alten  Geschichte  nnd  Geographie  der  Ehein- 
lande.  2.  Folge.  Düsseldorf  1868.  —  8)  Zeitschrift  der  Gesellschaft  fBr  Eid- 
kunde zu  Berlin.  Bd.  IV.  Heft  5.  Berlin  1869.  —  9)  Procudm^s  of  tke  lU^fol 
Geographical  Society.  Vol.  VIII.  No.  V.  London  1869.  —  10}  Revue  maritime 
et  cohniale,  1869.  Octobre.  Paris.  —  11)  Archives  des  Misnons  »eie$U\fique»  et 
littiraires.  2*  S^r.  T.  V.  3"*  Uvr.  Paris  1869.  —  12)  Archwee  de  la  eammieäün 
scientifique  du  Mexique.  T.  III.  2*  livr.  Paris  1869.  —  13}  Gaea.  1869-  Heft  8. 
Köln.  —  14)  Jahrbuch  der  K.  K.  geologischen  Reichsanstalt.  Jahrg.  XIX.  No.  3. 
15)  Verhandlungen  des  botanischen  Vereins  für  die  Provinz  Brandenburg.  Jahrg.  X. 
Berlin  1868.  —  16}  Bulletin  de  la  Soci^t€  impiriale  des  NaturaUstes  de  Mosoem, 
1869.  No.  3.  —  17)  Nachrichten  der  Kais.  Russ.  geographischen  Gesellschaft.  1868. 
IV.  St.  Petersburg  1869.  —  18)  Sapiski  der  Kais.  Rnss.  geographischen  Gesell- 
schaft IL  mathem.  pbysical.  Abtheil.  St.  Petersburg  1869.  —  19)  Preafa.  Han- 
delsarchiv. 1869.  No.  42— 45.  Berlin.  —  20}  Jahresbericht  am  5.  Jnni  1869 
dem  Comit^  der  Nicolaistern  warte  abgestattet  vom  Director  der  Sternwarte.  St 
Petersburg  18G9.  —  21)  Map  de  Ghiatemala  la  Nueva  levantado  por  Herrn.  Au. 
1868.  Winteithur.  —  22)  Carte  du  canton  de  Gtnkoe,  reduction  de  eelle  du  04- 
n&al  Du f  OUT  mise  a  jour  et  publice  par  Briquet  et  fils  ä  Genküe  1868.  Wlnter- 
thur.  M.  1 :  50,000.  —  23)  Karte  des  Kantons  Glams.  M.  1 :  50,000.  2  BU. 
Winterthur.  —  24}  Plan  der  Stadt  und  Umgegend  von  Jerusalem  nach  den  eng- 
lischen Aufnahmen  in  den  J.  1864  und  65  durch  Capt.  Ch.  W.  Wilson  unter 
der  Direction  von  Colonel  Sir  H.  James  reduc.  von  1 :  10,000  anf  1 :  20,000 
herausg.  von  Wurster,  Randegger  &  Co.  Winterthur  1869.  —  25)  Derselbe, 
leio€  giologique  par  0.  Fraas.  ib.  —  26)  Tenerife  nach  vorhandenen  Materialien 
und  eigenen  Beobachtungen  entworfen  von  G.  Härtung,  K.  v.  Fritsch  und 
W.  Reifs,  gezeichnet  von  J.  Randegger.    M.  1  : 200,000.    Winterthur. 


Verbesserungen  zu  Bd.  IV. 


S.  343  Z.  16  V.  u.  lies  Cryptostegia  grandißora  R.  Br.  statt  Asclq)iadea  sp. 

8.  844  Z.     4  V.  o.  und    S.  345  Z.  17  v.  6.    lies    Eckinodorus  pusillus    Buchenaa 

statt  Mismaeea. 
8.  416  Z.    7  v.  n.  lies  Coccoloba  ttvifera  statt  Coooololia  tmifera. 
S.  417  Z.  10  y.  u.  lies  Pitheeolobium  statt  Tithecollobium, 
S.  417  Z.     6  V.  u.  lies  propinqua  statt  propingua» 


Uebersicht  der  vom  December  1868  bis  Ende  November 

1869  auf  dem  Gebiete  der  Geographie  erschienenen 

Werke,  Aufsätze,  Karten  und  Pläne. 


Von  W.  Kon  er. 


Geschichte  der  Geographie.     Geographische  Wörterbücher. 

Encyclopfidien. 

St  Martin  (Vivien),  L'ann^e  g^ograpbiqne.     VII*  ann^e.     Paris  (Hachette  &  Co.) 

1869.     8.     (28  Sgr.) 
▼.  Hoehstetter  (F.),  Jahresbericht.  —  Mittheil.  d.  K»  K,  geograph,  Ges.  in  Wiem, 

1869.     p.  1. 
Mnrehlson  (R.  J.)»  Address  of  the  Anniversary  Meeting  of  the  Roy.  Geographica 

Society.     24th  May,   1869.    —    Procwd,  of  the  Roy.  Geogr.  Soc.  XIII.   1869 

p.  868. 
Maunoir   (Ch.),   Rapport  snr  les  travanx  de  la  Soci^t^  de  g^ographie   et  snr  les 

progr^s  des  sciences  g^ographiqnes  pendant  Tanntfe  1868.  —  Bull,  de  la  8oe. 

de  giogr,     V*  S^r.     XVII.     1869.     p.  198. 
Pflege  der  Erdkunde  in  lUUen.  —  Autland,  1869.  N.  14. 
Neubauer  (A.),  La  g^ographie  du  Talmud.    Memoire  cooronn^  par  rAcad^mie  des 

mscriptions  et  belies -lettres.    Paris  (Mich.  L^vy  fi^res)  1868.    XL,  468  S.    8. 
Mahn  (F.),  Ueber  den  Ursprung  und  die  Bedeutung  der  Namen  der  europftischen 

Flüsse.  —  Hermes,  Stoa.    L    1868.    p.  19. 
Van  Raemdonck  (J.),  G^rard  Mercator,  sa  vie  et  ses  oeuvres.    St.  Nicolas  (Oal- 

chaert-Praet)  1869.     XXXXII,  875  S.     Roy.-8. 
Breusing,  Gerhard  Kremer  gen.  Mercator,  der  deutsche  Geograph.    Vortrag.    Duis- 
burg (Nieten,  in  Comm.)  1869.     gr.  8.     Vergl.  Ausland,    1869.    No.  85. 
Steinhauser  (A.),  Mercator  und  seine  Werke.    —    Aus  allen  Welttheilen.    1869. 

p.  14. 
Doye  (H.  W.),  GedKchtnifsrede   auf  Alex.  v.  Humboldt.     Berlin  (DUmmler)  1869. 

gr.  8.     (1  Thlr.) 
~  La  vie  d'Alexandre  de  Humboldt.  —  Reuue  d,  cours  litter.     1870.     N.  1. 
Bastian  (A.),  Alexander   v.  Humboldt.     Festrede.     Berlin   (Wiegandt  &  Hempel) 

1869.     gr.  8.     (i  Thlr.) 
Searpellini   (C),    I   cento   anni   del    natale   di  Alessandro  Humboldt.    —  Bullett. 

nautico  geogr afico  tU  Borna,     V.  1869.     No.  4. 
y.  De  eben  (H.),  Rede  zur  Erinnerung  an  das  lOOjfthrige  Geburtsfost  A.  v.  Hum- 

boldt's,  gehalten  am  11.  October  1869.    Bonn  (Henry)   1869.    gr.  8.  (|  Thhr.) 
Bernstein  (A.),  A.  v.  Humboldt  und  der  Geist  zweier  Jahrhunderte.    Berlin  (Cha- 

risius;  Samml.  gemeinverstllndl.  Vortr.     Heft  89).     8.     (j-  Thlr.) 


566  W.  Koner: 

Elze  (K.))  Festrede  an  Humboldts  100 jährigem  Geburtstage   im  Gewerbcrerein  n 

Dessau  gehalten.     Dessau  (Aue)  1869.     gr.  8.     (2}  Sgr.) 
Meibauer  (R.  0.),    Alexander   y.  Humboldt.      1.  u.  2.  Aufl.     Berlin   (Gerstmann) 

1869.     gr.  8.     (|Thlr.) 
Schieiden  (M.  J.),  Zur  Erinnerung  an  Alex.  ▼.  Humboldt.  —   Unsere  ZeiL    1869. 

19.  Heft. 

Ule  (0.),  Alexander  v.  Humboldt.  Biographie  fUr  alle  Völker  der  Erde.  Berim 
(Lesser)   1869.     8.     (^  Thlr.)  —  Dasselbe  2.  8.  u.  4.  Aufl.     Ebda. 

Klencke  (H.)»  Alexander  v.  Humboldt.  Leben,  Reisen  und  Wissen.  6.  Aufl. 
Leipzig  (Spamer)  1869.     gr.  8.     (1}  Thlr.)  >-  Dasselbe.  2.  Abdr.   1870. 

Schmidt  (F.),  Alexander  v.  Humboldt.  Ein  Lebensbild.  I. — 4.  Aufl.  Berlin  (Käst- 
ner)  l^<?9.     gr.  ^6.     H  Thk.) 

Alexander  von  Humboldt     Zum   14.  Sfipt^   1^6.9 1   49f^ciVS  ^Q^Jl^f^  Gabf^alage. 

1. — 4.  Afl.     Leipzig  (Hartmann,  in  Comm.)   1869.     gr.  8.     (2J  Sgr.) 
Lettres  d' Alexandra  4e,  I^u,ifilbo]]dt)   ^  Auguste.  Fiiotot  (17d5 — lSf24)   pubL  par  A. 

RHU  et.  —  Le  Globe.    Memoires.    1868.     p.  127. 

Uebersichtskarte  von  Alexander  v.  Qumlloldfs  Beisen  1798 — 1829.  —  PeUrmanm*t 
Mittheil.     1869.     p.  292. 

Nicholl«  (J.  J.),  The  Remarkable  Life,  Adventures,  and  Discoveries  of  Sebastian 
Cabot  of  Bristol,  the  founder  of  Great  Britain*8  Maritime  Power,  Discover  of 
America,  and  its,  First  Coloniser.     J^iondon  (Low)   1^69.    200  S,    9.^   (^7a.  6d.) 

Malte-Brun  (V.  A.),  Notice  sur  1^^  V9yag!e4  e^  les  travaux  de  M.  le  Comte  d^Es- 
cayrac  de  Lauture.    —    Bull,  de  la  Soc.  de  Geogr.  V*  S^r.  XVH.    1869.  p.  168. 

John  Crawfurd^  —    Tijdschr.  v.  Neßerlandsch  Indie.      1868>     II.      g.  157. 

Marcou  (J.),  Notice  biographique  sur  M.  Auguste  DoUfus-GcPS.  —  Bi^C  de  la 
Soc.  de  Geogr.     Y*  Se'r.     XVni.     1869.     p,  143. 

Malfatti  (B.),  Scritti  geografici  ed  etnografici.  Milano  1869.  608  S^   12.  (4  l  50  c) 

Cam.pano  (D.  L.),   Di<;cionario   de  geogrivfia  a^^gaa  y  modema*     Pam   (Boe»  k 

Bouret)    1869.     874  S,     8. 
Breton  (S.O.),  Dictionary  ofGeography:  a  universal  Gazetteer.    lUustr.  hj  Maps 

etc.     London  (Warl  &  L.)  1868.     900  S.     8»     (j7  s,  6  40. 
Ji^cut's  geographisches  Wörterbuch.    Ai^f  Koaten  ^qr  deutschen,  morgisnl.  Qea^lacfa. 

herausg.  von  F.  WUstenfeld.     4.  Bd,     1.  IMlfte.    Leipzig  CBi^^l^bajoa!- Soct.,  in 

Comm.)    1869.     gr.  3*     (o^  ThJr.> 

ObermüUer  (W.),  Deutach-kelttsches,  geachichUich-g^ographisohea  Worterbvch  etc. 

Lief.  10.     Leipzig  (Denicke)   1868.     gr.  8.     (^  Thlr.) 
Q^offwann  (W.),  Encyklopädie  der  fird-,  y51ker-  und  Staatenkunde.    Lief.  72.  1%. 

Leipzig  (Arnold)  1868.    hoch-4.    (k  4  Sgr.)  —  2.  Abdr.   Lief*  24.  Ib.    SeiilufB. 

(k  12  SgrO 


Geographische  Hand-  and  Lehrbacher. 

Andre e  (R.),  Geographie  des  Welthandels.  Bd.  II.  Abthl.  2.  Stuttgart  (Haierj 
18.69.     gr.  8.     (27  Sgr.) 

Arendt  (C),  Leitfaden  ftkr  den  ersten  wissenschaftlichen  Unterricht  in  der  Geo- 
graphie.    10.  Aufl.     Regensburg  (Manz)  1869.     8.     (18  Sgr.) 

Backhaus  (J.  C.  N.),  Geographie  ftir  die  Oberklassen  der  Borger-  uqd  Volks- 
schulen.    Harburg  (Elkan)   1869.     8.     (4  Sgr.) 

Bellinger  (J.),  Leitfaden  fUr  den  ersten  Unterricht  in  der  Geographie  in  8  Kursen. 
7.  Aufl.     Wien  (Gerold's  Sohn)   1869.     8.     (6  Sgr.) 

Bl^ai^c's  Handbuch  des  Wissenswürdigst^n.  anp  der  Katur  und  Ge0ch|<?hte  d{^,  Erde 
und  il\r€r  ^e\ifohner,  8.  Aufl.  von  H.  Lange.  11. — 15.  I«ief.  Brapn^h^eig 
(Schwetschke  u.  S!)   1869.     gr^r.  Sl     (Jv.  |  Tl^lr.) 


Neu  erschienene  geographisclMr  Werle,  Anfsatse,   Karten  nnd  Pläne.    56? 

GftBDabich'8  Lehrbneh  der  Ckogtrapbfe.  IS.  itii4'.  Nen  befind,  v.^  F.  i[.  Öert'el 
Bd.  I.     Lief.  6—8.     Weimar.  (Voigt),     gt.  9.    ()L  }  Thlh) 

Daniel  (H.  A.),  Handbuch  der  Geographie.  8.  Aufl.  Lief.  1 — 6.  Leipzig  (Faes) 
1870".     gr.  6. 

Egli*8   (J.  J.)  kleine  Erdkunde.    4.  Anfl.    St.  fallen   (Huber  &  Co.)  1869.    gr.  8. 

(9  Sgr.) 
Gegen b aar  (J.),  Leitfaden  ftlr  den  geographischen  Unterricht  auf  Gymnasien  etc. 

2^.  Aufl.     Foldir  (HfUii^r)  1869.     8'.     (17  Sgr.) 

GercTter  (J.  S.),  Die  Geographie  der  Gegenwart  vom  Standpunkt  der  WissenBchaft, 
der  Schule  und  des  Lebens.     Bern  (Dalp)    1869.     gr.  4.     (24  Sgr.) 

Hopf  (G.  W.)}  Grundlinien  der  Handelsgeographie.  5.  Aufl.  Nürnberg  (Schmid) 
1869.     gr.  8.     (1  Thlr.) 

Kaiser  (H.),  Lehrbuch  der  Erdbeechreibung.  Ein  Leitfaden  fUr  Lehrer.  4.  Aufl. 
neu   bearb.  von  W.  Ulrich.     Langensalza  (Verl.-Compt.)   1869.     8.     (12  Sgr.) 

Kienemnnd  (H.  A.),  Erdbeschreibung  fUr  die  oberen  Klassen  Und  Abtheilungen 
der  Volksschulen.     7.  Aufl.     Heiligenstadt  (Dankelberg)  1869.     8.     (2  Sgr.) 

V.  K15den  (G.  A.),  Handbuch  der  Erdkunde.  8.  Bd.  2.  Aufl.  Berlin  (Weid- 
mann),    gr.  8.     (4fThh-.) 

Kinn  (V.  F.),    Leitfaden  fUr   den  geographischen  Unterricht  ftlr  Unter -Gymnasien. 

8.  Aufl.     Wien  (Gerold's  Sohn)  1869.     gr.  8.     (27  Sgr.) 
Kozenn  (B.),   Erdbeschreibung  fttr  Volksachulen.     Ohnftts  (Hdlzel)  1860.     gr.  8. 

(|  Thlr.) 
KtttziUg  (F.  T.),  Die  Elemente  der  Geographie  als  Lehr-  und  Lesebuch  etc.    5.  Aufl. 

Langensalza  (Beltz)  1869.     gr.  8.     (12  Sgr.) 

Knttner  (A.),    Leitfaden   der  Geographie  mit  Notizen   aus   der  Waarenkunde  etc. 

Pest  (Lampel)  1869«     gr.  8i     (f  Tblr.)' 
Knznik  (Th.),  Kleine  Erdbeschreibung.     Ftlr  ElementafrsclHller.     4.  Aufl.     Breslau 

(MariMchke  &  Berendt)  1869.     8.     (2^  Sgiv) 

Labrssen  (H.),  Leitfaden  bei  dem  Unterrichte  in  der  Geographie  ftir  gehobene 
Volksschulen.     2.  Aufl.     Oldenb^urg' (Schtüidi)  18^9:     8.     (}  Thlr.) 

L  e i  b  i  n  g  (F.),  Geographisches  Elementarbnch  nach  dtr  zelchnetfden  Ketfabde.'  1.  Stufe. 
Berlin  (Mittlelr'&  S.)  1869.     gr.  8.     (j  Tfalh) 

Leibing  (W.),  Geographische  Wlederholungs- Tabellen.  Fttr  mittlere  Klassez^  von 
Gymnasien  etc.     Berlih  (Mittler  &  S.)  1869.     gr.  S.     Ü  thlr.) 

Lfiben  (A.),  Leitfaden  zu  einem  methodischen  Unterricht  in  der  Geographie.  14.  Aufl. 
Leipzig  (Flelseher)  1869.     8.     (|  Thlr.) 

Meurer  (H;),    Leitfaden  beim   Unterricht   In   der^  Geographie    für   dymnasien   etc. 

8.  Aufl.     Münster  (Theising)  1869.     gr.  8.     (}  Thlr.) 
Kö's'selt's   (F.)   kleine   Geographie  etc.     9.  AutfJ  von    F.  G.  L'.  Walter.     Berlin 

(Bomtrkger)  1870.     gr.  8.     (18  Sgr.) 

Oberländer  (E.  H.),  Der  geographische  Unterricht  nach  den  Grundsätzen  der  Rit- 
ter'schen  Schule.     Grimma  (Hensel)  1869.     gr.  8.     (|  Thlr.) 

Peter  (H.),  Leitfaden  füf  den  geographischen  Unterricht  an  gehobenen  Volks-  und 
Bürgerschulen  etc.    2.  Aufl.    HUdburghansen  (Gadow  &  S.).  1869.    8.    (4  Sgr.) 

Potz  (W.)|  Leitfaden  bei  dem  Unterrichte  in  der  vergleiehenden -  Erdbeschreibung 
für  die  unteren  und  mittleren  Klassen.  11.  Aufl.  Freibarg  i.  Br.  (Herder) 
1869.     gr.  8.     (|Thlr.) 

Sandmann  (E.),  Elementar- Geographie.  8.  Cursus.  Grossen  (Appon)  1869.  8. 
(2  Sgr.) 

Scherer  (P.  A.),  Fafelicher  Unterridit  in  der  Geographie  fttr  Schulen  und  zur  Selbst- 
belehrung.    12.  Aufl.     Innsbruck  (Pfaundler)  1869.     8.     (j  Thlr.) 

Sohneid  er  (K.  F.  R.),  Handbuch  der  Erdbeschreibung  und  Staatenkunde.  2.  Aufl. 
Lief.  2.  8.     Glogau  (Flemkung)  1868i     gr.  8.     (k  j  thlr.)' 


568  W.  Kon  er: 

Stein  (C.  6.  D.),  Leerboek  der  algvmeene  amrärükskiiiide,  nitgeg.  door  O.  Dtlitsch. 

Yrij  bewerkt  naar  het  Hoogd.    door  A.  vtn  Olterloo.     Vill,  414  bl.     Amstar- 

dam  (Gebr.  Kraaj)   1868.     gr.  8.     (f.  2,76.) 
Tille  (A.),   Lehrbuch   der   Geographie   fbr  die    1.  Klasse   der  Mittelaebuleii.     Prag 

(Kober)  1869.     186  S.     8.     (böhmisch.) 
Tritscheler  (E.  E.),  Geographie  fttr  Schulen.    4  Hefte.    3.  Anfl.    Carlamhe  (Creas^ 

baaer)  1869.     gr.  8.     (k  2  Sgr.) 

üngewitte[r*s  (F.  H.)  neueste  Erdbeschreibung  und  Staatenkaads  odar  g^ogia^ 
phisch  •  statistisch  -  historisches  Handbuch.  5.  Aufl.  Bearb.  von  G.  W.  Hopf. 
Lief.  24—28.     Dresden  (Dietze)  1869.     Lex.-8.     (k  6  Sgr.) 

V olger  (W.  F.),  Leitfaden  beim  Unterricht  in  der  Länder-  und  Völkerkunde  ftr 
Gymnasien  etc.     18.  Aufl.     Hannover  (Hahn)  1869.     gr.  8.     (6  Sgr.) 

Wörle  (J.  G.  C),  Knrzgefafste  Geographie  etc.  14.  Aufl.  Stuttgart  (Wittwer) 
1869.     8.     (3\  Sgr.) 

Zachariae  (A.),  Lehrbuch  der  Erdbeschreibung  in  natttrlicher  Verbindong  mit  Walt- 
geschichte, Naturgeschichte  und  Technologie.  1.  Thl.  8.  Aufl.  Leipsig  (Flei- 
scher) 1868.     gr.  8.     (27  Sgr.) 

Leitfkden  der  Geographie  Ittr  Hindels-,  Gewerb-  und  Realschulen.  2.  AbtU.  Leit- 
faden der  physikalischen  und  politischen  Geographie.  2.  Aufl.  Nfimbeig 
(Schmid)  1869.     gr.  8.     (12  Sgr.) 

Allgemeine  Geographie  sum  Gebrauche  fllr  Privat-  und  öffentliche  Lehranstalten. 
2  Thle.     Lemberg  (Wildt)  1869.     8.     (polnisch.) 

Httlftbuch  für  den  geographischen  Unterricht.    Breslau  (Aderholz)  1869.    8.    (^Thlr.) 


Dick   (A.  H.),  An  Elementaiy  Geograph^  for  Schools.     P.  1.  2.    London  (Murby) 

1869.     12.     (1  s.  6d.) 
Dick  (Th.  G.),  Elementary  Oeography.     2d  edit    London  (Nekon)  1869.     186  S. 

12.      (1  8.) 
Douglas  (J.),    A  Text-Book  of  Geography,  for  the  Use  of  Schools.     Bdinboigb 

(Oliver  &  B.)  1869.     850  S.     12.     (2%.  6  d.) 
Guy  (J.),    School   Geography,    on   a   New   and   Easy   Plan.     29th  edit.     London 

(Wbittaker  &  Co.)  1869.     244  S.     12.     (B  s.) 
Hey  wo  od  (J.),    Geographica!  Copy-Book.     No.  1.     Manchester  (Heywood)  1868. 

4.     (8  d.) 

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2nd  edit.     London  (Lockwood)  1869.     146  S.     12.     (2  s.  6  d.) 
Wiltsch  (J.  E.  T.),   Handbook   of  the   Geography  and  Statistics   of  the  Church. 

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8  en   160  bl.     8.     (f.  1,25.) 

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Leesboek  voor  de  boogste  Masse  der  lagere  school.    Groningen  (Wolters)  1868. 

8  en  144  bl.     8.     (f.  0,80.) 
Cortambert  (E.),  Deseription  de  l'Asie,  de  TAfrique,  de  TAm^rique  et  de  l'Oo^anie, 

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KoQT.  ^dit.     Paris  (Hachette  &  Co.)  1869.     815  S.     12.     (2  fr.) 

G^grapbie   aniverselle    de   Crozat.      Onirrage  enti^rement  refondn   etc.      Limoges 

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XJI,  290  S.     12.     (8  fr.) 
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Petite  g^ographie,  on  extrait  de  la  g^ographie  physique,  politiqne  etc.    Tours  1869. 

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y*.  S^r.     XVin.     1869.     p.  289. 

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Schmidt  (Oscar),   Das  Leben   auf  dem  Grund   des   atlantischen  Oceans  nach   den 

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The  Gulf  Stream  and  its  Errantry.  —  Nautical  Magaz.     1869.     p.  188. 
The  Gulf  Stream.  —  Athenaeum.     1869.     No.  2162. 
Zwei  neue  Hypothesen  ttber  den  Golfstrom.  —  Globus.     XV.     1869.     p.  118. 

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ftlr  das  J.  1871  zur  Bestimmung  der  LSnge,  Breite  und  Zeit  zur  See  nach 
astronomischen  Beobachtungen.     Berlin  (G.  Beimer)  1870.     gr.  8.     (f  Thlr.) 

Almanach   du   marin   et  de   la   France   maritime  pour    1869.     Paris.     160  S.     16. 

(60  c.) 
Annuario  marittimo  per  Tanno  1869.    19.  Annata.    Triest.  (Lit.  artist.  Anst.)  1869. 

gr.  8.     m  Thlr.) 
Pnbois,  Cours  de  navigation  et  d'hydrographie.    2*  ^dit.     Paris  (Bertrand")  1869. 

671  S.     8.     (15  fr.) 


tteu  enchienene  geographische  Werke,  Anfsätze,  Karten  nnd  Pläne      57o 

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liner Gee,  f.  Krdk.     1869.     p.  81.  97. 

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revis.  by  J.  W.  Inman.     London  (Rivingstons)  1869.     896  S.     8.     (16  s.) 
Barwood,  Tide  Tables  for  1869.     London,  Hydrograph.  Office,   1869.    (1  8.  6  d.) 

Haaghton  (S.),   Mannal  of  Tides  and  Tidal  Currents.     New  edit.     London  (Cas- 

sell)  1869.     12.     (8  8.) 
The  Nautic  Hile:  In  reference  to  Carrington's  Tables.    —    Nautical  Magaz.     1868. 

p.  661.     1869.  p.  87. 

Aftican  Pilot,  part  2,  from  Cameroon  River   to  Cape  Good  Hope,  by  Staff  Comm. 

Q.  F.  M*Doagall.     1868.     London,  Hydrogr.  Office,   1868.     (4  8.  6  d.) 
Golf  of  8iam  and  Balabac  Strait  —  Mereantile  Marine-Magaz.     1869.     p.  71. 

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sp^eialement  k  T^gard  des  ses  poissons  importants  k  la  peche  et  an  commerce; 
trad.  par  L.  £.  Borring.  —  Anftal.  d,   Voy.     1869.     I.     p.  65. 

Description  des  phares  et  fananx  existent  sur  le  littoral  maritime  da  globe,  k  l'usage 
des  navigateurs.    Mai  1869.    Paris  (Robiquet)   1869.    VIII,  815  S.     18.    (4  fr.) 

Le  Gras,  Phares  de  la  mer  da  Nord  (Belgique,  Hollande,  Hannovre,  Danemark, 
Norvkge),  la  mer  Baltiqne  (Prasse,  Rassie,  8u^de),  et  la  mer  Blanche,  corrig^s 
en  Janvier  1869.     Paris  (De'pdt  de  la  marine)  1869.     8.     (50  c.) 

Le  Gras,  Phares  des  cdtes  Nord  et  Oucst  de  France  et  des  cotes  Onest  d'Espagne 
et  de  Portagal,  torriges  en  avril  1869.  Paris  (D^pdt  de  la  marine)  1869. 
98  S.     8.     (80  c.) 

Le  Gras,    Phares  des   cötes  des  fies  Britannlqaes,   corrig^s   en   avril  1869.     Paris 

(D^p6t  de  la  marine)  1869.     91  S.     8.     (50  c.) 
Le  Gras,    Phares   de   la  mer  M^diterran^e ,    de  la  mer  Noire  et  de  la  mer  d'Azof, 

corrig^s  en  janvier  1869.     Paris  (D^pöt  de  la  marine)   1869.     8.     (50  c.) 

Le  Gras,  Phares  des  cötes  ouest,  sad  et  est  d'Afriqae  et  des  iles  ^parses  de  l'o 
c^an  Atlantiqne,  corrig^s  en  avril  1869.  Paris  (D^pöt  de  la  marine)  1869 
98  8.     8.     (80  c.) 


Allgemeine  Anthropologie  und  Ethnographie. 

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progrte  des  sciences  ethnographiqnes  pendant  Tann^e  1860 — 67.  Paris  (Amyot) 
1869.     28  S.     8. 

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1868.  p.  1. 

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thropologie.     III.     1869.     p.  259. 
On  the  Permanence  of  Type  in  the  Hnman  Race.  —  Joum,  of  the  Ethnolog,  Soe. 

1869.  Jaly. 

The  Antiqnity  of  Man.  —  Anthropolog.  Rev.     1869.     p.  186.  * 

Theories  of  Haman  Origin.  —  ib.  1869.  p.  1. 

Qnatrefages,  The  Formation  of  the  Mixed  Haman  Races.  —  ib.  p.  22. 

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1869.     414  S.     8.     (4  0.  6  d.) 

Klein   (H.  J.),    Geologische  Altenbereobnvng    des   Menscheageschl^hteB    und   ihr 

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et  monuments  m^galithiqae  du  Vivaraisi    avec   carte   et  nembrensea   pUadns. 

Montpellier  1869.     76  S.     8. 

de  Saporta  (&•)}   La   pal^ontologie   appliqn^  k   T^tude   des   races   hnmaiAM.  — 

Revue  ct.  Dmtx  Mondes.     LXXVI.     1868.     p.  973. 
Jourdy,  Les  reates  les  plus  anciens  de  rhomme  d'aprösles  travagz  les  plus  rfonts. 

—  La  pkilotophie  positive.     1869.     Ko.  2.     p.  266. 

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—  2.  f.  Ethnologie,     l.     1869.     p.  198. 

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Sir  John  Lubbock  ttber  die  Urzustände  der  Menschheit.  —  Äuslmid.  1869.  Ho.  89. 

V.  Maack,  Sind  das  Stein-,  Bronze-  und  Eisenalter  der  rorhistorisohen  Zeit  nur 
die  ^ntwickelungsphasen  des  Culturzustandes  eines  Volkes  oder  sind  sie  mit 
dem  Auftreten  verschiedener  YSllcerschaften  verknöpft?  —  Ärch.  /.  Anthropo- 
logie.    Itl.      1869.     p.  267. 

Zweifel  an  den  kttnstlichen  Ursprung  unpolirter  Steingerttthe.  —  Ausland.  1869.  No.  9. 
Die  Bronzezeit.  —    Gaea.     1869.     p.  161. 

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in.     1869.     p.  187. 

Stephens  (G.),  The  Old  Northern  Runic  Monuments  of  Scandinavia  and  England, 
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fol.     (£5.) 

Stephens  (G.),   The  Runic  Hall   in   the  Danish  Old  Northern  Museum  at  Copen- 

hagen.     London  (Smith)  1869.     26  S.     8.     (2  a.  6  d.) 
Mestdorf,   Aus   den   , Reiseerinnerungen*   des  schwedischen  Archttologoa  Nilsson. 

—  Globus.     XV.     1869.     p.  110. 

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C.  A.  Keerl.     Gütersloh  (Bertelsmann)  1869.     gr.  8.     (2^  Sgr.) 
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Garat  (D.  J.),   Origines  des  Basques  de  Franoe  et  d'Espagne.     Paris  (HAchette  & 

Co.)  lÖÖÖ.     Vi,  294  S.     18.     (3  fr.  60  c.) 

Ibn-Dasta,  Berichte  ttber  die  Chazaren,  Burtassen,  Bulgaren,  Madscharen,  Slawe« 
und  Russen,  zum  ersten  Male  herausg. ,  ttbers.  und  comment.  von  Chwolson. 
St.  Petersburg  1869.     8.     (arabisch-russisch.) 

Jackson  (J.  W.),  The  Aryan  and  the  Semite.  —  Anthropolog.  Rev.  1869.  p.  888.' 
Die  ersten  ethnographischen  Versuche  der  Araber.  —  Ausland.   1868.  No.  48. 

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Bilder.     Braunschwvig  (Brnhn)  1869.     gr.  8.     (|  Thlr.) 


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Gloltua,     XIY.     1868.     p.  236. 

Wirkun^n  der  Erdbeben  auf  das  Leben  der  Völker.  ^  ib.  XIV.  1868.  p.  276. 

Die  Sklaverei  vom  Standpunkte  der  Culturgeschichte,  der  Anthropologie  und  Ethno- 
graphie. —  Gaea,     1868.     p.  549. 

Hunt  (S.  B.),  The  Negro  a«  a  Soldier.  —  Anthropological  Rto.     1869.     p.  40. 

Bartalus  (St.),  Die  Zigeuner  und  ihr  Verhältnifs  zu  unserer  Musik.  —  Ungaritche 
M<maUchr.     II.  S.    1868.    p.  25.     II.   3.    p.  88. 

Kniemann  (R.),  Die  Zigeuner.  —   Untere  Zeit.     N.  F.     V.  1.     1869.     p.  848. 
Schlegel   (G-)*    Chinesische    Bräuche   und   Spiele   in   Europa.      Promotionssohrift. 
Breslau  1869.     8. 


Allgemeine  Statistik. 

Theorie  der  Statistik.  —  Mittkh  aut  dem  Gebiete  der  Statistik,    Jahrg.  XVI.   1.  1869. 
Znccagni-Orlandini    (A.),    Elementi    di    statistica.      Firenze    1869.      XXXIII, 
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scienze  affini.     Venezla  1869.     64  S.     8.     (1-  0,25.) 

Congfte  international  des  statistique  k  la  Heye.  7"*  Session  du  6  au  1 1  Septembre 
1869.  l'*  paiüe.  Programme.  La  Heye  (M.  Kijhoff)  1869.  4  en  200  bl. 
gr.  4.     (f.  2,60.) 

Htbner  (O.),  Sutistische  Tafel  aller  Länder  der  Erde.    18.  Aufl.    Frankfurt  a.  M. 

(Boselli)   1869.     Imp.-FoL     Q  Thlr.) 
Franke  (O.),   Statistische  Tabelle  aller  Länder  der  Erde.     Leipzig  (Mindel   1869. 

1$.     (2  8gr.)  J 

Hnnfalvy  (J.)y  Europa  ällamainak  rövid  statistikija.    (Kurze  Statistik  der  Staatei ' 

Ei^iopii's.)    Pest  (Emich)   1868.     811  S.     8.     (1  fl.  80  kr.) 
V.  Scheel  (H.),  Zur  Technik  der  Volkszählungen.   —  Jahrh.  f.  NaOfmalökonotnie. 

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Hopf  (G.),  Ueber  die  allgemeine  Natur  desGeburts*  und  des  Sterblichkeitsverhält- 
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U^goyt  (A.),  De  V^t  aetuel  de  l'agriculture  dans  quelques  £tats  de  l'Europe.  — 

Joum.  de  la  Soq.  de  statisi.  de  Paria,     1869.     p.  4.   187. 
Die  Goldgewinnung  in  der  neuesten  Zeit  —  Auslands     1869.    No.  19. 


Reisen  durch  mehrere  Welttfaeile  and  Länder. 

Chatakterbüder   der  £rd-  und  Völkerkunde.     Bd.  II.     Heft  3.  8.     Hildbnrghaosen 

(BibL  Inst.)   1868.     gr.  4.     (k  }  Thlr.) 
Hauer  (A.),^   Geographische   Bilder.     6.  Aufl.     Langensalsa  (Schulbuchhandlung.) 
1869.     8.     (24  Sgr.) 


,/ 


5t6  *.  & 


oncr: 


Lansing,  Bilder  aus  der  Lftnder-  und  Völkerkunde,  wie  auch  aus  der  Phjsik  der 
Erde.     2.  Ausg.     Osnabrück  (Rackborst)  1869.     gr.  8.     (24  Sgr.) 

Branca  (G.),  I  viaggiatori  italiani  del  nostro  secolo.  —  Bollett,  dtUa  Soc.  geognf, 
ital,     Fase.  2.     1869.    p.  251.     Fase.  8.    p.  817. 

Mountain  Adventures  in  the  Tarious  Countries  of  the  World.  From  the  NarraÜTes 
of  Celebrated  Travellers.     Boston  1868.     VIII,  320  8.     12.     (D.  2,50.) 

Hildebrandt 's  (£.)  Reise  um  Erde.  Ilach  seinen  Tagebttchem  erafthlt  Ton  E. 
Kossak.     2.  Aufl.     Berlin  (Janke)  1870.     8.     (l^  Tblr.) 

Reise   der  Fregatte  Novara  um   die  Erde  etc.     1.  Bd.   Säugetfaiere.     Bearb.  von  J. 

Zelebor.     Wien  (Gerold's  Sohn,  in  Comm.)  1869.     gr.  4.     (Ij  Thlr.) 
—  —     Anthropologischer  Theil.     8.  Abthl.    Ethnographie.     Bearb.  ▼.  F.  M filier. 

Wien  (Qerold's  Sohn,  in  Comm.)   1869.     gr.  4.     (8  Thlr.) 

Reise  der  österreichischen  Fregatte  Novara  um  die  Erde  etc.  4.  Volksauag.  Bd.  L 
Lief.  14.  15.     Bd.  II.    Wien  (Gerold's  Sohn).    Lez.-8.    (k  Lief.  6  Sgr.) 

Spiegel  (Fr.),  Die  ethnographische  Ausbeute  der  Novara-Reise.  —  Aiuland,  1868. 
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1869.     (8  D.) 
Relation  authentique  du  voyage  du  Capitaine  de  Gonneville  ^  nouvellea  terres  des 

Indes,  pubi.  int^gralement  pard'Avezac. — Annai,  d.  Voy,    1869.  11.  p.  257. 

IIL    p.  12. 

Siegfried  (J.),  Seize  mois  autour  du  monde.     1867 — 69,  et  particnli^rement  aox 

Indes,  en  Chine  et  au  Japon.     Paria  (Hetael)   1869.     12.     (8  fr.) 
Travers^e  de  „rAuiazone"  du  Gabon  k  Cayenne.   —    Annal,  hf/drogr,.   1869.  p.  210. 

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R.  H.  the  Duke   of  Edinburgh   in    1867.  68.     London  (Allen)  1868.     494  S. 

8.     (16  s.) 
Travers^e  de  la  fr^gate  la  „Sybille"  de  Gibraltar  k  Noum^a.    —    Anmü,  hydrogr, 

1869.     p.  215. 

Traverse  de  la  corvette  le  ,Dupleix"  de  Brest  k  Yokohama.  —  ib.  1869.  p.  218. 
Martin,   Travers^e   du  «Tarn*   de  Tonion   en  Oal^donie   et  en   Conchinohine.  — 
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The  Yoiage  and  Travaile  of  Sir  John  Manndeville.  New  edit.  by  J.  O.  Hol- 
land.    London  (Ellis)  1868.     8.     (10  s.  6  d.) 

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en  lUlie,  septembre  1867  —  mai  1868.  Paris  (Donniol)  1869.  578  S.  18. 
(8}  fr.) 

Swift  (J.  F.),   Going  to  Jericho;   or,   Sketches  of  Travel  in  Spain  and  the  East. 

San  Francisco   1868.     447  S.     12.     (10  s.) 
Bnrt  (N.  C.  D.  D.),    The  Far  East;   or  Letters   from  Egypt,  Palestine,    and   other 

Lands  of  the  Orient.     Cincinnati  1868.     896  S.     8.     (10  s.) 

Notes  on  the  Voyage  from  Southampton  vift  Panama  to  New  Zealand,  with  an  Ae- 
count  of  Rapa  Island.  —  NcnUical  Magaz,     1869.     p.  57. 

Bradshaw's  Overland  Guide  to  India.    New  edit.   London  (Adams)  1869.    16.  (5  8.) 

Spoerer  (G.),  Die  Reise  nach  Indien  zur  Beobachtung  der  totalen  SonnenfinstemifA 

am  18.  August  1868.     Vortrag.     Leipzig  (Engelmann)  1869.    gr.  8.     (6  Sgr.) 

Aurfes,  Concordance  de  voles  apollinaires  et  de  ritin^raire  de  Bordeaux  k  Jerusalem 
dans  toutes  les  parties  qui  leur  sont  communes,  et  comparaison  de  ses  teztai 
avec  Titin^ralre  d'Antonin  et  avec  la  table  th^dosienne.  Nfmes  1868.  184  S. 
8.     (Extr.  d.  M^m.  de  TAcad.  du  Gard.) 


Neu  erschienene  geographische,  Werke,  Aofa'ätze,  Karten  und  Pline.     577 

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gwgr.  Ge9.     X.     1866.  67.     p.  62. 

(Arnold  (B.  A.}i  From  the  Levant,  the  Black  Sea,  and  the  Danube.  %  yoll.  London 
(Qhapman  &  H.)  1868.     642  S.     8.     (20  s.) 

Townshend  (F.  T.),  Ten  Thousand  Milea  of  Trayel,  Sport  and  Aventure..  Lon- 
don (Hunt  &  B.)  1869.     286  S.     8. 

Bombelli  (B.),  Sei  mesi  in  Oriente,  giomale  di  un  vagabondo.  2  vol.  ABisi 
1868.     493  u.  887  S.     8. 

Chateaubriand,  Itin^raiie  de  Pari«  k  Jerusalem.    EdlL  revue  par  M.  de  Cadou- 

dal.     Lille  1869.     345  S.     8. 
Hae8eler(C.  H.),  Acrosa  the  Atlantic;  Letters  firom  France,  Switserland,  Oermany, 

Italy  and  England.     New  York  (Petersen  &  Bros)  1868.     12.     (D.  2.) 
Bdllow's  (H.  W.),   The   Old  World   in  its  new  face.     Impressions   of  Europe   in 

1867—68.     2  vols.     New  York  1868—69.     528  S.     12.     (7s.} 
J'önbert  (A.),  De  Cadix  k  Tanger  (Espagnols,  Anglus  et  Haures).    Angers  1869. 

22  S.     8. 

Fouquier  (AI),   Hors  de  Paris.     Canal  de  Suez.     Le  Caire.     Jerusalem.     Damas. 

Paris  1869. 
Taylor  (B.),  Byways  of  Europe.    2  voll.    London  (Low)  1869.    698  S.    8.    (16  s.) 
Millie  (J.),    Toyage  descriptif   de  Paris  k  Turin   et  Milan  par  Micon,   le  Mont 

Cenis.     MiUn  (Givelli)  1869.     XXII,  128  S.     16. 
Kicbardaon  (W.  R.),  From  London  Bridge  to  Lombardy,  by.  a  Macadamised  Route. 

London  (Low)  1869.     206  S.     8.     (12  s.) 
Harper's  Handbook   for  Travellers  in   Europe  and  the  East.     By  N.  Pembroke 

Fetridge.     Bevised  edit     New  York  1869.     12.     (28  s.) 
Latrobe  (J.  H.),  Hints  for  Six  Months  in  Europe.     Philadelphia  1869.     874  8. 

18.     (6  s.) 
Rubens on,  Skildringer  frAn  Amerika  oeh  England  i   bref  under  höchsten  1867. 

Stockholm  1868.     201  8.     8.     (2  Thlr.) 

Bradsbaw's  IHnstrated  Handbook  for  Belgium  and  the  Bhine.  New  edit.  Lon- 
don (Adams)  1869.     16.     (6  s.) 

Eey  (E.),  Gen^ve  et  les  rives  du  Rhin.  2«  ^t.  Saiot-Germain  1869.  447  8. 
18.     (8  fr.) 

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(1  D.  50  c.) 


Die  Polarregioneo. 

Bathgeber  (G.),  Der  NordpoL  —  Gaea.     1869.     p.  251. 

Hamilton  (R.  V.),  On  Open  Water  in  the  Polar  Basin.   —  Proceed.  of  the  Ro^. 

Geograph,  Soc.     XIU.     1869.     p.  284. 
Die  Natur  der  Färbungen  des  nördlichen  Eismeeres.   —  Petermann*t  Mitthl,    1869. 

p.  Sl. 
UU  (O.),  W&lder  am  Nordpol.  —  Die  Natur.     1869.     No.  29  ff. 
Polareis.  —  Ausland,     1869.     No.  9. 
Desprez  (A.),  Les  voyagenrs  au  pdle  nord,  depuis  les  premibres  ezp^ditions  scan- 

dinaves  jusqu'k  celle  de  H.  GusUve  Lambert     Paris  1868.     888  8.     8. 
Andree  (K.),  Die  Fahrten  im  nordlichen  Eismeere  und  der  Golfstrom.  —  Globu», 

XV      1869      D'  278. 
Kane  (E.  K.),  Zwei  Nordpohreisen.    8.  Ausg.    Leipzig  (Senf)  1868.    gr.  8.    (1  Thlr.) 
Czielli  (G.),  Cenni  sulle  regioni  polari.  —  BoUett,  della  Soc,  geograf,  itai,  Fase.  2- 

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ZeUsehr.  d.  Oefelltoh.  f.  Brdk.   Bd.  lY.  ^  • 


578  W.  Koai 

SehlnidtD  (H.  J.}.  Di«  PoU  ud  die  Polu 

maUh^U.      I8*B.  NoTmbCT.  DMcmbw. 

BelgT*no  (T.  L.),   OpoMoli  dl  BcasdetU  I 

pTDgttto  dl  UTjguioD«  pd  MttaDtrione 

nel  prindpic  d«l  wicoia  XTII,   di  praae 

gttrt  di  Storia  Patria.     T.  (.      IBt>. 
K(ihl(J.  G.)i  Di*  ttf  dantuh«,  von  der  V 

EDtdaehnnginb«  inm  Nordpol.  —  Peltt 
BSrgan  (C.)   n.   B.  CopiUnd,   Kdim   Qwchicbte  der  DebenriDtenmgen  ii  iJ 

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(SchnltbaH)    IS6B.      p.  8.     (9  Sgr.) 
Account    of  tba  Swadiih  Nortb-Polai  Expadition  of  1668,    nndar  the  commai 

A.  E.  Nordenakieid  and  F.  V.  t.  Ottar.    —    iVaeeed.  o/  Ou  Rog.   G4ognfl, 

Boc,     Xm.      1869.      p.  161.       Tstgl.    Amaneam    Jount.    of  Sdmet    otd  Jrfl, 

ZLTlll.  1869.  p.  !17. 
Die   ichvaditehea  Expaditionan  naeb  SpilabarECao  nod  Blren-EUand  anagritthit  )l 

den  t.  1861,    1861  nad  1868   nntar  Ldtong  tod  0.  Tonil  und   A.  E.  H« 

daDsblSld.     A.  d.  Schwad,  von  L.  Paaaaig*.     Jana  CCoitanobla)   1869.    gr.  •■ 

(!  Thlr.)     (Bibl.  geograph.  B«inn.    Bd.  6.)    TargL  Auilamd.    1869.      Ko.  W. 
Dia  Schwediache  Sordpot-Expaditioo,    16.  SapC  bi>  an  Ihrar  Btlckkchr  nacb  Tnm 

«S«,   SO.  Oetobar  1866.  ~  Petermam'i  MiuU.     1868.    p.  t&S. 
DI«   schwadiieha   Nordpolaxpaditian   Im   J.   1868    und    dio   Beenllate   daneUMo.  - 

Globvt.    XT.     1BS9.     p.  19.  181. 
Jabraa-Bericbt  dar  nordd«iiticb«n  Senrart«   fflr   da«  J.   1868.     Eratattat   von  W.  i 

Freedan.      Hantborg  (Uanka  Uhna,   \n  Comm.)   1869.      4.    .fll  Sgl.) 
Mittfaeiliuigan  aal  der  oorddenUchen  Saavarte.    I.  Dabar  dia  viaBenacbaftlichaa  Er- 

gcbniu«    der  enteu   deulachen   Kardrabrt    *on   1868.     Von   W.  t.  Fn 

Hamburg   (Hank«  S5hna,   in   Comm.)   1869.     gr.  4.     (j  Thlr.)     Tei^. 

■UM'«  Mittkeä.     1868.     p.  101. 
Uebai  dia  erUngtan  Reaultata  dar  «raten    dcuUch«a  Kordpol- Expeditton.  — 

1868.  p.  bBE. 
Cle  (O.),  Di«  AnarUatnng  d«r  twaltcn  dautacban  Bordpolexpedltion.  —  Die  Nt 

1889.     No.  14  f. 
BDckkehr   der   Ruaanllial'scheTi    Dampfer   .Bienankorb'    und    .Albert*    nnd    der  L*- 

manl'achan  Expedition  aiu  dam  Eiamaari    Carlaen's  kühne  Fahrt  im  Sibirit^ 

Elameer;  die  Sidororach«  Espedition.   —  i^lermann'j  MiltheH.    1869.   p.  Mt.  { 
Ente  briefliche  Nachrichten  Ober  den  Verlauf  der  daalacbtu  Nordpoli      ~ 

vom    15.  Joni  h»  !9.  Jnll   186S.  ~   ib.    186S.  p.  841. 
Dentacha  Nordpalexpedllion  *om  J.    1889.  —  Ätuland.    I86S.  No.  88. 
NeDBita  Hacbricblen  über  die  Nordpotar-Expaditionen   1669.  —  Petermim»'i  M. 

1869.  p.  SB4. 
Daa  neu    entdeckte    Polar-Land    und    dia   Expeditionen    im    Eitmeer«    nördlich 

Bering-Strahe  von   1648—1867.  —   ib.    1889.   p.  26. 
HoDTellei  terrea  polalrea  an  Nord  de  la  Sib^rie.  —  Lt  Olohe.     186S.     p.  i'Ü 


Neu  erschienene  geographische  Werke,  Anfsätse,  Karten  nnd  PUne,        579 

Genaneres  Aber  die  Fahrt  eines  norwegischen  Dampfers  in  der  Kara-See.  —  ÄU8laiuL 

1869.    No.  44. 
Opinion  dn  Dr.  J.  J.  Hayes  snr  la  poseibilit^  d'atteindre  le  Pdle  Nord  par  la  voie 

du  Smith  Sonnd.  —  AnnaL  d,   Voy,     1869.     I.     p.  128. 
Malte-Brnn  (V.  A.},  Vojage  du  Dr.  J.  J.  Hayes  4  la  reoherebe  de  la  mer  Ubre 

du  P61e  Nord  1860—61.  —  ib.   1869.  II.  p.  129. 
Ans  der  Nordpolarreise  des  Dr.  Hajee.  —  Glohm,     XV.     1869.     p.  225.  257. 


Europa. 

Deutschland. 

G^graphie  militaire  de  la  Confi^d^ration  du  Nord  et  des  6tate  secondaires  da  Sud 
de  l'Allemagne,  trad.  de  Tallemand  par  Kienlin.     Paris  1869.     264  8.     8. 

Diniel  (H.  A.),  Deutschland  nach  seinen  physischen  und  politischen  VerhilltnisaeD« 
8.  Aufl.     3.  Lief.     Leipzig  (Fues)  1869.     gr.  8.     (12  8gr.) 

Pollack  (6.  H.  O.},  Geographie  des  preufsischen  Staates  und  der  übrigen  deut- 
schen Länder.     2.  Aufl.     Langensalza  (Schulbuchhandl.)    1869.     8.     (2j  Sgr.) 

Schnl-Geographie  von  Deutschland.     Breslau  (Hirt)  1869.     gr.  8.     (12  Sgr.) 

Thalmann  (F.),  Kurzer  Leitfaden  der  Geographie  von  Deutschland  fhr  Stadt- 
schulen.    8.  Aufl.     pasneck  (Latendorf)  1869.     8.     (8  Sgr.) 

Wsgner  (H.),  Der  deutsche  Zollverein  und  die  Freihafen -Gebiete  Deutschlands 
nebst  Bemerkungen  Aber  die  Areal -Angaben  der  deutschen  Staaten  —  PeUr- 
mann's  Mittheil.      1869.     p.  247.  802. 

Beitrag  zur  Untersuchung  der  Frage  Aber  die  Hebung  der  deutschen  Ostseektlste.  — ;- 
Beiir.  t.  Statist.  Meehlmhurgs,     VI.     1.     1869.     p.  1. 

Die  geographische  Verbreitung  deutscher  Ortsnamen  und  ihre  Beziehnng  zu  den 
Wanderungen  germanischer  Stämme.  —  Globus*     XV.     1869.     p.  48. 

Bronisch  (P.),  Die  deutschen  Ortsnamen  mit  besonderer  Berücksichtigung  der  ur- 
sprünglich wendischen  in  der  Mittelmark  und  der  Niederlausitz.  —  N.  LantsitB. 
Maga»,     XLVL      1869.     p.  171. 

Die  slavischen  Ortsnamen  des  Thfiringer  Waldes  und  der  umliegenden  Gegenden.  — 
Ausland.     1869.     No.  29. 

Schsaffhausen  (H.),  Ueber  germanische  Grabstätten  am  Rhein.  —  Jahrb.  d, 
Ver.  V,  Alterthumsf.  im  Rheinlande.     XLIV.     p.  85. 

Bchnster  (O.),  Die  alten  Heidenschanzen  Deutschlands  mit  specieller  Beschreibung 

des  Oberlausitzer  Schanzensystems.     Dresden  (Tttrk)  1869.     8.     ((  Thlr.) 
Lindemann  (M.),  Die  arktische  Fischerei  der  deutschen  Seestädte  1620 — 1868. — 

Petermann's  Mittheil,     Ergänzungsheft  No.  26.     1869. 
Die  Elbschiflfahrt  im  16.  und  17.  Jahrhundert.   —    Wissensch.  Beil.  d.  Leipz,  Ztg, 

1869.     No.  19.  25.  28. 
Die  Schiffahrt  auf  der  Elbe  und  Oder  im  16.,  17.  u.  18.  Jahrhundert.  —  Beil,  d* 

K.  Preu/s.  Staatsanzeigers.     1869.     No.  159. 
2ur   Statistik  des  Bheinverkehrs  bei  Mainz   und   des  Ertrages   an  Rheinschiflfahrts- 

Abgaben  im  Grofsh.  Hessen.    —    Notizbl.  d.   Ver.  f.  Erdkftnde  zu  DarmstadL 

8.  F.     HeftVIL     1868.     p.  5.   19. 
Simsen  (R.)«   Zui'  Begründung  der  Handels-  und  Yerkehrs^StatiBtik  Deutschlands. 

Berlin  (Kortkampf)   1869.     gr.  4.     (|  Thlr) 
Korddentsche  Küsten-  und  Kriegshäfen.  —  Grenzboten.     1868.     No.  51. 
Kretschmer  (A.),   Deutsche  Volkstrachten.     Originalzeichnungen  mit  erklärenden 

Notizen.     Bis  jetzt  15  Lieff.     Leipzig  (Bach),     gr.  4.     (k  2}  Thlr.) 
Bopwith  (T.),  Three  Weeks  in  Central  Europe.    Notes  of  an  Excursion,  Induding 

the  Cities  of  Treves,  Nuremberg,  Leipzic,  Dresden,  Freiberg  and  Berlfai.    Lon- 
don (Willis)   1869.     188  S.     12.     (8  s.) 

37» 


SßO  W.  Koner: 

Br«&d  (C.  J.)|  Aof  Schwaben  inr  OstaM.    RaiaeMBdrtteke.    Kempten  (DsbbIm 

1869.  gr.  8.     (8  Sgr.) 
IKratsehland    vnd    OettaiTeleh.     18f9.     Berlin    (Goldaehmidt;    Grieben'« 

No.  6)  1869.     16.     (1^  Tblr.) 
Brndehnw's    lUwtnted  Ibuidbeek   to   Germany,    North    and  Sonth.    Mew 

London  (Adama)  1869.     970  S.     16.     (5  8.) 
Berlepsch  (H.  A.),  Mord-DantadilaBd.     lUnaltirte  Aoag.    Hildboifhmiacn  (Hi 

1870.  8.     (S|  Thlr.) 

Baedeker  (K.),  Dentachland  nnd  Oesterreich.     Handbuch  fbr  Reiaende.     14« 

Coblenz  (BAdeker)  1869.     8.     (8  Thlr.) 
Baedeker  (C.),  L'AUemagne,  rAntriehe  et  ^nelques  parties  des  paja  lünitropl 

4*  ^dit.     Coblenz  (Bftdeker)  1869.     8.     (2f  Thlr.) 
Baedeker  (K.),  Mittel-  nnd  Norddentacfaland.    14.  Anfl.    Coblens  (B&deker)  ISU 

8.     (IfThlr.) 
Weiler  C^.)i   Wegweiser  durch  die  BKder  und  Curorte  Deutschlanda ,  der  Sehr« 

nnd  der  angrenzenden  Lllnder.  Ausg.  1869.  Dresden  (Schöpff).  gr.  8.  (8 
Der  Bhein.  PracUscher  Fahrer  etc.  Berlin  (Goldaehmidt)  1869.  gr.  16.  (12 
Herchenhein  (F.),  Neues  Rhein-Panorama  von  Mannheim  bis  Köln.    Mainz 

1869.     Lex.-8.     (2  Thlr.) 

Hejl's  (F.)  Bhein-  und  Lahnmhrer.     4.  And.    Wieabaden  (Feller  &  Gecks)  1811 

8.     (I  Thlr.) 
Letzner(D.),  Wegweiser  durch  das  Riesengebirge.    Hildburghaosen  (Meyar's 

bUcher)  1869.     16.     (i  Thlr.) 
Maller  (E.),    Das   Biesengebirge    nnd    die    angrenzenden  GebirgssOge  ScUeaii 

7.  Aufl.     Berlin  (Lobeck)   1869.     16.     (^  Thlr.) 
MttUer  (E.),  Der  Han.     11.  Aueg.     Berlin  ^obeck)  1869.     16.     ( j- Thr.) 
PrShle  (H.),  Der  Harz.     Illustrirter  Wegweiser  für  1869.    10.  Anfl.    Berlin  (( 

ben's  Beisebibl.  No.  2).     8.     (j  Thlr.) 
Pr5hle  (H.),   Drei  Tage   im   Harz.     8.  Aufl.     Berlin   (Grieben's  Reisebibl.)  186| 

8.  (I  Thlr.) 

Wirtgen  (Ph.),  Die  Sifel.  -^  Die  Natmr.    1869.    No.  16ffi. 

Der  Rennstieg  und  seine  Beziehung  zu  den  Ortsnamen.  —  A^ulamd.  1869.  Na  7, 

Malerisches  Albnm  aus   dem   Fichtelgebirge.     Original -Gallerie  der  inl 

Ansichten    des    Fichtelgebirges.      8.  Lief.      Wunsiedel    (Reichenbach),    qa. 

(12  Sgr.) 
Spiefs  (B.),  Die  Prenfsische  R6hn,  eine  geographisch-statistische  Skizze.  —  Z. 

Preuf».  GcMch.     1869.     p.  221. 
Fröhlich  (H.),    Der  Schwarzwald    mit  besonderer   Berücksichtigung  von 

Baden.     Berlin  (Grieben's  Beisebibl.  No.  36)  1869.     8.     (\  TUr.) 
Maller  (K.),  Das  deutsche  Salaland.  —  Die  Natur,     1869.     No.  19  ff. 


Der  Norddeutsche  Bund. 

Radicke  (Th.  G.),    Special-Topograpie.     Alphabetisches   YerzeichnUs  a&mmtUcte 

Kreisstädte,  Amtsbezirke  etc.  der  norddeutschen  Bundesstaaten.     Nenfs  (Bid[i*i 

Selbstverlag)  1869.     gr.  8.     (j-  Thhr.) 
Weber  (F.  W.),  Die  G^graphie  des  preuTsischen  Staates.     FOr  Elementarsefaid«. 

3.  Aufl.     Gladbach  (Hoster)  1868.     8.     (1 }  Sgr.) 
Uebersicht  des  Filichenraums  und  der  Einwohnerzahl  des  preursischen  Staats.    Bff* 

lin  (v.  Decker)  1869.     gr.  8.     (1  Thlr.) 

Die  Bevölkemag  der  Provinzen,  Regiernngs-  resp.  Landdrostei^Bezirke,  Kreise  reap. 
Aemter,  Städte  und  des  platten  Landes  in  der  preulUachen  Monarehie.  Deflni- 
tives  ResulUt  der  Zählung  vom  3.  Deeember  1867.  Berlin  (Verlag  d.  ststiA- 
Bureaus).     gr.  4.     (8  Sgr.) 


Nea  erschienene  geographische  Werke,  Aufsätze,  Karten  und  Pläne.      581 

Dk  Hanptresnllate  der  Volkssfthlnng  im   prenfaisdien  Staate  vom  8.  Decbr.  1867. 

—  Z,  d.  K,  Preu/s,  siatist.  Bttrtau's,     1868.     p.  851. 
Die  definitive  BevSlkerang  der  Provinzen,  Regierungsbezirke,  Kreise,  Stidto  und  des 

platten  Landes  am  8.  Deeember  1867.  —  ib.  1869.     p.  9. 
Heitzen  (A.),    Der  Boden  und  die  landwirthschaftliohen  Verhältnisse  des  PreuTsi- 

sehen  Staates  nach  dem  Gebietsumfange  von  1866.     Bd.  ü.  IT.     Berlin  (Wie« 

gandt  &  Hempel,  in  Gomm.)  1869.     gr.  8.     Atlas.     Lief.  1.     qu.  foL 

Ststistische  Nachrichten  von  den  prenfsischen  Eisenbahnen.  15.  Bd.,  enth.  die  Er^ 
gebnisse  d.  J.  1867.     Berlin  (Ernst  &  Korn)  1868.     fol.     (8  Thlr.) 

Die  ländlichen  Schlosser  und  Residenzen  der  ritterschaftlichen  Grundbesitzer  in  der 
preufsischen  Monarchie.  Heransg.  von  A.  Duncker.  Prov.  Brandenburg  80»-* 
41.  Lief.  — -  Prov.  Preufsen  14—17.  Lief.  —  Rhein-Provinz  17—20.  Lief.  — 
Prov.  Schlesien  45  —  50.  Lief.  _  Prov.  Westphalen  17  u.  18.  Lief.  Berlin 
(A.  Duncker).     qu.  fol.     (ä  1  Thlr.  \^  Sgr.) 

Die  Landschaft  Masnren  in  Ostpreufsen.  —  Globus.     XV.     1869.     p.  22. 

Hüller  (6.),  Preufsisch  Littauen  und  die  Littauer.  —  ib.  XVI.    1869.    p.  25.  59. 

Gebaner  (K.  E.),  Neuester  Wegweiser  durch  Samland.  6.  Anfl.  Königsberg  (Här- 
tung)  1869.     16.     (\  Thlr.) 

Bange  (W.),  Die  Bemsteingräbereien  im  Samlande.  Berlin  (Ernst  &  Korn)  1869, 
gr.  4.     (}Thlr.) 

Memels  Handel  und  Schifffahrt  im  J.  1868.  —  Preu/s.  Handelsarch.  1869.    No.  5. 

Dillenbnrger,  Beiträge  zur  Geschichte  des  Handels  von  Königsberg.  —  Z.  tL  Km 
Preu/t.  Statist.  Bweau^s.     1869.     p.  58.  273. 

Königsbergs  Handel   und  Schifffahrt   im   J.   1868.   —   Prmfs,  Handelsarch.     1869. 

Ko.  18. 
Wer  nick  (F.),  Elbinger  Wanderbuch,     lllustrirter  Führer   durch  Elbmg  und  seine 

Umgebungen.     2.  Aufl.     Elbing  (Schlömp)  1869.     16.   (|  Thlr.) 
Topographisch-statistisches  Handbuch  fttr  den  Reg.*Bez.  Danzig.     Heransg.  von  der 

KgL  Regierung.     Danzig  (Kafemann)  1869.     Lez.-8.     (Ij- Thlr.) 
fiick  (A.),  Heimathskunde  der  Provinz  Posen.    Schleswig  (Schulbuchh.)  1869.    8. 

(8  Sgr.) 
Bttttner  (A.),  Heimathskunde  der  Provinz  Pommern.    Schleswig  (Schulbuchh.)  1869. 

8.     (2  Sgr.) 
Berghans  (H.),  Landbuch  der  Herzogthümer  Pommern  etc.     Bd.  IH.     Lief.  9.  10. 

Bd.  IV.     Lief.  8—10.     Anclam  (Dietze)  1868.  69.     Lez.-8.    (ä  \  Thlr.^ 

Hojer  (V.),   Territorial-Geschichte  und  statistische  Beschreibung  des  Cösliner  Reg.- 

Bezurks.     CSslin  (Volger)   1868.     gr.  8.     (1  Thlr.) 

Berlin  (y.  Decker)  1868.     Lex.-8.     (1|  Thlr.) 

Führer  durch   das  Sool  -  Seebad  Colberg.     Mit  Plan    von   Colberg    und  Umgegend. 

Colberg  (Post)  1869.     8.     {\  Thlr.) 
Bericht  der  städtischen  statistischen  Deputation  über  die  Resultate  der  Volkszählung 

vom  8.  Deeember  1867  fttr  die  Erkenntnifs  der  wirthschaftlichen  und  socialen 

Zustände  von  Stettin.     Stettin  (v.  d.  Nahmer)  1869.     gr.  8.     {\  Thlr.) 
V.  Oertzen  (R.),    Statistische  Beschreibung  des   Kreises   Anklam   im  Reg. -Bezirk 

Stettin.     Anklam  (Dietze)  1869.     gr.  4.     (l^Thlr.) 

Hü  11  er  (E.),    Die  Insel  Rügen  nebst  Stralsund  und   Greifswald.     6.  Anfl.     Beotlin 

(Lobeck)   1869.     16.     (■  Thlr.)       • 
~,  Swinemünde,  Heringsdorf-Misdroy.     Berlin.  (Lobeck.)  1869.  16.     (^  Thlr.) 
Schwabe  (H.),  Die  Berliner  Volkszählung  vom  8.  Deeember  1867,  bearb.,  erlänt. 

und   graphisch    dargestellt.     Berlin   (Kortkampf,    in    Ck>mm.)   1869.     Lex.-8. 

(4  Thlr.) 
Winderlich  (C),   Heimathskunde  der  Provinz  Schlesien.     Gera  (lesleib  &  Rietz- 

schel)  1869.     8.     (8  Sgr.) 
Zeichner,    Volkstrachten   in  Oberschlesien:    Tworkau  u.  a.  polnische    Dörfer    det 

Kreises  Ratibor.  —  Rübtzahl.     1869. 


582 


W.  Koner: 


Orltser  (J.),  Beitrftg«  lar  B«rölkonmg»-,  Ann«ii-,  Krankheits-  und  SUrblidikeita.  I 
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(*  Thir.)  I 

Teller  (M.),  Bad  Rainen,  geachiohtlich,  topographisch  etc.  geschildert  Pktg  I 
(Satow)  1869.     8.     (26  Sgr.)  | 

Lar  ose,  Ein  Tag  im  Soolbade  Gocsalkowits.  —  Rübezahl.     1869.     Jnli.  1 

Beicbe  (W.  E.),  Heimathsknnde  der  Prorins  Sachsen  ftlr  Lehrer  und  Leraeade.  J 
Wittenberg  (Herros^)   1869.     gr.  8.     (8  Sgr.)  I 

D  ist  lein  (W.),  Heimathsknnde  der  Provins  Sachsen.  Schleswig  (SchnlbnchhsadL)  I 
1869.     8.     (Ij  Sgr.)  J 

Album  Ton  Nordbsnsen.     Nordhansen  (Wimmer)  1869.     gr.  4.     (1|  Tblr.)  I 

Senft,  Die  Barbarossa-Höhle  am  KyffhluseivBerge.  —  AtuloMd,  1869.  No.  24.  1 
Poppe  (F*))    Heimathsknnde.     Bilder  ans  der  Geographie  und  Geschichte  Olden-j 

bnrgs.     Oldenburg  (Schnlse)  1869.     gr.  8.     (4  Sgr.)  1 

Böse  (K.  G.),    Heimathsknnde   des   Gruf^herzogth.    Oldenburg.     Schleswig  (Schol-l 

bnchh.)  1869.     8.     (8  Sgr.)  ] 

Statistische  Nachrichten  Aber  das  Grofsherxogth.  Oldenburg,  heransg.  v.  statistisches] 

Bureau.     Hft.  10.     Oldenburg  (SuUing)  1868.     Imp.-4.     (|  Thlr.)    '  | 

Ewald  (F.),  Die  oldenbnrgischen  Deicbbanten.  —  DU  Natur,  1869.  No.  88  ff.  I 
Fortschritte  der  Achat-Industrie  im  oldenburgiscben  Fllrbtenthum  Birkenfeld.  —  Am-a 

land,      1869.     N.  88.  I 

Jahrbuch  für  die  amtliche  Statistik  des  Bremischen  Stsats.     Heransg.  t.  d.  BnzetB'i 

für  Bremer  Sutistik.     1.  Jhrg.     Hft.  2.     2.Jhrg.     Hft  1.     Bremen  (▼.  Haiesj  j 

1868/69.     gr.  4.     (k  2  Thlr.)  J 

Barth olomius  (H.  C.  W.),  Heimathskunde  der  Provinz  Hannover  f&r  Schule  ondl 

Haus.     Gern  (Issleib  &  Rietzschel)  1869.     8.     (^  Thlr.)  ] 

Pflfleker  j  Rico  (L.),    Das  Rhit  (die  Rhätische  Gruppe)  in  der  Umgegend  ml 

Göttingen.     Dies.     Berlin  1868.     8.  1 

Carl  (H.),  Statistische  Uebersicht  von  Harburgs  Handel  und  Sehifnkhrta-Yefkefar  im  1 

J.  1868.     Harburg  (Elkan)   1869.     gr.  4.     (18  Sgr.) 
Metger  (H.),    Die  Insel  Nordemei  und  ihr  Seebad.     Rhevdt  (Hahn)   1869.     gr.  8 J 

(8  Sgr.) 
Enge  (S.),  Das  Land  Kehdingen.  —  Atu  allen   Welttheilen.     1869.     p.  6.  I 

Httbbe  (H.  W.  C),  Einige  Erliuterungen  zur  historisch-topographischan  Ansbildongj 

des  Eibstroms  und  der  Marschinseln  bei  Hamburg.     Hamburg  (Grftning)  1868J 

gr.  8.     (1  Thlr.  6  Sgr.) 
Drei  Tage   in  Hamburg.     Ein    praktischer  Führer   fQr  Fremde.     8.  Aufl.     HambiiTg| 

(Gafsmann)  1870.     8.     (^  Thlr.) 
Statistik  des  Hambnrgisohen  Staats.     2.  Heft.     Hamburg  (Meissner)  1869.     gr.  4*1 

(2  Thlr.) 
HandelsznsUnde  Hamburgs  im  J.   1867  und  1868.   —  Preu/g,  ffandeUareh,     1869*1 

No.  8.   18  ff. 
▼.  Maack  (P.  H.  K.),    Urg^eschichte   des  schleswig-holsteinischen  Landes.     Thl.  iJ 

Das  urgeschichtliche   schleswig-holsteinische  Land.     2.  Anfl.     Kiel  (▼.  Maack)! 

1869.     gr.  8.     (1  Thlr.) 
Karsten  (G.),  Beitrüge  zur  Landeskunde  der  Herzogthttmer  Schleswig  und  HolstaiD«! 

1.  Reihe.    Mineralogischen  Inhaltes.     2.  Reihe.    Hft.   1.     Kiel  (Uomann)   1869«! 

8.    (2  n.   1^  Thlr.)    Die  Halligen.  —  Gaea.     1869.     p.  167. 
Fried el  (E.),  Die  Kjökkenmöddinger  der  Westsee.    —  Z.  /.  Ethnologie.    I.     1868J 

p.  82.  J 

Friedel  (E.),  Höhlenbauten  aus  der  jttngeren  Steinzeit  auf  Sylt.  —  Z.  d.  BerlinA 

Ge$.  f.  Erdk.     1869.     p.  259.  I 

Mestorf  (J.),  Ein  Gangbau  auf  der  Insel  Sylt.  —  Globt».  XV.  1869.  p.  8S2j 
Lindemann  (J.),  Kleine  Geographie  von  den  Grofftherzogth.  Mecklenburg-Schwerinl 

und  Mecklenburg-Strelitz.    S.  Anfl.    Schwerin  (Hildebrand)   1868.    8.    (|  Thlr.)| 


Ken  erschienone  geographiache  Werke,  Aufsätze,  Karten  und  Pläne.     583 

Bttitttge  zur   Statistik  Mecklenburgs.     Vom    Grofsherzogl.   Rtatistischen   Bnreau    sa 

Schwerin.     Bd.  VI.     Hft.  T.     Schwerin  1869.     4. 
Die  Auswanderung  und   die  Einwanderung  in  Mecklenburg  i.   d.  J.  1865  u.   1866. 

—  Beitr.  z.  Statist.  Mecklenburgs.     VI.   1.      1869.     p.  5. 
Die  Hauptresaltate   der  Volkszfthlung   vom  8.  December  1867   im  GrofsheTzogthutn 

Schwerin.   —   ib.     VI.  p.  ft4. 

^tnhlmann  (C.  W.),  Höhlenwobnungen  in  Mecklenburg.  —  Olohus.    XV,    1869* 

p.  17. 
— ,  Sympathien  und  verwandte   aberglftnbische   Gewohnheiten    in  Mecklenburg.  — 

ib.     XV.      1869.     p.  842. 
— ,  Die  wendischen  Schwerine.    Ein  Beitrag  zur  Erlftnterung  des  slawischen  Gdtzen- 

dienstes.  —  ib.     XV.     1869.     p.  82. 
Fnhlrott  (C),  Die  Höhlen  und  Grotten  in  Rheinland-Westphalen.    Iserlohn  (Bftdeker) 

1869.     8.     (J  Thlr.) 
— ,  Fahrer  zur  Dechen-HShle.     Iserlohn  (Bädeker)   1869.     8.     (J[  Thlr.) 

Die  Tropfsteio^Hoble,  Dechen- Höhle  genannt,   zwischen  Lethmate  und  Iserlohn.  -^ 

Ausland.      1869.     No.  81. 
Btatiatische  Darstellung  des  Stadtkreises  Elberfeld,  unter  besonderer  Berücksichtigung 

der  Verhältnisse  der  J.  1864  —  67.     Elberfeld  (Friederichs,  in  Comm.)  1869. 

gr.  4.     (24  Thlr.^ 

Wörle  (K.),  Statistik  von  Dortmund.     Nach  amtlichen  Quellen.     Dortmund  (Kop- 
pen)  1869.     gr.  8.     (1  Thlr.) 
W Herst  (E.  A.),  Bonn  und  seine  Umgebung.     Bonn  (Henry)   1869.     8.     (18  Sgr.) 
Beck  (O. ),    Der  Weinbau   an   der  Mosel  und  Saar  nebst  einer  Weinkarte.     Trier 
(Lintz,  in  Comm.)   1868.     gr.  8.     (8  Thlr.) 

V^agner  (C),  Kleine  Schulgeographie  von  Hessen -Nassau  und  dem  Fttrstenthnm 
Waldeck.  Ausg.  I.  1.  u.  2.  Aufl.  Schleswig  (Schulbnchhandl.)  1869.  gr.  8. 
(8  Sgr.)  —  Dasselbe.     Ausg.  II.     (4  Sgr.) 

Römer  (E.),  Einige  statistische  Resultate  aus  der  am  8.  December  1867  in  Cassel 
▼oUzogenen  Volkszählung.     Progr.  der  Realschule  zu  Cassel.     Cassel  1868.    4. 

Liee  (E. ),  The  Baths  of  Nassau,  Wiesbaden,  Schwalbach,  Schlangenbad,  Ems. 
5th  edit.     London  (Churchill)   1869.     8.     (8  s.  6  d.) 

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Reg.-Bez.  Wiesbaden  in  besonderer  Beziehung  auf  zu  erzielende  Landes-Melio- 
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Becker,  Castellnm  Mattiacomm.  Das  römische  Castel.  —  Annalen  d.  Vereins  f. 
Neusauische  Alterthwnsk.     IX.     1868. 

Kuh  (K.),  Die  nassauische  Dillgegend.  —  Die  Natur.     1869.     No.  89. 

Schnitger,  Heimathskunde  des  FUrstenth.  Lippe.  Schleswig  (Schnlbuchh.)  1869. 
gr.  8.     (IJSgr.) 

Herne  (A.),  Leitfaden  fUr  den  Unterricht  in  der  Heimathskunde  mit  besonderer 
Beziehung  auf  Frankfurt  a.  M.    Frankfurt  a.  M.  (Anfterth)  1869.    gr.  8.    (9  Sgr.) 

Battonn  (J.  G.),  Oertliche  Beschreibung  der  Stadt  Frankfurt  a.  M.  Aus  dem  Nach- 
lasse herausg.  von  L.  H.  Euler.  5.  Aufl.  Frankfurt  a.  M.  (Alt)  1869.  gr.  8.. 
(l|Thlr.) 

Die  Bevölkerung  einiger  Städte  des  Grofsherzogth.  Hessen  mit  Rücksicht  auf  Ge- 
schlecht und  Alter.  —  Notizbl.  d.  Ver.  f.  Erdk.  zu  Darmstadt.  8.  F.  Hft.  VII. 
1868.     p.  65. 

fJebersicht  der  ortsanwesenden  Bevölkerung  des  Grofsherzogthums  Hessen  nach  der 
Volkszählung  vom  8.  December  d.  J.   1861,   1864  u.   1867.   --  ib.     S.  81. 

Verzeichnifs  der  Gemarkungen  und  Gemeinden  des  Grofsherzogth.  Hessen  mit  Angabe 
der  Bevölkerung  nach  der  Zählnng  vom  8.  December  1867.  »  ib.     p.  1*29. 

Alphabetisches  Verzeichnifs  der  Wohnplätze  im  Grofsherzogth.  Hessen  etc.  2.  Aufl. 
DarmsUdt  (Jonghaus)   1869.     gr.  4.     (1}  Tblr.) 


584  W.  Koner: 

Franek  (W.),  Üeb«r  die  Sporen  rSmischer  Niedeilassiingen  in  der  ProWnz  Staikcs- 
burg,  ilire  Bedeatnng  und  ihren  Zasammenhang.  —  Arckw  f.  he$§.  Gt9ck,  s. 
Althwrtkmuh.     Bd.  XTI.     1. 

Ein  Stflck   ans    dem    alten    Sachsenlande.     Kulturgeschichtlich  -  landwirthseliaftüdit- 

Skisze  aus  dem  Schaomburg'scben.   —  Ännal.   d,  Lamdwirikack,     LI II.     1868. 

p.  20. 
Klein  (K.),  Das  rOmlsche  Mainz      1.  Abth.     Mains  (▼.  Zabem,  in  Comm.)  1869. 

gr.  4.     (jThlr.) 
Petermann  (Th.),   Die  am  8.  December  1867  im  Königreich  Sachsen  actageltthite 

Zollvereina-  und  Nordbnndees&hlnng.   —  Z.  d.  K,  Sachs.  »taäsL  Bureau»,    XIY. 

1868.  p.  88.  66.  189.  149.  198. 

— ,  Die  Bewegang  der  Beyölkerong  im  K6nigreich  Sachsen   wllhrend  des  J.   1866. 

—  ib.     p.  161. 

Knapp  (O.  F.),    Die  Sterblichkeit  in   Sachsen  nach  amtlichen  Quellen  daxgestellL 

Leipzig  (Duncker  &  Humblot)  1869.     gr.  8. 
Weisbach  (J.)t  Die  mit  der  mittelenropBischen  Gradmessung  verbundenen  BiTelli> 

stischen  HShenbestimmnngen   im  Königreich  Sachsen.  —  Z.  d,  K.  Sachs.  HaL 

Bureaut.     XIT.     1868.     p.  12. 

Leopold*s  (H.)  Wanderbuch  durch  Sachsen  und  die  Nachbarlande.  8.  Anagabe» 
2  Bde.     Dresden  (Meinhold  &  Söhne)  1869.     8.     (k  j  Thlr.) 

Mittheilungen  des  statistischen  Bureau 's  der  Stadt  Leipzig.  Herausgeg.  von  G.  F. 
Knapp.  2.  n.  3.  Heft.  Leipzigs  Bevölkerung.  Leipzig  (Duncker  &  Humblot) 
1868;69.     gr.  4.     (k  12  Sgr.) 

Preusser  (E.),  Der  Plauensche  Grund.    Eine  topog^aphisch-culturhistorische  Skijuc. 

Potschappel  (Engelmann)  1869.     gr.  8.     (J  Thlr.) 
Schmidt  (F.  Ä.),    Practischer  Wegweiser  flir  die  Umgebung  von  Bad  ElaiCer  nät 

einer  Specialkarte  vom  Voigtlande.     Leipzig  (Priber)  1869.    gr.  16.    (j-  Thlr.> 
Audi n g  u.  Bade feld,  Thüringen.    4.  Aufl.    Hildbnrghausen  (Meyer)  1869.    gr.  16. 

«  Thlr.) 
Eberhard  (E.),  Heimathskunde  des  Herzogth.  Meiningen.    Schleswig  (Scfanlbuclih.) 

1869.  gr.  8.     (2  Sgr.) 

Unger  (G.  B.),  Heimathskunde  des  Grofsherzogthums  Altenburg.     Ebendas.    1869» 

gr.8.     (liSgr.) 
Pickel  (J.  A.),  Heimathskunde  das  GhroAherzogth.  Sachsen-Weimar-Eisenach.   BbaB- 

das.  1869.     gr.  8.     (Ij  Sgr.) 

Eberhard  (H.),  Heimathskunde  des  Herzogth.  Sachsen -Coburg.     Ebendas.     1869. 

gr.  8.     (1»  Sgr.) 
Schulze  (M.),  Heimathskunde   des  Herzogthnms  Gotha.     Ebendas.    1869.     gr.  6. 

(14  Sgr.) 

Die  Bevölkerung  von  Sachsen-Weimar  und  Altenburg,  Schwarzburg -Rudolstadt  nad 
Sondershansen  und  Renfs  j.  L.  nach  den  specieUen  Ergebnissen  der  VolknSlfr» 
lung  vom  8.  December  1867.  —  Jahrb.  für  NaUonalökonomU.  1869.  I. 
p.  210.886. 

Röhr  ig  (C.  J.),  Alphabetisches  Verzeichnis  der  sümmtlichen  zum  Bezirke  des  ge- 
meinschaftlichen Appellations  -  Gerichts  zu  Eisenach  gehörigen  Ortschaften. 
Eisenach  (Baerecke,  in  Comm.)  1869.     gr.  8.     (|  Thlr.) 

Fils  (A.  W.),  Barometer-Höhenmessnngen  von  dem  grorsherxogl.  weimarachan  Amta 
Ostheim  vor  der  Rhön,  im  eisenacher  Oberlande.  —  Z.  d.  Berl.  Ge».  f.  Krdk. 
1869.     p.  885. 

Ortloff  (H.),  Jena  und  Umgegend.    2.  Aufl.    Jena  (Doebereiner)  1869.  8.  {\  Thlr.) 
V.  Eye  (A.),  Ansiedelungen  der  Vorzeit,  Ring^  und  Schlaekenwälle  bei  Rndolatadfti 

—  Anzeiger  f,  Kunde  deutscher   VorteiU     N.  F.     1868.     No.  11. 

Fils  (A.  W.),  Bad  Ilmenau  und  seine  Umgebung  am  Thttringerwald.  IfaneiMB 
(Tromadorf)  1869.     8.     ((Thlr) 


r 


Nen  erschienene  geographische  Werke,  Aufsätze,  Karten  und  Pläne.       58& 

SttddeutBchland. 

Beitrage  zar  Statistik   des  Oroftherzogth.  Baden.    Bd.  YII.    Hft.  2.    IX.   DanMtadt 

(Jonghaus)  1869.     gr.  4.     (|  Thhr.  n.  1|  Thlr.) 
Die  Ans-  und  Einwandemng   des  Groftherzogth.  Baden  im  J.  1868.  —  StaUätucht 

Mittkl,  über  d,  GrQ/therzogih,  Baden.     1869.     No.  2. 
Schaller,  Baden  und  seiao  Umgebung.     Stnirsburg  1868.     8. 
Schreiber  (H.),   Baden-Baden.     Wegweiser  durch  Stadt  and  Umgegend.     2.  Aufl« 

Baden-Baden  (Marx)  1869.     16.     (12  Sgr.) 

~ Trad.  de  VaUemand  par  A.  Wilk^.     2*  ^diU    Baden-Baden  (Marx)   1869» 

Wttrttembergische  JahrbQcher  fUr  Statistik  und  Landeskunde.     Jahrg.  1866.     Stutt- 
gart (Lindemann)   1868.     gr.  8.     (}  Thlr.) 
Dornfeld,  Die  Topographie  des  wttrttemberglschen  Weinlandes.     (Fortsetzung.)  — 

Württetitb.  Jahrh.  /.  Statistik  tt.  Landesk.   1866.     (1868.) 
Knttler  (6.),    Reisebriefe    aus    Schwaben.     2.  Lief.     Ulm  (NUbling)   1869.     8* 

(i  Thlr.) 
Beschreibung  des  Oberamtes  Obemdorf.     Heransg.   von  dem   k.    statist.-topograph. 

Bureau.     Stuttgsrt  (Lindemann)  1868.     gr.  8.     (27  Sgr.) 
Renz  (6.  Th.),  Wildbad,  ses  theimes  et  ses  environs.     Stuttgart  (Weifs)  1869.     8. 

(14  Thlr.) 
Bayaria.     Landes-  und  Völkerkunde  des  Königreichs  Bayern  eto.     Bd.  Y.     Abth.  8. 

Topograph.-statist.  Handbuch  des  Königr.  Bayern.    8.  (Schlafs-)  Thl.    Manchen 

(Lit-artist.  Anst.)  1868.    gr.  8.    (1  Thlr.   18  Sgr.) 
Beiträge  zur  Statistik  des  Königr.  Bayern.     20.  Hft.     Die  VolkszAhlung  im  Königr» 

Bayern  vom  3.  December  1867.     1.  Thl.     München  (Fleischmann,  in  Comm.) 

1868.     foL     (1^  Thlr.) 
—  —  21.  Heft.     Terzeichnifs  der  Gemeinden  des  KÖnigr.  Bayern  nach  dem  Stande 

der  Bevölkerung  im  December  1867.    München  (Fleischmann,  in  Comm.)  1869. 

Lex.-8.     (1  Thlr.  6  Sgr.) 
Uebersicht  der  Produktion  des  Bergwerks-,  Hütten-  und  Salinenbetriebes  in  Bayern 

im  J.  1866/67.  —  Preufs.  ffandelsarch,     1868.     No.  51.      1869.     No.  17. 
Steichle  (A.),  Das  Bisthum  Augsburg,  historisch-statistisch  beschrieben.  Hft.  1 — 16» 

Augsburg  (Schmid).     gr.  8.     (k  j- Thlr.) 
Ausflüge  nach  Stemberg,  Weilheim,  Peifsenberg,   Penzberg,  Kochel  und  der  angren- 
zenden Gegend.     2.  Aufl.     München  (Fleiscbmann)  1869.     16.     (6  Sgr.) 


Kaiserthum  Oesterreich. 

Kinn  (V.  F.),  Das  Kaiserthum  Oesterreich.     Geographiseh-statist.  Abrifs.     5.  Aufl. 

Wien  fGerold's  Sohn)  1869.     gr.  3.     (12  Sgr.) 
Hanna k  (E.),  Oesterreichische  Vaterlandskunde  fttr  die  mittleren  und  höheren  Clas- 

sen  der  Mittelschulen.     Wien  (Beck)  1869.     gr.  8.     (16  Sgr.) 
F  ick  er  (A.),  Die  Völkerstämme  der  österreichischen  Monarchie,  ihre  Gebiete,  Grlin- 

sen  und  Inseln.     Historisch,  geographisch,  statistisch  dargestellt.    Wien  (Prandl, 

in  Comm.)  1869.     gr.  8. 
Schimmer  (G.  A.),  Mortalität  und  Vitalit&t  der  im  Reichsrathe  vertretenen  König- 
reiche und  Linder  der  Oesterreichischen  Monarchie.  —  Mitth.  a.  d.  Gtbiete  d, 

StatuUk.     XIV.     1868.     Hit.  4. 
Der  Bergwerks-Betrieb  in  der  K.  K.  Oesterreich isch-Ungarischen  Monarchie  für  das 

J.  1866  n.  1867.  —  ib.  Jahrg.  XIV.  Hft.  3.  1868.  XVL  Hft.  2.  1869. 
Neu  mann  (L.),  Die  österreichischen  Eisenbahnen.  —  ib.  Jahrg.  XV.  1869.  Hft.  2. 
Belfert  (A.),   Ein  geographisches  Bild  vom  ältesten  Böhmen.  —  Mittkl,  d,  Wien, 

geograpk,  Ges,     X.     1866.  67.     p.  1. 
Zelinka  (Fr.),  Die  Gewässer  des  Königreichs  Böhmen.     Prag  (Rohliiek  &  Sievers) 

1868.     89  S.     8.     (28  kr.)     (In  böhmischer  Sprache.) 


586  W.  Koner: 

nrwtlder  in  SchlMien  nnil  in  BShmen.  —  Atulamd.      1 

Otmlldfl    van  Frag  und  duaan   Dm^ebangca.      9.  Aufl. 

J.  E.  FBdUeh.     Prag  [Beicban<cker)   1S6B.     gr.  »      

D«lha«(  (G.),  D«T  Badeort  Tepiru  -  Schflnan  In  Behm«i.  3.  Anfl.  BoUb  (Gri^ 
ban'i  Baiatblbl.  Nu.  44)    1SS9.      S.      (^  Thlr.} 

Kopp  (J0>  D«'  CoTort  Johanniabad  vom  phjrricaliiidi - cbamia«h«a  nod  balnealDgi- 
acban  Standpiukt«  dargeatdlt.     Bnalan  (AdarhoU)   1869.     gr.  8.     (12  8gr.) 

Llo^d  (B.).  NoMa  on  the  Kammerbahl,  an  cxtinct  Toliano  in  Bohamia.  —  Joara. 
of  fJU  Aoy.  Gtolog.  Soe.  of  Irland.     Toi.  II.     T.  1.     1868.     p.  109. 

Plnmert  (J.).  Dar  Cnrort  Liebwtrda  nod  aaina  Hailqnenen  im  Bai.  Friodland  ia 
Behman.     1.  Aufl.     Beichenberg  (Janaacb)   1869.     8.     (]  Thlr.) 

Komirsck  (B.),  Die  polüiiche  Kolonia  der  Hadfan^  in  BSfaman.  —  MIubhU.  i. 
K.  böhm.   Gm.  d.    Witt.      186S.      (1S69.) 

Temple  (R-},  Ucber  die  afaamaligen  K.  bObmiKhan  Kronlehen  und  achlaeiaAtn 
FOntentbUinar  Zabor  und  Aaicbwitl.  —  Mittkeil.  d.  Wiener  Geogr,  Getelitek. 
X.      I8e6/eT.      p.  38. 

V.  Kiaaaal  (R.),  Höbanbeetimmiingen  in  der  Umgagend  von  BrOiin.  —  VtrhiaA 
d.  «aturf.    Ver.  in  Brtm.     VI.      1868.      p.  125. 

Wankal,  Die  Sloupar  -  Hfihla.  —  ßenitckr.  d.  K.  K.  Akad.  d.  Wim.  im  Wim. 
Hatb.-i]atBrw.  Cl.     XXVDI.     1868. 

Wankel  (H.).  Fonchnngen  in  den  mKhrlacben  KnocbenbShIen.  —  Gaea.  I88S. 
p,  IBB. 

Hnnipal  (H.  C),  Statiatiacfaa  Tabluna  Über  die  Bewegung  der  BsTOIkernng  etc. 
in  Wien.      Wien   (Henreld  k  Bauer,  in  Gomra.)   1889.      8.     (1  Tfair.) 

Ein  Sittenbild  Wieni  gegen  Enda  de*  varigan  JahrbanJarta.  —  Aiulaiid.  1869. 
So.  22. 

Gochlart  (J.  Y.},  Deber  kaltiacha  Ortmamen  in  Niederöaterreich.  —  »illMeil.  d. 
Wien,  geogr.   Gu.      1869.      p.  279. 

KeDuet  (Fr.),    Die  RBmerorte  in  Nieder-OeBtecraich.   —  Jahri. /.  Lmdetkimde  ta« 
"''       Nieder- Oett*rreich.      i.  Jahrg.      1868/69. 

KriiBch  (J.),  Die  Alpen  im  Kralae  D.  Wiener  Wald.  —  ib. 

Hofmann  (F.  W.],  Ueber  den  Fortachritt  in  dem  Batriebe  der  Bodenoullur  in  Nie- 
deTÜstarreich.  —   Jb. 

Handel  und  Induatrie  von  Nieder-Oeaterrcich  wBbrend  d.  1.  1868.  —  Prem/s.  Bau- 
dtltarch.      ISeS.     So.  26  ff. 

Jahrbncb  dei  Oestarreichisclien  Alpenvereina.      Bd.  T.      Wien  (Qerold'a  Sohn]    18S9. 
8.      Dieeer  Band  enthtlt  folgende  Arbeiten:    A.  *.   Ruthner,    Der  UnanU   an 
Acbenaae.     p.  I.  —  Waohtar,  Toar  im  Adamallo-Brenta-Gebirga.     p.  14.  _ 
J.  Trinker,  Ein  AniSng  auf  den  Honte  maggiore  im  KUIenlanda.    p.  tS.  — 
J.  Tacbandara,    Beataigung  des  Grofaglocknera  von  Kaie  aoB  mit  Eianiitsuig 
der  Denen  Hutta  auf  der  Tanilseharte  (StadlbUIta)  am  9.  u.   10.  Augnst  1868. 
p.  49.  —  F.  Fraucliei,  Dia  SUogalpe  and  der  Königulahl  in  KlLnit«n.   p.  «8. 
—  Tb.  Trautirein,   Kleine  Anregangen   anr  weitaren  topographiachen  Erfor- 
Bcbnng  einzelner  Theils  der  deatschan  Alpen,   p.  84.  —  J.  StDdl,  Erateignng 
der  Weifalingel.     p.  104.  —  H.  v.  Wittak,  Zor  iathetiechen  Würdigung  der 
Alpen,      p.  118.  —  J.  Pavar,   Die  Bocca  di  JSrenU.    p.  ISS.   —  A.v.  Ruth- 
ner,   Die   MUdelergabel   in    den    Alglner   Alpen,     p.  160.    —     B.  JDlg,     Dia 
HiDCerriBa.      p.  1T6.  —  G.  v.  Beiold,  Naturwinenachafllicbe  SkiziaD  ana  in 
Alpen  von  Bercbtesgaden.     p.  188.    —    A.  Schadenberg,  Eine  Toor  dorrh 
KKmUD  nndTyrol.     p.  201.   —  A.   Pokorny,   Ueber  den  Uiapmng  der  A 
pflanxen.    p.  2SB.  -^  F.  v.  Hellwald,  Die  Elementar-Ereignisse  In  den  i 
im  HarbBl   1868.     p.  2&0.     —    A.    v.   Rothnar,    Dia  Alpenrainn  Sr.  ka 
Hoheit  dea  Erz  harz  ogi  Kainer  im  J.  1868.     p.  271.  —  H.  Wallmano,  l 
die  Wandelbarkeit  der  Landschaflii-AoBcbaaang.    p.  27b.  —  Tb.  Barppre 


r 


Nea  erschienene  geographische  Werke,  Aufsätze,  Karten  und  Pläne.      JjßJ 

Uebergaog  von  Krlnd  nach  Pregaten  über  die  Krimler  (Prettauer-)  and  Maurer- 
^  gletscber.  p.  278.  —  Th.  Harpprecht,  Besteigung  des  grofsen  Wiesbach- 
homs  von  Kapran  aus.  p.  S81.  —  W.  Niedermayer,  Acht  Tage  in  Tirol, 
p.  383.  —  Th.  Harpprecht,  Das  üotersnlzbacbthSrl.  p.  285.  —  K.  Hof- 
mann, Das  Qaffertjoch.  p.  287.  —  V.  F.  Kaltdorff,  Das  vordere  Sonnen- 
wendjoch,    p.  288.  —  K.  Hof  mann,  Erste  Ersteigung  des  Hochgall.     p.  290. 

—  A.  Egg  er,  Ein  Beitrag  zur  Greschichte  der  Glocknerfahnen,  p.  298.  — 
H.  Waitzenbaoer,  Sechs  Tage  in  der  Oelsthaler  Omppe.  p.  807.  — 
R.  Gatberlet,  Strei&fige  im  Stnbai.  p.  811.  ~  Y.  Kaltdorff,  Das  Bild- 
stSckljoch.  p.816.  —  R.  Hinterhaber,  Ueber  Gebirgsfloren.  p.  820.  — 
Demelius,  Ersteigung  des  grofsen  Bftrenkopft.  p.  828.  —  De  melius,  Ueber- 
gang  von  der  Jagdbausalpe  (oberster  Defereggen)  nach  dem  Umbalthal.    p.  828. 

—  Jos.  Khuen,  Aus  dem  Zillerthale.  p.  881. —  C.  Grefe,  Zur  Erinnerung 
an  den  Landschaftsmaler  J.  Dom.  f  5.  August  1869.  p.  882.  —  A.  Hetz, 
Durch  den  Oedenwinkel  auf  die  Pasterze.  p.  886.  —  G.  Mayer,  Die  Filiale 
des  Ssterreich.  Alpenvereines  zu  Steyr.  p.  886.  —  J.  Schorgendorfer,  Erd- 
senkung an  der  krummen  Steyrling.  p.  888.  — -  C.  v.  CzÖrnig,  Der  Kanos 
in  Krain.  p.  889.  —  A.  v.  Ruthner,  Aus  Innerstoder.  p.  845.  —  A.  Ficker, 
Die  Stüdlhtttte  auf  der  Yanitscharte.     p.  849. 

V.  Sonklar  (O.),  üeber  die  plastischen  und  hypsometrischen  Yerhiltnisse  der  Ost- 
alpen. —  Ausland,     1869.     No.  1  ff. 

Strnadt  (J.),  Die  alte  Gaueintheilung  des  Landes  ob  der  Ens.  —  Mittkl.  d,  Wien, 
geoyr.  Gea,     1869.     p.  48. 

Führer  durch  Salzburg  und  seine  Umgebnngen.  Salzburg  (Dieter  &  Co.)  1869.  16. 
(12  Sgr.) 

Fenrstein  (C),    Der  Cnrort   Gmunden   und   seine   reizende   Umgebung.     8.  Aufl. 

Gmunden  (Mttnhardt)  1869.     gr.  16.     {h  Thlr.) 
Bradshav's  Notes  for  Travellers  in  Tyrol  and  Yorarlberg.    London  (Adaras)  1869. 

60  S.      1 6.     (2  8.  6  d.) 
Amthor  (E.),  TirolerfUhrer.    Reisehandbuch  fllr  Deutsch-  und  WilschtiroL     2.  Aufl. 

Gera  (Amthor)  1869.     8.     (2 1  Thlr.) 
Zöllner  (R.),  Ethnographie  Tirols.  —  Bl.  /.  liter,  UnUrhaltung.     1869.     No.  80. 
V.  Ruthner  (A.),   Aus  Tirol.     Berg-  und  Gletecher-Reisen  in  den  dsterreichischen 

Hochalpen.     Neue  Folge.     Wien  (Gerold's  Sohu)  1869.     gr.  8.     (4  Thlr.) 

Hoffmann  (C),  Eine  Glocknerfahrt.  —  Der  Sammler.     1868.     No.  102  ff. 

— ,  Eine  Dachsteinbesteigung.  —  ib.     1869.     No.  42  ff. 

— ,  Die  Zugspitze  im  bayerischen  Oberlande.  —  ib.      1869.     No.  60  ff. 

Lampert,  Eine  Wanderung  in  den  Hohen  Tsnem.  —  ib.    1869.     No.  118  ff. 

Ans   dem  Leben  eines    Gletscherftthrers.     Blätter  der  Erinnerung  an  Cyprian  Gran- 

bichler,   genannt  Cyper.     München  (Lindauer)   1869.     8.     (\  Thlr.) 
Mair  (J.),  Das  Iselthal  und  seine  Bewohnei^.     Innsbruck  (Wagner)  1869.     8. 
Nod  (H.),  Brennerbuch.     Natnransichten  und  Lebensbilder  ans  Tirol,    insbesondere 

aus  der  Umgebung  der  Brennerbahn.     München  (Lindauer)  1869.    8.    (1  Thlr. 

18  Sgr.) 
Yolpl  (A.),  Ueber  den  Brenner  nach  Italien.     2.  Aufl.     Innsbruck  (Wagner)  1869. 

16.     (8  Sgr.) 
n  passaggio  del  Brennero.  —  Bullet,  del  Club  alpin.  Hai.     TU.     1868.     p.  162. 
Out  of  the  beaten  Track  (ital.  TjtoI).  —  Athenaeum.     1869.     No.  2184. 
T.  Ruthner  (A.),  Der  PfUnder  bei  Bregenz.  —  Mitthl.  d.  Wiener  geogr.  Geselltch, 

1869.     p.  286. 

Burgatz  (F.),  Der  Margarethenkopf  bei  Feldkirch.     Feldkirch  1869.     8. 
Gobanz  (A.),  Neue  HShenbestimmnngen  in  Steiermark.  —  Mitthl.  d.  nainruf,  Ver. 

f.  Steiermark.     Hft.  Y.     1868. 
Movimento  della  navigazione  e  oommercio  in  Trieste  nell'  anno  solare  1867.    Trieste 

1868.     280  S.     8. 


588  ^'  Kon6r: 

Handel    und  ScbiiRkbrt    von  Triett  im  J.   1868.    —    Prsuft.  HamddsardL     1869. 

N.  86  ff. 
Ddlle  (M.  W.},  Oeograpbi«  der  Linder  der  heil,  ungarischen  Krone.    Pest  (Laufier) 

1869.     102  S.     8.     (84  kr.)     (ungarisch.) 
▼.  Montedego  (Fr.  A.),    Hevea   ^s  kfllsS  Szolnok  torrtfnyesen  egyesült  rirmegj' 

dknek  leiriUa.     (Beschreibong  der  gesetsUch   vereinigten  Komitate  Hevea  und 

Ssolnok.)     Erlan  1868.     568  S.     8. 
Koch  (A.),  Reisebilder  ans  Ungarn.  —  Albwm  d,  Liierar,  Ver.  in  Nürnberg,    1869. 
Temple  (R.),  Hydrographische  Skizze  der  hohen  Tatra.  —  Jcihreth.  d,  WetUnrnd- 

sehen  Ges.  f.  Naturh.     1868.     p.  49. 
Matz  (E.),   Eine  Exkursion  znr  Tatra.  —  MiUhi,  d.   WieMr  geogr,  GeselUeh.     X. 

1866/67.     p.  102. 

Orb^n  (6.),  Beschreibung  des  Szekler-Landes  vom  historisch-irch&ologischeti,  natnr* 
wissenschaftlichen  und  ethnograpischen  Standpunkte.  2  Bde.  Pest  (Ratfa) 
1868/69.    4.     (ungarisch.) 

Fahrer  durch  Hennannstadt  und  seine  Umgebung.  Hermannstadt  (Michaelia,  ib 
Comm.)   1869.     gr.  16.     (8  Sgr.) 

V.  Schmedes  (C),  Geographisch  -  statistische  Uebersicht  ßaliziens  und  der  Buko- 
wina. Nach  amtlichen  Quellen  bearbeitet.  2.  Aufl.  Lemberg  (Wien,  Seidel  h 
Sohn)  1869.     868  S.     (1|  Thlr.) 

Schneider  (A.),  Encyklopedya  dla  krajoznawstwa  6aliC3d  etc.  Encyklopadie  snr 
Landeskunde  Galiziens  in  historischer,  statistischer,  topographischer  B^ielnuig'. 
Bd.  L     Hit  1.     Lemberg  (Wild)  1869.     8.     (40  kr.) 

Kelsiew  (W.),  Galizien  und  Moldan.     Reisebriefe.     St.  Petersburg  1868.      2618. 

8.     (8  Thlr.)     (russisch.) 
Der  Wassereinbruch  in  dem  Salzbergwerk  zu  Wieliczka.    —    (roeo.     1869.     p.  67. 

vergl.  AnnaJ.  d.   Voy.  1899.     I.     p.  117. 
Weifsenberg  (J.  G.),  Ragusa.  —   Westermann's  Monatshefte.     1869.     ApriL 
Jahresbericht  des  Norddeutschen  Konsulats  zu  Ragusa  flu*  1868.    —    Preisfa,  Hta^ 

delsarch.     1869.     No.  28. 
Handel   und   SchiffTahrt  von  Ragusa,    Gravosa   und   Spalato    im  J.    1867.    —   ib» 

1868.     No.  62. 


Die  Schweiz 
(mit  Einschlufs  der  italienischen  Alpen.) 

Etlin  (S.),  Geographie  und  Geschichte  der  Schweis.     FQr  Volksschulen  bearbeitet 

6.  Aufl.     Luzem  (R&ber)  1869.     gr.  8.     (8  Sgr.) 
Zeitschrift  fttr  schweizerische  Statistik.     Red. :  J.  StÖssel.     5.  Jahrg.     1869.    Ko.  1 

— 8.     Bern  (Dalp,  in  Comm.).     gr.  4.     (pr.  opl.  IJ  Thlr.) 
Schweizerische  Statistik.     XI.     Die  eidgenössische  Volkszählung  vom  10.  Deoember 

1860.     4.  Lief.    Die  BevClkerung  nach  den  Beschäftigungsarten.    Zttrich  (OreO, 

FüTsli  &  Co.)  1869.     gr.  4.     (1  TUr.) 
Studer  (G.),    Ueber  Eis   und  Schnee.     Die  hSchsten  Gipfel   der  Schweiz  und   die 

Geschichte  ihrer  Besteigung.     1.  Abth.     Bern  (Dalp)   1869.     8.     (1  Thlr.) 

Studer  (B.),  Orographie  der  Schweizer  Alpen. —  Petermann*s  Mitth.    1869.    p.  241. 
Prof.  Stnder's  neue  Eintheilung  der  schweizer  Alpen.  —  Ausland.     1868.     No.  28. 
Die  Alpenreisen  als  geistiges  Bildungsmittel.  —  ib.     1869.     No.  85. 
Berlepsch  (H.  A.),   Die  Alpen    in  Natur-  und  Lebensbildern.     4.  Aufl.     Lief.  1. 

Jena  (Costenoble)   1869.     gr.  8.     (j-  Thlr.) 
Berlepsch  (H.  A.),    Les  Alpes.     Descriptions   et  r^its.     Traduction    autor.    per 

l'auteur.     Basel  (Georg)   1869.     gr.  8.     (2}  Thlr.) 
Rarabert  (E.),   Les  Alpes  suisses.     1*  S^r.     2*  ^dit     Basel  (Geoig)  1869.    gr.  8. 

(1  Thlr.) 


r  • 


Neu  erschienene  geographische  -  Werke,  Aufsätze,  Karten  und  Pläne.       589 

Jübmn  der  SobweU.     160  Stehlstiche.     Basel  (Krttsi)  1868.     gr.  4.     (14  Thh-.) 
Albnm  der  Ost-Schweis.     40  Bl.  der  schßnsten  und  interessantesten  Punkte  in  Stahl 
gast     Basel  (KrUai)  1868.     qu.-fol.     (4  Thlr.) 

Sonyenirs  de  la  Snisse.    85  feuilles  gravis  snr  acier.     Bern  (Krttsi)  1868.     qu.-fol. 

(6 1  Thlr.) 
Die  Schweiz  in  Original-Ansichten  ihrer  interessantesten  (vegenden.    Mit  hiBt.-topogr. 

Text  von  H.  Runge.     No.  59  —  64.     Darmstedt  (Lange).     Lex.-8.     (j- Thlr.; 

chines.  Pap.  16  Sgr.;  chines.  Pap.  in  Imp.-4.  28  Sgr.) 

Tschndi  (J.),    Praktische  Reiseregeln   und  Notizen  flir  Touristen  in  der  Schweiz. 

St.  Gallen  (Scheitlin  &  Zollikofer)  1869.     gr.  16.     (8  Sgr.) 
— y  Ostschweiz.     Reisetaschenbuch.     Ebds.     1869.     gr.  16.     (14  Thlr.) 
-->,  Ur-  und  Sfidschweiz»     Reisetasehenbueh.     Ebds.     1869.     gr.  16.     (1|  Thlr.) 
.^  Wallis,  Tessin,  Comersee  etc.     ReSsetasohenbuch.     Ebds.     gr.  16.     (24  Sgr.) 

Baedeker  (K.),  Die  Schweiz  etc.    12.  Aufl.    Ck>blenz  (Baedeker)  1869.    8.    (1  Thlr. 

22  Sgr.) 
Baedeker  (C),    Switaerland    and   the    adjecent   portions  of  Italy  etc.     4.  Edit. 

Coblenz  (Baedeker)  1869.     8.     (1  Thlr.  22  Sgr.) 

Baedeker  (0.),  La  Suisse  ete.     8*  4dfL     Coblenz  (Baedeker)   1869.     8.     (1  Thlr. 

22  Sgr.) 
Bradshaw's  Illnstrated  Handbook  to  Switaerland  and  the  Tjrrol.     New  edit     Lon 

don  (Adams)  1869.     16.     (8  s.  6  d.) 

Bradsbaw's  Pedestrian  Route  Book  fbr  Switaerland.     New  edit.    London  (Adams) 

1869.    (5  s.) 
Piraetical  Swiss  Gnide.     Bj  an  Englishman  Abroad.     New  edit.     London  (Simpkiu) 

1869.     820  S.     12.     (2  s.  6  d.), 

Oienbrüggen  (E.),  Wanderstndien  ans  der  Schweiz.    Bd.  U.    Schaffhausen  (Hui^ 

ter)  1869.     8.     (1  Thlr.  6  Sgr.) 
d'Angenot  (A.),  Aseensions  dans  les  Alpes,  la  Suisse  et  la  Saroie,  descriptions  et 

curiosit^s  de  ces  pays.     Limoges  1869.     258  S.     8. 

Müller  (K.),  Helretische  Reisebilder.  —  D»s  Natur.     1868.     No.  45  ff. 
Dowsing  (W.),  Rambles  in  Switzerland,  with  Reminiscences  of  the  Oreat  St.  Ber- 
nard.    Hall  (Leng)  1869.     8.     (2  s.  9  d.) 

Oiordano  (F.),  Sulla  orografla  e  sulla  geologica  costltuzione  del  Gran  Gervino 
Torino.     1869.     20  S.     8.     (£  1,  50) 

Ceresa  (G.  F.),  600  kilometri  alle  Alpi.  Escursioni  alpine,  ossia  breve  descrizione 
topograflca  dei  passi  alpestri  pih  frequenteti  sulla  catena  dl  montagne  che  se- 
parano  Tltalia  della  Francia,  Svizzera  e  Germania,  cio^,  dal  OoUe  di  Frejus  al 
Brenner.     Torino  1869.     104  S.     8.     (1  1.) 

Frassy  (P.  J.),  De  Tusage  de  la  corde  sur  les  Hantes-Alpes.  —   Bullet,  del  Club 

alpin  ital.     IH.     1868.     p.  81. 
Peroglio  (C),  Dal  Cenisio  sl  Monviso.     Descrizione  del  primo  viaggio  d'istruzione 

del  circolo  geograf.  italiano.  —  Fubblieaz.  del  Circolo  geogr.  ital.     I.     1868. 

p.  5. 

Schulze  (J.),  Die  Alpenbahnen.  —  Untere  Zeit.     1868.     Hft  23. 

Die  Gotthardbahnen  und  ihr  VerhAltnifs  zu  Baden.     Carlsmhe  (Braun)  1869.    gr.  8. 

(8  Sgr.) 
Merkwürdiger  Fund  von  riesigen  dunkelschwarzen  Bergkrystellen  in  der  Schweiz.  — 

Auiland,     1869.     No.  5. 

Anderes  (J.),  Die  Pfahlbauten  im  Bodensee  zwischen  Rorschach  und  Staad.  — 
MiuM.  2.  vaterl.  Getch.  d.  histar,   Ver.  m  St.  Gallen.     N.  F.     Hft.  1. 

Merk  lein  (F.),  Beiträge  zur  Kenntnifs  der  Erdoberfläche  nm  Schaff  hausen.    Schaff- 
hausen (Sohoch)  1869.     8.     (16  Sgr.) 
Die  Urkunden  der  Eiszeiten  im  Kanton  Aargan.  —  Aiulaind.     1869.     No.  44. 


GonXDbtob  (G.),    Uabtr  die  g«g«a 

Kutou  Bt.  Gall«D.  —    Verh.  d.  i 
Kaller  (F.),  Die  BeldanhOttcheii  Im  ft 

/.  Beknita.  Alitriliumthmdt,     18SI 
Eine  AlpeDverbciHrangicomniiuiDn    and 

Zättmg,  BtUas».      t8«8.     Na.  (61  _    __. 

Goiaet  (Pb.  C.|,  Tbe  InnndUian  ia  SwltEerUnd  in  ISSS.  —  Tkt  Alpm»  JcmnaL 

18«8. 
Philip  (C.  Q.),  Th>  luDndeüoni  in  Swllieilud  in  1868.  —  tfa.     t8«S. 
COBi  (J.  W.),   Die  HocbvBUH  Im  Ssptember  und  Ootobn  1868  in  bOndncriMbe» 

KtaeingebicU  vom   natarwiBMDicbanticbaD  nnd  bydrolMbniteb-ronllicAea  Stnd- 

pnnliU  betriobtec     Leipilg  (Engekuun)    1MB.     gr.  8.     (1^  Thlr.) 
Tbeobald  (G.),    Der  Kiitenpifi  nud  Mine  Umgabncg.    —    Jakrabtr.  Jer  Saimi. 

Out.  Gra%bb,dau.     N.  F.     XIT.      ISfiS. 
— ,  Hachtrlglichea  iDm  Brigelwr  Gebirg.  —   ib. 
La«  (G.   If.l,    The   Bitbs    of   tba   Eogadine:     St.   Karin    and   Tanap.      LoadoB 

(CbnrchUl)   1869.      8.      (1  >.) 
Hatrgott,  Exennian  dajia  l'EDgadiDa.     Baia«  da  Bt.  Hoiitz,   le  Preae,   Bomio  M 

Taraip.     Straibon^  1868.      8. 
H«iin  (A.),    Panarama    vom   Piaio   cmi^ale  St.  GoUbaTd.     ZDriob  {SchsbeUU,  a 

Comm.)   18«».      fol.      (1^  Tblr.) 
Gemacb,  Die  Heide ahKoacb an  auf  Illgaa,  CutOD  Sebwji.  —  Aineigtr  f.  Sckmiü. 

Aiterlhmthmdt.      1869.      p.  11. 
Bndolphi  (G.   C),    Neuer  Fahrer   durch  ZUrich    nad  aaine  UmgabimgaD.      ZSrkb 

(Leatbold)  186B.     gr.  IS.     (11  Sgr.) 
Rndolphl  (E.  C),    Nonwaa   gnide   de   l'^tranger  b  ZOricta   et  dana  a«a  «nTtoaw. 

Zttrieb  (Leatbold)  1S69.     gr.  16.     (li  f^.) 
SUUltiachaa  JahrbQcb  für  deo  KantoD  Ben.     S.  Jahrg.     Bern  (WjOi)  1B6B.     gr.  >. 

(I  Tblr.  4  Sgr.] 
Aibam  Tinn  Bemer  ObeilaDd.     80  der  intereaumtaataD  Ansistalao  in  Stahlat.     Baad 

(KrUi)  ISSB.     qo^-faL     (t  Tblr.) 
Heyer-Abrens,    laterlaken    im    Berner   Oberlande    namauclieh    Uimatjaehsr    nnd 

Molkea-Knrort.      Bern  (Dalp)   1869.      gr.  8.      (S  Sgr.) 
Halder  (A.),    Inteilaken    und    aeine    ümgahaag.      SplViL   n.    colar.      Bern    (Dalp) 

188B.     fol.      (IBSgr.) 
T.  Fischer-Ootter    (C),    Die   rhütiache  Slnfa    dar    Umgegwid    Tan    Thon.      Bern 

(Bnber  &  Co.,  in  Comm.)   18G9.      S.      (1|  Tblr.) 
ftlegiikomnier,   Die  NacbgraboDgen  aar  der  Pfablbaate  Robenbauaan  im  J.   1868. 

—   Äiulimd.      1868.      No.  48. 
Grad  (Ch.),    Obserrationa  aar  la  valli^e  da  Grindelwald  «t  ■••  ^dcn.  —   BmlliL 

dt  la  San.  de  geogr.     V  S4i.     2VII.      18fi9.     p.  B. 
Hoont  Jnra.  —   Colbum'i  Uta  Monthlg  Magat.      1869.     Sept. 
Grangier  (L.),   Dea  tracee  d'babiutiuna   romaines  dana   le  canton  de  Friboaig  et 

ap^clalemenl  anr  lea  rivea  friboargeoiaea  du  lac  de  NcDchitel.  —  Jattigtr  fir 

Schureiier  Alltrihiuiuliunde       ISbU.      p.  SB. 
Endralat   (H.),  Beisebilder  a.ua  der  romaniscben  Scfaweia.     Porta.  —  Globtu.    ZT7. 

p.  49.  76. 
Be;  (R.),    Geniive   et   lea    rivea    du    L^en.     !'  £dit.     Baael   (Georg)  1869.     8- 

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Hoel  (R.),  Tbe  Renfer  Joch.  ~    The  Alpine  Jomn.      1869.      p.  ib». 
Giordano  (F.),  Aeceneian  au  mant  Cervin  (Matterham),   IBOB  niiitrea  d'altitode.  — 

Annat.  d.    Voy.      1869.     II.     p.  B. 
Grove  (F.  C.).    The  Northern    and  Soolbarn  Aacante    of  tbe  Hatlerbom.    -~    Tit 

Alpluf  Jmav.      IB68'69. 


Neu  erschienene  geographische  Werke,  Aufsätze,  Karten  and  Pläne.      591 

Das  Mattorhom  (Mont  Cenrin)  in  Wallis.  ^  Ausland,     1869.     No.  8. 

Ule  (O.),  Vom  Monterosa  snm  Montblanc.  — DU  Naiitr.  1869.  No.  88  ff.  88.  40 ff. 

Brown  (Fr.  A.  6.),  Mont  Blanc  ftom  tbe  Glader  de  Miage.  —  The  ÄlpkuJimm, 

1869.     Mo.  XXV. 
New  Tonte  to  Chamonni.  —  Atkmatwn,     1869.    No.  2188. 
ZniHekachreiten  der  Montblanc  Gletscher  im  Chamonniz-Thale.  —  Äutlamd,     1868. 

No.  61. 
De  r^tat  d'ayaneement  dn  peroement  du  Tnnnel  du  mont  Clnnis.  —  Aim.  d.  Vof, 

1869.     n.     p.  116. 
Peroglio  (C),  Dal  CenUio  al  Monviso.  —  Piibliewt,  dd  Cireolo  geogr.  ital,     Di» 

eembre  1868.     p.  8. 
Carrel  (6.),    La  vall^e  de  Valtomenche  en  1867.  —  BulltU  dil  Club  alpin,  ital. 

m.     1868.     p.  8. 
Borna  no  (G.),  Ascensione  delle  Mannole  (Alpi  Venete).  —  ib.    lU.    1860.    p.  80. 


Frankreich. 

Notice  snr  les  ports  de  la  Manche  et  de  la  mer  dn  Kord.  —  Rwue  nwrit,    XXV. 

1869.     p.  662.  946. 
Joanne  (A.),  Dictionnaire  g^graphiqne  de  la  France,  de  TAlg^rie  et  des  colonies. 

2*  ^dit.     Paris  (Hachette  &  Co.)  1869.     Lez.-8.     (6}  Thlr.) 
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1869.     180  S.     18. 

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n.     p.  288. 

Der  Speciälhandel  Frankreichs   mit  dem  Auslande  in  den  J.  1861 — 68.  —  Preu/s, 

Hamdelsareh.     1869.     No.  89.  60. 
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J.  1867,  Terglichen  mit  den  Vorjahren.  —  ib.     1869.     No.  20. 
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de  la  marine)  1869.     XII.     808  S.     18.     (1  fr.) 
Statistique  des  pdches  maritimes.     1867.    —   Revue  marit.     XXV.     1869.     p.  178. 

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Bis.  —  lUvue  archeol.     XIX.     1869.     p.  861. 
Bei  den  Quellen   der  Seine   zur  RSmerzeit  und   unter   Napoleon  III.    —    AnMlani, 

1869.     No.  10. 

Notice  explicative,  historique  et  g^ographlque  accompagnant  la  carte  des  excursioDS 
dans  la  chatne  des  Vosges  et  de  la  For^t-Noire.     Strasbourg  1868.    86  8.   S. 

L^fi^bure  (L.),  L'Alsace,  aes  cultures  et  ses  d^ouch^a.  —  Annal.  d.  Voy.  1819. 
III.  p.  188. 

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nant  les  noms  de  lienx  aaciens  et  modernes.     Paris   1868.     XXIV,   26  3*    ^' 

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1869.     286  S.     8. 
Narbey,  Les  hautes  montagnes  du  Doubs,  entre  Mortean,  le  Bussey,   Belvoir  «t 

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main.  —  Mim,  lu*  ä  la  Sorbonne,  4rekeoL     1868.     p.  47. 

Longnon  (A.),  Les  tumuli  de  Bubsj  (Marne).  —  RemM  arohioL    XX.   1869.    p. 84. 
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de  la  France.     Cbtlons  1869.     12. 

Annuaira  statistiqne  du  dtfpartement  du  M«rd;  T4dig6  par  MM.  Devanx  p^re  et  ffls. 

41*  ann^e  1866.     LUle  (QuarrQ.     421  S.     8. 
Bradshaw's  Handbook  to  Nonnandy  and  the  Channel  Islands:  with  Notes  bj  H. 

Fry.     New  edit     London  (Adams)   1869.     182  8.     16.     (1  s.  6  d.) 

PaTie  (P.),  Quinze  jours  en  Norraandie.    Notes  de  vojage.    Angen  1869.    88  8.   8. 
Dictionnaire  g^ograpfaique  de  rarrondissement  de  Saint-Omer  avant  1789.  —  Mim, 

de  la  Soc.  de»  Antiqwnre»  de  la  Morinie.     XIII.     1864 — €9. 
Marehand  (£.),   l&tude   statistique,    ^conomique   et  chimique  sur  TagrieultBre  ds 

pays  de  Gaux.     Paris  1869.     XVIII,  860  8.     8. 

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d'AbbeviUe.     AbbeTille  1868.     XIII,  427  S.     8.     (8  fr.) 
Horoy,  Les  chemins  de  fer  dans  le  d^partement  de  rOise.    Beanrais  1869.   824  8.  8. 
Beigrand  (E.),  La  Seine.     I.    Le  bassin  parisien  aux   ftges  antdhisAoriqueB.    Teile 

et  planches.     Paris  1869.     CVI,  298  8.     4  et  79  pL 
Berty  et  Legrand,   Topographie   historique  du  yieuz  Baris.     Begion   du  Loun« 

et  des  Tulleries.     T.  IL     Paris  1869.     XH,  824  8.     4  u.  40  Taf. 

Plantenga's   Parijs  en   omstreken.     Handboek  yoor  reiaigers.     2*  dr.    Zm^bce 

(Plantenga)  1868.     8.     (f.  2,20.) 
Bradshaw's   lUnstrated  Guide  throngh  Paris  etc.     New  edit.     London  (AdaBos) 

1869.  140  S.     16.     (1  s.  6  d.) 
Alphand  (A.),   Les   promenades  de  Paris.     Bois  de  Boulonge,  bois  de  VinoenneB, 

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r 


Nea  erschienene  geographische  Werke,  Aufsätze,  Karten  and  Pläne.      593 

Bertillon,  De  la  mortalit^  parisienne  oroissante  selon  les  morts,  d^croissante  selon 

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Peterssen  (F.  C),  Die  Dentschen  in  Paris.  —  A%ulandJ*  1869.    No.  8^.  SlS.  42. 
Jshresbericht  des  Konsulats    des  Norddeutschen  Bundes   zu  Harre   für    1868.    — 

Prmfs.  SimdeUarch,     1869.     No.  44. 
Merridew's   Illustrated   Guide   to   Boulogne-sur-Mer   and  its  environs.     2d  edit 

revis.  bj  R.  D.  Hincblifl^.     London  (Simpkin)   1869.     210  S.     16.     (L  s.) 
Ceneamean  und  seine  Hummersttehterel.  —  Ausland,     1869.     No.  85. 
Oalles  (L.),   ^tudes  de  g^ographie  f^odale.     Les  Arri^re-fiefs   de  la  seignanrie  de 

Gu4mtn4.    (Kztr.  du  Bull,  de  la  8oc.  polymaüqve  du  Morbihaa  1867.)    Yaimes 

1869.     48  S.     8. 
Jfkissbericht  des  Konsulats  des  norddeutschen  Bundes  zu  Brest.    -—    Preufs.  San^ 

delsarch.     1869.     No.  9. 
Ptfau  deLaTuilerie,  Description  de  la  ville  d' Angers  et  de  tont  ce  qu'elle  oon- 

tient  de  plus  remarqnable.    Nouv.  ^dit.  par  C.  Port.     Angers  (Barass^  1869. 

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679  8.     18.     (2  fr.) 
Aonuaire  statistique   de  Maine-et-Loire  pour  Tann^e   1869.     Angers  1869.     XXTV, 

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Der  Handel  von  Nantes,  St.  Nazaire  nnd  Paimboeuf  in  1868.  —   Preufs.  Handels^ 

arck.     1869.     No.  41. 
Asnnaire  statistique  et  administratif  du  dtfpart.  du  Lot;  publ.  par  H.  Delom*    Ga- 
bors  1869.     882  S.     8.     (2  fr.) 
Audiganne  (A.),   Les  paludiers  des  marais  salants   et  les  p^eheurs  de  odtes.  — 

La  r^gion  du  bas  de  la  Loire,  la  Gcande-Bri^e  et  le  pays  de  Bete.  —  JSemie 

d.  Deux  Mondes.     1.  Nov.  1868.     15.  Jan.   1869. 
Kemmerer,  Histoire  de  l'ile  de  K^,  depuis  les  premiers  temps  historiques  jusqu'k 

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Jahresbericht  des  Preufsischen  Konsulats  zu  Bordeaux   für  1867.   —   Preufs.  Hanr 

delsarch.     1868.     No.  48. 
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18.     (1^  fr.) 
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particulier  dans  le  Puy*de-Döme   et  le  Oantal.     Paris  (Bailli^re  et  fils)  1869. 

104  8.     8. 
Bouthillier  de  Beaumont,  Arcachon,  son  bassin  et  les  landes  de  Grascogne.  — 

Le  Globe.     J/Lim.     1868.     p.  5.  25. 
Die  Landes.  —  Globus.     XIY.     1868.     p.  878. 
DeTals  eine,   Albias  et  son  territoire   (canton   de  N^grepelisse ,   Tam-et-Garonne). 

Mem.  lus  a  la  Sarbonne  1868.     p.  59. 
Annnaire  administratif,   statistique,   historique   et  agricole   du  d^part.  de  la  Lozöre 

pour  1869.     Mende  1869.     8. 
Martins  (Gh.)  et  E.  Gollomb,   Essai   sur  l'ancien  glacier  de  la  raliee  d'Aigelös 

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Montpellier  1869.     84  S.     4. 


Zdtsehr.  d.  Qaaellsch.  f.  Erdk.   Bd.  IV. 


38 


P" 


'  f. 


594 


W.  Komcr: 


Reste  heidniapker  Gebrlncj^e  in  den  fhuisSiischeii  ^rrenlen.    —   Augkmd,    1869»i 

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Germer-Darend  (E.),  Dictionnaire  topogrophiqae  4n  dtfpATtemtni  da  Gaid.    Paris • 

1869.     XXXYI,  802  8.     4. 
Aabln  (J.  JT.},  Qtfographie  da  V^r.     Pragaignan  1888.     182  S.     18. 
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Aannaire  administrativ,  statistiqae  et  kistoriqae  dv  dtfpaiiemeBt  de  Yandose.    1889»^ 

ATignon  (St.  Jost).     12.     (2  fr.) 
Arignon.  -—  Autlmid,     1869.     Ko.  2. 

SchiffTahrt  nnd  Handel  von  Marseille  im  J.   1868.  —   Prm/s,  Hamdel$arck.    1869. 

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▼.  Valcourt  (Th.),  Cannes  and  sein  Klima.    Erlangen  (Besold)  1869.    8.   (}  Tbir.) 
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Gobinj  Kote  snr  les  ressonrces  qae  präsente  actaeUement  la  Baot-Bbdne  au 
de  Tue  de  If.  pdcbe.     Lyon  ISQfit.     24  9f     ^ 

Chaix,  Recension  dex  Arbeit  FiveVs,  L'Al^ia  de  Cdsar,  prte  de  KoTolaise.  — 

Globt.     VIL     1888.     p.  ^Ik, 
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1889.     XY,  488  8.     18.     (8  ft«.) 
Gaide  du  voyagear  en  Caisa.     Ajancio  1889.     128  fk     82.     (1  fr.  26  c.) 


Die  Klederlande.     Belgien. 

Handboekje  der  aardrykskande  van  Kederland  en  zijne  beaittingen.  Ten  gebmikej 
Toor  bnrgersdioolen  etc.    Amsterdam  (Robijns)  1869.    4  en  76  bi.   8.    (f.  0,25.] 

Bosmann  (J.  M.  H.},  Kederland  en  zijne  bevoners.    Lees  en  leerboek  etc.    st.  1. 
2.  dr.     Schoonboven  (van  Kooten)   1888.     8.     (f.  0,86.) 

Algemeene  Statistiek  van  Kederland.  Beschrijving  van  den  maatsebappelijken  tse>i< 
stand  van  het  Kederlandsche  volk  in  bet  midden  der  negentiende  eeaw.  Uitgeg..j 
door  de  vereeniging  voor  de  statistiek  in  Kederland.  1*  afl.  Leiden  (Sjthofl)} 
1869.     8.     (f.  1,70.) 

Statistiscbe  bescheiden  voor  het  koningrijk  der  Kederlanden.  D.  II.  1  sL  Loo^i 
der  bevolking  in  1866.  Uitg^g.  door  het  departement  van  binnenlandsdir|| 
zaken.  's  Gravenhage  (van  Weelden  en  Mingelen)  1868.  81  bL  rojr.  8.{ 
(f.  0,80.)  D.  III.  1*  stuk.  Loop  der  bevolking  in  1867.  Ebds.  1869.. 
roy.  8.     (f.  0,80.) 

Geregtdijke  Statistiek  van  het  koningrijk  der  Kederlanden.  1866.  's  GravenbagS' 
(van  Weelden  en  Miogelen)  1869.     gr.  Fol.     (f.  1,60.) 

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r 


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Die  holländische  Yeene.  Ein  Beitrag  cur  Kenntnifs  der  Mocrcnttnr.  —  Unsere  Zeit, 
N.  F.     V,  1.     1869.     p.  468. 

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It  des  KonsnlatB  des  NorddeDtschen  Bundes  m  Golhenbnix  tOt  186. 
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It  des  Eonanlats  des  Noiddeauchen  Bundas  zn  Bergen  fllr 

No.  -'0.  I 

It  des  KoDSulats  dsa  NoiddeDlsoben  Bundes  zg  DrODtbaim   fOr   I86i 

aes.    No.  30. 

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Hehwald,  Die  Loddefischerei  im  norwegischen  Lappland.  —  Globui.    XV.    1869. 

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Das  europäische  Bufsland. 

Daschkow,  Sammlnng  von  anthropologischen  und  ethnographischen  Abhandlungen 

über  Rufsland  and  benachbarte  Länder.     1.  Hälfte.     Moskau  1868.    8.    (russ.) 
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Schnitzler  (J.  H.),  L'empire  des  Tsars  an  point  aetuel  de  la  science.     Tom.  IV. 

Strafsbourg  (V*.  Berg«r-Levrault  &  f.)   1869.     gr.  8.     (2^  Thlr.) 
Di«  griechisch  •  russische  Kirche   und  ihre  Secten.  —  Olobtu,     XY.     1869.     p.  41. 

76.  116.  186. 
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1869.     No.  126. 
Statistische  und  andere  wiasenschafÜiche  Mittheilangfen  aus  Bu&land.     8.  Jahrgang. 

St  Petersburg  (Rottger)  1869.     8.     (J  Thlr.) 
I>^eloppement  des  voies  ferr^es  de  la  Bnssie.  •—  Le  Globe,     1868.     p.  229. 
Mouvement  commeircial  de  l'empire  raese  de  1862 — 66.  —  Ann,  du  commerce  eaUr, 

1869.    join. 
Nachrichten  ttber  den  auswärtigen  Handelsverkehr  des  Rossiachen  Reiches  in  1867, 

veiglichen  mit  dem  Torjahre.  —  Preufs.  BandeUarch.    1868.    No.  49*    1869. 

No.  5. 

-Statistische  Nachrichten   Über  Production    und  Verkehr  im   Russischen  Kaiserreiche, 

unter  besonderer  Berücksichtigung  Riga's.  —  ib.     1869.     No.  41  ft, 
Jahresbericht  des  Norddeutschen  General-Konsulats  zu  Riga  für  1868*  —  ib.    1869. 

No.  81. 
Wiedemann  (F.  J.),    Die  Ehsteninseln  in  den  lettischen  Kirchspielen  Marienburg 

nnd  Schwaneburg   in  Livland.    —    Bulletin  de  fAcad,  Jmp.  d.  Sciences  de  St, 

Petersbourg.     XIIL      1869.     p.  487. 
▼.  Jnng^Stilling  (F.),  Statistisches  Material  zur  Beleuchtung  li vländischer  Bauern- 

Verhältnisse.     St.  Petersburg  1868.     gr.  8.     (1|  Thlr.) 
Jahresbericht    des   Konsulats    des  Norddeutschen  Bundes  zu  Pemau  für   1868.  — 

Preufs.  HandeUarch,     1869.     No.  11. 
Jahresbericht  des  Konsulats  des  Norddeutsehen  Bundes  zu  Reval  für  1868.    —    ib. 

1869.     No.  12. 
Jahresbericht  des  Konsulats  des  Norddeutschen  Bundes  zu  Winden  für  1868.  —  ib. 

1869.     No.  12. 
Narwa's  Handel  mit  dem  Auslande  im  J.  1866.  —  ib.     1869.     No.  9. 
Das  Gebiet  der  Dwina   und   seine   Bodeuproducte.    —   PetermaMie  Mitthl.     1869» 

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Neidhardt  (P.),  Bevölkerungsbewegung  von  St.  Petersburg.  —  Statist,  MiUM.  aus 

Rufsland.     II.     1869.     p.  89. 
Bericht   des  Konsulats  des  Norddeutschen  Bundes  über  Handel  nnd  SchiffTahrt  der 

Städte  Wiburg  und  Fredrikshamm  im  J.  1868.  —  Preiujs.  ffondelsarch,    1869. 

No.  11. 
Förster  (C),  Das  russische  Lappland  und  seine  Bewohner.  —  Petermatm's  Mitthl, 

1869.     p.  187. 
Sterrjr  (R.  W.),  Sur  un  voyage  ä  Petchora.  —  Annal.  hydrogr.     1869.     p.  1. 
Besiedelung  der  Mnrmanischen  Küste  am  Eismeere.    —   Petermann*s  Mitthl,     1869 

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liOwth  (G.  T.),    Around  the  Kremlin,   or  Pictures   of  Life   in  Moscow.     London 

(Hurst  &  Blackett)  1868.     864  S.     8. 


600  ^'  Koner: 

Jahresbericht  des  Norddeutschen  KonsulaU  sn  Moskau  für  1868.    —    Fteufa^  £in-| 

deUarch,     1869.     No.  S4. 
An  der  Wolga.  — >  Globus,     XIV.     1868.     p.  289. 

Schmeling  (C),  Der  Elton-See  in  Rufsland.  —  Die  Natur,     1869.     No.  18. 
Rössler  (W.  6.),    Handel   und  Industrie    des  Gubemiums   und   der  Stadt  Orel  m 

RuTsland.  —  Der   Welthandel,     1.  Jahrg.     p.  814. 
Ein  Streifzug  in  der  Krim.  —  Baltische  Monatsschr.     XVIII.     1869.     p.  290. 

Jahresbericht  des  Vice  -  Konsulats  des   Norddeutschen  Bundes  sn  Odessa  ftlr  18C8. 

—  Preu/s,  Handelsarch.     1869.     No.  23. 

Jahresbericht  des  Vice-Konsulats  des  Norddeutschen  Bundes  zu  Taganrog.  ftir  1868. 

—  ib.     1869.     No.  19. 

Tatomir  (L.),   Geografia  ogölna  i  statystyka  ziem  dawnej  Polaki.     (Allgem.  Geo> 
graphie  und  Statistik  des  alten  Polens.)    Lemberg  1868.    399  S.    8.    (If  Thlr.>| 

Hervet  (E.),  L'Ethnograpbie  de  la  Pologne.     Notice  snr  les  travaux  de  M"  8^^ 
v^rine  Duchinska.     Paris  (Amyot)  1869.     48  S.     8. 


Die  Pyrenftische  Halbinsel. 

Operaciones  geod^ias  en  Espafia  en  1*  de  Abril  de  1869,  pnbl.  por  el  Depdsito  de- 
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de  Bona  (F.  J.),  Movimiento  de  la  pobacion  de  Espafta.  Tablas  espafiolas  da 
mortalidad  j  estadistica  intemacional  de  poblacion.  Madrid,  Duran,  Gaspar  f 
Lopez)  1869.     194  S.     8.     (20  r.) 

üebersicht  der  Haupt-Einfhhren  nach  Spanien  und  den  Balearen  in  1868.  —  Prmft^ 

Eandelsarchiv.     1869.     No.  11. 
Delamarre  (C),  La  Situation  ^conomique  de  ITspagne,    noeud  gordien  da  sa  si* 

tuation  politique.     Paris  1869.     8. 

Wattenbach  (W.),  Ferienreise  nach  Spanien  und  Portugal.    Berlin  (Besser)  1869» 

8.     (l|Thlr.) 
Murray's  Handbook  for  Travellers  in  Spain.     By  Rieh.  Ford.     4th  edit    2  vols.- 

London  (Murray)  1869.     12.     (24  8.) 

Dor^  et  le  baron  Ch.  Davillier,    Yoyage   en   Espagne.  —    Le  Tour  dm  Monde,. 

No.  262  f. 
Clayton  (J.  W.),  The  Sunny  South:    an  Autnmn  in  Spain  and  Majorca.     London- 

(Hurst  &  B.)  1869.     842  S.     8.     (16  s.) 

Poitou  (E.),  Voyage  en  Espagne.     Illustr.  par  V.  Foulquier.    Tours  1869.    488  S. 

4.     (2{  Thlr.) 
A  travers  les  Espagnes ,  Gatalogne,  Valence,  Alicante,  Murcie  et  Castille ;  par  Tantear 

des  HorizoDS  proehains.     Paris  (Ltfyy  fir^s)  1869.     440  S.     18.     (8  fr.) 

Malano  (A.),  Spanische  Skizzen.  —   Wettermann* $  MonaUhefte,     1869.     Febmar. 
Klemm  (G.),    Aus  dem  Leben   des  Landvolkes    in  Sttdspanien.  -^  Glohue,    XV> 
1869.     p.  88.  113.  145. 

Henrich  (H),  Die  Maja  und  die  Cigarrera.  —  Globus,    XY.    1869.    p.  247.  267. 
Henrich,  Mittheilungen  über  Spanien.  —  ib.     XVI.     p.  71. 
Jahresbericht  des  Konsulats  des  Norddeutschen  Bundes  zu  Barcelona  fUr  1868.  — 
—  Preu/s,  Handelsarch,     1869.     No.  19. 

SchifTfahrtsbewegung  im  Hafen  von  Barcelona  wfthrend  d.  J.  1868.    —   ib.     1868. 

No.  18. 
Barcelona  und  die  Catalanen.  —  Ausland.     1869.     No.  88. 

Koppel  (F.),    Barcelona  und   der  Montserrat  —  Globus.     XVI.     1869.     p.  146. 

161. 
de  Lavigne  (G.),  Visite  au  Montserrat.  —  Le  Tour  du  ^onde.     No.  491  C 


r 


Mb  erschienene  geographische  Werke,  Aufsätze,  Karten  nnd  Pläne.      60 1 

Jahresbericht  des  Konsulats  des  Norddeutschen  Bundes  zu  Carthagena  Ülr  1868.— 

Preufa.  HandeUarch,     1869.     No.  28. 
Jahresbericht  des  Konsulats   des  Norddeutschen  Bandes  zu   Gibraltar  für  1868.  — 

ib.  1869.     No.  8. 
de  Yincenti  (Ch.),    Die   wilden  Menschen  im  Hardesthale,  Spanien.    —    Olobui. 

XIV.     1868.     p.  829. 
de  Bona  (F.  J.),   Annuario  administrative  y  estatistico   de  la  provincia  de  Madrid 

ptra  el  afio  de  1868.     Madrid  1868_69.     725  S.     8.     (20  r.) 
Jahresbericht    des  Konsulats   des  Norddeutschen   Bandes  zu  Malaga    für   1868.  — 

Preu/s.  HandeUarck.     1869.     No.  8. 

Anaftibr  and  Hafenverkebr  von  Matanzas  in  den  J.  1867  n.  1868.  —  ib.  1869» 
No.  6. 

Chacon  y  Orta  (F.),  Instruction  for  the  Port  of  Valentia;  transl.  from  th^  An- 
nuario de  la  direccion  de  Hidrografia.  1869.  —  Nautical  Magaz.  1869. 
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Jahresbericht  des  Konsulats  des  Norddeutschen  Bundes  zu  Valencia  für  1868.  — 
Pttufa,  HandeUarch,     1869.     No.  11. 

Die  Balearen,  in  Wort  und  Bild  geschildert.     Bd.  I.     Die  alten  Pitvusen.     Leipzig 

( Brockhaus}  1869.     810  S.  m.  60  Taf.  in  Farbendr.,   2  Taf.  in  Holzschn.  u. 

40  in  den  Text  gedr.  Holzschn.     gr.  4.     (nicht  im  Buchhandel) 
The  Bye-wajs  of  Europe.     A  visit  to   the   Balearic   Islands.    —    Nautical  Maga», 

1869.     p.  144.    182. 
Le  Gras  (A.),    Description    des  c6tes   du  royaume   de   Portugal,     ädit.  de  1869. 

Paris  (D^pöt  de  la  marine)   1869.     XII,   148  S.     8.     (4  fi-.) 
Monvement  g^^ral  du  commerce   et   de  la  navigation  du  Portugal  en  1865/66.  — 

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#  Italien. 

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Dizionario  dei  communi  del  regno  ditalia  compilato  sull'  ultima  edizione  della  sta- 

tistica  amministrativa.     Firenze,  Torino  e  Milano  (Paravia  &  Co.)  1869.    188  S. 

8.      (1.  2,  60.) 

Oddo  (G.),  Geografia  ditalia.     Milano  1868.     199  S.     16.     (11.) 

Itiaerario  generale  del  Regno  d'Italia  ad  oso  delle  ammimstrazioni  militari,  compilato 

per   cura  del   Corpo    di  Stato  Maggiore,  d'ordine   del  Ministero   della  Guerra. 

Firenze  1869.     520  S.     4. 
Premi  (C.  B.),  L'Italia  politica-economica-amministrativa  dal  1861  al  1869,  a  gran 

tratti  rilevata  e  descritta  al  popolo  italiano,    da  an  uomo  del  lavoro.     Torino 

1869.     187  S.     8. 
Maeatri  (P.),   Le  publicazioni  della  direzione  di  statistica.     Firenze  1869.     gr.  8. 
SUtistica  del  regno  d'Italia.     Acque  minerali  a.  1868.     Firenze  1869.     4. 

—  Movimento  della  navigazione  italiana  all  estero.  1867.     Firenze  1869.     4. 

—  Movimento  dello  stato  civile  1867.     Firenze  1869.     4. 

Die  Bewegung  der  Bevölkerung  im  Königreich  Italien.  —  Jahrb.  f,  GeselUcK-Wiu, 
X.      1868.     p.  89. 

Deir  Acqua  (A.),  Annuario  statistico  del  Regno  ditalia  par  Tanno  1869  compi- 
lato SU  dati  officiaU.     Anno  VIIL     Milano  1869.     756  S.     8.     (7  1.) 

Zur  Statistik  des  Königreichs  lUlien.  —  Jahrh,  /.  GeaelUchafttwiu.  X.  1868. 
p.  89.  174. 

HandelssUtistik  des  Königreichs  Italien  für  1868.  —  Preu/s,  Handelaareh.  1869. 
Ko.  28  f. 


602  W,  Konert 

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Oaiilo  (Barone  S.),  n  llmlta  nitur«!«  d'Itilii  >d  oocideot«.   MonogralU.   OnagE« 

1869.     AI  S.     B.     (1^1.) 
Lonbardinl,      Stndii  idrolaglcl  b  Btorid  ■opri  U  grandc  ««tnario  adriatieo,  i  Huae 

che  vi  canflabcoao  *  principalment*  gll  altimi  truncfai  dal  Po.  —  Renditanli  Jtl 

hm.  L/mbtrio  di  tciaut.      Ü  Set.     Toi.  I.     faac.  XIT.  XV. 
Lambardini  <£.),    AppcDdiea  >nlle  rsticole  tracdaU  pcHe  carta  topogiallelia  dcV 

Alta  Italia,    iodieanti   la   diviaioaa  dei  taneni    aaMgniti  ad  uticbe  eolonie  ra- 

m>Da.  —  Bolltttt  della  Soe.  gtogr.  ilal.     Faie.  S.      1869.     p.  Ifl7. 
Baadekar  (K.),  Italiao.     Haadbneh  nir  Raiaande.     I.Tbl.     MiHelitallcD  nad  Ban. 

!.  Ana.      S.  Tbl.     üntaritalien  and  SicUiaD.     S.  AaS.    Cobleni  (Baedtker)  186). 

8.     OlfThlf.) 
_,   L'Italia.     i"  partia.     L'Iüüia  MptaDirloiiale.     4*  Mit.   —    f  p*rtia.     L'Halir 

canlrale  et  Rome,      1'  ^dit.    —   8*  partie.    L'llalie  du  Sud  at  la  Sidla-    3*  Mit, 

CobleDi  (Baadakar)    1BB9.      6.      (k  If  Thlr.) 
,  Ital;.      ln'<  pari.     Centn!  Italf'  and  Roma.     2d  edil.  —  IIb  pari.      Sonth  Italy 

aad  SiciU.     Sd  edit.     Cobleni  (Baedekai)   IBES.     8.     (k  1)  Tbir.) 
Uattty't   Haadbwk   ftir   Noith   Ital^.      3tb  edlt.     Londoo    (Htura?)    1869.     It. 

(IS  o 
Black'!  Onide  lo  Italy,  according  tn  tha  moat  Bacent  Rontaa.    Edinborgb  (BUA) 

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nnra  eubappenT^ine   (tt,  YV.mx    e    jl  Panaro,    anl   grande  eetaario  adriatira,    ni 

flumi    ehe   vi    conHuiicano,   e  gli  nltimi  troncbe  dal  Po.     —    BoUll.  della   Soe. 

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icoperta    a   Taniti  preaao  Finale    dal   pror  Giov.   Ramorino.  —  JVen.    ~  "      ~ 

Acead.  d.  Kiei>i:e  di   Tarir-O.     U-  9ar,      XXIV.      1. 
Durand  (A.),    La  Toacane,    album  pittoreaqaa    et   arch^ologiqaa   publ.  d'i 

dessina    racneiUia   aona    la    directiun    de  S.   E.    la  prinea  Anatola  Demi 

1853.      Bia  jetzt   IB  Lieff.      Paria. 
Ouida  della  montagne  piatoleaa    conipilats    dall'  antore  d«11*  gnida  di  Pi«ta 

lATTitario.     Piatoia    1868.      88  9.      16. 


Nen  erschienene  geographische  Werke,  Aufsätze,  Karten  und  Pläne.     003 

Jahresbericht    des   Konsulats   des  Norddeutschen  Bundes  zu   Ancona  ttkr   1868.  «^ 

Prtu/t.  HandeUarch,     1869.     No.   9. 
Oargano  (S.),    lianuale  statistico,  administrattvo ,   storico   ed   artistico   della  pro- 

▼incia  di  Pesaro   ed  Urbino.     Pesaro  1868.     248  S.     8.     (2  L) 
Commerce  de  Civita-'Yecchia  de  1865  et  66.  —  Annal,  du  commerct  extir.     1868. 

Novembro. 

Wittmer  (M.)  u.  W.  Molitor,  Rom.     Ein  Wegweiser  durch  die  ewige  Stadt  und 

die   romische   Gampagna.      2.  Aufl.     Regensburg  (Pustet)  1870.    8.    (%^  Thlr.) 
Mnrray's  Handbook  of  Borne  and  its  Environs.    9th  edit.    London  (Murraj)  1869. 

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DescrizioDe  di  Roma  e  contomi.     S*  ediz.     Milano  (Artaria)  1869.     16. 
Pellegrini  (A),    Itinerario   o  guida  monumentale  di  Roma  antica  e  modema,   e 

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of  Romulus.   —  Jowm,  of  Philology.     1869.     p.  146. 
Osell-Fels  (Th.),  Römische  Ausgrabungen  im  letzten  Decennium.    Hildburghausen 

(Bibl.  Inst.)   1870.     gr.  8.     (f  Thlr.) 
Die  Osterwoche  in  Rom.  —  Globus,     XV.     1869.     p.  129 

Sacchi  (P.  E.),  Descrizione  di  Napoli  e  oontomi.    Milano  (Artaria)  1868.     110  S.  8. 
de  Luca  (F.),    I  miei  studi  fisico-geografici   sqUo    regione  da  Baja  a  Castellamare 

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1868.     4. 
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The  Quaterly  Joum.  of  Science.     1869.     April. 
Höhe  des  Vesuvs  im  April  1869.  —  Der  Naturforscher  1869.     p.  241. 

Arbeit  (A.),  Una  giornata  nella  repubblica  di  S.  Marino.  Dal  portafoglio  di  un 
viaggiatore.     Udine  1869.     20  S.     8. 

Jahresbericbt  des  Konsulats  des  Norddeutschen  Bundes  zu  Tarent  fOr  1868.  — 
Preufs.  ffandelsareh.      1869.     No.  19. 

Barlett  (W.  H.),  Pictnres  from  Sicily.  New  edit.  London  (Nelson)  1869.  322  S. 
8.     (6  8.) 

T.  Hoffweiler  (6.  F.),  Sicilicn.  Schilderungen  aus  Gegenwart  und  Vergangen- 
heit. Mit  30  Originalzeichnungen  von  A.  Metzener.  Leipzig  (Dürr)  1870. 
Imp.  4.     .  5^-  Thlr. ;  in  engl.  Einbd.  7  Thlr.) 

Longo  (A.),  Sul  bisogno  di  determinare  11  vero  e  reale  perimetro  dell'  Etna.  Ca- 
tania  1868.     12  S.     8. 

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ren 1863  —  66,  mit  besonderer  Bezugnahme  auf  den  Ausbruch  von  1866.  — 
Z.  d.  deutsch,  geolog.  Ges.     XXL     1869.     p.  221. 

V.  Maltzan  (H.),  Reise  auf  der  Insel  Sardinien.  Leipzig  (Dyk)  1869.  gr.  16. 
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Die  europäische  Türkei. 

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Y*  S^r.     XVIL     1869.     p.  148. 

Tozer  (H.  F.),  Researches  in  the  Highlands  of  Turke^r;  induding  Visite  to  Mounts 
Ida,  Athos,  Olympus  and  Pelion;  to  the  Mirdite  Albaniens,  and  other  remote 
Tribes.     2  vols.     London  (Murray)  1869.     786  S.     8.     (24  s.) 


g04  W.  Koner: 

YiqneBnel,    Vojage   dans  U  Turqnie   d'Earope.      Lirr.   18*  et  denuferei     Pari» 

(Bertrand)  1869.     cpl.  XXTII,  869;  644  8.     4. 
Boa^  (A.)}  Sor  les  progrfea  actnela  des  chemins  de  fer  en  Turqnie.    —    Änmal.  L 

Voy.     1869.     II.     p.  76. 
▼.  Streffleur  (V.)i  üeber  die  türkischen  Eisenbahnen.    Wien  (Gerold's  Sohn)  1869. 

gr.  8.     (4  8gr.) 
Filek  von  Wittinghausen  (H.),  Das  FQrstentham  Serbien,  geographisch -militt' 

risch  dargestellt.     Wien  (Gerold's  Sohn)  1869.     gr.  8.     (16  Sgr.) 
Jahresbericht  des  Norddeutochen  Konsulats  en  Belgrad  Ar  1868.   —  Preuf*.  £as- 

delsarch,     1869.     No.  88. 
Ko<5s  (F.),  RomänorssiLg  rSvid  fSldrajza  (Kurze  Geographie  von  Rnmllaien).    Peä 

(Aigner)  1869.     89  S.     8.     (6  kr.) 
Skiszen  aus  der  kleinen  WaUchei.  —  Olobut.     XV.     1869.     p.  821. 
Chaix  (P.),  Le  Danube,  son  cours  et  ses  embouchures.  —  Le  Olobe.    TU.    1868. 

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Kon  er  (W.),  Die  Donaumündungen   und   die  an  der  StÜina  vorgenommenen  B/egor 

lirungsarbeiten,  mit  einem  Nachwort  von  H.  Kiepert.   —  Z.  d.  Berlm.  Gtk 

f.  Erdh.     1869.     p.  52. 

de  la  Richerie  (L.  E.  G.),  Le  lac  Yalpnc.  —  Bull,  dt  la  Boc,  de  Geogr.    V*S6. 

XVI.  1868.  p.  618. 
y.  Zerboni  di  Sposetti,  Bukarest  und  seine  Bewohner.  —  Umtre  Zeit,    K.  F. 

V.  2.  1869.  p.  878. 
Bericht  des  Konsulats  des  Korddeutschen  Bundes  zu  Galatz  über  die  Handelsbewe. 

gung  an  der  unteren  Donau,  vom  Eisernen  Thore  aufwärts  bis  zum  Schwaxzoi 

Meere,  namentlich  aber  in  die  beiden  Hafenplätze  Galatz  und  Braila,  im  Jahr» 

1868.  —  Preuft.  HandeUarck.     1869.     No.  22. 

Handelsbericht  des  Konsulats  des  Norddeutschen  Bundes  zu  Galatz  und  Braüa.  — 
Preufsisches  ffandelsarch.     1868.  No.  47.     1869  No.  4.     88.  46. 

Statistische  Aufstellungen  über  Schififahrt  und  Handel  in  den  unteren  Donanhite 
in   1868.  ~-  ib.  1869.     No.  47. 

Kanitz  (F.),  Reisen  in  Süd-Serbien  und  Nordbulgarien,  ausgeführt  im  J.  1864.— 
Denktchr,  d.   Wien.  Akad.  d.    Wies.     Hist.  Ol.     XVII.     1868. 

St.  Clair  (S.  G.  B.)  and  Brophy  (Gh.  A.),  A  Residence  in  Bulgaria;  or,  Notas 
on  the  Resources  and  Administration  of  Turkey,  the  Condition  and  Character, 
Manners,  Cnstome,  and  Language  of  the  Christian  and  Muselmann  Popnlations. 
London  (Murray)   1869.     438  S.     8.     (12  s.) 

Dora  d'Istria  (Mde.),    La  nationalit^  Bulgare  d'aprte  les   chants   popnlaires.  — 

Reoue  d.  Deua  Mondes.     LXXVL     1868.     p.  819. 
Die  römische  Station  bei  Plewna  in  Bulgarien.  —  Z.  d.  Berl.  Ges.  f.  Erdh,    1869. 

p.  70. 

Jahresbericht  des  Konsulats  des  Norddeutschen  Bundes  zu  Adrianopel  für  1868.  — 
Preufs.  Handelsarch.     1869.     No.  24. 

Saxon  (Isabella),  Five  Tears  within  the  Golden  Gate.  London  (Chapman  &  H.) 
1868.     812  S.     8.     (9  8.) 

Schiffsverkehr  und  Frachtgeschäft  zu  Konstantinopel  in  1868.  —  Preu/s.  Handels- 
arch.    1869.     No.  42. 

Handel  von  ScnUri  und  Prisrendi   in   1867.  —  ib.     1869.     No.  1. 

Rousseau  (A.),  Geographie  de  la  Bosnie  et  de  lUerz^govine.  —  Bvll.  de  la  Soc. 
de  geogr.     V  S4t.     XVI.     1868.     p.  409. 

Maurer  (F.),  Eine  Reise  durcb  Bosnien,  die  Saveländer  und  Ungarn.     Berlin  (Hef- 

mann's  Veri.)  1870.     8.     (2  Thkr.) 
Maurer  (F.),  Mittheilungen  über  Bosnien.  —  Ausland.     1869.     No.  48. 
Blau  (O.),  üeber  den  Ackerbau  in  Bosnien.  —  Ann.  d.  Landwirthsch.    hlTl.    1868* 

p.  81. 


Nea  erschienene  geographische  Werke,  Anfsätze,  Karten  und  Pläne.       $05 

Fricot  de  Sainte-Marie  (E.)>  Itio^raire  de  Tachlidja  k  Mokro.   —    BulL  de  la 

8oc.  de  Giogr,     V*  S^r.     XVII.     1869.     p.  126. 
XnltnrverhSltnisse  and  kommerzielle  Lage  der  Herzegowina.  —  Preufs.  Handelsarch, 

1869.     No.  1. 
Die  neuen  Strafsenanlagen  in  der  Herzegowina.    —    Zeitachr.  d.  Berl.  GeaelUch,  f, 

Erdh.     1869.     p.  174. 

Bonlogne  (A.),    Le  Mont^n^gro,   le  paya  et  ses  habitants.     Paris  (Rozier)  1869. 

115  8.     8. 
Thenon  (L.),  Fragments  d'une  description  de  Tile  de  Cr^te  (soite).  —  Rev.  arckeol, 

XVni.     1868.     p.  192. 


Griechenland. 

Bnrsian  (C),    Geographie   von  Griechenland.     Bd.  H.     Peloponnesos  und  Inseln. 
1.  Abthl.     Leipzig  (Teubner)  1868.     gr.  8.     (1^  Thlr.) 

Petit  de  Jnlleville  (L.),  Qnomodo  Graeciam  tragici  poetae  graeci  descripserint. 

Diss.     Parisüs.»  1868.     72  S.     8. 
— ,  Recherches  sur  Templacement  et  le  vocable  des  ^glises  chr^tiennes  en  Gröce.  ^- 

Arclwoes  de»  missiona  scienti/iques.     2*  S^r.     Y.     p.  469. 

Schmidt  (J.  F.  J.),    Beitrttge  zur   physikalischen   Geographie    von    Griechenland. 

Bd.  III.     Hft.  1.     Athen  (Wilberg)'l869.     gr.  4.     (|  Thlr.) 
Le  Bas,    Vojage  arch^ologique  en   Gr^ce   et  en  Asie  MineurCi    fait  par  ordre  du 

gouvemement  fran9aise,    pendant    les    ann^es    1848    et   1844,    publ.   ayec  le 

Cooperation  de  E.  Londron.     Livr.  69 — 62.     Paris.     4. 
Carnarvon  (Earl),  Beminiscences  of  Athens  and  the  Morea:  Eztracts  from  a  Journal 

of  Travels  in  Greece  in  1889.     Edit.   hj  his  Son   the   present  Earl.     London 

(Murray)  1869.     260  S.     8.     (7  s.  6  d.) 

Busch  (M.),  Bilder  aus  Griechenland.     Nach  der  Natur  gezeichnet  von  A.  LSffler. 

Lief.  1—10.     Triest  (Lit-artist  Anst.)  1868/69.     foL     (h  12  Sgr.) 
Sehliemann  (H. ),    Ithaque,    le    P^oponäse,    Troie.     Recherches    arch^ologiques. 

Paris  (Reinwald)  1869.     XVI.     282  S.     8.     (6  fr.) 
Kind  (D.),  Zur  Statistik  von  Griechenland.  —  Die  Natur.     11.  Ergänzhft. 
Die  Zustände  im  Königreich  Hellas.  —  ^lohus,     XVL     1869.     p.  11. 

Petit  de  JuUeville,  ün  Voyage  an  Pamasse.  —  Revue  d,  covrs  scientif.    1869. 

No.  27. 
Leake,  Topographie  d'Athönes,  trad.  de  l'anglaise  et  mis  au  courant  des  d^couvertes 

les  plus  rtfcentes  par  Ph.  Roque.     Paris  1869.     XX.     846  S.      18.     (4  fr.) 
Boque  (Phocion),  Topographie  d* Äthanes,  d'aprbs  le  colonel  Leake,  pr^c^d^e  d'une 

lettre  k  l'^diteur,  par  C.  Wescher.     Paris  (Plön)  1869.     12.     (4  fr.) 

Breton  (E.),  Äthanes  d^scrite  et  dessin^e.    Suivie  d'un  vojage  dans  le  P^oponn^se. 

2*  edit.     Paris  (Morgand)  1869.     888  S.     8. 
Sporer  (J.),    E.  Curtins'  Topographie  von  Athen.    —    Petermann*s  Mittk.     1869. 

p.  45. 

Wachsmuth  (C.)t  Bausteine  zur  Topographie  von  Athen.  —  Rhein,  Museum,    1869. 

Hft.  1.     p.  144. 
y.  Seebach  (K.),  Ueber  die  Eruption  bei  Methana  im  3.  Jahrhundert  vor  Christi 

Geburt.  —  Z.  d,  deutech.  geolog.  Ges,     XXI.     1869.     p.  275. 

Kind  (D.),    Bilder  aus  Griechenland.     Messenien.    —  Die  Natur,    1869.     No.44f. 
Jahresbericht  des  Konsulats   des  Norddeutschen   Bundes    zu    Patras   fttr   1868.    — 
Preu/s.  Handelsarch.     1869.     No.  16. 

Jahresbericht    des    Konsulats    des    Norddeutschen    Bundes  zu   Zante    für   1867  und 

1868.  —  ib.     1868.     No.  51.     1869.     No.  26. 
Jahresbericht  des  Norddeutschen  Konsulats  zu  Corfu  ftür  1868.  —  ib.    1869.    No.  87. 


606  W.  EoD«r: 

JaluMbaHcbt   it»  Horddtntachen  TiM-KoonJati 

Prat/t.  BaitdtUarek.  1868.     Ho.  Gl.     1869. 
V.  Bciaibcrg-DttriDgifdd,  VftlkrtbBmliBhu  vo 

Ho.  1. 
7onqii<,  Une  Pomp^l  mtAtetoriqne  «d  Or^  ^ 

LXXsm.     186».     p.  9!S. 
VlnM  da  »aftii  d«  Vtlt  d<  Udo«.  —  Lt  Glcb». 
Becker  (F.  H.  W.),    Da   Psro   ioanU   pin  1. 

MoDMterii  18SB.     IIS  S.    8. 


Asien. 

Eb  OriiDL      ImpTflMloDi  «t  r^miniKiDOM.      I  rols.      1*  Mit.     SL  P^tmhonrg  (BM»- 

gar)   ISflB.      gr.  B.      (4  Thlr.) 
d*  Hervkl  (G.|,  VoTtge  sn  Orient.     S  toU.     7*  Mit.     Peru  (Cherpantier)   IBSS. 

779  S.      18.      (7  fr.)  , 

Vemb^ry  (B.),    Fuailienleben   im   ieUmitiBchgn   Daten.   —  Qlobat.    XT.     IM*. 

p.  176.  «08. 
Timb^Tf  (H.),    Kleider   and  Scbmnckgegetutlnde  der  ostüUmitieetaen  VSlker.   — 

Watemamti't  UaHaUh.      1868.     November. 


Des  esiatiiebe  Rureland:     Sibirien.     Ttltkiit&n.     Kankeinell 

Bnab  (B.  J.),  A  Pon^  Bide  in  Kambclutk«.  —  Ovarlimd  Monthln,  San  ] 

1868.  Hai. 

Qnelqaee  mots  sur  la  Songarie  Rntae.  —  Le  Glob:     Bnllet.  1866.     p.  61. 

y.  Cotta  (B.),  Die   Steppen  WesUibiriena.    —  Autland.      1866.     Ho.  18. 

Die  Goldwtecher  in  Sibirien.  ~  ib.     186).     Ho.  16. 

V.  Cotte  (B.),  Seiae  nach  dam  Altai  im  J.   1868.  —  ib.      186».     No.  10 

— ,  Der  Altai.  ~  ib.     188».     No.  16  C 

y.  Teploachoff,    Ein  Blick  auf  dai  Oma  nnd   die  TegeUüon    des  w 

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Hartlie  (F.),  P.  v.  Seemenora  Forechongareiian  in  den  Trau  -  niacben  Ali 

mm  IsBjk  Eul,  auBgettHirt  in   den  J.    1856  n.  67.  —  2.  d.  Btrl.  Ott. 

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Galkic  (H.  T.},   Etboographischa  nnd  geachich (liehe  UaCerialien  Über  Uit 

nnd  die  Oranbaigiachen  Linder.     St  Petenba^  186».      8S6  S.      8. 

{raaaiBch.) 
Die  grorae  und  kleine  KirgiaensUppe  und  die  gegenwlxtige  Bewegung  ontar 

atkndigen  BeTolkeiang.  —  Auiland.      1869.     No.  88. 
Fahrmann  (Fr.),    Die  Kirgisen  nnd  ihr  Leben.  —   Globm.     XV.      1869. 
Hieball  (B.),  Tbe  jB.xarteB  or  STT-Darii,  trom  Kaaaian  Sonrcaa.  —  JiMn 

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Die  neaeaten  ritniachen  Forechnngen  in  Central-Aalen.  —  PalcrmoiM't  MUH 

p.  161. 
Patebino  (P.  J.),  Die  Land   TuikieUn  im  J.  1868.      Reiennoliaen.      St.  P< 

1868,      176  8.      4.      (ruaaiBCh.) 
Enropltar  in  Oel-TQrkiMan.  —  Z.   d.  Btrl.   Gtt. /.  Erdi.     186B.     p.  86». 
Dea  travauK  gr<agraphiqDeB  dea  Runaee  dana  le  Tnrkaatan  et  dans  la  Hanle 

1867  et  tn    1868.    —   dnnaJ.  d.    Vog.      186».      IIL      p.  83. 


.J 


Neu  erschienene  geographische  Werke,  Anfsätze,  Karten  und  Plane.      607 

Ortsbcsammnngen  in  TOrkistftn.  ^  Z,  d,  BerL  Gu,  /.  Erdk,     1869.     p.  270. 
Die  Bussen  in  Turkestan.  —  Baltische  MoncUstohrifU     XVIIL     1869.     p.  188. 
Yamb^ry  (H.),  Die  ForUchritte  Barslands  in  Centralasien.  _  ün$wt  Zeit.    N.  F. 
lY.  2.     1869.     p.  668.  801. 

T.  Heller,  Die  Bässen  in  Central-Asien.  ^   Oetterr.  milit,  Ztackr,     1869. 
Vamb^rj  (H.),   Shaw  nnd  Hajward  in  Osttorkestan.    —    Globus,     XVI.     1869. 

p.  165. 
Andree  (K.),  Die  Verkehn^erhältnisse  in  Centralasien.  —  Dtr  Wtithandti,    1869. 

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of  the  Roy.  Geogr,  Soc,  XIII.  1869.  p.  10. 
Die  Bässen  in  Bochara.  —  AHskuuL  1869.  N.  8. 
Glonkhovski,    Captivit^  en  Boakharie.    —    Bull,  de  la  8oc.  de  Geogr.     "V*  84r. 

XVI.     1868.     p.  265. 

de  Khanikof  (N.),  Sanarkend.     Trad.   de  ThivaUdek  msse  par  P.  Yoelkel.  —  ib. 

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Stebnltzki  (J.  J.)V  Ein  Blick  auf  die  Belief  karte  des  Kankaaos.  —  Peiernutnt^e 

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Tncker  (€.  C),  The  Caacasns.  —  Alpine  Joum.     1869.     p.  S41. 

Freshfield  (D.  W.},  Travels  in  the  Central  Gaucasns  and  Bashan;  inclading  Yisits 
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Freshfield's  Besteigung  des  Kasbeck  und  Elbrus.  —  Ausland.  1869.  No.  7  vergl. 
40  ff.     Annal.  d,   Voy.     1869.     II.     p.  198.     Le  Glohe.     BuU.     1869.    p.  81. 

Die  neue  administrative  Eintheilung  des  Kaukasus  nebst  Notizen  ttber  die  Ersteigung 
des  Elbrus  und  Kasbek  dnrch  Freshfield,  Moors  und  Tucker.  1868.  —  Petea^ 
«MtflM'«  MiUhl.     1869.     p.  57. 

Yereschaguine  (B.),  Voyage  dans  las  provinces  du  Gaucase,  trad.  du  russe  par 
M"*  et  M.  £.  Le  Barbier.     1864—65.  —  Le  Tour  du  Monde,     No.  485  ff. 

BJoerklund,  Esquisses  de  vojage  en  Transeaneasie.     Trad.  de  rallem.  par  J.  La- 

verri^re.     Paris  1869.     8. 
Unter  den  Tataren  in  Transkaukasien.  —  Globus.     XVI.     1869.     p.  88.  49. 
Der  Handel  und  die  Industrie  von  Transkaukasien.  —  Preufs.  Handelsarch.    1869. 

No.  80. 

Das  Moharremfest  bei  den  chlitischen  Tataren  zu  Sohusoha  in  Karabogh.  —  Globus. 

XYL     1869.     p.  129. 
Erforschung  der  Mongolei  durch  russische  Beisende.  —  ib.     XYI.     1869.     p.  78. 


China. 

Jenner  (Th.),  Mnemonic  G^graphy.     P.  1:  the  Provinces  of  China.    London  (Brace) 

1869.     14  S.     8.     (Is.  6d.) 
Plath,  China  vor  4000  Jahren.  —  Sitxungsber.  d.  k.  Baffer.  Akad.  d.  Wiss.    1869. 

L     p.  119. 

La  Chine   et  les  Tartares   au  XYII*  si^cle;    moeurs  de  ces  peuplet.     Ouvrage  trad. 

de  Tespagnol  par  Celle.     Limoges  1869.     120  S.     8. 
Skattschkoff  (K.  A.),  Connaissances  g^ographiques  des  Chinois.    Extrait  du  russe 

par  P.  Voelkel,   avec   notes   par   6.  Pautier.    —    Bullet,  de  la  8oc.  de  geogr. 

XYHL     1869.     p.  216. 

Gapp  (J.),  Les  connaissances  g^ographiques  des  Chinois.  —  Annal.  d.  Voy.    1869. 

IH.     p.  257. 
Die  prenfaiscbe  Expedition  nach  Ost-Asien.     Ansichten  ans  Japao,  China  und  Siani. 

Hft.  5.   6.     Berlin  (v.  Decker)  1869.     Imp.-Fol.     (k  8  Thlr.) 


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BotM  of  ■  Vojigi  by  thc  Sbip  IiKbslU  Bnxm  from 
Nautieal  Magas.      1869.      p.  70. 

Baports  of  Jaumsys  in  Chiok  and  Japan  pnfonned  t 
Hr.  Markbam  and  Dr.  Willta,  of  H.  H.'i  Conn 
1  FwÜRtnaDL     Londan  1BG9.     88  S. 


Girard  (O),  Fran«  et  Chine.      VI«  pnbUqne  «t  prj 

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Gardner  (Cbr.   T.),  Notes  on  a  Joamej  from  Niogi 

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Kevina  (H.  S.  C),  Onr  Life  ia  Chioa.     New  Tori 

JailUrd  (U  F.}    SouTenir  iI'dd  Tojaga  ao  Chine. 

Expedition  of  Mr.  T.  T.  Cooper  fh>m  ttae  TaDg-lse- 

Procetd.  of  iht  Roy.   Geogr.  Soe.     XII.      I86B. 

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tht  Jtog.   Gtogr.  Soe.     XXXYIll.      1868.      p.  SO. 
Olirer,    Eicnralona   in   the   Soatb   of  China.    —   JoHm.   of  Tracd  and 

Hittory.     I.      1869.      p.  846. 
La  Chine  et  aa  cipittde.  —  Lt  Globt,     Ballet.     1868.     p.  \b. 
KüowUon  (M.  J.),  The  Popolation  of  the  Chinue  Empire.    —  NaUt  (UMJ 

<m  China  and  Japan,  td.  by  Ovuiu.     Toi.  II.     No.  6.      1868. 
Beecari  (G.  B.),    11    eommercio   chinaae   oel  1S66.      Ceoni  geografid,    ata 

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Statiatiache  Anfatellongen  über  den  Handel  der  chineaiachen,  dem  Verkehr  i 
Analande  gcQITneten  HWan  in  dm  letzten  Jahren.  —  Preu/i.  MandeUarek. 
Ro.  46. 
Chiueaiache  Anawandemng  nach  Amerika  und  Sadaaien.  —  Amlaad.    1869. 
Die  Cbmeaen.  —  PeUrmann't  MMU.      18G0.     p.  SOS. 
Der  Wein  in  China.    —  ib.      IS6B.     p.  804. 

Barometriaebe  HöhenbeatimmungeD  im  Thian-aehan.  —  ib.     1869.     p.  108. 
Haj'era  (W.  F.],  lUuatrationa  of  tbe  Lamaiat  Sfatem  in  Tibet  diawn  ftom 

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Bnc,     Sonvanirs    d'nn    Toyaga    dana    la  Tartarie  et   le    Thibet    pendant   1«> 

1844—46.      S*  ^diL      Paria.      T.  I.      1S69.     XV,   430  S.      8.      (cpL  tS 

Hayward  (G.  S.  W.),    Ronte  from  Jollalabad  to  York  and  tbiongh  Chiti 

dakahan,  and  Pamir  Steppe,  giren  by  Habomed  Amin  ofTarhsad.  —  . 

of  thi  Roy.  Geogr.  Soc.     IUI.     1889.     p.  13!. 

Hontgomerie  {T.  G.),    Report    of   s  Ronte-Survey  made  by  Fnndit  fror 

to  Lhasa,    and   Ihence   dirongb   tbe  Upper  Valley  of  the  Brabmaputn 

Source.  —  Joum.  of  Ike  Rog.  Geogr.  Soe.  XXXVIII.     1869.     p.  I!9. 

Hontgomerie  (T.  G.),  Report  of  the  Trang-Himalayan  Explorationa  dmin 

—  Proceed.  of  tha  Sog.   Geogr.  Soc.     XIII.      1869.     p,  188. 
ErforBchuDgareiae   Indischer   Qeoditen   nach   den   Goldfeldern   von   Tibet,    1 

Petermam'i  Mitlht     1869.      p.  lOS. 
Die  Erforschung  dea  innem  Tibet  doreb   drei  indische  Pnnditen.    —    Gloi* 
186».     p.  101.       Teigl.  Gata.      1868.     p.  E66.       Bullet,  de  la  Soe.  A 
V  Stfr.      XVIL      1869.      p.  160. 


J 


r 


Neu  enchienene  geographische  Werke,  Aufsätze,  Karten  und  Pläne. 

Oöodenongh  (F.  A.),  Letter  on  Roatee  between  Upper  Assam  and  Western  China. 

Proceed,  of  the  Roy.  Geogr,  Soc.     XII.     1868.     p.  884. 

Der  Maschabrum-Pik  in  der  Miutag-Kette.  —  PetermanrCs  MitihL     1869.     p.  109. 
Moonschee  (M.  M.},  On  Gilgit  and  Chitral.  —  Procud.  of  th9  Roy,  Gwgr,  Soc, 

XIIL     1869.     p.  180. 
William  so n  (A.),  Notes  on  Ifanchuria.  —  ib.     XIII.     1869.     p.  36. 
•de  Rosnj,  Sur  la  g^ogiapbie  et  Thistoire  de  la  Cor^e.  —  Revu^  Orientale,     1869. 

No.  6. 
Pfixmaieri  Nachrichten  von  den  alten  Bewohnern  des  heutigen  Corea.  —  SiUwngi' 

hör,  d,   Wien.  Akad.  d.   Wim.     Philos.-hist  Gl.     LH.     p.  461. 
-Gu^rint  Yocabulaire  du  dialecte Tayal  ou  aborig^ne  de  llle  Formose.  —  Bull.  d€ 

la  Soc.  de  giogr.     V«  S^r.     XVI.     1868.     p.  466. 
Yavre,    Note  sur  la  langne   des  aborig^nes   de  Ftle  Formose   et  remarques  sur  le 

prt^c^dent  vocabulaire.  —  ib.     p.  495. 
Oberländer  (R.),  Formosa.  —  Der  Welthandel.     1869.     p.  687. 
Oollingwoods  Rambles  in  the  China  Seas.  —  Joum.  of  Travel  and  Natural  BtBtory, 

I.     1869.     p.  868. 
-China  Sea.  —  Mercantile  Marine  Magaz.     1868.     p.  266. 

Japan. 

Wenjukow  (M.),    Beschreibung  von  Japan.     St.  Petersburg  1869.     441  8.     4. 

(8  Thhr.)     (russisch.) 
Ar  min  Jon  (V.  F.),    U  Giappone  e  U  viaggio  della  Corvetta  Magenta  nel  1865. 

Genova  1869.     400  S.     8.     (6 1.) 
<Jephson  (Ph.  M.)   and  Elmhirst  (B.  P.},  Our  Life  in  Japan;    with  illnstrations 

from  Photographs  bj  Lord  Walter  Ker,  Sign.  Beato,  and  Native  Japanese  Dra- 

wmgs.     London  (Chapman  &  H.)  1869.     446  S.     8.     (18  s.) 
Diekson  (W.),  Japan:  being  a  Sketch  of  the  HIstory,  Government  and  Officers  of 

the  Empire.     London  (Blackwood)  1869.     490  8.     8.     (16  s.) 
Hambert  (A.),  Le  Japon.  —  Le  Tour  du  Monde.     No.  492  ff. 
Andree  (R.),  Die  Nipponfahrer  oder  das  wiedererschlossene  Japan.    2.  Aufl.    Leip- 

sig  (Spamer)  1869.     8.     (2  Thlr.) 
Bttchele,  Japan.  —  Der  Welthandel.     1869.     p.  544.  602. 
Mineralischer  Reichthu^ii  Japans.  —  Autland.     1869.     No.  15. 
Ana  dem  Volksleben  der  Japaner.  —  Globus.     XIV.     1868.     p.  819.  858. 
Jahresbericht  des  Konsulats  des  Norddeutschen  Bundes  zu  Yokohama  für  1868.  — 

Preufs.  HandeUarch.     1869.     No.  24. 
Jahresbericht  des  Konsulats   des  Norddeutschen  Bundes  zu  Hakodade  für  1868.  — 

ib.     1869.     No.  24. 
Btatietische  Aufstellung  über  Tokohamas  Handel   und  Schifffahrt  in  1867  —  68.  — 

ib.     1869.     No.  7. 
Handel  und  Schifffahrt  ron  Nagasaki  in  1867.  —  ib.     1869.     No.  2. 
Jahresbericht   des   Norddeutschen   Konsulate  zu  Nagasaki  für  1868.  —  ib.     1869. 

No.  46. 
Jahreebericht  der  Norddeutschen  Konsular- Agentur  zu  Hiogo  (Osaka)  für  1868.  — 

ib.     1869.     No.  80.  

Paris  (A.),  Üne  excursion  k  Kioto,  capitole  du  Japon.  —  Revue  maritime.    XXVI. 

1869.     p.  850. 

Die  asiatische  Türkei. 

d«  Tchihatscheff  (P.),    Asie  Mineure.     Description  physique  de   cette  contr^e. 

4*  partie.     Geologie.     T.  2.  8.     Paris  1869.     4.     (cpl.  860  f^.) 
— -    —    — ,    description  phjsique.     Paläontologie,   par  A.  d'Archiac,  P.  Fischer  et 

£.  de  Vemenil.     p.  425—591.     Paris  1869.     8. 

2eitachr.  d.  GeielUch.  f.  Brdk.  Bd.  IV.  39 


610  ^-  Koner: 

Svobods  (A.),  Tbg  Sara  CbnrchM  of  Ari>;  wldi 

an  tba  apot,    HiaCarisal  Notaa,  and  Itinanrf. 

H.  B.  TrUMM.     LondoB  (La*)  IIU.     (S  ft 
fioldamid  fF.  3.),  Keport  od  >  Oveiluid  Jaaroey 

throBgfa  Tnrkbh  Arahia  and  Aaia  Minor.    — 

Soe.    miL     lg<B.     f.  10. 
Ferro  t  (O.},  Exploration  arch^Iogiqna  de  la  Oalal 

Parii  1869.     fol. 
fltelnmaDD  (W.),  Dm  Qsbiet  von  Beraklu  Fonti 

IBSa.     8. 
lejean  (Q.}.  Exeoralon  k  1>  reeliercb«  da  Oordim 

VBir.     XVn.     1869.    p.  61. 
Jabreabericht  dea  Korddaatasban  KonanUU  in  Trqii 

■Mtorek.     1869.     No.  8«. 
Jahraabuicbl  dat  Sorddantacb«»  KonndaU  in  Sidt- 

Ho.  7.  B». 
Eind  (D.},    BJldar  »na  Oriachciilad:  Die  Iniel  1 

So.  IS. 
Qandrr  (A.),  O&tlogie  de  lUe  de  ChTpre.     (Extr 

France.     S*  S<r.     TII.)     Paris  1B69.     666  8. 
Eiapert  (EL),  Deber  UtaaM  Lasdee-  ondTolkageas 

btr.  d.  Bert.  Aiad.   d.    Witt.      1869.      p.  !16. 
Topographie  de  U  Onnde  AniAiie,  par  la  B.  P.  I 

menien  per  E.  Dnlanrier.  —  Jour*.  atiat,     6' 
Strecker  <W.),  B«]li«ge  inr  Qsognphie  tob  Hot 

f.  Krdk.     1869.     p.  146.  Bit. 
TajloT  (J.  G.),  Boote  from  Bnerum  to  Diab«kr. 

SoB.     XII.      1i6S.     P.SOI. 
— ,  Jonmal  of  m  Tonr  in  Armeota,  Eurdiitan,  and 

of  RaKarch«   in   tbe  Dsynlm  Dagb,  in    18B8. 

See.     XXXnil.     1868.     p.  381. 
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Cheiney  (F.  B.),    Narratlva  of  tbe  Enpbratea  Ei 

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Die  StrsTae  von  Trapcinnt  nach  Erterem  and  Teb 

■niobahnenden  Handel  Norddentachlanda  mit  '. 

18S9.     No.  69. 
Handel,    Gewerbe,    Aciterbao   und  türkische  Wirth: 

Globiu.     XIT.     1868.     p.  179. 
Die  tOriiiKhc  Verwaltnns  nnd   die   aittllcbeit  Knetl 

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Der  briillende  Sand  des  Dschebel  Nägua  auf  der  sinaitisohen  Halbinael.  —  Ansleind* 

1869.  No.  21. 

39* 


)i«  GrotUo  der  Ttwatad.  — 
■n  in  tha  PtnloiuU  of  Sinkl. 
ribok  in  miwin  Uumn  In  H*i 
.),  QaelqoM  moti  mr  rOmio 


).].   L>    Peni*    dta«ritU,    rc 

IS. 

>>  Fun,  ta  papnUtian,  ae«  ri 

Mikel  tyte  notei  par  S.  de 

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,  Hekktompflo*.  Etö  Bcitnf 
iijiier.  d.  VümA.  Äkad.  d.  f 
.),  On  tfaa  ElerstioD  of  the  ( 
f  Ae  Roy.  Gtogr.  Soc.  JJJ 
if,  Inatructioiu  donn^  h  H. 
n.  —  Bmll.  dt  ta  Soc.  dt  gi 
Wandel  in  der  ka«plicb<ii 
bsarb,  von  V.  v.  Scldliti.  - 
L),  H«nt  tiDd  dl«  mituluiati 
».     p.  ISO. 


tweit,    Dif  Verwallnng  Briti 

nadeelen  van  d*  heencbappy 
t>,  Ntderlandich  JruUi.  186! 
IravalB  of  Fafa-Haao  and  Sm 

00  1.  D.  and  BIS  a.  D.  Tran 
171  S.     8.     (10*.  e  d.) 

■),    Hon   Ti>7Bge   inx    Indes  • 

fr.  76  c) 

at  (E.),  Skinan  aoe  Oitindic 

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tcteristice  of  the  Population  o 
'.thnolog.  Soc.      IBBB.      Jnlf. 

1  of  India  ai  triced  in  Exiati 
n  Archaeology  of  Indl«.  —  I 
tha  Mountain  Tribea  of  tha  N 


r 


Nea  erschienene  geographische  Werke,  Aufsätze,  Karten  and  Plane.     613 


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No.  45. 
Annuaire    des    Etablissements    fran^ais    de    linde.      Pondich^ry   1869.      177  S.     8. 

(8  fr.  60  c.) 


614  W.  Koner: 

Laude,   Stades  sUtisttqaes  tar  U  popnlation  de»  dtablisaementt  de  PoDdkb^  il 

de  Karikal.     Pondich^ry  1868.     88  S.     8. 
Jahresbericht   des  Konsulats    des  Norddeutschen   Bandes   sn  Akjab    fttr   1868.  -> 

Preu/t,  HandeUarch.     1869.     No.  14. 

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Ethnographische  Würdigung  der  Bewohner  Bengalens.  —  Ausland,     1869.     No.  2t. 
Die  Gebirgsvölker  von  Tschittagong.  —  ib.     1869.     No.  45. 

Kohl  (J.  6.}|  Die  üeberlandrouten  aus  Indien  nach  China  und  insbesondere  £t 
englische  Expedition  vom  Irawaddy  zur  chinesischen  Provinz  TOnn&D.  —  ik 
1869.     No.  29  f. 

Jahresbericht    des   Consulats   des  Norddeutschen   Bundes    zu  Bassein  für   1868.  -^ 

Preufi,  Handelsarch.     1869.     No.  16. 
Jahresbericht  des  Konsulats  des  Norddeutschen  Bundes  zu  Rangoon.  —  ib.     186S. 

No.  18. 

Jahresbericht  des  Konsulats  des  Norddeutschen  Bundes  zu  Singapore  für  1869.  — 

ib.     1869.     No.  21. 
Beisebriefe  aus  Singapore.  —   Wissensch,  Beilage  d.  Leipz,  Zig.     1869.     No.  17. 

Singapore  et  les  Ües  circonvoisines.  —  Annal,  d.   Voy,     1869.     III.     p.  285. 
Communication  tusschen  Riouw  en  Singapore.    —    Tijdaehr.  v.  Nederlandaek  lm£u 
1869.     II.     p.  148. 

Jahresbericht  des  Konsulats  des  Norddeutschen  Bundes  zu  Penang  fUr  1868.  " 
Preufe,  HandeUarch.     1869.     No.  26. 

Bastian  (A.),  Die  Völker  des  östlichen  Asien.  Bd.  V.  a.  u.  d.  Titel:  Beisen  ia 
indischen  Archipel;  Singapore,  Batavia,  ManiUa  und  Japan.  Jena  (Costenoblt) 
1869.     gr.  8.     (8j^  Thlr.) 

Des  Michels,  Essais  snr  les  afflnit^  de  la  civilisation  chez  les  Annamites  et  difl 

les  Cbinois.     Paris  (Amyot)  1869.     24  S.     8. 
Mouhot  (A.)i    Voyages  dans  les  royaumes  de  Siam,  de  Cambodge,   de  Laoe  «te. 

Paris  (Hachette  &  Co.)  1868.     8.     (16  Sgr.) 

Annuaire  de  la  Cochinchine  fran^aise  pour  Tann^e  1869.  Saigon  1869  24d  S. 
8.     (6  fr.) 


Neu  erschienene  geographische  Werke,  Anfsätze,  Karten  und  Pläne.       61^ 

Xeiaire  (Oh.)»  Coup  d'oeil  tnr  la  Cochinchine  franfaise  et  le  Cambodge.  —  Annale 

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Benoiat  de  la  Grandi^re,    Sonvenirs    de    campagne    k   les    ports   de  Textreme 
Orient;  d^ata  de  Toccnpation  Aran^aiae  en  Cochinchine.     Paris  (Le  Chavaller)  ' 
1869.     241  S.     18.     (2  fr.  50  c.) 

<xarnier  (F.),    Une  Episode  des  voyages   de  la  commission  iVan^aise  dans  Find« 69. 
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n.     p.  79. 

Der  Indische  Archipel. 

JUrdrijkskundig  en  statistisch  woordenboek  van  Kederlandscb  Indie,  bewerkt  naar  de 

jongste   en   beste  berigte.     Met  eene  voorrede  van  Prof.  P.  J.  Yeth.     8  Thle. 

Amsterdam   (van  Kampen)    1869.     X,  780,  4,  855,    4   en    1214   bL     gr.  8. 

(f.  48.  90.) 
Pijnappel  (J.),  De  rijks-instelling  van  onderwijs  in  Indische  taal-,  land-  en  Volkes* 

künde  te  Leiden  en  de  hoogeschool.    's  Gravenhage  (H.  Nijhoff)  1868.     88  bl. 

8.     (f.  0.  40.)  , 

-de  Hollander  (J.  J.),  Aardrijksbeschrijving  van  Nederlandsch  Oost-IndiS.  Amster- 
dam (Seyffardt)    1868.     lY,  819:bL     gr.  8.     (f.  8,  20.) 

De  administratieve  indeeling  van  Nederlandsch  Indiö.  —  Tijdschr,  r.  Nederl,  Indie. 
1868.     IL     p.  461. 

Bickmore  (A.  S.),  Travels  in  the  East  Indian  Archipelago.  London  (Murray) 
1868.     560  S.    8.     (21  s.)     vergl.  Ausland.     1869.     No.  15.  89. 

Bickmore  (A.  S.),  Reisen  im  ostindischen  Archipel  in  den  Jahren  1865  u.  1868. 
A.  d.  EngL  von  J.  E.  A.  Martin.     Jena  (Ccstenoble)   1869.     gr.  8.     (2f  Thlr.) 

^allace  (A.  W.),  The  Malay  ArcbipelagO|  the  Land  of  the  Orang-Utang  and  the 

"         Bird    of  Paradise:    a  Narrative   of  Travel,    with  Studies   of  Man   and  Natura. 

2  vels.     London   (Macmillan)  1869.     1000  S.     8.     (24  s.)  --  Dasselbe.     2od 

edit     Ebds.     1869.     8.   —  vergl.  Anthropolog,  Rev.     1869.     p.  810.     Revut 

4,  Deux  Mondes,     LXXXIIL     1869.     p.  675.     Ausland,     1869.     No.  80  f. 


W.  Koner: 

D*r  nulayUehs  ArcbipeL     Anto: 

I.  Brauascfaweig  (Weaternianii)  181 
:  l«iid  van  den  orang-oetang  es  di 
i  en  TU1  (mteekeniDgcD  vaorzici 
LP  Kunpeo}  18fiB.  gr.  8.  {f.  1.) 
UalaySQ  ArchipeUgo.'  —  Tkt  Tan 
lago.  —  The  QuHerlg  Jofim.  o/  , 
n  voylga  dana  lea  meii  de  l'lnd 
(Plön)   1868/G9.     18. 

V  .»«s-   V— ■'Ol  Qb  opkooiat  viD  het  Hederlani 

tit :  Da  opkomgt  van  het  NederUndach  geiag  o 
f  hage  (Hart.  Nijbaff)  186B.  XTI,  CLIII  an  SS] 
eyaer  {S.},  Rdim  ovar  Java  door  Baden  Ha>  Aij 

B.  NtdtrttHtdteh  Indie.  1S<S.  IE.  p.  1.  liO. 
ijdngen  tat  de  bevolklnga-atatialiek  raoJtvKenVa 
narament  cammercial  da  Jata  st  Ifadar*  en  1863- 

txUr.      teG8.      Oclober, 
^bcnfcht  ober  den  Himdel  nnd  die  Schlffhhrt  von 
~  Frev/i.  Handeltarch.      1669.     Ho.  10. 
Ueberticbt  der  Frodocten  -  Auiftahr  von  Java  and  Sn 

■marika  _  ib.      1B89.     Ko.  44. 
De  hervonniDg  dar  kafflecaltDar  op  J«T».   —    I\}^ch 

II.     p.  162. 
De  anikercaltaiir  op  Java.  —  ib.     1868.     11.     p.  S1 
SlnUian  betrekkalijk  de  eUtislieka  en  kidaatrale  apn 

ib.      1868.      II.     p.  it. 
Jets   ovei   de  aansprehen   der  bevolking  van  Java   o 

ib.     1869.     II.     p.  11. 
TeCb  (P.  J.],  De  verpinding  ran  akkara  op  Java.  . 
FiBtorioa  (A.   W.  F.  Verkerk),  Het  Uileiieha  dor 
Der  Dorepraog  van  den  Javianacba  adel.   —   ib.    18 
Stehr  (E.),    Dei  Tnlkan   Teogger  in  Oat-JaTa. 

(34SgT.) 
Bat  boschirezen  op  Java.  —    Tijdichr.  e.  Ntderlandi 
V.  Hedemann  (F.  W.  H.),    Scheta  van  de  bewerkJi 

tiog  dar  CiDmijnen  op  BilKtOD.  —  ib.  1868. 
Bijdrigen  to  de  kennia  Tan  het  eilud  Ball.  —  ib. 
De  toenemende  «elwaart  van  Delli  op  Snmatra'a  OosU 
V/ie  geiingan  CiTiliiationsbeatre bangen  bei  einem  vi! 
furufl  in  Minabasaa  auf  Celabaa.  —  Globwi.  I' 
Jahresbericht  dea  NorddeuUchen  Bondei-Conaalata  au 

BandeUarck.      1869.     No.  SS. 
Bijdrage  tot  da  kennia  Tan  Borneo'a  Noordooetboek. 

Indie.     1B69.     I.     p.  1S7.  S4S,  4SI. 
8ir  Jamea  Brooke,  radja  lao  Seravak.  —  ib.      186! 
Bickmore  (A.   S.),  X  Deacripljon  of  the  Banda  lal 

Gtogr.  Soc.     XII.      1868.      p.  S24. 

VolhstelliDg  op  Lombok.  —   Tijdtchr.  b.  HedtrleoitU 

Poalan  Loos.   —  ib.      1866.      I.      p.  448.     IL      p.  1 

Der  Schanplati  von  Magalhias'  tragiachem  Ende.  — 

Philippina  lalands:   deacription  of  tlia  Shona  o(  tha 

Bcription    of  Isla    Uartcaban;    Daaciiption    o(  Ii 

Coaat  of  Lnion;  Island  of  Marinduqna.     Trane! 

receion  d«  Hydrognfia.      1869.    —  Nautical  M- 


J 


Neu  erschienene  geographische  Werke,  Anfsätze,  Karten  und  Pläne.     617 

l>«8eiiption  of  Isle  Barias  (Pliilippine  Islands).  —  NauUcal  Magaz.    1869.    p.  594» 

DescriptioB  of  the  Port  of  Sorsogon.  —  ib.     1869.     p.  696. 

Plane  he t  (E.),  L*archipel  des  Philippines  et  la  piraterie,   r^cits  des  moeiurs  et  de 

voyage.  —  Revue  d.  Deux  Mondes.     1869.     16  juin. 
Sem  per  (C),  Die  Philippinen  und  ihre  Bewohner.    Wttrzborg  (Staber)  1869.    gr.  8. 

(1]  Thlr.)     vgl.  Ausland.     1869.     No.  42. 
Semper  (0.),  Reisen  im  Archipel  der  Philippinen.     2.  Tbl.     Wissenschaftliche  Be- 

sultate.     Bd.  I.     Holotharien.     Hft.  6.     Leipzig    (Engelmann)    1868.      gr.  4. 

(4  Thlr.) 
Jahresbericht   des  Konsulats    des  Korddentschen  Bandes    zu  Manila  'für    1868.  — 

Preufs.  Handelschrch.     1869.     No.  80. 
Jagor  (F.),  Grabstätten  zu  Nipa-Nipa  (Philippinen).   —  Z.  f.  Ethnologie.    I.    1869. 

p.  80. 


Afiika. 

Koner  (W.),  Ueber  die  neuesten  Entdeckungen  in  Afrika.     Zwei  Yortrlfge.     Berlin 

(Charisius)  1869.     8.     (12  Sgr.) 
Lacroix  (F.),  L'Afrique  ancienne.  —   Revue  Africaine.     1868.     No.  72  ff. 
P«auli  (J.),  Die  evangelischen  Missionen  in  Afrika.     Erlangen  (Deichert)   1869.    8. 
Magno  de  Castilho  (A.),  ]&tades  historico-g^ographique :  1'*  dtude  sur  les  colonnes 

ou  monaments  corom^moratifs  des  d^couvertes  portugaises  en  Afrique.    Ltsbonne 

1869.     62  S.     gr.  8.     vergl.  Ausland  1869.     No.  87.     Z.  d.  Berl.  Gesellsch. 

/.  Erdk.     1869.     p.  452. 


Nordost-Afrika:     Suezcanal.     Nilländer.     Abjssinien. 

Ritt  (0.),    Histoire   de  Hsthme   de  Suez.     Paris  (Hachette  &  Co.)  1869.     gr.  8. 

(2  Thlr.) 
Zenker  (W.),    Der  Saez-Canal  und   seine  commercielle  Bedeatang,    besonders  iUr 

Deutschland.     Bremen   (SchUnemann)    1869.     gr.   8.     {\  Thlr.)  —  Dasselbe» 

2.  Aufl.     1870. 
Anbert-Roche  (L.),  Rapport  sur  l'^tat  sanitaire  et  m^dical  des  travaillenrs  et  des 

Etablissements    du    canal   maritime   de   Tisthme   de   Suez   du    1*'  Juin  1868  au 

1*'  juin  1869.  —  Vlstkme  de  Suez.     Journal.     1869.     p.  287. 
Stoess  (W.)i    Het  Suez-kanaal.     Vrij  vertaald  uit  het  Engelsch  door  F.  Fokkens. 

RotteMam  (Bazendijk)  1869.     68  bl.  m.   1  gelith.  kaart.     8.     (f.  0,90.) 
Ktthne,  Der  Canal  von  Suez.  —  Aus  allen   Welttheilen.     1869.     No.  7  f. 
Antard    du   Bragard,    Le   canal   de   Suez.    —    Revue  maritime.     XXVI.     1869» 

p.  877. 
Hamm  (W.),  Eine  Fahrt  auf  dem  Suezkanal.  —  Daheim.     1869.     No.  44. 
The  Suez  Canal.   --  Nautical  Magaz.     1869.     p.  92.  168.  196.  890.482.660.604. 
Der  Suezcanal  und   seine  nächste  Zukunft.  —  Mitthl.  d.   Wien,  geogr.  Ges.     1869. 

p.  294. 
Der  Suezcanal  und  sein  Yerhältnifs  zur  Bewegung  des  Welthandels.  —   Wies.  Beil. 

d.  Leipz.  Ztg.     1869.     No.  76.  77. 
Der  handelspolitische  Werth  des  Suezcanals.  —  Ausltmd.     1869.     No.  81. 
V.  Kalohberg  (Y.),   Der  Suez -Canal  und  die  Zukunft  des  directen  5sterreichisch- 

ostindischen  Handels.     Wien  (Gerold's  Sohn)  1870.     gr.  8.     (|  Thlr.) 
Carnal,  Le  piantagioni  al  canale  di  Suez.  —  Rollet,  della  8oc.  geogr.  ital.    Fase.  2. 

1869.     p.  226. 
Lambertenghi,    Informazioni   statistiche  sul  commercio  di   Suez    dal  mar  Rotso. 

—  ib.     p.  846. 


618  W.  Koner: 

B*tt«lotti  (P.  L.),   La  qoMtion«  comnMrcialo  4'OrieiiCe,    lluXi»  •d  il 

Suez;  cenni  storici  e  eoiuideraziODe.     Firens«  1969.     t8S  S.     8.     (i  1-) 

de  Snekav  (H.)f  Lm  grindes  Toies  dn  progres:  Suez  et  Hondon«  avee  earfeft. 
Brnxelles  (Lacroix,  Yerboekhoveii  Ar  Co.)  1869.     gr.  8.     (|  Thlr.) 

OatftliB  de  Fondonee,  Recherches  snr  U  g^olog^e  de  l'igypte,  d'eprte  les  tra- 
vanx  les  plne  rtfcente,  Dotamment  ceax  de  M.  Figari-Bey  et  le  canal  maritiiM 
de  Suez.     Paris  (Savy)   1868.     96  S.     8. 

Stahl  (A.),  Im  Lande  der  Pharaonen.     Beisebilder  aus  Egypten.    Wien  (Hardebea} 

1869.     8.     (I  Thlr.) 
Millie  (E.),    Alexandrie  d'&gypte   et  la  Catre  aveo  le   plan<  de   cea   deax   TÜks. 

Milano   1869.     16.     (10  1.) 

Lott  (E.),  The  Grsnd  Pacha's  Cmise  on  tbe  Nile,  in  the  Viceroy  of  Egrpt's  Tacht. 

2  vols.     London  (Newby)  1869.     8.     (81  s.) 
Hopley  (H.),  Under  Bgyptian  Palms;  or,  Three  Bachelors'  Joameying  on  the  Nfle^ 

London  (Chapmann  &  H.)  1869.     820  8.     8.     (8  s.) 
Baron  (A.),  L'Egypte  et  les  sources  da  KU,  voyages  en  Nnbie  et  en  Abyssinie,  de 

Bruce  etc.     Limoges  (Bibl.  r^ig)  1869.     71  S.     12. 
AboQt  (E.),  Le  Fellah.     Soovenin  d'Egypte.    Paris  (Haohette  &  Co.)  1868.     gr.8. 

(1}  Thlr.) 
Das  nächtliche  Kaffeebaas  in  Gerf-Serhad  am  Nil.  —  Globu».     XV.     1869.    p.  8S9. 
Kachel  (6.)t    Das  nächtliche  Leben  während   des  Ramadan  in  Aegypten.  —  ib* 

XIV.     1868.     p.  218. 
Hartmann  (R.),    Untersuchungen  ttber    die    natfirliehen  Völkerschaften   Nord-Ost- 
Afrikas.  —  Z,  f.  Ethnologie.     L     1869.     p.  28.  185. 
Dr.  G.  SchweinAirth's  neue   Reise  nach  den  Nil-Ländern.    —    Petermom»'«  Mittkl. 

1868.     p.  63. 
Zwei  Briefe  aus  Inner-AfVika  von  Dr.  Schwein furth   an  den  Erzbischof  von  Kar 

locsa.  —  Afuland,     1869.     No.  19. 
Schwein  furth  (G.),   Vegetationsskizzen  aus  dem  südnubischen  Ktlstengebirge.  — 

Botan.  Ztg.     1868.     No.  50. 
— ,  Skizze  eines  neuen  Weges  von  Suakin  nach  Berber,  zurflckgelegt  im  September 

1868.  —  PetervMLfmU  MUthl,     1869.     p.  281. 
Markham  (C.  R.),  The  Portuguese  Expeditions  to  Abyssinia  in  the  I5th,  16th  and 

17th  Centaries.  —  Joum.  of  Roy.  Geogr,  Soc.     XXXVIII.     1868.     p.  1. 
^~,  Geological  Results  of  the  Abyssinian  Expedition.  —  ib.     p.  12. 
Berchet  (G.),    Lettera  sulle  cognitioni  che  i  veneziani  aveano  dell'  AbissiBia.  — 

BolletU  de  la  Soc.  geogr.  ital,     Fase.  2.     1869.     p.  151. 
Abessinien.     Das  Alpenland  unter  den  Tropen.    Hft.  1  —  4.    (Bildet  Hft  59— 62  des 

Buchs,  der  Reisen.)     Leipzig  (Spamer)  1868.     8.     (k  |  Thlr.) 
Die  geographischen  Eigebnisse  des  Englischen  Feldznges  in   Abessinien,   mit  einem 

Ruckblick  auf  seine  Ursachen  und  seinen  Verlauf.  —  Petermami's  Mitthl.    1869. 

p.  121.  164. 
d'Hendecourt  (L.),  L^exp^dition  d^Abyssinie  en  1868.     Paris  1869.     86  S.    8. 
Oslo  (£. ),    La  Bpedizione   inglese   in   Ablssinia.     Pagine   del  giomale  di  viaggio. 

Firenze  (Civelli)  1869.     58  S.     8. 
Ho  zier  (H.  M.),  The  British  Expedition  to  Abyssinia.     London  (Macmillan)  1869. 

288  S.     8.     (9  s.) 
Markham  (Cl.  R.),  A  History  of  the  Abyssinian  Expedition,   with  a  cfaapter  con- 

taining  an  Account  of  the  Mission  and  Captivity  of  Mr.  Rassam  and  his  Com' 

panions.     By  Lient.  W.  F.  Prideaux.     London  (Macmillan)  1869.     445  S.   8. 

(14  s.) 
Markham  (C.  R.),  Geographioal  Results  of  the  Abyssinian  Expedition.  —  iVoceti. 

of  the  Roy,  Geogr.  Soc.     XII.     1868.     p.  298. 
Stumm  (F.),  Meine  Erlebnisse  bei  der  englischen  Expedition  in  Abyssinien.    Januir 

bis  Juni  1868.     Frankfurt  a.  M.  (JUgel,  in  Comm.)  1868.     gr.  8.     (1}  Thlr.) 


r 


Neu  erschienene  geographlBche  Werke,  Aufsätze,  Karten  and  Pl&ne.       619 

T.  Seckendorff,  Meine  Erlebnisse  mit  dem  englischen  Kzpeditionscorps  in  Abes- 
•       sinien  1867—68.     Potsdam  (Cabos)  1869.     gr.  8.     (1  j  Thlr.) 

Boblfs  (6.),  Die  christlichen  Wnnderbanten  eu  Lalibsla  in  Abys&inien.  —  Glohut. 
XIV.     1868.     p.  864. 

Baasam  (U.),  Narrative  of  the  British  Mission  to  Theodore,  King  of  Abyssinia, 
with  Notices  of  the  Coantries  traversed,  from  Massowah  throagh  the  Sood&n, 
the  Amhfire ,  and  back  to  Anneslej  Bay  from  Magdala.  2  yols.  London 
(Murray)  1869.     8.     (28  s.) 

Xr.  Eassam's  Mission  to  the  Emperor  Theodoros  of  Ab3r8siuia.  —  Tran$acL  of  the 

Bombay  Geogr.  8oc,     XVIII.     1868.     p.  78. 
Waldmeier  (Tb.),  Erlebnisse  in  Abessinien  in  den  J.  1858 — 68.     2.  Aufl.    Basel 

(Spittler)  1869.     8.     (11  Sgr.) 

Flad  (J.  M.),  Zwölf  Jahre  in  Abessinien  oder  Geschichte  des  Königs  Theodoros  ü. 
und  der  Mission   unter  seiner  Regiertmg.     Basel  (Spittler)  1869.     8.     (9  Sgr.) 

Stern  (H.  A.),  The  Captive  Missionarj;  being  an  Account  of  the  Conntrj  and 
People  of  Abyssinia.     London  (Cassell)  1869.     410  S.     8.     (21  s.) 

Morien  d  (H.),  Gleanings  as  to  the  Present  State  of  Abyssinia,  and  a  Short  Account 
of  a  Visit  to  the  Hot  Springs  of  Ailaat.  —  TVafuoc^.  of  ihe  Bombcuf  Geogr, 
8oc.     XVm.     1868.     p.  1. 

Flad  (J.  M.),  The  Falashes  of  Abyssinia.    With  a  Preface  by  Dr.  Krapf.     Transl. 

by  S.  P.  Goodhart.     London  (Mackintosh)  1869.     92  S.    12.     (1  s.  6  d.) 
Hal^vy  (J.),    Ezcursion  chez  les  Falacha,  en  Abvssinie.    —    Bull,  de  la  8oe»  de 

Geogr.     V*  S^r.     XVIL     1869.     p.  270. 

Die  Falascha  oder  abyssinischen  Juden.  —  Globus,     XVI.     1869.     p.  150. 

Geognostische  Skizze  der  Umgegend  von  Axum  und  Adoa  in  Tigre.  Nach  den  Auf- 
nahmen 7on  W.  Schimper  bearb.  von  Sadebeck.  Mit  einem  Nach  wort  von 
R.  Kiepert.  —  Z.  d.  Berl,  Gea.  f,  Erdk.     1869.     p.  847. 

Cooley  (W.  D.),  Memoire  sur  le  Tacuy  de  Barros.  Trad.  de  Tanglais,  avec  notes 
par  A.  d'Abbadie.  —  Bullet,  de  la  8oc.  de  giogr.  V*  S^r.  XVUI.  1869. 
p.  191. 

Blanc  (H.),  From  Metemma  to  Damot,  along  the  Western  Shores  of  the  Tana  Sea. 

—  Proceed.  of  the  Roy,  Geogr,  8oc,     XIII.     1869.     p.  89. 

L^on  des  Avanchers,  Extrait  d'une  lettre  d.  d.  royaume  de  Gera,  90  avril  1866. 

—  Bull,  de  la  8oc.  de  Geogr.     XVII.     1869.     p.  306. 

Tanrln  (F.),  Lettre  d.  d.  Litchi^,  prös  Dabra-Birhan,  24  mars  1868.  —  ib.    p.  811. 
Sopra  una  colonia  italiana  stabilita  in  Sciotel  nel  paese  dei  Bogos  in  Abissinia.  — 

Bollett.  della  8oc,  geograf,  ital.     Fase.  8.     1869.     p.  469. 
Linant  de  Belle fonds,  L*£tbaye,  pays  habit^  par  les  Arabes  Bicharieh,  g^og^a- 

phie,  ethnologie,  mines  d'or.     Paris  (Bertrand)  1869.     182  S.     8.     (88  fV.) 
Hemsley  (W.  B.),  On  the  Vegetable  Productions  of  Abyssinia.  —  Joum.  of  Travel 

and  Natural  ffiatory,     I.     1869.     p.  809. 
Munzinger  (W.),  Joumey  aeross  the  Great  Salt  Desert  from  Hanfila  to   the  Foot 

of  the  Abyssinian  Alps.    —    Proceed.   of  the  Roy.  Geogr.  8oc.     XIII.     1869. 

p.  219.     vgl.  Z.  d.  Berl.  Ges.  f.  Erdk.     1869.     p.  457. 
Gilbert,  L'AfVique  inconnue,  r^cits  et  aventures  des  voyageurs  modernes  an  Soudan 

oriental.     8*  ^dit.     Tours  1869.     240  S.     12. 
Hartmann  (R.),  Die  Stellung  der  Fnnje  in  der  afrikanischen  Ethnologie,  vom  ge- 
schichtlichen Standpunkte  betrachtet.  —  Z,  f.  Ethnologie.    1.     1869.     p.  280. 
Briefe  des  Dr.  G.  S  ch  wein  für  th,  Chartnm  10.  Decbr.  1868  und  Faschöda  2.  Febr. 

1869,  und  Pflanzen-Namen  der  Bega-Sprache  zwischen  Suakin  und  Berber.  — 

Z.  d.  Berl.  Ges.  f.  Erdk,     1869.     p.  811. 
Mitterrutzner(J.  C),  Dr.  Ign.  Knoblecher,  apostolischer  Provicar  der  katholischen 

Mission   in  Central -Afrika.     Eine  Lebensskizze.     Brixen  (Theol.  Verl.-Anstalt) 

1869.     8.     (6  Sgr.) 


W.  Konen 

iggio  nilla  idralogia  dal  NUo  ■  d 
Ual.     Fuc.  2.     L868.     p.  121. 

EeiM  in  du  Gebiet  des  wairMO 
.   186i— 64.     Leipzig  (Wintn)  1 

tettr*  d.  d.  Gondokoro,  SS  nun 
r.     ISeU.     p.  l&B. 
k),  Tnv«l>  in  CeniTÜ-AMo,  ind 

S  Tola.  LoadoD  (Tioalev)  1869. 
I  Baker*«  Plan  lor  Erobenuf  dei 
kaDiecheo  Seen.  —  Globut.  XV. 
k.),  8.  W.  Baker'a  Bericht  Über 
yania.  —  MittU.  d.  Wien,  gmgt 
i  Nyama.  _  ColbournM  Nbw  li<mh 

rdrand  Afrika'a.     Nord-C«ii 

K>iDin«Tcc  e^täiaar  det  ätats  Baibareaqaea  «n  1S66  et  ISt'. 
«■«  alir.      1869.      aofit. 

afae    Badeneinieiikiuig    in   Kordaftika.  —   Wuer^lg.      1SS9. 
rer^.  PeMnuMN'a  UitM.     1BS9.     p.  318. 
^tu/oml.      1868.      No.  20. 

1869.     No.  2t. 
1B69.      No,  40. 

;>erid CD-Garten  und  der  Letlieauri.  —  ib.     1869.     Na.  41. 
ina  Oaae.  —   Autlmd.      1869.      No.  42  f.  45. 
se  des  Jupiter  AmmoD  oder  Slnab.   ~  Z.  d.  Btrl.  GoftUdk 

p.  450. 
fage  de  Bengisi  k  I'OmIb  de  Jd piler- Am mon.  —  Butt,  i*  la 
T  S^r.      XVII.      1869.      p.  466. 

D  viaggio  scl^tifico   di   Camillo  Borgla  nelle  reggeaia  di  Tu. 
itUa  Soc.  gtogr.  Ual.     Faac  8.      1868,      p.  467. 
and  Tanis;  Pa^t  and  Piesent.     Providenca  1868.    660  S.    8. 

re  nir  l'ettanagnphia  de  la  Tviieaie.     Paris  1B68.     8. 

id  TuDia.  —  Autland.     1869.     No.  2. 

b.     1869.     No.  1. 

tenbilder  ans  Tunis  und  Algerien.     Leipzig  (Djk)   1869.    8. 

Tonetiea.  —  Globiu.     XVI.     1869.     p.  8. 38. 
e   de   l'Alg^rie ,   pobl.   par   ordre  da  gauvemement.     Seien 
■es;  parH.  «.  Cosaon  etDorien  de  UaiaoaneUFe.  Li 
■ari«   1869.    4.     (k  16  fr.)      (Der  boUniseho  Theil    det  Werf 
,en  mit  90  Taf.      800  fr.) 

iDg  tba  Aiabs:  a  Narratise  of  Adventnrea  in  Algeria.     Pbi 
tt  k  Co.)   1868.     (I  D.T6e.) 
deuz  moia  de  coloone  dans  le  SafaRra  alg^rien  et  en  Kabjl 

Raines  romainea  de  l'AlgäHe  (snbdiTigioa  de  B6ne).  Pi 
.     gr.  8.     avec  10  pl.     (6  tr.) 

u  Djurdjura).  Paris  (Challaniel)  1869.  8.  avec  7  pl.  [Üi 
l'&ge  dea  giaeinenta  da  aal  gemme  (Djebel-HUah),  snr  l'oiig 
(g  (Oued-H^Ub)  et  les  laca  sal«a  (Chotla  et  Sebkfaa)  da  I'. 
e  la  Soc.  gcol.  de  France.      1868.     XXV.      p.  4SI. 


Nen  erschienene  geographische  Werke,  Aufsätze,  Karten  and  Pläne.     621 

Andrj  (F.),  L*AlgMe,  promenade  historique  et  topographique.  Paris  (Mollie)  1869. 
166  S.     12. 

Der  Handelsyerkehr  von  Algerien  im  J.  1868.  —  Preufo.  HandeUareh,  1869.  No.  47. 

Brodie  (W.),  De  Tirrigation  en  Alg^rie  et  des  avantages  qni  r^sulteront  de  la  con- 
stitntion  de  travanx  d*irrigation  dans  cette  contr^e.  Trad.  de  l'anglais  par 
Qirard-Duft-esne.     Paris  1869.     64  S.     8. 

Desbans,  Kotice  snr  TAlg^rie.     Le  Mans  1868.     15  S.     8. 

Taaxier  (H.),    Bartas,  le   plns   ancien  nom  d'AIger.    —    Revue  Af ricaine.     1868. 

No.  72  f. 
Algier  und  seine  Bewohner.  —  Ausland.     1869.     No.  29. 
Schneider  (0.),    Der  climatische  Carort  Algier.     Dresden  (Schonfeld)  1869.     8. 

(l  j-  Thlr.) 
Devon  Ix  (A.),  Les  edifices  r^igieux  de  Tancien  Alger.  (Forts.)  —  Revue  Af  ricaine. 

No.  78  ff. 
Jahresbericht    des  Konsulats    des  Norddeutschen   Bundes    zu  Algier   pro    1868.   — 

Preu/s.  Handelsarch.     1869.     No.  15. 
Board on  (6.),  Note  snr  la  g^ographie  physique  de  la  province  d'Oran.    —   Bull. 

de  la  Soe.  de  giogr.  V*  S^r.  XVII.  1869.  p.  445. 
Oran  sous  les  Espagnols,  traduction  de  rapports  officiels  espaguols  sur  la  prise  de 
Mers*el-Kebir  en  1505,  trad.  par  A.  Berbmgger.  —  Revue  Africaiue,  No.  74. 
Handel  und  Schifffahrt  von  Oran  in  1868.  —  Preufs.  Handelsarch.  1869.  No.  20. 
Derrien  (J.),  Baines  de  TOppidum  Tucca,  k  Merdja.  —  Revue  Africaine.  No.  71. 
Tille,  Voyage  d'exploration  dans  les  bassins  du  Hodna  et  du  Sahara.    Paris  (Dunod) 

1869.     8.     (5  fr.) 
Compagnie  genevoise  des  colonies  de  S^tif.     18*  rapport  du  conseil  TadministratioD. 

Gen^ve  1869.     4. 
JD^oouverte  k  Laghouat  et  dans  les  premieres  oasis  du  d^sert   de  traces  nombreuses 

de  peuplades  primitives.  —  Les  Mondes.     1869.     No.  4. 
de  Vignerol,  Les  n^cropoles  de  Tiklat  —  Revue  Africaine,     No.  75. 
Chabassi^re,  Le  Kef-el-Akhdar  et  ses  ruines.  —  ib.     No.  74. 
Gilbert  (Th.),    La  Kabjle  des  Zieida.   —    Bullet,  de  la  8oc.  de  giogr.     Y*  S^r. 

1869.     p.  160. 
F  er  and  (L.  Ch.),  Exploration  des  forets  de  la  Karasta,  dans  la  Kabylie  Orientale. 

—  Revue  Africaine.     No.  71.  78. 
Girard  (J.),  L'Oued-Kantra.  -—  Bull,  de  la  Soc.  de  giogr.    V*  S4t.    1869.    p.  166. 
Chabassi^re,  Sour-Djouab  et  ses  environs.  —  Revue  Africaine.     No.  76. 
Beaumier  (A.),  Itin^raire  de  Mogador  k  Maroc  et  de  Maroc  k  Saffj.  —  Bull,  de 

la  8oc.  de  Giogr.     Y*  S^r.     XYI.     1868.     p.  821. 
Lambert  (P.),  Notice  sur  la  ville  de  Maroc.  —  ib.    Y'S^r.    XYI.    1868.    p.  430. 
Marokko.  —  Z.  d.  Berl.  Ges.  f.  Erdh.     1869.     p.  178. 
Prodocte,  Handel  und  SchiflTahrt  des  Kaiserthums  Marokko.  —  Preufs.  Handelsarch. 

1869.    No.  4  ff. 
Bohlfs  (G.),  Afrikanische  Beisen.    2.  Aufl.    Bremen  (KUhtmann  <&  Co.)  1869.    gr.  8. 

(1|  Thlr.) 
Gerhard  Bohlfs'  Beisen  durch  Nordafrika.  —  Ausland.     1869.     No.  8  f. 
Bohlfs  (G.),  Titulaturen  und  Wurden  in  einigen  Centralnegerl&ndem.  —  Z,  d.  Berl. 

Ges.  f.  Erdk.     1869.     p.  187. 
Dr.  G.  Nachtigal'a  Beise  nach  Borna.     Erkundigungen  über  die  Tebn-Lttnder.  — 

Peiermann's  Mitthl.     1869.     p.  228. 
Dr.  Nachtigal's  Beise  von  Tripolis  nach  Mursuck  in  Fesan.  —  Globus.  XYI.  1869. 

p.  109. 
V.  Maltzan  (H.),  Alexandrine  Tinne.    —    Jllusir.  Ztg.     1869.     No.  1370.     vergl. 

Globus.     XYL     1869.     p.  108.     Aus  allen  Welttheilen.      1869.     No.  7. 
Binige  nähere  Notizen  über  die  Ermordung  des  Fräulein  Tinne.    —    Z.  d.  Berliner 

Ges.  f.  Erk.     1869.     p.  459. 


ScnsgillJlDdtr.     Da«  irealliche  iqnktorl 

AanMira    dB    Un^gal   «t   Upcnducsi  p«lit  l'unja   IflU 

18«3.     le?  8.     18.     (S  tt.  £0.) 
Uiga  (£.}.  Vojft  dmu  la  Sondan  oceidantal  18IS — 66. 

lea   dauiua    da    Tantear    de    81    grvnm    am    boU  pi 

(Bacbatta  k  Co.)   1869.     X,  6»)  S.     p.  t.     (10  ü.) 
Hag«'*  Baiia  vom  Senegal  bii  an  dm  ofaani  Niger.  —  Gl 

88.  SS. 
Haga'a  Anraotlult  in  Stga  am  Niger.  —  ib.     ZIT.     IS« 
Haarlgot  (S.),  Oninia  mob  eo  StefgauUe.  —  Jnmal.  i 
da  Schauen  borg,  Note  aar  la  S^n^mbie.     Btraabarg  ( 

6  S.     8. 
Jahreabericbt  das  KoDsoIata  des  NorddenlachsD  BiiDdei   eo 

Prm/t.  Eaitddiarci.     1869.     No.  11. 
Jaakel  (C.  i.),  Onie  bezlttingen  op  da  koat  vao  GniDai 

Tolgeos   het  traktaal   van   G  Haart  18Ö7.     Asatardara 

(f.  0,  80.) 
kjmii,    Uimmi  da   vo^age  d'axplonrti«n  da  rOgfimi^. 

Geojr.     VSÄ.     XVn.     1889.     p.  417. 
Baade  (W.  W.),  La  cOte  d'ar.  —  ib.     V*  »r.     XTU. 
Tom  Bw»4ebiet  —  Atulaitd.     1869.     No.  40. 
Flenrfot  de  Laogla,  Not«  aar  U  Qabon.  —  Bull,  de  I 

ZVn.     1860.     p.  463. 
da  Eertanguy,  Note  aur  lea  A^menti  qul  ont  aervi  k  d 

_  Ib.     T'  S<r.     ZVII.     1889.     p.  484, 
Dn  Chailln  (P.),  Wild  Life  under  tbe  Eqnator,  naiisted 

don  (Low)  1868.     S64  8.     8.     (« a.) 
AlUin  (G.),    Saint-Paul  de  Loanda  et  le  pari  d'Angola. 

Giogr.     V  «r.     18<S.     p.  168. 


Hahn  (Th.),  Ein  Raeenkampf  im  nordwestlichen  Thatla  der  Uap-Begion.  —  tilttt 
ZIT.     1886.     p.  !0S.  248.  !79.     XV.     1868.     p.  18.  GO. 

Hahn  (J.),  Die  Ovabereid.     t.  Abtb.  —  Z.  d.  Btrl.  Get.  f.  Erik.    1860.   p. 
481. 

Zur  Raeenn-age.     Die  angebliche  Terwandtaobaft  iiriicben  QiineMO  and  Hottents 

—  Gtobtu.     XV.      1869.      p.  381. 

SoDth  Africa.  —    Tht    Wutmituter  BevitK.      I86S.     ApiJL 

Pol  (N.),  Eeoe  stcm  uit  Znid'AlVica.     Hedadeeliagen  belrafitande  den  maatachi 

liken  en  godadieaatigen  toeaUnd  der  Kaap-Kolonie.     Breda  (Nienwanhi^ji}  1 

8.      (f.  0,  80) 
Overiier  (L.),  Stldifrikan lache  Skiizan.  —  6D«a.     1869.    p.  137. 
Walmsley  C^'  ^Oi  The  Rnined  Citiea  of Znla-Iand.    Withllluatr.b7lI.Ein1 

briniwer.     S  vola.     Loadim    (Cbapmann  &  Ball)    1869.     G30  S.     8.     (1 

■KsTgi.  Alkmaeum.      1869.     Nu.  SI64.     Autland.     1869.    No.  IS.     Gloiui. 

1868.      p.  318. 
Jahreabericht  dea  Prenl>.  EonanUls  zu  Capland  Ru  1867-   —  Prea/i.  BoHddti 

1868.     No.  47. 
Bericht  des  Nurddeutactaen  Eoasnlats  zu  Kapatadt  flir  1868.  —  ib.     1869.  No. 
Tennant  (J.).  Od  the  Discuvety  ot  Diamonda  at  Hop«  Tour  in  tbe  Cape  C«l 

—  /Vocwd.  of  tl,t  Roy.  Gtogr.  Soc.     XU.      1868.      p.  832. 


J 


W^" 


v/^ 


Nen  erschienene  geographische  Werke,  Anfs&tze,  Karten  und  Pläne.      62S 


.Wangemann,  Ein  Reise-Jahr  in  Sttd.Aftika.    Berlin  (Beck)  1868.   gr.  8.  (2  Thb.) 
DrakensteJn  oder  ein  Blick  nach  SttdaA-ika     Berlin  (Beck)  1869.     8.     (j  Thlr.) 
Bowker  (J.  H.),   Bleek,  J.  Beddoe,  The  Cave  CannihaU  of  South  Aüricaf  -*— 

Änihropological  Rev.     1869.     p.  121.     vgl.  NmUical  Magaz,     1869.     p.  482. 

Z.  d.  Btrl.  Ges.  f,  Erdh,     1869.    p.  869.     Awla»d,    1869.    No.  41.     Glghut 

XV.     1869.     p.  286. 
Ueber  die  Wichtigkeit  Ostafrika's   fOr  vergleichende  Sprachforschnng  nnd  Ethnognir 

phie.  —  Autland.     1869.     Ko.  40. 
Bafnes  (Th.),  Distanz-Messongen  von  Pieter  Ifaritzbnrg  bis  Potehefstroon.  —  /Vfer- 

mamCs  Mitthl,     1869.     p.  801. 
Hnet  (P.),  Het  lot  der  zwarten  in  Transvaal.    Mededeeligen  omtremt  de  slaveiyen 

wreedheden  in  de  Ziiid  -  Afrikaeasche  repnbliek.     Utrecht  (van  Peursen)  1869. 

4  en  185  bl.  8.     (f.  0,  46) 
Mann,  Statistical  Notes  regarding  the  Colopy  of  NataL    —    Jowm,  of  the  Statist, 

Soc,     XXXII.     1869.     p.  1. 
Die  sttdafrikanisehe  Goldregion  nnd  die  Transvaal-Republik.  -.  Unsere  Zeit    N.  F. 

V.  1.     1869.     p.  868.     vergl.  Ausland.     1869.     No.  40. 
Wilkinson  (J.  F.),  Jonmey  throngh  the  Gold  Conntry  of  Sonth-AfKca.  —  Proo. 

of  the  Roy,  Geogr.  8oc.     XIII.     1866.     p.  184. 
Baldwin  (W.  C),  Dn  Natal  an  Zamb^e,  1861 — 66,  r^eits  de  chasses,  trad.  par 

M**  Henriette  Lorean,  abr^g^s  par  J.  Belin  de  Launay.    Paris  (Hachette  &  Co.) 

1869.     12.     (1  fr.) 
Entdeckung  der  Mttndpng  des  Limpopo-Flusses.  —  Ausland.    1869.     No.  28.    vgl. 

Globus.     XV.     1869.     p.  850.     Z.  d.  BM.  Ges.  f.  Erdk.     1869.     p.  857. 
Karl  Mauch's  dritte  Reise  im  Innern  von  Afrika,  8.  Mai  bis  18.  October  1868.  -^ 

Petermawn's  Mitthl.     1869.     p.  164.  188. 
Neneste  Nachrichten  von  Karl  Manch.  ^-  ib.     1869.     p.  817. 
Eduard  Mohr's  astronomisch-geognostische  Expedition  in  Sttd- Afrika.  —  ib.    1869. 

p.  268. 
Httbner  (A.),  Geognostische  Skizzen  aus  Sttdost-Afrilca.   —    Petemumn^s  Mittheil. 

1869.     p.  268.  294. 
LiTingstone,  der  Missionir.     II.  Neueste  Erforschungsreiacn  im  Süden  Afiika's  und 

auf  dem  Eilande  Madagascar.    2.  Aufl.    Leipzig  (Spamer)  1869.    8.    (1^  Tblx.) 

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Das  Ende  der  Hndsonsbai-Compagnie.  —  Globus.     XYI.     1869.     p.  154. 
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Die  materielle  Lage  in  Üen  Tereinieten  Staaten.  7—  ib.   1869.  N.  20. 

Kui^er  Rückblick  auf  den  auswKrtigen  Handel  der  yereinigten  Staaten  in  dem  Fiscal- 
jahre'1067 — 68  verglichen  mit' den  Yorialire^. '  ^-  preuft.  ^a9diUarch.  1SQ9. 
No.  88.  T  •  ' 

Tabellarische  üebersicht  des  Ein-  und  Ausfohrhanc^els  der  Union  in  1868.  —  ib. 
No.  89  f. 

Production  und  jExport  von  Baumwolle  in  d^n  Ve^r^inigten  Staaten  vpn  Nordamerika 

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Prm/s,  HoMdeUarch.     1869.     No.  20. 
Las  nouvelles  vlUes  des  £tats-üniS|  Pittsbonrg.  —  Rwite  hritanm^me.    1869.  Hn.. 
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Bonga  &  Co.}  1869.     66  bl.     gr.  8.     (f.  0,50.) 
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sin.     Madison  1869.     8. 
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1869.      8.     (2D.  60  c.) 
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'  1869.     No.  5  f. 

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London  (Newby)  1869.     16.     (10  s.  6  d.) 
Die  neueste  Eruption  des  Vulcans  CoIIb»  in  Mexioo.   -^   Ausland.     1869.     N.  41. 
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de  Niearegna,  ^r4c4A4%  de  doemneDt»  enr  cette  qaeeticm.    Paria  1868.    4. 
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(8  fr.  50  c.) 

Annnaire  de  la  Guadeloupe  et  d^pendances  pöur  1869.  Paris  (Challamei)  1869. 
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Imp.-4.     (ISJ  Thlr.) 

V.  Tschudi  (J.  J.),  Reisen  durch  Südamerika.  5.  (Schlnfs-)  Bd.  Leipzig  (Brock- 
haus) 1869.     8.     (8  Thlr.) 


Neu  erschienene  geographische  Werke,  Karten,  Aufsätze  und  Pläne.     631 

Anbe,  Notes  sur  rAno^riqae  du  Sud.    —    Revue  mariHme,    XXYI.    1869.    p.  822. 

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Orton's   barometrisches   Profil   durch  Sad- Amerika.    —    Petermann' t  MitikU     1869» 

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Handelsarch.     1869.     No.  26. 

Karenz i  (F.),  Das  Erdbeben  in  Peru  vom  18.  August  1868  und  seine  Veranlas- 
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^earle  (F.  F.),  Peruanische  Ansiedlungen  im  Alto  Amazonas.  —  Ausland.  1869.. 
No.  43. 

Die  Chtncha-Inseln  an  der  peruanischen  Küste.  —  Globus.     XV.     1869.     p.  80. 
Entdeckung  von  Goldlagem  im  Osten  von  Bolivia.  —  Z.  d.  Berliner  Ges.  /.  Erdk.^ 
1869.     p.  166. 

Der  Ipacaray.  —  ib.   1869.  p.  866. 

Jahresbericht  des  Konsulats  des  Norddeutschen  Bundes  zu  La  Paz  (Bolivia)  für 
Ige 8.  —  Preufs.  Handelsarch.     1869.     No.  14. 

Chaix  (P),  Conqu^te  du  Chili.  —  Le  Globe.     M^m.  VIL     1868.     p.  61. 

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York  1868.     480  S.     8.     (16  s.) 

Statistische  Uebersicht  über  den  Handel  Chile'»  im  J.  1867.  —  Preufs.  Handels- 
arch.    1869.     No.  19. 

Ausfuhr  von  Kupfer  aus  Chile  und  Bolivien  während  des  J.  1868  im  Vergleich  mit 
dem  J.   1867.  --  Preufs.  Handelsarch.     1869.     No.  27. 


632  ^.  Koncr: 

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de  la  r^pnbliqna  argentine.     Marseille  1869.     178  S.     8. 
Die  Platagebiete  nnd  ihr  wachsender  Wohlstand,    r—   Autlamd,     1869.     Ne.  10. 
Monchez,  Manuel  de  la  navigation  dans  le  Rio  de  la  Plata,  d*apr^  les  docunents^ 

firan^ais  et  espagnols,  r^unis  par  MM.  Bonrbarut  Lobo  et  Ruidavets.    idit.  de 

1869.     Paris  (Bossaoge)   1869.     XTI,  280  S,     8. 
Lobo  y  Ruideyats,   The . Discovery,  Limits  and  Channels  of  the  River  Plata.— 

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Patino  ^D.),  Journal  d*un  voyage  sur  le  Parana,  ,entre  llncamation  et  la  Cataracta' 

du  Güayara.     (fin.)    —    Bullet,   de  la  8oc.   de  giogr.     Y*  S^r.     XYL     1868. 

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(10  s.  6  d.) 

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de  Garcia  (M**  fiduarda  de),  Pablo,  ou  la  vie  dans  les  Pampas.    Paris  ^achaud]^ 

1869.     822  S.     18.     (8  fr.) 
Nivellement  zwischen  Cordoba  und  Jnjuy  in  der  Argentinischen  Republik.  Peter- 

mann's  Mitihl.     1869.     p.  194. 
Jahresbericht  des  Konsulats   des  Norddeutschen  Bundes  zu  Buenos  Aires  Air  1868. 

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The  Repüblic  of  Paraguay.  —  Ndutical  Magaz,     1869.     p.  463. 
The  Eastem  Repüblic  of  Uruguay.  —  ib.     1869.     p.  243. 

Cloub,  Paasege  du  detroit  de  Magellan  par  le  sd'Entrecastreanx**.  — Annal.  hfdr^ 
1869.     p.  28. 

Mayne  (R.  C),  Detroit  de  Magellan.  —  ib.     1869.     p.  66. 

Der  Pefias-Golf  in  der  Magalhies-Strafse.  —  Auttand.     1869.     Ko.  41. 

Monchez  (E.),  Les  cdtes  du  Bi^sll,  description  et  instructions  nautiques.    4*  eeetioB. 

Cdte  Nord.     Du  cap  San  Roque  k  Maranhao.    Paris  (D^pot  de  la  marine)  1869. 

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Houchez  (£.),  Tableau  Äes  positions  g^ograpbiqnes  de  la  c6te  du  Br^ftü. —  AmL 

hydrogr.     1868.     p.  227. 

Agassiz  (M**  et  Louis),  Yoyage  au  Brasil;  trad.  de  l'anglais  parF.  Yogeli.    Pari» 
(Hachette)  1869.     XXII,  682  S.     8.     (10  fr.) 

Agassiz  (M.  et  M**),  Yoyage  au  Brasil.  —  Le  Tour  du  Monde.     No.  269  iF. 
Agassiz  Ober  die  Zustinde  BraailJcDa.  —  Autland.     1869.     N.  S6  f. 


Neu  erschienene  geographische  Werke,  Aufsätze,  Karten  und  Pläne.       633 

Appun  (K.  F,.)f  Zu  Fuf^  nach  Brasilien.  —  ib.     1869.     N.   12  f.  20  IT.  38  ff.. 
L'empire   du   Br&il.     Souvenirs  du   voyage,    recueillis  et  publ.   par  J.  J.  E.  Roy. 
Nouv.  ^dit.     Tours  1869.     192  S."    8. 

Blcbard  Burton*s  Wanderungen   durch   die  brasilianischen  Hochlande.    —    Austand, 
1869.     No.  16  f. 

Fletscher  (J.  C.)  n.  Kidder  (D.  P.},  Brazil  and  the  Brazilians.    8th  edit.    Boston 

1868.  640  S.     8.     (18  s.) 

BilBil  and   the  Amazon.  —  London  Quaterli/  Review.     1866.     No.  LXV. 
Baimondi  (A.),   On  the  Confiuence  of  the  Rivers  Mantaro  and  Apurimac,   in  the 

Huanta  Monntaini.  —  Jowm.  of  the  Roy.  Geograph.  8oc.     XXXVIII.     1868. 

p.  418. 

Gerstenberg  (J.),  Peruvian  Exploration  of  the  River  Ucayali.  —  Proceed.  of  the 

Roy.  Geogr.  Soc.     XIII.     1869.     p.  188. 
Chan  die  SS  (W. ),    Letter  now  exploring  the  Tributaries   of  the  Amazons.  —  ib. 

XH.     1868.     p.  889. 
Der  Lauf  des  Jurua  nach  Chandless.  —  Petermann^s  Mittheil.     1869.     p.  44. 
Ay4  Lallemant  (R.))    I^or  Rio   de  S.  Francisco  in  Brasilien.   —    Gaea.     1869. 

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Durand,  Excuraion  k  la  Serra  de  Gara^a,  proviAce  de  Minas-Geraes.  —  Bull,  de 

la  Soc.  de  geogr.     Y*  Q4t.     XVII.     1869.     p,  46.  114. 
Hensel  (R.),  Die  Coroados  der  brasilianischen  Provinz  Rio  Grande  do  Sul.  —  Z» 

f.  Ethnologie,     l.     1869.     p   124. 
Die  sttdbrasilische  Provinz  Rio  6rande  do  Sul  und  die  Einwanderung.    —    Glohut^ 

XV.     1869.     p.  74. 
Jahresbericht  des  PreuÄ.    Konsulats   zu  Bahia  für  1868.    —    Preu/s.  HandeUarch» 

1869.  No.  86. 

Jahresbericht  des  Preufs.  Vice-Konsulats  zu  Ceara  fBr  1868.  —  ib.    1869.    No.  86. 
Jahresbericht  des  Norddeutschen  Konsulats  in  Pernambuco  fClr  1868.  —  Ib.    1869. 
No.  82. 

Sagot,  Exploitation  des  fordts   k  la  Gnjane  fhin^aise.  —  Retme  maritime,    XXVI. 

1869.     p.  900.     XXVIL     p.  221.  426. 
Notice  snr  la  transportation  k  la  Guyane  fran9ai8e  et  k  la  Nonvelle-Caledonie,  publ. 

par  les  soins  de  Son  Exe.  M.  le  ministre  de  la  marine   et  des  colonies.    Paria 

1869.     66  S.     8. 

Commerce  de  Surinam  en  1864,  navigation;  relations  avec  la  France  en  1864 — 66. 

—  Ann.  du  commerce  exter.     1868.     Novembre. 
Brett  (W.  B.),    The   Indian  Tribes   of  Guiana,    their  Condition  and  Habits,   with 

Researches  into  their  past  Histor}',  Superstitions,  Legende,  Antiquities,  Languagea 

etc.     London  1868.     610  S.     8.     (18  s.) 
Die  Indianerstämme  British  Gujana's.  -    Ausland.     1869.     No.  12. 
Appun  (K.  F.);  Ans  dem  Leben  der  Neger  in  British  Guyana.    —   Globus,     XIV. 

1868.     p.  801. 

Bericht    des   Preufs.   Konsulats   zu   Demerary   (British   Guiana)    fUr    1866 — 67.  — 

Preu/s.  Handeharch.     1868.     No.  60. 
Advielle  (V.),  Les  ^tats-ünis  de  V^n^zu^a.     Saint-Marcelin  1869.     14  S.     8. 
Paes  (Don  Ramon),    Travels  and  Adventures  in  South  and  Central-America.     Ist 

Series.    Life  in  the  Lands  of  Venezuela.    Nev-York  1869.    478  S.  8.  (10  s.  6  d.) 
Apercu  dii  commerce  ext^rieur  du  V^ndzuiHa  enl8ä0,  66 — 67.  —  Ann.  du  commerce 

exter.     1869.     juiUet. 

Engel  (Fr.),    Erlebnisse   und   Anschauungen   aus   dem   tropischen   Südamerika.   — 
Unsere  Zeit.     N.  F.     V.   2.      1869.     p.  849. 

— ,  Mittheilungen  Über  Venezuela. Globus.     XVI.     p.  114.  148.  184. 

— ,  Die  Küste  von  Caracas.  —  Z.  d.  Berl.  Ges.  f.  Erdk.     1869.     p.  404. 

— ,  Caracas,  die  Hauptstadt  von  Venezuela.  —  Globus.     XV.     1869.     p.  210.  284. 


634  W.  Koner: 

Bothe  (A.),  Carte««.  ->  Der  Welthandel.     I86d.     p.  18. 

Engel  (F.)t  Eine  Ersteigung  der  Sierra  Navada  de  Merida  in  VenexoeUu  —  GUhui, 
XV.     1869.    p.  278.  880. 

G«ritäcker*8  Wanderang  Über  die  venecnelaniBchen  Llanos  an  den  Orinoco.  —  Au»» 
land,     1869.     Ko.  80. 

Ernst  (A.),  Die  Goldregion  des  venezuelischen  Guayana.  —  Globus.    XVL     1869. 
p.  124.   187. 

Der  Handel  ron  Puerto  Caballo  (Venezuela)  in  den  letzten  Jahren.  —  Preufs.  Hm~ 
deharch,     1869.     No.  2. 

Appnn  (K.  F.),  Die  Goajira-Indianer.  —  Aiuland,     1868.     No.  61. 
Engel  (F.),  Die  Fahrstrafse  von  La  Gnajra  nach  Caracas.  —  Globut.  XIV.  1868. 
p.  884. 

Appun  (K.  F.),  Unter  den  Guaraunos-Indianem.  —  Amland,     1869.     No.  8  £ 


Australien. 

Nen-Holland. 

Christin ann  (F.),  Australien.  Geschichte  der  Entdeckungsreisen  und  der  Koloni- 
sation.    Leipzig  (Spamer)   1870.  —  gr.  8.     (1|  Tblr.) 

Oeean  Volcanic  Disturbances.  1.  Newcaatle.  2.  Hobart  Town.  8.  Sjdnqr» 
4.  Wellington  and  Napier.  —  Nautieal  Magaz,     1868.     p.  644. 

de  Beauvoir,  Australie.  Voyage  autour  du  monde.  2*  ^dit.  Paris  (Plön)  1869. 
X,  863  S.     18.     (4  fr.) 

Seh  mar  da  (L.  K.),  Skizzen  aus  Anstaralien.  —  Weatermafm^a  MonaUhefte.  1869. 
September. 

Die  Colonien  Australien's  und  ihre  Entwickelung.  —   Unsere  Zeit.     1869.    Heft  21. 
Fischer  (F.  W.),    Die  Erforschung  des  australischen  Continents.     2.  ThL     Progr. 

d.  Gymn.  zu  Tilsit.     Tilsit  1868.     4. 
Beckler  (H.),  Der  australische  Tropenwald.  —  Globus,     XIV.     1868.     p.  811. 
Neumayer  (G.),  On  a  Project  for  the  Scientific  Exploration  of  Central -Australia. 

—  Proceed.  of  the  Roy.   Geogr.  Soc,     XIL     1868.     p.  286.     vgl.  PetemMnmV 

Mitthl.     1868     p.  442. 
Korrespondenz  vom  Lake  Kilalpina  im  sogenannten  Lake-Distrikte  Far  North,  Sfid- 

Australien.  —  Z.  d.  Berl.  Ges.  f.  Erdk.  1869.  p.  858. 
Aus  dem  Far-North  in  Süd-Australien.  —  ib.  1869.  p.  854. 
Grenz-Berichtigung  zwischen  den  australischen  Colonien  Süd-Australiens,  Victoria,  Neu- 

Süd- Wales  und  Queensland.  —  ib.     1869.     No.  67. 
LKngenbestimmung  von  Adelaide.  —  Petermann^s  Mitthl.     1869.     p.  280. 
Smyth  (R.  B.),  The  Gold  Fields  and  Mineral  Districts  of  Victoria;  with  Notes  on 

the  Modes    of  Occurence   of  Gold   and   other  Metals  and  Minerals.     Melbourne 

1869.     650  S.     6. 

Das  neueste  Goldfleber  in  Victoria,  —  Ausland.     1869.     No.  82. 
Ein  in  der  Colonie  Victoria  aufgeftindenes  Kohlenlager.  —  Z.  d.  BerU  Gesellseh.  f. 
Erdk.     1869,     p.  175. 

Newbery  (J.  C),  The  Mineral  Waters  of  Victoria.   —    Transact.  and  Proceed,  of 

the  R,  Soc.  of  Victoria.     VITI.      1868.     p.  279. 
Jahresbericht  des  Konsulats  des  Norddeutschen  Bundes  über  die  Kolonie  New-Sooth- 

Wales  für  1867.  —  Preufs.  Bandelsarch,     1868.     No.  18. 
Die  Eisenbahnen  in  der  Colonie  Neu-Süd- Wales.  —  Z.  d.  Berl.  Ges.  f.  Erdk.  1869. 

p.  74. 
Capitain  James  Cook's  Denkmal  in  Sydney.  —  ib.     1869.     p.  468. 


Nen  erschienene  geographische  Werke,  Aufsätze,  Karten  und  Pläne.      683 

Jahresbericht  des  Norddeutschen  Konsulats  zu  Brisbane  (Queensland)  fttr  1868.  — 
Preuf».  Handdiarch,      1869.     No.  47. 

Queensland  and  her  Kanaka  Labourers.  --  Nautical  Magaz,     1869.     p.  849.  407. 

Somerset,  cap  York,  Australie  septentrionale.  —  Ärck,  de  medecine  navale,  1868. 
Novembre. 

Battray  (A.),  Notes  on  the  Physical  Geography,  Climate,  and  Capabilitiee  of  So- 
merset and  the  Cape  York  Peninsula,  Australia.  —  Joum,  of  the  Roy.  Oeogr.' 
8oc.     XXXVIII.     1868.     p.  870.     vgl.  Proceed.  of  the  Boy.  Qtogr.  Soc,  XII. 

1868.  p.  818. 

Landsborough  (W.),  £x|^oration  in  the  Neighbonrhood  of  the  Norman  Siyer 
Settlement  in  the  Gulf  of  Csrpentaria.  —  Proceed,  of  the  Ray.  Geogr.  Soc, 
Xin.     1869.     p.  52.     vgl.  Petermann't  Mitthl.     1869.     p.  48. 

Exploration  of  the  Northern  Territory  bj  Capt.  Ca  de  11.  States  Papers.  Bouth 
Australia.     No.  24.     1868.     foL 

Die  dritte  Northern  Territory-Expedition  oder  Northern  Territory  Survey  Party.  — 
Z.  d.  Berl.  Gea.  f.  Erdk.     1869.     p.  862.  464. 

Port  Darwin  als  Ansiedelungs-Centrum  in  Nord-Australien.  —  Petenfwmn^s  Mittheil. 

1869.  p.  806. 

Monger*s  Reise  in  West-Australien.  —  ib.     1869.     p.  110. 


Polynesien. 

Meinicke  (K.),  Die  Niederlassungen  der  Europäer  auf  den  Inseln  des  Stillen  Oceans. 

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de  Montrond  (M.),  Les  missions  en  Octfanie  an  XIX*  sikcle.  Bouen  1869. 
880  S.     8. 

Gerland  (G.)}  Die  Bevölkerung  der  australischen  Inselwelt  —  Z.  /.  Völkerptyeh. 
V.     1868.     p.  257. 

Baird  (J.),  The  Emigrant's  Guide  to  Australatiia.  London  (Virtue)  1869.  270  S. 
12.     (2  s.  6  d.) 

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Das  neue  Cabel  zwischen  Australien  and  Tasmanien.  —  2.  d.  Berl.  Ges.  f.  Erdk. 
1869.     p.  468. 

Bonwick  (J.),  The  Last  of  the  Tasmanians;  or,  the  Black  War  of  Van  Diemen's 
Land;  with  numerous  illustrations  and  coloured  engravings.  London  (Low) 
1869.     400  S.     8.     (16  s.) 

Bowden  (Th.  A.)  and  J.  Hector,  Manual  of  New  Zealand  Geography.  London 
(Philip)  1869.     152  S.     12.     (8  s.  6  d.) 

Grad  (Ch.),  Exploration  des  Alpe^  de  la  Nouvelle-Z^lande  par  J.  Haast.  —  Nouv. 
Annal.  d.    Voy.     1869.     L     p.  48. 

V.  Hochfltetter  (F.),  Der  Franz- Joseph-Gletscher  in  den  südlichen  Alpen  von  Neu- 
seeland. —  Mitthl.  d.   Wien.  Geogr.  Ges.     X.     1866/67.     p.  57. 

Censua  von  Neu-Seelaod,   19.  December  1867.  —  PetermannU  Mitthl.    1869.    p.  72. 

New  Zealand  and  its  Gold-Fields.  —  Blackwood's  Magaz.     1869.     March. 

Strebt z,  Aus  dem  Tagebuch  eines  Goldgräbers  in  Neuseeland  in  den  J.  1868 — 67. 

—  Autland.     1869.     No.  81.  86. 

Lyttelton  (Lord),  Two  Lectures  on  a  Visit  to  the  Canterbuiy-Colony  in  1867 — 8. 

London  (Siropkin)   1869.     38  S.     8.     (6  d.) 
Lord  Howe  Island.  —  Z.  d.  Berl.  Ges.  f.  Erdk.     1860.     p.  466. 
Gill  (W.),  Gems  from  the  Coral  Islands;  or,  Incidents  of  Contrast  hetween  Savage 

and  Christian  Life  in  the  South- Sea  Islanders.    New  edit.    London  (Yates  &  A.) 

1869.     848  S.     8.     (2  s.  6  d.) 
Eftynal,  Les  naufVagös  des  Auckland.  —  Le  Tour  du  Monde.     No.  496  ff. 


636  W.  Koner: 

Garnier  (J.)»    ^^  NonveHe  CaWdonie,    depnis   sa   d<^couverte  Jasqu*^   sa  prise  de 

possession  par  la  France.  —  Revue  contemporaine,     1869.     15  jnillet. 
Ghamb^yron  et  Banare,  Instmctionv  nantiqaes  snr  la  Nontelte-Cal^donie,  suirie 

d'nne  note  ftnr   les  flee  Loralty.     Paris  (D^pdt  de  la  Marine)  1869.      XIV, 

184  S.     8. 
de  La  Hantiere  (tJ.),    Sonvenirs  de  la  Nonlrelle-Cal^donie.     Vorrage  snr  la  cdte 

cn^entafe.     ün   coup   de    main    c!iez    les   KanackB.     Pilon-Pilon    k  NanionnL 

Parik  (Cballamel)  1868.     267  S.     18.     (6  W.) 
Mei nicke  iK.)>  L>ie  Nencaledonier.  —   Globus.     XV.     1869.     p.  161.  198. 
La  trimeportation  et  la  colonlsation  p^nitentiaire  k  la  Nonvelle  -  Cal^onie  en  1866 

et  1867.  —  ^nn.  d,   Voy,     1869.     III.     p.  5. 
Wal  ton  (E.)f  Projet  de  cr^ation  d^one  colonie  p^nitentiaire  auz  Nonvellea-HebridM» 

Bruxellee  (Mttqnardt)  1868.     82  S.     8.     ({  Thlr.) 
Garnier  (J.),  Excnrsion  autonr  de  Tfle  de  Tahiti.   —   Bull,  de  la  8oc.  de  Oiofr, 

V^Ö^r.     I^.     1868.     p.  447.     yf^.  Ausland.     1869.     No.  18. 
More  Notes  fVom  Fiji.  —  NauHcat  Magaz.     1868.     p.  666. 
Die  Fidscbi-Indeln  nnd  die  Polyneeische  Compagnie.    —    Z.  d.  Berl.  Ges.  f.  Erik, 

1869.     p.  167. 
A  Month  in  Fiji;  being  a  deries  of  Letters  hy  a  recent  Tisitor.    Melbourne  1868.  8. 
Gedeihen  der  Colonisten  anf  den  Fidschi-  (Vit!-)  Inseln.  —  Ausland.    1869.  Nc  2. 
Die  Kolonisirung  der  Viti-Inseln  nnd  Dr.  Eduard  Graeffe's  Reise  im  Innern  von  Viti- 

Levu.  —  PetermanfCs  Mitthl.     1868.     p.  69. 
Turner  (G.),  Earthqnake  Ware  observed  at  Samoa,  Navigator^s  Islands,  on  the  daf 

of  tbe   Earthqnake   in  Equador,    1868.    —    Proceed.  of  ihe  Roy.  Geogr.  8oe» 

Xm.     1869.     p.  57« 
Hall  (V.),    Descrifytfon  of  ihe  Island  Rapa.    ~    ib.     XIII.     1869.     p.  88.     voq^ 

Annal.  hydrogr.     1869.     p.  76. 
Die  Insel  Rapa  als  Station  fOr  die  Panami-Dampfer.  —  Ausland.     1869.     No.  14. 
Easter  Island,  S.  Pacific  Ocean.  —  Mercantile  Marine  Magaz»     1869.     p.  44. 
Staley  (Tb.),  On   tbe  Geography  and  Recent  Volcanic  Eruption  of  tbe  Sandwich 

Islands.  —  Joum.  of  the  Roy.  Geogr.  Soc.     XXXVIII.     1868.     p.  861.     Tg}. 

Proceed.  of  the  Roy.  Geogr.  Soc.     XII.     1868.     p.  802. 
Hawaiian  Archipelago    or  Sandwich  Islands.    —    Mercantile  Marine  Magaz.     1868» 

p.  858.     1869.     p.  12.  88.  65. 
A  Visit   to  Hawaii.    —    Nautical  Magaz.      1869.     p.  141.     vergl.  Ausland.      1869. 

No.  22. 
Buchner  (0.),  Der  Vulcanismns  von  Hawaii.  —  Gaea.     1869.     p.  18.  75.  185. 
Phtfnomhies  volcaniques  dans  l'ile  d'Havali.  —  Le  Glohe.     VH.     1868.     p.  199. 
A  Ride   over   the  Lava  Fields  from  Kiwaihae  to  Kona,   in  the  Island  of  Owhybee. 

—  Nautical  Magaz.     1869.     p.  24d. 
Grundemann  (R.),  Die  Olosenga-  oder  Swain-Jnsel.  —  PetermanfCs  Mittkl.  1869. 

p.  44.     vgl.  Z.  d.  Berl.  Ges.  f.  Erdh.     1869.     p.  171. 
Position  of  Rasa  Island,  S.  E.  of  the  Loochov  Group.  —  Nautical  Magaz.      1868. 

p.  668. 
Die  Insel  Rasa  im  nördlichen  Groften  Ocean.  —  Petermamn's  Mitthl.    1869.    p.  231. 


Atlanten,  Karten  und  Pläne. 

Deutsch  (O.),  Ueber  Landkarten-Darstellungen.  —  Aus  allen  Welttheilen.     1869. 

No.  8. 
Uhldnhnib  (fe.))  -^^°  erfundene  Karten- Bf odelle  zur  Erleichterung  des  geographi- 

iichen  Unterrichts  und  zur  Forderung  des  Kartenzeichnens  etc.    1.  AbthL    Erd- 

theile    und    Hauptlftnder    Europa's.      Neue  Aufl.     Berlin    (Grieben)    1868.     4. 

(I  Thlr.)  —  2.  Abthl.     Preufsen  und  seine  Provinzen.    Neue  Aufl.    4.   (6  Sgr.) 


Neu  erschienene  ^ographische  Werke,  Aufsätze,  Karten  und  Pläne.      637 

Uhlenhuth  (E.)i  B^nutsung  und  Vortheile   der  neuen  Karten  -  Modelle  mit  Grad 
netzen.     Ebds.     gr.  8.     (2  Sgr.) 

Kozenn  (B.),  Wandkarte  der  Sstlicben  und  westlichen  Halbkugel.  ^  BU.  Lith. 
n.  col.     Olmtttz  (Hölzel)  1869.     Imp.-Fol.     (28  Sgr.) 

— ,  Dasselbe.     4  BU.     Lith.  u.  col.     gr.-Fol.     (1  Thlr.  6  Sgr.) 

Bromme  (Tr.)  u.  C.  F.  Baur,  Neueste  Karte  der  Erde  in  Mercators  Projection. 
2.  Aufl.     4  BU.     OhFomolith.     Stuttgart  (Maier)  1869.     gr.  Fol.     (2  Tlilr.) 

Berghaus  (H.),  Allgemeine  Weltkarte  in  Mercator's  Protection.  2.  Aufl.  Lith.  u. 
col.  Gotha  (Peräies)  1869.  gr.  FoL  (1}^  Thlr.;  auf  Leinw.  in  Mappe  1^  Thlr.; 
auf  Lemw.  u.  m.  Stäben  2}  u.  2)-  Thlr.) 

Desjardins  (E.),  La  Table  de  Peutinger,  d'apr^  Toriginal  conserv^  k  Yienne;  pr^- 
o^d^e  d'une  introduction  historique  et  critique.  Livr.  1  —  S.  Paris  (Hachette 
&  Co.)  18»9.     m,     (k  10  fr.) 

Kiepert  (H.),  Wandkarte  ^es  romisohen  Reiches  für  den  Schulgebrauch  bearbeitet. 
j9'Bll.  Litk.  u.  c«l.  Berlin  (D.Beüner)  1869.  Iinp.*FoL  (4  Thlr. ;  auf  Lein- 
wand und  in  Mappe  6|  Thlr.;  auf  Leinw.  u.  m.  Stäben  7j-  Thlr.) 


Amthor  (F.)  ft.  Issleib  (W.),    Yftlks^AJias  aber  alle  Theile  der  Erde.     8.  Aufl. 

ßera  (Issleib  &  Riettfehel)  18^9.    gr.  ^.     ({  Thlr.) 
Issleib  (G.),  Pe^it  atlas  petp«lair6  pour  Tusage  des  ^coles  et  de  la  famille.     Gera 

(Issleib  &  JUet^wohel)  186d.     qn.-fel.     (|iThlr.) 
Arendt  (C),  Geographiseber  S<^b«l -Atlas.     26  Karten  m  Stahlst.     11.  Aufl.     Re- 

gymsbufg  (Maas)  1869.     qo.'-feL     (1  Thlr.  ^  Sgr.) 
8 phr- Berghaus,  Handatlas  . der  nenanen  firdbeachreibnng  etc.     Ausgeführt  unter 

Leitung  von   F.  Handtke.     6.  Aufl.     Lief.  8—18.     Glogau  (Flemming)  1869. 

flu.-fol.    (k  ;  Thlr.) 

ITenester  Atlas  Itber  alle  Tbeile  der  Brde  bearb.  v.  BAch,  C.  Baur,  Grofs  und 
Imle.  Revid.  y.  H.  Berghaus.  Stuttgart  (Geogr.-artist.  Inst.)  1^69.  qu.-foL 
(1^  Thlr.) 

FUmwIng's  ßlemenbar-Scüwl'Aaas  in  10  BU.  11.  Aufl.  Gkgan  (Flemming)  1868. 
qu.-fol.     (I  Thlr.) 

Grnndeniann  (R.),  AUgemeiner  Missions  -  Atlas.  2.  Abth.  Asien.  Lief.  4 — 6. 
Gotha  (Perthes)  1869.     Hoch-4.     ^  1  Thlr.)  « 

Hammer^s  (A.  M.)  Schul- Atlas  4er  neuesten  Erdkunde.  24  ool.  Karten  in  Stahl- 
stich.    4.  Aufl.     Näniberg  (Serz  &  Co.)  1869.     fol.     (1  Thlr.   12  Sgr.) 

Handtke 's  (F.)  .9ohul- Atlas  der  neueren  Erdbeschreibung  in  24  BU.  >26.  Aufl. 
Glogau  (Flemming)  1869.     qu.-fol.     (|  Thbr.) 

Holle  (L.),  ScholwandaUas  der  neuesten  Erdkunde.  No.  21.  Oesterreicbisoh-ungari- 
sche  Monarchie.  6  BU.  Lith.  u.  ool.  Wolfeabttttel  (HoUe)  1869.  Imp.-Fol. 
(1^  Thlr.;  auf  Leinw    8(  Thh-.) 

Kiepert  (H.),  Neuer  Handatlas  Über  alle  Theile  der  Erde.  2.  Aufl.  8.  9.  Lief. 
BerUn  (D.  Reimer)  1868.  69.     qu.-gr.-FoL     (klJ-Thlr.) 

^—f  Ergänzungsblätter  zum  neuen  Hand-AÜas.  8.  Lief.  Lith.  u.  col.  4  BU.  Ber- 
lin (D.  Reimer)  1868/69.     qu..gr.-Fol.     (1|  Tblr.j 

— ,  Kleiner  Atlas  der  neueren  Geographie  Hir  Schule  und  Haus.  2.  Aufl.  16  Kar^ 
ten.  Stahlst,  u.  ooL  Berlin  (D.  Reimer)  1868.  gr.  fol.  (2|  Tblr.,  in  Mappe 
8  Thlr.) 

— ,  AUas  anüquus.  12  Karten  zur  alten  Geschichte.  5.  Aufl.  Berlin  (D.  Reimer) 
1869.     fol.     (1|  Thlr.;  einzelne  Karten  6  Sgr.) 

Grofser  Handatlas  der  Erde  und  des  Himmels.  72  BIL  in  Kpfrst.  nu  Farbendr.  u* 
Golorit  bearb.  von  H.  Kiepert,  C.  F.  Weiland,  C.  Graef  etc.  48.  Aufl. 
1—12.  Lief.     Weimar  (Geogr.  Inst.)  1869.     Imp.-Fol.     (ä  1  Thlr.) 


688  W.  Koner: 

Kinn  (V.  F.),  Hand-  und  Schnl-AÜas  ttber  alle  TheÜe  der  Erde  in  22  color. 
ten  in  Kpfirtt     Freibnrg  i.  Br.  (Herder)   1869.     qa.-Fol.     (1|  Thlr.) 

Kozenn  (B.)i  Kleiner  geographischer  Atlas  Hlr  die  Schalen  des  Kaiserth.  Oester- 
reich.  12  KarUn.  2.  And.  Olmtttz  (HSlzel)  1870.  qa.-gr.-4.  (11|  Sgr.; 
Ansg.  in  18  Karten  16  Sgr.) 

— f  Dasselbe  in   polnischer  Sprache.       12  Karten.     2.  Aufl.     qii.-^.-4.     (lif- Sgr.; 

Ansg.  in  18  Karten  |  Thlr.) 
— ,  Dasselbe   in   csechischer  oder   in  ungarischer  Sprache,     12  Karten,     qn.  •gr.-4.. 

1870.     (144  SS''*  ^^S-  in  1^  Karten  |  Thlr.) 
Lee  der  (E.),  Scbnlatlss  zur  biblischen  Geschichte.    7.  Aufl.    Essen  (Bftdeker)  1869. 

8.     (J  Thlr.) 

Liebenow's  Atlas  der  neneren  Erdbeschreibung  für  Schule   und  Haus.     84  BU. 

Lith.  u.  ool.     Berlin  (Nicolai)  1869.     Imp.-4.     (Ij  Thlr.) 
Bheinhard  (A.),    Atlas  orbis  antiqui  in  usum  seholarum.     Edit.  Ilt.     Stattgart 

(Ezped.  d.  Freya)  1868.     Lez.-8.     (|  Thlr.) 
Rhode  (C.  £.),  Historischer  Schul-Atlss  cur  alten,  mittleren  und  neueren  Geschichte. 

7.  Aufl.     Lith.  a.  col.     Glogau  (Flemming)  1869.    qa.-FoL    (l|-Thlr.;  in  eagL 

Einb.  IfThlr.) 

V.  Sc  he  da  (J.),  Hand- Atlas  der  neuesten  Geographie  unter  Mitwirkung  t.  A.  Steiii- 

hauer.     1.  Lief.     6  BU.     Wien  (Artaria  &  Co.)  1869.     gr.-Fol.     (1}  Thlr.) 
Stiel  er 's  Hand- Atlas  ttber  alle  Theile  der  Erde,  heranag.  Ton  H.  Berghans  und 

A.  Feter  mann.     Nene   Bearb.   a.   d.  J.  1868.     6  color.  Karten  in  Knpfcnt. 

Gotha  (Perthes)  1869.     qu.-gr.-FoL     (1  Thlr.  6  Sgr.) 
Stieler' s  (A.)  Handatlas  ttber  alle  Theile  der  Erde  etc.     Hrsg.  r.  H.  Berghaus 

u.   A.  Petermann.     Neue  Ausg.     Lief.  27 — 28.     Gotha  (Perthes).     qn.-FoU 

(k  14  Sgr.) 

Stofsner  (E.),  Elemente  der  Geographie  in  Karten  und  Text.  2.  Cunus.  4.  Avfl* 
Annaberg    (Rudolph  &  Dieterici)    1869.     qu. -Fol.     (24  Sgr.)    —    Dasselbe 

3.  Gursus.     8.  Aufl.     (28  Sgr.) 

Vogel  er  (F.  W.),  Schulatlas  ttber  alle  Theile  der  Erde  mit  besonderer  Rficksicht 
auf  den  preufsischen  Staat.  Chromolith.  16.  Aufl.  Berlin  (Abelsdorff)  1869. 
qu.-4.     (I  Thlr.) 

niustrirter  VoIIls- Atlas  der  Geographie.     Auf  Grund  von  T.  Bromme's  Hand -Atlas.. 

Lief.  1—12.     Stuttgart  (Hoffmann)  1869.     foL     (k  \  Thlr.) 
Gradnetz- Atlas  ttber  alle  Theile  der  Erde  mit  specieller  Berücksichtigung  von  B.  v. 

SjdoVs  Schul-Atlas.     8.  Aufl.     Celle  (Schulze)  1869.     qu..gr.-4.     ({  Thlr.) 
Findlaj  (A.),  Modern  General  Atlas.     28  Maps.     London  (Tegg)  1869.     obL-fbl. 

(2  s.) 

— ,   One  Shilling  Junior  Modem  Atlas.     18  Maps.     Ebds.     obl.  fol.     (I  s.) 

Gage  (W.  L.),    Modern   Historical  Atlas  for  Colleges.     18  Maps.     London  1869, 

(14  s.) 

Gall  and  Inglis'  New  One-Shilling  Atlas  of  Modern  Oeography.     Edinburgh  (Gall 

&  Inglis)   1869.     roy.-8.     (1  s.) 
Hey  wood  (J.),  National  Atlas,  oontaining  81  Maps.     Manchester  (Heywood;  1869. 

4.  (1   8.) 

— ,  New  Coloured  Atlas:  81   Maps.     Manchester  (Heywood)   1869.     4.     (1  s.  6  d.) 
— ,  Outline  Maps  to  National  Atlas;  containing  81  outline  Maps.    Manchester  (Hey- 
wood) 1869.     4.     (1  8.) 

Hey  wo  od  (A.),  Sixpenny  Atlas,  containing  16  colour.  Maps.  Manchester '  (Hey- 
wood)    1869.     4.     (Id.  and  2  d.) 

Hughes  (W.),  The  Modem  Atlas  of  the  Earth.    London  (Warne)  1869.    fol.    (42  s.) 
.  — ,  The  Family  Atlas  of  Modem  Geography.    New  and  revid.  edit.    London  (Warne) 
1869.     fol.     (IR  8.) 


Neu  erschienene  geographieche  Werke,  Aufsätze,  Karten  und  Pläne.      639 

Johns  ton  (Reith),  The  Ontline  Atlas  of  Political  Geograph j.    ThirtyMaps.    Edin- 
burgh (Johnston)  1869.     IS.     (1  s.  6  d.) 
— ,    Schilling   Atlas    of   Pbysical    Geography.     Edinburgh  (W.  &  A.  K.  Johnston) 

18.     (Is.) 
— ,  Sizpenny  Atlas  of  Physical  Geography.     Ebds.     12.     (6  d.) 
—  (A.  K.},  School  Atlas  of  Physical  Geography.     New  edit.     London  (Blackwood 

&  S.)  1869.     (12  s.  6  d.) 
King's  School  Atlas.     London  (Duggan)  1869.     4.     (6  d.) 
M *Leod  (W.),  The  Pupil's  Atlas  of  Modern  Geography,  comprising  26  Maps  printed 

in  colours,  engr.  bj  E.  Weller.     London  (Longmans)  1869.     4.     (S  s.  6  d.) 
Philipps  Family  Atlas  of  Physical,  General,  and  Classical  Geography.  By  W.  Hughes. 

London  (PhUips)  1868.     4.     (£  1.  10  s.) 
My  fint  Atlas.     Twelve  coloured  maps.     London  (Collins)  1869.     8.     (6  d.) 
Belese  (G.),    Atlas   ^^mentaire  de   g^ographie  moderne,   compos^  de   diz  cartes 

grav^  sur  acier.     17*  ^dit.     Paris  (Delalam  &  fils)  1869.     4.     (2  fr.  50  c.) 
Tat  (L.),    Nouvel  Atlas  classique,  physiqae,   politique,    bistorique  et  commercial, 

divisd  en  trois  parties.     1**  partie,  renfermant  22  cartes  colori^es  etc.     4'  ^dit. 

Paris  (Alexandre)  1869.     4. 
Virien  de  Saint-Martin,  Atlas  ^^mentaire  k  Tusage  des  ^coles  primaires.    Paris 

(Hachette  &  Co.).     4.     (1  fr.) 
PrijHnk*s   Kleine    schoolatlas.     8*  uitg.     Amsterdam   (Fr^link)  1868.      17  gekL 

gegrav.  kaarten.     8.     (f.  1,  25.) 
Knyper  (J.),  Nieuwe  atlas  der  wereld,   naar  de  laaste  ontdekkingen.     86  gelith., 

gekL  kaarten  etc.     Amsterdam  (Stemler)  1868.     gr.  fol.     (f.  6,  50.;   in  linnen 

f.  8,  75.) 
van  Santen's  Volks -atlas  van   alle   deelen  der  aarde.     In  22  kaarten.     Bewerkt 

onder  toezicht  van  J.  B.  Kan.     Leiden  (van  den  Heavell  en  van  Santen)  1870. 

4.     (f.  0,  25.) 
Pavan  (M.  N.),  Atlanta  storico.     Fase.  2— 6.    Triest  (Dase).    qu..gr.-4.    (k  8  Sgr.) 


Karten  von  Europa.     Mittel-Europa.     Deutschland. 

Frans  (J.),  Eisenbahn,  und  Dampfschiffsrouten-Karte  von  Europa.    12  Bll.    Chromo- 

Ixth.     Glogau  (Flemming)  1869.     fol.     (2  Thlr.) 
Kozenn  (B.),   Wandkarte  von  Europa.     4  Bll.     Lith.  u.  col.     Olmtttz   (Hölzel) 

1869.     Imp.-Fol.     (Ij  Thlr.) 
Hamm  (W.),  Weinkarte  von  Europa.    Chromolith.    Jena  (Costenoble)  1869.    Imp.- 

FoL     (1  Thlr.  6  Sgr.) 
Lang  (H.),   Europa.     Neue  Ausg.     Kpftvt  u.  color.     Nürnberg  (Beyerlein)  1869. 

Imp.-Fol.     (I  Thlr.) 
Lange  (H.),  Eisenbahn-,  Post- u.  Dampftchiffs-Karte  von  Europa.    4.  Aufl.    Chromo- 

lith.     Berlin  (Stilke  &  van  Muyden)  1869.    gr.  Fol.     (1}  Thlr.;  auf  Lein virand 

2  Thlr.) 
Ohmann  (C.  L.),    Schul -Wand -Karte  von  Europa  in  16  Bll.     4.  Aufl.     Lith.  u. 

col.     Berlin  (Wrack)  1868.     gr.  Fol.     (2  Thlr.;  aufLeinw.  4  Thlr.) 
Zintl  (F.  G.),  Eisenbahnkarte  von  Nord-  und  Mittel-Europa.    Kpfrst.  u.  coL    Stock- 
hohn (Bonnier)  1869.     gr.  FoL     (1  Thlr.) 
Baur  (C.  F.),  Verkehrskarte  von  Deutschland  and  den  angienzenden  LttndertheUen. 

Lith.  u.  col.     Stattgart  (Maier)   1868.     Fol.     (|  Thlr.) 
Braunschweig  (L.),  Anleitung  fUr  die  telegraphische  Correspondenz.     Nebst  einer 

Telegraphen-Karte  von  Deutschland.    Berlin  (D.Reimer)   1869.    gr.  8.  (^  Thlr.; 

die  Karte  apart  12  Sgr.) 
Franz  (J.),   Post-  und  Eisen bahn-Reise-E arte  von  Central-Europa.     Neue  Aasgabe. 

Chromolith.     Glogaa  (Flemming)  1869.     gr.  Fol.     (In  Carton  j  Thlr. ;  auf  Lein- 
wand und  in  engl.  Cartou   1  Thlr.) 


640  W.  Koper: 

Gl »8  (G.)  u.  G.  Weng,    Karte  vom   continentalen  Mittel  -  Europa.     Lith.  o.  ooL 

München  (Mej  &  Widmayer)  1869.     qn.-gr.-Fol.     (1  Thlr.  26  Sgr.) 
Grftf  (A.)|  Dentachlands  Eisenbahnen  und  Strafsen-Neta  mit  seinen  Anacbl^sen  ui 

Ausland.     Kpftvt.  u.  col.     Weimar  (Geogr.  Inst.)  1869.     gr.  Fol.     (12  Sgr.) 
Grofs  (R.)}    Karte  von  Deutschland,  Oesterreich,   den  Niederlanden,   BelgieD  ecc 

N.  Anag.     Gbromolith.     Stuttgart  (Geogr .-artist  Inst.)  1869.     (1|  Thlr.) 
Handtke  (F.),   Post-,  Reise-  und  Kisenbahn-Karte  von  Deutschland,   der  Sicfaweiz, 

den   Niederlanden  u.   Belgien.     Neu  revid.  Ausg.     Chromolith.     GlogBU  (Hepu 

ming)  18.69.     gr.  Fol.     (auf  Leinw.  und  in  engl.  Cartou  2  Thlr.;  auf  Lnnsraad 

u.  m.  Stilben  2}  Thlr.) 
Hans  er  (G.),  Post-  und  Eisenbahn  -  Reisekarte   von  Deutschland,  Holland,  ^**Jg*r. 

der  Schweiz  etc.      Neu  rev.  Ausg.     Stahlst  u.  color.     Nttrnberg  (Serz  ^  Co.) 

1869.     Imp.-Fol.     (18  Sgr.) 
— ,  —  —  Neue  Bearb.     Ebds.     Imp.-Fol.     (24  Sgr.;   auf  Leinwand  n.  in  Cirtea 

14  Thlr.) 
— ,  Neueste  Eisenbahn-  und  Post -Reise -Karte  von  Mittel-Europa.     Stahlst,  u.  oaL 

Ebds.     1869.     Imp.-Fol.     (j^  Thlr.) 
Hendschel  (U.),   Post-  u.  Eisenbahn-Karte  von  Central-Europa  etc.     NeuiB  Ana^ 

Lith.  u.  col.     Frankfurt  a.  M.  (JUgel)  1869.     Jmp.-Fol.     (8  Thlr.) 
— ,  Neueste  Eisenbahn  -  Karte  von  Central-Europa.     N.  Ausg.  etc.     Lith.  u.  color. 

Ebds.     Imp.-FoL     (1  Thlr.;  auf  Leinw.  n.  in  Garton   l\  Thlr.) 
HabschmaioLn  (G.),  Wandkarte  von  Mittel -Europa.     3.  Aufl.     12  BIL     Lith.  und 

coL     Annaberg  (Rudolph  &  Dieterici)  1869.     gr.  Fol.     (1}  Thlr.) 
Kiepert  (H.),    Wandkarte   von  Deutschland  in  seiner  Neugestaltung  zum  Schul- 

und   Comtoir- Gebrauch.     3.  Aufl.     9  Bll.     Lith.   u.   col.     Berlin  (D.  Iteimer) 

1869.    gr.  Fol.     (8J  Thlr.;   auf  Leinw.  6  Thlr.;  afif  Leini^Fand   u.  m.  Stftbea 

6fThlr.)  ^        ' 

Kiepert  (H.)  u.  Grftf  (A.),  Der  preufsische  Staat,  die  Staaten  des . norddevtsehoi 

Bundes  und   die   ttbrigen  Zollvereiiisstaat^.     Kpffst.  u.  col.     Jl^ei^iar  (Geogr.  4 

Inst.)  1869.     Imp.-FoL     (12  Sgr.) 
König  (Th.),  Post-  und  Reisekarte  von  Deutschland  und  den  angrenzenden  Linden. 

Neu  rev.  Ausg.     Lith.     Neu-Ruppin  (Oehmigke)  1§69.     FoL     (f  Thlr.) 
— ,  Geschllfts-  und  Reise-Karte   von   Deutschland    und    den    angrenzenden  Llodenu 

Chromolith.     Berlin  (Berger)  1869.     gr.  FoL     (^  Thlr.) 
— ,  Geschäfts-  und  Reise  -  Karte   von  Europa  mit  Angabe  aller  Eisenbahnen  etc. 

10.  Aufl.     4  Bll.     Lithogr.   u.  color.     Berlin  (Mitscher  &  Rostell)  1869.     Fol 

(I7  Thlr.,  nuf  Leinw.  und  mit  Stäben  2}  Thlr.) 
Kraatz  (L.),   Neue  Karte  von  Deutschland.     5.  Aufl.     Chromolith.     Berlin  (Gold- 
schmidt) 1869.     FoL     (J  Thlr.) 
Kunsch  (H.),    Post-,   Reise-  und  Eisenbahn-Karte   von  Deutschlaiul,  der  Schwais, 

den  Niederlanden  und  Belgien.     Neue  Ausg.    Lith.  u.  col.    Glogau  (Flemming},: 

1869.     gr.  Fol.     (|Thlr.;  auf  Leinw.  und  in  engL  Carton  1  Thlr.) 
Leeder  (E.),  Wandkarte  von  Deutschland  nach  seiner  Ijleugestaltung  fbir  den  Schnl>  < 

gebrauch.     2.  Aufl.     9  Bll.     Lith.  u.  color.     Essen  (Bädeker)  1869.     gr.  FoL 

(l|  Thlr.) 
Hayr  (J.  G.),  Reise-  und  Uebersichts-Karte  von  Deutschland.    Nene  Ausg.    KpfiflU 

0.  coL     Manchen  (Rieger)   1869.     gr.  FoL     (^Thlr.;  auf  Leinw.  1)  Thlr.) 
Michaelis  (J.),    Eisenbahnkarte  von  Central-Europa.     Lith.     Dresden  (Burdadi} 

1869.     Imp.-Fol.     (j  Thlr.;  auf  Leinw.   1  Thlr.) 
Maller  (Ü.),  Karte  der  Eisenbahnen  Mittel-Europa^s  mit  Angabe  s&mmtlicher  Bahn- 
stationen.    Neu  rev.  Ausg.    Lith.    Glogau  (Flemming)  1869.    gr.  FoL    (18  Sjgr.; 

auf  Leinw.  Ij  Thlr.) 
Raab  (C.  J.  C),    Special-Karte  der  Eisenbahnen  Mittel- £nropa*s.     18.  Aufl.  voa 

H.  MUUer.     4  Bll.     ChromoUth.     Glogau  (Flemming)  1869.    gr.  Fol.    (1  Tbk 
12  Sgr.;  auf  Leinw.  2  Thlr.  12  Sgr.;  Ausg.  m.  polit.  Grenzen  1  Thlr.  18  Sgr.; 

auf  Leinw.  2  Thlr.   18  Sgr.) 


i 


Nea  erschieneDe  geographische  Werke,  Aufsätze,  Karten  und  Pläne.     64  f 

-▼.   Bappard  (F«)i  Karte  von  Deutschland.     4  BU.     Lith.  n.  col.     Berlin  (F.Bsp- 

pard's  kartogr.  Inst.)  1869.     Imp.-Fol.     (Ij  Thlr.) 
— ,    Kieine  Karte  ron  Deutschland  mit   allen   Bisenhahnen.     Lith.  n.  coL     Ebds. 

gr.  4.     (l  Sgr.) 

Wals  eck  (0.),  Neueste  Eisenbahn-Karte  von  Deutschland  und  den  angrenzenden 
Lindem.     Lith.     Perlin  (Abelsdorff)   1869.     Imp.-Fol.     (1  Thlr.) 

Weiland  (C.  F.),  Karte  von  Deutschland.  Kpfrst.  u.  col.  Weimar  (Geogr.  Inst.) 
1869.     Imp.-Fol.     (12  Sgr.) 

Wenn  g'e  neueste  Eisenhahnkarten  von  Deutschland  in  Visitenkarten-Format.  lY. 
Ober.Khein-Gegenden.  V.  Die  Schweiz.  VI.  Tirol  mit  Ober-Italien.  Mün- 
chen (Firsterlin,  in  Comm.).     16.     (h  2  Sgr.) 

Win^ckelroann  (E.),  Wandkarte  von  Deutschland,  dem  preufsischen  und  Ssteirei* 
chischen  Staate,  Polen,  der  Schweii,  den  Niederlanden  und  Belgien.  9  BU. 
Lith.  u.  col.     Efslingen  (Weychardt)  1869.     gr.  Fol.     (2  Thlr.) 

Poet-  und  Eisenbahn  -  Karte  von  Deutsehland,  den  Niederlanden,  Belgien  und  der 
Schwele.  Bearb.  nach  L.  Friedrich's  Post-  und  Eisenbahn- Karte  von  Mittel- 
europa.    Gotha  (Perthes)   1869.     gr.  Fol.     (^  Thlr.) 

Pvftmienkarte  von  Deutschland  und  einem  Theile  der  angrenzenden  Linder  mit  An- 
gabe sftmmtlicher  Eisenbahnen.    Düsseldorf  (Gestewitz)  1869.    gr.  Fol.    (^  Thlr.) 

Hydrographische  haarten  van  Europa.  Ten  gebruike  bij  het  onderwijs  in  de  geo- 
graphie  etc.  4  gelith.  kaarten.  Leiden  (Hooiberg  &  zoon)  1868.  roy.-S. 
(f.  0,  86.) 

Ifene  tisenbahn-Keisekarte  von  Deutschland  und  den  angrenzenden  Lindem.  Chromo- 
Uth.     Wesel  (Bagel)  1869.     gr.  Fol.     (|  TUr.) 

Ifeue  Keisekarte  von  Deutschland  und  einem  Theile  angrenzender  LHnder.  Chromo- 
üth.     Dresden  (Tittel)  1869.     gr.  Fol.     ({  Thlr.) 

Bchulwandkarte  von  Europa.  BerichL  Ausg.  von  1869.  4  BU.  Kpftst.  u.  coU 
Zürich  (Keller)   1869.     gr.  Fol.     (1  Thlr.  6  Sgr.) 


Brecher  (A.),  Historische  Wandkarte  von  Preufsen.  9  Bll.  Lith.  u.  col.  Berlin 
(D.  Beiroer)  1969.  gr.  Fol.  (4  Thlr.;  auf  Leinw.  u.  in  Mappe  6}  Thlr.;  auf 
Leinw.  u.  m.  Stäben  7^  Thlr.) 

Xiseder  (E.),  Atlas  zur  Geschichte  des  preufsischen  Staates  in  10  lith.  u.  color. 
BU.     3.  Aufl.     Weimar  (Geogr.  Inst.)  1869.     gr.  4.     (24  Sgr.) 

Topographische  Karte  vom  preufsischen  Staate.  Aufgenommen  vom  K.  preufsischen 
Generalstabe.  Sect.  48.  Franenburg.  Sect.  62.  Dirsohau«  Kpfirnt.  u.  color. 
Berlin  (Schropp)  1869.     fol.     (h  )-  Thlr.) 

V.  Bappard  (F.),  Karte  des  preufsischen  Staates  und  des  norddeutschen  Bundes. 
3  BU.  Lith.  u.  color.  Berlin  (v.  Bappard's  kartogr.  Inst.)  1869.  Imp.-Fol. 
(1^  Thlr.) 

isflleib  (W.),  Special  Atlas  des  preufsischen  Staates  für  Schule  und  Haus.  16  Kar- 
ten in  Farbendr.     Gera  (Issleib  &  Bietzschel)  1869.     qn.-FoL     (12  Sgr.) 

Oräf  (A.),   Karte   der  preufsischen  Provinzen  Preufsen  und  Posen  und  des  KSnig- 

reichs  Polen.     Kpfirst.  u.  col.    Weimar  (Geogr.  Inst)  1869.    gr.  Fol.    (12  Sgr.) 

Karte  der  Umgegend  von  Memel.    Kpfrst.    BerUn  (Schropp)  1869.    gr.  Fol.    (f  Thlr.) 

Kiepert  (H.),  Karte  der  preufsischen  Provinz  Pommern.  Kpfrst.  u.  col.  Weimar 
(Geogr.  Inst.)  1869.     gr.  FoL     (12  Sgr.) 

Karte  der  Oder  und  des  Hafft  von  Stettin  bis  zu  den  Mündungen  der  Peene,  Swina 
und  Dievenow.     Lith.     Stettin  (v.  d.  Nahmer)  1869.     Imp.-Fol.     (2|  Thlr.) 

ZsiUohr.  d.  Gesslltoh.  f.  Brdk.  Bd.IY.  41 


642  ^'  Koner: 

PftQtz  (Tb.)  n.  Schulz  (C),  Plan  von  Stettin.     GhromoBth.     Stettin  (t.  d.'Kali- 

mer)  1869.     fol.     {^  Thlr.) 
V.  Hagenow  (F.)»  Karte  Ton  Neu-yorpommeni  and  der  Insel  Rflgen.     CfaromoKO. 

GreifBwald  (Scfaarff)  1869.     Imp.-Fol.     (1|  Thlr.) 
Orlf  (G.)«  Karte  dee  Grorsberaogtl).  Meeldenbarg-Scliwerin  nnd,  MecUenbvig^Sl^ 

Uta.     Kpfrtt  n.  c*l.     Weimar  (Geogr.  Intt.)  1869.     Imp.-Fol.     (12  Sgr.) 
Grapow,  üeberrichtslEarta  der  Scbletwig-Holsteinischen  Weatlcttste.     Nördliebes  «. 

sOdlicbes  Bl.     Lith.  n.  ool.     Berlin  (D.  Reimer)  1869.    Imp.-Fol.    (b  1^  Tbk.) 

Grif  (A.),  Karte  der  preaftiscben  Provinaen  Schleswig,  Holstein  und  Lanenbüg 

mit  den  freien  and  Hansestädten  eto.     Kpfrst.  n.  col.     Weimar  (Geogr.  Imt) 

1869.     gr.  Fol.     (12  Sgr.) 
Karte  Ar  die  Einsegelnng  in   die  Elbe.     Heransg.    im  Aaftrage  des  Senats.     Lift. 

a.  ool.  Hambnrg  (Friederichs  &  Co.,  in  Comm.)  1868.  Imp.-Fol.  (Ij  Thlr.) 
Die  Unterelbe.     Heiaasg.  im  Auftrage  des  Senats.    Revid.  im  Aogust  1868.    Ü.  1.  S. 

Lith.  n.  coL     Ebds.     (1{  Thlr.) 
karte  der  Togtei-Elbinsefai.     Abthl.  II.     Bl.  L     Steinw«rder,  Grevenhof,  ElleAck 

and  Ross.     Lith.     Hamburg  (GrOnlng,  in  Comm.)  1869.     Imp.-FoL     ()  Thlr.) 
Karte  der  Vogtei  Hamm.     Lith.     Ebds.     Imp.-Fol.     (}  Thlr.) 
Karte  der  Vogtei  Hom.     BL  U.     Lith.     Ebds.     Imp..Fol.     (}  Thlr.) 
Plan  und  Wegweiser  von  Hambnrg,  Altona  und  Umgebungen.     Berlin  (Goldachmidt) 

1869.     16.     (J-Thlr.) 
Heuer  (W«),  Plan  von  Hamburg  and  Altona.    Neue  revid.  Ausg.    Lith.    Hambnig 

(Gafsmann)  1869.     qu.-FoL     (j  Thlr.) 

North  Sea,  Ameland  to  Jade  River  induding  the  Ems  River  with  vIews.    PmsalCD 

etc.  Survejs,  1868.  London  (Hydrograph.  Office)  1869.  (2  s.  6  d.).  (No.  2596) 
North  Sea,   Elbe  River  to  Hamburg  with  entrances  of  the  Jade,  Weser  and  Eidsr 

Rivers,  with  views.  Prussian-Survejs  to  1868.  Ebds.  (2  s.  6  d.)  (No.  1876) 
Kiepert  (H.)  u.  Ohmann  (C),    Hannover,    Braunschweig,    Oldenburg  und  die 

Hansest&dte.  Kpfrstr.  u.  col.  Weimar  (Geogr.  Inst)  1869.  Imp.-Fol.  (12  Sgr.) 
V.  Schrenck  (A.  P.),  Karte  von  dem  Herzogth.  Oldenburg.    2.  Aufl.  m.  Naehtrlgen 

u.  Berichtigungen  bis  1869.     Kpfrst.     Oldenburg  (Schmidt,  in  Comm.)  1869. 

gr.  FoL     (IJ  Thlr.;  color.  2  Thlr.) 

Poppe  (F.),   Karte  des  Grofsheraogthums  Oldenburg.     Lith.  u.  color.     Oldenburg 

(Schulze)  1869.     gr.  8.     (1  Sgr.) 
Delius  (C),   48  Quadrat -Meilen  von  Berlin.     Neueste  Karte   der  Umgegend  von 

Berlin.     Chromolith.     Berlin  (Thiele)  1869.     gr.  Fol.     (^  Thlr.) 
Gr&f  (A.),   Karte   der  preufsischen  Provinz  Brandenburg.    Kpfrst.  u.  col.    Weimer 

(Geogr.  Inst.)  1869.     qu.-Fol.     (12  Sgr.) 
K5nig  (Th.),   Neuester  Plan   von  Beiiin.     Lith.     Berlin  (Berger)  1869.     gr.  FoL 

(H  Sgr.) 
Kraatz  (L.),  Neuester  ülustrirter  Plan  von  Berlin  mit  100  dngedr.  bUdliohen  Dai^ 

Stellungen  in  Tondr.     Lith.     Berlin  (Nenmann)   1869.     Imp.-Fol.     ({  Thlr.) 
Nenester  Sitnations-Plan  von  Berlin,  mit  nächster  Uragebang  and  Angabe  der  Weich- 
bilds« und  Polizeibesiriisgrensen.     4  Bll.     Lith.     Betlin  (Schropp)  1869.    qn.- 

foL     (f  Thlr.) 
MttUer  (A.),  Neuester  Plan  von  FrankAirt  a.  O.     Chromolitbogr.     FrankAirt  a.  0. 

(Hamecker  &  Co.)  1869.     gr.  fol.     (j  Thlr.J 

Grftf  (A.),   Karte  der   preofsischen   Provinz  Schlesien.     Kpfrst.  u.  eolor.     Weimer 

(Geogr.  Inst.)  1869.     gr.  FoL     (12  Sgr.) 
Schneider  (F.  J.),   Special-Karte  von  Schlesien  und  der  Grafschaft  Glatz.    Nene 

Ausg.    von    Sadebeck.     4  Bll.     Lith.  a.  col.     Breslau   (Korn)    1 869.     gr.  Fol. 

(2J  Thlr.;  auf  Leinw.  8J  Thlr.) 
T.  Rappard  (F.),    Karte  der  Kreise  Brenlau,  Brieg,  Namslau,  Nimptseh,  Strefalea 

und  Ohlau.     Berlin  (v.  Rappard's  kartogr.  Tust.)  1869.    qu.  gr.  Fol.     (J  Thlr.; 

coL  I  Thlr.) 


Nea  erschienene  geographische  Werke,  Aufsätze,  Karten  und  Pläne.     648 

Handtke  (F.),  Oeneral-Karte  der  Provinz  Seoheen,  des  Heno^h,  Anhalt,  der  her- 
zogl.  sächsischen  Länder  Weimar,  Altenborg,  Gotha  and  der  Fttrstenth.  Schwarz- 
borg  nnd  Beufs.     Lith.  u.  ool.    Glogau  (Flemroing)  1869.    gr.'FoL     (j  Thlf.) 

Grftf  (A.),    Karte    der    prenfsischen    Provins    Sachsen.     Kpftst.  n.   coL     Weimar 

<6eogr.  Inst.)  18G9.     gr.  Fol.     (12  Sgr.) 
Lange  (H.),  Magdeborg.     Plan  der  Stadt  nebst  einem  Ffihrer- für  Fremde.    4.  Anfl. 

Leipzig  (Brockhaus'  Reise-Atlas  No.  28)  1869.     8.     (|  Thlr.) 

V.  Rappard  (F.),    Karte   des   Kreises  Wittenberg.     Lith.     Berlin   (t.  Bappard's 

kartogr.  Inst)  1869.     gr.  Fol.     (|  Thlr.;  eol.  17^  Sgr.) 
Karte   vom  Kreise  Wittenberg  im   Reg. -Bez.  Merseborg.     Lith.  u.  eol.     Eisleben 

(Reichaidt)    1869.     gr.  FoL     (j  Thlr.) 

Karte  vom  Kreis  Bitterfeld  im  Reg.-Bez.  Mersebnrg.     Lith.  n.  eol.     Eisleben  (Rei- 

chardt)   1868.     gr.  Fol.     (]  Thlr.) 
Karte  vom  Kreis  Naumbnrg  im  Reg.^Bez.  Mersebnig.    Lith.  n.  eoL   Eisleben  (Bel- 

chardt)  1869.     gr.  Fol.*    (|  Thlr.) 

Grftf  (C),    Karte   der  preufs.   Provinz  Westfalen,    Rhe!nprovinc>  Hessen -Nassao. 

Kpfivt  n.  eol.     Weimar  (Geogr.  Inst.)  1869.     Imp.-FoL     (18  Sgr.) 
Sievers  (J.),   Uebersichtskarte  der  Berg-  und  Hüttenwerke  im  Ober-Bergamts-Be- 

zirk  Dortmund.     Lith.     Iserlohn  (Bädeker)  1869.     gr.  Fol.     (Ij^  Thlr.) 

LIebenow  (W.),  Topographische  Karte  vom  Kreise  Bochnm.  Lith.  Berlin  (Sehropp) 

1869.     gr.  Fol.     (f  Thlr.) 
Oh  mann  (C.  F.  u.  C.  L.),  Wandkarte  der  K.  prenlkischen  BheinproTinz  in  9  BU. 

2.  Anfl.    Kpfrst.  n.  eol.    Berlin  (Wrack)  1868.    gr.  Fol.    (1^  Thhr.;  anf  Lein^. 

3  Thlr.) 

Plan   von   Göln    nebst  einem    Führer    für  Fkremde.     2.  Anfl.     Chromollth.    Leipzig 

(Brockhaus)   1869.     qu.  4.     (jl  Thlr.) 
Karte  der  Umgegend  von  Bonn.     Lith.     Bonn  (Henry)  1869.     qn.  4.     (8  Sgr.) 
Karte  des  Ahr-  und  Brohlthalea     Lith.     Bbds.     qu.  4.     (2^  Sgr.) 

Topographische  Karte  vom  Königreich  Sachsen,  bearb.  vom  topograph.  Bureau  des 
K.  Sachs.  GeneraUtabes.  6.  Lief.  Sect  8.  Borna  ()  Thlr.);  Sect.  10.  Dresdep 
(I  Thlr.);  Sect.  14.  Langenbemsdorf  (^Thlr.);  Sect  19.  ZitUu  (^  Thlr.).  Kpfrst. 
Leipzig  (Hinricbs,  in  Comm.).     fol. 

Ortakarte  vom  Königreich  Sachsen,  bearb.  vom  topograph.  Bnrean  des  K.  sächs. 
GeneralsUbes.  6.  Lief.  Sect  14.  Langenbenisdorf  (8  Sgr.);  Sect  21.  Elster- 
^^S  (t  Thlr.);  Sect  22.  Zwickau  (|  Thlr.);  Sect  25.  Oelsnitz  und  Sch5nberg 
(j  Thlr.);  Sect  26.  Johanngeorgenstadt  (7  Sgr.).     Kpfrst.     Ebds. 

Hfibschmann  (G.),  Karte  vom  Königreich  Sachsen  nebst  kurzer  Beschreibung  dea- 
selben.     16.  Aufl.     Annaberg  (Rudolph  u.  Dieterici)  1869.     qu.  4.     (I  Sgr.) 

Graf  (C),  Karte  des  Königreichs  Sachsen.  Kpf^t  u.  eol  Weimar  (Geogr.  Inst) 
1869.     Imp.-Fol.     (12  Sgr.) 

V.  Sttfsmi Ich -Hornig  (M.),  Landwehr-Karte  vom  Königreich  Sachsen.  AnfGrvnd 
der  neuesten  Materialien    nachgetragen    unter  Mitwirkung    von  L.  v.  Gntbier. 

4  Bll.     Chromolith.     Dresden  (Burdach)  1869.     Fol.     (IJ  Thlr.) 

Andres  (0.),  Special -Karte  der  sächsisch -böhmischen  Schweiz,  eines  Theiles  des 
Erzgebirges  und  Mittelgebirges.  Nen  rev.  Ausg.  Lith.  u.  eol.  Dresden  (Djetze) 
1869.     Fol.     (I  Thlr.) 

Yolbeding's  (H.)  Uebersichtkarte  der  weiteren  Umgegend  Leipzigs.  GhromoÜth. 
Leipzig  (Priberi  1869.     Fol.     (|  Thlr.) 

Graf  (C),  Karte  der  grofsherz.  sächsischen  Länder  nebst  der  FOrstenth.  Schwan- 
burg und  Beufs.  Kpflrst.  u.  color.  Weimar  (Geogr.  Inst)  1869.  Imp.-Fol. 
(J  Thlr.) 

Fils  (A.  W.),  Höhenschichtenkarte  vom  ThUringerwalde  und  Umgebung,  nördlicher 
Theil.     Chromolith.     Gotha  (Perthes)  1869.     qn.  Fol.     (16  Sgr.) 

41  • 


644  W.  Koner: 

Lieben«  w  (W.),  Karte  des  FUrstcnthums  Birkenfeld.    Litb.  n.  ool.    Berlin  (Scfaiopp) 

186».     Imp.-FoL     (4  Thlr.) 
Haber  (J.}i  NenesU  Schul-  und  Reiee-Karte  vom  sUdweetlichen  DaatsehUmd.    Nene 

▲nag.     Kpfrst  n.  eol.     Nttmberg  (Be/erlein)  1869.     Imp.-FoL     (\  Thlr.) 

Winckelmann  (E.)f  Wandkarte  von  Württemberg,  Baden  nnd  Hohenaollen.    Bevid. 

Aneg.  von  1868.     Lilh.  n.  eol.    4  EIL    Efilingen  (Weyohardt)  1869.    gr.  Fol 

(2  Thlr.  4  8gr.) 
-^,  Württemberg,  Baden  und  HohcnzoUern.     Litb.  n.  coL     Ebda.    gr.  4.     (%  Bgr.) 

Karte  von  Württemberg,  Baden  und  HohensoUem  mit  atmmtlichen  Eisenbahneib 
4.  Aufl.*   Lith.  n.  eol.     Stattgart  (Belaer)   1869.     Imp.-Fol.     (9  8gr.) 

Karte  von  dem  Grofsherzogtbum  Baden,  bearb.  von  der  topographiechen  Abtheilong 
dea  grofahenogl.  Gkneralstabea.    Kit  Terrainaeichnnng.    Lith.    CarUrahe  (Brann) 

1868.  Imp.-Fol.     (1^  Thlr.) 

Baiir  (C*  F.),  Württemberg  wie  es  war.  Hiatoriach-geographiache  Karte  von  Wtit- 
temberg,  vollendet  von  L.  Rachel.  4  Bl.  LitE.  n.  eol.  Stattgart  (Belaer) 
186».    gr.  Fol.    (1  Tbhr.  6  Sgr.)      ' 

Bach  (H.),  Karte  von  Württemberg,  Baden  and  HohencoUem  nebat  den  angren- 
leiiden  Lüodertheilen.     Nene  revid.  Aoag.     Kpfrst.  a.  eol.     Stattgart  (Bfetiier) 

1869.  gr.  FoL     (1  Thlr.  4  Sgr.) 

Beichard  (C.  G.),  Königreich  Württemberg,  Grofah.  Baden  and  die  preofa.  Für- 
atenth.  HohenioUem.  Rev.  von  D.  YSlter.  Kpfirat.  n.  eol.  Nürnberg  (Beyer 
lein)  1869.     Imp.-Fol.     (24  Sgr.) 

Kiepert  (H.),  Daa  Königreich  WOrtemberg  und  das  Grofaherzogth.  Baden.  KpfrsL 
n.  eol.     Weimar  (Geogr.  Inat.)  1869.     Imp.-Fol.     (12  Sgr.) 

Weiland  (C.  F.),  Karte  dea  Königr.  Bayern.  Kpfrat.  n.  eol.  Weimar  (Geogr.  Inat) 
1869.     Imp.-Fol.     (12  Sgr.) 

Heyberger'a  (J.)  Üeberaichtakarte  der  Eiaenbahnen  and  Eiaenbahnprojekte  dei 
KSnigreicha  Bayern.  Chromolith.  München  (May  n.  Widmayer)  1869.  gr.  Fol 
(14  Sgr.) 

^fe^Hejr  (J.  B.),  Specialkarte  von  dem  Königreich  Bayern  'dieneita  des  Rheine 
In  62  lith.  n.  eol.  Bl.     5.-7.  Lief.     Nürnberg  (Korn),     qa.  FoL    (k  26  Sgr.) 

Lang  (H.)t  Bayern  mit  den  angrenzenden  Lindem.  Nene  Aoag.  Kpfrat.  a.  coL 
Nürnberg  (Beyerlein)   1869.     Imp.-FoL     (24  Sgr.) 

Garnisons-Karte  der  K.  bayerischen  Armee  mit  den  Kreta-,  Bezirksamts-,  Brigade- 
commando-  und  Landwehrbezirks -Grenzen.  Lith.  Speyer  (Kleeberger)  1869. 
gr.  Fol.     (4  Thlr.) 

Glas  (G.)i  Gebirgs-,  Post-  und  Eisenbahn-Karte  vom  Fichtelgebirge  and  der  frln- 
kiaohen  Schweiz.    Kpfirat.  u.  eol     München  (Finsterlin)  1869.    gr.  4.     (^  Thlr.) 

Rooat  (J.  B.),  Reise-Karte  von  Süd-Bayern  und  Nord-TyroL  Kpfrst.  n.  coL  Nürn- 
berg (Serz  &  Co.)  1869.     Imp.-Fol.     (1  Thlr.) 

Pfeiffer  (J.  B.),  Neuester  Plan  von  München.  Chromolith.  München  (Neuburgir 
&  Kolb)  1869.     gr.  Fol.     (6  Sgr.) 

Positionskarte  der  Umgegend  von  München  im  M.  1 :  26,000.  6  Bll.  Lith.  Man- 
chen (Mey  &  Widmayer)  1868.     (1  Tbk.  8  Sgr.) 

Kiepert  (H.),  Völker-  und  Sprachen-Karte  von  Oesterreich  und  den  Unter-Donaa- 
Lftndem.     Chromolith.     2.  Aufl.     Berlin  (D.  Reimer)  1869.    gr.  Fol.    (12  Sgr.) 

Karte  der  österreichisch -angarischen  Monarchie.  Kpfrat.  u.  eol.  Weimar  (Geogr. 
Inst.)  1869.     Imp.-Fol.     (12  Sgr.) 

Neueste  Eisenbahn -Karte  der  österreichisch -ungarischen  Monarchie.  Lith.  u.  coL 
Wien  (Lehmann  u.  Wentzel)  1869.  Imp.-Fol.  (j  Thlr.;  in  28  Farben  coL 
i  Thlr.) 

Post-,  Eisenbahn,,  Telegraphen-  und  Dampfschifffahrtakarte  von  Oeaterreich-Üngan. 
8.  Aufl.     Ch'romolidi.     Teachen  (Prochaaka)  1869.     gr.  FoL     (1)^  TUr.) 


Neu  erschienene  geographische  Werke,  Aufsätze,  Karten  and  Plane.     645 

Hickmann  (A.  L.),  Das  Königreich  Böhmen  in  plastischer  Darstellung  entworfen 
nnd  ausgeführt.  2.  Aufl.  Reiofaenberg  (Schöpfer)  1868.  Imp.-Fol.  (2  Thlr. 
6  Sgr.) 

6  ruf  (C),  Karte  des  Königreichs  Böhmen.  Kpfrst.  u.  coL  Weimar  (Geogr.  Inst) 
1869.     Imp.-Fol.     (12  Sgr.) 

Karte  vom  Königreich  Böhmen  nach  der'  neuesten  Eintheilung  nnd  Bezeichnung  der 
89  Beairke.     Lith.  u.  col.     Prag  (Silber  Sc  Schenk)  1869.    gr.  Fol.    (12  Sgr.) 

Special -Karten  der  Kreisbezirke  Böhmens  nach  der  neuesten  politischen,  gericht- 
lichen und  Bemrks-Vertretnngs- Eintheilung.  18  BU.  Lith.  Prag  (Silber  & 
Schenk,  in  Comm.)  1869.     (k  6  Sgr.;  col.  k  8  Sgr.) 

Generalstabs-Äbtheilung  des  K.  K.  General- Commando  in  Prag:  Karte  der  Ümge* 
bung  von  Königgrtttz.  9  BU.  Lith.  (1  }■  Thlr.)  —  Karte  der  Umgebung  ron' 
Prag.  20  Bll.  Lith.  (8  Thlr.  2  Sgr.)  —  Karte  der  näheren  Umgebung  von 
Prag.  10  Bll.  Lith.  (1  Thlr.  16  Sgr.)  ^  Karte  der  Umgebung  von  There- 
siensUdt.     6  BIL     Lith.     (1|  Thlr.)     Prag  (Ehrlich)  1869. 

Grllf  (A.),  Karte  der  Markgrafiichaft  Mähren  und  der  Herzogth.  Ober-  und  Nieder- 
Schlesien.     Kpfrst.  n.  col.     Weimar  (Geogr.  Inst.)  1869.     gr.  Fol.    (12  Sgr.) 

L*nge  (H.),  Die  Donau  von  Passau  bis  Linz  und  Wien.  4.  Aufl*  Leipzig  (Brock- 
haus) 1869.     gr.  8.     (^  Thlr.) 

6  ruf  (C),  Karte  von  Nieder-  und  Ober-Oesterreich.  Kpfrst.  u.  col.  Weimar  (Geogr. 
Inst.)  1869.     Imp.-Fol.     (12  Sgr.) 

Wien's  iJtester  Stadtplan  ans  den  J.  1488—1465.  Auf  Stein  gez.  von  A.  Came- 
sina.     Text  von  C.  Weifs.     Wien  (Gerold*s  Sohn)  1869.     gr.  4.     (8  Thlr.) 

Grttf  (C),  Karte  der  geforsteten  Grafschaft  Tirol  mit  Vorarlberg  und  dem  Fttraten- 
thum  Liechtenstein.  Kpfirst.  u.  col.  Weimar  (Geogr.  Inst)  1869.  Imp.-Fol. 
(12  Sgr.) 

Plan  von  Salzburg  und  seiner  nächsten  Umgebung.  Lith.  Salzburg  (Dieter  &  Co.) 
1869.     Fol.     (6  Sgr.) 

Umgebungen  von  Innsbruck.     24  BL    Wien  (Militär-Geogr. -Institut)  1868.     (90  kr.) 

Szalay  (L.),  Post-,  Eisenbahn-,  Telegraphen-  und  Dampfschiflffahrtskarte  von  Un- 
garn.    4  Bll.     Pest  (Grill)  1869.     (4  Thlr.)     (ungarisch.) 

Graf  (C),  Karte  der  Herzogth.  Steiermark,  Kämthen,  Krain  etc.  Kpfi^t  n.  coL 
Weimar  (Geogr.  Inst)  1869.     Imp.-Fol.     (12  Sgr.) 

Graf  (C),  Karte  des  Königr.  Ungarn  mit  seinen  Nebenländem  und  Galizien.  Kpfirst. 
n.  col.     Weimar  (Geogr.  Inst.)  1869.     Imp.-Fol.     (12  Sgr.) 

Karten  der  übrigen  Staaten  Europa's. 

« 

Helvetia.     Die  Schweizer  Alpen   aus  der  Vogelschau  mit  Orientirungskarte.     Chro- 

molith.     Weimar  (Geogr.  Inst)  1868.     FoL     (l-J  Thlr.) 
Leuzinger   (R.),    Geschäftskarte   der  Schweiz.     Ohromolith.     Bern   (Dalp)   1869. 

Fol.     (J  Thlr.) 
— ,  Karte  der  Schweiz  fllr  Schulen.     Kpfirst.  u.  col.     EbdS.     qu.  Fol.     (6  Sgr.) 
Touristen  -  Karte   der   ost-rhätischen  Kurorte,   insbesondere   der  Bäder  von  Bormio. 

Kpfrst.  u.  col.     Ebds.     1869.     FoL     (1|  Thlr.) 
Kell  er 's   zweite  Reise -Karte   der  Schweiz.     Neue  revidirte  Ausg.     Kpfrst  u.  col. 

Zürich  (Keller)   1869.     gr.  FoL     (1  Thlr.  26  Sgr.) 
Graf  (C),  Karte  der  Schweiz.    Kpfrst  u.  col.    Weimar  (Geogr.  Inst)  1869.    Imp.- 

FoL     (12  Sgr.) 
L  enthold 's  (H.)  neueste  Reisekarte  ttber  die   Schweiz,   Tyrol  und  Ober-Italien. 

Kpfirst  u.  col.     Zürich  (Leuthold)  1869.     gr.  FoL     (Auf  Leinw.  u.   in  Carton 

1  Thlr.  18  Sgr.) 
Leuthold's  (H.)   Post-,   Eisenbahn-   und  DampfschifTkarte   der  Schweiz  und   der 

Kachbarstaaten  bis  London.    Kpfirst  u.  col.    Zttrich  (Leuthold)  1869.    gr.  Fol. 

(Auf  Leinw.  u.  in  Carton  2|  Thlr.) 


646  W.  Koner:. 

Lenthold's  neaeite  Reisekarte  der  Sohweis  ond  der  Nachbareüuiteii.  Aug.  186d. 
Kpfrst.  a.  col.     Zürich  (Leatbold).     qa.  gr.  Fol.     (Auf  Leinw.  2  Thlr.  8  Sgr.) 

Leuzinger  (R.),  Karte  des  Kantons  Aargan.  Cbromolith.  Aaran  (SauerUnder) 
1869.     Fol.     (18  Sgr.) 

Kutter  (W.  R.),  Karte  des  Bemer  Oberlandes  nach  den  eidgeuossisehen  AuflialiineB 
beaih.  u.  herausg.     Kpfrst.  n.  col.     Bern  (Dalp)  1869.     gr.  Fol.     (Ij^Thlr.) 

Tdgeli  (A.),  Plan  der  Stadt  Zürich  und  ihrer  Umgebungen.    Kpfrst.    Zürich  (Leut 
hold)  1869.     gr.  Fol.     (\  Thlr.) 

Leuzinger  (R.),  Karte  des  Kantons  Bern  zum  Gebrauch  Hir  Schulen.  CfaromoUtk. 
Bern  (Dalp)   1869.     gr.  4.     (|  Thlr.) 

Halder  (A.),  Interlaken  und  seine  Umgebung.    KpA^t.    Bern  (Dalp)  1869.    (16  Sgr.) 

Oarte  de  France  au  1:80,000.  81*  livr.  No.  160:  Vallercine  (Haute -Savoie); 
169:  Tignes  (Saroie);  190:  Aignilles  (Hautes- Alpes);  201:  L'Arehe  (Basses- 
Alpes);  246:  La  Gouronne  (Bonches-dn-Rhdnes)  k  2  Ar.  —  No.  208:  S^^e 
(Aveyron);  210:  Orange  (Vanelusa);  281:  Castres  (Tarn);  284:  Arles  (Bon- 
ehes-dn-Rhdne)  k  4  A-.     Paris,  D^pdt  de  la  Ouerre  (Dumaine)   1868. 

Dufour  (A.  H:),  Atlas  d^partementsl  de  la  France.     D^p.  de  la  Loire.    —    D^p. 

de  la  Haute-Qaronne.  -—   D<$p.  de  Lot-et-6aronne.    —   D^p.  de  la  Lo2^r8.  — 

D^p.  de  la  Somme.    —    D^p.  de  Tam-et-Garonne.    —    D^p.  du  Puy-de-Dome. 

Paris  (impr.  Bonasse-Lebel)   1868. 
Hammer  (A.  M.),    Post-   und   Eisenbahn-Reise-Karte   von    Frankreich.     Stahlst,  n. 

col.     Nürnberg  (Serz  &  Co.)   1869.     Imp.-Fol.     (18  Sgr.) 
Oartes   de   la  France   et  des  ^tats  limitrophes  1815 — 1830 — 1868.      1  BL     Paria 

(Dnmaine)   1868.     (2^  fr.) 

Carte  des  ^tapes   de  France,  revue  et  corrig<^e,    nouveau  tirage.     H.  1  :  1,200,000. 

Paris,  D^pdt  de  la  Guerre  (Dumaine)   1868.     (4  fr.) 
Atlas  g^ographique ,   statistique   et  historique    des   d^partements   de  la  France,  con- 

tenant  90  cartes  avec  200  vignettes  etc.     Abbeville   1869.     8. 
Delesse,  Carte  lithologique  des  mers  de  France.    No.  1.    Cbromolith.     Paris  (La- 

croix)    1869. 
Plan  des  passes  et  rades  de  Lorient  et  de  Port-Louis.     Paris  (D^pdt  de  la  Marine) 

1869.     No.  2697. 

Carte  hydro-topographique  des  atterragee  des  cotes  de  France  entre  Tile  d'Oueasant 
et  nie  d'Yeu,  et  File  d*Ouessant  et  la  pointe  de  Penmarch.    Ebds.    No.  2717. 

Carte  hydro-topographique  des  abords  du  goulet  de  Brest.     Ebds.     No.  2718. 

La  Seine  anx  äges  hdrolques.     4  pl.     Cbromolith.     Paris  (impr.  Jansen)  1869. 

Estignard  (X.),  Plan  de  remboochure  de  la  Seine.     Paris  (Lemercier)  1869. 

Carte  pratique  et  ofificielle  des  excursions  de  Normandie  et  des  bains  de  mer.  Pa- 
ris (impr.  Janson)  1868. 

Ynillemin  (A.),  Departement  de  la  Marne.     Paris  (impr.  Migeon)  1869. 

Blenassier  (C),  Plan  rontler  du  d^partement  de  la  Cote-d'Or,  dress^  d^aprea  les 
plans  des  ing^nieurs  des  diffdrentes  administrations.    Dijon  (impr.  Rabut6t)  1868. 

Carte  du  d^part.  de  la  Gironde,  indiquant  ses  divisions  administratives,  les  rilles, 
communes  etc.     Bordeaux  (Fillastre)  1869. 

Carte  vinicole    du   d^partement   de   la   Gironde.     Paris  (impr.  Janson)  1868. 

Carte  du  pays  et  oomt^  de  Clermont.     Paris  (impr.  Monrocq)  1869. 

Ragot:    Carte  topograpbique   du    d^partement   du  Rhdne.     Paris   (impr.  Lemercier) 

1868. 
Carte  du   de'part.  d*Eure-et-Loir.     Extrait  de  la  carte   topogr.    de  la  France.    Chro- 

molith.     Paris  (impr.  Lemercier)  1869. 
Guillemot  (G.),   Carte  routi^re  du  dtfparteraent  du  Puy-de-D6me,  r^ig^  d'apr^ 

la  carte  d'ensemble  de  M.  Guillaume.     Clermond-Ferrand  (Ducros)   1868. 
Carte   physique   du  d^part.  de  la  Savoie  an  1  :  160,000,   avec   des  cotes  d*altitade 

et   rindication   des  gisements   min^ralogiques    d* Albertville ,    de   Chamb^ry,     de 

Moutiers  et  de  Saint-Jean-de-Maurienne.     Chamb^ry  (impr.  Perrin)  1869. 


Neu  erschienene  geographische  Werket  Aufsätze,  -  Karten  und  Pläne.       £47 

Sigaad  (J.)*   Atlas  historiqae  de  la  ville  de  Paris  et  de  ses  environs,   Texte  par 

y.  Yattier.     1*'  arrondissement  mimicipal,     Paris  1869.     gr.  Fol. 
Plan  de  la  ville  de  Bourgea.     Lith.     Paris  (impr.  Jansen)   1869. 

<4«rte  de  Troaville  et  des  enrirons.     Paris  (Dnpont)  1868. 

l^annink  (A.  A.  et  A.  C),  Carte  des  Pays-Bas,  de  la  Belgiqne,  du  Lnzemboarg, 

de  U  France   septentrionale  et  de  TAlleoiagne  occidentale.     6  BU.     Broxelles 

(Mnqnardt)   1869.     gr.  Fol.     (4  Thlr.) 

Nvnnink  (A.  A.  u.  A.  C),  Karte  der  Niederlande,  Belgien -Lnxembnrg,  Nord- 
Frankreich  and  West- Deutschland.  6  BU.  Chromolith.  Berlin  (Schropp,  in 
Comm.)  1869.     gr.  Fol.     (4  Thlr.) 

Hmberts  (W.  J.  A.),  Wandkaart  ten  gebmike  bij  het  onderwijs  in  den  geschiedenis 
der  Nederlansche  gewesten.  9  bll.  gellth  en  geklenrd.  Z wolle  (Tjeenk  Wil- 
link)   1869.     (f.  8,50;  opgepl.  met  rollen  f.  15.) 

Kli7per  (J.),  Atlas  van  Nederland  en  de  Overzeesche  bezittingen.  8*  drnk.  16  kaar- 
ten  gelith.  u.  gekl.    Leeuwarden  (Suringar)  1868.    (f.  16,75;  in  linnen  f.  18,80.) 

K.nyper  (J.),  Atlas  van  Nederland  en  de  overzeeschen  bezittingen.  1*  afl.  Leen- 
warden  (Suringar)    1869.     fol.     (f.  2.) 

9ragsma  (F.  C),  Nederland  en  zijne  overzeesche  bezittingen,  voor  school  en  hnis 
in   14  kaarten.     6*  drnk.     Groningen  (Wolters)  1869.     gr.  8.     (f.  1.) 

Zeegers  (W.),  Atlas  van  het  koningr\jk  der  NederUmden  en  zijne  overzeesche  be- 
zittingen voor  schoolgebmik.  Groningen  (Casparie)  1868.  4.  17  bl.  tekst 
en  12  gelith.  gekl.  kaarten.     (f.  1,25.) 

Yolks-Atlas  van  Nederland  en  zijne  overzeesche  bezittingen,    voor  school   en   hnis. 

18  gelith.  kaarten.     Amhem  (Yoltelen)  1869.     kl.  4.     (f.  0,50.) 
Atlas  ten  gebmike  bij  het  onderwijs  in  de  geographie  van  Nederland  en  Oost-Indie 

van   hoogere  bnrgerscholen.     2*  drnk.     Leiden  (Hooiberg  en  zoon)  1869.     4. 

(f.  0,50.) 

Nlenwe  zeer  nitvoerige  kaart  der  Nederlanden,  ten  gebmike  van  den  handel  en  op 
scholen.     Amsterdam  (Funke)   1868.     1  bl.  gelith.  en  gekl.     (f.  0,80.) 

Waterstaatskaart  van  Nederland,  op  de  schaal  1  :  500,000.  Vervaardigd  op  last 
van  Z.  Exe.  den  minister  van  binnenlandsche  zaken  Thorbecke.  Onder  toezigt 
van  den  inspecteur  van  den  waterstaat  in  algemeene  dienst  F.  W.  Conrad 
en  den  luit.  kolon.  van  den  generalen  staf  J.  A.  Besier.  Alkmaar.  No.  1.  2. 
's  Gravenhage  (M.  Nijhoflf)  1869.     2  bl.  lith.     fol.     (h  f.  1,50.) 

^ Utreght.    No.  1—4.    Ebds.    4  bl.  lith.    fol.     (k  f.  1,60.) 

Kaart  van  de  provincie  Gelderland  verdeeld  in  arrondissementen  en  regterlijke  kan- 

tons.     Zutphen  (Thieme  k  Co.)   1868.     (f.  1,25;  geklenrd  f.  1,50.) 
Kaart  van  de  provincie  Zuid-Holland.     Opgemaakt  op  last  van  de  Provinciale  sta- 

ten.     M.  1  :  50,000.     9  bl.     's  Gravenhage   (Smulders   &  Co.)    1867.     gr.  fol. 

(f.  6.) 
Nienwe  provinciale  kaart  van  Zuid-Holland.    9  bl.    's  Gravenhage  (Smulders  &  Co.) 

1868.     (f.  6;  gekl.  f.  8;  opgeplakt  met  rollen  en  veroist  f.  15.) 
Kuyper  (J.),  Kaart  van  Overijssel.    2*  druk.    Leeuwarden  (Suringar)  1868.  gr.  fol. 

(f.  1,26.) 

Kuyper  (J.),  Kaart  van  Friesland.  2*  drak.  Leeuwarden  (Suringar)  1868.  gr.  fol^ 
(f.  1,25.) 

Plattegrond  der  stad  Arohem.     1  bl.  lith.  gekl.  met  20  gezigten  op  de  stad  en  in 

de  omstreken.     Arnhem  (Nijhoff  en  Zoon)   1868.     (f.  1.) 
Wegwijzer  in  den  omstreken  der  stad  Arohem.    Yolgens  de  topographische  en  mili- 

taire  kaart  bijgewerkt.     1  Bl.  lith.     Arahem  (Nijhoff  en  Zoon)  1868.     (f.  1.) 

Plattegrond  van  Rotterdam.     1  bL  gelith.     Rotterdam  (Bazendijk)   1867.     (f.  0,75.) 

Klorth    Sea,  Belgium,  North  Coast,    approaches  from   Dunkerque   to   Scheide   River, 

Lieut.  Stessel  1866.    London,  Hydrograph.  Office,  1869.  (1  s.  6  d.)  (No.  1872. 


646  W.  Koner: 

Carte  phyaiqne,  hydrographiqae,  agrioole,  min^ologiqae  de  Belgiqne,  k  Tosage  d» 

reDseignement,   adopt^   par  la  commission   centrale   de    rinstmctioii   primaire 

par  A.  H.  G.     9  Bll.     Li^ge  (Dessaln)  1868. 
Scheeperi  (A.),   Plan   de  la   ville  d'Anvers   et  des  commaoe«  limitrophea.     Litb» 

a.  eol.     Brazelles  (Muqnardt)   1868.     Inip.-Fol.     (4}  Thir.) 
Bolen  (H.  J.)»    Plan    de    la    ville    de   Kamor    et    de   ses    environa.     M.  1:2500. 

Bmxellec  (Van  der  Maelen)    1868. 
Eraamy,   Plan   de  la  vUle   et  forterease   de  Lnxemboarg.     9  Bll.     Lith.     Luxem* 

booi^  1869. 
— ,  Plan   der  Stadt  und  Featong  Luxemburg.     M.  1  :  6,000.     Lith.     Ebda.     1869. 
Plan  d'agrandissement  de  Luxembonrg.     Lith.    Lnxembonig  (Brück)  1868.    gr.  foL 

(6  Sgr.) 

Ordnance  Snrvey  of  England.  Parish  Maps,  1  :  2,500  (Backingham)  Datchet  6  Bl.^ 
Horton  5  BL,  Stoke  Poges  2  Bl.,  Wyrardisbnry  5  Bl.  _  (DevOn)  Ex.  Par. 
places  in  and  about  Plymouth  8  Bl.  —  (Hampshire)  Bishop's  Waltham  15  BL, 
BiehopBtoke  7  BL,  Brockenhunt  14  BL,  Farlington  8  Bl.,  Great  SalUns  2  BL,. 
Hambledon  16  BL,  Hordle  8  BL,  Lyinington  6  BL,  Meon  Stoke  6  BL,  North 
Stoneham  10  BL,  Nuraling  5  BL,  Porcheater  6  BL,  Rowner  5  BL,  SobertOB. 
12  BL,  üpham  7  BL,  Widley  6  BL,  WTmering  11  BL  —  (Kent)  Boughton 
Malherbe  7  BL,  .Boughton  Monchelsea  7  BL,  Capel  6  BL,  Chart  Sutton  6  BL, 
East  Peckham  10  BL,  East  Sutton  5  BL,  Egerton  6  BL,  Eyneford  8  BL,  Frit- 
tenden  7  BL ,  Kemsing  aad  Westfield  6  Bl. ,  Ringsdown  7  BL ,  Loose  8  BL, 
LuUingstone  and  Lullingstaine  4  BL,  Marden  15  BL,  Nettlested  6  BL,  North 
Cray  4  BL,  Orpington  8  BL,  Otford  7  BL,  Pembury  10  BL,  St.  Paol^i  Gray 
5  BL,  Shipbome  6  BL,  Shoreham  11  BL,  SUplehurst  12  BL,  Sutton  Valence 
5  BL,  Tudely  6  BL,  Ulcombe  10  BL,  Wrotham  18  BL,  Talding  11  BL  — 
(Sturrey)  Bamer  8  BL,  Croydon  8  BL,  Farley  8  BL,  Headly  5  BL,  Kew  8  BL, 
Mortlake  5  BL,  Petersham  2  BL,  Richmond  8  BL,  Walton  on  the  Hill  8  BL, 
Walton  upon  Thames  18  BL,  Warlingham  5  BL,  West  Molealey  2  BL,  Wey- 
bridge  5  BL  —  (Isle  of  Man)  Santon  8  BL,  k  2|  s.  —  One-inch-map 
(1:68,860):  BL  101  NW.,  SE.  with  hüls,  106  NW.,  107  NE.  with  hiUs, 
k  1  8.  —  Six-inch-map  (1  :  10,560):  Middlesex  BL  6,  7,  10,  15,  19,  k  2{  a., 
BL  1,  2,  8,  4,  5,  8,  9,  14,  24,  k  2  s.  —  County-index-map  (1:  190,080): 
Northumberland,  2^8.  —  Town-mapa  (1  :  500):  Aberdare  19  BL,  82|-a.;  Ly> 
mington  8  BL,  25}  a.  —  Town-maps  (1:1056):  Kingston -on-Thames  18  BL, 
48  8.;  London  BL  265,  266,  292,  298,  294,  820,  861,  874,  889,  511,  512, 
k  2  8.     London  (Longmana)  1869. 

Ordnance  Survey  Mapa,  coloured  geologioally.  England  (1 :  68,360)  BL  1  NE., 
SW.,  SE.  (South  Essex  and  part  of  Middlesex)  k  8  a.,  BL  2  (Sheemes«*)  4  a.,. 
BL  8  (Dover,  Canterbuiy,  Bamsgate)  8)8.,  Bl.  89  NE.  (Blackbum,  Accring- 
ton)  8  8.,  Bl.  105  SE.  (Sunderland,  South  Shields,  Jarrow)  Sa.  —  Durham 
(1:10,560)  BL4  (South  Shielda)  4  a.,  BL  7  (Washington,  Boldon)  6  a.  — 
Lancashire  (1  :  10,560)  BL  62  (Blackbum)  6  s.,  BL  78  (Balmont)  6  6.—  Yer- 
tical  sectiona  No.  29,  80  k  8^  a.     London  (Longmana)  1869. 

England,    South  Coaat-Spithead ,    and   its   approachea  from   the   Eaatward,    various. 

1869.     London,  Hydrograph.  OflSce,   1869.     (2  8.  6  4.)     (No.  2050.) 
Angleterre  (cdte  Est).  —   De  Dungeness  k  Orfordness.     Embouchure  de  la  Tamlse. 

Paris  (D^pöt  de  la  Marine)  1869.     No.  2692. 
— .     De  Whitby  k  Longstone.     Ebds.     No.  2704. 
— .     De  la  rivikre  Hnmber  k  Whitby.     Ebds.     No.  S706. 

Ordnance  Survey  of  Scotland.  Parish  Maps,  1:2500:  (Aberdeen)  Crathie  and 
Braemar  6  BL,  Genmuick,  TuUich  and  Glengaim  4  BL,  Kennethmont  15  BL, 
Logie  Coldstone  25  BL,  Strathdon  8  BL,  Tarland  and  Migvie  25  BL,  Tarvea 
27  BL,  Towie  24  BL  —  (Argyll)  Saddell  and  Skipnesa  29  Bl.  —  (Elgin)  Aber- 
nethly  and  Kincardine  17  BL,   Cromdale,   Inverallen  and  Advie  8  BL,   Dvthil 


Nea  erschienene  geographische  Werke,  Aufsätze,  Karten  und  Pläne.     649^ 

and  RolhieiDiirefain  15  Bl.  k  2{  s.  —  One<inch-map  (1  :  68,860):  BL  67,  1 1. 
9  d.  —  Siz-inch-map  (1  :  10,660):  Argyll  6  Bl.,  10  s.;  Kincardineshire  27  Bl., 
61b.  —  Coontj-index-map  (1  :  68,860):  ForfarsMra  (t\  s.)  London  (Long- 
mana)  1869« 
Sootland,  West-Goast»  Firth  of  Clyde,  Loch  F^ne  etc.  Gapt.  Robison.  Addition» 
to  1868.     London,  Hydrograph.  Office,  1869.     (2  s.  6  d.)     No.  2169. 

Ordnance  Snrvey  of  Ireland:  Parish  Mapa  1  :  2,600:  Coolock  6  BL,  Killester  4  Bl., 
Rahenj  4  Bl.,  St  George  4  Bl.  (k  2j  s.)  —  One-inch-map  1  :  68,860.  Bl.  22 
witb  hills.  (1  B.)     London  (Longmans)   1869. 

Heywood  (A.),  Shilling  Map  of  North  Wales.    Manchester  (Hey  wood)  1869.    (Ib.) 
Hejwood  (H.),   Handy   Plan   of  Hastings   and   St  Leonards.     Manchester   (Hey- 
wood) 1869.     82.     (1  d.) 

Stanford's  Special  Map   of  the  Railways   and  Stations   of  London   and  its  Envi- 

rons.     New  edit.     London  (Stanford)  1869.     (1  s.  6  d.  and  8  s.  6  d.) 
Bacon's  Map  of  the  Enyirons  of  London.     London  (Bacon)  1869.     (1  s.) 
Harper's    Illnstmted   Map   of  London.     London   (Whittacker)    1869.      (1  s.;   coL 
Is.   6d.) 

Hey  wo  od  (A.),  Handy  Plan  of  Scarborongh.    Manchester  (Heywood)  1869.    (6  d.) 
Ghimnel  Islands,  and  Goast  of  France  Northern  and  Soathern  portions.    Staff  Gomm. 

Bichards  and  Pilote  Francais,  to  1868.     2  Bll.     London,   Hydrograph.  Office, 

1869.     (2  s.  6  d.)     (No.  2669  a,  b.) 

Tapografiska  corpsens  karta  Sfver  Sverige.     M.  1  :  100,000.    Bl.  IV.    ö,82:  Weste- 

r&8  (2  rd.);   Bl.  II,  V,  86:   Gotheborg  (1  rd.  60ore);   BL  IL  Ö,40:    Garlshann 

(2rd.).     Stockholm  (Bonnier)  1869. 
RIkets  ekonomiska  Karteverk.     7.  Hft.     2  Bll.   af  Lindes  och  Ramsberg  samt  Nora 

och  Hjolsjo  häiader   i  örebro   län.     Mit  82  S.  Text    4.  ^tockliolm  (Bonnier) 

1869.     (2rd.  60  öre.) 

Hahr  (A.),  Fysisk  och  politisk  karta  öf^er  mellersta  och  sddra  Sverige  i  8  blad, 
hnfmdsakligen  antydande:  Flod-ooh  vatten^ystem :  hogland  och  lägland;  jem* 
Tags-  och  kanal-leder  etc.  M.  1 :  600,000.    Stockholm  (Nontedt)  1868.    (10  rd.) 

Ericsson  (H.),  Kaiia  Sfver  Sveriges  f5mämata  bmks  och  bergyerks  districter  Jemfia 
de  fSreslagna  jernvftgarnes  sträkning  norr  om  Mälaren.  Stockholm  (Bonnier) 
1869. 

Karta  OfVer  Sreriges  jemvägar  och  fSmftmata  kanalledor.     Lith.  och  tryckt  hos  A. 

Lnndqnist  &  Go.     Stockholm  (Eklnnd)  1869.     (60  öre.) 
▼.  Mentaer  (T.  A.),  Atlas  Sf^er  Sveriges  Iftn  jemte  statistiaka  uppgifter.     1.  Hft: 

Stockholms-,  Upsala-,  Malmöhus-  och  Ghrlstianstads  Ittn.     4  Bll.  u.  4  S.  Text. 

Norrk6ping  1869.     (1  rd.  60örs.) 

Ottonins  (G.  P.),  Statistisk  karta  Sfirer  medlersta  och  södra  Sverige,  upptagande 
jemvftgs-  och  telegrafsystemema  etc.  2  Bll.  nti  generalstabens  lithogr.  inrätt- 
ning  är  1868.     M.  1:800,000.     Stockholm  (Dreijer)  1869.     (10  rd.) 

Hall  ström  (J.  J.),  Stockholms  skärgärd.  Karta  öfver  yttre  och  inre  segelledenia 
tili  Stockholm  omfattende  Landsort,  Södertelge,  Dalarö,  Sandhamm,  Fnmsund 
och  Norrtelge  etc.  Lith.  M.  1  :  200,000.  Stockholm  (Bonnier)  1869.  (1  rd. 
76  öre;  auf  Leiow.  2  rd.  76  öre.) 

Karta  öfver  Stockholm,  utgifven  1869.  1  BL  Lith.  Stockholm  (Dreijer)  1860. 
(Ird.  26  öre.) 

Gdte  de  Norv^ge.    De  AltenÖe  k  LekÖe.    Paris  (D^pöt  de  la  Marine)  1869.    No.  2707. 

—  De  Leköe  k  Donnaesöe.     Ebds.     No.  2708. 

— .  De  Donnaesöe  k  Fleina  et  Sandhomet     Ebds.     No.  2709. 

— .  De  Fleina  k  Ost-Vaagö,  comprenant  les  lies  Lofoten.     Ebds.     No.  2710. 

— .  Des  fies  Lofoten  k  Andö.     Ebds.     No.  2711. 

— .  D'Andö  k  Kralö.     Ebds.     No.  2712. 

-*.  De  Kxalö  k  SorO.     No.  2718. 


SSS  W.  Koner: 

CdtB  d»  NoTT^«     De  Soro  an   csp  Nord,    compreaant  HämoMriMi.     Fans  (Mpdt 

de  U  Marine)  18419.     No.  2714. 
-^.     Du  c»p  Nord  k  Tana«Fiord.     Ebds.     No.  2716. 

— .     De  Tana-Fiord  an  cap  Nametzki,  comprenant  Yangn-Fiord.    Ebds.    No.  2716. 
Qeneralatabens  topografiske  Kort  over  Danmark.    Bl.  93.  Rndkjöbing.    BL  48.  Fa** 

borg.     Kopenhagen  1869.     (k  80  es.,  kol.  1  rd.) 
K5nigl.    Dttnische    GeneraUtabekarte   über    Seeland,    Moen,    Laaland    und    Falileiw. 

M.  1  :  160,000.     8  Bl.     Ebds.     1869.     (2j  Tfalr.) 
Frisch  (C.  F.),    Plan   und  Wegweiser   von   Kopenhagen    mit   Uragebang.     beitin 

(Goldschmidt;  Grieben's  Beisebibl.  No.  57)   1869.     16.     (12  Sgr.) 

Coello  (Fr.),  Atlas  de  Espafia  j  de  sus  posesiones  de  nltramar.     Sect.  9.  26.  48 

und  Uebersichtskarte.     Madrid,     (k  3  Thlr.    18  Sgr.) 
Atlas  geogriflco  de  Espafia.    Resefia  geograficO'hisUSrica  de  las  provincias  de  Eapaiia, 

con  una  coleccion  de  52  mapas  y  ottas  tantas  descripciones.     Madrid  (Rnbio, 

GrUo  y  Vitturi)   1868.     (40  r.) 
Spain,  East  Coast,  Valencia  Port,  Spanish  Sorvey,    1867.     London,    Hydrograph« 

Office,   1869.     (1  s.)     (No.  562.) 
Plan    de    la   baie    de    FonUrabie.     |  feuille.     Paris   (D^pdt  de  la   Marine)    1869. 

No.  2724. 

Adams-Reilly  (A.),   The  Valtelline,   the  Valtoarnanche  and  the  sonthem  Valleys 

of   the  Chain    of  Monte  Rosa,    from    an    actaal   Snrvey   made   in    1865 — 66. 

M.  1  :  100,000.     Lith.     London  (Longmans)   1869.     (6  s.,  auf  Leinw.  74^8.) 
Kiepert  (H.),   Karte   von  Italien.     Kpfrst.  n.  col.     Weimar  (Geogr.  Inst.)    1869. 

gr.  Fol.     (12  Sgr.) 
Kiepert  (H.),  Karte  von  Ober- nnd  Mittel-Italien.    Kpfrst  n.  col.    Ebds.    (12  Sgr.) 
I  rilievi  topografici  fotografati  dell'  Isola  di  Sicilia.    M.  1  :  50,000.     20  Bl.    Torino, 

Firenze  (LoeschA-)  1869.     (45.  Thl.;  einzelne  BU.  2}- Thlr.) 
Italy,  West  Coast,  San  Remo  to  Cavsllo  Cape,  with  4  Plans,  French  Sarvey.    1868. 

London,  Hydrograph.  Office,   1868.     (*2  s.  6  d.)     No.  157. 
Mar  Adriatique  (cdtes  dltalie).    Brindisi.    }  de  feuille.    Paris  (D^p8t  de  la  Marine) 

1869.     No.  2767. 
Um  M^diterran^e.     Ile  de  Corfon.     Port  de  Corfon.     Ebds.     No.  2764. 

Mediterranean ,   Sardinia   Island   to  Malta,   inclnding  Sicily   Island,   varions,    1868. 

London,  Hydrograph.  Office,  1868.     (2  s.  6  d.)     No.  165. 
V.  Scheda^   Die   Europäische  TQrkei  und  Griechenlsnd.     18  BIL     M.  1:864,0004 

Wien  1869.     (18  fl.) 
Kiepert  (H.),    Wandkarte    von   Alt -Griechenland    für   den    Schalgebranch   bearb. 

2.  Aufl.     9  BU.     Lith.  u.  color.     Berlin  (D.  Reimer)  1669.    gr.  FoL    (4  Thlr.; 

auf  Leinw.  u.  in  Mappe  ^  Thlr.;  auf  Leinw.  n.  mit  Stttben  7}  Thlr.) 
Hammer  (A.  M.),  Post-  und  Eisenbahn-Karte  vom  enropKischen  RoTsland  und  dan 

kaukasischen  Lftndern.     Stahlst,  u.  col.     Nürnberg  (Serz  Sc  Co.)   1869.    Imp.- 

Fol.     H  Thlr.) 
Raab  (G.  F.),  Eisenbahn-Karte  von  Rnfsland.     8.  Aufl.    Glogau  (Flemmii^  186d. 

gr.  Fol.     (I  Thlr.) 
Crim^e.     Baie  de  Th^odosie  on  Kaffa.    |  aigle.    Paris  (D^p6t  de  la  Marine)  1869. 

No.  2785. 
Mer  Noire.     Danube.     Bonches  de  la   brauche  Kilia  et  brauche  Sulina.     ^  feuille. 

Ebds.     No.  2768. 
— .     Plan  du  mouillage  de  Kustenjeh.     \  de  feuille.     Ebds.     No.  2762. 
~.     Baie  d'Odessa.     |  de  fsuille.     Ebds.     No.  2768. 

Karten  von  Asien. 

Karte  des  Kaukasus  im  M.  1  :  1,680,000.     Herausg.  von  der  Kaukasischen  Sektion 
der  Kais.  Rubb.  Geogr.  Gesellschaft  1868,  geseichnet  und  litbopaphirt  in  dar 


Neu  erscbioDene  geographische  Werke,  Aufsätze,  Karten  und  Pl&oe.       Q{^  \ 

kriegatopograpbischen  Abtheilong  des  Kankasischen  Generalstabes.  Chromolith* 
Tiflis  1868.     (russisch.) 

Sebäffer  (£.),  Die  Under  der  heiligen  Schrift.  Fttr  den  Schulunterricht  entworfen 
und  gezeichnet.     Lith.  u.  col.     Gotha  (Glaeser)  1869.     Imp.-Fol.     (2  Thir.) 

Vilstrup  (K.),  Kaart  oyer  Palestina,  tegnet  og  lithograferet  af  F.  Christiani.  Aal- 
borg (Schultz)  1869.     (16  SS.) 

▼.  Mentzer  (T.  A.),  och  L.  A.  Wadner,  Karta  dfrer  Palestina,  efter  de  tiUfSr- 
litligaste  Källor  utarbetad.  1868.  M.  1  :  200,000.  4  Bll.  Lith.  Stockholm 
(Flodin)  1869.     (4  rd.  50  5re.) 

Oh  mann  (C.  L.),  Palaestina  zur  Zeit  Jesu  und  der  Apostel.    9  Bll.    8.  Aufl.    Lith. 

n.  col.     Berlin  (Wrack)   1868.     gr.  Fol.     (1{  Thlr.;  auf  Leinw.  8  Thlr.) 
Plan  of  Jerusalem  from  the  Ordnance  Surrey.    M.  1  :  10,000.    London  (Longmans) 

1869.     (2t  s.) 

Ciontoiired  model-  of  Jerusalem  from  the  Ordnance  Sunrey.    M.  1  :  2600.    (6  £.  6  s.); 

1:10,000   (1  £.  ll^s.,   coloured   geolog.    1  £.  18 j  s.).     London  (Longmans) 

1863. 
Mer  des  Indes.    —   Cdte   Orientale  d'Arabie,   partie   comprise   entre  Maskat  et  Ras- 

Merbat.     Paris  (D^pdt  de  la  Marine)  1869.     No.  2647. 
— .     Carte   de  l'entr^e   du   golfe   d'Aden,   comprenant  la   cdte   Sud  d'Arabie  entre 

Ras-Merbat  et  Ras-al-Kelb;   cote  N.  £.  dAbyssine  entre  Ras-Hadadeh   et  Bae- 

Haflm;  les  tles  de  Socotra  et  Abd-al-Kuri.     £bds.     No.  2648. 

Indian  Ocean,  with  Magnetic  curves,  and  Western  part  of  the  Pacific  Ocean,  va- 
rious.  1869.     London.  Hydrograph.  Office,  1869.     (8  s.)     (No.  2488.) 

Mer  de  Chine.  Partie  Nord  de  l'üe  de  Lu9on,  entr^e  occidentale  du  d^troit  de 
San  Bernardlno.     Paris  (D^pdt  de  la  Marine)   1869.     No.  2645. 

Cdte  Orientale  de  la  Chine.    Ri\ri^re  de  Wousung,  entre  le  Yang-tz^-kiang  et  Shang- 
hai.    Ebds.     No.  2646. 
Oolft  du  Pet-cheli.     Baie  Talien-whan.     j  feuille.     Ebds.     No.  2777. 
Cöte  Est  de  Tartarie.     Baie  Saint  Vladimir.     Ebds.     No.  2776. 

Cl^te  occidentale  de  Corde.  Plan  croquls  de  la  rivi^re  de  Hang-Kang  ou  de  S^ul, 
depuis  son  embuchure  jusquli  S^ou\    Paris  (D^pdt  de  la  Marine)  1869.  No.  2745. 

— .     Mouillage  de  Tile  Boisde  et  bassin  de  Si^rou.     Ebds.     No.  2747. 

— .     Carte  des  atterages  S.  0.  de  la  rivi^re  de  Sdoul.     Ebds.     No.  2750. 

— .  Tsau-liang-hai  (Havre  Chosan  de  Bronghton)  et  cdte  adjacente  de  Tchaosian. 
Ebda.     No.  2782. 

Various  Java  Sea  Harbours  and  anchorages  between  Baly  and  Timor.     Dutch  Snr- 

vey,   1867.     London,  Hydrograph.  Office,  1869.     (1  s.  6  d.)     (No.  985.) 
Stanford's  PorUble  Map  of  India.     London  (SUnford)  1869.     (8  s.) 
Singaporc  Streit,   1867.    London,  Hydrograph.  Office,  1869.    (8  s.  6  d.)    (No.  2408.) 
Topographische  kaart   der  residentie  Bagelen  opgenomen  te  gevolge  gouvernementa 
besluit   dd.  Mei  1857    n**  4,    onder   de   leiding  van   den  kolonel  directeur  der 
genie  W.  C.  von  Scbierbrand,  door  den  kapitein  R.  F.  de  Seyff  en   1*  teeke- 
naar  der  genie  K.  Wilsen  etc.     M.  1  :  100,000.     4  bl.  chromolith.    Rotterdam 
(Petri)  1868.     (f.  8,50.) 

Topographische  kaart  der  residentie  Kadoe  opgenomen  ten  gevolge  gouveivements 
besluit  van  1  Jan.  1860  n**  24,  onder  de  leiding  van  den  kolonel  directeur 
der  genie  W.  C.  von  Schierbrand  etc.  M.  1  :  100,000.  2  bl.  chromolith.  Ebds. 
(f.  2,50.) 

Topographische  kaart  de  residentien  Banjoemaas  opgenomen   en  zamengesteld  gedu- 

rende  1857,  58,  59  en  60,  ten   gevolge   gouvemements   besluit   dd.  21  Febr. 

1857  n*  28,   onder  leiding  van  .  .  .  von  Schierbrand,    door   den  kapitein  W. 

Beijerinck  etc.     M.  1  :  100,000.     8  bl.  chromolith.     Ebds.     (f.  5.) 
Cdte  N.  0.  de  Bom^o,  partie  comprise  entre  la  pointe  Sampanmang  et  la  baie  d'Ani- 

bong.     }  feuille.     Paris  (Ddpdt  de  la  Marine)  1869.     No.  2650. 


652  W.  Koncr: 

Cdte  N.  0.  de  Born^o,  partie  comprUe  entre  la  baie  d*Ambong  et  la  pointe  NoMsg. 

i  feaille.    Paris  (D^pöt  de  la  Marine)   1869,     No.  2651. 
— ,  partie  coniprise  entre  la  pointe  Nosong  et  la  rivi^re  Amapa.     Ile   et  mooiUage 

de  Laboaan.     {  feuille.     Ebds.     No.  2652. 
— ,  Plan  de  l'entr^e  de  la  rivi^re  Brani.     |  feuille.     Ebda.     No.  2770. 
— ,  Plan  de  la  rivifere  Bmni.     j  feuille.     Ebde.     No.  2771. 
— ,  Carte  d«8  entr^s  de  la  rivi^re  Sarawak.     ^  feuille.     Ebds.     No.  2788. 
Celebes  anchoragee,  Lobo,  Kalie  sutu   or  Dwaal  bajs,  Gorontalo  river,   and  Tello 

Moton   harbour;   Tarious.    1868.     London,   Hydrograph.    Offlee,     1868.     (Ib.) 

(No.  811.) 

Moluccas  Ancboniges,  Limbe  Strait,  Sannana,  Wabaay,  Haliling  Bays,  Temate  Road; 

Dutseh  Survey  1847.    London,  Hydrograph.  OfSce,  1869.    (1  s.  6  d.)    (No.  980.) 
Pbilippines.     Plan   du   d^troit   de   Ilo  entre   l'Üe   de  Panay  et  Tile  Mactan.     Ile  de 

GnimaraB,  port  Buluanag  ou  Santa  Anna.     ^  feuille.    Pafis  (D^pöt  de  la 

rine)  1869.     No.  2789. 


Karten  von  Afrika. 

Carta  idrografica  del  Kar  Rosso,  rilevata  da  R.  Horesby  ne^^  anni  1888,  34  e  ri- 
veduta  nel  1866,  riprodotta  per  ordine  del  Commend.  L.  Torelli  etc.  nel  1866, 
colla  riduzione  delle  misure  inglesi  al  sistema  metrico  decimale  e  coli*  aggimita 
del  Canale  di  Suez  e  delle  ooste  del  Mediterraneo  presso  Porto  Said.  5  BIL 
Genova  (Pellas).     (4  Thlr.) 

Johnstone's  Map  of  the  Suez  Ganal.  Compiled  from  the  most  recent  Survey» 
and  Charts.     London   1869.     (1  s.  6  d.) 

Abyssinia.  Live  of  March  of  the  Army  under  Lieut  Gen.  Lord  Napier  of  Magdala, 
1868.  Surveyed  by  Lieut.  Carter,  as^isted  by  Lieut.  A.  E.  Dummler,  T.  H* 
Holdich,  drawn  by  Lieut.  Holdich.     5  Sheets.     London  1869. 

Carte  de  l'Alg^rie  avec  plans  et  environs  des  principales  villes,  ainsi  que  oenx  de 
Maroc  et  de  Tanger.     Paris  (impr.  B^s  et  Dubreuil)  1868. 

Cdte  occldentale  d*Afrique.  Croquis  de  la  rivi^re  Yolta.  ^  feuille.  Paris  (Depdt 
de  la  Marine)  1869.     No.  2778. 


Karten  von  Amerika. 

Rosa  (R.),  Der  amerikanische  Continent     Neueste   topograph.   und  Eisenbahnkarte 

der  Verein.   Staaten,    britischen    Besitzungen  etc.     Stuttgart  (Lubrecht)   1869. 

(1  Thlr.) 
Kiepert  (H.),  Karte  von  Nord-Amerika  mit  Westindien.     Kpflrst.  n.  col.    Weimar 

(Geogr.  Inst.)  1869.     gr.  Fol.     (12  Sgr.) 
— ,  Karte  der  Vereinigten  Staaten  von  Nordamerika  nebst  Canada.     Kpfrst.  u.  coL 

Ebds.     (12  Sgr.) 
Neueste  Eisenbahur,  Post-  und  KanaUKarte  für  Reisende  in  den  Vereinigten  Staaten 

von  Nord -Amerika,  Canada,  Texas,  Californien  und  Mexico.     Stahlst,  o.  ooL 

Bamberg  (Buchner)   1869.     gr.  Fol.     (21  Sgr.) 

Nicholson  (W.  L.),  Post  Route  Map  of  the  States  of  New  Hampshire,  Vermont, 
Massachusetts,  Rhode  Island,  Connecticut,  and  parte  of  New  York  and  Maine. 
Constructed  under  ordere  of  Postmaster  General  W.  Dennison.  1866.  MaaTa- 
Stab  1  :  880,100.     Kpf^st.     Washington  (Post  Office  Departement)  1868. 

Labrador,    Cape  Charles  to  Sandwich  Bay,    various   authorities  corrected  to  1867, 

London  (Hydrogr.  Office)   1869.     (2  s.   6  d.)     (N.  268.) 
Newfoundland,  N.W.  Coast,  Savage  Cove  to  St.  Barbe  Bay.    Cpt.  G.  Clofte.    1858. 

Ebds.     1869.     (2  s.)     (No.  220.) 


Nen  erschienene  geog^phische  Werke,  Aufsätze,  Karten  und  Pläne.    ^53 

Ciolfe  de  Saint  -  Lanrent  —  Hes  de  Im  Madelaine ,  port  de  la  Grand  -  Entr^e ,  port 
Amherst.     4  feuille.     Paris  (D^pdt  de  la  Marine)  1869.     No.  2610. 

Map  of  tbe  Statet  of  Virginia  and  West  Virginia  exbibiüng  tbe  Post  Offices  and 
Mail  Routes.  4  Bll.  1  :  800,000.  Photogr.  Washington  (Post  Office  Departe- 
ment) 1868. 

06(e  £H  d'Ara^rique  (i^ats-Unis).     Black -Rock  et  Bridgeport.    }■  de  feuille.    Paris 

(Dtfpdt  de  U  Marine)  1869.     No.  2746. 
C6te  Est  d'Am^rique  septentrionale.    Floride.   —  Rivi^re   Sainte-Marie  et  port  Fer- 

dinandiia.     \  f^uUle.     Paris  (D^pdt  de  la  Marine)  1869.     No.  2678. 

United  States,  PinoB  point  to  Bodega  head,  with  views,  United  States*  Survey,  1866. 

London  (Hydrogr.  Office)  1869.     (2  s.  6  d.)     (No.  229.) 
Am^rlque  septentrionale,  cdte  Est  des  Atats-Ünb.  —  Baie  Huntington  et  baie  OystSr 

on  Syosset  (^  feuille.  Paris  (I>^6t  de  la  Marine)  1869.  No.  2787. 
—  — ,  Entrtfe  de  la  rivi^e  Connecticut.  \  de  feuille.  Ebds.  No.  2760. 
,  Port  de  Plymouth.     \  feuille.     Ebds.     No.  2761. 

Cdtes   occidentales  d'Am^rique.     Plan   de  la   baie   de  Manzanillo  (Mexique).     \  de 

feuille.     Paris  (D^pdt  de  la  Marine)  1869.     No.  2780. 
Magnus'    Map    of  tbe    Western    States    and    Territories.     M.  1 : 5,700,000.     Lith. 

New  Tork  (Magnus)  1869. 
West  Indla  Islands,   Montserrat  Island   and  Plymouth   ancborage.     Staff  Comm.  J. 

Parsons.     1867.     London,  Hydrograph.  Office,   1869.     (2  s.  6  d.)     (No.  254.) 

West  Indies.     Trinidad  Island    and  Paria  Gulf,  with  Views.     Command.  Chimmo. 

1868.    2  Bl.    (k  2  s.  6  d.)    London,  Hydrograph.  Office,   1869.    (No.  488  a,  b.) 
Antilles.     Ile  de  U  Barbade.   -.    Baie  Carlisle.     \  de  feuille.     Paris  (D^p6t  de  la 

Marine)  1869.     No.  2726. 

Guadeloupe.    Port  du  Moule  (odte  E.  de  la  grande  terre).    j-  feuille.    Ebds.    No.  2766. 

Saint-Domingue.     Baie  aux  Cayes.     -^  de  feuille.     Ebds.     No.  2698. 

^.     Baie  d'Aquin.     |  de  feuille.     Ebds.     No.  8694. 

Kuyper  (J.),  Kaart  van  Nederlands  West-IndiS,  bestaande  uit  Nederl.  Guyana,  de 

Cura9aosche   eUanden   en  de  Nederland.  Antillen  ,f   met    6   cartons.     8*  dmk. 

Leeowarden  (Suringar)  1868.     gr.  fol.     (f.  1,26.) 

Carte  des  c6tes  de  la  Guyane,   depuis  Cayenne  jusquli  rembouehnre  de  TAmazone. 

Paris  (D^pdt  de  la  Marine)  1869.     No.  2729. 
Carte  particuli^re  de  la   cdte   du  Brasil,   partie  comprise  entre  Picimquaba   et  Ta- 

mandua  (province  de  San-Paolo).    Paris  (D^pdt  de  la  Marine)  1869.    No.  2788. 
— .  Partie  comprise  entre  Maceio  et  le  Rio  Bariri.     Ebds.     No.  2749. 
— .  Cartes   des  baies   Sapetiba   et  Marambaya    (Uha  Grrande).      1'*  feuille.     Ebds. 

No.  2766. 

Brazil.  San  Marcos  or  Maranham  Bay,  Capt.  Mouchez,  1867.  London,  Hydro- 
graph. Office,  1869.     (1  s.)     (No.  585.) 

South  America,  East  Coast,  Rio  de  la  Plata,  with  four  Plans,  various  authorities 
to  1868.     London,  Hydrograph.  Office,   1869.     (2  s.  6  d.)     (No.  2544.) 

lies  Falkland  ou  Malonines.  —  Port  Stanley  et  ports  William  et  Harriet  {  feuille. 
Paris  (D^pdt  de  la  Marine)  1869.     No.  2796. 

—  Baie  Francaise.     {  feuiUe.     Ebds.     No.  2727. 

— ,  cdte  S.  E.  —  Port  Fitzroy  et  port  Pleasant.     \  feuille.     Ebds.     No.  8728. 

— .  Port  Egmont,  baie  de  Keppel.     \  feuille.     Ebds.     No.  2764. 

— .  Rade  de  Bull.     ^  de  feuille.     Ebds.     No.  2756. 

— .  Ports  Stephens  et  Albemarle.     {  de  feuille.     Ebds.     No.  2742. 

—  Baie  Fox  et  port  Edgar.     \  de  feuille.     Ebds.     No.  2748. 
— .  Baie  de  Choiseul.     Ebds.     No.  2765. 

Msgellan  Streits,  Cape  Virgin  to  First  Narrows,  with  Views.    Capt.  Mayne.    1868. 

London,  Hydrograph.  Office,  1869.     (8  s.)     (No.  1886.) 
,  First  Narrows  to  Sandy  Point.  Capt.  Mayne.   1868.   Ebds.   (3  s.)   (No.  1887.) 


654  W.  Koner: 

Chile  y   Coquimbo  Bay,   and  Herradura  Port.     Capt  Mayne.     1868.     London,  Hy* 

drograph.  Office,   1869.     (1  s.  6  d.)     (No.  674.) 
Paz-Soldan  (M.  F.),   Athu  geographioo   de  la  repnblica   del   Fem.     Naeva  ^tiu 

Paria  1869.     fol. 
Porta   et  mouillages  sur  la  c6te   de   I'äqaatenr.     Fenille  Ko.  1.     Ririäre  Cancaa» 

Baie  Santa-Blena.    ^  de  fenille.    Paris  (p4p6t  de  la  Marine)  1869.    No.  »«M. 
,  Fenille  No.  2.     Monlllage  de  Itle  Solaago.     Monillag«  da  eap  Fasallo.    Be- 

elf  et  baie  d'Atacames.     |  ftniUe.     Ebds.     No.  2687. 
Porta   et  monlllagea  anr  la  cdte  du  P^ron.     Baie  Chance^  et   port   Chüaa.    ^  da 

fenille.     Ebds.     No.  S774. 

,  Badea  d'Atico  et  dTlo.     Baie  Paaagna.     |  de  fieiiille.     Ebda.     No.  2775. 

PoTta  et  monillagee  anr  la  cdte  dn  Cbili.     Port  de  Hnaaco  on  Gnaac«.     Porta  Gai- 

dera  et  Tnglee.    Anae  Paaonal  Pefia  Blanoa.     {  de  fraiUe. 


Karten  von  Anatralien. 

Anatralie:  Entr^  dn  port  Phillip.     Paria  (Dtfp6t  de  la  Hanne)  1869.     Ko.  1469. 

Anatralia,  East  Coaat.  Becroft  Head  to  Port  Jackaon,  with  Viewa.  Capt  Sidney. 
1867.     London,  Hydrograph.  Office,  1869.     (2  e.  6  d.)     (No.  1020.) 

Anatralia,  Sonth  Coaat-Adelaide  Port  Command.  Hntchiaon.  1868.  LondoA,  Hy- 
drograph. Office,  1869.     (1  8.  6  d.)     (No.  1752.) 

Parott  and  Teage,  Map  of  the  Colony  of  Qneenalaad,  Anatralia.  Helboome 
1869.     1  BL 

Nouyelle.Z^ande  (fle  dn  Nord).  Baie  Wangaroa.  \  fenille.  Paria  (D^pftt  de  1» 
Marine)   1869.     No.  2751. 

~,  (fle  dn  Milien).  Preaqu'fle  de  Banka.  Porta  Lytteton  et  Levy.  Baie  Figtoa 
Ebda.     No.  2752. 

Nonvelle  Cal^donie,  partie  comprise  entre  Ponebo  et  Ai«ua.  Paria  (D^pdt  de  1& 
Marine)  1869.     No.  2744. 

— ,  partie  comprise  entre  Jonanga  et  Gatope.     Ebda.     No.  1759. 

Nouyelle  Gal^onie.  Plan  de  la  baie  de  NA^t^  et  de  Tanae  Lavaiasi^.  Paria 
(impr.  Lemereier). 

Pacific  Ocean.  Ahnric  Bay,  Oparo  Island,  Llent.  Qnentin.  1867.  London,  Hy- 
drograph. Office,  1869.     (1  8.)     (No.  29.) 


Physik  der  Erde. 

Rambosson  (J.),  Histoire  des  m^t^ores  et  des  granda  ph^nomhiea  de  la  natore» 

Onyrage  illnstr^  de  90  gravures  par  Yan'  Dargent    Paris  (Didot  frbres)  1869» 

VU,  412  8.     8.     (6  fr.) 
Levy  (M.),  La  physique  terrestre  et  T^ther.     Montauban  1869.     81  8.     8. 
Jelinek  (C.),  Anleitung  zur  Anstellung  meteorologischer  Beobachtungen  und  8amnft> 

Inng  von  Hilfstafeln  mit  besonderer  Rttclcsicht  anf  die   meteorolog^hen  Sta* 

tionen  in  Oesterreich  und  Ungarn.    Wien  (Braumttller,  in  Comm.)  1869.    Lez.-8* 

(1 J  Thlr.) 
Hougb  (G.  W.),  Bemarks  on  Meteorological  Besults  deduced  from  the  New  Method 

of  Registration.    —    Proceed.  of  th€  American  Assoc.  for  the  Advancement  of 

Science.     16th  Meeting  1867.     Cambridge  1868.     p.  89. 
The  Aneroid  Barometer:    How   to  Buy  and  How   to  üse  it.     By  a  Fellow   of  the 

Meteorological  Society.     London  (Honlston)  1869.     12.     (6  d.) 
Stewart  (B.),   An  Account   of  certain  Experiments  on  Aneroid  Barometer«,  mäde 

at  Kew  Observator}',  at  the  Expense  of  the  Meteorological  Commitee.  —  Pn>~ 

ceed.  of  the  Roy.  Soc.     1868.     p.  472. 


r 


Neu  erschienene  geognphische  Werke,  Aufsätze,  Karten  und  Pläne.       656 

Birnbaatn  (H.)i   Die  neuesten  Ansichten  ttber  die  Höbe   der  Erdatmosphäre  mid 

aber  den  Himmelaäther.  —  Glohut,     XIT.     1868.     p.  266.  806.  889.  860. 
Mflhrj  (A.),   Das   allgemeine  geographische   System  der  LuftstrSmungen  und   die 

Bauche  olken    der   Vulcane   als    Mittel   zu   deren   Erkenntnifs.     ^-    Autlamd* 

1869.     No.  6  f. 
Hopkina  (T.),  On  the  Atmospheric  Changes  which  produce  Rain  and  Wind.    Lon- 
don (Christian)  1869.     8.     (9  f.) 
Ol  her  8  (H.  W.  M.),  Beobachtungen  ttber  Lufttemperatur  und  Luftdruck.  —  Abhdl» 

d.  naiurtoiss.  Ver.  zu  Bremen.     IL     1869.     p.  141. 
Mflhjry's  Untersuchungen  über  die  richtige  Lage  und  Theorie  des  CalmengttrteU  auf 

den  Continenten.  —  Gciea.     1869.     p.  217. 
9s  r^quilibre  et  du  mouvement  de  l'atmosph^re.    (Suite.)  —  Revue  marit.  et  col(m^ 

XXIV.      1868.     p.  1077. 
Temperaturverhältnisse  in  den  hfiheren  Breiten.  —  Der  Ifaturforteher.    1809.   p.  847. 
Hann,  Die  Temperatur- Abnahme  mit   der  Höhe  als  eine  Fonction  der  Windesrich- 

tnng.    —    Sitzungtber,  d,  Wiener  Ah,  d.   Wies,     Math,  naturw.  Gl.     2.  AbthL 

LVII.     1868.     p.  787. 
Oore  (H.  W.),  Klimatologisehe  Beiträge.    2.  Thl.    Berlin  (D.  Reimer)  1869.    gr.  8. 

{^  Thlr.) 
DoTO  (H.  W.),  Ueber  das  barometrische  Maximum  im  Januar  1869.  —  Af onats&er. 

d,  Berl,  Akad,  d.   Witt.     1869.     p.  118. 
Dore  (H.  W.),  Die  nicht  periodischen  Veränderungen  der  Verbreitung  der  Wärme 

auf  der  Erdoberfläche.     Berlin   (D.  Reimer)    1869.     gr.  8.     (1  Thlr.    6  Sgr.) 

VergL  Der  Naiwrforecker,     1869.     p.  866. 
Dove  (H.  W.),  La  loi  des  tempdtea  consider^e  dana  ses  rapporta  avec  les  mouve- 

ments   de  l'atmospb^.     Trad.   par  Le  Gras.     Paris  1864.     8.     (Durch  einen 

Druckfehler  stand  in  dem  ürttheren  Citat  dieses  Werkea  «Trad.  par  le  m^me".) 
DoTe,  Ueber  den  Sturm  vom  6.  und  7.  December  1868.    —    Monatsber.  d.  BerL 

Akad.  d,   Witt.     1868.     p.  682. 
Mähry  (A.)i   Untersuchungen   ttber  die  Theorie  und  das  allgemeine  geographische 

System    der  Winde.     Göttingen    (Vandenboeck    und    Ruprecht)    1869.     gr.  8« 

(1|  Thlr.) 
Die  Sttirme  und  die   barometrischen  Unterschiede.    —    Der  Naturforscher.    1869. 

p.  821. 
I>er  Sturm  am  6.  und  7.  December  1868.  —  Gaea.     1869.     p.  88. 
Klein,  Die  Intensität  der  Stttrme  und  die  barometrische  Stelgang.  -  ErgänzungebU 

IV.     1869.     p.  678. 
Dufour  (L.),  Recherches  snr  le  Foehn  du  28  septembre  1866  en  Suisse.  —  BulL 

de  la  8oc.    Vaud.  d.  seienees  nafur.     IX.     1868.     p.  606. 
ffiszeit  und  FÖhn.  —  Neue  Freie  Presee.     1868.     Ko.  1892.     Abendbl. 
Ooac  (J.),  Der  FÖhn.    Vortrag.    —    Jtihretb,  d,  naturf.  Ges.  Graubündtens.     N.  F. 

U.     1868.     p.  89. 
Od  the  Gauses  of  some  of  the  pemicious  Eiftets  of  Polar  Winds.  —  Joum.  of  the 

Scotüsh  Meteorol.     1868.     October. 
Scoutetten,  Formation  et  marche  des  orages.  —   Revue  des  eours  scientif.  de  la 

fS'once.     1869.     No.  86. 
Adams  (W.  M.),  Cyelones.  -.  Aihenaeum.     1869.     No.  2164. 
Die  Vertheilnng  der  Gewitter.  —  Der  Naturforscher.     1869.     p.  268. 
Seue  Theorie  des  Gewitters.  —  ib.  p.  881. 
Hahn,  Ueber  Gewitter.  —  Schriften  d.  Ver.  zur  Verbreitung  naturwiss.  Kenntnisse 

in   Wien.     IX.     1868/69. 
Ffitz,   Die  Gewitter  und  Hydrometeore   in  ihrem  Verhalten   gegenüber  den  Polar- 
lichtem. —    Vierteljahritschr.  d.  Naturforsoh.  Ges.  in  Zürich.      1868.     Heft  4. 
Klein  (H.  J.),    Die  Natur  und  Ursache   der   Nordlichter   und    ihr   behaupteter  Zu- 
sammenhang mit  den  Gewittern.  —  Gaea.     1869.     p.  888. 
Klein  (H.  J.),  Studien  über  den  Blitz.  —  ib.    p.  88.  82.   151.  262. 


€56 


W.  Koner: 


Klein  (H.  J.),   Einige   eigenthttmliche  ErBcbeinangen   der  atmospbiriaoheii  EUetri- 

citit.  _  Oaea,    1868.    p.  578. 
Der  Hagel  und  die  Hagelbildang.  —  ib.    1869.    p.  46. 
.Jbmsmann  (H.),  Einiges  über  den  Atmopbftrendmck.  -<-  ib.  p.  S27. 

Meteorologie.     De  rinfluence   de   la  lune  stur  le   temps,   binette   dirlgee   contre   les 

almanachs  proph^tiques ;  par  nn  marin.     Paris  (Leiber)  1869.     71  8.     18. 
Der  EiDflafs  des  Mondes  anf  die  Witterung.  —    Gaea.     1869.     p.  898. 

Eivoli  (J.),  Ueber  den  Einflufs  der  W&lder  anf  die  Temperatur  der  untersten  Lnflr 

schichten.     Posen  (Leitgeber)   1869.     gr.  8.     (j-  Thlr.) 
Ueber  die  Temperatur  in  tiefen  Kohlenschichten.  —  Ausland,     1869.     Ko.  43. 

DoTe*s  Untersuchungen   über   die  meteorologischen  Ursachen   des  Bfifswachaes  im  J. 

1867.  —  Gaea.    1868.    p.  582. 
Di«  trocknen  Nebel   im  Juli   und  August    1868   und  ihre  Ursache.    —    ib.    1869. 

p.  210. 
Der  PassaUtaubregen  im  März  1869.  —  ib.  p.  399. 

Mittheilungen  aus  der  norddeutschen  Seewarte.  II.  Nordwestdentacher  Wetter-Ka* 
lender.  Nach  den  lOjftbrigen  Beobachtungen  anf  Elsfleth  beredmet  tob  W. 
y.  Freeden.     Hamburg  (Mauke  Söhne)  1869.     gr.  4.     (}  Thlr.) 

•  Die  Winde  an  der  Deutschen  Kflste  und  im  sfldlidien  Theil  der  Nordsee  «md  ihr« 
Wechsel  im  Laufe  des  Jahres.  —  Morskoi  SbortUk.  1868.  Deeember.    (mssiadL) 

Wolfers  (Ph.),  Vergleiohung  des  Sommers  von  1868  mit  den  Sommern  1842,  46, 
57,  59,  65  in  Berlin.  •—  DU  Natur,    1869.    No.  9. 

Kleemann  und  Schubring,  Jahresbericht  der  meteorologischen  Station  Halle.  — 
Z,  f.  d.  getammten  Natwrwiu.     1868.     Deeember. 

Das  Gewitter  am  11.  August  1868  und  seine  Wirkungen  in  und  um  Halle.  —  ib. 

XXXIL     1868.     Heft  8. 
Oalle,  Allgemeine  üebersicht  der  meteorologischen  Beobachtungen  auf  der  K5ni^ 

Universitäta-Stemwarte  zu  Breslau  im  J.  1868,  zusammengestellt  von  Oflnther. 

—  26.  Jahreshw,  d,  Schletisch,  Get.  f.  vaterl.  Culhir.     1869.     p.  275. 

'Wein er  (J.),    Meteorologische  Beobachtungen   aus   Mähren   und   Schlesien  fttr  das 

Jahr  1867.    —      VerhandL  d.  naturf.    Vvr.  in  Brunn.     VI.      1868.     p.  175. 
Pro  Zell,  Meteorologische  Beobachtungen  auf  der  Station  Hinrichshagen»    22.  Jahr. 

—  Arch.  d.   Ver.  d.  Freunde  der  Naturgesch.  in  Mecklenburg.     22.  Jahrg. 

.Bruhns  (C),  Resultate  aus  den  meteorologischen  Beobachtungen  angestellt  an  dei 
25  Konigl.  sächsischen  SUtionen  im  J.  1867.  4.  Jahrg.  Leipstg  (Gänther) 
1869.  gr.  4.  (2|  Thlr.) 
Bruhns  (C),  Üebersicht  der  Besnltate  aus  den  meteorologischen  Beobachtungen  aaf 
den  K5nigl.  sächsischen  Stationen  vom  Januar  —  Deeember  1868.  —  Z.  d. 
K.  Sache.  staUsHechen  Bureaue.  XIY.  1868.  p.  5.  57.  91.  109.  126.  149. 
157.  185.  211. 

Meteorologische  und  phänologische  Beobachtungen  in  Giefsen.  —  18.  Ber,  d.  Ober- 

hess.  Gee,  f.  NtUur-  u.  Heilkunde,     1869.     p.  64. 
Klimatologische  Beiträge.  —  ib.  p.  75. 
Vergleichende  Zusammenstellung  von   meteorologischen  Beobachtungen  in  den  Me- 

naten  Deeember  1867  —  Norember  1868  zu  Darmstadt,  Michelstadt,  Giessea, 

Mainz,  Monsheim,  Pfeddersheim  und  Cassel.    —    NoÜzhl.  d,   Ver.  /.  Erdkunde 

tu  DarmetadU     3.  F.     Heft  VIL     1868. 
Meteorologische  Beobachtungen  des  Grofsh.  Katasteramts  zu  Darmstadt  im  J.  1867. 

_    ib.     8.  F.     Heft  VII.     1868.     p.  145. 
-▼.  Möller,  Meteorologische  Beobachtungen.    —   Jahreeher.  d.   Wetterauiechm  Gee, 

/.  Naturkunde.     1868.     p.  66. 
— ,  Meteorologische  Beobachtungen  in  den  Jahren  1858  —  ind.  1866.  —  ib. 
Schoder,    Die  WittemngsTerbältnisse   des   Jahres  1866.    —     W^rttemkerg.  Jahrk. 

/.  StatisL  u.  Landeek.     1866  (1868). 


r^ 


■i  C-'-  >y 


Neu  erschienene  geographische  Werke,  Aufsätze,  Karten  und  Pläne.      657 

A.nnalen  der  Müuchener  Sternwarte.  7.  Snpplbd.  Beobachtungen  des  meteorolo- 
gischen Observatoriums  auf  dem  Hohenpeissenberg  von  1851  —  64.  München 
(Franz,  in  Comm.)   1868.     gr.  8.     (1}  Thlr.) 

Jahrbücher  der  K.  K.  Central-Anstalt  für  Meteorologie  und  Erdmagnetismus  von 
C.  Jelinek  und  C.  Fritsch.  Neue  Folge.  Bd.  lY.  Jahrg.  1867.  Wien 
(Braumüller,  in  Comm.)   1869.     gr.  4.     (2  Thlr.) 

Fritsch,  Die  Eis  Verhältnisse  der  Donau  in  den  beiden  Jahren  1862/68  und  1868/64. 

—  Sitzungsber.    d.   Wiener   Akad,  d.    Wiss.     Matbem.  naturw   Cl.     2.  Abtheil. 
LVII.     p.  116. 

Renou,  Rapport  sur  les  rtfsultats  d'uue  mission  m^t^orologique  en  Allemagne  et 
en  Suisse.  —  Archiv,  d,  Misnons  scientif.     2*  S^r.     V.     1869.     p.  449. 

Hagenbach  (£.),  Bericht  über  einige  Blitzschläge.  —  Verhandl.  d,  natur/orsck, 
Ges.  in  Basel,     V.     1869.     p.  192. 

Meteorologische  Beobachtungen  in  Graubünden,  1867.  —  Jahresber,  d.  Naturfortck. 
Ges,   Graubündteru,     N.  F.     XIV.    1869. 

Measikommer  (J.),  Die  Verdunstung  des  Pfäffikonsees.  —  Ausland.   1869.  No.  6. 
Nederlandsch  meteorologisch  jaarboek  vor  1868.    Uitgeg.  door  het  Kgl.  Nederlandsch 

meteorologisch   instituut.      20*  jaargang.      1*  deel.     Waamemingen   in  Neder- 

land.     Utrecht  (Kemink  &  Zoon)  1869.     4.     (f.  4.) 

Meurein  (V.),    Observations  m^t^orologiques   faites   ä  LiUe    pendant  Tann^e  1866 

—  67,  et  r^capitulation   des   observations  faites  pendant  une  Periode  de  quinze 
ann^es,   1862—66.       LiUe  1869.     8. 

Qrad  (Ch.),  ätudes  de  physique  terrestre.  Observations  sur  la  temp^rature  des 
eanx  courrantes  en  Alsace.     Colmar  1869.     7  8.     8. 

Daguin,  Resultats  g^n^raux  des  observations  m^t^orologiques  faites  ä  rObserva- 
toire  de  Tonlouse  pendant  l'ann^e  1867.     Toulouse  1869.     12  S.     8. 

Sainte-Glaire  Deville,  L'observatoire  m^t^orologique  de  Montsouris.  —  Revue 
des  cowrs  seientißques  de  la  France,     1869.     No.  86. 

Fines,  De  la  pInie  dans  les  Pyr^n^es-Orientales.  ^tudes.  Perpignan  1869.  82  8. 
et  8  tabl.     8. 

Decumenti  e  studli  sul  clima  dltalia,  raccolti  e  pubblicati  da  una  comm^ssione  go- 
vemativa  sotto  la  direzione  di  Carlo  Matteucci;  enthält:  Serafini,  Sul  clima 
di  Vigevano,  resultati  di  osservazioni  fatte  in  questa  cittä  per  88  anni  (1826 

—  64),    calcolati    e   dedotti   da    6.  Y.  Schiaparelli.     Milano    (Vallardi)    1868. 

ins.    4. 

Ragona  (D.),   Rdsumd  des  observations  sur  la  m<$t^orologie  faites  ä  Tobservatoire 

Roy.  de  Mod^ne,  ann^e  1867.    —    Mim,  de  la  Soc,  Imp,  d,  sciences   not.  de 

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SEP  2  -  1938